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Full text of "Wetzer und Welte's Kirchenlexikon, : oder Encyklopädie der katholischen theologie und ihrer hülfswissenschaften"

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^  i  t  d)  e  n  I  e  r  i  f  0  tt 


ober 


ber  lotl^olifften  ^toU%it  mtb  il^rer  ^ttlfStoiffeitfidaften* 


^e|er  unb  ^effe'$ 


1 1  r  $  e  n  l  e  I  i  f  0  n 


ober 


€iin)lü0i)(Drtt  ütr  hiitlioltriDen  dlitologit  unü  iliiei  IfilfsmiMiiftnL 


anleite  ^ttfla$e^ 

in  neuer  Bearbeitung,  unter  SWitwirfung  vieler  fatl^olifd^en  ©elel^rten, 

begonnen  oon 
fottgcfc^t  oon 

Dr.  groiQ  Manien, 

^auftpTfttaten  6r.  ^eiligfeit  beS  ^apfttfi,  ^^rofeffor  bcr  X^eotogie  gu  Sonn. 


ü  üfiirtfliatlftt  l(f  ^ü^m.  4<trtt  Cc|litf40ff  00»  ic^Usc). 


Literae  apostolioae  big  9)lt|tl|oIogte. 


^ettiitt  im  9^e{50ftii. 

^erber^fd^e  SerlagSl^anblung. 

1893. 

5ioe{(ptieberlaffim0en  ht  BttMbttt),  Min^^iu  unb  Bt.  f astf«  3)>^o. 

Sie«  I,  KOyMt  33:  8*  {^let,  Setlm« 


3)a8  SRed^t  ber  Ucberfe^ung  in  ftembe  @prad^en  totrb  porbel^alten. 


3)ie  SSerlagSl^anblung  flbt  unb  gentegt  bte  9ted^te  beS  Url^eberS. 


9ut^brn(ferd  ber  ^erberMc^  Oerlaglbaitbtuna  in  9rcibitrg. 


Literae  apostoUcae,  ßtfammtnamc  für  bie 
Krif^itbtnarttgen  Silafft,  uel^  butt^  ben  $apß 
»dbit  ober  mit  (einer  SötDonmäd&tigung  buri^  «in- 
)tliu  Kitrialbe^örbtn  gegeben  oerben.  ©.  ba3 
?iäl>fre  im  ?lrt.  58ulltn  unb  5BreBen. 

Literae  commendatitiae^genbtt3eug* 
i!»fe,  roilätt  ber  Sifc^oJ  feinen  lEIerilern  ju  bem 
3tiK<b  ou^ftcDt,  iai  r»  in' auStnärtigen  'Slüi* 
awn  ju  I\Td)li(f|en  SJunctioiien,  inibefonbtrt  jum 
•ReiTtteien^jiigeliifyen  oerben.  au3Iet|ttrem@runbe 
tö^rnt  biefelben  auä)  ben  Dlamnt  Calebret.  3n 
(ri^ttm  3''t  nurben  fie  literae  fonnstae  ober 
(mfad)  fonuatae  genannt  (c.  9,  D.  LXXI),  tseil, 
im  ^ilfütung  con  39etrügereien,  genaue  SBoi* 
idiTiften  über  bie  Samt  bei  literae  commen- 
daritiae  beflanben  {ogl.  Pirhing  in  h.  t.  [sc. 
De  clericia  peregriuis  1,  22]  n.  2  a.  3;  ^lin- 
itSiu?.  ff.'S.  1,  93  Wole  93).  S)ie  Sgeäei^nung 
üterae  commendatitiae  erllärt  fi(^  leitiit  üU8 
bem  3D>t<ä  biefet  Seitimoniolien.  ®i(Jelben  folltn 
bort^iin,  ba|  ber  betteffenbe  glerifer  (rei  ton  6en« 
inen  unb  Srregularitöten  mit  non  anbeten  Duali- 
üitn  )ft.  rkIc^c  i^n  Don  ben  ttrd)Iid^  ^^unctio' 
Em  au^it^liegen  mürben.  3)ie  begüglid^e.  für  bit 
genüge  iüädplin  ma|gebenbe  gemeinretl^li^e  SSor- 
idiriTI  finbet  fi^Conc.  Trid.  Sesa.  XXm,  c.  16 
Deref.:  Nullus  clericns  peregrinus  sine  com- 
DendatitÜB  ani  ordinarü  literis  ab  ullo  epi- 
Kopo  ad  divina  celebranda  et  sacramenta 
administranda  admittatur.  liDac^  bem  eanO' 
?'d}en  S^irad^gtbraui^  ift  clericue  peregrinus 
pbtr  nid^t  Ju  ber  betreffenben  3)ibcefe  gel)ärenbe 
$riefier.  ®aber  ftmn  Don  jebem  clericus  ex- 
truieas  bie  fSonneiiiing  ber  literae  commen- 
datitiae bnlangt  uerben,  bie  [elbfberl'länbli^ 
einen  23trt^  nii^t  me^r  beonfpni^en  tonnen,  oenn 
fie  idwi»  oor  langer  3eit  onägeftetlt  tourben.  Ser- 
ben ^if  unb  bo  bie  ^äriePer  ber  5(a^barbi8cef(n 
3^  Celebret  ju  bem  iHtlfelejen  jugelaffen,  (o 
bem^t  biefel  auf  einer  anieranj,  obee  md&t  auf 
(innn  Oefeh.  SJen  Orben§priefiem  fleDt  i(ir©u- 
MrioT  ba3  Gelebret  au§.  Sebo^  bürfen  bttCr- 
benäleute  unerod^let  ber  Srtmtion  ouc^  in  ibren 
ftii!^  sacerdotes  Eaeculares  extranei  ni(^t 
}itlalfcn.  becior  let|tere  bem  episcopus  loci  bie 
literae  commendatitiae  Dorgelegt  biben  (Dgl. 
De  Angelis  in  h.  t.  I,  1,  308).  3n  frülfierer 
3eil  lourbe  gemä^  c.  3,  X  1,  22  unttrf<^ieben . 
isifi^  öfjentlic^er  unb  geheimer  ^eltbration  unb ' 
lejlere  aui^  o^ne  literae  commendatitiae  ge* 
nattd  Ccgl.  Pirhing  l  c.  n.  5).  $a  aber  baS 
Stitxnttmim  ganj  uQgemein  bie  3ulaf|ung  ad 
dirüia  celebranda  unterfagt,  fo  bÜrfte  bie  in  | 
e.  3,  X  1,  22  gemalte  Unterfc^eibung  buri^  bit  j 
tribnötniff^eSJorff^riftabrogirtfein.  ®erSDlange{ 


begD.  ber  SQerlu^  ber  literae  commendatitiae 

Fonn  nid)t  bur^  blogen  gib  beS  betreffenben  cle- 
ricus extraneus,  mo^I  aber  buri^  anbere  3ti>g< 
niffe  u.  bgl.  erfegt  merben,  tnobei  eS  freilid)  au3< 
fc^Iiefilii^  in  bem  firmeffen  beä  SBif^f§  liegt,  in- 
ttiiefetn  er  bttfen  grfai  für  genügenb  erarfjtet. 
SDJenn  ein  gleriter  berei^tigt  ift,  gettitieilig  ober 
bauemb  bie  ^iöcefe  ju  oerlaffen,  fann  t^m  bet 
99if[^of  bie  literae  commendatitiae  nid)t  Dtt* 
fagen  (Pirhing  u.  De  Angelis  IL  cc.;  Conc. 
Trid.,  ed.  Eichter-Schulto  207 ;  Dgl.  ouij^  bie 
Sotfii^rift  für  bie  Stibiöcefe  StUn:  Quae  a  pa- 
rochis  circa  sacerdotes  extraneos  et  pere- 
grinos  observanda  sint,  bei  Sumont,  @amm< 
lung  312  f.).  @.  not!^  b.  Srt.  Conunnnio  pere* 
grina,  mobei  jebac^  gu  beachten,  bag  in  älterer 
3eii  ben  clerici  peregrini,  auH)  R>enn  fie  literae 
commendatitiae  Dorgeigen  fonnten,  bod^i  nid^t 
bit  communio  in  Dollem  Umfange  gtmäbrt  tmirbe, 
fo  hai  bie  communio  peregrina  tint  Art  ßscom- 
munication  barfteOte  (ÖueHenfteQen  beiDucange 
s.  V.  Communio  peregrina).      [ffreu|inaUi.] 

Literae  dimissoriae,  f.  S^imiffortalien. 

Literae  encyclicae  (dou  bem  grie^^ 
iTKÜxiios)  jtnb  atunbft^ieibtn  be9  spapfteä  on  bie 
Obertiirten  ber  gefarnrnttnlat^olif^nffir^e  ober 
eineä  einzelnen  SanbeS.  3^re  i|orm  ift  biejenige 
ber  literae  apostelicae  im  engem  @inne  (DgL 
§inf(^iu9,  fl..9t.  lU,  782).  Sn^olt  unb  bog. 
matifi^e  btita.  reditlic^e  Sragrotitt  jinb  nac^  bem 
einjelnen  ^^Qe  ju  beurtbeilen.     [Kreu|toalb.] 

Literae  fonuatae,  f.  Literae  commen- 
datitiae. 

Literae  obedientiales,  f.  Obtbieng. 

Literae  testimoniales ,  f.  Literae  com- 
mendatitiae. 

^xtaäTitfi^Ulltt  (Sittraturgefc^ic^te),  t:^to> 
lo giftet,  eine  §ilf§n)i|fenfd6aft  bet  S^eologit, 
ift  bie  ijc^te  »on  ben  fc^riftliti^en  Sentmälem  btS 
c^riftlic^en  ©laubenS  unb  Sebcn§  in  i^ter  geitlie^en 
unb  pmgmalifd^en  Sufeinanbttfolge. 

L  35r  ®ebiet,  i^t  Stoetf  unb  i^te  2Rt' 
t  Ifi  0  b  e.  Sias  @  t  b  i  e  t  btr  t^eologif ^cn  Sitetäf 
gcfd|i[f)te  ift  enget  aI3  baS  bet  ^riftli^en  Site« 
raturgefifiid^te  über^aut>t.  GeJ^ttre  umfafjt  oKt 
Bon  c^riftlic^en  auctoren  überbaujit  berriHttnben 
©djriften,  bie  IbeoIogife^eCitcrntut  aber  nur  folcfie 
i!^riftlii^e  ©(^tiftwerle,  melrfie  ]\ii  auf  bie  göttlitfie 
Offenbarung  unb  bit  d&riftlidje  fiirc^e  bcjieiien. 
SBeibe®i3ciplinenbebQnbeInl)a^[6ri)tlic^f@(5rift' 
Ifium  unb  [mb  im  Uebrigen  roeber  jcitlit^  noc& 
räumlii^  ben^rönlt,  inbem  fie  gd)riftcn  t^riftlirfier 
?lucti)ren  gum  ©egenftanbe  fiaben,  io  Derfctjiebeti 
bttfelben  aui^  nac^  ©proii^e  unb  Nationen  finb. 
aSeibe  befii^äftigen  fi^  mit  Sßerten,  roeliijt  fdjrift- 


154652 


3  Siterdrgefd^id^te.  4 

lid^  (literis)  überliefert  ftnb,  im  ©egenfa^  p  tl^ümlid^en  Sl^araftergäge  ber  gried^ifd^en,  lateini- 

benienigen  @eifte§«  unb  Jhtnfter^eugniffen,  tt)eld|e  f(|en,  f^rifi^en  u.  bgl.  fiiteratur  ju  erörtern.  92ad^ 

monumentalen  Sl^orafter  tragen  urUb  einen  @toff  ber ^iogcapW tt)irb }ur9i6Iiogra))]^ie  über> 

(SRetoO,  Stein,  t^arbe)  geiftig  auSgeftalten.  fie^*  gegangen  unb  aunöd^ft  eine  Ueberftd^t  über  bie  bem 

tere  ftnb  ©egenftonb  ber  d^rifllid^en  9Uert]^um§«  ^Berfaffer  beigelegten  SBerfe  gegeben,  ^ier  i[t  Dor 

miffenfd^ft  ober  ber  Srd^öologie  (f.  b.  9(rt.).  @oII  Mem  oaS  Unöd^te  auSpfd^eiben.  @d^riften,  meldte 

bie  tl^eologifd^e  Stteraturgefd|id^te  föirQid^  ®e-  nad^  Snl^It  unb  ©efd^id^te  fo  bebeutungSDoH  ßnb, 

g^id^te  fein,  fo  borf  fie  fid^  nid^t  mit  ber  bloßen  ba|  fte  eine  Sel^onblung  erl^eifd^en,  mie }.  93.  bie 

uf}ö]^Iung  bet  literarifd^en  S)enfmöler  beS  d^rift«  bem  römifd^n  SIemenS  }ugef(|riebenen  apo^O' 

lOjim  ®lavibto&  urb  SebenS  befaffen,  fonbem  l^at  ftfd^en  (Sonftitutionen,  »erben  etft  nad^  ben  ödsten 

ottd^  sugleid^  ben  SntmidlungSgang  ber  @d^riften  be§  9uctor8  bel^anbelt  ober,  menn  fie 

d^fUid^  -  tl^eologifd^en  Siteratur  borsulegen  unb  nur  relativ  unöd^t  fuib,  bei  ber  l^iftorifd^  ober 

nad^juioeifen,  ouS  meld^  beioegenben  Urfad^en  fad^Iid^en  9(norbnung  an  ber  entfpred^enben  @teQe 

bie  d^tifilid^en  OffenbarungSIel^ren  unb  SebenS«  gur  @prad^e  gebraut.    92ad^  ^uSfd^eibung  be§ 

t)er]^öltniffe im 93erlaufe ber 3eit f d^riftlid^en 9u8-  Unöd^ten  finb  junöc^ft  bieöd^ten@d^riften 

brud  gefunben  ^aben,  ober  tooburd^  bie  SntmidC-  ^u  be^anbeln,  3lamt  unb  SSeranlaffung,  $Ian 

lung  ber  tl^eologifd^en  Siteratur  geförbert  ober  unb  2hil^alt  anzugeben,  ©prad^e  unb  @tiL  öftl^e- 

gel^emmt  loorben  fei  Siefe  l^iftorif($e  S)arftenung  tifd^er  unb  tl^eologifd^er  äSBertl^  unb  l^ifiorif d^e  Se« 

ber  Siteratur  mu^  eine  fritifd^e  fein.   S)enn  beutung  im  ®an}en  ober  Sin^elnen  ^u  }eid^nen 

menn  in  irgenb  einer  SBiffenfd^aft,  fo  ift  in  ber  unb,  menn  nötl^ig,  bie  (Srünbe  für  bie  Sed^tl^eit, 

3:^eoIogie  äßal^rl^eit  baS  3tel  ber  tl^orfd^ung.  Sie  Sinl^eit  unb  3ntegritöt  barjulegen.  Sie  einzelnen 

tl^eologifd^en  SBerfe  ftnb  aber  entn^eber  OueUen  SBerfe  felbfi  l^aben  il^re  ®efd^i(|te,  unb  il^re  9uc- 

ober  3cugniffe  be§  d^rifilid^en  (SlaubenS  imb  toren  toaren  mel^r  ober  minber  einftugreidl  auf  bie 

SebenS.    Surd^  unlautere  OueOen  merben  bie  92ad^tt)elt.    Sarum  ift  aud^  beizufügen,  meldten 

(SlaubenSIel^ren  öerbunfelt,  bie  9tormen  ber  @itt-  Sin^ug  i^re  @d^riften  auf  bie  nad^folgenben  @e- 

lid^feit  berrudtt,  bie  Zrabition  unb  (Sefd^id^te  ge«  fd^Ied^ter  geübt  l^aben,  unb  auf  meld^em  2Bege  unb 

fälfd^t  unb  bie  größte  SSermirrung  angerid^tet.  in  toeld^er  (Sefialt  fie  und  überliefert  toorben  ftnb. 

@tü^t  ber  Sl^eologe  feine  Semeife  auf  unöd^te  ^ierauS  ergibt  fid^,  ba|  aud^  ^tad^meife  über  bie 

ober  gefälfd^te  @d^riftftüd(e,  fo  ift  feine  Sar«  oanbfd^riften,  bie  @d^oIien,  Ueberfe|ungen  unb 

legung  unl^altbar.  S)arum  ift  ^ur  Sid^rfteSung  SrudhuSgaben,  über  bie  geleierten  ^iltSmittel  unb 

ber  l^iftorifd^en  SBa^rl^t  t)on  größter  aSid^tig-  ben  {ewigen  @tanb  ber  gforfd^ung  beizugeben  ftnb. 

feit,  baS  Unöd^te  oom  Ked^ten  zu  fonbem;  bie^  Sa  nid^t  bIo|  bie  erlittenen,  fonbem  aud^  bie 

gef(^ie]et  burd^  bie  Ihitif.    Siefelbe  ift  in  ber  verlorenen  unb  fragmentarifd^  überlieferten  SBerfe 

Siteratur  bie  Stid^tf d^nur  unb  SBage  ber  aBal^rl^eit,  ba§  Sntereff e  bed  Xl^eologen  enegen,  f o  muffen  aud^ 

meldte  baS  SBal^re,  baS  SBal^rfd^einlid^e  unl)  baS  bieienigen  Sd^ftfteüer  fBerüd^id^tigung  finben, 

gfalfd^e  unterfd^eibet,  baS  fölfd^lid^  Ueberlieferte  toeld^e  fold^e  ^tad^rid^ten  ober  Sm^ftüde  über- 

befeitigt,  baS  Slngemeffme  auffud^t,  baSUrfprüng-  mittett  ^abm. 

lid^e  f eftfteOt  unb  fo  bie  SBal^Qeit  red^tfertigt.  3ur      3n  Setreff  ber  ÜR  e  1 1^  o  b  e,  loeld^e  ber  Siterar- 

fa^Iid^en  SBürbigung  unb  zum  rid^ttgen  SJerfiönb«  ^iftorifer  zu  beobad^ten  l|at,  fann  bie  SarfteUung 

ni|  ber  Sd^riften,  morin  ja  ber  l^öd^fie  3toed(  ber  ber  Siteratur  in  l^iftorifd^er  Slufeinanberfolge  ber 

Siteraturgefd^id^te  befielet,  ift  ein  furzer  SebenS-  SBerfe  gefd^el^en  (d^ronologifd^e  SRet^obe)  ober 

abrigüber  bie  ^erfönlid^feit,  benSilbungSgang  oon  bm  oerfd^ebenm  Stebegattungen  auSgel^en 

unb  bie  Sl^araftereigmf  d^aften  ber  SBerf  äff  er  unent-  (genertfd^e  ober  eibologifd^e  Sröetl^obe);  innerhalb 

bel^rlid^ ;  bmn  ber  befte  Sd^Iüffel  zum  93er{ianb-  ber  Ie|tem  ift  bann  immerl^in  bie  S^ttf olge  ^n 

ni|  eines  Sud^eS  liegt  in  ber  Snbioibualität  beS  berüäftd^tigm.   Sie  oberften  ©attungen  in  ber 

SuctorS  unb  in  bml^iftorifd^enSSerl^öItniffen,  unter  Siteratur  finb  $rofa  unb  $oefie.  Sie^rofaift 

benen  er  gefd^rieben  l^at.  ^ierbei  ift  9Rag  in  fyjl^  baS  Srzeugnig  ber  SerfianbeStl^atigfeit  unb  be§ 

tm  unb  bie  SebmS- tmb  3^Ugef d^id^te  nur  inf otoeit  reflectirmben  SenfmS,  bie  $oefte  baS  $robuct 

)u  bel^anbeln,  oIS  il^re  ^enntni|  nöt^ig  ift,  um  ber  finnbilblid^en  SJorfieEungSfraft  ober  ber  ^l^an- 

bie  Sd^rifttoerf e  nad^  Sled^tl^eit,  gform  unb  ^nl^alt  tafie.  ^ier  mug  ibeale,  bort  begrifflid^e  @ebanfen« 

mürbigm  unb  verfielen  zu  fönnen.  SBeil  aber  fein  einl^eit  l^errfd^en.  3n  ber  $oejte  tt)iegt  be^l^alb  bie 

Sd^rippeHer  fo  ifolirt  unb  unabl^öngig  in  feiner  äußere,  firaifallige  SarfteHungSform,  bie  fünft« 

3eit  bafiel^t,  bag  er  nid^t  mit  taufenb  gföbm  an  ooUe  SBortoerbinbung  unb  ber  SU^Qtl^muS  oor. 

fte  gefnüpft  toöre,  ift  aud^  bie  3eitgef^idete  zu  Siefe  l^bd^fien  Siebegattungen  bilben  nad^  ber  Sluf« 

berüdffid^tigen  unb  eine  Orientimng  hierüber  ben  faffung  gried^ifd^er  Smfer  zto^t  toollfommen  paral« 

einzelnen  $eriobctt  ober  ©attungen,  in  benen  bie  lele  SRcif en.  Sie  ^oejle  zerfällt  in  6po§,  S^rif 

Siteratur  zur  Sel^anblung  f ommt,  öorauSzuf d^idfen,  unb  Srama ;  bie  ^rofa  in  l^iftorifd^e,  |)]eilof opl^if d^e 

bie  ©teHung  ber  Sluctoren  in  il^rer  ßeit  zu  zeid^-  unb  rl^etorifd^e  Sarftettung.  Sie  ©efd^id^te  tnU 

neu  unb  bie  äußeren  Sebingungen  i|rer  literari»  fpridftt  bem  6poS;  bei  beibm  l^errf d^t  bie  objec« 

fd^m  Sl^ätigfeit  anzugeben.  Se^gleid^en  ftnb  oud^  tioe  ßinl^cit  oor;  bcibe  Ifiaben  bie  grzöl^lung  von 

bie  mit  ber  9lationalitätzufttmmm|angenben  eigen«  S^atfad^en  zum  ©egenftanbe:  bie  ©efd^id^te  al§ 


\ 


5 


Siterärgefci^id^te. 


Mrf)a]ibe$ina|tg  enntttelte  Sl^tfaci^en,  bo§  @fio§ 
fiH  ibcal  I>erf4önerted  Silb  einer  X^otfad^e.  S)te 
f^op^e  löuft  bei  S^ril  parallel;  in  Beiben 
obertDiegt  bie  fubiecttDe  Sinl^eit  bed  äBerfeS.  SDie 
$^tiofop^e  beitoedt  bie  SarfieQung  allgemeiner 
Segriffe  imb  (Bcbonfen^  3. 9.  @otte8.  beS  Staates, 
Ux  &taxifit\i;  in  ber  I^rijd^  3)id^tung  ift  eine 
innere  Smpfinbung,  ein  bie  @ede  be§  S^terS 
toegenbcS  ®efü^I  üerforpert,  »eld^eS  Su[t  ober 
@4infr§  inm  SuSbrude  bringt.  SaS  Srama  l^at 
Mb  @eg(ii^d  in  ber  Kl^etorif ;  in  biefen  beiben 
^tebegathmgcn  f  nb  o6j[ectü)e  imb  fuBjectiDe  Sin« 
W  ocrfcl^tnolsen.  2)er  Kebner  ermittät  unb  ent« 
mädt  ^i^ortfd^  gegebene  Xl^atf ad^en ;  aber  er  tl^ut 
hkg  im  Strafte  eineS  fubjectiden  StoedeS.  S)a8 
HttBüidft  gef^l^t  im  ^ama  in  ibealifirter  SBeife, 
jo  bo^  hie  fubjectiDen  (Empftnbungen,  bie  in  ber 
8^  f^ii^iftn,  in  bie  Seele  frember,  l^anbelnber 
^onra  gelegt  unb  bie  erjöl^Iten  Sreipiffe  iDie 
n6po3  in  obiecti2)er  ßinl^eit  t)orgetragen  merben. 
Sie  ihmfiformen  biefer  ©attungen  ftnb  ouS  ber 
^otsr  beS  mrafd^Iiil^en  ®eiite§  hervorgegangen  tmb 
in  Utect^mn  burd^  9lef[e|ion  auSgebilbet  »orben 
irgLSöcf^,  (gnc^fl.  b.  p^ilol.  SSBiff.,  Seipa.  1877, 
615).  3)ie  @ef4id^te  einer  9Biffenfd^ft  l^at  bie  gnt> 
Didlinig  ber  miffenfd^ftlid^en  3been  jum  ®egen- 
donbe^  bie  fiiteraturgefd^id^te  aber  l^at  bie  @pra(i^- 
Dofe  tHmie^mlid^  nod^  il^rer  öfi^etifd^enSeiie 
als  ftimffaoerfe  p  betrad^ten.  @ie  ijl  bie  6r!ennt« 
DIB  mb  SorfieOmtg  il^eS  formellen  S^arafterS. 
n.  Sintpeilung.  SBöl^renb  bie  literarge« 
\ißäiü\d^  S)aiflenung  beS  clafftfd^en  Kltertl^umS 
iW  Stoed  erreid^t,  mnn  fie  bie  angefä|rten 
Sitcraturgattungen  jur  ®runblage  ber  Sintl^eilung 
msmit  (fo  bei  $.  92icoIai,  ®rie^.  Siteraturgefd^., 
S^burg  1873;  bei  SB.  Sl^rifl,  ©efd^id^te  ber 
giie^c^  Siteratur  bi§  auf  bie  3^it  3uftinian3, 
2.  %x^,  aRünd^  1890,  loo  bie  d^rijiUd^e  Site» 
rotsr  im  9n^g  be]^td>elt  tt)irb),  fo  ift  biefe 
Sint^eilung  auf  bie  d^ftlid^-tl^eologifd^e  Siterör« 
gef^i^  ti^fo  tt>enig  antt)enbbar,  als  auf  ba§ 
oobeme  profane  @d^rifttl^um.  äBoQte  man  3.  9. 
®öt^  taib  €^Qer,  mlä)t  in  $rofa  unb  $oefie 
(fpcit  Sieber,  2)ramen)  gefd^rieben  l^aben,  in  ber 
alten  gform  3ur  2)arflenung  bringen,  fo  mü^te 
berfelbe€d^ft{ieller  bei  bentJerfd^tebenenSiteratur- 
gsttmigentinäjer^oItbel^nbeltunb  gemiffermalen 
aakiiianbcrgeriffen  merben.  SaS  92ämlid^e  ift  bei 
bea  d^rifüid^  Sd^ftfiellem  auf  bem  @ebiete  ber 
X^cologie  ber  gfaO,  meldte  feit  ^ippolQt,  Sie» 
«sS  mm  SIesanbnen  unb  OrigeneS,  XertuUian 
nb  SactantiuS  @efd^d^t§n)er!e  unb  Kommentare, 
bogmatif<^  unb  rl^etorifd^e  Sd^riften  (^omilien, 
Üben),  Sriefe  unb  (Sebid^te  l^nterlaffen  l^aben. 
Dcbctbie^  märe  bie  CHntl^eilung  ber  poetifd^en  ßr* 
jogmlfe  in  Spo§,  S^ril,  Sroma  in  ber  d^riftltd^en, 
'Wtam  t^Iogifd^  Siteratur  incongruent.  3n 
bm  biri  erfien  Sol^l^berten  unferer  9era  l^aben 
Bit  fo  menig  ein  Q^o§  unb  ein  Srama  mie  im 
Uni  Seßamente.  hingegen  ift  bie  St)ri!  in  ber 
IfifaMqmefie  oom  leiten  in  ben  92euen  Sunb  5u> 


nöd^ft  5u  Iiturgi{d^en3toeden  übergegangen.  @d^on 
bie  ^ologeten  beS  2.  3al^r]^unbert§  lieben  ben 
Reiben  gegenüber  ]^ert)or,  ba^  bie  d^riftlid^en  3ung> 
^auen  beim  SRoden  fd^öner  fingen  als  Sappl^o 
unb  anbere  ^etdren.  S^fd^e  Sr^eupiffe  bel^aup» 
ten  alfo  obne  S^oeifel  ben  älteften  $Ia^  in  ber  tl^eo« 
logif  d^en  Siteratur,  unb  bei  il^rer  SarfteHung  f  önnte 
füglid^  t)on  ber  Spril  ausgegangen  werben,  obtool^I 
bie^  niemals  gefd^el^en  ift.  2)aS  befte  Serfal^ren 
in  ber  SarfteUung  biefer  tl^eologif d^en  SiScipIin 
mirb  bie  Sßerbinbung  ber  d^ronologifd^en 
unb  f  a  d^  I  i  d6  e  n  SKetl&obe  mit  einanber  fein,  in« 
bem  man  bie  SSerfaffer  tl^eologif d^er  ©d^riften  tl^eilS 
nad^  ber  3^itfoIge  auffül^rt,  tl^eilS  nad^  großen 
©efid^tSpunften  gruppirt.  Sine  rein  d^ronologifd^e 
Orbnung  mürbe  einen  SOted^oniSmuS  erzeugen,  eine 
©ruppirung  nad^  Siteraturgattungen  mürbe  3u* 
fammengel^örigeS  auSeinanberreigen  unb  SBieber» 
l^olungen  t)eranlaffen.  SDie  @d^mierig!eit  toaä^^i 
mit  bem  2.  ^al^tl^unbert,  mo  }ur  gried^ifd^en  Si« 
teratur  jid^  bie  lateinifd^e  gefeilt  l^at;  im  SDlittel« 
alter  er^ob  \xä)  bann  bie  lateinifd^e  @prad^e  }ur 
SBeltfprad^e  auf  tl^eologifc^em  ©ebiete;  feit  ben 
legten  jmei  Sal^rl^unberten  ftel^en  bie  literarifd^en 
(St^eugniffe  öerfd^iebener  IRationen,  mie  einft  bei 
ben  ©ried^en  unb  ^Römern,  tl^eilS  felbftönbig  für 
ftd^,  tl^eilS  ftnb  fte  mit  t)ermanbten  @ruppen  t)er« 
bunben.  Sei  ber  d^ronologifd^sfad^lid^en  3lnorb« 
nung  mirb  sugleid^  ber  t)on  3fe|Ier  vorgenommenen 
3ufammenrei|ungber  griec^ifd^en  unblateinifd^en 
ftird^eufd^riftpeDer  nad^  ben  toon  il^nen  befämpften 
§äreften  beS  4.  unb  ber  folgcnben  Sa^rlfiunberte 
Sed^nung  getragen  (Institutiones  patrolog., 
Oenip.  1851).  —  3um  3^^^^  ber  ^ronologi« 
fd^en  ®arftenung  finb  gro^e  ^iftorifd^e  ßreignifje 
auf 5u{ud^en,  mel^e  als  2B  e  n  b  e  p  u  n !  t  e  ber  ® e« 
fd^id^te  epod^emad^enb,  förbemb  ober  l^emmenb, 
auf  bie  ßntmidttung  ber  d^iftlid^en  Siteratur  ein« 
mirftcn.  ©old^e  ßreigniffe  öon  unitoerfeller  93ebeu« 
tung  begrünben  einen  3citraum ;  finb  bie  Ifiiftori« 
fd^en  SBenbepuntte  minber  mid^tig,  fo  leiten  fte 
eine^eriobe  ein.  (Sleid^  ber  jhrd^engefd^id^tefann 
man  bie  tl^eologifd^e  Siterärgcfd^id^tc  in  brci  3eit« 
räume  üon  \t  mel^reren  ^crioben  eintl^eilen. 

Ser  er  fte  3citraum  begreift  bie  Siteratur 
beS  gried^ifd^-römifd^en  3«ttaIterS,  in  weld^em  fld^ 
bie  gntmidiflung  ber  d^riftlid^en  ©d^riftfteHerei  öor« 
gugSmeife  an  bie  bamals  l^errfd^enbe  gried^ifd^« 
römifd^e  Silbung  angc|d^Ioffen  l^at.  ®iefer  S^iU 
räum  fd^Iiefet  mit  bem  6nbe  beS  7.  Sal^rl^unbertS, 
mie  il^n  au^  bie  jtird^engefd^id^te  mit  bem  fed^Sten 
öcumenif d^en  ßoncil  gegen  bie  TOonotl^elcten  (680) 
ober  mit  ber  trullanifd^en  ©^nobc  (692)  begrenjt. 
®te  l^ierl^er  gel^örige  tl^eologifd^e  Siteratur  bilbct 
ben  ©egenftanb  ber  ^atrologie  (f.  b.  Slrt.), 
meldte  iebod^  il^rcm  ett)moIogifd^en  ^Begriffe  gemä^ 
nur  Äird^ent)äter  ju  bcl^anbcln  l^at.  S)ie  ttjeo« 
logifd^e  Siteratur  biefeS  3^itraumS  fonn  in  5 m ei 
^erioben  abgetl^cilt  toerbcn,  oon  ben  apoftoIi= 
f^cn  3eitcn  bis  aum  (Sbict  öon  SKailanb  (313), 
»eld^cS  ben  Sl^riftcn  ©ulbung  unb  gfrcil^cit  bei 

1* 


fiiterärgefd^id^te. 


8 


ätellgton  geiDöl^rte  unb  l^ietmit  einen  SBenbepunÜ 
nid^t  blo^  in  ber  ))oUtifd^en  unb  ffird^engefd^id^te, 
fonbem  anä)  in  ber  d^riftlid^cn  Siteralur  begrün- 
bete. Siefed  epod^emad^enbe  ßreipi^  Bebingte  bie 
Slütejeit  ber  d^riftlid^en  ©d^riftfteDerei.  UebrigenS 
fönnte  anä)  t)on  beraufblül^enben  (bt§313),blü|en- 
ben  (bis  jum  Sobe  beS  1^1.  Sluguftin  430  unb 
S^riS  444)  unb  abblül^enben  (bis  }um  l^L  93oni« 
fatiuS)  d^riftlid^en  Siteratur  beS  erften  3ettraum8 
gel^onbelt  unb  biefer  l^iemit  in  brei  ^erioben  }er" 
legt  merben. 

2)er  smeite  3^ttraum  umfaßt  bie  germa« 
nifd^»{(ä^oIa jtifd^e  Siteratur  im  3KttteIalter,  Don  ben 
Seiten  be§  1^1.  SonifatiuS  (geft.  755)  bis  aum  9u8« 
gang  beS  SRittelalterS,  bei  mlfym  ftd^  bie  ä)xx\U 
lxä)t  äSBiffenf^aft  im  3lnf(^Iu|  an  3(rifioteIe§  nad^ 
bem  eigentl^ümlid^en  ©entuS  ber  germanif(i^en 
ffiöffer  enttoidelt  unb  DerüoEfommnet  l^at.  §ier 
Knnen  t)ier  ^erioben  unterfd^ieben  meroen, 
bie  il^re  ©ren^e  mit  bem  Xobe  JtarlS  be§  ©ro|en 
(814),  ©regorS  VH.  (1085),  SSonifaj'  Vm. 
(1303),  ber  Slüteaeit  ber  ©d^olaftif  —  unb  mit 
bem  9^ieberaufblü|en  ber  clafftfd^en  äSBiffenfd^aft 
unb  Jhtnft  ftnben. 

S)er  britte  3^i^t<ium  bel^anbelt  bie  neuere 
d^riftlid^e  Siteratur  t)om  SluSgange  beS  SRittel« 
alters  (um  1450)  bis  auf  unfere  ß^it,  b.  1^.  bie* 
jenige  $eriobe,  in  meld^er  fid^  bie  d^riftlid^sger« 
manifd^e  99ilbung  feit  bem  SBieberenoad^en  ber 
antuen  2Bif|enfd^aft  unb  ftunft  mit  ben  Srrungen« 
fd^aften  beS  gried^ifdften  unb  römifd^en  ©eifteS  Der» 
bunben  l^at  unb  feitbem  in  einer  t)on  ber  mittel« 
alterlid^en  ©d^riftftellerei  öerfd^iebenen  SBeife  fid^ 
entf öltet.  ®ief er  S^itraiim  öerläuft  in  b  r  e  i  ^  e» 
rioben:  Don  ber  SRenaiffance  bis  gum  »eftfäli* 
fd^en  gftieben  (1648),  t)on  t>a  bis  }ur  frangöftfd^en 
9let)olution  unb  il^ren  Derberblid^en  ^folgen  ober 
}um  britten  Sal^qel^nt  beS  19. 2ia|r]^unbertS,  enb* 
lid^  t)on  ber  SReftauration  beS  fird^Iid^en  ©eifteS, 
SebenS  unb  ©d^rifttl^umS  (um  1830)  bis  auf 
bie  ©egenmart.  UebrigenS  ftnb  mel^rere  ber  be- 
geid^neten  Sinfd^nitte  unb  Jrnoten))unfte,  meldte 
bie  $erioben  f  d^eiben  unb  derbinben,  einer  SRobifis 
cation  föl^ig. 

6ine  Siteraturgefd^id^te  fd^reiben  ifi  eine  f  d^toie« 
rige  auf  gäbe,  befonberS  fd^mierig  beim  tl^eologi« 
fd^en  @d^rif ttl^um,  meil  biefeS  ungemein  Denmeigt 
i[t  unb  unioerfalen  Sl^arafter  l^at,  mie  bie  Itird^e. 
6ine  fold^e  2lrbeit  fe^t  baS  S3erpänbni|  fdmmt« 
lid^er  @d^rifttt)er!e  nad^  ben  fprad^Iid^en  unb  ]^i> 
fiorifd^en  iBegiel^ungen  dorauS.  SDie  3nbtt)ibuali> 
tot  ber  SSerfaffer  unb  ber  ©attungSd^arafter  ber 
SBerfe,  weld^er  burd^  ben  ßmd  beftimmt  ift, 
muffen  öorerft  burd^forfd^t  fein,  ©urdft  biefe  gfac« 
toren  ifi  bie  ©efd^id^te  ber  3b&eologie  bebingt,  unb 
biefe  bilbet  mieberum  bie  SSorauSfefeung  ber  tl^co» 
logifd^enSiteraturgefd^id^te.  SSerfudpe  ju  einer  foI= 
d^en  fönncn  bol^er  gemad^t,  aber  SoHenbcteS  fonn 
erft  bann  geleiftet  »erben,  menn  bie  einjelnen  2Ber!e 
nad^  ben  ^nforberungen  ber  ftntif  unb  öerme» 
neutif  geprüft  unb  jum  SSerftänbnil  gcbra(|t  ftnb. 


SWonograplflien  über  bie  ürd^lic^en  ©d^riftftcller 
ftnb  l^ierfür  banfenSmertl^eSSorarbeiten.  %vid)  bann 
bebarf  eS  immerl^  einer  (angiöl^rigen  93erf enfung 
in  baS  maffenl^afte  aJlaterial,  in  bie  ebelften  gr« 
geugniffe  t)on  Sal^rl^unberten,  ber  fBel^errfd^ung 
burd^  einen  toeitblidCenben  ©eifl  unb  ber  9tepro> 
buction  einer  Don  ungöl^Iigen  Senlem  gef d^aff enen 
Sbeeutoelt. 

in.  Sibliograpl^ie.  1.  Quellen,  ©egen^^ 
ftanb  ber  tl^eologifd^en  Siteraturgefd^id^te  ftnb 
fömmtlid^e  erlittene  tl^eologifd^e  ©d^riften.  @ett 
Srfinbung  ber  93ud^brud(erfunft  erfd^ienen  gal^I» 
reid^e  Sammlungen  berfelben.  @oId^e  Deranftalte« 
ten,  obgefel^en  Don  ben  alteren  Herausgebern,  ge« 
leierte  Senebictiner,  Dratorianer,  Dominicaner, 
3ef uiten  unb  anbere  OrbenSgenoffenfd^aften  (f.  bie 
betr.  Slrtt.).  3n  Sejug  auf  ^uSftattung  unb  Sor» 
tectl^eit  seidenen  ftd^  bie  %tSgaben  unb  @ammel» 
merfe  ber  SRitglieber  ber  Kongregation  beS  1^1. 9Rau» 
ruS  aus,  toeld^e  feit  1616  bie  SSenebictiner  ftrenger 
ObferDan}  in  gfranfreid^  umfaßte  unb  bis  gur  fran» 
}5fifd^en  9leDoIution  in  6  ^roDingen  180  Abteien 
unb  ^riorate  jäl^Ue  (f.  b.  2lrt.  ÜKauriner).  9lic. 
le  Jlourr^i  DeröffentUd^te  bie  geleierten  Siffer» 
tationen  feiner  DrbenSgenoffen  über  SSöter  unb 
SSäterfd^riften  in  feinem  Apparatus  ad  biblio- 
thecam  maximam  vet.  patrum,  Paris.  1703 
ad  1715,  in  2  SSänben.  S)iefe  Sammlung  felbft 
(Lugd.  1677)  umfaßt  in  27  Folianten  literarifd^e 
aBerte  ber  fftrd^enfd^riftfieHer  bis  jum  15.  Sal^r» 
l^unbert  S)ie  übrigen  patriftifd^en  SoOectionen 
ftnb  gumeift  in  ben  Sel^r»  unb  ^anbbüd^em  ber 
^atrologie  unb  befonberS  bei  C.  de  Smedt,  In- 
trod.  in  bist,  eccl.,  Gandavi  1876,  102  sqq., 
Dergeid^net.  3«  nennen  ftnb  unter  ben  neueften 
Sammlungen:  Migne,  Patrologiae  cursus  com- 
pletus,  Par.  1843  sqq.  SHe  PatroL  latina  um» 
fa|t  bie  lateinifdftenffirdeenDäter  unb  ©d^riftfteUer 
bis  Snnocenj  HI.  (geft.  1216)  in  221  Sönben 
in  4^  moDon  bie  Dier  legten  bie  änbiceS  entl^alteu; 
bie  PatroL  graeca  aber  bie  ©ried^en  in  162  99ön= 
ben  bis  Sarbinal  Seffarion  einfd^Iieglid^  (geft. 
1472).  31IS  Sfortfe^ung  beS  SBerfeS  erfd^eint,  bie 
Siteratur  Don  1216  bis  ^um  Soncil  Don  Xrient 
umfaffenb  unb  auf  100  93önbe  bered^net,  bie  6ol» 
lection  Don  3lbb^  ^oroQ  (Medii  aevi  bibliotheca 
patristica  seu  ejusdem  temporis  patrologia, 
Paris.  1880),  morin  fid^  aud^  SuDen  unb  Konfti« 
tutionen  ber  betr.  ^öpfte  finben.  SSon  SDligne  er« 
f d^ien  aud^  Petri  Lombardi  Sententiarum  libri 
lY  necnon  Thomae  Aquinatis  Summa  theo- 
logiae,  Par.  1845—1846,  4  voU.  4%  unb 
Theologiae  cursus  completus,  28  voll.,  Par. 
1879  sqq.  garbinal  ^itra,  früher  3lbt  Don  So« 
leSmcS,  ebirte  baS  Spicilegium  Solesmense,  Par. 
1852—1858,  4  voll.  ®aS  Corpus  scriptorum 
ecclesiasticorum  latinorum  consilio  et  impen- 
sis  Academiae  litteranun  Caesareae  Vindobo- 
nensis,  1866  sq.  umfa|t  bis  je^t  25  Sänbe  unb  ift 
eine  bantenSmcrtl^e  fritifd^e  ^Bearbeitung  ber  latei« 
nif  d^en  ffird^cnf  d^rtflftettcr,  jcbod^mit  auSid^lic^Iidi 


9 


Siterörgefc^ic^te. 


10 


Ij^üobgifd^  ^poxat  S^rle,  Säibliotl^ef  ber 
\fy>k^Vfytn  Xl^ologie  unb  $|^iIofo))^ie^  bietet 
XoSgoben  ber  bcjfem  SBerf e  ber  altem  unb  neuem 
6(^lopf  im  SRigne'f d^n  ^omtate,  SRegenSb.  unb 
$aiiS  (m  Srfd^m  begriff m).  ^  neuefte  $ubli- 
catimm  ftnb  gu  mod^nen  P.  Baidffol,  Studia 
jttlzistiea,  Paris.  1890,  unb  B.  GraMn,  Patro- 
logia  syriaca,  Paris.  1891,  auf  2  !Bbe.  Bered^net 
ikiatzt  thtSoaben  unb  ^ntl^ologien  t)on  Otto, 
dnrter  n.  %  f.  unter  b.  Slrt.  ^trologie. 

Sa  bie  altd^riftlid^e  Siteratur  }um  Zl^eil  der« 
ton  gegangen  ift,  müffm  für  biefe  SBerie  bie 
tearif^Nm  92oti^  ber  SIten  als  Ouellm  bimen. 
3n  Hilf d^Iul  an  3uItuS  HfriconuS  l^at  unS  6u- 
jefos  in  feinet  ftini^gefd^i(i^te  »id^tige  9iad^- 
nd^  ^ember  unb  (Sscer^te  aufbema|rt;  ebmfo 
fcietoupnmg  nnb  ^l^otiud  in  bm  unten  genanntm 
Bcrfen.  Sine  Bearbeitung  ber  literorifd^en  Sn- 
jd^en  ifl  bringenbed  Sebürfnig.  @ie  merben 
nnu^  Shmlel,  baS  auf  Sebm  unb  Sd^riftm 
ifttfäifyx  Sudoren  liegt  serftreuen. 

2.  Z^eologifdbe  @^riften,  @tofffamm« 
Imgen  unb  Specialfd^riften  ftnb  vorgetra- 
gen in  Fabridns,  BibUotheca  graeca  (1705), 
a.  *n|L,  öomburg  1718—1728,  14  93be.,  neu 
^eranSgegden  t>on  fyixlt^,  ^arnb.  1790—1809, 
12  Sbe.  (unoon.);  Id.,  Bibl.  latina,  5.  Sufl., 
1721—1722,  3  Sbe.,  neu  eb.  oonCmefH,  Seipa. 
1773—1774,  3  93be.;  Id.,  Bibl.  latina  mediae 
et  infimae  aetatis,  6amb.  1785— 1746, 6!Bbe., 
m  ^exonfigeg.  Don  iRanft,  $abua  1754,  f^flo" 
an)  1858;  Wesiermann,  Biographi  graeci 
seil  Titamm  scriptores  graec.  min.,  Brunsv. 
1845 ;  W.  Engelmann,  Bibliotheca  scriptorum 
elaasieonim,  ^erouSgeg.  Don  S.  $reu|,  8.  9uf(. 
Llbt^.  Scriptores  graeci,  Seip).  1880, 2.W)ii^. 
Scriptores  latini,  Seipg.  1882,  umfaßt  bie  Si« 
tantnr  Don  1700—1878  unb  ifl  ein  alpl^abeti« 
f^cS  Scrieid^l  ber  SnSgaben,  Ueberfeäungen 
rab  SrlätttemngSM^riften  ber  gried^if  d^en  uno  (atei- 
sü^a  @d^riftfteuer  im  Sltertl^um.  Ittig,  De 
bdktiothecis  et  catenis  patrmn,  Lips.  1707. 
fiaea  Ueberblidf  ül^  bie  retd^e  f^rifd^e  Siteratur 
■ab  i^  fbiSgoben  gibt  Bickell,  Conspectus  rei 
Sjrunim  literariae,  Monast  1871;  über  bie 
soKnifi^  Snkias  Somal,  Quadro  della  Storia 
letteraria  di  Armenia,  Yenezia  1829;  9ieu> 
warn,  Serhid^  einer  ®efd^id^te  ber  armmifd^m 
SitootBr,  £eiM.  1836.  ^ottl^afi,  BibUotheca 
Usiorica  medii  aevi,  99erlin  1862,  Supplement 
1868;  S.  ^,  $^ilolog.@d^ftenlesüon,  Seipa. 
1882;  Cheralier,  Repertoire  des  sonrces  his- 
toriqoes,  Bio -Bibliographie,  Paris  1880, 
Snpplem.  ibid.  1888;  C.  de  Smedt,  Intro- 
iocäo  generalis  ad  histor.  ecclesiasticam 
eriftiea  tractandam,  Oandavi  1876.  9moIb 
9bn|  ber  OueHenfunbe  ber  gried^ifd^en 
rimifd^  defd^d^te,  L  ®ried^.  ©efd^id^te 
Ml  Mf  ^mttxa,  8.  «ufL  Seipa.  1882,  IL  $e- 
beS  aUmerreid^,  Siteratur  bis  auf  3ufti- 
i  »ifL  Don  aWffen,  Seipj.  1885.  Hurter, 


Nomenciator  literarius  recentioris  theol.  cath., 
theologos  exhibens  qui  inde  a  Concilio  Tri- 
dentino  floruerunt,  3  voll.,  Oenip.  1871  ad 
1886.  eine  gro|e  3al^I  Don  SRonograpl^en  ift 
in  be§  ißerfafferS  bemnöc^ft  erfd^einenber  SncQÜo« 
pöbie  ber  Xl^eologie  unter  „ jMrd^engefd^id^te"  unb 
„^atrologie''  Der^eid^net. 

3.  Bearbeitungen.  SSon  gmnblegenber  iBe» 
beutung  für  bie  d^riftlid^e  Siteraturgefd^id^te  finb 
bie  Slrbeiten  Don  ^ieron^muS  (geft.  420)  unb 
^l^otiuS  (geji.  891)  gewefen.  3mer  fül^rt  in  fei- 
nem 93ud^  De  Tiris  illustribus  sive  catalogus 
de  scriptoribus  ecclesiasticis  135  biblifd^e  unb 
lird^Iid^e  @d^nftfteDer  mit  Angabe  il^rer  Sßerte  Don 
ber  3eit  ber  Slpoftel  bi§  }um  ^al^re  392  auf.  Ser 
jfatalog  fanb  Diele  gfortfe^er,  unter  anberen  an 
®ennabiu§  Don  SRaffilia,  Sftbor  Don  @eDiIla, 
3ol^anne8  Irit^emiuS  (geft.  1516),  «Bt  in  SBüra« 
bürg,  unb  9Rirau8  Don  ^ntmerpen  (geft.  1640), 
unb  ift  mit  biefen  tjortfejungen  Don  3. 91.  gabri« 
ciuS  in  ber  Bibliotheca  ecclesiastica,  Hamb. 
1718,  }ufammengeftellt.  $^otiug  Derfa^te  bei  bm 
©ried^en  ein  ö^nlid^ed  3Berf,  ba§  MupioßißXtov 
sive  Bibliotheca,  morin  er  280  d^riftlid^e  unb 
^eibnifd^e  @d^riftfteller  d^arafteriftrt  unb  e^cerpirt 
(bei  Migne,  Patr.  gr.  Cm  et  CIV).  Oft  ge- 
bmdft  mürbe  baS  Sud^  be§  Sarbinafö  93eUar- 
min  S.  J.  De  scriptoribus  ecclesiasticis,  Bom. 
1613,  meld^eS  bis  1500  reid^t  unb  Don  ^%  Zahlt 
S.  J.  unb  Don  Oubin  0.  Praem.  ergönjt  mürbe. 

SQieS  S)upin,  ^rofeffor  an  ber  @orbonne, 
gaUicanifd^  gefinnt,  begrünbete  burd^  fein  SBer! 
Nouvelle  Bibliothdque  des  auteurs  ecclesias- 
tiques,  contenant  Thistoire  de  leur  vie,  le  ca- 
talogue,  la  critique  et  la  Chronologie  de  leurs 
ouvrages,  Paris  1686—1714,  47  vols.,  bie 
tl^eologifd^e  Siteraturgefd^id^te  unb  $atroIogie  als 
felbftönbige  tl^eologifd^e  SiScipIin;  bie  Don  St. 
@imon  unb  fBoffuet  gerügtm  Sfel^Ier  Derbefferte  ber 
93erfaffer  gro|entl^eilS  nod^  felbft  WAe  (Soujet 
[e^te  baS  äBerl  Dom  17.  bid  in'S  18.  Sal^rl^un- 
oert  fort.  ßeilKer  0.  S.  B.  legte  in  feiner  ge- 
biegenen  bis  1244  reid^enben  Histoire  generale 
des  Auteors  sacres  et  ecclesiastiques  etc. 
(Paris  1729—1763,  23  vols.,  nouv.  öd.  1858 
k  1869, 16  vols.)  baS  ^auptgemid^t  auf  bm  3n« 
l^lt  ber  befprod^mm  Sd^riften.  Ser  9lnglicaner 
SaDe  l^at  in  feiner  Historia  litteraria  scri- 
ptorum ecclesiasticomm ,  Lond.  1688  u.  ö., 
eine  forgföltige  ^irbeit  geliefert.  2)ie  Histoire 
litteraire  de  la  France  mürbe  Don  ben  9Rau« 
rinem  (Par.  1733)  begonnen,  Don  Slnberen  fort« 
gefegt  unb  gebie^  1888  bis  ivaa  30.  iBanbe.  Sin 
gelungmeS  ^anbbud^  ber  t^eologif d^en  unb  d^rifi- 
lid^en  Siterörgef d^td^te  Don  ber  diteftm  bis  ju  unf erer 
3eit  geprt  nod^  p  ben  frommen  äSBünfc^n.  SIS 
9tad^fd^lagebud^  !ann  nod^  immer  ber  Deraltete 
unb  in  Dielen  $un!tm  fel^Ierl^afte  @runbri^  ber 
d^riftUd^en  Siteratur  Don  Suffe,  aWünfter  1828  biS 
1829,  bimm.  Unter  ben  ^anbbüd^em  ber  ^atro« 
logie  finb  bie  Strbeitcn  Don  Sod^erer,  SKöl^Ier, 


11 


Siteröcgejc^id^te. 


12 


gcfelcr,  aisog,  3Urf<i^I  fl.  b.  «rt.  gjatrologie),  für 
ba§  ^RUtelalter  unb  bie  92eu}eü  bie  3Berfe  t)on 
@t5(II,  aSemet,  93a(i^  3u  gebroud^  (f.  b.  9ct 
^l^Iogie);  für  bie  alte  unb  mittlere  3tit  tötmen 
atittet,  @ef4  b.  d^rifil.  ^^ilofop^ie.  bomb.  1841; 
Uebermeg,  @runbn|  ber  ®t\(i).  ber  ^Qüofopl^ie  ber 
})Qtr.  IL  Wolaji.  3eU  (2.  »b.  beS  ©runbr.  ber 
®ef*.  b.  ^m.  7.  «ujL,  8erl.  1886,  unb  ^rontl 
&z\ä^.  ber  Sogit  S)ienfle  leiflen. 

4.  3(I§  Hilfsmittel  mögen  bie  Sel^«  unb 
^onbbüd^  ber  allgemeinen  unb  oltclaffifd^en  Si« 
teratur  beige^ogen  merben.  SUgemeineSite« 
ratur.  3.  ®.  diäfysm,  ®t\ä^.  ber  Siteratur 
Don  ü^m  Urfprunge  bis  auf  bie  neuefien  3^^/ 
®öttingen  1805—1812;  S)erf.,  fiiterorgef^id^te, 

2  Sbe.,  ©Ott  1812—1814;  ®räffe,  Se^rb. 
einer  aUgent  Siterorgefd^.,  Seip§.  1837—1859, 
4  IBbe. ;  Serf .,  ^nbb.  ber  aUgem.  Siterargefd^., 
£ei))§.  1844—1848  (^uSsug  auS  bem  erftem), 

3  IBbe. ;  ^r.  t).  Staumer,  ^(mbb.  gur  @ef4.  ber 
fiüerotur,  Seipj.  1864—1866, 4  3:^;  «.  SBoIf, 
S)ie  Clafjüer  aUer  S^^ka  unb  Stationen,  il^  Seben, 
Sl^arafterifKI  xSpat  Soften»  ouSerlefene  Stüde, 
»erlin  1858—1871,  5  »be. 

®ried^i{d^e£iterotur.  CSRüIIer,  ®t\ä), 
ber  gned^.  Siteratur,  neu  bearbeitet  unb  f ortgefe|t 
t)on  e.  ^,  4. 9ufL  1882,  Don  Sonalbfon  fort« 
gefül^rt  M§  }ur  (Sinnal^me  oon  Sonfiantinopel  burd^ 
bie  Xörfen,  Sonbon  1858,  3  »be.;  3:^.  Scrgf, 
®ned^.  2iteraturgef (i^.,  unb  §UMir  bis  3ufiiman  L, 
JngrfdS  unb  ®ru6erS  ßnc^üopabie.  Sei))).  1863, 
LXXXI,  283—455;  biS  )ur  d^becnng  t)on 
&>niiantinot>eI  LXXXVU  (L  @eä.),  237  bis 
386;  9ticoIai,  ®efd^.  ber  grie^.  Siteratur  in  neuer 
^Bearbeitung,  mit  6inf d^Iu|  ber  bQ^ontinifdden  Si- 
teratur, Slagbeb.  1873,  3  »be.,  &tS)ug  in  einem 
Sb.  1883;  9ern^rb9,  @runbri|  ber  grie^ifdden 
Siteratur  mit  einem  tiergleid^enben  Ueberblid  auS 
ber  r5mif<JN.  S^t  1836, 4.^fl.  1876-1880; 
Croiset,  Histoire  de  la  litteratnre  grecque, 
Paris,  im  Srfd^einen  begriffen;  SB.  (S^fL  ®ef4. 
ber  gried^.  Siteratur  bis  auf  bie  3^it  SuftinianS, 
2.  «ufL,  aRön^.  1890,  in  Snxm  aRäÜerS  ^anb- 
fmd)  ber  daff.  Slltertl^umSmiffenfd^ft  vn  (bie 
Sablrei^en  geiler  beS  «bfd^itteS  ^S^pd^ 
@(^ftiidler''  ber  1. 9ufL  finb  in  ber  2.  llufL 
)um  großen  V^ai  üerbeffert).  (Sbenba  als  DL  9b.: 
St.  Sttuxäbaä^,  @ef4.  ber  bQsantinifdden  Siteratur 
t)on  äufUnian  bis  gum  6nbe  beS  o^mifd^n 
ateid^,  aRündden  1891.  f^ormumn,  Seitfaben 
ber  gried^.  Siteratur,  Wogbeb.  1849,  umgearbeitet 
als  @efd^  ber  gef.  gried^.  Siteratur  nebfi  ber  Site» 
ratur  ber  alesonbrinif d(|en,  rmnif d^b^^antinif d^ 
3eü,  2  ^fte,  1866—1867. 

Sateinifd^e  Siteratur.  So^r,  ®efd^.  ber 
rdmif  (^n  Siteratur,  ftarlSr.  1828—1 832, 4.  lluSg. 
1868—1870,  3  »be.  ©o^u  alS  Supplement  bie 
d^jU.  S)id^ter  unb  ©efd^d^tf d^reiber,  bie  c^rifUid^ 
römifc^e  S^ologie,  bie  d^fllid^«römtf(!^e  Sitera> 
tur  beS  faroUngifd^n  3eitaIterS,  ffarl§ru^  1836 
bis  1840,  3  f&ht  (99b.  I  in  2.  ?lufl.  1872  als 


IV.  8b.  ber  römifd^en  Siteratur);  Seml^orb^, 
©runbri^  ber  rdmifd^  Siteraturgefd^id^te,  ^oUe 
1830,  5.  «up.  1869—1872;  leuffel,  ©efdft. 
ber  römifd^  Siteratur,  Seipsig  1870,  5.  »ufl. 
1890;  2)^.,  @tubien  unb  (S^rafteriftifen  gut 
gried^.-römifd^en  unb  beutfd^n  Siteraturgefd^id^te, 
Seip).  1871 ;  «b.  Cbert,  Mg.  ®efd^.  ber  Süera« 
tur  beS  amttelalterS,  Seipj.  1874—1887,  3  9Jbc. 
(Don  9Rin.  gelis  bis  jum  Seginn  beS  11.  Sal^r^.) ; 
9JL  @d^n),  @efd^.  ber  römif d^en  Siteratur,  3Rün' 
d^n  1890. 

Entferntere  ^ilfSmittel  finb  bie  bio^ 
grapl^ifd^  unb  bibliograpl^ifd^n  SBerle  in  le^^ 
foler  tJform.  3Bir  nennen:  Hederich,  Notitta 
auctorum  antiqua  et  media,  Wittenb.  1709, 
bermel^rt  Don  @d^mabe  1767,  2  9be.;  3Rtndt, 
eom)>enb.  ®eIel^rtenIe£Üon,  Seip).  1715,  2.  ^fl. 
t)on  3öd^  1726;  35^,  «Dg.  @eIe]^enIe^fon, 
Seipg.  1750,  4  IBbe.;  ^mberger,  Su^'^^äffige 
9tad^rid^en  t)on  ben  Domel^mfien  S^riftfieüem 
t)on  Anfang  berSBelt  bis  1500,  Semgo  1756  bis 
1764,  4  IBbe.,  im  SuS^g  2  Sbe.;  $ierer,  Uni» 
öerfaflejifon,  Wtenb.  1824—1830,  26  Sbe.; 
Serf.,  SomierfationSIei^üon,  7.  SLufL,  l^erouSgeg. 
Don  ftürfd^ner,  Berlin  1888  ff.,  12  9be.;  3B«^r 
unb  SBelte^S  j^ir^enIesüon;  ^rjog,  Stealencdllo' 
pobie  für  protefiantifd^  it^oloq^t  unb  j^ird^e, 
2. 9ufL  t)on  ^eöog  unb  $Iitt,  Seip^  1877,  fort» 
gefe|t  unb  iwllenbä  oon  ^aud  1888,  18  Sbe. ; 
$0^,  SlealencQnopabie  ber  daff.  aUert^S* 
miffenfd^aften,  Stuttg.  1839—1852,  8  99be.; 
Hoffmann,  Lexicon  bibliographicum  sive  In- 
dex script  graecomm  tum  sacronmi  tum  pro- 
fanorum,  Lipa.  1832—1835,  3  voll,  fortgef. 
&ip3ig  1838f.;  Sbert,  »Ig.bibIiograp]^ifd^  Sesi* 
fon,  Seiw.  1821—1830,  2  »be.;  grfdj,  «Üg. 
atepertorium  ber  Siteratur  für  1785—1800, 3tna, 
SDBeim.  1793—1807,  8  »be.;  fefdb  u.  ®ruber, 

Mg.  Snc^fiopäbie  ber  SBiffenfd^.  n.  ftünpe^  S^* 
1818  ff.,  biS^  170  Sbe.  in  4*. 

Sel^id^  SBerle  erfd^ienen  in  (gnglanb  unb 

^ranfreid^ :  Noothouck,  Historical  and  classi- 

cal  Dicüonary,  Lond.  1876,  2  vols.;  Chal- 

mers,  Lond.  1798—1810,  15  vols.;  femer  Don 

Gorton,  Boee,  Godwin ;  Bich,  Cyclopaedia  of 

Biography,  Glasg.  1854 ;  Darimg,  Cjdopaedia 

bibUographica.    A  library  mannal  of  theo- 

logical  and  general  Literatare,  Lond.  1854 ; 

P.  Bajle,  Dictionnaire  historique  et  critiqne, 

2  folL,  BotL  1697  u.  ö.,  J.93.  Paris  1820— 1824, 

16  vols.,  beutfdi  Seipiig  1741— 1744,  4  »be.; 

Marchand,  Dict.  historique  ou  Memoires  crit. 

et  Htter.,  La  Haye  1758—1759,  2  folL;  Mi- 

chaud,  BiograpMe  universelle,  ancienne  et 

moderne,  Par.  1811—1838,  52  vols.;  1845  ä 

1853,  27  vols.;  Hoefer,  Nouv.  Biogr.  gener., 

46  vols.,  Par.  1857—1866;  Schoell,  Beper- 

toire  de  la  litter.  ancienne,  Par.  1808,  2  vols., 

in  gcfurjter  lluSg.  D.  Boulez,  Brox.  1837 ;  Glaire 

(Abb^)  et  Walsh  (Theobald),  Encjclopedie 

catholique.  Bepertoire  univ.  et  raisonne  des 


15 


Sitta. 


16 


fliöjicm  entriflcncn  ßigcntl^umS  unb  btc  fotjcrlid^c 
Sufogc  einer  Scfolbung  her  SSifd^öfc.  «piuS  VI. 
(ejtQtigte  burd^  bie  SuIIe  Maxime  undique  pressi 
t>om  18.  Ddober  1798  btefeS  2lb!ommen.  ^aä) 
bemfelben  »urbe  für  bie  nitl^cnifd^-unirte  fttrd^e 
ber  ei^bifd^öflid^e  ©tul^I  öon  $oIoc!  »iebcr  l^cr» 
gejlellt  unb  mit  bem  Don  ffotl^arina  n.  oeririebe« 
nen  ^röloten  ^eracIiuS  Silfomgfi  befe^t.  pr  bie 
beiben  »iStl^ümer  Sucf  unb  Srefl  erjiclte  Sitta  bie 
9tä(fberufung  beS  Don  jf atl^orina  IL  verbannten 
rutl^enifd^en  Spard^en  @tepl^an  SewinSfi  unb  bie 
Srl^ebung  3ofa))]^at  SBuI^lS ,  voriger  Soabfutor 
beS  unterbrüdtten  SiStl^umS  $in§f-2:urott).  2)te 
in  il^re  Jt^fter  jurüdKel^renben  Saftlianer  t)er« 
el^en  in  2itto  il^ren  gröfeten  SBoJ^Itl^äter.  ^m* 
fid^tlid^  ber  SHbcefen  beS  lateinifd^en  StituS  in 
^olen,  meldte  jf  atl^arina  n.  ebenf  oQd  jerftbrt  l^tte, 
erlangte  Sitta,  ba|  in  aRol^ilem  ein  (SrjbiStl^um 
mit  ixotx  2:ituIar«@uffroganbifd^öfen  für  SBei|« 
ru^Ianb,  bie  Ufraine,  $eterdburg,  3Ro§fau,  Simo- 
nien, BaxatoXD,  ^ftrad^on  unb  bie  jhim  errid^tet 
nmrbe.  SHefer  neuen  iDletropoIe  umrben  folgenbe 
fünf  SiStl^ümer  unterfteSt:  @amogitien  (mit  einem 
Suffragan  unb  einem  Soabiutor) ;  SBUna  (mit  Dier 
@uffraganen)  für  Sitauen,  Urlaub  unb  bie  unter« 
brüdte  S)i5cefe  SiDlanb;  Sucl-S^tomir  (mit  jaei 
@uffraganen  unb  jmei  ffat^ebralen,  aeld^e  am 
16.  S)ecember  1798  unirt  unb  bem  el^emaligen  Si« 
f d^of  Don  iHtXD,  (föfar  Solonna,  oerliel^en  würben) 
für  SoC^Qnien  unb  SÜm ;  ff aminiec  (mit  einem 
@uffragan)  unb  ÜRinSf  (abgetrennt  oon  äBiIna). 
Um  bie  ®rd^e  ber  oon  Sitta  ber  jhrd^e  geleifteten 
2)ienfte  )u  erfennen,  fei  bemerft,  ba|  bie  S^ifi  ber 
ertoad^enen  ff atl^olilen  in  ber  ffird^enproDing  3Ro« 
f^xUro  lateinifd^  9»tur  im  %  1804  ftd^  auf 
1635490  Seelen  belief.  %m  ^9.  Sugujl  1799 
nnxr  $iu8  VI.  )u  Salence  aeftorben,  unb  Sitta 
begab  fid^  nad^  Senebig  )U  bem  unter  rufftfd^em 
@^u^  (feit  30.  Ütobember  1799)  tagenbenSon« 
claoe,  um  bort  Sled^fd^aft  oon  feiner  SRiffion 
abzulegen.  S)er  am  14.  SRör)  1800  gem&pe 
$iu§ vn.  nal^m  Sitta  mit  großem  äBobltooQen  auf. 
unb  ernannte  il^n  alSbalb  )um  ©eneralf  d^^meißer, 
ein  ^mt,  meld^eS  bei  ber  ungel^euren  Sd^ulbenlajl 
(50  SDtiQionen  @cubi)  bed  Derfleinerten  ffird^en« 
ftaoteS  au^erorbentlid^e  ^l^igfeiten  inmitten  einer 
neu  einprid^tenben  Ißermoltung  erforberte.  3n 
^nerfennung  für  ben  ungemöl^nlid^en  Sifer,  bie 
Uneigennü^igleit  unb  Umftd^t  Sitta'd  ref  erDirte  il^n 
$iug  Vn.  in  petto  bei  ben  SarbinalSemennungen 
beS  28.  Sfebruar  1801  unb  t)rocIamirte  il^n  im 
Sonftftorium  Dom  28.  September  biefeS  Sal^reS 
als  Sarbinalpriefter  unter  bem  £itel  ber  1^1.  ^u« 
bentiana.  Sitta  aurbe  $röfect  ber  änbescongre« 
gation  unb  tl^eilte  in  biefer,  mie  in  ^Uem,  bie 
med^fcIooKen  ©d^idfale  ^iu8'  vn.  unb  be§  ftir« 
d^ftaateg.  SIS  ber  $apft  gegen  bie  (SinDerleibung 
einer  Seilte  Don  popftlid^en  ^roDingen  in  baS 
ftönigreid^  3talien  (am  16.  9Rära  1808)  pro- 
teftirte,  moQte  ^lapokon  ba§  SarbinalScoHegtum 
auflöfen  unb  befal^I  begl^alb,  ba|  aUe  ^rölaten 


bcS  flönigrcid^cS  bi§  jum  25.  SKai  in  i^rc  Hei- 
mat gurüd^ufel^ren  l^ötten.  3u  ben  gemaltfam  ah^ 
gefül^rten  darbinölen  gehörte  aud^  Sitta,  tt)el(^er  im 
3uni  nad^  ÜRailanb  gebrad^t  mürbe,  ^m  1 7.  gfe- 
bruar  1810  l^otte  !RapoIeon  ben  ffird^enftaat  fei- 
nem ffaifeneid^  einoerleibt.  Mt  ©arbinölc,  bie 
nid^t  ffranfl^it  l^inbcrte,  mürben  nod^  $ari§  be- 
folgten, mol^in  aud^  bie  römifd^en  Srd^iDe  gebrad^t 
morben  maren.  9Die  ffird^enoermoltung  foEte  ein 
2)eportement  ber  fran5öftfd^en  ©taatSoermaltung 
fein  unb  bie  Sarbinöle  eine  neue  Slrt  ^offtaat  für 
^ben  9lad^foIger  ffartö  bcS  ©ro^cn"  büben.  2Rit 
SonfalDi  mar  aud^  Sitta  nad^  ^ariS  gefommen, 
l^atte  gleid^  il^m  bie  Dotation  Don  80  000  gfrancS 
auSgefd^Iagen  unb  mu^te  ebenfo  mie  SonfalDi  bei 
öffentlichen  Subien^en  mel^rfad^  unter  bem  barf (^en 
unb  Derle^enben  Senel^men  beS  ff aif er§  leiben.  (£ine 
Sbreffe  ber  Sarbinäle  )u  ©unften  beS  in  Saoona 
gefangen  gefegten  ^(kipfteS  gerri^  Sonaparte  in 
©egenmart  ber  Ueberbringer.  Sluf^S  C^bd^fte  ftieg 
ber  3om  be§  ffaiferg,  alS  Sitta  mit  gmölf  anberen 
Sarbinälen  fid^  meigerte,  in  ben  Z^ilerien  feiner 
^od^jeit  mit  SRarie  Suife  Don  Oefteneid^  bei^u- 
mol^nen,  nad^bem  ber  $apft  Don  Domel^erein  Don 
ber  gangen  ^ngelegenl^eit  auSgefd^Ioffen  morben 
mar.  Sonaparte  beraubte  fie  aUer  Sinfünfte,  Der- 
bot  il^nen  ba§  Xragen  ber  SarbinalSabjeid^n  (ba- 
l^er  bie  „fd^marjen"  Sarbinole  im  ®egenfa^  gu 
ben  loyalen  ^rot$cn")  unb  Derbannte  üe  in  einzelne 
@tabte,  mo  \vt  unter  bie  Heinfid^fte  ^oIi}eiauffid^t 
gefteSt  mürben.  Mt  litten  bittere  Stetig,  bi§  fid^ 
ein  gel^imer  ltnterftü|ung§Derein  gebilbet  f^aüt, 
Don  bem  fie  monatlid^e  ©oben  erl^ielten.  3^^  unb 
ein  l^albed  Sal^r  meilte  Sitta  in  biefer  SBeife  )u 
@t.  Ouentin,  bis  er  Snbe  1812  mit  ben  übrigen 
Sarbinölen  nad^  t^ontainebleau  }um  gefangenen 
^pfte  gebrad^t  mürbe.  Z)a  gerabe  ber  SRatl^  bie- 
er  ^d^marjen"  ßarbinäle  gjopjl  $iu«  vn.  be- 
Hmmte,  bo§  erpreßte  Soncorbat  Don  ^fontainebleau 
am  24.  9Rör)  1813  gu  miberrufen,  mürbe  Sar- 
binal  bi  $ietro  neuerbingS  beportirt,  bie  onberen 
aber  unter  polijeilid^c  Uebermad^ung  gefteüt,  bi§ 
aud^  fte  }u  ^nfong  1814  in  einzelne  @tübte  Der- 
tl^eiit  mürben.  (Srft  ber  Singug  ber  fürten  in 
$ari«  (31.  aKöra  1814)  gab  ii^nen  bie  greibeü. 
Sitta  eilte  }um  $apfte  nad^  9tom,  mürbe  Sarbinal- 
bifd^of  Don  @abina,  $röfect  ber  $ropaganba, 
beren  alten  ®Ian)  er  mieberl^erfteHte,  unb  1818 
©eneralDicar  ber  rbmifd^en  Dibcefe.  3m  Sfrül^ 
jial^r  1820  befiel  il^n  mäl^renb  einer  SBifitationSreife 
eine  Sungenentgünbung,  ber  er  fd^on  am  1.  ÜRai 
erlag.  @eine  Seid^e  mürbe  nad^  Stom  gebrad^t 
unb  in  ber  ffird^e  ber  ^Ü.  Sol^anned  unb  $aulu§ 
auf  bem  SöIiuS  beigelegt.  Sitta  fyiitt  ftd^  möl^ 
renb  feines  Sufentl^alteS  in  Sfranfreid^  Dielfad^  lite« 
rarifd^  befd^äftigt,  unter  Snberem  mit  einer  ita- 
Iienif(^en  Ueberf e^ung  ber  SliaS ,  bie  aber  nid^t 
Deröffentlid^t  nmrbe,  bann  mit  @tubien  über  bie 
S)ecIaration  be§  gallicanifd^en  €IeruS  Don  1682. 
S)a  5RapoIeon  jur  Wed^tfertigung  feiner  ^olitif 
\xö)  ftet§  auf  biefe  S)ecIaration  berief  unb  bei  ben 


IT  Situtgieit  18 


1  in  SontaiticMeou  cigcii^änbig  in  ^ouptflämmt,  Don  benen  bei:  eint  bie  morQcnIän' 

t  bm  €a|  gefc^ritten  ^atte,  jeber  bif^tn,  btr  atibtrt  bie  abenblänbijc^en  mttiält. 

^Bpft  tnäffe  »DI  feinet  IcrSmmg  |i^iDorcn.  nic(|t@  3)iefeSint]^eiIungipieine§KitgiblD6aufbie£)eit- 

gegen  bie  Dter  XrtUtI  gu  untenie^mcn,  fo  oerfo^te  l\i)lni  befi  Urf)irun6eS,  fonbcm  gUQlei^  auf  bie  je 

ääa  {eine  berühmten,  in  bei  gDtm  cäenjo  ma^'  bem  Otitnt  unb  btm  Occibent  rigent^ümlid^  Sluf* 

tdlen,  Bit  in  bä  Sidfü^nrng  Ooitn  unb  genauen  faffmig  bet  fettigen  ^nblung  gcgrünbct 

Sriefr,  bie  inerft  o1)m  fein  Sui^un  mit  bem  fal-  I.  nnotgtnianbif^c  Situiglen.  ^u3  bec 

f4enZ>niilortSßaiiSunbDorbatirtl80S,  inSBirt-  reii^  Sammlung  bcifetben  Derbitnen  na^  SItei 

li^hü  |n  Sqon  1  Sl  8  eifdiicnen  (Lettres  diverfiea  unb  9lu3bef|nuiiQbeS  @et)iauc^3  bie  folgenb tnbe|on' 

et  intä«a6«nteB  bot  les  qnatre  srtioles  ditB  bere  £itt>ä^nung.  s.  Sie  Sttutgte  bei  Jlirt^e 

fa  (Jer^  de  France,  pu  nn  profeseeur  en  DDn3eiu[aIem,getDS^nIi$„£ituigiebe34I.3a' 

Ibeolt^e,  exjesuite).  6ie  Duibcn  fpätet,  mit  cobuS"  genonntunboÖneSf'ifeltni^enSiunb' 

%iten,  Dcl^  SmnennaiS  )uge|[^ben  tmiiben,  }ügen  Don  bie|em  erften  SStfil^til  uon  ^eiufalem 

nb  chiet  tuqen  Siogrop^ie  Dcrfe^  Dom  JRebac  |einit|ienb.  @te  ijt  in  gnei|ifd)er  Spiad(|e  Uoi- 

ttB  bM  Iftetorial  csÜioliqiie  ^etauSgegeben  ^ben  C&ct  Job.  AI.  ABBemani,  Codex  litnr- 

(Lettna  bot  ke  qoatre  uticlea  ^te  du  derge  gions  nnivereae  ecclesiae  IV,  2,  1  sqq.,  So- 

it  Fnuee,  Pkris  1826);  eine  beulf^e  Uebtt-  nue  1752;  Daniel,  Codex litiirg. IV,  Lipeiae 

kfnig  mit  Cinleitung  t»n  Slobiono  oon  9orS*  1853, 88 sq.);  ob  fie  utftnünglii^  in biejei  obei  in 

M  räb  einem  lln^onge  »eif^ebenct  S)ocumente  bet  gemeinen  SonbeSfptac^  $atä^na'B  obgefa^t 

nkt  Uc  Stctradntion  bei  ^Droniirfei|ii^ien  1844  gemtfen  fei,  i|)  nic^t  abfolut  entfi^ieben,  boi^  ift 

pOtün^.  (SgL  Barnldi,  Notizia  biografica  etfteieeiva^ildieinliiibet.  SlieeiftelateinifilbeUeber- 

sol  Cardinjüe  L.  Litta,  in  bcn  Memor.  di  Belig.  fe^ung,  bie  1560  )u  $ariS  ^eiauslam,  ^at  bei 

HV.Finnis  1828.)                 [3Beinanb.]  eönontcuS^o^anneSaSanctDanbieaunterSTlil- 

c^latftai  ^|en  bit  Sonmtloie  ober  Stnmti-  mii^g  SloubiuS'  be  ©ainted,  beS  nad)maligen 

ftp^  int  Sein  itt  ^tgen  SReffe,  toelc^  gu  Dci-  iBifc^of  S  Don  @Dieu£,  unb  beS  X^eologen  @entian 

MiÄcttttt  3r>tR>  itnb  <nt  Derf^tbenen  Orten  in  öerDet  ongefeitigt  S)ie  Sudontät  cinci  Situigie 

1«  fft(4t  Migd^ncben  toaiea  unb  gum  3:^  ^Sngt  nid^t  baoon  ab,  ba^  |ie  aus  bei  lieber  iigenb 

■04 im  Sefnouqe  ße^  Uifpiüngliil  bebeutete  eines  bciä^mten  SnanneS  geflofl™  fei,  fonbem 

M  snt(f^t4*  ffi^  XtmtupTta  geuiffe  ßffentli(^  boDon,  bag  iie  bie  Bffentlid)e  ^neiCenming  unb  ben 

£ie^,  Ddd^  bie  Sfltgti  bei  ätepubli^n  ptt*  Sffentlit^  Qlebiau^  iigenb  ein»  fftidie  für  fi<i^ 

JMli4  unb  raf  eigene  floflett  übema^men  (PUt  ftabe.   grüt  baB  Infebcn  bei  in  3tebe  ^t^enben 

Lagg.  12,  p.  949  e.).   Ülmölig  betam  ti  ben  Sihngic  i()  ba^  bie  gioge  entf^eibenb,  ob  fte  in 

JytiiKni  €inn  einer  3)ienßlei^ng  fibei^ou^t  bei  ttixfy  oon  äemfalnn  im  @kbiau(^  geOKfen  fei. 

Uriftot  060.  1,  3),  unb  fo  »irb  ei  in  bei  Sie  Slntuorl  lautet  befo^enb.   3n  bet  Situtgie 

6t|Aui(|i«la  geÜnmi^t  ((Es.  S8, 21  u.  6.).  ®Uiäj  felbp  ^tfct  efi  na^  bet  Sonfeaation  u.  %. :  „Sit 

beB|ReetAii9tnS3e^untA(tTou[rr^o)tDiibeSobei  opfern  bii,  0  ^en,  au^  für  beine  ^eiligen  Oile, 

ii  klteei  an4  ftMCieQ  bom  ptieflerli^  Süenß  tnelii^e  bu  bui^  bte  göttliche  (Sifi^dnung  beineS 

gd[mi4tOMll,9;2,17),nnbbiefe9ebeuhtng  ®efalblen  unb  burdi  bie  ainfunft  beineS  ^eiligen 

tri  bal  Sott  in  SltuenSe^omentaie  bie  gemahn-  ®eiße8  Deiberrltd^t  ^aji"  u.  f.  m.  ®ie[e  SBoite 

^t  (i-^.  fiuc  1, 23.  ^br.  8, 6).  3n  bei  Jtit*  bai  man,  weil  fie  i!|i  ouSf^Itelli^  eigen  finb,  Don 

^enfpra^umdMXfKDUfiyCa  {(^on  fiü^  bie  fpect-  je^eiunb  mitTte^laufbenOrtbei^cietbegogen. 

^^Soei^^inng  füi  bag  eui^iiftifdie  Opfer  unb  Swr  SHtuS.  loetdien  bei  ^1.  SqiiQ  uon  Seiufalem 

teiKi  3ntal,  im  tDettcm  @pia^ebiaud^  au(^  in  bei  fünften  m^ftagogif^en  üattfy^t  ertldrt, 

tqei^tnaiAbttgtfammtenpriefletliibenSienfleS  fümmt  in  bcr  ^auptfad^e  mit  unferei  Situtgie 

ftd.  X^oI^Dfer,  ftonbbni!^  bei  Siturgif  I,  2  |f.).  übeiein.  ![ßanim  blol  tn  bei  öauptfad^e.  niif)t 

C»glei4  bot  cd^anfüfii^  Opfei  Dom  ünfange  au^  in  aQen  (Sinjtlbeiten  ?  Sfi!etli)er  ^eilige  Se^iei 

«■»4t  im  bem  anhalte,  fonbetnau^  bei  @tunb>  leine  Sur^ellung  obei  93ef^reibung  bei  Situtgie, 

fpm  iia4  mDcribibat  baSfelbe  geblieben,  fo  lag  foiüietn  einen  Untetiit^t,  eine  Stflüiung  übet  ein» 

il  bo4  i»  bei  91atui  btr  €a(^,  bafi  feine  ^tr  jebie  Xbcile  btrfetbtn  beabfiditigte  unb  beglioEb 

fnp^  OS  wifi^iebtntn  Orttn  nnb  bei  Detfd)iebt-  bie  taid^tigfien  !f}untte  unb  fol^,  bie  eine  pajfenbe 

m  SfiOem  fl^  »eif^ieben  geflolttte,  oIS  au^  am  Untetlage  für  bie  SStle^iung  baibotcn,  au8  bem 

■JafiiVw  l^tt  mit  bet  3nt  fo}ufagen  Don  3imen  gefammten  StituS  btnioi^ob ;  fobann,  toetl  et  fid|, 

Itmtf  ftäf  tiiDtittite  obct  entmiaeltt.  &ict  foUen  toie  eine  fotgfaUigt  SSeiglet^ung  eileunen  lögt, 

bii  ai^ttdtttn  Sitingien,  toelcbe  in  fiitpi^  Sin-  ni^t  an  ein  eingigtS  liluigif (^eS  g^oimulai  battb, 

Betons  ja  Xogt  getteten  ftno,  übeifi^tlic^  auf*  fonbem  au^  anbete  beiüctfiii^ligte.  üße^r  a(S  ba§ 

0i^  Dertui;  Don  bloßen  Snbcutungen,  toie  99i§^erigt  geugt  bie  3:iabittDn  bei  ©liti^en  unb 

|t  fü^  a  txi  nen  aufgefunbenen  Doctrina  Apo-  Orientalen  füi  bie  Situigit  oon  ^enifalem,  bie  fie 

itdaram  unb  bei  3iJpn  finben,  tonn  ^ier  feine  bem  ^I.  3acobu8  lufdjieibt  unb  bei  ^ac^jien  St^* 

Mf  frä.  tung  nettb  ^Ct;  bie  tntlCanif^e  S^nobe  Dom 

Sit  Mi^onbtntn  bdonnlen  Situtgien  gerfallen  3abre  692  fieruH  fit^  auf  fie,  um  ben  Sttmenieiu 

't  i^  mfpTÜnglii!^  ^imut  in  gOKt  guben)ti|en,  ba|  bei  OpfetUein  mit  9Baffei  ge- 


19                                                        StturgieiL  20 

mtfi^t  UKiben  mA^  bie  grie^if^m  ®ttt\ftim,  auf  bie  ^eiltßt  Sommunion  ü6tige|t.  tSiii  ben 

mir  <ßtcDlau9  Don  Mttf)ont,  Waiaii  bau  ßfi^-  SBoittn  „SaS  ^«(tge  bem  ^eUigen"  xotibm  bie 

!u6  IL  3.  bis  Ijttab  auf  bm  con^ontinotioßtmii-  ^tiligm  @alim  nnporgttiobcn,  unb  bann  nirb  blt 

ä)tti  ^triat^  3crcmia3,  cifenncn  jlc  an.  3in  j^cilimg  bcr  &o^f,  con  bcr  ein  Xf^tü  in  ben 

£aufe  b«  3<it  gtlong  efi  ben  Sßotriarc^en  oon  Aeld)  geftnft  uitb,  cotgenomniEn.  Unter  Detfi^ie* 

„91eU'9lom'',  bie  Situigie  i^tei  fitn^  ben  $a'  benen  @e6tten  unb  @efängen  fotgt  tcftt  bie  Sotn* 

tiian^ten  beS Orients  onfjubrängen;  niii^tebepo'  mintion  bd  $rieflet3  utdi  bte  SBoueS:  Sani* 

nxniget  uutbe  in  Senifoltm  bie  dte  Siturgie  ctn>  fagung,  @epung  unb  ftierli^e  Sntlaffung  bei 

mal  int  3afii,  mn  3^e  beS  1)1.  3aco&iä,  ben  @emeinbe  tiilben  ben  S^Iug  (f .  ba§  c{a[fifc!)e  3BerI 

2S.  October,  fßrton  gefeiert,  ®er  Sitel,  bet  bit  Bon  C,  A,  Swainaon ,  The  Greek  Litorgies, 

Sihitgie  bet  SKuttertiti^e Sßaläftina'S  bem  fil.^a-  chieflyfromoriginalauthorities,Lond.l884). 

cobui  jueignet,  ^t  ju  einem ^Bd&ft  unerttuiJli^en  ÜRitberSiturgieberffin^eüonSenijüIemtDitbbie 

@tmte  91iüa|  gegeben,  »eil  ptoiepantiftfie  ®e-  im  ad^tenSud^e  bet  opDfloüftl^en  gonftitutionen 

Ie:^e  ftnjelne  €0^,  KuSbrüde  nnb  DIamen  aus  c.  6—15  (Migne,  PP.  gr.  I,  1Ü75;  Daniel 

betfelben,  g.  fS.  biti  Xrifagion,  £|uii>üin<i;  unb  dto-  L  o.  IV,  48)  enthaltene  geaü^nlid)  in  ESerbinbung 

TJxo;,  bie  Sttofi^nung  bet  ^onfeffottn  unb  Sna-  geblaßt.  3)ie  %eroanbtfc[)a(t  junft^en  l&eiben  ift 

d^otrten  ^tiUoi^ben,  nx^t  nid^  oom  ^L  3acotiuS  iebod^  nü^  gcöger,  aXS  bie  bet  orientalif  d^  Sitiu' 

^nri^ten  löttnten,  fo  ba|  bie  Slturaie  felb^  nid^  gUn  Sbei^u^t  ju  rinanbet.  3)ie  Wfa^g  bet 

bon  ifya  ßornint,  fonbetn  untnfqoben  fei  ma>  Situtgte  bet  Smrpntionen  mitb  in  bafi  €nbe  beS 

beftpegen  leinetlei  Sm^timg  Dcibiene.  SRon  faitn  3.  obet  ben  SInfong  be9  4.  3ül|i^unberte  gefe^ 

D^  Sßtittieft  üugeben,  ba^  bie  beon^anbeten  (I>d.  b.  9ti  ConotitatioiieB  apostolioae).  ®oai 

Partien  ni(^  aufi  bet  a))ofloIi|il|ien  3ttt  ftannnen;  uiui  Stenoubot  behaupten,  bie  SUurgie  bet  <lon- 

allein  batauS  ^Igt  id^t,  ba^  bie  Situigie  boS  ^Uutionen  fei  in  feinet  otiental^c^  Stitfy  im 

Mtrt  eine«  litetadfd^  grreibeutetS  fei  unb  mit  @<&tan^  getotfen:  nad^  Sßtobft  (Silutgie  ber 

Uniet^t  ben  Slomcn  bei  |eUigen  Sacobui  an  bet  et^  brei  äa^i^^unberte,  Xüb.  1870,  §  86)  unb 

@time  trage.  €3  fragt  fii^  junäd^p,  o6  bie  ffitd^e  Siiha  (bei  ffrauS,  KealencQn.  n,  310  ff.)  ba*. 

Ipon  Semfalem  fie  oneilannt  unb  gebtouc^l  ^obe,  gegen  nwt  fie  mit  geringen  Snimeid^ungen  fogar 

unb  ob  fi^  etna  nac^twifen  laffe,  bag  fie  bort  in  im  Slbenblonbe  in  ben  etßtn  btei  Sa^^unbetten 

ft)lttetet  3rit  eingeführt  notben  feL  SaSSintifl  gemdnüMi^.    Um  anne^mbat  ju  ma^en,  bafi 

ebcnfo  entfc^ieben  }u  bcfoflen,  oIS  ba§  Inbere  ;u  fie  älter  fei  aI9  bie  flinken  Siturgien,  bie  auf 

bemeinen,  unb  bieg  beied^tigt  ju  bem  S^luffe,  uns  {tefonttnen,  nritb  untet  %nbettm  bemertt,  fit 

bol  bie  ffogli^  Situtgie  bie  aiteßf  unb  urfprüng^  '^ait  ba§  „Skiterunfet"  Bot  bet  Sommunion  noc^ 

lid^e  beiffitc^eoonSenifalem  i^  SBeil aljer btefe  m^t;inbem!IRemeiitobtt§ingefd^benenn)etben 

flinke  ben  ^I.  3atobu9  oIS  i^rni  erften  S9i|i^of  „noi)  (eine  befonberen  Flamen  Don  ^igen,  am 

Detel^rl,  auf  i^  i^te  @ränbung  jurüdfü^t,  fo  loenigflen  bie  (SotteSmuttei  ettofi^nt",  unb  in  ben 

be^ainjtet  fie  aud^,  üon  ibm  bie  Oi-bmmfi  iiitrö  gürbilten  fflr  biegebenbenfle^Weascttenflatt 

®DtteebienfteB  empfangen  ju  ^abni  —  Xu  2\-  bn  3)£önti^;  ou^  biej|enigm  SJorbctettungSgefiete 

tutgie  oon  ^erufalem  tann  gemiffennagen  aI6  boS  b(4  $iit{leTi,  uel^  bi  bet  Situtgie  befl  ^1.  ^a* 

äiotbUb  obn  als  ber  @runbri|  bei  belonnte^en  cofniS  fid^  finben  unb  auf  bie  fpdtete  ®eftaitung 

£itutgien  beS  Orients  bctia^let  metbtn.  91a4  ber  beS  @otteSbienfle8  ^ntoeifen,  fommen  in  il)r  nidlil 

altüblie^n  Sint^Uung  jerfdllt  fie  in  bie  Situr-  Dor.  Mein,  uaS  baS  „Sßaleninfer"  betrifft,  fo 

git  bet  Itoted^enen  wtb  in  bie  ber  @13ubtgen  i^  bie  ajotouSfe^ung,  als  ob  eS  crß  fpäter,  ettoa 

(f.  b.  ^ri.  Sneffe).    3ene  befielt  auS  ©ebeten,  im  4.  3a^^uttbert,  bei  Stturgie  eintxrieibt  uoi' 

befangen  unb  Sefungtn  auS  ben  iBiii^iem  beS  ben,  gonj  unbegtünbet  unb  nibeifprid^  bet  5Üt- 

Ulten  unb  Dienen  EBnnbeS ;  biefe  beginnt  mit  ber  pen  fii^Iid^  Xtabitton.  Esniibtugegeben,  bag 

^otbringung  bei  Opfetgaben,  an  bie  baS  @lau'  bie  ßinidbnung  bei  .©ottrtgebdrerin"  im  öffenl- 

benSbelenntniB   unb   ber  griebensrul  fic^  an-  lii^en  @otte8bintßt  na^  bem  Sondlium  gu  <£p^e- 

ft^IieBen ;  bann  arirb  butc^  bie  ^äfation  unb  eine  fuB  (431)  allgemein  fiblid^  nurbe,  bafi  bie  nament- 

pfltönetij'dieSlatftellungbergätllii^enöeUSanftol-  Kt^SIup^Iung  Bon  ^eiligen,  bie  gürbitte  für 

ten  bie  Sonfenation  eingeleitet.  Dlad^  ben  @in>  bie  DRönc^e,  bie  angebeuteten  ^orbereitungSgebcte 

fe|ungflttiotttn,  bie  mit  tautet  ©timme  auSgetpto-  beS  SfJritpetS  fpätete  Sufajfe  fmb ;  folgt  nun  un- 

ddtn  unb  »on  Seiten  bcB  äBoHeS  mit  ,91men"  fie-  feblbat,  ein  titutgif^  g^ormulor,  meWieS  nidbts 

antmoitet  nmben,  folgt  baS  «nbeirfen  an  baS  nun  biefen  Sufäjen  ^,  f d  ältet  als  anbete,  bie 

Seiben,  ben  Xob,  bie  ^uferftebung,  bie  ^inimel-  fie  aufgenommen  b<iben?  Süd^tigei  ifi  eS,  anju* 

fabrtunbjnieiteäntunft3efu6^ri|ttmitberiBitte  nehmen,  ba6  bie  Situtgie  bet  apopolifcbcn  5on» 

um  Tilgung  ber  alten  @d^ulb  unb  SQerleibung  bet  ftitutionen  begwegen  Don  3"fä|en  nnb  SSeränbe- 

^immlifd)en  ®aben.  !Jhin  lommt  bie  cielfiefpro-  rungen  freigeblieben  ifi,  oeil  fie  nit^t  Bffentlid& 

c^e,  ben  morgenlänbifd^en  Siturgien  eigentbüm»  gebrandet  mürbe  unb  bamm  bem  ßinfluffe  ber 

li^e  „Anrufung  beS  beiligen  ©eifteS"  (f.  b.  9Irt.  Seroegungen  unb  enttoictlungen  im  fin^lid^  Se« 

gpißefe),  worauf  bet  Sßriefter  einige  ©ebete  unb  ben  entrüift  war.  attletbingS  roitb  man  jugeben 

Süibitten  berrid^tet  unb  jut  nähern  Vorbereitung  muffen,  bog  Se^anblbeile  biefer  Situtgie  biS  in 


21 


Siturgien. 


22 


bie  apo{!oltf(^  3^  ^tnoufreid^en,  unb  in  biefem 
Sisne  tDiib  fu  unter  bem  9lamen  „fiiturgie  bed 
^  fÜmoA"  üon  S^al^ofer  (Siturgif  1, 334)  für 
bie  Qltefie  ber  auf  und  getommenen  felbßanbigen 
£itsrgien  bed  Orients  erflärt  «ej^nlid^  ift  93i(!eIId 
^hifiil^,  ber  aud^  eine  DoUftänbige  Sefd^bung 
biefrr  Siturgie  gibt  (Sttaa§i,  Stealenc^fL  n,  313  ff.). 
—  b.  S)te  Siturgie  Don  Sntiod^ien  fällt  mit 
ber  ^ierof  olqmitanif d^  )uf oonnen.  9ef anntlid^  ge« 
\ldctt  ^ößina  in  ben  brei  erften  äol^l^berten 
}um  ^triard^te  Don  9ntiod^ien  (J.  b.  9rt  %i' 
tioc^ien,  ^triord^),  big  bem  IBif^of e  Don  Sern* 
falem  juerfl  burc^  Ue  @Qnobe  Don  9Kcöq  ein 
S^rcnDorrong  (ol^  Ssemtion  Don  ber  ©erid^tS« 
barfeit  bcS  d^bifd^ofS  Don  (SÄ\axta),  f obann  aber 
bun^  bie  Dierte  alOgemeine  Sqnobe  Don  Sl^Icebon 
ha%  $atriard^  über  bie  brei  $roDinjen  Don  ^* 
lößtna  guerlannt  mürbe.  9u|ier  ber  gried^if^^ 
2Uurgie  bed  fj/L  3ocobud  mar  im  antiod^ifdben 
Slirtngd  aud^  eine  f^rif d^e  bief  ed  9tomend  im  (8e- 
bron^e  (bei  Aasemani  L  c.  131  sqq.;  latei* 
nifd^  vnb  DerDoüfianbigt  bei  Benaudot,  Litorg. 
Orient.  coUectio,  Paris.  1716,  II,  29 sqq.). 
Sie  i{l  eine  freie  Bearbeitung  ber  erfteren  für  bie 
@9rer.  ^  fie  nad^  ber  monopl^Qfttifd^  @))al« 
tmng  uid^  nur  Don  ben  9ReId^ten  (bomald  ben 
Or^obosen),  fonbem  aud^  Don  ben  ^ftretifem 
onfrftnmt  unb  gebrandet  mürbe,  fo  ifi  an}u* 
nehmen,  ba|  fie  )ur  3^  bed  ßondtiumd  Don 
S^NnIcebon  im  %  451  nid^t  nur  Dorl^onben  mar, 
fonbem  aud^  in  l^ol^  Unfeinen  fianb.  S)ie  ÜRono« 
p^^fiten,  in  ber  ^Ige  Siacobiten  genannt,  pxo* 
bucirten  eine  Stenge  Don  Siturgien  unter  erbid^* 
teten  Sitein;  Kbral^  (Fcd^eUenfid  gibt  il^re  3a]^I 
auf  50  an,  Xenaubot  gibt  bie  lateinifd^  Ueber« 
fe^ingDon38.  3)ie  SReld^  l^ielten  ftd^  an  bie 
alt^ergebrad^te  Siturgie,  bid  ed  ben  $atriard^en 
Mm  <Eonpantino))eI  gefong,  bie  ßinfül^rung  ber 
irrigen  bnrd^fe^  92ä^iered  bei  SicfeU  a.  a.  O. 
823  ff.  —  c.©ie  Siturgie  bed  1^1.  ajlarcud, 
b.  i  ber  ftird^e  Don  9Iesanbrien.  Sie  mürbe 
im  3. 1583  }u  $and  mit  einer  lateinifd^en  lieber* 
fe|nng  Don  bem  (Eanonicud  Sol^anned  a  @ancto 
9lnbrca  ^eraudgegeben.  S)ad  gried^ifd^e  9Ranu* 
fcxipt  ^ahe  fid^  in  einem  IMofter  ber  aRbnd^e  bed 
bL  SafUiud  in  Salabrien  Dorgefunben,  unb  ber 
Sorbinal  Sill^Im  eirlet  Iie|  eine  Sbfd^ft  bed- 
f elben  für  ben  ^eraudgeber  ^gen.  2)ie  Sd^ei- 
bvng  ber  ög^ptifd^  Sänften  nad^  ber  S^nobe 
Don  S^kebon  in  TOeld^en  unb  !IRono))]^^fiten 
(gemö^id^  Sacobiten  ober  Stopitn,  f.  b.  9(rt.) 
borf  ^ier  ald  befannt  Doraudgefe^t  merben.  Sie 
genannte  Siturgie  nun  ift  aSem  ^nfd^ein  nad^  bie 
alte,  Dor  ber  monop^pfitifd^en  @)>alümg  in  %eg9))* 
tcB  ctngefubrte,  bie  Don  ben  9KeId^iten  oud^  nad^ 
ber  €|)altung  beibel^Iten  unb  erft  im  12.  Sal^r« 
Williberte  burd^  bie  Siturgie  Don  ßonfiontinopet 
nerbrongt  mürbe.  €ie  mirb  bem  I^L  ÜRarcud  gu« 
gefd^riAen,  meil  er  bie  flird^  Don  Wesanbrien  ge« 
gränbet^.  2)aB  fte  fpdtere  3uf^«  auf  genommen 
wah  bem  9Bad^t|ume  unb  ben  99emegungen  bed 


fird^Iid^en  Sebend  nid^t  Derfd^Iofjen  geblieben  i{l, 
bilbet  feinen  9emeid  gegen  il^ren  a))oftoIif d^n  Ur« 
fprung.  Z)ie  befteSIudgabe  ift  ie^t  bie  Don  @mainf on 
(L  0.);  eine  beutfd^e  Ueberfe|ung  gab  $robfl  (Si« 
turg.  318).  SBäl^renb  biefe  red^tglöubige  Siturgie 
nur  gried^ifd^  Dorl^nben  ift,  entl^alten  bie  meiften 
^anbfd^nften  bie  monopMttifd^en  Siturgien  in  fo)i* 
tif d^er  @)>rad^e,  jiebod^  Dielfad^  unter  Beibehaltung 
bed  gried^ifd^en  Xtjsittd  für  bad  laut  }u  Slecitirenbe. 
Sie  Hoptta  l^aben  nömlid^  Diele  Siturgien  Derf  a^t, 
Don  benen  aber  nur  brei  gebrandet  merben  bürf  en : 
bie  Siturgie  bed  l^t.  BafUiud,  bie  an  gemöl^nlid^en 
@onn*  unb  SBod^entagen  f omie  jum  ©ottedbienfte 
für  bie  Berftorbenen  genommen  mirb;  bie  Siturgie 
bed  l^L  ®regor  bed  Zl^eologen,  bie  an  ben  ^ften 
bed  ^erm  unb  anberen  l^ol^en  Feiertagen  Dor* 
gefd^rieben  ift;  enblid^  bie  bed  l^t.  (S^riS,  bie  für 
bie  Sfaftenjeit  unb  ben  äBeil^nad^tdabenb  beftimmt 
ifl.  Z)er  erften  ift  bad  DoSftönbige  ÜRelformular 
angel^öngt.  Z)ad  Io))tifd^e  SRiffate  erfd^ien  1736  gu 
Stom;  englifd^e  Ueberfe^ungen  gaben  3.  9R.  Stob* 
meH  in  ben  Occasional  Papers  of  the  Eastem 
Church  Assoc.  n.  12,  London  1870,  @.  S. 
ÜRalan  in  ben  Orig.  Docum.  of  the  Coptio 
Church  n.  1.  5.  6,  London  1872—1875,  unb 
ber  9Rarquid  of  SSute,  The  Coptic  Moming  Ser- 
vice, London  1882.  ®abriel,  Xarid^d  @oH 
ber  70.  Io))tifd^  fßatriard^,  Derbot  bei  Strafe  ber 
6|communication  ben  ®ebraud^  jieber  anbem  Si* 
turgie.  SBä^renb  bie  Slleld^iten  fortmäl^renb  ben 
©ottedbienft  in  ber  gried^ifd^en  @prad^e  feierten, 
entfd^ieben  ftd^  bie  ^öretifer  Jür  bie  fog.  f o))tifd^e 
@prad^e,  bie  )ur  3(it  bed  SinfaQed  ber  Araber 
in  9eg9t>ten  Umgangdfprac^e  mar.  Uebrigend 
mürbe  in  meniger  ald  200  ^o^xm  bie  @)>rad^e 
ber  Eroberer  bie  l^errfd^enbe,  fo  gmar,  ba|  felbfl 
bie  ^riefter  bie  alte  Sanbedfprad^  nid^t  m^r  Der* 
ftanben  unb  man  fid^  genötl^igt  f al^,  bem  f optif d^en 
Zeste  ber  liturgifd^  Sudler  eine  arabif d^  lieber* 
fe^g  beigufüaen.  Sd  ift  mel^r  ald  naiD,  menn 
man  ^d^  ba  uno  bort  auf  bie  foptif d^e  Siturgie  be- 
ruft, um  bie  ßinfül^rung  ber  Sonbedfprad^e  beim 
©ottedbienft  gu  urgiren  (Dgl.  b.  %rt.  ftird^en* 
\ptaä^).  Sinmal  ifl  bie  f o^tif d^e  Sprad^e  feit  bem 
enbe  bed  9.  ober  Anfang  bed  10.  änl^rl^unbertd 
aud  ber  Steige  ber  lebenben  @prad^  Derfd^mun* 
ben ;  möre  bie^  aber  aud^  nid^t  ber  gall,  f o  f oute 
fid^  ein  ftatl^olil  bod^  befinnen,  el^e  er  feiner  jfird^e 
aumutl^et,  ba^  fie  bad  Seifpiel  ber  ^öretüer  nad^ 
al^me.  SDlit  ber  ftird^e  Don  SegQpten  l^ängt  bie 
abeffmif(!^e  Don  il^rer  ©rünbung  an  gufammen. 
®er  1^1.  gfrumentiud,  bem  «bcffmten  (f.  b.  2lrt.) 
feine  Selel^rung  Derbanft,  mürbe  in  Slcsanbrien 
burd^  ben  gro|en  Sltl^anoftud  gum  Sifd^ofe  ge* 
meil^t,  unb  Don  ba  an  empfing  Slbeffmien  Don 
Äeg^pten  feine  Ober^irten,  feine  fird^Ud^e  83er* 
faffung,  feine  ©ottedbtenftorbnung  unb  julc^t  bie 
monopl^Qfttifd^e  ^ärefie.  ber  ed  gur  @tunbe  nod^ 
Derfallen  ift.  5)ie  3aW  ber  obeffmifd^en  Siturgien 
mirb  Don  Sinigen  auf  jmölf,  Don  Ruberen  mo^l 
rid^tiger  auf  gel^n  angegeben,  nömlid^  bie  Siturgie 


23 


fiiturgien. 


24 


1.  be§  1^1.  3o]^anne§  be§  St)angeUften,  2.  ber 
318  SSöter  t)0n  mc&a,  3.  beS  gpipl^aniuS^  4.  be§ 
Sücob  öon  ©arug  (f.  b.  Slrt.)/  5.  bcS  Sol^anneS 
Sl^rt)foftomud,  6.  eined  Ungenannten,  7.  bet  l^ei- 
ligen  ^o\itl,  8.  be§  Striae,  9.  be§  @regor  t)on 
Stasian)  unb  10.  beS  ^attiord^en  2)io§cut.  Z)ie 
unter  7.  genannte  Siturgie  bec  l^eiligen  ^oftel 
ttmrbe  in  Stom  1548  burd^  ben  abeffmif^en 
Srd^tmanbriten  $etru§,  aud^  XeSfa  (@ion)  ge« 
nannt,  ötl^iopifd^  ]^erau§gegeben.  3m  folgenben 
Saläre  erfd^ien  eine  latemij^  Ueberfe^ung.  3n'S 
englifd^e  aarb  fie  t)on  SlobmeO,  Sonbon  1864, 
überfelt  tl^meife  aud^  Don  S.  Sejolb  am  ßnbe 
beS  @tt)ainfon^{d^en  SBerfeS.  S)te  untet  5.  ge- 
nannte Siturgie  beS  1^1  ^ol^anneS  Sl^r^fofbrnud 
gaben  SBonSIeben  in  SuboIfS  Oramm.  aethiop., 
ed.  n  1661,  unb  S)iHmann  in  ber  Chrestom. 
Aethiop.,  Lipsiae  1866,  51  sq.,  l^erauS;  eine 
anbere  ftel^t  mit  lateinifd^er  Ueberf  e^ung  in  SuboIfS 
Comment.  in  bist.  Aethiop.,  Francof.  1691, 
341.  (%L  9.  @(^Ite,  Z)ie  in  ^etl^iopien  ge- 
bröud^Iid^  Siturgie  be§  I^L  3o]^.  (Sf^xt)U  im  ffa- 
tl^olü  1888, 1,  417.)  3)ie  Siturgie  ber  l^eittgen 
Slpoftel  entl^ält  ben  DoOftänbigen  Ordo  bed  abeffi« 
nifd^en  ©otteSbienfted,  unb  bie  übrigen  Siturgien 
muffen  ouS  il^  ergänzt  merben.  Ol^ne  SRül^e  fann 
man  in  il^r  eine  9tad^bilbung  ber  Io)>tifd^en  Siturgie 
beö  1^1.  SSafiliuS  erfennen.  —  d.  ®  ie  b^jantini» 
f d^en  Siturgien.  2)ie ffird^e  Don  6onftantino))et 
ober  S^sana  l^at  feit  mel^r  benn  1300  Salären  )tt)ei 
Siturgien,  Don  benen  bie  eine  bem  1^1.  SafiliuS,  bie 
anbere  bem  l^L  Sl^r^foftomuS  }ugefd^rieben  nrirb. 
a.  ©afe  ber  %  SaflliuS,  Dom  Saläre  370—379 
IBifd^of  )u  Söfarea  in  (Sa))pabocien,  eine  Siturgie 
Derfa|t  l^abe,  fielet  ou^er  S^oeifel  unb  »irb  Don 

$roclu§  (Ilepl  icapadöoecoc  t^c  Ostac  Xetxoup- 
7rac,  Migne,  PP.  gr.  LXV,  849),  Don  bem 
2)iocon  $etruS  (De  incarnaüone  et  gratia  D. 
n.  J.  Chr.  etc.  c.  8),  Dom  jmeiten  ßondl  Don 
gWcäa  (Harduin  IV,  370)  unb  Dielen  «nberen 
bezeugt.  Ob  aber  bie  Siturgie,  meldte  unter  bem 
9{amen  be§  1^1  SapuS  in  ber  conftantino))otita« 
nifd^en  ffird^e  gebroud^t  mirb,  ober  ein  onbereS 
Ssemplar  beffen  öd^ted  SBert  fei,  ift  DöOig  un- 
gemi^,  unb  ol^ne  9Uid(fid^t  auf  bie  Xrabition  ber 
^ried^en  glaubt  ®oar  (Eucholog.  180),  einem 
dT^tmplan  ber  baftlianifd^en  Siturgie,  baS  il^m 
3fibor  ißQromalud  mitgetl^ilt,  ben  Sorjug  geben 
}u  muffen.  Smmerl^in  jeigen  bie  fel^r  bebeutenben 
^meid^gen  ber  SobiceS  Don  einanber,  ba|  bie 
Siturgie  burd^  ben  9tamen,  mit  bem  fte  gefd^müdtt 
ift,  gegen  bie  SSerbefferungSDerfud^e  feineSmegS  ge« 
fd^ä|t  morben  fei  Der  ®otteSbienft  »irb  nad^ 
ber  Siturgie  beö  %  SBafiliuS  gefeiert:  an  ben 
@onntogen  ber  l^eiligen  unb  großen  Saften^eit  mit 
SuSnol^me  beS  ^almf onntagS ;  am  l^ol^en  ®rün« 
bonnerStage ;  cm  großen  <Baiiai,  b.  l  am  (S^ax» 
fam§tage ;  an  ben  SHgilien  Don  Sßeil^nad^ten  unb 
gpip^anie  unb  am  gfefte  beö  1^1.  SafiliuS,  weld^eS 
nad^  bem  gricd^ifd&cn  ffalenber  am  Slcuial^r,  bem 
3a)be8tage  be§  f)l  SSafiliuS,  begangen  wirb.  Diefe 


Siturgie  finbet  ftd^  gried^ifd^  bei  Daniel,  Codex 
liturg.  IV,  421  sq. ;  in  neueren  beutfd^en  lieber» 
fe^ungen  bei  ©torf,  5)ie  gried^ifd^en  Siturgien, 
Äempten  1877,  unb  ÜRaI|ett),  Die  göttlid^en  8i« 
turgien  unferer  1^0.  SSöter,  »erlin  1890.  (98gl. 
^robft,  S)ie  Siturgie  bcS  »afiliuS,  im  ffat^olit 
1882,  n,  561  ff.,  1883, 1, 1  ff.  113  ff.)  ß.  S)ie 
Siturgie  beS  l^L  (Jl^rt)foftomu§,  »eld^e,  bie  genann« 
ten  Sage  ausgenommen,  baS  gange  Sal^r  l^inburd^ 
im  ©ebraud^  ift,  »irb  im  7.  Sal^rl^unbert  nod^ 
Don  SeontiuS  „bie  Siturgie  ber  l^eiligen  ^pofter' 
genannt  unb  fd^eint  erft  im  8.  ben  92amen  be§ 
äol^anneS  „mit  bem  goÄenen  ÜRunb''  erl^alten  gu 
l^en.  S)urd^  bie  Ueberlieferung  ber  Onentalen, 
burd^  bie  glöubige  Snna^me  ber  Occibentalen  unb 
burd^  bie  3«ugniffe  fel^r  Dieler  ©d^riftfteller  wirb 
bem  ifi.  (Sl^r^f ofiomuS  bie  Bearbeitung  einer  Situr- 
gie, unb  5War  ber  in  ber  Jhrd^e  Don  ßonftantinopel 
gebröud^Iid^n,  )uer!annt.  Sr  babe,  fagt  $rocIu§, 
wegen  ber  @d^IaPeit  ber  meufd^Ii^en  92atur  unb 
in  ber  9(bftd^t,  lebe  teuflifd^e  SuSflud^t  gleid^fam 
)u  entwurjeln,  ben  ©ottedbienft  in  SSielem  ah» 
gefurgt.  UebrigenS  ift  bie  SBerfd^iebenl^eit  ber  Dor- 
l^anbenen  Ssemplare  biefer  Siturgie  f o  gro^,  ba^ 
®oar  jweifell^aft  war,  weld^  berfelben  er  einer 
Sergleid^ung  )u  ®runbe  legen  foSte,  unb  erflört: 
Tanta  . . .  varietas,  ut  nos  qui  octo  sola  (sc. 
exemplaria)  ex  Ulis  tibi,  Lector  . . .,  ob  ocu- 
los  ponimus,  cnncta  illa  simul,  tantae  dissi- 
militudinis  aspectu  territi,  inter  sese  conferre, 
Titandae  nimiae  confusionis  gratia,  non  po- 
tuerimns  etc.  2)en  gried^if d^en  Xei;t  biefer  Sihtr« 
gie  fyii  aud^  Migne,  PP.  gr.  LXIII,  901  sqq. ; 
LXIV,  1062  sq.  (93gl.  Denzinger,  Ritus 
Oriental.  I,  Wirceb.  1863, 6—16;  Hammond, 
The  Ancient  Litorgy  of  Antioch  and  other 
Idtorgical  Fr^ments,  Oxford  1878.)  S)eutfd^ 
fielet  ^e  in  ben  Dorl^er  angegebenen  9fid^  Don 
@torf  unb  3RaI^,  aud^  bei  Sracau,  3>ie  Situr» 
gie  bed  %  3o^anne8  Sl^r^foflomuS,  ®üter§(ol^ 
1890;  eine  Sefd^reibung  ^reS  SSerlaufeS  gibt 
S^aH^ofer,  SiturgU  n,  46  ff.  Die  Orbnung  ber 
bett)en  Siturgien  Don  (Sonfiantino)>eI  ift  ber  in  ber 
Siturgie  bed  1^1.  3acobud  eingel^altenen  öl^nlid^. 
SBir  begegnen  ber  (Sintl^eilung  in  ffated^umenen« 
unb  ©läubigeu'Siturgie ;  ber  t^nebendbt^,  bem 
l^ier  bad  @t)mboIum  folgt,  wirb  nad^  ber  erften 
Obtation  erteilt;  bie  ^öfation  unb  bie  unmittel« 
bare  Vorbereitung  auf  bie  Sonfecration  befielet  im 
S)anf  unb  ^eiS  für  bie  ^eildanftalten  ®otte§ ; 
bie  Sinfe^ungSWorte  werben  laut  gefprod^en  unb 
mit  ^9lmen"  beantwortet;  bann  folgt  bie  „An« 
rufung  beS  l^eiligen  ©eifteS",  bie  Aufopferung  gu 
©l^ren  ber  ^eiligen,  bie  gfürbitten  für  bie  ^er« 
ftorbenen  unb  bie  Sebenben,  bie  SIeDation  unb 
Sred^ung  ber  ^ofUe,  bie  Sommunion  unb  gule^t 
bie  SDanffagung  unb  ©egnung.  —  3)ie  Siturgien 
DonSonftantinopelwui^eninflaDifd^erlteberfe^ung 
Don  ben  ^.  g^riHuS  unb  TOet^obiuS  (f.  b.  Slrtt.) 
guerft  in  ^annonien  unb  TOäl^ren  eingefül^rt.  9Ke» 
t^obiuS  mu^te  ftd^  in  SRom  im  3.  880  fowol^I 


25 


Siturgicn. 


26 


segea  fetner  2tf^xt  ald  aud^  megen  ber  ©prad^e  be3 
6od(^imfie3  ocranttporten.  „a3Bir  l^ören  aud^/ 
xtneb  i^m  ^|kx)){l  Sodann  Vm.  unterm  14. 3uni 
879,  ,ba^  tu  bie  SDteffe  in  einet  fremben  (bar- 
bara),  b.  i  in  bor  floDijd^en  @prad^e  feierft,  toe^« 
iKüb  i0cr  fd^on  burd^  unfer  Sd^reiben  unterlagt 
}^abaL,  boft  bu  bte  l^Iige  gfeier  ber  ÜReffe  in  Jener 
@)yrad^  begel^fi^  f onbem  enttoeber  in  ber  tateini- 
\^  fri)cr  ber  gried^fd^en  Sprad^e"  u.  f.  to.  S§  ge*' 
log  bem  ^ofiel  ber  &ax>tn,  ben  $a)i{l  in  bief em 
fünfte  pr  9Uid^ebigIeit  gu  bewegen.  Ol^e  S^ei« 
fd  ifitete  bcn  l^igen  Skiter  l^ierbei  l^mtptf&d^Iid^ 
bie  Stüifftd^  auf  bie  ßrl^Itung  ber  ftird^eneinig« 
Int  xodd^  gerobe  bamalS  burd^  $]^otiu9  gefäl^bet 
Mr.  ,(B  fei",  erflärte  er,  «,bem  maleren  ®Iau« 
bcB  ober  ber  Sd^re  nid^t  entgegen,  in  ber  {latnfd^en 
S^rrod^  bie  SReff e  gu  feiern,  ba§  l^eiltge  SDangetium 
BBb  bie  gut  ttberfe^ten  @tütfe  oud  bem  ^tten  unb 
92eiien  XcfUnnente  Dorgulef en,  f  owie  bie  Xaggeiten 
|B  beten  ober  )n  fingen.  3ebod^  foSte  baS  St)an- 
gefimn  )ur  gr5|ern  IBerl^enlid^ung  erß  lateinifd^, 
bann  flonifd^  gelefen  merben.  ,,Unb  xottm  e§  bir", 
bei|t  e«  am  Sd^luffe  bed  pd3p\aii^  SriefeS  an 
6)Datopht!,  „wib  beinen  Seamten  beffer  gefdUt, 
bte  9te^  in  (ateinifd^  Sprad^e  }tt  l^ören,  fo  be- 
fe^  mir,  ba^  bir  bie  l^ilige  SReffe  iateinif d^  ge* 
feiert  ©erbe''  (f.  ben99rief  bei  Il^al^ofer,  Siturgi! 
1, 401).  2)ie  flotrifd^  Ueberfe^ung  ber  gried^fd^ 
Sitnrgie  fonb  aud^  in  Sht^Ianb  Singang,  mo  fie 
beute  nod^  gebrandet  mirb  (9R.  StaiemSü,  Sud^o« 
logum  ber  ort^obos*lat^ol.  ffird^e  aud  bem  gjried^. 
Originaltext  mit  93erädtftd^tigung  ber  ältflat)tfd^en 
Ueborfelung  in'd  Deutfd^e  übertragen,  I,  SÖSien 
1861, 169  ff.).  —  e.  ®ie  fiiturgie  ber  «r- 
menier,  mo^d^nlid^  im  4.  Sa^tl^unbert  Der« 
fo^,  bod^  fo,  ba|  fte  im  5.  il^re  SoUenbung  er« 
^idt  ffcA  gro^e  Slel^nlid^feit  mit  ber  b^gantinif d^en, 
mi  nid^t  befrembet,  memt  man  bebentt,  ba|  ber 
Storni,  bem  bie  Sefel^rung  Don  ®ro^-9rmenien 
iNfffu^iDeife  gugefd^neben  mirb,  @regor  ber  6r« 
lend^er  (f.  b.  %rt.),  in  Söfarea  unterrid^tet  unb 
gcioei^  morben,  unb  ba^  ber  1^1.  Sl^foftomuS  gu 
ihmiana  in  $ontn§  fiarb  unb  bei  ben  Slrmeniem 
bodb  Dere^rt  loirb.  2)ie  ältefte  gufammenl^angenbe 
Sarfidittng  berfelben  flammt  ou§  bem  10.  ^ol^r« 
bsnbert  (Cliosroae  Magni  Episcopi  monopby- 
sitiei  explicatio  precum  missae,  e  lingua  ar- 
mwiiaca  in  latinam  versa  op.  Dr.  P.  Vetter, 
Frib.  1880).  S)a§  ad^te  aj^iffale  toaxh,  nad^bem 
eiß  fiar!  oerönberte  9u§gaben  erfd^ienen  maren, 
anncnifd^  gu  9tom  1686  l^erouSgegeben;  au|er- 
bcm  erfd^en  Litorgia  Anneniaca  cum  imagini- 
bo8  gn  Senebtg  1823  in  gmei  ausgaben.  2)te 
bdannteren  Ueberfe^ungen  ftnb :  1.  Sie  unter  bem 
Xüel  Codex  mysterii  Missae  Armenorum,  sive 
Litorgia  Aimena,  1677  au§  ber  ZQpograpl^ie 
ber  ^^paganba  hervorgegangene.  @ie  ift  in  gmei 
9qj^  gefonbert,  moDon  baS  eine  für  ben  ^riefter, 
bQ§  anbere  für  bie  SHener  beftimmt  ift.  2.  2)te 
Itkimfc^  Ueberfe^ung  beS  3:^eatinerd  S.  Ü».  $t« 
bOB,  mit  bem  Sun^nten  oon  @t.  Olon  (geb.  1659, 


geft.  1717),  meldte  Üebrun  in  ben  fünften  SSanb 
feiner  ExpÜcation  de  la  Messe  aufgenommen 
unb  mit  geleierten  Unterfud^ungen  begleitet  l^at. 
@ie  ift  betitelt  Liturgia  Armena,  cum  ritu  et 
cantu  mimsterii,  ex  originali  Armeno  manu- 
scripto.  Sie  ^onbfd^rift  enthielt  blo^  bie  priefter* 
lid^en  @ebete  unb  gformeln,  ba§  Uebnge  mu^te 
QUd  ber  römifd^en  liuSgabe  t)on  1677  unb  au§ 
bem  ©eböd^tnil  beS  Ueberfe^rS  ergöngt  merben. 
3.  2)ie  italienifd^e  Ueberfe^ung  beS  P.  @abriel 
Soebid^ian,  ÜRed^itariften  im  RIofter  @.  Sagaro 
bei  iBenebig.  @ie  mürbe  oon  3. 93.  S.  $a§cal 
nad^  te^terer  Sluggabe  1826  unb  1832  in'S  f$fran- 
göfifd^e  übertragen.  4.  Sine  beutfd^e  Ueberfetung 
oon  t$*  3E.  @tetf:  Sie  Siturgie  ber  fatl^olifd^en 
Armenier,  Tübingen  1845.  Sie  genannten  lieber« 
fe^ungen  meid^en  in  einem  mid^tigen  $ut^e  Don 
einanber  ab,  in  ber  „Anrufung  beSl^eifigenSeijie^". 
Sie  erfte  unb  t)ierte  brüden  bie  bereits  ooSgogene 
Sonfecration  a\a:  „inxä^  meldten  (l^eiligen  @eift) 
bu  biefeS  gefegnete  93rob  mal^rl^afttg  gum  Seibe 
unfereS  ^rm  unb  ßrlöferS  3efu  ^l^rip  gemod^t 
l^oft''  u.  f.  m.  3n  ber  gmeiten  unb  britten  lautet 
bte  ^formet:  „burd^  meldten  bu  biefed  gefegnete 
$rob  maJ^rl^aft  gum  Seibe  unfereS  ^erm  unb  Sr« 
löferS  Sefußl^rifti  mad^P",  ober:  „burd^  meldten 
biefeS  gefegnete  Srob  u.  f.  xo.  gemad^t  werbe".  68 
ift  fein  3tt)«if«I/  ba^  l^ier  bie  armenifd^e  Siturgie, 
mie  fte  ift,  bort,  mie  fte  gemünf d^t  ttmrbe,  erf d^eint 
—  f.  Sie  ©ecte  ber  5Reftorianer,  bereu  eigent« 
lid^e  ©eburtgftötte  Serien  ift,  l^atte  nad^  bem  Son- 
eil  oon  Spl^efuS  (431)  il^re  ^au^tnieberkffung  in 
3)tefopotomien,  oon  mo  fte  ftd^  über  Werften,  bte 
Xatarei,  Sl^ina  unb  Oftinbien  ausbreitete.  Sl^r 
Oberl^aupt  gu  Sagbab  ufurpirte  ben  Zitel  $a« 
triard^  ober  tratl^olif oS.  Se^t  ift  fte  fel^  gufammen« 
gefd^Igen.  @ie  l^at  brei  Siturgien:  1.  Sie  ber 
leiligen  Slpoftel,  bie  gugletd^  ben  Ordo  unb  bie 
oQen  gemetufd^aftlid^en  ©ebete  entl^ält,  fo  ba^  in 
ben  beiben  anberen  otelfad^  auf  biefe  oenoiefen 
toirb.  Sei  SRenaubot  (11,  584  sq.)  f ül^rt  fte  eine 
boppelte  ^luffd^rift;  oor  bem  (Singang:  Liturgia 
apostolorum  sanctorum,  seu  ordo  sacramen- 
tonun;  Oor  ber  ^napl^ora  (Missa  fidelium): 
Liturgia  beatorum  apostolorum,  composita  a 
S.  Adaeo  et  S.  Mari  orientalium  doctoribus. 
Ser  %M  fünbigt  fte  alfo  als  baS  SBer!  beS 
1^1.  älböuS  ober  Zl^obböuS,  beS  älpoftelS  Don  SJ^efo« 
potamien,  an,  uttb  eS  iftnid^tunmal^rfd^etnUd^,  ba| 
fte  in  ÜRefopotamien  fd^on  im  ©ebraud^e  mar,  el^e 
ftd&  bie  5fieftorianer  bort  nieberüefeen.  (©.  über 
biefe  SiturgieSideH,  Serfat^oLOrient,  1874, 25.) 
2.  Sie  Siturgie  beS  Sl^eobor  üon  SKopSocftc,  ber 
feiner  e^egetifdften  Seiftungen  megen  ben  3uttamen 
Interpres  erl^ielt  unb  nid^t  blo^  ein  Slnl^änger 
beS  9icftoriu§  mar,  fonbem  al§  ber  Url&eber  ber 
§orefie,  bie  oon  le^tcrem  bcn  5Ramcn  erl^iclt,  gu  be- 
trad&ten  ift.  Sie  ift  überfd^ricben:  Liturgia  Theo- 
dori  Interpretis,  unb  i^at  beigefügt:  quae  cele- 
bratur  a  dominica  prima  Annuntiationis  usque 
ad  dominicam  Oschanae  (i.  e.  Palmarum).  @ie 


27 


Siturgten. 


28 


U)irb  qI{o  Dom  erften  SlbDentfonntage  an  bis  jum 
$almf onntag ,  imb  jmar,  tote  Stenoubot  meint 
blo^  an  Sonntagen  gebrandet.  3.  2)ie  Siturgie 
be§  !Reiloriu§.  2)ie  bem  ZUeiLiturgiaNestorii 
ongel^ängte  ähibrif  bejeid^et  bie  fünf  Zage  im 
äal^t,  an  meldten  bet  ®otte8bienft  nad^  biefer 
Siturgie  gefeiert  mirb.  S)od^  mad^t  fid^  l^ier  eine 
Kbmeid^ung  bemerfbar.  3n  bem  SRiffale,  aeld^ 
9i.  @imon  Don  einem  ^efter  au3  IBab^Ion  er* 
l^Iten^  l^ei^t  bie  Stubrif:  quae  celebratur  quin- 
qnies  per  annum:  in  Epiphania;  in  festo  divi 
Joannis  Baptistae ;  die  feste  doctorum  Grae- 
corum ;  feria  quaita  rogationum  Ninivae,  et 
Paschate.  Sei  SRenaubot  (1.  c.  626)  »erben  bie 
SSigilien  Dom  l^t.  Sol^nned  bem  Säufer  unb  t)on 
ben  gried^ifd^  Air^enlel^rem  angegeben.  Sie 
Doctores  graeci,  bereu  ^nbenfen  bie  9tejlorianer 
am  Sfreitag  ber  fünften  äBod^e  nad^  Spif^l^anie 
feiern,  finb :  S)iobor  t)on  £arfu§,  S^eobor  Don 
aRo))SDe{}e  unb  92e{loriuS.  Sie  Sitt-  ober  93u^« 
tage  Don  9tinit)e,  aud^  »Sfefttc^d^  SonaS'''  genannt, 
fit&  brei  gfafttage,  bie  Dor  ber  großen  3<^f}en  }ur 
(Srinnerung  an  bie  breitögige  9u^e  ber  StiniDiten 
gel^alten  merben.  9luf  ber  @Qnobe  Don  S)iam))ur 
1599  mürbe  für  bie  inbifd^en  2:||^oma§d^n{ten  eine 
Derönberte  SluSgabe  ber  nejtorianifd^en  Siturgie 
feflgefteüt  meldte  5fter  überfe^t  morben  ifi  (Gou- 
vea  Jornada  de  arcebispo  de  Goa  Aleixo  de 
Menezeres,  Coimbra  1606 ;  Raulin,  Historia 
ecclesiae  malabaricae  cum  Diampestina  sy- 
nodo,  Bomae  1745).  2)te@)>rad^e  beS  neftoria* 
nifd^en  ®otte§bienfteS  ijl  aUentl^alben  bie  f^rifd^e. 
Sie  beiben  le^tgenannten  Siturgien  fotien  im 
6.  äal^rl^unbert  Don  bem  ^atriar^en  ÜRar  SlbbaS 
aus  bem  ©ried^ifd^en  in^S  ©^rifd^e  überfe^t  mor« 
ben  fein.  (IBgl.  Neale  and  LitÜedale,  The  Li- 
tnrgies  of  St.  Mark,  James,  Clement,  Ghry- 
Bostom  and  Basil,  and  the  Church  of  Malabar, 
London  1869 ;  Badger,  The  Nestorians  and 
their  Bitual8,«Jjondon  1852;  The  same,  in  the 
Occasional  Papers  of  the  Eastem  Church 
Association  n.  17,  London  1875.)  lieber  biefe 
Siturgien  bc8  Orients  ift  nod^  ju  Dgl  L.  Du- 
chesne,  Origines  du  culte  chretien,  Par.  1889. 
n.  Siturgten  beS  Slbenblanbe«.  SerDc« 
ribent  ift  bei  meitem  nid^t  fo  reid^  an  Siturgien  al§ 
ber  Orient,  unb  biementgen,  bie  er^öl^U,  gel^ören 
nad^  Sl^arafter  unb  Sbftammung  t^eilmeife  bem 
SRorgenlanbe  an.  ^ier  mu^  1.  Don  ber  römi« 
fd^en  Siturgie  bie  SRebe  fein,  bereu  ^ftangung 
mit  3it6)t  ben  Spofteln  pgefd^rieben  mirb,  bo^ 
fo,  bag  fie  unter  bem  Seifianbe  beS  l^eiligen  ®ei« 
fte§  mit  ber  3^t  l^erangemad^fen  ift  unb  in  allen 
3a]^rf|unberten  neue  S^^iS^  unb  Blüten  erl^ölt. 
Sie  ältcften  fd^riftlid^en  Suf^eid^nungen  ber  römi« 
fd^cn  Siturgie  liegen  in  brei  ©acramentarien  Dor, 
bie  nad^  ben  brei  $df)ften  Seo,  ®elaftu§  unb  @re- 
gor  benannt  merben.  a.  Sa§  Sacramentarium 
Leonianum,  aud^  Sacram.  Veronense,  n)urbe 
gum  erften  9KaI  im  %  1735  Don  Sofcpl^  «lau» 
d^ini  aus  einem  Sobes  ber  Sibliotl^ef  be§  Sa))itel§ 


Don  Verona  l^erauSgegeben,  mieberl^oltbei  Migne, 
PP.  lat.  LV,  21  sqq.  Sie  «uffd^rift,  meld&e 
Seo  L  als  ben  Suctor  bcjeid^net,  ift  eine  Sugabe 
beS  Herausgebers,  nnld^er  ben  gemad^ten  gfunb 
tool^I  etnmS  au  bod^  mertl^ete.  3.  Sl.  Drft  unb 
mit  il^m  Kai.  TO.  SWerati  unb  3.  %.  «ffemani 
l^alten  ® clafiuS  für  ben  SBerf affer.  gufebiuS  ^mort 
ift  ber  Slnftd^t,  eS  fei  nid^t  baS  SBerf  eines  $ap> 
fteS,  fonbem  baS  ©acramentarium  ber  römifd^cn 
gjöppe  überißt.  Sub.  «nt.  SKuratori  ^at  bie 
t^frage  über  baS^lter  unb  benUrl^eberbiefeS  Sacra» 
mentariumS  einer  umftd^tigen  Prüfung  unterjogen, 
bereu  (Ergebnis  babin  gel^t  eS  flamme  baSfelbe 
aus  ber  Seit  gfelijf  m.  (483—492),  fei  baS  SBerf 
eines  ungenannten  unb  ba^u  nod^  ungefd^idten 
^riDaten,  ber,  maS  er  an  Orationen,  ^röfatio» 
neu  u.  bgl.  Dorgefunben,  ol^ne  SBal^l  unb  Orb« 
nung  jufammengeftellt.  SiefeS  Urt^eil,  mit  wel» 
d^  baS  ber  93rüber  Saüerini,  Herausgeber  ber 
aBerfe  Seo'SL,  »efentlid^  übereinjiimmt,  erfd^eint 
brt  genauerer  Sinfid^t  in  baS  Sud^  gered^tfertigt. 
SoS  ®atqe  flellt  ftd^  als  baS  9rud^flüd(  einer, 
man  möd^te  faft  fügen  planlofen  Sammlung  litur« 
gifd^ergformularien  bar.  SBäl^renb  einjelne  9lum« 
mem  eine  Koüecte,  ein  DpferungSgebet  (Seaeta), 
eine  $r&fation  unb  ^oftcommunion  enthalten, 
bem  l^ergebrad^ten  römifd^en  StituS  gemäg,  jeigen 
anbere  bie  größte  Unregelmö^igfeit;  5Rr.  7  g.  SS. 
befielet  ouS  brei  KoHecten,  gmei  ©ecreten  unb  ^mei 
$rdfationen ;  9h:.  9  aus  ^mei  SoQecten,  einer  @e> 
creta  unb  einer  ^rftfation;  5lr.  10  aus  einer  ©e» 
creta,  ^mei  $rafationen  unb  gmei  $oftcommunio« 
neu;  9lr.  19  auS  Dier  CoHecten,  einer  ©ccreta, 
jmei  $räfationen  unb  amet  ^oftcommunionen; 
unb  fo  burd^  baS  gan^e  9ud^.  (Sin  fold^eS  Operat 
fonnte  nur  boburd^  entfiel^,  ba^  iemanb  bie  litur« 
gifd^  t$formularien,  meldte  il^m  ba  unb  bort  be« 
gegneten,  aufammenfteHte.  Sin  eine  Seftimmung 
5umfird^lid^en®ebraud^e  iftnid^t  p  beuten,  meg* 
|alb  il^m  aud^  ber  9{ame  Sacramentarium,  f of em 
barunter  ein  ftir^enbud^  Derftanben  mirb,  nid^t 
gebül^rt.  UebrigenS  finb  in  Dorliegenber  ©amm= 
lung  bie  ölteften  9Ronumente  ber  römifd^en  Si» 
turgie  gegeben.  t$fär  baS  bol^e  Sllter  jeugt  ber  Um» 
ftanb,  ba^  meber  Qfefte  ber  Sonfefforcn  nod^  bie 
tiefte  beS  l^eiligen  JheugeS  unb  ber  @eburt  ber 
f eltgften  Shmgfrou  ÜRaria  in  ber  Sammlung  Dor- 
fommen,  unb  ba^  bie  barin  entl^altene  Steil^enf olge 
ber  tjefte  bem  gfeftDerjcid^niffe  beS  SlegibiuS  93u» 
d^eriuS,  angebltd^  auS  ber  SRitte  beS  4.  Sal^rl^un» 
bertS,  fel^r  ol^nlid^  ifi.  Sa^  man  in  ber  Samm» 
lung  ^eftanbtl^eile  ber  römifd^en  Siturgie  Dor  ftc^ 
l^abe,  mirb  auS  bem  Snl^alte  mel^rerer  ®Atit  unb 
^röfationen,  fomic  auS  ber  Angabe  ber  ßömc» 
terien  unb  l^ciligen  Orte,  mo  einzelne  fjefte  gefeiert 
mürben,  unmiberleglid^  bemicfen.  (SSglL.  A.Mu- 
ratorii  De  rebus  Öturgicis  dissertatio,  cap.  4.) 
—  b.  SaS  Sacramentarium  Gelasianum.  Sie 
cigentlid^e  Suff^rift  (autet:  In  nomine  Domini 
nostri  Jesu  Christi.  Incipit  über  Sacramen- 
torum  Bomanae  ecclesiae  ordinis  anni  cir- 


29 


fiiturgien. 


30 


eoti.  SS  tmxAt  txm  Sofepl^  SRaria  S^omafiuS 
im  3. 1680  )tt  Stom  bem  2>tude  übergeben.  Die 
^anbfc^nft,  fiü^er  Sigentl^ttm  beS  $an{er  @e- 
nototS  $eiiitmtS  (^ßdmt),  tarn  in  ber  Sfolge  in 
bie  »tUiot^  ber  ftdnigin  (S^fUna  Don  e^me- 
ben.  6in  noicr  Kbbrud  fle^t  bei  Migne,  PP. 
bt  LXXIV,  1055.  Sirb  biefed  eaaamen- 
tozium  mit  Kec^t.bem  ^L  (SelojhtS  L  jugeeig* 
net?  3o,  antmorten  bie  loll^ottfd^en  (Beleihen 
einßtnnmg:  bcnn  bo^  (Belafind  ein  ©acronten« 
torium  Dcrfa^^  bejcngen  (SeimobiuS,  baS  $a))ft« 
bii4,  äo^cnmcS  ber  S)iacon  unb  bie  alten  Sergeid^ 
nifre  ber  tdmifd^  $d)i{ie  bei  ben  SoHonbiften 
( AmiL  I,  34).  9hm  lemit  ober  bie  römifd^e  SHtä^t 
bl4  i»et  offtcieOe,  b.  1^.  für  ben  öffenilid^en  ®e- 
bnm4  befUnmüe  unb  l^eronSgegebene  ©acromen« 
larieii,  boS  gregorionifd^  unb  baS  Dor  ®regor 
gebnmd^,  tnm  il^  emenbirte  gelafionifd^  S)q3 
Doiltegeiibe  ifl  ein  €ocrmnentttrium  ber  r5mif  $en 
ftin^,  WA  nid^  bloB  ouS  bem  Zitel,  fonbem 
ioä^  asA  ben  barin  torlommenben  ^ften  erftd^t* 
lii^  iß.  S)a|  ed  bad  gregorianifd^e  fei,  bel^auptet 
niemanb;  e9  raui  olfo  haS  gelaftanijd^  fein,  gfur 
ba§  Wter  bed  Sobes  ffil^rt  ber  Herausgeber  Sl^o« 
mafinS  in  feiner  SSorrebe  t$oIS^^  o^^  «•  3n 
bem  @9m6oIum  fel^It  ber  :^fa|  Filioque ;  ß.  ber 
Sobe;  ent^t  bie  Steffen  für  bie  SonnerStage  ber 
Soßen^eit  nod^  nid^t;  7.  ed  feilten  mel^rere  Steffen 
<3^fte)^  bie  Dom  7.  äol^rl^unberte  an  üblid^  uxiren; 
0.  eft  finb  toeniger  ^eiligenfefle  aufgenommen  atS 
in  bie  fpdteren  Saaamentarien :  e.  nur  bie  ÜRar« 
ti^rec  ^aben  eigene  ^fte.  SIber  ber  Sobes  l^at  Se« 
nonbtbeile,  meld^  mtf  eine  f)>&tert  3tU  l^inioetfen? 
^erbingd;  ber  Sobq;  ifl  eben  ni^t  }um  3^^^^ 
ber  Srubition,  fonbem  für  ben  dffentlid^en  ®e« 
brauch  abgefaßt  morben ;  er  (onnte  unb  f oOte  bal^ 
ber  Sntfaltnng  beS  gotteSbienfUid^en  SebenS  nid^t 
Derfd^loffen  bleiben«  Sad  gelaftanifd^  @acra« 
mentarium  ifl  in  brei  £^e  getl^etlt,  tooDon  ber 
erfle.  De  anni  circnlo  überfd^eben,  bie  fird^Iid^e 
3eü  twn  ber  9BeiJ^nad^t§Digil  bis  aur  $ftngftoctaD 
umfaßt ,  ber  gtoeite  mit  ber  Suffd^rift  De  nata- 
liüis  Sanctomm  bie  ^fle  ber  ^eiligen,  unb  ber 
britte.  De  dominicis  diebiiB  betitelt,  bie  ®ebete 
für  bie  Sonntage  nad^  ^[^gflen  f otoie  ben  Sanon 
ber  ^igen  Sleffe  ent^  Ueber  ben  erft  1879 
mm  9.  6.  SBorren  nad^  einem  irifd^  ÜRiffale 
^enn^ge^benen  ödsten  9Re^canon,  meld^  für  bie 
rdmifd^  Siturgie  ben  Uebergang  Don  bem  „großen 
Sanfgebete''  ber  älteften  Seit  aum  Kanon  beS  SRit- 
tcloüer«  gibt  Dgl.  ®rifar  in  ber  SnnSbr.  3eitf d^rif t 
f.  fati^  S^L  1886,  1  ff.  —  c.  2)aS  Saoramen- 
Urinm  Gregoiiannm.  ^e  gemid^tigflen  @tim« 
men  be§engen  einl^ig,  ba|  fid|  ber  1^1.  (Sregor  I, 
ber  tHm  590—604  auf  bem  Stul^Ie  bed  älpoftel« 
furilen  fa|«  gam  Dorgügtid^  um  bie  Siturgie  Der- 
bkni  gemad^t  l^abe.  9lamentlid^  mfarb  biefem  au^er« 
oibcntiid^  9ßanne,  biefem  nid^t  minber  bettmn« 
bccangSlDurbigenSe^rer  als  großen  ^irten,  beffen 
SciP,  in  bie  l^immlifd^  @e$eimniffe  Dertieft,  gu» 
glcii^  bie  irbif^en  Siüiegen,  bie  Seiben  unb  Sebürf • 


niffe  ber  ^d^e  forgenb  unb  l^elfenb  umfaßte,  bie 
Bearbeitung  eines  SacramentariumS  jugef  ^eben. 
„(St  f^at  anä^"*,  fd^reibt  fein  Siogra))]^,  ber  Dia* 
con  äol^anneS  (2, 17),  ^ben  gelafianifd^en  Sle^- 
cobes  in  Sin  9ud^  {ufammengebrüngt,  mobei  er 
SBieleS  auSgelaff en,  SßenigeS  ge&nbert,  SinigeS  für 
bie  (Erläuterung  ber  eoangelifd^en  Sefeptfe  l^inju« 
getl^an.''  SSBel^eS  Ssemplar  beS  gregorianifd^en 
@acramentarS  auS  ber  S^^^  ^^  Dorl^anbenen  am 
menigften  intert)oKrt  fei,  ift  fd^ner  )u  entfd^iben. 
Z)ie  erfte  Ausgabe  gab  $amel  auS  einer  fldlner 
^anbfd^rift  1571  (f.  u.);  bie  jttjeite  9lngeluS  SRocca 
aus  einem  Daticanifd^en  Sobes,  Romae  1597; 
bie  britte  ber  Slauriner  SRenarb  1642  nad^  einem 
aniffale  aus  SoroeQ ;  S.  9.  9Ruratori  alS  Dierter 
gab  einem  Sobes  ber  Daticanifd^en  Sibliotl^e!, 
ttjeld^en  er  in  feiner  Litorgia  Romana  vetus 
Tom.  n  abbrurfen  liefe  (mteberl^oU  bei  Migne, 
PP.  lat  LXXVm,  25  sqq.),  ben  SSorjug.  gr 
beginnt  mit  einer  9hiJ6rif,  mel^e  bie  IBeftonbtl^eile 
ber  l^eiligen  {Dieffe  Dom  äntroituS  an  Der^eid^net ; 
barauf  folgt  bie  ^röfation,  ber  Sanon,  baS  93ater> 
unfer  mit  bem  ßmboliSmuS  (f.  b.  9lrt.)  uiü)  baS 
Agnus  Dei.  3laä^  biefem  fommen  bie  t$ormu« 
krien  für  einzelne  Stage  unb  ^nläffe,  Don  ber  SBeil^« 
nad^tSDigit  anfangenb.  3ebe  SOteffe  ^at  in  ber 
Siegel  nur  eine  SoHecte,  eine  @ecreta  unb  eine 
$oflcommunio.  Vland^mal  finb  mel^rere  Oratio« 
nen  angel^öngt,  über  bereu  ©ebraud^  nid^tS  IBe« 
ftimmteS  bei}ubringen  ift.  2)aSfeIbe  gilt  Don  ben 
$r&fationen,  bie  am  Snbe  beS  Sobes  in  großer 
ängal^I  Dergeid^net  ftnb.  Sufeer  bem,  maS  )ur  l^ei« 
ligen  9Reffe  gel^ört,  entl^ült  ber  Sobes  Diele  Sene« 
bictionen,  SprciSmen,  @)ebete  u.  f.  m.  Der  @d^Iufe 
beS  @acramentarS  Don  ber  benedictio  cerei  pa- 
schalis  an  rü^rt  Don  bem  um  840  lebenben  W)t 
©rimoalb  Don  @t.  ©allen  l^er.  (S3gl  ^.  ©rifar, 
S)aS  römifd^e  @acramentar  unb  bie  hturg.  9te« 
formen  beS  6.  Sal^rl^.  in  ber  SfunSbr.  Scitfd^rift  f. 
latl^.  Xl^eol.  1885,  561  ff.)  @acramentanen  ouS 
bem  11.  unb  12.  Sal^rl^unbert  ftel^en  bei  Migne, 
PP.  lat.  CLI,  823  sq.  (Sgl.  Pamelius,  Litur- 
gicon  latinum,  Coloniae  1571 ;  Muratori,  Li- 
turgia  Rom.  vet.,  Venet.  1748;  Daniel,  Cod. 
liturg.  eccl.  rom.-cathol.  in  epit.  red.,  Lips. 
1847 ;  Hittorp,  De  divinisf  eccL  cathol.  offi- 
cüs  et  mysterüs,  Par.  1619 ;  Thomasii  Opp. 
omnia,  ed.  Verzosi,  Romae  1747 ;  Martene, 
De  ant.  eccl.  ritt.,  Rothom.  1700;  Srcnner, 
©efd^id^tl.  2)arfteIIung  ber  SSerrid^tnng  unb  9luS« 
fpenbungber  Sud^ariftie,  S3amberg  1824;  ®röfer, 
2)ie  römifd^-latl^olifd^e  Siturgie  nad^  gntftel^ung 
unb  «uSbilbung,  ©alle  1829;  Sintcrim,  SDenf- 
mürbigfeiten  IV,  3 ;  L.  Duchesne,  Origines  du 
culte  chretien,  Par.  1889;  gegen  le^teren  t$f. 
^robfl,  S)ud^e§ne  über  bie  brei  älteften  römifd^en 
©aaomentarien  in  ber  SnnSbr.  3eitfd^rift  f.  fatl^. 
Sl^col.  1891,  193ff.) 

®ie  ©acramentarien  ber  alten  ftird^e  entl^alten 
nid&t  ben  Donflänbigen  SRituS  ber  l^eiligen  OTeffe, 
fonbem  blo^  baS,  »aS  ber  ^rieftcr  ju  beten  ober 


81  Siturgitn.  32 

auSjufprt^tn^attt;  e€tDattnbegt)aIbmtienit|nen  Si  iß  na4  bcn  @orattagtn  gcorbtttt,  fängt  an 

niK^antitrt^c^bti  bec3dntit§®ottt^ttiifie3  mit  bem  crjlni  Soimtoe  btS  SbtKnt  unb  i^ÜEgt 

ntorbnlit^,  tumntlH^bKJ:  bui^lntifi^imariinn  mit  bem  It^ten  nui^  $fing|len.  UtbtigrnS  bcdxgt 

(f.  b.  attitiUbmÖtiängni  jum®nflang,na(6  iittibü^fiii[^jo6tuinbi*bm§niit)lfEfte;  3ßti^' 

ber  epiptl,  jut  O^tfenrng  unb  jur  Eommunion;  nadjicn.  Opctn  unb  Sßfinflften,  unter  btnen  boS 

bflS  Sectionorium  (j.  b.  «rt.)  mit  bot  2(|(pü(fcn  Oi'lfrfcft  btt  ÜJHtftlpunlt  ifl  Smiit!^  bm  6^i> 

aus  bem  alten  SePamentt,  btt  Kpoprtflefc^te,  jamätag  unb  Ojlmi  ijt  ber  Ordo  Miseae  ein- 

ben  Sritfen  btr  apoftel  unb  ber  Offenbarung  be«  geidjDben.  b.  ®aä  Proprium  miBB&mm  de  san- 

^  So^QimtS,  unb  baS  gDangetiarium  (f.  b.  9rt.)  ctis,  toelcSeä  bie  gonnulorien  für  bie  gein  ber  ^ei- 

mitben^lbft^mttenauäbenDieigMngtlien.  SebeS  Itgenanetjeaneinjelnen3tpenber§eUtgtnu.f.B. 

biefer  tinjelnen,  jut  geier  ba  ^eiligen  TOeffe  Ber-  entölt,  ffiteftr  S^eil  bes  Btiffole  ift  nadf)  ben 

tMUbtten  Sülzet  mürbe  mitunter  liber  Mieaalis,  ÜJtmtaten  unb  Xagen  be§  bürgerli(!^en  ^ffct%  gc- 

.ffiefebut^*,  genannt.  6i  mar  aber.  Wie  begreif-  orbnet,  benn  bie  fliri^e  pftegte  Don  je^er  bie  jäbr- 

liil,  ein  Sebürfni^,  man  (ann  fagen,  eine  9tott|-  li^  mieberle^renben  äibeStoge  i^rer  ^eiligen  als 

»enbigteit,  bie  Bier  befonberen  SBüd^er  ju  wr-  91ataIitien,b.i.aI§®cbLirt§lagejumen)igen£eben, 

einigen,  jumal  für  Orte  unb  fflnläffe,  bei  benen  ju  feiern,  o.  ^§  Commune  Banctorum,  juc 

ein  $rie|ter  o^ne  afftfleng  oon  Staunen  unb  @rgäiuung  bei  Oor^erge^enben  ^uptt^eileS  für 

@u6btacDnen  ju  celebriren  bf^tle.    ^iefei,  baS  fol^  ^eiligenfejle,  bie  lein  eigene^  Wegfonmilart 

@)anje  umf affenbe  Iitutgif($e  ^nd)  ^iefa  bann  Mie-  im  Proprium  l^ben.  S)ie  gintbeilung  tröti  |id(i 

Bale  plenarium  unb  fpäter  einfai^  3Rif|aIe.  ^>a-  an  ben  ßl^alter  bei  ^ligen  unb  an  bie  Kang« 

gleid^icn  „'•Biti'büäja'  Wattn  lange  3^^^  t>°i  ^  orbnung  ber  Slllerbeiligenlitanei.  @3  finb  We|i- 

ffir^enberjammlung  Don  Orient  ouent^Iben  dot-  fonnularien  barin:  für  bieüßigU  eines  Spoßelfctlei; 

fianben ;  aQcin  fie  Iie|en,  obfdiDn  fie  ben  gregc»  für  bie  gefte  ber  !DlartQrei  auger  unb  ttiä^Tenb 

rionifcgen  SRituS  pa  @runblage  Ratten,  fo  »iele  ber  Sfterlii^en  3eit;  für  bie  SePe  bei  ftonf efforen, 

9Ibtt>eiii)ungen  eifennen,  tporen  ba  unb  bort  mit  ber  Jungfrauen  unb  ber  S^rauen,  melc^  nid)t  all 

fo  ungeeigneten  Sufö^en  bebaut  »orben,  bafe  ber  3ungfrauen  floiben.  33er  91n^ng  bei  3)li|fQle  ifl 

!Ruf  naifi  einer  Meform  immer  lauter  würbe,  unb  fe^reic^^Itig;  er  bietet  bie  3Q^rellag§meiie  einet 

na^bem  er  bereits  auf  bem  Soncilhim  Don  Safel  Ihr^tuei^c,  Cerf(^iebene  ISotiDmeflcR  unb  bie  Wt\' 

unb  1536  auf  einer  @9nobe  KuAöIn  fi^ei^oben,  fen  für  bie  S^erftorbenen;  bann  fornmen  mehren 

maib  eimieber^oltoufbemSonciliumDonXrient.  Sencbictionen,  unb  enblic^  bie  Neffen  für  foli^e 

3n  ber  erffen  ^eriobe  ber  ffir^enDerfammlung  0efleDbei@Dmmemorationen,bieangeRiE||enOrten 

tonnten  fi^  bie  SMter  niti^t  mit  biefem  Segen*  miip(ipfllicber@enebntigung6egangenunbbe|^alb 

ftanbc  befaffcn;  in  ber  18.  @i^ng  ernannten  [ie  Uissae ex mdultoapostolico genannt nerben. — 

eine  Sommiffion,  bie  aber  ba§  i^r  aufgetragene  2.  S)ic  mailänbift^e  ober  ambroftanifi^e 

äBertnii^t  juColIenbenDermoc^te,  meg^alb  in  ber  Situigie,  t«I$ebi@  auf  benfieutigenSag  in  bei 

25.  ©i^ng  bef^lojfen  mürbe,  bie  3tef orm  be§  Stixijt  Don  äHailonb  gebraust  nirb,  Derbontl  o^ne 

SBteDier§,  bes  ÜKiffale  unb  Rituale  bem  Sßopfie  Smeifel  bem  ^t.  9tmbrofiuS,  bit  im  3.  374  ©t- 

onl^imjuflellen.    3)a  eS  ftt^  ni(f)t  baium  ^Qn>  fi^of  nurbe,  ibre  SioDenbung.  3.  SiiSconti  be- 

belle,  eine  neue  Siturgie  Qnjufetligen,  fonbem  b'W'l'tft  ber  b'- SSamabaä  fei  ber  Urheber  biefer 

bie  Dor^onbene  gu  reinigen,  bie  alte  unb  jmar  bie  Siturgie,  ber  bl-  SIliroctet  babe  fie  erweitert  unb 

ißmif^e  in  i^rer  Sinfa<f)^eit  unb  Sürbe  mieber  ^mbrofiuS  fie  DoDenbet.  Safirit^einlii^  mar  bie 

^er^uftellcn,  f o  tonnte  ba§  @efi$äf t  nirgenbS  beffer  mailänbif(!^e  Giturgie  urf^irünglid)  nur  eine  1inobi> 

al3  in  Stom  bemertpeUigt  merben.  EBon^iuSIV.  fication  ber  altrSmif i^en  (oorgelafmnifi^en) ;  maS 

übernommen,  mürbe  e3  unter  $iui  V.  beeidigt,  ober  ber  ^I.  SlmbrDfiuS  an  i^r  geanbert,  womit  er 

Sluä  ber  Sommifpon  merben  blofe  ber  ISarbinal  pe  bereiten  bebe,  lä&tfid)mii^tfi^erermitteIn.S)ie 

ajemorbin  Scotti  unb  S^omai  ©olbmetti,  ffli«  'Jlnlpielungcu  auf  bie  fiiturgie  in  ben  Sßerfen  beS 

fii^of  Don  ^fap^,  genannt.  3<'^^i^'>  meint,  aucf)  großen  ßtrc^cnlebrer^  liefetn  ein  ^Sc^ft  unpc^erefl 

bem  Sarbinol  Süil^.  @ir(et  unb  bem  @elet)rten  Sigebnig.    &mi^  ift.  bag  ei  ju  SlaUanb  ben 

3ultu3  $oggi  fei  ein  eibtblii^r  ^ntlieü  an  bem  iBedtieliiefangberipfalmenunb^timneneinpb^ 

SBerfe  jujuf^teiben,  Slie  ßfrouSgabe  beä  neuen  iDQ^rjiibcinUdl).  ba^  etnid)tnurbiea)leffenberbei- 

JUtiffale  gefii^l^  unterm  14. 3uti  1570;  i^r folgten  ligm  OTarlyrer  Sfajariuä  unb  UelfuS,  ©erDopirö 

jroet  SReDijionen  unter  6Iemen5  viu.  (SBuÜe  Dom  unb  iCrolüfm^ ,  Sfilaliä  unb  Slgricola,  fonbem 

7.  3uli  1604)  unb  Urban  Vin.  (iSuüe  Dom  auc^etnebeträitiHi^eSlnia^lBDnOrationEn.^rä' 

2.  September  1634).  SlaSfelbe  jerfäßtinbieein-  foticnen  u.  f.  tt.  Derfolte.-   S)ie  mailSnbifctie  Si- 

leitung,  brti  ^auptttieile  unb  in  ben  9In^ang.  turgie  ftimmt  in  ber  ^auptfadie  mit  ber  romiftiben 

^e  Einleitung  gibt  benßalenber,  bie  allgemeinen  überein,  namentlid)  ^at  fie  ben  Sanon  Don  biefer. 

Subrilen,  ein  ©ummarium  be8  StituS  unb  einen  SJie  Ibmeii^ungen  pnb  untergeorbneter  Irt,  g,99. 

Untertit^t  über  bie  möglitbermeifE  oorfommenben  im  ©taffelgebet  ftatt  beä  SPf.  42  bloß  ber  SBeri  1 

2)efecte.   S)ie  brei  ßaupttbeile  finb  a.  baS  Pro-  btä^ßf.  117Confiteminietc.;no4bem6Dnpteor 

prium  misBanun  de  tempore  mit  ben  gormU'  unb  ber  ^-^iT'utton  pnb  anbere  Jlerptel,  unb  au<J^ 

iotienfüi  bit  fortlauf enbegeieibeaffir^tatirei.  bit  Orafuii'tDeic^  ni^t  bem  ©inne,  aber  bem 


33 


Siturgien. 


34 


SBortlaute  nod^  ob.  iRad^  ber  Sngteffa  (bem  3n« 
trottuS)  folgt  emDominiis  Tobiscum,  botm  bad 
61<ma,  tio^  biefem  ein  breimaligeS  ^^7^^  ^^^^ 
Bon.  9Mt  9Reffeii  ^oben  üor  bem  &)angelntm 
ivm  &ctu)nen,  eine  oud  bem  SIten  unb  eine  ouS 
bem  bleuen  Xeftoment ;  bie  ®ebete  )ur  S)ar6rin* 
gnng  ber  Opfergaben  finb  ton  ben  rdmif d^  ter« 
Sdßthtn ;  bod  S^bolum  lotrb  erß  nad^  ber  0)if e- 
rung  recttirt ;  in  bie  ^eüigenoerjeid^iff e  bed  ßonon 
finb  einige  2)iöcefan]^eilige  aufgenommen;  baS 
Hmee  quotiescunque  nod^  ben  SonfeaattonS« 
morten  ifl  (Ktrap^firt ;  baS  Sd^Iu^gebet  beS  ^' 
mm  Per  quem  haec  etc.  fyit  not  boppelte  Sr« 
mettenmg ;  Me  X^eilung  ber  ^oftie  gef d^id^t  Dor 
bem  Pater  nofter  nad^  eigenem  fjformulare;  baS 
Agnus  Dei  i^  blo^  in  ben  @eelenmeffen  üor> 
gef (^rieben ;  bie  jkoette  Ordion  Dor  ber  Sommu« 
nion  unb  bie  jmeUt  SumtionSformel  meid^en  ab; 
au4  in  bem.  maS  nad^  ber  Smmnunion  folgt, 
ftnb  einige  Sigent^ömlid^feiten  (ogl.  Xl^alO^ofer 
II,  40  ff.).    Sie  aRaüdnber.  SleruS  unb  fßoVt, 
f^bm  fiets  eine  fold^e  9n^dngUd^feit  an  il^re  Si- 
turgie  bet^fitigt,  ba|  bie  urieberl^olten  Serfud^e, 
fie  SU  oerbröngen,  nie  Don  Srfolg  maren.  @d^on 
Pari  b.  @r.  mu|te  feinen  $Ian,  ben  römifc^en 
Slitud  auä^  in  SRailanb  einsuffil^ren,  mieber  auf« 
gebfiL  3m  3. 1060  mad^te  9licoIau9  n.  ben  nöm- 
üditn  Serfud^;  berfelbe  mi^ng  aber  ebenfoQS,  ob- 
gleich ber  eifrige,  umfid(^tige  unb  tl^tfröftige  ^I.  He- 
inis 2)amiani  gur  SSoSffll^rung  auderfel^en  morben 
«Mir.   @pater  untemal^  ed  ber  Sarbinal  Sranba 
be  Caf^rtone,  meld^  (Sugen  IV.  im  %  1440 
als  Sega!  in  bie  Sombarbei  abgeorbnet  l^atte,  ben 
tdmifdilenStituSinSRailanb  etnjufül^ren;  biegolge 
fetncd  Strfud^  mar,  bo^  er  ^d^  auS  ber  @tabt 
flüd^ten  mnlte.  2hn  3. 1497  mürbe  ber  moilön- 
h^dft  aUtuS  tnm  SIesanber  YL  f eierlid^  anerfannt 
rnnb  gutgeheißen,  unb  ba  ber  1^1.  $iud  V.  in  fei« 
mm  SuUen,  mit  benen  er  baS  oerbefferte  SRiffale 
mb  SreDier  einfül^rte,  bie  Srfl&mng  gab,  ba| 
Mm  ber  ^flid^t,  bie  liturgifd^en  fBäd^er  ber  römi- 
y^  Stitd^  anjunel^men,  alle  ftir^en  e^imirt  feien, 
bie  fett  200  3q1^  einen  eigenen  9lituS  b^ben, 
fo  mar  bomit  aud^  bie  ambrofianifd^  Stturgie  in 
i^ran  Sefionb  geftd^  Ser  1^1  ftarl  9orromau9 
fd^n|te  unb  t>eirtbeibigte  mit  größtem  Sifer  ben 
imA  feiner  Stvci^,  imb  als  ber  bamalige  @iou« 
umt  9RaiIanb  bie  (Sriaubnig  Don  9iom 
^atte,  bie  l^tge  9Reffe  in  ieber  jhr^e, 
bk  er  iefnden  mürbe,  nad^  rbmifd^em  StituS  cele- 
brimi  pi  loffen,  redamirte  ber  f)eiltge  fräftig  gegen 
bie^Cmicrffion,mie  anS  feinem  Sriefe  Dom  12.  $o« 
KBber  1578  an  ben  apoftoüfd^en  ^rotonotar 
6»eriogn  |uerf^  ifL  Ser  mailonbifd^e  9titu8, 
fogle  ber  ^  ilorl  bei  einem  anbem  9(nla|,  fei  nid^t 
Hoft  wrildnbifd^,  fonbemfraftber  ))ä))pd^en9uc- 
mib  Sit^gung  rdmifd^  unb  a))ofioIifd^. 
«enefk  Snfigabe  beS  ambrofianifd^en  SOtiffale 
unter  bau  1846  Derfiorbenen  ßrjbtfd^of, 
CflMwd  Stau  Caieton  Don  ®ai8rudr      %  1831. 
(Bgf.  Batumale  caeremonianun  iuiosae  Am- 


bros.,  Mediol.  1499,  unb  beiPamelius;  Beroldi 
Mediol.  Ordo  et  Oaerem.  Eccles.  Ambroe.,  iti 
Muratori,  Antiquitt.  IV,  831.)  —  3.  3He  go- 
tifd^e,  fpöter  mogarabifd^  genannte  Siturgie. 
9Id  „gotifd^e"  mirb  fie  begeid^net,  meil  il^re  9Iud> 
bilbung  unb  Slüte  in  bie  3^  ber  gotif d^en  §err« 
fd^ft  in  Spanien  fällt;  „mogarabifd^e"  Siturgie 
mürbe  fie  nad^  ber  Eroberung  Spaniens  burd^  bie 
Araber  genannt.  S>ie  ßinmol^er  beS  SanbeS,  bie 
ftd^  ben  9Rauren  untermorfen  b<^tten,  befamen 
nömlid^  ben  Stamen  SRojaraber  (Mostarabes  ober 
Mustarabes),  gleid^fam  ^.arabifirenbe  Araber" 
Sum  Unterfd^id)e  Don  ben  mirflid^en,  fid^ten,  ur» 
fpränglid^n  Arabern.  S)aS  SBort  ift  nid^t  auS  ber 
IBerbinbungDonmixtiunb  Arabes,  ober  DonMuza 
(9iame  beS  maurifd^en  ^eerfül^rerS,  ber  Spanien 
unterjod^te)  unb  Arabes,  fonbem  Don  bem  3eit« 
morte  araba,  beffen  $articipium  ber  jel^nten  ^on« 
iugation  eS  entfprid^t,  l^erjuleiten.  2)ie  gfrage  nad^ 
bem  Urfprunge  ber  mogorabif d^en  Siturgie  fül^rt  }tt 
unlösbaren  Sd^mierigfeiten.  S)aS  ^auptgepräge 
btefer  Siturgie  meist  auf  il^re  ^ftammung  auS  bem 
ÜRorgenlonbe  l^in.  SBann  unb  burd^  men  ift  ber 
anatolifd^e  9lituS  nad^  Spanien  gefommen?  ^aben 
il^  bie  ®oten  im  anfange  beS  5.  ^al^rl^unbertS 
erft  Don  ffleinafien  unb  Sonflantinopel  1^  nad^ 
Spanien  gebrad^t,  ober  fanben  fie  il^  bei  ibrem 
(SinfoOe  in  biefeS  Sanb  fd^on  Dor?  ^ol^.  $iniuS 
in  feiner  auSgegeid^neten  Wbl^anblung  De  Liturgia 
antiqua  Hispanica,  AA.  SS.  Julii  VI,  1 — 112, 
Dertl^eibigt  bie  ^nf\d^t,  ba|  in  ben  Dier  erften 
äal^rl^unberten  ber  römifd^e  9lituS  in  Spanien 
üblid^  gemefen  fei ;  baß  bie  ®oten  im  5.  ^af^v 
l^unbert  eine  ber  gried^f d^en  äl^ntid^e  Stturgie  mit« 
gdbrad^t  l^ötten,  unb  baß  bur^  biefe  bie  atte,  ur- 
fprfinglid^e  Derbröngt  morben  feL  UebrigenS  l^abe 
bie  Don  ben  ®oten  eingefül^  Siturgie  naml^fte 
SSeränberungenerfal^renunbfd^ne  befonberS  burd^ 
bie  l^eiligen  Sifd^öfe  Seanber  unb  Sfibor  Don  Se- 
Difia  überarbeitet  unb  auSgebilbet  morben  }u  fein. 
SHesanber  SeSIe^  bel^auptet  baS  ®egent]^eU ;  nad^ 
il^m  l^ätte  baS  atte  Spanten  feinen  tRttuS  auS  bem 
Orient  belommen,  unb  bie  ®oten  l^ötten  ftd^  um 
f 0  leidster  bamit  befreunbet,  alS  er  bem  il^rtgen  fat 
ber  ^auptfad^e  öbnlid^  mar.  9uf  bie  beiberfeitS 
geltenb  gemad^ten  ®rünbe  lann  l^ier  begretflid^ 
nid^t  eingegangen  »erben.  (SSgL  ^robft,  S)ic  fpa« 
nif^e  ÜReffe  Don  ibren  Anfängen  bis  jum  8.  Sol^r« 
^unbert,  in  ber  SnnSbr.  3«if^nft  für  fatbol. 
Ideologie  1888,  Iff.)  3n  ber  gmeUen  §älfte 
beS  11.  Sobrl^unbertS,  unter  Slejonber  11.  unb 
®regor  vn.,  fing  man  an,  ben  römtfd^en  Situs 
auf  ber  ^albinfel  ein^ufübren ;  oIS  aber  im  3. 
1088  ein  S^nobalbefd^Iuß  bie  SBefeitigung  ber 
mojarabifd^en  Siturgie  aud^  in  Solebo  anorbnete, 
fanb  bie  SWaßregel  feftigcn  aOBiberfianb,  unb  man 
entfd^Ioß  fid^,  nad^  ber  Sitte  ber  bamaligen  3eit, 
bie  ©ntfd^eibung  erft  Don  einem  3tDei!ampfe,  bann 
Don  einer  gfeuerprobc  oBböngig  ju  mad^en.  Seibc 
fielen  äu®UTtfien  ber  mo^arabifd^en  Siturgie  auS; 
ber  Äönig9UfonS  VI.  aber  fprad^  ftd^  bal^in  ouS,  baß 

2 


85 


Sttnrgten. 


36 


beibe  Stturgten,  bie  r5mi{(i^e  unb  bie  mogotabif d^e, 
in  feinem  SRei^  neben  einanber  befleißen  follten. 
Son  ha  an  »urbe  ber  @otte§bienft  gu  Xolebo  in 
fed^  ^forrfird^,  nämlici^  @t  ÜRorcuS,  @t.  gu«  ■ 
talia,  et.  Sufta  rnib  »uffina,  @t.  2ucaS,  6t.  @e«  { 
baftian  unb  @t.  ^otquotuS,  nad^  mogorabifd^em ' 
9htu§  gefeiert.  %Ü  in  ber  f$foIge  ber  römif d^e  StituS 
Qud^  in  ben  genannten  JKrd^  mel^r  unb  ntel^r  in 
(Sebraud^  f am,  mod^te  ber  Sarbinal  ^tani  XimeneS 
im  Slnfonge  bed  16.  Sal^rl^unbertd  großartige  %n- 
ftrengungen,  mn  bie  (Sr^altung  ber  mo^arabifd^en 
Siturgie  gu  ftd^.  (Sr  Deranftaltete  nid^t  bloß  eine 
neue,  ret)tbirte  9lu§gabe  beS  mogarabifd^  9)Kffale 
unb  SreDierS,  fonbem  er  baute  aud^  eine  flapette 
(ad  Corpus  Christi),  bie  er  mit  einer  i^unbation 
für  13  ftaplöne,  n)el^e  täglid^  baS  Officium  unb 
bie  l^ettige  SReffe  nod^  mogorabifd^em  9titu§  Der« 
rid^ten  foOten,  auSftattete.  ^ud^  in  Solomanca 
unb  IBallabonb  mürben  nad^  bem  Seifpiele  be§ 
Sarbinafö  Stiftungen  }ur  ßr]^altung  biefeS  9Htu§ 
gemad^t,  menngleid^  Don  geringerem  Umfange  (f. 
Pinius  1.  c.  66.  67  unb  6.  3.  ©cfele,  S)er  6ar» 
binal  »mencS  u.  f.  w.,  %iä>.  1844, 161  ff.),  ©ie 
mojarabifd^e  SReffe  beginnt  äl^nlid^  ber  unfrigen 
mit  bem  ©taffelgebete,  barauf  folgt  ber  3ntroitu§, 
baS  Gloria  in  excelsis  (le^tereS  iebod^  nid^t 
immer),  bie  Oration  be§  StageS,  bie  ^ropl^etic 
b.  i.  fiefung  auS  bem  Slten  Xeßamente,  baS  ^al» 
lenbum,  unferem  ®rabuale  äl^nlid^,  bie  Spiftel  unb 
baS  St)angelium,  nad^  biefem  bie  Si^^^itung  unb 
2)arbringung  ber  @aben,  bie  aber  nod^  ni(|t  atS 
eigentlid^e  Opferung  }u  betrad^ten  tft,  unb  ber  t)or 
^Iter§  bie  ffated^umenen  nod^  beimol^nen  burften. 
tJür  bie  ©läubigcnmeffe  (f.  ÜReffe)  ift  folgenbe 
Orbnung:  eine  Oration,  Missa  genannt,  bienad^ 
ben  3^ten  unb  S^pen  tted^fclt;  eine  anbere  Ora- 
tion, bie  €ommemoration  ber  ^eiligen  unb  %b* 
geftorbenen;  bie  Oratio  post  nomina,  bie  Oratio 
ad  pacem  mit  bem  |^rieben§fu|;  bie  ^öfation 
unter  bem  Stamen  Blatio,  mit  bem  XriSagion 
enbenb;  bie  Oration  Post  sanctus;  bie  (Son« 
fectation  unb  SIeoation  unb  möl^enb  ber  Mtem 
baS  Post  pridie,  ein  @ebet,  meld^eS  bem  Sd^Iuß« 
gebete  unf  ere§  &tnon  nid^t  unä^nlid^  ijt ;  baS  @Qm« 
bolum,  bie  Sred^ung  ber  §oftie  in  neun  Il^eile, 
Don  benen  jieber  ben  Stamen  eines  ®el^eimniffe§ 
be§  (SlaubenS  befommt  (f.  b.  2trt.  Srobbred^ung) ; 
SWemento  ber  Sebenben,  befonberS  ber  Slnmefen* 
ben;  ba§  Saterunf er ;  SSermifd^ung  bc§  neunten 
^Partif  eis  mit  bem  l^eiligen  93Iute ;  ©cgnung  be§  S5oI« 
fe§;  Sommunion  mit  ®efang  unb  ®ebet,  2)anf« 
fagung ;  ©d^Iußanfünbigung  unb  feierlid^e  @eg« 
nung  mit  ben  äiorten :  In  unitate  sancti  Spi- 
ritus benedicat  vos  Pater  et  Filius,  Amen. 
(Sgl  bie  SluSgaben  beS  mojarabifd^  SRiffale 
Don  Ort^i,  3:oIebo  1500,  Don  fieSle^,  9lom 
1755,  wä>  Don  Sorengana,  9lom  1804,  le^tere 
obgebrudCt  bei  Migne,  PP.  lat.  LXXXY,  neuefte 
SnSgobe  Xolebo  1875;  Florez,  Espafia  sa- 
cnda,  m,  Madrid  1748.)  —  4.  2)ie  galli- 
%  flitiitgien.  3m  jfränfifd^  Steid^  l^errfd^te 


feit  bem  8.  3a^r^unbert  ber  römifd^e  SKtud,  ben 
bie  ffarolinger  bofelbft  eingefül^rt  l^atten;  Dörfer 
aber  beflanb  bort  eine  anbere  Siturgie,  bereu  9kr* 
f d^ebenbeü  Don  ber  r5mifd^en  nod^  ber  1^1.  @regoT 
b.  @r.  OBp.  11,  64)  ^orl^ebt  3)ie  3)en!mäler 
biefer  Siturgie  finb  au§  io^l^unbertelonger  Sßer* 
geffenl^t  erjt  in  neuerer  3(it  auf getaud^t.  S^erft 
begegnet  un8  f^xtt  ba§  Missale  Gk>thici]ni,  Don 
ÜRabillon  Gothico-Gallicanum  genannt,  totld^^ 
81  ÜRe^formuIarien  enthalt  unb  ol^ne  3tDeif el  Dor 
ben  Qntm  ber  flarolinger  im  narbonnenfifd^ 
®aflien  gebrandet  aurbe.  @ein  (Sfyxtafttt  beur- 
funbet  b^  orientalifd^en  Urfprung,  mie  [a  aud^ 
bie  erflen  ®Iauben§f)rebiger  unb  Sifd^öfe  @al* 
üenS,  bie  l^O.  %xopf^mvi§i,  ßreScentiuS,  $otl^inu§, 
3renäu§  unb  @atuminu3,  Dom  ÜRorgenlanbe  ge- 
f ommen  finb.  S)a§  gmeite  S)enhnal,  baS  Missale 
Gallicanum  vetus,  hrie  Xl^omafiuS  unb  9Ra- 
biBon  e§  betitelten,  ftimmt  gleid^  bem  erftem  ber 
^auptfad^e  nad^  mit  ben  Siturgien  bed  Orients 
herein.  3^^i  anbere  liturgifd^e  Urfunben,  baS 
Missale  Francorom  unb  baS  Sacramentarinm 
Gallicanum,  fteUen  nid^t  mel^r  ben  ölteften  gafli« 
cantf^en  9ütuS  bar  unb  finb  be^l^Ib  minber 
nnd^tig.  IBeibe  gel^ören  n)al^rfd^einlid^  ber  ^ßeriobe 
beS  UebergangS  Don  ber  urfprünglid^en  Siturgie 
pr  römif(|en  an;  ieneS,  meint  Sebrun,  fei  gmif d^en 
768  unb  771  Derfa^t;  biefeS,  Don  SRabillon  im 
ff lofter  93obbto  in  ber  Sombarbei  gefunben,  fd^eint 
alter  )u  fein;  mo  eS  im  ®ebraud^e  gemefen,  bleibt 
unentf d^ieben.  93on  großem  SBertl^e  för  bie  ff ennt^ 
ni|  ber  gaüifd^en  ^effe  ifl  bie  (^ofttion  beS 
1^1.  ®ermanu§  (f.  b.  ari),  ber  im  3.  555  »ifd^of 
gu  $ari8  »urbe,  SDJan  f anb  fte  im  fflofier  @t.  SDtat* 
tin  IM  Slutun,  mo  ®ermanuS  533  }um  S)iacon 
unb  586  5um  $riefter  genieibt  morben  mar.  Sb. 
SOtartöne  unb  Urfm  S)uranb  l^aben  fte  im  The- 
saurus Anecdotorum,  Tom.  V,  Deröffentlid^t 
Sinen  unfd^ö^baren  Seitrag  gur  ffenntni|  ber  Si« 
turgie  beS  aUen  ®aD[ien§  Derbanft  bie  fird^Ud^e 
Siteratur  bem  geleierten  Slrd^iobirector  gr.  3.  SKone 
}u  ff arlSrul^e.  SS  ftnb  biefeS  11  aRe^formuIarien 
aus  einem  ref  cribirten  (Sobes  beS  einmaligen  ff  lo» 
fterS  Steid^enau.  Obgleid^  nur  S&md^ftüdk  unb 
nur  bie  Derönberlid^en  ®ebete  entl^altenb,  aetoöl^ 
ren  fie  bod^  ein  getreues  $ilb  beS  oltefien  ®otteS« 
bienfteS  im  fübUd^en  tSfranfrcid^.  ©ie  erfd^iene« 
unter  bem  %M  „Sateinif d^e  unb  gried^ifd^e  9Reffen 
aus  bem  2.-6.  3aierieunbert",  Qfranffurt  a,  501. 
1850.  2)er  ^erauSgeber  l^at  il^nenmertl^DoIleWb- 
l^auMungen  beigegeben  über  bie  gaüicanif d^e,  afri« 
canif d&c  unb  römif d&e  9Kcffc  u.  f.  w.  SBenn  er  aud^, 
mie  Dr.  ffienjinger  in  ber  3:üb.  Ouartalfd^rifi, 
1850, 3.  ^eft,  500ff.  bar  jutl^un  unternommen  ^at, 
baS  alter  ber  grormularien  gu  l^od^  anfe^t  unb 
mit  feinen  93ctt)eifcn  ntd^t  immer  burd^bringt,  fo 
ftnb  biefe  SReffen  bod^  ölter,  als  bie  biSl^er  ebirten 
ÜKonumente  ber  alten  gallifd^cn  Siturgie.  (lieber 
bie  Siturgie  ber  gaflifdf|cn  ffird^cn  f.  J.  M.  Tho- 
masii  Missale  Gothictmi,  Francorum  et  Gal- 
licanum vetus,  Romae  1680;  Mabillon,  De 


37                                                    fiiturgif.  38 

iitvgia  Gaüicana,  Paris.  1685  [Migne,  PP.  l^immltfci^en  Siturgen,  beS  gottmenfd^Iid^en  0))fe* 

Iit.  LXXÜ,  99  sq.] ;  Museum  Italicum  I,  2,  rerS,  prbitterdunb®nQbenfpenberdQt6t  (f)ebr.  1, 

273  sq.,  Lutetiae  Parisiorum  1687  [SBbrud  24f[.;  8,  Iff.).  ^omad  unb  anbete  ^oteftanten 

kiMigne,  PP.  lat.  LXXn,  447  sq.];  Mar-  betrauten  afö  ©egenftanb  ber  Siturgif  nur  bie 

ttne  et  Durand,  Thesaurus  anecdotorum  V,  }unt  ®emeinbegotteSbtenft  gel^drigen,  burd^  ^genbe 

Pkris.  1717 ;  Neale  and  Forbes,  The  ancient  unb  ©efangbu^  fisirten  Scte,  fd^Ue^en  ballet  ni^t 

Utorgies  of  ihe  Gallican  Ghurch,  Bumtis-  nur  bie  $rebtgt  al§  fogen.  freien  %ct,  fonbem 

lud  1855;  $rob{t,  2)ie  gaUicanifd^e  SReffe  Dom  auä)  bie  Saufe  unb  oEe  Senebictiongacte  (Son« 

4.  tö  jum  8. 3a^l|unbert,  im ftatl^olif  1886, 1,  firmation,   Trauung,  Orbination,   Segräbnil 

73 {f.;  Duchesne  L  o.  143  ss.  3n  neuefter  S^xt  u.  f.  m.)  Don  il^r  avß,  niöl^renb  festere  Don  Otto 

vaibai  oud^  alte  Siturgien  au§  Snglanb  oeröffent-  ($ra!t.  Xl^eologie  I,  508  ff.)  in  ber  SüurgU  be* 

&^  nändid^  baS  bem  9.  äal^rl^unbert  ongel^örige  l^anbelt  merben,  unb  möl^renb  nad^  ^agenbad^ 

Stowe  Missal,  Lond.  1881,  ein  Sleifemijfal  au§  fogar  bie  ^rebigt  in'3  93ereid^  ber  Siturgif  gehört, 

bem  12.  Sa^^unbert  unter  bem  Xitel  Irish  Mis-  in  meldtet  bie  |)omiIetit  nur  ein  ^auptftödC  ber 

Sil,  Lond.  1879,  LeoMc  Missal,  ib.  1883 ;  fpecieOen  Siturgif  bilbet.    UnbeftritteneS  Obiect 

fmier  t>on  SB.  3Ra§feIl  The  ancient  Liturgy  of  ber  fatl^olifd^en  Siturgif  ift  in  erfter  Stetige  bie 

theChurch  of  England,  according  to  the  use  t^eier  beS  l^eiligen  SDte^opferS,  fobann  ba§  Htur« 

of  Jarom,  York,  Hereford  and  Bangor,  3.  ed.  gifd^e  @tunbengebet,  femer  bie  ©acramente  unb 

Oxf.  1882.  lieber  bie  allgemeine  Siteratur  f.  b.  9rt.  @acramentalien,  (auter  mittlerif d^e  ^cte,  enblid^  bie 

eitogif.)                        [fföfftng  (flaulen).]  ^m  be§  liturgif d^en  3a^re§,  ge»ö^nlid^  JKr^en- 

/itetgift   (XecToupYtx^   scilicet  lirumQfXT])  jol^r  genannt. 

Knst  man  fat^oIifd^erfeit§  )e^t  biejienige  3tDeig-  SBöl^renb  nod^  gludC  bie  Sihtrgif  ald  eine  felb* 

M§ci|)Iin  ber  ^aftoraltl^eologie,  in  meld^er  bie  jlänbige  tl^eologifd^e  SBiffenjd^aft,  mie  }.  93.  ba§ 

fitnrsie  ber  fatl^olifd^en  ftird^e  ober  ber  fatl^olifd^e  ftird^enred^t,  bie  Storaltl^eologie  u.  f.  tt).,  betrad^» 

€8ltu§  miffenf(^ftltd^  bel^anbelt  nnrb.    üixxitx  itU,  »irb  fte  bermalen  Don  ben  fati^olifd^en  Xl^eo* 

laSgebrücft  ift  Siturgif  bie  Sßiffenf d^aft  ber  Siturgie  logen  burd^meg  nur  als  3^^tgbi§ci|)Iin  ber  $(^to« 

(bon  IxvzüL  l^a  =  munus  vel  officium  publi-  raltl^eologie  angefel^en;  aud^  bei  ben  ^roteftanten 

am).  %tö  Siturgie  aber  begeid^nen  mir^atl^o:»  bilbet  fte  gemöl^nlid^  nur  einen 99eftanbti^eil  ber  fog. 

fiftn  bie  @efammt^eit  berjenigen  ftnnenföUigen  praftifd^en  ^l^eologie.  2)ie  ^aftoralü^eologie  f eiber 

I^Qtigfciten  (ober  §anblungen  [epTa]),  toctd^e  in  (Dgl.  b.  9lrt.)  ift  bie  SBiffeufd^aft  Don  ber  §irten» 

ber  fltrc^  @otted  auf  Srben  Don  l^ierard^ifd^en  tl^ötigfeit,  toeld^e  ber  Derflörte  ©ottmenfd^  als  un» 

aber  mittlerifd^en  ^erfonen,  ald  ben  orbinirten  Or«  fid^tbarer  pastor  et  episcopus  animarum  (1  $etr. 

«Dl«!  unb  gottbefteüten  fid^tbaren  SteSDertretem  2,  25)  in  feiner  JTird^e  auf  ßrben  burd^  eigenS 

l^fti,  beS  l^immlifd^en  ßo^enpriefterS  ober  Si«  (in  ber  Orbination)  l^ierfür  befteQte  ftd^tbare  Or> 

Ingen  (^br.  8,  1 — 4),  für  baS  gläubige  Solf  gane,  nömlid^  burd^  bie  fird^Iid^en  §irten  ^öl^em 

p.aoc  =  Aetoc,  moDon  Xercov)  uub  im  engftcn  3u»  unb  niebem  SangeS,  bis  an'S  6nbe  ber  Sage  ju 

fammenfd^Iujs  mit  bemfelben  als  fd^ulbiger  reli«  bem  3n)ed(e  DoÜgiel^t,  ut  oves  yitam  habeant  ei 

gtöfer  2)ienft  Dor  ®otteS  aRajeftät  (bal^er  ®otteS-  abundantius  habeant  Qo%  10, 10).  SBie  g^ri» 

bknß,  officium  divinum,  cultus  Dei)  nad^  ben  ftuS,  ber  gute  ^irte,  nur  Siner  ift  fo  ift  aud^  feine 

um  Kl^ripo  unb  feiner  ftird^e  auctoritatiD  feftge«  ^irtentl^ätigfeit  mefentlid^  6ine,  in  i^rer  6rfd|ei« 

fUUen  Siormen  DoKgogen  werben,  ftürjer  fann  nung  aber  breigeftaltig,  feinen  brei  Slemtem  ent» 

mm  bie  fat^olifd^  Siturgie  aud^  befiniren  alS  ®e«  fpre^enb,  bem  Sel^ramt,  bem  ^riefteramt  unb  bem 

fmmtt^t  ber  priefteramtlid^en  ^anblungen  in  ber  föniglid^en  Smt.  Sa^  nid^t  etma  blo^  bie  fird^« 

fofl^Iifi^  ftird^.  S)ie  n)td^tigfte  berfelben  unb  lid^eSel^rtl^ötigfeit,  nieder  bie  flated^etif  unb  f^omi- 

9ttttel|mnft  beS  gefammten  b^entlid^en  ©otteS«  letifentfpred^en^  unb  bie  föniglid^e  ober  SlegierungS* 

bkißcS  ift  bie  g^er  beS  eud^ariftifd^en  OpferS,  tl^ätigfeit,  toeld^er  bie  mitDerfd^iebenenS^amenbe» 

wdift  tcfyx  naä)  bem  Vorgang  ber  opoftolif^en  §eid^nete  Seigre  Don  ber  @eeIforge  im  engem  @inne 

bi^itstiimen  (8. 99.,  6.  Hap,)  nod^  ie^t  Don  ben  entfprid^t,  fonbem  aud^  unb  aUererft  bie  priefter» 

9ne4en  in  einem  engem  @inn  ober  in  sensu  lid^e  unb  l^ol^epriefterlid^e  Zl^ötigfeit  unter  ben 

■mienti  oIS  Siturgie  xa-c^  i^o-^y  begeid^net  n)irb  begriff  beS  irotpiaiveiv  faUe;  ba^  Sl^riftuS  in  erfter 

fBfjL  b.  Ilrt  Siturgie) ;  be^gleid^en  ^un  in  aller«  Seilte  burdft  fein  Opfer  unb  bie  3u»Denbung  ber 

nper  S^  ^^^  3ttingianer.  Unter  bm  $ro-  gfnid^te  beSfelben  an  bie  SRenfd^l^eit  fid^  a(S  §irtm, 

k^Dotfai  ip  ber  Segriff  Siturgie  unb  bamm  aud^  als  ben  „guten  §irten",  als  ben  „großen  pxxttn 

ber  crfl  in  neuerer  3«t  öon  il^nm  aboptirtc  93e«  ber  ©d&afe"  erwiefen  l^abe  unb  ermcife,  ergibt  jld^ 

§rijf  Siturgif  nod^  fd^nnrnfenb;  biefe  erflärt  ftd^  un^ttjelbeutig  auS  3o^.  10,  11,  wo  ber  §eilanb 

oS  iftrer  Settoerfung  beS  eud^ftifd^en  DpferS,  felber  gerabe  burd^  ben  ^inweiS  auf  fein  8ebenS«= 

•di^  boS  tragenbe  unb  belebenbe  Sentmm  aQer  Opfer  ftd^  als  ben  guten  |)irten  d^arafteriftrt,  unb 

Stegie  tp,  unb  auS  i^rer  Säugnung  eines  mitt-  auS  öebr.  13,  20,  wo  ber  apoftel  gl^riftum  ben 

ioft^^ePert^S,  ol^e  meines  eS  feine  eigent«  „großen  ^irten  ber  @d^afe  im  Slute  beS  ettngen 

Vfm  Siinrgen,  »eü  feine  Don  ®ott  (nic^t  Don  ber  SunbeS"  nennt.  9lm  Altäre  beim  eud^ariftifc^en 

Conrinbe)  befieDten  fid^tbaren  Stepräfentanten  beS  Opfer  merbm  bie  @d^äflein  auf  bie  fettefte  SBeibe 


89                                                          SttBigil  40 

geführt;  in  bot  eocrammtm  unb  Segmiiigni  bt§  BSmft^tißcS,  fonbtm  on^  Dom  göttTi^cn 

betfttr^eiflbafütetforst,  boftbitSi^flriiibai  @ciße,  bti  in  ba  ftiic^,  JlKcieQ  in  bcr  SitoigU 

SAtn  fyibttt  mb  rt  in  güOc  ^abnt;  im  StunbtU'  lebt  unb  toiitt  tiiS  ölt'S  lenbc  bn  Soge.  Stür^ 

oÄd  mirb  bitfeS  Scbcn  nU^  iloji  betifdtigt,  fon-  gefogt :  Mt  fol^olifi^  fiitmgil  ^t  ein  mögli^ 

bctn  «i4  gnii^  mtb  bcftßigt  —  gtiDife  l&rasüt  giitnbli^,  ot{pnif4tS  Sttpänbnil  bei  gtfaimn- 

«nng,  bu  (tncjtonnfiit^  X$3ti^eäai  untn  ben  ten  tal^rtf^  £Uiiigie  ju  Mnnitttln.  Um  nun 

Stscilf  ba  ^iitatQfitigfrittn  lu  fubfutmitit,  unb  bitfe  XnfQobt  }u  löftn,  botf  fit  hintfniegf  itin 

bn  Sitürgil,  mtÜ^  SSifintf^an  biefet  ^tritpaosit'  t^Kontif^  Mifofinn ,  fonbtnt  tnu|  biin^&ws  ou^ 

li^  X^ftttgjtilm  i^,  nur  nie  3">ci0bifid)>Iin  bn  bie  tSkf^i^tt  f otro^l  bct  Gitutgic  im  ®4Ui}«i  all 

$aflDiaU^lo^  pt  betrauten  unb  jube^tmbcfn.  011$  bn  rinjelntn  lüuxgifil^  f>aitblintetn,  ^oi- 

ffiolüt  man  bii  tinjdncn  3totigb^d))Inun  bcr  mm  n.  f.  m.  bab«  bcrudfi^tigcn.  3ti^B  ^äU 

Sßa^Diolt^bgtc  no^  bn  SBii^ti^eit  i^  Ob-  mtift  Dot  ^t!^  SauQeüuie  mb  fnbiedtDifH^ 

j[tcttodmäi,  fo  mü|te  bitSitutgäbmer^^d^  fntifUi^  3)eiitunfl  bn  einjtbwn  SnUformen,  att 

einnf^mai,  ba  ja  Doi  olltn  ^irtenl^ätiefcUen  bit  bit  gnunie  ^ißorijqt  ftemütog  i^  ßntßt^ung 

toritßoinitli^e  bit  toic^tig^  iß.    3n  Küdfic^t  unb  i^  dunSIiflin  Cntmi^ng  bis  gm:  ddi- 

unmf  obn,  ba$  btt  inrießnainllt^'n  X^gftilen  litgaüwn  IScftnlt,  unb  nw  t9  fi^  ouf  fitutgiji^ 

in  bn  Slegtl  uenigßaiS  bit  gninbltgenbc  Stift-  ®tbitte  um  %tubmotgnt  am  Stflt^tnbtn  fnnbtit, 

$jtti0lnt  jui  SSonuSft^e  $ab<n,  iß  eS  ntt<  ift  ba§  Ji^ufle  €(^u^miUd  Vor  aRtfcgti^en  bit 

ftnt^atb,  ba|  im  ft*Kiulni  3^etl  btt  ^oßoral-  gTünblt^^iftoni^ftenntm6tiimbenbdrtfftnben 

t^Iogic  (btt  oltgtmtint  fyä  ton  bm  Orgonnt  Sultfonncn.  ßin  f^Iogenbn  ^tiocis,  toofiin  man 

oiln  ^Saltotiilt^steä  jn  ^nbeln)  an  nun  ©ttOe  bti  SaUnfonnen  mit  blo^  fogm.  $rindtiitn 

bie  ffotn^cKt  ßt^  ^trauf  bit  ^mUttif  obn  bit  uub  o^  -gntontR  Jlatntui|  bn  £ultgci(^it!^ 

Sitmgil  ^Igt,  uiu>  an  I^n  €tdle  bitjtnigt  1)1^  lommt,  iß  }.  9.  Sntl^  Fonniila  Uissse  unb 

ttfißn,  bntn  ObfKt  bie  Solforgc  im  ntgtm  @iiin  finb  inneitrölb  bn  ^t^Iifi^  ftitc^e  bie  Mm 

i^  i^iicn  $la|  ei^tUt,  bie  abei  no^  feinen  qQ'  ben  Solep^em  eingeführten  obn  ongtfiretilai 

Stmcin  rtcipiritn  Sbrnien  fyü,  fonbnn  bolb  aI8  Sultrtfonnen.  ^lonntlitb  ift  aucti  untn  b«i  Sßro« 

(tr^it^Sabtifiogä,  bolb  oI§  ^äbeiitit  3)iSci)]li'  teflaitten  in  neunter  ^eii.  ieitbem  fie  eingebnäcR 

norÜ,  AqDemtttl  u.  bgL  btinäpitt  mtib.  ^iftonji^=ltluigijdie  i^tubieit  mad^,  ein  iitbeniat- 

Site  $n>ttflantcn  betrai^ttn  bie  gotteibienß*  bn  Umfi^tDung  jum  Seffeni  in  €a4en  ifym  2U 

Ü^tn  Sitnnen  meißenS  nm  all  freies  $TObud  brt  turgien  erfolgl  (t>gl.  jtöftlin,  @tf^lt  be3  ^nfO. 

,®emeinbt(iei|leS' unb  bqti^nen  ba^  aia  Änf»  ©oHElbienfte«  239  ff.).  Wßnbinj^  tom,  wieiAe 

gabt  bn  SibajÜ  bie  miffnifdiaftli^  gnturiiBiing  aBiiienfdiatt.  fo  aui)  bie  Silurgit  mifftnf^fUi^ 

ber$nnd|nen,  nac^  meld^  bitfe  ^huction  flt§  feftfte^enbtt  iprincipien  nit^t  tntMbmi;  aKttu  bi^ 

in  tntftne^^cnbei  Shife  jn  gegolten  ^be.    Un§  jeRien  reichen  o^ne  ©ejiiiiditc  uiAtanS  unb  (dunen 

An^Itttn  bagegeit  [uib  Vit  t)j::e-:Okn[!lii^en  ijoi-  o^ne  SSehi^i^tigung  bei  SuUgef^^ie  übn^aulrt 

mm  unb  iß  bie  Sitursie  bun^üuS  cimai  po]iÜo  nii^t  getsonneu  tnrbcn.  Wan  fyä  b<^^  mit  3te^ 

©tgebene«,  ^§  ^robuct  birect  götllii^er  (titrc^  Ofiagt.  bit  Situtgtt  fottt  ein  ,l&ißDrif(H-ibtaW 

(E^nßttf)i)bntubiiecl9ÖttIid|ei9[noibnun9(Üur(^  Mfftn"  fein  refp.  btgrünben;  bidiur^  unteif i^< 

btetKme^rißuSauctonrirten^oßel).  t|E)eilä^$io-  bet  fie  fidi  aud)  Don  ber  jo genannten  9iubndß% 

bnct  nitl^tnbertiä^nger,  unter  bem  ginflul  beä  ioeld)t  Icbiglt^  eine  genaue  flenntni|  bn  ünfttni 

l^eOtgt«  ©etßt«  unb  nnt«  ber  oibnenben  ^anb  Sullformen  unb  bet  art  iftm  lH>rf<^ftSniöSi. 

beigottbtfltBtenttt^Uc^Obtren  bDUjDgenerge.  gen  «uSjii^rung.  aber  nidit  ein  ttgentli^  imb 

Wi<$tIi"i6«€ntn>i4IunB,nnbbaTmninQ!leniören  tiefeitä  !Berßänbni&  berfelttn  »ermitteil,  wie  tf 

«iQtQitittn  it^lilSWtliinbfic^  5f atur.  5)it  ht^o-  geroiä  für  jtben  einjelnen  Siturgtn  Don  groB» 

W^  Sitwgtf  ift  bo!&n  tint  imi^r^aft  poftttDe  SSi^tigfeit  iß.  SUerbing?  fiammt  bie  äi^tt  SBei^ 

SÖiffenfc^  mtb  fyü  ^  fotc^  ben  tbotiäi^fiäi  bf  unb  Erbauung,  mit  wilätn  bn  einjtlne  Siturg 

ße^tuben  tti^Ii^  SultuS  in  allen  fdnni  @in)tl:  functiitniiFn  '}oü..  iuU-rt  mi)t  aus  grünbli«^ 

beÜen  geifHg  ju  bmi^ringen,  bai  boS  empiriic^  Stnbium  ber  Siturgit,  fonbent  oui  ftßem,  bom 

Scgebene,  bie  ftnuntföllignt  Eultfonnen  (Boite  Vüigtn  @tiß  gtnirftem  @(aubcn,  au9  UM^m 

^anbbmgen,  SQuiboIe  u.  f .  d.)  nia  ^rtdiEinnncteii  Srdmmigfeit,  todfy  am  miTffomßen  bun^  guttf 

enitS  vfnjTÖv,  alS  9luÖ)rutf  tinc-r-  Cicli'tigeii  (ciiici  münblii^  unb  betrat^lenbeS  @tbtt  niangt  unb 

@Iau6en8nHi[|t'^,  einn  ttlig-.i'in:  ?^bec.  c!;u?  gepßegt  »irti ;  allein  bitfe SiAmmigttU mirb  ni^t 

iimem  SuItacttS  u.  f.  tD.)  unb  tefptctiM  als  finnen-  bIo|;  eileu^leter,  fonbtm  oui!^  na^^ltign  fein, 

fjQIige  XxäQfx  unßci)tbam  übtniatäTli(^  Snabtn  nxnn  ßt  mit  flarem  Sinblitf  in  boS  innert  SStft^ 

giünblic^  ja  trnörtn,  unb  namtntlie^  bit  faß  ja^-  in  bit  Sebeulung  unb  @efi|i^  bn  SuUf  Dirnen 

bfen  Sitigclfoimtn  unfein  Situi^t  in  i^ntm  oi-  tMibunben  iß.  2lß  tin  ^tßn  gläubig,  fiomn^ 

«ntif^  ^uf'xnmtn^ng  bocjußmtn.  Senn  bit  babei  ober  ondEi  iibn  Swftn.  Stbeutuug  unb  @t- 

SiturgiebeEtat^ltf^ntPir^  ißltinloftS  SlggR*  \ip,^  bn  um  ii^  p  DoDjit^enbtn  Snlt^onb« 

(ptt  KiiKfQiIi^  eingtfil^itn  Snitfonntn,  fonbnn  lungat  grünbli^  oiientiit.  fo  urirb  er  bieftlbm 

rin  IdttMonn  Organismus,  bm^nxilttt  ni^t  ßtbnliil^  no<i^  mihibian,  f^uungDoOer,  erboulti^ 
bIi>|Bimbtnbgif(^nnb)if9^Iostfc^<lkft|tnlM^it^oHcinaä)nn,  bn  tbenf  d  gUubtg  nnb 


41 


Siturgif. 


42 


flomm  tfl,  ober  j[ened  grfinbltd^en  93erjiönbmf|e§ 
cnttc^  @4on  bie  flrt  ber  Setonung  beim  Sejen 
ober  6m8en  ber  }uge]^5tigen  litur  gif  d^en  Xeste  xovch 
bcn  Untetfd^eb  }mifd^  beiben  mel^  ober  mtd' 
ger  bemerflid^  mod^  &  ift  bal^er  Don  großer 
Si^tigfeü,  ba%  in  ben  ^riefierfemtnorien  nid^t 
Hob  Sbibridflü,  fonbem  neben  rnib  refp.  in  Ser« 
Mnbiing  mit  berfelben  oud^  Siturgil  bodrt  »erbe, 
nb  fKHn  m5glid^{}  etngel^b. 

%n  ber  )e|t  fafi  aOgemein  angenommenen  Sin- 
l^iuig  ober  oietmel^r  9!u§{(i^eibung  in  allgemeine 
nb  \ptdäit  Siturgif  mirb  für  alle  3ufunft  ent« 
\ifiAm  feftgu^en  fein.  3n  ber  aHgemeinen  Si« 
tegü  mu^  olkrerfi  oom  Sßefen  beS  SuItuS  über« 
^t,  fpecieü  üom  Sßefen  bed  fatl^olifd^en  SuItuS, 
jobomi  im  SEgemeinen  oon  ben  ^ultf  ormen  unb 
bani(Eigenf<^ftenge]^nbeUn)erben.  3m3ntereffe 
größerer  Sinl^it  unb  Ueberftd^tUd^feit,  f oaie  aaä), 
nSBieber^oIungen  gu  oermeiben,  erfd^eint  eS  aI8 
§!loten,  fold^  Sultl^nblungen  unb  onbermeitige 
Caltfmrmen,  meld^  burd^  bie  gefammte  Siturgie 
VoL  bei  iKrf(^iebenen  ßultacten  nneberfel^ren  unb 
inlofem  allgemeiner  Statur  finb,  be^gteid^en  fold^e 
faltrequifite,  meld^  man  für  aQe  ober  bod^  für  mel^« 
tm  Iiturgif<!^  ^ide  brandet,  m  für  aUemal  unb 
Biglif^  überfid^tlid^  in  ber  allgemeinen  Siturgil 
|i  be^cmbeln.  ^inf gäbe  ber  fpecidlen  Siturgit  airb 
il  fobom  fein,  bie  einzelnen  organif d^  sufammen» 
geigen  9ttifftn  ober  Sompfese  liturgifd^er  ^ox^ 
am  m^fenf  (!^ftltd^  borsufteUen,  unb  itoax  an  erfter 
Stefle  ben  Oefommtdtufi  ber  eud^nftif d^en  0)>f  er« 
frier,  oIS  ber  Siturgie  xoV  l^o^^v ;  fobann  mirb 
Bon  bem  mit  bem  Opfer  innigft  jufammenl^&ngen« 
bea  liturgifd^  @tunbengebet,  l^ierouf  oon  ben 
6acramenten  unb  @acramentalien  ^u  ^beln  fein, 
Mt  i^  SebendqueS  im  0)>fer  l^beu;  fd^Iie|lid^ 
u^  borni  einge^enb  aud^  oom  ftird^en|a]^r  ge« 
\BaMt  merben,  boS  burd^  bie  Siturgie  f dne  SBeil^e 
an  beiligen  3a^  empfangt,  beffen  äbematürlid|e 
Mei^^mlfe  im  l^igen  SRe^opfer  unb  im  fird^- 
fdfm  €tmibengebet  fd^Iagen,  unb  totli^tm  frül^er« 
lfm,  tm  t^iltodfe  nod^  j[e^t,  bie  fderlid^e  @pen« 
Ing  tMm  Sacramenten  unb  @acramentaKen  or« 
px^  eingegliebed  mar. 

Ser  la^olifd^  Siturgifer  l^t  aOerbtngS  ^unäd^ft 
eil  »iffenfd^ftlid^  Serftönbni|  ber  rbmifd^en 
fitngie  in  aJDkn  i^ren  Xl^dlen  ^u  vermitteln; 
warn  er  ober  ^ierbd  mal^rl^oft  grünblid^  unb  barum 
04  aüfeitig  ^flodfd^  ju  SSerfe  gel^t,  fo  mu^  er 
t^rr  ber  tdmifd^  Siturgie,  mel^e  felbft  fd^on  in 
igf^^id>enen  Sabtl^unberten  unb  ^öcefen  im  Sin« 
fSmn  mond^d  Serf d^eben^ten  aufmeiSt,  aud^ 
Mc  oberen  obenbtönbif  (^  Siturgien  (bie  altgaOi« 
confd^,  aurildnbif  d^  unb  mi^arabif  d^,  f.  b.  t)odgen 
lux  Me  altgned^fd^n,  f omie  bie  nod^  je^t  bei  ben 
tiU|en  in  (Bebraud^  ftel^ben  Siturgien  (Safi« 
lM>nkC^oPomudIitnrgie)  unb  bie  jal^Ireid^en 
ttBfßa  ber  Orientalen  berüdtfid^tigen ;  f elbft  bie 
llB^  snb  Qtnrgifd^  Srbdten  ber  ^roteftonten 
baf  IK  fttm  iM  bem  ®nmb  nid^  gau}  unberüdt« 
|H|H|I  lojffen.  »eil  am  (Segenfa^  unb  burd^  ben« 


felben  SRand^eS  nod^  flarer  »irb.  ©elbfioerftänb« 
lid^  Unnen  Duellen  unb  Siteratur,  ael^e  ber  Si* 
turgifer  bel^ufS  Söfung  feiner  Slufgabe  benu|ett 
mu|,  l^ier  aud^  nid^t  einmal  onnöl^erungSmeife  f 0 
ooUftönbig  t)ergetd^nd  »erben,  wie  Serf.  bad  in 
feinem  §anbbud^  ber  Siturgif  (I,  32—147)  ge« 
tl^an  l^t;  nur  baS  Mermid^tigfte  foll  naml^aft 
gemad^t  merben. 

Sie  nöd^ftliegenben  unb  unentbel^rlid^ften  Ouel« 
len  flnb  bie  ie^t  im  t)orfd^ft3m&^igen  ®ebraud^ 
ftel^enben  liturgif d^en  SSüd^er  (f.  b.  Art.)  ber  römi« 
fd^en  ffird^e,  bad  rdmif(|e  SRipe  (editio  ty- 
pica  1884),  SSreoier  (edit.  typ.  1885),  «ßontip- 
ca(e  (edit.  typ.  1888),  C!erimoniale  episco- 
ponim  (edit.  typ.  1886),  SRituale  (edit.  typ. 
1884),  «ntipl^onarium  (edit  authent.  1879  ad 
1881),  ©robuale  (edit.  typ.  1886),  SBeSperale 
(edit.  typ.  1888)  unb  Ddatwrium  (edit.  a  C.  R. 
approb.  1883).  Um  biefe  ȟd^er  ttiffcnfd^aftlid^, 
na$  il^rem  ooQen  ÜBertl^  ju  beinrtl^eilen,  mug  man 
bie  alttn  römifd^en  Sacramentarien  (Sacram. 
Gelasianum  et  Gregorianum,  ed.  Moratori), 
Sedionarien  refp.  Spiftolanen  unb  Soangdiarien 
(ogl  b.  9ld.),  Slntipl^onaden,  ajlart^rologicn  unb 
namentlid^  bie  alten  Ordines  romani  (ogl  b.  SIrtt.) 
grünblid^  fennen.  Um  fobann  einen  flaren  Sinbtiä 
in  bie  ©eftaltung  ber  Siturgie  burd^'S  gan^e  Slbenb« 
lanb  l^in  im  Saufe  beS  frü|em  SDWttelalterS  ju  ge« 
»innen,  ift  flenntni^al^e  00m  Missale  gothi- 
cum,  oom  Missale  Francomm  unb  Oom  Mis- 
sale gallicanum  vetus  (edit.  Morator.),  fott)ie 
oon  ben  einfd^Iögigen  OueUen  aus  englanb  er« 
forberlid^,  mdd^e  in  neuefter  Seit  üon  SRaSfell, 
SBanen  u.  91.  publidd  mürben  (ügl.  Duchesne, 
Origines  du  culte  chretien,  chap.  5).  9ld« 
d^§  aßaterial  befonberS  für  baS  l^monfd^e  !Ber« 
ftönbni^  ber  Siturgie,  biden  bie  Sondlienaden 
(^arbouin,  SOtanfi,  |g)ar|f]^eim,  Ck)llectio  Lacen- 
sis),  xotläft  ber  Siturgifer  burd^göngig  berüd« 
fid^tigen  mu^. 

es  ift  itoax  nid^t  Aufgabe  ber  Siturgit,  fonbem 
ber  d^nftlid^en  ^rd^äologie,  eingel^enb  aud^  oon  ben 
gned^ifd^en  unb  ^a^Irdc^en  onentalifd^en  Siturgien 
5U  ^anbeln;  aber  menigftenS  fummanfd^  mirb  ber 
Siturgifer  aud^  bie  (Sef^id^te  unb  (Seftaltung  biefer 
Siturgien  unb  bereu  SSerl^öItnt^  ju  ben  abenblön« 
bifd^en  befpred^en  muffen.  S)ie  für  biefen  S^td 
il^m  bienenben  OueHenmerfe  fmb:  Swainson, 
The  Oreek  Liturgies,  London  1884;  Goar, 
Euchologium  Graecorom,  Paris.  1645,  Venet. 
1730;  Renaudoty  Collectio  liturgiarum  orien- 
talimn,  Paris.  1716,  Francoforti  a.  M.  1847, 
2  voll.  4^  S)en  gned^ifd^en  Xe^t  ber  Siturgie  beg 
ad^ten  9ud^  ber  apo^otifd^en  (Sonftitutionen  ober 
ber  fogen.  Slementinifd^en  Siturgie,  femer  ben 
gried^if  d^m  Xest  ber  3acobud-,  SRarcud«,  SafUiuS« 
unb  Sl^oftomud«Siturgie  unb  in  lateinifd^ 
Sprad^e  bie  Siturgie  ber  Spoftd  SbböuS  unb 
3Radg,  foioie  bie  armenifd^e  Siturgie  mt^ält  ber 
IV.  Sanb  beS  fel^r  braud^baren  Codex  liturgicus 
oon  ®anid  (Lips.  1847—1854). 


48 


SiturgiL 


44 


SBerti^oIIe  9latenalim  )ur  Srfidnmg  ber  St- 
turgie  ftnben  fld^  bei  ^Ireid^aSötent  unb  aUen 
jfod^(^riftfidlent  beS  Slorgen-  unb  9[benb« 
knbed,  angefangen  üon  2htfiin  bem  Slartprer  bi§ 
l^ab  auf  ®regor  b.  ®t.  (SHaloge  unb  93nefe); 
fl^ectdl  feien  l^er  genannt  bie  m^ftagogifd^  ff  otc 
4efen  beS  l^L  e^ria  Don  3erufalem  (gefL  886), 
bie  @d^ft  be§  ^eubobionpfiuS  SreolHigita  (ca. 
870)  De  hierarohia  ecclesiastica,  bed  l^L  9m« 
btofiitö  (gefL  897)  De  mysierüs  unb  bie  i^m 
Didfad^  beigelegte  @^ft  De  sacramentis.  Sine 
tttcse  ^ftor^d^nn^Pd^  Srflorung  ber  gried^ifd^ 
Siturgie  (Commentarius  litorgicus)  fd^rieb  fd^on 
ber  ^atriard^  @o))]^roniu3  Don  Serufalem  (gefL 
688),  eine  Brevis  exposiiio  anidqnae  litorgiae 
gaUicanae  ber  Sif^of  ®ermanu§  Don  $ari§ 
(geft.  576),  unb  bie  altfponifd^e  (mogarabifd^)  Si- 
turgie erfiorte  bereits  Sftbor  Don  ^iftmliS  (gefL 
686)  in  feiner  @d^ft  De  ecclesiasticis  oMcüs, 
bie  Don  ben  titurgif d^en  @d^riftftettem  beS  WtUU 
olterd  Diel  benu^  umrbe.  3nfo(ge  ber  Anregung 
Don  Seiten  ffarld  beS  (Sro^en  unb  feitenS  ber 
unter  benftarolingem  gel^tenen  @Qnoben^rrfd^te 
eine  gou}  befonbere  Xl^ötigfeit  für  erfiorung  ber 
Siturgie,  \ptdäi  ber  SDmfliturgie,  im  9.  3o^r« 
l^unbert,  morfiber  näl^  9(uff d^Iüff e  fid^  ftnben  in 
meiner  Siturgü  (I,  60  ff.)  unb  befonberä  in  bem 
ttiertl^DoUen  afobemifd^  ^rogramm  Don  jhieg, 
S)ie  nturg.  SSeflrebungen  im  !aroIingifd&en  3«t" 
alter.  9reiburgl888.  SBert^DoUeauffd^lüffefürbie 
(Befd^id^te  unb  bad  Skrftönbnil  ber  Siturgie  geben 
Don  ben  ^Ireid^en  ßturgifd^  Sd^ftftellem  be§ 
frü]^  unb  f))ötem  SUttelalterd  gong  befonberS 
folgenbe:  9malariu8  Don  9Re|  (gefL  857)  in  fei- 
nen beU>en  Sd^riften  De  ecdesiasticis  oMcüs 
(ffird^enial^,  tDle^e,  @tunbengebet)  unb  De  or- 
dine  antiphonarii  (für  ©efd^d^te  unb  ^Berftonb- 
ni^  bed  SreDierS  aid^tig) ;  äßalafrieb  @trabo  (gefL 
849)  in  feiner  für  bie  ®ef d^id^te  faft  ber  gef amm- 
ten  Siturgie  fel^r  belangreid^  ©d^rift  De  remm 
ecclesiasticaruin  exordüs  et  incrementis ;  ber 
aaSi  99efd^en^eit  fi^  fo  nennenbe  äJticroIoguS 
(Sdo  Don  Cl^rtreS  ?),  De  eccL  observationibas, 
für  ®efd^te  unb  Ißerftanbm^  Don  SReffe  unb 
flted^ental^r  fel^  mert^DoH ;  $feubo-AIcuin  in  ber 
Don  SRittelatterlid^en  Diel  benu^ten  @d^rift  De 
diYinis  officiis,  in  loeld^  au^  anberen  gotteS- 
bienftlid^  ^anblungen  befonberS  eingel^enb  bie 
l^eilige  ^ef[e  bel^onbelt  ift  (neueftenS  ^at  man  Der- 
mutl^et,  ba|  biefe  ©d^rift  nur  eine  Derftümmelte 
Xbfd^ft  fei  Don  ber  @d^rift  De  divinis  officüs, 
meld^  ber  Zrierer  Sifd^of  AmalariuS  t$fortunatu§ 
)tt  Anfang  beS  9.  Sal^rl^unbertS  Derfa^t  l^aben 
foll);  ber  tieffinnige  5Rut>ert  DonSeuJ  (gejl.  1185), 
toüd^  in  feiner  @d^rift  De  diyinis  oMcüs  §u« 
nad^ft  in  ffür^e  bie  l^eüige  SReffe  erfUrt,  bann  fe^r 
ouSfül^Iid^  unb  getftooU  baS  gan^e  ftird^enial^r 
htf^oübtVL  ^onoriuS  Don  Antun  (gejL  1145)  be- 
jeid^net  ben  ®otteSbienft  als  (}emma  animae 
(Sbelftein  für  bie  @eele)  unb  be^anbelt  in  feiner 
@d^rift,  mlä)t  ben  Zitel  Oemma  animae  fül^rt. 


fafi  baS  gefammte  Sebiet  ber  Siturgie,  meld^ 
au(^  in  feinem  Saenimenlariam  (cm^  Don  ben 
gotteSbienßiid^  (Be^eimniffen),  aber  meniger  ge« 
orbnet  unb  Dielfad^  !ür|er  ^ur  2>arjidlttng  fomnit; 
Selet^  (gefL  nad^  1165),  ber  boni^mte  3tector  ber 
^ßarifer  tl^Iogifd^  &ifok,  gibt  in  feiner  Expli- 
caiio  divinorom  ofifidomm  eine  grünbüd^e  unb 
^gleid^  fur^e  Srüarung  Don  SReffe  unb  @tunben« 
gebet  unb  l^anbelt  giemlid^  eingel^oib  an^  Dom 
ftird^o^r;  biefelbm  @egen{lanbe  —  aber  mel^r 
tropologijirenb  unb  aUegoriftrenb  —  b^onbelt  ber 
geleierte  93ifd^of  @icarb  Don  Sremona  (geß.  1215) 
in  feinem  Mitrale  (}unad^^  auf  baS  Stubium 
feitenS  ber  mitrati  bereuet).  SRit  3Uä^t  bie  grö^ 
Verbreitung  fonb  fd^on  im  HRittelalter  bie  Sd^rift 
ännocen^'  IIL  De  sacrificio  Missae,  in  tteld^ 
ber  gro^e  ^ßopft  bie  äRe^Iiturgie  (auc^  bie  bifd^öf- 
tid^  unb  ))a|)ftlid^)  il^rem  grammatifd^  unb 
m^fUfd^n  @inn  nad^  in  fed^  9üd^  fel^r  an* 
giei^enb  erflört  AIS  eine  Art  Sufommenfaffung 
alles  beffen,  loaS  feit  AmalariuS  Don  ben  liturgi- 
fd^  ed^riftfiellem  beS  9RitteIaUerS  geleiftet  mor- 
ben,  erfd(|eint  baS  berül^mte  Batioiiale  divinorom 
omciorom  (1286)  beS  Sifd^ofS  Don  ÜRenbe,  SEBü- 
l^m  2)urantiS  (2)uranbnS),  in  totld^  bie  inneren 
®rünbe  (rationes)  für  bie  duneren  Sfornten  ba 
gefommten  fird^Iit!^  Siturgie  eingebenb  erörtert 
merben,  unb  mdd^  für  ben  unffenfd^oftiid^  Se« 
trieb  (iturgifd^er  @tubien  aud^  je^  nod^  fd^Ied^tl^ 
unentbel^rlid^  if}.  2ht  ber  Slüte^eit  ber  ©d^olaftü 
traten  bie  eigentlid^  (iturgifd^  @tubien  etttaS  in 
ben^intergrunb.  2)ie9Re^erHarungen  AlesanberS 
Don  ^eS  unb  AlbertS  b.  ®r.  fttü)  flei^g  Der- 
mertl^et  in  ber  Literalis  et  mystica  canonis 
Missae  expositio  beS  «»legten  S^oIaftilerS"  ©o* 
briel  Viel  (gefL  1495),  beffen  3Re^Iegung  glei^ 
ber  mertJ^DoUen  Expositio  Missae  beS  S)ionQfiuS 
SartbuftanuS  (gefL  1471)  fd^on  Don  ben  3eit> 
genoffen  l^od^  gefc^^  aurbe.  ^üx  bie  ®efd^id^te 
beS  @tunbengebeteS  im  SRittelalter  ift  fel^r  mid^ 
tig  bie  gu  Anfang  beS  14.  äa^rl^unberts  Derfa|te 
Sd^rift  beS  SOiinbeSl^eimer  AugufHner-Sl^orl^erm 
Kobulf  Don  £ungem  De  canonnm  observan- 
tia;  bie  ^pmnen  beS  SreDierS  unb  bie  in  bamoli- 
m  S^t  fel^r  gal^Ireid^  Sequenzen  mürben  }tt 
Anfang  beS  16.  äal^rl^unbertS  erOdrt  Don  bem 
$arifer  Zl^eologen  (Slid^toDäuS  (in  feinem  £lud- 
datorinm  ecclesiasticum)  unb  bem  @tra^urger 
Sol^anneS  Abelpl^uS. 

Sinen  mid^tigen  ©egenftanb  ber  Siturgü  bilbet 
bie  fiird^enmufil,  über  meldte  feit  bem  10.  3ab> 
bunbert  im  Sufammenl^ng  mit  ber  entmidSung 
beS  polQpl^onen  ©efangeS  aUmöIig  eine  retd^  St- 
teratur  ermud^,  bej^üglid^  bereu  ber  ftürje  l^alber 
auf  baS  clafftf^e  SSkrf  beS  AbteS  ©erbert  De 
cantu  et  musica  sacra  (2  voll.)  mit  gugcl^örigen 
brei  täuben  Scriptores  eccl.  de  musica  sacra, 
bann  auf  (Souffema!erS  Scriptorum  de  musica 
medii  aevi  nova  series  a  Gerbertina  altera 
(4  voll)  unb  bie  ja^lreid^  einfd^lögigen  9Rono« 
grop^ien  auS  neuefter  3^1^  (^on  99rambad^,  ^r- 


45 


Siturgil. 


46 


Bciborf,  ftommüaer,  fymi  3MIet,  @d^ubiger 
L 1.)  Denmefen  toerben  mu|. 

(Einen  neuen  Suffd^toimg  nol^men  bte  litutgi- 
ktm  Stnbten  infolge  ber  f ogen.  ^Reformation,  Sie 
)o  te^i  als  ontUiturgif (i^  ^örefie  {td^  edoieS,  unb 
bcc  jugcnuber  fot^olifii^eitd  auS  ben  9}ätetn 
bcc  Ihnl^ ,  f omie  caü^  ben  alten  Siturgien  bed 
IbenblonbeS  unb  SRorgenlanbeS  nnffenfd^aftlid^ 
borget^  nicrben  mu^e,  ber  fatl^olifd^e  Sult  fei 
InteitDeQS  ein  ,$robuä  bed  finftem  aßittelalterS", 
{onbcrn  reid^  in  feinen  ^auj)tbeftanbtl^eUen  in  bie 
alti^rißlid^  3^  ^auf.  Qu  biefem  3mede  mür- 
ben niNJ^  im  Saufe  bed  16.  äal^rl^unbertS  (oon 
loffonber,  ^ßontel,  Slocca)  Derfc^iebene  OueUen 
bcc  tteifd^  Siturgie  (@acramentarien,  Sectio» 
■aricn),  fotme  aud^  einzelne  gried^if d^e  unb  orien« 
totif^e  Süurgien  (burd^  SraSmud  oon  SRotterbam, 
(ümboid  be  €atncte9,  ©cialad^  u.  %.)  im  2)rud 
lecöffentlic!^,  unb  um  bem  )93om)urf  bed  geiftlid^en 
Rtt^amSnmS  gegenüber  ^u  geigen,  ba|  man  im 
Küteialter  ein  Ieben§frif^e§  IBerftänbnil  ber  Si- 
Ingie  ge^bt  ^abe,  gab  man  (Sod^IöuS,  ^ittor|)) 
CoOcctionen  ber  unmutigeren  liturgifd^  @d^riften 
bd  SHtteloIterö  l^aud.  S)amit  fobann  baS  93oß 
M  nd^  fo  leidet  )u  ben  cerimonienlofen  Siturgien 
ber  ftotePanten  in  ben  fßoVt^ipxai^  oerfü^ren 
k|ft  \adfUn  nt^t  bIo|  bie  ^rebiger  unb  Jtated^eten 
(tIfjL  bieitotecj^men  oon  @oto,  ®xopptx,  Sonta- 
QBt)  boSfelbe  tn'd  Serflönbni^  beS  fa^oIifd^enSuI- 
tH  eiiq^4u4i^^#  fonbem  für  bief  en  3toed  oeröffent* 
fid^  aSiceliuS  (gefL  1573)  mel^rere  @d^riften  unb 
ber  Sifd^f  SerD^oQ)  oon  Sl^iemfee  fein  „Stational 
bortfdft  jiber  baS  Smt  ber  l^eüigen  ÜRel''  (1535). 
SÜftdkisQperiobe  ber  liturgif^miffenf  d^ftliii^ 
Staotiir  erfd^eint  bie  potitt  ^ölfte  bed  17.  unb 
bk  cx^  beS  18.  Sal^l^nnbertS.  äßol^I  maren  aud^ 
\ilßm  ftuijitt,  toit  oben  bereits  erteol^nt,  t)erfd^iebene 
OttBen  fnx  bie  Itturgif d^e  äBijfenfd^  oerdffent- 
i^  moAm,  aber  erft  in  biefer  ^eriobe  erfd^ienen 
drifesMuSgaben,  meld^  ben  ftreng  Iritifd^  %n« 
f9Acnin^nberSBiffenf^aftentf|)rad^  SS  brandet 
bie^be§ügßil^  nur  erinnert  ju  merben  an  @oar  utü) 
SoHmbot  (ogL  obenX  ÜRenarb  (gefL  1644;  edit. 
Gregoriani),  SRabitton  (geft.  1707; 

£)zbine§  im  IL  9b.  bed  Museum  ital.; 

De  Htargia  gallicana),  ÜRartöne  (geft. 
1199;  De  antiquis  eccl.  ritibus),  SRuratori 
(g#.  1750;  Liturgia  romana,  bie  abenblön« 
HÜäfOL  €ocnmientarien  entl^tenb)  unb  @erbert 
(gi#.  1793;  Hon  i^m  ftnb  au|er  bem  fd^on  er« 
wSßttm  9Ser(  De  cantu  et  mnsica  sacra  bie 
leOn  €ii^rtften  Vetos  liturgia  alemannica  unb 
MemmMmta  yeteris  Hturgiae  alemannicae). 
Sm  fo^lieid^  (Selel^rten  nmrbe  baS  erfd^Ioffene 
Offcnmalaial  balb  mel^r  balb  weniger  fqftema« 
UM  in  bem  Sioed  verarbeitet,  einen  flaren  6in« 
UC  in  Me  ®efd^te  ber  Siturgie  unb  ein  grünb« 

SerPfinbntI  i^rer  formen  unb  g^ormu- 

!■  Bemitteln.  SBir  nennen  l^er  f))ecieQ  nur 
hat  geiftrten  Coibinal  93ona,  meld^r  in  feiner 
C^iiUBfimmlitQrgicamin  libri  duo  f  el^r  grünb« 


lid^  Don  ber  l^eiligen  ÜReffe  unb  in  ber  @d^rift 
De  diyina  psalmodia  Dom  @tunbengebet  l^an« 
belt;  ben  gro|en  ^apft  »enebict  XIV.  (gcft.  1758), 
meiner  bie  liturgifd^e  Siteratur  feiner  3eit  DoU« 
ftönbig  bel^enfd^te  unb  fte  burd^  bie  ^toei  teert^« 
OoQen  Sd^riften  De  saorosanctae  Missae  sacri- 
fioio  unb  De  festis  Domini  nostri  J.  Chr.  et 
beatae  Mariae  virginis  bereid^erte;  ben  Ora« 
torianer  Scbrun  (gcft  1729),  ber  in  feiner  gram» 
mati)d^»l^iftorifd^»bogmatifd^n  9Re|ernSrung  be* 
fonberS  eine  gdlnblid^e  ftenntni|  ber  ©efd^ic^te 
unferer  Siturgie  beurfunbete,  toaS  faft  nod^  in 
l^öl^erem  9Ra^e  oon  ben  liturgifd^en  Schriften  bed 
Doctor  sorbonicuB  @rancoIaS  (geft.  1732),  f))e« 
cieQ  Don  feinem  Commentaire  historique  sur  le 
breyiaire  romain  gilt  Säleibenben  SBertl^  für 
ben  Siturgifer  l^aben  aud^  bie  Sommentare  bed 
^ieron^mitenSatalanisumPontificale  romanum 
(3  voll.  foL,  1738—1740),  jum  Cerimoniale 
episcoporum  (3  voll.  foL,  1747),  jum  Ceri- 
moniale romanum  (!ßa))ftliturgie  entl^altenb, 
2  volL  foL,  1750—1751)  unb  jum  Rituale  ro- 
manum (2  voll.  foL,  1757),  femer  bie  ©d^rift 
Liturgia  romani  pontifiois  in  celebratione 
Missarum  (1731;  3  volL  4^)  t)on  2)omimcu§ 
®eorgiuS  (©iorgi)  unb  bie  Donoiegenb  rubricifti- 
d^en  äßerle  t)on  ©aDantuS,  9Reratt,  Ouarti,  Saruf- 
albiunb  SaDaliert. 

Unter  ben  fßrotefianten  unb  IRef ormirten,  mlift 
im  Sauf  beS  16.  Sal^rl^unbertd  unter  ber  Sluctori« 
tat  il^er  teeltlid^en  Sfihrfien  ftd^  mafferHare  Situr- 
gien filr  bie  eingelnen  Sänber  jured^t  gemad^t  l^atten, 
mieten  bie  liturgifd^en  @tubien  bis  in  bie  neuefte 
3tit  l^erein  ooUftönbig ;  t)on  bleibenbem  Sßertl^  ift 
(abgefel^en  t)on  einzelnen  Reineren  S)iffertationen) 
nur  baS  ard^äologif  ^«liturgif  d^  äßerl  beS  O^forber 
Zl^eologen  SSingl^om  (geft.  1723)  Origins  EccL 
or  the  Antiquities  of  the  Christian  Church, 
8  vols.;  in^3  Sateinifd^  äberfe^t  oon  ©rifd^ooiuS: 
Origines  sive  antiquitates  eccl.,  1724-— 1738, 
10  voll.  4^  SHefer  Sßangel  an  griinblic^en,  p« 
mal  l^iftorifd^en  Jtenntniffen  auf  bem  ©ebiete  Der 
Siturgie  trug  fid^erüd^  eine  ^au))tf  d^ulb  baran,  ba| 
in  ber  5&)eiten  ^ölfte  beS  18.  ^al^rl^unbertS  bie 
joJ^Ireid^en  ))roteftantifd^en  Siturgien  unter  bem 
Sinflul  bed  StationalidmuS  immer  nod^  mel^r  Der- 
flad^t  unb  faft  aOer  liturgifd^en  Seftanbt^eile 
(j^rie,  ®Ioria,  SoIIeäe,  S^mbolum,  ^rafation 
u.  f.  m.)  beraubt  nmrben,  fo  ba|  ber  ©otteSbienft 
faft  gan)  auf  bie  fßrebigt  5ufammenfd^rum{)fte. 

Seiber  l^at  ber  äiationaliSmud  (©allicanigmuS, 
iJfebronianiSmuS ,  Sofepl^iniSmud)  su  Snbe  beS 
Dorigen  unb  im  Anfang  unfereS  äal^rl^unbertS 
aud^  unter  ben  ftatl^olifen  in  @ad^en  ber  Siturgie 
mitunter  Derflad^enb  eingennrlt,  ol^ne  iebod^  einen 
tiefergel^enben  unb  nad^i^altigen  Sinffat^  üben  ju 
fönnen.  SBaS  bei  unS  in  Seutf d^Ianb  bie  9Ränner 
biefer  Stid^tung  (®rafer,  $rad^er,  SReid^enberger, 
SSBerfmeifter,  Sßeffenberg,  IBituS  SBinter)  aum 
3toede  il^rer  angeblid^en  ^Reform  ber  fatl^oüfd^en 
Siturgie  gefd^rieben  l^aben,  ift  ol^ne  mal^rl^aft 


47 


Situtgif. 


48 


ttrtffettfd^Qftlid^en  SBertl^;  freil^  ftanben  oud^  Me 
®egenf(|riftfteller  (Solbl^agen,  ^eren.  ^a^b,  ^re* 
00t  StbfjtUx,  9Renne  u.  9.)  nid^t  auf  ber  ^öl^e 
liturgif d^  SBiffenS,  ba  j[q  aud^  bei  ben  ftatl^olilen 
bie  liturgifd^en  @hd>ien  fd^on  feit  einigen  3al^r« 
}e]^nten  faft  allgemein  bamieber  gelegen  maten. 

@eü  bem  tnerten  Sol^rjel^nt  beS  19.  SaJ^rJ^un« 
bertg  nal^m  unter  ben  Jtotl^olif en  mie  bie  gefammte 
S^eologie,  fo  fpecieS  bie  Hturgifd^e  Sßiffenfd^aft 
einen  neuen  ^ff d^ttmng.  infolge  grünblid^er  pa- 
triftifd^er  unb  ürd^enl^ijtorif d^  @tubien  mürbe  bie 
gefammte  Xl^eologie  mieber  öd^t  ))ofttit);  man  fing 
an,  baS  (£]^riftent|um  ipieber  tief  realiftif d^  auf)u« 
faffen  wob  in  baS  SBefen  unb  bie  Sebeutung  beS 
eud^ariftifd^enO))ferd,  ber@acramente,@acramen« 
talien  unb  beS  ftird^enjial^red  imeber  einen  lebend* 
sollen  Sinblid  )u  geminnen,  mo^u  namentlid^  aud^ 
baS  eingel^enbe  Stubium  ber  ®efd^id^te  unferer 
fird^ßd^en  Siturgie  beitrug.  2)er  erfte,  meld^er  un« 
fere  gefammte  Siturgie  felbftönbig  unb  nad^  ein« 
l^eitlid^en  $rinci))ien  }u  bel^nbeln  untemal^m,  mar 
ber  bamalige  @u[bregen8  in  $affau,  XaDer  @d^mib 
(geft.  1871),  in  feiner  »Siturgif  ber  d^ftfat^oli- 
fd^en  Religion"  (1882,  3.  «ufl.  1840—1842). 
SBiemol^I  in  mel^r  als  einer  ^infld^t  nod^  fel^r 
mangelhaft,  l^at  biefe  Derbienftlid^  Arbeit  menig* 
ftenS  fräftigen  Snflol  ^u  einl^eitßd^  unb  püa* 
cipienl^af ter  Sel^anblung  ber  Siturgie  gegeben  unb 
bie  Dorbem  nid^  äbliqe  Sejeid^nung  „Siturgif'' 
}tt  allgemeiner  Sufnal^e  gebrad^t  ^\t  gleid^- 
geitig  t)er5ffentlid^ten  bie  beü>en  Susemer  9Rargo]|l 
unb  @d^neuer  il^re,  menn  aud^  nid^t  ftreng  mijfen« 
fd^aftlid^e,  bod^  je|t  nod^  braud^bare  «Litorgia 
Sacra  ober  bie  ^rou^e  unb  Sltertl^ümer  ber 
fatl^olifd^n  JKrd^  fammt  il^rer  99ebeutung,  nad^* 
^emiefen  aud  ber  l^igen  @d^rift,  ben  @d^ften 
rül^efter  Sal^rl^unberte,  feltenen  SobiceS  u.  f.  m.'' 
(1834—1843 ;  5  Sbe.).  ßin  ftreng  toijfenfd&aft- 
iid^eS  Gepräge  erl^ielt  bie  liturgifd^e  SBiffenfd^oft 
erp  burd^  3.  95.  Süft  (gefi  1870)  in  feiner  ^2i- 
turgit  ober  miffenf  c^af  tlid^en  2)arftenung  beS  tatl^o- 
lifd^en  6uüu8"  (1844—1847),  einem  fe^rmert^ 
t)oKen  SBerl,  t)on  bem  leiber  nur  2  ^änbe,  bie 
aEgemeine  Siturgil  entl^altenb,  erfd^ienen  finb. 
3flud  Cgeft.  1864),  Süftd  9lad^oIger  auf  bem 
Sel^rftul^I  in  ®ie|en,  ift  in  feiner  „ftatl^olifd^en 
SiturgU''  meniger  fdbftänbig  unb  gränblid^  aI3 
Süft,  l^at  aber  auf  t)erl^ältni|mä|ig  engem  3taum 
(2  99be.;  1858  unb  1855)  bie  gefammte  Siturgie 
in  f^r  braud^barer  Seife  bel^anbelt. 

SBir  l^aben  fd^on  oben  baraetl^an,  ba^  unb 
marum  bie  Siturgi!  al8  SBiffetnd^aft  ber  Siturgie 
fcineStoegS  eine  fdbft&nbige  t^eologifd^e  SiScipIin, 
fonbem  nur  eine  3tt>eigbiSci))Iin  ber  $afbral« 
tl^eologie  fei ;  aß  fold^  mürbe  fie  in  Seutf (^lanb 
balb  mel^r  balb  meniger  audffii^Iid^  bel^nbelt  in  ben 
^ßafbraltl^Iogien  t)on  9mberger  (4.  Slufl.  1888 
bis  1885,  im  ü.  95b.),  g5enger  (2.  «ufi.  1890,  im 
L  95b.),  ©afener  (1868—1869,  im  L  95b.),  »erfd^ 
baumer  (2.  Sufi.  1871,  nur  1  95b.),  fpol^I 
1862,  nur  1  95b.),  ».  SRidter  (2.  «ufl.  1878, 


nur  1  95b.)  unb  Sd^ud^  (8.  SufL  1889,  mir 
1  95b.).  äBenn  ber  Serfajfer  beS  gegenmortigen 
3lrtüeI8  bie  Siturgi!  für  bie  feerber'fd^e  Zi^- 
logifd^e  95ibIiot]^eI  nid^  in  öuferer  93erbinbmtg 
mit  ber  ^aftoraltl^eologie,  fonbem  gefonbert  im 
„panhiviS)  ber  Siturgi!''  bel^anbelte,  fo  gefd^ol^ 
bte|  lebiglid^  auS  3tt'c^ä|ig!eitSrüdtfid^ten,  in 
ber  auSgefprod^enen  Ueber}eugung  (I,  22),  ba| 
bie  Siturgi!  !eine  felbftanbige  tl^eologifd^  2)t8- 
ciplin  neben  ber  ^aftoraltl^eologie,  fonbem  nur 
eine  3^igi>iSci))IinberfeIbm  fei;  bie  ®nmbe, 
meldte  in  ber  3nnSbmder  Z^eologif d^  S^^nft 
(1889,  351)  bafür  t)orgebrad^t  merben,  ba|  bie 
Siturgi!  eine  felbftanbige  Sßiffenf d^ft  fei  glei^  ber 
S)ogmati!  unb  bem  ^c^enred^t,  erfd^einm  mir 
nid^t  als  bur(|fd^Iagenb.  —  gfüt  ^^onlreid^  marm 
Don  größtem  (£inf[u|  auf  Stubium  unb  liturgif d^e 
$rai;iS  (ollgemeine  SBiebereinfül^rung  ber  rdmi« 
fd^m  Siturgie  in  9^an!reid^)  bie  Institaüoiis 
liturgiques  (2.  9IufI.  1878—1885,  4  95be.) 
beS  berül^mtm  SlbteS  Don  @oIeSmeS,  Ißrofper 
©udranger  (f.  b.  3(rt.),  ein  äBer!,  baS  für  bie  ®e« 
fd^id^te  ber  Siturgie  iiber]^au))t  unb  ]ptüäl  ber  Si- 
turgie in  ^ratdreid^  einen  gro^  unb  bleibenbm 
SBertl^  l^t.  Sin  lebenSooOeS,  fmd^tbringenbeS  93er^ 
ftönbnil  bed  JKrd^enfal^reS  gu  vermitteln  ifi  gon^  btF 
f onberS  geeignet  ^uerongerS  L'ann^  Hturgiqiio 
(10  95be.;  bie  3  legten  Don  bem  OrbenSgenoffen 
^romage),  ein  Sßer!,  baS  in  Sfran!reid^  bmitS  in 
fieben  Auflagen  verbreitet  ift,  unb  baS  aai^  tn'8 
S)eutfd^  übecfe^t  mürbe  (aRaing  1874  ff.).  9faN| 
foSm  |ier  au^er  ber  fd^on  oben  citirtm  @d^rift 
beS  gelel^rtmSbböSud^eSne:  Origines  duculte 
ohretien,  ermül^nt  merben  beS  3iSeS  Sorblet  or« 
d^äologifc^-ltturgifd^e  @d^riftm  über  Xaufe  unb 
^ItarSfacrament  unb  @autierS  Sefd^id^te  ber  li« 
turgifd^en  $oefie  im  ÜRittelalter. 

@eitbem  bie  Siturgi!  unter  bm  Jtatl^olüm  is 
neuefter  3cit  einm  fo  erfreulid^en  9uffd^mung  ge« 
nommm,  finb  aud^  grünblid^  SJlonograpl^im  über 
eingelne  ÜRaterien  ber  Siturgi!  erfd^ienm,  fo  g.  95. 
über  bie  l^eilige  9Reffe  Don  ftöffbtg,  &\S^x,  95oIe, 
SBalter  u.  91.,  über  baS  95reDiergebet  Don  93oIe, 
^leitner,  über  baS  ÜDtarianifd^e  Officium  dos 
@d^öfer,  über  baS  JKrd^mjal^r  Don  Inft,  Söfier^ 
9Uaee  u.  %  9ud^  finb  gal^Irnd^  95earbeitungeii 
ber  gongen  Siturgi!  ober  einzelner  Xl^ile  berfelbm 
für  S^mnaften,  Stealfd^ulen,  fa  f ogar  für  bie  93ons- 
fd^ulen  erf^ienm,  meldte  eingeln  Dorgeid^net  unb 
beurtl^eilt  finb  in  ber  Singer  2:]|eoI.  pxatt  Ouartol* 
fd^rift,  Sal^rg.  1888,  @.  315  ff.  95efonbere  SSer* 
bienfie  um  ben  miff enf d^aftlid^en  95etrieb  ber  liturgi« 
f(^m  @tubien  l^at  fid^  Dr.  tjferbinanb  $robfi  er« 
morbm  burd^  feine  Sd^riften  über  95reDier  unb 
95reDiergebet  (1854),  über  bie  eifequim  (1856), 
über  bie  ürd^Kd^en  95enebictionen  (1.  SlufL  1857), 
über  bie  Siturgie  in  bm  brei  erftm  ^rifitid^m  SM^ 
l^unberten  (1870),  über  Seigre  unb  @ebet  (1871), 
über  Sacramente  unb  @aaamentalien  (1872), 
über  bie  !ird^Iid^e  SHScipHn  in  ben  brei  erftm 
d^rifilid^m  Sal^l^unbertm  (1873);  fobann  burd^ 


49 


Siturgifd^e  Sudler. 


50 


yäiim^  OK^Iogifd^-Htutgtjd^e  Slbl^onblungen 
im  SRam^er  ^ftat^oli!"  unb  in  ber  SnnSbrutfer 
iteologi]^^  3ci^4nft-  3n  ffüt}e  unb  in  ]pf 
deUex  Xii(fft(^t  auf  bie  Sebürfniff  e  ber  Stubirenben 
\^t  bcc  genannte  ^od^t)erbiente  Suctor  bie  9te{ul« 
tait  feiner  Stubien  über  bad  gefammte  ©ebiet  ber 
Sitnrgif  bargeUgt  in  ben  beiben  Sd^rif td^en :  Ser« 
sollung  beS  ^o]^en|)rief}erIid^n  %mM  (1881) 
anb  Se^re  Dom  liturgifd^en  ®ebet  (1885). 

Sc^r  einge^nb  unb  grünblid^  mürbe  in  neuefter 
3eü  aiu^  bie  StubricijUf,  toüi^t  S3orau8fe|ung  für 
die  Simrgi!  ift  be^ianbelt  befonberS  Don  be  ^erbt, 
^ortaumn  unb  ^artinucci.  Sejfiglid^  ber  be- 
^aaenberen  »iffenfc^ftttd^en  Seifhmgen  auf  ben 
debietm  ber  (^ftli^en  Srd^öologie  unb  ber  d^rift- 
li^en  ftunfl,  »eld^e  ber  Siturgifer  für  feine  3mede 
p  beiücffic^tigen  l^t,  Dermeife  id^  Stützt  falber 
auf  mein  ^anbbu(^  ber  fatl^oHfd^en  Siturgif  I, 
132-140. 

bereits  oben  tfl  enoö^t  ba|  in  neueiier  Seit 
m^  bie  ^roteftanten  burc^  baS  Verlangen  nad^ 
gronbUd^  Umgefialtung  i^er  fogen.  fiiturgie  au 
hnge^enben,  namentlid^  aud^  ^iftorifii^en  Stubien 
ober  ben  d^ftlid^n  CuItuS  gebrdngt  mürben, 
CSD  snar  {unöd^ft  in  Snglanb  (mir  erinnern  nur 
an  Me  Zractorianer,  Snnngianer  unb  Stitualiften), 
^cnn  ottc^  in  Seutfd^lanb.  „^Hoä^  nie/  fo  f d^rieb 
un  3a^r  1856  ber  geleierte,  ortl^obos  gefmnte 
bobiK^  Oberftrd^enrat^  9ä^r,  ^feit  eS  eine  etxin- 
^ii(^  ffir^e  gibt  i\t  ber  SuItuS  f o  mie  ie^t  ju 
riner  fizc^Iid^en  3:agedfrage  gemorben.  Z^eoretifd^ 
unb  ptcM]d^  mirb  btefer  Segenfbanb  Don  ben 
etongerifc^  mit  einem  früher  nie  bogemefenen 
&tt  be^onbelt,  unb  in  300  Salären  ift  ni^t 
io  Diel  baruber  gefd^rieben  morben  aI3  in  ben 
lE|ien  10  bis  20  Salären."  man  fteOte  Dom 
zifHnf4oftIi(^  @tanb})utdte  auS  Jogen.  SuItuS« 
rteorien  auf  ()o  Söbr,  (E^renfeud^ter,  ^öfling, 
«fenbcd.  ftliefot^,  ed^öberlnn  Vi.%),  entmorf 
aoie  Sgenben  na^  bem  SSorbilb  ber  oltprotefton- 
m^en.  brarbeitete  (freilid^  nid^t  immer  Dorurtl^eifö« 
fnii  bie  Gef^id^te  ber  Siturgie  in  ber  alt^rift« 
jd^  Sdt  unb  i^rer  entmidtlung  im  Saufe  bed 
ütmeloIteiS  (äÜ,  (^acnad,  ftliefotb,  ftöftlin, 
ftaah),  Derdffentlidftte  liturgifd^  OueUen  au§  öl» 
»zer  unb  fpdierer  3nt  (2>aniel)  unb  be^anbelte 
Die  ^Siturgiif*  im  proteftantifd^en  Sinn  t^eilS  in 
eigenen  Seiften  (Stlbpptx,  ßbrarb,  £)agenbad^), 
tbell  in  ben  f>anbbüd^em  ber  „pxalti\ä)tn  Xl^eo- 
^^  (9K^d^.  &aiüfp,  Otto,  3e}fd^nn|);  be§ 
92Ä^cxn  Dtrmeife  id^  bi^ber  auf  mein  „^nbbud^ 
ber  &i^  Siturgif'  1, 140—147.      [X^II^ofer.] 

jXWwutfi^r  9^^er  1^^  bieienigen  @d^ft> 
3cäe,  in  »eld^  bie  gformularien  für  ben  litur- 
^ikben  (StotteSbienft  gefd^ben  ober  gebrudtt  auf- 
besobit  ftnb.  dS  liegt  im  SBefen  ber  ffird^e,  afö 
äms  fii^tboren  ®emeinfd^ft,  ba^  {ie  einen  äußern 
gentaetcs  (Bottcfibienfi  be{i|t  ober  M^  Meg 
aa^  Crtmsng  ^d^"  (1  Sor.  14,  40).  SMefe 
w^fifd^  Sorfi^ft  entölt  nomfid^  bie  !BorauS- 
I^Big,  ber  Gottetikenft  DoKsiebe  ftd^  in  öu|eren 


©ebeten  unb  georbneten  ^anblungen  ober  ®e- 
mol^nl^eiten.  3n  einer  Slnftalt,  beren  ^xiacip  Sin« 
^eit  unb  Singemeinl^eit  ift,  Derförpem  fi^  aber  bie 
©ebete  in  ©ebetsformularien,  unb  in  einer  auf 
^uctorität  gegrünbeten  Sinftalt  erzeugt  bie  ©e* 
mobnbeit  baS  ®efe|  au8  {id^.  @oI^e  gef(^riebene 
®ebet§formuIare  ftnb  in  ber  orieutalifc^en  JKrc^e 
bie  Siturgien  (f.  b.  Sri).  9leben  benfetten  geben 
©d^riften  l^er,  meldte  DorjugSmeife  ^anblungen 
ober  baS  liturgifd^e  Semol^nl^eitgred^t  unb  Se« 
fe|  barfteUen.  3u  biefen  geboren  in  beralteften 
3eit  bie  Doctrina  duodecim  ApoBtolorum  (f. 
b.  Sri),  bie  arabifd^en  SanoneS  ^i))pol9td  (J.  b. 
%rt.),  bie  erften  fed^d  SSüd^er  ber  a))oftolifd^en 
Sonftitutionen,  bie  Sanoned  ber  Sipoftel  unb  ber 
SQnoben.  93on  ben  legieren  finb  bie  SanoneS 
ber  angeblid^  Dierten  cartl^aginenfifd^en  @Qnobe 
gu  ermahnen,  ba  fie  eine  Sammlung  Don  @9no« 
balbefd^Iüffen  bitten.  Snblid^  gel^ören  l^ierl^er  bie 
fogenannten  römifd^en  OrbineS  (f.  b.  %rt.).  Sßeü 
bie  tifeier  ber  l^eiligen  9)lef[e  unb  bie  Sertoaltung 
ber  Sacramente  nid^t  nur  aus  ©ebeten,  fonbem 
auä^  aus  ^anblungen  befielet,  {o  maren  bei  i^r  bie 
einen  mie  bie  anberen  SSüd^er  ndtl^ig,  benn  9Rif« 
fale  mit  beigefügten  Slubrifen  tommen  erft  in  fpä- 
terer  3eit  Dor.  3a  nid^t  einmal  alle  äßorte,  meldte 
bei  berliner  ber  Siturgie  gef))rod^en  mürben,  fan« 
ben  fid^  in  Sinem  99u||e  beifammen.  2)ie  Sacra* 
mentarien  enthielten  bie  SoHecte,  Secret,  ^rä* 
fation,  ^oftcommunio  ber  9Ref[e  unb  ben  Sanon; 
bie  übrigen  Seftanbtl^eile  berfetten  maren  in  an- 
beren SSüd^em  aufgenommen.  2)aS  öltefte  berfetten 
ift  baS  Sectionarium  (f.  b.  %rt.)  ober  ber  Comes, 
baS  einerfeitS  baS  Spiftolare  (epistolarium,  apa- 
stolicum,  apostolus),  anbererfeitS  ba§  SDange« 
liarium  (evangelistarium)  umfaßte,  ßin  Stegi^er 
mit  ben  anfangs-  unb  Sd^Iu^morten  ber  epiftoli« 
f  d^en  ober  eoangelif  d^en  ^ericopen  l^ie^  Capitolare 
unb  fanb  ftd^  fomo|l  aI8  eigenes  99ud^,  mie  alS 
ein  bem  Sectionarium  angelangtes  änl^altSDer^ 
geid^ni^  Dor.  3m  erftem  ^aU  l^ie|  eS  au(^  (Zornes 
major,  im  Ie|tem  Cornea  minor.  3At  itäfi» 
beit  beS  Don  ^ieron^muS  an  SonftantiuS  go  " 
teten  SriefeS  DorauSgefe|t,  bitten  bie  ftinl^ 
Seit  biefeSffird^euDaterS  bereits  Sectionarien.  a 
er  bei  feiner  Arbeit  benu^te.  2)er  äntnrilaS, 
©rabuale,  ber  ZractuS,  baS  Offertmäm, 
Sommunio,  bie  äiefponforien  zc.  tontoi 
f d^on  Dor  ©regor  I.  in  ber  SRejfe  mib  bon 

bengebet  gefungen  unb  recitirt;  ober  er  im 

biefe  ©ebete  unb  ©efönge  in  bem  *"'iKF— umi 
(Liber  anüphonalis,  LiberrMpoBHoifis^ .  JuS 
aud^  Cantatorium,  Gradoale(mUMsfiBKL 
meldten  man  bie  betreffenben  8flcte  io^ 
mürbe.  %IS  im  9.  Sal^rl^imbat  Mecxfitti 
gebid^tet  itnb  im  11.  htm 

ber  l^eißgen  SOteffe  3ufi^  Mpefipranin'.  jytiS:. 
man  Xropen  nannte,  »»i^m^  ^  inrrfir: 
Sudler  bie  Libri 
2)ienten  biefe 
beS  9)le|o))f erS,  is  wtüimmttitfa  i<rms-' 


51 


Siturgifd^e  fdüi^tx. 


52 


meld^eS  bie  Sefeftäde  ou3  ber  ©d^rift  unb  baS 
$fdtertum  entl^ielt  unb  bem  Slntipl^onorium^  mU 
(|e8  bie  Stefponforien  k.  in  ftd^  begriffe  in  bem 
Stunbengebet  bog  ^omiliarium  (f.  b.  9rt.)  ge« 
btoud^t  ciud  bem  bie  ^omilien  ber  SSöter  t)or« 
gelefen  ttmrben ;  eine  Sefung,  bie  f d^on  SäforiuS 
Don  3lrle8  fannte.  S)ie  fpäteren  ^omiliarien, }.  93. 
bag  auf  fßeU^l  ftarls  be§  Stoßen  t)on  ^ßmilSEBome» 
frieb  t)erfa|te,  bienten  mel^r  bem  Homileten.  Sie 
SeibenSgef^id^ten  ber  ÜRart^rer  (Passiones  mar- 
tyrum)  mürben  gleid^foUd  in  bem  ©tunbengebet 
t)orgeIefen,  eine  Uebung^  meld^er  bie  ÜRort^roIogien 
(f.  b.  ^tt, ;  Ui  ben  (Sried^en  9RenoIogien  genannt, 
meil  biefe  93ei^eid^niffe  ber  SJlartt^rer  nad^  ben 
9Ronat§tageneingerid^tet  toaren)  il^re  SntmidRung 
Derbanlen.  2)a8  öltefte,  ba§  f og.  Martyrologium 
Hieronymianum,  gel^ört  ^toax  in  feiner  ie|igen 
®eftalt  bem  7.  ober  8.  gal^rl^unbert  an,  fein  ftem 
entftanb  iebod^  mal^rfd^einlfd^  in  ber  erften  ^ölfte 
bed  3.  2(a]^r]^unbert§.  92ad^  ben  Unterfud^ngen 
oon  Stoffi  l^aben  ade  und  erl^altenen  SobiceS  auS 
einem  ju  Snbe  beS  6.  ober  Slnfang  bed  7.  ^al^r« 
^unbertS  t)on  bem  93ifd^of  ^unariuS  in  ^u^erre 
Derfagten  ÜRart^roIogium  gefd^öpft.  2)ie  fpäteren 
TOort^roIogien  l^aben  SSeba  (?),  gloruS,  «bo, 
Ufuarb  5u  SSerfaffem.  2)a§  bed  UfuarbuS,  im 
9.  3al^r|unbert  im  Auftrag  Jtarfö  bed  Sfaffitn 
t)erfa^t  tourbe  batb  überaK  eingeführt  unb  bilbet 
aud^  bie  ©runbtoge  be§  römifd^en  SRart^roIo* 
giumg,  bad  t)on  @regor  XIII.  neu  l^erauSgegeben 
unb  Don  SSaroniuS  mit  einem  Sommentar  begleitet 
mürbe  (Ogl.  Lämmer,  De  martyrologio  romano, 
Batisb.  1878).  2)aS  ^romulgationSbreoe  Dom 
14.  Januar  1584  oerpflid^tet  ben  Stegular*  unb 
@äcularclerus,  beim  S^oroffirium  ft($  beSfelben 
unDeränbert  ^u  bebienen. 

3ln  ber  ^anb  biefer  Sudler  mürbe  ber  ®otted« 
bienft  bis  ^um  11.  äo^rl^unbert  gel^alten  unb  bie 
Spenbung  berSacramenteDoQjogen.  SSonbaan 
mad^te  fld^  aber  baS  99ebürfni|  geltenb,  bie  jur 
Sfeier  ber  SKeffe  :c.  notl^menbigen  ©ebete,  Sefungen, 
$orf d^rif ten  sufammengufteQen.  ©regor  YII.  mar 
e8,  ber,  biefem  Sebürfniffe  gu  jbilfe  f ommenb,  bie 
5um  @tunbengebet  bienlid^en  ©ebete  2C.  in  einem 
Sud^e  fummelte  unb  fo  ber  SBater  be§  römifd^en 
iBreDierS  mürbe.  Sbenfo  entftanben  Missalia  ple- 
naria  ober  Missalia  cum  Graduali  et  Sequen- 
tionali.  t^emer  gab  e§  ein  Liber  missalis  de  feria 
et  dominica,  Liber  missalis  de  sanctis,  Liber 
missalis  defunctorum.  2)ie  einfad^ften  9Jle^« 
büd^er  glid^en  jebod^  immer  nod^  ben  @aaamenta> 
tien.  ^e  Ummanblung  ging  nömlid^  fel^r  aQmdlig 
Dor  ft^  unb  Dottjog  fid^  erft  im  16.  ^al^rl^unbert 
DoIIftdnbig.  %xi)  ©ebete  unb  SSorfd^riften  für  bie 
SBermaltung  ber  @aaamente  unb  Sacramentalien 
lösten  fid^  aUmälig  Don  ben  alten  @acramenta- 
rien  ab  unb  geftalteten  ftd^  }u  eigenen  liturgifd^en 
fBnä^tvn,  Rituale,  Agenda,  Pastorale,  Sacer- 
dotale  genannt.  Slnföngtid^  Derftanb  man  unter 
Agenda  ben  Ordo  celebrandi,  fpöter  ,,murbe  an^ 
bem  ©erunbium  ein  @ubftantiDum  unb  bebeutete 


Stitualbüd^er,  morin  für  bie  SSermaltung  ber  @a« 
cramente  unb  für  atAere  ^farrbienfte  bie  SSor« 
f d^rif ten,  Orbnungen  unb  Sformeln  enthalten  ftnb. 
Samit  ber  SarbariSmuS  DoS  mürbe,  fugte  man 
enblid^  Agenda  (in  singulari)  Mechliniensis, 
Coloniensis"  (Sinterim,  ©enfmürbigfeitenlV,  1, 
264).  Ser  XerminuS  ordo  celebrandi  begiel^t 
fid^  auf  bie  im  SJtittelalter  üblid^e  Sintl^eüung  ber 
titurgifc^en  IBüd^er.  S)ie  erfte  klaffe  entl^ielt  ben 
ordo  celebrandi,  ober  bie  Orbnung,  mie  ber 
©otteSbienft  (ÜKeffe  unb  SBreDiergebet)  Derrid^tet 
merben  foKte.  2)er  ordo  ministrandi  ober  bie 
jmeite  Jtlaffe  liturgtfd^er  Sudler  begriff  bie  ©e« 
bete  unb  Stegein  für  bie  @penbung  ber  @aaa« 
mente  in  fid^,  unb  ber  ordo  inserviendi  umfaßte 
bie  9lntip^onarien  unb  alte  jiene  ©ebete  unb  ®e« 
f&nge,  meldte  bie  im  Sl^ore  Sebienfteten  Dortrugen. 

2)ie|  mar  bie  Sefd^affenl^eit  ber  liturgif^en 
Sudler  bis  )um  15.  ^cil^r^unbert.  2(n  bemfelben 
trat  eine  bebeutenbe  9tef orm  berfelben  ein,  meldte  i^r 
©egenbilb  in  ber  SSerbefferung  biefer  @d^riften  )tt 
Snbe  beS  4.  unb  Anfang  beS  5.  ^al^rl^unbertS  1^ 
SS  l^atte  ftd^  nämfid^  nid^t  nur  Unpa^enbeS,  fon« 
bem  felbft  ärrtpmlid^,  bem  alten  ^ulte  äßibec- 
fpred^enbeS  in  bie  liturgif  d^en  Sudler  eingef d^Iid^ ; 
unb  menn  aud^  im  Sbenblanbe  im  ^gemeinen  ber 
römifd^e  StituS  l^errfd^te,  fo  mar  bod^,  bem  $ro« 
teftantiSmuS  gegenüber,  bie  Sinl^eit  im  © otteSbienfl 
gunod^ größerer ©eltung  jubringen.  SDieS^nobe 
Don  Orient  manbte  barum  biefem  ©egenftanbe  i^re 
Sorge  ju.  2)a  iebod^  bie  Don  il^r  niebergefe^te 
Sommiffton  megen  ber  9)tenge  unb  SSerfd^ieben* 
l^eit  ber  Sudler  gu  feinem  Srgebnig  lam,  überlief 
fte  bem  Rupfte  bie  Verausgabe  beS  9Rif[aIe  unb 
beS  SreDierS  (f.  b.  «rtt.).  fßiuS  V.  „beauftragte 
auSerlefene  ©elel^rte  mit  biefem  ©efd^öfte,  bie,  nad^ 
fleißiger  SSergleid^ung  mit  alten,  uuDerborbenen 
SobiceS  ber  Daticanif ($en  mie  anberer  IBibliotl^fen 
unb  mit  IBenu^ung  alter  unb  erprobter  @d^rtft« 
fteller  über  ben  SRituS,  benfelben  nad^  ber  ütonn 
ber  l^eiligen  SSöter  mieberl^erfteüten".  Siefe  SBorte 
aus  ber  SuUe  $iuS'  V.  Quo  primum  geben  baS 
93erfal^ren  bei  6erfteQung  aEer  biefer  Sudler  an, 
mie  fte  aud^  auf  bie  ^rbefferung  burd^  bie  folgen« 
ben  .^äpfte  ^nmenbung  finben.  2)a  nömlid^  bie 
erfte  ^luSgabe  beS  Bäffale  2c  nid^t  fehlerfrei  mar, 
bcforgten  ßlemenS  VIII.  unb  Urban  VIIL  eine 
jmeite  unb  britte. 

®ie  erften  Saufteine  für  biefe  Äef orm  ber  litur- 
gifd^en  Sudler  lieferten  Sol^anneS  Surd^arbuS  unb 
^riS  be'  Srafft.  Seibe  maren  pöpftlid^e  Seri« 
monidrier,  ber  ©ne  unter  ©ijtuSlV.,  2tnno« 
cenj  Vin.  unb  aiejanber  VL,  ber  9lnbere  unter 
$iuS  m.,  3uliuS  U.  unb  Seo  X.  Surd^arbuS 
fteQte  aus  ben  Dorl^anbenen  OrdinesBomani  mit 
Senu^ung  anberer  Sd^riften  einerfeitS  bie  9Re|- 
rubrifen  in  bem  ^d^e  Ordo  servandus  persacer- 
dotem  in  celebratione  missae,  Bomae  1502, 
anbererfeitS  bie  ähtbrifen  beS  ^ontificale  sufam» 
men.  2)en  SlituS  ber  pöpftlid^en  JtapeSe  bearbei« 
tete  im  Auftrag  Don  3nnocenj  VIII.  ber  Säifd^of 


53 


Siturgifii^e  Sudler. 


54 


Inguiim  üoit  $»1150,  eine  Arbeit,  totlä^t  ber  €15- 
kj((of  (E^riftop^  aRoiceUi  ol^e  Dorl^erige  Slnfrage 
bmden  lie6  (Bitaiim  ecclesiasticomm  sive  sa- 
cnrnm  cerimomarum  s.  romanae  eoclesiae 
fibri  tres  non  ante  impressi,  Venet.  1516). 
CfoDo^I  ^tiS  mü  einer  ^eftigen  möge  t)or  fieo  X. 
gegen  Q^n  ouftrot  (Mabillon,  Museum  itaL  U, 
&d7),  nmrbe  ba9  Sud^  balb  neu  aufgelegt  unb 
wä  Senu|img  etned  Don  $ari8  l^anb{(|rittU(i^ 
(mterloff enen  Ordo  Bomanus  entflonb  auf  bief e 
Seife  baS  Romanum  ecclesiae  cerimoniale. 
So^Ibe  ent^  na^  ®a^er  (^jtotol  I,  229 
(ber  Unter^etd^nete  fennt  ed  ni^t])  „bie  Batio 
cnandi  pontificem,  bie  Jhönung  beS  römifd^en 
Amer§^  Süitud  ber  Sononifation  unb  aQe  gfunc- 
tioncB,  bie  nur  bem  l^eiligen  SSater  ^uftel^en,  alfo 
014  päpfUid^  @otte§bienft  u.  f.  tu.''  S)er  Orbo 
bei  Snrd^bnS  erfd^int  bereits  im  3. 1534  als 
OeNibtl^  eines  in  Senebig  gebrudten  SRiffale. 
^V.(a.l570X6IemenSVIILunbUrbanVin. 
nmbirten  btnfelben  unb  nal^men  il^n  unter  ber 
liiffcfttift  Rabricae  generales  missalis  in  baS 
ttanii^  We^bnc^  auf.  Son  ben  9iubrüen  beS 
heakti,  iDd^eS  $iud  V.  (1568)  ebirte  unb  bie 
IdbcB  goiannten  $apfle  (1602  unb  1631)  t)er« 
kffetten,  ifl  eS  f  e^  ttM^rf  d^einlid^,  bo|  fte  gleid^f  aU§ 
bm  Orbo  beS  Surc^rbuS  entle^  finb  ($.  ®ue- 
mngcr,  Gefd^d^te  ber  Siturgie,  überf.  t>.  ^ludt,  I, 
892).  SMe  mtf  bie  eelebraHoit  ber  bifd^öflid^en 
Reffe  bcgüglii^  Segeln,  bie  fld^  gleid^f aUd  in  ben 
OnÜneB  Romani  befanben,  bifteten  einen  S^eil 
bei  mm  SlcmenS  VUL  (1600)  J^erauSgegebenen 
Gerimoniale  epiacopomm.  2)iefed  99u(^  regelt 
04  bie  Scrrid^tungen  ber  bem  Sif d^of e  af  ftftiren« 
bai  ^^bpter,  S)iaconen  zc.  unb  banbelt  Don  bem 
Kfc^id^  Zitrone,  bem  fßallium,  ber  9ßitra  tc. 
9b  Votätn  9n4e  mirb  ber  9Htud  ber  feierlid^en 
fttpier  bcfii^eben,  nne  bie  Serimonien  bei  t)er« 
fti^cnen  9^?^/  SRariö  IXeinigung,  Sl^artood^e  tc. 
@4ik^i^  fkftt  es  baS  SSerf al^ren  bar,  boS  bei  ber 
flcmd^  bem  Zobe  unb  99egräbnif[e  eines  99i« 
HofcS  jabeobod^tenift  9uS  ben  Sacramentarien 
MDbe  fd^  frui^  boS  ouf  bie  ©penbimg  unb 
Smwltnng  ber  Sacromente  vaüb  ©caamentolien 
Kjägfid^  in  eigenen  Sudlern  5u{ammenge[teQt. 
6ie  lieferten  baS  ^auptföd^id^fte  9RateriaI  für  baS 
itaifc^  ^ontificale  unb  Rituale  (f.  b.  Slrtt.),  t)on 
Mdiim  boS  crße,  bon  gtemenS  Vm.  (1596) 
Imnägegeben  imb  iwn  Urbon  VUL  (1644)  ret)i« 
biit  bie  betreffenben  bifd^öflid^en,  baS  le^te,  Don 
^^nd  y,  (1614)  (erausgegeben  unb  oon  ^ene* 
lict  XIV.  reformirt,  bie  betreffenben  priefter« 
Tid^toigen  umfaßte.  $iuS  V.  nne  Sie« 
VUL  unb  Urbon  YIIL  fd^rieben  ben  (Sie- 
bes Mm  il^nen  (erouSgegeboten  97liffale  unb 
ftridc  för  oDe  ftird^en  beS  (Mfreif  eS  Dor, 
fäift  ausgenommen,  beren  SreDier  unb  97liffale 
wOft  M  2(K)iö(rigen  Seft^jianb  für  ftd^ 
^Di^ffidäfm  fe^te  eiemenS  Vm.  burd^ 
bbe  fMpUation,  mit  meld^er  er  bie  Verausgabe 
Irt  ^Mtificale  begleitete,  auSnol^mSloS  alle  bis 


bal^in  üblid^en  ^ontiftcale  5U  ®unften  beS  Don 
ü^m  ebirten  au|er  ©ebraud^.  IBesügtid^  beS  Ceri- 
moniale episcoporum  erflärt  er  hingegen,  ba| 
er  bie  alten  Serimonialien,  foteeit  fie  mit  bem  re« 
formirten  übereinftimmen,  burd^auS  nid^t  auf* 
gel^oben  unb  abgefd^fft  miffen  moOe.  2)aS  neue 
Sorimoniale  aber,  einmal  red^tmö^ig  angenommen, 
foQte  gans  unb  unDerfel^rt  beibel^plten  unb  nie 
mel&r  Derlaffcn  werben  (8.  ß.  0. 10.  Jun.  1656). 
3n  ber  ^lüiIicationSbuQe  beS  Rituale  Romanum 
fe^t  ^aul  V.  Weber  bie  fämmtUd^en  Dor^nbcnen 
äiitualien  au|er  ®ebraud^,  nod^  geftattet  er  il^ren 
©ebraud^,  foioeit  fie  bem  römifd^cn  conform  fmb, 
toie  biefeS  bei  bem  Cerimoniale  episcoporum 
ber  iJfaE  ift.  S>ie  Urfad^e  beffen  gibt  Senger  alfo 
an:  „S)ie  geioaltf ame 3erftörung  ber  biegfaUftgen 
©etool^nl^eiten  mürbe  ^ergerni^  beim  93oI!e  unb 
ÜRurren  beim  Stents  l^erDorgerufen  l^aben.  2)aS 
Xribentinum  felbft  l^atte  biefe  SBerfd^iebenl^eit,  me« 
nigftenS  in  einigen  @tüden,  als  ^factum  unb  als 
Sted^t  anerfannt  (Ses8.XXIY,  c.  1  De  ref.  matr.). 
S)aS  reformirte  Stituat  mteber^olt  bie  äßorte  beS* 
felben  unb  DermeiSt  felbft  öfter  auf  Socatgett)o]^n> 
Reiten.  @el^r  meife  gab  bal^er  ^aul  Y.  feinen 
ftrengen  Sefel^I,  fein  Rituale  ad  unguem  auf^u« 
nel^men ;  er  tbat,  maS  er  unter  bief en  Umftänben 
(in  tantaritualiummultitudine)  tl^un  tonnte . . . 
er  gab  in  bem  ^Rituale  ein  9)tufter*9iitual,  nad^ 
meiern  man  ben  J^eiligen  S)ienft  Derrid^ten,  unb 
unter  beffen  S^itung  man  ftd^r  unb  in  Sintrad^t 
manbeln  f oQ,  unb  ermal^nt  jum  @d^Iuffe  Me,  als 
Ainber  ber  römifd^en  jfird^e  ftd^  beS  mit  ^uctori» 
tot  berfelben  Jhrd^e,  ber  SJlutter  unb  Sebrmeifterin 
^Ker,  l^erauSgegebenen  ^Rituals  gu  bebienen  unb 
in  einer  fo  n)id|tigen  @Qd^e  baS  unDerle^t  )u  be> 
obaä^kn,  maS  bie  fatl^^olifd^e  JKrd^  unb  ber  Don 
ibr  gebiQigte  ©ebraud^  beS  ^ttertbumS  feftgefe^t 
l^at.  S)amit  mürben  bie  alten  S)iöce{anrituale  ge* 
bulbet,  menn  fie  nurunDerle^t  bemal^rten,  maSbie 
latl^olifd^e  ffird^e  unb  ber  Don  il^r  gebiQigte  ©e* 
braud^  beS  ^Itertl^umS  f eftgefe|t  l^at ;  fie  bürf en 
aber  ber  aufgefteQten  92orm  nid^t  miberfpred^en'' 
(«ßaftoraltl^eologie  n,  30). 

3m  SSorauSgel^enben  fmb  bie  meiften  liturgif  d^en 
Sudler  nam^a^  gemad^t,  bie  nid^t  nur  bie  $aupt« 
föd^Iid^fte  OueUe  für  bie  Siturgif,  fonbem  aud^ 
Don  Sebeutung  für  bie  übrigen  t^Iogifd^en  2)iS' 
ciplinen  fmb.  @d^on  bie  ölteften  9$öter  (^renöuS) 
berufen  ftd^  für  baS  S)ogmo  ber  göttlid^en  SBelt« 
fd^öpfung,  für  baS  ber  maleren  9Renfd^]^eit  ^^xV^ 
unb  bie  Sluferfte^ung  beS  gfleifd^  auf  bie  gfeier 
ber  Sud^ariftie.  3n  bem  Kampfe  gegen  bie  $ela« 
gianer  citirt  Sluguftin  ÜRelgebete  gu  ©unften  ber 
fatl^olijd^en  Se^re.  S)aS  gmeite  aOgemeine  Soncil 
Don  9licöa  bebient  fid^  ju  einem  öl^nlid^en  S^oede 
ber  Siturgie  beS  1^1.  ^afiliuS,  fpäterer  3:i^eoIogen 
bis  auf  unfere  Qtxt  berab  nic^t  gu  gebenfen.  $ie 
clafftfd^e  eteOe  auS  bem  IBnef e  beS  ^apfteS  SöIe- 
ftin  L  an  bie  gattifd^en  Sifd^öfe  barf  iebod^  nid^t 
übergangen  »erben.  3n  berfelben  beruft  ftd^  ber 
^ßopft  nid^t  nur  auf  bie  unantaftbaren  (inviola- 


55 


Siöin  —  filotcnic. 


56 


blies)  Sntfd^eibungen  beS  a))oftoU{(i^en  Stul^IeS, 
f onbern  aud^  mif  bie  (äel^eimniffe  bet  prieftertid^en 
@ebete,  meldte,  t)on  ben  9l))ofteIn  überliefert,  auf 
bem  ganzen  Srbfreid  unb  in  ber  gangen  latl^olifd^en 
JKrd^e  gfeid^förmig  gefeiert  merben,  bamit  bad 
®efe^  p  beten  baS  ®efe^  üu  glauben  feftjteQe 
(ut  legem  credendi  lex  statuat  supplicandi ; 
SchönemaiiA  n.  12,  869).  Sie  liturgtjd^  ®e« 
bete  bilben  l^iemod^  eine  bebeutenbe  Duelle  für 
ben  bogmatifd^  SrabitionSberoeiS,  toeil  fte  )u 
aQen  Stxita  unb  in  ber  gangen  Jhrd^e  it^Uebung 
nmren.  Sind  il^nen  tönt  nid^t  bie  Stimme  eines, 
ttenn  oud^  nod^  fo  angefel^enen  ffird^enlel^rerd, 
fonbem  bie  ber  berül^mteften  ftird^en  (^erufolem, 
SKejanbrien,  9tom  Jc),  bereu  §trten  fie  »öl^renb 
äal^rl^unberten  burd^  ben  ®ebraud^  opprobirten. 
3Bei(  femer  bie  mid^tigeren  Qitbttt  unb  ^anb« 
lungen  ber  eingelnen  ftird^en  unter  einonber  in 
SinHang  (teilen,  geben  fie  ein  mal^rl^aft  fatl^oü- 
fd^eS  3^ugniB  f^^  bie  Se^re  t)om  fßrieftert^um  unb 
Opfer,  für  bie  Seigre  t)on  ber  ©egenmart  Sl^rifti 
in  ber  Sud^arijUe,  für  bie  Seigre  t)on  bem  3"' 
fammenl^ange  ber  triumpl^irenben,  ftreitenben  unb 
leibenben  JHrd^e,  onberer  Sel^rfä|e  nid^t  gu  geben- 
!en  (Dgl.  Zaccaria,  BiblioÜieca  ritualis  70  ad 
78).  SHefed  3^itgni|  geminnt  baburd^  an  IBe- 
beutung,  ba|  bie  betreff enben  SBorte,  beftimmt, 
t)om  SSoüe  gel^ört  )u  merben,  mit  ^uSfd^Iu^  einer 
fünftlid^en  dsegefe  nad^  bem  Sßortlaut  gu  erHören 
finb.  3ubem  mad^ten  SIeruS  unb  Solf  mit  glei« 
d^er  Sorgfalt  über  ber  Sntegrität  il^rer  gotteS- 
bienftlid^en  ®ebete  unb  Stiten  (Benaudot,  Litur- 
giarum  orientaUum  collectio,  dissert.  I,  47 
ad  53).  [^robft.] 

<£i9iit,  ber  1^1.,  ©laubenSprebiger  unb  SRar» 
t^rer  in  tyianbern,  war  in  3rlanb  geboren.  SSom 
1^1.  %uguftin,  bem  Slpoftel  ber  Slngelfad^fen  (geft. 
605  ober  607),  foO  er  al§  ftinb  getauft  unb  fpöter 
aud^  gum  ^efter  ober  IBifd^of  gemeint  morben 
fein ;  biefeS  ift  jebod^  bei  bem  nur  gmölfidbrigen 
Slufentl^alt  ^uguftinS  in  Sritonnien  eine  falfd^e 
Angabe.  92ad^bem  Sit)in,  toie  ber  Stograpl^  an- 
gibt, einige  3^it  einem  SrgbiStl^um  in  3rlanb  t)or« 
geftanben,  fa^te  er  ben  Sntfd^Iu^,  auf  3Ri{fion§» 
reifen  gu  gelten,  bejiellte  einen  !Bicar  für  bie  Srg« 
fird^e  unb  traf  fui^e  3^t  na^  bem  Zobe  beS 
1^1.  Sat)o  (f.  b.  9rt.)  im  j^lofter  gu  ®ent  ein,  bem 
bomalS  Sftorebert  (geft.  660)  als  9lbt  t)or^anb. 
^er  l^ielt  er  fld^  30  Xage  auf  unb  gog  bann,  oom 
fflofter  mit  bem  Ütötl^igen  unterftüj^t,  in  bie  ®e* 
genb  t)on  f^auti^em,  einem  S)orfe  brei  Weilen  Don 
®ent,  mo  er  mit  Srfolg  Reiben  unb  ßl^riften  pre* 
bigte,  öfter  in  ZobeSgefaf r  geriet)^  unb  gule^t  um 
659  oon  ben  ]^eibnif(|en  ®egnem  getöbtet  mürbe. 
3ft  bie  poetifd^  Spiftel  unb  bie  bamit  t)erbunbene 
©rabfd^rift  auf  ben  1^1  93at)0,  meldte  ben  9iamen 
SitnnS  tragen  (üsser,  Epist.  Hib.  sylloge;  Ma- 
biU.,  Act.  Ord.  S.  B.  ü,  404,  unb  Migne,  PP. 
lat.  LXXXVn,  345,  abgebrudtt),  öd^t,  toie  aud^ 
3Ron  (Kerkegeschiedenis  vanNederlandl,  77) 
mit  guten  @rünben  bel^auptet,  fo  mu|  man  fid^  t)on 


ber  SSilbung  Sioind  unb  feinem  2)id^tertalent  eine 
l^ol^e  SorfteHung  mad^en.  SitnnS  ^iograpl^ie  (Ma- 
bill.,  Act.  n,  449  sq. ;  aud^  bei  Migne,  PP.  lat. 
LXXXIX,  871  unb  LXXXVn,  327),  »eld^e  WS 
gu  beffen  Snfunft  auf  bem  kontinent  giemHd^ 
fabell^  ift,  lann  megen  ber  oorfonraienben  Set- 
ftöge  gegen  bie  englif d^e  unb  irif d^e  JKrd^engefd^d^ 
leinen  ^lönber  ober  Slngeljad^fen,  am  mentgften 
ben  1^1.  SSonifatiuS,  unter  beffen  Sd^riften  {le  anf* 
gefül^rt  mürbe,  gum  SBerfaffer  l^aben,  fonbem  er» 
fd^eint  afö  ein  fpötereS  SOtad^merf.  S)ie  ©ebeine 
beS  9RartQrerS  mürben  am  27. 3uni  1006  üi  baS 
^ßetruSflofter  nad^  ®ent  übertragen.  ®ent  möl^ße 
il^n  gum  ©tabtpatron.  Sein  ^ft  ift  am  12.  9lo- 
Oember.  (Sgl.  de  Smet,  Yie  de  St.  Livin,  pa- 
tron  de  Gand  et  ap6tre  du  pays  d'Alost, 
Gand  1857.)  [Sd^röbL] 

Jtbrettie,3o]^ann9lnton,  ber  Stepraf entont 
ber  9ufflarung  unter  bem  fpanifd^  SIeruS  an 
ber  Sßenbe  beS  18.  Sal^rl^unbertS,  toorb  onfi  einer 
abeligen  gfamilie  9lragonien§  am  30.  ÜRüq  1756 
geboren,  ^birte  baS  meltlid^e  unb  canonifd^  9ted^ 
gu  @aragof[a  unb  mürbe  1779  ^riefter  ber  S)i9« 
cefe  SaIa|orra  unb  S)octor  beS  cononifd^en  9ted^ 
gu  Salenda.  @d^on  bamalS  gel^örte  er  gu  ben  fog. 
Suf geHärten,  unb  ba  bie  fpanifc^e  Stegierung  eben 
biefe  SHd^tung  begünftigte,  fo  eröffnete  {Iq  \fjim 
fd^neU  bie  föaf^n  ber  bürgerlid^en  unb  fird^Iid^en 
S^ren.  Sd^on  gmei  Saläre  nad^  feiner  fßrießet» 
mei^e  marb  er  gu  SRabrib  Sboocat  bei  bem  l^ol^ 
SRat^  Don  Saftilien  unb  SRitgtieb  ber  9Uabemie 
gum  fjil.  äjtbor,  meldte  ftd^  nad^  Vertreibung  ber 
äefuiten  gebilbet  unb  t)on  Einfang  an  bem  3an* 
feniSmuS  gel^ulbigt  l^atte.  3m  folgenben  2W^re 
1782  mürbe  Slorcnte,  obgleid^  erft  26  Saläre  alt, 
®eneralt)icar  beS  SiStl^umS  Salol^orra  unb  foit 
ftd^,  nad^  feinem  eigenen  ®eftönbnt^,  im  3. 1784 
burd^  Serbinbung  mit  einem  unterri^teten  Snornie 
t>on  ben  legten  Sleften  beS  ultramontanen  @auer» 
teigS  ooHenbS  gereinigt  l^aben.  9lad^  feinen  eige» 
neu  äßorten  ift  faum  ein  3n>eifel,  ba|  er  bamalS 
mit  ^Freimaurern  in  Serbinbung  fam.  Seine 
gfortfd^ritte  in  ber  neuen  Stid^tung  bemirUen  aber, 
ba|  er  ie^t  oon  bem  Aönig  aud^  gum  Soml^emt 
Don  Salaborra,  t)on  bem  aufgellörten  9Rinifter 
®raf  |$fIoribabIanca  gum  9RitgIieb  ber  neuen  %!a« 
bemie  für  ©efd^id^te,  oon  bem  @ro^inqui{ttot 
SIugujHn  SRubin  be  SeoaUoS,  Vifd^of  Don  3oen, 
aber  gum  ®eneralfecretör  beS  XribunafS  gu  9Ra» 
brib  ernannt  mürbe  (1789).  S)ie  SteEe  eineft 
3nquifttionSfecretär§  befleibete  er  bis  1791,  in 
meld^em  3al^e  er  auS  ber  f^auptftabt  oerbomit 
unb  in  fein  £anoiiicat  nad^  Salal^orra  gemiefen 
mürbe;  aber  Don  bem  oufgefiörten  ©ro^inquifltor 
ajlanuel  ^ab  X)  \a  Siena  1793  mieber  l^erbei^ 
gerufen,  arbeitete  er  mit  biefem  unb  nad^  beffen 
©turge  mit  bem  SKinifter  SooeDanoS,  ber  ©räfln 
ÜRontijio  u.  9.  an  ber  Herbeiführung  einer  fird^ 
lid^-  unb  politifd^-liberalen  Umgeftaltung  Spa- 
niens. 2)urd^  aufgefangene  Sriefe  compromittirt, 
mürbe  filorente,  obglei^  er  fd^on  auf  bem  SBer« 


57 


Slorcnte. 


58 


leutm^  ber  Conbiboten  für  ein  Stötl^um  ftanb, 
K^oftet  feiner  @tdle  Bei  ber  Snquifltton  entfe^t 
nb  {n  einer  einmonatlid^en  99u|übung  in  einem 
tlofler  oemrtl^eüt  2)ie  Ungnabe  bauerte  bis  5um 
j4n  1805,  tn  n)eti^m  ber  benu^tigte  gfnebenS- 
üoft,  ber  f)Nimf ^  SRimfier  ®obo9,  ben  boSfifd^ 
$ainn|0i  i^  ^reil^ten  (fderos)  5U  rauben  unb 
pe  fennn  S)e3t)oti8mu3  }u  untemerfen  befd^Io^. 
$iamt  boi  Ser!  ber  X^ronnei  leidster  gelinge, 
fAe  bie  Oetodti^  Don  einer  fogen.  tt>if[en{(i^ft- 
b^  Segrünbung  begleitet  unb  gered^tf  ertigt  mer« 
hm,  unb  @obot)  nnxrf  l^ier^u  feine  klugen  auf 
Slocente.  Serfelbe  nxtrb  ie|t  nad^  97labrib  berufen 
nb  fc^rneO  juni  S)om^erm  an  ber  ^rimatiaüird^e 
MKXoId)o,  sunt  Sd^oIafticuS  beS  ßrjftiftg,  ftan^« 
ler  ber  UmDtrfUat  unb  9titter  beS  OrbenS  Aarid  m. 
a^bcn,  vmi  er  in  einem  breibänbigen  9Ber!e  No- 
tieiia  historicas  sobre  las  tres  provindas  bas- 
congadm  (Madrid  1806)  bie  gfretl^eiten  ber  ge« 
■orntta  ^ßnminjen  beftritten  ^atte.  2)er  freifinnige 
Sotente  ^tte  fid^  ald  äßert^eug  be§  S)e§))oti§mu8 
gekmul^  loffen  unb  nmrbe  nun  bafür,  ben  be« 
mbtcs  ^ßroinn^en  ^um  ^ol^ne,  }um  9RitgIieb  ber 
9iibnotif(|en  Oefefifd^ft  ber  badfifd^en  $rot)insen 
enamt  919  bann  Napoleon  am  10.  SRai  1808 
ba  SUm%  9^binanb  VIL  t)on  @))anien  gu  93a- 
^nne  }nr  %bbanfung  gmang,  um  ben  fpanift^en 
l|coit  feinem  Sruber  3ofe))]^  geben  ju  fönnen, 
o^obcn  fid^  bie  fpanifd^en  ^trioten  gegen  ben 
■tgebnmggnen  gfrembling ;  aber  eS  gab  aud^  eine 
faä(i,  iDeld^,  ber  Statimmlel^re  t)ergeffenb,  ftd^ 
a  ben  frangdfif d^  3n)ing^erm  t)erf oufte,  unb  ju 
Mefer  ge^drte  Slorente.  2)ie  geiftlid^  Orben 
Matal  |c|t  unterbrüdft,  bie  ftlöfier  il^rer  @üter 
bcmM,  imb  ber  ^efler  Slorente  ubemal^m  ben 
flauen  ftoftrag,  baS  ftlofieraufl^ebungSbecret  in 
Mjng  sn  fe^,  einen  Staubjug  burd^  @})anien 
fi  ma^tn  mib  boS  fäcularifirte  Sut  5U  Dermalten, 
Mbd  mand^  (Sbeljlein  Don  Jtird^enparamenten 
ii  feine  ^Mc<^<)ff^  gefallen  fein  foK.  Sr  geigte 
M4e  Zid^gleit  im  SonfiSciren,  bo^  er  balb  gum 
tenenilbitedDr  ber  fogen.  92ationaIgfiter  erl^oben 
mb,  mit  todäftm  Xitel  man  ba§  con^Scirte  €igen- 
ber  ^Patrioten  belegte.  Siner  Unterfd^Iagung 
11  SRüKonenStealen  angeflagt,  \mlot  er  bie| 
■■t  wadi  einiger  3tit  mieber,  erhielt  bagegen,  ba 
\äm  6d^db  nid^  emnefen  mürbe,  baS  %xd  eines 
Scnendoranniffacfiber  ftreusbulle  (f.  b.  t^lrt.),  burd^ 
ciKß  bie  $öpfle  ben  fpanifd^en  ffdnigen  be« 
Cinlunfte  )um  3^ede  ber  ÜRaurenfriege 
yfbttet  Rotten.  S)er  3tt)ed  mar  oerfd^munben,  aber 
bie  afegoBe  geblieben.  Son  1809  an  befd^öfHgte 
fk|  Slorente  anf  Sefel^I  be§  ftönigS  3ofep]^,  au^er 
Sit  ber  ^bfaffnng  tierfd^iebener  frangöfifirenber 
anyMftifteu^  ^iauplföd^lid^  mit  Bearbeitung  einer 
m^#^^  ber  3nqini{ttion,  mofür  er  mit  mel^reren 
•tpffen  3>oamiente  fanratelte.  S)iefe3lrbeitnal^m 
«it  Ott  er,  nad^  bem  €tuqe  ber  3ofefino8  au8 
OB  ^oäfintMS^  üerbannt,  im  3. 1814 
9^ni9  begab,  ^ier  ebirte  er  nun  feine 
lid  feummie  Histoire  critique  de  llnquisition 


d'£8pagne  in  4  OctaDbönben,  bie  er  felbfi  fpa« 
nifd^  nieberfd^rieb,  unb  meldte  Slle^S  ^eQier  (1817 
bis  1818)  unter  feinen  klugen  in'S  Sftongöftfd^ 
ü6erfe|te  (beutfd^  t)on  3.  R.  bbd,  @münb  1819ff., 
in  4  Octaobönben).  S)ie  bifd^öflid^e  SSel^örbe  Don 
$ariS  untersagte  il^m  megen  biefeS  IBud^eS  bad 
ated^t^  aoteffe  gu  lefen  unb  IBeid^t  }u  ^ören,  unb 
als  er  nun  burd^  !ßrit)atunterrid^t  in  ber  f))anif d^en 
@|)rad^e  ftd^  emöl^ren  moUte,  t)erbot  il^m  bie  lönig» 
lid^e  Unioerfttat  aud^  ben  Unterrid^t  in  ^rioat* 
ergiel^ungSanftalten,  fo  ba|  er  ie^t  tl^eilS  oon  ber 
tJfeber,  tl^eilS  oon  ber  Unterftü^ung  ber  ^arifer 
Freimaurerlogen  gu  leben  geni^t^igt  mar.  Ob» 
gleid^  feit  1820  mit  ben  anberenSierbannten  am« 
neftirt,  blieb  er  berniod^  in  ^ariß,  überfe^te  in 
biefer  3^i  bie  unfittlid^en  Aventures  de  Fau- 
blas  unb  gab  im  3. 1822  feine  nid^t  minber  Der* 
merflid^en  Portraits  politiques  des  Papes  l^er* 
aus.  2e|tere  ©d^rift  üeranfofete  bie  frangöfifd^c 
Regierung  im  ©ecembcr  1822  gu  feiner  Scrmet» 
fung  aus  gfranfreid^.  Aaum  in  äJ^abrib  mieber 
angelommcn,  ftarb  er  bafelbft  am  5.  Sfebruar  1823. 
6in  l^ert)orfted^enber  3^9  in  Slorente^S  ©d^nft« 
fieEerei  ift  bie  ungemöl^nli^e  SSitterfeit  gegen  bie 
Sixxä)t,  meldte  feiner  gfeber  eine  Stetige  ton  Un« 
ma^rl^eiten  unb  Unrid^tigfeiten  entbdte.  9Bie 
unter  feiner  ^anb  bie  ©efd^id^te  gum  3^i^6itt)^ 
mirb,  mag  baS  geigen,  maS  er  in  feiner  Snqui« 
fitionSgef^id^te  (1, 26)  über  bieftreuggiige  fd^rcibt: 
„®icfer  ftrieg  (ber  erftc  ftreuggug)  unb  bie  anbe- 
ren  6£)}ebitionen  ber  nömlid^en  9lrt,  bie  barouf 
folgten,  mürben  Suropa  burd^  il^re  Ungered^tigleit 
empört  l^aben,  menn  nid^t  ben  SSöQem  fd^on  bie 
miberfinnige  3bee  beigebrad^t  gemefen  märe,  ba^ 
gur  SerJ^enlid^ung  unb  €l^re  beS  Sl^riftentl^umS 
baS  ftriegfül^ren  erlaubt  fei"  SBo  möd^te  eine 
gmeite  Qfeber  fein,  bie  fo  gu  fd^reiben  ftd^  nid^t 
f d^ömen  mürbe  ?  3n  feinem  3Ber!e  über  bie  ^öpfte 
(Portraits  etc.)  nennt  er  $apft  @regor  b.  ®r. 
(1, 166)  ben  ^eilften  ©d^meid^Ier'',  (Sregor  VH. 
aber  ,,baS  größte  SRonftrum,  meld^eS  ber  @l^rgeig 
gu  erfd^affen  oermod^te,  bie  Urfad^e  oon  taufenb 
JMegen  unb  SRorbtl^aten,  einen  äJ^enfd^en,  ber 
mel^r  Unl^eil  geftiftet,  als  irgenb  ein  anberer  in 
ber  gangen  ©efdgiid^te".  SRom  ift  für  Slorente  le 
centre  des  intrigues,  unb  bie  ®efd^id^te,  meint 
er,  merbe  ben  europöifc^en  SRonard^en  bie  SBieber* 
l^erfteüung  beS  JKrd^enfiaateS  niemals  oergei^en. 
Srtennen  mir  l^ierauS  ben  1^5d^ft  unf  ird^Iid^en  ©imt 
Slorcnte^S,  fo  geigt  3lnbere8  feine  Ungenauigfeit 
unb  Seid^tfertigfeit  alS  §ifbrifer.  3n  ben  Por- 
traits des  Papes  (I,  66)  berid^tet  er,  $aul  oon 
©amofata  fei  in  bie  Srrlcl^re  beS  ©obcfiiuS  der« 
faflen,  eine  Slngabe,  beren  läd^erlid^e  Xl^orl^eit 
ieber  Anfänger  in  ber  flird^engef(^id^te  l^inlönglid^ 
begreift.  9ln  einer  anbem  ©tefle  melbet  er,  ba| 
3taflin  fd^on  oor  SgnatiuS  oon  Slntiod^ien  feine 
Sudler  gejd^riebenl^abe,  ba^^poQoniuS  oon  X^ana 
ein  ^öretifer  gemefen  fei  u.  f.  f.  Sin  äj^nlid^en 
^f)km  ift  au^  feine  SnquifitionSgefd^id^te  reidj : 
©regor  VH.  mufe  l^ier  g.  95.  (I,  23)  mit  Äaifer 


i 


69 


Soa^fa  —  SobteS. 


60 


^eittri^  m.  in  jfompf  geratl^en,  bie  ))feubotfibo« 
rifdben  2)ecretQlen  merben  f  d^on  im  8.  Sol^rl^unbert 
iDerfo^t  u.  f.  f.  9Bq8  aber  be^ungead^tet  biefem 
SBerfe  gro^e  Sebeutung  gibt  jinb  bie  ungemein 
t)ielen  SluSgüge  au8  ben  Otiginalurfunben  bei 
änquifition,  unb  gerabe  biefe  gaben  bie  SJlögUd^« 
feit,  ein  nötigeres  Urtl^eil  über  bie  f))anif(i^e  3n« 
quifition  ^u  gewinnen,  al§  bisher  geiDöl^nlid^  toax. 
(f.  b.  %ct  Snquiption).  Slorente  l^at  nad^  feiner 
ganzen  ©eifteSrid^tung  biejenigen  Seien,  ml^t 
bie  änquifition  am  meiften  anflagen  fönnten,  ge« 
toi^  nid^t  unterfd&Iogen,  fonbem  pd^  beftrebt,  ge- 
rabe bie  f  amof  eften  ^ro^eff  e  urfunblic^  mit^utl^eilen ; 
unb  bod^  laffen  alle  t)on  il^m  Deröffentlid^ten  Ur» 
funben,  Statuten  u.  bgl.  bie  Snquifition  in  einem 
beffem  Sid^te  erf d^eincn,  aI8  il^m  felbft,  feinen  bei« 
gegebenen  einfeitigen  JReflejionen  gemäp,  lieb  ge= 
toef en  ifL  —  Slöl^ereö  über  Slorente  unb  feine  Diel« 
faltigen  Untoal^rl^eiten  gerabe  in  ber  änquifttionS« 
gefd^id^te  ftnbet  fid^  in  be3  Untergeid^neten  Sd^rift 
über  ben  &irbinal  Ximene§  257  ff.  Sine  S3io« 
grapl&ie  Slorente^S  lieferten  feine  Qfreunbe  SHal^uI 
unb  fiauiuinaiS  in  ber  Revue  encyclopedique 
(1823),  überfe^t  im  „ftatl^onf"  1824,  xni, 
1—35.  [ö.  ^efele.] 

<£oaofa,  f.  @arciad  be  Soa^fa. 

<4Lot0es  (Saubad^,  Laubium),  IBenebictiner» 
obtei  mit  glcid^namigem  ©orf  bei  ber  SRünbung 
bed  Sauba^S  in  bie  @ambre,  16  km  fübmeftU^ 
Don  Sl^arleroi  im  belgifd^en  ^ennegau,  eine§  ber 
^erDorragenbften  ftlöfter  be§  SanbeS,  baS  für  bie 
SDangelifation  unb  Sioilifation  Belgiens,  foioie 
für  bie  beutfd^e  9teid^3gefd^id^te  eine  l^o^e  93e« 
beutung  beft^t,  toar  ^uerft  t)on  ©t.  Sanbelin  mit 
einigen  ©cfäl^rten  unter  Oberleitung  beS  l^eiligen 
S5ifd(|of8  Slutbert  öon  Kambrai  bemol^nt  (um  654). 
9iad^bem  Sanbelin  nod^  t)ier  anbere  Alöfter  ge» 
grünbet  l^atte,  lourbe  bie  3lbteifird^e  unter  feinem 
Slad^folger,  bem  1^1.  UrSmer  (ürsmarus),  ber  auf 
Sitten  $ipin§  Don  ^eriftal  au§  ben  ^önben  be§ 
^apfteS  ©ergiu3  bie  Sifd^ofSioeil^e  erl^ielt,  am 
16.  Suguft  697  'ju  gieren  ber  l^eiügen  «poftel 
^etru§  unb  ^auluS  eingeloeil^t.  ^ai^  Ur§mer§ 
Sobc  (713)  leiteten  tüd^tige  ^Ak,  mie  grminu§ 
(geft.  737),  Sl^eobuin  unb  Xl^eobulf,  bie  ©enoffcn- 
f^aft;  ber  feiige  9lnfo  begrünbete  ben  5Ruf  ber 
@d^ule  DonSobbeS;  l^eilige  ©laubenSboten  ober 
aRönd^e,  mie  ®obo,  fjjöter  9lbt  öon  SeßallerS,  SBit= 
ger,  ©emal^l  ber  ^l.  amalberga  Don  TOaubeuge 
(Malbodium)  unb  93otcr  beS  1^1.  ßmebert  unb  ber 
W'  SeinelbiS  unb  ©ubula  im  7. ,  bie  »ifd^öfe 
SSulgifuS  unb  5lmoluinu§  im  8.  Sal^rl^unbcrt, 
gingen  au8  ßobbeS  l^eröor  ober  ftanbcn  bamit  in 
engfter  SSerbinbung.  3m  9.  Sal^rl^unbert  ^eic^neten 
fid^  befonberS  bie  Siebte  Qfulrab  unb§arbert  auS; 
le^tcrer  mar  TOönd^  üon  ©orbic  getoefcn  unb  burd^ 
Submig  ben  iJfrommen  ^um  ^bt  Don  Sobbe§  er« 
nannt  morben.  ®od^  bie  Sttegierung  §ubert§,  be§ 
©d^magerS  oon  Sotl^ar  IL,  ftönig  Don  Sotl^ringen, 
warb  eine  Urfad^e  geiftlid^en  unb  materiellen  Ser« 
fall§,  bem  felbft  bie  fräftige,  aber  aHju  furje  3te= 


gierung  bed  %bt^  ^nfegifuS,  fpötem  Srjbifd^ofS 
Don  @en§,  nid^t  Sinl^alt  gebieten  fonnte.  Srfl 
burd^  W)t  t^ranco,  mit  meld^em  bie  Sbtsmürbe  an 
bie  Sifd^öfe  Don  Süttid^  überging  (888),  erftanb 
Sobbe§  5u  neuem  ®lanje.  Mein  e§  foQte  gerabe 
biefe  Serbinbung  für  bie  Solgejeit,  namentlid^  im 
10.  Sal^rl^unbert,  fid^  al§  bem  Hlofter  Der]^öngni|» 
DoQ  ermeifen.  S)enn  bie  SSifd^öfe  Don  Sütti(|, 
meldte  nun  ben  t^lbtstitel  unb  ba§  93eneftcium  inne 
l^atten,  fonnten  ober  tooUten  bie  93er&)altung  unb 
älegierung  ber  Sbtei  nid^t  felber  in  bie  ^anb  nel^ 
men,  fonbem  liegen  ftd^  )u  bem  Snbe  meift  burd^ 
meltlid^e  ^öpfte  Dertreten,  bie  nur  barauf  bebad^t 
maren,  au§  ibrer  oft  genug  um  Selb  erfauften 
<BkÜt  unb  äßürbe  für  fid^  unb  il^re  iJfamilien 
möglid^ft  Dielen  5eitlid^en  SSortl^eil  ju  Rieben.  2)€r 
bcbeutenbfte  unter  allen  SRönd^cn  ber  5lbtei  im 
10.  Sal^rbunbert  ift  ÄatberiuS  ober  Satl^ier,  fpäter 
Sifd^of  Don  93erona  unb  b^ntad^  Don  fiüttid^,  gefL 
974  ju  9lamur.  (©eine  SBerfe  bei  Migne,  PP. 
lat.  CXXXVI,  9  sq.)  3m  3.  955  tourbe  ba§ 
j^lofter  Don  ungarifd^en  ^orben  geplünbert  unb 
in  ^fd^e  gelegt.  93alb  banad^  gab  ^ifd^of  @raclu§ 
Don  Süttid^  ber  9lbtei  ibre  frühere  ©elbftänbigfeit 
unb  Unabböngigfeit  ^urüd,  unb  alSbalb  erbob  fte 
fid^  unter  Siebten  ttrie  fjolcuin,  ber  au§  @t.  Sertin 
bcrüberfam  (965),  unb  C^criger  ju  neuer  SSlüte. 
grfterer  fd^ricb  bie  ©efd^id^te  ber  ?lbtei;  er  unb 
fein  Slad^f olger  ^criger,  tJ^cunb  9lotfer8  Don 
©t.  ®aBen,  fpötem  Sifd^ofS  Don  Süttid^,  förber- 
ten  Domebmlid^  ba§  ©tubium  ber  SBiffeufd^oft 
unb  Derlieben  ber  ©d^ule  Don  SobbeS  einen  un« 
geal^nten  ©lanj.  9lu§  i^r  gingen  berDor  Olbert^ 
Slbt  Don  ©cmblouj,  SBago,  »ifd^of  Don  Süttid^, 
^belbolb,  »ifd^of  Don  Utrcd^t;  aud^  ©urd^orb, 
Sifd^of  Don  SBorm§,  bebiente  fi^  ber  SRönd^e  Don 
SobbeS,  inSbefonberc  Dlbert§,  ^ur  9lbfaffung  feiner 
(Sanonfammlung  (Sigebert,  Gesta  Abbat.  Gem- 
blac.  c.  27).  lieber  §criger§  b^ftorifd^e,  poetifd^e 
imb  bogmatifd^=<)olemif(bc  SBerfe  Dgl.  UrSmer 
SSerlier,  in  Revue  benedictine  1888,  393  bs. 
®a§  SBerf  De  CJorpore  et  Sanguine  Domini 
gegen  Sabbert  ift  als  aWanufcript  beS  11.  3al&r- 
bunbertS  nod^  im  Codex  Gembl.  n.  5590  ber  bur» 
gunbifd^en  Sibliotbef  ju  Srüffel  Dorbanben  (DgL 
Cod.  681  in  ©t.  ©aßen).  3m  11.  3a]^rbunbert 
fübrte  ber  berübmte  ^bt  S^id^arb  Don  SSerbun  ober 
©t.  SJanneS  eine  3citlang  bie  3ügcl  ber  Regierung; 
fein  bebeutenbfter  ©d^üler  toar  ber  ©d^olafter  Jb^o* 
borid^,  fpöter  W)i  Don  ©t.  §ubcrt  (monast.  An- 
deginense)  unb  greunb  ®regor§  VII.  ^bt  ßeo» 
niu§  untcrbrüdfte  1131,  mobl  unter  bem  6influ| 
ber  bie  ©d^ulen  au§fd^liefeenben  ©iftcrcienferrefor* 
men,  bie  Älofterfd^ule,  böb  jebod^  im  ttcbrigen 
bie  S)i§ci|)lin,  empfing  ben  ^apft  3nnocen5  IL 
auf  bcffen  Seife  nad^  Süttid^  unb  führte  baS  3n- 
ftitut  ber  jäl^rlid^en  ^roDinjialcapitel  ein,  tt)ie  f  old^e 
in  größeren  Stoif d^enröumen  bereite  Don  ben  bebten 
Dbilo  unb  ^etru§  SSenerabiliS  Don  ßlunt)  für  bie 
ßluniacenfer  Kongregation  gebalten  morben,  bei 
ben  ßiftercienfem  aber  als  Kegel  beftanben.  Unter 


61 


So(na  —  Loci  theologici. 


62 


bat  mm  folgenben  ftnb  )u  nennen  ^ht  SBerid^, 
gmmb  mib  @enoffe  bed  Eiligen  SStfd^ofd  unb 
SRartprei9  Wbert  Don  Süttid^  1192.  unb  «6t 
Sobcrt,  ber  im  3. 1215  bem  öcumenifd^en  Soncil 
Ui  Sateran  bein)o^nte.  3tn  15.  Sol^rl^unbert 
flotm  2obbed  unter  ben  Sebten  SBiD^Im  @]orbter 
nib  Sil^ltn  Saulter  bie  Steform  bei  beutfd^en 
Scnebictinercongregation  Don^tSfelbon;  fpöter 
Mtbonb  e§  ^d^  mit  meisteren  anbeten  belgifd^en 
ftlöfleni  )u  einer  Kongregation  t)on  ber  Opferung 
ffioriö.  3)ie  franiöftfd^  9tet)oIutton  t)ertneb  bie 
Sisi^  aus  il^rem  ^eim  (1793  unb  1796);  biefe 
bieltni  {ti^  aber  toader,  blieben  ber  JKrd^e  unb  bem 
CrbenSberuf  e  treu,  organijtrteninSgel^eimbtc  6eel» 
forge  für  i^re  Sanbdieute  unb  fanben  nad^  langen 
Seiben  unb  Sntbel^rungen  mit  il^rem  Sbte  ISuIgifuS 
be  Signeron  guerft  in  SBeftfalen,  bann  im  fflofter 
Sfrnmoa  bei  $rag  eine  3uf[ud^t§ftötte.  Sie  9teU» 
(tnien  ouS  bem  iRofter,  meldte  fte  bortl^in  gerettet 
trauen,  famen  im  3. 1885  mieber  mä^  Selgien 
in  bie  neu  ttnd^ttit  VbUx  ÜRarebfouS. 

Siteratur:  Annales  Laubienses  bei  Würdt- 
wein,  Nova  subsidia  dipl.  XIII,  151  sqq.; 
MoD.  Grerm.  SS.  U,  192  sqq.;  neue  «uSgabe 
Don  Battenba^  nad^  Cod.  XI.  saec.  ib.  XHI, 
224 sq.;  t>gL  XIV,  544;  Gesta  Abbatum  Lau- 
biensnim  Dom  12. — 17.  Sal^rl^unbert  ib.  XXI, 
337 ;  ogl.  Migne,  PP.  lat.  CXXXVU,  545  sqq.; 
Vos,  Lobbes  et  son  Abbaye,  Lonvain  1865, 
2  Tols. ;  Lejenne,  Histoire  de  l'abb.  de  Lob- 
bes, Mona  1883;  Decl^ves,  St-Ürsmer,  Braine 
le  Comte  1888;  Berlier  0.  S.  B.,  Revue  be- 
ned.  1888;  SBaüenbad^,  S)eutfd^I.  ®ef(i^.-Cu6aen 
I,  354.  [Sttitb.  Saumer  0.  S.  B.] 

Xfistty  f.  Sebna. 

Loca  pla,  f.  Gausae  piae. 

Loci  theologici,  ein  im  16.  2(a]^rl^unbert 
em^onbener  Bä^väaa^hmd,  beffen  begrifflid^e  $e- 
bnttmQ  nod^  im  SBerlaufe  biefeS  äal^rl^unbertS 
loe^felte.  L  3unäd^ft  bejeid^nete  man  mit  biefem 
dsSbnufe  allgemeine  fympU  unb  ©runblel^ren  be§ 
SlonbenS  uiU)  belegte  fte  infofem  aud^  mit  bem 
Flomen  Loci  communes.  ÜRetand^tl^on  em|)fanb 
baS  Sebürfttig,  bad  reformatorifd^  Sefenntni^ 
ti  eine  georbnete  gform  ^u  bringen  unb  i^m  eine 
htnlmdlige  Srtüiüirung  unb  gformuHrung  ju 
seilet^  SvL  biefem  S^ttk  lieg  er  fd^on  im 
3.  1521  Hypotyposes  theologicae  seu  loci 
communes  erf (feinen,  meldte  auf  bie  Se^rentmid» 
bng  ber  lutl^ft^  £l^eoIogie  einen  meitge^enben 
Cnrpbil  ausübten.  2)en  einleitenben  Semerfungen 
jmolge  rniil  er  mit  toenigen  SBorten  bortfelbft  nur 
bie  f^onpttmnfte  ber  d^ftUd^en  Seigre  oorfül^ren, 
ofßxt  btcfelben  meiter  gu  commentiren.  2)a  il^m  bie 
teilige  S<^ft  ollein  ald  9lorm  be§  @Iauben§  gilt, 
Id  fiab  1^  bie  f)au|it))unfte  be§  d^riftlid^en  ©Ion« 
hiiau^an^d^Iieglid^biblifd^eSBal^rl^eiten.  @d^on 
^Vbtm,  fo  bemeift  er,  l^en  äol^anneS  S)ama§- 
cm§imb$etniS2ombari>u§3lebnlid^e§  angeftrebt. 
Sü^renb  aber  ber  (Srftere  in  Speculationen  ftd^ 
^  ber  Se|tere  nur  ÜJleinungen  für  unb 


toibcr  irgenb  meld^  ßel^rfa Jungen  jufammengetra- 
gen,  anftatt  einfad^  bie  ße^re  ber  l^eiligcn  ©(^rift 
miebei^ugeben.  ©old^e  §auptpunfte,  toeld^c  eine 
öorl^errfc^enb  tl^eoretifd^e  Sebeutung  l^aben,  toie 
bie  ©runbmal^rl&eiten  öon  (Sott  unb  beffen  6in- 
l^eit  t)on  ber  ©d^öpfung  unb  ber  ?lrt  unb  SBeife 
ber  5Dlenfd^tt)erbung  ©otteS,  loiB  5KcIand^tl^on  in- 
beffen  au^er  Sel^anblung  laffen  unb  \dxü  bIo| 
fold^e  §auptpunfte  in  83cl|anblung  atel&en,  mel^e 
öorl^errfd^enb  eine  prafttfd^e  Sebeutung  für  bie 
§eilSerIangung  l^aben,  alfo  atö  ©runbmaMeiten 
beS  §eile§  ober  atö  il^nen  gegenüberftel^enbe  3hn:« 
tl^ümer  erfd^nen.  gfolglid^  werben  ber  Seilte  nad^ 
in  SSel^anblung  gebogen  ber  ©tanb  beS  gefaDenen 
SDlenfd^en  unb  ber  freie  SBiöe,  bie  ©ünbe,  baS 
göttlid^e  @efej,  bie  rid^terlid^en  unb  cerimonietten 
©inae,  bie  menjd^lid^en  ©efeje,  ba§  göangelium, 
bie  ftraft  beS  ©efe^eS  unb  bie  ftraft  be§  güon« 
geliumS,  bie  ©nabe,  bie  SRed^tfertigung,  ©laute, 
§offnung  unb  Siebe,  ber  Unterfd^ieb  be§  Sllten 
unb  beS  IReuen  XeftamcnteS,  bie  ^Ibfd^affung  beS 
©efekS  burd^  ba§  gtmngclium,  bie  ©acramente  ber 
Saufe,  ber  SBu^eunb  be§  Sbenbmal^leS,  bieObrig« 
feiten  unb  ba§  Slergemife.  SBäl^renb  fid^  5Ke« 
land^tl^on  in  ber  erften  3luflage  ber  Loci  theolo- 
gici öor^errfd^enb  an  ben  frül^cr  fd^on  ber  Deffent« 
lid^feit  übergebcnen  Kommentar  jum  Sömerbrief 
anfd^Iofe.  l^at  er  in  ber  jloeitcn  ^Bearbeitung  ber» 
felben  öom  3a]^te  1535  unb  befonber§  in  ber 
bebeutenb  erloeiterten  britten  öom  Saläre  1543 
aud^  bie  mel^r  tl^eoretifd^en  Se]^r{)un!te  beS  ©lau« 
benS  in  ben  SRal^men  ber  ©arfteDiung  l^ereingcjogen, 
nid^t  mel^r  fo  au§fd^Iie|Iid^  ben  Slömerbrief  afö 
SeioeiSquette  Denoenbet  unb  fid^  jubem  öon  ben 
urfprünglid^en,  im  ©inne  Sutl^erS  gel^altenen  9ln» 
fd^auungen  mel^r  unb  mel^r  entfernt  im  ©inne  fei« 
ner  \pättm  Sel^rrid^tung.  3m  3. 1542  öeröffent» 
Hd^te  er  feine  Loci  theologici  in  beutf d^er  ©frad^e 
unter  bem  2:itel:  ,,®ic  ^auptartifcl  unb  fümel^m« 
ften  fpunfte  ber  ganjen  l^eiligcn  ©d^rift."  SSie 
bie  t)on  il^m  öerfagten  Sel^rbüd^er  ber  ©iaieftif, 
^l^^tifi!,  ^f^djologie  unb  ßtl^if  in  ben  ©deuten 
lutl^erifd^en  93e!enntniffe§  bem  |)]^ilof opl^ifd^en  Un» 
terrid^te  ju  ©runbe  gelegt  mürben,  fo  feine  in 
^al^Ireid^en  ausgaben  erfd^tenenen  Loci  theolo- 
gici meiftenS  bem  tl^jeologifd^en  Untcrrid^te.  2)le« 
land^tbon  mürbe  ber  Sel^rmeiftcr  bcS  proteftanti» 
fd^en  S)eutfd^(anb  unb  fonnte  in  biefem  ©inne  mit 
^tä}t  ben  93einamen  praeceptor  Germaniae  er» 
balten.  5(ud^  öon  6ra§mu§  ©arceriu§  unb  Ur« 
banuS  StegiuS  maren  Loci  theologici  bearbeitet 
morben  unb  in  bie  Oeffentlid^feit  getreten;  bie  öon 
aoteland&tl^on  oerfa^ten  gemannen  aber  einen  meit 
grijfeem  ßinflu^.  ©ie  gaben  and^  ben  9lnfto|  ^ur 
abfaffung  mand^  anbermeitiger,  im  Saufe  beS  16. 
unb  am  9lnfange  bc§  17. 3a]&r]^unbert§  erfd^ienenen 
Loci  theologici,  meldte  tl^etl§  im  Slnfd^Iuffe  an  bie 
j|)äterc  Sel^rrid^tung  5Kclond^t]^on§,  tl^eilS  aber  — 
befonberS  feit  bem  §eröortretcn  ber  ßoncorbienfor» 
mel —  in  auSgefprod^cnem,  ja  fd^roffem  ©egenfaje 
}u  berfelben  gefd(|rieben  maren.  3m  erpem  ©inne 


63 


Loci  theologici. 


64 


Derfa^te  SlicolouS  ^emmtng  in  Stopm^a^m,  ber 
praeceptor  Daniae,  ein  ]^chiri^on  theologi- 
com  (Sßittenbtrg  1557),  ^biaS  ^rötoriuS  (mit 
beutfd^em  Flamen  @ottf d^oß  Sd^ul^e) :  Locorum 
theologiconim  D.  Ph.  Melanchthonis  analyses 
(SBUtenberg  1569),  unb  Sictorin  @trigel :  Loci 
theologici,  burd^  (Sl^rift.  ^e^el  in  4  Sönben 
1582—1584  öeröffenttt^t.  aRarHn  ®6emni^,  ber 
befannte  SSerfaffer  beS  £xamen  Concilii  Triden- 
tini,  l^atte  bereits  1554  unter  ben  Sufpicien  3Re« 
lan^t^onS  ^u  SBittenberg  SSorIejungen  aber  bie 
Loci  theologici  ju  l^alten  begonnen,  in  Sraun« 
{(I^U)eig  biefelben  f  ortgefe^t  ftd^  aber  mel^r  unb  ntel^r 
einer  ftreng  lutl^erif^en  Sel^rrid^tung  jugemenbet, 
mie  jte  in  ber  unter  feiner  Setl^eiligung  }u  @tanbe 
gefommenen  Soncorbienfonnel  il^re  €u§)n:ögung 
fanb.  ©em  1574  Deröffentlid^ten  ,,^am)tbü^Iein 
ber  fumel^mften  ^auptftüde  ber  d^rifüid^en  Seigre", 
monad^  bie  Sraunfd^meig^fd^en  Superintenbenten 
„oKe  ^atyct  gmeimol  bie  i]6nen  )ugeorbneten  pa- 
ßtores  ejaminiren  foHen",  ift  ein  ftreng  lutl^erif^eS 
®  epröge  nod^  nid^t  in  nterflid^er  SBeife  auf  gebriidt, 
um  f 0  mel^r  aber  ben  nad^  feinem  Xobe  t)on  $ol9« 
carp  fie^fer  5u  gfranffurt  1594  ber  OeffentUd^Ieit 
übergebenen  Locis  theologicis  bedfelben.  ^ud^ 
lüman  C^eS^uS,  fprofefjor  in  §elmftäbt  lie^  1586 
ein  Examen  theologicum  continens  praecipuos 
locos  doctrinae  christianae  erjd^einen,  meld^eS  in 
ftreng  lutl^erif d^em  Sinne  gel^alten  n)ar,  itho^  mit 
SJenoerfung  ber  in  ber  Soncorbienformel  jum  %u§- 
brudte  gebrad^ten  UbiquitätSlel^re.  9uf  uneinge» 
f d^rönfte  SBeije  legte  ben  Sel^rbegriff  biefer  gormel 
ber  Sübinger  ^rof  eff  or  SRat^iaS  §af  enreffer  feinen 
1600  erfd^ienenen  Locis  theologicis  )u  ©runbe, 
unb  ebenfo  ber  SBittenberger  ^rofeffor  Seonl^arb 
^utter  feinem  1610  t)erdffentlid^ten  Compendium 
locorum  theologicomm,  melc^  in  tJfragen  unb 
9lnttt)orten  ben  Sel^rbegriff  ber  ßoncorbienformel 
entundtelte  unb  als  Sd^ulcompenbium  einen  meit« 
gel^enben  Sinflu^  geioann.  Sin  t)on  il^m  »erfaßtes 
größeres  fiel^rbud^  nmrbe  nad^  feinem  £obe  Don 
ber  tl^eologifd^en  ^acultöt  p  äßittenberg  1619 
unter  bem  £itel  Loci  communes  theologici  bem 
S)rud(e  übergeben.  2)a3  gro^artigfte  äßerf  fold^er 
3lrt,  \a  t)ieSetd^t  ba§  gro|artigfte  9ßerf,  toeld^eS 
bie  lutl^erifd^  Ortl^obo^ie  überl^aupt  l^erDorgebrad^t 
l^at,  pnb  bie  in  9  Sänben  1610—1622  erfd^ie- 
neuen  Loci  communes  theologici  t)Dn  Sol^anned 
®er]^arb,  ^rofeffor  in  3ena.  @ie  bejeid^nen  ben 
Sibf^lul  unb  ben  etgentlid^en  ©ipfelpunft  ber 
lut^j^en  „Socoltl^eologie".  S)ie  Seit  biefer 
Ie|tem  toox  aber  nunmel^r  bal^in.  Sine  bloge  Sin* 
einanberreil^ung  derfd^iebener  Loci  theologici  ge* 
nügte  bem  auf  eine  f^ftematifd^e  Sel^anblung  bed 
Stoffes  l^inbröngenben  ©eifte  nid^t  mel^r.  SS  be» 
gann  nunmel^r  bie  ^eriobe  ber  f^ftematifd^en 
2:]^eoIogie  lut^erifd^en  SefenntniffeS.  31^ren  näd^- 
ften  unb  umfaffenbften  SluSbrud!  geU)ann  biefe  in 
bem  12  IBänbe  entl^altenben  äßerfe  beS  SBitten- 
berger  $rof efforS  Slbral^am  Salot) :  Systema  lo- 
corum theologiconim,  erfd^ienen  ju  SBittenberg 


1655 — 1677,  unb  alsbann  in  t^itUn  anberen, 
meniger  umfangreid^en,  mel^r  compenbienartigen 
Sßerfen,  meldte  ben  Xitel  Loci  theologici  nid^t 
mel^r  an  il^rer  @tim  trugen.  (SSgl.  @.  Sd^mor}, 
SReland^tl^onS  @ntn)urf  }u  ben  J^Qpot^pofen  in 
ben  Stubien  unb  Jhitifen  Don  Ulunann  uno  Um« 
breit,  1855,  I,  75-120;  Sl^.  ftolbe,  SHe  loci 
communes  !ß]^.  ÜReland^t^onS  in  il^rer  Urgeftalt 
nad^  ®.  S.  $ntt  in  2.  ^uß.  l^erauSgegeben  unb 
erläutert,  Erlangen  unb  Seipaig  1891 ;  3B.  ®a% 
®efd^id^te  ber  proteftantifd^en  Dogmatil  1, 1854, 
23—50.  246  ff.;  ^,  §eppe,  ®ogmatif  beS  beut« 
f  d^en  fßroteftantiSmuS  beS  1 6.  ^al^rl^unberts,  ®  otl^a 
1857, 1, 14—30.  80—189.  162—171.) 

Slud^  in  reformirten  ffreifen  fanben  Ut  Loci 
theologici  eine  bereu  S^tdtn  entfpred^enbe  9^ad^- 
al^mung  unb  93erbreitung.  3nfofem  l^aben  na« 
mentli($  eine  IBebeutung  erlangt  bie  Loci  com- 
munes t)on  SBoIfgang  SJhtScuIuS,  ^rofeffor  in 
Sem  (IBafel  1564),  bie  Methodi  theologiae  seu 
praecipuorum  christianae  religionis  locorum 
conmiumum  t)on  SlnbreaS  ^QperiuS,  ^ofeffor 
in  ^Harburg  (Safel  1566),  bie  Theologica  pro- 
blemata  seu  loci  communes  t)on  IBenebict  ^üre« 
tiuS,  ?ßrofeffor  in  SRarburg  (Se  $reu£  1567), 
bie  Loci  communes  t)on  $etmS  SRart^r  SBer« 
miliuS.(93ermigIi),  frül^em  9luguftiner8  unb  nad&« 
maligen  ^rofefforS  in  Strasburg,  Ojforb  unb 
Särid^  (1580  erfd^ienen  p  3ürid^),  bie  Loci 
communes  Don  gol^ann  3Jtaccot>,  ^rofeffor  in 
t^ranefer  (1650  l^erauSgegeben  Don  92.  9.  $o« 
lonuS),  bie  Loci  communes  theologici  Don  Sa« 
niel  Stornier,  $rofeffor  ber  Xl^eologie  in  ÜRont« 
auban  (@enf  1653).  9ud^  l^ier  begann  im  SSer« 
laufe  beS  17.  Sal^rl^unbertS  bie  ^ogmatü  ben 
Sl^arafter  einer  bloßen  „SocaltJ^eoIogie"  abgu« 
ftreifen  unb  eine  f^ftematifd^e  @eftalt  angunel^men. 
(Sgl.  ®a^  ebb.  I,  81—146.  442;  §eppe  ebb.  I, 
139  ff.) 

S)en  Locis  theologicis  SReland^tl^onS  fleSte 
3o]&anne8  gdl,  ^rofeffor  ber  Il^eologie  gu  Sngol« 
ftabt  unb  ^auptgegner  Sutl^erS,  fein  Enchiridion 
locorum  communium  entgegen  (SanbSl^ut  1525), 
meld^eS  bis  1574  in  etma  45  ausgaben  erfd^ien 
(9lufaöb^ung  berfelben  in  ber  ©d^rift  Don  Sl^. 
Söiebemann:  3.  gdt,  SegenSb.  1865,  528  bis 
552).  S)iefeS  end^iribion  ift  §einrid^  Vm.  ge« 
&)ibmet  unb  Dertl^eibigt  bie  ^auptpunfte  ber  fatl^o« 
lifd^cn  ßel^re  toiber  bereu  ©egner,  inSbefonbere 
»iber  Sutl^er,  3KeIand^t]^on,  «ariftabt,  3wingfi, 
OecoIampabiuS  unb  bie  SBiebertoufer.  Sei  j[ebem 
fünfte  ftellt  eS  bie  ginmürfe  biefer  ©egner  Doran 
unb  läfet  bie  SBiberlegung  berfelben  folgen.  3n 
f Didier  SBeife  l^anbelt  eS  Don  ber  jhrd^e  unb  bereu 
Suctoritöt,  ben  Soncilien,  bem  Primat  beS  apo« 
{iolifd^en  Stul^IeS,  ber  l^eiligen  @d^rift,  bem  ®Iau« 
ben  unb  ben  SBerfen,  Don  ber  f^firmung,  Sßeil^e, 
Seid^te,  ber  Sud^ariftie  unter  beiben®eftalten,  ber 
Sl^e,  ber  legten  Oelung,  ben  menfd^lid^en  @efe|en, 
femer  Don  ben  tjfeften  unb  bem  Öfaften,  ber  S3er« 
ebmng  ber  ^eiligen,  ben  Silbem  ber  ^eiligen,  bem 


15 


Loci  theologicL 


66 


tbio^,  ben  (Bdfliben,  bem  Zölibate  ber  Sie» 
via,  bcB  Soriititölen  unb  Segaten,  toeiter  t)on  ben 
ttuimmmiicttttonew,  bem  Jhiege  gegen  bie  Xärfen. 
km  Smnmitttöten  unb  SReid^t^ümem  ber  JKrd^, 
ba  tbl&ffcn,  bem  Segfeuer,  ben  Snnoten,  ber  Skr« 
kenmng  ber  ^ördifer^  Don  ber  Unftattl^aftigleit 
kc9  SH^utirenS  mit  ben  ^ftretifem  unb  t)on  ba: 
fibibertaufe.  3u  bem  nomlid^  3tt>ede  Deröffent- 
^/tt  ber  9Rinortt  gf^^^ntcidcuS  Oronted  (^oran« 
^)  9^9^  SoUmt  feine  @^ft:  Locorum  catho- 
fioorum  pro  Bomana  fide  adversus  Calvini 
iBskitiitioiies  LL.  YII  (Venet.  1564),  ber  Sfran- 
ciScana  ftonrob  ffling:  Loci  commimes  (CoL 
1565),  ber  ^ieron^mttoner  ^o\efy  SBictor  Sam» 
boM:  DiBsertationes  theologicae  scholastico- 
dogmatiicae  de  locis  theologicis  (Patavü  1 722) 
B.  f.  ID.  9Ran  f önnte  mit  §ug  unb  Sted^t  oud^ 
fogra^  ba^  bie  in  opologetifd^er  mie  bogmotifd^er 
^inftij^  f 0  bebeutfomen,  in  il^rer  Sßeife  clofftfd^en, 
toOB  1581 — 1592  erfd^ienenen  Disputationes  de 
eontroTersüs  fidei  bed  3efuiten  äiobert  SSeUar- 
min  bie  glaiqenbjte  Stepr&fentation  biefer  9rt  Don 
Zteologie  bi&en,  loenngleid^  |ie  ben  Xitel  Loci 
theologici  fid^  nid^  angeeignet  l^oben.  @d^on 
im  Sedaufe  beS  16.  3a|r]^unbertd  unb  um  fo 
maß  im  17.  fette  aber  bie  (Erinnerung  an  bie 
gco|en,  in  ben  ^logifd^en  Summen  ^ur  Sludprd« 
gng  gelommenen  SBerfe  bed  13.  äal^rl^unbertS  in 
lot^Iifd^  Ihreifen  mieber  mäd^tig  auf  unb  trieb 
eine  nene  Sd^okftil  l^erDor  als  92ad^blüte  ber 
oto,  fo  bol  eine  X^Iogie,  toie  fte  auS  polemi« 
\iim  wob  üfologetifd^em  äntereffe  in  f^form  Don 
Loci  commimee  l^orgetreten  mar,  l^ier  meniger 
Pflege  fonb,  oB  in  (yrotefiantifd^en  Jheifen,  unb 
«e^  unb  tnel^  Don  einer  )tt  neuem  Seben  ermad^« 
tn  f^ßonatifi^Xl^Iogie  Derbrangt  mürbe.  S)iefe 
i^logie  nnb  gonj  befonberd  bie  S)ogmatiI  be« 
}dftbäk  fi^  nid^  mel^  borauf,  biblifd^ed  unb 
potriß^l^ßorifd^  SRaterial  als  SRufiaeug  }ur 
Scd^ettrtgung  beS  ftatl^oKciSmuS  amufammeln 
nb  in  ^rm  Don  Derfd^iä)enen,  öuferlid^  an- 
ciaaBbergerei^  Sel^rftüdkn,  Sa))iteln,  Xractaten 
ift  tKcmleiten,  ol^e  fie  auf  tnuerlid^'organifd^e 
Se^e  |B  Derfidi))fen ;  fie  fud^te  biefen  Stoff  Don 
eiaeii  ieflimmten,  leitenben  ©eftd^tspuntte  auS 
attä^  fpecnlatiD  )u  bel^errf  d^  unb  gu  burd^bringen. 
Obglek^  ^e  il^  du|em  Srfd^einung  nad^  unS 
■e$eii8  nid^  dS  eine  fpftematifd^e  entgegentritt, 
fb  i^  fie  e§  bod^  i^rem  ®ei{ie  nad^,  inbem  fie  — 
Dielfad^  im  Snfd^Iuffe  an  bie  Summa  theologica 
kl  eogfifcl^  Sel^rerd  —  il^re  SuSfül^rungen  unter 
dKS  einl^eitfid^  ®e{td^tS))un!t  fteUt  unb  eine  f o 
oker  anba§  gefärtte  fpecuIatiDe  @runbanfd^auung 
•B  Mdborgenen  gfaben  burd^  biefelben  l^inburd^» 
Himnem  Ifi^  Serlor  biefer  fpftematifd^e  ©eift 
im  ^aiaak  beS  18. 3a]^l^unbert§  aud^  gufel^enbis 
affraft,  fo  mai^te  er  feit  einigen  Sal^rjel^nten  im 
19.  So^i^unbert  boö^  mieber  ju  neuem  Seben  auf. 
DL  <lbie  anbere  Sebeutung  gab  ben  Locis 
ber  Dominicaner  unb  Sifd^of  SJleld^ior 
in  einem  SBerfe^  meld^eS  brei  ^a^tt  naif 

YHL  SLHiifL 


feinem  1560  erfolgten  Zobe  unter  bem  Xitel  Loci 
theologici  cax  bie  Oeffentlid^feit  gegeben  mürbe. 
@r  miU  feiner  auSbrüdKid^en  Srflärung  nad^  unter 
btefem  Xitel  nid^t  bie  Loci  communes  ober  bie 
^au))tpun!te  beS  ©loubenS,  ).  93.  bie  Sied^tferti- 
gung,  @nabe,  @ünbeu.bgl.,  in  99el^anblung  gießen, 
mie  9ReIand^t]^on,  SalDin  unb  i^nen  gegenüber 
fel^  Diele  lat^olifd^  Xl^eologen  fold^  getrau. 
§atte  el^ebem  f d^on  SlriftoteleS  in  ben  ^äd^em  ber 
Xopil  bie  Sr5rterung  Don  Loci  communes  aß 
Derfd^iebener  DueOen  unb  jhnterien  aQer  iBemeiS« 
füj^rung  ftd^  jum  S^tdt  gefegt,  fo  miQ  Sano 
feinerfeits  alle  bieienigen  loci  bel^anbeln,  meld^ 
im  Sefonbem  als  OueKen  unb  jhiterien  ber  tl^eo« 
logifd^en  Säemeidffll^rung  bienen,  fei  e§  gur  IBe« 
ftötigung  bed  ©laubenS,  ober  fei  eS  }ur  SBiber- 
legung  gtoubenSmibriger  3rrtpmer.  3n  biefer 
Segiefung  möge  iebod^  bemerft  fein,  ba^  bie  XojpU 
beS  älriftoteleS  nur  eine  bialettifd^e  SBal^rfd^ein* 
lid^feitSIel^re  ift,  meld^  lebiglid^  bie  gum  3^ed(e 
einer  f^Qogiftifd^en  SeioeiSfül^rung  unb  ©egen* 
bemeiSfül^rung  nötl^igen  ©eüd^tspunlte  auffud^en 
unb  erörtern  miS,  al§  ba  fino :  bie  Sattung  eines 
S)inge§  mit  il^ren  artunterfd^ieben  unb  9(rten,  bie 
2)efinition  als  SluSbrucl  beS  9Bef  enS  eines  2)ingeS, 
baS  il^m  ßigentl^ümlid^e  unb  beffen  Sccibengien. 
SReld^ior  Sano  bagegen  min  in  feinen  Locis  theo- 
logicis feine  bIo|en  ©eftd^tSpuidte  bieten  gum 
Srotdt  rl^etorifd^er  SSemeiSfül^rung  unb  ftd^  nid^t 
auf  eine  blo^e  SBal^rfd^einlid^f eitslel^re  befd^ränf en, 
er  min  barüber  l^inouS  aud^  bie  DueUen  in  99e« 
trad^t  gleiten,  auS  benen  eine  ergiebige  unb  Dor 
3tDetfel  ftd^erjtellenbe,  a))obiItifd^e  93emeiSfül^rung 
gemonnen  unb  ben  ^rrtl^ämem  gegenüber  mit  £r- 
f olg  geltenb  gemad^t  merben  lann.  Sr  miE  alf o  ~ 
baS  SRömlid^e  in  mobemer  @))rad^meife  auSgebrüdtt 
—  eine  tl^eologifd^e  Srlenntni|le]^re  begrünben 
unb  in'S  SDBerl  fcjen.  ÜJlit  »ed^t  bemerft  er,  ba| 
bisher,  fomeit  i^m  belannt  fei,  nod^  fein  Xl^eologe 
eine  f  old^e  Arbeit  unternommen  l^abe,  ba  man  bis* 
l^er  mit  einer  bIo|  allgemeinen  2)ialeftil  ftd^  gu* 
frieben  gegeben  l^abe.  2)iefeS  muffe  iebod^  oIS  un< 
gureid^enb  befunben  merben,  ba  bie  Xi^eologie  aud^ 
il^re  eigentl^ümlid^en  SSemeiSqueüen  l^abe  unb  nid^t 
nur  bie  allgemein  menfd^Iid^en.  2^  ben  übrigen 
äßiff enfd^aften,  f o  erinnert  er  meiterl^in,  nimmt  bie 
SBemunft  bie  erfte  ©tefie  ein,  in  ber  Xl^eologie 
bagegen  bie  ^uctoritöt  Sie  Loci  theologici  ftnb 
in  erfter  Sinie  fomit  Don  auctoritatiDer  9^atur  unb 
nur  in  gmeiter  Sinie  Don  rationeller,  inbem  bie 
Vernunft  l^ier  als  Dienerin  (pedissequa)  ber  3luc« 
toritat  erfd^eint.  Sano  fül^rt  biefelben  auf  bie  Stfy^ 
gal^I  gurüdf,  obmol^I  er  ftd^  bemüht  ift,  ba|  mand^ 
nad^fommenben  X^eologen  biefe  S<^^  minbem  ober 
meieren  merben.  Sr  fteUt  als  fold^e  auf :  bie  9luc« 
toritat  ber  l^eiligen  ©d^rift,  ber  Ueberlieferung  ber 
fatl^oUfd^en  ffir^e,  ber  allgemeinen  Soncilien,  ber 
römif  d^en  ftird^e,  ber  95äter,  ber  f  d^olaftif  d^en  Xl^eo« 
logen,  bie  natürlid^e  SSemunft,  bie  ^uctoritöt  ber 
$|ilofop]^ie  unb  ber  meltlid^en  Sted^tSgelel^rten  unb 
bieSluctoritöt  bermenfd^lid^en®efd^id^te.  2)ie  erften 

3 


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Sode. 


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fleBen  ftnb  SetDeiSqueUen,  mlä^t  ber  Sl^eologie  in 
eigentl^üntli^er  SEßeife  sufmntnen:  bie  leiteten  brei 
finb  nur  Don  au|en  f^tx  in  il^ren  ^ienft  genommen 
(prooemium;  1. 1,  c.  1—3).  Sgl  l^iergu  ben  Sr» 
tifcl  «ono,  aRcId^iot  (U,  1810—1811).  3al^I- 
reid^e  Xl^eologen  bed  17.  unb  18.  S^l^rl^unbertd 
l^ben  in  gleid^em  @inne  olSbann  Loci  theolo* 
gici  t)erfa^t  unb  t)eröffentlid^t  inbem  fte  befonberS 
bem  $roteftanti3mu8  gegenüber  bie  6r!enntni|> 
unb  SetoetSquellen  be§  fatl^olifd^en  ®Iauben§  in 
f^Imä^tg  gel^altenen,  gebrängten  ober  in  mel^r 
eingel^enben  ßrörterungen  l^eroorjul^ben,  jid^er» 
guftellen  unb  in  l^elled  Sid^t  ^u  fe^en  fud^ten ;  f o 
S.  93.,  um  nur  einige  92amen  5u  nennen,  ©ero« 
pl^inuS  9iQg5i(9lactiu8),  $eiru8  be  Sorca,  S)omini' 
cuS  a  S.  Trinitate,  ^,  bu  fpiefPS  b^argentröe, 
granciScuS  Shani,  3of.  Stcapl  JRupert  ©utratl^, 
§ranctScuS  Konforti,  93encbict@tattler,  ber  Seigrer 
©aüerS,  SKorcefluS  bei  SWore  u.  f.  ».  (9lö]^ere 
Angaben  über  il^re  einfd^Iägigen  ©d^riften  t)gl.  in 
f).  f^urterS  Nomenciator  literarius  I— m.) 
Siud^  in  biefer  SSejiel^ung  modele  ftd^  mel^r  unb 
mel^r  eine  f Qftematiftrenbe  Stid^tung  geltenb,  inbem 
bie  Erörterung  ber  Srlenntni^-  unb  93ett)ei§queIIen 
beS  ©laubenS  t)ielfad^  bem  @Qfteme  ber  S)ogmatif 
eingegliebert  tourbe,  befonberS  in  Sonn  üon  ^ro« 
legomenen  ober  afö  aügemeine  Sogmatif.  @ine 
SBenbung  trat  in  neuejter  3cit  nod^  baburd^  ein, 
bo^  bie  ^ologetif  !atl^oIi{d^erfeit§  burd^  S)re9 
n^ie  ))roteftantijd^erfeit8  burd^  @ad  als  eine  felb« 
flänbige  SBiffenfd^aft  Don  ber  oQgemeinen  2)og- 
matif  auSgefd^ieben  mürbe.  @o  finb  benn  bie 
Loci  theologici  in  bem  Sinne,  mie  jie  t)on 
5IWeId^ior  ®ano  gefaxt  unb  erörtert  würben,  einer- 
feits  in  bie  allgemeine  S)ogmatif,  anbererfeitS  in 
bte  ^ologetif  um-  unb  übergebilbet  toorben  unb 
fönnen  in  biefer  beiberfeitigen  SBeife  }ur  IBel^anb- 
lung  lommen  j;e  nad^  bem  @efld^t§pun!te,  meld^er 
l^ierbei  in'S  9uge  gefönt  unb  gur  ^moenbung  ge* 
brad^t  mirb.  [%Io^  @d^mib.] 

<$0ile,  äol^n,  englifd^er  ^l^ilofo))]^,  geboren 
29.  «uguft  1632  ju  SCßrington  unioeü  »riftol, 
erl^ielt  feine  SluSbilbung  Domebmlid^  in  Oirforb. 
S)ie  fd^olaftifd^e  !ßl^iIofo))]^ie  in  oer  ®eftalt,  in  ber 
fie  bamalS  noä)  in  O^forb  betrieben  murbe^  Iie| 
il^n  unbefriebigt ;  mel^r  @efd^madt  getoann  er  an 
ben  ©d^riften  beS  EartefiuS.  SKit  Vorliebe  betrieb 
er  naturmiffenfd^aftHd^e  unb  mebicinifd^e  @tubien. 
@id^  auSfd^Iie^Iid^  bem  ör^tKd^en  ^Berufe  ju  mib» 
men,  l^inberte  il^n  j[ebod^  feine  fd^möd^Iid^e  @efunb- 
l^t.  Sßid^tig  für  bie  ©eftaltung  feines  SebenS 
ttmrbe  il^m  bte  enge  SBerbinbung  mit  Sorb  t^lfl^Iep, 
f))äterem  Sari  of  ©l^afteSbur^,  bem  @ro^oater  beS 
^]^iIofo})]^en  ©l^aftcSbur^,  in  beffen  §aufe  er  als 
Sirjt,  (Sxiit^tt  unb  SSeratl^er  eine  Steife  t)on  Salä- 
ren }ubrad^te,  mit  bem  er  aber  aud^  bie  Sßed^fel' 
fölle  ber  ))oIitifd^en  Saufbal^n  tl^eilte.  SBöl^renb 
ber  Sal&re  1675—1679  na^m  er,  j^auptföd^Iid^ 
burd^  feine  ©efunbl^eit  Deranla^t,  feinen  ^ufent- 
^alt  in  granfreid^ ;  längere  geit  Dettoeilte  er  na» 
mentlidS  in  ÜRontpeflier.  3m  3. 1683,  nad^bem 


©l^afteSburQ  nad^  ^oHanb  gepd^tet  unb  bort  ge« 
torben  mar,  fal^  er  fid^  gleid^f aSS  t)eranla|t,  Sng« 
anb  gu  Derlaffen.  Sr  lebte  in  derfd^iebenen  l^ol- 
lönbifd^en  ©tobten,  im  SSerfel^r  mit  Seclerc,  txm 
Simbord^  unb  anberen  l^erDorragenben  SSertretem 
ber  f og.  Stemonftranten  (f.  b.  Srt.  SlrminiuS),  trat 
bann,  mie  e§  fd^eint,  in  SSe^iel^ung  gu  Sßill^elm 
oon  Oranien  unb  feierte,  nad^bem  biefer  in  Sng« 
lanb  gelanbet  mar,  um  bemnöd^ft  ben  Z^ron  fei« 
neS  ©d^miegeroaterS  gu  befteigen,  im  3- 1689  in 
fein  )93aterlanb  prüdC.  ©löngenbe  ©taatdämter 
fd^Iug  er  ouS  unb  lebte  in  befd^eibener  ©teOung, 
bis  er  am  28.  October  1704  ftarb. 

Sodte^S  ^au))tmer{,  baS  feine  ©tellung  in  ber 
©efd^id^te  ber  ^l^iIofo))]^ie  begrünbet,  ift  ber  „93er« 
fud^  über  ben  menfd^Iid^en  Serftanb''.  2)ie  erfte 
Slnregung  gu  beffen  ^bfaffung  gel^t  bis  in  baS 
3a^r  1670  ober  1671  gurüd.  2)aS  DoEftönbige 
SBerl  erfd^ien  in  englifd^er  ©prad^e  in  Sonbon 
1689—1690.  3m  3.  1689  öeröffentlid^te  er 
augerbem  gmei  Slbl^anblungen  „lieber  bie  bürger- 
lid^SRegierung''  (anonym),  fomie  brei  fleine©d^rif- 
ten  über  baS  SRüt^mefen;  1693  feine  „®ebanlen 
über  ©rgicl^ung",  1695  bie  ©d^rift  „lieber  bie 
93emunftmö|ig!eit  beS  Sl^riftent^umS".  93on  ben 
©riefen  „Ueber  lolerang"  erfd^ien  ber  erfte,  1685 
gefd^riebene  im  3.  1689,  ber  jmcite  unb  britte 
1690  unb  1692;  bie  SJpIIenbung  eines  t)ierten 
mürbe  burd^  ben  2:ob  t)er]^inbert. 

Sodk  gel^ört  }u  ben  ein^u^reid^ften  Snönnem  in 
ber  ©efd^id^te  beS  mobemen  ©eifteS.  Sr  t)erban!t 
bie^  nid^t  etma  ber  Zief e  unb  ff ül^nl^eit  feiner  ®e« 
banfen  unb  nod^  meniger  ber  ©trenge  feiner  mif« 
fenfd^aftlid^en  SRetl^obe,  fonbem  bem  Umftanbe, 
ba|  er  ftd^  in  oerftönblid^er  gform,  in  ber  ©prad^ 
beS  ällltagSlebenS,  an  ben  breiten  JheiS  feiner  ge« 
biIbeten3^tgenoffen  manbte,  unb  ba^  gugleid^  ber 
3n]^alt  feiner  ©d^riften  nad^  ber  tl^oretif  d^en  ©eite 
bie  einfad^fte  Söfung  t)ielumftrittener  Probleme  )u 
bieten  fd^ien,  mö^renb  ernad^berprattifd^en©eite 
aufs  SoQf  ommenfte  bem  ®ef  d^mad  ober  ber  Senf« 
rid^tung  entfprad^,  meldte  fid^  in  Snglanb  nad^  ber 
enbgülttgen  Sefeitigung  ber  ©tuartS  auszubreiten 
unb  }u  befeftigen  begannen,  ©pöter  l^aben  bann 
Sioltaire,  SßonteSquieu  unb  Siouffeau  ©ebanfen 
Sode^S  aufgenommen  unb  il^nen  großem  92ad^ 
brud  unb  meitere  ^Verbreitung  gegeben.  2)aS  er« 
fenntni^tl^eoretifd^e  ^auptmerf,  meld^eS  eine  Unter« 
fud^ung  über  ben  Urfprung  ber  menfd^Iid^en  Sr« 
fenntni^  aufteilen  miU,  um  barauS  fomol^I  il^ren 
Umfang  mie  bie  ©rabe  il^rer  ©emi^l^eit  gu  be« 
ftimmen,  bringt  in  feinem  erften  iBu^e  eine  auS« 
fül^rlid^e  SBefömpfung  ber  Seigre  öon  ben  angebo- 
renen 3been.  SiartefiuS  l&atte  biefelbe  erneuert, 
aber  meber  l^atte  er  in  f^ftematifd^r  Sntmidlung 
gegeigt,  mie  er  fie  k)erftanben  miffen  moUte,  nod^  ift 
eS  möglid^,  feine  gelegentUd^en  t[eu|erungen  bar« 
über  miberfprud^Sfrci  gu  üerbinben.  gür  feine 
©d^Ie  bilbete  fic  ein  fefteS  »eftanbftüd  beS  ©9« 
ftemS,  aber  fte  fanb  ftd^  aud^  bei  platontflrenben 
Zl^eologen  mie  Submortl^  unb  9Rore,  unb  in  etmaS 


€9 


Sode. 


70 


oberer  aSBcnbitiig  bei  ^bert  t)on  Sl^burQ.  3n 
Me^d  Sit  lag  efi  niil^^  Sf^ agen,  mit  benen  er  ftd^ 
kfd^äftigte,  inberurhmblid^engfajfungon^uf^^ 
in  ber  ^e  gef^id^üici^  aufgetreten  flnb.  (£§  fonn 
(kr  oof  ftd^  beni)^  bleiben,  gegen  men  er  f elbft 
Me  Spi|e  feinec  ^olemif  gerid^tet  ttHffen  moKte ; 
ttotfäi^idb  fyxt  fte  in  ben  Jheif en  ber  3eitgenoff en 
nb  9la^lonnnen  bie  Iftngfte  3^it  ^^^  ^ine  ent- 
i^Kbcne  Sbfage  an  ben  SortefianiSmuS  gegolten. 
Die  9d>etttung  bed  ffiorteS  «,3bee''  be^nt  Sode 
M  ootn^crtin  fo  xotü  tmi,  ba^  bie  oQgemeinften 
9^^e  beS  SSerfianbed,  bie  einfad^  @inne§ein« 
bcude  unb  bie  SJorfteKungen  ber  ^l^antafte  glei> 
i^moetfe  bonmter  faden.  SBol^  nun  befommen 
feir  m^eit  3been?  Wandle  erflären  fte,  ober  rid^- 
tiga  einen  Xl^  berfelben,  für  angeboren  unb  be« 
aifeii  fU^  ginn  Semeife  bafür  auf  bie  Mgemetn» 
gjiitigfett  gemiffer  ©runbfä^e  ü^eoretifd^er  unb 
Mtif4oc  lirt,  auf  bie  3uftinnnung,  nield^e  bie» 
fdkn  überall  unb  bei  allen  äJtenfd^en  finben.  S)em 
fegennber  fa|t  fid^  SodCe'S  ganje  SBiberlegung  in 
bk  beiben  €d|e  jufammen,  ba|  ein  fold^r  Der« 
■endliil^  consensas  omnimn  nid^t  beftel^e,  ba^ 
er  ober  auij^,  toenn  er  beftünbe,  nid^td  für  baS  Sin* 
09renfetn  bereifen  tonxht,  fo  lange  eine  anbere 
trflgnnig  möglid^  iß.  Sr  mad^t  geltenb,  bog 
ferobe  foU^  @d|e,  bie  t)on  benen,  meldte  fle  t)er- 
jk^  fof Ott  )ugeßanben  tt)erben,  jtd^  bod^  feines» 
wtfi  bei  Wien  finben.  Sie  finben  fld^  ba  nid^t, 
IM  We  Segriffe  f eitlen,  auS  benen  fie  beftel^en. 
Skfe  Segriffe  finb  gerabe  bei  jenen  @ö^en  bie 
alcrobS^hDodeften;  num  benfe  nur  an  bie  @ö^e  ber 
Sbcntitftt  unb  bed  äBiberfprud^.  ^Begriffe  fold^er 
Irt  aber  finben  fid^  nid^  bei  aSen  iDlenfd^en,  ba 
fie  einen  geaiff en  SilbungSgrob  DorauSfe^en.  JKn« 
ber  loib  Silbe  l^ben  bie  Segrifl^e  ber  Slnd^l^eit 
ob  Serf^ben^eit ,  beS  @ein§  unb  92td^tfein§ 
n^t  9bm  fonn  aud^  nid^t  einmenben,  ba|  ber« 
tct^  Segriffe  toofjH  ber  @eele  einge))rägt  feien, 
bicfe  aber  fid^  i^  nid^t  immer  beteu^t  fei.  2(n 
OcbeicinfKmmung  mit  9riJtoteIe3  erfiört  Sodte  eg 
fir  einen  aSiberfprud^,  ba^  etnmS  actueQ  in  ber 
6ccle  norl^anben  fein,  bief  e  aber  nid^t  barum  n)iff  en 
fole.  Steint  num  aber  nur,  bie  @eele  bobe  baS 
Scnnbgen,  jene  Segriffe  gu  bilben,  fo  ift  bamit 
gor  sid^  Sefonbered  gefagt,  benn  biefeS  Ser« 
«Igen  fydiaivt  Seele  gegenüber  aOen  Segrtffen, 
nb  non  mü^  alfo  —  nne  bie^  Seibnig  aÖer« 
Vmfi  anfibrüdSid^  tl^  —  alle  Srlenntniffe  für 
uiftbma  ^Iten.  9ud^  in  ber  SBeife  laffen  fid^ 
bk  oagAorenen  Sbeen  ober  Segriffe  nid^t  t)er« 
Men,  baB  t§  bie  erften  mören,  |u  benen  Seber  ge« 
Uou^,  ^balb  er  fid^  nur  im  t)ouen  @ebraud^e  fei« 
vrlSerirnnftbefinbet;  Siele  gelangenniemafö  bap, 
■*  Oberhaupt  beßel^  bie  frül^ften  Srfenntntffe 
mtj/t  in  oflgraieinen  @fi|en,  f  onbem  in  eingelnen 
WabmäoL  O^  Dom  @a^e  bed  SBiberfprud^S 

EWiüljm,  erfennt  ba§  ttnib,  ba$  fü^  nid^t  biüer, 
Sh^  feine  IKrfd^  ift.  9iod^oieI  weniger  larnt 
bc«  wdt  »ermiddteren,  rmi  meniger  einleud^« 
puSÜ\ä^  ^ßrincifrien  bel^auptet  »erben. 


ba^  fie  angeboren  feien.  Slud^  bie  ©otteSibee  ifi 
ni(|t  angeboren.^ier  fud^t  Sodte  gundd^f)  mit  fel^r 
ungulänglid^en  SKttteln  bie  Sel^ouptung  gu  be« 
grünben,  ba^  biefe  3bee  ftd^  !eine§n)eg8  bei  aUen 
SöÜem  finbe.  ®an)  rid^ttg  aber  bemetit  er  toeiter, 
ba^  aud^  au8  il^rer  großen  Verbreitung  nid^t  t^r 
^ngeborenfein  gefolgert  nierben  bürf e,  ba  oielmel^ 
bie  3^(dmö|igfeit  unb  ®rö|e  ber  @d^ö))fung  bie 
menfd^Iid^e  Semunft  gur  Srlenntni^  ®otte3  l^in* 
fül^ren  muffe,  unb  n)0  biefe  einmal  burd^  baS  9iad^ 
oenfen  ßingelner  gewonnen  fei,  ba  muffe  fle  Men 
fo  t)dllig  einleud^tenb  erfd^einen,  ba|  ftenid^t  leidet 
toieber  öerloren  gelten  fönne.  Sluf  bie  Srage,  ttol^ 
benn  nun  unfere  Srfenntni^  abzuleiten  fei,  toenn 
mir  feine  angeborenen  3been  annel^men  bürfen, 
antmortet  Sodfe:  au§  ber  Srfal^rung.  Sie  ©eele 
ift  urfprünglidö  ein  toei^eS  Slatt,  eine  leere  Xafel; 
burd^  bie  Crfal^rung  mirb  Pe  befd^rieben.  IRäl^er 
aber  ift  biefe  (Srfafrung  eine  boppelte:  bie  eine, 
meldte  un§  bur(^  bie  äußeren  Sinne  vermittelt  mirb 
—  Sodfe  nennt  fie  Senfation  — ,  unb  bie  anbere, 
t)ermöge  bereu  mir  bie  eigenen  Suftänbe  unb  Sl^ö- 
tigfeiten  unjereS  ©eifteS  ma]^me|men;  fie  toirb  fel^r 
unglüdRid^  al§  Steffexion  begeid^net,  obmol^I  e§  fid^ 
au$  l^ierbei  nur  um  ein  ))afftoeS  Sufnel^^men  l^on« 
belt.  Senfation  unb  Slefle^n  finb  nai)  Sode  bie 
einzigen  Duetten  unf crer  grf enntni^ ;  mir  befl^en 
feine  Sorftettung  unb  fönnen  feine  befl^en,  bie 
nid^t  aus  il^nen  ftammte.  2)abei  mu^  unterfd^ie« 
ben  merben  gmifd^en  einfad^en  unb  gufammen« 
gefegten  ober  complejen  Sbecn.  SeneS  finb  bie 
urfprünglid^en  Sinbrüde,  meldte  mir  bem  öu^em 
ober  bem  innem  ©inne  (nad^  Sode^S  iermino» 
logie:  ber  Äeflesion)  ocrbanfen;  biefe  entftcl^en 
au§  ber  Kombination  ber  einfachen  3been  burd^ 
bie  3:]^ätigf eit  beS  SerfianbeS.  Snnerl^alb  ber  ein- 
fad^en  3bccn  laffen  pd^  öier  IWaffen  unterfd^ciben, 
je  nad^bem  bief elben  nur  Don  einem  Sinne  geliefert 
merben  ober  k)on  mel^reren  Sinnen,  ober  attein  t)on 
ber  Steflesion,  ober  fomol^I  oon  ben  äußeren  Sin- 
nen als  üon  ber  innem  SBa]^me|^mung.  ®er  erften 
jflaffe  gehören  bie  einfad^en  SinneSempfinbungen 
an,  bie  3been  Don  ^i^e  unb  jfölte,  ©lütte  unb 
Saul&eit,  Don  bem  Sid^t  unb  ben  gfarben  u.  f.  m.; 
ber  gmeiten  Klaffe  bie  Sbeen  Don  SluSbel^nung, 
©eftalt,  Stulpe,  Semegung,  meldte  und  fomofl 
burd^  ben  ©efül^föftnn  als  ben  @eftd^t@flnn  ge« 
liefert  merben.  ®urd^  bie  SRefiejion  attein  erl^alten 
mir  bie  Sbcen  Don  Sorftetten,  ©enfen,  SBotten ; 
in  bie  Dierte  ftlaffe  enblid^  ftettt  Sode  bie  Sbeen 
Don  Suft  unb  Unluft,  ßjijienj,  ßinl^eit,  ftraft, 
Succeffion.  3Han  fann  biefe  Seigre  SenfualiSmuS 
nennen,  fofem  aud^  bie  jtoeite  Duette  ber  @rfennt« 
ni|,  bie  Siefle^on,  auSbrüdlid^  auf  bie  Stufe  beS 
Sinnet  geftettt  mirb,  Don  einer  l^Sl^em  ^oteng  ba« 
gegen,  meldte  burd^  il^re  Sl^ätigfeit  geiftige  Sr» 
fenntni^inl^alte  im  ©inne  ber  ariftotelifd^»fd^ola« 
ftifd^en  SBefenSbegriffe  erzeugte,  feine  Sebe  ifi. 
aber  bis  ju  ber  einfcitig«confequenten  SluSbilbung 
beS  SenfualiSmuS  burd^  Konbittac,  meld^er  in 
fömmtlid^en  gfunctionen  beS  Seelenlebens  nur  Um« 

3* 


71 


Sode. 


72 


bilbungen  ber  urfpcüngUd^en  @innedeinbrude  et' 
blidft,  ift  bod^  nod^  ein  bebeutfamer  Slbftanb,  unb 
bei  Sode  f elbft  tritt  im  »eitern  Serlaufe  ber  Unter» 
fud^ung  mit  ber  junel^menben  SSetonung  ber  ^cti» 
öität  unfereS  SnteflectS  ein  rationaliftijd^e^  Cle- 
ment immer  beutlid^er  l^eroor.  3unäd^ft  intereffirt 
inbeffen  bie  gfrage  nad^  bem  SSecl^ciltniffe  ber  ein« 
fad^en  Sbeen  gu  ben  Obj[ecten,  toeld^e  in  il^nen  fic^ 
barfteUen.  ^ier  begegnen  mir  ber  fd^mermiegenben, 
übrigens  nid^t  k)on  Sode  aufgebrachten  Unterfd^ei« 
bung  jmifd^en  ))rimären  unb  fecunbären  OuaIi> 
tftten  ober  Sigenfd^ften  ber  2)inge.  ßigenfd^aft 
überl^upt  bebeutet  bie  äJ^ad^t  ber  2)inge,  ^been 
fai  und  ]^ert)or)urufen,  biefe  aber  fönnen  ftd^  ju 
i^ren  Urfad^en  als  ^bbilber  ober  als  3^i^^  ^^' 
l^alten.  Slud^  in  bem  le^tem  t^aEe  finb  fte  freilid^ 
einerfeitS  oon  ber  9latur  ber  fte  l^eröorrufenben 
Singe  abl^ängig.  anbererf eitS  aber  aud^  Don  unS^ 
unb  il^rem  fpedfifd^en  3nl^alte  nad^  finb  fie  nur 
in  uns  »irflid^.  ©old^er  ^rt  fmb  bie  Qfarben,  löne, 
©eräd^e  unb  äberl^aupt  aUeS,  maS  als  foId^eS  nur 
in  unb  mit  einem  auffaffenben  Organe  befielet ;  fie 
mad^en  bie  fecunbären  Sigenfd^aften  ber  SHnge 
aus.  primäre  Sigenfd^aften  bagegen  finb  3luS« 
bel&nung.  ©eftalt  ®id|tig!eit,  SSemegung,  SluH 
Sal^I.  aSaS  mir  in  ben  3been  biefer  lejtem  3lrt 
erf äffen,  fommt  gang  ebenfo  ben  S)ingen  f elbft  gu; 
mie  bagegen  feine  älel^nlid^feit  befielet  gmif d^en  bem 
@d^mei^e  unb  bem  2)urd^gang  beS  f d^arf en  @ta]^lS 
burd^  bie  emppnbUd^en  Sleile  unfereS  ftörJ)erS,  fo 
oud^  nid^t  gmifd^en  ber  |$farbenem))finbung  blau 
unb  ber  biefelbe  t)eranlaffenben  Sefd^affenl^eit  beS 
S)ingeS.  Sie  auf  ®runb  beS  ^mpfinbungS«  ober 
Sßa^mel^mungSoermögenS  in  bie  @eele  eingegan» 
genen  Sbeen  werben  bafelbft  mit  §ilfe  beS  ®e« 
bäd^tniffeS  aufbemal^rt.  3Bir  be{i£en  femer  bie 
Sä^igfeit,  gu  unterf d^eibcn,  unS  ber  feerf d^iebenl^eit 
ober  Uebereinftimmung  unferer  ^been  bemüht  gu 
»erben;  »ir  fönnen  fte  »eiterl^in  unter  einanber 
üergleid^en^  mit  einanber  t)erfnil))fen,  ebenfo  aber 
au(|  fie  aus  gemiffen  Serbinbungen,  in  benen  fte 
urf|)rünglid^  aufgetreten  fmb,  löfen.  9luf  bicfem 
lefetem  SBege  entftel^en  bie  abstracten  Sbeen,  bie, 
oogmar  oon  einzelnen  Singen  gemonnen,  als  bie 
Stepröfentanten  ganger  ftlaffen  bienen.  SaS  Ver- 
mögen ber  SlbStraction,  baS  auSgeid^nenbe  SHerf- 
mal,  »eld^eS  ben  ÜRenfd^en  t)om  3:|iere  fd^eibet, 
ermöglid^t  gugleid^  bie  Sprad^e;  nur  bie  oon  inbi* 
Dibu^en  SuföUigfeiten  losgelösten  Sbeen  laffen 
fid^  in  allgemeinoerftanbUd^er  SBeife  burc^  9tamen 
begeid^nen. 

Sie  einfad^en  Sbeen  bilben  bie  Elemente  für 
bie  complesen.  Sie  legieren  entfielen,  inbem  ber 
Serftanb  baS  in  il^n  eingegangene  ober  oon  il^m 
ouf genommene  SKaterial  mannigfaltig  combinirt. 
SOäieberum  »erben  oerfd^iebcne  ftlaffen  unterfd^ie* 
ben.  Sie  comt)legen  Sbeen  begeid^ncn  enttöeber 
STOobi  (3uftänbe)  ober  ©ubftangen  (Singe)  ober 
SRelationen  (Segiel^ungcn  unb  Serl^ältniffe).  SDlobi 
finb  fold^e  Serbinbungen  einfad^er  SorfteHungen, 
»eld^e  nid^t  als  für  fid^  beftel^enb,  fonbem  als  an 


einem  onbem  oorfommenb  gelten.  @ie  finb  reine 
äJ^obi,  tDtnn  fie  auS  gleid^artigen,  unreine,  toenn 
fie  aus  ungleid^artigen  (Elementen  gufammengefe|t 
ftttb.  3u  ben  reinen  9Robi,  bie  Sode  befpnberS 
auSfu^rlid^  bel^anbelt,  gel^ören  u.  a.  bie  SRobifi- 
cationen  t)on  Staum  unb  3^t,  alfo  bie  oerfd^iebe« 
neu  ©rö^en,  ©eftaltcn,  9lbftänbe  unb  Sagen,  bann 
3citbauer,  3^olge  unb  3^t"iö6;  bie  enblofe 
^ieberl^olung  beS  le^tem  foll  bie  3bee  ber  S»ig- 
feit  ergeben.  9lid^t  minber  aber  gel^ört  l^ierl^er  ber 
»td^tige  Segriff  beS  SermögenS.  Sie  töglid^e 
Srfal^rung  leiert  unS,  ba^  bie  ©egenftonbe  unferer 
einfod^en  Sorftcllungen  in  ber  9lu|en»elt  in  jteter 
Serönberung  begriffen  finb;  ni^t  minber  aber 
nel^men  »ir  in  unS  f elbft  einen  beftönbigen  äßed^fel 
unferer  SorfteBungen  »al^r,  weld^er  tl^eilS  öon  ben 
»ed^felnben  Sinbrüden  äußerer  Objecte,  tl^eilS  oon 
unferer  SBal^l  abl^öngig  ifi  pmiwcä)  wirb  ber 
Serftanb  gu  bem  ©d(|luffe  geleitet,  ba^  bie  biSl^er 
beobad^teten  Seränberungen  aud^  in  3wf«wft  on 
benfelben  Dbjecten  unb  in  berfclben  SBeife  öor 
fld^  gelten  »erben,  unb  er  erfaßt  fo  in  bem  einen 
Singe  bie  SRöglid^feit,  ba|  feine  einfad^en  SKerf» 
male  eine  Serönberung  erleibcn :  baS  })afftt)e  Ser« 
mögen,  in  bem  onbem  bie  SKöglid^feit.  biefe  Ser- 
änbemng  ]^ert)orgumf en :  bie  actioe  ftraft.  Sie 
beutlid^fte  Sorfteflung  biefer  lej^tem  ge»innen  »ir 
aus  ber  Seobad^tung  unfereS  eigenen  ©eifteS.  Sie 
Sorgönge  innerhalb  ber  ftörpenoelt  geigen  unS 
nur  baS  Uebergel^en  eines  Se»egungSguj}anbeS 
üon  bem  einm  auf  bm  anbem;  baS  grgeugen 
eines  SemegungSguftanbeS  nel^mm  »ir  toa^x,  »enn 
»ir  barauf  ad^ten,  »ie  unfer  SBiUe  bie  ml^enben 
©lieber  unfereS  SeibeS  in  Se»egung  fejt.  Unter 
bm  complti^m  Sbeen  ber  g»eitcn  Älaffe  ift  ber 
Segriff  ber  ©ubftang  felbft  Don  ber  grö|tm  SQBid^» 
tigf cit.  Ser  Serftanb  bemerft,  ba^  unter  ben  gal^l» 
reid^m  einfad^m  Sorftellungm,  »eld^e  bie  äu|erm 
Sinne  unb  bie  Seflejion  il^m  gufiil^rm,  gemiffe 
Sorftellungm  immer  in  Serfnüpfung  mit  einanber 
auftretm.  Sa  er  nun  gugleid^  baS  ben  eingelnm 
ßntfpred^enbe  nid^t  als  für  ftd^  unb  felbftönbig 
esifttrenb  benfm  f  ann,  f  o  gemöl^nen  »ir  unS  baran, 
ein  ©ubftrat  angunel^men,  in  »eld^em  eS  ejiftirt 
unb  »orauS  eS  entfpringt.  &hm  bieg  ift  eS,  »aS 
»ir  ©ubftang  nennen,  unb  ber  allgemeine  Segriff 
ber  ©ubftang  mt^ölt  fonad^  nid^tS,  als  bie  ^n« 
nal^me  eines  unbefannten  @t»aS,  »eld^eS  bm 
Sigmfd^aften  gu©mnbe  liegt.  Sodfe  oenoal^rtfid^ 
bagegen,  ba|  er  l^ierburd^  bie  SRealitöt  beS  @ub« 
ftangbegriffs  erf d^üttere ;  bmnod&  »ar  bie  fpätere 
auSbrüdlic^e  Sefeitigung  bcSfelben  burdft  ^ume 
nur  bie  Sonfequeng  auS  feinm  eigenen  Slufftmun» 
gm.  Senn  »enn  jener  Segriff  »eber  in  ber  @en« 
f ation  ttod^  in  ber  Seflejion  feine  OueHe  l^at,  loenn 
er  nur  einer  ©e»ö]^nung  beS  ScnfenS  entftammt, 
fo  lögt  ftd^  ein  9lnfprud^  beSfelbm  auf  objectioe 
Realität  nid^tfeftl^altm;  »iE  man  biefenle^tem 
nid^t  aufgeben,  fo  mug  anerfannt  »erbm,  ba| 
au^  baS  oon  ©enfation  unb  Sepejion  oerfd^ie« 
bme,  an  bem  öon  biefen  gelieferten  Material  ope» 


lirttitit  2>ailm  in  titßimmttn  ^Öäm  ju  toirflt^en 
fctntntiuffni  ^tnfü^t.  9t[Bb<inn  i^  aUnbingS 
b(i€«tfuQlifiiimS)ninci))uIIü6eTim»iben.  Slrten- 
Iri  mai  anffaStn,  ba^  2odt,  btr  un§  fiic  ben 
3abaU  M  ajcfiiip  bti  ihaft  auf  unfm  inneint 
Cilfbniftt  MinnSt,  für  bm  39egiiff  bei  ©utiftanj 
n^  bic  ©tlbflttfaHuiiQ  unfereS  3$  unb  ftinet 
Bt4ftb>bni3ii^i'ii^  iii  analosn  SSeijc  !){ranjieI)L 
Kala  bn  UnnbnnlKiifcit  bn  @ub^ng  neiftc^t 
ob«  Sode  no^  ctuxiS  ^nbereS :  bit  Unerfennbof 
Irit  bei  9B«f«iS  bn  Singe,  unb  in  biefem  3u* 
tiBntn^angc  loiitmt  er  }u  btr  9e^au)}tung,  tatU^t 
|B  ftinei  3cü  nie  in  «i  ^olQt,  gang  befonbtcS 
tri  ben  Sn^öngem  bei  SartcjhiS,  bcn  grB|tn! 
IipD^  an^  aSir  roi^m  nömli^  feiner  9Ütt' 
mig  tuH^  oon  ben  tßipeclii^en  Sitb^ngcn  gong 
cba^o  oitt  unb  ebenfo  totnig  uit  Don  btn  gtifti' 
gtn,  unb  bonon  ifl  bei  Se^a|,  bafi  bie  3)]ateitc 
litt  benbn  tdnnt,  ntij^t  nur  unbemiefcn,  fonbetn 
nät  xmiitsotis'box.  3n  bte  Alaf^e  bei  com^ilejen 
3b(ni  se^Cit  au4  unfei  ^griff  Don  Sott.  9ßii 
(riialten  bntfelBen,  inbem  uii  bte  ouS  Smfation 
bA  XtfIcEiDn  ^ammeiüwn  Sbeen  oon  Spftenj 
bA  ZXnici,  Don  SÜffen,  Waäfi.  ©lüdfeliglett  unb 
Bht^Nmtit  von  bem,  nnS  gu  befitoi  beffn  ift,  als 
■i^t  )u  beft^en,  in'S  Unenblii^e  fttigtm.  9ufi  bet 
Seigki^inig  jtveitt  ob»  mehrerer  Stnge  mit  ein* 
arim  ent^cpeit  bie  SSerbAItniftbcgriffe;  gu  ben- 
fAtn  ott6nn  bie  SBcfiiiffc  Donllrfac^  unb  3Sii- 
bog,  3bentitiU  imb  SQeif^ieben^it  u.  f.  n.,  bann 
ober  aai^  bie  bei  moialijii^  aSei^tniffe,  uel^e 
nta  bit  aUgemeinen  Palegoiten  oon  gut  unb 
h&fefalltn. 

Slti  Unlnfu^ung  üBer  ben  Uifprung  her  3bfen 
li^  £D(fe  im  biitten  fduäft  eine  (SrÖrtcnmg  ber 
Spnu^  nötigen.  S)ic  SBebeuhmg  ber  Bftatijt 
^  bie  Sdrmttaift  toiib  gemüibtgt,  gugleic^  aber  in 
^  «nt  ba  ^fiflflen  OutDen  beS  ärri^umS  auf • 
icnrirfcn.  91«  baS  ^au;>tfä^IU^e  ümitel  jui  iSei' 
tötitsg bdleltenttDiibfoigfäUtge Trennung  bet  lo- 
^äfta  Mm  ben  ^fp^ologif^en  unb  ^fbtif c^en  @Ie> 
■Oden  tm^olfittt,  alf o  fioSISfung  beS  begiifflic^n 
3i4aU{S  Bon  brn  KAtnjeboirfen,  bie  aus  aDgemei- 
m  obd  inbibibudlRi  (Setoo^n^eiten  flammen. 

SM  oieite  SJud)  enblii^  ^belt  Don  bem  3U' 
liibetnmnitn  Don  Cifenntni^  unb  ^iffenf^aft, 
Ml  btn  oerfc^idKnen  @iaben  unb  oon  ben  (Sien* 
|n  bafd&tn.  3)ai  XuSgong  bilbtt  bet  übeiauS 
wUßqt  Mnb  fotgcnf^oöe  @a|,  bit  6dcnntni| 
li^ic  fti(  anSfi^it^ii^  auf  unfete  Sbten,  i^rt 
3»pSfw>  in  mifernn  ißeuu^tfetn  unb  i^ie  iBc 
lif^öngen  gu  eimmba.  S>ic  leiteten  netben  uniei 
•is  Sffü^imidtt  gcoibnel:  @[etc§^  unb  ^er- 
WAt^flit,  eotsipnt},  Ski^dlbiig  gu  einanbet, ' 
tÄfi4  nolc  Cp^-  SuS  lenein  @a^  folgt  ju* 
iti^  baft  Dil  Don  bem  (eine  ffenntnii  b<ibcn, 
■HM  »ii  feine  3been  befifaen,  b.  %.  itaäf  bem 
Mb  Ocfostn  milteß  Sensation  unb  Sit^epon 

'im  KnmL  Wttz  Sode  i^  »eit  boDon  ent> 
,  Mtfe  0olgtntng  im  €inne  befi  mobemen 
"^  Hl  |B  Btrß^en,  nrie  fi^  foglei^  geigen 


It.  74 

miib.  6S  folgt  aieittt,  bo|i  SBeime^rung  beS  SBoi» 
tatt)ä  Bon  äbeen,  f  omeit  bicfe  innerhalb  bet  ©(^itm- 
Icn  unfeteS  itbifc^en  5)afein§  möglii)  ift,  unb  mög« 
lic^ft  aüfeitige  SBergteii^ung  betfetben  jueifc^Bpfen« 
bei  3lufbtrfung  iliret  fflegie^ungen  unter  einanbet, 
bie  beiben  SBege  finb,  au^  benen  allein  unfet  SBJiffen 
fortfd)rciten  (ann.  ^anbelt  tS  flc^  bobei  nur  um 
©leit^^eit  unb  Sßeifc^ieben^eit,  fo  genügt  bie  ein« 
fail]e  yjfrökic&unß  gweier  3bcen  mit  einanbet,  fo- 
feui  mir  nur  oon  bem  3nl)ane  berfelben  ein  flottS 
S9elnu6t[€in  ^oben,  StnbeiS  aber  ftt^t  eS  ba,  too 
fs  fif^  um  Jene  Hititet  itic^enhtn  (lofltiDen  SBer- 
^altniffc  bei  3been  unter  einanbti  l^anbelt,  oon 
»eichen  bie  in  ben  ma^ematifi^en  Setirfä|tn  oufi' 
^efprocFjeiien  baS  am  meiften  c^taütriftlf^t  SJei« 
ipiel  bieten.  ®a6  ein  SJteied  fein  Spürouelogromm 
iff,  Ifud)tet  fofoit  au8  bei  9Jerglei(^ung  ber  beiben 
3been  ein;  ba|i  bei  giöd^enin^olt  eines  5Brtie(B 
iebeSmal  ^alb  fn  grol;  ift,  wie  ber  beS  *lJaralIel0' 
gramms,  baS  mit  i^m  auf  gleti^r  @iunblinie  mit 
gleicEier  ^5^e  errii^let  i^,  mug  bemiefen  metben. 
S]et  SeteeiS  aber  gefi^ie^t  babur^,  ba|  gniif^en 
bie  Sbeen,  um  beren  Stgie^ung  eS  fiSf  ^lüielt, 
onbete,  Oetmittelnbe ,  aß  Swif^engtiebet  einge- 
fc^Dben  reeiben.  fcierauf  beruht  bet  Unteift^ieb 
ber  intuitioen  unb  ber  bemonfhratiDen  6r(enntnife. 
2)te  ffraft  beS  bemonftrotioen  Serfa^renS  ober 
^angt  baoon  ab,  bog  iebeamal  bie  SBer^SItniRe 
peiet  Swiftl^englitber  unmittelbar  einleui^ten  unb 
(nmil  eine  intuitiDe  grienntnife  geiDä^ien.  5hin 
aber  ergibt  fidti  bie  grage,  melden  SBerti)  ein  fol- 
d^eS,  lebiglii^  auf  bie  gegenfeitigen  SBeiiebungen 
ber  3been  unfeieS  SBewußtfeinS  gerid^teteS  SBiffen 
unb  grlennen  6eanjpnirf)en  lönne.  ffietortige 
SBejiel(iungen  finbcn  fi^  ouc^  )iDifd(|en  ®e6Uben 
1  beä  iiaumeS  aber  SHSa^eS  ober  ben  (E^cugniRen 
bit^lerifc^i  aBüIfiir.  5Bom  SßJiffen  aber  Oerlongtn 
mir,  ba{!  eä  SBirnid^reil  ^abe,  bcfe  t§  gelte.  SBHe 
ftebt  es  um  bie  reale  ©üiHgteit  unferer  3betn? 
Sie  gfrage  fieantloorief  ^lä^  uerfitiieben  nac^  ben 
oerf{^tebcnen  fflaffen  biefei  legieren.  S)ie  einfachen 
3been  ijaUn  Realität,  »eil  fie  bie  ginbrüde  äuf;e« 
rer  ®inge  finb.  ®te  comt)Iesen  3been  bet  aHiobi 
unb  SRelationen  bagegen  finb  gqeugniffe  unfetet 
äSiUtilt,  aber  Pe  fBnnen  unttr  Ümftänbtn  3ot> 
bUber  nirflic^er  klinge  fein,  unb  alSbonn  gelten 
bie  aus  il^nen  gebilbeten  UrtCieile  oon  biefen  Sin« 
gen.  ^ür  bie  miffenfc^ftli^  Sdenntnig  fommt 
ahtt  gor  ni^ts  barauf  an,  ob  folc^t  3)inge  esl> 
ftiren  ob«  nii^t;  bie  aSo^Iitit  Jener  Utt^eUe  be- 
tu(|t  au9fd61ie&li($  auf  ben  in  bem  3nbaÖ  bet 
3b(en  begrünbeten  IBejie^ungen  berfetben  untn 
einanbet.  §ier!)er  geübten  bit  maf^cmatif^en  Uf 
t^eile,  aber  aui^  biejenigen,  bie  Don  moraßfi^ 
!Cet(|äItntffen  twnbtln.  „ÜRoib  ip  ein  jltötmür- 
bigee  93ei6re(!^tn",  bleibt  au(^  bann  ein  ttM^ 
©aj(,  nttnn  niemals  ein  iDiorb  gefi^e^t  ober  tin 
ÜKöibtr  beftraft  wirb.  5InbetS  aber  fie^  efi  olltf 
bingS  mit  ben  complejen  3been  Don  Subpongen. 
S)iefe,  fofem  fie  ben  Slnfprui^  erl^eben.  bie  91b- 
bilbet  mirflit!^  e^ftirenber  Zwinge  gn  ftin,  [finnen 


75 


Sode. 


76 


wir  nur  bwci^  Srfal^rung  gewinnen,  mläft  und 
im  eitt}elnen  ^üt  eine  6eftimmte  93erfnü))jfung 
Don  ekenjd^aften  jeigt.  2)ie  fo  gewonnene  @r- 
fenntnip  ift  eine  üöttig  ^S^ttt,  f o  lange  fie  |l(i^  nur 
ouf  bie  ©jiftenj  unb  bie  Sef^affenl^eit  eines  Sin» 
{einen  be^iel^t.  SSerfud^en  toir  eS  bagegen,  burd^ 
abötroction  attgemeine  SSegriffe  oon  ©ubflanjen 
}u  bilben,  in  ber  iBorau§fe|ung,  ba|  eine  Som« 
bination  Don  (Sigenfd^ften^  toie  fte  in  eingelnen 
gfäQen  t^atföd^Udl  beobad^tet  »urbe,  in  ber  92atur 
ttneberum  oortommen  fönne,  fo  fönnen  berartige 
begriffe,  n)ie  Sode  meint,  nid^t  al8  toirllid^e  Sr« 
fenniniffe  bienen^  unb  bie  qu8  il^nen  gebilbeten 
allgemeinen  @ä|e  finb  nur  mel^r  ober  minber  tocif^x» 
fd^dnlid^e  SSermut^ungen.  Sodfe  nnrb  nid^t  mübe, 
oor  bem  9Ri^au4  ivi  toamen,  ber  in  ben  @d^ulen 
mit  ben  t)ermeintlid^en  6ffen}en  unb  Staturen  ber 
Singe  getrieben  toorben  tocix,  ha  mir  bod^  f einerlei 
baS  aEgemeine  SBefen  ber  concreten  Singe  au3> 
brfldCenbe  93egriffe  befi^en.  S)a8  ^oblem,  mel« 
dH  ftd^  ber  mobemen  Sogi!  an  biefer  @tdle  er« 
öpet  l^at  93orau8fe|ungen  unb  ®efe|e  beS  in> 
budioen  SSerJal^ren«  f eftpftetten,  ift  il^m  oerborgen 
geblieben.  Sr  oer}id^tet  auf  eine  eigeiülid^e  Statur» 
miffenf d^ft,  möl^enb  er  ein  bemonftratioed  SKffen 
in  ooQer  Strenge  auf  bem  ©ebiete  ber  Storal  für 
ebenfo  möglid^  |ölt,  mie  auf  bem  ber  SJtatl^ematü. 
Unter  ben  oben  unterfd^iebenen  oier  ®efid^t8> 
fünften  ermdSt  fid^  f onad^  ber  eines  in  bem  Snl^alte 
ber  3been  felbft  begrünbeten  gegenfeitigen  iBerl^ält' 
niffeS  berfelben  gu  einonber  al§  ber  frud^tbarfte  für 
unf ere  Srfenntni|.  Sie  blo^e  Sßal^mel^mung  oon 
®Ieid^l^eit  unb  Serfd^iebenfeit  fül^rt  nid^t  meU, 
unb  ums  bie  Soe^iften}  betrifft,  fo  Unnen  mir 
jmar  aOgemeine  negative  Urtl^eile  bilben,  meld^ 
befagen,  ba^  gemiffe  3been  niemals  mit  einaiü)er 
ottftttten  Ibnnen;  toüi^  bagegen  tl^atföd^Iid^  mit 
einanber  oorfommen,  lel^rt  unS  nur  bie  Srfal^rung, 
unb  über  bie  mal^rgenommenen  Singelfäne  l^inauS 
gibt  es  l^ier  nur  SSermutl^ungen.  9htn  aber  l^atte 
Sodk  feltfomermeife  ju  jenen  breien  nod^  bie  (&Tsi* 
ftenj  l^tnjugefüat.  Sa|  fie  nid^t  mie  iene  eine 
)tinfd^en  )mei  Sbeen  fid^  finbenbe  39e}iel^ung  aus» 
brfldCen  lonn,  ift  Oar.  @oQ  fie  aber  als  3bee  oon 
ei^em  beftimmten  Snbolte  gelten,  fo  mürbe  fi(!^ 
bie  Sfroge  ergeben,  unter  meldten  jener  brei  ®e» 
fid^t^unfte  ^e  mit  anberen  3been  in  Sejiel^ung 
oebrad^t  merben  fbmte.  3n  SBal^rbeit  freilid^  i^ 
Stiften)  nur  ber  SuSbrndt  bafür,  ba|  einem  Senf» 
tnlaße  eine  Don  nnferem  benfenben  93emu^tfein 
dS  fold^em  unabl^ftngige  Stealität  }ufommt.  Sodfe 
gel^t  l^ierauf  nid^t  meiter  ein,  mol^l  aber  unterfud^t 
er,  morauf  im  einjelnen  gfaOe  unfer  SBiffen  um 
bie  Soften)  berul^t,  ober  meld^eS  feine  Sefd^affen» 
l^eit  ift.  SBir  erlernten  nad^  il^m  unfere  eigene  S|i» 
ftena  intuitio  unb  ol^ne  99emeiS.  9Benn  ton  an 
allem  «nbem  amcifeln,  fo  fd^Iie|t  ber  Sweifel  felbft 
bie  SBal^mel^ung  unferer  ßsiftenj  ein,  unb  an 
biefer  fönnen  mir  nid^t  jmeifeln.  ffiagegen  er» 
temten  h)ir  baS  Safein  ®otteS  bemonftratio  mit 
§afe  beS  »emrifeS.  Sodfe  ifl  überjeugt,  ba|  biefet 


Semeis  mit  matl^emotifd^er  ©id^erl^eit  gefül^rt  mer« 
ben  fann,  menn  eS  aud^  beS  Stad^benlenS  unb  ber 
aufmerffamfeit  bebarf,  um  fid^  feiner  amingenben 
ftraf t  bemüht  ju  merben.  S)aS  unmittelbar  ®e« 
miffe,  beffen  jule^t  jebe  ©emonftration  als  il^rer 
©runblage  ober  a(S  il^reS  9(uSgangSpunIteS  htß 
borf,  ift  uns  eben  in  bem  intuitiDen  SBiffen  wax 
unfere  eigene  ejiftenj  gegeben.  SBir  fönnen  nidjt 
jmeif ein,  ba^  mir  fmb ;  mir  muffen  aber  aud^  f ofort 
anerfennen,  ba|  mir  nid^t  feftft  Url^eber  unfereS 
©afeinS  finb.  3m  Uebrigen  ift  Sodfe'S  ®otteS- 
bemeiS  nur  eine  nid^t  befonberS  glüdflid^e  SRobi« 
pcation  beS  überlieferten.  Unfere  6rfenntni|  Don 
SHngen  au^er  unS  enblid^  ift  lebiglid^  unb  ouS« 
fd^Iiepd^  auf  actueQe  @inneSma]^me|mmtg  be* 
grünbet.  Sl^re  ©id^l^eit  ift  geringer  als  bie  auf 
Sntuition  berubenbe  unferer  eigenen  S^iftens  unb 
ebenfo  als  eine  burd^  ffiemonfiration  auS  Segriffen 
gemonnene ;  immerhin  fönnen  mir  aud^  l^ier  nod^ 
oon  mirflid^er  Srfenntnif;  reben  unb  ben  3meifel, 
ob  etmaS  bann,  menn  mir  feine  Sinmirfung  auf 
unfere  Sinne  empfmben,  aud^  in  ber  SBirflid^feit 
oorl^anben  fei,  als  unoemunftig  jurüdCmeifen.  2>ie 
@id^]^t  mirb  oerftärft  burd^  ben  Unterfd^eb 
einer  actueUen  SinneSmal^mel^mung  oon  einer 
bloßen  ^l^afieoorfteUung,  burd^  ben  Umfkttb, 
ba^  nur  mit  ber  erftem,  nU^t  mit  ber  Ie|tem  bie 
®efü]^Ie  oon  @d^mer)  unb  SSergnügen  Derbunben 
jinb,  enblid^  burd^  bie  Unterftü^ung,  meldte  bie 
SBal^mel^mungen  ber  Derfd^iebenen  Sinne  einonber 
leil^en ;  auf  aQe  gfölle  aber  reid^t  ^e  ooOf ommen 
aus,  um  uns  in  unferem  ))raftif4en  iBerl^Uen  ben 
Singen  gegenüber  ju  leiten. 

@o  laufen  in  bem  „SSerfud^  über  ben  menfd^» 
lid^en  Serftanb"  fel^  k>erf(!^ebene  Zenbenjen  neben 
einanber  l^er,  neben  ber  empiriftifd^en  eine  goo) 
ebenfo  ftarfe  rationaliftifd^e.  Sodfe'S  gef^d^tlid^ 
Sinfbt^  aber  gel^t  nur  mu!^  ber  erftem  Seite.  S)a| 
er  ein  SSorlöufer  ftants  in  ber  Seftreitung  ber 
aRöglid^feit  ber  Stetapl^^ftf  gemefen  fei,  I&^t  ^d^ 
iebod^  mit  äted^t  nid^t  bel^upten.  SBerni  er  leiert, 
ba|  mir  alleS  ilKaterial  unferer  Srfemttni^  ouS« 
fd^Iie^Iid^  ben  Sinnen  oerbanfen,  fo  ift  er  bod^, 
mie  am  beutlid^ften  feine  Snerfennung  beS  ®otteS» 
bemeifeS  geigt,  su  gleid^er  3eit  ber  SReinung,  ba| 
eine  benfenbe  Bearbeitung  TeneS  9RaterialS  )u  Sr» 
fenntniffen  fül^re,  beren  Object  jenfeitS  ber  @rett» 
gen  birecter  Srf al^ng  liege.  Sine  3dtlang  f d^eint 
fld^  Sodte  mit  ber  Slbfid^t  getragen  }u  l^ben,  baS 
@ebiet  ber  9RoraI  einer  sufammenl^öngenben  9e« 
arbeitung  ju  untermerfen,  mo)u  einzelne  feiner 
Sfreunbe  il^n  mieberl^olt  aufgeforbert  l^atten;  bod^ 
fam  eS  bagu  nid^t.  Sie  jerftreuten  9eu|erungen, 
meldte  bal^in  einfd^Iagen,  laffen  fid^  nid^t  leidet  ju 
einem  miberfprud^Sfreien  ©ongen  oerbinben.  SHe 
energifd^  Sefömpfung  ber  ^nnal^me  oon  ati« 
geborenen  ))raftifd^en®runbfci|;en,  bie  übermütige 
Betonung  ber  Berfd^iebenbeiten  innerl^alb  ber  fitt« 
lid^en  Snfd^auungen  ber  ein}elnen  Bößer,  bie  enge 
Bejiel^ung,  in  meldte  ®ut  unb  Uebel  gu  Sufi  unb 
S(|mer3  gefej^t  merben,  ber  Sa|,  ba^  bie  (Srfoi^ 


77  Sodt.  78 

omg.  tBbtm  fit  uns  über  tiniiui|li(^DbRfd^äb-  fpiefenbEn  Senung,  ber  fiiien  Stibcsabimg,  bei 
WinM  Scfola  ttnfntr  unblutigen  üele^rt,  unä  baS  iinf ^uli^cn  @runblagm  beS  tfieOTctifd^en  Untei- 
ClKti Bub  Ucble  etfeunen  lafje,  fc^thten  i^  beut-  nc(|t3,beT^rüdfic^tigungbeTiRbttiibueäen€igcii- 
IbI  Bnln  bit  Sertrrttr  ehut  relottinflif^en  unb  t^ümlic^Iettcn,  bei  SnnnicnutiQ  beS  eigenen  feÖi' 
itiQßif^ Storni  juwnofifen.  91nbetroöttB  aber  [lunöigcii  eijiuültcrS  iiiib  Don  bcr  ^4idbiiflOQi(  be« 
kgepet  bie  «nerfeinuniB  tmer  objettioen,  in  bet  18.  ga^r^unbertä,  inäbcjonbere  na^bcm  MoLifftau 
Säliiiber3)in8ebegriinbetenOrmiun9,bte,  weil  \iä)  ju  i^tem  99ertiinber  ßcniattit  ijatte.  mitSBe" 
■f  btn  SEK&m  <Botte9  juiädg^enb,  ben  ß^ondttr  geiftening  Qufgenonnnen  morben. 
ÖBc*  BKppi^ttiibni  ®e[e|tS  fyA,  »nb  im  3u(Qin*  Sn  Ql)nli(^er  Üöeite  6aben  Sode'S  tjolitift^ 
■a^aüe  ^ininit  fü^rt  mic^  bie  me^tfodd  aitber«  3beenbur^iyennitt(uiig5fiDnle§quim'«in3ranN 
lottt  »e^äiiptana,  baS  ^ä;  auf  bem  ©ebiele  ber  rei(^  unb  ©eutjdjlonb  SUctbrcitung  gefunben.  Ut- 
Sonil  Dutfieinatift^  gDibrnj  erreit^cn  lafft,  gnnj  fpriiiidliil)  bejf idjneien  fie  ben  t&toretiiiÖEn  SIuS- 
beftimmt  äba  Amt  läA^üi)  en^itnftifiJ^  iBegrün<  Onid  fur  jenen  fiuSglcit^  bei  @tii>alten  unb  ^n 
bng  ^nnoni.  @e^  niniig  bcMebigenb  ifl  bte  (£r-  teien,  bei  in  1£nglanb  mit  ber  3J^ronbe|ieigung 
Menng  äbci  bie  g^^^eit.  Sie  ernöiung,  ba|  äBil^elma  Don  Citonien  gui  Xlfat  gemorben  uwt. 
■Ol  an  Don  tina  giei^  beB  SHenfd^en,  ni^t  Wit  oKe  älteien  Statun^tSIe^m  begrünbet  SdÄ 
Ml  bcr  btt  SillenS  itben  Kmit,  lä^  eine  tiefeie  ben  Staat  auf  einen  SBettiag  unb  lä||t  bemfelbcn 
CiMTitii0bt9$tvblRnSDemitRen;  immerhin  ttitt  einen  |laatlo|en  9)atui^ußattb  uotouBge^  Stn 
SoA  irit  <Eittf4'ttKn!^  für  bie  fittltd^  Sitaaü*  btutlicbem  @egenfa^  aber  gegen  ^obbefl  gilt  i^m 
wcflii^teit  bti  Sleirii!^  ein.  bitfcr  leljteic  uii^t  als  ein  3u[tanb  bei  allgemeinen 

1a4  ^"ti^  ftitu  €4nfl  aber  bie  SJemünftig*  Jhiege§  unb  ber  allgemeinen  g^uitiit,  fotäem  oIS 
fcit  itec  Sernunftgemä^^  beS  Sl^rtßent^mfl  ein  3uftanb  be€  g^riebenS,  bcr  allgemeinen  ®Iet4' 
^  £odc  rinen  tneitrei^renbtn  @influ|  ouegeübt.  ^eit  unb  greitjetC.  3n  i^m  gilt  baS  natürliche  ®f 
%a^^  ijt  bec  engfifdic  SeiSmuS  (f.  b.  %ri.),  bei  jet),  R)e!^e4.  Dan  ber  SBcmun(t  erlonnt,  bie  ^anb> 
•N  bi^ci  (nun  m&^tigen  Xn^|  eil^elt,  meit  Innren  bei  ^iltitfd^en  oibnet  unb  bie  99e^afung 
ikt  bot  bnfdbp  eingenommenen  Stonbpunft  beä  Uilielt^äler^  unb  griebenlbret^B  Doif^reibL 
tinfflOgefd^ritten;  Sode  felbft  mar  eifrig  bemüljt,  3me<I  beS  Staates  ift,  S^teibcit  unb  Sigent^um 
bn  gftmboder  Xolanb  (f.  b.  ^it.)  non  feinen  31od-  bei  SBürgei  ju  fd^übtn  unb  überhaupt  bie  äMngel 
f^ö^  a^nf^^fittdn.  X)ie  in^oltli^t  !9erf4ieben>  gu  befeitigen,  uel^e  bie  folgen  ber  ^^ereinjelung 
l)iit|)irtfi^natädi(^enmibübeinatüili4enSSa:(li'  ^nb.  3m  StoatBoertrag  ueifiplic^tet  fid^  bei  @in> 
Itttn  ^  barin  aufgegeben,  bie  Schien  bei  Offen'  jelne,  fid|i  ben  Stfd||lüffen  bei  äße^r^eit  gu  unter- 
Inmg  n^ottn  i^  %kßätigung  bui4  bie  ver>  werfen,  feboc^  mit  ber  Sinfi^iitnbmg,  bog  bie  büi- 
tnfL  ^E>er  SBei^,  ben  bte  O^borung  bun^  aerli^  ®efe|e  nur  infomtit  geie^t  jinb,  als  ^ 
ätfxS  C^ttpnl  ffti  bie  9nenf(^I^  bemu^  befibt,  u^  in  Uebereinftimmnng  mit  bem  natüilictien  Se* 
kp^t  barin,  ba|  ti  ben  3Ranotbeiemu<l  flegm(^  )e|t  bcftnben.  3>aB  not^uenbigfle  erforbenrig  füt 
lifUii0t.  bog  er  imfi  ein  ebcnfa  eoSfUit^ige«  atS  ein  gtbei^Ii^  €taatinx|ni  ip  bie  X^eilung  bti 
boOtowiimirtSRoialfQ^  unb  eine  onlibigeSotm  ®en>alten  unb  bie  3uneifung  Don  ®efet(gebung 
>ir  goBctoerf ^ntnfl  gribioi^t,  unb  bor  Wum,  bag  unb  enecutioe  on  gefonbeitt  Xiöger.  Sie  eifteie 
K  bie  Ml  ba^in  an  unllai  gta^  %u3ftd^  auf  i^  bie  ^b^eie  unb  liegt  urffmingli^  bei  bon  SDoIt^ 
dl  {nfettigel  Seiwn  nnb  eine  beieinftigc  3)tigeltung  meldieB  fie  in  geeigneter  Sieife  unb  in  llnteroib- 
bd  mka  anb  S6fen  mit  oOn  ^eutlidileit  Der*  nung  unter  baB  natürliche  @ef eg  unb  bit  be^e^en- 
liBbd  unb  bdran^  bem  fittlii^  £eben  ben  nrirl-  ben  Einrichtungen  Don  feinen  ißeitretem  Demxitten 
fnfca  Srnfmll  üffbm  fyd.  3n  bitfem  €inne  lä^t.  SlaB  SBalf  iil  btgldalb  aui$  bei  beiufent 
tfIffeSode  bet«laubt,  balSb^M  bei  Wef-  Stu^ter,  wenn  ber  3:räger  bei  eEecutioe  feine  aRoi^t 
W  frt,  bei  oOtia  uwfentlii^  SScßonbtfieli  btS  migbrou^t.  ^ie  Sebcnlen,  meiere  jumal  biefe 
C^ri^ad^uml,  oOeS  Uebrigc  nur  nebenfdi^li^tS  leitete  SuffteÜung  »at^rufen  mug,  glaubt  SoA 
Scimif,  mb  jAa  @lreit  fibci  Sinjel^eiten  beB  burc^  bie  Semeifung  bcf c^mic^tigen  ju  f önnen,  baft 
fin^O^en  üo^tM  nf^nt  ü^m  übeifliiffig  unb  bafi  SßoH  feinn  Säitui  nad^  bei  ßr^Itung  beB 
MAcibli^.  SJengemS^Dtilongt  er  in  feinen  SBiie-  S^tebcnben  gngeneigt  fet  ^n  feiner  erörtenma 
fat  fifer  Xolcmi)  XhtQmng  ber  berfii^iebcnen  le-  bcS  <£igent^uma  enblic^,  baB  ei  ganj  nnb  gai  auf 
HfpSfm  Cetemitntffe;  mii  bie  %lt)ei^en  nnll  er  bit  9Iioeit  btgiflnben  nill,  unb  bei  bamtt  pfam- 
^lErtK«  aidgef^loffra  miffen  nnb  —  ^roiftenßif^  menliangenbenDonBniirt^f^ftlic^en  @runbbegriffe 
fnag!  —  bie  ffotfitdilen.  tifil^nt  er  alB  SßoiIÖufei  Don  91bam  @mit^.  @o 

3a  btn  .Okbantm  Üb«  Snieliung'  mifireit  8'^'  tint  Ulenge  Don  äbeen  unb  Xenben^tn,  tot\<i)t 
'  %  fetm  pMoioglUStt  ScobadQtungcn  rnib  bie  bit  S^olgcütit  mächtig  bemegf  b^ben  unb  tbeiltveife 

'-*-^^  Mf  imifttjcl^  ^Sbogogen  mit  einem  no^  ticule  nac^roiifen,  auf  Sode  }urüil,  aber  ni^ 
Ml  C^rtimitmue  unb  unDtrttnnbaier  in  bei  ^cife,  bafi  ti  mit  f(i^apfeiif$(m®ei|it  neue 
_g  m  6wcip|4  etmlif<^  Sitten  unb  ESer-  Sahnen  gebrochen  b^tte,  fonbem  Jo,  bog  ei  baS, 
IHMIfe.  SiR  •nmbfal  tun  bei  fititn  feitnrid'  wogu  bit  leligiüfe,  polttifcbt  unb  fodale  gntniid- 
tag  W  aottrfi^  3nbitiibuum)  unb  bit  {fDr>  lung  bti  mobemtn  SQklt  junäd^jl  in  (Snglanb  bin- 
■  bct  SaiHBmBe  ber  €elb^^gleit,  beS  geführt  ^atte,  auf  tincn  tlaien  unb  titffenben  %ufi- 


79 


Sobcnfieiin  —  Söl^e. 


80 


brud  bro(i^tc  —  Siteratur.  Lord  King,  The 
Life  of  J.  L.,  2.  ed.  London  1830 ;  Fox  Boume, 
The  Life  of  J.  L.,  London  1876;  Campbell 
Fräser,  Locke,  London  1890;  Cousin,  La 
Philos.  de  L.,  6«  ed.,  Paris  1868;  Tagart,  L.'s 
Writings  and  Philosophj,  Lond.  1855 ;  Webb, 
The  Intellectualism  of  L.,  London  1858;  M. 
M.  Curtis,  L.'s  Ethical  Philosophj,  Leipz. 
1890,  imb  bie  befonnten  SBerte  jur  ®efd^id^te  ber 
^l^ilofopl^ie.  [t).  ^ertling.] 

(^obett^eiitt,  3obocuSt)Qn,  teformirter  $re« 
biger,  geb.  }tt  2)elft  am  16.  gfebruar  1620,  geft. 
am  6. 9(uguft  1677,  Sol^n  be§  SürgermeifterS  in 
feinet  ®  eburtSftabt,  ftubirte  ju  Utred^t  unter  Soetiu§ 
unb  }u  9t<me!er  unter  SoccejuS  Sl^eologie  (f.  b. 
Sri  Serben).  Sr  etüfemte  fid^  Don  ber  Süd^tung 
ber  Saltrfniften  Doi^äglid^  boburd^,  ba|  er  nid^t 
nur  ein  regeres  geifttgeSSeben  burd^p^ren  fud^te, 
fonbem  aud^  f&  ßr|altung  ber  ftld^er  fotsie  für 
ajeibel^altung  beS  (SöIibatS  rintrat.  Sr  f elbft  blieb 
aud^  unDermol^lt.  Sr  mar  eine  burd^auS  emfte  unb 
energifd^  angelegte  9iatur;  feine  ®ebid^te  tragen 
baDon  beutlid^  baS  ©epräge.  Sin  gro|er  Xf^to^ 
löge  mar  er  nid^t,  bafür  ober  mar  er  befto  ftreb« 
famer  in  ber  ^a^.  Sr  prebigte  eine  3^itlang 
}u  @Iui§  in  ^Icntbem  unb  mürbe  fpöter  ju  Utred^t 
ongefteOt.  @r  mar  l^öd^ft  einfad^  in  feinem  ^uf« 
treten  unb  feinen  Sebürfniffen  unb  ein  burd^auS 
Don  d^riftlid^er  Siebe  erfüllter  9Rann.  Seine  @e* 
bid^te  (Uitspanning  beheizende  stichtelijke 
Liederen)  mürben  1676  u.  ö.  gebrudft.  @eine 
Predikatien  unb  fonftige  SQBede  ftnbet  man 
DoQftönbig  Derjeid^net  bei  Van  der  Aa,  Biogra- 
phisch Woordenboek  s.  v.  Lodensteyn.  (^gl. 
Ypey,  Gesch.  d.  syst.  GodgeL  n,  283  vlg. ; 
$.  3.  $rooft,  3obocuS  Dan  Sobenfte^n,  Smfter- 
bam  1880.)  pilberbingf  ai^iim.] 

<$$9^  äol^ann  ftonrab  SBill^elm,  lutl^e* 
rif^er  ^arrer  ber  9lel^eit  bem  Don  feinen  ®Iau* 
benSgenoffen  mit  Unred^t  Hinneigung  gur  fatl^o« 
lifd^en  jhrd^e  unb  SSerlaffen  be§  proteftantifd^en 
^rincipS  Dorgemorfen  morben  fmb,  marb  am 
21.  ^bruar  1808  }u  gfurtl^  geboren.  (Sr  befa^ 
fel^r  reid^e  (SeifteSanlagen,  bie  er  aber  nie  burd^ 
ein  emftered  @tubium  auSbUbete.  2hi  feiner  3u* 
genb,  bie  er  bis  1821  in  ber  ^eimat,  bis  1826 
auf  bem  ©^mnajium  }u  9lümberg  Derbrad^te,  )og 
il^  baS  ort]§oboj;e  Sutl^rtl^um  mäd^tig  an,  meil 
eS  feinem  in  il^m  liegenben  S)range  na$  tj^ötigem 
religiöfen  Seben  mel^r  9lal^rung  bot,  als  bie  refor« 
mirt«unirte  ba^rifd^e  „SonbeSfird^e''.  @d^on  ba« 
malS  bilbete  ftd^  eine  burd^auS  fubiectiDe  9ln> 
fd^auung  bei  i^m  auS,  meldte  fid^  aud^  in  einem 
fib:  bie  Sugenb  fonberbaren  ^ang  gur  Sinfamfeit 
äußerte.  !Rad^bem  er  )mä  Saläre  gu  Sriangen 
3:^eoIogie  ^birt  l^atte,  ging  er  1828  gu  gleid^em 
Stoedfe  nad^  SSerlin  unb  beftanb  1830  baS  tl^eo« 
It)gifd^e  S^amen,  ol^ne  burd^  eine  öugere  Sin« 
mirfung  anberS  beeinflußt  morben  gu  fein,  als 
baß  ber  eine  ober  anbere  gleid^geftnnte  Selber  il^ 
in  fetner  Sigcnort  beftärft  l^atte.  6r  erl^ielt  nun 


in  Spanten  nad^  einanber  untergeorbnete  9n« 
fteUungen  auf  bem  Sanbe,  fär  ein  äal^r  aud^  in 
92flmberg,  unb  entfaltete  fiberaQ  eine  begeifterte 
Sßirffamfeit,  bei  meld^er  il^m  feine  reid^n  Anlagen, 
fein  gemaltigeS  Organ  unb  fein  unermäbeter  Sif er 
ein  großes  Snfel^enDerfd^afften.  SerSl^arafterfei« 
ner  SBirffamfeit  mar  in  biefer  S^%  ^t^  tn  feinem 
gangen  Seben,  ein  burd^auS  felbfterbad^ter,  burd^ 
feine  frembe  Srfal^rung  gefd^ulter.  Seine  ^rebig« 
ten  bauerten  brei  unb  Dier  @tunben  unb  moren 
gum  großen  Xf^ü  nur  mit  „mtvcf^bvt  freimütig« 
gem''  %cibtl  beftel^enber  Snfd^ungen  unb  Dor« 
fommenber  @finben  ausgefüllt;  babei  rid^tete  er 
eine  Siturgie  gang  nad^  eigenem  Srmeffen  ein,  bei 
meld^er  „aSlt  ftünfte  gur  Srl^ebung  beS  innem 
SRenfd^en  mitmirfen  mußten".  @o  gog  er  freilid^ 
Diele  Seute  auS  bem  fßoltt  an,  mad^te  ftd^  aber  ben 
^fanem,  bei  meldten  er  Dicarirte,  unb  ben  Seitem 
ber  ba^rif d^en  proteftantif  d^en  SanbeSfird^e  f  ebr  miß« 
liebig  unb  mußte  enblid^  fel^r  gegen  feinen  SBiSen 
eine  unbebeutenbe  ^farrftdle  gu  9leuenbetteISau 
bei  SnSbad^  annel^men.  $ier  blieb  er  fortan,  ba 
feine  Diermalige  Semerbung  um  anbere  ©teilen 
jfeinen  Srf olg  b^tte,  bis  gu  feinem  Xobe  utü>  ent* 
faltete  eine  SBirffamfeit,  meldte  fid^  meit  über  bie 
®rengen  Sa^emS  btnauS  erftredEte.  Seine  O))))0' 
fition  gegen  bie  SanbeSürd^e  fe^te  er  fort;  er 
moQte  Don  aller  SeDormunbung  fi^i  unb  meber  im 
®Iauben  nod^  im  fird^Iid^en  Seben  burd^  irgenb 
eine  öußere  9lorm  gebunben  fein.  3)abei  geigte  er 
fid^  aber  in  feinen  Uebe^eugungen  mie  in  feinen 
gforberungen  fo  fd^manfenb,  baß  eS  fd^mer  ift,  gu 
fagen,  maS  er  eigentlid^  glaubte  unb  moQte.  Sie 
il^m  fo  oft  gur  Saft  gelegte  ^romamflrenbe"  Jen- 
beug  beftanb  in  ber  unHoren  Seigre  Don  einer  ftd^t« 
baren  ftird^e,  gu  meld^er  aQe  mit  il^m  ®Ieid^ 
geftnnten  gepren  f oQten,  in  ber^erDorl^ebungber 
^benbmal^lsfeier  Dor  ber  $rebigt  unb  in  ber  iBe* 
tonung  ber  übematürlid^en  @enbnng,  mdd^e  bie 
orbinirten  ©eiftlid^en  befößen.  Siefe  Senbemen 
mürben  befonberS  burd^  feinen  ®egenfa|  gu  oer 
ffiid^em'fd^en  „Snnem  SKiffion"  beftörft,  in  mel« 
d^er  ber  Unterfd^ieb  gmifd^en  SIeruS  unb  Saien 
gang  aufgel^oben  imb  baS  „allgemeine  ^riefter« 
ti^um''  gu  feiner  DoEften  Entfaltung  gebrad^t  mer« 
ben  fo&te.  ßS  lößt  ftd^  nid^t  Derfennen,  baß  aud^ 
l^ier  feinSSerlangen  nad^  eigenartiger  SBirffamfeit, 
meld^eS  bei  ber  ©leid^fteOung  Don  ©eiftlid^  unb 
Saien  nid^t  befriebigt  merben  fonnte,  bie  Zrieb« 
feber  blieb,  ^em  99eftreben,  feiner  gemaltigen 
$erf5nlid^feit  ben  mirffamen  Sinbrudt  gu  fid^, 
barf  man  ebenfalls  feine  Vorliebe  für  fatbolifd^e 
&inri(^ttngen  gufd^reiben:  fo  bie  Sinfül^rung  ber 
freien,  nid^t  formulirten  ^riDatbeid^t,  für  meldte 
er  einen  „93eid^tunterrid^t"  [d^rieb,  unb  bieffranfen« 
Ölung.  Sie  9lad^al^mung  oer  f atl^olifd^n  Siturgie 
aber  entfprang,  mie  feine  SeDoi^ugung  beS  W>tvi>' 
mablS,  aus  bem  99ebürfniß  eines  gur  Snbad^t  ge« 
ftimmten  ^eqcnS,  bem  feine  ffird^e  mit  ibten  Sin« 
rid^tungen  feine  92abrung  bot.  2)enn  baß  S^b^ 
mirflid^  ein  übematürlid^eS  Seben  gu  fül^ren  be« 


81 


Soen. 


82 


Psttt  tDor,  famt  nid^t  begtDeifelt  toetben,  n>enn 
0»^  (tnfU^tlüi^  femer  ©dbetderl^örungen,  feiner 
ffnmfen^eüitngen ,  feiner  ZeufelSauStreibungen 
I.  bgL  Me  l^fbrif d^e  ttxM  am  $Ia|  ift.  Sei  fol- 
gen ticfg^^cnben  Sbioeid^ngen  um  bei  bem  be* 
waitm  9Biberficmb  gegen  bie  fird^Iid^e  SSertoal* 
tmig  rau^  £ö^  ber  Sebanle  an  ben  SLuStritt 
flBfi  ba  SmtbeSfird^  naf^  genug  liegen;  allein  }u 
bk|cn  &l^ritt  fomtte  er  fi^  nie  entfd^Iie^en,  ob* 
ao^  bt€  @ttfi)mifion  il^m  mieberl^olt  angebrol^t 
nb  bei  ber  SEBeigenmg,  eine  ®ef (i^iebene  gu  trauen 
ober  i^  aitd^  nur  bie  S)imifforialien  ou^sufteEen, 
Mffic^  aber  \fyn  t)er]^öngt  umrbe.  S^  9^e  tarn 
Hüft  fi^Iie|Ii^  nur,  inbem  er  ftd^  gan}  einer 
teftem  Z^äi^eit  mibmete,  meldte  x^m  für  ))nnci* 
t^t  erdrtenmgen  feine  3eit  Ke|.  @d^on  1840 
fißtti  er  angefangen,  ^rebiger  für  bie  in  Slorb- 
onenEa  lebenben  ^rotejknten  beutfd^er  S^ntge 
^enni|ttbilben.  2)utd^  feine  IBemfil^ungen  entftan« 
benin  SRijfouri,  inüIHd^iganunb  in  ^otoa  felbftön« 
btge  iiroteflantifd^  9kreinigungen,  f  omie  in  9{euen« 
bettefikm  smei  f^ne  SRiffiondl^ufer  jur  ^u8« 
bäbang  ber  für  9torbanterila  beftUnmten  $rebiger. 
3»  3. 1849  rief  er  im  ®egenfa|  gu  SBid^em  eine 
fciaen  SUifd^ouungen  entf))re(i^nbe  ©efeUfd^aft  für 
innere  Sttfftim  in'8  Seben,  tDeld^e  ben  genannten 
Ußiem  VtMor^md  ebenfaQS  in  il^ren  SlrbeitS« 
beiS  oi^nal^m.  3nt  3. 1853  grünbete  er  bann 
einen  ,,93erein  für  tt)eiblid^  Siaconie'^  meld^er 
•SdDedbtng  unb  Silbung  bed  @inne3  für  ben 
Sicnß  ber  leibenben  9Renfd^l^it  in  ber  lutl^eri* 
f^n  9et)oIferung  So^emS,  namentlid^  in  bem 
tteibli^  Z^e  berfelben",  bemirfen  foOte.  913 
gnu^  oon  biefer  SBirffamfeit  fonnte  in  bleuen* 
bdtelikm  1854  eine  3)iaconif[enan{iaIt  eröffnet 
ttrben,  totld^  ben  @runb  gu  einer  auSgebel^nten 
nb  blä^enben  @enof[enf d^ft  legte.  2)er  @tamm« 
fi|  bcrfdben  ijl  }u  einem  ^omple;  Don  mel^r  afö 
mn^igSebdubenauf  meit  ouSgebel^ntem  eigenen 
9cfi|  angdxxii^fen,  unb  unter  ben  mel^r  als  fünf- 
p%  ä^id^  ®enoffenfd^ften  ber  $rote{tanten 
nnmt  bie  ton  SleuenbettelSau  an  So^^^  bie  britte 
&dk  ein.  3e|t  1^  fid^  Söl^e  einen  JheiS  ge« 
j^offen,  in  bem  er  gang  tm^  eigenen  ^nfd^ouungen 
Rgiacn  unb  ®ottedbienft  l^alten  fonnte,  fo  ba| 
er  fid^  in  feiner  SBirffamfeit  befriebigt  f ül^Ite.  SDa« 
icibc^idien  feine  ^ßrebid^^  <ine  groge^nsiel^ungS« 
fmft  fnr  Xutoörtige,  unb  er  fonnte  aUmüIig  bie 
IßciMitfedforge  auf  Xoufenbe  auSbel^nen,  mel^e 
Ml  wd^  tnib  fem  gu  ii^m  f amen,  um  in  geijtlid^en 
lifiegen  femenSati^  eingul^olen.  %xi^  burd^  fd^tift« 
fkflo^il^  Zl^ätigfeü  entfattete  er  eine  gro^e  SBirf* 
\mtaL  €ett  ben  erften  Zradaten,  meldte  er  nod^ 
oli  Sicor  DerdffentHd^te,  unb  ben  ;,@ieben  ^re* 
Mglm*  (1836)  erfd^en  toof^l  60  größere  unb 
Schriften  Hon  ibm,  U)e(d^  freüid^  für  fein 
Pen  wa  einer  Uebergeugung  gur  anbem 
SoKife  genug  liefern.  %n  meiften  gelefen  tt)urbe 
fne  fttn^ienpofttne,  bie  feit  1848  in  fünf  «uf« 
liBBi  cri^tencn  iß;  am  meiften  Süffelten  mad^ten 
fne  ^9M  9M^  ton  ber  R\x^\  2.  «ufl. 


Stuttgart  1845,  morin  meber  eine  lutl^erifd^e  nod^ 
eine  fatl^olifd^e,  fonbem  eine  Söl^e'fd^e  atteinfelig« 
mad^enbe  ffird^e  geleiert  mirb,  fomie  bie  ^SRofcn« 
monate  l^eiliger  grauen",  ebb.  1860,  unb  baS 
^aKmrt^roIogium",  ebb.  1863.  Söl^e  war  nämli^ 
Derftönbig  genug,  eingufel^en,  ba^  baS  o))fertt)iaige 
Seben,  toel^e«  er  t)on  feinen  ©iaconiffen  f orberte, 
ol^ne  innere  ^{al^rung  nid^t  beftel^en  fonnte,  unb 
ba  feine  Aird^e  il^m  l^iergu  bie  auSreid^enben  SRittel 
nid^t  bot,  mugte  er  bei  ber  fatl^olifd^en  SScefe  %n« 
(eilten  mad^en  unb  namentlid^  bie  l^eiligen  t$frauen 
unb  Jungfrauen  al§  93orbiIber  auffteQen.  Sie 
1^1.  ^erluca  marb  babei  gu  „einer  2)iaconifftn  au8 
bem  12.  äal^rl^unbert''.  ©erabe  bie  le^tgenannten 
@d^riften  nun,  in  meldten  er  fid^  gu  fatl^olifd^en 
®Iauben§Ie]^ren  unb  Uebungen  gu  befennen  fd^eint, 
geigen  am  beften,  mie  meit  er  t)on  ber  Aird^e  felbft 
fem  blieb.  Sö^e  mar  thtn  im  DoQen  @inne  beS 
9Borte§  ^roteftant,  infofem  er  überaQ  nur  eigener 
Eingebung  folgte  unb  aud^  bem,  maS  er  auS  ber 
fatl^olifd^mihrd^e  ftd^  aneignete,  bm  Stempel  ber 
eigenm  @ubiectit)itat  aufbrüdfte;  bieg  ftanb  gu 
ber  Untermerfung  unter  bie  ^uctoritöt,  meldte  baS 
SBefen  ber  fatl^olifd^en  jhrd^e  bilbet,  in  gu  fd^reien« 
bem  ®eaenfa^,  afö  bag  bie  ^enlid^feit  beS  fatl^o* 
Ufd^en  ©loubenS  il^m  l^ätte  aufleud^tm  fonnen. 
Sud^  fein  „99üd^Iein  t)on  ber  meiblid^m  Sinfalt'', 
eine  Sc^Iagmorte  für  bie  2)iaconiffen:  „©el^or« 
am,  Slrmut,  ffeufd^l^eit,  Sfn^fw^Bfcit",  fmb  öon 
atl^olifd^en  Slnfd^auungen  fo  meit  entfernt,  bog 
man  il^m  fein  @eftönbnig  auli  einer  3sit/  ba  man 
feinm  Uebertritt  gur  fatl^oUfd^en  jhrd^e  ermartete, 
fd^on  glauben  fann:  „tiä)  l^abe  feinen  Umgang 
mit  9lömifd^»Jlat^oIifd^en,  id^  l^abe  nie  einer  il^rer 
Seigren  beigeftimmt,  id^  bin  gar  fein  Slnl^anger  bed 
^ßopiSmug,  id^  l^abe  feine  eingige  r5mifd^>fat]^o* 
lifd^e  SSefonberl^eit  gu  ber  meinigen  gemad^t,  id^ 
l^nge  mie  el^ebem  an  ben  f^mbolifd^en  Sö^en  unb 
Sel^rm  ber  lutl^erifd^en  jhrd^.''  Söl^e.  ftarb  nad^ 
jal^relanger  angeftrengter  Sl^ötigfeit  am  2.  Januar 
1872.  @ein  93i[b  mag  als  SemeiS  bafür  gelten, 
bag  Alarl^eit  im  ßrfennm  unb  im  ^anbeln  nur 
unter  ber  Srgiel^ung  ber  fatl^oUfd^en  ^rd^e  gebeult, 
unb  bog  au(|  bie  ebelften  Seftrebungen  burd^  ben 
@ubiectiDigmu§,  meldten  ber  ^roteftantiSmuS  al§ 
55rincip  HiingeftcIIt  f^ai,  irregeleitet  merben  muffen, 
fiö^e^g  2)iaconiffmmei^  l^at  bm  Stifter  bis  l^eute 
überlebt  unb  mad^t  feinem  organifatorifd^en  Xa« 
lent  alle  gl^re;  f.  ob.  HI,  1683.  OBgl.  ^\\iox.' 
poUt.  831.  XXXV,  454 ;  LXXm,  361 ;  LXXX, 
767 ;  ©einger,  SBiD^elm  Söl^e'S  Sebm,  2  93be., 
9lümb.  1873—1880;  ©täpn,  3lrt.  Söl^e  in 
©ergogS  S«eal«gnct)n.  Vni;  ®erf.,  Söl^e,  3:1^0. 
mafiuS,  §arle&,  Scipgig  1886.)        [Äaulm.] 

(|4ieit,  Jol^ann  STZid^ael  D.,  ein  für  bie  Union 
ber  üerf^iebenm  Konfeffionen  tl^ätiger  ©d^rift« 
fleller,  geb.  gu  gfwtiffurt  a.  2R.  1694,  geft.  1776 
als  preugifd^er  ©e^eimeratl^  unb  jfammer»  unb 
SRegiemngSpröfibent  gu  Singen  in  ^annoDer,  trat, 
nad^bem  er  fd^on  frül^er  TOel^rereS  gefd^eben,  im 
3. 1724  als  ©d^ftftcDcr  über  bie  SReügion  auf. 


83 


Sdfd^er. 


84 


inbem  er  unter  bem  ftngirten  3lamtn  @ottloi  Don 
Sfriebenl^eim  „Seit  eoangelifd^en  S^riebenStempel 
nad^  ber  Slrt  ber  erften  fKrd^e''  l^erauSgab  unb 
bie[em99ud^  im  3. 1725  eine  anbere  @d^rift  nad^ 
fenoete:  ^^^dd^ftbebenfltd^eUrfad^en,  toarumSutl^e' 
rifd^e  unb  Sleformirte  in  fjfrieb  unb  (Sinigfeit  }u* 
fammenl^alten  unb  einerlei  @otte§bienft  ))flegen 
f  oHen" .  9lad^  einer  langen  5pauf  e  erf  d^ien  im  3. 1 748 
eine  Sbl^onblung  öl^nlid^en  Snl^ItS  über  bie  „SSer« 
einigung  ber  $roteftanten''^  morin  er  }eigte,  tüie 
leidet  eine  fold^e  SSereinigung  toäxt,  menn  bie 
Sontrot>erf en  obgef^afft  würben.  S)iefe  unb  anbere 
tl^eologifd^e^  moralifd^e,  politifd^e  unb  öl^nlid^e  Suf« 
fö|e  finb  in  eine  jmeifad^e  Sammlung  feiner  flei* 
nen  @d^riften  Dom  3a]^re  1749  unb  1751  ein» 
gerüdt  morben.  9ber  feine  Don  feinen  biSl^er  er- 
fd^ienenen  Sd^riften  erregte  fo  Diel  ^uffel^en  al8 
bie,  meldte  er  1750  l^erauSgab:  ,, Sinnig  malere 
Steligion,  allgemein  in  il^ren  @runbfö^en^  Der* 
teinet  burd^  bie  3^n!ereien  ber  Sd^riftgelel^rten, 
gertl^eilet  in  aUer^onb  @ecten.  Dereiniget  in  Sl^rifto '' . 
2ht  biefem  merlbürbigen  Sud^e  glaubt  Soen  auf 
ben  Zrümmem  aEer  pofttiD-d^riftlid^n  99e!ennt> 
niffe  bie  einsig  UKil^e  Steligion  Sl^rifti  aufrid^ten 
}u  !5nnen,  bei  todä^tt  ed  nur  auf  baS  ®  ebot  ßl^rifti 
Don  ber  Siebe  ®otte3  unb  beS  9iöd^ften  anfomme^ 
unb  beren  ®  laubenSinl^alt  aQe  Demünf  tigen  SJten« 
fd^,  oud^  bie  einföltigften  unb  fd^tt)ad^ftnnigften, 
anjunel^men  DermögetU)  finb.  t$für  biefe  einjig 
xoal^Tt  äleligion  geuge  aud^  bie  ©efd^id^te,  ba  bie 
@runbn)a]^^eiten  ber  ^Religion  ju  aQen  Qtüm 
biefelben  gemefen  feien,  unb  bie  natürlid^e  Sleli* 
gbn  felbft  bei  ben  l^eibnifd^en  SBeifen  mit  ber  ge* 
offenbarten  übereinftimme.  dagegen  l^abe  man 
reilid^  Dor  3(iten  bie  Sleligion  in  öugerlid^ed  ®e« 
präd^  unb  Serimonientt)efen  Derfe^t;  aud^  bie  %e« 
bmuttoren  ]^&tten  mel^r  il^re  eigenen  ^Reinungen 
afö  ben  ®runb  beS  (SlaubenS  Dertl^eibigt,  m^» 
fyilb  feit  il^ren  Seiten  bie  geiftlid^e  3<inf«  unb 
S)i3|)utirfu(^t  auf  gelommen  fei,  unb  aud^  ie|t  f e^e 
man  bie  Steligion  mel^r  in'S  ®t^m  unb  bisputire 
barüber  nad^  ber  Jhinft.  %Qein  ungead^tet  aQer 
biefer  S)ifferengen  im  Slugermefentlid^en  ftimmten 
bod^  alle  Sll^riften  im  ®runb  beS  ©laubenS  über« 
ein,  »eil  fie  alle  bie  l^eißge  @d^rift  annöl^men  unb 
fie  nur  Derf d^ieben£[id^  auflegten ;  bal^er  fei  benn 
aud^  eine  SJereinigung  aller  Derfd^iebenen  d^rift« 
lid^en  @ecten  balb  gefd^l^en:  fobatt)  man  erlläre, 
ba|  man  fid^  an  Sl^riftuS  unb  fein  SBort  l^al- 
ttn  tooOe,  fei  man  einig.  93on  ben  ©eiftlid^en  fei 
aber  biefe  ^Bereinigung  ni^t  )u  l^offen,  ba  biefe 
für  il^re  f^nAolif d^en  Sudler  unb  bef  onberen  Sel^r- 
fö|e  fömpfen,  fonbem  bie^  fei  bad  SBerf  einer 
n)eifen  Slegierung,  meld^  biefe  Aufgabe  aud^  ol^ne 
3usiel^ung  ber  (Seifüid^en  löfen  fdnne,  ^umal  ba 
bie  Sl^Iogie  j[e|t  eine  aDgemeine  9Bif[enf d^aft  ge* 
n)orben  fei.  2fm  Sufammenl^ang  mitbiefen  ®runb« 

Sä^  mad^t  bamt  Soen  Derfd^iebene  SSorfd^Iöge  für 
»ie  Sinrid^tung  bed  ftird^enmefenS  ber  Dereinigten 
JKrd^e,  Steinigung  ber  99ibel  Don  ben  Dielen  2)rud[- 
unb  Ueberfe|ung9f erlern,  Verbot  aller  Sontro« 


Derfen,  fur^e  S^mbola  mit  SuSlaffung  aQer  fbei« 
tigen  fünfte,  Sefd^önfung  ber  Sierimonien ;  Dor 
ber  ^anb  !önne  man  bie  JHnbertaufe  no4  bei» 
bebalten,  bagegen  fei  ba§  Sbenbmal^l,  als  Dor» 
aüglid^fler  ® egenftanb  ewiger  3an!ereien,  auS  bem 
öffentlid^en  ®otte§bienfte  auf  f o  lange  au3)ulaff en, 
bis  man  fid^  l^ierüber  geeinigt  l^be;  bie  ffird^ 
jud^t  fei  nad^  bem  aJlufter  ber  erften  ffirdje  1^- 
guftellen,  tt)obei  aber  bemerft  mirb,  man  l^abe  fie 
mit  Siedet  ber  meltlid^enObrigfeit  überlaffen,  »etl 
bie  ®eiftlid^!eit  il^ren  Sif er  nid^t  )u  mö|igen  tt)iffe 
unb  ol^nel^in  fein  äted^t  ^u  escommuniciren  l^be, 
mie  aud^  bie  ffird^engud^t  bauptfäd^lid^  bie  @eifU 
lid^feit  felbft  betreffe.  9n  ben  ^roteftonten  tabett 
es  Soen  fel^r,  bag  fte  bie  bolzen  geiftlid^  StonbeS« 
würben  aufgel^oben  bitten,  inbem  baburd^  baS 
Sel^ramt  ganj  Deröd^tlid^  geworben  fei ;  man  muffe 
biefelben  toieber  einfül^ren,  bamit  aud^  Domel^me, 
beffer  er}ogene  ^erfonen  bem  geiftli^en  @tanbe 
ftd^  guwenbeten;  j[a  man  fbnne,  fo  wie  jur  Seitung 
ber  gemeinen  Slerifei  SSifd^öfe  unb  ^rdlaten,  fo 
aud^  felbft  einen  ^ßopft  ober  oberften  Sifd^of  fid^ 
gefallen  laffen  unb  i|n  ben  @tattbalter  £b^fti, 
ben  9tad^f olger  $etri  unb  baS  fid^tbare  Qavipi  ber 
ffird^e  nennen,  nur  muffe  immer  bie  ge^id^ 
9Ra(^t  ber  weltlid^en  unterworfen  bleiben.  S)ie 
neuen  99ifd^5fe  unb  ^ölaten  follten  aber  nid^t  in 
ben  Sl^eftanb  treten  bürf en ;  überl^aupt  bobe  man 
nid^t  wo^lgetban,  bei  ben  !ßroteftanten  ollen  ®eift« 
lid^en  obne  Unterfd^ieb  bie  ^e  }u  erlauben.  Cbenfo 
wenig  biSigt  eS  Soen,  ba|  man  bie  jlldfier  ind- 
gefammt,  fktt  fie  ju  ref ormiren,  abgef d^afft  l^be ; 
er  f dalagt  bal^er  mand^erlei  ®attungen  Don  Stlb* 
ftem  Dor :  f old^e,  worin  fromme  Seute  allein  ber 
Sleligion  leben  fönnten;  fold^e,  worin  Domebme 
bejahrte  $erfonen  Don  9krbienft  ben  Sleft  il^rer 
Zage  }ubringen  fönnten;  wieber  anbere  gur  f8tf> 
pßegung  ber  Srmen  unb  ffranfen  ober  jur  Uebung 
ber  ®aftfrei]^eit  an  Orten,  wo  feine  Verbergen 
unb  ®aft]^5fe  angelegt  werben  fönnten;  enblid^ 
aud^  ftlöfter  jur  Unterweifung  ber  3ugenb.  @o 
fel^r  ber  religiöfe  ^nbifferentiSmuS  im  proteftan« 
tifd^en  2)eutfd^lanb  }u  SoenS  3^it  fd^on  um  ftd^ 
gegriffen  botte,  fo  fonnte  bamalS  bod^  nod^  nid^t 
SoenS  UnionSproject  realifirt  werben;  erft  im  fol« 
genben  Sabrl^unbert  würbe  eS  SDhifter  unb  93or» 
arbeit  für  bie  eDangelifd^en  unirten  SanbeSfird^en. 
(35gl.  fjf.  338.  ffraft,  Sieue  tl^eolog.  »ibliot^ef  V, 
Seips.  1750,  471  ff.:  ©d^rödfb,  ft.«®efd^.  feU  ber 
Slef orm.  vm,  354  ff.)  [Sd&röbL] 

<4Uf(((er,5Weilutberifd^e3:i^logen.  1.  Aafpar 
würbe  am  8.  Slai  1636  gu  SSSerba  im  Soigtlanbe 
geboren,  begog  mit  20  Salären  bieSifabemie  Seip» 
gig  unb  mad^te  l^ier  unter  bürftigen  Umftünben 
feine  @tubien  mit  gutem^rfolge.  9lod^  im  3. 1660 
warb  er  ÜRagifter,  1662  SaccalareuS,  1668  Si« 
centiat  ber  Sinologie  unb  @uperintenbent  gu  @ott« 
berSl^aufen.  2lm  3. 1674  erhielt  er  guSeipsig  bie 
Sodorwürbe  unb  1676  }u  Srfurt  baS  ^orat 
an  ber  ^rebigerfird^  nebft  ber  Snfpection  an 
bem  ®9mnaftttm,  1679  bie  @uperintenbentur  )u 


85 


Sötoen. 


86 


^BÜäaiL  Snblid^  fönt  er  1687  ofö  ©enerolfuper« 
iatenbent  imb  $rofeffot  ber  %f)to\o%\t  nad^  äßit* 
kaberg  imb  fkrb  l^ier  al3  Professor  primarius, 
6eiiiot  ber  Sfobemie  unb  bed  SonftftotiumS^  $a- 
fbr  an  ber  @t  SRarienlird^e  unb  ©eneraljuper» 
vtabcnt  bed  föd^ftid^n  JhirfreifeS  am  11.  2hili 
1718.  3Sie  er  in  ben  (netiftifd^en  unb  terminijli- 
^rn  @treitigteUen  fetner  3eit  eine  9toQe  fpielte, 
f»  lic^  er  att$  bod  lUerarifd^e  ®ebiet  nid^t  unan« 
tfSbaai;  er  fd^rieb  fel^r  triele  Hbl^nblungen  t)on 
iert^tctoiein ,  meifi  tl^Iogifd^em  Snl^alt,  bte 
Botürli^  |e|t  nur  untergeorbneten  SSertl^  l^aben. 
(Sgl  ttnf d^ulbige  3laäfnS)kn  Don  alten  utü>  neuen 
6Q4m  ffitf  bad  3al^r  1719  [Seipjigl  387  ff.; 
1720,  842  ff.) 

2.  Salentin  Srnfl,  @o]§n  beS  (genannten, 
Mibe  am  29.S)ecember  1673  }u@onber§]^aufen 
gebore«.  Sr  genog  eine  trefflid()e  Srjiel^ung,  ftu« 
böte  fi^dter  auSOBittenberg,  »urbe  l^ier  aud^  1692 
JBlagi^  unb  1695^  nad^bem  er  ftd^  in5tt)i{d^en 
PL  fdatt  iDcitem  VuSbilbung  nod^  eine  ß^itlang 
m  3(na  aufgel^alten^  Sbjiunct  ber  p]^Iofo))]^t» 
Mm  S^cultöt  3m  3.  1698  tourbe  er  $aftor 
nb  euperintenbent  )u  Jüterbog!,  1700  S)octor 
kr  Z^e^ogie  ^  Wittenbergs  1702  Superinten« 
bmt  in  S>eli|fd^s  1707  ^rofeffor  ber  Zl^eotogie 
PL  Stttenberg  mtb  enblid^  1709  Superintenbent 
ii  S)re<bcii,  UK)  er  am  12.  fjfebruar  1749  ftarb. 
Sie  ^eologifd^  Seitfd^rift^  betitelt  „SIte§  unb 
Smtf  aus  bem  @d^|e  ber  tl^ologifd^en  äßiffen- 
{^oflot',  fpftter  «UnfdQulbige  9lad^d^ten  ton  alita 
nb  nam  lVi>^f<^  Qaö^,  fdüä^ttn,  Urfun« 
bm  a.  f. ».',  imtcbe  t)on  il^m  1 701  gegrünbet.  SBie 
er  in  btefe  3^4nft  knele  arbeiten  lieferte,  fo  er« 
McS  er  ^c^  au4  fonft  aI8  frud^tbarer  Sd^ftfteller, 
latte  der  babei  mand^  Strauß  5U  befleißen  fo- 
«0^  mit  fotl^olifil^  ald  reformtrten  unb  felbft 
M9tn\äftn  €dMfifieIIem  unb  Zl^eologen.  99e« 
finbcxi  feefSmpHe  er  alle  Don  ben  $teti{ien  l^er- 
n^mibew  Sd^nften  auf  eine  \tfyc  l^eftige  SBeif e  unb 
Krior  bcdmrd^  \üft  an  Snfel^  bei  ben  ^tjfrom« 
■m'^  memt  er  gleid^  auf  ein  tl^ötiged  Sl^riften« 
f^mn  mit  aHer  Sntfd^iebenl^eit  brang  unb  eine 
Slcnge  oicetifc^  €<i^ften  abfaßte.  Son  feinen 
»ieiei  Scrfen  foDen  nur  f olgenbe  angefül^rt  tott» 
bm:  ^tP0rieb!e8r5mifd^^urenregimentS,Seip' 
M  1704;  (SM^e  @erid|)te  ®otted  über  bad 
^op^^mn,  8etp)ig  1706,  wogegen  fid^  bie  PP. 
Anmfe  tnb  9lmi^b  eri^oben;  De  causis  lin- 
gHMEbrmeaa,  lips.  1706,  eine  t>erftdnbige  9e* 
tMiMiiiig  ber  9i^ge  nad^  bem  SBertl^  bed  altteßa* 
Urtq^teS;  SoQfiönbiger  Zimotl^euS  SSe» 
ober  3)ar^ung  ber  SSMrl^it  unb  bed 
9ri^eni  in  bm  bidl^engen  pietiftifd^  Streitig« 
käa.  2  X^Ie.,  IBittenberg  1718-1726.  (SBgl. 
Bmnriamm  iheologiaa  ezegeticae,  Witemb. 
1719:  9ongin^,  ^onbbud^  ber  allg.  Sitterargefd^. 
m,  ^Brid^  1790, 835;  gful^ann,  ^anbwörter- 
Mkr  fJ^rifU.  SMigimid-  unb  ft.-®efd^.  n,  ^aOe 
ltt7,  675;  SHeftel,  @efd^.  bed  9.  2:.  in  ber 
ML  tM^  3entt  1869,  799.)     [@d^öbl.] 


<4Uiliett,  eine  alte  @tabt  ber  belgifd^en  ^roDinj 
95rabant  unb  frül^er  bie  ftauptfiobt  berfelben,  fyit 
feit  3al&r^unberten  il^re  Sebeutung  burd^  bie  bor« 
tige  Uniöerfität,  tteld^e  in  vergangener  3cit  als  ein 
SWittelpunlt  fat^olifd&er  äBiffenfd^oft  unb  »ilbung 
Don  l^eröonagenber  SBid^tigfeit  »or,  in  unferen 
Sagen  aber  unter  öeränbertcn  Umftänben  für  Sei« 
gien  unb  bie  SWeberlanbe  Don  l^öd^ftem  ginftuffe 
ift.  S)ie  @tabt  bUbete  ftd^  aUmälig  feit  bem 
8.  So^irl^unbert;  fle  würbe  in  ber  golgegeit  be« 
feftigt,  unb  im  13.  Sa^rl^unbert  lebte  borin  eine 
gol^lreid^e  8et)öl!erung  öon  40  000—50  000  ein« 
wol^nem,  bie  befonberS  burd^  Sud^bereitung  unb 
%vjSfyanM  )u  großem  SBol^Iftanbe  famen.  3m 
f olgenben  Sa^rl^unbert  t>erIor  Sdtoen  als  ^anbels« 
ftabt  feine  SBebeutung ;  infolge  innerer  ßwiltigf eiten 
ging  bie  Zud^fabrifation  ein,  unb  bie  jal^Ireid^en 
Arbeiter  fud^ten  unb  fanben  in  Snglanb  für  $an« 
bei  unb  3nbuftrie  einen  beffem  SSoben.  2)ie  Sr« 
rid^tung  ber  UniDerfltät  im  jmeiten  S>ecennium 
beS  15.  3a]^]^unbert8  gab  inbe|  ber  @tabt  eine 
triel  größere  äBid^tigfeit. 

L  ffiie  ältere  Uniüerfität  (1425—1797). 
^\&)tt  toaxtn  in  ben  9{ieberlanben,  obgleid^  bie 
^roDinjen  bed  Sanbed  eine  gal^lreid^e  99et)5l!erung 
litten,  feine  öffentlid^en  Snflalten  für  ben  l^öl^e« 
reu  Unterrid^t.  2ht  ben  Alöftem  unb  befonberS  in 
ben  SongregationSl^öufem  ber  Srüber  t)om  ge« 
meinfd^aftli^en  Seben  gab  eS  aSerbingS  @d^ulen, 
auf  meldten  man  eine  geioiffe  l^öl^ere  Silbung  er« 
»erben  tonnte;  inbeffen  bieienigen,  meldte  auS« 
gebel^nte  @tubien  mad^en  teoQten,  pflegten  in  bie 
9lad^barlönber  ^u  gelten,  unb  befonberS  waren  ed 
bie  blül^enben  ^od^fd^ulen  Don  JFöln  unb  $ari8, 
bie  Don  ben  Belgiern  befud^t  würben.  ®a  fa|te 
3o^ann  IV.,  ^er}og  Don  93rabant,  bem  gugleid^ 
nod|  meistere  anbere  ^ßroDinjen  untertl^an  waren, 
ben  Sntfd^lu^,  in  feinem  eigenen  Sanbe  eine 
^od^fd^le  5U  errid^ten,  weld^e  fid^  ben  beiben  ge« 
nannten  UniDerfitoten  würbig  an  bie  Seite  fteUen 
fönnte.  «IS  @iif  ber  UniDerfitöt  wöl^lte  er  S5wen, 
weld^eS  bamalS  in  ber  S)i5cefe  Süttid^  lag.  2)iefe 
@tabt  war  gang  geeignet,  ein  @i|  ber  äBiffen« 
fd^aften  }u  werben.  @ie  war  Don  anfel^nlid^er 
®rö^e  unb  }ö]^lte  fd^öne  ®eböube;  man  l^offte 
aud^,  ba^  ber  3ufluf  Don  Stubirenben  il^r  für 
ben  92iebergang  beS  ^onbelS  unb  ber  Snbufhie 
einen  ßrfa^  bieten  würbe.  3ubem  empfal^l  fid^ 
bie  @tabt  burd^  eine  gefunbe  Sage,  wie  ^uftuS 
SipftuS  in  feinem  Loyanium  (3,  1)  mit  9ted^t 
l^erDorl^ebt.  Sol^ann  IV.  wanbte  jld^  alfo  an  ben 
l^eiligen  Stul^l,  um  gur  Srnd^tung  einer  UniDer« 
fitöt  bie  ©enel^migung  )u  erlangen,  unb  aud^  bie 
@tabt  fanbte  m^  S^m  eine  6^efanbtfd^aft,  an 
bereu  @pi|^e  ber  Sd^olafier  ber  @t.  ^eterSfird^e 
SU  S5wen  SBil^elm  9ieef8  (®uilelmud  StepotiS) 
ftanb.  2)er  fianbeSl^en  unb  bie  @tabt  Derpßid^« 
teten  fid^,  für  bie  nöt^igen  ©eböulid^feiten  Sorge 
gu  tragen,  bie  jlofien  bed  Unterl^alteS  Don  ^o« 
fefforen  }u  fidlem  unb  aud^  bie  fonftigen  üblid^en 
^riDilegien  berllniDerfitötsujuwenben.  TOartin  V., 


87 


Samen. 


88 


bem  bringenben  ®  efuci^e  be§  ^erjogS  unb  ber  Stobt 
toiUfal^renb^  gab  unterm  9.  2)ecemBer  1425  jur 
(Sntd^tung  betUniDerfttät  feine  Shtnnlltgung.  3n 
bem  betreffenben  fßxtot  mürbe  bie  Srmäd^tigung 
ert^eilt,  in  Sömen  bie  gf^^cultaten  bed  tRed^tS,  ber 
9Rebicin  unb  ber  freien  Jhinfte  (^l^ilofopl^ie),  mie 
fte  auf  ben  anberen  Unit)erfitäten  fd^on  beftanben, 

!u  erri(i^ten.  Sie  t$fctcultät  ber  X^tolo^it  mar  in« 
»effen  ausgenommen,  unb  man  fonnte  bie  pöpft« 
lid^e  SinmiUigung  ^u  il^rer  Srrid^tung  nid^t  fof ort 
erl^alten;  ber  ^uffd^uB  foQte  mol^I  ba^u  bienen, 
bie  SuSfül^rung  ber  gefteOten  SBebingungen  ju 
fidlem.  Siefeiben  mürben  benn  aud^  balbigfi  er« 
füEt.  S)ie  l^auptfäd^Iid^fte  mar,  ba^  bem  Stector 
imb  ber  Unit)erfttät  DoQftanbige  SuriSbiction  über 
baS  fie]^r))erfonaI,  bie  @tubirenben  unb  bie  9e« 
bienfteten  ber  neuen  ^od^fd^ule  eingeräumt  mürbe. 
@obaIb  bal^er  bie  Sominiftration  ber  Unit>erfiiöt 
eingerid^tet  mar,  übertrugen  bie  ©tabt,  ber  $ropft, 
ber  2)e(^ant  unb  baS  Sa])itel  ber  So&egiatfir^e 
Don  @t.  ^eter,  fomie  aud^  C^erjog  Sol^ann,  il^re 
3uri§biction  auf  bie  Uniöei^ttät.  S)ie  feierlid^e 
Snauguration  berfelben  fanb  unter  großem  @e* 
|)rönge  in  ©egenmart  Dieler  @blen  unb  $rälaten 
am  7.  September  1426  fiatt;  bie  afabemifd^enSSor« 
lefungen  nal^men  inbe|  erfi  am  2.  October  beS« 
felben  ^al^reS  il^ren  Anfang.  Ser  9}tagiftrat  l^atte 
für  bie  UniDerfUöt  baS  ftattlid^e  ©eböube  ber 
^a&en  eingeröumt,  meld^eS  frül^er  befonberg  ben 
Xud^fabrifanten  (M  ÜRaga^in  unb  ißerfaufS^Ia^ 
gebient  l^atte.  3um  erften  9tector  mürbe  ®uilel> 
muS  9le^oti8,  SaccalareuS  im  ftird^enred^t  unb 
@d^oIafter  ton  @t.  $eter,  gemdl^It.  2)er  Ißapjl 
l^atte  il^n  fd^on  für  fed^S  Saläre  ju  biefer  Sßürbe 
ernannt,  aJDlein  er  Derjid^tete  auf  fein  3it(i^i  unb 
überlief  bie  SBa^iI  ben  $rofefforen  unter  ber  SBe« 
bingung,  ba^  man  il^n  menigftenS  für  lurse  3^it 
}um  Rector  magnificus  mö|le,  ma3  benn  aud^ 
gef d^al^.  2)er  tRector  ber  UniDerfttät  marb  SlnfangS 
ber  Steil^e  nad^  au3  ben  t>erfd^ebenen  ^^^cultäten 
aDe  brei  SWonate  ermäl^It;  feit  1476  inbefe  fanb 
l^albjöl^riger  SBed^fel  fiatt.  Sl^m  unb  bem  @enat 
mar  ba§  Regiment  anvertraut.  Slu^er  bem  Slector 
l^atte  bie  Unioerfttöt  einen  SonferDator  ber  $rit>i> 
legien  imb  einen  jfan}ler,  gemö^nUd^  ben  ^ropft 
ber  SoHegiatfird^e  @t.  $eter;  festerer  mürbe  Dom 
$a])fte  auctoriftrt  unb  Derliel^  in  pöpftlid^er  SSoH« 
mad^t  bie  atabemifd^en  @rabe.  Sie  ^acultöt  ber 
Sl^eologie,  meldte  in  ber  infolge  ber  ^od^fd^ule  Don 
Sömen  einen  fold^en  ©lang  Derlief ,  marb  fünf 
Saläre  nad^  Eröffnung  ber  UniDerfitöt  ben  übrigen 
t$facultöten  l^ingugefügt.  ^ergog  ^l^ilip))  ber  ®ute 
Don93urgunb,  meld^er  bem  früf  Derfd^iebenen  3o« 
l^ann  IV.  1427  in  ber  ^Regierung  SSrabantS  ge« 
folgt  mar,  bat  ^apft  ßugen  IV.,  ba§  SBer!  feines 
SSorgöngerS  )u  DoSenben,  unb  bie  pöpftlid^e  Son- 
ftitution,  meldte  }ur  Srrid^tung  ber  t^eologifd^en 
f$facultöt  ermöd^tigte,  mürbe  im  3.  1431  am 
7.  SJlör),  bem  Sf^fttage  be§  1^1.  X^oma^  Don  %quin, 
ausgefertigt.  Ser  1^1.  3:^omaS  marb  Don  ba  an 
ber  S^atton  ber  neu  errid^teten  Qfacultöt.  tSvix  bie 


innere  Organifation  ber  UniDerfitöt  mar  eS  Don 
Sebeutung,  ba|  mit  berfelben  Don  Einfang  an  Der« 
f d^iebene  SoHegien  Derbunben  mürben.  3n  einigen 
berfelben  befanben  ftd^  bie  Sel^rftül^le  für  $]^Uo- 
f opl^ie  unb  ©prad^en ;  befonberS  mar  eS  aber  i^re 
S3eftimmung,  ben  @tubirenben  einen  Sufentl^ 
jn  liefern,  fie  Dor  ber  SInftedtung  eine«  friDoIen 
SBeltlebenS  }u  bemal^ren  unb  fte  }u  eifriger  9e- 
nu^ung  ber  3^it  toeld^e  fte  an  ber  UniDerfttöt  }u« 
brad^ten,  angul^alten.  Sefonbere  Srmöl^mmg  Der- 
bient  l^ier  baS  gro^e  Collegimn  Spiritus  Sancti 
ür  Sl^eologen,  mcId^cS  im  3. 1442  gegrünbct  mar, 
omie  baS,  meld^eS  Don  feinem  Stifter  ben  Flamin 
Holläge  du  Pape  ober  Collage  d'Adrien  VI 
trögt,  ^abrian  begann  ben  99au,  als  er  nod^ 
}u  Sömen  Sed^ant  Don  @t.  $eter  mar.  42  ber- 
artige  SoHegien  mürben  im  Saufe  ber  3eit  mit  ber 

to^fd^ule  Derbunben.  Sie  UniDerfttöt  toie  bie 
oEegien  erl^ielten  burd^  il^re  ©rünber  reid^Iid^e 
gfunbationen,  unb  mit  ber  3^t  mürben  biefelben 
burd^  Dielfad^e  ©oben  Don  Sßol^Itl^ötem  nod^  Der- 
mel^rt.  9lad^  bem  Sendete,  ber  im  3. 1786  ber 
9tegterung  eingereid^t  mürbe,  litten  bie  SoQegien 
bamalS  pfammen  iol^rlid^  über  etma  160000 
©ulben  Stipenbien  }U  Derfügen;  baju  tarnen  nod^ 
51 000  ©ulben  für  Stipenbien,  meld^  nid^t  an 
ein  beftimmteS  6^oDeg  gebunben  maren  unb  be|« 
l^alb  bourses  volantes  genannt  mürben.  Sie 
jiäliirlid^en  Sinlünfte  ber  UniDerfitöt  mürben  auf 
1 400  000  gfranfen  bered^net.  „ jfeine  ^od^f d^ 
in  ber  gangen  SBelt",  fagt  be  $rabt  (Les  quatre 
Concordats  I,  145),  „l^atte  eine  Sotation,  bie 
ber  gleid^fam,  meldte  ^rdmmigfeit  unb  SBiffenfd^ft 
biefer  UniDerfitöt  geftd^ert  l^atte." 

Sie  UniDerfitöt  gelangte,  befonberS  burd^  tl^re 
tl^eologif d^e  gfacultöt,  balb  }u  großem  Snf el^en ; 
eine  ^eil^e  berühmter  ^rofefforen  Derliel^en  il^r 
einen  nid^t  geringen  ©lang,  tlud^  bie  religiöfen 
Orben  bemül^ten  ^d^,  in  Sömen  92ieberlaffungen  )u 
l^aben;  fie  ert^eilten  tl^eilS  in  il^ren  Aldflem  eigenen 
Unterrid^t,  tl^eilS  befud^ten  fie  bie  UniDerfitöt ;  bie 
Sominicaner  unb  ^uguftiner  ermarben  fid^  9n« 
red^t  auf  ie  eine  $rof effur  in  ber  tl^eologif d^en  fjfa« 
cuUöt.  3m  Slnfange  beS  16.  Sal^rl^unbertS  ftanb 
bie  UniDerfttöt  in  DoEeräälüte;  (SraSmuS  ift  in 
feinen  Sricfen  il^reS  SobeS  DoD.  ^TOrgenbS  finbet 
fid^",  fd^retbt  er  im  3. 1521,  ^mel^r  Sßufee  gum 
Stubium,  nirgenbS  unter  ber  3ugenb  ein  größerer 
eifer  für  bie  SBiffenfd^aft.  3ln  SWenge  ber  ©tu« 
birenben  fielet  bie  UniDerfttöt  Sömen  feiner  nad^, 
ausgenommen  ber  Don  $ariS.  Sie  ^ngal^l  ber 
Stubenten  betrögt  etma  3000,  unb  fortmöl^renb 
firömen  nod^  neue  l^ingu."  2ln  il^r  mad^te  öa« 
brianuS  QflorentiuS,  fpöter  ^ajjft  ^abrian  VI., 
feine  Stubien  unb  erl^ielt  1491  ben  t^eologifd^en 
Soctorl^ut;  er  marb  bann  an  ber  UniDerfttöt  ^ro« 
f effor  unb  Kcctor,  $ro})ft  Don  St.  $eter  unb  $ro- 
fangler  ber  ^od^fd^ule  unb  bemieS  berfelben  burd^ 
©rünbung  eines  neuen  SoIIegS  feine  ^nl^önglid^* 
feit.  Sie  l^ol^en  2Bürben,  gu  benen  er  Dor  feiner 
Srl^ebung  auf  ben  a))oftolifd^en  Stul^l  emporftieg. 


89 


Sdtoen. 


90 


fetri^ien  bei  Utiü)crftt&t  ^  l^öd^flen  &^tt.  93on 
eiBgmfeiibci  Sebentung  \dqx  bie  Stellung,  toeld^e 
Me  Stoenet  ^od^d^e  ^ur  3^  i>^  f^d^*  9te* 
fDOKEtioii  eimui]^.  Sie  trat  berfelben  mit  ber 
feSitm  Snlfd^tebenl^eit  entgegen  unb  t>ert^eibigte 
Bit  regem  (ßfer  bie  fotl^oUfd^  Seigre.  Sie  t^eo> 
logifd^  ^cnllöt  bon  fiömen  tl^eilt  mit  ber  Don 
ftobi  ben  ybOjim,  bie  erfte  öffentUd^e  SrHörung 
gegen  Sid^,  ber  fie  um  il^r  ©utad^ten  ange- 
tragen ^<üte,  in  ber  Gondemnatio  doctrinalis 
ühroiiim  Lntheri  Dom  7.  9lot>ember  1519  ab- 
gegeben SU  l^ben,  unb  bie  Sömener  Sll^eologen 
f4<en  foit^  bie  neue  Shrlel^re  auf  §  Sntfd^iebenfie 
p  belampfen.  SRel^rere  Don  il^nen,  mie  SRuarbuS 
Zapper,  Stobocud  StaDejierQn  (Xiletanu§),  Raffelt 
nb  \p^  3onf eniuS  ber  keltere,  iBajuS  unb  ^e{- 
fdi,  nahmen  and^  am  SoncU  Don  Orient  in  el^ren- 
MSer  SBeife  ÜfüL  93ei  ber  ßrrid^tung  ber  neuen 
USiSt^umer  in  ben  9lieberlanben  bur^  ^auIIV. 
oaxcn  cd  bef  onberS  Sömener  $rof  eff  oren  unb  2)oc- 
tocen,  VMüdit  caä  bie  Sifd^ofSft^  erhoben  mürben. 
lad^  an  ber  (Srünbung  ber  UniDerfttöt  2)ouai 
d.  b.  «ri),  bie  um  biefe  3eU  (1562)  ftattfonb, 
tatte  Stoen  großen  Stntl^I,  unb  mel^rere  tüd^tige 
fcofefforen,  mie  }.  9.  ßftiuS,  famen  Don  bort 
m  bie  neue  ^od^fd^ule.  @o  mar  bie  UniDerfttöt 
in  bie  V^t  beS  16.  äal^rl^unbertS,  mie  $alla- 
licirn  in  {einer  (Sefd^id^te  bed  SoncilS  Don  3:nent 
(15,  7)  nod^  bem  93erid^te  beS  popftlid^en  Segaten 
fommenbone  l^orl^bt  ein  SoUmerf  bed  @lau- 
laß,  toeü^in  benimmt  burd^  ben  9luf  ber  $ro- 
fe^ortn  md)  bie  äßenge  ber  Stubenten,  unb  bi§ 
ba^  ffottt  ond^  nod^  feine  Slbirrung  Don  ber  fird^- 
^fynidftt  benShil^m  ber  UniDerfttöt  gefd^mölert. 
um  biefe  Seit  rief  »ajiu8  (f.  b.  «rt.)  burd^  fein 
S^rft^ftem  ^ftige  äBirren  unb  SontroDerfen  l^er- 
tor,  bie  Sol^el^  l^ittburd^  bauerten.  2)urd^ 
bie  fntfd^eibung  beS  römifd^en  Stul^leS,  ber  bie 
Mannten  bajanifd^  S^efen  Derurt^eilte,  unb 
bn4  bie  Untermerfung  i^re§  Url^eberS  fd^ten  bie 
So^e  glüdflid^  beenbet,  ol^ne  ba^  ber  {Ruf  ber 
lI]iiiia:fltSt  befonberS  gefd^öbtgt  mar.  ®ie  fd^arfe 
foirtnioerfe  mit  SeffluS  (f.  b.  Slrt.)  l^tnftd^tUd^  ber 
Aaobenle^  bedfelben  mürbe  mol^lDon  ^nl^öngem 
beS9ajn9  ^etDorgerufen,  iebod^  auä^  balbigft  burd^ 
btf  (Eingreifen  Si^tud'  V.  beigelegt.  Um  bie  äBenbe 
bcS  16.  Sal^id^unbertd  maren  %^oma^  Stopleton 
(9^  1598)  unb  äufiud  SipfiuS  (geft.  1606) 
|batri)ieri>en  ber  ^od^fd^ule,  unb  in  ben  erften 
3o^r)d^nten  beS  folgenben  3ct^t]()unbert§  l^ielt  fte 
i^  ftttSpn  in  ieber  SEBeife  aufredet.  S>er  ,,%ugu- 
^AnA"  Don  SonfeniuS  (f.  b.  9rt.),  nad^  beffen  Zobe 
(1638)  bnrd^  feine  ^^eunbe  b^rauSgegeben,  rief 
bie  janfntifKfd^  SBirren  b^tDor,  bie  natürlid^ 
adl  anf  bie  UniDerfitat  il^ren  (Einfluß  ausübten, 
)ebo4  ^  eigentlid^  Sntmidflung  in  Srtanfreid^ 
vA  fpö^  in  l^oBonb  l^atten.  2)ie  UniDerfttöt 
litte  Anfangs  pur  3anfeniu9  Partei  genommen, 
nfetMif  fid^  ober  balb  (1651)  ben  gntfd^et- 
bngen  beS  päp^xä^m  Stubled.  m  ®efammt- 
fkpa  feenxitrrte  oni!^  im  fernem  Saufe  ber  3eit 


f  omol^I  bie  UniDer^öt  afö  bie  tl^eologifd^e  gfacultöt 
inSbefonbere  bie  rid^tige  Stellung.  SDie  im  janfe* 
ntftifd^en  Streite  Dom  a))oftoIif(|en  Stuhle  an^ 
gebenben  Sntfd^ibungen  unb  93orfd^riften  mürben 
angenommen  unb  auSgefül^rt,  unb  ^uSfd^reitungen, 
mie  fie  in  fjfranfreid^  an  ber  Sorbonne,  befonberS 
burd^  93eföm))fung  ber  SuEe  ünigenitus,  ftatt- 
fanben,  famen  nid^t  Dor.  SRan^erlei  $arteiungen 
bilbeten  ftd^  inbe^  im  Sd^o^e  ber  UniDerfttöt,  unb 
bei  Derfd^iebenen  SRitgliebem  unb  2)octoren  geigte 
fid^  mieberl^oU  eine  Hinneigung  }u  ber  ianfent^- 
fd^en  Seigre  unb  IRid^tung,  meldte  mand^e  Uebel* 
ftönbe  jur  gfolge  l^aüt.  3n  ber  juriftifd^en  ^acaU 
tat  ermarb  ftd^  Dan  @fpen  gegen  baS  Snbe  bed 
17.  Sa^rl^unbertS  einen  bebeutenben  5Ruf ;  er  fd^Io^ 
ftd^  aber  ben  ianfenifüfd^en  unb  gaOicanifd^en  £en- 
bengen  in  einer  fo  au§gef))rod^enen  äBeife  an,  ba| 
er  im  3. 1728  fomol^I  a  diyinis,  al§  Don  feiner 
^rofefjur  unb  feinen  Slemtem  an  ber  UniDerfttöt 
fuSpettbirt  mürbe.  Sr  flol^  nad^  ^mfterbam  gu  ben 
Sanfeniften  unb  ftarb  nod^  im  nömlid^en  So^te 
bort,  82  So^te  alt.  %I§  angefebene  tl^eologen 
leierten  in  biefen  3^tten  ber  Slugufüner  €bri« 
ftianuS  Su))u§,  Sol^.  2Btgger§,  ber  gefd^ö^te  Som« 
mentare  gur  Summa  bed  1^1.  X|oma§  fd^rieb, 
Sßartin  Stet)aert,  §erm.  2)amen,  @utlelmu3  ab 
SlngeliS  unb  Rubere. 

%xä)  im  18.  äabrl^unbert  bel^au))tete  bie  Uni- 
Derfttöt nid^t  nur  ibren  großen  @in{][u^  in  ben 
9UeberIanben,  fonbem  aud^  il^ren  el^reuDoOen  Slang 
afö  geleierte  ^nftalt  unb  b^tte  nod^  mand^e  tüd^tige 
TOönner  aufgumeifen.  3ht  ber  mebicinifd^en  3fa» 
cultöt  genoffen  SSerl^e^en  unb  Stega  um  bie  9)htte 
biefeS  Sal^rl^unbertS  ein  au^ergemöl^nltd^eS  %n- 
feigen;  al§  tüd^tige  Sll^eologen  ftnben  mir  unter 
Ruberen  9licoI.  $aumel8,  ffioelman,  S)ane3,  8e 
2)rou  unb  ben  ^ugufttner  SRartin  9ßouter§.  3n 
feinen  Memoires  pour  servir  h  rhistoire  lit- 
teraire  des  dix-sept  provinces  des  Pays-bas 
Dcröffentlid^te  (1770)  ber  gclebrte  ?5rofeffor  unb 
»ibliotl^efar  ^aquot  in  18  Sönben  ein  SBerf, 
meld^  für  bie  fiiterargefd^d^te  ber  9Heberlanbe 
Don  großem  SBertbe  ift.  3m  SlOgemeinen  mar  jene 
Seit,  mie  in  anberen  Keid^en,  fo  aud^  in  ^Belgien 
ben  grünbltd^en  Stubien  menig  günfttg^  fomol^l 
megen  ber  jhiegSmirren,  afö  aud^,  meil  ber  ®eift 
ber  5Reuerung  unb  falfd^en  Slufflörung  biefelbcn 
bemmte.  S§  möre  gemi^  mand^e  ^enberung  im 
Stubium  Don  9hi^en  gemcfen,  aBein  möl^rcnb  bie 
rationaltftifd^en  unb  antütrd^Iid^en  Senbengen  bie 
SBiffcnfd^ft  auf  falfd^e  Salinen  bröngten,  traten 
fte  bem  molaren  Sfo^^^ntt  l^inbemb  entgegen. 
Soi^rgeldnte  l^inbur^  mürben  Don  ber  öfterreid^i« 
fd^en  SRegierung,  unter  ber  ^Belgien  ftanb,  93er» 
fud^e  gemod^t  unb  SWa^regeln  getroffen,  um  bie 
alten  ßinrtd^tungen  unb  bie  ^rtDtlegten  ber  Uni- 
Derfttöt gu  Demid^ten  unb  fte  bem  mobemen  Staats- 
abfolutiSmuSin  abminiftratiDer  mie  in  miffenfd^aft« 
lid^er  §iwM*  bienftbar  gu  mad^en.  S)te  fogen. 
Slufflörung  fanb  gmar  an  ber  Unioerfitöt  einige 
S^impatl^ien,  unb  eingelne  ferDile  El^araftere  lei- 


91 


Söioen. 


92 


fteten  ben  entf))ted^enben  Sejhebungen  bet  SRe* 
gienmg  SSorfd^ub;  inbe^  im  9lilgemeinen  getgte  fid^ 
ein  jöl^er  SBiberftonb.  fo  bag  bie  SSerJ^oItnijfe  sunt 
@ubemium  fd^toierig  nmrben.  Unter  Sojepl^  ü. 
eneid^ten  bie  ®ett)altnta|regeln  ben  ^öl^epunft. 
Ungead^tet  ber  Sinfprod^e  be§  SarbindS  gfronfen- 
berg  unb  ber  übrigen  Sifd^öfe  93elgien8  tourbe 
mit  Unterbrüdhtng  ber  2)iöcefan{emincn:e  oud^  in 
S5n>en  eines  ber  berüd^tigten  ©enerolfeminore 
(f.  b.  art.)  burd^  ben  ©taat  errid^tet  (1786),  beffen 
flifortgang  inbe|  bur^  ben  SBiberjlanb  unb  bie 
Entfernung  ber  Zl^eologen  faft  gönglid^  bel^inbert 
mürbe.  S)ann  mürben  (im  3uni  1787)  bie  ^facul* 
töten  mit  SuSnol^me  ber  Xl^eologie  nad^  SBrüffel 
Derlegt,  mo  ed  burd^  SSermenbung  groger  ®elb' 
mittel  mit  9Rü]^e  gelong,  eine  Sn^o^l  Don  ®ta* 
beuten  sufammenjubringen.  S)ie  3Ri|regierung 
äofep^S  n.  fixierte  in  fturgem  bie  Srl^ebung  unb  bie 
Unobl^ängigfeitSerllörung  ^Belgiens  l^erbel  9lod^ 
mö^renb  bed  ffampf e§  mürbe  bie  UniDerfitöt  mieber 
nad^  Sömen  verlegt  (1 790),  unb  bie  Steorgonifation 
berf  elben  nal^m  aud^^  nad^bem  Sofepl^  IL  geftorben, 
Belgien  mieber  untermorfen  unb  bie  Stulpe  l^er« 
gefieHt  mar,  unter  ben  ffaifem  Seopolb  n.  unb 
^rau)  n.  il^ren  gfortgang.  Won  l^offte  rul^igere 
Soge;  allein  bie  Eroberung  Belgiens  burdSi  bie 
Sruppen  ber  franaöftid^en  SRepublif  (1794)  fül^rte 
balb  ben  Untergang  ber  Unitierfttät  l^erbei.  92ad^ 
menigen  äal^ren  mül^eooUen  StingenS  um  bie  Sr> 
l^Itung  miurbe  bie  Unitierfttöt  burd^  ein  S)ecret 
ber  Eentra(t)ermaltung  beS  2)9le«S)eparkment8 
l7om  25.  October  1797  oufgel^oben.  2)er  le|te 
SRector,  3o^.  3of.  ^aöelange,  ftül^cr  bis  jur  Suf- 
l^cbung  beS  DrbenS  3efuit  unb  SSerfafJer  eine« 
äßerfeS  über  bie  pöpftlid^e  Unfel^Ibarfeit  in  factis 
dogmaücis  (Sömen  1788),  mürbe  megen  feiner 
@(aubenStreue  eingeferfert  unb  bann  na^  Sa^enne 
tranSportirt,  mo  er  fd^on  am  5.  September  1798 
feinen  3)rangfalen  unb  Seiben  erlag.  Somol^l  ben 
antiürd^Iid^en  {Reformen  3of epI^S  n.  ate  bem  gott» 
lofen  Ireiben  ber  Scpublü  l^atte  bie  Sömener  Uni« 
t)er(ttöt  unb  inSbefonbere  bie  tl^eologifd^e  t$fQCuItöt 
in  treuem  %nf d^Iuffe  an  ben  Sarbinal  t$ran!enberg 
(f.  b.  3lrt.)  unb  bie  SBifd^öfe  95clgicn8  einen  eieren« 
l^aften  SBibei^ftanb  geleiftet,  unb  bie  ^od^fd^ule 
erlag  in  rul^mootter  ^eife,  nad^bem  fie  371  Saläre 
als  eine  Sittht  für  Selgien  unb  bie  ganje  ßird^e 
beftanben. 

n.  SDte  gegenmörtige  UniDerfität. 
9lad^bem  ^Belgien  unter  l^oDönbifd^e  ^enfd^af t  ge« 
fommen  mar,  bemül^ten  ftd^  in  ben  Salären  1814 
unb  1815  mel^rere  ^rofefforen  um  bie  SBieber« 
l^erftettung  ber  alten  Unioerfitöt.  S)urd^  eine  SSer« 
orbnung  beS  AönigS  SBiD^elm  I.  l^om  25.  @ep« 
tember  1816  mürbe  inbeffen  eine  neue  Unit>erfttöt 
mit  Dier  t^facultöten,  ber  p]^ilofop]()ifd^>ppologi- 
fd^en,  ber  matl^ematifd^nmturmiffenfd^aftlid^en,  oer 
mebicinif d^en  unb  ber  {uriftif d^en,  errid^tet  unb  im 
folgenben  Saläre  eröffnet,  ©ie  jäl^lte  furj  Dor  ber 
belgifd^en  SReöolution  öon  1830  an  600  bis  700 
@hibirenbe.    2)urd^  bie  SReDolution  aber  mürbe 


biefe  neue  UniDerfttöt  nad^  fui^em  SSeftanbe  mieber 
t)emid^tet,  um  ber  j[e|igen  fatl^olifd^  ben  $Ia| 
3U  räumen,  meldte  M  mürbig  an  Me  frul^ 
Alma  Mater  anfd^lie|t.  —  IBelgien  l^atte  fid^  am 
enbe  beS  Sal^reS  1830  als  felbftönbiger  Staat 
conftituirt ;  ber  9{ationalcongreg  mar  )ufammen* 
getreten,  unb  am  24.  t$f^bruar  1831  mürbe  bie 
Konfütution  öerfünbet.  „®er  Unterrid^t  ift  frei, 
jebe  SJlagregel,  bie  il^n  beeintröd^tigt,  i{l  unter» 
fagt",  ^ei|t  eS  im  ftebcngel^nten  SlrtifeL  S)ie  Äatl^o- 
lifcn  l^atten  in  ber  fe|r  freifinnigen  IBerfaffung 
ben3sitt)er^&ltniffen  groge3ugefidnbniffe  gemad^, 
unb  obgleid^  bie  Parteien  bamalS  nod^  nid^t  in 
offenem  Streite  fid^  gegenüber  ftanben,  f o  erfannte 
bod^  ber  Sd^arfbliä  SOland^er  fd^on  flar,  meld^ 
l^eftige  SSingriffe  öon  ben  gfteimaurem  unb  Ißfcubo» 
liberalen  bet)orftanben ;  eS  mar  gu  ermarten,  bag 
biefelben,  fobalb  fie  bei  bem  SBed^fel  ber  SRini« 
fterien  an^S  9htber  fämen,  ftd^  aller  ftaatlid^ 
ÜRittel  )um  Aampfe  gegen  bie  fatl^olif d^e  äleligion 
unb  bie  ftird^e  bebienen  mürben.  ^ierauS  ent« 
fprang  für  bie  jfatl^olüen  bie  9iot]^menbig!eit,  ftd^ 
befonberS  bei  ^eranbilbung  ber  Sugenb  eine  Don 
ber  Staatsgemalt  möglid^ft  unabl^ngige,  fefte 
Stellung  gu  Derfd^affen.  ^er  allgemeine  %uf  na<^ 
einer  freien  fatl^olifd^en  UniDerfttöt  mar  bie  ^olge. 
2)a  t)om  Staate  bie  UniDerfttäten  )u  @ent  unb  gu 
Süttid^  als  StaatSuniDerfttöten  anerfannt  morben, 
fo  mar,  mie  gefogt,  bie  Don  ber  l^oQanbifd^en  9te* 
gierung  }u  Sömen  gegrünbete  UniDerfttöt  nad^ 
fur^em  SSeftel^en  eingegangen,  unb  um  fo  leb« 
l^aftcr  mußten  bie  SBelgier  an  bie  frill^ere  ^oä^ 
fd^ule  jurüdbenfen,  bie  Sal^rl^unberte  lang  bie 
3ierbe  beS  SanbeS  gemefen  mar.  ®ie  Sifd^öfe 
Belgiens,  an  bereu  Spi|e  ber  Sarbinal  Steros 
ftanb,  faxten  ben  CEnt)d^lu|,  bie  Sad^e  in  bie 
|)anb  ju  nel^men,  unb  fül^rten  fte  mit  groger  Um« 
ftd^t  unb  Sntfd^iebenl^eit  ju  einem  glüdDid^  Snbe. 
Sie  manbten  fid^  an  ben  ]()eiligen  Stul^l  unb  er» 
l^ielten  burd^  ein  SSreDe  ©regorS  XVI.  Dom  13.  ©e« 
cember  1833  bie  ©enel^migung  jur  Srrid^tung 
einer  fatl^olifd^en  UniDerfttöt;  bann  erliefen  fie  im 
t^februar  1834  ein  gemeinfameS  SRunbfd^reiben  on 
ben  eieruS  Belgiens,  in  meld^m  fie  ben  gefaxten 
CEntfd^lu^,  eine  fatl^olifd^e  ^od^fd^ule  §u  errid^ten, 
mitt^eilten,  ben  $lan  auSeinanberfe|ten  unb  }u 
einer  organifirten  SDWtmirfung  aufforbertcn.  S)er 

S)of}olifd^e  Stul^l  gemöl^rte  injmijd^en  burd^  eine 
onftitution  Dom  8.  3lpril  1834  baS  SRed^t,  bie 
afabemifd^en  @rabe  in  ber  S^eologie  unb  im  ftir« 
d^enred^t  gu  ertl^eilen.  %m  10.  3uni  erliefen  bie 
^ifd^öfe  baS  2)eaet  ber  Q^rrid^tung  unb  Organi« 
fation  ber  UniDerfitöt  unb  tl^eilten  burd^  ein  neueS 
gemeinfameS  SRunbfd^reiben  bem  SleruS  mit,  ba| 
d^on  im  5RoDembcr  beSfelben  Sal^reS  bie  äfacul» 
öten  ber  Zl^eologie  unb  ^l^ilofopl^ie  einftmeilen 
in  TOed^eln  il^ren  Slnfang  nehmen  mürben.  S)ie 
feierlid^e  Eröffnung  fanb  bann  aud^  am  4.  9io« 
Dember  1834  ju  TOed^cln  ftatt;  jum  erften  SRector 
mar  ber  f^on  burd^  mel^rere  Sd^riften  unb  ein 
Dorgüglid^eS  organifatorifd^eS  Solentbefannte^ro* 


d3 


Sömen. 


94 


ftffor  bed  €eminar3  gu  SRcci^eln  $etru§  be  Starn 
cnMmnt.  £ie  SSorlefungm  mürben  itn  alten  bif d^öf « 
liil^  $akifte  gu  SRed^In  gelten,  unb  im  erften 
3a^  iDorcn  eS  86  Stubirenbe,  mli^  biefelbe 
bcfnc^tcn. 

Kiur  furje  3eit  namlid^  bog  3a]^r  1835  l^in- 
bm^,  blieb  SRed^eln  bec  @i|  ber  gegrünbeten 
liipalt  £ie  @tabt  Söttjen^  eingeben!  beS  ®lan^t%, 
wtidfnL  iSft  bie  fnil^  UniDerjttöt  ^al^rl^unberte 
tiabiinl^  oalie^  ^tte,  tl^t  bie  geeigneten  Sd^titte, 
n  bie  Serbgung  ber  neuen  fatl^olifci^en  fy^ä^' 
Httle  nad^  Sömen  ^  erlangen,  unb  gegen  Snbe 
bei  do^rcft  nntiben  bie  Unterl^nblungen  gmifci^en 
bcn  SRagiffarot  Don  fiömen,  an  beRen  @pi^e  ber 
SöxgcnneifieT  ton  IBodel  flanb,  unb  bem  iKector 
be  Sam  M  SeDoOmad^tigtem  ber  99i{d^5fe  gläd(- 
H4  SV  Snbc  g^fü^rt  Sine  Uebereinfunft  mürbe 
|e$(41offeii  unb  bie  Sebingungen  fejigefteut,  unter 
bcna  bie  Verlegung  ber  ^od^fd^le  nad^  Sdmen 
Bo4  in  ^ccember  bedfelben  äal^reS  ßattfinben 
{oflie.  Sie  entl^  folgenbe  IBeftimmungen.  Sie 
Sii^öfe  SelgtenS  Dert^ßi^ten  ftd^,  {otDOl^l  für  il^re 
(crfon  atö  für  il^re  Stad^f olger  ^u  Sdmen  eine  DoO« 
ffoünge  Umoerfitdt  )u  errid^ten,  »eld^e  ben  92amen 
fahren  foO  üniversitas  catholica  in  Oppido 
LoTanieiisi  WlA,  toaS  ben  Unterrid^t,  ba§  fiel^r« 
pcrfonal  unb  bie  S)iSci))lin  angelet,  ift  ber  Seitung 
ab  SerUKittung  ber  ®efammt]^eit  ber  Sifd^ofe 
dedanen,  unb  bie  {löbti[d^e  Siermaltung  bleibt 
dkm  biefem  gan)  fem.  S)ie  @tabt  geftattet  ber 
Ifamierfitot  bie  unentgeltlid^e  9enu|ung  ber  ^Qen 
nb  eisiger  SoQegien,  fotoie  ber  SSibliotl^ef;  fie 
§iU  il^  aud^  )ur  Senu^ung  bie  erften  für  ben 
ttoterrid^  ndtl^igentttenfilien;  bieftöbtifd^en^ofpi« 
toler  bioien  ber  mebicinifd^en  gfocultöt  ^r  prafti* 
fil^  9enu|ung  für  bie  @tubirenben.  Sie  @tabt 
b^^  baS  Sigeiü^umöred^t  über  aUt  Sntmobilien 
nb  SRobüien^  beren  99enu|ung  fte  ber  UniDerfttdt 
ttedo^t^  unb  trögt  aud^  bie  Aoften  ber  Snftanb* 
toltnug;  nur  bie  laufenben  geringeren  SRepara« 
tuen  foOen  ber  UniDerfitat  gur  Saß.  Sediere  l^at 
bsi  Sigent^mSred^t  über  die  Smmobilien  imb 
IRobißeii,  toeld^  fie  felber  edoirbt.  2)aS  in  biefer 
Safe  georbnete  Serl^oltni^  )n)ifd^en  @tabt  unb 
nnöerfität  iß  offenbar  le|terer  burd^S  nid^t 
läßig,  unb  ba  bie  €tabt  t^ren  ®lan3  unb  il^re 
Cebeutuiifl  nur  burd^  bie  UniDerfttat  l^at,  fo  iat 
fa  0»!^  boS  gr0|te  Sntereffe  babei,  fie  in  il^ren 
nsuem  SU  beuxi^ren  unb  il^r  Sßol^l  möglid^ß  gu 
fkben.  —  2>ie  feierlid^  Sröffnung  ber  UniDerft« 
tÜ  fß  Unom  fanb  am  16.  S)ecentber  1835  ftatt, 
nb  sod^bem  biefelbe  einmal  lieber  in  il^rem  @i|e 
Mr,  esüDidelte  ße  ßd&  balb  sur  fd^5nften  99lüte. 
e^on  imVnfang  beSSal^ed  1836  l^atte  ße  245 
etnbixcnbe,  im  afabemifd^  Saläre  1836—1837 
350,  unb  fo  umd^  bie  3a^l  ton  ^af)t  gu  3al^r. 
3a  3. 1890  betrug  biefelbe  nad^  bem  Annuaire 
1S91  Stsbenten.  —  2)ttrd^  eine  planmö^ige  Or« 
Ißtäitütm  nwrben  bon  ben  Sifd^öfen  bie  ®elb« 
nttel  für  bie  Unter^Qung  ber  UniDerßtöt  fo  oiel 
«k  wägß^  geßd^  9u|er  ben  fel^r  bebeutenben 


@ummen,  meldte  im  ^Beginn  i^on  begüterten  Aatl^o« 
lifen  Belgiens  bargeboten  tourben  unb  aud^  Don 
3^i^  5U  3^U  nod^  gefpenbet  merben,  gibt  ber  ge* 
fammte  ^lerud  jiöl^rlid^e  fefte  Seitröge,  unb  jmei« 
mal  im  Saläre  merben  für  bie  Unioerßtöt  in  allen 
JHrd^en  Soüecten,  unb  jioar,  mo  e3  möglid^  iß, 
perfönlid^  burd^  ein  ÜRitglieb  ber  ©eißlid^feit  ab» 
geleiten.  S)ie  S3ifd^öfe  fud^ten  im  3. 1841  bei 
ben  jf ammem  für  bie  Unioerßtöt  SorporationS« 
redete  nad^,  nal^men  aber  megen  beS  äBiberftanbeS 
unb  ber  SSerböd^tigungen  ber  Sibsralen  im  ijfebruar 
1842  il^r  ®efud^  gurüdf.  93on  ben  Stiftungen  ber 
alten  Unit)erßtät  toaxtn  aud^  nod^  t>iele  @tipenbien 
gerettet  bie  längere  3«t  ben  ju  Sömen  ©tubiren« 
ben  gu  9{u^en  famen;  inbe^  im  3. 1864  brad^te 
bie  liberale  SJlel^rl^eit  in  ben  jfammem  ein  ®efe'^ 
burd^.  ioeld^e§  einer  ftaatlid^enSommifßon  bie  ißer- 
UHiltung  unb  93ertl^eilung  aQer  Stipenbien  über- 
trug, fo  bag  feitbem  nur  ein  Sl^eil  ber  urfprüng« 
lid^n,  für  bie  frül^ere  |)od^fd^ule  geßifteten  @ti» 
penbien  ber  ie^igen  ^od^fd^ule  gufommt.  Snbeffen 
i^at  ßd^  infolge  biefer  SSerluße  fof ort  eine  SSereini« 
gung  ber  anciens  ötudianta  de  Louvain  organi' 
firt,  bie  burd^  Jäl^rlid^e  freiwillige  Seiträge  eine 
älngal^l  t>on  Stipenbien  ßd^ert. 

2Ba§  bie  Drganifation  ber  Uniöerßtät  betrifß,  f  o 
beßel^en  an  berfelbcn  fünf  Qfacultäten,  bie  tl^eo« 
logifd^e,  bie  jurißifd^e,  bie  mebicinifd^e,  bie  pl^ilo« 
fopl^ifd^e  unb  pl^ilologifd^e,  unb  bie  matl^emattfd^« 
naturtoifjenfd^aßlid^e,  ber  fpäter  aud^  eine  polQted^« 
nif d^e  @d^ule  unb  ein l^öl^ereS  agronomif  d^e§  Snßttut 
angereil^t  mürbe.  Sie  ®  efammtleitung  ber  Uniüerß«^ 
tat  iß  bem  Stector  übertragen,  ber  ein  ©eißlid^er  fein 
mu^.  SDie  9lomination  mie  bie  Steoocation  beSfelben 
l^aben  ßd^  bieSifd^öfe  oorbel^alten.  Srerl^ält  i^on 
il^nen  bie  SeDoUmäd^tigung,  seryaüs  servandis 
alle  afabemifd^en  ®rabe  gu  t>erlei^en  unb  aEed  an« 
guorbnen,  mag  i^m  für  ben  guten  Sfortgang  ber 
@tubien  gmedfmä^ig  unb  bienlid^  fd^eint.  ääl^rlid^ 
mu^  er  über  bie  Sage  ber  Unioerfität  ben  Sifd^öfen 
einen  getreuen  unb  DoEßänbigenSerid^tabßatten. 
Sem  äiector  gur  @eite  fielet  ber  Sicerector,  ber 
il^m  mit  ^aü^  unb  %fyii  Seißanb  gu  leißen  unb 
bei  ^bmefenl^eit  ober  jhanf^eit  beS  tRector§  feine 
©teile  gu  l^ertreten  l^at;  er  l^at  ßd^  aud^  inSbefoU" 
bere  mit  ber  SiSciplin  unb  ben  Slngelegenl^eiten 
ber  @tubirenben  gu  befaßen^  gu  meld^em  3tt)^dfe 
il^m  einige  Ißrofefforen  al3  ^ffeßoren  beigegeben 
ßnb.  Seine  Smemtung  bel^alten  ßd^  nad^  3^'' 
ratl^egiel^ung  beS  Stectord  ebenfaQd  bie  IBifd^öfe 
Dor.  Sem  ^ector  iß  bie  Seßgnation  unb  prüfen« 
tation  aller  $rofeßoren  gugeßanben;  i^re  beßnitiöe 
Ernennung  fommt  ber  ©efammt^eit  ber  Sifd^öfe 
gu.  Sie  Ernennung  beS  ©ccretörS  ber  Unioer« 
ßtat,  fomie  ber  fonftigen  an  ber  ^od^fd^ule  %n« 
geßeittten  iß  bem  Sector  übertragen ;  berfelbe  l^t 
aud^  baS  tRed^t,  auf  jfoßen  ber  Unit)erßtät  SoDie* 
gien  ober  ^bagogien  gu  enid^ten,  bie  SSorßel^er 
berfelben  gu  ernennen  unb  bie  Statuten  feftgufe^en. 
3n  ieber  gfacultät  möl^lcn  bie  orbentlid^en  ^ro« 
feßoren  jöl^rlid^  burd^  Stimmenmel^rl^eit  il^ren 


i 


95 


Söioetu 


96 


^tCQxi,  ber  )m§  Sted^t  f^ai,  bie  Serfammlungen 
ber  gacultöt  ansuberoutnen  unb  in  i^nen  ben 
iBorft^  }u  fül^ren.  Sie  Secane  ber  ^cultöten 
nebf}  bem  iBicerector  confiituiren  ben  orbentlid^en 
fHat^  be§  Rector  magnificus ;  bei  totd^tigen  Sn- 
gelegenl^eiten  fann  ber  Stector  alle  $rofef{oren  su- 
fornmenberufen,  bie  unter  feinem  Sorfi^  ben  ©e« 
nat  ober  bo3  Corpus  academicum  auSmad^en. 
--  ®ie  Organijation  ber  ©tubien  ift  ben  belgi« 
fd^en  9)erl^Qltnif|en  angepaßt.  Sie  tl^eologif d^e  f]^« 
cultät  iDurbe  Don  Slnfong  an  burd^  bie  93ifd^5fe 
Sur  ^öl^em  StuSbilbung  Don  ©tubirenben  beftimmt 
bie  fd^on  in  ben  bifd^öflid^en  Slericalfeminorien 
einige  Saläre  ))]^iIofo|)]^ifd^e  unb  tl^eologifd^e  ©tu> 
bien  gemad^t  l^aben.  93egabte  Sl^eologen  toerben 
bann  nad^  iin^toof)!  ber  93ifd^öf e  Don  biefen  an  bie 
UniDerfitöt  gefd^idtt^  um  bort  nod^  einige  Saläre 
il^re  ©tubien  f  ort^uf  e|en  unb  eDentueO  bie  afabemi» 
f(|en  ®rabe  ftd^  \u  ertoerben.  92ad^  ben  ©tatuten 
ber  ^od^fd^ule  ift  fär  baS  93accalareat  fei  ed  in 
ber  Sll^eologte  ober  im  jfird^enred^t,  erforberlid^, 
ba^  man  Dor  ben  betreffenben  S^amina  toenigftenS 
Dier  Saläre  tl^eologifd^e  ©tubien  gemad^t  l^abe.  S)ie 
belgifd^en  Sl^eologen  ftubiren  in  ber  IRegel,  nad^> 
bem  fie  im  ©lericalfeminar  ber  ©iöcefe  brei  Saläre 
Sl^eologie  ftubirt  f^ahtn,  Dor  bem  Cjamen  für'S 
IBaccaloreat  nod^  }ioei  Saläre  an  ber  UniDerfttät. 
gür  baS  Sicentiat  erf orbem  bie  ©tatuten  in  gleid^er 
SBeife  ein  fed^Sjöl^rigeS  ©tubium,  für  baS  2)oc» 
torat  ettoa  neun  ^a^tt,  ^üt  baS  (entere  if}  eine 
im  ®rud(  Deröff entlid^te  ©iffertation  unb  bie  95er« 
tl^eibigung  Don  72  SCl^efen  in  breitägiger  öffent» 
lid^er  S>i§|)utation  Dorgefd^rieben.  S)ie  Sßromotion 
ift  nod^  nad^  olter  ©ittc  mit  großen  Sfci^rfid^Wten 
Derbunben.  —  §infid^tftd^  ber  ©tubien  an  ben 
anberen  Sfacultäten  ttar  eS  nötl^ig,  fte  nad^  ben 
Sanbe§gefe|en  p  regeln,  um  bie  ^nerfennung  ber 
ßs^^mina  Don  ©eiten  beS  SiaaitS  p  genießen,  ©ie 
fmb  befetoegen  bem  jeweiligen  Unterrid^t§gef e^  ge» 
mä^  organifirt.  ©egenioärtig  fmb  bie  SSorlefungen 
unb  S^amina  an  ben  UniDerfttöten  SSelgienS  burd^ 
ein  ©efej  geregelt,  baS  im  3. 1876  proDiforifd^ 
burd^  bie  Äammem  erlaffen  toar  unb  1890  mit 
mel^rfad^en  9Mobificationen  bepnitiD  feftgefteEt 
tourbe.  9lad^  biefem  ©efeje  ift  für  ben  SBefud^  ber 
UniDerfitöt  ber  3laä^tüt\%  erforberlid^,  ba|  man 
fed^Sjöl^rige  ^umanitötsftubien  an  einem  ©taatS» 
g^mnaftum  ober  an  einem  freien  ©^mnafium  ge= 
mad^t  l^abe ;  für  ben  ^oXi,  bafe  biefer  9ladött)ei§ 
fe^lt,  ift  ein  Sjamen  Dorgefd^ricben.  ®ie  Unter- 
rid^tSgegenftönbe  an  ben  t^acultöten  ftnb  für  bie 
Derfd^iebenen  göd^er  in  i|rer  Seil^enfolge  burd^ 
ba3  ®efeg  geregelt,  ebenfo  bie  jal^Ireid^en  S^a» 
mina.  S^t  Übnal^me  berfclben  fmb  bie  ^ßrofeff oren 
ber  einzelnen  Unioerfitäten,  aud^  ber  freien  (Sötten 
unb  Srüffel),  bered^Hgt.  3ebe  UniDerfttät  bilbet 
in  il^rem  ©d^ofee  auS  i^ren  ^ßrofefforen,  nad^ 
SSorfd^rift  be§  ©efeJeS,  bie  Sommiffionen  für  bie 
ßjamina.  S)iefe  toerben  alfo  ftaatlid^  anerfannt 
nur  ift  an  bie  Stegierung  Dom  SRcctor  ber  Uni« 
Derfität  ba§  SSerjei^ni^  ber  ßanbibaten,  bie  be- 


ftanbenl^aben,  ein^ufenben,  mitber  SSefd^einigung, 
ba^  bie  gefe^Iid^en  SSorfd^riften  beobad^tet  finb. 
%u^er  ben  gefeMid^  Dorgefd^riebenen  SJorlefungen 
f 5nnen  natürU($  bie  UniDerfitöten  onbere  l^in^u« 
fügen  unb  il^r  Programm  in  angemeffener  SBeife 
ermeitem.  3n  Sötten  l^at  bie|  au$  in  bebeutenbem 
QRa^e  ftattgefunben.  ©o  ift  5.  9.  auf  ben  auS« 
brüdttid^en  SQBunfd^  Seo'8  XIH.  ein  Snftttut  für 
l^öl^ere  ^^ilofopl^ie  ad  mentem  s.  Thomae  ou 
ganiftrt  tmb  ebenfo  ein  änftitut  für  orientalifd^ 
©tubien  errid^tet.  Se^tere  l^aben  an  ber  ^od^fd^ 
eine  gang  befonbere  Pflege  gefunben.  S)ie  erfte 
Anregung  ging  Dom  Derftorbenen  ^rofeffor  Seelen 
(geft.  1884)  au§;  bie  fraglid^en  ©tubien  fidlen 
ie^t  unter  Seitung  ber  ^rofefforen  SamQ  unb  be 
C)arleg.  9ud^  ber  gegenttörtige  Stector  Dr.  9bbe« 
I008  ifi  burd^  feine  ^ublicationen  al§  Orien« 
talift  rül^mlidjft  befannt  —  6S  finb  mit  ber  Uni« 
Derfttöt,  ttie  frül^er,  fo  aud^  iti^l  einige  SoQegien 
Derbunben.  %a^  Collegium  S.  Spiritus  ift  ttiebor 
für  bie  3:]^oIogen  beftimmt;  bie  &)Eegien  du  Pape 
(Adrien  VI),  Marie  Theräse  unb  Juste  Lipse 
für  ©tubirenbe  ber  anberen  gfacultäten.  SHe  gro|e 
^Jlt^x^a^  ber  ©tubirenben  fyit  iiü)e^  in  ber  ©t(^t 
il^re  iffio^nung. 

S)ie  gegenttörtige  UniDerfttät,  bie  im  3. 1884 
feierlid^  ba§  50id]^rige  Subilaum  il^rer  ©rünbung 
beging,  l^ot  ftd^  al3  ein  Snftitut  bettöl^rt,  ba§  für 
bie  j[e|igen  ß^itumftönbe  in  Belgien  Don  l^öd^t^er 
93ebeutung  ift  SBie  bie  frül^ere  UniDerfitöt,  als 
bereu  Srbin  unb  ^ortfe^ung  fte  fid^  betrad^tet,  ben 
^öreften  beS  16.  Sal^rl^unbertS  gegenüber  ein  ^ort 
ber  fird^Ud^n  Seigre  ttar,  fo  tturbe  bie  je^ige  bem 
Slnbrang  be§  glaubenSlofen  SiberaliSmuS  gegen« 
über  ein  SoQtter!  beS  fatl^olifd^en  @Iauben§  vaib 
SebenS  unb  ein  SKittelpunft  ber  ffiiffcnfd^aft  für 
bie  jfatl^olifen  Belgiens.  3n  legerer  $e)ie]^ung 
legt  bie  S3ibliograp|ie  ber  UniDerfitöt,  bie  1884 
im  Liber  memorialis  be§  3ubilöum3  berfelben 
DeröffentUd^t  tturbe,  für  bie  literarifd^e  Sl^ötigfett 
ein  berebteg  3^9^^^  <^-  SnbererfeitS  finb  feit  bet 
@rünbung  ber  ^o^fd^ule  nid^t  ttenige  ©taatS« 
manner  unb  bebeutenbe  $erfönUd^!eiten  in  aQen 
t^föd^em  au3  il^r  ^erDorgegangen ;  in  aQen  ®  egenben 
beS  SanbeS  l^aben  gal^lreid^e  SJlönner,  bie  an  xf^t 
ftubirten,  el^renDoHe  unb  einflu^reid^e  ©teOungen, 
unb  bie  Söttener  UniDerfitöt  i^  mit  bem  ganzen 
nationalen  Seben  beS  93oße§  fo  Derttad^fen,  ba^ 
l^ierin  ttol^I  bie  pd^erfie  SSürgfd^aft  ber  gortbauer 
unb  ber  S3Iüte  berfelben  aud^  für  bie  3ufunft  liegt. 
(93gl.  Valerii  Andreae  Fasti  academici  studii 
generalis  Lovaniensis,  Lov.  1636  et  1650; 
Yemulaei  Academia  Lovaniensis,  Lov.  1627 
et  1667;  Paquot,  Memoires  et<s. ;  de  Barn, 
Considerations  sur  rhistoire  de  rUniversite 
de  Louvain  [1425—1797],  BruxeUes  1854; 
[3ungmann J  S)ie  fatl^olif^e  UniDerfitöt  Sötten, 
Äat^olif  1864, 1;  A.  Verhaegen,  Les  50  der- 
niäres  annees  de  Tancienne  üniversite  de 
Louvain[1740— 1797],Liögel884;Lemöine, 
Le  Cardmal  de  Frankenberg,  Bruges  1889; 


97 


SogoS. 


98 


Libermemorialis  [Univ.  Lo  van.]  1834 — 1884, 
Lot.  1884;  Annuaires  de  l'üniversit^  cath.  de 
Loüvain  1837—1891.)       [95.  Sungmann.] 
JbfiS  (A670C,  Yerbum,  SBort  sc.  ©otteS) 

gefomu!^  A.  bie  !Besei(!^ng  ^ovocl^l  ber  ettüelnen 
CffenlMintngeit  unb  ^eilgt>er!ünbtgungen  ®otted 
OB  Me  SRnqd^  tote  ber  (Sefammtl^eU  berf elben, 
caäi  bie  Sejetd^ng  ber  in  ber  @d^5))fung  unb 
Segimmg  ber  SEBelt  {Id^  betl^dtigenben  praftifd^en 
Cktaden,  beato.  SBiOenSbefd^lüffe  ober  IBefel^Ie 
0otleft  (iDorüber  l^ier  nid^t  ^u  l^anbeln  ift);  B.  ein 
Cgemtame  ber  }n>eiten  $erfon  ber  göttüd^en 
Zradtdt,  toeld^  ))rögnant  bie  UHil^re  ©ottl^eit  bie- 
kt  $crfon,  ilß  UrfpnmgSDerldältni^  jur  erflen 
9ei{mi  in  ®ott  unb  il^re  perfönlid^e  (Sigentl^- 
(kVeit  beseitet.  9}ad^  biblifd^-MIid^er  Se^re 
if  Wefcr  .SogoS*  berfette  nne  ber  „So^n  ©otteS", 
mit  neld^  Sigennomen  bie  gtoeite  $erfon  in 
Sott  ^figer  bejeid^et  mirb;  infofem  ber  Sogo9 
gleifd^  getDorben  (ober  Stenj^  gen)orbener  @o]§n 
Sotted)  tfl,  fü^rt  er  ben  (meitem)  |[ierf ondnamen 
,S^rijhÄ'.  3)a  bie  ouf  ben  „©o^nÖotteS"  unb  auf 
^^v/jtxA"  bejüglid^  tl^eologifd^en  Seigren  (bon 
ber  Cii^t  unb  S)reifQlHg!eit  ®otted  über^oupt^ 
fovie  bon  ber  9Ren{d^toerbung  beS  @o]^ne§  unb 
ber  bnrd^  i^  bennrften  Sridf ung)  onbermörtS  be» 
ifloibelt  tDtrben  (bgl.  b.  9rtt.  (Sl^riftuS,  (Srlöfung^ 
ZziniiötX  f  0  bleibt  l^er  nur  in  unterfud^en :  L  ber 
llxfi^mng  ber  Sejei^nung  ber  jtoeiten  göttlid^ 
tpöfon  ald  SogoS;  n.  ber  fpedfifd^e  3n^alt  biefer 
Sefeid^mmg,  bqto.  inn)ief em  in  berf elben  bie  ^xo» 
^räftt  ber  gioeiten  Ißerfon  in  ®ott  unb  bereu 
Sa^Oiml  }um  SSoter  (unb  l^igen  (Seifte)  unS 
{eojfenbort  örf d^nt 

L  1.  Ad7oc  (bon  AEr-eiv  lefen,  fammeln,  b.  1^. 
«14  einem  t)eniunftigen@eftd^tspun!te  obergtoedte 
bcrSfari^  nod^oufnel^enunbgufammenlegen,  bann 
lä^Iai,  ^criSI^Ien,  er^ftldlen  unb  in  mittxtt  9b{d^tt)ä* 
4nig  ber  wunbbebeutung  reben^  fpred^,  fagen) 
btetfetc  iDol^I  iunad^ft  ^3ufammenlegung,  Sted^* 
mg,  Dennhiftige  Ueberlegung,  3}la%  Orbnung, 
6cfc|'.  3n  ber  mtlgären  @prad^e  bebeutete  Xd^oc 
?40tt  frö^seitig  ..Srsdl^Iung^  Stebe",  »obei  man 
der  ne^  an  ben  äfnl^t  ber  Siebe,  aI8  an  bie 
Sorte  al§  fold^  badete;  teeiterl^in  „SuSfprud^, 
Batitt%,  aufigefprod^eS  SBort",  aber  nid^t  mit 
Sndfi^  auf  bie  ftu|ere  ^oxm,  f onbem  auf  ben  an 
bie  %otm  fi^  fnüpfenben  ®ebanlen.  (Sgl.  ^.  9lo« 
mnbt,  2)te  SEBm^el  AET  im  ©ried^fd^en,  1869; 
•.  Zeiil^inMer,  9{eue  @tubien  )ur  ©efd^id^te  ber 
«egriffe  I,  1876,  167  ff.;  Sq,  ßremer,  SBörter- 
bitSi  ber  neutejL  ©rdcitöt  6.  9ufl.  1889,  s.  y. 
Ä^Toc)  —  i>ie  mannigfad^jieniBorfteDungen  t>er« 
hüSbm  im  Saufe  ber  3^t  bie  gried^ifd^en  $^ilo- 
fflfteii  mit  bem  StudbrudCe  Xd^oc.  ^ier  fönnen 
nr  bie  ^ouptmomente  ber  reid^en  SntmidRung  ber 
Sotrtb^re  in  bo:  gried^ifd^  !ß]()iIof opl^ie  l^rauS' 
«qfn  loerben,  infofem  biefelben  jum  aSfeitigen 
ItifttiibHi^  ber  alt«  unb  befonberS  neuteftament' 
SogoW^   beitragen.    3m  allgemeinen 

gba4adc{«foik  Tm.   2.  tütfL 


ift  ber  SogoS  ber  gried^ifd^en  ^^ilofopl^ie  sunöd^ft 
ein  f  oSmifd^eS  (unb  toeiter|in  ein  et](|if  d^eS  unb  aud^ 
noötifd^eS)  ^rincip  unb  beutet  in  biefer  Mgemein« 
l^eit  bie  im  Uniöerfum  fld^  manifefürenbe  SSemunf t 
an,  fei  e«  mel^r  in  pd^  feftft,  fei  e§  mel^r  in  i^rem 
tranöfcenbenten  ©runbe.  —  ffier  erfte,  »eld^er  in 
ber  ^]^ilofop](|ie  öom  „SogoS"  rebete,  »ar  §era« 
mt  bon  gpl^efuS  (um  500  b.  ^t,).  MeS  gefd^ie^t 
nad^  il^m  gemö^  bem  (immer  feienben)  SogoS,  ber 
%Qed  burd^bringt  unb  unberbrüd^lid^e  ©eltung  l^at. 
®er  SogoS  bebeutet  bei  ^erallit  aber  nid^t  „SRebe, 
ftumme  ^Prebigt  ber  ©d^öpfung"  (wie  ^.  ©c^ujier, 
^crallit  öon  gpl^efuS,  1872, 18  ff.)  meint,  fonbem 
unter  Slnlel^nung  an  bie  SQBurjelbebeutung  „SJla^, 
©efej,  aSemunft".  ®a  biefe  Vernunft  ftetä  06« 
iectit),  nid^t  fub)ectit>  ju  nel^men  ift,  fo  fann  too^l 
bafür  aud^  „Semunftgefe^,  DemflnftigeS  SSer^ält» 
«^6"/  iö  gerabeju  „Demünftiger  ffiel^rose^"  ge« 
fagt  »erben,  ffier  fo  bejtimmte  SogoS  ift  feines« 
megd  immateriell  unb  tran§fcenbent,  er  ift  biel« 
me^r  mit  bem  meltbilbenben  Elemente  (bem  Sftuer) 
fubftantieQ  ibentifd^  unb  nur  eine  Sefümmung 
beSfelben.  ÜRe^r  als  fraglid^  bleibt  eS  barum  aud^, 
ob  bem  SogoS  bei  ^erallit  Semu^tfein  ober  gar 
$erf önlid^feit  ju^ufd^reiben  fei.  —  ®en  ^^logoiS« 
muS  unb  ^antl^eiSmuS  ftreifte  ber  ^l^ilofopl^  ^na« 
SagoraS  mel^r  ab.  Sr  nimmt  ein  boppelteS  ^rin« 
cip  ber  Sßeltentftel^ung  an:  baS  materielle,  als 
SRifd^ung  aQer  @amen  ber  S)inge  gebadet,  unb  txn 
über  bem  Stoffe  ftel^enbeS  unb  infofern  immaterieEeS 
unb  tranSfcenbenteS,  meld^eS  9lueS  in  ber  äßelt 
}n)edfmö|ig  bilbet  unb  orbnet  unb  ftd^  burd^  @tn« 
fad^l^eit,  @eI6ftönbigteit,  SBiffen  unb  Obmad^t 
über  ben  Stoff  öon  bem  materiellen  $rincip  unter« 
fd^eibet.  SDiefeS  gmeite  !ßrincip  aber  nennt  Sna^a« 
goraS  nid^t  mel^r  Xd^oc,  fonbem  vouc.  Sei  eS  nun, 
ba|  Sna^agoraS  jur  bollen  $erf5nlid^feit  feines 
vouc  gelangte  ober  nid^t,  immerl^in  l^at  er  baS 
tl^eiftifd^e  Slemmt  in  ber  ^l^ilofopl^ie  angebal^nt 
unb  eingefül^rt.  —  5Rad^bem  SofrateS  bie  leleo« 
logie  in  bie  äBeltbetrad^tung  eingefül^rt,  leierte 
$lato,  ba|  bie  f  acUf  d^  Orbnung  unb  3tt)cdbnö^ig« 
feit  im  UniDerfum  nid^t  ol^ne  SßeiSl^eit  unb  ^er« 
ftanb  befiel^en  fönne.  2)arum  muffe  man  annel^« 
men,  ber  vouc  l^abe  %QeS  gebilbet  unb  georbnet. 
©iefer  vouc  ift  im  Softem  $lato'S  junad^ft  tranS- 
fcenbmt  (ibentifd^  mit  ©ott  als  bem  S>emiurgm 
ober  eine  Oualitöt  bon  il^m).  Sieben  biefem  j[en« 
feitigen  vouc  nimmt  aber  $lato,  um  bie  bem  Uni« 
Derfum  immanente  Orbnung  5U  erflärm,  aud^  nod^ 
einen  ber  9Belt  immanenten  (mit  ber  SBeltf eele  Der« 
Bunbenen)  vouc  an,  ber  bie  SSBelt  il^rer  SBeftimmung, 
ber  SSeräl^nlid^ung  mit  ben  Sbeen,  ben  SJlufter- 
bilbem  ber  toirflid^m  Singe,  entgegenfül^ren  foH. 
Sßte  biefer  immanmte  vouc  imn  tranSfcenbentm 
fid^  berl^alte,  ift  bei  $lato  ebenfo  menig  flar  geleiert, 
mie  baS  93er]^öltni|  beiber  ^ur  Sbeentoelt.  9lud^ 
baS  lö^t  ftd^  nid^t  mit  SSefiimmtl^eit  fagm,  xoamm 
$lato  f  omol^l  baS  tranSf  cenbente  toxt  baS  immanmte 
^princip  ber  Orbnung  unb  3ttJedfaiäf;igfeit  regel« 
mä^ig  vouc  (nid^t  Xo-^oc)  nannte,  ob  im  Slnfd^luft 


» « 


99                                                        SogoS.  100 

an  SnasagotaS,  obet  toetl  in  vouc  beffer  bie  3n«  93i6el  gu  vereinbaren,  maS  il^m  aber  nur  gelang 

tdQigen}  tmb  baS  Genien  ouSgebrüÄ  ift^  baS  Dermöge  einer  escefftb  aUegorifd^en  @d^riftauS* 

^tato  feinem  vouc  entf d^ieben  }u{d^reibt.  —  Stri*  legung.  Sr  ^ielt  f eft  an  bem  jiübif d^n  3Ronot^eiS- 

ftoteleS,  ber  Srfinber  ber  Seigre  bon  ber  immanenten  muS,  fteOte  aber  einen  f o  fublimirten  unb  abstraden 

3»edt]^ötigleit  lel^rt,  ba^  baS  erfte  bemegenbe  unb  93egriff  Don  ®ott  auf,  ba^  il^m  berfelbe  einerf eitS 

nid^t  mel^  betoegte  ^rinci))  gugleid^  lej^ed  3iel  Vjt,  tt)egen  feiner  eigenen  Sleinl^eit  unb  SSoQfommen- 

toeld^ed  begel^rt  unb  gebadet  tokb  (tb  öpextöv  xal  l^eit,  anbererfeits  tt)egen  ber  @d^n)6d^e  unb  Un* 

t6  vo7]tov  x(vet  oi  xivoufxeva  [sc.  oöota  xal  ooKIommenl^  ber  SBelt  unb  ber  (afö  gtoeiteS 

Ivep^eta,  Metaph.  12,  7. 1072,  a.  26]).  SiefeS  $rinci))  neben  ®ott  beftel^enben)  SRaterie  nid^t  in 

$rinci|)  ift  il^m  aber  nid^t  eine  beiDu^tlofe  ^aft,  unmittelbare  Serül^rung  mit  ber  lej^em  treten  fann. 

fonbem  ein  beum^teS  Sin}eUx>efen,  ein  abfoluted  Sin  SBirfen  ®otte§  auf  bie  äBelt  unb  in  ber  SBelt 

Seiden,  al8  f old^eS  vouc  genannt.  —  2)ie  ZranS«  ift  barum  nad^  ^l^ilo  nur  mbglid^  burd^  SSermitt- 

f cenben}  beS  l^bd^fien  3BeI$rinci)>S,  inf omeit  fie  Don  lung  Don  S^if^^nurfad^en,  Don  Dermitteinben 

^lato  unb  SrilbteleS  fefigel^alten  umrbe,  liefen  Jhöften,  meldte  eben  oen  SSertel^r  }tt)ifd^en  (Sott 

bie  @toiter  Douft&nbig  foSen.  Sud^  fle  nal^men  unb  SBdlt  l^erfteOen.  Siefe  3toifd^enurfad^n  nennt 

itoat  ein  bo))|)elte§  ^rindp  ber  SBeltentftel^ung  an  $l^iIo  X^ot  ober  6uva|i.eic  unb  Denoenbet  }u  il^rer 

unb  betonten  gar  fel^r  ben  3^^d(begriff  bei  Sr«  nähern  93eftimmung  bie  platonifd^e  Seigre  Don  ben 

flörung  ber  2>inge.  @ie  unterfd^ieben  Don  bem  3been,  bie  ftoifd^e  Don  ben  nnrfenben  Urfad^, 

(eibenben  ^ncip,  meld^ed  bei  berSEBeltentflel^ung  femer  bie  iilbifd^e  Don  ben  Sngeln  unb  bie  grie- 

geftaltet  toirb,  ein  mirlenbeS,  }tt)ed(DoII  geftaltenbeS  d^if d^e  Don  ben  Sämonen.   ^e  l^öl^ere  Sit2^eit 

unb  nannten  bie|  le^tere  getoöl^nlid^  Xd^oc,  aud^  bief er  Gräfte,  bie  i&nx^d,  auS  meld^erjte  ftammen 

f d^Ied^tl^in  ®ott  9(ber  SRaterie  unb  Sogod  (®ott)  (nid^t  tim  baS  atefultat  einiger  berfeCben),  ift  ber 

UHtren  il^nen  bem  SBefen  nad^  ibentif^.   Witd,  göttlid^e  SogoS.  Siefer  ift  fonad^  ber  aUgemeinfle 

m&  efiftirt,  mu|  nad^  ben  @toi!em  Sogo§  (93er«  Sermittler  jmifd^en  ®ott  unb  ber  9BeIt  unb  eine 

nunft)  in  fid^  l^aben,  bief  er  aber  mu|  ftoP^  ge>  %ci  SJlitteltoef en  )tDij[d^en  beiben.  3ur  Sonftruction 

bad^t  toerben.  2)er  Sogo9  (®ott)  Derl^öU  fid^  gur  feiner  Seigre  Dom  Sogod  Dermenbet  nun  $^iIo 

SBelt  als  bereu  €eele,  bie  Sßelt  ber  Srfd^einungen  einerfeitS  bie  altteftamentlid^e  Seigre  Dom  SBotte, 

ift  ber  Seib  ®otte8.  2)er  Sogo3  fd^Iie^t  aQe  jfeim«  Dom  ®eifte,  aud^  Dom  Sngel,  Dom  ®efalbten, 

formen  (X^oi  (nccp|xaTtxoO  ber  äBeltbinge  infid^;  befonberS  Don  ber  äBeiS^eit  @otteS  (f.  u.  n.  2), 

burd^  il^n  ift  ber  ganje  SBeltlauf  bel^enfd^t  unb  anbererfeitS  bie  ))Iatonifd^e  Se^re  Don  ben  3been 

geleitet,  maS  ben  99egriff  ber  bei  ben  @toifem  auS*  unb  Don  ber  SBeltfeele  mit  bem  in  il^r  feienben 

fäl^rlid^  erörterten  Tcp^vota  auSmad^t.    9ud^  im  vouc,  in  erfter  Sinie  aber  bie  ftoifd^e  Sogodlel^re. 

SOtenfd^en  ift  ber  X^^oc,  unb  )mar  }unöd^ft  al3  äBennman  biefer  le^temburd^  bieUnterfd^eibung 

X670C  ivStadetoc,  ber  bie  @elbftentfd^eibung  i^m  beS  Sogod  Don  ber  ©ottl^eit  il^r  pant^eijtifd^, 

erm5g][id^tunb}umX^7ocitpo(poptx6cmirb,  fobalb  burd^  feine  Unterfd^eibung  Don  bem  gebilbeten 

ba§  ®ebad^te  gum  Sludbrudt  gebrad^t  tt)irb.  Sie  @tof[e  il^r  materiatiftifd^eg  ©epräge  einigermaßen 

ftoifd^  Sogodlel^re  ift  na|^ep  ein  SRüdEfaQ  in  ben  abfhreift,  fo  l^at  man  nal^egu  ben  ganjen  ))]^iIoni- 

^antl^eiSmuS  unb  SRaterialiSmuS  ^^eraflitS.  9hir  fd^en  SogoS.  Sine  nöl^ere  ^eftimmung  be§  ))^ilo« 

baburd^  ift  ber  Sogod  ber  @toi!er  ubtt  ben  ^era*  nifd^en  SogoS  l^infld^tHd^  feiner  Sntfiel^ungSmeife, 

flitS  erlaben,  baß  er  menigftenS  gu  ben  gröberen  feiner  Sl^ötigfeiten  unb  Sigenfd^aften  unb  feines 

Elementen  ber  Singe  (Srbe  unb  SBaff er)  in  ® egen>  eigentlid^en  SiefenS  unterFiegt  aber  großen  Sd^mie* 

fa|  ftel^t  unb  nur  mit  ben  feineren  (Suft  unb  rigfeiten  fd^on  föegen  ber  oft  rl^etorifd^en  unflaren 

Ofeuer)  ibentificirt  erfd^int,  baß  bei  aU  feiner  Stebemeife  ^l^ilo'S,  befonberS  aber,  meil  er  )ur 

SBirffamfeit  ber  3tt)ed(  in  ben  SSorbergrunb  gefteUt  Sonftruction  feines  SogoSbegriffS  bie  Derfd^ieben- 

mirb,  baß  il^m  Tcp^voia  unb  folgli^  au^  2^n«  ften,  oft  fel^r  biDergirenben  ®eban!enrei]^en  Der« 

teOigeu),  93ettmßtfein  unb  Sered^nung  (ob  aud^  mengt  |at.  Jhtrj  gefaßt  möd^ten  feine  bießbe)iig« 

^ßerf bnlid^teit ,  bleibt  f el^r  fragli(|)  gugefd^rieben  lid^en  Seigren  f olgenoe  fein :  3ur  Sntftel^ung  ber 

ttirb.  —  @el^r  nal^e  ber  ftoifd^en  Seigre  Don  bem  9Belt  bebarf  eS  eines  amov  dpaon^piov  unb  ica- 

SogoS  (ober  ber  ©ottl^eit)  als  ber  in  ber  äBelt  drjTtx^v.  CrjiereS  ifl  reine,  abf olute  95emunft  (vouc 

nKtltenben  ißemunft  fielet  nad^  einer  Seite  l^in  e^txptvearaToc  xal  (icxpat^veuratoc),  erl^aben  über 

bie  SogoSle^re  beS  {übifd^en  ^l^ilofop^en  ^l^ilo,  aQeS  gegenwärtig  äBirflid^e,  le^tereS  leblofe,  un* 

toeld^  Don  toeittragenbem  Sinfluß  auf  bie  Snt«  bemegte  üRaterie,  bie  aber  faltig  ift,  bernegt  unb 

n)idflung  ber  SogoSlel^re  innerl^alb  beS  Sl^riften«  geftaltet  unb  belebt  gu  merben  Don  bem  vouc. 

tl^umS  getoorben  ift.   ^l^ilo'S  frud^tbare  fd^rift«  Samit  nun  bie  SBelt  entftel^e,  muß  ber  vouc 

fteüerifd^e  SBirffamleit  }ielte  barauf  ah,  {übifd^en  (®ott)  juerft  einen  ©ebanfenplan  entmerf en  ober 

®lauben  unb  l^eOenifd^e  ©peculation  ju  Dermö^len.  bie  inteUigible  SBelt,  bie  SBeltibee  (x6cr|jLoc  vo^<^0 

SluSgel^enb  Don  bem  ^ormalprind)),  baß  bie  alt-  l^erDorbringen  als  !Dlufterbilb  ber  ftd^tbaren  SBelt 

teftamentlid^e  Offenbarung  bie  ]()öd^fie  religiöfe  (x^9|jloc  6paT6c,  ala^x^c).  Sie  inteOigible  SBelt 

Srfenntniß  in  ftd^  f daließe,  fud^te  er  bie  ^oupt«  ift  im  göttlid^en  Xd^oc,  öl^nlid^  toit  baSS3ilb  einer 

refuitate  ber  gangen  DorauSgel^enben  grie^ifd^en  }u  erbauenben  @tabt  guerft  im  Xo7icr}A6c  beS  93au- 

SBiffenfd^aft  unb  ©peculation  mit  ber  Seigre  ber  meifterS  i{t.  3loä)  me^r :  bie  inteUigible  SBelt  ifi 


101 


SogoS. 


102 


i 


btr  göttlU^  X670C  felbft  unb  biefer  Idia  ^deuiv 
(De  mnndi  opil,  §  2—6,  ed.  Mangey  1, 2—5). 
3iiifi4fl  ift  Qlfo  ber  X670C  bie  göttUd^e  Jhaft 
ber  tteberlegnng  unb  Sered^nung ,  eine  Sfdl^ig« 
bit  bte  cbcnfo  notl^menbtg  mit  ®ott  Derbunben 
i^  »ie  bet  aä  Snologon  gebraud^te  Xo^urfiöc  bed 
SomiriPciS  mit  biefem  felbft.  Samt  ift  er  plö^ 
^  ein  ii^iectiDuteS  (Sebonfenbilb  (x6(7|jloc  votjt^c), 
18  er  t^  fofort  oud^  ba§  SBer^eug,  mittels  beffen 
80tt  bie  tDirflid^  ^nge  l^orbringt  (t)gl.  Leg. 
iDeg.  1,  9,  p.  47  u.  Q.  @t.).  Sl§  fold^ed  (relatit) 
feft^bibiB  t»org^d[te8)  SBerl^eug  ber  SBeltbilbintg 
ift  ber  SogoS  oute  d^ewrixoc  <^c  6  Oe^c,  oute 
TtwijT^  Q>C  ^pLStCi  ^^^  |JLScroc  Tuiv  oxpcov,  di^t^o- 
Tcpocc  6t&T}ptofDv  (Qms  rer.  div.  her.  42,  p.  502). 
ul  Slftteni  neigt  ^l^ib  ber  CEmanation  beS  Sogo§ 
Ol  (Sott  )u,  o^ne  in  biefem  fünfte  Ilar  unb  ent- 
N^idMi  )U  fein.  SBo^rfd^einlid^  l^at  bie  ber  ftoifd^en 
f^ilofop^ie  entle^teUnterf  d^etbung  gtoifd^enXd^oc 
Mtdtdrcoc  unb  itpoa>op(x6c,  totl6)t  gunöd^ft  in 
8e|iig  auf  ben  SRenfd^en  einerfeitS  Ueberlegung, 
oibenrfeitd  &ptüä^  bebeuten,  aud^  ©eltung  l^in« 
Mftti^  ^  göttlid^  Xd^oc,  unb  menigfienS  ber 
A^  cpo^popcx^  ift  burd^  ein  Spred^en  ®  otted  l^er- 
Mgcgangen.  2)em  SogoS  mirb  t>on  ^fßo  eine  f el^r 
nfaiigreid^  ffitrffamfeit  jugefd^rieben.  9113  bie 
üa^  ber  Jbeen  (unb  duvajxeic)  gleid^t  er  einem 
€kgel,  t>tm  toeld^  (in  ben  tDirflid^en  2)ingen) 
Me  W^cüde  gemad^t  merben,  bie  ixyLa-^eXa  ober 
hataurtisyLaxa  in  etiblofer  3^^^  ^^  if^  Silbner 
ber  IBelt  unb  Srl^Iter  btrfelben,  Steuermann  unb 
Sigiaer  ber  SSBelt  <gr  ifl  StellDertreter  unb  ®e- 
intbter  <Botte8^  ber  Sngel  ober  Srjengel,  mlä^tx 
■tf  bie  Offenbarungen  ® otted  fiberbringt  $riefter 
nb  ^^{»^  beS  ^erm^  bann  h)ieber  ^au§  unb 
Zcopd  SotteS,  baS  ennge  @efe|.  bie  Seele  bed 
U,  ber  €d^aäen  (Botted^  er  nHrb  ibentificirt  mit 
bcs  €#Kt>fenDer!e  unb  ber  SBeiSl^eit  ® otteS  u.  f.  m. 
B  tamni  i^m  SBeidl^eit  ®fite,  9Rad^t,  ®nabe 
I.  f.  0.  |u.  3Ste  bief e  Segeid^nungen  feiner  Zl^ötig« 
fatB  inb  (Eigenf duften  f  orttt)öl^enb  }tt)if d^  ))er> 
fUii^  unb  us^ierfönlid^en  med^feln,  f 0  fd^toebt 
te  gan^e  SBefen  beS  ))l^iIonifd^en  Sogod  }mifd^en 
lofhifu^eni  unb  un))erfdnltd^em  @ein  unllar  in 
bs  Ritte.  SRit  ben  SefUmmungen,  toeld^e  nad^ 
hat  Soranfifejpuigen  unfered  2)en!en8  bie  $erf5n« 
tt|ieit  b^  SogoS  forbem  mürben,  freujen  fid^ 
fRtefi^renb  fold^,  meldte  fie  unm5glid^  mad^en. 
60  ip  ber  SogoS  toAtt  fd^Ied^tmeg  eine  $erfon 
Aller  CMt  nod^  and^  6Io|  ®ott  unter  einer  be* 
QinBten  Xdotion,  nad^  ber  Seite  feiner  Sebenbig« 
IbL  Cr  «ritb  bei  ^l^ilo  aufgefaßt  einerfeitS  olS 
Me  nyexfdnfid^  ffra^  ®otted  ober  bie  mirffame 
oMlfi^e  Semnnft  überhaupt  anbererfeitS  afö  ein 
UHkUrigeS  aSBefen  au|er  @ott,  beibeS  jugleid^, 
äkr  letnct  Dou  beiben  auSfd^Iie^Iid^.  2)a|  ed  un* 
■ilfiit  fet^  biefe  Seftimmnngen  innerlid^  }u  oer« 
hj^  eifannte  $^  nid^t  9iur  bie  Sielbeutig- 
Ut  kl  tbiSbnuB  Xä^oc  (=  Senfoermbgen  ober 
Innfk.  Senl^bnct  ober  ®  ebanf e,  auSgef prod^e« 
«I  Sott)  ermögHd^  eS  il^,  jene  Seftimmnngen 


öu^erlid^  auf  ein  Subject  }u  Dereinigen  unb  fo 
m(^  fd^einbar  bie  Sel^e  ber  ®ried^n  Don  bem  im 
Unioerfum  maltenben  vouc  (ober  X670C)  imb  ber 
Suben  Dom  SBort  ®otted  (oieUeid^t  aud^  bie  Seigre 
ber  lorgumiflen  Don  ber  3Kemro)  in  einer  für  cäle 
Il^ile  Derflanblid^en  3form  (eben  in  bem  9luSbrud(e 
X^To«)  iu  Derbinben.  SSBie  eS  unentfd^ieben  bleibt^ 
ob  ber  pl^ilonifd^e  SogoS  eine  ^erfon  ift  neben 
®ott  ober  nid^t,  fo  aud^,  ob  er  göttlid^en  SBefend 
ift  ober  nid^t.  (Sx  mirb  balb  mit  ®ott  ibenttficirt, 
balb  Sol^n  ober  Eingeborener  ®otteg  genannt, 
balb  alg  deuTEpoc  &e6c  begeid^net  (Dgl.  baS  $ragm. 
bei  Mangey  11,  625),  balb  l^ei^t  tS,  bog  er  nur 
uneigentlid^  ®ott  genannt  loerbe  (De  sonm.  1, 39, 
p.  655).  9ud^  ber  SBelt  gegenüber  tritt  ber  ))|il0' 
nifd^e  SogoS  !eine8meg§  entfd^ieben  aI8  Don  i^r 
mef  enSDerf  d^teben  l^erDor,  unb  bie^  ganj  f olgerid^tig. 
2)a  nömlid^  bie  SRaterie  al§  fold^e  ein  ft^  8v  ift, 
bie  nur  burd^  ^ufprägung  ber  3been  ein  SBirf- 
lid^ed  mirb,  fo  mu^  aUed  an  unb  in  ber  SBelt 
SBirnid^e  etgentlid^  ber  göttlid^e  fiogoS  (al3  Sin- 
l^eit  ber  3been)  fein.  Sarum  unterfd^eibet  $]^iIo 
ben  x^crfwc  voTjToc  unb  aJ<j&y)TÖc  nur  mie  ben 

ulöc  ^ou  irpeaßuTepoc  unb  vecorepoc  (QuodDeus 
immutab.  6,  p.  277).  Son  ftoifd^em  aRaterialiS- 
mu§  gang  beeinflußt,  nennt  er  ben  Sogod  ö^uxtvr)- 

T^ratov  xal  Oep^iiSv,  Ja  fogar  ?vdep|jLov  xal  itü- 

pcoSri  (De  (yhenib.  9,  p.  144).  9Benn  aber  meber 
gmifdgen  SogoS  unb  @ott,  nod^  gmifd^en  SogoS  unb 
Sßelt  ein  realer  Unterfd^ieb  entfd^ieben  geltenb  ge« 
mad^t  mirb,  fo  muß  gule^t  aud^  ber  anfönglid^ 
extreme  ®egenfa|  gmifd^en  ®ott  unb  SBelt  Der« 
f^minben.  Sarum  nennt  $^Uo  ®ott  aud^  mieber 

eic  xal  TÖ  irav  (Leg.  alleg.  1,  14,  p.  52),  ^pr?| 
xal  icepac  ^irdfvrcov  (De  plantat.  18,  p.  341), 
«(»üxi^Tüiv  5X<üv  (Leg.  alleg.  1,  29,  p.  62),  vouc 
Tu)vöX(i)v(Demmidiopif.2,p.  2).  Sbettbeßl^alb 

Snb  ober  aud^  äße  Stellen,  na^  meldten  ®ott  ober 
er  SogoS  %Ue§  erfüllt  unb  burd^bringt  unb  burd^ 
Med  gel^t,  nid^t  Don  Dom^erein  frei  Don  ^n« 
tl^eiSmuS.  2)a8  gange  Softem  ^l^ilo^S  fommt  auf 
f old^e  äBeife  nid^t  l^inauS  über  einen  ftarren  QRono* 
tl^eiSmuS  unb  extremen  2)uatiSmu8  einerfeitS  unb 
einen  emanatifttfd^en  ^antl^eiSmuS  anbererfeitg, 
unb  feine  gange  SogoSlel^re  fd^manft  l^erum  gmifd^en 
biefen  beiben  Derfel^Iten  ®egenfä|en,  ol^ne  ^e  iiber* 
brüdten  gu  Wunen.  —  S)ie  Dor»  unb  außerd^riftlid^e 
Speculatlon  über  ben  &ogo§  ift  bem  SBefen  nad^ 
bei  ^l^ilo  gum  9bfd^Iu|  gefommen.  2)enn  bie 
Seigre  bei  $Iotinu8  unb  ben  9{eu))latonifem,  teo» 
nad^  ber  SogoS  ba§  britte  ber  fiberftunlid^  SBefen 
ift  (nad^  bem  iv  unb  bem  vouc),  ^at  für  bie  ttri« 
tere  Seftimmung  feiner  SBirffomfeit  in  ber  SBelt 
unb  feines  SBefenS  feine  SBebeutung.  3ubem  ffltt 
biefe  Seigre  ani^  ber  3eit  nad^  Diel  fpäter  M  bie 
anfange  ber  d^riftlid^en  SogoSIel^.  (SdeSilemtnr 
über  bie  griedbifd^e  SogoSlel^e  ift  ebte  fe^  rnnftrag« 
reid^e.  93gl.  bef.  SR.  ^einge,  3>ieSe^  MnSogoS 
in  ber  gried^ifd^en  ^pi^fop^ie,  1872;  fc  3/ätt. 
ffiie  ^^ilofopl^ie  ber  ®ried^,  8  X^  1.  «nfl. 
1844-1852.   Die  eingelnes  «hAe  leöbem  in 


103 


Sogo§. 


104 


4.  ob.  3.  Slufl.  @))ecieQ  über  $^iIo  ftnb  \n  nennen: 
Grossmann,  Quaestt.  Philon.  De  A679  Phi- 
lonis,  quaest  altera,  1829;  ©frörer,  $|iIo  unb 
ble alesanbr.  Sl^eofopl^ie,  1831, 1, 168  ff.;  ffiöl^ne, 
®ef  d^.  SorfleSung  ber  iäbifd^'Olesanbr.  äleligtonS- 
rtilofopl^ie,  1834,  I,  202  ff.;  gr.  «.  ©touben- 
maier,  Ißl^ilofopl^ie  bed  S^rtfient^umd,  1840,  I, 
361  j^.;  9r.  Iteferftein,  ^xW^  Seigre  Don  ben 
9Rittein)efen,  1846;  SouUer,  La  docizine  du 
Logos  chez  Phflon  d'Alexandrie,  1876;  J. 
Böville,  Le  Logos  d'apr^  Philon  d'Ale- 
xandrie,  1877;  ^t.Hla]tn,  Sie  dtteft.  aSeiSl^eU 
unb  ber  SogoS  ber  iübifd^^ale^onbr.  Ißl^ilofopl^ie 
1878,  u.  %) 

2.  SBöl^renb  in  ber  gried^ifd^en  $l^iIofo^]^ie  ber 
(g5ttlid^e)  X^^oc  ein  Don  ber  @))eculQtion  im  %U* 
genteinen  geforberted  loSmifd^eS  (fourfe  etl^ifd^ 
unb  noetif^ed)  $rind|)  blieb,  aber  beffen  ^er* 
l^Itnig  }ur  ©ottl^eit  unb  }um  AoSmoS,  f omie  über 
beffen  |9))o{iatif d^en  Sl^orafter  nur  ganj  irrige  ober 
f el^r  unflare  SSorftdlungen  l^errf d^ten,  erf d^eint  ber* 
felbe  im  SIten  Zefiamente,  abgefel^en  Don  feiner 
Sebeutung  atö  ^eiI§DerIünbung  ober  überl^aupt 
atö  geoffenbarted  SBort.  mel^r  unb  mel^r  aud^  olS 
)oefen]^afte8,  fubft{Urenbe§  SBort  ober  als  felb- 
ftönbige  ^erfönlid^feit  neben  bem  Sinen  Sel^oDa, 
juglei^  aber  al8  molarer  (Sott  unb  mefenSeinS  mit 
Sel^oDa.  S)ag  SUte  Zefiament  entl^ölt  eine  fort« 
laufenbe,  immer  mel^r  fid^  entfaltenbe  Seigre  über 
eine  au8  Sel^oDa  l^erDorgel^enbe  göttlid^e  jhaft, 
bie  im  fSfortfd^ritt  ber  Offenbarung  aHmöIig  }ur 
concreten  götUid^en  $erfönlid^!eit  fid^  Derbid^tet. 
^QerbingS  toixh  biefe  !ßerfönlid^teit  weniger  unter 
bem  Flamen  Xd^oc  unb  unter  ben  unmittelbar 
biefem  9{amen  beigelegten  ^röbicaten  geoffenbart. 
S3  fuü)  Dielmel^r  anbere  !Ramen  unb  Attribute, 
unter  benen  iene  ®ottedmad^t  birect  befd^rieben 
ttHrb,  fo  befonberS  bie  !Se)eid^nungen  „Sel^oDa- 
6ngel,  SKef Jia8,  aBei8^eit\  3nbcmaberim3nten 
£e{tament  felbft  fd^on  (abgefel^en  Don  ber  bie|» 
begüglid^en  Sel^e  be§  9ieuen  ZeftamentS  unb  ber 
Krd^Iid^en  Ueberlieferung)  bie  3bentiftcation  ber 
genannten  93eseid^nungen  nid^t  unbeutlid^  DoQ- 
gogen  tovcb,  entl^alten  aSe  über  ben  ^el^oDa-Sngel, 
ben  ilRef ftaS  unb  bie  aSeiSl^eit  im  9Iten  Zeftament 
gegebenen  Offenbarungen  xotqm  ber  @ubj[ectS" 
ibentitSt  inbired  aud^  Offenbarungen  über  ben 
innerg5ttHd^enSogo8.  £)ier  fönnen  nur  bie  QaapU 
punfte  ber  bie|be)ügli^en  alttefiamentlid^en  Sel^r« 
enttoidttung  fuq  geftreift  werben.  —  S)a8  ©ub- 
flantiD  Xd^oc  ift  in  oer  LXX  bie  getoöl^nlid^eUeber- 
fejung  beö  l^ebräifd^en  -^a-  (nur  feiten,  j.  95.  3f. 
40, 8  ftel^t  bafür  ^^ixa),  teöl^renb  ba§  93erb.  Xl^co 
bem  1^ Aräifd^en  "i?^  unb  1»«  entfprid^t.  ffiie  95ul- 
gata  l^at  für  Xd^oc  meiji  verbuin,  feiten  (j.  95. 
HJf.  147,  15)  sermo.  3m  ffieutfd^en  entfprid^t 
nur  bie  Ueberfejung  „SBort"  (bejm.  „reben,  fpre» 
d^en"),  mie  wenigjienS  bejüglid^  beS  alten  Sc» 
jtamenteS  allgemein  anerfannt  ift.  —  ©d^on  im 
crfienÄai)iteI  ber®enefl§fpielt  baS  „SBort"  (bejio. 
baS  „©pred^en")  (SotteS  eine  grofee  SÄoEe,  inbem 


burd^  ein  mieberl^oIteS  ©pred^en  ©otted  bie  ein« 
}elnen  2)inge  l^erDorgebrad^t  teerben.  MerbingS 
ift  biefeS  ©pred^en  nur  eine  bilblid^e  95e)eid^nung 
für  bie  in  ber  aSeltfd^dpfung  üd^  betl^tigenben 
praltifd^n  ©ebanfen  begtt).  SEBiuendbef^Iüne  unb 
95efel^Ie  ©otteS;  allein  bie  fpotere  iübifd^e  Sl^eo- 
logie  l^at  in  jenem  ©pred^en  ben  erßen  ^eim  ber 
Se|re  Don  einem  Don  ©Ott  felbft  irgenbnne  Der« 
fd^iebenen  SBorte  ©otteS  gefunben  (Dgl.  %  Sangen, 
2)aS  äubentl^um  in  $aläftina  sur  3eit  S^rijH, 
1866, 249  ff.;  bie ©eutung beS  n^«na  ©en.  1, 1 
auf  ben  ©ol^n  ©otted  finbet  fid^  erft  in  nad^d^rifl« 
lid^cr  3ttt;  Dgl.  barüber  Patritdi,  De  Interpret. 
Script,  sacr.  1.  2,  q.  2).  SBenn  eS  oftoioß 
l^ei|t,  baS  SBort  beS  ^erm  fei  an  bie  $atriard^en, 
an  bie  ißropl^eten  u.  f.  m.  ergangen  (©en.  15, 1. 
1  ©am.  3, 1  ff.  3er.  1, 4. 11 ;  2, 1.  65. 17, 1  u.  5. 
Of.  1, 1.  3lgg.  1, 1. 3.  3ad^.  1, 1  u.  D.  a.  ©t.), 
totxm  biefem  SBorte  Smigfeit  ober  anbere  g5tt« 
lid^e  gigenfd^aften  beigelegt  »erben  (Dgl.  ^f.  118, 
89.  105.  3f.  40,  8.  3er.  23,  28.  29),  fo  pnb 
barunter  nur  bie  Offenbarungen  ober  95efel^le 
©otted  an  bie  9Renfd^en  5U  Derftel^en.  StmaS  beut« 
lid^er  tritt  bie  SOlnfd^auung,  ba|  e3  in  ©ott  aud^ 
einen  fubftftirenben  SogoS  gebe,  l^erDor,  memt  boS 
SBort  bed  ^ttm  l^ingefteOt  mirb  al8  bie  ben  gött« 
lid^en©d^ö))fem)iaen  realiftrenbeaRad^t($f.32, 6; 
Dgl.  ^f.  147, 15  unb  ©en.  1,  3),  »enn  bie  Siebe 
ijl  Don  einem  ©enben  be§  SBorted  ($f.  106,  20; 
147, 15. 18),  Don  einem  ^erDorgel^en  beSfelben 
au8  bem  SKunbe  beS  §erm  (3f.  55,  10—11; 
Dgl.  !Pf.  147, 15).  MerbingS  ift  aud^  in  biefen 
©teSen  nod^  nid^t  flor  unb  beftimmt  geleiert ,  baf( 
©Ott  einen  ))erfdnlid^en  &ogo§  in  ftd^  l^abe.  SHlein 
trokbem  ^aben  SSöter  unb  Sl^eologen  jumeift  barin 
me$r  gefunben,  al§  „eine  auf  poetifd^emSd^nmnge 
berul^enoe  $erf  onificirung  beS  SBorted''  ($.  ©d^l^, 
Z^eol.  beS  «Iten  95unbed,  I,  1861, 184).  Unb 
in  ber  Sl^at  märe  eS  unerllörlid^,  marum  bie  in« 
fpirirten  ©d^riftfteOer,  teenn  fie  überall  nur  bie 
(Sivlf^tii  unb  Sinig!eit©otte8  l^ötten  betonen  toollen 
ober  foHen,  fo  oftmals  in  SuSbrüdCen  gerebet, 
meldte  j[ene  3ntention  el^er  Dereitelten  al§  begün« 
fügten.  @S  bürfte  be^l^alb  an  ben  gule^t  ange« 
fül^rten  ©teilen  eine  Dom  l^eiligen  @(eifte  beab« 
ftd^tigte  Snbeutung  beSfubftftenten  göttlid^enSogoS 
gu  erblidfen  fein.  SBenn  gemög  bem  ©efagten  ber 
fubfiftente  göttlid^e  SogoS  im  %lten  Seftament 
mel^r  unter  anberen  5Ramcn  geoffenbart  ift,  f 0  fragt 
e§  ftd^  ^ier  einmal  um  ben  hirsen  3n]^alt  biefer 
onbermeitigen  Offenbarungen,  unb  teeiterl^in,  in« 
toiefem  mir  auf  eJrunb  be§  3llten  SeftamentS  be« 
red^tigtftnb,  in  biefen  Offenbarungen  jugleid^  95e« 
ftimmungen  über  einen  ^erfönlid^en  SogoS  gu  er« 
blidten.  ffiie  erfte  Off enbarungSreil^e,  meldte  (au|er 
ber  Seigre  Dom  „SBorte"  ©otteS)  auf  einen  ^er« 
fonenunterjd^ieb  in  ©ott  l^inbeutet,  betrifft  ben 
fogen.  yi  ^»V»  (ff^eXoc,  angelus  Domini  ober 
Dei).  an  ben  altteftamentlid^en  2:^eo})^anten, 
befonberS  auS  ber  DorbaDibifd^cn  3eit,  ift  oft 
bie  Webe  Don  einem  ©cjanbten  (ßngcl)  ©ottcS, 


105                                                     Gogpe.  106 

wd^  bcn  %aata  itnb  bit  fffiürbe  @otleS  in  fl$  @ott  ^ttoor  in  beit  nief{iani(^en  SQieifTagungen. 
Irigl,  bic  aRa^t  mb  SBflibt  @j}ttt§  nad|  au|tn  ättt  tDicb  btnct  btt  Snmf^tDcnbung  ttnn  gätl> 
rqwilfeBlUI,  tpecidt  als  gürp  nnb  Sii^^rr  btS  aui-  lidini  gerinn  uoiouSaelagt  mit  bei  nS^em  Sf 
aB^UnSiÄMairfttUt,  unb  aI6  bnjtniat,  worin  ^immuns,  ba|  ein  €0^  SMDibS  guglei^  @o^ 
Sott  iu4  ati|en  fiq  offenbart,  crjcEieint  imb  jul«|t  @ottee  unb  tm^ttr  @Dtt  frin  meibt  (Dal.  b.  SIrtt. 
•ott  feOi^  genannt  utib  (»gl.  ^rinii^,  S)oginat.  S^tiftue  IV,  A  unb  ÜHtJianif^c  SSiri^agungen). 
X^tologit  IV,  37  ff-;  M<"*b»e  ^nb  ^«rODijuleben  —  S^  ben  SuSfagtn  bee  alten  Xt^amcntS  ^et  bit 
«o.  16,  7.  8. 13;  18;  22,  11.  14;  31.  S.  11.  SScie^tit enbli^ trji^ttnt UrftinniQ  unbaStjen  btr 
IS.  «t  18,  21;  U,  19;  23,  20;  33,  2—6.  ootpfa  berort  ^aiafterifirt  (b(f.  ©pr.  8.  gccii.  24. 
12—16.  3Ö4.3;  12;  13).  edt  ben^eitnt  bet  SBtiB^.  7.  9),  bog  |!c  auc^ aufgtf agt  toetbtn  mug 
SAhiiß  rtpmtig,  obbitfer  angeluaD.  ttn  im  aISungef(^a^enc!)qpDf)ati[(^(SBeie^tit,bcrcnn)aI)it 
idfMa  KBritfnilirdibet  gtfc^ajfenn  Sngel  obn  @ott^it  unb  eigcnt  $niBnIid)Int  gur  ©eniigi  er* 
kd  fniMuiliJ^  fl^tbai  t^fymmt  ^t^ota  ftlb^  ^tUt.  3)a|  aii  birft  luSjagen  auf  tin  Subfcct,  baS 
ftL  2)alKni  bnnqouS  tKrfcpitbm  \ft  aba  bit  anbtn  fon^  aI6  „ÜSort"  ©otteS  auftritt,  btidnigen  unb 
Jngt,  06  her  ttiie  irninn  (fei  tS  bui(^  tintn  gt>  foniit  bt9  ItÜcTn  tua^Tt  ®otti)eit  unb  fclbitänbigt 
f^iffon  Cnftel,  f«  cS  in tinem Sinnbilb)  ttfil^ti'  SßtTfMiif|mtini9Iten2:c{tamcntnntiimncigTä|e« 
mit  äd^oM  bcT  Sine  (Sott  feinem  !S)eftn  nac^,  rer  9eftinnntl|tit  geoffenboit  tibliAn  büif tn,  ba|u 
■te  obtt  «nc  itptmintt  ^trfon  in  @ott,  ftKcidl  dBt  unS  ba8  ^Ite  Se^oment  feQ>f)  genügenb  bie 
Mt  gBtffit^  SogoBfitifon,  gelwfen.  SSätei  unb  Screi^tigune.  !Soi  WItnt  meiben  im  Sßud^t  bei 
Xlologcn  (an^  itt  %  lluoußin  maÄt  fiinoon  SSeiS^it  X^Tot  unb  socpCa  ibmtifiriit.  3)teinial 
lriic9riBci|ricDe9iilna^me)$aItmnunfa^buT4-  nämlii^  (9,  1;  16, 12;  16,  15)  ulib^att  so^fa 
tABM  ^,  ba|  in  ^^otU'Sngd  nad^  bei  £&(•  bei  SuSbiud  i.&jot  ganj  glei^bebeutenb  gefegt 
jt/tiStama  bei  fiasgen  Vßen  Xe^imentS  me^i  }u  unb  meiben  lejiterem  bie  f onft  bet  tiften  beigelegten 
edfidtB  fei  oU  eine  Mo^  Sif^einung  beB  Sintn  {^uncficnen  gugefil^neben.  S)aiau5  fi^Iiefien  mii, 
0otleS,baibaeif(l^tnbt3tboiweinetiejlinmite,  ba^  Xd^oc  nur  eine  anbere  ^Benennung  ift  fürbie> 
iiMfi4Mc)tPcilt$eifonbti@ottHt  unb  fomit  ftIfieau9@DttI|eroorge^enbe^tH)o^aft.^erUt6ti- 
Nt  X^tsp^onic  ein  ^idlubium  btr  Sncamation  gang  bon  ber  einen  Igenennung  gut  onbem  er- 
lOKfcB.  SHefe  etflOnDig  iß  bie  allein  ^Itbait  f^eint  babun^  oeimittelt,  ba|  nac^  Sccli.  24,  5 
m  f^cnbcn  (Ehrfinbcn.  &i)m  tn  bei  @entfi8  bit  SDeiS^tit  au9  btm  3Jhinbe  beS  9(Derf)S^fttn 
■nbtn  jtDri,  bic  St^otn  ^^,  unttrf^itbtn  ^tiOoigtgangtn  ifL  S)ag  quiC)  ber  We|fui3  iben> 
09,  24;  0{^  3«.  50,  40.  «m.  4,  11).  fflti  ttf(^  fei  mit  bem  in  ®Btt  (ubfiftirenben  SogoS,  ifl 
3ai)aäat  (2,  6)  f^tinl  ber  im  ßngtl  auflretenbe  gwai  nii^t  be^mmt  im  %Iten  Xeftament  geteilt, 
9c^o«a  Don  eintm  %nbtni,  bei  ätl^oDa  ^rigt  unb  immerliin  aber  anaebeutet  bei  3f.  55.  ?tai$bem  ^ier 
Bi  ^liinnd  iß,  Qtftnbet  gu  frin.  gftmer  iß  ber  MeeittgeIabtnßno}uben@nabenbeB3'teuen!Sun> 
JB  3t^M»^it^  Cifi^cinenbe  unb  ^irfenbe  iben>  beS,  unb  bei  aneffiaB  oeiffinbigt  iß  als  bei  fiel^m 
tiH  Bit  btm  VEefHoS  (3RaL  8,  1 ;  ogl.  aut^  Sau),  unb  Silöfei  aUei  SöRer  unb  ber  ^eilige  36tatl8, 
12 — 18),  nM^olo  au^  im  !Reutn  Xeßomenl  ber-  nad^bem  %De  oufgefoibert  ßnb  jur  ^eftlintng, 
Wäicne  gtottdiontn,  bie  im  %Iten  Xeßament  bem  fprid^t  ätl^oba  »titer^in,  ba^  frin  „SBott' ,  baS 
Stjau  (nifld  )ngef(^rieben  tPtrbtn,  bitect  Hon  ^trooigtl^t  au8  feinem  SThinbe,  tBtnfo  ß(!^er  in 
f^ißiiS  oiÄgtfagt  WfriKn  (Bgl.  Slpg.  7,  30-38.  btn  efi  aufnelfimenben  miifen  Werbt,  mit  bti  Megtn 
1  Coi.  10,  9.  Vtbr.  11,  26;  12,  26. 1  $(ti.  1,  feine  Dom  Biibp\n  beabß^tigte  SBiifung  an  btr 
10—11).  »ie  btr  fflttfßaB,  fo  mufi  barum  on^  gibt  Öetöoibringe  (SB.  10— 11).  3ft  l^ier  unter 
bn  iBCisd  tift^tintnbt  Stt^oDa  tine  rigene$tr-  bem  ECßorte  beS  ^crm  in  erßtr£inie  out^  nur  bie 
fm  wbcn  idtäta  im  ^inuntl  fein.  3n  SQei^t  me|ßanifd)e  SfiitiSfagung  unb  mriteiliin  bie  ^riI3> 
9 — lOtpeiAaltrieltSimctionenbeSSebDOa'Sngds  Dtrrünbung  @olteS  überhaupt  gemeint,  fo  Durftn 
bn  ODigim  m*^  jügefii^ben,  motaui  junädiß  Dil  btnnoc^  <ni(^  an  baB  titrfänlid^e  99Jort  btnfen, 
bie  ^ntlit&t  beibei  mb  UKittr^in  mi)  bie  felb'  meli^eB  mie  3:^au  unb  Stegen  nitbtrßeigt  (ogl. 
fii^  fiSttfi^e  ^erfOtdi^reit  bt§  erftein  gefol'  3f.  45,  8;  64,  1)  unb  ^tnlii^t  gruc^t  bringt. 
floliBCEtieR  tatn.  Utbrigenfi  iß  bie  gaitje  Stitxe  S)it  3benlitäl  be8  Zßefßae  mit  bem  S0Q08  folgt 
bt>  men  XeßomnttS  fibtr  btn  3c^DUa-€ngeI  in  jubem  mittelbar  barauB,  ba^  btr  erßtn  mit  b« 
tii  ganffet  Snoiftl  g^bült,  »it  ei  bem  Slanbe  ungtfi^ffenen  peifanliti^en  aofltt  ibentißdit  ti> 
basa^mlioaenbetcnSotteBoßcnbarungebment-  f^int  (ogl.  @pi.  8— 9.  gecli.  24).  auf  biefelbe 
ifäält,  ncfi^idb  au^  in  ber  Sinärung  bei  rin*  mittelbare  SBrife  ergibt  fi^  aui^  bie  Sbentität  beB 
irfaKslEifi^nninigenbtSftQienbieaiuctortn  jebtr«  3e^o»a'SngtlB  mit  bemSogoB.  inbemSStiB^.  10 
i^ntenintbergel^  (ugL  FetsTins,  De  Trin.  junäd^bieaotpEamiterßeitmibentißcirterfi^tint. 
vm,  2;  Fniualiii,  DeDeo  trino,  thea.  6,  II;  Slitfe  Ie|tcre  Sbentität  bürfte  aui!^  baiauB  gu  foI> 
t.  Sdnfc,  Seitröge  IV,  355  ß. ;  ©(^dIj,  si&to*  gern  frin,  ba|  bem  SefiDDa-enget  unb  bem  Sog« 
li|ic  bt«  nten  Snnbt«  I,  §  29;  »otiling,  Heber  bieftibe  g^unttion  gugtf ^rieben  niib,  nämlit^  als 
ba  Sc^oM'CngcI  bcJt  %ttn  ZeßamtntS,  XOb.  furt^tbortr  ffritgtr  SBoUftieder  btr  göttlichen  @e- 
ßßaöi.OaatteSfait.  1866,  415ff.  527  ß.n.a.).  richte  gu  fein.  SBä^renb  nat^  1  $ar.  21,  14  ß. 
■  t  tritt  btr  ^tfontnunttrfc^itb  in  (»gl.  2  ®nm.  24,  14  ff.)  befl  ©eim  gngel  bit 


107 


Sogod. 


108 


eäfoaxm  2)aDibdtdbtet  ifted  nac^  äBeiS^.  18, 14ff. 
ber  icavTo^uvttfioc  X670C,  tteld^er  bie  Srfigeburt 
ber  9[est)t)ter  f erlögt  galten  toit  an  ber  äbentttät 
beS  an  legtet  Stelle  ertoäl^nten  X6^oq  mit  bem 
äd^olHi'Sngel  fefi,  fo  ergibt  fid^  aaA,  ba|  erfterer 
ni^t  blo^  atö  eine  $erfonification  bet  SBirffant- 
leit  beS  göttlichen  äBiUenS  aufjufaffen  ift  (®ut- 
betlet  93u4  b.  Sßeid^.  1874,  485),  mag  oud^ 
fonjl  im  «Iten  lejlament  (g.  S.  3er.  13,  29. 
Df.  6,  5)  „ffiort''  bIo|  ^erfomflcation  ber  baS 
göttItd^e®eri^tDoD{tredenben%umad^tfetn.  908 
))erföntt(^  mu|berX67ocSBei§]^.  18, 15  umfomel^r 
oufgefa^  toerben,  totü  bie  il^m  beigelegten  gfunc- 
tionen  fonft  Don  3e]^ot)a  Jelbft  (t>gl.  (£$.  12,  29) 
ober  t)on  ber  l^^poftatifqen  SBeiSl^eit  t)oIIiogen 
tt)erben  (DgL  SBeiSl^.  10, 15  ff.).  Sßenn  mir  fonad^ 
aOe  Sejiimmungen  beS  ^ten  Xefiamentd  über  ben 
Sel^otKi-engel,  ben  ÜRefiiaS  unb  bie  SBeiSl^eit  auf 
eine  auS  ®ott  l^erDorgel^enbe  ffraft,  bie  onber- 
märts  im  Slten  Zeflament  SogoS  genannt  mirb, 
bereinigen  bürfen,  fo  l^aben  mir  im  SIten  Xefta« 
ment  eine  giemlic^  ouSfül^rlid^e  SogoSlel^re  Dor  und. 
gteilid^  ift  biefe  SogoSlel^re  nod^  in  ein  großes 
S)unlel  gelaunt,  inbem  meber  bie  innere  unb  notl^* 
menbige  3ufammenge]^5rigleit  il^rer  eingelnenSe" 
ftanbtl^eile,  nod^  il^r  Sefammtinl^alt  mit  Dotier  Itlar- 
|eit  unb  SBeftimmtl^eit  und  bor  Sugen  tritt. 

8.  SMe  altteftamentlid^e  Offenbarungdlel^re 
muä»e,  mie  in  anberen  ^ßunften,  f 0  auc^  bejflglid^ 
ber  SogoSIel^re  fort«  unb  meitergebilbet  t)on  ber 
fpäteren  jübifd^en  S^ologie.  SSorerft  fud^ten  bie 
3uben  in  Sllesanbrien  bie  Seigren  ber  Sibel  mit 
ber  ^l^ilofopl^ie  ber  l^eüenen  gu  oereitAaren  (l^ier- 
auS  entfbmb  ja  bie  bl^ilonifc^e  SogoSle^re),  mftl^« 
renb  bie  palöjtinenfifd^en  Stuben  mel^r  auf  bem 
ftreng  biblifd^en  ©tanbpunfte  verblieben.  2)iefe 
le|teren  nun  bilbeten  eine  eigenartige  Seigre  au8 
über  bad  göttlid^e  „ffiort"  (njn-'i  kw»),  toie  mir 
{ie  inSbefonbere  finben  in  ben  S^rgumim  beS  On« 
!elo8  unb  Sona^an  ben  U)iel.  SBo  in  ber  l^eiligen 
@(i^rift  t)on  Offenbarungen  unb  @nabenermei[un« 

äen  @otte8  bie  Siebe  i{!,  f e|en  bie  Zargumim  fiatt 
}ott  bie  SRemra  ®otted,  fo  ba^  biefe  bie  ted^- 
nifd^e  SSejetd^nung  ber  Xl^ätigfeit  ®otted  nad^ 
au^en  mirb.  (@teDen  f.  bei  Baymund  Martin, 
Pugio  fid.  p.  3,  dist.  3,  c.  1 ;  Schötl^gen,  Hör. 
hebr.  et  talm.  11,  4  sqq. ;  @taubenmaier,  S)og« 
mati!  ü,  485 ;  Sangen  a.  a.  D.  269  ff.  u.  31.) 
3)en  St^angSpunft  gu  il^rer  SRemralel^re  l^aben 
bie  Zargumiften  jebenf olls  bon  ber  ®enert§  genom- 
men, in  ber  eben  bie  |)ert)orbringung  oer  Singe 
einem  ©pred^en  (■»»«)  ©otteS  jugefd^rieben  mirb. 
3luf  bie  SntmidElung  jener  Seigre  mirfte  ftd^er  aud^ 
ein  bie  altteftamentlid^e  Seigre t)om  „äBorte"  (SotteS. 
3^ren  folibeflen  @runb  l^atte  bie  SRemralel^re 
tl^atfäc^lid^  allerbingS  in  ber  Seigre  t)on  ber  (7o<p(a 
(ügl.  Älafen  a.  a.  O.  35),  bod^  mirb  fid^  ber  6in« 
flu|  ber  SSßeiSl^eitglel^reauf  bie  SDlemralel^re  fd^mer« 
lid^  genau  bemeffen  laffen.  ®a^  aud^  bie  pl^ilo« 
nifd^e  fiogodlel^re  auf  bie  Xargumiften  eingemirft, 
mirb  jmar  üielfad^  beftritten  (j.  93.  t)on  ftlafen, 


SRol^ling  u.  %),  ift  aber  bennod^  anwerft  nxi^ 
fd^einli^  (t)gl.  Sangen  a.  a.  0. 275 ;  @d^5nfelber, 
On!elo§  u.  ^efc^ittl^o  34).  Sinigerma^en  l^ängt 
mit  ber  gfrage  nad^  ber  Sntßel^ungSmeife  ber  Sel^ 
t)on  ber  ÜRemra  aud^  gufammen  bie  Qfrage  nad^ 
bem  Filter  unb  ber  eigentlichen  Sebeutung  biefer 
Seigre,  an  erfterer  C^infid^t  nal^m  man  frül^  dH* 
gemein  an,  bie  Xargumim  feien  im  1.  äal^rl^unbert 
n.  &)t.  t)erfa|t  morben.  3n  neuerer  3^it  mid) 
aber  il^r  Urfprung  bon  Sielen  in  baS  3.  ober  gar 
4. 3ol^^nbert  verlegt,  gnbe^  betnfft  bie|  ]^5d^ 
ften§  bie  le|te  Slebaction,  unb  bie  ® runbanf (|auun« 
gen  ber  Xorgumim  flammen  ftd^  au8  frttl^er  3rit 
(vgl.  ©d^flrer,  ®ef(^id^te  beS  iübifd^en  SSoIIeSi,  1, 
1889, 115  ff.).  SBaS  enblic^  bie  eigentlid^e  »e« 
beutung  ber  9Remrale^  anbelangt,  fo  liegt  bte- 
felbe  mol^l  barin,  ba^  fie  bie  ))erfMid9e  SuSfd^« 
bung  ober  SoSiafung  bed  SBorteS  ®otted  von  (Sott 
f elbff ,  mie  fie  in  ber  neuteftamentlid^en  SogoSlel^re 
flar  voQiogen  ifl,  mel^r  unb  mel^  vorbereitete. 
9Rag  aud^  bie  ÜRemra  oftmals  blo^  }ur  Sntfer> 
nung  von  9ntl^ro))omor})]^iSmen  eingefd^oben  fein, 
fo  fte^t  baS  SBort  bod^  auc^  läufig  an  SteOen. 
mo  eS  im  Unterfd^iebe  von  @ott  nur  eineSrt  g5tt- 
lid^er  |»t)t)oftafe  begeid^en  lann,  inbem  eS  mie 
eine  anbere  $erfon  von  ®ott  unterfd^ieben  mirb. 
SS  bürfte  bie|  unbebingt  feftjul^alten  fein  gegen- 
über neueren  Stabbinen,  meldte  unter  ißemra  nur 
bie  $erfdnlid^feit  ®otte8,  niemals  eine  anbere  ^er« 
f anlic^feit  au^er  Sel^ova  verftel^en  (3.  SB.  SevQ ; 
bef.  @.  SRa^baum,  S)ie  Slntl^ropomorpl^ien  unb 
Sntl^ropopatl^ien  bei  DnfeloS  u.  ].  m.,  1870,  ber 
l^eftig  löm^ft  gegen  SRaimuni,  Sfrörer,  Sangen; 
vgl  gur  ÜRemralel^re  nod^  %  SOlaier,  Kommentar 
über  b.  Svangelium  beS  ^ol^anneS  1, 1843, 119 
bis  124). 

4.  SHe  meiteren  rabbinif  d^en  Xl^eologumena  unb 
fabbalifttfd^en  ©peculationen  über  ben  v'^rsw 
(=  3el&ova«6ngel),  bie  n;-^?  (aram.  »ffi^ff  in- 
habitatio,  gunöc^fl  bie  burd^  eine  äBoQe  Verfld^t- 
barte  Sinmol^nung  ®otted  über  ber  ^nbeSlabe, 
bann  fiber]^au))t  bie  ®egenmart  ®otte8  in  ben 
finnlid^en  Xl^eopl^anien,  gule|t  burd^  ^^poftaftrung 
beS  9lamenS  ber  3el^ova«Sngel,  in  Dem  unb  bur($ 
ben  ©Ott  fic^  jur  Kreatur  l^erablaff e) ,  bie  -rt» 
(aram.  Knp^^,  junöd^ft  bie  in  ber  @^ed^ina  fid^ 
mgenbe  ^errlic^feit  ®otteS,  bann  ber  äel^ova« 
Sngel,  in  meld^em  {ene  |)errlid^feit  ju  S:age  trete), 
ben  Bv  (aunöd^ft  Ütame  @otte§  als  3lu§brud(  fei« 
neS  SBefenS,  bann  mieberum  ber  3el^ova«Sngel,  in 
meld^em  ®otted  i^errltd^feit  jum  SluSbrudt  fomme), 
f  önnen  l^ier  fügli^  übergangen  merben,  ba  fte  tl^eifö 
einen  $erfonenunterfd^ieb  in  ®ott  nid^t  involvi« 
ren,  tl^eilS  ber  3eit  nad^  viel  fpäter  fallen,  al8  bie 
3lnfönge  ber  neuteftamentlic^en  SogoSlel^re.  Sud^ 
bie  etmaigen  Sinologien  ^ur  biblifd^en  SogoSlel^re 
in  ben  orientalifd^en  äR^tl^ologien  unb  @pecu« 
lationen  bebürfen  l^ier  feiner  SDarlegung,  bia  pe 
entmeber  }u  unbefKmmt  unb  unflar  fmb  (mie  gegen 
6.  S.Qfifc^er,  ^eibentl^um  unb  Offenbarung,  1878, 
65  ff.  120  ff.  185. 289  ff.  feftju^alten  fein  bürfte). 


109 


fiogofi. 


110 


ober  toemgjlenS  auf  bie  %u§bUbims  ber  d^riftUd^en 
bwAläfct  feinen  nad^ioeidbaren  Sinflu^  geübt 
l^aim  (mic  f eftgu^lten  i{l  gegen  ^om,  iBibUfci^ 
dnoRd,  1805,  nnb  bef.  SB.  Ȋumlein,  S3erfu4 
Me  «beuhmg  beö  io^nneifd^en  fiogod  ouS  bem 
SeftgionSfirfieme  beS  Orients  }u  entmidFeln^  1 828). 
fnbli^  t^  bie  gfrage  l^ier  uner5rtert  bleiben^  ob 
nb  inmiciDeit  bie  Xrinitdt,  fjperieO  bie  SogoS» 
pa^  fd^on  im  Urjtonbe  bed  SRenfd^en  geoffen« 
krt  tDor,  ha  eine  f old^  Uroffenbarung  nur  au8 
t^eologifd^  ^rindpien  irgenbtt)ie  gefolgert  n)erben 
bm,  ans  ^{brif  d^  Ou^en  aber  ntd^t  nad^meid- 
bor  ifl  (mie  f eflgul^lten  if^  gegen  %.  o.  Sll^imuS, 
dannimilale  e^mbolil  bed  ^Itert^untd,  1868 
Ml  1876 ;  dgt  }u  n.  4  ftlafen  a.  a.  O.).  Smmer« 
tii  aber  tDaren  in  ber  Seit  Sl^rifK  ^nbeutungen 
ii  Stenge  Dor^onben,  bo^  ed  in  ®ott  reale,  per- 
fkfid^  tbtterfd^iä)e  gebe,  ba^  @ott  nid^t  eine 
^flne,  abstrade  Sinl^  fei.  2)er  im  gangen  Wien 
Zijiimicnt  imt^errfd^b  betonte  Segriff  ber  Sin- 
tet  nnb  Stns^Ieit  ®otted  nxn:  aumölig  fo  ge- 
mottet umben,  ba^  bie  9ufnal^me  beS  XrinUfttd- 
ytciumlffeg  in  benfelben  mdglid^,  ia  l^dd^fl  bor« 
ksitet  iDor.  3n8befonbere  gab  ed  ffir  bie  stoeite 
fofon  in  (Sott  mand^rlei  9tamen  unb  bamit  oer« 
fniifte  (Skbanfenreil^,  totlÖ^t  tl^d  in  ber  @d^ft 
\aift  aaSgeffncod^  (SBort,  Sel^ooa-engeL  SVlef- 
M'  Setd^tX  ti^eilS  auf  @runb  ber  @d^rift  unter 
«d^erem  sAn  geringerem  Sinflu^  ber  gried^ifd^ 
€KcnIotion  entftanben  maren  (SogoS,  SRemra). 
la^  bie  3bee  eine«  „@obne3  ®otted''  toax  unter 
ba  Snben  )nr  S^i  (S^fti  oorl^onben.  2)ie|  er- 
gibt ^  and  mel^reren  9lebett)enbungen  bed  bleuen 
ZeßamentS,  in  todä^  t)om  ©ol^ne  ®otted  ol^ne 
db  nSfyttt  (SrnSrung  bie  Kebe  ifl  unb  loeld^e  tro|- 
bem  ald  Don  ben  Seitgenoffen  3efu  f ofort  begriffen 
btageßent  toerben  (o^  Suc.  1,  85.  3o]^.  1,  84; 
9,  35  ff.  9Ratt]^.  26,  68).  9ud^  bie  @ubiectS- 
tetftüftt  au  biefer  9tamen  nebfl  ben  il^en  bei- 
fdraten  ^[Mbicaten  mar  an  ftd^  beftimmt  genug 
9d($rt  Sf^lt^  ^i^  ^^  f ^  ^^^  ^n  bunfler  @^Ieier 
ofig^reitet  über  baS  (Sel^eimni^  beS  Sinen  ®ot- 
id  in  btet  ^^onta.  (Srfl  bad  9leue  Xefiament 
Sid^t  über  biefeS  ®el^eimnt^  unb  mirft 
einen  Stral^I  nad^  rü(itDärt§,  fo  ba^  mir 
btt  ^imoetfungen  be§  Slten  Xeflamentd  auf  unfer 
vc^euiiuip  tuir  erieiuien. 

5.  fhif  bie  biSl^  bargefteOten  ®eban!encom))Ie£e 
iicr  ben  (gdttlid^)  SogoS  folgte,  bie  @ad^e  gu- 
lA^  vein  oefd^d^tlid^  aufgefa|t,  bie  SogodIe|re 
bei  9tenen  XeflinnentS,  fpecieO  beS  Stxmgelifien 
ieffcamtS.  %a^t  man  guerft  bie  ^auptmomente 
ber  jo^onneifd^  Sogodlel^re  unb  ebenbamit  in- 
Mnct  bie  fKmptnnteirfAiebe  berfelben  t)on  allen 
MDoalgpgangenen  SSorßellnngen  in'3  %uge,  fo 
asM  eine  unbefangene  S^efe  aQer  Stellen,  bie 
IM  2ogo«^anbein  (So.  30)^.1,1.14. 13o^.  1,1; 
P,  7].  Offmb.  19, 13),  unjmeibeutig  folgenbe« 
VftäaL  3n  ber  Sinleitung  (bem  f ogen.  Prologe) 
p  fenem  (bangdinm  mill  Sol^anneS  orientiren 
Ar  bte^erfon  beSfenigen,  beffen  Seben  unb  äBirfen 


fein  Soangelium  f  d^ilbem,  unb  gugleiä  bie  ®  eftd^tS- 
punfte  angeben,  unter  meldten  bie  nad^f olgenbe  ®e- 
Wid^te  bargefteHt  merben  foH.  6r  ge^t  jurüdt  auf 
bie  (burd^  ben  ®Iauben  il^m  f  eftfiel^enbe)  oorgeitlid^e 
unb  oormeltlid^  Cjiftenj  beS  ®egenpanbe8  feiner 
®ef d^id^tSergS^Iung,  auf  beffen  Ser^öltni^  gu  ®ott 
unb  )ur  9BeIt  oon  Anbeginn  ber  le^tem  an  bis  l^erab 
gur  pOe  ber  Seiten.  Sr  möbtt  (gleid^oiel  etnfl- 
meilen,  marum)  ben  Jlamen  X^oc  für  bie  $erf on, 
bereu  Seben  unb  Xl^aten  er  ergöl^Ien  miO,  unb  fe|t 
bei  feinen  Sef em  oorauS,  ba|  pe  biefen  5Ramen  unb 
einigermaßen  aud^  ben  3n^t  beSfelben  anberS- 
mol^er  fc^on  lernten.  !Bon  biefem  Sogod  nun  mirb 
flar  unb  beftimmt  bie  Sorgeitlic^Ieit  unb  Smigfeit 
ausgefegt.  „3m  anfange  mar  er",  b.  1^.  atö  bie 
SBßelt  anfing,  gu  fein  (ogl.  ®en.  1, 1),  ba  „mürbe" 
er  nid^t  erft,  fonbem  „mar"  fd^on,  er  ift  oor  allem 
mirflic^en  unb  benibaren  Anfang  ber  gemorbenen 
Singe,  felbft  ol^ne  Slnfang  unb  infofeme  negatio 
in  abfoluter  SBeife  im  ätnfang.  9ld  ber  bei  ®ott 
feienbe  SogoS  mar  er  auc^  ))ofttit)  in  eminenter 
äBeife  im  Einfang  (fß.  2),  b.  1^.  oor  oOen  mirflid^en 
S)tngen  außer  ®ott,  meldte  eben  oon  ibm  il^ren 
Anfang  nal^men  unb  burc^  feine  SRad^t  in'8  2)afem 
traten.  S)er  SogoS  mar  „bei  ®ott",  i)erfönlid^ 
unterfd^ieben  oon  ®ott  (bem  SSater),  gugleid^  aber 
auf's  Sngfte  mit  il^m  oerbunben,  in  lebenbigfter 
®emeinf^aft  (i7p6c,  nid^t  itapiSt  ober  iv)  mit  ibm 
ftebenb;  Sr  mar  „®ott",  3nl^aber  ber  göttlid^en 
Ütatur,  alfo  berfelKe  ®ott  mie  ber  SSater,  mefenS* 
gleid^  mit  il^m.  SS  ift  alfo  S.  1  bie  emige  Soesifieng 
beS  perf önlid^en  fiogoS  mit  bem  il^m  mefenSgleid^en 
SSater  geleiert,  unb  S3. 2  mirb  biefeS  innergöttlic^e 
SSerl^öItniß  nod^  auSbrädRid^  als  ein  oorgeitlid^eS, 
oon  ber  ©d^öpfung  unabl^ftngigeS,  emigeS  l^or« 
gel^oben.  3lai^  Süßen  l^in  ift  ber  SogoS  $rin- 
aOeS  @einS,  SebenS  unb  SrIennenS,  aUer 
al^rbeit  unb  @nabe.  Sr  l^at  feit  Seginn  ber 
@d^5t)fung  in  mannigfad^fter  SBeife  in  ber  9BeIt 
gemitft,  mar  befonberS  tl^ätig  im  auSermöl^Iten 
i^olle,  l^at  gule|t  gfleifd^  angenommen  unb  burc^ 
fein  Sßol^nen  unter  unS  unb  meiterl^in  burd^  fein 
gangeS  irbif d^eS  Xl^un  unb  Seigren  utü>  gule|t  burd^ 
feinen  Opfertob  bie  SrI5fungSgnabe  unS  gebrad^t 
(S).  18—18  unb  baS  gange  (Soangelium.  Ss  bleibt 
Runöc^fi  gleichgültig,  meldte  S3erfe.man  in  bem  %b« 
fd^nitt,  ben  SS.  6—18  bilben,  auf  ben  X^oc 
foapxoc  unb  meldte  auf  ben  X670C  ^vcrapxoc  be- 
gießt). Sßenn  aber  aud^  ber  SogoS  in'S  Sfleifd^ 
lerabfieigt,  fo  bleibt  er  bennoc^  im  Sd^ofe  beS 
aSaterS  (SS.  18).  2)er  SogoS  (t)or  unb  nac^  ber 
SDlenfd^merbung)  ift  femer  perfönlic^  berfelbe  mie 
ber  @o]^n  ®otteS,  olf 0  gegeugt  auS  ber  SBe^i^ 
beS  SSaterS;  alS  etngiger  SogoS  ift  er  aud^  etqig 
gegeugt  unb  l^eißt  barum  „ber  SingAome  bcS 
SSaterS"  (SS.  14).  —  (Sine  gemiffe  etgSqag  er- 
l^ält  bie  im  Prologe  gum  (SDangähni  tos  Jo- 
annes t)orgetragene  SogoSIel^  nml  fenri^  ieine 
anbermeitigen  bießbegüglid^  ft^iiilfiiifii  3x*« 
bem  er  feinen  erpen  wlef 
feinem  Soangelium)  mit  bm 


111 


SogoS. 


112 


legmnt :  „äB^S  Don  ^nfoTtg  an  toax,  tt)o§  loir  ge» 
l^ört  l^aben,  mo§  mir  gefeiten  mit  unferen  Slugen, 
roa^  ttrir  gef d^aut  unb  unf ere  ^anht  berül^rt  l^aben 
öon  bem  X670C  T^cCa)^c(t)erfünbigcn»ir)'MDieber« 
l^olt  er  nid^t  6Io^  bie  ßtmgfeit  unb  concrete  ^er« 
fönlid^feit  bed  Sogod,  fomie  bo^  berfelbe  ^xmc\p 
oUtö  Qu|ergöttUd^en  SebenS  ift,  fonbem  Derftc^ert 
aud^,  bo^  er  bei  feiner  ©d^ilberung  nid^t  ettoa  bon 
einer  6Io|en  @pecuIation,  fonbem  nur  Don  bem  aud* 
gel^e,  tt)a§  er  erlebt  unb  gefd^out  l^t.  3n  ber  Offen- 
barung (19, 18)  fd^aut  Solennes  ben  ÜRefftoS  in 
feiner  @ieged]^errlid^!eit,  unb  mie  fein  9lame  genannt 
mirb  6  X670C  xou  Oeou.  ^ier  mirb  nid^t  bIo|  bie 
^erfanlid^feit  bed  SogoS  unb  feine  3bentität  mit 
Sl^riftuS  geleiert,  fonbem  ber  9lame  X^^oc  für  ben 
@o]^n  @otte8  in  öl^ic^er  äBeife  old  geoffenbart 
l^ingefteUt,  toie  Ss-  8/ 1^  ber  9lame  äel^ooa  für 
(Sott.  9n  ber  Stele  1  3o]^.  5,  7  mirb  noc^  fura 
bie  Stellung  beS  Sogod  jum  93ater  unb  l^eiligm 
®eifte,  über]^au))t  bad  ganje  XrinitötSgel^eimni^, 
bie  2)ret]^eit  ber  gdttlid^en  $erfonm  (6  iraxiQp, 
6  X670C  xal  T^  icveufia  ^T^iov)  unb  bie  Sinl^eit 
il^red  SßefenS  (o{  xpeic  Sv  eiatv)  audgef^nrod^m. 
■—  CS  fragt  ftd^  nun,  ob  unb  »ie  biefe  jol^an« 
mifd^e  fiogodlel^re  mit  ben  l^iftorifc^  l^inter  il^r 
liegenben  Ünfc^auungen  über  ben  Sogo§  jufom» 
menl^ange  unb  ixoax  materieU  mie  formeQ;  mit  an- 
berm  SBorten,  mie  Solennes  ba}u  gefommen,  bie 
jueite  $erf  on  in  ®ott,  ben  Sol^n,  bm  Eingeborenen 
u.  f.  tt).  beS  SSoterS,  einige  SDtale  X670C  }u  nennen,  unb 
loelc^ed  f onac^  ber  eigmtlid^e  Urfpmng  ber  gomm 
nmteftamentlid^m  unb  d^riftlic^en  SogoSIe^re  fei. 
3n  ber  iBeantmortung  biefer  ^^age  fönnm  brei 
9Bege  eingefd^Iagen  merbm,  bie  au^  im  Saufe  ber 
3eit  in  ber  mannigfac^ften  SBeife  fmb  oerfolgt 
morbm.  9Ran  lonn  9lame  unb  ^Begriff  beS  io^an- 
neif  d^en  SogoS  gu  ermitteln  f  ud^en  entmeber  abstract 
grammatifd^  aus  bem  SBorte  unb  feiner  iBebeutung, 
ober  rein  bogmatifc^  oon  beftimmten  fpeculatioen 
ober  tl^eologif d^m  iBorau§fe|ungen  auS,  ober  enb» 
Ii(^  l^iftorifdd  au8  bem  @))rad^gebrau(^e  bei  an« 
berm  jeitgenöffifd^m  unb  oorauSgel^mben  Sd^rift« 
fteSem;  unb  in  Ie|terer  Sejiel^ung  fann  mieber 
unterfud^t  merben,  ob  blo^  bie  StamenSbeseid^nung 
als  fold^e  ober  oud^  ber  bamit  oerbunbene  @t' 
banfeninl^alt  Don  anberen  Sd^riftfteUem  ift  ent- 
lehnt toorbm.  Um  jum  rid^tigm  ^iele  gu  gelangen, 
muffen  aber  tool^l  bie  brei  angebeuteten  SSßege 
Derbunbm  merben.  @ie  ftnb  au(§  tl^otfäd^Iic^  }u- 
meift  in  biefer  ober  jmer  gform  Dereinigt  morben. 
S8  famt  fid^  alfo  nur  fragen,  loie  fte  gu  Der- 
einigen finb.  Sie  Dorftel^enb  bargelegten  ^au))t- 
punfte  ber  iol^anneifd^en  SogoSIel^re  bürften  bm 
rid^tigen  9[n]^altd))unlt  bietm,  um  l^ier  bie  un- 
rid^tigm  ober  ungenügenben  ^nfd^auungm  afö 
fold^e  gu  erfennm  unb  gugleid^  ben  eigentlid^en 
Urfpmng  imer  flel^re  flar  aufgubedfen.  —  Um  bie 
fd^on  grammatifd^  ungulöfftgm  unb  auc^  Deraltetm 
Stflämngen  Don  6  X070C  burd^  6  XeY^fievoc,  ber 
SSer^ei^ene,  ober  6  Xe7ti)v,  ber  ©pred^mbe,  gang 
gu  übergeben,  f  0  ift  f ür'S  Crfie  unhaltbar  bie  grflä- 


mng  berjenigen,  nad^  loeld^en  6  X670C  nid^tS  9n- 
bereS  ift  atö  bie  a))oftolifd&e  93er!ünbigung^  ndm- 
lid^  il^  |)erfönlid^er  Snl&alt,  3efu8  ber  e^rlfhiS, 
ober  ba§  SBort  Dom  Jhmge,  beffm  Snl^alt  Sl^riffatd, 
ber  @efreugigte,  fui^  ber  Inbegriff  a&ed  Men, 
mag  @ott  ben  SRenf d^m  fagen  ttollte  unb  in  (äjfti* 
ftuS  il^nen  gefagt  l^t  (|)ofmann,  fiutl^rbt,  Cremer, 
@rau  u.  %  ^ei^nlid^ed  klärten,  freilid^  gu  anberm 
Stoti,  unter  anberm  SorauSfe^gm,  fd^oi  bie 
arianer).  ®enn  menigflmS  S.  1—5  beS  $rolog8 
fd^ilbem  ben  SogoS  nic^t  in  feinem  gefc^i^tSd^en 
^erDortreten  bei  ber  gfleifd^ioerbung,  fonbem  in 
feinem  innergöttlid^en  Donoeltlid^mSeinunbDor- 
d^ftlic^en  SBirlm.  gf^mer  ift  aQerbingS  C^rtffatS 
ber  Snl^alt  ber  ißerfünbigung  ®otted  an  bie  ÜXm- 
fd^m,  er  ift  aber  pgleid^  berfmige,  meld^  Hefe 
93er!ünbigung  audfprid^t,  unb  ]^|t  gerabe  in  biefer 
Segiel^ung  ber  fiogoS.  9lur  baburd^  lä^t  fid^  feine 
DormeltU^e  unb  Dord^rifüid^  $erfönli(|leit  rettm, 
ba^  man  i]^n  afö  benjenigen  auffaßt,  meld^er  feit 
Cloigleit  für  fn^  feienbeS  $rinc^  alleS  au|ergdtt- 
lid^en  ©einS  unb  CrfennenS  ift.  —  9lod&  »eitcr 
mtfemm  fid^  Don  ber  SBal^rl^eit  biejmigm,  toeld^ 
bie  SogoSibee  bed  äol^anneS  blog  aI3  bie  (foit- 
toidflung  eines  f|)emlatiDm  SegriffS  unb  bofi  im 
Coangelium  endl^Ite  fieben  3efu  me^r  ober  minber 
ald  bie  bloge  Csplication  biefeS  Begriffs  auffaffm. 
tiefer  @runbgeban!e  ift  in  Derfd^iebmen  formen 
l^erDorgetretm,  g.  )93.  bei  bem  Hegelianer  gfrom- 
mann  (®er  iol^.  Sel^rbegriff,  1839, 105. 135  ff.), 
nad^  tteld^em  äol^anneS,  ba  er  ®ott  afö  bie  ab- 
folute  Siebe  mit  ber  9BeIt  nid^t  in  Serbinbung 
bringen  tonnte,  fid^  in  bem  SogoS  rein  apriorifHfc^ 
ein  ÜRittelloef en  erfann  (ä]^nIidEiff5flIin,2)erSel^r- 
begriff  b.  Cd.  u.  b.  95r.  3o^.,  1843,  85 ff.);  fer- 
ner bei  bm  ölterm  ^.Jhitifem",  nad^  loeld^en  im 
2.  äal^rl^unbert  ein  ^latonüer  bie  alesanbrinifd^e 
SogoSlel^re  mit  ber  (in  SefuS  Don  9lagaret]^  als 
erfüllt  gebac^ten)  SReffiaSl^offnung  Derquidtt  l^be, 
DieEeid^t  beeinflußt  burd^  bie  gnoftifd^m  @t)fteme 
flo  ©ilgmfelb,  S)a8  Coang.  u.  b.  »r.  3o]^.,  1849, 
132;  in  nmerer  3^it  bef.  bei  J.  Beville,  La 
doctnine  du  Logos  dans  le  quatr.  evang.  etc., 
1881 ; «.  Il^oma,  ®ie  ®mefi8  b.  SoI&.-Cd.,  1882 ; 
%  äafobfen  u.  %).  Mein,  um  Don  anberm  fünf- 
ten gu  fd^ioeigen,  ein  nod^  fo  oberflöd^Iid^er  Slidt 
geigt,  bag  gtt)if(^en  ber  j[o|anneifd^en  unb  ieber 
pl^Uofopl^ifd^en,  befonberS  ber  pl^Uonifd^en  Sogod- 
ie|re  ein  geioaltiger  Unterfd^ieb  befielet,  ^e  5bee 
ber  SDtenfc^merbung  unb  beS  OpfertobeS,  toeld^e 
3o]^anne§  mit  feinem  (im  Unterf d^ieb  Don  $bilo 
flar  unb  beftimmt  als  perfönlid^  unb  boc^  mit  @ott 
loefmSeinS  gebadeten)  SogoS  Derbinbet,  erl^ebm 
benfelben  uncnblid^  über  baS  Object  einer  bloßm 
©peculation.  —  CS  gel^t  aud^  nid^t  an,  bm  Ur- 
fprung  beS  jol^anneifc^en  SogoS  unmittelbar  ouS 
ber  altteftammtlid^en  Seigre  Dom  2Borte  @otte8  obgu- 
leiten  (fei  e§  auä^  in  ^erbinbung  mit  ber  targumifti- 
f  d^en  SKemralel^re),  wie  §engftenberg  unb  bef  onberS 
».  ffieife  (S)cr  ioljl.  Sc^tbegriff,  1862,  239  ff.; 
»ibl.  I^col.,  5.  STufl.,  609  ff.)  »oßm.  CS  ift 


113 


SogoS. 


114 


bo|  äol^oimed  bte  oltteftamentlid^e 
Bci^rittld^  dnfad^  ignorirt^Be.  @etne  fiogoS- 
k^  i»  Ser^öltniffe  5ur  altteftatnentlic^en  Seigre 
Ml  SBinte  (BotteS  tiritrbe  einen  gong  unDetmittel- 
ta,  «rabqn  nnecflärlid^  ©prung  Bebeuten.  — 
fi  $  fcriKt  itul^t  hmiiSbax,  ba^  äol^onned  an 
hk  t^^tUntif^  SogoSIel^re  (mfnü))fä  in  ber  SBetf e^ 
tt(  Upm  iDcnigllenS  bie  formelle  OueOe  ber  erfte- 
m  man  ober  bie  dunere  ))ofltit)e  IBeronloffung, 
MAaSb  ^  3o]^mme3  beS  SudbrudFd  X^^oc  be» 
tüattt,  voit  MX  inelen  Seiten  auf  berfd^iebene 
Seife  dfl&xt  tmrb  ().  SB.  t)on  @emifd^,  3uftin 
ba  gtartvrcr  n,  1842,  267  ff.;  @4mib,  SBibl. 
X^eoL  t.  9L  Z.  n,  1853^  368  f.;  ou^  Don 3orb. 
Silber,  S)cS  9pofteI8  3o]^.  Se^re  t)om  SogoS, 
1356:  twrfiil^er  Don  3.  Oäß,  2)er  iol^.  SogoS- 
kgriff,  1848,  56  {f.;  $aneberg-@d^egg,  St),  nad^ 
3^  I,  60  ff.  n.  «.).  —  9IS  mangdl^aft  muffen 
fsMäf  ieietqnet  toerben  bie  SuSffll^rungen  Dieler 
961a,  iiqofam  {ie  au8  ber  SBortbebeutung  Don 
20001  ober  aus  rein  bogmatifcl^en  SrmSgungen 
Ut  Peyiil^mmo  Xd^oc  ^  @o]^n  rechtfertigen 
wttoL  Shibe^  $  iDobl  gn  bemerlen,  ba^  bie  Söter 
IßamÜ  mä/i  anbere  ®rünbe  für  jene  iBegeid^nung 
wO^i^ßtim  iDoDen,  ba  fie  iiber]^au))t  nid^t  eine  aO- 
fnüge  imb  oMd^fie^enbe  Unterfud^ung  aber  ben 
bfllniiia  ber  fiogoSlel^  aufteilen.  —  2)ad  SKc^« 
ligpe  ibcr  bie  fd^erige  unb  gerabe  in  neuerer 
tjk  mä  großer  9u8fü$rlid^Ieit  unb  nid^t  immer 
0^  9iAcnabftd^ten  nnterfudbte  gfrage  nac^  bem 
Bx^nniige  ber  jlol^amteifd^  Sogo3le$re  bürfte  in 
{Bignbcn  €ft|en  entl^Uen  f ein.  aRaterieÜe  OueOe 
bcS  jo^amigifyn  2ogo8,  begto.  aKer  il^m  beigelegten 
IttrOvte,  iß  bie  göttlid^  Offenbarung  über  bie 
jßdtt  ^^on  in  (Bott,  unb  gmar  einerfeits  bie 
pafß  bt(|6e|üglid^,  an  fid^  nod^  bunlle  unb  un« 
loUiDiiiiiene  aüteftamentlid^e  Offenbarung  (alfo 
dk  oben  borgel^en  SuSfagen  über  baS  ,,SBort'' 
Mm,  bot  3e$oDa-(gngeI,  ben  ÜReffiaS  feiner 
tMffi^^  Seite  nad^,  bie  pecf  bnlid^  (ro<p  ia),  anberer- 
{od  Me  tioOenbete  unb  aud^  nad^  rüdboörtd  l^in 
«tIfBeBbe  unb  DoBenbenbe  Offenbarung  beSÜteuen 
TifhuOTiH  tote  fie  gegeben  ift  in  ber  gangen  Sr- 
Mdnng  3efn  aß  beS  in  lebenbiger  Seftalt  auf« 
tRtatei  aReffiod,  in  feiner  oudbrüdKid^en  Seigre 
Her  M  feürft,  in  feinem  gangen  Seben  unb  SBirfen 
nb  fnaeiii  f^Tic^fid^  Opfertobe.  9u8  au  biefen 
l^bcifd^  gegebenen  unb  im  ®Iauben  f eflge^Itenen 
HowcwteH  iß  bie  Sogoftlel^  il^rem  Snl^te  nad^ 
dMiQ^ist  Santm  aber  gebraud^te  ^clfymnti  für 
lil  Giibiect  ber  Derfd^ebnien  auf  ben  Sogod  Der- 
cingkB  tttribnte  eben  ben  9lamen  X^oc,  ober 
wd^  iP  bie  formelle  Oudle  feiner  SogoSlel^re? 
Sie  ganie  Srt  nnb  SBeife,  in  ber  Sol^anned  Dom 
2m0|  p  icben  beginnt,  fe^  unttnberleglid^  DorauS, 
hi  feoK  Seftr  mit  biefem  9{amen  unb  feinem 
3ä^  fd^  iraenbtoie  Dertraut  maren.  Sdlonnte 
4Ka  lAcr  ber  8ogo8  nid^t  blo^  belannt  fein  burd^ 
Me  leiteaflffifd^  religUfen  unb  pl^ilofopl^ifd^ 
Bagduuigett  (bie  SRemralel^re  unb  bie  alesan* 
liiiif^e  cogoile^),  ttrie  man  getoöl^nlid^  an* 


nimmt,  fonbem  oud^  burd^  bie  münblid^e  Sel^r« 
mirffamfeit  beS  9))ofteI§  felbft.  S)ann  aber  fragt 
e9  fid^  meiter,  toaS  ben  Wpo^tl  Deranla^te,  in 

Seinem  münblid^en  Unterrid^te  Dom  Sogo§  gu  l^n* 
»ein  unb  bie  ^au))t)mn!te  biefeS  Unterri^teS  in 
bem  Prologe  gu  feinem  SDangelium  gufammeu' 
guf äffen.  SMe  rid^tige  %nttt)ort  hierauf  f d^eint  biefe 
gu  fein :  3unöd^ft  Deranlagten  il^n  l^iergu  bie  geit- 
genöffifd^en  SSorfieUungen  Don  einem  „äBorte" 
(SogoS,  SRemra)  alg  Vermittler  gtt)tfd^en  @ott  unb 
SSkIt,  ober  laum  in  bem  @inne,  oIS  ob  er  feine 
Seigren  am  beften  burd^  3lntt)enbung  beS  Sogo&> 
namens  l^ötte  einfül^ren  lönnen,  fonbem  Diel  el^er 
in  bem  @inne,  bog  er  ben  unfid^eren  unb  fd^man* 
lenben,  menn  ni(|t  gang  unb  gar  irrigen  SSor« 
fleQungen  eben  bie  »al^re  3bee  Dom  Sogod  gegen- 
überfteDen  toofite.  ffiiefe  auff äff ung  wirb  beftätigt 
burd^  bie  immermäl^renbe  Xrabition,  monac^  3o- 
l^anneS  fein  gangeS  SDangelium  gegenüber  ben 
9nf öngen  ber  falfd^en  ©nofid  gefc^rieben  l^at.  3n 
le|ter  Snftang  aber  berul^t  bie  SBegeid^nung  X670C 
für  bie  gmeite  $erfon  in  ®ott,  toenigflenS  in  ben 
©duften  beS  fjii.  ^ol^anneS,  fidler  auf  einer  3n« 
fpiration,  menn  nid^t  Don  Anfang  an  auf  einer 
förmlid^  Offenborung  (Dgl.  Offenb.  19, 13).  S)ie 
(Srünbe  für  eine  fold^e  Snfpirotion  (ober  Offen- 
barung) liegen  barin,  bag  tt)tr  gerabe  burc^  jene 
IBegei^nung  über  bie  Sigentl^ümlid^feit  ber  gtt)eiten 
$erf on  unb  bie  9rt  il^reS  öerDorgangeS  auS  ber 
erften  in  befonberer  ffieife  Meiert  werben  foDten, 
mte  fofort  näl^er  gu  geigen  ift.  (2)ie  Siteratur  gu 
?lr.  5  ifl  fel^r  reid^.  3lu^er  ben  im  Sejte  fd^on 
Dorgefül^rten  ?luctoren  feien  nur  nod^  genonnt: 
Salmeron,  Comment.  in  evang.  bist.  1.  2, 
tr.  3;  SloIetuS,  Sonden,  SRalbonat  gu  3o]^.  1, 1 ; 
SomeliuS  a  Sat>ibe  gu  3ol^.  1, 1  unb  nod^  auS« 
fül^rlid^er  m  1  3^^.  1, 1 ;  bie  neueren  Sommen« 
tare  Don  ihee,  3lb.  SKoier,  SiSping,  ©aneberg« 
@d^egg,  $dlgt  @d^ang,  ^atritii,  Sorlu^ ;  femer 
3.  eo.  ©tabler,  Ueber  bie  3bentität  ber  3bee  ber 
aQ3ei§]^eit  mU  ber  bed  SBorteS,  1832;  SutterbedT, 
3)ie  neutefiam.  Sel^rbegriffe  H,  150  f.  262  ff. ; 
3.  ®rimm,  Seben  3cfu  n,  1878,  1.  ffap.:  Ä. 
üRüUer,  @öttltd^e§  SBiffm  unb  göttlid^e  maä^i 
beS  iol^.  e^riftuS,  1882;  Idem,  De  noDnullis 
doctrinae  gnost.  yestigüs,  quae  in  quarto 
evangelio  inesse  fenmtur,  1883;  $.  Jleppler, 
Sie  Sompofition  beS  3ol^anneS«SDangeIium§, 
1884.  S8on  ^roteftantm  feim  nod^  genannt: 
Hoelemann,  De  evangelii  Joannei  introitu, 
1855 ;  fied^Ier,  2)a§  apoftol.  u.  nad^apoft.  3^it- 
alter,  3.  «ufl.  1885,  465  ff.) 

n.  1.  2)te  jol^anneifd^e  SogoSIel^re  mit  il^rm 
gmei  gfunbamentalmal^rl^eitm  Don  ber  SBefmS- 
einl^eit  be§  SogoS  mit  bem  SSater  (unb  l^eiligm 
@eifte)  unb  ber  perfdnlid^m  SSerfd^iebml^eit  beS« 
felbm  Dom  SSater  (unb  ®eifie)  erl^ölt  eine  umfang- 
reiche SBefiötigung  unb  Vertiefung  burd^  bie  gange 
Sel^e  beS  92eum  XeftamentS  Don  Sl^riftug,  bem 
(menfd^gett)orbmen)  Sol^ne  @otte9,  inbem  ia  megen 
ber  feftftel^enbm  @ubjiect§ibentitöt  alle  ^uSfagen 


k 


115 


Sogo§. 


116 


über  Sl^riftud  unb  ben  Bo^n  @$otted  anä)  t)om 
S090S  Bitten  (üfli.  b.  9lrt  Srinitöt). — 3enc  SogoS» 
leiste  mit  i^ren  gtoei  ©runbgebanfen  marb  Don 
9(nfang  an  aud^  feftgel^Qlten  Don  bet  £rabttion 
unb  ber  Seigre  ber  ftird^e  gegenüber  gttei  ba(b  ouf - 
tQud^enben  falf d^en  6|tremen.  2)a§  eine  berfelben 
läugnete  bie  ))erf5nlt^e  SSerfd^iebenl^eit  beS  inner« 
göttlid^en  (fei  eS  mU  (S^riftuS  als  ibentifdSi  ober 
als  l^Qpofiatifc^  t)on  xf^m  berfd^ieben  gebac^ten) 
SogoS  t)om  SSater  (Serintl^uS,  bie  Sbioniten,  bie 
Sntitrinitarier,  unb  5tt)ar  bie  b^namifc^en  Xl^eo« 
bot  Don  S^som,  Xl^eobot  ber  SBed^SIer,  Srtemon 
SSdepiobeS,  ^emtopl^iluS,  DtataliuS,  befonberS 
$auIuS  Don  @amofata,  unb  bie  mobaliftifd^en 
^xagtai,  9loetu§,  i^igonuS,  SlemenS^  befottberS 
SabeOiuS,  femer  Ser^OuS  Don  Softra,  fpöter  bie 
^l^otinioner  u.  f.  m.).  S)aS  anbere  Sstrem  leug- 
nete bie  SßefenSeinl^eit  beiber  im  Sinne  ber  nume* 
rifd^«realen  SBefenSibentitöt  (ber  @nofticiSmuS  in 
mannigfachen  gformen^  ber  SrianiSmuS  unb  @emi« 
arianiSmuS^  ber  Xritl^eiSmuS,  fpüter  9lominaIiften 
unb  estreme  Slealiften  u.  f.  m.).  Seiben  Si;tremen 
gegenüber  l^ielt  bie  Ueberlieferung  unb  jKrc^e  feft, 
mie  an  bem  $erf  onenunterf  d^iebe,  f  0  an  ber  SBef  enS- 
eii^eit  }nnf(^en  Später  uno  Sobn  (ober  fiogoS)  in 
ber  Sauff ormeL  in  ben  älteften  ® laubenSf Qtnbolen, 
in  ben  fird^Iid^en  S)osoIogien,  ben  Sefenntniffen 
ber  ÜRart^rer,  gal^Ireid^en  Sel^rauSf)nitc^en  ber 
aSäter  unb  iKrd^enf(i^riftfieaer.  gfreUid^  barf  nid^t 
Dertannt  mxhta,  ba^  bie  fiogoSIel^e  ber  Domicö- 
nifd^en  SSäter  im  SSer^ältnil  sur  nicänifd^en  S)e- 
finition  manche  ©dJ^toierigfeiten  bietet.  Ö^ne  ba^ 
bie  bie^begüglid^e  berühmte  bogmenl^iftorif^e  Son» 
troDerfe  l^ier  entfd^ieben  toerben  f oQ,  fei  f^oIgenbeS 
bemerft.  @ott)eU  bie  Domicönif c^en  93ater  3^S^ 
bed  @IaubenS  finb,  fümmen  il^^uSfagen  burd^auS 
überein  mit  ben  f onßigen  ®IaubenS)eugnif[en  ouS 
iener  3eit.  3nf  omeit  fie  aber  baSunmittettare  @lau« 
benSbettm^tf ein  meiter  entmidFelten  unb  bie  einjelnen 
ÜRomente  beS  XrinitdtSglaubenS  tl^eologif d^  }u  Der« 
mittein  ftrebten,  erreichten  il^e  IBerfud^e  oft  nid^t 
bie  DoIIe  äBal^rl^eit  ol^ne  aber  be|l^alb  f d^on  ))ofitiD 
irrtl^ümlid^  ju  fein.  2)em  ÜRobaliSmuS  unb  über« 
l^aupt  bem  SlntitrinitariSmuS  gegenüber  mußten  fie 
ben  Unterf d^ieb  ber  ^erfonen  in  (Sott  betonen  unb 
}eigen,  ba^  überl^aupt  ein  folc^er  Unterfc^ieb  be« 
ftel^e,  tt)eniger,  »orin  berf elbe  liege.  3n  erfterer  95e« 
}ie|ung  bleiben  fie  ani^  gang  beim  Sted^ten  (befon« 
berS  bie  ^äpfte  ^epl^prinuS,  SaUiffaiS^  Sion^finS^ 
oud^  ätenäuS  u.  %\  in  legerer  iBegiel^ung  geratl^ 
fie  aber  oftmals  in  Snfd^iauungS«  unb  ^uSbrudfS« 
»eifen,  bie,  »enn  fie  in  ejcIufiBem  ©inne  genom- 
men toürben,  aQeroingS  eine  gett)iffe  SBefenSinfe« 
rioritöt  beS  fiogoS  bem  SSater  gegenüber  befagen 
toürben.  @o  betonen  mand^e  (äuftin,  XertuQian, 
l^ippolQtuS,  Siemens  Don  SIesanbrien,  OrigeneS) 
ben  queOen«  unb  t)rinci))ienl^aften  Sl^arafter  beS 
SaterS  f 0  ftart  ba^  eS  f (feinen  fönnte,  er  fei  aSein 
Deus  super  omnia ,  ber  SogoS  aber  fei  eS  in 
minber  DoIIfommener  äBeife.  3nbe|  tt)irb  bod^ 
nirgenbS  bie  Seigre  Don  jn^ei  @öttem  ober  gmei 


göttlid^en  SBefenl^eiten  aufgehellt  Rubere  (loie 
Xatian  unb  Sltl^enagoraS)  reben  ftatt  Don  ber  3ben« 
titöt  ber  ©ubftanj  oft  nur  Don  einer  fubfbmtiellen 
SSerbinbung,  ober  Don  ber  ®emeinfd^aft  ber  ffraft 
unb  @emalt,  ber  Sll^ötigfeit  unb  Siebe.  Mein  in- 
bem  fte  eine  unDoUf ommene  Sit^eit  gmif  d^  fßahx 
unb  SogoS  fe|en,  f daliegen  fie  bie  DoÜIommene,  bie 
Sinl^eit  beS  SiefenS,  nod^  nid^t  formell  auS.  fb\p» 
poI^tuS  nennt  bie  3^d^8  ^^  Sol^eS  volaii- 
taria.  S)iefe  Smic^nung  lommt  iebod^  aud^  bei 
nad^nicönifc^en  SSätem  Dor  (}.  f8.  ^ilariuS,  9«^ 
nafiuS,  ^mbrofiuS)  unb  ifl  gau}  geeignet,  id)e 
blinbe  unb  getoaltfame  92ot]^tDenbig!eit  unb  cdleS 
SRaterieUe  Don  ber  3^gung  auSjufc^Iie^en,  ttomit 
aber  bief e  Ie|tere  nod^  nid^t  als  in  baS  liBelieboi 
beS  SaterS  gefteOt  erfd^int.  Oftmals  »irb  (be* 
fonberS  bei  ben  Spologeten  3ufUn,  3:atian,  St^eno» 
goraS,  Xl^eopl^iluS,  aud^  bei  i^i^pol^t,  Xertidlian 
unb  9loDatian)  bie  S^ugung  beS  @ol^neS  l^inge- 
fteUt  als  bered^et  auf  bie  burd^  il^n  }u  erfolgenbe 
@d^5))fung.  3nbe^  »irb  nirgenbS  bie  3eitlid^ 
beS  SogoS  geleiert;  nur  l^aben  einige  DieOeid^t  bie 
Donoeltlid^e  $erf  anlid^feit  beS  SogoS  beeintrö^tigt, 
inbem  fie,  Don  einer  bo))))eIten  Seugung  beS  SogoS 
rebenb,  unter  ber  erfiem  feinen  emigen  Urftmmg 
aus  bem  93ater  ober  feinen  SuSgang  als  X670C 
iv^idcOcToc  (verbum  insitam),  unter  ber  Ie|tem 
feine  }eitlid^e  @enbung  nad^  9u|en  ober  feinen 
Urfprung  als  Xö^oc  irpo^ootxdc  (verbum  prola- 
titium)  Derftanben  (Xi^eopl^iluS,  XertuIIian,  (Qi^ 
polQt).  ÜRand^e  (SHon^S  Don  SIesanbrien)  nennen 
ben  @o]^n  ein  r^olr^iui  beS  SktterS,  aber  nid^t  ein 
aus  %id^tS  l^erDorgebrad^teS  ®t]äfipl  Snblid^ 
leieren  Diele  OufHnuS,  Xfytopf^iba,  3renftuS, 
Siemens,  XertuEian,  !RoDatian),  ba^  berSkiter 
im  Unterfc^iebe  Dom  ©ol^ne  (unb  ®eif!e)  unfid^t« 
bar  fei  allein  ob  bie  ©id^tbarleU  beS  SolfM 
aud^  einen  SSkfenS«  unb  nic^t  blo^  einen  $erfonen« 
unterf^ieb  bemeifen  foll,  ifl  mfaibeftenS  fraglid^. 
(S3gl.  über  bie  Dornicönif  d^e  SogoS«  [unb  über]$au)>t 
XrinitdtS-]  Seigre:  Petavios,  De  Trinit.  L  1, 
c.  3—5  unb  Praef. ;  Thomassin ,  De  trin., 
c.  37  sqq.;  Prud.  Maranus,  Divinit.  D.  N. 
J.  Chr.  1.  2—4;  %  Wifjiitt,  atl^ttuoflus  ber 
®ro^eI,  1827,  1—116:  §.  ßagemonn,  Sie 
römifd^e  ffird^e,  1864, 78  ff. ;  Jhtfn,  Dogmatil  ü, 
1857, 107  ff.;  @(^ioane,  Sogmengefd^id^te  ber 
Domic.  3eit  1, 1862;  äBemer,  ®efd^.  b.  apolog. 
Siteratur  I— m,  1861—1864;  Pranzelin,  De 
trinit.,  thes.  10 — 11 ;  ^»einrid^,  ffiogmat  Sä^L 
IV,  §  230—232;  @d^ben,S)ogmatif  I,§  111; 
Duchesne,  Les  tömoins  anteniceens  du  dogme 
de  la  Trinite,  1882;  Bambonillet,  La  Gon- 
substantialitö  et  la  Trinit^,  Bevue  des  scienc. 
ecclds.  1883.  Son^roteftonten,  aber  mit  Sorfid^t 
5u  gebraud^en:  9aur,  Sie  d^riftlid^e  Seigre  Don  ber 
ffireieinigfeit  u.  f.  ».  1, 1841 ;  ffiomer,  gntwidf- 
lungSgefd^.  ber  Seigre  Don  ber  $erfon  S^r.,  2. 9ufL 
I,  1845.)  —  «IS  «riuS,  bie  UnHarl&eiten  unb 
Unbeftimmtl^ten  ber  Dornicönifd^en  fßäkt  über« 
I  fpannenb  unb  }ugletd^  bie  Srrtl^ümer  ber  DorauS« 


117 


SogoS. 


118 


ge^mboi  ^fitetifet  in  mel^r  ober  mtnber  fublt« 
■iiter  Sform  uriebet  aufne^menb,  bie  SBefend« 
Ktfi^kbciil^  bed  SogoS  Dom  Sater  Bel^ouptete, 
bcfbäite  boS  erfle  (digemeine  SoncU  }u  9{icöa  bie 
^onottfie  bd  @ol^e8  mit  bem  93ater,  iD&^renb 
M  glrid^i^ittgeii  unb  immittelbar  f  olgenben  Säter 
(I^onaftiit ,  bie  brei  ffa)>|)abocier,  ^ilariuS, 
lairofiiiS)  jme  ^moufie  toeiter  begrttrtbeten  unb 
criUita.  SDie  nicdnif^  g^^nnel^  ber  Sol^n  fei 
4|Mo6aioc  (conspbstaninalia)  xtp  icaxpC,  toeld^e 
oegemücr  olen  femiorianif d^en  Selben  Don  einer 
Ha|ai  ^omoinfie  u.  boL  Don  ben  Ortl^obo^en  mit 
der  Catfd^iebeii]^  feftgel^Iten  nmrbe,  befagt  aber 
näj/t  blo|  eine  fpedfifd^  SBefenSeinl^t  }mi{d^en 
Sogoi  nä  Sater,  fonbem  eine  numerifd^,  be^m. 
nak  Cii^eU  ober  abfolute  3bentität  beS  SefenS 
Mber  (=  Zautotrfie,  unitas  singularitatis). 
Scgeniiec  bm  9li|baitungen  ber  lirianer,  beS 
Sitt^  iHm  Sftorid,  einjelner  lotl^oUfd^er  Stl^eo« 
loges,  befonberd  ber  (Süntl^erianer  unb  Dieler 
maam  ^pEroteßontm,  i{t  )u  betonen,  ba^  6fio- 
Mowc  nag  eA  osiä^  formen  nod^  ntd^t  bie  abfolute 
Sbenäftt  bell  99BefenS  bebeuten,  bennod^  in  feiner 
tiambimfl  auf  bie  odttlid^n  ^erf onen  implicite 
km  nanoifd^  SBefenSeinl^  befagt,  femer  ba^ 
il  Dom  ecften  ollgemeinen  Conctt  unb  Don  aSen 
Sitan  ftM  nur  in  biefem  Sinne  genommen  mürbe. 
CoadI  mib  Säter  l^ten  |a  f  eß  an  ber  mef entlid^en 
Kmi^ett  ber  gbttlid^  Subfianj,  fomie  baran, 
bo|  bie  Sengung  in  (Sott  nid^  eine  Xl^eilung 
Sottet  fet  (Vt^anoftuS)  unb  nic^t  ^eroorbringung 
nen  aSBefenS  (SafUiuS);  bie  Sinl^eü  be« 
mit  bem  Soter  tft  eine  Sinl^eit  fubftan- 
tideii  vnb  mit^eilbaren  3ufammen$inged,  ber 
3nwnieii|  tmb  anlöten),  bed  DoUIommenften 
M^fdfeitigen  äneinanberfeinS  beiber  (St^anafiuS, 
Siraor  iKm  9}a)ian3  u.  9.).  SBegen  biefer  nu« 
■ec^fd^  aSBefensSmi]^  ifl  bieXrimtöt 

tai  Sätccn  ein  gang  eingigartiged  ©el^eimnt^; 
obemfettS  ifi  aber  biefe  SEBefendeinl^eit  oud^  bie 
mmlbd^rfid^  Sebingung,  menn  bie  eimelnen  ^« 
fiKB  tn^t  oudf^  ebenfoDiele  ®5tter  fein  foUen. 
Selmii^  fSr  bie  «uffaffungSmeife  ber  SSöter  ifl 
odl  bie  ConiroDerfe,  mdd^e  an  bad  9Hcftnum  fid^ 
iiMl0|,  ob  man  nämlid^  bei  ber  Xrinitöt  toie 
Hi|  eiMc  o&a&t,  fo  aud^  blo^  eine  67c6<7Ta(jic  be* 
ffaa^ltm  fbrnu  unb  muffe;  Sie  Sateiner  mollten 
wkiS^  ben  ludbrudt  ^brei  |^^oftafen"  nid^t 
mqAoi,  metl  il^nen  berfelbe  eine  SJerbreifad^ung 
M  SBefoiS  i»  bejeid^  fd^ien.  918  man  fpäter 
is  bm  d^ripologifd^  @treitig!etten  aud  ber  Sin- 
|eit  ber  ^ßerfon  in  £l^fio  auf  bie  Sinl^t  ber 
9tdax  unb  X^ätigfdt  in  il^m  fd^Io^,  toarb  bie| 
cieafo  abgemiefen,  nrie  ber  anbere  @^Iu^,  ben  bie 
Zrit^eilcs  mirfli^  }ogen,  Don  ber  !Dte]^r^eit  ber 
dhttB^CB  ^onen  auf  bie  SRel^rl^it  göttlid^er 
iBcfaAeites.  (fö  ^oben  barum  aud^  fpötere  fird^ 
fii|e  feüfc^lbmigen  bie  Dom  9ticftnum  befinirte 
ftywfie  be§  @o^ned  mit  bem  Sater  mit  aller 
natleit  nab  SntUiebenl^it  als  numerifd(i«reale 
Scfotfein^  berfelben  l^ingefieHt.   SS  fei  l^ier 


au^er  ber  SBieberl^oIung  beS  V^outioc  auf  ber 
jweiten,  Dierten  unb  fed^Sten  augemeinen  ©^nobe 
(DgL  Denzinger,  Enciiiridion,  n.  47. 134. 237) 
nur  Denoiefen  auf  ba§  Symbolum  Athanasianum 
(n.  136),  baS  Sjonbolum  ber  elften  ©^nobe  Don 
Solebo  675  (n.  223  sqq.),  bog  SBefenntnife  beS 
Ißapfied  Sgotl^o  unb  ber  mit  ij^m  in  SRom  Der« 
fammetten  SBifd^öfe  (bei  Mansi  XI,  290),  enb- 
lid^  auf  bie  feierlid^en  Sntfd^eibungen  beS  Dierten 
SateranconcttS  (n.  355.  358)  unb  beS  S^ren« 
tinumS  (n.  598).  (SSgl.  SJberger,  SogoSlel^re  beS 
bl.  «tbanafluS,  1880,  81  ff.;  befonberS  ßuiz, 
De  trin.,  disp.  21—22;  ©d^eeben,  ©ogmati! 
§  112 ;  ^einrid^,  2)ogm.  ^tol  lY,  §  234  bis 
236;  Äleutgen,  Sl^eologie  ber  Soraeit  I,  3.  W>i)., 
3.  &aut)tfJ.,  §  2.  5  u.  «.) 

2.  2)iefe  biblifd^-patrifKfd^-Iirc^Iid^e  Se^re  Don 
ber  numerifd^en  SBefenSeinl^eit  unb  ber  l^^po« 
flatifd^en  Ißerf  d^iebenl^eit  gioif  d^en  fiogoS  unb  ißater 
(unb  (Seift)  mu|  ieber  meitem  Unterfuc^ung  über 
baS  SJerl^ltniB  beiber  als  unDerrüdCbore  @runb« 
läge  gelten.  SiSbann  aber  bietet  unS  gerabe  bie 
Sejeid^nung  ber  gmeiten  g5ttlid^en  $erfon  alS 
SogoS  in  b^orragenber  ^eife  ein  ^ttel,  um 
einigermaßen  eingufel^en,  mie  in  ®ott  bie  Süil^eit 
beS  SBefenS  mit  ber  SRel^rl^eit  ber  ^erfonen  be« 
flel^en  I^e,  unb  toie  bie  gtoeite  $erf on  (analog 
)u  fpred^en)  in  @ott  entjiel^e  unb  beftel^e,  toeld^eS 
il^r  innerfieS  S3er]^öltni|  gur  erften  $erfon  unb 
ibre  |)etf5nli(^e  ßigentl^ümlid^feit  fei.  Uno  gerabe 
hierin  liegt  aud^  ber  tieffte  unb  eigentlid^fie  ®runb, 
toeßl^alb  baS  9leue  Xeflament  bie  }tt)eite  $erfon  in 
(Sott  einige  SMe  unter  bem  9tamen  X670C  ein« 
\SfyA.  —  es  ift  burd^  bie  Offenbarung  (DgL  3o^. 
8,  42;  15,  26)  getoiß  unb  in  ber  SSorauSfe^ung 
ber  realen  iBerfd^iebenbeit  ber  gj^ttlid^en  ^erfonen 
bei  ber  (Sinbeit  il^reS  SBefenS  and)  für  bie  iSemunft 
eDibent,  baß  bie  ÜRel^rl^eit  ber  $erfonen  nur  burd§ 
^robuctionen,  bejtt).  |ßroceffbnen  ber  übrigen  auS 
einer  erfien  betoirft  mirb  unb  bemirft  toerben  fann. 
S)emgemaß  gibt  eS  in  @ott  jmeierlei  ^robuctionen 
begm.  $rocefftonen,  bie  beS  ©obneS  auS  bem  SSater 
unb  bie  beS  @eifteS  auS  SSater  unb  ©obn.  Sie 
erftere  beftimmen  bie  Xl^eologen  nöl^er  balin,  baß 
fte  fei  eine  productio  (processio)  per  modum 
intellectuB.  (SS  ijt  gloor  nid^t  gerabe  ein  for- 
melles Sogma,  aber  aud^  nid^t  eine  bloße  gur  Sr« 
nörung  beS  S)ogmaS  irgenbloie  broud^bare  loiffen« 
fd^aftlid^e  ^^pot^efe,  fonbem  Dielmebr  eine  auf  bie 
Offenbarung  gegrünbete  fird^Iid^e  fie^re  (veritas 
catholica),  baß  bie  erfte  ^robuction  in  (Sott  eine 
inteHectueUe,  auf  einen  innem  ^uSbrud  ber  Sr« 
fenntniß  objicienbe  fei,  ober  baß  ber  ©obn  in 
ffleife  ber  (Srfenntniß  Dom  SSater  auSgel^e.  S)iefer 
Kbörafter  ber  erpen  innergöttlid^en  ^robuction  ift 
(nad^  ber  l^errfd^enben  SluSlegung  ber  SSöter  unb 
X^toloqim)  in  ber  ©d^rift  Dor  ^Qem  baburd^  auS« 
gefprod^en,  baß  fie  ben  XerminuS  jener  ^robuction 
ober  bie  }ioeite  göttlid^e  $erfon  mit  bem  Sigen« 
namen  6  X670C  benennt.  Sine  Srgönjung  unb 
Serftttrfung  erbält  biefer  ©d^riftbewcis  noc^  burd^ 


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SogoS. 


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jiene  Stellen,  in  meldten  ber  Sol^n  ®otteS  beseid^- 
net  tt)irb  qI3  bie  (ge}eugte)  909(0  (@pr.  8.  Sccii  24. 
SBßeiSlEl.  7—8.  1  gor.  1,  24)  ©otteS,  als  eJxc/iv 
(SotteS  (gol.  1,  15.  2  gor.  4, 4),  in  »eld^em  bie 
ganje  fJfüUe  ber  (Sottl^eit  fuBftantieU  mW  (gol. 
2,  9),  fo  ba^,  mer  il^n  jiel^t,  auc^  ben  SSater  fielet 

(3o]^.  14^  9),  als  d:raüYa<j}ta  t^c  565t)c  xal  ^a- 
paxT^jp  T^c  6:ro<7Ta9£Q>c  (toü  Ocoü,  §ebr.  1,  8), 

atö  bie  fflol^r^eit  (Sol^.  14,  6.  1  3o]&.  5,  6)  unb 
baS  Sid^t  (3o]^.  1,  4.  9;  8,  19;  8,  12:  9,  5; 
12,  46.  1  ^0%  2,  8).  atte  biefe  Seaei^nungen 
toeifen  an  {ic^  f(|on  mel^r  ober  ntinber  beftimntt  auf 
eine  %uSftra||IunQ  ber  grfenntnig  l^in  unb  I5nnen 
im  3ufttmttten]^alt  mit  bem  9lamen  X670C  nur 
auf  eine  fold^e  bejogen  toerben.  9(IS  inteUectueOe 
$robuction  mitb  bie  S^ugung  beS  Sol^neS  aud^ 
Don  ben  iBätem  aufgefaßt  unb  borgefteOt  fc^on 
t)or  beut  9iicönum  bon  oen  fogen.  Spologeten  unb 
unt  fo  mel^r  feit  bem  4.  äal^rl^unbert,  befonberS 
feit  SuguftinuS,  fei  eS,  ba^  bie  SSöter  biefe  Se^re 
in  terminis  bejeugen,  fei  eS,  ba^  fie  biefeibe 
il^ren  loeiteren  ^uSfül^rungen  gu  @runbe  legen; 
unb  ftets  l^aben  bie  SBöter  gerabe  in  bem  92amen 
X670C  jene  gtgentl^ümlid^feit  beS  ©ol^neS  unb  fei- 
nes 9(uSgangeS  ouS  bem  93ater  ouSgebrüdt  gefun- 
ben.  Unter  ben  Derfd^iebenen  (Srünben,  ttel^e  bie 
Söter  für  bie  iol^omteifd^e  SBejeid^nung  beS  ©ol^neS 
als  beS  X670C  angeben,  ftel^t  ber  @runb  obenan, 
bog  eben  burd^  iene  IBegeid^nung  ber  @ol^n  uns  ge- 
offenbart merben  foO  als  ber  innere  SluSbrudt  ber 
grfenntnil  beS  SSaterS  (Sion^S  t)on  SRom,  W^ana» 
fiuS,  gufebiuS,  |)iIariuS,  SuguftinuS,  fjfulgentius, 
g^rilluS,  StufinuS,  äol^anneS  S)amaScenuS  u.  91.  d« 
tirtbeiMaldonatuBylnEyang.  Joann.  1, 1).  2)ag 
ber  @o]^n  in  SBeife  ber  grfenntnig  Dorn  SSater  aus- 
gebe, unb  ba|  bief er  SluSgang  in  bem  92amen  fiogoS 
angebeutet  fei,  leieren  bie  ISäter  loeiterl^in  mittel- 
bar baburd^,  bog  fte  in  jenem  92amen  ben  immate- 
riellen, maleUof en,  rein  geiftigen,  tnteUectueUen  gl^a- 
rafter  ber  gdttlid^en  Generation  auSgebrüdEt  finben 
(fo  HeÜeic^t  fd^on  3gnatiuS  ber  ÜRart^rer,  bann 
äuftinuS,  ärenöuS,  ®regor  t)on  ^tagian},  SBafUiuS, 
g]^rt)f oftomuS,  SmbrofiuS,  ^ugufiinuS  u.  %.).  S)er- 

ielbe  ®eban!e  liegt  gu  @runbe  ben  9(uSfüI^rungen 
»er  193öter,  bag  ber  IBater,  menn  er  nid^t  feit  gtt)ig- 
leit  ben  X670C  l^ötte,  einmal  A070C,  b.  1^.  ol^ne  gr- 
!enntni|,  unnriffenb  geioefen  fein  mü|te  (Sltl^ana- 
futS,  @regor  t)on  Stagian}  unb  t)on  ^l^Ra,  SaftliuS, 
gt)rill  t)on  ^lepnbrien,  äol^anneS  S)amaScenuS 
u.  9.).  gnblid^  erflören  bie  Säter  berfd^iebene, 
bie  Xrinitöt  betreffenben  ©laubenSlel^ren  einfad^ 
barauS,  bag  ber  Sol^n  gum  SSater  ftd^  Derl^alte 
»ie  im  JDlenf d^en  ber  X670C  gum  vooc  —  f 0  bie  con- 
fubftantieUe  ginl^eit  gtt)ifd|en  fßaitx  unb  Sol^n 
unb  bereu  perfi^nlid^e  Unterfd^iebenl^eit  (^on^S 
bon  ^Iei;anbrien,  ^tl^anafiuS,  @regor  t)on  9lagiang, 
ißaftliuS,  SlugnftinuS,  gfuIgentiuS,  Sol^anneS  S)a- 
maScenuS) ,  bereu  abfolute  ®Iei(|]^eit  (3luguftin) 
u.  f.  m.  gs  ftel^t  mitl^in  ben  l^ätem  als  eine  burc^ 
bie  Offenbarung  (fpecieH  burd^  bie  offenbarungS- 
gemäge  Segeid^nung  „fiogoS")  getoiffe  fflal^rl^eit 


feft,  bag  bie  erfte  ^robuction  in  ®ott  eine  intel- 
lectueBe  ift,  unb  il^re  tt)eiteren  9uSeinanberfe|un- 
gen,  bie  fie  befonberS  feit  ^uguftin  unter  93eräd[- 
^d^tigung  ber  analogen  Sorgftnge  im  menf d^Iid^ 
®eifte  untemel^men,  l^aben  nur  ben  3tt>ed[/  i^^ 
^robuction  nod^  mel^r  gu  Derbeutlid^en  (bgL  aber 
bie  betreff enbe  Seigre  ber  SSöter  Petavius,  De 
trin.  1.  VI,  c.  1—4;  Thomassin,  De  trm., 
c.  19  Bqq.i;  Buiz,  De  trin.,  disp.  2,  eeei.  2; 
Estius,  In  I.  Sent.  dist.  27 ;  ftleutgen^  Zl^eoL 
b.  ^o^.  I,  3.  mf^,,  2.  ©ptft.,  §  1 ;  Pranzelin, 
De  trin.,  thes.  26 ;  begüglic^  beS  1^1.  ^tl^anafinS 
^Iberger,  SogoSlel^re  108  ff.).  S)ie  gange  Sd^re 
ber  IBäter  »ar  aud^  ftets  bie  Seigre  ber  Xfytologioi 
mit  t)erf  d^ioinbenben  SuSnal^men  (SuranbuS,  9ta9- 
munbuS,  9licoIauS  t)on  gufa,  ben  ©iintl^erianem, 
^irf d^er,  Staubenmaier  unb  einigen  Slnberen,  bie 
jeboc^  unter  fid^  tt)ieber  fel^r  abmeid^en)  unb  ift  in 
ben  rdmifd^en  ftated^iSmuS  f  5rmlid^  aufgenommen 
»orben  (P.  I,  cap.  2,  q.  10). 

3.  SBenn  fomit  feftftel^t,  bog  bie  erfte  imier- 
göttlid^e  ^robuction  per  modum  intellectus  ftd^ 
t)oUgie^t,  unb  ba|  ebenbegl^alb  ber  XerminuS  Der* 
felben  .rSogoS"  l^eigt,  fo  fragt  eS  fic^  nod^  genouer, 
loeld^  Xl^ätigfeiten  ober  iBegiel^ungen  beS  gefd^ 
fenenänteHectS  bergattIid^en$robuctionuid)beren 
XerminuS  entfpred^en,  ober  nac^  n)eld^  Seilen 
unb  Segiel^ungen  |in  man  ben  SuSbrudt  X^c 
auf  bie  erfte  ^robuction  in  ®ott  anmenben  bürfe 
unb  muffe.  gS  ift  nömlic^  in  bem  analogen  gl^- 
rafter  unferer  gangen  @otteSerIenntni|  begrflnbet 
bag  mir  guerft  in  unferem  Renten  iene  SoDfommen" 
l^eiten  e^affen  muffen,  meldte  ber  9luSbrud[  Xd^oc 
innerl^alb  ber  gefd^dpflid^en  2)inge  befagt,  um  Don 
l^ier  aus  auf  bem  9Bege  ber  Analogie  auf  bie  Soll» 
lommenl^eiten  beS  gdttlid^en  SogoS  gu  fd^Iie^en, 
menn  aud^  an  fic^  betrad^tet  bie  Ie|teren  fBoü" 
lommenl^eiten  frül^er  unb  l^öl^er  ftel^enb  finb  aHü 
bie  erfteren,  bie  eminenten  Urbttber  ber  in  ben 
©efd^apfen  Dorl^anbenen  Stbbilber.  !ßun  aber  1^ 
ber  SuSbrud  X670C,  in  feiner  Snmenbung  auf 
bie  @))]^öre  beS  (Sefd^apflid^en,  mie  gum  %i)vi 
fd^on  oben  (1, 1)  angebeutet  mürbe,  eine  mantrig- 
fad^e  Sebeutung.  gr  befagt  bie  2)enlfraft  ober 
^Jemunft,  ben  mirflid^en  @eban!en,  bann  ben  in- 
nem  SuSbrud  beS  @eban!enS,  femer  beffen  äu|em 
SuSbrudF,  baS  SBort  ober  bie  SRebe,  aber  aud^  ben 
@runb  einer  @ad^e,  il^re  äBefenSbeftimmung  ober 
Definition  u.  f.  m.  (S3al.  Hieron.  Ep.  103  aL  53 
ad  Paulinum  n.  4 :  A670C  graece  multa  signi- 
ficat.  Nam  et  verbum  est,  et  ratio  et  sup- 
putatio  et  causa  uniuscunque  rei,  per  quam 
sunt  singula,  quae  subeistant,  quae  universa 
recte  intelligimus  in  Christo.)  gS  ift  nunfeineS* 
megS  Don  Domel^erein  unguli^mmlid^,  alle  biefe  unb 
nod|  anbere  Sebeutungen  Don  X670C  ouf  ben  ©ol^n 
®otteS  angumenben,  mie  foId^eS  Don  älteren  g^e« 
geten  im  9(nfd^Iug  an  gal^Ireid^e  ^uSfpräd^e  ber 
IBöter  au(^  tl^atfäd^Iid^  gefd^ie^t  (bei  SRalbonat, 
gongen,  lolet,  ©almeron  gu  Sol^.  1, 1,  gomeliuS 
a  Sapibe  gu  3o^.  1, 1  unb  gu  1 3o]&.  1, 1  u.  «.). 


121 


Sogod. 


122 


JRon  fami  ja  bte  SoDfommenl^eiten,  bte  in  ben 
lof^icbenerlri  9d)eutimgeii  bed  gefd^öpfltd^enfio' 
gol  liegen,  in  einem  bur^<nt8  richtigen  @inne  ouf 
bcB  gftäi^cn  SogoS  (»enigflend  appropriationS« 
Mite)  übertragen,  fo  lange  nur  nid^t  l^ierburc^  bie 
(coiyrielftt  beS  le|tem,  begio.  iene  int  gefc^öpf* 
fi^  SogoS  gele^e  Snologie  bedfelben  avS' 
ftf^ffen  ober  beeinträd^tigt  mirb,  ttel^e  olS  bie 
o^  nnb  etgentlid^  f eftau^alten  ifl.  S)ief e  Stna« 
b^  liegt  <äer  in  ber  Sebeutung  t>on  Xd7oc  ald 
»imKrcr  Sufibrud  beS  (SebonfenS".  (Sleid^mie 
fUüS^  ber  9Renf(^,  toenn  er  ettoaS  benft  ober  er« 
leint,  ftd^  üon  ber  gebadeten  ober  ertannten  Sadge 
eil  9ilb  formt  ober  dnen  Segriff  (bte  species 
flocpreasa»  nad^  einer  anbem  @eite  conceptus, 
fariNim  mentis)  unb  l^ierin  }unäd^ft  innerltd^ 
feinn  Oebonfen  ober  bo8  Objiect  f eined  SrfemienS 
{mftaSbmdt  bringt  ebenfo  probucirt  bie  erfie 
9crfon  in  ®ott,  inbem  fie  il^r  SSkfen,  unb  maS  in 
besfeCben  iß,  erlennt  unb  erfaßt,  ein  9ilb  il^rer 
fdbß  olft  ben  imtern  obäquaten,  etoigen,  abfolut 
as^id^  Sndbrudt  il^  SrfennenS.  Unb  biefer 
ineif  Suibrudl  ber  Srfenntni^  ber  erften  g5tt- 
UleB  ^ßexf^  ^  A^  t)ie  }n)eite  $erfon  in  (Sott, 
ber  €o^  ober  SogoS.  —  S)er  92ante  X670C 
iitb  olfo  anf  ben  XerminuS  ber  erfien  innergdtt« 
fdfOL  ^ßrobnction  in  erfter  fiinie  nid^t  angemenbet, 
ia^nHaa  er  S>enfIroft  ober  Vernunft,  nad^  Su^en 
Im  ge^ncod^ene  Siebe  n.  bgl.  bebeutet,  felbjtoerftönb- 
ti4  ottdl  md^t  inf of em  er  mif  baS  in  ber  leben« 
Mgen  9bitur  ®otted  gelegene  unb  barum  ollen 
fjkOiäfm  ^ßerfonen  gemebtfmne  Sriennen  gelten 
ftna.  Cxfter  unb  eigentlid^fter  (menn  aud^  nod^ 
bem  O^ogten  nid^  mi3fd^Iie|Itd^er)  @nmb  für 
ieae  Smooibung  iß  trielmel^r,  ba|  X670C,  al^nlid^ 
»ie  bd  uns,  oud^  in  Segug  mtf  bie  erfte  göttlid^e 
Ißcrfon  ben  innem  SuSbrudF  beS  Srlennen§  ober 
bot  Sab  bcS  (Erfmmten  bebeuten  lann  unb  foO. 
%a^  X^oc  ^robe  in  biefer  iBebeutung  gunöd^ft 
job  iwöägli^  <ntf  ben  @o^n  ®otted  angemenbet 
Mb,  I^ren  bie  Sdter  an  }al^Iretd^en  ©teDen  (ogl. 
PeUTÜiB,  Thcnnassin,  Maldonat  11.  cc.),  femer 
}t$  oDe  Z^Iogen,  unb  eS  liegt  bie|  au^  gau} 
nb  gar  in  ber  9tatur  ber  @adbe,  mie  ficb  nodb 
ML 
4.  3e|t  erjt  fornt  ber  gfrage  näl^er  getreten 
,  ttrie  X670C  als  (Eigenname  ber  }tt)eiten  gött- 
fi^ot  ^ßerfon  am  befien  in  anberen  @prad^  }u 
detfdKn  fet  2>ie  gfrage  erj^ölt  baburd^  eine  ge« 
«iffe  SdMitung,  bal  Xd^oc  in  ber  SSuIgota  einige 
Säle  mit  senno  nnebergegeben  ift  (j.  S.  SBeid|. 
18, 15  iMn.  4, 12),  fottrie  ba|  einige  SSöter  (2er- 
taGon,  Kooation,  dtffma,  Sactantiud,  aud^  ^t- 
taciit,  Smbrofind,  SuguftinuS,  ^ieron^muS  u.  %, 
nb  in  fpdterer  3^  Sra§mu8,  ^ugo  (SrotiuS 
nb  inele  Snbere)  entmeber  ben  Sogod  bei  3o^.  1, 1 
■ii  Mnno  nberfe|en  ober  fonft  l^ie  unb  ba  ben 
SäßL  &otM  Benno  Dei  l^^en,  bag  enblid^  bei 
TfifnlHfln  X070C  and^  mit  ratio  überfe^t  mirb. 
9riK|  iß  bie  Ueberfe|nng  beS  X670C  mit  ratio 
\iSß  miig  geeignet,  meil  ratio  ntd^t  ben  Ausgang 


t)on  einem  ^nbem  anbeutet  unb  nid^t  bie  actueUe 
Setl^ötigung  ber  Srfenntnt^,  n)ö]^renb  bod^  ber 
SogoS  t)om  SSater  burc^  beffen  actueOe  Srf enntni^ 
audgel^t.  S)ie  Ueberfe|ung  beS  X670C  mit  sermo 
ift  gioar  nid^t  in  bem  ®rabe  ungeeignet  mie  bie 
mit  ratio,  fle  ift  mit  9tüd(ftd^t  auf  oiele  SSöter« 
[teilen  an  fid^  mol^I  }ulöffig;  aQein  t)iel  entfpred^en« 
ber  ift  bieUeberfe^ung  mit  verbum,  meld^eS  auc^ 
öon  ben  SSätem  f §on  feit  ältefter  Seit,  befonberS 
aber  feit  ben trinttarifd^en Streitigfetten,  üiell^äu« 
ger  al§  sermo  unb  Don  ben  Xl^eologen  faft  au§« 
fd^Iie^Iid^  5ur  IBegeid^nung  beS  @ol^ned  ®otted 
gebrandet  toirb.  Sie  ^aut)tgrünbe,  megl^alb  X670C 
befff  r  mit  verbumafö  mit  sermo  überfe^t  tt)irb,  fmb 
f  olgenbe.  f^ür^S  Srfte  bebeutet  sermo  eine  avß  mel^« 
reren  ffiorten  jufommengefe^te  SRebe  (=  oratio), 
verbum  ein  einfad^eg  SBort.  Offenbar  pa^t  Ie|« 
tereS  beffer  für  ben  bürdend  einsigen  unb  ein« 
fad^en  ©ol^n,  in  meld^em  ber  SSater  SlleS  auS« 
fprid^t.  gemer  toirb  ba§  ber  ^robuction  beS  ©o)^« 
neS  analoge  SRoment  in  unferer  Srlenntni^,  baS 
innerlid^  ]^ert)orgebrad^te  99ilb  bed  Srfamtten  ober 
ber  innerlid^  erzeugte  Segriff  beSfetten,  niemoIS 
mit  sermo,  fonbem  ftetö  nur  mit  verbmn  men- 
tis (et  cordis)  in  ber  ©prad^e  ber  ^I^Üofopl^en 
unb  Sbeologen  bejeid^net  —  3m  ©eutfd^en  fonn 
X670C  afö  Sigenname  ber  gtoetten  $erfon  in  ®ott 
nur  mit  „SBori''  toiebergegeben  toerben,  ba§  aud^ 
et^mologifd^  mit  verbum  Dertoanbt  ift,  inbem  eS 
(got.  vaur-d,  oltfod^f.  word)  gleid^  le^tcrem  auf 
bie  ffiurjel  ftp  (ip-eo))  jurücftoeiSt.  — -  Ucbri» 
genS  ift  5U  bemerfen,  ba^  leine  ber  genannten 
Ueberf e|ungen  bie  Iragtoeite  be§  gried^if (|en  X670C 
ermißt,  toie  fd^on  fiactantiu§  (Inst.  4,  9)  erfannt 
l^at.  3nbem  nämlid^  X670C  nid^t  blo^  ben  (innem 
unb  äußern)  ^uSbrud  bed  @eban!enS  bebeutet, 
fonbem  au(|  bm  @eban!m  unb  bie  SSemunft, 
fann  eS  ebm  ienen  SuSbmdt  als  einen  folc^en  be- 
beuten, ber  bie  SSemunft  unb  ben  Segriff,  ber 
audgebrüdtt  toirb,  ^ugletd^  in  fid^  felbft  einfd^Ue|t. 
@o  ift  X6yoc  l^j^d^ft  geeignet,  nid^t  blo^  ben  realm 
Unterfd^ieb,  fonbem  aud^  bie  fubjtantielle  Sinl^eit 
jtoifd^en  IBater  unb  @o]^n  }u  bejeid^nen,  unb  fön« 
nm  bie  gried^ifd^m  Söter,  je  nad^bem  fte  etnm 
®egenfa|  t)or  fid^  l^aben,  mit  bem  SluSbmd  X670C 
einen  @inn  Derbinben  unb  SRommte  l^erüorl^eben, 
tote  e§  in  bm  Ueberfe^ungm  nid^t  mel^r  angelet 
(t)gl.  Petav.  1.  6,  c.  1 ;  Maldonat,  Contzen, 
Toletus,  Salmeron  11.  cc). 

5.  SuSgel^enb  t)on  ber  Analogie,  bie  gtoifd^en 
bem  menfd^Iid^m  SogoS  als  bem  geiftig  erzeugten 
Silbe  beö  ßrfannten  (bem  verbum  intemum 
mentis,  bem  innem  äBorte)  unb  bem  göttUd^en 
SogoS  befielet,  fann  man  im  ^nfd^Iug  an  bte  Säter 
unb  Xl^eologen  ber  Sor^eit  eine  mel^r  ober  minber 
mttoidtelte  bogmotifd^-fpeculatiöe  fiogoSIel^re  auf« 
fieHen.  ©ne  fold^e  l^at  für^S  grfte  bie  Slc^nlicö« 
feiten  unb  Unäl^nlid^fetten  jmtfd^m  bem  göttlid^en 
unb  mmfd^Iid^en  fiogoS  l^erauSjufteDen;  jtoeitenS 
bo8  ffiefm  beS  göttlid^en  fiogo§  in  ftd^  fclbft  fo  tief 
als  möglid^  ju  unterfud^en,  SetbeS  unter  ber  aQ« 


SogoS. 


124 


gmelmn  !DIa^tic,  ba||  in  ^Bejug  auf  @ott  bic 
twolOointntnQeilen  beS  tnenfqliqen  SiltnnenS 
}u  otmeintn,  be|fen  SßoIHDintntnl^tra  aber  im 
übeift^ngliiiKn  Sinnt  ju  btja^en  finb ;  fcmn 
unter  ber  Strütffic^gung  oH  bt(|tn,  ttmi  W  gött- 
lid^e  Offmfiarung  unS  fpecitU  funbt!|ut  tintiftitS 
über  bie  %ü  unb  SBtile  btS  giJttlidieii  eitennraä 
afitt^upt,  Qnbmrjeüa  über  bit  ^«roorbrinflung 
nnb  bafi  goiqe  3ßef«n  btS  @o^c3  ®otttS.  gS 
iji  oon  BomttKrrin  nur,  ba|  eint  fol^e  £Dßo8((^re 
na4  itlRm  €tfnintni|t)Thicl|)  mit  nai!|  i^etn  3icl' 
punfte  fid^  jt](ii  tvefnitli^  iintnfi^eibet  Don  allen 
lein  ))tliIofop^f(^  ober  mq^ifc^t^eofotiliiftCien 
€pecuiationen,  mie  fit  htülltitr  unb  neutrtiStit 
iUitr  ben  gSttli^en  Sogoi  flnb  onge^lU  unrbtn. 
—  SßaS  gutrp  bit  Xragmeite  ber  ^nologte  gmi- 
f^en  bem  flBttlid^  unb  btm  ntenlc^Iid^en  SSJorte 
betrifft  fe  Wftt  fi^  btefetbt  qu8  ber  gtdur  her  ©o^e 
unb  in  SnfmIuB  an  bie  auSbrüAi<i^e  Sel^rt  ber 
JBöter  fnrj  olfobepimmen:  ©eibe  finb  borin  &%n' 
Xii),  ba|  fit  immatertell  unb  Qetitig  unb  btm  ®eifle 
tnnerli^  flnb,  ba|  Rt  jo  lange  bouem,  mit  baS 
€rftnntn  f tibfi,  ba|  fle  ein  Silb  finb  ber  crfannttn 
Sac^e,  bog  jie  bem  ÜBirfen  nac^  ougtn  Dörfer* 
geben ;  nwittrliin  jeigt  M  i^rt  9t^Iii!^fdt  barin, 
bog  Sott  unb  btr  3Rmm,  )ebtr  burt^  fein  inneres 
SBort,  atteffiinge  erfüll,  9nie8  nad^  biefem  SEorte 
oI8  bem  ÜJluperbilbe  wirft,  baß  ieber  fein  inneres 
SBort  ^eroarbringt  buri^  eine  2:^ätigfett  ftineS 
erltnntnben  @eifte8,  bdg  für  jebtn  ba8  innere 
gei^ge  SBort  gu  einem  äuiem,  mo^Tne^mbaren 
SBJortetDirb,tDenntr(ber9KenJi$biir(^bi(6praii)e, 
®ott  bur^  bie  9Kenfrf|Ioerbung)  fein  SßJort  nai) 
äu^en  bin  (unbgtbt.  3)aS  gSttli^eiinb  baS  menft^- 
liebe  SSort  finb  ober  batin  einanbti  unäbnittl, 
ba|  le^tereS  ttn  blogtS  ^tccibenS  bt8  trftnnenben 
©eifteS,  erftereS  aber  fubpontieH  unb  eine  fui- 
fiflirenbe  5Bertonip;  bofe  leWereS  jeitlii^  iftunb 
fpäter  als  ber  benlenbe  @eift,  femer  unooIlfDm- 
mtn,  Deränberlic^ ,  unmirffam.  balb  Serge^tnb, 
trßtitS  ©Ott  ift,  glei^elsig,  DoUIommtn,  unwrän* 
btrii^,  alrrfam,  aÜmSiiitig ;  unftr  9Botl  i^  ferner 
als  SccibenS  Don  unftrem  @eifte  Derfd^itben,  baS 
gSttli^f  iß  feinem  ^lind))  toefenSgleid) ;  unfn 
ümoit  fubrtjliit  in  unfeitrÖQfo^afe,  baS  göttlid^t 
ift  f ofort  eint  eigene  ^Qpotioft ;  enblic^  ift  unf er 
SSort  nie^t  unftr  ©otin,  no^I  ober  i^  boS  S8ort 
©ottes  juflTeid^  ber  Sobn  ©otttS.  —  Der  le|tert 
©q|  fü^rt  Don  felbft  über  ju  tiner  nod&  einbringen- 
beten erfofjung  beS  aßefenä  beS  göttlichen  2ogo6. 
JBepimmt  man  bie  3f"g"ng  mi'  SlomoS  (S.  th.  1, 
q,  27 ,  ■.  2)  als  origo  vivenda  a  principio 
vivente  conjuncto  secnndimi  Bimilitudinem 
dusdem  naturae,  fo  ift  Iei(f)t  ein pfe^,  bag  bit 
Jßrobuction  btS  gbttlti^tn  SßorteS  Snigung,  baS 
aSort  ftlb^  @oi)n  ©otteS  ift,  bei».  ba|  bie  mit 
bem  Sßorte  S^ugung  unb  ©o^n  eerbunbenen  SSoH- 
tommen^iten  ouf  bie  erfte  innergöttlif^t  $tDbuf 
tion  unb  beren  ItnninuS  tint  anologeanttenbung 
finben.  ©ringt  nSmlii^SDlt  burc^  fein  ffirfennen 
ein  Dom  erfennenben  felbp  teol  oerfd^"*""**  SBo^ 


^enot,  fo  ifl  biefe  ^erUorbringung  im  nu^rfltn 
unb  eminenteren  ©inne  eine  3tugung,  ba  f a  boS 
SSort  burd^  ben  Doniommenfteft  göttlichen  SebtnS- 
act  in  immantnler  SBeife  oon  ©Ott,  olä  bem  tr- 
(ennenben,  i()m  abfolut  oerbunbenen,  weil  abfolut 
confnbpantialen  Sprinciti  ouSgel^t,  unb  jwor  olS 
beffen  DoHIommeneS  gbenbUb,  infofem  eben  baS 
gfittlit^e  Stf ennen  ni(^t  blnfe  eine  accibenteOt  Snobi- 
^cation  bcS  ßöttlid^en  3nttIIectS  i%  fonbem  toegm 
btr  obfoluten  Sinfac^tKit  bfS  Q&mHjtn  SBcfcnS 
mit  bieftm  felbft  real  ibtntif^  unb  foIgrK^  juglti^ 
mit  feinem  $robude  fubflontitO  nnb  ©Ott  ^0*^ 
(@int  bemettenSOMrt^t  Snbeutung  btr  9)ertDanbt- 
fii^oft  bejn).  Sbentitfit  jnif^  Stjeugen  unb  Sr- 
iomen  fann  borin  gefunben  uierben,  bo^  im  tnbo- 
germontfi^ioiefemitif^Sprae^ftannnfürbtibt 
begrifft  biefelben  ©prai^muTiitln  Dtnotnbtt  nntr- 
ben.)  3)0  gemäg  bem  S)ogma  ber  Skter  oDtin  ben 
©o^n  jeugt,  fo  mug  baS  ben  @o^  19otttS  et« 
jeugenbt  innetgfitlli^e  Srfenntn  trgtnbiuit  ter- 
fd^ieben  ftin  Bon  bem  gatt[i(^en  Srfennen  übtt- 
^aupt,  raelc^eS  ollen  göttlit^  Sßerfonen  etgntn 
mug.  aJtan  nennt  le^lereS  baS  effentiale  gStfli^t 
etlennen,  trftereS  baS  notionale,  infofem  ebm 
burd^  baSftIbe  btr  SBotet  ole  eigene  ^erfon  nnS 
funb  »irb.  3wiii^*n  beiben  ift  ober  lein  ttolet 
Unterf^ieb,  aud^  fein  f ormoler,  mit  ©cotuS  wollte, 
fonbem  nur  ein  oirluelter,  »eil  ©otte«  3Beftn  ob- 
folut  einfa^  i^  unb  nur  ben  realm  Unterf^ieb 
btr  Sperfonenuntereinanber.ni^t  aber  einer  SjJerfon 
Dom  SHJefen  pla^l  3IuS  ber  realen  Sbtntilät  be« 
notionalen  SrIennenS  mit  bem  effentieHen  unb 
'  mtiteitiin  mit  bem  obfolut  einfodtien  äBefen  unb 
'  grfennen  ©otteS  folgt  binniieber,  bof  ber  notio« 
nale  grfenntiii§act  nid&t  Dermetfrbar  ift,  baft  alfo 
ber  ©o^n  ©ottee  nid^t  mieber  einen  ©o^  jtugen 
fann,  unb  bog,  menn  eS  noi^  eine  $robuction  in 
©Ott  gibt,  bicfelbe  (eine  eigentlie^e  3eugnng  mtfii 
feinlonn,  toennfieaud^bie3eugungfeIbflDorauS> 
fe|t.  ferner  ergibt  fi(^  auS  jener  realen  3ben- 
Ktät,  ba|  ber  tl)atfö(f)Iid^e  ^^It  beS  notionalm 
SrfennenS  berfefbe  ifl,  toie  ber  bcB  tffentieQen,  ober 
bafe  bnä  göllIiif)E  SBort  feinem  ^W^alte  nad^  iffot* 
\äiSilli)  conftittiirt  roirb  buri$  bit  €rltnntiii|  oQ 
Neffen,  ma§  übcrliciupt  unter  baS  göttlii^e  ßrfen- 
nen  fäüt.  ^reilicti  be^tl|cn  l)ier  nid^t  unbebtutenbe 
©cljwicrigleitcn  unb  l^eitoeife  einonbtt  miber- 
jptcc^enbc  (mitunter  ou^  fe^r  btbenflid^t)  Hn- 
idinuungtn,  menn  eä  fid)näfier  barum  ^onbelt,  ob 
unb  in  tteld^er  SBeife  bie  eingelnen  Obftde  be8 
gfitttidtien  SrfennenS  über^upt  au<^  Dbjecte  beft 
notionalen  SrTennenS  feien,  hierauf,  fornie  auf 
fonpige  (in  ber  näfiem  Sntmidlung  aud^  ber  Dor> 
auSgebenben  Se^a^e  aufftofeenbe)  ©tfjroierigfeiten 
unb  gontroBerfen,  lann  febod^  nur  eine  auSfül^i' 
tidtie  fpeculattoe  fiogoS«  unb  SrinitätSle^re  »eiter 
eingeben.  (SJgl.  b.  Ktrt.  arinität.  aiS  üiteratur 
finb  au^er  ben  fc^on  angefii^rten  Sßerlen  no^  bc 
fonberS  ju  uerjei^nen:  Augnetinus,  InEvaiig. 
Joan.,  tr.  1.  2.  14;  De  Trin.,  Sef.  I.  15 ;  An- 
I  Beim, Monolog.,  c.  29  sqq.;LombarduB,I.Sent. 


125 


Soflot^ct  —  fiollarbcn. 


126 


dift.  3  sqq. ;  bQ}tt  bie  Commentore  t)on  Thomas, 
BonaTenturay  Dionys.  Garthus.,  Estdus  etc. ; 
IlMHDaa,  8.  ÜieoL  1,  q.  27.  34;  De  Potent., 
^  9. 10;  De  Veritate,  q.  4;  bie  (Sommetttare 
fg  Z^Q§  tK>ii  Sofie},  ben  Salmont.  u.  %; 
goares,  De  Trin.  L  1,  c.  4 sqq.  IX;  Buiz,  De 
TnsL,  bef.  diap.  2—6. 54—64 ;  Franzelin,  De 
Deo  trino,  thea.  26  aqq.;  Sd^eeben,  Dogmatil, 
1 1 16  ff . ;  ^^cinriil^,  S)ogmat.  2:]^eoI.  lY,  §  240  ff. ; 
^  e^cB,  S)a8  äBirfen  beS  breieinigen  ®otte§, 
1885, 1.  9ii4, 1.  Stop.  u.  D.  9.)    [ilberger.] 

^#fiffef  (Ao7odcTT)c)  mar  einer  ber  gal^Ireic^en 
Scamtni  am  b^jontinffd^  ^ofe :  ber  Xitel  l^i^t 
Mdl  bcm  aßortlaute  Sted^fd^ftögeber,  9mt§- 
tt^UkcL  (B  gab  meliere  Sogol^eten :  X07.  xou 
)MEoi»  (aararii  generalis),  IBorftel^er  über  boS 
StneciDcfen:  X.  xou  6p^|tou  (pnbUci  cursus), 
Socft^  über  bie  Courier«  ober  ^oftanftalt; 
L  twv  olxstax«»v  (rennn  domesticamm  fami- 
ianmn),  Sorfiel^  Aber  bie  laiferlic^e  ^anSf^aU 
ttaq,  ^oöiS*  mib  ^ofminifler ;  X.  xou  (Txpaxtom- 
m  (logotheta  caatrenaiB),  ffriegSminifter  ober 
(m  cigntli^eii  @iinie  genommen)  t^Ib}eugmeifter ; 
L  <Qwv  ^TtXmv  (rei  peouariae),  9uffe|er  über  bie 
Soninn  2c  S)er  toid^tigfte  aber  mar  ber  ®rog« 
^Of/Ofd  (Xo7oftrcY)c  F^ac).  SobinuS  begeid^net 
KJiai  fbnt  in  folgenben  SBorten:  „(Sx  beforgt  bie 
liiferfi^en  (Erlaffe  unb  golbenen  Süllen  an  bie 
fiMge,  6ttltane  unb  StottJ^Iter"  (6  pi^ac  X070- 

Vxt^  dcfltrdrmt  xd  icapd  xou  ßaotXecoc  dicomX- 
Upcva  spo9xaY|&axa  xal  ^pu(76ßouXXa  irp6c  xe 
^^C  [reges],  aouXxdvouc  xal  xoicdpxac).  Sr 
aar  bcmnod^  Siegelbemal^rer  ober  ltan}Ier,  mie  er 
ia  ber  X^  fp&ter  xaTxsXXdcptoc  genannt  mürbe. 
£icfen  Logotheta  palatinna  entfprad^  ber  Lo- 
gotheta e^esiasticas.  2)erfelbe  mar  Sorfte^er 
bei  Mfi^i^en  ffan)Iei,  beS  fir^Iid^en  ®erid^ted 

(i£c  XI&  XoriOTfKi^crv  xal  e^  xdc  5T)f&o(naxdc  xal 
ifQravtixdc  ^iroO^oscc  Xo^o^pa^civ — maS  ®retfer 
{0  abcrfe|t:  praeest  discutiendis  et  conscri- 
boidia  rationibna,  tarn  quas  reddunt  qui  ex 
flehe  qiiam  qm  ex  ordine  ecclesiastieo  prin- 
^fiX  bdDQ^rte  baS  @igill  beS  ^ßatriard^en  unb 
wfKtft  bie  bifd^öflid^  Sriafje  (6icoxpax(5v  t^jv 
^oSUlbv  xoo  opytcpioK,  xal  cf  xt  Sv  •^pdf^zi  6 
IffTKocöc,  o^ppoÄexai  iwtp'  aöxoo),  ]pxai^  mol^I 

04  felhp  {um  SoOe  ())ennut^Ii(i^  burd^  ^irten» 
W^e)  oB  etdbertreter  beS  ^triard^en  (noicov 

lipoc  xaxv^XTCcxouc  icp&c  x^v  Xa6v,  ducatoc  — 

—  xoü  icaxpteCpxou)^  mar  dfo  mit 
Sortt  ber  ffangler  (S^nbicuS)  unb  ®ene> 

bei  $atriard^  unb  ftanb  }u  biefem  in 
bcarfdhai  Scr^lniffe,  mie  ber  ®ro^Iogot]^et  inm 
mia.  3nberiKr4el^erbie$atene}u|aI' 
ta.  Mm  ber  $atriard^  felbft  baS  9benbma]^l  auis^ 
lleiltL  (SgL  Oeorgii  Codini  Cnropalatae,  De 
iCkSa  magnae  Ecdesiae  et  aulae  Constan- 
tiMpolitanae.  Com  vereione  et  comment. 
lae.  Gretaeri  S.  J.,  ed.  Jac.  Goar,  Parisüs 
1648;  Joh.  Menrsii  Olossarimn  graeco-ba]> 

Lngd.  Batay.  1614.)         [aRatteS.] 


<j£o9tier,  XobiaS,  S.  J.,  ^aftoraltl^eologe^ 
mürbe  1619  juüteuötting  in  9at)em  geboren,  trat 
1637  in  bie  ©efettfd^aft  3efu,  lehrte  ^j^ilofo^ie 
unb  Xl^eologie  in  mel^rerenOtbenScoÜegien,  mürbe 
Stector  beS  ^aufed  in  Sugem  unb  ftarb  {u  Solingen 
gegen  Snbe  bed  Sal^rl^unbertS.  Su^er  einigen  po» 
l)ulär«a8cetifd^en  Sd^riften  Derfafete  er  öerfd^iebene 
SBerle  auS  oem  ®ebiete  ber  prattifd^en  Xl^eologie, 
meldte  nod^  immer  gefd^o^t  unb  gebraud^t  merben. 
Obenan  fielet  bie  Instructissima  Bibliotheca 
mannalis  concionatoria,  4foU.,  Diling.  1681, 
bagu  Auctuarium,  ib.  1691,  eine  ungemein  reid^* 
l^altige  aRaterialienfammlung  für  aDe  fjformen  ber 
geiftlid^en  SRebe.  2)iefe3  trefflid^e  9Berf  erlangte 
otele  auflagen  (3  Sbe.,  SugSb.  unb  S)il.  1695. 
1712.  1717;  6  95be.,  Senebig  1738;  7  95be., 
»affano  1787.  ^riS  1869—1874)  unb  mürbe 
aud^  in'S  S)eutfd^e  überfe|t  al§  ^anbbibliotl^ef  für 
^rebiger,  neu  georbnet  t)on  8.  fiaufd^,  3  9be., 
aaäien  1838—1839.  TOd^t  minber  mert^öoD  fmb 
feine  elf  ^anbbüd^er  über  bie  SSermaltung  beS  ge- 
fammten  ©eelforgeamtS.  Sie  erfd^icncn  als  Li- 
struetio  practica  prima,  secunda  etc.  in  6in* 
jelauSgaben  ju  Ailingen  1670 — 168'8  unb  mür- 
ben fel^r  oft  nad^gebrudt;  @ammelau8gaben  in 
11  99bn.,  S)il.  1726  ff.,  unb  mü  einem  Sftituale 
öermel^rt  in  12  Sbn.,  ebb.  1739—1749.  Son  ber 
britten  3nftruction  erfd^ien  1849  eine  beutfd^e  Se» 
arbeitung  burd^  2R.  t).  9(uer,  $ra!tifd^e  Einleitung 
)um  apoftolifd^en  jhanfenbienfte.  Sie  fünfte  3n- 
ftruction  De  confessionibos  rite  excipiendis 
mürbe  in  einem  1705  gu  $abua  erfd^ienenen  92ad^* 
brudFe  auS  unbefannten  ®rünben  1728  auf  ben 
rjJmif d^en  3nbes  gefegt ;  ber  fpanif d^e  3nbes  be« 
merft,  ba^  in  mel^reren  ber  ^anbbüd^er  bie  auf« 
genommenen,  nid^t  approbirten  Sttaneien,  fomie 
bie  Einfügung  beS  ba^rifd^en  ^eiligen  Sorbinian 
in  bie  ^Oerl^eiligenlitanei  gu  ftreid^en  feien.  (93g(. 
de  Backer,  Les  ecrivains  de  la  Comp,  de  Je- 
sus s.  V. ;  Sleufd^,  3nbej  n,  78.)    [©treber.] 

(jLoffatbeii,  urfprünglid^  eine  auS  bem  IßolfS« 
munbe  ftammenbe  Segeid^nung  begl^arbinifd^er 
Vereine,  meiere  fic^  ber  Jtranfenpflege  unb  Se« 
flattung  ber  Xobten  mibmeten,  aud^  SHe^ianer, 
SeQiten  genannt,  bann  92ame  für  fectirerifc^e^eud^« 
ler  unb  §i^5mmler.  2)er  S)oml^err  3o]^.  t)ocfem  be« 
rid^tet  in  feiner  ®ef d^id^te  Süttid^S  }um  3a^re  1 309 : 
Eodem  anno  quidam  h3rpocritae,  g3rroyagi, 
qui  Lollardi  sive  Deum  laudantes  vocaban- 
tur,  per  Hannoniam  (^ennegau)  et  Brabantiam 
quasdam  mulieres  nobiles  deceperunt.  ^e 
Ableitung  oon  lollen,  lullen  =  leife  fingen  ift 
Diel  fid^rer  als  t)on  loUium  (fpätlat.  für  lolium), 
Unfraut.  ®er  9lu§brud(  SoSarben  mürbe  fd^on 
1382  bon  bem  Siftercienfer  ^enr^  Srum))e  unb 
1387  unb  1389  in  bifd^flid^en  Urfunben  auf  bie 
Sni^änger  SBiclifS  angemenbet.  Ueber  bie  Seigre 
unb  bie  ®ebröud^e  ber  Sottarben  f.  b.  ^rt.  SBidif ; 
l^ier  foQ  nur  bie  ®efd^id^te  ber  fioDarben  gegeben 
merben.  grft  im  3. 1378  trof  SOSicIif,  nad^  ber 
ungünftigcn  ßntfd^eibung  ©tcgorS  XI.  gegen  feine 


127 


SoIlQrben. 


128 


Seigre,  anfialtert,  feine  jal^Ireid^en  Slnl^änger  an 
ber  Unberfität  O^forb  )u  organiftren  unb  burc^ 
\t  feiner  Seigre  Cinöang  bei  bcn  SKoffen  ju  öer« 
d^aff en.  Sie  Settelmönd^e  bienten  il^m  atö  93oc« 
nib.  Sletd^  il^nen  foSten  bie  „annen  ober  ein- 
fad^en  ^riefter"  (fo  nannte  er  bie  neuen  ^rebiger) 
td^on  burd^  il^re  örmlid^e  grobe  jtleibung  auf  bie 
®emüt]^er  bed  SSoIteS  »irfen.  @ie  gingen  barfuß, 
trugen  lange^  6i§  auf  bie  ftnöd^el  l^erabfaUenbe 
jtleiber  au§  ungefärbter  9BoDe  unb  prebigten  gleid^ 
ben  Settelmönd^en  überall,  in  JKrd^en  unb  auf 
JKrd^^öfen,  auf  Strafen  unb  auf  SRarftpIö^en. 
ObgleidQ  Oiforb  ber  9)UtteIpun!t  toor,  bon  mo 
bie  $rebiger  ausgingen  unb  »ol^in  fte  }urüdKel^rten, 
f 0  mx  bod^  il^re  Organifation  nid^t  f o  DoIKommen 
»ie  bei  ben  9ettelm5nd^en  unb  bei  ben  $rebigem 
ber  SRetl^obtften,  mit  meldten  Ie|teren  fte  fonft  Diel 
älel^nlid^feit  l^aben.  anfangs  xoaxtn  aSe  ^rebiger 
$riefter  ober  bod^  l^öl^ere  Sleriler,  fpäter  mußten 
aui)  fiaien  Dedoenbet  toerben.  2)ie  Qa^l  ber  ^e» 
biger  mürbe  }ur  ^tit  x^ttt  SBIüte  auf  200  gef d^ö^t 
(Walsingham  1, 324).  2)a  fte  jum  großen  £|^eU 
ungebilbet  maren,  Derfagte  SBicIif  einfache  ^rebtgt* 
entwürfe  für  fte  unb  überfe|te  einen  großen  Sl^ett 
ber  IBibel  in'g  Sngltfd^e.  Rotten  ftd^  SBicIif  unb 
feine  ^nl^dnger  barauf  befd^rönft,  bie  @ünben  unb 
fiafter  beS  SleruS  ^u  geißeln  unb  bie  ^iotl^menbig* 
feit  ber  ebangelifd^enSlrmut  für  bie  ®eiftltd^en  ^u 
betonen,  ftatt  fünbigcn  Slerifem  baS  Siedet  auf 
Seft^tl^um  abgufpre^en  unb  fiaien  }ur  ^eft^ 
ergreifung  ürd^Iid^er  @üter  eingulaben,  fo  l^ütten 
feine  tln^nger  aUenfallS  auf  Srfolg  red^nen  fön« 
nen,  unb  eS  l^ötten  ber  9leib  gegen  bie  reid^e  (Seift* 
lid^feit,  ber  9lationaI]^a|  gegen  fjfranfreid^  unb 
f omit  gegen  bie  unter  franjöftf ^em  ßinffufe  ftel^en« 
ben  $ö))fte  ber  neuen  Semegung  großen  Sorf d^ub 
geleiftet.  ©eitbem  jebodSi  SBicIif  uni  feine  ^re» 
biger  bie  fat^olifd^e  fiel^re  t)om  WtarSfacrament 
angriffen  (1381)  unb  einige  berfelben  offen  ben 
@oriaiidmud  prebigten,  mar  il^re  @ad^e  oerloren. 
S)ie  aWenbicanten,  mit  benen  SBßicIif  nod^  1377, 
als  er  oor  bie  SSerfammlung  be§  SIeruS  in  Sanier* 
bur^  geloben  ttmrbe,  auf  beftem  Sfu|  ftanb,  boten 
jie^t  aQen  il^ren  Sinflu^  gegen  il^n  auf,  bie  ^o\pax' 
tei  aber,  befonberS  ber  ^ei^og  oon  (Saunt,  benu^te 
bie  fe^fd^e  Seigre  über  baS  SltarSfacrament  ald 
SSortoanb  inm  9rud^  mit  ber  Partei,  bereu  foria- 
liftifd^e  3been  ben  eigenen  @tanb,  ia  ben  ganzen 
Staat  bebrol^ten.  S)ie  auf  il^re  ^rioilegien  fo 
ftolae  Unioerfttöt  Drforb  l^atte  bisher  nid^t  blofe 
SBicIif,  fonbem  au^  feine  jal^Ireid^en  ^nl^önger 
an  ber  Unioerfttät  gegen  bie  9tf (|öf  e  lutb  bie  Zettel« 
mönd^e  in  @d^u|  genommen  unb  l^atte  legieren 
mel^rmalS  ©ttUfd^meigen  auferlegt;  fie  burfte  eS 
aber  auf  bie  Sönge  nid^t  mögen,  bie  SJerbreiter 
fe^erifd^erfiel^re^uoertl^eibigen.  @o  fam  e8  benn, 
ba^  bie  fiel^re  SBicIifS  oon  ber  Untoerfitöt  oerur« 
tl^eilt  mürbe.  Umfonfl  a))t)eDirte  SBicIif  oon  ber 
@ntf d^eibung  ber  Unit)erfitöt  an  ben  ff önig ;  ber« 
felbe  (SKd^arb  n.)  mar  nod^  ju  jung.  S)e8  ffönigS 
Ol&eim  aber,  ber  ^tx^o^  oon  (Saunt,  mar  frol^. 


feinen  frül^em  SBunbeSgenoffen  oerlöugnen  }u  fdn- 
nen,  unb  f o  blieb  bie  ^peUation  erfolglos  O^asci- 
culi  p.  113. 114).  S)ie  Confessio,  ein  @d^rift« 
ftüdt,  baS  burc^  feine  2)unfell^eit  unb  Serfd^mom« 
menl^eit  bie  malere  Slnpd^t  SBidifS  }u  oerfd^Ieient 
fud^te,  gab  ben  Slnl^ängem  SBicIifS  an  ber  UitiDet» 
fttät  neuen  SRut)^;  fie  festen  ed  burd^,  bog  bie 
^au))t))rebigt  am  ^immelfal^rtSfeft  t)on  Dr.  ^ere« 
forb,  einem  mannen  Slni^onger  SBicIifS,  gelitten 
mürbe,  unb  biefer  t)erfe]^Ite  nid^t,  baS  Siol!  gegen 
ben  Stents  auf}ureisen.  Sluc^  Dr.  Step^ngbon, 
ber  am  f^rol^nleic^namSfefte  in  ber  ffird^  ber 
1^1.  f^ribeSm^be  prebigte,  t)ert]^eibigte  bie  Ie|eri« 
f d^en  Seigren  f eineS  SReifterS ;  nur  betreffs  feiner 
Seigre  über  baS  SlltarSfaaament  moDe  er  Still" 
fc^meigen  beobad^ten,  bis  (Sott  ben  SIeruS  übet 
biefen  ^unft  erleud^te  (Fasciculi  p.  297).  S)er 
(Sarmelite  $eter  @tofeS,  meld^er  bie  malere  Seigre 
oertl^eibigen  moQte,  mürbe  burd^  bie  ©emolttl^cttig« 
feit  ber  fio&arben,  meldte  ftd^  mit  Semaffneten  um« 
gaben,  fo  eingefd^üd^tert,  ba^  er  eS  nid^t  magte, 
|ert)or5utreten.  Slud^  ben  il^m  t)om  Srgbif d^of  t)on 
SanterburQ  gemorbenen  Auftrag,  baS  t)on  einer 
Sierfammlung  oon  mel^r  alS  40  Zl^eologen  gef  öllte 
Urtl^eil  über  24  @ö|e  SicIifS  in  Osforb  befamtt 
JU  mad^en,  fonnte  er  megen  beS  SBU)erftanbeS  b^ 
ff anglerS  mie  ber  Uniüerfitöt  nid^t  5ur  SluSfül^rung 
bringen.  @oI(^  einen  Slct  beS  Ungel^orfamS  fotmte 
ber  Sr)bifd^of  (Sourtena^  nid^t  ungerügt  laffen. 
Dr.  ^gge,  ber  ffangler,  mu^te  in  bem  ergbifd^f« 
lid^en  $alaft  in  Sambetl^  erfd^einen  unb  M  mit 
ben  $rocuratoren  oerantmortetu  2)er  ffan^Ier, 
meld^er  mol^I  nur  aus  Slbneigung  gegen  bie  93ettel« 
mdnd^e  ben  bifd^öflid^en  Sefel^Ien  getro|t  l^otte, 
untermarf  fid^  bemütl^ig  unb  mürbe  auf  bie  ^üx» 
fprad^e  beS  93if  d^ofS  oon  SBind^efter  l^in  begnabigt, 
j[ebo(^  nur  unter  ber  iBebinaung,  ba^  ben  ber 
^ärefte  oerböd^tigen  SRitglieoem  ber  Unioerfttät 
baS  S)ociren,  ^isputiren  unb  ^rebigen  unterfagt 
merbe,  bis  fte  fic^  t)on  allen  anflogen  oereinigt 
l^atten  (Fase.  p.  304—310),  unb  ba^  bie  cen« 
furirten  24  Slrtifel  in  latetnifd^er  unb  englifd^er 
©prad^e.in  ber  SRarienfird^e  unb  ben  Sd^ulen 
oeröffentlid^t  mürben.  S)er  ffan^Ier  mad^te  geltenb, 
er  fönne  ol^ne  fiebenSgefal^r  ben  gegebenen  Shtf« 
trag  nid^t  auSfül^ren,  mu^te  aber  gel^ord^en,  mett 
nid^t  nur  ber  ^rimaS,  fonbem  aud^  ber  gel^eime 
Statin  beS  ffönigS  ben  gemeffenen  Sefel^I  ert^eilten, 
bie  @d^ulbigen  gu  fuSpenbiren.  SBicIif  l^atte  ftd^ 
fd^on  t)or  %x§Ami^  beS  @turmeS  auf  feine  Pfar- 
rei Suttermortl^  gurüdgegogen  unb  feine  @d^ület 
il^rem  @d^id!fale  überlaffen.  ^eref orb  unb  SRepQng« 
bon,  bie  }unä(^fl  t)on  ber  @trafe  betroffen  maren, 
reisten  gleid^  nad^  ber  SJerfünbigung  ber  Senteng 
nad^  fionbon,  um  beim  ^ergog  t)on  @aunt  fflage  )u 
fül^ren.  Se^terer  aber  mar  f e^r  ungehalten  über  il^re 
änlel^ren  unb  il^ren  Ungel^orfam,  unb  fo  mußten 
ft(^  bie  Slngeflagten  untermerfen,  ba  bie  gemöl^n- 
lid^en  SuSflüd^te,  Serufung  auf  il^r  (Semiffen,  8e« 
tl^euerung  il^rer  SRed^tglaubigfeit,  ja  fogar  ^pel» 
lation  an  ben  ^opft  (Wilkins,  ConciL  HI,  1645), 


129 


SoIIarben. 


130 


[. 


m^t  tKifongen  tDoUten.  Sc^on  am  18.  October 
1882  tonnte  ber  (Srjbifd^of  ben  äBicUfiten  Ißebe- 
Bon  in  feine  atabemtf(]^en  Sted^te  miebet  einfe^en 
nb  Dr.  Step^ngbon  bon  ber  ^^communication 
kfieien.  ^^forb  tDtbetftanb  nod^  einige  ^af)xt, 
Mute  ftdb  aber  fd^lie^Iid^  mit  ber  ihrd^e  auS  unb 
MaI§iKirt^fermönd^  inSooentr^.  SBidif  ftarb 
{(tonam31.2)ecemberl384.  S)er  ^lan,  0|f orb 
im  Stütelminft  ber  93ett)egung  }u  mod^en  unb  ha* 
K&ß  eine  ^fUniiftötte  feiner  ^rebiger  gu  grünben, 
Kr  gefd^tert.  Sie  SBetoegung  l^atte  fur^  nad^ 
\mm  Xobe  taum  eine  @pur  gurüdFgelaffen.  SBicIif 
\aüt  bie  atte  Abneigung  gegen  bie  Settelmönd^e 
eil  ^bel  benu^t,  um  Sinflu^  gu  geminnen ;  fte 
Hieb,  ober  feine  Seigre  ttmrbe  nad^  einiger  3^it  t)er« 
geffes.  SBtdif  unb  bie  SoIIarben  l^atten  bei  tl^rem 
Sorget  gegen  ben  SIeruS  ftd^  bomel^mlid^  auf 
bk  loeltltd^  aßad^t  gefüllt,  bei  ber  fie  ftd^  burd^ 
lognffe  auf  bie  SSorred^te  beS  SIeru§  beliebt  gu 
no^en  jud^ten.  Sine  anbere  äBaffe,  ber  fte  fid^ 
in  bcm  ftüinpf  mit  Sorliebe  bebienten,  maren  3n« 
Mctioe  unb  SSerleumbung.  @Ieid^  fo  bielen  ®ec- 
Hirni  fc^einen  fte  nid^t  geal^nt  gu  l^oben,  bag  ber 
Seifnnbiger  beS  (Stxmgeliumd,  tt)eld^er  burd^  feine 
9cä^  bie  fd^Iimmften  Seibenfd^aften  beS  menfd^« 
ü^en  ^ersenS,  bie  ^bfud^t^  ben  92eib,  bie  Sifer- 
fi4t  ben  @toli,  en^effett,  baS  Uniraut  fäet  mU 
^  bie  gute  &acA  gang  unfel^Ibar  erftidtt.  92eben 
bei  ^lebigem  unter  ben  SoQarben,  benen  e§  mit 
i^  SKffion  Smft  mar,  fanben  ftd^  aud^  btele 
f^eni^Ier,  üiele  ^fonatifer,  bie  burd^  il^re  S^ceffe 
bemlnfe^n  ber  @ecte  mel^r  fd^abeten  al§  nu^ten. 
Sol  Suftrettn  ber  Settelmön^,  namentlid^  ber 
Sranc^coner  unb  ber  2)ominicaner,  meldten  bie 
cngßfii^  9bition  unb  befonberS  bie  ©tobte  il^re 
geifügc  Sieberemeuerung  )u  t>erban!en  Ratten,  mar 
bo4  nii  gan^  anbereS  gemefen  aI3  ba§  ber  ,,armen 
SckTter*.  €ie  l^atten  fid^  auf  bie  ^rebigt  bed 
fiNiiigeltumS  befd^ränft,  l^atten  nid^t  gegen  il^re 
§ti^Oxfyn  Oberen^  gegen  altel^mmrbige  Sebröud^e, 
SctDo^n^etten  unb  religiöfe  Uebungen  geeifert, 
}n3ban  benfelben  ben  neuen  (Seift  etngul^aud^en 
gcfnd^  @ie  V^en  bad  9ni|trauen  unb  ben  92eib 
ber  Vtöadft  unb  beS  SSeltcleruS  burc^  il^ire  gro^» 
adigen  (Erfolge  entmapet  unb  überall,  mol^n  ^e 
famm^  gfrieben  gebrad^t  mä^enb  bie  fiolbrben 
oBcr  Orts  an  bie  fc^Iimmfien  fieibenfd^aften  il^rer 
ffdtn  apftQirten.  Sine  Smeuerung  tl^at  freilid^ 
oott;  bie  Settelmbnd^ ,  meldte  fo  ®ro^e§  für 
^ehmg  ber  9Biffenfd^aft  an  ben  englifd^en  Uni« 
mfilötm^  3^(Ifü^rung  bon  Sleligiofität  unb 
Stttlu^t  unter  ber  @taBt«  unb  Sanbbebößerung 
geXeißet,  Rotten  mol^l  nid^t  ganj  ol^ne  j[ebe  @d^ulb 
i^  ftn^ered  9nfe^  unb  il^ren  ßinffu^  verloren; 
aber  bie  Sormürfe,  mit  meldten  fie  oon  ben  ,,ar' 
■es  ^ricßem'  überl^ft  ttmrben,  berbtenten  fte 
n^t  <Benibe  burd^  fie,  ol^ne  Unterftügung  ber 
Irgimtng^  tmxAt  ber  SoüarbidmuS  gei^g  über« 
■nAcB,  nod^  el^  bie  Stegierung  $arlamentdacte 
gegm  benfelben  t>erdffentlid^te.  Unter  ben  SBettel« 
mbadißn  befonben  ftd^  eine  Sieil^e  l^od^begabter 

tUloIciifra.  ym.  2.  «ttfL 


aKänner,  loeld^c  i^rcn  ©cgnem  gctftig  meit  über« 
legen  maren  unb  bie  Slöjen,  meldte  fid^  bie  SoI- 
Iarben gaben,  gut  ju  benu^en  mußten.  Slid^tS 
ftcfltc  bie  „armen  ^riefter"  fo  bloj,  mie  bie 
SDloJIoftgfcit  unb  ber  Unöerftanb  mand^er  il^rcr 
^rebiger.  @o  be]&au|)tete  SBilliam  ©mpnbcrb^, 
ein  fiaie,  roeld^cr  einem  uncntl^altfamen  Elerifer  ben 
Sel^nten  entrid^te,  mad^e  fid^  jum  ÜJKtfd^uIbigen  an 
bem  SJerbrcd^en  be§  SIerüerS :  menn  ber  taufenbe 
^riefter  ober  bie  ^at^en  beö  töuflingS  fi(^  in  ber 
Sobfünbe  befonben,  fo  fei  bie  laufe  ungültig; 
bie  l^etligen  SBeil^en  Derliel^en  nid^t  bad  ^riefter« 
tl^um,  menn  ber  @tm\f)it  ntd^t  bon  ®ott  ermö^It 
fei  (Walßingham  11,  55 — 56 ;  Fase.  p.  338). 
©m^tl^,  ^uröe^,  ^arfer  mad^ten  fid^  öl^nlid^er 
Uebertretbungen  fd^ulbig  unb  gingen  über  bie  Seigre 
SBicIifS  meit  l^tnauS.  S)ur(^  bie  ^Betonung  ber 
göttlid^en  Srmö^Iung  mürben  bem  @ubj[ectit)i3mu^ 
Xpr  unb  Xl^or  geöffnet.  SBar  e§  ba8  Unbefümmte 
unb  @d^man!enbe  ber  fiej^re  SBicIifS ,  bie  allein 
genommen  baS  SSoI!  gleid^gültig  unb  lalt  lie^, 
ober  rid^tiger  ber  äBunfd^,  bie  allgemeine  Unju« 
friebenl^eit  ber  nieberen  @tänbe  für  bie  eigenen 
Stotät  3ubenu|en:  bie  ^rebiger  ergingen  ftd|  mit 
größerer  SSorliebe  in  fodalen  fjragen  al§  in  6r- 
Hörung  ber  d^riftlid^en  Seigre,  unb  legten  fomit  ben 
©runb  )ur  93erf olgung.  Sie  ma^Iofen  ©d^möl^un- 
gen  gegen  bie  Settelmönd^e,  meldte  ffinber  3fd^a> 
riotS,  irre^Iäre  $rocuratoren  be§  böfen  fJfeiribeS, 
®egner  ßl^rifti  unb  Sd^ülcr  ©atanS  genannt 
mürben,  mit  benen  bie  ßölle  fo  angefüllt  fei,  ba^ 
für  irgenb  eine  anbere  Seele  fein  SRaum  me|r  fei 
(Mnllinger,  The  University  of  Cambridge  I, 
270),  mußten  auf  bie  ®auer  alle  ebleren  ®e« 
müt|er  abfto^en.  S)ie  oon  ben  SoIIarben  1395 
an  ba§  Parlament  gerid^tete  Slbreffe  (Fase.  p.  860 
ad  369)  brad^  fo  oollftönbig  mit  ben  lat^oUfd^en 
Seigren  unb  ©ebröud^en,  bag  eine  Xöufd^ung  über 
bie  ma]()ren  Slbfid^ten  ber  SoIIarben  nid^t  mel^r 
möglid^  mar.  3n  berfelben  l^eigt  e§:  1.  S)otation 
unb  lird^Iid^eS  SBefi^tl^um  ^nb  bie  Urfad^e  be3 
@toI}e8  unb  aller  @ünben  be§  SIeruS.  2.  2)a§ 
ie|t  an  äBeil^en  gehtü^fte  ^rieftertl^um  ift  nid^t 
ba8  ^rieftert^um  gl^rifti;  bieSifd^öfe  fpielen  mit 
bem  l^eiligen  ©eift.  3.  Sie  bon  ben  ^rieftem  gc« 
forberte  Sntl^altfamfeit  l^at  bie  @obomie  in  bie 
Jtird^e  eingefül^rt  unb  ift  bermerflid^.  4. 2)a§  9Bun> 
ber  ber  SBefenSüermanblung  im  %Itar§facrament 
ift  ju  öcrmerfen;  ber  Seib  El^rifti  ejiftirt  nid^t 
au^erl^alb  be§  öimmelS.  5.-— 12.  ßjorciSmen  unb 
Segnungen  aller  9trt  finb  ju  bermcrfen,  ebenfo 
SeÖeibung  meltlid^er  ?Iemter  burd^  ©eiftlid^e,  ®e« 
bete  für  bie  lobten,  fflaHfol^rten,  ®cbcte  bor 
ffreujcn  unb  ©ilbem,  Dl^renbeid^t,  ftrieg  unb  §in« 
rid^tung,  ®  elübbe  ber  ßeuf  d^l^eit  f  eitenS  ber  fjrauen^ 
?Iu§übung  ber  ftunfi.  S)ie  SoIIarben  jeigtcn  pd^ 
l^ier  als  SSorläufer  ber  Reformatoren  beS  16. 3a^r- 
l^unbertS,  ^mangen  aber  Slid^arb  ü.,  t)on  allen, 
meldte  ber  ^ärefte  üerbäd^tig  maren,  einen  9lb- 
fd^mörungScib  ju  »erlangen,  ^ofitifd^e  fflirren 
unb  bie  SKifegunft  beS  §ofcS  öerl^inberten  arunbet 

5 


131 


fiollarben. 


132 


ber  1396  SourtenoQ  auf  bem  @tul^(  t)on  Santec« 
butQ  gefolgt  bie  SoOarben  gut  Strafe  gu  jiel^etu 
SHe  Stift  foQte  nid^t  lange  bauem.  ®er  Seiiraum 
öon  1399—1417  ifl  nad^  Segler  (C^erjog,  SReal- 
enc^n.  vm,  740)  ber  leibenSDofifte  unb  fpe^t 
mit  ber  ^inrid^tung  bed  fiorb  Sobl^am;  rid^ 
ttger  gefagt,  bie  nid^t  Iftnger  t)om  ^ofe  gefd^ü|ten 
fiollarben  nal^men  an  ben  Sm))örungen  gegen  bie 
Ä5nige  ^einri^  IV.  unb  V.  tl^eil  unb  nmrben 
na^  SSerbienft  bejtraft.  Seibe  J!5nige  toaren  über- 
geugungStreue  ffoti^olif en  unb  ffil^lten  fic^  t)ttp^iÖ^» 
tet  bie  »örefie  auSjurotten ;  beiben  l^atten  fjffil^rer 
ber  Sol&rben  nad^  bem  Seben  getrachtet  gubem 
mar  eine  Steaction  gegen  bie  fiollarben  eingetreten 
(Stubbs  m,  33).  es  ift  bal^er  felbjtoerflanb- 
lid^,  ba|  fie  gegen  bie  ^öretiler  einfd^ritten.  %n 
26.  äanuor  1401  berief  Srunbel  eine  Serfamm* 
lung  beS  SIerud  unb  t>erlangte  Unterbrudhtng  ber 
fiouorben ;  bie  Idniglic^en  Sommiffare  Derfprad^en 
bie  Unter{m|ung  bed  Stbnigß,  verlangten  aber  ent- 
f d^iebeneS  SSorgel^en^  benn  felbft  möl^renb  ber  $ar« 
Iamentdfl|ungen  t)erbreitete  ftd^  baS  ®erfld^t  ))on 
einer  Srbebung  ber  fiollarben.  2)ie  t)om  SIerud 
an  ben  ftönig  gerid^tete  9breffe  toax  fd^rf ;  i^r 

iolgte  auf  bem  ^u|  ^^n  ^roge^  gegen  ben  fiollar- 
ben Satotre.  Sie  %bref|e  mürbe  t)om  ftdnig  mit 
3uftimmung  bed  Oberl^aufeS  angenommen;  bad 
Unterbaus  fanbte  gforberungen  öl^nlid^en  Snl^tS 
ein.  S)iefe  gforberungen  mürben  1401  gu  einem 
Statut  erl^oben,  bemgufolge  ein  unbu^fertiger 
Rti^,  meld^er  t)om  geifuidpen  ©erid^tSl^of  feiner 
SSerbred^en  iiberffll^rt  morben,  bemmeltlid^nSrm 
leerlief ert  unb  t>erbrannt  merben  f oUte.  S)er  $ro- 
ge|  ©amtre'S  bauerte  üom  12.— 24.  gfebruar;  am 
11.  ÜRörj  1401  marb  er  ^ingerid^tet  2)ad  Unter- 
l^aud  He^  bem  ftönig  burd^  ben  ^Spred^er"  banlen, 
meil  er  baS  für  SuSrottung  ber  3rrlel^re  geeignete 
l^eilmittel  angemanbt  l^abe  (Lingard  lU,  233). 
3n  Snglanb,  baS  btSl^er  auffoOenb  frei  oon 
lte|ereien  gemefen,  fd^eint  baS  ®efe|,  meld^eS  ben 
@]^eriff  bet)oDmöd^tigte,  bie  bed  Unglaubens  ober 
ber  Spofiafle  SSerböd^tigen  gu  üerl^ören  unb  gum 
^euertob  gu  t)erurtl^eilen,  voriger  nur  in  gang  meni- 
gen  |$aSen  gur  ^nmenbung  gefommen  gu  fein 
(Stubbs  m,  365).  2)aS  Statut  ging  SHelen  nid^t 
meit  genug  ober  mürbe  nid^t  ftreng  burd^gefül^rt ; 
benn  1406  Derlangte  baS  Unterl^auS  fhengere 
@efe|e  gegen  bie  fiollarben  (Kotuli  Parliamen- 
tomm  m,  583).  gS  mirb  in  bem  Sc^riftftädT 
ouSgeful^rt,  bie  ^anbütngSmeife  ber  fiollarben 
untergrabe  bie  ®runblagen  beS  Staates,  il^re  An- 
griffe auf  baS  Sigentl^umSred^t  bebrol^en  SBeltlid^e 
fomol^I  als  ®eifUid^;  bie  fioUarben  l^ötten  bie  ®e- 
rüd^te,  bag  ftdnig  ^d^b  nod^  am  fieben  fei,  Ver- 
breitet unb  fldnben  im  SBunbe  mit  ben  ^inben 
beS  ßönigS.  2)ie  aRagifirate  fottten  bie  SSoIImad^t 
l^aben,  bie  fioDarben  gu  greifen,  gefangen  gu  f e^ 
unb  fie  Vor  baS  Parlament  gu  ftellen.  2)er  j^önig 
gab  feine  3uftimmung,  mad^te  jebod^  leinen  ®e- 
braud^  von  biefer  SSoHmadbt  (Stubbs  m,  372). 
3m  3. 1410  gingen  bie  Kitter  ber  fionbfd^aftcn 


ben  Jtönig  bittmeife  an,  er  möge  baS  ®efe|,  bem- 
gufolge  fioOarben  jm  ieber  3eit  unb  an  iebem  Ort 
ol^e  fdniglid^en  SSerbaftSbefe^I  arretirt  unb  fai 
baS  näd^fte  löniglid^e  ®ef  ftngni^  abgefül^rt  merben 
burften,  abönbem  ober  iriefelben  gegen  Sfirgfd^ 
freigeben  (Walsingbam  ü,  283).  S)er  ftönig 
gab  eine  abfd^Iägige  Antmort  SaS  Unterl^oaS 
empfal^I  auc^,  bie  fiönbereien  ber  Sifd^bfe  unb  ber 
reid^eren  Sebte  gu  confiSciren  unb  bamit  15  Sota, 
1500  SKtter,  6000  SquireS,  700  Spitäler  unb  mtt 
20  000  $fb.  St  aud^  ben  Jtönig  gu  botiren  (Wal- 
singham  11,282).  2)er$ringvonaßaIeSbef(im)>fte 
biefen  abenteuerlid^en  unb  tl^drid^ten  SSorfd^Iag,  fo 
ba^  man  il^n  fallen  lie^.  SSol^rfd^einlid^  um  fid^ 
vom  SSerbad^t  ber  ^äre^e  gu  reinigen,  ver^te  mm 
baS  Parlament  bte  |)inrid^tung  beS  Sd^neibeift 
Sol^n  9abb9,  meldten  bie  geiftlid^en  9tid^ter  j)em 
meltlid^en  9(rm  mit  ber  IBitte  um  Sd^onung  fein^ 
fiebenS  übergeben  l^atten. 

^einrid^  V.,  einer  ber  ebelfien  ttbniqt  SnglonbS, 
mar  voS  l^etügen  Sif erS  für  bie  Steiner^Itmtg  ber 
d^riflHd^en  fiel^re  unb  Ausrottung  ber  ^e|eret  gu-' 
gleid^  VoS  ÜRitgefül^IS  für  bie  Verirrten;  fo  fu^te 
er  perfönltd^  ben  Sd^eiber  SBabbQ  gu  befe^n. 
Mein  burd^  fein  mitleibigeS,  poHtifd^  unOugeS 
3ögem  gab  er  felbft  eine  ©elegenl^it  gur  Sm- 
pdrung  (vgl.  Stubbs  m,  77).    3o^n  Olbo^e, 

Benannt  fiorb  Sobl^am,  ein  f^teunb  |»einrid^  IV., 
atte  ben  fioOarben  auf  feinen  ®ütem  in  ffeni 
unb  ^eref orb  vielfad^  SSorfd^ub  geleiflet  unb  ben 
Steifeprebiger  ber  fioUarben  befd^ü^t.  ^einrid^  V. 
fud^te  il^n  vergebens  unuuftimmen.  OlbcafUe 
gab  ber  SSorlabung  beS  Si^bifd^ofS  leine  ^tl^t, 
mürbe  begl^alb  gefangen  gefegt  unb,  ba  er  nid^t 
miberrufen  mollte,  am  25.  September  1413  ver- 
urtl^eilt.  SS  gelang  il^m  {ebod^,  auS  bem  Zomer 
in  fionbon  gu  entftiel^en.  ^leic^  nac^  feiner  Sfbtd^t 
verbreitete  ftd^  baS  ®erü^t  100000  fioDorben 
feien  bereit,  ft(|  gu  erl^eben:  baSfelbe  ermieS  fidb  aber 
als  unbegrüubet  Um  SBetl^nad^ten  mad^ten  febod^ 
bie  fioUorben  mirQid^  ben  SSerfud^,  ben  ftönig  in 
Sltl^am  gefangen  gu  nel^men ;  als  biefer  Anf ($lag 
mißlungen,  verfammelten  fte  fu^  am  12.  3aimar 
1414  in  St  ®ileS  in  ber  mf^t  fionbonS.  S)er 
jtönig  lie^  bie  Xl^ore  ber  Stabt  fd^lie^en,  um 
3ugug  feitenS  ber  ^Bürger  gu  ben  fioDarben  gu  Ver- 
l^inbem,  unb  voftirte  Xruppen  an  ben  geeigneten 
SteSen.  Olbcaftleentfam;  mand^berarmenOpfer, 
meiere  ftd^  von  il^m  l^atten  betl^ören  laffen,  muroen 
f efigenommen,  unb  einige  berfelben  als  j^e^er  l^in- 
gerid^tet  Sscommunicirt  unb  vom  ftönig  geöd^iet, 
fud^te  Olbcaftle  burc^  SSerbinbung  mit  ben  Sd^ot- 
ten,  ben  9RortimerS  unb  $f eubo-Stid^arb,  bem  95- 
nige  neue  Sd^mierigfeiten  gu  bereiten,  bis  er  1417 
in  SBaleS  gefangen  mürbe,  ßr  mürbe  beS  ^od^- 
verratl^S  unb  ber  |)örefte  fd^ulbig  befunben,  ge- 
langt unb  verbrannt,  fied^ler  nennt  il^n  einen  burd^ 
d^riftlid^en  SRutl^  unb  Seftönbigfeit  auSgegeid^eten 
SRann ;  eS  ifl  mol^l  richtiger,  gu  bel^upten,  ba^  er 
bie  ftrengen  ®efe|e  gegen  bie  Ht^tt  mit  veranlagt 
]^t  ®urd^  eine  $arlamentSacte  vom  3a]^re  1414 


133 


2om6arb. 


134 


i 


Durbe  Riefte  für  ein  SJerbred^en  gegen  ben  @toat 
oflffll  80  umrben  bie  meltUd^en  9Hd^ter  nid^t 
(infai^  SoÜfhcder  beS  bom  getftlid^en  (Sendet  ge* 
jolllen  Ibt^^ilS,  fonbem  bilbeten  einen  felbftänbi« 
gm  (Scri^tSl^of.  ^tiebendric^let  ttmrben  beboO- 
nä^tigt,  auf  ^reüfer  }u  f o]^nben,  Sierl^aftbef el^Ie 
OBäge^  )u  laffen,  loeld^e  bie  Sl^enffS  auSfäl^ren 
wa^ttn,  unb  fie  innerl^alb  5e]^n  S:agen  Den  geifilic^en 
K^tnn  ju  überliefern  ic.  Ungead^tet  ber  Strenge 
birfer  Scte  ttmrben  bie  SoQorben  1422  in  Sonbon 
vicbcr  f 0  gt f Ql^rlid^,  ba^  bad  Unterl^ouS  bie  Ueber» 
aiDortung  ber  Singelerlerten  an  bie  geijUid^en 
Sii^ter  (morbnete.  3nt  3. 1431  nol^men  bie  Sol- 
bobcn  i^I  an  ber  Sr^ebung  bed  3ad  ©^arp;  fte 
woxm  glri^fallS  an  bem  Sufjionb  bon  1450  be* 
4eiligt  mib  hörten  fomit  feit  1417  nid^t  auf, 
eine  fird^lti^politifd^  Oppofitiondpartei  5U  fein 
rogL  Stabbs  in,  375).  S)ie  ^rojeffe  gegen  ^e 
Dorcn  ja^Ireid^;  bie  meinen  »iberriefen,  unb 
nnr  n^nriot  UKiren  bereit,  für  il^re  Ueber}eugung  }u 
toben.  Sbie  38  ^ßerfonen,  meld^  nod^  bem  %uf' 
Banb  Clbcaflle'8 1414  ge^ftngt  unb  Derbrannt  nrnr* 
bcn,  bann  OlbcafUe  felbft,  3ad(  ©l^arp  unb  fünf 
feiner  (Senoffen  göi^It  man  füglid^  }u  ben  politifd^en 
Setbre^tm;  f  0  bleiben  nur  menige  eigentlid^e  ff  e^ 
sbrig,  mcld^  ben  gfeuertob  erlitten,  nömlid^  äol^n 
Qo^bon  unb  9li($arb  3:urm9n  1415,  SBiSiam 
Zfl^lDr  1422,  Stid^rb  ^unben  1430,  Stomas 
8aglc9  1431,  3o^n  ®arbiner  1438,  SKc^arb 
S94  unb  fein  S^iener  1440,  aBiUiam  SBaloU) 
1466  (Stubbs  m,  377).  2)er  aßart^rologi^ 
3op  (in«  587)  fügt  nod^  einige  9tamen  l^in^u. 
3b  Csforb,  bem  ehemaligen  ÜRittelpunft  ber  Sol- 
lotbcs,  nxir  ber  Streit  }nrifd^en  bem  Sr^bifc^of, 
ber  bie  üniDerfttöt  Difitiren  tooOte,  unb  ben  mu 
gBcbcm  ber  UniDerfttöt,  meldte  fid^  auf  i^re  $rU)i- 
legien  beriefen,  Don  92euem  ouSgebrod^en,  nmrbe 
der  bnrd^  beS  $rin^en  Don  SBoIed  Siermittlung 
bdgdtg/L  Sie  SoKarben  litten  natürlich  Partei 
ben  (&}bif4of  genommen  (1411). 
eoidmer,  citirt  Don  SDMinger  (I,  274),  be« 
über  fBidif  unb  feine  Slni^anger:  ^äBicIifS 
6htfln|  überlebte  il^n  nid^t  lange.  9Beit 
bog  ber  SoDarbidmuS  je  tiefe  SBurgeln 
a^fd^  Solfe  gefd^Iagen,  finb  bie  ©puren 
fc^n  iängft  Dor  ber  9leformation,  bereu 
Scddofcr  er  feinfoD,  Derfd^tmutben.  3nbem  rei« 
tn  Cndemnaterial  über  bie  ber  Siegierung 
f^emzi^S  YHL  Dorl^ael^enbe  ^ßeriobe  fud|t  man 
sergefcfiit  i>fi4  ^^lem  SebenS^eid^n  biefer  @eäe. 
Sie  Bnorflung  UMr  eined  natürlichen  XobeS  ge« 
ssb  ^tte  aud^  feit  bem  Xobe  OlbcafUe'd 
b^cnteiibe  $erfdnlid^feit  me^r  aufsumeifen." 

gl)  notürlid^,  ba|  bie  befonberS  an  ber 
gUmbS  yil^lreid^  Snl^nger  ber  lutbe» 
unter  ber  Stegierung  ^nrid^  Yin. 
Me  SoOod^en  anfnüpften,  unb  ba|  baS  93oIf 
religi53  unb  poßtifd^  Unsufnebenen  ben 
£onarbcn  gebrauste;  bamit  i{l  febod^ 
\  bcsviefcn,  bag  fie  bie  Siorlaufer  ber 
icn  getoefen.  Sud  bem  gfactum,  ba|  9i- 


fd^of  ^eacodr  (f.  b.  9lrt.)  bie  @$egner  ber  ®eifüid^- 
feit  fioüarben,  SBibeüeute  nennt,  folgt  nid^ts.  Sie 
d^arafteriftifd^e  Seigre  ber  Sfteformation,  Wed^tferti- 
gung  burd^  ben  (Slauben  allein  unb  Sierbienjtloftg* 
feit  aOer  guten  SBerfe,  finbet  ftd^  bei  il^en  nid^t. 
Sie  ^Reformatoren  Derf eilten  freilid^  ni^t,  bie  im 
15. 3a]^r]()unbert  Dergeffenen  Sd^riften  (D^^.  Lyte, 
Hiatory  of  the  University  of  Oxford  286) 
SBicIifd  mieber  an'^  Sid^t  ju  jiel^en  unb  im  ßampfe 
gegen  9tom  {u  benu|en.  Sie  SoQarben  toaxta 
für  Snglanb  nid^t  ber  Sauerteig,  toeld^  bie  ir« 
religidfen  ÜRafTen  burd^föuerte,  fonbem  baS  }er« 
fe|enbe,  bie  (S^rfurd^t  unb  Sd^tung  ber  geiftlid^^ 
unb  teeltlid^en  Suctoritöt  untergrabenbe  Clement 
Sie  ffe|er,  mlä)t  im  15.  äal^rl^unbert  Don  ben 
geiftlid^en  ä^ic^tem  }um  SBiberruf  gegnmngen  ober 
beftrafi  mürben,  finb  mit  nid^ten  @eelen,  meldte 
ba§  gütige  SBort  ®otte3  gefd^medtt  unb  auf  bem 
SBege  jur  feligen  Smigfeit  il^r  Seben  nad^  ®otte3 
SBort  eingertqtet  laben,  fonbem  profane,  aller 
SReligiofttöt  bare  ÜRenfd^n,  ober  fd^Iaue  ^eud^Ier, 
bie  mol^I  feiten  ben  URutl^  l^atten,  für  il^re  Ueber« 
}eugung  einzutreten,  mie  bie  Unterfud^ung^cten 
geigen.  (Fasciculi  Zizaniorum,  ed.  Shirley, 
London  1858  (BoUs  Series);  Walsingham, 
Historia  Anglicana,  ed.  Biley,  London  1864 
(B.  S.);  Lingard,  History  of  England,  6.  ed.; 
Stubbs,  Constitutional  History  of  England, 
3.  ed.;  Mullinger,  The  University  of  Cam- 
bridge, 1873;  S.  L.  Poole,  Wycliffe  and  the 
Movement  for  Reform,  London  1889;  fied^Ier, 
3o]^n  Don  SBicIif  unb  bie  SSorgefd^id^te  ber  Sie» 
formation,  1873;  M.  Creighton,  Hist.  of  the  Pa- 
pacy  II,  Lond.  1 882.)  [^.  3immermann  S.  J.] 
(^omSatb,  $etcr,  Srgbifd^of  Don  %rmag^ 
(1601—1625),  ttmrbe  1554  in  ffiatcrforb,  bem 
;,irifd^en  SSom",  geboren,  ©eine  gfamilie  gcl^örte 
}u  bm  angefel^enften  ber  @tabt  vaib  lieferte  Diele 
äßanner,  mel(|e,  obgleid^  fatl^olifd^,  ft^  in  mid^ 
tigen  Semtem  gegen  bie  englifd^e  9iegiemng  bis 
in  bie  3ctt  SacobS  L  gu  bel^auptm  mußten.  3n 
ber  berül^mtm  @(^ule  beS  $eter  SBl^ite,  meldten 
bie  SRegiemng  megm  ber  Xreue  gegen  ben  alten 
@Iauben  ber  Sombed^anei  in  SBaterforb  entfe|t 
l^tte,  empfing  er  feine  l^ö^ere  SBilbung  unb  begog 
1572  bie  ^od^fd^ule  Don  Sömen.  9tad^  breijäl^ 
rigem  @tubium  mürbe  er  }um  primus  üniversi- 
tatis  erflürt.  %U  ein}ige  miffenfd^aftlid^  Seiftung 
aus  biefer  ß^U  befi|en  mir  Don  Sombarb  baS  (Car- 
men heroicum  in  doctoratum  Nicolai  (Jnemer' 
fordii  (1575)  unb  bie  Carmina  in  laudem  Co- 
mitis  Ormoniae.  93on  1576  l^ielt  er  in  £teai 
^Borlefungen  über  ^l^ilofopl^e  unb  X^ieolo^ 
mürbe  1578  in  einem  SSerjeid^ni^ 
linge,  meldte  gu  großen  |»offnungen 
(Bregor  xni.  mann  empfohlen.  Seif 
ftem  beS  iBajuS  tro^  ber  SSermerfnag  im  7^  S%cl 
burc^  $iu3  V.  bennod^  fortträ^flt  'nmeqpdb^ 
netm  bie  |)0(^fd^ulen  Dmi  SAooi  m/b  2tanr  rrsi. 
neue  SSermerfung  unb  betnadtai  liK  iamncr: 
mit  ber  Ueberbringnng  bcildBiüM  xun  5::-=. 


135 


Sombarb  —  Somentc  be  Siricnnc. 


136 


S)cfe9lei(^n  l^attc  er  btc  Scpimmung,  blc  Uni= 
t)erfttat  Sötoen  in  bem  gto|en  Streit  über  bie 
©nabentel^re  ju  öertreten.  Slad^bem  er  bereits  1594 
Sompropft  5U  6^mbrai  getoorben  roax,  erl^iett  Som« 
barb  burd^  ElemenS  Vm.  am  9.  3uli  1601  ben 
©rsflul^t  öon  Slrmaöl^.  ©eine  ©iöcefe  jn  betreten, 
mürbe  il^m  bei  ber  Sebrüdung  ber  irifd^en  ffird^e 
nie  öergönnt,  bagegen  entttidelte  er  in  SRom  eine 
üielfeiHge  I^ätigfeit.  StemenS  vm.  beftettte  il^n 
SnmäJlitgßeb  ber  Congregatio  deauxilüs,  tDzlä)t 
geitmeilig  in  SomborbS  SBol^nung,  bem  $a{aft 
@alt)iati,  il^re  @i|nngen  abl^iett.  3m  13tägigen 
«Pontipcat  fieo'S  XL  bat  Karbinat  »orgl^efe  ben 
Si^bifd^of,  bie  ®rünbe,  metd^e  eine  rafd^ere  @r' 
lebignng  ber  Streitfrage  forberten,  gnfammen» 
juftellen.  Unter  ^Joul  V.  (Sorgl^efe)  lieferte  ber 
Sr^bif d^of  ben  @ntttmrf  )u  einer  IBuUe,  meldte  ber 
$a))ft  belobte,  möl^renb  bie  SRitglieber  ber  Son* 
gregation  il^rer  ÜRel^rjal^t  nad^  in  einzelnen  fünften 
Don  Sombarb  abmid^en.  3laä^  ber  Ie|ten  2)i§))u« 
totton  (1. 9Rärs  1606)  forberte  $aut  V.  bie  Kon- 
fultoren  anf,  il^re  ®uta(!^ten  abzugeben.  2(nSom« 
barbS  93otnm  werben  30  ^ropofxttonen  aWotina'S 
beanjianbet.  SBeiter  erftattete  Sombarb  Serid^t 
über  jmdlf  @ö|e,  metd^e  ungenaue  ^nfd^auungen 
über  baS  SSerl^ältni^  Don  fftrd^e  unb  Staat  be» 
trafen  unb  bamalS  in  Snglanb  im  @d^tt)ange 
gingen.  3n  einer  2)enffd^rift  an  bie  ^ropaganba 
Dom  Saläre  1623  ertoäl^nt  Sombarb  ben  ^ntl^eit, 
wetd^en  er  auf  Sefel^I  ®regor§  XV.  on  ber  Sei« 
legung  be§  Streitet  über  bie  d^inefif  d^en  ©ebröud^e 
genommen.  ®en  ®rafen  üon  I^rone  unb  I^r« 
conneH,  meldte,  1607  öor  Sacob  I.  geflol^cn,  in 
Som  il^r  Slf^I  mäl^tten,  toar  Sombarb  treuer  Se- 
ratl^er,  fal^  fid^  aber  üielfad^  gejtoungen,  bereu  3ln» 
träge  auf  Sif(|of§emennungen  für  Uljter  ju  burd^- 
freujen.  ^uf  SombarbS  Sefel^I  berief  ber  $roto- 
notar  S)aDib  Slotl^e  eine  ^roDin^ialf^nobe  nad^ 
Srogl^eba  (Vadepontum),  meld^er  inbe^  infolge 
ber  SJerwaifung  ber  Sprenget  nur  SiStl^umS» 
bertoefer,  ^riejier  unb  DrbenSleute  beimol^nten 
unb  bereu  kernte  in  4  DistinctioneB  auf  un§  ge> 
fommen  flnb.  Sin  ^meiteS  ^roDinjiatconcil,  mU 
d^e§  Sombarb  1618  berief,  befaßte  ftd^  mit  ber 
einl^eitlid^en  Seitung  ber  93ertt)altung,  SuSgteid^ 
beS  Streites  smifd^en  SQBelt»  unb  OrbenSgeiftlid^en 
unb  9{id^teinmifd^ung  ber  (Seifttici^en  in  ftaatlid^e 
tjragen.  9luf  SombarbS  Semül^en  ift  bie  Sefiel« 
lung  Don  ad^t  irtfd^en  93ifd^5fen  nad^  langer  ^er- 
maifung  (1611)  jurüdf^ufül^ren.  ytaä^  einem  State 
Paper  Dom  12. 9loDember  1606  (Russell,  State 
Papers  of  Irel.  under  James  I.,  IL,  17 — 18) 
erl^ielt  Sombarb  Dom  ^apft  ein  SMonotSgel^alt  Don 
200  ®ucaten.  3lm  13.  3uni  1623  Dcrfügte  bie 
^ropaganba  Se^al^tung  aQer  Sd^ulben  beS  Srg» 
bifd^of§,  fomie  Sumenbung  Don  50  ^b.  Sterling 
jur  Seftreitung  ber  ffoften  ber  §eimreife.  anfangs 
1625  erlronfte  Sombarb  unb  Derfd^ieb  ju  ^Jalom« 
bara  in  ber  Sabina,  mol^in  er  pd^  jurüdfgejogen. 
Seine  äBerfe  finb :  1.  Casus  circa  decretumCle- 
mentis  Vlil.  (Denzing.  Enchirid.,  3  ed.,  312); 


2.  De  Begno  Hibemiae  Commentarius.  2)a3 
claffxfd^e  ffierf,  meld^eS  eine  Sülle  ber  fettenden 
^lottjen  über  Srianb  barbietet,  erfd^ien  1632  juerft 
in  Sötoen  unb  encgte  ben  3om  ber  engltfd^en 
Regierung  berart,  ba&  Jfarl  I.  e§  1633  Derbieten 
lie^.  ^uf  ®ntnb  be§  bamals  nod^  in  ber  Sor« 
beriniana  ju  Slom  berul^enben  Originals  l^at  Kor« 
binat  SDloran  1868  eine  neue  3lu§gabe  ncbft  ge- 
leierter Einleitung  l^erauSgcgebcn.  6in  britteS  SBerl 
beS  gräbifd^ofS  l&at  3. 1.  ©ilbert  1885  entbedft 
unb  auSfül^rlid^  befd^rieben.  6§  fü^rt  ben  Sitel  Ad 
Jacob.  I.  Magnae  Brit.  . . .  B^gem  Eiri jxömov 
Acopov  a  P.  Lombarde,  Archiep.  Armac,  de- 
Btinatum  unb  legt  bie  ©rünbe  bar,  meldte  ben 
fatl^olifd^en  3ren  greil^eit  ber  Religion  5ufid6em. 
(Lombard.,  De  Begno  Hibem.,  edid.  P.  F. 
Moran,  Dublin  1868;  Brenan,  EccL  History 
of  Lreland,  Dublin  1864 ;  J.  T.  Gilbert,  Tenth 
Beport  of  the  Histor.  Manuscr.  Commiss., 
App.  V,  p.  345,  London  1885;  31.  »etteS- 
l^cim,  ®efd^.  ber  fatl^oUfd^en  ftird^e  in  Srlanb  n, 
283. 322  ff.  m,  688,  ÜWains  1891 ;  G.  Schnee- 
mann, Controv.  de  div.  gr.  273.  781,  Frib. 
1881.)  QBclleS^eim.] 

SM^axbf  f.  Sei^anftalten. 

S^tniaxbtUj  f.  Sangobarben. 

<i0miaxbnSf  f.  $etru§  SombarbuS. 

c£oitiBe},  f.  ^mbroftuS  Don  Sombej. 

^ontänie  be^^rienne,  Stienne  Sl^arled 
be,  ßarbinal  unb  le^tcr  ginauäminifter  grau!« 
reid^S  unter  ber  abf oluten  SKonard^ie,  mürbe  1727 
5U  ^artd  avLfi  einer  bem  ^od^abel  angel^örenben 
gamilie  geboren.  ®ie  gamUientrabittonen  be« 
ftimmten  il^n  jur  ftaat^mönnif d^en  Saufbal^n;  er 
trat,  ba  bie  äußeren  Umftänbe  unter  bem  langen 
SRegimente  beS  EarbinalS  gfleur^  nur  geringen  @r« 
folg  im  Solbatenbienfte  Derfprad^en,  in  ben  geifi« 
lid^en  Staub.  Sd^on  mäl^renb  feiner  tl^eologifd^en 
Stubien  im  Kolleg  b'^arcourt  befreunbete  er  ftd^ 
mit  ben  gnc^flopäbiften,  befonberS  mit  b'Sllem» 
bert  unb  Surgot,  unb  Dertl^eibigte  1751  an  ber 
Sorbonne  eine  Il^efe,  bie  offen  anttfotl^olifd^  lautete. 
Äud^  nad^bem  er  1752  bie  ^rieftcrmcil^e  unb  ben 
S)octor]^ut  em|)fangen  l^atte,  Derblteb  er  in  biefem 
iheife,  gebrauste  jebod^  je^t  bie  SSorpd^t,  feine 
ineligiöf cn  3been  nad^  ^u^en  l^in  ju  Derfd^leiem. 
Seine  greunbe  Derfd^afftcn  il^m  benSRuf  eines  be« 
beutenben  93em)altung§talente§;  er  mürbe  1760 
Sifd^of  Don  Eonbom  unb  1763  (Jrjbifd^of  Don 
3:ouloufe.  3e|t  fud^te  er  al§  ^nl^änger  ber  lur« 
got'fd^en  ^Jl^^fiofratie  unb  al§  SJa^al^mer  Don 
bcffen  SSermaltungStl^ätigfcit  gcmeinnü^ige  9ln» 
ftalten  einjufül^ren;  er  errid^tete  eine  Saummollen« 
manufactur,  Derbcfferte  ben  ^rfcrbau,  Derlegte  bie 
Segräbni^|)lö^e  Dor  bie  Stäbte,  baute  SBege  unb 
Kanäle  (fo  ben  Kanal  be  Srienne  jmifd^en  bem 
Kanal  Karaman  unb  ber  ©aronne),  botirte  baS 
§ofpital  ju  S^on,  ftiftcte  eine  Krjiel^ungSanftalt 
^r  SKäbd^cn  au§  Derarmten  abeligcn  gömilien, 
ebenfo  ein  ftnabenfeminar,  fud^te  bie  Kongrua  be« 
KleniS  5u  erl^öl^en  unb  bie  SSerforgung  alter  unb 


187 


Somenic  bc  Sricnne. 


138 


i 


fnmfer  $ne{lcr  ^u  Deimttteln.  SUIeS  btente  ober 
mir  feinem  Sj^getje;  er  fd^meid^elte  ben  „$]^Uo« 
fop^",  bie  i^n  toieberum  öffentlich  aß  „SSorbilb 
für  ben  Clerud"  lyerl^errlid^ten,  mäl^renb  fie  il^n  im 
Se^eimen  ald  böte  t>erfpotteten,  ba§  glüdflid^er« 
iDeife  burc^  b'^Iembert  gut  abgerichtet  morben  fei 
(»rief  «ottaitt'S  anb^lembert  ll.Sum  1770). 
Somenie  orbcüete  feinen  ®5nnem  in  bie  Mnbe, 
all  er  in  ber  Skrfammlung  beS  frangöftfd^en  SleruS 
^fibent  be§  fogen.  3uri§biction§comitö'8  ttmrbe. 
Si^t  nur  fterl^ii&erte  er  Diele  SDta^regeln  gegen  bie 
$une^menben  Angriffe  auf  Steligion  unb  @itte,  fo 
bo6b*%Iem6ert  15. 9ugufl  1775  fd^reiben  tonnte: 
,Ser  SIeruS  tt^ürbe  Diele  2)umm^eiten  mad^en, 
wnm  mäfi  einige  ,Demünftige'  93if d^5fe  ed  5u  l^in« 
bem  mülten'',  fonbem  er  toat  e§  aud^  l^auptfäd^ 
Ii4,  toelc^  bie  für  baS  Orben§Ieben  in  ^i^an!« 
teilt  notl^koenbigen  Reformen  in  falfd^e  Salinen 
knfte.  S)ie  SSerfammlung  bed  SIeruS  l^atte  als 
allein  rid^gen  SBeg  )ur  2)urd(fu]^rung  ber  Ste* 
form  ben  Slecurfi  an  ben  $a))ft  beantragt,  Somönie 
aber  erlangte,  ba^  aUe  Sendete  unb  iBorf  d^Iöge  an 
bei  If önig  gerichtet  tt^urben,  angeblid^,  um  beffen 
Sermütüntg  beim  $a))fte  l^erbei^ufül^ren.  3e^t 
^e  bie  Slegierung  gemonnened  @))iel.  S)ie  93e« 
rillte  gingen  nie  nad^  Sftom  ab,  Dielmel^r  erfd^ienen 
1766  ^mei  föniglid^e  Sntfd^Iie|ungen,  Don  benen 
bie  eine  exflärte,  ba|  bie  SReform  ber  Orben  alS 
oBlfc^icglid^  6taatdfad^  burd^  eine  föniglid^e 
Conniifftim  tH)D)ogen  totthtn  foQe,  möl^renb  bie 
)»ette  bte  6u)nrematie  bed  @taate8  über  bad  ganje 
gei^i«^  (Bdbiet  audfprad^  unb  eine  gteeiie  Som* 
miffton  einfette,  todd^  bie  ©taatSl^ol^eit  aber  ben 
Qenid  nnb  boS  gaiqe  geifllid^e  Gebiet  xoal^xtn 
fofitc  SHe  ÜRUglieber  beiber  Sommifflonen  ttmr« 
bcB  imn  if dnig  ol^e  SUtdffid^t  auf  ben  $apfl  er« 
waaad;  unter  ben  Stitgliebem  auS  ber  SReil^e  ber 
9if4dfe  trl^  Smn^e  bie  erfie  SteQe.  ein2)e« 
Oft  txmi  8. 9)nnl  1767  forberte  aneSifd^öfe  unb 
OibcnSoberen  auf,  fd^neQe  Stef onmntttel  in  iBor« 
f^log  SU  bringen;  ein  neued  Sbict  Dom  9Jlör} 
1768  gab  bereits  eine  9Renge  Don  Sefümmungen 
ober  bte  (MSbht,  bieSal^I  ber  OrbenSmitglieber, 
Vifna^me  Don  9{oDigen  u.  f.  f.  unb  trug  3^^^ 
tad^  unb  SenoeUIu^ung  in  bie  fflöfter  felbft 
fßam.  3ej^  begann  Somenie,  als  ^aupt  ber 
Oikiificommiffion,  bie  )93erfoIgung  ber  Orben. 
8ar  in  einem  ftlofler  bie  S^fjH  ber  SRitglieber 
flchi,  fo  erflärte  er  ii^r  SBirlen  für  bebeutungSIoS; 
wa  fte  qjcß^  fo  fürd^tete  er  ÜRü^iggang  unb  @nt« 
asimigj  in  beibcn  gfgflen  unterbrücfte  er.  Obtt)o]^{ 
9a^ebmenSXIV.  jumieberl^olten  aRaIen(Thei- 
MT,  Pimtificat  de  Clement  XIV,  I,  463  ss.) 

Si  bod  Xreiben  ber  Sommifflon  ftd^  erflörte 
bk  Ser^mlung  beS  (SIeruS  ebenfo  toxt  bie 
^idomente  Don  $anS  unb  Sorbeaus  gegen  bereu 
SOKir  imb  üngered^tigfeit  proteftirten,  arbeitete 
MrConmiffion  in  einer  ffleife  fort,  ba|  Don  2966 
fiüiem  mit  26672  OtbenSperfonen,  meldte  ftd^ 
Wteafelgng  ber  Conuniffion  Dorgefunben  l^atten, 
'  ben  Xden  ber  Sonftituante  1790  nur  nod^ 


1056  Käufer  mit  6064  PrbenSteutcn  übrig  blie- 
ben (Darras,  Eist,  de  l'Eglise  XXXIX,  460  ss.). 
Somenie  »ar  babci  burd^auS  nid^t  uneigennü^ig. 
SDBöl^renb  er  bie  berül^mteflen  fflöfter,  julcjt  anS^ 
Elugn^,  jerftörte,  liefe  er  anberc  nod^  geitweilig 
befleißen,  um  fie  enblidj  fld^  felbft  anaueignen ;  fo 
Saffefontaine,  baS  il^m  jur  SSergröfecrung  feines 
©d^IoffeS  Sricnne  bienen  mu|tc,  aRoiffac,  SKo« 
reiDeS,  ©t.  aSanbriDe,  ©t  Ducn  unb  Sorbie. 
S)ie  enc^Hopäbiften,  bie  insmifd^en  in  il^rer  SBeife 
burd^  bie  treffe  baSJflofterleben  unb  bieSReligion 
überl^aupt  löd^erlid^  ju  mad^en  fud^ten,  Derfünbeten 
taufenbfältig  baS  Sob  beS  Prälaten,  feiner  iBer« 
waltungStalente,  feines  ®eifteS,  feines  ©inneS  für 
Äunft  unb  SBiffenfd^aft,  feiner  Eingabe  an  bie 
©ad^e  beS  SSaterlanbeS.  9IS  1787  ber  Sinanj- 
minifter  ®raf  ©alonne,  beffen  fjinangfläne  So« 
mönie  an  ber  ©pi^e  ber  £)of))artei  beföm))ft  l^atte, 
fein  9lmt  nieberlegen  mu|te,  trat  Somönie  am 
1.  ajlai  in'S  SKinifterium  ein.  ungemein  l^atte 
man  ertt)artet,  ba|  Salonne^S  ®egner  mit  einem 
neuen  t$inang))Iane  l^erDortreten  tooUt,  burd^  mU 
d^en  bie  ungel^eure  ©d^ulbenlaft  geminbert  »erbe. 
Somönie  begnügte  fid^  aber,  einige  unbebeutenbe 
^enbcmngen  an  bem  frül^em  $Iane  Dorjunel^men 
unb  eine  auSgebel^ntere  ©tempelfleuer  fottie  eine 
neueffopffteueriniBorfd^Iag  gu  bringen.  31IS  aber 
baS  ^arifer  Parlament  fl(|  weigerte,  bie  Sbicte 
über  ©runbfleuer  unb  ©tempelerl^öl^ung  gu  regi- 
ftriren,  Derbannte  er  baSfelbe  nad^  2:rot|eS,  liefe 
meistere  $arIamentSrät]^e,  nield^e  bie  ^riDitegien 
beS  ^betS  unb  baS  ©teuerbettiQigungSred^t  ber 
Station  energifd^  »alerten,  Derl^aften  unb  erfe^te 
enblid^  baS  Parlament  burd^  einen  Dom  ffdnig  er« 
nannten  9lat|  (cour  pl^nidre).  3n  ^ßariS  fott)ol^I 
toxt  in  ben  ^roDinjen  rief  bie  Aufregung  bettaff« 
neten  SSBiberftanb  |erDor.  Somönie  fud^te  )u  be« 
fd^ttid^tigen,  inbem  er  ben  ©taatSratl^  fuS))enbirte 
uitb  bie  Einberufung  ber  ©eneralftönbe  auf  ben 
1.  aJlai  beS  fünftigen  Sal^reS  1789  Derfünbete. 
^efe  SSerfpred^ungen  tonnten  aber  ben  ©taatS« 
banterott  nid^t  mel^r  aufl^alten.  9IS  Somenie  am 
16.  ^uguft  1788  erflären  mufete,  bafe  aQe  3q^- 
lungen  ber  ©taatslaffe  bis  ivm  Snbe  biefeS  3a]^« 
res  nur  no(^  in  ©d^a^biüeten  geleiftet  mürben, 
orberte  baS  gange  Sanb  feine  Sntlaffung ;  ber  ge« 
lürjte  SMinifter  erfuhr  in  $ariS  bie  örgften  per« 
önlid^en  S9efd^im))fungen  unb  Derliefe  bann  auf 
längere  Stxi  fein  SSaterlanb.  Sin  l^albeS  Sal^r 
Dörfer  l^atte  er  fid^  baS  reid^fte  SiStl^um  Sfranf« 
reid^S,  bie  ßrjbiöcefe  ©enS,  übertragen  laffen; 
}e^t  beantragte  Subtoig  XVI.  für  il^n  aud^  baS 
garbinalat,  meld^eS  puS  VI.  il^m  nad^  längerem 
SBiberftreben  enblid^  Derliel^.  SIIS  er  gmei  Saläre 
fpäter  aus  3talien  gurüdffel^rte,  mar  er  einer  ber 
wenigen  ©ifd^öfe,  meldte  ben  6ib  auf  bie  Don  ber 
JlationalDerfammlung  Derfafete  KiDüconftitution 
bcS  eicruS  (f.  b.  3lrt.  SeDoIuHon,  frangöflfd^e)  ab« 
legten,  unb  übemal^m  l^ierauf  an  ©teile  feines 
SßiStl^umS  ©enS  baS  ncugefd^affene  SiStl^um  beS 
©epartements  ^onne.   ßr  fud^te  feinen  ©d^ritt 


139 


Sonbon. 


140 


burd^  itoci  Sricfc  an  ^\t  $iu§  VL  (23.  910- 
bembcr  1790  uno  30. 3anuat  1791),  foioie  burd^ 
einen  Hirtenbrief  )u  re^tfertigen.  $iuS  anhoortete 
am  20.  tS^btuor  1791  burd^  ein  an  ^bböSlaur^ 
gerichtetes  fßttt>t,  baS  balb  ber  Oeffentlid^feit  über« 
geben  würbe.  3n  bemfelben  faßt  ber  ^a|)ji :  ;,S3Btr 
^nben  feine  SnSbrfide,  um  ben  Sd^men  gu  fd^il« 
bem,  ben  mir  em^onben,  als  mir  Don  bem  etne§ 
Sqbifd^ofS  unb  SarbinalS  fo  unmürbigen  SSer» 
l^alten  l^örien.  @ie  f omtten  bem  römif d^  ^urpur 
feinen  großem  @d^im))f  antl^un,  als  Sie  mit  ber 
Sbleiffatng  bed  @ibed,  mit  feiner  ^luSful^mng  burd^ 
3erflörung  beS  el^rmürbigen  Sopiteß  äbrer  XHdcefe 
unb  mit  ber  Ufurtmtion  riner  fremben  2)i5cefe,  bie 
ttriberred^tlid^  burd^  bie  ettnigematt  in  äl^re  Qänbe 
geg^en  mürbe,  getl^on  l^aben.  Sold^e  fomblungen 
finb  t>era6f d^euenSmeril^e  ißerbred^en.  @ie  bel^aup- 
ten,  um  Sl^ren  fjfel^ter  }u  Derbedfen,  ba^  31^  Sib  ein 
rein  öu^erlid^er  gemefen  fei  S)a8  l^ei^t  aber  }u  einer 
@ntfd^lbigung  bie  3uf(ud^t  nel^men,  bie  ebenfo 
f alf d^  mie  ungejiemet^  ift ;  baS  ]^ri|t  au8  ber  Der* 
oerbten  SRoral  einer  $]^ib)fo))]^ie  fl^  ein  unmürbi' 

?ed9[u8funftdmitteId^er]^oIen,  metd^ed  nid^t  etma 
Io|  ber  ^ligfeit  beS  Sibed,  fonbem  aud^  ber 
natürlid^  Stedbtfd^offenl^eit  eines  ßl^renmanned 
mlberfprid^t.*  ©ie  SSeröffentlid^ung  bei  »reüe'S 
tmU^it  ben  (Siarbinal  auf's  Sieffte.  9m  26.  ÜRärj 
überfanbte  er  feine  S)emiffton  atS  (Sarbinal  unb 
tünbigte  biefelbe  öffentlid^  in  einem  an  ben  ÜRi« 
nifler  be  SKontmorin  gerid^teten  99riefe  an.  3n 
amei  SreDen  Dom  10.  aJlör}  unb  13.  äpril  1791 
erfolgte  bie  f orme&e  SSeruril^ritung  ber  SiDikon« 
ftitutbn  unb  bie  9iid^tigerflärung  aOer  auf  il^re 
IBeronlaffung  l^in  Don  abtrünnigen  Dorgenom* 
menen  geifilid^en  ^mtsl^anblungen.  3n  ben  jiüngfi 
Deröffentlid^ten  Mömoires  inödits  de  rintei> 
nonce  k  Paris  pendant  la  Bevolaücn  1790 
k  1801  (Paris  1890)  berid^tct  ber  SntemuntiuS 
be  Salamon  (334),  ba^  er  biefe  SSreDen  an  alle 
<Er}bifd^öfe  gfranfreid^  mit  Seatritfd^reiben  ein« 
gefanbt,  oud^  an  Somenie  be  Sriemte,  Don  Ie|« 
terem  aber  feine  Sm))fang8an}eige  erl^alten  l^abe. 
3n  bem  Sonftfiorium  Dom  26.  September  erflftri 
$iu8  VI.  ben  ©arbinal  unb  grjbijd^of  Don  ©enS 
feiner  Stürben  entfe|t  unb  megen  feines  SibeS  f omie 
feines  «ntl^eilS  am  ©d^iSma  fuSpenWrt  (Themer, 
Documents  inödits,  relatifs  aux  affaires  reli- 
gieuses  de  la  France  de  1790  k  1800,  Paris 
1857).  ffie  ©alamon  erjöl^tt  meiter  (338),  bafe 
er  il^m  aud^  bie  Mocution  Dom  20.  @e))tember 
nebp  bem  ©d^reiben  ber  KarbinalScongregation 
nottftdri  IJabe,  morin  il^m  ber  9luSfd^Iu^  auS  bem 
l^eiligen  SoDegium  unb  baS  SSerbot,  femerl^in  bie 
ßarbinalSfleibung  ju  trogen,  mitgetl^eilt  mor.  Aber 
aud^  fein  offener  ^bfaO  fd^ü^te  ben  unglüdRid^en 
ÜRann  nid^t  Dor  ber  SButl^  ber  äteDotutionSmömter. 
6r  mürbe  am  9.  IRoDember  1793  ju  ©cnS  Der« 
l^aftet  unb  juerft  tn'S  ©efängnife  gefül^rt,  bann 
aber  im  eigenen  |)aufe  betoad^t.  9US  ein  neuer 
SefclJI  anfam,  i^n  abaufüljren ,  f anb  man  il&n  im 
Settc  tobt  Dor  (14.  gebruar  1794).  ®ie  einen 


glaubten,  er  l^abe  ftd^  Dergiftet,  Rubere  nal^men  bei 
feiner  gerrittteten  ©efunbl^eit  einen  ©d^IaganfaQ 
an.  9n  ber  SBanb  beS  ^oufeS  fhmben  in  grober 
©d^rift  bie  ffiorte  63.  9,  6.  1  ^etr.  4,  17.  (gr 
l^nterfte^  au^er  ben  ^erid^ten  unb  Sieben  in  ben 
Procds-Yerbaux  des  Assemblees  da  Glerg^ 
eine  Oraison  fündbre  da  Dauphin,  Par.  1766. 
%ii)  a)titt]^eilung  Don  9bbö  aRoreÜet  ift  er  amt« 
Derfaffer  ber  ©(|rift  XurgotS  Le  conciUateur 
oa  lettres  d'un  ecdösiastique  k  un  magi- 
strat,  Borne  (b.  1^.  Paris)  1754,  morin  bem 
$arif er  Parlamente  f omie  bem  Sr^bifd^of  be  93eau« 
mont  Xolerans  gegen  bie  3cmfenifien  nal^e  gelegt 
mürbe.  (Sgl.  Lacretelle,  Hist.  da  dix-hoi- 
tiäme  sidcle  V  et  VI;  Marmontel,  Mömoires, 
6d,  Par.  1824;  Bohrbacher,  Hist.  univers. 
Xm,  182  SS.)  [SBemanb.] 

c£oiiboit,  bie  befannte  £)aut)tfiabt  Don  Snglonb, 
|at  gefd^id^ttid^  einen  boppükti  Anfang.  Um  baS 
im  3. 43  Don  9uIuS  ^lautiuS  oberl^alb  SBallbroof 
gebaute  römifd^e  gori  l^atte  fld^  balb  auf  beiben 
©eiten  ber  Sl^emfe  eine  bebeutenbe  ©tobt  gebilbet. 
S)iefe  marb  iebod^  burd^  bie  Einfälle  ber  ©ad^fen 
unb  fböter  ber  9lormannen  fo  grimblid^  gerftört, 
ba^  if önig  Slfreb,  ber  an  berfelben  ©teile  886 
eine  neue  Ituftebelung  untemal^m,  mit  Siedet  als 
ber  (Srünber  SonbonS  begeid^net  merben  famu  Sa 
bie  ©ad^fen  ftd^  nur  ungern  in  ©tftbten  nieber« 
liefen,  entmidfette  fld^  bie  Don  VXhA  mieber  1^« 
gefteOte  ©tabt  tro^  ber  für  ben  ^anbel  f 0  g^« 
ftigen  Sage  nur  langfam  unb  mar  nod^  }ur  3rit 
SBiO^elmS  beS  Eroberers  [el^r  unbebeutenb.  2)er 
eigentlid^e  9[uff d^mung  SonbonS  begann  mit  ^^« 
ri^  I.  S)ie  ©tabt  erlangte  il^re  ®rö^e  unb  il^ 
Sleid^tl^um  nid^t  aQein  burd^  il^  Sage,  fonbem 
Dielme^r  burdg  bie  f^frril^eiten  unb  SSorred^te,  meldte 
bie  ff  önige  il^r  gemäl^ricn,  möl^renb  ber  ^ortf  d^ritt 
anberer  ©tftbte  bur^  iftre  Slbl^ängigfeit  Don  ben 
ÜRagnaten  beS  SanbeS  gel^emmt  mar. 

9IS  erfier  IBifd^of  SonbonS  erf d^eint  ber  %  3Ref« 
tihiS.  S)iefer  mürbe  um  603  Dom  1^1.  ^ugufHnuS 
gum  IBifd^of  ber  Oftfad^fen,  meldte  bamalS  Don 
Stl^elberi,  bem  ftönige  Don  ffent,  abl^ftngig  maren, 
beMt  unb  möl^Ite  Sonbon,  bie  ^aut)tftabt  Don 
Sffes,  gum  Sifd^ofSft^.  S)ie  ®rihibung  ber.  Son« 
boner  Satl^ebrale,  ber  ^auISfird^e,  mirb  ouf  biefen 
Sifd^of  jurüdCgefül^ri.  S)erfelbe  marb  nad^  bem  Xobe 
Stl^elberiS,  beS  fföntgS  Don  ffent,  616  Don  ben 
l^eibnifd^en  ©dienen  beS  ffönigS  ©eberi  Dertrieben, 
Pfld^tete  ftd^  nad^  (SaUien  unb  fonnte  infolge  beS 
SBiberjtanbS  ber  Sonboner  aud^  fpöter  auf  feinen 
©i|  nid^t  gurüdRel^ren.  Sin  fpöterer  93ifd^of  Don 
Sonbon  mar  ber  ]^{.  Sebb ,  ber  als  ÜRiffionar  in 
@ffe£  mirfte.  2)er  größte  SBol^Itl^öter  SonbonS 
marb  ber  1^1.  grfenmalb  (675—693).  ©erfelbe 
grünbete  nid^t  nur  ihrd^cn  unb  fflöper,  j.  95. 
ßl^crtfe?  in  ©urre^,  93arftng  in  ßffcj,  fonbem 
forgte  aud^  für  bie  geitlid^e  SBol&Ifal^ri  feiner  ©iö« 
ccfanen  burd^  SBieberl^erfteHung  ber  9Rauem  Son« 
bonS.  Unter  iW  ^^^^^^  bie  S)i5cefe  eine  fefie 
Organifation.  ®ie  SJerel^mng,  meldte  bem  ©ri« 


141                                                 Song  —  SonguB.                                                 142 

%■  Ml^tnai  auf  bit  9{tfonnation8)ttt  lu  t^til  fi^mtSro'berungbtflanb,  c.€tX^Dma3itt@oul^' 

■öd),  ip  ein  bn^lmS  Scupig  für  bit  9ki-  tDarf,d.@LaRar9'glI49,e.@tX^omii8bcaicoTi 

Nn^  dtamuQX,  alS  bit  91ai^ttn  fibti  i^  1170,  t  @t.  ©iltS  in  t^t  O^icIbS,  g.  et.  99ai> 

tnCcba  imb  ben  &i0ii)«ii)>^tit.  2)it  ffir^>  t^olomtn, h. X^tS^mtitc.  9n@ilbtnimb9ntbti- 

Müftt  bn  Stifittfc  Sotibon  unttr  btn  Sdigtl«  festen,  mtl^e  i^rt  cignttn  ffapfllni  inib  Sltg- 

HK«  iß  «  8">fl*S  ^vitl  fltfiüat;  fo  }.  99.  iji  pritflti  ^atttn,  }Sb<te  fionbon  etDu  14.  9Iai!^btm 

it^t  rinmol  bei  ®TaitbtT  bn  ffiri^  in  Sßtfl«  ^tinrtd^  YIH  bit  ffiatttc  aufgt^aitn,  confiS- 

■faifa  Matmt.  S)ic  $aultftr^  uxn  offntbor  cirten  bit  «IRinipti  ebiunbe  VL  bit  @ütn  ber 

Mt  BhUltdtt^  um  bitftibt  ^tnun  tmubm  Don  rtItsiBftn  @(no|tnT|(!^afltn.  3)cin  aICtn  ben  oBcn* 

bn  ndtlii^  Sanonittm  @t.  $aul3  ober  oon  ernannten  Snjidttn  unb  i^rtn  rci^  Sintfinfttn 

So^lt^dtem  anbtrc  ftir^  unb  ffotwUtn  gt>  blitb  roenlg  übrig;  nur  tinigt  ber  Satdn[d|ulen 

Int  fo  hai  bit  $au!Sfir^  nod^  unb  nad^  nur  unb  ber  Spitälti  murbtn  t)trf(^Dnt  obti  ouii^ 

bt  §ä%tau  ^efQü^tfeittn  Oon  ben  ®IftnbiQtn  bc  bit  Otiftmilltgteit  oon  $riDat)ier|onen  niiebcT' 

fi^  mnbe.  3ur3tU«nitbS  fc^tinen  nic^l  mt'^i  ^trgtlient.  fBm  ber  ShfomuitionSieit  bis  ^tnab 

oU  brtl  ^Jfoinint  btflanwn  in  ^btn,  bit  jebix^  auf'3  Sal^r  1870  toor  in  btr  €tabt  trob  i^ 

■i^t  grnon  obgesratjt  oxiren;  oon  btn  j?irc^(n  ungt^tutm  atri^t^umS  bit  ^1)1  btr  SiollBfiiiniitn 

«kt  tStnun  fi^  UMt,  ^fitnS  biti,  tin^g  ^ofien  gan}  ungtnügtnb,  btr  €^Ibtfuc^  ttbäimliij^. 

«Utri tfi^ncn.  SRotiliatfrü^fdlfc^li^jfirc^in,  3nt  3.  1871  btfud^ten  nur  167298  ffinbti 

M^t  fbnMwmifdN  ober  ftltif^tn  gtiltgtn  gt-  bu  S^oOSfii^uIt;  im  3.  1881  itxir  bie  3a^l  ber 

wiäft  taatat,  Hii  ft^  alt  gt^ttn;  fact^i^  ftotnnten  @i^tr  auf  502  095  defütgen,  olfo  Dtrbttifac^t 

bKMbcttati«ftKrttt3ett(8rogt^ränbt,nKl(^fi4  3Ht  belamtttfltn  Snittelf i^tn  SonbonS  finb :  btt 

1087  oab  1 137  trtigntttn,  fi$tintn  bie  Souluft  ei>  $auISUuIt,  Don  3>t4ant  goltt  gtgrünbtt,  3Rtr> 

ngt  |N  fteättn,  btnn  eint  gro^t  3(i$l  ntutr  ffin^  Äant  XaQlor'S  Sd^ool,  btgrünbet  1561,  €ainl 

brtirt  ort  bitfti  $eniibc.  3>ie  auf  btn  trfim  eiid  $eter%  (Sontgt,  SBt^infitr  1 560,  •SiuMi)  m- 

affsBaibc  fef^eiming,  bo^  num^t  bemftlbtn  Itgel619,  gitti of  Sonbon Sd^ool  1834.  Ijrürben 

(^gm  ottocipt  ftir^  mi^  bcifaimnnt  liegen,  UniDtrfitatSnnttTri At  f argen  Unioerfitq  onb  iHm'i 

«fibt  fiqi  ans  ber  X^tilung  btr  ^ßfontitn.  sie  SoIltgeS.  3^inantngT0^@)]itJJItin^nbtn|t4 

ibgttwHiihyfontibt^tttijroigtri&eniMtronunb  mtbitinifi^t  Sd^ultn.  SttAin^uurtnliie^crab 

fn(^bcKfcIbenbcn9tanitnbtrSocoIiifit6et,inD)tI-  anf  ttnige Sal^tl^ntt  uittrig  ga^Irtid^.  Ku^  btn 

4RU(itentiKn^{tanb;focntftmib).9.lfat(arino  unter  btn  Xubor«  jerprttn  obti  obgettagtntn 

fncnnbAatbarinatEoItinän,  3RarqSt$ci»unb  oemi^ttte  1666  btr  grofit  Sronb  85  ffir^tn, 

Sn^GoMtrKtSHtnKipaiSfarrftn^tnSonbonS  oon  btntn  nur  45  bur^  btn  Ütrül^nittn  9tr^> 

Mm  tiwnif^i4.  auf  er  WtM)  St  S9oD  unb  ttittn  SBitn  nitber  auf  gebaut  Unirbtn.  S)tr  SCBif 

GHctSK^Ml;  bc^atn  gei^nttcn  fübbitlKr^  btranfbau  btr  ißaulscot^tbralt  no^tn  35  ^iabn 

tc CetMariti^t bröjj gro|e 6<^bttl au8.  91a A  inXnfpni^,  1675— 1710.  !BlmntutttnJ^ir4en 

kaSnf^Aimg  btrftlii^  unttr  ^einri^VIII.  tna^enmtmgtStnflniul^oufSii^^it.  ^ela^o- 

labti  W  ißitffx  SonbonS  otrgtbtttf,  man  mSge  lifii^lSat^tbnilf in@ont^toarf umrtitDon^uginge» 

^ua  bie  f^Ättttt  unb  gtriiumigtn  ftin^  Sb«-  p\mi  unb  ifl  tint  bn  gr&gttn  nnb  f^iSn|itn  iftrqen 

liffcB.   fMmctit  tmt  initdiittli(&;  bit  3)omini'  SnglonbS.  2)itffir^btrOrotm:taner,9tfuittn, 

camfuqt  Stod  gfrioiS  unb  bit  SarmtlittnRn^  Somtnicontr,  femer  tinigt  Don  ®tlbtrt  Scott  er- 

S^  ^imt  ftnb  fpurloS  Wrfil^unniben,  Oon  btn  bauttn  gt^örtn  au  btn  Kneten  ttitifta  ber  aBtlt- 

ükagm  fötbcn  fii^  no^  Utbcntfle.  ^bt.  «int  @ef4i<^  bti  XHOctft  SonbonS  tff,fm 

Wm  ge(tn  ^tr  eine  Sifle  btr  oorjügli^fltn  nt4t,tbtnfouienigiutitcIMgt9RonDgrtt))(ienQ6er 

Sta^  SonbonS  neb^  bem  (SrCnbunglia^rt,  »o  bit  grD|tn  Hbttitn  unb  flin^  SonbonS,  fiber 

d  bt&optt  tp.  1.  Sbtettn;  a.  Sk^tn|ltr,  b.  @t.  bie  geifhge  Sntmiillung,  bofi  rtligiCft  Stbtn  ftiner 

€«iaiirl082,  e.  bit  fFartl^oufe  1371,  d.  Sog'  Bürger;  bitui(^tig^^ocunientt,nK%intal&r> 

1^4''',  Sract  9Bbt9  1859;  2.  $noieitn:  &.  ßl*  l^unbtrttlangem  Staub  begraben  uwrtn,  finb  ttfl 

fii| Ijßiiini)  1329,  b.  $Dl^  Xtinitt)  1109,  c.€t.  inneutfleT3tttan'8£tti^tgqogenUPorbtn.(Loflie, 

9RqirtoiMlDll020e|tfte]^tMftnif)baS39art(oIo-  London  in  btn  Historie  Towbs,  Lond.  1887; 

■ilnl  rtillap.  d.€t!Dtar^OMrD,ntugtgränbet  The  same,  Hietorjof  London,  2  volfi.,  Lond. 

1106;  8.  Srioiit«  (JHeßn  Bon  9tttelmfind(ien):  1884;  John  Stow,  A  Snrre;  of  London,  ed. 

a.  tlad  f^iarfl  1223,  b.  <&xe)  ffrlarS  1225,  Horley,  Lond.  1890.)    [«.  Simmtrmann  S.  J.] 

0.  Cadi^  StiotS  (uom  ^igtn  Jhtu})  1298,  <$«it9,  f.  St  Song. 

4.VagapiRa<^ettdtniht^l25S,e.  SBIilttSriarS  ^MtßS,  Srauj  D.  (Soriolana,  ffotiuiiner- 

ffiaadila)1245;4.9Ionntnßfipn:a.@t3o:^n  t^ologe  ber  rM^en  ^robiiu,  {larb  1625.  Sr 

4t  Vtfäft,  b.  SL  6tlen,  o.  SlerftnoeQ;  5.  &)!•  befag  alS  OrbenSmann  unb  @elti|rttr  unter  btn 

iegiai :  a.  Jefid  CoDege  1 347,  b.  &dIq  @^oP  oi  Stinigen  groge  ^uctaritdt ,  tourbt  einmal  jum 

6Lgbii9l418.  e.€t.3Ri({)atI1480,  d.£Dnbon  SßiDOinjialooneofengatmabltunbnxiraKSettor 

Ui|e  1299,  €L  Kartin  It  ®ranb  700(?),  bt-  btr  Xb^ologit  unb  t^eologiff^er  Sc^riftfltlltr  %n> 

|iiMI068,€L9B4Dn9;6.^oftntöIer:a.@aD09  banger  SBonaOentura'S.  SSon  fetntm  ^aut)tnerfe 

ixä,  b.  ^  3<nntff,  baS  fij^on  oot  btr  normonm*  Snnuna  tfaeologiae  ad  instar  Sonunae  D.  Tho- 


143 


Soofe  —  Sorctinerinnen. 


lU 


mae  ex  operibus  S.  Bonayenturae  compacta, 
ba§  auf  7  Sönbe  gfol.  bcrcd^nct  mar,  crfd^icn  nur 
ber  1.  Sanb,  Romae  1622,  btc  Qfortfcjunö  öer- 
l^inbcrte  ber  %üb  beS  SScrf a^erS ;  fein  Tractatus 
de  casibus  reserv.  erlebte  5  Smtionen;  t)on93e» 
beutung  fmb  oud^  bie  2  ©ammcitoerfe  Breyia- 
rium  chronologicum  Pontificum  et  Concilio- 
nun  etc.,  Lugd.  1683,  foL,  unb  Summa  Con- 
ciliorum  etc.,  2.  ed.,  Paris.  1639.  (£r  f d^rieb  nod^ : 
Expos,  in  Bullam  dem.  YULL  de  largitione 
muuerum  omnib.  Regulär,  interd.,  Lugd.  1623 ; 
Expos,  in  Bullam  Goenae  Dom.,  Lugd.  1623, 
unb  3  oöcet.  ffierfd^en.         [%  gberl,  Oap.] 

S^oftj  f.  @ortiIegtum  unb  (SotteSurtl^etle. 

S^pt  bt  ^tio^  f.  aSega. 

c£ot4  (Laureacum),  el^emaligeS  SiStl^um  an 
ber  SnnS,  f.  ^affou. 

c£ornt}aiia,  ^xani  Slnton  be,  Sr^bifd^of 
Don  Xolebo  unb  Sarbinal,  entftammte  einer  fpa- 
nifd^en  älbelsfamilie  unb  mürbe  am  22.  ©eptem* 
ber  1722  }u  Seon  geboren.  Sr  trat  nad^bem  er 
im  äefuitencolleg  [einer  ißaterftabt  bie  @tubien 
DoDenbet  l^atte,  in  ben  geiftlid^en  @tanb  unb  er« 
l^ielt  ba  er  burd^  tiefe  t$fcMmigIeit  unb  raftlofed 
miffenfd^aftlid^ed  @treben  jld^  auSgeid^nete,  balb 
ein  Sanonicat  in  Xotebo.  3m  3. 1765  mürbe  er 
IBifd^of  Don  ^lacentia:  fd^on  im  folgenben  Sa^re 
mürbe  er  na^  ^meriia  gefanbt^  um  bie  auSge« 
bel^nte  unb  fd^mierige  Sr}bi5cefe  ÜRe^ico  )u  über« 
nel^men.  Sr  maltete  bort  feines  SmteS  mit  größter 
Aufopferung,  unterzog  ftd^  felbft  ben  befd^merlid^« 
flen  Arbeiten  ber  ©celforge  unb  leud^tete  feinem 
SIeruS  in  SBort  unb  %f)(d  DorauS.  3uerft  fam« 
melte  er  bie  Acten  ber  brei  erften  mesicanifd^en 
^roDtnsialconcilien  Don  1555,  1565  unb  1585, 
meldte  er  in  }mei  Sönben  )u  ÜRe^ico  1769  bis 
1770  l^erauSgab,  unb  feierte  bann  1771  ju  Ttt^co 
baS  Dierte  SoncQ.  Seiber  mürben  beffen  mid^tige 
9ef d^Iüffe,  metd^e  er  gur  Sefiätlgung  nad^  Spanien 
fanbte,  im  löniglid^en  Ard^iD  begraben  (Collect. 
Lacens.  I,  8).  AI8  marmer  Patriot  fummelte  er 
femer  aOe  auf  bie  Sntbedhtng  SJlesico^S  be}üg« 
lid^en  SRittl^ettungen,  Iie|  alte  Saubenfmale  ab» 
bitten  unb  religiöfe  Sltertl^umer  auf fud^en ;  f o  er« 
f d^ien  enblid^  ba§  ^rad^tmerf  Historia  de  nueva 
Espana,  escrita  por  su  esclarecido  conquis- 
tador  Heman  Cortes,  aumentada  con  altros 
documentos  j  notas,  Mexico  1770.  9Rit  fei« 
nem  Cifer  für  Äird^e  unb  2Bif|enfd^aft  Derbanb  er 
unbegrenjte  SBol^It^ötigfeit,  als  bereu  fd^önfleS 
3)enhnal  ein  gro|e§  tS^iubell^auS  }u  bejeid^nen  ift, 
meld^eS  er  gau}  aud  eigenen  aJlitteln  erbaute  unb 
funbirte.  3m  3.  1772  mürbe  er  nad^  Spanien 
gurüdCberufen  unb  erl^iett  baS  reid^e  SrjbiStl^um 
Jolebo.  3ti  feiner  neuen  Stellung  eiferte  er  fei« 
nem  großen  SSorgdnger,  bem  Sarbinal  XimeneS, 
nad^.  6r  errid^tete  für  bie  ©tabt  eine  gro^e  Si» 
bliotl^cf,  fammelte  bteSBerfe  berberül^mten  Schrift« 
fteller  ber  iKrd^e  Don  Solebo  (SS.  Patrum  To- 
letanorum  quotquot  extant  opera,  nunc  pri- 
mum  edita,  ad  cod.  mss.  recognita,  nonnidlis 


notis  illustrata,  3foU.,  Matriti  1782—1793), 
lie^  bie  Scfd^tüffe  ber  fpanifd^en  ßoncifien  in  ber 
Orbnung  be§  canonifd^en  SRed^tSbud^eS  }ufammen" 
ftetten  (SKabrib  1784),  Deranftaltete  eine  neue, 
prad^tDoUe  Ausgabe  be§  mogarabifd^en  SreDierS 
(3Kabrib  1775)  unb  ÜRiffaleS  (SRom  1804),  in 
bereu  Einleitungen  er  bie  gotifd^e  Siturgie  mit 
großer  ©elel^rfamleit  erläutere,  unb  beforgte  fpa« 
nifc|e  SluSgaben  beS  römifd^en  ffoted^iSmuS  unb 
ber  SanoneS  be§  Soncifö  Don  Zrient.  ®an}  un« 
bef d^rönft  mar  feine  SJHIbtl^atigf eit ;  er  erbaute  &o« 
fpitäler  unb  ärrcn^öufer,  erneuerte  baS  fftoper 
unb  bie  Jhrd^e  ber  barml^er^igen  Srüber :  in  ber 
Seit  ber  ^ungerSnotl^  mar  er  ber  ißater  unb  Stetter 
Utqöl^tiger  unb  unterftü^te  in  freigebigfter  SBeife 
bie  und  fjfranfreidg  gepd^teten  ^riefter  uid)  OrbenS- 
leute.  ^iuS  VI  er]^obi]&nl789um  feiner  SBerbienfte 
millen  )um  Sarbinalate.  WS  berfelbe  $apfi  Don 
ber  frangöftfd^en  SteDoIutiondpartei  auf  S  Sergfte 
bebränat  mürbe,  lam  Sorengana  afö  au|erorbent« 
lid^er  ©efanbter  Spaniens  1797  nad^  9lom  unb 
fianb  bem  Rupfte  bis  )u  beffen  (Sefangenfd^ 
tröfienb  unb  fd^ü|enb  )ur  @eite.  3^m  ift  ed  oud^ 
)u  hanttn,  hai  nad^  bem  Zobe  beS  ^opfteS  baS 
nad^  SSenebig  berufene  SoncIaDe  am  1.  2)ecembei 
1799  eröpet  merben  tonnte,  inbem  er  ben  aller 
SRittel  beraubten  Sarbinffien  bie  Sleifefoften  aber« 
mied.  S)en  neugemö^Iten  $apft  puS  VII.  be- 
gleitete er  nad^  9lom  unb  Dergid^tete,  um  bemfelben 
ftetd  )ur  @eite  ftel^en  gu  fönnen,  1800  auf  fein 
Si^bidtl^um.  Stud^  in  Stom  geigte  er  jid^  al8  marmer 
Seförberer  ber  SSBiffenfd^aft;  inSbefonbere  ermdg« 
ßd^te  er  1801  bie  (Srünoung  ber  neuen  fotl^o« 
lifd^en  Wabemie,  über  meldte  er  aud^  baS  $rotec« 
torat  annal^m,  unb  Ue^  auf  eigene  ffoften  burd^ 
t$.  ^reDalo  bie  gro^e  ^u^abe  ber  SSBerfe  bed 
JjH.  3fibor  Don  ©eoilla  (Romae  1797—1803)  be- 
forgen.  gr  entfd^Iief  am  17.  Slpril  1804  im 
82.  SebenSjal^re.  9I§  Srben  begeid^nete  er  bie 
9rmen,  benen  er  furg  Dorl^er  nod^  eine  angefallene 
ßrbfd^aft  Don  25  000  Scubigugemiefenl^atte.  0Bgl. 
Moroni,  Dizion.  XXXIX,  192 seg.  mit  ber  ba- 
felbft  angegebenen  Siteratur;  Hurter,  NomencL 
üter.  m,  601  sq.)  [Streber.] 

c^^orefinetimieit,  reIigiöfet$frauen«Son- 
gregationen.  1.  S)ie  öltefte  berfelben  entftanb 
in  ben  ^Bereinigten  Staaten  9lorbamerifa'd  im 
3. 1812,  unb  gmar  gu  Sorcto,  aWarionEo.  (Stt^.), 
12  ajleilen  Don  Sarbdtomn,  bem  alten  @i|  beS 
SiS^umS  fioniSDille.  3)iefe  „@d^meftem  Don  So- 
reto",  ober  nad^  einer  fo  benannten  ^nbad^t  oud^ 
„fjreunbinnen  aJlaria^S  am  fju^e  beö  ftreuge«''^ 
ftiftete  mit  einer  fel^r  firengen  Siegel  ber  geW^rte 
uxtb  fromme  nieberlönbif d^e  ^efter  Sari  9ierindts. 
hierbei  mürbe  er  Don  bem  erftenSifd^of  DonlBarbS- 
tomn»Soui«Dine,  Senebict  Sofepl^  Qflaget  (DgL 
beffen  SebenSbefc^rcibung  Don  feinem  brittcn  (Jo« 
abjutor  unb  nad|maligen  Srgbifd^of  Don  Salti- 
more,  2R.  ®.  ©palbing,  SouiSDiDe  1853),  mit 
meld^em  9lerindfi;  aI8  einer  ber  erften  aJlifflonare 
1808  l^ierl^er  gcfommen  mar,  fräfttg  untcrfiüjt 


I4b 


Soreto. 


146 


Xii^Sdfiotfitxn  mibmen  ftd^,  ol^ne  bie  Srjiel^ung 
ba  Xbd^  aud  l^ö^eren  ©tänben  Don  il^rem  SBir« 
bng&tmfe  a]ifi}ufc!^Ue^en,  bod^  t)or}ug3meife  bem 
9lä5(^eiutiitemc^t  für  bie  nieberen  Ulanen.  Sl^r 
IRnttcrtoid  ift  l^eute  nod^  }u  Soreto,  baS  1829 
EoqioratiünSnd^te  im  Staate  ff entuif^erl^telt.  @ie 
Knieten  fic!^  rafd^;  im  3. 1828  loaren  eS  fd^on 
100,  nnb  ^e  finb  eS  mel^r  als  500  Sd^meftem. 
Sie  leiten  in  ber  2>i5cefe  Souidt)iQe  aQetn  fünf  9lfa« 
banirn  nnb  in  biefer  Sifd^ofSjkbt  fed^S  $farr« 
k^nlcn,  bannüer  gttiei  auSfd^Iie^id^  für  farbige 
Sinber.  SBeüer  finben  fie  fid^  in  ben  2)i5ce{en 
Sl  itmü,  SRobile,  9[ri}ona,  @anta  ge,  ffanfaS 
(lim,  ScoDcmDort]^,  3)eni>er  (Dgl  @al}bad^er,  SRetne 
Xeik  mä^  9torbameri(a,  SBien  1845,  206  f.  348 ; 
{>a^  ®efdft.  b.  fotl^oL  SRifftonen,  Stm  1863^ 
V,  344).  —  2.  (üne  anbere  Kongregation  Don 
£ocetineriitnen  entftanb  um  1822  in  Srianb  in 
bem  Orte  Stat^aml^m  bei  S)ublin,  nnb  1837 
waA  bann  in  S)ublin  felbfl  ein  jtteiter  Sontent 
Scgtünbet,ber]^eba8!Dhitter]^u8biIbet.  ®egen« 
iDbtig  ^aJben  bie  @d^tt)eftem  in  biefer  Sr^biöcefe 
i^ra  7  CimDente  mit  gegen  300  SRitgliebem. 
Sm  ffin  ouS  tierbreiteten  ^e  fid^  alS  Sel^rerinnen 
flomentlUI^  ber  armen  llinber  in  bieSidcefenSIo^ne 
(65  Sd/BM^an  in  2  Rufern),  SReatl^  (28  @d^tt)e« 
Bern  in  2  ^önfem),  fferr9-9g]^bon  (40  @d^h)e« 
tea  in  1  ^auSi),  OfforQ  (21  @d^ioeflem),  SSBater« 
foib*Siftnore  nnb  3twfyot.  3n  Gibraltar  finb  fte 
»  Snnen^  nnb  ftronfenl^ufem  aI8  ^flegefd^me« 
faa  t^ötig,  ald  Sel^rfd^tteßern  bann  in  aHen  an- 
beren  fobt^etlen.  3n  Sanaba  finben  fie  ftd^  in 
ben  Sidccfen  Zoronto  (90  Sd^tteftem),  Hamilton 
(3^  ScJ^mcßeni),  i^ingf}on,  Sonbon  (14  ©d^me* 
^Boa)  imb$cter6oroug]^  (15  Sd^mejtem);  inSlfrifa 
oIS  Sorores  m  Laoreto  in  ber  a))o{bIif d^en  ^rö« 
fcdnr  XtaaSoaal,  nnb  in  ber  2)i5cefe  $ort-&oui§, 
90  jie  als  Congregatio  Dominae  Nostrae  a  Lau- 
reto  in  2  Sonoenten  14  Sd^meftem  unb  6  Son« 
oexfen  jaulen ;  in  OfKnbien  gu  Calcutta  (96  ©d^me« 
9eni)  vab  )n  SOol^bab  (18  @d^tteflem) ;  enblid^ 
inSaßroIien  {nSoIIarat  (60  ©d^mejtem  in  3  £)du« 
km).  —  3.  Um  biefelbe3(it,  toie  bie  irifd^e,  ent« 
ftimb  ottd^  eine  frangdftfd^  (Kongregation  Don  Be- 
ligiwiiiee  de  Loreite,  imb  gttar  burdg  eine  @e« 
jelQd^  mm  S)amen  )u  IBorbeaus  (1821),  )um 
isotdt,  bien{iIo{e  9Rdbd^en  aufgunel^men,  5u  be« 
anffu^tigcn  unb  }n  il^rer  fernem  Ibiterfunft  be« 
)ilfli4  infein.  Sorbeausift  l^e  nod^  baSSRutter« 
ioBi,  i^  Ausbreitung  iß  aber  gering  geblieben. 
Sa4  ^dß  (Sllgem.  @M.  b.  SRönd^orben,  Xüb. 
1845,  n,  396)]^abenfte  fd^n  1824  mit  Suflim« 
OBOg  beSSijbifd^ofS  Don  ^riS  eine  9iieberlaffung 
ii  bor  €tra|e  Stegarb  gegrünbet.  £)eute  finben 
fie  ^  nur  n^  in  3Ront-be«!IRarfan  (2)i5c  9ire) 
Sit  $enftonat  unb  gfreifd^e,  fomie  in  99iarri| 
(SiBc  Sodomie).  [Tlel^er.] 

/#ttf#,  SBallf al^rtfiort  unb  Sidtl^um  in 
Stall ea.  Ut  pie  creditnr  et  fama  est  (Bulla 
Mn  IL  bri  Bajnald  ad  ann.  1507,  n.  27), 
Mibe  btf  ^anS  ober  Dielmel^r  nur  ein  Xl^eil,  ein 


3immer  beöfclbcn,  toorin  ba§  ewige  SQSort  glcifd^ 
angenommen  (f.  b.  Srt.  giajaretl^),  nad^  bem  un» 

Slüdflid^en  3lu§gange  ber  iheujaüge  auf  tounber- 
are  SSBeife  nad^  (Europa  unb  }ule^t  nad^  Soreto 
im  JNrd^enftaate  gebrad^t,  tDtli)t  @tabt  baburd^  gu 
einem  ber  Dier  berül^mteften  SBaUfal^rtSorte  in  ber 
Kl^riftenl^eit  geworben  ift.  ®er  3n|alt  biefer  fama, 
bie  ftd^  feit  bem  14.  Sal^rl^unbert  mel^r  unb  mcl^r 
Derbreitete,  burd^  S^igniffe  gleid^jeittger  ©d^rift« 
fteQer  gwar  nid^t  Derbürgt,  bagegen  burd^  anbere 
3eugniffe  l^öd^ft  glaubwürbig  gemad^t  wirb,  ift 
folgenber.  S)a§  genannte  l^eilige  ^aud,  weld^eS 
fd^on  bie  ^Ipoftel  in  l^ol^en  ßl^ren  l^ielten  unb  jur 
Seier  beS  l^ciligen  OpferS  einrid^teten,  weites 
bann,  nad^bem  bie  jhrd^e  burd^  ffaifer  Sonflantin 
frei  geworben,  Don  einem  lieblid^en  %zxnptl  um« 
f(^toffen  war,  würbe  in  ber  ^aä)t  Dom  9.  auf  ben 
10.  aJlai  1291  Don  Sngeln  nad^  S>almaaen  über- 
tragen unb  an  einem  Orte,  ber  ataunija  l^ei^t, 
gwifd^en  Zerfato  unb  giume,  niebergelaffen.  S)ie 
99ewo]^ner  ber  @egenb  ftaunten.  al§  fte  ein  nad^ 
frember  Srt  unb  ^eife  gebautes  iQavS  an  einem 
$Ia^e  fallen,  wo  nod^  nie  eineS  geftanben;  no6) 
mel^r,  afö  fie  eS  ol^ne  f^funbament  bafte^en  fallen, 
unb  aß  fte  barin  einen  9lltar,  ein  ßrucifig,  eine 
@tatue  ber  aDerfeligflen  Jungfrau  unb  fd^öne 
99tatereten  an  ben  mafftoen  Rauben  erblidten. 
Um  biefelbe  Seit  lag  il^r  ©eelenl^irte  ^llejanber 
franf  in  Xerfato  banieber.  Siefer  erl^ielt  in  einer 
SSifion  burd^  bie  aüerfeligfie  Sungfrau  felbft  3luf- 
fd^Iul,  ba|  biefe  uner!lär!i(^e  unb  wunberbare  @r- 
fd^einung  bad  ^au§  ber  SSerlünbigung  auS  ^la» 
garetl^  fei,  et  ut  herum  ipse  sis  testis,  sanus 
esto.  3n  ber  Zl^at  plbißä)  gau}  gefunb,  eilte  er 
5ur  SteDe  unb  tl^eilte  bem  Derfammelten  SSoße  bad 
SSorgefaüene  mit.  @ofort  würbe  eine  eingel^enbe 
Sßrüfung,  wie  eS  ein  Sreigni^  Don  f otd^er  Sßid^tig« 
feit  Derbiente,  angefteüt.  Sluf  iBeranlaffung  beS 
©tattl^alterS  Don  giume^  9licotau3  t^rangipani, 
würbe  eine  eigene  @efanbtfd^aft  nad^  ^Ragaretl^  ai" 
gefd^idtt.  2)iefe  fam  unter  Dielen  SRül^en  unb 
Opfern  bafelbft  an,  erful^r,  ba^  baS  l^eilige  ^au8 
Derfd^wunben,  unb  fatib  nur  baS  f^funbament  beS« 
felben.  Sie  nal^m  baS  9Jla|  Don  ber  Sönge  unb 
^Breite  be§  ^la^eS,  worauf  eS  geftanben,  fowie 
Don  ber  S)idie  ber  @runbmauer.  SOeS  ftimmte 
genau  mit  bem  inSalmatien  angefommenen^eiltg« 
äum  überein.  3)ie  befd^worenen  9lu§fagen  biefer 
®efanbtfd^aft  würben  im  Srd^iD  }u  f^finme  nieber* 
gelegt  3lxä)t  lange  jebod^  foQte  ftd^  2)atmatien 
biefeS  £)eiligt]^umd  erfreuen.  @d^on  nad^  brei  Sal^« 
reu  unb  fteben  SDlonaten  wanberte  ba§  l^eilige  ^auS 
l^inüber  über  baS  abriatifd^e  9Reer  in  baS  pice« 
nifd^e  ®ebietunb  lie^  fid^  in  ber  3laä^i  beS  10.  S)e« 
cember  1294  in  ber  Stolpe  ber  @tabt  Slecanati 
in  einem  Sorbecrl^ine  nieber,  wcld^cr  einer  front» 
men  SJlatrone  Saureta  gel^örte,  Wolter  ber  9tame 
Sauretanifd^eS  ^auS  unb  Soreto.  Sei  ber  9n« 
fünft  beS  l^eiligen  £)aufe§,  weld^eS  ^irten  über 
baS  SJleer  f d^weben  folgen,  beugten  ftd^  bie  SBöume 
el^rfurd^tSDott ,  unb  nod^  lange  nad^l^er  erblidtte 


U7  Sot 

man  an  ifinm  hit  @^uini.  ffoum  aar  bit  ffunbe 
booon  no4  SRecanoti  unb  in  bit  Untgegenb  gc 
langt,  ]o  eilte  MeS  l^M  unb  erfonnte  au6  ber 
Sinn^tung  btS  nninbeiboi  etf((tenennt  ^aufeS 

unb  nod^  nte^t  ouS  auffälligen  ßionfen^etlungen, 
bo^  eä  etwas  Sefonbetefl  auf  liii&  l&abt;  abn  erft 
aI8  bie  9}Qd|ric6t  Don  bem  fflerluft  beB  ^eiligen 
£iaufe3  fic^  Don  Slalmotien  au3  ouc^  ^iei^er  uer* 
bieitel  ^atte,  tougtt  man,  niel^eS  ffleinob  man  er- 
eilen. Sine  ©tfonbtf ^aft ,  müä)t  gfrongt^iani 
nai^  SRtcanati  gefi^dt,  fitflfitigte  bonn,  bo^  biefeS 
^auS  baSfelbe  fei,  totlditö  ßngel  )u  i^nm  gebracht, 
unb  toel^eS  {o  ;ilß|lic^  nrteber  Derfqtmmben  fei. 
SaV^^t^t  $tlget  pedtm  M  nun  bon  na^  unb 
km  ein,  ab«  auc^  TiluIieTi|dEiei  @efhibel,  ba9  bie 
!lBaina]6rtun{i4etntai!^te.  S^a^er  tnigen  bic|erben 
unfi^tboten  ^Snbe  boS  ^eilige  ^auS  naä)  oi^t 
SRonaten  bon  3teuem  fort  auf  etntn  nui  ettm 
8000  Stritte  entfernten  ^ügel.  So  {ebo^  bie 
Sept"  *"*  ©runbjlüaa,  jroei  Srüber,  wegen  ber 
Opfrrgaben  fiii^  jonöen  unb  fo  beS  ffleinobS  ftdj 
unwütbig  geigten,  erljob  eS  (l^  nai^  jwd  üRonaten 
obennalS  unb  fenfte  fi$  etwa  200  Stritte  ba- 
DOR  mitten  auf  bie  Offentli^e  Sonb^age  niebn, 
an  bie  ©teile,  auf  welcher  e§  ^eute  noi^  ^e^l. 
S)ie[e  le|teUEbertragung4f|*iaIloiTi  7.  September 
1295.  eine  neue,  uqi^  Stalmntien  unb  5?ajaret5 
abßefi$i(fte  ©efanbtfd^aft  (1296),  bcftefienb  qu5 
16  ajlönnetn  bet  ^lODin}  Spiccnum,  fe&rte  mit  btm 
nämIi<itieR  Stefultat  juifid  wie  bie  ftiiliere.  %uiij 
Spapp  eiemenS  VH.  fd&idte  eine  ©efünbtfc&Qft 
naö6  Serfato  unb  Wajatet^,  weIcEje  gkic^faüS  bie 
Udiettragune  unb  ?le^I)eit  bt§  ticiligen  fiauic? 
au|er  3n>eifel  ReHle.  3n  ffialmatien  ^atte  gran- 
glponi  an  ber  Stelle,  wo  boS  ^eilige  &au§  über 
öiert^Ib  Sa^te  gefionben,  eine  Sfuyeile  ertauf ; 
feine  3ta4!ommen  errichteten  barüber  eine  groSe 
ffii^e  unb  baneben  ein  ^TanciScanernoflet.  ßit^e 
unb  fllofler  be^^en  ^eutc  no^,  unb  erjtere  i^  als 
aBanfa^rtaRtie  oiel  befutftt.  ffiie  Solmatinet 
tarnen  lange  3tit  f^aoxenweife  über  bal  QReer 
tierübet  na§  ßoteto,  um  ibren  Sßerluft  ju  beflagen. 
9>a§  fietlige  ^mii  gu  Soreto  ^t  in  ber  Sleitie 
bet  Sol^rliunberte  ofle  ^Proben  fomo^I  beS  ge- 

Sjic^tliien  3iac^weifeä  al9  ber  wilfenfi^afHiii^en 
ntetfutfiung  bur^auS  beflanben,  nnb  eS  ift 
mtnfqlit^  getoife,  ba^  e8  basfelbe  ijt,  in  wel- 
d^em  bie  ^immeföfßniafu  2Raria  gu  91(qaret5 
gewohnt  unb  bie  SSerlünbigung  beS  gugelS  in 
S>emul5  entgeßengenommeu  bat  (ügL  befonbtrS 
Dr.  ®.  Spencer  Slort^cote,  Serübmte  ®naben- 
orte  U.  S.  tJrou,  o.  b.  gnglift^en  üon  Stubemunb, 
ftain  1869,  78  ff.,  unb  A.  Molechan,  Nazareth 
et  Lorett«,  Paris  et  Leipsic  1865,  weli^  le^. 
teter  namentliii6  auc^  bie  ©ejanblfc^aftS'Sßroto- 
cofle  u.  f.  w.  mitt^eüt).  9Ieuefi(n9  würbe  bur^ 
ben  tömifd^en  ffotfc^er  SBarfolim  |elbft  bie  ajiine- 
ralogie  unb  g^emie  in  ben  ®ienp  beS  öeiligt^umS 
ß^ogen.  @S  wuibe  bemfelben  oon  $iu§  IX.  im 
äal&te  1860  gemattet,  aus  ben  aRauera  beS  ^ei- 
ligen ©oufea  gu  Soreto  an  oerf^iebenen  Steffen 


eto.  148 

SteinPütf e  £|erau8june%men.  ©ief e  wldelte  er  forg- 
faltig  ein  unb  beponirte  fle  in  Slam.  Sr  titoimtl 
jofoit,  ba|  es  Steine  feien,  neU^  in  Stalitn  gar 
niAtgefunben  werben.  Um  |ii^  unb  unportelqd^ 
gu  vSttU  gu  ge^en,  reiste  er  no^  91a)aretli,  'fyiüt 
Don  bem  noqi  ^e^ienben  Qfunbament  beS  ^eiligen 
^aufeS  glei^oKfi  nngelne  Slcinpde ,  OerpatHc 
aud^  biefe  in  Sl}nl\i)n  Sßeife  wie  bie  früheren  oul 
Soreto  unb  übergab  nun  bem  UnioetfitStfpiofeffiii 
Dr.  91atti  in  9iom  bie  Steine  beiberOrte,  um  fie 
d^emif^  gu  unterfud^,  aber  o^ne  i^m  angubeuttn, 
um  RuS  eS  fii)  ^anble.  2)aS  iRefultat  ber  Unltf 
fud^ung  Dr.  Satti'S  war,  baft  bie  Steine  bon  Bei« 
ben  Orten  fic^  als  gang  biefelben  erwiefen.  Stol 
nömlii^en  SBerfm^  ließ  SBartoIini  mit  bem  SRftrttl 
Don  beiben  Orten  anjIeQen,  unb  wieber  ergab  f«^ 
baSfelbe  IRtfuItat  ber  äbentUSt,  unb  ou^  bieftt 
SnSrtel  War  Don  goiu  onberer  9rt,  als  er  in  Stoliot 
iegebcauddttouibe.  Siefe@uta(btenbeS^ofeffDil 
9tatti  t:^It  EBortoIini  mit  in  ber  S^rift  Sopr« 
la  Santa  Casa  di  Loreto,  Borna  1861.  %\^ 
SQem  bürfen  wir  mit  bem  älteflen  unb  aosßt^ 
tieften  ©ef^i^tfd^reiber  beS  ^eiligen  ßaufeS,  bem 
3e|uiten  ^oratiuS  XttrfeßinuS,  wo^I  fogen :  „ttt 
ein«  fo  febr  begeugten  unb  crforf^ten  Sa^  fann 
nur  ber  iwrifeln,  wel^  tnttvdm  an  ber  SRadät 
unb  ajorfe^uRg  SotteS  imeifetn  ob«  ben  menf^ 
(i^en  @laubeR  ouS  bn  Sßelt  berbonnen  will.' 

SRit  bem  l^eUigen  ^ufe  fom  bei  ber  Ueber- 
ttagung  aud^  ber  in  bemfeOien  noi$  befinbli^ 
Sltot  ^ietber,  auf  welkem  b«  ^eilige  Kpoflel 
!ßettuS  baS  l^eilige  Opfer  guet^bargeliTiul^;  weit« 
bn  an  bie  SRäetwonb  biefefi  9ntat9  angde^e  $rri>, 
Baoro  Camino,  unb  in  tinn  Süettiefung  über  I^ 
tetem  ein  uraltes,  ouS  Sebetn^olg  gefd^i^teS,  Dom 
Sit«  unb  Dom  9taud^  ber  52  immer  bort  brev 
nenben  Sompen  gefd^wfitgicS  ©nobenbilb  SRarifi 
mit  bem  SefuStinb.  9In  biefe,  angeblid^  Dom 
^1.  SucaS  bort  aufgepeUte  iDiultergDtte«-Slotut 
tnüpft  ftd^  bie  Snt^ebung  ein«  ©cbetSObung.  bie 
auf  Dem  gangen  grblreife  betaunt  unb  im  ®f 
btaud^  ifl,  ber  fiauretonift^en  Sitonei  (f.  b.  9Iri 
Sitanei) ;  im  b"KgEii  &■>"!'  'P  P'  "'^'^  '"^  "«4 
entftauben  auS  Sobfprüctien  auj  bie  oOerfeligfte 
Jungfrau,  bie  man  aüobenbliq  redtirte,  wenn 
man  oai  @nabenbilb  Dom  täglichen  Staube  rei* 
nigte  (2)1.  S3.  Bütgl«  0.  M.  Conv.,  Soreto, 
ein  ?pilflerbud&,  SnJürjburß  unb  Soreto  1879,  63). 
3)03  (leilige  ^au§  felbfl  bat  im  3nnem  in  fei« 
ner  Sänge  bon  Ojl  nac^  SSeft  9,25  m,  in  feiner 
99nite  4,10  m;  bie  §ö^e  beträgt  ungefä£|r  5  m; 
bie  iDIauem  fmb  fo  biS  wie  bie  ©runbmauem  in 
JiajatetS.  ®ebaut  ifl  eä  nitfit,  toie  bie  ifalienl- 
ji^en  6äuf«,  aus  3if9«'ft«nEn,  fonbem  qu5  flei- 
nen  ^rut^fteinen  bon  ^elienftüden.  9[ton  innen 
jinb  bie  3)1auein  im  urfprünglii^n  Suftanbe 
gelafien,  aber  ganj  gcfc^wärgt,  auS  bemfetben 
@runbe  wie  baS  ©nabenbilb.  S)ie  gange  äufiere 
Umfaffung  bei  Santa  6afa  i|t  umfleibet  mit 
Weitem  carrarifd^  ÜKatmor,  ab«  fo,  bafe  btefe 
UmFIeibung  gleii^fam  ein  neueS  ^HraS  bilbrt. 


149 


ßorcto. 


150 


nboB  fie  überoQ  t)on  bec  @anta  Saja  etttm§  ab» 
jte|t  $ap{l  3uUuS  IL  Ue^  ben  ^ton  3U  btefer 
1Ufti(jaa%  1510  bun!^  ben  berul^mten  ^ronceSco 
tonümtc  cntmerftn;  bie  VuSful^nmg  toarb  aber 
o^  uatcr  Sco  X.  begonnen,  unter  SIemenS  TEL 
fKige{e|t  mb  unter  ^(toul  m.  (1534—1549) 
lolobet  SHe  SRormonoänbe  fhtb  m^  %x^tn 
wä  ben  ^cRü^flen  unb  fmnreid^jten  Silbl^auer* 
wMtoL  wa  @anfotnno  (geft.  1529)  u.  91.  bebedt 
■ab  |M  einem  fiitnffaoerfe  erfier  ®rd|e  geftaltet. 
Sri  Z^äxcn^  eine  Don  ber  @flb%  bie  onbere  Don 
bec  9loibfront,  fähren  in  baS  l^eilige  ^m^,  eine 
kitte  Hon  €üben  in  ben  €aao  Samino.  2)a8 
änece  ift  bunl^  ben  Sltor  in  gtoei  giften  ge- 
geben, «n  ber  SBeftfeite  ijt  boS  f))öter  beben- 
kBb  eiipeltecte  genfler,  burd^  n>el(i^e8  ber  Sngel 
•abriet  bec  alerfdigften  Jungfrau  bie  SSerfün* 
bigmig  bcod^te ;  au^o^Ib  beSfelben  i{t  ber  SItar 
ber  Sccfiinbigung.  lieber  biefem  l^eiligen  ^ufe 
Ijßt  iß  eine  oro^,  ^d^tDoDe  SafilUa  mit  Dielen 
flaydDcB  erbaut  SHejelbe  nmrbe  unter  $iu8  Y. 
wem  bem  fbii^ften  3ol^.  Soccdini  Don  Sorpi 
bcgomen  unb  unter  Si^tuS  V.  im  3. 1587  DoD* 
o^et  SM  Ie|tgemmnten  ^{ied  foIopeSilb« 
ftafc  Mm  Sronje  iß  am  Singang  )ur  Äird^e  auf- 
gejUIt  Ißra^ttmO  ifi  aud^  bie  @acrijtei  ber  Stn^t 
bÄ  ne^  al9  reid^  bie  ©d^ammer,  in  ber  bie 
hlfbes^m  SBei^egefd^e  Don  ppfien  unb  Si« 
MJOfnt  i^on  if aifem,  lldnigen  unb  f^fürften  unb 
M«  la^ofen  anberen  pilgern  aufbemal^rt  xotxbm. 
%aS&äi  ift  bie  &^fammtt  nid^t  mel^r  fo  reid^, 
iik  tat  tHicigen  3a]^l^unbert  infolge  ber  fron« 
lififd^  SnMifion  }u  Snbe  be§  Dorigen  Stal^tl^un«^ 
mB  ^  bec  Steid^tl^um  burd^  Beraubung  unb 
SoMubma  snc  Abtragung  ber  j^orrenben  Son« 
tcftBtionen  ft^  abgenommen.  2)ie  Sansculotten 
id^Bien  ni^t  bto|  ®oIb  unb  Silber  unb  Sbd> 
pttat  mit  fort,  fonbem  fd^euten  fid^  fogar  nid^t 
frfbß  bQ3  <0irabenbilb  nad^  !ßarid  }u  Derbringen 
(1797),  iKm  UM)  es  Stopoteon  im  9. 1801  »lieber 
la^  frinec  alten  6telte  }uriid[faiü>te.  SBaS  bie 
Stmcbofen  ttod^  Derfd^nt  unb  uxiS  fettig  nrieber 
a  Sei^egefd^enfen  bargebrad^t  n^urbe,  f deinen 
ibce  m&Mgcn  92a&f olger  Don  l^eute  an  ^d^  reiben 
p  MOen.  S>ie  0dp^e  l^aben  nid^t  blo|  burd^ 
bil  fb^g^^  <^  ftünfie  bie  Santa  Safa  Der« 
boxfid^  fonbem  aud^,  tt>ie  fd^on  ^ßaul  EL  (geft. 
1471),  ben  frommen  Sefud^em  be§  lauretanifd^en 
i/a^  nUfiUft  «bläffe  Derliel^  2)ie  le^te  9u8« 
lei^mrag  einigte  baSfelbebaburd^,  ba^  ein  eigened 
fic^^fi^c«  gfeft  f&c  ben  10.  S)ecember,  als  ben  Sag 
bec  mndieäaren  ZronSlation  nad^  Italien,  fettend 
bd  opopolif^  Singles  genel^migt  nmrbe.  2)ie^ 
^  Web  innftd^  nur  auf  bie  lauretanifd^e  Sa« 
WSa  befd^cAtift  imb  mürbe  erfl  1632  auf  bie  ganje 
9mbq  ber  aRocfen  audgebel^nt.  3m  %  1699 
cwKAiüe  bann  Snnoccn}  XIL,  nad^bem  bie  ganje 
iMrlcQfnVit  tMm  ber  Stitudcongregation  aber« 
M»  ecMert.  mib  qtpt&\t  morben  mar,  ein  eigenes 
Oficnm  com  MiBsa  für  ben  10.  S)ecember  unb 
Sek  bie  0cbd(4tni|feier  ber  SranStation  in  baS 


römifd^e  SJlart^roIogium  aufnel^men  mU  ben  SBor« 
ten :  Laureti  in  Piceno  Translatio  Sacrae  Do- 
mus  Dei  Genitricis  Mariae,  in  quo  Verbum 
Oaro  factum  est.  S)iefe  geier  mürbe  bann  1719 
auf  loScana  unb  Don  ©enebict  xni.  aud^  auf 
ben  Äird^enflaat,  auf  Senebig  unb  über  alle  fjm« 
nifd^  Sefij^ungen  auSgebebnt.  2)aS  Festum 
translatioms  aJmae  Domus  Lauretanae  ift 
eigentlid^  eine  ftird^mcil^feier,  maS  jebem  ffenner 
beS  Don  Snnocenj  xn.  geftatteten  DfficiumS  fo« 
fort  Har  mirb.  (95gt.  au|cr  ben  bereits  angcfül^rten 
©d^riften  nod^ :  H.  Tursellinus  S.  J.,  Laure- 
tanae historiae  libri  V,  Mogontiae  1598  unb 
öfters  nad^gebmdtt  •  Silvio  Serragli,  Relazione 
della  S.  Gasa  di  Loreto,  Macerata  1654 ;  B. 
Bartoli,  Le  glorie  del  Santuario  di  Loreto, 
Macerata  1700;  A.  Lucidus,  Notizie  della 
S.  Gasa  di  S.  Maria  Verg.  in  Loreto,  estr. 
dall'  Angelita,  Torsellino,  Serragli,  Ben- 
zuoli  etc.  Aggiunt.  i  doni  che  si  conservano, 
Loreto  1782,  4%-  bann  aud^  Bened.  XIV.,  De 
ServorumDeibeatif.IV,  2,  c.  10,  n.  11—17; 
Baynald.  ad  ann.  1291  n.  68 ,  1294  n.  24, 
1295  n.  58,  1296  n.  35,  1471  n.  58,  1507 
n.  27,  1533  n.  37;  »eiffel,  S)a8  beilige  ^auS 
Don  Soreto,  in  ben  Stimmen  auS  2R.«ßaad^  XL, 
162  ff.) 

Stabt  unb  SiStl^um.  SRingS  um  baS  bet- 
lige  ^uS  l^er  bauten  balb  nad^  beffen  XranS« 
lation  ftd^  Seute  aus  Slecanati  unb  bem  ))icenif d^ 
®ebiete  an,  fo  ba^  mit  ber  S^xt  eine  Stabt  adf« 
blül^te,  meldte  na^  bem  ^eiligtl^ume  gleid^fauS 
ben  9lamen  Sauretum  ober  Soreto  erl^ielt.  Sie 
gül^It  l^eute  gegen  4000  Sinmol^ner.  anfangs 
ein  offener  Ort,  nmrbe  Soreto,  als  türlifd^e  itaptt 
unb  beutelu^ge  praten  fte  belöftigten,  Don  9lico« 
lauS  V.  befcfügt.  ^apft  2eo  X.  erl^ob  bie  l^ei« 
ligeffapeüe  jur  KoDegiatfird^e,  unb  SistuSV.,  in 
ber  Stöbe  Don  Soreto  geboren,  begabte  bief  e  Jhrd^e 
mit  au|erorbentUd^n  ^ßriDitegien,  erbob  Soreto 
}ur  Stabt  unb  jugleid^  burd^  93uIIe  F^o  excel- 
lenti  Dom  17.  ÜRön  1586  gum  Si|e  eineS  9i« 
fd^ofS,  inbem  er  ben  iBifd^ofSfl|  Don  IRecanati  l^ier« 
ber  Derlegte.  Slecanati,  Don  fpüd^tltngen  ber  jer« 
ft5rten  Stabt  SlDia  Slicina  erbaut,  mürbe  Don 
®regor  IX.  burd^  SBuHe  Bectae  considerationis 
Dom  21.  3uni  1240  Sifd^ofsp^.  »IS  Slecanati 
burd^  Ssceffe  ber  gl^ibeHinif d^en  Partei  bem  Unter« 
gange  nal^  gebrad^t  morben  mar  (1263),  blieb 
ber  Sil  bis  1289  erlebigt.  Unter  »ifd^of  Sil« 
DiuS  0.  Pr.  (1289—1300)  gcfd^al^  bie  SranS« 
lation  beS  l^eiligcn  ^aufeS.  3laä^  bem  «bgange 
feines  9lad^foIgerS  gfribericuS  be  SKccoIo  bi  ®io« 
Danni  (1300—1323)  blieb  ber  Si|,  mcil  bie 
Stabt  entPöIfert  mar,  abermals  erlebigt,  unb  3o« 
l^ann  XXH  Derlegte  baS  gapitclmit  bem  gjifd^ofS« 
ü|e  nad^  SRacerata.  2)er  g^arbinat  SIbomo},  Don 
annocens  VI.  baju  beauftragt,  reftituirteam  8. 3a« 
nuar  1356  baS  93iSt]^um  Slecanati,  unirte  eS  aber 
für  immer  mtt  üKacerata,  bod^  f 0,  ba^  Slecanoti 
bie  ^räcebens  l^atte.  ®icfer  Suftonb  bauerte  mtt 


151 


fiotin. 


152 


furaer  Unterbrcd^ung  bis  auf  ©ijtuS  V.,  ber,  toic 
bemerft,  an  bcr  StcBe  öon  SRecanati  Sorcto  gum 
SiStl^um  crl^ob.  gin  ©ecrct  glemenS'  Vm.  öom 
9.  gcbruQt  1592  ftcDte  ba§  SiStl^um  SRccanati 
abermals  ^cr  unb  öcreintgte  eS  aeque  princi- 
paliter  mit  Sorcto.  3m  Umfang  bcr  3)töccfe  Sc« 
canati  finben  ftd^  oud^  bie  Siuincn  bcr  alten  S9t« 
fd^ofSftabt  ^otcntia,  bcrcn  Dbcrljirtc  gauftinuS 
als  pöpftltd^cr  Scgat  an  bcm  17.  Soncil  ju  Sar- 
tl^ago  (419)  tl^eilna^m;  biefcr@t|  ttmrbe  nad^l^cr 
mit  Sfermo  unirt.  S)ic  l^cutc  nod^  öercinigten  S)iö- 
ccfcn  Eecinetensis  et  Lauretana  göl^tcn  in 
20  Pfarreien  faum  50  000  ©cclcn.  3n  Sorcto 
finb  20  ©oml^crrcn,  8  ®omt)icare  unb  3  Pfar- 
rer, bann  an  bcr  ©anta  Kafa  16  ^önitentiare  bcr 
t)crf(^icbcnen  Stationen  unb  ttxoa  12  Jfa))U5incr. 
anfangs  Dcrfal^cn  ben  S)ienft  am  l^ciUgcn  |)aufe 
bic  na$  ben  jheu))ügen  in'S  Wct^Umb  gefom* 
menen  ©armcliten,  aber  nur  neun  Sa^re  lang. 
^apftSRartinV.  bcftcHtc  jurlBebienungbcSfelben 
eigene  ^rieftcr.  ©pöter  tt)urben  Dcrfd^iebene  jfa« 
ploneicn  geftiftet ;  Don  benfelben  bcftel^cn  l^eute  nod^ 
bie  für  baS  5ftcrrcid^tf(i^e  ftaiferl^auS,  für  baS  föd^« 
ftf d^e  ff5nigS](|auS,  gmei  franjöftfd^e,  itoA  neapoli« 
tanifd^e,  eine  fpanif d^e.  Singegangen  ift  neuefienS 
bie  ita))Ianei  beS  gräf lidben  ^aufeS  9rco,  unb  bie 
polnifd^e  ift  Don  Shi^Ianb  untcrbrüdCt  tt)orben.  9n 
Stegularcn  finben  fid^  auger  ben  ^önitentiaren 
nur  nod^  ffa))U)iner  als  @acriftane  beS  l^eiligcn 
^auf eS ;  tl^r  ff lofter  ift  Don  Sarbinal  Snton  Sar« 
ferini,  ©ruber  beS  ^apficSUrban  vm.,  gegrünbet 
morben.  S)ann  finb  ju  Sorcto  ©(^ulf^meftcm, 
barml^crgige  ®d^tt)eftem  unb  fran}öfifd^e  9lonnen, 
bereu  fflofter  frangöfifd^cS  gigcntl^um  ift.  S)aS 
fflofter  bcr  @alefianerinnen  mürbe  Don  bcr  italie» 
nifd^en  ^Regierung  in  eine  caserma  Dcrmanbelt 
unb  in  baS  (Seböubc  beS  iQ^rifd^cn  SoDegiumS 
Dcrlegte  flebie$oIi)eiunb  eine  grt  gtcalf d^ule.  S)a8 
GoUegium  nijricum  umrbe  Don  ®regor  XIU. 
für  30  Alumnen  gegrünbet,  geriet)^  aber  balb  in 
SSerfaD.  Urban  Vm.  ftcHte  cS  1.  3uni  1627 
tt)ieber  l^er,  ol^ne  tDcfentlid^c  ^enberung  beS  $ta« 
neS,  nur  mit  geftd^erter  ^uSjtattung  (Bullar.  Pro- 
pag.  I,  58).  ßur  3«t  bcr  frangöfifd^en  Occu» 
pation  unterbrüdCt,  mürbe  eS  Don  ©regor  XVL 
im  3. 1839  abermals  nad^  feiner  erften  Sinrid^» 
tung  mieberl^crgeftellt  unb  ben  3cfuiten  übergeben. 
3)ie  italienifd^e  Segicrung  fd^eute  fid^  nid^t,  in  bie 
gfugftaj)f en  bcr  plünbcmben  Srangof  en  einjutreten. 
Sie  nol^m  fclbft  ben  päjjftlid^en  $alaft  |inmeg ; 
aud^  bemäd^tigt  fie  ftd^  bcr  Dpfergaben,  meldte 
Don  ben  pilgern  in  bcr  ©anta  ßafa  niebergelegt 
mcrben,  unb  bie  (Seiftlid^feit  an  berfelben  ift  ganj 
Don  il^r  abl^öngig.  Äurje  ßrmöl^nung  Dcrbient 
aud^  nod^  bcr 

SRitterorben  Don  Sorcto,  Ordo  et  Religio 
Equitmn  Lauretanorum  Pontificiorum,  aud^ 
I  Defensori  della  Santa  Casa  di  Loreto.  Sr 
mürbe  1587  Don  ©istuS  V.  geftiftet  megcn  beS 
räuberifd^en  ©cfmbelS,  baS  bie  SaSallfal^rt  nad^ 
Soreto  bomoIS  fcl^r  unftd^er  mad^tc.  I)ie  S^f^l  bcr 


SRitter  mar  auf  200  feftgcfe^t,  mit  ber  SScrpflidft- 
tung,  bie  ©tabt  Soreto  ju  befd^ü^en,  ebenfo  bie 
SJlarf  ^ncona,  in  metd^er  Soreto  lag,  fomie  ben 
baran  anftogenben  Sl^cil  beS  abriatifd^en  SReeteS 
Don  ©ccröubem  )u  folgern.  Sie  Sltttcr  burften 
fid^  Dcrcl^elid^en,  ol^ne  baburd^  bcr  Sinfünfte,  bie 
man  il^ncn  auf  geiftUd^c  $f rünben  anmieS  unb  bie 
jöl^rlid^  für  feben  bis  ju  200  2)ucaten  betrugen, 
Dcrluftig  ^u  gelten.  92a^  il^rcm  Zobe  genoffen  il^re 
92ad^fommen  nod^  DoQe  3  3a]^re  baS  ganje  &n* 
fommen.  31^re  älteften  ©öl^nc  crl^iclten  bie  flSüAt 
eines  Comes  Lateranensis,  bie  jüngeren,  fomeit 
fie  ben  geiftlid^en  ©tanb  möl^Itcn,  bie  eines  No- 
tariuB  Apostolicus,  fomeit  fie  aber  im  meltlid^ 
©tanb  Derblicben,  bie  eineS  Eques  Aureatns. 
@ie  fclbft  maren  Don  allen  abgaben  befreit  unb 
Sommenfalen  beS  $a))fteS.  3laäi  bcm  Zobe  beS 
^apfteS  ©istuS  V.  fam  ber  Orben  balb  In  Vb* 
gang,  unb  eS  crl^ielt  ftd^  nur  ber  Xitel,  ber  ben 
Domcl^mcrcn  Sebienfteten  ber  ))ö))ftlid^  ffan}Iei 
gegen  Srlegung  Don  500  %^aUxn  ertl^cilt  murine. 
3m  Dorigen  3a]^r]^unbert3ö]^Ite  man  nod^  260atii- 
ter.  ^eute  ift  bcr  gonae  Orben  als  fotd^er  er^ 
lofd^en  unb  nur  nod^  alS  ^uSgeid^nung  ber  Som« 
Irenen  Don  Soreto  Dorl^anbcn.  2)iefe  tragen  att 
OrbenS)eid^en  ein  oDaleS  ©olbfd^ilb,  mit  gemun« 
benem  SRcife  eingefaßt  unb  mit  bcm  SRarienbtIbe 
Don  Soreto,  an  golbencr  ffette  um  ben  ^alS.  (SßfjjL 
nod^  über  baS  SSiStl^um  Ughelli  I,  766—771 ; 
Cappelletti  Vn,  195—269;  Moroni  XXXIX, 
203-287;  G.  Petri  I,  181— 183;  bann  Mo- 
naldo  Leopardi,  Serie  dei  Vescovi  di  Beca- 
nati,  Becan.  1828;  unb  über  ben  Stittcrorben 
B.  Giustiniani,  Hist.  cbronol.  deU'  origine 
degli  ordini  caval.  e  di  tutte  le  religiöse  caval., 
2  voll.,  Venet  1692 ;  ©r^pl^iuS,  ßntmurf  Don 
geiftlid^en  unb  meltlid^en  Stittcrorben,  neue  9i^« 
läge,  »reStau  1 709.)  [Slcl^r.] 

<^tiii,  3ean  (Johannes  Lorinus),  S.  J., 
bcrül^mter  Cjeget,  mar  1559  gu^lDignon  geboren, 
trat  bafclbft  in  bie  ©cfeDfd^aft  3efu,  leierte  bann 
$]^iIofo))]^ie  SU  9iom,  XS^toloQXt  ju  $ariS,  ÜRai- 
lanb  unb  mieber  ju  Stom  unb  ftarb  in  ber  emigen 
©tabt  am  26.  SJlörs  1634.  ©ein  gangeS  Seben 
mar  Don  emften  ©tubien  unb  eifriger  ©eelforge 
auSgcfüDt.  @o  lange  er  nod^  in  3lDignon  mor, 
l^iclt  er  anmöd^cntlid^  S^ortröge  über  baS  SQe 
lejtament  für  bie  3ubcn  unb  fül^rte  baburd^  nid^ 
menige  berfelben  jur  SSinnal^mc  beS  ©^riftentl^umS. 
3lm  meiften  ift  Sorin  burd^  feine  lateinifd^en  ©tbel- 
commentare  befannt  gemorben,  meldte  eine  JRei]^ 
großer  fjoliobänbe  unb  einige  Duartbänbe  füflen. 
gr  f  d^rieb  ßrüftrungen  ju  ScDittcuS,  9lumeri  (Rbln 
1623),  ben  gSfalmcn  (3  Sbc,  S^on  1612  ff.), 
^ebiger  unb  ^f.  67  (S^on  1606),  SQäeiS^eit 
(Serben  1607),  Slpoftclgcfd^id^tc  (Serben  1605), 
ben  ©riefen  beS  1^1.  3o^anneS  unb  beS  1^1.  ^etruS 
(Serben  1609)  unb  ben  Briefen  beS  l&I.  3acobu8 
unb  beS  1^1.  3ubaS  (Serben  1619).  Mt  biefe 
SDBcrfc  Dcrratl^en  ticfeS  unb  ctngcl^cnoeS  ©tubium 
unb  cntl^alien  eine  ÖfüHe  bcS  braud^barjten  TOate« 


153 


Soriti  —  Sorfd^. 


154 


rioö.  3in  17.  uiib  18.  Sal&rl^unbcrt  tmirbcn  ftc  oft 
plmA;  ie|t  aber  toerben  fte  toeniget  benu^t  toetl 
negaritt  hat  angelegt  finb  unb  managt  meitf d^toei« 
^  mflore  Srörtenntg  entl^alten.    [ffaulen.] 

/irifi»  6 ei nr  i d^ ,  f.  @Iareanu§. 

/ifflf  (Saured^am^  SaureSl^eim ,  Laurissa, 
■ooasterium  Laureahamense,  Laurissense), 
(loDoIige  Senebictinerabtei  im  ©rogl^erjogtl^um 
^  (mdft  }u  tftrtDtäfitln  mit  ber  fpdtem,  Don 
ta  6laiifeni  gegrünbeten  Sbtei  Sord^  im  toür» 
taks^^dfttt  Sagftfreife),  tourbe  im  3.  763  Don 
Incor,  einem  @raf  en  int  Obenl^eingou,  unb  feiner 
IhdKr  SiatSiDinba,  SBittme  be§  am  C)of e  $i))in8 
öPJ^reinfluBreid^n  ®rafen  Stupr^t,  geftiftet 
nb  (nrf  einer  Sttfel  ber  SBefd^ni^,  eine  @tunbe 
kP&4  Mm  Sendl^eim  an  ber  SSergftra^e,  erbaut. 
3i  folgenben  Saläre  übergaben  fie  bie  @tif' 
tag  i^  93ertxKmbten,  bem  beritl^mten  Sifd^of 
CMcpig  Don  SRe^  (f.  b.  9rt.),  bamit  berfelbe 
Mt  fli^ific^  Orbnung  einfül^re.  @r  meil^te  764 
Mt  itlofieiürd^  nad^  bem  SÖBunfd^e  ber  Stifter  ju 
^nabcS  ]^L  ^trud  ein  unb  berief  16  ÜRdnd^e 
Oll  bem  Don  i^m  ^u  ® orje  in  Sotl^ringen  geftif- 
l(ln9ciiä>ictinerflofter.  SDurd^  feine  SSermittlung 
\ipAt  $aul  L  ber  neuen  Stiftung  bie  Sleliquien 
)cS  ^  $aj|flxiu3.  3n  einer  f eierli^en  ^roceffton 
anben  biefelben  auf  ben  Sd^uttem  ber  ©rufen 
SoKor,  SBorinuS  unb  onberer  ^beugen  in  bie 
Aflitttftid^  gcBrai!^t  unb  iDurben  nun  ber  ©egen« 
fsnb  iQ^lreid^  Sßerel^rer  auS  m\)  unb  fem,  f o« 
feie  bei  9nla|  ^u  fo  fielen  unb  bebeutenben  front- 
m  6^(ndungen^  ba^  balb  ein  neuer,  größerer 
fii^abau  auf  einer  Heinen  Srl^öl^ung  auSgefül^rt 
toben  bnmte.  ® unbelanb,  Don  bem  Dielfeitig  be« 
MäftigteR%niber^  ber  nad^  ben  erften  Snorbnun« 
9aimd)er  in  fein  SiStl^um  jurüdfgefebrt  mar,  pm 
Uk  eingef ej^,  Dottenbete  ben  9leubau  unb  leitete 
hcA  Slofter  mit  Dieler  Umftd^t.  2)er  erfte  ©egner 
ba  frommen  Stiftung  ttxir  Soncord  eigener  @o]^n, 
^cnd^,  ber  baS  &an}e  }u  feinem  ^riDatbefi^e 
jjk  flufyax  fud^te.  WIein  ourd^  bie  ^orfid^t  ber 
etifttr  UHU  \d^n  Dorgebeugt:  bie  Stiftung  mar 
loa  itnen  bem  Sifd^of  Sbtobegang  (sub  tradi- 
tknds  titiilo,  fagt  ber  Codex  Lauresh.  I,  2) 
fBnnfi^txrmaci^t  uitb  baburd^  mittelbar  bem  @d^u^ 
bei  fiönfifd^  &ofed,  mit  iDeld^em  Sl^robegang 
scnnuibt  toor,  übergeben  morben.  ©unbelanb 
»ö^  äbeibiel  audbrüdSid^  ffarl  b.  @r.  gum 
Bdfap^axa  beS  fflofierd,  unb  btefer  ftattete  ba§- 
feai^  nail^bem  ^mid^  oQen  ^nfprüd^en  feiertid^ 
atjogl  f^attt,  mtt  jmei  gfreibriefen  auS,  Don  mel« 
äfä,  ber  eine  bie  freie  SbtSmal^I,  ber  anbere  f^frei« 
bieit  iMm  ]d)em  fremben  ®eri(^t§}tt)ange  guftd^erte 
(772).  9hi|erbem  fd^nfte  er  bem  fflofter  bie  an« 
räßßäft  ^eti))en^eimer  9Rarf  (773).  ^ud^  Der- 
bmfi^^  er  am  14.  Suguft  774,  nad^  Seenbigung 
bd  Sangoborbenlrieged,  mit  feiner  ©egenmart  bie 
Caipei^inig  ber  neuen  ffird^e  burd^  ßrgbifd^of 
fidaS  Don  SRoiii),  bem  nod^  Dier  benadgbarte 
VW^  afftßirlen.  Unter  einer  Sleil^e  trefflid^er 
Ichc  gdimgte  boS  Plofier  nad^  Smten  unb  ^u^en 


au  großem  Snfel^en.  3u  biefen  gcl^örte  au8  ben 
näd^ften  9lad^foIgem  ©unbelanbs,  ber  ben  britten 
Sl^eit  ber  6in!ünfte  für  bie  ^rmen  Dcrmcnbete, 
§elmreid^,  augleid^  ^rd^iteft,  bergleic^en  bamafö  in 
feinem  ber  bcfferen  fflöfter  fcl^Ite,  unb  SRid^bob,  ber 
ftatt  be§  Wh^tn  §aufe§  für  bie  aWönd^e  ein  an» 
bereS  ©eböube  in  füblid^er  Sage  erbaute  unb  e§ 
mit  9Rauem  umgab,  gr  mürbe  fpäter  Sifd^of  Don 
Srier,  bel^ielt  aber  feine  ©teile  als  3lbt  bei  (geft. 
803).  Unter  bicfem  Äbte  mar  eS,  bafe  ber  ha^* 
tifd&e  ^ei^og  %^a\\xlo  um  ©nabe  Pel^enb  Dor  ftart 
b.  ®r.  in  SngcH^etm  erfd^ien.  Cr  tpurbe  in  ein 
Jflofter  Dertoiefcn,  unb  nur  ba§  tonnte  er  Don 
ffarl  erlangen,  ba|  ber  3lct  beS  ^aarabfd^neibenS 
nid^t  in  ©egenmart  ber  fränfifd^en  ©ro^en,  f on- 
bem  ju  ©t.  ©oar  auSgefül^rt  mürbe  (Dgl.  bie 
Annales  Nazariani,  Mon.  Germ.  SS.  I,  44). 
I^afplo  befd^lofe  feine  läge  in  Sorfd^.  9ln  SRt^- 
bob  reil^t  ft^  an  ^t  Sbelung  unb  ber  geleierte 
Samuel,  Sßifd^of  Don  SQSormS.  Unter  5lbt  Sl^io- 
brid^  (SHetrid^),  ber  eine  ftird^  §u  Dppenl^etm 
baute,  erl^telt  ba§  fflofter  Don  fiubmig  bem  Seut- 
fd^en  (870)  ©cel^eim  unb  Sitfenbad^.  S)ie  8e« 
fi^ungen  beS  JflofterS,  nid^t  nur  an  ber  Sergftra^e, 
fonbem  aud^  in  entfernteren  ©auen,  muffen  ba» 
mals  fd^on  fel^r  bebeutenb  gemefen  fein,  mie  auS 
bem  intereffanten  Codex  Laureshamensis  au  er* 
feigen  ift,  ber  über  3000  einaetne  ©d^enfungen, 
grö6tent]&eil§  auS  ber  SeitftorlS  b.  ©r.  unb  fiub- 
migS  be§  tJfrommen,  aufaöl^It.  3u  Sorfd^  gel^örten 
au|er  benfd^on  ermöl^ntenSefi^ungenno^^al^n- 
l^elm  an  ber  ©ela  (Sejirf  Dppenl^eim),  Süriftabt, 
SibliS,  SBein^eim,  ©edtenl^cim,  SSiml^eim,  @ro^- 
fad^fen,  ^irfd^l^om,  tSfürtl^,  S33i|lod^,  Saubenbad^, 
Srüfftel  2C. ;  au|erbem  l^atte  eS  liegenbe  ©üter  im 
SJal^e-  unb  ©peierergau,  im  9Jedargau,  in  ber 
SEBetterau,  im  jfod^er-  unb  Sagftgau,  bann  aud^ 
)u  ©iengen  an  ber  Srena. 

®ie  erfte  bebeutenbe  ©törung  in  ber  ftlofter« 
jud^t  trat  im  9.  Sal^r^unbert  ein ;  ba§  Jflofter 
Derlor  aur  ©träfe  baS  SBa]^lred^t,  unb  Slbelbero, 
Sifd^of  Don  SlugSburg,  erl^ielt  Dom  ffaif er  bie  2ei- 
tung  be3  ftlofterS.  6r  ftettte  möl^renb  feiner  fünf- 
jcll^rigen  SSermaltung  bie  Orbnung  mieber  l^er; 
feine  bringenbe  Sitte  j[ebo(^  um  S^ntdfgabe  beS 
SBal^lred^tö  ging  erft  914  unter  Jfönig  ftonrab  I. 
in  Erfüllung.  6ine  Sierbe  für  baS  fflofter  mar 
ber  geleierte  9tbt  ©alomon,  ber  brei  Sudler  Mo- 
ralia  fd^rieb  unb  28  Saläre  mit  bem  beften  Er- 
folge regierte.  Salb  nad^  feinem  3:obe  fonnte 
Sorfd^  ben  Dttonen  Sruno,  ferabifd^of  Don  ftöln, 
miemol^l  nur  hu^e  3^tt,  949—950,  unter  fei- 
nen Siebten  aufaäl^len.  6ine  grofee  ©cfal^r  für 
bie  ©elbftänbtgfeit  unb  gute  Orbnung  be3  fflo- 
fterS  erl^ob  fi(|  in  ber  SKitte  be§  11.  Sal^rl^un» 
bertö.  ©er  länberfüd^Hge  grabifd^of  9lbalbert  Don 
Sremen  (f.  b.  9lrt.)  l^atte  feine  9lugen  aud^  auf 
biefeS  fd^öne  geiftlid^e  ©ut  gemorfen,  unb  feein« 
rid^  IV.  l^atte  il^m  bereits  bie  Erfüllung  feines 
SBunfd^eS  augefagt.  9lber  baS  ftlofter ,  unter  9lbt 
Ulrtd^,  miberfe^te  fid^  mit  ber  äu^erften  9lnftren= 


155                                                          SDif4  166 

gung;  jurS^tot^t  nutbe  bamalS  bit Starten'  inDii|hatnt|ent)urbenutttntt>ni,  ntib  1555  teuAt 
bucQ  erbaut  (1066).  ^si^t  tro^t  mehreren  Sn-  ein  Iu%ri|cf|er  $rtbigei  au8  SBorm9,  Sodann 
Mtften  ber  ©Blbnct  abolbertä,  bis  bet  Mr^olte  EorpentariuB,  gam  Sptopjte  in  Borfi^  etnatfÄt; 
eribil^Df  auf  bem  9t(tiiE)ätage  ju  S-ribur,  auf  bie  tßcnualtung  ging  an  eint  .btiprfHiqw  3&- 
oel^em  belonntfidb  bie  meiflen  boitfi^  Seid^«  minifhation"  ü6er,  biS  im  3. 1623  Sorfi^  nritbtt 
fürflen  bem  oon  fSregor  VIL  gebannten  flaifer  an  ÜHainj  ßelangte,  nraB  im  weflfülil^en  griebeit 
^einiid^  IT.  bie  Su9|bE)nun(|  mit  bn  ifiidie  ern-  (ißetefttii|et  SJcrtrag  Don  1650)  beftdtigt  tmtibc. 
pfählen,  auf  ben  biingenben  SSunfiii  bei  g^ürften  Shir^  faifeilti!^  ^crtt  Dom  81.  3Räxi  1664 
aus  bet  Umgebung  beS  PoifetS  eiifemt  muibe.  würbe  ffurmainj  inegen  bei  SBefi|tS  bitfer  fürp- 
2)amit  fc^manb  au^  bie  ®efa^r  für  Sorfc^.  am  lid^en  9btei  mit  @it  unb  ©timmc  in  btnKtiU- 
3.  1090  mutbe  bie  ffloperfin^e  bur^  TXttaof  fürpental^  aufgenoniuitn,  %m  modalen  im^  bU 
p^^eit  einiget  Seute,  »elt^e  am  ©ctilufft  tineS  Sprömonfttalenfet  Sßerfu^e,  ffitebet  in  i^te  ftfl^ 
SoIteftfUS  geuetfugeln  tttotfen,  ein  SSaulb  bet  Se^ufung  ju  (ommen.  ffitr  OenerolDicor  bd 
01a)nmtn.  2)Dä|  nur  biefct  ^Itrlufl  burc^  tei^'  OrbtnS,  Stbt  ^o^ann  ^»ib  ju  SÜnou,  befhUtt 
tid(ie  fimnmeSpeRbtnbatbli'iebettrf^t.  S^fflit'  einen  neuen  Stopft  in  bei  ^erfon  beS  3o^aim 
tigei  mar  bie  SSiebcrfierftellung  bet  abermals  bc  Silciuä ;  biefer  aber  tonnte  toegen  bei  f d^metiif  Aen 
boitenberf^ütteitenCiibnungunbSHScipIin.  Slei  Uniutien  nid^t  gum  Sefibe  gelangen.  Safi  St- 
irn 3.  1110  gemölilte  Stmenolb,  ein  anSn^  aus  neialcapitel  beS  OtbenS  fi^iAe  ben  oon  i^m  bf 
^iif Aau,  entließ  eine  tlnja^I  !DtBnc^e  ouB  Sorfd^  ^ten  $top{l  an  Stlesanbet  TU,  um  bit  @a^ 
imb  ^|te  anbete  ouS  ^itfc^u  an  il^te  SteUe.  @d  ju  Derfe^ten.  SS  tarn  ju  me^riä^iigen  SBet^otä)« 
beiid^tet  Sriteufieim  (Chronic  &d  ann.  1114);  Inngen  gu  Wom,  SBien  unb  SDlaing,  bie  }u  teiiutn 
anbeiS  freifid)  ergöSlt  bie  Sorff^et  g^ionit,  iiiel^*  Sefultate  füfirten.  Snjmif^en  tttot  bafi  Älofkr- 
ttfl  butd^  unmütbige,  aui  §trfii|au  gemaltfam  ein*  gtbSubt  1621  abgebrannt,  unb  bie  ßibauung  tineS 
geotungene  ^Rfinc^e  bie  Otbming  geftört  miben  neuen  tttot  adf)i  in  ben  bamoligen  firmeren  Seitttt 
lügt.  Sbet  f^on  balb  na^tjet  na^m  bei  beffete  lu  fo^pielig.  Slac^bem  ft^  bit  SBngftia^  Don 
X^eil  bei  iSnibei,  als  er  bei  bei  Slbtäuw^I  bie  Den  5)et^eerungen  beS  30iöf|iigeu  fftifgeS  (@ii^ 
ÜJtaiorittU  ttlangfe,  luiebet  ju  einem  ^luSmörtigen  Stholf  eroberte  1631  bie  äBefte  ®emB^«m,  €t(n- 
feine  3ufluctit.  3m  3.  1153  tturbe  bet  gelt:^e  tenbuig  unb  bie  ganje  ©ergfttofee)  etnwS  ei^It 
unb  fromme  ^eiurid^  auS  bem  Älofttr  ©inSbeim  ^ftt,  tarnen  neue  fieiben  über  fie  bur^  ben  6ta« 
getsci^lt.  St  mar  ein  tteuet  In^ängei  li^ebii^  L,  faU  bei  i^ianjofen  unter  Antenne  1674.  Summt 
führte  bei  bet  Stlagetung  gttmona'B  peifänli^  blieb  ©iegei  bei  SinB'^eim  unb  ^Jleipet  bei  ^a^ 
ein  SorpS  unb  erhielt  bafür  oon  bem  Don  ben  unb  ^gftiafie.  3m  3- 1388  famen  bie  Dilbm 
ftaiferlirfien  genä^lttn  5!ictot  IT.  eine  3nfuL  Staaten  tOJelücS;  oße  Ortf(fyiHen  ba  Berg- 
<nai^  i^m  gerfiel  baS  Alojlcr  fittlic^  unb  finangieH  ftralc  litten  auf '^  ^feue  f urdjtbar  tiun^  ^euer  unb 
immer  mc^r;  eS  berloi  bobuio)  feint  ©tloft&nbig'  <:äd)iDert.  tStarfenburq  bct;aiiptete  bamaie  feine 
feit  unb  tarn  on  bafl  gräftift  ÜRainj.  SlbtÄoni«)  5&re  gegen  eine  ^nrte  iöelagerung.  3m  3- 180S 
umrbe  ton  ©legor  IX.  1229  abgefdft  unb  ßrg-  erhielt  §f]|eif^armftabt  bie  hiimaingif(^n  SSc 
bifi^of  @iegftitb  IL  uon  äRaing  mit  oei  SBcnsal-  fi^ungen  an  bei  Scrgftra&c  unb  bamit  aud^  bit 
tung  unb  SRefoimation  beS  fflofleiS  beaufttagt  ^lopftei  £or{d[}. 

griebtidö  IL  übergab  ©iegftieb  bie  „fürfllidtit  9Ui-  @ro|en  üRuIini  erlangte  boS  iMofler  bnrc^  feine 

tei"  Sorft^  1232.  ßi^bifd^of  Siegfritb  HL  tnt-  Süc^erfammlung,  bie  mcgeit  So^l,  SUttr  unb 

lief  fämmtlic^e  Senebictiner  unb  fe^te  an  ijie  ©tlteni)eit  ber  ^anbfi^riften,  foroie  megen  ttoft* 

©teDt  (Eiftercietifer ;  biefeaber  gogtn  fic^  wegen  barteit  bfteinbQnbeme^Tfnc^alSeifte  in®eutfc^ 

fottgefe|ter@FE|äf!igteitunbter&ftgemaltfameiln-  lonb  galt  Sorfc^  ttttete  bei  gelehrten  3Selt  einen 

giifft  bet  uertriebenen  'UMnäft  balb  miebei  guiüd,  ü)nl  Don  SitiiuS  (jefit  in  SBien;  Uommeen  et 

norauf  ber  @rjbi|<^of  $rämonftratenfei-S^or'  8tudemnnd, Aiial.LiTi&ii.,Lips.l873,7);Don 

bmin  oui  btm  Alofter  SUler^eiligtn  in  btr  ©traft*  ^mmianuS  ÜRaneüinuB  (S)eniS,  9tad^ti&ge  gur 

butgetSHOceft  berief  (1248).  fluB  bei  ffir^id^  30ien.  %hid^bi.  55);  Don  ^efq^iuS;  ben  Ölteflen 

Sbtti  nuibe  rint  $top^.  9iod^  langt  !^t  abti  obtrgnKitäIteflen31oiu3(jet^  in^eibelbtrg);  ben 

ÜRaing  gegen  btnoi^barte  ®roge,  namentlich  gegen  SRubm  bei  Sßalatina  in  9{om  bitbn  oor  STClem  bie 

bie  ^fdggiaftn,  ukIc^  untti  einigen  ft^ma^  Soi|(^et  SobiceS  (Naxarioni).    Serü^mt  mattn 

unb  naifiiajfigfn  %bten  beieits  meutere  SBefittungen  bit  ^anbf^fttn  SßiigtlS  unb  Stegotfi  Don  Xßwd ; 

tum  Sotf^  an  fid^  gtbrad^t  Ratten,  für  bie  neue  «i-  bn  jängfl  in  SRontpf Ilitr  an'9  Sid^  gddmmtne 

toetbung  numd^t  blutigt  t^^be  gu  fügten.  St^lie^  3ubenal  ((Jod.  Pithoean.) ;  bann  eint  3ttf  d^rifttn- 

eneid^te  btiffutpföIgeibo^feinSiel;  oIS  bei  Don  fammlung,  mtl^e  Don be äiof fi als ^rinoepa  ear- 

9{i»nl462abgtfeite€rjbi|^ofS)i{tri(^Don9IIain}  minum  aaltem  nmnero  c«leb«rrima  Palatina 

gegen  btn  an  ftintSteUt  gett|ten  Slbolf  Don^af'  eylloge  genannt  mirb  (InscriptioiL  chrietiaii., 

fau  eine  Stljbe  begann,  mußte,  um  Selb  gu  be-  Introd.)  unb  in  Poetae  latini  aevi  CaroL,  ed. 

tommen,  Sorf^  an  ffuipfalg  (1463)  Derfet)t  wer-  Dümmler  1880,  I,  99,  i^re  SSenoert^ng  fanb. 

btn.  33abet  fotttt  Sotfd^  im  16. 3a5t^unbett  oue^  Uebei  bie  grammatifd^en  gianbf^riften  Cod.  pal. 

ben  (Stauben  UDnAutlifaIgannt:^en.  3>ie  Sßiä'  1719.  1754  »gl.  Keil,  Anal,  gramm.  19.21; 


157 


Sot. 


158 


fsKt  at^chtif«!^  SRufeum  fär  ^l^ilobgie  Don 
Sddec  unb  9ttt{4t  9lcue  Sfolge  XXm,  ^xaxiU 
M 1B68^  385  ff.;  aber  bie  ^iftorifc^  ^atib- 
fünften  bec  ^ßolatitm  DgL  «rd^.  b.  (Befeafd^.  Xn, 
332,  9mA  «xd^iD  HI,  821 ;  3a]^büd^er  unter 
SoBzob  n.  tMm  Sre|((m  n,  531;  fiber  L.  Vo- 
Iw  Metiaiii  üb.  de  aase  DgL  SRommfen,  9b« 
toMmg  ba  tSnigL  fä^f.  (BefeUfd^.  b.  SBiffen« 
Hofteit  4iftor.-))]^f.  iriane  H,  285;  aber  Sor« 
{i|cr  Sooinncntanen  Deliale,  Memoire  sur  d'an- 
dflste  SacraiiMntaires  238—241 ;  aber  bie  in 
tnfBcnfil^  C^fi^t  andge}eid^neten^Qnbfd^riften 
Gori^  Thetmor.  diptych.  LH,  25;  Sampred^t 
3iüiaIoniamenai  28 ;  Stxcaa,  Seitr.  }.  Trierer 
•cf4 1,  29.  3nr  Sorfd^er  SeU^te  Dgl.  Seitf^r. 
f.  bcHtf^cS  «ttert^.  XIX,  6eft  2;  au  ben  Sorfd^er 
Sft4Mnbtcfd6e3eitfd^r.,9{eueSol9eXL  S)iebret 
SSUot^clifataloge  jle]^  bei  Becker,  Gatalogi 
MblioUMwanimantiqm,  1885, 82—120.  !Recro« 
I09CB  ^obcn  fid^  aerettet  unb  liegen  in  9lom  unb 
Biix|]6iag ;  ben  berül^ten  Codex  traditionum 
Lamah.  (3836  9hnnmem  mit  2000  Ortsnamen) 
ant  bem  in  12.  Sol^id^bert  jufommengeftelUen 
Cfaralicon  beUMJ^rt  he&  3tnäßatä)\x>  in  ^nd^en 
(Codes  prineipia  olim  Laareshamensis  Ab- 
baliaa  £plomatieii8,  ed.  Acad.  elect  Theo- 
doro-palatiiia,  3yo1L,  Mannk  1768—1770; 
bie  (E^nmif  oOeiii  Mon.  Germ.  SS.  XXI).  (iBgt. 
C  SttlUr  Sefc^reibung  beS  prftentl^umS  Sorfd^ 
oker  ftM^gefd^e  bed  Oberrl^gouS,  2)arm' 
fM  1812;  S^n,  (Sefd^id^te  beS  ehemaligen  fflo- 
M  Sorfd^.  aiegenSburg  1866;  9lad^tröge  im 
Coizcfp0iiben)bIatte  bed  ®efammtt)erein8  1874, 
Ä.  3,  18.)  [(©d^arpfD  galt] 

jM  (e^^  LXX  AiSyz),  im  9.  X.  ein  ©ol^n 
Izoni^  rtncS  9ntberS  Sbral^mS  (®en.  11,  27), 
aar  bcr  Sruber  Don  3Rtlä^a  unb  3efd^,  meldte 
kpat  tnm  Smigen  mit  @ara  ibentificirt  mirb. 
(Er  begleitete  feinen  O^im  unb  beffen  Sater  ifyixt, 
als  fte  Don  llr  in  Sl^albda,  il^rer  ^eimat  nad^ 
^osan  sogen  wob  bort  fid^  nieberlie|en  (®en. 
11,  28—31).  epöter,  olS  Sbral^am  auf  ®otteS 
(fc^  an4  tum  ba  nneber  fortjog,  möl^renb  fein 
Satei  nnb  feine  Semxmbtfd^  blieben,  begleitete 
ita  fein  9ntber8fo]^  Sot  ebenfalls  bis  in'S  Sonb 
CoBaan  (®cn.  12,  4  f.).  SS  bmterte  j[ebod^  nid^t 
Inge ,  f 0  cntpanben  Streitigfeiten  jttif d^  ben 
^irtcn  Sbco^oniS  unb  SotS,  infolge  bereu  fie  fid^ 
Ml  einoaber  trennten  unb  Sot  ben  SorbanfreiS 
Ms  gttpn  Soboma  ffin  bejog,  eine  ®egenb,  gut 
kBftffctt  mb  fmd^Oor,  loie  ein  ®arten  ®otteS 
(®ca.  13,  5—12).  aSoIb  aber  traf  il^n  l^ier  ein 
m%ts  UnfoB.  gfinf  @tdbte  beS  3orbanIreifeS, 
«boaui,  Oonumd^  Sbama,  Seboim  unb  Sola, 
non  C^orlol^mor  unb  feinen  SSerbun* 
not  flricg  nber)ogen,  totä  fie  nad^  }to5Ifj[ä]^ 
S)icaPboileit  iMm  il^  abgefallen  uxiren.  3nt 
Xlob  €tbban  bm  eS  jum  Xreff en.  SHe  ffdnige 
loa  @flbona  nnb  ®omonba  fielen,  bie  übrigen 
Mo;  btc  enAorfcn  6täbte  würben  auSget^Iün* 
kat  nab  ba  Sot  jn  @oboma  uwl^te,  nmrbe  oud^ 


er  fammt  feiner  ^abe  fortgefül^rt  9US  W>tafym 
]^iert)on  Ihmbe  erhielt,  fe^e  er  mit  feinen  Seuten 
unb  feinen  SSerbunbeten  ben  geinben  nad^,  über« 
fiel  fie  mU)ermut]^t  bei  3la^i  in  ber  ®egenb  Don 
2)an,  fd^Iug  fie,  »erfolgte  fie  bis  ^oba  in  ber 
9lö]^e  Don  S)amaScuS  unb  nal^m  ibnen  aUeS  ®e- 
raubte,  namentlid^  aud^  Sot  unb  feine  ^abe,  toie« 
ber  ob  (®en.  14, 1—16).  ©päter,  als  bie  üier 
©täbte  beS  2^orbanfreifeS,  @oboma,  ®omottfyx, 
Sbama  unb  @eboim,  tt)egen  i^rer  Safterl^ftigfeit 
jerftört  loerbenmuj^ten,  tt)urbeSot  auf  eigentl^üm- 
lid^  SSBeife  baDon  in  ffenntni|  gefegt  unb  Dor  bem 
Untergange  bemal^rt.  Stoei  Sngel  nämlid^  famen 
atS  unbefannte  ^remblinge  nad^  @oboma  unb 
folgten  ber  bringenben  @inIabungSotS,  in  feinem 
^aufe  )u  äbemad^ten.  9IS  aber  bie  Semol^ner 
Don  @oboma  einen  Dergeblid^en  SSerfud^  mad^ten, 
bie  Dermeinttid^en  gremblinge  gu  mi^l^nbeln, 
fünbigten  biefe  ben  naiven  Untergang  ber  @tabt 
an  unb  fiU^rten  am  frül^en  Sßorgen  Sot  mit  ben 
©einigen  l^inauS,  tt)obei  jebod^  SotS  SSBeib,  meil 
fie  baS  SJerbot  ber  Sngel  ni^t  beobad^tete,  in  eine 
©alsfäule  üertoanbelt  würbe  (®en.  19,  1—26). 
SS  ift  l^ier  nid^t  an  ein  bIo|eS  Umfel^en,  fonbem 
an  ein  3urüdffileiben  )u  beuten,  meld^eS  auf  bie 
t)er!el^rte  Knl^önglid^feit  an  bie  @tötte  ber  @änbe 
unb  SSerrud^tl^eit  gurüdCsufübren  ift  (Suc  17,  32). 
9lud^  bie  „^ermanblung''  ift  fo  aufsufaffen,  ba^ 
bie  Suriidfgebliebene  burd^  bie  uml^erfliegenben 
®teinfal)ftüd(e  getroffen  n^urbe  unb  biefe  ftd^  um 
fte  aufi^öuften.  SotS  munberbare  ^Rettung  fär  einen 
SJl^tl^uS  }u  erflören  unb  mit  bem  $eibnifd^en 
SR^tl^uS  Don  ^l^ilemon  unb  Sauds  auf  gleid^e 
Sinie  }u  fteQen  (Dgl.  SBiner,  Slealmörterb.  s.  v. 
Sot),  l^at  man  feinen  anbem  ®runb  als  bie  ratio* 
naliftifd^e  SSBunberfd^eu ;  aud^  ber  Serfud^,  bie  SSer- 
manbtung  in  eine  @al}fäule  l^inmeg  5U  erflören 
(Dgl.  atofenmüIlerS  @d^olien  su  ®en.  19,  26  unb 
SSBiner  a.  a.  D.),  t)erftö|t  in  allen  feinen  SSBen« 
bungen  gegen  bie  Ze^eSmorte.  3lai^  @oboma'S 
3erftörung  begab  fid^  Sot  mit  feinen  beibenSöc^» 
itm  gunöd^ft  nad^  @egor  (Sala),  unb  fpöter  Don 
ba  auf  baS  nal^e  ®ebirge,  »o  er  in  einer  ^öl^Ie 
ftd^  aufl^ielt.  ^ier  brad^ten  eS  feine  2:öd^ter,  meld^ 
offenbar  Don  ben  ftttlid^en  ®ebred^en  ber  @0' 
bomiten  nid^t  frei  geblieben  maren,  ba^in,  bog  er 
i^nen  beimol^nte,  ol^ne  eS  )u  mijf en ;  eine  entfe^ 
lxä)t  ©träfe  für  baS  Derbred^erifd^e  anerbieten, 
meld^  er  }ur  3^t  ben  @obomiten  gemad^t  l^atte 
(®en.  19,  8).  Seibe  Slöd^ter  befamen  @ö^ne; 
ber  ©ol^n  ber  attem  mürbe  ©tammDater  ber 
aOfloabiter,  unb  ber  ©obn  ber  iüngcm  ©tamm- 
Dater  ber  Slmmoniter  (®en,  19,  22  f.  30—38). 
%ii)  l^ier  l^t  man  eine  auS  SlationaC^a^  ent- 
fprungene  SoIfSfage,  eine  fel^r  gel^öf ftge  unb  gar« 
füge  ©id^tung Jinben  moDen,  bereu  et^imologif d^ 
Qfunbament  felbft  ber  grammatifd^en  SOBal^rfd^ein- 
Ud^feit  entbel^re  (be  SBette ,  Seiträge  jur  Sin» 
leitung  in  baS  «Ite  leftament  H,  94  f. ;  SBiner 
a.  a.  D.).  ffliein  bafe  gegen  baS  et^imologifd^e 
gfunbament  nid^tS  einsumenbcn  fei,  belauftet  felbft 


159  Sot^i 

2:u(^  (eommentaT  ixiti  bie  @meri3  370),  unb| 
iBaumgatten  (Sommentai  jum  $entat{U($,  JTiel 
1843,  216)  Bemnft  mit  SRtc^t,  „bttft  ÜRemung 
fei  nin  au8  bet  Suft  gegriffnt* ,  unb  fußt  Bri :  „benn 
nirgenbl  nrirb  bieJenSöHem  t^t  blut|(^änberif(^ 
Urfprung  jum  Söommtf  ßtmai^t,  im  ©tgent^til 
Bitb  btn  3«taetitai  unlttjaflt,  baS  ©ttiiet  ju  be- 
trtteii,  toet^  3el&otio  .Den  Söfinen  ßotS'  ße- 
Qfbra  ^at  (5E)e«t.  2,  9. 19—21).  grft  na^bem 
fw  fi(6  unbrüberliijd  gtgcn  3§raef  bqeußt  ^oben, 
niib  i^nnt,  unb  gmai  au3brüdlii$  au3  biefem 
©runbe,  b(t  gingona  in  bie  ©tmeitibt  3SfaeI§ 
unlerlogt"  (®eut.  23, 3. 4).  3n  feintm  gaU  tarn 
bit  Sibftnminunfl  ^mmonB  «nb  ÜJlmlbi  Oon  £ot 
unb  betmiai^  i^n  ©tammoetnianbtfii^a^  mit  33' 
rari  beäloei[eÜ  WErben.  Uebet  bie  rabbinifd)en  unb 
mo^aminefaanij^en  Sulfaten  ;u  htm  biblifc^en 
IBtric^te  übet  Cot  Dgl.  Calmet,  Dictionariom 
Biblicum  a.  v.  Loth.  [Sßelle.] 

^■Ot^at  n.,  fföniß,  jracUer  Sobn  Aaifer 
Sot^ati  I.,  er^elt  jc^on  m  Einfang  bcS  3o5rÖ  855 
Bon  feinem  Sßater  bie  feerrfii^ft  übet  grieSIonb 
unb  bei  bet9?EfignütiDnoe8ffaifer§im©eptember 
855  noi)  übet  gtoncien,  boS  Öaupiftürf  beä  re- 
gnnm  Lotharii  bicffeitS  bei  Elften.  Sie  Unju* 
fritben^  namentliifi  bei  ältetn  SSnibetS,  btS 
ffaijerS  Submig  U.,  mit  bieftt  Xb^Iung  toutbe  im 
£lD^fDmmci  856  ju  Ctbe  (untoeit  bei  Treuen- 
Imirßei  @te8)  ba^in  begliii^en,  ba|  fii$  bet  flaifet 
mit  feinem  lombatbifd^tn  Aänigieid^e  begnügte, 
icäliienb  anbereifeits  auä)  Sot^ai  IL  bem  |itngetn 
Sruber  ffarl  ben  SBefif  betBtoBence  unb  ber  fii^ 
baian  fd|Iie|enben  91^onetamK,  beten  et  fld^  ge» 
iDoltforn  }u  bemöt^tigen  bai^te,  gugefte^en  mu|te. 
„5Die  Iräftißpen  eon  ben  ©lammen,  bie  jum  Seilte 
SotbQt«  I.  gehört  l&otten,  be^ienf^t«  ie|t  Don  ff  atl8 
btS  @rD&en  $fal}  ju  %ai)tn  äuSSotlarEL;  i^m 
naten  migei  ben  längft  oettoSIfiiiten  93uißunbtm 
unb  ben  bdgif^en  Sanbf^often,  bie  auf  bei  @ptQ^- 
giengt  lagen,  alle  beulfi!)  rebenben  ÜRcnf^en  aus 
bet  St bj^aft  feine«  iöatttS  jußef ollen :  bie  Sriejen, 
bie  M^einftanlen  ober  SHipuariet,  bie  SJtofcIIanet, 
bit  Slfälfet  unb  bet  I^eil  bet  Swnftn,  bot  man 
noc^  fpäter  nai$  jenem  im  engem  Sinne  Sot^a- 
tingiet  benannle"  (Siümmlet  I,  401).  ffienrnni^ 
roai  Sot^ar  webet  butd^  bie  auSbe^nung  feines 
@ebiete8,  auf  meli^em  aI8  ffam)>ffilat|  Sa^r- 
gelinte  l^inbur<i(|  bie  Itebeilegen^eit  bei  germani' 
fctien  obei  beS  tomanifi^en  Slementi  im  ^lanlen- 
leic^e  fi^  er)ii[)ben  foQtc,  noc^  burd^  feine  peifön* 
litfien  gigenfc^aflen  baju  betnfen,  inneibalb  bei 
fiäntifiiien  itieitteii^e  eine  malgebenbe  ©tetlnng 
einjunebmen,  unb  Itiatfäi^Iitb  fc^monfte  er  bie  jum 
3c^re  860  in  einet  fdimäi^lidien  unb  unjuDei- 
läffigen  SetmilHettotle  groif^en  Oft-  unb  SEßeft- 
fianfen.  Sine  unbegä^mbatc  &eibenf(^ft  be§ 
ffitntßi,  bit,  @itte  unb  ^täft  miga^tenb,  ify 
Siele  juflenerte,  bot  bann  unermartet  bie  SRii 
fiuntte  für  bie  gegenfeitigen  SBejitbuTtgen  beiC  , 
unb  ÜOeftteie^eä  unb  bie  Sßeianlaffung  ju  eibi^^tei 
@elltnbmac^ung  (jäpftli^n  luctoiität  gegen  bie 


160 

gtanlentönige.  ©^on  in  jungen  3o^«n  unb  bei 
Sebjeilen  feines  !8atei3  ^anb  Sot^oi  mitäBoIbtaba, 
einer  Sohltet  au8  ßutet  Familie,  in  einem  SJer« 
^ältnil,  oon  bem  nur  miglnubiuiirbige  ®eiDö[)t§j 
mannet,  nämli^  einige  'in  bem  (JtjEfiQubEl  com» 
ptomittitte  SBifc^öfe  unb  ber  Jlönig  fribft,  unb 
obenbrein  etp  im  fpätem  SJerlauf  beS  ^JrojeifeS,  a!§ 
bie  etften  9JtilteI  mtb  *Üiege  nic^t  jum  3tele  gcfütirt 
galten,  bel^iutileten,  ba%  e§  ein  in  gEfe|mä^igei 
gotm  gefc^IotfeneS  SlicbünbniB  gcroefen  fei.  jjüt 
bie  fitlliii&e  5ßeutlbnlung  bei  ffönigS  unb  feinet 
&ofbif(^öfe,fDttiiebei§onbIungSroeifebe§^apfttä, 
ip  eS  üon  mefentlidiet  iSebcutung,  baft  feiner  bet 
3eitgenoffen  unb  Don  mobemen  ^i^oiitem  tnn 
Monte  (aiellgefc^i^te  VI,  181  f.)  an  bie  S&afyc 
tieit  bitfei  99el|auptung  geglaubt  ^at.  3"^  Siegte- 
rung  gelangt,  heiratete  £ot!|ai,  „no^  in  btr  frif^en 
3:tauei  um  b<8  SSateiS  2:ob'',  nic^t  SBalbtobo, 
fonbcnt  S^ietbetga,  bit  Xoijta  eines  bamalB  f^on 
Btrfioibentn  ©lafen  Sofo  unb  ©rfjnitflet  btS  16« 
teS  ^ncbert  Don  ©t.  SDianrite.  Sßennut£|Iiii^  ^abe« 
politifc&e  ©tiinbe  bie  SBetfcblDäßeniug  mit  lej« 
lerem  roünfc^enämetl^  etfcbeinen  lüffen:  ßucbm 
be^errfctite  buriii  ben  SefiJ  einet  auSgebel&nten 
©laffii^oft  im  ÖfHii^^"'  Surgunb,  äroifd^en  bem 
3uta  utu)  ben  penninifd(cn  ^Ipen,  Sie  $äfft  anS 
bem  3nittelrti(^  na(f)  3talien.  Slie  <Sftt  blieb 
finbertoS,  unb  bie  91u3fid(|t,  fein  Stetig  fo  ntnig 
als  bie  ffaiferFione,  mel^e  bei  ebenfalls  finbeilofe 
iBrubei  trug,  SeibeStibtn  t)inteilaffen  gu  Tonnen, 
mag  als  politifc^tt  @iunb  mitgeioiift  boben,  ba| 
btr  an  ©innengenüffe  fiü^  gtm&^nte  Sot^ot  bä 
fd^ulbloft  ffi^igtn  im  3-  857  Deifhe|  unb  gu  btm 
Umgangt  mit  Sßialbtaba,  bie  t^m  f(!||on  einen 
Sobn  unb  jmei  Xöcbttt  geboten  ttatte,  jurüiflcltitte. 
®et  einfluö  biefeS  SfficibeS  auf  Soldat  unb  i^t 
e^igeijigei  Sffiunf  (^,  bie  Jhone  ju  tiagen,  ttfi^enen 
ben  3IIitltbtnben  ali  bie  eigentlichen  Xriebfebem 
Don  Sot^aiS  ^anbluugSmeife.  SDit  @d|änbli(^Ittt 
beS  !Btrfat)renS  gegen  bie  ^bnigin  foQte  bei  Üble 
Stumunb  iI)reS  SiubetS  bedtn :  man  fpienßte  bai 
@ecüd^t  au3,  Slbittbeiga  fei  bei  it)rei  ^etmdtilung 
nid)!  me^i  äungftau  gelnefen,  fonbem  fit  fei  Don 
i^ttm  leiblid^tn  SBnibei  ^ucbeit  auf  unnatüilid^ 
Kit  tntefirt  tuotben,  f|nbe  benno<i^  conciptrt,  jtbo^ 
butc^  einen  Xxavi  eine  grü^gebuit  tjetbetßcfü^tt 
Slie  fcbon  ton  1}!apft  Senebict  in.  getüßttn  fieii^tn 
Oeraalll^Qten  unb  f t^tanf enlof en  tHuSf t^raeifunßtn 
^ucbctti,  bet  auBet  bet  Sonfut  nii^B  SlericaleS 
an  ^ä)  ^otte,  motiölen  bem  ©etiictit  uietfod^  @lau> 
ben  öetfc^offen.  91bet  bet  Itnroine  beS  tottiringi. 
f^tn  SIbelS  gegen  biefe  ^otmlDfigteit  bei  SJet- 
fa^ienS  pang  ben  ffBnig,  bie  ©ai^t  im  3-  858 
uot  bem  ffönigSgetiii^tjur^et^anblungju  bringen. 
3)Q  ber  angelloglen  wönigin  3«"gfn  fehlten,  jo 
mürbe  i^r  jum  5BeroeiS  i^rer  Unfi^ulb  nad^  get» 
manifc^em  @eriil^l3gebrau^  baS  @DtteSuit1^eiI  beS 
bei^tn  aBaffttS  auferlegt.  3^r  Sertieter  jog  ben 
^im  unDttle^lt  ou§  bem  fitbenben  SBaffei,  unb  btt 
ffSnig  fab  \iä)  gejmungen,  bie  imOtbal  fiegrttc^ 
fiSnigin  niiebti  als  @ema^Iin  an juettenntn.  SIbtr 


161 


Sotf^ax  IL 


162 


Me  fderii^e,  Dom  (ifci^öflid^  @egen  begleitete 
iBlfd^mmg  loar  nur  Strug;  bie  ffönigm  matiberte 
ii'l  @efftngm^,  mo  %IIfd  aufgeboten  lourbe,  um 
jie  felb{l  )u  einem  @d^ulbbe!enntni|  in  ndtl^tgen, 
auf  (Snnib  beffen  il^re  (Sf^t  getdSt  merben  fönnte. 
3a  i^  Serloffenl^eit  at)t)eUirte  fie  an  ben  opo* 
Itolif^  &tiüj!i  unb  erflörte  im  SorouS  aOe  il^re 
fttfiogeii  a\i  burc^  Zobedongft  erpte^t  unb  be|]^aIB 
ngältig.  SBa^renb  ftd^  Sotbar  noc^  ^u^en  burd^ 
Me  Siififöl^mtng  mit  feinen  Srfibem  Submtg  unb 
fiorl  mit  toeld^  er  bei  bei  SReid^tl^eitung  in  fo 
Mtigm  Smifl  geratl^en  toat,  ftd^er  fteOte,  geioann 
tc  pa  SitSfu^rung  feines  fd^urfifd^en  $Iane§  }h)ei 
IRetropoIüen  feines  SleiddeS,  ©untj^at  oon  ^5In 
(f.b.fbtXetnene]^rgei5igenunb]^Qbfüd^tigen9J2Qnn 
M>n  leid^^ertigemSebenSttonbel,  unb  bengutmütl^i« 
fien,  aber  gciftig  befd^ranften  unb  unfelbftönbigen 
^bifd^f  S:^tgmib  Don  Zrier,  neben  il^nen  ben 
eif^9boentiuSOonaRe|.  3nber$fal3)u9ad^en 
icrfoBmeßen  ftd^  am  9.  Sanuor  860  oier  Sifd^ofe 
mA  jxoet  Siebte  auS  bem  Sleid^e  Sotl^rS  }u  einer 
B^nibt,  um  im  auftrage  beS  ffönigS  ben  böfen 
®ecwl^ten  über  feine  (Semol^lin  auf  ben  ®runb  }u 
g^en.  Sie  ftönigin,  ber  @9nobe  oorgefie&t  er* 
f&te  fi4  ber  Sb^  unn)ürbig  unb  beauftragte  ben 
(tqfn^d^  @mdbar,  ber  S^nobe  bie  ®rfinbe  )u 
affeiibaicn,  meld^  j^e  il^m  in  gel^eimer  93eid^t  an* 
Dertnmt  l^be.  9}od^  ffenntni^l^me  berfelben  er« 
lläxte  bie  €Qnobe,  ba^  bie  burd^  il^ren  93ruber 
cntetirte  fidnigin  bie  &^  nic^t  fortfe^n  bürfe, 
iklmel^  ^  JKrd^enbule  in  ein  jflofter  gu  oer» 
«eifcn  fei  @4on  9Ritte  Sfebruor  860  trat  in 
%iidfm  eine  nod^  gal^lreid^  @9nobe  gufammen, 
an  ber  au^  Sif(^5f e  aud  bem  meftfrönhfd^  unb 
rooenaolifd^  Steid^e  tl^eilnol^en ;  neben  ber 
@^be  tagte  Soifyxt  mit  ben  »eltlid^en  ®ro|en 
beS  9tei(^.  ^ier,  im  Sngefid^te  beS  gefammten 
SeiiibeS,  mieberl^olte  bie  ffönigin  münblid^  unb 
fj^friftlid^  bie  Selbfianflage;  ber  jfönig  ]ä)tDnx,  fte 
lid^  gelungen  gu  l^aben;  bie  Königin  oerftd^erte 
foflcfid^,  tro^  ber  bemegteften  3ureben  oon  greunbeS- 
feite,  frei  unb  felbftanbig  )u  l^nbeln,  unb  Der« 
fpta4^  idemalö  mel^r  eine  fflage  ober  ^Berufung 
ni^egen.  S)en  Sitten  ber  ffönigtn  entfpred^enb, 
kf^Ioffen  bie  IBifd^öfe,  bad  nunmel^r  öffentlid^e 
lergenril  burd^  öffentlid^e  JKrd^enbu|e  gu  f ül^nen, 
Z^Ktberga  nad^  ti^rem  äBunfd^e  bem  fflofier  gu« 
ibergeben.  SDaS  IBerJ^ltnig  ber  beiben  Sad^ener 
Serfammlungen  fnd^  @d^dr8  (^infmor  180  ff.) 
Ol  i^rcm  Serfal^  bal^in  p  befümmen,  ba|  bie 
cr^e  eine  rein  geifUid^,  tt>eil  fte  ein  Sl^egerid^t  mar, 
Me  iipeüe  aber  nidbt  blo^  eine  geiftltd^e,  f onbem  ju 
9U4  eine  meUlid^  mar,  meil  c§  ^d^  um  ein  @traf « 
•affld^  ^anbelte,  an  meld^em  bie  Saien  f d^on  mit 
SUdfU^  auf  ben  €)n:ud^  be§  JfönigSgerid^teS  Don 
858  li^t  unbetVüigt  bleiben  burften.  Sotl^r  mar 
Mei«ia^,  finberlofeltönigin  lo3,  aber  nod^  nid^t 
flu  Sidie  feiner  SBunfd^.  Salb  nad^  biefen  Sreig« 
nffea  trat  2ot^  smar  dffentlid^  als  ißerbänbeter 
Anil  tum  Seftfranfen  auf,  f örberte  aber  in  ber 
tSfot  Me  Siinf(|«  SubmigS  beS  Seutfd^en:  eS  ift 

tta^cifcitfoii.  Tm.   2.  HitfL 


ber  Seginn  jener  $olitif  Sotl^arS,  meld^  nur  nod^ 
im  aiuge  l^at,  bem  Säfinbui^  mit  SGBalbraba  DoQe 
«nerfennung  gu  ertoirfen,  benn  „nur  bann  burfte 
Sotl^ar  l^offen,  fein  Sanb  auf  bie  9?ad^fommen 
SBalbraba'S  ju  Dererben,  mennbieanberenSfranfen« 
fönige  feine  &^t  mit  il^r  als  eine  gefe^mäfeige  unb 
red^tSgültige  anfä^jen,  ober  merni  teenigflenS  bie 
3uftimmung  ber  übrigen  il^m  fo  meit  jur  Seite 
ftänbe,  ba^  er  bie  »nfed^tungen  cineS  eingigen 
unter  il^nen,  ber  anberer  SReinung  märe,  ni(|t  )u 
fürd^ten  l&ötte"  (Summier  H,  8).  ®er  ©egenfat 
fteDte  fid^  juerft  Don  meftfränfif^er  ©eite  ein,  als 
ffarl  ber  ffal^le  bie  auS  ber  JMofterl^aft  entmid^ene 
Sl^ietberga  in  fein  SReid^  aufnal^m,  uno  Dor  ättem, 
als  Srgbifd^of  ^infmar  Don  IReimS  gegen  @nbe 
beS  2(Q!§reS  860  ein  umfangreid^eS,  gelel^rteS  ®ut« 
ad^ten  auf  bie  fd^riftlid^en  anfragen  Derfd^iebener 
(Seiftlid^en  unb  Saien  iiber  ben  lotl^arifd^en  Sl^e« 
l^anbel  Der5ffentlid^te,  l^ier  baS  gange  Zruggemebe 
entl^üQte  unb  mit  berebten  Sßorten  bie  @a%e  ber 
unterbrüdften  Unfd^ulb  Dcrfodftt  (f.  b.  9lrt.  ^inf- 
mar).  91IS  aud^  nod^  bie  befreite  Königin  gum 
gmeiten  3RaU  nod^  SRom  appeQirte,  ba  beeilten  fi(^ 
Sotl^ar,  ber  fld^  nun  guglei(|  offen  in  bie  ^rme  beS 
oftfränfifd^enffönigSmcrrf,  unb  feine  Sßifd^öfe,  burdj 
bemfltbige  unb  ergebungSDoüe  @d^reiben  an  ben 
opoftolifd^en  ©tul^l  baS  Singreifen  unb  bie  Snt« 
f^eibung  beS  $a))fteS  Dor  ber  ßntgegennal^me  ber 
jd^riftli^en  unb  perfönlid^enSSerid^terftattung  l^int« 
ongul^alten.  Unterbeff  en  burd^brad^  Sotl^ar  bie  legten 
@^ranfen,  bie  il^n  äu^erlid^  nod^  Don  bem  er« 
fel^nten  3tc^e  feiner  SBünfd^e  trennten.  9luf  einer 
neuen  @Qnobe  gu  Sad^en  am  29.  ^ril  862  er« 
Härten  aDe  Sßifd^öfe  Sotl^ringenS  (gmei  auSge» 
nommen)  bie  @^e  beS  ffönigS  megen  ber  Dor  ber 
Sl^e  burd^  2:]^ietberga  begangenen  tJfleifd^eSfünben 
für  ungültig  unb  ertl^eilten  bem  llönige,  ber  bei 
feinen  jungen  Salären  unb  feinem  feurigen  Xem« 
peramente  feine  Sntl^altfamfeit  üben  gu  f5nnen 
Derfid^te,  bie  @rlaubni^  gur  SBieberDerbeiratung. 
Jlod^  in  bemfelben  Saläre  feierte  Sot^ar  feine  95er« 
mäl^lung  mit  SBalbraba  unb  fe^te  biefer  bie  J¥5nigS« 
frone  auf,  ol^ne  bie  Slnfunft  ber  Segaten  abgu« 
märten,  meldte  $a))ft  92icolauS  I.,  als  il^m  baS 
Srgebnil  ber  S^nobe  burd^  Sotl^ar  mitgetl^eilt 
mar,  gu  fenben  in  SuSfid^t  [teilte.  3m  näd^ften 
3a]^re  (863)  ermarb  Sotl^ar  nad^  bem  2:obe  feineS 
93ruberS  Äarl  (24.  Sanuar  862)  ol^ne  jebe  Sn- 
fed^tung  ben  bei  meitem  größten  %f)til  Don  beffen 
SReid^,  mäl^renb  fein  ©ruber,  Äaifer  Submig,  nur 
bie  ^oDence  unb  DieOeid^t  ein  @tä^  Don  Surgunb 
am  linfen  SRI^oneufer  erl^ielt.  9lber  meber  biefe 
2Jlad^tDerme]^rung  nod^  bie  DorauSgegangene  9ln« 
bal^nung  eines  friebli^en  SSerl^ältniffeS  gmifd^en 
Sotl&ar  unb  feinem  Ol^eim  ffarl  auf  bem  granfen« 
tage  gu  SaDonidreS  (bei  Soul)  im  92oDember  862 
fonnten  bie  2Ra|na]^men  beS  l^eiligen  ©tul^leS 
binbem,  bei  meinem  SRed^t  ufib  ©itte  il^re  lejte 
gupud^t  gefunben.  3m  9loDember  862  batte  ^fl 
JlicolauS  L  nad^  langem  3ögem  bie  Sifd^öfe  911^« 
boalb  Don  $orto  unb  3ol^ann  Don  SerDia  ent« 

6 


163 


Sotl^ar  IL 


164 


fatibl,  bamtt  flc  Quf  einer  S^inobc  ju  2Re^  bei 
aintoefenl^eit  nid^t  bfo|  ber  loftarifd^en,  fonbem 
au(^  öon  ie  jtoei  Sifd^öfen  auS  ben  anbeten  Il^eU« 
reiben  über  ben  ßl^el^onbel  Sotl^orS  eine  grünb« 
Ild^e  Unterfud^ung  anfteDten.  grft  nad^  ber  Sbreife 
ber  Segaten  erl^ielt  ber  $a))ft  Don  ber  tnstoifd^en 
erfolgten  SSermolJlung  Sot^arS  unb  aBolbrabo'8 
unb  ber  neuen  Sel^auptung  jfenntnt^,  bal  Sotl^or, 
fd^on  frül^  üon  feinem  93ater  unter  Seobod^tung 
ber  gefejmäfeigen  ©olemnitäten  mit  SBatbraba 
oermäl^lt,  naä^  feiner  S^ronbefteigung  burd^gwang 
unb  ®rol^ungen  beftimmt  ttorben  fei,  SDBalbraba 
5U  öcrfto^en  unb  Sl^ietberga  ju  el^elid^en.  5leue 
^efe  be§  $a))fteS  befolgten  bie  Unterfud^ung  ber 
SRid^tigf  eit  biefer  Seljoiiptung  unb  f  orberten  fämmt» 
lxä)t  Crjbifd^öfe  in  ©aHien  unb  ©ermanien  ouf, 
in  SOlel  su  erfd^einen,  um  über  ßotl^or  cononifd^eS 
®erid^t  gu  Italien ;  bie  Seftätigung  ober  SSermer» 
fung  ber  ©^nobalacten  bel^ielt  9ScoIau§  fid^  felber 
Dor.  31(8  ober  bie  fiegaten  enblid^  SKitte  Sunt 
863  in  ajlej  eintrafen,  woren  nur  93ifd^öfe  ou§ 
bem  Stetd^e  Sotl^orS  antt)efenb.  S)ie  t)a))ftlid^en 
Segaten,  öon  Sotl^or  beftod^en,  legten  bie  ©riefe 
beS  $a))fte§  tl^eifö  gar  nid^t  nox,  tl^eilS  bulbeten  fte 
il^re  93erf älf d^ung ;  nur  jum  ©d^ein  tourbe  eine 
Prüfung  be§  Zl^atbeftanbeS  borgenommen,  Sl^iet« 
berga  öerurtl^eilt,  bie  SRedfetmäfeigfeit  ber  ®^e 
SBalbraba'ö  fomit  anerfannt.  Sluf  ben  SRatl^  beS 
fd^Iauen  Sifd^ofS  ^agono  Don  ^Bergamo  mürben 
bie  beiben  Sr}btfd|5fe  ©untl^ar  unb  Xl^eotgaub 
beauftragt,  bie  S^nobalacten  bem  S^opftt  ))erf5n> 
lid^  5ur  ©enel^migung  Dorgutegen.  S)rei  SBod^en 
nad^  bem  freunbtid^en  Sntpfang,  meldten  bie  ni(|t§ 
@d^Iimmed-  al^nenben  Srjbifd^öfe  in  Sftom  gefun- 
ben,  6nbe  October  863,  mürben  fle  üor  eine  Sa- 
teranf^nobe  gelaben.  ^ier  legte  ber  ^apft  bie 
unerl^örte  Slud^Ioflgfeit  beS  SSerfal^renS  ju  SKe^ 
ouf  ©runb  ber  em})fangenen  Steten  bar,  faffirtc 
bie  tej^teren,  fuSpenbirte  bie  ©rgbif d^öf e  für  immer 
öon  il^rcm  Simte,  bebrol^te  bie  mit  il^nen  9Ser« 
lel^rcnben  mit  bem  SBanne,  mäl^renb  ben  übrigen 
93ifd^öfen  für  ben  Qfall  ber  Unterwerfung  unter 
ben  @prud^  beS  ^apfted  SSergeil^ung  in  3Iu§fid^t 
gejleHt  mürbe.  ®ie  furd^tbar  enttäufd^ten  ßrg- 
bifd^öfe,  meit  entfernt,  fid^  ju  untermerfen,  eilten 
in  ol^nmäd^tigem  Sngrimm  jum  ffaifer  nad^  Sene« 
üent.  3)iefer  lie^  pd^  burd^  bie  iBorftellungen,  ba^ 
®efanbte  feines  SBruberS,  unb  gmar  auf  biSl^er 
ungemöl^nlid^e  SBeife,  ol^ne  bie  Sujtimmung  i^rer 
aWitbifd^öfe,  burd^  toäppiid^en  aKad^tf|)rud^  ob« 
gefegt  morben  feien,  fo  in  3om  öerfe^en,  bog  er 
anfangt  864  mit  einem  ftarf en  §eere  nad^  Som 
aufbrad^.  S^gleid^  fd^aorten  fid^  aHe  SBiberfa^er, 
meldte  bie  fröftige  Slegierung  beS  $a))fte3  in 
Stalten  ermedtt  l^atte,  gu  einer  Kmjjörung  gegen 
benl^ciUgcnStul^ljufammen;  burd^  ©enbfd^reiben, 
molare  Sronbfd^riften,  öerfud^ten  bie  gr^bift^öfe, 
il&ten  perfönlid^en  Streit  otö  einen  Stampf  bif(^öf » 
lid^er  ©elbftänbigfeit  gegen  bie  |)0<)ftltd^c  «age- 
malt baräufteüen.  aber  bie  SKa^lopgfeit  be§  «n« 
griffS  entbel^rte  ieben  ßrfotgeS,  benn  ^niemonb 


mochte  bie  bifd^öf lid^e  f^freil^eit  im  IBunbe  mit  bem 
Safter  üertl^eibigen"  (®ümmter  H,  72).  Sepegt 
Don  ber  unbeugfamen  ©tonbl^aftigfeit  be§  belager- 
ten ^oppeS,  gefd^redf t  burd^  Unf öQe,  meldte  al§  3tn« 
jeid^en  göttli^er  Strafgerid^te  ongefel^en  mürben, 
50g  ber  ffoifer  nod^  einem  SSergteic^  mit  bem 
^ßappe  ab.  3)ie  f d^ulbigen  Srjbifd^öfe,  Dom  itoifer 
preisgegeben,  erful^ren  baSfelbe  ©d^tdtfal  in  ber 
§eimat  öon  Sotl^ar,  ber  il^re  SIbfeJung  anerfannte, 
^r  Äöln  fogor  fofort  einen  neuen  Srjbifd^of  Be- 
pellte  unb  in  Stom  fd^riplid^  feine  Srgebenl^eit 
gegen  ben  a))opo{ifd^en  Stul^I  Derpd^erte,  mit  ber 
Sitte,  ben  SSerbäd^tigungen  feiten§  feiner  Qfelnbe 
nid^t  )u  Diel  ©tauben  beijumePen.  S)ie  onberen 
SBifd^öfe  untertoorfen  pd^  unb  mürben  nad^  reu« 
mütl^tg  eingepanbenem  Unred^t  Dom  S^op^U  be* 
gnabigt.  9tber  ber  $tan  be§  $appe§,  in  9iom  eine 
©^nobe  frönfif d^er  Sifd^öfe  jur  SSerl^nbtung  übet 
ben  Sl^ebrud^  Sotl^atS  5U  Derfammetn,  obmol^I 
smeimol  aufgenommen  (am  1.  SRoDember  864  vaib 
18.  3uni  865),  fd^eitertc  an  bem  SKangel  Don 
Sntgegenfommen  feitenS  ber  Sranfenfönige  unb 
il^reS  SpifcopotS.  S)orum  entfonbte  9UcoIau8  L 
im  3.  865  feinen  ftanater  «rfeniuS,  Sifd^of  Don 
Drta,  bem  ou^er  anbeten  Slufträgen  für  SBBeft«» 
unb  OPfranfen  bie  Stufgabe  jupel,  bie  ffönigtn 
Il^tctberga  au8  ber  ^falj  Stttign^i  in  aBeftfronfen 
bem  Äönig  Sotl^ar  gujufül^ren.  3u  Senbreffe 
(fübmefttid^  Don  ©ebon)  fqnb  am  3.  «ugup  865 
bie  feiettid^e  SBiebetDeteiriigung  bet  gettennten 
Sl^egotten  ftatt,  unb  am  15.  StuguP  nol^m  boS 
ßl^epaat  in  fönigtid^em  ©d^mudt  an  bem  $od^- 
amte  be§  ))ö))ptid^en  Segoten  )u  ©onbteDiUe  if^, 
mo  SBatbraba  bem  Segaten  übergeben  mürbe,  ba« 
mit  er  pe  nad^  Statien  fül^re.  Stber  obmol^t  Sotl^or 
unb  gm5tf  feinet  Dotnel^mPen  ©tofcn  unb  SSofotten 
pd^  burd^  einen  ©d^mut  bofür  Derbürgt  l^atten, 
bafe  Sl^ietbcrgo  aHe  SRcd^te  einer  Äönigin  unb 
gl^cfrau  genießen  foUe,  fo  ]q^  pd^  biefelbe  bod^ 
botb  nod^  ber  Stbreife  be§  Segaten  mieber  un« 
mürbiger  Sel^anbtung  preisgegeben,  mäl^renb  SBat* 
braba  bem  Segaten  in  $aDio  entßolg,  in  So£^ar8 
Steid^  gurüdtfel^rte,  in  ^rad^t  unb  Ueppigfeit 
fd^metgcnb  an  fot^en  Orten  pd^  oufl^ielt,  mo  fie 
mit  Sotl^ar  teid^t  Derfel^rcn  fonnte,  unb  ©untl^at 
neuerbingS  fein  SrgbiStl^um  Dom  ffönig  über» 
tragen  crl^ictt.  ®a  bannte  9Jicotau8  I.  mieberl^olt 
(am  2.  gebruar  unb  im  3uni  866)  SBatbraba 
mit  ott^  il^ren  ©önnem  unb  ÜJHtfd^utbigen,  ben 
jfönig  ausgenommen.  Sro^bem  be^arrte  Sot)^ 
bei  ber  35erfotgung  feiner  ©d^eibungSptöne,  unb 
nod^bem  e§  i|m  im  5RoDember  866  getungen, 
fogor  bie  fjfreunbfd^aft  ffartS  beS  Äol^ten  5U  ge» 
minncn  unb  bicfen  (jeitmeife)  in  eine  unlird^ßd^ 
^otitif  JU  brängen,  trat  er  nod^  in  bemfelben 
9Ronat  in  Irier  Dor  feinen  Sif d^öf en  mit  ber  otten 
Sel^auptung  auf,  bo^  Sl^ietbergo  niematS  feine 
red^tmöfeige  ©emol^tin  gemefen,  unb  brol^te,  toemi 
biefeS  amttel  nid^t  jum  Stete  fül^ren  fottte,  bie 
jlönigin  beS  Sl^ebru^eS  an}u!tagen  unb  boS  Or* 
bat  beS  3weWQWpf«S  entfd^ciben  p  lopen.  ffiie 


165 


Sot^ringen^  Staxl,  Sorbinal  t)on. 


166 


Sfi^dfe  gingen  bielmo!  nid^t  auf  Sot^orS  ^n* 
trdge  ein.  W>tt  bte  mi|]^nbe(te  mtrioin  beftrüt 
fdber  in  il^rer  Xobedongft  brieflid^  bie  Siedet- 
■iltgleit  \ipctt  &^  unb  »oQte  ))erf5nlid^  bent 
9^  in  Xont  ben  SetotiS  erbringen,  bol  iEBal* 
ta^  SotViTd  ®atttn  fei  (grfl  bte  Surüdboeifung 
bttfcfiSnetbietend  burd^  ben  ^ft  ber  biefiönigtn 
Kl  |um  @iege  beS  Sted^teS  unb  beS  ^rincipS  auf 
i^RT  Stelle  ttoii  ber  SebenSgefal^r  ouS^ul^anen 
Mit>flid^tete,  unb  ber  SSertrog  ber  fiöntge  Oft-  unb 
Seßfranlen§  gu  mt^  (867)  über  bie  fünftige 
Z^hmg  beS  Steid^eS  il^  erbenlofen  !Reffen 
ku^e  Sot^  in  fold^e  IBebröngni^,  bQ|  er  burd^ 
cncnerte  Serftd^erung  feiner  Untenoürfigfeit  unb 
ergeben^  gegen  ben  opoftolifd^en  Stul^I  unb 
bsn^  Hnnä^erung  an  Suboig  ben  2)eutfd^en  ben 
bcolKnben  ®efa]^  gu  begegnen  fud^te.  3loä^ 
üieqe^  Zage  Dor  feinem  Sobe  (18.  92ot)ember 
867)  fo^  fi<$  9ticorau8  I.,  unter  2)arlegung  be§ 
Serlauf ed  bed  lotl^arifd^  S^el^nbetö,  ben  er 
nif^  mit  Unred^t  eine  Sragöbie  nennt,  unb  ber 
Oiünbe  feiner  eigenen  ^anbIungS»eife,  t)eranla|t, 
bie  Sttterceffton  beS  beutfd^en  ftönigS  abjulel^nen, 
OB  allen  Straffentengen  gegen  SBalbraba  unb  bie 
(eiben  er)bifd^5fe  feftau$alten.  2)a§  3al^r  867 
Mir  nod^  nid^t  abgelaufen,  atö  Sl^ietberga  per« 
^nlti^  in  9hnn  eintraft  um  bei  bem  neugemol^Iten 
9a|rße  fkibrian  ü.  bie  Suflöfung  il^rer  (St^t  gu 
aiitim,  meldte  unfrud^tbar  unb  unrechtmäßig  fei. 
IBer  cmä)  ^abrian  Iie|  fid^  Don  ber  Unred^t« 
ittKigfeit  ber  Sl^e  nid^t  übei^eugen ;  er  gemattete 
jebo4  ber  fiönigin,  meil  fie  dblid^  t)erßd^erte, 
litber  unter  bie  Reiben  ge^en,  al§  il^en  ^emal^I 
»kberfe^  )n  aoUen,  eine  vorläufige  Srennung 
nb  fleHte  eine  nochmalige  Untetfud^ung  ber 
&4ribung8ange!egenl^eit  in  ^uSftd^t.  2)ag  fd^ein- 
hm  Sntgegenlommen  beS  bejal^rten  unb  milben 
ftttrßed  belAte  bie  Hoffnungen  Sotl^arS  nod^  mel^r, 
olf  fein  Sßunf d^,  )>nj5nlid^  Dor  bem  ^ap\it  }u  er» 
Meinen,  nid^t  6Io|  miteinerfreunblid^eniSinlobung 
|ir  Xomreife  beantmortet,  fonbem  aud^  SEßalbraba 
tsf  bie  oDerbingS  bringenbe  9}ertt)enbung  bed  Hai* 
fei«  iKmi  Sonne  gelbSt  unb  ben  ftönigen  Oft-  unb 
Scfifronfend  gegenüber  bie  Unontaftbarfeit  beS  lo* 
^orifd^  9leid^  audgefprod^en  »urbe.  ÜJ^it  einem 
alaiqenben  ®ef olge  unb  ^mit  golbenen  SJlitteln  ber 
uebmebnng  ^inlonglid^  t>erfe|en'',  trat  Sotl^ar  im 
Smn  869  ferne  Steife  nad^  3taUen  an,  50g  an  Stom 
Mrnber  in  baS  @ebiet  Don  93enet>ent,  100  ftd^  fein 
9aiba,  ftoif  er  fiubnng,  int  Ärieg  gegen  bie  Sara* 
cesen  begriffen  befattb.  S)erSinIabungbe§Jfaifer§ 
folgnb,  erfd^ien  ber  ^pfi  am  1.  3uli  in  9){onte 
Canmojur  Unterrebung  mit  Sotl^ar  unb  ber  ränfe- 
Bollen  icaiferin  (Fngelberga.  ^Iber  tro^  l^eftiger 
Ser^fonblung  erreid^te  Sotl^r  nur  bad  ein}ige  3u- 
§cP&ibni^  ber  Berufung  einer  @eneraIf^obe  gu 
«Damaliger  ^ßrufung  ber  @ad^e ;  bie  ^uflöfung 
ber  €1^  unb  bie  Sieberl^erfteQung  ber  abgefegten 
fi}Mfcl^fe  le^  ber  $a))ft  tro|  bed  brangDoUen 
iigablidtt  fbtg  unb  feft  jualeid^  ah.  (Sxft  nad^ 
ha  fchrnd^  ^erfid^eimtg  Sotl^arS  unb  feines 


©efoIgeS,  baß  er,  feinem  gibe  treu,  feit  ber  gj. 
communication  ffialbraba's  mit  il^r  feinerlei  SSer- 
fel^r  gei)fIogen,  entfd^Ioß  fid^  ber  «ßapft,  Sot^ar 
»enigftenS  ein  augenblidtlid^eS  Unterl)fanb  üerföl^up 
lid^er  ©efmnung  gu  geben:  er  reid^te  il^m  unb 
feinem  ®ef  olge  wöl^renb  ber  5lReffe  bie  l^eüige  (Kom- 
munion unter  ber  Sefd^toörung,  Sotl^ar  folle  t)om 
empfang  be«  ©acramenteS,  wenn  fein  ©ettiffen 
il^n  fd^ulbig  fpred^e,  gurüdCftel^en,  auf  baß  eS  il^m 
nid^t  gum  ©erid^t  unb  gur  SJerbammntfe  gerei^e. 
O^ne  3aubem  empfing  ber  SJerftodfte  fammt  bem 
©efolge  bie  gud^ariftie.  «tö  f>abrian  IL  nad^ 
»om  gurüdffel^rte,  folgte  il^m  ßotf ar  auf  bem  guße^ 
unb  obmol^I  er  l^ier  nur  geringe  Seweife  ber  9l^« 
tung  unb  bed  SBo^ItooQenS  erl^ielt,  f  0  reiste  er  bod^ 
mit  frol^en  Hoffnungen  ab.  ©d^on  in  Succa  üon 
einem  gieber  ergriffen,  an  weld^em  fein  ©efolge 
fd^aarenioeife  ftarb,  fejte  er  feine  Steife  unaufl^alt- 
fant  fort,  langte  am  6. 5luguft  in  ^iacenga  an  unb 
ftarb  am  8.  Suguft;  im  fflofter  be«  1^1.  antonin 
außerl^alb  ber  @tabtmauem  fanb  er  feine  Ie|te 
Shi^eftötte.  Sl^ietberga  befd^Io^  il^r  Seben  afö  9b- 
tiffm  be«  ftlofterS  ber  1^1.  ©lobefinbe  in  5WeJ, 
iEBalbraba  nal^m  ben  @d^Ieier  im  ftlofter  gu  Ste- 
miremont  an  ber  SKofel.  ®er  Jöl^e  Untergang 
Sotl^arS  unb  feines  (SefoIgeS  lebte  im  ®eböd^tni| 
ber  yiaä^rotli  als  baS  ^nbenlen  an  ein  furd^tbareS 
©trafgerid^t  ©otteS  fort.  3n  fein  Sleid^  t^eUten 
fld^  im  Verträge  gu  SKeerfen  (870)  feine  Ol^eime 
unter  SluSfd^Iuß  ber  grbred^te  feines  faiferttd^en 
SruberS.  (2)ie  »id^tigften  Ouellen  bilben  bie  Seien 
ber  ©^noben,  loeld^e  in  biefer  ^Ingelegenl^eit  gehal- 
ten »orben  finb,  unb  bie  päpftli^e  Sonefponbetq 
über  ben  gl^el^attbel  bei  Mansi,  ConciL  coli.  XV, 
Hardouin  V  unb  Jaffe,  Begesta  Pontiff.  Born. 
®urd^  bie  Konciliengefd^id^te  öon  ^efele,  2.  aufL, 
rv,  bie  aWonograp^ie  öon  ©d^örS,  §infmar  t)on 
SReimS,  fjfreib.  1885,  t)or  Mcm  burd^  S)ümmler8 
®efd^.  b.  oftfränf.  SReid^eS,  2.aufl.,  I— H,  iftbie 
altere  fiiteratur  entbel^rlid^  geioorben.)  [©bralel.] 
(jLof^ringettyftarl,  garbinal  Don,  mar  ber 
gmeitgeborene  ©ol^n  Klaube'S,  beS  erflen  ftergogS 
t)on  Suife  (aus  bem  lotl^ringifd^en  t)<ntfe),  geb. 
gu  3oint)iae  am  17.  ^bruar  1524.  SRit  ben 
glöngenbften  ©eifteSgaben  auSgeftattet,  loibmete 
fid^  ^arl  im  Kolleg  t)on  !RaDarra  bem  ©tubium 
ber  Kloqueng  unb  $]^iIofop]^ie  mit  auSgegeid^netem 
ßrf olge.  ®ie  meiften  lebenben  ©prad^en  Suropa'S 
mad^te  er  ftd^  gu  eigen;  mit  Setmtnberung  bemerl- 
ten  bie  Staliencr,  »ie  tjortrefflid^  er  ftd^  in  ber 
übrigen  auSbrüdfe.  ©d^on  in  frül^er  SJugenb  würbe 
er  Don  Qf^ang  I.  an  ben  §of  gegogen,  unb  t)iel 
fittlid^e  ßraft  öerrietl^  eS,  bafe  Weber  bie  ßiebe  gu 
ben  SBiffenfd^aften  nod^  bie  ftttlid^e  3ntegritöt  beS 
jungen  §ergogS  bei  ben  oerfül^rerifd^en  SReigen 
beS  ßebenS  bort  einen  ©d^aben  litt.  ©ereitS  im 
Saläre  1538  würbe  er  burd^  ftönig  t^ang  gum 
KrgbiStl^um  SReimS  nominirt,  eine  SQSürbe,  t)on  ber 
er  nad^  erfolgter  pöpftlid^er  Seftötigung  im  3R(A 
biefeS  Sal^reS  burd^  einen  ^rocurator  93eflJ  na^m. 
^ie  bifd^öflid^e  Konfecration  jebod^  unb  baS  $al- 

6' 


167 


Sotl^tingen,  Raxi,  Sarbinal  k)on. 


168 


(tum  empfing  er  erft  im  3. 1545.  Sioei  Saläre 
barauf,  nad^bem  er  ftöntg  ^einrid^  11.  in  feiner 
aßetropoHtonfird^e  gefolbt  mürbe  er  (S^rbinal  mit 
bem  Zitel  t)on  ber  1^1.  göcilio.  9118  fold^er  nannte 
er  fld^  guerft  ßarbinal  üon  (Suife;  im  3. 1550 
aber,  nod^  bem  Sobe  feine«  DnfelS,  be§  ßarbinatö 
äo^ann,  nol^m  er  beffen  Xitel  an  unb  ]^ie|  t)on 
ie^t  an  ber  Sarbinal  Don  Sotl^ringen,  um  Don  fei- 
nem trüber  Submig,  Sarbinal  Don  ®uife,  unter* 
f (Rieben  gu  »erben.  SBie  energif djj  unb  f olgenreid^ 
ber  Sarbinal  als  ®Iieb  bed  mäd^tigen  §aufe§ 
®uife,  Don  Anfang  an  bei  ^ofe  einftufereid^,  aud^ 
in  bie  politifd^en  ®ef  d^ide  granfreid^S  eingegriffen, 
ifl  Bereits  im  ^rt.  Hugenotten  berül^rt.  3m  3. 
1555  erfd^eint  er  loegen  einer  @enbung  an  ^apft 
^aul  rv.  ju  SRom.  ®iefe  ®elegen]^eit  ergriff  ber 
^l.  3gnatiu§  Don  Sopola,  um  il^m  feine  neu  ge* 
fiiftete  ®efet(fd^aft  bringenb  gu  entpfc^len.  9fad^t 
frud^tloS  mar  biefe  Sitte.  S)enn  gurüdfgefommen, 
beantragte  ber  Karbinal  bie  3ulaffung  ber  ©orie» 
i&i  in  ber  ©tänbeDerfammlung  unb  jpäitx  gu 
^oiffQ.  3mmer  l^atte  bie  ®efeEfd|aft  an  il^m  einen 
^rotector  (Orlandinus,  Imago  primi  saeculi 
Soc.  Jesu  üb.  10).  «IS  im  3- 1559  §cinrid^  U. 
ftarb,  folgteil^mfeinerft  IGjöl^riger  ©ol^nSrangll., 
ein  in  jeber  SBesiel^ung  unmünbiger  gürft,  meld^er 
notl^menbig  einen  33eiftanb  unb  Ofü|rer  braud^te. 
SSBer  lonnte  i^m  ba  nöl^er  ftel^en  al3  fein  O^eim, 
ber  feit  längerer  Stil  in  politifd^en  ®ef d^äften  tä- 
tige, ftaatsfunbige  Sarbinal  Don  fiot](iringen,  ber 
bereits  unter  ber  frül^em  Slegierung  feinen  Sinflug 
bei  ^ofe  befeftigt?  ^iSbalb  nad^  ber  Xl^ronbeftei- 
gung  Deriünbigte  ein  S)ecret  beS  neuen  jtdnigS, 
ba|  er  bem  Sarbinal  Don  Sotl^ringen  bie  2)irection 
ber  ^ngelegenl^eiten  beS  Staats  unb  ber  ginanjen, 
beffen  ©ruber,  bem  &erjog  Don®uife,  benOber« 
befel^I  über  bie  Armeen  übergeben  l^obe.  3ln  bie 
©pi^e  ber  ®efd^öfte  gefteüt,  fannte  ber  Sarbinal 
Don  Sotl^ringen  feine  angelegentlid^ere  ©orge,  als 
bie  Unterbrüdfung  ber  immer  meiter  um  fld^  grei« 
fenben  l^ugenottifd^en  ^örefie  unb  bie  ^erftettung 
ber  religidfen  ßinl^eit  gfranfreid^S.  2)aburd^  er* 
totdtt  er  fid^  unter  ber  giemlid^  gro^n  ^ngal^I 
l^ugcnottifd^er  gbeüeute  Diele  erbitterte  geinbe. 
2)iefe  aEe  fd^aarten  fid^  um  bie  ^ringen  auS  bem 
mufe  93ourbon  (Stnton  Don  92aDana  unb  ber 
Mti)  Don  @!onbö  maren  bie  bebeutenbften  ®(ie» 
ber  beSfelben),  meldte  fd^on  Dörfer,  Don  Siferfud^t 
gegen  bie  mad^fenbe  9Jlad^t  beS  ^aufeS  ®uife  ent* 
^ammt,  in  erflörte  gfetnbfd^aft  gegen  baSfelbe 
traten,  feit  fle  burd^  jmei  ÜRitglieber  bcSfetben  Don 
ber  oberften  iBormunbfd^aft,  gu  ber  fie  ben  alten 
®efe^en  gemö|  als  ^ringen  Don  ®eblüt  ein  ^n» 
red^t  }u  l^aben  bel^aupteten.  Derbrängt  morben 
moren.  Süperbem  »aren  biefe  ^ringen  l^ugenot» 
tifd^  gefinnt,  bie  ®uifen  aber  erflärte  SSertl^eibigcr 
ber  !at]^oIif(^en  JKrd^e.  ©o  nal^m  benn  aÜerbingS 
ber  grofee  ftampf,  ber  fid^  entfpann,  mitunter  bie 
®efta(t  eines  t^amilienjmtfteS  an,  unb  tjfamilien« 
intercffen  maren  ol^ne  allen  3tt>eifel  Icitcnbe  Srieb« 
febem  babei  Sttein  offenbar  war  gerabe  bei  ftarl 


baS  religiöfe  Sntereffe  am  regften,  mie  er  benn  oud^ 
Don  Slnfang  an  unb  fein  gangeS  Seben  ^inburd^ 
mit  perfönlid^  Aufopferung  nid^t  blo^  für  bie 
SSertl^eibigung  ber  iKrd^e,  fonbem  au(§  für  bie 
^Reform  im  3nnem  ftd^  als  einen  übergeugungS« 
treuen,  ftetS  entfd^iebenen  ©ol^n  ber  Äird^e,  als 
einen  mal^rl^aft  beforgten  ^irten  befunbete.  Sie 
©ourbonen  fonnte  er,  Ja  burfte  er,  felbft  menn  fle 
ein  trabitioneUeS,  burd^  ben  iBud^ftaben  geftd^erüs 
Ked^t  baju  l^otten,  niemals  gur  ^errfd^aft  gulaffen; 
benn  il^re  Regierung  mar  möglid^er-,  ja  ttwl&r» 
fd^einlid^crmeife  gleid^bebeutenb  mit  bem  ©iege  beS 
^roteftantiSmuS  im  3teid^e.  gfolglid^  toar  eS,  memi 
aud^  DieUeid^t  bie  93erle^ung  eines  eingelnen  9ud^ 
ftabenS,  f o  bod^  iebenf aus  eine  Sl^at  ber  Sr^altung 
unb  gmar  ber  Srl^altung  beS  religibfen  unb  eben 
bamit  aud^  politifd^en  ®runbgefe|eS  Don  grani« 
reid^,  ba|  ber  Karbinal  jene  fcml^ielt. 

Salb  nad^bem  er  bie  öffentlid^en  ®efd^äfte  über* 
nommen,  brang  er  auf  ftrenge  ©urd^fül^rung  ber 
alten  ©traf  gef e^e  beS  Sieid^eS  gegen  bie  Hugenotten, 
auf  gel^eime  religiöfe  3ufammen!ünfte  mürbe  bie 
SobeSftrafe  gefegt;  jebe  Segünftigung  eines  9lnp» 
geßagten  foUte  als  ein  eigenes  ^erbred^en  beftraft 
merben.  Unterbeffen  brad^  bie  S^erfd^mörung  Don 
Amboife  auS,  meiere,  Dorgeblid^  nur,  um  bie  ®uifen 
gu  Derbrängen,  ftd^  ber  ^erfon  beS  iungen  fiihtigS 
bemäd^tigen  unb  ben  Sourbonen  baS  SRegimmt 
Derfd^affen  mottte  (17.  ÜRärg  1560).  S)amit  märe 
nun  mieber  bem  §ugenottiSmuS  bie  |)errfd^aft  in 
tJranfreid^  gepd^crt  gemefen;  aDein  oiefe  ^bpd^t 
mürbe,  aud^  burd^  beS  SarbinalS  Umfid^t,  Dereitelt. 
S)er  Hau))tanftifter  ber  93erfd^mörung,  ber  ^uge« 
nott  be  la  SRenaubie,  mürbe  im  ®efed^t  getöbtet^ 
bie  übrigen  StöbelSfü^rer  l^ingerid^tet  9JHttler* 
meile  maren  bie  SalDiniften  aud^  in  ben  übrigen 
^roDtngen  nid^t  untl^ätig;  fie  fud^ten  burd^  il^r 
fred^eS  auftreten  überall  bie  Stegierung  gu  befd^äf* 
tigen,  um  bereu  fltäfte  gu  tl^eilen.  3n  SSalence 
Ratten  fie  ftd^  ber  fiird^e  unb  beS  filofterS  ber 
^ranciScaner  bemäd^ügt;  ®emeine  unb  Abelig^, 
baS  ®mt^t  in  ^änben,  geleiteten  il^re  ^rebiger 
bortl^in,  mo  bie  calDiniftifd^e  Seigre  öffentlid^  Der« 
fünbigt  mürbe.  ®erabe  f o  mar  eS  in  9)}ontelimart 
unb  gu  SomanS,  in  meld^  lejterer  ©tabt  il^re  ißre- 
biger  fogar  bie  jfangel  ber  ^auptürd^e  beftiegen. 
3n  ber  ^roDence  marfd^irte  eine  Stotte  gerabegu 
gegen  %\i,  mo  einige  ^ugenotKfd^e  Bürger  il^nen 
ein  Sl^or  gu  überliefern  Derfprod^en  l^atten.  ®üc 
Sarbinal  unb  fein  93ruber  maren  mol^l  geneigt^ 
biefem  UniDcfen  mit  ben  f d^ärfften  SBaffen  gu  Seäe 
gu  gelten.  6S  erfd^ien  baS  SteligionSebict  DonSto« 
morantin  (9Jlai  1560),  meld^cS  in  l^arten  9luS- 
brüdfen  baS  95erbot  jebcr  religiöfcn  SSerfammlung 
erneuerte  unb  ben  nicberen  ©erid^ts^öfen  freie 
93oUmad^t  gab,  gegen  bie  S^eilnel^mer  baran  Dor« 
gufd^reiten.  Allein  in  ber  AuSfül^rung  beS  SbtctS 
mürbe  93ieleS  gemilbert.  S)enn  eS  l^atten  bereits, 
bei  ber  immer  fd^manfenben,  grunbfaMofen,  nad^ 
beiben  ©eiten  l^infenbcn  TOutter  beS  ÄönigS,  Äa« 
t^arina  be'  SKebici,  mieber  anbcre  ©npffe  unb 


169 


Sotl^ringen,  itatl,  Sarbinal  t)on. 


170 


Srbenfcn  potitif ^  ^rt  (be{onber§  aud^  gegen  ben 
4r  lä{Kgen  dinjlul  ber  @uifett)  (Geltung  gemon» 
ML  3i^olg^effen  ftteg  ber  3!tväi)  ber  Satoiniftett. 
Inf  ber  im  Sommer  1560  t)eranftQlteten  IBer« 
fiDBmIung  |u  Sfontainebleau  liegen  bie  IRotabeln 
gleif^  m  ber  erfien  @t|ung  (23.  Suguft)  burd^ 
hm  ftt^miiol  Soltgn^  eine  fßetition  überreid^en, 
18  iDcld^  fie  freie  Ausübung  il^rer  Sieltgion  unb 
ifjonbcrft  bie  SeuHQigung,  ftird^en  p  bauen,  Der* 
Ingten.  SRond^  Stimmen  erlauben  fid^  ^u  i^ren 
TOsßen,  befonberd  ber  im  ^er^en  l^ugenottifd^ 
arfnmte  Stfd^f  t)on  ÜRonttuc.  2)er  S^rbinol  t)on 
xcrt^ringen  aber  fd^unrnfte  nid^t.  Ol^ne  eine  feiner 
tmptpfliä^kn ,  bie  Sefd^ü^ung  ber  laü^olifd^en 
Sdioion,  }tt  oerle^  —  fo  bemerfte  er  — ,  fönne 
ha  xdnig  bie  Sitte  nid^t  gemö^ren.  S)oS  l^iege 
Aenfo  tnel,  afö  jenen  ®ö^enbien[t  beftötigen  unb 
feine  eigene  Seele  ber  ©efal^r  ber  93erbammni| 
aiiife|eiL  (Segen  ben  ebenfaE§  t)orgebrad^ten  Sn» 
trag  auf  Sont)Ocation  eine§  SoncilS  bemerfte  er 
nit  Siedet  eine  f old^  SRagregel  fei  unnü| ;  über 
Me  Soginen  fei  löngft  entfd^ieben;  mag  bie  ®i§« 
cipiin  betreffe,  fo  bütften  nur  bie  SBifd^öfe  bie  fd^on 
befiebenben  S)i§cipIinart)orfd^nften  in  i^renSpren» 
gcla  in  SBirffamleit  treten  laff en.  2)ie  t)ielen  gegen 
ibn  ouSgelaffenen  Sd^möl^fd^riften  tümmerten  if)n 
tld^;  er  fyxht  bereu  22  auf  bem  Sifd^e  liegen: 
fk  bienten  alle  ^u  feiner  Sl^re,  inbem  fie  feinen 
Sifer  fin:  bie  lat^olifd^e  Se|re  bezeugten,  ^oä) 
fonnte  ber  Sarbinal,  fo  energifd^  er  aud^  auftrat, 
ben  Sefc^hi^  nid^t  t)erbinbem,  ba|  auf  ben  SJlo* 
not  Secember  1560  ein  9}ationaIconciI  unb  auf 
ben  3aitiiar  1561  eine  Stönbeoerfammlung  be* 
nfm  nnirbe.  Unterbeffen  ftarb  granj  ü.  (5. 3)e« 
(cnber  1560).  S)a8  IRationakoncil  unterblieb. 
dngleid^  aber  begann  ber  Sinf!u|  ber  ©uifen  p 
finto^  ba  bie  fi5nigin«9iegentin  burd^  £)eran« 
$k(mig  ber  gegnenf(|en  Partei  jid^  ein  Segen« 
fODid^t  gegen  il^re  3ilaäit  su  fd^affen  bemül^t  mar. 
Jkba  bie  nun  f olgenben  poUtifd^en  Lotionen,  über 
bie  ®rünhnng  be§  ZriumDiratS,  ber  Sigue  zc.  f.  b. 
Srtt  Hugenotten  unb  Siga. 

Sine  ber  mid^tigften  93erbanblungen  unter  biefer 
■enen  Regierung,  an  meld^  ber  Sarbinal  t^eil* 
lal^,  mar  bad  KeligionSgefpröd^  )u  $oiffQ.  9Ran 
Mmberte  fid^  allgemein,  ba|  ber  Sarbinal  t)on 
Soti^ngen,  ber  au§  gemig  rid^tig  erfaßten  ürd^» 
JU^  $rtnci|rien  auf  ber  IBerfammlung  ^u  t^on* 
teinebleau  fid^  gegen  bie  Sebanblung  be§  fird^» 
fi^en  3^^  ^u^  ^^n  9iationaIconciI  erflört 
tatte,  ie|t  nachgab  unb  gegen  ben  auSgefprod^enen 
Biflen  beS  JKr^enoberl^uptS,  gegen  bie  SReinung 
iB^rfelJ^er  fotbolifd^  ^rölaten  in  bie  ^bl^altung 
bi^  (Mbqumn^  billigte,  »eld^eS  bod^  ^uerft 
Mm  ®hmem  bed  ^ugenottiSmuS  {(S^oli^nt),  bem 
(alimiiftifc^  gefinnten  IBifd^of  k)on  SJlontluc  unb 
oS  Ocunben  niebriger  StaatSflugl^eit  oon  Staifyi» 
ihtt  br  IRebici)  mor  Dorgefd^lagen  »erben.  Seine 
CcgBcr  behaupteten:  ein  eitles  Sege^ren,  burd^ 
fetaK  9eiebfomfeit  su  glönjen,  l^ötte  l^terbei  Me§ 
Ber  i^  Dermod^.  9ber  nrie  fonnte  bod^  ein  SDtann 


oon  f 0  großer  SnteHigenä,  SBelterfal^rung  unb  reit- 
giöfer  gntfd^iebenl^eit  bie  SDßal^rung  einer  großen 
Sad^e  unb  bamit  fein  eigenes  Slnfel^en  um  einer 
niebrigen  fleibenfd^aft  millen  bem  3ufaH  auSfefcen! 
®ett)i^  ^aben  »enigftenS  jum  S^eil  bieienigen 
Meddt,  tt)eld^e  il^m  bie  ßrmögung  unterlegen,  ba| 
bie  äblc^nung  einer  fold^en  3)i8putation  für 
Sd^loöd^e  ausgelegt  n^erben  fönnte,  unb  ba|  eS 
öon  größter  SQSid^tigfeit  fei,  einmal  im  ^ngefidöt 
ber  l^o^en  Ferren  beS  &of eS,  ber  ®önner  beS  Sal» 
oiniSmuS,  bie  IRid^tigfeit  ber  ©intoürfe  gegen  bie 
fatl^olifd^e  Seigre  unb  3)iSciplin  blofejulegen  (Mar- 
lot,  Histoire  de  la  ville  de  BeimsIV,  344,  nouv. 
ed.  Reims  1846).  ®enug!  ®aS  SRcIigionSgefpräd^ 
fanb  ftatt  (9.  September  biS  6.  IRooember  1561 ; 
f.  b.  Slrt.  Disputation  HI,  1850).  ®er  Sarbinal 
oon  fiot^ringen  fprad^  in  einer  glönjenben  SRebe 
über  baS  Slnfel^en  ber  ftird^c  unb  über  bie  mefent- 
lid^e  ©egenmart  im  l^eüigen  3lItarSfacramente. 
allein  baS  SRefuItat  toar  baS  gett)5]^nlid^e,  b.  1^. 
feines ;  beibe  Sl^eile  fd^ricbcn  fid^  ben  Sieg  gu. 
3)ie  beiberfeitigen,  ju  ^bfaffung  eineS  interimifü« 
fd^en  ®laubenS{t)mboIS  beputirten  ^uSfd^üffe  oer* 
glid^en  fid^  über  eine  boppelfmnige  gformel,  be- 
treffenb  baS  beilige  ^bcnbmal^l.  ^ber  biefe  mürbe 
alSbalb  oon  ber  Sorbonne  unb  infolgebeffen  oon 
ben  gu  $oiff9  oerfammelten  ^rölaten  als  fe^erifc^ 
oertt)orfen.  %ad^  bem  SSorgeben  einiger  Sd^rift« 
fteller  fott  fie  anfönglid^  fogar  ber  Sarbinal  oon 
Sotl^ringen  mit  unterfd(|rieben  f)aUn.  W>tx  U)ie 
tonnte  baS  oon  einem  fo  entfd^iebenen  SOtanne  an« 
genommen,  loie  mit  feiner  eben  gel^altenen  Äebe 
über  baS  l^eilige  ^benbmal^l  oereinigt  werben? 

3m  Sa^re  1562  oerfammelte  ft^  auf  »efel&l 
^iuS'  rv.  toieber  baS  Soncil  oon  Orient,  unb  ber 
^arbinal  oon  Sot^ringen  begab  fid^  alsbalb  mit 
ben  franjöfifd^en  Prälaten  nad^  Snent,  mo  er  am 
13.  9ioocmber  b.  3.  eintraf.  5lm  23.  IRooember 
übergab  er  bem  Koncil  bie  ^Briefe  feines  ÄönigS, 
toonn  biefer  feine  bemütfjige  ßrgebenl^eit  gegen 
ben  $apft  erflörte.  93on  nun  an  toax  ber  Starbt* 
nal,  melier  gleid^  am  Sage  feiner  Sinfül^rung  in 
baS  ©oncil  eine  glänjenbe,  oon  aßen  SSätem  mit 
Seifan  begleitete  SRebe  gel^alten,  eines  ber  l^eroor» 
ragenbften  3JlitgUeber,  neben  ben  fiegaten  oieUeid^t 
baS  bebeutenbfte  ber  jf ird^enoerfammlung.  Sein 
warmer  Cifer  für  bie  ftird^e,  feine  bo^e  Sntclli- 
gen)  unb  feine  eble  ®ro|b^3i9^cit  ftd^erten  ibm 
gro|en  Sinjlu^  unb  aQgemeine  ^od^ad^tung.  2)iefe 
lejtere  ©igenf^aft  jeigte  fid^  im  fd^önflen  Sid^te, 
als  er  in  einer  oon  ben  ber  23.  Sijung  oorauS- 
gebenben  Kongregationen  fid^,  ba  er  glaubte,  be- 
leidigt »orben  ju  fein,  in  ber  ^ije  leibenfd^aft- 
lid^er  Erregung  ungiemlid^e  SuSfö&e  felbft  gegen 
ben  $apft  |atte  gu  Sd^ulben  fommen  laffen.  Sei- 
nen j^f)itt  alsbalb  toicber  erfennenb,  mad^te  er 
il^n  nid^t  blo^  burd^  frcimütl^igeS  Sefenntnife,  fon» 
bem  me^r  nod^  burd^  feinen  6ifer  fiir  beS  ^apfteS 
Sl^re  unb  bie  Sßoblf abrt  ber  fttrd^e  in  einer  Sßeife 
mieber  gut,  bofe  ber  ^apft  nid^t  genugfam  feine 
3ufrieben]^eit  i|m  glaubte  bezeugen  gu  f önnen  unb 


171                               Sotl^tingen,  itaxl,  Sarbtnal  Don.  172 

feine  Segaten  onmieS,  überaQ  in  Uebereinftimmung  er  bolb  naä)  feiner  ^ntl^ronifation  l^terauf  ^N^' 

mit  il^m  gu  l^anbeln.  SSBäl^renb  biefer  legten  ^e*  lid^e  Sonftitutionen,  bie  er  nacJ^l^  auf  einer  S)i5« 

riobe  beS  IribentinmnS  toat  er  eS,  ber  am  faifcr«  cefanf^nobe  1548  »ieber  })ubliciren  Iie|  (Marlot, 

lid^en  ^ofe  in  ännSbrud  in  Sad^en  beS  Soncifö  Histoire  de  la  ville ,  cite  et  universite  de 

unb  ber  Einigung  ber  d^ftlid^en  gfürften  tl^ötig  Beims  IV,  309;  bie  Sonftitutionen  ibid.,  Piäces 

toar  (f.  b.  2lrt.  Srienter  ©onciO.  ©päter  ging  er  justif.  n.  69;  Qallia  christiana  IX,  149).  Um 

nad^  9lom,  loo  er  Dom  $a))fte  mit  ouSnel^menber  biefelbe  3(it  (1547)  grünbete  er  in  feiner  SDletro« 

3uDorfommen]^eit  empfangen  tt)urbe;tt)Qdnod^  Don  pole  eine  Unioerfität  mit  Dier  fjfacultäten,  D^eOd, 

ber  frül^em  ©pannung  jurüdfgeblieben  fein  mod^te,  um  ben  armen  ©tubirenben  ber  ^roDinj  il^ 

toid^  gou)  ben  Smpfinbungen  gegenfeitiger  ^od^'  miffenfd^aftlid^e  SluSbilbung  }u  erleid^tem,  tl^eiS 

ad^tung  unb  Siebe.  S)er  ^opft  fd^rieb  feinen  Se-  aud^,  um  gegen  ben  SalDini§mu§  ein  neueS  9oI^ 

gaten,  fie  möd^ten  fortan  ben  ßarbinal  atö  il^ren  »erf  jufd^affen  (Marlot  1.  c.  IV,  319;  ib.,  Pikees 

SoQegen  betrad^ten.  93or  Men  Derbiente  getoil  er  justif.  n.  70).  $aul  m.  (im  Januar  1547)  unb 

eS  5U  fein,  ©eine  Semül^ungen,  Sinigfeit  unter  ^einrid^  IL  gaben  bie  Seftötigung  mit  äJerleil^ung 

ben  IBeratl^enben  J^er^uflellen,  loaren  unauSgefe^t,  ber  geioö^nlid^en  fßriDilegien.  Sbenfo  Dergd^lerte 

unb  ber  etü)Iid^e  befd^Ieunigte  @d^Iu|  ber  S^nobe,  ber  Sarbinal  um  biefelbe  3^t  ba§  Collage  des 

ber  beim  etmoigen  Sobe  be§  ^opfteS  eine  @u§'  Bons  Enfan8,tDo]^in  1546  bie  @d^ulen  ber  iKrd^ 

))enfu)n  auf  unbeftimmte  S^xi,  DieQeid^t  gön^Iid^e  Don  SleimS  überfe^t  morben  toaren;  e§  mürbe  j[e^t 

Stuf löfung  brol^te,  ift  l^auptföd^Iid^  feinen  energi*  in  eine  naivere  SSerbtnbung  mit  ber  Unioerfitöt  ge« 

f  d^en  äJorfteÜungen  ^u  bauten,  ^enn  er  ma^te  brad(|t.  SBie  emftlid^  eS  aber  ber  Sarbinal  mit  ber 

geltenb,  menn  bis  Snbe  beS  Sa^reS  1563  bog  innem  Sleform  be§  SIeru§  meinte,  bezeugt  fein 

Koncil  nid^t  gefd^Ioffen  fei^  fo  muffe  er  ber  politi-  perfönlid^eS  Serl^ölhii^  ju  feinem  Kapitel^  bem 

f d^en  97h|ftönbe  in  t^tanfreid^  l^alber  }urüdf eieren,  DieQeid^t,  mie  f o  Dielen  jener  3^it^  Don  feinen  gro|en 

unb  leidet  fönnten  bei  längerer  ^inauSf d^iebung  Sleid^tpmem  unb  ^riDilegien  ®efa^r  brol^te.  Sßie 

beS  @d^Iuff eS  bie  f o  l^eilfamen  2)ecrete  be§  SoncilS  oft  begab  er  fidd  xAi^t,  menn  er  gu  SleimS  meiUe, 

in  fjfranfreid^  gu  fpdt  fommen,  menn  nömlid^  ber  in  bie  DoOe  @i^ung  ber  ©lieber  biefeS  feines  @tif« 

^ftrefie  bort  auf  il^rem  SBege  fortgufd^reiten  ge«  teS  unb  fd^uttete  ba  feine  ^agen  au§  über  bie 

linge.  ©eine  9emü|ungen,  mit  benen  ber  fiegaten  öu^erfte  Sebröngnil,  in  ber  fid^  bie  ftird^e  ® oQienS 

Dereinigt,  brongen  burd^.  9m  4.  S)ecember  1563  Je^t  befinbe!  SSBie  bemeglid^  ermal^nte  er  fie  nid^t 

mar  bie  @d^luf fi^ung,  bei  meld^er  ber  &irbinal  mit  aller  @orge  bebad^t  gu  fein  auf  eine  Stefor« 

mit  lauter,  feierlid^er  (Stimme  bie  gemöl^nlid^en  mation  ber  Sitten  unb  auf  bie  Sl^re  beS  S)ienfteS 

Scciamationen  audbrad(|te.  93ielfad^e  Unjufrieben*  ©otteS,  bamit  fte  al§  Seifpiel  bienen  fönnten  bem 

l^eit  ftu|erte  fid^  in  fjfranfreid^  barüber,  ba^  er  ben  ^olfe  unb  ben  3om  ®otteS  gu  befönftigen  bei« 

9lamen  feines  eigenen,  beSaSerd^riftlid^ften  JfönigS,  trügen,  ber  ba  erzürnt  fei  über  bie  @ünben  inner- 

bei  biefen  Slcclamationen  gar  nid^t  genannt.  @r  l^alb  ber  ftird^e !  3n§befonbere  f outen  fte  fleißig 

aber  entfd^ulbigte  ftd^  bamit,  er  l^abe  foId^eS  unter*  bem  ^^ox  anmol^nen,  mit  ^nbad^t  bie  göttlid^ 

foffen,  um  Stangftreitigfeiten  )u  Dermeiben,  benn  ^falmobie  fingen  unb  aUeS  Ungiemlid^e  im  ®e* 

oud^  ber  ft5nig  Don  Spanien  |ötte  bann  genannt  fang  Dermeiben.  3uu)eilen  Derlangte  er,  ba|  baS 

merben  muffen,  unb  fd^merlid^  niöre  biefer  bamit  Sapitel,  um  feinen  guten  SBiQen  gur  ^uSreutung 

eiuDerftanben  gemefen,  erfl  als  ber  3)ritte  genannt  ber  §ärefle  ju  bemeifen,  fogleid^  über  feine  3Jor- 

}u  merben.  Um  alfo  neue  93enpirrung  gu  meiben^  fd^Iäge  einen  Sefd^Iu^  faffe  unb  il^m  pr  ®taä^* 

i^abe  er  eine  fpecieüe  Srmöl^nung  gang  unterlaffen.  migung  Dorlege.  ^u(|  auf  bie  t^orberung  !am  et 

WS  Sifd^of  Dermaltete  t)er  Sarbinal  fein  ^mt  öfters  gurüdC,  ba^  bie  2)iaconen  unb  ©ubbiaconen 

auf  eine  nid|t  bIo|  tabellofe,  fonbem  für  bie  ba«  aÜe  Sage  im  ^od^amt  communiciren  möd^ten. 

mdige  3rit  mirflid^  ejcmplanfd^e  SQBeife.  ©iefer  ®ie|  galt  eben  mieber  ben  ©tiftSl^erren,  meld^  Ja 

iflngfle  Don  aQen  frangöfifd^en  Sarbinölen,  fagt  btefen  ^Itarbienft  gu  Derfel^en  l^atten.  SBie  l^ätte 

Stoide,  befd^ömte  bie  anberen  burd^  @eIbfU6e]^err«  ber  &irbinal  bei  aQebem  feines  93oIfeS  Dergeffen 

fd^ung  unb  geiftlid^  eifrige  t^ül^rung.  ^unbe  unb  f önnen !  9{ie  ging  er,  menn  aud^  in  ben  mid^tig- 

gfaQen  fal^  man  nid^t  in  feinem  ^aufe;  aQe  Saläre  ften  ©efd^öften,  gu  ^ofe,  ol^ne  einen  benad^borten 

)U  Oftem  sog  er  fidd  in  ein  ftlofter  }urüd(,  um  ftd^  Sifd^of  gu  proDifonf d^er  Sfül^ntng  feines  ^mteS 

grifUid^en  Uebungen  l^ingugeben.  @r  l^ielt  barauf,  aufgufteHen,  unb  fpäter  f ogar^  ba  er  gu  Orient  bie 

oa|  bie  ^arrer  in  ber  ©iöcefe  il^ren  S)ienft  Der-  SRefibenj  berS3ifd^öfe  als  juris  divini  Dertl^eibigt, 

folgen;  er  felbflprebigtemmeilen;  Don  3^it  SU  3(it  niemals  ol^ne  bie  fd^riftlid^e  SinmiHigung  feiner 

^ielt  er  S^noben  mit  feinen  S)iöcefangeiftlid^en,  ^roDingialbifd^öf e,  meldte  bie  bringenbe  92ot]^men« 

ttne  mit  feinen  ©uffraganen.  SlISSBemeiS  feiner  bigfeit  ber  Steife  bezeugen  mußten.  3n  ber  3wifd^en« 

pafbralen  Sorgfalt  ift  inSbefonbere  aud^  feine  jeit  aber,  fo  oft  eS  i^m  feine  politifd^en  ®efd^öfte 

wad^fame  Sluffld^t  über  bie  SDßal^I  tüd^tiger  ©eel«  gcftatteten,  !am  er  in  feine  bif d^öflid^e  ©tabt  gurüdf, 

f orger  anjufül^ren.  ©a  er  bemerfte,  mie  gerabe  um  felbft  nad^gufefjen.    Oft  l&ielt  er  l^ier  —  ge- 

oer  SKangel  an  eifrigen,  mal^rl^aft  berufenen  §ir«  möl^nlid^  gcfd^al^  eS  nad^  einer  befonberS  auffeilen- 

ten  unb  bie  gfel^Ier  ber  angeftefften  ^Jriefter  ber  enegenben,  fo  |äupg  burd^  bie  ©alDinifien  Der« 

^efie  unter  bem  SSoIf e  SSorfd^ub  leifteten,  erliefe  übten  ^rofanation  einer  ff ird^e,  beS  ^tterl^eiligften. 


i:s 


äot^ringen,  jfarl,  iiarbinal  Don. 


174 


CBE  JzBanjeS  —  vmt  bei  fcü^  üblt^en  ^|« 
lukifHMu,  vd^  c(  boxui  IDO^I  ctitd^  nad^  bcin 
Häpkk  be£  ^  And  SorromöuS  mit  bloßen 
psn  fcykimg  mb  nit  einer  ergitifei^en  9iebe 
fMfift.  9&4  fciMr  SücSe^  Don  Xrient  ^ielt  er 
ill6a!b,  m  te  CoanUarMd^läjfe  in'd  Seben  ein« 
f^aSfm^  nae  ^ßcolriniialf^nobe  (1564),  5U  toel« 
4a:  te  Sif^o^  Copttel,  9ebte  unb  bie  onberen 
tfifi^ifltrii  ®liri)cr  ber  ^[kooin^  eingeloben  mar* 
boL  &i4  bieSifd^fe  ber  neuen,  burd^  $auIIV. 
1559  gmünbettn  unb  oon  9teim§  lodgeriffenen 
tponiiq  Combcoi  überging  num  ntd^t  bei  ber  Son* 
iocatum,  ein  beutßd^  SemeiS,  ba|  ber  Sarbinol 
li^t  nrie  iJ^  ber  @e|d^id^tf(i^reiber  be  Sl^ou  bor« 
gODOcfcn,  in  bie  @d^mdlerung  ber  alten  ^rooinj 
bei  Metropolis  Belgicae  gemiQigt.  SS  mürben 
im  <Bon^  19  @i|ungen  gel^olten  unb  22  9e- 
f41üf{e  gefaxt.  93a&  barouf  grünbete  ber  Sorbi« 
noI  ein  X^idcefonfeminor,  biefeS  ftörffte,  unerlö^- 
li^e  Sio^nient  einer  Steformotion ;  er  baute  il^m 
ein  ^aa  in  ber  9tue  Sarbaftre  ^u  SleimS  unb 
botitte  c8  reid^lid^  burd^  Uebermeifung  fird^Iid^er 
^früaben  (1571).  3)en  SRimmen  be§  1^1.  Sfran- 
cücBl  mar  il^r  fyiu^  in  ber  S)i5cefe  Sangred  nie« 
beigetantnt;  ber  Sorbinal  rief  jie  nad^  SteimS, 
Bo  er  t^nen  ein  jflofler  griinben  l^alf  (1572).  @o 
a^  tma  er  )ur  ®runbung  beS  SoQeg§  oon  fßont- 
MRouffon  oei,  bad  feine  fjfamtlie  [tiftete.  3m 
Ipril  1572  1^  er  mieber  eine  2)iöcefanf9nobe 
pi  SbimS,  tun  bie  9J2a|regeIn  in^S  fieben  ^u  ful^« 
n,  btt  er  bei  einer  baS  Sal^r  }ut)or  angeftellten 
Sifüatifni  ber  Pfarreien  in  ber  Sl^ampagne  für 
lot^BKiihig  crbmnt  ^e.  9ud^  für  baS  leiblid^e 
Bo^  ftincr  S)i5cefanen  mar  er  öu^erft  beforgt. 
60  htfadfit  er  baS  @))ital  oon  StetmS  perfönlid^ 
Bit  fenem  Capitel  mib  forgte  bafür,  ba|  eS  neue 
pKdmfifttge  Statuten  erhielt,  ba|  ber  SleruS,  toie 
er  aadf  feibß  t^,  regelmalige  Seiträge  bal^in  }ur 
ber  armen  jiranfen  leiftete,  unb  ba| 
93^iUdi  ein  bequemerer  $Iak  angemiefen 
^ernterlielnid^td/  gefielt  Stanfe  (gfran- 
|bB^  9nd^  I,  200)  SU  feinem  Sobe^  ^umS  ein 
ps^  f^tSM  4nn  fami,  um  ftd(|  in  feiner  9teft- 
bo)  ca joangäagfid^  9lnben!en  }u  ftiften.  Uu' 
'  *  ^  er  auSgetrodnet  unb  in  ®är« 
Denoonbelt;  in  feinem  gforfte  5U 
Sri  er  ^d|f  plagen,  ba§  }u  ben  Sauten 
'  tüatoL  }oltte;  man  l^t  auf  i^n  ba9 
angaoaM,  tr  ^obe  eine  Stobt  oon 
e  mormome  }urü(!fgelaf[en.'' 
«V'ft^  (Entmürfen  nmrbe  er  1572 
»0  ^ßiud  Y.  gegorben  mar. 
idfofü  &xtQpi  XTTT.  gemS^It 
ber  Sorbinal  bereits  brei  $a)^' 
imli^  benjenigen,  and  meU 
^Oai  UL,  KarotQ  IL  nnb  $anl  IV.  ^- 
Baec  Sejftgenonnter  ^ßa|>fi  f^atlbt 
bmMüfot  in  Som  1555  ben 
BBtDSy  ben  f^on  feü  alter 
SccujESE.  ober  0^  bie  bamit  oer* 
y^^'^   be*iätict  nnb  (Diä^  bie 


entfpred^be  3uri2biction  in  oausis  beneüciali* 
bus  et  matrimonialiboe,  iebo4)  nur  für  feine 
SebenSjeit  beigegeben.  HW  ber  Ä6nig  jur  *u4« 
rü{famg  feined  }um  ffönig  oon  $olen  enoäblttn 
©ruber«  ^einrid^,  C^trjog«  oon  «niou.  unb  )um 
Smed  ber  Belagerung  oon  Siod^Qe  Subflbien  00m 
eieruS  oerlangt  batte,  }^\t\i  ber  Sarbinal  in  ber 
Assemblee  du  Clerge  eine  Kebe  an  ben  Jtönig* 
bei  meld^er  er,  oon  ber  esaltirten  Stimmung  l^in« 
geriffen,  meldte  fid^  bamald  ber  (Seifter  aUer  ^)!tar- 
teieu  bcmöd^tigt,  leiber  aud^  ber  libartbolomäul« 
nad^t  in  apologetifd^em  Sinne  geboc^te.  3m  3a^te 
barauf  ßarb  ffarl  IX.  S)er  Sarbiual  rellte  bem 
neuen,  aud  Stolen  gurüdfel^renbeu  ftönig  ßeln« 
rid^  in.  bis  Sqou  entgegen ;  auf  bem  Stümoege 
ftarb  er  ju  ^oignon  (26.  ^cemoer  1574). 

Unftreitig  mar  ffarl  ein  9)lann  oon  ben  größten 
®aben.  Sein  über  bad  ©emöl^nlld^e  ergobener 
Ser{lanb,  oerbunben  mit  großer  SRebegabe,  mußten 
ii^m  überaQ  &influ|  unb  meift  flbermtegenbeS  ®e« 
mid^t  ftd^em.  Sr  mar  ein  aßann  oon  imponlren* 
bem  9leu|em,  eine  ^ol^e  ©eftalt;  über  Vtlen  er« 
fd^ien  feine  breite,  l^ol^e,  inteuigente  Stirn.  VOel 
l^ing  an  feinem  SOtunbe,  menn  er  fpra^ :  oerftänb« 
lid^  unb  anmutl^ig  fIo|  il^m  bie  SRebe ;  ein  nie  fel^« 
lenbeS  ®ebäd^tnil|  unterftü^te  il^n.  Selbft  bU 
Saloiniften  mußten  feine  l^eroorragenben  ßigen« 
fd^aften  anerfennen;  aber  bie  fittlid^en  SBemeg« 
grünbe,  bie  il^n  leiteten,  lonnten  jie,  ba  er  oor 
^Oem  il^nen  im  Sßeg  ftanb,  nid(|t  fd^marj  genug 
fd^ilbem  unb  oerbäd^tigen.  Sßol^I  moAte  ber  Sor- 
get) über  (Sebül^r  t^eil  an  feinen  ^anblungen 
laben,  ebenfo  baS  3ntereffe  für  feine  Familie. 
Sber  mo  ift  eine  religiöfe  IBemeaung  in  iener  3ttt 
anzutreffen,  in  meldte  fidd  nidbt  f old^e  meniger  lau« 
tere  SRotioe  mifd^en?  Unb  für  il^n  lag  bie  (8e- 
fa^r,  aa}u  einfeitig  fein  Sfamilienintereffe  }u  oer« 
folgen,  um  f 0  nöl^er,  alS  offenbar  mit  bem  93eftanbe 
unb  bem  Sinf(u|  beS  ^aufeS  ®uije  ber  Seftanb 
ber  (atl^olifd^en  ftird^  in  gfrantreidp  felbft  )ufam« 
menl^ng.  9htr  bie  $arteikibenfd^ft  ronnte  fogen, 
ba|  il^m  bie  Keligion  9lebenfad9e  gemefen.  SoU^ 
IBerbad^tigungen  miberlegt  auf'9  Unmiberfpred^« 
Itd^fie  fein  begeifterteS  SBirlen  für  bie  9lef orm,  fein 
ptx\Mxä^  malten  als  ^irte,  fein  gan)ei  Sieben 
unb  Zf^uxL  Sin  SRürd^  ift,  ba|  er  bem  &er)og 
oon  SBfirtemberg  bie  9nna|^  ber  Vugiburger 
^onfeffion  oorgefd^Iagen.  Sr  mar  oDerbingl  in 
Sooeme  beim  ^etjog  (15.  Februar  1561),  ober 
nur,  van  biefen  oon  einer  Igrilfeleifiung  ju  (fünften 
ber  ^genotten  a^nbringen.  SBol^I  moäfU  er  bm 
Unterfd^  be9  beiberfettigen  Sefen^ttiffel  m* 
ben  relatioen  Sorjug  ber  %uglfotrget  <E<mfeffiM^ 
feinen  relatio  mel^  pofitioen  $nl^  bedwry^Jtol 
baben.  Sine  erft  Spfttcren  anfl4>gHy  f  iB rttM| 
enb(i(^  lägt  i^  bei  ber  gart»>toiilhÜiM»  fe' 
tbeili^^  fein ;  er  mar  aber  bamoM  te  Sml  9Mi 
ift  not^utragen,  bog  ber  doMmi  Mt  bie  H^ 
fübrung  ber  Snonifitimi^  fo  ttk  fk  teSti«  psj^ 
ntftrt  mar,  in  gfranjfrei^  beiriiles  Mile;  ifa;  üi^ 
^[knlament  mar  bagegoL   i9ffi,  Itmmm   Hy 


175 


Sotterie  —  Sourbe«. 


176 


Btoriarum  sui  temporis  lib.  3  sqq.;  Auvigny, 
Vies  des  hommes  illustres  de  France,  IV; 
Marlot,  Histoire  de  la  Tille,  cite  et  univer- 
site  de  Beims,  IV,  nouv.  edit.  Beims  1846 ; 
Eloges  de  quelques  auteurs  fran9ai8  [par  Joly, 
Michault  etc.],  Dijon  1742.  Se|tere§  äBet!  tnU 
fßlt  eine  Sifte  feiner  Sßerfe ;  qI§  fold^e  bemerfen 
mir:  Harangues  au  colloque  de  Poissy  et  au 
concile  de  ^ente ;  Lettres ;  Sermons ;  Com- 
mentar.  de  regno  Henrici  11.,  fpdter  Don  $a§s 
cal  l^erouSgegeben.)  [fferfer.] 

SotUüt^  f.  ©fiele. 

jimtbeSf  berill^mter  SnoriemDolIfal^rtSort  in 
ber  ®Qdcogne,  2)e))artement  ber  ^od^p^renäen. 
3)a§  alte  ©täbtd^en  SourbeS  liegt  am  iSu^t  einer 
IBergfeftung,  loeld^e  e^emoIS  ben  @d^lüf[el  }u  ben 
SQrenäen  bilbete  unb  ber  @oge  nod^  fc^on  k)on 
Roxi  bem  ©ro^en  ben  Soracenen  infolge  einer 
iEBunbererfd^einung  abgenommen  »urbe.  Sergfel« 
fenfegel,  auf  »eld^em  baS  @(i^Io|  tl^ront  toirb  auf 
feiner  ber  Stobt  abgefeierten  @eite  Don  einem  Serg« 
OKiffer,  bem  ®aDe,  befpält,  ber  l^ier  fünfUid)  in 
}tt)ei  9rme  getl^Ut  ift  unb  eine  langgeftredte 
SBiefeninfel,  Ile  du  Ch&let,  umfd^Iielt.   Jhtrg 
e^e  bie  beiben  SQBafferarme  fid^  ttneber  Dereinen, 
fteigt  am  Ufer  eine  f d^roffe  gfelStoanb  empor,  meldte 
Don  brei  ungleid^  großen  ^öl^Ien  burd^brod^en  ift. 
Z)ie  unterfte  gr5|te  trotte,  tttoa  4  m  l^od^  unb 
10—15  m  tief  unb  breit,  l^ei^  im  SioßSmunbe  bie 
(Strotte  Don  ÜRaffabieOe  (b.  |.  alte  pfeifen) ;  aber 
il^  }eigt  fid^  eine  ^meite  ©rotte  in  oDaler  fjform 
Don  ber  ^öl^e  unbSreite  eineS  gefödl^nndeen  fjfen> 
fterS:  in  Der  Xiefe  Don  2 m  fenft  jid^  Don  il^r  auS 
ein  ^ang  in  bie  untere  ©rotte,  ein  smeiter  [teigt 
aufmörts  unb  bilbet  eine  britte  ©rotte,  »eld^e  bie 
)meite  in  aQen  il^ren  Xl^eilen  trleud^tet.   ^iefe§ 
©rottenfQfiem  Don  aRaffabieOe  bilbete  im  3. 1858 
ben  ©d^aupfol  einer  munberbaren  Srfd^einung. 
Semabette  @oubirou§,  bie  14j[a]enge  Sod^ter  eines 
gänglid^  DerarmtenüRüHerS,  mar  am  11.  tjfebruar 
biefeS  »al^red  befd^aftigt,  auf  ber  Snfel  Don  (Sf)&Ui 
angetriebenes  ^ol)  gu  lefen,  unb  moHte  eben  ben 
feid^ten  Sßafferarm  burd^fd^reiten,  aß  fie  ein  9tau* 
f d^en,  mie  baS  eines  ftarlim  iEBinbeS,  l^örte ;  ba  bie 
^[kippeln  bem  ®Q!iDt  entlang  unberül^rt  baDon  blie« 
ben,  fd^aute  fie  erfkunt  empor  unb  erblidfte  mit 
einem  ^ale  in  ber  }tt)eiten  ber  genannten  ©rotten 
eine  fjfrauengeftalt  Don  unbefd^reiblid^er  Sd^ön« 
l^eit  in  glön^enbem  Sid^te.  2)ie  ®t\ialt  trug  ein 
meines,  fattenreid^eS  ©emanb,  baS  nur  bie  9u§« 
fpi^en  frei  lie^,  auf  meldten  golbene  Stofen  lagen; 
um  bie  Qfifte  fd^Iang  fid^  ein  l^immelblauer  @ür- 
tel,  Dom  ^auptt  l^erab  toaSte  ein  meiner  ©d^leier, 
ber  bie  @d(|uUem  unb  bie  Oberarme  umpQte  unb 
rüdhoörtS  bis  auf  ben  @aum  beS  JlleibeS  l^erab» 
fiel ;  in  ben  gum  ©ebete  gefatteten  Rauben  l^ielt 
fte  einen  Stofenfrang,  bcffen  »eifee  Äömer  an  gol« 
bener  ©d^nur  burd^  il^re  Qfinger  glitten.  Sema» 
bette  erariff  in  fjurd^t  unb  ©emegung  il^ren  eige- 
nen Slofenfranj  unb  tttttt  benfelben,  immer  in  bie 
Setrad^tung  ber  Srfd^einung  Derfunfcn,  bis  beim 


legten  ,M^t  fei  bem  SSater''  baS  Sid^tbilb  Dei- 
fd^manb.  WS  Semabette  am  folgenben  ©omttage 
mieber  an  bie  ©teOe  lam,  gef d^l^  baS  ©leid^.  3>a 
fte  in  il^rer  Sinfalt  gu  Qaufe  Don  ber  ßrfd^einung 
ergöl^Ite,  Derbreitete  ftd^  baS  ©eräd^t  Don  berfdben, 
unb  als  Semabette  am  2)onnerStage  bie  ©rotte 
neuerbingS  befud^te,  folgten  i^r  mehrere  ^taum ; 
biefe  ermunterten  fie,  bie  ßrfd^einung  gu  befragen, 
mer  fie  fei  unb  iDe^l^atb  fte  l^ierl^r  bmme.  S>te 
^^fd^öne  Same^  befahl  je^t  bem  ÜRöbii^,  mft^ 
renb  14  Sagen  tägli(|  }u  fommen,  unb  Derfprad^ 
il^r  als  So)^:  „^^  gelobe  bir,  bid^  glfiddid^  }it 
mad^en,  nid^t  in  biefer  SBelt,  aber  im  SenfeitS."' 
Stuf  bie  toeitere  t^rage,  ob  aud^  Rubere  fommen 
bürften,  erl^ielt  Semabette  bie  9ntmort:  ^3d^ 
münfd^e  l^ier  Diele  Seute  ju  feigen.''   3^t  muc^ 
bie  aJlenge  Don  anbäd^tigen,  aud^  neugierigen  ißer« 
fönen,  meldte  töglid^  an  bie  ©rotte  famen,  auf 
^unberte  utib  Saufenbe.  2)ief elben  erblidften  nid^tS 
Don  ber  Srfd^einung,  fallen  aber  Semabette  toie 
in  Sfftafe.  S)ie  iBruberld^aft  ber  ©teinme|e  bal^nte 
gmifd^en  bem  pfeifen  unb  bem  ©aoe  einen  99kg 
für  bie  Sefud^er,  unb  ber  ^la^  tourbe  Xag  unb 
yiai^i  umlagert.  S)ie  Srfddeinnngen  bauerten  fort 
Semabette  erl^ielt  au|er  brei  für  fte  aDein  beftimm« 
ten  9Ritt|^eiIungen  ben  Sefel^I,  ben  ^riefiem  }u 
fagen,  l^ier  foQe  eine  JKrd^e  gebattt  merben,  nnb 
bie  Seute  f oQen  in  ^roceffton  l^ierl^er  fommen.  SIS 
ber  OrtSpfaner  fßeQramale,  meld^er  ftd^  forgf&ltig 
}urüd!ge^atten  ^atte,  biefen  Sluftrag  auS  bem 
SRunbe  beS  SRäbd^enS  Dentalem,  oerlangte  er  ein 
äußeres  3^^^^  für  bie  SBal^rl^eit  beSfelben.  3e|t 
forberte  bie  @rfd)einung  perft  gum  ©ebete  für  bie 
©ünber  uttb  gur  18u^e  auf,  befal^I  bann  aber  in 
einer  neuen  Offenbarung  am  25.  gfebruar,  ba| 
Sernobette  in  oer  ©rotte  auS  ber  OueQe  trinfht 
unb  mit  bem  SOßaffer  ftd^  mafd^en  folle.  3)a  feine 
OueOe  Dorl^nben  mar,  Derftanb  Semabette  ben 
Sefel^I  nid^t;  als  fte  aber  enblid^  mit  ben  Rin- 
gern ben  trodCenen  Soben  aufmül)Ite,  begann 
SBa^er  auS  bem  ^orpbi^rfelfen  }u  quellen,  }uerf! 
in  bünnem  ©tral^Ie,  fpöter  (o  möd^tig,  ba|  enb« 
lid^  töglid^  122  400  Siter  flofjen.  Som  ©ebraud^ 
biefeS  SBofferS  mürben  alsbalb  fünf  ffranfe  ge* 
l^eilt.  3e^t  mud^S  ber  3ubrang  beS  SBoIfeS  fo  an, 
bafe  am  4.  ÜRärg  20  000  2Renfd^  in  tieffier 
Snbad^t  unb  grö|ter  Orbnung  bie  SBunberfteDe 
bcfud^ten.  3loq  l^atte  bie  6rfd|cinung  il^ren  Fla- 
men nid^t  genannt,  bis  fie  enblid^  am  25.  aRörg 
auf  bie  breimalige  Sitte  Scmabette'S  bie  SDSotte 
fprad^:  „3d6  bin  bie  unbefledKe  gmpfängnil." 
99}it  ben  SBunbem,  bie  burd^  baS  SBaffer  am  Orte 
felbft  unb  in  ber  gerne  gefd^al^en,  Derbanben  fld^ 
gal^Ireid^e  Sefcl^rungcn.  äBie  nod^  nie,  mürben  in 
biefer  Ofterjeit  bie  SBeid^tftül^Ie  Don  gerfnirfd^ten 
©ünbem  belagert,  ungered^teS  ©ut  mürbe  jurütf- 
gegeben,  mannigfad^eS  Slergcmife  gefül^nt.   S)ie 
Scmcgung  ergriff  immer  meitere  flhreife,  bis  bie 
SRegierung  einfd^ritt.  Svitx\i  fud^te  man  93ema« 
bette  eines  Betruges  gu  begid^tigen,  unb  als  fid^ 
l^ierf ür  burd^auS  fein  ^emeiS  erbringen  Iie|,  mollte 


177 


Souöign^  —  SubcntiuS,  bet  1^1. 


178 


ttte  Qkfi^te  aud  ®eifte8{Urungen  erflören. 
Sea  tmbcr^mid^  bie  ganje  Srfd^einungSform 
her  Sfßofen.  (Enblid^  nmrbe  ber  Sugang  }ur 
flcotte  Darboten,  die  SSkt^efd^enfe  unb  Opfer- 
^fikn,  toeI4e  bie  (Beeilten  bafelBji  niebergelegt 
Ißttoi,  entfernt  nnb  ber  gon^e  $Iq^  mit  einem 
jnme  abgef^Ioffen  nnb  ))0li3eili(^  bemad^t.  9lun 
kttka  bie  SSSaSfol^rer  auf  ber  oegenüberliegenben 
8ieft  ber  Snfel  Don  &^&Ut  einfiugretd^e  $er- 
foan  nxtnbten  fid^  ingnnfd^en  an  jtoifer  ^lopo« 
km  UL,  ber  olk  SSer^inberungen  oufl^ob.  ^m 
16.  dnni  ^atte  Semobette  bie  18.  unb  le^te  Sr- 
Mehnnig.  9hm  nxir  bie  3^tt  gebmmen,  in  mU 
6er  bie  geifUic^  Sel^5rbe  ouS  il^rer  SunidEgesogen« 
tot  tenwitreteu  md)  bie  cononif d^e  Unterf ud^ung 
bcgbcneii  bmnte.  Sifcl^of  Smtrence  Don  SorbeS 
\^  am  28.  3uß  1858  eine  eommi{)u)n  ein. 
Bd^e  cmS  X^Iogen.  Sergten  unb  9iQturf orf d^em 
§MSttt  nmrbe,  um  bie  Srfd^tnungen  \otDoi)\  als 
bie  ftranfon^Iungen  forgfältig  ju  prüfen.  S)ie 
4emif(l^  Unterfuc^ung  beS  SBafferd  burd^  $ro- 
fcffor  9Uioi  in  Xoulouf^  ^om  7.  Sluguft  1858 
czgab,  bas  bie  Onelle  gang  einfad^S,  gemöl^nlid^eS 
ZrioftiKiffer  biete,  unb  bie  burd^  fte  ei^ielten  auger* 
0ibentIiii^  SBirfungen  nid^t  auf  natürßd^e  äßeife 
PL  erBoren  feien.  Sie  Sr^ä^Iungen  Semabette'S 
emriefen  ftd^  burc^ouS  ald  glotxbmürbig,  ba§  ))U|- 
^i  f^eniorbred^  ber  Oudle  al8  munberbor,  unb 
^  gro^  SoifjH  oon  ftronfenl^ilungen,  bie  in  gan} 
Mr^SDetfelten  ^öflenaugenblitflid^  auf  Den  ®ebraud^ 
bcfi  SSoffctS  eintraten  unb  anl^ielten,  als  offenbare 
Snnber.  9ta(^bem  bie  Commiffion  il^e  Unter* 
ju^ung  beenbet  ^tte,  fprad^  fi(^  ber  Sifd^of  in 
äum  ^Hirtenbriefe  iwm  18. 3anuar  1862  für  ben 
äcmatüxlid^  Cl^rafter  ber  Srfd^einung  auS, 
fßatutt  ben  Cult  U.  8.  gf.  oon  SourbeS  unb  er« 
lonbte  ben  Sau  einer  ftir^e  auf  bem  pfeifen  bon 
DtoffabieOe.  S)nr(^  bie  reid^Iid^en  Opfergaben  ber 
(Hätbigen  ttmrbe  auf  ber  @pi^e  beS  fJfelfenS  ber 
SoB  einer  prod^tboOeniKrd^e  im  uebergangSftileer« 
Bögli^t.  Sie  etmoei^g  gefd^al^  am  2. 3uli  1876 
to4  Srjbtfd^of  (Suibert  bon  ^riS;  fßiuS  IX. 
Mriieb  biml^  SrcDe  Dorn  30.  fOlax  1876  ber  ffird^e 
bcB  Slang  einer  Sofüüa  (f.  b.  9lrt.  U,  20).  93on 
bcrSaftlifa  liü^tn  fid^  breite  SBege  gur  ©rotte 
tinob.  bie  in  \!fyctt  nrfpriinglid^en  (Seftalt  erl^alten 
Web.  3ii  ber  ^bl^Ie,  »o  bie  allerfeligjte  3ung- 
fnn  erfd^ien,  \\t  eine  am  4.  9pril  1864  gemeinte 
Statue  aiiS  carrarif  d^  SRarmor  auf  gefteQt,  meldte 
Mb^oner  gfabifd^  in  S^on  nad^  ben  Angaben 
Senmbette'd  gefertigt  fyit  Sin  jierlid^eS  Sifen» 
gittcr  trennt  bie  ®rotte  oon  bem  großen  $Ia^e, 
ber  bnnl^  3uifiA)röngen  beS  ®abe  für  bie  ^ilger 
fCDonncn  nmrbe.  2)ie  SBunberqueQe  fliegt  in  ein 
kngcC  Sofftn  unb  airb  bon  ba  in  mehrere  Sabe« 
Väaiä^  geleitet,  in  meldten  bie  ftranfen  Teilung 
Men  nnb  ftnben.  3)er  3ubrang  ber  Pilger  über« 
tUgt  alle  9»efd^reibung.  3m  3. 1877  göpe  man 
250000  ^ger;  in  einem  einjigen  SRonate 
ae.  «ngufi  bis  15.  September)  beS  Sal^reS  1879 
32  $ügaq)flge  bis  }u  }e  10  000  iperfonen; 


im  3.  1889  trafen  130  grofee  ^ilgersüge  mü 
120  000  pilgern  jum  Sl^eil  auS  »eiter  gerne  ein. 
3n  ber  Sapfa  l^ängen  mcl^r  aI8  500  f oftbar  ge» 
ftidte  Salinen,  bie  afö  SSBeil^egefd^enfe  auS  auen 
Xf^txUn  ber  fflelt  gebrod^t  »urben;  bie  Sa-^I  ber 
golbenen  unb  ftibenten  2)an!eSgaben  mag  mol^l 
10  000  eneid^en.  ©ie  ©eforgung  ber  SBattfa^rt 
mürbe  ben  aKijfionSprleftem  bon  ®araif on  anoer- 
traut,  bie  ie|t  ben  2:itel  ber  Immaculata  Con- 
ceptio  t)on  SourbeS  füllten.  Seo  XTIT.  gab  bem 
©uperior  berfelben  burdji  SSrebe  bom  14.  gfebruar 
1885  bie  SSoQmaddt,  ben  pilgern  ben  päpftli^en 
Segen  ju  crtl^eilen.  3)ie  ßrjbruberfd^aft  U.  S.  fjf., 
bie  fid^  bilbete,  ift  mit  jal^Ireid^en  abläjfen  begna- 
bigt.  9tad^bem  Semabette  @oubirou§  il^re  SRiffton 
erfäQt  l^atte,  trat  fie  afö  barml^erjige  Sd^mefter 
mit  bem  5Ramen  aWaric-Scmarb  in  baS  ftlofter 
5u  92eoerS  unb  ftarb  bafelbft  nad^  bieten  förper« 
lid^en  Seiben,  bie  flc  mit  großer  fjfreubigfeit  trug, 
am  16.  %pril  1879.  (9$gl.  Bascle  de  Lagr^ze, 
Chronique  de  laville  etduch&teau  deLourdes, 
Paris  1845.  1866;  Le  möme,  Le  chäteau  de 
Lourdes  et  la  grotte  de  rapparition,  3®  6d. 
1875 ;  Henry  Lasserre ,  N.  D.  de  Lourdes, 
1869,  beutfd^  öon  9R.  C^offmann,  6.  Aufl.  Sfret» 
bürg  1891  [auf  biefem  SBerfe,  beffen  SSerfaffer 
felbft  burd^  SourbeSmaffer  gel^eilt  mürbe,  berul^en 
f oft  alle  übrigen  sal^IIojen  (Sd^ften  über  SourbeS] ; 
als  ^meiter  IBanb  folgte  1870  Les  Ouerisons 
miraculeuses  de  N.  D.  de  Lourdes,  beutfd^ 
^IJlain)  1884 ;  Les  Annales  de  N.  D.  de  Lourdes 
par  les  PP.  Missionnaires  de  rimmaculee  Con- 
ception,  biS  je^t  24  Sol^rgönge,  beutfd^  al§  Sd^o 
ber  annalen,  feit  1881  ju  ®onautt)ört| ;  §enfe, 
fiourbeS  u.  f.  SBunber,  2.  Sufl.  $aberborn  1880 ; 
%  @d^ott,  2)ie  SBunber  bon  Sourbed,  6.  Slufl. 
@tüttg.  1890;  }u  mel^r  aScetifd^en  3toecfen  bienen 
E.  Boyer,  N.  D.  de  Lourdes  ou  reflezions  sym- 
boliques  et  morales  sur  les  apparitions  de  la 
StcVierge,  1869;  R.  P.  Marie-Antoine,  Le  Lis 
immacule  ou  Manuel  du  pMerin  de  Lourdes, 
1874;  aW.  2Mefd)lcr  S.  J.,  DJoöene  ju  U.  S.  grau 
0.  SourbeS,  6.  Sufl.  Sfrcib.  1886;  §ofeIe,  Sourbe«« 
93ud^,  Seutfird^  1887  u.  f.  f.)  [Streber.] 

c^ntiign^,  f.  9emidre§. 
<^edfln$,  ber  f^l,   ©laubenSbote   beg 
4.  äal^rl^unbertS  an  ber  untern  SJlofel  unb  ber 
fial^n,  mürbe  als  Jhtabe  oon  bem  l^eiligen  93ifd^of 
aWartinuS  (bon  ÜRainj)  bem  gefeierten  Sifd^of 
aJlai^minuS  bon  Irier  jur  Untermeifung  in  ben 
SQSijfcnfd^aften  übergeben  unb  trat  bort  in  bie 
berül^mte  Sd^ule  ein,  au§  meld^er  f  d^on  bie  1^0.  $au« 
linuS,   DuiriacuS  unb  gaftor  l^eroorgegangcn 
maren.  9lad^  SSoHenbung  feiner  SluSbilbung  mürbe 
SubentiuS  ^um  ^riefter  gemeil^t  unb  erl^ielt  baS 
j  3)orf  Kubrunum  (gobem)  an  ber  untern  SKofel 
I  unb  beffen  Umgegenb  als  SD8irfung§(rei§.    ^ier 
;  fowie  am  SRl^ein  unb  an  ber  Sal^n  ocrtünbete  er 
nun  bis  über  bie  ©renken  beS  römifd^en  9teid^eS 
mit  großem  ßrfolge  baS  ßoangelium.  IRad^  bem 
Sobe  beS  %  5Waximin  (349)  fteKte  il^n  beffen 


179  Subit: 

Slai^folger,  bcr  ^I.  $aultnuS,  an  bie  @pi|e  einet 
©efünb^^aft,  .mtl^e  bie  lufgoBt  ^Qtte,  ben  2ei& 
beä  ötitiflen  üu8  Slquilonien,  roo  biejer  fein  Sefctn 
bcenbigt  fialte,  in  feine  SBiJd&ofSftabt  jurütlju- 
bringen.  <SS  gelang  biefeS  etft  naät  Uebennin- 
bung  Dielet  ©^wietigFeiten ,  ia  bie  Slquitanirr 
fi^  Don  bem  ^o^Dcre^itcn  @^atie  bur(f|au3  nid)t 
trennen  noQttn.  Sdido^I  auf  bem  StüdiDcge  nai) 
%ntr,  als  befonberl  an  bem  @t:abe  in  ber  na^ 
i^m  benannten  ÜIIaEtminFti^e  Dti^enlid^te  @Dtt 
tiefen  ^eiligen  but^  jo^liei^t  SBunbei.  Suben- 
tiuS  le^  bann  in  feint  SRiffion  jurüd  unb  ftarb 
in  bec  itoeittR  Ibaifie  bcS  4.  Sa^r^unbcrtS  am 
6.  ^bniat  gu  Sobern  eineS  glüdfeligen  Xobee. 
91m  13.  Octobei  muibe  fein  Seicduom  nacti  SÜel- 
firc^en,  bem  ÜJHttelnuntte  feinet  aKiffirmet^ätig- 
[eit,  in  bem  Sanbe  bet  3)iattialet  übetttagen. 
S)ort,  am  ©i^  b(3  etften  ^ti^ibiaconi  nadti  bem 
beS  ^1.  $etnt§  gu  £ner,  mecben  nod|  ^cute  bie 
Stcliquien  beS  ^I.  SubtntiuS  betna^tt  unb  Detel|tt. 
Sog  Slt^tbiacDnat  beS  ^l.  SubenHuS  in  S^iet- 
fit^tn  umfa|te  bis  gm  Stefoimation  ben  grbgten 
%J^Ü  btt  Sn^ftcS  3;riei  auf  bet  testen  St^eiu' 
feite  mit  ben  fe^S  Sanbcapittln  ffiietlitc^en,  ÜBeS' 
ior,  ffitbttft,  Gunoftein-engetS,  ÜBatienfelS  unb 
Jie^get,  Söon  allen  biefen  roaten  tiaii)  bei  iRefot- 
motion  nur  noi^  bie  8anbca;>ittl  S)ittftt4en  unb 
Suno^tn'ßngetS  übtig.  ^ud)  tu  &]bem  ift  baS 
Stnbenicn  an  feinen  etften  ©laubenöboten  ftete  ba- 
bur^.Iebenbig  geblieben,  ba|  Dan  ben  älteften 
Seiten  lEiet  bte  bortigt  ^fatrüti^e  ben  ^I.  Suben- 
tiuS  gum  Sßattone  fyxüt  unb  einen  ^til  feiner 
Steliquien  als  toßbarften  @4a|  bcno^rte. 

2)er  Ouellen,  auB  Ueli^n  baS  Seben  bei  bn- 
ligen  }u  f^fi^if en  i^,  finb  Oome^mli^  biet  a.  Sie 
Vita  B.  Maximini  per  Anonymum  Sanmaxi- 
minianensem  saeculo  VIII.  scripta.  3)iefelbe 
ift  in  ben  AA.  88.  BoU.  jum  29.  ajloi  übgebtudt. 
b.  Sie  Uebetorbeitung  biefet  Vita  butc^  SSifc^of 
&ii))u§  Don  S^alonS  au3  bem  ^cüftt  839,  alfo, 
bü  fene  untet  ffBnig  Sßipin  (747—768)  Derfafjt 
ifi,  gegen  100  3a^re  fpätet  gefc^rieben.  ©ie  finbet 
ji^  abgebmctt  bei  8.  ©uriuS  jum  29.  TOd.  ©at^- 
(i(^  flimmen  beibe  miteinonbtr  gunj  überein,  aud| 
in  ben  9na[^oniSmen  unb  fabelhaften  SuS- 
f(l)mü^ngen  i^er  iBeri[f)te.  ^u  lefiteten  gS^Ien 
bie  ^oüanbiflen  mit  Stecht  ben  angebli^en  from- 
men Settug,  toeli^  fit^  bte  2:rieter  @ejanblfc^afi 
in  aquitanien  auf  Sieifung  eines  €ngelS  erlaubt 
baben  foQ,  um  fii^  in  ben  iBefi|)  Dan  OnapminS 
Seilern  ju  fe|en.  c.  Sie  Vita  beS  f|I.  Suben- 
tiuS  (AA.  88.  gum  13.  Dctober),  tun  einem 
SpreSbptet  beS  SDietfitc^ener  ©lifteS  fpäter  als  bie 
beiben  Dotfle^enben  Deifagt,  toie  baiauS  bm>oi' 
ge^t,  bog  fie  bie  ^na^ioniSmen  unb  fabeT(iaften 
gtjä^Iungen  betfelben  nit^t  nur  n>ieber!)oIt,  fon- 
bemnot^umeinSSebeulenbeSüetme^tt.  SÜBöbrenb 
a.  unb  b.  nui  oon  einem  l^L  3RattinuS  übet^au4)t 
reben,  meldet  ben  ^eiligen  bem  :^1.  3Ro£imin  in 
bie  fie^re  gegeben  ifcAt,  begeit^et  c.  biefen  5JIar- 
tinuS  nai^r  alS  ben  ^eiligen  ^Biff^of  uon  XouiS. 


litcfi  180 

X)iefet  trug  aber  beim  £obe  SRaEtmittS  no^  ben 
rSmif^en  Sßaffenrod  unb  mar  felb^  nid^t  einmal 
getauft,  tonnte  alfo  au^  ni^t  ben  SubentiuS  al§ 
feinen  filiue  apiritualis  bem  ^L  SHaEimin  gu- 
führen.  Sßit  benfen  un§  befe^afb  nad^  bem  9Jo^ 
gange  Don  EBromer  (Ann.  I,  233)  unter  biefem 
ÜRartinuS  ben  gleid^gettigcn  iSifi^of  Don  Snottt} 
biefeS  ÜUamenS.  Ser  Vita  c.  ift  bann  bie  Sqffl^ 
lung  Don  ber  lounbeibaien  Translation  beifiei^e 
be9  !|I.  SubentiuS  Don  Sobem  nai)  Sietfin^ 
eigentl)ümlic^.  2)a§  auc^  in  onbeten  Segenben 
ü^et  Dottommenbe  SBunbet  foK  barin  beftanben 

Saben,  bag  bie  Seiche  bei  ^I.  SubentiuS,  in  eines 
'a^n  D^ne  Shibet  unb  ©egel  gelegt,  bte  ^Rofel 
^inab.  unb  ben  3it)cin  unb  bie  2ai)n  hinaufgetrieben 
fei  unb  etjl  bei  Sictlirdjcn  §Qlt  gemalt  iait, 
jum  Seichen,  boB  ber  ^ifilige  bier  feine  9f ubeftätte 
baben  maHe.  ©afe  bcr  aScrfaffec  flier  ferne  Kb« 
^afte  Sß^antafie  lualien  Iie&,  biitflemo^If^onaufl 
folgenbet  SteEe  beS  SReifeberii^teS  mit  ©ic^er^ 
entnommen  nerben:  „S^ie  3ßeIIen  bei  ^^luffcS 
ftaunten  über  bie  ungemo^ntc  ^^rt  beS  ©(j^iff- 
leinS,  Serge  unb  ^ügel  mit  ben  ^Bäumen  btr 
SBälbet  mieber^alllen  Dom  Sobe  eines  fo  großen 
SßQtroneS,  bie  X^iat  beS  3BaIbeS  fptangen  on- 
geft<^lS  biefeS  ^eiligen  ftö^Iid^  um^et,  tet^Itd^ 
Poffen  bie  Oueßenbätbe  bem  gfa^tgeug  entgegen, 
unb  bie  ^i\ä)t  felbft,  unbefotgt  um  eiueS  tSferalM 
5ie|e,  fütjtlen  oor  bem  ©t^ifflrin  i^re  fröbli^oi 
Steigen  auf.  SBaS  foll  ic^  enblid^  Don  ben  Sob> 
gefangen  ber  5}ögel  fagenl"  u.  f.  m.  §ier  f))ii(^t 
offenbar  ber  ^ii^ter  unbntd^t  ber  @efit|id)tf(^reibec. 
©Reiben  mir  aber  biefc  unb  ä^nli^e  fabel^ 
flingenben  Sl^eile  ber  Segenbe  auB,  fo  bleibt  immer 
nod^  ein  gefunber  fiiftorifd^et  ffem  übrig.  ©tIBfl 
bie  negatioe  Jhittt  StettbergS  (ffird^gef^i4t< 
Seutf^lanbS  1, 187  u.  404)  unb  ^autfS  (ffirc^tn' 
gcfdi.  S(Utfc()Ianbl  I,  45)  nagen  eS  ni<$t,  ble^ 
enlf(%ieben  in  9lbtebe  gu  fieden,  mäbtenb  ^Ari4 
(ffii^engefcti,  SeutfcblanbS  I,  235)  bie  begügli^ 
Stabition  im  äQgemeinen  anettennt,  „6uie  bem 
bl.  SDiariminnS  jugefc^riebene  3:bätigleit:  bit 
9)MffioR  untet  bem  SanbDolIe  bet  na^en  Umgebung 
(IrierS),  bürfen  mit  nicftt  unettoäbnt  laffen.  3)it 
tßetbältniffe  genau  eiwogen,  fo  fcbeint  biefe  %m* 
bition  gonj  unb  gat  nti^t  unmabric^ftnl'^-  Inet 
^Qile  untet  ibm  einen  tbrifflic&en  ß^araftet  ange- 
nommen; maS  befe^tungSfätiig  mar,  ^atte  fii!^  gtn 
c^ri|lliii^en  Steligion  belonni,  fo  bag  3!riei  gu« 
nü^ftfeinXRijfion^gebiet  me^tmat.  €benfo  Ratten 
bie  benai^barten  bebeutenberen  ©tiibte  ft^on  i^rt 
I  Sifi^äfe ;  mo^in  anberS  alS  gum  SanbooRt  foDtm 
bie  eifrigen  $riefter  ^Dla^iminS  baS  &}angeliunt 
tragen?  91o^  »erben  utiS  bie  Olamen  feiner HHiJ- 
fionare  genannt:  ber  ^I.  ^auIinuS,  fein  Slaq* 
folger,  bie  bl^.  Saßor,  SubentiuS  unb  Qui> 
riacuS."  [be  Sorengi.) 

^MtieaUcti  (Lubieniecius),  ©taniSlauS, 
rin  |}oInifd|er  ^ntitrinitariec,  nuib  auB  einer  obt* 
ligen  Samilie  im  %  1623  ben  23.  augufl  ^ 
StaloD  (nii^t  gu  Aratau),  bem  @i^  btr  polni' 


181 


Suca. 


182 


\ifa  Snfürniitarier,  im  Gebiete  k)on  ßrafau  ge» 
ton.  3n  feiner  Sugenb  befud^te  er  baS  ©pm« 
njaan  fnner  Skxterftabt  Qpaizt  fci^icfte  il^n  fein 
9cia  C^riftopl^  Subieniecfi^  meld^er  ^rebtger  in 
Mm  toax,  für  |ti>ei  3a^re  nad^  £]^om,  tt)o  er 
P4  in  ber  beutfd^  @prad^e  üerDoQfommnen 
folltr.  ^ier  toaxb  er  mit  Sonod  @d^Iid(|ting  unb 
Viatia  9hior,  ben  belannten  ^ntitrinitariem^ 
id^e  p4  tt'egen  bed  GoUoquimn  charitatiyiim 
tot  aufhielten  ^  befreunbet.  S)iefed  SoUoquium 
Mibe  berufen,  um  bie  ^bgefaUenen  mit  ben  fio* 
liolifn  mieber  gu  tiereinigen,  etreid^te  aber  ebenfo 
itnig  biefen  So^td,  al3  bie  ütelen  anberen  ah» 
fßßma  SoQoquia.  Subieniecfi  mar  bei  bem 
|i£^m  @€^riftfü]^rer  Don  Seiten  ber  @oci' 
lianri.  ^rouf  ging  er  ald  ^ofmeifter  be§  jungen 
Mat  Shempr^cg  nac^  granfreidd  unb  ^oUanb. 
Ǥ  ober  1648  fein  9)aterftarb^  !e|rte  Subieniecfi 
vltba  nad^  $oIen  gurüd  unb  Derl^eiratete  ftd^  mit 
te  Zoster  Don  ^ßaul  Sr^eSü  3egota,  melier  auS 
caen  2nt^eraner  ein  eifriger  Unitarier  getoorben 
ML  3n  bemfetben  Sa^re  morb  er  bem  fßrebiger 
tiSttbliafa,  3o^anned@iad^ott)§fi,  ^umSioabiutor 
ftgta.  9Hd^t  lange  nad^^er  übertrug  il^m  bie 
ailiiiittiUuifd^  @9nobe  }u  @!gar!om  baS  Slmt 
öni  $itbiger§  in  biefer  @tat>t  SBöl^renb  be§ 
fM»j(^  Jfrieged  begab  fui^  Subieniecfi  ebenfo 
IS  bk  meiflen  ^roteftonten  unter  ben  @d^u|  beS 
CöngS  Don  @d^tti«ben  unb  fam  mit  il^m  nadd 
MtoL  ^ier  f 4^rie6  er  ben  Srief,  meld^er  bem 
Comtentace  beS  3ona3  ©d^lid^ting  gum  @Dan« 
fte  So^ned  tiorgebrudt  ift^  unb  fud(|te  für 
ine  €ecte  mbglid^ft  ^u  mirfen.  %I§  aber  ffrafau 
1657  Mm  ben  ^olen  toieber  eingenommen  mürbe, 
Wgte  Suliteniedi  mit  anberen  @oänianem  ber 
«M)if(^  Gomif on  unb  begab  \\ä)  jum  jf önige 
Ml  €d^iDd>en,  vm  U^n  bringenb  p  bitten,  er 
■ige  bod^  beim  Sftieben3fd^!u|  mit  $oIen  bal^in 
mäoL,  ba^  für  oOe  Unitarier  Smneftie  au§be* 
bogen  tDaä>e.  @o  fam  Subieniecfi  nad^  Stettin 
ob  traf  am  7.  October  1657  in  SBoIgaft  nn. 
fi  Morb  Dom  Könige  Don  Sd^meben  unb  beffen 
KiiPKm  red^t  gnobig  aufgenommen  unb  l^öufig 
IS  Xafel  geloben«  obgleid^  bie  lutl^erifd^en  $re* 
biger  biefeS  burd^uS  nid^t  gern  fa^en,  ba  Subie« 
liecfi  feiiie  (SMegenl^eit  Dorbeüie|,  Don  feiner  9ieli' 

SB  |n  fpred^n.  93on  bort  reiste  er  nad^  Olioa 
SoiQig,  UH>bie9neben3unter^nbIungen3mi« 
Hea  ^len  nnb  Sd^UKben  i^ren  Anfang  genom« 
an  jfattta,  brnnte  ober  oder  ^nfirengungen  un« 
padßtt  cS  ntd^t  bemirfen,  bog  bie  Unitarier  in  bie 
lanepif  onfgenommen  mürben.  91I3  er  fo  bie 
teffamig  ax^fRüdU^x  in  fein  SSaterlanb  Derloren 
iMte,  begab  er  ftd^  nod^  ftopenl^gen;  l^ier  traf  er 
m  28.  SKoDember  1660  m,  um  bort  für  feine 
oS  fßoim  Dertnebenen  ©laubenSgenoffen  Dom 
iMge  gfriebrid^  IH  Don  3)anemad  bie  Sriaub* 
i^  bort  fid^  aufl^aüen  ju  bürfen,  }u  erlangen. 
tfäumq  Ußa  jebo4  mir  für  ftd^,  nid^t  aber  für 
ObmienSgenoffen^  biefe  Srlaubnil  ju  er* 
S)er  SmAq  betoiOigte  i^m  aud^  eine  jö^r- 


lid^e  ^enfion  unter  ber  ©ebingung,  ba&  er  Don 
bem  fel^r  außgebel^nten  ©riefioe^fel,  ben  er  fül^rte, 
il^m  bie  merfroürbigeren  ©d^reiben  in3lbfd^rift  mit« 
tl^eile.  ®ie  Sutl^eraner  Iie|en  aber  Subieniecfi  in 
^open^agen  nid^t  ru^ig  leben.  6r  menbete  ft(^ 
befel^alb  nad^  fßommem,  juerft  nad^  ©tralfunb 
unb  bann  nad^  Stettin  1661.  S)a  er  aber  aud^ 
5[ier  feine  Stulpe  fanb,  reiste  er  nad^  Hamburg  unb 
lie^  1662  feine  gfamilie  nad^fontmen.  9}on  ^ier 
begab  er  ftd^  nod^matö  nad^  2)önemarf  unb  fanb 
beim  ftönigc  mieber  eine  gnäbige  3lufna]^me.  ®ie 
©el^örben  in  griebrid(|8burg  erlaubten  Subieniecf  t'§ 
(SlaubenSgenoffen,  in  il^ren  Käufern  ©otteSbienft 
5U  Italien.  2)od^  trat  bem  ber  @u))erintenbent 
Sol^anneS  SRcmbott  eifrig  entgegen,  unb  infolge 
beffen  erlieg  ber  ^er^og  Don  ^oIftein»®ottori)  an 
Subieniecfi  ben  Sefe^I,  bie  ®iahi  ju  Derlaffen. 
Subieniecfi  moDte  nun  mieber  na(|  Hamburg 
5urüdffel^ren,  allein  aud^  ^ier  erioirften  bie  lut^e> 
rifd^en  fßrebiger  Don  ber  Obrigfeit  ben  Sefe^I, 
ba|  er  mieber  au8  ber  ©tabt  fortgel^e.  2lber 
no^  el^e  biefer  99efe^l  )ur  ^uSfiil^rung  fommen 
fonnte,  ftarb  Subieniecfi  nebft  jmei  %bä)ittn,  mie 
feine  ®lauben§genoffen  felbft  berid^ten,  an  ®ift, 
meld^eS  baS  ^auSgefinbe  ibnen  beigebrad^t  l^atte^ 
am  8.  aRai  1675.  S&ie  Seid^e  marb  )U  ^tona 
begraben,  nid&t  ol^ne  -heftigen  SQBiberftanb  ber 
lutl^erifd^en  ^rebiger.  —  93on  feinen  S33erfen  ftnb 
in  nennen:  Theatrum  cometicum,  Amstelo- 
dami  1688,  2  tom.  fol.  2)iefe3  9ud^  ift  bem 
Könige  Don  S)anemarf  bebicirt^  entl^ölt  bie  ®e* 
fd^id^ten  oller  Jlometen,  unb  ift  gerabe  im  ®egen* 
fa^  5u  ber  frül^em  3Reinung  gef daneben,  meldte 
beim  Srfd^einen  ber  ßometen  allerlei  UnglüdC  be* 
fürd^tete.  Historia  reformationis  Polonicae 
in  qua  tum  reformatorum  tum  antitrinitario- 
rum  origo  et  progressus  in  Polonia  et  in  fini- 
tünis  provinciis  narrantur,  auctore  Stanislao 
Lubieniecio,  equite  Polono,  Freistadii  apud 
Joannem  Aconium,  1685.  2)iefe  ®efd^id^te  ift 
im  ©eifte  feiner  ©ecte  gefd^rieben,  aber  für  bie 
®ef(^id^te  ber  Sieformation  in  $olen  fel^r  mid^tig. 
')Iugerbem  ^at  Subieniecfi  nod^  eine  SRenge  Don 
(Sd^riften  l^interlaffen,  meldte  nod^  gar  nid^t  ge« 
brucft  fmb.  [Uebinrf.] 

JmcOj  äo^ann  9a))tift  be,  £anonift  unb 
Sarbinal,  p  IJienufto  1614  Don  einfad^en  @Item 
geboren,  flubirte  in  ^leopel  bie  Sted^te,  mugte  bann 
au§  ®efunb^eitSrüdftdbten  in  feine  SSaterfiabt 
jurücff eieren  unb  mürbe  l^ier,  obmol^I  nodd  Saie 
unb  erft  29  Saläre  alt,  pm  Sa))iteI§Dicar  gemö^It. 
3mei  Salute  fpöter,  1645,  ging  er  na^  SRom, 
übernahm  bafelbft  eine  9lbDocatur  unb  ermarb 
großen  SRuf,  menn  aud^  mand^en  geinb  unb  5Reiber. 
3m  reifften  SKanneSalter  trat  er  in  ben  geiftUd^ 
Staub.  6r  erfreute  fid^  ber  befonbem  ®unft  be« 
$apfte8  Snnocens  XI.,  meld^er  il^n  jum  3lubitor, 
barai  jum  ©ecretär,  enblid^  1681  gum  (Sorbinal 
ernannte,  ©r  ftarb  5.  fjfebruar  1683.  Suca  mar 
eine  Dormiegenb  praftif^  oeranlagte  9{atur ;  ibm 
mar  bie  Sted^t§miff enf  d^af t  nid^t  nur  Zl^eorie,  meldte 


183  Sucae, 

bur^  ben  gtle^tttn  Sprunf  ritirltr  ^luctorennamen 
nnf>Dmnn  raiQ.  S)«nna^  tntl^ält  au^  bit  ®t- 
fammtauSgabe  feiiur  SQeTle,  Theatrum  veritatiB 
et  justitiae,  19  foll.,  Born.  1669—1677,  baju 
Index,  2  voll.,  1680— 1681,  cum  euppl.Nicolai 
Falconii,  12  voll  fol.,  Col.  1689—1699  u.  ö., 
eint  ni^^altigc  @ommIung  von  @uta<^tni  unb 
^toje^ft^riftoi  üb«  bie  oeri^iebenften  ^rügm  b(§ 
Itni^li^ni  nie  bce  tiüigerli(f)en  ^tdfß,  wtlfy  buid^ 
bit  immenDä^Knbe  iSüctru^t  öuf  bie  Subicahir 
bre  römiitfitn  (Seric^te,  befonbttS  ber  JHota,  notfi 
beute  mert^tioa  finb  (f.  S.  Rotae  decisioneB  ad 
Theatrum,  Lugd.  1700  u.  S.;  Mantisaa  de- 
cisionnm  b.  Botoe  rom.,  Col.  1707).  2)U  Quid- 
^c^t  auf  bie  ^rosiS  ergibt  [id(i  aus  btn  3:itetn 
folgenbcr  SBerfe:  n  cardinale  pratico,  Rom. 
1680;  n  vesooTO  pratico,  Rom. s.a.  5)en  ba- 
maligen  ©eitüäitSgong  bet  rönilf^tn  Se^ötbcn 
iSuftrimt  Kelatio  curiae  romanae,  Col.  1683; 
Tract.  de  officüs  venalibuB  vacabitibuB  rom. 
curiae,  Born.  1682.  iBti  nIleT  Stülpt  jinb  bit 
Annotationes  practicae  ad  S.  Cono.  Trid., 
Col.  1684,  [e^  le^micö  unb  noi)  ^tute  Itjenä- 
wertti.  [SR.  ».  ©^eret.] 

^tas,  ber  1)1,  ber  güangelip,  ifinoiJ& 
btr  firi^Iit^  Srabition  ber  iBtrfa||eT  hti  britten 
StHineeliumSu]ibbtr9I))[)ftelgeF(bi(f|te.  ISelitRS- 
umftänbe.  S)er  95anw  SucaS  ift  eine  abgtfüräte 
Sonn  Don  Suconu«  (|.  SQJiner,  ©lomm.  beS  ntui 
©ptad^ibiomS,  7. Suff.  1867, 97;  ©c^anj,  6ontm. 
übei  boe  gD.  bc3  ^I.  SucaS,  Tübingen  1 883, 2)  unb 
meist  tieSeif^t  auf  eint  ÜJeTbinbung  be8  yi.  fiucaS 
obttfeinefiSateiS,  aKttneS  feinen  eigenen  tfumiUeu' 
nonttn  tragtnbtn  Srttgelofftnen,  mit  bet  Sucanien 
gatanntmSonbf^aftUnteritaltenS  ^in.  ^uf  feinen 
gafl  ip  ber  iptop^el  unb  Se^rtt  uon  antiod^en, 
SuciuS  Don  SQrtnt  (HpQ.  13.  1],  ober  ber  bem 
I|L  $auluS  Dtmanbtt  Suciul  0Rbm.  16.  21)  mit 
Sütai  ibentift^;  ^uiuS  tnürbt  ni^t  benjelbtn 
Wann  balb  SuciuS.  balb  SucaS  genannt  ^abtn. 
fBon  SucaS  ift  im  *Reuen  3:eftamentt  breimal  bie 
SRebe  (Eol.  4, 14.  2  %m.  4,  U.  Sp^ilem.  24). 
6t  wirb  »on  ^utuS  als  btr  „geliebte  Mrjt"  (So!. 
4,  14)  Beiei^net  unb  ]ä)tmt  fi^  bemlelbtn  jum 
S5eil  in  fttnet  profeffioneDen  Sigenic&QJt  äugt- 
fc^Ioflen  ju  ^Qbtn;  benn  fein  erfteS  3tuftrtten  in 
ber  ©elettJt&Qft  btfl  ^l.  SßauluS  (^Ijig.  16,  10)  ju 
XroaS  erfolgte  ju  einer  3'it-  bn  eben  üßauluS  in 
©aldtien  bmä)  eine  Jhanf^tit  gurüdge^alten  gc 
tptftn  mar  (®Qi.  4, 13  f.).  lieber  bie  cuitoft  ÜJlei- 
nung  ffiäfettr  ®ried&en,  bafe  SucaS  einen  SXdTiot 
genannten  Xranl  componirt  &abe,  bejftn  täglid)« 
®tbrau^  ein  langtS,  gefunbeS  Seben  gebe,  f.  Lam- 
becius,  DeBibl.Caes.Vindob.,HannoT.1712, 
474.  480.  3m  ÜJlitttlalter  mar  Bitlfo^  bie  2)lei- 
nung  Dtrbreittt,  bo|  BucaS  ÜDialer  gettefcn  fei. 
iJieftrbe  finbtt  fi(f|  bereits  bei  Simon  anelnytiMfteS 
(Vita  Lucae  c.  6)  im  10.  unb  DttEtii^t  fd^on 
bti  %\)omai  Stctor  im  6.  3a^rbunbtrt  (f.  Acta 
Sancfc  Octob.  VIII,  297).  33it  ©age  bürfte 
babun^  ueionlagl  fein,  bog  SucaS  unB  in  feinem 


M-  184 

eoangelium  ein  f o  fi^i^eS  EBilb  bn  SRutttr  @ottd 
unb  btr  ©cenen  au3  bei  ffinb^eitSgefd^iJ^tt  gt» 
jett^net  ^at  (ffaulen ,  ginl.  418.  Sgl.  Sied' 
ÜKangnlb,  einl.,  4.  ^u^.,  146). 

DJo^  euftbtuS  (H.  E.  3,  4)  mar  flucaSju 
Slntio^ien  geboren.  Sr  mufe  Bon  ^tibniji^  9»- 
funft  gemtfen  fein,  benn  a  mirb  SoI.  4,  11  jf. 
ben  @t^ilfen  aus  ber  Sefdtineibung  gtgenübtr» 
geftetlt.  9IuS  berfelbfu  ©leUe  ergibt  p^  aaäi.  ia% 
er  toebet  gu  ben  72  Süngetn  gehört  ^ot  (wie 
Epiphan.  C.  haer.  51,  12  u.  91.  meinttn),  ntH^ 
einer  ber  2  jünger  gtmtfen  i^,  bie  mit  bem  ^trm 
nad^  SmmauS  gingen  (Gregor.  I.,  Praef.  in 
Job  1,  3  u.  a.).  MudI  fagt  [c^on  im  2.  Sa^f 
bunbtrt  baS  Fragment  Onuratori'S  oon  SucaS: 
Dominum  tarnen  nee  ipse  vidit  in  came.  Sr 
ift  ni^t  einmal  Dor  feiner  fflefebning  jitoifc^ 
ißrofeIt)t  getoeftn  (f.  Eua.  Caea.  Comm.  in  Lne. 
bei  Mai,  Coli,  nova  I,  149 ;  Sedulii  Argum.  in 
Luc.  1.  c.  IX,  177).  ®ie  3tit  feiner  Sefe^nmg 
ip  ungemife.  Btjiere  Berbünflt  er  too^rfi^einlit^ 
htm  ^I.  ^autuS  (ügl.  Tertull.  Adv.  Marc.  4, 2). 
©id^er  ift  er  fpottr  befftn  „aRitarbeiter"  gtmodien 
(got.  4, 14.  $biltm.  24)  unb  fotnolgl  Ȋ^rtnb 
bei  erjttn  (1.  c.)  mit  aui^  md[)rtnb  ber  gmeiten 
i'Ö  ^tm.  4.  11)  r5mif<^en  ©tfaugenftfioft  beS 
^IppflcUS  bei  btmfelben  gtmefcn.  ?[uS  ber  9Ipofhl- 
gejdjii^le  ergibt  f\i),  ba|  SucaS  ben  %  $auIitS 
auf  bcficii  jweiter  !if!iffion5reife  Don  iroofl  auS 
uüdi  giiljejus  begleitete  unb  in  5(Jf|ilitifi  jutüil- 
blieb ;  ber  plötfidbf  Uebergang  ber6rjäf)lung  in  bie 
cvfte  «ycrjon  (Slpg.  16, 9)  unb  bie  fpätere  SBieber- 
nufiuilime  ber  ffirjälilung  in  ber  britfen  ^erfon 
ift  )o  lim  nittürltt^fien  jn  erflären  (f.  b.lrt.  BtioPel- 
(icfdiifiiic).  i)lu8  äb"'^en  anjeidjen  folgt,  bog 
er  oiid)  öcn  Slpoftel  ouf  beffen  britter  aüifftonStrife 
ton  51if)iiif>pi  bis  no^  Sctufalem  begleitete  (9(|)g. 
20, 5  bia  21. 18).  Oft  loirb  2  Kor.  8, 18  auf  SucaS 
bejogen.  31^  tr  mirtlit^  ber  „SBrubet,  beffen  Sob 
im  Soangelium  in  allen  ffirctien  ifi",  fo  ift  er  Don 
iPbiliPP'  nadtidDrint^  btm^Ipoftel  BorauSgtrtiSt; 
jugleid^  ^aben  mir  bann  ein  Urf^ttl  bc8  Sfio« 
ftelS  über  CncaS'  eifrige  Stlirfdätigteit  mä^rtnb 
btr  3a6rt  jmijc^en  btr  erften  unb jmtiten  ^tn« 
wefen^eit  btS  apcftell  äu  ^p^ilippi.  iBac^  fpäteren 
Stac^ric^ten  (ogt.  biefelben  Acta  Sanotonun  1.  e. 
295  Bq.;  [.  au^  ©ä)anj  4  f.)  ^at  SutoS  in  ttt* 
jc^itbcnen  ©egefiben  btS  ^Itargeu'  unb  %benb- 
lanbeS  gcmirtt  unb  ift  74 — 84  Sal^ie  alt  geworben, 
gr  blieb  ebeloB  (Seduliua  I.  c).  5Die  ffirt^e  friert 
(rin  geft  ots  baS  eines  ÜKartgrerS  am  18.  Octo- 
ber.  3)er  Ort  feineS  3:obeS  mirb  Derfc^ieben  an- 
gegeben. 3tacb5lJitubo-®orotIieuS  (bei  S^eop^^lad, 
Migne  CXXHI,  685)  ftorb  er  ju  ep^tfuS  unb 
marb  baftlbft  begraben.  (3"  Sp^fuS  geigt  man 
noii  immer  baS  ©rab  beS  ^1.  SucaS;  ogI.Wood, 
Discoveries  at  EptiesuB,  Lond.  1877,  56  foU.) 
3fibor  (De  vita  et  obitu  Sanctorum  c.  82), 
bem  R^  boS  rämifc^e  TOattqroIogium  anfc^lie^t 
fagt,  er  fti  in  Sitbqnien  gejlorben.  fflttein  ©regor 
Don  9tajian|  (Adv.  Julian,  or.  4,  69),  ©aabtn- 


185 


SucaS,  bet  1^1 


186 


tnUkioii  »rcdcta  (Serm.  1 7,  bei  Migne  XX,  963)^ 
^^tnuft  Mn  9{oIa  (Ep.  32, 17)  unb  Sticepl^oruS 
(H.  E.  2,  48)  berid^ten  in  gloubtoürbiger  SBeife, 
ba(  fiuca«  aU  ^Ratfa^ttt  )u  ^tarä  in  ^d^oia 
^.  Seine  ®ebeine  mürben  im  3. 857  auf  $e* 
W  bcS  floiferd  Conftantin  au3  ^d^aja  nad^i  Son* 
^BUtinopel  gebrad^t  (Hier.  De  virr.  ill.  c.  7. ; 
Pliflofit.  H.  E.  8,  2;  Sedulius  1.  c). 

n.  Süangelium.  Ütod^  bec  fird^Iid^en  Ueber* 
firfenmg  1^  SucQd  ein  Soangelium  l^interlaHen, 
wdifA  in  enger  S|esie^ung  jum  1^1.  $aulu3  ftel^t. 
£ai  filtefle  3^dni|  barüber  finbet  ftd^  im  mura« 
torifd^  Fragment.  3)anad(i  ift  SucaS  üon  $au« 
hA  dd  Siegleiter  angenommen  morben  unb  l^atin 
{einem  eigenen  Stomen,  b.  1^.  felbftönbig,  mä)  er« 
lataien  !Rad^d^ten  (ex  opinione)  ein  SDon« 
gdium  gefd^^rieben,  loeld^eS  mit  bet  @eburt  be§ 
Vi  äo^onned  beginnt  (Westcott,  History  of  the 
Ctium  of  the  N.  T.,  1889,  534;  %\).  3a^n, 
i8e{4.bdlneutefLeonon§  11,1890,  21  ff.).  S)er 
id^  f^itt  angebeutete  Sin^ul  bed  ^(.  $aulu§  auf 
bie  SAfaffung  beS  SbangeliumS  U)irb  Don  ^tenouS 
(AdT.  haer.  8,  1,  1 ;  ogl.  £u8.  5,  10,  3)  boj^in 
bejttmml^  bo^  ^Sucad  ba§  oon  ^quIu§  geprebigte 
CtNiBgeltnm  in  einem  Sud^e  nieberlegte".  Ser» 
2ifian  ober  fagt  (Adv.  Marc.  4, 5) :  „9Ran  ))fiegt 
SbcuS'  Sättiil^t  bem  1^1.  $aulu3  ausufd^reiben;  eS 
9  erlaubt  boS,  ma§  @d^üler  Deröff entlid^en,  al§ 
Set!  il^r  Sel^  on^ufel^en."  OrigeneS  (Eub. 
E  £.  6, 25, 6)  erQdrt,  au§  ber  Ueberlieferung  5U 
Biffen,  ba6  bad  britte  Soangelium  oon  SucoS  ^er- 
iDnme,  für  bie  Reiben  gefd^rieben  unb  oon  $quIu§ 
gitgd^len  morben  fei.  gufebiuS  (3,  4,  8)  be» 
jUft  fo^  bie  SBorte  $auli  (2  %xm.  2,  8)  ,,mein 
hmgßiiam''  auf  SucaS,  eine  ^nftd^t,  loeld^  aud^ 
^ouifmnS  (Virr.  ilL  7)  al§  Sermutl^ung  Einiger 
anfü^  S>a8  olfo  bef d^riebene  Soangelium  ift  ba§ 
B  ber  Sulgata  an  britter  Stelle  fte^enbe.  SDaS« 
fdbe  nnrb  in  allen  alten  |panbfd^nften  Sucad  p« 
g^^neben.  S)a|  bieg  mit  d^ec^t  gefd^iel^t,  ergibt 
M  f^on  aus  bem  jmifd^en  biefem  Soangelium 
nb  ben  €d(iriften  be§  %  ^aulud  foioo^I  bem 
3nb<il^  filS  ^^  9(>nn  nad^  beftel^enben  innem 
^KioBinenl^g.  @erabe  in  bem  britten  Soon» 
pÜMm  treten  und  bie  Seigren  t)on  ber  Seftimmung 
OcKB^flentbumd  für  Suben  unb  Reiben,  Don  ber 
(Erfdfnng^  Sßieberemeuerung  unb  Sefeligung  bed 
füfoi  SRenfd^gefd^led^teS  am  flarften  entgegen. 
Iigeufd^enilid^  i^  ber  ^erfaffer  bei  ber  ^uSmal^I 
nb  Saorbnitng  htS  @toffe§  Don  einem  unioerfa* 
GfKfibai  @efi<bt3|)un!te  geleitet  tt}orben,  meld^er 
hm  VL  VouhiS  a^id^  ift.  SBö^renb }.  $.  maU 
401«  (28, 19)  nnb  aßarcu^  (16, 15)  berid^ten, 
b^  ber  flerr  bie  9))oftel  in  bie  SBelt  fanbte,  um 
de  Söller  }u  leieren,  refp.  oDen  @efd^öpfen  ba§ 
fMutgetiiun  SU  prebigen,  bejeid^net  Suca§  (24, 27) 
41  $Ded  i^  @enbnng  bie  fßrebigt  ber  Ser- 
ber @änben  an  aHe  ptjjbtn,  anfangenb 

;  3etsfalein.  SHe  aHe,  aud^  Reiben  unb  @ünber 
■44M^  Si^  nn^  Sarm^ei^^feit  beS  ^eilonbeS 
att  in  britten  Soangelium  burd^  mond^e,  ftd^ 


nur  in  i^m  pnbenbe  3üge  ermicfen.  ©aju  gel^ören 
bie  Parabeln  Dom  barm^erjigcn  ©omaritan  (10, 
30—37)  unb  bem  Derlorenen  ©ol^nc  (15, 11  bi« 
32),  bie  Slod^rid^ten  Don  bem  Serfel^r  be§  ^erm 
mit  Samaritern  (9,  52—56;  17,  11—19),  Don 
ber  ©ünberin  (7,  36-50),  Dom  ^j^ariföer  unb 
Söttner  (18, 10-14),  Dom3ölIner3ad^cm§(19, 
1—10),  Dom  reumütl^igen  ©c^äd^er  (23, 19—43). 
2)abci  ift  biefc§  ]^eibenfreunblid^e  ßDongelium 
burd^auS  nid^t  anttjubaiftifd^.  SBie  ber  Reiben* 
apoftel  ^auIuS  (3löm.  9,  4  f.)  bie  ^riDilegien  ber 
äuben  rül^menb  l^erDorl^ebt,  fo  mirb  l^ier  bie  ©e« 
burt  beS  §erm  als  ein  Shi^m  für  fein  95olf  38rael 
gcpriefen  (1,  54.  68 ;  2, 32)  unb  3cfuS  atö  ©ol&n 
2)aDib8  beseid&net  (1,  27.  32.  69;  2,  11;  18, 
38  f. ;  20, 41  ff.).  5Rur  l^ier  Icfen  »ir,  ba&  ber  ^err 
beim  ßinjuge  in  Serufalcm  über  bie  ©tobt  meinte 
(19,  41)  unb  nod^  am  ffreu^e  für  feine  gcinbe 
htttU  (23,  34).  ©elbft  bie  ^^arifäer  erfd^einen 
in  biefem  Soangelium  in  befferem  fiid^te,  ba  bie 
Sinlabungen  bed  §erm  burd^  ^l^ariföer  berid^* 
tet  werben  (7,  36 ff.;  11,  37 ff.;  14,  1  ff.).  3u 
biefer  paulinifd^cn  ^luffaffung  be§  6rlöfung§tt)erf  e§ 
fommt  eine  SluSbrudfSroeife,  bie  nid^t  blog  in  ein« 
jcinen  Porten  unb  äBcnbungen,  fonbcm  aud^  in 
gansen  ©ö^en  mit  ber  beS  l^t.  $aulu§  überein« 
ftimmt.  SSefonberS  auffaüenb  ift  bie  faft  mört- 
lid^e  Uebereinftimmung  be§  33erid^te§  über  bie  Sin* 
fejung  be§  Sbenbmal^IeS  (22,  19  f.)  mit  1  Sor. 
11,  23—25  (Dgl.  aud^  24,  34  mit  1  Sor.  15,  5. 
©iel^e  S)ie  ©Dangelien,  il^r  ®eift,  il^re  SJerfaffer 
unb  il^r  SSerl^ältnig  ju  einanber,  Seipjig,  2.  ^ufl., 
1852, 260  ff.;  ^oljmann,  ©ie  f^noptifc^eneDan- 
gelien,  Seipjig  1863,  316  ff.;  ©d^anj  22  f.). 
^ud^  bie  Dielen  gemüt^DoQen,  ®eift  unb  ^er5  er* 
greifenben  3üge  unfercS  CDangcIiumS,  »ie  j.  S. 
bie  Srjöl^lung  Don  ber  SrtoedCung  be§  SünglingS 
SU  %aim  u.  %  (Dgl.  ffaulen,  ginl.  420),  bürften 
auf  ben  ßinflug  ^auli  jurüdtjufül^ren  fein.  SBciter« 
l^in  fprid^t  für  bie  ^bfaffung  beS  britten  ©Dan» 
geliumS  burd^  fiucaS  fowol^l  ber  ©ebraud^  kd)' 
nifd^er  mebirinifd^er  SluSbrüdte  (4,  38;  8,  46; 
22,  43  f.  SJgl.  W.  K  Hobart,  The  Medical 
Language  of  St.  Luke,  London  1882),  loie  bie 
©prad^e  überhaupt.  ^Uerbingd  ftnben  ft^  aud^  in 
biefem  SBerfe  sal^lreid^e  ^ebraiSmen,  bie  mal^r« 
f d^einlid^  auS  pietätDoller  Snlel^nung  an  bie  tjform 
ber  Ueberlieferung  entftanben  pnb.  3cbcnfatt§  aber 
überragt  btefeS  Soangelium  bie  anberen  fomol^I 
burd^  bie  ^nmenbung  einer  reinem  gried^ifd^en 
©d^reibtoeife,  toie  burd^  Uterarifd^e  (Sewanbtl^cit 
(DgL  fd(|on  Hieron.  ad  Damas.  Ep.  20,  4;  In 
Isai  6,  7).  Sucag  allein  gebraust  mc^r  rein 
gried^ifd^e  SBorte  ate  bie  brei  anberen  goangeliften 
jufammengenommen.  Siele  ber  ftd^  blo&  im  britten 
gDongelium  finbenben  SBorte  »erben  aud^  Don 
claffifd^en  ©d^riftftellcrn  angctoanbt,  namentlidj 
bie  l^ier  jum  ^uSbrudt  ber  feinen  Unterfd^iebe  be8 
®eban!en§  oft  angctoonbten  ßonH)ofita  (Dgl.  9lö8« 
gen,  ©tubb.  unbftritt.  1877, 468ff.;  ©d^anj  38f.; 
PiUion,  Ev.  seien  s.  Luc,  1882,  17.  46  ßs.). 


187 


SucaS,  ber  1^1. 


188 


Sßeld^eS  Slnfe^en  biejeS  Sbangeltum  fd^on  in  ben 
crftcn  d^ftUci^en  So^rl^^nberten  al§  eine  canonifd^e 
unb  cH)oftolifd^c  ®(|nft  öeno|,  ergibt  p<%  öu§ 
ben  3eugnifjen  fird^lid^er  loie  au^erfird^Iid^er  ßitc« 
ratur.  SereitS  Su^inuS  fül^rt  mit  Serufunö  auf 
bie  „®enfmürbigfeiten  ber  ^po^UV  ginigcS  an, 
baS  ftd^  nur  im  SucaS'göangelium  finbet  (ügl. 
Suc.  22,  44  mit  DiaL  103 ;  23,  46  mit  Dial. 
105.  lieber  bieSenu^ung  be§  @t)angelium§  burd^ 
3uftin  ögl.  Westcott  96  ss. ;  Sal^n  I,  497  ff.). 
3h:enäu8  (3, 14,  2  sq.)  gibt  fogar  fd^on  eine  er« 
f  d^öpf  cnbe  3nl^altSangabe  beS  britten  6oangelium§, 
tt}eId§eS  er  auSbrüdRid^  Suca§  gufd^reibt.  SBeitere 
birecteainfül^rungen  biefe§  göangeliumS  finben  pd^ 
•im  muratorifd^enSfragment,  bei  ßpip^aniuS  (Haer. 
51,  7),  3uUu§  ^fricanuS  (Eus.  H.  E.  1,  7)  unb 
gufebiuö  (H.  E.  3,  4,  6),  um  öon  Späteren  ju 
fd^toeigen.  9Son  ^opiaS  ift  aflerbingS  fein  birecteS 
3eugni6  ju  ©unften  beS  Suca8»6öangeKum8  er« 
bolten.  6r  l^at  aber  in  ber  Qform  feineS  9Sorttorte§ 
(Eus.  H.  E.  3,  39,  3. 4)  ben  fßrolog  beS  SucaS- 
SDangeliumS  in  auffälliger  SBeife  nad^geal^mt  (f. 
5Rö8gen,  Stub.  unb  ffrit.  1880,  124  f.).  ©d^on 
jtt  Anfang  be§  2.  Sal^rl^unbertS  l^aben  93afilibe§ 
(Philos.  7,  26)  unb  ÄarpofrateS  (Iren.  Adv. 
haer.  1,  25)  unb  nid^t  Diel  fpöter  ißalentin  unb 
feine  ©d^ule  (Iren.  1,18  etc.)  biefe§  ßDongetium 
benu^t.  SEßid^tiger  aber  al§  ba§  3^ugni^  biefer  unb 
anberer  ^öretifer  (f.  bie  ©tetten  bei  ffird^l^ofer, 
Duellenfammlung  jur  ®efd).  beS  neutcft.  SanonS, 
Sürid^  1844,  390.  399.  403  ff.;  englifdje  «uS« 
gäbe  öon  gl^arteriS  154;  Westcott  283  foU.  unb 
589  foU.)  ift  baS  3eugni|  be8  OTarcion.  3m 
©inflang  mit  feiner  Slnfd^auung,  ba|  unter  ben 
^pofteln  bIo|  ^autuS  feinem  apoftoIHd^en  Berufe 
treu  geblieben  fei,  nal^m  er  nur  bie  ^Briefe  ^uli 
unb  ein  Söangelium  als  öd^t  an.  3laä^  ben  %u3« 
fagcn  3renäu§'  (1,27,  2;  3,  11,  7),  SertuIIianS 
(C.  Marc.  4, 2),  Drigene§'  (C.  Gels.  2,  27)  unb 
gfif-^aniuS'  (Haer.  42, 11)  mar  bic^  ba§  Suca§« 
(St)angelium,  meld)e§  aber  ^arcion  fo  abgefärbt 
l^atte,  ba^  e§  ju  feinen  9(nfid^ten  falte.  2)er  9Ser» 
fud^  öon  ©emier,  beibe  ©öangelien  auS  einer  ge« 
meinfamen  Ouelle  l^er^uleiten,  ift  ebenf  o  gefd^eitert, 
mie  baS  fpätere  93emü|en  Sid^l^omS,  9aur§  u.  %, 
baS  Suca§«St)angeIium  al§  eine  iüngere,  burd^ 
Srmeiterung  unb  lleberarbeitung  au§  bem  mar« 
cionitifd^en  ©öangelium  entftat&ene  ©d^rift  ju 
ermeifen  (f.  SIee!«TOangoIb  151  ff.).  ®enn  ein 
Sergleid^  ber  (befonbcr§  Tertull.  Adv.  Marc. 
1.  4  unb  Epiphan.  Haer.  42)  crl^altcnen  ©teilen 
be§  morcionitifd^cn  ©öangeliumS  mit  bem  Suca§« 
6DangeIium  beweist  Har  bie  Priorität  beS  le^tem. 
3ubem  itf^aupUU  SWarcion  blofe,  baS  öorl^anbene 
©öangelium  öcrbeffert  ju  l^aben  (f.  Tertull.  Adv. 
Marc.  4,  4;  De  came  Christi  c.  2). 

äBie  mand^e  für  ben  öffentlid)en  @e6raud^  be« 
ftimmte  ©d^riften  älterer  unb  neuerer  3^t  einem 
ßinjelnen  gemibmet  finb,  fo  ift  aud^  ba§  britte 
goangelium  unb  bie  9lpofteIgefd^id(|te  einem  6in« 
jelnen,  nämlid^  einem  Sl^eopl^üuS,  gemibmet.  SMe« 


fem  »iE  ber  SSerfaffer  l^inftd^tlid^  ber  Seigren,  toorin 
er  unterrid^tet  morben  mar,  ©id^erl^eit  geben  (1, 4). 
S)a  aber  nun  biefe  Seigren  nad^  ^uSmeiS  beS  Soon« 
geliumS  paulinif  d^e  fie^ren  maren,  erl^ält  bie  Siedet« 
|eit  be§  iEBerleS  eine  meitere  Sefiötigung  butd^ 
feinen  3tt>edt.  S^eofl^iluS  mirb  (1, 3)  alS  ^erlaud^ 
tefter"  angerebet,  ein  äBort,  »eld^eS  in  ber  9t})ofld» 
gefd^id^te  breimal  (23,  26;  24,  3;  26,  25)  t)on 
^rocuratoren  gebrandet  mirb.  Son  Ortfd^aften^ 
meldte  einem  ^läftinenfer  ober  Sntiod^ener  genau 
befannt  fein  mußten,  mirb  bie  Sage  befd^rieben  (ügL 
S.S.  1,26;  4,  31;  8,26;  23,  51;  24, 13;  f.aud^ 
^pg.  1,  22  :c.),  mäl^renb  Orte  ©icillcn«  unb 
3talien8,  ja  felbft  bie  fleinften  Orte  in  ber  ÜWl^ 
Don  9lom,  mie  gforum  9l))pii  unb  SreS  Xabemae 
{Wpq.  28,  12  ff.),  als  be!annt  bel^anbelt  toerben. 
©er  SJerfaffer  l^ält  eS  aud^  für  nötl^ig,  ju  bemerfen, 
ba|  ba§  tijfeft  ber  ungcfäuerten  SSrobe  öon  ben 
3ubenOftem  genannt  merbe  unb  ba|  an  bem 
Zage  baS  Ofterlamm  gefd^Iad^tet  merben  mu|le 
(2uc.  22,  1.  7).  gfolglid^  mu|  biefer  Sll^eo- 
pl^üuS  ein  angefel^ener  SRömer  |eibnifd^  3tt» 
ftammung  gemefen  fein.  SQSa^rfd^einlidJ  mar  er 
einer  ber  t)on  $auIuS  ju  9lom  93e!e]^rten  (Spg. 
28,  31).  S)iefen  l^atte  ^auIuS  feine  georbnete 
©arfteHung  ber  ©efd^id^te  3efu  öon  il^ren  9ln- 
fangen  an  gegeben,  fonbem  öielmel^r  in  feinen  fielet* 
öorträgen  bie  ^auptf ad^e  mitgetl^eilt  (a.  a.  O. ;  ügL 
ßaulen,  ginl.  425).  9Jud&  menn  ^uIuSMeS  üoD- 
ftänbig  mitgetl^eilt  l^atte,  fonnte  e§  felbft  gebil- 
beten  5Reube!e]^rten  nod^  immer  jmeifeB^aft  bleiben, 
ob  fie  ^ße§  rid^tig  aufgefaßt  Rotten.  SebenfalÖ 
erlangten  fte  aber  eine  größere  ©id^erl^eit  bur4 
einen  autl^entifd^en  fd)riftlid^en  Serid^t,  alS  burd^ 
eine  iEBieberl^oIung  be§  münblid^en  llnterrid^ted. 
SucaS  min  nun  junöd^ft  2:i^eop]^iIuS  biefe  ©id^ 
l^eit  baburd^  üerfd^affcn,  ba^  er  3lIIe8  in  georb« 
neter  S)arfteIIung  oon  Anfang  an  genau  berid^tet 
6r  fagt  in  feinem  ^rolog  nid^t,  ba|  er  bie  ßrtig« 
niffe  il^rer  d^ronologifd^en  Sfteil^cnfolge  nad^  er» 
jäl^Ien,  fonbem  blofe,  ba^  er  felbft  im  3ufammen- 
lang  fdjreiben  miß  (Sangen,  6inl.  46).  S)e^]^alb 
ift  aud^  nid^t  überall  im  Soangelium  eine  ftrenge 
d^ronologifd^e  Orbnung  )u  fud^en,  menngleid^  ber 
göangelift,  mic  fid^  fc^on  au8  feinen  bieten  3^* 
angaben  ergibt,  im  Mgemeinen  ben  d^ronologifd^ 
graben  innel^ält. 

Zro^  aQem  bereits  @efagten  mürbe  baS  britte 
güangelium  feinen  ^nfpru^  mad^en  fönnen,  eine 
apoftolifd^e  unb  canonifd^e  ©d^rift  ju  fein,  totaa 
il^m  bie  innere  ©laubmürbigfeit  fel^tte.  ®a6  il^m 
biefelbe  nid^t  fe^lt,  ergibt  fid^  auS  ben  il^m  ju 
©runbe  liegenben  OueHen.  lieber  biefelben  fagt 
ber  SSerfaffer  in  ber  ©inleitung  feines  SQBerfeS, 
ba^  er  ber  Ucberlieferung  berer  gefolgt  fei,  meld^ 
t)on  Anfang  an  Augenzeugen  unb  S)iener  bä 
SDBorteS  gemcfen.  !Ra(|  ben  fd^on  ermäl^nten  3cwß* 
niffen  ber  93äter  ift  it)m  biefe  Ueberlieferung  öor- 
jüglid^  burd^  ?PauIuS  vermittelt  morben.  Slfler» 
bingS  fann  baS  ßöangclium  nid^t  bIo|  unter  ber 
Seitung  ober  bem  @influ^  ßineS  SKanneS  gef  d^eben 


189 


SucoS,  ber  1^1. 


190 


fein.  (Sine  3u{ommenfteSung  ber  Derfd^tebenen 
anicxen  9nfid^ten  übet  bie  Stellung  beS  %pofteI§ 
$aiiltt8  |nr  SUbfajfung  biefe§  SDongeliumS  f.  bei 
^llmamt,  dM.  in  baS  9}.  2:.^  2.  %x^.,  ^rei- 
borg  1886, 399  f.)  S)er  95erfaf|cr  bemerft  meiter- 
bm,  bo^  er  über  Med  t)on  feinen  erften  ^n« 
fangen  an  eine  genaue  Unterfud^ung  angefteüt  unb 
bol  fo  gemonnene  SJ^aterial  orbnungSmö^ig  bor* 
ttpefit  ^abe;  folglid^  muffen  oud^  nod^  anbere 
Diellcn  tnm  \ißi  benu|t  »orben  fein.  9Ran  nnrb 
m  ber  Sbrno^nte  nid^t  feblgel^en,  ba|  il^nt  SJland^eS, 
■amenüld^  ^ftd^tlid^  ber  Jhnbl^eüSgefd^id^te  3efu, 
OBfi  SRitt^etlungen  SDtorienS,  »enn  oud^  nur  in« 
bizect  bnrd^  bie  ^oftel,  belannt  geioorben  ift. 
SnbereS  mog  er  in  ^löfiina  burc^  ben  ^oftel 
jocobud  unb  in  Soforea  burd^  $]^iIi))))uS  (^Ipg. 
21«  8)  erfolg  l^oben  (f.  @d^na  11).  S)er  iSer» 
faljer  enofi^  aber  aud^  (1^  1),  ba|  SJiele  t)or  fei* 
ven  StMugelium  fd^ftlid^e  ^uf^etd^nungen  über 
boS  eriöfung8U}erf  gemocht  litten.  Mein  üon 
tDeid^  9rt  biefelben  getoefen  ftnb,  unb  ob  unb  in 
BcI^em  Umfange  SucoS  biefelben  benu^t  l^at,  lö^t 
^  nic^t  mit  @id^erl^eit  angeben.  2^mer]^in  ift 
ti,  ond^  üom  $roIog  abgefe^en,  fd^on  loegen  ber 
ttttftdfongß^t  ber  fptwptifd^en  Soangelien  unb 
bcS  regen  Serfe^rd  ber  ^poftel  unb  ^{)ofteIfd^üIer 
anter  einanber  fid^,  ba|  fiucaS  bie  frül^er  ge» 
j^benen  (StKmgelien  Don  Stattl^öuS  unb  ^TlarcuS 
(f.  b.  Srtt)  gefomtt  fyit  ^at  er  fie  aber  gefannt 
bani  iß  er  cmd^  benm^ter  ober  unbemu|ter  SBeife 
im  i^en  beeinflußt  morben.  6§  ift  iebod^^  nid^t 
iot  grringften  %f^  megen  be§  fritif  d^en  3uftanbe§ 
bcS  Xe^teS^  faum  mögli^,  bie|  im  Sin^elnen  nad^« 
(Bioetfen.  UebrigenS  nrirb  bie  Zl^atfa^e,  ba|  bie 
iriben  erften  (Etiongelien  bei  aDer  ^erfd^iebenl^eit 
oft  eise  gn>|e  Sel^nlid^teit  unb  »brtlid^e  Ueberein- 
jBmminfl  mit  bem  SucaS^StHmgelium  geigen, 
kieitS  ^ütreid^enb  aud  ber  ben  f^noptif d(|en  @t)an> 
seilen  pi  @runbe  liegenben  gemeinjamen,  münb« 
li^  Ueberlieferung  erüört  (f.  b.  %rtt.  (SDan- 
gdicn^Qznumie  unb  Stxmgelium;  fiaulen,  6inl. 
375  ff.;  Cornely,  Iniroductio  WL,  170  sq.). 

£äs2uca§«St)angeIium  mu|  iebenfadS  oorber 
Ipofiel^fd^id^te  gef(|rieben  fein,  ba  le^tere  (9l))g. 
l,  1)  als  eine  gfortfe^ung  oed  SDangeüumd  be» 
^ttdßut  mirb.  @ie  brid^t  in  ber  @efd^id^te  ber 
rteifi^  ®ef ongenfd^aft  ^auli  mit  bem  Semerlen 
ob,  bo^  ber  ^oftel  «}mei  DoDe  Saläre"  in  feiner 
9Ke£^^nung  geblieben  fei.  Ueber  ba§  Stefultat 
leiBer  Serufung  an  ben  Äaifer  unb  bie  toeiteren 
e^ljale  be§  9))oftelS  erfahren  toir  nid^tS.  S)iefer 
&ul^Der^aIt  tmrb  am  natürlid^ften  burd^  bie  ^n« 
■0^  erfidrt,  ba|  baS  SBerl  nod^  Dor  bem  Snbe 
ba  Sefongenf^ft  $auli  gefd^rieben  fei.  ^ier« 
gi^en  ftmc^t  9^.  8,  26  leineSföegS.  2)enn  bort 
•ob  nid^  ettoa  f d^on  bie  93ertt)üftung  ber  im  iübi* 
yStm  Mege  im  3.  66  n.  ßl^r.  jerftörten  @tabt 
<h%a  doranSgefe^,  fonbem  bloß  t)on  einem  Der« 
ibeten  SBege,  todifyn  vad)  ©aja  fül^rt,  gefprod^en 
iigL  QxTjB.  In  Act  hom.  19, 1).  äßegen  beS 
Snfammenl^onged  smifd^en  9t)ofteIgefd^id^te 


unb  SDangelium  fann  aber  Ie^ere§  ntd^t  tnel  frül^er 
als  crftere  entftanben  fein.  SBal^rfd^einU^  ttjurbe 
baS  @t)angelium  ^föifd^en  61  unb  63  }u  Stom 
gefd^rieben;  benn  bamalS  loar  SucaS  ftd^er  bei 
$aulu§  unb  l^atte  aud^  bie  jum  @d^reiben  nötl^ige 
ajhißc.  3n  5Rom  ift  ia  anä)  Sl^eopl&iluS  au  fud^cn, 
5U  beffen  Sinken  baS  güangelium  gcfd^ricben  ttJurbe. 
^ud^  ift  es  nid^t  ol^ne  Sebeutung,  boß  SKarcion 
baS  St)angelium  }u  Stom  benu^t  \at 

Unter  ben  Kommentaren  beS  2ucaS«goangeIiumS 
aus  patriftifd^cr  3eit  fmb  bcfonbcrS  bie  89  Don 
^icron^muS  in'S  fiateinifd^e  überfc^ten  ^omilien 
beS  DrigeneS  (Migne,  PP.  gr.  Xm,  1801  sqq.) 
SU  erwähnen,  bie  aber  nur  bie  üicr  erften  SiopM 
beS  SöangeliumS  unb  einige  ^ericopen  berüdf* 
fid^tigcn;  fobann  Mefle  beS  Kommentars  bcS  6ufe« 
biuS  (1.  c.  XXIV,  530—606)  unb  ber  Kommentar 
Karins  öon  ^lejanbricn  (1.  c.  LXXn,475— 950), 
5luS  bem  SDMelaltcr  pnb  bie  erHörungen  »cba'S 
(Expos,  in  Luc.  evang.),  Xfjtojpli^tfiact^  (Enar- 
ratio  in  Lucam,  Migne  CCXXTTI,  683  sq.), 
Sutl^^miuS'  (Comm.  in  Luc.  1.  c.  CCXXIX, 
854  sq.),  aibertS  beS  ©rofecn  (PostiUa  in  Lu- 
cae  evangelium,  Hagenov.  1504)  unb  33ona» 
öenturo'S  (Comm.  in  Luc,  Venet.  1575)  be« 
mcrfenStoert)^.  ®aran  fd^Iic^en  fid^  fpätcr  bie  be- 
fannten  SBerfe  Don  SRalbonatuS,  ©almeron,  ben 
beiben  ScmfeniuS,  SucaS  ©rugenftS  unb  KomeliuS 
a  fiapibe.  SefonberS  ift  ber  in  bogmatifd^er  ^in« 
ftd^t  auSge^eid^nete  Kommentar  beS  KaroinalS  f^r. 
boletus  SU  ben  erften  smötf  fl'a})tteln  Don  SucaS 
(Comm.  in  ev.  sec.  Lucam,  Colon.  1612)  su 
empfehlen.  2luS  neuerer  3cit  finb  auf  fatl^olifd^er 
Seite  ju  nennen  ber  Kommentar  Don  SBiSping, 
2.  Stufl.  1868 ;  ©d^cgg,  KD.  nad^  ßucaS,  3  SSbe., 
SDWind^cn  1861—1865;  ©d(ians.  Komm,  über 
baS  Kd.  beS  1^1.  SucaS,  3:übingen  1888;  Mac 
Evilly,  Exposition  of  the  Gospel  of  St.  Luke, 
Dublin  1879;  Fillion,  Evangüe  selon  s.  Luc, 
Paris  1882;  auf  l)roteftantif|er  Seite  Kmalb, 
Sie  brei  erften  KDongelien  unb  bie  9lpofteIgcf  d^id^te, 
2  gäbe.,  ®m.  1871;  DanOftersen,  ®aS  KD.  nad& 
SucaS,  t]^oI.«l^omiIet.  bearbeitet  ©ielcfeß)  1859 
(in  Sauge'S  ®i6eltt)er!),  4.  3lufl.  1880;  Äeit 
Komment,  über  baS  Kd.  beS  9)7arcuS  unb  SucaS, 
1879;  Soleier,  ifrit.«ejeget.  ^anbbud^  über  baS 
Kd.  beS  aWarcuS  unb  SucaS,  7.  5lufl.,  l^erauSg. 
Don  9.  SBei^,  1885;  Godet,  Commentaire  sur 
l'evangüe  de  St.  Luc,  Neufchätel,  3*  öd.  1888. 
1889,  überfe^tDonffiunberlid^,  ^annoDcr,  2.g3be., 
2.  aup.  1888.  1889;  Plumptre,  A  New  Test. 
Comm.  I,  London  1878;  Jones  and  Cook, 
The  Gospel  according  to  S.  Luke,  in  The 
Speaker's  Commentary  New  Test.  I,  London 
1878.  (95gl.  Don  fat^.  aScrfoffem.:  §ug,  Kinl. 
in  bie  ©d^riften  beS  5Rcuen  Seft.,  3.  «ujl.  1826, 
n,  127  ff.;  m>.  aJlaicr,  Kinl.  in  bie  ©d^nften 
beS  5Reuen  2eft.,  fjfreiburg  1852,  88  ff.;  SReit)^- 
ma^r,  Kinl.  in  bie  canon.  Südjer  beS  5Reuen  lefL, 
MegenSb.  1852,  395  ff.;  (Srimm,  Sie  Kinl^eübeS 
SucaS"KDangcIiumS ,  SegcnSb.  1863;   Sangen, 


191 


SucaS^  granctScuS  —  fiucca. 


192 


©runbrife  ber  ginl.  in  ba§  5Rcuc  Scft.,  Qfrclb. 
1868,  41  ff.;  Slberlc,  ginl.  in  baS  %cuc  %t\L 
grcib.  1877,  60  ff.;  ©d^ana,  gomm.  1—45; 
FüHon  1—22;  ftaulcn,  ginl.  413— 427;  Cor- 
nely,  Hist.  et  crit.  introductio  in  ü.  T.  libros 
ßacros,  m,  Paris.  1886, 119—169.  Son  pro» 
teftontijd^cn  SScrfaffcrn  ögl.  bie  ginicitung  üon 
SB.  ll^omfon  im  ertoäl^ntcn  99b.  bc§  Speaker's 
Commentary,  p.  XL  f oll. ;  Slcef-SDlongoIb,  6inl. 
in  baS  9Jcue  Icft.,  4.  «ufl.,  ©crlin  1886, 143  ff. 
213  ff. ;  §.  3.  ^oVimann,  ßc^rb.  ber  ]^ift.«frit. 
einl.  in  ba§  5Rcue  2cft.,  2.  «ufL,  fjfrcib.  1886, 
837  ff. ;  53.  mi%  Scl^rb.  ber  ©inl.  in  boS  5R.  2., 
53crlin,  2.  «ufl.  1889,  538  ff.) 

m.  ®ie  apoftclaefd^id^tc  ().  b.  9Jrt.). 

[3.  gfelten.1 

4MCÜS9  gfroncidcuS,  k)on  feiner  SJoterftabt 
SSrügge,  »0  er  ca.  1550  geboren  »nrbe,  gewöl^n» 
lid^  SB  r  u  g  e  n  f  i  S  genannt,  gel^ört  ju  ben  beben« 
tenbften  SSibelforfd^em  feiner  Seit.  iBon  feinen 
Seben3t)er^altnif{en  berid^ten  unS  bie  93iogra))]^en 
nur,  ba|  er  Sicentiat  ber  Sl^eologie  gemefcn  unb  bon 
ben  @!anonUem  feiner  93aterfiabt,  balb  barauf  oon 
benen  in  ©t  Dmer  in  ba§  Kapitel  unb  üon  biefen 
im  3. 1602  }u  il^rem  2)ecan  gettJÖl^lt  mürbe.  6r 
ftarb  19.  gebruar  1619.  Um  fo  mti)x  aber  jeugen 
Don  feinem  gleite,  feiner  ©elel^rfamfeit,  feinem  f ri= 
tifd^en  Soä  unb  feinen  ausgebreiteten  ©prad^fennt« 
niffen  feine  SDBerfc,  bie  bis  in  unfere  Sage  blriben» 
ben  äBertl^  befi^en  unb  felbft  t)on  ga^männem 
ber  9teu}eit  gefd^ö^t  merben.  ©d^on  baburd^  ermarb 
er  ftd^  Serbienfte,  bo|  er  bem  berül^mten  ©enebict 
9lriaS  (f.  b.  9lrt.),  genannt  SKontanuS,  bei  ber  ^er« 
ausgäbe  ber  ^ntmerpener  polyglotten  bel^ilfUd^ 
war.  93on  feinen  SD8er!en,  bie  5U  Serben  1712  in 
5  tjfoliobänben  berauSfamen,  Derbienen  befonbere 
Srtt)ä]^nung :  In  quatuor  Evangelia  commen- 
tarius,  praemittitur  itinerarium  J.  Christi  ex 
quatuor  evangelistis  collectum,  2  fol.,  Antw. 
1606,  fammt  einem  Supplementum  in  s.  Lucam 
et  s.  Joannem,  2  fol,  ib.  1612. 1616.  S)en  Som= 
mentar  über  baS  SucaS^Soangeliiun  nabm3Rigne 
in  feinen  Cursus  completus  s.  Scripturae  auf. 
2BaS  aber  biefen  Kommentar  in  ben  ^ugen  man« 
d^er  93ibeIforfd^  befonberS  fd^ö^bar  ma^te,  mar 
ein  beigefügter  boppelter  Libellus,  bie  93ananten 
}um  gried^ifd^en  unb  ^um  53ulgatatest  entl^altenb, 
quo  quidem  nihil  est  in  hoc  genere  doctius 
et  elaboratius  nad^  bem  Urtl^eil  SJlill'S  in  ber 
53orrebe  p  feiner  Ausgabe  beS  92euen  SeftamentS 
in  gried^ifd^er  ©prad^e.  9tod^  t)erbienter  mad^te 
er  fid^  burd^  bie  Verausgabe  beS  SSuIgatate^eS 
(nadd  ber  Kecenfton  öon  3.  C)enteniuS),  ber  er  bei« 
fügte  Notationes  in  s.  Biblia,  quibus  varian- 
tia  discrepantibus  exemplaribus  loca  summo 
studio  discutiuntur ,  Antw.  1580,  1583  etc. 
Sr  benu^te  ba^u  8  ober  9  gebrudfte  Bibeln  unb 
»enigftenS  32  ^anbfd^riften.  ©ijtuS  V.  bebiente 
fid^  bei  ber  SSerbefferung  ber  2Ju(gata  befonberS 
biefer  «rbeit;  Seilarmin,  St.  ©imon,  SKia  unb 
Slnbere  rül^men  ben  fritifd^en  ©d^arffinn,  ber  fid^ 


barin  offenbart;  ia  ber  fonftfo  fhrenge  Sagoi^ 
(S)ie  Dier  eüangelien  arabifd^,  1864,  XI)  mS^eiU 
barüber:  „2)ie  aSeinbraud^bare  Originalausgabe 
Don  1580  i[t  eins  ber  feltenften  unb  mi|Hd^flen 
Sudler,  bie  id^  lenne,  für  bie  ftritil  ber  lateinifd^ 
Sibelüberfe^ungen  gerabeju  uneutbebrlid^."  S)ie 
Notationes  mürben  fomol^l  in  ben  YII.  93anb  ber 
Critici  sacri  (tjfranffurt  1696)  alS  au(^  in  best 
VI.  Sanb  ber  Sonboner  ^olt^glotte  aufgenornmen. 
9lad^bem  enbßd^  bie  berbefferte  Sulgata  )u  9lom 
berauSgetommen  mar,  beröff entlid^te  SucaS  Borna- 
nae  correctionis  in  latinis  bibliis  editionis 
Yulgatae  jussu  Sixti  Y.  P.  M.  recognitis  loca 
insigniora  observata,  Antw.  1601.  1603  iL  5., 
unb  bamit  fpöter  Libellus  alter  continens  alias 
lectionum  varietates  in  eisdem  bibliis  latinis 
ex  vetustis  manuscriptis  exemplaribus  col- 
lectas,  quibus  possit  perfectior  reddi  feliciter 
coepta  correctio,  si  accedat  ss.  pontificis  au- 
ctoritas,  ib.  1617;  unb  mit  9lüdftd|tauf  bent>e&* 
befjerten  98ulgatatejt  bearbeitete  er  ju  biefer  eine 
ßoncorbanj,  ebb.  1617.  [§urter  S.  J.] 

SmcüS  t)on  XuQ  (Lucas  Tudensis),  ^txmU 
jd^er  ffird^engefd^id^tfd^reiber  in  ber  erften  §älfte 
beS  18. 3Qbt$unbertS,  mar  guerft  9teguIarcanomIer 
am  ©tifte  ©t.  Sfibor  in  feiner  SSaterftabt  Seon, 
mad^te  bierauf  üerfd^iebene  Steifen  naä)  Stom  unb 
in  ben  Orient,  mürbe  1239  SSifd^of  öon  lup  in 
©alicien  unb  jiarb  gegen  Snbe  1249.  6r  t)ec» 
fa^te  als  Qfortfe^ung  ber  Kbronüen  ber  fß.  3fibor, 
3IbefonS  unb  3ultan  eine  Jhrd^engefd^id^te  ©pa« 
nienS,  t)on  680  bis  1230  reid^enb  (bei  A.  Schoth 
Hisp.  illustrata  IV,  Prancof .  1603) ;  femer  Vit» 
u.  Translatio  S.  Isidori  (bei  Boll.,  April.  1, 380 ; 
Opp.S.Isidori,  ed.  Arevalon,  Rom.  1797,452; 
Migne,  PP.  lat.  LXXXH,  19  u.  LXXXI,  945), 
S)od(i  fprid^t  ibm  ^rebalo  biefe  beiben  ©d^riftm 
ab  unb  legt  fie  einem  ungenannten  SanonicuS  t)on 
Seon  bei.  Sin  Smd^ftüd  auS  ben  Miraculis  S. 
Isidori  bilbet  bie  Vitia  S.  Martini  Legionensis 
(bei  Migne,  PP.  lat.  CCVm,  9).  S3on  großer  »e» 
beutung  für  bie  fatl^olifd^e  SDogmati!  ift  eine  gegen 
bie  Sllbigenfer  gend(|tete  unb  aud^  mobeme  3rr« 
tbümer  miberlegenbe  Epistola  de  altera  Tita 
fideique  controversüs  adversus  Albigensinm 
errores;  jucrft  öeröffentlid^t  öon  ©retfd^cr,  3ngol« 
ftabt  1612,  bann  in  bie  SSäterauSgaben  über- 
gegangen (Bibl.  Patrum,  Colon.  1618,  XIII; 
Lugd.  1677,  XXV).  (93^1.  Nie.  Anton.,  Bibl.  hi- 
spana  vetusll,  58  sq. ;  Florez,  Espana  sagrada 
XXn,  108  sq. ;  XXXV,  363  sq. ;  Arevalo  L  c. 
I,  70  sq.  76  sq.  680  sq.)  [©treber.] 

c$ttCca,©tabtunb(£r5biStbuminüKittel» 
i tauen.  3n  gartengleid^er  @egenb,  in  ber  yiaift 
beS  ©erd^io  unb  3  SDleilen  norböftlid^  Don  $ifa 
gelegen,  bat  Succa  für  feine  20  000  ginmo^ner  (bie 
gan^e  ©tabtgemeinbe  ^äf)lt  68  000  @inmobner) 
au^er  ber  (Sat^ebrale  4  SoHegiat»  unb  18  $fart» 
firmen,  20  ehemalige  filöfter,  2  ©eminarien  unb 
eine  1802  errid)tete  ^b\^tit  Sebranftalt  im  e^e« 
maligen  ^^alafte  Succbcftni  mit  afabemifd^er  ©in« 


19S 


Succa. 


194 


nSilbmg  QurijUfd^,  tnebicfarifd^  unb  pj^^ilfolifd^- 
mt^cmotif^  Sfacultöt,  fotme  a»ei  SO^x^i^lt  für 
Z^Iogie),  M)eittenbe  anbete  3n{!itute,  tme  Sol* 
kgio  Cotlo  Soboinco^  Seid^enf^ule,  SfröuIeinfUft 
SRoria  Suigia,  queOenreid^e  ^rd^iDe  beS  SrjbiS- 
VlfaaA,  öffentliche  Sibliot^ef,  toetter  fünf  \6)bx[  ein* 
tnii^ete  €|ntöler,  Smtenl^auf et  u.  f. ».  SJlel^rere 
irin^  in  SafUifenform  reid^en  in  bie  fiango* 
iarbcn^^nauf ;  anbete  flel^burti^  eine  SDtifd^ung 
wn  blj^tinifd^n  unb  antif en  tjfotmen  afö  einjig 
ii  t^ccr  %xt  ba.  @el^t  metftoätbig  ift  k)ot  allen 
Me  Cofi^ebrole  €.  SRattino  auS  bent  11.  Sal^t« 
iBiibert  mit  bem  fogen.  pf antf d^en  HxtVLi  (Croce 
da  Pismm)^  einem  15  ^  fd^meten,  teid^  Det* 
iktten  fiIben)etgolbeten  Stttu^  fo»ie  mit  einem 
fiabem  fe^  fflnftUd^  geatbeiteten  ffteu}  unb  bem 
«nnbciC^&tigen  (nad|  bet  Segenbe  Don  !Ricobemu§), 
•aS  ed)eni^oIa  gefd^ni^ten  S^tiftuSbüb  (Volto 
Santo).  SoS  leitete  foO  auf  einem  ©d^ifflein 
0^  Steuermann  an  baS  ®efUibe  t)on  Suni  unb 
pon  ba  auf  einem  mit  ^loei  ungejäl^mten  9lin> 
bem  befponnten  SBagen  782  na($  Succa  gelangt 
{dn.  3spn  Anbeuten  an  biefe  Segebenl^eit  mitb 
lod^  oliöl^tlid^  eine  ^toceffion  gel^alten.  2)a§ 
fktf  Dcrfc^Ieierte  Silb  mitb  mit  ber  gt5|ten  (Sf)X' 
fan^  be^anbelt  unb  gembl^nlid^  nut  am  12.  unb 
18.  €cptcmber  ieben3abt§^  fomie  au|etorbentIid^ 
tei  allgantiner  9ti)t^  öffentlid^  auSgefleUt.  iBot 
ker  fnu^öfifd^  SuDaftön  ju  Snbe  be§  zotigen 
3a^r(uiibert8  brannten  fletS  46  Sompen  um  baS* 
fdbe  ^.  @eit  1836  l^angt  miebet  eine  golbene 
£aBipe  an  ber  d^gangStl^üre  bed  SIempietto,  b.  1^. 
beS  ai^tedfigen,  }ur ^ufbeioal^rung  beS  Volto  Santo 
14S4errid^teten9)latmottem)>eI^en§.  S)iefe8am))e 
Mtbe  infolge  eineS  öffentlid^en  (SelübbeS  loegen 
Scfintnia  tion  ber  S^oleta  geftiftet.  Sine  bet 
oltefien  irird^fn  bet  @tabt  ift  @.  6^iot)anni,  unb 
bie  Saftlifa  be'  Sombatbi  ober  @.  gtebiono  teid^t 
fld^  beiKn  Hon  ^ßaoia  unb  ÜRon^a,  abet  mit  un» 
aerönbcrtem  ännetn,  n)enigften8  in'8  8.  Sal^rl^un- 
bect  furSd.  Son  gleid^m  %Itet  ift  oud^  bie  marmor* 
bebedte  SafUila  @.  ÜRid^ele.  Succa,  bie  Sater« 
fbM  bcS  ^fle«  SuduS  m.,  ber  ^I.  3itta,  ber 
&ßi!^patamn  ber  Sienftmögbe,  fonrie  be§  1^1. 9n> 
fdMtil,  bc§  Seid^ttHiterS  ber  SRartgröfin  SRatl^ilbe, 
mdfyn  fein  3^tgeno{fe,  ber  %  ^etruS  2)amiani, 
bcn  »redten  9rm  @regor8  YII."  nannte,  l^at  aud^ 
bcn  crftet  SRalet  oon  93ebeutung  im  18.  3a]^t> 
(aabert  ^erüotgebtad^t,  SonaDenturaSerligl^teri; 
€l  befi|t  boS  erfte  bebeutenbe  äßerf  be§  SBieber- 
lec^eOetS  ber  SoOptur,  be§  ^ifanerS  9HcoIa,  fo« 
wk  bie  9Ber!e  bed  einl^eimifd^en  Silbl^auerS  Sioi- 
kifi.  2hn  Sltertl^um  mar  Succa  eine  ligurifd^e 
€iabt  ftu^eitig  rbmifd^e  Kolonie,  unb  feit  9u« 
pifbA  yt  Sirurien,  fpöter  }U  Gallia  cisalpina 
ftse^^net  Jiaäf  9ufI5fung  beS  rbmifd^en  SReid^ 
IteOte  c8  boS  Sd^^at  ®enua'§  unb  ber  anberen 
nb  mitteßtanenifd^en  ©tobte.  3m  3.  550 
c8  bie  (Boten  unter  Sotila,  benen  e§ 
bie  99)antiner  unter  9{arfe§  nad^  fteben* 
Maffia  Sdagenmg  toiAtt  entriffen.   92ad^ 


ber  Eroberung  XuSciend  burd^  bie  Sangobarben 
gel^brte  Succa  ^um  föniglid^en  XuScien  unb  f^cAtt 
eigene  @rafen;  bann  fam  eS  an  baS  ftönigreid^ 
Stauen  unb  mit  biefem  an  ba§  beutfd^e  Steid^,  t)on 
bem  eS  fid^  |ebod^  fd^on  im  lombarbifd^en  @töbte« 
bunbe  unb  nod^  me^r  sur  3dt  be§  großen  Sntet« 
regnumd  ju  befreien  fud^te,  nad^bem  ed  feit  1120 
angefangen,  fxd^  im  Kepublü  ^u  geftaüen.  Son 
ftaifer  Shibolf  L  erlaufte  ftd^  Succa  1288  bie 
Steid^Sfreil^eit.  @d^on  }u  Anfang  bed  14.  Sal^rl^. 
aber  bemöd^tigten  fid^  )uerft  uguccione  beHa  gRig- 
giuola  unb  bann  Saftruccio  Saflracani  ber  ^err« 
fd^aft  über  bie  Stepublil.  93on  1430  an^  ba  Succa 
bie  Unabl^öngigfeit  mieber  gemann,  beftonb  bie 
5Rej)ubIif  «nfongS  mit  bemofratifd^,  feit  1556 
aber  mit  orifto&atifd^er  Serfaffung  unb  einem 
©onfaloniere  an  berSpiJe,  bis  jum  Solare  1797, 
ba  bie  fjfranjof en  eine  neue  SSerfoffung  einfül^rten. 
3m  3- 1805  ernannte  9tapoIeon  ben  ©emal^t  fei» 
ncr  ©djtoefter  ©life,  benfSfürjien  QfeHjSBacciocd^i, 
Sum  conftttutioneEen  Oberl^aupte  ber  S^epublil  unb 
beftimmte  bie  @taat§form  afö  erbmonard^tf  d^^repu« 
bßlanifd^.  S)er  SBiener  Songre|  mied  Succa  afö 
^ei^ogtl^um  ber  3nfantin  oon  Spanien  unb  ehe- 
maligen jfönigin  t)on  Strurien,  SRaria  Suife,  gu, 
meldte  baSfelbe  bis  ju  il^rem  1824  erfolgten  Sobe 
regierte.  3^r  ©ol^n  unb  Slad^folger,  flarl  Sub« 
mig,  entfagte  biefem  ^ergogtl^um  (7.  Dctober 
1846),  morauf  eS  mit  bem  ®ro|]^ersogt^um  ZoS« 
cana  Dereinigt  mürbe,  bei  bem  eS  bis  1859  oetblieb. 
S)aS  S^riftentl^um  mürbe  f  d^on  }ur  3ett  ber  ^po> 
ftel  f)m  Dertünbet,  unb  ber  1^1.  ^auIinuS,  ein 
©d^ülcr  beS  1^1.  ^etruS,  mirb  als  erfler  95ifd&of 
oon  Succa  Oere^rt  (Lucae  in  Tuscia  B.  Pau- 
lini,  qui  a  S.  Petro  primus  ejusdem  ciyitatis 
episcopus  ordinatus,  Bub  Nerone  martyrium 
suum  cum  aliis  sociis  consummavit.  Mar- 
tyrol.  rom.  die  12.  Julii;  Ogl.  aud(|  Baron,  ad 
ann.  46,  n.  2).  92ad^  il^m,  gemartert  im  3*  68, 
merben  genannt:  ber  I^L  SaleriuS^  gemartert  um 
baS  3o]&r  90,  unb  ber  1^1.  fJfoDanuS,  beffen  Qfefi 
am  21.  October  gefeiert  mirb.  ®er  erfte  fiebere 
9{ad^fotger  ift  aber  erft  ber  1^1.  Zl^eobor  um  baS 
3a]^r  325.  S)er  um  560  ernannte  ^l  grebianuS 
ober  tjfrigibianuS,  ^otron  ber  @tabt  unb  ber  2)iö« 
ccfc,  ftarb  am  13.  Wd^  588  (578?)  unb  ift  in 
ber  il^m  gemeil^ten  ftird^e  beigcfefet.  Ob  ber  1^1.  ©i« 
louS,  ein  3rlänber,  ^tt  93if d(|of  gemefen,  ift  nid^t 
auSgcmad^t  (ogl.  ©tablcr,  ^eiligenlejif on  V,  292, 
unb  bcfonberS  Fr.  M.  Fiorentini,  Vita,  mira- 
coli  e  memorie  di  S.  Silao,  vescovo  Irlandese, 
il  cm  corpo  si  conserva  in  Lucca,  ib.  1662). 
®er  47.  Sifd^of,  3lnfcImuS  be  Sagio  (Sabagio), 
ermöl^tt  1057,  beftieg  1061  unter  bem  5Ramen 
5llesanber  IL  ben  pöpftlid^en  ©tul^I.  6r  mäl^lte 
feinen  Steffen,  ben  1^1.  Snf elm  IL  ©abagio,  ju  fei- 
nem 5Rad^f olger;  biefer  mürbe  nad^  bem  lobe  ®re* 
gorS  vn.  oon  Urban  n.  beauftragt,  alle  bifd^öf- 
lid^en  ftird^cn  ber  Sombarbei,  meldte  nid^t  mit 
red^tmä^igcn  ^irten  befe|t  maren,  }tt  leiten.  (Sx 
ftorb  13.  gjlärj  1086,  nad^bem  er  feit  1079  aud^ 

7 


195 


Sucia,  bie  f)l. 


196 


ben  ^urpur  getragen.  Unter  il^m  erl^ielten  bie 
Sif(i^5fe  t)on  Succa  bad  ^aSium  unb  baS  SRed^t 
bad  ftreu}  t)or  fi(i^  l^ertragen  gu  Ia[fen.  Übertut 
(1128—1137)  würbe  1134  ouf  bem  eonctt  ju 
$ifa  a6gefe|t  tool^I  al§  Slnl^änger  be§  @egen- 
Ijopftes  anaclet  H.  (f.  b.  ?lrt).  SBiD^elm  be  SRo- 
fribo  (1175—1195)  erl^ielt  t)on  ^apft  Suctusm. 
öerfd^iebene  Sl^renöorreti^te.  Stöbert  (1201  bi§ 
1209)  bemannte  auf  jeine  ßojlen  eine  (Saleere 
tmb  maä^it  einen  Jheujjug  mit.  Opijo  (1227 
bid  1231)  mürbe  Don  Tregor  IX.  in  ben  Sann 
getl^an,  bie  ©tabt  mit  bem  unterbiet  belegt  unb 
bie  Sanonüer  beS  9le(i^te§  beraubt  bie  SRitra  gu 
tragen;  fein  9la(i^f  olger  ©uercio  lebalbucd  (1236 
bis  1255)  erl^ielt  öon  bemfetben  5Sai)fte  biefeS 
atedbt  für  feine  (Sanonüer  mieber  jurüd.  SSßiH^elm 
be  Sorbato  (1368—1373)  mürbe  t)on  Äaifer 
ßarl  rv.  jum  Qfürften  beS  SReid^cS  ernannt;  übri» 
genS  l^atte  f(i^on  jfaifer  Otto  I.  ben  Sifd^öfen  oon 
ßucca  ben  Sitel  oon  SReid^Sfürflen  ert](>eilt.  ©te» 
l)]^an  be  Irenti  (1448 — 1477),  auS  einer  ange- 
lesenen, f(^on  feit  ftarl  b.  ®r.  in  Succa  anföffigen 
t$amilie,  mürbe  oon  ben  köpften  )u  oerfci^iebenen 
®ef(i^äften  Dermenbet.  92tcoIau§  @anbonnino 
'(1479—1499),  einer  ber  mürbigftcn  Snl^ber 
biefeS  ©iJeS,  mirb  getabelt,  meil  er,  maß  bamals 
im  ®eifte  ber  Qdt  lag,  ben  Kanonifem  gemattete, 
auf  ba§  gemetnf(i^aftlid^e  Seben  ^u  oerjid^ten.  !Run 
folgten  faft  lauter  ßarbinäleateOberl^irtenßucca^S. 
Bartholomäus  ©uibiccioni  (1546—1549)  mar 
oiel  für  bie  Berufung  eines  allgemeinen  SoncilS 
tl^ötig.  Unter  feinem  Jleffen  unb  !Ka(^foIgcr  ?lte« 
sauber  ©uibicctoni  (1 549—1605),  ber  feine  ftirci^e 
mit  üieler  SBBeiSl^eit  regierte  unb  ber  ältefte  S9if(^of 
mürbe  (er  regierte  56  Sö^te),  grünbete  ber  feiige 
3o)^.  SeonarbuS  be^uSco  1574  gu  Succa  bie  (Son« 
gregation  ber  regulirtcn  ©lerifer  t)on  ber  SKutter 
©otteS ;  benfelben  l^at  ^iuS  IX.  mit  feinem  SanbS- 
mann,  bem  SKart^irer  2lngeluS  Orfucci,  feiig  ge« 
fprod^en.  Succa,  baS  anfangs  unter  SRom  ftanb 
unb  feit  bem  14.  Sal^rl^unbert  ©uffraganat  ber 
2Retro|)oIe  $ifa  mar,  l^t  Benebict  Xm.  burd^ 
BuUe  Inscrutabili  t)om  2.  ©eptember  1726  nt 
einem  einfad^en  ©rjbistl^um  erl^oben.  S)er  SSou« 
}ie]^ungSrat]^  ber  bamaligen  9le))ubli!  l^atte  baS 
SRed^t,  ben  Bifciftof  }u  ernennen.  ®er  103.  93i» 
fd^of,  Beml^arb  ©uinigi  (1723—1730),  mürbe 
erficr  grjbifd^of.  Jlad^  beffen  Sobe  ernannte  ber 
^Papjl  mit  Umgel^ung  beS  SSonjiel^ungSratl^cS  ben 
aWfgr.  6ert)ioni  jum  grgbifd^of,  moburd^  fxä)  bie 
»ötcr  ber  ^tpuhlit  auf's  §ö$fte  beleibigt  füpen. 
©ie  moHten  ben  neuen  ßrjbifd^of  gar  nid^t  in  bie 
©tabt  l^incin  laffen,  mcil  er  gegen  il^rc  Qfreil^eit 
unb  SRed^te  ermäl^lt  fei,  unb  fie  an  il^m  SSieleS 
auSjufeJien  l^ätten.  ©er  ^Papft  brol^te  mit  gjcom« 
munication ;  als  er  aber  balb  barauf  ftarb,  mürbe 
biefe  Slngclegenl^eit  unter  feinem  9lad^f olger  bal^in 
vermittelt,  ba§  bie  SRepublü  ben  t)on  il^m  ernannten 
©rjbift^of  Qfabian  ®raf  oonEoHorebo,  miemol^l  erft 
im  9loücmbcr  1731,  annal^m;  biefer  ftarb  1742. 
Unter  il^m  ftiftete  ber  berii^mte  TOanft  (f.  b.  %) 


in  feiner  Baterftabt  Succa  eine  t^ologifd^  ab« 
bemie.  ÜRanji  mürbe  bann  felbft  &r)bifd|of  t»on 
Succa  (1764—1769)  unb  burfte  ol^ne  SDBlber- 
rebe  ber  gelel^rtefte  Oberl^irte  biefeS  @i|eS  l^ei^en. 
Unter  W^^P  ©«rbi  (1789—1826),  ber  auf 
3RartinSiand^i(1770— 1789)  gefolgt  mar, flurjte 
bie  frangöfif d^e  9tet)olution  aud^  |ier  bie  alte  fltcl^ 
lid^e  Drbnung,  unb  ber  auf gebrungene  Qfürft  Soc- 
cioccl^i  gab  bem  l^eiligen  ©tul^le  fd^on  1806  ®runb 
}u  oielen  S3ef  d^merben,  namentlid^  ba  er  bie  Func- 
tionen beS  geiftlid^en  ©erid^tS  fuSpenbirte  unb  biefe 
ben  meltli(|en  ©erid^ten  jumieS  (®amS,  St,'®,  n, 
188  ff.).  aiS  bie  ^erjogin  3Raria  Suife  fl^  be- 
reit erßärte,  ber  jhrd^e  mieber  geredet  }u  merben 
unb,  tl^eilS  aus  eigenen  SJlitteln,  tl^eilS  auS  ben 
SReften  ber  ftird^engüter,  bie  jerfiörten  ftlöfter 
unb  ß^oQegiatftifte  mieber  l^er^ufteUen,  beftintmte 
^iuSVn.  burd^Sreüe  oom  5.  Sanuar  1818: 
ftatt  ber  frül^eren  17  Kanonifer,  mit  4  ®igni- 
töten,  unb  ber  40  ffaplöne,  foQtennunmel^r  16  So« 
nonifer  imb  30  jfa^löne  angefteUt merben;  meiter 
foQten  3  ß^oHegiatftifte,  jmei  in  ber  ©tobt  Succa 
unb  eines  im  Sanbe  „Samajore",  befleißen ;  Me 
^faneien  f oHtcn  auS  2Kef[cftiftungen  aufgcbeffert 
unb  6  SWannS«  unb  7  tJwuenflöfter  im  Sanbe  er» 
rid^tet  merben.  Staxl  Submig  manbelte  in  ben  erften 
Salären  in  ben  tJwfeftöpfcn  feiner  5Dlutter  unb  er- 
baute namentlid^  bei  bem  großen  3ubilöum  1825 
in  9^om  alle  Pilger.  Mmölig  erlofd^  aber  fein 
Sifer,  unb  Don  ba  an  gab  eS  mieber  Derfd^iebene 
Sonflicte  ^mif d^en  Succa  unb  9lom,  bis  eS  an  XoS« 
cana  !am  unb  Succa  bie  ©d^idtfale  biefeS  SanbeS 
)u  t^eilen  ge^mungen  mar.  Sluf  ^pipp  ©arbt 
folgte  Sofej)^  Ttobili  als  SBifd^of  (1826—1836), 
bann  ber  als  ffan^elrebner  gefeierte  3o^.  2)omi- 
nicuS  ©tefanem  0.  S.  D.  aiS  biefer  1845  auf 
baS  SrjbiStl^um  XrajianopoliS  i.  p.  i.  tranSfertet 
morben  mar,  folgte  ^etruS  Submig  ^a  (1845 
bis  1846)  unb  »uliuS  «nigoni  0.  S.  Fr.  (1849 
bis  1875).  ®er  gegenmärtige  113.Sifd^of  be^m. 
11.  grabifd^of  Ift  !R'icolauS  ©l^ilorbi,  geb.  1827, 
präconiftrt  1875.  ©ein  Kapitel  l^at  4  ©ignitöten, 
12  Kanonüer  unb  30  ftapläne;  in  10  ^rioraten 
unb  234  «Pfarreien  mit  628  iprieflem  jal&lt  nm 
190  000  Siöcefanen.  fjrü^er  gab  eS  23  ftlöfter, 
1060  SBelt-  unb  844DrbcnSgeiftlid^e.  (Sgl.  Isto- 
ria  eccl.  di  Lucca,  ibid.  1736,  2.  ed.  1741; 
J.  D.  Mansi,  Diario  sacro,  antico  e  modemo 
della  chiesa  di  Lucca  arcivescovale,  Lucca 
1753;  Ughelli,  Italiasacral,  790  sqq.,  X,  279; 
Memorie  e  documenti  per  servire  all'  istoria 
del  principato  lucchese,  pubbl.  dall'  Accade- 
mia  lucchese,  Lucca  1813 — 1860,  13  volL; 
B.Beverinus,  Anal.  aborigineLucensisurbis, 
Lucae  1829 — 1831,  4  voU. ;  Moroni,  Diidon. 
XL,  15  sqq. ;  G.Petri,  L'Orbe  cattol.1, 341  sq.; 
Cappelletti,  Lechiese  d'Italia  XV,  467  sqq.; 
Garns,  Ser.  Epp.  739  sqq.)  [9le]^er.] 

(Inda,  bie  |l.,  Sungfrau  unb  aWart^rin,  mirb 
im  Kanon  ber  l^eiligcn  3Wcffe  fd^on  feit  ben  S^xUn 
^opft  ©rcgorS  beS  Örofeen  gefeiert  (S.  Greg.  Opp., 


197 


ßucionuS  —  SucianuS,  ber  iUlart^rer. 


198 


ed.  Maor.  III,  4) ;  feiner  enthält  boS  @acramen- 
tOT  dregord  (ib.  144)  bie  ©ebete  auf  i^r  geft 
nnb  boS  «nüp^onor  bedfelben  $a))fted  (ib.  842) 
gibt  für  t^ren  gefttag  am  18.  S)ecember  biefelben 
latip^onen,  mte  fie  mit  einigen  Slbmeid^ungen 
iio4  i^t  im  93ret)iet  gu  ben  SaubeS  unb  ben  ^ten 
Doiiommen.  ^[Ibl^lm,  ber  berül^mte  englif c^e  S)id^« 
ier,  Äbt  imb  »i^of  öon  ©l^erbume  (geft.  709), 
fü^  in  feinem  SBrief  an  bie  ^ionnen  be§  filofterS 
9aün  über  bie  jimigfraulid^e  9leinig!eit  unter  ben 
loc^bcrü^mten  l^Iigen  Jungfrauen  aud^  fiucia 
Mm  €9racu§  an  ({.  ^xbhl  SrfteS  Sal^r)^.  ber 
engt  SHxi^  29b,  unb  Basnage-Canisius,  Lectt. 
antiq.  I^  mo  714—754  m^elmS  SSrief,  t)on  il^m 
fdbft  in  ein  ®ebi(j^t  übertragen,  ^u  lefen  unb  743 
bid  744  Don  bem  SRart^rium  inda'^  bie  9lebe  ift). 
Sdki  in  feinem  9Rart9roIogium  (beiBoll.  Martii 
U,  p.  XLI  sum  18.  S)ecember),  Ufuarb,  äßanbal» 
bert,  XabanuS  äRauruS  u.  9.  in  ben  übrigen  er» 
marinen  aOe  am  18.  S)ecember  bie  SeibenSgejd^id^te 
ber  fjil  Sucia.  Xud^  bie  ®rie(i^en  gebenfen  il^rer 
irm  18.  Secember.  ^ierauS  erl^eÜt  einerfeitS,  in 
iDel4  (o^  SSerel^rung  feit  ber  ölteften  3^tt  bie 
.  iL  Sucia  in  ber  gangen  jfird^e  ftanb,  unb  anberer» 
Hiä,  mit  alt  unb  el^noürbig  bie  t)on  @uriu§  pm 
13.  £ecember  gelieferten  Seiben^den  ber  1^1.  fiucia 
fiob,  benn  auf  biefe  OueUe  gelten  @regor§  Sinti» 
l^^onar,  9Ub](|eIm§  ©d^rif  t  unb  aUt  mart^ralogif  d^en 
^aid^te  über  Sucia  gurüd.  t^reilid^magehoaerftein 
3a^bunbert  nad^  Sucia^S  Sab  bie  in  Siebe  ftel^nbe 
Passio  abgefaßt  morben  fein,  fo  ba|  einige  9tu§» 
K^müdungen  unb  in  Ütebenbingen  einige  3n» 
tbäner  unterliefen,  nielc^  Dtuinart  belogen,  bie» 
\isbt  ntd^t  in  feine  SRart^reracten  aufgunel^men. 
£aS  SBefenüid^  ber  bieten  bn  @uriu§  ift  ^oU 
genbeS.  fiucia,  au§  üomel^mem  ©efd^Ied^t  ber 
Stobt  @9racud  entf)n:of{en,  d^riftlid^  ergogen  unb 
f^on  frulseitig  il^red  ißaterS  burd^  ben  %oh  be» 
nabt,  mu^e  mit  @d^mer}  mel^rere  Saläre  gufel^en, 
nie  i^  fromme  Sßudtter  Sutpd^ia  ungead^tet  oUer 
äqtlic^  ^ilfe  Don  einem  lBIutfIuf{e  nid^t  frei 
nnte,  unb  berebete  fte  enblid^.  gu  Satanea  am 
dcobe  ber  ^L  Sgatl^,  ber  l^od^berül^mten  ftcilia» 
lifd^  3ungfrau  imb  äßart^rin,  il^re  Teilung  gu 
tx^äjOL  %I3  biefe  »irßid^  erfolgte,  entbedtte  fiucia 
t^  SRutter,  meld^  fte  mit  einem  t)ome]^men, 
ober  ^eibnifd^en  3ünglinge  gu  t)ermä]^Ien  U)ünf  d^te, 
bo|  fie  burd^  ein  (SeÜibbe  dl^nfto  il^re  fteufc^^ett 
geiiei^  fiobe ;  gerne  gab  nun  bie  SRutter  ben  ^lan 
Bit  i^itr  3U)d^ter  auf  unb  miUigte  aud^  ein,  ba| 
bkfe  Sieles  t)on  il^ren  Gütern  t)er!aufen  unb  ben 
Czlöd  an  bie  Srmen  t)ert]^ilen  burfte.  S)a  ber 
3sngiing  fid^  in  feinen  ^opungen  getäuf^t  fa^, 
flogte  er  bie  Sungfrau  mutl^entbrannt  bei  bem 
Si#eE  $afd^fiu8  aU  S^rifün  an.  @3  gefd^a^ 
bicB  lod^nb  ber  biocletianifd^n  ißerfolgung. 
^onb^ft  befannte  fid^  fiucia  Dor  bem  Stid^ter  gu 
C|n^;  boi^  befa||I  $a§d^ftu§,  fte,  mie  eS  ber 
|L  %ffiifyi  gefd^en  mar,  in  ein  ^au§  ber  Un« 
ptj/t  objufi^en.  WS  man  fie  aber  bal^in  bringen 
■ofllt,  mor  ferne  @emalt  im  @tanbe,  fte  t)on  ber 


@teQe  gu  fc^affen.  Unt)erfe]^rt  blieb  {te  aud^  t)on 
bem  geuer,  baS  l^ierauf  ^aSd^afiuS  ringS  um  fie 
anlegen  Hefe.  Sefd^ömt  befal^l  ber  S^rann,  ii^r 
einen  S)oId^  in  ben  ^al§  gu  ftogen,  morauf  {le 
nod^  einige  ©tunbett  lebte,  ben  fieib  gl^rifti  em- 
Ijfing,  ein  balbigeS  6nbe  ber  Verfolgung  borauS» 
fagte  unb  ben  SSerfolgem  bie  naiven  ©trafgerid^te 
anfünbigte.  3n  ber  t$olge  !amen  il^re  ©ebeine  nad^ 
aRe^unbiBcnebig.  (S5gl.TiUemont,Mem.  V,  142; 
SutlerS  fieben  ber  Säter  unb  ajlart^rer,  beutf  d^  öon 
5Rä|  unb  SDBeiS  XVm,  245  ff.)      [©d^röbl.] 

<^iicia]tii$  (mie  er  bei  Spipl^aniuS  [Haer.  48] 
unb  So^anneS  S)ama§cenu§  [Haer.  48]  l^eifet) 
ober  fiucanuS  (TertulL,  Deresurrect.  camis, 
c.  2 ;  Origenes,  C.  Geis.  1.  2,  n.  27 ;  S.  Philastr., 
Haer.  46)  loar  einer  ber  oorncl^mften  ^n^önger 
be§  gnofttfd^en  ^öu})tling§  TOarcion  (f.  b.  5lrt.). 
S)iefer  fiuctan  lotrb  Don  ben  ^Iten,  »eld^e  über 
bie  ifejcrcien  ber  erften  Sal^rl^unberte  gcfd^ricben 
l^aben,  als  §aiipt  einer  eigenen  gnoftif^en  @ecte 
(ber  2llt«fiuciani)ten)  aufgefül^rt,  bie  jcbod^  Mb 
loicber  erlojd^,  ba  fd^on  ber  eifrige  gorfd^cr  6pi» 
))^aniu§  im  4.  ^al^rl^unbert  ni^t  oiel  ©id^ereS 
mel^r  bat)on  aufgutretben  t)ermod^te.  Snbemfiucian 
ba§  ©i)ftem  feines  üKcifterS  JBlarcion  loeiter  auS- 
btlbete  unb  fd^ärfer  entmtdCelte,  bel^uptete  er  brei 
eioige  SBefen  ober  $rtnci))ten.  SMefe  ftnb  il^m  baS 
oberfte  geredete  äßefen  (gugleid^  ©d^öpfer  unb  9lid^ 
ter),  baS  oberfte  gute  ^efen  unb  baS  oberfte  böfe 
SDBefen,  mofür  er  fid^  auf  geioiffe  ©teilen  ber  ^ro« 
pl^eten  berief.  Slufeerbem  oermarf  er  bie  &)t  auS 
princi})ieller  Oppofttion  gegen  ben  ©d^öpfer,  um, 
loie  er  fagte,  nid^t  burd^  ^inbergeugung  unb  93er* 
mel^rung  ber  ©efc^öpfe  bie  HJlad^t  beS  ©d^öpferS 
no(|  gu  oerftärfcn  (S.  Epiphan.,  Haer.  48).  2Jn 
^Betreff  ber  tünftigcn  9luf erftel^ung  liefe  er  gttar  für 
j[e|t  fieib  unb  ©eele  beS  Wenf d^en  untergel^n,  ba« 
für  aber  bermaleinft  eine  gang  neue  ©ubftang 
(teriium  quiddam)  auferftel^en  (Tertullian.,  De 
resurrect.  camis,  c.  2).  Snblid^  toirb  aud^  Don 
il^m  unb  feiner  ©ecte  bcrid^tct,  bafe  fte  gleid^  bem 
5ln]^ang  SRarcionS  unb  SSalentinuS'  baS  ßoange« 
lium  oerfälfd^ten  (Orig.,  C.  Celsum  2, 27).  (Sgl. 
Tülemont,  Memoires  IE,  281  ss.,  unb  b.  9rt. 
©nofticiSmuS.)  [Sefeler.] 

<jLitciaiitt$,  ber  aWart^rer,  mirb  meift  in 
Serbinbung  mit  §eft|d^iuS  (f.  b.  5lrt.)  genannt. 
93eibe  ftnb  nämliq  ]^ait))tföd^lid^  baburd^  befannt 
unb  berül^mt  geloorben,  bafe  fie  gegen  6nbe  be§ 
8.  Sal^rl^unbertS  fritifd^e  SReoiftonen  ber  ©cptua» 
ginta  unb  gugleid^  SRecenfioncn  be§  neutcftament» 
lid^  3:cjte§  untemal^men.  SucianuS,  gebürtig 
aus  ©amofata,  ttirtte  als  ^rcSb^ter,  auSgegei(^net 
burd^  SQßiffcnfd^aft  unb  fieben,  gu  ^ntiod^icn.  6r  ift 
mol^l  als  ber  eigentlid^e  ©rünber  ber  antio(^eni» 
fd^en  ©d^ule  (f.  b.  «rt.  1, 952  ff.)  gu  bcgeid^nen.  Um 
811  erbulbete  er  gu  9Zicomebien  ben  üKart^rtob. 
©eine  ©e})tuaginta«5Rebifton  mar  laut  ^ieron^» 
muS  (Praef.  in  Paral.  unb  Adv.  Ruf.  2,  27 ; 
Migne,  PP.  lat.  XXVÜI,  1825.  XXIH,  451) 
gu  ©onftantinopel  loie  gu  Slntiod^ien  in  allgcmei« 

7* 


199 


ßucibuS  —  Sucifer. 


200 


nem  ©ebtaud^e:  Constantinopolis  usque  An- 
tiochiam  Luciani  martyris  exemplaria  pro- 
bat Crft  in  ncucftcr  Seit  tft  c8  gelungen,  btefen 
lucionifci^en  ©eptuagtntatest  als  fold^en  mteberju» 
erfennen  unb  Don  anbeten  Xe^tgeftolten  gu  unter- 
f(i^etben,  menngleici^  ein  Urtl^eil  übet  ben  SSßetil^ 
bedfelben  nod^  nid^t  etmöglid^t  ift.  3u§  ben  Don 
£.  ISetceOone  als  gufanratengel^öttg  etfannten,  t)on 
gr.  gielb  als  Kopien  bc8  Iucianif(^en  SejteS  feft« 
gefteOten  ^anbf^tiften  f)ai  $.  be  Sagatbe  ben 
^ntateud^  unb  bie  gefd^ic^ttid^en  Süd^et  be§  j[übi» 
fd^n  (SanonS  l^etauSgegeben:  Libromm  Yeteris 
Testamenti  canonicorum  pars  prior  graece, 
Gott.  1883.  aus  jtoeien  ienet  ^anbfd^riften 
ifl  bet  ©eptuagintatqct  bet  (Sontplutenfet  $ol9» 
glotte  geftofjen,  unb  oud^  biejet  fteHt  ballet  bie 
Seatbeitung  Sudans  bat.  Uebet  bie  t)on  Sucion 
befotgte  SRecenfion  beS  9leuen  SeftamenteS  fcfflt 
^ieton^muS  (Praef.  in  Evang.,  Migne  XX IX, 
527)  ein  ted^t  ungünftigeS  Uttl^eil,  unb  baS  jog. 
Decretnm  Gelasianmn  (Migne  LIX,  175;  Dgl. 
Thiel,  De  decretali  GelasiiP.,  Brunsb.  1866, 
24)  t)ettt)itft  ben  Don  ßucian  bearbeiteten  6ban« 
gelientest  mit  ben  SBotten:  Evangelia  quae  fal- 
savit  Lucianus  apocrypha.  9lad^  9Be[tcott  unb 

tott  (The  New  Testament  in  the  original 
reek,  Cambridge  and  London  1881,  Intro- 
duction  138 — 139)  bütfte  ßucian  in  l^etöot» 
tagenbet  SBeife  an  ben  ftitifd^en  9ltbeiten  betl^ei» 
ligt  gemefen  fein,  als  beten  fd^Iie^Iid^eS  ßtgebni^ 
bieienige  f^otm  beS  neuteftamentlic^en  Xe^eS  gu 
bettad^ten  fei,  toeld^e  als  bet  f^tifd^e  obet  bet  an» 
tiod^enifd^e  Xe^t  Don  bem  neuttalen,  bem  abenb» 
lönbifd^en  unb  bem  alei^anbrinifd^en  %ti^tt  untet« 
fdöieben  metben  müfje.  5Rä]^eteS  in  b.  3ltt.  Sibeltejt 
n,  701  ff.  einige  gtagmente  anbetet  ©d^tiften 
Sudans  (feruntur  ejus  de  fide  libelli  et  breves 
ad  nonnullos  epistolae,  Hier.  De  vir.  ill.  c.  77 ; 
Migne  XXMI,  685)  fmb  jufammengefteSt  unb 
etlöutett  bei  M.  J.  Bouth ,  Beliquiae  Sacrae, 
ed.  alt  IV,  1—17.  leitete  Sitetatut  übet  Su« 
dan  t)et)dd^net  Chevalier,  Repert.  des  sources 
hist  1424.  [IBatbenl^emet.] 

c^iidbtis,  dn  ptäbeftinatianifd^et  $neftet, 
ftanb  an  bet  Bpi^t  einet  im  5.  Sal^tl^unbett  oft 
genannten  $attei.  3m  ©egenfa^e  ^u  ben  @emi» 
pelagianetn,  meldte  bie  auguftinifd^e  Seilte  butd^ 
folf^e  Sonfequenjmac^etei  ptöbeftinatianifd^  beu- 
teten unb  fte  baburd^  eines  gan}  unetttöglid^en 
SBiberiptud^  mit  bem  angemdn«menfd^Iid^en  unb 
bem  dgnftlid^-fittUd^en  Semufetfdn  ju  übetfül^ten 
fud^ten,  gab  eS  in  bet  jmeiten  ^ölfte  beS  5.  ^a^X' 
^unbettS  in  ©aflien  mand^e,  meldte  um  jeben  ^teiS 
an  bem  Sel^tbegriff  beS  üetel^tten  Sifd^ofS  t)on 
^ippo  l^ingen.  3]^t  SSotfämpfet  unb  Vertreter 
toar  ber  fonft  unbefannte  ^reSb^ter  SudbuS.  SBdl 
aber  bicfe  ^Inl^önget  bet  auguftinifd^en  Seilte  nid^t 
bie  ®dfteS!taft  eines  ^tofpet,  ^ilatiuS,  gfulgen« 
tiuS  2C.  befo^en,  um  bie  ienet  Seilte  üon  ben  ©emi« 
pelagianetn  aufgebütbeten  (Sonf equenjen  als  f old^e 
jutüdfjumdfen  unb  ben  wefentlid^en  Untetfd^ieb 


gmifd^  bem  malzten  SluguftiniSmuS  unb  bem 
femipelagianifd^en  3^ttbilbe  beSfelben  l^otju- 
^eben,  fo  nal^men  fte,  nut  um  ben  SlugufüniSmuS 
nid^t  fallen  ^u  laffen,  bief e  f  älf  d^Iid^  gejogenen  Son- 
fequen^en  liebet  als  mefentlid^e  Seftimmungen  bet 
augufUnifd^en  Seilte  an,  unb  behaupteten  alfo: 
1.  ba^  bet  ftde  SSßiSe  butd^  bie  @ünbe  ^bamS 
gänjli^  Detnid^tet  f d  (ex  toto  arbitrium  volon- 
tatis  extinctum) ;  2.  ba^  baS  menfd^lid^e  Zfym 
unb  Streben  neben  bet  göttUd^en  ®nabe  unnä| 
fei;  3.  ba^,  mer  immer  t>etIoten  gel^e,  butd^  ben 
Sßillen  ©otteS  t>etIoten  gel^e,  inbem  baS  göttlid^e 
Sotl^etmiffen  als  dn  abf oluteS  gugleid^  ein  S^otl^et* 
beftimmen  fd  unb  ben  ÜRenfd^n  mit  ©emalt  }ur 
@ünbe  tteibe  (praescientia  Dei  hominem  yio- 
lenter  compelUt  ad  mortem) ;  4.  ba^  (Sinige  )um 
Xobe,  Slnbete  5um  Seben  ptöbeftinitt  feien ;  5.  bo^ 
Sl^nftuS  nid^t  füt  Sitte  geftotben  fei ;  6.  oa^  au^ 
nac^  empfangenet  Zaufe  atte  in  Slbam  ftetben, 
meldte  toiebet  fünbigen,  b.  |^.  bai  bie  6tbf ünbe  in 
bet  Xaufe  nut  jugebedft,  nid^t  abet  nml^tl^ft  unb 
mit  bet  SButjel  ausgetilgt  metbe,  unb  ba|  f olglid^ 
bie  factamentale  SSßiebetgebutt  nut  in  ben  ^uS> 
etU)ö]^lten  eine  mal^tl^afte  fei.  SluS  bet  t)on!om- 
menen  Uebeteinfttmmung  bief  et  @ä|e,  bie  man  als 
ben  Inbegriff  beS  ^täbeftinatianiSmuS  bet  bama* 
Ugen  3^it  bettad^ten  mu^,  mit  ben  Sonfequengen, 
meldte  bie  (Semipelagianet  auS  bet  auguftinifd^ 
Seilte  sogen,  gel^t  fiai  l^etDot,  ba^  biefe  Sel^t* 
beftimmungen  nid^t  etft  üon  SudbuS  unb  feines« 
gleid^en  etfunben  unb  felbftönbig  entmidfelt,  fon* 
betn  fd^on  üotgefunben  unb  als  mefentlid^e  fStß 
ftimmungen  bet  auguftinif d^en  Seilte  angenommen 
mutben.  SBöl^tenb  fid§  f d^on  mel^tete  9ifd^5f e  übet 
bie  ^tage  betatl^fd^lagten,  ob  man  SucibuS  nid^t 
getabeju  feines  2lmteS  entfe^en  fotte,  um  butdj 
biefeS  Sdfpicl  bet  ©ttenge  weitete  Snl^anget  ju« 
tüdtjuf  d^tedten,  rid^tete  gaufhiS  t)on  Äeji  (f.  b.  Sltt.) 
Suetft  allein,  bann  gugldd^  mit  jel^n  anbeten  93i- 
fd^öfen  an  SudbuS  einen  ©rief  (Migne,  PP.  lat 
LIII,  683),  monn  et  futj  bie  itrigen  @a|e  bet 
$täbeftinattanet  angab  unb  SudbuS  }um  SBibet» 
tufe  auffotbette.  SudbuS  gab  butd^  Untetfd^rift 
feine  Suftimmung  ju  etfennen  unb  nd^tete  ^uglcid^ 
an  eine  in  SltleS  475  oetfommelte  ©^nobe  ein 
Sd^teiben,  motin  et  fid^  gleid^fattS  bctdt  etflötte, 
bie  üon  bet  S^nobe  cenfutitten  ©ä|e  ju  üetmetfen 
(Mansi  VII,  1010  sq.).  Sic  ptöbeftinatianifd^e 
^attei  fd^eint  je^t  balb  gan^  üetfd^wunben  gu  fein, 
benn  fonft  l^ötte  fid^  bie  ^meite  S^nobe  üon  Otange 
529  nid^t  f  o  jmeif  eH^aft  batübet  auSbtüdfen  fönnen, 
ob  eS  ie  fold^e  gegeben  "^äbz,  meldte  lel^tten,  ba^ 
®ott  aud^  äum  äobe  obet  jum  Setbetben  ptä« 
beftinite.  (55gl.  Natal.  Alexand.,  Histor.  eccL 
IX,  Bingü  1787,  442 sq.;  §efele,  6onc..®efd^., 

2.  aufi.,  n,  597  ff.)  [gftiw 

cittclfer,  f.  leufel. 

kneifet,  iBifd^of  üonSagliati  (Calaris, 
aud^  Caralis)  auf  @atbinien,  göl^lt  5U  ben  ent» 
fd^iebenften,  abet  aud^  l^eftigften  unb  fd^toffften 
Sefämpfetn  beS  SlnaniSmuS  im  9lbenblonbe.  3m 


201                                                Suciferianei.  202 

3a(R  354  tDoib  n  Don  $at>^  SUkiüiS  mit  einet  ad  neophytoB  de  Bjmbolo)  itiiib  geftritten.  S.  $. 

6cfaiibt{<^  an  baS  ^oflogcr  be9  ßaiftiS  Son-  Soft^ari  (UngebruAc  u.  f.  w.  OueUen  jui  Sef^. 

fhntiiiS  ja  ^ilte  betraut.  SUSeifli^  355  aufbei  beS  Xauflqmtiolg  unb  ber  @Iauben3TegcI  II,  6^ 

6qiiDbt  ju  Snoilonb  nngcrtt,  bm  ^I.  Stiianaflue  ftiania  1369, 175— 182}  glaubt  Sucifer  alSSJet- 

(bcjtD.BnbnoiiiineAthanaeiiNicaenamfidem;  f ö(ftr  annt^men *u  f oDen j  ffrügei  (a.  a.  Ö.  118 

Hier.,  De TJr.  ül.  c.95 ;  Migne,  PP.  lat.  XXIII,  btä  130)  (uc^t  ben  aUertaJlet  in  «ufrtiuS  Don 

697)  jn  Dnuit^Uen,  b«ibannte  SonjtontiuS  i^n  ^etcedi.    S)ie  Sigenart  bei  Doit)in  genannten 

inboiOnent,  iinb  ei{tiintei3ultan(361 — 363)  <Sd)Tiften  SudferS  liegt  in  i^rem  iü(f{i^teiDJen 

bnflt  ei  ^tinde^nn.  3e|t  geriet^  inbtfjen  Üucif ei  3:i)n(  gegenü&et  btm  Stai]cx.  S>abei  i^  bet  SBoit- 

014  mit  feinen  btSbeiigen  tjieunben  imb  AampfeS'  ji^ag  gio|Fnt^ei[§  ber  !OuIgäT|))rac^e  entnommen, 

genoffen  in  ffiiberf)iiuä|.  S)ui4  bie  Hätxfft  eineS  unb  auä)  auf  geoxbneten  @cbaiäengang  mirb  nii^t 

nfKn  Stf^ofS  OßaiilinuS)  p  ^ntioc^ieh  tonnte  bei  genngfte  ^ertti  gelegt.  Sucifer  ift  bei  ^erDoi- 

er  ni^t  bit  boitige  @)Hiltung  fiefeitigen,  [onbem  lagenbfte  ^eitielec  beS  iSulgätlatein^  fetnei  ^eit 

mn  bit  Dm^^anbent  Sxmimmg  fteigent  (Sgl.  b.  unb  }ugleii$,  megen  bei  augeioibenllJcE)  itirf|tn 

lit  9nti(H^fn  1, 945  unb  b.  9Irt.  ffleletionif^e«  St^riftcitatf,  ein  fe^i  lDi(^liger  3tuge  beä  tor- 

St^iSma).  S)ic9ntlbe  abei,  meiere  bie  Sqnobe  ^ieionqmianild^enSibellesteS.  @etne6d|nften{itib 

\a  Slesonbiien  362  ben  ieumütl|igen  Sliionem  nur  buij)  Sin  Snanujcnpt  (Cod.  Yatic.  133, 

tntgegeüi&niitte,  totbeifpiac^  feinen  Snfdfiauungen  Baec.  IX/X)  iibeiltefeit.    ^ie  EöÜtio  priuceps 

fo  fe^t,  b(4  « fi*,  wie  «9  fc^eint,  jum  föraili^en  roarb  Don  3.  iüiuS,  SBifi^of  DonÜDleout  befoigl, 

Snu^  mit  btn  EScitictcm  bei  Sqnobe  f|ini(iien  $aii3   1568   (abgebiudt  bei  GaUandi,  BibL 

liffc.  ätbtnfons  Globen  fi^  noc^  i^m  —  et  pötb  vet,  Patr.  VI,  1770),  eine  bejfere  ^InSgobe  Don 

STOobci  371  —  biefenigen  fienannt,  nielc^e  bie  ben  ©efitübetn  3.  S).  unb  3.  Soleli,  ^enebig 

fiu^eRn  Irionti  Don  aKtn  iHtt^enömtein  aus-  1778,  0dI.  (abgebiudt  bei  Migne,  PP.latXni, 

«f(Üoffen  lotffen  »oQten.    3>ie|eä  ©t^iSnw  bei  1845);  bie  nenepe  unb  befie  'fluSgabe  ift  bie  oon 

SBciftnonec  fytt  fle^  jeboc^  nic^t  lange  ereilen,  SB.  ^aitel,  SBien  1886  (Corpus  Scriptt  ecclea 

i^takm»  bei  ®.  Äiüget,  Sucifer,  »ifc^of  oon  So-  lat.  vol.  XIV).  (SgL  §atlel,  Suctfet  üon  6agliati 

loriS,  imb  boS  S<^i8ma  bet  Sjurifeiionei,  8et^)Ji9  unb  fein  Satein,  im  Sic^iD  für  tat.  SeEifogi.  unb 

1886.)    3m  ejile  (356—361)  Derfa&te  Suci-  Siamm.,  Sa^ig.  1886,  1—58.)  ©ie  Doi^in  er- 

f(i  m^me  gegen  SonftantiuS  gerii^ttte  SdEiiif-  iDä^nte  2:Quftebe  1)at  n\l  ^]tfan  tiecouggegeben 

teil.  Do^t^inlii^  in  na^tc^ber  Slet^enfolgc :  a.  a.  <D.   132  —  140,   uttb  mieberum  in  ben 

DenoiicoDTeniendocnmhaereticiBibieSle^t'  Uten  unb  neuen  Quellen,  Sfiriftiania  1879, 186 

^öubigen  müßten  jebe  @emeinf^aft  mit  ben  ^tia*  biS  195.                               pSaibenlieiDei.] 

atm  ^ie^ ;  De  regibos  apostaticiB :  f ef|i  mit  S^ttAfttittMX,  meutere  ©ecten,  tceldit  bie  ans 

ünie^l  begei^ne  ^onftantiuS  baS  @lüil  feiner  bem3)h)igenIanbeinbae9IbenbIonbeingcfd^[el);)ten 

SIegimms  al3  einen  iSemeiB  beS  Sßo^lgefaHene  gnoftifc()-mani[f|(iifd^en3ntt|ümer  bis  ju  bem  St- 

QMM,  (ui^  maadtan  gottlofen  unb  obgüttif^n  tiem  geigelten,  ba|  fie  Sucifer  wie  ®ott  Dere^rten, 

JtBniQc  SSioeie  ^be  @titt  langes  Seben  mtb  feinen  @tuij  Dom  ^immel  füi  eine  Ungeiec^ttgMt 

gn^  <^Ige  geun^rt;  De  S.  Äthanaaio  (ui-  hielten  unb  behaupteten,  ei  mit  feinen  onbeien  ge- 

{piihtglii!^  DieOei<i^t  Quia  absentem  nemo  debet  faQenen  Sngeln  meibe  einft  mteber  eifioben,  bo- 

jii£care  neo  dunnare)  Lib.  I  et  II :  e§  fei  ein  gegen  bei  eijengel  Sßi^ael  mit  feinem  Slnl^rmigc 

BÜn  Soree^ti^eit  ^otinfpiec^nbc^  £!<Dr(;cficii  gc  in  baS  enige  treuer  geftüijt  toeibcn.  Sla|  fi^  bie 

tDcfcn,  nxnn  bei  flaifei  ben  ju  ^Jfailanb  Dcrfnm-  gnofti{c^'mamc^äifi|efte^tci  MS  }ubiefem@tabe 

■elten  Sifi^öftn  junuit^e,  ben  !)[.  31l[)annrmS  beS  ^aifeS  gegen  @ott  unb  bie  fic^tbaie  Stmi)t 

Dse^  tu  Dentrl^len.    S^iefe  btei  @<:^ri|tcu  auSgebilbet,ifleonjgIaubnütbie;nuiftogteÖfi4 

Bobni  Vn(a|  unb  @egenßanb  be§  Siiejmec^felg  ob  aUt,  Hielte  be«  SucifetianiSmuS  angefd^ulbigt 

|iirif(^2udferunbbemlaiferli^enffammer^ertii  tootben  finb,  aaü)  wvctliäj  bemfetben  ^ulbigten. 

gloiäittuS  geiDefen  feilt.  3)ui^  31oienliu§  fragt  Untei  ben  ßuciterianeru  meiben  Dotetft  bie  Sf^ 

ber  Äoiftt  £uriftr,  ob  er  ^iS)  tmxtl\ä)  jur  Üibfafjung  hinget  (f.  b.  91rt.)  aufgeführt,  Sewobnei  beS  @aue8 

bei  eingcfmbten  @^mä^f4tiften  befenne,  unb  bet  ©tebing  an  ben  Sitebeiungen  bet  SBefei,  loel^ 

Stiböiatle  beeilt  fid).  biefe  ^lage  mit  @toIj  ju  1234  uon  einem  gegen  fie  auSgejogencn  ittm^ 

beft^K«.  «n  biefen  SrieftDed)feI  6at  fi(^  DermutV  ^eere  gro6ent5eü8ouSgcrteben  mürben.  3)onnfilwi 

B4  bi«  ©dirift  De  non  parcendo  in  Deum  de-  bie  im  Anfang  beS  14. 3aöif)unbetta  in  OePeireiilÖ 

UnqnentibaB  ongef^loffen,  in  toel^i  Sucifei  feine  enlbedten  unb  jo^Irei^  Derbieiteten  Üünnit^ei  )u 

€|ini4|t  gegen  ben  ilaifei  gu  le^tfeitigen  fuc^t,  nennen,  meli^e  fi(^  bei  greulic^ften  Blasphemien 

■oiuii^t^  bun^  ben  £>iniiieiS  auf  baS  Suftieten  unb  Unfittlii^feiten  fi^ulbig  maii^len  unb  »Dt  Sud' 

ber  ^Top^ten  beS  Blten  SunbeS.     ©c^Iiefetiii^,  fei  eine  ^otie  9I(^tung  bejrigtni,  ibn  bem  giäengel 

fii^tit8360,oitI(eid(|tei^361,fDtgtebie@^rift  ^\ä)atl  notjogen  unb  feinen  enblicf)en  2.rümi))( 

Moriendnm  esse  pro Dei  filio,  toelf^e  bei  ÜQer*  übeibiefenbebaupteten(j{lein,  @e|(!^.be8ef|itß«>- 

Uafi  fmtbige  Smitf^ft  jum  !DlQiti)rtobe  auS-  tbumginOeftenei(!)U.i5tdermatf,SBienl840,II, 

frii^  Va^na  Siiefe  SucifeiS  finb  Deiloien  ge-  394—402 ;  Raynald.,  Ännal.  £ccL  ad  a.  1318, 

pRgtB.   tUba  eine  fDg.Xoufrebe  (Exhortatio  n.  44).  3)a|  unter  bie  StatictKtn  (f .  b.  91rt.)  unb 


203 


Sucina. 


204 


baS  öcijlcSüertDonbte  ©cfinbcl  au^  Sudfcriancr 
fid^  etnfd^Iid&cn ,  l^ot  alle  SGßal^rfd^citiHd^fcit  für 
ftd^ ;  üiclleid^t  waren  bie  14  Suciferianer  beiberlei 
©efd^Icd^tS,  toeld^e  1386  ju  langermünbe  in  ber 
SWarf  Sranbenbur  9  öerbrannt  würben,  f  olci^e  Ueber« 
Ictufer;  inbefe  reid^ten  aud^  ber  gfraticeDiSmnS,  fo= 
nne  bie  anjd^auungen  ber  ©ruber  unb  ©d^weftem 
beS  freien  ®eifte§  (f.  b.  5lrt.)  allein  fd^on  \)\n,  um 
Suciferianer  gu  erjeugen.  —  ?lud^  in  ber  grei« 
maurerei  ber  ©egenwart  treten  bie  alten  gnofti« 
fd^en  ©ebanfen  tmeber  ju  Sage.  3n  bem  §od^» 
grabe  ber  SRitter  ßabofd^  (f.  b.  9trt.  greintaurer 
rv,  1973)  tmrb  ber  SRecipient,  nad^bem  er  bie 
öorbereitenben  ^^pl^ilofopl^ifd^en''  ©tufen  burd^« 
laufen  l^at  unb  nunntel^r  „fcj^r  auSgettäl^lter  Ra- 
bofd^"  ober  „üoflfontmen  ©ingetoeü^ter"  werben 
joB,  5ur  6rfenntnife  gefül^rt,  bafe  Slbonai,  ber 
®ott  ber  jübifd^'d^riftlid^en  Offenbarung,  ba§  böfe 
^rincip  fei,  toöl^renb  in  Sucifcr,  bem  Si(^tenget 
ba§  l^öd^fte  SBefen,  ber  SBeltenbilbner,  üere^rt  »er» 
ben  muffe.  Sei  biefer  Slufnal^me  pnben  entfej» 
lid^e  ©otteSläjlerungen  unb  bann  Opfer  unb  ®e« 
bete  ju  Sucifer  ftatt  fl.  2eo  Sajil  [3oganb»«ßagä§], 
©ie  ®rei«^un!te»^rüber,  beutfd^e  Bearbeitung, 
n,  8freiburg»©d^tt)eij  1887,  280  jf.).  3n  bie- 
Oeff entlid^f eit  traten  f old^e  Suciferianer  in  SRom  bei 
ber  gntl^üßung  be§  ©enfmalS  für  ®  iorbano  Sruno 
om  9.  3uni  1889,  als  fie  Salinen  unb  ©mbleme 
beS  SeufelS  in  il^rem  3uge  mitf ül^rten.  Seo  XTTT. 
erl^ob  in  ber  Mocution  öom  20.  3uni  gerabe 
mit  Säe^ug  auf  biefe  Xl^atfad^e  feine  flagenbe 
Stimme.  [(©d^röbl)  ©treber.] 

<^ciita  ift  ber  !Rame  einiger  Domel^men  d^rift» 
lid^en  fjrauen  gu  9lom  in  ben  Sal^rl^unberten  ber 
Verfolgung.  ®a8  allen  ®emeinf ame  ijl  bei  großem 
Äeid^tl^um  eine  l^eröonagenbegfrömmigfeit,  bie  jld^ 
öomel^mlid^  in  ber  gfürf orge  um  bie  Sefenner  unb 
in  ber  SSefiattung  ber  aWort^rer  manifeftirte.  Sie 
erfte  Sucina  erfd^eint  al§  discipula  Apostolomm; 
jle  beftattete  ben  2l})oftel  ^ouluS  auf  il^rem  Sanb« 
gute  an  ber  ©trafee  nad^  Dftia  unb  begrub  auf 
einem  anbem  ®ute,  ba§  fte  an  ber  S5ia  Surelia 
befafe,  bie  beiben  SKart^irer  ^roceffuS  unb  SJlar» 
tinianuS,  »eld^e  t)on  ^etruS  im  mamertinifd^en 
Äerfer  aetauft  toorben  waren,  ©ie  gweite  Sucina 
tritt  auf  in  ben  Sagen  beS  ^apfteS  (SomeliuS 
(251—252)  unter  ber  Regierung  beS  ÄaiferS 
S)eciu§.  ©ie  erl^ob  mit  bem  ^apfte  bie  Seiber  ber 
beiben  2lpoftelf ürften  an^  ifyttt  Sergungöftätte  ad 
catacmnbas  unb  fejte  bie  ®ebeine  $auli  in 
praedio  suo  via  Ostiensi  bei;  nad^l^er  beftattete  fte 
aud^  ben  ^apft  EomcliuS  felber  in  crypta  juxta 
coemeterimn  Callisti  via  Appia,  in  praedio 
suo  (ögl.  Lib.  Pont,  in  Corn.,  ed.  Duchesne 
150).  g§  ift  tool^l  biefclbe  Sucina,  totli^t  balb 
barauf  unter  $apft©tep]^anu8  ertoäl^nt  mirb  (BoU. 
Aug.  I,  143).  gine  britte  Sucina  ttrirb  in  ber 
biocletianifd^en  S5erfolgung§aeit  genannt:  fte  »ar 
angeblich  eine  SSertoanbte  beS  ffaiferS  ©aüicnuS 
unb  ®  emal^lin  be§  $inianu§,  ^roconfulS  t)on  Sfien, 
ber  in  einer  ifranf^eit  burd^  ben  ^riefter  Slntl^i« 


muS  unb  ben  2)iacon  ©iftnniuS  gel^eilt  unb  ba« 
burd^  befel^rt  morben  ttmr.  ^aä)  feinem  Xobe 
meil^te  Sucina  fid^  ganj  ben  2Ber!en  d^riftKd^ 
Siebe,  ©ie  U)irb  al§  Saufpatl^in  bei  3^3  unb  ben 
anberen  t)om  1^1.  ©ebaftianuS  befel^rtcn  grauen 
begeid^net;  erl^ebt  bie  Seid^e  beS  1^1.  ©ebaftianuS 
au^  ber  Ifloafe,  in  meldte  fte  gemorfen  morben 
war;  nimmt  Seatrij  (Siatrij),  bie  ©d^toefter  ber 
beiben  Märtyrer  ©impliciuS  unb  tJaufÜnuS,  gu 
ftd^  unb  begrabt  biefelbe  fpäter  nad^  i|rem  SWorter» 
tobe  bei  il^ren  Srübem  an  ber  SJia  ^ortuenflS. 
ajlit  bem  ^fte  5Karceau8  beftattet  fte  bie  Seiber 
ber  3)^artqrer  Si^riacuS,  SarguS  unb  ©maragbuS 
auf  il^rem  ®ute  an  ber  ©trafee  nad^  Dftia  (quos 
manu  sua  recondidit  b.  Lucina).  S^bem  fte  aO 
il^rSiermögen  ber  jhrd^e  fd^enft,  lö|t  fte  il^rmud 
burd^  ben  $apft  SJlarceUuS  gum  ^ottedbtenfte 
meinen  unb  begröbt  fpoter  ben  $apft  nad^  beffen 
SWartertob  im  Kömeterium  ^riScUlä.  ?[u^er  bief en 
Sucinen  loirb  nod^  in  ben  Steten  ber  1^1.  ©op^ia 
eine  Lucina  virgo  unb  in  benen  be§  1^1.  Urban 
eine  anbere  atö  Sod^ter  ber  1^1.  SWarmenia,  einet 
SWarttirin  unter  Stlejanber  ©eöeruS  (222—235), 
genannt. 

S)en  SRonumenten  infolge  t)ttt^üt  man  in 
ben  Sagen  ®regor3  beS  ®ro^en  neben  bem  ®rabe 
ber  STOart^rer  $roceffu§  unb  SKartinianuS  an 
ber  95ia  Slurelia  aud^  baS  einer  1^1.  Sudno.  95on 
ben  an  i^rem  ®rabe  brennenben  Sampen  ent« 
nal^m  nömlid)  im  Sluftrage  beS  $apfte§  ber  W)\ 
3o]^anne§  Del  für  bie  ßönigin  S^eobelinbe.  3m 
9Jä]^em  berid^tet  baS  ©aljburger  Sttnerar  nad^ 
ßrtoäl^nung  ber  ftirt^e  be§  1^1.  ^ancratiuS:  Per- 
venies  ad  ecclesiam,  ibi  quiescunt  s.  Pro- 
cessus et  Martinianus  sub  terra,  et  s.  Lu- 
cina  ...  in  superiori  (de  Bossi,  R.  S.  I,  182). 
Sniem  Slnfd^eine  nad^  fal^  bie  Ueberlieferung  in 
biefer  Sucina  bie  oben  an  erjJer  ©teile  ertoöl^c 
©d^ülerin  ber  Slpoftel.  ®ie  Crypta  juxta  coe- 
meterium  Callisti,  too  bie  ^meite  oben  genannte 
Sucina  ben  ^apft  SomeliuS  begrub,  ijt  burd& 
be  SRoffi  mieber  ausgegraben  ttorben  (R.  S.  I, 
272  sq.).  ©ie  bilbet  einen  Sl^eil  beS  Eömeterium 
Sucinö,  beffen  area  in  il^rem  Umfange  ftd^  genau 
feftftellen  lie^,  unb  beffen  ü)lonumente  in'§  gioeite 
d^riftlid^e  Sal^rl^unbert  l^inaufreic^en.  ®a§  bie 
^oftelfd^ülerin  ^omponia  ®röcina,  über  bie  und 
SacituS  berid^tet,  ^u  biefem  Cömeterium  in  95e- 
jiel^ung  geftanben  l^aben  mufe,  ergibt  ftd^  au§  einem 
®rabftein  beS  3.  3abr]^unbert8,  ber  einen  IlOM- 
ncONIOC  rPHK£INOc  nennt.  3a,  bie  Ser- 
mutj^ung  ift  nid^t  unbegrünbet,  ba^  ^omponia 
®räcina  unb  Sucina  eine  unb  biefelbe  ^erfon  feien 
(ügl.  ffrauS,  R.  S.  44).  Sann  l^ätte  ^omponia 
®racina  (Sucina  bie  3lcltere)  ft(^  in  praedio 
suo,  via  Appia,  eine  ®rabftätte  angelegt,  um 
meldte  ftd^  eine  ffatafombe  entmidfelte,  unb  bort 
l&ätte  im  3.  252  bie  jüngere  Sucina,  al§  bie  nun« 
mel^rige  3n]^aberin  be§  praedium,  ben  1^1.  Kor« 
neliuS  beftattet.  3ut  3a^re  üorber  l^ätte  biefe 
jüngere  Sucina  nad^  Eingabe  be§  Liber  pontifi- 


205 


SucinianuS  —  fiuciuS  L 


206 


eiHs  ben  Settern  bed  UpoftelS  ^ulu§  an^  feinet 
9ctQfftätte  ad  oatacmnbas  an  bie  via  Ostien- 
ik  äbertrogcn  unb  xf^n  bort  in  praedio  suo  bei» 
9efe|t  3m  Sömetenum  Oftrionum  an  ber  93ia 
Sümtentona  fanb  be  Slofft  in  bem  frifd^n  Halt 
eine«  grabe«  einen  ©tenii)cl  eingebrücft  mit  ber 
3ni(ftrift:  TVBR  •  LVCINES  (deRossi,  BuU. 
1876,  151 ;  Dgl  Annellini,  Gripte  di  S.  £me- 
renzimiia,  78  s.).  S)e  SRoffi  ift  geneigt,  fic  für 
bieinnge  Sudna  )u  l^ten,  meldte  unter  S)iocIetiQn 
oDö^Bi  otrb.  @ie  gel^örte  na(|  bem  @tem))el  gur 
gens  Turrania,  ml^t  im  4.  Sa^rl^unbert  blühte, 
DÜ)  t|i  unter  ben  Sucinen  bie  eini^ige,  bie  mit  il^rem 
Domen  gentilitium  erfd^eint.  äl^r  ®rab  mirb  in 
bunl^cmd  toert^Iofen  fpötmittelalterlid^en  eingaben 
in  bo«  (Kömeterium  ad  catacumbas,  nal^e  beim 
8nAebe8]^L@ebaftian,  t>erlegt,  ben  fiefrül^er  bort 
beflattet  ^atte.  9lo<i^  eine  anbere  Sudna  mirb  an  ber 
Sia  Solana  tmäfyxt  n)0  ber  Index  Oleomm  au§ 
ber  3eit  Tregor«  be«  ®ro|en  unb  bie  alten  $ilger» 
böi^  i^  @rab  nebft  bem  ber  Wart^rer  geftu«, 
äo^omie«,  Siogene«,  Siberali«  unb  IBIaftu«  auf- 
führen. Snblid^  ij!  jene  IBafUifa  gu  nennen,  meldte 
nn(  einer  Sucina  ben  Flamen  trögt,  bie  Ziteßird^e 
L  Lanrentii  in  Lucina;  fie  ift  ungmeifeH^aft  in 
bem  ^aufe  einer  2)ame  biefe«  Flamen«  gegrünbet 
tDorben  unb  mirb  f d^n  499  auf  einer  @qnobe  unter 
$a|iß  69imnad^u«  ermal^nt.  3ft  bieje  Sucina  eine 
Seitgenoffin  be«  1^1.  Saurentiu«,  meld^er  im  3. 258 
fknb,  fo  bürfte  jte  biefelbe  fein,  meldte  ben  $apft 
Comeliu«  252  in  praedio  suo  via  Appia  be» 
gruben  ^atte. 

Stögen  bie  fd^riftfte&erifc^en  Ueberlieferungen 
iber  bte  eine  ober  bie  anbere  ber  genannten  ijfrauen 
aaä^  oeiböd^tig  fein,  fo  bleiben  immerl^in  bod^  biefe 
deogniffe  ber  SRonnmente,  meldte  oon  ben  Sagen 
bei  f^ioßcl  bt«  )um  Snbe  ber  ißerfolgung  l^eroor- 
rogenbc  SRiiglieber  ber  römifc^en  ®emeitü)e  mit 
bem  9Uanta  Sucina  nennen,  einem  !Ramen,  ber 
giei4  bem  mdnnlid^en  Sucinu«  in  ber  römifd^en 
Jtoamdatia  f e^r  feiten  ift.  Sngefid^  beff en  ^aben 
eimge  iStUffitt  Denoanbtfd^aftlid^e  Sejiel^ungen 
^BOf^dftn  ben  oerfd^iebenen  Sucinen  oermutl^et ;  9ln- 
bac  oük^ten  in  bem  92amen  Sucina  einen  ^mt«- 
titdfe^  ßrfiere  «nfid^t  f))rid^t  u.  %.  ^rmemni 
(&ipte  di  8.  Emerenziana  78)  au«,  n)ä]^renb 
Boä^inger  (Pomponia  Graecina  66)  an  bie 
@ebinrt«g5ttin  Sucina  bei  ben  alten  Stömem  er« 
imiert,  totUf^  ba«  jKnb  an  ba§  Seben«Ii(^t  bringt, 
nab  bo^  m^  abgeneigt  ift,  in  ben  Sucinen  ber 
oerfc^ficbcnen  (spod^en  etma  SlfPentinnen  bei  ber 
Zoofe  toeiblid^  ^ßerfonen  gu  erblidfen.  ^lOerbing« 
i^  ba«  Sort  Sucina  oon  lux  abgeleitet,  unb  ba^ 
bobet  an  bie  Xaufe  gebadet  merben  barf,  ergibt 
^  bannt«,  ba|  bie  92eugetauften  illuminati  ge- 
aoiiBt  »erben  (bgL  de  Bossi,  R.  S.  I,  315). 
Ucnt  fpecieO  bei  pomponia  @röcina,  bie  Sßan- 
boger  jinidd^  im  9uge  l^at,  mürbe  bie  Ummanb- 
iog  i^  {Ramend  in  Sucina  mol^I  el^er  mit  SlädC« 
fUjjl  auf  i^re  eigene  Xaufe  oorgenommen  morben 
Vau  3nbem  erfiil^nt  bei  allen  genannten  Sucinen  als 


ba«  g^arafteriftifd^e  bie  Seftattung  ber  Märtyrer, 
ol^ne  irgenb  eine  ßrmä^nung  il^rer  Il^tigfeit  für 
bie  Säuflinge;  mit  ber  SSerfoIgungSjeit  l^ören  aud^ 
bie  Sucinen  auf. — gär  bie  SSermanbtf d^of t  ber  ein« 
jelnenSucinenmiteinanberfel^ltieberanl^altSpunft; 
p  beachten  ift  aber  anbererfeitS,  boft  ber  5Rame  nur 
in  9tom,  nic^t  in  anberen  jfirc^en  t)orfommt,  aber 
Qud^  l^ier  nur  bei  ben  üon  un«  oufgefül^rten  Sei- 
fpielen,  niemal«  auf  ©rabfd^riften  unb  nur  bi«  §ur 
conftantinifd^en  3eit.  [be  SBaal] 

JLttcbtiatttts,  f.  Sicinianu«. 

Jiudus,  köpfte.  Suciu«  L,  ber  1^1.  (253 
bis  254),  n)urbe  nad^  bem  3:obe  be«  l^eiligen  ^ßap» 
fte«  Someliu«,  ber  mal^rfd^einUd^en  ^nnal^me  ^u« 
folge,  am  25.  2htni  253  auf  ben  Stul^I  oon  9lom 
erl^oben.  911«  fein  XobeSbatum  fft  mit  Sid^erl^ett 
ber  5.  3R&XI  254  anjunel^men,  fo  bafe  eine  Sfte« 
gierung«3eit  oon  nur  8  SRonaten  unb  10  Xagen 
auf  il^n  entfällt  (Duchesne,  Le  Liber  pontifi- 
calis  I,  p.  CCXLVm.  CCLX).  S)o8  ^opftbud^ 
tl^eilt  i^m  inig  3  Saläre,  3  SRonate  unb  3  Sage 
gu  unb  lö^t  il^n  in  jmei  oerfc^iebenen  Salären  bie 
®ecember»SQBci]^en  ertl^eilen,  mö^renb  er  nur  ©nen 
Secember  al«  ^apft  erlebte.  3u^^Iüfflger  mögen 
bie  Angaben  berfelben  OueQe  fein,  bo^  Suctu« 
SRömer  mar,  unb  ba^  fein  IBater  ^orpl^^riu«  l^ie^. 
3n  ben  9lnf ang  feiner  Regierung  f öBt  fein  fuqe«, 
um  be«  @lauben«  miSen  erbulbete«  Si;il,  ju  beffen 
Seenbigung  unb  ftanbl^after  Srtragung  il^m  ber 
1^1.  S^prian  t)on  (tartl^ago  in  einem  nod^  erl^al» 
tenen  Schreiben  ®lüdt  münfd^te  (Cypr.  Ep.  61,  ed. 
Hartel  695 ;  Migne,  PP.  lat.  IH,  973).  eben 
biefe«  (£^l  mad^te  fein  ^nbenlen  f o  oerel^rung«* 
mürbig,  ba^Stiprianil^n  nad^  feinem  balb  erfolg- 
ten Sobe  einfad§  neben  Someliu«  al«  SRart^rer 
^infteate  (Ep.  68  ad  Stephan.,  ed.  Hartel  748; 
Mignem,996).S)icrömifd^eÄird^cfeierteinbeffen 
Suciu«  I.  im  4.  ^al^rl^unbert  nur  al«  Sifd^of, 
nid^t  al«  ajlartt^er;  fein  !Kame  fielet  in  ber  De- 
positio  episcoponim ,  nid^t  in  ber  Depositio 
martynun.  Sßenn  alfo  ber  Liber  pont.  bie  9}a(^> 
rid^t  geläufig  gemacht  l^at:  qui  etiam  a  Yale- 
nano  capite  truncatos  est  IQ  nonas  Martias, 
f  0  ift  bennod^,  abgef  el^en  aud^  oon  bem  ^nac^roni«« 
mu«  mit  SSalerian,  beffen  Verfolgung  Ja  erft  257 
begann,  feine  ^Beglaubigung  für  biefe«  eigentliche 
ünart^rium  Dorl^anben.  Suciu«  erl^ielt  feine  Stulpe« 
ftötte  in  ber  ^apftcr^pta  be«  (Sömeterium«  oon 
gaUiftu«  an  ber  !Bia  ^pia.  S)ort  entbedfte  be  9loffi 
nebft  ben  ©rabplatten  anberer  köpfte  be«  3. 3al^r« 
l^unbert«  aud^  bie  feinige ;  fie  enthielt  bie  3nfd^rift 
AOYKIC  uiü)  lie^  in  il&rem  fragmentarifd^en  3u« 
ftanbe  nid^t  erfennen,  ob  nod^  ein  Sufa^  bei  bem 
9lamen  gemefen  mar.  SRöl^ere  9loti§en  über  feine 
©efd^id^te  l^aben  fid^  ebenfo  menig  mie  Srief e  ober 
©ecretalen  üon  il^m  erl^alten.  9hir  oon  ßqprian 
erfal^ren  mir  in  bem  citirten  ©riefe  an  ^[kipft 
@tep]^an,  Suciu«  l^abe  in  Sejug  auf  bie  mdl^renb 
ber  Verfolgung  ©efaUcnen  ba«  $rincip  ber  SJlilbe, 
b.  1^.  ber  mögltd^en  SBieberaufnal^me^  bertreten 
(dandam  esse  lapsis  pacem  et,  poenitentia 


207 


SuciuS  n. 


208 


acta,  fructmn  communicationis  et  pacis  ne- 

tandum  non  esse,  litteris  suis  signat).  Sin 
)ccrct  votlä)^  xf^m  baS  ^pbud^ beilegt:  ut  duo 
presbyteri  et  tres  diaconi  in  omni  loco  epi- 
scopmn  non  desererent,  propter  testimonimn 
ecclesiasticmn,  ift  in  feiner  Seife  Verbärgt ;  eS 
l^at  inbeifen  feinen  Snl&alt  liefern  muffen  $ur 
Sufammenfefenng  beS  foIf(^en  pfeubo-iftborifdpen 
©Treibens  SuriuS'  I.  an  olle  iBif(i^5fe  in  ®aUien 
unb  Spanien^  beginnenb  Litteras  dilectionis 
vestrae,  in  melc^nn  bem  ^opfte  and)  %norb« 
nungen  betr.  bie  fird^Iid^en  (Sendete  über  93if d^öfe 
unb  betr.  baS  IBerl^altnt^  gttifd^en  9Jietro))oIiten 
unb  @uffraganbifd^5fen  über]^au))t  angebici^tet  mx* 
ben  (bei  Migne  in,  975 ;  Jaffe-Ealtenbrunner, 
Reg.  Born,  poni,  2.  edit.,  n.  123;  t)gl.  ib.  11, 
690.  782).  (9Sgl.  Lib.  poni,  ed.  Duchesne  I, 
153;  Allard,  Histoire  des  persecutions  UI, 
Par.  1887,  27  ss.) 

SuciuS  n.  (1144—1145)  folgte  mit  rinem 
^ontipcote  t)on  elf  2Ronaten  bem  $c4)fie  Köle- 
ffen  n.,  meld^er  feinerfeitS  nur  fünf  iUlonate  regiert 
l^atte.  Sr  |ie^  DorJ^er  (Sl^erorbo  Saccianemici 
unb  ftammte  aud  Bologna.  IBon  ^onortuö  IL 
(1124—1130)  xoax  er  gu  Anfang  öon  beffen  Sie- 
gierung  5um  Sarbinol  üon  @.  Sroce  in  (Serufa- 
lemme  erlauben  ttorben.  6r  fam  toäl^renb  feines 
Sarbinalated  öfter  als  ))a))ftlid^er  Segat  nad^ 
S)eutf d^Ianb ;  fo  fd^on  im  3. 1125,  um  an  ber 
ftönigSuial^I  t^eiljunel^men,  au§  meld^er  fiotl^ar 
ber  @ad^fe  ]^ert)orging.  3m  3. 1126  bemül^te  er 
Pd^  in  S)eutfd^Iano  für  bie  Sefe^g  ber  Stül^Ie 
t)on  SBürgburg  unb  Wagbeburg ;  auf  ben  le^tem 
mürbe  immentlid^  burd^  feine  iBemül^ungen  ber 
1^1.  SRorbert,  ©ttfter  ber  ^ramonftratenfer,  be« 
förbert.  S)en  ^apft  3nnocenjn.  (1130— 1143) 
unterftü^te  er  mirffam  in  bem  @^i§ma,  meld^eS 
ber  ®egen)>a))ft  Slnaclet  IL  ]^ert)orrief,  namentUd^ 
burd^  fiegationen  nad^  S)eutf(^Ianb,  mo  feine  Se» 
mül^ungen  burd^  ben  gmeimaligen  3ug  fiotl^arS 
nad^  3talien  gehrönt  mürben.  Seim  gmeitenSuge 
beSfelben  uerl^anbelte  er  mit  Seneüent  unb  mit 
ftönig  Sloger  Don  @tcilien.  3nnocen5  IL.  er^ob 
gegen  Snbe  feines  ^ontificateS  ben  t)erbienftt)oUen 
(iarbinal  jum  ftamler  unb  93ibIiotl^e!ar,  unb  bie 
erfte  belannte  ))ö))pd^e  Urlunbe,  meldte  berfelbe 
als  f Didier  ausfertigte,  ift  t)om  4.  3anuar  1142 
(Jaffö-Löwenfeld,  Beg.  Born.  Pont  I,  841j. 
9m  12.  3Röxi  1144  gum  ^apfte  confecrirt,  t)er- 
taufd^te  SuciuS  IL  feine  frül^ere  reid^e  3:]^öüg!eU 
in  Seutfd^Ianb  unb  Stalten  mit  einem  bomen* 
uollen,  burd^  bie  älömer  gepeinigten  Sluf entl^t  in 
Slom.  Sein  furgeS^ontificatjeigt  gang  baS®egen- 
bilb  eines  ^errfd^S.  SS  maren  bie  burd^  Smotb 
t)on  SreSoa'S  Seigren  gefd^ürten  bemagogifd^en 
Elemente,  meldte  gunöd^ft  ber  toeltlic^en  ^errf d^aft 
beS  ^apfttl^umS  bebrol^Iid^  tmirben,  bann  aber  über« 
l^aupt  baS  ^apfttl^um  in  eine  gebemütl^igte,  uner- 
tröglid^e  Stellung  Derfe|ten.  @d^on  im  3. 1143 
l^atte  fid^  eine  fiöbtifd^e  SfteDoIution  t>oI]^ogen.  9Ran 
l^otte  auf  bem  ßopitol  unter  bem  Sitel  „Senat" 


eine  (Commune  eingerid^tet,  bie  bem  ^ßopfte  bo8 
bürgerlid^e  ^Regiment  götqlid^  entminben  foOte. 
Um  ftd^  in  fold^er  Sage  gunöd^fl  mit  feinem 
einffu^reid^ften  9lad^bar  )u  Derftänbigen,  üeran* 
la|te  ber  $apft  eine  Sefpred^ung  mit  ftönig 
Sloger  t)on  Sicilien,  ber  fd^on  unter  bem  tior* 
l^erigen  ^onttficat  megen  ber  9bgren)ung  fetner 
Siedete  als  Se^enSträger  ber  IKrd^e  mit  bem  l^ei« 
ligen  Stul^I  ent^meit  mar.  S)ie  3ufammenlimft 
fanb  in  ben  erften  £agen  beS  3uni  1144  ^n  &• 
perano  ftatt  (Bomualdi  Salemit  Annal.,  bei 
Watterich,  Pont.  Rom.  Vitae  11,  279,  unb  in 
Mon.  Genn.  SS.  XIX,  424);  fte  ^atte  fete 
Srgebni^,  ba  SuciuS  auf  ben  bringenben  3taä^ 
ber  Sarbinäle  bie  übertriebenen  ^orberungen  beS 
i^önigS  ablel^nen  mu^te.  Stoger  griff  er}ümt  ju 
©emaltma^regeln  ut^  lie^  feinen  Sol^  Stoger^ 
^erjog  Don  %pulien,  mit  einem  ftarlen  ^eere  in 
baS  pöpfUid^e  iBeft^tl^um  t)orrüdfen.  Xerracina 
mürbe  genommen,  unb  bis  fjferentino  brang  bie 
SSermüftung  Dor;  ba  milligte  ber  ^apft  notl^ 
gebrungen  in  einen  SBaffenftiUftanb  ein,  instant! 
yiolentia  nos  cogente,  mie  er  an  ^bt  ^ßetruS 
t)on  (Slugn^  fd^reibt  (Jaffe-Löwenfeld  n.  8658). 
S)er  ffönig  gab  babei  bie  legten  Eroberungen 
^erauS.  3nbemfeIbenS3riefe  beauftragte  ber  ^[k)>ft 
ben  Slbt  bretgel^n  feiner  jflofterange^örigen  nad^ 
älom  gu  fd^idfen,  mo  er  eine  (Sluniacenfercolonie 
errichten  moUte.  @r  ftebelte  bie  SJiönd^e  im  Stlo' 
fter  beS  1^1.  Saba  auf  bem  9t)enttn  an  (Jaffö 
n.  8707  sq.).  S)aS  SJtönd^tl^um  na^m  uberl^oupt 
in  jenen  S)ecennien  nad^  iBeenbigung  beS  3n« 
t)eftttur!ampfeS  einen  großen  Sluff d^mung,  mie  fol« 
d^eS  für  3talien  fomol^I  als  für  bie  au^eritalifd^en 
Sönber  burd^  jal^Ireid^e  Süllen  beS  ^fleS  SucinS 
tro^  beS  furzen  S^itraumS  feines  ^ontificateS  htß 
geugt  mirb.  ißon  beutf c^en  fflöftem  empfingen  Don 
il^m  iBeftötigungSurfatnben  g.  9.  @t.  Stno  in 
Steid^enl^aa  (Jaffe  n.  8564),  @t.  Ulrid^  unb  «fra 
)u  jheuglingen  (8656),  @t.  HJlaria  unb  Suguftin 
in  SRoggenburg  (8662),  @t.  SWagnuS  in  KegenS- 
burg  (8682),  ©t.  So^anneS  »aptift  in  3Ragbe- 
burg  (8704).  $ropft  ©erl^od^  t)on  Sidd^erSberg, 
ber  eifrige  Reformator  beS  <f loftermefenS,  ber  ben 
$apft  in  9^om  befud^te,  geno^  feine  f^reunbfd^ft 
unb  empfc^Iung  (8576. 8577).  Sefonbere  @unp 
manbte  SuciuS  bem  entftel^enben  ^rSmonftratenfer» 
orben  beS  1^1.  92orbertuS  gu  (8534.  8614).  SCom 
felbft,  miemol^I  t)om  ^arteüampf e  aufgeregt,  iml^m 
an  btefer  Sntmiddung  nid^t  bIo|  burd^  bie  obige 
Serufung  ber  Kluniacenfer,  f  onbem  oud^  burd^  an« 
bere  3Ra|na]^men  beS  «ßapfteS  t^eü  (8711).  (9^L 
Boso,  Vita  Lucii  H,  bei  Watterich  H,  278; 
Lib.  Pont.,  ed.  Duchesne  11,  385.) 

%om  ^bel  ftanben  inSbef onbere  bie  Sfrangi))am 
auf  ber  Seite  SuciuS^  n.  Um  bie  Demagogen  beffor 
im  3<^ume  )u  l^alten,  überlief  er  ben  ^i^angiponi 
ben  €ircuS  ^apmuS  p  9tom  ad  custodiam,  b.  1^. 
}ur  Srrid^tung  eines  SoQmerfeS  (Jaffö  n.  8710). 
Mein  ber  Slbel  üermoc^te  nid^tS  über  bie  IBoIfö« 
Partei.  ®iefe  moUte,  mie  Otto  t)on  tJreifing  fagt 


ao9 


SuciuS  m. 


210 


(Chnm.  7, 34,  bei  Watterich),  „mm  einmal  il^rer 

Ufloenrnnft  feine  (Stengen  fe^en"  unb  ernannte 

mm  $atnctufi,  ben  jte  aU  meltltd^n  ^errfd^er 

Somft  an  bie  ^P^^  be§  jüngjt  gef d^affenen  @e> 

UM  fteSte.  iAt  SBürbe  übertrug  mon  an  3or« 

hon  ^ierleoni^  ben  Sruber  be§  ®e9enpa))fte§ 

laoclet  n.   So8  Steigni^  würbe  in  ber  @tabt- 

^^Afidfit  dB  renovatio  sacri  senatos  in  [o 

Iftilim  Vnbcnfen  gel^alten,  ba^  man  eine  3eit  lang 

m4  i^  bohrte  (®regorot)iuS,  ®efd^.  ber  @tabt 

Smn  im  9R..«.  IV,  3.  aufl.,  458,  SR.  1).  S)en 

%ci^  forbexte  bie  ^ßartei  gebteterifd^  auf^  aQe 

»dfliil^  ^l^Sred^te  barangugeben  unb  xoit  bie 

.fließet  ber  SorgeU''  fid^  mit  ^el^nten  unb  06- 

laAtnoL  |n  begnügen.  SS  ttnrb  in  biefer  Sage  ge> 

flRfm  fein,  ba|  fiudud  einen  un§  nici^t  me^r  er* 

Viitcncn  Serid^t  über  feine  9lot]^  an  ben  beutfd^en 

ftömg  ftonrab  UL^  ben  erften  @taufer,  fc^idte, 

vorin  er  i^  jum  @d^u|e  bed  a))oftoIif  d^en  iStul^leS 

oiiffoibctle  (Jaffö  n.  8684).  @d^on  üorl^er  burd^ 

flnml^  fd^nier  l^gefud^t  (n.  8653),  ftarb  ber 

M^ofte  $a|)fl  infolge  ber  auf  il^n  gel^ftuften 

Ehben  am  15.  gfebntar  1145  im  ©regorüofter 

aaf  bem  (UliuS,  xoit  t%  fd^t,  unter  ber  ^ut  ber 

ScongilNim  (quoüdianis  craciatibus  ac  taedio 

Titae  affectoB  . . .  obiit,  Otto  Frising.).  9htr 

Sottfrieb  inm  Siterbo,  ber  aud^  fonft  an  f^abeln 

m^  iß,  ci^tt,  SuciuS  fei  bei  einem  @turm  gegen 

bol  Ca)rito(  binrd^  @teintt)ürfe  Dermunbet  morben 

ab  an  biefen  !BerIe|ptngen  geftorben,  ein  Serid^t, 

ber  onil^  tmd^  bie  malerifd^e  Sinfleibung,  mld)t 

üfm  ®icgorotmi9  gibt  nid^ts  an  Sßal^rf  d^einlid^feit 

goponit    SS  ttnrb  eine  r5mif(^e  @^obe  Su- 

Qa&'  n.  iM>m  9tai  1144  angefül^rt,  auf  tt)eld^er 

er  bie  SRetcopoßtanfireitigfeiten  in  ber  Bretagne 

pi  (Brnißcn  bc8  Stuhles  Don  XourS  entf  d^ieben  l^abe 

i^U,  Simc-®efd^.  Y,  2.  Slufl.,  493).  S)aS  be- 

tnf^nbe  pdt^id^  @d^iben  iebot^  ( Jaffe  n.  8609) 

01^^  feinen  bejtimmten  ^intoeiS  auf  eine  bei 

bie^  Odkgen^t  gefeierte  Sonobe.  ^u8  ben  bei 

Söffe  nerjcid^neten  195  IBuUen  unb  Urlunben 

fab  nix^  ioei  ^or^ul^ben,  bie  im  ®ro|en  mie 

inflleincn  bie  Untenoürfigfeit  ber  d^riftltd^en  Sßelt 

§tgBKäbn  bem  in  Slom  felbfi  auf  S  ^eugerfte  be* 

bciagta  ^ßa)iftt^um  borfteHen.  2)er  C)eqog  %!- 

fntf  Mm  Portugal  brod^te  fein  Sanb  bem  1^1.  $etruS 

bar  nb  leiftete  einen  ^omagialeib  in  bie  ^önbe 

bei  bamoIS  in  ^ortugal  anmefenben  Sarbinal- 

kgstcn ;  er  oerpflid^tete  fid^  babet,  icü^rlid^  4  Ungen 

6e(b  als  Sndbntdt  feines  S)ienftt)er]^altnif{e§  nad^ 

Srai  }n  fd^den.  SuduS  IL  nimmt  Don  biefem 

Idf^  ber  übrigens  fd^on  unter  Snnocens  U.  ge» 

\SjAm  tDOx,  mit  großem  Z)an!  gegen  SlfonS 

floatm^  (Jaffe  n.  8590 :  @d^eiben  an  SllfonS 

BPH  1.  SRoi  1144).  SBenige  Sage  fpäter  (am 

11.  SRoi,  n.  8600)  belobt  er  einen  etnjelnen  ißor- 

fmmbert  be  $ringinS,  meld^er  ftd^  öl^nlid^ 

S^OKSmonn  @t  ^ßeM  gemad^t  unb  mit  fei- 

Sbd^lommen  fid^  }u  einer  jäl^rlid^en  Abgabe 

SifontinS  tnm  feinem  Se^^e  oerpflid^tet 

ktk.  —  2)ie  (Earirinfile  Suciu§'  n.  finb  aus  ben 


(unooUftänbigen)  Siften  beS  SoncIaDeS  unb  ber 
Ernennungen  bei  ßiaconiuS  (2.  ed.  1, 1019  sq.), 
fotoie  aus  ben  Unterfd^riften  bei  3affö«2ött)enfelb 
(ü,  7)  ju  entnel^men. — Sie  einfd^lägige  toi(^ttgere 
fiiterotur  ift  fömmtlid^  oben  citirt. 

SuciuS  m.  (1181—1185)  tturbe  am  1.  Btp' 
tember  1181  gcioäl^It  unb  am  6.  ©eptember  ju 
SBeHetri  confecrirt.  ©ein  furjeS  ^onttficat  mürbe 
burd^  baS  SSerl^ältnil  flaif  er  griebrit^  Sarbaroff a'S 
jum  apoftoUfd^en  ©tul^Ic  getrübt:  benn  unter 
SuciuS  m.  begann  bie  feit  bem  t$rieoen  oon  SSene- 
big  me^r  unb  mel^r  gcl^obene  ©pannung  beS  ftai- 
ferS  mit  bem  ^opfttfum  mieberum  jtd^  gcitenb  gu 
matten,  ©d^on  in  feiner  fird^li(^en  Sl^ätigfcit  üor 
bem  ^ontificate  mar  SuciuS,  als  Sarbinal  Ubalbo 
SUucingoIi,  in  oielf ad^e  93erü]^rung  mit  bem  ff aifer 
unb  bem  9leid^e  gefommen.  €r  mar  bei  ben  Sor- 
bereitungen  jumgriebcn  oon  Senebig  mitbetl^ciligt 
gemefcn.  SGßeil  er  baS  Vertrauen  beS  ffaiferS  ge« 
nofe,  marb  er  auf  bef[en  SGßunfd^  ber  gommiffion 
beigefettt,  meiere  bie  beim  genannten  trieben  offen 

f|elaf[ene  gfrage  ber  mat^ilbift^en  ®üter  orbncn 
oQte.  Sefanntlid^  jogen  ftd^  bie  ißerl^anblungen 
in  Setreff  biefer  ®ütcr  übermäßig  in  bie  Sänge, 
meil  ber  ffaifer  baS  Siedet  ber  römifd^en  fiir^e 
auf  bie  bon  ber  SWarfgröfin  SKatl^ilbe  juerft  an  ®rc- 
gor  Vn.  unb  bamt  burd^  neuen  Slct  an  ^aSc^alU. 
(17.  SRobember  1102)  überlaffenen  ßrblanbereien 
nid^t  anerfennen  moQte.  S)a^  bie  eine  mie  bie 
anbere  ©d^enfung  öc^t  ift  unb  ben  $apft  5um 
maleren  SUobiall^erm  mad^te,  ift  je^t  feine  f$rage 
mel^r  (©(^effcr«S3oid^orft,  3u  ben  matl^ilbinifd^en 
©d^enfungen,  in  ben  ÜKittl^eilungen  beS  öjlerreid^. 
3nftitutS  1888,  177  ff.);  aud^  mei6  man,  bafe 
bie  $ö))fte  nid^t  bie  Steid^Sgüter  ber  ©röfin  bean« 
fpru^ten,  fonbem  nur  bie  gebadeten,  ber  fiird^e 
Dermad^ten  ^auSaÜobien  berfelben.  ^tac^bem  Su- 
ciuS ^od^betagt  ben  a))oftoIifd^en  ©tul^I  beftiegen, 
bemühte  er  ftd^,  ]^atiptföd^U(|  im  3ntereffe  ber 
Orbnung  oorgenannter  Slngelegenl^eit,  um  eine  per- 
f önlid^e  Scf^jred^ung  mit  ff aifer  f^nebrid^  I.  ®iefc 
mürbe  nid^t  erreid^t.  S)agegen  machte  f^riebrid^ 
bem  ^fte  ^uerft  1182  burd^  Sr^bifc^of  ffonrab 
oon  ©algburg,  bann  1183  gu  ffonftanj  Slnerbie- 
tungen,  meldte  ber  l^eilige  ©ti^I  nid^t  annel^men 
fonnte.  S)ie  Sefd^Iagnal^me  ber  ®üter  burd^  bie 
faiferlid^c  Partei  bauerte  fort.  @inen  anbem  ®if- 
feren^punft  ^mif d^en  ff aifer  unb  ^apft  bilbetebalb 
aud^  bie  Sefe^ung  beS  er^bifd^öflid^en  ©tul^IeS  Don 
2rier  nadft  bem  Sobe  beS  erjbifd^ofS  «molb  1183. 
Sarbaroffa  ergriff  namlid^  bie  Partei  beS  Don  einer 
HJlinberl^eit  gemöl^Iten  S)ompropfteS  Stubolf  unb 
inoeftirte  biefen  auf  bem  Steid^Stag  ^u  ffonftan), 
möl^renb  ber  Srd^ibiocon  SSoIcmar,  ber  anbere  ®e- 
mäl^Ite,  mcld^cr  baS  beffcre  3itäit  auf  feiner  ©eite 
l^tte,  beim  ^opfte  ©d^u^  fud^te  (f.  bie  Quellen 
bei  Wattorich,  Rom.  Pont.  Vitae  II,  653. 660). 
93ei  einer  Unterfud^ung,  bie  ber  ^apft  Dor  feinem 
tJorum  anberaumte,  crfd^ien  auf  beS  ftaiferS  SSer» 
anlaffung  aud^  Jhibolf ;  ber  $a|)ft  Derfd^ob  aber 
bie  foitf^eibung,  mol^l  auS  Südffld^t  auf  Srieb« 


t 


211 


SuciuS  m. 


212 


rid^  Iv  mit  bcm  er  bic  gcwünft^tc  3ufammcnfunft 
enblid^  bod^  in  SSerona  1184  im  October  eneid^te. 
®ie  SSerfammlung  ju  Scrona  gcftaltetc  ftd^ 
wegen  bcr  SBid^tigfeit  ber  gefaxten  93cf d^Iüffe  jum 
bebcutcnbften  5lcte  in  Suctu§^  IH.  ®cf(^i(^te.  ©ie 
controftirt  mit  il^rem  großen  ßl^araftcr  eigentl^üm« 
Ii(^  in  ber  f c^manfenben,  eigentlid^  tlägli^en  @tel» 
lung,  in  meldte  eben  bamalS  bie  aufrül^rerifd^en 
Parteien  in  SRom  ben  $al)ft  atö  tteltlid^en  §err« 
f^er  t)erfe^t  l^atten.  Sm  berül^mteften  mürbe  ba§ 
SBeronefer  ©ecret  gegen  bie  §öretifer.  ®ie.  geift- 
lid^e  unb  bie  meltlid^e  ©cmalt  mirften  ouf  biefem 
fünfte  einträchtig  jnm  ©ci^u^  ber  d^riftli(|en 
©efettfd^aft  jufammen.  SuciuS  III.  \pxa^  feiner- 
feitS  bie  fird^Ud^e  IBerbammung  gegen  bie  $)äretüer 
feiner  3^t  auS,  inSbefonbere  gegen  bie  ffotl^arer, 
^atariner,  ^nmiliaten  ober  Firmen  öon  S^on 
(SBalbenfer),  gegenbie  fog.  ^affagianer  unb  3ofe» 
pl^iner,  enbli(|  gegen  bie  ^molbtften,  b.  1^.  bie 
Snl^änger  be§  S)emagogen  unb  ^äretilerS  Smolb 
t)on  iBreScia.  S)a§  3)ecret  befagt  bie  l^artnödigen 
Jfe^erfoUtenbenmeltlid^enSeri^tenjurSeftrafung 
überliefert,  menn  fte  aber  ©eiföid^e  feien,  öorl^er 
otter  il^rer  priefterlid^en  SGßürben  entfleibet  merben ; 
eS  befiehlt  ben  99if(^öf en,  in  i^ren  ^orod^ien,  menn 
biefelben  öon  fte^erei  angeftecft  feien,  eifrig  !Kad^- 
forfd^ungen  nod^  ben  ©^ulbigen  l^alten  $u  laffen, 
oud^  mit  §ilfe  frember,  il^r  Vertrauen  t)erbienenber 
^erfonen  (inquifttorifd^eS  Sßerfal^ren) ;  eS  orbnet 
regelmäßige  unb  läufige  Serfünbigung  ber  ein» 
jelncn  im  SBortlaut  beS  ©ecreteS  entl^altenen  93e» 
ftimmungen  an  unb  mad^t  e§  ben  ©rofen,  8a- 
ronen  unb  meltlid^en  Dbrigfeiten  jeber  2lrt  jur 
ftrengen  ^flid^t,  biefe  Statuten  bei  ©efal^r  be§ 
5BerIufte§  ij^rcr  SGßürbe  jum  SSoUsug  j^u  bringen 
(ber  iejt  in  ben  ©ecretalen  ®regor§  IX.  1.  5, 
tit.  7 ,  c.  9 ,  ed.  Friedberg  780  sqq. ;  JafFe- 
Löwenfeld  n.  15109).  6§  mar  übrigens  ein 
förmlid^eS  Soncil,  ouf  meld^em  su  ißerona  biefeS 
^tmt  öerfünbet  mürbe,  ßaifer  ^Jriebrid^  J)flid^tete 
bemfelben  in  öffentlid^em  feierlid^en  Stete  bei  unb 
fprod^  bie  Steid^d^t  gegen  alle  l^ortnödtigen  ^äre- 
tif er  ou§.  —  Sine  onbere  Sngelcgenl^eit  in  meld^er 
bie  ^bftd^ten  be§  JfaiferS  mit  benen  beS  $a))[te§ 
jufammentrafen,  bilbete  ju  Serona  bie  |)ilfe  für 
ba§  l^eilige  2anb.  Stbgef onbte  Äöntg  SalbuinS  IV. 
Don  äerufalem,  ber  $atriard^  ^eracliud  aud  biefer 
@tabt  unb  bie  ^äu))ter  ber  So^anniter  unb  ber 
Sempier,  fd^ilberten  bie  9lot]&  ^aläfttna'S.  ©erarb, 
grjbif  d^of  üon  SRaöenna,  l^ielt  eine  mirffame  Äreu^- 
jugSrebe.  3)er  ftaifer  üerfprad^,  baS  f olgenbe  3a$r 
i^inburd^  gu  ruften,  unb  SuciuS  in.  fenbete  bie 
93oten  beS  Orients  mit  feinen  ßmpfel^Iungen  unb 
§ilfegefud^en  an  bie  gfürften  be§  ÄbenblanbeS 
(t)gl.  Jaffe-Löwenfeld  n.  15 151:  Srief  an  ben 
englifd^n  Äönig).  —  gür  ^tinnä)  ben  Sömen 
mod^te  SuriuS  ju  Serona  fein  9lmt  als  t?neben§- 
öermittler  geltenb ;  er  ermirfte  bemfelben  beim  ftaifer 
in  mel^rfad^er  ^infid^t  ©d^onung.  —  908  bort 
t)on  ber  faiferlid^cn  ©eite  aud^  bie  SBitte  gefteÜt 
mürbe,  biejenigen  ©eifllid^en  in  Slmt  unb  SBürben 


ansuerfennen,  meiere  ftd^  uon  ben  ©egenpöpfien 
Sarbaroffa^Sl^attenbef  örbemlaffen,  morer  anfäng- 
lich fd^manfenb,  berief  fic^  aber  bann  auf  eine  bem- 
nä(^fttge  gntfd^eibung  ber  gfrage  auf  einer  großem 
fird^iid^enäSerfammlung,  ba  au$  eine  fold^  bie  93er- 
urtl^eilung  berf elben  auSgef proc^en  l^tte.  2)ad  un- 
SufriebeneunbftoIgeSenel^menberlBetl^eiligtennod^ 
biefer  Slntmortöeranloßte  ben  SluSrufberSorbinäle: 
Ecce  quanta  est  praesumtio  Alemannorum,  qni 
gratiam  minando  qnaerunt  (Amoldos  Lube- 
censis,  Chron.  Slavor.,  bei  Watterich  11, 659). 
—  ©rötere  Serftimmung  rief  beim  ftaifer  unb  fei- 
ner Partei  bie  SBeigerung  be§  $a))fteS  l^erDor,  ben 
älteften  ©ol^n  93arbaroffa%  <f önig  §einrid^,  )um 
ftaifer  ju  frönen.  SGßenn  aber  SuciuSantmortete: 
Non  esse  conveniens,  duos  imperatores  prae- 
esse  Romano  imperio  (Godefiridus  Colonieiudfi, 
bei  Watterich  II,  661),  fo  fonnte  er  ftd^  bafür 
auf  bie  l^iftorifd^c  @ntmidf(ung  feit  mel^reren  3o^" 
l^unberten  berufen.  UebrigenS  mar  ber  $apft  ba- 
mal§  f d^on  ooQ  Sef orgni^  megen  be§  $Iane8^  bie- 
fen  grftgeborenen  93orbaroffa^§  mit  ßonftantla^ 
ber  @rbin  oon  ©icilien,  5U  t)ermö^Ien.  2)ie  ^ol^en* 
ftaufen,  ba§  fal^  er,  ftrebten  nad^  bem  Srmerb  bed 
j{5nigreid^e§  beiber  ©icilien,  be§  reiben  päp^" 
lid^en  Seitens,  für  il^re  ^au^mad^t,  ein  Srmerb, 
ber  fomol^I  bie  3itä)it  be§  ^ftt^umS  afö  beffen 
freie  Semegung  unb  fidlere  ©telbmg  in  SWtttel» 
italien  beeinträd^tigen  mu^te.  3n  ber  Qfrage  ber 
matl^ilbifd^en  ®üter  legte  femer  ber  ffaifer  )u 
Sierona  nid^  ba§  ßntgegmlommen  an  bm  Sag^ 
meld^e§  gu  einem  IBergleid^  nötl^ig  gemefen  märe; 
ftatt  ftd^  auf  ben Sted^tSftanbput^  zubegeben,  bot 
er  alles  auf,  ba§  Stetd^  au^  ber  in  SoScana  ge- 
monnenen  ©teUung  nic^t  l^erauSbrängen  gu  laffen. 
S)ie  SSerftimmung  gmifd^en  $a))ft  unb  ffaifer 
mud^S  burd^  bie  gebieterifd^e  unb  fd^roffe  Haltung 
99arbaroffa^§  in  ©ejug  auf  bie  oben  berül^rte  S3e« 
fe Jung  beS  ©tul^IeS  üon  Iricr.  9ln  biefem  fünfte 
brol^te  balb  nad^  ber  IBeronefer  Sufammenlunft 
gerabegu  ba§  el^emaligeßermürfniSstoift^enftoifer- 
tl^um  unb  ^opfttl^ummieber  ]^ert)or)ubre(^en.  S)emt 
o^ne  bie  befinitit)e  6ntf  d^eibung  gmif  d^en  ben  beiben 
Kanbibatm  abgumarten,  führte  Sarbaroff a^g  ®dfyn 
§einri(^  faiferlid^e  2rui)pen  in  baS  Irierer  ®e- 
biet;  fie  foKten  ben  §of]p>rätenbentcn  Shibolf  mit 
©emalt  jur  9lnerfennung  bringen;  bie  greunbe 
ißoIcmarS  mürben  al§  hostes  reipublicae  be- 
banbelt  (Gesta  Trevirorum  c.  97 ;  Watterich 
n,  661),  unb  ber  ftaifer  brol^te  jornentflammt 
in  eigener  (Sefanbtfd^aft  bem  ^ap\it  mit  bem  2tt« 
hmä)t  aller  freunbfd^aftlid^en  Sejiel^ungen,  menn 
feiner  SBal^l  für  Srier  ni(^t  miDfal^rt  mürbe  (Ar- 
noldus  Lubec,  Chron.  cit.,  Watterich  11, 
662).  SuciuS  beftättgte  inbeffen  SRubolf  nid^t.  firp 
1190  mürbe  bie  Srierer  ©ebisoacang  burd^  bie 
ßrl^ebung  be§  ßrjbifd^ofs  3o]^anne§  erlebigt.  3)ie 
fc^mebenbm  S)ifferen3en  maren  aud^  mol^I  ber 
^au})tgrunb,  me^^alb  ftaifer  3friebri(|  ben  ^a|)fl 
gegenüber  ben  Demagogen  in  SRom  ol^ne  §ilfe 
lie|.  Sie  tJ^inbfeligfeit  ber  bortigm  Partei  gegen 


218 


SuciuS,  ber  1^1. 


214 


bm  ?#  »wr  fo   groß ,     bafe  SuciuS  auf  ber 
%mk  ^  Sfrona  il^rc  Slnl^nger  förmlid^  für 
JraiebfrÄrdJe  erflärte  unb  mit  bem  »amie  be- 
legte, fe  Jatte  nur  im  3.  1181  für  einige  TOonate 
BiJ  Jböi  in  ben  Lateran  f ommen  fömien,  feitbem 
öfcr  in  feiner  fl^maligen   SBifti^ofspabt  »cffetri 
nb  öomtarge^b  in   anberen  ©tobten  refibirt. 
fr  Joöe  (legen  bie  j^rieg^mad^t  ber  Kömer,  meldte 
te|wppi(|gefinntc  Saften  2:u8culum  belagerte, 
ta  pmtbaren  Sr^bifd^of    ßl^riftian  t)on  aJlainj 
■it  ieim»  beutf c^en  Gruppen  auSXuScien  ^erbei« 
jjenifen,oberberfflbc  erlag  im  3. 1183bem9luguft» 
((kr  (Shmbj(^iben  bed  ^Papfte§  an  bie  beutfci^en 
fite  über  feinen  Slob^   bei  Jaffe-Löwenfeld 
L14909).  Serfud^e  ber  @^urie,burd^eine  jfird^en» 
Inet  in  Snglanb  STlittel    ^um  j?am))fe  gegen  bie 
dnij^Sebellen  ^u  erl^atten^  l^atten^marSrfoIg, 
faßten  ober  bem  liebet  nid^t.  3n  IBerona  men« 
ÄMbet^fi,  f  05uf agen  afö  gflüd^tftng  (gleid^ 
tenieibenütad^folgem),  um^ilfeanbennatur- 
yni^  6^^u|^r  bed   ^apfttl^umS,  ben  ffaifer, 
^  id)o4  fo  toenig  ^u^fid^ten  auf  einen  Um» 
üinng,  bo^  er  ^d^  entf  d^to^^  in  IBerona  ^u  t)er* 
UflboL  lÄe  Sorbereitungen  gum  flreusjug  nal^» 
n  ü[n  boHtbft  t)ieXf ad^  in  9lnf|)rud^.  3n  biefer 
äiM  eiltete  i^n  bann  oud^  ber  Xob  Don  ber 
ixgEttoBm  ftir^nregierung  unb  t)on  ber  9lu§- 
^  dnl  Sttt^^  mit  bem  beutf d^en  §of  e  am 
S-Sööcmbet  1185.    6r  ttmrbe  in  SSerona  be« 
obol 
(OntUen  unb  Sitcrotur.  ®ie  99riefe  unb 
Bdntobc^  ^Ißapfte^  bei  Jafifö-Löwenfeld,  Beg. 
fcuLPontit  H,  432 — 492.  SMe  il^n  betreffen- 
tai  adm  aus  Snnaten,  ^^l^ronifen  u.  f.  m.  bei 
Watterich,  Pontiff.  Bom.  Yitae  11,  650  ad 
6$2,  nd)  bei  Dnchesne,  Le  Liber  Pontificalis, 
bie.  6.  9^  Ciaconius,  Yitae  Born,  pontiff., 
2. eil,  1109  sq.;  ^ier  au(i^  bie  fiifte  ber  ba- 
■ifi(|m(Ead>tncile,  mit  toeld^  jebod^  lyx  Dergleid^m 
JdE^Löwenfeld  II,  431;  ^efele,  Soncilien- 
«jift.,  2.  «nfl.  V,  722  ff.;  ©d^effer-Soid^orft, 
Mjer  Sriebrid^  L  le^er  ©treit  mit  ber  6:urie, 
Wa  1866.)  [f).  ®rifar  S.  J.] 

^adsfy  ber  l^U  ^nig  in  Britannien  unb 
Ion  eioubenSbote  ber  Stfttier  unb  ißinbelicier, 
|ft  Ott  erfter  99if(^of  Don  Sl^ur.  Sine  am  tiefte 
kl  (L  SttciuS  |tt  C^  gelittene  ^omilie,  toeld^ 
ii  einem  (Eobes  au9  bem  9.  Sal^l^unbert  in  ber 
GAsMMIotl^t©!.  (Skdlm  (GoUectaiieusn.567) 
ehalten  ifl,  erja^It  tK)n  biefem  heiligen  ^olgenbeS. 
%o,  ^L  ^ßaulu§  fanbte  feinen  ©d^üler  Simotl^euS 
■d^  (Sa&ien.  2)urd^  einm  gallifd^  jf dnig  er- 
■ntat,  begab  fid^  Ximotl^eud  aud^  nad^  99ri- 
taüen,  tDO  itönig  Suriud  über  ein  milbeS,  bem 
MferiHcnfl  ergebenes  Soff  l^errfd^te.  SuciuS  lie^ 
fealpoPelfd^Ier  Dor  fid^  f ommen,  fd^enfte,  bur(| 
OKiDBibetbare  (Srfd^inung  bemogen,  beffen  Sßor- 
te  dkmben  unb  Iie|  ftd^  mit  feinm  SSermanbten 
■i  eoRm  großen  X^e  be§  SoffeS  taufen,  ©pöter 
■Mbft  er  M,  fein  Sleid^  im  Derlaffm  unb  frem- 
kiSBOmi  ocii  dMfllid^en  stauben  ^u  oerffinben. 


S>urd^  ©aüien  reiste  ber  föniglic^c  Sl^joftel  nadj 
Augsburg,  »o  er  ben  ^otricier  (Jam))eftcr  befc^rte 
unb  eine  ßl^riftengemeinbe  grünbctc.  SSon  ba  be- 
gab er  ftd^  in  ba§  ©elänbe  üon  ßl^ur.  2Kit  93eten 
unb  Saften  bereitete  er  fid^  ficben  Xage  auf  bie 
®Iauben§|)rebigt  oor  unb  üerfünbete  fobamt  am 
ad^ten  ben  ©efreujigtcn.  2«§  er  l^örte,  bafe  in 
einem  SGßalbc,  9Kar§tt)aIb  gel^ei^en,  in  unftnniger 
ffieife  Suerodfifen  als  ©öttcr  oercl^rt  würben,  ging 
er  l^in  unb  befel^rte  oiele  ber  bortigcn  Reiben. 
3lnbere  mürben  barübcr  l^öd^ft  erbittert,  ma^en  il^n 
in  eine  ®rube  unb  moflten  i^n  ftcinigen.  allein 
munberbarcrmcife  ging  ber  1^1.  SuciuS  unüerle^t 
aus  ber  ®rube  l^eröor;  bie  milben  Ure  famm 
l^erbei  unb  ledtten  bie  gü^e  beS  ®IaubenSboten. 
S)iefer  prieS  barüber  ben  §erm  unb  mal^nte  bie 
erftaunten  Reiben  aur  laufe;  mirflid^  lobten  bie- 
f  elben  ®  ott,  baft  er  fie  jur  grfcnntnife  ber  SGßal^r^eit 
gefül^rt  l^abe.  Snbeffen  marb  baS  SBunber  aud^  in 
ber  ©tabt  befannt,  unb  bie  bort  junldtgebliebenen 
Kl^riflen  famen  bem  SWanne  ®otte8  mit  fjadfeln 
unb  fterjen  unter  Sobgcfängen  entgegen,  ^ier 
enbet  bie  grjäl^Iung ,  o^ne  t)om  SebenScnbe  beS 
^eiligen  etmaS  gu  fagen.  ®iefe  ^ornilic,  meldte 
uns  bie  Srabition  ber  ftird^e  üon  Kl^ur  im  9.  ober 
8.  Sal^rl^unbert  miebergibt,  mürbe  in  baS  Bre- 
viarimn  Curiense  (öltefter  SDrudt  1490,  in  ®el« 
tung  bis  1646)  aufgenommen  unb  auf  bie  See« 
tionen  fiir  baS  tJeji  beS  ^I.  SuriuS  oertl^eilt.  5DaS 
gfefloffirium  fügt  femer  l^inju,  ber  1^1.  SuciuS  l^abe 
na(^  feiner  Sefel^rung  ®cfanbte  an  ben  ^app 
ßleutl^eriuS  gefd^idft.  ©agenl^afte  meitere  Stn^el- 
l^eiten  auS  bem  Seben  beS  1^1.  SuciuS  ftel&en  bei 
ben  Sl^roniften  nad^  SoIfStrabitionen.  S)aS  öltefle 
©ocument,  meld^eS  ben  1^1.  fiuriuS  ermahnt,  ift  ein 
$a<)ftüerjeid^ni6  auS  bem  6.  Sal^rl^unbert.  S)aS« 
fclbe  l^at  bei  ^ft  gleut^eriuS  ben  3uf öfe :  BKc 
accepit  epistolam  a  Lucio  Britanniae  rege, 
ut  Christianus  efficeretur.  SBeiterl^tn  fprid^t 
93eba  ber  gl^rmürbigc  oom  1^1.  SuciuS,  fagt  aber 
nichts  üon  beffen  9JlifponSt^äüg!eit  in  Sftötien. 
Sediere  ermäl^nt  Jlotfer  SBalbuluS,  jebod^  nii^t  o^ne 
einen  3ioeifel  burd^blidfen  ju  laf[en.  Sie  alten 
angelfäd^fifd^en  ®efd6id6tfd^reiber  fd^liefeen  pd^  gu- 
meift  oxi  Seba  an.  6rft  ®alfrieb  oon  SJlonmoutl^ 
(geft.  1154)  bereid^ert  bieSegenbe  mit  neuen,  aber 
unsuoerlöfjigen  3ut^aten.  ^aisj  il^m  mare  ber 
1^1.  SuciuS  ber  ©ol^n  beS  jf dnigS  6!oiluS  gemefen; 
ber  $a))ft  ^abe  ^mei  glaubenSeifrige  9)2änner  ge- 
fanbt,  meldte  t$äganuS  unb  S)uoian  ober  äl^n- 
lid^  l^iefeen;  na^  oielm  SSerbienften  fei  SuciuS  ju 
®loucefter  l^ingcfd^ieben  unb  bort  begraben  mor- 
ben.  5m  16.  Sal^rl^unbert  mürbe  bie  Xrabitton 
aud&  in  Kl^ur  getrübt.  ®ele]^rtc  ber  bamaligen 
3eit,  mie  Srufd^iuS,  verfielen  auf  bie  fonber- 
bare  9(nftd^t,  SuciuS  fei  ein  ©ol^n  ©imonS  t)on 
St)rme  gemefcn  (oieHeid^t  infolge  einer  falfd^en 
SeSart  apg.  13,  1).  3m  SBeitcm  erjäl^len  bie 
bamaligen  El^roniften  (mie  ©tumpf,  ©pret^er 
u.  f.  m.) ,  ber  ßeilige  fei  beim  römif d^n  ßapell 
TOartiola  in  6|ur  geftcinigt  worben  unb  fo  als 


215 


fiuciuS,  St. 


216 


5IRart9rcr  gcjlorben.  ®icfc  Srübung  bcr  Uebcr« 
lieferung  mad^te  fid^  auä)  geltenb,  al§  im  3. 1646 
in  bcr  Diöccfe  ®^ur  baS  römif(^c  Sreöier  ein« 
geführt  würbe.  3n  bem  gn  biefem  üerfafeten  Pro- 
prium wirb  für  baS  Officium  beS  fjji,  SuriuS  ber 
^erid^t  ©olfriebS  t>tmttü)tt,  aber  oud^  t)on  ber 
2:]^öti9!eit  be§  ^eiligen  in  Augsburg  unb  Sl^ur 
gefprod^en  unb  fd^Iie|li(i^  beffen  angebli(i^e§  War« 
^rium  em)ö]^nt.  SiSl^er  mar  SuduS  als  (£an- 
feffor  t)ere]^rt  morben,  Don  nun  an  mürbe  er  als 
SWart^rer  gefeiert. 

3n  neuerer  ^tii  ]^at  man  bie  3bentitöt  be§ 
britifd^en  unb  be§  rdtifd^en  SuciuS  ftarf  begmeif elt. 
Sfitolf  in  feinem  Dorjüglid^en  SBerfe  über  ,,bie 
®IaubenSboten  ber  ©d^meig"  mied  iebod^  nad^, 
ba^  bie  Dorgebrad^ten  Sebenlen  nid^t  l^inlönglid^ 
begrünbet  ftnb.  S)ie  (Sl^urer  Xrabition  berul^t  nid^t 
auf  angclfäd^jifd^en,  fonbem  auf  burd^auS  felb« 
ftönbigen  OueQen.  ®erabe  jie  fd^eint  bie  IBeran» 
laffung  gegeben  ju  l^ben,  ba^  im  ermöl^nten  ^a^ft» 
t)erjei(|niffe  be§  6.  3a]^r]^utö)ertd  bei  Sleut^eriud 
bie  Sloti)  über  ben  1^1.  SuciuS  ouf  genommen  mürbe. 
@enau  betrad^tet  unb  rid^ttg  aufgefaßt  f(i^Iie^en 
^  ber  IBerid^t  unferer  ^omilie  uiä)  berj[enige 
Seba'S  nid^t  aud,  fonbem  )te  ergönjen  ftd^  mie  bie 
gmei  ^ölften  eines  gerbrod^enen  StingeS.  2)a^  bie 
britif(|en  eingaben  nid^tS  Don  einer  apoftolifc^en 
^uSmanberung  il^reS  fiuciuS  miffen,  unb  bo^  ber  oft 
übel  unterrid^tete  ©alfrieb  il^n  inSSritannien  fter- 
ben  unb  begraben  merben  Iä|t,  entfd^eibet  in  biefer 
Unbeftimmtl^eit  nod^  nid^t  miber  bie  äbentitöt  beS 
SuriuS  t)on  Sl^ur  mit  bem  britif d^en.  @ine  IBeran« 
laffung  bafür,  ba^  ber  1^1.  SuciuS  als  3Riffu)nar 
nad^  älötien  gog,  lögt  fid^  in  bem  Umftanbe  jtnben^ 
ba^  britifd^e  @oIbaten  in  rätifd^en  ©egenben 
lagen.  3Iud^  ber  Angabe  ber  Ueberlieferung  Don 
Sl^ur,  ba^  bie  iBefel^rung  beS  1^1.  SuciuS  burd^  ben 
Spoftelfd^üler  Ximotl^euSftattgefunben,  fielet  nid^tS 
entgegen.  S)iefer  Ximotl^euS  jfann  ber  römifd^e 
fein,  ben  alte  Quellen  (5. 99.  baS  Martyrologimn 
parvuin  Adonis  unb  ber  aüerbingS  unöd^te,  aber 
bod^  alte  IBerid^t  ^aftorS,  beS  IBruberS  Don  $iu§  I.) 
einen  @d^üler  beS  9lt)oftelS  $auIuS  nennen.  @e]^r 
mal^rfd^einUd^  mar  Ximotl^euS  ein  @o]^n  beS  @e» 
natorS  $ubenS,  meld^er  bie  W?o\Ul  ^etruS  unb 
$auIuS  gaftlid^  aufgenommen  l^atte.  ©emal^Iin 
beS  Rubens  unb  mo^I  Butter  beS  £imot^euS  mar 
(Slaubia,  Don  ber  berid^tet  mirb,  bafe  fie  eine  Sritin 
gemef en.  SS  liegt  nal^e,  ba|  fie  münfd^te,  eS  möd^te 
aud^  in  il^rem  ißaterlanbe  baS  Soangelium  Der« 
fünbet  merben,  unb  ba^  il^r  Sol^n  Zimotl^euS  biefer 
Aufgabe  fid^  unterzog.  SDagu  fommt  bafe  Sucina 
(^omponia  ©räcina),  bie  ^ol^e  SBol^ltl^äterin  ber 
Sl^riften,  meldte  ZacituS  ermöl^nt,  unb  beren  @e« 
mal^I  ^lautiuS  über  Sritannicn  triumpl^irte,  bem 
nämlichen  ®efd^led^te  mie  $ubenS  unb  Ximotl^euS 
angel^örte.  9uf  fold^e  Snbicien  l^in  ift  eS  nid^t  gu 
gemagt,  menn  man  bie  SRöglid^feit  jid^  beult,  ba| 
ber  biefen  Domel^men  Greifen  beS  d^riftlid^en  9lom 
f 0  nal^e  ftel^enbe  ^riefter  ümotl^euS  eine  3eit  lang 
in  Sritonnien  gemirft  l^abe ;  biefe  Dermanbtf d^af t« 


lid^en  Sejiel^ungen  merfen  bann  felbfi  ein  aber* 
rafd^enbeS  Sid^t  auf  ben  Umftanb,  ba|  ber  Dmt 
il^m  getaufte  britannifd^e  $ring  ben  Flamen  SuciuS 
erl^ielt  SBaS  bie  3eitbefammung  betrifft,  fo  Ifi^ 
fid|  annel^men,  ba^  Slimotl^euS  ben  %  SitciÄ 
nod^  als  Jüngling  taufte.  3m  fpötem  Slter  mod^ 
le^terer  ben  Sntfd^Iu^  f offen,  (SlaubenSbote  ja 
merben,  mo}u  er  f obann  bie  ßrlaubni^  beS  $a)>fiel 
eieut^eriuS  (177—192)  erbat. 

S)er  Seib  beS  1^1.  SuciuS  (mit  bem  feiner  @<l^me« 
fter,  ber  1^1.  (Smerita,  bie  il^m  auf  bcr  äRiffionS- 
reife  gefolgt  mar  unb  )u  SlrimmiS  bei  &jiwc  bes 
aßart^rtob  editt)  rul^te  bis  in'S  16.  Sal^rl^unbert 
in  ber  fiirc^e  beS  filofterS  @t.  SuciuS  m  dffax; 
ie|t  mirb  berfelbe  in  ber  S)omfird^e  oupemol^ 
S)aS  SiStl^um  6:^ur  Derc^rt  ben  ffi.  SuciuS  alS 
^auptpatron  unb  betrad^tet  il^n  als  (Srünber  bec 
2)iöce{e  unb  erften33ifd^of  berfelben.  Sud^  @t.  (Sol- 
len feiert  baS  ^\i  biefeS  ^eiligen  unb  ebenfo 
SlugSburg.  Se^tere  SHöcefe  Dcrel^rt  il^n  ie|t  nod^ 
als  6:onfeffor.  (ißgl.  Sütolf,  (SlaubenSboten  ber 
@d^meig  Dor  bem  1^1.  @aUuS,  Suaem  1871, 
95  ff.;  mat)tx,  @t.  Susi  bei  S^ur,  Sinbon 
1876,  2  ff.)  [®.  SKa^er.] 

jMduSf  @t.  (@t.  Su}i),  el^emalige  ^römonp 
fhatenf  erabtei  unb  ie^igeS  ^ricfterf  eminar  in  (£fya, 
liegt  am  Sergabl^ange  oberl^alb  ber  ©tabt  in 
gou}  geringer  Sntf emung  Don  ber  S)omfird^  unb 
Dom  el^emaligen  römifd^en  SafteQ.  S)aS  alte  Bre- 
yiarium  Curiense  berid^tet,  ber  1^1.  SuciuS  l^obe 
bie  3Ifd^e  unb  ©ebeine  feiner  ©d^mefter,  bcr 
]^L  Smerita,  gefammelt  unb  in  ber  Don  il^m  et* 
bauten  Jhrd^e,  meldte  fpöter  feinen  92amen  erl^aOen, 
beigefe^t.  ^iefe  Eingabe  mag  infofemetmaSStid^ 
tigeS  entl^alten,  als  ber  1^1  SuciuS  unb  bie  1^1.  (Smtß 
rita  an  ber  ©teile  ber  {pötem  ®t.  SuciuSfird^ 
il^re  SRul^eftätte  fanben.  gin  aufgefunbener  r5mi- 
]ä)tx  Wofaifboben  bered^tigt  gu  ber  Slnnal^me,  ba| 
an  bem  93ergab]^ange,  mo  fpäter  bieffird^  erbout 
mürbe,  eine  römifd^e  ^tUa  ftd^  befanb,  gu  beren 
93ereid^  mol^l  bie  99egröbniB{)ätte  ber  beU)en  ge« 
nannten  ^eiligen  gel^örte.  Ueber  biefen  (Sröbom 
erl^ob  ftd^  ol^ne  3tDeifeI  frül^geitig  ein  d^riftlid^ 
@^uItuSgeböube.  9IS  mol^Ibegeugte  Xl^atfad^e  ftel^ 
f  eft,  ba|  im  6.  Sal^r^unbcrt  bie  ff  ird^e  St  SuciuS 
bie  ^auptfird^c  ber  Sifd^ofSftabt  mar.  3n  il^ 
mürben  bie  93ifd^öfe  unb  bie  ^errfd^  beS  SanbeS 
beigefe|t,  mie  bie  bejüglid^cn  Srabfteine  ben>eifei^ 
beren  Snfd^riften  unS  erl^alten  ftnb.  9}ad^  olter 
Ueberlieferung  unb  nad^  ber  2lnbeutung  einer  Ur» 
funbe  Dom  Saläre  998  lieft  ber  1^1.  SSalentinian, 
93if d^of  Don  K^ur,  in  ber  erftcn  §älftc  beS  6.  Sol^r* 
l^unbertS  bie  ffird^e  @t.  SuciuS  unb  baS  an{!o|enbe 
©eböube  ermeitem.  Se^tereS  mar  bie  SBol^nung 
beS  Sifd^ofS  unb  beS  SleruS.  S)em  Saue  beS 
]^I.  IBalenttnian  gel^ört  mol^I  ber  nod^  erl^altene 
öftU(^e  Sl^eil  ber  ffttipta  an,  beffen  Einlage  ent^ 
fd^ieben  auf  bie  Donomanifd^e  Seit  l^inmeiSt  3m 
8.  So^rl^unbert  baute  SBif^of  Seflo  eine  neue 
S)omfird^e  an  ber  Stelle  ber  ie^igen,  @t.  SuciuS 
faul  }ur  9iebenfird^e  l^erab.  3m  10.  Sal^rl^unbert 


217 


2ttb  —  SubgarbiS. 


218 


ge^Me  fle  bcm  itlojter  $föferS.  IBifd^of  jfon- 
BBb  L  tum  Sibecegg  (1122—1144)  berief  in  bie 
Hdoffenen  SRöuine  üon  @t.  SuciuS  ^römon» 
Mrafet  oufi  bem  Stifte  Stoggenburg  bei  Ulm. 
Sol  neue  filofler  erhielt  bebeutenbe  @d^enfungen 
aOöttm  unb  ^tronotSted^ten,  gelangte  gu^n» 
Hm  unb  nntxbe  1453  gur  %6tei  erl^oben.  3ut 
3(it  ber  ®IonbenSf)>aItung  xoat  W)t  3:]^eobor 
S^Xcgd  ber  gele^rtefte  uid)  entf(i^iebenfte  93er« 
4ä)igcr  bed  alten  ©loubend  in  ©roubänben.  2)er 
ycotc^banlifd^  Stabtratl^  lieg  il^n  ergreifen  unb 
m4  gnmfamen  Sfolterqnalen  am  23.  Januar  1529 
od^cmtrten.  SMe  meifien  SJlönd^e  Derlie^en  nun 
tel  ftlofier.  (Einige  berfelben  begaben  f\^  nai) 
Dnbccn  im  l^eutigen  ijfürftentl^um  Sieci^tenftein, 
vo  tM  Stift  giemlid^  auSgebel^nte  93eft^ungen 
totte.  et  SuciuS  blieb  faß  100  3a^re  leer  fielen. 
Sie  tKrni  Shittetflofter  SRoggenburg  ietteilen  er- 
oomten  %ebte  tefibirten  mit  toenigen  Sonüen» 
tiden  in  Senbexn.  Srft  1624  mürben  JKrc^e  unb 
filofler  €t  fiuciu§  mieber  reftituirt.  @§  gefd^al^ 
Mrft  infolge  ber  gmifd^n  ben  brei  33ünben  unb 
Oeßeneid^  gefd^Ioffenen  C^itulation  t)on  Sinbau 
fSO.  Set^ber  1622).  IBon  1636  an  mol^nten 
llt  mib  Son&ent  mieber  in  @t.  fiuciuS.  2)a3 
Stift  mar  aber  in  feinen  ®utem  unb  Sinfünften 
jo  gefil^äbigt  morben,  ba^  ed  ftd^  nie  me^r  gu  einer 
ögntlicl^  Slüte  em))orf(^mingen  fonnte.  3m 
3. 1802  er^iea  eS  ben  3:abe§fio|^  ba  infolge  be§ 
SotnigS  DonSuneDiOe  bie  fämmtlid^enlBeft^ungen 
ii  tinl^mflein  unb  Vorarlberg  an  ben  Surften  t)on 
Osnnen  übergingen.  %bt  unb  Sont)ent  fallen  fid^ 
ber  ndt^en  @ubRfienjmitteI  beraubt  unb  traten 
yina  1806  baS  ftlofter  mit  allen  Steci^ten  gegen 
SsfU^ernng  einer  lebenSIöngUd^  ißerforgung  an 
M  bifc^fU^  $riefterfeminar  in  SReran  ab. 
SHefe  Abtretung  mürbe  Don  ^ft  $iu§  YII.  be- 
jUtigt  Som  äonuar  bis  S)ecember  1807  biente 
boS  fliofler  einigen  Stebemtoriften,  unter  bem  9lec» 
IK  P.  ^ßofj^rat,  meU^e  au§  Sabenl^auf  en  in  f8a\)ttn 
Krtricbcn  morben  maren,  al§  Stuf ent^ltSort.  9uf 
Sdieiben  So^emS  nötl^igte  jebod^  (Sraubänben 
Mefe  Süebemtoriften  meiter  )u  gießen  (f.  |)aringer, 
Serfd.ekmendC>offbauer,2.9luff.,95ff.).  92un 
nxbe  boS  $rieftarfeminar  be§  SiStl^umS  Sl^ur 
«4  €t  SuciuS  üerlegt.  2)a§felbe  mar  burd^  9le» 
gEBS  ®ottfrieb  $urtf<i^  1800  gu  SReran  gegrün» 
bd  nnb  bnrd^  Som))ro))ft  gf^iri  bottrt  morben.  3m 
3. 1807  l^b  bie  bo^erif  d^e  9tegierung  baS  Seminar 
ii  IReran  auf  unb  Iie|  bie  $rofefforen  poIiseiUd^ 
aber  bie  Orenje  bringen;  ed  gefc^al^  bie^,  meil 
!i|tcre  i^rem  3&fibif(^ofe  jfarl  Stubolf,  ben  bie 
Seg^cmng  vertrieben  b^tte,  treu  ergeben  blieben. 
unn  moren  bie  Kaume  t>on  @t.  SuciuS  für  baS 
6e«üiar  eingerid^tet  morben,  fo  mürbe  baS  ®e« 
Htabe  om  13.  SRoi  1811  bid  auf  bie  feften  alten 
Samm  ein  Staub  ber  Stammen.  SRit  ben  größten 
lofMid^  Opfern  unb  Unterftü^ung  t)ieler  SSßol^I- 
4ter  erfteOte  Siegend  ^urtfd^er  auf  ben  alten 
Sambnonem  ein  neued  ®eböitbe^  breimal  größer 
dl  bol  frS^.  ^Etartf^er  unb  bie  übrigen  $ro- 


f efforen  maci^ten  eS  fici^  gur  Hauptaufgabe,  in  jener 
Seit  ber  falfd^en  aufflärung  unb  religiöfen  S5er« 
fla(i^ung  entf d^ieben  fird^Iid^e  @efinnung  unb  cleri« 
calen  ®eift  ju  pflegen.  93i§  1855  beftanb  in  ©t. 
Suciud  neben  bem  ^riefter-  anä)  ein  ffnaben« 
feminar.  SeJtereS  mürbe  m^  @c^tt)t)8  ocrlegt, 
erftereS  befielt  noc^.  @3  ift  mit  einer  tl^eoIogUd^en 
Sel^ranftalt  Derbunben  unb  umfaßt  Dier  ^apreS* 
curfe.  äu6er  ben  ^riefteramtScanbibaten  beS  eige- 
nen iBi§tbum§  söl^It  baS  Seminar  aud^  iemetlen 
einige  3llumnen  anberer  ©iöcefen.  (Sgl.  Eich- 
horn, Episcop.  Cur.  317 sq.;  SWa^er,  @t.  Suji 
bei  ei^ur,  Sinbau  1876.)  [®.  JRa^er.] 

<ittb  (■»iV),  Kottectionamc  eineS  femitif  d^en  Söl« 
ferftammeS  (®en.  10,  22;  1  ^ar.  1, 17),  beffen 
genaue  IBeftimmung  bi§  j[e|t  nid^t  gelungen  ift, 
obmol^I  fd^on  5ofepl^u§  (Antiq.  1,  6,  4)  unter 
bemfelben  bie  (früberen)  S^bier  ücrftebt,  fo  ba^  ber 
9}ame  mit  bem  m^tl^ifd^en  S^buS  bei  ^erobot 
(1/  7)  sufammenfaflen  mürbe  (f.  b.  ^rt.  S^bien; 
ogl.  ©d^raber,  fteilinfd^r.  unb  ©efd^id^tsf.  522. 
543 ;  «eilinftlr.  unb  91.  %.  114).     [Äaulen.] 

<£ttbgarbi$  (Subgari§,  Siutgarbi§),  bie  bl., 
eine  ber  bertorragenbften  ©eftalten  auf  bem  ®e« 
biete  ber  (^riftlid^en  SK^fti!,  geboren  1182  ju 
Xongem  t)on  anfel^nlid^en  6Item,  mürbe  jmar 
fd^on  frübseitig  üon  il^rem  SSater  jum  ©b^ftanbe 
auSerfel^en,  aber  bod^,  tbcilS  burd^  ba§  3w^^eben 
ber  Söhitter,  tbeil§  burd^  innem  Srieb,  gum  Sin« 
tritt  in  baS  ftatl^arinenflofter  ber  Senebictinerinnen 
bei  ber  ©tabt  beS  1^1.  Srubo  beftimmt.  @ie  mar 
erft  etmaS  über  amölf  Sabre  alt,  atö  fie  in  bicfcS 
ftlofter  !am.  S^^  Sünglinge,  bie  um  fte  marben, 
mieS  fie  ftanbl^aft  ab,  S^&b^enb  fte  mit  bem  einen 
im  ®efpräd^  mar,  erfd^ien  il^r  ßl^iftuS  unb  fprad^, 
auf  feine  blutenbe©eitenmunbe8eigenb:  „§ierbe- 
trad^te,  maS  bu,  unb  marum  bu  lieben  foflft,  bier 
mirft  bu  bie  reinften  SQBonnen  flnben!"  ©eitbem 
trat  fie  in  ein  immer  innigeres  SBed^fetoerl^ältnil  ju 
ibrem  fteilanbe ,  ber  il^r  oft  erfd^ien  unb  fie  mit 
au^erorbentlid^en  ®nabengaben  überl^öufte.  9lud^ 
bie  aWutter  ®otteS,  bie  l^eiligen  engel,  bie  bll.  So- 
banneS  ber  Xäufer  unb  Sol^anneS  ber  göangelift, 
bie  1^1.  Ä atl^arina  unb  anbere  ^eilige  pflegten  mit 
il^r  einen  oertraulid^en  SSerfel^r.  ©o  erfd^ien  il^r 
einft  ber  ßüangelift  in  ©eftalt  eines  leud^tenben 
SlblerS,  ber  mit  bem  ©d^nabel  il^ren  SWunb  öffnete 
unb  ibre  ©eele  mit  überirbifd^er  SBBeiSbcit  erfüllte. 
9lm  öfteften  fteDte  ftd&  in  ibren  efftafen  gbriftuS 
bar  mit  ber  offenen  blutenben  ©eitenmunbc,  auS 
meld^cr  pe  l^immlifd^e  ©üfee  unb  Äraf t  einfaugte. 
3m  ®tUit  unb  in  ber  Setrad^tung  üerfe^rte  fie 
mit  ©b'^ifhiS  iii  "oiüer  ©infalt  —  „martc,  mein 
^en,  bis  id^  mieber  fomme",  fprad^  fie,  üon  einem 
notbmenbigen  ® efd^äfte  bem  ®ebete  entriff en.  ginfi 
gofe  fid^  in  il^rem  ®ebete  bie  ®nabe  fo  über  fie 
aus,  bafe  CS  fogar  üon  ibren  ^fingern  mie  Oel 
flofe.  Oefter  fa|  man  fie  frei  über  bie  6rbe  er» 
boben  unb  nöd^tlid^er  SBcile  über  i^rem  Raupte 
einen  ©lanj  mie  ben  ber  ©onnenftrablen.  SGßenn 
fie  }u  e^ren  aJlaria'S  im  6^or  ben  SBerflfel  Dif- 


219 


Subger,  ber  H 


220 


fusa  est  gratia  in  labÜB  tuis  fang,  [o  l^atte  il^re 
Stimme  ctmaS  unbcfd^rciblid^  ©d^öncS  unb  6r« 
greifenbe§,  tote  toenn  l^immlifc^e  Söne  au§  il^rem 
^erjen  [trömten,  an  baS  fid^  (ttic  e§  il^r  fd^ien) 
iDÖl^renb  biefeS  ©efangeS  (Sl^riftuS  in  (Seftalt  eines 
SammeS  legte.  6in  m^ftif d^er  Umtauft^  il^reS  §ef 
gen§  mit  bem  il^reS  l^immlifc^en  IBröutigamS  6e« 
ftegelte  ben  SicbcSbunb  jtoifd^en  ©efd^öpf  nnb  bem 
©^öpf er.  Sei  ollen  biefen  Ö^nabenftrömungen  »er« 
j^orrte  fie  in  S)emut]^  unb  getreuer  ^flid^terf üSung. 
9lad^bcm  fte  um  1200  bic  ftfofterprofe^  abgelegt, 
warb  jle  1205  jur  ^riorin  be§  ftlofterS  gemä^It. 
3m  3. 1206  trat  fie  auf  ben  SRatl^  bc§  berül^mten 
^rebigerS  3o]^onn  be  Sirot  unb  unter  Sutl^un  ber 
ffi.  (S^rifttna  ber  SGßunberbaren  (f.  b.  ?lrt.)  in  baS 
giftercienferflofter  ju  ^l^miärcS  (Aquiriae)  unweit 
Srüffel.  $ier  geno|  fie,  waS  fie  »ünfd^te,  tJrei= 
l^eit  üoniebem^orftcl^cramt,  ba  fie  bie  franjöfif (^e 
©prad^e  nid^t  öerftonb  unb  nie  erlernen  tonnte, 
obgleich  Jic  f onft  in  geiftlid^en  ®ingen  eine  tiefere 
al§  bIo|  menfd^lid^e  SßeiSl^eit  befa^.  3ube^ 
bauerten  bie  ©nabenbejeigungen  beS  ^ilanbe§ 
aud^  in  bem  neuen  Sufentl^aUe  fort.  SBöl^renb 
fie  ba§  Seiben  (Sl^rifti  betrad^tete^  erfd^ien  fie  am 
ganzen  Selbe  mit  S3Iut  übergoffen.  @inft  nad^ 
ber  l^eiligen  Kommunion  t)on  SBonnen,  wie  ge» 
tt)öl^nU(^,  überftrömt,  bat  fie,  ba  eS  3^1^  i^^  ^^W 
mar,  au§  ©el^orfom  unb  Semutl^  il^ren  ^eilanb, 
fie  ju  üerlaffen  unb  bei  einer  anbem  !Konne  ein» 
jufe^ren,  unb  il^r  ©ebetfanb  ffirl^örung.  S5or  9Ser= 
langen  nad^  bem  SJiartqrium  fprang  il^r  eine  ^erg» 
aber,  wobei  fie  fel^r  oiel  Slut  oerlor  imb  oon 
S]^ri[tu§  bie  SSerfid^erung  erl^ielt,  er  ne^me  biefeS 
93lut  als  aWart^rerblut  ouf.  ßiner  SJlenge  bon 
^rmen,  jhanfen  unbSSerfud^ten  oerfd^affte  fieburc^ 
il^r  ®ebct  ^Befreiung  üon  il^ren  Seiben.  ®urd^  ®e» 
bet  unb  ftrenge  Suf werfe,  zuweilen  aud^  nur  burd^ 
einen  einzigen  Slid,  bef eierte  fie  bie  größten  ©fin« 
ber.  ^uf  göttliches  @e]^ei|  übemal^m  fte  breimol 
ein  ftebeniäl^rigeS  ftrengeS  gaften,  baS  erfte  5Dlal 
wegen  ber  Sllbtgenfcr,  l^ierauf  für  bieSefel^rung  ber 
©ünber  unb  gulejt  gur  Slbwenbung  einer  großen, 
ber  ßird^e  beoorftel^cnben  S5erf olgung.  3luSgerüftet 
mit  ber  ffiinftd^t  in  bie  ©el^eimniffe  ber  ^ei^en, 
fagte  fte  propl^etifd^  ißieleS  t)orauS  unb  antwortete 
unter  Ruberem  einem  il^r  nal^e  ftel^enben  Säruber 
Seml^arb  auf  beff en  ängftli(^e  3frage,  ob  bie  9Kon« 
golen  aud^  in  ©eutfd^lonb  einfallen  würben,  fte  fei 
gewil,  bag  bie^  nid^t  gefd^el^en  werbe.  SBöl^renb 
fte  fo  na(|  aßen  ©eiten  ^in  ben  Scbenben  l^alf, 
ergofe  fie  il^re  erfolgreid^en  ©ebete  aud^  für  bie 
SSerftorbenen ,  beren  ©eelen  il^r  oft  balb  l^ilfe« 
fud^enb,  balb  banfenb  unb  mit  l^immlifd^er  ©lorie 
umftral^lt  erfd^ienen.  SubgarbiS  ftarb  om  16. 3uni 
1246  in  einem  Filter  oon  64  3ö^ren,  nad^bem  fte 
40  3a]^rc  p  2lt|WiäreS  gelebt  l^atte.  3^re  inter» 
effante  unb  merfwürbige  93iograi)]^ie  ^at  ber  be« 
fannte  S)ominicaner  Stomas  (S^antipratanuS,  il^r 
3eitgenoffe  unb  oertrauter  geifttid^er  f^reunb,  oer» 
fafet  unb  ber  üorl^er  erwöl^nte  ©eml^arb  rebibirt. 
(iBgl.  BoU.  Junü in,  231  sq.;  La  vie  de  sainte 


Lutgarde,  religieuse  cistercienned'A3rwidre8, 
par  les  meines  de  Lerins,  L.  1875.)  [@<i^5bL] 
JMbiet  (Sübiger,  Siubger),  b  e  r  H/  *>«  ^ 
99ifd^of  t)on  9Jlünfter,  ftammte  ouS  einet  begüterten 
gamilie  in  grieSlanb.  ©ein  ©ro^ooter  SBurfing 
war  in  ber  3läf)t  t)on  3)odbun  onföffig  unb  wegen 
feiner  Sieberfeit  unb  ©ered^tigfeit  fowie  wegen 
feiner  Qfreigcbigfeit  unb  Seutfeligfeit  allgemein  ge- 
ad^tet.  @r  nal^m  fid^  unter  ber  ^errfd^ft  beS 
SricfenfönigS  SRobbob  (679— 719)  bet  t)erfolgtoi 
^^riften  on,  obwol^l  er  felbft  nod^i  ^eibe  war,  unb 
enegte  baburd^  ben  $a|  beS  JlönigS.  ©eit  677 
waren  bei  ben  griefen  fd^on  mel^rere  SDliffionare 
für  bie  ißerlünbigung  beS  6t)angeliumS  t^cüig  ge* 
wefcn,  wie  SGßilfrieb,  Sif^of  bon  ?)or!  in  feig- 
lanb,  3Bigbert,  ber  ^l.  aDSiflibrorbuS,  ber  crjte 
«ifd^of  üon  Utred^t,  unb  SBulfram  feü  692,  alfi 
Stabbob  oon  ^ipin  t)on  ^eriftal  bei  S)uerßebbe 
beftegt  worben  war.  SBurftng  entzog  ftd^  ben  %ad^ 
teiOLungen  beS  JfönigS  Stabbob  unb  begab  fid^  auf 
tänfif(^eS  ©ebict,  wo  er  bei  ©rimoalb,  bem  ©ol^ 
^ipinS,  gute  3lufnal^mc  fanb  unb  mit  ®ütem  be» 
fd^enft  würbe.  IBei  ben  f^ranfen  l^atte  boS  Sl^ri- 
ftentl^um  f d^on  tiefere  S38urjcln  gcfd^Iagen ;  SQBur* 
fing  fül^ltc  fid^  unter  i^nen  jejt  um  fo  mel&t  ju 
ber  Steligion  l^ingejogen,  ber  er  fd^on  längft  feine 
^d^tung  unb  Sl^rfurd^t  ge^ottt  ^atte,  unb  trat  mit 
feiner  gamilie  ^um  Sl^riftentl^um  über.  3)ur4f 
oerfd^iebene  l^arte  ©(^läge  in  feiner  gamilie  ge» 
prüft,  foBte  er  enblid^  aud^  oom  griefenfötrige, 
nad^bem  biefer  fd^wer  erfranft  war,  eine  ©enug* 
tl^uung  erl^alten,  inbcm  berf  elbc  il^m  erflärte,  er  werbe 
il^m  bei  feiner  Slüdtfel^r  nid^t  nur  fein  oöterlid^ 
@rbe  }urüd(erftatten,  fonbem  aud^  nod^  anbere 
©üter  f (Renten.  SQein  er  l^atte  ben  ^ufentl^t  im 
granfenlanbe  liebgewonnen  unb  erj^ielt  t)on  ftati 
ffllartett  bebeutcnbe  Scfi^ungen  bei  Utred^t ;  auf 
baS  Slnerbieten  älabbobS  ging  er  infofem  ein,  oß 
er  feinen  iüngem  ©obn  S^iatgrim  nad^  ijfrieSlanb 
gurüdtfd^idte,  um  bie  angebotenen  ©tammgüter 
wieber  ju  übemel^men.  ®ief er  heiratete  eine  d&rip- 
lid^e  f^rauSiafburgunb  würbe  ber  Später  beS  l^l.Sub- 
gcr,  beffen  ©eburtsjal^r  man  auf  744  n.  6^|r. 
anfejcn  fann,  weil  biefer  felbft  in  ber  öon  i^ 
üerfa^ten  Vita  Gregorii,  feines  Sel^rerS^  erjöl^lt, 
ba^  er  als  jhtabe  ben  1^1.  93onifaäuS  (geft.  755) 
gefeiten  unb  feine  S^rfurd^t  gebietenbe  ^eftalt  unb 
fein  ©ilberl^aar  bewunbert  l^abe.  \Euf  feinen  eigenen 
SSßunfc^,  bei  einem  tüd^tigen  Seigrer  in  bie  ©d^ule 
3U  gelten,  brad^ten  il^n  feine  @ltem  als  swölfiöl^ 
rigen  Knaben  nad^  Utred^t  p  bem  9lbte  ©rego« 
riuS,  einem  ©d^üler  bcS  1^1.  SäonifotiuS,  ber  bo« 
felbft  eine  berül^mte  ©d^ule  leitete  unb  S^glinge 
auS  oerfd^iebenen  beutfd^en  ©auen,  oud^  auS  bem 
Sanbe  ber  t$ran!en  unb  auS  Snglanb,  um  fid^  ge* 
fammelt  l^atte.  §ier  entwidfelte  Subger  feine  reid§cn 
Talente,  mad^te  crfreulid^e  fjortfd^ritte  in  ber  SBif- 
fenfd&aft  unb  in  allen  (^riftlid^en  Sugenben  wob 
erfaßte  mit  ganzer  ©cclc  ben  93cruf  jum  geiftlid^en 
©tanbe.  S^^ölf  Saläre  mod^te  er  in  Utred^t  bie 
©d^ule  befud^t  l^aben,  als  ein  90tiffu)nar  Sllubert 


221 


Subger,  ber  1^1. 


222 


M«  (Englaiib  bottl^in  fom.  SDtefen  lernte  @tt' 
gx  bolb  f 0  fel^r  fd^Q|en,  ba^  er  il^n  sunt  SBeil^« 
Uf^of  tminft^te,  tueil  er  felbft,  ber  iBeriDalter  ber 
lUied^  Sidccfe,  bie  bifd^öflii^eeonfecratiünntd^t 
■e^mcn  toollte.  Slubert  ging  barauf  ein,  in  ^orf 
ji4  |um  99tf<l^of  tDttl^  laffen  gu  tooden,  toenn 
Sitgor  i^  giDet  ^Begleiter  mitgebe,  bie  il^n  in 
^ocf  legitimtien  fönnten.  SDagu  mürben  Subger 
nb  €igibob  auSertoal^It :  erfterer  erhielt  in  ^orf 
bk  S)iaamatS-,  Ie]^terer  bie  ^rieftermeil^e,  unb 
SInbext  tourbe  ^nm  S3if d^of  gemeil^t.  S§  toirb  bie| 
m  767  «fd^l^en  fein,  meü  Don  766--780  911- 
CBin  ber  ^orfle^  ber  @<j^ule  5U  ^or!  mar,  unb 
£Bbga  eilt  ganzes  Sal^r  bafelbft  t)erblie6,  um  fei« 
na  Untertid^t  gu  genießen.  SBei  il^rer  SRüdfel^r 
iia4  llbred^t  mar  ®regor  f)o^  erfreut,  nun  einen 
Sei^bifd^of  gur  Seite  p  l^aben.  9ber  ben  t)on 
Biffen^burfl  erfüttten  Subger  brängte  e§  mieber 
Bo4  Snglonb  l^in,  um  5U  ben  i^fügen  ^IcuinS,  ben 
er  f|o4  gu  f(^^  gelernt  l^atte,  in  ber  3:]^eoIogie 
Heiter  geführt  ^  merben«  2)ur(^  feine  Sntfd^ieben« 
beit  iDu|te  er  bad  anfänglid^  SQBiberftreben  feiner 
SUexn  unb  feine§  Sel^rerd  ^u  überminben  unb  er- 
bielt  bie  notl^menbigen  3RitteI  ^ur  Steife.  SDrei  unb 
ein  fydbe^  3a(r  brad^te  er  no^  in  ber  ©d^ule  ^u 
^orf  SU  unb  mare  nod^  langer  geblieben,  menn  er 
bitr4  bie  StüdffU^t  auf  feine  ©id^erl^eit,  meil 
feinbfelige  @))annung  amifd^en  ^ngelfad^fen 
nb  grief^  entftanben  mar,  ^ur  Stüdßel^r  t)er- 
aila|t  morben  möre.  IBerfel^en  mit  einer  39tenge 
loßborer  Süd^  feierte  er  nad^  Utred^t  ^urüdF.  3e|t 
nrbe  (Sregor  üon  einer  langmierigen  ffranü^eit 
befallen  unb  ^nterlie^,  ald  er  berfelben  775  er- 
lag, bie  SSertooItuug  ber  Utred^ter  fiird^e  feinem 
Seffen  Slberid^.  Subger  l^at  feinem  Seigrer  ein 
f^äied  unb  bleibenbe§  3)enlmal  in  ber  Vita  s. 
Gr^orii  (abgebrudtt  guerft  bei  Browerus,  Si- 
dera  üL  Tironim,  fobann  bei  MabiUon,  Acta 
«d.  B.  m^  2,  319  sqq.,  bei  Migne  XCIX, 
749  aq.)  ^terlaffen.  ißon  %berid^  mürbe  er  t)er- 
folo^  bie  Sliffion  in  3)et)enter  gu  übemel^men, 
M  oor^  ein  englifd^r  Sniffionör  Siafmin  (geft. 
773)  geoirft  unb  eine  itaptüt  erbaut  l^atte,  bie 
ki  ben  Sinf allen  ber  ^eibnifc^en  Sad^fen  gerftört 
MAen  uxir.  Snsmifd^n  ^atte  ft$  Slberid^  ent- 
i^bffen^  bie  bifd^bflid^e  Sonfecration  t)om  Stfd^of 
p  itöln  }u  nehmen,  meil  man  bort  auf  @runb 
ber  Bdfathm%  Sagobert§  in  IBetre|f  einer  RaptUt 
pthmSfk  an  fl5In  9nfprud^  auf  eine  SDepenbenj 
c4ob;  er  na^m  Subger  mit  ftd^,  um  ii^m  bie 
fricftottet^  ertl^ilen  au  laffen  (im  3.  777),  fo 
hai  Ubctdfk  neben  Süttid^  ein  @uffraganat  Don 
8Ün  nmrbe.  Sarauf  mürbe  Subger  jum  3)Mf» 
funor  im  O^orgau  (in  pago  Ostrachae),  b.  ^. 
ai  ö^id^  9riedlanb,  mit  ber  Oberaufftd^t  über 
äk  borHfien  SRtfftoti^ellen  ernannt,  nal^m  in 
Sednm  feinen  J^ouptföd^Iid^fien  Aufenthaltsort 
■b  Krfa^  banden  abmed^felnb  mit  bem  33ifd^of 
Ilberi4  inib  }mei  anberen  $rieftem  bie  Seitung 
kr  Bäjak  fa  Utred^t,  fo  bog  er  jöl^rlid^  brei  9Ro- 
■k,  mb  smar  im  {ierbfte,  bafelbft  mol^nte. 


3ube|  nid^t  lange  follte  bie  SBirHomfeit  Sub« 
gerS  in  gfrieSlonb  ungeftört  bleiben.  S)enn  SBibu» 
finb  begab  ftd^,  nad^bem  er  783  oon  ffarl  b.  ®r. 
gefd^Iagen  morben  mar,  ju  ben  fjrief  en  unb  miegelte 
ie  aum  aufftanbe  auf.  ®ie  Äirt^cn  mürben  jer« 
tört,  bie  ^riefter  oertrieben,  aud^  Subger  mu|te 
Uelzen  unb  brachte  feine  @d^äler  )u  Utred^t  unter 
(784).  ®a  fa^te  Subger,  mie  Diele  (Sloul&cnSboten 
t)or  i^m  in  äl^nlid^er  9ebröngni|,  ben  Sntfd^lul, 
nad^  9tom  ju  pilgern  unb  fid^  ben  Slatl^  unb  ©egen 
be§  $aj)fte8  für  feine  Untemel^mungen  ju  Idolen, 
©ein  Sruber  ^ilbegrim,  nad^maliger  Sifd^of  oon 
S^alond,  unb  ®erbert  begleiteten  il^n  (etma  785 
n.  Kl^r.).  Ueber  feinen  Slufentl^alt  in  5Rom  be- 
rid^tet  Sllfrcb,  ber  gmeite  9iad^folger  SubgcrS  auf 
bcm  bif(^öflid^en  ©tul^le  ju  SKünftcr,  in  ber  Vita 
Ludgeri  nid^t§  ©enauereS.  3ebenfdl§  l^aben  fid^ 
bie  Seratl^fd^lagungen  aud^  auf  bie  ©rünbung  oon 
S3cnebictincrflöftcm  im  9lorben  ®eutfd^lanb8  be- 
logen. S)enn  oon  9lom  ging  ber  1^1.  Subger  nac^ 
SRonte  Saffino  unb  lebte  bafelbft  amei  unb  ein 
l^albeS  Sal^r  nad^  ber  DrbenSregcl,  um  ben  fird^» 
lid^en  Kult  unb  ben  ftird^engcfang  genauer  fennen 
au  lernen.  Snamifd^en  l^atten  fid^  bie  SScrl^ältniffe 
in  aSeftfalen  unb  grieSlanb  für  baSSbnftcnt^um 
beffer  gcftaltet.  «arl  b.  ®r.  ^atte  ben  SBiberftanb 
ber  ©ad^fen  gebrod^en  unb  e§  eneid^t,  ba|  SBibu- 
finb  au  enbe  be§  Sol^reS  785  in  «ttign^i  bie  Saufe 
empfing. .  3m  3. 787  mor  ftarl  nod^  Stom  gereist 
unb  l^atte  aud^  ^onte  Safftno  befu(|t,  mo  er  mit 
bem  ifi,  Subger  über  feine  9tüdfel^r  unterl^anbelte, 
nad^bem  er  oon  Alcuin,  ber  inamifd^en  an  ben 
§of  Äarl§  gefommen  mar,  über  i^n  fd^on  SSieleS 
gel^ört  batte.  jf  arl  übertrug  Subger  bit  ^aftoration 
üon  fünf  friefifd^en  ®auen  am  redeten  unb  linfcn 
Ufer  ber  6m§  unb  üon  ber  Snfel  Saut.  3u  bcm» 
felbcn  Saläre  feierte  Subger  nad^S)cutfd^lanb  aurüdE, 
rid^tete  baS  ftird^cntbum  in  gfricSlanb  mieber  auf 
unb  !am  auf  feinen  aJliffionSreifen  nad^  Often  bi§ 
aur  Sufel  §elgolanb,  bereu  Semol^ner  er  für^S 
gl^riftent^um  gemann.  3mar  famen  in  gricSlanb 
aud^  mieber  Unrul^cn  unb  Verfolgungen  ber  Sl^ri» 
ften  üor;  aber  im  ©anaen  confolibirte  fidö  nad^  unb 
nad^  bie  fronfifd^e  ^enft^aft  im  ©ac^fenlanbe. 
Sei  einer  abermaligen  Verfolgung,  mäl^renb  bereu 
Subger  mieber  ftiel^en  mufetc,  ba^te  er  emftlid^cr 
an  bie  ©rünbung  eines  ÄlofterS  auf  fränfifd^em 
©ebiete,  auerft  an  ber  6rft  in  ber  5Rö]^e  üon  IReufe. 
Snamifd^en  marb  791  baS  SiSt^um  2:rier  crlcbigt 
unb  Subger  üon  ffarl  angetragen.  6r  lebnte  eS 
aber  ai  unb  mürbe  nunmel^r,  mal&rfd^cinlid^  bei 
einem  Sufammcntreffcn  mit  bcm  ftönigc  au  grau!» 
fürt  (794)  bei  ©elcgcnl^cit  ber  bort  abgehaltenen 
©t)nobe,  aum  Sifd^of  üon  aJlimigemaf orb  (SKimi« 
garbeforb)  im  Sanbe  ber  SBcftfalcn  bcftimmt,  mel» 
^eS  üon  bem  burd^  Subger  bafelbft  gegrünbeten 
monasterium  fpöter,  feit  bcm  11.  Sal^r^unbert 
ben  Stamen  aWünftcr  erl^alten  l^at.  (Sin  früherer 
SJHfPonar  bafelbft,  ber  %U  Vernarb,  meld^er 
785  üon  Äarl  nad^  ajlimigernaforb  gef(^idft  mor» 
ben  mar,  mar  balb  barauf  mit  lob  abgegangen. 


223 


Subger^  ber  1^1. 


224 


IBon  ba  6t§  795  war  alfo  eine  Unterbred^ung  in 
ber  ^aporation.  Sber  eine  fird^Iici^e  Stntl^eilung 
beS  an  SVKmigemaforb  übermiefenen  Zl^eileS  be§ 
SanbcS  ber  SBepfoIen,  bc8  fpätcr  Jogen.  5IRünfter= 
lanbeS,  mar  bis  bal^in  nod^  gar  ni^t  in  Angriff 
genommen.  Sine  jhtnbe  Dom  g^riftentl^um  l^atte 
baS  93ol!  freüid^  fd^on  l^ier  unb  bort  erl^alten; 
manä)t  SOWfjlonare,  wie  ©uitbertuS,  bie  Beiben 
ßmalbi/  Siafmin  u.  a.,  l^atten  baS  @ad^fenlanb 
f d^on  burd^gogen.  Slber  ein  georbneteS  JKrd^entl^um 
gab  es  im  Sanbe  nod^  nid^t  Subger  begann  feine 
3fliffton§t]^äägfeit  in  bem  il^m  jugennefenen  föd^« 
ftfd^en@ebiete  mit  ber@rätü)nng  eine§  monaste- 
rium  gu  SRimigernaf  orb  am  red^tenSa'Uf  er,  brad^te 
ed  mit  ber  bamatö  f d^on  t)or]^anbenen  Keinen  ffird^e 
in  SSerbinbung  unb  unterjtellte  eS  ber  canonifd^en 
Siegel  ber  Siener  Sl^rifti  (sub  regula  canonica 
Deo  famulaiitiiiin).  Seine  erften  3^9linge  U)irb 
er  5um  großen  Zl^eil  aud  f^rieSlanb  an  ftd^  ge« 
jogen  l^aben,  unb  bie  Siegeln  für  bie  @tubien  unb 
bie  SebenSmeife  entlel^nte  er  benSlnftaften,  in  benen 
er  felbft  gebilbet  morben  mar,  Utred^t,  ^orf  unb 
SJionte  €af fino.  2)en  Unterrid^t  fd^eint  er  gum  Xl^eil 
felbft  übernommen  jul^abcn;  auf  feinen  aJliffionS* 
reifen  liefe  er  fid^  üon  einigen  ber  älteren  3ögHnge 
begleiten,  um  fte  in  bie  priefterlit^en  gfunctionen 
aud^  praftifd^  einjufül^ren.  S)aneben  mar  feine 
©orgc  aud^  auf  bie  ©rünbung  eines  Senebictiner» 
flofterS  gerichtet,  unb  als  bie  geeignctfte  ©lelle  er« 
fd^ien  il^m  ein  auf  frönfifc^em  @ebiete  am  linfen 
Ufer  ber  untern  SRui^r  gelegener  §of,  ber  il^m  ge- 
fd^enlt  morben  mar.  SineStl^eilS  bot  ftd^  l^ier  für 
eine  tlöfterlid^e  ©enoffenfd^af t  eine  größere  @id^er« 
l^eit;  anbemtbeilS  mar  bie  Sage  auc^  für  bie  ®e« 
minnung  oon  Siooijen  geeigneter,  imo  eine  ißer» 
binbung  mit  ber  Diöcefe  5Künfter  ebenfalls  leidet 
aufredet  ju  erl^alten,  ba  biefe  ©teile,  Don  Subger 
alSbalb  SBerben  (Werthina)  genannt,  nur  eine 
balbe  Sagereife  t)on  ber  ©renje  entfernt  mar.  3n 
ber  Xl^at  blieben  aud^  bie  beiben  folgenben  9i» 
fd^öfe,  ©erfrieb  unb  Sllfrcb,  beibe  Slnüermanbte 
SubgerS,  jugleid^  klebte  t)on  SBerben.  Slad^  bem 
britten  Söiograp^en  SubgcrS,  ber  um  1000  n.  ®l^r. 
bie  Vita  Ludgeri  in  SGßerbcn  »erfaßt  l^at,  faßt  ber 
Anfang  beSfflofterbaueS  in  baS3ol&r794ober  795, 
unb  in  einer  Urfunbe  üom  Saläre  799  unterfd^reibt 
Subger  als  9lbt  bon  SQäerben.  ®iefe  Stiftung  lag 
Subger  fel^r  am  C^erjen;  er  mufete  für  biefelbe 
mel^rere  @d^enfungen  unb  aud^  lauf lid^  einige  93e» 
fljungen  im  gfranfenlanbe  an  ber  @rft  ju  gemin« 
neu  unb  gab  gu  Sebjeiten  feinem  IBruber  unb  ben 
OrbenSleuten  feinen  SBillen  funb,  bafe  ernad^  fei- 
nem lobe  bafelbft  feine  Siul^eftätte  ^aben  möd^te. 
2)aneben  arbeitete  Subger  an  bem  Aufbau  beS 
ffird^entl^umS  in  ber  gangen  S)i5cefe  (bamalS  nod^ 
^arod^ie  genannt),  baute  berf(^iebene  iKrd^en, 
unter  benen  bie  SWarienfapelle  ju  SKimigemaforb 
unb  bie  ftird^en  ju  ßoeSfelb,  Sitterbedt,  9lottuln, 
aSBeme  unb  Sielen  genannt  merben,  ftellte  ®cift- 
lid^e  an,  l^ielt  SSifitationen  ab  unb  fud^tc  ben 
l^eibnifd^en  ©ö^enbienft  ju  unterbrüdten.    S)ie 


meiften  Pfarreien  im  SRünfterlanb  fd^emen  fd^on 
t)om  1^1  Subger  in  etma  abgegrenzt  unb  eingerid^tet 
morben  )u  fein,  lieber  feine  Xl^ätigfeit  in  ben 
5  friefifd^  ®auen  (Don  bem  lBiogra))l^en  VlftA 
Slorbgau  genannt),  meldte  bis  in'S  16.  äal^l^- 
bert  mit  ber  S)i5cefe  SJlünfter  Dereinigt  gebUebni^ 
bann  Don  ^^ilipp  ü.  Ui  ber  neuen  (Eintl^eiltmg 
ber  SiStl^ümer  bem  SiStl^  (Sroningen  über- 
miefen  mürben,  aber  balb  barauf  )iun  ^rotefiontiS- 
muS  abfielen,  l^aben  feine  brei  SBiogra))]^en  nid^ 
©pecieQeS  beri(|tet. 

Subger  l^atte,  bem  Seif))iele  feines  Sel^rerS,  beS 
SlbteS  g^regor  gu  Utred^t,  f olgenb,  fld^  nod^  itnmet 
gemeigert,  bie  bifd^öflid^e  Sonfecration  gu  em* 
pfangen,  meil  er  fid|  bereu  nid^t  für  mürbig  l^lt 
9iad^  ber  DoSftanbigenSeftegung  ber  Sad^fen  burd^ 
Äaifer  ftarl  b.  ®r.  (803  n.  (Sf)x.)  brang  biefcr 
mie  ber  Srjbifd^of  ^ilbebolb  Don  ftöln  unb  feine 
Umgebung  in  Subger,  nunmel^r  bie  bifd^öj^idfie 
äSßeil^e  ju  empfangen.  Subger  folgte  enblid^  ben 
Dielfeitigen  2Bünf d^en,  morin  er  ben  SSßillen  ©otteS 
erlannte,  unb  liefe  fid^  gum  Sifd^of  meil^en,  ieben- 
fallS  Dom  Srgbifd^of  au  jföln.  2)ie  Siebte  beS 
SKetropoliten  Don  ftöln  maren  furj  Dorl^er  (798) 
fisirt  unb  il^m  neben  ben  SiStl^ümem  Süttid^ 
unb  Utred^t  bie  fäc^ftf d^en  ÜRimigarbeforb,  OSna- 
brüd,  ÜJHnben  unb  Sremen  untergeorbnet  »or* 
ben.  93on  biefer  3^it  an,  Dom  Saläre  804  ober 
805  —  in  einer  Urfunbe  Dom  23.  Wpvl  805  mirb 
er  Sifd^of  genannt  — ,  mibmete  Subger  fid^  mtt 
nod^  gröfeerem  Srfolge  ber  ißerbreitung  imb  9e« 
f eftigung  beS  d^riftli(|en  ©laubenS  in  feiner  2)i5- 
ce)e  unb  eneid^te  bie  DoÜftanbige  (Sl^rifHanifirung 
beS  SSolfeS  (qnoadusqne  Domino  largiente  ad 
perf ectam  ülos  perdnceret  fidem — Alfr.  Yita 
Ludg.  1,  21). 

Sieben  SRünfter  unb  35ßerben,  meldte  bem  1^1.  Sub« 
ger  il^ren  Urfprung  gu  Derbanfen  l^aben,  l^at  fein 
Ort  ber  ©iöcefe  ein  lebl^aftereS  Slnbenfen  an  ben 
erften  S5if d^of  unb  2l})oflel  ber  ©ad^fen  unb  3fnefen 
fid^  bemal^rt,  als  SiOerbedf,  meti  er  bafelbft  ge« 
ftorben  ift.  Ungeachtet  ber  gunel^menben  @d^mäd^ 
fc^te  er  bie  SKifftonSreifen  nid^t  auS  unb  l&atte  an 
einem  ©onntage,  am  26.  3R&ti  809,  in  SoeS* 
f elb  ber  l^eiligen  SWeffe  eines  ^rieflerS  affiftirt  unb 
barauf  bie  ^rebigt  gel^alten,  fobann  nüd^tem  ben 
SBeg  nad^  SiÜerbedf  gemad^t,  l^ierfelbft  um  9  U^r 
ein  ^od^amt  celebrirt  unb  bie  gmeite  ^rebigt  ge« 
l^alten,  als  er  Dor  ©d^möd^e  gufammenbrad|  unb 
beS  Slad^tS  barauf  feine  ©eele  auSl^aud^te.  ©ein 
Sleffc  ©erfrieb,  ber  in  SJlünfter  meilte,  eilte  in  ber 
Slad^t  mit  einigen  ©eföl^rten  nad^  Sillerbedt  unb 
fanb  ben  ^eiligen  nic^t  mel^r  am  Seben.  Uebet 
feine  Seerbigung  entftanb  ein  3iDief|)alt.  ©eine 
©d^üler  erinnerten  fid^  feines  im  Seben  oft  auS« 
gefprod^enen  SBunf d^eS,  im  ftlofter  gu  SBerben  be- 
erbigt gu  merben;  aber  baS  SSolf,  eingebenf  feiner 
SSerbienfte  um  bie  ©iöcefe,  mibcrftanb  biefem  SSor« 
l^abcn.  SJlan  überliefe  bie  gntfd^eibung  bem  Sru« 
ber  beS  Serftorbencn,  §ilbegrim,  Sifd^of  Don  ßl^a« 
lonS,  unb  brad^te  bie  Seid^e  Dorlöufig  nad^  SJlünjier, 


225 


Subim  —  Subtöig  IV.  bcr  Sanier. 


226 


no  fk  in  bcr  aKarienIa))eae  am  linfen  Sla-Ufer  ouS- 
9ef(|t  iDUtbe.  See  Sruber  entfd^ieb  nad^  Uebec« 
QBfunft  nttt  bem  ftaifer  bem  SBunfd^e  bed  Ser- 
{bcbenen  gema|,  unb  fo  lourbe  bie  Seid^e  am 
82.  Zage  ttad^  bem  Slobe  an  ber  öjUid^en  @eite 
bcr  ffir^e  }u  9Berben  betgefe^t.  2)ort  rul^en  feine 
fiebeine  bis  auf  ben  l^eiüigen  Sag,  nad^bem  ein 
S:^  berfelben  burd^  ben  ^Rünfter^fd^en  prft- 
Kf^of  Cl^ri{b))^9etnarb  k)on  ®alen  im  17.  Sal^r« 
Ifoaabett  nad^  Sttlerbed  unb  loieberum  1860  k)er- 
f4id>tne  Steile  nad^  SJtünfter  unb  Si&erbedC  ge« 
bnubt  iDorben  ftnb.  —  9(uf  bie  ®efd^i(!^te  ber  ftird^e 
im  (Sanken  ober  2)eutfd^Ianb3  im  93efonbem  l^at 
bcr  ^  2ubger  leinen  meitreid^enben  Sinflug  au§« 
geiibt  ober  um  bie  Sl^riftianiftrung  ber  S^rtefen, 
bcr  BKßltd^  @ad^f en  unb  ber  angrengenben  kran- 
ial (ot  er  fid^  bleibenbe  IBerbienfle  ertt)orben  unb 
ühnrnmente  gegrünbet,  bie  bis  auf  unjere  Sage 
fenmi  Stauten  ein  gefegneteS  9nben!en  bemal^ren. 
S)ie  im  11.  3a]^]^unbert  entftanbene  unb  burd^ 
benVnsaltflenSaso  im  12.  Derbrettete  @age  k)on 
bcr  (Brimbung  ^elmfiöbtS  burd^  ben  1^1.  Subger 
i|l  tDO^d^inlid^  auS  einer  IBermed^Slung  $ilbi> 
grimS,  bcS  erften  Sifd^ofS  k)on  ^Iberftabt,  mit 
bem  ghiij^namigen  99ruber  bed  1^1.  fiubger,  bem 
9^<^f  tM>n  Sl^IonS,  entfianben.  2)ie  brei  SebenS« 
bcfd^mbungen  beS  ^I.  Subger,  bereu  le^te  bem 
10.3o^r]^imbert  auge^rt,  U)if[ennid^t§  k)on  einer 
BiiffanJeit  SubgerS  im  öftlid^en  @ad^fen. 

^  Siteratur  über  ben  ^I.  Sieger  gibt  in  er« 
f4&|i^nber  SBeife  ^Adamp  in  ben  ®ef d^td^tSqueÜen 
bcfiSiSt^  9litn|!er,  4.  Sb..  1881,  Sinl.  118ff.  an, 
idcB  bem  avA  neuerer  3^  ^üftng,  2)er  1^1.  Sub« 

£,  SRünfter  1874 ;  Zibud,  ®rünbung§gefd^id^te 
etifter  u.  f.  m.  beS  Sidtl^umS  aRflnfier ;  ^ing§- 
Bomi,  S)er  I^L  SubgeruS,  S^eiburg  1879,  gu  er- 
Kö^ncn  fbib.  [©d^mane.] 

SMm  (c->-«VX  92ame  eines  d^amitifd^en,  ju 
leg^trten  gered^eten  SoItSfiammeS,  ber  k)ermut|- 
fi4  loefUiil  t>om  SKOanbe  u^ol^nte  (®en.  10, 13; 
1  ^Jar.  1, 11).  [ffaulen.] 

SMbwüUj  bie  l^l,  f.  Söl^men  n,  960  ff. 

SMb0tf  (Seutl^oID.  ber  @ad^fe,  0.  Carth., 
tSa^dfcc  ed^ftfteSer,  trat  um  baS  äal^r  1300 
ii  ben  Sominicanerorben  unb  glönjte  im  jheife 
ber  oaSge)eii!^neten  Dominicaner  beS  14.  Sal^r- 
tubotS,  meld^  mie  ^einrid^  @eufe  baS  ©ebiet 
bcr  c^ifffid^  9Rt)fhI  burd^  il^r  eigenes  Seben  unb 
hscä^  €il^ften  oerl^Iid^ten.  Um  ftd^  ganj  un» 
9e9M  ber  Setrad^tung  beS  ®5ttlid^en  mtbmen  ju 
Qnoi^  gtna  er  um  1326  in  ben  nod^  firengeren 
CAm  ba  xartl^fer  über  unb  fiarb  nad^  1340 
oft  $rior  berfelben,  mal^rfd^einlid^  ^u  Strasburg 
(labere  nel^men  HRainj  an),  ©ein  ^auptmer!  ift 
ciae  Vita  Jesa  Christi  ex  quatuor  evangelüis 
aluqoe  scriptoribus  concinnata,  feit  ber  erften 
liAyAe  m  Strasburg  1474  bis  aur  ^artfer  1870 
ii  ifyiüfm  Sruden  (ogl.  Hain,  Bepertorium 
B.  10288  8q.)  imb  Ueberfe|ungen  k)erbreitet.  ^ud^ 
fne  ^ßjalmenerilarung.  In  psalmos  Davidicos 
mumüo  joxta  spiritualem  praecipue  sen- 
tii4ailcitti«.  Tm.  2.  SufL 


smn,  mürbe  oft  gebrudCt.  (IBgl.  Echard  et  Quetif , 
Script.  0.  Pr.  I.  568.  II,  819 ;  Th.  Petrejua, 
Bibl.  Carthus.,  Colon.  1609,  233  sq. ;  Fabri- 
cius,  ed.Mansi,  Florent.  1858,  IV,  567 ;  Siter. 
^anbioeifer  1872,  5lr.  114  u.  123.)  [Streber.] 
<^ttbtiiig  IV.  ber  Saper,  beutfd^er  ftönig 
(1314—1347),  mürbe  als  ©ol^n  ©eraog  2ub- 
migg  bei  Strengen  k)on  Oberba^em  mal^rfd^einlid^ 
1286  geboren.  9iad^  bem  £obe  beS  IBaterS  (1294) 
ftanb  er  bis  Snbe  1301  unter  ber  Sormunbfd^a^ 
ber  SJhttter  unb  beS  altem  SruberS  ähtbolf ;  gro|« 
jöl^rig  gemorben,  geriet)^  er  mit  biefem  megen  ber 
fianbeitl^eUung  in  einen  Streit,  ber  nad^  mand^en 
Smifd^enfäHen  am  21. 3uni  1313  bal^in  beigelegt 
mürbe,  ba^  IBeibe  baS  oöterlid^e  Srbe  gemetnfam 
regieren,  SRubolf  bagegen  bie  |)fäljifd^e  ffittftimme 
fül^ren  fottte.  5lad^  bem  lobe  ^einrid^i  VII. 
mürbe  Submig  oon  ber  lusemburgifd^en  gartet, 
nad^bem  bief ette  ftönig  äol^ann  k)on  935bmen  auf* 
gegeben  "f^aüt,  l^auptföd^Iid^  auf  Setreiben  beS 
9)lain5er  Srjbifd^ofS  $eter  oon  ii\ptU  als  San« 
bibat  für  bie  beutfd^e  fiönigilrone  aufgefteQt;  San* 
bibat  ber  babSburgif d^en  Partei  mar  ^rgog  f$frieb« 
rid^  ber  Sd^öne  k)on  Oefteneid^.  %eibe  maren 
Snfel  StuboIfS  oon  ^absburg  unb  jufammen  in 
SBien  erlogen.  Jhtr)  ^uDor  nod^  maren  fte  megen 
ber  ißormunbfd^aft  über  bie  unmilnbigen  ^er}öge 
oon  9iieberbat)em  in  l^eftiger  gfel^be  gemefen,  unb 
gfriebrid^  mar  bei  (SammelSborf  oon  Submig  ge* 
fd^lagen  morbcn  (9. 9loo.  1313),  ein  Sieg,  meld^er, 
mie  $eter  üon  Sittau  (Dobner,  Script  rer.  Bo- 
hem,  V,  338)  fagt,  SubmigS  SRul^m  unb  5Ramen 
unter  ben  dürften  begrünbete.  9}on  Seiten  beiber 
Parteien  mürbe  k)iel  oer^anbelt  unb  getagt.  Sn  bem 
jum  SBal^Itag  beftimmten  19.  Dctober  1314  er« 
mäl^Iten  ber  ^faljgraf  SRuboIf,  SubmigS  ©ruber, 
für  fid^  unb  ben  Crgbifd^of  ^einrid^  oon  Äöln, 
^ergog  ^einrid^  k)on  Üätui^tn,  melier  bie  böl^« 
mifd^e  ihirftimme  für  fid^  beanf|)rud^te,  unb  §er« 
jog  Subolf  oon  Sad^fen^SBittenberg  5u  Sad^fen« 
baufen  f^friebrid^  gum  fiönige,  mabrenb  am  folgen« 
ben  3:age  bie  ffir^biidböfe  $eter  Don  SKainj  unb 
Salbuin  oon  Irier,  flönig  Sodann  oon  Söbmen, 
SKarfgraf  SBalbemar  oon  Sranbenburg  unb  §er- 
jog  Sol^ann  oon  Sad^fen»Sauenburg  auf  ber  alten 
SBa^Iftott,  ber  granfenerbe,  Submig  auf  oen  Sbron 
bobcn.  ®ie  Stobt  Qfranff urt  entfd^ieb  fid^  ju  ®un« 
^en  bei  Ie|tem  ut^  öffnete  i^m  bie  X^oxt,  utfb 
oor  bem  ^od^altare  beS  99artboIomöu§>S)omeS 
brad^ten  ibm  feine  SBöbler  bie  gemo^nte  öulbigung 
bar.  9lm  25.  Sfloüember  mürben  beibe  6Jemä|ltcn 
gefrönt,  Submig  au  Stadien ,  bem  berfömmlid^en 
Orte,  aber  oon  bem  bicrju  burd^auS  unbefugten 
grjbifd^of  öon  Sölaina,  gfriebrid^  ju  Sonn  oon  bem 
grabifd^of  oon  Äöln,  bem  bie  Ärönung  nad^  alter 
©emol^nbeit  ^uftanb.  9lad^  ben  SRcd^tionfd^auun- 
gen  unferer  Seit  mirb  man  nid^t  umbin  fönnen, 
in  Submig  ben  allein  red^tmä|tgen  §enfd^er  an- 
juerfennen j  benn  er  f)a\it  unamcif el^aft  bie  SDlaJo- 
rität  ber  SBablfHmmen  für  fid^.  3»eifelbaft  mar, 
mem  oon  ben  bciben  fäd^fifc^en  ^erjögen  bie  Äur« 

8 


227 


ßubtöig  IV.  bcr  Sa^cr. 


228 


jlhmne  jujlonb ;  ff arl  IV.  entf c^ieb  au  ®un[tcn 
bcr  SBittenbfrgcr;  SWarfgraf  ^cmrid^  öon  93ran« 
bcnburg  gab  am  23.  Dctober  feine  Suftimmung 
}utn  IBotum  SBaIbemar§ ;  ^einrid^  k)on  fiämt^en 
foimte  bie  böl^mtfci^e  ©ttmme  ntd^t  mel^r  bean« 
ftmid^en.  9ber  c§  gab  bamalS  noäf  fein  ®efe^ 
ober  ®ett)o]^n]^ettSre^t  ju  ©unfien  einer  SKaJori« 
tätSwal^I,  nnb  bie  3^tgenoff en  folgen  bie  SKajorität 
burd^auS  xdä^i  ald  ba§  einjige  Kriterium  für  bie 
®ültig!eit  einer  SBal^l  an;  fle  urtl^eilten  öielmel^r 
na<i^  ^eu^erlid^feiten,  unb  in  biefer  Öinfici^t  roar 
Snbmig  jmar  an  bem  l^erfömmlid^en  Orte  gemöl^It 
unb  gefrönt  (tber  bie  ffrönung  toax  Don  burd^auS 
unbefugter  |)anb  gefd^el^en,  unb  e§  fehlten  i^m, 
»aS  in  ben  3Iugen  ber  3ritgenoffen  ferner  »og, 
bie  SReid^Sfleinobien,  »eld^e  tJtiebrid^  befafe.  ®em« 
nad^  toar  nad^  bamaliger  ^nfd^auung  ba§  Siedet 
nid^t  fo  flar  auf  SubmigS  Seite,  aie  eS  nad^  un» 
feren  heutigen  ^Begriffen  fein  ȟrbe. 

3ur  3^it  ber  beutfd^en  2)oppeItt)aj^I  toax  ber 
pöpftlid^e  @tu]^I  erlebigt.  99eibe  Parteien  mad^ten 
be^l^alb  (19.  unb  28.  October)  bem  jufiinftigen 
%a))fte  oon  ber  SBal^I  Snjeige  unb  baten  für  il^ren 
Setoöl^Itenum  benntöd^ftige@rt^eilung  berffaifer» 
frone  (Gewold ,  Defensio  Ludovici  IV.,  26 ; 
Herwart,  Ludovicus  IV.  defensus  10 ;  Olen» 
fd&Iager,  ©taatSgefd^id&te n,  63f.).  Seibe  ®e« 
wählten  griffen  aber,  ol^ne  bie  ßntfd^eibung  be§ 
^apfteS  abjutoarten,  gu  ben  SBaffen,  fpielten  pd^ 
in  il^rem  üRad^tbereid^  factifd^  afö  fiönige  auf  unb 
fud^ten  aud^  in  Statten  bie  SRed^te  beS  Steid^eS  gel« 
tenb  }u  mad^en.  2)er  neue  $a))ft  ^ol^anneS  XXTT. 
rid^tete  glei(|  am  Sage  feiner  ffrönung  an  93eibe 
©abreiben,  in  »eld^en  er  jie  jur  friebttd^en  Sei« 
legung  beS  Streites  ermahnte  (Baynald  1316, 
10).  gine  jtt)ief|)altige  fBaijil  toar  in  ®eutfd^« 
lanb  bi§  bal^in  jtoeimal  Dorgefommen:  unter 
Snnocenj  HI.,  atö  ^W\pp  öon  ©d^toabcn  unb 
Otto  IV.,  unb  unter  Urban  IV.,  als  2ttfon§ 
t)on  Saftilien  unb  9Hd^arb  Don  SomtoalliS  ge- 
toä^It  toaren.  iBon  biefen  beiben  $a))ften  l^atte 
ber  erftere  in  feiner  berübmten  ffiecretale  Vene- 
rabilem  (c.  24  De  Blectione  in  X,  1,  6)  für 
lebe  SBa^I  eines  beutfd^en  ftönig§  al§  beS  fpätem 
römijd^en  ftaiferS  |)äpftUd^e  9lp|)robation  »erlangt, 
ber  le^tere  in  ber  SBuIIe  Qui  coelum  (Eajnald 
1363,  53)  für  bie  entfd^eibuna  burd^  ben  $apft 
bie  SSorbebingung  gefleut,  bafe  wlage  ober  Simpel« 
lation  an  ben  opofbKfd^en  ©tul^I  gefd^el^e.  Sei 
ben  lefeten  SBablen  oor  1314  l^atten  Sonifaj  VHI. 
unb  ElemenSV.  factifd^  bie  9l})probation  ertl^eilt. 
3o^anne§  XXTT.  nal^m  fotool^I  bie  ^probation 
beS  ©etoäl^Iten,  al§  aud^,  toie  fein  Vorgänger  Sie» 
mens  V.  (Raynald  1313,  16;  1314,  2),  für  bie 
Sauer  ber  Sacang  beS  3m))enum3  bie  SluSübung 
ber  fai)erfid^en|)o]^eit§red^te  in  Statten  für  fid^  in 
Stnfprud^,  bebrol^te  am  31. 9Köra  1317  aEe,  toeld^e 
ol^e  päpftttd^e  griaubnife  bort  5Red^te  fld^  anmofeen 
toürben,  mit  fird^ttd^en  ©trafen  (Raynald  1317, 
27)  unb  ernannte,  toie  fd^on  SlemenS  V.  getl^an, 
ben  ff önig  SRobert  öon  Sleapel  jum  Sleid^Söicar  in 


Statten  (Theiner,  Codex  diplomaticus  I,  471). 
Sei  biefer  Sage  ber  S)tnge  mu^te  eS,  toie  bei  frul^ 
ren  ffömpfen  gtoifd^en  ^ßapft  unb  ffaifer,  gerabe 
toegen  StattenS  pm  Srud^e  fommen.  Subtoig  fo- 
too^I  toie  tJi^ebrid^  fnüpften  mel^rere  SKafe  in 
^k)ignon  Unterl^anblungen  bel^ufS  9l])}nro6atton 
an,  über  bie  toir  bis  $um  ^af^xt  1322  gong  un- 
genügenb  unterrid^tet  finb.  Sie  über  bie  SBal^I 
aufgenommenen  Urfunben  finb  bem  Sopfte  l^dd^fl 
toal^rf  d^einttd^  nid^t  überf anbt  toorben ;  biefer  nannte 
beibe  furgtoeg  electi  in  regem  Bomanomm. 

3n  ffieutf^Ianb  l^atten  fid^  bie  §eere  ber  beiben 
Parteien  oftmals  gegenüber  geftanben,  bis  bie 
©d^Iad^t  bei  SWül^Iborf  am  3nn  (28.  ©eptember 
1322),  in  toeld^er  ftönig  Sol^ann  öon  Söl^men  mit 
böj^mifd^en  unb  trierifd^en  Sruppen  für  ßubtoig 
[tritt,  ben  ad^tjäl^rigen  Sruberfrieg  enbcte;  grieb« 
rid^  f elbft  tourbe  gefangen  imb  auf  bie  Surg  SrauS- 
ni^  gebrad^t.  Subtoig  mad^te  bem  Zapfte  txm  fei* 
nem  ©iege  Stnjeige;  biefer  anttoortete  am  18.  S)e» 
cember  in  einem  freunbttd^en  ©d^reiben,  in  toeld^em 
er  feine  Vermittlung  jtoifd^en  ben  beiben  ®egnem 
anbot,  im  Uebrigen  aber  auf  feinen  biSl^erigen 
Sorberungen  unerfd^ütterttd^  (inviolabiliter)  ht» 
l^arrte  (Baynald  1322, 15).  ßubtoig  tl^at  nid^t 
nur  nid^tS,  um  bem  ^opfie  ftd^  gu  nähern,  fon» 
bem  begann  in  gel^obenem  ©iegeSgefül^l  bemfelbm 
ftd^  feinbfettg  gegenüber  }u  ftellen,  befonberS  in 
Statten  entf(|eibenber  einzugreifen.  6r  fanbte  im 
9Rär5 1828  einen  92eid^Sk)icar  bortl^in,  unb  bur<^ 
bie  ^ilfe,  toeld^e  biefer  ben  ®]^ibelKnen,  befonberS 
ben  SiSconti  in  SRailanb,  ertoieS,  tourben  bie  biS- 
l^erigen  grfolge  beS  Segaten  Sertranb  bu  $o^ 
üereüett.  3nf olge  befjcn  erttefe  ber  ^ap|i  am  8.  De* 
tober  1323  ein  an  bie  ftird^entl^üren  in  Slüignon 
ongefd^laocneS  SKonitorium:  ßubtoig  l^abe  nid^t 
nur  ben  ftönigStitel,  fonbem  aud^  bie  Regierung 
beS  Sfteid^eS  an  fld^  geriffen  unb  bie  3f"tibe  ber 
ftird^e,  befonberS  bie  SiSconti,  begünfiigt;  inner- 
l^alb  breier  SWonate  f oDe  er  befe^alb  bei  ©träfe  ber 
g^communication,  bie  il^n  ipso  facto  treffen  folle, 
öon  allem  bem  loffen  unb  bie  SRegierung  nid^t  el^er 
toieber  antreten,  als  bis  feine  SBal^l  burd^  ben 
päpftttd^en  ©tul&I  approbirt  jei  (Martdne-Durand, 
Thesaurus  IE,  644 sq.;  Raynald  1328,  30  ad 
33).  ßubtoig  benal^m  fid^  öufeerft  fd^toanfcnb  „mit 
bcr  Unftd^er^cit  eines  9Kenfd|en,  ben  bie  gel^eime 
^l^nung  befeett,  ba^  ein  ettoaS  leid^ti^in  aufgenom- 
mener Äampf  fur^tbare  ^folgen  ^aben  fönne* 
(Äiejler,  ®efd^.  Sai)emS  351).  9tm  12.  9lot)em- 
ber  fd^idftc  er  brci  ©efanbte  nad^  Stüignon,  mit 
bem  auftrage,  ©ctoi^l^eit  barüber  ju  Idolen,  ob 
toirfttd^  ein  f old^cr  ^roje^  ergangen  fei,  unb  toenn 
bem  fo,  eine  Verlängerung  ber  fefigefe^ten  ^rifi 
nod^jufud^en.  S)iefe  erbaten  eine  Verlängerung  Don 
f  ed^S  2Ronaten ;  Sol^anneS  betoilligte  am  7. 3anuar 
1324  jtoei  (Martöne  II,  647;  Raynald  1824, 
1—4).  Unterbeffen  toar  ßubtoig,  nad^bem  i^m 
ber  ffiortlaut  beS  päpftttd^en  ^rojeffeS  befannt 
getoorben  ju  fein  fd^cint,  beeinflußt  öon  ®egnem 
bcS  ^apfteS,  einen  ©d^ritt  toeiter  gegangen  unb 


229 


Subioiö  IV.  bcr  Sa^cr. 


230 


Vxtte  am  18.  2)ecem&er  )u  92ümbetg  eine  l^eftige 
fcolefiotion  gegen  ba&  ISorgel^  bed  ißQ))fte§  er» 
(offen.  %xd^  bem  in  2)entf(!^Ianb  geltenben  Siedete 
{ei  ber  lH>n  ber  3Re^^I  ber  iturfurflen  ©emä^Ite 
nb  inSad^  @e!rönte  red^tmögiger  j^önig;  ba§ 
iieffe  bei  i^  pi,  unb  er  bebürf e  nid^t  erft  ber  93e- 
{Mtuimg  buril^  ben  $apft ;  t)on  einem  IBorgel^en 
bc§  $apile6  gegen  bie  SStSconti  fei  tl^m  feine  Sn« 
leige  gemacl^t;  nid^t  er  fei  ein  SSegünftiger  ber 
6tefie^  fonbern  ber  ^^%  ba  er  tro^  aUgemeiner 
Auge  nbcr  bie  9Rinoriten  gegen  biefelben  ntd^t 
oocg^  nnb  bie  Serle^ung  beS  Seid^tftegelS  burd^ 
bie^Iben  ntd^t  befirafe;  er  forbere  bie  Berufung 
mA  angemeinen  ßoncUd,  auf  toeld^em  er  feI6^  er» 
Heinm  tottbt  (Gewold  68  sq.).  2)ie  Oppofttion 
gegen  ben  ^^ft,  in  meld^  Subtt)ig  bamit  ein* 
gettctcn  toox,  fäi^rte  bie  pa))ftfeinbli($e  Partei  ber 
SRtnocitcn  auf  feine  Seite,  n^eld^e  nun  großen  Sin» 
fbift  aaf  ii^  erlongten.  9iad^bem  bie  Submig  ge> 
toöifctt  Sfrift  o^ne  einen  entgegen! ommenben  @d^ritt 
bclfelBm  abgelaufen  UKir,  tprad^  ber  ißa))ft  am 
23.  SRät)  nnrüid^  bie  angebrol^te  Sscommunica- 
fm  über  il^  au§  unb  oefiimmte  einen  n^eitem 
Sennin  lM>n  brei  9Ronaten  5ur  Sblegung  beS  Rb» 
«gltilelS  unb  jur  Seiftung  ber  ürd^Iid^en  ®enug- 
4nnig(Martöne  11,652— 660).  S)iefer  bagegen 
taut  am  22.  ber  SRonate  SRöra,  ^ril  ober  3RQi 
(ber  S)nid  biefed  %äenpded  bei  Balnzius,  Yitae 
n,  478,  enthalt  feinen  SRonot,  f.  Sd^oper,  S)ie 
eod^feni^erSppellation,  ©reifSUHiIb  1888)  k)on 
6ad^en^fen  cmg  ein  nod^  ]^eftigere§  üRanifeft 
gegen  3o^anne§  XXTT.,  ber  fid^  $a)){t  nenne.  Sr 
eijiebe  fid^,  l^et^t  ed  in  biefem  merhoürbigen  Slcten- 
Pädno^  einerSRenge  maglojeriBoniimrfe,  nid^t  nur 
gegen  bie  n>eltlid^e  ^errfd^t  fonbern  gegen  Sl^ri- 
jtm,  gegen  bie  feligfte  Jungfrau,  gegen  bie  ^oftel 
nb  ^be  Derfudfft  bie  etHingelifd^e  Seigre  k)on  ber 
ifUjI^  «tnmt  ^biefe  gadel  unfereS  @IaubenS'', 
n^Eifblen.  S)ann  folgt  eine  lange  SrSrteruna  über 
Me  Smmtfrage;  burd^  bie  in  berfelben  erlajfenen 
Snlkn  (Ad  conditorem  imb  Cum  inter  non- 
boDob)  fei  SobanneS  ein  offenbarer  ff e^er  unb  be|" 
^  beS  pc^id^  Stul^Ied  k)erlufag :  jum  @d^Iu| 
ipydKrt  Snbnng  an  bad  Soncil,  an  oen  fünf tigen 
icd^totd|igen  $a))ft,  an  bie  l^eüige  SRutter  icir^e, 
vbeäfanpi  an  \tbtn,  an  ben  man  am)eniren  !5nne. 
SM  @c^nftflu(f.  bad  eine  gro^e  ißerttanbtfd^ft 
mit  äffoliä^  @d^ftftüd(en  ^f^xWpp^  be§  @d^5nen 
u  bem  aamp\t  gegen  Sonif  ag  YIIL  jeigt  (aRüHer 
ii  bcr  Seitfd^ft  für  ft.«9t.  XX,  259)  unb  beut- 
dä^  bie  SetbeiUgung  ber  fd^iSmatijd^en  Spiri- 
iMiIen  Derrätl^  (ein  groger  Sb^eil  be§  $affu3  über 
bie  fbmut  ift.  mie  g^rle,  %r(|ik)  f.  Sitt.  u.  fi.-®. 
b.  n.-9L  m,  540,  gezeigt  fyit,  ber  ad^ten  Ouö» 
ffon  beS  $etrud  OIit)i  entnommen),  n^urbe  meit 
*  ii  Statfc^ianb  unb  Stalten  Derbreitet.  Sine  $er> 
{fabignng  nnir  burd^  baSfelbe  fafl  unmöglid^  ge> 
mtäU  Später,  im  3. 1336,  bel^auptete  Submig, 
kr  abfd^nitt  iiber  bie  Srmutfrage  fei  ol^ne  fein 
B^  nnb  SBillen  burd^  bie  9Jtad^inationen  f eine§ 
9aia§  tUrid^  in  bie  SppeOation  gefommen,  unb 


er  l^abe  ben  Sib,  ba|  er  aUeS  in  berfelben  Sntl^al« 
tene  für  »al^r  l^alte,  nid^t  geleiftet,  »enn  eS  aud^ 
bort  fo  ftel^e  (Raynald  1336,  31  sq.).  (Sleid^- 
zeitig  mit  ber  @a(|fen|^aufener  ^peOation  mürbe 
ben  ffurfürften  bie  SReinung  beigebrad^t,  ber  ^opft 
moQe  i^re  Steckte  oemid^ten,  ma§  biefer  in  einem 
eigenen  ©d^reibenmiberlegtc  (Raynald  1324, 17). 
2)a  Submig  aud^  ben  am  23.  ÜRörj  il^m  gefegten 
Termin  ni^t  itaä^ttit,  f o  erRörte  ber  ^opft  feiner 
Srol^ung  gemö|  am  11.  3uli  i^n  aller  aus  ber 
SBabI  tttoa  für  i^n  fid^  ergebenben  Siedete  auf  baS 
»eid^  für  oerluftig  (Martene  H,  660—671 ;  Bay- 
nald  1324, 21  sq.)  unb  bemül^te  ftd^  für  bie  äBol^I 
beS  franjöpfd^en  ÄönigS  ffarl  IV.  auf  ben  beut- 
fd^en  S^ron,  mit  meinem  aud^  ^er^og  fieopo& 
oon  Oefterreid^  einen  ba^ingel^enben  IBertrag  ob* 
fd^log,  möl^renb  baS  lusemburgifd^e  |)au§  biefem 
$Iane  üd^  entgegenfteOte.  fiubmig  $atte  unter« 
beffen,  ourd^  ben  genannten  IBertrag  unb  bie  Sr* 
folge  fieopolbs  gebröngt,  mit  feinem  gefangenen 
®egner  Unterl^nblungen  angefnüpft  unb  fd^Iog 
am  13.  aRör)  1325  mit  i^m  ben  ZrauSni^r  SSer» 
trag,  burd^  meldten  S^riebrid^  auf  aUe  Snfprüd^ 
auf  ba§  Sieid^  oerjid^tete,  für  ftd^  unb  feinen  iBru« 
ber  Slnerfennung  unb  Unterftü^ung  SubmigS  \)tf 
fprad^  unb  k)on  biefem  benftönigStitel  unter  fiub« 
migS  Oberl^obeit  gugeftanben  erl^ieü  ($reger,  fßtt* 
träge  105).  S)a  aber  gfriebrid^  feinen  ©ruber,  ber 
am  18.  ajlöra  )u  S)urlad^  unter  aRitmirhtng  bed 
$apfte§  mit  bem  Sr^bif^of  k)on  SRoins  unb  ben 
äifd^öfen  t)on  Strasburg  unb  Sßürjburg  gegen 
Submig  fid^  oerbunben  l^atte,  jur  ^nerfennung  bie« 
fe§  IBertrageS  nid^t  5U  bringen  Dermod^te,  mugte 
Submig  meiter  nad^geben;  burd^  ben  SRünd^ener 
©ertrag  (5.  September)  geftanb  er  ^riebrid^  bie 
Stitregierung  im  9iei(|e  al§  ffönig  gu;  burd^ 
ben  Ulmer  (7.  3anuar  1326),  ber  {e^t  als  ein 
@d6einmanöt)er  angefel^en  mirb  ($reger,  ©er« 
tröge  147),  trat  er  il^m  fogar  baS  j^önigreid^  ab, 
k)orauSgef^t,  ba|  ber  ©ertrag  k)om  Zapfte  beftätigt 
merbe,  maS  lebod^  nid^t  gelang.  9m  28.  ge* 
bruor  ftarb  ^ergog  Seopolb,  unb  bamit  mar  ^ne« 
brid^S  Snfel^en  fo  gut  mie  bal^in.  SBal^rfd^einlid^ 
im  @ommer  beS  Sal^reS  1326  erfd^ienen  neben 
ben  3Winoriten  aud^  bie  beiben  ^arijer  $rof efforen 
SnarftUuS  k)on  $abua  unb  ^ol^anneS  k)on  3an« 
buno  (f.  b.  5lrtt.),  bie  beiben  bebeutenbften  litera» 
rifd^en  SBiberfad^er  ber  bamaligen  $äpfte,  bie 
©erfaffer  beS  Defensor  pacis,  am  ^oflager  Sub« 
migS  ju  Sflümberg.  ©iefen  ®egnem  beS  $apfi» 
tl^umS  gelang  eS,  in  ©erbinbung  mit  ben  @|^i« 
bettinen  3talien8,  Submig  gu  feinem  üerl^ängnig« 
t)otten  tRömerjuge  ju  k)erleiten.  92ad^  einer  ftarf 
befud^ten  ©erfammlung  ber  ©l^ibettinen  gu  Orient 
(gebruar  1327),  auf  meld^er  miebcr  eine  ffiemon« 
ftration  gegen  ben  ^opft  nad^  ^rt  ber  @ad^fen- 
^aufener  ^ppettation  unternommen  mürbe,  jog  er 
naä)  Statten,  ^uf  bie  ftunbe  l^ieroon  erKe|  3o« 
^anneS  am  3.  ^ril  einen  üierten  ^roge^  gegen 
Submig,  erflörte  il^n  oud^  beS  ^erjogt^umd  fBat^ttn 
unb  atter  Selben  k)erlufttg,  erl^ob  gegen  il^  bie  9n« 

8* 


231 


Subtoig  IV.  bcr  Sa^er. 


232 


nage  ber  ^örcfte,  tocU  er  bic  öom  Dbetl^aupte  bcr 
Äirc^e  l^mfid^tltd^  ber  ^rmutfrage  öerworf  ene  ßel^re 
ftd^  angeeignet  unb  öertl^cibigt,  5IRarjüiu8  unb 
So^anne«  üon  Sonbuno  fammt  il^rem  le^erifd^en 
Sud^e  in  B^n^  genommen  unb  pt  tro^  S^com* 
munication  unb  3nterbict  ®otte§btenft  l^abe  galten 
laffen,  unb  forberte  il^n  Bis  5um  1.  Dctober  öor 
ben  apo)toIif(]^en  @tu]^I.  %m  @rünbonner§tage 
(9.  Slpril)  folgten  neue  Sentenzen  gegen  feinen 
@o]^n,  ben  SDtarlgraf en  fiubmig  k)on  IBranbenburg 
unb  feine  Slnl^anger  (Martöne  11,  671—698). 
Unbefümmert  l^ierum  mar  fiubmig  nad^  SDtailonb 
gejogen  unb  Ue^  fid^  l^ier  am  ^fingftfefte  (31.  ?Kai) 
t)on  smei  gebannten  93ifd^5fen  bie  lombarbifd^e 
ftrone  auffegen.  aWerftoürbig  ift  bie  giad^rid^t  beS 
fonft  über  ben  SRömerjug  gut  unterrici^teten  §ein« 
rid^  bon  ^erforb  (ed.  Potthast  245),  fiubtt)ig 
l^abe  nad^  oer  Jhönung  in  ÜJlatlanb  ®efanbte  an 
ben  $a))ft  gefd^idCt  unb  um  Srt^eilung  ber  jfaifer« 
frone  gebeten  (ögl.  Slltmann  41  f.).  3lm  7.  Ja- 
nuar 1328  l^ielt  er  feinen  Sinjug  in  9lom;  jel^n 
Sage  fpäter  fanb,  im  SBiberfpru^  mit  aller  Sra» 
bition  feit  ftarl  bem  ©rogen,  bie  fiaiferfrönung 
ftatt;  berlBifd^of  k)onSafteno  Dolljog  bie  <BaU 
bung,  ber  berüci^tigte  ©ciarra  ©olonna  fe^te  il^m 
im  9Jamen  beS  römifd^en  SSoIfeS  bie  Ärone  auf. 
S)amit  mar  ba§  ftaifertl^um  $um  tiefften  ®rab 
feiner  Cmiebrigung  l^erabgejunfen:  eS  mar  in  bie 
§änbe  ber  Demagogie  gelangt  5Rie  ift  im  SDZittel» 
alter  ein  fo  fül^ner  unb  l^erauSforbembcr  Eingriff 
gegen  bie  l^ergebrad^te  Orbnung  gefül^rt  morben 
(bgl.  ©regoroöiuS,  ®cfd^.  ber  ©tabt  SRom  VI, 
3.  «ufl.,  153-155;  SRieaH  ®e{d^.  93at|emS  n, 
377).  auf  ber  C)ö]^e  feiner  Sölad^t  »oute  Subioig 
ben  §auptfd^Iag  gegen  ben  ^op^  fül^ren,  ber  am 
23.  Dctober  il^n  aud^  ber  ^faljgraffd^aft  unb  aller 
©fiter  ent jejt  unb  ben  Sßann  »ieberl^olt  (Martine 
n,  698—704;  Raynald  1327, 29),  am  21.  Ja- 
nuar bie  ftreuäjugSprebigt  gegen  il^n  angeorbnet 
^atte  (Martinen,  716— 723;Rayiialdl328,4) 
unb  jid^  bemül^te,  in  ®eutfd^Ianb  bie  SBal^l  eines 
©egenfönigS  ^erbeijufül^ren  (Raynald  1328, 40), 
loaS  nur  an  ber  Uneinigfeit  ber  gürften  fd^eiterte. 
9lm  18.  april  tourbe  eine  grofee  Serfammlung  öor 
ber  ^eterSfird^e  abgel^lten;  ein  Stuguftinermönd^ 
fragte  breimal,  ob  jemanb  ben  ^riefter  3acob  öon 
Eal&orS,  ber  fW^  So^anneS  XXTT.  nenne,  öertl^ci« 
bigen  »olle :  barauf  l^ielt  ein  beutfd^er  2tbt  (ber 
9lame  ip  nid$t  befannt)  eine  Sebe  über  4  ftön.  7, 9 
(Haec  est  dies  boni  nuntii)  unb  DerlaS  bann 
eine  ^roclamation  SubioigS.  91I§  öon  ©ott  fraft 
feiner  faijerlid^en  SOSürbe  baju  berufen,  liefe  er  nad^ 
bem  SSorgange  öieler  ffaifer,  a.  93.  Dtto'S  I.,  öer» 
fünben,  ba|  Sol^anneS  XXTT.  »egen  offenfunbiger 
§arefle  unb  ÜJiaieftätSöerbred^en  öon  Sl^riftuS  f  elbft 
abgefegt  feh  burd^  faiferlid^en  ©prud^  erflärt  er 
il^n  alfo  aflcr  feiner  SBürben  für  entfleibet  unb 
übergibt  il^n  bem  meltlid^cn  ©erid^te  (Baluzius 
n,  512  sq.).  ®urd^  ein  ©efefc  öom  23.  »pril 
mürben  bie  fünftigen  köpfte  bei  längerer  ©nt- 
femung  mit  abfe|ung  bebrol^t  (gidfer,  Urfunben 


n.  112).  3ur  gjollenbung  feines  SSSerfeS  iiettte  er 
am  12.  3Rai  (®^ripi  ^immelfal^rt)  bem  »oBe, 
ha!^  auf  breimaliged  Sefragen  feine  3uftimmung 
gab,  ben  SRinoriten  ißeter  Slainalbucci  unter  bem 
3lamen  9McoIau8  V.  als  ^apft  üor ;  bei  ber  (£on- 
fecration  beSfelben  am  ^fingftfefte  fe|te  iJ^m  £ub« 
mig  bie  Siara  auf  unb  empfing  auS  feiner  ^onb 
ein  goIbeneS  S)iabem.  9tad^  SHöaruS  ißelagiud 
(De  planctu  ecclesiae  1,  37)  foO  $eter,  ber 
al§  93eid^tt>ater  unb  ^rebiger  gefeiert  mar,  ein  um 
SBeibergunftbul^Ienber^eud^ler  gemefcn  fein,  mol^ 
renb  atü^ere  El^roniften,  j.  93.  DboricuS  bon  gforli 
(beiBaluziusI,  1417),  i|n  al§  mafelloS  unb  eieren* 
l^aft  fd^ilbem.  allein  ba§  über  fiubmigS  langen  %uf« 
entl^att  entfianbene  SJlifeöergnügen  be§  römifd^en 
93oIfe8,  ba§  ftd^  gum  großen  €]^eilDonbiefen@d^au* 
fpielen  femgcl^alten  l^atte,  ber  §cranmarfd^  eine§ 
überlegenen  &eere§  unter  Stöbert  öon  9ieapel,  gegen 
ben  5u  fömpfen  bie  Stxi  öerftrid^en  mar.  Uneinig* 
feiten  im  eigenen  Snl^ang  gmangen  fiubmig,  mit 
feinem  Zapfte  am  4.  Sluguft  unter  bem  ©efp5tte 
beS  95oIfe§  Som  ju  öerlaffen.  3n  ^ifa,  mo  bie 
öon  Slöignon  entgoltenen  feefena,  Dccam,  93ona« 
gratia  u.  2t.  Submig  ermarteten,  mürben  burd^ 
nod^malige  93erfünbigung  ber  2(bfe|ung  (13.  Se* 
cember ;  Baluzius  n,  522  sq.),  fomie  bur^  93erur« 
tbeilung  unb  93erbrennung  einer  mit  pöpftlid^ 
©emänbem  befleibeten  ^pe  (19.  gebruar  1329) 
bie  S^reöelt^aten  öon  Stom  erneuert.  2)od^  Sub« 
mig§  ^errlid^feit  mar  bal^in;  öon  ben  ©l^ibeüinen 
faft  öerlaffen,  l^ielt  er  fid^  nod^  jmcdflo§  in  ber 
Sombarbei  auf  unb  feierte  Snbe  beS  Sul^teS  nad^ 
2)eutf  d^Ianb  ^urüd.  Qu  ^aöia  l^atte  er  am  4. 9lu« 
guft  mit  ben  ©binnen  feines  1319  öerftorbenen 
altem  93ruber§  Sfhibolf  einen  9Sertrag  gefd^Ioffen, 
nad^  meld^em  biefe  bie  Stl^einpf alj  unb  einen  ^eU 
beS  9lorbgaueS  (feitbem  Oberpfal}  genannt)  er^ 
l^ielten  (93ö^mer,  5Regeftenn.  1048;  SRiealer,  ©efd^. 
389).  fiubmigS  atömerjug  mar  fläglid^  gefd^eitert; 
baS  pöpftlid^e  2lnfe^en  mar  in  Stalien  balb  mieber 
l^ergefteüt,  ber  ©egenpapft  imtermarf  pd^  tm  fol« 
genben  Saläre.  SBol^I  ^at  bie  ftete  ©elböerlegen« 
|eit  SubmigS  (ögl.  aitmann  25,  ?lnm.  4),  fein 
langes  Sögern  in  SRom,  ber  2lbfaII  feines  93unbeS- 
genofjen  Eaftruccio  l^ierju  beigetragen;  ober  bie 
l^auptfad^e  mar  bod^  ber  ungered^te  unb  in  feinen 
Sßitteln  gönjlid^  öerf el^lte  Äampf  felbft,  ben  meber 
bie  italienifd^en  ©^ibellinen  nod^  bie  ffieutfd^en 
mitmad^en  mofltcn.  9lm  13.  Sanuar  1330  ftarb 
gfriebrid^  ber  ©d^öne,  beff en  95erl^ältni^  ju  i^m  feit 
bem  SRömcrjug  mieber  gejpannter  gemorben  mar. 
SJlit  biejcm  Sa^re  1330  beginnen  SRecond« 
liationSöcrj^anblungen  jmifd^en  Submig  unb  bem 
^apfte,  öielfad^  gcfül^rt  burd^  Vermittlung  öon 
fjürften,  befonbcrS  ber  Sujemburger.  £)ieferben 
blieben  ol^ne  grgebni^,  meil  Sol^anneS  XX ll. 
ftd^  meigerte,  Submig  olS  ffaifer  unb  ftönig  an- 
jucrfennen,  unb  als  9}orbebingung  für  Jebe  2luS« 
f öl^nung  ben  95er5id&t  beSf elben  auf  iitel  unb  ®e» 
malt  beS  ffönigS  forberte,  möl^renb  Submig  biefe 
SBürbebeibel^altenmottte,  menn  er  fic^  aud^  1331 


2d8 


Subiolg  rv.  ber  SBa^cr. 


284 


brrtii  erfiörte,  bie  ffaiferfrönung  nod^malS  burd^ 
bcn  $0)^  ober  beffen  Segaten  gu  empfangen.  3u- 
glcü^  aber  erlaubte  er  fi$  forttDö^renbe  Singriffe 
in  innere  SngelegenJ^eiten  ber  ftird^e,  fe^te  99if(i^öf e 
m  unb  t>ertneb  bie  Dom  $apft  ernannten,  5mang 
bie  ®ei^i^,  tro^  bed  SnterbictS  ©otteSbienft 
$s  ^ten,  unb  behielt  aud^  bie  9)2inoriten  Bei  fid^. 
inbe  1883  erSörte  er  ttAdlx^  feinen  SSer^id^t  auf 
bofi  Sleid^^  ber  aber  erfl  nadft  erfolgter  ^bfolution 
ton  Seiten  beS  ^f!eS  in  Jhaft  treten  follte;  an 
kine  @teOe  foIIte  fein  Setter,  ^ergog  ^einrid^  oon 
IHeberbopent,  gemä^It  merben.  3m  folgenben 
3a^  iebod^  »iberrief  unb  löugnete  er  biefen  IBer- 
d4t  unb  XDoUit  nur  für  ben  %cä  feines  SobeS 
weinborungen  getroffen  l^Ben^  fo  bog  bie  SBer« 
mst^g  ni^liegt,  ber  SJerjid^t  fei  üBer]^au))t 
niil^t  ernfi  gemeint  gemefen.  9htn  mieber  )u  ben 
ön^erfien  9Ra|regeIn  gegen  ben  ^Qp\l  überfprin» 
«nb,  f4Io^  er  fid^  ben  Semül^ungen  be§  Sarbinald 
Stt^Ieon  Orftni  um  guftonbefommen  eines  aK- 
gniKineii£oncU8  gegen  äol^anneSXXIL  an.  äBöl^' 
resb  beffen  ftarb  ber  ^apft.  2)er  neugeioäl^Ite  $e- 
«biet  XIL  gab  balb  nad^  feiner  @r^ebung  feine 
Seneigt^  in  einer  %u§f ö|nung  ju  erifennen,  unb 
eS  faid>en  oud^  mel^rmalige  Unterl^anblungen  )u 
bkfem  So>^t  ftatt.  Submig  feinerfeitd  na|m  bie 
oom  ^opfte  als  93afiS  ber  Unterl^anblungen  feft* 
§ef(|ten  grorberunaen,  unter  benen  fid^  aud^  bie 
Sieberiegung  beS  ftaifertitefö  befanb,  an  (1885) 
mb  erflörte  ftd^  gu  allem  bereit,  aaS  man  billiger» 
seife  Hon  i^  forbem  lonnte.  Mein  ber  Sinßul 
9^i(Kt>S  tKm  ^ranfreid^  l^intertrieb  eine  Einigung, 
tro|bem  Submig  im  2)ecember  1886  mit  il^m  einen 
Seänig  gegen  ßnglanb  gefd^Ioffen  l^atte.  infolge 
beften  anberte  Subaig  feine  $oUtif  unb  fd^Io^  am 
23.3iüt  1387  ein  a3ünbnig  mit  Sbuarb  HI.  Don 
fnglanb.  Stne93erfammlungfübbeutfd^er93ifd^5fe 
in  Speier  am  27.  ÜRörg  1888  unter  bem  SBor» 
nfe  bcS  SRoinger  Srgbif^ofS  ^einrid^  oon  SSirne* 
bürg,  auf  tDeI(|er  Submig  fein  biSl^erigeS  Serl^ölt' 
n^  }n  Senebict  bargelegt  l^atte,  fd^idfte  eine  ®e- 
MrtHl^ft  an  ben  ^opft  ab  mit  ber  Sitte,  »Submig 
Mm  ^^tm"  in  @naben  aufzunehmen;  anbere 
Sett^d^önbe  traten  baSfelbe.  Some^mlid^  megen 
ber  Suffamgen  SubmigS  gegen  gfranfreid^  lel^nte 
Sendnd  ab  (Bajnald  1888, 1  sq.).  S)iefeS  fort- 
Bä^renb  able^nenbe  Ser^alten  be§  ^apfteS,  mofür 
BOB  fraI^5ftfd^  Sinflu|  alS  @runb  anfal^.  Der* 
odo^  bie  Ihtrfürften  )u  einer  entf d^iebenen  @tel- 
fangna^e  für  fiubmig.  %m  16.  ^uli  1888  er» 
t&Sta  biefelben,  ol^e  ben  ftönig  oon  Söl^men, 
m  fog.  ihtroerein  gu  Stl^fe  unter  3uftimmung 
ber  übrigen  »eid^fiänbe:  bie  SBal^l  eineS  JfönigS 
bnn^  bie  Stajorität  ber  Jhtrfürflen  gebe  nad^  IRed^t 
nb  (BttH)(n|eit  bem  ©emöl^Iten  ol^ne  SBeitereS 
bie  Sered^tiguna  }ur  Senoaltung  ber  ®üter  unb 
ti^te  beS  Keines  unb  )ur  pl^rung  beS  ftönigS» 
titdl,  tmb  e8  fri  biergn  leine  ^Ipprobation  unb  3u' 
tDuiiiaig  beS  ^apfteS  erforberlid^  (f^idfer,  2)er 
flloMcin  }u  S^fe,  @i|ungSber.  ber  SBiener 
Hob.  ZI,  678).  IRad^  biefem  SSBeiStl^um  mar  bem 


Raffte  nur  bie  (Ertl^eilung  ber  ffaiferfrone  oor« 
begatten.  Suf  einem  großen  9lei(^3tage  gu  ^ranf« 
fürt  berid^tete  Submig  über  feine  bisherigen  SJer« 
^auMungen  mit  ber  ßurie  unb  fagte,  um  pd^  üon 
bem  Serbad^t  ber  §ärejie  )u  reinigen,  baS  95ater- 
unfer,  ben  englifd^en  @ru^  unb  baS  apoftolifd^e 
©laubenSbefenntnife  l^er.  ®en  ©tänben  mürben 
l^icr  (6.  ^uguft)  jmei  ©efe^e  oorgelegt ;  baS  eine, 
oon  Sonagratia  rebigirt,  oerbot  bie  Seobad^tung 
ber  6|communication  unb  beS  SnterbictS,  meil 
bie  faiferltd^e  ©emalt  ntd^t  Dom  ^apfte,  fonbem 
unmittelbar  Don  ®ott  ftamme,  unb  be^megen  bie 
©entenjen  beS  $apfteS  nid^tig  feien ;  baS  gmeite 
mieberl^olte  ben  93efd^Iu|  ber  Jhtrfürften  Don 
Sil^enfe.  gfür  baS  gmeite  l^atte  Submig  eine  meiter* 
ge^enbe  ^ffung  gemünf^t,  nad^  meld^er  ber  ®e- 
möl^Ite  Qud^  fofort  unabl^öngig  Dom  $apft  ben 
fiaifertitel  erl^atten  folle;  bod^  fanb  biefe  nid^t 
ben  Seifatt  ber  ffurfürften  (Söl^mer,  SRegeften 
n.  1291. 1292;  SKüKer  H,  292  ff.),  «uf  einem 
glöngenben  C)oftage  gu  Sobleu}  (81.  Suguft  bis 
7.  ©cptember)  mürben  beibe  ®efe^  mieberl^olt 
(Böhmer,  Fontes  1, 219),  unb  Submig  fprad^  bie 
frangöftfd^e  jf rone  bem  anmefenben  ftönig  Sbuarb 
Don  Snglanb  )u,  ol^ne  il^m  jebod^  in  ber  ^olge  im 
JMege  gegen  gfranfreid^  tbötige  Unterftü|ung  gu 
ermeifen.  Weitere  Unterbanblungen  mit  bem  $apfte 
gingen  merfmürbigermeife  nebenl^er,  Derfiefen  aber 
erfolglos.  Snbe  1840  erlofd^  bie  nieberbat)erifd^e 
Sinie  ber  SBittelSbad^er,  bereu  Sönber  an  Submig 
fielen.  3«  berf elben  S^it  liefe  biefer  aud^  eine  neue 
SBenbung  in  feiner  ^oliti!  eintreten,  inbem  er  baS 
Sünbnife  mit  @nglanb  aufgab  unb  im  SSertrage 
Don  SSilS^ofen  in  Tlieberba^em  (Sanuar  1841) 
fid^  mieber  mit  gfrottfi^cid^  Derbonb.  S58irHid^  Der» 
manbte  fid^  ie|t  ^l^ilipp  ju  feinen  ®unften  beim 
^opfte ;  aQein  ba  erlaubte  fid^  ber  f8ai)tt  einen 
neuen  unerhörten  Singriff  in  bie  SRed^te  ber  ßird^e, 
inbem  er  auS  faiferlid^er  ÜRad^tfüOe  bie  &^t  ber 
5IRargaret]&a  SDlauItafd^,  ber  ffirbin  Don  Äämtl^en, 
mit  bem  @obne  beS  bö^mifd^en  fiönigS  megen  an« 
geblid^er  pl^^ftfd^er  3m{)oteng  auflöste  unb  fie, 
tro^  beS  ^itü)emiffeS  ber  93IutSDermanbtfd^aft  im 
britten  ®rabe,  feinem  ©ol^ne,  bem  SKarfgrafen 
Submig  Don  Sranbenburg,  Dermäl^Ite,  um  fo  il^e 
Sauber  an  fein  ^uS  ju  bringen,  ©iefer  ©d^ritt 
Derfe^te,  tro^  ber  SJertl^eibigung  burd^  Occam, 
feinem  Slnfcl^en  einen  fd^meren  ©tofe  unb  50g  il^m 
befonberS  bie  geinbfd^aft  beS  mäd^tigen  lusembur- 
gifd^en  §aufeS  5U. 

ElemenS  VI.  gegenüber  moDte  Submig  eS  juerfl 
mit  entfd^iebenem  auftreten  Derfud^en.  6ine  f ^ein« 
bar  Don  ^^ilit)p  Don  granlreid^  unterftüfete  ®e» 
fanbtf  d^af  t  follte  jmar  Unterl&anblungen  in  SlDignon 
anfnüpf en,  ^atte  aber  bcn  Sluftrag,  5U  erflären,  er 
merbe  feine  früheren  Swgeftänbniffe  nid^t  mieber» 
^olen.  3e|t  nal^m  ber  ^apft,  ben  Irabitionen 
3o]^anneS'  XXII.  folgenb,  baS  Serfal^ren  gegen 
Submig  mit  aEer  Energie  mieber  auf.  9lm  ®rün» 
bonnerStage  beS  folgenben  Sal^reS  (10.2H)riI  1848) 
jöpe  er  in  einer  meit  Derbreiteten  SSuQe  SubmigS 


285 


Subiüig  IV.  bcr  Sa^er. 


236 


frül^cre  Untl^aten  unb  bie  ßrlaffc  3o]&ann§  XXH. 

Siegen  btcfelben,  feine  neuen  SSergel^en,  ben  6rla^ 
trd^enfetnbUc^er  ®efe|e  unb  bie  ^eirat  feine§ 
@o|ned  auf  unb  befallt  il^m,  innetl^alb  brei  SRo» 
naten  lebe  Stegierung  unb  olle  Xitel  oufgugeben, 
bie  ^ärettter  nid^t  »eiter  ju  bef(l^ü|en^  bie  k)on 
ij^m  eingefejten  Sifd^öfe  ju  entfernen,  ba§  3nter» 
biet  beobad^ten  5U  laffen  unb  5ut  ftird^e  jurüdfjU" 
leieren  (Baynald  1343,  42  sq.).  fiubmig  Iie| 
jwor  ben  Xermin  öerftreid^en,  aber  bod^  burc| 
einen  Soten  in  Süignon  erflören,  bag  er  ju  Wiem 
bereit  feu  2)ie  Dom  ^apfte  l^ierauf  überfanbten 
Sorberungen  gingen  über  bie  be§  ^^xtS  1335 
toeit  l^inauS ;  unter  Ruberem  follte  Submig  aud^ 
baS  unter  ßniglid^em  litel  SluSgefü^rte  für  un» 
gültig  erüären  unb  ben  ^apfJ  bitten,  ba|  er  biefeS 
(mli  Snaben  mieber  für  gültig  erliäre  unb  il^n  felbft 
nad^  erl^altener  Sbfolution  mieber  regieren  laffe. 
Submig  nol^m  biefe  Unterl^anblungSbafiS  mit  eini- 
gen 9lenberungcn  eiblid^  an  (Dlcnf^Iager  ü,  225  f.) 
unb  fd^rieb  in  biefem  Sinne  aud^  an  ben  ^apft 
unb  bie  Karbinöle  (20.  September  1343;  Ray- 
nald  1344,  10  sq.).  ,,9Bie  ein  Säugling  nad^ 
ber  SRutterbruft/'  fo  l^ei^t  e§  in  bem  Sd^reiben 
an  ben  ißapft,  „fo  fel^nt  fid^  unfere  Seele,  jurüdf» 
jufel^ren  jur  ®nabe  Surer  ^eiligfeit  unb  ber  rö- 
mifd^en  jnrd^e,  bie  tovt  alS  bie  k)on  (Sott  gemeinte 
9Rutter  aOer  @Iftubigen  anerfennen";  ber  $apft 
möge  nur  ben  Sinflüfterungen  feiner  ^einbe  fein 
®e$5r  geben.  SuS  ber  geheimen  Snftruction  aber, 
bie  er  am  28.  October  feinen  ®efanbten  mitgab, 
ge^t  l^erDor^  bag  er  in  mand^en  fünften  nod^ 
meniger  nad^s^geben  bereit  mar,  alS  unter  Senebict. 
2)ie  k)om  16.  Januar  1344  big  in  ben  ^ril 
l^inein  gepflogenen  Unter^onblungen  jerfd^Iugen 
fid^  k)onftdnbig;  mie  ^einrid^  k)on  2)ie^en]^ofen 
(Böhmer,  Fontes  1,45)  erjäl^It,  l^ätten  bieSusem» 
burger,  ftönigäo^amt  k)on9ö]^menunb  fein  Sol^n, 
SKarfgraf  ftarl  üon  SKäl^ren,  bie  um  biefe  Seit  in 
lt)ignon  fid^  aufl^ielten,  bie  Sinigung  ge^inbert. 
3e|t  legte  Submig  bie  päpftßd^en  ^orberungen  ben 
Stetd^Sftönben  t)or,  meldte  auf  einem  Steid^Stage  5U 
Sfronffurt  (September  1344)  biefelben  ald  f^öb- 
lid^  für  bad  IReid^  üermarfen.  Mein  bie  dürften 
monten  oud^  nid^tS  mel^r  t)on  einem  ^errfd^er 
miffen,  ber  ba§  Steid^  ju  @runbe  gerid^tet  l^atte ; 
auf  einer  adbt  Zage  fpöter  gehaltenen  Sierfamm- 
lung  gu  Sad^arad^  brad^  ber  Unmille  ber  dürften 
über  Submig  in  laute  Sormürf  e  au§,  unb  auf  einem 
für  9Iot)ember  nad^  ^ranffurt  auSgefd^riebenen 
Steid^tage  mollten  fie  einen  neuen  ffönig  möl^Ien. 
2)ie^  l^inberte  Submig  burd^  ein  ^eer.  Sr  ]äfioi 
bomt  ein  99ünbni^  mit  bem  jf  önig  Submig  Don 
Ungarn,  ber  bie  Srmorbung  feinet  !Bruber8  burd^ 
einen  ^eeredjug  gegen  9{eapel  an  ber  biefer  Sl^at 
Derbäd^tigen  Königin  S^ol^anna  röd^en  moDte,  unb 
trat  aud^  mieber  mit  6buarb  üon  gnglanb  in  93er- 
binbung.  3u  Oftem  1345  ging  nod^malS  eine 
©efanbtfd^aft  —  bie  Ie|te  —  nad^  Sloignon  ah, 
leierte  aber  am  15.  5Dlai  unDerrid^teter  S)inge 
jurüdt,  meil  ber  ißopft  an  ben  einmal  Don  fiubmig 


befd^morenen  ^rtifeln  nid^t  marlten  laffen  mollte. 
„Unb  in  ber  Xl^at  meig  man  nid^t,  maS  SubmigS 
Sd^mur,  ber  nad^  unferen  Ütad^rid^ten  an  leine 
Sebingung  gefnüpft  mar,  bebeuten  foDte,  menn 
er  aud^  nad^l^er  ftd^  l^erauSnel^men  burfte,  in  j[ebem 
fünfte,  mo  e§  il^m  gutbünfte,  bie  pöpjtlid^en  ^or* 
berungen  abgulebnen"  (äüejier,  ©efd^.  93a9em3 
488).  9tm  13.  «pril  1346  erlief  SIemenS  rine  in 
ben  ^örtefien  Sudbrüden  abgefaßte  IBuIIe  gegen  il^n, 
in  ber  sugleid^  alle  t^olgen  be§  93anne§  über  il^n 
Derl^öngt  unb  er  felbft  für  red^t»  unb  el^rloS  erll&t 
tourbe,  unb  forberte  am  28.  3lpril  bie  fturfürjien 
ju  einer  neuen  fiönigSmal^I  auf,  bei  meld^er  jebod^ 
SubmigS  gleid^namiger  Sol^n,  ber  SRarfgraf  Don 
Sranbenburg,  nid^t  mitmäl^Ien  bürfe  (Baynald 
1346,  3  sq.).  ?lm  11. 3uli  fanb  bann  ju  K^enfe 
bie  Dom  ^(ktpfte  gemünfd^te  SBal^I  be§  SRarfgrofen 
ftarl  Don  SRäl^ren  ftatt,  ber  fd^on  am  22.  «prü 
3u  ^Dignon  eine  Steige  Don  3ufagen,  im  ®runbe 
bie  Don  Submig  geforberten  Slrtifel  (Dgl.  barüber 
§öper,  3lu§  SlDignon  6),  befd^moren  l^atte.  SDlel^ 
rere  gfürften  unb  bef onberS  bie  Stabte  blieben  aud^ 
ie^t  nod^  auf  SubmigS  Seite,  unb  fd^on  l^atte  am 
tR^iein  ber  93ürgerfrieg  begonnen,  al§  fiubmig  am 
11.  October  1347  beim  SuS^ug  }ur  lBftren)agb 
einen  {äl^cn  %oh  fanb ;  nad^  bem  Serid^te  einer 
ba^erif  d^en  Sbroni!  (Mon.  Germ.,  Seutfd^e  Sl^ro« 
nifen  11,  339)  foDen  feine  legten  SBorte  gemefen 
fein:  Süzze  kunigin,  unser  frawe,  bis  pei  mei- 
ner schidung.  Seine  fietd^e  mürbe  in  ber  S^rauen* 
fird^e  }u  SJlünd^en  beigefe|t.  SBann  ber  99knni 
über  il^n  auf gel^oben  mürbe,  ift  nid^t  ftd^er  befannt, 
eS  gef(|a]^  aber  fd^on  Dor  Snbe  bed  16.  ^al^rl^un« 
bert§  (Dgl.  aRütter  H,  349). 

S)ie  Sßirren  jmifd^en  fiubtoig  unb  ben  köpften 
nel^men  unter  ben  mittelalterlid^en  ftömpfen  be§ 
Imperium  mit  bem  sacerdotium  f^on  be^l^aib 
eine  berDorragenbe  Stellung  ein,  meil  e§  baS  le^te 
ÜMal  Dor  ber  Deformation  mar,  ba^  bie  SSertreter 
beiber  (Semalten  aufeinanber  ftie^en.  „®er  Streit 
mürbe  Don  beiben  Seiten  mit  ber  äufeerjlen  Er- 
bitterung unb  fo  örgerlid^  mie  nur  möglid^  gefül^rt: 
örgerlid^  Don  Seiten  ber  geiftlid^en  3Rad)t,  bie 
ol^ne  5Dia|,  ol^ne  SQäürbe,  ol^ne  Siebe,  unDerföl^nlidö 
mütbete;  örgerlid^  Don  Seiten  ber  meltlid^en  ®e« 
malt,  bie  mit  tro^iger  SSerjagtl^eit  entgegenfämpfte, 
ungead^tet  i^rer  §urd^tfamfeit  bod&  ^HeS  fld^  er- 
laubte, felbft  ben  Sßeiftanb  ber  clenbeften  Dema- 
gogie nid^t  Dcrfd^möbte  unb  burd^  il^ren  fraftlofen 
Unbeftanb  jebe  eintretcnbe  b^fame  Ärife  ftörte" 
(^afior,  ®efd^.  ber  ppjie  I,  70).  S)er  Äampf 
mar  un^cilDoIl  für  beibe  SRöd^te  unb  führte  jur 
DöHigen  Serrüttung  ber  gefeflf d^aftlid^cn  Drbnung 
in  Staat  unb  flirre.  ®cr  3uftanb  ber  Äird^e  in 
SDeuifd^lanb  mar  ein  böd^ft  trauriger;  ein  großer 
Xbeil  be§  3ieid^e§  mar  mit  bem  unterbiet  belegt; 
Diele  Sifd^öf  e,  unter  ibnen  bie  geifilid^en  fturfürften, 
unb  ein  großer  2:beil  beS  EleruS  unb  ber  Drben 
—  bie  SRinoriten,  ^uguftiner,  SDeutfd^orbenS- 
benen  fianben  burd^meg  auf  Seiten  2ubmig§,  bie 
Dominicaner  auf  Seiten  beS  $apfte§  —  fümmerten 


237 


Sttbtoig  öon  SloiS  —  Subtoig  a  S.  Carolo. 


238 


M  vi4i  ttm  boSfette^  Befonber§  jeit  auf  bem 
gnmffinrter  Stcul^tag  bie  ^Uii^tbead^tung  ber  Sen« 
fntm  befohlen  iixtr;  bteienigen,  ml^t  biefelben 
kobi^ieten,  umiben  gejtoungen,  ju  ^^ptofamren", 
tticbcrSiiSbiud  lautete,  ober  fon[tbebrüd!tunb  Der« 
trieben.  ^azctifd^Seioegungen  )eigteu  jid^  mand^er« 
Olli  (tigL  Moeheim,  De  Begardis  et  Beginabus 
385  M.).  3n  t>ielen  Siöcejen  [tauben  fx^  atoet 
Sifd^  gegenüber  (ügL  bie  naiven  Angaben  bei 
«üDcr  1,133  ff.  234  ff.  280  ff.;  n,96ff.  226  ff.). 
9lit  traurigen  SBorten  fd^ilbert  ^einridd  k)on  ^er« 
forb  (ed.  Poithast  268)  ben  betrübten  Sufianb 
ber  beutff^n  ftird^  S)ie  «uctorität  be§  ^apft- 
tbnnfi  OMir  in  ben  Sugen  SKeler  tief  erfd^üttert 
9lod^  au(^  äobonneS  XXTT.  auf  Den  @tanb« 
pndt  dnnoccn^'  HL  fidft  fteOen,  bie  Seitüerl^It« 
Bif(e  aMBtn  anbere  gemorben;  „ein  ))a))füt(i^er  ^u§« 
%mi4  UKir  nad^  f^einrid^  YII.  Stob  niä)i  me^r 
mm  bem  ©emid^te,  mie  nad^  bem  2:obe  ^ein- 
rii^  VL;  ie|^  fa^  man  in  2)eutfd^lanb.  bei  jebem 
e^ntt  beS  $apfied  ben  (Sinftu^  be§  $ofed  Don 
9artt  auf  ben  Don  SDigtwn"  (f)ergenröt]^er,  Six* 
ifag^,  3.  9ufl.,  n,  602).  S)ie  2)ro]^ung  mit 
bem  SbfoO  S)eutfd{|Ianbd  Don  IRom  fommt  aniS^ 
^oi  (DgL  Sftder,  imrDerein^  Seil.  1).  ©egenüber 
bea  rabtcalen  S^l^orien  beS  Defensor  pacis  f el^Ite 
c§  aad^  ottf  anberer  Seite  nid^t  an  S^traDagan^en, 
fo  ba|  eine  l^ofe  SSenoirrrung  ftd^  ber  (Semütl^er 
bemächtigen  mu|te  (DgL  ^ergenrötl^er  11, 605  ff.). 
9ür  boS  ateid^  mar  bie  Regierung  Submigd  eine 
$ecü^  ber  Xufldfung:  bie  fiaif ermürbe  mar  baS 
Sei^eug  ber  ^magogie  gemorben,  bie  Steid^S« 
goDoIt  mürbe  erfd^üttert,  bie  gfürftenmad^t  !am 
empot.  SDgemein  mar  baS  IBerlangen  nad^  ^rie« 
bea.  S)a|  tro|  fo  Dieler  Unterl^anblungen  eine 
Serßöiibigung  nid^t  gu  @tanbe  fam,  ift  einerfeitS 
inbiDta  ooribererfeitd  bem  ißopfte  Dorgemorf  en  mor* 
bes.  im  @d^ulb  lag  aber  meniger  an  ben  Ver- 
fallen, atö  an  ber  gangen  Situation,  mie  fie  fid^ 
feit  bcB  ^eren  f^ol^nflmifengeiten  unb  burd^ 
bie  Srrleg^  ber  päpftlid^en  Sleftbeng  nad^  ^Di- 
pam  ^ermiSgebilbet  batte.  S)ie  Seurtl^eilung  ber 
11  triefem  Streite  l^tü^Inben  ^rfonen,  befotü)er§ 
Snbmig?,  ifi  f^on  bei  ben  3^tgenoffen  eine  Der« 
{^Ume  g^oefen.  Stö  Solbat,  mie  er  felbft  fagt, 
nmiffenb  (Baynald  1836,  33),  (ie^  er  ftd^  Don 
feiler  Umgebung  im  l^dd^flen  ®rabe  beeinfluffen 
nb  biten.  9BUI  man  i^m  aud^  nid^t  gerabegu 
Sngeaboftigfeit  Dormerf en,  f o  nal^m  er  t%  bod^  mit 
ber  aBofrr^  nid^t  genau  (Dgl.  Baynald  1324, 
21  sq.),  >Km  Xreuloftgleit  mä>  2)oppeIgüngigfeit 
ifl  er  ttk^  frei)ttf)»red^n ;  bie  ^eUigfeit  beS  SibeS 
galt  il^  mmig,  menn  politifdpe  SBor«  ober  9Iad^« 
Üfdbt  in  Setrod^t  tauten;  2BanfeImutb/  Unfelb- 
|fabt||eit  ^altloftgfeit  unb  unmflrbige  Sd^möd^e 
lei^^aen  feinen  Sl^oralter.  Sßol^l  miff en  bie  (Sffco» 
w#aL  manä^  lobenSmertl^  Sigeufd^ften  unb 
Sitte  Mm  i^  )u  berid^ten ;  fie  begeid^nen  ibn  afö 
fatfin,  kutferig,  gutig  (StuffatuS  bei  Böhmer, 
FoiifcM  1, 189;  Henr.  de  Hervordia,  ed.  Pott- 
271  n.  9.) ;  tro|  ber  ftämpf e  gegen  ben  ^ft 


ift  gläubiger  Sinn  in  il^m  nid^t  erftorben  unb  er- 
maßt immer  mieber;  fo  grünbete  er  infolge  eines 
auf  bem  Stömerjuge  gemad^ten  ®elübbed  ba§  j^lo« 
Per  ettal  (f.  b.  art.).  Se^r  mcrfmürbig  ift  aud^ 
bie  ^artcinal^me  fold^er  ^crfonen,  mie  3)larga« 
retbc  gbnerin,  für  Submig;  f.  Strand^,  ÜJlargaretl^a 
gbncr  unb  ^einrid^  Don  Slörblingen,  gfrclb.  unb 
2üb.  1882, 148. 158.  aber  alle  feine  guten  ßigen- 
f4iaften,  fagt  ^einrid^  Don  ^erforb  (L  c.)^  I^abe  ber 
ftampf  gegen  ben  $a|){t  5U  nid^te  gemad^t;  il^n  )u 
entfd^ulbigen,  fei  DergebenS.  SKan  l^at  oft  genug 
Derfud^t,  fiubmtg  befonberS  äol^anneSXXn.  gegen« 
über  5U  Dertl^eibigetu  aber  aud^  bie  gegen  bie  $öpfte 
Dorurtl^eilSDonften  ^iftorifer  l^aben  i^n  meber  rein 
3u  mafd^en  nod^  p  ibealifiren  Dermod^t 

Sitcratur.  S)ie  ältere  Siteratur  f.  bei  bergen« 
rotier  H,  603, 3lnm.  1.  u.  2.  3n  ben  IMtn  3a|ren 
iß  ber  Streit  fiubmigS  mit  ben  $ö))ften  Dielfa^ 
@egenftanb  l^iftorif  d^er  gforf  d^ung  unb  S)arfteIIung 
gemefen.  S§  feien  l^erDorge^oben:  f$fidfer,  Urhtnben 
5ur  ®efd^.  be§  IRömeraugS  fiaifer  SubmigS  b.  $., 
3nn§brud(  1866;  SKarcour,  antl^dl  ber  aJUno- 
riten  im  ftam))fe  smifd^en  ftbnig  Submig  IV.  unb 
^ft  3o]^ann  XXH.,  gmmerid^  1874;  SRiealer, 
S)ie  nterarifd^en  SBiberfad^er  ber  Rupfte  ^ur  3^t 
SubmigS  b.  ».,  Seipä.  1874,  unb  ®efd^.  Sßa^emS 
n,  ©otl^a  1880;  5KüKer,  ©er  ffampf  SubmigS 
b.  ».  mit  ber  gurie,  2  93be.,  Sübingen  1879  bis 
1880;  ^reger,  93eitröge  unb  Erörterungen  ^ur 
®efd^.  beS  beuifd&en  »eid^cS  (1330—1334),  3lb- 
^anblungen  ber  ba^r.  9fab.  ber  SBiffenfd^.,  l^iftor. 
Ätoffe  XV,  2,  1880;  ®erf.,  ®ie  Anfänge  beS 
fird^enpolitifd^en  ftampfeS  unter  Submig  b.  $., 
ebb.  XVI,  2,  1882;  ffierf.,  SHe  Verträge  Sub- 
migS  b. ».  mü  griebrid^  bem  Sd^önen,  ebb.  XVH, 
1,  1883;  ®erf.,  Sie  $oIitü  beS  ^opficS  3o- 
l^nneS  XXTT.  in  Sejug  auf  3talien  unb  S)eutf d^« 
lanb,  ebb.XVn,  3, 1885;  ScSborpf,  S)er  Körner« 
aug  SubmigSb.  S.,  {Königsberg  1885;  gelten, 
"Siie  SuIIe  Ne  praetereat  unb  bie  SReconcQiationS« 
Derbanblungen  SubmigS  b.  $.  mit  bem  $apf}e 
3o]^ann  XXTT.,  Xricr  1885—1887;  Jungmann, 
Dissertationes  selectae  VI,  Batisbonae  1886; 
Slltmann,  S)er  Kömeraug  SubmigS  b.  S.,  93erHn 
1887;  ei^rouft  93eitr.  jur  ®efd^.  SubmigS  b.  83. 
unb  feiner  3eit,  ®ot^a  1887;  §efele»ihiöpflcr, 
gonc..®efd^.  VI,  greiburg  1890.  3)ie  l^iftorifd^e 
Sommiffton  bei  ber  !gl.  ba^r.  Sfabemie  gibt  Dati« 
canifd^eäcten5ur®efd^i4itefiubmigS]^auS,  meldte 
jur  3«it  im  ®rudt  finb.  [SBurm.] 

<^ttbiPig  Don  93IoiS,  f.  93IoftuS. 

^ttbmig  a  S.  Carolo,  0.  Carm.,  mit  bem 
gfamiliennamen  3acob,  Siterarl^iftorifer,  geboren 
ju6]^alonS«fur-Sa6ne  20.9luguft  1608,  gcftorben 
gu  $ariS  10.  aKärg  1670,  Derfafete  unter  anberm 
eine  Bibliotheca  Pontificia,  Lugd.  1643,  in 
meld^er  im  erften  93anb  eine  ®efd^te  aller  $öpfie 
unb  ®egenpö))fte  bis  Urban  vm.,  im  gmeiten 
99anbe  eine  $iogra))]^ie  aller  Sd^riftfteHer  über  bie 
^(ktpftgefd^id^te  gegeben  mirb.  Ueber  feine  Dielen 
iBibliot^efS-  unb  ^anbfd^riften-ftataloge,  fomie 


289                                          Sublsis  IX.,  bet  ^I.  240 

fibtr  feine  3itcroIoge  üuf  berühmte  Spetfonen  Dgl.  Sfifegelb  6,  3JM  1250  liiiebtr  fieigtßetitn,  jog  et 

[GosmaB  de  Villiera] ,  Bibliotheca  Carmelit.  no(^  Serien,  um  bie  bDitigtn  Sbti^m  mit  Stot^ 

n,  272  Bq.,  imb  Nlceron,   Üemoires  XL,  imb  3:^  gu  tmteiftütfen,  befeftigte  nu^itn  Stübte 

87  BS.                                          [@trcbei.]  unb  unttmolim  eine  9BaIlta||rt  na^  Stajan^ 

^ttbwtfl  IX.,  ber  ^I.,  ff  Snig  Don  g^iant-  S)tiS:Dbftiner!Dh]ttcitmS)ectm£etl252nöt^igtt 

rei^,  geb.  ju  ^Cniilt)  25.  a))tt!1214,  Srabetber  ibn  jut  §etm(e:&r;  26. 3um  1253  betrat  er  ttiebtr 

fei.  eiijabelil,  beten  JJep  auf  ben  31.  Kugufl  fMt,  fratqftfltdben  »oben.  SJie  nun  jolgenbe  ^tit  xota 

maib  bure^  ben  %ob  feinet  3!atei§  Siibmig  VUL  btt  ^tebung  unb  Orbnung  beS  eigenen  SanbeS  ge> 

7.  ÜloBembtr  1226  auf  ben  S^ron  er£|o6en,  btei  mibmel,  StetS  bereit,  Angriffe  »on  Sugen  abjn- 

SED(^enfl)äterjuiRetniSg£trBntunbl234mit!IJIür'  mehren  unb  ben  Ungefiorfam  ftörtifi^er  SJafaflen 

goret^Q  Don  Sßroüence  bermä^It.  Obgleid^  et  bis  ju  befftafen,  (uc^tc  et,  fnoiel  an  i^m  lag,  ^iläit 

1235  unter  bet  Sitgtntft^aft  feinet  auägegeid&net  mit  Slllen  ju  erhalten,  fetbft  fiii  jut  freiBiUigm 

tüdfitigen  QJIutter,  53Ianca  Don  Kaftilitn,  unb  bi9  Vergütung  tion  Seeintröcdtigungen,  «el^e  feine 

JU  beren  lob,  Iitcember  1252,  Dotjüglic^  untet  SJotfa^ren  anbeten ©taaten  jugefügt.  Su^inbett 

i^tem  Einfluß  ftanb,  trat  erbo<5  tjon  Anfang  an  Üloc^barianbembemü^teerfiti^,  ben innem Stiebe» 

in  ben  Sefd^äften  beS  ffriegeS  tote  bc3  ^rtebenS  jufbrbtm,  tnurbe  oft  t:on  ben  ftreitenben  Parteien 

petfSnliii^  ^eroor.  ®ie  S«"*  »i"^  1244  war  foft  aB  Stfiiebärit^tet  ongetufen  ober  würbe  ouS  eige- 

ganj  ausgefüllt  butdf)  ttiegerif^e  SSerroidlungen  nem91nlrie6äum5rieben^ifttr,  3m3nnetnfu^tt 

einttfeita  mit  bem  ©rafen  Don  iouloufe  unb  ben  et  butc^  Seffetung  bet  @efetfgetiung,  gute  SBet» 

9IIbigenfein,  anbetetfeitS  mit  ben  niebet^olt  gegen  naltung  unb  ftrenge  !Red|tepflege  einen  geotbneten 

ben  Bönig  Berf[^tDorenen  gro|cn  ißaronen  unb  bem  unb  gelieferten  3"ftnnb  l^erbeiäufü^ften.  3)a8  Suf- 

mit  i(men  im  SSunbe  Pe^enbcn  ät&nig  Don  Sng-  ^öten  bet  jflt)Irei(f|en  unb  Detleerenben  ^titut' 

lonb.    9Äit  leMetem  fam  ein  eigcntli^t  triebe  fe^ben,  bie  efienfo  mie  bet  getii^tlii^e  Smeifampf 

etfl  1259  jn  ©tonbe,  91n  üUen  3Ü9<"  gfß'i  bie  Born  ffBnigfttenguetliDlenroutben,  bie  SÜfc^ffung 

gnglänber  »ie  gegen  bie  SSatone  belSeiltgle  fti^  bet  ÜRonopole,  bie  3Jetbe||etung  unb  SBetme^timg 

bet  ffönig  in  ^jjerfon,  unb  neben  ber  Umfiqt  unb  ber  3)erIe^rSiiiege  tjoben  ben  ^anbel.  3m  Segen* 

ßntf^Ioflen^cit  ber  Slegentfdiaft  Deifc^afften  ifim  fa|  |u  bcrfrütiem,  inben^a^barftoatcnnoii^j;^ 

bie  Sapferfeit  unb  (Seifteägegenioart,  hie  er  troj  bauemben  IRünsberfi^Ie^tetung  imirbe  ein  neueS 

feiner  3ugenb  babet  beroieä,  ein  giofeeB  Slnfe^en,  fofibeS  iDliinäniefen  gejc^ffcn  unb  bemfelben  ane^ 

gumat  bo  alle  Unternehmungen  glürflit^  füt  i^n  in  ben  SBofoUenfloaten  ®eltung  öetf^afft.    ®et 

erbeten.  2Bie  butc^  günftige  OriebenSDetttäge,  fo  0alf(ömänäerei,  SSetrügerei  unb  9Iuä6eutung  but^ 

getangten  üüä)  burd^  jfauf  mehrere  neue  ©ebietS-  baS  Kapital  tourbe  butd^  fttengc,  enetgif^  ge^anb* 

t^eile  in  feinen  unmittefbaten  Sefil  ©o  Dollenbete  ^afite  Sefejje  entgegengearbeitet.  5Dur^  Orbnung 

er  baS  SEßerf  feine«  ©ro^BaterB  vß&iltpp  IMuguft.  ber  ÜBitten  an  ber  $arijer  Uniöerfität  unb  We 

bie  Ueberlegen^eitbeSflflnigtÖuma  über  bie  Scijcns^  9ieugiünbung  bet  Don  Xouloufe,  outd^  Unter« 

orifiotttttie  tierjuRellen  unb  bie  gnglanb  cibci,e--  püjung  unb  petfönlii^e  auSjeic^nung  Bon  ®e- 

nommenen  ^iwöinjen  ju  fi^em.    au4    ht)]tn  lehrten,  Slnlegung  einet  öffenllid^cn  ©ibliot^ 

etfle  SJerfm^e  einet  gemeinfnmen  ©efeSgebuiii^  iüv  auftrage  jum  Sluffui^en  unb  atfc^teiben  feltener 

ganj  gtanfteic^  mürben  erfotgreid)  fortgefc^t,  bie  ©ücber,  befonberS  patriftift^er  Sfßetle,  unb  burij 

großen  ffronBafoHen  wie  beren  Unterf^anen  enger  ®rünbung  oon  Kollegien  gut  äufnal)me  atmer 

ölä  bisher  an  bie  Ärone  Sranfteiii&ä  gefettet  unb  ©tubirenben  ma<5te  er  fii^  Oerbicnt  um  bie  SSiffen- 

bai  ffBnigttium  bur^  SubwigS  perfÖnIid)e,  ge-  jc^afl  (aiejanber  IV.  pellt  i^n  ben  franjöftfilben 

minnenbe  unb  g^rfur^^t  gebietenbe  Sigenf^aften  SBif^Bfcn  jum 5Rufter cor,  Potth.  Eeg.  17652). 

}u  einem  bis  ba^in  unbelannten,  fap  übetnatür-  ©ineS  biefer  Kollegien  für  arme  ©tubenten,  toel- 

fidlen  Snfe^en  erhoben,  gür  bie  Einigung  mie  für  c^eS  unter  SBcrmitrtung  IRobertS  be  ©orfion  jum 

bie  gonje  fpättre  ünadtit  unb  ©rBge  StonlreirfiS  weitaus  grßfttn  St)eil  öon  flubtoig  gegrünbet 

matbSubmigaSRegierunginjeberSejiebunggtunb-  unb  noc^  im  ieftament  bebai!)t  mutbe,  $at  fpötet 

legenb.   3)flS  ffteuajugSgelübbe,  roelii^eS  et  1245  bet  t^eotogifii^en  gacultät  ber  UniBerptät  (©of 

in  fc^meret  ffranf^eit  getrau  unb  gegenüber  bem  bonne)  ben  Ülamen  gegeben.   S)le  ftunft  ^ob  et 

SEßiberftreben  feinet  ajluttet  »ie  feinet  Sat^gebet  nic^t  nut  butc^  erri^tung  unb  luaftottung  Don 

in  gefunben  Sagen  erneuert  ^atte,  erfüKte  er,  in-  Äiri^en  unb  Älöftem,  fomie  burc^  (ünfUerifi^ 

bem  er  25.  Suguft  1248  natf)  gqpem  fitfi  ein-  Sluef^müilung  ber  Meliquien,  fonbem  out^  hurt^ 

fd^iffte,  Bon  bort  im  folgenben  Srü&jal^r  in  91fri(a  boS  perföntii^e  3ntetetfe,  »eld^eä  er  Jüt  (ünft- 

lanbete  unb  5Damiette  etoberte,   Mein  nai^  ben  lerif^e  Seiftungen  an  ben  lag  legte.  S)ie  Rixi^ 

erften  glänäenben  äffiaffent^aten  brachten  auf  bem  Bon  ©t.  SDen^S  terbantt  ibm  i^ren'  Umbau,  uiä 

3uge  gegen  ffairo  etft  bie  SoKfü^n^eit  feines  burc^  t^n  rautben  bie  on  ganj  Dcrfc^iebenen  Orten 

SruberB  Slobert  oon  StrtoiS,  bann  bie  SBirmn^en  begrabenen  Seichen  bet  franjSftfd^en  ffbnige  bort 

beS  fftimaS  bem  fceete  fo  ungeheure  Sßerluite,  betgefelft.  3«  Sbren  ber  SReliquten,  meli^e  ffaifei 

bag  er  fli^  jum  Stüiljug  gegen  ^amiette  genBt^igt  SBaibuin  Bon  Sonftantinopel  in  ber  !not^  an  bie 

fab  unb  auf  bemfelben  mit  feinen  Slittem  in  bie  SBenetianet  uerpfänbel  unb  in  bet  Unmögli^Ieit, 

®efangenf(^aft  bet  ©atacenen  gerieti).  Um  großes  biefelBen  auSgulöfen,  btm  fttknig  Don  grantrcii^ 


241 


Submig  IX.,  ber  ^l 


242 


gcfi^jodt  ^atte  (ber  Somenfrone,  eines  großen 
i^  bcd  Eiligen  fhmiseS,  eines  S^eilS  ber  l^ei» 
ligm  Banse),  erbaute  er  bie  burd^  il^re  @tilrein|eit 
oBlgejeiilfnitte  Sainte-Sl^opelle,  bie  er  aud^  mit 
Sibliof^,  (Sinlünften  u.  bgL  reid^Iiti^  bebod^te. 
Unter  ben  |Q^Iretdt|len  SGßerlen  feiner  äBoj^Itl^ötig- 
bit  yetgt  ftq  eine  befonbere  Sorge  für  ginblinge, 
Saifen  unb  Seprofen,  äntereffe  für  bie  Seibeigenen 
BBb  yaiflitv^t  ^reilaffungen  berfelben.  Unter  mel^« 
mrn  onberen  Spitölem  ifl  bie  gro^e  SSlinben« 
onflatt  in  ^ßortd,  bie  Quinze-yingts  (toeil  für 
Mttgfieiifi  800  Slinbe  beftimntt)^  fein  befonberer 
Sn^m.  S)ie  i^m  jugefd^ebene  ®efe|e§fannnlung 
Les  etabliBsements  de  St  Louis,  roi  de  France, 
idon  Tosage  de  Paris  et  d'Orleans  etc. . . . 
i^  eine  bebeutenb  fp&tere  Kompilation,  in  ber  oHer« 
bingl  SideS  Don  Submig  DL  l^errül^rt.  Sin  fel^r 
psragef  ®ef e|  gab  er,  nad^  j[a]^relangen  93erat]^ungen 
Vit  ben  ge^lli^  unb  meltlid^en  (Srogen  toxt  mit 
bem  $a|i^^  gegen  @otteSIöftemng.  2)og  er  gefe|- 
K4  benimmt  fyxU,  bie  Sippen  beS  ©otteSlöftererS 
Bit  glü^enbem  Sifen  }u  brennen,  ift  gfabel  9htr 
in  einem  einzigen,  i^n  befonberd  l^eftig  berül^renben 
%dLt  foD  er  bie|  befolgten  ^aben,  fein  ®efe^  aber 
benimmt  nur  ®elb«  ober  üerfd^örfte  ©efängnig« 
^e.  Ser  9Ri|erfoIg  feines  erften  ffreujsugeS 
lif^  bafi  Sertangen  in  ^m  nid^t  gur  Stulpe  fommen, 
einen  ^nxiten  3ug  )u  unteme|men;  24.  SOtörj 
1267  fünbigte  er  ben  ®ro^  beS  Steid^eS  feinen 
6mfd^Iu|  an;  im  Sommer  1270  fd^iffte  er  fid^ 
ein.  S)er  im  übrigen  mol^I  überbad^te  3ug  gegen 
Smrift  umrbe  nad^  einigen  günfügen  Srf  olgen  ourd^ 
bie  brüd enbe  ^i)fe  unb  ben  SRangel  gef unber  9Iq]^* 
nmgSmittel  t)erberbttd^.  Sßöl^renb  ber  jlönig  im 
mf^oniten  Sager  ber  %n!unft  feines  SruberS 
flarl  non  9n]on  l^rrte,  brad^en  @eud^en  auS, 
todfyn  rndt  Somel^me,  ein  Sol^n  beS  ftönigS,  ber 
pöi^i^e  Sraat  unb  (25.  Sugufl,  9Iad^mtttagS 
3  Ufyc)  ber  ftlMg  felbft  jum  Opfer  fielen,  ffura 
oor  feinem  Xobe  übergab  er  nod^  feinem  Sl^ron« 
erben  eine  fd^ftlid^  für  il^n  abgefaßte  Srmal^nung. 
€ie  ifl  in  ad^t  etttKiS  t)on  einanber  abmeid^enben 
Seifbnen  er^tten,  t>on  benen  bie  in  bem  ^Seben 
bei  ^L  Snbmig  »om  99eid^t))ater  ber  ftönigin''  als 
bie  pnKrI&fftgfle  begeid^net  nnrb  (BibL  de  Tecole 
des  Chartes  1869, 2*liyr.).  93ei  bem  balb  barauf 
erfolgten  9[b)iige  ber  ftreujfal^rer  auS  Sfrifa  mur« 
ben  bie  ®ebeine  beS  ftönigS  nad^  tjfranfreid^  ge* 
bro^t  nnb  in  @t  Sen^S  beigefe^t;  bie  t>on  ben 
Sebeinen  loSgeldSten  gfUifd^tl^eile  famen  alS  f oft» 
kne  Seliquie  nad^  Sicilien;  über  ben  Serbleib  beS 
^er^cnS  beS  l^igen  ff bnigS  ifi  äBiberfprud^  in 
ben  CueOen,  mefi^olb  bie  angebtid^e  Suffinbung 
biefei  »elüinie  in  ber  €ainteM£bapene  9Rai  1843 
eiBcn  lange  banemben  ©elel^rtenftreit  unb  eine 
■mfongreif^  Siteratur  über  biefen  ®egenftanb  jur 
^Ige  botte  (Letronne,  Examen  critique  de  la 
deeonverte  du  pretendn  coeur  de  St.  Louis 
inte  4  la  Ste-Ghapelle,  le  15  Mai  1843  . . . 
Ptois  1844;  Chr.  Lenormant,  PreuTes  de  la 
deeonrerte  du  ooeor  de  Si  Louis,  Paris  1846). 


93ei  bem  unbeftrittenen  9htf  ber  ^eiligfeit,  in  totU 
d^em  Submig  )u  feinen  Sebjeiten  geftanben,  unb 
ben  nmnberbaren  Sreigniffen^  mel^e  feine  Steli« 
quien  begleiteten,  nmrben  bereits  1273  auf  Snorb- 
nung  (SregorS  X.  bie  erften  k)orbereitenben  Sd^ritte 
jur  ^eiligfpred^ung  getl^an.  Siefeiben  tourben  an* 
geregt  burd^  @imon  Sarbinal  t)om  Sitel  ber  ^I.  Sd- 
cilia,  ber  fd^on  über  gel^n  Stal^re  als  Segat  in 
Sranlreid^  tl^ötig  unb  mit  Submig  genau  befannt 
getoefen  war.  9lod^bem  biefer  1281  aIsa)iartinIV. 
felbft  auf  ben  pöpftlid^en  @tu^I  erl^oben  marb, 
beauftragte  er  SRolanb  Xaitxna,  Sifd^of  Don  @po« 
leto,  mit  ber  Qfortfül^rung  ber  Unterfud^ung.  9WS 
berfelbe  1284  auS  gfranfreid^  jurüdRel^rte,  (rad^te 
er  üottgültige  3«u8"^ff«  fät  74  S58unber.  9lm 
6.  auguft  1297  öoBjog  Sonifaj  VUL,  ber  Sub- 
mig gleid^faUS  perfönlid^  gefannt  batte,  bie  feier« 
lid^e  ^eiligfprec^ung. 

Sür  bie  ffird^e  ift  Submig  IX.  Don  93ebeutung 
megen  ber  mafellofen  unb  liebenSmürbigen  ^eilig« 
feit  feines  äBanbelS,  ^umal  in  feiner  ]^ert)orragenben 
@teQung.  @ebr  ^örtlid^er  ©atte  unb  SBater  k)on 
elf  ffinbem,  mar  er  jugleid^  ftrenger  SiScet;  mit 
energifd^er,  umftd^tiger  IReaienihgStl^ätigfeit  Der« 
banb  er  Siebe  unb  ffiifer  für  uebungen  ber  SReligion 
unb  Smpfang  ber  ]^eUigen@acramente,  mitSapfer« 
feit  in  ber  @d^Iad^t  unb  ®Ian|  bei  ben  geften  beS 
ofcS  häufige  gfaften  unb  Äafteiungen.  ©eine 
oiitif,  aufgebaut  auf  ftrenger  ©ered^tigfeit,  un» 
oerbrü(^Iid^er  SBal^rl^aftigleit  unb  unerf^öpflid^er 
Siebe  jum  t^rieben,  l^atte  gleid^mol^I  nid^tS  Don 
@d^möd^e  unb  mar  erfolgreid^  unb  nad^mirfenb 
auf  Sal^rl^unberte.  ©ro^en  SSorfd^ub  leiftete  feine 
©unft  ben  eben  auffommenben  !BetteIorben,  }umal 
ben  S)ominicanem  unb  granriScanem,  bie  er  in 
feine  perfönlid^e  Umgebung  )og,  auS  benen  er  feine 
IBeid^tDäter  mäl^Ite,  unb  benen  er  mel^rere  Käufer 
grünbete.  3laä)  feinem  erften  jheujsugebeabftd^tigte 
er  felbft,  in  einen  biefer  Drben  einjutreten,  jebodj 
bielten  i^n  bie  ^Bitten  feiner  ©attin  baDon  jurüdL 
9Son  feinen  ©öb"cw  l^atte  er  einen  für  ben  Domini- 
caner-, einen  anbem  für  ben  grandScanerorben 
auSerfel^en.  @ed^S  Sarmeliten,  Don  bereu  Orben 
für}  Dorber  einige  aud^  nad^  Snglanb  gelangt 
maren,  brad^te  er  auS  bem  Orient  mit  uno  baute 
il^nen  bei  ^ariS  il^re  erfte  9lieberlaf[ung.  9lud&  bie 
übrigen  alten  mie  neuen  Orben  batten  ibm  IBieleS 
5u  banfen.  Sei  ber  Untermerfung  beS  ©raf en  Don 
^ouloufe  1229  mar  in  beffen  Säubern  bie  3n» 
quifttion  in  ber  Dom  Dicrien  Saterancondl  be- 
ftimmten  Qform  eingefül^rt  morben.  Submig  erlief 
für  bie  i^m  neu  ^ufallenben,  Don  ber  ^ärefie  an- 
geftedtten  ©ebietStl^eile  feinerfeitS  nod^  eingel^enbere 
Seftimmungen  ^um  ©d^u|  beS  fatbolifd^en  ©lau- 
benS.  SWS  er  bei  ber  SRüdfcbr  Dom  ffreujauge  bie 
^orefte  mieber  in  ber  Suna^mc  fanb,  ermirfte  er 
Dom  ^fte  bie  ginf  ül^rung  ber  3nquifition  in  ganj 
I  gfranfreid^  13.  ®ec.  1255.  Wejanber  IV.  über- 
,  trug  fie  gemeinf am  ben  SDominicanem  unb  9Kino- 
I  riten,  nad^bem  fd&on  im  üKära  beSfelben  3a^  für 
i  gfranfreid^,  im  9lpril  für  3;ouIoufe  unb  $oitou 


248 


Submig  IX.,  bet  1)1. 


24A 


tnqutfltorifd^e  IBoHmad^ten  ettl^eilt  morben  maren 
(Potth.  15731.  15804.  16132).  3lnbererfcit8 
betDieS  SubiPtg  feine  Sßilbe,  inbem  er  mteberl^olt 
unb  mit  Srfolg  beim  topfte  für  Sta^munb  t)on 
Stouloufe  fid^  Dertoenbete  unb  1260  auS  freiem 
antrieb  bie  (Süter  jurüderftatten  liefe,  bie  im  Sin- 
fang  feiner  Slegierung  infolge  ber  bur^  bie  Ser« 
l^öltniffe  notl^menbig  gemachten  ftrengen  fteler* 
gefe|e  t)on  ben  93e]^örben  confiBcirt  »orben  moren. 
S)a§  SlntDad^fen  bed  Sleid^tl^d  in  ben  ^önben 
ber  3uben,  il^re  IBermel^rung  unb  ij^r  ftnan^ieUed 
Uebergemid^t  l^atte  fd^on  unter  ^l^ilip))  Sluguft  $u 
grofeen  SBirren  unb  il^rer  gän}Ii(|en  Vertreibung 
1181— 1198 3lnlafe  gegeben,  unb  bie  grofecSuben« 
\^%t,  xoAi^t  1236  auf  franjöfifd^  Soben,  menn 
Qud^  nid^t  in  ben  Jhonlänbem  gemütl^et,  ^eigt, 
xoxt  Diel  SSeronlaffung  für  Subttig  »ar,  |ier  geje^« 
geberif d^  einzugreifen.  S§  ift  eine  ganje  Sleil^e  Don 
Serorbnungen,  bie  er  im  Saufe  ber  Saläre  nament« 
Itd^  jur  Sinfd^ränfung  bed  SBud^erS  erliefe.  3m 
3.  1230  Derfügte  er,  ha%  in  brei  beflimmten 
Terminen  aOe  Subenfd^ulben  abgetragen  »erben, 
unb  nad^  bereu  %Iauf  feine  fold^  @d^ulben  mel^r 
gefe^Hd^en  @(i^u|  l^ben  foHten.  3m  3.  1234 
ttmrbe  fSmmtlid^en  bei  Suben  ißerfd^ulbeten  ein 
©rittel  ber  Sd^ulb  Dom  Äönig  erlaffen;  1238 
befragte  Submig  ben  $a))ft  über  bie  Semienbung 
einer  bebeutenben  Summe,  bie  als  SBud^ergelb  ben 
Suben  abgenommen  nmr,  unb  Denoenbete  fie  )ur 
Unterj}ü|ung  fiaifer  Salbuing.  Subttig  arbei* 
tete  borauf  l^in,  bafe  bie  Suben  ben  ©elbgefd^öften 
entfagen  unb  Don  Slderbau  ober  el^rfamem  ^anbel 
leben  follten,  ol^ne  jum  @d^ad^er  Don  einem  ®ebiet 
(x^%  anbere  ju  sieben,  ^ür  il^re  Selel^rung  )um 
Sl^riftentl^um  geigte  er  grofee§  Snterefje.  ßinige 
Serül^mtl^eit  l^at  fein  Sinfd^reiten  gegen  ben  Sxil« 
mub  erlangt,  ber  auf  bie  änorbnung  ®regor3  IX. 
I^in  conftScirt,  Don  d^ripd^  ©ete^rten  geprüft 
unb  nad^  erfolgtem  ©eftonbnife  ber  iiU>if d^en  Stab- 
binen  gut  SSerbrennung  Derurtl^eüt  »urbe.  9Sie> 
mol^I  40  SBagenlabungen  Doli  fold^er  Sudler  biefe* 
mal  ber  3erftörung  onl^eimftelen,  xooxvx  bod^  Diele 
gerettet  iDorben.  3m  SRai  1244  mürbe  burd^  einen 
Crlafe  3nnoceng'  IV.  bie  grage  auf's  9leue  an- 
geregt unb  enbete,  nad^bem  fie  mel^rere  ^l^fen 
bur^Iaufen,  bamit,  bafe  am  1.  üRai  1248  in  feier- 
lid^  Serfammlung  ben  9tabbinen  angefunbigt 
ttmrbe,  ber  2:almub  unb  Denoonbte  Sü^er  feien 
für  alle  Sulunft  jur  Verbrennung  Derurtl^eilt.  S58ie 
eS  fd^eint,  mürben  biefeS  9ßal  f cd^  meitere  äBagen- 
labungen  Don  fold^en  Sudlern  Demid^tet  (Act.  SS. 
Aug.  V,  d.  25 ,  Comm.  praev.  §  32 ;  Revue 
des  Stades  juives,  Paris  1880 — 1881,  La  con- 
troverse  snr  le  Talmud  sous  St.  Louis ,  par 
Ib.  Loeb). 

SJlan  l^at  ftd^  bemalet,  Submig  als  ©egner  ber 
firdölidjien  Sreil^eit,  namcntlid^  aber  ber  geiftlid^cn 
©erid^tsbarleit,  barjufteüen.  ®icfe  fielet  gang  im 
SBiberfprud^  mit  ben  S^atfad^en.  ®ie  „pragma* 
tifd^e  ©anction",  bereu  Unäd^t^eit  bereits  bie  SoI« 
lanbiften  überseugenb  nad^gemiefen,  ift  l^eute  odl- 


gemein  als  gfolf  d^ung  anerfannt  (Grerin,  Les  deux 
pragmatiques  sanctions  attribuöes  k  St.  Louis, 
2*  öd.,  1869 ;  S^effer-Soid^orft  in  ben  SRitt^. 
beS  3nft.  f.  Oefterr.  ®efd^.  1887,  353  ff.).  Unter 
ben  $UT^en,  über  bie  er  fid^  mit  bem  ^dnig  in 
DoUer  Uebereinftimmung  meife,  l^ebt  SIemenS  IV. 
8.  aßai  1265  an  erfter  Stelle  l^erDor,  bafe  bie 
fird^Iid^e  gfreil^eit  erhalten  merben  muffe,  uti^  bec 
^ßapft  meife  biefe  auS  bem  perfönlid^en  unb  Dertrau« 
lid^en  Serfel^r  mit  Submig  felbfL  MerbingS  foui 
bief er  mel^rmals  mit  einzelnen  iBif d^öfen  in  emfien 
Sonflid,  bei  meld^em  jene  bis  ^ur  S^communicotion 
ber  Beamten  unb  gum  3nterbict  fd^ritten.  fOlein  eS 
l^anbelte  ftd^  l^ier  lebiglid^  um  gmeifeH^fte  9ted^tS- 
fragen,  bie  jmifd^en  bem  jfönig  unb  ben  93afaIIen 
fd^mebten,  unb  bei  benen  man  auf  beiben  Seiten 
Derfd^iebenen  SRed^tSauffajfungen  folgte,  SKel^rere 
3RaIe  gab  Submig  nad^,  als  man  il^m  bemieS  ober 
er  ftd^  felbft  überseugte,  bafe  baS  Siedet  auf  Seiten 
beS  iBifd^ofS  mar;  in  anberen  f$föQen,  bei  meld^ 
baS  SRed^t  übermiegenb  auf  Seiten  ber  Jhone  nxtr, 
mufete  5ule|t  ber  Sifd^of  fid^  fügen.  Sluf  ber  einen 
Seite  öngftlid^  beforgt,  lein  Siedet  ber  JKrd^e  )u 
Derle^en,  mar  Submig  unbeugf am,  mo  eS  i^m  \^ifXi, 
bafe  auf  Soften  ber  ffrone  ungegrünbete  ^nfpnld^ 
erl^oben  mürben,  fo  ha^  er  eS  in  einem  berartigen 
f$faQe  felbft  ju  einem  Sonflicte  mit  bem  il(im  fe^r 
geneigten  SIemenS  IV.  fommen  liefe,  ber  inbeffen 
feine  meiteren  S^olgen  l^atte,  als  eine  entfd^iebene 
Sleufeerung  beS  äRifefoUenS  Don  Seiten  beS  ißapfleS 
13. 3uni  1268.  (Srünben  beS  l^iftorifd^en  9ted&teS 
mar  er  fietS  jugönglid^,  mie  ber  ^rief  SlemenS^  lY. 
15.  Sept.  1266  bemeiSt,  unb  entfd^ieb  uneberl^olt 
felbft  gegen  feine  eigenen  Beamten  ju  ©unften  bet 
ftird^e.  2)ie  @erid^tsbar!eit,  meldte  ber  l^ol^en  ®eifl« 
lid^feit  burd^  baS  IBertrauen  beS  IBoßeS  unb  alteS 
^erfommen  nid^t  nur  über  bie  ißerf onen  ber  Siedler 
unb  in  geiftlid^en  Sngelegenl^eiten,  fonbem  aud^ 
über  Saien  unb  in  Singen  beS  bürgerUd^en  SebenS 
pftonb,  fd^ien  aQerbingS  feinen  93emü]^ungen  ^ur 
92euorbnung  ber  gefammten  Sled^tSpflege  etmaS  im 
SBegejuftefen.  &:  marbarauf  bebad^t,  DermittelS 
freunblid^er  IBerftänbigung  mit  bem  l^eiligen  Stul^I 
mirflid^e  Uebelftönbe,  bie  fid^  barouS  ergeben  bun- 
ten, ju  bef eitigen,  unb  f anb  bei  ben  Späpfien  bereit- 
miUigeS  Sntgegenfommen.  ^gegenbetl^eiligte  fid^ 
Submig  nid^t  an  ben  IBerfd^mörungen  ber  grofeen 
93arone  jur  gemaltfomen  ^bfd^affung  biefer  9rt 
Don  lird^tid^er  ©erid^tsbarfeit,  fd^Iug  (mäi  nid^t 
eigenmöd^tige  SBege  ein,  mie  fein  93ruber  ^IfonS 
Don  ^oitou.  3m  3. 1247  unn:  eS  l^auptföd^Iid^ 
ber  ff  önig,  ber  bem  topfte  l^alf,  bie  iBerfd^mdrung 
ber  iBarone  unfd^öblid^  p  mad^en.  3m  %  1235, 
mo  26  ber  SJomel^mften  92amen  unb  Siegel  unter 
bie  9$erabrebung  festen,  gef  d^tel^t  beS  AönigS  gleid^- 
faUSnid^tSrmö^nung.  diu  Schreiben  ®regorS  IX. 
ftagt  aQerbingS  15.  f^bruar  1236  über  ein  Statut, 
baS  ber  fföntg  in  Serbinbung  mit  ben  93aronen 
gegen  bie  fir^Iid^e  gfrei^eit  erlaffen  l^ben  foSe. 
^^Qein  fd^on  bie  im  Sd^reiben  gebraud^ten  ^uS- 
brüdfe  ^audivimus',  ,sicatdicitur*unbbieDage 


24b 


SubiDig  IX.,  ber  ^I. 


246 


Sngabe  über  bett  3ttl^  iened  Statuts  seigen, 
baft  ber  ^^ojp^  Don  ben  SSorgdngen  nur  fe|r  un« 
le^hnmie  ffenntnil  befo^;  bie  großen  3^$en  t)on 
Sertnnien  unb  ®unp^  bie  er  no(|  im  namli(i^en 
3a^  bcm  ftönig  )u  %f^\l  »erben  lieg,  bürgen, 
bog  ein  (Mriglid^  Statut  in  biefer  ©ad^e  nid^t 
cdaffen  roax]  ober  bod^  f of ort  nad^  bem  ^Briefe  be§ 
IßopjieS  »irfldfge)ogen  aurbe.  @onft  lonnte  il^m 
nrnndglic^  ein  @regor  IX.  13.  9Iooem6er  1236 
boS  ^riinllegium  ixrleil^en,  bagniemanb  begfiönigS 
fttnl^  nnb  ftapeUen  mit  bem  Snterbict  belegen 
tibn  gegen  beS  ftdnigS  jhonldnber  unterbiet  unb 
ticommuutcotion  anmenben  burfe,  nod^  aud^ 
bmnte  i^  1262  Urban  IV.  feiern  als  libertatis 
eeclesiAsticae  proteotorem  assiduum  (Potth. 
18402).  CBgL  Act.  SS.  Aug.  V,  d.  25,  Comm. 
pr.  S  24,  n.  314;  Revue  des  questions  bist. 
iXVU  [1880],  432  sb.) 

Jhd^  rodtn  t>erbreitet  tft  bie  irrtl^ümlid^e  S)ar» 
Pdiung,  als  ob  Subttrig  im  Streite  bed  $apfie§ 
Bit  gM^nrid^  n.  bie  |iartei  beS  Ie|tem  genommen 
nb  baS  Sorget  bed  ^apfieS  offen  getabelt  l^abe. 
f«  beml^  bieg  ouSfd^iieglid^  auf  ben  Sel^aup' 
tssgen  beS  anSgefprod^en  papftfeinblid^en  unb  in 
Mefa  @ad^  burd^S  un3ut>erlöfftgen  englifd^en 
C^nmtflen  SRott^uS  $ari8,  möl^renb  bie  autl^eu' 
tiH^  ®efd^dbteqne&en  l^ierDon  ein  gan^  anbereS 
9ttb  geben,  dntfintd^enb  feiner  auf  uneben  ge« 
tii^tetm  $oIitif  nnb  ongeftd^tS  ber  oon  Snglanb 
|flr  bro^mben  ®efal^  l^atte  Submig  fd^on  1227 
bk  früheren  Sfinbniffe  mit  Sriebri($  n.  unb  bem 
itaifd^  ifdnig  f^einrid^  erneuert,  mit  t^riebrid^ 
dkin  nod^  ein  gtoeited  3Ral  1232,  einige  3eit  oor 
bcffrn  cifier  Sscommunication.  2)ie  SBermöl^Iung 
%Mbin^  n.  mit  äfabeUa  oon  Sngbnb  fd^ien 
1235  boS  Sünbnig  in  t^rage  ^u  fieOen^  aber  ber 
9^  feOf}  berul^gte  Subtoig  über  beffen  9lb- 
fid^lQL  Xto^bem  nnir  ber  ftaifer  lange  fd^on 
bot  ifähng  Mrbfid^g ;  ju  ber  oon  jenem  oerlang« 
fci  Snfooinienfunft  bei  SoucouIeurS  1237  mollte 
Sitotg  nax  im  ®eleite  oon  2000  SKttem  er- 
ft^enteiu  tDoronfl^n  ^riebrid^  bie  3ufammenhmft 
Kmndi.  SHe  Sertrage  aber  beftanben  fort;  eine 
Seibiidmng  bed  ftaif er§  mit  Snglanb  gegen  ^tanU 
xe«4  tDöre,  in  9nbetrad^t  ber  Unguoerlöfftgfett  ber 
gai|en  Sofaüen  unb  bei  ber  ^btoefenl^eit  ber  tüd^> 
üg^  Streitfrofte  in  ißalöftina  unb  Sonftanti» 
wapd,  in  ben  folgenben  Salären  fär  bie  3Rad^t  ber 
fnm^öjifcl^  frrone  oemid^tenb  gemefen;  überbieg 
Wt  Snlmng  oud^  gegenüber  einem  jmetfel^aften 
9iiid)cS«iioffen  unoerbrüd^Iid^  feft  am  gegebenen 
SorL  W§  nad^  gfriebric^  IL  abermaliger  Ss- 
ammmmcation  1239  ®regor  IX.  burd^  ben  Sar» 
Mnal  3acob  bon  ^lefhina  unb  nod^  burd^  mel^« 
tat  anbere  9lnntien  i^n  )u  einem  Angriff  gegen 
Kddnnd^  anfforbem  lieg,  toieS  fiubmig  biefeS  Sn* 
fnoKn  ebenfo  ab,  mie  bie  Sinlabung  für  feinen 
tebcr  Stöbert,  ftd^  um  bie  ftaiferfrone  )u  be* 
Mben;  Aenfo  t^enoeigerte  er  bem  ^fte  bie  für 
cnniMcg  gegen  ^riebrid^  gef  orberte  ®  elbbilf  e,  ald 
nü  bem  Paifer  gcfd^Ioffenen  93ünbnigoertrag 


jutoiberlaufenb.  3n  rid^tigcr  SOSürbigung  feiner 
99ett)eggrünbe  eierte  il^n  bejf cnungead^tet  ®regor  IX., 
als  er  i^m  9.  Suguft  1240  bie  ginlabung  aum 
Soncil  fanbte,  mit  l^ol^em  Sob  unb  bem  ^u§brud! 
feines  ooHenSSertrauenS.  3nbem{clbcn  Saläre  brol^te 
Smifd^en  fiubioig  unb  t^riebrid^  ber  Jhieg  auSju« 
bred^en,  loeil  le^terer  mit  Sta^munb  Don  Souloufe 
gu  einem  Angriff  auf  bie  ^rooence  ftd^  oerbünbet 
|atte.  ^riebrid^S  nad^brücflid^e  Sntfd^ulbigungen 
unb  Serftd^erungcn  l^ieltenjcbod^  ben  Äönig  micber 
jurüdt.  TOer  tro  J  ber  Sitten  unb  SDBamungen  grieb- 
rid^S  n.  lieg  Subtoig  feine  ißrölaten  jum  Soncil 
reifen;  gegen  bereu  (Scfangennabme  burd^  ben 
^ol^enftaufen  er^ob  er  energif d^en  ^roteft  unb  oer« 
langte  unter  ^nbro^ung  beS  JhiegeS  bereu  ^rei« 
lafjung.  äBöbrenb  ber  langen  Sebisoacanj  nad^ 
@regor§  IX.  £ob  bemül^te  er  ftd^  emftlid^  für  baS 
3uftanbetommen  einer  $a))fttt)a]^I,  loö^renb  gfrieb* 
rid^  n.  fle  ju  ocrl^inbem  ftrebte.  ^18  auf  bem 
®eneroIcai)itcl  ber  ©ifierrienfer  @e|)tember  1244 
bie  oerfammelten  Sebte  il^n  unb  bie  jfönigin* 
SKutter  für  Snnocenj  IV.  um  §ilfe  anpeilten,  er« 
mieberte  er,  er  rottbt  bem  Unred^t  be§  j^aiferS  gegen 
bie  ftird^e  entgegentreten,  quantom  honestas 
permitteret,  unb  er  moQe  ben  pd^tigen  ^ap\t 
gern  in  feine  Staaten  aufnel^men,  menn  nur  feine 
Sarone  einn)illigten,  bereu  Stimme  ein  ftönig 
oon  iJfranfreid^  in  fold^er  Sad^e  nid^t  unge^ört 
loffen  bürfe.  S)ic  93arone  loiberfe^ten  ftd^,  unb  ein 
bauembcr  Slufent^alt  in  SleimS  tt)urbe  bem  ^apft 
abgcfdjlagen.  SDod^  fam  SJnnocens  auf  franjöp» 
fd^e§  ®ebiet  bei  ber  fiebentägigen  3ujQ>nmenfunft, 
bie  er  Ütooember  1245  ju  @IunQ  mit  bem  jfönig 
unb  beffen  ÜKutter  ^atte,  unb  bie  mit  grogem 
öugem  ©lanje  unb  mit  aÜen  3^^^  be§  freimb' 
lid^ften  6inoemebmen§  ftattfanb.  3m  grü^al^r 
1246  mar  eine  smeite  3«fömmen!unft  ju  ßlun^, 
mo  Submig  um  bie  |)erftenung  be§  ^riebenS  jmi« 
f d^en  ^apft  unb  fiai^r  ftd^  bemül^te.  3n  berfelben 
Sad^e  fd^idtte  er  nod^  im  gleid^en  Saläre  eine  ®t* 
fanbtfd^aft  an  ben  $ai)ft ;  biefer  antwortete  5. 9lo« 
oember  1246,  aber  ber  Sftiebe  fam  nid^t  ju  Staube. 
3118  1247  gfriebrid^  H.  ben  ^ft  in  S^on  mü 
®emalt  bebrol^te,  eilte  Submig  in  Begleitung  oon 
SMutter  unb  Srübem  mit  ftarfer  ^ereSmad^t  5um 
Sc^uJ  l^erbei.  ffier  Abfall  ißarma'S  nöt^igte  gricb« 
ridft  äum  SRüdfsua;  17. 3uni  banfte  ber  ^apft  mit 
begcifkerten  Sobfprüd^en  bem  Äönig.  3)er  9luf- 
f orberung  t^riebrid^  n.  5ur  Erneuerung  be8  alten 
9ünbniffe8  1248  gab  Subtoig  feine  golge.  Sor 
feiner  abfal^rt  jum  Ärenajug  1248  befud^te  er 
abermals  ben  ^ap%  um  bei  il^m  ju  beid^ten  unb 
feinen  Segen  ju  empfangen.  S?od^  auf  bcm  ffreuj» 
juge  jeigte  ftd^  bei  Submig  unb  beffen  Slatl^gebem 
ftarf eS  9JHgtrauen  gegen  griebrid^  n.  Dl^ne  Unter« 
bred^ung,  abgefe^en  oon  bem  fleinen  3tt>ifd^«ifött 
unter  Element  IV.,  fielet  Bubmig  im  l^erjlid^ften 
Einoemel^men  mit  bem  römifd^en  Stuhle;  olle 
^äpfle,  bie  mäl^renb  ber  S)auer  feiner  SRegieruna 
td^  folgten,  l^aben  il^m  bo§  gläujeubfie  3«"9tti| 
er  ^od^fd^ö^ung  unb  be§  ißertrauenS  auSgefteHt; 


i 


247 


SubtDig  t)on  (Sranabo. 


248 


bic  jämmtlid^cn  acitgcnöffijd^cn  2eben§bejd^rcibet 
bc8  öettigcu,  mcl^rcre  bcrfelbcn  SWänncr  feiner 
mä)\m  Umgebung,  urt^eilen  burd^tocg  ungünftig 
über  griebrtd^  H.  SBal^r  ift  bagegen,  ba|  Sub» 
tt)ig  in  bem  ©riefe,  in  »eld^em  er  bie  greUaffung 
ber  gefangenen  ^räloten  öerlangt  tJnebrid^  tro| 
ber  pöpftlid^en  Sbfe|ung  ben  k)oIIen  jfaifertitel 
gibt  unb  öon  feinen  Prälaten  bejeugt,  fie  Ratten 
burd^  i^re  Seife  jum  Eoncil  nur  i^rer  !ir<i^» 
lid^en  ^pi^t  genügen  toollen,  aber  nid^tS  SöfeS 
gegen  fjriebrici^  imSci^ilbe  gefül^rt,  etsi  summus 
rontifex  fuisset  ad  aliqua  minus  debita  pro- 
cessurus.  5DWt  biefen  SBorten  mürbe  bie  5luf« 
faffung  ber  S^ronif  öon  ©oiffonS  4,  9  fHmmen: 
sed  hoc  (bie  9b)e|ung  unb  bad  SSerbot  il^n  al3 
Äaifer  ju  beäeid^nen)  rex  Franciae  approbare 
noluit,  quia  idem  Fredericus  quondam  juratus 
suus  extiterat  (d'Achery,  Spie.  11, 632).  9lber 
biefe  ift  nod^  toeit  entfernt  öon  ben  antipopftlici^en 
Sleu^erungen,  meldte  ^nattl^äuS  $ari§  bem  Jtönig 
in  ben  SDfcunb  legt,  ffierfelbe  Sl^ronifl  berid^tet 
aud^ ,  bag  ein  föniglid^er  ©efanbter  am  2.  9Rai 
1247  ben  ^Qp\t  megen  feiner  3=inan}operationen 
in  einer  l^eftigen  Siebe  getabelt  l^abe.  6.  Sergier 
(Begistres  d'Innocent  IV,  Par.  1887,  Introd.) 
pit  biefe  aJrtttl^eilung  für  aut^entifd^,  aber  ab« 
gefeiten  öon  ber  Unjuöerläffigfeit  be§  einzigen  ®c» 
möl^rSmanneS  unterliegt  ber  iBerid^t  aud^  anberen 
fd^meren  ©ebenfen.  ®ie  1262  fiir  einen  feiner 
@ö^ne  angebotene  Jhone  @icilien§  tt)ie§  fiubtoig 
ab,  meil  er  glaubte,  ba^  jfonrabin  unb  nad^  i^m 
Sbmunb  Don  Snglanb  9led^t§anfprüd^e  auf  biefeS 
Selben  l^ötten.  2)agegen  mar  er  entfd^Ioffen,  auf 
bie  lange  öerabrebete  IBermöl^Iung  feines  @o]^ne§ 
mit  ber  aragonifd^en  ftönig§tod^ter  ju  oerjid^ten, 
nad^bem  ber  @o^n  {eneS  jf  önigS  bie  Sod^ter  be§ 
^rätenbenten  SDianfreb  gel^eiratet  l^atte,  unb  er 
willigte  in  bie  SSermöl^lung  nur  nad^  ber  üertragS- 
mäfetgen  Sufidjjerung  be§  ff önigS  öon  Siragonien, 
nid^ts  gegen  bie  römifd^e  ifird^e  5u  untemel^men. 
S?ad^  weiterer  Älärung  ber  ©ad^lage  unb  ßrörtc« 
Hingen  öon  beiben  ©eitcn  öon  ber  ©tattl^aftigfeit 
ber  Erwerbung  ©idlienS  überzeugt,  gab  er  1264 
bie  Suftimmung  ju  beffen  ©efi^ergreifung  burc^ 
feinen  ©ruber  ftarl  öon  Slnpu.  üRad^  feinem  eigc« 
nen  9lu§fprud^  (Ptol.  Luc.  Bei  Murat.,  Scr.  rer. 
ital.  XI,  1154)  fal^  er  baS  Unternehmen  gern 
au§  g^rfurd^t  für  bie  römifd^e  ßird^e,  wegen  ber 
grl^öl^ung  beS  föniglid^en  ^aufeS  öon  granfreid^, 
unb  wegen  ber  Hoffnung,  auf  biefe  ffieife  ffarl 
öon  Stnjou  in  granfreid^  lo§  ju  werben.  ®aju 
lam  jebcnfaDS  bie  ©ebeutung  ©icilienS  für  2ub« 
wig§  ftreujäugSpläne.  ffarl  öon  anjou  l^atte  fei- 
nem ©ruber  unb  Äönig  in  3frtmfreid|  ©d^wierig« 
feiten  bereitet,  gro^e  Unbanfbarfeit  unb  Sftüdfftd^tS« 
lofigfeit  an  ben  lag  gelegt.  Srofebem  unb  tro^ 
ber  Qfeinbf d^aft  ber  Äönigin  gegen  ffarl  ^ielt  Sub« 
wig  feine  freunblid^en  Sejiel^ungen  gum  ©ruber 
aufredet,  ©elböorfd^üffc  gewährte  er  i^m  aUerbingS 
tro  J  ber  fünfmaligen  bringenben  Sitten  beS  ^apfteS 
nid^t,  ba  ffarl  längft  l^od^  beim  ffönig  öerfd^ulbet 


war  unb  niemals  baran  gebadet  l^atte,  feine  @d^* 
ben  5U  bejal^Ien  ober  aud^  nur  bie  notl^wenbtgfte 
Stüdfftd^t  auf  ben  ftönig  ju  nehmen.  2)agegen  l^If 
Subwig  bem  ))ät)ftlid^en  fiegaten  mit  bem  in  ben 
fransöftfd^en  (Sebieten  erl^obenen  ftird^n^el^nten 
für  ffarl  ein  ^eer  au§rüfien,  baS  bann  au^  unier 
ffartö  Qfül^rungSleapel  eroberte.  9Son  einerOegner* 
fd^aft  8ubwig§  gegen  bie  ftcilifd^e  ^olitif  ber  ^piöpfte 
fann  nid^t  bie  3flebe  fein.  9?od^  in  ben  Crma^ 
nungcn,  bie  er  öor  feinem  Sobe  fd^riftlid^  bem 
3:^ronf olger  übergab,  l^eifet  e§:  C^iier  fiuz,  je 
t'enseigne,  que  tu  soies  tousjours  devot  k 
l'eglise  de  Eome  et  au  souverain  Evesque, 
nostre  pere,  c'est  le  Pape :  et  11  porte  refe- 
rence  et  enneur,  si  comme  tu  dois  fere  ä  ton 
pere  esperituel.  (Sgl.  Lecoy  de  la  Marche, 
St.  Louis,  son  gouvemement  et  sa  politique, 
eh.  JX:  St.  Louis  et  la  papaute,  Tours  1887.) 

S)ie  OueOen  finb  jufammengefteQt:  Acta  SS. 
Aug.  Y,  275  sq. ;  Bouquet,  Becueil  des  Hi- 
storiens  des  Gaules  et  de  la  France,  nouT. 
ed.  publ.  sous  la  direct.  de  L.  Delisle,  XX ; 
A.  Duchesne,  Historiae  Francorum  Scri- 
ptores  coaetanei  V;  bie  wid^tigfte  berfelben  flnb 
Oeuvres  de  Jean,  sire  de  Joinville,  compre- 
nant  Thistoire  de  St.  Louis  . . .  avec  un  texte 
rapprochö  du  Fran9ais  moderne  . . .  par 
M.  Nat.  de  Wailly,  Paris  1867 ;  beutfd^  öon 
®riefd^,  ®efd^.  Ä.  SubwigS  be8  ^eiligen,  2rier 
1853;  wert^öoUe  eingaben  aud^  in  Chronica 
Fr.  Salimbene  Parmensis  O.Min.,Parm.  1857. 
&auptwer!e:  Tülemont  le  Nain,  Yie  de  Saint 
Louis,  roi  de  France,  publice  pour  la  1**  fois 
. . .  accompagnee  des  notes  et  d'eclaircisse- 
ments  par  J.  de  Gaulle,  6  vols.,  Paris  1847 
ä  1851 ;  H.  WaUon,  St.  Louis,  3*  ed.,  Tours 
1879 ;  E.  Boutaric,  St.  Louis  et  Alfons  de 
Poitiers  . . .  d'apräs  des  documents  inedits, 
Paris  1870;  L.  Gros,  Vie  intime  de  St.  Louis, 
roi  de  France,  Toulouse  1872;  §.  6.  ©d^ol- 
ten,  ®efd^.  8ubwig§  b.  §1.,  ffönigS  öon  gron!« 
reid^,  l^erauSg.  öon  SB.  Snnfmonn  unb  %  Scmffen, 
2  93be.,aRünfter  1850-1855.    [O.^fülf  S.J.] 

jjibwii  öon  (Sranaba  (Luis  de  Granada, 
Ludovicus  Granatensis),  0.  Pr.,  ift  gleid^  gro| 
al§  a^cetif  d^er  Sd^riftfteller  unb  al§  fpanifd^er  Slof- 
ftfer.  ^Qpmant)  fagt  im  Teatro  historico  critico 
de  la  Elocuencia  espanola  öon  il^m,  er  muffe 
nod^  immer  als  ber  bcrebtefte  ©panier  beS  16.  Sal^r« 
l^uubertS  angefel^en  werben;  wie  ^od^  er  al§  ^§cet 
öon  ber  ganzen  fatl^olifd^en  SBelt,  öon  köpften, 
dürften,  befonberS  aud^  öon  großen  ^eiligen,  j.  S3. 
öon  ben  p.  ftarl  95orromäu§  unb  Sfranj  ö.  ©aleS, 
gefd^ä^t  würbe,  ift  befannt  genug.  %l§  ©ol^n  armer 
gltem  1504  in  (Sranaba  geboren,  l^atte  er  al8 
^abt  fd^on  ba§  ©lüdf,  eine  l^öl^ere  $ilbung  )u 
befommen,  weil  il^n  ber  ©raf  öon  Senbilla  in  fein 
^au§  aufnal^m  unb  mit  feinen  ©öl^nen  erjiel^en 
lie^.  aJlerfwürbig  ift  bie  Seranlaffung  ju  biefer 
SBol^ltl^at,  inbem  ftd^  an  il^m  al§  jhnb  fd^on  bei 
biefer  ©elegenl^eit  bie  angeborene  eminente  93ereb- 


249 


SttbttJig  bc  Seon  —  Subiütg  öon  Souloufc. 


250 


famfeit  geigte.  Subioig  ^atte  nömltd^  einen  l^ef« 
tigen  Streit  mit  einem  anbem  Anaben,  iDobei  tl^öt' 
li^  Sti^^onblungen  nid^t  ausblieben.  2)er  ©rof, 
jaföüig  %tgen^euge  bed  tinbifd^en  3ti)tfte§,  Iie| 
bie  SrbttteTten  trennen;  Submig  trat  nun  auf  il^n 

Gmtb  Dertl^bigte  fi^  mit  {o  lebenbiger  93ereb" 
nfeit,  fo  fiarfen  unb  mo^Igeorbneten  Semeifen, 
baft  SenbUla  in  Srflaunen  barüber  geriet)^  unb 
ben  berebten  geijtoollen  jhtaben  liebgewann.  3m 
19. 3Q^re  trat  fiubmig  in  ben  SDominicanerorben, 
ben  er  ai§  eine  feiner  f($önften  3i(tben  Derl^enlid^en 
füllte.  92a4bem  er  in  IBalencta  ^l^ilofopl^ie  unb 
Zbtologie  ftubirt  ^e,  mirfte  er  für  feinen  Orben 
als  Se^rtr,  ald  Sßieberl^erfteUer  beS  k)erfaQenen 
(^onoentd  Scala  coeli  bei  Sorbok)a,  ald  ^roüinjial 
in  Portugal,  für  bie  9u|enn)elt  al3  eiferDoHer 
$rebiger  unb  unermübeter  Serfaffer  geiftUd^er 
9ü(^.  3ttm  Srsbifd^of  t)on  SBroga  auSerfel^en, 
lenfte  er  bie  e^renDoQe  Sßa^I  k)on  fid^  ab  unb  auf 
ben  bfrü^mtnt  Sartl^oIomöuS  a  Martyribus. 
Sabbern  er,  allgemein  ^od^  t)ttt^xt  burd^  SBort 
mb  @4rift,  unglaublid^  93iele§  unb  ®roge§  ge« 
kijiet  liatit,  enbete  er  fein  mufterl^aft  fromme^, 
bm4  febe  Sugenb  gefd^müdtted  fieben  am  31.  S)e« 
cember  1588  in  fiiffabon  im  l^ol^en  Filter  Don 
84  darren.  2)ie  Sd^riften  biefeS  großen  ÜJlanneS 
ftttb  t^itilSinlateinifd^er,  tl^eilSinfpanifd^erSprad^e 
oerfa^;  einige  feiner  urfprünglid^  latetnifd^  ge« 
KWebtnen  SBerfe  überfejte  er  fclbft  in'§  <Bpa' 
m\ifL  ffien  erflen  SRang  unter  feinen  ©d^riften 
rannte  er  felbft  bem  SEBerJfe  La  guia  de  pecado- 
res  ein,  ba§  in  beutfd^er  Ueberje^ung  (7.  Slufl. 
^Qd}im  1876)  unter  bem  2:itel  „S)ie  Senferin  ber 
günbcr"  befannt  i\i,  unb  öon  bem  ein  ©d^riftftcHcr 
bemerfte^  e§  b^be  me^r  3nenbe  auf  ben  äBeg  be§ 
{)eiIeS  jurüdgefübrt,  al§  e3  93ud^ftaben  enthalte. 
Sa  onbered  berübmte^  großes  SBer!  be§  geift» 
triiben  3Rcmnt%  ift  £1  Memorial  de  la  vida 
ehzistiana  =  ®ebenf bud^  bed  d^riftlid^en  Sebend, 
4  8be.,  3lac^en  1834,  morin  ber  El^rift  eine  öoH- 
fionbige  Anleitung  finbet,  mie  er  t)on  ben  erften 
Isföngen  ber  Sefel^rung  an  jur  l^öd^ften  SBoQ» 
toBrnm^eit  gelangen  f ann.  ©eine  ^rebigten  über- 
fe|te  Sübfrt  in  5  a3bn.,  Sanbdl^ut  unb  9legen§> 
tog  1834—1836;  2.  «ufl.  SRegcnSburg  1868. 
%x^aA  einer  Slufjö^Iung  feiner  SDßerfe  im  6in« 
ttlncn  mögen  einige  allgemeine  SBemerfungen  über 
feinen  fd^ftfleOerifd^en  Sbctrafter  bier  ftel^en.  Me 
fräie  aSerfe  geid^en  ftd^  burd^  füblid^e  Sebenbig- 
Erit,  nid^t  feiten  burd^  bid^terifd^en  ©(^mung,  im> 
Ber  biv4  äd^t  d^riftlid^e  9Bärme  au§.  Sr  mar 
teO^  Don  bem,  maS  er  leierte  unb  fd^rieb,  innigft 
ofüfll  unb  buni^brungen.  Sapmaniii  fagt  Don  il^m: 
p%e  bat  ein  aScetifc^  ©d^riftfteller  mit  fold^er 
8sAe  imb  Sr^aben^t  Don  ®ott  gerebet.  SBenn 
er  nnfere  S^möd^  unb  Srmfeligfeit  malt  gegen« 
Bbct  ber  SUmacbt  unb  Srbarmung  ©otted,  menn 
fr  feine  unenblidbe  Siebe  unb  unfere  Unbanfbarleit 
bar^,  iS  er  grofe,  ergaben,  unDergletd^Iid^.  gr 
9  müer  ben  SDtpftifem,  mag  93offuet  unter  ben 
lAiiem.*  !Rod^  einem  fangen,  glänsenben  fiobe 


feines  ebcnfo  reinen  al§  erl^abenen,  Slmnutb  mit 
$rad^t  Dereinenben  ©tileS  Dergleid^t  ber  genannte 
gjerfaffer  il^n  an  Seid^tigfeit,  Älarl^eU,  SRcid^tbum 
unb  t^üCe  mit  bem  1^1.  SbrQfoftomud.  2)a3  eifrige 
©tubium  Eicero'8  bilbete  i|n  jum  großen  SRcbner, 
ba§  tiefe  ©tubium  ber  l^eiligen  ©^rift  unb  l^ei« 
ligen  SSäter  jum  großen  asceten.  Sflebft  ben  Ucber« 
fc^ungen  einzelner  ©d^riften  in'8  ©eutfd^e  l^abcn 
ttir  aud^  eine  lateinifd^e  SluSgabe  Don  Qfr.  SalcfiuS, 
al§  S?ad^brud(  in  3  »bn.  in  gol.  1626  in  ff  öln  er- 
fd^ienen.  ©panif d^e  ausgaben  ftnb :  Luis  de  Gra- 
nada, Obras,  precedente  su  vida  escrita  por 
Luis  Munoz,  6  tom.  fol.,  Madrid  1788—1800, 
unb  eine  OctaDauSgabe  Don  18  93önben,  äßabrib 
1786—1789,  tt)Oäu  bie  nämlid^e  ©iogra^jl^ie  Don 
2.  aKunoj  ben  19.  ©anb  bübct.      föingerlc] 

(Xttbitrig  be  Seon,  f.  $once  be  Seon. 

^ttbtuig  be  $onte,  f.  $onte. 

jE^ttbtuifl  Don  Soulouf e,  ber  l^t,  0.  S.  Fr., 
ber  44.  Sif d^of  biefer  ©tabt  unb  f öniglid^er  ^rinj, 
marb  1274  gu  93rignoIe§  in  ber  ^roDence  geboren, 
©ein  SSater  mar  ff arl  ü.  Don  ^njou ,  ber  §in» 
fenbe,  ffönig  Don  3ltQpü  unb  ©icilien,  unb  ^ine 
SKutter  Sülaria,  eine  Sod^ter  ffönig  ©te|)banS  V. 
Don  Ungarn.  Subtoig,  ber  in  ber  ff  iri^e  Dor  SQem 
burd^  eine  l^eroifd^e,  bemutl^SDoUe  Sßeltentfagung 
glänzt  fonb  bereits  in  feinen  ffinberjal^ren  nur 
an  geiftigen  Singen  ©efaHen.  Siefe  Vorliebe  er« 
l^ielt  mö^renb  einer  fünfiöl^rigen  ©efangenfd^aft 
in  Sarcciona,  in  meldte  er  mit  Dielen  änberen  ate 
®eifel  für  feinen  gefangenen  SSater  abgeführt  mor« 
ben  mar,  ftetS  neue  Sial^rung.  Obfd^on  l^art  ge« 
Italien,  führte  er  freimiflig  einnod^  ftrengereS  Seben 
unb  mürbe  burd^  jtoei  ^ranciScaner,  bie  in  ben 
p^ilofopl^ifd^en  unb  tbeoIogifd^en2)i§ci))Unen  feine 
Seigrer  maren,  nod^  mel^r  in  bie  SBege  ©otteS  ein« 
geführt  unb  in  feiner  SBeltDerad^tungbeftörlt.  SBöl^« 
renb  einer  gef öl^rlid^en  ffranl^eit  mad^te  er  für  ben 
SfaH  feiner  SBiebergenefung  baS  ©elübbe,  grau« 
ciScaner  gu  merben.  92ad^  erlangter  ©efunb^eit 
unb  tJfreil^eit  fd^Iug  er  1294  ba§  il^m  Dom  $apft 
angebotene  Sr^biSt^um  Don  S^on  auS,  mu^te  aber 
aus  ©e^orfam  gegen  benfelbenbaS  93iStbum  Sou« 
toufe  annel^men.  ©o  mürbe  er  nad^  SSerjid^tlei« 
[tung  auf  feine  ^rimogenituned^te  im  Sllter  Don 
22  Salären  ^um  $riefter  getoeil^t  legte  nod^  im 
nömlid^en  Saläre,  feinem  ©elübbe  getreu,  gu  9lom 
^rofefe  ab  unb  empfing  im  Sfebruar  1297  bie 
SBifd^ofSmeil^e.  ©ein  furjer  @))ifco))at  mar  eine 
ununterbrod^ene  ffette  Don  SBol^Itl^un  utü)  rap« 
lofem  ©eeleneifer.  @r  trug  aud^  aI3  9ifd^  fca 
$abit  ber  minbem  SBrüber  unb  fannte  lein  ^eoeaei 
©ebnen,  als  reftgniren  5u  bürfen.  (Sinft^erSCok 
ftittte  bie^  93erlangen.  ^uf  berS^ibei^maB- 
celona,  mo  er  feine  föniglidje 
unb  eine  ffird^e  conf ecrirt  ]^dt<, 
ftarb  auf  bem  ©d^Ioff e  Srignob^ 
alt,  aml9.auguftl297. 
ben  in  ber  SJlinoritenfird^  |i 
fpäter  aber  nad^  Valencia  ii 
unb  ruben  |e|t  nod^  tML 


251 


Subed. 


252 


^P  3o^anne§  XXTT.  itfS  Scrjeid^nife  bct  C)eili- 
gm;  jein§cfitt)trbaml9.?lu9uftgcfeicrt.  (©.Acta 
SS.  Aug.  m.,  tDO  [p.  806]  bic  ättcrc  »iograpl^ie 
eines  5lnottt)niu8  unb  [p.  789]  baS  95Ub  beS  jugenb- 
Itc^en  »if^ofS  ftd^  finbet.)     [^.  ffiberl,  Cap.] 

JMeA^  el^emaligeS  SiStl^um  im  l^eutigen 
^olftein,  I.etrici^tungbeS©i|e8inDIben« 
bürg,  ^efed  SiStl^um  ging  au8  bei  @^^riftiani« 
ftrung  bet  Sanbfd^aft  SDßagrien  l^cröor.  ®er  fla« 
üif^e  Stamm  ber  SDßagricr  faft  im  Often  beS  l^eu« 
tigen  ^olftcin,  länoS  be§  SKcereS ,  öom  gin^u^ 
ber  %xat)t  bis  gut  fiieler  SSud^t  unb  lanbeinmärtS 
bis  an  ben  bon  Roxi  b.  ®r.  gezogenen  limes  saxo- 
nicus.  öier  pnbcn  fld^  bie  SBagrier  fd^on  jur 
Seit  ber  ferünbung  beS  ©iStj^umS  Hamburg.  S)tc 
unter  ffarl  b.  ®r.  erfolgte  fird^Iid^e  Drganifation 
beS  Sod^fenlanbeS  l^atte  nur  geringen  Sinflu^  auf 
bie  93e!e]^rung  be§  »agrifd^en  Saiü)eS.  lieber  an» 
bouembe  unb  erfolgreiche  SRtffionSüerfud^e  t)on 
Hamburg  auS  fd^toeigen  bie  Sl^ronüen  für  ba§ 
gange  9.  Sal^rl^unbert  unb  bis  auf  Srgbifd^of  ^aU 
gag  (937—988).  ©iefe  ift  leidet  erflärlid^  bei  ben 
bamalS  anbauemben  Staub*  unb  JhiegSgügen, 
meldte  SBagrien  ftetS  am  fd^toerften  trafen.  ^r[t 
als  im  gleiten  drittel  beS  10.  Sa^rl^unbertS  bie» 
fen  Sn^tn  ein  3icl  gefefet  toorben,  trat  für  baS 
Sefel^rungSmerf  biefer  ^egenben  eine  SBenbung 
jum  Sßeffem  ein.  C)erjog  §einrid^  öon  ©ad^fen 
toar  eS,  teeld^er,  nad^bem  er  beutfd^er  ft5nig  ge» 
tt)orben  unb  gegen  Often  bie  (Srengmarlen  geftd^ert 
Öatte,  im  3.  933  bie  üon  9lorben  l^er  feinem 
©ad^fenlanbe  unb  bem  Sl^riftentbum  brol^enbe 
©efal^r  brad^.  SBaS  er  begonnen,  fe^te  fein  ©o^n 
unb  9lad&foIger,  Otto  I.,  unter  eifrigster  aJHt« 
mirfung  beS  SBremer  ßrgbifd^ofS  Slbalgag  (f.  b. 
5lrt.  1 ,  200  f.)  mutbig  fort,  ©eine  f ird^Ud^en 
$Iöne  für  bie  ber  Oftfee  auHegenben  ©latien« 
länber  fonnte  er  fd^on  im  erften  ®ecennium  feiner 
36iä]^rigen  SRegierung  üertoirWid^en ;  allein  fte  unter- 
lagen nod^  größeren  unb  fd^mereren  SBed^felföIIen, 
als  frül^er  bie  föd^fif d^en  SiStl^umSgrünbungen  fei* 
neS  Vorgängers  unb  SorbitbeS ,  ÄarlS  b.  ®r., 
trafen,  ja  für  Diele  ®ecennien  f d^ienen  bie  öon  il^m 
gegrünbeten  Oftf eebistl^ümer  f  ogar  üöHigem  Unter» 
gange  öerf allen.  Sieben  §aöelberg  (f.  b.  9lrt.)  grün» 
bete  er  nömlid^  einen  95ifd^ofSft|  in  atbenburg,  bem 
^anptoxk  ber  S58ogrier  unb  ©i|e  ibrer  ^errfd^er, 
Don  ben  ©laoen  SRetl^re  ober  ©taargarb,  üon  ben 
®änen95ranbebufe  genonnt.  SHcferöorSübedtSgr» 
bebung  tt)id^tigfte  ^anbelspla^  ift  l^eute  unter  bem 
Slamen  Olbcnburg,  mie  fd^on  feit  3abrbunberten, 
ein  unbebeutenbeS  @täbt(|en  mitten  im  Sanbe, 
nad^  aQen  Slid^tungen  mebr  als  eine  Steile  Dom 
SWeere  entfernt,  »äbrenb  eS  in  ben  ölten  Sb^^onüen 
als  civitas  opimatissima,  valde  nobilis  unb 
gugleid^  als  maritima ,  in  fronte  Slaviae  be» 
geid^net  mirb.  3n  tocld^em  Saläre  nun  jene  ®rün« 
bung  erfolgte,  ift  fd^toer  ju  ermitteln,  ba  aEe 
biefelbc  unmittelbar  betreffenben  Urfunben  fcl^len. 
9lad^  SaSpe^reS  (94  ff.)  gefd^ab  bie|  »ol^l  um 
baS  3abr  940.    3llS  erften  »ifd^of  l^ätte,  nad^ 


Slbam  oon  IBremen  (Gesta  Pontiff.  Hamburg, 
eccl.  2, 14,  inMonnm.  Germ.  SS.  VII,  310),  ber 
Sr^bij^of  Slbalgag  Evraccum  vel  Egwardmn, 
quem  latine  dicimos  Evagrimn,  confecrirt  (um 
967  ?),  toeld^er  am  3.  t^^bruar  etma  um  978  ftori. 
^elmolb  unb  bie  flaDifd^e  Sl^ronü  bagegen  be» 
Seid^en  einen  getoiffen  SDlarco  (um  946)  als  erften 
Sifd^of,  beffen  9Q)am  nirgenbS  gebenit  2)te» 
fem  9ßarco  foQ  sugleid^  delegando  bie  ©tabt 
©d^leSmig  (f.  b.  ^rt.)  5ugemiefen  morben  fein; 
erft  nad^  feinem  2:obe  foQ  ©d^leSmig  mieber  einen 
eigenen  IBifd^of  erl^alten  l^aben,  uiü>  eS  foQ  Sg* 
iDorbuS  biefem  in  Olbenburg  nad^gefolat  fein 
(ögl.  «iStl^um  Sfibedt,  Urf.  9b.  146,  audji  141). 
!Run  folgte  3.  SDßago  (SBego,  SBßiego) ,  geft  öor 
bem  28.  ^pril  988;  bann  4.  gjico  (ßgigo),  gu 
beffen  3^it  bie  ©laoen  bem  S|riftentfum  tren 
blieben,  überall  j^ird^en  erbaut  unb  Diele  ^Rbnäfi" 
unb  ^rauenflöfter  errid^tet  mürben  (Adam  Brem. 
1.  c.  2,  24);  5.  SJolcioarbuS  (SSolquorbuS,  gfoff« 
marb),  Derfunbigte  in  ©d^meben  unb  Stortoegen 
ben  ©louben,  ba  er  um  990  burd^  ben  Sufftmib 
ber  ©laDen  ouS  SBagrien  vertrieben  morben; 
6.  IRegimbertuS  (Sle^mbertuS,  Stembert),  Dornet 
Stopft  beS  ©tifteS  SBalbedC,  tfxoa  992  t)on  jfaifer 
Otto  ni.  ernannt,  unter  meld^em  bie  tReftben} 
nad^  3JledHenburg  (f.  b.  Srt.)  verlegt  morben  fein 
foH  (geft.  1013).  3lm  folgte  7.  SBenno  ober  »et* 
narbuS,  SanonicuSOon  Hamburg,  1014  von  Srj« 
bifd^of  Umman  confecrirt.  Sr  regierte  in  einer  nn* 
rul^igen  Qtit,  meldte  ju  fafi  gön^lid^er  ^crftörung 
beS  IBiSt^umS  3llbenburg  unb  sum  Slüdtfall  beS 
©laoenlanbeS  in  baS  ^eibentl^um  fül^rte.  fßtm 
ben  ©laben  vertrieben,  |ielt  er  ftd^  feit  1018  in 
2)eutfd^lanb,  namentlid^  bei  93if(|of  93emmarb 
von  ^ilbeSl^eim  auf  unb  mol^nte  24.  ©eptember 
1022  ber  ßinmcibung  ber  ©t  ÜJiid^aelSfird^e  in 
§ilbeS]^eim  bei  (Helmold,  Chron.  Slav.  1, 18  in 
Monum.  Germ.  SS.  XXI,  24).  hierbei  erlitt  er 
im  ©ebrönge  beS  93oIfeS  eine  arge  ^efd^obigung, 
an  tteld^er  er  nad^  IBerflu^  f  aum  etneS  3abreS  ftarb. 
5Durd^  jfaifer  Otto  l.  mürben  bie  norbifd^en  99i« 
fd^öfe  mit  meltlid^en  ®ütem  unb  Sleid^t^ümem 
überböuft,  um  ©d^enfungen  mad^en  unb  bie  ®unft 
beS  SSolfeS  gemtnnen  ^u  tonnen.  2)aburd^  ftanben 
fte  bei  ben  Häuptlingen  ber  ©laoen  lange  3^ 
fe^r  in  gieren  (Helmold  1.  c.  XXI,  19 sq.); 
allein  Senno  mu^te  balb  bei  ^einrid^  11.  flogen 
über  ben  tem))oreUen  IBerfaH  feines  SiStl^umS^  boS 
il^m  nid^t  einmal  ben  notl^bürftigfienUnterl^alt  ge* 
möbrc,  ba  bie  ©lauen  unb  bereu  Sfürften  bie  ®üter 
ber  ßird^e  ftd^  aneigneten  unb  ben  Stfd^ofSjinS 
nid^t  entrid^teten.  ^uf  93enno  folgte,  nocb  im 
3.  1023,  8.  5ReinbarbuS  (SReinl^olbuS,  »egin« 
l^olbuS,  aud^  SKc^nbaruS  genannt),  meld^er  1027 
bem  SReid^tag  in  Ulm  unb  ber  ©^nobe  ju  §ranf« 
fürt  anmol^nte  (geft.  1038).  9lad^  bem  34)be  beS 
9.  SBif^ofS  «bbelinuS  ober  SlbbelinuS  (1038  biS 
1052)  tbeilte  erabifd^of  5lbolbert  von  ©remen  (f. 
b.  9lrt.  I,  191  ff.)  ben  Sprengel  Sllbenburg  in 
bie  brei  SiStpmer  olbenburg,  5Ra|eburg  unb 


2M 


iüiti. 


254 


SRciBeiihire.  SiS^er  gel^örten  noml^  jum  Sid* 
fifam  9Xbtäna%  dOe  sU'if^^  $eene,  QXbt  unb 
bon  SReere  M^nenben  floDifd^en  Stamme«  nöl^er- 
Ißm  bvt  ObotrÜm,  ft^smtn,  ^oIoBet  unb  SBagriet 
(Hefanold  L  e.  XXI,  25).  S)ie  äol^onnidfird^e 
ia  Ubentarg  be}eid^net  ^^Imolb  auSbrüdHtd^  afö 
eedlesia  matrix  insignis,  unb  bo^  bad  |feutige 
VMtieabmq  nrftminglt^l  Qud^  bagu  gehörte,  er- 
Moi  vir  aufi  ben  bem  SiSt^ume  bafelbft  gugettie- 
fncn  (BtUem  unb  Sntfunften ;  caxä)  auS  gleid^» 
tnügnt  S^nmtfen  erhellt  bte^,  inbem  l^ier  bie  und 
Masnten  «Ibenburgfr  Stfd^öfe  auä)  dS  SSifd^öfe 
Hm  9ted(en6urg  enoöl^t  unb  bdbe  SSegeid^nun» 
gm:  Episcopos  Aldenbnrgensis  ober  Halden- 
tergensis,  Antiquae  CiTitatis,  Antiquipoli- 
tuiiis,  unb  Megalopolitanus  ober  Miclulin- 
borgensis,  k)öEig  tbentiftdrt  merben.  Ueberbie^ 
VBkd>  bie  um  bie  9ßitte  bed  11.  Sal^rl^unbertS  er* 
folgte  (Errichtung  ber  SBiStl^ümer  Stoßburg  unb 
SRälenburg  Don  ^Imolb  audbrüdflid^  al§  divisio 
episeopatoa  AldenbnrgesBis  begeid^net.  Um 
1058  beflieg  10.  g%o  (gjgo.  ßl^renfrieb)  bicjcn 
StaSfi,  inu|te  ober  f  d^on  1066  bem  großen  @lQDen» 
onfflanbe  entfüel^en  unb  ftarb  1074^  nad^bem  er 
104  ^nn  14.  gfebruor  biefeS  ^ol^red  gu  derSfelb 
bot  eingeborenen  @o]^  ftduig^einrid^Slv .,  fton« 
nb,  gfiUmft  l^atte.  2)arauf  erfolgte  eine  lange 
Bateibied^ung  bed  S]^ri{lent]^um§  in  biefen  ®egen- 
bot  (f.  b.  «rtt.  ©ottfd^  [ber  l^L],  Obotriten, 
Sa|ebnrg,  ed^IeSmig),  unb  baS  ^m\pxm  311« 
bcnbitrg,  baS  unter  ben  fteten  |)oIitifd^en  SEBinen 
nxber  gn  einem  bouemben  Seftonbe  nod^  gu  DoIIer 
ftPer  dinrid^tung  gef ommen  umr,  blieb  84  Saläre 
olcbigt  bis  ber  Don  ®ott  gefanbte  1^1.  Siceltn  (f. 
b.  9rt)  erfcj^en,  um  in  SOjal^rigem  fieten  93e» 
■i^  burd^  SBort  unbSSeijpiel  baSS^riftentl^um 
ii  ben  Oflftelönbem  »lieber  ouS  feinen  Xrümmem 
IPt  ergeben.  S>iefer  apojM  ^olfteinS;  ia  ber  fla- 
mfil^  Sönber  überl^t^  umrbe  1149  afö  11.  Si- 
MJof  tum  SUbenburg  confecrirt  unb  ftarb  1154. 
n.  Uebertragung  beS  Si^eS  nad^  Sü« 
ied  3n  ber  XroDefiabt  fiubedf,  u^eld^e  burd^  ^an« 
kdäierfd^  fd^n  t>or  ber  SRitte  beS  12.  Sa^un- 
hcxtt  ben  alten  99ifd^of8fi|,  bie  antiqua  ciTitas 
Wagriomm,  meit  überfifigelt  l^aben  mod^te,  l^atte 
knM  ber  ffL  Sicelin  eine  fefte  Stätte  eined  ge- 
oibneten  ihrd^emoefenS  begrünbet.  Unter  feinem 
Jia^olger  12.  @eroIbuS  ttmrbe  bamt  ber  bifd^5f« 
Uft  @i|  ba^  t)erlegt  S)er  fel^r  geleierte  ®  erolb, 
em  &Ux  onS  Sd^uxiben,  Dorl^er  Sotu)niat§  in 
Bcannfd^iiieig  unb  Saphrn  ber  ©emal^Iin  be§  ^er> 
paß  6etnri4  beS  Sdmen  (t»gL  3.  e.  93uffe.  ©erolb, 
öfter  Sifc^füonSübed,  Subedri856X  nmrbet)on 
Mcfent  pm  Sifd^of  enunmt.  92ad^  SogeIiu§  nal^m 
i|K  ber 6cqog  mit  nod^  Stom,  „um  i^n bafelbft  t>on 
•brionlV.  roa^  }u  laffen  (18.,  al.  20.  2hili 
11S5),  »eil  ber  Srjbifd^of  gu  Srel^men  SSe^ben 
pariber  UNir'.  9I&  er  Don  feiner  Satl^ebrale  ju 
nlbcifatrg  9e{t|  nel^men  moOte^  f onb  er  bie  @tabt 
fip  «Utig  X)ermt  imb  ol^e  ftird^e.  @eine  erfte, 
wä  frinen  6d^er  ^dmolb,  bem  f)>ötem  Q^^ro« 


niften  (f.  b.  Sri  V,  1753),  gemadbte  »unbrelfe 
überjeugte  il^n,  ba^  bie  Sßieberaufrid^tung  beS 
il^m  übertragenen  Si§t]^m§  nur  fd^toer  gelingen 
werbe.  SSor  Sllem  förberte  er  baS  SKifftonStoerf 
in  ben  nod^  rein  flaDifd^en  Sl^eilen  feines  Spreu« 
gelS  burd^  ©rünbung  neuer  ffird^en  unb  $farr« 
gemeinben.  ffiurd^  gegenfeitigeS  ]^ilfreid^eö  93e« 
mül^en  beS  Sifd^of§  unb  beS  l^olfteinifd^en  ©rufen 
älbolf  mud^S  bann  ba§  ©otteStoer!  wieber  im  wa« 
grifd^en  Sanbe.  Sutin,  wo  er  fid^,  nad^bem  ber 
©raf  il^m  biefen  Ort  gefd^enft,  oft  aufl^ielt,  l^ob 
er  alSbalb  gu  ftöbtifd^em  ^tä^k  unb  SSerfel^r  unb 
begann  bafelbft  für  ftd^  ein  ^auS  }u  bauen.  Siel« 
leidet  l^atte  aud^  er  f(|on  bie  Sbftd^t  bie  fpöter 
t)ertt)ir!(id^t  würbe,  biefe  Stabt  gur  bifd^öflid^en 
Steftbeu)  )u  erl^eben.  UebrigenS  brad^te  er  beim 
öei^og,  ber  il^n  wiebcr  mitSänbereien  begabt  l^atte, 
balb  banad^  bie  SSerlegung  beS  @i|eS  nad^  Sübed 
in  Anregung,  unb  gwar,  nad^  ^elmolb,  weil  bie| 
et  locus  munitior  et  omniprorsus  aptitudine 
commodior,  nad^  bem  92ad^foIger  ©erolbs  aber 
propter  incursus  paganorum  et  crebras  in- 
festationes,  wal^rf^einlid^  jiebod^.  Weil  fiübed, 
weld^eS  einige  S)ecennien  guDor  auS  beutfd^er  Se« 
DöIIerung  unb  auf  ©runblage  beutfd^er  ©emeinbe« 
üerfaffung  fid^  neu  unb  feft  begrünbet  l^atte,  ba* 
malS  fd^on  afö  $au))tort  beS  wagrifd^en  fianbeS 
galt.  3ugleid^  würbe  in  2ixUd,  waS  in  Slben« 
bürg  gefehlt  l^attc,  ein  ®omca})ite(  (12  graben« 
ben),  mit  einem  ^ropft  an  ber  Spi^e,  errid^tet 
9lad^  bem  lobe  ©erolbs  (geft.  1168)  ernannte 
ber  ^ergog  1164  beffen  leibli^en  ©ruber,  18.  Jh)n« 
rab  t>on  SlibbagSl^aufen,  }um  Sifd^of  unb  be« 
fd^enfte  baS  Stift  abermals  reid^Ii(|.  jfonrab, 
weld^er  1170  ben  ©runb  jum  SDom  in  Subed 
legte,  ftarb  wöl^renb  beS  JheuasugS  1172  bei 
S^ruS  unb  fanb  bafelbft  aud^  fein  ©rab.  6S 
folgte  14.  ^einrid^  Don  ©rabant  (f.  b.  «rt.  V, 
1698  ff.).  Unter  15.  Äonrab  n.  Don  Ouerenöorbe 
ober  Ouerfurt  (1183—1186)  würbe  baS  SiS« 
tl^um  reid^Sunmittelbar.  ftonrab,  ein  fränfifd^er 
ebelmann,  l^tte  k)or  feiner  Srl^ebung  an  einem 
3uge  nad^  bem  l^eiligen  Sanbe  ft(^  betl^eiligt ;  nad^ 
0ew5^nlt(|er  ^nnal^me  foQ  er  im  9tok)ember  1184 
auf  baS  SiSt^um  reftgnirt  l^aben,  bann  1194 
©ijd^of  Don  ^ilbeS^eim  unb  1198  93ifd&of  t)on 
SSärjburg  geworben  fein;  aQein  bie^  gilt  nid^t 
Don  ftonrab  öon  Ouerfurt,  fonbem  üon  ffonrab 
öon  SRaöenSburg  (ügl.  3lrd^it)  beS  l^iftor.  SSereinS 
öon  Unterfranfen  unb  ^fd^affenburg  1855,  Xin, 
I,  257).  «uf  16.  ©ietrid^  ober  il^eoborid^  (1186 
bis  1210)  folgte  17.  ©ertoIbuS  (1210—1230), 
unter  weld^em  2tbt  amolb  öon  Sübedf  ftarb,  ber 
bie  ei&ronif  ^tlmoM  bis  sum  Sal&re  1209  in 
fiebcn  Sudlern  f ortgefc^t  l^at.  SMmalS  würbe  aud& 
burd)  ffaifer  griebrid^  H.  SübedC  freie  SReid^Sftabt 
unb  war  bann  burd;  brei  Sal^rl^unberte  bie  treue 
^aä^i  beS  beutfd^en  SBefcnS  im  l^oben  Ülorben, 
§aupt  beS  l^anjeatifd^en  StäbtebunbS  unb  ©e« 
berrfd^erin  beS  §anbeIS  auf  ber  9lorb»  unb  Oft« 
fee.  Später  bur(|  innere  Unrul^en  unb  üerfd^iebene 


255 


SübedC. 


256 


jhtege  mit  ben  9iad^6ar[taaten,  namentUd^  aud^ 
butd^  ben  SOiäl^rigen  unb  ben  9tetd^§fneg  Don 
1674,  fel^r  l^erabgefommen,  l^ob  fid^  Sübed,  ba§ 
feit  1813  »ieber  feine  ©elbftänbiflfeit  atö  freie 
©tabt  erholten,  erft  in  neuerer  Seit  »ieber  etwaS, 
ol^ne  feine  frül^ere  Sebeutung  erlangen  p  fönnen. 
2^  ber  freien  SReid^Sfiobt  mx  für  ben  Sifd^of,  ber 
jugleid^  prft  eines  nid^t  unanfel^nlid^en  ®ebiete§ 
toax,  feines  SleibenS  mel^r;  bcfel^aft  »urbe  }ejt 
bie  regelmäßige  SRefibenj  ber  S3ifd^öfe  ganj  nad^ 
Cutin  öerlegt,  toäl^renb  bie  ®om|enen  nod^  in 
Sübedtöerblieben.  ®ie  toeiterenSifd^öfe  fmb  18. 3o= 
l^Qun  I.  öon  ®9ft  ober  ®ieft  öon  Sübefe  (1231 
bis  1247);  19.  albert  öonSRiga  (1247—1254), 
nur  abminiftrator;  20.  Solionn  ü.  öon  ®9[t, 
öorl^er  Sifd^of  öon  ©amlanb  i.  p.  i.,  reftgnirt 
1259;  21.  3ol|annin.  Iralome  ober  Srolau 
(1260—1276) ;  22.  Sur!arbu8  öon©erfen  (1276 
WS  1317);  23.  ^einrid^  H.  t)on  Sod^olte  (1317 
bis  1341) ;  24.  So^Qun  IV.  t)on  SWule  ober  2Kuel 
(1341—1350),  ber  1342  eine  ©^nobe  gegen  bie 
Singriffe  Quf  geiftlid^e  ^erfonen  l^ielt;  25.  Sertranb 
gremon  (1350  —  1377);  26.  WcolauS  Siegen- 
bodC  0.  S.  D.,  feit  1377,  nod^  SKa^en  tranSferirt 
1379  (gep.  1392);  27.  ffonrab  öon  ©rifen- 
l^cim  (1379—1386);  28.  3o^ann  V.  menebenjl 
(Slcnbenp,  ffleinbenft,  1386—1387);  29.  ®ber- 
|arb  ober  gl^abert  öon  «ttcnbom  (1387—1899) ; 

30.  Sol&QnnVI.  öon  3)ülmen  (1399—1420); 

31.  Sol^ann  VIL  t)on©d^ele  (1420-1439),  ber 
im  erftenSö^re  feiner  SRegierung  eine  ©^nobc  l^ielt, 
auf  meld^er  er  Derfd^iebene,  ouS  anberen  Soncilien 
entnommene  93ef(|lüf[e  erneuerte;  32.  SticolauS 
©ad^ouioe  ober©Qd^ott)  (1439—1449);  33.3lr- 
noß)  SBeftpl^Ql  (1450—1466) ;  84.  aibert  ßrum« 
menb^d  (1466 — 1489),  auS  einem  abeligen  ®e» 
f d^ledbte  ^olfteinS,  tonxtt  $i{d^of  auf  Smpfel^lung 
beS  ßflnigS  Kl^riftian  öon  ©iänemarf,  ber  i^n  oft 
)u  ©efanbtf d^aften  Derttienbete ;  er  ift  als  ^iftorifer 
Sübed(S  belannt  unb  l^interließ  eine  Sl^ronif  ber 
SBifd^öfe  bis  jum  Saläre  1465  (bei  Meibom,  ßer. 
genn.n,  mU  Qfortf e^ung  öon  einem  Slnon^muS); 
35.  Sl^omaS  ©rote,  feit  1489,  mürbe  nid^t  con» 
fecrirtunb  refignirte  1492  (geft.  1501) ;  36.  Sl^eo« 
borid^  IL  ambeS  (1492—1506);  37.  SBill^elm 
SBcftp^Ql  (1506—1509);  38.  Sol^onn  Vin. 
©r^nliolt  (1510-1523) ;  39.  ^einrid^  IH.  SodC- 
l^olt  (1523—1535).  Unter  biejem  fanb 

in.  bie  ©infül&rung  ber  fogen.  Äefor« 
mation  in  ber  ©tabt  Sübedf  unb  im  ganzen  S3iS» 
tl^um  ftatt  Sifd^of  §einrid^  miberfe^te  fi^  fräftig 
ber  neuen  Seigre  unb  mürbe  tl^eilmeife  oud^  t)om 
anogiftrat  SübedS  unterftü^t,  ber  nod^  1529,  ja 
tl^eilmeije  nod^  unter  Sürgermcifter  ®römS  (1529 
bis  1534)  fid^  gut  fat^olifd^  jeigte.  Mein  bie  gin- 
fül^rung  beS  Sutl^ertl^umS  aufjul^alten,  mar  er  nid^t 
im  ©taube.  Slad^bem  ff önig  griebrid^I.  öon  ©önc» 
marf  aud^  in^olftein  baS  „reine  ßöangelium"  l^atte 
prebigen  laffen  (1524),  begaben  fid^  einige  Sürger 
ber  ©tabt  su  bem  lutl^erif  d^cn  ^rebiger  nad^  DlbeS« 
lol^e,  mürben  lutl^erifd^  unb  brad^ten  SSiele  auf  il^re 


©eite.  3)iefe  öeranlaßten  im  3. 1525  einen  ge« 
miffen  3ol|ann  Don  OSnabrüdC^  in  ber  ©tabt  felCbft 
lut^erif d6  p  prebigen ;  er  mürbe  aber  Dom  Statine 
eingef))errt  unb  felbft  auf  Snfud^en  beS  jhtrfärfteti 
Don  ©ad^fen  nid^t  freigegeben,  hierauf  traten  9ii« 
breaS  SBiU^elmi,  ^aftor  ju  ©t.  Slegibi,  aRid^d 
iJfunb  unb  äol^anneS  SBaT^of  als  ^Reformatoren 
auf.  ©ie  mürben  auf  ^n^eige  ber  ©eiftlid^f eit  ouS 
ber  ©tabt  Dermiefen ;  Sutl^erS  ^oftiUe  unb  anbert 
©d^riften  mürben  burd^  ^enferSlionb  auf  bem 
üRarlte  Derbrannt  S)ie  Un^ufriebenen  auS  Sflbed 
)ogen  nun  l^öuftg  in  bie  9iad^barorte  )um  lutl^« 
rifd^en  ©otteSbienfte.  Sin  ouS  99elgien  gefiol^ener 
^rebiger,  $eter  ^rimerSl^eim^  foQte  bann  in  bie 
©tabt  eingefül^rt  merben,  mo)u  ftd^  balb  SBege 
fanben.  3)ie  ©tabt  mar  Derf d^ulbet ;  neue  ©teuem 
[ollten  eingeführt  merben,  maS  eine  ©ö^rung  unter 
Der  Sürgerfd^aft  l^erDorrief .  S)iefe  mürbe  Don  ber 
lutl^erifd^en  Partei  benu^t,.um  Seute  Don  il^rer 
iJfarbe  in  ben  9ärgerauSf(^u^  p  bringen.  2He« 
f elben  Derlangten  bie  ^uffteQung  fold^r  ^ebiger, 
meldte  baS  Soangelium  „rein  uvb  lauter''  DerUn« 
bigten,  mie  baS  in  93raunfd^meig,  |^amburg  unb 
äBiSmar  gefd^el^e.  S)er  9tat|  mä)erftanb ;  als  et 
aber  ben  SÖürgem  bie  Slrtif el  in  Setreff  ber  Steueret 
Dorlegte,  morüber  er  ftd^  mit  bem  ^uSfd^u|  Don 
48  bürgern  geeinigt  liatte,  erflörten  bie  Uiuteften 
©timmen  teuer,  üe  mürben  nid^tS  bejal^len,  menn 
bie  Dertriebenen  ^rebiger  nid^t  ^urüdgerufen  unb 
bie  Uebung  ber  neuen  Seigre  freigegeben  merbe.  Me 
©egengrünbe  beS  Statines  l^alf en  nid^tS.  SBiD^elmi 
unb  SBaD^of  mürben  prüdtberufen,  jener  als  $re« 
biger  nad^  ©t.  ^eter,  biefer  nad^  ©t.  ajlaria,  unter 
ber  Sebingung  febod^,  ba|  fte  iJfriebenl^ielten.  2)od^ 
fte  griffen  ben fatl^olifd^en  ©lauben  an;  bie ©eijt« 
lid^en  ber  anberen  SÜxä^m  Dertl^eibigten  benfelben 
unb  mußten  aud^  gegen  bie  neue  Se|re  megen  bet 
©ef al^r  ber  Ißerfül^rung  ber  ©laubigen  anfampf en. 
2)ie  9ieuerer  beflagten  ftd^  über  Söfterungen  i^ret 
©egner ;  fie  Derlangten  Dom  Statine  eine  Dispu- 
tation, unb  bag  benen  ©tiUf  d^meigen  geboten  merbe, 
meldte  il^re  Seigre  nid^t  auS  ber  l^eiligen  ©d^rift 
bemeifen  Mnnten.  3)ie  ©tifts^enen  Dermeigerten 
baS  Srftere  unb  übeneid^ten  ein  ©d^reiben  beS 
^er}ogS  ^einrid^  Don  93raunf d^meig,  beS  ^n^altS, 
bag  er  bie  ©tiftung  feiner  Sll^nen  fd^ü^en  merbe. 
SlOein  baS  IBol!  fd^ritt  ^u  SDrol^ungen;  eS  fammelte 
ftd^  5um  Oeftem  in  l^etten  Raufen  Dor  bem  2)ome 
unb  Derlangte  SbfteHung  ber  ©d^mal^ungen  tmb 
beS  ©ö^enbienfteS  ber  Pfaffen,  ©o  entftonb  am 
29.  3anuar  1530  ein  SSolfSauflauf,  meld^er  Sin- 
jiel^ung  beS  ffird^enguteS  unb  Srrid^tung  eineS 
neuen  ffird^enmefenS  mit  „©efd^morenen  auS  bem 
Solfe  bei  jebcr  ffird^e"  forberte  unb  eine  fd^mffl^ 
lid^e  ^lünberung  unb  ^rofanation  ber  ©otteS« 
l^öufer  im  ©efolge  liatte.  S)aS  93olf  erjmang  enb« 
lid^  (2.  ^px\l  1530)  benSefd^lu^ :  baS  gSrebigtamt 
bürfe  nur  ber  Dermalten,  meld^er  Dom  Statine,  Don 
eigens  beftellten  bürgern  unb  ben  ^ßrebigem  beS 
reinen  3BorteS  tüd^tig  erfunben  merbe;  benen,  bie 
es  münfd^en,  foQ  baS  ^Ibenbmal^l  in  ber  ffird^e 


257 


Sübcd. 


258 


lUgibi  unter  betbeti  ® eftalten  gereid^t  tDerben ; 
TR  ben  anberen  ftir^en  foue  e§,  unter  SSorbel^alt 
fpStRcr  9tef ormen,  Dorerft  beim  Wten  bleiben.  S)ie 
för  bu  fta^pßfen  günfügen  liBefiinunungen  tonxhtn 
mduxüd^  ni^t  erfüllt  9u8  bem  grö|em  Su§' 
f^ttffe  l^  S&rgerDerfögten  fid^  jmölf  Sbgeorbnete 
|ii  ben  fot^Ilf^  ®id^id^en  unb  t)erboten  il^nen, 
bit  ouf  SBeitored  bie  ftanjel  )u  befteigen.  Sm 
27. 3ttni  umtbe  bann  bie  9Reffe  al3  ® ö^enbienft  in 
olhii  9fan«  unb  ftlofterfir^en  unb  am  2.  äuli  aud^ 
im  3>oine  obgefldlt  Sin  fd^orfeS  loiferlid^eS  Sbict 
MB  October  t>erlangte  bie  SBieberl^erfteÜung  be§ 
dtcB  (SotteSbtenfied,  aber  Dergeblid^.  S)er  groge 
SnSfd^  umrbe  um  100  SRonn  Dermel^rt  unb  ^o* 
(ana  Sugenl^gen  (f.  b.  9rt.)  l^rbeigerufen,  tt^el* 
iffx  bcn  neuen  @ottedbienjt  orbnete  unb  fogleid^ 
etoe  &fyxU  grflnbete.  S)a  ber  Senat  nod^  immer 
ber  92euexttng  SBiberfianb  entgegenf e^te,  f o  f  d^ritten 
bie  164  be9  Su^d^ffed  geUKtltfam  Dor  unb  festen 
bie  9fid>er  beS  Statines  in  ^aft  Ser  Statl^  mürbe 
iöDig  eiiigef(!^fid^tert  unb  mugte  )ule|t  ^u  Mem 
fein  3<n9ort  geben.  !Reue  entftnrec^enbe  ÜRitglieber 
«ymben  Vfym  eint>er(eibt,  unb  balb  mar  jeber  ^iber- 
ikmb  gebro^^  Sei  aOen  biefen  iBorgöngen  f))ielte 
ber  e^rgei^ige^  fc^Iaue  ©eorg  SSBuIIenmeber,  ein 
eiagenxnibcrter  unb  Derfd^ulbeter  ffaufmonn,  bie 
Ömiptroae  (ogL  3anffen,  ®efd^.  beS  beutfd^en 
SoIfeS  m,  308  ff.,  unb  ®.  2Bai|,  Sübedf  unter 
Bürgen  SBuIIenmeber  unb  bie  euro))äifd^e  ^oliti!« 
3  »be.,  93erlin  1855—1856).  3)er  ©tabtl^aupt- 
mann  imb  ^bmiral  SRar;  SReier  ^atte  il^n  in  ben 
Sat(  unb  bann  )ur  jmeiten  SürgermeifierfteKe 
Scbrod^  Seibe  Ratten  eS  burd^gefe^t,  ba|  ber 
&tf^Iif4  gefinnte  9lat^  abbanlen  mugte^  unb  fo 
naben  fte  Ferren  ber  @tabt  SSuIIenmeber  tonnte 
am  mit  feinen  ^reunben  t^rannifd^  fd^alten  unb 
noUen;  er  beutete  bie  %e(igion  für  feine  politifd^en 
Ssedi  aus.  SRit  $i(fe  ber  SBiebertöufer,  benen 
er  fi:^  angefd^Ioffen,  fud^te  er  fid^  Dorerfl  S)ane* 
noit  5u  untermerfen;  ja  fein  tJfreunb  unb  ©el^ilfe, 
ber  S^nbicuS  Dr.  Olbenbor)),  entmarf  il^m  meit« 
g^cnbe^Iäne  gurfocialiftifd^enUmgeftaltung  beS 
gonjen  9corbenS.  t^er^og  ßl^rifüan  Don  f^olftein, 
bei  bie  £ü6eäer  }nm  ffdnig  auderfel^en  l^atten,  ben 
jie  bann  ouf  oBfd^Idgige^ntmort  angriffen,  )og  enb> 
Iid|,  Mm  inden  Seiten  unterftü^t  mit  feinem  fieg* 
lei^  ^tm  twt  SubedC.  3n  m  nun  Don  ber  @ee 
obgefd^nittenen  @tabt  mad^te  fid^  Unpfriebenl^eit 
nt  bem  ^errfd^enben  Slegiment  geltenb;  ber  tRatl^ 
ttnbinnnter^Uungenmitbemfyerjoggendtl^igt. 
€l  fom  ^um  @tur}e  SBuKenmeberd  (ber  1537 
mttiaaptü  nmrbe)  unb  feiner  gartet,  fomie  ^um 
SncbcB  mit  bem  ^erjoge.  9uf  einem  (SLfril  1585) 
p  Hamburg  abgd^Itenen  SieligiondcouDente  Der- 
dii^enfi^  Sübedf,  Sremen,  ^Ktmburg  unb  anbere 
iBcMicl^  €täbte  }u  ben  ßrengfien  9RagregeIn  gegen 
Me  9Bid)ertdnfer;  ober  oud^  bie  ffotl^olilen  f outen 

2)iilbung  me^  finben,  f onbem  aufgetrieben 

;  id)er  $rdriger  f oSte  an  bad  9ug3burgif  d^e 

~  gemäßen  fein;  Don  bem  alten  ®otte§ 


Meifk  mib  ber  alten  iKrd^enorbnung  foKten  nod^ 

■h^itfUiftUL  Tin.  2.  KufL 


beliebige  @tüde  beibehalten  merben,  bamit  nid^t 
atte  3ierbe  beS  ®otte§bienfte§  fel^Ie  unb  öffentU^e 
©ünbcr  mit  bem  ifird^enbanne  belegt  merben 
fönnten.  S)amit  mar  bie  fatl^olifd^e  jfird^e  au§ 
ber  Stobt  unb  bem  ®ebiete  Sübedt  Derfd^tmtnben. 
S)a§  SiStl^um  gans  auf^ul^eben  ober  ^u  föcu* 
larifiren,  magte  manDorber|anbnod^nid^t;  aQein 
ba  bie  meiften  Soml^erren  lutl^erifd^  gemorben,  fo 
tourbcn  nun  lutl^erifd^  gefmnte  SBifd^öfe  ermöl^It 
®er  SReft  ber  f atl^olif d^en  ©oml^erren  Iie|  fid^  ger- 
bet, ben  lutl^erifd^en  S3ifd^of  in  gemiffem  Sinne 
al§  Orbinariu§  p  bel^anbeln,  unb  l^olte  ftd^  erft 
f})öter  feine  SOBeifungen  Dom  9luntiu§  in  fföln. 
^er  erfle  (utl^erifd^e  ^ifd^of  mar  2)etleff  ober 
Bieter  Don  SieDentlom,  ffanjier  bed  jf önigd  Don 
S)änemart  ^ro))ft  ^u  SteinbedC  unb  Sanonicud  ju 
Hamburg,  ein  eifriger  Seförberer  ber  neuen  Seigre, 
ber  namentlid^  in  ber  S)omürd^e  ^u  SübedC  Intime* 
rifd^  p  })rebigen  befal^I  unb  fclbft  in  @utin  einen 
lutl^erifd^en  ^rebiger  einfe|te  (geft.  ^u  @d^te§mig 
1586).  Sein  5lad^f olger,  93altl)afar  Don  SRanjom 
ober  gian^u  (1536—1547),  ^rot)ft  ju  Sd^Ie§. 
h)ig  unb  3iaff)  bed  JlönigS  S^riftian  HI.  Don 
©änemar!,  mürbe  Don  SKartin  D.  SBerbenfetö 
ober  SBalbenfelS,  beS  ffdnigS  f^einb,  röuberifd^ 
in  bie  9Rar!  entfül^rt,  um  S5fegelb  p  ^al^Ien, 
unb  ftarb  im  glenb  1547.  9ltö  nad^  3oboc  ^ur« 
filber  (1547—1551)  ber  fat^olifd^e  ©om^err 
Zl^eoborid^  SRl^eben  1551  infolge  einftimmiger 
fl&dffl  erforen  morben,  cathedram  inscendere 
noluity  dignitatem  istam  deprecatus;  benn  ed 
mar  feine  äu§ftd^t  mel^r,  mit  einigem  9iu^en  ben 
S3ifd^of§fiab  ju  fül^ren,  fo  allgemein  mar  ber  9lb- 
faD  Don  ber  alten  Äird^e;  er  ftarb  1556  gu  OTainj. 
9iun  folgten  lauter  Iutl|erif(!^e  Sifd^öfe,  ober  aQe 
blieben,  mie  bie  biSl^erigen,  uuDerl^eiratet  nod^ 
faft  ein  Sa^rl^unbert  lang.  3laä)  bem  Sobe  bed 
anbreaS  D.  SarbuD  ober  33arbi|  (1556—1559) 
mürbe  fofort  2[ol^ann  Siebemann  gemöl^lt,  ber 
feine  jmei  Saläre  regierte  (geft.  1561);  bann  ftber» 
^arb  D.  §oBe  (1564—1586),  Dorl^er  5lbt  gu 
Süneburg  unb  Slbminiftrator  )u  IBerben,  nad^ 
SogeliuS  ,,ein  faft  meltlid^er  ^err,  bod^  ein  guter 
gDangelifd^er",  ber  ftd^  ober  erft  feit  1565  jur 
lutl^erifd^en  fiel^re  befannte  unb  ben  ®eiftlid^en  ba§ 
§eiraten  gcftattete.  Sm  3. 1586  mürbe  ber  Sol^n 
beS  ^ei^ogS  Don  ftolftein-®ottorj),  Sol^ann  9lbolf, 
Srjbifd^of  Don  Bremen,  gum  Sifd^of  Don  Sübed! 
ermal^lt,  unb  Don  ba  an  erl|ielten  bie  jüngeren 
Sdl^ne  ber  C)ei^5ge  Don  ^olftein  gemöl^nlid^  biefe 
©ignität.  §anS  Don  C)olftein,  Dorl^er  goabiutor, 
bann  an  Stelle  feines  1631  bei  Seipjig  gefallenen 
«ruber«  3lbolf  1634  als  Sifd^of  in  duün  in- 
tl^onifirt,  l^at  nad^  gogeliuS  bem  il^m  „anoer- 
trautenSiStl^ume  rü|mli^  Dorgeftanben,  bie^oj^eit 
unb  ©ered^tigfeit  beS'  Stiftes  uuDerrüdtt  beibe« 
l^alten,  unb  mit  forgfomer  gmfigfeit  beij  großen 
SSerutrfoftungen  bal^in  bei  ben  DSnabrügg»  unb 
5Künfter^f(^en  griebenSDerl^anblungen  fid^  bemül^t, 
ba^  bie|  einige  gDongelifd^e  Stift  im  SRömifd^en 
ateid^  im  alten  Staub  erl^alten,  unb  nid^t,  mie  ben 

9 


259 


Süge. 


260 


anbcm  Söangclifd^cn  ©tiftem  toiberfal^rcn,  einer 
ober  ber  anbem  ^rteQ  ber  ^ol^en  ^duptern  )u 
SJ)M  getoorben  ift".  SüBed  blieb  nämlid^  ein 
eiftlid^er  Staat,  freilid^  in  lutl^erifd^  ^änben; 
ilbft  baS  ©omcapitel  beftanb  fort,  »ar  aber  in 
etreff  ber  ©onfefPon  feiner  SJcitglieber  gemifd^t 
(ogl.  I.  P.  0.  art.  5,  §  23  unb  art.  13,  §  1  sqq.), 
1UÜ)  nod^  im  3. 1677  merben  latl^olif^e  S)om* 
Ferren  ermal^nt  (SRejer,  ^ropaganba  n,  179). 
^and  erlangte  aud^  burd^  feinen  bei  a&en  SSer» 
lonblungen  anmefenben  ©efonbten,  ba|  ber  St» 
fd^of  oon  Sübed  mit  bem  oon  OSnabrüd  auf  ber 
jmifd^en  ben  geijtlid^en  unb  meltlid^en  ^ärften  be> 
finblid^en  Ouerbonf  feinen  @i|  erl^ielt  unb  feine 
Stimme  unter  ben  fünf  fogen.  altemirenbenfürft* 
lid^en  ^öufem  fül^ren  burfte.  Sr  toar  ber  erfie 
Sifd^of,  ber  jid^  k)er]^etratete  (1640),  unb  }loar  mit 
ber  gürftin  Sulia  QfelicitaS,  geb.  ^rinjeffm  }u 
SBürtemberg-Sed;  er  ftarb  nad^  20iä]^riger  9le- 
gierung  1655.  ®emü^  bem  iBergleid^e  Dom  2[a]^re 
1647,  bejm.  bafür,  ba|  bad  ^auS  ^oljlein  bie 
eigentttd^eSacuIarijation  beS  ^ürftentfumd  Subed 
auf  ge^tten^  bef  d^Io|  baS  S)omca))iteI,  nad^  einanber 
ed^S  Sifd^öfe  au§  biefem  ^ufe  }u  koöl^Ien.  S)er 
ed^Ste  brad^te  ed  bann  bal^in,  ba^  fein  ©ol^n  al§ 
Soabjutor  ernannt  mürbe.  9tl8  im  3. 1701  bei 
einer  neuen  ßoabj[utormal^I  bie  S)anen,  meldte  ben 
genannten  ißergleid^  fd^on  lange  ^u  befeitigen  ftreb« 
ten,  ad^t  £a))itularen  auf  il^re  Seite  betamen, 
meldte  beS  jf önigS  Sruber  ffarl  ermöl^Iten,  fiegte 
bod^  nad^  bem  Xobe  bed  iBifd^ofS  ber  t)on  ben 
übrigen  Sanonifem  ermöl^Ite  Sioabjiutor  Sl^riftian 
Suguft  aus  bem  ^oufe  ®ottort>,  ber  aud^  1706 
beftätigt  mürbe.  ^13  bann  bad  S)omca])iteI  1756 
ben  bönifd^en  ^rin^en  ^riebrid^  )um  ßoabjutor 
ermäl^It  refignirte  biefer  1773  )u  ©unften  beS 
$eter  ^riebrid^SSBiU^elmbonOIbenburg,  meld^em 
ber  9i.-S)ep.-^au))tfd^Iu^  1803  ba3  Stift  al§ 
meltlid^eS  ijfürftentl^um  jum  Srfa|  für  bie  bean- 
tragte 9(uf|ebung  be§  SlSfletl^er  3on8  erblid^  )u* 
fprad^,  fo  ba|  e§  ooKjlanbig  föculariftrt  mürbe. 
So  ging  bie|  einzige  reid^Sunmittelbare  9i§* 
tl^um  augSburgifd^er  Sonfeffton,  bad  feine  @si- 
jlenj,  ja  im  SBefentUd^en  aud^  bie  l^ergebrad^te 
Serf af[ung  burd^  bie  Stürme  ber  ref ormatorifd^en 
Semegung  beS  16.  Sal^rl^unbertS  unb  felbjl  nod^ 
burd^  bie  bed  30iö]^rigen  ffrieged  l^inburd^  gerettet 
unb  im  toeftfälif d^en  grieben  feierliche  9lnerfennung 
gefunben  ^at,  mit  bem  Sleid^e  ju  ®runbe.  (SSgL 
auger  ben  bereits  angefül^rten  SBerfen  nod^ :  fjfr. 
ßogeliuS,  Utl^inifd^e  ßl^ronila  ober  Stabtgebd^t- 
m%  in  ftd^  l^altenb  fur^e  Senfmürbigfeiten  ber 
bifd^öfUdften  SReflbengPabt  Utin  in  ^olftein,  mie 
aud^  ber  Sifd^öfe  Don  Sübed,  continuirt  t)on  %\. 
9RoIbe,  Sübed  1713  [au8  SogeliuS'  .Ut^inifd^eS 
Sifd^ofSgeböd^tnil  :c",  ba§  nod^  als  aßanufcript 
in  ber  Sibliotl^ef  ju  Sutin  bemal^rt  mirb,  l^at 
Dr.  ei^r.  $autfd^  einige  «bfd^nitte  als  ©timnapal- 
})rogramm  1878  üeröflfentlid^t];  ®.  §.  9Rarfe,  3)er 
Stabt  Sübed  ftird^enl^iftorie,  Hamburg  1824, 
2  Sbe. ;  (Srautoff,  ©ie  SSerlegung  beS  SBifd^ofS« 


ft|eS  oon  ^Ibenburg  nad^  Sübed  [in  beffen  l^ifto» 
rifc^en  Sd^riften,  Sübed  1836, 1,  n.  3] ;  3.  St.  9f. 
Sd^Iegel,  Jhrd^en«  u.  9ief ormationSgef ^.  t>.  92orb« 
beutfd^Ianb,  ^annooer  1828,  3  Sbe.:  iopptxf 
berg,  in  $er^'  Srd^io  f.  beutfd^e  ©efd^td^tSbmbe, 
1847,  IX,  384—395;  (E.  «.  2.  ia^ptt^tä,  a)ie 
Sefel^rung  9lorbaIbingienS  unb  bie  ®runbung  bdl 
SBagrifd^  93iSt]^umS  SIbenburg-Sübed,  Sremen 
1864;  Codexdiplom.Lubeceii8i8,9btl^.I,  Sübed 
1843—1889,  Sbtl^.  H:  Urhmbenbud^  beS  SiS« 
t^umS  Sübed,  Olbenburg  1856.)       Dßel^er.] 

<JLft0(,  ber  ®egenfa^  jur  Xugenb  ber  äBo^r« 
l^eit  ober  SBal^l^ftigleit,  ift  eine  9uSfage  im 
SBiberfprud^  mit  ber  eigenen  Uebergeugung  ober 
SJleinung  (enunciatio  contra  mentem)  unb  mit 
ber  ^ji^t,  iemanben  in  3rrtl^um  }u  filieren,  ber 
ein  Siedet  auf  bie  SBal^rl^eit  fyit  1.  SS  ifl  glrid^ 
gültig,  ob  bie  9uSf age  burd^  eigentlid^e  SBorte  ober 
burd^  S^ii^m,  ®eberben  ober  ^anblungen  ge« 
f d^el^e,  bal^er  aud^  bie  SSerfteQung  (simulatio)  }ur 
Süge  gu  red^nen  ijl.  Ser  ®egenjlanb  (materia) 
ber  Süge  ift  alfo  bie  Unmal^rl^eit,  aber  nid^t  bie 
obiectiDe,  fonbem  bie  fubjedioe  Unmal^rl^eit,  baS, 
maS  man  für  unmal^r  l^ölt,  f o  bag  man  aud^  lügen 
!ann,  inbem  man  etmaS  SBal^reS  auSfagt,  memt 
man  eS  nämlid^  für  falfd^  l^olt.  S)agegen  ift  bie 
blog  irrtl^ümlid^e,  alfo  nid^t  beabfi^tigte  SuSfage 
beS  Unmal^ren  nid^t  Süge,  benn  gumSßefen  biefer 
(als  forma)  gel^ört  iebenfaSS  ber  SBiUe  ober  bie 
tibftd^t,  Unmal^reS  gu  fagen.  Ob  aber  bagu  aud^ 
bie  ^bftd^t  gel^ört,  gu  töufd^en  ober  irre  gu  fül^ren, 
baS  ijl  aSerbingS  controoerS.  S)er  1^1. 9uguftinu& 
betrad^tet  biefe  ^fid^t  gu  taufd^en  als  ein  mefent» 
lid^eS  3Rer!maI  ber  Süge  (De  mendacio  c.  4). 
S)er  1^1.  Sl^omaS  bagegen  l^ält  ben  begriff  ber 
Süge  für  abgefd^Ioffen  mit  ber  falfd^en  9uSfage 
als  materia  unb  mit  ber  Sbftd^t,  Untoal^red  gu 
fagen,  als  ber  forma,  ^er  aud^  er  begeid^net  bie 
^bfid^t,  irre  gu  fül^ren,  menn  aud^  ni^t  als  gum 
SBefen  ber  Süge,  bod^  als  ad  perfectionem  ipsiua 
(2,  2,  q.  110,  a.  1  c.)/  alfo  gum  ooHen  Segriffe 
berf elben  gel^orig.  SS  ift  f omit  nur  eine  2)ifferen( 
gmif  d^n  einem  meitem  unb  engem  Segriffe  ber  Süge 
oorl^anben,  meldte  ))raftifd^  ni^t  oonSebeutungfein 
fanu;  benn  in  ber  SBirtlid^feit  mirb  man  bod^  !aum 
iemalS  bie  bemühte  Unmal^rl^eit  auSf))red^en  ol^ne 
bie  ^bftd^t,  menn  aud^  oieDeid^t  ol^ne  bie  SuSfid^t,. 
gu  töufd^en.  S)er  burd^  Snbicien  übermiefene  Ser» 
bred^er  g.  93.,  ber  nod^  läugnet,  um  baburd^  etma 
bie  SobeSftrafe  Don  ftd^  abgumenben,  menn  aud^ 
nid^t  feine  Unfd^ulb  gu  bemeifen,  ^at  bod^  bie 
^bftd^t,  bie  Uebergeugung  Don  feiner  Sd^ulb  ab» 
gufd^möd^en  ober  gu  erfd^üttem,  inbem  er  baS^ 
lejte  unb  fröftigfte  SemeiSmittel  für  fie  gurfld- 
l^ält.  Süperbem  mag  bie  ^ftd^t,  Unmal^reS  gu 
fagen,  ol^ne  bie  Sbft^t  gu  töufd^en,  etma  befleißen 
in  Sd^ergreben,  oon  benen  fogleid^  erfannt  merben 
mug,  ba|  fte  nid^t  emf!  gemeint  finb ;  aber  fold^e 
Sieben  tonnen  bod^  !aum  im  eigentlid^en  Sinne 
Sügen  genannt  merben.  S)ie  Slbftd^t,  nid^t  blo^ 
gu  tauf d^en,  fonbem  aud^  überl^aupt  Unmal^reS  auS* 


261 


Säge. 


262 


fißtoqini,  tfi  os^ef^Ioffen  Bei  folc^en  SReben,  bie 
IBKtr  i^rem  SBortloute  nad^  ber  SSBol^rl^eit  im  @inne 
ta  conactcn  SBirflid^feit  itid^t  entfpred^en,  aber 
08^  gor  md^t  in  biefem  Sinne  angegeben  unb 
oagnioiinnen  tt)erbm  ßnnen.  Siefedgiltnament* 
fif^  iKm  bot  SBerten  ber  2)id^tfmt{l,  bie  auSge* 
\$€oi^nuxmaim  ouf  Jene  SSol^rl^eU  gor  feinen 
iB^mul^  maifm,  f onbem  nur  bie  Srjeugung  on- 
cnid^iiier  ^^ntoftebilber  ober  bie  anfd^oulid^e 
i)or$dbtii0  oA^einer  SSkil^rl^eiten  jid^  ^unt  3tele 
kim.  trit  bie  gobel  bie  ^orabel  boS  ÜRärd^n, 
bie  (biJESfiani,  ber  9tontan,  baS  2)rQma  2C.  9htr 
ber  Umnönbige  fonn  baS^  nmS  f o  er^äl^It  tt)irb,  fo 
osfii^iiien,  äsi  wöxt  ed  mirflid^  gefd^el^en.  3loä^ 
maß  gilt  bie^  Don  ben  bilblic^en  unb  figürlid^en 
Sd)eiiiortm  unb  SuSbrfiden,  ttie  ^^erbet  Sro* 
ne,  Tktapf^  ic,  btren  feine  gebilbete  ©{)rad^e 
eaibc^im  fonn  unb  bereu  mirflid^  gemeinter,  Dom 
bnl|fidbli(^  abloeid^enber  Sinn  einerfeitS  burd^ 
ben  Sprad^ebraud^,  onbererfeitS  burd^  ben  3u" 
iommen^g  unb  bie  begleitenben  Umftanbe  mit 
tbani^enber  Sid^l^eit  beftimmt  mirb ;  unb  nid^t 
minber  ton  ben  ^dflid^feitspl^rofen,  bie  il^ren  ur- 
ipiunglic^  unb  mörtlid^en  @inn  fd^on  löngft 
ttdorcn  ^ben  unb  burc^  ©itte  unb  Sraud^  nur 
K^  in  fd^r  abgefd^möd^ter  93ebeutung  gebraud^t 
nb  Dcrflanben  uierben.  ©old^e  Slebetoeifen  fann 
Bon  bo^  tiid^t  im  eigentlid^en  @inne  Süge  neu* 
«9»  obiDo^I  mebrere  SSdter  ftd^  eine  fold^e  Su§> 
bc^mmg  il^ted  SegriffeS  erlaubt  l^aben  unb  ftd^ 
bomi  |u  bcbenflid^en  ^uSfunftSmitteln  gebröngt 
Mien,  um  bie  l^ige  @d^rift  unb  f elbfi  Sl^nftud 
ben  ^erm  gegen  ben  iBormurf  ber  Süge  in  @d^u| 
p  B^en.  Ser  I^L  SuguftinuS  l^t  ba§  SSerbienft, 
bcB  engem  unb  nxil^ren  ^Begriff  ber  Säge  in  feinen 
beiben  Serfen  De  mendacio  unb  Contra  men- 
iaciam  ad  Consentium  feftgefteHt  ^u  l^aben. 

2.  9Ba§  ober  mirflic^  unb  im  ooQen  Sinne  Säge 
i|t  baS  ip  oud^  @ünbe.  2)ie l^eilige  Schrift  fpn(|t 
)Mi  boitli^  cmS,  f d^on  im  9Iten  Zeftamente.  S)enn 
«am  andb  bad  od^te  unter  ben  oom  Sinai  Der* 
fiibetcneeboten:  „2)ufoIlftnid^tfaIfd^e§3eugni| 
aAfpnd^  gegen  beinen  9lad^ften''  (Ss.  20, 16), 
«f  boS  3<vgni|  im  engem  Simt  belogen  tt)erben 
tank,  fo  tmrb  e9  bod^  im  19.  ffa))itel  be§  SeDiti- 
(li,  boS  als  eine  Srflarung  iener  jel^n  ®ebote  be« 
tmd^  totAttt  tarnt,  m  einem  meitem  Sinn  ein* 
9^1^^ :  »3^^  foUt  nid^t  lägen,  unb  feiner  foll 
{mn  9tcUl^  betragen"  (93. 11).  S)arum  l^ei^t 
d  OBd^  in  $f.  5,  7 :  „2)u  l^ffeß  oOe  Uebeltl^öter, 
Denddi^eft  alle  Sägner ;  ber  ÜRann  beS  93Iute§  unb 
bei  ZrageS  finb  ein  ®reuel  bem  ^errn."  Spr. 
6, 16  f.  nnrb  unter  ben  fed^  S)ingen,  bie  ber  ^err 
^,  ,bie  lügnerifd^  Sunge"  genannt.  3m  93ud^e 
krlBeiS^  ffdit  eS  (1,  11):  „S)er  trägerifd^e 
Unb  bringt  in'S  Serberben  bie  Seele" ,  unb  3ef u8 
Gött4  ^  (7/ 14):  »Säge  bodb  ja  nid^t  mit  maS 
mma  f£br  einer  Suge;  benn  bie  @e»ö]^nung  baran 
9  lU^  (S^."  S)ad  92eue  Seftament  Derbammt 
H«  babnrd^  bie  Suge,  bog  e§  bief elbe  Dom  Teufel 
dicttet  ben  iSfynpS  einen  Sägner  unb  iBater  ber 


Säge  nennt  (3o]&.  8,  44);  bann  in  befonberen 
Su§f))räd^en,  in  benen  Dor  il^r  gesamt  mirb, ).  9. 
(&}fy.  4, 25:  ^Seget  ab  bie  Säge  unb  rebet  SBal^r» 
l^cit  ein  Seglid^er  mit  feinem  Slöd^ften,  »eil  »ir 
©lieber  Don  einanber  fmb" ;  ®oI.  3,  9:  ^Scläget 
nid^t  einanber!"  3ac.  3, 14:  „$ra|let  nid^t  unb 
läget  nid^t  gegen  bie  SBalirl^eit;  oenn  ba§  ift  nid^t 
bie  SBei§]^eit,  bie  Don  Oben  fommt,  fonbem  eine 
irbifd^e,  t^iierifd^e,  teuflifd^c."  StnaniaS  unb  Sa» 
pl^ira  merben  fär  il^re  Säge  mit  bem  Sobe  beftraft, 
unb  ber  l^I.  3ol^anne3  Derfänbet  in  ber  Offenb. 
21,  8  aQen  Sägnem,  ba|  „il^r  Zl^eil  fein  tt)irb  in 
bem  ^fw^Ie,  ber  mit  Sfeuer  unb  Sd^toefcl  brennt", 
unb  22, 15,  ba|  „ieber,  ber  bie  Säge  liebt  unb 
äbt,  brausen  fein  mirb  bei  ben  SRörbem,  Ungäd^« 
tigen  unb  ©ö^nbienem". 

8.  2)ie  Sänbl^aftigfeit  (malitia)  ber 
Säge  l^at  barin  il^ren  ^auptgrunb,  bog  fte  3Jli|- 
braud^  ber  S))rad^e  ift,  biefer  eblen  ®otte§gabe» 
bie  ben  SRenfd^en  Derlielien  ift,  bamit  fte  burd^ 
gegenfeitigeSnittl^eilung  i|re3  innem  SebenS,  il^rer 
©cbanfen,  Sntfc^Iäffe  unb  ©efül^lc,  eine  groge 
geiftige  ®emcinf(|aft  unb  ©inl^cit  bilben  fotten, 
tt)ie  fie  burd^  bie  iBanbe  be§  SluteS  Dermöge  ber 
gemeinfamen  ^bftammung  eine  leiblid^e  Sinl^eit 
unb  ©emeinfd^aft  auSmad^en.  3m  SBiberfDrud^e 
mit  biefem  gottgeiooDten  S^cdte  ber  S^rad^e  ge- 
brandet fie  ber  Sägner,  anftatt  jur  üKittl^eilung, 
Dielmel^r  )ur  lBerI|änung  unb  ißorent^altung  feiner 
©ebanfen  unb  fe^t  baburd^  einen  SBiberf))rude  nid^t 
Wog  gtoifd^enfidgiunbbem^RädefJcn,  fonbem  fogar 
in  fid^  felbft,  inbem  fein  3unere§  nid^t  mel^r  mit 
feinem  9lcugcm,  baS  Sein  nid^t  mel^r  mit  bem 
Sd^ein  übereinftimmt  ®aburd&  trägt  er  aud^,  fo 
Diel  an  il^m  ift,  jur  Vereitelung  beS  grogen  SieleS 
be§  ^eilanbeS  bei,  ba§  er  au§f))ndet  in  ben  SBorten: 
ut  omnes  unum  sint.  S)arum  gibt  ber  Slpojlel 
als  ©runb,  marum  mir  bie  Säge  meiben  foOen, 
an:  ^meil  mir  ©lieber  Don  einanber  flnb".  ®iefe 
einl^eit  ber  SReufd^^eit  betl^ättgt  fid^  in  il^rem 
ganjen  gcf eiligen  Seben,  baS  ein  3ufömmenmirf en 
unb  ein  SluStaufd^  ber  mannigfaltigen  Sliötigfeit 
ber  einjelnen  SKeufd^en  ift.  ®er  gefellige  Ser- 
fel^r  berul^t  aber  mefentlic^  auf  bem  aOgemeinen 
gegenfeitigen  Vertrauen,  unb  biefeS  l^inmieberum 
auf  ber  SBal^rfieit ;  benn  menn  Sug  unb  Srug  be- 
rechtigt finb,  merbcn  fid^  burd^  allgemeines  9Kig» 
trauen  Jenem  Sufammentoirfen  auf  jebem  Sd^rittc 
^inbemiffe  in  ben  SBeg  legen,  —  mie  eS  infolge 
ber  Don  Anfang  an  in  ber  aRenfd^l^eit  l^errfd^en- 
ben  Säge  leiber  in  meitem  Umfang  mirflid^  ber 
gfaH  ift.  3ebe  Säge  bered^Hgt  unb  Dermefirt  jencS 
allgemeine  SWigtraucn,  mcnn  aud^  in  einem  im  ein- 
zelnen QfaDe  faum  merfbaren  SKage,  unb  trägt  ba- 
mit einen  Sl^eil  ber  Sd^ulb  an  ber  Sel^inberung 
unb  Vereitelung  ber  grogen  ©äter  unb  Smedte  bcS 
gefefligen  Scrfcl^S  ber  aRcufd^l^eit.  —  ®in  fer« 
nerer  ©runb  ber  Sänbl^aftigfeit  ber  Säge  ift,  ba| 
ber  SKeufd^  nad^  bem  gbcnbilbe  ©otteS  gefd^affcn 
ift,  unb  bog  ber  ganje  3nbcgriff  feiner  pttlid^en 
9(uf gäbe  barin  befielet,  bicf e§  burd^  bie  Sänbe  Der« 

9* 


268 


Süge. 


264 


bunfcitc  unb  cntftcHtc  66cnbilb  in  Jid^  loicbcrl^cr» 
juPeflcn  unb  ^u  öeröoDfommnen.  ®o\t  aber  ift  bic 
aSal^rl^eit ;  burd^  iebe  fiüge  iDerben  mir  bolier  ® ott 
unöl^nlid^  unb  biclmel^r  beut  Seufcl  öl^nli^  ber 
ein  Sügner  unb  in  beut  feine  SOBol^rl^eit  i[t  (3ol&. 
8,  U  ff.).  —  enblid^  ift  an  pd^  betrad^tet  bie 
SBal^rl^eit  immer  ein  ®ut,  f olglid^  if|r  ©egentl^eil, 
ber  Srrtl^um,  immer  ein  Uebel.  ®er  Sügner  raubt 
ba^er  bem  IRäd^ften  ein  ®ut,  toorauf  er  9lnf))rud^ 
l^at,  unb  fügt  ü^m  bafür  ein  Uebel  ^u,  berieft  alfo 
bie  9JQ#enIiebe.  9lDerbing8  mag  im  einzelnen 
t^aSe  bie  äBal^rl^eit  bei  bem  l^öd^fi  berfd^iebenen 
ffiertl^e,  ben  fte  nad^  i^ren  mannigfaltigen  ®egen» 
ftönben  unb  ben  entgegengefe^ten  SBirfungen  auf 
baS  ®emüt^  ^ai,  nid^t  al§  ®ut  gefd^ö^t,  ber  2[n* 
tl^um  nid^t  at§  Uebel  empfunben  -merben,  aber  ba§ 
önbert  bod^  il^re  92atur  nid^t;  unb  menn  ber  9J{enfd^ 
aud^  feinSRe^t  auf  iebe  Sit^eluxil^rl^eit  l^at  fol^at 
er  bod^  ba§  Sted^t  bon  ber  Süge  berfd^ont  ^u  wer- 
ben, bie  \a  nid^t  blo^  bie  3legation,  fonbem  baS 
contröre  ©egentl^eil  ber  SBal^rl^eit  ift.  SBenn  übri« 
genS  ber  Setogene  bie  Süge  aud^  nid^t  al§  eine 
äJerlefeung  ber  9?äd^ftenliebe  empfinbet,  »eil  er 
baS  i$m  sugefügte  Uebet  nid^t  al§  fold^ed,  fonbem 
üielleid^t  fogar  atö  ein  ®ut  fd^äjt,  fo  fann  er  fie 
bod^  im  immer  mbglid^en  SfaÖe  ber  ßntbed(ung  al9 
eine  iBerle^ung  ber  il^m  f  d^ulbigen  Sld^tung  f  d^mer^« 
lid^  em))pnben ;  benn  in  SBirflid^f eit  l^t  bie  Süge 
immer  eine  gemiffe  ®enngfd^ö|ung  i^re§  Opfers 
5ur  !93orau§fe^ung,  inbem  man  i|m  ba§  SSermögen, 
ben  Strtl^um  bon  ber  SDBa^rl^eit  ju  unterfd&eiben, 
entmeber  gar  nid^t  ober  bod^  nur  in  befd^ränftem 
9Ra|e  zutraut. 

4.  SBenn  inbefe  alle  toirflid^e  Süge  ©ünbe  ifl, 
fo  ift  barum  bod^  nid^t  iebe  Süge  Zobfünbe,  fon- 
bem im  tägtid^en  Seben  l^at  Dielmel^r  bie  lä^Iid^e 
©ünbe  ber  Süge  ein  toeiteS  ©ebiet.  SHeSdft teere 
ber  Sünbl^aftigfeit  ber  Süge  beftimmt  ftd^  nad^  bm 
allgemeinen  SRerfmalen  ber fd^teerenunb  ber  leichten 
@ünbe^  unb  bal^er  junöd^ft  nad^  bem  ®egenfianbe, 
alfo  nad^  bem  objectibm  unb  fubiectiöen  SBertl^e 
ber  SBal^rl^eit  toel^e  berläugnet  unb  bem  SJüd^ften 
üormtl^alten  toirb.  ©al^er  ift  j.  S.  bie  95erläugnung 
einer  SBal^rl^eit,  bie  ^um  emigen^eile  notl^teenbig 
ift,  immer  eine  fd^mere  ©ünbe.  9lnbererfeitS  be- 
nimmt ftd^  bie  ©d^toere  ber  ©ünbe  nad^  ber  9lbftd^t 
unb  bem  gtoed  ber  Süge.  3n  biefer  Se^iel^ung 
unterfd^eibet  man  bie  ©d^er^Iüge  (mendacium 
jocosum),  bie  3loiS)*  unb  Sienftlüge  (mendacium 
officiosum),  unb  bie  ©d^abenlüge  (mendacium 
damnosum  s.  pemiciosum).  SBenn  man  nun  im 
^lügemeinen  fagt,  bafe  bie  ©d^erj-  unb  bie  Sbtl^Iüge 
nur  löpd^e  ©ünbe  feien,  f o  gefd^icl^t  baS  unter  ber 
SorauSfeJung,  ba^  bie  SBal^rl^citen,  bie  barin  ber» 
läugnet  werben,  bon  geringem  SBertl^e,  alfo  ma- 
teria  levis  feim.  5lber  eS  gibt  Qfatte,  bei  benen 
bie  fubjcctiben  SRomente  ber  Sobf ünbe  fd^tter  in'S 
®ett)id^t  fallen.  @§  gibt }.  9.  fel^r  boSl^afte  ©d^er^- 
lügen  unb  für  ben  gfaS  ber  92ot]^  lange  t)orau§ 
erf onnene  unb  überbad^te  9?ot]^lügen ;  aud^  fönnen 
äu|ere  Umftänbe,  j.  95.  leidet  üorauS^ufel^enbeS 


3lergemi^,  bie  Süge  erfd^meren.  Slber  aUerbingS 
toxxb  in  fold^en  SfäQen  bie  Süge  aud^  fd^on  me|r 
ober  weniger  in  bie  ©d^abmlüge  übergelim  ober 
aud^  burd^  il^re  ^Ibftd^t  an  bem  (S^arafter  einer 
anbem  fd^merm  ©ünbe  tl^eilnel^men. 

5.  3)ie  ©d^erjlüge  ift  bie  Süge,  meldte  nur 
jum  S^ede  ber  ©rl^eitemng  erfonnen  unb  ouS- 
gefprod^en  wirb.  S)ie  lBorau§fe|ung,  unter  weld^er 
fte  al§  leidste  ©ünbe  ^u  ittta^ittt  ift,  ift,  bag  bie 
Unwal^rl^eit  ber  ^u§fage  leidet  unb  balb  erfannt 
werben  fann,  unb  ba|  fte  auSfd^lieglid^  bie  Sr> 
l^eitemng  ber  Sul^^ter  jum  3^^^^  W-  ©^^  ^u| 
bal^er  inSbefonbere  iebe  lieblofe^ftd^t  auSf  daliegen, 
alfo  für  niemanben  fränfenb,  fonbem  ganj  l^armlod 
fein.  9lm  fd^werften  wirb  bie  ©d^erjlüge  bie  Sob» 
fünbe  bermeiben^  wenn  fte  fid^  auf  ba§  ®ebiet  beS 
^eiligen  wagt,  wo  fte  leidet  ben  Sl^arafter  ber 
^eligion§f{)5tterei  unb  felbft  ber  9la§p]^emie  an« 
nimmt.  Smmer  aber  ift  bie  Süge,  aud^  wenn  fie 
blo|  rafd^  öorübergel^enbe  Srreleitung  ift,  als 
Snittel  5ur  93eluftigung  mit  bem  gebül^renben  @mft 
be§  Kl^riflen  unb  feiner  fd^ulbigen  SSerel^mng  bor 
ber  äBal^rl^eit  unberetnbar. 

6.  S)ie  92 ot)^ lüge  ift  bie  Süge  ^um  3^^^/ 
einen  ©d^abm  ab^uwenben  entweber  bon  ber  eige> 
neu  $erf  on  (mendacium  necessitate  extortum) 
ober  oon  einem  9lnbem  (mendacium  officiosum). 
^u(^  bie  92ot]^lüge  ift  ©ünbe,  wenn  fte  oud^  an 
ftd^  ober  nad^  Umftönben  nur  leidste  ©ünbe  fein 
fann.  3^^^  f^ahtn  fd^on  mel^rere  SSöter  bie  Süge 
5U  einem  gutm  3toede  bon  ©d^ulb  freigefproc^en: 
fo  Siemens  oon  ^llcjanbrien  (Stromata  7,  9), 
DrigencS  (Strom.  6 ,  de  la  ßue  I,  39) ,  Kl^r?« 
foftomuS  (De  sacerdotio  1 ,  8  sq. ,  Hom.  32 
et  53  in  Genesim),  SactantiuS  (Instit.  6, 10), 
^ieron^muS  (Gomment.  in  ep.  ad  Galatas 
2,  11.  12,  VaUarsiVn,  406,  unb  Epistola 
67  ad  Augustinum,  Yallarsi  I,  402  sq.),  Saf« 
fianuS  (CoUat.  17,  17  sq.).  Sud^  neuere,  na« 
mentlid^  })roteftantifd^e  £^eologen  l^aben  in  ber 
9lot]^lüge  nid^t  nur  überl^aupt  nid^tS  ©ünbl^afteS, 
fonbem  aud^  nid^t  einmal  baS  9Bef en  ber  Süge  ge« 
funben,  inbem  fte  eigens  su  bief em  3tt'edte  bie  Sieb» 
loftgfeit  als  wefentlid^eS  9J{erfmal  in  ben  Segriff 
ber  Süge  aufnel^mm:  fo  Siotl^e  (Kl^riftlid^e  gtl^if, 
8.  2;]^.,  ©.  548).  2)em  gegenüber  l^at  fd^on  ber 
1^1.  SuguftinuS  ben  fünbl^aften  Sl^arafter  aud^  ber 
SJotl^lüge  in  feinen  beiben  Süd^em  über  bie  Süge 
bertl^eibigt.  ©o  fprid^t  er  aud^  in  ber  Enarratio 
in  Ps.  5,  7 :  Duo  stmt  omnino  genera  men- 
daciortmi,  in  quibus  non  magna  culpa  est, 
sed  tamen  non  simt  sine  culpa,  cum  aut  jo- 
camur,  aut  ut  prosimus  mentimur.  SDaS, 
was  bie  Süge  wefentlid^  jur  ©ünbe  mad^t,  ber 
SRi^braud^  ber  @))rad^e  gegen  il^ren  bon  ®ott 
georbneten  S^td,  finbct  fid^  aud^  in  ber  9?ot]^» 
unb  ®ienftlüge.  S)ie  ber  Süge  innewol^nenbe  Sieb- 
lofigfeit  bilbet  allerbingS  aud^  einen  ®mnb  il^rer 
©ünbl^aftigfeit,  aber  Weber  ben  einzigen  nod^  ben 

lauptgmnb,  fo  ba|  fie,  wenn  fte  im  einjelnen 
^aöe  bie  Siebe  nid^t  berle^te,  fonbem  fogar  auS 


265                                                           Sütolf.  266 

i(r  ^otjuge^en  fd^ienc,  aufhörte,  ©ünbe  ju  fein,  öcrmögc  bc8  aUöcmcincn  ©prad^gcbraud^cS  mcl^r« 

Bonom  ex  integra  causa,  malum  ex  omni  beutig  fein  (amphibologia),  ober  begleitenbe  Um« 

defeetn.  SBia§  einmal  gegen  bie  öon  (Sott  gefegte  ftänbe  unb  SSerl^ältnif je  muffen  erfennen  loffen, 

Odmung  tfl,  tft  oud^  gegen  bie  Siebe  gu  (Sott  unb  bog  fie  in  einem  anbem  al§  bem  gunäc^ft  lie« 

tonn  bo^  tmmöglid^  ber  9lQd^ftenIie6e  )um  ÜRittel  getä)en  @inne  gebraud^t  metben,  mie  »enn  g.  S. 

binim ;  mt  nmiben  f onfl  bem  un^eilDoHen  Srrt^um  ber  93ebiente  einen  !Bef ud^  abtoei§t  mit  ben  SBorten : 

0crfanen,ba|ber3tx>edbie9RitteI]^eiIige.  Sud^Don  „S)er  ^err  ift  nid^t  }u  ^aufe/'   Sßo  bagegen  bie 

ber  9b)t^^[ttg^  gilt  halber  bie  9RQ]^nungbe§S))o[teId:  SBorte  bie  tt)irnid^e  SOteinung  be§  SRebenben  gar 

,6oOentmx95feSt]^un,  ba|®utedbarau§]^ert)or'  nid^t  erfennen  laffen,  meil  fte  biefelbe  nid^t  bIo| 

gtl"  (9töm.  3,  8)  unb  inSbefonbere  bad  SBort  in  unDoEfommener  unb  baburd^  mi|t)erftänbli(^er 

bS  (13,  7) :  ySebarf  @ott  ttma  eurer  Süge,  SBeife,  fonbem  gar  nid^t  ober  Dielmel^r  i^r  ®egen> 

Uli  Qjit  ffix  il^n  Srug  rebet?"  Sarum  mu|  ber  tl^eil  begeid^nen,  ba  ift  bie  restrictio  (in  btefem 

Cffiiß  bie  3iU)erft(^t  l^aben,  ba^  bie  Säge  nie  ben  t^faUe  pure  mentalis  genannt)^  ol^ne  Sßeitere§  als 

9tn|m  boben  fonn,  ben  fte  titoa  Derfpred^en  mag,  92ot]^Iüge  gu  beurtl^eilen.  Slber  auc^  iene  äleftric« 

nd)  ba|  bagegen  ®ott  Den  @d^aben,  ben  man  tion,  bie  gmar  SBal^reS  auSfagt  aber  in  abftd^tlid^ 

oon  bei  SBo^^  befurd^tet,  }um  9lu^en  menben  mi^Derftönblid^en  ^uSbrüdfen,  ifl  unerlaubt  gegen- 

mrb.  2)ie^  gilt  befonber§  t)on  ber  Zenbenslüge,  über  Don  benen,  meldte  ein  SRed^t  l^aben  nid^t  bIo| 

mit  ber  man  etUKi  glauben  tonnte,  bie  gute  @a$e  auf  SSBal^rl^eit,  fonbem  auf  bie  DoKe  äBa^rl^ett, 

fD  fMbent  unb  bem  SBol^Ie  bed  Staates  ober  gar  mie  5. 93.  ber  SUd^ter  unb  bie  Obrigfeit  überlauft. 

kr  Shxd^,  beS  Sleid^d  ber  enrigen  SSal^rl^eit,  }u  Stnmer  aber  ift  aud^  fie  ein  bebenflid^eS  SRittet, 

biaien.  Sba%  ober  ia^  SRotio  ber  9löd^ftenliebe,  um  ein  ©el^eimni^  ^u  bemal^ren,  meil  bie  ©renj- 

aenn  e9  au(|  bie  @d^ulb  ber  Süge  nid^t  aufl^eben  linie  jtoifc^en  bem  Erlaubten  unb  Unerlaubten 

toBB,  fie  bo^  Derringert  unb  pr  leidsten  @änbe  fo  fd^toer  mit  ber  notbtoenbigen  ^eftimmt^eit  }u 

wadfi,  haS  f ogt  jiebem  bad  natörlid^e  (Sefül^l  S)iefe§  }ie]^en  ift. 

iß  es  aud^  ol^ine  3^<ifcl  ^^^  i^te  )n:oteftantifd^en  8.  SaS  meitefte  ®ebiet  l^at  bie  fd^teere  @änbe 

Zl^Iagen  bei  t|^  Sunidmeifung  beS  Unter*  in  ber  @d^abenlüge,  b.l^.  in  ienerSüge,  loel« 

f^iebeS  ber  lö^Iid^en  unb  ber  Sobfünbe  nbtl^igt,  d^er  bie  Sbftd^t  5U  ©runbe  liegt  ben  9löd^ften  an 

bie  ^t^  unb  SHenfUuge  Don  aOer  Sd^ulb  frei)U-  Seib  unb  Seben,  cm,  ben  5eitli(|en  (Sütem,  an  ber 

firml^  S^re,  ober  fogar  am  emigen  ^eile  ju  fd^iöbigen. 

7.  iQoxt  an  boS  (Bebtet  ber  92ot]^lüge  grenzt  3l^re  @d^mere  bemi^t  fid^  gunö^ft  nad^  Der  @rö^e 

boinnereSorbel^alt,  restrictio  mentalis  beS  @d^abenS,  ben  fie  anrid^ten  f  oQ,  aber  aud^  nad^ 

0.  b.  9rtX  ia  er  fd^meift  fd^on  }um  großen  Sl^eile  bem  Sßa^e  ber  SoSl^eit  uttb  Sieblofigf eit,  meldte 

ober  i^  @rense  hinüber.  Sr  befielet  in  einem  un*  ber  9bftd(|t  }U  fd^aben  ju  (Srunbe  liegt.  Sßenn 

DoOfommenen  SuSbrudC  ber  loirflid^en  SReinung  man  alfo  fagt  nur  bie  @d^benlüge  fei  (an  ftd(|) 

(mens)  be§3tebenben,foba|  über  biefelbe  ein  3toei*  fd^mere  @ünbe,  fo  miQ  baS  iebenfaUS  nid^t  fagen, 

fd  mib  bamit  aud^  bie  Wdglid^feit  ber  irrigen  Sluf*  ji^be  @d^abenläge  fei  fd^mere  @ütibe;  benn  eS  gibt 

fBJfonggdoffenifL  3)iefe8gefd^ie]^tbefonberS,  inbem  aud^  in  il^rem  (Sebiete  leidste  @ünben,  menn  nöm- 

nm  eine  nö^Se^mmung  unb  engere  Sdd^rön*  lid^  ber  angerid^tete  @d^aben  nid^t  gro|  ift  ober 

hng  ber  9üidf age  in  (Sebanfen  mad^t  o^ne  fte  auS«  aud^  ol^ne  f d^ulbbare  IRad^läf ftgleit  nid^t  in  feinem 

MäivS^  im  SBorte  auSguflnred^en.  S)er  3toed(  ifi,  gangen  Umfange  Dorl^ergefel^en  merben  fonnte. 

bem  ^rogenben  eine  Slhi^rl^eit  Dorguentl^alten,  mo  9.  9luS  ber  l^&ufigen  (£in}ellüge  entmidfelt  ftd^ 

btfS  ndd^pe  9RitteI  ba)n,  baS  @ttllf d^meigen,  nid^t  baS  Safter  ber  S  ü  g  e  n  1^  a  f  t  i  g !  e  i  t,  baS  in  einer 

{Blfiflig  i|^  S)iefer  3tt>ed(  bmn  im  etngelnen  ^alle  §ertig!eit  unb  @eneigt]^eit  )u  lügen  befielt.  92a(^ 

erknbt  fein;  benn,  mie  ber  1^1.  SuguftinuS  fagt  unb  nad^  ffil^rt  biefeS  Safter  nid^t  blo|  eine oöUige 

aliud  eei  mentiri,  aliud  verum  occultare,  si-  (Sleid^gültigfeit  gegen  Sßa^rl^eit  unb  Säge,  fon- 

foidem  aliud  est  fialsiun  dicere,  aHud  verum  bem  aud^  eine  mirflid^e  Siebe  )ur  Süge  l^erbei. 

tacere  (in  Ps.  5).  ^^n  niemanb  l^at  ein  SRed^t  SBie  t)iele  SRenfd^en  gibt  eS,  bie  il^re  gfreube  baran 

auf  jebe  omcrete  SBa^l^eit,  fo  ha^  iebermann  Der*  ^aben,  il^re  9{ebenmenf d^en  }um  Seften  p  Italien, 

f^Mfitt  toöxt,  i^  (dled  }U  fagen,  ukiS  er  miffen  unb  jebe  gelungene  Süge  loie  einen  Sriumpl^  be- 

mbdjkL  2)amit  ober  jener  ißorbel^alt  aud^  ein  er«  jubeln !  3a,  bie  Sügenl^aftigteit  f ann  ftd^  }u  einer 

bmbtcS  aRittel  ju  biefem  3mede  fei,  ift  eS  notl^-  Srt  Sefeff en^eit  t)om  (Seifte  ber  Süge  auSgeftalten, 

wcabiq,  ba|  bem  ^ragenben  neben  ber  9R5glid^!eit  bie  ben  Urfprung  ber  Süge  t)om  $ater  ber  Süge 

bcS  3rrt^mS  über  bie  SReinung  beS  Slebenben  benütl^  unb  bemeist.  ^IS  du  Seifpiel  biefer  ge« 

aml^  bie  SRdgli^Ieit  ber  rid^ttgen  2)eutung  ge*  n)ifferma|en  naturgemö^en  Sntmidflung  ber  Süge 

gdba  fd,  fo  la%  ibm  bie  SBal^l  gelaffen  ifl  }tot«  fönnte  ein  nur  aU^u  berül^mter  ed^riftftener  beS 

J4ra  3rrt]^um  unb  SBabrl^t,  unb  ba|  ber  3rr«  borigen  Sal^rl^unbertS  gelten.        [SBein^art.] 

Hjan,  memt  er  JRd^  für  biefen  entfd^ibet,  ibm  felbft  <^otf,  9I098,  einer  ber  bebeutenbften  fatl^o« 

oiBfd^reiben  ift,  viril  jene  unboOfommene  9lu8«  lifd^en  Sd^mei^er  Zl^eologen  auS  neuerer  Srit, 

Vm^e  ber  SBo^rl^  nur  ber  ^nla^,  nid^t  bie  mürbe  geboren  23. 3uli  1824  ^uSettnau,  Pfarrei 

»affine  9Än:urfad^g  f eined  Srrtl^umS  ift.  3)arum  SttiSmQl  im  jf anton  Supern.  SDa  bie  öu|ere  9latur 

m^fm  bie  gebraud^en  Sudbrüdfe  entmeber  f d^on  jebem  !Dtenf d^en  eine  gemiffe  Uxpttlxi^  unb  geiftige 


267 


Sütolf. 


268 


\ 


Signatur  üuf})rägt,  unb  in  ber  ®cgcnb,  too  2ü» 
tolfg  Siege  ftonb,  baS  poetifd^-romontif (^e  ^Ipen» 
lanb  ^d^  gerabe  in  bie  reid^  gesegneten  SÜ^öIer  ber 
SKittelf (^»eij,  abfenft,  fo  ift  eS  nic^t  jum  SJerioun» 
bem,  menn  in  bem  f))atem  geiftigen  Seben  unb 
©d^offen  SutoIfS  neben  Derjlönbiger  Slud^teml^eit 
unb  fd^arfjtnnigem  Qforfdöergeift  aud^  eine  eigen« 
tpmlid^e  SSorliebe  jur  aRpjHf  unb  ein  regeS  bid^» 
terif d^eS  Streben  l^eröortreten.  ©eine  ßltem  toaren 
einfädle  Sanbleute  öon  tiefer,  aufrid^tiger  9ieli« 
giofitöt,  emP  in  ben  emften  Sogen  be§  SebenS, 
aber  aud^  gemfitl^reid^  unb  frol^  5U  guter  @tunbe. 
SBie  tief  fte  bem  Jhtaben  SlIoQd  ben  ®eift  ber 
gfrömmigfeit  ein^uprögen  mußten,  )etgt  ber  eine 
IBorfaa,  ha^,  als  berfelbe  im  älloQfmd-Sud^Iein 
t)on  ben  [trengen  Su^übungen  be§  ^eiligen  Ia§, 
er  fogleid^  bie  foeben  erl^altenen  Sederfad^en  bei 
@eite  legte,  um  bad  Seif^iel  bed  l^eiligen  3ung- 
Ung§  nad^^ual^men.  (Sleid^^eitig  ))ftan}te  fid^  il^m 
im  Umgang  mit  ben  SItem,  bie  er  ftet§  mit  mäl^e« 
t)oOer  älnftrengung  belaben  fal^,  ber  ®eift  ber 
Arbeit  ein.  @d^on  in  ben  iBoRSf d^ulen  feiner  ^ei* 
mat  ^eid^nete  ftd^  Sütolf  fo  fel^r  au9,  ba^  feine 
geiftlid^en  Seiter,  Pfarrer  @d^iffmann  Don  SItiS« 
|ofen  unb  beffen  ^farrl^elfer  @taffelbad^,  bie  €!> 
tem  t)eranla|ten,  il^ren  @o^n  SI09S  fhtbiren  p 
laffen.  Sütolf  mad^te  l^ierauf  öon  1838—1841 
feine  ® Qmnafialftubien  am  neu  gegrünbeten  (2(efui> 
ten»)  Kollegium  in  Sd^toQS'  ^^  unter  Slnberen  ber 
berül^mte  ftomilet  P.  ©d^leiniger  fein  Seigrer  »ar, 
unb  DoQenoete  fie  in  Sujem.  Stm  SQceum  bafelbjl 
trat  er  )uer|}  mit  3.  Sutt^d^  Stopp,  bem  berül^mten 
SItmeifter  ber  fritifd^en  ®efd^i(^t§forfd^ung,  in 
nöl^ere  SSegiel^ung.  2)er  @runbfa^,  ber  Sütolf 
f d^on  tt)&]^renb  biefer  @tubien  unb  f^ter  im  Seben 
auf  bie  geifhge  ^dl^e  unb  )u  feinem  literarifd^ 
SRul^me  brad^te,  mar:  nid^td  mal^rl^aft  SBiffenS« 
mürbigeS  )u  Demad^Iöffigen  unb  feiner  bebeutenben 
erfd^einung  in  äSBiffentd^aft,  ftunft  unb  Siteratur 
fid^  }u  berfd^Iie^en.  Unb  bod^  fielen  gerabe  feine 

S^cealffaibtenineineDoIitifd^l^odgerregteS^it.  ^er« 
faffungSreöifton,  3efuitenberufung,  tSfretfd^aaren« 
)üge  unb  bie  Srmorbung  bed  fatl^olifd^en  SSoIlS* 
mannet  unb  Statl^l^erm  Seu  folgten  fid^  fosufagen 
©d^Iag  auf  ©d^Iag,  fo  ba|  aud^  bie  filteren  @tu» 
birenben  unmillfürlid^  in  bie  iBemegung  l^nein* 
geriffen  mürben.  Sütolf  fd^Io^  fid^  mit  feinen  ®e* 
ftnnung§genoffen  bem  neugegrünbeten  fatl^olifd^en 
fd^meijerifdöen  ©tubentenberein  an  unb  begann  mit 
Siebe  unb  SSegeifterung  unter  ben  3efuiten  9iol^, 
©amberger  u.  91.  ba8  ©tubium  ber  Sl^eologie. 
ffiaS  ©tubienjal^r  1846—1847  mürbe  aber  an- 
geftd^tS  bed  brol^enben  JhiegeS  ein  äugerft  un« 
rul^igeS.  Sütolf  pellte  pd^  im  gfebruar  1847  mit 
einer  grdgem  9n jol^I  ©tid)irenber  )um  3tf  edCe  be> 
liebiger  3)ienpleiftung  jur  Verfügung,  fundionirte 
im  ^erbjl  beSfelben  Sal^reS  al§  (Sel^eimfecretar  beS 
©d^ultl^ei^en  ©iegmart  SDlüIIer  unb  nad^l^er  in 
gleid^er  gigenfc^aft  unter  Oberft  SRüHer  bei  bem 
jlegreid^en  3ug  ber  ©onberbunb§tnH)})en  in  bie 
Seoenttna.  ängefid^tS  ber  üerönberten  Sage  unb 


Sftid^tung  in  Sujem  bejog  Sütolf  im  ^erbfte  1847 
bie  UniDerptät  ^reiburg  im  $rei§gau;  ^ier  Der« 
blieb  er  jmei  3al^re,  möl^renb  meldten  er  nid^t 
nur  in  ber  Sil^eologie  p^  aQfeitig  auSbilbete^ 
fonbem  aud^  gefd^id^tlid^e  unb  felbp  naturmiffen* 
fd^aplid^e  t$fa^er  betrieb.  Mein  93aben  mar  ba« 
mal8  fd^on  t)on  ber  9tet)olution  burd^mül^lt ;  im 
3uni  1849  brad^  pe  l^epiger  au3,  fo  ba^  bie  doU 
legten  gef d^lo^en  mürben  unb  Sütolf  mit  ben  an- 
beren  ©d^mei^em  in  bie  ^eimat  jurüdhreidte.  3n 
^reiburg  l^atte  er  befonberd  bie  greunbfd^ft  unb 
ba§  ißertrauen  t)on  Sllban  ©tolj  gemonnen,  unb 
ba  aud^  nad^  Tliebermerfung  bed  Slufftanbed  bie 
Sage  eine  red^t  trübe  unb  troftlofe  blieb,  faxten 
©tol^,  ^irfd^er  unb  anbere  $rofefforen  ber  Uni- 
t>erptötben®ebanlen,  in  ber  ©d^mei^  ein  proDifori« 
f d^ed  SoHeg  )u  eröffnen.  Sütolf  f oKte  ber  SSermittler 
ber be^ügli^Unterl^anblungen  fein;  allein  bei  ber 
balb  eintretenben  günftigen  SBenbung  ber  2)inge 
in  SBaben  unterblieb  bie  Sludfül^rung  beS  SBerfei. 
3m  ^erbpe  1849  begab  pd^  Sütolf  }ur  ißertiefung 
feiner  ®efd^id^t§ffatbien  nad^  9Rün^en,  bad  bamal§ 
burd^  eine  S(^f)l  ber  bebeutenbpen  latl^olifd^en  ®e« 
leierten  pd^  Slul^m  öerfd^afft  l^atte,  trat  bann  im 
^erbpe  1850  in'S  ©eminar  ju  ©ototl^um  unb 
erl^ielt  am  ©te))]^an§tage  bie  l^eilige  ^riepermeil^. 
@r  })aftorirte  eine3eitlang  in  StltiSl^ofen  unb  nal^m 
bann  im  ^erbp  1852  einen  (mieberl^olt)  an  ^n 
ergangenen  Stuf  al§  Seigrer  ber  ©efd^id^te  an  ber 
fati^olifd^en  ffantondfd^ule  ©t.  ©allen  an.  9Bä^- 
renb  ber  3eit  feiner  Se|rt]^ätig!eit  benu Jte  er  unter 
ber  Seitung  iBifd^of  ®reit^d  peinig  bie  litera- 
rifd^en  ©d^ö|e  ber  bortigen  ©tiftsbibliotl^e!  unb 
legte  baburd^  ben  ®runb  gu  feinen  Sforfd^ungen 
über  bie  üttefte  JMrd^engefd^id^te  ber  ^meig, 
bereu  reife  tJfrüd^te  fpäter  in  feinen  „®lai^en§« 
boten''  AU  Sage  traten.  S)ie  9ufbebung  ber  fat^o« 
lifd^en  frantonSfd^ule  mad^te  1856  ber  SBirffam» 
feit  SütolfS  in  @t.  ®allen  ein  Snbe.  3n  bemfelben 
£»erbpe  nod^  afö  ©enti{)f arrer  nad^  Supern  berufen, 
^nb  er  ^ier  eine  SBirffamfeit,  bie  i^m  nod^  giem* 
lid^  freie  3rit  liefe,  bie  reid^l^altigen  Sibliotl^efen 
unb  Slrd^iDe  gu  benu^en  unb  ben  |ifbrifd^en  ©tu- 
bien  obzuliegen.  2)ie  engen  |)erfMid^en  Segiel^un« 
gen  5U  3.  @ut.  Stopp  f  örberten  il^n  ungemein  im 
©ebiete  ber  fritifd^en  gorfd^ung.  3tt)ar  pnb  bie 
erPen  bebeutenberen  Slrbeiten  biefer  ^eriobe  nod^ 
unter  bem  öorl^errf d^enben  6inpu6  feiner  ®ügler« 
unb  ®öneS»©tubien  entftanben  unb  meip  cultur- 
gefd^id^tlid^er  9latur ;  fo  feine  „©agen,  ®cbräud^e 
unb  Segenben  au§  ben  fünf  Orten  (ber  Urfd^meis)", 
oon  benen  Sütolf  im  3. 1861  ein  erftcS  §ep  Ver- 
ausgab, ba§  pd^  bi§  1865  ^u  bem  [tattlid^en  Sanb 
Don  600  ©eiten  ermeiterte  unb  bie  Slnerfennung 
ber  bebeutenbften  ®ermanipen  erntete.  3faP  gleid^- 
jeitig  erfd^ien  fein  ^Scben  unb  SefenntniRe  beS 
3.  S.  ©d^iffmann",  ba§  nid^t  nur  als  S)enfmal 
})ietätSDotter  ©anfbarfeit  gegen  feinen  geiftlid^en 
Sater,  fonbem  audft  al§  öufeerft  mertl^Doller  Seitrag 
jur  K^araftenpif  3. 3K.  ©ailerS  unb  feiner  ©d{|ule 
in  ber  ©d^meij  erfd^eint.  3u  ben  „©d^mei^erblät» 


269 


Süttid^. 


270 


tn'  tnttenial^m  Sutolf  ^Streipge  in'8  Dord^rift- 

\^A  er  aber  JSAt  Seprof en  unb  il^re  Verpflegung 
m  mgemeinen  unb  bie  Sonberfted^öufer  in 
ia^an  im  Sefonbem"  (»b.  XVI),  „SujemS 
e^Io^knliebecbi^ter  im  15.  Sa^t^unbert,  be- 
jcnberigHmg  ^albfitter  unb  ba§  @empad(|erlieb'' 
(9b.  X  Yiu) ;  ferner  aber  „Sonn  unb  »q^,  oud 
bcB  8Acnbe8  &lfül\ffd%tn  $.  Don  ©unbolbingen" 
(15b.  "Xyil);  ^3ur  (Sefd^id^te  ber  SermögenS- 
SiPfinbe  irnftonton  Sugem  im  14.  unb  15. 3al^r* 
Innberr  (9b.  XIX);  „€an!tftämmemi^unb  bie 
ABBOicniiffe  bered^ttjetaer"  (9b. XIX  u. XXIV); 
oor  bomben  qI8  eifriger  ÜRitarbeiter  am  1862  be« 
gonncaen  f^^toeigerifd^en  „Sbiotifon''  tl^ätig  unb 
OBf  bcm  (Scbiete  ber  ^bliciftil  al8  ÜRitrebactor 
(Mcn  $rofeffor  @tt))^iger)  an  bem  1863  neu* 
gigrüabeten  ^i^ird^enbIatt  ber  fatl^ol.  Sd^mei}". 
—  3«  ^crbfl  1864  umrbe  SütoIf  Don  9ifd^of 
iadfcd  jnm  6ubregen8  bed  ^rieflerfeminard  ge« 
wSVt,  an  eine  @teUe,  bie  il^m  gat^  }ugefagt  l^ätte, 
warn  er  ni^  bur^  )u  tnele  9orIe{ungen  Don  feinen 
fiAgettHnmenen  Stubien  abgezogen  morben  mdre, 
nd)  »cnn  niil^t  fd^on  bamald  bie  rabicalen  2)id- 
ccfanfantone  i^  Angriffe  auf  baS  Seminar  be« 
anmen  ^fitten.  S)a  parb  25.  Odober  1866  th 
fti)em  ber  Qkfd^d^tdforfd^er  3.  Sut.  ffoD)),  ol^ne 
ba|  er  fein  epod^emad^enbed  9Ber(,  bie  „@efd^i^te 
ber  eibgmBffifd^  Sünbe",  l^atte  DoKenben  fönnen. 
3nm  »fd^üil  bedfelben  fehlten  nod^  ba§  5.  unb  bad 
12. 9it4.  Stopp  aber  l^tte  Sütolfd  geifhge  Stxa% 
\nm  fetneunbfd^orfftnnige  t$forfd^ung§met$obe  fen* 
len  gdemt  unb  i^m  bol^er  jlerbetä»  feine  l^iftorif  d^en 
9bnntfcn)ite  äbermad^t.  Slnbererfeitö  beftimmte 
Bon  ati4  t).  WMi,  bem  burd^  bie  SBebefinb'fd^ 
Stiftung  bie  6orge  für  gfottfül^rung  bed  monu- 
aentolen  9BerM  oblag,  $rofeffor  9uffon  für  bie 
Scorbeilung  beS  5.,  SütoIf  aber  für  bie  beS 
12.  9füiäft&,  in  oeld^  Unterem  „Sie  Sage  bed 
Seid^  unter  Submig  (bem  9a9er)  bis  gum  ^e« 
bm  Oeßerreid^  mit  Sugem  unb  ben  brei  3Bafi)« 
{ftättm  (1330—1886)''  bel^elt  merben  foQte. 
^ictffir  fanb  ftd^  »ob!  reid^b^^tigeS  9Rateria(,  aber 
n^  gfcrttgeS  in  bem  9{od(|Iaffe  ffop))d.  2)ennod^ 
■o^tc  fid^  Sütoff  dsbalb  an  bie  Arbeit,  inbem  er 
bk  9onenbung  bed  SBerfed  afö  eine  feinem  Der- 
ebrten  SReifier  jn  leiflenbe  Sl^renfd^ulb  betrad^tete. 
dlei^jettig  feMe  er  in  feinem  3Ber!e  „3of.  Sut. 
fhpp  ofö  $rof eff or,  2Hd^ter,  Staatsmann  unb  ^i* 
toriler'  (Sng.  1 868)  feinem  Deremigten  ^reunb  unb 
Keiflcr  ein  cbiffifd^  S^nbenfmal.  Slm  31. 3u(i 
1868  umrbe  SütoIf  gum  ^rofeffor  ber  JKrd^en« 
grfi^d^te  für  bie  tl^Iogifd^  Se^anfialt  Sugem  ge« 
^aS^,  unb  f 0  marb  il^m  nic^t  nur  eine  feinem  reichen 
Siffen  angemeffene  Stellung  }u  %f^,  f onbem  er 
OTKbe  and^  bun^  bie  balb  nad^l^er  erf olgenbe  SBal^I 
anu  CanonicttS  am  Stifte  St  Seobegar  in  bie 
Sogt  tietfe|t,  feine  9Rit|e  ungel^inbert  bem  begon« 
Ser^n  »ibmen  unb  feinen  l^od^betagten 
ein  W(t)l  ber  »ol^lDerbienten  SRul^e  gu  ge« 
(Bleic^font  }nr  Ked^tfertigung  feines  9e« 


ruf  es  als  af abemif djer  Seigrer  Deröffentlid^te  er  nun 
Sunöd^fl  feine  „6(IaubenSboten  ber  Sd^meij  Dor 
Sanct  ©afluS''  (1870,  Sujem,  bei  ®ebr.  »aber), 
eine  9Ilonogra))bie  Don  bleibenbem  SBertl^  über 
bie  ältefle  JKrc^engefd^id^te  ber  Sd^meia.  9on  ba 
an  arbeitete  SütoIf  an  ber  ^ortfe^ung  beS  ff o))t>'« 
fd^en  ©efddid^tSmerfeSunbgmar  mit  fold^er  Energie, 
bafe  er  1875  mit  ber  3leinfd&rift  beginnen  fonnte. 
Sieben  biefen  großen  3lrbeiten  fertigte  er  nod^ 
gal^Ireid^e  gebiegene  «rtifel  in  l^ijtorifd^e  3eit« 
fd^riften,  in  bie  SReal-gnc^Üopöbie  ber  d^rijl« 
lid^en  Slltertl^ümer  Don  ffrauS,  in  baS  ffirdben- 
lejifon  (2.  Auflage)  u.  f.  tt).  3n  ben  Ie|ten  Sauren 
fül^Ite  er  fid^  immer  mdd^tiger  mieber  }u  ben  Stu« 
Dien  l^ingejogen,  Don  benen  er,  bem  3uge  feines 

f|Iöubig«frommen  unbmQftifd^«))oeti|d^n  ®emüt^ 
olgenb,  einfl  ausgegangen  mar:  jum  Stubium 
ber  anpftifer  beS  üRittelalterS.  2)ie  tRefuItate  fei« 
ner  begüglidben  arbeiten :  „S)er  ®otteSfreunb  im 
Dberlanb",  „Ueber  ben  ^roje|  unb  bie  Untertoer« 
fung  SReifter  SdC^arbtS''  unb  ,,9efud^  eines  (Sarbi« 
naIS  beim  ©otteSfreunb  imOberlanb",  jinb  jmar 
burd^  bie  neueren  Unterfud^ungen  Senifie'S  mel^r« 
f ad^  in  §rage  gefteUt  morben ;  SütoIf  bleibt  ober 
baS  9erbienft,  gerabe  ben  9nfto|)u  biefen  neueren 
^orfd^unaen  gegeben  }u  l^aben.  SRitte  SRör}  1879 
erfranfte  SütoIf  l^eftig  unb  ftarb  barauf  am  8.  Spril 
beSfelben  ^al^reS,  o|ne  ben  ^ortfe^ungSbanb  }u 
Stoppi  (Sefd^id^te  ganj  DoÜenben  }u  fönnen;  fein 
!Rad^foIger  im  Smte,  ^rofeffor  gfrau}  Scol^rer 
(gejL  1882),  brad^te  il^n  )um  «bfd^Iuft.  SütoIf 
mar  für  feine  9erbienfte  um  bie  SBijfenfd^ft  Don 
ber  UntDerfttät  3ürid^  1876  mit  ber  ))]^iIofot>]^i« 
fd^en,  1877  Don  Tübingen  mit  ber  tl^ologifd^ 
S)octortt)ürbe  auSgegeid^net  morben.  (9gl.  beS 
Unterzeichneten  Erinnerungen  an  Dr.  91.  SütoIf, 
Sujem  1880,  mo  ein  DoUftönbigeS  9er}eid^ni|  ber 
Sd^riften  eingeflod^ten  ift.)         [3.  Sd^mib.] 

<jf^tt(iii|(Leodium, Liöge),  belgifd^e ^roDinj, 
52  Vt  D^^I^n  gro|,  mit  ber  gleid^namigen 
^uptftabt,  umfaßt  ben  ^u))ttl^eiIbeS  el^emaligen, 
5um  meftfälifd^en  ffreife  unb  }ur  SRetropoIe  fföln 
gel^örigen  ^od^ftif teS  Süttic^,  baS  Jid^  Dor  bem 
16.  ^a^rl^unbert  über  etma  105  D^^^  auS« 
behüte  unb  in  ad^t  Srgbiaconate  einget^eilt  mar. 
ÜRit  bem  4. 3al^rl^unbert  beftonb  f d^on  eine  eccle- 
sia  (dioecesis)  Tungrensis,  ber  Anfang  beS 
fpätem  SiStl^umS  Süttid^.  «IS  Stifter  ber« 
felben  mirb  mand^mal  ber  ^I.  SRatemuS,  rid^tiger 
ber  1^1.  SenmtiuS  (gefL  384)  genannt;  9ifd^o|s« 
PI  mar  erft  Songem ;  aber  nod(|  SerDatiuS  felbji 
Derlegte  il^n  nad^  9RaaStrid^t.  9if d^of  SOtonoIpl^uS 
(geft.  um  588)  erbaute  an  ber  SRaaS  eine  SReil^e  Don 
ftopellen  unb  fd^enfte  bem  SiStl^um  bebeutenbe  9e« 
fi^ungen,  auS  meldten  fpöter  baS  gfürftentl^um 
Süttid^  entftanb.  9lad^  SRonoIpl^uS  merben  nod^ 
fünf  9ifd^öfe,  unter  il^nen  ber  berülimte  1^1.  «man« 
buS  (f.  b.  «rt.),  bis  auf  ben  1^1.  SambertuS  (f.  b. 
Sri.)  genannt.  Unter  lejterem  mar  ber  Ort  Süt« 
tidj  ober  Seobium  nod^  ein  gfledCen,  ber  erft  furg 
Dorl^er  ba  entftanben  mar,  mo  ber  fleine  tjflufe  2^gtö 


271                                                           SütticE).  272 

in  bie  SHaaS  fäDL  ISAt  Säi)t  beS  ^ilis«i  War-  getragen  fiatte,  unb  opferte  babei  einen  gtogen 

tgrera  würbe  noä)  ju  ÜRaoHttit^l  (IVajectuni  ad  Xiftil  be8  ffir^en(^S*3  l'™«"  S^tfleije.    S)ie 

HoBam)  begraben,  ißon  ^ier  aber  »erlegte  Sam-  geißlic^e  Bu^t  Derfiei  unter  tl|m  aSmälig,  unb  bieg 

bertS  ÜlQ^Jolget  ftugbert  ober  §iubcrtu8,  ber  be-  Deranla|te  ©regor  VIL,  eine  aßamung  flegen  bm 

fannte  fteilige,  ben  Si(c^Di§fil)  •aaä)  Siittii^  unb  gemaltigen  dürften  gu  erlafjen,   ©ein  Ian(ttnfit^" 

borf  mit  Sei^t  als  ber  erfte  Segrünber  bet  ©tobt  ger  Slatlffllger,  Öeinric^  Don  9)etbun  (1076  h\& 

an  ber  Gegia  betrad^tet  toerben,  ba  er  bem  Orte  1091),  ber  38.  %li|i^a{,  mar  nirf|t  im  Stanbe, 

btlr^erlidie  @efet)e  gab,  ^olljeUiii^e  iSerorbnungen  6err  über  bie  lißermimmg  ju  mcrben,  bie  fein 

traf  bie  !Dla|e,  ®eiiiirf)te  u.  (.  B.  regelte  unb  bort  Sarganger  gejd^offen.  6r  mußte  JebDii^  bie  Trenga 

«Bei  ftirdien  erbauen  liefe.  Unter  Äatlb.®r.  war  Dei  ju  beförbera.  ^einric^S  unmitteOurer  9ia(^ 

Süttie^  eine  Tüla  regia,  ni^tä  9(nbere8  aI8  ein  folper  Otbert  (1092—1117)  überlebte  flaifer 

größeres  SJorf.  3)ie  SBijt^üfe  beförberten  bafelbft  öeinrit^  IV.  unb  6er[a6te  auf  benjelben  eine  Set- 

ba8  Unterric^tSBieJen.    9118  bie  Sßutb  ber  91or-  diennbe,  worin  unS  ein  lebenbigeS  SBilb  ber  ba- 

mannen  aulgetobt  b^tte,  beftiegen  aaä)  einanbei  maligen  3uftänbe  unb  ©eifteerit^tung  gegeben 

bie  berübnttra 9tatberiu8  unb Salberic,  btr  barnt-  mirb.  lu(^  biefer Si|il^o|  ^at ^äf  um  bie«ergrö^ 

bergige  öeratliuS  unb  (972)  ber  f^tDäbi({^e  gür-  rung  ber  Süttv^er  ^eft^tbümer  bebeutenbe  9xi> 

ftenfol)nlRot!erbenSüttii6erSBift6oi8ii|.  Se^terer,  bienftc  erworben;  im  3. 1095  warb  baS  ^eiqjog- 

ein  t^athäftiger  SKann,  liefi  bie  Stab!  mit  SKouem  t^um  ÄouiUon  bem  99i8tbum  berpiänbet  unb  Mr- 

umgeben  unb  bie  3)iaa8  canalifiren ;  (emer  liefe  er  blieb  bemjelben  bi§  1482,  fo  ha%  oie  !ßii(§B|e  oud^ 

bie Sambertualirrfie  auf  grofeartige 3Bei(e umbauen  benSitel.^erjögeOonSBouitton"  fübrten.  3)tir^ 

unb  grünbeit  eine  aujatil  neuer  Äircben,  metcEie  au§  faijerlic6  gefinnt,  nobm  Otbert  bie  fterbßt^e 

tbeilweife  noii^  'ijtutt  befteben.  S)en  Sbleien  5ofle8,  ^üUe  ^einrii^ä  rv.  in  feine  galbebrale  ouf,  beoor 

Sobbee  unb  ©embtous  bewies  er  reitbei  3ßobl'  biefelbe  na^  ©peier  überfübrt  mürbe. 

wollen;  bie  im  Sntfteben  begriffene  ©tobt  37te<^eln  3m  11.3at)rt|unbert  mieS  Süttic^  brei  blülbenbc 

förberte  er  auf  jebe  äßeife,  unb  baS  Släuberf^Iofe  Spulen  auf:  bie  ^omfi^ule,  bie  SaurentiuSf^ule 

Sb^remont  }er(t6rte  er.  9Iud^  begrünbete  er  man-  unb  eine  britte,  Weldie  mit  ber  goQegiatfinbe  Don 

ctlälei  ^flegeptten  berfSuItur  unb  rief  fogar  eine  @t.  %artbolDmdu8  Derbuuben  War.  31ue  le^tem 

Eobifiencongregation  (Pratrea  ad  pennam)  jur  ging  ber  ^omme  unb  gelebrf e  SllgeruS  (f.  b.  Sbt) 

aUerbreilung  »itfenf[^üftfi(^er  §<inbfcbriften  in'8  lerüor,  beffen  SBerfe  oui^  in  Sieutft^Ianb  wobl- 

Seben.  3)a8!8i8tbum Sättig erftredtefidbbalb Don  Mannt  finb.  @in  nocb  berühmterer  Sütticber  bie- 

9Ia(^  bis  an  bie  S^Ibemünbungen.  3)a3  gfür-  [er  geit  ift  ©ojediin,  beffen  ißefi^teibung  Sütti(^, 

fienlbum  war  bereits  bu«^  ^f'^'i^o'l'  bebeulenb  feineS  geiftigen  SebcnS  unb  feinet  fünftlerif^n 

crmeitert  morben;  bie  fäcbfifiä^  Äcifer  oerlieben  ffleflrebungen  eine  intereffonte  Duelle  jut  Sultui- 

Sifii&of  9iotfer  eine  SRei^e  ißergünftignngen.  ©o-  gcfcbicbte  jener  S^Ü  bilben  (Migne,  PP.  lat 

mit  borf  man  5IotIer  al8  ben  ©rünber  be8  ^ür.  CXLUI,  886).  5Da8  12.  ga^rbunbert  bot  me^- 

ften^umS  fiüttii^  bejei^nen,  »elii^  buri^  ©c^en-  rtre  febr  mürbige  unb  rübrige  SBifi^Bf e  au^uweifen, 

hingen  beS  ffaifetS  balb  folgenbe  Stegionen  um-  j.  33.  bie  beiben  ^ero8  ober  ^Iberic^.  tSrfterer 

fa^te:  ben  Pagua  Hasbania,  bie  ©raffi^ft  Soo],  erlag  ber  ^interlift  feiner  ©egner;  Ie|terer  cerbiente 

bie  SltaTtgraff^aft  ^ront^imont,  (Sonbnij,  baS  burqaiäni^tbaS^engellrt(|ei[,baemancberiibei 

Sanb  iwifd^  @ambre  unb  391<ia3.    @eit  bem  i^n  gefällt,  lüeinmannigfa^  ereigneten Jic^!BottS- 

7.  ^abrbunbtrt  botten  fiib  ffobeüen  unb  Aiefter  aufftänbe  gelegenllii!^  eine8  ^if^ofSwed^felS,  weil 

in  erfrmli^er  3Beif e  gemehrt ;  fo  werben  genannt  nömlic^  baS  Sapitel  Sfter  otine  faiferli(^en  39tf e^I 

Stetqfia  im  %  650,  €q^,  Üleufmouftier,  371almebq  einen  33ifd^of  ermäblle,  ber  beim  ÜJolfe  übel  beleu- 

unb  ©toOelol  ober©tabIo  (com  fil- 3)emaclu8  ge-  munbetwar,  fo  j.!B.9tubDlfDon3^nngen(1168 

grünbet),  Weii^  im  11.  Sabi^bmibert  onSa^Iunb  &i?  11  f"!),  berficb  Borber  (na^  iMirifl)  (d^on  un- 

■äluSbebnung  immer  mebr  junabmen.    ÜIoHerS  rcdjfiiuiyiii  nuf  ben  ÜJIainjerSBif^offifiubl  trieben 

5Rai$folger  waren  meip  ©öbne  ouä  Bomebmen  liefe  unb  alöS^iSmatifer  fpäter  benSüttic^SBi- 

§äufem.  aiionf^e  Bon  biefen  «i^neienpf^  burt^  id]o!§iif  beftieg.  Sr  ftünb  in  bem  SRufe  grofjen 

nmfic^tige  SJerWattung   beS  iBiSlbumB,  Stnbere  ©cijeS,  Wirb  jebo«^  »on  beutf^en  ©{^riftftelUni 

ieiber  bur^  ©imonie  unb  gnifee  ton  ifinen  üerübte  gE^ricfcn,  weil  er  baS  erworbene  @etb  gu  guten 

SJlifebrün^e  au8.  einer  ber  bebeutenbften  SBifd^öfe  ^^roscfen,  j.  £B.  ber  Erbauung  her  Kotliebrale  ju 

beS  11. 3abrbiinbert8  mar  Sßojo  (1042—1048),  greiburg  im  fflreiSgau,  tierWenbete.  ©ein  ÜIo^- 

bei  gegen  ©einriß  m.  für  bie  greibeit  ber  ftirii^  folget,  btr  eben  genannte  fromme  Gilbert  Don  25- 

eintrat  unb  ben  Äönig  Bon  Sranfrei^  Bon  einem  Wen  (1191 — 1192),  würbe  toi  Opfer  antitiri^ 

Sinfüttlnffieutfcblanbabjubaltenmuite.  SBojo'S  li^er  SBe^ebungen.  Um  bie  ffiäbelSfübrer  gu  be- 

91aii|foIger,3;^eDbuin  (1048— 1075),ein gemalt-  f4wii^tigen,Bertiebber48.S3itc^of,bergeijige,aber 

tbatiger  §en,  ftanh  auf  ©eiten  beS  flaiferS^ein-  fcbtaueailberf  BanEu?(I(1194— 1200),bema!one 

ri^  rv.  6r  fiergeubete  grofee  Summen  jur  6r-  eine  3)lenge  SßrioUegien ,  weli^e,  oon  mebreren 

langung  unb  Sufrec^terbaltung  ber  SBürbe  eineS  Aaifem  gutgebeifeen,  als  bie  ©runblage  einer  mel|r 

ObrrlebenSberm  oon  ^lennegau,  weld^  bie  be-  tJOlfSUntmlii^en  SDerfa^ung  beS  i^ürftentbumS  be- 

rüi^tigte  ©röfin  Sli^ilbiS  Bon  UflaiÜKm  ifim  an-  tra^t  werben  tonnen.  3:roi)  aCebem  gaben  93oI! 


273  Süttii^.  274 

xab  ©rijUi^Ieil  bei  jfber  @elcflent|tit  emeutt  SBt-  14.  3a(irt|inib«t  Seuge  btr  grtuli^fltn  (Bemalt- 
miftba  giÖgtmBtöriffStKDDinutiQen  in  betreff  unb  g^icuclt^attn.  Sit  Magna  Charta  Don  iJ^esldc 
i^  ^fli^tnt  gtfl«!  ixt  Of)rigfcit.  Üjcrgeblit^  ertiielt  eint  Ingat)!  Sufä^;  niemanb  \tixit  fi^ 
taUt SombtTt  leSi^gue  (etft.  1187)  buTt^  feilte  baTanjbieSäBClloiisteitbeSSSolIeeunbbieUebei- 
SuBpitbigtoi  bie@äl|tung  ju  befQin))fen  gejuckt;  griffe  beigürftbifitiäfetannltn  leine  ©renjentnel^i. 
|#ie^i(^  tarn  bn  {»äpßli^e  Segot  fwinrii$  »on  Sin  ftiret^enbeä  ^ilb  biefer  Suftänbe  liefert  bte 
tSbaaa  aufi  Stom,  um  übti  btt  @(f|utbig«i  eine  SttgieninsbeSgeiDaltt^tigenSlboIf  DanberSnaid 
^fleKfnfitt  jttoerbänflen.  — ©«it9IoHer8  3eit  (1813—1844).  ©eine  91ac§folger^ttennod^  für 
Dortn  auf  SütHi^  Soben  Fleinete  ©nntbbefi^  feine  SJertmingen  jubügen,  uSbtenb  bte  ^Beamten 
^iMTgttrcten,  Stitterober  SbtIIeute,  mtläjt  eine  mit  fdirflnlentoferSÖSiUfür  bengesbErStoctat  un- 
gonffeSRa^t  übet  baÜSolf  aueübten  intbenblid^,  beriidfii^tigt  liefen.  3i":  Sefttofung  biefer  Un- 
tnift  i^cnSe^cn,  naiSf  bem  €Ienie  ben  mit  ben  treuen  tnuibe  ein  befotiberer@erid)t3t|Dfge8iüttbet, 
ati^  SSom^ten  bcQÜnftiQten  @tanb  bilbeten.  tDelctien  ber  Sifi^of  jebod^  nic^t  anerfannte.  SluS 
3n  13.  3a^t^nbert  |öf)Ite  man  ungefähr  500  einem  neuen  Sürgerlrieg  ging  bei  iBifi^of  als  (sie* 
JDli^  otbtittli^  ^u))teT  al3  Sßafallen  bee  Eßi-  gei  fierooi,  bis  enblid),  nac^bem  bie  Don  ifim  felbft 
iii(^.  Sie  Ratten  felbfi  tmebet  &Brige  unb  patb-  betriebene  t^alfc^münjeiei  rntbedt  locrben,  baS  be- 
^öiiigt  in  i^im  2}tenße.  SMefe  «bedeute  geqoTi!^'  treffenbe  Xdbunal  unter  bem  tarnen  „@eriii^l3^of 
an  nncm  VOÜens  ober  Slator,  toeld^  bie  ®e-  ber3i'ieiunbätDQnjig"untetunfasIi(^en©d^iDierig" 
lii^tSbailtit  an  feiner  cour  ober  ^ofc  ausübte,  {eiten  ju  ©tanbe  fam.  SSenn  au^  bann  unb  tuann 
ja  (Snbe  be8  18.  3a5r^unber{B  gab  eS  in  ben  ein  gerec^tfr  unb  frommer  Sifi^Df,  mit  Sodann 
ästti^n  Sonben  50  fol^  coura,  momnler  einige,  t}on  glanbem  (1282),  9bolf  Don  Sßalbeit  (1301) 
ncli^c  im  Saufe  ber  3ett  ju  @täbten  ^eranmudifen.  u.  ^.,  auf  ben  Süttid)ei33ifcliofftu^[  erhoben  nuibc, 
£icfc  3>ipänbc  fü^tn  man^mal  gro^  (Streitig'  fo  blieb  benno^  baS  Süitidier  Sanb  ein  <Bä}aüp\a^ 
tetm  ^bet  tntb  bnu^  1238  fogar  ein  Don  bei  blutigften  Q^efiben.  ^rogbcm  mag  bie  Stabt 
balai^rli^  Partei  gefdiürttS  @i$iSma  ^eiDor  im  15.  3at|rf)unbert  150000  Sinrooliner  gegii^lt 
|fttrf4,9Um.OuaitaIfi^.lS89,177).  Obgleich  ^aben.  2lie  bomaügen  ©treitigleiten  entf^iroßlen 
man  bot  Anfang  einet  mebr  bemofratifdien  EBer-  t^eils  bem  toa^fenben  äJerlangen  ber  Süttii^er 
faffimg  in  itA  IS.  Sabrbunbert  beilegt,  f)atte  baS  ^cDSKerung  na^  auSgebebnteren  ^ret^eiten,  t^eilS 
VM  tDÖ^renb  ber  erpen  ^lälfle  beSfelben  in  Se-  betöerrft^juc^lberniebertänbiic^enprften,  l^eiia 
tnjf  btt  Sagten  ber  @(!^fiffen  u.  }.  to.  (einerlei  ber  teinmifc^ung  ber  franjBrifc&en  $Dlitif,  beren 
Sfl^  itru^nL  3m  3.  1246  tmabe  in  Süttid^  @efatir  bie  !8eD5irerung  nic^t  a^nte.  ^unä^fi 
jom  ti^  aRal  böl  gTD^nleicbnamSfefi  gefeiert  bra<!^  ber  ffrieg  aus,  alä  bie  fiüttti|er  i^ren  1390 
Üe  Vidf^nwifnngen  beS  SiffiofB  5«inn4  ""i  ernannten, Jebocb  niii^t  inl^roniftrten  iöifc^of  3o- 
«dben  (1247—1274),  fein  ©eij  u.  f.  ffl.  boten  bann  oon  Sa^em  Objekten,  ©iefei  nur  17  3a^ie 
beaSoOe  eine  5}enmlaffun(i.fl(^  unter  Der  Seitung  jäblenbe  gürjt  icar  ber  Sofin  beS  (Srafen  Bon 
tiitt  antrm^menbcn  Sn^rerS,  ^nri^  tion  ^oUanb  unb  ^ennegau.  Sein  Sruber  nai  ber 
Siaant,  triamnl  ftegni  ben  Sif^of  unb  fein  Sie-  <§(^icicger{o^n  $l)ilipp§  beS  Aütinen  Qe  Hardi), 
gimotan^itl^tim,  bifibciSif^of  enblic^  midier  öerjog^oonSurgunb,  beffen@D^n,  3o^annof|ne 
bk  ^tnfi^aft  croböte;  ^einriili  »uibt  oerbannt,  ^md)t,  Wargaielba,  bie  Sf^tocfier  So^annS  bon 
nb  boS  Soll  tKilot  bie  (onm  errungene  ^aäfi.  ^aqeru,  gel)<iralet  batte.  3o$onnS  anberc  S^me- 
Sit  6anciiibc  Sättig  behielt  nur  baS  Sle^t  ber  ^er,  3obanna,  mar  bie  Si^miegerlo^ter  bcS  flai« 
giMinurifl Bfln  jloei SBürgetmeifietn.  Unterbeffen  fcrsaBenjeeiauS.unbeinebiittebatlefidimiteinem 
■nbe  bn  Stf^öf  ob  feiner  ©emaltt^ten  buii^  Öerjog  Don  Ocflcrreii^  Oeie^eIid)t.  Ser  fiiDole 
M  S^ona  «oncU  1274  abgefe|t.  Ser  Streit  Sebcusmanbel  bc^  junQ^n,  bem  €piel  ergebenen 
fK^n  ben  99if4öfen  mib  ber  SemoFratie  nnnte  S^ür^bifd^ofa  erhielt  fomit  ein  @egengemi(^t  buri!^ 
cip  hn^  bn  Siimn  Von  Se£^  tn  ber  &aha))t  feine  erlau<^te  ^ernxinbtfi^aft,  unb  feine  ^atbt. 
ISIS  WaelcflL  SoS  Sütticbei  SBoIf  erbielt  bei  unteiftült  bui^  natürliche  Strenge,  mürbe  ba^er 
-<T;'df-(n  (inen  üii^gcbefentcii  i^rtifieil=brief,  ber  nic^t  gefc^mälert.  6t  ttufite  auflebe  Sri  ben  3"t" 
ilrJram  baS  '^JaUabium  btr  ^oHSret^te  muibe.  bunß,  ba  er  bie  ißrieflemeibe  erhalten  foDte,  bin- 
In  55.  3Siirf)of,  3ob<inn  Don  5}iniibcrn  (1282  auBjuf^ieben.  Slie  golge  boDon  ffict  eben  feine 
hS12S6>,  ^ttefti^inbef)fngro6e9?(iihe  gegeben,  flbft^ung.  ©ein  ülot^folget  lieft  ftt^  ju9lBignon 
nt  eilt  bfffen  Sage  beS  3?Dl(ea  buri^  ben  fogeu.  Don  Sßetei  be  Cuno  (5Benebict  XIII.)  confcoiien, 
JrnAcnbeSSleruSbeibrijufübren.  ffrajt  beSfelben  mä^renb  ber  red^tmägige  ^Sapft  Sab^nn  unter- 
3Bfira  bi«  Steuern  geregelt,  eine  bcffcre  Oibnung  p^te.  S)o8  ©äjiSma  trat  ein.  äo^QHn  öou 
•■  tfB  Stmfgefc^  gefibaffen  unb  bie  Strafen  Saqem  Derfuc^te  inaä)  ®emaltmafiregein  mieber 
'  '  '  '  "b  tilei^tctt.  ^r  nnnnte  baS  an'S  SRubcr  ju  lommen,  unb  in  ber  S^at  gelang 
■■abrt»  (nAmlti^  baS  Der-  eS  i^m,  feinen  @egner  ju  befugen.  Slie  Slnbönger 
i4i).  «r  lieg  and)  im  3.  beS  le^tem  mürben  jum  3;bei[  in  ber  ^aaS  er- 
M  i^oßen,  beren  SSe*  tränit.  Ueberbaupt  gingen  bei  bem  3ij(^ofSfireit 
t  So^^unbette  mag-  300003nenf^engu@runbe(&efe[e,^nc.-@ef4v 
tadgernni  baS  ganje  2.  9Iu^.,  VI,  924).    3)ie  ^iberfpflnfltgleit  ber 


275 


Süttid^. 


276 


Sütttd^er  50g  il^nen  eine  betröd^tlid^e  Sinfd^rönhitig 
il^rer  Steilheiten  ^u.  ^nberer[eit§  gen)Ql|rte  Sodann 
t)on  fBar^tm  ber  93et)ölferung  Don  ÜRaaStrid^t  bie 
äBieberl^erfteOunQ  ber  altl^ergebrad^ten  @itte,  [Sf^x» 
Ii$  eine  ^arod^iolfpnobe  in  ber  Sotl^ebrallird^ie  06* 
Italien  su  laffen.  2)iefe  @Qnoben  (ilbeten  nömlid^ 
einen  ©erid^tSl^of,  Don  totlä)tm  au§  man  nic^t  an 
ben  (ürgerlid^en  ®erid^t§l^of  (cour  de  justice) 
QppeUiren  fonnle.  Mein  bie  ©d{|öffen  ber  cour 
de  justice  maren  }ugleic^  Stid^ter  auf  ber  @9> 
nobe ;  Sl^ebru^  ^alf d^mümerei,  SBud^er,  Srief- 
fölfd^ung,  Soncubinat  JKr($enraub  u.  f.  tt).  ge- 
hörten }u  ilirer  Siompeten}.  (SrMxä^  befd^Io^  3o- 
l^ann,  Don  feinem  SiStl^um  iurüd^utreten,  um  — 
mit  Siedet  ober  Unred^t  —  bie  grbfd^aft  feines 
SruberS  ongutreten  unb  bie  9«d^te  beS  ÄaiferS, 
ßlifabetl^  Don  ®örli^,  ^ul^eiraten.  ßr  tourbe  aber, 
nad^  ber  allgemein  Derbreiteten  SJleinung  in  eng« 
lifd^em  auftrag,  1425  Dergiftet. 

SBöl^renb  bed  14.  Sa^rl^unbertS  l^atten  bie 
@  dd  u  I  e  n  ber  Süttid^er  Siöcef e  einen  bebeutenben 
3utt)ad^8  erfal^ren.  Seit  1894  jhibirten  angel^enbe 
@eiftlid^e  ^^iIofo))]^ie  unb  Zl^eologie  an  einer 
UniDerptät  ^auptföd^Iid^  an  ber  ju  fföln  im  3. 
1888  gegrfinbeten  l^od^fd^ule.  S)ie  SBrüber  beS 
gemeinfd^aftlid^en  SebenS  liefen  ftd^  aud^  aföbalb 
in  ber  Süttid^er  3)iöcefe  nieber,  unb  ba§  ^riorat 
Don  ^etl^Iel^em  bei  Sötoen^  bad  ben  gleid^en  Smä 
Derfolgte,  löste  fid^  in  biefer  ©enoRenfd^aft  auf. 
3n  aSen  bebeutenberen  fiocaUtöten  gab  eS  bajumal 
aud^  lateinifd^e  Sd^ulen  unb  mand^mal  fogar  In- 
ternate. Slu^erbem  befaßten  pdft  bie  Senebictiner- 
abteicn  (Stablo,  gfleuruS.  ©t.  Srubo,  tJIorenneS, 
©t.  ^ubert  u.  a.)  forttoäl&renb  mit  bem  ©d^reiben 
geleierter  Sudler  unb  bem  Unterrid^t.  Sol^annS 
9iad^foIger,  3obann  Don  fflallenrobe  (1418  bis 
1420),  ein  geredeter  SRann,  fteDte  nun  bie  alten 
tSfreil^eiten  toieber  ber,  5.  SB.  bie  32  (Semerbe.  Unter 
»ifd^of  §einsbcrg  (1420—1456)  nal^men  bie 
fflöfter  unb  Drben  ber  SütHd^r  3)iöcefe  naml^aft 
5u,  bis  ber  popftlid^e  Segat  9lico(auS  Don  SueS  ein 
altes  Sßerbot  Don  1215  unb  1273  in  Äraft  treten 
lie^,  meld^eS  bie  ©ränbung  neuer  Kongregationen 
unterfagteunb  a0en,  bie  ein  gurüdCgesogeneS  gott- 
gemeiliteSSebenfüierenmoIIten,  ben  Slatb  ertbeilte, 
ftd^  einem  ber  jal^Ireid^en  bereits  beftel^enben  Orben 
anjufd^tiegen.  Unter  ^einSbergS  e))ifcopat  umrbe 
1445  jum  erften  9J{aI  nad^  IBerlauf  Don  ^mei 
äal^rl^unberten  eine  ^roDin^ialf^nobe  abgel^alten, 
unb  smar  im  Sa)>itelfaale  ber  SambertuSfird^e.  Me 
geifUid^en  Orben  maren  babei  Dertreten.  2)ie  Sta- 
tuten beS  Sal^reS  1288  mürben  gunöd^jl  beftätigt; 
bann  fiigte  man  einige  ben  bamaligen  Sebärf- 
niffen  entf})redeenbe  SJerorbnungen  l&inju,  j.  95. 
baS  Serbot  ber  Saufe  burd^  Smmerfton  unb 
aHa^egeln  l^inftd^tlid^  ber  Seilte.  (£s  mürbe 
u.  9.  Dorgefd^rieben,  ba^  bei  ber  Seid^te  einer 
nur  i^anft&nbige  Seute''  als  Saugen  in  ber 
ittocgen  fein  bürfen,  Seid^tDater  unb  IBeid^t« 
Mibb  wqm  ttieberf dalagen  f ollen,  ein  ©eiftlid^er 
Dw  Sd^lafengel^en  (nad^  9)littemad^t) 


bie  l^etlige  ÜReffe  (efen  bürfe  u.  f.  m.  ^nSberg 
fal^  ftd^  1455  Dielerlei  3ntnguen  gufolge  ge^mun- 
gen,  ben  ^Sifd^ofSft^  }u  Derlaffen,  unb  l^interlieg 
ben  Stuf  eines  Hugen,  friebliebenben  ^ütflen.  Sr 
mar  ein  gemanbter  Sebemann,  in  ftttltd^er  ^inftd^t 
nid^t  über  ieben  Zabel  erl^aben.  Sie  Sinorbnungen 
beS  Segaten  l^tte  er  nid^t  unterfiu^t,  befd^ülte  iebod^ 
baS  Jtlofterleben  unb  liebte  bieOrbnung  imlKrd^« 
mefen.  3laä^  ^einSbergS  Zob  mürbe  ber  93ifd(|0^- 
ftul^l  alSbalb  ourd^  einen  Alumnus  ber  fttrjli^  ge- 
ftiftetenUniDerfitatSömen,  ben  iugenblid^enSubmig 
Don  SSourbon,  eingenommen  (1456).  ©ein  Onfel, 
^l^ili))))  ber  ®ute  Don  Surgunb,  Deranlagte  il^n, 
alle  ©teuem  mieber^erjufteHen,  falfd^e  SRün^e  gu 
prögen  u.  f.  m.  S)er  öffentlid^e  äufftanb,  meld^er 
infolge  bef[en  auSbrad^,  mürbe  Don  Submig  XL 
gefd^ärt.  Sin  burc^  Ißerrat^  entftanbener  j^rieg 
gegen  Surgunb,  morin  Submig  bie  Süttid^er  im 
©tid^e  lie^,  enbete  mit  ber  gönjlid^  ^liinbenmg 
ber  ©tabt  Süttid&.  «m  17.5RoDember  1467  l^ielt 
|)er5og  ff arl  ber  ffül^ne  feinen  Sinpg  in  bie  ©tabt. 
Submig  Don  93ourbon  Jfel^rte  jurüd  unb  fe|te  fein 
jügellofeS  SBefen  fort,  bis  er  Don  bem  furqtbaren 
SBiD^lm  Dan  ber  SRardC,  „baS  SSilbfc^mein  ber 
Srbennen"  genannt,  ber  in  fran^öfifd^em  ©olbe 
ftanb,  1482  erftod^en  mürbe.  2)aS  ^erjogtl^um 
SouiOon  ging  nun  mit  bem  ^erjogStitel  an  bie 
@rafen  Dan  ber  SßardC  über,  unb  3Bil|elm  nötl^igte 
baS  Süttid^  Kapitel,  feinen  ©ol^n  }um  Sifd^of 
}u  ermä^len.  Mein  berfelbe  mu^te  bem  pSpfUic^en 
(£anbibaten,bem®rafenDon§om(1484— 1505), 
baS  t^lb  räumen  unb  lieg  ftd^  ^ur  Sntfd^ftbigung 
mit  einer  bebeutenben  ©umme  abfinben.  Jhtr) 
nad^l^er  mürbe  er  burd^  ^interlift  gefangen  ge- 
nommen unb  aisbann  entl^auptet.  SS  mirb  oU- 
gemein  angenommen,  bag  um  biefe  3^t  baS  SSer- 
berbnig  beim  IBolfe  in  ftetem  SSad^fen  begriffen 
mar.  2)ie  ))flidetbefliffenen  ©eneralDicare  Dermoc^- 
ten  bem  ^unel^menben  fittlid^  Skrfall  ber  ®ei{i« 
lid^Ieit  nid^t  }u  fteuem.  Zro^bem  blül^te  ber 
öffentlid^e  Kultus,  unb  ber  Sufentl^alt  eines  pöpfi« 
lid^en  Segaten  fd^ien  bie  öffentlid^e  Orbnung  fel^r 
günftig  p  beeinfluß en.  Mein  f aum  l^tte  er  Sät« 
tid^  ben  Stüden  gefeiert,  als  bie  alte  iBermirrung 
aufs  9leue  begann  unb  ffird^en  unb  fflöfter  ge- 
plünbert  mürben.  9lnbererfeitS  iebod^  gab  fid^  ber 
äluffd^mung  beS  religiöfen  SebenS  in  ber  Snt- 
fiel^ung  me|rerer  neuen  Kongregationen  funb,  mte 
ber  3^II^nbräber,  ber  grauen  unb  ber  fd^marjen 
©d^meftem,  ber  SKinberbrüber,  ber  ff artl^äufer  u.  o* 
9hm  fam  ber  Seitpunft,  ba  Süttid^  bem.meflfäli- 
f d^en  ffreife  einoerleibt  mürbe,  unb  bieg  trug  nid^t 
menig  gur  SBol^lfal^rt  unb  Sßieberl^erfiellung  ber 
SRube  bei.  »ud^  übte  ffaifer  ffarl  V.  eine  jirenge 
«ufftd^t  über  bie  SSifd^ofSmal^l,  griff  überall  ptx- 
fönlid^  ein,  ernannte  Koabiutoren  jur  beffem  Re- 
gelung ber  93ifd^ofSfrage  unb  gmang  baS  Kapitel 
jur  Untermerfung,  nöt|igte  aber  aud^  bie  ®rafen 
Dan  ber  ÜRardP,  baS  ^erjogtbum  93ouillon  an  boS 
95iSt]^um  jurüdfjugeben.  ®er  prad^t-  unb  fünft* 
Itebenbe  »ifd^of  Krl^arb  Dan  ber  9)lardf  (1506  bi« 


Süttt^. 


278 


1538)  OMii  nömn^  im  9egrif|  otlncfen,  baS  ^Üi- 
ftm^nmanSianfKic^  Quäiulitftm.  ßr^b  Der- 
fn^  mti  gt^er  €tinigt  gtgtn  bte  ^eteiobosen, 
fo  b<4  btt  «ei^id^t  jdbjt  j1i$  i^  f^ettntije 
feinbli^  eteraübnftdltc.  ^^iqeijig  tote  tx  loar, 
lüg  fb^  ba  Qtf^f  noc^  }u  feinin  Stbiciten  tin 
(etrti^tS  mmtfolatm  In  feiner  ßat^ebralt  trri^' 
taL  ÜStmitbitneufStnt^nlunQbtiiSiSt^ümer 
ani^  in  bm  Stiebtrloiibm  tingefül^it  mirb«,  »aib 


mg  Süttii^,  btfDnbnS  im  nörblid^n 
X^.  ba  Ms  ba^n  btS  an  bit  ©dtelbemünbung 
«cnt^  (ottt,  f^  btf^ifinK.  SonibtT  nttfpomt 
^  eis  bRiidtrign  Stint,  tixl^tt  erft  1562  bamit 
atbclt,  bog  P4  ber  Si|($t)f  Stöbert  Don  iß^gm 
(1557—1564)  imb  baS  Eapitel  ben  päpRlic^en 
Snfi^rifttii  mücnnirfen.  Sä^tcnb  be3  fpanifc^- 
licibcdiinbif^'"  t^riegtS  maditt  SEßil^elm  Don  Ota- 
aica  MtgAU^  ^crlu^t.  bic  @tabt  Güttii!^  ein- 
matffmm,  oIS  n  mit bnitfi^ ixuifpeaat^m ben 
nnjog  Bon  VCba  bti  €tomim  übet  btt  Waai  pq. 
Gmtt  Xm^Mn  imubnt  t^dlmdfe  bi9  übet  bie 
fiaB)Bfif4t  @Kn)t  getrieben.  Unter  39t{d|of  ©er- 
(odt  tNin  9iot8betr  (1564r—1580)  louiben  bte 
SntH^o:  ®^  lutb  ^otegf  ormen  Deibeffeit  3)te- 
fn  9^d^f  tnar  im  @atutn  ein  geredet«:  SRoim, 
MC  mn  mit  ber  (Snt^lung  bei  Somb^ljtaaten 
ngiam  noOte.  3>er  %if  eineS  e^ienfeRen  Sl^> 
niltn4  inib  eines  mnfi^tigen,  geuanbten  Staati* 
■oBiieS  folBte  i^  In'S  ®ra6.  OB  eS  bitfer 
StaatfiflugVit  jujuft^reibtn  i^,  bog  ber  Siji^of 
{•  lange  g5gertt,  oaor  er  bie  3)taete  btS  Siritnter 
CnuiH  twminbtn  lieg,  !ann  ba^inge|teSt  bleiben. 
~  ib  ber  ^Xtaa  fdntS  SjiifcopateS  uarcn  bie 
>  fctnbli^ci  Määitt  btm  ^cben  unb  ber 
bmg  beS  €tubiiune  ni^t  fe^  günlttg  ge* 
■efoL  3>mi^  bie  Sorge  bes  ^iff^ofS  teboc^  grün- 
kdm  bic  3cfiiiten  biei  goSegitn  in  bem  S^ür^en* 
^m,  BW  Sanifinfi  unb  untere  bereits  fo  triel 
WITi^e«  gcleiflet;  eine  Dierte  Infialt  nnirbt  in 
te  eiobt  2iitti4  felbß  in'S  Seben  gerufen.  SMeg 
|^4>4  tnn  1569.  93alb  lehrten  fie  bort  bie  alten 
&fia^  nnb  ^ten  ein  ^enfionot.  91IS  bie  3e- 
lÄoi  anftmnen,  na^  bie  3a^t  ber  Fratrea  com- 
■■Bis  Titae  M>eutenb  ab;  im  %  1595  ging 
f^  Cotbfiimn  in  bic  |iänbe  ber  Sefuiten  über. 

tM  ^jtriobe  Dom  €nbe  bei  16.  bis  ju  Slnfong 
hl  18.  äo^r^inüierte  i^  ttorgüglid^  burd^  bie 
Soiifi^tnigtn  bei  gfürflbifdEiefe  onS  bem  ba^- 
i^&aamfymi  um  blefeebung  beS  fat^olifdien 
Sd^rt  nnb  bie  Unterbrüining  bn  bemo!rctif(^ 
Su^mungen  beiei^net.  €S  uaren  bieg  bie  brci 
fq/bifd^  snb  ffurfürften  tion  ßöln,  Smft,  ger- 
Nmb  TOb  URoEimilian  ^einiii^,  meli^e  freiliii^, 
■  9cfi|c  onberei  gei^Iicfen  tfütflent^ümer,  ba3 
SHtiÄer  SiStl^um  nur  oIS  Slcbenfaiifie  betracEiteten. 
P  €ntfl  (1581—1612)  arbeitete  äunäc&ft 
K  Cifolg  an  ber  SteorganifininB  ber  narf)  fei' 
■Cnscffm  gu  republilnnif^en  Son^tution  unb 
'tm  mit  auSbauembei  Snergie  bie  $er- 
I  ber  Se^tiüc^fr  nnb  ber  Sweater.  S)ie 
c  bie  anberen  tourbcn  unter  eine  ^enge 


ßenfur  gefteHt.  68  entftonben  aaü)  unter  (einer 
Regierung  ein  Spriefterfemintir,  ein  ffnabenjemi- 
noT  gu  @t.  Xrubo  unb  ein  neues  ^oUegium  für 
2ütti(^er  on  ber  UniBerfttät  Sötoen.  ffiaju  brei- 
tefen  bie  3efuiten  i^re  aBirffamleit  butd^  93fr- 
metirung  beiSe^rfd^er  aus.  X)ie  lepublilanifc^ 
Umtriet«  bouerlen  inbeffen  fort,  geftüW  auf  bie 
Don  ^ugtn  ^eranbringenbe  bäntif^  «enwgung. 
SÜelf ad)  auf  Feinem  S^'offe  in  ber  S)iBcefe  vtätf 
fter  »ertDeilemi,  Tonnte  ber  Sif^of  nur  mit  ^SRuf)t 
boS  aufrü^ierifd^  SiUtl^ei  9}oIf  bejningen  unb 
bie  anftimc^DlIen  EBürgermeifter  in  bie  ®ren}en 
i^ret  SRet^te  jurücfbifingen.  Stud^  ber  (Selbmangel, 
in  neli^em  er  fi<$  Bftei  befanb,  fonric  fein  auS- 
fi^toeifenbeS  Seben  madtilen  eS  i^m  bi3  an  ^In 
6nbe  fafl  unmfiglid^,  bie  Drbnung  aufrecht  ju  et« 
lallen,  gerbinonb,  74.  SBifi^Df  Bon  Sütti^  (1612 
bis  1650),  pflegte,  wie  fein  SBorgönger,  längere 
3eit  auget^Qlb  ftineS  SStStbumS  gujubringen ;  ge- 
mB^tit^  Dtrblieb  er  in  Sonn.  Somit  lä^t  eS  p^ 
erflären,  bog  et  ju  roieber^olten  SHaltn  mit  Äe- 
bellen  ju  fömpfen  fialle.  aUein  biefet  gürflbif^of 
ging  bo^  fc^Iiepdi  aß  Sieger  auS  ben  Streitig- 
leiten  ^ot  unb  ^errf<!^te  als  unabhängiger  Süt^. 
St  ^tte  mit  riuger  Uebtriegung  bie  Sßa^I  feiner 
®eneralDicaie,  Sqnobalejaminatoren,  art^ibio- 
Conen  unb  f  onftigen  iBeamten  getroffen ;  aud^  mußte 
er  mit  ©efc^itf  feinen  9ieffm  OToKimilian  ^»inrid^ 
als  @iaablutoT  anfleüen  unb  tiofF  bcS  aßibetfpnic^ 
ber  ^beugen  eine  bie  Stabt  be^etif  Aenbe  SitabeDe 
erbauen  gu  laffen.  S)et  SOfd^ge  ffiieg  unb  bie 
einfalle  ber  ^oOanbif^en  Situppen  in  baS  fiüt- 
liii^et  ®ebiet  machten  i^m  üiel  gu  fdbaffen.  BIS 
OTaaStric&t,  beffen  gjiitregent  ber  Sßifc^of  mar,  im 
3«^  1632  Bon  ben  ^ottänbem  eingenommen 
ttrurbt,  Detbreüete  fi^  ber  ßatoiniSmuS  über  2im- 
bürg ;  baS  2anb  tturbe  inbeg  fetir  balb  burc^  ein 
fpanifc^  Öeet  Brieber  erobert  unb  ton  ber  3«- 
le^re  gefäubert.  Unter  g^binanbS  gpifcopat  er« 
bititen  bie  Stubten  in  ber  SliScefe  einen  neuen 
^ufff^wung.  Sie  3efuiten  grünbeten  ein  fünftes 
unb  fec^SteS  SoÜegium.  ÜSiele  anbete  ffl5f)er,  bie 
?(ugufKner,  g^rontiSconer  unb  Sominicanet,  er- 
fiffneten  lateinifd^e  unb  SBoItSft^ulen.  3>aS  Se- 
minar blühte,  obgIei(!^  bie  Sütttil^  Xb^Dlogcn 
mand^mnt  Dorjogen,  an  ber  SSnwner  Unioerfität 
gu  pubiren.  Unter  bet  fieitung  ber  Urfulinerinnen, 
ber  SeHulcrineu,  bet  Sefuitinnen  nnb  ber  grauen 
Sc^meftern  entpanben  oud^  eine  SRei^e  Don  SDIäb- 
Äenfddulen.  SerbinanbS  Sloc^foTget,  9KajimiIian 
geinrii;^  (1650—1688),  benujte  bie  enetgifd^en 
Slagregtln  f""**  fflorgihiöerS  gur  Snffaltung  bei 
^ö^fltn  anaebt.  Mein  fein  ?IbfolutiSmuä  Deron- 
laSte  bie  Detf^iebenen  SJoKSporleien,  fii^  gegen 
i^n  gu  Dereinigen,  ßtn  energifctiet  aSiber^b 
beft^mi^tigfe  inbefe  bie  aufgeregten  (Seiner  unb 
maä)tt  fie  bem  dürften  nieber  unterwürfig.  SJieg 
bauerte  biS  1675,  in  toü^tm  Sa^it  bie  gtangofen 
baS  Sanb  Der^eerten,  bie  ßitiüielle  jerflBrieu  unb  bie 
aIle93ortSDerfnffungtDieber^erpeIlten.3m3.1684, 
oIS  bie  Suttidier  Bergeblii^  bie  Slleberlonbe  unb 


279                                                          Sültic^.  280 

granfrcid^  um  §ilfc  angegangen  l^atten,  erlangte  bistl^um  ju  ©runbe  ging.  ®ie  Ungufrieben^eit  beS 
ber  Sifd^of  »ieber  eine  unumfd^ränfte  ajlad^t,  unb  S3oI!e§  über  bie  ^riöUegien,  miä^t  3tbel  unb  Kle- 
ber ginpul  ber  Silben  toorb  auf  immer  jerftört.  ruS  befafeen,  unb  eine  gro|e  Steigerung  be§  ^rci- 
«uS  feinem  epifcopat  batirt  ber  öltejle  gelten-  feS  ber  SebenSmittelfül^rten  im  «uguft  1789  einen 
brief  (1661).  3um  erjien  SRal  mirb  barin  («.beS  ?lufftanb  l^erbei,  burd^  toeld^en  ber  gürftbifd^of  ge- 
feudftten  SBetterS"  »egen)  ber  ©ebraud^  öon  giem  jnmngen  tourbe,  bie  Serfaffung  öon  1684  aufju« 
tt)ö]^renb  ber  gfaftenseit  gemattet;  fl^eifd^fpeifen  leben  unb  fd^Iie|Iid^  baS  Sanb  }tt  Derlaffen.  SHe 
bleiben  unterfagt  toxt  Dörfer.  Sin  bebeutenber  beutfd^enSruppen  fonnten  ben  Sauf  ber  Segeben^ 
%ufjd^h)ung  bed  Unterriii^tSmefenS  ift  ebenfalls  l^eiten  nid^t  aufhalten;  bie  ftegreid^enStepublilaner 
toöidrenb  feiner  ^Regierung  )u  conftatiren.  ©omenig  nal^men  im  ^loDember  1792  Süttid^  ein  unb  t)ex> 
mie  unter  ben  t)origen  ba^erifd^  ^ürfibifd^öfen  trieben  ben  erfl  am  16.  Suguft  neu  ermöl^Uen 
mürbe  unter  SRasimilian  ^einrid^S  g))ifco))at  ir-  r^M^^if^^f  9^^^  ^nton  Don  SRean.  3^^  ^^^^ 
genb  eine  S^nobe  abgel^olten.  ÜJtit  ber  Srl^altung  biefer,  nad(|bem  ^erbinanb  Don  SBfirtemberg  im 
ber  3u(i^t  unter  ber  Seiftlid^feit  maren  t)or}ügIi^  9Rör)  1793  Süth^  mieber  eingenommen  l^atte,  auf 
bie  Srd^ibiaconen  betraut.  S)ieiBorfd^nften  gingen  etIid^e9Ronate5urüd;baIb  aber  brangen  bie  ^ron« 
t)on  ben  (Seneraltncaren  ouS^  meld^  im  Sluftrag  jofen  mieber  t)or  unb  oereinigten  baS  ganje  @e« 
bed  &tt)itel§  l^anbelten.  ißon  3^it  )u  3^it  trat  ein  biet  mit  il^rer  9te)}ubHf.  S)ie  ^riebenSf^Iäffe  Don 
pöpjllid^er  Segat  )ur  Sdfung  fd^mieriger  gf^aaen  gam))0  Sformio  1797  unb  SüneDiUe  1801  be« 
unb  Siegelung  etmaiger  ÜRifbröud^e  auf;  fo  ber  ftätigten  biefe  Sinoerleibung.  2)er  reUgiöfen Set- 
garbinal  oon  ^ej|en-S)armjlabt  meld^er  ßanoni-  folgung  mad^te  jmar  bad  goncorbat  oon  1801 
cud  ber  Süttid^er  Satl^ebrale  mar,  unb  ber  9hmtiu§  ein  gnbe,  bod^  feierte  Sifd^of  3R4an  nid^t  mel^r  in 
oon  StblxL  Unter  äofepl^  ßlemend,  bem  22j[ä]^ngen  feine  Siöcefe  jurüdC,  fonbem  mürbe,  nad^bem  ber 
grjbifd^of  Don  Äöln,  einem  Saien  (1694—1723),  SBiener  Songre|  1814—1815  bie  ©äcularifation 
gefd^ai^  Sßand^  }ur  meitem  ^ebung  bed  Unter»  beS  ^M^biStl^umS  fanctionirt  unb  baS  @ebiet  on 
rid^ted.  Mein  nun  brad^  ein  gemaltiger  Streit  gegen  baS  neue  ffönigreid^  ber  9iieberlanbe  gegeben  l^tte, 
bie  äanfeniften  Io3,  meldte  feit  1698  mel^rere  $ro«  1817  auf  bad  er}biStl^um  3Red^e(n  Derfe^t,  möl^ 
feflorenfteOen  innel^atten.  Jaaft  bed  SRed^teS,  mel«  renb  ^uerft  ber  ftaatlid^  Dereibete  Sifd^of  3.  S^]iSi 
d^eS  il^m  baS  Srienter  ßoncü  gemalerte,  fejte  3o-  (1802—1808),  bann  SapitularDicare  bie5)iöccfe 
fe|)]^  Slemend  Dier  ianfeniftif d^e  ^rofefforen  ab  unb  Süttid^  Dermalteten.  äBiU^elm  L,  jf  önig  ber  Der- 
erl^ob  einen  2[efuiten  an  bie  @{)i^e  bed  Suttid()er  einigten  9iieberlanbe,  gab  eine  auf  ben  alten  Ueber* 
Seminars,  eine  9Ra|regeI,  bie  auf  lebl^aften  unb  Ueferungen  beru^enbe  SSerfaffung  (Becueil  poli- 
langmierigen  SBiberfprud^  ftie|.  tique  et  administratif  poar  la  Province  de 
SBä^renb  beS  18.  Sal^r^unbertS  beruhigten  ftd^  Liege,  1829, 168  ss.),  Derliel^  bem  gleruS  frine 
bie  SSoIfSbemegungen  mel^r  unb  mel^r.  Sie  ®eifteS«  früheren  Sted^te  mieber.  beftimmte  Suttid^  neuer* 
cultur  blieb  aber  tro^  beS  fid^  auSbreitenben  Unter«  bingS  )um  @i^e  eines  ^ifd^ofS  unb  errid^tete  neben 
rid^tS  }urüd(.  S)ie  l^öl^eren  klaffen  ber  ©efeUfd^aft  bem  bifd^öflidgen  Seminare  nod^  1817  eine  Uni« 
bebientenftd^  ber  franjöftfd^enSprad^e  unb  pflegten  Derftt&t.  9lber  erft  im  3Rai  1829  mürbe  Stid^arb 
auSfd^Iie^Ud^  bie  franjöftfd^e  Siteratur.  SHe  fßoV^  Slnton  Dan  93ommeI  als  93ifd^of  ffir  bie  neu  ot- 
fd^ulen  befanben  fid^  in  fe)^  bärftigem  3ufianbe.  ganiftrte  2)iöcefe  Süttid^  präconifirt.  @d^on  im 
SuS  tJfurd^t  Dor  glaubenSf einblid^er  fiectüre  mürbe  nöd^ften  Saläre  filierte  bie  frangöfif d^e  SteDoIution 
fortmäl^renb  eine  ftrenge  Senfur  ausgeübt  SktS  aud^  eine  StaatSummälgung  in  ben  9{ieberlanben 
IBoR  fül^Ue  ftd^  )urudCgefe|t,  unb  eS  mar  nid^t  )u  l^erbei  unb  fteHte  Süttid^  unter  baS  neu  gebilbete 
Dermunbem,  ba^  fxä)  Don  Süttid^  auS  Dor  bem  ^önigreid^  93elgien.  Sluf  Dan  Bommel,  meld^ 
3luSbrud6e  ber  SReDoIution  eine  re»mblifanifd^e  95e«  am  7.  Wßxxl  1852  flarb,  folgte  atS  Sifd^of  Sl^eobor 
megung  funbgab.  ®aS  Journal  Encyclop^que  Sofepl^,  ®raf  be  aRontpeUier  (1852— 1879),  auf 
unbL'Espritdes  Journaux,  fomieLeDiction-  biefen  am  25.  äuguft  1879  ber  gegenmärtige 
naire  des  sciences  morales,  politiques  etc.  Oberl^irte  SSictor  ^o]tp^  Soutrelou^  ber  fd^on 
maren  bieienigen  ©d^riften,  meiere  DorgugSmeife  1875  jum  Koabiutor  mit  bem  Siedete  ber  3laä^ 
beim  S5ot!e  bie  republifanifd^en  Sbeen  Derbreiteten.  folge  erl^oben  morben  mar.  —  ©eine  3)iöcefe,  bie 
anbererfeitS  fejte  ber  gürftbifd^of  aOßelbrudt  (1772  unter  bem  grabiSt^umc  SKed^eln  fte^t,  umfaßt 
bis  1784)  MeS  in'S  2Ber!,  um  bie  fd^önenftünfle  bie  ^roüinjen  fiüttid^  unb  Simburg  unb  jälftlt  in 
unb  bie  9{aturmtffenfd^aften  ju  lieben,  grunbete  p  38  S)ecanaten  722  ^faneien  unb  ©uccurfalen 
biefem  Sel^ufe  eigens  eine  no(|  l^eute  befiel^enbe  ®e-  mit  1150  ^rieftem.  SJon  Drben  unb  Kongre« 
fcnfd6aft,ftifteteSBibIiot]^eIcnu.f.m.  ©eineüRufif«  gationen  befleißen  in  ber  ©iöcefe  3efuiten,  Sf^on« 
toptUt  mar  eine  ber  berül^mteften  guropa'S.  äBeI>  ciScaner,  Dominicaner,  Sarmeltten  unb  Stebemto« 
brudf  glaubte  iebod^ ,  tro|  ber  SRifebittigung  ber  rijien ;  Don  meiblid^en  ©cnoffcnf d^aften  Senebic« 
^äpfte  gtemcnS  XTE.  unb  Senebict  XIV.,  bie  tinerinnen,8franciScanerinnen, Dominicanerinnen, 
©rünbung  Don  gfreimaurerlogcn  in  feinem  Sanbe  garmelitcffen ,  Äebemtoriftinncn  unb  Urfulinen. 
äulaffen  ju  muffen,  ©ein  9Jad^foIgcr,  Dan  §oenS-  Sie  SeDöIferung  gäl^It  ungefäl^r  790  000  ©eelen. 
broedf,  ber  82.  «ifd^of  (1784-1792),  erlebte  bie  §ö^ere  ©d^ulen  fmb  bie  UniDerfttät  Süttid^  (ol^ne 
franjöpfd^c  SReDoIution,  burd^  meldte  baS  alte  gfürft«  t|eoIogifd^c  gacultät),  baS  bifd^öflid^e  ©eminar  ju 


2äl 


2ugo  be. 


282 


Sütti(^,  bad  finabenfemtnat  }u  @t.  Sronb,  2  9ior» 
malfi^uleii,  11  bifd^öfli^e  SoQegien  unb  3nftUute. 
0BqIL  Qoi  gesia  Pontificum  Tungrensium, 
TrajecteDsium  et  Leodiensium  scripserunt, 
aaetores  praecipui,  ed.  Joan.  Ghapeaville, 
3  ToIL,  Leodii  1612—1616,  unb  Mon.  Germ. 

SS.  IV,  vn— vm,  xn-xvi,  xx,  xxv; 

B.  Fisen,  Hist  ecclesiae  Leodiensis,  Leod. 
1696;  J.  £.  Foolon  S.  J.,  Historia  Leodien- 
sia,  3  YolL,  Leodii  1735—1737;  M.  Dewez, 
Histoire  du  pajs  de  Liege,  2  vols.,  Brax. 
1822 ;  Daris,  Hist.  du  dioc^se  et  de  la  prin- 
cipaat^  de  Li^e,  9  vols.,  Li^ge  1874—1890 ; 
Alberdingk  Thijniy  Yason  et  son  temps,  Loa- 
Twn  1862.)  [SObcrbingf  S^iim.] 

ifM%0  ht,  9{ame  mel^rerer  (ebeutenben  Sl^eo- 
logrn,  toeld^  {t(^  ber  3rit  nad^  in  folgenber  SBeife 
aneinanber  tei^  1.  ^oJ).  fßtxnf^axb  ^ia^ 
be  2itgo,  Don  bomel^mer  Sibftammung  in@e« 
tBla,  nad^  9nberen  in  Suqo,  einem  uralten  @täbt« 
dißn  in  bcr  fpanif d^en  ^roDtnj  @alirien,  unel^elic^ 
geboren,  fbtbirte  an  ber  Uniüerfttat  ©alamanca 
bic  ficiat  Stuart,  nontentlid^  @m^x]ä^,  {otDte  bie 
3M^,  mtb  emxirb  ftd^  in§6efonbere  in  legieren 
\o  (enmtiagenbe  ffenntniffe,  ba^  er  ben  S)octor« 
§nib  ei^ictt.  9iad^bem  er  eine  S^tlong  in  Sa» 
Ifflnonca  commifd^  Siedet  geleiert  unb  gugleid^ 
baS  Smt  eines  (SeneralDicarS  bed  bortigen  9i« 
VM^  Dtrfe^,  rief  il^n  ber  Carbinaler^bifd^of 
Soj^ionn  Xooera  ald  Offtriol  nad^  24)Iebo.  ffaijer 
flori  V.  ernannte  ben  megen  feiner  firengen  Sted^t- 
ti^int  fledenbfen  @tttenreinl^eit  unb  t)ielfeitigen 
fikfc^^^t§gettKinbtl^it  l^od^gefd^ö^ten  SRann  jum 
Süj^ebe  bcd  neuerrid^teten  Senate^  für  3nbien 
nb  nk^  13id]^nger  DerbienftooQer  S^ötigfeit  in 
VUJia  Sid^tnng  )um  Sifd^ofe  Don  Salol^orra,  bem 
•ta  Cakigurrid  im  tanaconenfifd^en  @))anien. 
JUta  ben  ^ßdpften  $aul  m.  unb  3uliu§  m. 
«obUe  er  ben  @i|ungen  bed  SribentinumS  bei 
(KS  1552  —  ber  16.  @i^ng)  unb  ttm|te  ftd^ 
bn^  ferne  gftdmmigleü  unb  äBiffenf d^oft  bie  193er- 
ftomg  ber  SoncilSmitglieber  in  bem  9Ra^e  ^u  er- 
mtAtn,  ha%  iljia  ber  Sif d^of  Don  IBerona,  WoQfiuS 
fipOMmt  nostri  saeculi  antistitum  splendi- 
Inmen  nannte  unb  il^m  ben  erften  Sl^eil 
im  3. 1551  erfd^ienenen  SBerfeS  De  yitis 
toibmete.  2)er  gelehrte  unb  feelen- 
eilige  Sifd^of  erlebte  nid^t  mel^r  ben  @d^Iu|  ber 
w^jffTf"  Serfammlung,  beren  3i^be  er  mar;  er 
Inft  im  3. 1556  }u  Salal^orra  unb  marb  in  Sugo 
fcflp^fc*»  SHa)  be  fiugo  ftanb  bei  gemid^tigen 
■wiipifiTirn  Ttiiftmitfilrn  mieSl^ilcueta,  SoDor« 
tt.  fL,  im  Stufe  eine§  bebeutenben  Sted^tS- 
m.  9itd  ber  langen  Stetige  feiner  @d^riften 

kiiiiifif»fr  imb  fpanifd^er  ©prod^e,  meldte  fein 
ber  Siterorl^iftorifcr  9iic.  2lntonio, 
t  feien  nur  bie  firc^enred^tlid^en  ermöl^nt : 
aiminalifl  canonica,  in  qua  omnia 
quae  a  clericis  commissa  sunt, 
poenis  describuntur  —  oft  gebmdCt, 
pB|t  iB  Vcala  rnib  Sqou  1554  unb  mieber  1569« 


fobann  ju  Sngolftobt  1577  unb  Sßenebig  1581, 
unb  mit  additiones  ober  @d^oIien  Derfe^en  Don 
bem  berül^mtcn  JRed^tSlel^rcr  su  ^kala,  3gn.  2opt\ 
be  ©aljcbo,  SSenebig  1598  u.  1614,  fomie  mit 
annotationes  Don  Sol^.  ^elDetiuS,  9lntmer})en 
1568;  2.  Begulae  juris  cum  suis  ampUa- 
tionibus  et  restrictionibus,  Compluti  (^lca(a) 
1554,  Lugd.  1554  (jugleid^  mit  ber  Practica) 
unb  micber  1569  mit  3wfä^  Don  ©al^cbo; 
3.  Bepertoria  ad  opera  Didaci  de  Segura  et 
Joann.  Lup.  de  Palacios-rubios  (über  Seibe 
Nie.  Ant.,  Bibl.  I,  314  u.  719).  ®ic  übrigen 
©d^riften  begießen  fid^  meift  auf  ©iöccfanDermal« 
tung  (mie  Instruccion  de  prelados,  Gompl. 
1530,  unb  Constituciones  del  obispado  de 
Calahorraen  el  synodo  deLografio  de  1533, 
Legione  1534),  «Paftoral  unb  «Scefe.  (Sgl.  Nie. 
Antonio,  BibHotheca  hispana  nova  I,  501  sq. 
n,  661,  unb  nad&  ü^m  ©c^ulte,  ®ie  ©efd^id^te 
ber  OueQen  unb  Siteratur  be§  canonifd^en  SRedbtS, 
©tuttg.  1880,  m,  1,  714  f.) 

2.  Scrnl^arb  ober  Sernarbin  beSugo, 
ein  f))anifd^er  S)omimcaner  in  9{eugranaba  (©üb> 
amerifa),  in  ber  erften  ^älfte  bc§  17.  Sal^rl^unbertS, 
fdjincb  als  3Kifftonar  eine  ©rammatif  ber  bortigen 
fianbeSfprad^e,  Grammatica  de  la  lengua  ge- 
neral  de  los  Indios  del  nuevo  Beine,  Madr. 
1619,  fotoie  eine  Slnleitung  für  Scid^töäter  in 
berfeIben(9Ro§ca-)©))rad^e,  Confesionario.  (Sgl. 
Nie.  Ant.,  Biblioth.  nova  I,  176.) 

Sebeutenber  unb  befannter  als  bie  ermöl^nten 
ift  baS  burd^  biefelben  natürlid^en  unb  übematür' 
Ud^en  Sanbc  innigft  Derbunbene  SSrüberpaar  gfranj 
unb  äol^ann  be  Sugo,  beibe  auS  einer  retd^en  unb 
angef eigenen  ^atriderfamilie  in  ©eDtSa  ftammenb 
unb  beibe  SRitglicbcr  unb  Sterben  ber  (SefeUfd^aft 
äefu.  3.  ^ran^  be  Sugo,  S.  J.,  mürbe  geboren 
im  3. 1580  }u  SDlabrib,  mo  feine  ßltem,  Sol^ann 
be  Sugo  unb  Zerefia  Don  Ouiroga,  politifd^er  Sn* 
gelegenl^eiten  megen  fid^  oufl^ielten.  9Rit  20  Sal^« 
ren  trat  er  )u  ©akmanca  in  bie  ©efeüfd^aft  3efu 
unb  marb  in  il^ren  Kollegien  alsbalb  für'S  fiel^r» 
amt  Dermenbet;  juerp  mar  er  ^rofeffor  ber  ^l^Uo- 
fopl^ie  }u  Valencia,  bann  ber  Zl^eologte  ju  Som« 
i)ofteIa.  Mein  fein  ©eeleneifer  brängte  il^n  in  bie 
OTifftonen,  unb  er  mürbe  Don  feinen  Oberen  nad^ 
©übamerifa  gefd^idtt.  9ber  aud^  l^ier  erl^ielt  er 
mieber  einen  Sel^rftul^I:  er  trug  Sl^eologie  Dor 
juerP  in  SMesico,  bann  in  ©anta  gö  in  5Weu« 
granaba,  mdbei  er  nadd  unb  nad^  bie  gan^e  tl^eo» 
logifd^e  ©umma  beS  %  jß^omaS  commentirte. 
©eine  mertl^DoIIen  3Ranufcripte  gingen  jum  grö^» 
ten  Sl&eile  Derloren/  als  auf  feiner  JRüdfal^rt  nad^ 
©})anien  bie  gflotte,  bei  ber  er  fid^  bcfanb,  im 
§af en  aJlatanca  auf  ber  3nfel  Kuba  Don  ben§ol« 
länbem  angegriffen  unb  jcrftreut  mürbe.  SKit  !Kot^ 
rettete  ber  geleierte  Sl^eologe  baS  itbtn;  bie  lang» 
jäl^rigen,  gereiften  grüd^te  feines  ©eifteS  unb 
tJIeiJeS  maren  unmicberbringlid^  Demid^tet.  Son 
ber  ^roDina  (Saftilicn  mürbe  fiugo  im  3. 1645 
als  ©elegirter  aur  ad^ten  ©eneralcongregation  beS 


283 


Sugo,  be. 


284 


OrbcnS  mi)  Siom  gcfcnbct  —  ein  SetociS  Don 
bcm  l^ol^cn  Slnfcl^cn  unb  SScrtrauen,  befjcn  er  bei 
feinen  Orben^enoffen  ftc^  erfreute.  9lad^  beren 
iSeenbigung  mu|te  er  qI§  Sl^eolog  bed  OrbenS« 
generali  unb  qI§  Senfor  ber  t)on  Sefuiten  t)er« 
faxten  SBerle  in  ber  ett)igen  Stobt  )urütfblei6en. 
um  fid^  jiebod^  ben  Derfd^iebenen  Sl^renbeseigungen 
)u  ent^iel^en^  meldte  il^m  inSbefonbere  nad^  ber  &- 
lebung  feines  iüngem  93ruber8  gur  CarbinalSttürbe 
)u  Sl^eil  mürben,  bat  ber  bemätl^ige  ©elel^rte, 
ttieber  nad^  Spanien  jurfidEfel^ren  }u  bürfen.  Sort 
mirfte  er  nod^  einige  3^it  ctlS  SRector  )meier  Kol- 
legien bis  )u  feinem  am  17.  S)ecember  1652  er- 
folgten %obt.  ^xaxii  be  Sugo  l^interlie^  mel^rere, 
öuferfl  feiten  geworbene  ©d^riften,  bie  ftd^  ber 
3eit  nad^  alfo  folgen:  1.  Opusc.  de  sacramen- 
tds  in  gen.,  Yallisoleti  1688,  Granatae  1644; 
2.  Decursus  praevius  ad  theologiam  moralem 
sive  de  principiis  moralibos  actuum  huma- 
norum,  L  e.  de  conscientia  et  motu  animi 
Toluntario,  2  partes,  Mantuae  Garpetan. 
(SJlabrib)  1643 ;  3.  Theologia  scholastica  in 
L  p.  D.  Thomae,  continens  tres  libros:  de 
Deo;  de  Trinitate;  de  Angelis,  Lugduni  1647; 
4.  Tractatus  de  Septem  Ecclesiae  sacramen- 
tis,  praxim  potius,  quam  speculationem  at- 
tendens  et  intendens,  Yenet.  1652.  fiugo 
nennt  fein  fyxnpttotxi,  boS  er  feinem  DrbenS« 
genoffen^  bem  ^oftel  t)on  3nbien,  bem  1^1.  Sfrang 
Xaöer,  getoibmct  l^at,  ^fd^olaftifd^e  3:]^eologie", 
tt)eil  er  nur  baS  bogmatifd^e  unb  fpecuIatiDe  3Ro> 
ment  in'S  Singe  faffen,  bagegen  alleS  ouSfd^eiben 
miQ,  n)a§  bie  9Roral  unb  bie  Ssegefe  (t)on  il^m 
„pofitiöe"  Sl^eologic  genannt)  ju  bel^anbeln  l^at. 
S)en  ©efammtftoff  ber  „fd^olaftifd^en  Sl^eologie" 
aber  ^at  er  auf  3  Sänbe  ober  9  Sudler  Dert^eilt. 
2)a§  erfte  Sud^  umfa|t  bie  Se^re  oon  (Sott,  ha^ 
Itotik  bie  oon  ber  Xrinitöt,  ba3  britte  bie  Don  ben 
Sngeln ;  nur  biefe  brei.  aUerbingS  fe^r  umfang- 
rei^en  Slb^anblungen,  ^at  ber  geleierte  Sl^eologe 
Dom  Untergange  gerettet  unb  in  bem  eben  Dei^ei^- 
neten  tjfoliobanbe  Deröffentlid^t  (ein  jteeiter,  Don 
bem  ©ottoel  fprid{|t,  ejiftirt  nid^t).  Sie  übrigen 
Sractate  foQten  fid^  in  biefer  Steil^e  folgen:  4.  ^ud^ 
Don  ber  @eligfeit  (De  beatitudine) ;  5.  Don  ben 
menfd^lid^en^anblungen ;  6.  Don  ber  ®nabe ;  7.  Don 
ben  tlieologif d^en  Xugenben ;  8.  Don  ber  ^enfd^- 
merbung  unb  9.  Don  ben  Sacramenten.  Ueber 
feine  tlieologifd^e  SRetl^obe  öugert  er  fidd  felbjl  f ol* 
genberma^en:  Literam  s.  Thomae  smnmatim 
praefigam  compendioque  percurram,  sensum 
illios  disputationibus  librabo,  ut  non  tam 
commentator  esse  videar,  quam  sectator  Doc- 
tor»  Angelici,  qui  mihi  semper  in  ore,  sem- 
per  in  corde  fuit.  Sro^  bem  l^ier  auSgefprod^enen 
engen  %nf(^lu|  an  ben  1^1.  Sl^omaS  l^ulbigte  ^rang 
be  Sugo,  bem  (Seifte  unb  ben  großen  SJluftem 
feiner  OrbenSfd^ule  folgenb,  in  feiner  ©dftolaftil 
einer  freieren  Bewegung,  einem  gemiffen  dclecti« 
ciSmuS,  ber  unter  fritifd^er  Sßermertl^ung  Doron- 
gel^enber  Seiffatngen  unb  Anregungen  bie  tl^eo* 


logif d^e  SBiffenfd^aft  im  fat^olif d^en  @inne  fortju- 
bitten  fu^t — ein  SJerfal^rcn,  ba§  er  im  Sonoorte 
eingel^enb  red^ertigt.  Molior  igitor,  fagt  er, 
noviantiquam  theologiam,  quam  laudat  Chri- 
stas Dom.  Matth.  13,  52  . . .  Ita  christianae 
religionis  dogma  soUdetur  annis,  düatetur 
tempore,  sublimetur  aetate,  incorruptum  ta- 
men  illibatumque  persistat.  Crescat  igitur 
in  agro  nostro  sacra  doctrina,  sed  a  semine 
veritatis,  recentes  habeat  flores,  sed  annosum 
tnmcum,  crescat  in  fundo  nostro  domus  sa- 
pientiae,  sed  priscis  innixa  fundamentis,  as- 
sm*gat  theologicum  aedificium  nova  quidem 
venustate,  sed  antiqua  firmitate  compactum 
(Prologus  in  Theol.  schol.  n.  25—48,  p.  7  ad 
14).  (Sgl.  Nie.  Ant,  Bibl.  hisp.  noval,  336; 
de  Backer,  Bibliothäque  des  ecrivains  de  la 
Comp,  de  Jösus  s.  v.) 

4.  3ol^anne3  be  Sugo,  S.  J.,  (Sarbinal, 
ber  iüngere  Sruber  beS  SSorigen,  mürbe  cm 
25.  9toDember  1583  p  ÜRabrib  geboren.  Son 
feiner  IBaterftabt  ©eDilla  nannte  er  fid^  Hispa- 
lensis,  bie  I^L  jf atl^arina  Derel^rte  er  zeitlebens  al§ 
befonbere  $atronin.  @ein  Dorsüglid^eS  %almt 
entmid(elte  ftd^  fel^r  frfll^e.  @d^on  als  breiiöl^geS 
Stvnh  las  er  @ebrudfteS  unb  ®efd^riebcneS  ofne 
Slnfto^.  amt  14  Sal&ren  Dertl^eibigte  er  öffentlid^ 
unter  allgemeinem  SeifaEe  2:^efen  auS  ber  SogiL 
Satt  l^ierauf  fd^idtte  fein  Sater  il^n  }uglei(^  mit 
feinem  Sruber  Sfranj  an  bie  ^od^f d^ule  Don  @ala- 
manca,  mo  Seibe  bie  Siedete  ftubiren  follten.  SRit 
meld^  glön^enbem  (Srfolge  ber  jugenblid^e  Sugo 
bief  em  @tubium  ftd^  l^ingab,  baDon  ^eugt  ber  f))ater 
Deröffentlid^te  Sractat  De  justitia  et  jure,  in 
meld^em  er  bie  fd^mierigften  unb  Dem)id(elt{!en 
fragen  beS  bürgerlid^en  unb  canonifd^en  Sled^tS 
mit  ebenfo  Diel  Urt^eilSfd^örfe  als  (Selel^rfamfeit 
unb  jf larl^eit  bel^anbelt.  ©leid^mo^l  Dermod^te  il^n 
bie  jiuribifd^e  Saufbal^n,  gu  meld^er  il^n  ber  SBiüe 
beS  SaterS  beftimmt  l^atte,  nid^t  bauemb  p  feffeln. 
S)em  Seifpiele  beS  öltem  SruberS  f  olgenb,  trat  er, 
20  äal^re  alt,  nid^t  ol^ne  ^artnödtigen  SBiberftanb 
feines  SSaterS,  in  bie  ©efeUf d^aft  3efu,  meldte  burd^ 
il^re  au^erorbentlid^en  Seiftungen  mie  in  ber  äBiff en- 
fd^iaft,  fo  im  ))ra!tif d^  fird^lid^en  Seben,  namentlid^ 
in  ben  SRiffionen,  bie  Slite  ber  ©eifter  an  fid^  gog. 
^ad)  beenbigtem  9ioDictat  fe^te  Sugo  feine  ))]^ilo« 
fopl^ifd^en  unb  tl^eologifd^en  @tubien  fort,  morin 
er  ben  inSbefonbere  auS  ben  S)iS))utationen  ber 
Congregatio  de  auxiliis  rül^mlid^  befannten^ßeter 
Don  ^nubal  gum  Seigrer  ^atte  unb  eS  )tt  f old^er 
SoUenbung  brad^te,  ba^  er  alSbatt  (feit  1611) 
fettjl  in  Derfd^icbenen  Sefuitencollegicn  beim  Sel^r* 
amte  Dertoenbet  »urbe.  5Rad^bem  er  eine  3^Jcmg 
$l^ilofo))]^ie  )u  Webina  bei  (Sampo  (^roDing  fßoiäa' 
bolib),  bann  fünf  ^a^xt  ^inbur^  Sl^eologie  )u 
SaQabolib  Dorgetragen,  mar  fein  %tf  als  ©elel^r« 
ter  unb  Se^rer  bereits  f o  l^od^  geftiegen,  ba|  er  im 
3. 1621  Don  bem  DrbenSgeneral  SK.  SJitelleSd^i 
auf  ben  erften  tl^eologifd^en  Selirftul^l  ber  SBelt 
am  rdmifd^en  ßoOeg  berufen  mürbe.  Stoti  S)e' 


285 


Suöo,  bc. 


286 


cnmien  ^inburd^  le^e  er  l^ier  bie  l^eilige  SBiffen* 
{d^  mit  fold^  Seifole,  bol  nid^t  bIo|  eine 
)Qi^lmi^  Qsäßax^ä^,  bonmter  bie  borjüglid^ften 
Zdente,  mn  feinen  Sotl^et  fid^  fommelte,  f on« 
bem  mtS^  feine  SoiMge  nod^  melfeitigen  9Bün« 
f<^  burd^  nad^d^ebene  SoHegienl^efte  in  auS* 
nörtige  ihetfe  Derbreitet  »urben.  Unter  feinen 
St^ulem  ragen  indbefonberS  l^erDor  ber  originelle 
Sort  be  dspaxiß  unb  ber  befannte  ®ef  d^id^tf d^rei* 
ber  be9  ZribentinnmS,  Sorbinol  ©forga  ^aÜoDt' 
dni^  Seibe  Sugo'd  9iad^f olger  auf  bem  tl^eologifc^en 
ie^rfhi^e.  SBiein  ber  SEBijfenfd^aft,  fo  nmrSugo 
aii4  in  ber  ^rjymmigfeit  90en  eine  Sendete.  t$ent 
oon  jebem  el^rgeüigen  Streben,  lebte  er,  unbefüm* 
nert  um  anbere  SHnge,  nnr  feinen  Stubien  unb  ber 
9ciDtffen(aften  (Erfüllung  feiner  OrbenSpflid^ten. 
Sebcr  bie  Bcriptnrientis  saeculi  consuetudo, 
Irie  er  beOagt,  nod^  bie  bringenbften  Sitten  feiner 
^reunbe  tmb  €d^üler  Dermod^tenben  tief  bemütl^igen 
Otann  gn  beioegen,  feine  tl^eologifd^en  arbeiten  p 
ttrbffetihi^en;  eSbeburfteJ^iegueinedauSbrüdflid^en 
Sefel^IeS  iK)n  Seiten  feiner  Oberen  (Dgl.  Tract. 
^  Incam.  mit  Ad  lectorem).  SDKt  Siortrögen 
über  bie  l^Uigfte  dEud^rifKe  (otte  er  im  3. 1616 
$n  SoUaboßb  feine  tl^eologif^e  fiel^rtl^ötigfeit  be« 
gmmen,  aber  erfl  gmanjig  Solare  nad^l^er  erfolgte 
becen93erdffentltd^ttng,  nad^bem  er  fie  einer  mel^r« 
noligen  grönbUd^  Ueberarbeitung  unterzogen. 
JM^  \pQixt  f&Ot  bie  3)rndlegung  feines  SBerfeS 
MerbieZugenbbedg5ttlid^®Iauben8, 25  Saläre 
Bo4  ber  erften  ^Bearbeitung.  2)Q]^er  tragen  benn 
mSi  Sitgo'9  fämmtlid^e  t^eologifd^e  SBerfe  ba§ 
Schräge  einer  forgfamen  Senfarbeit  unb  feinen 
$olitnr.  (Eine  feiner  oorjiiglid^ften  ^bl^anblungen, 
D«  justitia  et  jure,  burfte  er  Urban  VIU.  toib« 
■en  vnb  perfdnlid^  überreid^en.  3)er  ^ßa))ft,  mit 
wdS^  ber  befd^eibene  $ater,  obtool^I  f ^on  Saläre 
lang  in  Xom  n^eilenb,  bei  bief em  Sinlaff e  }um  erften 
3Rale  fprad^,  ftaunte  über  fein  Sßijfen,  feine  Ur« 
4eiISfd^ärfe  unb  ftlugl^eit  unb  gebraud^te  fortan 
(änfig  feine  geleierten  Sienfte.  SBöl^renb  Sugo 
ebea  an  ber  lej^en  quaeetio  feiner  clafflfdeen  Sb« 
(oBldiiiia  lieber  bie  Xugenb  bed  göttlid^en  ®lau« 
benS  arbeitete,  umrbe  er  plbißd^  t)on  ber  3laä^' 
rit^  fibcrrafd^,  ber  l^Uige  $ater  l^e  il^n  am 
14.  S>Kcmber  1643  jum  Sarbinal  ernannt  (Dgl. 
'Tract  de  Tirt  fidei  divinae,  disp.  25,  n.  58). 
S)ec  bcnüt^ige,  nid^tS  a^enbe  ©elel^rte  mar  l^ier« 
Öer  fo  beftür)!  unb  mebergebeugt,  ba|  er  ben  il^m 
dtgegaigefanbten  £arbinoämagen,  ber  il^n  f ofort 
{BB  ^ßapfie  bringen  feilte,  feinen  Seid^magen 
aonic  nnb  nur  bmfd^  ben  auSbrAdFIid^en  unb  fireng* 
Pen  9cf^  beS  ^|ki)yfhd  fid^  }ur  Snnal^me  ber  er» 
labcnoi  Surbe  bemegen  Ue|.  Sugo  felbft  berid^» 
tdt  nod^mald  in  feinen  Besponsis  moralibos 
(L  8,  dnb.  5,  n.  7)  bei  Erörterung  ber  gfrage,  ob 
ber  ^opß  bnr4  feüien  9efe(I  einen  OrbenSmann 
1»  Wsaafyaat  ber  btfd^öfH^en  9Bürbe  gmingen 
i:  Haue  potestatem  in  me  ipsum  novissi- 
exerenit  feL  reo.  ürbanus  Pp.  VIU., 
OD  nsurpanti  yerbiim  illnd  Mandamus,  post 


repetitnm  saepius  illud  yerbum,  ego  quidem 
aliquamdiu  non  acquievi,  sciebam  quippe 
non  deesse,  qui  de  obligatione  saltem  gravi 
eo  verbo  signifieata  dubitent,  donec  expresse 
dixit:  se  qua  procul  dubio  pollebat  auctori- 
tate  Buprema,  praeeipere  id  mihi  praeeepto 
formali  in  Yu*tute  sanctae  obedientiae.  9l(§ 
Sarbinal  blieb  Sugo  unter  bem  ^urpur  ber  frül^ere 
bemütl^ige  unb  bef d^eibene  OrbenSmann.  (£r  bul« 
bete  in  feinem  ^alafte  feine  foftbaren  unb  giän« 
^enben  SRöbel,  mar  bagegen  befto  freigebiger  gegen 
bie  %rmen.  91I§  SRitglieb  mel^rerer  mid^tigen  (Kon- 
gregationen l^atte  ber  erl^abene  jtird^enfürft  nod^ 
eine  SReil^e  oon  Salären,  freilid^  oft  unter  fd^meren 
förperlid^en  Sd^mergen,  reid^e  ©elegenl^eit,  feine 
Oielfettigen  unb  grünblid^en  jfenntntffe  in  un- 
mittelbarem 2)ienfte  ber  ftird^e  ^u  oertoertl^en. 
(Ein  langmiertgeS  Steinleiben  ma^te  feinem  Der« 
bienfboUen  Seben  ein  Snbe  am  20.  Suguft  1660, 
im  alter  oon  77  Sauren;  fein  Sieblinggfd^üler, 
Sarbinal  ^allaotcini,  l^atte  il^m  bie  l^eiligen  Sterb« 
facramente  gereid^t.  2)ie  le^te  ätul^eftötte  fanb  er 
nad^  le^tmiUiger  SSerfügung  in  ber  kaptüt  unb  p 
ben  Sü|en  bed  1^1.  3gnatiu§,  ut,  toie  feine  ®rab« 
fd^rift  melbet,  ubi  fuerat  thesaurus  ejus  (baS 
$rofe|]^au§  ber  ^efuiten  ttmr  fein  Unioerfalerbe), 
ibi  esset  cor  ejus. 

Sugo  l^at  feinen  gefd^loffenen  tl^eologifd^en  (Sur- 
fuS,  nur  einzelne  Xractate  über  Oerfd^iebene  t^eo« 
logtf(!^e  SRaterien,  aOerbingS  fe^r  toid^tige,  Der« 
öffentlid^t.  Sr  bel^anbelt  feinen  ®egenftanb  in  ber 
Siegel  oon  ber  fpeculatio«bogmatifd^en  unb  morali* 
fd^en  Seite,  in  ber  auggef))rod^enen  Uebergeugung, 
oa|  bie  eine  oon  ber  anbem  untrennbar,  eine  tl^eolo» 
gifd^e  SRoral  o]^ne2)ogmatif  grunb«  unb  l^altloS  fei 
^onfeinemDrben8gcnoffen,bemS]^eologen®en^r, 
toirb  er  in  scholastica  et  morali  exciütissimus 
genannt.  Sabei  mar  er  oortoiegenb  fpeculatioer 
Sl^eologe;  bogmengefd^id^tlid^e  ^uSfül^rungen  oer> 
mieb  er,  unb  (SontrooerSfragen  äberlie|  er  ben 
auSge^eid^neten  Sontrooerftften  feiner  3cit.  Seine 
^au))tftär!e  liegt  meniger  im  ))ofitioen  SBiffen,  aU 
im  fritifc^en  S^arfftnne,  mit  meld^em  er  bie  ^ei« 
nungen  Ruberer  ptn\t  unb  nad^  genauer  9lbmä> 
gung  aUer  ®ränbe  unb  ®egengrünbe  entmeber 
billigt  ober  Oermirft  ober  mit  feinem  Sacte  bie 
rid^tige  9Ritte  fttü>et.  Seine  ^uctoritöt  l^terin  mar 
fo  gro|,  ba|  mel^rere  oorbem  minber  probable  9ln« 
fid^ten  bur^  feinen  Seitritt  fortan  attgemeinere 
®eltung  gemannen.  3m  ^inblidt  auf  bicfc  fd^arf« 
finnige  unb  principielle  IBel^anblung  tl^eologifd^er 
Qfragen  urtl^eilt  über  il^n  fein  DrbcnSgenoffe  Ear» 
binal^aOaOicini:  Joann.  deLugo  hac  gemina 
laude  semper  inclaniit,  ut  nemini  aetatis  suae 
vel  ingenii  acumine  yel  judicii  soliditate  con- 
cesserit.  Neque  fuit  in  contemplatrice  theo- 
logia  subtilior,  quam  in  morali  prudentior 
(Praef.  ad  Resp.  mor.,  ed.  Vivös,  VIII),  unb 
nod^  glönjenber  etma  ein  Sal^rl^unbert  fpäter  ber 
!^l.  SlfonS :  Doctissimus  Lugo  post  D.  Tho- 
mam  non  temere  inter  alios  theologos  facilo 


287 


Sugo,  be. 


288 


princeps  dici  potest,  cum  in  dubiis  discu- 
tiendig  hie  auctor  saepe,  nullo  praeeunte, 
falcem  ita  ad  radicem  ponit,  ut  rationes,  quas 
ipse  in  medium  adducit,  difficulter  solyi  va- 
leant  (TheoL  mor.  III,  552).  91IS  ßugo  feine 
literorifd^e  Sl^ätigfeit  begann,  xoattn  bie  beiben 
großen  t^eologifd^en  fiid^ter  Spaniens  unb  ber 
Sßelt  @uare)  unb  SSaSque^,  bereits  bem  Srlöfd^en 
nal^e ;  ber  ^ifpalenfer  fteQt  fui^  j^äufig  afö  briüed 
Derföllnenbeg  @Iieb  }tt)ifd^en  bie  beiben  tDiffen* 
fd^aftlic^en  Slntipoben  unb  fud^t  mit  überlegener 
©eifteSfd^ärf e  il^re  toiberftreitenben  Stnfid^ten  auS- 
}uglei(^en.  S)a  er  biefeS  prüfenbe,  auSgleid^enbe 
ut^  ergän}enbe  SSerfal^ren  ouci^  an  öfteren  Sl^eo» 
logen  übte,  toollte  er  felbft  bef d^eiben  feine  %i)to» 
logie  nur  als  ^nl^ang  )u  frül^eren  Seiftungen  gelten 
lajf en,  babet  aber  nur  StgeneS  bieten  unb  bal^er  bie 
Sitate  aus  ben  befprod^enen  Sluctoren  möglid^ft 
befd^rönfen,  um  nid^t  SBerfe  }u  fd^reiben,  bie  ^um 
großen  3:i^eile  aus  Seiten  Slnberer  befleißen  (Praef. 
ad  tract.  de  incam.).  Seine  S)ar[teSungStt)eife 
ift  nad^  Sarbinal  $allat)icini  Dergleid^bar  ber  Jht|« 
ftaUfläd^e  beS  SReereS,  bei  großer  Xiefe  flar  unb 
burd^ftd^tig.  Quis  in  eo,  bemerft  berfelbe  Xl^eo« 
löge  U)eiter,  non  admireturinsignem  stili  soler- 
tiam,  nil  omittentis  eorum,  quae  omissa  ser- 
monem  obscurarent,  nil  dicentis  eorum,  quae 
dicta  caliginem,  non  lucem  affunderent? 
(Praef.  ad  Besp.  mor.). 

2)ie  Stetige  umfangreid^er  tl^eologifd^er  Xrac« 
täte,  meldte  be  Sugo  in  einem  S^itraum  Don 
18  Sauren,  Don  1633  bis  1651  (nid^t  1660, 
Xüxt  gen)5]^lid^  angegeben  mirb),  Deröffentlid^te, 
füllt  in  ber  erften  SuSgabe  Don  $et.  ^roSt  unb 
Srben  in  S^on  7  f^foliobönbe.  2)en9lnfang  mad^« 
ten  bie  Disputationes  scholasticae  de  Incar- 
natione  Dominica,  Lugdun.  1633,  foL,  unb 
bolb  barauf  1636  ebb.  in  2.  9tujl.,  Wieberum 
1653  unb  1679  —  ein  ©ommentar  ju  ben  erften 
26  Quaest.  in  IDL  s.  Thomas  mit  einem  Slnl^ange 
über  bie  Serel^rung  ber  ^eiligen,  inSbefonbere  ber 
©otteSmutter,  il^rer  SReliquien  unb  Silber:  rein 
fd^olaftifd^,  ol^ne  nöl^ere  3)arfiellung  ber  d^rifto» 
logifd^en  §ärefien  unb  ftümpfe.  9luf  ben  Iractat 
De  incam.  lie^  Sugo  bie  Disp.  scholast.  et  mo- 
rales  de  sacramentis  in  genere,  de  venerabili 
Eucharistiae  sacramento  et  de  sacrosancto 
Missae  sacrificio  folgen,  Lugd.  1635,  fol., 
unb  Wieberum  ebb.  1644.  1652.  1670,  au^ 
abgebr.  in  Migne,  Theol.  Cursus  compl.  XXIII, 
9 — 873,  eine  oor^üglid^e  Slbl^anblung,  in  neue« 
fter  3eit  befonberS  befannt  burd^  bie  barin  ent» 
laltene  Opfert^eorie,  meldte  Domel^mlid^  burd^ 
Earbinol  gfranjelin  ein  gewijJcS  Slnfel^en  erlangt 
l^at.  —  hieran  rcil^ten  pd^:  Disputationes  scho- 
lasticae et  morales  de  virtute  et  sacramento 
poenitentiae.  Item  de  sufh*agiis  et  indulgen- 
tiis,  Lugd.  1638.  1644.  1651  et  1666,  fol., 
nad^  beS  SerfafferS  eigener  Semerhing  Dorwicgenb 
für  bie  ^rajiS  gefd^rieben.  3n  weld^em  ©cifte  fic 
gel^alten  fmb,  lajfen  bie  ßinleitungSworte  ad  le- 


ctorem  erfennen:  In  seligendis  sententiis,  sicut 
non  semper  magis  rigidas,  ita  nee  semper 
magis  benignas  et  laxas  elegimus:  nee  enim 
fieri  potest,  ut  in  altero  semper  extreme  veri- 
tas  reperiatur:  conati  tamen  sumus,  ubi  fieri 
potuit,  probabilitatem  alterius  partis  signifi- 
care.  6r  tl^at  bie|  nad^  bem  Urtl^eile  Sol^.  W« 
Darebo'S  mit  fold^em  ®ef (|ide,  ut  in  hac  re  ulti- 
mam  manum  imposuisse  videatur.  —  ^ad)  bem 
SSorgange  feiner  DrbenSgenoffen  9Rolina,  SeffiuS 
u.  91.  Deröffentlid^te  Sugo,  als  Dorjüglid^erftenner 
beS  römif d^en  wie  cononifd^en  Sied^tS,  ein  ausfuhr* 
lid^eS  SBer!:  Disputationes  de  justitia  et  jure, 
2  foll.,  Lugd.  1642.  1652  et  1670,  weld^eS 
nad^  ber  bei  ben  9{ad^fd^olaftüem  üblid^en  9Re- 
tl^obe  ungefäl^r  baSjenige  entl^ült,  waS  man  l^eut« 
}utage  im  $rit)atred^te  (mit  SluSfd^lu^  beS  (Sfyt» 
unb  gfamilienred^tS)  ab^ul^anbeln  pflegt,  unb  an 
SReid^^altigfeit  unb  IBielfeitigfeii  nur  burd^  baS 
großartige,  fed^Sbönbige  SBetI  eines  anbem  3t' 
fuiten,  beS  Stngolftöbter  $rofefforS  Sl^r.  ^aunoQ) 
(3ng.  1671),  übertroffen  wirb.  —  SereitS  (Jar- 
binal  geworben,  gab  er  Disputationes  scho- 
lasticae et  morales  de  virtute  fidei  divinae, 
Lugd.  1646,  fol,  unb  Wieberum  ebb.  1656  unb 
1696  l^erauS,  wol^l  baS  erfd^öpfenbfte  unb  grünb> 
lid^fte  SBer!,  baS  yt  über  biefen  ©egenftanb  ge* 
fd^rieben  worben  ift.  S)er  erfte,  fpeculattoe  Si^eil 
bel^anbelt  bie  fd^wierigften  tl^eologifd^en  S^agen, 
an  weld^en  biefe  ÜRaterte  überreid^  ift;  ber  }Weite, 
praftifd^e,  erörtert  bie  einfd^lögigen  moralifd^en 
fünfte:  bie  @ebote  unb  S3erpfli^tungen  beS  ®lau« 
benS,  bie  entgegengefe|ten  Serfünbigungen  unb 
©trafen.  —  ®aS  l^te  feiner  ffirudtwerf e,  nur  auf 
Sitten  feines  SieblingSfd^ülerS  Sarb.  ^PaOaDidni 
Der5ffentlid^t,  betiteU  fid^:  Besponsorum  mo- 
raHum  diversorum  libri  sex,  Lugd.  1651,  fol.; 
wieber^olt  ebb.  1660  u.  1696 :  eS  finb  antworten 
auf  Derfd^iebene  ^fragen,  weldge  ber  geleierte  Sar« 
binal,  Don  allen  Seiten  ^u  Statine  gebogen,  }unäd^ft 
gu  eigenem  ©ebroud^e  ausgearbeitet  l^atte.  2)ie  ge- 
nannten ^ublicationen  erf $öpf en  nid^t  bie  Don  i^m 
im  ÜRanufcripte  ausgearbeiteten  ^bl^anblungen 
unb  geben  bal^er  aud^  fein  DoQflänbigeS  99ilb  feiner 
wiffenfd^aftlid^*literarifd^en  Si^atigleit.  Sugo  war 
bei  aller  @d^örf e  unb  ^röcifion  ein  ftu^erft  frud^t« 
barer  ®eift :  wäl^renb  einer  SOjäl^rigen  Se^rwirf- 
famfeit  in  ber  ^l^ilofopl^ie  unb  3:]^eologie  l^atte  er 
über  Derfd^iebene  SKaterien  beiber  ©ebiete  umfang- 
rcid^e  Sractate  gefd^rieben,  auf  bie  er  fid&  in  feinen 
gebrudHen  SBerfen  beruft,  bie  aber  felbft  niemals 
5um  S)rude  gelangten.  2)em  pl^ilof opl^if d^en  Unter- 
rid^te  lag  bamalS  befanntlid^  ^riftoteleS  }u  ®runbe; 
Sugo  erwäj^nt  mel^rere  S^ommentare  }u  Derfd^ie- 
benen  @d^rif ten  beS  @tagiriten,  f o  )u  ben  Sudlern 
De  anima,  De  generatione,  ^ur  $^9fif  imb 
ÜKetapl^pfif,  5u  ben  gweiten  9lnal^|tifen  u.  a.  3n 
ber  X^eologie  fül^rte  ber  1^1. 3:]^omaS  baS  @cepter; 
nad^  ben  Slnbeutungen  in  feinen  gebrudtten  SBerfen 
ei^iftirten  Don  Sugo  Kommentare:  De  Deo  ono 
et  trino,  unb  im  SSefonbem  De  visione  unb 


289                                                        Sugo,  be.  290 

De  scientia  Dei;  De  prsedeBtüiatdoiie ,  De  u.  b.  a.};  in  ^tncbig  SiD.  be  Sllontuifto  (Cim. 

grstis.  De  actibas  hnmonia  u.  a.   Sltt  uner'  philoa.  ad  mentem  Scoti ,  Yen.  1665)  iinb 

maxtat  €r^6ung  jum  ßatbinalate  fe^tt  Sugn'i  SUlaftiiuä  be  gjltlbula  (Disp.  theolog.,  ib.  1675, 

^uftlicationen  ein  3^  uib  nenbctt  feine  l^ätig*  u.  a.) ;  in  tStailanb  ^teron.  (SaHuS  (In  m.  Scoti, 

faU  auf  ottbcn  @t6tele;  bit  Wt^rja^l  ftiner  litt'  Mediol.  1645)  u.  f. ».  3n  ber  9iei{)t  btefer  gt- 

lorif^ni  Srjtugntfft  Uitft,  umä  tc  urfpiänglic^  let)rten  ©cotifttn  trimmt  au^  Slltganber  »ubeuS 

oBta  justbo^t,  unwrüffenlliii^t  unb  ging  für  bit  be  Sugo  eine  ot^tungSmeri^t  ©tdit  ein.  ®c  mm: 

Sifftnf4<ift  oatetm.  Stint  gebnidFten  S^crle  tt>  lange  3(tt  Sekret  ber  3:t)tDlogie  unb  Seittr  bet 

fc^ientn  im  eerigen  3a^i^unbtrt  ju  SBtnehig  in  ©tubitn  in  ben  groBtn  SoStgien  Don  ä(fi[i  uiü) 

imettei  &rfiunmtauflagt ,  bit  groar  bie  neutren  Bologna  unb  definitor  perpetuns  btr  letztem 

tSmift^  ßntjdjtibungen  ^inju^gt,  im  Uebrigtn  ^roBinjunbUeröffentlic^te:  1.  Controversiamm 

ober  btr  cr^m  Sqonti  in  man^ti  ^infii^t  na^'  theologicanim  inter  Scotietas  2  part.,  Bonon. 

^(Venetüfil718etl751,ed.Mc.Pezzana,  1651—1652.  S)tcIeS  äßeif  be^anbelt  bie  „^uS> 

7  TolL  in  fol.).  3n  neueftei  !^ät  befotgtc  l&a-  litten  S^^ift"  ber  Scotifttnft^ule  unb  mil  billig 

nimiaiS  3.  99.  ^ouniiali  eine  @efammtau3gatie  flart  Slarlegung  ber  ödsten  Se^rt  beS  ScotuS  eint 

beiSioMin^iiS  1868—1869,  8  39be.,  bie  fu(  EßerfStinung  btr  ab n>eii|tnben  Weinungen  ^trbtt- 

}äb\l  cinfü^  als  editio  nova  diligenter  re-  fiit)Ten.  3)eT  erfte  X^eiC  trMert  in  40  @Dntn» 

cognita,  notis  illnstrata  et  docamentie  pluri-  tier|tn  beifd^iebtnt  §aut)tbi^ttenj))unftt  auS  btt 

boi,  qnae  a  morte  auctoris  ad  hnnc  usque  @ottt3-unb2:nntläl3le^tt,überbieSngeI,@nabt, 

dieni  e  romana  Coria  prodienmt,  necnonin-  ©iinbe,  €rb|iinbe  n.  f.  tn.;  btr  jtoettt  erläutert 

dicibns  copiosisaimis  locupletata  et  omata.  22  SontroDtrSfiogen  au€  btr  3ncamatiDne-  unb 

Seib*  VnSgaben  weichen  in  ber  SRei^enfoIge  btr  Sacrnmentenle^re,  au§  btr  OToral  u.  f.  ra.  SDie 

Xtactutt  tMjn  tinnnber  unb  Don  ber  erfttn  in  ber  gorf(e|ung  bei  9Btrtt§  foKte  bie  äußeren  Sterben 

faiiliirif^en  Orbnung  il^reS  €r|t^eintn8  ab  (Nie  mit  ben 3;|omiftengur®arfteaung bringen;  oDtin 

Antonio,  BibL  hisp.  nova  I,  556;  de  Backer,  Sugo  ^nb  Von  ber  %luSfiif)ning  hiefeS^IantS  ab 

Bibiiothiqne  des  ecriv.  de  la  C.  d.  J.  s.  y.;  unb  übtrlit|  fie  bem  ©coti[ten  3)IaftriuS,  ben  ti 

Hmter,  Komenclator  I,  691  sqq.).  aß  feinen  Setirer  nmljxtt  unb  im  Stile  iener 

5.  Slcianber  9tubeuS  be  Sugo,  0.  U.  3"!  mü  überf^manglid)en ^töbicaten  feierte.  Sr 

Conv.,  fo  genannt  Don  fetntm  ©eburtSortt  Sugo,  ftlbfi  manbte  [eint  ^ebet  btr  ^bt^ofopbie  ju  unb 

nntm  fleintn  StÖbt^en  }imft^en  £Rat>enna  unb  fct)rieb  2.  ControTerBiamm  metaphysicalium 

Sobgno.   SdSSItsonbtt  in  bem  jmeiten  9)iettel  inter  Scotistas  totn.  unicue,  Bonon.  1654, 

bei  17.  3ii(i^unbcrtS  boS  ftleib  btS  ^1.  ^landS-  eint  Steige  Don  17  ßontiobeifen  über  fi^wittigt, 

adw^,flanbtnben@c^Ienbtt|eeOrbene,inS-  mitunter  \ti)i  abfiradt  unb  fubtile  $unltt  btt 

btfonböf  ber  SRtnoritnt'iSonbtntualtn,  ntlc^en  er  fcotiftifctien  Ontlafi^gfif,'  mie  jie  bie  enturtete  @)>ät< 

ome^iMt,  bit  St^  SunS  Stotue'  in  DoKet  ^lütt,  f^olaflit  fieiDoigebrac^t.  3t»ti  'Sal^it  fpäter  folgte 

nb  a  btrtfi!^  getobt  in  Stolitn  ein  fe^r  regeS  3.  TotiuB  philos^biae  cureus  Pars  I,  Bonon. 

gttßigtSSdcnunbeintTülittgt  [iteTarifcE)et^ätig-  1656  (über  bolObject  unb  bie  ^rincipitn  ber 

tetttabieftiSKt^tung.  ^bgtfe^en  uon  benwiffen-  ^tiilofop^ie  unb  @egtnftönbt   ber  ollgtnieinen 

f^Bffful^etnttenSlomS,  owfaftju gleicher ^eit,  3Rttap^t)fiI) ;  P.  ü,  ib.  1657  (bie  fcoH^f^e 

tu  Cotbinal  3o^_.  be  Sugo  feint  unucrgänglii^tn  $f|Qfi[) ;  P.  III,  ib.  1660  (bit  fcotiftifc^t  $|qc^o- 

&älo\af^^)m  SiSputotiontn  otröffenllidite ,  bie  logie,  Sqnamologit  unb  Üloetit).    @eint  legte 

ledl^mtm  grinuiScaner-X^eoIogen  ^ofj.  ^onciuS  ^ublication  maren   4.  BeHolutiones  morales 

mb  fioBC.  Stoncott,  fpAtn  Sorbinal  (j.  b.  ?lrt.).  juxta  mentem  Scoti  et  D.  Tbomae,  Bonon. 

fcDtiptft^  a^bme  tmb  Sß^Iofop^ie  Dortrugtn  1664,  Srärteiung  unb  S&fung  eon  fc^raeitren  unb 

■ri»  auf  bflbtn  (Sebittm  bnootrogenbe  SUBtrft  häufiger  nortommenben  iSewiflenSfätlen  —  im 

f4EiAen,^atttboniaKfaPitbtebtbcutenbeOrbenS-  @eifte  tum  @colu3  unb  2:^oniag.  Sugo'S  Siterfe, 

odleg  brä  Uaßenifi^  ^Ibinfel  einen  ober  me^>  bouptlSf^Iii^  für  ben  engem  i^^d3  bei  bamaligen 

Rn  «fi^il|tc  Stlrm  unb  €t^nft^ller.  @o  lehrten  g^ranciscanerfi^ult  gtf(!)ricbtn,  finb  gegenwärtig 

m  fkilmiu)  bei  SonMntuale  €aft).  ©gtiemma  äugerft  felttn  unb  bieten  roenig  mefir  als  literar- 

(Manuale  seoüeam,  Panormi  1638,  unb  Sco-  gefi^tli^tfi  3ntertffe.   (3!gl.  Joann.  a  a.  An- 

tiea  opiiBe.,  ib.  1645—1651)  unb  ber  ffobU'  tonio,  Bibl.  univ.  Franciac.  I,  35.) 

Vaa  (Befualbo  bt^ononiie  (In  Scoti  formal!-  6.  Safttan  iQtnitej  bt  Sugo,  0.  Pr., 

tatM,  Pul  1652);  in  ^Itopel  !Biancofiu3  (De  lebte  am  Snbt  btS  17.  unb  in  btr  trften  ^älftt 

I>eo  mio  et  trino,  Neap.  1638),  Slug.  Sjolpi  btS  18.3a^t^unbert§,  toat  ÜJtilglitb  beg  berü'dm- 

(SKtBmKUieoL8ooti,  ib.  1622— 1645, 12  voll,  ttn  SJominicanercontientS  @t.  ©lepgan  gu  @ala- 

foL),  9H4-  Snmco  (TJniTereae  philosopbiaa  manca,  ber  3ßflangf(f)ule  fo  uieler  burcEi  ÜBiffen- 

fimtt,  ib.  1650);  in  99oIogna  ^r.  ^ontelongo  ft^aft  unb  grömmtgleit  auigejeii^neten  SERÖnner, 

(DaqpnUtiOTHa  logicalea,  Bon.  1647);  in  !ßa-  »eilte  ftiöter  al9  afflftent  für  bie  tßrobtnj  ®\ia* 

tan  9Monbo  bt  SRonte  fieone  (Integer  cursus  nien,  |ugleic^  nl@  ßonfultor  ber  Stitencongrega* 

^MM^tiae,  Fatav.  1672 — 1673)  unb  !Dtatt^.  tion  unb  Senfor  ber  rämifc^en  Snquifition.  an  ber 

^a^oA  (DiflcoBsiones  sooticae,  PaL  1638,  ©eittbtSOtbtnSgeneraläX^omaSStibolliuStDm 

tMtftniitim.  Tm.  2.  Mnfl.  10 


291 


Suis  t)on  Seon  —  Suitpranb. 


292 


imb  Jlarb  im  3. 1739  al§  Sifd^of  öon  3amora. 

tq  be  Sugo  Ott  ber  gerobe  bomolS  toteber  auf» 
jlammenben  Sontroüerfe  itoifd^en  Sl^otniften  unb 
SRoliniften  unb  ^äl^lt  al§  f old^er  in  biefem  ^meiten 
Stttbium  beS  ©nabenftreiteS  ju  ben  l^etDorragenb» 
ficn  Sertljieiblgcm  bcr  ffiominicancrfd^ule.  93c« 
lanntlid^  fud^ten  bie  Sonfeniften,  nQ(|bem  il^re 
Seigre  t)om  apoftolifd^en  Stul^Ie  t)em)orfen  »erben, 
^d^  an  bie  Xl^omiften  an^uflammem  unb  bie  3Rei« 
nung  5U  t)erbreiten,  bur^  bie  fBvüt  ünigenitus 
fei  in  ii^rer  ©nabenlel^re  bie  bed  1^1.  Suguftin  unb 
£]^omQ§  t)erurt]^eilt  morben  (ügl.  b.  9lrt.  Congr. 
de  auxiliis  n.  III).  3u  ber  alten  SSerleumbung, 
mit  toeld^er  man  bie  6d^u(e  beS  1^1.  Xl^omaS  be§ 
CaIt)ini3muS  6e[d^ulbigte,  l^atte  fid^  nun  aud^  biebe§ 
3anfeni3mu3unbOueSneIliani§mu§gefenttt)eld^e, 
o6[d^on  burd^  tt)ieber^0lte  Srflörungen  ber  köpfte 
eiemenS  XI.  (Suüe  Pastoralis  officii,  1.  Sep- 
tember 1718),  93enebict  XIH.  (93ret)e  6.  SRo- 
Dember  1724  unb  Sonftitution  Pretiosus  t)om 
27.  SWoi  1727)  unb  glemenS  XH.  (SBreüe  2.  De» 
tober  1733)  auctoritatiü  auf  baS  Sntfd^iebenfte 
}urfidgett)iefen,  bennod^  burd^  eine  Sßenge  oon 
@d^riften  in  Umlauf  erl^alten  würben,  ©egen  bicfe 
antifird^Iid^e  unb  antitl^omiftifd^e  Semegung  nal^m 
ber  geleierte  Dominicaner  Stellung  für  ba§  Slnfel^en 
beS  l^eiligen  Stul^IeS  unb  bie  @|re  feiner  @d^ule 
unb  fd^rieb  }u  il^rer  SSertl^eibigung:  1.  Concursus 
Dei  praeyius  et  efficax,  necessario  cohaerens 
cum  libero  arbitrio  humano  a  necessitate 
libero,  ex  sacra  scriptura,  conciliis  et  ss.  patri- 
bus,  praesertim  Augustino  et  Thoma  expla- 
•  natus,  a  calumniis  vindicatus.  Contra  Jan- 
Senium  et  Quesnellium,  pro  bulla  Ünigenitus 
et  nullitate  appellationis  ad  futurum  generale 
concilium,  Bomae  1730,  fol.;  unb  brei  ^af^xt 
fpöter  2.  Vera  Christi  gratia,  juxta  ss.  Augu- 
stini et  Thomae  doctrinam  stabilita  atque  a 
Jansenii  et  Quesnellii  erroribus  vindicata, 
Romae  1733  (mit  bem  SSilbniffe  SlemenS-  xn.). 
SIS  f obann  im  nämlid^en  Saläre  ein  ^rofeffor  ber 
Zl^eologie  unter  bem  ^feubon^m  ÜRartin  Orti) 
in  ber  @d^rift  Caducaeus  theologicus  et  crisis 
pacifica  de  examine  thomistico,  Matriti  ann. 
1733,  eine  Vermittlung  jmifd^en  beiben  Slnfid^ten 
Derfud^te,  mobei  er  bie  tl^omiftifd^e  Seigre  in  ber 
S^arfteQung  be  fiugo'd  unb  anberer  l^erüorragenben 
IBertreter  biefer  @d|ule  einer  ungerechten  unb  un^u« 
treffenben  Jhitif  unterzog,  unb  aföbalb  barauf  aud^ 
ber  portugiefifd^e  Scfuit  Srauio  (ügl  b.  9lrt.)  in  fei« 
nem  1734  ^uSinabon  erfd^ienenen  Cursus  theo- 
logicus bie  @d^riften  unb  @d^reibtt)eife  Sugo'g 
angriff,  fo  entfd^Io|  er  fid^,  gur  Slbmel^r  biefer  Sin- 
griffe unb  jur  SRed^tfertigung  feiner  ©d^ule  bie  ge- 
nannten @d^riften  umzuarbeiten,  p  ertt)eitem  unb 
unter  benfelben  Sitein  in  ein  ©efammtmerf  gu- 
fammenaufaffen,  baS  im  3.  1737  in  5  Duart- 
bönben  erfd^ienen  i{t.  2)er  erfte  l^anbelt  t)on  bem 
SDBefen  bcr  ®nabe  unb  Sreil^eit;  ber  jweite  üon 
bem  concursus  ober  ber  gratia  praeveniens, 


excitans  unb  su£ßciens ;  ber  britte  unb  vierte, 
bie  mid^tigften  für  bie  fd^mebenbe  Streitfrage,  Don 
ber  praedeterminatio  physica  unb  scientia 
media;  ber  fünfte  unter  bem  @pecialtitel  Dispu- 
tationes  theologicae  ober  Tractatus  apolo- 
geticus  t)on  ber  Sluctorität  unb  Sortrefflid^hit 
ber  Seigre  beS  ^l.  Sl^omaS  über  bie  gratia  e£Qcax, 
t)on  ber  Unfel^lbarfeit  be§  ^apfteS  (Srflörung 
unb  99egränbung  auS  @d^nft  unb  Srabition, 
au^  bem  1^1.  Sl^omaS  unb  au§  £^atfad^en  ber 
ffird^n-  unb  S)ogmengefd^id^te)  unb  feinen  in- 
appellablen Sntfd^eibungen,  t)on  ber  geredeten 
93erurt]^eilung  ber  @ö^e  OueSneOS  burd^  bie  de« 
mentinifd^e  ^ulle  ünigenitus.  @ämmtlid^e  ben 
SBerf  en  Sugo'8  üorgebrucf  ten  ^probationen — unb 
bereu  ift  eine  grofee  3ö^1  —  ergel^en  fid^  in  fangen 
unb  glömenben  SobeSerl^ebungen  über  bereu  5n- 
l^alt  unb  SSerf affer.  Unb  in  ber  Sl^at  üertritt  99enite$ 
beSugo,  mie  bie  Memoires  de  Trövoux  (1743, 
ann.  44,  p.  1016)  ftd^  auSbrtidten,  ben  Xl^omiS- 
mug  mit  großem  Sifer  unb  mit  all  ber  gföl^igleit 
meldte  feine  @d^ule  t)on  einem  ^ntoalte  i^rer  @adQie 
tt)änfd^en  !ann.  9)2it  auSgebel^nter  ©elel^rfamfeit 
eine  gewanbtc  ^olemif  unb  gro^e  ftlar^eit  oer- 
binbenb,  gel^ört  fiugo  5U  ben  bebeutenbjten  %^o* 
miften  jener  ^eriobe  unb  neben  bem  fajl  gleich- 
zeitigen SoumclQ  5u  ben  fd^ärfften  ©egnern  ber 
Sanfeniften  unb  fräftigften  SScrt^eibigem  be§  l^ei« 
ligenStul^leS.  3ugleid^  ift  feine  ma^üoHe  ffampfeS« 
meife  ein  mol^ltl^uenber  93emei§,  ba^  bie  alteSontro« 
üerfe  gegen  bie  3Roliniften  il^rc  früljiere  ©d^örfe 
unb  93itterfeit  t)erloren,  unb  ba|  eine  befonnenere 
Sluff affung  unb  gered^tere  SBflrbigung  ber  gegnen- 
fd^en  ^nftd^t  $la^  gegriffen  ^atte.  Sugo  äußert 
fidd  in  lobenbfter  ffieife  über  feine  miffenfd^aftli^en 
®egner,  erfennt  fogar  aud^  i^rer  Snfid^t  eine  ge- 
miffe  ^robabilitöt  ju  unb  miU  ben  intellectuellen 
ffampf  nur  für  bie  fflarfteUung  ber  Sßal^rl^eit 
führen:  Eruditae  scholae  S.  J.  suam  esse 
probabilitatem  non  diffiteor.  Inter  nos  in- 
tellectus  rixa  est,  non  voluntatis.  Discrimen 
utriusque  scholae,  non  charitatis  dissidium, 
sed  opinionum  distantia  seu  differentia  in- 
telligitur.  Diversa  ergo  poterit  esse  utrius- 
que scholae  intentio,  at  utriusque  purissima 
undique  et  sana  fides  est,  consulente  Deo, 
ut  ex  ipsismet  dissensionibus  nostria  et  lu- 
mina  et  munimenta  quaedam  nova  doctrinae 
orthodoxae  accedant.  Quare  nihil  damnatum 
Yolumus,  nisi  quod  expresse  ab  Ecclesia  dam- 
natum est ;  nihil  dictum,  quod  ab  illa  aequi- 
tate,  modestia  et  charitate  deflectit.  Vel  mini- 
mum  verbum  libens  rejicio,  ut  pax  et  charitas 
perfecta  cum  omnibus  retineatur  (Monitum 
lectori  I ,  p.  XLI  sq.).  Sugo'S  ©d^riften  finb 
fel^r  feiten,  fel^r  gefugt  unb  fel^r  tl^euer.  (SJgl. 
Hurter,  Nomencl.  II,  945.)         [SRorgott.] 

<^iti$  t)0n  Seen  (^lot|fiu8  Segionenp),  f. 
$once  be  Seon. 

cjEttitpranb,  Sifd^of  Don  Sremona  unb  @e- 
jd^id^tfd^reibcr,  purbe  ju  93eginn  beS  10.  3Q^t« 


293                                       SuIluS,  ber  ^I.  —  Sumpcr.  294 

(imbcrt8au$t)omel^memlangobarbtfd^en®ef(i^led^t  l^aglid^er  Ausmalung  onfiögiger  ^necboten.  91IS 
getereiL  Sifomfrül^eitig  an  ben  ^of  mä)  i^attia,  Quellen  bienen  if^m  münblid^e  99erid^te  unb  eigene 
wirb  bafelbji  in  ben  ffiiffenfd^often  unterrid^tet  unb  Srf al^rung,  tt)o6ei  er  aber  nid^t  feiten  red^t  !rttifto8 
lernte  bie  Clofftfer  Sicero,  ^oraj,  iBirgil,  Zeren^,  t)erfä|rt  unb  namentlid^  aber  il^m  femer  Itegenbe 
Oirib  unb  Shöienol  ebenf o  fennen  unb  üertoertl^en  ©egenftönbe  oft  in  fabulofer  Sßeife  berid^tet.  2)ie 
wk  bte  ^Uige  Sd^ft.  ^ud^  mit  ber  ÜRetrif  }eigte  %xt  ber  S)arf!eIIung  ift  mel^r  eine  memoirenartige 
er  {14  tDO^lDertroutnnbJd^mädKe  nic^t  feiten  feine  Sr^öl^Iung.  SBenn  oud^  fein  Urtlgeil  in  einzelnen 
Seife  nadf  SQBeife  eined  Soetl^iud  mit  iBerfen.  Sr  fünften  fd^arf  unb  treffenb  5U  nennen  ift,  f o  mu| 
Hribmete  ft<^  bem  Clericalflanb,  unb  f^on  jf önig  il^m  bod^  im  ©anjen  bie  ^iftorifd^e  Begabung  ab» 
^tgo  fd^entte  i^m  ber  fd^önen  Stimme  tt)egen  feine  gefprod^en  merben,  unb  feine  Angaben  muffen,  al§ 
9im{l  in  befonberem  9Dla|e,  Serengar  aber  er«  Dielfad^  t)on  fieibenfd^aft  unb  ^a^  bictirt,  mit  9Jor« 
namtte  i^  }u  feinem  jf an}Ier,  unb  mie  fein  93ater  ftd^t  üerttienbet  tt)erben.  Sine  ^totik  @d^rift,  Liber 
«iib@tieft>ater  nmrbe  aud^  fiuitpranb  949  ^u  einer  de  Ottonis  I.  rebus  in  urbe  Borna  gestis,  er» 
Scfonbtfd^ft  nad^  Spsan^  t)ertt)enbet.  ^ier  mad^te  ^öl^It  bie  Vorgänge  in  Italien  unter  Otto  I.  unb  2i0' 
er  fid^  f ptDol^I  mit  ber  @)nrad^e  al§  aud^  mit  ber  |anne§  Xn.  (960—964).  Sßenn  aud^  SuitpranbS 
(ikfi^id^e,  ben  @itten  unb  Sinrid^tungen  bed  grie»  @))rad^e  l^ier  weniger  leibenfc^aftlid^  ift  al§  in  fei« 
4if(^  Xetd^  befannt.  Salb  nad^  feiner  3ivid*  ner  ^nta^obofiS,  fo  ift  bod^  aud^  biefeS  SBerl  eine 
le^  Serfiel  er  ouS  nid^t  nftl^er  befannten  ®rünben  ^arteifd^rift,  bie  unbefangenen  @inn  Dermiffen 
mit  bem  fdniglid^  ^ofe  in  fold^em  ÜJlage,  ba|  lö^t.  SDIand^e  unbequeme  Sorfommniffe  merben 
er  nad^  i)eutfd^Ianb  in  Äönig  Otto  I.  pd^tete,  fur^meg  übergangen  (M.  G.  SS.  III,  340—346; 
ber  i^n  aß  genouen  Äernier  ber  italienifd&en  SSer«  Watterich,  Vitae  PP.  1, 49—63).  ©eine  britte 
Hltmffe  mit  greuben  bei  fid&  aufnal^m.  5ttm  ^of e  ©d^rif t  gibt  einen  fel^r  farfaftifd^en,  aber  nid^t  un« 
Ctto'3  trof  er  im  t^februar  956  mit  bem  fpanifd^en  maleren  Serid^t  über  feine  Srautgefanbtfd^aft  nad^ 
Sik^f  Äebemunb  oon  gtoira  gufammen,  unb  Konftantinopcl  im  3.  968,  toorin  er  ben  lieber« 
biejer  Deranla^te  il^n,  bie  @efd^id^te  feiner  3^it  du  mut^  ber  ©ried^en  unb  bie  Sage  il^reS  9ieid^e§  mit 
fftreibeii.  SBirflid^  mad^te  er  fid^  958  anbiefeS  bei|enber  Ironie  ^eid^net  (®iefebred^t,  S)eutfd^e 
8er!  unb  arbeitete  baran  troj  mand^er  Unter-  ffaiferjeit,  4.  Sufl.,  I,  523  ff.  —  Opera  Luit- 
ke^ungen  WS  962.  3n  biefem  Salftre  würbe  er  prandi  in  M.  G.  SS.  III,  264—363  unb  feparat, 
nmilaifer  Otto  }um  SSifd^of  oon  Sremona  be«  neue  Ausgabe  Don  Summier  1877;  beutfd^inben 
Peflt  unb  oI8  Dertrauter  ffenner  ber  italienifd^en  ©efd^id^tSfd^r.  ber  beutfd^en  Sorjeit,  ^.  22,  93er« 
Sttftdnbe  gu  öerfd^iebenen  toid^tigen  Aufträgen  t)er»  lin  1853 ;  Seitröge  jur  Sejtfritif  üon  fföl^Ier  im 
Bwbet  ©0  nmrbe  er  963  an  Sol^ann  Xn.  ge«  5R.  «.  VIII,  47  ff.  (95gl.  Köpke,  De  vita  et 
hibt  unb  tool^nte  bann  im  IRoöember  jeneS  3al^-  scriptis  L.,  Berol.  1842 ;  Suitpranb  öon  Kre- 
ier einer  ©Qnobe  in  ©t.  $eter  an,  auf  meldl^er  ber  mona  unb  feine  Ouellen,  in  ÜJl.  93übinger§  Unter« 
$0^  abgefegt  nmrbe.  ^Oe  biefe  Vorgänge  be«  fud^ungen  pr  mittleren  ®efc^.,  fieip^ig  1871, 1, 
j^neb  er  in  einer  eigenen  ©d^rift.  Kad^bem  er  öon®änbIifcr  unb9RüIIer;  bagegen©^bel§3cit« 
00^  967  einer  ©^nobe  ju  »aüenna  unb  an  aOBeil^»  fd^rift  XXVI,  273  ff. ;  tml.  aud^  XXVIH,  233  ff. ; 
Holten  beSfelben  3a]^re§  ber  ftrönung  Dtto'S  IL  SBattenbad^,  ®eutfd^I.  ©efd^id^tSqueHen,  5. 9lufl., 
PL  Xom  angemobnt  ^atte,  ging  er  im  ©ommer  I,  391  ff.)  [ffnöpjler.] 
968  im  «ufteog  Otto'8 1.  abermals  nad^  Eonftan-  Jinttm,  b  e  r  1^  I. ,  f .  TOaing. 
tiiopel  aI8  Srontmerber  für  beffen  ©ol^nOttoII.  ^nffits,  9tat|munbuS,  f.  Sla^munbuS. 
b^  hierüber  Derfagte  er  einen  fd^riftlid^en  93e-  (4uimagne,  !DZarie  be,  f.  SBorfel^ung. 
ruj^,  ber  mit  bem  7.  Januar  969  abbrid^t.  S3on  Lumen  gloriae,  f.  ^nfd^auung  ©otteS. 
ba  an  fehlen  ft(^  9tad^d^ten  über  fiuitpranb.  Lumen  naturae,  rationis,  f.  ©tanb 
Hb^  mmerbürgten  Angaben  to&xt  er  aud^  nod^  ber  Statur. 

SKtglid»  ber  glönjenben  ©efanbtfd^aft  gemefen,  <^ttm)^er,  ©ottfrieb,  ein  geleierter  aSencbic« 

bie  971  bie  faiferlid^e  IBraut  abl^olte,  unb  toäxt  tiner  beS  oorigen  Sal^rl^unbertS,  mürbe  am  9.  f$fe« 

of  biefer  Seife  geftorben.  bruar  1747  5U  tJfüffen  im  ^Ilgöu,  meld^eS  bamafö 

©ein  (Hni)ittDerf  Historia  imperatorum  et  bem  gfürftbifd^of  t)on  Augsburg  gel^örte,  geboren 

regom  ober  Aniapodosis  (Sergeltung),  meil  er  unb  trat  fd^on  in  feiner  Sugenb  in  ba§  bur(|  Sud^t 

him  ollen,  bie  il^m  ®uteS  ober  93öfe§  ermiefen,  unb  SBiffenfd^aft  blül^enbe  ^enebictinerflofter  jum 

mSi  Serbien^  Dergelten  miü,  entl^It  in  6  93ü«  1^1.  ©eorg  in  SSiSingen  auf  bem  ©d^mar^malb  ein. 

4eni  bie  (Sk^dfid^tt  feiner  3tit,  Don  ftarl  in.  bi§  ^iele  Saläre  l^inburd^  toax  er  ^röfect  be§  bortigen 

PL  feiner  erflen  Steife  na^  ^93an}  (949).    Sr  ©^mnaftumS,  bog  unter  feiner  Seitung  gro^e§  ^n« 

»lEr  ime  er  fagt,  bie  ©efd^l^niffe  t)on  gan}  @u«  feigen  geno^  unb  oiele  tüd^tige  ÜJlönner  bilbete. 

la^,  bieX^iten  berPaifer  unb  jf5nige  berid^ten.  Sugleid^  mürbe  er  aud^  5um  $rior  be§  jflofterd 

Kd  fkrrliebe  nermeilt  er  beim  gried^fd^en  SReid^,  unb  }um  $rofef[or  ber  ffird^engefd^id^te  unb  Sog« 

nb  am  etngel^enbfien  finb  feine  ©d^ilberungen  matif  in  ber  tl^eologifd^en  ^auSIel^ranfialt  befteut 

aber  Stolien.  ^ier  Id^t  er  namentlid^  feiner  ge«  unb  Derfal^  alle  biefe  Remter  mit  großem  Sifer  bi§ 

niitm  ©timmnna  gegen  jfdnig  Serengar  unb  feine  ^u  feinem  frül^en  S^obe  am  8.  ^örj  1801 .  Sinen 

CeH^^SBilla  fmen  Sauf  tmb  geföllt  ftd^  in  be«  Seleg  feine§  großen  gfleige^  unb  feiner  umfaffenben 


295 


fiuna  —  Sunb. 


296 


©elel^rfornfeit  gibt  fein  ^aupttotd,  bie  Historia 
theologico-critica  de  yita,  scriptis  atque  do- 
otrina  SS.  Patrum  aliorumque  scriptorum 
ecclesiasticorum  trium  primorum  seculorum, 
eine  fel^r  ouSfül^rlid^e  ^atrologte  unb  Siteror« 
ßefd^id^te  ber  brei  erjlen  Sol^rl^unberte,  bie  in 
13  Dctaöbänben  gwifd^cn  1783—1799  juSlugS« 
Burg  bei  Sieger  erfd^ien.  Sumper  l^atte  pd^  be» 
fonber§  auf  3ureben  be§  berül^mten  Qfreiburger 
Sl^eologen  Engelbert  ftlüpfel  (f.  b.  9lrt.)  sur  §er» 
ausgäbe  biefeS  2Ber!e§  entfd^Ioffen  unb  barum  anä) 
biefem  greunbe  ben  öierten  93anb  be§felben  getoib» 
ntet.  ^xäii  ju  öerfennen  ift  übrigens,  bo^  feine 
historia  critica  in  mand^en  Xl^eilen  ntel^r  Som* 
Dilation  qI§  eigentlid^eS  Originalmer!  ift,  unb  bQ§ 
eine  Seilte  öorl^anbener  S)iffertattonen,  }.  95.  öon 
©aOonbiuS  unb  ÜRoSl^eim,  l^ier  faft  unt)eränbert 
toieber  abgcbrudft  worben  ift.  ©eringeren  SBertl^ 
l^aben  einige  üeincreSd^riften,  nämlid^feinelleber« 
orbeitung  be§  @d^röd^'fd^en  SompenbiumS  ber 
jfird^engefd^id^te  unter  bem  Xitel  J.  Matthaei 
Schroeckhii  Historia  religionis,  in  usus  prae- 
lectionum  catholicarum  reformata  et  aucta. 
@§  erfd^ienen  baüon  s^ei  ausgaben,  ebenfaHS  ^u 
Augsburg,  im  3.  1788  unb  1790  je  in  einem 
^iemlid^  ftarfenOctoDbanb.  Süperbem  gab  fium» 
per  anonym  no(^  itoti  beutfd^e  Süd^Iein  l^erauS: 
®ie  römifd^^fotJ^olifd^e  l^eilige  SQUeffe  in  teutfd^er 
©prad^e,  nebft  angel^ängten  Gebeten,  Ulm  1784, 
unb :  ®er  E^rift  in  ber  Saften,  b.  i.  bie  Saften» 
SDangelia  nad^  bem  93ud^f)aben  unb  fittlid^en 
Sinne,  Ulm  1796.  (Sgl.  3öd^cr§  ©elel^rten- 
lejifon,  fortgefe^t  öon  ^Ibelung;  Klüpfel,  Ne- 
crologium  sodalium  et  amicorum  etc. ,  Fri- 
burgi  1809,  250.)  [ö.  §efele.] 

(^tttia,  f.  $etru§  be  Suna. 

^ittib,  el^emalige  J^ird^enproDing  für 
2)önemar!.  S)ie  uralte  @tabt  Sunb,  Lunda 
Gothorum,  Londinum  Scandinorum  s.  Da- 
norum,  in  ber  l^eutigen  fd^mebifd^en  fianbfd^aft 
©d^onen,  norböftlid^  üon  SDlalmö,  brei  SKeilen 
lanbeinttjärt§  öom  ©unbe,  ber  bänifd^en  Snfel 
©eelanb  gegenüber,  mit  9500  Sinwol^nem,  einer 
Satl^ebrale  mit  merfmürbiger  jh^pta  auS  bem 
12.  3a]^rl^unbert  —  öor  ber  SReformation  mit 
22  jhrd^en  unb  einer  t)er]^altni^ma|igen  Snjal^l 
ftlöfter  — ,  ttjurbe  um  bie  aJHttc  beS  11.  Sa^r^un- 
bertS  ©i^  eine§  SBifd^ofS.  ®ie  Sonbfd^aft  ©d^onen, 
balb  bönifd^,  balb  fd^mebifd^,  t)erblieb  ben  S)anen 
mit  hn^er  Unterbred^ung  öom  11.  Saljirl^unbert  an 
bis  jum  tSfrieben  oom  Sa^te  1658 ;  fettiger  fielet 
fie  unter  fd^mebifd^er  ^errfd^aft.  Unter  Kanut  bem 
®ro&en  (1014—1035)  »urbe  biefe  Sanbfd^aft  für 
ba§  Sl^riftentl^um  gewonnen  unb  ber  Obforge  bed 
55ifd|of§  t)on  SRoeSfilbe  anvertraut,  ffönig  ©öenb 
gftribfen  (1047—1076)  trennte  ©d^onen  Don 
biefem  ©istl^um  unb  erridfttete  für  baSfelbe  jmei 
Sii^ofSfifee,  Sunb  unb  ®alb^|.  grfter  »ifd^of 
t)on  Sunb  mürbe  ^einnd^,  unb  jmar  nad^  ®am§i 
fd^on  1048  (al.  1065);  biefer  aber  mürbe  fpäter 
als  unmürbig  abgefegt.  3^m  folgte  ber  geleierte. 


fromme  unb  eifrige  ©ifd^of  ßgino  mn  ©albp,  in» 
bem  berfelbe  mit  feinem  SiStl^um  SalbQ  aud^ 
ba§  t)on  Sunb  Derbanb,  bal^in  feinen  @i^  Verlegte 
unb  ftd^  ben  ähil^m  ber  93efe]^rung  ber  Reiben  von 
Siefingen  unb  Soml^olm  ermarb  (Adiun  Brem., 
4,  8,  Mon.  Germ.  SS.  VII,  371;  Saxonis 
Grammat.  Hist.  danic.  rer.,  reo.  Dr.  Müller, 
Hauniae  1839,  548  sq.).  5lad^  SRicmaluS  (1075 
bis  1089)  beftieg  mjer,  aud^  Oösur,  «fteruS 
(1089—1137),  biefcn  ©tul^l,  ber  unter  i^m  jur 
SKetropole  erl^oben  mürbe.  3n  meld^em  Salute 
bie^  gefd^a]^,  ift  megen  ber  verfd^ieben  lautenben 
92ad^rid^ten  barüber  (vgl.  biefelben  bei  SBiltfd^, 
itnäfi.  ®eogr.  u.  ©tatift.  U,  93  ff.)  nid&t  genau 
gu  beftimmen.  ©emö^nlid^  nimmt  man  an,  ba^ 
bie  grl^ebung  jmifd^en  1103  unb  1104  erfolgte, 
unb  }mar  auf  ^nfte^en  jfönig  @n!§  beS  ©ütigen. 
m^  namlxä)  biefer  1098  als  Pilger  SRom  befugte, 
erl^ielt  er  auf  feine  Sitte  von  ^apft  Urban  IL  baS 
SSerfpred^en,  bafe  bie  biSl^erige  fird^lid^e  Unter» 
orbnung2)önemarfS  unter  bieSJletropole^mburg» 
93remen  aufl^ören,  unb  ba^  an  einem  angemeffenen 
Orte  in  feinem  äleid^e  ein  eigener  erjbifd^dflid^er 
©tul^l  errid^tet  merben  foQe.  Srft  na^  SrifS  %b» 
leben  (geft.  1103  }u  Sppem)  erfd^ien  }u  biefem 
3tvede  Sarbinal  Silberig  als  pöpftUd^er  Segat  in 
©önemarf.  9llS  SOBürbigften  jum  neuen  SRetro» 
politen  ernannte  ^Iberid^  ben  bamaligen  99ifd^of 
von  Sunb,  ^b^er,  unb  befleibete  il^n  mit  bem 
Pallium,  ^apfi  Snnocenj  11.  erfannte  jebod^ 
fpäter  biefe  (Erl^ebung  nid^t  an  unb  erflörte  bie 
ber  Hamburger  SKetropole  entzogenen  ©uffraga« 
nate,  mitl^in  aud^  Sunb,  berfelben  mieber  unter« 
georbnet  (1133).  SSon  ©eiten  beS  beutfd^en  SReid^eS 
moSte  man  gleid^fatlS  von  einem  Sr^biStl^um  Sunb 
nid^tS  miffen.  6rg  öabrian  IV.  erfannte  ben  auf 
aibjer  folgenben  6Snlb  als  Metropoliten  an  unb 
ernannte  il^n  nid^t  blog  ^um  Segaten  unb  beftän» 
bigen  Sicar  (vicarius  perpetuus)  beS  apoftoli» 
fc^en  ©tul^leS,  fonbem  verliel^  il^m  überbie^  nod^, 
nad^  ©tiftung  ber  Sr^biSt^fimer  Upfala  unb 
3j:onb]&iem  (3?ibaroS),  ben  Sitel  eines  ^rimaS 
von  S)änemarf  unb  ©d^meben.  S)ie  ^rimatial» 
gemalt  mar  inbe|  nid^t  unbefd^rönft,  inbem  in 
ftrd^lid^en  ^ngelegenl^eiten  ieber  an  ben  $apft 
appeHiren  fonnte.  ®ie  erften  ©uffraganate  maren 
bie  ©iSt^ümer  SRipen  (geftiftet  860),  ©d^leSmig 
(934),  ^arl^uuS  (946),  Dbenfe  (980),  SRoeSfilbe 
(1012),  SQBiborg  unb  Senbftiffel  ober  »orglum 
(beibe  geftiftet  1065).  3u  biefen  fiebcn  bönifd^en 
IBiStl^ümem  famen  fpöter  nod^  bie  beutfd^en  Sübedt, 
SRa^eburg,  ©d^merin  unb  Sammin,  fomie  bie  fla» 
Vif^en  aieval,  S)orpat  unb  ©annepilt.  ®ie  vier 
beutfd^en  ©uffraganate  gingen  unter  SBalbemarS 
beS  ©iegerS  Regierung  (1202—1241),  unb  bie 
brei  flavif d^en  burd^  ben  SSerfauf  SivIanbS  (1346) 
mieber  verloren.  ®ie  Notit.  Coelest.  füj^rt  biefe 
auf:  Roschildensis,  Othonensis,  Sleswicensis, 
Bipensis,  Wiborgensis,  Aruswensis,  Burgla- 
nensis;  bie  unter  $apft  Sol^ann  XXTT.  gefer- 
tigte Notitia  aber  folgenbe:  Roskildensis,  Otho- 


297 


2unb. 


298 


niensis,  SeBtrewicensis ,  Bipensis,  Beva- 
liensisy  Wibergiensis,  Arosiensis.  Unmittelbar 
Dor  ber  Sieformattün  ftanben  nod^  unter  btefer 
Sletropole  bie  SiStl^ümer  9toe§fUbe^  Obenfe, 
Sipen,  SBiborg,  Sarl^uuS^  Sorglum  unb  @d^leS« 
nng  (\>%L  aud^  Sinterim,  Senfm.  I,  2,  601  f.). 
2)cr  eifrige  er}bif(J^of  dmi,  au8  !5niglid^em  ®e- 
Wtdftt  unb  Dor]^  (bid  1138)  IBifd^of  DonSloed« 
fdbt,  {üftete  mel^e  Siflercienf erflöfter  unb  f onnte 
im  September  1145  ben  nun  fertigen  S)0m 
St  Soren}  etntoeil^en.  Sd^on  am  3.  Suguft  1139 
(otte  er  eUi  ^tationolcondl  berufen,  boS  erfte  im 
eigentlid^en  @Ianbinat)ten,  bei  toeld^em  ber  päpjt" 
tid^  Segat  Zl^obignud  anmefenb  xoax  (t)gl.  ÜRün« 
trr,  P.-<S.  n,  163—164).  6in  ameiteS  goncil 
berief  er  nad^  Sunb  1162/63.  ^ierbei  tourbe  ba3 
bcbmite  fd^onifd^  ffird^enreti^t  in  25  Srtifeln  Der« 
fall,  btnd^  loeld^  bie  norbif d^e  Sixxä^t  auä)  inner» 
lu|  mel^  Sf^fHgfeit  erl^ielt  (bie  lateinifd^e  lieber* 
felnng  banon  finbet  fid^  in  Eofod  Ankers  Danske 
LoTlusiorie  11,517  sqq.).  9uf  einer  britten  @9" 
nobe  iu  9lingj}eb  (r5nte  er  ben  ff5nig  SSoIbemar 
(25.  Sunt  1170).  Sei  biefer  ©elegenl^eit  t)erla§ 
er  coid^  bie  Sülle  Aber  bie  Sanonifation  ConutS 
bcS  ^tgen.  VHt  aüm  9Rut]^  ftritt  SSfUb  bei 
)d)er  Oel^enl^t  für  Siedet  unb  gfteil^Ht  ber  SUxi^t, 
mn^e  aber  oud^  knele  Unbilben  beg^alb  erbulben. 
Inf  ber  Stfidfel^r  t)on  9iom  nod^  S)önemar!  tourbe 
er  in  Snrgunb  gefangen  genommen  unb  beraubt, 
nb  ba  ftaifer  ^nebrid^  L  biefe  Untl^at  ungeal^n- 
bei  Iie|  unb  ftd^  um  bie  ^Befreiung  bed  ^rölaten 
nkl^  lümmerte,  erlief  ^rion  IV.  ein  f el^r  fd^ar» 
fc§  6d^reiben  an  ben  ^aif er.  SSftIb  refignirte  1179 
mb  fUah  olS  ÜRönd^  ju  (SIairt)aui;  1182.  9htn 
WttAt  Vbfalon  ober  Isel  (f.  b.  %xt.),  Sifd^of  oon 
Socfifilbe,  gegen  feinen  SBiUen  auf  ben  ÜRetro« 
poRtanjhii^I  erl^obcrn,  ein  in  ieber  Se^iel^ung  au^er» 
orbentßd^  SRann,  ber  ixoax  t)iel  StaufeS  unb 
fyoM  an  {t<^  l^tte  unb  bem  iBoIfe  lieber  im 
^ßanjer  al§  im  Sifd^ofSgemanbe  toar,  ber  aber  bod^ 
•ftmi  @d^u|geift  2)dnemarf§  ba§  ©teuer,  ben 
9i{(^fSf!ab  imb  baS  @d^toert  in  bie  ^anb  bef am" . 
Vtakt  \fyxi  ttoUten  bie  aufrül^rerifd^en  Säuern  t)er> 
qiAliäf  ben  er^bifd^öflid^  @i^  in  Sunb  abgefd^afft 
iDijfen.  Srnmrbe  in  feinemffIofter@orod  begraben, 
no  er  1 201  fiarb.  Stad^  bem  Sobe  bief e§  93ef d^ü^erS 
ber  fBiffenf d^ft,  ber  namentlid^  ben  berfil^mten  ®  e« 
\dfiäfa\dfcabtt  Sdnemorfd,  @a£0  ®rammaticu§, 
$n>pp  inSloedRIbe  (gefL  1208),  unterp^te,  mürbe 
beffen  Semxmbter  9nbrea§  @unef5n  (1201  bi§ 
122S)imn(Er)bifd^of  geiDöl^It.  tiefer  ^eilige  Si- 
\ä^  (ogL  P.  E.  Malier,  Vita  Andreae  Sunonis 
Areluep.  Lmid.,  Hafoiae  1830)  ftiftete  baS  erfte 
SoBtimcanernoiter  2)önemarf§  )u  Sunb.  betl^eiligte 
P4  <M)S  (Eifer  för  bie  Steligion  an  ber  Sefnegung 
nb  Sefe^ng  Sjtl^Ianbd,  Siolanbd  unb  ber  Snfel 
Oefe(  unb  befam  infolge  ber  Eroberung  Sftl^IanbS 
haä^  ben  Sänenldnig  SBoIbemar  n.  bad  bönif(^- 
cjl^i^  Sidt^um  Steool,  nad^  ber  Eroberung  ber 
3i4d  Oefel  mtd^  ba9  SiStl^um  Oejel  unter  feine 
Stdni|»oIitangetDaU.    SnbreaS  refignirte  1223 


unb  ftarb  im  SRufe  ber  gfrömmigfeit  unb  ^eilig« 
feit  1228.  ©ein  9iad^f olger  war  $etru8,  ber  ©ol^n 
beS  ©ajo  ©rammaticuS,  bi§  1228,  bann  Uffo 
ober  Dffo  (1230—1252)  unb  3ocob  grianbfön 
(1253—1274).  Se^terer,  ein  fel^r  gelehrter  3Rann, 
mar  einige  3«tt  Stoplan  ^ap\i  Snnocens'  IV.  ge- 
mefen  unb  bann  fed^S  Saläre  lang  Sifd^of  t)on 
SoeSfilbe,  el^e  er  grjbifd^of  mürbe.  3m  3. 1256 
berief  er  ein  ßoncil  nad^  SSeile,  mo  bie  befannte, 
aud^  Dom  ^apft  beftätigte  Sonftitution  Cum  eccle- 
sia  Danica  (bei  Pontoppidan,  Annal.  eccl. 
dan.  I,  681  sq.)  ausgefertigt  mürbe.  @r  l^tte 
gro^e  ©treitigf  eiten  mit  bem  getoalttljiätigen  ff  önig 
Sl^rifto))]^  I.,  bie  il^m  eine  f^mad^ooOe  Sinferfe- 
rung  (1259),  bem  Sanbe  aber  baS  3nterbict  gu- 
sogen.  3nt  3. 1261  miebcr  befreit,  tourbe  er  in 
aUe  feine  Siedete  eingefe^t.  3^nt  folgte  SrIanbuS 
(1274 — 1276),  ber  nur  electus  mar,  bann  Sru- 
got^uS  Sorftoni  (1277—1280).  ®iefer  mar  ber 
erfte  grjbit^of,  ber  öom  ^apfte  felbft  confecrirt 
mürbe,  utu>  sugleid^  ber  le^te,  ber  bie  föniglid^e 
»eftätigung  erl^ielt.  «uf  3o^anne8  ®roo8  (1280 
bis  1289)  folgte  3cn8  ®ranb  (1289—1308),  ber 
in  am^l^effigfeiten  mit  ffönig  grid^  VH.  9Kcnoeb 
geriet]^  unb  t)on  bemfelben  f  d^mer  mi^l^anbelt  mürbe. 
Sr  mar  }mei  3ol^re  ^uerft  in  einem  bunf ein  f eud^« 
ten  Sl^urme,  ftarf  gefeffelt,  bann  ein  mcnig  beffer, 
bod^  nod^  immer  in  93anben,  gel^alten;  enblid^  ent« 
!am  er  unb  flol^  nad^  9lom.  S)eS  t$friebenS  l^alber 
öerfejte  i^n  ©onifatiuS  Vm.  im  3. 1303  als  6rj. 
bifd^of  nad^Stiga  unb  mad^te  il^n  1307  ^um  Sr^- 
bij^of  üon  aBremen  (f.  b.  «rt.  SonifatiuS  VIH.  H, 
1039).  an  ber  ©teUe  ©ranbS  beftieg  nunmehr 
ben  ersbifd^öflid^en  ©tul^l  t)on  Sunb  ber  ))ö))ftlid^e 
Segat  3famu§,  ber  bis  1303  grjbifd^of  öon  Siga 
gemefen  mar  unb  1310  nad^  ©alemo  !am.  2)arauf 
möl^Ite  baS  SRetropoIitancapitel  ben  93ifd^of  oon 
«ar^uuS,  gSger  3uul  ober3ueI  (1311-1325); 
biefer  führte  im  3-  1314  ben  Sorfi^  auf  bem 
9tationakonci(  5U  ffaOunbborg,  auf  meld^em  baS 
gfeft  ber  f(i,  Urfula  (21.  Dctober)  in  bie  bdnifd^e 
ffird^e  eingefül^rt  unb  mand^e  frül^eren  SSerorb« 
nungen,  namentlid^  über  ben  Söiibat  unb  bie 
©itten  ber  ®ciftltd^!eit,  beftätigt  mürben  (Pon- 
toppidan n,  111  sq.).  ^ud^  unter  SSger  mürbe 
bie  ffird^e  oon  bem  oerfd^menberifd^en  ffönig  Sric^ 
SDflenoeb  bcbrüdft.  ®cr  grjbifd^of  fa^  fic^  fogar 
genötl^igt,  baS  Sanb  mit  bem  3itterbict  ju  belegen 
unb  na$  ©d&meben  5U  jliel^en.  9iad^  bem  balbtgen 
Sobe  beS  ffönigS  fonnte  er  mieber  jurüdffe^ren, 
ftarb  aber  fd^on  1325.  3l&m  folgte  flarl  grid&fon 
(1325—1334),  bann  ^eter  3o^anfen  ober3öne« 
fon  Stid^e  (1335—1355),  ber  fd^on  im  erften 
Saläre  feiner  SRegierung  ein  S^ationalconcil  5U  ^eU 
fmgborg  ^ielt  (2}lüntcr  H,  185).  «uf  3acob 
ffprning  (1355—1361)  folgte  9KcolauS  3önefott 
(1361—1379),  ber  ein  mertl^öolIeS  Ohronicon 
Epp.  Lundensium  l^interlaffcn  l^at.  ÜKagnuS  9lxß 
claSfon  (1379—1390)  reformirte  eifrig  bie  ©itten 
unb  bie  SebenSmeife  ber  ©eiftUd^,  unb  ftrofte 
jeben  l^art,  ber  baS  Sigentl^um  unb  bie  Xed^  ber 


299 


Supolb  —  SupuS,  bcr  ^l. 


800 


Äird^c  fränftc.  ©iefe  t^at  er  befonber§  auf  bem 
ßoncU  gu  malmb  (üKüntcrH,  187  f.).  ^aä^  ber 
furzen  Stegierung  be§  $etrud  3önefon  (1390  bis 
1891)  tarn  Sacob  ©cr^orbfon  (1392—1410)  auf 
biefcn  ©tul^I.  Unter  i|m  tourbe  baS  erfte  ffanbi- 
naöifd^e  Koncil  in  ^elflngborg  (SuQuft  1394)  ab» 
gel^alten,  eine  glöngenbe  SSerfammlung,  bei  ber 
Sie  Sifd^öfe  aller  brei  norbifd^en  Steid^e,  \a  felbf! 
bie  SiJ^öfe  ber  iJaröer  unb  Drfne^-Snfeln  zu- 
gegen maren.  Unter  $etruS  Jhufe  (1410  bis 
1418)  tourbe  ber  @(i^a|  ber  ünetropotitanKrd^e 
t)on  Seeräubern  bat)ongef ül^rt.  $eter  fiüde  (1418 
bis  1436),  öorl^er  »if^of  öon  SRipen,  l^ieft  ein 
^lationalconcU  }u  jfopenl^agen,  bei  toeld^em  eine 
ÜRenge  Serorbnungen  über  bie  JKrd^enbiScipIin 
erloffen  würben  (Pontoppidan  11,  540—550). 
2)iefer  Srgbifd^of  mar  au^  einer  ber  k)ome]^ntften 
Stepröfentantenberbönifd^enJtird^ebeimffonftanger 
Soncil,  mo  er  eine  l^eroorragenbe  Stellung  ein« 
nal^m  unb  gu  einem  ber  ^rocuratoren  ber  beut« 
fd^en  Station  ernannt  mürbe.  Sl§  ÜRitglieb  be§ 
Somit^^  meld^ed  bie  falfd^en  Sel^rfö^e  pvi&'  ber« 
bammte,  l^ielt  er  am  Xage  Dor  beffen  ^inrid^tung 
eine  ^rebigt,  in  meld^er  er  ben  jf aifer  auff orberte, 
ber  Ausbreitung  ber  jfe^erei  entgegenjuarbeiten. 
Unter  il^m  ermö|igte  aud^  $apft  ÜRartin  Y.  bie 
jfammertase  beS  SrgbiStl^umS  t)on  4000  auf 
2000  flor.  aur.  2)ie  Sinfänfte  beS  ergbiStl^umS 
waren  bebeutenb,  etwa  75  000  Sl^aler  (ögl.  fta« 
rup,  ®e|d&.  ber  fatl^.  Äird^e  in  ©änemarf,  9Kün« 
fter  1863,  99).  Sol^anneS  Sajmanb  (1436  bis 
1443)  frönte  Steujal^r  1443  (S^rifiopl^  Don  IBa^em 
}um  ffönig  unb  bewirfte  auf  bem  unmittelbar  nad^ 
ber  Jhönung  gel^altenen  SReid^tag,  ba^  ber  ®eift« 
lid^Ieit  ftatt  beS  biSl^erigen  15.  Xl^eilS,  ber  DoQe 
3el^ent  jugefid^ert  würbe.  Xuo  ober  Z^d^o  (1443 
bis  1472)  war  Sreunb  ftönig  S^riftianS  I.  3)em 
ffönige  t)on  Sd^weben,  welcher  il^n  auf  ieglid^e 
SBeife  balb  burd^  @d^meid^eleien,  balb  burd^ 
S)ro]^ungen  gu  bewegen  fud^te,  bie  $artei  (Sl^ri« 
ftianS  5U  berlaffen^  antwortete  S^d^o:  „^^^, 
oIS  id^  ie^t  fte^e.  ba  id^  Srgbifd^of  t)on  S)äne« 
mar!,  Segat  beS  ^apfteS  unb  $rimaS  Sd^webenS 
bin,  fann  id^  nid^t  fteigen,  unb  geringer,  als  id^ 
frül^er  gewefen,  ba  id^  mein  99rob  bettelte  (er  war 
öon  fel^r  armen  ©Itern),  fann  id^  nid^t  werben." 
Sol^anneS  Srodfborff  ober  Sroftorp  (1472  bis 
1495)  t>erfa^te  bie  ölteften  Statuten  ber  bamalS 
t)on  Sl^riftian  L  geftifteten  Uni&erfitöt  jfopen« 
l^agen.  Sirger  ©unnarSfon  (1497 — 1519),  ein  ge- 
leierter unb  würbiger  ^rölat,  üerfünbigte  1517 
ben  93ann  über  bie  fd^webifd^e  ffird^e,  weil  Steen 
©ture  bcr  jüngere  ben  grjbifd^of  öon  Upfala, 
©uftob  SroHe,  in'S  ©efängnife  geworfen.  SW  iP 
eS  5u  banfen,  bafe  Sa^o^S  S^ronif on  ber  5Rac^weit 
jugänglid^  geworben,  inbem  er  bie  einzige  5)onb« 
fd^rift  biefcS  SBerfeS,  bie  fid^  no|^  borfanb,  in 
$aris  abbrudfen  liefe.  Son  feinen  fünf  SRad^f olgem 
würben  brei  bem  ©omcopitel  bon  Kl^nftian  II. 
aufgezwungen.  Sucrft  würbe  Sage  ©pane  er« 
wäi&It;  ber  ffönig  erflärte  aber  bie  SBal^l  für  un« 


gültig  unb  }Wang  baS  Sapitel,  baf ür  feinen  Secre« 
tär  @eorg  ©fotborg  ober  ©d^otborg  }u  wöl^Ien. 
©parre  }og  fid^  freiwillig  }urüd;  ©fotborg  aber, 
faum  grjbifd&of  geworben  (1520),  teflgnirte  im 
%  1521  gum  ©d^eine  unb  ging  nad^  ^m,  um 
ben  jf önig  }u  Derßagen  unb  ben  $apft  um  Seftäti« 
gung  in  feiner  SBürbe  su  bitten.  Sr  fonnte  aber 
nid^t  gleid^  gurüdt,  ba  ber  ffönig  unterbeffen  baS 
(Kapitel  gejwungen,  2)ietride  (Z^eobor)  ©lagl^ftg 
gu  wöl^Ien.  2)iefer  würbe  wegen  Serbad^tS,  am 
©todt^olmer  Slutbabe  fd^ulbig  }u  fein,  1522  l^in« 
gerid^tet.  9lun  fam  ©fotborg  als  bom  ^pfte 
anerfannter  (Srgbif  d^of  bon  Stom  gurüdt,  würbe  cüber 
t)om  ffönig  burd^  2)ro]eungen  wieber  auS  bem 
fianbe  vertrieben  unb  jlarb  1551  gu  fföln.  2>er 
1522  poftulirte  ^ol^anneS  bon  9ße|a  (a  IBefa) 
fonnte  ben  ©tul^I  gar  nid^t  befteigen;  er  würbe 
fpäter  »ifd^of  üonff  onftanj  (1537—1548).  ffiafür 
feierte  {e^t  ^ge  ©parre  wieber  }urud  (1523),  ber 
bem  ffönig  3000  @ulben  für  feine  SejtöKgung 
be^al^Ien  mufete.  SHefer  red^tfd^affene  unb  geleierte 
ÜRann  reftgnirte  1532  auS  93erbrufe  barüber,  ba| 
ffönig  S^riebrid^  ben  ffatl^oIiciSmuS  unterbrüdtte. 
S)er  l^it  fatl^olifd^e  Sr^bifd^of  war  SorberuS 
Silbe,  erwählt  27.  3uli  1532.  (Sx  würbe  1536 
gefangen  gefegt,  bann  aber  wie  bie  übrigen  Si« 
fd^öfe  freigelaffen  unter  ber  Sebinpng,  bafe  er 
id^  Derpfli^te,  ber  lutl^erif d^en  Seigre  feinen  SBiber« 
tanb  5U  leiften.  Sr  pd^tete  fid^  auS  2)änemarf  unb 
tarb  1553.  3m  3. 1537  nal^m  bann  unter  &](iri« 
tian  IL  S^rau}  9Bormorfen  alS  erfter  lutl^erifd^ 
Bifd^of  Seft^  t)on  biefem  ©tul^Ie ;  berfelbe  warb 
1660  nad^  ffopenl^agen,  weld^e  ©tabt  fd^on  feit 
1443  föniglid^e  Steftbeng  war,  verlegt.  (Sgl.  nod^ 
ben  9lrt.  S)änemarf  m,  1311  ff.  unb  bie  ba« 
felbft  angeführte  fiiteratur;  baiunod^:  Episcopo- 
nun  eccL  Lundensis  series,  collectore  Magno 
Matthia,  editore  Th.  Bartolino,  Hafh.  1710; 
Bhyzelius,  Epp.  Suiagoth.,  Linkoep.  1752,  II, 
7 sqq.;  J. Neumann,  Bist, Primatus  Lunden., 
Hafn.  1799;  Moroni,  Dizion.  XL,  139  sqq.; 
Garns,  Ser.  Epp.  330.)  [Slel^er.] 

<^it)^o(b9  f.  Sebenburg. 

^npnSf  ber  |^l.,  ber  ad^te  Sifd^of  bon  Xro^eS 
(Trecensis,  Tricasinus),  }u  Soul  um  383  ge« 
boren,  erlangte  eine  feltene  ©elel^rfamfeit  in  allen 
3weigen  beS  bamaligen  SBiffenS  unb  nal^m  als 
Sed^tSgelel^rter  ^imcniola,  bie  ©d^wefter  beS 
^l.  f)ilariuS  ton  5lrleS,  aur  gl^e.  9lad6  fed^S  Sa^« 
ren  entfd^loffen  fid^  beibe  jur  ffintl^altfamfeit;  Su« 
puS  trat  unter  bem  Slbte  ^onorat  5u  SerinS  ein, 
unb  als  biefer  426  Sr^bifd^of  oon  ^rleS  geworben, 
wollte  SupuS  feine  ®üter  Deröugem  unb  t)er« 
f d^enfen,  um  bie  ©elübbe  ablegen  ju  fönnen.  Mein 
wäl^renb  biefeS  ©efd^öfteS  begel^rte  man  il^n  nad^ 
bem  Sobe  beS  ^l.  UrfuS  (gcft.  426)  jum  Sifd^of 
öon  Sro^eS ;  fein  SBiberftreben  l^alf  nidfttS,  unb  er 
würbe  427  geWeil^t.  911S  Sifd^of  fül^rte  er  ein 
ftrengeS  Seben  für  ftd^  unb  war  t)oU  apoftolifd^ 
giferS  für  feine  ©iöccf e  unb  f o  weit  nur  immer  fein 
einjlu^  reid^te.  ©eit  429  fe^te  er,  auf  ©inlabung 


SupuS,  %bl  ton  ^ciii^ieB. 


SOI 

ba  ittiot^^  fhd^oliftn,  mit  bcm  ^eiligen  Säi- 
l^of  Sennoii  txm  iiuffm  fl^  bin  $elagianem 
j/ati  SmibtS  höttigfl  entgtßen.  3>en  iSatbortn 
VMa  bmdfit  er  ba^in,  bic  @tabt  SroqeS  jti  Der- 
fronen,  nuiftte  aber  benfeltitn  auf  feinem  SDücI- 
|Mgt  MS  an  bm  Statin  geteittn ,  mofiii  er  eine 
inniii^rise  SBobonniing  ju  erbulben  ijatit.  @i- 
oonnl  S^c^UnoriA  fpric^t  mit  bem  böi$|ien  Sobe 
»lAt^olt  oon  i^.  nennt  i^n  (Ep.  7, 18)  focile 
principeiii  poaüficiim  GallicBnarum  u.  f.  f., 
mit  botn  (Qu^  dU  S9ifc^5ft  fttntr  Seit  i^n  ^oi) 
in  C^rni  ^Itcn.  %n  Sauren  unb  Scrbienften 
itii^,  ßarb  er  na<^  rinem  52jä^rtgtn  ^llonlificate 
in  3.  478  itnb  oirb  am  29.  3uli  ali  ^eiliger 
Dtn^  3)ai  SBenige,  tDa§  oon  feinen  @d)titlen 
llinteilanen  unb  üba  üpi  gcfammelt  1)1,  flnbet 
Vdi  M  Higne,  FF.  Ut.  LVm,  62  aq.  (!BgI. 
BoU.JuLVII,5lBq.)  [»raunmöKet  0.  S.  B.] 
S*9»*f  O.  S.  B.,  Übt  bon  ^errt«rt3, 
gtoolfinuntti  unb  hr(^Ii<l^  ©c^nftfttlleT,  nabm 
ha  Sniunun  Serratoa  an,  otelleic^t  ft^on  S36, 
adl  a  anf  dnei  Keife  an  baS  ^oflaget  nac^ 
gnnlfnit  Bnmbeibartrnwife  auä  einer  fe^r  fi^merj- 
li^en  ffroi^^  errettet  miibt  (Ep.  20  unb  Hil- 
d^ftT,  Vit  8.  Faronk  o.  118,  bei  Mabillon, 
Ad.  88.  n,  594),  toa^if^einlii^r  icbo^  trft  844 
Hi^  friner  Slettimg  im  ffompft  bei  ^ngoulämt, 
wttnicTanSbttmb9lct46tfmilnSubtDig(Ep.92) 
l^reibt:  Cum  ab  Aqnitania,  Dei  bonitate  et 
claiieoti«BeiTabis,reTersasessemetc.  @«tne 
<Miirt  büifte  in'S  3a^i  805  fallen:  feine  Heimat 
Üläat  in  ber  <£qbüScefe  @en6  getDcfen  gu  fnn,  »0 
et  aaä)  frü^D«tig  in  baS  ftlofter  9ei:^Ie^cm  (S^- 
Titel)  nntrat  unb  mit  allem  Otetgt  ben  clafftf  ti^ 
€iBbint  na^  äUaitnS  @<!^Ie  fi^  Eingab.  @«n 
Vbt  VOnnO),  wüiSfn  feit  828  aui^  ergbifc^Df  Bon 
SotS  Bot,  ivei^tt  ibn  tum  Siacon  unb  fanbte 
i^  829  )it  umttrer  SluSbilbung  in  bcr  2:^eoIogte 
üb  bei  ^tsen  @4nft  na^  ^ulba.  ^bt  9tab^ 
nanntit  tmiAc  i^m  ntt^t  nur  eto  Da  teilten  gicunb 
mb  toTgfmnn  Se^,  fonbem  Derfa^te  auf  feinen 
SuBfd^  OB^  bafi  Collectariiim  ober  bie  Enar^ 
nliones  gu  ben  Sriefen  beS  ^I.  $auIuS  (bei 
Migne,  PF.  Ut  CXI,  1273).  3^0^  fe^te  Su^mS 
and)  baS  Stubium  ber  f t^öntn  S^iffenf^aften  fort, 
ftonb  bc^^KiIb  fogar  mit  Sgtn^orb,  bem  feingebiU 
beten  unb  gele^tten  %bte  Don  Seligenftobt ,  in 
9itefu)cdffd  nnb  erreicbte  Dob'  ben  bö(^flfn®Tab 
bamaliger  ®cIe^mIeU.  Seine  ^efe  (j.  fQ.  8. 
20.  S4  n.  o.)  geben  boDon  Ric^Iit^  Seugnig.  @S 
i^  ni^  innoabrff^einlii!^,  bä^  er  }u  ^ulba  auf  bie 
Sittni  brt  Vbta  93mn  Don  ^eräftlb  baS  Sebeit 
bei  ^L  SBigbert  be8  erpen  «bttS  oon  gri^Iar, 
fonnt  etlii^  ^omilten  auf  biefen  ^eiligen  f  i^rieb, 
nb  |Umc  wnmla^  bur^  bie  ffnerli^leit,  mit 
vd^er  Stobon  unb  Smn  831  btn  (Sninbftein 
jn  SBig&ertUtnlbt  in  forfifelb  legten.  Einbeulung 
Aei  feint  S^trift^dEmt  in^ulbagibt  feiniBnef  41 . 
W»  Snimi  836  vaä)  ^oufe  pratfte^rte,  um  nun 
bgct  |n  mterriil^tin,  unnb  er,  tbtils  buit^  btn  9hif 
jUatt  Aenttn^,  ^l  uo^l  buni^  Sm)>Te^lung 


302 

6[)tnbQTb§,  am  raiferlid|ien  &ofe  befannt  unb  etn> 
geführt,  gemann  f^neD  ba3  Sertiouen  ber  ftatferttt 
äubill)  unf  iDurbe  o^ne  Slotifet  unter  bertn  §of" 
tüpldnt  aufgenommen,  ninburcb  ibm  eintrftita  btt 
Sffieg  ju  firdjlii^m  SBürben  genot)nt  toar  (Ep.  6), 
anberetjeilä  bie  äßer^dltniffe  il^n  an  bie  $artti 
Subit!)^  unb  an  bertn  Sol^n  jf  arl  btn  Hd^lm  hm* 
ben.  (Sein  91lit  Obo  bagtgen,  unttiii  bem  ti  pt 
jener  3eit  bie  5ßriePem)eit|e  empfing,  fe^ttnt  gu 
fe^T  ben  Scfhcbungen  Sotl^orS  juget^n  gemefen 
ju  fein  (ugl.  £p.  26)  unb  gog  ftd^  Wegen  aüerlct 
^Inj^ulbigutigen  baS  ÜRigf  aHtn  btS  AänigS  in  bem 
OTafee  ju,  ia^  fiütl  ibn  fönnli^  fetneä  Elmteä  ent- 
fette (DioBeinber  842)  unb  feinen  treuen  flupid 
mit  ber  Dbiotge  über  gfftriöre«  betraute.  S§  ge- 
lang beinfelben  äfar,  feinen  Vorgänger  auf  ^Bf- 
lidie  ?lrt  jii  entfernen  unb  bie  2tner(ennung  Bei 
feinen  lÖJitbrübtm  ju  neminnen  (Ep.  40. 42. 45); 
,  ciUfin  b«  semoltfamt  eingriff  btä  ÄönigS  in  bit 
,  Bablfreibeil  mi|fiel  bod^  allgemein,  unb  SnfvS 
'  ioci  fi[^  ben  SSommif  gu,  et  Ifobt  feinen  iSorgSnger 
mit  Sift  unb  @ttoaIt  oetbrängt.  lieber  Sc^tertS 
reinigte  er  fic^  in  einem  Sriefe  (Ep.  21)  an  St- 
fc^of  3ona@  oon  Odeanfi;  begügli^  ber  erftem 
JHage  mamten  bie  folgenben  @qnobtn  bie  latcale 
@ema!t  oor  unbeieiibtigttn  (Singrifftn  in  @ut  unb 
^mt  ber  fiird)e,  unb  ßu1>uS  felbft  erhielt  Dom  fflö- 
nig  ffar!  ein  SSitilom,  woburc^  bem  fflofter  ger- 
riereä  bie  3Bal]lfreilbett  für  emiae  Seiten  gugtfi^ert 
tmirbe(2T.^cc.ä43gu2:our§:Bonqaet,  BecueQ 
VIII,  44Sj.  ?lucö  bie  biB  ba^tn  Dorent^allene 
SeQe  St.  Soboc  (St.  Soffe-fur-OTer  bri  Ouento- 
w\äf)  murbc  ibm  ba  urfunbKi^  gugefp rochen ;  er 
tonnte  fie  aber  trp  fjjäter  uac^  bieltr  SlRü^e  »irf- 
lid)  erbauen  (Ep.  92.  88.  71. 42. 43. 83. 44. 58. 
55.  61). 

$ec  91til  £u))iiS  muftte  an  ben  Itni^Uc^en  unb 
polittjdjen  SBorgängen  fetner  3«!  t^ätigen  9lntl)eil 
nebnien  unb  fonnte  e?  auc^  mit  Erfolg  mtgen  fei- 
ner berDorrogenben  ffenntniffe  unb  ©etoanbl^ett, 
fottiic  megen  feinefl  Qxo^tn  ginfluffeä  bei  §ofe. 
9!nci)berSi)nDbeDDn@trmigngbetDtIeana(843), 
luo  ein_e  5i5erbcfferung  bet  flöperü^en  3)iBcipIin 
bcftbloffen  mürbe,  fanbte  i^nftari  844  nac^^r- 
gunb ,  um  in  ben  bortigen  Älfiffem  bie  iRefonn 
bunbiufü^ren  (Ep.  63).  3n  biefem  3a§re  ^atte 
er  bei  beni  ptmcinfamen  tJelhgugt  fein  Kontingent 
gegen  ben  flönig  $ipin  Bon  5Iquitanien  gu  fübten, 
iuurbt  gefangen  anb  entging  nur  mit  genauer  Diot^ 
bem  Soöc,  fonnte  aber  bo^  balb  frei  in  fdn  fflo- 
fter  jurücfretircii  (Ep.  91).  3m  lieeember  »obnte 
er  berSiefonnft^nobejufSemeuil  bei  unb  rtbigirtt 
(Ep.  42)  beren  12  ^anoneS,  toel^e  Dtel  einfit^t 
in  bie  ^uflänbe  lener  Seit  Bewähren  (Mon.  Geim. 
Legea  I,  383  sq.).  3)er  flönig  l|ielf  i|in  oft  longe 
bei  fidb  jurütf ;  fo  im  3-  847  mehrere  aOIonote, 
inbcm  er  benfelfien  gum  Gonoente  ber  brri  ^ett- 
ftbenben  ©rüber  nat^  SJIerfen  bei  ÜJIaaStriii^t  be- 
gleiten mufete  (Ep.  51.  59.  60);  fo  Oiebet  849, 
ba  er  ben  3ug  mä)  atquitanien  gegen  frintn  SßJillen 
mitjumotticn  geii&tl|igf  mar  (Ep.  78)  unb  Don  bem 


303 


fiupuS^  S^l^riftian. 


304 


Äönige  in  Sourge§  über  bic  Seigre  öon  bcr  ^rä« 
beftinotion  befragt  lourbe  (Ep.  128),  »orübcr  er 
il^n  münbUti^  unb  fd^riftlic]^  belel^rte;  fo  enblid^ 
851,  atö  er  am  ^Ht  QtQtn  btc  ©relagne  tl^eü« 
nol^m  unb  bie  9licbcrlage  mit  öerfoften  ntu|te 
(magnificentissimas  epulas  nennt  er  ironifd^ 
bad  erlittene  Ungemad^,  Ep.  85).  Bä^xoztlxä^  tüixi 
her  ftlage«  unb  ©rol^brief,  ben  er  im  SRomen  ber 
^arifer  S^nobe  849  an  ben  SBrctonenfürften  9io« 
menoi  wegen  feiner  Untl^aten  unb  Verfolgung  ber 
SSifd^öfe  gefd^rieben  (Ep.  84),  öiel  auSgerid^tet 
^obcn.  3m  3.  852  ttmrb  Supu§  wieber  öom  ffö- 
nige  ^u  einer  Statl^SDerfammlung  gerufen  unb  reifte 
bal^in  über  |Jarmoutier«en«Srie  (Ep.  105).  ^bt 
)ift)uin  üon  ©t.  TOartin  in  SourS  wollte  853  bie 
^eiligtl^ümer  feines  ÄlofterS  gegen  bie  ©inföDe  ber 
tormannen  nad^  gferriöreS  retten;  allein  Sut)u§ 
wiberrietl^  eS  il^m,  ba  biefer  Ort  burd^auS  leine 
eid^er^eit  biete  (Ep.  110).  SupuS  War  ein  tl^äti- 
geS  SRitglieb  ber  großen  @t)nobe  t)on  @oiff onS  im 
Sipril  853  (^efele,  6onc.-®efd6.  IV,  173).  wäl^« 
tenb  er  benen  k)on  Ouierc^,  @en§  unb  IBalence 
nid^t,  wol^I  aber  ber  }u  93onneuU  855  in  @ad^en 
beS  fflofterS  Snif ol  angewol^nt  5U  ](|aben  f d^eint.  3n 
biefem  Saläre  wollten  einige!IRönd^et)on@t.Smanb 
(SInon)  il^n  }um  Sbte  wölkten,  wag  er  iebod^  ent« 
trieben  jurüdtwieS  (Ep.  18).  3m  ^februar  857 
bürfte  er  bem  SonDente  )u  Ouiercp  mit  ätatl^ 
unb  %t)ai  beigeftanben  fein;  fidler  ift,  ba|  er  ben 
jfönig  Staxl  begleitete,  als  biefer  858  t)or  feinem 
99ruber  Subwig  nad^  @äbfranfreid^  fic^  jurüd^og; 
ja  er  übemal^m  e§,  al§  ©efanbter  feines  ^erm 
ben  feinbf  eligen  SSruber  }u  befd^wid^tigen  ober  bod^ 
bie  abgefallenen  ©ro^en  wieber  )u  gewinnen,  fie^ 
tereS  trat  ein,  unb  fiubwig  mugte  im  folgenben 
3a]^re  erfolglos  abjiel^en.  fiupuS  banft  ben  SKön« 
d^en  t)on  ©t.  ©ermain  in  9luserre  für  bie  liebe« 
ooQe  Slufnal^me,  weld^e  fie  i|m  wöl^renb  biefer 
feihfd^en  3eit  gewährt  ^aben  (Ep.  116).  «uf  ber 
©eneralf^nobe  gu  @ak)onniäreS  bei  Soul  (859) 
unb  auf  bem  Steid^tage  ju  Soblen}  860  fam  bann 
k)önige  SuSföl^nung  gu  @tanbe,  unb  eS  würben 
Diele  SQBirmiffe  wieber  gef ^lid^tet ;  bei  erftercr  wirb 
Su))uS  mitgewirft  l^aben,  wie  er  aud^  ber  @t|nobe 
)u  ^ifteS  862  beiwol^nte.  3nawifd^en  ^atte  er 
freilid^  burd^  ben  Sinfall  ber  9tormannen  861  t)iel 
Ungemad^  auSjuftel^en ;  fie  waren  fd^on  bis  über 
9Relun  l^eraufgebrungen  unb  bebrol^ten  gferriäreS; 
ber  franfe  W)i  unb  bie  ÜJlönd^e  mußten  mit  ben 
wid^tigerenftoftbarfeiten  fliel^en  unb  fanben  ©id^er« 
l^cit  in  9lis«en«Dt]j|,  baS  il^ncn  ber  93ifd^of  golfrid^ 
Don  SroqeS  anbot.  SupuS  banfte  il^m  l^erjltd^ft 
für  biefc  Rettung  (Ep.  125).  9lod^  im  6pötia|r 
862  wirb  fein  9iame  auf  ber  ©t)nobe  ju  ©oiffonS 
angefül^rt.  §emad^  öerliert  ftd^  aDe  ©pur  öon  il^m, 
unb  er  l^at  wol^l  biefeS  3al^r  nid^t  lange  überlebt. 
3n  bie  ©treittgfeit  ©ottf^alfS  über  bie  ^räbcfti» 
nation  würbe  2ut)uS,  wie  erwäl^nt,  f aft  unwittfür» 
lid|  l^ineingegogen.  ©eine  SDleinung  über  biefeS 
©el^eimnife,  bcffen  ©pur  er  nad^  ber  Seigre  bcS 
]^l.  «uguftin  Derfolgt,  ift  oben  (V,  944  f.)  für» 


bargelegt,  auSfül^rlid^er  bei  ©cfele  (6onc.-®efd^. 
rv,  149  ff.) ;  er  tiat  fie  befonberS  in  gwei  ©d^rif« 
ten  auSeinanbergefe^t :  im  Liber  de  tribos  quae- 
Btionibus  unb  im  Collectaneum  de  tribos  quae- 
stionibus,  Worin  er  bie  begüglid^en  Vöterftellen 
fammelte.  3ebod^  war  im  @runbe  Weber  ©ottfc^alf 
nod^  ^incmar  mit  feinen  Dermittelnben  Slnfid^ten 
juf  rieben.  —  ®ie  geleljirten  ©tubien  pflegte  SupuS 
fortwal^renb,  fud^te  bie  ftlofterbibliot^ef  mit  ben 
SQBerfen  ber  Sitten  gu  bereid^em,  bie  er  fleißig  ab» 
fd^reiben  lie^,  forgte  aud^  umfid^tig  für  bie  ftird^en- 
unb  jfloftergebäubeunb  bereu  ge^iemenben  ©d^mud 
unb  erwies  fid^  fo  als  ödster  93enebictinerabt.  ©eine 
©riefe  entl^atten  barüber  SWeleS.  Su^er  ben  ge« 
nannten  Sßerfen  wirb  il^m  aud^  eine  Vita  S.  Ma- 
ximini  Ep.  Trev.  jugef d^rid&en ;  biefe  befielet 
wal^rfd^einlid^  auS  älteren  iBorlagen,  weld^e  er  in  ein 
beffereS  ®ewanb  fleibete.  —  SupuS'  SBerfe  wur» 
ben,  f  oweit  fie  erl^alten  finb,  nad^  ^apiriuS  äßaff  on 
unb  Slnberen,  weld^e  entweber  nur  SinjelneS  ober 
UnDoSf ommeneS  gu  Sage  f  örberien,  perft  beff er  unb 
mit  !Roten  begleitet  l^erauSgegeben  Don  ©tepl^an 
99alu)iuS,  Derbefferi  in  ^weiter  Ausgabe  ju  Ant- 
werpen 1710,  neu  abgebrudft  bei  SOligne  (PP.  lat. 
CXJD^,  423  sq.).  SSiele  93riefe,  correcter  unb  nad^ 
ber  3eitfolge  georbnet,  ftel^en  bdBouquet,  Becueil 
Vn,  480  sq.  (Sgl.  GaUia  Christ.  Xu,  159  ss. ; 
Hist.  litt,  de  la  France  V,  255  ss. ;  Nouy.  Biogr. 
gen.  XXXn,  19  ss.)    [Sraunmüller  0.  S.  B.] 

<iityit5(aBolf),  gl^riftian,  0.  S.  Aug.,  Sl^eo» 
löge,  würbe  ju  ^pem  ben  23. 3uli  1612  geboren, 
geid^nete  ftd^  fd^on  in  frül^er  3ugenb  burd^  Xalent 
unb  tjflei^  aus  unb  gewann  ftd^  burd^  Slugenb 
unb  Sefd^eibenl^eit  bie  Ad^tung  unb  Siebe  friner 
aWitfd^üler.  TOü  15  ^a^xtn  entfagte  er  ber  SBelt, 
um  in  ben  Drben  ber  Sluguflincr  einzutreten,  ftaum 
l^atte  er  feine  ©tubien  DoUenbet,  fo  würbe  er  nad^ 
ftöln  gefd^idt,  um  bie  OrbenSclerifer  in  ber  ^l^ilo« 
fopl^ie  5U  unterrid^ten.  S)afelbft  lernte  il^n  ber 
bort  refibirenbe  SluntiuS  QfabiuS  Kl^igi  fennen  unb 
blieb  iljim  zeitlebens,  aud^alS^apft9llexanberVn., 
gewogen.  9?ad^Söwen3urüdE5erufen(1640),  würbe 
SupuS  mit  ber  Dor^üglid^ften  tl^eologifd^en  fie^r« 
Ian}el  beS  OrbenS  betraut.  9Rit  wal^rem  ^eig« 
l^unger  Derlegte  er  fld&  nun  auf  baS  ©tubium, 
bem  er  töglid^  15  ©tunben  fd^enfte,  unb  mit 
Bienenfleiß  fammette  er  auS  ben  SSBerfett,  bie  er 
las,  baS  reid^e  5Raterial  ju  feinen  fpäteren  ©d^rif» 
ten.  ®abei  befaß  er  ein  überaus  glüdlid&eS  ®e« 
bäd^tniß,  fo  baß  man  il^n  eine  Icbenbige  Sibliotl^cf 
nannte.  S)ur^  eifrige  Vertretung  eines  ftren» 
gen  ^uguftiniSmuS  50g  er  ftd^  ben  SSerbad^t  beS 
3anfeniSmuS  p  unb  würbe  bcßwegen  b'eim  9lun* 
tiuS  in  SSrüffcl  Derflagt.  S)iefer  Derbot  aud^  ber 
UniDerfitöt,  SupuS  ^um  2)octor  ber  Sl^eologie  ju 
promoDiren.  9iur  burd^  Sßcrwenbung  beS  DrbenS« 
gencralS,  ber  beffen  9ln|öngUd^feit  an  ben  ^eiligen 
©tul^l  bezeugen  tonnte,  l^ob  bcr  5papft  baS  SSerbot 
auf,  unb  fo  erlangte  SupuS  ben  4.  JJ^bruar  1653 
bie  S)octorwürbe.  ^bcr  ba  er  Don  9ieuem  wegen 
9{id^tbead^tung  ber  pöpftlid^en  Srlaffe  gegen  Ben 


305 


Su§ctniu§. 


306 


^mfmiSnmft  angeHagt  morben  mar,  beauftragte 
dcsonbcx  YIL  ben  ®eneral,  il^n  1655  naä)  Stom 
iB  nif eiL  SupuS  mürbe  f^itx  freunblid^  auf genom« 
Bcn^  mü)  ber  ^ßapft  f orgte  felbft  für  feinen  Unter» 
tatt.  (Er  gftoann  aucl^  unter  ben  Sorbinölen  oiele 
Smnbe  imb  (Sönner ;  nomentlid^  trat  er  in  innigere 
9e|ie^g  ^u  bembenll^mtenOrbenSgenoffenDto« 
liS,  nod^maligen  Carbind,  unb  }u  fiucaS  ^oU 
^BoäxA,  nieder  Derftd^erte,  feinen  genaueren  Den- 
ier bct  oltd^fUid^  j^ird^engef(i^i(i^te  }u  »iffen 
dl  Stt^mfi.  9tad^  me^riöl^rigem  ^ufent|alt  }u 
Shnn  feierte  SupuS  1660  nad^  Sömen  surüd  unb 
kgcom  mm  bte  Sfrüd^te  feiner  @tubien  5U  t)er« 
öffamid^  Gegen  feinen  Sßillen  mürbe  er  1676 
riiißiimnig  gnm  SorfUmb  ber  belgif(i^en  OrbenS« 
ptütntt%  ernannt  Slnbere  il^m  angetragene  SBür» 
bni,  ttrie  ba«  %mi  eine!  ))ä))ftlid^en  @acriftan8,  ba§ 
immer  em  Sugufiiner  befleibet,  eine  ^rofeffur  an 
ber  SopieiQa  unb  bie  il^m  burc^  !Rorid  üom  @rog« 
lenog  inm  XoScona  £o8mu§  in.  genuui^ten  glon« 
yamn  Xnerbietungen  mieS  er  befd^eiben  ab.  ^od^» 
■OB  begab  er  ftd^  im  Auftrag  ber  tj^eologifd^en 
Socaltät  tum  fiömen  gugleu^  ntit  SRartin  @tet)aert 
Sroni  oan  Siane  vmb  Sombert  Sebrou  nad^  Stom, 
m  Me  Senurt^eilung  vieler  Sel^rfö^e  auS  ber 
Storni  bitxd^suff|en.  9uf  feinen  tlntrag  l^in  cen« 
fnzirttSnnocensXL  am  2.9Rör5l679  65  biefer 
€ä|c.  9lQd^  feiner  älädfel^r  mürbe  Sut)u§  gum 
er^m  Btdgßäim  $rofeff  or  ber  SJ^eoIogie  ernannt, 
bm5  oHgemetneS  SuffeJ^en  erregte,  meil  nod^  nie 
eia  Orboifimannbiefe^djeid^nung  erl^alten  l^atte. 
£01^  nid^  kmge  mel^r  fonnte  er  fid^  bem  Sel^r« 
ante  mibmen,  beim  t)on  arbeiten  aufgerieben,  tttx« 
fc^rieb  er  nad^  biemumatlid^  fd^mer^Iic^er,  aber 
mit  erbaulid^  ®ebulb  ertragener  Jhanfl^eit  ben 
10.  3ult  1681.  Seine  SEBerle  erfc^ienen  gefam- 
nelt  in  12  X^xl  gu  6  9<>tiobänben  in  Senebig 
1724—1729,  mo}u  nod^  ein  13.  inSSoIogna 
1742  erf(^ien.  SMemid^tigerenfmb:  Synodorum 
generaliiim  et  proTincialiam  statuta  et  ca- 
DoneB  cum  notis  et  historicis  dissertationi- 
iNiB,  5  TolL,  Lov.  1665,  Brux.  1675 ;  fie  füflen 
Me  erfhm  6  Sonbe.  3n  iJ^nen  gibt  Supug  eine  %rt 
(Eonciliengefc^id^te,  erbrüdtaber  beinal^e  benSefer 
tmtdf  btebartnaufgef))eid^rte®ele]^r{amfeit;  aud^ 
bietet  er  gelegentUd^  meitläu^ge  9lb]^anblungen 
ober  Derfd^ebene  fragen  berffird^enbi§ciplin.  Di- 
TiBmn  ac  immobile  s.  Petri  apostolomm  prin- 
ei|»8  eirea  omnimn  sub  coelo  fidelium  ad  ro- 
ejus  cathedram  appellationes  adver- 
profanas  hodie  vocum  noyitates  assertum 
prnilegiiim,Mog.  1681,  t)or)ügIid^  gegen  OueS« 
■el,  beSRarca,  Soileau,  ®erbai§;  baju  fommt 
Pfirflegiuin  ap.  sedis  quoad  evocationes  ac 
^peDationeB  germanicas,  anglicas,  belgicas, 
Amon.  1742;  Tertulliani  1.  de  praescriptio- 
mSboB  emn  notis,  Brux.  1675 ;  Epistolae  et 
?ita  d.  Thomae  M.  et  archiep.  Cant.,  necnon 
epjgtolae  Alexandri  IIL,  Galliae  regis  Lu- 
^orki  VIL,  Angliae  regis  Henrici  Ö.  alia- 
nmqöe  plurium  sublimium  ex  utroque  foro 


personarum  concementes  sacerdotii  et  im- 
perii  concordiam,  ib.  1682 ;  Opuscula  post- 
huma ,  ib.  1690 ,  morunter  5lb|anblungen  de 
antiquitate  et  legitime  usu  sententiae  pro- 
babiUs;  de  germano  ac  avito  sensu  ss.  pa- 
trum,  universae  Ecclesiae  et  praesertim  Tri- 
dentinae  synodi  circa  christianam  contritio- 
nem  et  attritionem ,  bie  jmar  fd&on  ju  fiömen 
1666  erfd^ienen  mar,  aber  nun  mit  Slntmortcn  auf 
bagegen  erl^obene  ^u§ftellungen  Dermel^rt  gegeben 
mirb.  Selber  l^at  fiu))u§  ba§  reid^e  Snatenal,  baS 
er  bietet,  ju  menig  öerarbeitet  unb  boju  bie  ®ar« 
fteüung  unb  ben  Stil  üemad^Iäffigt.  (93gl.  ©abatini 
in  ber  ben  gefammelten  2Berfen  öorau§gefd^idCten 
Vita;  Ossinger,  Bibliotheca  august.  524 sq.; 
Bevista  agost.  1884,  Oct.  p.  330  ss.;  Harter, 
Nomenciator  11,  472  sq.)       [^urter  S.  J.] 

,itt$dtiitt$  (Slad^tigaU,  Siad^tgoE),  Ottmar, 
f)umanift,  geboren  ju  Strasburg  um  ba§  Sal^r 
1487,  geno^  ben  Unterrid^t  2Bimp]^eUng§  unb 
öerel^rte  in  ©eiler  üon  ßaiferSberg  einen  öätcr« 
lid^en  fjreunb.  3uni  jungen  SKonn  bcrangemad^fen, 
tl^at  er  ber  mäd^tig  ermad^enben  Sßanberluft  burd^ 
meite  Steifen  ,;burd^  faft  gon^  Suropa  unb  einen 
guten  Xl^eil  üon  ^fien"  ©enüge.  Allenthalben 
!nüt)fte  ber  l^eitere  5poet  greunbjd^aftsbanbe,  be« 
fonber§  an  ben  Stätten  geleierter  SBübung,  mie  in 
$ari3,  fiömen,  $abua  unb  SOSien,  mo  er  ft$  überaE 
}um  3^ed  be§  StubiumS  löngere  3^it  aufl^ielt. 
Seit  1514  mieber  in  Strasburg  befinblid^,  er« 
l^ielt  er  im  ^uguft  1515  im  Sapitel  St.  Sll^omaS 
eine  erlebigte  SSicarftelle,  nad^bem  er  an  ber  Jhrd^e 
bafelbft  fc^on  längere  3sit  al§  Organift  tl^ätig  ge« 
mefen  mar.  SRad^  SSeröffentlid^ung  meljirerer  juri« 
bifd^er  SBerfe  erlangte  er  im  3. 1518  in  Stolien 
benSoctorgrab  im  canonifd^en  SRed^t.  3nbe6  fa)^ 
er  fu^  in  feiner  f)offnung,  nunmel^r  eine  feiner 
SSorbilbung  entfpre^enbe  Stellung  al§  SanonicuS 
p  erijialten,  troj  einer  ju  biefem  3medCe  unter» 
nommenen  Steife  nad^  Stom  getöufd^t,  megl^alb  er 
nic^t  ol^ne  ©itterfeit  an  einen  alten  Sprud^  erin- 
nerte :  Doctrina  vacuis  est  urbs  Strazburgia 
mater;  Doctis  atque  bonis  esse  noverca  seiet. 
Snblid^  im  2(.  1522  mürbe  er  Sanonicu§  bei 
St.  Stepl^an,  begab  fi(^  aber  im  f olgenbcn  3a^re 
nad^  Augsburg,  mo  er  fxä)  fd^on  bei  einem  frühem 
^ufentl^alt  gelehrte  f^freunbe  unb  ®önner  ermorben 
l^atte.  ®ort  na^m  er  aOSol^nung  im  ff lofter  St.  Ul« 
rid^  unb  l^ielt  ben  SKönc^en  SSorlefungen  über  bie 
^falmen.  3m  3.  1525  ober  1526  übertrugen 
i^m  bie  Sfugger  eine  ^rebigerfteDe  unb  ein  ßano« 
nicot  bei  St.  5IKori3.  6r  mar  neben  bem  3)om» 
prebiger  ^Jlattl^iaö  ffrej  (f.  b.  ^rt.)  ber  einzige 
^rcbiger  9lug§burg§,  melc^cr  bie  fatl^olifd^e  fiel^re 
oortrug ;  meil  er  aber  einmal  bie  fiut^eraner  als 
ffejer  bejeid^nete,  mürbe  i^m  öom  Siot^  baS  $re- 
bigen  verboten,  ^a^tx  begab  er  ftd^  im  October 
1528  nad^  gfreiburg  im  93rei§gau  unb  t)erfa^  bort 
baS  5lmt  eine§  ®omprebiger§.  ©egen  6nbe  fei- 
net fiebenS  }og  er  fid^  in  bie  ffartl^aufe  auf  bem 
Sol^anniSberg  bei  gfrciburg  prüdf.  6r  ftarb  im 


307 


Suffi  —  ßutl^er. 


308 


©e|)tember  1537.  —  SuSdniuS'  Sebeutung  Hegt 
in  feinen  Seiftungen  auf  bem  ©ebiete  ber  l^umoni« 
ftifd^en  ©tubien.  S)iefe  unb  im  Sefonbem  bie 
ftenntnil  be§  ©rieti^if d^en  f örberte  er  f omol^I  burd^ 
Verausgabe  gried^ifd^er  unb  lateinifd^er  @d^rift" 
fteOer  unb  eines  ^uSjugS  auS  ber  gried^ifd^en 
(Srammatif  beS  Sl^rpfoIoraS,  al§  befonberS  burd^ 
bie  Sel^rtl^ätigfeit  bie  er  an  Snftalten  ober  )um 
Unternd^t  Sinjelner  entfaltete.  S)aS  @tubium  beS 
@ried^ifd^en  brad^te  t)or5ügIid^  er  in  Strasburg  5U 
@^ren;  ebenfo  envedtte  er  in  SlugSburg  t)ielfa4 
3ntereffe  bafür.  ÜJlit  ben  bebeutenbflen  ^wma» 
niften  feiner  3cit,  wie  93eatu8  SRl^enanuS,  Sleud^« 
lin,  ßraSmuS,  unterl^ielterfreunbfd^aftlid^enSer« 
f el^r.  $rincit)iett  fielet  er  auf  bem  ©oben  ber  altem 
^umaniftenfd^ule  —  bie  ftenntni|  ber  Sllten  fott 
in  erfter  Sinie  ber  moralifd^en  §ebung  beS  9Ren- 
fd^en  bienen  — ,  bod^  jeigt  fid^  bei  ibm  fd^on 
eine  übertriebene  unb  einfeitige  ^od^fd^ä^ung  ber 
Sform  (t)gl.  Sorrebe  p  Sudans  Deorum  dialogi, 
1515).  ^nä^  gel^t  er  in  feiner  $olemif  gegen  bie 
f  d^olaftif  d^e  ÜRetl^obe  in  Z^eologie  unb  ^l^ilof  o))^ie 
über  bie  @d^ranfen  ber  SRögigung  l^inauS^  mo^u 
i^n  iebod^  bie  bittere  Stimmung  reiben  mod^te, 
toeld^e  baS  tJfel^lfd^lagen  fdner  9emü|ungen  um 
eine  fidlere  Stellung  jur  iJolge  l^atte.  3«  feinen 
l^umoriftifd^en  Sd^nften  t)errat]^  er  tt)enig  fd^lagen« 
ben  SBi|;  fte  machen  ben  (Sinbrudt  einer  geleierten 
Spielerei ;  babei  l^ölt  er  fid^  nid^t  frei  t)on  un« 
flätigen  hoffen.  Stud^  in  ber  SKufif  ift  er  be- 
toanbert:  eine  feiner  etrften  unb  feine  lejte  Sd^nft 
ftnb  il^r  gemibmet.  9uf  tl^eologif d^m  ®ebiet  ift  fein 
^auptmer!  fdne  Ueberfe^ung  unb  Srflärung  ber 
$f  almen,  eine  tJfrud^t  feiner  Sorlefungen  im  ftlofter 
St.  Ulrid^.  6r  übertrug  ben  Septuagintatejt  in'8 
Sateinifd^e  unb  gab  ba^u  mebrfad^e  Erläuterun- 
gen; bie  ©rflärung  felbjt  befielet  in  moralifc^er 
^nttjenbung  ber  ^^föttnen.  S)aS  SBer!  erfd^ien 
1524;  5ur  felben  3dt  mürbe  aud^  bie  beutfd^e 
Ueberfcjung  unb  (Erflärung  ber  $falmen  (^falter 
beS  fönigS  unb  propl^eten  S)at)ibS)  t)eröffentlidet. 
3n  bdben  Sd^riften  ndgt  SuSdniuS  in  fdner 
Suffaffung  ber  SRed^tfertigung  einigermaßen  ber 
neuen  Seigre  ^u.  S)ode  k)ermeibet  er  fo  diel  als 
möglid^  dne  ©erül^rung  ber  ftrdtigen  religiöfen 
gragen ;  nid^t  alS  ob  er  felbft  unentfd^ieben  ge- 
mefen  möre  (t)gl.  Ep.  nuncup.  inProgymnasm., 
bie  SBibmung  t)on  Plutarchi  Chaer.  aliquot 
conunent.,  Joci  ac  sal.  n.  85),  fonbem  tt)eil  eS 
feiner  ganzen  ©eifteSnd^tung  wiberfprad^,  fid^  in 
Streitigfeiten  einjumif d^en,  bie  er  für  f opl^iftifd&eS 
SSortge^än!  l^ielt  (ügl.  Ep.  nunc,  cit.,  Joci  ac 
saL  n.  54).  6r  l^at  in  biefem  ^Junft  feine  3dt 
nid^t  erfaßt.  Sein  Sl^arafter  ift  abgefel^en  tttoa 
Don  ber  Sd^örfe  in  ftritif  ber  »iffenfd^aftlid^en 
Wid^tung  ber  geitgenöffifd^en  Sl^eologie,  tabel« 
loS,  unb  mit  Unred^t  wirb  il^m  ein  jweibeutigeS 
SJerl^alten  gegenüber  ber  religiöfen  SReuerung  öor« 
geworfen,  äßenn  man  bie  SSeftrebungen  beS  ^u« 
maniSmuS  unb  dner  gefunben  lird^lic^en  ^Reform 
einerfeits  unb  bie  ber  „Reformatoren"  anbererfritS 


gel^örig  aus  einanber  l^ölt,  f o  wirb  man  auS  feinen 
Sd^nften  bie  Snftd^t  gewinnen,  ba|  er  niemals 
bie  Sad^  ber  legieren  oertrat,  wol^l  aber  immer 
weiter  fid^  t)on  il^nen  entfernte,  j[e  flarer  il^re 
Umfturjplane  ^u  Zage  traten.  —  Quellen: 
2)ie  Sänften  t)on  SuSdniuS,  t)er5ddenet  bei  Gh. 
Schmidt,  Hist.  Utter.  de  l'Alsace  n,  1879, 
412—418,  weld^en  jeboc^  als  eine  ber  beben» 
tenbften  bd}ufügen  ift  „SHe  gan|  ßDangelifd^ 
l^^ftorie  u.  f.  w.'',  wol^l  ju  unterfdjieiben  öon  „3)ie 
et)ang.  l^Qfiod,  t)on  ^mmonio  fded^ifd^  bef^ine« 
ben"  u.  f.  w. :  SugSburger  Stabtard^iö  (^afffl* 
protof.  unb  dl.  SenberS  Sl^roni!  ).  3.  1528, 
SKanuf cript) ;  f ürftl.  tJugger'f d^cS  ^auSard^iD.  — 
Siteratur:  Ch.  Schmidt  I.e.  174—208;  S)öl- 
linger,  SReformat.  I,  547  ff. ;  §.  Sd^rdber,  ®efd^. 
ber  Uniberf.  grciburg  H,  1859,  272  ff. ;  ß.  2L 
Sier,  Ottmar  9{ad^tigallS  loci  ac  sales . .  im  9rd^. 
f.  Siteraturgefd^.  XI  (1882),  1  ff.;  S.  ®dger,  SRe- 
naiffance  unb  ^umaniSmuS,  Berlin  1882,  372  f. 
SSon  frül^eren  k)erbient  Srwöl^nung:  IBerfud^  dner 
SebenSbef d^r.  u.  f.  w.,  bd  Strobel,  2RifcelL  literar. 
Snl^altS  IV,  1781, 1—70.    pilfreb  Sd^röber.] 

<^itf]ft,  ÜReld^ior,  ©efanbter  ber  fatl^olifdSien 
Stönbe  ber  Sd^wei^  auf  bem  Sondl  tön  Orient, 
würbe  1529  gu  Stau}  in  Unterwalben  geboren, 
trat  frä]^}eitig  als  Offizier  nad^  einanber  in  fran« 
göftfd^e,  pöpftlid^e  unb  Denetianifd^e  Sienfte  unb 
würbe  f))dter  elfmal  ^um  Sanbammann  feines  Pan- 
tonS  gewählt.  3m  ÜRör}  1562  begab  er  fid^  als 
©efanbter  ber  latl^olifd^en  Sibgenoffen  naä^  Xrient 
unb  Derblieb  bafelbft  bis  }um  16.  3uti  1563. 
9Rit  il^m  war  ^bt  3oad^im  ßid^l^om  t>on  ein- 
fiebeln  als  SSertreter  ber  fd^wei}enf^en  Stifter  er« 
fd^ienen.  Son  Xnent  ^urüdgefel^rt,  war  Sufjt 
unermüblid^  beftrebt,  bie  93ef^lüffe  ber  JKrd^en« 
Derfammlung  in  ber  fatl^olifd^n  Sd^wei}  }ur  9n* 
erlennung  unb  S)urd^fü]^rung  }u  bringen,  ^ierfür 
mad^te  er  in  energifc^er  Sßeife  feinen  (£infui|  bei 
ben  bamaligen  latl^olifd^en  f(bwei}erifd^en  Staats« 
münnem  geltenb.  SefonberS  unterftü^te  er  aud^ 
bie  Seftrebungen  beS  il^m  befreunbeten  1^1.  ftarl 
99orromöuS  unb  beS  !RuntiuS  S3onomi  gur  2)urd^« 
fül^rung  ber  öu^erft  notl^wenbigen  fird^lid^en  9ie« 
form.  92eben  ben  beiben  @enannten  fommt  Suffi 
wo^l  baS  §au))tt)erbienft  um  bie  fird^lid^e  SReftau« 
ration  ber  fatl^olifd^en  Sd^wei)  }u.  Sr  trug  aud^ 
wefentlid^  bei  5ur  Sinfül^rung  ber  äefuiten  unb 
ftaipujiner,  bereu  SOBirffamfeitöon  benfegenSreid^« 
ten  Sfolgen  war.  Sed^Smal  ging  Suffi  als  ®e« 
anbter  ber  latl^olifd^en  Sibgenoffen  nad^  SRom  unb 
ebenfalls  wieberl^olt  in  gldd^er  Sigenfd^  an  ben 
fpanifd^en  unb  franjöfifd^en  §of.  3m  3.  1583 
pilgerte  er  nad^  ^alöftina  unb  lie|  nad^  feiner 
SRüdRel^r  eine  Sefc^reibung  biefer  SReife  brudten. 
Seine  legten  SebenSjal^re  wibmete  er  in  9lbgefd^ie« 
benl^eit  ben  Uebungen  ber  tjfrömmigleit  unb  ftarb 
1606.  (§elt)etia  Vn,  337ff.;  Seu,©eli).Sejifon 
Xn,  384  ff.)  [®.  9Ka^er.] 

cjLttf^et,  ÜRartin,  ber  Url^eber  ber  beutf^en 
Äird^enfpaltung,  ber  Sol^n  eines  ^Bergmanns,  gc« 


309 


Sut^er. 


810 


boren  }U  Si^Ieben  ben  10. 9iot)em&er  1483,  l^atte 
1501  bie  UniMtfttät  Srfurt  belogen,  mar  1505 
l}ier  TOagifter  getsorben  unb  foHte  {\d^  naS^  bem 
Siam  feiner  eitern  ber  Sied^tönriffenld^aft  toib« 
mexL  3n  einem  SRomente  plö^Iid^en  S^redenS 
unb  heftiger  SobeSfurd^t  —  ein  S^reunb  foQ  an 
jctner  Seite  Dom  S3Ii^  erfd^Iagen  morben  fein  — 
ccrbanb  er  ft^  burd^  ein  ®elübbe,  äßönd^  }u  mer» 
den.  52i(^t  leidet  mo^te  iemanb  toeniger  ^u  biefem 
Stanbe  geeignet  fein,  aI9  eben  er;  gleid^tool^I  trat 
n  TDiber  feines  SSaterd  aOBiUen,  unb  f elbft  fein  über« 
nlteS  ®elübbe  l^alb  bereuenb,  in  ba§  9luguf!tner' 
Ibfter  3u  Srfurt.  3m  Seginn  feines  ^räfnngS- 
libreS  mugte  er  ftd^  na^l  Jflofterfitte  läftigen 
^terbeiten  unb  bemütl^igenben  Serrid^tungen 
unterbieten,  nnirbe  jebod^  balb  afö  ÜJlagifter  burci^ 
yn  ^roDinjial  @tau))i|  baDon  befreit.  3m  3Rai 
1507  empfing  er  bie  pnefierlid^  Örbination,  bie 
n  fpäter  ald  SDtaljeid^n  beS  apocal^ptif  d^en  £]^iere3 
i^ma^te  unb  Dermänfd^te ;  ba|  il^n  unb  ben  orbi« 
ihrenben  99if<^of  bamafö  nid^t  bie  Srbe  t)erfd^lun« 
pen,  ankerte  er,  baS  fei  unred^t  unb  all}u  groge 
äotteSgebuIb  gemefen.  9{ad^  fleißigem  @tubium 
der  f^oIafUfd^  Sl^eologie  toarb  er  1508  auf 
Stonpi^S  Sorfd^Iag  an  ber  neu  errid^teten  Uni« 
Mtfität  SBittenberg  Seigrer  ber  SDialeftif  unb  Stj^if, 
ging  aber  fd^on  im  folgenben  Saläre  ^u  bem  i^m 
ciel  mel^r  jufagenben  SSortrage  ber  Xl^eologie  über. 
3ni  3.  1516  gab  er  eine  m^fKfd^e  Sd^rift  be§ 
U.  Sa^r^unbertS,  bie  ^Seutfc^e  2^eoIogie\ 
beraub.  e§  mar  mol^l  ni^t  ber  fpecuIatiDe  $an' 
dieifmud  biefer  Sd^rift,  ber  il^n  fo  fel^r  an^og;  e§ 
Qxir  bie|  feiner  gan}en  (SeifteS-  unb  Seben§rid^« 
nmg  ein  aüju  frembed  Clement,  beffen  ttml^re  93e- 
fAaffen^eit  unb  Sebeutung  er  l^ier  nid^t  einmal 
Derftanbcn  }u  l^en  fd^nt.  SSielmel^r  mad^ten  bie 
Sonfequenjen,  bie  in  biefer  Sd^rift  aug  pantl^eifti« 
i^en  Sorberfä^  be}üglid^  bed  menfd^Iid^en  SBil- 
ln!§  ge5ogen  merben,  il^m  baS  99ud^  fo  toid^tig 
asb  tbeuer:  ba^  ed  nämltd^  nur  Sinen  SBiQen 
gebe,  ben  göttlichen,  ba^  nur  biefer  Sine,  ber 
cDUlit^  äBifle  in  ber  Sreatur  mirfe,  ba^  alfo 
Deber  Don  fjfrei^t  bed  menfd^Iid^en  SBiÜenS,  nod^ 
tim  einem  ben  SBiUen  binbenben  ©efe^e  bie  Siebe 
fein  fdnne.  S)arum  foQte  baS  „eble  Süd^Ietn  über« 
trcWc^  in  ftunft  unb  göttlid^em  SBertl^"  fein. 

Sbe  no4  ber  9bla|ttreit  begann,  l^atte  fiutl^er 
n^  Don  ber  biSl^erigen  S^eologie  unb  ber  aUge» 
seinen  Seigre  ber  (Krd^e  in  einem  fünfte  entfernt, 
ber  neben  bem  Sogma  t)on  ber  ^erfon  S^riftt  ber 
5t4tigfte  im  ganjen  fird^lid^en  fiel^rgeböube  ifi 
05  iiber  bie  Suffaffung  unb  ^efialtung  beS  gan- 
«n  jrraftifdHWpfid^tti  2eben8  entfd^cibet  —  im 
2ogma  Don  ber  Sied^tfertigung  be§  9Renfd^en. 
ter  Peim,  auS  melc^em  fein  ganjeS  nad^l^erigeS 
Ssnem  ^erDormud^S,  mar  bereits  in  ben  Salären 
1515  unb  1516  bei  i^m  entmidfelt,  unb  feine 
lodrtn,  mie  er  fie  an  ber  Uniöerfität  Dortrug, 
batte  bereite  Snflog  unb  SSeranlaffung  gegeben, 
wn  einer  neuen,  auf  Srrmegen  bcfinblic^n  Sl^co» 
bgif  }n  reben.  Sr  felber  aber  mar  freilid^  nod^ 


nid^t  einmal  ber  nöd^ften  unb  unabmeisbarften 
ßonfequenjen,  bie  fid^  auS  feiner  Sorftettung  er- 
gaben, fid^  bemüht  gcmorben.  ®iefe  neue  Seigre 
Sutl^erS  Don  ber  SRed^tfertigung  unb  bem  ganzen 
93er|ältniffe  beS  9Renfd^en  au  ®ott  mar  ba§  gr- 
gebni^  eineS  peinigenben  unb  troftlofen  ©eifted« 
juftanbeS,  in  mcld^em  er  fid^  lange  3^t  l^inburd^ 
befunben  l^atte.  6r  f^aitt  ben  flöfterlid^en  @tanb 
unb  beffen  aScctifd^e  SSorfd^riften  unb  Uebungen 
mit  ber  ganjen  Energie  feines  l^eftigen,  tief^lcibcn- 
f d^aftlid^cn  unb  ber  größten  9lnftrengungen  fälligen 
ß^arafterS  ergriffen.  6S  ift  fein  Örunb  Dorl^on« 
ben,  feine  be§f aüftgen  9leu|erungen  ju  bejmeif ein ; 
aber  bie  @eftönbniffe,  bie  er  babei  über  feinen  ba« 
maligen  ©eelenjuftanb  ablegt,  geben  aud^  l^in- 
lönglid^en  ^uffd^Iu^  über  bie  Urfad^e,  marum  fein 
aScetifd^eS  9ttngen  unb  arbeiten  i^n  nid^t  förberte, 
marum  enblid^  ein  ßuftanb  ber  DöQigen  Sntmutl^t« 
gung  unb  Serjmeiflung  ftd^  einfteOte,  ber  mit 
einem  Umfd^Iag  in  baS  gerabe  ©egent^eil  enbigte. 
3ene  Steigung  jur  93erjerrung,  jur  unnatürli(|en 
unb  franfi^aften  SntfteHung  an  fid^  molarer  @e« 
banfen  unb  d^riftlid^er  SorfteÜungen  unb  Smpfin« 
bungen,  bie  ftd^  fpöter  bei  il^m  immer  mieber  gel« 
tenb  mad^te,  finbet  fid^  fd^on  in  fetner  fat^olifd^en 
unb  flöftcrlic^en  ScbenSperiobe.  6r  Derfld^ert  3. 95., 
eS  l^abe  il^m,  als  er  in  SRom  gemcfen,  leib  getrau, 
ba|  feine  SItem  nod^  nid^t  toot  feien,  bamit  er  fie 
burd^  feine  ÜJleffe  auS  bem  iJ^gfeuer  l^ötte  befreien 
fönnen ;  er  meint  fclber,  menn  er  ©clegenl^eit  boju 
gefunben  l^ötte,  mürbe  er  in  feinem  äleligionSeifer 
ober  tjfanatiSmuS  ber  graufamfte  Sobtfd^Iöger  ge« 
morben  fein.  SBenn  aud^  nad^  feiner  SoSfagung 
Don  berÄird^e  unb  nad^  bem  gemaltfamen  SBrud^e 
mit  feiner  ganzen  SSergangcnl^cit  eine  gro^c  9Ser- 
änberung  in  feinem  fittlid^en  El^arafter  Dor  fid^ 
ging,  fo  ift  bod^  nid^t  )u  Derfennen,  ba|  jenes 
geucr  beS  SorneS  unb  beS  bis  jum  §affe  fid^  flei« 
gemben  3ngrimmeS,  baS  fpöter  in  f^tUt  Stammen 
auffd^Iug,  bamals  fd^on,  menn  au^  nod^  nieber- 
gel^alten  unb  gebönbigt  burd^  feine  aScetifc^en  9n* 
ftrengungen,  in  il^m  glühte,  unb  ba^  er  überl^aupt 
gegen  fein  mit  eblen  mie  mit  bebenllid^en  unb 
fc^Ummen  Anlagen  reid^  auSgeftatteteS  Sempexo- 
ment  einen  ff ampf  fül^rte,  ber  oft  mit  9Heberlagen 
enbete.  Sr  fagt  eS  felbft,  ba^  eS  au^  ben  &r« 
fud^ungen  ber  SBoHuft  Dorjüglid^  Kegnngen  bS 
3omeS,  bcS  §affcS  unb  SleibeS  gemrien.  tni  c 
nid^t  ju  übermtnben  Dermod^t  bnbe.  £)abe:  idt 
eS  il^m  feinem  @cftönbniffe  nad^  an  Hc  Ssct. 
®otteS ;  er  l^abe,  fd^rieb  er  na^fya  an  srnnrr^ 
eigentlid^  Dor  ©ott  nur  gel^em^, 
5U  tl^un  Derfu^t  unb  eine  erbitee 
genc  Siebe  in  SBorte  gefa^  ^r.  ftue:  rr.-r: 
er  ferner,  fei  er  Kl^rifJo  fo  feiiiD  n 
er  fein  ©emölbe  ober 


^  BS 


flrcuje  l^ing,  er  baDor  eriitiimifc  ■».  n  zjur. 
niebergefd^Iagen  nnb 
^ötte.  SDaS@ebet 
er,  mie  er  fagt  in 
muffe,  um  jn 


-ii—  —  — 


311 


Sutl^er. 


}u  toerben^  (eteitS  goti)  rein  unb  ol^ne  @ünbe  tok 
bi<  ^eiligen  beS  §ttnmcl8  fein.  SllleS  biefc§  Der» 
fejte  ü^n  beoreiflid^erweife  in  einen  Suftanb  büfte» 
ter  ßntmut^igung  unb  troftlo|cn  SerjagenS,  ber 
aber  »ieber  mit  tro^iger  Sermef|en|^ett  unb  jelbft» 
geföHiger  ßtnbilbung  abwed^felte;  in  fol(i^en  9Ro« 
menten  mar  er  bann  feinem  SluSbrude  naci^  ein 
^öd^j!  anmaglid^er  @eI6ftgered^ter  (praesumtuo- 
sissimus  justitiariuB)  unb  fal^  ntd^tS  t)on  bem 
©c^alf  in  feinem  Snnem.  6§  ift  aflerbingS  ein 
peinlid^er  3uftanb,  [xä^  fo  nac^  furjer  SSeraufd^ung 
in  trügerif d^er  ©elbftgufriebenl^eit  linabgeftürjt  ju 
feigen  in  ben  Slbgrunb  beS  Sd^redenS  unb  ber  ä$er* 
jmeiftung  unb  in  bem  jfampfe  mit  ber  ^^bra  ber 
@flnbe  ftatt  ber  abgefd^Iagenen  immer  neue  ff ö))f e 
na(]^tt)a(i^fen  }u  feigen.  2)ie  ^ein'biefe^SuftanbeS 
toarb  immer  unertröglid^er,  unb  Sutl^er  forfd^te 
unb  gräbelte  mit  öngfUid^em  99emü]^en,  mie  er 
ben  ©tadlet  ber  bie  SBunbe  feiner  ©eele  ftetS  offen 
erl^ielt  au§  ber  99ruft  reiben  ober  il^m  menigftenS 
bie  ©pi^e  abbred^en  !5nne.  3n  biefer  ©timmung 
lad  unb  fud^te  er  in  ber  99ibet  befonberS  in  ben 
Sriefen  ^uli  an  bie  Slömer  unb  ©alater,  unb 
»er,  ber  mit  fo  glfil^enbem  ©urft,  mit  ber  ßrmar« 
tung  unb  bem  ßntfd^Iuffe,  eine  für  feinen  ptx]bn^ 
lid^en  Sufianb  ermünfc^te  unb  tröftlid^e  fiel^re  in 
ber  Sibel  5U  finben,  an  biefe§  93ud^  l^erangetreten, 
Id&tte  nod^  iemalS  ba§  @efud^te  nid^t  auä)  gefunben 
ober  }u  finben  gemöl^nt?  Sutl^erS  Sntbedfung  be» 
ftanb  aber  »efentUd^  in  tjfolgenbem:  S)er  ÜRenfd^ 
ift  einmol  in  biefe  SBelt  bcS  ^errfd^enben  93öfen, 
eine  SBelt,  xotlfy  nid^t  in  ber  |$^inftemi|,  fonbem 
metd^e  bie  ?Jinftemi6  felbft  ift,  öerfe^t.  6r  felbft 
xjt  infolge  ber  Srbfünbe  burc^  unb  burd^  b5fe;  ba§ 
©treben  nad^  innerer  ^eiligung  unb  Steinigung 
Don  ©ünbe,  in  ber  SKeinung,  bo|  bie§  üor  ®ott 
etmaS  gelte,  iflDerfel^rtunb  Dergeblid^;  ®ott  bietet 
öielme^r  bem  9Renfd^en,  ber  e8  ju  feiner  eigenen, 
mirflid^en  innem  ©ered^tigleit  }u  bringen  Dermag, 
eine  fd^on  fertige,  frembe  an,  bie  er  fid^  nur  }i^u- 
red^nen  brandet,  unb  bie  burd^  biefe  gläubige  3u- 
rec^nung  fein  Sigentl^um  mirb.  S)aS,  maS  Sl^riftuS 
auf  @rben  für  und  getl^an  unb  gelitten  l^at,  baS 
ifi  biefeS  ffleib  ber  @ered^tigfeit,  in  meld^eS  ber 
3Renfd^  ftd^  nur  ^u  l^üQen,  mit  meld^em  er  feine 
gan}e  ©d^ulb  unb  ftete  ©ünbl^aftigfeit  nur  mu» 
bedten  braud^t,  um  fofort  öon  ®ott  für  geredet  er« 
flört  )u  merben.  Senn  tt)a§  immer  Sl^riftuS  ge> 
tl^an  unb  gelitten  l^at,  ba§  l^at  er  alles  an  meiner 
©teile  getl^an  unb  gebulbet,  bamit  id^  felber  biefer 
ol^nel^in  für  mid^  unlösbaren  Slufgabe,  innerlid^ 
toal^rl^aft  geredet  unb  oermöge  biefer  ©ered^tigfeit 
gottgeföüig  5U  toerben,  überhoben  mdre ;  mir  ober 
liegt  nur  ob,  biefe  Seiftung  nunmel^r  burd^  ben  2lct 
be§  @Iauben§  p  meinem  Sigent^um  gu  mad^en, 
fte  mir  gugured^nen  unb  mid^  im  äJertrauen  auf 
biefe  iroax  frembe,  aber  mein  geworbene  ®ered^« 
tigleit  oor  @ott,  ber  mid^  fofort  a(3  ©ered^ten 
anerfennt  unb  bel^anbclt,  barjufiellen.  Sutl^er  Der» 
ftärfte  unb  erweiterte  biefe  feine  imputatiüe  ®c« 
red^tigfeit  gerabe  in  bem  SKa^e,  als  feine  Serttjer« 


fung  einer  mirflid^en  ®ered^tig!eit  bc 
eS  erforberie;  biefer  weite  SKantel  bei 
feit  ßl^rifti  berft  feiner  SSorfteHung  tuti 
fortwö^renb  aOe  ©ünben,  bie  ber  9Dte 
3U,  fo  bag  ®ott  fte  nid^t  ftel^t,  fonbetn 
ein  DoQfommener  unb  überpfftger  (&j 
9RangeI  einer  ))ofitit)en®ered^tigfeitiai 
bie  gana  geeignet  fd^ien,  jeben  S^\^ 
forgni^  eines  öngftlid^en  ®ett)iffeni$  {B 
^ier  war  alfo  eine  ^rt  ber  Sted^tfertifli 
Slenfd^en  gefunben;  baSgro^e,  biS^ 
^rinci))  War  Derfünbigt,  ba|  bie  ttrii 
ber  ^erfon  nid^tS  mit  feinem  t)on  ®0J 
gead^tet'Werben  )u  tl^un  l^abe,  ober  ba^l 
erflörung  ber  ^enfd^en  an  feine  d^ 
bingungen  gefnüpft  fei,  als  nur  bie; 
ben  Stet  ber  Imputation  felbft  erfcnA 
nömlid^  an  baS  99ewu^tfein  ber  eiga 
unb  Ol^nmad^t  unb  an  bie  Srfeni 
Sure^nung  ber  ®ered^tigf  eit  unb 
ber  t)on  ®ott  beftimmtc  SBeg  ber 

S)aS  war  ber  ©inn  ber  t)on  Sutl^ 
öertretenen  9tbfd^affung  beS  ®efe|e8^  1 
fd^en  fowol^l  als  beS  cerimonieüen;  ba 
folute  ®egenfa^,  inbem  er  ®efe|  oba ' 
Sl^rifiuS  einanber  entgegenfteUte;  boi 
bem  9Renfd^en  gumut^et,  nid^t  gu  fünbfa 
5U  fein,  bie^  imb  jenes  su  t^un,  unb  (B 
3um  9)lenf d^en  fprid^t :  S)u  bifl  nid^  ^ 
labe  aber  ^QeS  für  bid^  getl^an,  unb  i 
bir  biefe  meine  Seifhing  nur  gugured^ 
bie  fo  oft  wieberl^olte  Sumutl^uno,  1 
burd()auS  feinen  Sinflu^  auf  baS  Seur 
ftatten,  baS  ®ewiffen  „freubig  einfd^Id 
in  Sl^rifto  ol^ne  alle  Smpfinbung  beS  (e 
ber  ©ünbe''.  3)ie^  alfo  war  bie  grofie  ( 
baS  e3pv)xa  Sutl^erS,  mit  ber  il^m  bie  8 
giötl^fel  beS  religiöfen  SebenS  DoHfiänU 
)u  fein  fd^ien;  je^t  erft  waren  ®efe^  unl 
biefe  unDerföl^nlid^en  |$^einbe,  Derföl^nt; 
neuen,  troftooUen  Seigre  bot  ftd^  fofm 
redete  9lame  üon  felbft  bar  —  er  noi 
SDangelium;  benn  weld^  fröl^lid^ 
meinte  er,  fann  eS  geben,  alSba|bet! 
burc^  ^nftrengung,  burd^  bie  9lrbeit  ba 
Sefferung,  fonbem  auf  fo  leidste  sn 
SSeife,  burd^  einen  bloßen  Stet  beS  glti 
nel^menS  unb  fid^  ßured^nenS  not  ®ott 
feines  ewigen  ^cileS  gewi^  werbe? 
frö^lid^e  IBotfd^aft,  fte  war  feit  Diebi 
berten  fd^on  öerloren  gegangen,  unb 
Kl^riftenl^eit  l^atte,  in  tiefer  9iad^t  1^ 
fi^l  mit  einer  ©ered^tigfeit  abgemfil^t 
SWenfd^en,  nad^bem  er  ^öeS  get|an,  n 
fül^l  liefe,  bafe  er  ein  größerer  ©üiAer 
öorl^er  gewefen.  6S  war  offenbar,  fo  fd 
weiter,  ®otteS  fperielle  SBal^l  unb  8et 
i^n  jum  SSerfünber  unb  SBieberl^ 
Oerfd^oUenen  t^reubenbotfd^aft  auSertot« 
felber  war  biefe  Sinftd^t  unb  baS  red^ 
nife  ber  ©riefe  ^aulx  an  bie  SRömer  n 


315 


Sutl^er. 


816 


©Qd^c  fettft  bcm  3n[titut  ober  »ituS  iwc  Saft 
legen  tnöd^te  —  .biefe  ©ebenfen  l^ielten  il^n  nid^t 
ntel^r  ^urüd ;  er  ^attt  j!d^  ja  mit  aUer  Jhroft  in  bie 
SSorftettung  l^ineingearbeitet,  bo^  bie  93erunftal> 
tung  ber  Sted^tfertigungSlel^re  ein  töbtlid^eS  @ied^« 
tl^um,  ein  jerftörenbeS  ®ift  in  oHe  ©lieber  unb 
Säfte  be§  ftr^lid^en  Organismus  getragen  l^abe^ 
ba^  bie  falfd^e  äBerf^eUigfeit,  bie  Sef re  öom  Swei« 
fei  an  ber  ©nabe  ©otteS  unb  bie  SSerioerfung  beS 
SperialglaubenS,  bie  SSerläugnung  ber  im^utirten 
©ered^tigfeit  ber  l^od^mütl^ige  2)än!el,  eS  p  einer 
eigenen  tnnem  ©ered^tigfeit  t)or  ©ott  bringen  unb 
fi§  bie  ©eligfeit  mit  feinen  SBerfen  erfaufen  p 
»otten  —  ba§  bie^  ®inge  feien^  bie  notl^toenbig 
ein  oHgemeineS  Serberben  über  bie  ftird^e  bringen, 
i^re  S5erfa|fung,  il^re  ©acramente  unb  il^ren  ©ot« 
teSbienft  t>erfälf d^en  unb  in  baS  ©egentl^eil  ber  ur« 
fprünglid^  öon  Kl^rifto  getroffenen  Einrichtungen 
tierfel^ren  mußten.  Sr  »ar  alfo  feiner  ißodfteOung 
nad^  gan}  jid^er,  ba^  er  aud^  bei  ben  ftörfften  unb 
fd^onungSlofeften  Singriffen  bod^  nie  ju  tief  in'S 
tJIeifd^  fd^nitt,  ba^  feiner  feiner  ©daläge  ein  nod^ 
gefunbeS  ©lieb  am  ftörper  ber  ftirc^e  traf.  ^©S 
ift  ja",  fagte  er,  „fein  ©ud^ftabe  fo  Hein  in  il^rer 
Seigre,  unb  fein  SSßerflein  f o  geringe,  eS  öerläugnet 
unb  läftert  (Jl^riftum  unb  fd^önbet  ben  ©tauben 
an  il^n."  Unb  öor  Sut^er  „l^atte  ja  niemanb  ge» 
lou^t,  nmS  ba§  Soangelium,  toaS  Sl^riftuS,  toaS 
Saufe,  n)a§  93eid^te,  tDa§  ©acrament,  toa^  ber 
©laube,  teaS  ©eift,  toa^  ^eifd^,  »aS  bie  ^el^n 
©ebote,  loaS  ba§  SSaterunfer,  toa^  93eten,  n)aS 
Seiben,  toai  Xroft,  toa^  nteltlid^e  Obrigfeit,  roa^ 
ßl^eftanb,  waS  gltem,  waS  ftinber,  toaS  §err, 
ttKid  Jhted^t,  n)a§  f^rau,  »aS  SRagb  zc. fei.  Summa: 
mir  l^aben  gar  nid^t§  gen)u|t,  n)a§  ein  Sbrift 
toiffen  foH." 

Sutl^erS  erfte  ©d^ritte  lourben mit ajlutl^  unb 
Vertrauen  auf  bie  ©üte  feiner  ©ad^e  unb  in  bem 
©ewufetfein,  oa^  er  in  feinem  Drben  unb  aufeer« 
l^alb  bedfelben  ©leid^geftnnte  l^abe,  unternommen. 
SBenn  in  ben  erften  ajlonaten  nad^  llJeröffentlid^ung 
feiner  Sl^efen  bie  Seid^en  ber  Sl^eilnal^me  unb 
SBeiftimmung  nod^  fparfam  l^erüortraten,  fo  ön« 
berte  fid^  bie|  balb.  SRid^t  nur  burfte  er  auf  ben 
©d^u^  feines  »citöerbreiteten  OrbenS,  auS  beffen 
SKitte  pdji  feine  einzige  ©tinrnie  gegen  il^n  erl^ob, 
red^nen:  im  9nai  1518  n)u^te  er  bereits,  ba^  bie 
ganje  Uniüerfität  Sßittenberg,  mit  SluSnal^me  eines 
Singtgen,  ba^  fein  S)iöcefanbifd^of  unb  mel^rere 
anbere  $rälaten  auf  feiner  ©eite  ftonben  ober  ftd^ 
beiföKig  öu^erten,  ya  ba^  fel^r  t)iele  fagten:  fte 
l^ötten  t)orl^er  Sl^rifhtm  unb  baS  @DangeIium  nid^t 
gefannt  unb  nid^ts  bat)on  t)emommen.  93alb  er« 
ful^r  er  aud^,  ba^  bie  ©unft  unb  ber  93eiftanb  ber 
einflu^reid^en  ^umaniften  il^m  in  loeiten  jheifen 
5u  ftatten  fam,  unb  nid^t  nur  f^reunbe,  aud^  ^nbe 
arbeiteten  il^m  in  bie  §änbe,  mie  benn  bie  phxmpt 
unb  ungefd^idfte  ©egenfd^rift  eines  ©^löefter  Frie- 
das il^m  ftd^er  mel^r  nü^te  als  fd^abete.  Sutl^er 
felbft  filierte  einige  Wonate  l^inburd^  bie  ©prad^e 
bemütl^iger  Untertt)erfung  unter  baS  Urtl^eil  ber 


fird^Iid^en  Oberen  unb  üerftd^erte  ben  ißapft,  ba| 
er  unbebingt  über  feine  $erf on  unb  Seigre  oerffigen 
f önne ;  um  f o  leidster  geftattete  biefer  auf  bie  Slkr* 
»enbung  beS  Jhtrf ürfien  t)on  ©ad^fen,  ba^  Sutl^et^ 
ftatt  ber  SlnfangS  Sluguft  erlaffenen  SSorlabung 
gemä^  jid^  perfönUd^  in  Stom  ^u  ftellen,  feine 
^aä)t  t)or  bem  Sarbinal  Sl^omaS  be  ißio,  ber  dS 
Segat  nad^  SlugSburg  ging,  fül^ren  burfte.  3e|t 
mifd^te  ftd^  baS  alte  ^i^trauen  unb  ber  SBiber« 
n)iue  ber  2)eutfd^en  gegen  bie  fd^Iauen  Italiener 
in^S  ©piel.  Sutl^er  erfd^ien  nur  mit  einem  ©eleitS- 
briefe  unb  loeigerte  fid^,  ben  SBibcrruf,  ben  ber 
Sarbinal  t)on  i|m  forberte,  ^u  leiften,  appäüdt 
an  ben  beffer  ^u  unterrid^tenben  $apft  unb  bann, 
als  eine  päpftlid^e  SSuQe  bie  Slbla^Iel^re  befiätigte, 
an  ein  allgemeines  Soncil.  S)ie  IBerl^anblungen 
mit  bem  pöpftlid^en  fi^ammerl^erm  SDtilti},  bie  ^ 
burd^  baS  Sal^r  1519  l^insogen,  blieben  ol^ne  ein 
niefentlid^eS  Srgebni^ ;  Sutl^er  oerfprad^  }mar,  }u 
fd^nieigen,  aber  nur,  nienn  aud^  alle  feine  ©egner 
fd^nieigen  niürben.  @r  rid^tete  mirflid^  am  3. 3Rär} 
1519  ein  ©d^reiben  an  ben  $apft,  loorin  er  öer* 
ftd^erte,  er  l^abe  nie  bie  Sluctorität  beS  romtfd§[en 
©tul^leS  antaften  moQen,  bie  mit  SluSnal^me 
Sl^rifti  über  MeS  im  ^tmmel  unb  auf  Srben 
ge^e,  unb  jugleid^  geftanb,  er  fei  in  fetner  raul^n 
©d^örfe  miber  bie  römifd^e  Siixä^t  bis  ^um  9Ri|- 
braud^e  gegangen;  er  moUe  bafür  baS  93oIf  in 
einer  eigenen  ©d^rift  jur  redeten  gl^rfurd^t  gegen 
biefe  jtirc^e  aufforbem.  S)ie^  mar  iebod^  nid^t 
fel^r  emftlid^  gemeint,  benn  menige  Zage  fpöter 
äußerte  er  in  einem  ©riefe  an  feinen  gfreunb  unb 
©önner,  ben  furfürftlid^en  ^ofprebiger  ©(Kilatin: 
„er  mifje  nid^t,  ob  ber  $apft  ber  Slntid^rift  felbft 
ober  nur  beffen  3lpofteI  fei".  3nbe^  maren  bie 
SSanbe,  bie  il^n  an  bie  ftird^e  feffelten,  nod^  immer 
ftarf  genug,  um  i^n  t)on  ber  entfd^iebenen  unb 
offenen  ©el^auptung  mand^er  ©ä|e,  in  benen  il^n 
fein  SieblingSbogma  mit  ©etoalt  bröngte,  ^urüd- 
jul^alten.  Üeber  biefen  Sonflict  feines  baÜ)  Don 
ber  nod^  l^aftenben  ßl^rfurd^t  t)or  ber  fird^ßd^en 
Sluctoritöt,  balb  t)on  ber  Sonfequen}  feines  2)og« 
maS  bel^errfd^ten  unb  ^erriffenen  ©erftanbeS  unb 
©emiffenS  äußerte  er  in  fpäterer  Seit:  „er  l^e 
bamalS  ben  ©eift  mit  fo  ftarfer  ©egierbe,  gleid^- 
fam  t)ertt)irrt  im  ©eift  unb  beinal^e  fmnloS^  er- 
wartet, ba^  er  faum  gemußt,  ob  er  toa6)t  ober 
fd^lafe;  nur  mit  großem  Hamp\t  unb  fel^r  fd^mer 
l^abe  er  enblid^  burd^  bie  ©nabe  S^rifti  ben  ©e« 
banfen,  ba^  man  bie  Äird^e  l^ören  muffe,  über« 
lounben". 

®er  gintritt  in  biefeS  ©tabium  feiner  innem 
gntmidClung  mürbe  befd^leunigt  burd^  öu^ere 
Snlöffe,  namentlid^  bie  Setpgiger  2)iS))uta« 
tion,  bie  jmar  juerft  nur  ^mifd^en  SdC  unb  bem  ie|t 
nod^  eng  mit  Sutl^er  öerbünbeten  ffarlftabt  geführt 
merben  follte,  an  ber  aber  Sutl^er,  unb  ^mar  olS 
©eftreiter  beS  pöpftlid^en  ^rimateS,  tl^eilnal^m; 
bann  burd^  bie  Don  ben  UniDerfttdten  jföln  unb 
Sömen  auSgcfprod^enc  ©crurtl^eilung  feiner  ©ä^. 
2)en  ©erfu^,  ftd^  an  bie  Unterfd^eibung  jmifd^n 


S17 


Sutl^er. 


818 


bcr  ttaif^  JHt^  old  ber  Staut  S^rifti  unb 
ficMderin  bei  Sklt  unb  )toif^en  ber  römijd^en 
Cazic  mit  i^rcn  f^Ie^en  gfrüd^ten  onjunammem^ 
tk^erbalb  loidict  fallen,  bennfci^onfd^ienedil^in 
gaoii  ba|  bei  päppd^e  Stul^I  ber  @i^  bed  in 
ber  eäfM  semiff agten  «ntid^djl  fei  äßenn  fein 
Sbif  mib  ber  feinet  beiben  ©el^Ufen  jtariftabt  unb 
IRefaiiul^on  bis  imn  beginne  bed  äal^red  1520 
boeilft  1500  @tubirenbe  nad^  SBittenberg  gejogen 
lotte,  toemi  i^  immer  läufiger  tuerbenbe  bei« 
fKancnbe  ttnb  benmnbembe  3uf(i^nften  au8  ben 
mf^kbcutlcn  (Skgenben  gufamen.  @idingen  unb 
aSbat  SbeOeitte  $m  €(l^u^  unb  ^[pl  anboten, 
fo  M%tt  SuälSfn  \Dclfjii,  ba^  er  unbefor^  nod^  tpei* 
tir  g^ra  b&fe,  unb  ba^  er  fd^on  an  bem  in 
S)eu[f4(anb  bamolS  unter  ©eiftlid^en  unb  SBelt« 
fi^  iDfit  t>erbreiteten  SBibenoillen  gegen  9tom 
cim  mSd^ttgen  SunbeSgenoffen  l^be.  2)ie  t)on 
«  enmifte  pöpfllid^e  »ulle  (15. 3uni  1520), 
lüdSut  41  @d|e  fiutl^erS,  barunter  mel^rere,  bie 
{^  ben  ganzen  neuen  Sel^rbegriff  im  ffeime  in 
^  tzBgesi,  tf^U  ate  offenbar  l^öretifd^,  tl^eilS  afö 
iigErlid^  imb  Dermeffen  trerbammte  unb  il^m,  toenn 
er  m^  imbemtfe,  bie  Sscommunication  anlün« 
higle,  belraftigte'  i^  in  bem  Sntfd^Iuffe,  ben  offe« 
m  9ntd^  gu  DoQenben,  befonberS  nad^bem  il^m 
jene  Snfu^mmgen  eined  möd^tigen  @d^u|e§  5U« 
grfömiueu  tDoren.  Sr,  ber  am  15.  3anuar  1520 
Md^  in  einem  Sd^reiben  an  ben  neuerioö^Iten 
Saäjitt  Jhnrl  erfUrt  ^^aitt,  er  loolle  als  ein  treuer 
mA  g^orfamer  Sol^n  ber  fatl^olifd^en  ffird^e  fter« 
im  mb  ftd^  baS  tbtbeil  aller  ni(|t  oerböd^tigen 
QntKifUöten  gefoQen  laffen,  l^tte  im  3uni  be§- 
fdben  3a^refi  bie  Sd^rift  „Sn  ben  beutfd^en  %M 
soB  bcS  d^rilUid^  @tanbe8  IBefferung''  b^rauS- 
ftgAen  uid)  Iie|  im  October  baS  IBud^  ,,93on  ber 
bobi^omfd^  (Sefangenfd^ft"  folgen.  Sn  beiben 
96dfau  tDor  neben  ber  Sufbedhtng  unb  Stüge 
liekr  arixSt^  unb  fd^mer  genug  gefül^Iten  HJlil« 
Mn^  eine  fo  t^oUftdnbige  Sodfagung  t)on  ber 
Amte,  i^rer  2e^,  i^rem  ®otte§bienfte  unb  il^rer 
üecMnng  ent^ten,  ba^  Sutber  fpöter  im  Ser« 
Infc  fnntil  neuen  ^rd^enbaueS  nid^t  t)iel  mel^r 
loqiQiifelen  b^^tte.  Sfö  bie  t$oIge  ber  im  legten 
fMft  anfigefprod^enen  SBermerfung  beS  eud^arifti« 
fi^  Opfers,  alfo  berjenigen  ^anblung  ber  ffird^e, 
ac^e  ben  SRitttlpunft  beS  gan}en  ©otteSbienfteS 
Übet,  gab  er  felber  bie  Stotl^menbigfeit  an,  ba^ 
»ber  gr5|te  tJfyiü  ber  !Bfld^er,  bie  jie]^o  bie  Ober« 
Inb  ^tim,  unb  fd^ier  ber  ftird^e  ganje  ©eftalt 
»fggrt^<iii  unb  Deronbert  merbe".  S)em  aud^  in 
bcrlKn^  U^aaptäm  aQgemeinen  ^riefiertbum 
dkr  duften  gab  er  einen  fold^en  Umfang,  ba^ 
hnnt  boS  gan^  (Beböube  ber  JKr4ent)erfaf[ung 
m  Amnb  an9  umgefltbrgt  mürbe,  iebe  fird^Iid^e 
bmmdfit,  [ebeS  an  einen  befonbem  @tanb  ge- 
nipffee  Sfanbt  ber  Settung  unb  SSemmltung  ber 
8in^  Ott  Ufnrpattmi  megfieL  9Kd^t  ein  geifi« 
fi^o:  €lanb  foUe  mel^  esiftiren,  fonbem  nur 
lni#  Snftiog  ber  ®emetnben  auf geftellte  93eamte, 
bie  IM  nerri^teten,  mojn  Mt  bie  gleid^e  ®emalt 


l^ötten.  2)abei  fd^meid^elte  Sutl^er  mit  fluger  93e» 
red^nung  ben  anberen  ©täuben,  ben  gürften,  bem 
9Ibe(  unb  ben  ftöbtifd^en  (Semalten,  benn  biefen 
oorgüglid^  mugte,  menn  nad^  feiner  ^bftd^t  ber 
Sau  ber  beutf(|en  ffird^e  in  krümmer  jerfiel,  bie 
reid^e  93eute  sufaSen;  ber  bunbertfte  ^b^il  beS 
gegenmörtigen  ^ird^enguteS,  meinte  er,  fei  l^in- 
reid^enb  ^ur  Sr^altung  einer  JKrd^e:  au§brü(flid^ 
behielt  er  }u  ® unften  be§  9IbeI§  t)or,  ba^  bie  2)om« 
ftifte  al§  SSerforgungSanftalten  für  bie  jüngeren 
@öbne  bed  SbelS  fortbefteben  f outen;  oud^  bem 
j?aifer  batte  er  eine  Sodffpeife  bingemorfen:  Sin« 
jiebung  beS  Jfird^enftaatS  unb  3^i^^i^ung  beS 
SebenSDerl^öltniffed  Don  92eapel 

Sin  neuer  SSerfud^  SßütigenS,  ber  aud^  je^t  nod^ 
nid^t  einfeben  mollte,  ba&  Sutber  feine  ©d^iffe  ocr* 
bräunt  b<ibe  unb  bereite  burd^  eine  breite  jfluft 
t)on  ber  j?ird^e  getrennt  fei,  oeranla^te  nur  ein 
]^5bnifd^e§,  on  ^apft  Seo  gerid^teteS,  aber  für  baS 
gro^e  ^ublifum  beftimmte«  ©d^reiben,  morin 
fiutber  bie  gefud^teften  ^uSbrüdCe  ber  ©d^mad^  unb 
93erad&tung  auf  ben  römifd^en  ©tubl  b^ufte.  Sn 
biefcm  ©d^reiben,  loeld^eS  er  nad^  feiner  3wföin« 
menfunft  mit  SKilti^,  alfo  nad{i  bem  10.  October, 
erlief,  ober  auf  ben  6.  ©eptember  üor  ^ublici« 
rung  ber  ©utte  jurüdEbatirte,  l^otte  er  bie  $erfon 
be§  ^apfteS  nod^  gepriefen,  ibn  einen  S)aniel  unter 
ben  fiömen,  einen  Sjed^iel  unter  ben  ©corpionen 
genannt;  aber  fd^on  am  17.  5Wot)ember  lourbe 
^apft  Seo,  obne  bag  irgenb  etmaS  92eued  Don  9iom 
unterbe^  ausgegangen  möre,  in  einer  öffentlid^en 
^[ppcflation  an  ein  ©oncilium  ein  oerftodüer,  öer« 
bammter  ftejer  unb  Slbtrünniger,  ein  gfcinb  unb 
Unterbrüdtcr  ber  b^ißg^n  ©d^rift,  ein  SSerrätber, 
fiöfterer  unb  ©d^möber  ber  b^i^^n  d^riftltc^en 
ftird^e  unb  eines  freien  Soncifö  genannt.  S)a5u 
fam  bie  alles  bisber  in  ber  Eb^^P^^b^ü  Scmom» 
mene  überbietenbe  ©d^rift  „Sßiber  bie  93uUe  beS 
Snbed^rijilS"  unb  am  10.  ©ecember  bie  feier* 
lid^e  Verbrennung  ber  SSufle  unb  ber  canoni« 
fd^en  Sted^tSbüd^er  oor  bem  2:bore  p  SBittenberg. 
®iefe§  Serbrennen  ber  „gottlofen  ©üd^er  beS  fird^« 
lid^en  Sted^tS,  morin  ni^tS  ©uteS  ift,  unb  n)enn 
auä)  etmaS  ©uteS  barin  märe,  SlOeS  bod^  ^um 
©d^aben  unb  93efeftigung  il^rer  antid^riftli(ben 
S^rannei  oerfebrt  ift",  mie  Sutber  gur  SSertbeibi» 
gung  biefeS  ©(^ritteS  brudten  lie^,  wor  eine  be« 
beutungSDoKe  ^anblung;  fte  brüdte  auS,  ba^  eS 
ie^t  um  nid^tS  @^eringereS  als  um  bie  DöQige  3^r« 
ftörung  a&er  bisberigen  fird^lid^en  Sled^tSDerbält« 
niffe  unb  befiel^enben  Sinrid^tungen  ftd^  ^avhU, 
unb  ba^  eine  fird^lid^e  ®enof[enfdpaft  gegrünbet 
»erben  foHe,  bie  ibren  gcfcDfcbaftlid^en  93au  rein 
t)on  t)ome  anfange.  3laä)  SBormS  auf  ben 
SReid^Stag  (1521)  folgte  Sutber  bem  Kufe  beS 
ftaiferS  gerne ;  er  freute  fid^,  öor  ben  fjürften  unb 
bem  Sbel  beS  SReid^eS,  unter  bem  er  bereits  fo  oiele 
©önner  jäblte,  als  SBefenner  feiner  Sebre  auf« 
treten  gu  fönnen ;  feine  Steife  babin  gli(|  einem 
Sriumpbsug ;  im  Semufetf ein  perf önli^r  ©id^er« 
l^eit  unb  geloaltiger  Popularität  betoegte  er  ftdf) 


319 


Sutl^cr. 


320 


auf  ber  SSerfammlung  mit  einer  Su^erfid^t  bic 
Sielen  als  ein  neuer  ScmeiS  für  bie  ®üte  feiner 
©a(^e  galt;  ben Sßerfud^en,  bie  befonber§  ber  ßrj» 
bifd^of  öon  Xrier  mad^te,  il^n  jum  SQBiberrufe  ober 
ju  irgenb  einer  berul^iöenben  ßrflärung  ju  be- 
wegen, fteHte  er  bie  ©erufung  auf  bie  ©fbel  unb 
fein  ®ett)iffen  entgegen;  felbft  einem  ßoncilium 
rodtitt  er  bie  Sntfd^eibung  nur  bann  überlaffen, 
wenn  baSfelbc  nad^  ©ibelfteHen  (er  meinte  natür» 
lid^ :  unb  nad^  feiner  SluSIegung  biefer  ©teilen) 
ben  ^u§fprud^  tl^ue.  3luf  feiner  Slüdfreife  würbe 
er  auf  Slnorbnung  feines  fturfürften  unb  mit  fet- 
ner 3uftimmung  aufgel^oben  unb  olS  Siitter  öer» 
fleibet  nad^  ber  SBartburg  gebrad^t,  ttJöl^renb  in 
5D3orm8  ber  flaifer  bie  SReid^Sad^t  über  il^n  öer» 
l^ängte,  bie  aber  erft  nad^  Slbreife  ber  meiften  Sur- 
ften öon  ber  geringem  3a^t  ber  3urüd!gebliebenen 
unterjeid^net  ttjurbe.  S)er  fjortgang  ber  neuen 
Seigre  ttJurbe  baburd^,  ba^  i^r  Urheber  auf  fur^e 
3eit  ben  3lugen  ber  SKenfd^en  fic|  entzog,  nic^t 
gel^emmt;  ber  gfeuerbranb  biefer  2e|re  war  einmal 
in  baS  bürre  ©cftrüppe,  bcffen  e§  aflentl^alben  in 
S)eutfd^Ianb  genug  gab,  l^ineingemorfen,  unb  balb 
ba  balb  bort  fd^lugen  bie  ^flammen  auf. 

@§  war  au(^  ein  (Sd^aufpiel,  ba§  billig  Wt  in 
©pannung  erl^ielt,  ein  ßontraft  ber  aud^  bie  ©^m- 
patl^ien  ber  Seften  il^m  unb  feiner  Qa6:it  juwen» 
bete.  ®a  ftanb  auf  ber  einen  Seite  eine  ganje 
©d^aar  öon  ^rälaten,  Rrd^Iid&en  S)ignitären  unb 
^frünbentrögem,  bie,  mit  irbifd^en  ®ütem  über- 
reid^  auSgeftattet,  forgloS  bal^in  lebten,  ftd^  wenig 
um  bie  5Wot]^  unb  ben  Serfafl  ber  Äird^e  fümmer» 
ten  unb  aud^  jejt  ben  ftürmifd^en  Eingriffen  auf 
bie  Jtird^e  in  rul^iger  Srögl^eit  ^ufd^auten;  auf  ber 
anbem  ©eite  ftanb  ein  einfad^er  ^uguftinermönd^, 
ber  alles  baS,  waS  jene  in  Qfülle  l^atten  ober  er- 
ftrebten,  Weber  befa|  nod^  fud^te,  ber  aber  bafür 
mit  SQBaffen  ftritt,  wie  fle  jenen  nid^t  ju  ©cbote 
Panbcn,  mit  (Seift,  mit  j^inrei^enber  Serebfam- 
feit,  mit  tl^cologifd^em  SSßiffen,  mit  feftem  ÜJlutl^e 
unb  unerfd^ütterlid^em  ©elbftbertrauen,  mit  bem 
©d^wunge  berSegeifterung,  ber  Energie  eines  jur 
^errfd^aft  über  bie  ©cifter  berufenen  SBillenS  unb 
mit  eifemer  5lrbeitfom!eit.  ®eutfd^lanb  aber  war 
bamalS  nod^  ein  Jungfräulicher,  burd^  feinen  3our- 
naliSmuS,  leine  Srofd^ürenliteratur  überwud^erter 
Soben ;  wenig  nod^  unb  nid^tS  t)on  93ebeutung  war 
über  bffcntli(|e,  Sitte  gemeinfam  berül^renbe  Sin» 
gelegenl^eiten  gefd^riebcn  worben;  fSf^^agen  üon 
fö^erem  Sntereffe,  weld^e  bie  ©eifter  anberweitig 
befd^öf tigt  l^ötten,  lagen  nid^t  t)or ;  um  fo  größer 
war  bal^er  in  atten  ©tönben  bie  Smpfänglid^feit 
für  religiöfe  Aufregung,  um  fo  größer  aber  aud^ 
in  einem  nod^  nid^t  an  t)omt)]^afte  S)eclamationen 
unb  rl^etorifc^c  Uebertreibungen  gewöl^nten  Solle 
bie  ©ereitwilligfeit,  einem  SWanne,  ber  als  $riefter 
unb  Se^rer  ber  Sl^eologie  an  einer  ^od^fd^ule  mit 
©infe^ung  feiner  ^erf önlid^f eit  unb  mit  im  (Sanken 
fo  geringem  SBiberfpnu^e  bie  furd^tbarften  Sin« 
Ragen  gegen  bie  ftird^e  erl&ob,  9lttc8  auf  S  SBort 
ju  glauben.    Unb  biefe  ©ef d^ulbigungen ,  biefe 


^inweifungen  auf  eine  troftootte,  biSl^er  boSl^after- 
weife  unterbrüdtte  unb  öerfd^wtegene  Seigre,  bie  jejt 
in  f 0  auSgefud^ten  jf raf tworten  t)orgetragen  würbe, 
waren  t)erbunben  mit  fteten  93erufmigen  auf  Sl^ri- 
ftum  unb  auf  baS  S^angelium,  mit  a))ocal9ptif d^en, 
auf  baS  ^ßa))ftt]^um  unb  ben  ganzen  3itf^<tnb  ber 
ff  ird^e  angewenbeten  Silbern,  weld^e  bie  ^l^antafte 
mäd^tig  ergriffen;  bie  ©d^riften aber,  bie  je^t  jum 
erften  §lal  baS  gauje  ftird^enwefen  unb  beff en  ®e- 
bred^en  befprad^en,  waren  einerfeitS  mit  btblifd^ 
SQiorten,  ©prüd^en,  ®eban!en  burd^webt,  anberer- 
feitS  mit  ber  bered^nenben  ftunft  einer  tl^rer  Stotiz 
ftd^  wol^l  bewußten  unb  bie  ©d^wöd^  beS  Wta* 
tionald^arafterS  t)ott!ommen  fennenben  ^Demagogie 
abgefaßt  unb  ebenfo  gut  geeignet,  in  SBirtl^Sl^äufem 
unb  auf  öffentiid^en  $lö^en  als  t)on  ben  ffanjeln 
t)orgelefen  }u  werben. 

SDtöd^tiger  nod^  als  bie  öugerlid^en  SRittel  ber 
görberung  wirften  bie  inneren,  bie  in  bem  ©9« 
fteme  felbft  gelegenen  SKotiöe;  eS  waren  füfte, 
trofttjotte,  gern  öemommene  8e|ren,  wie  fie  feit 
gwei  äal^ren  unb  nod^  entwidfelter  in  ben  nöd^fl- 
folgenben  Sauren  öon  fo  öielen  Äanjeln,  in  Sie« 
bem,  in  jal^Hofen  ©d^riften  bem  Solfe  beigebrad^t 
würben,  öon  ber  Äed^tfertigung  ol^ne  atte  Vor- 
bereitung burd^  blo^e  Imputation  ber  Seiben  unb 
Serbienftc  ©l^rifti,  öon  ber  unmittelbaren,  burd^ 
einen  einzigen  ©laubenSact  ju  erlangenben  ®e- 
wi^l^eit  beS  ©nabenftanbeS  unb  ber©elig!eit;  bie 
Seigren  femer,  ba&  bie  guten  SBerfe  öon  attem  Sin- 
Puffe  auf  bie  ie^ige  ®ere(^tig!eit  unb  fünftige 
©eligfeit  ber  SKeufd^en  auSgeft^loffen  feim,  ba§ 
aber  jeber  Kl^rift  fd^on  im  Sepje  einer  ol^ne  atte 
SRül^e  burd^  einen  bloßen  ©laubenSact  erworbenen, 
blo^  Sugered^neten  ^eiligfeit  fei,  wobei  er  atter- 
bingS  fünbl^aft  bleiben  fotte  unb  mü^e.  Unb  ba^u 
fam  nun  bie  neue  d^riftlid^e  Qfreil^eit,  wie  pe  Sutl^er 
als  felbperwöper  ©d^irmoogt  ber  in  ber  jhrd^e 
biSl^er  mit  grüben  getretenen  Sl^riftenred^te  fo  nad^- 
brüdtlic^  öerfünbigte,  bie  greil^eit,  pd^  über  bie 
©Ölungen  unb  Orbnungen  ber  ftird^e  wegjufe Jen, 
nid^t  5U  beid^ten,  nid^t  ju  faften  u.  f.  f.,  ober  bieg 
unb  Ql^nlid^eS  nur  nad^  SBittfür  unb  eigenem  ®ut« 
bünfm  5u  tl^un.  „O  eine  feine  $rebigt  war  baS," 
fd^rieb  ffiicel  fpäter,  „nid^t  mel^r  faften,  nid^t  me^r 
beten,  nid^t  mel^r  beid^ten,  ni^t  me^r  opfern  unb 
gebm  u.  f.  f.  ©otttet  3]&t  bod^  wol^I  jwei  bcutfd^e 
fianbe,  nidQt  eines  aSein  bamit  geföbert  unb  in 
6uer  9ZeJ  gerüdtet  l^aben !  ®enn  wenn  man  einem 
erft  feinen  SBitten  lö^t,  f 0  ip  er  wol^l  ju  gewinnen ! " 
2)aS  neue  Süangelium  oerl^ie^  aber  nid^t  nur  einen 
öiel  leidstem  unb  pd^erem  ferwerb  ber  geifligm 
unb  fünftigm  ®üter,  eS  eröffnete  aud^,  befonberS 
für  bie  gfürpen,  ben  Slbel  unb  bie  päbtifd^en  ®e. 
waltl^aber,  lodtenbe  SluSpd^ten  auf  ®ewinn  an 
irbif^en  ®ütem;  gar  öiele  unter  i|^nen  waren  ba- 
malS tief  oerf  d^ulbet  unb  erblidften  jejt  im  ftird^n- 
gute  bie  geöffnete  ©d^ajfammer,  auS  ber  pe  i^re 
©c^ulben  bejal^len  fonntcn ;  jugleid^  bot  bie  6in- 
jiel^ung  ber  SiStl^ümer  pd^  bm  ®rö6eren  als  er- 
wünfd^teS  3Kittel  bar,  i^re  ©taaten  ju  arronbiren 


821 


Sutl^er. 


322 


vnb  il^  Zerritorialmad^t  erft  je^t  fefl  )u  (egrün> 
kn  imb  (md)u6tlbeiu 

Cnbltd^  l^e  2uäfn  in  htm  befiructtDen  Raxtip\t, 

bcn  er  gegen  bie  SHxä^t  fährte,  mü  tnöd^tige  SRen* 

fiieiiflaf{en  )u  fBunbeSgenoffen.  Sie  eine  6e» 

|bnb  QxA  ben  ^umoniften,  ^l^ilologen  nnb  ge> 

karteten  Sd^Itnönnem,  nne  jie  t)oraügIi(^  au§  ber 

fralmif ^^  unb  in  ben  nöd^ften  Salären  oud^  qu§ 

betlReland^t^omfd^Sd^uIe  l^erDorgingen,  ^än« 

«m,  bie  bem  tris^  flbermöd^tigen  unb  im  Seft^e 

oKer  eintrftgüd^ettn  Stellen  be^nblic^en  SIeru§, 

tan  fie  fi^  meiftenS  an  ffenntntffen  überlegen 

«s^trn,  oon^ei^en  gram  ttioren  unb  begierig  mit» 

(o^,  bie  W^neigung  unb  baS  ÜRi^trauen  be§ 

SoßeS  gf gen  biefen  ©tanb  p  fd^üren.  9HIe  biefe 

fo^  um  fo  mel^  in  Sutl^er  einen  ber  Sl^rigen 

wib  einen  Seförberer  il^rer  Stid^tung  roxt  il^rer 

StanbeSinterejf  en,  al3  er  ben  Untergang  ber  reinen 

S^  au§  ber  Skrnad^Iöffigung  be§  @tubtum§  ber 

giiefl^ld^  unb  l^bröifd^en  ©prad^e  ableitete  unb 

bk  neue  Z^eologie,  fomie  ben  9leu6au  feiner  ffird^e 

auf  bei  SafiS  be§  @prod^fhibium3  aufrundeten 

ttdfi^  SHe  anbere  ftlaffe  mar  nod^  toeit  jal^I» 

lei^;  fie  umfaßte  eben  bie  j^erantoad^fenbe  @e> 

seraüon,  bie  fhibirenbe  Sugenb  unb  bie  jüngeren, 

feü  ftur^em  erfl  in'S  (iroftifd^e  Seben  eingetretenen 

IRämier;  oHe  biefe  bemunberten  unb  üerel^rten  in 

Snt^  ben  delben  beS  Saged,  bie  im))onirenbfte 

^ßecf  önüc^feit,  bie  SDeutf  d^Icmb  bamalS  auf )un)eif  en 

^aite,  bcn  SRann,  ber  ein  Sd^mert  im  ÜRunbe 

fB^rte,  bem  feiner  feiner  beutfd^en  ®egner  irgenb 

ebenbürtig  mar,  ber  überl^aupt  baS  fraft'  unb 

lebenfDoQe  92ene,  ben  gfortfd^ritt  unb  bie  ^uf> 

flönmg  reprfifentirte,  ma|renb  bie  fatl^oUf  d^e  jfird^e 

nb  i^re  Sertl^eibiger  al§  bie  SSertreter  be§  SSer« 

olleta,  ber  9leaction  erfd^ienen,  menn  man  ba§ 

fln^  bomalS  mit  anberen  92amen  bejeid^nete. 

3nyDifd^u  l^otte  Sutl^er  auf  ber  SDBartburg, 
feinem  ^^patmoS",  fid^  mit  ©d^riften  gegen  ben 
Iat^Itf(^  Sinologen  SatomuS  unb  bie  Unit)er> 
fbSt  SötDen,  bann  gegen  baS  fird^Iid^e  Op\tx  08on 
»fd^affnng  ber  ^riDatmeffe)  befd^äftigt.  3n  ber 
le|teni  Bd)xx\t  oerfid^erte  er,  erft  nad^  fd^merem 
ftomtife  mit  feinem  ®ennffen  fei  er  enblid^  bal^in 
gcfoinmen,  ben  $a))fl  für  ben  Sntid^ft  bie  93i» 
f^ofe  für  feine  Spoflel,  bie  l^ol^en  @d^ulen  für 
jßim  ^urenl^Sufer  jn  balten ;  fein  ^erj  l^abe  gar 
oft  gejop^It  unb  i|m  Dorgemorfen:  „SBie,  loenn 
bs  izrtefi  unb  fo  Diele  Seute  in  ^rrtl^um  oerfül^r« 
tt^  bie  olh  enriglid^  t)erbammt  mürben!"  SDiefe 
^gfotflnife  unb  llngemill^eit  fel^e  aud^  ]päitx  nod^ 
^  tDueber,  bod^  nie  mit  fold^er  @tör!e  unb  S)auer, 
bo^  ^  ü^  auf  ber  betretenen  fBaf^n  einjul^alten 
oba  mnsufe^ren  Dermod^t  l^ötte.  SSielmel^r  ent* 
\SßA  er  {t(^  nun  anä),  ben  Sölibat  ber  ©eiftlid^en 
aSb  bie  ®elübbe  beS  nöfierlid^en  Seben§  mit  aUer 
faogic  )u  bffheiten  unb  ,,iur  gfreil^eit  be§  d^rift» 
E^n  Glaubend  jurüd^ufel^ren",  b.  1^.  bie  Don  il^m 
•badegten  ®elubbe  ferner  ju  bred^en  unb  Rubere 
ntpSaAem,  boS  @Ieid^  ju  t^un.  2)amit  Der« 
fädk  er  feine  ^ßctrtei  unerme^Iid^,  benn  il^m  fiel 

flbdMcrUoR.  ym.  2.  «nH. 


fofort  bie  ©d^aar  ber  ©eifllid^en  ju,  »eld^e  biSl^er 
im  @!oncubinat  gelebt  l^atte  unb  eine  Seigre  begierig 
ergreifen  mu^te,  bie  i^r  ©elcgcnl^eit  bot,  ben  SKafel 
burd^  ©ingel^ung  einer  f örmtid^en  (Sf^t  ju  tilgen ; 
il^m  fielen  femer  Sauf enbe  öon  Sölönd^en  ju,  weld^ 
ber  flöfterlid^cn  3^4^  unb  6inf(^ränfung  üUu 
brüffig  loaren. 

änätoifd^en  brol^te  ju  feinem  SSerbruffe  bie  öon 
il^m  l^erüorgerufeneScmegung  il^m  fetter  über 
ben  Äot)f  5U  toad^fen  unb  i|n  beifeite  ju  fd^ieben. 
®ie  erftenSBiebertäufcr  erl^oben fidj,  unbjtoar 
in  ber  Jläl^e  öon  SBittenberg ;  ganj  mit  benfetten 
®rünben  unb  mit  bem  gleid^en  Sted^te,  mit  bem 
Sutl^er  biSl^er  bie  ©acramente  unb  Stnftituttonen 
ber  ftird^e  angegriffen  unb  öerloorfen  l^atte,  be« 
ftritten  fie  bie  ftinbertaufe  unb  brachten  SMetand^» 
t^on,  ber  il^nen  nid^tS  ju  entgegnen  tonnte,  in 
gro^e  SSertegenl^eit.  Sugleid^  begann  ftariftabt 
mit  feinem  S^nl^ang  bie  Silber  in  ben  ftird^en  5U 
jertrümmem,  bie  Elitäre  um^uftürjen,  bie  Seid^t» 
ftül^le  toegsufd^affen  u.  f.  f.  ®a  eilte  Sutl^er  oon 
ber  SBartburg  toeg,  !am  am  7.  SJlör)  1522  nad^ 
SBittenberg  unb  brad^te,  öom  fturfurftcn  babei 
unterftü^t,  bie  Deformation  öon  ber  raf d^em  Qfort« 
betoegung  toieber  5urüdt  in  ben  langfamem  ©ang, 
ber  bie  äußeren  Singe  unb  Qdä^tn  mtf)x  fd^onte; 
man  muffe  nur  bie  Seigre  t)on  ber  Sted^tfertigung 
red^t  nad^brüdnid^  treiben  unb  prebigen,  meinte  er 
bamals  unb  fpöter,  bann  merbe  aUeS,  toaS  im 
fird^lid^cn  fiebcn  biefer  Seigre  nid^t  entft)red^c,  fd^on 
Don  felbft  faSen,  ol^ne  ba|  man  ie^t  bem  SSolfe 
baS  3ode  eines  neuen  Qtoanqi^  unb  neuer  ®efe^ 
aufzulegen  braud^e.  Äarlftabt  mu^te  SBittenberg 
Derlaffen;  Sutl^er  t)eranftaltete,  bag  il^m  aud^  bad 
^rebigcn  t)erboten  unb  ber  SDrudt  feiner  ©d^riften 
unterfagt  tourbe,  beföm))fte  il^n  bann  }u  3ena  unb 
Drlamünbe,  unb  nun  würbe  berfette  9Rann,  ber 
biSl^er  Sutl^erS  t)omeiemfter  ©el^üfe  mit  Statl^  unb 
%J)at  gewefen,  fcitbem  öon  i^m  aß  ein  bitterer 
gfeinb  bel^anbelt;  berfette  SKann,  ben  Sutl^er  bis- 
her mit  SobeSerl^cbungen  überhäuft  unb  für  einen 
Sl^eologen  t)on  unDergleid^lid^em  Urtl^eil  erflört 
l^atte,  nmrbe  Don  nun  an  in  ben  ©d^riften  bed 
Sef  ormatorS  als  ein  f  d^önblid^er,  mit  allen  erben!« 
lid^en  2a|!em  gcbranbmarfter  ÜHenfd^  gefd^iftert, 
unb  fiutl^er  betl^euerte:  menn  jfarlftabt  glaube, 
bafe  ein  ®ott  im  §immel  fei,  fo  fotte  il^m  (Sutl^er) 
Gl^riftuS  nimmermel^r  gnöbig  fein.  Sutl^cr  pflegte 
oon  Anfang  an  ftd^  menig  auf  bie  alte  ffird^e  }u 
berufen,  tl^eilS  meil,  loie  er  fcttft  geftanb,  feine 
^auptlel^re  ber  alten  jtird^e  DöQig  unbefannt  toax, 
tl^eite  weil  er  fül^len  mod^te,  ba^  man  bie  Srabi« 
tion  unb  Sluctoritöt  ber  ftirt^e  nid^t  ftüdhoeifc  an« 
nel&men,  nid^t  gegen  bie  gleid^jeitige  ftird^e  fld^ 
auflcl&nen  unb  bafür  beliebig  fic§  an  bie  Seigre  unb 
$ra£i§  ber  ftird^e  eines  frül^em  Sal^rl^unbertS  an« 
f^lie^en  lönne.  Sei  feiner  geringen  ftcnntni^  ber 
altlird^lid^en  Siteratur  l^atte  er  bod^  fo  öiel  gefeiten, 
ba§  ber  ganje  in  icncn  ©d^riften  l^errfd^enbe  ©eift, 
ba|  bie  ^rajiS  ber  alten  ftird^e  in  ©otteSbienfl 
unb  ®i§ciplin  feinem  ©^ftcme  fd^roff  entgegen« 

II 


323 


Sutl^er. 


324 


gefegt  fei ;  er  l^ielt  j!$  alf o  augfd^Ite^U^  on  ba§ 
9leuc  icftamcnt,  welches  über  bic  Sujichtbe,  bic 
Sinrid^tungen  utib  ba§  teligiöfe  Seben  ber  erften 
^rd^e  fo  Weniges  unb  aud^  biefeS  SBenige  oft  in 
fo  bunfeln  ^nbeutungen  entl^ölt  ba^  er  um  fo 
freiem  ©Kielraum  für  bie  ßnttoidHung  feines  ©9« 
ftem§  ju  l^aben  ttjä^ntc.  9Bie  wenig  il^m  baS  3cug» 
nig  unb  bie  Suctoritöt  be§  lird^Iid^en  ^Itert|unt3 
gelte,  bie^  jeigte  er  red^t  ougenföUtg,  als  er  nun« 
ntel^r  bie  bitterften  3lu§fäIIe  feiner  fd^möl^füd^tigen 
Volenti!  gegen  bcSjenige  SDocument  ber  ßird^e 
rid^tete,  meld^eS  gerabe  baS  öltefte  unb  in  feiner 
unöerönbert  gebliebenen  ©eftalt  unb  Uniüerfalität 
el^rtoürbigfte  ift,  gegen  ben  Sanon  ber  SReffe.  €§ 
ift  Xl^atfad^e,  ba^  bieferSanon  fd^on  amSInfange 
beS  5.  äal^r^unbertS,  ein  paar  furge,  erft  nad^l^er 
l^in^ugefommene  t$ormeIn  obgered^net  U)drtlid^  fo 
lautete,  mie  toir  ^n  je^t  l^aben;  ba|  in  ben  m* 
beten  unb  Sformeln  beSfelben  gan^  ber  gleid^e  ®eift, 
bief elbe  ^nf d^auungStoeife  ^errf d^t,  tt)ie  in  ben  übri= 
gen  alten  Siturgien  be§  Orients  unb  OccibentS. 
©iefen  Kanon  nun  gab  ic|t  Sutl^er  in  einer  beut» 
fd^en  Ueberfe^ung  unb  mit  feinen  3lnmer!ungen 
^erau§,  „bamit  ieber  ftd^  baoor  entfe^e  imb  fegne, 
toie  öor  bem  ieufel  feftft".  gaft  ieber  ©a^  be§ 
Sektes  toarb  für  einen  ®reuel,  eine  ®  otteSläfterung, 
eine  fiüge,  für  ein  ^eillofeS  unb  oerflud^teS,  oon 
ungelel^rten,  tollen  Pfaffen  jufammengerafftcSSBerf 
erflärt. 

SMit  biefer  negircnben  unb  beftructiüen  Sptig« 
feit  l^ielt  aber  bie  t)ofitit)e  beS  SteformatorS 
gleid^en  ©d^ritt;  fo  forgte  er  für  bie  ^rebiger 
feiner  Se^re  fomol^I  al8  für  ba§  Sebürfni^  bed 
93oI!e§  burd^  bie  Verausgabe  feiner  ^oftille 
(1523);  er  brad^te  balb  nad^l^er  feine  Uebcr« 
je^ung  ber  SBibel  ju  ©taube,  ein ÜReifterftüdt 
in  fpra^Iid^er  f)injld^t  aber  feinem  Sel^rbegriffc 
gemög  eingerid^tet  unb  ba^er  in  Dielen  toid^tigen 
©teßen  abftd^tlidö  unrid^tig  unb  fmnentftettetU). 
(Ueber  bie  ausgaben  f.  b.  3lrt.  SBibelüberfefeungen 
n,  758  f.) 

S)er  ©treit  mit  ©raSmuS  über  ben  m  e  n  f  d^« 
I  i  d^  e  n  938  i  n  e  n  unb  beff en  fjfreil^eit  ober  ff ned^t- 
fd^aft,  ber  Sutl^er  in  ben  beiben  nöd^flen  Solaren 
befd^äftigte,  offenbarte  loieber  bie  ©igentpmlid^» 
feiten  beS  SKanneS.  ®ie  einf ad^ften,  flarften  ©teilen 
ber  l^eiligen  ©d^rift  in  il^r  ®  egent^eü  5U  oerfel^ren, 
»ar  nie  einem  SReufd^en  fo  leidet  geworben,  wie 
il^m ;  wenn  bie  95ibel  öott  oon  grmal^nungen  ift, 
ba6  ber  TOcnfd^  felber  etwaS  t^un,  bie  ©ünbe 
meiben,  fid^  reinigen  f olle,  fo  fei,  bel^auptete  er,  ber 
©inn :  S^ut  e§,  wenn  il^r  fönnt,  aber  freilid^,  il^r 
fönnt  c§  nid^t ;  ober :  ®ott  wotte  bamit  nur  ber 
Ofenmad^t  ber  SWenf d^en  fpotten,  als  ob  er  fagte : 
2a|t  bod^  einmal  fe^en,  ob  il^r  eS  tl^un  fönnt. 
SBcnn  il^m  ßraSmuS  bie  ©tetten,  nad^  benen  ®ott 
nid^t  baS  Sßerberben  ber  ÜRenfd^en,  fonbem  il^r 
§eil  wiß,  entgegenhielt,  fo  fe^te  il^m  Sutl^cr  feine 
Unterfd^eibung  jwifd^en  einem  geoffenbarten  unb 
einem  üerborgcnen  SBiflen  ®otteS  entgegen;  öer« 
möge  beS  le^tem  woUe  ®ott  aUerbingS  bie  ewige 


SSerbammni^  beS  großem  2:]^eiIS  ber  9Renfd^en, 
Wäl^renb  er  freilid^  in  ber  l^eiligen  ©d^rift  gan) 
onberS  rebe,  fein  verborgener  SBiSe  alfo  feinem 
geoffenbarten  gerabegu  wiberfpred^e.  2)en  ®Iauben 
unb  }War  ben  l^öd^ften  ®rab  beS  ®IdubenS  f^e 
er  barein,  ba^  ber  SRenfd^  aud^  baS  ftd^  logifd^ 
SBiberfpred^enbe  bennod^  für  wa^r  unb  gewiß  l^atte^ 
alfo  feft  annehme,  ba^  ®ott  nid^t  nur  geredet,, 
fonbem  aud^  barml^ei^ig  fei,  inbem  er  SMionen 
SRenfd^en,  [a  bie  gro^e  SJlel^r^al^I  beS  SRenfd^en« 
gefd^Ie^teS  erft  burd^  feinen  aUmöd^tigen  SBiUm 
üerbammenSwürbig  mad^e  unb  fte  bann  in  bie 
ewigm  Dualen  ber  §ölle  ftür^e.  Unb  bei  biefer 
®elegen]^eit,  fowie  bei  ber  ^ertl^eibigung  unb 
Smpfel^Iung  feiner  Sted^tfertigungSle^re,  t)f[egte  er 
gegen  ben  Unglauben,  ber  in  folgen  S)ingen  aud^ 
ber  menfd^Iid^m  iBemunft  ®e^5r  geben  woUe,  ^u 
eifem;  ber  Seufel  fei  eS,  ber  bie  römifd^en  Pfaffen 
oerfül^re,  ®otte8  SBillen  ju  meffen  mit  ber  Ser« 
nunft ;  „benn  bafe  jwei  unb  fünf  fiebm  finb,  fann 
id^  faffen  mit  ber  Semunft;  wenn  eS  aber  oon  oben 
l^erab  l^eifet:  5Wein,  eS  fmb  ad^t,  fo  fott  id^'S  glau- 
ben wiber  meine  Sßemunft  unb  gül^ten".  S)e^« 
l^alb  muffe  man,  oerlangte  er,  als  Kl^rift  ber  S3er- 
nunft  bm  ^alS  umbrel^en,  il^r  bie  $ugen  auSfted^en 
unb  bie  Seftie  erwürgen.  Ueberl^aupt  tmg  er  oud^ 
in  bief  en  ©d^riften  feine  95e]^auptungm  mit  ienem 
Sone  jweifcllofer  ®ewi6]^eit  uiÄ  ßöibenj  oor,  ben 
niemanb  beffer  ju  ^anb^aben  wu^te,  als  er.  ©ei- 
nen ®egner,  bem  frül^er  aud^  er,  wie  baS  gan^e 
3eitalter,  feine  ßulbigung  unb  Sewunbemng  bor« 
gebrad^t  l^atte,  bel^anbelte  er  in  biefem  ©d^riften« 
wed^fel  mit  jener  Wegwerfenben  ®eringfd^ä^ung 
unb  fd^möl^füd^tigen  ©mrrilitöt,  bie  il^m  nun  f d^n 
5ur  92atur  geworbm  war;  unbebenflid^  fd^i&erte 
er  i^n  als  einen  ©pifuräer,  ©feptifer  unb  Stl^eifien, 
fd^rieb  il^m  aber  bann  einen  entfd^ulbigenben  93rief, 
in  bem  er  il^n  mit  IBemfung  auf  bie  SSel^emeu} 
feines  Temperamentes,  baS  er  nun  einmal  nid^t  in 
feiner  ®ewalt  l^abe,  ju  oerföl^nen  fud^te;  graSmuS 
aber  l^ielt  il^m  in  feiner  Antwort  einen  ©piegel  t)or 
unb  fd^ilberte  mit  einigen  treffenbm,  einfc^neiben« 
ben  3ügen  fein  ganjeS  Sreiben.  ©eit  biefem  balb 
5ur  Deffentlid^fcit  gelangten  ©riefe  war  SraSmuS 
für  Sutl^er  einer  jener  TOenfd^en,  bereu  er  nie  anberS 
als  mit  bem  Sngrimme  eines  brmnenben  ÖaffeS 
gebadete,  eine  giftige  ©d^lange,  ein  fjfcinb  ©l^rifH 
unb  aller  Keligion,  ein  öoHfommeneS  ©benbilb 
unb  abbmdt  gpifurS  unb  SucianS.  Sn^wifd^en 
^atte  ber  3tt)ift  mit  ßraSmuS  feine  weiteren  fol- 
gen für  fiutl^cr  unb  ben  Qfortgang  feines  Unter« 
nel^menS ;  ßraSmuS  fclbft  l^atte  oorauSgefel^en,  ba^ 
er  wol^l  üergeblid^  öerfud^en  werbe,  gegen  bm 
©trom  ber  Popularität,  oon  bem  fein  ®egner  ge- 
tragen warb,  5U  f d^wimmcn ;  öielmel^r  bimte  bie 
anfid^t,  bie  Sutl^er  l^ier  öerfod^t,  fid^tlid^  baju,  fein 
©9ftem  bei  ber  üRengc  nod^  beliebter  ju  mad^en; 
benn  bie  Folgerung  leud^tete  jebem  ein,  ba&  ber 
2Kenfd^,  wenn  er  feinen  freien  SBiUeu  l^abe,  aud^ 
feiner  moralifd^cn  3ured^nung  unb  SSerantwort» 
lid^feit  föl^ig  fei. 


825 


Sutl^er. 


326 


San  trid  größerer,  \a  unbered^enbarer  Xrag» 
nette  UNIT  aber  ber  l^aber  über  ba§  Sacra« 
nent  bet  Suc^atiftie,  ber  ftd^  jefft  entf))ann. 
iaä^  ^atte  in  ben  erjlen  Salären,  gemä^  ber  Stid^- 
taa%  feiner  S)o€trin,  bie  oQeg,  toai  jum  §eile 
bd  SRenfd^  bienen  lann,  in  ben  9lct  ber  glaubt- 
gm  Sneigmmg  ber  Seiffamgen  S^rifti  ^ufammen- 
hängte,  auf  bie  fubftantieHe  ©egentoart  beS  SeibeS 
S^ßi  im  Saaomente  nur  geringen  SBertl^  unb 
nlergeoä)nete  Sebeutung  gelegt  2)er  ^aupt^med 
bd  Sbenbmal^Ied  f  oUte  nur  in  ber  Uebung  unb 
StärtungbeS  Glaubens  befleißen;  bie  SReffe,  meinte 
er,  fei  blo^  bogu  gut,  ba^  ber  9Renf(]^  ba  bie  93er« 
^Bung  ®otted  Don  ber  SSergebung  ber  @ünben 
oeme^me,  fie  fei  nur  um  ber  ^rebigt  niillen  ein« 
gefe|t;  ber  im  Sacramente  gegenmörtige  fieib 
%ifti  foUte  nur  als  boS  $fanb  ober  ©iegel  für 
bie  So^^  bed  XeflamenteS,  b.  ^.  ber  ^rebigt, 
bknen.  So  erfl&rt  fid^  aud^,  ba^  er  feiner  eigenen 
tcnftenmg  nad^  eine  3^1<^ng  ftar!  ^ur  Ergreifung 
ber  Snfid^t  oerfud^t  mar,  im  Sbenbmal^Ie  fei  nid^t§ 
Ott  9rob  unb  SBein  —  eine  Seigre,  bie  il^m  fd^on 
banun  fe^r  miQfommen  gemefen  möre,  meil  er 
»bomit  bem  ^ßopfttl^ume  ^e  ben  grö|ten  $uff 
francn  geben".  Sber  ber  2:est  ber  ISibel,  ber  ^ 
gaoaltig  fei,  l^ielt  il^n,  mte  er  htf^^itk,  gefangen, 
anbei  pflegten  i^  fonfi  bie  flarften  iBibetfteOen, 
Mm  fie  mit  feinen  2iebling§le]^ren  in  Sonflict 
geriet,  nid^t  )urfidt)u]^aUen,  unb  er  l^atte  eben 
cr^  ttol^b  bed  Streited  mit  SraSmuS  in  aßi^- 
banblmtg  unb  gemaltfamer  iSSerbrel^ung  Harer 
6<^riftteste  baS  unglaublid^  geleiftet.  SS  mar  bie 
ClKpofttion,  erfi  gegen  j^arlftabt,  bann  gegen 
JBingli  unb  Oe€oIam))abiuS,  bie  il^n  antrieb,  fid^ 
mit  Q&r  ffraft  f eined  ®eifted  in  bie  Ueber^eugung 
(iieinjnarbeiten,  ba|  bie  ftreitigen  Seste  ber  S^riff 
nr  t»im  einer  f ubfiantieäen  ©egenmart  unb  äßit« 
Teilung  bed  Seibed  S^^rifti  t>erftanben  merben  fonn« 
in.  S)en  ®Iauben  l^iett  er  feft,  ba|  er  ein  t)on 
flott  ouSerforeneS  unb  mit  aUen  erforberlid^en 
Soben  reic^Iid^  au§gerüf}ete§  SBerf^eug  jur  SBieber« 
icingung  be§  verlorenen  Soangeliumd,  ^ur  SBieber« 
(opdlung  ber  feit  ben  3^^^^  ber  9{)ofieI  Der« 
fsflenm  ftird^  fei,  ba|  bal^er  aud^  im  langen  Saufe 
ksSol^rl^uiiberte  niemanb  erfd^ienen,  ber  mit  il^m 
m  Seic^tl^um  ber  ®aben  unb  Srbabenl^eit  ber 
6cidmng  Dergfid^  merben  fönne.  3e|t  fal^  er  in 
berSd^mei}  imb  inOberbeutfd^Ianb  eine  oon  il^m 
nob^gig  fid^  entmideinbe  Partei,  an  beren  Spi^e 
^raigli  fknb,  ftd^  erleben  unb  rafd^  um  ftd^ 
pifm;  fo  mifd^te  ftd^  aud^  bie  Sitterfeit  ber  Sifer« 
W  nnb  bed  oerle^ten  Stoisch  in  ben  Streit,  unb 
btäftt  gab  bie|  felber  burd^  ben  nad^l^er  au§ge« 
i^uH^teit  Sormurf  }u  erfennen :  Stoingli  traute 
ioiien  9hi^  ätö  Steformator  )u  fd^mölem;  er  l^be 
fidt  in  boS  SBerf,  meld^  fi^m,  Sutl^er,  eigentl^üm« 
&4  H  ^eingebrängt  S)ie  gereifte  (Sel^äfftgfeit 
wi  Sdbenfd^oftlid^Iett  feiner  Stimmung  unb  fei« 
M  ptkmi^dfta  Serfal^reuS  marb  aber  baburd^ 
1^  c^d^,  ba|  er  ie|l  eben  bie  SBaffen  gegen  fid^ 
fdd^  fa^,  bie  er  ^ffier  gefd^miebet  l^atte:  mill« 


fürlid^c,  Don  atter  Srabitton  loSgeriffcne  3nter« 
t)retation  einzelner  Sd^riftftcIIen,  unb  ba|  er  balb 
genug  aud^  erfennen  mu^te,  mie  auf  biefem  SSoben 
ber  Streit  fd^Ied^t^in  unauSgleid^bar  unb  enbloS 
merben  mürbe.  @r  felber  l^atte  bie  ^auptbottmorle 
be§  S)ogma8,  baS  er  nun  oertl^etbigte,  nieber« 
geriffen;  burd^  feine  Sermerfung  ber  Sermanb» 
lungSlebre  l^atte  er  bereits  ben  einfad^en  ftd^  ^u« 
nöd^ft  barbietenben  Sinn  ber  Sinfe^ungSmorte 
oerlaffen  unb  bie  gfigur  einer  Spnefbod^e  ange- 
nommen ;  e§  fei,  erläuterte  er  auf  ber  Konferenz 
ju  ÜRarburg,  eine  eingefaßte  Kebe,  mie  man  etma 
Don  einem  Sd^merte  rebe,  aber  mit  bem  Sd^merte 
aud^  Suglei^  bie  Sd^eibe  meine;  benn  ber  SeiJb 
S^rifti  fei  imSrobe,  mie  ber  S)cgen  in  ber  Sd^cibe. 
6r  l^atte  ferner  bie  ßud^ariftie  il^rcS  Dpfcrd^ara!« 
ter§  entfleibet,  l^atte  burd^  feine  Snt))utationSle]^re 
ben  ganzen  Organismus  beSS^ftemS,  in  meld^ 
bie  fubftantieUe  3Ritt]^eiIung  beS  SeibeS  S^rifti 
ein  mefentlid^eS  ®Iieb  bilbet,  ^erftört  unb  fal^  fid^ 
nun  Don  ben  ©egnem  mit  ©rünben,  9InaIogien, 
SBal^rf  d^einlid^f eiten  unb  6onf  equenjen  überf  d^üttet, 
bie  fo  nal^e  logen  unb,  fobalb  einmal  Sutl^erS 
Sorberfä^e  ju  ^runbe  gelegt  maren,  fo  plaufibel 
erfd^ienen,  baß  eS  ein  SQBunbcr  gemefen  märe,  menn 
fie  nid^t  gleid^  in  ben  erften  Sorten  ber  neuen  Se« 
megung  l^erDorgctreten  mären,  ^tiji  begann  er  eine 
feiner  S^riften  miberbie  ^Sd^märmgcifter",  b.)^. 
miber  3>DingIiunb  OecoIampabiuS,  mit 
einem  ffiel^erufe  über  „atte  unfere  Seigrer  unb  SBud^« 
fd^reiber,  bie  fo  ftd^er  bal^er  fahren  unb  fpeien 
^erauS  aKeS,  maS  il^nen  in'S  SRauI  fället,  unb 
fe^en  nid^t  ^uDor  einen  ©ebanfen  ^el^nmal  an,  ob 
er  aud^  red^t  fei  Dor  ®ott",  einem  SSel^eruf,  ber, 
menn  irgenb  (Sinen  in  jener  3cit/  il^n  Dor  SWen 
traf;  er  Derpd^erte  gleid^  im  ©eginnebeS  Streites : 
,,S)ie  Einen  Don  unS  SBeiben  muffen  beS  SotanS 
S)iener  fein";  er  überl^äufte  fie  aDe  jufommen, 
3u)ingli  aber  gan^  befonberS,  nrit  ben  bifftgften 
unb  ))Ium))ften  Sd^mä^ungen;  fie  l^ätten,  fd^rieb 
er,  ein  eingeteufelteS,  burd^teufeltcS,  überteufdteS, 
läfierlid^eS  ^er^  unb  Sügenmaul;  fein  Sl^rift  foDe 
für  fie  beten,  unb  er  muffe  fid^  felber  in  ben  3lb« 
grunb  ber  ^öHe  Derbammen,  menn  er  mit  il^nen 
®emeinfd^a^  ^aben  foSte.  3nt  Sinjelnen  aber  mar 
feine  SBiberlegung  i^rer  ®rünbe  oft  fclj^r  fd^load^, 
{eine  ^otemif,  mie  immer  unb  gegen  jebermann, 
in  l^o^em  ®rabc  unrcblid^.  ®a  er,  um  fein 
^rieftertl^um  jugeben  ju  bürfen  unb  baS  Opfer 
5U  befeitigen,  aud^  bie  Eonfecration  in  fatl^oli« 
fd^em  Sinne  Dermorfen  l^otte,  fo  mußte  er  nun, 
burd^  3^i«g^i'S  ßinmürfe  gebrängt,  einen  neuen 
SQBeg,  auf  meld^cm  bie  Bereinigung  bcS  93robe8 
mit  bem  Seibc  beS  §errn  Dor  fid^  gelten  fottte, 
ecftnnen,  unb  fo  mürbe  er  bis  jur  93e]^au))tung 
einer  mirffid^  Ubiquität  fortgetrieben,  b.  1^.  er 
leierte  ein  förmlid^eS  SuSgebel^ntfein  beS  SeibeS 
ßl^rifti  in'S  Sd^ranfenlofe,  Dermöge  beffen  er  bud^« 
ftäblid^  aKentl^alben  sugegen  märe,  fidd  alfo  aud^ 
in  iebem  Srobe,  jebem  92a]^rungSmitteI  über]^au))t 
befänbe. 

11  • 


827 


Sutl^cr. 


828 


Sutl^erS  SSerVltatung  fict  mit  bcm  crften 
anfange  btefed  3^tfte§  na^t  juf ammen ;  jle  lata 
fo  plöjli^,  fic  würbe  mit  fold^cr  aufjattcnbcn,  bcr 
attgemeinen  ©ittc  totbcrft)red^cnbcn  6ile  öofljogcn, 
ba|  iebermanti^  aud^  feine  nöd^ftenf^reunbe,  über« 
rafd^t  »aren.  Sm  3.  Stuni  1525  l^atte  er  bem 
€arbinal  unb  ßurfürften  öon  SKoinj,  ben  er  jum 
heiraten  aufforberte,  jagen  laffcn,  er  felber  f übe 
borum  nid^t  gel^eiratet,  nieilernurnod^  gefürd^tet, 
er  fei  nid^t  tä(|tig  bo^u.  Smige  3:age  nod^l^er 
l^atte  er  bereits  bie  (St)t  mit  ber  qu§  bem  fflofter 
entttjid^enen  ftotl^arina  ö.  ©ora  in  größter  ©tille 
toolljogen,  unb  etma  14  Sage  fpöter,  am  27. 3uni, 
l^ielt  er  erft  baS  ^od^^eitSmal^l.  2Ba§  il^n  }u  biefem 
©d^ritte  unb  ^u  Der  ^rt,  tDie  er  il^n  tl^at,  t)ermod^t 
f^abt,  ift  nid^t  red^t  Ilar;  feine  eigenen  Srüarungen 
in  feinen  unmittelbar  barauf  erlaffenen  ©riefen 
jinb  nid^t  befriebigenb.  S)urd^  TOünjer  unb  bie 
SSouem,  fd^rieb  er,  fei  ba§  ©öangefium  fo  unter== 
brädtt  (b.  ]^.  ber  IBauemaufrul^r  l^abe  Sutl^erS  Seigre 
beiSielen  fo  oerböd^tig  gemad^t),  ba^  er  ^ubeffen 
t^atföd^Iid^er  ©egeugung,  unb  um  ben  triumt)]^iren" 
ben  Qfeinben  feine  SSerad^tung  ju  geigen,  eine  SRonne 
gel^eiratet  l^abe;  bann  beruft  er  fid^  mieber  auf 
einen  frfil^em  SDBunfd^  [eines  SSaterS  unb  ouf  bie 
3lot]^ttenbigfeit  benen  oaS  SWaul  ju  ftopfen,  bie 
il^m  unb  Sora  il^red  ©erl^ältniffeS  megen  UebleS 
nad^gerebet;  ein  anbereS  9RaI  fd^reibt  er:  plö|li$ 
unb  loö^renb  er  an  gan^  anbere  2)tnge  gebadet, 
l^abe  il^  ber  §err  munberbarermeife  in  bie  (Sf)t 
mit  ber  5lonne  geioorfen,  unb  nun  muffe  er  um 
biefeS  ®otteSn)er!e§  miUen  @d^ad^  unb  Söfterung 
erbulben.  6r  fetter  fd^eint  eine  3(rt  üon  Sriump^ 
barein  ju  fejen,  ba|  fie  beibe,  er  unb  feine  Sraut, 
il^re  frül^eren  ©elübbe  gebrod^en  unb  eine  (Sf^t  ge« 
fnfl})ft  l^atten,  bie  feit  mel^r  als  taufenb  So^ren 
burd^  bie  ürd^Iid^en  n)ie  burd^  bie  meltlid^en  ®efe^ 
berpönt  unb  fih  ungültig  erflärt  war.  3l[ber  feine 
Sfreunbe  unb  t)iele  feiner  ^nl^önger  badeten  anberS. 
„3d^  l^abe  mid^",  fd^reibt  er  balb  barauf,  „burd^ 
biefe  ^eirat  f o  niebrig  unb  t)erad^tet  gemad^t  ba| 
id^  l^offe,  bie  Sngel  werben  lad^en  unb  aQe  £eufel 
meinen."  @ettft  an  anftögig  ))Iumt)en  unb  miber« 
lid^  rollen  9eu|erungen  über  fein  el^elid^eS  SSer« 
l^ältni^  fel^It  eS  nid^t  in  feinen  bamaligen  ©riefen; 
aber  l^inter  all  biefem  iroj  unb  biefer  f^einbar 
leid^tfertigen  9luffaffung  feine§  ©d^ritteS  üerbarg 
fid^  bod^  baS  bemütldigenbe  ®efü^I  einer  fd^meren, 
feinem  perfönlid^en  anfeilen  gefd^lagenen  SSunbe, 
unb  fettft  feine  unbebingteften  SJSemunberer  f anben 
»enigfienS  bie  SBal^I  beS  Sei^unfteS  —  mitten 
in  ben  ©türmen  unb  bem  STutDergie^en  bed  burc^ 
ben  Sauemaufrul^r  entjünbeten  SürgerWegeS  — 
unerflärlid^. 

©iefeS  ßreigni^  beS  Sauernaufrul^rS  griff 
erfd^üttemb  in  Sutl^erS  Sebcn  ein;  ba^  er  mit  ^b= 
fid^t  unb  Sewu^tfein  bie  Säuern  gu  biefer  6m= 
pörung  aufgeftad^elt  l^abe,  ifl  l^iflorifd^  nid^t  au§« 
gemittelt,  obgleid^  eine  auf  eingefel^ene  ^roje§« 
acten  fid^  berufenbe  Angabe  bei  SBobmann  auä) 
bie^  l^infw^tlid^  ber  Säuern  im  Kl^eingau  bel^au))» 


tet.  S)a§  aber  in  feinen  für  baS  S5ott  »erfaßten 
©d^riften  unb  $am))]^Ieten  mand^e  Seu^erungen 
unb  aufmuntembe  ©teilen  Dorf ommen,  bie  in  eine 
fd^on  gäl^renbe  5Kaf[e  wie  ßünbftoff  fielen,  faim 
nur  parteiifd^e  Sefangenl^eit  löugnen.  6r  fetter 
l^atte  bereits  Don  ber  ©efal^r  geft)rod^en,  ba|  ein 
^lufrul^r,  freilid^,  ttie  er  meinte,  nur  gegen  bie 
©if d^öf e  unb  geiftlid^en  Surften,  mürbe  erregt  wer- 
ben, unb  mit  einem  ^uSbrudf  beS  aBol^IgefaHenS 
unb  ber  Qfreube  bem  9lu8brud^e  beSfetten  entgegen- 
gefel^en;  er  l^atte  bereits  alle,  bie  jur  Serftörung  ber 
©iStl^ümer  unb  Vertilgung  beS  bifd^öflid^en  JRegi« 
menteS  mitl^elfen  würben,  für  liebe  ©otteSünber 
erflärt.  ©eine  Hoffnung  ging  benn  aud^,  wie« 
wol^I  nid^t  gang  in  feinem  ©inne,  in  Erfüllung ; 
bie  em))örten  d^fen  fünbigten  atte  an,  ba^  il^re 
ßrl^ebung  ber  aBieberl^erftettung  beS  reinen  gDan« 
geliumS  gelte ;  ^röbicanten  ber  lutl^erifd^en  Seigre, 
aus  ben  fliöftem  entfprungene  SWönd^e,  bet^ei» 
ligten  fid^  in  anfel^nlid^er  Sol^I  an  bem  ^(ufrul^re, 
unb  Sut^er  —  erliefe  im  SKai  1525  eine  ©d^rift 
(grmal^nung  5um  gfrieben),  worin  er  juerft  bie 
grellften  unb  übertriebenften  hinflogen  auf  bie  99i« 
fd^öfe  unb  auf  biejenigen  Surften,  bie  baS  6Dan« 
geltum  in  il^ren  ©taaten  nid^t  t)rebigen  laffen 
wollten,  l^äufte,  bann  aber  bie  bereits  unter  ben 
SBaffen  ftel^enben  SBauem  aufforberte,  fid&  gebulbig 
ju  fügen,  weil  alle  ^lotl^weldr  ober  ©ettftl^ilfe  in 
ber  l^eiligen  ©d^rift  Derboten  fei.  6S  ift  gang  un- 
benfbar,  bafe  ein  SWann,  ber  fo  Diel  5Wenfd^n« 
fenntnil  wie  Sutl^er  befa|,  Don  biefer  feiner  ^uf« 
f orberung  irgenb  eine  bebeutenbe  SSßirfung  auf  bie 
fanatifirten  unb  bereits  burd^  arge  greDel  com» 
i)romittirten  Saueml&aufen  erwartet  l^abe;  aud^ 
^atte  er  in  eben  biefer  ©d^rlft  S)inge  einfließen 
laffen,  bie  weit  el^er  bie  ^ufrül^rer  gu  ermutl^igen 
als  fte  abgufd^redfen  geeignet  waren,  ffaum  aber 
war  bie  9lad^rid^t  Don  ber  9lieberlage  ber  Säuern 
erfd^ollen,  als  Sutl^er  in  einer  neuen  ©d^rift  bie 
Surften  ermal^nte,  ein  erbarmungSlofeS  Slutbab 
unter  ben  Säuern  angurid^ten ;  bemt  Je^t  gelte  eS 
nid^t  @ebulb  unb  Sarml^ergigfeit,  fonbem  eS  fei 
beS  ©d^werteS  unb  beS  3omeS  Seit:  jebermann 
foQe  bareinfd^lagen,  würgen  unb  ftedpen,  unb  ein 
gfürft  fönne  jejt  ben  §immel  mit  Slutoergiefeen 
beffer  Derbienen,  benn  ?lnbere  mit  Seten.  3)te 
ajlal^nung  würbe  nur  allgu  getreu  befolgt.  SIS 
nun  Dielfad^er  Säbel  laut  würbe,  bafe  gerabe  er, 
ber  biefeS  fjfeucr  anjünben  gel^olfen,  Don  feber 
©d^onung  unb  Sarml^ergigfeit  gegen  bie  Serirrten 
abmal^ne,  überbot  er  ft(|  nod^  in  einem  ausfuhr» 
lid^en  ©enbfd^reiben,  worin  er  bie  Sabler  feines 
Süd^leinS  gleid^  bamit  gu  fd^redfen  fud^te,  bafe  et 
fie  als  ouftSl^rerifd^  ©efinnte  Dcrbät^tigte,  unb  bie 
Obrigfeit  aufforberte,  benen,  bie  pd^  ber  9Iuf« 
rü^rerift^en  annähmen  unb  erbarmten,  „auf  bie 
§aube  gu  greifen".  5Rac^  ber  Semerfung  ©e« 
baftian  QfrandtS  war  bie  ?lnfid^t,  bafe  IButl^er  erft 
bie  Säuern  Derfül^rt  unb  bann  ju  tl^rer  Sertilgung 
aufgeforbert  l^abe,  fo  Derbreitet,  bafe  man  an  et« 
lid^en  Orten,  wo  feine  Seigre  geprebigt  würbe,  beim 


S29 


Sutl^er. 


830 


Sauten  ^  $rebigt  gu  fogen  pflegte :  2)a  löutet 
man  bie  9Roibglode. 

ffaum  mar  tnbe|  ber  Sauemfrieg  beenbigt  atö 

Sn^et  cüte,  ben,  xovt  er  beforgte,  etroaS  etfalteten 

Sifo:  feiner  Snl^ger  gegen  bie  fatl^olifd^e  Stitä^t 

^  neuer  Z^atigfeit  angufpornen.  „Sa|t  und, 

lieben  Sfreunbe/  j^rieber  )u92euia]^rl526,  ,,ouf§ 

9tene  mieber  anfangen^  fd^reiben,  bid^ten,  reimen, 

malen.  Unfelig  fei,  mer  ^ier  faul  ift;  benn  bQ§ 

^opl^unt  ifl  nod^  lange  nid^t  genug  jerfd^olten, 

}erf(^eben,  gerfungen,  gerbid^tet  }ermalet."  9lud^ 

Mcfiu^tc  er,  unter  ben  dürften  unb  jtonigen 

neae  ^^örberer  unb  Sefd^irmer  feiner  Seigre  }u  ge« 

ttnmien.  3n  biefer  Sbftd^t  fd^rieb  er  an  ben  ^önig 

fton  (Engtonb,  ben  er  früber  in  feiner  Sntmort 

oif  beffcn  befonnted  9ud^  «S)ie  IBert^eibigung  ber 

Sacromente"  arg  mi^b^^nbelt  unb  mit  @d^mö^un> 

gni  uber^uft  l^tte,  einen  fried^nb  bemütl^igen 

Srief  unb  erbot  fid^  }u  einem  öffentlid^en  SBiber« 

mf.  Xief  befd^t  mage  er  faum  bie  %ugen  Dor 

ibm  au^uf (plagen;  er  fei  ya  nur  ein  Stotf^  unb 

SBurm,  ben  ber  jtönig  am  be|iten  burd^  blo^e  SSer* 

od^tung  ^be  uberminben  tonnen,  unb  er  rnoUe  in 

einer  neuen  Sd^rift  ben  92amen  @r.  3Raj[e[töt  toie« 

ber  ^  S^ren  bringen,  menn  ber  jfönig  bie^  nid^t 

Mfc^obe.  2)ie  ^ntmort  beS  j!önig§  fiel  fd^arf 

ans.    Sticht  gu  feinen  ^ü^m,  toie  er  ftd^  erboten, 

fonbem  twr  ber  göttlid^  ÜRaieftöt  foSe  er  W>* 

bitte  leifien,  bie  unglüdtfid^  9ionne,  bie  er  oer> 

fubrt  in  ein  ftlofter  gelten  laffen  unb  fein  ganjeS 

2eben  binburd^  Su^e  tbun  fiir  bie  Saufenbe,  bie 

er  nm  ibr  jettlid^  Seben,  unb  bie  3el^ntaufenbe, 

bie  er  um  ibr  Seelenl^eil  gebrad^t  b<^be.  ^el^n* 

fid^  3nbült§  mar  bie  Sntmort  beS  ^er^ogd  ®eorg 

Mm  €ad^fen,  bei  bem  2utber  gleid^f aSS  einen  IBer« 

fiid^  gemad^t  fjotU,  bie  früheren  @d^mäbungen 

Imnb  einige  freunblid^e  unb  SBer^eibung  erbittenbe 

^bmfen  }u  milbem  unb  ben  fd^mer  gefrönften 

^tirfien  }u  oerfbl^en.  @eorg  }äblte  bie  ftttlid^en 

Siifungen  unb  Sfnid^te  ber  neuen  Seigre  auf,  mie 

er  fie  in  feinem  Sanbe  fomol^I  al§  im  92ad^bar« 

knbe  feü  einigen  äal^ren  beobad^tet  b^ibe,  unb 

bmi^e  baran  bie  9hi^nmenbung.  Sutber  föumte 

mäft,  nad^  feiner  SBeife  Stadbe  }u  nel^men ;  feine 

Sidmort  ouf  bie@d^rift  bedftönigd  foOte  augleid^ 

and^  ben  ^!er^g  imb  oorgüglid^  bie  jminglifd^e 

^ßartei  feine  ^golbenen  Sfreunbe,  bie  Stottengeifter 

mb  B^tDQxmtt",  treffen,  bie  il^m,  möbrenb  er 

gegen  bie  ^ßopiften  gu  gfelbe  gelegen,  bie  @tabt 

osgejunbet  unb  alle§,  maS  barinnen,  gemorbet 

(aüen.  3)urd^  bad  ®anae  siebt  fid^  baS  %emugt> 

lein  einer  erlittenen  unb  felbfttierfd^ulbeten  2)e« 

■üt^tgung,  ber  Xon  ber  @d^rift  ift  aber  barum 

uz  nm  fo  tro|iger  unb  bod^fobrenber. 

3n}nnf d^  mar  ed  3eit  gemorben,  bem  j!  i  r  d^  e  n« 
»efen,  ^aaäd^^  in  Sad^en,  eine  bem  ©pfteme 
Sntberi  entfprecbenbe  fefle  ®eftaltung  ju  geben 
mb  an  bie  Stefle  ber  oermorfenen  unb  tbatföd^« 
&4  bereits  abgef(^fften  bifd^öflid^en  SSermaltung 
neue  Orbanng  ber  ^nge  }u  f e|en.  S)ie  fiebre 
bct  apoßoltfd^  @ucceffu)n  unb  ber  baran 


gebunbenen  gfortpflanjung  ber  ©emalten  in  ber 
ffird^e  tonnte  in  bicfem  ©^fteme  teine  ©ebeutung 
mebrbaben;  bie  92otbmenbtgteit  einer  bifcbbflid^en 
Ordination  mu^te  obnebin  fallen,  unb  im  TlcA 
1525  fanb  bie  erfte  Orbination  nad^  bem  neuen 
fiel^rbegriffe  an  Storariud  in  SBittenberg  ftatt.  Sin 
Sal^r  nad^b^^  htariQ  er  enblid^  mit  feiner  $orbe- 
rung,  ba|  ber  ffurfürft  eine  Sifitation  jur  fjfeft- 
fteOung  be§  neuen  Äir^enmefenS  oomebmen  laffe, 
burd^.  3la6)  einer  frübem  Snftd^t  Sutl^erS  mürbe 
bie  ©enoffenfd^aft,  bie  fid^  ju  feiner  Seigre  betannte, 
eine  abfolut  bemotratifcbe  JNrd^enoerfaffung  er* 
baltenbtiben;  lauter  oereinselt  ftebenbe  ©emein» 
ben,  mit  $rebigem,  bie  auf  SRuf  unb  aOBibcrmf 
burd^  eine  SRajoritöt  ber  j^opfjabl  gemäblt  unb 
oon  biefer  mieber  nad^  ©efatten  abgefegt  morben 
mören.  Sine  fold^e  (Sinricbtung  mürben  inbe^  bie 
proteftantifd^en  Surften  felbftoerftänblid^  nid^t  ge« 
bulbet  ^aben,  unb  Sutber  felber  brang  nid^t  meiter 
barauf,  fonbem  gemöbnte  ftd^,  je  böu^ger  bie  dür- 
ften unb  bie  ftäbtifd^en  äßad^tl^aber  feiner  Sel^ 
zufielen,  immer  mebr  an  bie  iBorfteHung,  ba^  biefe 
an  bie  Stelle  ber  ^ifd^öfe  treten  unb  Xröger  ber 
neuen  j^ird^engemalt  merben  foSten.  3mmer  blo^ 
mit  bem  9töd^ften  befd^äftigt  unb  aufrieben,  menn 
nur  baS  alte  JKrd^engeböube  in  Xrümmem  5er« 
f dalagen  möre,  mar  er  für  je^t  bamit  eint)erftanben 
unb  bot  felber  bie  ^anb  baju,  ba^  fein  JKrd^en« 
mefen  unb  feine  ^rebiger  ber  Sormunbfd^ft  ber 
füfürftenl^öfe  unb  ber  ^errfd^aft  ber  2furiften  unter« 
ftellt  mürben ;  baS  f reilid^  abnte  er  bamald  nod^ 
nid^t,  ba^  gerobe  bie  Suriften  unb  i^re  JKrd^en« 
gemalt  ibm  fpöter  fo  oerba^t  merben  mürben.  3n 
biefen  erften  3eiten  ber  bcginnenben  neuen  Orb« 
nung  mürbe  nod^  MeS  nad^  feinem  SBiUen  gebanb« 
babt,  man  fragte  bei  il^m  über  9QIe§  an,  fteEte  bie 
$rebiger  an,  bie  er  em))fa]^I ;  }ubem  mar  SReland^« 
tbon  einer  ber  oier  SHfttatoren.  9htn  batte  Sutl^r 
bi§b^t  alle  ®efe|e,  aQe  binbenben  Sinrid^tungen 
unb  Slnorbnungen  in  ber  j^ird^e  für  fd^Ied^tl^ 
oermerflid^  unb  mit  ber  d^ftlid^en  t^reil^eit  un« 
vereinbar  erffört ;  je^t  aber  foIÜe  eine  allgemein  bin« 
betd)e,  oon  ben  9Bittenbergem  entmorf ene  ffird^en« 
orbnung  im  gangen  Sanbe  eingefül^,  Pfarrer 
unb  ©emeinben  gur  93eobad^tung  berfelben  ge« 
nötbigt,  felbft  m(mä)t^  bi§ber  auf  ben  ®runb 
jener  d^riftlid^en  gfreibeit  Sbgefd^affte  (mie  g.  9. 
bie  $rioat«^bfoIution)  mieberbergefteUt  merben. 
S)iefen  grellen  SBiberfprud^  einigermaßen  gu  be- 
fcbönigen,  fd^rieb  Sutber  eine  ißorrebe  }u  bem 
^farrunterrid^te  SWeland^tbonS,  morin  er  ertlärte: 
nid^t  als  ftrenge  ®ebote  tonnten  fie  biefe  SSerorb« 
nung  ausgeben  laffen,  bamit  fte  nid^t  neue  pop^» 
lid&c  ©ecretoIeS  aufmürfen,  fonbem  als  eine  ^i- 
ftorie  unb  ©efd^id^te,  unb  als  ein  Seugniß  unb 
Setenntnil  ibreS  ©laubenS.  Sofort  merben  nun 
aber  bie  Pfarrer  unb  ©emeinben  barüber  »er» 
[tänbigt,  bafe  biefe  „§tftorie"  unb  biefeS  „3<ug. 
niß"  oflerbingS  für  fie  üerpflid^tenbeS  ®efe^  fei, 
folange  nid^t  ber  l^eilige  ®eift  burd^  bie  SBitten« 
berger  Xl^eologen  etmaS  baran  änbere :  benn  ber 


331  Sut^ti.  382 

fturfür^  muffe  al9  cEiiifUicde  Obristcit  barübcr  |  bie  üßetlefung  unb  Uelbngabe  bet  Don  ÜRelon^ 
^len,bagni(f|t(bur^UTigletd^^eitbti@ebräu^e  l^on  Derfagteii  aitgSburgtii^en  @ionf{|fion,  vaS^ 
»nb  b€r  St%a)  S">ittaä)t,  SRotlen  unb  ?Iufruir  renb  Sut^tt,  auf  bem  uoä)  bie  SReii^SatSt  lapttt, 
jiiil  trl|t6e,  wie  benn  aui)  ffoi|er  Sonftontiu  bie  |  ju  ffoburg  roeilte,  um  bttn  ©c^auplaje  ber  6teig- 
S^rtften  ju  einttäc^liger  Sf^tc  unb  ©laufen  ge- 1  ntffe  nä^cr  ju  fein.  ©afeaitelan^t^oninberSDn- 
^Iten  ifah.  S)ie^  war  bie  gronn,  in  reeller  fic&  i  fefiion  heu  neuen  SJe^rbegriff  in  fn  gemilberter, 
jeM  bie  „^tifllic()e  fjrei^eit"  in  boi  Sönbem  Tuttie-  fficIeSOerfcfimtigenber,  über^lnberea  lei^t  Iiinüfier- 
rif^n  SSelenntniffeä  entmidelte.  Sutlier  aUx  lam  gleitenber  gönn  barftellte,  buibete  er;  aber  um  fo 
Balb  üon  feiner  frühem  Slnjid^l  über  büS  IRtäft  fc^ärfer  unb  bro£|enber  mürben  feine  Sriefe,  qI8 
ber  ©emeinbtn,  i^te  Sßfarcetr  ein«  unb  objufe^,  er  Don  ben  bort  gepflogenen  5ßergIeic§§oer^nb- 
(o  weit  at,  baS  er  bie,  meiere  bie^  traten,  für  Inngen  Detna^.  51i^fS  bürfe  naii^gegeben  mer- 
©acritegi  ertlärte,  biefii^  felbft  jum Seifigen  ®tift  ben,  fcfirieb  er:  „SBenn  mir  nur  ben  ©onon  ober 
mai^ten,  meil  fte  ifireS  ©efaüeni  ^rebiger  ab-  unb  nur  bie  ^rioatmeffe  gugebtn,  fo  genügt  ESeibci, 
einf^en moUten.  Ilebert|auptaberf)nbfeine31eu§t'  um  unfere  ganje  Se^re  ju  ttcrmerfcn  unb  bieten 
rungen  übet  bie  grage  Don  ber  Berufung  jum ,  (bie  fal^oliftöt)  ju  beftätigen."   SSaS  würbe  a 


^r^enamte  fort  unb  fort  ein  @eioebe  bon  SBiber- 

2)ec  aäetrug  befi  Otto  oon  ^ad,  b«  ben 
Sonigtafen  bongen  übetrebtte,  bie  fat^olifc^en 


etft  gefügt  baben,  wenn  er  %t\ou%t  ^ättt.  mie  n»it 
bort  bie  älacEigiebißteit  SDielom^töonS  eine  3"t[<uig 
fic^  erftrecfte  ?  fflätirenb  et  feine  Slnbänger  in  ^te» 
bigfen  Oerfii^ette,  jebet  ber  SBifi^Bfe  J)abt  auf  ben 


gütfien  Rotten  ein  gemeinte«  SBünbniB  jur  SGet-  üteic^Stag  naä)  31ug3burg  eine  gonje  Segion  Sieufel 
j;agung  ber  proteftantifcEien  gfürflen  unb  jur  I^ei» '  mitgebrnd)t,  erflärle  (ein  ^reunb  unb  ©e^ilfe  im 
lung  i|ter  Sanher  gefrf)Ioffen,  mar  für  Sut^et  eine  ^Jiomen  ber  sparte!  fiiib  tiereit,  baS  ganje  lul^erifi^e 
nriCfornmcnc  unb  fogIei<|  ausgebeutete  ©elegen-  jfirddcnmefen  miebcr  unter  bie  ^uctotitöt  unb  ®f 
Seit,  feinem  ®rimmt  gegen  bie  fot^olifc^en  gür- '  ric^täbarleit  ber  heutf^en  Sif^öfe  ju  ftetten.  3)o^ 
pen,  tjor  Mem  gegen  §trgog  ©eorg,  mieber  fflorte  I  ttutbe  an  bem  Sßeftonb  unb  btr  gntraicflung  bcS 
iu  leiten.  SEBäbtenb  bet  uorfic^tigtre2WeIan^tSon' neuen  SijftemS  unb  ber  luttjerifc^n  ffiriific  bur^ 
m9  Sügengcmebe  balb  burd^f^autc,  rebete  Sutbet  bie  üßertjanblungen  unb  ^Sefdilüffe  be§  Dtei^StagS 
von  Xobtf^Iügetn,  gegen  DKlc^e  nun  beten  muffe, '  nichts  geänbert,  bie  Stufforbenmg  beS  Aaifeti  gut 
nnb  ats  bie  €rbic()tung  fo  flai  aufgebetft  not,  bai  jdtüilfeStinbenScSofibetlal^olif^fKi^etinirbe 
felbß  er  ni^t  met)t  wd^I  fie^  anfteQen  fonnte,  aI9  ni^  beachtet,  unb  bie  f^malbOiif^t  SonfCbt* 
glaube  et  fit,  ba  gab  er  ftd^  no(S  aSe  ^M^e,  ben  I  talion  btt  ))tote^ntif(^en  Stänbe  ju  gemeinfamet 
»ctjog  mägfic^^  JU  Detbä(^tigen,  unb  bebiente  fidi  i  ^bme^t  erhielt  nun  auc^  SutEietS  ^uftimmung. 
euieä  füt  ibn  rtt^t  itiarattetiftifcSen  ffeHenfc^Iuffeä J  3n  ben  näd&fien  Sagten  (15S1— 1536)  trat 
ber  i^m,  mie  für  biefen  gall,  fo  a\i^  füt  olle  ö^n- 1  füt  Sut^er  ber  ©tteit  gegen  bie  alte  ffitcEje,  ben  ti 
I^en  bienen  lonnte.  Senn  maS  et  audb  immer  j  eigentlid^  in  allen  ^auplpunften  bereits  burc^ 
aSnleumbenfc^  unb  @(binad)uollc3  feiroi  &tQ- '  gefäi^rt  ^atte,  hinter  ben  junäddfl  prattifd^  toic^ 
iiem,ben  fotbolifcgen  Surften,  SBifdfiöfen  unb  %ljto=  1  tigern  unb  tteit  me^r  brängenben  9Ibenbmabl8fhnt 
logen,  nad^gefagt  ^atte  obertünftig  noi^  gci;;cn  fiel  mit  ben  Bifing  lianern  jutücL  ^ie  ^lai^' 
brutfen  lieg,  baelieg  fid^  auf  biefe  SBeift  befrtjoni^  jri^toon  bem  golle  Sn^ingli'S  in  ber@c||Ia^t  bei 
gen,  „ftetjog  ©eorg",  fagte  et,  „ip  ein  T^einb  ftoppel  unb  oon  bem  furj  barauf  gefolgten  Sobe 
meiner  Sefire,  folgli^  tobt  er  mibet  @ott?^  SBort ;  beS  OecoIomtiabiuS  b^te  er  mit  Sßotilgefallen  oer^ 
HS)  mufe  q1[o  glouben,  bQ§  et  mibet  ©oft  felbft  nommen;  nur  eines  bcbauette  et,  ba|i  nümli^  bie 
imb  feinen  S^tiftum  tobet.  %obt  et  toibcr  (^ott  (otSonf(^eibgenofftnit|Kn@iegni^t  gut  Untti* 


fdbp,  fo  mug  it^_  ^eimli^  glauben,  et  fei  mit  bem 
»ufel  befeffen  j  ip  er  mit  bem  Xeuf el  befeffen,  fo 
uug  i^  l^cimlii!^  glauben,  bog  et  oaS  ^letgfte  im 
Sinne  bo^e"  (ffialrf)  XIX,  642). 
©a8®efpräd^ju3fiQrburg(Dcto6trl529), 


brüdung  ber  guinglif^  Se^re  6enu|t  ^en; 
titenn  fie  bieg  get^on  Rotten,  bann  mürbe  i^t  @ieg 
„fafl  frÖ^Ii^  unb  gtogen  JRubmeS  merti)  fnti". 

SBeibe  3;^eoIogen,  f(^rieb  er,  feien,  im  3rrt6um 
oettieft,  in  Sünben  untergegangen,  unb  et  muffe 


iitmel(!^cm£utber  benbeibcn^äuptembergmeiten  an  B'^'^Sfi'^  Seligfeit  cergmeifeln,  obglei^  i^n 
Seformation,  Smtngli  unb  OccDlani}iabiu§,  gegen- '  feine  3ünger  gum  §eiligen  uiüi  SKart^ret  matten, 
flberftanb,  lenfte  injmifc^en  feine  SLufmerffamteit  ^jmifdien  füllte  et  immer  beutli^er,  bog  btr 
uieber  auf  ben  ^enbma^liftrtit.  ^e  ^Becbin-  Streit  mit  Stibelte^ten  unb  übet  fie  p^  tn'3  Snb- 
bung  mit  ben  ber  }mingltf(f)en  Scfire  ergebenen  lofe  forlfpinnen  mü^e  unb  unmSgliild  }u  irgenb 
Stählen  unb  Rantonen,  bie  ber  fianbgraf  Bon  '  einem  onbem  Stgebnig  führen  tonne,  aI8  jut  58et- 
ßeffen,  felbp  jminglifdd  gepnnt,  betrieb,  um  bem  bteitung  oon  Ungemig^eit  unb  Don  3weifeln,  bir 
ffoiferunbbenfat^olifciienStänbeneinmäcbKgee,  balb  me^t  umpct)  greifen  unb  auc^  auf  anbere 
combodeS  protepantif^ef  Sünbni|  entgegenpellen  Sebrpunftc  fiä)  etftreden  müßten.  Sr  jog  ^läf  babei 
gn  tbnnen,  mar  i^m  bamalS  ein  @reuel.  unb  er '  ouf  ben  Stanbpunft  bet  früher  fo  gefc^mäbten 
tielf)  bofier Qu^  bem ffurfürften  Don  jebem Bünb'  unb  oemi^tefen  tir^lic&en  Ueberliefetung, 
Htg  jur  3Jertf|eibigung  miber  ben  ffaifer  ab.  Salb  auf  baä  ^Iter  unb  bie  UniDerfalität  ber  2e&re,  bie 
folgte  ber  Stei^Stag  gu  Augsburg  (1530),  .einentf^eibenbtäunbunfefilbareäflenngei^en btr 


S88 


Sutl^er. 


884 


tUffd^  fein  muffe,  präd.  (St,  ber  fonft  in  ben 

BunrnigfQltigfhm  Sßenbungen  5u  oerfid^em  pflegte, 

(§  ffobt  t)or  feinem  auftreten  fett  t)ielen  ^al^rl^un' 

betten  f<l^  ein  ollgemetner  Sbfall  t)om  ©tauben 

C^rifh  $<ittgefunben,  im  ganzen  ^opfttl^ume  fei 

tom  (BUniben  nid^t  ein  Su^fkbe,  nid^t  ein  $ün!t- 

kin  übrig  gAlieben,  eS  l^be  gar  feine  S|riften 

(etn»  mit  SuSnal^me  ber  Ileinen  JKnber  in  ber 

IBiege)  me^  gegeben  —  er  erflärte  ie^t  (1532): 

boS  Srngai^  ber  l^igen  d^riftlid^en  Rvcä^t,  bie 

txmSbifang  an  in  aller  SBelt  bis  auf  biefe  @tunbe 

bie  (Segenmart  Cbtifti  im  @acramente  einträchtig- 

Ii4  geglaubt  unb  gelten  l^ötte,  fei  aQein  jä^on 

enlf^eUtenb;  merbaran  }meifle,  ber  tl^ue  ebenfo 

9iü,  als  gbuibe  er  feine  d^riftlid^e  ffird^e,  unb 

terbomme  nid^t  allein  bie  gan^e  fi^ird^e,  fonbem 

auä^  S^fium  felbfl  unb  die  ^oftel,  bie  ben 

Irtifel  m)n  ber  l^eiltgen  d^riftlic^en  JNrd^e  ge« 

gcänbet  unb  i^  bie  SSerl^ei^ungen  gegeben  |aben. 

»ftonn  ®ott  nid^t  lügen,  alfo  fann  aud^  bie  j^ird^e 

mift  irren.*  So  fd^rieb  jejt  ber  3Rann,  ber  jld^ 

im  Streite  mit  SradmuS  geriU^mt  l^atte,  tme  er 

«od^  langem  ftampfe  ed  enblid^  bal^in  gebrad^t 

bobe,  über  biefe  Sluctorität  ber  ganjen  JKrd^e  fid^ 

tDeg^rfe|en ;  ber  SRann,  ber  felber  befannte,  ba^ 

feine  ^oupüel^re,  bie  Don  ber  Sted^tfertigung,  ber 

gaB§en  JKrd^  fremb  gemejen  unb  erft  burd|  i^n 

fls^  Si^  gebogen  n)orben  f  et,  unb  ba^  bie  entgegen- 

gefeite  ^^XeufelS-fie^"  feit  Dielen  ^ol^rl^unberten 

Mit  wib  breit  gel^errfd^t  l^abe.  greilid^  toor  er 

bonolS  loeit  Don  bem  @ebanfen  entfernt,  Donbiefem 

l^äaäp  einer  unantaftbaren  allgemeinen  ^rd^en- 

1^  irgenb  eine  emßlid^  gemeinte  unb  praftifd^e 

Imoenbnng  )u  geftatten,  unb  mer  il^n  an  bie  Seigre 

tM)m  ^ßrießextl^e  unb  Opfer,  Dom  Spif copat  imb 

ber  Odmiotion  unb  Sebnlid^eS  erinnert  unb  il^m 

bie  allgemeine  JKrd^lel^re  besüglid^  biefer  SebenS» 

fragen  Dorgel^en  l^e,  nmrbe  Don  ibm  mit  jener 

^niie  Dmi  Sd^mö^ungen  überfd^üttet  toorben  fein, 

wdSft  2uä^  für  leben  bereit  batte,  ber  il^m  mit 

mnoilUommenen  Sinnmrf  en  jufe^te.  %ud^  lam  balb 

bie  3ettr  in  ber,  angefid^tS  ber  brol^enber  merben* 

ben  Stdbmg  beS  Paiferd  unb  ber  fatbolifd^en 

$ortei,  £utl^  ed  ratbfam  fanb,  ftd^  gemö^  ber 

langß  Dom  Sanbgraf  ^l^ilipp  empfoblenen  unb 

ge^mib^abten  $olitü  ben  fonfi  fo  Derabfd^euten 

^imsgGanem  mieber  )u  näbem  unb  ein  ^bfom« 

■en  mü  i^nen  )u  treffen,  meld^eS  biefe  im  Sefi^ 

ibrer  Sd^  lie|.  So  mürbe  bie  SBittenberger 

Concorbie  gefd^loffen,  in  ber  }tDar  $u|er  mel^r 

aaibgab  olS  Sutber ;  bornt  aber  fd^rieb  biefer  am 

L  S)ecember  1587  jenen  SSrief  an  bie  Sd^mei^er, 

ber  ben  Bdßktn  3mingli'8  geftattete,  bie  Son- 

coibie  in  i^rem  Sinne  au§}ulegen,  lie|  ftd^  biefe 

Ssflegmig,  ald  fie  il^  Don  bort  mitgetbeilt  mürbe, 

lefidlen  unb  öu^erte  fid^  über  feine  eigene  fiebre 

in  eimr  biefelbe  fo  abfd^möd^enben  unb  in'S  Un> 

fONffe  }ie;!mben  SSBeife,  ba^  bie  ^beologen  }u 

Sirii^  ^  V^  9^  Siegel  freuten. 

Cl  mar  bie|  bie  3eit,  ba  ber  ffaifer  bie  beut- 
f#ei  fn'leflanten  brüngte,  il^re  Sad^e  auf  bie 


Sntfd^eibung  bed  allgemeinen  Sonciliumd, 
mit  beffen  IB^rfammlung  eS  nun  Smft  merben 
joHte,  SU  ftellen.  ®iefe  J^atttn  fid^  bur(^  frühere 
iBerufungen  unb  Sufagen  Derftridtt,  toöbretü)  bie 
Sbeologen  red^t  gut  mußten,  ba^  ein  Soncil,  toenn 
e§  nid^t  auf  eine  in  ber  ffird^e  unerhörte  unb  aKen 
fird^lid^en  ^rincipien  tDiberfpred^enbe  Sßeife  ju- 
fammengefe^t  merbe,  baS  gan^e  neue  Softem  un* 
febibar  Derbammen  merbe.  Unb  felbft  tuenn  man 
auf  ein  günftigereS  Srgebnig  l^ötte  re(|nen  fönnen, 
mürbe  f d^on  bie  blo^e  vlnerf ennung  ber  Sluctorität 
eines  SonciliumS,  bie  DorauSgegebene  3ufage,  ^d^ 
feiner  Sntf d^eibung  5U  unterD)erf en,  ein  Slbf aS  Don 
ber  ©runblebre  ber  Sleformation  geioefen  fein. 
Sutl^er  felbfi  Derga^  am  menigften,  ba^  er  bie  Son« 
cilien  überl^aupt  bem  Xeufel  übergeben,  ba^  er  in 
feiner  Jhr(|en))oftiDe  bem  SSolfe  Derftd^ert  b<^tte, 
Soncilien  feien  „mit  i^rer  Sel^e  aud^  bem  gering- 
ften  Sl^riften,  ob  e§  gleid^  ein  Jhnb  märe  Don  fteben 
3abren,  bad  ben  ®lauben  l^ätte,  untermorfen''. 
2)a^er  bie  neue  Erbitterung  gegen  ben  $a))ft,  ber 
nun  mirflid^  ein  Soncilium  b^lten  moSte,  eine 
Erbitterung,  bie  fid^  bis  }u  einem  an  Staferei  gren« 
jenben  ^aro^^SmuS  fteigerte.  SBie  er  Don  feinen 
Slnfed^tungen  ju  fagen  pflegte,  in  fold^em  3ufhtnbe 
miffe  er  nid^t,  ob  Sott  ber  Xeufel  ober  ber  Teufel 
@ott  fei,  fo  ging  eS  il^m  je^  mit  bem  Zapfte ;  ber 
Satan  fd^ien  il^m  mit  bem  $apfte  bergefialt  Sind 
gemorben,  ba^  er  eine  %ct  Don  fatanifd^er  3ncar« 
natton,  bie  5u  Siom  auf  bem  Stul^le  fßetri  fifee, 
ftd^  mib  Ruberen  einjureben  fud^te  unb  nod^  berat 
^erauSfabren  au§  Sd^malfalben  ben  ibn  beglei« 
tenben  ^rebigem  surief :  „®ott  erfülle  eud^  mit 
§a^  gegen  ben  ^apfi!"  2ht  biefer  Stimmung  imb 
biefem  ®eifte  maren  betm  aud^  bie  fd^malfalbi- 
fd^en  ^rtifel  (Sanuar  1587)  abgefaßt;  memt 
bie  leife  unb  Dorftd^tig  auftretenbe  StugSburger 
Sonfeffion  Weland^tlonS  SinneSmeife  reßectirte, 
f 0  Derrietb  bief eS  iieue  $ef enntni^,  baS  im  92amen 
ber  beutfd^en  ^rotefianten  auf  bem  etma  }u  l^al- 
tenben  (Soncil  übergeben  meroen  foQte,  auf  ben 
erften  Slid(,  baft  e§  Sutl^erS  SBerf  fei. 

%eu|erlid^  ging  inbe^  in  biefem  unb  ben  nöd^ 
ften  äal^ren  ^lleS  nadb  SBunf d|,  felbft  meit  über 
bie  Srmartung  bed  SteformatorS.  ©an^e  j^önig« 
reid^e,  mie  Sd^meben  utib  2)önemarf,  nal^men  feine 
Sebre  an,  faß  jebe  Sßod^  brad^te  ftunbe  Don  neuen 
Uebertritten ;  ber  Slbel,  bie  gfürfien,  bie  Stäbte  — 
Med  fd^ien  \f)m  in  S)eutfd^lanb  mel^r  unb  mebr 
zufallen  ju  moUen,  unb  bem  Untergang  ber  fatbo- 
lifd^en  JKrd^e,  menigflenS  in  2)eutfd^lanb,  fomtten 
er  unb  feine  gfreui&e  al§  einem  ^iemlid^  naiven 
greigniffe  mit  Su^erftd^t  entgcgenfeben.  SBie 
triumpbirte  er,  als  im  3. 1589  fein  alter  ©egner 
l^er^og  @eorg  fiarb  unb  nun  aud^  baS  Sßeilner 
&inb  Don  ber  alten  jhrd^e  loSgeriffen  unb  unter 
bie  §errf(^aft  feiner  Sebre  geftellt  marb;  al§  menige 
SRonate  nad^l^er  aud^  ber  Jhtrfürft  Soad^im  Don 
Sranbenburg  fein  fianb  ber  neuen  Seigre  jufül^e! 
S)afür  mürbe  aber  freilid^  ber  innere  Swftönb  ber 
jungen  Äird^e  immer  bebcnflid^er,  unb  bie  fjfreube 


385 


Sutl^er. 


836 


an  ben  öu|eren  @tegm  unb  (Eroberungen  »urbe 
burd^  bie  SBal^me^mung  fo  vieler  unl^eilbaren 
inneren  @d^öben  DergöQt.  2)er  Sanbgraf  t)on 
Reffen,  ber  Sorfämffer  be§  $rote[tanti§muS,  for« 
berte  1540  ein  ©utad^ten  }ur  9le(i^tfertigung  ber 
t)on  il^m  beabfid^tigten  IBigontie,  unb  Sut|ier  l^attt 
nid^t  ben  ÜRutl^,  e§  5U  oenpeigem;  Weland^tl^on 
jelbjl  tool^nte  ber  Sermäl^Iung  bei,  unb  Sutl^er,  ber 
tt)enigfteng  auf  S3erfd^n)iegen|eit  unb  ©e^eiml^al« 
hing  ber  ©efd^id^te  gered^net  l^atte,  ntu^te  5u  fei» 
nem  Serbruffe  bemerfen,  bofe  fie  rud^bartoerbe; 
bod^  monte  er,  loie  er  fogte,  be§  £eufel3  unb  ber 
^ai)iflen  wegen  feinen  ifummer  öerbergen.  SDor« 
^er  fom  baS  loid^tige,  1540  5u  SBormS  begonnene, 
1541  guStegenSburg  fortgelegte  Kolloquium 
l^erbei,  meld^eS  für  bie  @ad^e  ber  fatl^otifd^en  Jttrd^e, 
in  Seutfd^Ianb  tDenigftenS,  fel^r  bebenflid^  l^ätte 
merben  tonnen,  menn  Sutl^er  nid^t,  gan)  eint)er> 
ftanben  l^ierin  mit  bem  fäd^fifd^en  ffurfürften,  jcbe 
Snnöl^erung  unb  febeg  Siad^geben  gurucfgetoiefen 
Mtte;  baron  fd^eiterten  bie  liftigen  ^fünfte  be§ 
SQubgrQfen  ^i^ilipp  unb  93u^er§.  ®em  ffaifer 
mar  bamafö  fo  fel^r  an  ber  Teilung  ber  fird^ltd^en 
Spaltung  in  2)eutfd^Ianb  gelegen,  bag  er  in  bie 
Sbf  enbung  einer  f  önnlit^en  Sef anbtf  d^aft  an  2utt)tt 
na^  Sßittenberg  billigte;  fie  beftanb  auS  bem 
Sfürjten  Sol^ann  t>on  ^nl^alt,  t>on  @d^ulenburg 
unb  bem  proteftantifd^en  3]^eologen  ^eftuS,  aber 
Sutl^erS  äntmort  fd^nitt  iebe  Hoffnung  ab;  bie 
fatl^olifd^en  "S^tdlo^tn,  forberte  er,  feilten  öffent» 
lid^  befennen,  ba^  fte  biSl^er  falfd^  gelehrt,  unb 
il^re  Sfaffung  beS  2)ogma§  t>on  ber  Sled^tfertigung 
iDiberrufen.  ßin  ÜHonn,  ber  furg  nad^l^er  (20. 3a= 
nuar  1542)  in  ber  fd^ranfenlofen  güße  feiner 
oberften  ffird^enbictatur  felbft  einen  SBifd^of  —  in 
ber  ^erfon  feines  3ünger8  SrnSborf  für  ba§  53i8« 
tl^um  9?aumburg  —  orbinirte,  fonnte  freilid^  nid^t 
geneigt  fein,  feine  3luctorität  burd^  irgenb  ein  2luf» 
geben  feiner  biSl^erigen  IBel^auptungen  unb  S)og» 
men  felber  }u  fd^toäd^en.  2)amal§  mar  er  über- 
bauet burd^  bie  rafd^en,  glönjenben  Srfolge  feiner 
Seigre  unb  ben  SBeil^raucI,  ber  feiner  ^erfon  ge» 
ffeeut  mürbe,  fo  beraufd^t,  bo^  er  g.  ©.  in  einem 
Sd^reiben  an  ben  ^rebiger  Sauterbad^  gu  $tma 
(7.  aWai  1542)  forberte:  bie  2Rei^nifd^en  ©taatS- 
beamten  unb  Sbelleute,  bie  bereits  ba§  Sutl^ertl^um 
angenommen  unb  gumSSemeiS  baDon  unter  beiben 
®e[talten  communicirt  bitten,  müßten  ntd^t  nur 
IBu^e  tl^un,  fonbem  au(^  alles,  maS  er  unb  feine 
(Sollegen  bereits  getl^an  unb  in  3u!unft  nod^  tl^un 
mürben,  unbebingt  gutl^ei^en. 

2)od^  bie  ©elüfie  beS  ürd^lid^en  3)eS))oten  reid^« 
tcn  Diel  mciter  als  feine  mirflid^e  SWad^t.  ÜHan 
lie^  i^n  frei  fc^alten  in  Sad^en  ber  tbeologifd^en 
(Sontroöerfe  unb  ber  Sebre;  er  burfte  na(^  ^etjenS= 
luft  cai  ber  fteten  ©rmeiterung  ber  ftluft  jmifd^en 
feiner  neuen  ifird^e  unb  ber  alten  arbeiten :  fo  meit 
traf  feine  ©efinnung  mit  ben  planen  uno  3nter« 
ef[en  ber  dürften  jufammen,  ^ber  mon  lie§  i^n 
feine  Dbnmadjt  füllen,  fobalb  er  SDKcne  mad^te, 
in  baS  ©ebiet,  meld^eS  ber  9lbel,  bie  Suriften  unb 


93eamten  fid^  üorbel^alten  batten,  l^inübergugreifen, 
bei  ber  SSermenbung  beS  ^rd^enguteS  mit}urd>en 
u.  bgl.  ®er  SSerbru^,  ben  er  barüber  empfanb, 
mürbe  nod^  gefteigert  burd^  bie  S^itixai^i,  bie 
unter  feinen  Slnpngem  unb  felbft  gmifd^en  il^m 
unb  äßeland^t^on  l^enfd^te.  „Wit  ©lieber  beS 
SeibeS  in  ber  ftird^e  fmb  miber  einanber,"  fagte 
er;  „aud^  mir,  fo  ein  ®tixä  beS  öerjenS  finb, 
plagen  unS  einer  ben  anbem."  Sd^on  im  3a]^re 
1537  l^attc  er  fid^  über  bie  Seigre  öon  ber  Siedet« 
fertigung,  meldte  HJleland^tl^on  burd^  baS  SDogma 
Don  ber  Siotl^menbigfeit  ber  guten  SBerle  milbem 
ober,  t)om  lutl^erifd^en  @tanbpunlte  auS  bie  @ad^e 
betrad^tet,  Derfölf d^en  mollte,  mit  biefem  feinem 
öomel^mften  (Sel^ilfen  entgmeit.  „SBenn  gu  beiner 
3eit  fd^on",  fd^rieb  SMeland^tl^on  bamalS  an  S)iet« 
rid^  in  Tlürnberg,  „bie  Jhted^tfd^aft  l^ier  fd^limm 
genug  mar,  fo  ifi  Sutl^er  feitbem  no^  t)iel  l^örter 
gemorben."  ®te  ®ifferenj  in  ber  ^Ibenbmal^lS« 
leiere  fam  als  neuer  ©toff  ju  Slrgmo^n  unb  Span- 
nung l^inp;  benn  Sutl^er  fonnte  eS  nid^t  Derbor« 
gen  bleiben,  ba^  SJleland^tl^on  fd^on  feit  Salären 
fid^  ber  jminglifd^en  fiel^re  zuneigte.  SSBöl^renb 
Sßeland^tl^on  mebr  als  einmal.  t)on  Sßittenberg 
fortgujiel^en  gebadete,  ftanb  Sutber  im  3. 1544 
gleid^ifoHS  auf  bem  fünfte,  in  feinem  SSerbruffe 
über  il^n,  (Sruciger  unb  bie  meiften  anberen  2^eo> 
logen  Don  bort  meggugiel^en;  eS  beburfte  bringen« 
ber  Sitten  unb  SSorfteUungen,  um  il^n  }um  93lei« 
ben  5u  bemegen.  „(SS  fann  eS",  f^rieb  bamalS 
(Sruciger  an  Seit  ©ietrid^,  „faft  feiner  öon  unS 
Dermetben,  ft(!^  Sutl^erS  UnmiUen  gugugiel^en  unb 
aud^  öffentlid^  Don  il^m  gegeißelt  ju  merben," 
t^rül^er  fd^on  ^atte  er  ftd^  mit  feinem  alten  l^auS« 
freunbe  ^gricola  entjmeit,  unb  nun  Derfolgte  er 
biefen  TOann  mit  jener  Sel^arrlid^feit  unb  Energie 
beS  §affeS,  bie  il^m  eigen  mar;  er  Derleumbete  feine 
Seigre,  fud^te  il^m  iebe  SlnfteHung  }u  Derfd^lie^en 
unb  allenthalben  gfeinbe  5u  ermedfen,  Derböd^tigte 
il^n  in  Briefen  unb  lie^  t^m  bie  Verausgabe  Don 
©d^riften  Derbieten;  —  benn  Sutl^er  lie|  burd^  ben 
meltlid^en  3lrm  beS  fturfürften  eine  ftrenge,  auf 
alle  il^m  mißfälligen  @d^riften  ftd^  erftredfenbe 
Senfur  üben  unb  fud^te  a&eS,  maS  Sebenfen  ober 
3meifel  gegen  feine  Seigre  erregen  fonnte,  fomeit 
fein  3lrm  unb  ber  feiner  Slnbänger  reid^te,  ju  unter« 
brüdfen.  2Bar  irgcnbmo  eine  fd^reienbe  ®emolt« 
t^at  Derübt  morben,  fo  mar  er,  falls  fie  nur  im 
Sntereffe  feiner  fiel^re  unb  ^artei  gefd^el^en  mar, 
fofort  bereit,  fie  ju  befd^önigen.  SlS  ber  ftönig 
Don  ©änemarf  alle  ©ifd^öfe  feines  SanbeS  ol^ne 
irgenb  einen  gefejlid^en  ®runb  an  einem  Stage 
batte  gefangen  fe§cn  laffen,  bloß  um  fid^  i^rer 
®üter  5u  bemöd^tigen  unb  baS  Sanb  unge^inbert 
proteftantifd^  ju  mad^en,  bezeugte  il^m  2ut|er  brief« 
Itd^  fein  SBol^lgefaUcn,  baß  er  bie  Sifd^öfe  „auS« 
gerottet"  l^abe,  Derfprad^  aud^  gleid^,  er  motte  „fol« 
^eS,  mo  er  fönne,  jum  Seften  l^elfcn  beuten  unb 
Derantmorten".  3ni  5luguft  1543  brad^  er  benn 
aud^  nod^  einmal  gegen  bie  S^ii^düc^ner  loS;  bie 
Seranlajfung  gab  i^m  ber  güri^er  Sud^l^änblcr 


8S7  Sut^cr. 

^of^oiKi  buti^UebtifenbungbcrSBi&tlübfric^ung 
DM  Sto  3ub ;  in  fcinn  Stitnoit  broI|te  er  bcn 
Söru^mi  mit  btm  ©hafsnii^te,  meli^te  i^rcn 
SRtiilrT  3Bitn£|Ii  tun^t  fyibt.  Sinige  SRonate 
waffya  trfi^un  ftin  „fNÜ)e9  SBetenntnifi  Dom 
Socnnneiitt  toibti  btt  @(^närmei",  bie  uoUftän' 
liigpt  Sotfagung  Don  b«  S^totijer  gmction  bei 
^tefbmhSmuS  unb  Don  bei  £SSittcnbergtt  Son* 
cnMc;  beim  btm^  bie  „uberpffige  Siebe  unb  Se* 
mit^,  bit  et  )u  ^atbutg  betDie[en,  fti  nur  9ineS 
öigcT  gnoocbtn,  unb  ba  et  nun  auf  bei  @rubc 
^,  tDoDCe  n  bie$  3cu8nt^  Der  ben  Sti^terftulEil 
Cfpißi  btingen,  bag  er  bie  Si^roarmer  unb  @a- 
cniBKiitf«nbcflaiIßabt,3tt)ing{i,Oeci)Iain()abiu9, 
€tci[(fcQi  (bm  ©^lejler  ©c^roenfSelb)  unb  i^ire 
ämieci  )u  3ün4>  unb  mo  fie  fmb,  mit  ganjem 
Eni^  pabamml  unb  aemitbtn  ^alx,  fte  unb  i^rc 
läjtölül^iinb  lügnt^pc  A^ct^"-  lliodd  im  fol- 
gnibtit  3a^  (1M5)  fanb  Wa.\ox,  al3  er,  im  Sc' 
grifft,  no^  SRtQtneburg  jum  goUoquium  ju  ge^en, 
it4  tKm  Sut^r  onabf  (Rieben  uiDllte,  an  ber  (Stubif 
ftnbc  btS  Xef oimatoTS  bit  SSorte  Don  |eincr  ^anb 
gtic^iitbm:  Noetri  ProfeBsoreB  examiuandi 
imit  de  coena  DominL  S)aS  galt  tDIelan^ltion 
mb  bcffcn  Srtunbcn. 

Slö^ptenb  n  \o  mÜ  ^rgwo^neS  gegen  feine  alten 
SafftngefäI|Tten  unb  näi^fmi  Umgebungen  loai, 
fallt  er  nJD^  einmal  ben  ganjen  ®nmm,  ben  et 
fltgtn  btt  aIteAir{l^eim^n:jtnnä^rlt,  injtoei 
&$iiften  gufommtn;  bit  tint  luar  feint  „Si^'^l' 
Bibtr  bw  32  Äriilel  btr  3::^col£i giften  gu  SBmen"; 
pc  beraub  oui  76  Stiefen,  in  benen  tr  bie  t)on 


388 


i  (ot^olif^tn  Seliren  nii^t  etma 
Bibcdtstt,  fonbcm  nui  titmtintt,  Uerjtirtt  unb 
■it  jenen  giftigen  unb  ungt^euertii^en  ^ijtnafy- 
Bntca,  nie  fie  nur  ifyn  eigen  toartn,  ju  bejubeln 
fnbtt.  Cr  meinte,  f c^eint  efi,  ben  but^  bie  Wenge 
ber  ^logif^  Si^mä^fc^riflen  unb  poltemben 
fid^gtcn  abgt^nt|iften  ©aumtn  bei  SJoIteS  mit: 
«4  mit  fo  bi#if^m  Stoffe  fistln  ju  fönncn; 
obereibtfanbfit^fDitniäfirettb  in  einer  Stimmung, 
bdiD  iHdüdii^ei  9u6brud  biefe  Srt  ber  $alemii 
HI.  Saß  gfei^jeitig  erf^ien  „Slag  ^opflt^um 
B  Sknn  Dom  Teufel  gtftifttt",  tine  Si^rift,  btren 
entl^niig  fi^  faum  onberi  alS  burc(|  bie  ^n- 
M^BC  effldnn  tö|t,  bai  fiut^et  fie  grüllentlieilS 
im  Snßonbe  bei  @i^i^ung  bur^  beraujc^tnbe 
Setrdnfe  gefAiicben  ^(uc.  SBar  er  luirflii^  bei 
Ufoffinu  biefeS  Su^eS  nü^tetn,  fo  berffanb  et 
H,  fU^  m<  )u  jener  Stufe  beS  eEaltirteften  3n> 
■nmneS  (iiüufpf ^touben ,  roo  bei  @ti^,  ber 
Sclüp^nri^aft  bar,  ber  SBtriiicri^eit  ju  CerfaUen 
kc^iud.  ullei^l  als  ob  ee  i^m  an  Objecttn  btS 
toUfS  fc^e,  f^ritb  er  in  jenen  legten  3al|ren 
frinef  ScbenSoiu^nM^gegenbieSuben.  @^on 
ii  bet  aftta  bet  gegen  pe  geiiditeten  Sänften 
Mtdc  et  fdnnli^  bie  S^ti^en  auf,  bie  ©tma- 1 
gtgtk  bn  äubtit  mit  fjfeuti  ju  Cerbrennen,  unb ' 
iatt,  ber  Umu,  foOe  Büfm]*!  unb  ^tiSf  jumtrfen ; 
km  fo&c  man  t^ntn  aQe  i^re  IBüii^er,  au^  bie 
SU,  nt^mn,  Ü^ata  aäta  ©otteSbienft  bet  3:obes- 1 


ftrafc  ucrbielen,  mit  ifinm  na^  aOei  Unbarm^et* 
jigteit  Cerfaijren  unb  fie  juleil  auS  bem  Sanbe 
jagen,  ^ie  jiDcitc  Schrift,  „^om  ©^em  §am> 
p^oraä",  begann  glci^  tnit  ber  Erflatung,  bie 
^ubcn  feien  junge,  jur  ^öUe  btrbammte  Stufelj 
im  SJettauf  ober  trgel)t  et  fit^  in  fo  miberuiättigen, 
e(ett|aflcn,  gemeinen  ißiEbetn  unb  Si^ißieiungen, 
baß  felbfl  feine  ?lnIiQuger  fpäter  bieftr  ©i^rift  nur 
mit  Sc^am  gebndjtea. 

Ueberl)aupt  bm^ile  Sutber  bit  legten  Sa^  fei' 
neS  fieben§  in  einer  büftern  Stimmung,  in 
fortluä^renbet  Sitlerfeil,  in  frue^llofen  j^lagen 
unb  3Dtne§crgüffen  unb  in  bem  ftet§  miebtrfe^- 
vcnben  2Bunfcl)e  ju,  rec^l  balb  burdi  ben  Sob  btm 
^JlnbCide  fo  eitler  i&m  unerträgti^tn  ®ingc  ent- 
riirfl  JU  werben.  ®it  tnl^olif^e  ßitt^e  (latte  feine 
vioffiiung  unb  SSorau^ieJung  eineä  balbigtn  gänj« 
Iiii)tn  3erfaUe§  getäiijdit,  unb  i^t  ^ottbtftanb 
btriidte  feiner  @enoffetii<^aft  hai  ^Stanbmal  einer 
uon  bem  alten  ©Inmnie  ber  ffiri^e  loSgeriffentn, 
a^nenlofen  ©ede  auf;  bieSc6n]eigerftir<^tnpartti 
breitete  fi(^  netter  auä,  bie  SGerfü^nung  jffiifc^n 
ben  Beiben  großen  ^iroleffantif^en  ffärptm  »ot 
nii&lungen,  bie  Svii"""ö  f'"f  Dollenbett  Xfyii* 
fai)t.  Seine  eigene  fiUfflt  obtt  —  fintier  ftaitb 
Dor  biefem  aBttft  feiner  pänbt  mit  btm  @efiible 
eines  3Kanu{ä,  bem  bie  3Jiac6t  unb  ^enf^aft  über 
feine  Sc^6)ifung  genommen  ift  unb  ber  ber  neuem 
Gntroittlutig  unlljntig  pje^en  mul-  dürften,  IHbel, 
iüürgev  unb  Süuem  bctcii^erten  fic^  mit  bet  Stute 
be§  JJirc^enguteä,  lieBcn  bie  Iprebiger  barben  ober 
miB^anbflten  [le,  ttö(leten  fiif|  Reifeig  mit  btm 
neuen  ©uangtlium  unb  fül)rten  oabei  tin  Sebtn, 
böä  ben  et^ifdien  e&anttttr  btr  proteffnnlififien 
Üetjre  in  tin  ^Bi$fi  uugünftigt§  2t(^t  ftellte.  3)ie 
^rebigtr  aber  ^aberteu  aUentlaOien  unter  tinan» 
ber  nnb  broe^len  i^re  Strtil^nbel  auf  bie  ffangel. 
i^utljet  fonnte  ben  ^ujammtn^ang,  in  mtl^tm 
dUel  bic^  mit  feinen  Setiten  unb  Si^aten  ftanb, 
fii^  nii^t  abläugncn,  unb  fo  Uutbe  btt  ihimmei 
unb  jornige  Wißmutl)  feinet  fpäteren  3a^ie  nut 
I)ie  unb  bn  burdi  einjelnc  Sicbtblide,  mit }.  S.  bie 
■Kicberlage  unb  ©efüngenfc^aft  bei  Don  i^m  fo  ge- 
IlQ&ten  unb  gefc^mä^lcn  ^erjogi  ^einric^  Don 
j'-BtannjföiDeig,  aufgcijcitert  SBenn  er  mit  ber 
iijm  bereits  jur  anbern  Dtotur  geworbenen  Silier» 
tcit  unb  Sc^mafjfucfit  aiii^  bie  5uriften  julefet  nodli 
(laficl,  fo  lag  ber  ©nmb  boDon  mo^I  meniger  in 
ber  uäi^fteu  unb  äufecr[id)en  aSeranlaffung,  bem 
Streite  toegcn  ber  @i'illigfeit  btr  SJerlübni^t,  al6 
in  ber  SSa^nie^muitg,  ba&  bie  ^ctrfcCraft  itbtr  bit 
neue  Sirene  unb  bereu  ^4^r(biger  immer  me^t  biefem 
Staube  iufdUe.  unb  bafi  eben  barum  au^  baS 
gefammte  fitr^cnmefEu  in  bit  3)DongSneflt  btt 
juriftifi^-bureaulrattjc^en  SBemaltungSrefonn  fidi 
etnfd^nüten  loffen  muffe  —  tine  2ßa^tnel^munQ, 
boppelt  brüdenb  für  einen  9)Iann,  btt  no^  bit  alte 
bt)c^Df[i^'Hrd}lii^e  !!^crtDaItung  gtfannt  ^atle,  unb 
ber  fi(i  gefledcu  muBle,  ba6  et  tS  fei,  bethiefefiti 
aßen  i^ren  @cbrcd)ni  boc^  JHr^Iit^ei  auf  fii^> 
li<^t  Stift  bt^anbelnbe  Setfaffung  geittümmtrt 


389 


IButl^er. 


340 


unb  ber  neuen,  fo  burd^  unb  burc^  unfird^Iid^en 
Drbnung  bie  SBege  gebal^nt  ^öbe.  3n  SBitten» 
berg  war  unterbe^  bie  Sut^tlofigf eit  fo  arg  gewor- 
ben, ba|  Sutl^cr,  wie  er  feiner  grau  im  3uli  1545 
fc^rieb,  el^er  uml^erft^weifenb  ba§  SBettelbrob  effen 
wollte,  atö  in  biefcm  ©oboma  leben.  3«^^!^  trug 
er  fid^  nod^  mit  mand^erlei  gntwürf en :  er  woKte 
nod^  einmal  wiber  bie  $al)iften  fd^reiben,  ba  ij^m 
fein  t)or  jwei  Salären  erfd^ienene§  93ud^  nod^  nid^t 
oerbe  genug  ju  fein  fd^icn;  bann  wollte  er  an  ber 
9lu§treibung  ber  Suben  arbeiten;  am  19.  3anuor 
1546  ,,übte  er  pd^  im  ©d^reiben  wiber  bie  $ari« 
fxfd^cn  unb  Söwcn^f d^en  Sfel",  unb  swei  Sage  oor» 
per  l^atte  er  fid^  mit  ben  Sßorten  beS  $falme3  feiig 
gepriefen,  bafe  er  nid^t  im  Statine  ber  3tt)inglianer 
unb  auf  bem  Sel^rftutile  ber  3ürid^er  ft^e.  3n  fol« 
d^er  Stimmung  ereilte  il^n  ber  Sob  am  18.  ge» 
bruar  1546  ju  SiSIeben,  wol^in  er,  um  einen 
Streit  ber  ®raf en  Don  SRanSf e(b  ju  fd^Iid^ten,  ge> 
fommen  war. 

SBenn  man  ben  mit  Siedet  einen  großen  äßann 
nennt,  ber^  mit  gewaltigen  Jlröften  unb  @aben 
anSgerüftet,  ®ro^e§  DoQbringt,  ber  al§  ein  fül^ner 
©efefegeber  im  Seid^e  ber  ©eiftcr  SMilHonen  fid^ 
unb  feinem  ©^[teme  bienflbar  mad^t  —  bann  mu| 
ber  ©ol^n  be§  ääauem  öon  3Rbi)xa  ben  großen,  ja 
ben  größten  SJlönnem  beige^öl^It  werben,  ^ud^ 
ba§  ift  rid^tig,  bag  er  ein  tfeilnel^menber  gfreunb, 
frei  Don  ^abfud^t  unb  ®elbgier,  unb  Ruberen 
gu  l^elfen  bereitwillig  war.  Slber  wir  muffen 
il^n  als  öffentlid^en  (Sl^arafter,  al§  ^Reformator 
unb  ©tifter  einer  neuen  ftird^e  weiter  jeid^nen  ober 
Dielmel^r  il^n  ftd^  felber  fd^ilbem  laffen.  2)ie 
©prad^e  ber  jweifeöofeften  ßuöerfid^t,  ber  un« 
fe^Ibarften  ©ewi^l^eit  in  aBen  feinen  95e» 
!^aut)tungen  wu^te  Sut^er  mit  ber  größten  Seid^» 
tigfeit  ju  l^anbl^aben;  er  Derfld^erte  in  ben  mannig« 
faltigften  SBenbungen,  er  l^abe  feine  Seigre  Dom 
^immel  unb  burd^  göttlid^e  Eingebung,  er  fei 
gons  gettrt^,  bafe  fein  SBort  nid^t  fein,  fonbem 
El^fti  aOBort,  fein  ÜKunb  alfo  oud^  ber  ÜKunb 
Kl^rifti  fei;  E^riftuS  felbft  l^abe  il^n  ju  einem 
ßDangeliften  berufen,  mit  feiner  Seigre  fei  er  Sftid^» 
ter  nid^t  nur  ber  äflenfd^en,  fonbem  aud^  aller 
ßngel,  unb  wer  fte  nid^t  annehme,  ber  fei  unfel^I- 
bar  Derbammt.  5!Kit  fold^en  ^eu|erungen  war  er 
fiet§  jur  pavb,  unb  eS  foftete  il^n  feine  Ueberwin» 
bung,  fic9  attcS  ®mfte§  für  ben  größten  unb  be- 
gabteften  Se^rer  ju  l^alten,  ber  feit  ber  ^po\\tl 
Seiten  unter  ben  Kl^riften  aufgeftanben.  ©ei  fot= 
d^em  ©lauben  Dermod^te  er  leidet  fid^  unb  Rubere 
JU  übeneben,  ®ott  wirfe  fort  unb  fort  SBunber 
JU  feinen  ©unften,  unb  l&icr  !am  il^m  feine  an» 
geborene  9?eigung  jum  Slrgwol^n  unb  bie  Sieb« 
lingSibee,  ba|  ber  größte  S^eil  ber  TOcnWen 
eigentlid^  unter  ber  ^errfd^aft  beS  Seufetö  [tel^e, 
fe|r  JU  ftatten.  @r  bilbete  fid^  nun  ein,  feine 
©egner  feien  nid^t  nur  feiner  Seigre  abl^olb,  fon« 
bem  aud^  gegen  fein  Sebm  Derfd^woren  unb  l^ättm 
Diele  aJlcnfd^cn  in  ©olb  genommen,  vm  i^n  ju 
Dergiften ;  bicfe  SergiftungSDerfud^e  aber  würben 


immer  burd^  ein  Singreifen  ©otteS  wunberborlid^ 
Dereitelt ;  er  l^abe,  bel^auptete  er,  oft  ©ift  getmnfen, 
e§  l^abe  il^m  aber  nie  fd^aben  fönnen;  ja  bie  natur« 
lid^en  folgen  eine§  aHju  reid^Iid^  genonenen^enb« 
fd^maufeS  f d^rieb  er  f old^m  IBergiftungen  ju;  felbfi 
bie  ^ebigtftül^Ie  unb  Seltnen,  auf  benen  er  ge« 
t)rebigt,  waren,  wie  er  nid^t  jweif elte,  oft  Dergiftet, 
unb  bod^  !am  er  immer  wol^Ibel^alten  baDon.  3n« 
be^  eigneten  fid^  bergleid^en  SBunber  nid^t  ju  9e« 
weifen  feiner  göttlid^en  ©cnbung  unb  ber  SDSal^r« 
l^eit  feiner  Seigre,  unb  Sutl^er,  ber  e§  mel^rf ad^ 
tl^eilS  als  notl^wenbig,  tl^eilS  al§  fel^r  wünfd^S« 
wertl^  anerfannte,  ba^  feinem  ©^fteme  aud^  bie 
Seftötigung  burd^  SBunber  unb  3ci^^  nid^t  f  el^Ie, 
fal^  ftd^  bal^er  nad^  ßreigniffen  um,  bie  als  fold^ 
au^erorbentlit^e  SBirfungen  ber  unmittelbar  ein« 
greifenben  göttlid^en  SSmad^t  geltm  tonnten. 
„S)enn/'  meinte  er,  ,,wenn  eS  bie  yioif)  erforberte, 
fo  müßten  wir  wal^rlid^  baran  unb  müßten  aud^ 
3eid^en  tl^un,  el^e  wir  unS  baS  SDangelium  liefen 
fd^möl^en  unb  unterbrüdfen.''  (Sx  wu^te  iebod^ 
nid^tS  anjufül^ren,  als  ba^  eS  einjelnen  92onnen' 
gelungen  fei,  auS  i^rm  wol^lDerwal^rtm  j?lö[tem 
JU  entfommen.  2)aS  feien  SBunber,  bie  fein  SDan« 
gelium  tl^ue,  bie  aber  freilid^  bie  ©otttofm  nid^l 
feigen  wottten.  3nbe^  bel^auptete  er  aud^  wieber, 
eS  fei  nid^t  mel^r  not|,  SBunber  ju  tl^un,  unb  be- 
rief fid^  bann  lieber  auf  bie  fd^nelle  Ausbreitung 
feiner  Seigre  unb  auf  bie  Uneinigfeit,  bie  fie  in  ber 
SBelt  angerid^tet  l^abe;  bie|  fei  ber  ftärffte  SeweiS 
unb  ein  SBunberjeid^en,  ba^  er  bie  Ba^t  in  ®ot« 
teS  !Ramm  angefangen  unb  baS  redete  SBort  ©otteS 
lel^re.  Sr  Derga^  nur  babei,  ba|  bie^  bei  fo  Diekn 
ölteren  unb  neueren  3trle^ren  oud^  ber  §aO  ge« 
wefen,  ober,  wie  er  felbft  einmal  fd^rieb,  „boi  bie 
SBelt  faft  atten  fte^ereim  anfänglid^  mit  ausgebrei- 
teten Slrmen,  fie  JU  empfal^'en,  entgegengelaufen  fei". 
Slber  icne  3ut)erfid&t  unb  jener  2on  einer  uner» 
f d^ütterlid^en  gfefttgfeit  war  bei  Sut^er  jum  großen 
%^t\l  nur  baS  @rjeugnig  ber  polemifd^m  Sr» 
l^i^ung  unb  eines  fünftlid^  gefteigerten  SioimtelS, 
fowie  beS  Sewu^tfeinS  feiner  natürlid^en  Ueber- 
tegenl^eit,  feiner  bialeftifc^en  ©törfe  unb  rl^etori« 
fd^en  ©ewanbtl^eit.  6S  pnbet  ftd^  in  biefer  95e- 
jiel^ung  bie  d^aratteriftifd^e  Sleu^emng  Don  il^m: 
„S)ie  äußeren  Slnfed^tungcn  mad^en  mid^  nurftolj 
unb  l^oprtig,  wie  i^r  baS  in  meinen  ©üd^em  f e^t, 
wie  id^  bie  SBiberfad^er  Derad^te;  id^  l^alte  fie  fhactt 
für  IRanm."  SBar  er  aber  fid^  felbft  überlaffen 
unb  im  einfamen  Serfel^r  mit  feinem  ©ewiffen, 
bann  wollte  biefe  3uDerfid^t,  bie  eben  oft  nur  er- 
jwungen  unb  ertrofet  war,  nid^t  ©tid^  gölten. 

Oft  f d^lug  bie  uual  ber  9^  e  u  e  unb  ber  ©  e- 
wiffenSangft  il^ren  fd^arfen  3o^n  in  feine 
bäuSli(^en  greuben  unb  öffentlid^en  Sriumpl^e. 
S)iefc  ma^nenben  ©timmcn  eines  erfd^redten  unb 
gequälten  ©ewiffenS  nahmen  Derfd^iebene  formen 
an,  unb  immer  fud^te  Sutl^er  fid^  mit  ber  93or« 
teÜung  ju  beml^igen,  ba^  eS  fatanifd^e  ©er- 
üd^ungen,  ßinflüftemngen  beS  ßrjfeinbeS  feien, 
ber  il^m  Dor  allen  ÜJtenfd^en  auffö^ig  fei,  weil 


Ml 


Sutl^er. 


342 


maaab  noi^  bem  Steid^e  @Qtan3  fo  großen  S6> 
haäi  q^tlfyttL  ^auptföd^Hd^  toar  e§  ber  Sti'cifel 
is  ber  SBo^tl^  feiltet  eigenen  Seigre,  ein  beängfti- 
(nbeS  (Sefü^I  bogmotifc^er  Unft^erl^eit  n)Q§  il^n 
yemigie;  ex  geftanb  oft,  er  !önne  jelber  nid^t  glou» 
hoL,  XDOi  er  Snberen  leiste;  al§  ber  ^rebiger  ^nton 
Sbifa  um  9likl^li|  einmal  Sut^er  flogte,  er  fönne 
nil^  Slffliben,  nxi3  er  prebige,  em)ieberte  biefer: 
»dott  fei  S)anl,  ba^  eS  9nberen  aud)  fo  gel^t :  id^ 
■einte,  ntti  todre  aSein  fo."  2)er  Satan,  äußerte 
er  ein  anbered  3Rol,  fyä>t  tl^n  mit  @t)rüd^en  ber 
Ql^rift  alfo  jerplagt  ba^  i^m  ^immel  unb  Srbe 
m  enge  genunten  unb  im  ganzen  ^opfttl^um  fein 
Sir^pam  geiDefen  fei.  2)a}n)tf(i^en  mar  e§  bann 
aieber  ba§  ^  oufbrängenbe  ^etou^tfein,  ba|  er 
1^  Senxf  unb  göttliche  @enbung  ftd^  ^um  ®rün> 
ba  einer  neuen  Sel^  unb  jtird^e  aufgemorfen 
^obt,  unb  bie  fläglid^.  Sroftmittel,  an  benen  er 
JN^  iDie  ein  Serftnienber  an  einem  ©trol^l^alm  ^u 
Votten  fuil^te^  beuieifen,  toie  nieberbeugenb  biefeS 
8eiim|lfein  für  i^n  toax.  ,,34  ^oh'  oft  gefagt 
ob  fag"  ed  nod^,  i^  mük  ber  SBelt  ®ut  ni(|t 
Kernen  für  mein  Soctorat;  benn  id^  mü|te  n)a]^r- 
64  snle^t  titrgagen  unb  tierjmeifeln  in  ber  großen 
nb  f^meren  @ad^e,  bie  auf  mir  liegt,  too  id^  fte 
Ott  ein  Sd^leid^  ol^ne  IBeruf  unb  ^efel^I  l^ötte 
«gefanflen.*  ^SerXeufer,  äußerte  er  ein  anbereS 
9laL  ^ffittt  mi(^  mit  btefem  9lrgument  gelobtet: 
,S)n  bi^  nid^t  berufen',  xotna  id^  nid^t  toäre  S)octor 
MDefcn."  Sr  überfa)^  nur  babei,  ba^  il^m  ba3 
udorat  b(oB  für  ben  geleiten  SSortrag  in  ber 
S^nle  unb  nur  mit  ber  ISebingung  unb  bem  %uf » 
nage,  bie  ^ige  @d^rift  nad^  ber  Ueberlieferung 
nb  betrfd^enben  Se)^  ber  fat^oUf c^en  jtirc^e  au§» 
likgen,  oerlie^  morben  mar.  ^öufig  maren  t% 
akr  and^  bie  traurigen  .^folgen  feiner  Seigre,  bie 
M^nenb  Dor  fein  (Semiffen  traten,  bie  3ctrei|ung 
ber  por  fSpn  einigen  jhrd^e,  bie  in  feinem  eigenen 
ftin^emoefen  aufgel^be  Saat  ber  3mietrad^t,  bie 
aflent^dben  ft(^  ifunbgebenbe  @ittenIofig> 
feit,  bie  mit  bem  neuen  9{e4tfertigung§'S)ogma 
H  tröficnbe  Sid^rl^t  unb  baS  Sd^minben  aller 
«nPeren  Xettgiofit&t,  unb  ba^u  fam  nod^  ba§ 
■c^ifodb  iKm  ^m  anSgefprod^ene,  nieberjd^Iagenbe 
9emn|tfein,  bog  er  feiger  feit  feiner  Trennung  oon 
ker  StMft  et^if^  l^abgefommen  unb  erfaUet  fei. 
6o  geßonb  er  )um  Seifpiel:  „3d^  befenne  für 
■k^  felbfl,  unb  obne  Su'eif^I  ^ud^  Rubere  muffen 
Mmnen,  bog  tnir'd  mangelt  an  f old^em  f^Iei^  unb 
fmfl,  brn  i(|  ie^  Diel  mel^r  benn  suoor  l^aben  f oQ, 
ob  uiel  naci^Iäffiger  bin  benn  ^uDor  unter  bem 
l^apftüfivn,  unb  iff  ie|t  nirgenb  .fein  jold^er  Smft 
kirn  (EtKmgelinm,  mie  man  ^uDor  l^at  gefeiten  bei 
Stauen  unb  Pfaffen/  «He  biefe  93ormürfe  unb 
Ccbtmfen  mit  il^en  baran  fid^  fnüpfenben  unab> 
«oSbaren  Sonfequenjen  fud^te  er  nun  mit  au|er> 
Vs  fbiflrengnng  burd^  bie  SJorftettung  ju  ent- 
bifiai  rnib  ^d^  aus  bem  Sinne  ju  fd^Iagen,  ba^ 
Aber  Xeufel  fei,  ber  fte  il^m  eingebe,  um  il^ 
bont  ine  jn  mad^  unb  )ur  SSei^ioeiflung  au 
teSoL  Sornm  iP  in  feinen  S(^riften  unb  be- 


fonberS  in  feinen  ©riefen  unb  oertrautcn  3leu6e« 
rungen  fo  öiel  bie  SRebe  boöon,  ba^  er  „in  ber  ^anb 
be§  Teufels  fei,  ba^  ber  Satan  fid^  in  @!^riftu3 
fclbft  umgcftaUe,  unb  er,  Sutl^er,  mit  feiner  ftennt« 
ni|  ber  l^etligen  Sd^rift  gegen  i^n  nid^tau§reid^e; 
ba^  er  gan^e  92äd^te  l^inburd^  mit  bem  Satan 
fämpfen  muffe,  ber  eS  il^m  oft  mit  feinem  ®ist)u« 
tiren  fo  na^e  bringe,  ba^  il^m  ber  Slngftfd^mei^ 
barüBer  auSgel^e"  u.  f.  f.  2Hitunter  fud^te  Sut^er 
einen  eigentl^ümlid^en  Zroft  unb  eine  ^efdebigung 
feines  Selbftgcfül^lS  in  ber  Sorftellung,  bafe  ber 
Teufel  für  i^n  ganj  befonbcre,  gro^e  unb  au^er« 
orbentIi(^e  Einfettungen  erfonnen  l^abe,  oon  benen 
feine  ®egner,  bie  $al)iften,  freilid^  nid^tS  ttJÜ&ten, 
gleid^mie  aud^  bie  ffird^enoäter  e|emal§  fie  nid^t 
gefannt  l^ätten.  IBerglid^en  mit  biefenSlnfed^tungen 
feien  bie  getoöl^nlid^en  SSerfud^ungen  ju  gleifc^eS- 
fünben  u.  bgl.  nur  ftleinigfcitcn;  er  befd^reibt  nun 
biefe  aflerfd^ioerften  Slnfed^tungen  als  einen  3u* 
ftanb,  in  ttield^em  man  ni(^t  ttiiffe,  ob  ®ott  ber 
Seufel  ober  ber  Xeufel  ®ott  fei,  unb  öor  Sngft 
gleid^  ben  ®eift  aufzugeben  fürd^te.  ^u§  allen 
feinen  ]^t)perbolifd^en  SBenbungen  unb  t)arabosen 
IBef (i^reibungen  ergibt  ftc^  aber  am  Snbe  nur  bie|, 
ba^  e§  bie  SSortoürfe  feines  ®ett)iffenS  unb  bie 
Stoeifel  an  ber  5Rid^tigfeit  feineS  S^ftemS,  befon« 
bcrS  feiner  Sled^tf ertigungSlel^re,  waren,  bie  er  oor 
fid^  felbft  unb  oor  Slnberen  gerne  bem  Satan  als 
beffen  ganj  befonbcre  ffunftgriffe  pgefd^oben  ^ätte. 
6S  maren  alfo  Serfud^ungen,  tote  fie  tool^l  ieber 
aufrid^tige  unb  emft  gefinnte  ß^rift  ju  beftel^en 
5at,  nur  mit  bem  freilid^  fel^r  großen  Unterfd^iebe, 
ba^  biefer  nid^t  baS  ju  oerantmorten  j^at,  toaS 
Sutl^er  unternommen  |atte,  unb  ba^  ein  in  ber 
ftir(|e  mur^elnber  ßl^rift  S^^eifel  unb  Kegungen 
beS  Unglaubens  oiel  leidster  übenoinbet,  ba  fein 
®laube  t)on  bem  S^ugniß  unb  Snfel^en  ber  ganzen 
jf  irc^e  getragen  mirb.  SBenn  bemnad^  Sutl^er  oon 
jenen  l^öd^ften  3lnfed^tungen  rebet,  bie  i^n  an  fei« 
nem  Seibe  fo  erfd^öpft  unb  gemartert  ptten,  ba| 
er  faum  led^^en  unb  ^tl^em  folen  fonnte;  toenn  er 
in  feiner  Sd^iocrmut^  greulid^e  ©efid^te  gefeiten 
l^oben  toonte,  fo  liegt  ber  Sd^lüffel  baju  in  ber 
gleid^  barauf  folgcnbeneinfad^engrflörung:  ;,®er 
traurige  ®eift  ift  baS  ®ett)iffen  felbft",  unb  in  bem 
®eftänbniffe,  ba|  er  bem  Satan,  toenn  biefer  il^m 
fo  äufefcc,  ben  „®reuel  beS  ^apfteS"  oorwcrfe,  ber 
fo  gro$  fei,  bafe  er  nad^  K^rifto  fein  größter  iroft 
fei.  „S)arum"  —  fügt  er  l^inju  —  ^finb  baS  ^eil« 
lofe  Sropfcn,  bie  ba  fagen,  man  foue  ben  ipapji 
nid^t  fd^eltcn.  5Wur  flugS  gefd^olten,  unb  fonber« 
\id),  toenn  bid&  ber  Scufel  mit  ber  Suftification 
onfid^t"  6S  bebarf  tool^l  feiner  ^uSf ül^rung,  tocld^ 
einen  Slidt  unS  biefe  ^leu^erungen  in  baS  3nnere 
beS  aRanneS  tl^un  laffen  (f.  fiutl^erS  ßottoquia, 
l^erauSgegeben  t)on  görftemann,  III,  102.  103. 
116.  121.  136;  IV,  62). 

SllS  ^  0 1  e  m  i  f  e  r  unb  Serf af f  er  tl^eologif  d^cr  unb 
befonbcrS  t)Ot)ulärer  Streitfd^rif ten  oerbanb  Sutl^er 
mit  einem  unläugbar  großen  bialeftifd^-rl^etori» 
fd^en  Salente  eine  ®ciDiffcnlofigfeit,  loie  fie  auf 


343 


Sutl^cr. 


344 


bicfcm  ®et)ictc  mol^I  nur  feiten  im  gleid^en  ®rabe 
öorf ommt.  6§  ift  einer  feiner  gemöl^nUd^ften  ff unft« 
griffe,  eine  Se^re  ober  Snftitution  erft  bi§  jur  ab« 
furbcften  graie  ju  öerunftolten  unb  fid^  bann, 
üergeffenb,  bap  bo§,  maS  er  befQm})ft,  in  fold^er 
©eftolt  nur  ein  ^^antom  feiner  gefolterten  6in= 
bilbung  fei,  mit  be^ogliti^em  Sabel  borüber  ju  Der« 
breiten.  9lur  allju  oft  fmft  er  jum  5:one  eineS 
geiftlid^en  9Kar!tf(i^reier§  l^erob  unb  blä^t  p^  mit 
Ippcrbolifd^en^l^rafen  unb  l^ol^Ien  Uebertrcibungen 
auf.  ©0  mie  er  eine  t^eologifd^e  Srage  anfaßt, 
oermirrt  er  fie  aud^,  oft  mit  bered^nenber  Slbfw^t» 
l\d)kxi,  unb  bie  GJrünbe  ber  ®cgner  werben  bi§ 
jum  Unfenntüd^en  öerftümmelt  unb  öerjerrt.  Aber 
bei  ollen  biefen  ®ebred^en,  meldte  ba§  Sefen  feiner 
©d^riften  je^t  ju  einer  fo  ermübenben  unb  miber» 
tt)artigen  Sefd^äftigung  mad^en^  fü^It  man  bod^, 
ba^  er  eine  n)unberbare  @aht  l^inrei^enber  ^opu« 
laritöt  befa^,  unb  ba|  feine  S)emagogie  auf  bie 
genauefte  ßenntni|  utü)  93ered^nung  aUer  Sd^aä» 
d)tn  beS  beutfd^en  92ationald^ara!ter§  gebaut  ift. 
S)ie  2lrt,  toie  er  in  biefen  ©treitfd^riften  bie  ^er» 
fönen  feiner  ©egner  bel^anbelt,  ift  mirflid^  beift)iel« 
io8.  9iie  ift  e§  bie  traucrnbe  fiiebe,  bie,  nur  ben 
3nt]^um  l^ajfenb,  ben  Srrenben  p  gemtnnen  fud^t, 
fonbem  e§  ift  fd^mäl^enber  ©rofl,  tro^iger,  meg» 
merfenber  ^ol^n  unb  eine  maffenl^afte  §äufung 
Don  Snoectiöen,  oft  ber  perfönlid^ften,  oft  juglei^ 
ber  pöbell^afteften  5Irt,  bie  mic  ein  Strom  au§ 
unDerftegbarer  OueHe  ftd^  ergießen.  @§  ift  burd^» 
au§  unmal^r,  ba^  Sutl^er  in  biefer  ©ejiel^ung  nur 
einer  in  jener  3cit  übcrl^aupt  l^enfd&enben  Unfitte 
gefröl^nt  ^abe;  ba§  ©egent^eil  toei^  jeber  Äenner 
ber  gleid^^eitigen  unb  unmittelbar  t)orau§gegange« 
neu  Sitcratur ;  Sutl^erS  ©d^rif ten  erregten  gerabe 
burd^  biefen  Kl^arafter  aflgemeine§  ©rftaunen,  unb 
möl^rcnb  alle,  bie  nid^t  ju  feinen  unbebingten  ^n« 
l^öngern  gcl^örten,  i^r  ©efremben  barüber  au8« 
brüdttcn,  ober  il^m  be|]^alb  bie  fd^ärfften  SJormürfe 
mad^ten  unb  auf  bie  oerberblid^en  SBirfungen 
biefer  fd^mäl^enben  ffirgüffe  l^inmiefen,  pflegten 
feine  3ünger  unb  ©etounberer  fid^  mit  bem  „l^eroi« 
fd^en  ©eifte"  be§  SWanncS  ju  tröften,  bem  niemanb 
SRa^  ober  3iel  SU  fejen  ftd^  unterfangen  bürfe, 
unb  ber  tUn,  burd^  eine  Slrt  öon  Snfpiration  öon 
ber  ©eobad^tung  beS  ©ittengefeJeS  biöpenfirt,  fl(^ 
baS  geftatten  bürfe,  waS  bei  Slnberen  unfittlid^  unb 
freöel^aft  fein  würbe. 

3n  feinem  anbem  ©d^rif tfteller  finbet  fid^  femer 
©egeifterung  für  ben  unerfd^öpflid^en  SReid^t^um 
unb  göttUd^en  ßl^araftcr  ber  ^  e  i  l  i  g  e  n  ©  d^  r  i  f  t 
mit  ber  gemaltfamften  TOi^l^anblung  berfelben 
fo  bid^t  beifammen  wie  bei  JButl^er.  ©ein  SScrfu^, 
ben  93rief  Sflcobi  au§  bem  bibUfd^en  Kanon  ju 
werfen,  bie  öeräd^tlid^e  ©prac^e,  in  ber  er  fid^  über 
biefen  Seftanbtl^eil  ber  l^eiligen  ©d^rift  auSbrüdft, 
ift  befonnt.  S)ie  neuerbingS  oorgebrad^te  Sel^aup« 
tung,  ba§  er  fpäter  öon  biefer  SSerirrung  5urüdf= 
gef ommen  fei,  ift  grunbloS ;  nod^  in  feinem  legten 
großem  ffierfe,  feiner  jweiten  Auslegung  beS 
crftcn  SBud^eS  aJlofiS,  äußerte  er  fid^  über  ben  ©rief 


imb  beffen  SSerfaffcr  in  ber  alten,  tabelnb  weg« 
Werfenben  äBeife.  Sr  l^atte  f reilid^  nur  bie  Sßol^l 
entWeber  ben  ^nef  gau)  ju  t)erwerfen,  ober  ben 
fd^roffen  SBiberfprud^,  in  weld^em  bie  Srüärung 
biefer  l^eiligen  Urfunbe  über  Sted^tfertigung  mit 
feinem  ©oftemc  ftel^t,  in  ber  SBeife,  wie  eS  bie 
fpäteren  proteftontifd^en  Zl^eologen  getl^an,  burd^ 
gewaltfame  Interpretation  ju  entfernen.  äBarum 
er  ftd^  nid^t  l^ierfür,  fonbem  für  baS  grfterc  mU 
fd^ieb,  iftnid^tttar;  ©ewiffcnl^aftigfeit  ber  gjegefe 
unb  ©d(ieu  t)or  ber  einfad^en  fflarl^eit  be§  Xeirted 
war  e§  fid^erlic^  nid^t,  wa§  i^n  beftimmte,  bmn 
bie  wiHfürlid^ften ,  l^anbgreiflid^  falf(^en  Snter- 
pretationen  finb  in  feinen  polemifd^en  ©d^riften 
gau)  gewöl^nlid^.  @3  ift  faum  möglid^,  e§  l^ierin 
ärger  ju  treiben,  al§  er  e§  5.  S.  in  feinen  ©d^rif« 
tcn  gegen  Sra§mu§  in  ben  felbft  öon  ^landt  an« 
gefül^rten  ©etfpielen  getl^an.  3Sa  e§  lö|t  fid^  in 
feinen  ©d^riften  eine  förmlid^e  ©rabation  ejegeti« 
fd^er  SBiüfür  unb  ©ewaltfamfeit  an  ^al^Ireid^ 
Seifpielen  nad^weifen.  SBenn  er  aüerbingS  am 
pufigften  baburd^  falfd^  interpretirt,  ba§  er  feine 
eigent^ümlic^m  SSorfteHungen,  bie  er  fi^  feinem 
eigenen  ©eftänbniffe  nad^  nid^t  burd^  rul^igeS,  un- 
befangenes ®ibelftubium,  fonbem  in  bem  Suftanb 
einer  peinlid^en  ©eifteSöerwirrung  unb  ©ewiffenS« 
angft  gebilbet  l^atte,  ben  biblifd^en  ©teUen  unter« 
legte,  fo  war  e§  fd^on  ein  weiterer  ©d^ritt  gewalt« 
famer  SBiflfür,  ba|  er  ben  Sejt,  ben  er  in  feineu 
polemif^en  3toedten  gebraud^en  wollte,  erft  bafür 
gurid^tete,  tl^eilS  burd|  falfd^e  Ueberfe^ung^  tl^eilS 
burd^  ^Interpolation.  Steid^te  aud^  bie^  nid^t  auS, 
bann  fe^te  er  ©d^rift  unb  ßl^riftuS  einanber  ent» 
gegen,  wie  5.  ©.  in  folgenber  ©tefle:  „®u  ^apift 
pod^eft  faft  (fel^r)  mit  ber  ©d^rift,  weld^e  bod^  unter 
Sl^nfto  als  ein  ffned^t  ift,  baran  feiere  id^  mid^  gar 
nid^tS.  3d^  ober  tro^e  auf  ßl^riftum,  ber  ber  re^le 
§err  unb  ftaifer  ift  über  bie  ©d^rift.  3d^  frage 
gar  nid^t§  nad^  allen  ©prüc^en  ber  ©d^rift,  wann 
bu  il^rer  nod^  mel^r  wiber  mid^  aufbrac^teft;  benn 
id^  l^abe  auf  meiner  ©eite  ben  SMeifter  unb  §erm 
ber  ©d^rift,  mit  bem  Witt  id^^S  j^alten,  unb  wei|, 
er  wirb  mir  nid^t  lügen,  nod^  mid^  Derfül^ren,  il^m 
will  id^  lieber  bie  6^r^  geben  unb  glauben,  benn 
ba|  id^  mid^  in  atten  ©prüd^en  um  ein  §aar  breit 
bewegen  laffen  wottte."  ÜRitunter  gefd^al^  eSaud^, 
ba^  eine  biblifd^e  ©tette,  bie  einer  feiner  SieblingS- 
leieren  befonber§  Aar  wiberfprad^,  il^m  unml^ige 
©tunben  mad^te ;  jule^t  aber  wu|te  er  fein  e^ege* 
tifd^e§  ©ewiffen  aud^  l^ier  mit  ber  SSorftettung  gu 
befd)wid)tigcn,  ba§  biefe  ©eunru|^igung  nur  eine 
Secfud^ung  be§  XeufelS  fei,  ber  i^n  mit  ©d^rift« 
fteflen  ine  mad^en  unb  jur  Verzweiflung  trei- 
ben wotte.  ©0  mad^te  Sutl^er  e§  mit  ber  ©teile 
1  Sim.  5,  12. . 

9Rit  biefen  Sügen  ju  einem  Silbe  be§  Kefor« 
matorS  muffen  wir  un§  l^ier  genügen  laffen;  nur 
ba§  barf  nid^t  unerwö^nt  bleiben,  ba^  er,  be« 
fonberä  feit  bem  3a^re  1520,  über  ©efd^led^tS« 
öerl^öltnig,  Sl^e  unb  Sölibat  Sel^auptungen 
aufftettte  unb  unter  bem  95ol!e  verbreitete,  bie  in 


345                                                          Sul^t.  346 

bts  »rihpm  Jfteifni,  toc^  bem  Seuflniftf  t>on  pann  8. 2.  Snbevä,  5ranrf.l884.  ®te politif ^en 

3ritaaioRni,  ehwn  ^ö^jt  nai^ltieiligeii  motalitdjen  ©c^riften  go6  ÜJlujtbt  fierouä,  Berlin  1844,  ntue 

SiMpuS  auSüMm.  6t  ip  mo^l  (rit  ber  Stiftung  auSgofie  Seipjig  1868;  bit  geifllii^en  Sieb«  ^1f. 

in  4inlÖit^  Äiri^  bet  etfle  geiDefnt,  ber  btt  aßadeniagel,  ©turtg.  1856,  ©abede,  Seifj.  1883, 

2^  m^tüU,  bti  ajitnidd  Jet  ein  ©floDf  fetnel  imb  91.  gitd^er,  ®üterit.  1883;  bit  3:i[*rebeii 

Kit  nmriWlle^Iit^r  HJlo^t  ^errjc^enben  !Ratur-  trfc^iraen  ju  GiSIeben  1565,   ©oatfelb   1741, 

tncM,  mtb  baS  ®ebot,  ftcC)  ju  Dei^ciTOten,  fei  ^aÖe  1743,   neue^leni  burt!^  ^drftetnaiin  unb 

tiQ^er  iri^miteinjebtnnQtmiittlipii^lenbrö,  (on-  Sinbfeil  in  4  Sbn.,  Setiin  1844 — 1848,  aul« 

bau  pobtnl»  oud^  naäf  ptfnger  als  jene  ®e6ote  ico^l  1876;  3.  St.  gtibemann,  2auttt6a(f)ä  %aQt= 

bii  SJecaloflrt,  lüdest  TOorb  unb  U^eÄruc^  Der-  but^  auf  baS3al)r  1538,  SlreSben  1872;  aßram- 

bfehiL   3ii  tarn  im  3.  1522  gelialtenen  *pttbigt  pelme^er,  SotbatuS'  XaQtlxid}  übet  Sut^er,  §oIIe 

äbH  bit  g^  trag  a  SSinge  Dct  unb  geftattete  1885;  ^rcget,  Siftl^rEben  ouS  ben  SQ^ten  1531 

fMftt,  tum  bmm  ba§  i«itürlid)t  ©eroifftn  eineS  bt§1532nQC^9Iufjeii^nun9en»on3ol).©(^lflgin' 

(wtbai  fi^  atoenbrn  mütbt.  ^utf)  bte  Stloubnift,  Raufen,  Seipjig  1888;  CoUoquia  etc.,  ed.  Bind* 

bif  ti  bnn  Scmbgtafm  ^^''ipP  9<l6,  mat  eine  eeil,  3  yoU.,  Berol.  1863—1866.} 

8ote  feinft  ^- frnli^  Krtebft  mit  feinem  ganäen  2uttitr§  Seben  mufi  au§  [einen  eigenen 

€qfleine  jnfmnnKn^flmben  —  ^Infit^t,  bal  e§  ©Triften,  Dotäügli^  feinen  ©riefen,  gehüpft  mer- 

—  fettp  für  (Soften  —  («n  ©tboi  ber  aKono-  ben.   Unter  ben  älteren  i8iograpl)ien  ift  bie  Öl- 

gannt  äeö*.  ftorie  oon  OTottin  £utt)et8  Einfang,  Sc^re,  Seben 

Sun  €4Inffe  mu  not^  bie  €rtiräl)nung,  ba%  uon  bem  ^tebiger  9Ratfiefiu3,  bet  Sut^etS  Xi^i)' 

pif^  Sutfietfi  lateittifi^en  unb  feinen  bent^  genoffe  gemefen  (eigentlii^  eine  tReil^c  uon  $te> 

tiftenSi^tiften  ein  grofeetUnterf^tcbifl.  3n  bigten,  Hiüinbetg  1565),  bram^bot  Wegen  ein» 

beBlt|lemi  liegt  feineStärfe  tub  (t^cilineifejbQä  jelner  3H^;  bie  Historia  de  vita  et  actis 

de^rratnifa  feinet  mifeerorbentlictieii  Grfolge,  idöI)»  M.  Lutheri  non  ajltlani^t^on  (Sflittcnbetg  1546) 

nibbie3:^IogtninStantteid&,gngIanb,3tn!ien,  ift  gar  ju  biitftig  unb  ofierfläi^lic^ ;  Biet  teic^Iial' 

Sponicii,  twl(^  blofi  feine  lateinift^en  Sänften  liget,  aber  freiltd^i  aud)  in  ^o^em  ©robe  parteiifi^ 

lofen  tndi  in  btnfelben  webet  bf fonbere  Streb-  ift  baS  SSJerl  Bon  <S.o<^läa9,  bem  perfünlit^en  @cg- 

fenlrit,  1UM$  glSnjenben  ©ifiarffinn  ober  impc  ner  Gut^er§  (Commentaria  de  actis  et  acriptis 

niRibt  Srnbition  pnben,  uielfac^  il)re  Serwun°  M.  L.,  Mogunt.  1549,  fol.),  aber  ba  eS  uon  einem 

bcmng  batübn  äugetten,  ba^  btcfer  Mann  in  S^tS^^i^fi^ii  ii"b  S^ctlne^mer  an  ben  (Sreigniffen 

Sattf^Ianb  fo  iKtgöttett  Werbe  unb  felbft  untei  '^errül)rt,  immer  midttig  unb  btauifibar.  ^iicl)  bo3 

tat  Sd^rttn  fo  siele  9nf)änger  unb  Sere^ret  fpätete  SßetI  UlenbergS,   eineS  jut  fat^olifc^en 

tiAe.  f^sim  fetnen  Soften  erfifiienen  folgenbe  ßitdie  übetgetretenen  Sut^eranetS :  Historia  de 

7  OcfuiRiiitaniQaben.  1.  3n  SBittenberg,  1539  vita,  motibus,  rebus  gestie,  etudiis  ac  deni- 
W  1558, 12  9Mnbe  beutfi!)er  unb  7  fflänbe  Intei-  que  morte  M.  L.,  Colon.  1622,  ^at  at§  afia- 
«Her  Stiften.    2.  3u  3ena,  1555—1558,  terialienfammlüng   ESerl^.     ®ie  ünertwürbiscn 

8  Sbe.  bodf^  unb  4  Sbe.  lateinif^er  Stfitifttn ;  SebenSurnftänbe  SulbetS  Don  ff.  ©.  ffeil  (4  Xlfle., 
fciri^ibet  gab  bojH  2  (ErgänjungSbänbe,  Giäleben  4",  Seipjig  1764)  bef<^äftigen  fi(l&  ^nujjtfädlilii^ 
1564—1565  (gieubnid  Beipäig  1603).  3.  3u  mitSutber3„£eibe§cnnftilution,fftan%iten,geift. 
tibnbxrg,  1661 — 1664,  10  Bbe.;  6tgdnjungS>  litfien  unb  leiblichen  lÄnfed&tungen  unb  anbeten 
iaöwra3«bler,  feattel702.  3n  biefet  Wie  in  SufäHen".  ®Qi  Seben  Sut^erS  Bon  ©.  §.  1.  Utert 
bti  gam  folgenben  fluSgaben  finb  bie  lateinifi^en  (®Dt^a  1817,  2  Xijit.)  bietet  nur  einen  ilBnft  Bon 
E«Ä  inbeutf^UeberfeSung  milgct^eilt.  4.3ii  grofeent^eils  werlblofet  Sikralut.  3)ie  ©cf)riften 
Btiwig,  1729—1740,  22  Sbe.,  beforgt  Bon  5^.  Don^ifiä«  (1836),  ©tnng  (1838),  ÜJicuret  (1843, 
Jr-Sdnitr.  5.3u§aIIe,  1740—1750, 24  Sbe.,  3.  91ufl.  1878),  Sebbet^ofe  (1836. 1893)  Tannen 
Mwfll  Btm  3.  ®.  ffialc^,  Bofl^önbiger  als  bie  nutgeniigfatrteijefcrbefriebigen.  S)q§  Söert  Don  ff . 
fni^emi  SnSgaben  (Sleubnid  ju  ©1.  ßouiä,  5Dio.,  Jürgens,  Ißtebiget  in  Ötaunfi^iüeig,  mürbe  untet 
1880  ff.).  6.  3n  beiben  Sprachen  roieber  $u  6f  ben  Dom  proteftantifc^en  Stanbpunft  qu§  gefcbrie- 
Intgn  ttnb  8*airffurt  Bon  ^lod^mann,  armifc^er,  benen  weitaul  ba§  wiilitigfte  unb  braucf|barfte  fein, 
fdnS  n.  «.,  1826—1886,  67  Sänbe  beuifc^er  aber  bie  3  «anbe  (Seipjig  1846-1847)  geben 
e^r^  d—XK,  2.  aup.  1862—1881)  unb  nur  bt§  jum  11!lu§bruc&  bei  abla^ftreiteS.  ffiaS 
28  Muneriilt  nnb  10  nic^t  nnmetitte  Sänbe  latei-  JBerf  Bon  lubin  (Hist.  de  la  vie,  des  ecrits  et 
iirtttS<^(tni  1829—1886.  enbli^ 7.flrilifii&e  des doctrines  de  M.  Luther,  3  voIb., Par.  1850) 
gefanmtauSgabt  Bon  flnaole  unb  flawerau.  ÜBei»  ift  mit  einer  aUju  großen,  mitunter  an  S^aicetot 
Mir  1883 ff.,  biä  je|t  7  bioerfe  SSdnbe  beutfi^er  gteujenben  UntenntniB  ber  ©Triften  Sut^erl,  bet 
S^rifttn.  IJie  ©tiefe  aOein  gab  b<rau3  SB,  ?(.  glci(|jtitigen  Siteratur  unb  be§  gonjen  bamaligen 
tbiSBeät,  5©bf.,SfrIin  1825— 1828;  einen  SuftonbeS  Don  S^eulft^lanb  gef^rieben.  SDie  M&- 
i.  Ämb  lieferte  ©tibemanu,  SBerlin  1856 ;  6r=  moires  de  Luther  Don  bem  ^arifer  ^ßrofeffot 
8liViißotHdrn€.9l.99urfbatbt,Dr.3K.Sutf)et8  ÜKi^elel  (3  vols.,  Par.  1833—1835)  befielen 
gitefBri^ftl,  Säpi.  1866,  u.  %f).  ffolbe,  Analecta  bouptföc^lit^  aus  aneinanbcr  gereit|ten  ©leKen  bet 
Uäieniu,  @Dt$a  1883;  eine  neue  Ausgabe  be*  Kolloquien  unb  berienigen  ©diriften,  in  bennt 


347 


Sutl^erancr,  fcparirtc. 


348 


Sutl^r  Don  fic^  fclbcr  fprid^t.  Ucbcr  bcn  Kl^araltcr 
unb  SnttoicIIungSgang  be§  SReformatorS  t)gl.  man 
[6.  t).  3arde]  ©tubicn  unb  Sli^jen  jur  ©cfd^ic^te 
ber  Slefortnation,  ©c^aPaufcn  1846,  unb  bie  ®ar« 
ftcDunö  bei  ©öDinger,  ®ic  Deformation,  il^re 
innere  gnttoidflung  unb  il^re  SBirfungen,  III, 
SRegenSb.  1848.  [Umfangreid^e  ^Bearbeitungen  beS 
SebenS  gaben  in  neucfter  3cit  3.  Sanffen,  @t\ä). 
beS  beutjd^en  SSoHeS  ü— m ;  %  Sarb.  §ergen- 
röt^er  in  ber  gortje^ung  öon  §efele'§  Koncilien« 
gef^id^te  IX,  greib.  1890 ;  ®g.  gDerS,  TOartin 
Sutl^er,  ein  2eben§«  unb  K^arafterbilb,  6  99be., 
SDlainj  1883— -1891 ;  bann  bie  $roteftanten  2. 
ü.  Slanfe,  SDeutfd^e  ©efd^id^te  im  3eitalter  ber  SRe« 
formation,  6  93be.,  5.  Sufl.,  Seips.  1873;  3. 
Äöftlin,  3R.  Sut^er,  fein  Seben  unb  feine  @(|rif« 
ten,  2  Sbe.,  giberfelb  1875  (abgefürat  3.  «ufl. 
1883) ;  ®.  ^litt  unb  6. 8f.  ^eber[en,  D.  SWartin 
Sutl^erS  Seben  unb  SBirfen,  Seipj.  1883;  X^. 
Äolbe,  an.  Sut^er,  eine  Siograpl^ie,  (Sotl^a  1884. 
9?on  ©injelbarfteüungen  ber  Seigre  Sutl^erS  ftnb  ju 
nennen  %  SB.  SDiedt^off,  Sutl^erS  fiel^re  in  il^rer 
erften  ©eftalt.  Softod  1887;  3.  «öftlin,  Sutl^erö 
S^eologie  in  il^rer  gef d^id^tlid^en  Sntmicflung  unb 
il^rem  innem  Swfa^nmenl^ang,  2  Sbe.,  ©tuttg. 
1863;  ^amad,  Sut^erS  Sl^eologie  mit  befonberer 
Sejiel^ung  auf  feine  3Jerfö]^nung§«  unb  @rlöfung§» 
lel^re,  2  Sbe.,  griangen  1862—1886;  C.  Fr. 
Held,  De  opere  J.  Christi  salutari  quid  M. 
Lutherus  senserit,  Gotting.  1860;  3.  Aöftlin, 
Sutl^erS  Seigre  Don  ber  ffird^e,  ©tuttg.  1853;  a. 
SB.  ©iedl^off,  Sutl^erS  Sel&re  uon  ber  lird^Iid^en 
©eioalt,  »erUnl865;  ®.^fifterer,  Sutl^erSSe^re 
t)on  ber  Seid^te.  ©tuttg.  1857;  g^r.  g.  Sutl^arbt, 
Sie  etl^if  Sutl^erS,  Seipaigl875;  ©.  Sommatfd^, 
2utl&er§  fiel^re  oom  et](|if^«religiöfen  ©tanbpunft 
aus,  mit  befonberer  Serüdfid^tigung  feiner  Seigre 
Dom  ®efe^,  Serlin  1879;  SütfenS,  Sutl^erS  ^rä» 
beftinationSlel^re  im  3ufammen]^ange  mit  feiner 
Seigre  Dom  freien  SBiUen,  ©orpat  1858;  ffatten» 
bufd^,  fiutl^erS  Seigre  Dom  unfreien  SBiKen  unb  Don 
ber  ^räbejtination,  ®ött.  1876;  Sutl^er  unb  bie 
93igamie,  in  ben  Sl^eol.  ©tubienu.  ftritifen,  ©otl^a 
1891,  564  ff.;  §.  gering,  S)ie  TO^ftif  Sutl^erS 
im  Sufammenl^ang  mit  feiner  Sl^eologie,  Seit)j. 
1879.  ginen  Ueberblidt  über  bie  bi§  1851  er- 
fd^ienene  Siteratur  gibt  g.  @.  SSogel  in  ber  Bibl. 
biogr.  Lutherana,  ^alle  1851 ;  ein  SSerjeid^ni^ 
ber  Sutl^erliteratur  be§  3a]^re§  1883  erf(|ien  )u 
Hamburg  1883.]  [3.  D.  ©öttinger.] 

jM^etanetf  feparirte,  2)enominationen 
Innerl^alb  ber  preupifd^en  SanbeSfird^e.  I)ie  9(uf- 
forberung  jur  Union  ber  Sutl^eraner  unb  Sefor« 
mirten  unb  jur  Silbung  einer  einl^eitlid^en  eoan- 
gelifd^en  ffird^e,  totlijt  §riebrid^  SBiC^elm  in.  Don 
$reu|en  bei  ber  britten  ©äculorfeier  ber  SRefor» 
mation  1817  erliefe,  fonb  wol^I  in  weiten  flreifen 
93ead^tung.  Slber  nid^t  olle  Sut^eraner  fonnten  ftd^ 
jur  ginigung  mit  einer  fird^lid^en  ©efettfd^aft  Der« 
ftel^en,  meldte  nad^  il^rer  9tuffaffung  in  mel^reren 
crl^eblid^en  fünften  eine  falfd^e  Seigre  l^otte.  S)er 


SSerfud^  be§  jf 5nig§,  burd^  ^norbnung  einer  neuen 
^genbe  1822  boS  SBer!  ber  Union  au  förbem, 
führte  ebenfo  ttienig  gum  S^tl.  SdS  ber  SBerfud^ 
bei  ber  britten  ©äciäorfeier  ber  Uebergabe  ber 
Confessio  Augustaua  1830  mit  größerer  gner« 
gie  erneuert  mürbe,  trot  im  ©egent^eü  ber  SBiber» 
ftanb  nur  um  fo  f)örfer  l^erDor.  gS  erfd^ien  afö 
eine  S3er(e|ung  ber  fird^lid^en  Orbnung,  ba|  ein 
ff ird^enbu^  einfeitig  Dom  ffönig  aufgefteKt  merbe. 
SDlan  ftiefe  ftd^  au$  an  bem  Snl^alt  ber  ^genbe, 
befonberS  an  bem  Don  galDin  erneuerten  SlituS  beS 
S3robbred^en§,  »eld^er  nad^  ber  95erorbnung  Dom 
30,  2lpril  1830  al§  ber  f^mbolifd^e  «u§brud  beS 
Seitritts  §ur  Union  gelten  follte.  Unter  ben  ®eg« 
nem  ber  ginigung  unb  ißerfed^tem  beS  bebrol^ten 
reinen  Sutl^erti^umS  nimmt  ben  erften  Slang  ein 
3ol^ann  ©ottfrieb  ©d^eibel,  S)iaconu8  an  ber  gli« 
fabetl^fird^e  unb  $rofeffor  an  ber  UniDerfität  93reS» 
Ion.  gr  tel^nte  ben  beitritt  jur  Union  fd^on  1817 
ab,  ba  il^m  fein  ©emiffen  benjelben  Derbiete,  unb 
mamte  in  ben  folgenben  3a]^ren  Dor  ber  9leue« 
rung.  gr  bel^orrte  bei  feiner  ©teEung  aud^  bei  ber 
3ubelfeier  1830,  unb  ba  man  nun  mit  ©uSpenpon 
gegen  il^n  einfd^ritt,  fam  eS  jum  93rud^  mit  ber 
SonbeSfird^e  unb  jur  Silbung  einer  eigenen  ®e« 
meinbe,  bie  ftd^  ®  emeinbe  ber  Slltlutl^eraner  nannte. 
200—300  gamilien  folgten  il^m,  um  mit  il^m 
bem  ©lauben  ber  95äter  treu  ju  bleiben,  unb  in 
Salbe  marb  miS  il^nen  ein  9le^)räfentantenconegium 
gen^öl^It,  melc^eS,  entfpred^enb  bem  g^arafter  beS 
Snl^angeS,  Dormiegenb  au§  §anbmerfem  beiianb, 
aber  aud^  einige  Seamte,  namentlid^  bie  $rof  eff  oren 
§ufd^f e  unb  ©teff enS  unb  ben  DberlanbeSgeric^tS« 
affeffor  Don  6augttji|,  in  fld^  begriff,  ©ie  95e» 
megung  trat  fofort  in  ein  neues  ©tabium.  TOon 
forberte  nid^t  blofe  Qfreigebung  ber  alten  gormu» 
lare,  meldte  burdft  bie  Union  befeitigt  ttjerben  fott- 
ten ;  man  Dermorf  aud^  grunbfäfelid^  baS  lonbeS« 
l^errUdfte  ffird^enregiment  unb  jteuerte  auf  eine 
reine  ^reSb^terialoerfaffung  ju.  S)ie  Slotl^  trieb 
nod^  meitcr.  ®a  baS  geiftli(|e  ^aupi  fuSpenbirt 
mar  unb  ber  gleid^gefmnte  ^aftor  Serger  in  bem 
benad^barten  |)ermannSborf  für  ^erfonen,  »eld^ 
nid^t  5u  feinem  ^forrfprengel  gel^örten,  menigfienS 
nid^t  bie  Saufe  fpenben  burfte,  menn  biefelben  aud^ 
feinen  ®  otteSbienft  befud^cn  fonnten,  nal^men  Saien 
ürd^Ud^e  ^mtSl^anblungen  Dor,  unb  barob  !am  eS 
ju  poli^eilid^em  ginfd^rciten.  ©Äeibel  Dcriiefe  in- 
folge beffen  im  f^rül^jal^r  1832  SreSlau,  um  fid^ 
nad^  ©ad^fen  unb  fpäter,  Don  ba  auSgemiefen,  nadj 
Slümbcrg  ^u  begeben,  mo  er  1842  ftarb.  SHe 
Semegung  mürbe  burd^  feinen  SBeggang  nid^t  jum 
©tiUftanb  gebrad^t ;  fte  mar  bereits  }u  möd^tig, 
um  auf  il^m  ollein  juml^en.  ®ie  Serbinbung  mit 
ben  ©einigen  mürbe  burd^  feine  räumlid^e  gut» 
femung  gubem  nid^t  aufgel^oben.  gine  3KaferegeI, 
meldte  bie  SHegierung  gegen  bie  ^ortei  ergriff,  lei» 
lete  berfclben  fogar  beträd^tlid^en  Sorfd^ub.  3n« 
em  ©teffenS,  um  feine  SSerbinbung  mit  ben  @e- 
parirten  abjubred^en,  nod^  Serlin  Derfc^t  mürbe, 
fonnte  er  ben  ginflu|,  ben  er  auf  ben  ffronprinjen 


i 


849 


Sutl^eroner,  feparirte. 


350 


tcfol^  um  fo  e^  }u  (Shmfien  feiner  ®eftttnung§« 
genoffen  geltenb  maiftn.  S)ie  S9re§Iauer  ftonben 
iüeibifl  nt^t  aOein  ba.  9ud^  einige  anbete  ®ei[t« 
^  m  Sd^efien  t^emetgerten  bie  ^nnal^me  ber 
nsen  ^genbe,  unb  ebenfo  Derabfd^eute  biefe  ein 
S^  bcS  SoÜeS.   2)er  SBiberftanb  gegen  ba§ 
CtnigungStDert  nxirb  fo  immer  größer,  unb  auä) 
btt  Srfl&nmg,  toeld^e  ber  ff dnig,  um  ber  93en)egung 
benSoben  gu  entjie^en^  in  ber  SabinetSorbre  t)om 
28.  Sfebntor  1834  abgab:  bie  Union  bebeute 
fein  aufgeben  bed  bisherigen  ®(aubenSbefennt> 
nifleft  unb  feine  Suf^ebung  ber  biSl^erigen  Sucto* 
lUöt  ber  briberfeitigenSefenntni^fd^riften;  fte  be« 
ptdt  nur  eine  öu|erefir(^licl^e  ®emeinf(i^ft,  unb 
i(re  ®egner  bürften  fid^  nie  ald  befonbere  Steli» 
jefellf  d^ft  confHtuiren  —  l^atte  feinen  6rf  olg. 
f<^  berief  feine  ®eflnnungSgenoffen  fofort  im 
ünnitenben  Wdrg  }u  einer  @Qnobe  nad^  Breslau, 
nb  ^er  untrbe  befd^Ioffen^  ba  ber  Seftanb  ber 
iKr^  im  preu|if(!^  ®iaak  burd^  bie  Union  unb 
Igtnbe  gefä^bet  fei,  bie  Säel^örbe  )u  erfud^en,  ,,bie 
lu^erifd^  iKrd^  in  freier  @elbf)änbigfeit  alS  ju 
3te^  befle^enb  anjuerfennen''.  S)ie  ^ttte  h)urbe 
inbe^  obfc^ISgig  befd^ieben,  unb  gegen  meitem 
8iberflanb  nmrbe  ©emalt  angemenbet.  2)ie  reni> 
testen  ^ßafbren  mürben  abgefegt  unb,  ba  fte  tro 
bcm  i^r  9mt  f ortfe|ten,  gu  @eU)*  unb  ©efongni 
trafen  oerurf^eilt  S)ie  iBerfoIgung  erftredfte  fid^ 
on^  auf  bieSoiem^orfle^er  unb  anbete  angefel^ene 
Seneinbeglieber,  imb  9Rand^e  famen  burd^  bie 
%i§pfdnbungen  um  il^r  93ermögen.    Sber  aud^ 
bkfe  9la|regeln  Derfe^Iten  il^r  3iel.   Sin  Xl^eil 
est|0g  fi(^  ber  Sebröngni^,  inbem  er  nad^  Omenta 
nab  Xiifiralien  auSmanberte  unb  in  ienem  Sanbe 
bie  ,9nffaIO'@9nobe''  ober  „bie  au§  ^eu|en  auS« 
gnoonberte  lut^fc^  JKrd^e''  bilbete.  2)ie  übri« 
geBHicbenoud^inber^eimatfianbl^aft.  3)a3iBor« 
ge^  ber  Se^rbe  erUMirb  i^nen  l^ier  f  ogar  meitere 
SefimnmgSgenoffen.  2)ie  93ett)egung  gegen  Union 
nb  Igenbe  tuifjim  nid^t  blo^  in  @d^teften  eine  mei« 
Im  Suä)e(nung  on,  fonbem  tl^eilte  ftd^  aud^  an- 
beten ftoninjen  beS  ftönigreid^S  mit  namentUd^ 
$ofen  unb  Sad^fen,  ber  9Rarf  unb  $ommem. 
Sie  $oIUif  ber  (gemalt  fteOte  fid^  immer  mel^r  aU 
Berfe^Ü  bar,  unb  als  1840  ein  Zl^ronmed^fel  ein- 
trat, untrbe  enblid^  eine  anbere  Sal^n  eingefd^tagen. 
Sridnid^  SBil^m  IV.  leitete,  inbem  er  bie  ge- 
jnigenen  öfteren  in  ^^eil^eit  fe|te,  alSbalb  tJfrie- 
bea&NTi^onblungen  ein;  aOein  eine  SBiebert)ereini- 
gmg  UNtr  nid^t  mebr  mdglid^.   S)ie  @e))aritten 
gobm  tndmtfyc  auf  einer  Seneralf^nobe  ju  93reg- 
loB  1841  ft^  eine  fefte  SBerfaffung,  festen  eine 
de  tner  3a^  jufommentretettbe,  auS  ben  im  Smt 
kJM^fid^  ®eißlid^en  unb  einer  ^njal^t  DonSaien- 
be^ttKrtrn  befiel^be  @^obe  als  l^öd^fte  gefe|- 
gtebe  (SmcHt  unb  Sp^eDationSinfianj  ein  unb 
fftaeten  ein  in  ber  gleiten  3eit  neu  ju  mdl^IenbeS 
Oieifini^collegium  oTS  ^öd^fte  regierenbe  unb 
MMOenbe  Sel^drbe  an.  €o  gemährte  gfriebrid^ 
90^  IV.  il^  am  23.  3uli  1845  bie  fogen. 
•deukimceffion  unb  mit  i^r  bie  gfreil^eit,  befon- 


bere lutl^etifd&c  ©emeinben  mit  bem  Siedet  einer 
moralifd^en  ^ctfon  untet  einem  gemeinf amen  Äit- 
d^entegiment  5U  bilben.  @ine  nod^  nö^ete  Siege- 
lung erfolgte  in  ber  fogen.  ©pecialconceffion  bom 
7.  «uguft  1847.  ®ie  ©efeflfd^aft  sö^tte  bamalS 
22  Pfarreien  mit  ctttja  19  000  Seelen.  S)aSfelbe 
Sal^r  btad^tc  il^  fofort  einen  beträd^tlid^en  3u- 
mad^S.  SS  fd^loffen  ftd^  il^r  meistere  ©eiftlid^  mit 
Xl^eilen  il^tet  ©emeinben  an,  benen  innetl^alb  ber 
SanbeSfird^e  baS  93efcnntni&  nid^t  gemalert  ju  fein 
fd^ien,  gegen  10  000  ^etfonen.  ©benfo  ttatm  \i)x 
in  einigen  beutfd^en  (Staaten  au^etl^alb  ^teu^enS 
©efinnungSgenoffen  bei.  ®ie  ©efammtgal^l  ftleg 
balb  auf  50  000.  ®ie  ©efeEfd^aft  mat  bamit  auf 
il^tem  ^öl^epunft  angelangt;  nad^  futjet  3^it  be- 
gann bet  ;itx^a{i.  3nbcm  bet  ifompf  nad^  Sinken 
jutüdfttat,  ttatcn  bie  inneren  ©cgcnfä^e  ]^ert)or. 
SBenn  aud^  in  ber  Sblel^nung  ber  Union  unb  Sgenbe 
ffiinmütl^igfeit  l^errfd^te,  fo  gingen  bieSlnfdftauungen 
in  üerfd^iebenen  anberen  fünften  auS  einanber. 
®ie  ^auptbiffetenj  httta\  ben  Äitd^enbegriff .  S)ie 
SKajotitot,  an  bet  ©pi^e  §)ufd^fe,  ber  SDitcctot 
bcS  Obetfitd^cncollcgiumS,  fal^  in  bctftitd^e  einen 
anftaltlid^en  OtganiSmuS,  bem  als  fold^em  bet 
Kl&atoftet  göttlid^et  Stiftung  guf omme.  6ine  flei« 
nete  ^attei,  gcf ül^tt  bon  bem  $aftot  ®iebrid^  t)on 
3abcl  bei  SBittftodt,  befd^tönfte  bagegen  bie  ©id^t- 
batfeit  bet  ffitd^e  auf  bie  $tebigt  beS  SBotteS 
unb  bie  ©penbung  bet  @actamente  unb  bean» 
fptud^tc  füt  bie  einzelnen  ©cmeinben  üöllige  Selb- 
ftönbigfeit  unb  Unabl^öngigfeit.  S)ie  93etotbnung 
t)om  Salute  1858,  bafe  bem  allgemeinen  Äitd^en- 
gebete  fottan  eine  gfütbitte  füt  baS  Obetfitd^en- 
coKegium  beijufügen  fei,  fül^tte  jum  Stud^.  S)ieb« 
rid^  befämpfte  bie  Dbetbel^ötbe  mit  fold^et  Seiben- 
fd^aft  unb  §attnädfigfeit,  ba^  et  im  Stül^jo^t  1862 
feines  ^mtcS  entfe^t  metben  mufete.  2Jlit  il^m 
fd^ieben  Slnbetc  auS,  unb  im  folgenben  ©ommet 
üeteinigten  fid^  bicfelben  auf  einet  S^nobe  gu 
ajlagbcbutg  fof  Ott  gu  einem  eigenen Äitd^ent)etbaiü), 
bet  ©mmanuelf^nobe,  mie  fie  benfelben  nannten. 
®et  SttfaD  umfaßte  etma  ein  ©rittet  bet  93teSlauet 
ffitd^e. 

9lud^  an  einigen  anbeten  Orten  unb  nod^  in 
fpötetet  3cit  fam  eS  ob  bet  UnionSangelegenl^eit 
obet  oetmanbtcn  S)ingen  gum  93tud^  mit  bet  2an- 
beSfitd^e.  S)tri  bicfet  ©el)atationen  üetbienen 
menigftenS  futg  etnwl^nt  gu  metben.  3m  ®to^- 
l^etgogtl^um  Reffen  octfogten  15  ©eiftltd^e  bet  ouf 
bet  SanbeSf^nobc  1873  betatl^enen  iKtd^cnt)et» 
fajfung  megen  il^teS  unioniftifd^en  Kl^ataftetS  bie 
Snetfennung  unb  conftituirten,  als  man  fic  1875 
abfefete,  bie  „]xm  lutl^erifd^efiitd^e  in  Reffen".  — 
3n  init^effen  ctl^oben  gal^ltcid^c  ©eiftlid^e  ^toteft, 
als  nad^  bet  ©inoetleibung  beS  SonbeS  in  ^teufeen 
(1866)  bie  btei  Eonpftorien,  meldte  biSl^et  beftan« 
ben  l^atten,  in  eineS  oetfd^molgen  mutbcn  (1873). 
S)ie  tSfolge  mat  9lmtSentfeJung,  unb  16  ®emrin- 
ben  blieben  il^nen  ttcu,  ol^ne  übrigens  auS  bet 
SanbeSfitd^e  auSgutteten.  —  3n  ^annobet  üetan- 
la^te  bie  infolge  beS  pteu^ifd^cn  En)ilftanbSgefeJeS 


851 


Suttt)inu§,  her  1^1. 


352 


t)om  Saläre  1874  auföcpellte  neue  SrauungSorb« 
nung  einen  93ruc^.  S)et  $aftor  unb  ©irector  be§ 
9Riffion§feminar8  in  |g)eTmann§burg,  X^.paxm^, 
Derwarf  pe,  ba  bie  Kiüilel^e  gar  nid^t  atö  S^e  cm= 
erfannt  werben  bürfe,  unb  grünbete,  feines  ^mte§ 
entje^t  (1877),  mit  bem  größten  S^eil  feiner  ®e« 
mcinbe  eine  gefonberte  lutl^erifd^e  Äird^e,  weld^er 
f<)äter  15  anbere  ©emeinben  mit  tttoa  4000  Seelen 
fld^  onfd^loffen.  (Sgl.  SBangemonn,  Sieben  ©üd^er 
jnxupifÄer  iHrd^engefd^id^te,  3  93be.,  ©erlin  1859; 
3.  C).  ÄurJ,  Äird^engefd^id^te,  11.  «ufl.  1890, 
§§  176.  190.  193.)  [ö.  gfunf.] 

(^uMinns  (SeobowinuS),  b  er  1^1.,  Stifter  bcr 
«btei  ÜJlettlod^  unb  ßrsbifd^of  Don  Xrier  (698  bi§ 
713),  flammte  auS  einem  ber  Domel^mflen  ©e» 
fd^Ied^ter  be§  3fran!enlanbe§,  ba§  t)on  feinen  93io« 
grapl^en  auf  bie  fränfifd^en  Äönige  jurüdtgefül^rt 
toirb.  S)ie  ^erüonagenben  Einlagen  beS  ® eifteS  unb 
§erjenS,  toomit  bie  Statur  i^^n  ouSgeftattet,  ge= 
langten  unter  ber  forgfältigen  grjiel^ung  feiner 
frommen  6(tem,  ©ertoinuS  unb  ©unja,  fottjie 
feines  l^eiligen  Ol^eimS,  beS  trierifd^en  Sifd^ofS 
93afinuS,  ju  fd^önfter  Entfaltung.  S8on  feinem 
Äönige  ju  ben  l^öd^ften  SIemtem  unb  äBürben  er» 
^oben,  im  93eflje  großer  Seid^t^ümer  unb  einer 
tortrefflid^en,  tugenbl^aften  ©attin,  fonnte  Sut» 
toinuS  bennod^  in  biefen  ©ütem  nid^t  bie  ttjal^re 
3ufriebent)eit  finben;  auf  §)ö]^ereS  unb  SeffcreS 
toar  fein  §erj  gerid^tet,  unb  er  befd^lo^,  ber  SBelt 
%ani  unb  gar  $u  entfagen,  um  fid^  auSfd^Iie^Iid^ 
@$ott  unb  bem  Streben  nad^  SSottfommcntieit  ju 
n)ibmen.  3n  bem  fd^önen  Sl^ale  oon  OJlettla^, 
tttoa  40  km  füblid^  Don  Srier  an  ber  Saar  ge» 
legen,  brad^te  er,  nad^  ber  Segenbe  infolge  eines 
©efi^teS,  fein  lange  gehegtes  Sorl^aben  jur  ^uS» 
fül^rung.  §ier  erbaute  er  juerft  ein  Oratorium  ju 
6^ren  beS  |l.  S)ionQfiuS.  ®er  Sag  ber  ginttjeil^ung 
beSf  elben,  ber  9.  October,  würbe  aud^  in  fpäterer  Seit, 
infolge  eines  Don  Derfd^iebenen  trierifd^en  Sifd^öfen 
ber  abtei  gegebenen  ober  erneuerten  Privilegiums, 
In  einer  eigentt)ümlid^en  SBeife  gefeiert,  inbem  nid^t 
n)eniger  als  76  namentlid^  benannte  ^faneien  auS 
ber  Umgegenb  an  jenem  Sage  bortl^in  ju  maH« 
fal^rten  oerpflid^tet  waren,  ein  ©ebraud^,  ber  fii 
bis  l^eute  als  ein  freiwilliger  erl^alten  l^at,  nur  baj 
bie  SBattfal^rt  auf  ben  Sonntag  oor  $fingften  t)er= 
legt  worben  ift.  S)iefem  Oratorium  folgte  ber  93au 
eines  ÄlofterS  unb  nod^  jweier  Äird^en,  öon  benen 
bie  Heinere  bem  1^1.  $etruS,  eine  größere  Sapfa 
ber  aDerfeligften  Sungfrau  gewibmet  war.  ®ie 
Seit  ber  ©rünbung  ber  Sbtei  ÜJlettlad^  wirb  in 
bie  3a^re  695 — 698  ju  fejen  fein.  Senebictiner 
waren  eS,  benen  SutwinuS  feine  aud^  mit  reid^em 
©runbbefil  auSgcftattete  Sd^ö})fung  übertrug,  unb 
nad^  bem  Sobe  feiner  ©attin  jog  er  J\i)  felbft 
bortl^in  jurüdf,  um  als  einfad^er  TOöndj  ba|elbft 
feine  Sage  ju  bef daliegen.  3nbe^  !ann  fein  9lufent= 
tialt  im  ff lofter  nur  hirje  3cit  gebauert  l^aben,  ba 
er  als  ber  9lad^folger  feines  Of eimS  SaftnuS  auf 
bem  erjbifd^öflid^cn  Stul^le  oon  Srier  fd^on  am 
1.  Sloüember  698  eineUrfunbe  unterjeid^net  (Hont- 


heim,  Hist.  dipL  Trev.  I,  90).  ®ie  grjöl^lung 
feiner  Siograp^en  (Gest.  Trev.  I,  71),  ba^  er 
aud^  Sugleid^  ©ifd^of  t)on  9teimS  unb  Saon  ge« 
wefen,  ift  nad^  ben  SSollanbiften  (AA.  SS.  Sept. 
Vin,  164  sq.)  in  baS  SReid^  ber  Segenbe  m  Der« 
weifen,  ba  er  in  ben  93ifd^ofSliftcn  biefer  ftird^en 
nid^t  erwähnt  wirb,  unb  ba  für  SeimS  aud^  feft« 
fte^t,  bafe  SU  biefer  3cit  ber  1^1.  SRigobert  (692 
bis  717)  auf  bem  bifd^öflid^cn  Stul^le  fafe.  Subefe 
fann  man  jugeben,  bafe  Sutwin  an  lejterem  Orte 
im  3.  713  ftarb.  95on  l^ier  brad^ten  bie  Srierer 
feinen  Seid^nam  nad^  feiner  SSifd^ofSftabt  ^urüdf, 
um  il^n  bafelbfi  beijufe^en.  ^IHein  —  fo  l^eifet  eS, 
wie  in  fo  Dielen  anberen  fiegenben  Don  ^eiligen  — 
eS  war  nid^t  mdglid^,  baS  Sd^iff,  weld^eS  il^n  trug, 
an^S  Ufer  ju  bringen,  fo  ba|  man  auf  ben  ®e- 
banfen  fam,  eS  ftd^  felbft  ju  überlaffen;  unb  nun 
wanbte  eS  f\ä),  wie  Don  unfid^tbarer  §anb  geleitet, 
fhomaufwärtS  nad^  JKettlad^  ju,  wo  eS  Don  felbft 
an'S  Ufer  trieb  unb  fülle  lag.  §ier  fanb  ber  Stif- 
ter ber  abtei  feine  le|te  Sul^eftätte  in  ber  «ofllüa 
ber  aDerfeligfien  3nngfrau.  S8on  Dielen  35Bunbem, 
bie  an  feinem  ©rabe  fotten  ftattgefunben  l^aben, 
berid^tet  ber  K^ronift  beS  fflofterS  (Miracula 
S.  Lutwini,  Mon.  Germ.  SS.  XV,  2,  1261  ad 
1268).  3m  3.  1494  lie|  ^bt  S^ilmann  bie  ©e- 
beine  in  ein  anbereS  ©rab  übertragen,  unb  Don 
biefem  rül^rt  aud^  Dietteid^t  bie  Don  Srowcr  (AnnaL 
Trev.  I,  363)  mitgetl^eilte  ©rabf(^rift  ^er,  in 
weld^er  il^m  mit  Unred^t  bie  nie  Don  il^m  befleibete 
SlbtSwürbe  beigelegt  wirb. 

6in  eigentpmlid^eS  SSerl^ältni^  war  eS,  in  wel- 
d^eS  Sutwin  bie  Slbtei  SDlettlad^  ju  ben  trieri« 
fd^en  Sifd^öfen  fe|te,  inbem  er  fie  mit  all  il^ren 
feepfeungen  unter  bereu  ©ewalt  ftettte.  ®ie  auf 
i^n  folgenben  Sifd^öfe  werben  aud^  sugleid^  als 
Siebte  Don  3Kettlad^  bejeid^net.  «IS  fold^e  fül^rt 
ber  K^ronift  beS  ftlofterS  SBeomab,  SRid^bob,  §etti, 
Sl^ietgaut ,  Sertolf  unb  JRatbob  an.  9lud^  §ont- 
l^eim  (1.  c.  I,  74)  fagt:  quod  (coenobium  Medio- 
lacense)  Trevirensium  Pontificum  quoddam 
veluti  Seminarium  factum  est.  S)aS  fann  aber 
nid^t  in  bem  Sinne  Derftanben  werben,  als  feien 
bie  ©enannten  Dor  il^rer  6r!^ebung  auf  ben  erj- 
bifd^öflid^en  Stul^l  Siebte  Don  JJlettlad^  im  eigent« 
lii)tti  Sinne  beS  SBorteS  gewefen.  Slid^bob  warb 
als  Slbt  Don  Sorfd^  jum  grjbifd^of  Don  Irier  er« 
wäblt;  Don  aScomab  l^ei^t  eS  bei  §ont]^eim  (1.  c.  I, 
120,  not.  b):  Fuerat  ante  S.  Maximini  abbas. 
SBcnn  bie  Setreff enben  alfo  Siebte  genannt  werben, 
fo  fann  baS  wol^l  nur  bal^in  Derftanben  werben, 
ba^  nad^  ber  SScftimmung  SutwinS  ber  jebeS« 
malige  Sifd^of  Don  Srier  als  fold^er  aud^  Slbt  Don 
TOettlad^  war.  S)arauf  beutet  aud^  l^in,  bafe  ber 
Kl^ronift  in  ben  Miracula  fagt,  bie  grjbifd^öfe 
l^otten  kröpfte  unter  fid^,  wcld^e  3Kcttlad^  regierten. 
§atte  Sutwin  burd^  bie  Stellung,  wcld^e  er  ÜRctt« 
lad^  gab,  etwa  ben  3tt)crf  Dcrfolgt,  feiner  Stiftung 
einen  ftarfen  Sd^uJ  ju  fidlem  unb  für  i^r  matc« 
rielleS  unb  geiftigeS  SBol^l  bcftenS  Sorge  ju  tra« 
gen,  fo  würbe  bcrfelbe  fcineSwcgS  immer  eneid^t 


sss 


SusetnButg. 


354 


foSi  man  bem  Serfaffet  ber  Miractda  (glauben 

fd^enkn  boxf .  3)erfelbe  fd^Ibert  gerabe  bie  Qtit, 

m  toeU^  SRetÜaiJ^  unter  ben  trierifd^en  St)» 

KjdfiUtn  poid),  Ott  eine  nienigfiend  in  materiellet 

^infid^  für  bie  Hbtei  unglüdlid^e,  „ba  ein  jieber 

iNm  il^en,  looS  il^nt  am  liebflen  nmr,  ouS  bem 

iRoßcr  no^m  unb  bie  Srmut  beS  93iSt]^um8  ouS 

bem  tUberflul  beS  ftCoflerS  bedte",  md^renb  er 

aibemfeitS  (mä^  pglei(i^  gejlel^t  ba^  unter  il^nen 

wodi  langt  S^i  l^inburd^  Sugenb  unb  SBiffenfd^aft 

bin^len.    Sod^  mu^  bestteifelt  »erben,  ob  alle 

9if<^fe  jenen  Sommrf  t)erbienten.  Stotbob  (883 

bü  915)  fc^eint  oUerbingS  feine  gro^e  $retgebtg> 

feit  gegen  anbere  iHöjler  jum  Xl^eil  auf  Soften 

VtMa^  geübt  }u  ^ben^  fo  ba|  bie  Unsufrieben» 

bot  ber  9tSnd^  unter  i^m  jmm  offenen  ^iuSbrud^e 

to«.  Der  bamolige  ^ropft  Sdbert  protejHrte  gegen 

biefe  Seeintrdd^pungen  als  bie  Sted^te  be§  er}> 

bifd^ofS  ubcrfd^ttenb^  to^fyäb  er  t)on  le^terem 

femer  €telle  entfe^  mürbe.  S)ur(!^  SSermittlung 

bd  $c^pe3  nnb  ftdnigd  ftorl  be§  2)id(en  erhielt 

er  {ebod^  feine  SBürbe  mieber^  unb  eS  mürbe  bem 

CiSb^^  onfgetogen,  nid^t  nur  Don  ferneren  99e» 

f^äbigmmen  ber  äbtei  absuftel^en,  fonbem  il^r 

mid^ba8(&itnffene}urüd()uer{)atten.  9lod^@d^Itm« 

aercS  ober  erfu)^  bie  ^tei  unter  bem  trieri« 

Mn  8icd>onrinuS  SBicelinuS,  ber  fie  in  fold^er 

Setje  bdnrudtte  unb  plänberte,  ba^  bie  grö|te  Sr« 

■Bt  nnb  9lot^  unb  infolge  beff en  aud^  $erf aS  ber 

Hdjletlid^  Saift  unb  €itte  eintrat.  93effer  mur» 

bm  bie  Sufionbe  unter  Srgbifd^of  Slotbert  (930 

M  941).  er  I58te  bad  bisberige  93erbaltni|  ber 

ntei  f;m  er^bifd^bflid^en  €tub!e  t)on  Srier  unb 

gab  t^  eine  felbpnbigere  Stellung  unter  einem 

ebnen  Sbte.  Segeid^nenb  für  ben  tiefen  SßerfaU 

Shtfla^  jn  biefer  3eit  ift  ber  Umftanb^  ba^ 

Sotbert  unter  ben  SRönd^en  ber  ^tei  feine  fßer» 

fMßd^feit  fonb,  meld^er  er  bie  Steform  auDer« 

tnmen  fomtte;  fo  erbat  er  ftd^  eine  fold^e  aud 

kern  fflofier  3nben  ((Somelimänfier)  bei  Sad^en 

m  bem  Sbte  Statmid^  941.    URit  Slatmid^  be* 

9nn  bie  Slntejeit  ber  «btei.  unb  mit  mt  92t}0  n. 

n  1095  erreid^te  biefelbe  i^r  (Snbe.  S)ie  bier- 

Kt  bejeUbiete  Seriobe  ifi  }ugleid^  bie  3eit  eines 

regen  rniffmfd^ftlid^  €trebenS.  Unter  Slatmid^ 

mß  mld>  als  beroorragenber  Se^rer  an  ber  JHofter« 

Ntnie  (SennanuS  genannt^  „ber  gele^rtefte  ^Rarnt 

«Kit  sab  breif.  TOetßad^  9R5nd^  merben  nad^ 

SeiiiS  fu  bem  berübmten  ®erbert,  bem  fpötem 

fopiß  Splbefier  IL,  gefanbt,  um  bei  i^m  fid^ 

Sif^fd^  anjueignen,  unb  ®erbert  bleibt,  mie 

ctayÄie  Sriefe  beSfelben  }eigen,  in  regem  SSerlebr 

mü  ber  Sbtei,  bef onberS  mit  bem  gelehrten  Stemi» 

gim,  bem  todtem  9bte ;  le^teren  f öS  f elbft  jf aif er 

Ctto  m.,  Herberts  ^reunb  unb  @(bfiler,  nad^  bem 

8eri^  mm  ZritbemiuS  unb  93romer  in  einem  ® e> 

M^  gefeiert  bakn.  2>er93erfa{fer  berMiracula 

Wlbtd  übn  c^S  einen  Sebrer  tum  fold^m  Stufe, 

M^  tüOt  9R0nd^  nnb  SIerifer  auS  allen  %i)nUn 

Hinhaf  ficb  um  feinen  Sebrflubl  fd^aarten  . . . 

nb,  no^  ^onfe  }urudFgefebrt^  bie  iflaißaxn  unb 


alle  ®egenben  ®aQienS  mit  bem  Sid^te  ber  ÜRett« 
lad^cr  ^flansfd^ule  burdjgoffen*.  —  ^at  bie  ®e* 
d^id^te  ber  9btei  in  ber  tjfolgejeit  aud^  nid^t  be- 
onberS  bert)orragenbe@))od^enober  berühmte  SRän- 
ner  }u  t)er3eid^nen,  fo  famt  bod^  ibr  3ufianb  in 
fittlid^er  unb  religibfer  ^infid^t  im  9ÜD[gemeinen 
als  ein  günftiger  betrad^tet  »erben  ^  3«iten  tiefen 
93erfaIIeS  laffen  fld^  menigftenS  md^t  nad^meifen. 
3n  ber  fransöftfd^en  9tet)oIution  entging  fie  nid^t 
bem  Soofe^  baS  aud^  bie  übrigen  religiöfen  ®e« 
noffenfd^aften  traf.  S)er  iejt  nod^  bcftc^enbe,  im 
3. 1728  begonnene  S3au  battc  1772  feine  Sott- 
enbung  nod^  nid^t  eneid^t.  SIS  ein  merfmürbigeS 
unb  fd^öneS  S9aubenfmal  auS  bem  Snbe  oeS 
10.  SabrbunbertS  ift  nod^  ber  aDerbingS  in  ein- 
zelnen Sb^il^  reftaurirte  fogen.  „alte  Sburm" 
geblieben.  (93gl.  Sager,  Urfuiü>lid^e  ©efd^id^te  ber 
mtei  gKettlad^,  Irier  1875,  mofelbft  bie  Duetten 
im  ßittjelnen  angeführt  flnb.)  [Sager.] 

(^nimHxtf  §au))t|iabt  beS  gleid^namigen 
Qixo^'f^ttiOQtfyim^  unb  ein  bem  römifd^en  Stubl, 
Dielmebr  ber  ^ropaganba  unmittelbar  unterftettteS 
99iStbum.  I.  @tabt  unb  Sanb  Suiemburg  der» 
banft  feinen  Urfprung  unb  92amen  einer  auf  bem 
nadtten  ^elSDorfprung  jmif d^en  ben  SBinbungen 
ber  Stjett  errid^teten  99urg  Sucilenburd^,  b.  b* 
„fleine  Surg",  fpoter  „Süfeelbura",  feit  ber  SBlitte 
beS  16.  3abrbunbertS  cÄer  „Sujemburg"  gc» 
fd^rieben.  S)er  fränfifd^e  öauSmeier  ftarl  SKartett 
fd^enfte  738  bicfc  »urg  ber  «btei  ©t.  aRajimin 
5U  Srier.  SDurd^  Saufd|  gegen  anbere  ®üter  er- 
marb  @tegfrieb,  ein  in  ben  ^rbennen  unb  an  ber 
©aar  unb  SDlofcI  begüterter  ®raf,  963  baS  alte 
@d^Io|  Sudlenburd^  unb  erbielt  bei  9lbh)efenbeit 
Otto'S  beS  ®ro6en  oom  Steid^Dermefcr  95runo  bie 
Srlaubni^,  für  fein  Sanb  nad^  ber  Surg  ben 
9lamen  einer  ®raffd^aft  Sü^elburg  an^unebmen 
(Berteis,  Hist.  Luxemb. ,  ed.  Brimmejr  et 
Michel,  38).  ©iegfriebS  crfte  ©orge  mar  bie 
SBteberberftettungbeS  oaufättig  gemorbenen  ©Stof- 
fes;  er  mad^te  barauS  ein  tü(btigeS  SBottmerl  gegen 
bie  Singriffe  auSmärtiger  Qfeinbe.  ®ie  jablret(|cn 
^anbmerfer  unb  99auem,  bie  er  }ur  ßrbauung 
beS  ©d^loffeS  unb  ^ur  SuSrobung  ber  umliegen- 
ben  SBalbungen  berief,  liefen  fid^  auf  ber  mcftlid^ 
ftd^  bi^ii^b^nben  Sbene  unb  am  Su|e  ber  93urg 
nieber,  unb  fo  legte  ©iegfrieb  ben  ®runb  jur 
Oberftabt  unb  ju  ben  iBorftübten  Slaufen  unb 
fßfaffentbal.  SDerf^fifd^marftmit  ben  umliegenben 
®ebäuben  bilbete  bie  erfte  ?[nlage  ber  Oberftabt, 
bie  ber  ®raf  mit  SRingmauer,  ®raben  unb  jieben 
Xbfirmen  befeftigen  liefe.  Slud^  für  bie  religidfcn 
Sntereffen  ^at  ©iegfrieb  auSreid^enb  gef orgt.  3u* 
folge  einer  bem  Ausgange  beS  10.  SabrbunbertS 
angebörenben  9loti5  lief  ber  ®raf  am  5.  unb 
6. 9loüember  987  burd^  ben  ©rjbifd^of  ßgbert  Don 
Syrier  in  castro  Lucilenburco  eine  jf  apette  unb 
eine  größere,  mit  mebrcren  Slltären  unb  geräumi- 
ger ftr^^jta  öerfebene  ©afilifa  einmeibcn  (Mon. 
Genn.  SS.  XV,  2,  1282).  ®iefe  beiben  ©otteS« 
böufer  bienten  UHxbrfd^einlid^  t)on  ba  an  ber  Ober* 

12 


865 


SusemButg. 


85« 


ftabt  unb  ben  Unterftöbten  als  ^forrfird^e^  idö^» 
tenb  t)orIäufl9  bie  übrigen  Säetoo^nerbet  Umgebung 
t^eilS  gu  äBeimerSürdQ,  tl^eitS  ju  ^oUeri^  ein« 
ge))farrt  blieben.  SBteUeid^t  l^ot  ein  in  biefer  93a« 
^lila  }u  ©^ren  bed  l^eiligen  ßi^engelS  SRid^ael 
confecrirter  ^Itar  9nla^  gegeben,  bie  ]päitt  an 
biefer  ©teEe  erbaute  ^farrfird^e  @t.  aRidftetöfird&e 
}u  l^ei^en,  meldten  92amen  fte  jeM  nod^  trägt.  S)ie 
Sorftobt  ®runb  l^atte  bereits  früher  in  ber  @t.  Oui« 
rinSfopeSe  ein  eigenes  ^eüigtl^um,  baS  UHil^rf d^ein« 
lid^  aus  frönfif d^er  Stii  l^er  batirt.  ®er  mit  il^rem 
Urfprung  ber  @tabt  aufgebrühte  religiöfe  Sl^a« 
ralter  blieb  il^r  au(^  in  ber  infolge  gemalert.  3ur 
©ül^ne  einer  an  bem  Si^bifd^of  ©berl^arb  Don 
Xrier  Derübten  ®emattt^at  grünbete  ®raf  ff on« 
rab  L 1083  auf  bem  ^lateau,  auf  bem  baS  @d^to| 
ftenb,  ein  aSenebictinerflofier,  baS  toegen  feiner 
prad^tDoKen  jtird^e  htnmeg  SIbtet  SRünfier  ge- 
nannt würbe.  3n  ßrrid^tung  frommer  Stiftungen 
wetteiferten  mit  bem  ®rafen  aud^  bie  ^Bürger.  9D[S 
bie  93ek)ölferung  ber  Oberftabt  immer  ^unal^m, 
mar  eine  Erweiterung  ber  Slingmouer  geboten,  bie 
nunmehr  }w5lf  %})wcmt  entfielt  unb  fid^  nad^ 
2Beften  bis  }um  l^eutigen  SBiJD^elmSpIal  unb  ber 
@rabenftra^e  erftredte.  Salb  nad^l^er  erbaute 
§einrid^  ^egelon,  ein  frommer  SSürger,  1120  als 
jweite  ^fanfird^e  bie  ©t.  TOcolaus6r(^e,  bie  un« 
geföl^r  ben  $Ia|  einnal^m,  auf  bem  je^t  baS  Stam' 
mergeböube  fie$t.  Unter  bem  friegerifd^en  ®rafen 
^einrid^  IV.  (1186—1196)  würbe  bie  ©tabt 
wieber  Dergrögert  unb  derfd^önert.  2)aburd^  würbe 
$Ia|  gewonnen,  ba|  unter  ber  glanjDoIIen  Sie« 
gicrung  ber  eblen  grmefinbe  (1196 — 1246)  fld^ 
bereits  im  %  1223  bie  t$franciScaner  in  ber  @tabt 
nieberlaffen  unb  balb  barauf  ein  ftlofter  auf  bem 
je^igen  9Bi%ImS))Ia|  (ffnobeler)  begleiten  tonn- 
ten. 2)ie  2)ominicaner  würben  im  %  1292  burd^ 
Seatrij,  ©ema^^lin  beS  @raf en  §einrid^  VI.,  nad^ 
Suj^emburg  berufen  (Berteis  242).  92ad^bem 
Unterer  in  ber  @d^Iad^t  bei  SBorringen  1288  einen 
rul^mooUen  2:ob  gefunben,  übemal^m  99eatns  bei 
ber  aßinberiöl^rigfeit  i^reS  ©ol^neS  ^einrid^  bie 
Seitung  ber  ©efd^öfte.  Sie  tl^at  bic|  mit  ebenfo 
Diel  ©efd^idE  als  Sinftd^t.  3)abei  Demad^Iöfftgte 
jie  bie  Si^iel^ung  il^rer  ffinber  feineSwegS.  Siner 
il^rer  ©öl^ne,  SlamenS  ©albuin,  würbe  1308  6rg« 
bifd^of  t)on  Srier  (f.  b.  «rt.  I,  1883)  unb  jeid^- 
nete  ftd^  nid^t  weniger  auS  burd^  ben  ©tauA  feiner 
Zugenben,  als  burd^  firaft  unb  ßntfd^iebenl^eit 
in  ber  ^ül^rung  feines  oberl^irtlid^en  9mteS.  San! 
feinen  SSemül^ungen  würbe  fein  93ruber,  ®raf 
^einrid^,  für)  nad^l^er  in  ^ranffurt  einftimmig 
)um  ffaifer  gewöl^It  unb  am  6.  Januar  1309 
als  ^einrid^  VTE.  ju  Slad^en  gefrönt,  ©eine  ®e« 
mal^Iin,  bie  ffaiferin  SKargaretl^a,  unterHefe  nid^t, 
biefeS  rul^nwolle  Ereignife  burd^  eine  fromme  @tif « 
tung  in  ber  SSaterftabt  ifreS  ©emal^lS  ^u  Derewi« 
aen.  SereitS  1308  äufeerte  fie  ben  SBunfd^,  in 
Sujemburg  eine  ffird^e  fammt  einem  §)oft)itaI,  in 
weld^em  bie  armen  flranfen  §ilfe  fönben,  auf 
eigene  ffoften  erbauen  ju  laffen.  2)er  ffaifer  er« 


Hörte  ftd^  einDerfhnben,  unb  beffen  Sruber,  Sr)- 
bifd^of  93albuin  t)on  Srier,  genelgmigte  ben  $Ian. 
SDie  JHrd^e  warb  bem  1^1.  Sol^onn  93at)tifi  geweift 
unb  am  6.  Sanuar  1310  t)on  feibifd^of  93albuin 
confecrirt;  fte  biente  feitbem  ber  SiorftaDt  ®runb 
als  ^fanfird^e.  2)aS  baju  ge]^örige^of))itaI  tonxbt 
gleid^faUS  erbaut^  botirt  unb  in  ber  infolge  burc^ 
milbe  @aben  Dieffad^  bereid^ert.  2)ie  Srl^ebung 
ber  Su^emburger  @lrafen  auf  ben  beutf d^en  ftaifep- 
tl^ron  brad^te  bem  ©tammtanb  Su^emburg  wenig 
Sortl^eile.  ©d^on  ftarl  IV.,  ©ol^n  3o]^annS  beS 
Slinben  unb  Snfel  ^einrid^  VII.,  Dermod^te,  ha 
er  0II5U  fel^r  mit  SDeutfd^Ianb  unb  SJöl^men  be« 
fd^öftigt  war,  bie  ®raffd^aft  Su^emburg  nid^t  in 
il^rer  Do&en  ^ntemtöt  p  bewol^ren ;  er  übergab 
nad^  ad^tlöl^riger  sBerwaltung  feinem  99ruber  äBen- 
jeSlauS  nur  ein  verringertes  Srbe  unb  fud^te  rUpx 
baburd^  }u  entfd^übigen,  bafe  er  1354  baSfelbe  )tt 
einem  ^er^ogtl^um  erl^ob.  S)od^  balb  l^örte  Su^em- 
burg  unb  baS  neue  ^ergogtl^um  auf,  burd^  ein« 
l^eimifd^e  f^ürfien  regiert  }u  werben.  6S  fam  |u- 
nöd^ft  1444  unter  burgunbifd^e,  bann  burd^  bie 
^eirat  ^^üippS  beS  ©d^önen,  beS  ©ol^neS  2Ra£i« 
milianS  unb  ÜJlarienS  Don  Surgunb,  mit  Sol^anna 
t)on  Saftilien,  ber  Srbin  ber  f))anifd^en  Jhone, 
1502  unter  öfterreid^ifd^-f))anifd^e  unb  )ule|t  burd^ 
ben  t^rieben  Don  Utred^t  1714  unter  öjterreid^ifd^ 
beutfd^e  ^errfd^aft. 

SBöl^renb  ber  fd^weren  jfömpfe,  bie  mit  bem 
93eginne  beS  16.  Sal^rl^unbertS  über  Suropa  l^er« 
einbrad^en,  bewalde  Su^emburg  baS  i^m  Don  fei« 
neu  ®rafen  aufgebrüdCte  ®e))röge.  2[nSbefonbere 
traf  man  in  Su^emburg  wirffame  Snflalten,  um 
ber  ^örefte  Sutl^erS  einen  3)amm  entgegen)ufe|en. 
3m  3.  1594  würbe  baS  SefuitencoSegium  ge- 
grünbet,  1634  nod^  ein  gf^ügel  an  baSfelbe  an- 
gebaut, in  bem  \\ä)  je|t  baS  ^riefierfemtnar  be- 
finbet.  Swifd^en  ben  Salären  1613  unb  1618 
entftanb  bie  3efuitenfird^e,  ie^t  ff atl^ebrole.  3m 
3a|re  1621  würbe  baS  ffapuainerflofter  unb  1630 
bie  ffapujinerfird^e  enid^tet.  3m  3. 1625  legte 
ber  3efuit  3ctcob  SBrocquart  ben  ®runb  ju  ber 
iUhtttergotteSfapelle  Dor  bem  el^emaligen  9leut]^or. 
2)ie  Srbauung  beS  ff lofterS  ber  Kongregation  f  öEt 
in'S  3a]^r  1627;  im  folgenben  3a|re  würbe  bie 
SongregationSfird^e  (ie|t  proteftantifd^e  ffird^e) 
aufgeführt.  3m  %  1662  würbe  bie  ^rad^tDoÜe 
t^franciScanerfird^e  auf  bem  SBiD^elmSpIa^  erbaut; 
^e  war  Su^emburgS  geröumigfte  unb  bequemfi 
gelegene  ffird^e,  würbe  aber  leiber  1830  abgebro» 
$en.  SuS  SDanfbarfeit  für  bie  93ewa]^rung  ber 
©tabt  Sujemburg  Dor  ben  ©d^redtniffen  ber  fran- 
5öftfd^en  ffriege  unb  jum  fernem  Seiftanbe  gegen 
ber  geinbe  Angriffe  erwöl^Ite  bie  ©tabt  1666, 
im  StnDerftänbnife  mit  bem  ^rinjen  Don  Cbi- 
mat),  ®ouDemeur  Don  Su^emburg,  bie  ^eUtge 
3ungfrau  SKaria  unter  bem  litel  ^Sröfierin  ber 
Setrübten"  jur©d^u^atronin;  je]^3al^te  fpdter 
würbe  fie  in  ber  ®eneralDerfammIung  ber  brei 
©tönbe  5ur  Patronin  beS  ganzen  SanbeS  gewäl^It. 
3ugleid^  würbe  bie  „OctaD"  eingefü)^,  bie  feit 


357 


Su^emburg. 


S58 


1741  mit  Um  irierten  Sonnlag  nad^  Oflem  6e« 

aiimt  unb  am  barauffolgtnben  Sonntag  mit  ber 

Dctu^m  SRuttergotteSproceffion  fc^tie^t  @eit- 

fj/tt  blieb  Jene  gfeier  ein  mol^red  9lationaIfeft^  baS 

nngefd^iDä^t  no^  l^e  fortbefiel^t   3ur  Pflege 

ber  annen  ftranlen  }tt  ßaud  unb  im  ^ofpitol  be» 

rief  eine  ebk  3)ame,  ^aria  3om.  im  3. 1672 

Clifdbet^erinnen  ouS  Sad^en.  Um  biefelbe  3^it 

oQo^  UM)  ber  30j[öl^rige  Arieg  mit  feinen  ®ceueln 

Soitf^Ianb  Derl^eorte  unb  t^ranheid^  in  S^erBin* 

bmg  mit  bem  colirinijlifc^  ^ollonb  baS  Su^em- 

fair^  Sonb  mit  Arieg  äber}og,  liefen  bie  Su^em- 

hager  bie  religiöfen  3nfKtute  laSj/iitiä)  auffommen, 

Ott  ebenfo  oiefe  2>ämme  gegen  bie  ^ärene.  SBie» 

bei^t  mürbe  Sucemburg  möl^renb  biefer  Jhtege 

DOB  bcn  Sroniofen  eingenommen ;  aber  bie  Occu» 

IN^ion  mar  nie  oon  langer  Sauer,  me^l^alb  ber 

Wtfitt  mit  Slmlfid^t  auf  bad  bourbonifd^e  Sa> 

Ki&iiiDap)>en  Sucemburg  fagen  laffen  fonnte: 

.3^  bin  idb,  uiü>  Silien  oebeil^en  nimmer  auf 

gdfen."  Zief greif enber  für  Susemburg  maren  bie 

Solgen  ber  franjöftfd^en  Steoolution.  %xi  10. 3uni 

1795  ^  bie  dfterreid^ifd^e  Sefa|ung  au§  ber 

$e^g,  unb  bamit  enbigte  bie  5flerreid^ifc^e  ^err- 

f^  im  ^erjogtl^m  fiui:emburg.  3e|t  trat  eine 

3eit  fernerer,  l^oder  Prüfung  ein.  ^ie  ^rangofen 

Gifteten  bie  Xeligion,  bie  l^ier  ftetd  l^eilig  gel^alten 

iDorben  mar,  unb  führten  il^re  „SSemunftreligion" 

eil.    Sie  Hvcä^  mürben  gefc^Ioffen^  9Itdre^ 

ftaniel,  &\odtn  l^inauSgemorfen,  bie  ffreuje  ab» 

genommen.  Sie  Alöfter  imb  Die  3uf(ud^tS]^öufer, 

wüdnt  bie  oerf  d^iebenen  Sbteien  beS  ^ergogtl^umS 

ia  ber  ^au)>t|bibt  litten,  mürben  auf gel^oben  unb 

qI§  Sotunutleigentl^um  grö^tentl^eifö  um  ein  Bpoü» 

geO)  oerfduft    9ud^  bie  obenermal^nte  SOtutter» 

gotteSfotdle  mürbe,  naci^bem  biefelbe  in  ein  Sd^Iad^t' 

(osft  umgemonbett  morben,  fp&ter  abgebrod^en. 

Qflterbeffen  führten  bie  ^rangofen  an  il^ren  t^feft» 

tagen  bie  SSemunftgöttin,  einen  Stein  ber  IBaftiHe, 

einen  ^ßitg  u.  f.  m.  in  ber  Stabt  uml^er.    Sie 

Siiil^ttftrd^  mürbe  als  Ütationaltl^eater  etngerid^« 

tct  imb  biente  gleid^eitig  afö  Secabentem))el.  Sei* 

te  mmrbe  burd^  bie  gemaltfamen  SSorgdnge  feit 

ba  fromöfifd^  Steoolution  aud^  baS  religiöfe 

Beben  fe$r  gefc^äbigt  unb  oerflad^t.  Sie  Supern» 

hnrger,  bie  bo<4^  als  Sofep)^  IL  ba§  2:ragen  beS 

dnoboibilbefi  bei  ^roceffionen  verboten  l^atte, 

baSjdbe  bamalS  in  einem  2Bagen  l^erumgefül^rt 

totten,  hielten  bie  StuttergotteSproceffton,  bie  ju» 

kjd  1795  mäl^renb  ber  93elagerung  [tattgefunben, 

ap  im  3. 1810  mieber  ab,  obgleid^  fd^on  feitl804 

bff  fat^Iifd^  SuItuS  mieber  ju  freier  ^Sübung 

gdangt  mar.  3nfoIge  beS  SBtener  93ertrage§  oom 

9.  Simi  1815  mürbe  baS  Susemburger  Sanb  gum 

OmUcqogt^um  erl^oben,  al§  ein  unabhängiger 

&ad  hm  beutfd^  Sunbe  einverleibt  unb  an  ben 

fiaig  ber  SKeberlanbe  abaetreten.   Sie  ^^ftung 

Siqcraibiirg  mürbe  utr  93unbe§feftung  erflört  unb 

o^tt  einen  ))reu|ifd^9RiIitörgouoerneur.  IBeim 

IiOm^  ber  Mgifd^  SleooIuHon  1830  blieb 

bie  ^fättptfUibt,  meldte  armirt  morben  mar^  aSein 


bem  red^tmä^igen  ^errfd^er  treu,  möl^renb  bad 
ftad^e  Sanb  jum  9nfd^Iu|  an  ^Belgien  genötl^igt 
mürbe.  So  mürben  Stabt  unb  Sanb  oon  einanber 
getrennt.  Somit  mar  bie  ^auptftabt  in  lird^Iid^er 
^ejiel^ung  in  eine  9lot]^lage  gebrad^t,  meld^er  ber 
opoftoHfd^e  Stul^I  baburd^  abl^If,  ba|  er  in  ber 
$erfon  be§  ^fanerS  oan  ber  9loot  einen  eigenen 
opoftolif d^en  SSicar  ernannte.  Sie|  mar  fär  Sucem- 
burg ber  erfte  Sd^rttt  gur  fird^lid^enSelbftönbigfeit. 
n.  »iStl^um.  Unter  ben  fär  bie  9HeberIanbe 
neu  5U  errid^tenben  iBtStl^flmem,  meldte  ^l^ilip))  ü. 
1559  «ßaul  IV.  in  SSorfd^lag  brad^te,  befanb  fid& 
mä)  Sucemburg.  ®an^  eigent^mlid^e  SSerl^ölt» 
niffe  liefen  bießrrid^tung  eines  S3l§t^um8  in  bie« 
fer  Stabt  al8  bringenb  notl^mcnbig  erfd^einen. 
Sie  ©ebietStl^etlc  nämlid^,  au§  meldten  bie  ©raf» 
fd^aft  unb  baS  nad^malige  ^ergogtl^um  Supmburg 
beftanben,  maren  oor  il^rer  ))olitifd^en  Sinigung 
in  fird^Itd^er  Öinfid^t  oerfd^iebenen  Siöcefen  ein- 
oerleibt.  Siefer  3ufianb  bauerte  aud^  nad^  ber 
})olitif d^en  ©tnigung  fort ;  bal^cr  fam  e§,  bafe  93i- 
f d^öf e  oerf  d^iebener  Siöcefen  im  ^ergogtl^um  Sucem- 
burg SuriSbiction  auSjuüben  l^atten.  93ei  SBeitem 
ber  größte  Sl^etl  ftanb  unter  bem  grjftift  irier. 
Siefem  gel^örten  bie  ^auptftabt,  femer  5  kleben- 
fiäbte  (©reoenmad^em,  ©d^temad^,  Srion,  Sie» 
fird^  unb  SSirton),  au|erbem  249  ^faneien  mit 
ebenfo  oiel  Succurfalen.  3n  einem  Sertrage  Dom 
3a]^re  1357  l^atte  SßenjeSIauS,  j^önig  oon  Sö^men 
unb  ^ttiOQ  Don  Susemburg,  bem  (Irgbifd^of  oon 
irier  freie  unb  ungel^inberte  SuriSbiction  in  bie- 
fem  ©ebiete  eingeräumt,  unb  biefer  Vertrag  mürbe 
im  3. 1548  gmifd^en  bem  SrgfKft  unb  bem^aufe 
Defierreid^  erneuert  (Würth-Paquet,  Becueü 
[manuscrit]  des  docnments  relatifs  au  projet 
d'eriger  un  evdche  dans  le  pays  de  Liixem- 
bourg,  1560—1790).  fjfemer  gel^örten  jum  SiS« 
tl^um  Süttid^  über  200,  ju  3Rti  44,  au  MeimS 
14,  gu  SSerbun  7  unb  ju  Äöln  3  Pfarreien  (ögl. 
BerÜiolet,  Eist.  eccl.  et  civile  du  duche  de 
Luxemb.vm,  1743,358.).  Sief e  3erf})Iitterung 
ber  f trd^lid^en  SuriSbiction  in  Sinem  ^ei^ogtl^um 
l^atte  o^enbar  il^re  9lad^t]^eile,  unb  md^t  minber 
bie  $otiti!  als  baS  geiftige  fBclf)!  feiner  Unter- 
tl^anen  Deranla^ten  ^l^ilipp  IL,  bie  ßrrid^tung 
eines  SiStbumS  in  Sucemburg  mit  Sifer  gu  be- 
treiben. Sen  erften  Sd^ritt  jur  SSermirflid^ung 
biefeS  ®eban!enS  tl^at  SOtargaretl^a  oon  $armo 
bereits  im  3. 1560.  Unter  bem^erjog  Don  9Iba 
mar  ein  DoKftänbiger  $lan  ausgearbeitet,  oon  $]^i- 
Ii|)p  U.  genel^migt  unb  im  3anuar  1 5  72  burd^  einen 
©efanbten  ben  Sifd^öfen  oon  Srier  unb  Süttid^  gur 
Smpfel^Iung  unb99efürmortung  mitgetl^eilt  morben. 
3iaä)  Sleu^erung  oerfd^iebener  IBebenfen  erflärten 
bie  beiben  ©ifd^öfe,  fte  mollten  fi^  ber  6ntf  d^eibung 
beS  ))ä|)ftlid^en  Stul^IeS  in  biefer  Slngelegenl^t 
ooüftänbig  fügen  (Bertholet  1.  c.  44).  Sleid^ 
zeitig  iebod^  beauftragten  fte  il^re  Renten  in  9iom, 
ben  $Ian  ju  l^intertreiben,  unb  bte|  gelang  il^nen 
aud^.  9lad^  bem  Sobe  ^l^ilippS  n.  übertrug  fßl^i- 
l\pp  m.  üon  Spanien  1598  feiner  Jod^ter  3fa- 

12* 


859                                                   Susemburg.  360 

6eIIa  unb  il^retn  ®ma^l  Gittert  t)ün  Oefterreid^  einftimmenbeS  ®utad^ten.  Mein  baS  ©egentl^eil 

Me  Stegterung  ber  9heberlanbe  unb  beS  t^erjog»  mar  ber  gfott.   ÜRit  @rünben,  bte  t)om  fitd^en« 

ifymH  fiusemburg.  Seibe,  ben  Su£em(urgem  fe|r  red^tltd^en  Stanbpunite  auS  unn)tberleg(ar  finb, 

gewogen,  nal^men,  »enngletd^  DergebenS,  ben  ^lon  bemeist  ber  SBerfaffer  bie  9lot^menbtgIeit  ber  St« 

ber  Srrid^tung  eineS  93tSt]^umS  bafelbft  toieber  auf.  rid^tung  eine§  SJiStl^umS  in  Su^emburg  unb  meint, 

am  15. 3R&q  1627  gab  ber  gräbifd^of  t)on  Srier  ber  Ihirfürft  t)on  Irier  muffe  felbft  feine  §anb  baju 

feinen  Slgenten  in  Som  feinen  anfd^auungen  ent»  anbieten.   6r  wibcriegt  eingel^enb  bie  entgegen» 

fpred^enbe  Snmeifungen,  erbat  ?iä)  jugleid^  bie  gefegten  ®ränbe,  bie,  „ol^ngeac^tet  fie  Don  einem 

Unterftü|ung  ber  er}bif (|5f e Don if öln unb ÜOtain)  angef eigenen,  geiftlid^en  unb  geleierten  SSerf affer 

unb  manbte  fid^  am  28.  ^ril  1627  an  ben  ^a^ft,  l^errü^ren''  (SBeil^btfd^of  ^ontl^eim),  bennod^  ^fo 

bomit  ol^ne  Slüd^prad^  mit  il^m  aber  ba§  in  Su»  feid^t"  erfd^ienen.  3n  Srier  mi^fannte  man  bie 

Semburg  gu  errid^tenbe  SSiStl^um  nid^tS  entf d^ieben  Xragn)eite  bief eS  ©utad^tenS  feineSmegS.  3n  einem 

würbe.  SereitS  l^atte  eine  öom  26.  Stpril  1627  aRinifierialüortrag  Dom  29.  9Rai  1786  |ei^t  eS: 

batirte  9nttt)ort  auS  9tom  bem  ßr^bifd^of  Don  «^Sd^  beforge,  ba^  a\i^  Abgang  guter  ®rünbe  man 

Irier  bie  SSerfid^erung  ertl^eilt,  ba^  feine  6ntf d^ei-  ber  ferrid^tung  eines  eigenen  SöiStl^umS  ju  Sujem» 

bung  erfolge,  o|ne  ba^  er  gel^ört  tt^ürbe.  3m  3.  bürg  mit  einem  guten  Srfolge  fid^  nid^t  entgegen- 

1687,  ate  ba§  ^rjogtl^um  }eittt)eiUg  unter  fran-  fe|en  bürfte.''   Sleid^ttol^I  bel^arrte  ber  Jhirffirft 

|öftf d^er  ^errfd^aft  ftanb,  tourbe  baS  ^oiect  neuer-  Don  2:rier  auf  feinem  Stanbpunite.  2)aS  Srfud^en 

bingS  angeregt,  aber  megen  ber  beftönbigen  Jhiege  beg  ©eneralS  Don  Soben}!,  entmeber  einen  9if d^of 

nid^t  ttieiter  Derfolgt,  bis  am  7.  @e))tember  1701  ober  bod^  einen  l^dl^em  Offidal  für  Su^emburg 

ber  ^roDinjialratf  Don  Sujcmburg  baSfelbe  mit  ju  geftatten,  fd^Iug  berÄurfürftam8.9R(fafj  1790 

regem  Sifer  in  bie  ^anb  na|m.  Slid^t  mit  Unred^t  ruiwweg  ab  (Dgl.  Würth-Paquet  1.  c).   9hir  }u 

erinnerte  ber  Statl^  u.  a.  an  bie  SuIIe  $aulS  IV.  rafd^  mürbe  aber  burd^  bie  franjöfifd^e  SleDoIution 

Dom  Saläre  1559,  moburd^mel^rere  neue  SBiStl^mer  bie  Sage  Derönbert.  S)a§  ^erjogtl^um  mürbe  aß 

in  ben  9HeberIanben  feien  errid^tet  morben;  aUe  ,,2BäIberbe))artement''  bem  franjiöftfd^n  Staait 

@rünbe,  bie  man  bamalS  l^ierfür  geüenb  gemad^t  duDerleibt  unb  in  ürd^Iid^er  SSqiel^ung  nad^  bem 

l^be,  f^öd^en  bo))))eIt  unb  bretfad^  aud^  für  bie  Soncorbate  Don  1801  ber  2)i5cefe  ^e^  unter- 

Srrid^tung  eines  ^SiStl^umS  in  Su^emburg.  3n«  morfen.   2)tefer  3uft<^b  bauerte  aud^  nad^  ben 

be^  erfud^te  ber  ßr^bifd^of  Don  Srier  am  25.  @e))>  Stipulationen  beS  SEßiener  SSertrageS  fort.    3n 

tember  1701  ben  Ißapft,  M  bem  fßroiect  5U  unber-  politifd^er  SBejiel^ung  mar  Su^emburg  Don  2)eutfd^« 

fe|en,  unb  am  22.0ctoberl701  antmortete  Sie»  lanb  unb  ^oHanb,  in  lird^Iid^er  ^inftd^t  Dom 

mens  XL,  i^m  feien  be^faKfige  Unterl^anMungen  fratqöftfd^en  ^SiStl^ume  9Jle|  abl^dngig.    Somit 

nid^t  befannt,  iebenfaOS  aber  merbe  er  bie  Sterte  mar  felbftDerfiünblid^  mieberum  ein  ®runb  gu 

beS  Sr^bifd^ofS  Don  Xrier  in  Sd^ul  nel^men.  ^S  üni^l^eKigfeiten  gelegt.    3)aB  bie  fßrieftercanbi- 

burd^  ben  ^rieben  Don  Utred^t  baS  Su^emburger  baten  im  SuSIanbe  il^re  Stubien  mad^en  mußten, 

Sanb  1714  unter  öfieneid^ifci^'beutfdee  ^errfd^aft  l^aben  bie^roDin^ialftönbeDonSu^emburg  bereits 

!am,  al^nte  man  in  Xrier  eine  SEßieberaufnal^me  im3.1816  tief  beflagt;  j^efd^lugenDor,  entmeber 

biefer  ({frage,  me^l^alb  man  feit  bem  Salute  1726  auf  bie  ©rünbung  eines  SiSt^umS  in  Suj^emburg 

fämmtlid^eS  barauf  be^ügli^e  ^ctenmaterial  }u  ober  {ebenfalls  auf  bte  Sirennung  beS  Suiemburger 

fammeln  anfing.   2)od|  erft  am  15.  September  fianbeS  Don  ber  2)i5cefe  9Re^  bebad^t  ^u  fein.  3m 

1764  Iie|  bie  waiferin  ÜWaria  Serejia  ben  ^rä«  Solare  1818  !amen  fle  barauf  jurüd  unb  trugen 

fibenten  beS  Suxemburger  ^roDingtalratl^eS  um  @r.  ÜJlaieftöt  bem  ffönig  unb  ©roll^er^og  bie  un- 

Sinfenbung  aller  bie  Srrid^ümg  eines  SBiStl^umS  geföumte  Srrid^tung  eines  fßriefterfeminarS  in  Su> 

in  Susemburg  betreff enben  Sctenftüdüe  bitten.  92un-  semburg  an  (Les  ötats  provinciaux  du  Grand- 

mel^r  nal^m  ber  IriererSBeil^bifdeof^ontieeim  bie  Duche  de  Luxembourg  de  1816—1830,  Lu- 

©ad^e  in  bie  ^anb.  gr  meinte  am  2.  ÜKära  1772,  xembourg  1890,  41.  145.  159).    ®ie  golge 

man  muffe  in  ©emeinfd^aft  mit  ben  93if d^öf en  Don  l^ierDon  mar  bie  Trennung  beS  ©ro^l^erjogilumS 

Äöln,  SleimS,  Süttid^,  TOeJ  unb  SSerbun  Dorgel^en  Don  ber  ®iöcefe  3BeJ  unb  beffen  Skreinigung 

unb  sugleid^  ben  ff5nig  Don  t^franfreid^  in  bie  mit  ber  2)i5cefe  9lamur  im  3. 1822.  ^IS  infolge 

®aä)t  mit  ^ineinsiel^en.   S^gleid^  reid^te  er  am  ber  9teDolution  Don  1830  bie  Seigier  baS  ganje 

5.  SKärj  1772  bem  Äurfürften  Don  Srier  bie  Sanb  mit  SluSnal^me  ber  Stabt  Sujemburg  befejt 

®rünbe  ein,  bie  nad&  feiner  ^nfid^t  gegen  bie  6r«  l^ieltcn,  mürbe  1833  für  bie  ©tabt  in  ber  ^erfonbeS 

rid^tung  eineS  SiStl^umS  in  Sujcmburg  fpräd^en.  Pfarrers  Dan  ber  5loot  ein  apoftolifd^er  SSicar  er« 

ffiod^  l^ötte  man  in  ber  crjbifd^öflid^en  Kurie  Don  nannt.  ©omit  mar  für  Sujemburg  bie  fird^lid^e 

Srier  bie  SSorfldftt,  aud^  Don  unbetl^eiligter  ©eite  ©elbftänbigfeit  angebal^nt.  9lad^  ber  im  3. 1839 

über  bie  Qfrage  ein  ©utod^ten  ausarbeiten  ju  laffen.  erfolgten  JRüdEf el^r  beS  beutf d^en  SanbeStl^eileS  unter 

hierfür  l^otte  man  benn  in  ber  ^erfonbeSgel^eimen  bie  ^errfd^aft  beS  §aufeS  Oranien  mürbe  burdj 

^at^S§orisDonaRainjbenred^tenSKanngctroffen.  SreDe  Dom  2.  3uni  1840  baS  ©ro^l^erjogtl^um 

31^m  mürben  fömmtlid^e  auf  bie  t$frage  bejüglid^en  Sujemburg  Don  T^amur  abgetrennt  unb  )u  einem 

3lctenftüdtegefanbt,unbmanermortete5UDerfid^tIid^  apoftolifd^en  SMcariat  erhoben,  moju  bie  meltlid^e 

einmitberinSrierl^errfd^enbenSlnfd^auungüber«  Regierung  am  13.  3uli  1840  il^re  ©enebmigung 


861 


SuseuiL 


862 


ed^eittt.    9m  18.  2)ecember  1840  fiD^tte  ber 

päi^iä^  9hmtiu8  im  Iboag,  aotfgr.  Slntomtcd, 

We  twUfidiibtQe  Umf (^reioung  be§  SprenaelS  ox&. 

Hüb  alei(4  batouf,  am  30.  Secember,  fünotgte  ftd^ 

tMm  ber  9toot  als  apofbafd^r  SSicar  an.   9Rit 

0n>|et  Sinfv^t  unb  Dielem  ®efc^id  leitete  biefer 

SRmiii  bie  ItKi^id^  SBertpaltwig  be§  SonbeS.  ^a 

tt  iebo^  in  DorgerfiAem  Stter  toar,  fo  reid^te  er 

feine  (lhitla{|una  ein  gnr  3tit/  ba  93ifd^of  Saurent 

Q.  b.  %t)  in  ^m  DertoeUte.  2)iefer  »arb  nun 

am  a)>ofloHf^  SSicor  t>on  Su^emburg  ernannt 

SBoS  tKm  ber  9fa)ot  fo  fel^r  gemünfd^t  unb  an« 

gejht&t  aber  nid^t  burd^fe^en  lonnte^  bie  Srrid^» 

limg  eines  $riefterfeminard  in  Su^emburg,  gelang 

{einem  Stac^folger.  2)urd^  |)irtetärief  Don  fitd^t' 

mc|  1845  nxirb  bie  Crri^tung  eines  fßriefter« 

feminarS  ongelfinbigt  unb  fc^on  nad^  Oftem  beS« 

felben  3a^  eröffnet  2)er  ^orftanb  beftanb  auS 

bem  3)ire€tor  uno  fed^  $rofef[oren,  fämmtlid^ 

Pooffid^  befolbet  {Rad^bem  am  1.  SRai  1848  iBi» 

\S^  8aurent3  prooiforifd^e  Abberufung  erfolgt 

oar,  nmrbe  fein  biSj^eriger  Secretär,  9HcoIau§ 

IbmneS^  |um  apolloltf d^en  ^roDicar  ernannt  @§ 

trat  nun  an  bie  Slegierung  bie  Slotl^ioenbigfeit 

einer  befiniüMi  Siegelung  ber  fir^Itd^en  93er]^ölt« 

tiffe  bepimmter  l^an.  9iS  }um  Saläre  1854  mar 

Me  Segiemng  ber  Srrid^tung  eineS  ISiSt^umS  ab» 

geneigt  Obgleid^  im  3. 1855  Sifd^of  Saurent  auS 

bem  Sege  trat  unb  feine  $er[on  }um  Opfer  brod^te, 

}ogenfi<$bennodb  bieSkrl^anblungenjur  befinitioen 

(EriebigmtgberSiStl^umSfrage  in  bie  Sauge.  3m  3. 

1861  ffytüit  %om  ber  Stegierung  bie  9bftd^t  mit^ 

bcB  biS^gen  ^rotncar  ^bameS  }um  iBifd^of  in 

pirtibiis  i;a,  ernennen,  maS  aud^  itm  Sal^rejpöter 

gtfc^^.  Sie  9nerfennung  Don  Seiten  ber  Slegie« 

nag  ging  in  bemfelben  Saläre  Oor  fid^.  9lun  tt)ur> 

ben  bte  Ser^anblungen  mit  Stom  }ur  Srrid^tung 

etnelSiSt^umSmieber  aufgenommen,  blieben  aber 

(Qu^  \M  erfolglos.  Sublid^,  im  %  1870,  erl^ob 

(iiklX.  fiusemburg  ju  einer  2)i5cefe  unb  ernannte 

ben  bisherigen  apoftolifd^en  iBicar  ^ameS  ^um 

erßen  9ifd^f  t)on  Susemburg.  S)ie  Anerfennung 

um  Seilen  beS  Staates  erfolgte  nid^t  f ofort  Unter« 

beffen  nmrbe  SRfgr.  AbameS  am  25."2)ecember 

1870  feierlid^  int^roniftTt,  unb  am  4.  SRai  1871 

boS  ^mcapitel  injkllirt  3m  3.  1872  hxad^it 

aa4  bie  Regierung  eine  SBorlage  betreffenb  bie 

foi^^tong  eineS  SiStl^S  ein,  meldte  am  30.  ^ril 

1873  Don  ber  ftammer  mit  großer  ^Raioritöt  }um 

Ck{e|  e^aben  nmrbe.  ^iema^  mürbe  bie  Sie« 

jienntg  ermod^tigt,  in  bte  Srri^tung  beS  @ro|- 

(e^og^umS  ^m  SiStl^um  eingumiQigen  unter  ber 

Scbingiing,  ba|  an  ben  }mif  d^  ber  Staats«  unb 

Sird^engeUKiIt  be^el^enben  SBe}ie]^ungen  feine  93er« 

iitenng  flattfinbe,  unb  ba|  bie  beiberfeitigen 

Sh^te  unb  fjßid^en  fortan  burd^  bie  }ur  3eit  gel« 

toben  SejHmmnngen  geregelt  blieben;  ba^  ber 

fKfil^f  ben  Dorgefd^ebenen  Sib  leifie ;  ba|  ber 

Vj^ii^  6tu]^  nur  burd^  einen  Susemburger 

bef^t  wecbt;  ba|  bie  Smetmnng  eines  IBifd^ofS 

ber  6iaatSbe^be  gegenäber  nur  nad^  erfolgter 


fouDeräner  SBeftätigung  in  SBirffamleit  trete.  ffiaS 
@t^aU  beS  Sifd^ofS  i{}  auf  6500  fjfranfen  feft- 
gefe^.  2)aS  S)omca))iteI,  beftel^enb  auS  einemSom- 
propft  unb  8  Somcapituloren,  mürbe  nid^t  Dom 
Staate  botirt.  9(uf  AbameS  folgte  als  jmeiter 
Sifd^of  am  28.  September  1883  3o^anneS  ftop« 
peS.  S)aS  SiStl^um  i^ai  jur  (Sat^ebrale  bie  ^f arr- 
Krd^e  }u  Unferer  Sieben  §rau  (el^emalige  3efuiten« 
lird^e)  }U  Su^emburg  unb  ift  eingetl^eilt  in  13  9De« 
canate  mit  255  ^faneien,  83  ftoplaneien  wob 
82  SStcarien.  9u|erbem  finb  nod^  mel^rere  Ißrie« 
fter  im  Sd^ulfad^e  angefteut  [$eterS.] 

jMMtiüt  (LuxoYium),  ^tei  beS  Senebic« 
tinerorbenS  in  ber  3rand^e«ISomtö,  2)e)).  ^oute« 
Saöne,  15  Stunben  Don  lBefan9on,  gegrünbet 
für)  nad^  590  burd^  ben  %  SoUtmoan  (f.  b.  Slrt), 
ber  mit  ^mölf  fd^ottifd^en  ober  irifd^en  ©eföl^rten 
aus  bem  jf lofter  Send^uir  ober  iBangor  nad^  ®d« 
lien  gefommen  mar  unb  ftd^  auf  SBunfd^  (Sl^ilbe- 
bertS  in  ben  SSogefen  niebergelaffen  l^atte.  Stau« 
nenb  unb  tief  ergriffen  laufc^ten  SoU  unb  ft5nig 
ber  ^rebigt  beS  im  l^etligen  Sifer  erglül^enben 
2)ienerS  @otteS.  3a]^Ireid^e  Sd^üler  ftrömtenberbei, 
unb  balb  erl^oben  fid^  in  ber  3BiIbni^  bie  ftlBfter 
SnnegraQ,  ^ontaineS  unb  baS  beibe  überpgeinbe 
Su^euil.  So  jal^Ireic^  mar  bte  Sd^aar  ber  SRönd^e 
biefeS  JtlofterS  (nad^  Stnigen  über  600,  mol^l  Sinne« 
gra9  unb  t$fontaineS  mit  einbegriffen),  ba|  man  bie 
fogen.  laus  perennis  etnrid^ten  fonnte,  b.  1^.  bie 
SOtönd^e  mürben  iuDier  bis  fed^S  Sl^öre  abgetl^etU, 
meldbe  abmed^felnb  bie  canonifd^en  ^oren  ber  Art 
auf  bxt  24  Stunben  beS  XageS  Dertl^eilt  fangen, 
ba|  in  ber  j^lofterürd^e  beftönbig  Sag  unb  92ad^t 
®otteS  Sob  erf d^aQte ;  ö^nlid^  mie  in  Stgaunum 
(St.  97laurice),  St.  Sen^,  Stemiremont  unb  an- 
beren  m5ftem.  9IS  um'S  Sal^r  608  ober  610 
ber  l^eüige  Stifter,  meld^er  ben  9uSfd^meifungen 
ber  £ierrfd^er  fd^onungSloS  entgegentreten  mar, 
baS  ^urgunberreid^  Derlaffen  mu|te,  tmd^  ber 
Sd^mei)  unb  Stalien  gog  unb  bort  Sregenj  tmb 
93obbio  grünbete,  mürbe  baS  jfloßer  Suseuil  im 
®etfte  SoIumbanS  Don  einer  Steil^e  l^eiliger  9Rän« 
ner,  bie  gum  Sl^eil  nod^  feine  3ünger  maren,  auf 
ber  ^5^e  feines  Slul^meS  unb  in  frifd^er  ^lüte 
erl^alten,  fo  ba|  eS  eine  $flan}ftfttte  ber  SiDili« 
fation,  ein  SuSgangSpuuft  für  bie  Sefel^rung 
unb  Erneuerung  beS  Surgunberreid^  bis  nad^ 
gflanbem,  ein  Sid^tberb  für  ganj  Sleujlrien  unb 
Sluftrafien  mürbe.  Sie  ©efd^td^te  gbroinS  (670) 
unb  beS  %  Seobegar  (673)  ift  innig  bamit  Der« 
fnüpft  3m  3.  732  mürbe  baS  fflojier  burd^  bie 
Saraccnen  gerftört;  ftart  b.  ®r.  erl^ob  bie  Sbtei 
aus  i^ren  Xrümmem  unb  führte  nun  auSfd^Iie^« 
lid^  bie  Siegel  beS  l^L  Senebtct  bafelbft  ein,  nad§« 
bem  biefelbe  bereits  eine  S^tlang  frül^er  jugleid^ 
mit  ber  beS  1^1.  Solumban  beoba^tet  morben  mar. 
3ni  9.  Säl^rl^unbert  mürbe  Su^euil  burd^  bie  Slor« 
mannen  abermals  geplünbert  unb  Dermüjtet,  er» 
[taub  aber  balb  mieber  gu  neuem  ®lan).  3)ie 
Siebte  mürben  SanbeSl^erren,  Derliel^en  ber  fid^  um'S 
ftlofterbilbenbenStabt(ie|t4— 5000einmo^ner) 


863 


Jlujern. 


864 


(Sotnmunaltec^te  unb  blieben  bis  jum  ^al^re  1594 
fout)erän.  9ß  ber  el^ctoärbige  S)ibier  be  la  S^üur 
im  3. 1601  bie  ©ongteöation  t)on  ©t.  Samte« 
unb  @t.  ^ibulpl^e  gegrünbet  fd^Iofe  fxd^  Sugeuil 
aföbalb  bem  lotl^ringif  d^en  SSerbanbe  an  unb  marb 
baS  bebeutenbfte  ftlofter  bicjer  Kongregation,  begw. 
ber  Don  ©t.  SKauruß  in  ^od^burgunb ;  bi§  jur 
franaöpfd^en  SleDoIution  blieb  eS  in  biefer  el^rcn« 
tJoKen  ©teEung.  3ejt  bienen  bie  ©ebäube  ju  einer 
aeiftlid^enUnterrid^tS«  unbßtjiiel^ungSanftalt.  9lu§ 
Sujeuil  ging  eine  ©d^aar  l^eiliger  Sifd^öfe,  Siebte 
unb  ®lauben§boten  l^erDor,  bie  mö^renb  be§  7.  unb 
8. 3a]^r]^unbert8  in  naiver  unb  fernerer  Umgebung 
eine  ©ti^e  ber  ffird^e  tourben ;  f o  u.  91.  ©t.  ©I^a» 
gnoalb,  Sifd^of  öonSoon;  ©t.Omer(9lubomar), 
SBifd^of  Don  ^oulogne  unb  Serouane ;  ©t.  Sld^ar, 
IBifd^o  Don  Soumai  utü)  9lo9on;  ©t.  2)onat, 
33i|d^of  t)on  iBeyan9on;  ©t.  9tagnad^ariud  ober 
Slegnier,  Sifd^of  öon  3lugft  (ni^t  Slutun,  wie 
Einige  glauben)  unb  Saf el ;  ©t.  SBalbebert,  95i» 
fc^of  öon  SKeaus :  ©t.  il^eobefrieb,  erftcr  9lbt  Don 
(Sorbie,  bann  Sif d^of  Don  SBeauDaiS ;  ©t.  SKum« 
molenuS  Don  IRoQon  unb  ©tSeobegar  Don  Slutun; 
femer  bie  p.  ^ilbebert,  ^to  unb  ^ilberid^,  S9i« 
fd^öfe  Don  SKeauj,  ber  %  S?iDarb  Don  SleimS, 
ber  1^1.  Sutbert  Don  Sambrai,  ber  1^1.  S^iDen  Don 
SrraS,  ber  1^1.  ^ermenfrieb  Don  Sutim  unb  ber 
1^1.  9lgilbarb,  Sijd^of  Don  $ari3 ;  enblid^  bie  ]^ei> 
ligen  Siebte  ©ermonuS  Don  @ranbDiller§,  93er" 
d^oriud  Don  ^autDiUerS,  ^l^ilibert  Don  3umiäge§ 
(Gemmeticum),  Sabroe  Don  !IRe|,  ^emerid^, 
(Irmenfrieb,  SBanbelin,  ©t.  ®oar,  9lbo,  93ru» 
ber  beS  1^1.  SluboenuS,  Seobarb  Don  SRauruS» 
münfter,  SlbelfuS  unb  9tomarid^,  2)eicoluS  Don 
2ure,  ©t.  ®allu8,  ©igiSbert,  ©rfinber  Don  3)if- 
fentiS,  UrjicinuS,  ffialarid^,  «ttala  Don  »obbio, 
»abolenuS,  9lgilu8,  «matuS,  SertinuS,  ©rünber 
Don©it]^iu,  93ertrammu8Don©t.Ouentin.  Unter 
ben  92a^folgem  bed  1^1.  (Solumban  in  ber  Slbtg« 
U)ürbe  Don  fiuieuil  Derbienen  bef  onbere  ßrtDöl^nung 
bie  l^eiligen  Siebte  SuftaftuS  (geft.  625),  SBalbertud 
(geft.  665),  »ngolfrieb  (geji.  670) ;  fobann  ber 
14.  «bt,  ©t.  aRettinuS  (geft.  732),  mit  beffen  Sobe 
bie  laus  perennis  aufl^örte;  ber  24.,  ©t.  Slnft- 
gifuS,  SReftaurator  Don  gfontoneKe  (geft.  833),  unb 
ber  27.,  @t.  ©ibert  ober  ©ebarb,  ÜJlart^rer  mit 
feinen  ©enoffen  (geft.  888);  enblid^  unter  ben 
ajlönd^en  nod^  bie  1^11.  KolumbinuS,  5Reffe  beS 
©tifterS,  SetelmuS,  «ntoninuS  ober  SlntoniuS  Don 
9froibmont,Slmolb,  Slutmar,  gmmo  unb  Kl^uaneS. 
OBgl.  Gallia  christiana  XV ;  Martine  et  Du- 
rand, Voyage  litteraire,  Par.  1717,  I,  168; 
Mabfllon,  Iter  germanicum  et  burgundicum, 
Vet.  Anal.  ed.  2,  Par.  1723 ;  Dunod,  Histoire 
de  TEglise  et  du  dioc^se  de  Besan9on,  2  vols., 
Besan9on  1750;  LemSme,  Hist.  de  l'abbaye 
de  Luxeuil,  ibid.;  Clerc,  Ermitage  et  vie  de 
St.  Walbert  avec  un  abröge  de  Thistoire  de 
Luxeuil,  Besan9on,  5«  ed.  1863;  Delacroix, 
Luxeuil,  yille,  abbaye,  thermes,  Besan9on 
1868;  S.  de  Beausöjour,  Le  monastdre  de 


Luxeuil  etTeglise  abbatiale,  Besan9on  1891; 
Richard,  Histoire  du  diocäse  de  Be8an9on  et 
St.  Claude,  2  volß.,  Beßan9. 1847—1851 ;  Mon- 
talembert.  Meines  d'occidentn,  412;  Dantier, 
Monast^es  bönödictins  I,  462;  SBattenbad^, 
®.  ©.«O.  I,  111.)  [©uitb.  Säumer  0.  S.  B.] 
c^itjmt  (Luceria,  oud^  Lucema),  ©tabt  imb 
Äantonin  ber  ©d^weij.  1.  ©efd^id^te  im  SDlit« 
telalter.  2)ie  gegenmörtige  ©tabt,  }u  beiben 
©eiten  ber  9leu|  bei  il^rem  SluSjluffe  auS  bem 
SMermalbftatterfee,  entmidelte  M  auS  einem  2)in0- 
l^ofe,  meld^er  ber  el^emaligen  ä3enebictiner)n:o))ftet, 
bem  fpötem  (Sollegiatftift  ©t.  fieobegar  unb  ^au« 
ritiuS  auf  bem  ^ofe  (in  curia)  gel^örte.  S)a3  ©tift 
ift  ^öd^ft  toal^rf^einli^  eine  Sod^ter  beS  727  Dom 
1^1.  ^irmin  unb  bem  §erjog  ßberl^arb  gejtifteten 
^lofterS  SRurbad^  (Vivarium  peregrinorum)  im 
Oberelfa^,  mit  meld^em  e§  aud^  ben  ©d^u^l^eiligen 
©tSeobegar  gemeinfam l^at.  92ad^  einer Urfunbe 
Sotl^arS  L  Dom  äal^re  840  Dergabte  bereits  ^\pm 
ber  ffleine  bem  ©otteSl^aufe  unb  ben  Wbnd^tn  beS 
Monasterium  Luciaria  mel^rere  Sigenleute  im 
naiven  Smmen.  Unter  ffarl  b.  ®r.  unb  Submig 
b.  8fr.  wirb  als  Sorftel^er  beS  Suaemer  ©ttftS  SQßi- 
d^arb  genannt,  ein  SBruber  beSfelben  Stupert,  mel« 
d|er  ba§  ©ro^münfterftift  in  3ürid^  begabte.  SBon 
biefem  SBid^arb  l^ei^t  eS,  ba|  er  an  bem  Orte, 
ttield^er  Don  SllterS  l^er  Lucema  l^ie^,  ju  (Sfycta 
beS  1^1.  3Rauritiu3  unb  feiner  ©efäl^rten,  bann 
beS  ^eiligen  ÜRart^rerS  Seobegar  unb  aller  ^ei- 
ligen ein  fflöflerlein  (parvum  tugurium)  baute 
unb  bemfelben  feine  ©üter  am  iBergeSllbiS  f  d^etdte; 
)um  9lad^folger  l^abe  berfelbe  ftd^  ben  frommen 
unb  (enntni^reid^en  Slln)tcuS  befieUt.  Sine  anbere 
Urfunbe  (in  diebus  Caroli  imperatoris)  fprid^t 
mit  größerer  SDeutlid^feit  auS,  ba|  SBid^rb  nic^t  ber 
©riinber,  fonbem  ber  ffiieberl^erfteller  eines  alten 
ÄlofterS  mar  (de  reditibus  suis  monasterialibuB 
muros  reedificasse  omnibusque  bonis  spiritua- 
libus  et  camalibus  commodis  renovasse).  Sine 
mettere  Urfunbe  unter  ff önig  Submig  nennt  als 
f olgenben  fflofterobem  ben  9bt  Sted^o.  S)aS  IBer» 
|altni|,  in  meld^em  Sujem  pm  fflofter  ÜRurbad^ 
ftanb,  fd^eint  urfprünglid^  baS  einer  ünio  per 
filiationem  geuiefen  }u  fein;  unter  äBid^arb  mar 
Supern  f elbftänbtg,  trat  aber  fpäter,  iebenfaHS  f d^on 
Dor  840,  toieber  in  ein  95erpitm|  ber  ünio  per 
subjectionemjurüd,  benn9lbt@igimarDon9Rur> 
bad^  l^anbelte  Dor  ffaifer  Sot^ar  (840)  im  92amen 
beS  ff lofterS  Sujem  unb  lie|  fid^  bie  fnll^ere  ©d^en» 
fung  $ipinS  beftötigen.  Ütod^  auf  bem  Soncil  Don 
ff onftan^  mad^te  ÜJlurbad^  geltenb,  ba^  mit  päpfi« 
lid^er  ©enel^migung  Supern  Don  einem  Slbte  9Rur- 
bad^S  ermorben  toorben  fei.  2)er  ^bt  Don  3Rur<* 
bad^  fe|te  aud^  olS  geiftlid^er  OrbinariuS  bem 
©otteS^auf e  in  Sujem  ben  ^ropft  als  feinen  ©teO» 
Dertreter,  fanbte  bie  Eapitularen,  meiftenS  ad^t, 
mieS  il^nen  bie  ßinfünfte  an  unb  Derlieb  bie  clau« 
firalen,  nod^  beftel^enben  Semter  beS  SuftoS,  ff äm= 
mererS,  SSaul^erm  unb  ^ImoSncrS ;  erp  fel^r  fpät 
erfd^eint  jettmeilig  baS  Snftitut  ber  novitii  unb 


865 


Sujetn. 


S66 


«npeetantea.  Sogegm  fionb  ber  ^ebmtuS  ober 
So^nrieflcc  (feit  1178)  ber  yilla  Luciaria  als 
Mltget^icl^  $fifiiib€b€{i|et  unter  bem  Sifd^of 
iNm  ftonffamg  uttb  beffen  ^rd^ibiacon  in  SSur» 
goBbta  vnb  toorVHtglieb  beS  großen  unb  einpug' 
niii^(Eapiid«ber9)ier-aBaIbftdtte.  SieaUmöng 
osf  16  S)ntg]^fe  angemad^fenen  93efi|ungen  unb 
Mc  ^o^citike^  beS  IMoflerS  maren  t>on  benen 
ber  «Atel  Obidac^  gftnslid^  ouSgefd^ieben.  2)te 
SB^ober  ber  HReierl^öfe  maren  bie  Sel^enSmänner 
bcS  ^ßro)yfte9,  unb  biefer  übte  im  Flamen  be§ 
UM  bie  ®eri(^t8bar!eit  in  Su}em  f eiber  auf  bem 
fiofe  (in  curia)  unter  berSinbe  auS.  ffQ{tem)5gte 
für  SRurbo^  unb  Sujem  im  Flamen  beS  9teid^e§ 
Mren  bie  Sanbgtofen  Don  Slfo^,  im  13.  So^r» 
tmbert  bie  ®n^en  Don  ^bsburg;  i^re  @tett> 
Mtreter  für  Sujem  moren  bie^reil^erren  t)on  SBoI« 
^nfen,  Stiot^enburg  unb  bie  Sbeln  t)on  itn^naä). 

Unter  bem  Pnmtmfiabe  Don  Snurbad^-Sujem 
|atte  ftd^  ber  Singl^of  Sujem  )u  einem  anfel^n« 
fi^m  fiöbtif^  (raneinmefen  mtSgebilbet.  93e' 
leüS  1173  nmrbe  eine  ©tobtpfarrei  errid^tet  unb 
fnr  ben  $IebanuS  bie  ®t.  ^eterSftrd^e  erbaut.  Um 
bk  SRitte  bed  13.  Sa^rl^unbertö  entjtonben  auf 
etipiboben  bad  Spital  jum  l^eiligen  ®eift  unb 
baS  SnmciScanerflojter  @t  9Raria  in  ber  %n, 
ber  Segenbe  nac^  eine  perfönlid^e  Stiftung  beS 
ijL  gfcanj  mm  Sffifl  unb  in  feiner  99ebeutung 
ciaeS  ber  erßen  in  ber  Suftobie  Don  Strasburg. 
SiqrmS  Sage  am  Siermalbjlätterfee  unb  ber  SSer» 
^r  mit  ber  freil^eitsftol^en  SeD5I!erung  ber  fog. 
Otfi^iDett  toeAen  ben  (Seift  ber  f^frei)^  ^^ 
Ifagigfett  SaDerfauften  am  16.  ^I 1291,  tro^ 
dacrfeterUi]^  ber  @tabt  unb  bem  ©otteSl^aufe  Su« 
lon  gegebenen  ^i^%t,  Vbt  Serd^tolb  Don  ^U 
fa^tm  unb  fein  ben  Shtben  ju  Sem  unb  Snftd« 
tein  Mfcl^IbeteS  Kapitel  um  2000  ÜRarl  Silbers 
nb  fünf  2)0rfer  im  eifa|  an  ftdnig  Stubolf  Don 
^obSborg  bie  Sefttongen  unb  bie  gol^eitSred^te 
bd  dotteS^eS  mtt  SuSnal^me  ber  ffird^e  JKrd^« 
Wfiß&mpaii.  9{immtmanbie9krlaufdur!unbe 
is  SBortlaitte,  f o  fornite  Don  ben  neun  juftimmen- 
ben  (EmiDent^erren  in  Sujem  feiner  f d^eiben  (quia 
aiÜB  soribendi  non  anm  peritus) ;  nad^  anberen 
fbtnä]/^  roätt  aber  bie  3u{^nimung  abgenötl^igt 
»oiben.  SMeferSnoerbmitberftaftenDogteimar 
fir  b«S  ^anfi  ^bSburg  eine  gro|e  Srmeiterung 
fdier  V&dfi,  in  ben  „obem  Sanben" ;  Sugem  bi(« 
bdc|c|t  QlS^bSburgifd^Sanbftabt  bereu  ÜRittel« 
pnft  Seine  fird^Iidden  Siedete  ^atteüRurbad^fid^ 
i0cb^Qlten,  unb  bie  Sbl^gigfeit  ttmrbe  für  ba§ 
&ah  Sniem  nod^  brfidknber  otö  biSl^er. 

S>{e  Stabt  Su}ern  trat,  roxt  eS  ll^re  Sage 
f^M  mit  fid^  brad^te,  1332  bem  Sunbe  ber  gib* 
gmoffen  bei  nnb  enoorb  fid^  burd^  ffauf,  SBer« 
bnigied^Uuigen  unb  (Eroberungen  bi§  1415  auf 
UfktL  bei  ^aufeS  ^abSburg-Oejleneid^  ein  ab> 
innbetci  nnb  on^^d^ed  &mtt;  in  biefem 
fftgtä  bk  Stfibte  eati^,  SBfllidau  unb  Surfee, 
bii  n&d^  Stift  eermniinfter  (f.  b.  «rt.),  bie 
nU|e  Ciflrrdcnferobtei  St  Urban,  bie  gfrouen* 


Hofier  SRat^oufen,  gf c^enbad^  (f.  b.  Srt.),  (Eberö- 
edC  unb  Üteuenfird^,  bie  (Sommenben  ^o^enrain, 
&i|fird^,  Steiben  unb  ^ItiS^ofen;  anbere  J7t5- 
|ter  unb  Stifte,  befonberS  ßinflebeta,  gngelberg, 
aRuri  (f.  b.  artt.)  unb  3ofingen,  moren  reid&  be- 
gütert. anbererfeitS  übte  Sujem  aß  SDlitl&err  ber 
fogenannten  ,,gemeinen  ^errfd^aften"  im  Slargau 
unb  S^urgau  feinen  gemtd^tigen  Stntl^eil  an  ber 
ffoftenDogtet  ber  bortigen  jal^Ireid^en  Stiftungen 
aus.  S)a§  Stift  fiujem  befanb  jid^  iejt  in  eigener 
Sage.  ÜRit  ber  Stabt  mar  eS  einig  im  Streben 
na^  Unabl^dngigfeit  DonSOturbad^  unb93efreiung 
Don  ben  fogcn.  6Ifä|ern,  ftie|  aber  bei  ber  Stabt 
auf  SBiberftanb  in  feinen  SSerfud^en  aud^  nad^  melt' 
lid^er  Unabl^öngigfeit.  2)er  ftreitluftige  ^ropft 
SWcoIauS  ©ruber,  ber  SBeibeS  anftrebte  unb  fld^ 
beilegen  an  bie  S^nobe  Don  jf onftanj  menbete, 
Derfeinbete  üd^  forno^t  mit  Sbt  SBil^elm  unb  bem 
(Sopitel  5U  iOhtrbad^,  aß  aud^  mit  ber  Stabt  Su* 
jem;  er  mürbe  am  29.  9{oDember  1417  auf  ber 
ail^einbrüdte  ju  ffonftans  ermorbet;  Sujem,  bejfen 
9tat]^  aß  Url^eber  ber  %^ai  Derböd^tig  mar,  ram 
in  IBann  unb  unterbiet.  Unter  ^ropft  3o]^anned 
Sd^meiger,  bem  erften  Sujemer,  »aren  bie  S5er« 
binbung  mit  äJhtrbad^  unb  baS  fl5fterlid^e  Seben 
im  Stifte  ^u  Supern  berart  lofe  unb  zerrüttet  ge» 
morben,  ba|  ber  entfd^eibenbe  Sd^tt  }ur  Um» 
monblung  in  ein  SoHegiatfiift  ol^ne  irgenbmeld^e 
fln^rage  bei  ÜRurbad^  gemagt  unb  aud^  baS  3i^l 
eneid^t  merben  tonnte.  ^Qp]i  Salist  m.  geftattete 
burd^  SBuUe  Dom  22.  SRai  1455  bie  nac^gefud^te 
Säcularifation  ber  biSl^erigenlBenebictinerpropftei, 
meldte  in  feinem  9(uftrage  ^einrid^  Don  «Jörnen, 
93ifd^of  iuffonftan),  unb  beffen  @eneralDtcar  9H» 
coIauS  Don  ©unbetfingen,  ^ropft  }u  93eromünfter, 
im  SinDemel^men  mit  ^ropft  Sd^meiger,  bem  (Sa* 
pitel  unb  bem  Statine  burd^fü^rten.  S)urd^  ben 
„fpropp  Sd^meigerifd^en  »rief  Dom  13.  Sep- 
tember 1456  mürbe  bad  ^lofter  }u  St.  Seobe* 
gar  in  ein  Soltegiatftift  mit  einem  ^opfte, 
8  (Sl^orl^erren  unb  2  ^röbenbaten  umgemanbelt 
2)te  SBal^I  beS  ^ropfteS  unb  ber  S^orl^erren  mürbe 
ben  Ferren  Dom  (Sopitel  unb  ebenfoDiet  Renten 
be§  innem  Statines  }ugemiefen ;  ber  Ißropft  foOte 
aus  ber  Saijil  ber  Sopitularen  genommen  unb  Dom 
l^eitigen  Stul^Ie  beftöHgt  merben.  2>ie  4  SHftd- 
ämter  unb  bie  2  Ißröbenben  befe^te  ber  9tat]^. 
S)iefed  Sted^ßDerl^ältnil  mürbe  am  12.  Januar 
1480  Don  SistuS  IV.  beftöKgt  unb  i{t  bi§  l^eute 
im  aSefen  baSfelbe  geblieben.  Seit  1777  fmb  bie 
kröpfte  infulirt  —  3u  ben  menigen  l^erDorragen- 
ben  TOännem,  bie  baS  SBenebicttnerflift  jäljite, 
gel^ören  bie  ^röpfte  UIri(^  Don  (£fd^enba(|,  ber 
SKitftifter  ber  mtei  ffoppel  am  «Ibß;  SKattl^iaS 
Don  »ud^egg,  fpöter  Sr^bifd^of  DonüRatu};  ^ugo 
Don  Signau  unb  Sol^.  Sd^meiger.  SDaS  (SoUegiat- 
ftift  }ä]^Ite  bis  jur  Steformation  unter  feinen  be- 
beutenberen  ÜRännem  bie  ^röpfte  Sd^meiger  unb 
$.  gjrunnenftein,  meld^er  1479  bie  legten  Sled^ 
beS  SHfteS  an  bie  Stabt  Si^em  für  2500  rl^ei- 
nifd^e  ®ulben  abtrat ;  ^einrid^  !Bogt,  Stector  ber 


367 


Sujern. 


868 


Untoerjltöt  93ajel  (1485— 1500),  vir  insignis 
bonusque  pater  et  defensor  hujns  Ecclesiae. 

2.  2)o§  3citaltcr  her  SReformation. 
SujemS  @tdlung  in  ben  großen  kämpfen  beS 
16.  3al^r]^unbert§  ift  nic^t  nur  für  ben  93eftanb 
ber  fatl^oUfd^en  JKrd^e  in  ber  @d^n)ei}  t)on  qu§» 
f  c^Iaggebcnbcr  Scbcutung  geworben,  f  onbem  wirltc 
aud^  auf  bie  europöif^en  SSerl^öItniffe  ma^gebenb 
ein.  SSermöge  ber  Seftigfeit  unb  Sl^aHraft  feiner 
Staatsmänner  unb  JmegSoberften,  burc^  ben  Um* 
fang  unb  ben  Stetd^tl^um  fetne§  ®e6iete§  btibete 
bag  @taatStt)efen  ber  @tabt  unb  Stepublil  Susem 
bie  @eele  ber  fteben  fatl^olifd^en  ifantone  unb 
mar  mit  biefen  baS  SoHmerf  beg  Jfatl^oliciSmuS 
in  ben  9Ipen.  ^reilid^  l^atte  aud^  in  finjem 
bie  religiöfe  unb  feciale  SBeioegung  beS  Sefor» 
mationSjeitalterS  wie  bie  geiftige  Strömung  be§ 
antilird^Iid^en  ^umanidmuS  unb  bie  feit  ben  93ur» 
gunber«  unb  Sc^wabenfriegen  eingeriffene  fittlic^e 
SJerwilberung  Eingang  gefunben;  SraSmuS  unb 
3toingIi  l^atten  jiemlid^  Snl^ang  erlangt.  %x\  il^rer 
Seite  [tauben  bie  Kl^orl^erren  Sol^.  S^mermann 
(Xylotectus)  unb  Soft  ftilc^meier,  bann  Dswalb 
®etg^ü§Ier  (Myconius),  Sd^ull^err  in  Sujern; 
ebenfo  SBemer  Steiner,  Sl^orl^err,  3.  Smbül^l 
(CoUinus)  unb  Subwig  jhel  (Carinus),  SBartner 
auf  Seromfinfter,  t^friebrid^  Don  3Jlülinen,  (Somtur 
in^i^fird^,  fowie  bie9btifftn  SRargaretl^a  Siegen« 
tl^aier  Don  Statl^l^aufen.  3n  Sujem  würbe  1525 
am  großen  ^efte  ber  Slomfal^rt  onen  reformatorifd^ 
ge))rebigt,  unb  möd^tig  griff  bie  Bewegung  im 
naiven  S^reiamte  um  ftd^,  wo  „bie  9Reffe  unb  bie 
®ö|en  abgetl^an"  würben.  Xreu  fianben  aber  ^ur 
JHrd^e  bie  Sd^ult]^ei|en  ^ug  unb  ©olber,  Der 
Stabtpfarrer  unb  fpätere  ^ropft  3o]^.  Nobler, 
befonberS  aber  ber  berul^mte  f^tanciScaner  X^o» 
mad  SRumer,  ®uarbian  unb  SSerwefer  ber  Stabt« 
|)fanei,  ein  ÜRann,  ber  unerfd^rodten  unb  uner> 
müblid^  in  SBort  unb  Sd^rift  auftrat.  2ht  ber 
Sanbfd^aft  wirften  im  gleid^en  Sinne  ^ropft 
Ulrid^  ajlartin,  SuftoS  ÜRartin  an  ber  Mmenb, 
£]^or|err  Srl^arb  93attmann  unb  baS  Sapitel  ju 
iBeromünfter,  Sebaftian  Seemann,  W>t  }u  St.  Ur» 
ban,  ber,  wie  bag  92ecroIogium  fagt,  „ein  ^wei« 
ter  ^o]^e))rieper  ^l^ineaS,  wie  eine  eiserne  9Rauer 
M  ben  SBogen  beS  9(bfaIId  entgegenfieüte  unb 
{ein  Stift,  angefid^tS  bed  Unterganges  fo  üteler, 
unDerfe^rt  im  ®Iauben  unb  baS  fianb  Sujem  t)or 
bem  ^bfaSe  bewal^rte'',  %bt  Sauren^  Don  9Jluri 
unb  feine  ©spofiti,  bie  SSierl^erren  in  Surfee,  9lbt 
SamabaS  IBürH  in  Sngelberg  u.  9t. 

Unentwegt  l^ielt  Sujem  ^ur  alten  ftird^e;  fo 
bereits  in  oem  Steformgutad^ten  ber  fatl^olifd^en 
Orte  oon  1523,  weld^eS  eine  Steformation  in  unb 
burd^  bie  jhrd^e,  aber  feine  Trennung  Don  ber« 
felben  Derlangte;  bann  auf  ber  beräl^mten,  färbte 
ffat^olüen  ftegreid^en  2)iS))utation  }u  Saben  im 
Sargau,  wo  eS  ftd^  burd^  Dr.  SRumer  Dertreten 
lie^.  fiujemS  Obrigfeit  war  bie  befie  Stü|e  ber 
SItglöubigen  in  ben  „gemeinen  SJogteien"  unb  ber 
eifrigfte  SBäd^ter  gegen  aUeS  „3udfen  nad^  Intime« 


rifd^er  Aä^erQ"  unter  ©eiftlidben  unb  Saien.  iAt 
gewaltfame  Jhrd^ent>olitü  in3ürid^  unb  feit  1528 
in  93em,  baS  „d^riftlid^e  SSurgred^t"  ber  refor* 
mirten  Orte,  bie  Stufreiutngen  StDtngli'd  }ttr 
Ddüigen  SluSrottung  aUer  ftat^olifen  (ber  „Xami^ 
großen'')  fül^rten  1529  jur  „d^rifUid^  erbefaii- 
gung",  einem  iBünbni|  mit  bem  beutfd^  ftdttig 
^erbinanb  unb  }um  erften  Stappdtt  Jhieg,  ber  am 
25.  Sunt  mit  einem  faulen  fjfrieben  fd^Io^  Su)em 
würbe  ge}Wungen,benge]^a|tenDr.9numer,wdd^ 
burd^  feinen  „ JHrd^enbieb«  unb  j^elerfalenber"  bie 
9leuerer  in  3ürid^  unb  93em  grdbltd^,  aber  feines» 
wegS  ungefud^t  beleibigt  l^atte,  }u  entfernen.  3)ie 
%rt  unb  SBeife,  wie  3ürid^  unb  iBem  ni(!^t  nur 
auf  iJ^rem  eigenen  ®ebiete,  fonbem  aud^  in  bot 
gemeinen  6errfd|aften  unb  felbft  auf  bem  Soben 
ber  f atl^olifd^en  ftantone  bie  9lef orm  f örberten,  unb 
bereu  ginfül^rung  in  iBafel,  Sd^Paufen  unb 
St.  ©aEen  (1529)  filierte  bie  Dier  fat^olifd^n 
inneren  Orte  Uri,  Sd^w^},  Unterwalben  unb  3ug 
unter  Su^emS  t^fül^rung  gur  Sintrad^t;  bie  aber 
fte  nad^  Stoingli^S  9lat^  Derl^angte  9Ra|regeI  ber 
SebenSmittelfperre  ndtbigte  ibnen  bereits  1531 
ben  }Weiten  SiapptUx  Jmeg  auf,  ben  fle  ftegreid^ 
befianben.  Sn  ber  92ä]^e  beS  AlofterS  »oppü 
erf ödsten  fte  ben  erften  Sieg  am  11.  October; 
3wingli  fetter  fiel  im  Streite  unb  mit  ibm  fein 
^reunb  SBoIfgang  3oner,  ber  (e^te  W>t  t^onRappü; 
einen  jweiten  Sieg  erfocht  Supern  mit  feinen  93er" 
bünbeten  ben  27.  October  am  ^erge  ®ubeL  Sd^on 
am  16. 9bDember  fam  eS  mit  3ürid^,  am  24.  Sfio» 
Dember  mit  iBem,  baS  übrigens  bem  Jhiege  fem 
geblieben  war,  ^u  einem  für  bie  Stef ormirten  mil« 
ben  f^rieben.  Sujem  unb  feine  9}erbünbeten,  }tt" 
frieben,  il^re  eigeneSettftanbigfeit  gerettet  }u]^aben, 
gefianben  ben  neuglöubigen  Orten  baS  ^Uä^i  btt 
Sleform  5u,  bel^ielten  ft^  aber  baS  Sted^t  Dor,  ht 
ben  gemeinen  SSogteien,  wenn  eS  Derlangt  werbe, 
ben  alten  @Iauben  wieberl^er^ufteHen.  !Dtit  (Sifer 
unb  Umftd^t  mad^ten  fte  Don  biefem  Siedete  @e« 
braud^;  in  gal^Ireid^en  ©emeinben  würbe  ber 
Jfatl^oliciSmuS  Wieberl^ergefteHt,  bie  Dielen  oufge« 
l^obenen  ff Ibfter  unb  Stifte  wiebereingerid^tet,  unb 
bereu  Sieform,  wo  eS  nöti^ig  war,  an  bie  ^onb 
genommen ;  bie  f d^wanf enben  Stäbte  Solo^um 
unb  t$freiburg  würben  in  bie  fati^olifd^e  Ißolitif 
l^ineingegogen ;  mit  bem  iBif d^of  Don  Sitten  unb 
bem  Sanbe  äBalliS  würbe,  um  bie  ref ormatorifd^ 
Slbftd^ten  SemS  in  biefem  wid^tigen  9I))enIanbe 
5U  Dereiteln,  1533  ein  Sd^u^  unb  3:ru|bünbni| 
abgefd^Ioffen.  iBei  aE  bem  tl^at  Sujem  baS  3Rög« 
lid^fte,  einen  neuen  SteligionSfrieg  gu  Dermeiben. 
.  Sie  folgenbe  3^U  braute,  ba  bie  öfteren  ^e« 
fier  wegftarben,  unb  bei  bem  DöÜigen  !DlangeI 
loserer  fird^Itd^en  Sd^ulen  feine  genügenbe  3^1 
nad^wud^,  auc^  für  baS  ©ebiet  Don  Sugem  fecti- 
rerifd^e,  befonberS  wicbertöuferifd^e  Scnbenjen  jur 
Geltung.  Sluf'S  Sd^örffte  wad^te  aber  bie  Obrig« 
feit  über  bie  Steinerl^altung  beS  ©laubenS  unb 
93eobad^tung  ber  ffird^en^ud^t  unb  f d^ritt,  mit  Sin« 
wenbung  il^rer  weitgel^enben  ftaatSftrd^Ud^en  93e« 


8d9 


Su}ern. 


370 


ff¥SB^,  gegen  ^el^Ibote,  $riefier  unb  Soien,  Sin- 

jcbie  taab  Cotpotationen,  mit  SDtanbaten  unb 

Strafen  ein.  Su)em8  Sinßug  Dermoc^te  bie  fieben 

hSfoi^^  Otte  }ur  gemeinfamen  SBejcl^idung  beS 

CoBcUS  tum  Zrient ;  9bt  Soad^im  &iffyom  t)on 

Cinfiebdn  nnb  9titter  SDteld^ior  Suf fi,  Sonbammann 

ttm  Untemolben,  nmrben  boju  abgeorbnet.  3m 

Hamm  bcc  Obrigfeiten  ber  fteben  Orte  unb  be§ 

Oerni  erll&rten  1564  bie  9bgefanbten  fdbriftlid^ 

mb  feiecln!^  bie  Snnal^me  ber  SondlSbefd^Iüffe. 

bn^tm,   beeinflußt  t)om  f(i  ftarl  %orromäu§ 

0.  b.  Sit),  ber  1570  perfönlid^  bie  fat^olifd^en 

Cite  befud^  unb  aud^  in  Suaem  fid^  etnfanb. 

lxe|  1571  bie  Secrete  feierßq  (nwliciren  unb 

4at  WLA,  biefelben  in'§  Seben  einjuf ül^ren.  9n 

€pi|e  bicfer  9ett)egung  fianben  ^ranj  9uo« 

noBti,  Ssifd^f  t)on  IBerceOi  unb  opoftolif d^er  fiegat, 

ber  gfromb  beS  l^L  Stoxl,  unb  feine  erften  9lad^« 

folgtr  in  ber  Stuntiotur,  ^ol^.  93a|)t.  ©ontonio, 

Siti^f  oon  ZricoricQ,  unb  OctQDiud  ^oraDtcini, 

Kf(H  M>n  Sleffonbria,  fpöter  Sarbinal.  ^uS 

best  Sujemer  SIeruS  fianben  il^nen  }ur  Seite  Sol^. 

iRulIer  unb  SReld^ior  @uter,  Seufpriefter,  unb 

P.  9to(^  9tad^baur,  ©uarbion  ber  Sorf ü|er  in 

i^tm,  ^^mpft  äBiC^Im  Stid^rt  unb  g^orl^err 

3aco6  Sibmer  in  Seromunfter^  bann  bie  längeren 

lUbmer  ^ßetruS  Smberger,  ^ropft  gu  93eromün[ter 

sab  £ii)em,  9KcoIauS  Sd^oQ  unb  ©abriel  Seu, 

$ä|rfte  p  Sujem,  9bt  UMd^  ^mftein  in  @t.  Ur» 

ban.  mt  erfien  Staatsmänner  ftanben  ein  für 

bk  Seform,  fo  ber  t^atfräftige,  aI8  JhiegSl^elb 

unb  Staatsmann  l^od^ef eierte,  im  SBo]^Itl()un 

ncrf(^yflid^  Sd^ult^ß  Submig  $f9ffer,  ber 

»Bdfo^^aBni^'' ,  ®arbeoberfi  3oft  Segeffer  in 

Som  mü)  ber  nnermäblid^  Stabtfd^reiber  Sten* 

nxnb  Ctriat  (f.  b.  9rt.)  fammt  il^rer  einflugreid^en 

ScnDaabtfd^  2)ad  t^ereinte  2BerI  bief er  ajlänner 

BNir  bie  Sentfung  ber  3efutten  nad^  Su}em 

(17.  Sonuar  1574)  unb  bie  enbgältige  Stiftung 

b(S  bortigen  eoUegiumS  (1577).  Unter  Seitung 

beS  erften  ShdorS,  P.  ajlartin  Seubenftein,  entfat- 

tden  bie  Soter  eine  reid^  gefegnete  S^ätigfeit  in 

Sdfok  nnb  JKrd^;  bereits  1580  mürbe  Don  Supern 

aus  bnn^  ben  feL  fßetruS  SaniftuS  (f.  b.  9lrt.) 

anb  ben  9luntiuS  Suonomi  baS  SoUegium  ju 

^iribsrg  im  Qed^tlanb  gegrünbet.  Um  1600  mar 

ik  Seform  im  ®ei{te  beS  ZribentinumS  auf  bem 

SeUete  ber  Se)mbltl  Sugem  burd^gefiil^rt  unb  auf 

So^r^nnberte  befeftigt  Ser  $lan  fiusemS,  ftd^ 

DOK  ber  nnt^gen  Curie  in  ff onftan^  loszutrennen 

Hb  für  ben  fonffamgifd^  SiStl^umStl^eil  in  ber 

fid^ofif^en  &^tDt^  ein  eigenes  ©enerafoicariat 

ober  Sifit^nm  ^  ersten,  blieb  tro|  36jiö^rigem 

Sea^en  uner^oOt;  bogegen  mürbe  burd^  SBertrag 

pnf^en  Sifd^of  3acob  gfugger  unb  ber  Obrigfett 

{ft  iai/em  1605  eine  befonbore,  auf  bem  ®e6tete 

ber  SnrMidiim  mit  großen  SBoSmad^ten  auSge« 

ihtfUe  bffi^flic^  KmtSfleae  gefd^ffen,  baS  aud^ 

ata  Sofel  beftel^enbe  Sommifforiat,  äl^nlid^  ben 

sittdatterlid^  Sbcl^iaamaten«  3m®tenfteunb 

jvr  lafm^tl^timg  beS  fletS  bebrol^ten  Aatl^oli- 


ciSmuS  erneuerte  Su}em  nebft  ben  anberen  fed^ 
Orten  fein  Sünbniß  mit  SBoSiS  unb  fd^Ioß  1565 
mit  bem  J^eiltgen  Stülpte  unb  1580  mit  bem 
großen  gürftbifd^of  3ac.  El^riftopl^  SBlarer  öon 
Safel  (f.  b.  art.)  ebenfattS  ein  Sünbniß.  3m  3. 
1586  mürbe  gmtfd^en  ben  fteben  fatl^oUfd^en  Or- 
ten, ben  a5if(|öfen  Don  Safel  unb  Sitten,  bem 
Sonbe  äBaQiS,  bem  ^eiligen  Stul^le,  bem  ffdnig 
Don  Spanien  unb  bem  $er}og  t>on  SaDo^en  ber 
fogen.  ®oIbene  ober  iBorromöifd^e  Sunb  in  ber 
SttftSfird^e  guSujcm  f cierlid^  befd^moren.  Supern 
ftanb  mit  ben  fatl^oltfd^en  Orten  eifrig  auf  Seiten 
ber  @uifen  unb  ber  Sigue,  bis  ber  Uebertritt 
^cinrid^SlV.  jur  ffird^e  unb  bie  ^oliti! »id^elieu'S 
unb  SubtoigS  XIV.  Derönberte  SSerl^öItniff  e  f  d^uf en. 
—  ®aS  17.  3a^r]^unbert  mar  in  feiner  erjien 
^olfte  ein  glönjenbeS,  reid^  an  Sd^öpfungen  oller 
9rt.  9lad^bem  fd^on  1583  baS  ffopujinerllofter 
in  Sujem  geftiftet  morben,  entftanb  1604  ein 
neues  in  Surjee,  1657  ein  britteS  in  Sd^ü})f« 
l^eim.  2)aS  fflofter  ber  ffa|)U5ineffen  in  Supern 
mürbe  1619,  baS  ber  UrfuHnerinnen  (TOaria^ilf) 
1670,  baS  granciScancrHofter  SBerbenftein  1630 
errtd^tet  SDie  bis  auf  bie  Z^ürme  abgebrannte 
StiftSfird^e  mürbe  in  ben  Sauren  1633—1644 
neu  erbaut  unb  mit  ber  meltberül^mten  Orgel  ge- 
giert; in  ben  3a]&ren  1664—1680  folgte  ber  fofl» 
f  pielige  93au  ber  3efuitenfird^e  )u  St.  f^ran)  XaDer. 
^ie  OrbenSfd^ule  mürbe  burd^  ein  DoÜftönbigeS 
S^ceum  mit  tl^eologifd^er  f^acultöt  ermeitert.  SiS 
Seigrer  mirften  SRönner  mie  SobiaS  Söldner,  ®. 
®obat,  p,  ^einrici,  Saureng  gorrer,  3.  ^.  K^fat, 
9{ic.  Sßifftng,  Seobegar  Don  ^ertenftein,  3oft  unb 
xSti'  XaD.  ^mrl^^n,  le^tere  Sterben  beS  OrbenS 
unb  ber  SSaterftabt.  Unter  bem  SBcltcteruS  mirften 
SDtönner  reid^  an  Silbung,  Sifer  unb  SBol^It^un 
für  Jtird^e  unb  Sd^ule,  mie  bie  ^röpfie  fi.  iBird^er 
unb  SBiD^elm  SReier  ju  Seromünfter,  Dr.  3ofi 
ffnab  unb  Submig  $eier  in  Supern,  Stbt  S9eat 
©ölblin  in  St.  Urban.  92od6  einmal  U^aupkit 
Supern  feine  1531  errungene  SDtad^tftellung  für  bie 
fat|oIifd^en  Orte  im  fog.  erften  !Bi0merger  ff rieg, 
1656.  Seit  1601  mar  Sujem  bie  fiänbige  SReP- 
betq  ber  apoftolifd^en  9{untien  für  ^elDetien,  Stl^ö« 
tien  unb  Oberbeutfd^lanb,  unb  feit  1548  fteUte 
Supern  bem  l^eiligen  Stuhle  bie  ^au))tleute  unb 
Solbaten  ber  Sd^mei}ergarbe. 

3.  9leuere  3eit.  Unter  bem  ßinfluffe  beS  rö« 
mifd^en  Sled^teS  unb  ber  fransöjtfd^en  ^aat^^^  unb 
ffir^enpolitif  mad^ten  fid^  abfolutiftifd^e  ®runb- 
fä]^  geltenb,  bie  1653  )um  fog.  großen  Säuern« 
friege  füi^rten.  Gegenüber  ber  ffird^e  traten  galli« 
canifd^e  unb  janfcniftifd^c  Steigungen  l^eroor  unb 
festen  bie  Stabt  fd^on  @nbe  beS  17. 3Q|r^unbertS 
in  Streit  mit  ber  9luntiatur  unb  bem  SIeruS. 
Ser  unglüddid^e  SuSgang  beS  fog.  Zoggenburger 
ober  3möIfer-ffriegeS  1712—1714  förberte  btefe 
atid^tung;  Su^emS  Wad^tfteUung  mar  gebrod^en^ 
unb  man  begann  ftd^  an  bie  ref ormirten  Orte  an- 
julel^nen.  SDte  unoerbiente  ftaatlic^e  9bfe|ung  beS 
^fanerS  Don  UbUgenSmil,  ber  fog.  UbligenSmiler 


871 


Sujern. 


872 


fywbtl,  führte  1726— 1729sum]^efttgftcn«anH)fe 
mit  bcm  QXtxuS,  bem  9luntiuS  fpajftoncl,  ber  Su» 
5em  Derlte^,  unb  bem  l^eifigen  ©tul^Ie ;  nur  mit 
3Rü]^e  tourbe  ein  DöÜiger  $rud^  mit  Stom  k)et« 
mieben.  S)et  einbringenbe  ®eift  beS  QfebronianiS« 
mu§  unb  ber  ^ufflörung  geigte  ftd^  immer  mel^r. 
^§  Süci^Iein  De  Helvetioram  juribus  circa 
Sacra  procIamirtebaS  föeitgel^enbfteStaatSfircl^en- 
red^t;  eS  erfd^ienen  eine  Seilte  öon  ©d^riften  gegen 
bie  ifIBfter,  in  benen  il^re  93efd^rän!ung  ober 
3luf^ebung  verlangt  tourbe.  ®te  §au^)tt)ertreter 
biefer  ©eifteSrid^tung  nwren  in  Sujem  bie  3iat^^ 
Irenen  gfelij  SSaltl^afar,  l^od^öerbient  aI8  ^iftorifer 
unb  9Ragi[trat,  unb  SSdentin  SKeier,  ©ruber  ber 
gfürjiäbte  ©erolb  Don  ÜWuri  unb  Seml^arb  Don 
Wl^einau.  ®er  §erb  biefer  Seftrebungen  toax  bie 
fog.  ©d^injnad^er  ©efeüfd^aft,  toeld^e  man  als  bie 
SJhttter  be§  fd^ttjeijerifd^en  Siberali§mu§  betrad^ten 
barf.  ^od^ad^tbare,  um  ben  ©taat,  felbp  um  bie 
Stxxä)t  oerbiente  SWönner  unb  ^riefter  l^ulbig» 
ten  biefen  3been,  ©iefeften  TOönner  l^ielten  aber 
in  ber  TOagifhrotur  feft  an  ben  SRed^ten  ber  Srifio« 
Iraten;  jie  brad^ten  nod^  1747  im  fte^ergcojeffe 
gegen  ben  SBiebertöufer  3acob  ©d^miblt  (©uljig» 
jioggi)  unb  feinen  ^nl^ang  ba§  mitteIaIterU(|e 
©trafred^t  nad^  feiner  ganjen  ©d^örfe  in  Sumen« 
bung  unb  Dertl^eibigten  il^r  Sorgel^en  im  3nter» 
effe  ber  ©laubenSeir^eit.  9lur  mit  SBiberftreben 
tjoüsogen  fte  nad^  Sufl^eBung  bed  3efuitenorben§ 
bie  ^ufldfung  bed  Sujemer  SoIIegS,  gerabe  200 
3a]^re  nad^  Berufung  ber  SSäter  (17. 3an.  1774). 
S)en  alten  ^Serl^ältniffen  mad^te  1798  ber  Ein- 
fall ber  granjofen  ein  fenbe;  mit  ber  alten  6ib- 
genoffenfd^aft  ber  emigen  93ünbe  l^örte  im  ÜJlärg 
1798  aud^  baS  ©taat^mefen  ber  @tabt  unb  ber 
Stepublil  fiu}em  ^u  esiftiren  auf  unb  Derlor  fld^ 
elnftoeilen  als  SSermaltungSbesirl  in  ber  Einen 
unb  untl^etlbaren  l^elüetifd^en  9le))ubli!.  2)ie  reid^en 
@taatsfd^ö|e  tt)urben  ebenfo  roit  bie  Stifte  unb 
jflöfter  ge))tünbert,  ber  3^^nte  unb  bie  SSoben* 
^infe  abgefd^fft,  ber  9luntiuS  ®rat)ina  polijeilid^ 
über  bie  ©renje  gefül^rt,  bie  „Sriftofraten"  unb 
ber  Stents  gebranbfd^a^t;  festerer  blieb  ial^relang 
oOer  (Sinfünfte  beraubt.  3nt  Urfulinerflofter  unb 
beffen  JKrd^e  in  Supern  fd^Iugen  jeitmeilig  bie  f^tU 
k>etif(^93e]^5rben  il^ren  ®i^  auf:  an  ben  l^öl^eren 
©d^ulen  mürbe  ber  fiaienunterrid^t  eingeführt  unb 
in  amtlid^en  Sctenpüden  Dom  „Bürger  KJ^riftuS" 
gefprod^en.  S)aS  fßott  unb  bie  alte  Sriftofratie 
ober  miberftrebten  ber  neufränfifd^en  iRepublif ;  bie 
Okiftlid^feit  leitete  nur  mU  SBiberftreben  ben  93ür. 
gereib  auf  bie  neue  SSerfaffung;  einSufftanb  töSte 
Den  anbem  ab.  2)a  fteKte  ber  SonfuI  Sonaparte 
1808  bie  alte  f^öberatiDDerfaffung  burd^  feine  9Re- 
biationSacte  mieber  l^er  unb  fir^erte  audb  ben  Sted^tS« 
befianb  ber  Äird^e,  ber  ©ttfte  unb  Älöfter.  3m 
jfanton  Supern  mürbe  aud^  ber  3^^nte  mieber  atö 
SU  Sted^t  beftel^enb  anerlannt.  allein  ftete  j^ömpfe 
}mif d^en  JKrd^e  unb  ©taat  blieben  bis  ^um  Sturze 
9la|)oIeonS  (1814)  an  ber  XageSorbnung.  9uf 
ber  einen  Seite  panben  bie  Staatsmänner  unb 


ein  Zl^eil  beS  €leruS  als  ^nl^onger  S)aIbergS  unb 
SBeffenbergS  unb  ber  ftaatSfird^Ii^en  Zl^eorien  unb 
Ueberlieferunpen;  il^r  geiftigeS  fyajipt  toax  ber 
bifd^5flid^  Sommiffar  unb  Stabtpfarrer  tfyib' 
böuS  SRflOer.  3^nen  gegenüber  mirßen  bie  att« 
gefinnten  @etftlid^  unter  t^fül^rung  beS  ÜtuntiuS 
SfabriciuS  Xeftaferrata^  beS  ^ropfteS  gfr.  9.  @ölb« 
lin  Don  Seromünfter  unb  beS  Sl^orl^erm  Sfran) 
©eiger  (f.  b.  Srtt.)  unb  ber  Sailerfd^ule,  Dertreten 
bur^  bie  Ißrofefforen  SBibmer  unb  ©ügler  (f.  b. 
^rtt.),  bie  aUgefmnten  ^atririer  unb  ber  ®ro|« 
tl^eit  beS  SanbDoIf eS.  beeinflußt  Don  bem  frommen 
Säuern  ÜWcoIauS  SBoIf  Don  ^pertfd^wanb.  ©Ic 
SRagregelung  beS  SbteS  SmbrofiuS  ®Iu|  Don 
St.  Urban,  meldte  i^n  fd^Iießlid^  ;;ur  Sbbanbtng 
smang  (1818),  ber  Sbfd^Iuß  beS  auf  burd^uS  iofe« 
pl^iniftifd^en  Sinftd^ten  benS^enben  fogen.  SOßeffen« 
bergifd^en  SoncorbateS,  baS  am  19.  gebruar 
1806^  ol^ne  SlüdFftd^t  auf  bie  »ed^te  ber  ®eiftti^ 
feit  unb  ber  fird^li(|en  (Sort)orationen,  fomit  beS 
l^eiligen  Stul^IeS,  }tDif d^en  ber  Surie  Don  jf ot^otq 
unb  ber  ^Regierung  Don  fiujem  gefd^Ioffen,  Dom 
l^eiligen  ©tul^Ie  aber  Dermorfen  mürbe,  ber  Streit 
amifd^en  X)^.  SRüIIer  unb  %  ®ügler,  fomie  bie 
Berufung  S)ereferS  (f.  b.  Art.)  als  »egenS  beS 
^riefterl^aufeS  in  Sujem  boten  ftönbigen  Sniag 
5u  Sonflicten.  ®a  mürbe  enblid^  am  16.  Sfdtomr 
1814  bie  Slegierung  geprjt  unb  eS  begann  bie 
^eriobe  ber  ariftohatifd^»  liberalen  O)>))ofttion, 
meldte  1830  Don  einem  Hberol-rabicokn  9legi- 
mente  abgelöst  mürbe.  2)ie  näd^fte  lird^lid^e  $olge 
mar  bie  SoStrennung  ber  f d^mei}erifd^en  SiStl^umS« 
antl^eile  Don  bem  fäcularifirten  SiSt^um  ftonfian) 
unb  bie  Sd^5))fung  beS  a^ofloHH^en  ®eneralbica- 
riatS  unter  ^xopfi  ®51blin  Don  Seromünfier.  SHe 
)um  Siege  gelangte  ^riftofratie  manbelte  aber  baft 
bie  SBege  i^rer  Sorfal^ren;  il^re  (gingriffe  in  bie 
fird^Iid^e  ®iSci|)Kn,  fomie  eingelne  am|griffe  im 
ßraiel^ungsmefen  fül^rten  ju  neuen  3mijllgfetten 
mit  bem  ®eneralDicar  unb  bem  SIeruS.  Sier  1819 
Don  feiner  ^of effur  entfernte,  in  SBort  unb  ©d^rift 
f d^Iagfertige  ^rans  ®eiger  fteKte  ftd^  an  bie  €j)^ 
ber  fatl^olifd^en  gartet.  92ad^  faft  enblofen  93er« 
l^anblungen  mürbe  1828  baS  IBiStl^um  Safel 
mit  bem  ©i J  in  ©olotl^um  (f.  b.  ?lrt.)  gefd^ffen. 
3e^t  !am  aber  im  jfantone  ber  SflabicaliSmuS 
}ur  ^errfd^aft.  Siefe  fogenannte  SlegenerationS- 
jperiooe  geid^nete  fid^  auS  burd^  fiaifirung  ber  l^öl^ 
reu  unb  nieberen  ©d^en,  bie  Srrid^tung  einer 
Don  3fr.  gröbel  geleiteten  ©»ie^ungSanftalt  in 
SBiUiSau,  burd^  Sufl^ebung  Der  granciScaner» 
flBfter  Sujem  unb  SBerbenftein,  3uDentarifation 
ber  übrigen  ©tiftSgüter,  ftaatlid^e  ^fe|ung  mi^ 
liebiger  ^aner,  fomie  ber  Derbienten  ^rofeffo« 
reu  Sßibmer  unb  ©d^Iumpf,  burd^  SRaßregeürag 
ber  fatl^olifd^en  treffe  unb  il^rer  Seiter.  ffiaS 
©d^Iimmfte  mar  1834  bie  ^nnal^me  ber  fogen. 
SSabener  Eonferenjartifel  meldte  SoStrennung  Don 
Slom,  Stuf  Hebung  ber  Sfluntiatur,  SSefd^rönfung 
ber  ©tifte  unb  fflöfter,  ber  gfefl»  unb  Sfafttage, 
Sinfül^rung  beS  ^lacets  für  bie  ganje  ©d^mei). 


373 


Sujern. 


374 


bo}^  eilte  fd^iimatifd^  Staatöfirc^e  6e}tt)ecften. 
8ciffa|fer  bei  fbrtUel  toor  bei  Stabtpfarrer  Sl^ri' 
^^  gfu^  ^^  ytoppttStoifi,  ber  jum  2)anle  an 
SibmetS  €teDe  nad^  Susem  berufen,  aber  Dom 
Kf^of  exft  na<l^  aufnd^tiger  Untertoerfung  aner» 
baut  imnbe ;  geißige  Seiter  ber  fßolitif  »aren  bie 
Sisber  (Sbiiorb  mtb  (Eaßmir  ^Qff er.  @regor  XV I. 
Mcnurf  feierli^  bie  Srtifel,  unb  fein  9iuntiuS  be 
Vsigefi8DcrIie|Su}em.  ShtSerl^dl^nungber  JKrd^e, 
M  ^ßopfleS  unb  ber  9htntiatur  nmrbe  in  ber  ^effe 
boSSeugerfie  geleiflet.  S)ie  fird^Ud^e  Partei  unter 
§n(nmg  bcS  reid^  unb  l^od^angefel^enen  Sanb« 
nmneS  Sofcp^  fieu  Don  ^erfoU  mar  ntd^t  un» 
ttttig;  fie  {hüte  fd^on  1838  ben  Antrag  auf  Se» 
nfnng  ber  S^fuiten  unb  1839  auf  SteDifion  ber 
Serfafpmg.  S)iefe  2Bünfd^e  lourben  anfönglid^ 
jd^ff  )urfldCgett)iefen.  913  aber  bie  Siegenten  offen 
^  69inpat|ie  fSr  ben  jftofterjturm  im  Sargau 
ob  für  bie  Berufung  t>on  t$fr.  Strauß  nad^  3ürid^ 
oBlftmu!^,  tmadfit  baS  93oII;  bie  fatl^oUfd^« 
cmifenMitüK  ^ßartei  erfod^t  am  1.  ÜRai  1841  bei 
ber  aOgemeinen  ^bftimmung  einen  glän^enben 
Skg.  Ss  begann  ie|t  bie  ereigni|«  unb  folgen« 
td4e  3cit  beS  Sonberbunbed  (1841—1847). 
Sie  nene  DoQ8£^ämlid^e  SSerfoffung  ftd^erte  bie 
fOitt  ber  ttxxä^,  ber  @afte  unb  ff löfter  unb  er« 
bD^  bie  erbetene  ®ut]^ei|ung  be§  l^eiltgen  @tu]^« 
kl:  ber  9httitiuft  tel^rte  nad^  Sugem  prüdE.  S)a§ 
Sqn&Defen  nmrbe  mieber  auf  ürd^Iid^e  Snfd^uun« 
gnjiirüdgefül^,  bad  religiöfe  Seben  bur(|  !BoIfS- 
■fponen  geuiedt  3&äii  ol^ne  l^eftigen  SBiberfprud^ 
ber  ^mfimtigen  unb  unter  SBiberfireben  mand^er 
ScfaDiinigSgeitoffen  tt)urben  bie  äefuiten  1844 
»4  Siqeni  berufen ;  baS  JHojter  ber  Urfulinerin« 
Kl  «mibe  mieberl^gefte&t  unb  in  @t.  Urban  ein 
fnfflid^  fid^rerfemtnor  errid^tet.  9Rit  Stfer  trat 
b^tm  Ott  !äf^oUfd^  iBorort  ffir  bie  Sted^te  ber 
loqaitif^cn  filbfler  ein.  ^  ^Intmort  maren  ber 
Isbog  Sorgou'S  auf  SuSmeifung  ber  Sefutten 
aS  bk  goamai  Bdfiim^,  bie  Don  ben  rabicalen 
Smenmgen  begünftigten  §reifd^aaren}flge  Dom 
8.  Sccemba  1844  unb  3.  ^rtt  1845  unb  bie  Sr« 
■oAmig  bc8  Slat^l^erm  fieu  (20.  3uli  1845). 
iantai,  ium  SeuBerflen  gebrdngt,  grif  unter  Sei« 
tag  ber  frii^  freiftnnigen  $oIinfer  Sonftantin 
6ttgiMxt-9RüIIerunbSeni]^arb9Reier 
fda  feiiiei  asten  Sled^td  auf  bie  Erinnerungen  beS 
»WbdieR  BunbeS"  }urfid[  unb  f d^IoB  mit  ben  Ur- 
Imtwen^  ^tg,  gfreiburg  unb  SBalltS  ben  f ogen. 
CoBbesfanib  (11.  Secember  1845).  2)ie  Sag« 
Mfng  verlangte  am  20.  2htli  1847  bie  Sluf« 
Dpng  btefcS  Sunbed  unb  am  3.  September  bie 
iMlfcimmg  ber  Sehnten.  SIS  bie  Urtantone  ftd^ 
of  boi  bcße^enbe  SunbeSred^t  ftu^ten  unb  ben  93e« 
HGWa  ben  ®el^am  t^ermeigerten,  befd^Io|  bie 
Xna|iotg  ben  Utngfl  gefud^ten  JMeg.  ßin  ftanton 
ia4  bcm  anbem  mu^te  ber  Uebermad^t  meid^en ; 
Mmtad  2)iifimr  }og  am  24.  StoDember^.nad^ 
Ib  edfiaäft  bei  diSIifon.  in  fiu}em  ein;  bejfen 
Irtrnmg  unb  bie  Sefutten  mürben  jur  Sflud^t 
W^imeiL  ^  Sfbige  biefed  SärgertriegeS  mar 


ber  Untergang  ber  f antonalen  ©clbfiänbigfeit  burd^ 
bie  »unbeSDerfaffungcn  Don  1848  unb  1874. 
Sujem  erbielt  eine  freijlnnige  Slegierung  aufge- 
brängt unb  mufete  grofee  ftriegSlaften  tragen.  ®ie 
Abteien  @t.  Urban  unb  Stat^^l^aufen  mürben  auf« 
gel^oben,  bie  übngen  Stifte  unb  fflöfter  unb  Diele 
$riDate  mit  großen  Kontributionen  betaftet  unb 
beDogtet,  ber  SSertrag  bejüglid^  ber  päpjHid^en 
©d^meigergorbe  gefünbigt,  bie  5BfKtglieber  ber  ge- 
jlüd^teten  ^Regierung  al§  SanbeSDenätl^er  bel^anbelt. 
3mei  Sal^rje^nte  ber  neuen  SRegierung  Derliefen  in 
Siemlid^er  SRu^e.  6rP  bie  «nftönbe  mit  bem  95i« 
fd^of  Sugentu§  Sad^at  Don  93afel,  bie  Z^eilnal^me 
an  ber  Sluf^ebung  beS  ^riejierfeminarS  in  ©olo« 
tl^um  (1870),  bie  Slufl^ebung  ber  9luntiatur  burd^ 
ben  SunbeSrat)^  1873,  bie  SluSmeifung  beSpctpft- 
Itd^en  ®cf d^äftSträgerS  Sgnojji  unb  bie  f d^roffe  unb 
grunbfäjttd^e,ben  ;,95abener  artifeln"  entfpred^enbe 
^artctnal^me  gegen  bie  93efc^Iüfje  beS  Daticani« 
fd^en  Koncitö  fü|rten  am  7.  SRai  1871  bie  Don 
bem  l^erDorragenben  Staatsmann  unb  ©elel^rten 
^]^.  «.  D.  ©egeffer  (gefi  1888)  geführte  confer« 
DatiDe  Oppofttion  }ur  ^errfd^aft,  meldte  biefelbe 
feitl^er  in  fd^mierigen  SBerl^öItniffen  be]^au))tet  unb 
burd^  9SoI!§abftimmung  Dom  15.  ÜKörs  1891 
neuerbingS  beftättgt  erhalten  l^at.  Sßö^renb  be§ 
(SuIturIam))feS  ftonb  bie  ^Regierung  unentmegt  auf 
Seiten  il^reS  Stfd^ofS,  proteftirte  gegen  beffenftaat« 
lid^e  ^bf e^ung  unb  bie  ^uf^ebung  be§  S)omftifte3 
in  ©oIot$um,  gemalerte  bem  Verbannten  je^n 
Saläre  lang  ein  fid^ereS  ^f^I  unb  erlangte  enbtid^, 
ba|  aud^  bie  übrigen  ffantone  mieber  ba§  Sidtl^um 
95afel  ancriannten. 

S)er  ftanton  fiujem,  ber  größte  ber  fatl^olifd^en 
Sd^metj,  jöl^Ite  am  1.  ©ecember  1888  eine  SeDöI« 
ferung  Don  135780  Seelen,  unter  biefen  127533 
j^at^olifen.  2)te  @inmanberung  ber  Ißrotefianten 
ift  befonberS  bemerüid^  in  ber  ^auptfiabt  (mit 
17  479  fatl^olifd^en  unb  2829  onberSglSubigen 
ginmol^nem)  unb  bereu  UmfreiS,  fomie  im  9lmte 
SBilligau  (§interlanb);  fie  befijen  bie  jmei  $far« 
reien  in  Sujem  (feit  1826)  unb  SBiUi§au.3lu8« 
mit  (fett  1886).  2)ie  ffatl^olifen  ftel^en  unter  bem 
Stdtl^um  Safel.  «n  ber  Spi^  ber  ©etftlid^feU 
ftel^en  ber  bifd^öflid^e  Sommiffar.  bann  bie  ^bpfte 
Don  fiujem  unb  Seromfinfler  unb  bie  Dier  fianb« 
becane  Don  Sujem,  ^od^borf,  Surfee  unb  SBiUiSou. 
©ieSal^I  ber  StiftSgeiftlid^en  beträgt  41,  bie  be§ 
EuratcIeruS  139  in  81  ^arreien,  ol^ne  bie  3ti- 
l^ber  Don  Sel^rfteOen  unb  SBaOfal^rtSpfrünben  unb 
einige  unbepfrünbete-®eifllid^e.  (Sine  ^rt  fpfarr« 
fKft  befielet  in  Surfee,  bie  SBierl^erren  (TV  (Jurati) 
nebft  brei  Äaplönen.  ®er  ftapuainerorben  befi|t 
bie  fflöfier  Susem,  Surfee  unb  Sd^üpfl^eim  mit 
32  iJSrieBem  unb  ba§  graucnflofter  St.  «nna  in 
Suaem.  ®ann  befleißen  nodft  biegrauenabteiefd^« 
iaä)  Ord.  Ciat.  (f.  b.  «rt.),  baS  gremiteuHojier 
in  fiutl^embab  unb  bie  Sc^mefteminftitute  »ol« 
begg  unb  ffiifon.  3n  ben  aufgel^obenen  iHöflem 
utu)  (Eommenben  befinben  pd^  SnfKtute  mit  cwu 
fefflonelleme^arafter;  foinSusembiel^öl&ereSe^. 


375                                                S^bio  —  ß^on.  376 

Qnflalt  als  9lo(3&folflcrin  beS  3efuitencottcgtum8,  betten  Äoufleute  unb  bie  Mtten  ber  tJfifd^.  »el 

baS  iprieperfeminar  unb  baS  ©tubentcnconöid.  bem  3uf ammenpufe  ber  Sf one  unb  ©aöne  flanbeii 

auf  bem  Sanbe  bePel^en  bie  Snenanflalt  in  ber  bie  S)enfmale,  »eld^e  60  floHifd^e  SSöIfer  gu  g^rm 

el^emoltgen  Slbtei  ®t.  Urion  (feit  1874),  bie  beS  öetflötterten  StomS  unb  SugiiftuS  errui^tet  1^ 

aSBatfenonftalt  in  SRat^l&aufen  (feit  1883),  erjiere  ten.  ^3m  3. 14  ö.  £^r.  »urbe  ^ier  einungel^eurcr 

mit  400  Patienten,  lefetere  mit  200  Äinbem  be-  Iemj)el  ju  ®&ren  beS  auguftuS  eingetoei^t.  3>ie 

f^t,  bie  laubftummenonftalt  ^ol&enrain  unb  baS  goUifd^en  (Bötter  erfonnten  ben  Äaifer,  ben  ®ott- 

Se^rerfeminor  in  ßifefird^,  bie  ^rog^nrnofien  in  gemorbenen,  für  ben  Sel^enSj^crm.  3m  römifdben 

SBeromünfter  unb  ©lurfee.  3n  ollen  biefen  9lnftol«  Sinne  öerbiente  ©oflicn  bie  ältere  lod^ter  ber 

ten  unb  in  jol&lreid&en  «rmenl^oufem  beforgen  SReligion  ber  ©öttlid^Ieit  beS  auguflu«  unb  ber 

borm^erjige  ©d^toeftem  ouS  Sngenbol^l  unb  Sol«  Äoifer  genonnt  ju  »erben,  »ie  biefette  (Segenb 

begg  Oeconomie  unb  ftronlenpfleae.  einige  Sal^rl^unberte  borouf  eS  öerbiente,  bie  oltefte 

Siterotur.  Kojimir  $M«^/ ®^f4  ber  ©tobt  Softer  ber  öon  Serufolem  ouSgegongenen  iKrd^ 

unb  beS  ÄontonS  Suaem,  2  Sbe.,  3üri4  1850  ber  neuen  SReligion  au  l^ei^en,  bereu  outl^entifd^jier 

bis  1852;  S)erf.,  2Der  Äonton  Sujern,  2  Sl^le.,  auSbrud  unb  tool^reS  Kentrum  ju  fein  SRom  glek^ 

©t.®atten  1858—1859;  3t.  ö.  ©egeffer,  »e^tS-  fottS  bie  Sefümmung  fyitit"  (©olöobor,  gWmcr» 

gef(i&.  ber  ©tobt  unb  SRepuMil  Sujem,  4  »be.,  öerrf d^oft  in  Subäo,  1847, 1,  252).  Unter  Äoifer 

Sujem  1851—1860;  Xl^.  ö.Siebenou,  ®aS  ölte  ^onoriuS  überlief  ©tilico,  nod^  Uebertoinbung 

Sujem,  Sujem  1882;  bonn  bie  jol^Ireid^en  auf»  ber®oten,  bie  ©tobt  benSurgunbem,  Don  benen 

fcfc^e  unb  Urfunben  im  ®efd^i(i^t8freunb,  müW-  fle  unter  gl^Iotor  on  bie  gfronlen  lom  (532). 

beS  ^iftor.  SereinS  ber  fünf  Orte,  I— XLV,  6in«  ©päter  fom  fie  foft  gonj  in  bie  ©ettxilt  ber  6rj- 

Pebeln  1843—1890,  unb  bie  aRemoiren  öon  bifd^öfe,  fo  ba|  ftoifer  ftonrab  IL  (1024— 1039), 

gfriebrid^  t).  ^urter,  8  9be.,  ©d^oPaufen  1845;  unter  bem  fte  burd^  feine  ^eirot  mit  ber  $rin}efffat 

S.  ©iegttart-ÜRüIIer,  8  93be.,  3ürid^  1868;  f&tm-  ®ifeIo  Don  Srelot  on  boS  beutfd^  Steid^  gefom- 

l&orb  ö.  aRe^ier,  2  Sbc,  SDBien  1875;  ö.  ©egeffer,  men,  bem  grgbifd^of  Surforb  II.  bie  ©tobt  mit 

Sem  1887;  femer  F.  de  Balthasar,  Museum  SBoffengemolt  obringen  mu|te.  9lomineS  gel^örte 

virorum  Lucematum,  Lucem.  1777,  fortgef.  bie  gou)  Don  gfrotdreid^  umgebene  ©tobt  t)on  1032 

t)on  e.  $f9ffer.                          [Ofleifd^Iin.]  on  fofl  300  Saläre  l^inbur^  )um  beutf d^en  Steid^e, 

(jiiMa  (AuSta),  im  9t.  £.  92ome  (^v6fiatt)  mor  ober  bot)on  gong  unob]^öngig,nomentIid^nod^ 

einer  aäiittme  ouS  Si^Qotiro,  meldte  gu  ^l^ilippi  in  bem  ffoifer  gfriebrid^  L  im  %  1164  bem  Sr}- 

SRocebonim  mit  ^urpurftoffen  l^onbelte.  ©ie  mor  bif d^of  ^erodiuS  bie  meltlid^e  ®emolt  unb  ®e« 

^rofelQtin  unb  ertoorb  fid^,  nod^bem  fie  t)on  $0U'  rid^tSbodeit  olS  foiferlid^em  Sicor,  iebod^  mit  bem 

luS  mit  il^ren  Sngel^örigm  getouft  morben,  um  Sorbel^olt  ber  foiferlid^en  Oberj^ol^eit,  }uerfannt 

bie  junge  ^rd^e  gro|e  Sßerbienfte,  inbem  jte  il^r  l^otte.  ^ierburd^  mürbe  ber  Srjbif d^of  mieber  ^err 

^ouS  bem  apoftel  oIS  ©ommelpunft  für  bie  erfte  ber  ©tobt  unb  il^reS  ©ebieteS  —  beS  S^onnoiS  im 

europäifd^e  Sl^rtfiengemeinbe  gur  Verfügung  ftellte  engem  ©inne.   9Rit  ben  ®rofm  t)on  Sqon,  ouS 

unb  bemfelben  oud^  fpdter  mirffomen  Seiftonb  lei»  bem  ^oufe  Sfloreg,  logen  bie  Sr}bif d^öfe  in  Uß 

ftete  (apg.  16, 14.  40).                 [ffoulm.]  ftönbiger  Sfe^be  megen  ber  ©rengm  il^rer  @emoIi 

<j[90ii,  ©tobt  unb  ÜRetropole  in  gfronf»  ®rof  ®uibo  II.  trof  1173  mit  gi^bifd^of  ®ui- 

reid^.  L  SHe  ®rfinbung  biefer  ©tobt  im  ©e»  d^orb,  unter  Vermittlung  ^ßopft  aie^onberS  ni., 

biete  ber  ©eguftoner  mirb  gemSl^nlid^  bm  Siennen-  einen  Serglei^,  nod^  meld^em  er  bie  ®roffd^aft 

fem  gugefd^rieben.  3ur  3cit  ber  Srobemng  ®oI-  S^onnoiS  bem  Si^bifd^of  unb  beffm  Sopitel  gegen 

lienSburd^SöformorLugdanumSegusianonim  eine  ©umme  ®e(beS  überlief.    92od^bem  müer 

(im  SRitteloIter  oud^  Leonia  genonnt)  bereits  ein  gfriebrid^  U.  bie  beutfd^en  if oifer  bie  ^errfd^oft 

bebeutenber  Ort.  3m  3. 43 1).  ^^x.  ffi|rte  C  9Ru»  über  arelot  verloren,  mürben  bie  fliogen  ber  9ür« 

notiuS  $lonmS  eine  r5mifd^e  Solonie  bol^in ;  fo  ger  mie  ber  ®rofen  t)on  Sqou  über  mißliebige  Sn« 

erl^ielt  fie  oud^  ben  Ütomen  Colonia  Lugdunen-  orbnungen  ber  ßrgbifd^öfe  mieber  l^öufiger.  Um 

sis  unb,  meil  jfoifer  CloubiuS  l^ier  geborm  unb  boS  3o$r  1300  monbten  fid^  biefe  on  oen  ifdnig 

auguffatS  l^ier  brei  3o]^re  reftbirte,  ebenfo0S  bie  ^fßpp  ben  ©^önen  Don  gfronfreid^,  oIS  ob  i|^m 

Smennung   Claudia  Augusta  Lugdunensis.  bie  Oberl^ol^eit  über  bie  nod^  gum  beutfd^en  Steid^ 

Jloifer  92ero,  unter  bem  bie  ©tobt  obbronnte,  gob  gel^örige  ©tobt  gebül^re.  aiS  bol^er  ber  Srgbifd^of 

il^r  nod^  ber  SBiebererbouung  ben  SSonong  t)or  unb  fein  Sopitel  fid^  l^iergegen  bei  bem  topfte  be« 

oHen  römif d^en  ©tobten  ©ollienS :  fie  mor  ©i^  fd^merten,  moHte  fid^  Sonifog  Vin.,  ber  jtuf^ 

eines  foiferlid^en  ©tottl^olterS  (Praeses)  unb  eines  felbft  SononimS  gu  Sqou  gemefen,  nid^t  birect 

Segotm.  Unter  ben  ©ebäubm  rogten  f^Mot  bie  gegen  ben  ßönig  entfd^eiben,  fonbem  verlangte, 

$oIöfte  ber  Söforen  unb  beS  ©tottl^olterS ;  oud^  bo|  ber  Srgbif d^of  unb  bie  SBürgerfd^oft  bel^ufS 

f el^Ite  ein  geräumiges  Smpl^it^eoter  nid^t,  unt>  im  griebigung  beS  ©treiteS  2)eputirte  nod^  Sbm 

!Rorben  breitete  ftdj  fpäter  boS  Sfomm  beS  Iroion  fd^idten  follten.  3)o  bie  ©tobt,  fidler  mit  Sormiffen 

ouS.  Unterl&olb  ber  römifd^en  ©eböube,  om  red^«  beS  ÄönioS,  borouf  ni^t  einging,  fo  blieb  biefe 

ten  Ufer  ber  ©o6ne,  logen  bie  donblungSl^öufer  Sroge  nebft  onberen  oIS  SriSopfel  gmifd^en  biefem 

ber  fremben,  jum  Sl^eil  ouS  bem  Orient  eingemon«  unb  bem  ^opfle  liegen.  Sm  12.  Slpril  1312  fom 


877 


SQon. 


378 


£9011  gcnu  an  gfrcmheU^ ;  ^i^iüpp  ber  Sd^öne  er* 

Ifilb  m  ms^erige  Soronie  Sqon  }ur  ©raffd^aft, 

Sofie^  fie  obtt  fammt  ber  ©erid^tsbarfeit  bem 

fi)Uf(|ot  unb  bem  Sat^ralcapttel.  Salier  tarn 

fS,  ba|  fiä^  bie  Sanoniler  ®rafen  Don  St^on  nann« 

IRL  2bn  3. 1563  jogen  bie  jföntge  bie  ©erid^tS« 

tafeit  an  ftil^ ;  ber  übrigen  fidbtif d^en  ^errUd^feit 

maSj/tt  bie  fion^öftfd^e  Stäolution  ein  ßnbe.  Surd^ 

McfdBe  litt  bie  €tabt,  nield^e  ftd^^  namentHd^  burd^ 

bie  im  15.  So^l^unbert  eingefül^rte  @eibeninbu» 

fat,  immer  mel^  gel^oben,  imgemein  t)iel.  2)a  fie 

1793  old  Vollmer!  ber  ro^altftif  d^en  unb  gemö^ig- 

In  Partei  gegen  ben  Serg  unb  ben  Sonoent  ftd^  er» 

lob^  nmrbe Jie  erobert,  bie  Sinao^ner  }u  Sau« 

pbcit  bur4  i^anonen  niebergejd^mettert  unb  bie 

Wiißen  tg^ebftube  }er{iört  (ogl.  be|onber§  Clerjon, 

Bist  de  Lyon,  Lyon  1829—1834, 4  vols.,  mit 

9ortfe|mig  Don  Olorin).  ^eute  befielet  biefe  ftorf 

kfe^igte  ^toeite  @tabt  tJfranfreid^  unb  ba§  inbu« 

pOt  ^  biefeS  SReid^  ouS  ber  alten  Stobt 

le^tt  ba  6a6ne,  am  Sfu|e  beS  3fourtriöred«99ergeS, 

aif  beffen  oberßer  @pi|e  bie  alte,  l^od^oere^rte 

SoOf  o^fird^,  9lotre  S)ame  be  gfourDiäreS,  fte^t 

osS  ber  eigentli^en  @tabt  auf  ber  fd^malen  Sonb» 

ange  smifd^  Sll^e  unb  @aöne  unb  auS  fed^§ 

Sotpbten;  fie  iSfjiii  etma  345  000  unb  mit  ben 

Sororten  390000  CintDO^ner.  3m  Dorigen  Sal^r« 

tnbert  gab  ed  l^ier  neben  ber  $rimatial!ird^e  }um 

|L3o^ami9apti{i  nod^  3  SoÜegiot«  unb  13  ^farr- 

fir^  2  äefuitencoHegien  unb  triele  fflöfter  je 

mt  SMft  ober  toenigftend  ftapelle.  ^eute  ftnb  in 

im  18  btl^lifd^  ffird^,  baneben  einige  pro« 

kPonüfd^  unb  eine  Synagoge;  benn  ^ier  ift 

»4  em  teformirted  Sonjtftorium  unb  ein  Som« 

rnffariot  fmr  iSraelitif d^en  SultuS.  Üteben  ber  neu« 

Degtöabeien  tot^olifd^n  Unioerfität,  für  loeld^e 

1876  bei  bem  erßen  Aufruf  f of  ort  40  000  gfranfen 

dngiBgeii,  befielet  nod^  eine  UniDerjUätS^SIabemie, 

e(B£9mmnnbme]^rere  bösere  Se^anftalten,  bann 

OB  ^^rfeßer«,  ihmben«  unb  SRifftonlfeminar,  mit 

(Bdl  ffia  1822  bie  „©efeUfd^aft  gur  SSerbreitung 

bef  eknbenS"  entftanben  ift.   9n  SBol^Itl^öHg- 

listSanPaUen  gibt  eS  ein  gro|e§  ^ofpital,  toeld^eS 

ji^  9000  ^ilfdbebürftige  unterjlü^t,  baS  au« 

Snse  ftronmil^aud  ober  ^ötel«2)ieu  mit  1350 
cn,  boS  id^rli((  12  000  ffranfe  Derpflegt,  unb 
bflS  ^liital  Sntiquaille,  e^ebem  ftlofter,  auf  ben 
tombrnmifni  beS  rdmif d^en  if  aif erpalafteS  erbaut. 
gtfonbcS  )u  nennen  ift  baS  ^ötel  be  la  Sl^aritö, 
Mmnbet  Don  bem  reid^en  beutfd^en  ifaufmann 
ticberger,  bem  fog.  bon  AUemand,  meld^em  am 
6a6ii>Ouai  be  ^nbre,  ba  mo  bie  Saönt  in  bie 
eUbt  tritt^  in  ber  Zrad^t  be^  16.  3abrbunbert§ 
cn  ^enienicd  @tanbbilb,  al8  SBabrgeid^en  beut« 
\ifB  %xmt  imb  üRUbtl^tigfeit,  errid^tet  mürbe. 

n.  9i9t]^um.  @d^on  im  erjlen  d^riftlid^en 
ShMonbert  mag  eS  in  S^on  Sefenner  be§  JfreujeS 
f^c^  gegeben  |iaben ;  mer  aber  baS  S^bnftentl^um 
ffojl  bc^m  gebrad^t  fcam  nid^t  ermittelt  »erben. 
weiMBS  beßanb  bie  erfte  Sl^riftengemeinbe  in 
tync  »ie  in  TOorfeiDe,  jumeift  nod^  awi  ©ried^en. 


Sine  fird^Iid^e  ^ierard^ie  aber  gab  e§  bafelbft  laum 
Dor  ber  aRitte  bcS  2. 3abrbunbertS.  S)er  bl.  $1^0- 
tinuS  ober  $ot^tnu§,  au8  ©m^ma  in  Jtletnaften, 
Don  ^olqcarp  gefanbt,  gilt  als  ber  erfte  Sifd^of 
Don  SQon.  Sr  ^at  loobl  ben  l^eiligen  Spoftel  3o« 
banneS  nod^  gefeben  unb  gel^ört  unb  lann  fo  als 
apoftelfd^üler  bejeid^net  »erben,  ©eine  ^nfunft 
mag  in  bie  3abre  140—150  fallen.  ,,aRitten  in 
ber  3finftemi|  ber  neuen  Sctool^ner  Don  ©allien, 
bie  fid^  f)kx  mit  ben  alten  Dermifd^ten,  erfd^icn  mit 
einem  9Rale,  toie  bie  9Rorgenröfl^e,  ber  bemütbige 
ajlifflonar  Don  ©m^ma,  ein  Diener  ber  SReligion, 
ber  Seinbcit,  ber  Siebe  unb  ber  aRenfd^li(|feit, 
einer  SReligion,  meldte  f^itt  bem  SReufd^en  eine 
gan)  neue  fiel^e  unb  ein  ganj  neues  Sid^t  über 
t'eine  ^flid^ten  mittl^cilte  unb  i^n  für  baS  jenfeitige 
Seben  mit  ben  größten  unb  bauembften  Hoffnungen 
erfüUte''  (Abbe  Jacques,  Origine  de  Teglise  de 
Lyon  7).  3n  ber  Verfolgung  unter  2Rarc  ^urel 
jeigte  fi^  ^l^otinS  Jtird^e  in  guter  SSerfaffung  unb 
umfaßte  jal^lrcid^e  ©lieber.  ®ie  im  3. 177  mit  bem 
90j[äbrigen  ©reifen  gemorterten  Kl^riflen,  unter 
benen  bef onberS  bie  bl*  Slanbina  berDorragt,  fitd) 
aufgejäl^lt  bei  ©tabler,  §cü.«2ejifon  IV,  971 
(ogl.  aud^  P.  Andre  Gouillod,  St.  Pothin  et  ses 
compagnons  martyrs,  Lyon  1868).  9luf  $bo« 
ttnuS  folgte  ber  1^1. 3renäuS  (f.  b,  «rt  VI,  867  ff., 
unb  5U  ber  bafelbft  angeführten  Siteratur  nod^ 
P.  A.  Oouillod,  St.  Irönee  et  son  temps,  Lyon 
1874),  aud^  ein  ftleinafiate  unb  ^uerft  ^l^otinuS' 
©ePfe.  er  litt  um  202  als  Opfer  ber  SSerfol« 
gung  beS  ©eptimiuS  ©eoeruS  glei^faUS  ben  9Rar« 
tertob.  ^ie  gtoei  folgenben  9if d^öfe  maren  3(^d^' 
riaS  unb  ßliaS  ober  SteliuS,  toeld^er  le^tere  Don 
©regor  Don  SourS  (De  glor.  conf.  c.  62)  ermöl^nt 
wirb.  tSfaufttnuS,  Seitgcnoffe  bcS  1^1.  K^prian, 
fd^rieb  an  biefen  unb  $apft  ©tepban  I.  rnegen  beS 
noDatianif d^  gefmnten  SRartianuS  Don  ^rleS.  Von 
ben  Vifd^öf en  VeruS,  3uliuS  unb  ^tolemöuS  ftnb 
nur  bie  92amen  in  alten  Ver^eid^niffen  entbalten. 
SSociuS  »ol^nte  ber  erflen  ©^nobe  Don  SlrlcS  (314) 
in  ©ad^en  ber  ®onatiften  bei.  ^uf  SRasimuS  unb 
SetrabiuS  folgte  343  VerifftmuS,  meld^er  ber 
©Quobe'Don  ©arbica  (347)  aniool^nte.  Sr  unter« 
fd^rteb  bereu  2)ecrete  nad^malS  mit  45  gaUifd^en 
Sifd^öfcn  an  jmeiter  ©tcÖe,  fällte  aud^  gegen  6u« 
pl^rateS  Don  Jtöln  eine  ©enteng.  Ser  1^1.  3uftu8, 
etwa  feit  350,  Don  bem  Diel  SBunberbareS  ergöblt 
wirb,  regierte  biefe  Jlird^e  mit  großer  ©orgfalt, 
mar  374  bei  bem  Soncil  gu  SSalence  unb  381  als 
Sbgeorbneter  Don  ©aQien  bei  bem  Don  ^quileia, 
»0  er  als  ber  erfte  ben  arianifd^en  SBifd^of  $afla« 
biuS  Derurtl^eilte.  6in  trauriges  greigni^  Deran« 
lagte  ibn,  gu  reftgniren  unb  als  Sinftebler  in  ber 
fcetifd^en  SBüfte  in  3leg9pten  ju  leben,  wo  er  um 
390  ftarb  (Dgl.  Acta  SS.  Sept  I,  365—376). 
S)ie  unter  feiner  9lnrufung  gebaute  ftird^e  ©t.  3nft 
l^at  für  bie  Äird^cngefd^id^te  feine  geringe  Sebeu« 
tung.  9lun  folgten  ber  ^l.  3tlbin  um  etwa  380, 
welker  bie  ffird^e  beS  b^*  ©tepl^an  baute;  ber 
bl.  aRartin,  ein  ©d^üler  beS  1^1.  SRartin  Don  lourS ; 


879 


S^on. 


380 


ber  %  Sntiod^uS  ober  ^nbudluS,  ber  strenue  ad- 
mimstrato  Pontificii  colmine  gegen  Snbe  be§ 
4.  Sal^rl^unbertS  ftarb;  ber  1^1.  eipibtuS,  unb 
434—450  ber  l&I.  gud^eriuS  (f.  b,  3trt  IV,  952  f., 
fotDie  P.  Andre  Oouillod,  St.  Eucher,  Lerins 
et  l'öglise  de  Lyon  au  VIII®  siäde,  Lyon 
1881).  Ser  1^1.  $atien8,  feit  451,  a^igte  gro^e 
Siebe  ju  ben  Srmen,  befel^rte  t>itU  Srianer  burd^ 
feine  $rebigten,  erbaute,  erneuerte  unb  tteil^te  t)iele 
Jhrd^en  unb  xdoc  455  bei  bem  SoncU  }u  %led. 
Unter  il^m  würbe  auc^  s^^if^en  475 — 480  toegen 
beS  gaOifd^en  ^riefterg  SucibuS,  »eld^er  ber  erfte 
nomentlid^  belonnte  ^röbeftinationer  war,  in  S^on 
eine  @Qnobe  gel^alten  (^efele,  Sonc.«®ef(i^.  ü, 
597  ff.),  er  ftarb  um  491.  «uf  ben  1^1.  2ul)ici» 
nu§  (geft  um  493)  folgte  494  ber  1^1.  StufticuS, 
bann  ber  1^1.  Stephan  (geft.  um  512),  ber  mit 
aoituS  oon  SKenne  (f.  b.  Slrt.  I,  1767  f.)  eine 
@tä^  ber  Jtatl^olifen  gegen  bie  arianifd^en  SBur» 
gunber  mar.  ©tepl^anuS  oeranftaltete  aud^  baS 
SleügionSgefpröd^  )u  Sqou  oom  Saläre  499,  in 
meld^em  bie  arianifd^en  Sifd^öfe  äbermiefen  unb 
ff5nig  ®unbo6aIb  für  bie  JKrd^e  gänftig  geftimmt 
würbe  (§cfele  II,  629  ff.),  ©ein  Slad^folger,  ber 
1^1.  SSiDentioluS  ober  3ut)entioIu§,  wol^nte  517  ber 
©Qnobe  t)on  dpaon  bei  unb  l^ielt  im  gleid^en  3a]^re 
in  S^on  felBft  eine  S^nobe  wegen  ber  inceftuöfen 
Sl^e  be§  oberften  gfiScalS  beS  burgunbif  d^en  Steid^eS, 
©tepl^an,  gewö^nlid^  al§  Lugdunense  I  bejeid^» 
net  (^efele  H,  687).  gr  foU  aud&  524  ber  @9» 
nobe  oon  9r(e3  unb  529  ber  oon  Orange  an* 
gewol^nt  l^aben  unb  wirb  oon  Sgobarb  wegen  fei- 
ner geleierten  ©d^riften  gerül^mt  (ogl.  au($  Acta 
SS.  Julü  m,  303).  ®er  ^I.  SupuS  tl^eUte  mU 
feiner  ^eerbe  bie  Seiben  be§  ffriege§,  weld^er  mit 
ber  Ausrottung  beS  burgunbifd^en  ff önigSgef d^ledi^« 
te§  unb  ber  ISereinigung  fernes  @i|eg  mit  bem 
frönüf d^en  Steid^e  enbigte.  Sr  ftarb  um  542 ;  fein 
tJfefl  ift  am  25.  September. 

2)er  1^1.  SupuS  wirb  gewö^nlid^  als  erfter  Srs' 
bifd^of  oon  SQon  angefe^en.  3ebenfa&S  gibt  e§ 
oor  ßnbe  beS  5.  äal^rl^unbertS  feine  äber^eugen» 
ben  9}aderideten,  ba|  S^on  als  ÜJtetropoIe  galt. 
SBiltfd^  jagt  bie^foHS  in  feiner  «ird^I..  OJeogr. 
a,  104 f.):  „Sei  ber  ffia^l  beS  »ifd&ofs  3o^ann 
oon  Kabitto  im  3. 470  beurfunbet  juerft  ber  9Me» 
tropoUt  oon  Sugbunum  feine  l^bl^ere  9if  d^ofSwürbe. 
9IS  barauf  biefe  @tabt  wieber  bie  dauptftabt  ber 
erften  lugbunenfif^en  ^rooing  wuroe,  fo  war  ba« 
mit  aud^  fär  ben  SBifd^of  berfelben  ber  Snfang 
eines  großem  ßinftüff eS  auf  bie  ^rooinjialbif d^öf e 
gemalt.  Sud^  in  anberen  $rooin}en  befam  er 
großes  Anfe^en,  fo  ba^  SupuS  auf  bem  britten 
Eoncil  ju  aurelianum  im  3.  538  präfibirte  unb 
id^  guerft  .unb  allein  als  Metropolitanus  unter» 
d^rieb."  SHS  ©uffragane  unterftanbcn  il^m  oon 
Anfang  an  bie  Sif d^öf e  oon  Augustodunum  ober 
Civitas  Aeduonim,  CabiUo,  Lingones,  Ma- 
tisco.  S)iefelben  l^at  aud^  bie  Not  Coelest.,  wie 
bie  unter  $apft  Sol^ann  XXn.  gefertigte,  weld^e 
fie  in  folgcnber  Drbnung  aupi^rt:  Eduensis, 


Matisconensis ,  Cabilonensis ,  Lingonensifl. 
2)iefe  oier  ©uffraganen  oerblieben  bem  £r}bif d^of 
oon  S^on  bis  gegen  bie  ÜRitte  beS  oorigen  3<d^r« 
l^unbertSjuweldeerSeitbie  gweiSifd^dfeoonSHion 
unb  @t.  (Skiube,  bereu  @i|e  1731  rejp.  1742  neu 
errid^tet  worben,  ba)u  lamen,  f o  ba|  bis  jur  Steoo- 
lution  unter  il^m  ftanben  bie  Sifd^bfe  oon  Sutun 
—  biefer  l^atte  bie  fird^Iid^e  unb  weltßd^  93er* 
waltung  beS  Sr^biStl^umS  bei  erlebigtem  @i^  —, 
SangreS,  ültacon,  Sl^alonS  für  @a6ne,  ®ijion  unb 
@t.  Slaube.  $on  biefen  SBiSt^mem  würben  in^ 
folge  ber  Steoolution  auf gel^oben  S^nS  unb  9Ra« 
con ;  bafür  erl^iett  Sqou  alS  neuen  Suffraganfiul^I 
©renoble,  baS  biSl^er  unter  SHenne  ftonb.  SBetter 
würbe  S^on  baburd^  entfd^öbigt,  ba^  mit  il^m  bie 
altberül^mte  SRetropole  SHenne  (f.  b.  Sri)  unirt 
würbe,  weSl^alb  ber  ßrjbifd^of  feit^er  ben  Goppel* 
titel  Archiepiscopus  Lugdunensis  et  Viennen* 
sis  fü^rt. 

9luf  SupuS  folgte  nad^  SicontiuS  ober  SeontiuS^ 
ber  nur  ^wei  Saläre  regierte,  im  3. 544  ber  1^1.  @a« 
cerboS  ober  @erbotuS,  ber  in  feiner  bifd^bfttd^en 
@tabt  bie  gwei  ffird^en  @t.  ^ul  unb  @t.  SulaKa 
(fpöter  @t.  ®eorg  genannt)  erbaute.  Sr  war  549 
bei  ber  S^nobe  oon  Orleans,  unb  weld^  9n« 
fe^en  er  geno^,  gel^t  barauS  l^roor,  ba|  ffbntg 
@^ilbebert  il^n  afö  ®efanbten  nad^  Spanien  )u 
ffönig  9lt^anagilb  fd^idtte.  Srfterem,  ber  an  fein 
Sterbebett  geeilt  —  er  ftarb  p  ^ariS  551  — > 
empfal^l  er  als  feinen  9tad^folger  feinen  Steffen, 
ben  1^1.  TOcetiuS  ober  TOsier  (551—573).  3)iefer 
wirb  befonberS  oon  ©regor  oon  £ourS  (HisL 
Franc.  4, 36 ;  De  gloria  oonfess.  61,  bei  Migne 
LXXI,  299.  872)  gerül^mt  alS  treuer  §irte,  unb 
bis  auf  bie  3ett,  in  weld^er  ®regor  feinen  ^Stu^m 
berSeifenner"  fd^rieb,  gefd^a^en  gro^e  SBunber  an 
feinem  ®rabe.  Unter  il^m  würbe  567  )U  S^on  eine 
S^nobe  (Lugdunense  U)  gel^alten,  bei  weld^ 
auf  93ef el^l  beS  jf önigS  ®untram  wegen  oerf d^iebe« 
ner  ©ewalttl^ötigfeiten  ber  Sifd^öf e  @aloniuS  oon 
ßmbrun  unb  @agittariuS  oon  ®ap  oerl^anbelt 
warb  unb  fed^S  SiSciplinar-i^noneS  aufgefteÜt 
würben  (^efele  m,  21).  Unter  bem  SSorft^  beS 
Srsbifd^ofs  $riScuS  (573—585)  würbe  baS  Lug- 
dunense m,  oon  bem  gleid^f  aQS  f  ed^  S)iSciplinar' 
SanoneS  oor^anben  ftti^,  gel^alten  (^efele  DI,  38). 
Ueberbiel  war  $riScuS  bei  oier  weiteren  Sqnoben: 
573  3U  ^riS,  581  )u  SRacon,  584  gu  iBalence 
unb  584  in  SRacon  (IQ ;  auf  le|terer  fül^rte  er 
ben  2:itel  ^atriard^,  weü|en  aud^  fein  SSorfal^r, 
ber  ^l.  McetiuS,  alS  Sl^rentitel  oom  $apfte  er» 
Italien  l^atte.  ^er  l^L  ^et^eriuS  ober  SlermiuS 
(586—602),  anfangs  am  6ofe  beS  ftönigS  ®un- 
tramnuS,  weil^te  ben  1^1.  ^u^giftluS  gum  ^riefler 
unb  wol^nte  ber  2:aufe  Sl^lotorS  n.  bei.  ^n  il^n 
ftnb  mel^rere  ^Briefe  ^opft  ©regorS  beS  ®ro^en 
gerid^tet,  wie  benn  aud^  oon  biefem  Rupfte  ber 
^o^el  €nglanbS,  ber  1^1.  Sugufttn,  an  il^n  em« 
pfol^len  würbe.  ^uS  biefem  Umftanbe  bürfte  eS 
fel^r  wal^rfd^einlid^  fein,  ba|  ber  1^1.  Sluguftin  nid^t 
oon  SSigiliuS  oon  ärleS,  fonbem  oom  1^1.  Setl^ 


381 


SQon. 


382 


liiii  paa  Slf^of  gnoeil^t  oorben.  9htn  folgten : 

bcr  nur  cnoö^tte  @ecunbud;  SribiuS  ober  SrigiuS 

(608—614);  Xetricud  ober  Xl^oboricuS,  ber  ftd^ 

625  Ott  e  civitate  Lugdona  Treticus  unter« 

i^ridb ;  (Banbencud  nad^  643 ;  SSiDentiolud,  unb 

n  650  ber  l^L  SnnetnunbuS  2)elfinu§,  beffen 

Jbm  oerfd^eben  gefd^rieben  wirb  (Dgl.  ©tobler, 

täL'2^  t  229).  S)er  Sol^n  eines  lönigUd^en 

$iftfectai,  toot  SmtemunbuS  am  löntglid^en  ^ofe 

eiiDgen  umben.  d^Iobmig  11.  fd^ö^te  il^n  megen 

jener  \dtaun  Xugenben  fo  l^o^  ba|  er  tl^n  sunt 

^^dfyn  feines  ölteften  Sol^neS,  bed  nad^maUgen 

Odmgfi  iOfiotat  UL,  oöl^lte.  W§  ersbtjd^of  oott« 

«bete  ober  rtfiaurirte  er  boS  ftlofter  gum  1^1.  ^etrud 

ob  nbagab  e9  einer  (Senoffenf^aft  gottgemeil^ter 

jingfronen,  totiä^  SBerfe  ber  9lad&ftenUebe  itbten. 

VB  na4  bem  Xobe  SblobmigS  IL  eine  Stegent« 

ktoft  eintmt,  nmrbe  er  megen  SJlaieftötSüerbre^enS 

ongeflagt  unb  miber  Süllen  ober  bod^  ttnber  SBiffen 

ber  Segentin,  ber  ^l  SUl^ilbiS^  am  28.  ©eptember 

659  nmgArad^t  Ser  1^1.  (SeneftuS  ober  ©enetiuS 

(659—679),  öori^er  Slmofenier  E^IobmigS  n., 

varbe  in  Me  ftriege  mit  Sbroin  t)erttndelt,  l^ielt 

okrmitgrolerXreueguSl^IotQrin.  S)er]^I.Sam" 

botBS  ober  SanOertuS  (680--690),  oor^er  S6t 

jK^oniandle  —  bem  fpotemSt.  SSanbrifle  — ,  be» 

9icg  nur  nad^  langem  äBeigem  ben  Sr^ftul^l  mar 

fiber  in  SBort  unb  Zl^at  ein  auSgejeid^neter  ^irte 

(Acta  88.  ApriL  ü,  215  sqq.).    9uf  bie  Oier 

&|bc{(^  «obmin  ober  ®ubinu8  (693—713), 

JoIcobuS,  OloubertuS  ober  äRabalbertuS  unb  9bo 

ober  9fo,  ber  769  bei  einem  r5mifd^en  Soncil 

Mr  tnb  nm  798  ftarb,  folgte  ber  berül^mte  Selb« 

abitf  (f.  b.  «rt.  Vn,  1688  ff.),  in  ber  legten  Seit 

llazISb.<Sr.  9}a(l^bemer814reftgnirt]^atteunbgur 

tcftgmmng  eines  9la(i^folgerS  814  eine  @Qnobe 

}i  2^  gegolten  »orben  UKir,  mürbe  ber  ebenf o 

kdSfmk  «aobarb  (f.  b.  «rt.  1, 346  f.),  ber  f  d^on  feit 

808  EeitoM  (Eoabiutor  gemefen,  ermö^lt.  Unter 

^iV^h  (gefL  840)  fanben  bi^  smei  S^noben 

m:  828—829  eine  oom  ifaifer  angeorbnete, 

9ofß\dfnnri^  megen  ber  Stuben^  morüber  mir  aber 

hine  Jta^ri^t  ^ben  (Cl^ele  IV,  54. 69  ff.),  unb 

834  in  «bmef eni^t  beS  d^jbifd^ofS  oon  bem  SSer- 

Mte  bcS  SiStl^umS,  Smalor.  Siefer  trug  l^ier* 

W  feine  neue  Seigre  oon  einem  breifad^en  Seibe 

Qnpi  twr,  gegen  meldte  fid^  aber  ber  Siacon 

^aoA,  SorfU^  (Magister)  ber  @d^ule  in  Spon, 

Bcibeti;  unb  meld^  838  auf  bem  Soncil  ^u  Sil^ierfQ 

caifnrirt  nmrbe  (^fele  IV,  87  f.;  ogl.  aud^  b.  Srt. 

InoknuS  t.  9Re|  I,  672  f.).    Um  841  folgte 

JbmAü  (f.  b.  «rt  I,  572).  fomie  852-875  ber 

tL  SemtgtttS  L  (f.  b.  Sri),  ber  in  ben  $rabe- 

Unitioiidflreit,  mie  fd^on  fein  SSorgönger,  oer> 

mdäk  nmrbe  ^  b.  «rt.  ©ottfd^alf  V,  946  f.). 

Oatrc  SnfterinS  (906—915),  ber  auf  Surelian 

(875—895)  unb  inmolon  (895—906)  gefolgt 

mk;  ttuAe  abermals  eine  S^nobe  gmifd^en  912 

nh  915  ge^toi,  bie  aber  o^e  nennenSmertl^e 

Itfritale  »erlief  (f^fele  IV,  578).  Unter  beffen 

ftod^Igec  ®obefreb  be  ISergQ,  feit  1054, 


l^ielt  &irbinal  &ilbebranb  1055  ^ier  gegen  bie 
rimonifKfdöen  Sifd^öfe  ein  6oncH  (^^cfelc  IV,  787). 
9tad^bem  ®obefreb  1063  rejignirt  l^tte,  beftieg 
^umbert  ben  @tu]^I;  biefer  l^ielt  1070  ein  6^oncü 

I  in  3lnfe,  mürbe  aber  1076  oon  $apft  ©rcgor  VII. 
megen  @imonie  entfe^t  unb  ftarb  als  9Rön$  1077. 
Seine  beiben  !Rad^foIger,  ber  1^1  ®ebuin  ober  ©i* 
buin,  aud^  3ubinu§  (1077—1081),  unb  §ugo 
öonSourgogne  (1081—1 106 ;  f.  b.  «rt.  VI,  384  f.) 
I^atten  eine  einflugreid^e  Stellung  in  Jhrd^  unb 
(Staat.  Unter  @^ebuin  mürben  ^mei  Stoben  ge» 
Italien;  bie  eine  oom  3a^re  1080  fprad^  über  (Sx^* 
btfd^of  SDtanaffeS  oon  SleimS  bie  ^bfe^ung  auS 

I  (§efele  V,  145),  bie  anbere  oom  Saläre  1082  ej- 
communicirte  ben  ®rafen  Sfuico  oon  9(ngerS  unb 
bie  SRönd^e  oon  SJlormoutier  megen  oerübter  ®e« 
malttl^aten  gegen  bie  jtird^e  oon  ZourS  unb  fuSpen* 
birte  ben  99i{d^of  ©aufrieb  oon  ^ngerS,  meil  er 

;  pflid^tmibrig  l^iergegen  nid^t  eingefd^ritten  (^t\tlt» 

'  ffnöpfler  V,  157).  ©amalS  beffättgte  aud^  Ißapft 
©regor  VII.  unter  bem  20.  Slpril  1079  ben 
Primat  ber  ftird^e  oon  St^on  aber  bie  ^ßrooinjen 
Sftouen,  SourS  unb  SenS,  ein  $rioiIeg,  meines 
oon  UrbanIL  1095,  ^oSd^aliS  IL  1116  unb 
galtet  n.  1121  beftätigt  mürbe.  3lad^  berUeber- 
fd^ift  beS  SoncilS  oon  99rioube  im  Saläre  1094, 
bei  bem  ber  Sr^bifd^of  ^ugo  benSSorft^  fül^rte, 
l^atte  er  aud^  ben  Primat  über  bie  ^rooinj  oon 
99ourgeS  unb  mar  gugleid^  pöpftlid^er  IBicar. 
SBourgeS  gel^örte  aber  gum  ^rimat  oon  SSienne 
unb  mirb  in  ber  Seftötigung  ^Sd^aliS'  II.  nid^t 
mel^r  genannt.  Siefe  ^rimatie,  factifd^  mel^r  ein 
ßl^rentitel  als  eine  mirflid^e  SRad^t,  mar  ein  oiel» 
fad^  beftritteneS  unb  )urüd(tretenbeS  Siedet.  So 
beftritt  1095  er^bifd^of  SRid^er  oon  SenS  unb  grj- 
bif  d^of  SBill^elm  Oon  SRouen  baSf  elbe ;  le^terer  unter- 
marf  fi(^.  Stid^er  aber  blieb  l^artnötfig  bis  ^u  fei« 
nem  Sobe.  Srft  fein  92ad^folger  ^aimbert  gab 
nad^ ;  aber  einjelne  ißerfud^  ber  (Sr^bifd^öfe  oon 
S^on,  bie  ^rimatialred^te  ungebü^rUd^  ^u  ermei» 
tern,  bemirften,  ha^  ftd^  SenS  abermals  trennte. 
^IS  fi^on  1312  burd^  ben  SSertrag  oon  SSienne 
an  bie  ffrone  f^ranfreid^S  gelommen,  mürbe  aud^ 
bie  $rimatialmürbe  mieber  allgemein  anerfannt. 
2)ie  3tt^tt  beS  ^rimateS  maren  aber  bereits  bis  auf 
baS  einzige  ^ufammengefd^rumpft,  Appellationen 
oon  ben  Sprüd^en  ber  SRetropoliten  an^unel^men. 
(93gl.  Mansi  XX,  878,  De  primatu  Lugdun.  etc. ; 
P.  de  Marca,  Diss.  de  primatu  Lugdun.,  meift 
im  Slnl^ange  feines  äBetfeS  De  Concordia  Sa- 
cerd.  et  Imper. ;  bann  aud^  Thomassin.,  Vet. 
et  noY.  eccl.  discipl.  I,  1,  c.  30  sqq.,  bef.  c.  34.) 
92ad^  ^ugo  be  ^ourgogne  folgte  ©ojeran  ober 
Sogeran,  aud^  Sauceranb  (1107—1118),  bann 
§umbert  (1119—1128).  Unter  beS  lefetem  SRe- 
gierung  l^ielt  garbinal  $etruS  1125  eine  groge 
St^nobe  In  St)on  megen  beS  3lbteS  $ontiuS  oon 
glugn^.  tiefer  l^atte  auf  feine  SBürbe  refignirt 
unb  eine  SBaÜfal^rt  nad^  $alöftina  gemad^t,  nad^ 
feiner  Stüdffel^r  aber  mit  SBaffengemalt  fid^  beS 
fflofterS  mieber  bemöd^tigt  unb  mürbe  be^megen 


388  SQon.  884 

mit  bcm  Sonne  belegt  (©efele-ftnöpfler  V,  392  f.)-  abmini|feiren.  3lm  Wngften  funflirte  oIS  «bmint- 

95on  ben  melteren  grjSijd^öf en  fmb  s"  nennen :  ftrotor  3o]^ann  $quI  (Safton  be  $in8,  Dorl^er  99i- 

aimericuS  ©uetr^  ober  ©uerrat  (1236—1245),  fd^of  öon  SimofleS  unb  feit  1824  litulor-grj- 

unter  bem  baS  erjte  allgemeine  Soncil  ^u  SQon  bifd^of  t)on  ^mafia  (geft.  1850).    SHefer  bßdb 

gegolten  tourbe.    Unter  ^f^ilipp  oon  ©Quoten  aud^  9lbminiftrator,  aI8  ber  grjbifd^of  öon  ^biäf, 

(1246—1267),  ber  jid^  nic^t  confecrircn  liefe,  fanb  Korbinal  3oad&im  b'Sfoorb,  §um  grjbifd^of  öon 

1264  eine  @Qnobe  ftatt,  meldte  gur  9eföm))fung  S^on  nominirt  loorben  ttxn:;  le|terer  flarb  ober 

ÜRonfrebd  unb  Unterftü^ung  JForlS  Don  ^nj[ou  bolb,  ol^ne  nod^  Don  biefem  Srjftul^Ie  9eft|  er« 

einen  breijä^rigen  S^^ntcn  Dorn  ßleruS  bemilligte  griffen  ju  l^oben,  im  nömlid^en  3o|re  »ie  8ar« 

(§efele»ftnö})fler  VI,  87).    $etru§  oon  loren«  binol  Qfefd^  (1839).  5Run  folgte  ber  burd^  ^o^ 

toife  0.  P.,  feit  1272,  würbe  fd^on  1273  Sorbi»  Segobung  unb  fird^Iid^e  Ireue  ouSgejeid^nete  2ub* 

nolbifd^of  Don  Dftio  unb  befticg  1276  ben  pop^U  toig  3ocob  ÜRorij  Sonolb.  ©eborcn  om  30.  Oc- 

lid^cn  ©tul^I  olS  Snnocens  V.  (f .  b.  «rt.  VI,  743),  tober  1787  s«  SWill^QU  («De^ron)  oIS  Dierter 

ftorb  ober  nod^  im  felben  3a|re.  ^^moruS  ober  @o]^n  beS  befonnten  $]^ilofo))tien  unb  @toot3> 

SlbömorbeSRoufftllon O.S.B.  (1273—1283)  wor  monneS  2.  ®.  % »onolb  (f.  b.  «rt.  H,  1009  ff.), 

grjbifd^of,  oIS  ju  2i|on  boS  jweite  oügemeine  Kon»  war  er  nod^  unter  bem  erften  ffoiferreid^  bei  ber 

cü  gefeiert  würbe,  ©afe  unter  §einrid^  be  SSittorS  ^offopelle  ongefteDt.  Unter  ber  SReftourotion  be> 

(1296—1301)  im  3.  1297  ein  6onciI  gel^olten  ficibete  er  bo8  «mt  eines  gßmofenierS  bei  bem 

worben,  weld^em  »onifoj  Vm.  })erfönlid^  proft-  ©rofen  Don  9lrtoi8,  bem  fpotetn  ffönig  Äorl  X., 

birt  ^obe,  ift  eine  9lad^ri^t,  weld^e  ofler  Segrün«  unb  begleitete  ^erfign^  olS  Secretär  nod^  Stom, 

bung  entbel^rt  (§ef ele«ftnö})fler  VI,  369).  ^etruS  oß  biefer  bie  Sngelegenl^eiten  Qfronfreid^S  mit  bem 

Don  ©oDo^en  (1308— 1332)  rebucirte  1322  bie  l^eiligenStul^Ie  orbnenfottte.  «m  27,  Äpril  1823 

Sdfjil  ber  Kanonifer  auf  32.   SBitl^elm  be  @ure  würbe  ber  oud^  ofö  ffongelrebner  berüJ^te  SBonoIb 

(1333—1340)  l&ielt  1337,  Sol^onneS  be  Xolaru  junt  »ifd^of  Don  2e  ^u^  emonnt  unb  am  27.  «pril 

1376  eine  ©i^nobe,  Don  weld^en  beiben  nid^ts  1840al8grsbifd^of  Don29on})räconirirt,  oßwel« 

auf  uns  gefommen  ift  (§efele=ihiöpfler  VI,  726).  dfter  er  fd^on  am  1. 9Möi^  1841  gum  Korbinol  er« 

Sol^onneSl^Qtte  1375  benStul^Ibeftiegen,  reftgnirte  wöl^It  würbe.  Unter  bem  Sürgerlönigtl^um  fompfte 

ober  1389,  olS  il^n  KlemenSVn.  jum  Eorbi-  er  fel^r  eifrig  für  bie  greil^eitbeSUnterrid^tS;  unter 

not  erl^ob  (geft.  1393).  Unter  grang  Don  Kol^on  ber  3le})ublif  befol^I  er  feinem  ßleruS,  „boS  Sei« 

(1501 — 1536)  würbe  boS  Don  fünf  abtrünnigen  f^icl  be§  ©el^orfomS  gegen  bie  neuen  ©tootSein» 

ßorbinälen  gegen  $a})fl  3uliu8  IL  Deronflaltete  rid^tungen  gu  geben".  SRaj)oIeon  HL  ernannte  il^n 

^feuboconcil  ^ifa-SOtoilotä)  Don  Sfti  au§,  wo  bie  bei  feinem  StegierungSontritte  gum  Sommonbeur 

neunte  ©ijung  ftottfonb,  im  3. 1512  nod^  29on  ber  gl^renlegion,  unb  er  erl^ielt  olS  Korbinol  ge« 

DerIegt;]^ierfonbbonnbiege]^nteunble|te@i^ung  fe^Iid^en  @i^  im  Senate.  3m  3.1850  (ielt  er 

flott,  unb  boS  Eonciliobulum  löste  ftd^  ol^ne  offi«  ein  ^roDingiolconcil  (Collect.  Lac.  IV,  456  sq.) 

deflen  2lbfd^lu6  auf  (§efele»§ergenröt]^er  VIII,  unb  fejte  in  ben  legten  3a]^ren  feines  2ebenS  bie 

619  ff.),  grjbifd^of  fjranj  l&ielt  felbfl  1528  ein  Cinfül^rung  beS  Breviarium  Bomanum  burd^. 

^roDinjiolconcil  für  3unidtweifung  ber  ^ärejie  ©ro^e  SSerbienfte  erwarb  er  fld^  befonberS  oud^ 

unb  für  SittenDerbefferung  (§efele=§ergenröt]^er  boburd^,  ba|  er  1869  mit  öilfe  eines  Sermöd^t« 

IX,  646).  «ud^  anton  b'Sllbon  (1562—1574)  niffeS  eine  t^eologifd^e  §od^f§uIe  grünbete,  bie  fid^ 

l^ielt  eine  ©^nobe.  S^t  Seit  ber  SleDolution  fa|  unter  feinen  9lod^foIgem,  no^bem  bie  Unterrid^tS« 

auf  biefem  ©tul^Ie  feit  1788  3do  ^leionber  SJlor-  freil^eit  enblid^  erlangt  worben,  gu  einer  Dottftön« 

beuf;  berfelbe  mufete  fld^  pd^ten,  unterl^ielt  ober  bigen  fot^olifd^en  §od^fd^ule  entwidtelte.    3)iefer 

mit  ben  in  ber  ©tobt  gebliebenen  ipriejiem  einen  Prelat  Grand-Seigneur,  ber  om  25.  Qf^bruor 

regen  SSerfel^r.  ©ein  ©enerolDicor  Koftillon  war  1870  ftorb,  war  in  ber  Dottften  Sebeutung  beS 

nun  boS  geiftige  ^oupt  in  29on  unb  bie  ©eele  ffiorteS  ein  ffird^enfürft.  3l^m  folgte  (1870  bis 

oHeS  d^rijtlid^en  2ebenS.  3n  ber  größten  SobeS-  1875)  ber  nomentlid^  Dom  Doticonifd^en  Soncil 

gefol^r  {eben  tiugenblidf  ben  SJlortertob  erwortenb,  oud^  über  Qfronlreid^  l^inouS  fel^r  beforatte  friH^ere 

lotte  er  längft  (Sott  baS  Op^tt  feines  2ebenS  ge»  Sifd^of  Don  ©renoble,  3acob  aRorio  «d^iß  ®e« 

brod^t,  QlSerl794al8„wiberfpänftiger$riefter"  nouiU^ac,  bann  (1876—1887)  2ubwig  9Rario 

jum  Sobe  gefül^rt  würbe.    ©oSfelbe  2ooS  trof  ^o\tpf)  ©ufebiuS  EoDerot,  Dorl^er  Sifd^of  Don 

ober  oud^  nod^  im  nömlid^en  3a]^re  ben  conflitu«  ©t.  SS>\6,  ber  1877  als  Selol^nung  feiner  eminen» 

tionellen  Sifd^of  2amourette,  ber  gu  ^oriS  ]^in=  ten  Serbienfte  ben  ^urpur  erl^ielt.   ®er  gegen« 

gerid^tet  würbe.  6tn  großer  ©d^merg  war  eS  für  wörtige  123.  ©rgbifd^of  Don  29on»95ienne  unb 

aRarbeuf,beralsgflüd^tlingin2übedfaml5.a})ril  $rimaS  Don  (SoEien  ijt  3ofel)]^  Snfreb  Qfoulon, 

1 799  ftorb,  unter  biefen  ©türmen  feine  ffird^e  Der«  geb.  1827,  pröconiflrt  als  Sifd^of  Don  5lanc^« 

woiSt  loffengu  muff en.  grji  1802  fonnte  wieber  ein  Soul  1867,  })romoDirt  gum  Krgbifd^of  DonSe« 

ergbifd^of  ben  alte]^rwürbigen©tu]&lbefteigen,  3o-  fan9on  1882,  l^ierl^er  tronSferirt  26.  2Jlai  1887, 

fe})|  gfefd^  (f.  b.9lrt.IV,  1383  ff.),  O9eim9?a))0»  ©ein  ©prengel,  ber  fid^  im  Dorigen  3aWunt>«t 

leonS  I.  unb  feit  1803  gorbinol.  S)o  er  meifi  ob-  über  bie  ©tobt  unb  800  ^forreien  in  18  ®eca- 

wefenb  wor,  lie|  er  boS  CrgbiStl^um  burd^  Sicore  noten  erfhedfte,  umfofet  l^eute  boS  Departement  ber 


385 


S^on. 


886 


9fym,  mit  Sufinal^me  bed  ffontonS  93UIeur6anne, 
■üb  boS  Departement  Soire  mit  1  845  000  @ee« 
kM  in  74  Parteien  erßer  unb  imtittt  JMaffe,  589 
€nccnijalen  unb  374  t)om  ©taate  botirten  S3tca> 
liaten.  3^  ^eranbilbung  ber  ^rieftet  beftel^en 
7  &mtnarien,  nämßd^  baS  S)i5€efan{eminar  }U 
d^cnt  bQ§  pl^ilofop^fd^  @eminQr  )u  SHis  unb 
5  fletne  @emtnarien  ju  St)on,  TSlrgentito,  SSer- 
titecft,  @t.  äobarb  unb  SRontbrifon;  leitete  tott' 
bm  um  aMtprieftem,  bie  l^öl^eren  @eminorten 
wm  ben  @nljncianeni  geleitet.  Sin  Kongregationen 
dbt  e9 :  ^efler  nom  %  Srenöud  }u  Cl^artreus, 
^orifien  )u  Si^on  unb  SalfleurQ,  Clerüer  t)om 
btitlm  Oiben  beS  1^1.  SominicuS  }u  OuIIind, 
9iöber  kxmi  l^igen  i^tn  }u  £Qon,  ^ofpital- 
bnber  umi  1^1.  äol^amt  t>tm  ®ott  mit  9lot)iciat  gu 
Sniflottöre,  ofrlfanifd^ed  9Riffton§feminar  }u  §i- 
tonbefleS  unb  S^on,  d^ftlid^  @d^rüber  gu  St)on 
mit  9totnciat  gu  Saluire,  ^ofpitalbrüber  beS  SQoner 
^ofpttott,  fletne  Srfiber  ÜRariö  mit  ÜRutterl^S 
)n  et  deni^SaixiL  SIerifer  Don  @t.  93iateur 
Bit  9httter^9  gu  93ourIed^  Srüber  ber  ©efeU- 
i^  du  Befuge  de  St  Joseph  )u  SriginaiS 
nb  Sruber  ber  ®efeHfd^ft  t)om  Jheuge  3efu. 
iBBerbem  gibt  ed  66  t)erfd^iebene  »eibli^e  Son- 
gregtdionen.  (93gl.  nod^  J.  SeTerüi  Chron.  hist. 
•rehiantist  Lugdon.,  Lugd.  1628 ;  P.  de  Saint- 
Anbin,  Hist  eccl.  de  Lyon,  publiee  par  Mene- 
strier,  Lyon  1666;  J.  M.  de  la  Mure,  Hist. 
eecL  du  diocöee  de  Lyon,  Lyon  1671 ;  Oallia 
Christ,  Paris.  1728,  IV,  1  sqq.,  et  Instrum. 
2 sqq.;  £.  J.  Poullin  de  Lumina,  Hist  de 
l'e^ue  de  Lyon,  Lyon  1770;  M.  C.  Gaigue, 
Obitnariiim  Lugdun.  eccl.  [IX®— XY«  si^cle], 
Lyon  1867;  H.  Fisquet,  La  France  pontif., 
LyonetVienne,  Paris  1867 ;  Moroni,  Dizion. 
XXXVni,  268  sqq.;  G.  Petri,  L'Orbe  cattol. 
II,  63 ;  P.  Garns,  Set.  Epp.  569  sqq. ;  La  France 
eecL  ponr  Tan  1890.) 

HL  Sioet  allgemeine S^noben  bafelbfi. 
Sie  erßc  allgemeine  S^nobe  fonb  ftatt  im  % 
1245  (ögl.  bie  «rtt.  griebrid^  H.  [IV,  2033]  unb 
3«ocenj  IV.  [VI,  737  f.]).  giad^bem  bie  smifd^ 
SsnoceiQ  IV.  unb  bem  Ifaifer  gfriebrid^  H.  ge« 
fn^rten  Ser^onblungen  burd^  bie  @^Ib  beS  le^ 
fem  0^  (Ergebnis  geblieben,  entflog  ber  ^ft 
ben  Qfm  gelegten  gfaUfiriden  unb  begab  ftd^  mit 
Ocne^m^ltung  SubmigS  EL  nad^  granfreid^. 
^teonf  fd^riä  er  eine  allgemeine  ©^nobe  na^ 
itftm  anf  ben  24.  3um  1245  au§.  S)er  ^ft 
litt  Cinlabnng§fd^reiben  ergel^  an  ben  Jlaifer 
fhdbnin  n.  twn  Sonf!antino)>el,  an  bie  JFönige 
um  Sfranfreid^,  Bpcadtn,  Snglanb  u.  f.  \d„  unb 
fscbote  biefe  ffm^m  auf,  entmeber  felbfl  ^u  er- 
f^Riai  ober  Vertreter  gu  ber  Skrfammlung  abgu- 
•cbacB.  Wd  befonbere  3*0^  ber  S^nobe  merben 
in  ben  enc^fltfd^  SinberufungSfd^reiben  l^er» 
Mgc^obcn  ber  traurige  3ufiunb  bed  römif(|en 
»i^,  bie  Serfolgungen  ber  Sataren  unb  bie 
In  bArOngten  SJ^ßen  in  bem  l^igen  Sanbe  ^u 
kniadK^Ufe.  9m  Sorabenbe  beS  gefte^  ber 

tiUtuOQtfiW.  TIIL   2.  «Uli. 


iß.  $etru§  unb  $aulud  beS  Sal^reS  1245  ttmrbe 
bie  ^rd^ent)erfammlung  in  bem  Jlloftergeböube 
beS  1^1.  3u|hi8  eröffnet,  ffien  SSorflt  führte  ^ap^ 
Snnocena  IV. ;  il^n  umgaben  bie  Sarbinöle,  loeld^ 
^ier  guerfi  gur  bef onbem  ^uSgeid^nung  ben  rollten 
5)ut  truaen.  Sfemer  UHuren  orei  Ißatriard^  an« 
toefenb,  bie  Don  Squileia,  t)on  Sonftantinopel  unb 
Don  Slntiod^ten.  Snmefenb  mar  aud^  ber  ifaifer 
99albuin  II.  Don  Sonftantinopel,  femer  ber  ®raf 
Don  Souloufe,  %fyä>iäni  Don  @ueffa,  faiferlid^ 
dämmerndster,  $rocurator  gnebrid^d  IL,  ®e« 
fanbte  (oratores)  fiubU)ig§  IX.  Don  granfreid^, 
beS  JtönigS  Don  Snglanb  unb  anberer  dürften. 
SuS  ^löftina  mar  nur  ber  Sifd^of  Don  ^er^tuS 
gefommen,  niemanb  au8  bem  f  (^re^id^  Dermüfteten, 
Don  ben  äRongoIen  gertretenen  Ungarn,  fel^r  menige 
Sifd^öf e  aus  S)eutfd^(anb  unb  überhaupt  ben  Sftn- 
bem  be§  ifaiferS.  9lad^  bem  einleitenben  ©otteS- 
bienfte  ^iett  ber  ^apft  eine  fRtit  über  ben  traurigen 
3uf}anb  ber  S^riftenl^eit ;  mie  Sl^riftud,  ba§  ^aupt, 
fo  blute  aud^  ber  fieib  ber  Hixä^  biefer  3nt  au8 
fünf  aOBunben,  S)iefe  ffiunben  feien  ber  ©nfaD 
ber  ^Barbaren  in  bie  d^ftlid^  Sänber,  baS 
Sd^iSma  ber  gried^ifd^en  JKrd^e,  bie  aufmud^em« 
ben  Srrlel^ren,  ber  f^aU  äerufalemS  in  bie  ^önbe 
ber  Sl^omaredmier  imb  bie  feinblid^en  Sl^aten 
griebridS§  n.  gegen  bie  ftird^e.  ©onft  futtten 
bie  erfte  @i^ung  SlnRagen  beS  $apfted  gegen 
ben  Jtaifer  unb  dntfd^ulbigungen  beSfelben  burd^ 
2:^abböuS.  Ser  Untere  bot  unter  anberm  bie  j?d« 
nige  Don  ^ranlreid^  imb  Snglanb  afö  ^Bürgen 
an,  ba^  ber  Jtaifer  ba§  Italien  merbe,  maS  er 
Derfprod^en  l^abe  unb  Derfpred^e.  ®ie|  moHte  ber 
$apft  nid^t  annel^men ;  benn  menn  ber  if aifer  nid^t 
&ort  l^alte,  fo  muffe  ber  ^ßapft  gegen  brei  ber 
möd^tigften  gfürften  ber  Srbe  feinblid^  auftreten, 
unb  bie  legten  S)inge  mürben  örger  als  bie  erften. 
S)ie  gmeite  @i^ung  mar  einige  Sage  nad^l^er.  SRel^ 
rere  Sifd^öfe  erl^oben  ftd^  Ilagenb  gegen  ben  if aifer, 
melden  Sl^bböuS  mit  Energie  Dertl^eibigte.  fiel* 
terer  bat  aud^  inftfinbig  um  ^inauSfd^iebung  ber 
britten  @i^ung,  n>eil  ber  ifa^er  perfönlid^  gu  er* 
fd^inen  im  Segriffe  jiel^.  Siem  Äaifer  mürben 
gmei  SDBod^en  Qfrifl  gegeben.  ®ie  britte  ©ijung 
mürbe  gur  beftimmten  3cit  abgel^alten.  3n  biefer 
©i^ung  Derfünbigte  ber  ^ßapft,  ba^  Don  nun  an 
ba§  Sfeft  SRariö  ®eburt  mit  einer  OctaD  gefeiert 
merben  folle.  ®ann  lie|  ber  ^pft  mel^rere  93e« 
fKmmungen  Derlefen,  meld^  für  bie  SSBiebergemin« 
nung  bed  l^eiligen  Sanbed,  bie  Unterftü|ung  beS 
lateinifd^en  Äoifertl^umS  unb  gum  ©d^Je  oer  €^ri- 
ftenl^eit  gegen  bie  ginföOe  ber  Sataren  Don  il^m 
erlaffen  maren.  3)ie  Konftitution  megen  be§  latei« 
nifd^en  ffaifertl^umS  beginnt  mit  ben  SBortcn  Ar- 
duis  mens  nostra  occnpata  negotiis.  9Rit  ber 
gcmeittfamen  Sittigung  beS  KoncilS  mor  biefeS  bie 
SBcife  ber  Untcrftüjung :  S)ie  §älftc  ber  iäl^rlid^en 
giitfünfte  ber  ©ignitüten  unb  ber  ^erfonate  mie 
ber  ^räbenben  unb  onberer  fird^Iid^en  Senepcien 
Jener  $erf onen,  meldte  nid^t  menigftenS  fed^S  SRo- 
nate  im  Saläre  Sefibeng  l^olten,  fei  eS,  ba^  fle  ein 

13 


387 


St^on. 


388 


ober  mcl&rcre  Sencjtcien  fyiUn,  foDe  bcm  latetni» 
f  ^cn  Äaifertl^um  qIS  Seifteuem  fiberkffen  tüerben. 
grei  l&ieroon  flnb  bic  pcrfönttd^  bei  bem  ^opfte, 
bei  ben  Sarbinölen  unb  anbeten  ^rölaten  ange  [tes- 
ten ßlerifer;  fobann  bie,  »eld^e  in  ©efd^äften  il^rer 
Rvcä^m  ober  ber  @tubien  toegen  ni^t  SRefiben^ 

Sialten  fönnen ;  frei  fmb  natürlich  auä^  bie  ftreuj» 
al^rer  ober  bie,  meldte  bem  Steid^e  Don  @ionftan- 
tinopel  }u  ^ilf  e  eilen,  ausgenommen  Don  ber  93e« 
freiung,  au|er  ben  j»ei  legten  Älaffen,  ftnb  in« 
bei  bieienigen,  meldte  über  100  aßorf  iöl^rlid^eS 
ginfommen  begleiten ;  bief e  muffen  auf  brei  3o^re 
ben  britten  Il^eil  i^reS  Ueberfd^uffeS  abtreten,  ffier 
nid^t  beitrögt,  toirb  mit  bem  Sänne  bebrol^t.  SSon 
ben  Sinfünften  ber  römtfd^en  JKrd^e  Derfprid^t  ber 
$a))ft,  nad^  Dorl^erigem  9lb}uge  beS  3^^nten  für 
bad  l^eUige  Sanb,  einen  gmeiten  3^^^^^  }u  bief em 
StDedfe.  Sbgefanbte  be§  apoftolifd^en  Stul^IeS 
»erben  biefe  ®elber  eingiel^en.  2)ie  Sl^eilnel^mer 
an  biefem  frommen  SBerfe  erl^alten  biefelben  (ird^« 
Ud^en  aSBol^Itl^aten  wie  bie  ftreujf al&rer.  5Diefe  Se« 
fd^Iüffe,  l^eifet  eS,  enoirfte  ber  ftaifer  »albuin  H. 
auf  oieleS  Sitten.  SDie  Sonftitution  gegen  bie 
Xataren  beginnt  mit  ben  SBorten  Chnstianae 
religionis  cultmn.  Sie  d^riftlid^en  Sönber  foQen 
gegen  i^re  SinföUe  burd^  fefte  $Iö^e  gefd^ü|t  teer« 
ben.  SSon  ber  etn)aigen  ^nfunft  ber  f^einbe  möge 
ber  apoftolifd^e  Stul^I  in  ffenntni^  gefegt  merben. 
6r  felbft  toerbe  für  bie  3lu8gaben  unb  Op\tt  bei» 
fteuem  unb  bafür  forgen,  bag  bie  ^ilfe  be§  d^rift» 
lid^en  ßrbfreifeS  ben  bebröngten  Sf riften  in  reid^» 
lid^m  SRa^e  guflie|e.  Sie  bem  l^eiligen  Sanbe 
IVL  bringenbe  ^ilfe  mar  ein  befonberer  ©egenjtanb 
ber  Sorgfalt  biefeS  SoncilS.  Sie  betreffenbe  S^on* 
fÜtution  beginnt  Afflicti  corde  pro  deplorandis 
terrae  sanctae  periculis.  Sie  ^rtefter  unb  bie 
glerifer,  meldte  fid^  in  bem  d^riftlid^en  §eerlager 
befinben,  follen  flei|ig  beten  unb  ermal^ncn,  fouen 
bie  ffreu^fal^rer  gur  SReue  über  il^re  @ünben,  sur 
SRögigung,  in  gegenfeitiger  Siebe  burd^  äBort  imb 
Seifpiel  erttedfen,  ba|  fte  nid^t  bIo|  mit  n^eltlid^en, 
fonbem  aud^  mit  geiftlid^en  ffiaffen  bic  geinbe 
®otte§  niebenoerfen.  Siefen  Elerifem  öerwiUigt 
ber  ^ft  mit  Suftimmung  beS  Koncitö,  bafe  pe 
i^r  gangeS  Sinfommen  burd^  brei  oolle  ^al^re  be« 
aiel&en  foüen,  »ic  toenn  fie  Kepbenj  l&ielten.  Sie 
übrigen  ©eifttid^en  foIIen  ju  perfönlid^er  I^eil» 
nal^me  an  ben  ftreuggügen  ober  bod^  ju  Opfern 
für  biefelben  alleS  9SoIf  bringenb  ermal^nen.  mit 
eierifer,  niebere  unb  l^öl^ere,  foüen  ben  jwanaigften 
Sl^eil  aller  ßinfünf te  brei  3a]^re  lang  beifleuem 
5um  ^ni^t  beS  l^eiligen  8anbe§  unter  @trafe  ber 
gjcommunication,  ber  $apft  unb  bie  Eörbinäle 
ben  gel^nten  Sl^eil.  Sie  ftreugfal^rer  ^nb  öon  ben 
gewö^nlid^en  bürgerlid^en  Soften  ejemt;  il^re  ^er- 
fonen  unb  il^re  @üter  fmb  unter  ben  @^u^  be§ 
ijli,  ^etruS  aufgenommen.  SBenn  fie  eibli^  jur 
gnlrid^tuna  il^rer  3infen  fid^  oer})ffid^tet  l^oben,  fo 
follen  bie  Gläubigen  il^nen  ben  geleifleten  6ib  er« 
laffen  unb  follen  oon  Eintreibung  ber  3tnfen  ab« 
ftc^ert;  bie  3ubcn  aber  foüen  aum  5Ra^Iaffe  ber 


3infen  burd^  ben  meltlid^en  3(rm  gegnntngen  mer» 
ben.  Sie  @eeröuber  unb  i^re  Sefd^ü^er  merben 
mit  bem  Sänne  belegt ;  aud^  follen  bie  ^rölaten 
ben  Sann  über  bie  gfürften  unb  Seamten  au8« 
fpred^en,  meldte  il^re  Untergebenen  Dom  Seeraube 
nid^t  abgalten.  Me  @traf  gerid^te  ber  Jhrd^e  merben 
t)er|ängt  unb  alle  ©trafen  über  bie  l^erabgerufen, 
totlä^t  ben  SRol^ammebanem  @d^iffe,  SBaffen  ober 
SRunition  liefern,  il^nen  mit  ^Ufe  ober  mit  ätotl^ 
im  @eite  gelten  gum  @d^aben  beS  l^eiligen  SanbeS. 
Sie  foOen  nid^t  abfoloirt  merben,  menn  fie  nid^t 
baS  gewonnene  (Selb  gum  9lu^en  be§  l^eiligen  San- 
be§  Denoenbet  l^aben.  Sier  3a^re  lang  foSe  burd^ 
bie  gange S^riftenl^eit  berf^riebe  gel^alten  werben; 
bie  Prälaten  foüen  Men  fjrieben  ober  SGBaffen« 
ftiüftanb  bef eitlen  unter  Strafe  ber  Sscommunica« 
tion  gegen  fie  unb  beS  SnterbictS  gegen  il^re  Sanbe. 
Sen  sT^eilncl^mem  unb  ©el^ilfcn  an  biefem  l^eili- 
gen  SBerfe  aber  werben  aüe  B^al^t  ber  fird^Ud^n 
®naben  eröffnet.  —  3n  biefer  Serf  ammlung  würbe 
fobann  befonberS  t)er]^anbelt  über  bie  ®efangen« 
nel^mung  ber  $rölaten,  weld^e  gu  bem  burd^  Sre« 
gor  IX.  nad^  !Rom  au§gefd^riebenen  Soncil  reifen 
woüten.  Mz  Serebfamfeit  be§  Sl^abbäuS  lonnte 
ben  jfaifer  nid^t  entfd^ulbigen.  Sa  er  leinen  an« 
bem  Sludweg  wugte,  fo  appeüirte  er  für  feinen 
^erm  an  ba§  nöd^fte  aügemeinere  SonciL  Ser 
^apft  erwieberte:  ^@d  genügt  bad  aügemeine  Son« 
eil  fo  Sieler,  welche  beinen  ^erm  nid^t  ol^ne  Se- 
fd^werlid^feitumfonft  erwartet  l^aben,  fo  Dieler  ^- 
triard^en,  6rgbifd&öfe,  Sifd^öfe  unb  anberer  gblen 
au§  Derf  d^iebenen  Sl^eilen  ber  SBelt  ober  beren  @teO« 
Vertreter.  Sie  ^bwef enben  ftnb  be^wegen  nid^t  ^ier, 
weil  fie  Don  ben  StridCen  beineS  ^erm  gebunben 
ftnb.  Sarum  ift  eS  nid^t  geredet,  ba|  ber  gegen 
il^n  auSgufpred^nbe  Urtl^eil^fprud^  ber  Stüfe^ung 
Dergögert  werbe,  bamit  er  nid^t  nod^  auS  feiner 
SoSl^eit  einen  Sortl^eil  gu  giel^en  fd^eine,  ba  bod^ 
niemanbem  fein  Sctrug  nu|en  foü."  9lm  17.  Sttli 
würbe  fofort  ba§  ^bfe|^ung§urt]^eil  gegen  ben  JFai« 
fer  Derfünbet,  weld^ed  beginnt  Ad  apostolicae 
dignitatis  apicem.  ^lesanber  92atali§  fud^t  weit- 
läufig gu  beweifen,  ba^  ber  $apft  biefe  9lbfe^ung 
nur  in  feinem,  nid^t  in  bem  9}amen  beS  SoncilS 
auSgefprod^en  f^aU.  3n  biefem  Urtbeile  wirb  ber 
jfaifer  Dorgüglid^  wegen  Dier  überwiefener  Ser» 
bred^n  entfe^t:  1.  wegen  Dielfad^en  ÜReineibS  unb 
SfriebenSDerle^ungen  gwifd^en  Staat  unb  ^rd^; 
2.  wegen  bringenden,  faft  eoibenten  Serbad^tS  ber 
§ärefie ;  3.  wegen  ffird^enraubS  in  ber  ®efangen- 
nel^mung  unb  gewalttl^atigen  3urüdf]^altung  Don 
Karbinälen  unb  anberen  firc^lid^en  SBürbenträgcm ; 
4.  wegen  Seriejung  ber  päpftlid^en  SMajeftät  burd^ 
feine  Sriefe  an  ®regor  IX. ;  weil  er  femer  bie 
Sewol^ner  be§iKrd^enftaat§  gegen  i^ren  red^tmögi« 
gen  ^erm  aufgereigt  unb  bemfelben  Stöbte  unb 
SafteÜe  weggenommen  l^abe.  Sagu  !am  bie  Sn« 
flöge  ber  Unterbrüdfung  ürd^Iid&er  fjreil^eit,  befon« 
ber§  in  ber  Sefejung  ber  (ird^lid^en  9lemter;  benn 
burd^  feine  Sd^ulb  waren  bamalS  11  SrgbiS« 
tpmer  unb  Diele  SiSll^ümer  l^irtenloS.  3nfoIge 


S89 


S^on. 


890 


Wefer  mtb  onberet  93n6ted^en  mürben  bie,  totl^t 

i^i  bcn  Sib  ber  Xteue  gef(3^tt)oren  l^atten^  Don 

bcmfdben  entbunben.  —  2)ie  meiften  9ifd^5fe 

ndafil^eben  bie  Sntf e^g  be§  Jlai jerS.  2)ie  Ser« 

tünbigung  bcd  über  il^n  Derlängten  Urtl^etld  tturbe 

tpater  bcn  Domintconern  übertragen,  21.  S)e> 

(onber  1245.  —  9{od^  traf  bie  S^nobe  eine  SReil^e 

ftn^iiil^  Seftimmungen,  meldte  fid^  in  bem  L.  VI 

Decrei.  flnben,  befonberd  über  baS  ©erid^tömejen, 

tatb  anbete  fe^r  nü^id^  Seftinnnungen  über  bie 

SertDoItimg  unb  Srl^Itung  bed  fir^Iid^en  SSer* 

mdgend,  totlä^,  toie  oben  gegeigt  mit  feinen  ge« 

liagcn  iaftm  belegt  »or.  ^ud^  mehrere  ^rioat- 

Bo^onblmigen  lamen  Dor,  g.  9.  Sefd^merben  ber 

Snglönber  über  (Semaltt^ötigfeiten  eines  bortigen 

poirtttü^  Segaten  SRartin.    (93gl.  Baynaldus 

ad  a.  1245 ;  Matthaeua  Paris.,  Eist.  Anglic. 

ad  a.  1245;  Harduin,  Conc.  VH,  375—406; 

Mann  XXIII,  605 ;  t^efele,  6onc..®efd^.,  2.  «ufl. 

V,  1105  ff.) 

3)ieiiDcite  allgemeine  ©Qnobe  (bie  14.  qU» 

gemeine).  Xcam  (otte  ®regor  X.  (f.  b.  9lrt.)  ben 

pQiy^i^en  etu^I  beftiegen  (27.  SRärg  1272),  al§ 

a  bk  c^rifUid^  ^ürften  unb  ^rölaten  gu  einem 

oOgaietncn  (toncil  auf  ben  1.  9Rai  beS  Stal^red 

1274  einlub.  3tt>ed  ber  ^Berufung  waren  bie  aU» 

gemetaen  anliegen  ber  Cl^ftenl^eit,  bie  bebröngte 

£age  bcd  beiligen  SonbeS  unb  baS  gried^if^e 

S^iftno.  i>€A  SinlabungSfd^reiben  an  bie  $rä« 

latea  im  ^igen  Sanbe  ift  Dom  81.  aRörg  1272 

^oüzt;  fie  merben  ftreng  aufgeforbert,  gu  ber  be» 

^tnailen  3<it  an  bem  Orte  gu  erjd^einen,  ben  il^nen 

ber  $a|ip  erfl  fpoter  befannt  machen  »erbe.  Sine 

Mß^iäft  £iiilabung  erging  an  ben  gried^ifd^en 

Saifer  SRid^el  ^laologud,  ber  feit  bem  3a|re 

1261  ttiebet  in  bem  %eft^  oon  Sonfiontinopel 

w  nnb  f(^  im  3. 1262  feine  ®eneigt^eit  gu 

am  Union  mit  ben  Slbenblönbem  an  ben  Zag 

gdcgt  (atte.  Set  ^ft  fprad^  fein  inniges  SSer- 

loigm  na«^  ber  SSereinigung,  mie  feine  ^opungen 

cnf  Sv^oid^dommen  berfelben  au8.  unter  bem» 

fdbeB  S)atum  erging  eine  Sinlabung  an  ben  ^' 

tiiat^m  3ofcp^  Don  Sonftantino))eL  Ueber  baS 

iiaiftxt  DcnoteS  er  ben  ^triard^en  an  bie  lönge« 

m  Scicf c  für  ben  if aif er.  S)er  if aifer  anttt)ortete 

in  3. 1273  nnb  erhielt  Don  bem  ^Qp\k  eine  be> 

jbnitece  (Einlabung  Don  S^on  au§,  batirt  Dom 

24. 2)eccmbet  1278.  —  9)a§  Sondl  felbft  mürbe 

ter4  ben  $a))ß  gu  S^on  eröpet  ben  7.  ÜRai 

1274  in  ber  Sat^brale  gum  1^1.  ^o^onneS.  9n« 

■cfenb  oaren  ber  ftdnig  ^Qcob  Don  ^ragonien, 

Me  ^ßatriarc^  ^[hnüaleon  Don  Sonftantinopel  unb 

Op{io  mm  Sntux^ien,  lateinifd^en  StituS.  Unter 

bei  Sarbindlenjal  aud^  ber  l^L  SBonaDentura.  gfer- 

KT  tpoan  bie  (^efanbten  ber  if önige  Don  gfranN 

md^,  2)eittf (^lonb ,  Snglanb  unb  @icilien  gu« 

noL  3)et  ^ßapft  l^ielt  bie  SinleitungSrebe  unter 

taSorfpnu^:  „3d^  l^be  fel^nUd^  banad^  Der- 

iai|t  biefeö  Ofierlamm  nod^  Dor  meinem  Seiben 

mb  Zote  mit  ou^  gn  effen.''  918  ®rünbe  ber 

Seo^  beS  eoncilS  führte  er  an  bie  Unter« 


ftü^ung  beS  l^ciligen  SanbeS,  bie  ^Bereinigung  mit 
ben  ©ried^en  unb  bie  Serbefferung  ber  ©itten. 
9}od^  feiner  SRebe  er^ob  pd^  ber  ^apft  unb  fd^Io| 
bie  erfte  @i|ung.  Sm  18.  SKoi  fanb  bie  gmeite 
©ijung  ftatt.  ©er  «Papji  btelt  eine  «ttocution, 
unb  ed  mürben  SBeftimmungen  über  @Iau6en  unb 
SRegierung  ber  Äird^e  Dorgetragen.  3n  ber  3dt 
gmifd^en  ber  erften  unb  gmeiten  @i^ung  brad^te  eS 
ber  $a))fl  burd^  befonbere  Seratl^ungen  mit  ben 
fird^Iid^cn  SBürbenträgem  ba^in,  bafe  fie  ben  Sehn- 
ten oQer  ibrer  ßinfünfte  auf  fed^S  Saläre  gur  Unter« 
ftü^ung  beS  l^eiligen  SanbeS  obtraten.  fßox  ber 
britten  @i^ung  mürbe  bie  balbige  Slnhtnft  ber  grie- 
d^ifd^en  ®efanbten  gemelbet;  ber  ^apft  lieg  barum 
a&e  ^rölaten  gufammenrufen,  unb  ber  ^I.  SBona* 
Dentura  bielt  Dor  il^nen  eine  Siebe  mit  bem  iOor« 
fprud^e :  „Ste^e  auf,  ^erufalem,  fteUe  bid^  auf  bie 
^öl^e  unb  blidfe  im  Jheife  b'm  nod^  bem  fianbe  be^ 
SlorgenS,  unb  Don  ba  göl^Ie  beine  ©öl^ne  Dom 
Aufgang  bis  gum  aiiebergang."  9lad^  biefem  Vor- 
trage mürben  bie  SSriefe  über  bie  9lnfunft  ber  ®e- 
fanbten  Derief en.  am  17.  3uni  tourbe  bie  britte 
@i^ung  gebalten.  Voriger  mor  ber  ffönig  Don 
^ragonien  abgereist.  2)er  Sorbinal  betrug  Don 
Dftia  bielt  eine  SRebe  über  bcn  Sejt:  „Sr^cbe  im 
Umfreife  beine  klugen,  unb  f  ebe,  aQe  biefe  baben 
fid^  Derfammelt,  fie  finb  gu  bir  gefommen."  hier- 
auf mürbe  eine  Slngal^t  Don  Conftitutionen  Der« 
lefcn.  3lai)  biefer  SSerlefung  l^ielt  ber  Ißopft  eine 
Slnrebe  an  bie  SSerfammelten  unb  gab  hierauf 
aOen  ^rölaten  bie  grlaubnig,  S^on  bis  auf  fed^ 
5!KeiIen  Entfernung  gu  Derlaffen.  S)en  Sag  ber 
nöd^ften  @i^ung  beftimmte  er  nid^t  tDeil  bie  9ln« 
fünft  ber  ®rie^en  ungemil  mar;  fo  enbete  bie 
britte  ©ikung.  9lm  24. 3uni  famen  bie  ©cfanbten 
beS  grieqifd^en  ifaiferS  SRid^ael  ^alöoIoguS  an. 
@ie  mürben  unter  a&en  S^renbegeigungen  em- 
pfangen unb  gu  ber  äßol^nung  beS  lßa))fteS  geleitet 
S)er  ^opft  ftanb  in  bem  SSorl^ofe  mit  allen  Sar« 
binölen  unb  Dielen  ^rölaten,  unb  bie  @efanbten 
mürben  Don  i^m  mit  bem  gfnebenSfuffe  empfangen; 
fte  übergaben  bie  IBriefe  il^reS  ifaiferS  unb  ber 
morgenlönbifd^en  93if d^öf e  unb  fprad^  in  ®egen« 
mart  beS  ^ßopfteS,  fie  feien  gelommen,  um  ber  ^ei« 
ligen  römifd^en  Jtird^e  jeglid^en  ®eboif am  gu  leiften 
unb  ben  ®Iauben,  meldten  biefe  ffird^e  feftbölt, 
fomie  i^ren  Primat  gu  befennen.  Sinige  Sage 
nad^l^er,  am  29.  3uni,  an  bem  Sfefte  ber  Slpoftel 
$etruS  unb  $auIuS,  iitlt  ber  $apft  bie  feierlid^e 
SReffe  in  ber  ^auptfird^e  beS  b^-  3obanneS,  in 
®egenmart  aller  Sarbinäle  unb  ^ralaten,  bie  gu 
ber  @9nobe  berufen  morben  maren.  ®ie  Spiftel 
mürbe  lateinifd^  unb  gried^ifd^  gelefen,  ebenfo  baS 
Soangelium  gefungeu;  bi^ouf  ^ielt  ber  1^1.  So- 
naDentura  einen  Vortrag,  unb  baS  ®IaubenS- 
befenntnig  marb  mieber  lateinifd^  unb  gried^ifd^ 
gefungeu.  ®cr  5lrtilel:  „unb  an  ben  ^eiligen 
®eift,  meld^er  Don  bem  93ater  unb  Don  bem  @o|ne 
auSgel^t",  mürbe  breimal  gefungeu.  —  ?lm  4.  Shili 
fteUten  ftd^  bem  $apfte,  umgeben  Don  feinen  Sar- 
binölen,  Sbgefanbte  beS  ßönigS  ber  Sataren 

13* 


391 


,  Slime  bon  —  Sofias. 


S92 


(^fiiagSQ)  Dor.  Sreitag  ben6.3uli  iwr  bie  uictle 
allgemcint  ©i^iuiQ.  ^aä)  ber  $ttbigt  be^  (iax' 
imaÜS  $etiuS  Don  O^ia  l^ielt  bet  ^<x»\t  eint 
%nrebe;  untei  ^ESoiIeguitg  bei  biet  ©triinbe  jut 
SeiufunQ  btS  SoncilS  fagtt  er,  mit  gegen  bit  Wä- 
nung  Witt  bie  @iie^n  freix^il^tS  i»  bem  iMe^or' 
fam  unb  }u  bei  (Sinfieit  btS  iSttenntniyieä  mit  ber 
römij(!(|tn  flir^  gelommtn  [eien,  unb  iroat  oitnt 
goiberung  neltli^ti  Sßort^ilt.  Slonn  loiirben  bie 
iBricfe  bc9  griet^if^cn  Jfai|ti9  unb  bet  giied|i]^«n 
!Bif(^üfe  wrielen,  ®tr  ffaitet  erftnnt  mä)  ber 
t^m  Bon  bem  ^Jopfle  Dorgtlegitn  ©Imibcuaformel 
bin  Sprimat  b(3  SPflpfteS,  btn  ^tuigang  beS  I)ei- 
ligen  ©tifteB  Don  btin  SJat«  unb  brät  So^ne  unb 
bit  ©trafen  btS  ^tgfeutri  an.  Sie  @c^{ei&en 
bei  99ifc^öfe  Dartn  ä^nlii^en  3n^alt§.  ^terau{ 
ttat  eintr  bei  @c[anbttn,  bet  Sogot^fl  @(oigiu§ 
^fropoltto,  auf  unb  fagtt,  tt  !)abe  con  feinem 
Aaiftt  ben  Suftiag,  ßatt  jeintt  btn  @Iauticn 
btt  tBmif^en  Stirüjt  jn  bef^mSitn.  Sr  fc^tuur 
imb  bettäftigte  einen  (Brperßc^en  6ib  auf  jeine 
unb  beS  Stai\ai  ©tele,  bofe  er  ben  romij^en 
@Iaubtn  als  btn  na^itn  aneiEtnne,.  bog  er  i^n 
unoerletft  bematirtn,  ba^  tr  nie  ton  i^m  abtaeii^en 
UKtbt;  unb  nie  ben  @tauben,  fo  twtbt  er  ben  $ri= 
tnat  bet  tömif^en  ftit^e,  ben  tt  fteimillig  befenne, 
imVtrle^t  (tnafiten.  Slo^em  bas  Te  Deum  ge= 
fungtn  notben  nut,  ^ielt  btt  $a)i1i  eine  ''^nrtbe 
an  bie  SBeifammlung,  nitbet  mit  btn  Stnlangä" 
iDOrttn:  .^(id^a&eDetlangl,  bieftSOflerlammmil 
tu^jiif^nt'-  3)ei$apftftiinnitebannÜQ§6rcbo 
(attinifd)  an,  unb  bie  @nei^tn  fangtn  ti  gric^ij^, 
inbtm  fit  jUitimat;  „ber  Wm  bem  äßaler  unb  bcm 
So^nt  ouägt^t",  mitbetl^Dlttn.  ^aä)  bicjem  rii^- 
tttt  bet  ^^\t  uiebet  einigt  SBorte  on  bie  ^er- 
fatnRiIuug,  tsorin  er  untet  Snbeiem  fagte,  bag  ber 
A&nig  bet  Xataten  @e{anbtt  mit  SBtie|en  an  i^n 
unb  bie  9)etfommIung  geftitiictt  ^aU;  bie|e  Briefe 
tie|  tt  Dorltfen.  Vm  €i$Iuf[e  tünbigte  ber  $apft 
»Dti  wtitere  Sifiungen  unb  mit  i^tn  jugleiä)  baS 
fenbt  btt  S3trfammlung  an.  9lm  7.  i^uli  l^etlte 
ber  ^a^ift  ben  SarbinSlen  bie  neue  ^onftilulion 
üÄer  bie  SPap^oa&l  mit;  barüber  entponben  9)ii6' 
^Higltiten  jluif^tn  i^m  unb  ben  Eatbinalen,  bie 

?4  abtt  jpättt  ouiglidien.  %m  15. 3itl(  [tarb  her 
[.SBonat)tnluragumSt(|meqbtrganjtn  (5  griffen- 
l^t.  $tttuB  DDU  0{tia  pttbigtt  über  ben  %e.it : 
,34  ^t>  btttübt  übiet  bi^,  mein  EBruber  Sona' 
1^".  äHtlt  £^antn  unb  Dielt  ©eu^jtr  folgten 
i^m  no4:  .benn  biefe  @nabt  ^atte  Sott  i!)m  gr^ 
fc^ei^  bog  oUt,  bie  ä)n  fa^en,  fogleid)  ti[>n  ):)txf,= 
ii^rSiebejui^m  ergriffen iDutbtn".  5lml6.^iiLli 
tDor  bie  fünfte  ©thung,  Dot  nxl^tt  5)}etni3  non 
O^a  tintn  Da  @e[anbten  ber  £atartn  taufte,  ^n 
bei  ©i^ung  uurbe  »ttber  eine  ÜDlenge  Don  (.ioti' 
ftitutiontn  Deiltftn.  ^ä)  biefetStfung  fprod)  fii^ 
btr  Spapft  in  tintr  Mnrebt  an  bit  SBct[d?nmlving 
fibtr  btn  unerftSliiiöen  SBeiluft  ouB,  rocldicn  bie 
ffirt^e  in  btm§intritlt  be3Srubtr8S&üii,iuentuta 
(f.  b.  art.)  ettitten  ^obe.  ßr  befahl  aUen  5prie= 
pem  but^  bit  ganje  ÜBtlt,  tint  Stefft  für  itin  ju 


fingen  unb  tine  onbete  fSt  bie  ©eelen  oller  btc- 
lenigtn,  ntlt^t  auf  btt  ^tt*  unb  Stüdttift,  foKiie 
uä^tenb  beS  31ufent^altt§  bei  bem  Sondl  mit 
Xob  abgegangen  fettn.  %m  folgenben  Xagt,  ben 
17.3uli,  »Qtbitfti^Sttunble^Si^g.  TOtö- 
rtte  Gonftitutionen  würben  Dtrieftn.  Ser  Ißapfl 
fprarf)  übet  ben  3»^*  ber  Berufung  bt8  SoncitS. 
tffioä  jur  SJtrbtfferung  bei  ©itttn  auf  bem  ßoncil 
noiid  nif^t  tiabe  gtfc^en  (Bnnen,  baS  aerbe  et  un« 
berjüglic^  nachtragen.  S)ie  @a^e  wegen  btS  l^tt* 
ligen  SanbtS  unb  btr  Sßertinigung  ber  ®rit^tn 
fei  glfi^ii^  begomttn  unb  mit  btr  ^ilft  @ottee 
gtüdli^  DoQbta(^.  S)amit  enbett  bteftS  SoncÜ. 
S)ie  Union  mit  ben  @ntd^  murbt  jtbo^  aldbalb 
Don  btn  ©tied^tn  utebtt  aufgtlMt  (f.  b.  91rt  @nf 
i)\\<!^  tt\ti)t),  unb  bem  b'iligtn  Sanbe  nurbc  Don 
btt  e^^l^eit  leine  §ilfe  gebraut.  OBgLEard. 
Concil.  Vn,  670  aq.;  Mansi  XXIV,  27  sq.; 
Leo  All&tius,  De  ecclee.  occident  atque  orien- 
tal.  perpetua  consensione  2, 15;  ^tftlt,  <£onc.' 
ISJefi^.,  2.  Stuft.,  VI,  125  ff.)  [*Ht5tt.] 

^ifcn,  Sltme  uon,  f.  aBalbtnfer. 

ciljro,  f.  9ftcDtau§  Bon  i^rt. 

^pfanios,  im  %  X.  (8uc.  3,  1)  Setrar^  Bon 
abilene  (f.  b.  'Jtrl.),  jur  3tit  3efu,  Derf^ieben  Bon 
einem  fiCtttn  SQfaniaS,  ber  Bon  40—34  b.  S^i. 
ju  S^altie  am  Libanon  ^errfi^te  (Dio  Caas.  49, 
32) ;  benn  Sofep^uS  ermähnt  bie  „Xetmt^ii  beS 
S^faniag"  neben  bem  ißieifürfltn^um  btS  $^i- 
lippuS,  beä  ©D^neS  Dan  ^erobeS  bem  @tD^ 
(Antt  18,  5,  10  extr.),  TOeId&e3  ni^ti  an- 
bereS  iß,  atS  ber  Seft|  beS  Ültem  SqfoniaB,  btr 
erft  auf  einen  getDiRen  3«u)boruS  (Jos.  Antt.  15, 
10,  1),  bann  auf  ^ttobeS  übergegangen  tooi 
(L  o.  3).  [ÄQuttu.] 

Evitas,  1.  im  SI.  X.  ein  3ßitglitb  be«  (bnig- 
li^en  ^ufeS,  toel^eS  bui^  ©eleuoiS  auf  om 
f^tif^  X^ton  fam  (1  !DIa^.  3,  82.  2  ffKod^. 
11, 1),  warb  uon  SnliDi!C)u§  l^^aneS  gum  ©tott' 
^alltr  bt§  fübüc^en  ©^rien  uiib  €^ie^  ftinei 
©o^neS  ^ntiD^uS  Su^iotot  tingefe^.  Sn  Slufi* 
Übung  bitf er  Slemler  bot  n  eine  b^tutenbt  Üßo^t 
gegen  3uba3  ben  Snat^obder  auf.  S'nä  %bt]|fti> 
lungtn  bieftS  §tert3  untti  Siilonor  unb  @orgiaS 
würben  oon  btn  Subtn  bei  emmouS  gtfd^Iagtn 
(1  TOad&.  4,  1  ff.  2  Wa^.  8,  9  ff.).  3m  folgen- 
btn  3a^n  jog  S^fmS  ftlbft  mit  einem  Ditl  gt6|tm 
§etrt  ^etan,  warb  ober  ju  5Bet^oron  ebenfalls  ge- 
ft^kgen  (1  mxü).  4,  28  ff.),  fo  ba&  3ubaS  nun- 
mt^r  baran  qtijtn  tonnte,  ben  SIemptl  gu  rtinigtn 
unb  einen  neuen  aitar  gu  Wt i^  fflaßi  na^^ 
flatb  ^ntioc^uS  ßpipfianeS,  unb  fein  ©o^n  3n- 
t\ßä)üi  gupatOT  War  gang  in  ber  @ewalt  beS  Sq* 
fiaS,  bet  bit  Segierung  eigenmäi^tig  übtmaW, 
wäljmib  bet  Don  Slntio^uS  epipbontg  gum  iRei^ 
Detnefet  beftimmte  ^büipfu^  uilbSltmetriuS  ©oter 
ebenfoÜB  31nfptü^  auf  ben  S^ton  trtioben.  Sl)- 
fwB  begann  fogleii^  btn  ihieg  gegen  bie  3ubni 
Don  9itutm,  belagerte  Sel^fura  unb  lieferte  3ubaS 
eint  ©dtilat^,  in  weichet  bie  3uben  flc^  Dor  bet 
Uebennat^  gunidgie^en  mußten  (1  Wai^.  6,  82). 


3d8 


S^fimad^u«  —  SKobinon. 


894 


Kalbern  Setl^futa  co^UuIirt  f^atit,  m  M^^^ 
fegen  Stntfalem  unb  imirbe  boSfelbe  Qu§ge^un($ert 
^äm,  toeitn  er  itid^t  burd^  bie  ^lad^rid^t,  bo^  ^l^t« 
fipimS  gegen  il^n  l^eranrfitfe,  ^um  Slbjug  bewogen 
Bwxboi  »Ate  (1  SRodJ.  6, 55  ff.  2  aRad^.  13, 1  ff.). 
f«  «dang  üfm,  $]^tli|>pud  su  ubenoinben  unb  t)on 
ben  mmetn  M  Stegent  onerfonnt  gu  merben ;  oHein 
im  n&c^fien  3a]^  ^el  er  mit  feinem  ÜRünbel  in  bie 
^änbc  bcS  2)cmetriit8  Coter,  nnb  biefer  lie^  beibe 
iBbringcn(l  aR(x!^.  7, 2ff.  2aRad^.  14, 2).— 2.  im 
9L  Z.  bcr  rdmif 4e  fHnipImann,  meld^  ^ouIuS  su 
äemfolem  in  eemd^am  nel^men  unb  t)on  bo  nod^ 
Cäfaria  |ur  geoä>neten  rid^erlid^n  ißerl^anblung 
hingen  lie^  («pg.  23, 26;  24, 7ff.).  L^aulen.] 
(jLffhMU^s,  im  9llten  Xeftament  1.  „ber 
6o^  beS  ^tokmävS  ton  3erufalem'^  ber  grie« 


d^ifd^e  Ueberfe^er  be§  IBud^eS  SPer  (Sftl^.  10, 
21  gried^.).  —  2.  ein  SJruber  beS  öo^Nenprie« 
fterS  ÜRenelauS,  ber  tDöl^renb  beffen  Siottefenl^ett 
ben  Sem])elfd^a^  }u  Serufalem  plilnberte  unb  be^« 
»egen  ber  Solföttutl^  gum  Opfer  fiel  (2  Tlaij. 
4,  29  ff.),  [ffaulen.] 

<^tfflta  (Awrrpa,  i^  ?lpg.  14, 21,  tä  3l})g.  14, 8. 

2  Sim.  3, 11),  ©tabt  in  ber  fieinafiattfd^en  2anb- 
fd^ft  fiQcaonien,  nid^t  tmt  t>on  2)erbe  unb  3c0' 
nium  (^pg.  14,  6. 20;  16, 1),  nimmt  in  ber  ®e« 
fd^id^te  beS  f)l  ^uIuS  eine  mid^tige  SteOe  ein, 
tl^eilS  meil  bort  il^m  auf  ber  erften  SRifj^onSreife 
göttlid^e  ßl^re  ernnefen  unb  er  bolb  nad^l^er  ge« 
fteinigt  würbe  m^- 14, 8  ff.),  tl^eüs  meil  bafelbfl 
fein  treuer  ©efäl^e  Ximot!(|euS  geboren  mar  (91)^. 
16, 1).  [ffoulen.] 


m 


fbuttf« (m:9rtt),  im  %Z.  1.  ^erfonen- 
lame  für  brtt  Gönner  unb  fed^d  f^rouen.  3)iefe 
jiib  toenig  in  bie  <Sff d^id^te  eingetreten,  auSgenom- 
Rcn  bie  3  Stba.  15,  2.  2  ^r.  11,  20—22  ge« 
wnte  ^Zml^ter'',  b.  ^.  enfelin  Slbfalmnd,  bie 
ÜcUinf^emal^Hn  9loboamS,  meldte  bemfelben 
tai  Z^jnmfDlger  Sbiom  gebor.  S)a  Wbfolom  fei« 
VB  €oht,  fonbem  nur  eine  Zod^ter  Zl^mar 
Nnlic^  (2  €anu  14,  27),  meld^  mit  Uriel  ou§ 
SAoQ  on^rota  mar,  f o  mu^  aiaad^a  ouS  biefer 
Qe  CRtpommt  fein  (Jos.  Archaeol.  8,  10, 1), 
nb  el  ift  bemnad^  aud^  i^r  9{ame  ftatt  ÜRid^ia 
2  $ar.  13,  2  einsnfelen.  9lod^  3  Jl5n.  15,  10 
Mielbete  VUmifyk  noa^  unter  il^rem  Snfel  Sfa  bie 
6Me  bermynigin-aRutter,  k)ieaeid^t  meil  berfelbe 
in  ben  erßen  ^Ifttn  no^  minorenn  mor ,  ober 
•ra  bcffen  SRidter  frfi]^}eitig  gefforben  mar,  unb 
«f  fRood^  mfire  borni  bie  Sludbel^ung  be8  Don 
Ifa  bcOmpften  ^öj^nbienfteS  (2  ^ar.  14,  2) 
fBMfB^SSjlfnn,  ber  in  ben  brei  9Regierung§|a]^ren 
niamS  mo^  nid^t  fo  um  fi((  greifen  fonnte. 

2. 9tame  etneS  8änbd^en9  an  ber  Storbgrenje 
bei  Üroetitifd^  Oftjiorbanlanbee  (2  8am.  10, 
6.  a  4  StbTL  15,  29),  fo  nad^  feinem  erften  9e- 
ficbler  genannt  (@en.  22, 24).  e§  mürbe  gu@9« 
noL  geregnet  nnb  ]^ie|  bol^er  aud^  Syria  Maacha, 
•C^rini  begSRaa^^  (ns»»  en«,  i  ^r.  19, 6). 
9ed^  U«  )nr  i9raeHtifd^en'ft5niad}ett  bilbete  ed 
eis  eigenei  fleineS  Seid^,  fo  bof  ffdnige  baDon 
mmnt  meiben  (2  @am.  10,  6.  1  $ar.  19,  7). 
ik  (Hniptftabt  biefed  Sönbd^end,  meldte  gang  nal^ 
bei  ber  )KiI&ßinen^fd^  @renae  lag,  bie^  SBet^- 
wmä^  (2  6am.  20,  14.  15.  3  ßbn.  15,  20. 
iUm.  15, 29  lied  Abe],  Domum  Maacha,  „Slbel 
bei Drt^moad^'');  bie  (Einmol^ner  mürben  9Raa« 
llᎠ genannt  (4  ftdn.  25,  23.  3er.  40,  8).  Se^ 
imi  tanrnt  geM^ßd^  ald  SoÜectiDum  Dor  unb 
Mifc  ba^  Don  ber  Sulgata  mi^oerfiönblid^  in  ber 
9ini  Macliati  ober  Machathi  alS  SanbeSname 


gebrandet  (ffieut.  3, 14.  3of.  12,  5;  13, 11. 18. 
1  Ißar.  4,  19).  5Rad&  aSBe^tein  (»eifeberid^t  82) 
ift  maa^  „ba§  f))ötere  ^ippmt  bis  in  bie  9iö]^e 
beS  ,9to|pgel8'  (TeU  el  Faras)" ;  nad^  ben  Sn- 
beutungen  ber  l^eiügen  @d^rift  log  e9  jmifd^  bem 
®ebietDon2)omo8cu§unbbem^ermon.  [JFoulen.] 
9ta9if0ii,  Sol^onneS,  Senebictiner  ou8 
ber  Songregotion  Dom  hl  SRouruS,  ber  größte 
unb  gelel^^rtefte  SJUnd^  biefer  OrbenSgenoffenfd^oft 
mürbe  om  23.  92oDember  1632  ju  @t.  $ierre- 
mont,  in  ber  Srjbiöcefe  SReimS,  ofö  ber  ©ol^n  ein« 
fod^er  Sonbleute  geboren.  2)od  fleine  Döterlid^ 
|mud  ift  nod^  l^eute  in  bem  3uflanbe  erl^lten, 
ben  eS  oor  200  ^afycm  oufmieS.  (SBgl.  L'abb4 
Oainet,  Sur  nne  Mission  ä  SainirPierremont, 
Bulletin  du  diocäse  de  Reims,  novembre  1869, 
unb  Jadart,  La  nudson  natale  de  Mabillon  et 
son  monnment  dans  l'eglise  de  Saint-Pierre- 
mont  [Ardennes],  Caen  1885.)  S)en  erften 
Unterrid^t  erl^ielt  SRobiOon  Don  feinem  Ol^eim, 
einem  benod^borten  ^foner.  S)a  ber  gut  beon« 
logte  ftnobe  ou^ergemö^nlid^e  ^igldten  befun» 
bete,  mürbe  er  noc^  9teim9  gefd^dtt,  um  bort  bie 
l^oniftif d^en  Stubien  }u  DoOenben.  ^ropft  Sie» 
ment  Soud^er  nol^m  il^n  in  fein  ^ouS  ouf  unb 
forgte  für  il^n  mie  ein  }meiter  Sktter.  Salb  )ö^lte 
9Jlobillon  su  ben  beften  Stubenten  ber  Sleimfer 
UniDerfität.  ffläl^renb  ber  gferien,  bie  er  meift  im 
befd^eibenen  §eim  feiner  Somilie  jubrod^te,  be- 
fud^te  er  gerne  bie  Älfifter  ber  Slod^borfd^oft,  be« 
fonberS  bie  ifortl^oufe  Don  9Ront«2)ieu  unb  bie 
^rämonfirotenferobtei  SelDol.  ?ln  lejtcrem  Orte 
fonb  er  eine  SibeD^onbfd^rift,  meldte  il^m  menig 
gefd^äjt  }u  fein  fd^ien.  9ltö  Äenner  fd^rieb  er  in 
ben  jie^t  }u  Sl^orleDille  oufbemol^rten  @iobes  Biblia 
Sacra  infiniti  valoris  et  servatu  dignissima. 
Sbenfo  burd^forfd^te  er  bie  gefd^id^tltd^  benftnite« 
bigen  S5meterien  unb  JKrd^en  ber  fronjbfifd^en 
IhönungSftobt,  mo  foft  jeber  @tein  Don  ben  %v- 


895 


URabillon. 


896 


f  öngen  beS  ßl^rifientl^umS  tn  @allien  )u  il^m  fprad^. 
Site  magister  artium  trat  er  in'3  Slericolfeminar 
}u  ateimS  unb  erl^iclt  am  7.  Januar  1651  bie 
2:on{ur.  S)er  gflei^  unb  bie  SluSbauer,  momtt  er 
bem  @tubium  ber  Derf  d^iebenett  tl^eologif  d^eti  2)ig« 
ctplhten  oblag,  l^ielt  gießen  Sd^rttt  mit  feinem 
Sifer  fär  bie  gotteSbienftlid^en  Hebungen  unb  mit 
bem  Seftreben,  {id^  burd^  £ugenb  unb  ^römmig- 
leit  auf  baS  ^rieftertl^um  t)or)u6ereiten.  @§  trat  bie 
Sfrage  an  il^n  l^eran,  ob  er  baS  OrbenSIeben  ober 
ben  SBeltpriefterftanb  mäl^Ien  f oHte.  3n  feiner  Un» 
entfd^iebenl^eit  befud^te  er  öfter  bie  blül^enbe  ^tei 
@t.  Slem^,  tt)eld^e  fid^  fett  1627  ber  Kongregation 
t)om  l^L  SDtauruS  angefd^Ioffen  l^atte,  unb  erfannte 
balb,  ba|  in  biefem  Örben  für  feine  ibealen  Se« 
ftrebungen  öolle  Sefriebigung  su  l^offen  fei.  5lm 
29. 3luguft  1658  trat  er  in  ba§  9lot)iciat  unb  legte 
im  f  olgenben  Saläre  bie  f eierlid^en  ©elübbe  ab.  3e^t 

Sd^on  mürbe  er  Don  ben  Oberen  baju  Dermenbet, 
lie  längeren  OrbenSleute  in  baS  SBefen  ber  fit« 
turgie  eingufül^ren.  Uebergro^e  ^nftrengung  aber 
Derurfad^te  il^m  ein  l^eftigeS  ffo))fIeiben,  meld^eS 
il^m  Ictngere  3^it  iebe  geiftige  3:|ötigfeit  unmög- 
iid^  mad^te;  einige  Srl^olung  fanb  er  burd^  ben 
aufentl^alt  auf  ben  lönblid^en  ^öfen  beS  fflofterS. 
©pdter  na^m  er  in  ber  Slbtei  Sorbie  (f.  b.  Slrt.) 
feine  @tubien  mieber  auf  unb  bereitete  ftd^  auf  bie 
Ißrieftermeil^e  Dor,  meldte  er  am  27.  SRörg  1660 
}u9lmien8  empfing,  ©einem  miffenSburftigen  (Seift 
boten  bie  Qanbfd^riften  ber  ^btei  reid^e  Slnregung 
(Revue  des  questions  histor.,  janv.  1891, 
162,  unb  Delisle,  Le  cabinet  des  mscr.  de  la 
Bibl.  nation.  H,  104—141);  bod&  befiel  i^n 
toieber  fein  j^opfleiben  mit  alter  ^eftigifeit^  fo 
ba|  bie  Oberen  il^m  bie  mel^r  gerftreuenben  Remter 
eines  Pförtners,  Sleemof^nard,  $rocurator§  unb 
enblid^  SeQerard  übertrugen.  @r  oerfa^te  in  biefer 
3eit  ^^mnen  auf  bie  j^lofterftiftenn,  bie  l^L  Sa« 
tl^UbiS  (f.  b.  9(rt.X  unb  auf  ben  1^1.  mall^art,  meldte 
fpäter  im  O^dum  ber  JKrd^e  oon  Sorbte  SSer» 
toenbung  fanoen.  93on  Sorbie  mürbe  SHabillon 
im  3uli  1668  nad^  ber  Sbtei  ®t.  2)enQ§  bei  ^riS 
gefd^idEt  unb  enoieS  ftd^  l^ier  auf  ber  ffanjel  mie 
im  i(ated^iSmu§unterrid^t  unb  ber  ©eelforge  aud^ 
als  aotann  beS  SSolIed  unb  SSater  ber  ffleinen. 
Sieben  biefer  feinem  &er}en  f el^r  )uf agenben  2:]^dtig« 
feit  übertrug  man  i$m  baS  ^mt  eined  Sil^efaurard 
ober  ^üterS  ber  Sltertl^umSfd^ö^e  unb  Sleliquien 
ber  berfil^mten  ^tei.  3n  biefer  Sigenfd^aft  ^atte 
er  ben  jal^lreid^  nad^  @t.  ^mtß  ftrömenben 
®äften  bie  ÜRerfmürbigleiten  unb  AönigSgröber 
|u  }eigen;  bod^  fanb  er  burd^  forgfältige  9u§- 
nu|ung  ieber  freien  SRinute  nod^  ÜRu^e,  bie  Sßerfe 
ber  SSöter  unb  bie  aScetifd^en  Sd^riften  ber  beften 
@d^olaftiIer  unb  aßqfiifer  beS  SRittelalterS  }u  ftu» 
biren.  2)a  er  erful^r,  ba|  man  in  feiner  6^ongre- 
gation  ftd^  mit  bem  @eban!en  trug,  eine  neu«  fri* 
tifd^e  Ausgabe  ber  JHrd^Döter  Dorgubereiten,  fo 
mibmete  er  fd^on  j[e|t  ben  SBerlen  beS  1^1.  Seml^arb 
[eine  befonbere  Slufmerffamfeit  unb  ba^te  feine 
ourd^  SSergleid^ung  ber  ^anbfd^riften  gemonnenen 


Slefultate  einem  ffinfttgen  %beiter  )ur  SBerffiguna 
}u  fteUen.  Sr  al^nte  in  feiner  S)emut^  nid^t,  ba| 
er  f  eiber  burd^  eine  oorjüglid^e  Ausgabe  be§  Doctor 
mellifluus  bie  erften  fiorbeeren  ernten  foHte. 

©eine  augerorbentlid^e  ^Begabung  unb  fein  ®t» 
\ä)ii  für  gelehrte  arbeiten  beftimmte  ie^t  bie 
Oberen,  il^n  1664  bem  berül^mten  SucaS  b'Sld^er^ 
(f.  b.  9rt.)  in  ber  mtei  @t.  @ermain  beS  $re3 
gu  ^ariS  als  Sßitarbeiter  }ur  @eite  )u  geben.  3u" 
gleid^  erl^ielt  er  ben  Auftrag,  bie  Dom  SDlauriner 
Klaube  Sl^antelou  begonnene  Ausgabe  beS  1^1. 93em« 
l^arb  in  erweiterter  ©eftalt  unb  nad^  neuem  ^lane 
)u  DoUenben.  SRabiUon  ging  mutl^ig  an  bie  feines* 
megS  leidste  Arbeit,  unb  in  meniger  alS  brei  Salären 
lonnte  er  bie  SrftlingSfrud^t  feiner  miffenfd^aft« 
lid^en  ©tubien  in  gmei  florfen  goliobänben  ber 
Oeffentlid^feit  übergeben:  S.  Bemardi  Abbatis 
primi  Claraevallensis  Opera  omnia,  6  tomi 
in  2  voll.,  Parisiis  1667 ;  gugletd^  erfd^ien  eine 
anbere  Ausgabe  )um  ^anbgebraud^  in  9  Octao* 
bünben.  Sluf  ffiunf d^  beS  IßapfteS  aiejanber  VUL 
mu^te  SRabtSon  balb  nod^  eine  britte  oeranftalten. 
SBeitere  Sluflagen  erfd^ienen  gu  ^riS  1690  unb 
1719,  guSSenebigl726, 1750,  1760, 1765  unb 
1781;  bann  ju  Sefan90n  1835— 1886,  «Pari« 
1889,  SRailanb  1850  unb  gule^t  in  ber  ^atrologie 
Don  aRigne,^nS  1862.  S)ie  befannten  ©d^riften 
beS  l^eiligen  &]^rerS  ftnb  in  biefer  Iritifd^n  Sud« 
gäbe  bebeutenb  Dermel^rt,  gefid^tet,  georbnet,  mit 
geleierter  SSorrebe  unb  trefflid^en  9loten  Derfeben. 
^aureau  fagt  barüber :  SHabiOon  bemieS  in  feinen 
%oten  sum  |L  Seml^arb  einen  fold^en  (Sefd^mad, 
fo  Diel  ©d^arffinn,  Selefenbeit  unb  Srubition,  ba| 
man  il^n  nad^  biefer  erften  $ublication  fof ort  unter 
bie  großen  ©elel^rten  beS  gabrl^unbertS  gol^lte 
(Noavelle  biographie  generale  XXXTT,  488), 
unb  ba|  ein  JMtifer  mit  Sted^t  fagen  lonnte,  3Ra» 
billon  f d^reibe  fiatein  mie  Soffuet  gfranibftfd^. 

SS  l^arrte  beS  jiungen  (Selel^rten  eine  nod^  größere 
Slrbeit,  bie  gur  SebenSaufgabe  für  il^n  merben 
foUte.  3n  ben  iflöftem  beS  SenebictinerorbenS 
pflegte  man  Don  leider  bie  ßreigniffe  im  Seben  ber 
OrbenSfamilie,  f omie  aud^  bie  in  bie  (Sefd^id^te  beS 
fflofterS  einfd^lögigen  Segebenbeiten  auS  ©taat 
unb  JHrd^e  mit  em^ger  ©orgfalt  unb  ©enauigleit 
für  bie  ^Rad^melt  aufguf(^reiben.  ©d^on  b'S^er^ 
l^atte  begonnen,  fold^e  Sctenunb  (S^ronilen  beS  ®e« 
fammt»SBenebictinerorbenS,  ber  ftd^  über  baS  gange 
Sbenblanb,  [a  über  Sonftantino))el  unb  baS  l^ei« 
lige  Sanb  erftredte,  gum  S^zit  einer  baS  gange 
SRittelalter  umfaffenoen  ©efd^id^te  beS  OrbenS  gu 
fammeln;  SJlabillon  trat  ibm  je^t  bUfi^^^  gur 
©eite  unb  gemann  tl^eilS  burd^  bneflid^e  ®efud^, 
tbeilS  burd^  fpötem  perf önlid^en  Sefud^  Dieler  %b« 
teien  in  3lai)  unb  gfem  reid^eS  SRaterial,  meld^eS 
neue  unb  retd^e  Suffd^lüffe  über  bie  ©efamrnt« 
gefd^id^te  beS  9)litteIalterS  gemalerte.  ®ie  fd^orfe 
Jhitif,  meldte  SRabiQon  übte,  gog  i^m  freilid^ 
mand^en  Säbel  gu ;  inSbef onbere  nal^m  man  eS  übelC 
ba^  er  einige  ^eilige,  bie  bisher  als  Senebicüner 
gegolten,  ^^ol^ne  nöt^igenben  ®runb"  anberenOr« 


397 


aßabillon. 


398 


bot  mget^t  V^*  S)a3  Slec^tf ertigungdfd^reiben 

ftttmllimd  gibt  nt^t  nttnber  t)on  feiner  S)emut^ 

dS  Mit  feiner  Siebe  )ur  SSal^rl^eit  unb  gur  ff ird^e 

Scngitift.   6r  legt  barin  bie  @rünbe  feinet  Ser* 

fa^reaS  mit  fo  Diel  (Einfalt  unb  SBürbe  bar,  bag  in 

ber  gfofge  niemanb  meJ^r  feine  Arbeit  gu  fritiftren 

nagte  (Oeuvres  posthumeB  1, 435  ss. ;  Broglie 

1, 44  68.).  Ser  erfte  9anb  ber  Acta  Sanctorum 

Ordims  sancti  Benedicti  erf^ien  1668  su  ^ariS, 

fann  ein  3a^r  nad^  ber  ^erauSgabe  beS  ^I.  Sern« 

|aä».  Cr  ttmrbe  in  ber  Selel^rtenmelt  freubig  be» 

gm^;  toor  e3  ja  nid^t  eine  einfädle  Sammlung 

Ml  Heiligenleben,  fonbem  ein®efd^id^t§merf  erften 

Sänge«.  2)er  ^erfaffer  fteUte  fi^  barin  bie  9uf- 

gobe,  bte  Chronologie  }u  berichtigen,  t)iele  contro« 

Mfe  unb  bunlle  fünfte  ber  ihr^en«  unb  profan« 

gef^i^te  auf suflaren  imb  namentlid^  bie  ®  ebröud^e 

nb  Sitten  ber  Soi^eit  }u  erlautem.  Sie  meiteren 

o^tSönbe,  totlä^  im  Saufe  ber  f olgenben  brei^ig 

3a^re  in  Derf(]^iebenen3)t>if(i^aumen  erfd^tenen, 

tigerten  ftufenmeife  ben  9tuf  be§  SSerf afferd  (erfte 

InSgobe  ^ris  1668—1701;  umeite  SSenebig 

1733-1740,  9  SoUobänbe).    ®ie  Sorreben 

(IVae&tioneB  ad  Acta),  tt)el(|e  fpöter  gefammelt 

nb  in  einem  befonbent  ^oliobanbe  ttieberl^olt  ge> 

bnAimirben  (Orient  1724,  Senebig  1732,  Slouen 

1733),  emedtenumfo]^d]^ered3nteref[e,  meilfieab* 

«anbete  l^fbrifd^d^logifd^  Xractate  maren. 

Isi  bemfener  jfritifer  fagt  Don  i^nen:  Sie  allein 

oeimgen,  einem  @ele]^rten  unfterbUd^en  SRul^m  ju 

fdffxti  (Memoires  de  Trevoox;  ogl.  Broglie  I, 

SO).  S)aneben  gab  Olabillon  in  benfelben  Sauren 

ciiK  9lei](|e  anberer  SBerf e  l^erauS,  Don  benen  unten 

Me  Sebe.  2)a8  Stdt^fel,  mie  bief er  SRann  bd  feiner 

\^ßBOQäfi\ä^  «efunb^eit  fo  Crfiaunlid^eS  su  leiften 

MnniN^,  IMt  uns  Suinart,  n>enn  er  fagt :  9Ra- 

Mob  Detlot  leinen  Shtgenblid!  feiner  loftbaren  3eit ; 

er  becfagte  fid^  lebe  3^^ung;  faum  hai  er 

fnier  jorten  Conftitution  bie  notl^ige  Stulpe  unb 

Ci^lttng  gönnte.  Um  2  Ul^r  SRorgenS  ftanb  er 

(Dif,  itnb  nad^  ben  bem  ®ebete,  ber  l^eiligenSReffe 

n^  bem  C^orbienft  getoibmeten  Stunben  tt)urbe 

Mi  )mn  Stittag  rafUoS  gearbeitet.  9lid^t  toeniger 

ftffgfdltig  umrben  bie  92ad^mittag§ftunben  aud« 

Scn|t;  oft  fe|te  er  bie  Stubien  ol^ne  Unterbred^ung 

lü  üef  in  bie  9Iad^t  l^inein  fort  (Abrögö  de  la 

m  de  Dom  Jean  Mabillon,  Paris  1709,  51). 

3b  SerUmfe  ber  arbeiten  für  bie  Acta  San- 

ctemm  nnb  ber  fid^  baran  fd^Ue|enben  ^nnalen 

bei  OcbenS  ergab  fid^,  ba|  für  bie  Seurtl^eilung 

maäfa  (ün^el^en  eine  an  Ort  unb  SteQe  Dor» 

me^enbe  Prüfung  ber  Sttfd^riften  unb  anberen 

Socamente  ober  eine  Seftd^tigung  baulid^er  9)lonu* 

■oleaiiniallid^UKir.  ^nabiOonuntemal^mba^er 

ia  Segleitung  eined  9Ritbruber§,  }uerfl  9ßid^el 

flcnurai'd,  fpöter  Stuinarf  d,  melj^rere  Steifen  burd^ 

Smaheid^,  Sflonbem  nnb  bie  92teberlanbe,  fpöter 

bn^  Sentfd^Umb  unb  Stalien.  92id^t§,  m%  für 

bk  6e^(^  Don  Sebeutung  mar,  entging  bem 

{itnffUbKgen  Sforfd^;  ba  aber  SRand^eS  oon  bem 

11  bot  iKbtto^fäi  ober  auf  SRonumenten  SSor* 


gefunbenen  auf  bie  OrbenSgef d^td^te  leinen  Sejug, 
mol^l  aber  ein  aOgemeineS  äntereffe  l^atte,  fo  gab 
SRabiUon  baS  Sßid^tigfte  baoon  in  gefonberten 
Sönben  l^erauS.  ^uf  biefe  SBeife  erf d^ienen  in  Diet 
Ouartbönben  bie  Vetera  Analecta,  seu  Col- 
lectio  veterum  aliquot  openim  et  opusou* 
lorum,  Paris.  1675 — 1685.  Sie  entl&atten  üor« 
trefflid^e  Slbl^anblungen  be§  SSerf äff er§,  gfragmente 
unb  gange  SSerfe,  ^eben  u.  bgl.  ölterer  JHrd^en« 
fd^riftfteDer,  Condlienbeaete  u.,f.  m.  Cine  jjpelte 
^uggabe  mit  bemSebenSRabillon'dDonSela  v9arre 
mürbe  in  $ari3  1723  in  gfolio  l^rauSgegeben* 
3u  biefer  3^it  nal^m  er  aud^,  freilid^  ol^ne  fonber« 
lii^tH  ®lüd,  an  ber  Controoerfe  über  ben  SSer« 
faffer  ber  92ad^foIge  Sl^rifti  tl^eil  unb  fd^rieb: 
Animadversiones  in  vindicias  Eempenses  a 
B.  P.  N.  Canonico  regulari  Congr.  Gallicanae 
advers.  D.  Fr.  Delfau,  monach.  Benedictin. 
Congr.  S.  Mauri,  Paris.  1677,  2.  ed.  1712. 

S)en  größten  Stubm  foQte  il^m  ein  anbereS  SBerf 
bringen,  morin  er  bie  biplomatifd^e  ßritif  unb  bie 
Urhtnbenlel^re  }um  erften  9)lale  miffenf  d^aftlid^  bor« 
[teilte.  Seit  SaurentiuS  SSaSa  (1440)  litten  mand^ 
©elel^rte  oerfud^t,  ftd^ere  @runbfa|e  unb  Siegeln 
für  bie  Prüfung  alter  Urfunben  unb  &anbf d^riften 
p  gemimten ;  ba  eS  aber  )umeift  an  oer  f^ftemati« 
fd^en  Segrünbung  unb  an  umfaffenbem  ^emeiS« 
material  fel^lte,  mar  ber  Srfolg  gering.  Shtd^  ber 
bebeutenbfte  unter  ben  SoUatUnften,  ®aniel  oon 
Ißapebroe!,  trat  1675  in  ber  SSorrebe  5um  jmeiten 
äprilbanbe  ber  Acta  Sanctorum  (Propyl.  antiq. 
pars  I  ad  tom.  II  April.,  no.  20  De  diplomat. 
discemendis)  mit  einer  Zl^eorie  l^erDor,  meldte 
bie  ©renken  einer  gefunben  JMtil  überfd^ritt;  er 
fteUte  bie  Sled^tl^eit  Dieler  Urfunben,  auf  meieren 
biSl^er  bie  ^iftorifer  il^re  Sd^lüffe  aufgebaut,  unb 
barunter  aud^  bie  }u  ®unften  ber  Senebictiner 
lautenben  S)ocumente  ber  frönfifd^en  ffönige,  in 
Sfrage.  2)ie  Sad^e  mar  }u  mtd^tig,  al§  ba^  bie 
SRauriner  biefelbe  l^ötten  ftiUf  d^meigenb  ]^inne|men 
bürfen.  ^Robiflon  erl^ielt  ben  9(uftrag,  eine  Snt« 
gegnung  gu  fd^reiben.  Statt  blo|  bie  Sut^entici* 
tot  ber  angegriffenen  ®iplome  gu  Dertl^eibigen, 
erad^tete  er  e§  für  mürbiger  unb  bem  3ntereffe  ber 
jtixfy  mie  ber  Sßiffenfd^aft  bienlid^er,  fidlere  unb 
unbeftnttene  ©runbfö^  ber  S)iplomatif  aufgu« 
fteOen.  Cr  t^at  bie|  in  bem  umfangreid^en  SBerfe 
De  re  diplomatica  libri  VI,  fol.  maj.,  Paris. 
1681;  einer  Arbeit,  bie  man  fein  SKeiftermerf 
nennen  barf.  §od^]^erjigermcife  erflärte  ^apcbroef 
ftd^  felbft  für  beftegt  unb  fd^rieb  an  9RabiIIon  einen 
fd^önen  Srief.  ®er  93erfa||er  ber  S)iplomatif  liefe 
id^  an  ©rofemutl^  nid^t  übertreffen  unb  goUte  in 
einem  Sntmortfd^reiben  fomol^l  ber  tiefen  ®e« 
el^rfamfeit  al8  auc^  ber  S^emutl^  beS  Souanbiften 
gebül^renbe  Snerfennung.  SSon  biefer  3cit  an  blie- 
ben bie  beiben  SRönner  bis  ju  il^rem  Cnbe  in  l^erj» 
lid^er  fjreunbfd^aft  Derbunben,  berietl^en  einanber 
in  fd^mierigen  ^fragen  unb  tl^etlten  fiä)  gegenfeitig 
bie  Kefultate  il^rer  gforfd^ungen  unetgennü|ig  mit; 
aRabiUon  griff  balb  batnaä)  )ur  C^ber,  um  bie 


899                                                    'jRabiUon.  400 

14  83änbc  SDlörj,  ^xxl  unb  3Kai  bcr  Acta  San-  lid^cn  auf<)icien,  gleid^forn  ate  Segot  ferne«  ©crm, 

ctonim  oor  ber  il^ncn  brol^enben  rötnifd^cn  ©cnfur  fid^  5ur  SReife  na^  3taUen  rüjien.  Son  SR.  ®er» 

}u  betoQl^ren.  @etne  S)t))IomQttf  fanb  Derfd^iebene  tnain  begleitet  trat  aRabiSon  am  1.  9px\i  1685 

®egner;tn8befonberet]&atü^,  einige  Saläre  fpöter,  bie  Keife  an,  befud^te  Surin  unb  aRailanb,  mo 

ber  Sefuit  (Sermon  burd^  r^i^t  Angriffe  auf  bie-  bef onbcrS  bie  ambrofianif d^e  Siturgie  il^n  Befd^f» 

fette  Ifteroor.  SHe^  Deronlafete  SKabiflon,  in  einem  tigte,  ging  über  SSerona,  $abua,  SSenebig  unb 

Supplementum  librorum  de  re  diplom.^  Fax.  Sfloren),  !am  am  5.  3uni  nod^  SRom,  Don  ba  na<i^ 

1704.  1709,  Neap.  1789,  ginigeS  genauer  ju  9leapel  bcfud^te  faft  jebe  Sibliotl^ef,  Äunflfamm- 

iwöcifiren,  änbereS  burd^  neue  Setoeife  an  ftüfeen.  lung  unb  ffird^e,  toeld^e  etwaS  SRerftourbigeS  bot, 

UdbrigenS  He|  er  ftd^  in  ber  Ueberseugung^  do|  unb  fanb  überall  bie  e^renooUfte  unb  ^eralid^fte 

bie  Stid^tigfeit  ber  Don  il^m  aufgefteüten  Stegeln  Sufnal^me.  92ad^bem  er  löSRonote  lang  bie  reit« 

mit  ber  Seit  allgemeine  Snerfennung  finben  mürbe,  giöfen  unb  mifjenf d^af tlid^en  ©d^^  bur<i^forfdJt 

)u  feiner  meitem  Entgegnung  mel^r  bemegen.  3n  bergeffene  3BerIe  ber  Siteratur  an'8  Sid^t  gebrad^t 

ber  Xl^at  mar  au^  ber  Srfolg  beS  SßerfeS  burd^*  foftbare  Sudler  gefammelt  unb  ^nbfd^riften,  bie 

fd^ogenb,  unb  menn  fpötere  gforfd^r  bie  oonSRa«  um  feinen  $rei§  anjufaufen  maren,  abgefd^eben 

billon  gemonnenen  SRefuItate  aud^  erweiterten,  oer-  l^tte,  feierte  er  im  3. 1686  nad^  f^ranfreid^  gurud( 

tieften  unb  tbeUmeife  mobifidrten,  fo  bleibt  baS  unb  bereid^erte  bie  föniglid^e  SBibUotl^ef  mit  me^ 

SSerf  bod^  l^eute  nod^  bie  unentbel^rlid^e  ®runb«  al§  3000  [eltenen  Sudlern  unb  ^anbfd^rif ten.  ^e 

läge  ber  Ißalöograpl^ie  unb  S)i))lomatif  (3:1^.  @tdel,  iBefd^reibung  ber  Keife  unb  il^re  (Srgebniffe  mit 

Acta  regum  et  imper.  Earolinonim,  1.  S^etl,  Beifügung  oon  Socumenten,  inSbefonbere  ber  neu 

Seigre  oon  ben  Urfunben,  SBien  1867,  34,  n.  12).  entbedtten  Ordines  Bomani  seu  antiqui  libri 

^efeS  aßerf  mad^te  ben  9Rinifter  Sottert  auf  SRa»  rituales  S.  Bomanae  Ecclesiae,  mürben  im  Mu- 

biSon  aufmerffam,  unb  ba  SRabiOon  ftd^  um  bie  seum  italicum  seu  collectio  Teterum  scrip- 

®efd^id^te  ber  ifönige  Sfronfreid^S  fo  oerbient  ge«  torum  ex  bibliothecis  italicis,  Par.  1687  ad 

mad^tl^atte,trugSotterti^meine^enfu)noon2000  1689,  in  2  Sönben  befannt  gemad^t.  Sin  britter 

SitnreS  aue  bem  fönigttd^n  Sd^e  on.  Sine  f old^e  93anb  mit  ben  IBrief en  be§  Samalbulenf er-®enerald 

Unterflü^ung  mied  ber  genügfame  SRann  mit  ber  Slmbrofiud  fam  nid^t  ^ur  ^uSfül^rung  unb  mürbe 

Srflörung  }urüd,  ba|  er  bie  ^rrnut  gelobt  iaht  erft  fpöter  bei  Martine  et  Durand,  Amplissima 

unb  oon  bem  iflofter  baS  !Rdtbige  empfange,  äe^t  collectio  veter.  script.  lU,  Par.  1725,  ob« 

Sanbte  il^n  Sottert  1682  nad^  Surgunb,  um  einige  gebrudtt 

ne  (Benealogie  beS  fbniglid^  ^aufeS  betreffenbe  3la^  feiner  SRüdßel^r  lebte  9RabiQon  mieber  fo 

Socumenteauf^ufud^en  unb  na(^$ari8}u  bringen.  }urüd(ge50gen  im  jflofter  Don  @t.  ®ermain,  bo| 

2)er  glüdfßd^e  Ctfolg  bemog  il^n,  bei  Submig  XIY.  niemanb  in  bem  ftiUen  unb  befd^eibenen  iflofter- 

au§}umirfen,  ba^  SKabillon  auf  fdniglid^e  ffoften  geiftUd^en  ben  SRamt  erfannt  ^aben  mürbe,  beffen 

Seutfd^lanb  bereife  unb  bie  bortigenSrd^iDeburd^-  ftenntniffen  aud^  Seutfd^lanb  unb  Italien  ge« 

forfd^e.  SRabiUon  trat  1688  biefe  Steife  an.  3n  l^ulbigt  Rotten.  @ein  3Bunfd^,  nur  bem  ©tubiurn 

Suseuil,  ber  el^ürbigen  Stiftung  beS  1^1.  Solum-  unb  bem  @ebete  leben  ^u  bürfen,  foQte  ober  nid^t 

bon,  fanb  er  ben  mel^r  ofö  lOOOjäl^rigen  So*  erfüllt  merben.  Sr  mürbe  in  eine  literarifd^e  gfe^be 

bes  ber  altgaOicanifd^en  Siturgie  (Lectionarium  DerfiridCt,  ouf  bereu  SluSgang  bie  meiteften  jheife 

LuxovienBe),  ben  er  nad^  feiner  atüdffel^r  mit  mit  Sntereffe  blidtten.  9lbt  ^rmanb  8e  ^out^iQier 

Sommentor  unb  Siffertationen  Derbffentlid^te  (De  be  Siance,  meld^er  in  ber  alten  Siftercienferabtei 

liturgia  OaUicana  libri  HE,  accedit  disqui-  Sa  trappe  bie  alten  ftrengen  ^formen  ber  SRönd^S« 

sitio  de  cursu  Gallicano,  Par.  1685. 1729),  aScefe  mieber  einfül^rte  (Dgl.  b.  ^rt.  Irappiflen), 

mobei  er  bie  ®otte«bienfbrbnung  ber  Dorlarolin-  l^ielt  bafür,  ba|  eine  miffenfd^f tlid^e  Z^ötigfeit  bie 

gifd^en  gkriobe  bed  9lei(j^e8  beleud^tete.  ^Rabillon  SSoUf ommenbeit  ber  9Rönd^  l^inbere,  meldte  neben 

be^  feine  Steife  über  bie  ndrblid^en  ü^dk  ber  ^anb*  unb  gfelborbeit  nur  bem  ®ebete  unb  bem 

Sd^meij,  über  lirol,  ©d^maben,  ^\)tm  unb  baS  ^falmengefange  leben  bürften.  3ur  SScd^tfertigung 

(Sebiet  Don  @al)burg  auS.  ginen  Xl^eil  ber  reid^en  feiner  Snfid^t  fd^rieb  be  Stance  baS  Sud^  De  la 

ausbeute  gab  er  im  IV.  Sanbe  ber  Slnalecten  al§  saintete  et  des  devoirs  de  la  vie  monastique, 

Iter  germanicum.  Snstoifd^en  mar  2Robiflon'S  2  vols.,  Paris  1688.  S)ie  3anfcniftcn  unb  fettj! 

(Sönner  (lottert  gefiorben  unb  ber  ßrabifd^of  anbere  l^erDorragenbe  9Rönner,  mie  Soffuet,  gaben 

8e  Sellier  Don  »eimS  an  beffen  ©teKe  getreten,  bem  SligoriSmuS  bcS  5lbte«  Seifall,  mä^renb  bie 

3n  ffiürbigung  ber  Serbienfte,  meldte  3)labitton  aSertreterberfIöflerU(^enSrabition,fettftbieÄar. 

ermorben  l^atte,  mad^te  Se  leHier  bem  ftönigc  ben  tl^oufer,  gemid^tige  Sebenfen  gegen  bie  neue  auf» 

SBorfd^Iag,  benfetten  aud^  nad^  Stauen  )u  fenben,  faffung  erhoben.    3118  nun  be  SRance  1684  bie 

um  t^eilS  Sudler  unb  ^anbfd^rif ten  für  bie  fönig»  angegriffenen  ©äje  nod^  f d^ärf er  in  bem  ©d^rif tdj^n 

lid^e  Sibliotl^ef  gu  ermerben,  tl^eilS  burd^  neue  Eclaircissement  de  quelques  difficultes  que 

t^orfd^ngen  bie  Siteratur  su  bereid^em.  Submig,  Ton  a  formees  sur  le  Livre  de  la  Saintete 

ber  l^ierin  eine  grl^öl^ung  feines  eigenen  Shil^meS  (Seubrudf  ^ariS  1847),  sur  S)arfteBung  brad^te, 

fal^,  gab  fogleid^  83ef el^I,  SKabillon  folle  nid^t  blo|  mürbe  SKabillon  Don  feinen  greunben  beftürmt  unb 

auf  föniglid^e  Äoften,  fonbem  aud^  unter  fönig«  Don  ben  Oberen  aufgeforbert,  bie  malere  OrbenS» 


401 


aKabiUon. 


402 


itoMibm  ftorjukgen.  SS  gefd^a^  btejeS  itt  bem 
Serie  Traite  des  etudes  monastiques,  divise 
«n  trois  paiüeB,  avec  ime  liste  des  princi- 
ptles  difficultes  qui  se  rencontrent  en  chaque 
necle  daaa  la  lectore  des  originaux  et  un 
citalogiie  de  ÜTres  choisis  pour  composer 
ime  biUiDthl^1l6  ecclesiastique ,  Par.  1691. 
1692  (logleii^  aud^  in'S  Sateinifd^  unb  tn'S  Sta» 
limif^e  überte^).  Ol^ne  bie  Z^fen  beS  ^bteS 
mSoXiotipe  birect  onjitgreifen,  setgt  SRabiUon, 
ta8  Mc  im  TttJ^tea  iBcifte  betriebenen  Stubien  gur 
lofrc^tl^timg  ber  fibfixrlid^  2)i^lin  nöt^ig 
jdcn.  S)ie  Stt&^tt  litten  bie  «ufgabe,  bie  d^rift- 
liibe  SMEEonmen]^  SU  pRegen  unb  bamit  aud^ 
bem  (ScfammttDoble  ber  irird^e  )u  bienen.  Sin 
mäjm  Orbenägrift  imb  eine  fefibegrünbete  Keli- 
910^  imbe  ober  burd^  tmffenf  d^Iid^e  Sef  d^öfti- 
gnig  geförbcrt  tto^tenb  i^r  Sbgang  nid^t  tDie 
SoiKe  meine,  Semuil^  unb  Xegularität  f onbem 
Zrog^  snb  C^d^ffung  ergeuge.  @eine  Sl^efen 
kmA  aRobiOmt  and  ber  Siegel  beS  I^L  ^nebict 
fcih^  aa§  ben  anSgegeid^ten  Seifhtngen  ber  Or« 
beifimüglieber,  bie  beim  tiefen  Stubium  ftd^  f elbft 
leüigten  imb  ben  Sntereffen  ber  IHrd^  bienten, 
am  ben  reiben  Sibliot^Ien,  bie  twm  Sinf onge  an 
ii  ben  iHbfIcm  angelegt  »urben,  unb  au§  ben 
Nekn  ^mbfd^ften  unb  literarifd^en  OueUen,  bie 
■an  \tt^  ehigtg  bem  S^ei^  ber  SRönd^e  oerbante. 
f^ienmf  ^t  er  bie  SBiffenfd^ften  auf,  beren  @tu« 
ten  ben  SRcIigio[en  |u  empfehlen  fei,  fd^reibt  bie 
Irt  bdl  @tnbirenS  Dar  unb  mod^t  mit  ben  nöt^i* 
gm  f^ftaittein  befannt  Sc  Stonce  antmortete 
Bit  migemö^id^r  ^f tigfeit  in  ber  Beponse  au 
IVnte  des  etudes  monaetiques,  Par.  1692,  in 
Mf^er  er  gegen  äKobiUon  unb  ben  ganzen  Sene- 
MdiBcrorben  vorging.  SRabiUon  ignorirte  aUe 
paftefid^  Angriffe,  beleud^tete  ober  in  feinen 
fidkzions  sur  la  reponse  de  M.  l'Abbe  dela 
Trupe,  Par.  1692,  auf  3  %eue  in  30  »rtileln 
Me  fonttooerfipunfte  unb  gab  am  @d^(uffe  bie 
Snnbfa|c  an,  nad^  mdd^er  bie  Streitfrage  be« 
ntteitt  iDcxben  muffe.  9teben  bem  SSorguge  einer 
fi^lagenben  Sogi!  md)  gebiegener  <f enntniffe  in  ber 
fio^li^en  Stteratur  unb  Xrobition  geigte  bog  SBerf 
eine  foldfie  @emanbt^,  bie  f d^tta^en  Seiten  be§ 
flcgncrd  onfjubcdten,  unb  f o  Diel  fieben  unb  (Srogie, 
bo|  Stobiflon  na<i^  bem  (Befammturtl^e  ft(|  felbft 
abatraf.  SeSfamcötooIItenad^einmolQntmorten, 
«ä  SRobiUim  e|pe{icrfönlid^  3ttfommen!unft  f  ud^te 
nb  bm  frommen  9bt  burd^  ^rfid^ng  feiner 
äebe  imb  Sere^rung  DdUig  entmaffnete. 

9nd^  fonfl  blieb  SRabiOon  t)on  angriffen  nid^t 
iafd^ont  €eine  SSorrebe  gum  vn.  Sanbe  ber 
Seife  bed  ^I.  9ugufUnnd  (fpöter  im  X.  Sanbe 
olgebnifft)  olitt  Sng^ffe,  meÜ  bamald  gerabe  bie 
ionnnßifd^  (SontroMrfe  im  SBorbergrunbe  ftanb. 
111  in  Snglanb  bie  Ihmbe  fid^  verbreitete,  ein 
haigb^er  9Rdnd^  (Babilmi  fei  apoftajtrt,  nmrbe 
Ik4  9iomen6Dcrmed^dIung  bie  Sac^e  auf  aRobillon 
ikKtoigen,  mib  bit  Sngabe  fanb  fo  Diel  ®(auben, 
^4  StobiOon  1698  ein  ®Iaubendbetenntni|  Der« 


öffentlid^te ;  in  bcmfclbcn  erflärte  er,  bag  bie  93er- 
tl^eibigung  ber  fat^olif d^en  ftird^e  unb  i^rer  Snter- 
effen  feine  2ebenSaufgabe  fei,  für  bie  er  fein  Slut 
gu  gei6en  bereit  fei.  Rubere  Unannel^mlid^Ieiten 
Derurfad^te  il^  eine  SlnfangS  ononQm  erfd^ienene 
Sd^ft  EusebüBomani  ad  Theophüum  Gallum 
epistolade  cultu  Sanctorum  ignotorum,  1698. 
^en  ^u8gangß)mn!t  ber  @d^rift  bilbete  bie  in 
Sftonfreid^  oufgelommene  Sitte,  ba^  man  ben 
Steliquien  namenlofer  9RartQrer  au§  ben  römifd^en 
ftatafomben,  benen  man  bti  i^rer  Srl^ebung  9^amen 
gegeben  f^aiU,  befonbere  Uturgifd^e  0=eftUd^Ieiten 
meil^te,  möl^renb  nad^  einem  S)ecrete  Don  1691  nur 
fold^e  ^eilige,  bie  im  SRart^roIogium  ftel^en,  in 
SKeffe  unb  Officium  gefeiert  werben  follten.  3Ran 
ging  fogar  fo  meit,  fiebenSbefd^reibungen  fold^er 
unbefamtter  SRartQrer  gu  Derfaffen.  SRabiUon  ta- 
belte  aber  aud^,  ba^  man  in  SRom  mond^e  in  ben 
®röbem  gefundene  ©ebeine  ol^ne  auSreid^enben 
@runb  als  3RartQrergebeine  ausgebe,  ^n  feiner 
erften  ®  eftalt  erregte  baS  Sd^rif  tc^en  in  9tom  Stnftog 
unb  Deranla^te  mel^rere  ®egenfd^riften.  äRabiUon 
dnberte  einige  Don  ber  3nbe£>^ngregation  beon* 
ftanbete  Sö^  unb  überfanbte  1705  an  ^apft 
ßfomenSXI.  eine  Derbefferte  Ausgabe,  hiermit  mar 
bie  Sad^e  erlebigt.  —  9Rit  aßabillon*^  Slul^me 
mud^S  feine  Sonefponbeng  in^S  Uebermö|ige.  9u3 
aUen  ®egetü)en  ^^anfreid^d,  auS  S)eutfd^Ianb, 
Stauen,  Spanien  unb  Snglanb  lamen  gal^ireic^e 
93riefe  Don  ®eiftlid^en  unb  Saien,  ^rofefforen, 
Staatsbeamten,  Sarbinölen  unb  Sfürften,  in  benen 
ti^eilS  miffenfd^aftUd^e  ^fragen  bejubelt,  t^ilS 
9{at^  unb  ^ilfe  in  Seelenangelegenl^eiten  erbeten 
mürben.  %Uen  biente  SRabiUon  mit  gleicher  Siebend« 
mürbigleit.  ÜRod^  ie^  bett)a]^rtbie92ationaIbiblio« 
t^!  in  $ari8  (Fonds  de  St.-Germain)  Diele 
fJoBobänbe  mit  feinen  ©riefen,  meldte  aber  feine 
^orrefponbeng  mit  bem  SluSIanbe  nod^  lange  nid^t 
erf^öpfen.  ^er  Sriefmed^fel  mit  Derfd^iebenen 
Sarbinälen,  befonberS  mit  Sarbinal  SSona,  l^atte 
unter  Ruberem  baS  9tefultat,  ba|  SRabiUon  bie 
Dissertatio  de  pane  eucharistico  azjmo  et 
fermentato,  Par.  1674,  fd^rieb;  für  anbere  Der« 
fagte  er  aScetifd^e  Sd^riften:  La  mort  chretienne 
Bur  le  modele  de  celle  de  N.  S.  Jesus-Christ 
et  de  plusieurs  Saints,  Par.  1702;  Instruc- 
tion sur  le  renouvellement  de  vie  (Rouen 
1874):  weitere  Stb^anblungen  liegen  nod^  als 
SRonufaipte  in  ber  9iationaIbibIiot]^ef  (Fonds 
fran9.  19  649  ss.). 

S)ie  Seiben,  Don  benen  SMabiBon  in  feiner 
3ugenb  ^eimgefud^t  werben  war,  fingen  im  9llter 
wieber  an,  mit  erneuter  Störfe  fid^  gu  geigen.  S)ie 
fui^bare  »bnal^rae  feiner  ilräfte  brängte  i^n,  am 
Stbenbe  feines  SebenS  an  bie  Verausgabe  ber 
^nnalen  beS  99enebictinerorbenS  emftlid^  gu  benf  en, 
eines  SBerfeS,  weld^eS  er  burd^  ben  fjleil  Dieler 
3a]&re  Dorbereitet  unb  gum  3if fünfte  atter  feiner 
Stubien  gemad^t  l^atte,  unb  baS  nid^t  nur  über 
bie  ®efd^id^te  beS  OrbenS,  fonbem  aud^  über  bie 
IKrd^en«  unb  $rofangefd^i(|te  bebeutenbeS  Sid^t 


403 


SRacatiug  bet  ^eg^ptier. 


404 


öcrbreitet  uitb  aI8  l^iflorijd^e  tJunbgruBc  für  jcben 
fpötem  Sefd^id^tfd^retber  beS  aRitteldterS  n)i(|ti9 
unb  ergiebig  ift.  3m  3. 1703  erfd^ien  ber  erfte 
SBanb  biefeS  großen  ©efd^id^tStDerfeS,  bem  bis  }um 
3.  1707  nod^  3  anbete  Ȋnbe  folgten.  S^on 
mar  aud^  ber  V.  Sanb  beinal^e  DoQenbet,  bod^ 
i^n  ]^erau§gugeben  loar  SRabiOon  nid^t  me^r  ge« 
tattet.  am  1.  S)ecember  1707  begab  fid^  aJlabiUon 
rül^  SRorgenS  in  baS  lBenebictiner*9lonnennofter 
}u  S^eQeS,  mo  einige  geiftlid^e  Serrid^tungen  feiner 
darrten,  ^f  bem  ^ege  bal^in  erfronfte  er  an 
fd^mersUd^em  Slafenleiben,  unb  bad  Uebel  t)er> 
fd^Iimmerte  ftd^  burd^  bie  t)er!e]^rte  Sel^anblung 
unttiffenber  Sanbd^irurgen  fo  fel^r,  ba|  ber  auS 
^[kmS  l^erbeigel^olte  Srjt  erflärle,  aWobitton  fei 
unrettbar  für  biefe  SSßelt  verloren,  ^ierin  täufd^te 
er  fid^  nid^t.  ZobfranI  brad^te  man  if n  nad^  $aris, 
unb  fd^on  am  27. 2)ecember  1707  l^aud^te  er  unter 
bem  ®ebete  feiner  93rüber  feine  fromme  Seele  au8. 
Xreffenb  be^eid^net  fein  @d^üler  9tuinart  beS  ge« 
liebten  fiel^rerS  Seben  unb  Streben  mit  ben  SBorten: 
Sic  moriebatur,  ut  vivere  non  recusaret,  sie 
autem  vivebat,  ut  supremum  non  metueret 
diem,  et  spiritu  magno  yidit  ultima,  ^uf 
SBunfd^  be§  ^fteS  SIemenS  XI.  »urbe  bie  Seid^e 
aneiner]^ert)orragenben@teneberiKrd^ein@t.®er* 
main  beigefe^t,  bamit  einftmalS,  menn  bie  Unter* 
fud^ung  feinet  Sebend  beginne,  feine  ®ebeine  ol^ne 
Sc^mierigfeit  erl^oben  merben  lönnten.  S)ie  SSoU« 
enbung  ber  Annales  Ordinis  S.  Benedicti  ge« 
fd^]^  burd^  aWaffuet,  ber  1713  ben  V.  Sanb 
jum  ^xndt  brad^te,  unb  burd^  fOtaühm,  meld^er 
1739  ben  VI.  Sanb  beifügte  (neue  öermel^rte 
«uSgabe  juSucca  1739—1745).  ©nSebenSbüb 
gab  £1^.  äiuinart  (Abrege  de  la  vie  de  Dom 
JeanMabillon,  Par.  1709;  aud^  in'§  fiateinifd^e 
unb  3talienifd^e  überfe^t).  (Sgl.  Tassin,  Hist. 
litter.  de  la  (yongr.  de  St.  Maur,  Bruxelles  et 
Par.  1770;  Niceron,  Memoires  VIU,  Par. 
1 729 ;  ©cbodt  in  ber  5Weuen  tl^eot  3tf d^r.  öon 
IßleJ  IV,  aSBien  1831,  190  ff.  V,  1832,  24  ff.; 
Ghavin  de  Malan,  Hist.  de  D.  Mabillon  et 
de  la  Congr.  de  St.  Maur,  Par.  1843 ;  Valery, 
Correspondance  inödite  de  Mabillon  et  Mont- 
faucon  avec  l'Italie,  3  vols.,  Par.  1847 ;  H. 
Jadart ,  Jean  Mab.,  ötude  suivie  de  docum. 
inedits,  Reims  1879 ;  Darras,  Hist.de  l'Eglise, 
continuee  par  Bareille  et  FövreXXX  VEII,  Par. 
1886,  467  SS.,  mitDocumenten;  E.  de  Broglie, 
Mabillon  et  la  soc.  de  l'abb.  de  St.  Germain, 
2  vols.,  Par.  1888;  ftarfer,  SWabillon,  ^berb. 
1889 ;  Säumer  in  b.  §ift.»»)oI.SIättemCVu.  GVL 
Ungebrudtte  Srief e  öeröff entlid^te  ® olbmann  in  ben 
©tub.  u.  SWittl^eil.  a.  b.  S3enebict.-Orben  X  u.  XI, 
iRaigem  1889  u.  1890;  mit  einer  öoDftänbigen 
Ausgabe  ber  SSrief e  betraute  baS  franjöfif d^e  9Mini= 
fterium  ben  ?a[rd^it)ar  Stein  in  $ariS.  lieber  bie 
§anbfd^riften  unb  bie  Reineren  S)rudffad^en  f.  Ja- 
dart 1.  c.  259  SS.)      [S.  Säumer  0.  S.  B.] 

;SBacarhi$  ber  9egt)ptter,  ber  1^1.  unb 
ÜKacariuS  ber  ^Uejanbriner,  ber  ^I.,  jmei 


äg^ptifd^e  SDlönd^e  be3  4. 3a^r]^unbert§,  bei  beren 
SBunbertl^oten  9lufinu§  (Vitae  patrum  c.  28 
ad  29,  Migne,  PP.  lat.  XXI,  449-455)  unb 
IßattabiuS  (Hist.  Laus.  c.  19—20  —  PP.  gr. 
XXXIV,  1043—1065 ;  ögl.  177—200)  mit  be- 
f onberer  Vorliebe  Dermeilen.  !tRacariu§  ber  9eg9)>« 
tier,  um  300  geboren,  begab  fid^  im  Sllter  t)on 
30  3a]^ren  in  bie  fletifd^e  3Büfie  unb  lebte  l^ier 
nod^  60  3cil^re  lang,  ^aä)  jel^niäl^rigem  9uf« 
entl^alte  in  ber  Sinfamfeit  mürbe  er  ^um  ^riefter 
gemeint  unb  megen  feiner  überaus  fd^neUen  Sfort* 
fd^ritte  in  ben  Sugenben  bereits  „Jhtabengreid" 
(iratdapto^epcDv)  ge^ei^en.  ©längenbe  SBemeif e  fei« 
ner  ^eüigleit  maren  bie  ®aben  ber  SBeiSfagung, 
ber  2)ömonenatt§treibung  unb  ber  Jhantenl^eilung. 
3n  nod^  l^öl^erem  ®rabe  aber  mürben  biefe  utU) 
öl^nlid^e  ®aben  feinem  etmaS  jungem  3^gcnof[en, 
SRacariuS  bem  9Ie£anbriner,  gu  X^tü.  (Sx  mar 
gletd^f aQ§  Ißriefter  unb  leitete  ein  JFIofter  (ober  bie 
i^löfter  ?)  in  ber  nitrif d^en  Sßüfte,  bem  benimm« 
teften  @ammelpunfte  beS  bamaUgen  äg^ptifd^ 
SRönd^t^umS.  ©ein  £ob  mirb  um  395  an^ufe^en 
fein.  3ur  Unterfd^eibung  Don  feinem  9lamenS« 
genoffen  erl^ielt  er  ben  ^Beinamen  ,,be8  SUeson* 
brinerS'',  meil  er  aus  Sllesanbrien  gebürtig  mar, 
mäl^renb  jener  auS  Oberäg^pten  ftmnmte  (Socr. 
Hist.  eccl.  4,  23  —  LXVn,  513).  «uS  bem 
nämlid^en®runbemarb  er  aud^  „berStäbter"  ge« 
nannt  (6  iroXtrixöc,  Soz.  H.  e.  3,  14  —  LXVÜ, 
1068),  ®ie  Segeid^nung  ^ber  3üngere''  iflerjl 
in  neuerer  3^it  in  Slufnal^me  gelommen;  bei  @o* 
aomenuS  (6,  29)  unb  ^licepl^oruS  SaUiftuS  (H.  e. 
11,  35  —  CJXLVI,  697)  fü^rt  ein  anberer  äg9p. 
tif(^er  3R&nä^  ben  92amen  „SnacariuS  ber  3unge* 
(6  v^oc,  Dgl.  Pall.  Hist.  Laus.  c.  17).  Sott 
@d^riften  beS  Sleg^ptierS  unb  beS  ^lesanbrinerS  ift 
bei  ben  altenSäiograp^en  nid^t  bieStebe.  @ennabtud 
fennt  Sin  Se^rfd^reiben  beS  ^berül^mten  ägi:^ 
Hfd^en  9Rönd^eS  SRacariuS''  an  jüngere  SRönc^ 
(Macarius  monachus  ille  Aegyptius . . .  unam 
tantum  ad  juniores  professionis  suae  scripsit 
epistolam,  De  vir.  ill.  c.  10  —  PP.  lat.  LVÜI, 
1065—1066).  3n  fpäterer Seit  taud^t  eine  grö^erfe 
Slnja^l  l^ier  in  f^rage  lommenber  @d^riften  auf. 
S)en  9tamen  SnacariuS'  beS  Seg^ptierS  tragen 
50  ^geiftlid^e",  b.  i.  baS  geifüic^e  2eben  betref- 
fenbe  ^omilien  (6fiiXtat  irveofiaxotaf  —  PP.  gr. 
XXXIV,  449—822)  unb  eine  juerfi  tjou  glofe 
(1850)  l^rauSgegebene  Epistola  magna  et  per» 
utilis  (ib.  409 — 442).  S)ie  §omitten,  an  bereu 
Sled^tl^eit  mol^l  nid^t  ^u  gmeifeln  ifl,  l^aben  Don 
jiel^er  gro^e  Slnerfennung  gefunben,  unb  ber  93er« 
faffer  gilt  inSbefonbere  alS  ]^ert)orragenber  93er« 
treter  ber  frül^eften  fird^Iid^en  SK^ftil.  ©ieben 
aScetifd^e  ^ractate  (De  custodia  cordis,  De  per^ 
fectione  in  spiritu.  De  oratione,  De  patientia 
et  discretione,  De  elevatione  mentis.  De 
charitate.  De  libertate  mentis  —  ib.  col.  821 
ad  968),  meldte  ^offinuS  (1683)  alS  @d^riften 
beS  ^eg^ptierS  l^erauSgab,  finb  erjl  t)on  @imeou 
Sogotl^eta  (mal^rfd^einlid^  im  10.  3al^r]^unbert) 


405 


aRacariuS  Sl^r^focepl^alud  —  SRacariud  SRagneS. 


406 


(oi  ben  geifUU^  ^omilien  escerpirt  toorben. 
Unter  bem  92amen  SRacohud'  bed  ^lesanbrinerS 
g^t  ein,  aQem  Vnfd^ine  naä)  unöd^ter,  Sermo 
de  eidtu  animae  jostorum  et  peccatorum, 
qnomodo  separantar  a  corpore  et  in  quo  statu 
manent  (ib.  385—392).  ^Itf^mt  titmxt  @en- 
tn)m«€ainmlungen  (Apophthegmata,  ib.  229 
ad  264)  finb  lumeifl  unter  bem  !Ramen  beS  „ögQp* 
tif^eii  Vbted  SRacoriud''  überliefert,  unb  ein  !ur- 
}tl  @ebet  (445—448)^  brei  hxteinifd^e  »riefe 
1405-410. 441—446)  fowie  eine  lateinifd^e  Be- 
gila  ad  monaehoB  (967—970)  mxhtn  in  ben 
9aiibf(^nftm  bem  Jfl,  SRocarind''  zugeeignet.  3n 
berSltgne'f  d^  @ammelauSga6eftnb  biefen  @c^rif« 
t»  iierf<^tä>ene  Dissertationes  beigegeben,  na« 
neRtlk^  ottd^  bie  Quaestiones  criticae  et  histo* 
riete  de  Macariorum  Aegyptii  et  Alexandrini 
litis  betU.  J.Floss^Macarii  Aegyptii  epistolae, 
bmiliamm  loci,  preces.  Primus  ed.  Fl.,  Co- 
kniiel850,  1—188.  (£inebeutfd^eUeberfe|ung 
ber  genannten  @<i^rif  ten  t)eröff  entlid^te  3R.  'Soqam, 
QO^badf  1839,  2  9be.;  unb  h)ieberum  Kempten 
1878  (St6(.  berJKrd^enodter).  S^.gfötfler  CDta« 
corinS  oon  Veg^pten,  in  ben  Sal^rbb.  f.  beutfd^e 
Vfol,  3al^rfl.  1873,  439—501)  ^anbelt  über 
bei  2d^n^It  ber  geifiUd^  ^omilien.  SEBeitere 
äteratnrangaben  bet  Chevalier,  Bepert.  des 
Morees  bist  1435—1436.  2721.  S)ie  beiben 
Stogmente,  totld^  ^o^  in  bem  93onner  UniDerfi« 
iatf|irogramm  gum  3.  Vugufl  1866  unter  3Ra* 
oBxaS)'  (bed  9[eg9ptier8)  !ßamen  ebirte,  gel^ören, 
feie  SUbnneifler  erfonnte,  einer  unter  ben  SBer« 
in  be§  ^I.  Spj^räm  fle^enben  Sd^rift  an  (im 
gritd^jc^  X^eile  ber  römifc^en  9lu3gabe  ber 
»erfe  ^ffcäaa,  1732—1746, 1, 41 B— 61  F). 
O.  CHÖiemeifier,  Heber  bie  an  ber  fönigl.  preu|. 
Qnoerfüfit  Sonn  entbedten  neuen  Fragmente  bed 
«ocaritt«,  Seipsig  1866 ;  $.  3.  gflog,  3.  @iß)e* 
■elfter  mib  baS  Sonner  Uni^erfitätdprogramm  5um 
3.  Vng.  1866,  eine  fritifd^e  SBürbigung  ber  aud  ber 
Sertiscr  f^bfd^.  9lr.  18  t>er5ffentl.  gried^.  gfragm., 
SreOnrB  i»r.  1867;  3.  (Silbemeifter,  Ueber  bie 
ii  8oim  entbedten  neuen  ^ftagmente  be§  9Jlacariu§, 
SnetteS  SBort,  SlberfeQ)  1867.)  [Sarben^emer.] 
Ifaonrfa»  ^ivffoupiatnSj  9)letropoUt  t)on 
9|üabdp^  in  ber  Glitte  beS  14.  Sal^r^unbertd, 
W^M €enten)en«€ammler  unb  als Srflärer 
ber  ^ligen  @4^ft  einen  9lamen  ermorben.  9ud^ 
jenen  Setnomen  (xpu9oxe(paXoc)  foD  er  bem  fleißi- 
ges Somneln  golbener  ©prüd^e  (xp^^^a  xe9aXata) 
fliril  ber  Siteratur  ber  93or}ett  t)eroan!en.  9tur  ein 
lerfi^iDtiibenber  Smd^t^U  feiner  SBerfe  ifl  biSl^er 
0ruft  toorben.  9Rigne  (PP.  gr.  (TL)  gibt  au^er 
Heineren  Städten  unb  gfragmenten  eine  umfang« 
niibe  Oratio  in  exaltationem  venerandae  et 
▼irifieae  orucis  (173 — 236).  Ueber  eine  große 
Stmnlung  Don  @prid^n)örtem,  Sentensen  unb 
fpei^,  Domel^mli«^  au§  ^rofanfd^riftftellem, 
ntir  bem  Site!  ^Äofengarten"  (foaovta)  t)gL 
1  Ansbad^,  defd^id^te  ber  bQ^antinifd^en  Site« 
ntv,  SlttR^eR  1891,  290.    [$arben]^en)er.] 


^Sacatius  t>on  3erufalem,  ber  1^1.,  ettoa 
314—333  ©ifd^of  faon  Scrufalem,  loirb  in  alter 
Wie  in  neuer  3eit  beßl^alb  l^äufigcr  genannt,  weil 
er  nad^  ber  am  meiften  t)erbreiteten  Scgenbe  an  ber 
^uffinbung  beS  l^eiligen  ftreujcS  bct^eiligt  loar 
unb  nad^  unameifel^aften  3«"9niffcn  bie  ffird^e 
beS  l^eiligen  ©rabeS  erbaute  (f.  b.  Srt.  ftreuj« 
erfinbung).  ßrwol^nteaud^  bem  erften  allgemeinen 
goncil  au  ?Ricöa  (325)  bei  (^efele,  eonc..®cfd^., 
2.  aufl.,  I,  292.  406.  438  f.).  gin  Commen- 
tarius  historicus  de  S.  Macario  episc.  Hie- 
rosol.  fte^t  in  ben  Aeta  SS.  Hart,  n,  1668, 
34—35.  [Sarbenbewer.] 

^catitis  'SBogttes  (b.  i.  ber  ajlagnefter), 
griec^ifd^er  ftird^enfd^riftfteUer  nm  bie  SBenbe  bed 
4.  3abr]^unbert§,  ift  erft  burd^  bie  1876  erfolgte 
erfbnaliae  ^^erauSgabe  feinet  ^auptmerleS  (Ma- 

C.  Blondel,  Parisiis  1876)  naiver  belannt  ge« 
worben.  S)iefe§  SBerf,  totlä)t§i  Slonbel  aUerbingS 
nur  fel^r  lüdtenl^aft  unb  unDoSftanbig  Dorlegen 
fonnte,  oerfolgt  eine  apologetifc^e  Xenbenj  unb 
berichtet  in  5  Sudlern  über  eine  (iebenfaOd  ^n« 
girte)  fünftögige  S)iSputation  bed  IBerfafferd  mit 
einem  l^eibnifd^en  $l^ilof opl^en.  fie^terer  mad^t  eine 
Sleil^e  Don  @teQen  bed  9teuen  Zeftamented,  Dor« 
nel^mlid^  ber  Soangelien  unb  ber^poftelgefd^id^te, 
5um  @egen{tanbe  f eined  Angriffes  ober  @potted ; 
erflerer  red^tfertigt  unb  erläutert  ben  biblifd^en 
2;e£t,  nid^t  feiten  in  einer  etmad  fünftlid^en  SBeif e. 
(93gl.  L.  Duchesne,  De  Macario  Magnete  et 
scriptis  ejus,  Paris.  1877,  13—27.)  Sie  ein- 
würfe bed  ißl^ilofopl^en  fmb  grö^tent^eilS  ben  (Der« 
loren  gegangenen)  Sudlern  bed  9ieuplatoni!er3 
$orp^Qriu8  (geft.  um  304)  ^©egen  bie  g^riften" 
entlel^nt.  (@.  Sßagemann,  $orp]^9riudu.  bie  Frag- 
mente eined  Ungenannten  in  ber  atl^enifd^en  9Ra« 
cariuSl^anbfd^rift,  in  ben  Sa^rbb.  f.  beutfd|e  Zl^eo« 
logie,  3a^.  1878,  269—314;  Dgl.  C.  J.  Neu- 
mann, JuHani  Imperatoris  librorum  contra 
Cbristianos  quae  supersunt,  Lipsiao  1880, 
14—23.)  ®er2itel  beS  SBerfeS  lautete  urfprüng- 
lid^  mol^l  „2)er  Eingeborene  ober  Sntmortgeber  an 
bie  Reiben"  (jjlovoysv^c  ^  dicoxptxixic  irpöc^EX- 
XT)vac,  ber  er^e  Xl^eil  beS  SitelS  fanb  Dermutl^lid^ 
in  bem  nid^t  erl^altenen  Eingänge  be§  2Ber!e3 
naivere  Segrünbung),  unb  bie  Sbfaffung  ift  au3 
inneren  ®rünben  wobl  erft  nad^  410  ^u  Derlegen. 
2)er  äierfaffer  aber  ift  l^öd^ft  tt)abrf(|einlid^  ber 
93if d^of  SKacariuS  Don  SRagnefia  (fei  e§  nun  TOa« 
gnefia  in  ftarien,  fei  eS  aWagnefia  in  Spbien), 
meld^r  laut  ^l^otiuS  (Bibl.  cod.  59,  Migne, 
PP.  gr.  OQI,  105)  auf  ber  fogen.  gid^enf^nobe 
bei  e^alcebon  im  3. 403  (Dgl.  VI,  1614)  al§  9ln- 
fffiger  gegen  ben  93ifd^of  ^eraflibed  Don  Sp^efuS, 
einen  ^reunb  beS  1^1.  Sl^r^foftomuS,  auftrat.  (@. 
Xb-  3ö5&n,  3w  9Racariu§  Don  aRagncfia,  in  ber 
3eitfd^r.  f.  ft.-®efd^.  H,  1877-1878,  450  bis 
459;  Duchesne,  Vita  S.  Polycarpi  Smjrm. 
episc.  auctore  Pionio,  Parisiis  1881,  7—8.) 
%u^er  biefem  3BerIe  ftnb  einige  e^egetif^  gfrag« 


407 


SKoccbo  —  aWaccbo. 


408 


mcnte  unter  bcm  9lamen  bc8  aJlogncfterS  über« 
liefert  bei  Duchesne,  De  Macario  M.  39—43, 
jotDie  bei  Pitra,  Analecta  sacra  et  claesica, 
Paris.  1888,  pars  I,  31—37.    [SSarbenl^emer.] 

SÄoaba  ("•:i!:«),  im  31.  %.  eine  conoanitifci^e 
Stabt  in  beren  Möl^e  Sofue  feinen  glorreid^ften 
Sieg  über  bie  Kanaoniter  feierte  (3o|.  10, 10  ff.). 
@ie  lag  in  bem  Mtem  @ebiet  beS  Stammes  3uba 
(15,  41),  iebenfaflS  im  5Rorben  beSfelben,  weil  bie 
Don  @üben  naä^  Sterben  gel^enbe  ^luf^öl^lung 
(15,  41)  mit  il^rem  ?Ramen  enbigt.  MeuerbingS 
ift  iJ^re  @telle  bei  bem  S)orf  &  SDlogal^r  auf  bem 
ndrbUd^en  ^tbl^ang  be§  %f^aU^  Soref  nad^gen)iefen 
morben.  ^ier  finben  fid^  fold^e  ^öl^Ien,  une  bie 
l^eilige  (Sefd^idjte  (3of.  10,  16  ff.)  t)orau§fefet; 
fd^on  ber  arabtfd^e  9iame  mogär  olS  $lural  t)on 
mogr  bebeutet  „^öl^lenort''  unb  ftimmt  mit  bem 
f^rifc^en  9iamen  Mokor  überein,  mcld^er  in  ber 
ißeft^ittl^o  für  9Jlaceba  fte^t  (Palest.  Explor. 
Fund  1875, 165).  [ftaulen.] 

W^^^^9  Sfran)  (fpdter  mit  bem  3ufa(  &  S. 
Augustino) ,  ein  m  feiner  3(it  Diel  genannter 
Xl^eologe,  geb.  )u  Soimbra  1594,  trat,  nac^bem 
er  längere  3eü  (1614—1642)  ber  ©efeflfd&aft 
3efu  ongel^ört  ^atte,  )u  ben  StanciScanem  über 
unb  begann  bamit  eine  überaus  rül^rige  miffen- 
fd^aftlic^  Saufbal^n.  Sr  toat  Sector  ber  ^l^ilo* 
fopl^ie  tmb  X^eologie  in  feinem  Orben,  betl^eiligte 
fi(|  ober  aud^  ftar!  an  ben  ))olitif(i^en  SBirren,  bie 
baS  ^aud  Sraganja  in  Portugal  auf  ben  £^ron 
brad^ten.  9iad^  9iom  berufen,  genxmn  er  bie  @unft 
aiejonberS  VII.,  ber  i^n  jum  ^rofeffor  ber  po- 
lemifd^  Xl^ologie  in  ber  ^ro)mganba  unb  ber 
fhrd^engef (^id^te  an  ber  ©opien^a  beftedte  unb  i^n 
)um  Sonfultor  ber  ^nquifition  ernannte.  2)od^ 
Derfd^jte  er  biefe  ®unft  baÜ)  burd^  fein  feuriges 
Temperament,  toe^^alb  er  jid^  na4  SJ^ebig  be- 
gab, ^ier  )og  er  bie  3lufmer!fam!eit  ber  ©elel^rten* 
melt  burd^  einen  gewaltigen  miff enf d^ftli^en  äBett« 
fampf  auf  fid^,  inbem  er  dffentlid^  in  ber  bortigen 
ÜJlinoritenfird^e  ad^t  Sage  ^inburd^  über  fafi  alle 
3weige  beS  menfd^lid^  SBiffenS  biS)mtirte,  über 
bie  gefammten  biblifd^en  SHSciplinen,  bie  ffird^en« 
gefd^id^te  unb  $atrologie,  namentlid^  über  aQe 
äBerfe  beS  1^1.  3luguftin,  über  $^ilofo))^ie  unb 
fd^olaftifd^  £l(Kologie,  unb  gmar  im  Sinne  ber 
t]^omigifd^en,fcotiftifd^enunbmoliniftifd^en@d^ule, 
über  Jnrd^en*  unb  StaatSred^t,  über  bie  gried^if d^e, 
lateinifd^e,  ttalienifd^e,  franjöftfd^  unb  fpanifd^e 
Siteratur.  Slud^  ertlörte  er  fid^  bereit,  nad^  93e« 
lieben  auS  bem  Stegreif  )u  bid^ten,  unb  tl^t  bieg 
mit  fold^er  (S^emanbtl^eit,  bag  er  bie  2)iS))utation 
mit  einem  ®ebid^t  Don  lOOOiBerfen  befd^lo|.  Sr 
be^eid^net  felbft  biefe  SDiSputation  als  Leonis 
Marci  rngitus  literarü  infolge  baDon  ermarb 
er  fid^  baS  Sürgerred^t  jener  Stabt  unb  bie  Sel^r« 
fanjel  ber  SRoralpl^ilofopl^ie  5U  $abua.  ^ier  be« 
fd^lo^  er  l^od^betagt  fein  bemegteS  Seben  ben  1. 3Rax 
1681.  3a^lrei(^  finb  feine  SBerfe.  man  i&ffit 
beren  109  gcbrudtte  unb  30  ungebrudfte,  baju 
fommt  eine  Unja^l  Don  Epigrammen  unb  @ebl(|> 


ten,  ba  2Jlacebo  in  feinem  Myrothecium  ex  do- 
cumentis  moralibus,  Patav.  1675,  Don  fid^  be« 
^eugt:  Carmina,  quantum  recolendo  praeterita 
consequi  possum,  omnis  generis  quae  scripsi 
et  ex  tempore  füdi,  ea  opinor  centum  et  quin* 
quaginta  myriades  posse  conficere  h.  e.  ses- 
quimillionem  yersuum.  ®0(^  biefe  äBerfe  ftnb 
grö^tentl^eilS  Derfd^oUen,  ba  fte  mel^r  eine  ftaunenS« 
mertl^eäSelefenl^eit  alS  Xiefe  unb  ©rünblid^feit  be« 
zeugen  unb  Diele  Uebertreibungen  entölten.  S)a« 
|er  fagt  ^^ccaria  in  ber  BibL  ritualis  II,  cap.  8 
etwas  f d^arf  Don  ibm :  thraso  librarius  pothu 
quam  vir  literatus  audiit.  SSon  feinen  bemerfenS« 
mertl^eren  Sd^riften  mögen  l^ier  genannt  werben: 
Collationes  doctrinae  S.  Thomae  et  Scoti  (in 
bie  brei  erften  Senten^enbüc^er)  cum  differentiis 
inter  utrumque,  textibus  utriusque  fideliter 
productis,  sententiis  subtiliter  examinatis, 
commentariis  interpretum  Cajetani  in  primis 
et  Lycheti  diligenter  excussis  et  aliarum 
scholarum  pene  omnium,  praesertim  jesui- 
ticae  Suario  et  Vasquio  auctoribus,  contro- 
versiis  apte  probatis,  3  voll,  Patay.  1671. 
1673. 1680,  ein  fel^r  felteneS  äBerf,  baS  Sd^ben 
(Cmnbb.  ber  latl^.  S)ogm.  I,  438)  als  fel^r  ein- 
feitig  unb  l^artnödig  fcotiftifc^  begeid^net.  ScholM 
theologicae  positivae  ad  doctrinam  catholi- 
corum  et  confütationem  haereticonun  aper- 
tae,  Eomae  1664;  De  clavibus  Petri  LL.  4^ 
Bomae  1660,  aud^  Don  dtoccaberti  in  feine  Biblio- 
theca  pontif.  aufgenommen,  worin  er  Don  einer 
Dierfad^en  Sd^lüffelgewalt  rebet,  de  clavi  papalis 
dignitatis,  potestatis  et  jurisdictionis;  de  clavi 
interpretationis  ac  intelligentiae  s.  paginae; 
de  clavi  fidei  dogmaticae  ad  docendum ;  de 
clavi  sacramentorum.  f^ür  bie  @nabenlel^re  beS 
1^1.  ^uguftinuS  trat  er  entfd^ieben  ein,  fo  ba^  er 
Don  fid^  erflärt:  Ego  augustinianus  sum,  augn- 
stinianissimus  sum.  3nbe|  l^ielt  er  baS  rid^tige 
9Ra|  nid^t  ein  unb  ftreifte  an  janfeniftifd^  Kn« 
fc^uungen.  9tad^bem  le|tere  burd^  3nnocen)  X 
Derworf en  waren,  lenfte  er  ein  in  bem  äSßerfe  Mens 
divinitus  inspirata  ss.  papae  Innocentio  X. 
super  quinque  propositionibus  Com.  Jan- 
senii,  Londini  1655,  worin  er  jebod(|  leiber  tmrd^ 
l^aarftröubenbe  Sopl^iSmen  unb  äuSreben  fo  Won« 
d^eS  wieber  ^u  Derbunfein  fud^t  (Dgl.  Sd^eeben 
in,  770  f.).  3n  bem  Concentus  euchologiciu 
s.  matris  Ecclesiae  in  breviario  et  s.  Augo* 
stini,  Venet.  1668,  fteflt  er  aud^  einen  eingel^en^ 
ben  ^ergleid^  burd^  28  j^apitel  an  ^wifd^en  ber 
Se^re  beS  1^1.  ^uguftin  unb  bem  S^ercitienbud^hbi 
beS  1^1.  ägnatius,  unb  fteUt  bie  Se^uptung  auf: 
Soleo  idque  expertus  acprudens  dicere,  liaiid 
facile  inter  sanctos  reperiri  alium  Augustino 
cum  doctrinae,  quae  a  Deo  est  et  mystica 
appellatur,  tum  institutae  a  se  et  aliis  in- 
dictae  vitae  ratione  quam  Ignatium  similio- 
rem.  ®egen  Sarbinal  93ona  erfc^ien  Azymus 
eucharisticus  sive  Jo.  Bonae  . . .  doctrina  de 
usu  fermentati  in  sacrificio  missao  per  mille 


409 


ajlaccbonianer  —  TOaccrota. 


410 


et  implios  annoa  a  latina  Ecclesia  obser- 
Tito  . . .  examinata^  expensa,  refutata,  In- 
golst  (ma^ri^emU^  ^bua  ober  Sknebtg)  1673, 
dlbolb  iebod^  oerboten,  donec  comgatur.  9)la« 
büüm  f^eb  bagegeti;  Sotm  f^vdt  biefe  Sd^nft 
dntr  SBibtrle^ng  ni^  toürbig.  (93gt.  Nic^ron, 
MemoiteB  XXXI,  317—333;  Biogr.  univ. 
XXYI,  34;  Harter,  Nomenciator  11,  341 
ad  347.)  [^urter  S.  J.] 

9bKek#«fanur,  f.  ^netunatomad^en. 

IhKfloiric»,  bk  befaimte  Sanbfd^ft  in  ber 
SoUaa^albtnfel,  tritt  m  bie  l^eilige  (Sefd^id^te  erft 
Bit  ^i^ipt^S  @o^  Wesanber  bem  ®ro|en  ein, 
beifen  SicgeSlaufbal^n  1  ^Dtaä^.  1, 1—8  futA  bar« 
fejidtt  wiA,  um  p  ber  SHobod^nl^errfd^aft  unb 
bei  bun^  bicfelbe  l^rbeigef  ül^rten  3ubent)erf  olgung 
iibei)]i(eiten.  €pater  loerben  nur  gelegentlid^  bie 
nacebomfdtien  ftiynige  $^ilit))>  V.  nnb  $erfeuS  als 
lon  ben  at&ment  nbenonnben  ertoöl^nt  (1  SRad^. 

8,  5).  Sm  91.  X.  erfd^eint  9)iacebonien  neben 
Ittoia  unb  Snpricum  cid  römifd^  $rot)in5  (%pg. 
19, 21).  Set  ber  Eroberung  beS  fianbed  bur^ 
Icmifind  ^3<niIIuS  168  umr  ed  ndntlid^  erft  in  Dier 
{dbpänbige  StepubHIen  getl^ilt,  fpäter  ober  »egen 
maa  Unruben  gur  $rotnn)  erilört  toorben.  Sn* 
(B^if  überuned  biefelbe  bem  Senat,  fo  ha%  fte 
iMo^  einen  ^ßroconful  Dermoltet  nmrbe.  3Ract» 
bsmen  ^t  ben  Stnl^nt,  bafi  erfie  d^rijUid^e  Sonb 
ii  Suro|xi  jn  fein.  9nf  feiner  ^toeiten  ÜRiffbnS« 
nüe  iDorb  ber  l^L  ^nluS  in  mmiberborer  SBeife 
oA  illeinaften  hnOfia  gefü^  (%pg.  16,  9  ff.) 
nb  fanb  bofelbft  föv  feine  Seigre  ben  fnid^tbarften 
Sobcn.  2)ie  erffen  d^rißlid^n  ©emeinben  ent« 
Mcn  5u  $l^ili{i)»i/  Sbnpl^ipoßd,  Sl^effalonica 
Bflb  9erda  (f .  b.  Vtti).  «tö  ^ßouInS  meiterreifen 
ms^,  Heft  er  für  einige  ^tii  @tla3  unb  Simo« 
t^  jurüä,  um  fein  SBertfor^ufe^en.  9!uf  feiner 
britim  StiffumSreife  fam  er  toieber  nad^  9Race« 
boiiien  npQ,  20,  1  ff.),  nod^bem  er  SimotbeuS 
BBb  SroffatS  borl^er  bol^in  gefd^idK  l^atte  (2  Sor. 
1, 16;  2, 13;  7,  5  ff.).  3)ie  maccbonifd^Hm  ®e- 
nehiben  uxnxn  DoS  d^riftlid^SiferS  unb  merben 
is  {etncB  Briefen  megen  il^rer  SiebeStl^ötigfeit  be« 
ioBberS  gerübmt  (2  Cor.  8,  1  ff. ;  11,  9  ff.  pil. 
4, 15).  lieber  Slacebonien  in  nad^biblifc^er  3eit 
f.  b.  «rt  ®riedManb.  [ff aulen.] 

fbcdrain,  ber  9{ame  für  bie  Semol^r  beS 
Borßebenb  genannten  SonbeS,  erfd^eint  in  ber  l^ei« 
Ugm  €d^ft  nid^t  bloft  in  bieder  feiner  eigentlid^en 
SdMdnng  (1  SRad^.  1, 1.  «pg.  16,  9.  2  gor. 

9.  2),  f onbern  (mify  in  oQgemeinerem  Sinne  für 
bie  Vngd^drigen  be8  fQnfd^macebonifd^en  SReid^eS 
(2  9la4  8,  20)  unb  burd^  ^RiBberftönbntft  nad^ 
Sor^inig  ber  Septuaginta  fflr  9Reber  (@ft|.  16, 
10. 14;  f.  b.  «rt.  agagiter).  [ftoulen.] 

Ibcmfa,  SiStl^um  im  ffird^enftaate. 
Sk  Stobt  SRocerata  UKir  bid  auf  bie  neuefte  3eit 
6i|  einer  p&pfilUI^  Delegation  in  ben  anarfen. 
6ie  fiegt  868  m  iL  b.  SR.  auf  einer  Snl^ö^e  an  ber 
Strafte  tnm  9lom  naä^  9ncona,  5  SReilen  füblid^ 
Ml  Ie|terer  Stobt,  unb  l^at  11 000  (&\nm^mt. 


Satl^ebrale,  1  SoUegiat-unb  6  ^farrlird^en,  13  el^e« 
malige  ftlöfter,  ein  ©qmnafium,  ein  SefuitencoUcg 
unb  eine  1290  Don  ^apft  9licoIau8  IV.  (ber  biefe 
Stabt  überl^aupt  in  äufnal^me  brad^te)  geftiftete, 
1548  unb  1824  erneuerte  Secunbär-UniDerjltöt. 
3n  ber  Stolpe  finben  fid^  bie  ähtinen  be§  alten  93i- 
)d^ofSft^8  Slefina,  Bicinia,  Helvia  (Elvia)  Bi- 
cina,  beffen  lejter  Dber5[irte,  ber  1^1.  glaubiuS, 
nod^  ber  Xrabition  aud^  bie  ^Regierung  ber  ßird^e 
tH>n  ailacerata  übernommen  f^at  2)iefer  Srabition 
jufolge  wöre  SRacerata  fdfion  in  ben  erften  3€iten 
ber  ftird^e  Si(  eined  Sifd^ofd  gen)efen.  Sid[)er  ift 
erft,  baft  e§  burd^  bie  (SonfKtution  Sicut  debito 
rationis  t)om  19.  S)ecember  1320  burd^  ^^\t 
Sodann  XXn.  an  ber  Stelle  beS  frühem  93id- 
t^umd  3:olentino  mit  einem  bifd^öfUd^en  Si|e  ge« 
1  (^müdt,  unb  baft  biefem  sugleid^  ber  t)on  SReconati 
incor))orirt  h)urbe.  3n  Solentino,  am  Sl^ienti  unb 
am  tJfufte  ber  ^Ipenninen,  f übtteftlid^  unb  7  SJleilen 
t)on  ^ncono,  mit  4500  Sinmol^nem,  einer  (Sol- 
legiat«  unb  2  $farrürd^,  bem  @eburt§orte  beS 
1^1.  92i€0lauS  (f.  b.  9(rt.),  gefd^d^ttid^  merlmürbig 
burd^  ben  1797  ^mif^en  gfranfreid^  nnb  bem 
$apfte  l^ier  obgefd^loffenen  gfrieben,  mürbe  baS 
ßoangelium  burd^  ben  ^eiligen  SRartQrer  (SoterDuS 
Derfünbet.  2)er  erfte  Sifd^of  $robianud  lebte  um 
baS  äal^r  100 ;  bamt  ift  fein  93ifd^of  mel^r  befannt 
bis  auf  ©afiliuö  (487—503).  Sriebdd^,  »ifd^of 
t)on  Slecanati,  mürbe  om  20. 2)ecember  1320  ber 
erfte  Sifd^of  t)on  SRacerata.  9m  8.  Sanuar  1356 
mürbe  ^mar  bad  93i§tl^um  9tecanati  mieber  f^» 
gefleSt;  eS  blieb  aber  üorberl^onb  nod^  mit  SRace« 
rota  unirt  unb  mürbe  erfl  am  7.  äonuar  1516 
gons  baoon  getrennt  unb  nur  jeitmeilig  mieber 
mit  SRocerata  vereinigt  (1571—1586).  «18  am 
10.  S)ecember  1586  Zolentino  mieber  reftituirt 
unb  mit  SRacerata  fofort  unirt  mürbe,  morb  ju« 
gleid^  Stecanati  mieber  oon  ÜRacerota  getrennt,  aber 
nur  um  mit  Soreto  (f.  b.  Art.)  oereinigt  ju  mer« 
ben.  S)ie  Dioecesis  Maceratensis  et  Tolen- 
tina,  bisher  unter  9lom  ftel^enb,  mürbe  ^u  gleid^er 
3eit  ber  ^rd^en))rot)in}  germo  ^ugetl^eilt,  )u  ber 
jte  beute  nod^  gel^ört.  Sifd^of  Sfelis  CenHui  (1613 
bis  1641),  ber  fd^on  1611  mit  bem  ^urpur  ge* 
fd^müdft  mürbe,  errid^tete  bad  Seminar.  S)omini« 
cuSSpinucci  (1777—1796)  meil^te  bie  ncue€a« 
tbebrale  S.  JuUani  ein.  2)er  gegenmortige  48.  Si« 
f^of  i^  Sloberto  ^apiri,  geb.  ^u  3Dtonte«fortino, 
erabiöccfe  Sermo,  21.  9Rärj  1837,  präconiftrt 
25. 9loDember  1887.  3m  Umfang  feines  SprcngelS 
liegt  aud^  bie  alte  Sifd^ofSftabt  Urbifaglia,  ürbs 
SalYia,  oon  ber  nur  93ifd^of  fiampabtuS  499  be« 
fannt  ift  (ogl.  Colucci,  Antichitä  Picene  XII). 
5)te  SDiöcefe  SRacerata  l^at  in  15  ^fancien  28  000 
unb  bie  ©iöcefe  Solentino  in  8  Pfarreien  12000 
Seelen.  (9JgL  P.  Compagnoni,  La  Beggia  Pi- 
cena  owero  de'  Presidi  della  Marca.  Con 
tutti  11  Vescovi,  Podestä  e  altri  Giudici  di 
Macerata,  1661,  foL;  C.  Santini,  Saggio  di 
memorie  della  cittä  di  Tolentino ,  Macerata 
1789,  unb  Append.  1790—1791;  Ughelli  U, 


411 


3naä)ahätx. 


412 


729 sqq.;  Cappelletti  in,  665 sqq.;  Moroni 
XL,  235  sqq.  XLI,  2  sqq. ;  G.  Petri  1, 1 70  sqq. ; 
Garns  703  sq.)  [9lc]^cr.] 

9Ka(9a6det  (Maxxaßalbi),  Seiname  einer  jü« 
bifd^en  gfamilie,  unter  welcher  bie  lejte  ^eriobe 
be§  ©langes  unb  ber  gfreil^eit  für  baS  gange  93oII 
auf  Icud^tete,  unb  el^enf  o  ber  9lame  öon  üicr  Sudlern, 
Don  weld^en  bie  jwei  erften,  welche  bie  ©efd^i^te 
3§racl§  unter  ben  erften  ber  5!Ra^aböer  berieten, 
jum  Kanon  beS  alten  leftamenteS  gcl^ören.  ®er 
9lame  ^Raä^abaui  mar  urfprünglid^  ©einame  beS 
britten  Sol^ned  bed  SRattatl^taS,  beS  befannten 
religionSeifrigen  Jübifd^en  ^riefterS  gur  3«*  beS 
Slnttod^uS  epipl^aneS  (1  maä).  2, 4. 66).  Später 
ging  aber  ber  5Bame  auf  feine  gange  tJamilie  über 
unb  tturbe  bann  aud^  überl^aupt  benjenigen  3uben 
gegeben,  weld^e  in  SSerbinbung  mit  il^r  bie  öäter« 
li^e  Seligion  gegen  bie  f^rif^e  Uebermad^t  Der- 
t^eibigten.  lieber  bie  Sebeutung  be§  9iamen8  gibt 
eS  Derfd^iebene  Slnftd^ten.  üRanc^e  glauben  mit 
©elitfd^  (3ur  ©efd^.  ber  iüb.  ^oepe,  28),  bem 
Maxxaßaibc  eutfpreci^e  im  debräifd^en  ""a^»,  unb 
biefeö  fei  eine  rabbinifd^e  9lbbreöiatur  für  ^:nri» 
■jarj'iv-^^  ■jnb.  allein  in  biefem  tJalle  wäre  eS  93e» 
geid^nung  für  9)kttat^iad  unb  tonnte  nid^t  Don  i^m 
felbft  feinem  @o]^ne  3ubad  atö  Seiname  gegeben 
toorben  fein  (2, 66),  aud^  märe  für  baS  einfädle  ^ 
im  @ried^ifd^en  {id^erlid^  nid^t  xx  gefd^rieben  mor« 
ben.  3ubem  finb  f ol^e  2lbbret)iaturen  fiir  bie 
9Rad^bäergeit  unermeiSIid^  unb  unmal^rfd^einlid^. 
S§  lä|t  fid^  barum  aud^  nid^t  annel^men,  ba^  3u« 
baS  bie  Sud^jtaben  '*:3a»  ald  Abbreviatur  t)on 
"PI  =>«^  ^fe=-'»  (6s.  15, 11)  auf  feine  gal^« 
neu  gefd^rieben  ^abe  unb  barauS  fpäter  für  il^n  ber 
Seiname  entftanben  fei;  ol^nel^in  trug  er  benfelben 
f d^on  bei  Sebgeitcn  feines  SSaterS  unb  fann  il^n  f o» 
mit  nid^t  erft  infolge  feiner  felbftänbigen  ihiegS« 
fül^rung  gegen  bie  @t|rer  erl^atten  l^aben.  Sbenfo 
menig  Iö|tfid^  annel^men,  ba^  ^^i'^'o  Sßbreüiatur  Don 
mwa  ms  ntth^«  (beUum  vehemens  in  Juda), 
ober  ein  3al&lgeid^en  fei,  baS  fid^  auf  bie  72  9iamen 
®otte§  begie]^e(tt  =  40,  s  =  20,  a  =  2,  ■•  =  10). 
9m  mal^rfd^einlid^flen  ^t  unb  bleibt  ed,  ba^  bem 
Maxxaßaioc  baS  l^ebräifd^e  ober  aramäifd^e  «a;«», 
agtt  (Jammer)  entfprid^t,  unb  ba|  babur^  bie  ben 
tJfeinb  germalmenbe  Sopferfeit  beS  3uba8  begeid^« 
net  merbe.  S)ie  SRad^abäer  fül^rten  aber  aud^  nod^ 
ben  92amen  ^aSmonäer,  'AcrapLCDvaToi  (Jos.  Antt. 
14,  16,  4;  20,  8,  11;  10,  3),  ^«s-Jttwh  (Baba 
bathra  f.  3  a),  c^aiÄwh  ober  ••«3i»»h  •^sa  (Jos. 
Gorionid.  ed.  Breithaupt.  66. 159.  443),  unb 
e§  ftnb  aud^  über  bie  Sebeutung  biefeS  92amen§  Der« 
fd^iebene  Anftd^ten  aufgefteHt  morben.  (Sgl.  gid^« 
^om,  (Einleitung  in  bie  opocr.  ©d^riften  beS  91.  S. 
217;  Henke,  Introd.  in  lil»QB  apocrjrph.  vet. 
Test.  35 ;  Sertl^olbt,  (Einleitung  HI,  1043. 1045.) 
9lm  mciften  l^at  bicjenige  für  ftd^,  meldte  ben  9?a« 
men  Dom  Urgro^Dater  be3  SRottatl^iad  l^erleitet 
imtcr  Sermcifung  auf  Sofcpl^uS  (Antt.  12,  6, 1 : 

MarcaWac,  ül6c  'lo>awou  toü  Ztfiecuvoc  toü 
Affapicovatou). 


L  SDie  ®efd^id^te  ber  ÜJlad^abäer  beginnt 
mit  ben  SebrüdCungen  unb  ©emalttl^aten,  meldte 
ber  f^rifd^e  ffönig  Slntiod^ud  üpxp^ant^  (f.  b.  «rt) 
anmanbte,  um  bie  3uben  gum  ^bfaU  Don  il^rer  Ste« 
ligion  gu  gmingen.  3m  2(.  1 75  d.  &^x.  gelangte  9n« 
tiod^u§  gur  ^errf d^aft  über  Serien,  gu  bem  aud^  $a« 
löftina  gel^örte,  unb  [teilte  Rd^  in  te|terem  Sanbe  f o« 
gleid^  bie  Aufgabe,  bie  iübifd^eSReligion  auSgurotten 
unb  baS  ^eibentl^um  an  il^re  @teDe  gu  fe^n.  Siele 
3uben  gingen  bereitmiHig  in  feine  $läne  ein;  bie 
ober,  meldte  ednid^ttl^aten,  maren  bengröbften^l- 
]^anbIungenunbSerfoIgungenau3gefe|i3m3.169 
!am  3Intiod^ud  felbft  nad^  3eruf  alem,  lie^  eine  gro^e 
Saffl  ber  Sreugebliebenen  l^inrid^ten  nxi>  plünberte 
unb  entmeil^te  ben  Xempel  (1  aWad^.  1, 12—28. 
2  ajlad^.  5, 1  ff.).  (Einige  3eit  fpäter  lie^  er  burdj 
^ononiu§  mieberum  ein  großes  Slutbab  in  3e« 
rufalem  anrid^ten,  ben  Sempel  bem  ol^mpifd^en 
Jupiter  meil^en  unb  burd^  ein  S)ecret  Derfünben, 
ba^  in  feinem  gangen  SReid^e  bei  SobeSjtrafe  nie« 


manb  eine  anbere  SReligion  l^ben  bür 


e,  als  er 


felbft  (1  ÜJlad^.  1,  30—64.  2  SKad^.  5,  24  bis 
6,  17).  Um  biefe  3eit  ffol^  TOattatl^iaS,  ein  alter 
frommer  ^riefter,  mit  fünf  ©öl^nen  auS  3erufa« 
lem  nad^  9Robein,  um  l^ier,  ungeftdrt  Don  ben 
föniglid^cn  Seamten,  nad^  il^rer  Steligion  leben  gu 
tonnen.  Salb  {ebod^  erfd^ienen  aud^  |ier  iene  Se- 
amten,  unb  als  eiujübif d^er  9Jlann  Dor  VSUx  Singen 
l^inging,  um  ben  ^ö|en  gu  opfern,  erfd^lug  IDtot« 
tatl^iaS  benfelben  am  Altäre,  fomie  anä^  ben  Se* 
amten,  ber  il^n  gum  Opfern  genötl^igt  l^atte,  ger» 
ftörte  bann  ben  %Itar  unb  fb)^  in  baS  ®ebirge. 
^ier  fammelten  ftd^  balb  Diele  @leid^geftnnte  um 
il^n,  unb  er  fal^  fid^  bemnad^  im  Staube,  bie  l^eib» 
nifd^en  Altäre  im  fianbe  um^er  gu  gerftören  unb 
bie  Uebertreter  beS  @efe^  gu  beftrafen  (1  9Rad^. 
2, 1—48).  92ad^  furger  3eit  jebod^  jtarb  er  (166 
D.  &)x,),  unb  feine  ^nl^änger  mäl^lten  feinen  @o]^n 
äubaS,  mit  bem  Seinamen  9Rad^abäuS,  gu  il^rem 
anfü^rer  (1  TOad^.  3,  1-9).  5)iefer  red^tfer- 
tigte  il^r  3üttauen  Dollfommen.  3uerft  fd^lug  et 
baS  miber  il^n  gie^enbe,  an  S(^V^  tDeit  überlegene 
^eer  beS  f^rifd^en  gfelbl^erm  ^oUoniuS,  balb 
barauf  baS  nod|  größere  beS  f^rifd^en  9eß)]^erm 
@eron,  bann  bie  Don  S^fioS  gegen  il^n  gefenbeten 
^eere  unter  ^tolemäuS,  9ticanor  unb  ©orgiaS 
unb  im  folgenben  ^al^re  baS  mel^r  als  fünfmal 
überlegene  f^rifd^e  §eer  unter  2lnfül^rung  beS  So- 
fias felbft  ©iefer  fül^rte  gmar  balb  barauf  ein 
neues  ^eer  gegen  bie  3uben,  marb  ober  auf's 
92eue  gefd^lagen  unb  gum  ^fd^luffe  eines  ben  3u- 
bcn  DorttieiD^aften  griebenS  gegmungen  (1  SRad^. 
3,  10  bis  4,  35.  2  Wlad^.  8,  9  ff.).  Se^t  mar 
ber  @ieg  ber  SRad^aböer  entfd^ieben.  SubaS  begab 
fid^  na(|  Serufalem,  reinigte  ben  Sempel,  fteDte 
ben  gefe^lid^en  (SotteSbienft  mieber  l^er,  brod^te 
am  8.  (S^aSlcD  im  3. 164  D.  K^r.  baS  erjie  Opfer 
bar,  feierte  bann  ad^t  Sage  lang  baS  gfefl  ber 
Sempelreinigung  unb  Derorbnete  bie  jäl^rlid^e 
SQßieberl^olung  bicfcr  ^feier  (1  Waä^.  4,  36—61. 
2  SKa^  10, 1-8).  3c§t  erl^oben  p^  aber  bie 


113 


maäiaiätx. 


414 


(aufborten  l^ttmifd^  SSoIföftämme  gegen  bie 
3ibcn  unb  unttmal^inen  an  üerfd^iebenen  Orten 
gembfeligfciten  gegen  fie.  3uba8  tebod^  bemütl^igte 
fn  im  9lorbcn  unb  @fiben  beS  fianbed  in  meisteren 
Zicffen  unb  serfUhrte  tl^re  Wiäxt  unb  @5^en6ilber 
a  Viaä^  5.  2  ÜRad^.  8.  10.  12).  Snsföifd^en 
IM  Sntiod^uS  (Sp\pfyxnt%,  nac^bem  er  nod^  feinen 
6o^  Xntiod^S^  ber  ben  Seinamen  (Sn^aiox  er« 
tteU,  pm  9ta4f olger  beftimmt  l^tte  (163  D.  &)t. ; 
^L 1  Vlad^  6, 1—17.  2  ÜRad^.  9).  SDiefer  unter- 
10^  cntf  Suteben  ber  abtrünnigen  3uben  einen 
Ari<(Mi8  8^^  3uba8,  fd^Iog  aber  nad^  einigen 
Gt/La^Un  Sfrieben  mit  il^m  unb  ftc^erte  ben  3uben 
{leic  KdigionSäbung  )u  (1  ^ai^.  6,  18—63. 
2  gitt^  13).  3m  3.  161  t).  (S^r.  mürbe  SDe« 
KtrinS  eoter  (f.  b.  9(rt.)  fein  9ta4f olger;  biefer 
feotb  burd^  abtrünnige  Suben  mieber  gegen  bie 
Obu^oböer  aufgereiht  Sr  fanbte  ein  gro^ed  ^eer 
ntcr  Xnfül^rung  be8  Sacd^ibed  0.  b.  9lrt.)  gegen 
^  bofi  aber  nid^tS  auSrid^tete.  Sin  anbereS  unter 
JKcoBor  Derlor  ^rm  S^Iad^ten,  unb  9licanor  f elbft 
Im  bobet  mn'fi  Seben.  @in  britted  enblid^,  mie« 
bemn  unter  IBacd^tbed^  20000  ÜJlann  p  gfu^ 
nb  2000  Steiter  »al^Ienb,  entmutl^igte  baS  ^eer 
kd  3uba9,  bad  nur  au8  3000  Wlam  beftanb,  f o 
H  riß  «De  bis  auf  800  9ßann  Derlie^en.  aßit 
U^  UKigte  er  ben  ungleid^en  ffampf,  unterlag 
oier  ber  Uebermad^t  unb  uerlor  @d^Iad^t  unb  Seben 
060  0.  (Efyt. ;  t)gl.  1 9Rad^.  7, 1  bis  9, 22.  2  madf. 
If  1  bis  15, 37).  es  traf  i^n  hiermit  bie  Strafe 
kafnr»  ba^  er,  ber  f o  l^errltd^  bie  SRad^t  beS  g5tt« 
fi^ni  SeiftonbeS  erfal^ren  l^tte,  tro|bem  bei  ben 
Sömem  eine  menfd^Iid^  Unterftü^ung  gefud^t  l^atte. 
3n  feinem  92ad^foIger  mürbe  fein  Sruber  Sona- 
t^  gelDäl^tt.  S)iefer  l^ielt  ftd^  gegen  93acd^i« 
bd,  brad^te  t^n  ^mei  3a]^e  fpöter  (158  t).  g^r.) 
m  großes  @ebränge  unb  erlangte  einen  Dortl^eil« 
mm  Sfrieben  (1  ÜRad^.  9, 28-73).  «IS  barauf 
tlesonber  39aIaS  bem  Könige  SDemetriuS  bie  f9> 
nf(^  Ihone  fheitig  mad^te,  umrbe  Sonatl^an  Don 
erflerem  alS  iQof^xpxxt^tt  unb  Surft  ber  3uben 
feicrii4  anerfannt  (1  maä^.  10, 1—47).  S)aS« 
felbe  gef(^]^  f))öter  t)on  2)emetriuS  9iicator  im 
Isfange  feiner  {Regierung.  Sonatl^an  leiftete  il^m 
boför  mistige  2)ienfle,  mürbe  aber  be^ungead^tet 
in  ber  Sfo^t  t>on  il^m  l^eftig  angefeinbet  unb  be« 
brfogt  bis  enblid^  Sntiod^uS,  ein  @o]^n  «le^an« 
berS,  SemetriuS  Vertrieb  unb  felbft  ben  fQrifd^en 
Königsthron  befUeg.  gl^n  iebod^  fud^te  mieberum 
iü^tm  üom  Zitrone  5U  Derbrangen,  unb  um  an 
Sonaten  leinen  Gegner  )u  l^aben,  brad^te  er  il^n 
mü  £ij^  in  feine  ®emalt  unb  töbtete  il^n.  SDie 
Silben  Rotten  fd^on  mdl^renb  ber  ®efangenfd^aft 
Sono^onS  beffen  Sruber  @imon  jum  Snfül^rer 
aeiDä^It  (1 9Rad^.  13,  8).  ®egen  biefen  sog  £r^- 
1^  mit  einem  fiarfen  ^^tttt,  rid^tete  aber  menig 
oS  mb  hfyctt  nad^  Serien  jurüdf,  töbtete  bort 
bnftömg  9ntio<l6uS  unb  fe|te  fid^  felbft  bie  ffrone 
of  (l  SRad^.  13,  12—32).  Sn^mifd^en  brad^te 
6bBon  bie  jubifd^  gfeflungen  mieber  in  guten 
^nPonb,  fi^Iol  mit  ftönig  SemetriuS  Sfreunbf  d^aft 


unb  33ünbni|  unb  mürbe  Don  il^m  als  ^ol^erpriefter 
unb  Sfürft  ber  3uben  anerfannt  unb  beftätigt;  Don 
ba  an  beginnt  bie  Unab^angigleit  ber  ÜJlad^abfter 
(142  D.  Kl^r.).  Simon  reinigte  jejt  nod^  bie  Surg 
5U  Serufalem  Don  ber  fremben  Sefa|ung,  unb  feine 
Regierung  mar  Don  ba  an  eine  3cit  lang  rul^ig 
unb  glüdFlid^.  S)aS  IBoD  felbft  bezeugte  in  einem 
öffentlid^en  S)enfmale  bie  SDol^Itl^äHgleit  feiner 
^Regierung  (1  üRad^.  13,  33  bis  14,  49).  «ud^ 
S)emetriuS'  9iad^foIaer  aintiod^uS  fd^Io^  ^[nfangS 
mitSimonSfreunofqaft  unbSünbnil  unb  erlannte 
feine  ^errf^a^  in  3uböa  an;  balb  [ebod^  begann 
er  geinbfeligleiten  unb  fanbte  SenbebduS  mit  eipem 
großen  ^eere  gegen  bie  Suben.  S)iefer  mürbe  jiebo^ 
Don  ben  beiben  ©öl^nen  Simons,  3o^anneS  unb 
SubaS,  gänjlid^  gefd^Iagen  (1  ÜRad^.  15,  1  bis 
16, 10).  «IS  Simon  nunmel^r  baS  Sanb  bereiste, 
um  beffen  Suftönbe  unb  ©ebürfniffe  beffer  f ennen  ju 
lernen,  mürbe  er  gu  Serid^o  Don  feinem  Sdbmieger« 
fol^ne  $toIem&uS  (135  D.  Sl^r.)  meud^Ierifd^  um- 
gebrad^t.  Sein  Ütad^folger  in  ber  {Regierung  unb 
im  ^o]^en))rieftert]^ume  mürbe  fein  Sol^n  Sol^an« 
neS,  mit  bem  Seinamen  |^QrcanuS  (1  SRad^.  16, 
11 — 24).  Ueber  feine  uno  feiner  ?Rad^f olger  {Re- 
gierungen bis  pm  Sturze  ber  mad^aböif  d^en  ^en« 
fd^aft  burd^  ^ompejuS  f.  3SraeIiten  VI,  1044. 

n.  93on  ben  fd^on  im  «Itertl^ume  ermöl^nten 
Dier  Sudlern  ber  SRad^aböer  l^aben  nur  baS 
erfte  unb  ^meite  canonif  d^e  SMgnität  unb  barum  l^ier 
«nfprud^  auf  {BerüdCftd^tigung.  Sie  muffen  aber 
megen  i|rer  großen  93erfd^iebenartig!eit  abgefon« 
bert  in  93etrad^t  gebogen  merben.  S)aS  erfte  9 ud^ 
ber  SDtad^aböer  l^at  )um  Snl^alt  bie  eben  Dorl^in 
für)  ffi^sirte  mad^aböif($e@efd^id^teDon9Rattat|^iaS 
bis  )u  3ol^anneS  ^^rcanuS.  S)ie  Urfprad^e  biefeS 
iBu(|eS  ift  bie  l^ebröif d^e,  ol^ne  ß^Deif el  in  berieni« 
gen  9Runbart,  mie  fte  bamalS  in  ^alöftina  üblid^ 
mar.  OrigeneS  lennt  ein  l^ebräifd^eS  93ud^  ber 
5Kad&abaer  mit  ber  Ueberfd^rift  2apß^d  aapßave 
IX  (Euseb.  H.  E.  6, 25, 2),  unb  ^ierouQmuS  fagt 
gerabe^u :  Machabaeorum  primum  librom  he- 
braicum  reperi  (Prolog,  gal.).  2)a^  ber  grie« 
d^ifd^e  Xest  biefeS  Sud^eS  bie  tteberfe^ung  eineS 
l^ebröifd^en  fei,  jeigen  fd^n  bie  Dielen,  5um  Zl^eil 
fel^r  l^arten  ^ebraiSmen,  nod^  mel^r  aber  einzelne 
Stellen,  bie  ftd^  nur  als  Ueberfe^ungSfel^Ier  auS 
einem  |ebröifd^en  Original  erflören  laffen.  3u 
erfieren  gcl^ört,  bafe  baS  95ud^  gleid^  mit  xal  ^76- 
vexo  beginnt  unb  öfters  mit  xal  ben  9tad^fa^  an« 
fängt,  mie  5,  1;  9,  29,  baft  in  Slbfid^tS-  unb 
tjolgefö Jen  gern  ber  3nfinitiD  gebrandet  mirb,  ent« 
fpre^enb  bem  l^ebrfiifd^en  3nfinitiD  mit  \  j.  93. 
2,  22.  29.  34;  3,  10. 15;  8,  18;  baft  {RebenS* 
arten  gebrandet  merben,  mie  -(l-ptisdai  tU  ^öpov 

(oc'^  n;n)  l,  4,  Süvajievoc  SüvVjoETat  irp6c  ^ji-ac 
(k\  h^^"^  hb'i)  5,  40,  iirpaOrjffav  toü  icoiYJaai  t6 
irovijp6v  (Dgi.  a^-^n  n^toj?^  ^IP«*?»:,  3  ftöu.  21, 20) 

1, 15.  9lod^  auffaUenber  ift  ber  (Bebraud^  Don 
ol  X67o^  TÄ  f T^P-axa ,  für  ßrcigniffe,  ^Begeben« 
l^citen,  mie  baS  ^ebrätf d^e  c-^nann  (5, 37 ;  7,  33), 
Don  eTot{i.aCo>  für  baS  IBefeftigen  ber  ^ierrfd^ft. 


415 


SOtad^abder. 


416 


toie  IIS  (1, 16),  t)on  oixoc  t^c  ßajtXetac  für  baS, 
was  bcr  föniölid^n  ^crrf d^af t  untcrtoortcn  i[t  wie 
rr5*>»en  n-^a  (2, 19).  ^IS  fe^lcrl^aftc  Ucbetfcjuttg 
txmi\tM\\ä)m  lejic«  crfc^cint  bie  SteÜc:  Kai 

lastjdr]  7)  TYJ  iiz\  toüc  xaTotxouvrac  «Sttqv  (1, 28), 

WO  boS  lirl  als  ungenouc  Uebcrfe^ung  üon  -^« 
ober  V  ju  bctrad^ten  ijl ;  cbcnfo  bcr  SluSbrudf  ßt^Xux 
(1,  44),  fofcm  er  im  gegebenen  Sufötnmenl^ang 
nur  bie  Sebeuhing  ^95rief"  l^ben  fann;  in  biefer 
!ommt  cj-'nKb  juweilen  Dor  (j.  ®.  4  Äön.  19, 14. 
3Sef.  37, 14);  unb  bieft  ijl  ol^ne  3«)eifel  Wörtltd^ 
mit  ßtßXCa,  ftatt  nad^  Sinn  unb  3ufammen]^ng 
mit  lirtOToXi)  überfe^t  loorben;  ebenfo  bie  SBorte: 

In  iiXtipoüvroc  'louSa  Taura  (4,  19) ,  ttXlS  nad^ 

bem  3nfommen]^ange  nur  l^i^en  fann:  „ViH 3u' 
baS  biefeS  nod^  rebet*,  unb  fomit  ol^ne  Sweifel 
auf  einer  85er»ed|§Iung  öon  ^^»  mit  «^»  Umi^l 
©old^en  grfd^iramgen  gegenüber  fmb  bie  ®rünbe 
üon  fel^r  geringem  ©elange,  mit  benen  ^engften- 
berg  beweifen  will,  ba^  ber  gried^fd^  Zeit  unf ereg 
Säuere«  ber  Urtejt  fei  (t>gl.  ^bft,  (Einleitung  H, 
8,  70  ff.).  Uebrigend  )eigen  (ene  Srfd^einungen 
gugleid^,  ba^  ber  Ueberfe^er  fld^  ftreng  nad^  feinem 
Original  rid^tete  unb  oenau  unb  wörtlid^  }u  über* 
fe^en  fuc^te,  ba^  wir  atfo  burd^  i^n  eine  im  @anjen 
rid^ttge  Ueberf^ung  ber  l^ebräifd^en  Urfd^rift  er* 
l^alten  l^ben.  S)er  93erf affer  ift,  nad^  ber  @prad^e, 
in  ber  er  fd^rteb,  unb  nad^  ber  genauen  ftenntni^, 
bie  er  überaS  Dom  @d^upla^e  ber  Segebenbeiten 
jeigt,  }u  fd^Ite^n,  iebenfaUS  ein  ))alöftinenftfd^ 
äube.  @eine  ^erfon  aber  nöl^  )u  be^eid^nen  ifl 
bi§]^er  nid^t  gelungen,  unb  bie  bielfaOS  auf gefteU* 
ten  9Reinungen,  bog  äol^anned  ^^rcanuS,  ober 
einer  ber  ©öl^ne  beS  9Rattatbia§,  ober  bie  SRän* 
ner  ber  großen  Synagoge  boS  f&uä^  üerfagt  l^aben, 
l^aben  meit  mel^r  gegen  ald  für  {td^.  S)a8  3eit- 
alter  bot  man  au3  bem  @d^Iujfe  be§  IBud^ed,  aber 
auf  mel^  als  Sine  SQeife  }u  bestimmen  gefud^t. 
SBetl  Don  ben  Untemel^mungen  unb  jhiegen  beS 
äol^anned  ^^rcanuS  gefagt  wirb,  fie  feien  auf* 

gejetd^net  h  ßtßX^cp  '^{jtepwv  dip^iepcoTuvrjc  aSTou, 
d^'  00  l^evT^dr)  dp^tepsüc  jjlstä  töv  itarepa  aÖToü 

(16, 23  f.),  fo  glauben  bie  einen,  baS  ©udj  muffe 
nod^  Dor  bem  Sobe  beS^^rcanuS  entpanben  fein; 
bie  Slnberen  aber  fagen,  e§  feien  {a  bem  SSerfaffer 
bie  JRegierungSannalen  beS  §^rcanu§  als  ein  ab« 
gefd^IojfeneS  ©anjeS  Dorgelegen.  3lflein  leJtereS 
liegt  augenfällig  nid^t  in  ben  SBßorten  ber  ©teile, 
Dielmel^r  fprid^t  baS  di<p'  ou  l^evT^Sr)  xtX.,  baS  blo^ 
ben  terminuB  a  quo  unb  nid^t  aud^  ad  quem 
angibt,  offenbar  bafür,  bafe  ^t)rcanuS  no^  am 
Seben  war,  unb  nad^  feinem  2obe  wäre  biefe  93e* 
merhtng  in  i^rer  je^tgen  ©eftalt  wenigjienS  fel^r 
unpaff enb  gewefen.  fSfüreinegntfiebungbeSSud^c« 
nod^  jur  3eit  beS  ^prcanuS  fprid^t  aud&  ber  Um* 
ftanb,  bag  nirgenbs  bie  leifefte  ^inbeutung  ober 
SÄüdffld^tnal^me  auf  fpätere  3eiten  unb  3eitDerl^ölt* 
niffe  Dorfommt,  waS  bod^  ju  erwarten  ftänbe,  wenn 
ber  SSerfaffer  erft  nad^  ^^rcanuS  gelebt  unb  ge« 
fd^rieben  bütte.  S)ie  entfte^ungSjeit  ber  grie(|i* 
fd|en  Ueberfe^ung  lägt  fid^  ntd^t  genau  angeben. 


Sebenfalls  ift  fic  Dor  Sofepl^uS  entjtanben,  weil 
biefer  fte  bereits  gebrandet.  ^cSpx  Dermutbet,  bog 
fie  no(^  Dor  bem  legten  Sa^rbunbert  Dor  C^bnfhtS 
entftanben  fei,  unb  bafür  lägt  ftd^  anfül^ren,  bog 
ein  aucb  für  bie  auswärtigen  3uben  f o  wid^tigeS 
Snd^  wol^l  }iemlid^  balb  nad^  feinem  Srfd^einen 
oudb  in'S  @ried^i{d^e  merbe  überfe^t  worben  fein. 
3n  39etreff  ber  ÖueKen  fyit  man  bel^auptet,  bcr 
iBerfaffer  fyiU  feine  fd^riftlid^en  OueSen  benu^, 
weil  er  nie  auf  fold^  Derweife  unb  ata  @d^luffe 
feines  Sud^eS  p  Derfteben  gebe,  bog  er  bie  @e* 
fd^id^te  ber  früheren  ÜRod^abäer  nid^t  befd^rteben 
baben  würi)e,  menn  über  fte  glaubwürbige  dltere 
Suffd^eibungen  Dorl^nben  gewefen  wären.  Mein 
boS  Sd^weigen  Don  fd^riftlid^n  Oue&en  ift  fein 
SeweiS  gegen  bie93enu^ung  Don  fold^en:  bie  SJüd^er 
Samuels  5.  9.  Derweifen  aud^  nie  auf  fd^ftlid^ 
Duellen  unb  rul^  bod^  auf  fold^.  S)ie  Sd^lug« 
bemerfung  beS  Sud^eS  aber,  bag  über  ^prco* 
nuS'  Slegierung  Sagebüd^er  gefül^rt  worben  feien, 
lägt  Dermutl^en,  bag  unter  feinen  SSorgängem 
Slel^nlid^eS  werbe  gefd^el^en  fein.  Unb  wirfltd^  niirb 
in  93e}ug  auf  3ubaS  bemerft,  bag  feine  Xb^ten, 
Kriege  2c.  wegen  il^rer  SRenge  nid^t  aue  l^aben  auf- 
gefd^rieben  werben  fbnnen  (9,  22),  momit  menig« 
ftenS  bie  ^[uffd^reibung  Don  einigen  inbirect  be* 
bauptet  wirb.  9lber  eS  wirb  übabieg  oud^  nod^ 
auSbrüdRid^  gefagt,  3ubaS  l^abe  feine  Iriegerifd^ 
Sl^aten  auff^reiben  lajfen  (2  9Rad^.  2, 14).  93er» 
balte  eS  fid^  t^bod^  mit  biefen  SuSfagen  »ie  eS 
wolle,  bie  Senu^g  fd^riftlid^er  OueUen  bei  un* 
ferem  Sud^  liegt  am  Xage,  benn  eS  werben  in 
bemfelben  meiere  fd^tlid^e  Socumente  aus  bex 
ailad^bäerseit  tl^eilS  mörtli^  mitgetbeUt,  g.  9. 
8,  23—82;  10,  18—20.  25-45;  12,  6—23; 
18, 36—40;  15, 2-9. 16—21  u.  a.,  tl^eilS  nur 
für}  bem  ^auptinbalte  nad^  gegeben,  ).  93. 10,  6; 
15.  22  f.,  5um  beutlid^en  Semcife,  bag  bem  9}er* 
faffer  f d^rlftlid^e  Oueüen  }u  ®ebote  ftanben.  äßaS 
eraugerbenauSbrüdflid^naml^ftgemad^tenOueüen 
nod^  für  anberweitige  benu^t  babe,  lägt  ftd^  nicbt 
fagen,  aber  no<b  weit  weniger  läugnen,  bag  fold^e 
93enu|ung  ftattgefunben,  unb  eS  ift  tmmerbin  am 
wal^rf d^einlid^ften ,  bag  Sagebüd^er,  wenn  aud^ 
fragmentarif d^e,  über  bie  Xl^aten  ber  erflen  ÜKadfta* 
bäer  feine  ^auptquette  gemef en  feien.  (93gl.  ©d^ürer, 
®efd^.  b.  iüb.  SolfeS  H,  Seipaig  1886,  579.)  ®ie 
@laubmürbigfeit  beS  93ud^eS  fann  feinem  9n{tanbe 
unterliegen,  tbeilS  megcn  ber  juDerläf  ftgen  Oueflen, 
bie  bem  Serfaffer  ju  ©ebote  ftanben,  tbeilS  megen 
ber  geringen  3«itfeme,  bie  ibn  Don  ben  berid^teten 
©reigniffen  trennt,  ©aju  f ommt  nod^  eine  SKenge 
ebr  genauer  3rit«  unb  DrtSongaben ,  toeldje  eine 
Idbere  ©ad&fenntnig  Denatben,  unb  eine  auffallenbe 
leberetnftimmung  mit  gried^ifd^en  unb  römifd^ 
©efd^id^tfd^reibem,  weld^e  bie  mad^abäifd^  @e* 
fd^id^te  berübren.  Sediere  l^at  ftd^  namentlid^  in* 
folge  ber  biegfaüfigen  ©rörterungen  jtoifd^en  ben 
Sefuiten  grölicb  unb  SüitU  unb  ben  beiben  SBemS* 
borff  (f.  ^erbft,  ginleitung  H,  3,  22  f.)  im  fd&ön* 
jlen  Sid^te  geseigt.  S)ie  Sebenfen,  bie  immer  nodd 


417 


aJlQd^afiöer. 


418 


|e^  mutlnt  SngoBen  bed  93ud^ed  gerid^tet  tuet« 
boL  nämlU^  bo^  Slesonber  fein  9iei$  unter  feine 
Mb^ecmt  geseilt  fyiU  (1,  7),  bog  Slntiod^uS  ber 
«ki^tnriynitfd^®efongenfd^ftgerat]^enfei  (8^6), 
ba|  bie  @|Kxrtancr  mit  ben  äuben  Denoonbt  feien 
(12,  6  ff .)^  fhib  f 0  unbebeutenb,  ba|  fie  l^ier  feine 
kfonbm(Eröttenmgt)erbienen!önnen.  (iBgl.  ^erbft 
0. 0. 0.  23  ff.;  ftanlen,  Sinl.,  3.  «uff.,  288.) 

Sq9  stoetteSud^  ber  SRad^abäer  aerföUt 

tB  inei  110^  äni^It  unb  Umfang  fel^r  ungleid^e 

Z|dlc.  S>er  etfh  enti^ält  jtDei  93riefe  Don  ben  pa- 

I&pnrnfifd^  äuben  an  bie  ögQptifd^en,  burd^ 

«d4c  le|tere  gut  iöl^tid^  @ebö(i^tniMeier  ber 

hBi4  3ttbad  oorgenommenen  Zempetreinigung 

migdabcii  toerben  (1, 1  (iS  2, 19).  S)er  gmeite 

Zlett  (2,  20  bis  15^  40)  ift  ber  ^ouptfad^e  nod^ 

die  Srgftii{img  beffen,  maS  baS  erfte  99ud^  ber 

IRo^^ldbäcr  jum  Xl^  nur  fel^r  furg  über  SfubaS 

no^oUiiS  berietet  2)ie  Urfprod^e  biefeS  99ud^ed 

i$  0^  oQen  S^^eifel  bie  gried^tfd^e.  ^ieron^muS 

{sgt:  aeeimdiis  (sc.  über  Machab.)  graecus 

est,  qjood  ex  ipsa  qnoque  phrasi  probari  potest 

(Prolog.  gaL),  unb  Med  fprid^t  für  biefe  luSfage, 

üi^  gegen  fie.  Siejenigen  Srf (Meinungen,  tt>el$e 

M  gried^ifd^  Ueberfe^ungen  l^ebröifd^  Se^te 

^  fonfl  immer  geigen,  f eitlen  ^ier,  unb  bie  Sd^reib« 

(Kt  MtrftA  einen  ber  gried^ifd^en  Sprad^e  m&d^« 

tigm  mib  felbfi&nbig  f d^benben  IBerfoff er.  S)Qgu 

fDnatt,  bol^  ber  ^oupttl^eit  bed  Sud^ed  (Don  2, 20 

ob)  anSbrüdlid^  aI8  ein  S^cerpt  au8  bem  umf äff en> 

bcB  (Scfd^id^ttmerfe  3af ond  Don  (Sirene  begeid^net 

»iib  (2,  24).  2)iefe8  ober  nxn:  fd^on  megen  feines 

Catp^^gSortcS  gried^ifd^  gef daneben,  meU  bie 

Soabe^)irai^  Don  Sirene  bie  gried^ifd^e  mar,  unb 

hei  ber  (gpUomotor  fid^  einer  onbem  @prod^e  be« 

biot  ^be  als  ber  93erfaf[er  f elb{),  mirb  niemonb 

ODR^men  toollen.  Sber  aud^  bie  gh)ei  33riefe  on 

Ke  ögQiitifd^  3uben,  tt)eld^e  ben  erften  Sl^eil  ouS« 

maäitn,  muffen  urf)mtnglid^  gried^fd^  gefd^rieben 

toDdMt  fein,  »eil  ^e  fonft  Don  ben  Smpföngem 

nSj/t  Derßanben  morben  n)Sren.  3)enn  bie  ög^p* 

t^4oi  Silben  Der|imtben  bie  b^brSifd^e  Sproc^e 

n^,  toie  fd^on  bie  92otl^h)enbig!eit  einer  gried^* 

\dim  Sibelüberfe^ung  für  fie  geigt  nne  ouS  ben 

&^riftcn  be3  ^l^Io  beutlidp  l^erDorgel^t,  unb  ttne 

ia^&iaA  auSbrfidmd^  begeugt  (Apol.  1,  31).  3n 

ber  Z^  geigen  fid^  aud^  in  ben  Briefen  f o  menig 

od  in  ben  nad^l^gen  Sendeten  bie  9Rerfmale 

eiier  ttrterfe|ung  auS  einem  ^ebraifd^en  Origi« 

wl,  imb  toemt  Sertl^olbt  namentlid^  in  9)egug 

oif  ben  erften  99rief  baS  (S^egentl^eil  Derftd^ert,  fo 

kat  er  eine  fpecieOe  SBegrünbung  biefer  SSerftd^erung 

gor  nii^  einmal  Derfud^t  ((Sinl.  m,  1072).  2)er 

ttcrflid^  ongefteClte  Serfnd^  tt)ürbe  il^n  mal^rfd^in« 

|i4  enf  eine  anbere9nfid^t  gebrad^t  l^aben.  (%I. 

iid^  Sehlünkes,  Epistolae,  quae  2  Mach.  1, 

1—9  l^tor,  explicatio,  Coloniae  1841,  51.) 

Sol  boS  3eitalter  betrifft,  fo  l^ot  man  in  ^ebr. 

U^  35  eine  S^gnol^e  auf  2  3Raä^.  6, 18  ff.; 

7, 8. 24  finben  moOen,  bie  aQerbingS  »al^rf d^etn« 

ft|,  jAodft  nid^  fid^  ifL  S)a|  bagegen  ber  93er« 

ih#nif fittoB.  vm.  2.  XttfL 


faffer  ber  SRebe  E^c  Maxxaßafeuc  ^  mpl  aöto- 
xpaTopocXoYKjjjLOü,  bie  bem  Sofepl^uS  gugefd^rieben 
n)irb  unb  {ebenfalls  Don  einem  äSraeliten  nod^  Dor 
ber  Störung  SerufalemS  burd^  bie  SRömer  l^er« 
rül^rt,  baS  gn)eite  93ud^  ber  SRad^aböer  fenne,  mirb 
aUgemeingugeflanben.  Somit  ift  h)enigftend  bieSe« 
l^auptung  unbegrünbet,  ba|  ftd^  Don  bemfelben  Dor 
bem  S^italter  ber  ffird^euDöter  nirgenbd  eine  fidlere 
@pur  geige.  S)a  nun  ber  gmeite  Srief  ba§  ^oü^t  188 
(alfo  123  D.  (Sf)x,)  atö  2)atum  l^at,  fo  fann  baS 
93ud^  begreiflid^  nid^t  Dor  bief em  Solare  gefd^rieben 
morben  fein.  Sine  er^eblid^  fpötere  SntfteJ^ungS« 
geit  aber  angunel^men,  Derbietet  ber  Umjtatd),  ba| 
bie  genaue  ftenntmg  ber  ergäl^Iten  Sreigniffe  ba« 
mald  nod^  nid^t  fefr  aOgemein  nmr,  jebod^  Don 
SSielen  gemünf ^t  umrbe  (2,  26  f.),  unb  ba^  eine 
Spitome  be§  umfaffenben  3afon'f^en  Sßerfed  mol^I 
fd^on  einige  2)ecennien  nad^  feiner  SSeröffentlid^ung 
münfd^ensmertl^  erfd^einen  mu^te.  SSeröffentlid^t 
mürbe  baSfelbe  aber  mal^rfd^einlid^  balb  nad^  bem 
äal^re  160  D.  (Sf^x.,  meil  ed  (ber  dpitome  gufolge) 
bie  ®efd^id^te  blog  bis  auf  biefeS  Sal^r  l^erabfü^rt 
unb  nad^  ber  39ef  d^reibung  ber  9iieberlage  9licanor8 
bemerft,  ba^  bie  3uben  Don  ba  an  2terufalem  be« 
l^auptet  baben  (15,  38).  2)emnad^  mag  bie  6pi« 
tome,  ober  unfer  gmeited  Sud^  ber  SRad^aböer, 
gegen  ba§  Snbe  beS  2.  Saljirl^unbertS  D.  S|r.  ge« 
fdftrieben  morben  fein.  ®er  SSerfaffer  beSfelben  ifl 
unbelannt,  unb  bie  bie^faQS  geöu^erten  9)er« 
mutl^ungen  finb  tl^eitö  entfc^ieben  unrid^tig,  tl^eiß 
menigftenS  jeber  n&l^em  SBegrünbung  entbel^renb. 
Unrid^tig  ift,  bag  3ubaS  SRad^böuS  fetbft,  ober 
ba^  $]^iIo,  ober  ba|  3ofep^uS  ber  9)erfaffer  fei, 
benn  in  au'  biefen  gfäHen  lönnte  feine  ßntftel^ung 
nid^t  in  bie  Dor^in  begeid^nete  3eit  foQen.  @egen 
3uba«  ben  ©ffener  ober  einen  gfreunb  unb  Seit« 
genoffen  be§  ^riftobuIuS  mürben  gmar  bie  S^U 
Derl^öltniffe  nid^t  fpred^en,  aber  ed  lö^t  fid^  aud^ 
fein  irgeno  erl^eblid^er  ®runb  für  ben  einen  ober 
anbem  Dorbringen.  S)ie  OueUen  bed  Sud^eS  mer« 
ben  Dom  93erfaffer  felbft  angegeben,  unb  bie  ^aupt> 
quelle  ift  fogar  etmaS  nöl^er  befd^rieben.  2)e^« 
ungead^tet  ift  bel^auptet  morben,  ber  Sierfaffer  l^abe 
bei  ben  Dier  legten  ftapiteln  nid^t  mel^r  3afon8 
@ef^id^tsmer!,  fonbem  eine  anbere  Ouelle  benu|t 
^Eein  ber  ^auptgrunb  für  biefe  Snnal^me,  bag 
nömlid^  2,  20 f.,  mo  ber  Umfang  be§  3afon'« 
fd^en  5D3erfe8  angegeben  werbe,  ®cmctriuS  nid^t 
mel^r  genannt  fei,  ift  Don  geringem  Gelange.  SDenn 
menn  gang  allgemein  bie  Zitaten  3uba3'  unb  fei- 
ner »ruber  (2, 20)  al§  ©egenftanb  jenes  ®ef  d^id^tS« 
merfed  begeid^net  merben,  fo  ift  il^r  SSerl^öItni^  gu 
2)emetriu8  f^on  mitbegeid^net,  mnn  er  aud^  ni^t 
mel^r  auSbrüdlid^  genannt  mirb ;  menn  aber  Sin« 
tio^uS  epipl^aneS  unb  fein  9iad^f olger  au^brüddid^ 
genannt  merben,  'f  o  ift  nur  ber  mid^tigpe  X'f^M  cM 
bem  ®angen  l^erDorgel^oben.  SlnbereS,  maS  nod^ 
gu  ®unften  jener  Slnfid^t  gefagt  mirb,  beruht  auf 
unrid^tiger  93eobad^tung  ober  SluSIegung  unb 
fprid^t  meit  mel^r  gegen  als  für  biefelbe  (f.  |)erbfl, 
ginl.  n,  3, 37  ff.).  ®ie  3ntegritat  beS  93ud&eS 

14 


419 


SJlad^aBöer. 


420 


iji  injofem  geläufltiet  worben,  al§  man  bie  bcibcn 
»riefe  im  »nfang  beSfelben  für  spätere  Sutl^at  er« 
nört  ]^at.  3u  ©unften  biefcr  «nfKi^t  ift  auf  „bie 
falfd^en  3eit«S)aten  1,  7. 10  unb  bie  fabeln  1, 19 
bis  2,  8"  unb  ben  2Biberfj)rud^  ämifd^en  1,  13 
unb  Stop.  9  l^ingewiefen  werben  (be  SBette,  ginl, 
8.  auSg.,  570  f.).  allein  bafe  bie  palöfUnenflfd^en 
3uben  erft  im  3. 169,  olfo  jwei  ©ecennicn  nad^ 
ber  Zempelreinigung  burd^  S^ubad,  bie  ög^ptifd^en 
3uben  jur  iäl^rttd^n  ©ebäd^tni^f eier  berf  elben  auf« 
forbem  (1,  7),  i|l  feineSwegS  unmöglid^  ober  un« 
QlavAliä^,  abgefel^en  boDon,  ba|  bief  e  Stuf  f  orberung 
eine  etmaige  frül^ere  berfelben  Sri  nid^t  auSfc^Iie^t. 
©obann  fönnte  bie  3aW  188  (1, 10)  nur  unnö- 
tig fein,  wenn  ber  unter  ben  3lu8fertigem  iene§ 
Schreibens  ermöl^nte  äubaS  ber  Sol^n  beS  Wat' 
tatl^iaS  tt)are ;  bic^  ober  ift  nirgenbS  gefagt ,  unb 
eS  onjunel^men  ift  nirgenbS  ein  ®runb.  3*''if^«« 
1,  13  unb  Stop.  9  ift  atterbingS  eine  ©ifferenj. 
^er  Sob  beS  Sntiod^uS  Spipl^aneS  mirb  in  bem 
Briefe  beS  tentfalemifci^en  l^o^en  3t(iif)t%  anberS 
er^öl^It  als  in  ber  @efd^i(i^te  3afonS  nad^  9Ra^« 
gäbe  ber  Spitome ;  aber  biefeS  f onnte  fär  ben  Spi« 
tomator,  ber  ja  nid^t  als  felbftänbiger  @efd^i(^t- 
fd^iber  auftreten  toiD,  fein  @runb  fein,  jenen 
^ef,  bie  Sd^rift  einer  l^od^ftel^enben  amtlid^en 
©enoffenfd^aft,  Doi^uentl^alten.  9lod^  weniger 
f onnten  für  il^n  bie  angeblid^en  tJfabeln  ein  fol(|er 
@runb  fein.  3)enn  biejenigen,  meldte  in  bemSriefe 
S^abeln  finben,  finben  fold^e  im  ganzen  ^weiten 
^ud^e  ber  9Rad^aböer  an  t)erfd^iebenen  ©teilen; 
l^dtte  ber  Spitomator  biefelbe  Snfid^t  unb  ©d^eu  t)or 
biefen  „gabeln''  aud^  gel^abt,  fo  l&ötte  er  ben  gan« 
Jen  auSjug  unterlajfen  ober  in  anberer  Sßeife  Dor« 
nel^men  muffen.  S)ie  Sed^t^it  beS  Sud^eS  l^at 
man  infofem  gelöugnet,  als  man  bie  inbemfelben 
mitgetl^eilten  S)ocumente  bentenigen  ^erfoncn  ab« 
gefprod^en  l^at,  benen  fte  jugef daneben  merben. 
SMe^  gefd^a^  junäd^ft  in  Sejug  auf  bie  eben  be« 
rül^rten  oeiben  ®riefe,  unb  man  berief  fid^  baBei 
1.  auf  iene  jmei  3at[reSja](>Ien  (1,  7. 10),  2.  auf 
bie  falfd^e  Angabe  über  ben  Sob  beS  älntiod^uS 
gpip^aneS  (1,  13),  3.  auf  bie  1, 18  bel^auptete 
Srbauung  beS  jmeiten  SempelS  burd^  9le|emiaS, 
enbli(^  4.  auf  bie  offenbaren  „fjabeln'*  über  bie 
äSieberflnbung  beS  l^eiligen  gfeuerS  burd^  Stelle« 
miaS  unb  bie  Sierbergung  ber  93unbeSlabe  burd^ 
3eremiaS.  3tt  all'  biefen  fünften,  f agt  man,  toöre 
ber  l^ol^c  SRatl^  ju  3erufalem  beffer  unterrid^tet  ge« 
mcfcn,  alSberSSerfafferberfraglid^engSriefe.  Mein 
jene  Sal^reSjal^Ien  muffen  »ir  bem  oorl^in  Semeriten 
jufolge  als  rid^tig  anfeilen,  ©obann  in  ©etrcff 
ber  SobeSart  beS  ^ntioc^uS  Spipl^aneS  lonnte  ftd^ 
in  3ubäa  leid^tlid^  eine  falfc^e  92ac^rid^t  öerbreitet 
unb  aud^  bei  ben  ajlttgliebem  beS  l^ol^en  Statines 
©laubcn  gefunben  l^aben.  ®ic  grbauung  beS  fem« 
babelifd^en  SempelS  aber  bur(^  Slcl^emiaS  mirb 
mit  ben  äSBorten:  Nee|ji(ac  ol%oBo]ir^<ja<:  x6  ts  Up6v 

xal  t6  dü(jia(m^piov,  dvijvepce  dü(jiav  (1, 18)  nid^t 

notl^menbig  bel^auptct:  pc  Wunen  ft^  gar  lei^t 
auf  tt)id^tige  bauKd^e  Sßerbefferungen  beS  Xempel« 


geböubeS  bejiel^n.  @nblid^  gel^ren  biejenigen, 
meldte  an  ben  ermöl^nten  angeblid^en  ^beln  an« 
fio|  nel^men,  am  menigften  ju  benen,  bie  ben  ba« 
maligen  l^ol^en  älatl^  ju  S^rufalem  t)on  SBunber-, 
SRörd^en«  unb  gfabelfud^t  freifpred^n,  unb  f oQten 
i^m  bol^er  eine  ©d^rift,  meldte  nad^  il^rem  2)afät- 
galten  SRörd^  unb  f^fabeln  entl^ölt,  nid^t  fd^on 
aus  biefem  ®runbe  ftreitig  ma^en.  Süperbem 
l^t  man  aud^  nod^  bie  übrigen  93riefe,  meld^  in 
unferem  93ud^e  t)orIommen,  il^ren  ouSbrüdCIid^  an« 
gegebenen  Url^ebem  abgefprod^en  unb  für  unöd^t, 
für  blo^e  „S)id^tung  }ur  S)ramatiftmng  ber  ®t» 
fd^id^te''  etflört,  oHein  auS  fo  unerl^eblic^en  ®rün« 
ben,  bog  fle  l^ier  füglid^  unberül^rt  bleiben  fdmien 
(f.  C)erbft  a.  a.  O.  47  f.).  S)ie  ^iftorifd^e  ®Iaub« 
mürbigfeit  ^at  man  junöd^ft  unb  f el^r  }uoerftd^tUd^ 
beim  jtteiten  93riefe  gelöugnet  unb  babei  tl^eilS 
auf  bie  bereits  berül^rten  unb  erlebigten  angeb« 
lid^en  Unrid^tigfeiten  in  bemfelben,  tl^eilS  unb  be« 
f onberS  auf  feine  Angaben  über  bie  SBieberfinbung 
beS  l^eiligen  QfeuerS  unb  bie  Serbergung  ber  Stifts« 
bütteunbSunbeSlabe@en)id^tgelegt.  3eneSßieber« 
^nbung  lie^e  fid^  aber  fe^r  leidet  unb  ol^ne  aDeS 
SBunber  begreifen,  »enn  baS  „fette SBaffer"  (1, 20) 
etma  9tapl^t]^a  toar,  unb  baS  mirb  man  wegen 
1,  36  notl^menbigannel^men  muffen.  Serbab^Io« 
nifd^e  £almub,  bem  nad^l^er  bie  ätabbinen  folgen, 
nennt  aQerbingS  baS  |eilige  ^f^uer  unter  ben 
©egenftönben,  bie  im  jweitenSempel  gefel^It  l^aben, 
aber  ber  jerufalemifd^e  Zaimub  nennt  eS  nid^t  unter 
benfelben.  Srfterer  fann  übrigens  nur  baSjienige 
t^uer  meinen,  weld^eS  im  t)oreiiIifd^enC>eiIigt]^um 
wunberbar  angefad^t  unb  ununterbroqen  unter« 
l^alten  worben  war;  Don  biefem  aber  fonnte  er 
fagen,  eS  l^abe  im  ^weiten  Sempel  gefel^lt,  wenn 
il^m  aud^  bie  fraglid^e  Angabe  beS  SriefeS  befannt 
war  unb  als  rid^tig  galt,  ^m  meiflen  ift  bie  9lad^ 
rid^t  über  bie  SSerbergung  ber  ©tiftSptte  uro) 
SunbeSlabe  angefod^ten  unb  für  fabeH^aft  erflört 
worben,  weil  1.  bie  SunbeSlabe  im  jweitenXem« 
pel  fel^lte,  2.  SeremiaS  biefelbe  nid^t  fammt  ber 
©HftSl^ütte  l^ötte  fortfd^affen  fönnen,  unb  8.  bie 
SunbeSlabe  nad^  4  Abu.  24, 18  Don  ben  (SfyiU 
böem  geplünbert  unb  jerftört  worben  fei.  Mein 
ber  erfte  ^unft  ift  nid^t  gegen  ben  ©erid^t,  benn 
biefer  fagt  nid^t,  ba^  bie  SunbeSlabe  im  ^weiten 
Sempel  ftd^  beflnbe,  ober  »erborgen  worben  fei, 
um  fpöter  in  benfelben  gebrad^t  }u  werben,  ^er 
jweite  $unlt  ift  infofem  rid^tig,  als  bel^auptet 
wirb,  SeremiaS  felbft  ^iit  bie  ©tiftSl^ütte  unb 
SBunbeSlabe  nid^t  fortf^affen  fönnen,  aber  un« 
rid^tig,  fofem  angenommen  wirb,  ber  ^opl^et 
f)ötte  feine  Reifer  befommen  unb  wäre  burd^  bie 
Sl^alböer  gel^inbert  worben,  ba  bod^  befannt  ift, 
bag  er  immer  feine  f^freunbe  unb  ^nl^önger  l^atte 
unb  bie  (Sunft  9}abud^obonoforS  befag  (3er. 
39,  11  f.),  fo  bo^  er  öon  il^m  wo^l  bie  SunbeS« 
labe  unb  ben  SRaud^opferaltar  (2,  4.  5)  fammt  ber 
©tiftSl^ütte,  bie  nod^  im  falomonifd^en  Stempel 
aufbcwal^rt  würbe  (3  flön.  8,  4.  2  $ar.  5,  5), 
erl^alten  fonnte.  2)a^  enblid^  bie  SunbeSlabe  nid^t 


tu  Ono^ati  —  ^aä)\ot.  422 

nhx  btn  Don  ben  e^Tbänn  gnoubten  X«mptl>  1  fürt  1835 ;  @rimin,  Sofi  1.  unb  2.  EBuifi  ha 
gRd^  ft(^  btfanb,  trl^Dt  boroui,  ba^  |le,  tOD  '  Wiaftabätr  nti&tt,  Seipjig  1853;  fftil,  Sotn- 
Mtffctn  \;)«idl  onfflqä^It  totrhra,  nie  gntaimt  mtnlar  üb«  bii  Siii^er  ber  ^KaKoMet,  Stipjio 
•itli(3n.  52,  17.  leebi.  1,  7—11).  ^uä)  1875.  Sud)  Sd^ütti,  @ff^.  btS  JOb.  iQoIIi«  in 
Bio  bm  )l«iltn  a>il  ober  btc  gpitomi  bcS  3eitaltei  3e|u  S^fti,  I,  &i)]gtg  1890,  198  &iS 
aofonfi^  ^«M  t^  in  $ejug  auf  (iftodf^f  202,  fann  ^ieilieT  geregnet  tntiben.  [Belte.] 
ttahnärbislrit  fc^r  imgünftig  geurttidlt  tDorbcn.  ^Bodafi,  f.  !Qlaai^. 
8ri  S>(  fficttt  ^|t  es  no^  in  bcr  aAten  91u9-  ^laiftiuu  (^»=»,  cnau),  im  H.  SL  eine  bur^ 
adtMiKT9iiiIntnng(@.571):  „^e ergä^Iung  i^re  Sage  mit^tigt  @tabt  im  Stamme  iBenjamin, 
V  Ml  von  abenteueili^  SSunbem  (III,  25  f.  1  ha%  heutige  3)orf  ajtun&tnaS,  fiftltä  Don  aetlH. 
V,  2.  X3,  8.  XV,  12),  Itiflcrifc^en  unb  c^irono-  42  km  nBrblid^  »on  Setufaltm.  I£«  bel&tnfdirte 
l*glf4«i  gr^ttm  (Dg(.  X,  3  ff.  mit  1  3[ßacc.  IV,  ben  nüiblid(ien  Eingang  eine«  engfuffeS,  btr  bitr^ 
S2.I,  20.29;  11,1  mit  1  9Racc.  IV,  28  ff.;  jd)eifttiIe3^1lja(fenSSofe8(7*i=)  uiib©nit(nss) 
Hn,  24  ff.  mit  1  3Raa.  VI,  31  ff.:  IV,  11  gebilbet  imirbt.  a)ie  Sß^ilijier  Ratten  bitfen  eng- 
«ü  1  Wact.  Vm),  übertiiebentn  uno  miärür'  pag  beft|t  unb  fid)  Don  ^ier  aus  über  baä  gonje 
B4m  «mfi^inüdungen"  (VI,  18  ff.  VH,  27  ff.  nörbli^  ©eöiet  Don  3uba  (1  Sam.  13,  5  ff.),  ju- 
H,  19 — 27.  XI,  16—38).  eine  grünblic^e  nää)\t  ben  Stamm  Stn(amtn,  Deröeetenb  auB- 
Sä^igmig  biefe«  Hwitgteifenben  iobtIS  müfete :  gebreitet,  iw^rtnb  ©aul  mit  feinen  600  fSSlatm  im 
attnli^i  in  cnttr  f)Kde1!len  Setra^tung  unb  SSei*  Süben  beS  feigpaffeS  lag.  @rft  [pätei  erf^nt  er 
tfei^vng  oH'  ber  Dielen  angeführten  ©teKen  be-  ju  ÜJtagton  (ebb.  14,  2)  im  ?tngefl(tte  ber  5p^ 
iäpi,  auf  bie  er  ft$  ju  Ptfen  fuc^L  ÜOein  eine  lifter,  bie  Sonat^an  nui^  tnut^ootier  Ueber^eigung 
ioUie  gejlüttet  ber  Slmrai  ^er  nic^t,  unb  eB  wirb  beS  gngpalfeS  jum  SRütfjuge  bratfite.  2)ie  ©e- 
boter  eine  einfa^  Skrmtifung  auf  gerbft?  Sin-  |cf)retbung  btS  aff^rifi^en  ^eereSjugeS  bei  3f.  10, 
btOng  n,  8, 52—62;  flauten,  ginl.  288  ff.  gc  28—32  ifi  ibeal,  aber  audj  au8  it|r  erf)elft,  ba$ 
mgtninfiffciL  %u^  fogai  ber  Se^rgefialt  beS  mit  ber  SSefe^ung  Don  SHad^aB  baS  le|te  ^in- 
m^  iß  beonpaitbet  morben;  t§  ^nbe  fii$  in  bcmig.  Strufalcm  ju  erteilen,  gehoben  mar.  Sier 
katjdbenbetaIeEanbrinif^iübi|^3rrt^um,ba|  ÜJia^abäer  ^onat^an  rcfibirte  in  Slta^maS,  bis 

*  "  "      '     "" ■  ■  "      ■  er  in  3erufalem  felbft  einjii^en  fonnte  (1  ^aä). 

9,  73).  2)ie  ganje  Umgtgenb  ttiar  toegen  i^rer 
g^rui^tbarfeit  qodi  berühmt.  @}ro6e,  bebouene 
Steine,  eine  gemBIbte  Sifleme  unb  uralte  @räber 
begeii^ntn  je^t  bie  Statte  beS  alten  äRat^maB.  €ine 
SSefc^reibung  ber  heutigen  Situation  f.  Palest 
Explor,  Fund  1874,  62.  [Si^gg.] 

3K«^f»r  (-iiifitt,  3urüiMe^r,  ffreiSbetoegung, 
t,  juriiÄebren),  9Jame  beS  Iiebräijc^en  ®e« 


$dt  Don  bct  Iffitit  abfolut  getrennt  fei  unb  nur 
tei^StitteltDefen  auf  fie  einnirten  Ibnne.  allein 
bit  vmiberban  fof^einung,  nelc^  ^lioboi  am 
Mi^tigtrR  XetnlMlroube  ^tnberte  (3, 24. 29  f.), 
ijt  nuenfinite  mit  tlnre^t  alB  ein  ^emciS  bafitr 
gdltnS  gcma^  toorben,  ba  fie  nxit  ebet  bagcgen 
lpii#  unb  mit  mancben  äffnlii^  erf(f)einungen, 
bit  f^on  in  ben  Alteften  fSü^tm  beS  bebraifc^en 

bnmi  berietet  werben,  gaw  au|  gUit^er  Sinie ,    .         ,  „  ,        ,  , 

Vfi.  Sie  Semnhing  aber,  ba|  im  jerufalemifcfien  '  betritualB  für  baS  ganje  3af|r,  im  @egenfa^  jum 
toB^  eine  getniffe  flraft  @otte8  (&toü  Süvngitc)  gcwä^nli^en  &thttbai)t  ber  ^uben,  toel^eS  man 
H  bie  bra  Ort  Befi^üje  (3,  38),  ntill  biefe  flraft  idiIed)t^inSep^ttttt(@ebet,  n^Bn)ju  nennen ppegt 
fiotttS  ItinelRKgS  als  ein  pt|ilonij(^e§  ^Diittelrotfeu  i  ßS  unterf^eibet  \iä)  Dom  Icgtem,  bem  eB  für  ben 
fßaäft  Briflen;  berni  ber  folgenbe  fßtxi  (3,  39),  'tdgli^en  unb  iS^rli^cn  ^otlcSbien^  mit  ent- 
ta  bie  d«o5  S(nayLit  mir  nStjer  erflärt,  lä&t  ge-  fprerfienber  ginrii^tung  ergänjenb  pr  Seite  ge^t, 
rtAqn  4golt  felbfl  unmittelbar  ben  Ort  beauffic^- ,  nur  burc^  Deifi^iebene  aufäße,  namentli^  religibfe 
tigen  ttnb  Veiltiungen  beSfelben  bt^afen.  3)ie '  greflgefiinge.  ßin  DoOftünbigeB  üna^for  en^ält 
mft  obei  Wo^t  @DttcB  toirb  alfo  nur  in  ö^n-  auger  ben  in  Sirofa  gtf^tiebenen  @ebeten:  1.  ^fl- 
&^  Seife  neben  ®ott  felbft  als  baS  genannt,  gefängt  berf^iebener  SSerf affer ;  2.  bie  9tbf(!^nitte 
Bgintn^  « fii^  nirlfom  ertneiSt,  nie ).  99.  $f .  20,  ouS  bem  ^enlaleut^  unb  ben  ^rop^eten,  ioüäft 
14;  65,  7:  67,  55.  1  Sßanil.  16,  11,  unb  an  an  ben  gefttagen  Dorgelefen  »erben;  3.  bie  fogen. 
ein  felbBftnbiflrt,  ton  @ott  fubftanHell  »erfti^ie.  riV^-i»  wen  (jünf  Collen,  fünf  Sü^er,  b.  i.  baS 
hneSSBefen  iß  nii^t  im  Sntf ernteten  gebaut.  —  99uc^  9tut^,  baS  ^obe  Sieb,  bie  fllagelieber  3e- 
WS  ecegttift^  &ilf9mittel  finb  gu  nennen  auger  remia  unb  ben  ^irebiger);  4.  bie  ^Sirfe  ^bot^, 
bei  (Eommentonen  über  bie  gonje  Bibel,  nament-  Sprüche  ber  aSätet,  ben  belannten  Sractot  auä  ber 
BibnnlLajmibberApooryphainTheSpea-  aJhfc^na.  I5§  gibt  ober  auc^  fürjer  abgefaßte 
kw-s  Bible,  London  1888,  bie  eommentareDon  ÜRac^forim,  »eld&e  nur  bie  ©ebete  unb  bie  Sefl- 
Sic  SenttTu«,  fta^.  Sonrtiufl,  3.  6-  Sullo  über  geföngc  enthalten.  ^)iä)  ^aben,  je  nodi  ben  oerfd^ie« 
Wbt  »üifter  ber  IRac^baet,  imb  bie  oben  be-  benen  Dlationen  unb  Sänbem,  ju  bereu  ©ebrouc^ 
t^dtn  ©«Triften  Bon  gröli^  unb  R^tü.  Sann  fie  beftimmt  [mb.  bie  ÜRac^jorim  Dcrfrf)iebene  ©f 
3.S).5Ri(^eH«,  ©aflerpegju^  berSDIaccQbäer,  ftolt.  68  gibt  bo^er  italienif^e,  beutf^,  pol- 
•Wngeii  1772,  unb  |wffe,  ffiaS  onbere  SSurf)  nifc^ie,  fpanifii^e  unb  portugiefif^e,  bie  fit^  müf 
»s  RuteoMer  «.,  Sem  1 786 ;  3.  SDI.  91.  Stbßlj,  ben  ®ebräud(ien  unb  bem  3iitu8  bief er  oft  in  einer 
*it  M^er  bet  aBoBoMer  fiberf.  u.  erlt.,  granf-  unb  btrfelben  Stobt  unb  ©emeinbe  fii^  finbenben 


423 


SDlacrino  —  SDlobian. 


424 


Derfd^enen  fßoiUQtnof\tn  rid^ten.  SDer  mer^« 
DoIIfte  X^eil  bed  SJlad^for  tfl  ber  poetif d^e,  nömltc^ 
bie  öielfad^  cttigctoebten  gfeftfiebid^te.  ®icfe  gfeft- 
gcfänge,  getoö^nlic^  ^inutim  genannt  (Dna-j-D,  ein 
Sel^toott,  baS  mit  poeta  sufammen^öngt),  ent« 
l^alten  etnerfeitd  tdmubifd^e  Sbeen,  anbererfeitd 
Rnb  fie  SluSftufTe  ber  mittelalterlid^en  otifiotelif d^- 
fd^olaftif d^en  SleligionSfpeculQtion ,  to^^jalb  anä) 
getoöl^nlid^e  3uben  fie  nid^t  Derftel^en.  2)er  ^otm 
nod^  ftnb  fie  Stod^l^mungen  orabif^er  $oefte;  Diele 
{falb  jel^r  gelungen,  ntond^e  aber  ftnb  Sr^eugniffe 
efateS  gefmdenen  @ef d^madCeS,  gefallen  ftd^  in  eitlen 
äßortjpielereien  unb  entl^alten  »enig  3been.  Sei« 
ber  ift  boS  fd^önfte  ®ebid^t  be§  au^erbiblifc^en 
^ebraiSmuS  nisV»  -ins  (beutfd^  herausgegeben 
unter  bem  Sitel  ^ftönigSfrone  t)on  Ben  ©abirol", 
metrifd^  überfe^t  Don  fieo))oIb  &tm,  gfranffurt 
0. 9R.  1838)  in  ben  neueren  ausgaben  auSgelaffen. 
®ie  95erfaf|cr  biefer  jjeftgebid^te,  ^eitontm  (cata-'B) 
genannt,  meld^  mit  naiveren  eingaben  in  ber  ]^e> 
bräifd^  gefd^riebenen  Einleitung  jur  ^eibenl^eim'- 
f d^en  StuSgabe  beS  ÜRad^f or  a4)|abetif d^  auf gefül^rt 
tinb,  fann  man  in  gmei  ftlaffen  tl^eilen:  1.  in 
fpanifd^e,  bie  befonberS  amifd^en  1070  unb  1170 
gelebt  l^aben,  unb  an  bereu  Spi^e  @aIomo  ben 
©abirot,  äfaac  ben  ®iat]^,  SRofeS  bm  @§ra, 
äel^uba  ^alleDi.  Slbral^am  ben  &3ra  fiel^eu;  2.  in 
beutfd^-franaöflfd^e,  ungefähr  Don  1040—1293, 
grö^tentl^eitö  5Bad^a]^mer  beS  3taliener§  Äalir.  — 
9Jlanufcri))te  unb  ausgaben  Dom  üRad^for  ftnb 
unjöl^lbar.  S)ie  erfte  unb  feltenfte  9u3gabe  ift  bie 
Don  @oncino  unb  Safalmaggiore  i486,  toeld^e 
in  Dielen  ^bbrüdCen  gu  $efaro  mieberl^olt  mürbe. 
Sfür  bie  DoOftönbigfte  unb  gefd^ö|tefte  Don  allen 
^udgaben  gilt  bie  Don  Bologna  1541.  Me  biefe 
finb  nad^  italienifd^em  Stitud.  S)ie  erfte  ^u§gabe 
nad^  beutfd^em  9litu3  ift  bie  3{ug§burger  Don  1536, 
bie  erfte  nad^  })0lnifd6em  SRituS  bie  au§  ^rag  1533. 
Steuere  ausgaben  finb :  ÜRad^forim  nad^  polni- 
fd^em  9HtuS  Don  ^etnemann,  2  93be.,  Seips.  1838; 
biefelben  mit  beutfd^er  Ueberfejung,  10  %f)t\lt, 
SBien  o.  3.;  SDlad^for  nad^  altem  beutfd^em  SRitu§, 
2  Sbe.,  8ei})jig  1838.  3>ie  ie|t  in  ®eutfd6Iünb 
gebräud^Iid^fte  3lu8gabe  ift  bie  Don  ^eibenl^im  in 
5  ^txlm  (nad^  ben  fünf  Qfeften:  ^Reujal^r,  95er- 
fö^nungStag,  Saubpttenfeft,  Oflem,  ^pngften) 
mit  beutfd^er  Ueberfejwng  unb  l^ebräifd^em  Kom- 
mentar; bie  beften  ^luSgaben  baDon  ftnb  in  9  unb 
5  SBbn.  SU  SRöbeD^eim  bei  Sel^rberg  o.  3.  erf d^ienen. 
Rubere  ausgaben  ftnb:  in  2  I^eilen  aßtcn  1826; 
Don  Qfränfel,  3  SBbe.,  »erlin  1855;  überf.  unb 
erfi.  Don8etteri§,  993be.,  ^rag  1845—1848;  in 
5  93bn.  ©uljbad^  1845 ;  ®ie  tägltd^en  ©cbetc  Don 
95ä^r,  SRöbell^cim  1854;  mä).  Saäß.  Qfeftgebete, 
4  Sl^eile,  4.  «ufl.  95erlin  1860.  3n  ben  «uS- 
gaben  beS  3nbes  feit  1596  wirb  im  «nfd^luB  an 
bie  Serorbnungcn  über  ben  Salmub  bemerft,  ba^ 
aEe  ausgaben  be«  3Wad^for  in  ber  SSoßSfprad^e 
fd^on  feit  Sangem  Derboten  feien  unb  nur  ausgaben 
in  bebröifd^er  ©prad^e  Don  ben  95ifd&öfen  unb  3n- 
qutfttoren  gebulbet  werben  bürften.  (3Jgl.  de  Rossi, 


Dizion.  stör.  11, 17;  2)ufe§,  S^  ftenntni|  ber 
neul^ebraifd^religiöfen  $oefte,  1842 ;  3un),  2He 
f^nagogale  $oefte  bed  SRittelalterd,  Berlin  1855; 
2)erf.,  fiiteraturgefd^id^te  ber  f^nagogalen  $oe{ie, 
»erlin  1865.)  [Sid^ter.] 

9biarbut,  }mei  l^eiligegfrauen  aud  Sa))- 
))abocien.  l.üRacrina  bie  Weitere,  bie®ro^- 
mutter  beS  ^.  »aftliud  b.  ®r.  unb  be3  1^1  (Tre- 
gor Don  9t9ffa,  gel^örte  einer  altabeligen  gfamilie 
aviä  9leo-Säfarea  an,  tourbe  burd^  ben  bortigen 
»ifd^of  @regor  ben  SBunbert^äter  (f.  b.  9Irt.)  für 
ba§  (Sl^riften^um  gemonnenunb  bulbete  (304)  möl^- 
renb  ber  »erfolgung  unter  @aleriu§  »ieled  für  ben 
@lauben.  Wt  \fycm  9Ranne  l^ielt  fie  ftd^  l^ierauf 
fieben  3al^re  in  ber  »erborgenl^eit,  bis  mieber 
gfriebe  für  bie  Sl^riften  eintrat.  3^r  %oh  erfolgte 
Smifd^en  330  unb  340.  »afüiuS  b.  @r.  rü^mt 
bie  tiefen  Sinbrüdte,  meldte  bie  Sieben  unb  baS 
»eif))iel  feiner  l^eiligen®ro^mutterinfeinerJtinbeS« 
feele  getoirft  l^ätten,  fo  ba|  er  fpöter  bei  reiferem 
Urtl^eile  nid^tS  92eue3  mel^r  }u  ermerben,  f onbem 
nur  baS  Empfangene  )u  Dertiefen  unb  ^u  DerDoQ- 
lommnen  gebrandet  l^abe  (Ep.  204.  223,  Migne, 
PP.  gr.  XXXII,  752.  825).  ®urd^  »aroniuS 
ift  il^r  92ame  in  baS  SRartt^rologium  sum  14.  3q* 
nuar  aufgenommen  morben.  (»gl.  Boll.  Jan.  I, 
952  sq.)  —  2.  SWacrina  bie  3üngere,  bie 
altere  ©d^toefter  bed  1^1.  »afiliuS,  empfing  l^aupt« 
föd^lid^  burd^  il^re  fromme  9Rutter  Smmelia  eine 
tief  religiöfe  Sr^iel^ung,  burd^  toeld^e  fte  felbft 
mieber  auf  bie  jüngeren  »rüber,  ben  1^1.  $etru8 
Don  Sebafte  unb  ben  1^1.  ©regor  Don  929ffa,  ein* 
toirite.  ^l§  il^r  »räutigam,  ein  abeliger  Säug- 
ling, ber  ftd^  fd^on  als  ©ad^malter  einen  abraten 
gemad^t  b^tte,  il^r  burd^  fd^neQen  Xob  entriffen 
mürbe,  f d^lug  fte  alle  neuen  antrüge  auS ;  benn 
gemä|  ber  Hoffnung  fünfttger  Suferftel^ung  be- 
trad^te  fie  ben  ©efc^iebenen  toie  einen,  ber  nid^t 
tobt,  fonbem  blofe  Denei§t  fei.  5DUt  il^rer  SKutter 
ftlftete  fte  im  $ontu§  amci  ff löfter,  eines  für  aRän- 
ner,  tpeld^e§  ber  bl.  »aftUuS  eine  S^itlong  leitete, 
ein  anbercS  für  Sungfraucn,  in  mcld^cm  fte  felbft  in 
großer  ^btöbtung  unb  in  ^eiligleit  lebte.  Unter 
bem  »eiftanbe  i^reS  »ruberd,  bed  1^1.  ©regor, 
ftarb  fte  bafclbft  im  S)ecember  379.  «18  (£rbe 
nal^m  @regor  ibren  Sling  in  ßmpfang,  in  meinem 
ein  Stüdtd^en  Dom  b^i^tQtn  ffreu^e  eingefd^loffen 
mar;  er  felbft  gab i^r  feinen  SRantel  als  Sobten« 
Heib.  3br  iSfeft  föüt  auf  ben  19.  3ull  (»gL 
ibr  Don  (Sregor  gegeid^neteS  SebenSbilb  bei  BolL 
Julü  IV,  592  sq.;  Migne,  PP.  gr.  XLVI, 
960  sq.)  [©treber.] 

SBocnts,  S)ominicuS,  f.  SRagri. 

^Saba%aHax,  f.  «frifa  I,  307. 

"SBabiim  ("iTI^)/  ber  Dierte  @obn  ^ra^amS 
Don  ffetura,  StdmmDater  ber  SRabtaniter,  meldte 
mit  ben  3Smoclitem  (f.  b.  3lrt.)  baS  norbmefi- 
lid^e  Arabien  ($Rabatäa)  benjobntcn  unb  gu  ben 
9Roftarabem  (^raba  SKoftaraba,  b.  i.  bur(|  »er« 
fd^mögerung  gemorbene  Slraber)  gegenüber  ben 
Urarabcrn  (9lrab  al  9lraba),  b.  i.  ben  ffmbem 


426 


ÜRabru}]. 


426 


nk  Sad^bmmen  flat^tand  (3octanS  ber  Sibel), 
fei^It  nmzben.  3^e  erfte  ^imat  verlegen  bie 
noKfil^  S^^tiftfidler  ^treinftimmenb  Qtt  baS 
ipii4e  nfct  beS  ftkniitifd^en  ÜReerbufend^  auf  bie 
2i3.  etatiim  bet  ftQ^cJ^  !IRecca|)tt9er,  Wogl^atr 
e^omb/  27.  •  IL  95r.,  hn  Slorben  Don  «iin  Uime 
(bem  DwT)  beS  $toIemöu8)  an.  S)ad  otabifd^e 
^erar  bei  €ec|en  (D.  Sf^ä^,  ^onail  Sorre« 
f|K»iibeii),1809,XX,310)fagtauSbni(nid^:  ,,aRa- 
baiin  tDox  eine  Stobt  an  bet  ffüfte  bed  SReereS^ 
ao  man  no^  Slefte  oormoliger  ®e6öube  fmben 
fofl.  Sd  ifl  1^  ein  großer,  fd^Ied^ter  33runnen 
nb  baneben  ein  Zeicl^,  au8  bem  SRof e§  bie  Schafe 
beS  €(^oaib  Oet^o)  tränfte.  3n  einer  l^ier  be« 
liablic^  @rotte,  9Rgar  (Wogl^ir)  S^ooib  ge» 
■ont,  tietticl^en  bie  ^ilger  i^r  @e6et  unb  fe^en 
bom  i^  Keife  »eiter  fort/  S)iefeS  SRag^air 
64oaib  ifl  ibentif d|  mit  bem  SBabi  ^ben,  n)orin 
Sä|ipd  joi^Irei^  ®tuppm  Don  ftatofomben  unb 
bk  Zr&mner  einer  ontifen  Sultur  fanb,  meldte 
Mm  ber  beS  fibrigen  Arabien  aanj  oerf d^ieben  mar. 
tiu^  $toIemäu8  femtt  ein  MoSiava,  beffen  Sage 
\fimaä^  beftimmt  merben  mu^.  S)ie  Araber,  mie 
li|>tKl,  be^eid^nen  biefe  ®egenb  afö  eine  ber  lieb« 
fiepen  etationen,  ein  tfyil  DoU  fü^en  äßafferS, 
nit  3üattel)if[ansungen  unb  Dielen  93aumen  )mi« 
\fyn  ben  Reifen.  SHe  Slobianiter  litten  f omit  )u 
i^  l^iil^  unb  norböftlid^  9iad^bam  bie 
Srnberflamme  Zl^ema  (®en.  25, 15)  unb  ffebor 
(3f.  21, 17 ;  f.  e^gg.  3faia8 1, 226),  unb  maren 
qmi  an  bem  $Ia|e,  ben  ffaramanenl^anbet  au3 
bem  3nnem  Don  Arabien  nac^  9[eg9))ten  (®en. 
87,  28)  unb  ^läjHna  (3f .  60,  6)  ju  Dermitteln, 
tnbem  no<l^  ^^age  bie  ägQpttfd^en  3Dtecca|)iIger 
mitten  bnrtl^  il^  @ebiet  ^iel^en.  2)ie  biblifd^e  dr» 
yäSflmi%,  nad^  ber  SlofeS  im  Sanbe  SJtabian  fid^ 
un  $^arao  oerbarg,  ndtl^igt  unS  nid^t,  bie  ara* 
V^  Srabition  anzugeben.  S)a  nad^  3bn  @atb, 
ben  Sbulfeba  an[ü]^rt,  bau  SReer  bei  SRabian  eine 
Sagfa^  breit  tft,  fo  fonnte  9Jlofed  auf  feiner 
^(itd^  l^er  leidet  über  bie  SReerenge  fe^en.  2inbe^ 
(atte  SRabian  atö  ein  nomabifirenber  Stamm  in 
ber  fru^eften  3^  ^^n  ftreng  begrenjteS  @ebiet; 
tat  ia  SRofed  mit  ben  beerben  Setl^ro'd  bis  an 
ben  Sinai  Sd^on  bamalS  fd^eint  fic^  ein  Sl^eil 
Mm  feiner  urfprünglid^  ^eimat  Io§gerif|en  ju 
Viben  unb  nad^  9torben,  bem  ofttid^en  Ufer  be§ 
tobten  Steered  entgegen,  gerüdtt  5U  fein.  3n  $er« 
binbung  mit  ben  ÜRoabitem  (9htm.  31,  2)  unb 
ipäter  mit  ben  %male!item  (Siid^t.  6,  3)  ftanben 
fk  benä^raeliten  feinblid^  gegenüber,  bid  fie  burd^ 
bk  Stege  ®ebeon§  (f.  b.  %rt.)  oöllig  aufgerieben 
Mffben.  ^e  einzelnen  Sd^mörme  ol^ne  ^nfül^rer 
(9K(^  7,  25)  Derloren  fid^.  Son  biefen  ftnb  bie 
«abwmiter  (3f.  60,  6.  ^ab.  3,  7),  meldte  frieb» 
64  in  i^i^  f)eimat  geblieben  UMiren,  )u  unter» 
Reiben.  9tt  93eute  gemannen  bie  Israeliten  Don 
baiSRabiamtem  (na^  9hun.  31,  22)  ,,@olbunb 
eOber  unb  er)  unb  (Sifen  unb  39lei  unb  3itm^ 
Md^  S.  52  golbene  Sd^mudCfat^en  im  ®emid^t 
m  16  750  Sefel,  nad^  SHd^t.  8,  26  blog  an 


SRingen  1700  SeW  ®oIb.  «De  biefe  «ngaben 
fe^en  bei  ben  SRabianitem  einen  au|erorbenüid^en 
Steid^tl^um  an  SRetaQen  Dorau3,  meld^r  auf  bie 
geologifd^e  Säefd^affenl^eit  il^reS  SanbeS  guräi!« 
jufüj^ren  ifL  3n  neuefler  ßeit  l^at  ber  englifd^e 
^ipitön  SBurton  burd^  jmeimalige  S^ebition  ia 
hau  alte  SOtabian  ben  SemeiS  geliefert,  ba^  nod^ 
l^eute  in  ben  el^emald  mabianitifd^en  Sergen  uuf 
gemöl^nlid^  reid^eüRetallabem  ^ufinben  finb,  mel^ 
nad^  ben  Dorl^anbenen  S))uren  fd^on  in  öltefter 
3eit  ausgebeutet  mürben  unb  l^e  unb  banod^  l^eute 
bergmönnifd^  aufgefd^Ioffen  merben.  (S.  Palest 
Explor.  Fund  1878,  141.)  [Sd^egg.] 

tSabf»}),  Sl^rifto))^,  aule|t  Sarbinalbifd^of 
Don  ißorto  (nid^t  ju  Dcrmed^f ein  mit  feinem  Steffen, 
bem  etmaS  |üngem  Sarbinal  unb  gfürftbif d^of  Don 
Orient,  fiubmig  Don  Wabru}j),  niar  ein  ÜRann 
Don  großen  ®eiftedgaben,  fel^r  gemanbt  in  melt« 
lid^en  ©efd^äften,  bei  ftaifer  ftarl  V.  unb  feinem 
93ruber  ftönig  f^erbinanb  fe^r  beliebt,  Don  ben  größ- 
ten SRönnem  feines  Sal^rl^unbertS  l^od^  gead^tet,  be» 
f eelt  Don  großem  6if er  für  öerfleHung  einer  beffem 
ffird^en^ud^t.  9lur  (Sin  S($atten  f^\ttt  an  feinem 
Sl^arafter,  nömlid^  ba^  er  gegen  bie  JHrd^engefe|e 
}u  Diele  SiStl^ümer  in  feiner  $erf on  p  Dereinigen 
fud^te;  bod^  lä^t  fid^  bieg  burd^  bie  umftönbe,  in 
Denen  er  lebte,  etmaS  entfd^ulbigen.  Sr  mar  im  3. 
1512  geboren,  mad^te  feine  Stubien  auf  ber  6od^> 
fd^ule  5U  Bologna  unb  fd^Iog  bort  93e!annt)d^ft 
mit  SRännem,  meldte  na^maß  in  ben  l^öd^ften 
ürd^Iid^en  SBürben  em))orftiegen  unb  il^m  ftets  in 
Siebe  unb  ^d^tung  sugetl^an  blieben;  auS  biefen 
finb  befonberS  l^erDorjubeben  $nq:anber  gfamefe, 
^ugo  93uoncom))agno  ($a|)fl  ®regor  XIU.),  Otto 
Xrud^f eg  unb  StaniSlauS  j^ofluS.  Sd^on  möl^renb 
er  nod^  als  Sieb^el^njöl^riger  in  ^ßabua  ftubirte, 
überlief  il^m  fein  älterer  93ruber  fein  Sanonicat 
in  Orient  unb  bie  ^ane  Zirol  bei  SOleran,  meldbe 
er  bann  burd^  einen  SteUoertreter  Derfel^en  Iie|. 
Sinige  äal^re  fpöter  befam  er  ba}u  no^  ein  Sa« 
nonicat  in  Salzburg  (1536)  unb  ein  Sanonicat 
in  SBrisen  (1537),  mäj^renb  er  um  biefe  3eit  be» 
reitS  S)ombecan  in  Xrient  gemorben  mar  unb  alS 
®efanbter  beS  römif d^en  ff önigS  t$erbinanb  an  bie 
SRet)ubUf  Senebig  f omdl^I  bie  Sffiünf d^  feines  ^erm 
glüdRid^  erfüUt,  als  aud^  bie  %d|)tung  beS  Sogen 
Don  Sienebig  (^.  Sanbo)  in  auSgejeid^netem  ®rabe 
ftd^  ermorben  l^atte.  Salb  banad^  ftarb  ber  be» 
rühmte  gürftbif  d^of  Don  Srient  unb  ßorbinal  93em« 
l^arb  Don  eieS.  ffaifer  ff arl  Y.  em^fal^l  aRabrua), 
baS  2)omca))iteI  Don  Xrient  möi^lte  il^n,  ber  ^ßa^t 
beftöttgte  il^n  1539  jum  g-ürftbifd^of  Don  Orient, 
obmol^l  er  nur  Subbiacon  unb  erft  27  Saläre  aß 
mar.  hierauf  mad^te  er  bem  ffaifer  in  ben  92ieber« 
lanben  einen  ©efud^,  Derf ügte  ftd^  nad^  fui^er  Qfrtft 
als  föniglid^er  Sotfd^af ter  auf  ben  Sleic^Stag  m 
SlegenSburg  unb  trat  ^ier  als  eifriger  fföm))fer 
gegen  SutberS  Srrlel^re  auf.  3m  3. 1542  Iie|  er 
M  enblid^  }um  S)tacon,  ^riefter  unb  Sifd^of 
meil^en.  3l\^t  lange  barauf  ))oftuIirte  unb  erl^ielt 
i^n  baS  2)omcapiteI  Don  Sri^en  alS  SiStl^umS« 


427 


^abru}). 


428 


91bminifirator(1543  imSanuar).  Srnttömlid^en 
2Mlte  (1543)  er^o6  il^  ^apft  $aul  HI.  )um 
i^rbinal  (Presbyter  Cardinalis  tituli  S.  Cae- 
sarii),  mit  befonberer  ätüdfid^t  auf  fein  SSecl^öIt- 
ni|  p  ber  bemnöd^ft  in  Xrient  abjulQaltenben  oQ« 
gemeinen  ftird^ent)erfQmmlung.  iBon  biefer  3^U 
an  nal^m  er  mö^renb  ber  gan^enlSiöl^rigen  SDauer 
bed  Sonciliumd  Don  Xrient  eine  in  Dielfad^er  Se« 
}ie]^ung  dugerf}  toid^tige  unb  einflu^reid^e  Stellung 
ein  als  garbind^  aI8  Sifd^ofunbPrftDon  Orient, 
als  Vertrauter  greunb  unb  (Ratl^geber  bed  ftaif erS, 
)a  fclbft  burd^mel^rere  Saläre,  in  melden  baS  (Son« 
cillum  burc^  ungänjtige  3^^t))er]^öltnif|e  unter» 
btod^en  ttmr^  alfi  fdnigßc^er  Stattl^Iter  in  9Rai« 
lonb  (1555—1558).  Sinige  Saläre  nad^  bem 
@d^Iu|  beS  (EonciliumS  (1567)  reftgnirte  er  auf 
boS  SiSt^um  Orient  ju  ®un|ten  feine§  Steffen 
Submig  t)on  SRabru}}.  2(n  Sri^en  l^atte  er  fd^on 
früher  mit  ®enel^migung  beS  $a))fte§  feinen  9ief» 
fen  Solenn  Zl^omad  bon  @))anr  als  Soabjiutor 
ongenmnmen,  (el^ielt  aber  biefeS  IBiStl^um  bis  ju 
feinem  Xob.  S)ie  legten  Saläre  feines  Sebend  brad^te 
er  in  Italien  ju  oIS  (Sorbinalbifd^of  Don  @abina, 
fpäter  Don  ^ßi^efte  unb  }ule^  (feit  1570)  Don 
«Porto,  «r  ftarb  ju  »Doli  am  5.  3uK  1578.  — 
^itSeifeitlaf[ung  feiner  poIitifd^enSkrbienfte  um 
ftaif er  unb  Sleid^,  meldte  il^m  bad  befonbere  SBol^l« 
mouen  bed  Jtaiferd  ftarl  V.,  bed  römifd^en  Hb- 
nigfi  Sf^binanb  unb  beffen  Sol^neS  SRasimilian 
Merten,  möge  l^ier  nur  feiner  SBd)eutung  auf  bem 
Sondlium  Don  Orient  unb  feiner  ref ormatorif d^en 
Xl^ätigfeit  im  SiStl^  99risen  gd)ad^t  merben. 
3luf  bem  SoncUium  Dertrat  er  mit  großem  9{ad^- 
brudf  bie  aud^  Dom  jtaifer  fröftig  unterftit|ten 
gforberungen  berSeutfd^en  in  Setreff  ber  Steform 
ber  ftird^enbi8ci))Iin,  burd^  bereu  ®ett)&^rung  man 
Don  einer  Seite  l^er  immer  nod^  eine  ^Bereinigung 
unb  frieblid^  l^erfiönbigung  mit  ben  ^te^on« 
ten  Dermitteln  ju  Unnen  glaubte.  S)e|]^alb  moDte 
er  im  Slufttog  beS  ftaiferd  bie  93erbefferung  ber 
tief  gefunfenen  JKrd^en}ud^t  Dor  ben  2)ifferen}en 
im  ®Iauben  bel^nbelt  miffen.  Sd^n  neigten  fid^ 
bie  meiften  SBif^df e  auf  feine  Seite,  als  ber  erfle 
))(l))find^e  fitgat  erOärte,  er  1^  oud^  nid^tS  ba« 
ttibet,  aber  borni  mfi^n  Dor  allem  bie  anmefen« 
ben  SarbinSIe  unb  Sif(^fe  mit  gutem  Setfpiel 
Dorongel^en,  ieber  nur  Sin  IBidtl^um  bel^Iten  unb 
ouf  bad  itoelte  reflgniren,  aQen  $runf  unb  toüt» 
lU^e  eUelfeit  ablegen  (SRabrusj  toat  fe)^  prad^t- 
liebenb),  ben  dofftaat  entlaffen ;  er  fei  fär  feine 
$erfon  gerne  l^ergu  bereit.  3)a8  mirfte;  ÜRabru}) 
unb  bie  übrigen  Slfd^fe  auf  feiner  Seite  liefen 
Don  il^em  ungeftümen  drängen  etnxiS  nad^,  unb 
man  fam  enUid^  bal^in  iiberein,  bie  ®IaubenSlel^ 
unb  bie  ^erfteQung  ber  jHrd^engud^  in  ieber 
6i|ung  neben  einanber  ju  bel^beln.  9ud^  auf 
bie  Ueberfe|ung  ber  l^eiligen  Sd^rift  in  bie  9)oIfd- 
\pTQd)t  brang  SRabru})  mit  großem  ßifer  imb 
Dermenbete  fid^  mit  jhaft  für  bie  S)eutfd^en,  ba| 
il^nen  geflattet  merben  möd^te,  bie  l^eilige  Som- 
mmrionunterbeibenSeftaltenju  empfangen.  9ßä^« 


renb  bed  SoncUiumS  unb  nad^  bemfelben  Iie|  et 
ftd^,  namentUd^  im  93iSt]^um  Krisen,  bie  Srbol« 
tung  bed  malten  ®IaubenS  unb  bie  ^rfteUung 
einer  beffem  ffird^enjud^t  fel^r  angelegen  fein.  3» 
bem  Snbe  brang  er  emftlid^  auf  bie  Srfääung  beS 
ftird^engebotd  über  bie  iöl^rUdl^e  Seid^t  unb  Som« 
munion,  auf  ben  @m))fang  ber  te|tem  nur  unter 
@iner  ©eftalt  unb  auf  bie  Entfernung  Derbüd^tiger 
Sd^uIIel^rer  unb  geföl^rlid^er  Sudler;  l^ierfär  na^m 
er  aud^  ben  fröftigen  93etftanb  ber  lonbeSfürfi« 
lid^en  Stegierung  in  %nf)mtd^.  Sobann  Deran« 
ftaltete  er  öftere  SSerfammlungen  beS  (EleruS,  lie| 
$aftoraI«9Jifitationen  Dome^men  unb  fud|)te  fo 
rafd^  als  möglid^  bie  Sefd^lüffe  beS  SoncitiumS 
Don  Xrient  burdti^ufül^ren.  2)e^]^alb  lieB  er  bem 
einberufenen  (SIeruS  gunöd^ft  dreierlei  bebeulen: 
ba|  t^ber  innerl^alb  14  Xagen  jebe  Derböd^ttge 
$erfon  auS  feinem  ^aufe  entferne,  ftd^  Dor  ben 
SBirt^b^fem  unb  oer  Unmö^igfeit  im  Xrinfen 
l^üte  unb  aUe  Obliegenl^eiten  feines  SenepciumS 
treulid^  erfülle;  ben  Uebertretem  biefer  93orfd^rif- 
ten  mürbe  bie  S^communication  angebrol^i  3)aS 
Dom  tribentinif^en  (SonciKum  für  iebe  Siöcefe 
Dorgefd^riebene  ^riefterfeminar  fud^te  er  mit  olfem 
Sifer  ins  Seben  ivl  rufen,  menn  aud^  fein  9e- 
mül^en  an  ungünstigen  Umftönben  immer  mieber 
fd^eiterte.  i$ür  fein  gfürfientl^um  Srient  gab  er 
eine  eigene  ©erid^tSorbnung  l^erauS,  genannt  Oon- 
stitittiones  Christophorinae.  ^fir  baS  9iS« 
tl^um  Srisen  Iie|  er  baS  ältere  Obseqxüale  (Don 
SJleld^ior  D.  ÜRelau)  mit  einigen  93erbefferungen 
1555  als  9torm  bei  ^uSfpenbung  ber  Sacramente 
unb  Sacramentalien  neu  auflegen  (Obsequiale 
secundom  consuetudinem  et  statuta  Brixi- 
nensis  dioeoesis,  Dilingae  excudebat  ßebal- 
dus  Mayer  1555),  mit  bem  gemeffenen  Auftrag 
an  aüe  ^riefter,  bei  Sertoaltung  ber  Sacramente, 
fotoie  bei  SSomal^me  Don  Senebictionen  unb  an> 
bereu  gotteSbienftlid^en  ^onblungen  genau  bo« 
nad^  IVL  ad^ten.  ÜebrigenS  mar  er  nid^t  nur  felbfi 
fel^r  gebilbet,  fonbem  aud^  ein  befonberer  @önner 
ber  äBiffenf duften,  babei  aujierorbentlid^  fteigebig. 
SBenn  man  erfahrt,  meldte  gro^e  SluSgaben  il^m 
feine  Stellung  als  fjfürft  Don  ^ent,  mo  bie  oQ« 
gemeine  jhr^enDerfammlung  mit  fo  Dielen  St* 
fcböfen,  fürftltd^en  (Sefonbten  u.  f.  m.  tagte,  }ur 
^id^t  mad^te,  unb  in  meld^  ^ol^em  SRa^e  er  bie 
Saftfreunbfd^oft  gegen  ben  ftaifer  unb  feine  fieute 
mie  gegen  bie  beS  $ap{leS  übte,  fo  mirb  man  gerne 
entf ^ulbigen,  ba^  er  nid^t  nur  möl^rettb  ber  2)auer 
beS  SonciliumS  jmei  99iSt]^er  bef a^ ,  fonbem 
aud^  überbie^  nod^  feit  1546  burd^  bie  ®nabe 
ffaif er  ftarlS  V .  auS  ben  Sinfünften  beS  fpanifii^ 
SrjbiStl^umS  Sonq)oftela  eine  jöbrlid^e  Ißenfion 
Don  2000  S)ucaten  be^og.  2)ie  äBiffenfd^ft  l^at 
ben  f)ingefd^iebenen  tief  betrauert  unb  il^m  el^renbe 
3)ennnale  gefe|t;  feine  aUföDigen  Sd^möd^en  ent« 
fd^ulbigen  bie  ^Berl^öltniffe.  SluSfül^rltd^ereS  über 
ibn  gibt  Bonelli,  Monumenta  Eoclesiae  Tri- 
dentinae  HI,  2,  Tridenti  1765,  195—211, 
unb  in  bem  gunöd^ft  DorauSgel^enben  Sonb  bed> 


429                                                      aRö^ren.  430 

(dkn  SBerfeS  mit  bem  Xitel  Notizie  Istorioo-  unb  toeftßd^  t)on  ber  3taab,  fomit  nebjl  Ober« 

bitiche  della  Chiesa  di  Trento  m,  1,  in  pannonien(md^ba§9Rat(^Ianb,bem3uridbictiond« 

wdSfm  399 — 448  eine  eigene  Sammlung  bon  fprengel  beS  SBiStl^umS  ißaffau,  bad  ojt«  unb  füb« 

tocmBrntcn;  Memorie Madruziane,  Dorfommt.  mörtd  baDon  gelegene  ober  Unterponnonien  bem 

(Sgl  S)ie  ftin^  beS  l^L  SSigiliuS  unb  i^re  ^irten  beS  er)bi3t^um§  Solaburg  ^ugemief en.  SRit  ber 

[•w6<hiii|erL»ojen  1825, 1, 316—344;  ©in-  ie^  beginnenben  d^rifüid^en  3eü  beginnt  jugleid^ 

mdftt,  ScUrdge  }ur  @e{d^id^te  ber  Bifd^Müc^en  aviä)  eine  georbnete  (monard^tfd^e)  ^Regierung  unb 

tMft  €äben  unb  Sri^en  in  Xirol  YII,  Sri^en  eine  }u{ammen]^angenbe  ©efd^i^te  bed  SanbeS  unb 

1880,  392— «16;  PaUavicini,  Historia  Con-  SSoIfe«;  \>oä)  i[t  bie  mä^rifd^e  ©efd^id^te  nod^  auf 

cdü  Tridentiiii  IIb.  5.  6.  7  et  8.)    [Sfe^ler.]  lange  |in  bei  gön}Iic^em  SRangel  einl^eimifd^ 

|Ufr«i  (i^ij^  Morava),  SRarfgraffc^aft  OueQen  nur  auf  frembe,  jumeift  frönfifc^e  vmb 

nbdpmeic^ijcJ^Kronlanb,  umfaßt  in  feiner  l^eu«  b^gantinifd^e  Serid^te  ongemiefen,  ju  benen  eine 

tigen  Sudbe^nung  Don  22  229  qkm  faft  baS  ge«  Heine  ^n^al^l  aud^  nid^t  immer  unt)erböd^tiger 

fouBte  t$luf|gebiet  berSRard^  (Morava,  Maraha,  ißapftbriefe  bie  für  baS  ^d^engefd^id^tlid^e  notl^' 

Miros)  unb  1^  Don  i^r  oud^  feinen  9iamen,  menbigfte  @rgön}ung  bilben.  S)er  erfte  nöl^er  be« 

ntci  mdd^  cd  gum  erften  9RaIe  bei  ßinl^arb  fannte  9Jlöl^renfürft  ift  SRoimir;  er  ttHir  unter 

(Aniuüas  ad  a.  822)  in  ber  Siteratur  erfd^eint.  frönhfd^er  3ßittt)irfung  erl^oben  morben,  mu^te 

3b  ber  ftttctn  ®efd^te  fpielt  baS  9Rard^Ianb  nur  feine  &errf^<^f^  ^urd^  SJerbrongung  feined  92ad^« 

idtBeüig  eine  9loQe  ofö  Sanb  ber  äJbircoman«  bard  ^rioina  aud^  über  Oberpannonien  au3)u- 

m  unb  ber  Ouaben,  meld^  nad^  Serbrangung  bel^nen,  !am  aber  fd^Iie^Iid^  in  ben  9)erbad|)t,  fxdt^ 

kcr  öoier  Qdt  80—70  ü.  €l^r.)  al8  5Rad^bam  ber  t)om  fränfifd^en  3iei^e  freimadl^cn  ju  toollen,  unb 

finm^m  IRoricum  unb  $annonien  in  n)ed^felnbe  mürbe  barum  846  t)on  fiubmig  bem  S)eutfd^en  be« 

9eiie^gen  }u  bem  9lömerreid^e  traten.  Ob  unb  friegt,  übermunben  unb  abgefe^.  ^n  feine  ©teile 

inncveit  bid  ju  Sufong  beS  4.  Sal^rl^unbertS,  ba  mürbe  fein  9ieffe  Stafti^  (SRoftiSlam)  erl^oben.  Slud^ 

bk  rtaifd^  (Srenslonber  bereits  9)lart9rer  Don  SRaftis  verfolgte  balb  Unab]^öngigIeitS))Iftne,  leiftete 

y^lf^vä^  Staube,  mie  bie  fjSL  93ictorinu§  unb  bem  ht^aXb  855  neuerbingfi  in  SRöl^ren  einfoSen« 

Oinrnuifi,  oufmiefen,  ba9  Sb^^f^entl^um  aud^  in  ben  ffönige  Submig  erfolgreid^en  äBiberftanb  unb 

Mc$c®e0enbenDorgebrungenmar,baräberiftnid^td  fud^te  ftd^  meiteri^in  burdp  SSerbinbungen  mit  ben 

Qe^inraiteS  öbediefert  Segen  ßnbe  biefed  Sal^r-  ®egnem  SubmigS,  f o  mit  beffen  über  bie  Oftmarf 

Inibcrlft  f od  jebod^  mit  ber  SRarcomannenfönigin  gefegtem  treulofen  @ol^ne  ftorlmann,  mie  \päkf 

SntigUb,  bie  fid^  Dom  1^1.  %mbrofiu8  d^rifütd^e  ^in  mit  bem  ebenfo  treulofen  fiubmig  bem  3ün« 

idfox  erbeten  l^otte,  oud^  bereu  ©emol^l  unb  bad  gern,  }u  fd^ü|en.    Slfö  ein  ganj  befonberd  ge- 

8ol!  be»  S^riftenti^ume  beigetreten  fein  (Paulini  eignetet  ÜRittel  }ur  Srreid^ung  einer  ))oIitifd^en 

FiU  &  Ambroeü  36,  Migne  XIV,  42).  93alb  Unab^öngigfeit  fa^te  er  aber  bie  fird^Iic^e  Selb- 

woififa  Derlieren  fid^  fomol^I  3Jlarcomannen  ald  ftönbigfett  feined  SanbeS  in'd  Singe,  unb  in  biefer 

Oaaben  aud  ber  ©efd^id^te ;  bie  i^unnen  Der«  Sbfid^t  erbat  er  fid^  Dom  gried^if d^en  ftaif er  9)h« 

n^^  aSeS,  maS  an  Sultur  etma  l^ier  Dorl^anben  d^ael  ni.  ©laubenSboten,  meldte  fein  93oI!  ;,im 

mnr,  anb  unta  ber  Soaren^ertfd^aft  fe|en  ftd^  fiefen  unb  im  @efe|e"  DoUtommen  )u  unterrid^ten 

SoDen  im  (Skbiete  ber  3Rard^  mie  im  benad^bar«  Dermöd^ten.   S)a|  bie  beutfd^en  9Rifflond))rie{ler 

tat  Sollen  fejL  SHefe  l^atten  an  bem  @tan)e  beS  unter  einer  iebenfaÜS  ber  ÜRel^rja^l  nad^  floDifd^en 

b«^  ben  S^üringer  @amo  Don  627—662  ju«  SeDöIferung  nid^t  immer  Diel  mel^r  atö  ein  blo| 

fammatgel^tenen  großen  @IaDenreid|)ed  (Dgl.  Fre-  öu^erlid^eS  Sl^riftent^um  b^jufteQen  im  @tanbe 

dflgarii  Oiron.)  mefentlid^  Snt^tt ;  bann  aber  gemefen  fein  mod^ten,  lä^t  fid^  benfen,  unb  eS  mirb 

lenf^t  mieber  über  ein  ^al^rbunbert  lang  ge«  aud^  burd^  bie  ^orte  ber  ^in^er  S^nobe  Don 

müii^  S^mOel  bis  auf  bie  3eü  AarlS  b.  @r.  852  beftätigt,  mo  baS  S^riftent^um  ber  Stöbren 

aab  feiner  S^lbjuge  gegen  bie  SDaren.  Sn  beffen  als  ein  no$  rol^eS  (rudis  adhuc  christianitas 

fagceiii^  (Erfolgen  mußten  jmar  bie  @laDen  gentisMarahensiam)  ermdl^nt  mirb.  SDUd^ael  III. 

SU^renS  unb  935^menS  Die  93efreiung  Don  il^ren  mu^te  nid^t  ungern  bem  Slnfud^en  entfpred^en,  unb 

ogaun  Sebrttilem  erblidCen;  bennod^  liefen  üe  fxä),  fo  mürben  bie  auS  bem  tl^eilmeife  flaDifd^en  XJ^effa« 

auj^bemfie  791  benfrantifd^ Gruppen benSurc^«  lonid^  ftanratenben  Srüber  Conftantin  unb  We« 

{■B  gettäl^,  fd^n  beim  nää^fitn  Sufftanbe  ber  t^ob  Deranla^  nad^  SOld^ren  ^u  gelten  (Dgl.  b.  9rt. 

S^fen  anb  Sümren  aud^  mieber  }ur  Xl^eilnal^me  S9riEuSunb!Dletl^obiuS).3)ie@prad^a^i9^/^^^^^ 

a  biefem  fortrei|en,  unb  als  nun  nad^  gön^lid^er  Don  ben  bamalS  Dom  SBeften  beS  btijantinifdben 

SUenoerfung  ber  SDoren  bereu  6au|)tgebiet,  baS  bis  ^um  Often  beS  f arolingif d^en  Sieid^eS  angefie« 

iile  9amumien,  }nm  frdnfifd^  Xeid^  gefd^lagen  belten  ©laDenftömmen  gef))rod^en  mürben,  maren 

Mibe,  antaten  alSbalb  aud^  bie  flaDifd^en  92ad^  in  {euer  3eit  bei  äßeitem  nid^t  f o  Don  einanber 

Ion  berfelben,  fomit  gunad^ft  bie  3Rard^f[aDen,  Derf d^ieben,  mie  in  ber  9teu3eit ;  fömmtlid^e  @laDen 

kl  iimika  Zribut  geloben.  S)ie|  mar  }ugleid^  entbd^rten  aber  bamalS  nod^  einer  33üd^erfd^ft 

fir  bk  Srage  beS  religiöfen  9e!enntniffeS  biefer  unb  gebraud^ten  jum  3ftl^len  unb  SBal^rfagen,  )u 

Mfafclttfieu  entfd^eibenb,  unb  bereits  803,  mie  ^auS-  unb  ^ofmarfen  nur  il^re  Slunen.  ^cS^tt 

■MtnoB  829  mieber,  mürbe  baS  (gebiet  nörblid^  ^  (^onftontin  ober  S^riH  Dorerft  ein  eigenes, 


431                                                    iER&^rcn.  483 

btm  Slotiif i^m  angtfxigteS  WpljaM.  baS  eegeit-  SlaDcnieic^e  eint  firic  Stellimg  ju  tKifi^lfen.  CS 

Wattig  unter  htm  IRamenbeSalosoIüif^enbetüimt  nwx  biefe  bit  gmd^tung  einer  eigenen  panmmi- 

ip,  unb  begann  mil  Ueberltagung  beB  ao^aHntS-  jeden  (bäm.  ma^n]^tii)  grjbiöte)t  unb  bit  Sei» 

öxmgeltumS  eine  flootfc^e  SibelüberjeSmig  berju-  Ici^ung  berletten  an  ben  869  in  Som  felbp  jum 

Een.  ®it  toeitewn  üiad&rii^fen  über  Me  md-  Sil^ot  ßemei^ten  SCTlct^ob.  ftierburtld  SoOtt  boS 

!eit  btt  btibtn  griti^iJi^jlQBii^en  ©InubtnS-  ©lonenrei^  bouenib  an  bte  römiji^e  Ritc^  gt- 

n  im  inä5ri|Atn  ©eWete  berul^en  faft  nur  auf  butiben,  ber  übetgtofeen  «uäbe&nung  btr  ioabt 

einer  neUjc  von  Segcnbtn,  totli^e  (bötem  unb  lunt  batnals  fui  3lm  tKbro^Iit^en  Snai^l  S)tut{(ld(atib8 

3:i^e  fcbiematifdden  Urf()nnig3  ftnb  unb  mit  i^icn  toie  ou^  bet  btuti^n  HRetiopoIiten  eint  @^ante 

^^t  mibeifbrucdeDoIIen  Angaben  fef)r  Diel  gut  etfebt.  bit  €ifeifu(^t  €onftanlino))el3  aber  unb  boS 

Siermiming.  abet  nur  fe^i  nenig  gut  HuF^eOune  ^ftrauen  beS  gmi(^  beutjc^etn  unb  bqjanttni' 

bee  miiüii^en  @ac^Der^alteS  beitragen.  S)a6  bie  fc^  einflu^  {^nanlenben  Bulgarien  bfl^nn^* 

?(nrtienbung  ber  flaüifc^en  Spiai^e  beim  !8Dlf§=  tigt  werben.  S)ie|e  abfielt  mürbe  jebotö  ntt^t  «■ 

unttrrt^te  unb  bei  ftr^lii^  Sinbadjten  unter  ber  reicht  Suetf'  flinfl  Bulgarien  für  SRom  Dtrloren, 

mäbrifd^en  SeOBHenuifl  Dielen  SlnHang  fonb,  ift  inbem  eS,  tmim  geroonntn,  fic^  ji^on  870  an  baS 

natürlidi;  aiic§  Tonnten,  fo  lange  teine  bebtntli^e^  gtiti^if^de  $atriai^at  an|i^lD|.  £)en  tmtbtrt|oIten 

ten  9Ieueiungen  Dorfamen,  bte  beutjc^eii  ?ßric(ter  ^rotepen  ©aijburgä  unb  ^aljau'S  gegenübtr,  bit 

nnb  i^rt  Ober^irlen  gegen  bo3  WnUn  grie äiic&er,  J^  auf  eine  Töjätirige  ^luSübung  i^ter  SturiB- 

fi0  getreu  an  bie  Äir^engefsfe  öollenben  ^riejter  biction  in  ben  Don  ffiart  bem  ©rofeen  eroberten 

ni^t  fiel  ttnmenben.  ^|  biefe  aber  jdicn  in  ber  SÖnbim  beriefen,  Tonnte  aüerbingS  auf  boS  äUtrt 

Seit  i^ret  erften  antoefenlieit  jmifi^en  863  unb  Serf)t  be8  apofloüfc^en  Stuhles  lingemiefen  oer- 

869  irgenbmo  eine  flaoif^  !DIe|Iitutgie  einju-  ben,  ber  bie  Eni^tung  befi  neuen  grjjprengelfi 

fübren  uerfuc^t  Ratten,  nricb  bon  leiner  gioubbomi  nur  al3  eine  Smeuerung  ber  alten,  blD|  bui^  bie 

Oueüe  behauptet.  StnDafion  ber  Sloaren  unterbiüÄen ,  firmifd^en 

S^ieSc^idfoltäRii^renS  unb  feiner  ftii^etDortn  ^töctfe  betro^ttt  niffen  mollte.    %i3  874  nuir 

weiter^  nefentlt^  oon  ben  mcc^felnbcn  befolgen  aui^  Die  ^nerfennung  ber  pannonifc^mä^fifieB 

beeinpu^t,  meldet  bit  J^nro^tngtr  im  ffomtjf  für  Sri^iSceft  uon  Stilen  beS  ßönigS  Subnig  ttrei^t 

bie  entieitttung  t^reräAai^t  gegen  Optn  mit  ber  Smatoplul  Dtrtrieb  um  biefelbt  ^tit  bie  beutf^ 

ni^t  mtnber  felbftfüc^tigen  b^jontinifc^tn  Sßolitil  $ritptr  au3  bem  Sanbt,  unb  für  XRet^obfi  Xfiätig* 

errangen,  roä^renb  beibeu  gegenüber  btr  römifi^e  leit  pmtb  nun  ein  fe^ir  toeiteS  @ebiel  voQftönbig 

©tul)l  bur^  feine  TOalnal^men  i)a%  äffio'^I  ber  oD-  offen.  3n  ber  golge  Bar  eS  aber  Sroatoplul  felbp, 

gemeinen  Stiiift  nia^rjune^men  bemüht  war,  ©en  ber,  übtrbaupt  unfabig,  ba3  lü^n  {Ermorbene  ou^ 

granlen  mar  SRaftij  mit  feiner  gonjen  ^Itung  ju  erbalten,  ber  rubigen  SfBeiterentroidelnnfl  be3 

olsbfllb  betört  tjerbä^tig,  ba|  fidon  864  Pönig  md^rifd^enftin^entbumSebtt^inhemifieatsgöt- 

Submig,  natbbem  er  fn^  ber  SSuIgaren  bunl^  einen  berung  bereitete,  lieber  bie  ginjel^eiten  ber  SBiif- 

griebenibunb  uerfidieri  buHe,  ein  §eer  gegen  i^n  famteit  ültetbobS  in  ber  3"*  Don  874—885  gibt 

fiil)tte,  ibn  in  feiner  ^auptfefte  tinfc^lofe  unb  ju  eS  leine  eiujige,  Qc^tbiftorif^t^lüd^ri^t;  nutaaä 

nettetllntertterfungn&t^iflte:übererfl870gelang  römifc^n  Duellen  ergibt  fic^,  hafe  ibm  SBebräng- 

eS,  ben  immer  reieber  gegen  Submig  confpirirenben  niffe  au§  ber  3Intoenbung  her  flaniftijen  ÜRefelitui- 

ajlüfirenfürpfn  burdji  btn  Berratö  feineB  eigenen  gie  erftonben,  ntläft  er  als  grjbifi^of  mit  feinen 

Steffen  StoalDpIuf  ju  übcrmälligen.  gr  rourbe  in  ©ctiüicm  einjufü^ren  begonnen  bitte.    Sioeiraal 

Wegeniburg  jum  Xobe  oerurtbeilt,  jebDi^  nur  ge-  mürbe  bieielbe  auf  bie  fflagen  ber  3)eutf^en  ^in 

blenbetunbincinffloPergefperrt.  3t)m  folgtt  Don  con  Jotiarmc^  VIII.  Daboicn,  jucrft  873  burc^ 

870—894  Smatopluf  (3roeniiba!b)  a]§  fröntif^tt  ben  Segalcn  $aul  Don  'Jliicona,  bann  mitber  bur^ 

SBafoB  ober  Se^Sfürft über ÜCRä^ren.  ©uri^neut  po^iflli^cs  S^ieiben  Bon  879;  foHte  ober,  vxä 

BitIfältigtlleberHPun9bfr3)eutfJ6enBerpanbbit'  jebod)  felir  beäloeifelt  werben  mufi,  infolge  ber 

(er.fi^oDmiüifleinemätbtigeSteaungjugrünben;  aied^tfertigung  SDfet^obS  berfelbe  3o]&Qnne8  VUL 

binnen  ffurjem  reifte  feine  §errfd|oft  über  boi  biejer  flanift^en  Süurgie  bie  Slpprobation  flräfet 

©ebietju  btibtn  Seiten  btr  SDiartb  unb  ber  Slonau  eri^eill  ^aben,  fo  mürbe  biefel  tctne  mtjentlit^ 

bis  ^inab  an  bit  SaDe  unb  bit  ®rau,  nßrhli^  übet  Slenbening  ber  ißerbällniffe  btrbcigtfü^rt  ^ben. 

SBö&men  HB  gegen  bie  ©aale,  unb  na^  bem  gorcb-  Sag  bcutj^=Iotf  inij^e  fiird^eniDfjcn  mar  inSbefon- 

^imet  Eßertrage  Bon  874  flanb  er  in  einem  Sun-  becc  in  Ober-  uiib  UulcipnniiDiiien,  oo  bie  floBifd^e 

btaoertmltniffe  ju  S)eutf(^Ianb.  ©ewö^nli^  wirb  ©eBölIerung  übetbaupt  nur  bünn  mar,  bo^  gu 

biefe«  SReirf)  ©roatoplufö  baS  „grofema^rifrfie*  ge-  mächtig;  büju  ni^  ber  880  für  Sieutra  in  Ober- 

nannt;  her  SuSbruÄ  „@ro&mä^ren"  mirb  jebodd  pannonitn  oufgefteHte  ©uffrügonbifc^of  SDIet^obB, 

urfprungli*  oon  gonponhn  Sßorp^gtogenetoa  nur  ffiie^tng,  ein  ©ünftling  MmuIfS  Don  R&mß^ 

auf  baS  untere  ^annonien  angeroanbt.    3n  ber  eine  offen  feinbftlige  Gattung  gegen  ÜRet^Db  an, 

Sttifi^niäeit  mar  Don  Seiten  bei  päppIic^enStu^.  unb  Sroaloblut,  Diel  ju  ftbr  butd)  bit  SRutffi(5t 

le8  ein  bB<^  roi<(|tiger  Sii^ritt  gefc^eben,  her  unter  auf  bie  beutf^enOberlelieni&erren  gebunbtn,  gtigle 

anbeten  Umftänben  am  Pd)erpenl(iälttbajub!tnen  fi^i  in  feiner  Sffleife  oI§  ajitlöobs  ©iJnner.   9118 

muffen,  bem  Don  ffitfi  unb  Op  umworbenen  bieftt  bann  885  parb,  mürbe  her  ddu  ibm  ge- 


488 


SKä^rifd^c  Srübcr  —  SDlaeS. 


434 


Miifit  Stad^folger  (Sorogb,  el^e  er  orbinitt  toer» 
bm  !oinüe,  nngefeitert  unb  886  mit  ben  anbeten 
20064älemaRet^obS  über  bie  S)onau  gefd^fft, 
■0  fic  fi4  bolb  unter  ben  fd^igmotifd^en  Bulgaren 
Rdoren.  3)ie  (Sefd^id^te  l^at  oud^  nid^t  einmal 
eineftunbe  t)on  berStdtte  aufbema^rt,  anmeld^er 
her  Sladcnapoftel  fein  @roo  fanb;  üBerl^aupt 
Vßodqlt  fortan  jiebe  drinneruno  an  \f)n,  6i§  erft 
in  14.  äü^rl^unberte  mit  ber  Sinfül^rung  feines 
Se^  fein  ^nbenlen  mieber  auflebt.  SDte  SRad^t 
cvoatdphd^  nol^m  immer  nod^  ju,  befonberS  als 
Inmif,  ttiol^I  )um  So]^ne  für  bie  bei  ber  Srmerbung 
bcr  i^aifennärbe  geleijleten  SHenfte,  il^m  ^öl^men 
(oQflibd  abtrot  9ber  aud^  biefe  ^reunbfd^aft 
10^  ein  Snbe ;  @n>ato))Iu!  ftarb  894  nad^  einer 
Smut^gung,  unb  feine  brei  Söl^ne,  unter  bie 
irine  ^)crrfd^ft  bann  getl^eilt  mürbe,  Derloren  ein 
Stnd  Sanb  nad^  bem  onbem.  @d^on  895  fteUte 
^  ^MHpnttt  fdrmlid^  unter  2)eutf^Ianb  unb  er« 
K^eiat  feitbem  aud^  ftrd^Iid^  ofö  im  S)i5cefe  SRe- 
genShirg  gel^ihrig.  gffir  baS  übrige  SRöl^renreidb 
mdfiit  nod^  Sol^omted  IX.,  bem  nad^  bem  Sinfau 
ber  SRogporen  in  Stalten  an  ber  Srl^altung  eineS 
Warfen  €lQt>enreid^eS  um  fo  mel^r  gelegen  fein 
in4te,  einen  Serf ud^,  bie  t)on  ben  IBorgöngem  ge- 
tcofme  (Sinrid^tung  for^uerl^ten,  inbem  er  899 
ciBfli  Sribifd^of,  3ol^nne8,  unb  jmei  Sifd^öfe, 
Seaebid  nsb  2)aniet  nai^  Slöl^ren  fatd>te,  meldte 
bofi  Stei^  in  iner  Sprengel  tl^eilten  unb  einen  S«)« 
M^  imb  brei  Sifd^öfe  für  biefelben  meil^ten. 
Iflein  meber  bie  9iamen  bief er  93ifd^öfe  nod^  beren 
8i)e  merben  irgenbmo  genannt.  SßobI  ober  ift 
ein  neuer  f^nit^  beS  Sol^burger  Sr^bifd^ofd  unb 
feiner  Suffrogone  befotmt,  meldte  t)on  einer  felb» 
pänbigen  (xmnonifd^n  Srjbibcefe  nad^  nrie  Dor 
iridis  miffen  moDten,  unb  901  jiel^en  f d^on  mieber 
Si$(M  9ti(^  ttm  ^ffou  unb  ®raf  Ubalrid^, 
Mm  iKnig  Submig  gefd^idt,  nad^  9Rö^ren.  93on 
905  begimit  beffen  meitere3etfiüd(elung  burd^  bie 
Stog^oren,  mit  benen  bann  $oIen  unb  Säöl^men 
ben  8eft^  tl^en.  93on  einer  fird^Iid^en  ^bmini« 
Mira  itnbet  fid^  jie^t  feine  @pur  mel^r  bis  auf 
bie  fou^tung  eines  SiSti^umS  in  $rog  973, 
ad^efi  nebft  Sbl^men  oud^  SRäl^ren  umfd^Iie^t. 
Siofi  5o^  1063  bringt  bonn  mieber  ein  eigenes 
Süt^  für  anderen  mit  bem  @i^  in  Olmü^. 
(Son  ^ier  xigL  für  boS  IHrd^gef^id^tlid^e  b.  9rt. 
Chnn|.)  ^oliHfd^  hm  3R&ffvtn  1028  burd^  Sr- 
obenmg  g&nglii^  unter  SBöl^en,  foUte  1182  als 
Oiaifgraffd^ft  oon  biefem  mieber  unabl^öngig 
Mben  unb  nur  unter  foiferlid^er  Sel^enSl^o^eit 
nebn,  blieb  ober  bennod^  Söl^men  Ie]^enS))fIid^ttg. 
Sät  bem  iobt  Submi^  IL  t)on  Ungarn  lom  eS 
15*26  an  Cefierreid^  unb  ^tte  feitbem  leine  eige* 
am  Storfgrofen  mel^,  fonbem  tbeilte  fomol^I  ))0« 
litifi^  »ie  fird^lid^  bie  ®efd^id(e  Oefierreid^S.  3m 
isSfa  1890  jd^Ite  bie  aRorigraffd^ft  2  272  856 
tauolpmi  bot^on  finb  663962  beutfd^,  bie  übrt« 
9aiGMn,  tkUfyt  fid^  imor  ber  böl^mif^en  (cjed^i- 
\lim)  6i^tflftiiu<jie  bebienen,  ober  obmeid^enbe 
SMaUk  (m6^fd^  tmb  flmxififd^)  ffnred^en  unb  ftd^ 


öorl^errf d^cnb  jur  römifd^«!at]^oIifdJen  SReligion  be« 
fennen.  (Sgl.  Codex  diplomat.  et  epistolaris 
Moraviae,  ed.  Boczek,  I — V  Olomucii  etBru- 
nae  1836—1850,  fortgcf.  t).  g^lumecf^  u.  gl^^til 
VI— Vn,  gjrünn  1854— 1864,  öon95ronbI  Vm 
bis  XI,  ebb.  1874-1885 ;  ffiubil  0.  S.  B.,  3Rä]^. 
renS  aBgem.  ®efd^.,  12  93be.  unb  2  SRegifterbbe., 
©rünn  1860—1888;  ©inael,  ®ef(^.  ber  ©loöen- 
Qpo\itl  Stritt  unb  SRetl^ub,  Scitmeri^  1857  unb 
SBien  1861 ;  ®erf.,  ftird^enl^iftorifd^e  ©d&riften, 
SBien  1872,  H,  9lrt.  6.)  [Suffd^.] 

W^t^üf^t  9tftber,  f.  mWW  »rüber. 

iBaes,  31 1  e  ja  n  b  e  r,  S.  J.,  S^eolog,  geb.  ju3lnt« 
merpen  1649,  leierte  ^I^Uofopl^ie,  bann  Sl^eologie 
au  äntmerpen  unb  Sömen  unb  ftarb  1694.  S)o  er 
faum  etmaS  oonSebeutungl^erouSgegebenl^t,  möre 
fein  92ame  löngft  Derfd^oHen,  menn  nid^t  eine  je* 
fuitenfeinbUd^e  Partei  i^n  ber  IBergeffen^eit  ent« 
riffen  l^ötte.  Sr  l^atte  nömlid^  }u  $ntmer))en  am 
20.  3uni  1690  eine  S^efe  über  bie  fog.  pl^ilo« 
fopl^ifd^e  @ünbe  Dertl^eibigen  laffen  für}  Dor  ber 
burd^  tllesanber  YHI,  am  24.  3luguft  beSfelben 
3a]^reS  auSgefprod^eneniBerurtl^eilung.  UebrigenS 
l^at  nid^tSRaeS  biefe  3Reinung  guerft  auSgefpro^eu; 
fte  mürbe  bereits  unter  bem  ^orft^  beS  P.  ÜJtuS« 
nier  S.  J.  1686  gu  S)ijon  oertl^tbigt,  Don  3{nt. 
Slmaulb  gierig  aufgegriffen  unb  mit  ber  ben  jon« 
feniftifd^en  $arteif ül^rem  eigentl^ümlid^en  @d^ein« 
l^eiligfeit  burd^  Derf  d^iebene  @d^riften  f  örmlid^  beim 
^opft,  ben  Sif  d^öf  en  unb  Parlamenten  benuncirt 
2)ie  Dom  ^apft  als  scandalosa,  temeraria,  pi- 
arum  anrium  offensiva  unb  erronea  Dermorf ene 
Sl^efe  lautet:  Peccatum  philosophicum  aeu 
morale  est  actus  humanus  disconveniens  na- 
turae  rationali  et  rectae  rationi ;  theologioum 
yero  et  mortale  est  transgressio  libera  di- 
vinae  legis.  Philosophicum  quantumvis  grave 
in  illo,  qui  Deum  yel  ignorat,  vel  de  Deo  actu 
non  cogitat,  est  grave  peccatum,  sed  non  est 
offensa  Dei  neque  peccatum  mortale  dissol- 
Yens  amicitiam  Dei  neque  aetema  poena 
dignum.  Siefe  Sl^efe  gab  3lnla|  gu  gal^lreid^en 
@>treitfd^riften  (f.  Backer,  BibUoth.  des  Ecriv. 
de  la C.  d.  J.  H,  948  ss.,  2«  öd.;  SReuf^  Subej 
II,  536  ff.).  SBenn  aud^  einer  ober  ber  onbere 
Sefuit  fid^  mel^r  ober  weniger  für  biefe  9Reinung 
Dor  il^rer  ißerurtl^eilung  ouSgefprod^en  l^aben  f  oUte, 
fo  ift  eS  burd^ouS  unrid^tig,  jo  eine  Serleumbung, 
menn  man  bief elbe  als  OrbenSlel^re  ausgibt;  benn 
mie  SretineaU"3ol9  berid^tet  (Histoire  de  la 
Comp,  de  J.  IV,  428),  befinbct  fid^  in  bem  «rd^io 
beS  römijd^en  ß^oüegS  noc^  boS  ^ergeid^ni^  ber 
©utod^ten  über  bie  in  SRom  Dom  Drben  cenfurirten 
aSüd^er.  Sarin  ift  nun  bereits  oom  Solare  1619 
eine  oon  üicr  Seöiforen  abgegebene  Srflärung  gu 
lefen,  bo|  biefe  anftd)t,  bie  bomoIS  ein  ^rofcffor 
in  einer  ©d^rift  ouSgefprod^cn,  obmol^l  fie  t)on 
fotl^olif  d^en  ^uctoren  oorgetragen  morben,  oon  il^m 
gu  miberrufen  unb  feinen  ©c^ülem  boS  Oegentl^eil 
gu  bictiren  fei.  gin  äl^nlid^cr  gntfd^eib  mürbe 
oud^  im  3. 1659  oon  ben  OrbenSret)iforen  ob« 


485                              ÜHatStii^t  —  3ßa|igftit3Deieine.  486 

et{|t(tn.  Sliefc  andnung  nutbt  nic^t  einmal  ton  (tnen  f^bto3  }u  galten,  falls  bem  SSttnmfennt 

einem  Stfuittn  juetft  ouSgefagt,  bo  fd{|on  gronj  ein  Unfall  begegnet. 

3umel,  b«  gu  enbe  be9  16. 3a^^unbexte  lehrte,  Mt  teligiofen  S>eiij)min(itiimtn  in  Imerita  imb 

unb  giang  be  iBictoria  0.  Pr.  (geft.  1546)  folc^er  Snglanb  ^aben  ft$  bte  Pflege  ber  ÜHäligteit  unb 

gebenfen  (ogl.  Tanner  11,  diap.  i,  q.  1,  dab.  S),  iBefämpfung  ber  Sninfud)!  tum  3«t«  Öffefc'  unb 

nxlc^  fie  Dorgetrogen ;  unb  jut  6nt|(i)ulbigung  ^en  größere  ober  geringere  ferfolge  erjielt.  Unter 

aKu6nitr'Sbemerft58iBaCDamnataethe8.jubiefer  ben  S)if(enter8  finb  ei  nmnentli^  bie SDietöohifien 

prop,  §  3),  bafi  er  hieje  Slnjic^t  ntd&t  (o  unbtbingt,  unb  ©aluttften,  roüäftn  Seetotoliäm  «13  eine  3ieli- 

fonbtm  nur  unter  gemifJEn  ©ej^ränhingen,  unter  gion  in  ftd£)  felbp,  als  bie  fajt  einjige  ^rifüii^e 

StorauSfegung  mtrüi^er  unDerfi^tbeter  UtUemit-  Jjigenb  gilt;  mon^e  3)tUgIiebn  tljrer  ißereiue 

ni^  ©olteS  auägef()ro(^en  ^obe.       [&urterS.J.]  glauben  aKer  übrigen  ©tltense|e&e  enthoben  p 

SKocsfridf,  ^tsitium,  f.  Süttic^.  fein  unb  ma^en  fi[^  bemerfli^  bur^  Sügellofig- 

9Bd^isft(ttovneitt((3:emperonjgefe]I(i^ften)  teit.  S^iintel  unb  £ßtra^tung  oQer  HhätUXMio- 

)inb  SJereine,  beten  SRitglitber  Jc^  enttoeber  aUet  taUiS  ift  ein  bei  allen  biejen  3nä$igleil§t>ttetntn 

geijltgen  @etränfe  ober  nur  beS  SBtanntneinS  ganj  häufiger  S^^Ier.  @erabt  bie  bauenibe  Sete^rung 

unb  für  immer  ober  biä  gu  einem  genipen  @rab  Don  Snintentiolben  gelingt  Derbältnigmii^ig  Jelten, 

entölten  unb  juglei^  ber  älninlfu^t  übet^au^it  bagegenioitb  Don  manchen,  meiere  fe^onalBKinbet 

ju  fteucm  fu^en.  Sin  foId^etSieTein  nutbe  guerft  ben  pebge  (ein  Sietfpreii^en,  ber  geiftigen  @t* 

1517  gu  @iag  in  @teiennarf  burt^  &iegmunb  träntefiii^guent]^alten)ütieme^men,bie@efa^ab> 

Don  3)tetricEiftein  gegrünbtt  unb  erhielt  ben  Sternen  gemenbet.  ISorbinal  !D{anning,  einer  bet  eifrtgfttn 

@t.  S^njtov^Sorben.  @egen  ben  Unfug  be§  3"'  »^  etn^ulretcliften  ^äBighitiotioftel,  ^at  bantm 

trinfenS,  ben  fc^on  Äaifet  Waj  L  auf  bem  SRet^a»  bie  aJriefter  ©nglonbS  aitfgeforbert,  bie  ^eron» 

tag  ISllftrengDerbßtenliütte,  rief  garbinol Otto  ttac^irnbe  ®eneratian  Dor  bem  Saft«  ber  Iruid« 

£ru^fe|  am  27.  Secen^  1545  bie  @t.  ^6-  fu^t  burdE)  bie  Sßerlifltd^tung  jur  gönjlic^en  <£tit* 

IlonuiSgefeUfi^aft  in'e  £eben.  2}n  neuerer  3eU  fmb  tialtuna  gufc^tien;  bie  fat^Dlifi^en  Sif^bfe  3i^ 

nn^fligtettSDereine  befonberS  in  Dloibamtrifa  ent*  lanbS  ^atien  baä  9uimltd)e  get^n  unb  namentlt^ 

fianben.  S)er  anterilanifc^e  ^igt  Dr.  Stuf^  mai^te  bui^  baS  SSerbot  bei  S!Birt^§^uebefud^e8  an 

buicb  fein  1785  Deräffentlic^leS  !3u(^  „@egen  bie  ©onntagen  @ro^eS  erreicht.  IBon  1833  btS  1845 

olloqDlifctien  ©etränfe"  fold^tS  ^luffe^en,  bafi  be-  übte  ein  einfacbet  ^rieftet,  bet  betannte  ,g=at^" 

geifterte  aHänuer  über  fein  Sudb  in  üerf(l()iebenen  S^eobalb  SDlat^ew  (1790—1856),  eine  ungemein 

€töbten  SImerila'e  Siorlefungen  l^ielten.  infolge  gro|e  SQiirffamteit  auf  Silanb  unb  ©rogbritoii' 

baDon  mürbe  1803  ein  ÜJtäfitgleitSDtrcin  gu  IBoftou  nien  über^au^t  au3 ;  tm  %  1842  Ratten  5  3RiI> 

gegiftet;  getDb^nlid^  aber  gilt  bie  uon  ©reenfieQ),  lionen  auf  feine  ^eranlaffung  ba8  Xein)]erang' 

einem  bet  a}lö|ig[eit§a}io^el,  gu  ©aratoga  in  ben  Selübbe  abgelegt,  ^ui^  bie  gro|e  ^ungerSnot^ 

SBereinigten  ©tooten  1808  gegrünbefe  alä  bie  etfie  Don  1846  iebo^  unb  bie  Vertreibung  ber  fleinen 

„SenMieranjgefenft^ft".  ©ine  anbere  ©efeUfttiaft,  ^Öi^tet  Don  §au§  unb  §Df  »urben  in  Urlaub  bie 

bieAmericanTemperftnceSociety(1826),fanb  gtüc^te  feinet  gtoBartigen  S^ötigfeit  ffiieber  gn> 

au<^  in  3rlQnb  burc^  ebgar  Don  Selfoft  unb  in  ftört.  S)oS  gtenb  unb  bie  Sßetjmeifluug  trieti  bit 

e^otttanb  bur^  3)unIop  Don  OlaBgatD  ißetbtei-  tüt^»  unb  ^ilflofe  arme  S8tD5Iterunfl  bem  flauet 

tung,  aber  erfl  Dier  Rollte  fpäter  be^nte  fid)  bie  Sc-  loieber  in  bie  Irme,  bem  fie  frütier  abgejagt  ^aüe. 

Biegung  anä)  auf  englanb  au8.  Sofep^  Siucfei)  non  SJiebcbeutenbfte  Bereinigung  bilbet  für  «metita 

^refton  ging  meitei  alä  feine  SJorgänger  unb  fübrte  gegenwärtig  bie  National  Temperance  Society, 

1832  bie  gänglii^e  Snt^oltung  Don  nCen  gciftigen  für  ©ro^britannien  bie  ünlt^  Eingdoiit  So- 

©ettänlen  (SeelotoliSm)  ein.  Slaiii^t,  ni^t  ju-  oiety.  Süt  bie  ftolliolütn  fle^t  obenan  baSgrofte 

trieben  mit  bet  gänjlidjen  ent^altuiici.  terpflic^'  aßerfbc86Qrbtnal§imannin8,TheLeagaeofttia 

teten  fi^  gur  Unterbrütfung  befi  ®e7iniie§  gfifÜGEt  Ctobb,  1886  bereits  160  Smeigoeteine  umfoffenb. 

©etränfe ;  fie  Detfpra^en,  ni^t  mir  nicmmibem  bc-  Sliefi  ift  eine  Bon  Sßiuä  IX.  unb  Seo  XIH.  gut- 

toufc^enbe  ©etrünle  ju  Derabrei^en,  fonbetn  au^  ge^ifiene  (ttc^Ite^  SBtubetfi!|aft,  bie  p^  übet  olle 

bui^oflegeieSIii^enaRlttelbenSetue^beraBirttiS-  SönbetengllfcdetSunBeetftredt.  auSetbemfinbju 

l&äufer  eingufi^tänren  ober  gang  gu  Mtbieten.  3n  nennen:  ber  S{6otlif(l&. SßreSb^terianif^  ©wein 

berS^otift  eB  in  einigen  ©laaten  «merilo'fl,  in  (1845),berengIif(^.©taotair^Ii[^e,berOrderof 

tinigenenglifi^eolonienunbanberSltio  gelungen,  Good  Templars  (1868).  eine  Slrt  ^^rnmauitf 

benSBetfauf  Ben  a"ftigtn  ©ehönlen  abguf^ff en ;  orben,  ber  befonberä  gablreit^  in  ben  englifc^ra 

oÄet  bet  a:runffu(^t  toutbe  mit  nickten  gefteuert,  ßolonien  ift  unb  ungefi^r  500000  3Jütg(iAet 

benn  bie  bem  Xtunf  ergebene  SBenöKerung  fyit  ^t,  Sons  of  Temperance  (1842)  mit  ungefä^i 

SRittel  unb  SBege  gefunben,  bem  allen  Softer  nn^  200  000  SDlilgliebem  (nac^  «nheren  nur  80  000). 

[emet  gu  ftö^nen.  SÜJeiferfinb  bie®efebe  in  eini-  Unterbengtauen»ereinenfinbeniiä;6nen§nierttiTlie 

gen  SPtoDinitn  3tufitalien8 ,  »elc^  bie  ÜBirt^e  WomanOhriBtian  Temperance  Union  (1874), 

prengcontroliren,  bosauSfü^enrenfurÄinber.Un-  TheWoridWomanTemperancelJnion(1883). 

mfinhtge,  Iruntenbolbe  ftreng  befkafen  unb  ben  Shic^  in  ©eutfi^lanb  ift  man  mit  «nftrengungen 

agitl^  jnringen,  bie  SBernianbten  eines  iSetrun-  gegen  bie  furddtbaren  Sßetl^eerungen  beS  SlUofiDrs 


tf«                                              3Säfttttciti»crciae.  438 

Sa^gnfcMttttaii^.flugfirgt  1881*  asxMfi  Jtiltgtiik  Vtt  Oreabgrig  ftsA' 

[ib  pätuuKWBL  ^o^hplaiii"  hc^er  fXo^igbit^&cxniu  ober  Sntaiil^afiai  {v 

Said  mb  lc9Bi&if^  Ihii^  bit  Snlpiaiig  Mib  wi tfciiwi  ScttnirfHig  bg  Innrf« 

^%9il$37i.  bcrgliigifaif*  iiAr'.ltoeibiiigli^lSSSiBflaMto^Sai^ 

jnskbitft  ^füasdier*  3crns  otga  bea  fSisbuui4  9^V^9^  Ooisiiie^ 

Imta'iirt  Smidkai  nf$  S«ieB  genttto;  er  ^  m  Snwa  kiaca 

tp6ier  naer  bca  2ild  kSwn^ibe  Soxtxäge  nd>  mosatMlie  ^3Ritt^ 

I«  HaJMjtrianorlfyfctt  in  tangn"  bir  Xxsid^Hl^    X«6  sban^aa  bk 

^Cttmw  te  bcBtiiba  StiSSiji*  9bigtsd)cr  ffiat  Wliiaalg  Sctudidiboig  bei  Snt* 

fB  C 'iMtiÜ ■  ii^wg  ffldpocft  Mnbc  ^>rtiCT<|  fir  $il(  Kfb^.  anb  uiudxu  aiifet  bk 

Sii  1^  ^A.  Vi^iiibftn  iMkonabni  bk  Sat^olt*  yaitk^t  ffii^iilliag,  fwibcra  aar  ^9Rasi§{nf* 

iai  Sii^iMiiagi  olifibuM^  QiyfBnbfrbttkrtiiyafliiaifay|!Priigi 


ecs»  a^üoL  ia  Cibcates  kit  beatiAca  9lasiglRfitaNgBa9",  bk  fiife  kbiglii^ 

1^39  rZ^  ^imwgi'^tiiib,  eint  3^^^  ^orf  bca  Sinahiinaft  bcr  ^aaunilat  nc&t  aab 

:9ldBi§tuiälRiiiat  akbt  Sat^oltang,  tmbaa  aar  SRa^igtdt  iül|  {aai 

T%ati<tiaa>*.  fbuhrngtoflgi«  3uk  k|t,  {^obea n4 iebmil ia oodOki^ £a^^ 

lai^bai^foilieai^aai  Sippe  ioid^BaaibafleSMc  bcr  ateaSatiBt  cil^alluc  fo 

3aScniakak9inalS43  bklbkklbcaaai^banlt  bk€iBniicimilStö,49 

bö  Sl  js^na  ia  C^aa»  yliiini^ntica-  £<t|inrtt^iiniiiifec$aiipcJ9c!tul^g; 

Cxfolg  ia  Siat  aab  bcr  1S57  oaf  bcai  iatoaatioaaka  ScMtMlig« 

|B  ciiaa.  tesScoBgas  |a  Juiiiffait  o.  9L  bvt  Saifef  bei 

baut  CT  ia  cnao  Sntxat  vaxai  aofod^iea  ^attt,  fDanlt  1863  |a 

£)Mn  föOOOtßaiDacB,  bdE  oonnopcr  ring  gtofeca  JScacmlacnaBnilBns  bcr« 

iakiacana^iglciMcRiaaaf*  kibca  iiüiibUca,  ja  d- 1883  gcknig  cd  Sdnor 

laf  9ahä  Si0Mi  1844  fol^  SiabdrlHfiMi^zaicBinubkiaVRaBCBbcmbca* 

KT  vzpnQKr  ö^cfCt  |B  vcaini^  oca  ii  gwTpintnTniguHJcinacyrpttffiiBiiKyi  isiia^ 

bff  lyi  ipaoiM  aa  fciat  ci^caca  ^ßlnx^  tmiiai  pi  bcai  ^ feanatac i  hi  ibf  bcr  cmnicjifhKb« 

ober  aad|  oaf  bik  IfaagEgeBb  i|nnlübai  ffatbg>^^""fr»^^bcinar  ia  Sc&n4Manb 

£k  aaifiuaük  Oült  |ar  ScÜnapfaBg  bcr  Zzaaffaubt'  ja  uciciuiQou 

ailaxkbca  Aa|Ni)iacr  QriibflB  bct^a  Crpaa  oad^  p^  wod^  hcS  1837  flygraabctc 

3a  wai^  SsMka  bade  lUb  bk  ^gcatniftkitr  ijL  fba27,lprülS87^aiBibcig 

bk  gn^  9o*<>l  aaSybcbal,  £inapScrfiaba$50iatii9tdBbiUiBaibcrpinifti> 

nr  WbcfläioafoUbcr^bkiicb  icbcaScmacriiigio^gckkit.  S)ick3hrciBcaaSbcr 

bB^  ScShiii  ]pr  flSisiffcii  scrpitiditcf  b^ttca.  3^  ^  »cr^ca  bcuncbca  Wa^igkiWbfiifgnig* 

9BlipftlS44a4aibcr«i3biM0faoaOlani|  Mflca  oaf  rdigidfer  Qiaablogc  Mca  aab  m^ 

fckaK2^iioEicbkSaAciBbk€>oab;bk9id«  toageabkaatiflcfaibflltknalcitbOBCiMulinria. 

bOB  ftuilaa  twbciif  uc  bas^  ja  "yn&fcwb  awibca  aalcr  fiaifcr  9h£oliDiS  bk 

JRäsiginWbnriaf  ünfartga  al4  fd^abtgeab  fnr  bk 

Xv^caboff  criob  dngor  XVL  bciwiiih:  jabapnc   £q  gfnibrpnl^  aii^t  ^dtca 

|a  ciBcr  finblicbca  Smbcr«  gm^c  ftian  iiyciwiibf a  bai4  Sciabbt  fi^  |ar 

icaifipni  ani  icaya  awatica  igatyniaag  aoa  icamiinMna  ocrpu^^UiHCn,  awnüc 

fnbcrtca  gäiQli4c  ant  gopott  ygea  fk  borygaaiira  (lh)tb,  feacbb. 

ai&bi9ca@aa]|aoa  bcrin9ki4cabcaStati(tiLecii^l871,ILSbcb. 

bgL  Sopdiiteag,  «a«  e.  124).  3a  JN>laab,  &ißtibtm.  bcr  64»«} 

Scr  Sercia  |laab  a,  f.  wl  toaatca  bogcgca  aayjHwt  Scrfaibc  loUbcr 

64a|c  fnniB^  (f ,  i).  So«  Scrci«  geawbt  »crbca.  3b  e^Mtai  cmfianb 

bk  ^NBimmiiMtil  iaCbcr»  1857  bk  buibutk  ^&bwcbitibc  Wfifeiglciggcfcfl« 

fiHBiuG^pctelM5).3B3.1«45MaB£<alicb-  i^off.  ai^  ia  bca  cr«ca  |cba  Sobrai  Qkg  bk 

12 1Rä^ußä}^aiaMQp^z  jobl  bcrSraacaBf  500.  eiBCBSerciaambcm 
«^  SübbddMkmb  aagriäbr  @ti[abia|  billiger  (hitbaltnaggiäabetcpKrfkSo« 
aritl'tWüiioamWä»  amel  Cibcb  ia  €tfxlboIaL  3a  3n°>trc«b  tmirbc 
9L  XXCL  g4j;.  Sk  bkr  am  29.  Xcccaibcr  1871,  namtam  tmä^  bk«c- 
awogf  bcr  SoQtarifiunKB  cr^  anibuagfa  Scrgcnnr  $«  eia  SRoBiskttaicrtai  gc« 
!•  ctea  bicfc  aa4  feracrbia  grnBbet,  aB§bcmom2.när)lS72bkABsoeia- 
tellM«gni£cci4cSixt■agiBlg|ci^£iBac  don  fran^aiseeontre  Tabus  des  boissonsaleo- 
6i  |tt  i*  B0db  ia  ^ölcna  3a|iRB  «nantlttb  boHqoesliguwigiag.  3a  fetoflanbbilbclc  10^1842 
t  AüBff  S.  J.  Cgc^  1875)  o»  «poitcl  bcr  bk  ^5tkbcrffflibtf(bc  ®cidlHbaft  va  »iibaiiaag 
fhijaiüfi  bcr  DtäBigfril^Dcrriac  bcr  Sarfca  ®cträBle*,  bk  tn  bcn  ficbci^igcr  3ab> 
2k  28.  eaaxd'  rca  ca.  150009htgrtcber  }ä^ltc.  ^cbcnibrwrft 
bcr  ttttäftßkm  3)ca44iaBbi  (Soaa  feit  1881  bcr  Volksboad.    3«  Ocpmci^  er» 


439                                                  ÜRftMsung.  440 

fij^eincn  monotUd^  ble  „SDWtti&eUunöen  bc§  öftcn.  1885;  9l.Saer,  ©ie  Srunffud^t  unb  il^c  mtödit, 

SEkreinS  gegen  %tunf\viä)i" .  3tt  ber  @^metg  Be«  ein  Seitrag  ^um  ber^eitigen  @tanb  ber  ^Ool^ol« 

gann  eine  erfolgreid^e  SSereinStptigfeü  1867  in  frage^  äBien  1890;  Dr.  SQB.  aRortiuS^  ganbta^ 

5Reufd&otel  1871  in  Saufanne,  1874  in  Sem.  ©ie  ber  beutfd^en  Srinfer«  unb  Sruntfud^tSfrage.  ®tt 

am  21.  September  1877  ju  ®enf  gegrünbete  So-  Seitrag  jur  fociolen  üleform,  ©otl^a  1891.  3tt 

ciäte  de  Temp^rance  de  la  Groix-bleue,  meldte  Sremerl^aDen  erfdbeint  feit  1.  Januar  1891  «3ntec* 

bie  t)oUe  Snt^attung  t)on  geiftigen  ©etrönfen  ber»  nationale  30tonat§fd^nft3urSeIäm))fung  ber  SrinI« 

langt  grünbete  feit  1885  aud^  3*üeigöereine  in  fitten",  l^erauSgeg.  D.  ^ropft  %f^.  ©örenfen,  ©fon« 

Selgien  unb  ® eutf ^lanb  unb  f u^t  ebenf o  i^re  SDBirf «  berborg  (S)änem.),  Dr.  9lug.  Qforel,  $rof eff or  a.  b. 

famfeit  auf  bie  romanifd^en  Sönber  au^jubel^nen.  Uni&erfttöt  SMä)  u.  %    [^.  3tnimermann  8.  J.] 

3n  S)önemarf  toat  1843  ein  ,,3:otaIent]^aItfam«  ^ä^i^iinti  39lögig!eit  (temperantia)  ift 

leitS&erein''  unb  ein  ;,3Rögigfeit§t)erein"  entftanben,  biejenige  fittU^e  3:ugenb,  burd^  tt)el^  ber  Snenfd^ 

bie  ftd^  jiebod^  burd^  gegenfeitige  Sef einbung  balb  ^u  im  ® ebraud^  ber  natürli^en  ®üter  bie  redete  Orb« 

®runbe  rid^teten.  Srft  1879  mürben  neue  Sereine  nung  malert;  fie  gel^ört  5u  ben  Sarbinaltugenben^ 

gegrünbet,  bie  ie|t  in  Slüte  flnb.  3m  Wlgemeinen  in  benen  baS  gefammte  ftttlid^e  fieben  mie  in  feinen 

laben  bei  ben  Sdllem  nid^t^englif d^er  3unge  bie  Sngelpunften  fid^  bemegt ,  unb  t)on  benen  feine 

Seftrebungen  für  üdUige  Sntl^altung  Don  geifti*  einem  freien  acte  fel^Ien  barf,  menn  er  mol^ri^ 

gen  ©etrönfen  (3:eetotaIer§)  menig  gfortfd^ritte  ge«  ftttlid^  gut  fein  foU.  3um  Unterf d^iebe  bon  ben 

mad^hmanbegnfigtftd^.lIRögigfeitunbSntl^altung  anberen  Sarbinaltugenben  fommt  ber  9Rö|igun8 

t)on  Sranntmein  )u  empfel^Ien,  unb  erhielt  meit  bie  redete  Orbnung  beg  Segel^reng  }u;  fie  bulbet 

beffere  Stefultate  atö  in  @nglanb  unb  9iorbamerifa.  lein  Segel^ren  in  ber  Seele,  meld^ed  nid^t  mit  ber 

SQBal^rl^aft  löd^Iid^  ifl  bort  baS  Seben!en  mand^er  t)on  ®ott  ald  Url^eber  ber  9latur  unb  ber  ®nabe 

XeetotalerS,  meld^  ftd^  meigem,  beim  9lbenbma|le  gefegten  S^iedCorbnung  im  Sinflange  fielet.  Sie 

SQBein  p  loften ;  nod^  läd^erlid^er,  bag  bie  |iro»  mug  mitl^in  rüdCfid^tUd^  aOer  begel^renStoertl^eii  vf 

teftantifd^en  ®eiftlid^en  an  bie  Stelle  beS  äBeineS  bifd^en  Objecte  geübt  merben  (Temperantia  est 

für  baS  ^benbmal^l  ein  ®etrönle  gefegt,  baS  ben  refrenatio  cupiditatis  ab  üs,  quae  temporar 

SeetotalerS  leinen  ^nfto|  gibt.  Sie  ®enfer  So-  liter  delectant,  S.  August.  Quaest.  Lxxxiir, 

ciete  de  la  Groix-bleue  |at  in  il^rer  iBert)f[id^*  q.  61,  n.  4)  unb  ifl  nac^  bem  1^1.  Stomas  (S.  Th. 

tung  5ur  SotalabStineu}  ben  religiöfen  mie  ben  2,  2,  q.  141,  a.  2)  eine  virtos  generalis,  toü^ 

mebicinifd^en  ®ebraud^  geiftiger  ®etränle  aud«  ben  SOtenfd^en  anregt,  in  aOen  feinen  Steigungen 

brüdKid^  aufgenommen.  Sie  Semül^ungen,  bie  unbbaraugentfpringenbenQanblungenl^in^d^tlid^ 

^Regierungen  SnglanbS  unb  ber  bereinigten  Stau-  ber  gefd^aff enen  Singe  baS  redete  9)ta|  einjul^Iteo. 

ten  )ur  UnterbrüdEung  aller  SBirtJ^SI^öufer  ju  Der»  2)er  2Ra|ftab  l^ierfür  ift  nur  bie  Sejiel^ung  bei 

mögen,  ben  Serfauf  aller  beraufd^tä)en  ®etrönle  ®efd^5pfe3  auf  baS  einzige  ginalgut,  bie  emige 

8u  unterfagen,  finb  bis  )e|t  nod^  erfolglos  ge«  Seligfeit  in  ®ott.  SebeS  gefd^ffene  ®ut  ifl  nur 

ilieben.  SS  fmb  in  Slmerita  befotä)er8  bie  2)eut«  f o  meit  begel^renSmertl^,  als  eS  ^ur  Srreid^ung  bet^ 

fd^en,  meldte  il^re  SonntagSoergnfigen  unb  il^r  feIbenbienenIannoberi]^rmenigftenSnid^t1^hiba> 

Sier  nid^t  aufgeben  moUen  unb  bur(|  il^ren  poU»  lid^  ifi.  Salier  baS  fd^öne  SBort  beS  |^L  StugufKii 

tifd^en  Sinflu|  bie  ®egner  beg  ZeetotaliSmuS  ge-  (De  mor.  eccL  1,  n.  25):  Temperantia  est  amor 

ftötit  l^aben.  %xi^  in  Seutf d^Ianb  lonnten  bis  j[e^t  sese  integrum  Deo  incorruptumque  servana. 


bie  £eetotaI*®efeIIfd^aften  nid^t  }u  größerem  C^n 
flu|  fommen,  ba  bie  öffentlid^e  SDleinung  gegen 
eine  Sef d^rönfung  ber  greil^eit  ift  unb  ba  nur  baS 
Sranntmeintrinlen  eine  fodale  ®  efal^r  in  fid^  birgt. 
Sie  3:em))eran5ler  ftnb  befonberS  rül^rig  in  Ser« 
breitung  Don  Sd^riften  gegen  bie  Zrunffud^t  too« 
t)on  jebod^  bie  menigften  miffenfd^aftlid^en  ober 
ftiliftifd^en  Sßertl^  l^aben;  eine  äBürbigung  ber 
®egengrünbe  finbet  man  feiten ;  in  Smerifa  unb 
@nglanb  mirb  Don  il^nen  faft  ieber  9lid^t-£eeto« 
taler  ben  ®ottIofen  beigejö^It,  bie  Sd^attenfeiten 
ber  lIRö|tg!eitSDereine  merben  nie  l^erDorgel^oben. 
9uS  ber  gal^Ireid^en  fiiteratur  lieben  mir  l^eroor: 
P,  T.  Winskill,  History  of  the  Temperance 
Beformation.    One  hundred  years  of  Tem- 


9iid^tS  barf  um  feiner  felbft  miüen  begel^rt  toerbei^ 
bnbem  j[ebeS  Sing  barf  man  nur  Derlangen,  t»> 
bmeit  eS  um  ®otteS  miUen  gemoQt  merben  tcam, 
unb  nur  ^u  bem  Don  ®ott  beftimmten  3medk 
(8.  Aug.  1.  c.  21  drc.  fin.).  ßineS  fold^en  3Ra|- 
l^altenS  bebarf  nun  bie  Seele  in  gai^  befcm- 
berer  Sßeife  bei  bem  Segel^ren  nad^  finnlid^en  (B^ 
nüffen.  Senn  bie  Soncu))iScen}  biefer  9rt  mibe«- 
ftrebt  im  3uft<^nbe  ber  auS  bem  SfaUe  erlösten 
%atur  am  meiften  ben  il^r  Dom  natürlid^en  va^ 
göttlid^en  ®efe(e  angetoiefenen  Sd^ranfen.  2^ 
biefer  Sejiel^ung  mirb  bal^er  bie  temperantia  p 
einer  virtus  specialis,  3Rft^igIeit  im  engem 
unb  gemöl^nlic^en  Sinne  beS  SßorteS^  möl^reid^ 
5ur  Segeic^nung  ber  Sarbinaltugenb  baS  SBoct 


perance,  New  York  1886;  Centennial  Tem- ;  aWäfeigung  Dorjujie^en  fein  bürfte.  Si  coa- 
perance  Volume,  Philadelphia  1877;  äRar«  i  sideratur  antonomastice  temperantia,  secmi- 
tiuS,  Ser  Ramp^  gegen  ben  ^Ifol^olmi^braud^,  dum  quod  refrenat  appetitum  ab  hiis,  qnaa 
pQÜt  1884;  Serf.,  Sie  ^meite  beutfd^e  Snö^ig* ;  maxime  alliciunt  hominem,  sie  est  speciaUs 
bitsbemegung,  ^eißronn  1886:  fiammerS,  Sie  j  virtus,  utpote  habens  specialem  materiam 
SHä|ig!eitSgefe|gebungini^reraaBirffamleU,Sonn  1  (S.  Th.  1.  c). 


441 


3Rd|igung. 


442 


S)al  6ttbiect  bec  SRöligfeit  al3  fpedeUer 

Xigenb  iß  ber  appetitos  concupisoibilis ;  fie  ift  in 

■täxiu^  Stiie^ung  bie  ertoorbene,  in  übematür» 

fi^  bie  notn  l^eiligen  (Seifie  gemirfte  ftraft  bed 

9egc^nmgS)Knn5gen8,  nid^t  bem  blinben  Stiebe 

ber  faaalxi^  9latut,  f onbem  ber  t)oxt  ber  SSemunf t 

sab  (Bnabe  gezeigten  Orbming  im  Skrlangen  naä) 

giiiiiciigcnü{|en  }u  folgen.  äl^reObjecte  bil» 

bm  bie  }iir  lExi^Umig  ber  leiblid^en  92Qtur  Dom 

&^d|ifec  beftimmten  Xl^ötigleiten  unb  bie  bamit 

lechöÄcnc  Sitfl — ®enu|  oon  @pei{e  unb  Sranf 

fB  Cs^iottinig  bed  fiebenS  ber  änbiDibuen  unb 

dngung  pxt  Srl^ltung  beS  ®tjifit^itd  (art  4). 

fl  bmmt  ber  Xitgenb  ber  9Rö|ig!eit^  namentlid^ 

Ol  Satd^mig  ouf  baS  fepeQe  ®ebiet  eine  bef on* 

bot  SBäxbe  §u,  meil  fte  baS  niebere  leiblid^e  fieben 

in  ber  Unterorbnung  unter  bad  l^dl^ere  geiftige 

e^ftlt«  unb  bie  moralifd^e  greil^eit  fröftigt  unb 

fecM^  gegenüber  ben  mQ(|tigften  trieben  ^  in 

wdifm  bie  men{(^tid^e  92atur  ber  tl^ierifd^en  ftd^ 

aaaäfyai,  unb  totlä^  bem  (Seifte  fortnml^renben 

ftm^  bereiten.  3nf of ^^<  f\^  ^^^^  nur  bie  im  fieben 

M  Sii^elncn  liegenben  SSe^iebungen  }n)if d^en  bem 

nbcm  snb  l^ö^  geiftigen  (Sebiete  be§  menfd^* 

fi^cn  SBefend  regelt,  fielet  fie  benienigen  Xugenben 

Ol  Sert(  tio^,  burd^  meldte  ber  SDienfd^  in  bie 

niftt  Orbinmg  jur  (SefeUfd^oft  gebrod^t  tt)irb  (®e* 

itäfdgfai  imb  Xopferteit) ;  Dor  biefen  gebül^rt  ber 

Snooig  ben  Xugenben  bed  rein  geiftigen  SebenS 

ob  Mnr  allen  ben  tbeologifd^en  (art.  8).  S)ie  ber 

SUftigleit  entgegenftel^eii^en  fiafter  entioürbigen 

ianfaihmVttR]äfta am meiften  unb  mad^en  i^n 

nji^ig  ^^erer  geifüger  SSerooIßommnung,  ha  er 

bn4  ^  V^  Xl^iere  ^rabftnft  (q.  142,  a.  4). 

Sonit  bie  9Rd|igung  ooEIommen  unb  bel^orr» 
fii^  gcfibt  iDcrbe,  beborf  fte  ber  @d^eu  (yerecundia) 
ftK  oOcm,  1908  ungegiemenb  unb  unel^rbar  ift 
^  144),  unb  bed  3<irtfinned  (honestas)  für  boS« 
%  liMft  e^bor  unb  tool^lonftönbig  ift  (q.  145). 
finb  bie  \!^x  beigegebenen  partes  integrales. 
—  3^  Unterarten  (partes  subjectivae  sive 
wf&dfBB)  ftitb:  in  Se^ie^ung  auf  ®enu|  t)on  @pei- 
{■  bk  Snt^tfomfeit  (abstinentia)  unb  rüd(* 
^fSä^  ba  ®etrön!e  bie  92üd^teml^eit  (sobrietas); 
«Sqicl^iing  auf  gefd^Ied^tlid^en  93er!e^r  bie  j^euf  d^» 
|Bt  nb  bie  @<l^mbaftigfeit  (q.  143).  3m  Sin« 
pim  ijt  hierüber  ^olgenbed  ^u  fogen. 

a.  Cat^aUf amiett  (abstinentia)  ift  bie  £u« 
fäb,  UPd^e  ben  SRenfd^en  l^abitueQ  ba^u  anregt 
Ib  Scimffc  ber  &ptx\t  ber  redeten  Orbnung  ber 
iBmft  {u  folgen  (2  $etr.  1,  6)  unb  @pei{e 
■^  m  bcd  ©innengenuffeS  tt)iüen  gu  nehmen 
(8.  Th.  q.  146).  9m  ooUfommenften  betl^Qtigt 
|i  JH^  in  Sofien,  b.  i  in  freimilliger  Sntl^altung 
!■  Sa^mng  um  eines  ^b^m  SugenbmotioeS 
Mhn,  unter  Serüdfid^tigung  ber  SSer^öItniffe  be§ 
te^  unb  ber  @efunb^t  nad^  ben  ©runbjö^en 
ks  Zagenb  ber  iHug^eit  (q.  147).  Soften  im 
■■mnufn  (jejanium)  föQt  unter  ba§  Statur» 
M;  eine  be^mmte  Sri  unb  äBeife^  e§  ju  üben, 
f  Ccgrnfhmb  beS  |>ofttit)en  ®e)e^e§.  ^u^erbem 


ip  eS  aud^  freiioUIige  abtöbtung  jur  ßrlangung 
unb  Seioa^rung  l^öl^erer  SSolIlommenl^eit  (f.  b. 
9lrtt.  Soften,  «btöbtung).  ©er  «bstinena  ent- 
gegen  ift  Unmä|igfeit  im  gffcn  (gula).  ©ie  ge- 
hört unter  bie  peccata  mortalia  ex  genere  suo, 
U)irb  ober  nur  bann  }ur  Zobfünbe,  menn  man 
in  Sefriebigung  ber  e|luft  fo  fel^r  feine  ©eligfeit 
fud^t,  ba|  man  bereit  mSre,  ^retmegen  felbft 
unter  fd^merer  @ünbe  t)ert)flid^tenbe  ®ebote  }tt 
übertreten  (quorum  Dens  venter  est,  $^il.  3, 
19),  ober  toenn  man  toiffentlid^  unb  freiwillig  ba- 
burd^  bie  ©efunbl^eit  fd^toer  fd^öbigt  ober  ftd^  un« 
faltig  mad^t  aur  erfüUung  mid^tiger  $pid^ten. 
S)ie  oerfd^iebenen  Unorbnungen  im  9lal^rung§- 
genuffe  f  ofet  ber  1^1.  ©regor  b.  ®r.  jufommen  (Mor. 
30, 60):  Qoinque  modis  nos  gulae  vitimn  ten- 
tat:  aliquando  namque  indigentiae  tempora 
praevenit;  aliquando  lautiores  cibos  quaerit; 
aliquando  quae  sumenda  sunt,  praeparari 
accuratius  expetit;  aliquando  in  ipsa  quan- 
titate  sumendi  mensuram  refectionis  excedit; 
aliquando  ipso  aestu  immensi  desiderii  ali- 
quis  peccat,  —  meldte  fünf  9rten  Don  Unmäßig* 
feit  lurj  mit  bem  ^e^ometer  bejeid^net  loerben: 
Praepopere,  laute,  nimis,  ardenter,  studiose. 
S)ie  ungeorbnete  S^begierbe  gel^drt  unter  bie  fteben 
§aiH)tfünben  (f.  b.  ^rt.  Softer),  unb  oIS  folgen 
(filiae)  berfelben  be^eid^net  ber  1^1.  @regor  b.  ®r. 
(Mor.  31, 88)  eine  nid^t  t)on  ber  SSemunft  geleitete 
Sröl^Iid^Ieit  (inepta  laetitia),  SluSgeloffen^eit  im 
Senel^men  (scumlitas) ,  Unlauterteit  (immun- 
ditia),  ouSgeloffene  unb  tl^örid^te  ®efd^n)ä^igleit 
(multiloquium),  @d^toäd^ung  ber  ^nteUigen^  (he- 
betudo  sensus  circa  inteUigentiam). 

b.  ^üd^ternl^eit  (sobrietas)  er^ätt  ben3Ren* 
fd^en  in  ber  redeten  Orbnung  in  SSe^iel^ng  auf  ben 
@enu|  üon  ®etrön!en  imb  ift  fpecifif db  Derf d^ieben 
t)on  ber  ^bstinenj,  meil  fte  ein  fpecififd^  onbereS 
Objectl^ot.  3l^r  ®egenfa^  ift  bie  @ünbe  ber  Xrun- 
fenl^eit  (ebrietas).  2)iefe  bilbet  ^mor  ^ufommen 
mit  ber  Unmä|ig!eit  im  Sffen  (gula)  Sine  ^oupt« 
fünbe  —  ift  ober  bod^  ber  @pecie§  nod^  üon  il^r 
üerjdöieben,  »eil  fie  in  einer  gonj  onbem  äBcife 
ber  Orbnung  ber  SSemunft  entgegengefe^t  ift  al§ 
jene;  fie  beraubt  felbft  beS  SSemunftgebroud^eS. 
^obfünbe  ift  bie  freimiUige  unb  DoHfommen  gu« 
red^enbore  @elbftberau(d^ung  (ebrietas  perfecta), 
burd^  meldte  nid^t  für  ^ugenblidfe,  f onbem  für 
©tunben  unb  nod^  längere  Stxi  olle  fjö^igfeit  Der« 
nünftigen  S)en!en§  unb$^a.nbeln3  aufgehoben  mirb. 
Sl^re  ©ünbl^ajtigfcit  liegt  barin,  bofe  ber  nicbem 
finnlid^en  Suft  bie  totale  §errfd^aft  über  bo§  p^ere 
geiftige  fieben  eingeräumt  mirb  (S.  Th.  1, 2,  q.  88, 
a.  5  ad  1).  3n  einem  geringem  ®rabc  (ebrietas 
imperfecta)  ift  fie  an  fid^  nod^  läfeUd^e  ©ünbe, 
wirb  ober  jur  3;obfünbe,  toenn  bobur^  fd^mcreS 
^ergemil  gegeben  ober  bie  Ucbertrctung  mic^tigcr 
^Pid^ten  Derf  ^ulbet  toirb. — S)ie  1^1.  ©d^rift  fpridjt 
fid^  überbot  fiafter  ber  Xmnf  enl^eit  au§ :  6pr.  20, 1 ; 
21, 17;  23, 20. 21. 29-32.  gccli.  19, 2.  3f.  5, 
11;  28,  7.  Of.  4, 11.  fiuc.  21, 34.  Köm.  13, 13. 


448 


aRöfeiflwnß. 


444 


®oI.5,21.  ieor.640.  l^etr.4,3.  ©änil^cSe- 
täuBung  !ann  ou$  eintreten  infolge  be§  ®enu{fe§ 
von  SBein,  melden  bet  Slr^t  in  einer  bem  Patien- 
ten nid^t  gett)5]^nli^en  Ouantitöt  t)erorbnet  l^at. 
®orin  aber  liegt  nid^t  eine  beabfid^tigte  Sefriebi- 
gung  ftnnlid^en  ®enuffeS,  alfo  au^  feine  @ünbe. 
68  »irb  nur  ein  für  bie  §ci^wwö  ^^  Äranfen, 
alfo  für  einen  erlaubten  Stoed,  notl^toenbigeS  9Kit« 
tel  angemenbet,  an%  meld^em  nebenbei  unb  ol^ne 
alle  Slbftd^t  bie  ))]^9ftfd^e  SQBirfung  ber  93etöu6ung 
erfolgt  (2,  2,  q.  150,  a.  2).  Sbenfo  n)enig  lann 
ber  ebrietas  gleid^gefteKt  merben  Betäubung  burd^ 
narfotifd^e  äßittel  jur  Srleid^terung  t)on  Opera- 
tionen; an  ftd^  ift  fold^e  oont  @tanbpunlte  ber 
3Jtoxa\  nid^t  }u  beanftanben.  S)urd^  ftl^nlid^e  SRittel 
@terbenbe  in  Semu^tlojigfeit  t)erfe^en,  bamit  fie 
baS  @efü|^l  für  ben  ©d^merj  Derlieren,  ift  mit 
ben  d^riftlid6«etj^ifd^en  ®runbf&en  nid^t  Dereinbar ; 
ob  baS  9lämlid^e  bei  ben  ©ebörenben,  allem 
d^riftlid^en  @efül)l  entgegen,  erlaubt  fei,  mu^  afö 
fcl^r  gmeifell^aft  bejeid^net  »erben.  —  ®ie  ©ünbe 
ber  Srunfenl^eit,  namentlid^  wenn  fie  jur  ® emol^n- 
l&eit  gemorben  ift,  jiel^t  bie  oben  aufgcfül^cn 
folgen  ber  gula  in  meit  l^öl^erem  ®rabe  al§  biefe 
nadb  ftd^.  ^ie  @d^ulb  ber  im  S^ftanbe  ber  93e- 
raufd^ung  begangenen  ©finben,  toie  Qflud^,  un- 
leufd^e  Sieben,  Unlauterfeit  u.  f.  to.,  erfd^eint  info- 
»eit  geminbert,  aI8  e§  ber  Semunftgebraud^  ift 
(alfo  gans  auSgefd^Ioffen,  merni  biefer  ganj  auf» 
gel^oben  ift),  aufeer  ber  ©d^ulbige  l^abe  fd^on  im 
|[cte  feiner  Unmäjigfeit  gett)u|t,  ba|  er  in  ber 
Srunfenl^eit  leidet  fold^e  ©ünben  begebe,  unb  11^ 
gleid^mol^I  nid^t  unterlaffen. 

c.  lieber  bie  jf  euf  d^l^eit  (castitas)  unb  bie 
entgegengefejbten  ©ünben  f.  b.  SIrt.  Äeufd^l^eit.  ©ie 
t)onf ommenfte  Uebung  berfelben  ift  bie  Sungfräu- 
lid^feit  (f.  b.  9ftt.). 

ßS  gibt  aud^  oiele  lugenben,  »eld^e  ber  SKäfei» 
gung  äl^nlid^  finb,  infomeit  il^r  SOBefen  SKa^l^alten 
in  »efriebigung  natürlid^r  Steigungen  in  fid^ 
f d^Iie|t,  unb  meldte  unter  i^rem  Cinfluffe  fi^  ent« 
folten  unb  betl^ätigen,  in  il^r  alfo  quasi  in  po- 
tentia  entl^alten  ftnb  (partes  potentiales).  2)iefe 
flnb  1.  ©elbftbel^errfd^ung  (continentia)  im 
Sinne  moralif  d^er  geftigf  eit  ber  ©eele  f  elbft  gegen- 
über l^eftigem  «nfhirme  ber  Seibenf  d^af  ten  (q.  155). 
Sie  ift  eine  bem  SBertl^e  nad^  ber  IKäJigfeit  nad^» 
ftel^cnbe  Sugenb,  infofeme  ber  Swftötib  öoller 
Untermerfung  ber  leiblid^en  Slatur  unter  ben  ©eift 
bem  3uftanbe  beS  ÄampfeS  oorjujiel^en  ift.  gl^r 
Subject  ifl  ber  ägiDe,  meldten  fie  fröftigt  in  ber 
ffial^l,  in  bie  er  geftellt  ift,  mit  ßntf d^iebenl&eit  fld^ 
bem  l^öl^em  gciftigen  Segel^ren  (bonum  rationis) 
bin^ugcben.  S)ie  2Bad^t  ber  Seibenfd^aft,  gegen 
toeld^e  c§  fd^ioer  ift,  fid^  ju  bel&aupten,  bietet  aber 
aud^  im  f^Ue  beS  Unterliegens  (Incontinentia) 
mel^r  ober  »enigcr  gntfd^ulbigung  (q.  156,  a.  8). 
Unentl^altfamfeit  gegenüber  ber  finnlid^en  Scgier- 
lid^feit  ift  fd^ulbbarer  atö  gegenüber  ber  3om- 
mütl^igfcit,  weil  in  i^r  bie  geiftige  Sl^ötigfeit  ganj 
erlahmt  unb  bie  Seele  ganj  öom  fjfleifd^e  gefned^» 


tet  ift,  unb  »eil  man  fid^  leidster  ber  ftnnlid^en 
93egiertid^feit  ermel^rt,  als  beS  plb^Iid^  entbrennen- 
ben  3omeSfeuer§.  tJfemer  gel^t  ber  ^ornmütl^ge 
gerabe  unb  offen  gu  SEBerTe,  möl^renb  ber  Süftling 
jid^  in  92ad^t  unb  ^nfel  ein^üUt  unb  l^öuftg  unter 
bem  Sedfmantel  ber  fiüge  unb  ^eud^lei  fid^  t)er- 
birgt  (q.  156,  a.  4). 

2.  S)ie  ber  Sötnmütl^igfeit  entgegengefe|ten 
Sugenben  ÜRilbe  (dementia)  unb  Sanftmut)^ 
(mansuetudo)  fd^Iie|en  9Rö|igung  in  ft(^  in  bet 
SBeife,  ba|  erftere  ben  ftrafioürbigen  Untergebenen 
gegenüber  Sd^onung  unb  C^rbarmung  malten  Iö|t 
le^tere  aber  für  bie  t)on  gleid^gefteUten  ^erfonen 
erlittene  Unbilb  fid^  mit  madiger  ©enugtl^uung 
begnügt,  ober  fie  f elbft  mit  ooHer  iBerjeil^ung  unb 
SBo^ltbun  ermiebert  (q.  157).  3nbeffen  märt 
nid^t  nur  ungeorbnete  3ommüt(|igfeit,  übermö^ige 
Strenge  unb  ©raufamfeit  Sünbe  (f.  b.  3lrt.  Safter), 
{onbemaud^  ®leid^gültig!eit,  %pat]^ie  unb  fd^möd^ 
lid^e,  Sd^aben  bringenbe  9iad^ftd^t  gegenüber  ben 
Sel^lem,  gegen  meldte  aufzutreten  unb  bereu  Seffe- 
nmg  ^u  erjielen  man  t)erppid^tet  ift  (inirascentia). 

3.  Sefd^eibenl^eit  (modestia,  q.  160)  im 
SMgemeinen  ift  bie  iugcnb,  meldte  ben  9)ienfd^en 
beföl^igt,  in  ?Infe]^ung  alle§  beffen,  maS  ntd^t  fo 
fel^r,  mie  bie  Sinnlid^feit  unb  bie  3ommüt]^igfeit, 
baS  Segel^ren  foüicitirt,  bie  redeten  ©renken  ein- 
^ul^alten.  3m  Sin^elnen  mirb  fte  mobiftcirt  nad^ 
ben  t)er(d^iebenen  Obj[ecten.  Se^üglid^  beS  gebül^ 
renben  SorrangS  t)or  anberen  erfd^eint  pe  alS 
S)emut]^  (f.  b.  9lrt.),  ber  entgegengefe^t  ijl  Stolj 
unb  C>offart  (f.  b.  «rt.  Safter).  —  Sll§  redete  Drb- 
nung  ber  SBi^begierbe  mirb  fie  t$tei|  (studiositas), 
momit  man  grünblid^eS,  bem  Serufe  entfpred^enbeS 
SBifJen  ftd^  oneignet;  il^m  entgegen  fielet  bie  9?eu- 
gierbe  (curiositas),  meldte  aud^  baS  ^u  miffen  i^er- 
langt,  ma§  nid)t  p^id^tgemög  ift,  mol^l  aber  ber 
Sugenb  l^inberlid^  ift  unb  felbft  oerberblid^  »erben 
fann.  —  3m  äu|cm  Senel^men  ift  fie  Sefd^eiben- 
l^eit  im  gemöl^nlid^en  Sinne  be§  SBorte«.  aud^ 
ba§  aeufeere  beS  SKenfd^en,  ffleibung,  ©eberbe, 
®ang  u.  f. ».  mufe  geregelt  »erben  burd^  bie  Ver- 
nunft unter  SRücffi^t  auf  Stonb  unb  ©eruf  unb  bie 
Sejiel^ungen  ju  anberen  SKenjd^en,  unb  barauS  re- 
fultirt  bie  SBol^lanftänbigf eit  (omatus).  Sie  ift  ein 
aibbilb  unb  Stxä^zn  ber  guten  Drbnung  be§  innem 
aKcnfd^en  (gccli.  19, 27).  «uö  bem  1^1.  «mbrofiu« 
(De  off.  1, 18)  fül^rt  ber  1^1.  Sl^omaS  bie  SBorte 
an:  Habitus  mentis  in  corporis  statu  cemitur 
.  . .  Yox  quaedam  animi  est  corporis  motus. 
Sntgegengefe^te  Sünbe  ift  aber  au^er  bem  äJlangel 
an  SBol^lanftanb  (per  defectum)  eitle  Siererei 
(per  excessum)  alS  SluSbrud  be§  Stolpes  unb 
ber  ©efallfud^t,  ober,  »a§  om  fd^ulbbarften  »öre, 
mit  bem  95e»u6t|ein  ober  felbft  ber  äbfid^t,  ba^ 
man  in  5ttnberen  baburd^  unreine  Segierben  ^erDor- 
rufe  (1  Sim.  2, 9).  —  Segc]^ren§»ert]^  ift  für  ben 
SKenfd^en  aud^  grl^olung  unb  Spiel;  aber  aud^ 
l^ierin  ift  gar  fel^r  not]^»cnbig  SKo^l^oltung.  ®ie 
barauf  be^üglid^e  2:ugenb  »irb  bejeid^net  mit  bem 
SEBorte  eutrapelia.  (ißgl.  au^er  ber  Summe  beS 


445 


aWaffei. 


446 


fjL  X^omoB  1,  2  unb  2,  2  ben  Sommentor  oon 
Seegor  tM>n  Sdlentio ;  88.  Augustinus,  De  mori- 
liiu  EccL  caÜi.;  Ainbrosius,  De  offic;  Gre- 
goriuB  M. y  Mor.  in  Job;  8.  Bonaventura, 
Brvrfloqmmn  unb  Centfloquium ;  Lessius,  De 
jure  et  Justitia.)  [$nmet.] 

ptff ei,  9laine  mehrerer  geleiten  ätaliener. 

1.8ernarbtno  aRaffei^  eorbinol  geb.  1514^ 

Silber,  Smfi,  Siebner  unb  SOtertl^umStorfd^r^ 

onbe  erß  €ccretftr  bei  Corbinol  Silesanber  ^au 

nrfe,  bem  Stepoten  ^ßould  HL,  bann  SanonicuS 

m  6t.  $ctcr,  Sif^f  t)on  SRoffa^  erjbifd^of  Don 

S^  unb  6ecretar  bee  ^apfteS  felbfi  3m  ^pxü 

1549  umrbe  er  SorbtnaL  Sr  toirb  genil^mt  megen 

gro|er  (Bdc^rfamfeit  unb  gfrömmigleit  93ei  ^« 

Haft  nL  ^onb  er  in  l^o^  Snf el^en ;  gum  1^1. 2^g- 

Botiufi  iMm  So^ola  nwr  er  in  befonberd  freunb« 

l^en  Sqie^ungen.    9[u|er  jal^lreid^en  Briefen 

nb  einigen  Sieben  l^interlieg  er  einen  Dielgerfil^m« 

tn  Kommentar  ju  ben  Sriefen  ßicero'8  unb 

oü  9nt^t  feiner  ontiquorif^n  gforfd^ungen  fein 

^ottphoerf  De  Inscriptionibus  et  imaginibus 

intiqiionmi  numismatum.  ßr  flarb  1.  ^uguft 

1553  in  frfl]^  %lter.  (93gl.  Ciaconi-Oldoini, 

Vitae  et  Bes  geetae  PP.  HI,  737;  Phü.  Bon- 

unici.  De  olans  Pontiff.  epistolarum  Scripto- 

rflms.  BoDL  1 753, 237 ;  Tiraboschi,  Storiadella 

Letter.  itaL  VH,  2,  214.)    [O.  ^fülf  8.  J.] 

2.  gfranceSco  @cipione  ünaffei,  SDRar« 
4(fe,  itolienif^er  ©efd^idfitöforfd^er,  ^ol^l^iftor 
nb  Siii^ter,  geb.  1.  3uni  1675  in  93erona,  gefi. 
bojelbfl  ll.^ebr.  1755,  loar  im  abeligen  Sonütct 
30  $arma  berangebilbet  ging  1699  nad^  SRom, 
feibmeteftd^  ^auptföd^lid^  literarif  d^en  @tubien  unb 
feiube  Sntglieb  berWabemie  ber^rcobier;  1704 
waäfit  er  bei  einer  ba^fd^en  öeereSabtl^eilung 
Osler  Sburlborong]^  unb  ^n)  (fugen  ben  tJfelb- 
jn  gegen  bie  gronjofen  mit  utu)  fömpfte  mit  ^u§» 
)rii^Rung  bei  S)onautDbrt]^.  9{ad^  SSenma  5urüd(> 
^Mftt,  oerdffentlid^te  er  (SJenebig  1710)  feine  erfte 
S<!^rift  Della  8cienza  chiamata  Cavalleresca, 
Ebri  tre,  eine  trefflid^e  Sbl^anblung  gegen  ba§ 
iueH  »eld^,  burd^  einen  fogen.  Sl^ren^anbel  fei» 
nfi  9ruber9  beroorgerufen,  nid^t  menig  ba}u  bei* 
tmg,  bie  SueUe  in  Statien  in  tlbnal^me  ^u  brin« 
fPL  3m  felben  Saläre  grünbete  er  mit  ^oftolo 
jeno  unb  9nt.  SoUidnieri  bie  epod^emad^enbe 
Süeraturseitfd^ft  Giomale  de'  Letterati  d'Ita- 
lia,  bie  bi§  1750  auf  40  99önbe  ann)ud^§  unb  p 
ber  er  (Serono  1737—1740)  eine  felbftänbige 
3ortje|nng  f^eb  (Osservazioni  letterarie). 
Qm  m  italienifd^  Sl^eater  )u  l^ben,  gab  er  eine 
Sammlung  ölterer  S)ramen  l^erauS  (Teatro  ita- 
Kmio,  1723—1725)  unb  I>erfa6te  felbfl  Suftfpiele 
ob  bie  XrQg5bie  ^SRerope"  ÖIRobena  1713),  bie 
iidtidien  ungeheuren  93eifaU  fanb,  Don  ®oIb« 
fsit^  als  the  moet  finished  tragedy  of  the 
vorid  gepriefen,  Don  SBoItaire  üerlappt,  Don  911* 
fieri  of^  angegriffen,  Don  Seffmg  (^amburgif d^e 
2)nmaturgie,  36.— 50.  @täd()  treffenb  unb  ma^« 
ikA  beartbetlt  ttmrbc    ^affei  Dertl^eibtgte  anä) 


bad  Xfftattx  gegen  bie  Uebertreibungen  bed  9ügo- 
riften  Soncina  burd^  bie  @d^rift  De'  teatri  an- 
tichi  e  modemi,  bie  ben  93eif aü  bed  ^apfteS  ^e- 
nebict  XIV.  l^tte.  ffiurd^  bie  anttfen  ffienhnäler 
fetner  Saterftabt,  befonberS  baS  bortige  $Lmpbi« 
tl^eater  angeregt,  Derlegte  er  fid^  ober  baupt^d^Ud^ 
auf  ard^äologifd^e  unbl^iftorifd^e  ^orf  jungen,  Der- 
meilte  )u  biefcm  Stotd  (Don  1732—1736)  in 
gfranfreid^,  bereiste  bann  bie  Slieberlanbe,  Sng« 
lanb  unb  Seutfd^Ianb  unb  lie^  fid^  ^ule^t  bleibeid) 
in  SSerono  nieber.  9lad^  einigen  fleineren  ©d^rif- 
ten  (Gommentatio  de  fabula  equestris  ordinia 
Constantiniani,  Tiguri  1712,  meldte  1714  auf 
ben  3nbes  !am  unb  fpöter  ol^ne  SRa^ei'd  Flamen 
barauf  blieb ;  Dell'  antiqua  condizione  di  Ve- 
rona, Venezia  1719;  Degli  anfiteatri,  Verona 
1728)  folgte  fein  bebeutfameS  ^auptmer!  Verona 
illustrata,  2  voll.,  Veron.  1731—1732. 4volL, 
Milan.  1825—1827,  eine  umfaffenbe  ©arfteOung 
ber  9Jlonumente,  ber  ©efd^id^te  unb  Siteratur« 
gefd^id^te  feiner  SSaterftabt,  aud^  fär  bie  Jhrd^en- 
gefd^id^te  Don  Sebeutung.  S)aran  rei|^ten  fid^  an- 
bete l^iftorifd^e  @d^riften,  5um  Sl^eil  mert^DoUe 
[  OueQenforfd^ungen  entl^altenb:  Galliae  antiqui- 
i  tates  quaedam  selectae,  Paris.  1733;  Istoria 
I  diplomatica  che  serve  d'  inti'oduzione  all'  arte 
;  eritica,  Mantova  1727 ;  Graecorum  siglae  la- 
pidariae,  Verona  1746;  Museum  Veronense, 
Verona  1749;  Dittico  Quiriniano,  ib.  1754. 
gfemcr  ebirte  er  bie  SBerfe  beS  1^1.  ©ilariu§,  mit 
mehreren  Fragmenten  bereid^ert  (Verona  1731), 
unb  Gassiodori  senatons  complexiones  in  epi- 
stolas  et  acta  Apostolorum  ex  vetustissimis 
membranis  erutae  (Florent.  1721).  SDen  San» 
fcniSmuS  befämpfte  er  in  feiner  Istoria  teologica 
delle  dottrine  e  delle  opinioni  corse  nei  cinque 
primi  secoli  della  chiesa  in  proposito  della 
divina  grazia,  del  libero  arbitrio  e  della  pre- 
destinazione,  Trento  1742.  Seine  @d^rift  Dell' 
impiego  del  danaro,  morin  er  gegen  bie  aü* 
gemeine  anfd^auung  ber  Seit  unter  beftimmtcn 
^ebingungen  bie  Srlaubt^eit  be§  3in§barIe]^enS 
Dertl^eibigte,  erfd^ien  1744  in  ißerona  unb  1746 
in  Som  unb  erlebte  bafclbft  mehrere  Auflagen 
(|.  S.  3e.  Sunt  ©cipio  9)laffei  unb  bog  fird^Ud&e 
3in§Derbot,  lüb.  i^col.  Duartalfd^r.  1879,  3). 
©efammelt  erfd^ienen  SKaffei'S  SBerfc  in  28  Sän- 
ben  8^  aSenebig  1790.  (95gl.  J.  Pindemonte, 
Elogio  del  marchese  Sc.  Maffei,  Verona  1784; 
Lombardi,  8toria  deUa  Letteratura  italiana 
nel  secolo  XVUI,  Moden.  1827 ;  Hurter,  No- 
menclat.  liter.  11,  1362  sq.;  SReufd^,  Snbej  11, 
152.  154.  770.  794—796.847—850;  Moroni 
XLI,  231  s.;  Maffei,  Storia  della  Letteratura 
italiana  HI,  281  s.;  3-  S.  Älein,  ©cjd^id^te 
beS  S)rama'8,  Seipjig  1865  ff.,  V,  461  f.  VH, 
150  f.)  [^.  Soumgartner  8.  J.] 

3.  ©iampietro  SKaffci  8.  J.,  Doräüglid^er 
©tilift  unb  ©prad^fcnner,  tourbe  au  93ergamo  1535 
aus  altem  ^atriciergefd^led^t  geboren.  5Rad^bem 
er  trefflid^e  Sugenbbilbung  genoffen  unb  im  ©ienfte 


447 


SRagbalQ. 


448 


eines  l^ol^en  ^rölaten  feine  fioufbal^n  begonnen, 
oerfd^ffte  er  fid^  bie  angefel^ene  unb  etniröglid^ 
@telbtng  eined  fiel^rerd  ber  Stl^etorif ,  bolb  aa^ 
eines  @taat§fd^reiberS  in  @enuQ  1563.  Sd^on 
ttaä)  gtoei  Salären  entfagte  er  feinen  glönjenben 
3lu8fid^ten,  um  pd^  i)om  1^1.  granj  Sorgia  bie  Stuf* 
nal^me  in  bie  ©efeEfd^oft  2^{u  ^u  erbitten.  Salb 
übemal^m  er  für  ben  nad^  $oriS  berufenen  P.  ^er» 
pinion  ben  Sel^rftul^I  ber  äll^etori!  am  römifd^en 
SoIIeg  unb  begrünbete  feinen  Stuf  burd^  ^erauS« 
gäbe  ber  bem  Sarbinal  Otto  Xrud^fe^  getoib* 
meten  Ueberf e|ung  oon  Smm.  %cofta'§  SBerf  über 
änbien.  2)ie  §oIge  mar  feine  Berufung  burd^  ben 
Sarbinal  ^rinjen  ^einrid^  Don  Portugal  nad^  Sif » 
fobon,  mo  er  unter  93enu|ung  ber  bortigen  9lrd^it>e 
eine  dlgemeine  ®ef^id^te  SnbienS  Derfaffen  follte. 
aiud^  nad^  bem  Xobe  beS  ^ringen^SorbinalS  er« 
möglid^te  il^m  bie  ^ulb  ^l^ilippS  n.  bie  IBoOen- 
bung  feines  SQBerleS  (1588).  ®emä|  bem  frOl^em 
Auftrag  feines  OrbenSgeneralS  Sberl^orb  9Rer" 
curian  ooQenbete  er  nad^  feiner  StüdCfel^r  bie 
fiebenSbefd^reibung  beS  1^1.  SgnatiuS  t)on  So^ola, 
bie  loegen  i^rer  @prad^fd^5n^it  l^od^gerfil^mt  ift 
(I,  Rap.  12  berül^mte  93efd^reibung  SSenebigS), 
unb  mibmete  fid^  überl^aupt  mit  SSorliebe  ber  Se* 
benSbefd^reibung  ber  C^etligen,  }u  bereu  9bfaffung 
er  aud^  Rubere  ermunterte.  |[uf  Snfud^en  beS 
3acob  Soncompagni,  Surften  t)on  Sora,  über» 
trug  il^m  ber  OrbenSgeneral  aud^  eine  ©efd^id^te 
(SregorS  XTTT.  nod^  p  beffen  Sebjeiten,  bie  er  in 
italienifd^er  @prad^e  begann  unb  fpäter  aud^  gur 
SSoüenbung  brod^te.  9lber  erft  140  Saläre  fpäter 
(1742)  »urbe  biefette  auS  benSlrd^iDen  berSon« 
compagni  l^erDorge^ogen  unb  t)eröffentlidf|t.  SluS 
©ieno,  tt)o  er  ganj  ber  IJfrömmigfeit  unb  feinen 
fd^riftfteßerifd^en  arbeiten  lebte,  rief  il^n  ein  99e» 
fel^I  Siemens'  vm.  in  ben  päpfüid^en  ^alaji  nad^ 
tRom,  mo  er,  mit  aQen  benfbaren  Hilfsmitteln  unb 
^uSjeid^nungen  umgeben,  eine  @efd^id^te  ber  $on« 
tiflcate  nad^  ©regor  XTTT.  fd^reiben  foDte.  S)od^ 
öoDenbete  er  nur  bie  erften  brei  Sudler  bis  jum 
Sobe  ©ijtuS'  V.  gr  ftarb  ju  SiDoIi  im  IRoöember 
1603.  Sei  ben  ongefel^enften  ©elel^rten  unb  $rö* 
taten  feiner  3eit  fianb  er  in  l^ol^er  9ld^tung ;  als 
lateinifd^cn  ©tiliflen  ftellte  man  il^n  ben  «uctoren 
beS  golbenen  ßeitalterS  an  bie  Seite ;  als  italie« 
nif d^en  ^rof ai^en  oerglid^  man  ^n  mit  bem  ®id^« 
ter  Saffo.  (Sx  pflegte  am  SluSbrudt  fo  forgfältig 
5U  feilen,  ba^  er  in  fpäteren  Salären  faum  mel^r  als 
10 — 15  StWtn  in  einem  Sage  ju  Rapier  gebrad^t 
l^aben  foH.  Seftänbigc  ffrännid^feit  läl^mte  übri« 
genS  feine  SlrbeitSfrdft.  2Ban  rül&mt  feine  Äennt« 
nig  aud^  ber  iapanif d^en  @prad^ ;  als  ^iftorifer 
ift  er  nid^t  bebeutenb.  Siner  @ammeIauSgabe  feiner 
lateinifd^en  @d^riften,  J.  P.  Maffeji  Bergomatis 
S.  J.  Opp.  omn.  latine  scripta,  2  voll.,  Bergomi 
1747,  ift  eine  üon  $.  31.  ©eraffl  öcrfo^te  SebenS« 
gef d^id^te  beigegeben.  (Sgl.  Tiraboschi,  Storia  d. 
Letter,  ital.  VII,  2,  339  ss.)  [O.  ißfülf  S.  J.] 
4.  giaf  f  aele  ÜJlaf  f  ei,  auS  Solterra,  geb.  1451 
(nid^t  ju  oermed^feln  mit  Sap^ael  SDlaffei  0.  P. 


oon  Safteloetere,  ber  aber  bie  Sßal^I  UrbanS  YL 
gefd^rieben,  1385),  mt  @o]^n  ©l^erarbo  9Raffei'S, 
ber  unter  $iuS  IL  $rofeffor  ber  Siedete  in  Stom 
gemefen,  unb  ©ruber  TOario  SKaffei'S,  beS  »i- 
fd^ofS  t)on  9quino,  bann  Don  SaüaiQon.  @ein 
ganzes  Seben  mibmete  er  geleierten  @tubien ;  feit 
1466  mar  er  @ecretör  mel^rerer  ^öpfte.  (Sx  über« 
f e|te  mel^rere  ©d^riften  ber  gried^ifd^en  SSöter,  gab 
aud^  eine  $rofa"Ueberfe|ung  ber  Ob^ffee,  beS  $ra« 
cop  unb  ber  Oeconomie  beS  Xenopl^on  l^erauS, 
ebenfo  eine  @d^ft  über  bie  Sltertl^ümer  StomS. 
Sein  |)auptn)erl,  boS  er  3uIiuS  IL  mibmete^ 
finb  bie  Commentarii  rerum  urbananim  libri 
XXXYm,  bie  mel^rere  3luflagen  in  t)erf d^iebenen 
Sönbem  erlebten.  SS  ift  eine  Snc^flopöbie  alleS 
für  iene  3eit  SBijfenSmürbigen;  gruppenmeife  tott' 
ben  alle  Sl^iffenfd^aften  bebanbelt.  2)en  Sntbedhm« 
gen  ber  Spanier  unb  ^ortugiefen  mie  bem  Seben 
berül^mter  SRönner  finb  barin  Diele  Sudler  geunb> 
met.  2)ie  brei  ^aupttl^eile  fmb  Geographia,  An- 
thropologia  (®ef d^ii^te) ,  Philologia.  3ule|t 
fd^Iol  fid^  Staffaele  ben  Siuguftinem  an.  (Sx  ftarb 
25.  3animr  1522  im  9hif  eines  frommen  unb 
ernften  ÜJlanneS.  S.  gfalconini,  Sifd^of  bon  ^xt^o, 
f^ai  in  einer  eigenen  SebenSbefd^reibung  feine  £u« 
genben  Derberrlid^t.  (Sgl.  Fsdconini,  Vita  di 
RaffaeUo  detto  11  Volaterrano,  Borna  1722; 
Tiraboschi,  Storia  dellaLetteratura  ital.  VI!, 
2,  165.)  [O.  ^fülf  S.  J.] 

5.  Simoteo  9Kaf f ei,  $rior  ber  regulirten 
©tiftSl^crren  t)on  Qfiefole,  jcitmeife  ©ecretör 
SßauIS  n.,  1467  bis  )u  feinem  %ot>t  (Spril 
1470)  Sr^bifc^of  t)on  9lagufa,  ftanb  im  Stufe 
großer  ffrömmigfeit  unb  ®ele]^am!eit  unb  UHir 
bei  5RicoIauS  V.  unb  gkml  IL  in  «njel^en.  3u 
einer  3cit  ^o,  bie  Seftrebungen  beS  ^umaniSmuS 
t)on  Seite  ber  Orben  nod^  angefeinbet  mürben,  trat 
er  mit  einer  eigenen  ©d^rif  t  l^erDor  über  ben  9hi|«n 
ber  claff.  ©tubien  für  bie  TOönd^.  (»gl.  «(Jaftor, 
(Sefd^.  b.  köpfte  1, 412 ;  Tiraboschi,  Storia  della 
Letter,  ital.  VI,  1,  329.)     [O.  ^fülf  S.  J.] 

SBoflbnlii  (MatBakd),  am  meftlid^en  Ufer  beS 
©eeS  t)on  ©enefaretl^,  ift  baS  l^eutige  9Rebfd^beI^ 
ein  elenbeS,  fd^mu^igeS  S)orf  (@d^ubert  m,  250). 
Sllte  ®emöuer  bejeid^nen  nod^  ben  Umfang  unb 
bie  Sebeutung  beS  ebemaligen  9Ragbala.  3lQ(fy 
ben  Stabbinen  lag  eS  ber  @tabt  Liberias  fo  nal^, 
ba|  man  gegenfeitig  bie  9(uSruf  er  t)eme]^men  lonnte 
(Hieros.  Scheviit  fol.  38,  4);  |e^t  liegen  bie 
Sluinen  beiber  @töbte  ungeföl^r  eine  @tunbe  meit 
auSeinanber.  ©tatt  Ma7ÖaXa  (SKattb-  15,  39) 
bat  bie  SSuIgata  Ma7eSav  gelefen;  B,  D,  Syr. 
Oant.  I^aben  (oon  aiOlen  neueren  Herausgebern 
aboptirt)  MaYaSav.  3)iefer  5Rame  finbet  fic^  nid^t 
mel^r,  lonnte  aber  leidet  burd^  baS  t)on  SJlariaäRag« 
bolena  ^tt  befanntere  SRagbala  üerbröngt  merben. 
Snbeg  ift  aud^  ÜRageban,  mie  baS  rabbinifd^e 
KV-TÄte,  auf  bie  SBeftfeite  beS  ©eeS  p  »erlegen  (dgL 
b.  Slrt.  S)almanutba) ;  nur  bie  Sage  lö^t  fi^,  menn 
nid^t  beibe  Orte  ibentifd^  ftnb,  nid^t  me^r  genauer 
nad^meifen.  .  [©d^egg.] 


449 


ÜRagbalena  —  SDlagbaliuS. 


450 


ytt^fnw,  ^ßecfonomome^  f.  unter  SRotia. 

9bvMäi<rbmaioberOrben  t)on  ber 
8Bfteber]^I.9laQbaIena,  ein  el^malS  blühen» 
ber  9nutenorben.  Sie  ftlteften  unb  jal^Iret^jien 
PO^  biefe§  Oibend  fanben  ftd^  in  S)eutf ^lonb, 
sab  gtDor  fd^on  im  anfange  beS  13. 3a]^r]^utU)ertö, 
0^  ba^  iebod^  il^r  Stifter  Befannt  »Klre.  Sd^on 
bk  $&p^  (Stegor  IX.  (1227—1241)  unb  Sn» 
Boccna  IV.  (1248—1254)  beel^rten  biefelben  mit 
bcbentoibeii  $rik)Uegien.  S)ie  urfpränglid^e  Se» 
Pianmmg  biefer  @tiftuna  mar  Slufnal^me  unb  Se- 
Id^noig  öffentüd^Sunberinnen:  nad^mdS  mur* 
bcB  f(£oä^  bIo|  unbefd^ottene  ÜRabd^en  auf genom» 
men ;  fie  bel^iäten  aber  ben  92amen  Sü^erinnen 
hn,  von  bomit  il^r  ber  9BeIt  abgefbrbeneS  Seben 
in  bcseU^en.  Sie  iReibung  biefer  ^ü^erinnen  mar 
tocif,  tot^lfycSb  fie  aud^  gemöl^nlidfi  mei^e  iJfrauen 
%auaaai  mürben.    2)a9  erfte  |)auS  mit  biefem 
Sipcde  mürbe  ^u  Starfeille  1272,  }U  $ari8  1472 
ciriii^  nnb  unter  bie  Siegel  be§  1^1.  ^ugufKn  ge- 
fttOt  S)en  geifllid^en  Seifionb  be§  le^tem  bef org« 
Im  Sdlgio^  beSfelben  OrbenS.  Sel^nlid^e  9[n- 
ftoStbttL  entflanben  ju  Steopel  (1314),  m^i  (1432). 
Son  ha  bereits  genannten  Stiftung  ^u  $ari3  x\t 
eine  fpötere  bom  Sal^  1618  }u  unterfd^en, 
iifiBiIi^  boS  XlofUt  ber  9RagbeIonetten,  mie  eS 
bem  öberi^au))t  )u  5ßarid  mel^rere  f)öufer  gur  9u' 
inline  nnb  Sejferung  gefallener  SRöbd^en  gd 
|.  S.  tumi  guten  ^irten,  t)om  l^L  ^elagion,  1^1.  £|eo* 
bor  n.  f.  m.  3m  3. 1629  mürbe  bie  oberfte  Sei- 
timg ber  SRogboIenenftiftung  fflofterfrauen  t)om 
Orben  ber  f^eimf ud^ung  SRario^S  fibertragen ;  nad^« 
voH  fom  bicfelbe  an  bie  UrfuKnerinnen  unb  enb« 
64  <ni  biejäofintaliterinnen  don  ber  93arm]^er)ig' 
feit  Sefu.  Sie  im  3- 1637  entmorfenen  Sa^ungen 
erhielten  1640  fhrd^Ud^e  ©enel^migung,  unb  baS 
^onS  mürbe  }u  einem  fHofler  erl^oben;  t)on  ii^m 
ans  mnrben  nod^  jmei  anbere,  ju  Sorbeaus  unb 
Sbmen,  gegrönbet   Sie  @inri^tung  biefer  brei 
^änfer  fernien  mir  genauer.  99ei  Strafe  be§  99an* 
«S  bnrften  bIo|  lafterl^fte  TlSöi^m  aufgenom« 
men  merben ;  nur  lonnten  auf  Snfinnen  ber  &• 
tem  aud^  fotd^  9Rdbd^en  ^ufnal^me  ftnben,  bereu 
ectffid^bebrol^tmar.  Sie  amtglieber  felbft  5er- 
fitlm  in  breiftlaffen;  unter  bie  erfte  gel^örten  bie« 
iniffin,  meld^  nad^  einer  l^inlanglid^  $robe)eit 
bie  «Möbbe  (biegen  burften  unb  il^ren  "Hamtn  t)on 
ber  1^  9RagbaIena,  biefem  erl^abenen  SSorbilbe 
nsiger  €finberinnen,  erl^ielten^  il^re  Sa^ungen 
mren  giemlid^  ffaenge.  Sie  ^mette  ff laffe,  Don  ber 
%Vkaffyx  benannt,  umfaßte  fold^e,  meldte  bie 
CeÜbbe  nid^  ablegen  bnrften,  fei  eS,  meü  man  fie 
HetfSr  nid^  murbig  l^It,  ober  meil  fie  e§  au§ 
anbem  Urfad^,  ).  93.  meil  fie  derel^elid^t 
rnd^t  t^un  fonnten.  Sem  Uebertritte  t)on 
kcc  smeüen  in  bie  erfie  Stla^t  ging  ein  smeiiöl^" 
feS  9hmiciat  boroud.  Sie  aRitglieber  ber  ^meiten 
SItfft  brod^  ben  3:ag  unter  @ebet,  Setrad^tung 
ob  imedbtennd^  meiblid^en  arbeiten  l^in ;  maren 
jiegAeffert  unb  in  ber  Sugenb  erfiarft,  fo  mar 
d^oen  freigefteDt,  in  bie  SBelt  gurüdjuf eieren  ober 


in  bie  erfte  ff laffe  einzutreten.  Sie  britte  fflaffe, 
genannt  t)on  bem  1^1.  fia^aruS ,  f a|te  lauter  f olqe 
Witglieber  in  fid^,  meldf/e  gegen  il^ren  SOSiUen  ber 
^nftdt  }um  3toede  ber  Sefferung  übergeben  mor« 
ben  maren.  ^ier  foHten  fie  ftd^  bei  firenger  Sian^ 
für,  bei  ff afteiung,  @ebet  unb  Srbeit  an  bem  guten 
Seifpiele  ber  Sd^meftem  ber  gmeiten  fflaffe  er- 
bauen unb  mieber  auf  ben  $fab  ber  Xugenb  gf 
leitet  merben.  Sie  fpeisten  unb  mol^nten  abgefon* 
bert  t)on  ben  übrigen  fflofterfrauen  unb  erl^idtten 
Don  ben  Sd^meftem  ber  jmeiten  fflaffe  tlntonid^t 
unb  Einleitung  }u  aOem  ®uten.  Oeftere  $röfung, 
ob  fie  bie  ff reil^eit  ertragen  f bunten,  bebingten  ffyct 
Sntlaffung  ober  ftrengere  Slauhn:.  Ueberl^ai^yt 
mürbe  bie  Slaufur  bei  allen  brei  ff laffen  f el^r  ßreng 
eingel^aäen.  —  3Iud^  $a))ft  fieo  X.  errid^tete  unter 
bem  Atomen  St.  SDlaria  üßagbalena  ein  fflofter 
in  9lom  für  aHe  SRäbd^en,  meldte  bie  33erirrungen 
eines  augfd^meifenben  SebenS  bemeinen  unb  Su^e 
t^n  moUten.  SSerfbl^nt  mit  (Sott  unb  ber  ®efeO« 
f(|aft,  fanben  fte  ba  aUe  Sorge  für  Seele  unb 
fförper.  Sie  Snftalt  mürbe  burd^  bie  St^bruber* 
fd^aft  öon  ber  Sarml^erjigfeit  (f.  b.  «rt.  I,  2023) 
geleitet  unb  t)on  Sllmofen  ber  ®I&ubigen  unter* 
galten.  —  3m  3.  1550  mürbe  gu  SeoiOa  ein 
fflofter  $u  bemfelben  Qmdt  geftiftet.  3n  unferen 
Sagen  übernahmen  biefe  Aufgabe  befonberS  bie 
grauen  t)om  guten  §irten  (f.  b.  Srt.  VI,  34). 
(SJgl.  Helyot,  Hist.  des  ordres  monastiques, 
ed.  Par.  1721,  m,  358  ßs.)  [gebr.] 

9tagbaßii5, 3acob,  belgifd^er  Somtnicaner, 
t)on  feinem  ©eburtSort  ®ouba  ®ubanuS  (®au» 
banug)  genannt,  mürbe  um  bie  ÜRitte  bed  15.  Sal^t« 
^unbertS  geboren.  Qn  ffbln  trat  er  in  ben  ^« 
bigerorben.  ßr  mar  mol^I  gebilbet  in  ber  gried^> 
f d^en  unb  ber  bebrätfd^en  Sprad^e,  meldte  le^e  er 
t)on  gmei  befeinden  jäbifd^en  Slei^ten  erlernt  l^atte, 
unb  jeid^nete  fid^  aud^  afö  Sid^ter  auS.  ^ier  t)er- 
bient  er  ßrmöl^nung  megen  feines  Gorreciorium 
Bibliae  cum  difficiliam  qoarundam  diotio- 
num  luoulenta  interpretatione,  bem  er  beifügte 
ein  Compendium  Bibliae,  in  quo  continentar 
257  versuB,  quibus  totus  fere  Bibliae  textus 
comprehenditur:  ita  ut  qmlil>et  versas  quin- 
que  dumtaxat  diotiones  complectatur  excep- 
tis  yersibuB  finalibus  libronim,  qtd  qoandoque 
plures  qoandoque  paudores  complectuntur, 
Colon.  1508.  SiefeS  SonU)enbium  erfd^ien  aud^ 
5U  SBittenberg  1617.  9u|erbem  finb  Don  ibm 
}u  nennen:  Passio magistralis  D.  N.  J.  Christi 
ex  diyersis  ss.  Eoolesiae  dooiorum  senten- 
tüs  postillata  cum  glossa  interlineari  b.  AI- 
berti  M. ;  beigegeben  ift  Polylogus  compassionia 
y.  Mariae  seu  compassio  Christiferae  V.  Ma- 
riae  in  modum  Polylogi,  Colon.  1506.  Seine 
übrigen  bid^terijd^cn  Sd^rtften  f.  Quetif,  Script.  0. 
Praed.  ü,  44.  SSBann  er  geftorben,  ift  ni^t  be- 
fannt ;  bo(|  fd^eint  er  bi§  ^um  3al^re  1520  gelebt 
5U  l^en.  (ä3gl.  J.  H.  a  Seelen,  De  Magdalü 
Jacobi  Gaudensis  laboribus  biblicis  corrigen- 
dae  in  primia  yersioni  latinae  Vulgatae  im- 

15 


451 


3Ragbeburg. 


452 


pensis,  Lubec.  1728;  reid^lid^e  SUetahtr  bei 
Chevalier,  Repertoire  des  Bources  bist,  du 
moyen-äge  1442,  Suppl.  2722.)    [gurtet  8.  J.] 

SBagketotd,  untergegangene^  Srgbtdt^um  in 
@Qd^fen.  2)ie  erfte  Hixä^  in  ber  Stobt  aRagbe« 
bürg  an  ber  SIbe,  eine  bem  1^1.  Stepl^anuS  gett)ei]^te 
RaptUt,  mürbe  804  t)on  Roxi  bem  ®ro|en  erbaut 
unb  Dom  99if4of  f^ifbegrin  non  f^olborfiabt  ge* 
weilet  3m  3.  929  fd^entte  Otto  L  ben  Ort  fei- 
ner  (Semal^lin  (SbiXfyi,  bie  bofelbjl  jumeijl  mol^nte. 
Seit  ben  JMegen  mit  ben  SBotbcn  ienfeitS  ber 
SIbe  f  a|te  Otto  ben  $Ian ,  in  SRogbeburg  ein 
SiStl^um  5u  gnhtben.  Sem  miberfe^  \iä)  aber 
Sif  c^f  Seml^rb  bon  fkilbarfiabt  unb  fein  SRe« 
tropolitan,  berSRainjerSi^bifd^f;  berat  baS  @e« 
biet  um  SOtagbeburg  geirrte  ^u  be§  erftem  S^nren* 
gel.  Otto  gntnbete  bo^  suiiäd^ll  986  ein  ftlofier 
in  SRagbeburg,  fomie  eine  ftird^  gu  ®^ren  be§ 
%  9Jlauritiud  unb  feiner  @enoffen.  Siefe  bef d^fte 
er  xtxd^li^,  fo  937  mit  bem  ganzen  3o0  bed  Or* 
teS,  mit  fiegenben  ®ütent  unb  mit  ben  Steliquien 
beS  1^1.  SDtori^  2>obei  oerlor  er  feinen  $Ian  nid^t 
ou8  ben  Slugen,  tt)e$b<ilb  er  mit  Sc^enfungen  unb 
®rünbung  fird^Hd^r  3nfHtute  fortfuhr.  Sr  rief 
eine  Senebictinerabtei  mit  einer  tüd^gen  @df|ule 
bafelbft  in'd  Seben.  gab  961—966  ber  ftini^  ju 
Wagbeburg  bie  Sonbf dbafteit  meld^  ie|t  ben  grög« 
ten  tbtil  beS  Saalhtifed  bilben,  oudb  ®iebid^n- 
ftein  unb  bie  Soljguter  bofelb^  %ad^m  bie 
Stiftung  btft  SidtbnmS  borbereitet  mar^  erfolgte 
962  bur4  $apft  3obann  XU  im  lOgemeinen 
bie  SJeftimmung,  baB  bod  ftlofier  su  9Ragbeburg 
für  bie  Sbriften  ienfeit«  ber  $lbe  sum  Sr^biStbum 
erboben  UKrbe ;  965  f d^entte  Otto  bemfelben  bie 
®eridbt4barteit  Don  SRagbeburg  unb  ber  Um- 
gegenb ;  bann  lourbe  auf  ba  Sonobe  )u  Xaoenna 
1H}7  burtb  Oiobann  XIIL  boS  Q^dtbum  Wagbe- 
bürg  feierlid)  trriAttt  Ser  neue  Si^bifd^of  bon 
Watnj.  j>)tto.  unb  ber  neue  Sifd^f  ^ilbenxxrb 
xmx  (^olberflabt  miUigttn  rin^  unb  bem  neuen  Si^> 
bietbnm  umrben  otö  Suffraganbi^tbümer  Sron« 
benbura,  jjSiU>elber9.  itbvS,  Conmu  Sterfeburg, 
;\t\k  Weisen  unb  onfänglidb  aud^  $ofen  unter« 
)uorVn.  bereu  iMnuibung  bereite  gefd^l^  ober 
uor\Kiebn)  uhu,  ;\m  li>erbil  96$  würbe  bamt  jum ' 
t\\\f\\  iS^rjMj^^of  em^OU  unb  uon  3obann  XIII. , 
in  atom  mnit^t  ^balbert  fruber  l^tönd^  im  RlO' : 
\Ux  €'l.  *uNuiMün  ju  irier.  ^ultft  Wiffionar  unter 
bru  v?'UU»ifu.  ttv  umrbe  ^«be  9t>S  feierlid^  in 
Wuubi^buV))  lutbvoiüiivl  Tai(  i^r^bii^tbum  foKte 
bn*  uKitkl-  uub  ^'(U|4muft  ieiu  für  bie  Sefefti- 
\\\\m  mh  %\^\^\i\\m\\  bc^  äbriflentbumS  unter 
bcH  vWvubni  iVBb^Ub  nbirtl  e<  ju  Wncm  Spren« 
1^1  bua  U\\\)\^t  iN^t^bkt  iiUMUVn  i^lbe.  9)obe  unb 

bu«  \mu  N(4  Vüiib  i^unutKn  Hnftrut,  Saale, 
1*1^111  ]\\\\\\\^\\  ^«  mtb  b<^v  ^dme.  ba^  jpilbemarb 
iMMi  WlMvul4^«lbMm«l^tuu  CUo  ber®ro|e  fubr 
I(mI  U)hi^tl«vmM\\  m\  bcNutvub<^n  ot)(nfnngcn  ju 
l«Mhh1iHM|  v\mU  I^Uvii  bw  ubviflen  fädftfifd^cn 
ÖmI|m.  4'm»  iViunO^Mvi  AM  Waabfburg  hatte 
HfHMi  t'llH  I  \^>sA  )Hys\\\  \^s^  hvkHm\bl  bcd  t^rj- 


If 


bifdfiofd  gegeben;  alS  aber  Sbolbert  980  fUni, 
nmrbe  ton  jfaifer  unb  $a))fl  @ifeler,  ber  Sifd^of 
oon  SRerfeburg,  gum  Sr}bif d^of  eingefe^,  unb  bie 
SEBobl^  bed  2)omcapitelS,  meU^e  auf  ben  berühmten 
atedor  ber  blül^nben  SRagbeburger  Sdl^  Oti- 
cus, gefallen  mar,  mürbe  anmiOirt  ®ifeler  uwr 
burd^  Sift  unb  Setrug  }u  feiner  SSBärbe  gelangt, 
unb  auf  gleid^e  SBeife  ermirfte  er  bie  ^eitoeilige 
%tf^ebung  bed  93i§tbum§  SRerf eburg.  Seine  9fau|- 
folger  Sagino  (1004  —  1012),  SBalt^er  (gefr 
1012),  @ero  (geft.  1024)  merben  afö  tud^e»i- 
fd^öfe  gerül^mt  ^i  ber  Sßal^I  Sero'S,  bie  ftaifer 
^^einrid^  burd^feMe,  fügte  fid^  baS  S)omcatriteI  ez^ 
nad^bem  ber  jfaifer  bemfelben  für  bie  golge  bad  freie 
93ablred^t  beftötigt  l^atte.  Unter  ben  franfifd^ 
JJaifem  bauerte  bie  Seeinjiuffung  ber  SBo^I  biurd^ 
bie  ffaifer  ^uerß  ^mar  nod^  fort,  bo^  fam  boS 
Sapitel  aHmöIig  in  ben  DoQen  Seft^  fetncS  9ied^ 
teS.  3)ie  taif erlid^n  Sd^nfungen  Irrten  nad^  inü) 
nad^  auf,  bagegen  gelangte  ber  Srgbif d^of  gu  tmller 
Ianbee]^Ii(^r  @emali  3n  ber  bnrd^  bebeuten« 
ben  ^ubei  aufblül^enben  Stabt  unb  in  bem  retd^ 
Sebiete  bed  Sr^ftifteS  übte  ber  Surggraf  Don 
9Ragbeburg  bie  ®eri(^t§bar!eit  im  9tonen  beil 
er)btfd^of§  aus.  93on  ben  St^bifd^öfen  biefd:  Seit 
maren  @]^unfrieb  (geft.  1051)  unb  Sngel^arb  (gql 
1063)  tüd^tige,  fromme  unb  beliebte  aRonner; 
beibe  maren  erft  faiferlid^e  j^apl&ne  gemefen.  aBa> 
ner  (gefL  1078)  unb  ^artmig  (gefL  1102)  maren 
als  t$einbe  ^einrid^S  IV.  in  bie  blutigen  i^cabü 
ibrer  S^it  DermidCelt   S)er  erßere,  obfd^  dos 

einriß  IV.  eingefe^,  fömpfte  gegen  il^  mit  ben 
d^fen  unb  mürbe  1075  Don^inrid^  gefangen  ge» 
nommen;  nad^  feiner  Befreiung  ftcmb  er  auf  Seifte 
StuboIfS.  @rmarbin2:bünngenerfd^en.  fMsot- 
mig,  ber  Dom  ©egenlaifer  Siubolf  §nm  (S^bifd^ 
bef  örbert  mar,  gemö^rte  beff en  9iad^f olgier  ^emmmt 
Sd^u|  in  SRagbeburg.  ^einrid^  DertnA  il^  nnb 
fe|te  il^m  einen  ®egenmfd^of,  erfannte  i^  ober 
1087,  nad^bem  ber  gfriebe  }urüd(geie]^  mar,  att 
Sr^bifd^of  an.  ^artmig  mtrb  befd^uQrigt,  Ue 
Sd^ö^e  bed  S)om3  Derfd^menbet  gu  l^ben. 

S)ie  folgenben  Sifd^öfe  ^inrid^  L  (gefL  1107), 
^belgott  (geft.  1119),  ber  @rünber  beS  fttgn- 
ftiner"6^or^erren*jfIofter8  jum  Staten  SBerf  Dor 
^aHe  a.  b.  S.,  unb  Stobeger  (gefL  1125)  matea 
ibreS  geiftltd^en^mteS  mieber  mebr  eingeben!  ladl 
merben  a(§  fromme  unb  mobltl^ge  9$ifd^fe  ge* 
rü^mt  Unter  ben  @r)bifd^öfen  beS  12.  So^r^nn- 
bertS  ragte  Dor  allen  ber  ijjL  Storbert  (gejL  1134) 
l^erDor.  S)erfelbe  mar  nad^  einer  gmiefpaMgenSBo^I 
auf  Smpfeblung  Sotl^rS  IL  ^u  Speier,  mol^  ba 
pöpftlid^e  fiegat  ba§  S)omcaptteI  bef(!^eben  f^a^ 
gemault  morben.  S)urd^  b^ilige  Streif  nnb  Diek 
Stiftungen  Don  $rämon{tratmfer!Ibfian  fleOfte  cc 
Orbnung  unb  3ud^t  in  feinem  @ebiete  ^  mb 
befeftigte  bie  menbifd^n  SiStl^ümer  (DgL  b.  9tt). 
auf  «onrab  I.  (geft  1142)  unb  gWArid^  L  (gefr 
1152)  folgte  ber  Sobn  ®ero'8,  beS  erafea  {n 
Seeberg,  gr^ifd^of  SBid^mann,  bis  1192,  ein  be« 
beutenber  SRonn,  eine  mid^tige  $erfmi  im  SKeidb. 


458 


ÜRagbeburg. 


454 


gel^  itnb  flug,  ebel  unb  (od^geftnnt  unbef  d^önü 

in  feinem  Sn^^  unb  feiner  JDlad^t  in  SKagbe« 

barg,  okr  meltft^  unb  triegerifd^.  @r  mot  tl^ätig 

unter  ben  SBenben  unb  bemäl^te  fl(^  qI8  gfreunb 

bc«  ftaifetd  Sfridnid^  L  für  beffen  9(u§f ö^ung  mit 

^ßopfl  «lejanber.   ffiie  geiftlid^en  9Serrid|tungen 

uiOm  »ttoieiR  2uboIf  (gep.  1205)  für  il&n,  ber 

on^  jein  Stod^folger  nmrbe.  3m  18. 3a]^r]^unbert 

MMitn  bie  6tabt  9RagbeBurg,  bie  ftd^  1294  bem 

eanfohmbe  anfd^lol,  burdb  i|ren  Steid^tl^um,  ba§ 

Snnungtoefen,  bie  Srmeroung  bed  Burggrafen« 

iSpm%,  bie  Xl^eilnal^me  on  ber  ©erid^tgborleit 

n.  f.  m.  eine  bebeutenbe  @eI6ftönbig!eit ;  ed  be« 

anmen  bomit  bie  ttnberlid^  Streitig! eiten  mit  ben 

«}bif45fen,  bie  im  14.  gal^rl^unbert  ju  offenem 

ftrieg  aufarteten,  «Ibert  IL  (gep.  1234)  begann 

1208  ben  Sau  beS  iekigen  S)om8,  ber  1263  ein« 

gevet^  umrbe.  Surd^arb  L  (geft.  1235),  SBille- 

bronb  (gefL  1258)^  Siubolf  (geft.  1260),  9tu« 

pnäft  (gejl.  1266),  ffonrab  ü.  (geft.  1276)  waren 

vcnigtr  bebeutenb.   Unter  ©üntl^er  L  (refignirt 

1278)  unb  »em]^  (reftpirt  1281)  »arb  mit 

bem  9Rax!grafen  bon  Sronbenburg  JMeg  ge^l^rt; 

berfdbe  iAAtb  bie  SBal^I  eines  branbenburgi{(|en 

^ßrüQen  unb  brad^te  e8  ttnrßid^  bal^in,  ba|  tro^ 

beS  (leftigen  SBiberfprmi^  ber  StiftSbemobner  fein 

Sezuxmbter  Srid^  (gefi.  1295)  jum  Srjbifd^of  ge« 

raiftt  umrbe.    SHefer  oerftanb  eS  ieboc^,  feine 

UnMJ^en  in  l^ol^em  ®robe  für  fid^  ^u  gewinnen. 

61  folgten  Surd^b  R  (geft.  1305)  unb  ^ein« 

w^  n.  (geP.  1307).  »urd^rb  ÜI.  (geft.  1325) 

Mite  ben  ^od^mut  ber  @tabte  SRagbeburg  unb 

doOe  bnrd^  fehte  Sreulopgfeit  Sebrüdbmg  unb 

pobfni^t  berart,  ba|  er  in  offenen  Jtrieg  mit  ben* 

lillen,  felbft  in  @efangenfd^ft  ber  SRogbeburaer 

«ciet^  unb  t>on  i^nen  meud^IingS  ermorbet  mürbe. 

t)e^  traf  bie  6tabt  Sann  unb  Steid^Sad^t 

Cilbifd^f  Otto  bon  f^effen  (geft.  1361)  15§te  fte 

jkNir  boDon,  aber  ber  @tabt  umrbe  neben  anbe« 

m  fc^meren  Su^en  aufgegeben,  ba^  fte  iebem  f ol» 

gelben  9if d^of  f eierlid^  l^bige.  SHe^  f onnte  inbe^ 

neue  Streitigleiten  nid^t  l^inbem.  Crjbifd^of  S)iet« 

n4  (8ejl^l867)  uxir  ein  bebeutenber  Staatsmann; 

\aut  tmi  ^p  )H>fluIirten  9tad^f olger  albert  m. 

nb  $eter  refignirten  1871  unb  1381,  unb  9(1- 

fat  IV.  (gep.  1403)  Kmpfte  toieber  mit  bem 

Bifiocct  gegen  bie  Stabt  QRagbeburg,  meldte  ba« 

maß  auf  bem  ^d^epunfte  i^rer  Slüte  ftanb,  aber 

bm^  innere  Streitigfeiten  ber  Snnungen  mit  ben 

9^Mi^iem  bie  9Rad^t  beS  (Srjbifd^ofS  über  ftd^ 

»Üer  Mrgrdlerte.  ®ünt]^r  n.,  ber  am  Idngften 

«gierte  (1408—1445),  fül^rte  mieber  iWcg  mit 

Ifaigbeburg  unb  £mlle;  mieber  marb  ^nn  unb 

Vft  gegen  biefelben  auSgefprod^en.  Selbft  bem 

K^terfinrui^  be9  eondtö  oon  Safel  1433  woUit 

M  Oti^beburg  nid^t  fügen;  erjt  1435  lam  ein 

8^  )n  @tanbe.    Süntl^  mar  ein  fd^Ied^ter 

8iHof ;  erfi  im  84.  Raffet  feiner  ^Regierung  cele« 

kirte  er  junt  erßen  9RaIe  eine  l^eilige  !Dleffe.  Sonft 

mUßk  er  bem  0ottedbienft  in  meltlid^er,  üppiger 

AiAnig  bei  unb  nerftanb  ftd^  mel^r  auf  jhieg. 


Vergnügen  unb  Sfefte,  ate  auf  priefterlid^e  9funo 

tionen.  S)a8  ©egentl^eil  t)on  il^m  mar  Sqbifd^of 

gfriebrid^  m.  (geft.  1464) ,  ber  burd^  frommen 

Sßanbel  unb  ^Reformen  unter  ber  jflofter«  unb 

SEBeltgeiftlid^Ieit  mie  beim  IBoHe  mieber  gut  }u 

mad^en  fud^te,  ma§  fein  33orgönger  )>erf^Ibet. 

SMe  ftttlid^e  Serfommenl^eit  im  Srjftifte  l^Kitte 

einen  bebenüid^  l^ol^en  @rab  eneid^t.  ^riebric^ 

Sejtrebungen  festen  feine  5lad^foIger  3o|ann  öon 

Sägern  (geft.  1475)  unb  gruft  öon  Sad^en  (gefi. 

1513)  fort;  ber  festere  fteHte  bie  lanbeSI^Iid^e 

Tlaä^i  in  SRagbeburg  unb  ^oQe  mieber  l^er.  Seht 

Slad^folger  mar  ber  Karbinal  Slbred^t  (V.)  bon 

®ranbenburg  (gefl.  1545;  ogl.  b.  9{rt.).    SHefer 

leitete  burd^  feine  fd^manfenbe  SteOung  gegen 

Sutl^,  burd^  feine  oielen  Sd^ulben,  fein  nid^t  er« 

bauIid^eS  ^rioatleben  unb  burd^  Diele  Ungefd^idC« 

lid^Ieiten  ber  Ausbreitung  ber  Steformation  Sutl^erS 

im  ßrgfKft,  ol^ne  eS  ju  mollen,  großen  Sorfd^ub. 

3n  ber  Stabt  9Ragbeburg  fanb  ft^  fd^on  1521 

eine  ftarfe  proteftantifd^e  $artei;  1522  begannen 

bie  tumultuarifd^en  Sluftritte  unb  pöbeD^ften  ®e« 

malttl^ötigleiten,  unter  benen  fid^  bie  Steuerung  ba« 

malS  gemöl^nlid^  Sal^n  brad^.  3tt  ber  Infolge  mürbe 

bie  Stabt  ber  ^ort  be§  ^roteftantiSmud.  pr  bie 

übrigen  Stiftsgebiete  gab  Sllbred^t  auf  bem  fianb» 

tag  3u  Salbe  1540  ben  Stönben  gegen  Sriegung 

einer  l^o^en  Summe  bie  ßinfül^rung  ber  Sleforma« 

tton  }u.  S)a9  @r)ftift  blieb  }unöd^ft  no A  befielen, 

allein  eS  traten  9(bminiftratoren  an  SteOe  ber  6q* 

bifd^öfe.  S)er  erfte  mar  Älbred^t  üon  Sranbenburg, 

meld^er  ber  fatl^olifd^en  JHrd^e  treu  blieb ;  bie  fol- 

genben,  Qfriebrid^,  Sigi§munb,  Soad^im  Sriebrid^ 

unb  Sl^riftian  SBil^elm,  alle  ou8  bem  ^aufe  99ran« 

benburg,  maren  meltlid^e  prften  vm  ber  IReue« 

nmg  }uget]^an.  Soad^im  tJfriebrid^  l^eiratete  1570 ; 

Sl^riftian  SBil^elm  marb  1631  oon  3:iII^  gefangen 

genommen  unb  mürbe  in  Sßien  fat^oltfc|.  Sein 

Speculum  veritatis  red^tfertigt  biefen  Sd^ritt  unb 

gab  5u  einer  meitlöuftgen  Siteratur  %nla|.  (S3gl. 

SRäfe,  gonoertitenbilber  V,  404  ff.)  «n  feine  Stefle 

marb  jmar  Srjl^qog  Seopolb  SBiU^elm  )um  Srg« 

bif d^of  t)on  9Ragbeburg  t)om  $apft  poftulirt ;  er 

gelangte  j[ebod^  nid^t  )ur  eigentlid^en  ^Regierung, 

unb  fo  ging  baS  ^r^biStl^um  )u  ®runbe.   3m 

grieben  öon  ^rag  (1635)  marb  bem  ^njen 

^uguft  öon  Sad^fen  baS  ®r§ftift  überlaffen,  unb 

im  meftfälifd^en  Qfriebcn  mürbe  beftimmt,  ba|  eS 

mit  bem  Äbfterben  beSfelben  als  ^et^ogtl^um 

ÜJlagbeburg  an  ffur-SBranbenburg  fallen  folle.  3m 

3. 1680  nal^m  e§  ber  gro|e  fturfürft  in  ®cfl|.  SSon 

ben  ^al^lreid^en  Jtlöftem  be§  SanbeS  fmb  bi§  }ur 

Söcularifation  burd^  ben  ^auptf d^lu|  ber  Steid^ 

beputation  t)on  1803  folgenbe  ftlöfter  beftel^en 

geblieben:  baS  Agnetenflofter  an  ben  9Rauem 

SRagbeburgS,  baS  fflofier  ÜRarienftul^l  bei  ßgeln, 

baS  ftlofter  SRaienborf,  fämmtlid^  gfrauenflöfter, 

unb  baS  aJlannSflofter  9llt]^alben§lebcn.  Sei  bereu 

^iufl^ebung  mürben  an  il^rer  StcHe  fatl^olifd^e  ^far» 

reien  gegrünbet,  beren  Unterl^alt  Dom  Staat  über« 

nommen  mürbe.  3ti  ben  Sorftöbten  SRagbeburgS 

16  • 


455 


SKogbcburger  Kcnturiatoren  —  aWagiflcr. 


456 


unb  on  oerf^iebenen  anbeten  Orten  l^at  ber  Soni* 
fatiu§t)eretn  in  neuefter  3^  eine  Stetige  t)on  9Rt[« 
jionSpfaneien  gegrtobet.  (SSgl.  v.  Mülverstedt, 
Begesta  Archiepiscopatos  Magdeburgensis, 
Magdeb.  1876, 1,  toofeI6ft  bie  übrige  Siteratur 

gr  bie  ältere  3eit ;  Statl^mann,  ®efd^.  ber  @tabt 
toßbeburg,  4  95be.,  ebb.  1800—1817;  C>off- 
ntann,  Sl^ronil  oon  Stogbeburg,  3  99bev  ebb. 
1843—1850.)  [SBofer.] 

SBoflkelhnrfler  ^enfutiirforeit,  f.  Senturien. 

9blflebbO  p'iAX},  LXX  Ma-feddco,  Maxsddco), 

faft  immer  mit  Sfyianai^  (Vulg.  Thenac)  ge» 
nmtnt,  frül^er  canaonitifd^e  JtönigSftobt^  umrbe 
bon  3ofue  bem  Stamme  SJlanaffe  jugemiefen  Oof . 

12,  21;  17,  11.  gtt^t.  1,  27;  5,  19.  1  ^at, 
1,  29),  ober  lange  nid^t  erobert  (SHd^t.  1,  27). 
SS  lag  im  ®ebiet  bed  Stammed  äffod^ar  in  ber 
Sbene  Ssbrelon  am  Sifon,  xotXi^tt  bal^er  poetifd^ 
baS  SBafler  JWagebbo'S  ('»'^a»  ■>»)  genannt  toirb 
(Stid^t.  5, 19).  Sie  Sage  bed  OrteS  mar  nament- 
li4  ^  ^ategifd^er  Se^iel^ung  f el^r  mid^ttg ;  Don 
ber  Seefeite  au§  mar  ed  ber  @d^lüffel  }u  SRittel» 
unb  Slorbpaläftina.  @aIomon  l^atte  e8  be^l^alb 
befeftigen  laffen  (3  Jtön.  9,  15)  unb  }um  Si^ 
eines  ed^a^meifterd  beftimmt  (3ft5n.  4, 12);  bie 
ebene  üRagebbo'8  ('.i5»p»?,  2  $or.  85,  22; 
r^ia»  nyr^3,  3ad^.  12, 11)  ift  aud^  mirllid^  öfters 
}um  @^lad^tfelb  gemorben.  3n  ber  92ä]^e  fiegten 
Sebora  unb  93arac  (ätid^t.  5, 19) ;  Cd^o}iaS,  t)or 
3e^u  ffiel^enb,  ftarb  l^ier  (4  ftön.  9,  27);  Sofias 
fonb  l^ier  feinen  Sob  in  ber  Sd^Iad^t  gegen  $]^a> 
rao  IRed^o  (4  jf5n.  23,  29  u.  30.  2  $ar.  35, 
20—25.  ©erobot  nennt  [2, 159],  baSfelbe  fjac» 
tum  erjäl^lmb,  ben  Ort  Ma78oXoc,  ol^ne  3ttJ#J 
baS  ög9))tifd^e  ÜRigboI  mit  SRagebbo  Dermed^felnb, 
f.  b.  (Srn.).  S)ie  Sage  don  SRagebbo  oufju^nben, 
ift  nod^  nid^t  gelungen ;  92ö]^ereS  f.  Palest.  Ex- 
plor.  Fund  1877, 13.  191;  1880,  223;  1881, 
86.  232.  319.  [Äöttig.] 

W^^9  \'  Souberei. 

9bi0ier,  f.  S)rri  jf dnige. 

TßoMtx  (=  aneifter,  ®rimm,  S)eutfd^eS 
aOSörterbud^  VI,  1446. 1952)  l^ieg  bd  ben  915- 
mern  jeber,  ber  Untergebene  l^atte,  an  ber  @pi|e 
berfelben  ftanb,  ben  SRittelpunft  eines  ©anjen  bil- 
bete,  bie  3:]^ätigfeit  Mer  leUete  unb  übermad^te 
unb  bafür  berantmortlid^  mar.  Quibus  praecipua 
cura  rerom  incumbit  et  qui  magis  quam  ce- 
teri  diligentiam  et  sollicitudinem  rebus  qui- 
bus praesunt  debent,  hi  magistri  appeUan- 
tur,  fagte  ber  Surift  ^auIuS  1.  57  De  verbor. 
signifioat.  50,  16.  Salier  magister  populi 
=  SHctator,  magister  equitum,  Sefel^lS^aber 
ber  SReiterei,  magister  militum,  gl^ef  ber  SKilitär- 
oermaltung,  magister  officiorum,  ^ofmarfd^aU 
ober  aßinifter  beS  faiferlid^en  ©aufeS,  magister 
morum,  Senfor,  magister  scriniorum,  SSor* 
ftanb  beS  ffan^IeiperfonalS.  mag^ter  vici,  Si« 
ftrictSüorftel^er,  magister  pecoris,  Sluffel^er  ber 
C)cerben  tt.  SefonberS  l^äupg  fommt  baS  ffiort 
oor  }ur  Sejeid^nung  eines  ©d^uIüorftanbeS,  eines 


Sel^rerS  (Cicero,  De  invent.  c.  25 :  artium  li- 
beralium  magistri ;  Pro  Muren,  o.  81 :  vir- 
tutis  magistri;  De  orator.  1,  57,  245 :  magi- 
stri Carmen;  Horat.  Epist.  1,  1,  14:  jurare 
in  yerba  magistri;  1,18, 13:  saevus  magister; 
Quintüiani  Institt.  2,  2 :  artis  magistri;  2,  5 : 
magister  eloquentiae;  Sueton.  Caesar  4,  Aa- 
gust.  89:  dicendi  magister;  Domitian.  10: 
arte  formaque  non  absimilis  magistro ;  Colu- 
mella  4,  28:  magister  rerum  rusticarum, 
Se^rer  ber  Sanbmirtl^f d^aft ;  Plin.  Panegyr.  47 : 
quem  honorem  dicendi  magistris  habes ;  AoL 
Gellius,  Noci  Attic.  14,  2:  muti  mag^tri 
=  Sfid^er).  Ol^ne  ^xoA\t\  im  ©inne  ber  altclaf« 
ftfd^en  Terminologie  fagt  jfaifer  Julian  (L  5, 
Cod.  Theod.  13,  3)  don  ben  Seigrem  ber  l^dl^eren 
SBiffenfd^aften:  Magistros  studiorum  doctores- 
que  excellere  oportet  moribus  primum,  deinde 
facundia.  SDie  erften  anfange  beS  d^riftlid^en 
©prad^gebraud^  finben  fid^  bereits  in  ber  ©d^rift, 
meldte  mieberl^olt  bie  Seigrer  als  magistri  be^eid^« 
net,  t)orMem  ben  göttlid^en  Seigrer  felbft  (TOattl^. 
8,  19 ;  19,  16,  ögl.  22,  16.  36.  SKarc.  10,  35. 
Suc.  12, 13.  3o^.  1,  38;  3,  2),  aber  aud^  bie 
Seigrer  überl^aupt  (aRattl^.  10,  24.  9i5m.  2,  20. 
2  Sim.  4,  3). 

SS  mar  natürlid^,  bag  fid^  bie  f olgenben  3a]^« 
l^unberte  ber  Stebemeife  ber  altclafftfd^en  Sucto» 
ren  unb  ber  l^eiligen  Säd^er  einfad^  anfd^Ioffen. 
Sie  d^riftlid^en  Jtaifer  überl^auften  bie  l^öl^eren 
Sel^,  bie  magistros  Urbis  Bomae,  bie  rhe- 
tores  et  grammaticos,  bie  doctores  et  ma- 
gistros, bie  liberab'um  literarum  magistros  mit 
ben  oerfd^iebenften  @rmeifen  ibreS  SBol^ImolIenS 
a.  10.  11.  18,  Cod.  Theod.  13,  3).  Suner- 
l^lb  ber  JKrd^e  unb  feitenS  il^rer  ®efe^gebung 
mar  magister  bie  ted^nifdf|e  Sejeid^nung  eines 
leben,  ber  Unterrid^t  ertl^eilte,  fei  eS  in  einer  $n' 
t)at'  ober  öffentlid^en  ©d^ule,  obmobi  mitunter, 
aber  feiten,  aud^  praeceptor  ober  doctor  bor« 
fommt  (Seifptele  bei  Thomassin,  Vei  et  nova 
eocles.  diso.  11,  1,  c.  92  sqq.;  Ogl.  c.  12, 
D. XXXVn;  c. 4,  D.  LXI;  c.  1,  C. ?PI,  q.  1; 
c.  49,  X  1,  6).  6S  ift  befannt,  ha%  im  Mittel- 
alter auf  bem  ©ebtete  ber  Sugenbei^iel^ung  bie 
Jlldfter  unb  Sanonicate  eine  l^erborragenbe  SioIIe 
fpielten  unb  Sal^rl^unberte  lang  faft  bie  einzigen 
Zröger  ber  (Sele^rten«  unb  SSoItSbilbung  maren. 
äebeS  jflofter  unterrid^tete  bie  fär  ben  ÜJldud^« 
ftanb  beftimmten  jhtaben,  bie  oblati,  in  einer 
eigenen  innerl^alb  ber  Slaufur  beftnblid^en  @d^ule 
(schola  interior) ;  neben  il^r  beftanb  oielfad^  — 
au^erl^alb  ber  jfloftermauer  —  aud^  eine  ©d^ule 
für  bie  Sanbibaten  beS  SßeltcIeruS,  bie  ©öl^ne 
beS  benad^barten  SbelS,  bie  JKnber  ber  freien 
unb  felbft  ber  Unfreien.  Unterrid^tSgegenftönbe 
maren  Sefen,  ©d^reiben,  üled^nen,  ©efang  unb 
©rammati!,  auf  ben  bbl^^en  ©tufen  claffifd^e 
unb  tl^eologifd^e  ©tubien.  SHe  Oberaufftd^t  aber 
biefe  ©deuten  lag  in  ber  ^anb  beS  ^bteS  unb 
KonöenteS,  bie  unmittelbare  Seitung  berfelben  führte 


457 


aRaflificr. 


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ein  BetDöl^rter,  in  ben  geiftlid^en  unb  tDeltlid^en 
SBiffenf tieften  toofflbtmmittttx ,  aber  nid^t  auf 
2cboidb(mer  ongefteEter  ÜRdnd^,  ber  magister 
principalis,  aäi  seholasticiis,  unb  bie  unter 
i^  {Icl^enbcn  Sel^  ^e|en  im  @inne  beS  alt' 
(ergebro^ten  6)mid^ebtau(I^Sburd^tDegmagistri. 
(SgL  über  bie  fflofierfd^en  Siettberg,  j{.-®efd^. 
3)atf4Ianbd  n,  796  ff.;  @pe<j^t,  ©efd^id^te  bed 
Unterrü^tSmefend  in  9)eutfd^Ianb  Don  ben  ölteften 
Seiten  bid  pxt  SRitte  be§  13.  ^a^rl^unbertS,  Stutt» 
gozt  1885,  25.  82.  150  ff.)  Sinem  äl^nlid^en 
Sntdt  bienten  bie  3)om*  ober  @tift§f  deuten  (Tho- 
maasm  I,  8,  c.  70,  n.  8 ;  Böhmer,  Jus  eccles. 
Protest  V,  5,  §  5  sqq.;  ©urter,  ®ef(i&.  ^ft  3n- 
nocens'  ^  3)ntten  in,  898  ff. ;  @pe^t  o.  a.  O. 
172  ff.).  6ie  unterri^teten  junöd^ft,  um  bem 
Stifte  ben  nötigen  JRad^mu^S  )U)ufitl^ren,  bie 
pmgen,  bereits  ber  (Benoffenfd^aft  angel^örigen 
Ganimifet ;  ober  oud^  anbere  ffnaben  unb  3üng* 
linge,  bie  nod^  einer  f^bt^ttn  Silbung  ftrebten, 
tomten  tl^eilnel^en,  unb  man^e  Stifter  unter« 
bielten  nad^  bem  SSorbilbe  ber  fflöfter  eine  be- 
fonben  sehola  exterior.  S)a8  Se^rpenfum  um« 
f a^te  bie  «fteben  freien  iKinfte":  ®rammatiI,S)ia« 
Icttif,  S^ri!  (trivimn),  ^ritl^metif,  ©eometrie, 
Spronomie  unb  SRuft!  (quadrivinm),  bie  daf« 
ft)(^  $(Uologie,  bejtel^  im  fiefen  ber  alten 
S^nftßeOer  (^onu,  SSirgU,  eaUuft.  Statins). 
nab  bie  Z^logie  (Stubium  ber  l^eiligen  (Sd^rift 
mb  ber  Säter),  notärlid^  Med  je  nad^  ben  IBer* 
boltniflen  unb  $erfonen  in  oerfd^iebenem  Umfang 
(Spe^t  192  f.).  ZHe  ober{te  Seitung  ber  Se^r- 
anjtaü  fu^e  ber  fird^Iid^e  SSorftanb  ber  S)iö€efe 
in  Setbtnbung  mit  feinem  Sapitel.  6in  9RitgKeb 
bcft  Ie|tem,  twm  )8ifd^of  beauftragt,  ^atte  bie  un- 
nitte&oze  Seitung  vmb  betl^eüigte  ftd^  perfönlid^ 
am  Hulertid^te  olS  magister  scholarum  ober 
sdiolastieiis,  in  9Roin}  el^ebem  didascalus,  in 
3tdien  magniscola,  anberuiörtS  aud^  archimagi- 
ster  ober  capiscolus  (caput  scholae)  genannt 
(feurterin,  867;  eptäfi  182  ff.).  ®te«a(^encr 
S&gel  (817,  Hard.  IV,  1142)  l^tte  c.  135  Dor« 
gcff^riden,  ba|  für  bie  pueri  et  adolescentes, 
qoi  in  congregatione  nutriuntur  et  erudiun- 
tor,  ein  frater  vitae  probabilis,  quem  et  ma- 
gistmm  doctrinae  et  testem  vitae  habeant, 
oBfgefteDt  loerbe.  Sie  Siegel  bejeid^net  aud^  an  an« 
beren  ©teilen,  §.  S.  c.  123,  bie  fie^rer  unb  95or« 
pe^  als  magistri,  unb  ber  ®efd^id^tfd^reiber  ^o« 
boarb  (Histor.  ecdesiae  Bemens.  4,  9)  beridf|tet 
über  ben  Si^bifc^of  ^fulco  Don  SReimS  (882  ad 
900) :  diias  seholas  . . .  jam  pene  delapsas 
restitoit  et,  eTocato  Bemigio  Antisiodorensi 
magistro,  liberaliumartium  studiis  adolescen- 
tes dericoB  exerceri  fecit  3ener  frater  vitae 
probttbiUB  follte  nur  miberruflid^  angefleHt  unb 
im  SoOe  ber  ^id^tüerföumni^,  ^art  beftraft, 
kn^  einen  Snbern  erf^t  toerben;  aber  aOmöIig 
atoiddte  fii^  Me  €teue  bed  S)omfd^oIafter8  ju 
diCBi  Ueibenben  9mte,  )u  einer  mit  reidf|en  C^in« 
Inftm  oiägfpatteten  (Eatnteföbignitöt,  unb  totil 


ber  2ht^aber  j[e^t  oon  einer  SRenge  anbertoeitiger 
®efd^öfte  in  9[nf))rud^  genommen  mar,  }og  er  fid^ 
t)om  Sel^ramte  jurüdC,  befteUte  einen  @ubftituten, 
ben  tl^atföd^Kd^en  magister  scholarum,  magister 
secundarius,  fül^rte  über  tl^n  unb  bie  fonftigen 
fie^rgel^ilfen  bie  ^fftd^t  unb  leitete  in  oberster 
änftau)  baS  Sd^ultoefen  ber  ganjen  S)iöcefe.  3u« 
bejfen  mit  bem^ufblül^en  ber  Uniüerfttäten  sogen 
eS  bie  reid^eren,  bem  $U)eI  angel^rigen  SanonUer 
Dor,  bie  f)od^f d^ulen  5u  befud^en  unb  ben  bisherigen 
SJlagifter  gu  t)erlajfen,  fo  ba^  biefer  Dielfad^  fid^ 
begnügen  mugte,  einige  Jhmben  auS  ber  @tabt 
in  ben  SRubimenten  ber  lateinifd^en  Sprad^e  }u 
unterrid^ten  (SDürr  in  Sd^mibtS  Thesaur.  lU, 
98  sq.).  S>ie  B'6fßt  ber  gongen  Sanbbemol^ner 
unb  ärmeren  Stöbter,  meldten  }um  9ufent]^alte 
an  einer  Unioerfttöt  bie  SJlittel  fei^Iten^  Derblieben 
smar  in  ber  @tift§fd^ule,  erl^ielten  aber  leinen  ober 
nur  un}ureid^enben  Untenidbt.  Qauptföd^Iid^  in 
il^rem  2fntereff  e  l^at  baS  britte  Sateranconcil  (1 179) 
Derorbnet,  ba|  bei  jieber  Satl^ebraÜird^e  ein  ma- 
gister, qui  dericos  ejusdem  ecdesiae  et  scho- 
lares  pauperes  gratis  doceat,  aufgefteSt  unb 
il^m  ein  anftönbiged  Seneficium  übertragen  tDed)e 
(c.  1,  X  5,  5).  äBeil  aber  bie  ^norbnung  Diel- 
fad^  nid^t  ausgeführt  tourbe^  l^at  bie  vierte  allge« 
meine  @9nobe  im  Sateran  (1215)  fie  mieberl^oU 
unb  beigefügt,  ba^  nid^t  nur  bei  jeber  (Satl^ebrale, 
fonbem  aud^  an  anberen  ftird^en^  bie  e§  beftreiten 
fönnen,  ein  magister  idoneus,  qui  dericos  ipsa- 
nun  ecclesiarum  gratis  in  grammatica  facul- 
täte  ac  aliis  instruat  juxta  posse,  angefteEt 
merbe.  Ueberbie^  follte  jebe  3)tetrot)oIitanürd^e 
einen  eigenen  Xi^eologen  |aben,  qui  sacerdotes 
et  alios  in  sacra  pagina  doceat  et  in  bis  prae- 
sertim  informet,  quae  ad  curam  animarum 
spectare  noscuntnr;  jebem  ber  beiben  äJlagifter 
(cuilibet  magistrorum)  feien  bie  Sinlünfte  einer 
&i))iteI8pfrünbe  5U}umeifen,  fie  foüen  aber  baburd^ 
nid^t  (Canonici  merben  unb  bie  Srträgniffe  ber 
$räbenben  nur  fo  lange  be}ie]^en,  als  fie  im  Sel^r» 
amte  oerbleiben  (c.  4,  X  5, 5).  UebrigenS  fd^einen 
ftd^  an  ben  S)om(d^uien  bie  Serl^ältnifje  bereits  in 
einer  SBeif  e  geftaltet  }u  l^aben,  ba|  f  elbft  bie  ^öpfte 
auf  bieS)ur($fü]^rung  beS  @9nobalbefd^IuffeS  menig 
^Öffnung fe|ten.  Unmittelbar  banad^beüagt^ono« 
riuS  m.  (1216—1227)  ben  l^errfd&enben  Seangd 
an  mifleufd^aftlid^em  Sifer,  bie  Seltenl^eit  tü^« 
tiger  Se^rer  (raritas  magistrorum)^  forbert 
ftrenge  Sinl^altung  ber  iüngften  Serfügungen  unb 
ergreift  meitgel^enbe  3Ra|regeIn,  ben  obmaltenben 
SRiMtänben  abju^elf en  (c.  5,  X  5, 5).  S)aS  6oncü 
t)on  aSaSaboHb  (in  ber  S)i5cefe  Valencia)  1322 
c.  20  Iö|t  auf  ö^nlid^e  3uftönbe  in  Spanien 
f^liefeen  (Hard.  Vn,  1477),  unb  toaS  S)eutfd^ 
lanb  betrifft,  fo  fagt  bie  ffölner  @Qnobe  Dom 
Sa^rc  1536  (P.  12,  c.  3;  Hard.  IX,  2023),  ba| 
bie  ^norbnungen  ber  Sateranconcilien  }um  grojsen 
92ad§t^eU  beS  @emeinn)efenS  gönjlid^  in  33ergeffen« 
]^t  gef ommen  feien  imb  meber  an  Satl^ebral«  nod^ 
an  ben  Derm5genben  (SoQegiatfird^en  ein  tüd^tiger 


459                                                    ÜRagijlet.  460 

9Dlagiftet  obet  3:]^eoIogud,  tote  Dorgefd^neben  fei,  Sd^iebdrid^tet  toöl^Ien  löntiten  (coram  domino 

feines ^mte§ malte.  2)Q3£ribentinuml^at(Se88.V,  vel  magistro  suo  vel  ipsius  civitatis  episcopo 

0.  1  De  ref.)  eifrig  auf  bie  öltere  ©efe^gebung  conveniat,  Auth.  Habita  Cod.  4,  13).    S)em 

5urüd(9egriffen,fürbieaKetrot)oliton«,biegrö|eren  laiferlid^en  ©d^ujbriefe  entfpred^enb  t>td\t^  9Ue- 

gatl^ebral-  unb  gollegiatfird^en fotoie  ffir  bieÄIö«  gonber III.  (1159—1181)  ben fiel^rem  ber  S)om. 

fter^  beten  SSermögen  e§  erlaube^  bie  SlnfteUung  fd^uIeguSReimd  bie  ©end^töborfeit  über  bie  eigenen 

ber  magistri  grammatices  uid)  ber  theologi  Sd^üler,  quamdiu  coram  magistro  suo  parati 

auf  g  9teue  oorgef d^eben^  aud^  für  il^ren  Unterl^alt  sunt justitiae  stare  (Bulaeus,  Hist.  Universität 

treffli^eSlnorbnungen  getroffen;  aber  feine  tool^I*  Paris,  n,  501),  unb  bie  ^arifer  UniocrfitötS« 

gemeinten SteformbeftrebungenoermodfitenbeniBer*  ftatuten  oom  äal^re  1215  beftimmen,  quilibet 

faQ  ber  S)om*  unb  ftlofterfd^Ien  nid^t  mel^r  auf*  magister  forum  sui  scholarishabeat  (Bulaeus 

jul^alten.  IH,  82).  ßlemenS  HL  (1187—1191)  tabelt  in 

Seit  bem  12.  Sal^rl^unbert  l^atte  fid^  ber  6in»  o.  1,  X  8, 18  bie  in  Bologna  eingeriffene  Unfltte, 

f[u|  ber  Unioerfttöten  in  einer  Sßeife  geltenb  ge>  ba|  Stubirenbe  (au§  ^od^nrntl^  ober  Sigennu|) 

nrnd^t,  ba|  aät,  bie  nad^l^öJ^ererSilbung  ftrebten,  burd^  l^öl^ere  Angebote  S^re  Kommilitonen  auS  ben 

blefe  Kentren  beS  miffenfd^aftlid^en  SebenS  auf«  OKietl^wol^nungen  oertreiben,  bebrol^t  fold^e  SRüdt» 

fud^ten.  3)ie  ftird^e  loar  »eit  entfernt,  i|^re  fünf«  fid^tslofigfeit  mit  ber  ©träfe  beS  SJanneS  unb  oer« 

ttgen  S)iener  baran  }u  l^inbem,  begünftigte  oiel«  fügt,  ba|  biefeS  fd^arfe  @bict  aHjöl^rUdfi  ben  Sel^- 

mel^r  ben  Sefud^  ber  studia  generalia  mit  ber  rem  unbSd^üIem  in  Erinnerung  gebrad^t  loerben 

größten  fiiberalitöt,  bi8))enfirte  fogor  eigentlid^e  foHe  (ut  hoc  singulis  annis  in  communi  au- 

^enefidaten,  mod^ten  fie  auSmörtS  Unterrid^t  er«  dientia  magistrorum  atque  scholarium  re- 

tl^eUen  ober  emfifangen,  oon  ber  f onft  f o  nad^brüd«  citetur). 

lid^  geforberten  Steftben^pflid^t,  geftattete  ben  9Ib«  hieben  magister  finbet  fid^  aud^  bie  ^}eid^* 

mefenben  ben  ungef d^mülerten  SSejug  beS  $frünbe«  nung  doctor,  unb  jmar  galt  fie  (menigftenS  in 

einlommend  (c.  5,  X  5,  5;  c.  34  in  VI,  1,  6;  93oIogna)  atö  ber  l^öl^ere  unb  oomel^mere  Xitel, 

Fagnani,  Comment  ad  o.  ultim.  X  5,  5)  unb  bie  Suriften  beanfprud^ten  il^n  au8fd^He|Iid^  unb 

fal^  e§  gern ,  menn  oon  Slarbinalen,  Sif ^5f en,  oerlangten,  bie  anberen  Sebrer  f oUten  einfad^  ma- 

Soml^errentc.  fogen.  SoQegien  gegrünbet  tourben,  gistri  ]^ei|en  (©aoign^,  ^efd^id^te  btS  römif^en 

um  bie  örmeren  Sd^olaren  aufjunel^men  unb  aud^  %ed^t8  im  SDtittelalter,  ^eibelberg  1822,  III,  189; 

il^nen  ben  @enu|  beS  ]^%m  Unterrid^tS  }u  er«  @d^ulte  a.  a.  O.  I,  214) ;  erft  gegen  ßnbe  bed 

möglid^en  (S)eni^e,  Sie  ^itftel^ung  ber  Unioerfi«  12.  ^al^rl^unbertS  erl^ielten  aud^  bie  (Sanoniflen 

tüten  be§  amttelalter§  bis  1400  I,  816.  362.  unb  £]^eoIogen  bie  bigl^er  beoorjugte  Titulatur 

865.  874.  494.  505.  551).  —  SBie  bie  Uniüerft«  (Sarti  1.  c.  I,  Praef.  XXVI),  unb  balb  gab  e8 

töten,  3.99.  bie  )u$ari§,  au8  ben  S)om«  unb  aud^  doctores  medicinae,  grammaticae,  lo- 

jflofterfd^ulenl^eroorgegangenmaren  ober  bod^bie  gicae,  philosophiae  et  aliarum  artium,  fogor 

£inrid^tungenberfeIbenfid^}um!Dlufter  genommen  artis  notariae  (Sarti  1.  0.  421.  484.  468.  501. 

l^atten,  fo  mürben  aud^  il^re  Seigrer  mit  bem  glei«  504.  511).  3m  ^gemeinen  iebod^  galten  ma- 

d^en  9lamen  bejetd^net ;  jeber  ©elel^rte,  ber  Sd^üler  gister  unb  doctor  als  S^non^ma.  Uion  einem 

um  ftd^  gefammelt  unb  il^nen  in  irgenb  einer  SBif«  Se^rer  gebrandet  finbet  ftd^  bad  le^tere  SBort  f d^on 

fenf^aft  (X^eologie,  fird^lid^eS  unb  bürgerlid^eS  beibenSlafftfem(Cic.,Deorat.  l,6,23:Oraeci 

Siedet,  SRebtdn,  freie  Jhinfte)  ol^nefefte Aufteilung  dicendi  artifices  et  doctores;  Orat.  33,  117: 

unb  ^itn  ®t^ali  freimillig  gegen  ein  beftimmted  judicem  me  esse,  non  doctorem  volo ;  Plin. 

Honorar  Unterrid^t  ertl^rilte,  l^ieg  magister  (ober  Panegjr.  47 ;  Suet.  Caes.  42 ;  QuintiL  tnstitt. 

aud^  dominus).  2)er  93enebictinermönd^  ®ratian,  2, 17).  Slud^  bann  fommt  baS  SBort  mit  ma- 

meld^er  gegen  bie  SRitte  beS  12.  ^al^rl^unbertS  im  gister  überein,  ba|  eS  gleid^  biefem  in  ber  @d^rtft 

jf lofter  beS  1^1.  gfelis  }u  Bologna  über  canonifd^eS  als  Sejeid^nung  eines  fiel^rerS  ober  @ele]^rten  ge« 

SRedJt  SSorlefungen  l^ielt,  mürbe  oon  feinen  Seit«  brauet  ift  (SKattl^.  22,  35.  Suc.  2,  46.  2l})g. 

genoffen  unb  unmittelbaren  5«ad^folgem  faft  auS»  13,  1.  1  Kor.  12,  28  f.  1  lim.  1,  7;  2,  7). 

nal^mSloS  magister  genannt,  eben  mit  Slüdtfid^t  SDie  Stebemeife  j^aifer  Julians  unb  feiner  9iad^« 

auf  baS  Se^ramt  (©d^ulte,  3)ie  (Sefd^id^te  ber  folger  (L  5.  11,  Cod.  Theod.  13,  3)  ifl  berdtS 

OueQen  unb  Siteratur  beS  canon.  9led^tS  I,  46),  oben  ermöl^nt  unb  gldd^aeitig  barauf  l^ingemiefen 

ebenfo  um  biefelbe  3dt  ber  bortige  ßioilift  Slbri«  morben,  bafe  aud^  in  ber  Sprad^e  ber  ftird^e  neben 

cuS  unb  ämeriuS,  folange  le^terer  nod^  $]^ilo«  magister  bismeilen  doctor  für  ben  Seigrer  oor« 

fot)]^ie  leierte  (Sarti,  De  claris  archigymnasii  fomme.  @S  mar  bal^erburd^auS  im  Sinne  beSSllter« 

Bonon.  professoribus  I,  68.  488).  3luf  jbem  t]^umS,tt)ennaud^anbenUnit)erfltötenbieg3ejddi« 

Sleid^Stage  }u  Stoncaglia  (1158)  fu^erte  mifer  nungen  magister  unb  doctor  alS  gldd^bebeutetü) 

Qfriebrid^  I.  allen  Sel&rem  unb  ©d^olaren,  bie  fld^  mit  einanber  abmed^felten.  SBalfrebuS,  ^of.  ber 

ju  miffenfd^aftlid^en  S^edten  auf  Steifen  befinben,  SuriSprubenj  in  Sologna  (geft.  1 151),  mürbe  balb 

frdeS  ®eleite  gu  unb  ertl^eilte  ben  le|teren  nod^  magister  ha\i>  doctor  genannt  (Sarti  1.  c.  29). 

fiberbiel  baS  ^ßrioilegium,  bag  fte  in  @trdtfad^en  ännoceu}  HL  rebet  in  c.  1 1 ,  X  De  constit  1 , 2  bie 

il^ren  Seigrer  ober  ben  Sifdf|of  ber  @tabt  }um  Selber  ber  frden  jf  ünfte  an  ber  g^fer  Unioerfttüt 


461 


aWogipcr. 


462 


rnttaf^^tebSlod  old  doctores  unb  magistri  an. 
ttegibind  ^uScoiartufi,  unter  ben  ßanoniften  )u 
Sologna  bei  erfk  Saie  (gefL  1289),  fommt  in  ben 
Urinnbcn  oIS  magister  unb  doctor  tot  (Sarti 
L  c  868;  6^,  ®ef4.  ber  OueUen  H,  140). 
Stül^b  mm  @iena,  einer  bet  SRebactoren  beS 
Liber  seztos,  ^t  in  ber  ^ublicationSbuHe  ma- 
gister unb  juris  utriusque  doctor.  äBenn  bie 
$ä|if}e  i^  @efe|edfammlungen  an  bie  UniDerfi- 
tälen  txifanbten^  lautete  bie  9breffe  enttteber  di- 
lectis  filiis  doctoribus  et  scholaribus  (Dgl.  bie 
ben  S)ca:etalen  ®regor3  IX.,  bem  Liber  sextus 
unb  ben  Clementinen  Dorgebrudten  ^3uSen),  ober 
dilectis  filiis  magistris  et  scholaribus,  tt)ie 
3mocms  IV.  (1246)  bei  Ueberfenbung  ber  S^oner 
£imrildbef41itffe  (bei  Böhmer,  Corp.  jur.  can. 
II,  251),  Sonifag  YIII.  in  bem  für  @alamanca 
bcfhmmtrn  ^ublicationdf d^reiben  (Potthast,  Beg. 
II,  n.  24726)  unb  9KcoIau8  m.  in  feiner  3u- 
fenbung  no^  $ariS  (@d^ulte,  SHe  S)ecretalen 
gmifd^  ben  Decretales  (jrregorii  IX.  unb  bem 
über  VI  Bouifacü  vm.,  ©ij..93er.  ber  SBiener 
mfabemie  ber  SBifl.,  p]^.«^ifL  AI.  LV,  718  ff.) 
qtäfoai  ^aben.  Sie  Statuten  ffir  bie  Srtiften  ber 
Unberfüdt  aRontpdlier  (1242)  tragen  bie  9uf- 
fc^^rift  Magistris  et  Scholaribus  in  Grammatica 
ai  Logica,  unb  im  (Sonte^te  mirb  fortgefahren 
de  communi  ergo  consensu  et  consüio  tam 
doetomm  quam  discipulorum  . . .  ordinamus 
(bei  Oariel,  Series  praesulum  Magalonensium 
I,  356).  2)ie  ^Mf er  Uniberfüät  ift  aud  ben  bor- 
tigenSom*  unb  fHofterfdiuIen  ^eroorgemad^fen; 
bai^  fhmben  bie  $rofefforen  ber  S^^eologie  mit 
ben  9tf (^dfen  ber  Stobt  nod^  lange  3eit  in  freunb« 
li^enSqiel^ungen  unb  unterftü^ten  biefelben,  na« 
vua£Rä^  bei  (Eenfnrirung  l^eteroboier  Sel^rmei» 
mngeii^  mit  il^rem  Statine.  Sifd^of  ©tepl^n  L, 
kdÜ  es,  r^  1227  efai  berartigeS  Urtl^eil  gefallt 
de  eonailio  magistrorum  theologiae,  Sifd^of 
Sill^dm  1240  conyocato  consilio  omnium 
ma^strorom  tunc  Parisiis  degentium  unb 
Bttpfym  IL  1270  tam  doctorum  sacrae  theo* 
logiae  quam  aUorum  communicato  consilio 
(Ihomassiii  IE,  1,  c.  101,  n.  4).  ^ud^  in  ben 
faigenben  Sol^rl^nberten  merben  bie  beiben  Sud« 
bmcb  dS  S^non^ma  gebrandet  2)ie  berül^mte 
Secfugmia.  in  meld^  Slemend  V.  (1305—1814) 
gegenüber  eingeriffoien  SRi^Bröud^  bie  SRa^mal- 
nmnne  ber  ^Mnu>tion8gebul^ren  f eftfe|t,  rebet  t)om 
honor  doctoratns  yel  magisterii,  Don  ber  col- 
htio  magisterii  sen  doctoratus  (c.  2,  Clement. 
5,  1).  Sein  9{ad^oIger  Sodann  XXH.  (1816 
M 1334)  beftdite  für  baS  }u  Perugia  neugegrün« 
bete  Sta£um  generale  ben  bortigen  Sif^of  al§ 
(öp^td^  3>tlt%aUn  mit  ber  SSoIImad^t,  ben  SRebi- 
OKtn  mib  Srttften  bie  licentia  docendi  ju  Der* 
Ici^  unb  bie  ad  doctoratus  seu  magistratus 
elicnim  jn  Sromobirenben  burd^  bie  SJlagifter  ber 
ktnffenbot  ^cuUSt  (nrüfen  }u  laff  en  (Const.  Dum 
leOiBitae  bom  18.  gfebruar  1321,  Bullar.  Taur. 
IV,  294).  ^Diefdbe  Sbentitöt  tritt  ung  entgegen 


bei  (grünbung  ber  UniDerfltät  Sübingen  (1477) 
fotool^I  in  ber  t)öpfUid^en  @rectionibuIIe  ald  aud^ 
in  @raf  Sberl^arbS  ^e!anntmadf|ung,  betreffend 
bie  (Eröffnung  ber  ^od^fd^ule,  ebenfo  in  ben  erßen 
Statuten  berfelben^  Derfa^t  Dom  pä))ftltd^en  V9e« 
DoHmöd^tigten,  unb  nid^t  minber  in  ben  Don  ber 
tl^eologifd^en  ^cultöt  entworfenen  Statuten  (Ur« 
funben  jur  ®efd^.  ber  UniDerfltät  Sübingen,  1877, 
19. 20. 29. 44. 46. 50. 53. 62. 255  ff.) ;  femer  bei 
©igtuä  rv.  (1477)  für  Crrid^tung  eine«  Studium 
generale  }U  ÜJlaiiu  (Würdtwein,  Subsid.  di- 
plom.  III,  197).  SDie  gleid^e  @prad^e  rebet  baS 
goncorbat  jtoif  d^en  Seo  X.  uno  gfran}  L  Don  ^ranf* 
reid^  1517  (SOÜind^,  iSoÜftänbige  Sammlung  aller 
öltem  unb  neuem  (Soncorbate  1, 231. 233. 235  f.) 
uub  SuIiuS  in.  in  ber  Sonftitution  Dom  Sagte 
1552  (Sug.  Sl^riner,  ®efd^.  ber  geiftl.  Silbung§- 
anftalten  407).  m  bie  folgenbm  p^fte  beS 
16.  äal^rl^bertS  bm  Don  ber  ffird^e  immer  mel^r 
ftd^  lodlöfenbm  UniDerfitöten  eigene  Sel^ranftalten 
loserer  Orbnung  entgegenfteHtm,  Derliel^en  fie  bm* 
f elben  bie  ^rioilegim  ber  beftel^enben  ^od^fd^en. 
namentlid^  baS  SRed^t  ber  ^omotton;  ad  quoe- 
cunque  baccalaureatus,  licentiaturae,  magi- 
sterii et  doctoratus  gradus  promovere  con- 
cedimus  et  indulgemus,  fagt  $iud  IV.  in  bem 
$reDe  Exponi  nobis  Dom  ^afyct  1561  (Corp. 
constitut.  Bodetatis  Jesu,  Antwerp.  1702, 1, 
46 ;  Dgl.  beffen  Oonstitut.  In  sacrosancta  Dom 
3a]^re  1564  bri  Eichter,  Conc.  Trid.  573  sq.). 
Sßo  immer  baS  Sribentinum  Dorf d^reibt  bie  mid^« 
tigften  unb  etnf[u|reid^ftm  IKrd^dmter  mit  @ra* 
buirtm  )u  befe|m,  totthm  bie  lederen  ganj  im 
Sinne  ber  3^t  magistri  seu  doctores  ant  li- 
centiati  genannt  (Sess.  XXTT,  c.  2;  XXEII,  18; 
XXrV,  8. 12. 18;  XXV,  2  De  ref.  Cfr.  Congr. 
Concilii  bei  Richter  1.  c.  18,  n.  7—12).  Sanon 
21  be§  balb  nad^l^er  (1583)  gefeiertm  SoncilS 
Don  £our§  lautet:  officia  et  dignitates  iUae, 
quae  scholasteriae  dicuntur,  nonnisi  docto- 
ribus yel  magistris  aut  licentiatis  in  sacra 
pagina  aut  in  jure  canonico  conferantur 
(Hard.  X,  1440).  S)ag  bie  gro^m  canoniftifd^m 
glaffifer  be§  17.  unb  18.  äa^unbertS  (j.  ». 
Gonzalez-Tellez,  Gomment.  ad  c.  4,  X  5,  5, 
n.  6  in  fin. ;  Barbosa,  CoUectan.  Doctor.  V, 
5,  c.  2,  n.  1;  Fagnani,  Comment.  ad  c.  1  h.  t. 
n.  13;  Pirhing,  Jus  can.  h.  t.  §  1,  n.  4.  §  3, 
n.  14 ;  Beiffenstuel,  Jus  can.  h.  t.  n.  2 ;  Schmalz- 
grueber.  Jus  ecdes.  h.  t.  n.  8  sqq. ;  Bene- 
dict. XrV,  De  synod.  dioeces.  13, 9, 17 ;  Fer- 
raris, Prompt,  biblioth.  s.  y.  Magister,  n.  17) 
doctor  unb  magister  DöUig  auf  bie  gleid^e  fiinie 
fteffcn,  ift  nad^  ber  ganjen  gnttoidttung,  bie  ber 
Sprad^gebraud^  burd^Iai^en  1^,  felbftoerftünblid^ 
utü)  in  ber  9latur  ber  Sad^e  gelegen. 

Sud^  im  Slnfang  unfereS  ^al^rl^unberts  finbet 
ftd^  nod^  bie  altl^ergebrad^te  Terminologie  (Oongr. 
Conc.  Dom  Saläre  1809^  beiMühlbauer,The8aur. 
resolutt.  rv,  1440  sq.).  Stber  $iud  IX.  fennt 
in  feinen  Literae  apostoL,  quibus  seminarium 


468  Magister  sacri  palatii.  464 

Pium  instituitor  Dom  3al^re  1853,  tit.  7  ($]^i-  9lmt  bed  magieter  s.  palatii  {ammt  ber  OU 

lofopl^ie  unb  X^eologie)  nut  nod^  ben  doctoratus,  fert)an)  gdCnupft  l^oben,  eS  inunet  nur  einem  S)o* 

ol^ne  boS  magisterimn  }u  ertoftl^nen  (Bei  3Ro9,  mimcanet  gu  übertragen  (Bolland.  ad  4.  Ang. 

Srd^iD  I,  657),  unb  bei  oen  tl^eologifd^en  gfacul»  de  s.  Dominico  comment.  praey.  §  XXIK; 

täten  ber  Se^tBeit,  ben  latl&oUfd^en  toie  ben  jnro«  Echard  et  Quetif,  Script.  Ord.  Praed.  I,  15 

teftontifd^en,  toirb  ber  aKagiftertitel  nid^t  mel^r  öer-  unb  n,  996).  3ladi  onberen  unb  fpöteren  Se- 

lid^en;  an  feine  ©teile  trat  überall  ber  S)octorgrab  rid^ten  l^atte  ber  1^1.  S)oniintcu8,  tovl  er  fal^,  nnc 

(Öerjoö/  »eal-ßnc^Hopäbie,  2.  SlufL  V,  345  bis  bie  SHener  ber  6arbinale,  »äl^renb  il^re^erren 

850).  S)te  bebeutenben  $rit)ile6ien  unb  (S^ren-  beim  ^fte  }u  tl^un  litten,  bie  S^\i  mit  IDlügig« 

redete,  bereu  fid^  bie  SRagifier  unb  S)octoren  beS  gong  unb  hoffen  Dertönbelten,  t)on  ^onoriuS  IIL 

aRittelalterd  erfreuten  (©aDiguQ  o.  o.  O.  212 f.;  tmxtti,  hak  biefen  nml^renb  beS  äBartenS  bie  1^- 

Ferraris  1.  c.  n.  17  sqq.)  »ertragen  fid^  nid^t  lige  @d^rift  erflört  merbe;  bie|  l^be  auf  ben 

mel^  mit  ben  mobemen  9nfd|auungen  unb  fodalen  SEBunfd^  bed  $a))fte§  SominicuS  felbft  einige  Seit 

SBerl^ältniffen,  finb  bal^er  burd^  (Setool^n]^  ou^er  übernommen  unb  bamit  ben  erften  9(nfang  $ur 

Uebung  gefommen  ober  ))ojitU)  aufgel^oben  mor«  Sinfül^rung  eines  ftönbtgen  magister  s.  palatii 

ben.   ßnblid^  fei  nod^  tmöird,  ba|,  folange  ma-  gemad^t  (f.  Boll.  1.  c).    3m  13.  2N^r]^unbert, 

gister  unb  doctor  alS  S^n^ma  fid^  gleid^»  fd^bt  Sd^arb  (Script.  Ord.  Praed.  I,  p.  XXI), 

ftanben,  ie  nad^  ber  SanbeSfitte  ober  in  ©emä^l^eit  befianb  baS  %mt  beS  magister  s.  p.  ooi^üglid^ 

bef onberer  Statuten  für  bie  oberfie  jf laffe  ber  @ra«  in  scholae  Bomanae  et  Pontificiae  regimine 

buirten  balb  baS  eine,  balb  baS  anbere  biefer  Spi«  et  in  publica  s.  scripturae  expositione;  aO« 

tl(ietaauSfd^lie|Iid^  ober  bod^t)or]^errfd^enb  gebrandet  mölig,  befonberd  feit  äo^tmeS  be  Surrecremota 

nmrbe.  ©o  berid^tet  ^ol^anneS  9nbre&  in  feiner  (f.  b.  9rt.),  mud^S  fomol^I  baS  Sbtfel^en  mie  ber 

®Ioffe  5U  ben  SIementinen  (c.  2,  Clem.  5, 1,  yerb.  SEBirfungSfreiS  be§  IDlagifterS,  unb  berfelbe  mirb 

Doctoratus),  bie  Seigrer  beS  canonif  d^  unb  bür-  nod^  ie^  ald  ))ö))ftlid^er  Xl^eolog  mit  bem  Shmge 

gerlid^n  Steinte  feien  2)oäoren,  bie  Xljieologen  eines  Ubitore  ber  Slota  betrad^tet.  MeS,  maS  am 

unb  $Pofot)]^en  iDlagiftri  genannt  morben,  möl^-  pä^fUid^n  ^ofe  bem  ^pa))fte  oorgetragen  ttnrb, 

renb  nad^  Sieiffenftuel  (L  c.  n.  8)  im  17.  Sal^r«  pivi\t  er  auf  feine  Uebereinftimmung  mit  ber  latl^o« 

l^unbert  an  ben  beutf d^en  Unioerfitöten  (ängolfiabt,  lifd^en  Seigre;  er  beflimmt  für  gemiffe  ©olemni- 

@al}burg  :c)  bie  Xl^eologen,  3uriften  unb  SRebi-  töten  bie  ^rebiger  unb  fielet  il^re  ^rebigten  bnrd^; 

einer  S)octoren,  bagegen  bie  $]^iIofop]^  SRagißer  er  ift  (Senfor  oHer  gu  9tom  erfd^einenben  99üd^ 

gel^ei^en  l^aben.  —  3n  bemfetten  SSerl^öItnif ,  in  unb  Sd^ften  unb  Sonfultor  bei  mel^reren  Son« 

U)eld^em  ber  Xitel  magister  anfing,  feltener  }u  gregationen;  er  affiftirt  mit  ben  Übitoren  ber 

merben,  unb  f d^Iie^Iid^  bem  doctor  boUftSnbig  ben  9tota,  nad^  benen  er  bei  ber  pöpfttid^en  ftapelle 

^Ia|  röumte,  lel^e  baS  SSBort  )u  feiner  urf))rüng-  einen  f d^r  bifUnguirten  $Ia|  einnimmt,  ber  Se« 

ßd^  Sebeutung  }urüd  unb  be^eid^ete  untergeorb«  mad^ung  beS  SondaDe,  lann  ben  S)octorgrab  in  ber 

nete  Seigrer  einer  l^öl^  Snftalt  (Pius  IX.  L  c  Xl^ologie  unb  $]^iIofo))l^ie  ertljieUen  unb  l^t  nod^ 

tit  2.  5,  9rdbit)  I,  658.  655),  femer  Selber  an  anbere  ^örogatiüen  unb  Sacultftten.  (6.  Zac- 

Stittel-  ober  £ateinfdf|ulen  (Vita  Wolfgangi  Ab-  caria,  Oorte  di  Roma,  Roma  1774,  11;  Mo- 

bat  um  1665,  bei  fQ^lt,  SfefKd^rift  beS  ®^*  roni,  Dizionario  s.  t.  Maestro  del  sacro  pa- 

nofiumS  au  ei^ingen  [1889].  7, 9iote  15;  Oonstit  lazzo  XLI,  199  ss. ;  $pipS,  ITird^enred^t  VI, 

synodi  dioeces.  Oonstantinens.  1761,  P.  1,  tit  541  ff.) 

25, 4);  namentlid^  aber  merben  feit  bem  17.  äal^r«      S)ie  Steil^enfolge  ber  magistri  s.  palatii  bis 

l^unbert  bie  SoOSfd^el^rer  mit  bem  9lamen  ma-  }um  9(nfang  beS  16.  äal^rl^unbertS  ift  folgenbe: 

gistri  (aud^  ludimagistri  ober  ludimagistrae,  L  im  18.  Sol^l^unbert:  S)ominicuS;  ber  feL  Sor« 

Krabbe,  Statuta  synodal,  dioeces.  Mona-  tl^oIomäuS  be SragantiiS  unter  ^ft ®regor DL 

steriens.  4. 16. 19. 241  sqq.)  bejeid^net,  unb  ba  (f.  Echard,  Script  Ord.  PP.  I,  254;  BoUand. 

in  unferer  3<it  baS  Slementarfd^ultoefen  für  bie  1.  Jul.) ;  (SaufnbuS  be  SleoeUo  unter  2tnno« 

JKrd^e  oon  ber  l^bd^ften  93ebeutung  ift,  f o  lommt  cen^  IV. ;  SIbert  ber  @ro^e  möl^renb  ber  ^iofyct 

baS  oltdaffifd^  SBort  ouf  biefem  @ebiae  au|er»  1255  —  1256  (f.  b.  9(rt);  SBiU^Im  SoberiS- 

orbentlid^  oft  oor  (Collect  Lacens.1, 488;  IE,  ^enfiS  unter  ^ft  Urban  IV.  (Echard  L  c 

82.  676.  1075;  IV,  188.  148.   236.  325.  259);  C>annibaIbu8beC>annibaIbi8  um  1259biS 

487  sqq.  488  sqq.  520.  765.  995  sqq.  1109;  1261,  ein  fel^r  geleierter  unb  frommer  SKann, 

V,  77.  458.  705.  989.  968.  989.  1258;  VI,  greunb  beS  ^L  Xl&omaS  Don  «quin.  €ari)inal 

188.  825.  764  sq.  821).  [0.  «ober.]  Q.  Echard  L  c.  261.  826.  828) ;  ©t.  Il^omaS 

Magister  sacri  palatii,  Xitel  eines  l^o^  oon  «quin  oon  1262—1268  (f.  Echard  L  c 

aBeamten  am  l)ät)ftKd^  ^ofe.  S)er  l^L  ©omini-  271  unb  ben  «rt.  Sl^omaS);  ber  feL  «mbrofiuS 

cuS  (f.  b.  «rt.),  ein  großer  ^freunb  ber  l^iligen  ©anfeboniuS  etma  um  1269—1275,  auSge^eid^ 

@ö^rift,  intert)retirte  bei  feiner  «nmefenl^  )u  9tom  neter  $rebiger  unb  Seigrer  ber  Sl^Iogie  in  3talien 

am  t)öt)faid^  ^ofe,  mo  bie  tl^Iogifd^  @d^en  unb  S)eutf^Ianb,  tt)o  er  gu  jf öln  mel^rere  2N^re 

iDoren,  bie  l^igen  @d^ften  bor  Oielen  3i^rem  leierte  (f.  Echard  L  c.  401.  Bolland.  ad  20.  Mart 

unb  ^ßrolaten,  unb  baran  foll  fid^  aümdlig  baS  in  vit  s.  Amhr.);  Sta^munbuS  be  Sorfatnno; 


465 


Magißterium  —  SKognctiSmuS. 


466 


bwgp  be  StOonio,  t)on  ^apß  92icolQuS  IV.  gum 

taämol  bcförbert  1288  (Echard  L  c.  450);  9U- 

batufi  be  Stoma  (ib.  466).  IL  ^bdomdm  Steigen» 

folge  im  14.  äQ^^N^bert  bis  )um  Snbe  beS 

S^i^ma  DonXtrignon:  SBül^elm  ^etti  be  ®o- 

bino.  oon  ^ßopjl  SlemenS  V.  )um  Sarbinal  er- 

boben  (fl).  591);  S)uranbug  be  @t.  $ortiano 

(ib.  586  unb  m  9rt.  3)utanbuS  a  @t.  $.); 

SUbelm  be  Soubuno  t)on  1818—1821,  erg- 

btfc^f  Don  Xouloufe  (ib.  687) ;  9tat|munbu§  Se» 

quill  Don  1821—1824,  gum  ^otriord^en  Don 

3cnifatrm  confecrirt  1824  (ib.  561) ;  2)omintcu8 

drima  (aL  ®renier)  1824—1827,  »ifd^of  Don 

^omicrd  (ib.  612);   SrmanbuS  be  SeUooifn 

1327—1334  (ib.  583);  «molbuS  be  ©t.  3Ri- 

i^ele  (ib.  584);  $etrud  be  $ireto  t)on  1884  m 

1336  (ib.  584);  Slo^munbuS  2)uranbi  1886  big 

1342;  Sol^Qimed  be  9RoIenbino  1842—1849 

(ib.  627);  SBül^m  @ubre  1849—1861,  Sor- 

binol  (ib.  670) ;  SBiU^elm  Stomani  SSrito  1862 

bis  1375  (ib.  664);  9iicolQu8  be  @t  @atumino 

1375  —  1878,  (Eotbinal,  ber  ju  «ßapft  (Ele- 

mens  YIL  überging  (ib.  688);  $etru§  ^Ipe« 

ximift  ton  1378—1379  (ib.  687)  unb  Simon 

eoUareDi  Oon  1879—1885  unter  $a))ft  Ur« 

banVL  (ib.  687);  Sortl^olom&ug  be  Solfenl^etm 

nn  1385—1895  unter  Urban  VI.  unb  Soni- 

fc^DL  (ib.);  SacobuS  arigoniuS  1895—1407 

mib  ^ugoIinuS  be  Somerino  1407—1417  (ib. 

788.  759).  m.  Som  d^nbe  be«  Sd^iSmo  oon 

Voigmm  bis  gur  9lef ormotion :  Siol^anneS  be  Sa» 

\Bama  mm  1420—1424,  daxbiml  (ib.  791) ; 

labnoS  be  ^fiS  oon  1424—1429 ;  ^o^onneS 

oon6onßantino)>el  oon  1429—1481;  2io]^anneS 

um  Xuzrecremata  oon  1482—1489  (f.  b.  Srt.) ; 

Sort^IomduS  Sa)KicciuS  (ib.  834)  oon  1489 

hl  1443;  ^einrid^  italteifen  oon  1448—1452 

(f.  b.  Srt.);  äocob  ®il  ober  %gibii  oon  1452 

fö  1465  (ib.  881);  SeonarbuS  be  SRanfuetiS 

m  1465—1474  ^.  848);   @oIt)uS  Soffetto 

wm  1474—1481,  DrbenSgeneroI;  9KarcuSSWa» 

nmnS  oon  1481—1487 ;  $ouIuS  be  ^Ronelia 

HOB  1487-1499  (ib.  910  u.  U,  8);  3obanneS 

SrnnsS  (aL  ^bmniuS)  t)on  1499—1502  (U,  4); 

So^omieS  be  atofonelliS  oon  1502—1515;  @il- 

M9ergto)olini$rieria8  oon  1515—1528,  unter 

bcfjm  ^Udä^  @d^ften  befonberS  bie  gegen 

iiilfa  oofa^  anjumerfen  finb  (11,  55).  3)ie 

todterrn  magiBtri  s.  p.  f.  bei  Echard,  Script. 

Ord.  Pr.  n,  p.  XXI,  begm.  bei  Moroni  1.  c.  2)er 

bflire  ermd^  oIS  bie  l^eroorragenbften  Sd^rif« 

tau  über  bie  magistri  s.  p. :  Fontana  0.  Pr., 

SjUabiiB  MagiBtrorum  sacri  Palatii  Aposto- 

fid,  Bomae  1668,  unb  Catalani,  De  Magistro 

nm  Palatü  D.  dao,  Bomae  1751.   [@d)röbl.] 

Mafisteriuii,  f.  Sel^ramt  unb  fl1r(|engenmU. 

Ifafscftomif ,  animolifd^er,  ]^ei|t  eine  ge- 

kme  Jhoft,  meiere  man  in  lebenben  jf örpem  ent* 

kcA  |B  (oben  almibt  unb  mit  ber  bem  SRognet 

incM^nenben  Proft  ibentiftcirt  1^;  biefelbe  foU 

hß^  to|ein  (ßn^  in  ber  SBeife  »irfjom  ge» 


mad^t  merben  tonnen,  bol  t)ermittelS  beS  Üteroen» 
f9ftemS  bie  Uebel  beS  betreffenben  übxptxfi  gel^eilt 
unb  feine  Sinnentl^ötigfeit  gur  l^öd^ften  Entfaltung 
gebrad^t  »erben  fönne.  l.Sefd^i^tlid^eS.  SReS- 
mer,  ein  SBiener  9r}t,  ttKtr,  menn  aud^  nid^t  ber 
Srfinber,  fo  bod^  ber  ^u))tt)ert]^eibiger  ber  Seigre 
oom  tl^ierifd^en  äRognetiSmuS ;  bal^er  merben  bie 
Srfd^einungen  beS  Testern  aud^  mit  bem  92amen 
SReSmeriSmuS  begeid^net.  3Re§mer  mar  gu  ^gnang 
am  Sobenfee  1788  geboren,  jtubirte  SRatf ematif 
unb  ^l&^fif  an  ber  3efuitenf d^ulc  gu  3)ifingen  unb 
nad^l^er  3Rebictn  an  ber  SSßiener  ^d^fd^ule.  3u- 
erft  manbte  er  ben  mineralifd^en  Magnet  bei  9e« 
l^onblung  oon  ffranfl^eiten  an.  3Uiäfytt  glaubte 
er  im  SRenfd^en  eine  öl^nlid^e  ffraft  entbedFt  gu 
l^aben  unb  nannte  fte  ben  tl^ierifd^en  SRagnetiS- 
muS.  3m  3. 1778  begab  er  ^ä)  nad^  $ariS;  l^ier 
fanb  feine  neue  ^eilmetl^obe  oiele  Snl^änger,  aber 
Qud^  oiele  ®egner.  2)a3  iBerfal^ren  erregte  ein 
foId^eS  Süffelten,  ba^  fid^  mehrere  miffenfd^a^Iid^e 
Sommiffionen  bamit  befd^öftigten;  il^rllrtl^etl  fiel 
1784  ungünftig  auS.  SReSmer  (eierte  fpdter  nad^ 
2)eutfd^Ianb  gurüd  unb  ftarb  1815  gu  SReerSburg. 
Sein  befanntefter  Sd^üler,  Sl^aftenet  be  ^^f^ur, 
beobad^tete  bei  ben  bel^anbelten  $erfonen  einen 
fd^IaföbnUd^en  3uftanb,  ben  er  alS  fünftlid^en 
Somnambulismus  begeid^nete.  3m  3. 1786  mürbe 
baS  neue  ^eiloerfal^ren  in  2)eutfd^lanb,  gunöd^ft 
inSremen,  befannt.  iBonl^ier  auS  gemann  eS  be« 
fonberS  in  ben  erften  3a]^rge]^nten  unfereS  ^af^X' 
^unbertS  gro|e  SSerbreitung  in  2)eutfd^lanb :  ba« 
gegen  tturbe  eS  1815  für  gang  Oefteneid^  oerboten. 
Um  biefe  3cit  fam  ein  gemiffer  %bbe  Sfaria  auS 
3nbien  nad^  S^ranfreid^;  biefer  brad^te  biefelbenSr« 
fd^einungen,  meldte  baS  magnetifd^e  ^eiloerfal^en 
^ertorrief ,  mit  ^ilf  e  eines  blo|en  9ef  el^lS  gu  ©tanbe. 
hiermit  mar  ber  Uebergong  gum  l^tigen  ^9))no« 
tiSmuS  (f.  u.)  unb  bem  fog.  SuggejIionSoerfal^ren 
angebol^nt.  Seit  1820  Derlor  ber  eigentlid^e  3ReS« 
meriSmuS  mel^r  unb  mel^r  an  Soben  unb  artete 
in  Sd^minbel  unb  Setrug  auS.  2)ieienige  neuere 
Sbart  beS  nömlid^en  SSerfal^renS,  meiere  ^^t^notis» 
muS  ]^ei|t,  oerbanft  9tamen  unb  Sntftel^ung  einem 
3lrgte  in  SWand^eftcr  mit  5Ramen  Sraib.  S)emf elben 
mar  eS  1841  gelungen,  einen  öl^nlid^en  Sd^laf« 
guftanb  baburd^  l^eroorguruf en,  ba^  er  einen  glön» 
genben  ®egenftanb  ftan  anbliden  lie^.  ®egen 
@nbe  ber  fünf  giger  Saläre  mürbe  SBraibS  dntbedung 
in  gfranfreid^  befannt ;  nur  gong  aHmälig  fanb  fie 
meitere  SSerbreitung.  9Ran  bef d^rönfte  ftd|  auf  il^re 
Slnmenbung,  um  Operationen  fd^mergloS  auSgu- 
fül^ren ;  iebod^  mar  ber  grf olg  ein  geringer,  (grft 
als  ei^rcot  unb  Slid^et  in  $ariS,  Siöbault  unb 
»eml^eim  in  3lanct)  \\d)  beS  ^^pnotiSmuS  gu  §eil» 
gmeden  bebienten,  gcmann  baS  neue  SSerfal^rcn  eine 
rafd^e  unb  meite  Verbreitung.  3n  allen  Säubern 
guropa'S,  in  5florb»  unb  ©übamerif  a  erftanbcn  gal^l» 
reid^e  an^änger.  Salb  mürbe  ber  ^^pnotiSmuS 
aud^  gu  öffentlid^cn  Sd^auftdlungen  mi^braud^t 
unb  baburd^  baS  ^olf  in  meiten  Sd^id^ten  mit  beff  en 
aulergemöl^nlid^en  grft^einungen  befannt  gemad^t. 


467 


!D{agnett3mud. 


468 


S)er  bänif d^c  SKagnctiJeur  §anf en,  fpätcr  bcr  3ta« 
lienet  2)onQto,  ber  Snglönbet  S^umberlanb  unb 
^nlid^e  SRänner  erregten  bur(i^  unglaubliche  Sr« 
f  d^einungen  bie  öffentUd^e  Slufmerffamleit  in  lol^em 
®rabe.  Mmölig  fant  e3  fo  koeit,  ba^  Sd^ulfinber 
fid^  gegenfeitig  in  @d^Iaf  t)erfe^ten,  unb  bo^  in 
$orid  bereits  ntel^rere  l^unbert  ©omnambulencobi« 
nette  ej;iftiren,  in  benen  eine  leibeufd^oftlid^e  ®ier 
nac^  I^Qpnotifd^em  ©d^Iof  Sefriebigung  ftnben  tonn. 
2. 2)a8 SSerf Ql^ren  unb  feine  ^irf ungen. 
ÜReSmer  felbft  bebiente  fid^  onfönglid^  eines  mine« 
ralifd^en  SRogneten,  nad^l^er  manbte  er  Serül^« 
rungen  mit  ber  ^anb  an,  jule^t  benu^te  er  ^o^ 
Sif  en  u.  bgl.,  bef  onberS  ein  eigens  bagu  J^ergefteQteS 
Saquet,  einen  mit  SDBaffer  unb  6ifenfeile  gcf üEten 
Sottid^,  ben  er  mit  feinem  magnetif(^en  f^uibum 
lub.  ^iefe  ganje  Sßetl^obe  ift  bereits  Deraltet.  3n 
neuerer  QAt  bebient  man  ftd^  5ur  @infd^Iöferung 
anbauernber  gleid^förmiger  SinneSeinbrüdFe,  g.  9. 
ber  Smpfinbung  beS  Streid^enS  mit  ^önben,  mo» 
bei  eine  93erü^rung  nid^t  erf orbert  ift,  ftorren  9ln- 
fd^auenS  eineS  leud^tenben  ®  egenftonbeS,  gefponnten 
^ord^enS  auf  baS  Siden  einer  Ul^r.  ^nbererfeits 
^ren  pld^id^e  unb  flarfe  Sinbrüde  gu  bemfelben 
3iel/  toit  baS  ^ufleud^ten  einer  SRagnefiumflamme, 
ein  ftarfer  ©d^Iag  auf  baS  Sam>£am,  )un>eilen 
genügt  ein  leifer  S^rud!  auf  einzelne  Jldrpertl^eile, 
3.  99.  auf  bie  @time.  S)iefe  Sel^anblungSmeife 
lönnte  man  bie  $arif er  nennen,  ba  fie  l^uptfäd^» 
lid^  in  ber  ^au))tftabt  Don  gtanfreid^  im  (Sebraud^ 
ift.  2)agegen  legen  bie  Serjte  t)on  StancQ  baS 
panpt^miä^t  auf  bie  fogen.  Suggeftion.  2)ief elbe 
befte|t  barin,  ba^  bem  gu  ^Qpnotifirenben  ein» 
gerebet  toixh,  er  foUe  in  @d^laf  faQen.  SHe  Sin- 
fad^l^eit  beS  SSerfal^renS  t)erf^a|[t  bemfelben  immer 
meitere  SSerbreitung  gegenüber  bem  mel^r  ntmidtU 
ten  mit  ^ilfe  anbauernber  @inneSeinbrüd(e.  3)aS 
^ufmeden  gefd^iel^t  bagegen  burd^  Slnl^aud^en  ober 
bie  entfpred^enbe  ©uggeftion,  g.  95.  burd^  ben  SRuf : 
„(imai^t**.  99e{)ufügen  iftnod^,  ba^  bie^^pnofe 
nid^t  bei  allen  $erf onen  mit  gleid^er  Seid^tigleit  ge- 
lingt, ßutoeilen  bebarf  eS  monatelanger  ^e^anb« 
lung  bis  gum  erften  @d^laf.  Ob  überl^aupt  |eber 
l^^pnotiftrbar  fei,  fd^eint  nod^  eine  offene  Sfrage  ju 
fein.  3e  größer  bie  gmpfönglid^feit  \&x  äußere 
ginbrüde  unb  Je  geringer  bie  aSBiberfianbSfraft  beS 
aSBiQenS  ift,  befto  leidster  tt)irb  ber  gemünfd^te  Sr* 
folg  ergieß.  911S  SBirfungen  fönnen  im  Stoff« 
me^fel  beim  Sebenben  folgenbe  eintreten:  S)te 
atl^mung  »irb  erfd^wert,  ber  ^erjfd^lag  unregel» 
mö^ig,  baS  ®efid^t  erblaßt.  Suneilen  toerben 
aud^  bie  SluSfd^eibungen  qualitatio  unb  quanti« 
tatit)  t)erönbert,  ®d^n)ei|,  Zl^tänen  unb  Sel^nlid^eS 
]^ert)ovgerufen.  2)a|  au^  baS  Sntßel^en  t)on  ilBun" 
ben  erzeugt  merben  fann,  fd^eint  nid^t  l^inreii^enb 
verbürgt.  3m  @inneSleben  fonn  ungmeifel^aft 
nid^t  nur  leidster,  fonbem  auc^  tiefer  ©d^laf  ein» 
treten,  ffierfelbe  artet  juweilen  in  baS  fogenannte 
„Sd^lafmad^en''  ober  Somnambulismus  aus.  Un« 
emp^nblid^f eit  beS  SaftftnnS  tourbe  mand^al  bei 
O|)erationen  einengt;  eS  foff  fogor  gelingen,  eine 


t)orüberge]^enbe  Slinbl^eit,  £aub]^it,  Sbftuntpfung 
beS  ®ef d^madCfmneS  l^erbeigufül^ren.  2)ief er  menig« 
ßenS  fd^einbaren  Hemmung  ber  SinneStl^otigteit 
fielet  bereu  Sd^rfung  gegenüber :  gefteigerte  @e]^ 
traft  ober  93erfeinerung  beS  ©el^ör-  unb  ®erud^ 
ftnneS.  2)aS  SeioegungSoermögen  fonn  burd^  Sr- 
ftarrung  aufgel^oben  merben.  S)aS  ®eböd^tni|  geigt 
eine  boppelte  Seeinfluffung:  93ergef[en  aUeS  beffen, 
maS  im  fd^lafmad^en  3uftanbe  gefd^el^en  ift,  unb 
baS  fpötere  SuSfül^ren  eines  im  @d)lafe  ertl^ilten 
Sefel^leS  am  beftimmten  Sage  unb  gur  angegebe« 
neu  Stunbe.  ißerftanb  unb  SBiUe  tottbtn  nid^t 
unmittelbar  beeinflußt. 

3.  S)ie  Sf  0 1  g  e  n  finb  in  gef unbl^eitlid^er  9e> 
giel^ung  ni^t  unbebenflid^.  S)ie  mebicinifd^e  gfa« 
cultät  t)on  SBien  bemerft  in  i^rem  ©utad^ten  t)on 
1880  gegen  Raufen,  ba|  bie  Übeln  ^folgen  fd^r 
emft  merben  tonnten,  unb  ba|  eS  unmöglid^  fei, 
©rengen  gu  giel^n,  innerl^lb  bereu  j[ebe  ®efal(|r 
auSgefd^loffen  fei.  Sbenfo  fd^arf  fiel  f))öter  bie 
SSerurtl^eilung  l^^pnotif  d^er  SSorftelDlungen  burd^  bie 
mebidnif d^en  Sluctoritöten  Italiens  auS.  6in  nid^t 
elten  angerid^teteS  Unl^eil  befielet  in  ®eifteS> 
iörung.  99ei  fel^r  oorftd^tiger  ^nmenbung  burd^ 
einen  tüd^tigen  9trgt  tann  aOerbingS  aud^  eine 
99efferung  ber  ©efunbl^eit  erreid^t  merben.  Suf 
bem  ftttlid^en  ®ebiet  fpringen  bie  ©efal^ren  in  bie 
Singen.  SDer  intime  SSertel^r  gmifd^en  $erfonen 
Derfd^iebenen  ©efd^led^teS,  ber  betoultlofe  3uftanb 
ber  ^Qpnotifirten  bemeifen  genügenb,  mie  nol^e 
ber  tiefe  Sfall  brol^t.  S)agu  gefeilt  fid^  gemöl^nlid^ 
nod^  eine  gemiffe  3uneigung  gum  ^^pnotifeur. 
93or  ben  frangöftfd^en  Slffifen  ^nb  f^on  mond^ 
SSerbred^en,  fei  eS  gegen  bie  $erfon,  fei  eS  gegen 
baS  Sigentl^um  beS  Singefd^läferten,  gur  ^r- 
l^anblung  getommen.  93ei  l^äufiger  Sßieberl^olung 
tritt  ©d^möd^e  beS  SBillenS,  @tum))ffinn  unb  ®ei- 
fteSDermirrung  ein.  2)ie  ^öufigteit  beS  angerid^ 
teten  Sd^abenS  genügt  allein  f  d^on,  ein  allgemeines 
Serbot  gu  red^tfertigen,  fo  baß  ein  ©eftatten  bie 
SuSnal^me  bilbet. 

4.  SrtlörungSDerf ud^e.  3u!DleSmerS3eiten 
mürbe  ein  gel^eimnißooÖeS  i$luibum  angenommen, 
bem  man  aW  bie  fonberbaren  SBirlungen  guf d^rieb. 
@d^on  meil  baSf elbe  eigentlid^  nid^tS  ertlörte,  bamt 
au(|,  meil  ftd^  beffen  Spfteng  ni(|t  feftftetten  lie|, 
mußte  man  biefe  ^rt  ber  (Sdflärung  faUen  laffen. 
93iS  ie^t  ift  inbeß  nod^  nid^tS  gang  @id^ereS  ge« 
^nben.  Einige  moOen  MeS  als  SeufelSmerl  er« 
flären,  mie  Dr.  SoD^agara^  (Revue  des  sciences 
eccl^siastiques,  Oct.  et  Nov.  1889).  ^.  Qfranco 
(L*  Ipnotismo  tomato  di  moda,  CivUtii  catt. 
1889,  n.  156,  p.  291)  l^ält  eS  bei  einigen  (Sr- 
fd^einungen  als  auSgema(|t,  bei  allen  anberen  als 
mal^rf d^einlid^,  baß  fte  bem  böf en  gfeinb  gugef d^ne« 
ben  merben  muffen.  S)ie  Semeife  bafür  finb  ieben« 
faQS  nid^t  burd^fd^lagenb.  ^enc(Leinerveilleux 
et  la  science,  Par.  1887,  429)  unb  ^.  gaftelein 
(Psychologie,  Namur  1890,  647  ss.)  I^alten 
baS  fidlere  Srfennen  verborgener  ober  gutünftiger 
2)inge,  bie  99eeinf(uffung  t)on  Seiten  beS  iQ^uo* 


469 


Magnificat. 


470 


tifeni  tmcd^  blo^  (Bebanfen  ober  bei  fel^r  großen 
giüfamutflen  f&r  teuflifd^en  Ursprungs,  bie  atibe- 
n  SBixfungen  für  boS  Srgebnil  natürlid^er  fträfte. 
fhte  SfyxTOit  Snftd^t  »irb  in  bet  SeUf^rift  The 
Lyceom  1888/89  tiertreten.  2)ie  meiften  ^er^te 
mb  92atttrforf4er  fähren  felbftDerftonbßd^  »UeS 
mif  rein  natürlich  Urfad^en  ^urädL  SBenn  eS  f eft« 
Pänbe,  ba|  eine  fid^  6rfenntni|  gan§  t)erborge« 
aer  Dinge  ober  ^e^ic^eS  Dorgefommen  ift  fo 
Bftrt  aned)ing8  ber  böfe  gfeinb  im  Spiel  Mein 
eigenfiic^  nmnberbore  unb  übematürlid^  Srfd^ei- 
nnigen  finb  bislang  nid^t  l^inreid^enb  beglaubigt. 
^  anberen  abnormalen  ^örperguftönbe  bürften 
fti^  tto^I  burd^  eine  frai^ft  aufgeregte  Sinbil« 
bni^fraft  erflären  laffen.  SSoQfommen  gelöst  ift 
iBbcffen  boS  Stfit^el  nod^  nid^t. 

5. ftird^Iid^e  entf d^eibungen.  3m  3. 1840 

(2.  Smii)  antwortete  aujf  eine  bie^bejüglid^e  Sn« 

fmge  baS  ^ige  Officium:  ,,9ei  Sermeibung 

lebcS  Srrt^nmS  unb  SoerglaubenS  unb  ieber  au§« 

brädaid^  ober  fKHfd^meigenben  Anrufung  beS 

Seufefil  iß  bie  Smoenbung  beS  SRagnetiSmuS, 

b.  (.  bie  tl^&d^Iid^  Snkoenbung  naturlid^er  aJlit« 

tiL  toeld^  fonß  erlaubt  ftnb,  nid^t  moralif d^  Der» 

brten,  foIl8  fie  nid^t  einen  fd^Ied^ten  S^oed  l^at. 

Sog^gen  iß  bie  Smoenbung  rein  natfirlid^er  Ur- 

Sa^  (prmeipioram)  ober  SRittel  ^ur  Sneid^ung 

Hbematäriid^r  @ad^  unb  SBirfungen  nid^td  Sn- 

beieS  all  ein  nnoiaubter  fe^erifd^  (haereticidiB) 

betrug.'    S>er  99ifd^of  oon  Saufanne  legte  furj 

booxf  eodge  genau  befd^riebene  t$aUe  ber  $öni* 

tatiarie  inr  Seurtl^eilung  oor.  2)ie  Sntmort  Dom 

15. 3uli  1841  lautete  ba^in,  ba|  bie  9lntt)enbung 

bd  SRognetifimud  in  ber  SBeife,  mie  fie  in  ber 

infrage  gefd^ilbert  »erbe,  unerlaubt  fei.    dxi* 

Nfd^f  ®oitffet  mm  9teimd  fragte  barauf  an,  ob 

ber  (Mfoond^  beS  SRagnetiSmuS  einfad^l^in  al§ 

(eibrittel  edoubt  fei.  ßr  erl^ielt  feine  Stntmort; 

0^  am  2.  @eptember  1843  fd^rieb  ber  ®ro|> 

^teüentior  Sorbinal  Saftracane  unter  Ruberem : 

^  bitte  S».  bifd^dfüd^e  ®naben,  gu  bebenfen, 

hol  bie  9latnr  ber  f^rage  felbfl  feine  balbige  Snt« 

ft^eibmig  julft^t  wm  fie  überl^aupt  je  entfd^ieben 

•oben  totcb,  ba  e8  feine  @ef al^r  bringt  bie  Söfung 

n^nfd^teben^  unb  eine  voreilige  Sntfd^eibung  ber 

Cifre  bc«  ^igen  Stul^Ied  Eintrag  t^un  fönnte." 

Chi  ttngereS  Sunbfd^reiben  ber  römif d^en  3nqui« 

lilioii  tmn  30.  3uH  1856  {teilt  im  ungemeinen 

benfefben  @mnbfa|  auf,  mie  ba§  l^eilige  Officium 

ii  feinet  ttntmort  oom  2.  3uni  1840,  begm. 

28.  9hR  1847.  3n  bemjelben  merben  aber  bie 

(iH^geii  gii|brftu^  auf  ba§  ©trengfte  oerurtl^eilt. 

9(frabetd  naml^  gemad^t  merben  bie  SSerle^ung 

Icr  6tl(Kn4oftigfeit  t)orgebIid^er  fßtxUf)x  mit  ber 

■fmttuuu  aSBelt,  tiermeintlid^e  Offenbarungen 

Scr  tdigiAfe  (BegenfiSnbe,  Snt^üIIung  Don  Se« 

IdaidffeiL  (Sgl  Steed  0.  Sfenbed,  entn)i(flungd- 

fWd^  bed  magnetifd^  @<!^laf3  unb  ^raumS, 

Infi»  1820  :INe^,  XelluriSmug,  Seipjig  1822; 

;  ^SRi^gnetidmuS  im  iBerböItnil  5ur 

nb  SMigion,  2.  aufL,  Stuttgart  1853 ; 


^atn%,  lieber  SebendmagnetiSmud,  Seipjig  1857; 
SBurm,  SarfteQung  ber  medmerifc^en^eilmetl^obe, 
ÜRünd&en  1857 ;  «(JertQ,  S)ie  m^ftif^en  grfd^- 
nungen  ber  menfd^Ud^en  JRatur,  2.  auf[.,  Scipjig 
1872;  E.  Bersot,  Le  magnetdsme  animidy 
4*  ed.,  Par.  1879;  »raib,  ®er  öppnotiSmuS, 
beutfd^  ]^erau§gcgeben  oon  ^re^er,  Berlin  1882; 
6.  S.  tJifd^er,  ffier  fog.  SebenSmagnetiSmuS  ober 
^9pnoti§mu§,  SRaing  1883;  BeauniB,  Le  som- 
nambulisme  provoquö,  Par.  1886;  ©ermann, 
SnagnetigmuS  unb  ^^pnotiSmuS,  ^ten  1887; 
a.  mo%  §9pnoti8mu8,  2.  «up.,  »erlin  1890; 
a.  gforel,  S)er  §9pnotiSmu§,  feine  pf9d^oIogif(^- 
pl^^fiologifc^e,  mebicinifd^e  unb  forenftfd^e  Sebeu« 
tung,  2.  äup.,  ©tuttg.  1891.)  [ft.  ^aan  S.  J.] 
Magnificat  mirb  nad^  bem  StnfangSmorte  ber 
propl^etifd^e  ^ubelgefang  genannt,  meldten  bie  aller- 
feligfte  äungfrau  im  §aufe  beS  ißrieftcrS  S(^^(^' 
riaS  anftimmte.  2)ad  begeifterte  ©rugmort  il^rer 
Safe  SUfabetl^  unb  bie  ä^l^mel^mung,  ba|  ®ott 
bie  in  il^rem  3nnem  Derfd^loffenen  ©el^eimniffe 
ber  SSermanbten  funbgemad^t  l^abe,  mecften  in 
il^rem  ^ergen  biefen  Sang,  ber  Don  Sucad  fpäter 
in  baS  goangelium  (1,  46—55)  aufgenommen 
mürbe  unb  feitbem  in  ber  ftird^e  nid^t  me^r  t)er- 
flungen  ift.  9Ran  fann  biefen  Sobgefang  metrifd^ 
in  k)ier  Stropl^en  5u  [t  t)ier  SerSgeilen  abt^eilen  : 
1.  ©tropl^e  46—48,  2.  ©tropl^e  49  unb  50, 
3.  ©tropfe  51—53,  4.  ©tropfe  54  unb  55.  3n- 
l^altlid^  befielet  er  auS  }mei  2:]^eilen;  ber  erfle 
(46—50)  ^ebt  l^eroor,  toaS  ®ott  an  2Raria  ©rofeeS 
getl^an,  inbem  er  tro|ober  megen  il^rer  9Uebrig« 
feit  fie  gur  ^Jhttter  be§  UReffiaS  ermöl^Ue,  unb  meid- 
fagt  mit  ftc^erer  unb  flarer  Sorausftd^t  bie  burd^ 
alle  d^riftlid^en  2ia]^r]^unberte  anbauembe  Sob« 
preifung  unb  iBerl^enlid^ung  ber  ®otte§mutter. 
3nbem  93. 49  f.  ber  Mmad^t  ©otteS,  bie  im  SBun- 
ber  ber  jungfröulid^en  ©eburt  ftd^  funbgibt,  beffen 
^eüigfeit  unb  Srbarmen  an  bie  ©eite  gef e|^  mirb, 
ift  ber  Uebergang  l^ergefteUt  oon  ber  ber  Jungfrau 
gemorbenen  3lu§)eid^nung  gu  bem  bie  gange  äßelt 
umfpannenben  ^eifömirfen  ©otted,  oon  meld^em 
ber  gmeite  S^eil  (51—55)  l^anbelt.  3)ie  ©d^U- 
berung  begiel^t  ftd^  meber  auSfd^Iie^Iid^  auf  bie 
3ufunft,  noc^  audfd^Iie^Iid^  auf  bie  SSergangen- 
l^eit;  fie  überfd^aut  baS  gange  SrIöfungSmirfen 
©otted,  nrie  eg  f d^on  in  ber  iBorbereitung  bed  ^tten 
Sunbed  fid^  funbgibt  unb  eben  ie^t  einen  neuen 
Anfang  nimmt,  unb  geid^  bie|  &irfen  aI3  ein 
aUmöd^tigeS,  aQe  ^inbemiffe  bemöltigenbed,  bie 
feinblid^  fid^  entgegenfteHenben  ÜRdd^tigen  unb 
Steid^en  ber  Srbe  bemütl^igenbed,  bie  Stiebrigen 
unb  l^ungcmb  Serlangenben  begnabigenbe§  unb 
bereid^cmbeS.  3n  35.  54  f.  culminirt  bie  ©d^il« 
berung  in  ber  iubeinben  3lnfünbigung  be§  98ott- 
gugS  ber  (Erlöf ung,  ber  erfüttung  ber  altteftament- 
Ud^cn  aBeiSjagungen,  toie  jlc  im  ©d^eimnife  ber 
3ncamation  eingeleitet  ift.  5)er  Sobgefang  legt 
meift  altteflamentlid^e  gbclfteinc  (ogl.  1  ftön.  2. 
^f.  117)  gu  einem  aWofai!  gufammen,  für  meld^ 
aber  baS  IReue-Seftament,  bie  eben  angebrod^ 


471 


ÜJlQgnuS,  ber  1^1. 


472 


mcffionif  d^c  3«it,  bcn  golbcncn  ^intetörunb  f  d^afft. 
@ein  l^ol^et  poetif  d^er  SBertl^  liegt  in  ber  l^enlid^en 
SSerbinbung  beg  inbioibueU  ^erjönlid^en  mit  ben 
uniX)erfeQen  unb  toeltumfpannenben  ®e{td^t§pun!- 
ten,  ber  tiefen  ffiemutl^  ber  3hingfrau  mit  bem 
DoIIen  unb  feiigen  iBemu|tfein  beffen,  tooS  fte  burd^ 
©Ott  geloorben  ift,  ber  fraftüollen,  großartigen 
©d^ilberung  ber  SRad^t  ®otte§  mit  bem  milben^ 
rül^renben  $rei8  feinet  SrbormenS.  S)a8  Magni- 
ficat  ift  bie  Jtrone  ber  ^oefte  beS  9tten  SunbeS 
unb  gugleid^  ber  Slnfang  ber  $oefie  unb  ^^mnen« 
bid^tung  beS  9teuen  Sunbed,  ber  erfte  unb  fd^önfte 
mef fianifd^e  Soipfolm,  ber  bal^er  aud^  in  ben  ftän* 
bigen  ©ebrauc^  ber  JKrd^e  übergegongen  ift.  SBte 
ba§  BenedictoB  baS  Sonttcum  ber  Saubed^  fo  ift 
ha^  Magnificat  baS  Sonticum  ber  SSeSper,  mh 
d^e§  burd|  eine ^ntipl^on  bie  Stimmung  unbÄIang* 
färbe  ber  3eit  unb  bed  SogeS  erl^öU.  SS  trögt 
feine  mefpanifd^en  SJubelHänge  felbft  in  baS  Offi- 
cium defiinctorum  l^inein  unb  Derftummt  nid^t 
einmal  an  ben  Sagen^  mo  alle  Sfreubenäußerung 
oerjiummt  an  ben  testen  Zagen  ber  Sl^armod^e. 
3n  ber  feierlid^en  fß^ptt  »irb  mäl^renb  ber  Slb- 
fingung  berfelben  ber  3lltar  incenfirt.  [fteppler.] 
9bi(|ittt$,  ber  l^L  (SRaginalb,  SRaginoIb^  3Re- 
ginolb,  SKagnoalb,  beim  SSoHe  ©t.  5IRang),  apo» 
ftel  beS  SlUgöuS.  3laä^  ber  öltem  2)arfteIIung, 
meldte  burd^  bie  neuere  Jhritit  t)iele  Angriffe  er- 
fal^ren  l^at,  ift  feine  SebenSgefd^id^te  folgenbe. 
SRagnoalb  tritt  gum  erften  !DlaIe  auf  im  %  612, 
h)0  er  mit  £]^eobor  bem  Pfarrer  SBUIimar  m  9lr« 
bon  am  fäblid^en  Ufer  bed  SobenfeeS  aI8  ©ebüfe 
in  ber  ©eelf orge  gur  ©eite  fielet.  91Ö  ber  1^1  ®al» 
M,  am  Qfieber  erfranft^  l^er  bleiben  mu|te  unb 
feinen  ©eföl^rten,  ben  1^1.  Solumban,  ni^t  nad^ 
Stauen  begleiten  tonnte  (f.  m,  682;  V,  80),  gab 
il^m  aSBillimar  feine  beiben  Slerifer  aß  ftranlen» 
ppeger.  9lad^bem  er  gcnefen  »ar,  fd^loffen  pe  fid^ 
an  il^n  an  unb  mürben  (um  baS  Sttl^r  618)  mit 
il^m  bie  erften  Setool^ner  ber  nad^  bem  Srbauer 
genannten  Cella  S.  OaUnni,  bed  fpätem  ÄlojterS 
©t.  ®aUen.  2hn:tpmlid^er  SBeife  l^at  man  nad^ 
ber  in  ber  ie^t  oorliegenben  gform  au§  bem  10.  (unb 
12.?)  äa^rl^unbert  ftammenben  Siograpl^ie  an* 
genommen,  5IRagnoatb  fei  ein  3re  gemefen.  afflein 
bief  e  Sebendbef  d^eibung  l^t  gmei  Ueberorbeitungen 
erf ol^ren,  oon  meieren  nur  bie  lejte  erl^alten  ift ; 
in  biefe  ftnb  3üge  au§  ber  Vita  S.  Columbani 
t>on  3onaS  unb  auS  ber  Vita  S.  Galli  oon  9[Bala- 
frib  ©trabo  l^ineingetragen  morben  (gfriebrid^, 
ft..®.  n,  655,  gflotc).  3u  äBirttid^feit  mar  2Ra« 
gnoalb,  mie  f d^on  feine  9iamendf orm  bemeist  (Ma- 
gin  =  SJlad^t,  ald  =  meilenb;  ogl.  Mon.  Germ. 
SS.  n,  33,  not.  6),  ein  ©eutfd^er  unb  §mar  ein 
5llamannc.  9lad^  Serid^t  ber  Vita  S.  GaUi  (Mon. 
Germ.  SS,  L  c.  18)  blieb  er  beS  %  ®anu8  ®e- 
föl^rte  bis  gu  beffen  Sob.  «ß  gfribeburga,  bie 
Xod^ter  bed  alamannifd^en  ^ergogd  ®ungo  gu 
Ueberlingen,  üon  ber  Sefeffenl^eit  burd^  ©allu« 
befreit  toorben  mar  (V,  81),  erl^ielt  er  Dom  §er» 
jog  reid^e  ©efd^enfe,  meldte  er  aber  fogleid^  unter 


bie  Sirmen  Dert^eilen  ließ.  2)a  SRagnoalb  ein  loft* 
bares  ®eföß,  meld^  man  als  Rtlä)  für  ben  Wtor» 
bienft  benu^en  fonnte,  gurüdfbel^altenmollte,  mal^nte 
il^n  ber  ^eilige:  „®ebenfe  ber  SBorte,  bie  ber 
3l))oftel  fprad^:  ®olb  unb  ©ilber  l^be  id^  nid^t 
—  unb  »enbe  bief  eS  ® ef ö^  mit  ben  übrigen  SBertl^- 
fad^en  ben  ^rmen  gu."  3ugleid^  mit  @t.  ©oSuS 
mol^nte  SRagnoalb  ber  614  (ober  615)  gu  Ston* 
ftau)  abgel^altenen  ©Quobe  bei,  mo  er  bie  Sßei^ 
als  Siacon  erl^ielt.  ^IS  ®aEuS  burd^  eine  Sifion 
Jhmbe  r)om  £obe  beS  1^1.  Solumban  (615)  er« 
galten,  fanbte  er  SRagnoalb  in  baS  ftlofter  Sobbio 
(f.  b.  2lrt.),  um  9lä]^crcS  ju  erfunben.  Star  eine 
5Rad^t  meilte  aWagnoalb  im  ftlofter.  ©ie  »rüber 
gaben  il^m  ein  ©^reiben  an  ®alluS  mit  unb  über« 
fanbten  il^m  ben  ©tab  beS  l^eiligen  SbteS,  mie 
biefer  auf  bem  ©terbebett  felbft  angeorbnet  l^aüe. 
5Rad^  beS  1^1.  ®alluS  3j)b  (f.  V,  47.  83)  über- 
nal^m  SRagnoalb  bie  Seitung  ber  ®enoffenfd^aft, 
meldte  nad^  ber  t)on  Solumban  oorgefd^riebenen 
Siegel  lebte.  Einige  Saläre  fpater  mürben  bie 
füblid^en  Ufer  beS  SobenfeeS  Don  j^onftang  an 
bis  nad^  Slrbon  l^in  oon  einem  ®rafen  Otmin  ge« 
plünhtvt  unb  Dermüftet  (Vita  S.  Galli;  Mon. 
Germ.  SS.  U,  18,  not.  71. 72).  3)ie  »etool^ner 
ber  Umgegenb  l^atten  i^re  SBertl^fad^en  nad^  ber 
®alluSgene  gebrad^t,  mo  ^e  biefeCben  gefid^ 
glaubten.  9ber  bie  SRöuber  nal^men  fie  bod^  fammt 
ben  l^eiligen  ®efö|en,  \a  fte  burd^mül^lten  fogar 
baS  ®rab  beS  C^eiligen,  in  ber  Hoffnung,  nod^ 
meitere  ©d^ö^e  gu  fitäen.  SRagnoalb  unb  %^ 
bor,  bie  allein  im  ^lofter  gurüdgeblieben,  mürben 
oermunbet.  Sifd^of  Sofo  Don  ^onftang  eilte  auf 
bie  Jhinbe  Don  bem  ®efd^e]^enen  l^erbei,  legte  bie 
®ebeine  beS  ^eiligen  mieber  in  il^r  ®rab  unb 
mürbe  überl^aupt  ber  gmeite  Segrünber  beS  JllofterS. 
SRognoalb  unb  S^eobor  aber  mod^ten  ftd^  an  ber 
0  greulid^  Dermüfteten  ©tötte  nid^t  mel^r  l^eimifd^ 
ül^len.  3n  bem  erftem  mod^te  aud^  ein  ptopf^tü* 
d^eS  3Bort  mirfen,  meld^eS  einjt  ber  fd^eibenbe  So* 
umbau  gu  il^m  gefprod^en :  Scio,  te  . . .  lucrari 
Deo  ex  populis  orientalibus  (ben  ©ueDen)  plu- 
rimum.  Ueberbie|  l^atte  ber  Sifd^of  il^nen  bie  Sr« 
laubnil  gegeben,  gu  gelten,  mol^in  ®ott  jte  fül^ren 
merbe.  Um  biefe  3^^^  ^om  nun  ein  $riefter  ber 
3)idcefe  Augsburg  92amenS  £oggo  als  ^Iger  gum 
®rabe  beS  |l.  ®aQuS,  meld^er  fid^  il^nen  als  Sfül^« 
rer  ouf  il^rer  SBanbcrung  anbot,  ©ie  Derabfd^ie* 
beten  ftd^  Don  il^ren  9Ritbrübem  unb  hmnberten 
gunöd^ft  nad^  »regeng,  mo  Solumban  unb  ®anuS 
Brei  Sto^re  lang  an  ber  »ef el^rung  ber  Sinmol^ner 
gearbeitet  l^atten.  ^ier  l^eilte  ^agnoalb  einen 
»linben,  ber  il^n  um  ein  älmofen  angefjjrod^en 
l^atte.  SSoD  Qfreubc  über  feine  ^eilung  rief  biefer 
il^m.  gu :  Domine  video,  quoniam  magnus  es 
tu  et  magna  opera  tua.  »on  ba  an  mürbe  er 
aud^  Don  bem  »olfc  3){agnuS  genannt,  mie  ber 
1^1.  Solumban  eS  ibm  einft  DorauSgefagt.  ®er 
©el^enbgetoorbene  aber  fd^lo|  ftd^  il^nen  auf  ibrer 
meitem  SBanberung  an.  Senn  bie  Segenbe  ergäi^lt, 
Soggo  l^abe  eine  munberbare  g^del  gel^abt,  meldte 


473 


SRagnuS^  ber  1^1. 


474 


fß  Sttd^tgrit  ftd^  felbfl  entjünbete  unb  nid^t  ab» 
w^  mid^  tn  Stegen  unb  Sturm  nid^t  erlo^,  fo 
ifl  boS  ein  fd^ned  99ilb  fOr  bad  Sid^t  bed  Simn- 
fßmi,  lodd^  bie  get{lige2)unfel]^eitt)erfd^eud^t 
nb  bur^  feinen  €hmn  bet  93erf olgung  ^unt  St» 
Uf^en  gebindet  »erben  fann.  SBenn  femer  er^äl^It 
»irb.  ber  Ifi.  SRagnuS  l^be  auf  feiner  tt)eitem  9leife 
ba3  Sanb  Don  ^Icaimi,  2>ra(i^  unb  fonjUgent 
Sngciiefer  bnrd^  fein  Sebet  befreit,  fo  finb  biefe 
fnM»er  oIS  Sinnbilber  ber  oon  Magnus  oud  bem 
Solfiglauben  vertriebenen  ©öttergeftalten  (Sau» 
wnm,  mgAn  I,  96),  ober  caxä)  im  eigentlid^en 
Sinne  ald  ȟbe,  f^redbare  Xl^iere  Quf}ufaffen, 
Bd^e  in  ben  fumpfigen  SBälbem  l^auSten  unb 
tod^e  ber  im  unmittelbaren  ©efolge  beS  Sl^riflen« 
ifttoA  fk^nben  Kultur  toeid^  mu|ten  (StabeQ, 
ecbenOilber  ber  ^ligen  U,  340).  ^n  einer 
StcBe,  bie  fie  non  folgen  Ungetl^ümen  gereinigt, 
best  ^erfoUenen  unb  f oft  oeröbeten  rdmif d^en  Garn- 
pidona  (Campicliinum),  bem  l^eutigen  Kempten 
(f.b.  Vrt.)/  prebigten  fte  bad  Soongelium,  unb  }ur 
gnPgoi  Pflege  ber  Sieubetel^rten  lie^  SRagnud 
bn  geseilten  Slinben  unb  Sl^eobor  gurudF.  3Ra« 
gml  unb  ic^  loanberten  loeiter  nad^  Spfad^ 
(fotatieoB,  Abodiacmn)  am  Sed^,  too  gur  S^t 
9q(^f  Sitterp  Don  Sugdburg  meilte,  unb  erbaten 
j^  Mm  biefem  bie  oberl^irtlid^e  Sluctorifation  5u 
i^9tifftim8tt)erl.  2)er99ifd^of  gab  il^nen  einen 
negtimbigen  gfül^er  }ur  »eitern  Säuberung  in^S 
Mirge  mit  Sn  einem  Ort,  ber  caput  equi 
(9bH<^m)  ^f^/  töbtete  3Ragnud  »ieber  einen 
fnn^baren  Sinbnmrm.  Suf  ber  »eitern  Steife 
tiagte  er  an  einem  fd^bn  belaubten  $aum  nal^e 
bem  rec^  Sed^ufer  fein  Steliquienfreug  auf  unb 
ftei^  bie  Stelle  gu  einem  Orte  be§  ®  ebeteS.  2)ann 
hnkn  fie  bort  ein  ffird^Iein,  »eld^eS  SBifterp  gu 
tifon  ber  beiligen  äungfrau  unb  bed  1^1.  f^orian 
eimoei^;  fo  etüftanb  bad  leMge  ^fanborf  3BaI- 
tn^ofen,  beffen  erfler  ©eelforger  ^oggo  »urbe. 
Stognnd  ging  am  redeten  Sed^ufer  auf»art§  big 
in  ber  Stelle,  »o  ber  Sed^  fic^  burd^  »ilbe  gfelS« 
jl/tadj/tni  einen  SBeg  bal^t,  unb  »o  bie  9lömer 
|ni@(l^u|  ber  oier  an  biefer  ©teile  fid^  freugenben 
6tni|en  ein  CofteO  gebaut  litten,  ^ier  überf d^ritt 
RogmiS  ben  Sed^.  Sie  93oH§fage  bejeid^net  eine 
bem  Sbbnid  eined  Sfu^ed  ö]^nli($e  SSertiefung  im 
$dfen  als  bie  Spur  feined  gfu^eS  (@t.  9)tang§- 
txitt).  9m  linfen  Ufer  beS  Sed^  erbaute  er  (629) 
ene  SeOe  nnb  ein  fleined  IBetl^auS,  »eld^ed  SSßif- 
tap  al§  €aü»todird^e  ein»ei]^te.  3ugleid^  f anbte 
le|^Rer  bem  l^L  9Ragnu8  einige  Steriler,  mit  »el« 
jtcB  biefer  in  0dperIid^r  (Semeinf d^aft  lebte.  S)ie^ 
1  ber  Anfang  bed  fpöter  fo  berül^mt  ge»orbenen 
«0^  Söffen.  (Sie  öblid^e  Satiniftrung  Fau- 
9m  mit  Sejiel^ung  auf  ben  felftgen  Sngpa|  ift 
^oWfit  Sie  alte  beutf d^e  gform  ift  Fuazin,  b.  i). 
fedes,  alfo  tttoa:  om  3fu|e  bed  ©ebirged  erbaut; 
^LStotfargll,  168;  eteid^IeIV,317, 9lote2.) 
8iei  ciaan  gemeinfomen  Sefud^  SRagnuS^  unb 
nnhpif  in  (Epfac^  tt^te  ber  Sifd^of  ben  erftem 
iipie  einer  gdttln^n  SRal^ng  tro^  feiner  3Bei- 


gerung  jum  ^riefter.  95ci  ber  unmittelbar  folgen« 
hm  ein»ei]^ung  ber  JKrd^  }u  Itempten  au  C^ren 
ber  ^eiligen  Sungfrau  l^ielt  SRagnuS  auf  »efel^I 
beS  »ifd^ofS  bie  Sßrebigt.  Siefe  »ar  ber  «nfang 
JlemptenS  afö  SeHe;  ber  erfte  %bt  beS  JHoflerd 
»ar  «ubogar  im  3.  752.  (9SgI.  Herrn.  CJontr. 
Mon.  Germ.  SS.  V,  99 ;  giub|art,  «eltejie  ®e- 
fd^id^te  fBar^tm^  343,  9lote  1 ;  f.  b.  art.  ftempten.) 
3n  güffen  ful^  3Ragnu8  fort,  an  ber  Verbreitung 
ber  geiftigen  unb  materiellen  Sultur  $u  arbeiten. 
®o  »irb^  auf  i^  bie  SntbedCung  oon  ßifenabem 
am  SBerg  ©äuling  (Suilinc)  aurüdtgefül^rt,  »o« 
burd^  er  ben  Um»o]^nem  eine  reid^e  Sr»erb8queQe 
eröffnete.  SBol^renb  feiner  20iä^rigen  Sl^ättgfeit 
in  tJüffen  grünbete  er  ber  Srabition  nad^  Seel- 
forgSftellen  im  Ober-  unb  Unterled^tbal  (^oljgau 
unb  gibingenalp),  Sfd^au,  Sieben,  Sembeuem 
(3luerberg),  Sejigau,  9lcffel»ang,  ©ontl^ofen, 
Surad^,  ^gatl^enjdl.  9n  feinem  Sterbelager  ftan> 
ben  feine  treuen  gfreunbe  unb  SKiffionSgenoffen 
^l^eobor  unb  £05)0,  »eld^er  Untere  itM»t)d^en  93t» 
fd^of  Don  SlugSburg  ge»orben  »ar.  ßr  ftarb  am 
6.  September  655  an  einem  Sonntag  frül^  9  Ul^r, 
im  aiter  oon  73  Salären.  $0550  l^iclt  ibm  baS 
ateqmem  unb  fekte  il^n  in  bem  t)on  bem  ^eiligen 
felbft  erbauten  Oratorium  bei. 

Sie  9lad^nd^ten  ober  ben  oben  genannten  99i- 
fd^of  SDBifterp  (oud^  SBigbert,  ca.  736  ober  740 
bis  ca.  749)  unb  biefen  Sif^of  %o^o  (et»a  bis 
755)  ftel^en  mit  ben  übrigen  d^ronologifd^en  Säten, 
»ie  bie  Soüanbiften  fie  für  baS  Seben  bed  ^l  aRa> 
gnud  auffteQen,  nid^t  im  Sinflang,  ba  i^r  Seben 
um  ein  ooHeS  Sal^rl^unbert  fpäter  fällt,  al§  baS 
beS  ^l,  SKagnuS.  Sfnfolge  beffen  nal^men  SRett- 
berg  («.-(Sefd^.  H,  149  5Rote)  unb  gJottl^ap  (SQBeg- 
»eifer  794)  nad^  ^acibuS  Sraun  (@efd^id^te 
ber  Sifd^öfe  oon  Augsburg,  SlugSburg  1813,  I, 
90  ff.,  unb  beffen  ^ffritifd^er  ^rüfung  ber  SebenS- 
gefd^id^te  be3  %  SRagnud'',  in  SebenSgefd^id^ten 
ber  ^eiligen  unb  Seligen  ber  Siöce{e  Augsburg, 
«ugSburg  1825, 115  ff.,  unb  in  »enfertS  «tl^a- 
nafia,  äBürjburg  1832,  XI,  414)  an,  bafe  bie  erfte 
^If te  ber  Siograpl^ie,  »ie  oben  er»ä]^nt,  au3  bem 
12.  äal^rl^unbert  ftamme  unb  au§  ben  Siograpl^ien 
ber  p.  Solumban  unb  ®aQu8,  al3  ßrgönaung  5U 
einem  au3  bem  10.  äal^rl^unbert  ftammenbenSrud^« 
Vxd,  »eld^eS  bie  $»eite  ^älfte  ber  Siograpl^ie  um- 
a^t,  auSgef daneben  fei.  Sbenfo  urtl^eilt  Steid^ele 
(SiStl^um  Augsburg,  «ugSburg  1 883,  IV,  338  bis 
367)  unb  nad^  il^m  Saumann  (®efd^id^te  be§  M« 
gäuS  I,  93  ff.),  gfriebrid^  (ft.-®efd^.  U,  654  ff.) 
fe^t  bie  ganje  Siograpl^ie  in*8  10.  Sal^rl^unbert, 
fnüpft  aber  mit  Sraun  unb  ben  übrigen  oben  ®e» 
nannten  bie  ganje  ©efc^id^te  be§  1^1.  SRagnuS  an 
ben  um  749  geftorbenen  1^1.  SBifterp  unb  ben  um 
755  geftorbenen  1^1.  Sojjo  an,  unb  fejt  baburd^ 
baS  Seben  be§  1^1.  9Wagnu§  um  100  Saläre  fpäter 
alä  bie  Soüanbiften.  5lber  e§  ift  »ol^I  faum  gc- 
re(^tfertigt,  bie  Angaben  ber  Vita  S.  Galli,  »eld^e 
nur  »enig  über  ein  Sal^rl^unbert  nad^  beffen  Sob 
oerfa|t  »urbe,  f 0  oöHig  ju  t)er»erf en  unb  SJRagnu« 


475 


maqnvii,  bcr  ^I. 


476 


trid^t  Qß  unmittelbaren  Sd^üler  beS  1^1.  ®aEud 
onsufel^en,  »ie  bo8  bie  «eiteren  (JRubl^art  a.  a.  D. 
341 ;  C>«M«/  einfül^runö  be«  g^riftent^mS  im 
fübmefllid^en  ©eutjd^Ianb,  Sübingen  1837,  283; 
©tälin,  aaSirtembergifd^e  ©efd^id^te,  Stuttgart  unb 
Sübingen  1846, 1, 193)  tl^un,  fonbem  nur  aI8 
ben  (elften  Solumbaner  in  @t.  ©allen,  meld^em 
mit  Ottmar  bie  eigentlid^en  Senebictiner  gefolgt 
feien  (a.  a.  D.  664).  SBenn  Sraun  (SebenS- 
gefdji^te  ber  ^eiligen  öon  «ugSburg,  119  ff.), 
aud^  @teid^ele  unb  Saumann  ÜRagnoalb  Don 
©t.  Satten  unb  SWognuS  t)on  gfiffen  als  jwei 
üerfd^iebene  ^erfonen  f äff en,  fo  fte^t  bem  entgegen, 
ba^  etfel&arb  ber  Süngere  (geft.  um  1060)  bie 
um  895  gefd^el^ene  SranSIation  ber  SReliquie  be§ 
bl.  SRagnud  nad^  @t.  ©allen  berid^tet  (Casus 
S.  Galli,  in  Mon.  Genn.  SS.  H,  79. 108).  3n 
einem  mal^rfd^einlid^  bei  biefer  ©elegenbeit  öer» 
faxten  ©ebid^te  mirb  SRagnud  el^emaliger  Semol^ 
ner  oon  ©t.  ©aHen  unb  ©eföl^e  beS  %  ©aUuS 
genannt,  «el^nlid^  fielet  in  einem  jmeiten  ®e- 
bid^t,  melc^eS  Statpert  (gefL  am  @nbe  bed  9.  Sal^r« 
l^nbertS)  ^ugefd^rieben  tt)lrb  (AA.  SS.  Boll. 
Sept.  n,  720  sq.).  S)er  ©t.  ©aBener  ÜKönd^ 
9lot!er  9a(bu3,  meld^er  um  895  ein  SOtart^ro- 
logium  fd^rieb  (ed.  Canisius-Basnagius  U,  89 
ad  184),  fül^rt  jum  6.  ©e))tember  an:  Nativitas 
Sancti  Magni  confessoris,  discipuli  et  comitis 
beati  Oalli,  mirabilis  atque  sanctissimi  viri  — 
Med  ein  »emeid  für  bie  alte  unb  in  beiben  fflöftem 
ftet§  f eftgel^altene  Xrabition  über  bie  Sbentttät  ber 
beiben  9lamen.  —  ®ie  genannten  d^ronologifd^en 
3Biberfprüd^e,  )u  bereu  ^ebung  man  bie  erfte 
^ölfte  ber  Siogropbie  pretSgab,  fd^minben  aber, 
menn  bie  gemö^nlid^e  Angabe  über  bie  Steil^enfolge 
ber  erften  ^ebn  SugSburger  iBifd^dfe  rid^tig  ift, 
bereu  Flamen  fid^  aUerbingS  (na^  Oams,  Ser. 
epp.  258)  Dor  Dem  12.  2iabrbunbert  nxd^i  ftnben. 
Unter  ibnen  ift  ein  SBid^o  (ftofeform  für  SBifterp 
ober  ffligbert),  beffen  Sob  Sraun  (S)ie  Sifd^öfe 
Don  Augsburg  I,  78),  aOerbingS  o|ne  Ouellen- 
angabe,  um  baS  äal^r  667  fe^t,  nad^bem  er  18  3al^re 
regiert  (t)gl.  aud^  a.  a.  O.  64  f.).  Sbenfo  fonnte 
ber  fpätere  Snterpolator  Sojjo,  ben  erften  Pfarrer 
öon  SDBaltenl^ofen,  mit  bem  ca.  755  öerftorbcnen 
Sifd^of  Sojgo  confunbirt  baben  (SafratbSbofer). 
SBenn  fid^  bie  itnül  begüglid^  ber  Sbtonologie 
enblid^  baran  gefto|en  l^at,  ba^,  toxt  bie  IBiograpf  ie 
berid^tet,  flönig  ^ipin  (mcld^er  üon  747  refp. 
752—768  regierte)  auf  Sitten  »ifd^of  SSBifterpS 
bie  3ette  be«  ^l  SWagnuS  mit  ®runbftüd(en  in  bem 
jfeltenfteiner  ®au  botirt  f^aU,  fo  Iie|e  ftd^  baS 
tixoa  aus  ber  altem  Urfunbenfprad^e  erflören,  tt)o» 
nad^  biefe  ©d^enfung  nid^t  bem  1^1.  SRagnuS  per- 
fönlid^,  fonbem  bem  öon  il^m  begrünbeten  unb 
feinm  9Jamm  tragenben  ftlofter  gemad^t  mar  (S. 
Magno  =  monasterio  S.  Magni,  ©tabler  IV, 
50).  ffier  jmeite  Ueberarbeiter  unb  Snterpolator  l^at 
biefe  3loi\l  etma  mi^öerftanben  unb  in  feiner  SBeife 
ausgemalt.  Ober  eS  fommen  l^ier  jmei  ^ipine  in 
Setrad^t,  wie  aud^  eine  3nfd|rift  im  (Jl^or  ber 


©tiftSMe  auPffm  befagt:  $ipinl.,  ^er^og 
Don  9leuftrien,  ^uSmeier  Don  ©aOien,  meld^ 
biefem  628  Dom  %  SRagnuS  begonnenen  jflofler 
629  eine  gfunbation  gegeben,  unb  $ipin  lEL,  ber 
©ol^n  Roxi  9Rartens,  ftönig  Don  ©ollien  unb  ®er« 
manim,  meld^er  baS  Dermüftete  ftlofter  759  mte» 
ber  berfteOte  unb  botirte.  (S3gl.  Sod^am,  Bavaria 
sanctal,  139 sq.;  Ehamm,  Hierarch.  August. 
Auct.  1, 41 ;  AA.  SS.  BolL  Sept.  n,  732,  n.  160 
et  750,  nota  g.  2)agegm  fprid^t  ftd^  auS  Stella 
berg  U,  lb0  3lok,)  Sber  Slnad^oniSmen  bleiben 
tro£biefer  SrflömngSDerfud^e  nod^  mand^e  übrig, 
©id^er  l^t  ber  bl.  ©intbert  (©impert),  Sifd^of 
Don  Augsburg  (geft.  808  ober  809),  mit  Unter» 
ftü^ung  ftarlS  beS  ®ro|en  baS  burd^  bie  Udo« 
rm  jerftörte  ftlofter  »ieber  b^^gcftdlt.  ©ie  95i« 
fd^öfe  5»itger  (geft.  um  830),  Ubalmann  (geft 
um  840)  unb  Santo  (geft.  um  858)  erbauten  bie 
Jhrd^e  aufs  3lt\it.  S)ie  ermöbnte  SSenoüftimg  bet 
ftird^e  mar  berartig  gemefen,  ba|  man  nid^t  einmal 
bie  ©rabftötte  beS  ^eiligen  mefr  lannte.  Sifd^of 
Santo  Derorbnete  ein  breitögigeS  g^ftm,  um  Doa 
®ott  Offenbamng  gu  erl^alten,  mo  biefelbe  feL 
9lad^  9lbiauf  biefer  S^it  ergriff  ber  Sifd^of  eine 
©d^auf el,  grub  unb  ftie|  auf  dnen  ©arg,  in  toel^ 
d^em  man  bie  uuDerf el^rie  Seid^e  beS  Mligm  f anb, 
neben  bem  ^Kuipte  eine  ©d^rift  mit  feiner  Sebenfi« 
gefd^id^te,  angeblid^  auS  ber  gfeber  Sl^eoborS.  2)a 
fte  etmaS  unleferlicb  gemorbm  mar,  übergab  fie  ber 
Sifd^of  bem  gelel^rien  SJlönd^e  Srmenrid^  Don  (ED- 
mangen  (f.  b.  Sri.  ^ermanrid^),  bamit  er  fie  abr 
fd^reibe,  Derbeffere  unb  ergönje.  —  9ladö  Soa^ 
mann  (I,  94)  ift  ber  Seri^t  Don  biefer  im  ©robe 
beS  1^1  SRagnuS  auf gefunbmen  Siograpbie  eine 
fyiction  unb  bie  Don  bem  SHmanger  9Rönd^  um 
851  nad^  münblid^r  Srabition  gefd^ebene  Sio- 
grapl^ie  bie  erfte  Slufgeid^nung  über  ben  ^eiligen. 
2)a^  fie  nid^t  in  ber  Dorliegenben  gform  Don  Srmen* 
rid^  ftammt,  ift  fidler,  ^e  SoHanbiftm  nehmen 
nad^  ber  Ueberarbeitung  burd^  ßrmenrid^  nod^ 
eine  meitere  Interpolation  an,  meldte  3onaS  unb 
SBalafrib  ©trabo  plünberie.  (93gl.  aud^  Mabilloa, 
Elogium  S.  Magni,  in  AA.  SS.  Bened.  Saeo. 
II,  484 — iS9.)  SBaumann  nimmt  an  (a.  a.  D.  94), 
ba^  biefe  Ueberarbeitung  um  890  in  ©t  @aUen 
entftanben  fei,  als  bi«  ber  ftonftanjer  Sifd^of 
©alomon  in.,  gugleic^  9bt  Don  ©t.  ©allen,  }u 
Sl^ren  beS  l^eiligen  JhreugeS  unb  beS  bl.  SRagnuS 
eine  ffird^e  baute.  Sifd^of  Slbalbero  Don  Sugfi« 
bürg  (887—909),  mcld^cr  bie  SSerel^mng  biefe« 
^eiligen  eifrig  pflegte  unb  eine  ^Reliquie  beSfelben 
in  ein  bri  bem  Älofter  Sorfd^  erbautes  ftirdjlein 
gegeben  l^atte  (Chron.  Lauresham.,  in  Mon. 
Germ.  SS.  XXI,  384),  gab  898  ben  redeten  «rm 
beS  ^eiligen  in  biefe  !DlagnuSfird^e  nad^  ©t.  ©allen 
;  (Gas.  S.  GaUi  1.  c.  H,  79).  5Rad^  »aumann  er- 
baten  ftc^  bei  biefer  ©elegenl^eit  bie  ©t.  ®aUener 
SRönd^e  aud^  bie  Siograpbie  beS  C^eiligen  unb 
confunbirien  nun  bie  auS  ber  Vita  S.  Galli  be» 
lanntmSRaginolb  unb  Sb^obor  mit  bem  güffener 
ÜRagnuS  unb  feinem  g^reunb  Sl^eobor.  ©o  erhöri 


477 


!D{agnud,  SSalerian. 


478 


ff  («4,  ba|  um  biefe  3eit  (890  unb  895)  bie 

a.  SoSener  aRönd^  Stolpert  unb  S^otfer  bief elbcn 

pa^  Ol«  Schüler  unb  (Seföl^rten  beS  1^1.  ©oUud 

Orfriect  ^tten.    9{ad^  eteid^Ie  (q.  q.  O.  379) 

bnfte  xntMäfi  toaldrfd^nd^  bie  Ie|te  Ueber- 

aikUmtg  in  XegenSburg  gefd^l^  fein,  um'8  2io^r 

1070  »eilte  bort  im  jtlofter  @t.  Smmeram  ein 

imger  SRönd^  Slomenö  abeC^Im  ou8  gfüffen,  um 

bofelbjl  toeitere  Stubien  jumad^.  9luf  beffen  Sitte 

H^iM  ber  ^  3-  bmrt  leBenbe  fleißige  Otl^Io  ein 

Srimi  ht%  ^t  SlagnuS  (Othlonis  Liber  de  temp- 

tiüoiie,  in  Mon.  Germ.  SS.  XI,  891)  —  mal^r- 

fd^cinlu^  bie  Ie|te  unb  umfangreid^fte  Ueberorbei« 

Urag  unb  äntrrpolation  (t)gL  Boll.  1.  c.  701, 

n.  5.  6).  —  S)er  Seib  beö  1^1.  SWognuS  »urbe 

mit  gro^  9<ierlid^feit  erl^oben  unb  in  bie  neu 

crbonte  ftird^  übertrogen.  Son  bief em  in  ber  SRitte 

bei  9. 3o^]^unbert8  errichteten  9ou  flammt  mal^r« 

f^einliil^  i^  erften  Snioge  nod^  bie  im  3. 1833 

iDieber  oufgefunbene  Sttt^pta  unter  bem  (Sf)Ox  ber 

€tiflSfin^,  boS  öltefle  Senf  mal  romonifd^er  93au- 

iBiip  in  biefer  @egenb.  2)em  fflofter  felbft  mürbe 

bvil^  bie  €dcnlonfotion  t)on  1803  boS  £obe8- 

nt^gefpnxj^  2)ie9leliquienbed  ^eiligen  finb 

nter  ben  jo^IIofen  UnföHen^  meiere  bog  JHojler 

erfitt,  fpitrloS  Derloren  gegangen,  ßrfl  im  %  1840 

bB  mm  ber  in  €1.  @allen  befinblid^en  Steliquie 

iMdM  ein  $artileld^  nod^  gfüffen.  2)ie  bortige 

€tiftifird^  beft|t  t)on  il^rem  ®rünber  nod^  eine 

Stola  unb  einen  Stonipel,  ein  ftIbemeS  ffreuj, 

eiaen  fUbemen  Stüä^  unb  feinen  in  Silber  gefallen 

Stob,  neld^  er  Dom  1^1.  (SoHuS  geerbt,  tool^I  ben« 

{dben,  ben  er  fdbfl  in  Sobbio  aß  ben  €tab  bed 

|L  Sofumbon  eri^lten  unb  feinem  Sel^rmeifter 

eolbS  Oberbrod^t  (@teid^Ie  o.  o.  O.  442  ff.). 

Die  Serel^mng  beS  ^eiligen  verbreitete  fid^  bott) 

n  Bdftoäbm,  Sofern,  ber  Sd^meig,  im  SIfa|, 

n  9nmfen,  Jelbfl  in  Belgien.  2)ie  SoHonbiflen 

befoBen  in  i^rer  Sibliolbe!  bie  IVopria  SS.  aud 

16  ^ükefen  mit  bem  Officium  bed  ^eiligen,  auS 

Sohl},  Siugiburg,  Strasburg,  SBürgburg,  j^on« 

Ihui,  (Eii^ßdtt,  epdtt,  SBormS,  SBien,  ^offou, 

SegembBrg,  Sredlon,  SRinben,  Jldln,  Songem 

wA  ntred^.  €elbflt)erf}önblid^  gab  ed  bereu  nod^ 

Be^nre.    S)a8  Sfrauenfloper  R^iad^,  3)idcefe 

faglburg,  nmrbe  im  11.  3ob^^nbert  gu  feiner 

ttftt  gAont;  in€tobtombof,  Sorftobl  DonStegenS- 

hs^  bante  1138  ein  2)om]^err  ©ebl^arb  unter 

\ämm  9tamen  ein  iMofier  unb  übergab  e8  ben 

lagi^Kncr-C^orl^erren;  1188murbeba§$ramon* 

jhiteBfciflofter  Sd^ffenrieb  m  feiner  Sl^re  erbaut. 

änffontim  Untenoolben  tom  fein  ^fl  ofö  f^eier- 

tfq  begangen  unb  er  old  ^tron  ber  SSiel^l^eerben 

oigenifen.  gfür  bie  l^ol^e  ISerebrung  bed  t^^i^id^ 

\liaäß  mt4,  ba|  er  in  ber  gangen  ^ugSburger 

Xitefe  nt  communis  pater  et  auxüiator  om- 

nm  moerentimn  et  affiictorum  Derel^rl  mirb 

Soiiiqcr);  Sobenfhtber  nennt  il^n  Germanorum 

fwwwmfw  anziliator ;  ber  9ugujliner'@]^or^err 

InKÜaift  $etm8  fogt  bonil^m:  Inter  eos  Divos, 

ob  speciales  qnasdam  praerogativas 


Auxiliatores  Tocamus,  praestantissimus  pa* 
tronus  habetur.  3n  ber  Sl^ot  mirb  er  in  einem 
SRoinger  SDtiffoIe  t)on  1493  in  ber  SoUede,  Se« 
crelo  unb  $oftcommunio  ber  SReffe  De  XIV  ad- 
jutoribuB  sanctis  neben  ben  92amen  ber  betonn* 
ten  l^eiligen  t)ierge]^n  9lot]^]^eIfer  oIS  fünfjel^nter 
genannt;  gleid^Ioutenb  in  ber  Missa  de  quin* 
decim  auxiliatoribus  in  bem  Utred^ter  Stiffole, 
gcbrudft  1514  gu  Serben  (AA.  SS.  Beil.,  Sept.  II, 
731,  n.  155. 156;  ögl  beS  SSerf.  ©d^rift  ffite  Ser- 
ebrung  ber  beUigen  oiergel^n  9lol]^b^If^^/  Kempten 
1886,  6. 119).  «bgebilbet  wirb  ber  fettige  mü 
$ilgergemanb  unb  @tab,  gemöbnlid^er  oI8  9lbt, 
bie  ^onb  gegen  einen  fliegenben  2)ro(|en  erl^oben. 

2)ie  Vita  S.  Magni  finbet  fic^  in  fürgerer  g^f« 
fung  bei  Goldast,  Script.  Ber.  Alam.,  Francof. 
1730, 1,  2, 189—203,  in  längerer  Saffung  bei 
BoU.,  Sepi  n,  735—759.  (98gl.  Martini, 
Vita  et  miracula  S.  Magni,  Aug.  Vind.  1621 ; 
Seben  unb  SBunbertboten  beS  1^1.  SDtagnuS,  Stift 
Kempten  1665 ;  0.  ftod^-Slemfelb,  S)er  %  5IRan» 
golb  in  Oberfd^maben,  Seitröge  gur  beutfd^en 
ßänber-  2C.  ffunbe,  ^affou  1825 ;  Sofroll^bofer, 
2)er  1^1.  ÜRognuS,  Kempten  1842;  eine  umfaffenbe 
fritif^eS)atfteIIung  ber  Siterotur  über  bie9Ragnu§* 
Segenbe  bei  @teid|ele,  S)a8  SiStbum  Augsburg 
IV,  349—363.)  [Jfficber.l 

"^iatuu^f  SSoIerion,  0.  Cap.,  ^l^ilofop^ 
unb  Sl^eolog,  mürbe  1586  }u  SRoilonb  au3  ber 
tSfomilie  ber  ©rafen  SKogni  geboren.  3n  iugenb» 
lid^em  Silier  trat  er  in  ben  jfopuginerorben  unb 
mürbe  Sebrer  ber  $bili>fi>P^te  unb  Sil^eologie,  bid 
i^n  gJapfl  Urban  vm.  um  1640  jum  opoftoli- 
fd^ien  ajttfflonor  für  Deulfd^Ianb,  gjolen  unb  Un- 
garn befummle.  Sr  geno|  bie  ^od^fd^ö^ung  ber 
jfoifer  gferbinonb  IL  unb  DL,  fomie  bed  Jlönigd 
SobiSIoug  IV.  oon  $oIen  unb  mürbe  t)on  i^nen 
5U  biplomolifd^en  Beübungen  Dermenbet.  Sonb- 
grof  6mft  öon  ^t^tn  (f.  b.  3lrt),  ber  il^n  gu  SQBien 
fennen  lernte,  berief  bei  feiner  Konüerfton  ftopu« 
giner  nod^  61.  ®oar  unb  mol^nle  bem  SteligionS« 
gefpröd^  bei,  meld^ed  SRognuS  mit  &aberfom 
aus  Sieben  1651  gu  SbeinfcIS  l^ielt.  (Ueber  bie 
au§  biefem  3lnla^  oeröffentlid^tcn  ©d^riften  f.  oben 
IV,  830.)  einige  aufiftellungen  bei  biefer  S)i§. 
putolion  mürben  bolb  barauf  burd^  Sol^onned 
SRofenll^al  S.  J.  angegriffen ;  e§  enlfponn  fid^  je^t 
ein  leibenfd^aftlid^er  ©treit  jmifd^en  flapujinem 
utd)  3efuiten  (ogl.  de  Backer  s.  v.  Rosenthal), 
ber  bis  nod^  SRom  gebrod^l  mürbe.  S)te  $ropa- 
gonbo  modele  P.  TOagnuS  auf  ein  S)ecret  öon 
1655  oufmerffam,  nod^  meld^em  ben  opopolifd^en 
SKifftonaren  verboten  fei,  ol^ne  f d^riftlid^e  ßrlaub' 
nift  ber  ^ropoganbo  irgenb  elmoS  bruden  ju  (offen. 
9lid^t8beftomeniger  Iie|  SRognuS  nod^  1659  ein 
©d^riftd^en  Contra  imposturas  Jesuitarum  er* 
fd^einen.  6r  mürbe  ie^t  nad^  SRom  citirt,  unb  oö 
er  feine  Solge  Iciflete,  1661  in  SDBien  auf  Sefel^I 
be«  9lunliu8  ocrboflel.  9lur  gegen  fflürgfd^fl  er- 
langte er  bie  greibeil.  Salb  borouf  florb  er 
(29. 3uü  1661)  ju  ©oljburg,  mie  eS  ben  «nfc^ein 


479 


SKagog  —  aßagri 


480 


fyii,  auf  bcr  SRcife  nad^  JRom  begriffen.  9Son  feinen 
pl^ilofopl^ifd^en  Sd^riften  (SBemer,  ©uate}  n, 
StegendB.  1861^  174),  in  meldten  et  fid^  f^avipU 
fdd^Iid^  gegen  SlriftoteleS  menbete,  t)etanftaltete  er 
1643  gu  Siten  eine  (SefammtauSgabe.  ©eine  ))o« 
lemifd^en  ©d^riften  gegen  bie  $roteftanten,  t)on 
Koramuel  t|  SobfotoiQ  (f.  b.  3Irt.)  atö  unmiberleg» 
lid^  gerül^ntt  (opera,  quae  qui  legerit,  Luthe- 
ranuB  aut  Calvinista  esse  non  possit ;  Theo- 
log, fondam.  14),  ftnb:  Judicium  de  Acatholi- 
corum  regula  credendi,  Viennae  Austr.  1641 ; 
Judicium  de  Catholicorum  regula  credendi 
ad  studia  universalia  Biblistai*um,  ib.  1641 ; 
Organum  theologicum,  ib.  1643;  Methodus 
convincendi  et  revocandi  haereticos,  ib.  1653 
u.  0.  (SSgl.  Bemard.  a  Bononia,  Bibl.  Script. 
Gapuz.,  Venet.  1747,  241;  Hurter,  Nomencl. 
Hter.  I,  764.)  [©trcber.] 

^SBnaog  (A'iA>3) ,  im  91.  %.  ein  Sigenname,  ber 
5uetft  Sen.  10,  2  eine  $etfon  qI§  StornntDatet 
einer  ia))]^etitifd^en  SSöIfedd^aft  begeid^net.  ^efen 
Spornen  fe^t  f))öter  ber  ^ropl^et  (Sjed^iel  (38,  2) 
als  bef annt  t)i)rau8,  inbem  er  il^n  mit  bem  9rtif el 
Derfiel^t,  broud^t  il^n  aber  gur  Segeid^ng  eines 
Sanbed,  ol^ne  ba^  bie  ^erfonalbebeutung  bef megen 
aufgel^oben  erfd^eint  (a'iaÄn  r*)«?.,  „SWagogSIanb"; 
t)g(.  39, 6).  9lu3  biefem  Sanbe  foQ  nod^  bem  $ro- 
pleten  ein  gfürft  9{amen§  ®og  fommen,  ber  (nad^ 
bem  l^ebröifd^en  Sejt  nnb  ber  LXX)  über  3lo8, 
9Rofod^  unb  Sl^ubol  l^errfd^t.  S)a  bie  beiben  Ie$> 
teren  ißdUer  ou8  ®en.  10, 2  als  @tamnu)em)anbte 
Don  9Ragog  befonnt  finb,  9ioS  aber  t)on  b^gonti» 
nifd^en  unb  morgenlänbifd^en  ©d^riftfiellem  eben- 
falls dS  ein  )a))betitifd^er  Stamm  begeid^net  mirb 
(SRuffen  ober  @Iat)en),  fo  barf  angenommen  wer- 
ben, hafi  unter  SRagog  eine  ben  genannten  @töm> 
men  benad^barte  SSöIferfd^aft  gu  öerftel^en  ifi,  beren 
Jlönig  ®og  biefe  @tömme  unteriod^t  l^at.  S)em- 
nad^  too^nte  SRagog,  mie  bie  ^iborener  unb  9RoS- 
d^er,  öftlid^  üom  Jd^toorgen  SKeer.  5Rä]^ereS  Iä|t 
fid^  bann  ouS  Sged^ielS  toeiterer  Sd^ilberung 
fd^tie^en.  2)ie  ©d^aaren  ®ogS  fommen  ,,k)om 
äu^crften  5Rorben''  (39,  2),  auS  ber  mf^t  ber 
Äimmerier  unb  ber  Armenier  (38,  6),  fotoie  aö 
Slad^bam  üon  ftüftenbeiool^nem  (39, 6),  auf  ^f  er- 
ben reitcnb  (38, 15)  unb  mit  Sogen  unb  ßange 
bewaffnet  (39,  3).  «tte  biefe  3üge  paffen  auf 
baSjenige  Soll,  meld^eS  bie  ©ried^en  ©f^tl^en 
nannten  (Her.  1,  73. 105;  4,  66;  Xen,  Anab. 
3,  4,  15),  fo  ba|  fd^on  3ofep]^u§  (Antiq.  1, 6, 1) 
unb  ber  ^I.  ^ieron^muS  (Ad  Ezech.  38,  2)  biefe 
unter  ÜRagog  Derftel^en.  S)te  Sf^tl^en  mol^nten 
nad&  §erobot  (4,  48)  um  baS  afolo'fd^e  ?Weer  bis 
nad^  ben  2)onaumünbungen  l^in  unb  l^atten  ftd^ 
gegen  @nbe  beS  7.  Sa^rl^imbertS  bereits  burd^  Der- 
^eerenbe  Staubgüge  bis  nad^  9leg9))ten  l^in  furd^t- 
bar  gemad^t,  fo  ba^  @ged|iel  wol^I  oon  il^rer  Sr- 
fd^cinung  bie  eingelnen  3ügc  feiner  93efd^reibung 
genommen  l^at.  Offenbar  |at  ber  ^rop^et  aber 
bctbe  9?amen  t^ipifd^  als  JRepräfentanten  ber  fem- 
pen,  ungebilbetften  ^eibenmelt  gefaxt,  weld^e  nad^ 


Unterwerfung  ber  fonjtigen  gfeinbe  beS  ®otteS« 
reid^eS  einen  lejften  gemaltigen  Angriff  auf  baS« 
felbe  mad^en  wirb.  3n  biefem  Sinne  werben 
®og  unb  SRagog  aud^  Offenb.  20,  7  genannt 
wo  offenbar  oon  bem  legten  9nfturm  ber  gott« 
entfrembeten  SRenfd^l^eit  auf  bie  d^lid^  Sßelt 
bie  Äebe  ifl  [ftaulen.] 

3Ba(tti(Macra8,Macer),2)ominicuS,  9r« 
d^öolog,  würbe  gu  Sa  Sklette  auf  ÜRolta  am 
28. 9Rä^  1604  geboren.  9lad^bem  er  in  ber  6ei« 
mat  fid^  in  ben  Slerilerftanb  l^atte  aufnel^men  lojf en, 
ging  er  nad^  9tom,  um  $|^ilofo))l^ie  gu  ffatbiren. 
Sarbinal  Sle^anber  Orftni  betraute  ben  )ungen 
SRann  nod^  t)or  Sollenbung  feiner  ©tubien  mit 
einer  wid^tigen  lird^lid^en  !Diiffton  an  ben  $a> 
triard^en  ber  ÜRaroniten.  SRagri  warf  ftd^  ie|t 
mit  großem  @ifer  auf  baS  ©tubium  ber  arabif ^en 
Sprad^e  unb  t)onbrad^te  bann  glüdClid^  feinen  Auf- 
trag, lieber  bie  Steife,  auf  weld^er  er  mel^rmolS 
burd^  fanatifd^e  £ärfen  in  SebenSgefal^r  geriet)^, 
fd^rieb  er  Breve  racconto  del  yiaggio  al  Monte 
Libano,  Viterb.  1654,  Boma  1655.  9iad^bem 
er  l^ierauf  gu  9lom  feine  Stubien  oollenbet  unb 
bie  ^riejterweil^e  empfangen  l^atte,  wirfte  er  als 
gef d^ö^ter  ^rebiger  unb  Seelenfül^rer  in  feiner  Hei- 
mat, würbe  aber  aud^  öfter  nad^  9iom  gerufen,  gu- 
erft  burd^  Sarbinal  ^aleotti,  ber  fid^  feiner  fib:  bie 
Vorarbeiten  gu  einer  arabifd^en  9ibelüberfe|ung 
bebiente.  3tuS  feinen  fflibelftubien  erwud^fen  Ävn- 
Xo^tat  seu  contradictiones  apparentes  et  con* 
ciliationes  s.  Scripturae  a  diversis  auctoriboa 
expositae,  Venet.  1645. 1653,  auS  feinem  92ad^* 
laffe  oermebrt  l^erauSgegeben  oon  feinem  Sntber 
Stall  SRagri,  Bomae  1677,  Venet.  1712;  bejle 
Ausgabe  Don  2efät)re,  Par.  1685.  Sarbinal  Sfrong 
SRaria  Srancacci,  93ifd^of  oon  SSiterbo ,  weld^er 
il^n  feiner  befonbem  Sfreunbfd^aft  würbigte,  über- 
trug il^m  1654  einSanonicatguSHterbo.  Spater 
würbe  er  nodb  apoftolifd^er  $rotonotar  tmb  Son- 
f ultor  ber  Snoejcongregation.  ©ein  frommer  lob 
erfolgte  gu  SSiterbo  am  4.  SKörg  1672.  Am  mri- 
ften  belannt  ifi  9)tagri  burd^  ein  ard^äologifd^eS 
Se^ilon,  weld^eS  nod^  l^eute  oon  SBertl^  ifi:  Noti- 
tia  de'  vocaboli  ecclesiastici  con  la  dichia- 
ratione  delle  ceremonie,  dell'  origine  dei  riti 
sacri,  voci  barbare  e  frasi  usate  dai  SS.  Padri, 
concUi  e  scrittori  ecclesiastici,  Messina  1644, 
Boma  1650. 1669.  9tad^bem  im^uSlanbe  unge« 
nügenbe  lateinif  d^e  Ueberf  e^ungen  erf  d^ienen  waren, 
gabftarlSKagri  eine  beffere  unb  öermel^rte  lieber« 
fe^ung  mit  bem  S^itel  Hierolexicon  sive  sacrom 
dictionarium ,  in  quo  ecclesiasticae  voces, 
earumque  etymologiae,  origines,  symbola, 
caeremoniae ,  dubia ,  vocabula  barbara  etc. 
elucidantur,  Bomae  1677,  Venet.  1712;  mit 
neuen  SSerbeff  erungen  burd^  @t.  ©ciugliaca,  2  Sbe., 
©ologna  1765—1767.  gine  populäre  grflörung 
ber  ^Qmnen  beS  SreoierS  erfd^ien  gu  SHterbo  unter 
bem  anagrammatifd^en  Flamen  Nicodemo  Orima 
(Jleubrud  SSenebig  1729).  6in  nid^t  geringes  95cr- 
bienft  erwarb  ftd^  9Ragri  auc^  burd^  bie  Verausgabe 


481 


IKag^aren  —  SRal^If^aJ. 


482 


her  Serfe  bcd  betü^mten  ftritiferS  SatlnuS  SqK> 
Kini  (gefL  1593 ;  t>gl  boruber  Tiraboschi,  Storia 
delk  letter.  ital.,  P.  7, 1. 2,  c.  4,  n.  34),  bie  er 
«d^  mit  einem  SebenSbilbe  bed  SSerfaffetS  t)erfQ]^ 
(Ladni  Latmii  episiolae,  conjecturae  et  ob- 
sorationes,  2  toIL,  Bomae  et  Yiterb.  1659 
ad  1667;  EjuBcl.  Bibliotheca  sacra  et  profana 
Bire  obaerrationes,  correctiones,  conjecturae 
et  yariae  lectionee  in  sacros  et  profanes  scri- 
piores,  2  toIL,  Bomae  1677).  (%I.  baS  furge, 
iwn  9R.  Srgoli  gefd^riebene  SebenSbilb  t)OT  ber 
InSgobebedHierolexioon;  Niceron^M^oires 
XLI,  869  88.)  [Streber.] 

JßMifmu^  f.  Ungarn. 
y<tfiiirtm  (D^shfi,  Mava^iJL),  au|er  ®en. 
S2, 2  in  ber  Sulgoto  immer  SRanaim  gefd^rie- 
bcn^  im  9.  X.  eine  f ejle  ©tabt  mtf  ber  Oftfeite  be§ 
3odkm9,  nid^  meit  t)om  3aboc  gelegen  (®en. 
32,  22).  SHe  a|>penatit)e  Sebeutung  bed  9lamenS 
i^  ^i^ipptOüatt" ;  f 0  nmtnte  ber  ^atriord^  3acob 
\k  &ait  ber  f)>ätem  €tabt,  meil  i^m  mt  berfelben 
Spornen  tum  (Sngeln  erfd^ienen  nmren.  Siefer 
9ebcalmig  1^  bie  SSuIgota  Sted^nung  getragen, 
nem  fie  in  ben  99.  @amneld  unb  ber  Jf5nigc 
cMtra  (2  @am.  2,  8. 12.  29)  ober  Castra  bä- 
te fejft  (2  ©am.  17,  24-27;  19,  32.  3  ffön. 
2, 8).  Sie  froglid^  €tabt  gel^brte  gum  ©tomme 
M»  mib  log  auf  ber  92orbgren)e  feinet  ®ebiete§, 
mSf  Qkn.  82^  22  nihrblid^  Dom  3aboc.  Sei  ber 
So^eibmg  bed  Sanbed  loarb  fte  ben  Seoiten  gu- 
goviefcn  (3of.  21,  37.  1  «ßar.  6,  80).  3u  9Ka- 
tonim  fiel  9bner  3)at)ib8  (Segentönig  ädbofetl^ 
M«9tefibatj  ne^en  (2  @am.  2,  8);  alS  2)ak)ib 
BOT  tbfolom  fliel^  mu|te.  f onb  er  baf elbft  einen 
m  «nfent^alt  (2  ©am.  17,  24.  27;  19, 


S2.  8  ffdn.  2,  8).  Unter  ©alomon  voax  bafelbft 
da  Omglid^  ^tnantamt  (3  Stbn.  4, 14).  AuS 
flg^iliWIeu  Ouellen  mei^  man,  ba|  bei  ber  Sr< 
o(mmg  3entfalem8  bnrd^  ©efac  (2  $ar.  12,  2) 
an^Wa^omna,  b.  i  SRal^anaim,  t)on  ben  Seg^p- 
tiem  eingenommen  ttmrbe.  Ob  Siant.  7,  1  oon 
ber  &M  9Ra^naim  ober  Don  S^oppelreil^en  beim 
ZoB)  bie  Siebe  i{l,  mirb  fd^toerlid^  au3)umad^en 
fda.  2)ie©teneberatten©tabtgufinben,ijl  neueren 
Seifenben  nod^  nid^t  gelungen.         [Aaulen.] 

yi^CMf  (arrha  sponsalitia)  l^ei^en  bie« 
iorigen  i^genfi&tbe,  meld^  ftd^  Verlobte  ^um 
Sßäfm  nnb  }ttr  Sdröftigung  bed  gefd^Ioffenen 
f^coeclttmffed  gegeben  l^aben.  9läl(iere  Sejtim« 
■mgen  barfiber  entl^ölt  bad  rdmifd^e  Siedet  in 
efam  eigenen  Xitel  beS  iujUnianifd^enSobei:  De 
iponaalibfis  et  arrhis  8pon8alitiiB  (5,  1) ;  ben 
pa  o^geftdlten  @runbfö|en  folgt  auc^  bad  ge« 
■Rie  cmumifd^  Xed^t.  tflcm,  unterfd^eibet  aber 
m  bm  aXo^Ifd^^  bie  fogen.  Srautgefd^enfe 
(^nsalitia  largitaa,  aud^  donationes  ante 
Blias),  b.  i  bie  (Sefd^enfe,  h)eld^e  fid^  Sraut- 
icqoBea  md^renb  i^  SrautfionbeS  als  SBemeife 
^at  9iAt  geben,  obgleid^  aud^  oon  biefen  im 
Sefnrffi^en  biefelben  (Srunbfa^  gelten.  (S3gl. 
bk  Sepimmungen  beö  römifd^en  SRed^tS 

tfr4af  crttDii.  TIQ.  2.  Kofi. 


unter  ber  SRubril  De  donationibus  ante  nuptias 
in  ben  ffiigejlen  [39,  5]  unb  im  (Eobej  [5,  3]). 
®el^n  bie  Verlobten  bie  öerfprod^ene  &)t  »irfli^ 
ein,  f 0  bel^alten  beibe  Zl^eile  ben  SRal^Ifd^a^  fomo^I 
al§  bie  Srautgefd^enfe.  6rf olgt  aber  bie  e|c  nid^t, 
f 0  lommt  ed  barauf  an,  ob  baS  Sl^eoerlöbnil  burd^ 
gegenfeitige  Uebereinfunft  ber  Srautperfonen  auf« 
gehoben,  ober  ob  bie  Sl^e  in  anberer  SBeife  oer- 
^inbert  morben  ift.  3m  erftem  gfatte  muffen  beibe 
Sl^eile  ben  ÜRa^Ifd^a^  (nid^t  aber  aud^  bie  iBraut« 
gefd^enfe)  einanber  auS^önbigen,  ba  berfelbe  unter 
ber  ftillfd^meigenben  Sebingung  fünftiger  gl^e« 
fd^Hegung  gegeben  mürbe,  eS  mü^te  benn  au§« 
brüdlid^  at^erd  ftipulirt  morben  fein.  3ft  aber  bie 
n)irnid^e  Singel^ung  ber  (St^t  f  onftmie  t)ereiteU  tt)or- 
ben,  fo  ift  gu  unterfd^eiben,  ob  fold^eS  bur^  ein« 
feitigen  Stücftritt  ober  ungegrünbete  äBeigerung  bed 
einen  iBerlobten,  ober  aber  burd^  3uf all  ober  ol^ne 
SSerfd^uIben  bed  einen  ober  anbem  £]^et(S  gefd^e^en 
ift.  3m  crfiem  gfaH  l^at  ber  fd^ulbigc  sfeU  aflc« 
empfangene  gu  rcftitutren,  ber  anbere  aber  behält 
ben  9Ra$I{d^a|  unb  bie  ©efd^enfe.  3ur  SSerfoI« 
gung  feinet  ^tä^M  ftel^t  biefem  fotoo^I  bie  actio 
causa  data  causa  non  secuta,  afö  aud^  bie  utilis 
in  rem  actio  )U  (L.  15,  Cod.  5,  3).  2)ie  ißer« 
orbnung  beS  römif d^en  9led^t8  aber,  ba|  ber  f d^ul« 
bige  Xl^eil,  toenn  er  nid^t  nod^  minbeqöl^ng  ift, 
baS  Stoppelte  bed  Smpfangenen  gu  erftatten  l^abe 
(L.  5,  Cod.  5, 1),  ift  l^eute  nid^t  mcl^r  antoenbbar. 
2Birb  bagegen  bie  Sl^eabfd^He^ung  ol^ne  ©d^ulb 
beS  einen  ober  anbem  £]^eil§  oerbinbert,  fo  mü^tn 
fi(^  bie  SSerlobten  ben  aRabIfd^a|  gegenfeitig  gu« 
rfldfgeben.  ^ierl^er  red^net  baS  Sefe|  namentlid^ 
aud^  bie  gföue,  koenn  eine  Srautperfon  oom  Sl^e« 
oerlöbniffe  gurüdftritt,  um  in  einen  geiftlid^en  Or» 
ben  gu  treten ,  ober  mett  fie  nad^  Smpfang  bed 
9Ra]^Ifd^a|e3  erjl  bie  SteligionSoerfd^iebenl^eit  bed 
anbem  %f^tx\^  erfal^ren  ^at ,  ma3  ^e  j[ebod^  be« 
»cifen  mu^  (L.  56,  pr.  Cod.  1,3;  L.  16,  Cod. 
1,  4).  S)iefelbe  Sted^tSmirfung  ^at  ber  t)or  bem 
^bf(|lu^  ber  (Sf^t  eingetretme  Xob  bed  Sröuti« 
gam§  ober  ber  ^raut,  tomn  bie  ©ponfalien  bi§ 
bal^in  gältig  beftonben  l^aben.  S)er  Ueberlebenbe 
mu^  ben  ÜRal^Ifd^a^  beS  berfbrbenm  Sl^eilS  an 
beffen  Srben  l^erauSgebm  unb  erl^ölt  bagegen  bm 
feinigen  gurfidf  (L.  3,  Cod.  5, 1).  ffiiefcn  gemein« 
red^tlid^en  Sefümmungm  berogirt  biStoeilen  ba§ 
^artimlarred^t  eingelner  Staaten  unb  ißrooingen. 
©0  ift  g.  93.  l^ie  unb  ba  gebröud^Iid^,  ba|  bei  93er« 
l^inbemng  ber  Sl^e  burd^  ben  £ob  beS  einen  ober 
anbem  Verlobten  iebem  Sl^eile  ba§  Empfangene 
öerbleibe,  ober  bafe  (wie  nad^  ^reu^.  S.=SR.  %f^,  2, 
Sit.  1,  §  122  f.)  ber  Ueberlebenbe  bie  mOfi  l^abe, 
ob  er  bie  erl^altmen  ®ef d^enf e  auStaufd^en  miQ  ober 
nid^t.  UcbrigenS  bebarf  eS  faum  ber  Erinnerung, 
ba^,  ba  ber  aRal^Ifd^a^  ein  bIofec§  SSerftärhmgS- 
mittel  ber  ©ponfalim  ift,  ber  ®eber  burd^  baS 
blo^e  gallenlaffen  bc§felbm  fcincSwegS  fid^  öon 
ber  SJerbinblid^feit  ber  93er  löbnifetreue  bcfrcim  fann. 
auöfübrli^creS  bei  J.  Wolf,  De  arrhis  sponsa- 
litiis,  Altdorf.  1670;  B.  Bardili,  De  sponsalitia 

16 


488 


SWal^nunö  —  ÜRoi 


484 


largitate ,  Tubing.  1675 ;  C.  U.  Grupen,  De 
donationibus  ante  nuptias,  Francof.  et  Lips. 
1741.  [^crmonebcrj 

yal^ititm  (monitio),  cononifd^e,  bilbet 
einen  S^eü  bc8  fird^Kd^en  ©trafüerfal^tenS.  ßl^e 
ber  geipiid^e  SRid^ter  eine  ßcnfur  (Cscommunica- 
lion,  Snterbict  ober  ©uSpention  auf  SebenSseit) 
red^tögiltig  oetl^ängen  !ann,  ntu|  er  bem  IBeflogten 
eine  SDlal^nung  ertl^eilen,  bamit  berfelbe  entn)eber 
red^taeitig  ©enugtl^uung  leiften  ober  fid^  t)ert]^eibi- 
gen  fönne  (c.  26,  X  2,  28;  c.  48,  X  5, 39).  ©ie 
Segel  bilbet  eine  breimalige,  inSjoifd^enäeiten  er- 
folgenbe  SKal^nung  (c.  5,  C.  XVI,  q.  7 ;  c.  6,  X 
3, 2;  c.  9  in  VI.  5, 11);  jum  ntinbeften  eine  zwei- 
malige verlangt  baS  ^ribentinum  (Sess.  XXV, 
c.  3  de  Ref.);  bod^  genügt  aud^,  n)enn  ©efal^r  bei 
Sersug  brol^t,  eine  eingige  unb  gioar  peremtorif d^e 
SKoi^nnitg  mit  einer  fSfrift  toie  pe  bie  SBefd^affen« 
l^eit  ber  Sai^t  er^eifd^t  (c.  9  in  VI.  5, 11).  (9SgI. 
ftober,  @u3penfion  ber  Jlird^enbtener,  Tübingen 
1862, 58;  Mendelssohn-Bartholdy,  De  moni- 
tione  canonica,  Heidelb.  1860.)      [%  Sberl.J 

^SB^ti»  Sngelo,  Sarbinal,  einer  ber  erften  @e« 
leierten  beS  19.  Sal^rbunbertd,  mürbe  am  7.  SRör) 
1782  }u  @d^i^)ario  in  ber  $rot)ing  Sergamo  ge« 
boren.  S3on  feinen  (Sikm  fromm  erlogen  unb  für 
ba8@tubiumbef}tmmt,  geigte  er  batt>  ebenfol^en- 
lid^  ®aben  beS  ©eifteS  toxt  bed  emergens.  Stebft 
oier  gleid^gefmnten  tilterdgenoffen  geno|  er  ben 
Unterrid^t  bed  ßsiefuiten  Slo^ftud  SRoggi,  feines 
SanbSmanned,  eined  bebeutetü)en  ©elel^rten,  im 
bifd^flid^en  Seminar  }u  Sergamo.  91I§  fliferbi- 
nanb  Don  Sourbon,  öergog  t)on  $arma,  feit  1793 
bie  aufgel^obene  ®epfd^aft  3efu  lieber  l^ergu« 
ftellen  fud^te  unb  ben  ©liebem  berfelben  bie  Sr« 
rid^tung  eine«  öaufe«  mit  ßuftimmung  SßiuS'  VL 
geflattete,  begab  fid^  SKoggi  nad^  ßolomo  im  ^« 
mefanif d^en,  »ol^in  il^m  biefe  fünf  ©d^üler  folgten, 
bie  il^n  mie  einen  SBater  öerel^rten.  Stngelo  SKai 
unb  feine  öier  ©efäl^rten  traten  1799  in  bie  ®e« 
fcUfd^aft  3efu  ein,  »o  fte  unter  bie  Seitung  beS 
e]^rtt)ürbigen,  im  »ufe  ber  ^eiligfeit  öerporbenen 
P.  3ofep]^  gJignateKi  famcn.  ai§  aber  1804 
^iu8  Vn.  auf  Sitten  bc8  ftönigS  Scrbtnanb  IV. 
Don  3ltQpü  in  beffen  ©toaten  ben  3efuitcnorbeu 
»ieber  l^erfteüte,  mufete  fid&  SRai  mit  ^ignateüi 
unb  feinen  ©tubiengenoffen  nod^  ^Itoptl  begeben, 
m  er  bereits  bie  ^umaniora  gu  leieren  f^attt  unb 
neben  rafHofen  ©tubien  ber  Elaffif  er  gur  grl^olung 
nid^t  ol^ne  (£rfo(g  fid&  in  ber  ^oefie  öerfud^te.  2118 
bann  ^apoUon  baS  ffdnigreid^  beiber  ©teilten 
feinem  ©ruber  Sofepl^  gufpradö  unb  gerbinanb 
nad^  ©iciUen  flo^,  tourben  aud^  bie  bortigcn  3e» 
futtcn  vertrieben,  unb  fo  !am  9Rai  nad^  »om.  |)ier 
betrieb  er  im  Collegium  Bomanum  eifrig  bie  tfeo" 
logifd^en  ©tubien,  bis  il^n  ber  »ifd^of  3oi  95. 
SambruSd^ini  öon  Dröteto  mit  mel^reren  feiner 
OrbenSgenoffen  in  biefe  ©tabt  berief  unb  il^m  ba= 
felbft  aud^  bie  gJrieftertoei^e  ertl^eilte.  9hinme^r 
»erlegte  er  fid^  oor  Mem  auf  bie  l^ebräifd^e  unb 
gried&ifd^e  ßtteratur,  befonberS  auf  bie  ^aläogra« 


pf^xt  unter  Seitung  gmeier  alten  toanif d^  Sefuiten, 
SRonero  unb  !Dlen<|aca ;  er  fud^te  ^alimpfefte  auf 
unb  übte  ftd^,  t)on  biefen  erfal^renen  (Selel^rten 
unter{lü|t,  in  ber  ihtnft,  fie  mieber  lesbar  gu  mad^en 
unb  il^ren  Xe^t  gu  entgiffem.  2bn  Snbe  beS  3al^- 
reS  1808  rief  i|n  ^ignateüi  nad^  9tom  gunUt; 
aOein  aud^  l^ier  fonnte  er  nid^t  lange  bleiben^  ba 
bie  frangöftfd^e  ^errfd^aft  aUe  im  bamaligenffdntg« 
reid}  3talien  ©eborenen  fkenge  in  baSfelbe  gurüd- 
rief.  93eim  2Ibfd^ieb  oon  SRom  fagte  il^m  $igna* 
telli  beftimmt  oorauS,  er  tottht  i|n  nid^t  mieber 
feben,  3Rax  aber  nod^  gu  l^ol^en  SBürben  in  ber 
JHrd^e  ftd^  erbeben,  toie  ber  fpätere  Sarbinal  unb 
anbere  nod^  lebenbe  Saugen  öfter  ergäl^It  l^ben. 
aRai  ging  nun  mit  SRoggi  nad^  SRailanb;  festerer 
oerfd^affte  i^m  l^ier  3utritt  in  bie  ambrofutnifd^e 
93ibIiot^ef  unb  empf al^I  il^n  ben  Selebritöten  biefer 
©tobt  ©d^on  l^ier  entbedtte  er  mel^rere  ©d^d^ 
ber  alten  Siteratur,  bie  il^m  einen  bebeutenben  9ia« 
men  erwarben;  1813  erl^ielt  er  bie  aufpd^t  über 
biefe  berühmte  Sibliotl^et.  S)ie  SluSgabe  ber  Stebe 
beS  SfocrateS  De  permutatione  nebft  lateinifd^er 
Ueberfe^ung  unb  feinen  Kommentaren  mar  bie  erfte 
Sfrud^t  feiner  ©tubien;  in  ®emein{d^aft  mit  Sa« 
ftiglione  gab  er  1819  bebeutenbe  gfragmente  oon 
ber  gotifd^en  Ueberfe^ung  ber  paulinifd^en  Sriefe 
berauS,  bie  er  in  ber  Ambrosiana  entbedt  l^atte; 
fdl^on  voriger  oeröffentUd^te  er  (1818)  in  iBerbin» 
bung  mit  3o^^ab  bie  Ghron.  canones  EusebjL 
^iebftbem  fanb  9Jlai  bort  mehrere  ©d^riften  beS 
3uben  $l^Uo,  ein  unebirteS  3BerI  beS  ^l^ilofojbl^en 
^orpl^^riuS,  bie  römifd^en  Antiquitäten  beS  SHo« 
n^fiuS  Don  ^alicamaffuS^  SSBetfe  beS  SomeliuS 
tJfronto,  mel^rere  alte  3nte^reten  SSirgilS^  unebirte 
Briefe  t)on  AntoninuS  $iuS,  9Jlarc  Aurel,  fiuciuS 
SSeruS  unb  9l))pian^  gfragmente  oon  $(autuS, 
Zl^emiftiuS,  3fäuS,  «ureliuS  ©^mmad^S  u.  %, 
baS  6.  unb  14.  ^ud^  ber  Oracula  Sibjllina,  mogu 
er  fpöter  in  9iom  nod^  mel^rere,  befonberS  Sud^  11 
bis  13  entbedte.  bereits  1819  batte  !Dlai  einen 
europäifd^en  Stuf.  3n  eben  biefem  3a]^te  mar  in 
9tom  bie  ©teile  beS  erften  Säibliotl^efarS  an  ber 
SSaticana  erlebigt.  S)ie  Sarbinöle  Sorengo  Sitta 
unb  ^ercuIeS  Sonfabi,  langft  auf  !Dlai  aufmerf-^ 
fam,  baten  ^iuSVII.,  biefen  auf  bie  erlebigtt 
©teile  gu  berufen,  unb  nal^men  mit  P.  AIo^puS 
SfortiS^  ber  beffen  Seigrer  in  ber  $l^iIofo))]^ie  ge« 
mefen  toar  unb  batt)  nad^l^er  gtun  @eneral  ber  ®e« 
feQf d^aft  erhoben  mürbe,  barüber  StüdFfprad^e.  3JUm 
einigte  ftd^  ooQfommen ;  $iuS  VH.  entbanb  ben 
P.  9Rai  feiner  ©elübbe  unb  übertrug  il^m  boS 
IBibliotbefariat.  S)er  gelehrte  3lrd^äoIog  P.  3ofep]^ 
Snard^i,  ber  gu  9Rai  in  naber  Segiel^ung  geftanben^ 
öu^crte  ftd^  in  bem  ber  ©itte  gemofe  bem  ©arge 
beS  nun  t)eremigten  großen  ÜRanneS  beigelegten 
auSfül^rlid^en  @pita))]^ium  barüber  alfo:  Angeli 
interea  nomen  ita  per  Enropam  didebatur, 
ut  L.  Litta  et  H.  Consalvius  Cardinales  agi- 
tare  (coeperint)  inter  se,  ad  divinam  gloriam 
magis  nee  ne  conduceret,  si  A.  in  Vaticanam 
Bibliothecam  adduceretur  vel  vitam  in  Socie- 


485 


ÜRailanb. 


486 


tatiBiiutitatotransigerepermitteretur.  Cum 

A.  Fortis,  qui  paulo  post  toti  Societati  prae- 

flau,  qniqiie  pbilosophiam  Angelo  tradiderat 

el  «ztrama  ad  eundem  Pignatellii  y  erba  prae- 

elare  noverai,  rem  totam  communicant,  cum 

Pio  VIL  demum  consilia  conferunt,  atque  hie 

nlOiorem  Vaticanae  Bibliothecae  quam  So- 

delati  Angelum  fatorom  interposito  decreto 

dedaral  918  erfier  Suftod  arbeitete  9Rat  Don 

1819  an  imermublid^  in  ber  SSoticono;  er  fonb 

iiN^  mibere  9üd^  beS  SomeliuS  t^ronto,  mel^- 

vat  Sfragmente  b^  Doriuftinionif  d^en  9le(i^t8,  einige 

Scbcn  bcS  etßamaäfvA,  bie  St^etorit  beS  SuIiuS 

Sidor,  befonbetd  ben  größten  Sl^eil  beS  {o  lange 

ocnm^leit  SBerfeS  Sicero'd  De  republica  unb 

hilb  eine  faft  unuberfeldbare  Steil^e  Don  nod^  un« 

gdmtdtm  6d^ften  ber  JKrd^enDäter.  9albtt)urbe 

ec  (Eanonicud  im  Satican,  romifd^er  $rölat,  apo* 

9oU{d^  ^rotonotor  unb  Secretdr  ber  Songrego« 

tion  bet  ^ßro)>aganba.  Oefter  l^ielt  er  aud^  ge« 

le^  Sortrdge,  loie  1824  eine  Stebe  über  bie 

»d(ffelfettige  j^rmonie  ber  SReligion  unb  ber 

Ssn^  unb  eine  onbere  in  ber  Sfabemie  ber  fo« 

t^Ii^  Sleligion  über  bieSSerbtenfte^iug'Vn. 

nb  MB  CleniS  für  bie  SBiffenfd^aften;  ebenfo  l^ielt 

er  in  bet  Sistina  eine  toteinifd^e  Zrauenebe  auf 

ben  StM%  3ol^mm  VI.  t)on  Portugal  unb  bei 

bem  Sonclatie  nad^  bem  Sobe  $iuS'  YUI.  bie 

Siebe Prodigendo Pontifice.  Snblid^ erl^ob  il^n 

(Stegor  XVL  gugleid^  mit  bem  großen  Sprod^en* 

tonar  SRqgofanti  am  12.  ^bruar  1838  gum  Sar« 

Moal  mit  bem  Xitel  ber  l^L  Snaftafto.  Salb  toaxb  er 

fcäfect  ber  Congregatio  Indicis,  ber  Gongrega- 

tioConci]ii(Tridentim),  ber  oaticanifd^enSiblio- 

t|d  mib  il^  Smtesen  mtb  ber  Kongregation  für 

Me  Se^ffenmg  ber  orientalif d^en  93üd^er.  2)ief e 

Mfttl^  Obliegenl^eiten  l^inberten  in  9Ud^t§  feine 

for^iekltelitnarifd^Zl^&tigleit.  «Died  wetteiferte, 

ferne  Smienjte  )u  oerl^errlid^en.  Seine  ^eimat 

jnäßät  jfpai  QxA,  inbem  Sergamo  fd^on  1825  fein 

Bäbnil  feterlid^  in  baS  bortige  Sltl^enaum  auf« 

iq|iii;  triele  Slobemien  ernannten  i|n  }u  il^rem 

ütitglieb ;  (Snglanb  erfamtte  il^m  eine  gro^e  gol« 

bcieSRdKiine  mit  ber  Umfd^rift  gu:  Angelo  Male, 

Mlimpaeatonim  inyentori  atque  restauratori. 

Srnmec  ober  betoal^e  er  ben  ruhigen  ©leid^mutl^ 

friacr  €eele ;  fd^ön  fagt  t)on  il^m  boS  angefül^rte 

ClRtap^tum  beS  P.  SDtord^i:  Adversus  plauden- 

tis  aeqoe  ae  inyidentiB  Tulgi  lasciviam  im- 

■obiUfl  perstitit  semper,  nee  quidquam  un- 

qnarn  animi  qnietem  illi  imminuit,  inlibatus 

Deo  et  divinae  gloriae  vixit.  Sein  i$forfd^er> 

trieb  fpomte  i^n  §u  immer  neuen  arbeiten  an-j  er 

sibiKtebieSDbnmfcripteberiBaticana,  lie^  genaue 

AHoIoge  anfertigen^  prüfte,  überfe^te  unb  erlöU" 

tote  bie  Mfd^iebcnartigfien  3)ocumente  be§  Slter* 

t|ni8 ;  nden  feinen  übrigen  arbeiten  befd^öf tigte 

a  fi4  befonbetd  mit  bem  berül^nüen  Daticanif d^en 

9ibd4obes  ((Eob.  B),  beffen  (Sbition  bei  feinem 

ZobeberSoIIenbungnal^mar.  Srfd^öpftburd^fort- 

94t|^  Injlifiigunflen  unb  t)on  einem  Srufiletben 


befallen,  }og  ftd^  ber  Sarbinalim  @pötf  ommer  1 854,. 
mie  er  ed  gemöl^nlid^  tl^at,  nad^  9Ubano  )urüd;  bort 
mad^te  eine  Sntgünbung  ber  Singen^eibe  am  9.  Sep- 
tember 1854  bem  Seben  beS  audgegeid^neten  9Ran* 
neg  ein  Cnbe.  Sr  flarb,  t)erfe$en  mit  ben  @a« 
cramenten,  in  einem  ^Iter  Don  72  ^al^ren.  9m 
13.  September  fonb  für  i^n  in  feiner  Sitularfird^e 
ber  f  eierlid^e  SrauergotteSbienft  ftatt,  bem  $iuS  IX. 
mit  bem  l^ettigen  SoHegium  anmol^nte.  ^aupterbe 
feines  anfel^nlid^en,  befonberd  burd^  feine  Sbitionen 
erworbenen  SSermögend  würbe  bie  ^emeinbe  feined 
©eburtSorted;  au|erbem  grünbete  er  nod^  mit 
12000  ©cubi  eine  bem  3)iöcefanbifd^ofe  unter- 
ftel^enbe  SBoj^ltl^citigteitganftalt  bafelbft,  f  omie  jmei 
Sanonicate  in  feiner  Sitularfird^  gu  Stom ;  bogn 
famen  nod^  Diele  anbere  Segate.  Seine  foftbare 
^riDatbtbliotl^ef  foUte  entweber  bie  päpple  Re- 
gierung um  bie  ^ölfte  beS  Sd^^ung^preifed  an 
ftd^  bringen,  ober  fte  foHte  ebenfaUd  ber  @emeinbe 
Don  Sd^ilpario  gufaUen;  baS  ßrftere  gefd^al^.  — 
Unftreitig  ift  Sarbinal  3Rax  einer  ber  erßen  ®e« 
leierten  unfereS  Sal^rl^unbertg,  ein  $o(9biftor  im 
öd|ten  Sinne  ber  Sllten;  mit  Sted^t  fte^t  er  einem 
SRontf aucon  unb  SRabiOon  gur  Seite.  3l^m  l^aben 
Xl^eologie,  $]^iIofop]^ie,  ©efd^id^te  unb  ^^Uplogie 
bie  l^errlid^ften  Sd^ä^e  gu  Derbanfen;  ingbef onbere 
finben  au3  ben  Don  i^m  an  baS  Siä^t  gegogenen 
patriftifd^en  Urfunben  Diele  2)ogmen  ber  ftirc^ 
neue  unb  glöngenbe  3^9ni{f(-  ^<n  gab  uns  bis 
bal^in  nid^t  gebrudCte  SSßerfe  Don  SuguftinuS,  S9- 
riUuS  Don  ^lesanbrien,  SufebiuS  Don  Söfarea, 
Sbr^foftomuS,  Sl^eobor  Don  9Ropfueftia,  ^oIq- 
(^roniuS.  SaftliuS,  ®regor  Don  929ffa  unb  ®regor 
Don  9tagiang,  Sltl^afiuS,  SRariuS  SHctorinuS, 
^ulinuS  Don  92oIa,  g^rranbuS  2)iaconuS,  9Rar- 
tinuS,  SfloruS  Don  S^on,  $b^tiuS,  Don  mel^reren 
fpöteren  S^gantinem  unb  Dielen  Ruberen.  2)ie 
wid^tigften  biefer  SBerfe  finb  niebergeleg^  in  Dier 
gro|en  Sammlungen:  1.  Veterum  scriptomm 
nova  eolleetio,  Bomae  1825—1838, 10  Sönbe 
in®ro|quart;  2.  Classiei  Scriptores  ex  Godd. 
yatiep.editi,  ebenfalls  1093önbeumfaffenb,  1828 
bis  1838;  3.  Spieilegimn  Bomanum,  Bomae 
1839  8qq.,  8«,  gleid^faHS  in  10  93änben^  1844 
DoHenbet;  4.  SS.  Patrum  nova  Qibliotheea, 
begonnen  in  feinen  legten  fiebenSjal^ren;  Don  biefer, 
^iuSlX.  gemtbmeten,  äu^erftreid^l^altigen  Samm- 
lung fmb  bis  gu  feinem  Sobe  fei^S  ftarfe  Sänbe 
erfd^ienen.  SBenige  ©elel^rte  ftnb  im  Staube,  oHeS 
2)aSienige  aud^  nur  gulefen,  maSSRai  mül^fom  auS 
alten  SKanufcrtptenentgiffert,  übcrfejt,  erläutertunb 
fritifd^  burd^f orf d^t  l^at.  Sein  9?ame  nrirb  für  oHe 
Seiten unfterblid^  bleiben.  [%  6arb.  ^ergenrötl^er.] 
^laUimb,  Stabt  unb  ajletropole  in 
Oberitalien.  I.  Stabt.  ÜRailanb,  italienifd^ 
Milano,  mit  bem  Beinamen  La  Grande,  im  ^(ter- 
tl^um  Mediolanum,  fpöter  aud^  Milanum,  würbe 
nad^  ber  Sage  585  D.  Sl^r.  Don  bem  feltifd^en 
prften  SeUooefuS  alS  ^auptftabt  ber  3nfubrer 
in  ber  tranSpabanifd^en  Gallia  cisalpina  gegrün» 
bet.  S)iefer  Si^  beS  S)ruibenbienfteS  würbe  in  bem 

16» 


487 


aRailanb. 


488 


infubrif^en  jhtege  222  D.  (Sfft,  t)on  betn  römifd^en 
Sfelbl^emt  £neiu§  Sapxp  etftürmt  unb  botnit  toorb 
bae  ganse  Sanb  erobert.  Wd  ftarl  befefiigte  r5- 
ntifd^e  ^roDingialftobt  tmter  bem  Planten  Aelia 
Augusta  ober  Golonia  Augcusta,  unb  al§  Jhioten» 
punft  mel^rerer  ^au))tftra^en  blül^te  ed  bolb  maäf« 
tig  Quf  unb  tourbe  in  fpäteren  Slömergeiten  @i^ 
ber  Sßiffenfd^aften  unb  JNtnße,  fo  bo^  ed  ben 
9iamen  Novae  Athenae  erl^ielt.  SBegen  fetner 
®rd^e  unb  Sd^dnl^ett  galt  Mediolanum  qI§  gtoeite 
Stabt  bed  Sleid^eS  unb  tt)urbe  oft  Borna  secunda 
genannt.  Seit  Sonftontin  bem  ®ro^en  nal^m  e§ 
an  Sebeutung  immer  me|^r  gu,  l^atte  aber  nad^  bem 
Untergange  beS  meftrömifd^en  Jtaifertl^umS  in  ben 
Stürmen  ber  SSößermanberung  gleid^eS  Sd^idfal 
mit  bem  übrigen  Italien.  93on  ben  ^unnen  5er» 
ftört,  tt)urbe  e§  t)on  ben  Sangobarben,  unter  benen 
bag  ®  ebiet  Don  9RaiIanb  eine  i^rer  ^auptproDin^en 
toar,  unb  ben  gfranlen  toithet  aufgebaut,  ^ie 
Sangoborben  l^atten  e8  jmar  ju  ®unften  be§  naiven 
!ßat)ia  t)emad^Iaffigt,  olletn  nad^  ber  Eroberung 
bed  Sangobarbenreid^eS  burA  Rati  ben  ®ro^en 
toarb  eS  ttneber  bie  nrid^tigfte  Stabt  t)on  gan^ 
Dberitalien.  S)iefer  flaifer  »ererbte  SKailanb,  baS 
774  mit  htm  fränllfd^en  Steid^e  bereinigt  toorben 
mar,  an  feine  9lad^f olger,  meldte  als  Adnige  t)on 
Italien  }u  !DlaiIanb  ober  ^u  ^anxa,  fpöter  gu 
SWonja  mit  ber  eifemen  ihone  (f.  b.  3lrt.  ftrone 
Vn,  1222  f.)  geWnt  mürben.  SRad^bem  Otto  I. 
burc^  feine  ffrdnung  gu  SRailanb  (961)  Italien 
miebcr  bem  beutfd^en  Seiche  untertoorfen,  lie|  er 
SRailanb,  mie  bie  anberen  lombarbifd^en  Stöbte, 
burd^  faif erlid^e  Stattl^alter  ober  $räf ecte  regieren. 
Sßöl^r  enb  ber  langen  St&mp^  ber  italienif  d^en  Stäbte 
gegen  bie  faif erli^e  Oberl^ol^eit  ftanb  SJloUanb  ftetS 
an  ber  Spi^e  ber  notionalen  $artei,  me|]^alb  ed 
benn  aud^  mel^r  al§  alle  anberen  Stöbte  burd^ 
ffrieg  l^eimgefud^t  mürbe.  Jlonrab  II.  belagerte 
1037  Dergeblid^  bie  ftolsc  5IRetropoIe,  griebrid^  L 
Sarbaroffa  {ebod^  jmang  fie  1158  gu  bemütl^i» 
genber  Untermerfung  unb  gerftdrte  fie  1162  megen 
Sreubrud^S  gönjli^.  9lad^  bem  SBieberaufbau 
(1167)  tourbe  aRailanb  Scid^SIel^en,  trat  aber 
1176,  nad^  bem  Siege  ber  Sonföberirten  über  ben 
Ifaifer  bei  Segnano,  an  bie  Spi^e  be§  lombarbi» 
f d^en  StöbtebunbeS  unb  mürbe  im  Jtonftanger  f^rie» 
ben  1188  a\%  freie  Stabt  unter  faiferlid^er  Ober» 
^ol^eit,  aber  ol^ne  SributpjKd^t  anerlannt,  9lad^ 
^erfteQung  ber  öu^em  Stulpe  entbrannten  aud^  in 
Slailanb  innere  Aöm))f e  um  bie  ^errf d^aft  stoifd^en 
gmei  möd^tigen  @efd^Ied^tem,  ben  gl^ibeÜinifd^  ge» 

Slnnten  S3i8conti  unb  ben  guelfifd^en  bella  3:orre. 
Jejtere  mußten  fld^  bi§  1812  foft  ol^ne  Unter« 
brcd^ung  im  SSefi^c  ber  Dbergemalt  ju  bel&aupten, 
unb  gmar  erft  unter  bem  2itel  ^obeftä,  feit  1277 
aud^  als  9leid^§k)icare.  hierauf  famen  bie  SSiSconti 
mit  9J^attco  I.  an^ä  Shibcr.  ©iefer,  aud^  gum  fai- 
ferlid^en  SSicar  ernannt,  erweiterte  ba§  ®ebiet  ber 
Stabt  bebeutenb,  f 0  bafe  e§  fid^  unter  feinem  jmeiten 
!Rad^foIger  auf  bie  ganjc  Sombarbei  auSbel^nte. 
3)ie  ©efd^id^te  beS  §öufe8  98i«conti  ift  eine  faft 


ununterbrod^ene  Steil^e  Don  SSerfd^mörungen  unb 
Worbtl^aten  feiner  SnitgUeber  gegen  bie  im  9efi| 
ber  Sßad^t  93eftnblid^en.  ©ioDomti  ©aleagjo  erlauft 
1895  t)on  Stbnxq  SBengel  um  100  000  ©olbgulben 
für  fid^  unb  feine  Dtad^fommen  ben  Sitel  eines 
^ergogS  Don  Sßailanb  unb  ®rafen  Don  $aDia  mit 
allen  Siedeten  ber  Strid^l^ersdge.  9Rit  bem  Sobe 
^mpo  TOaria'S  (geft  1447)  l5Ste  Jtd&  baS  §er- 
50gt]^  auf,  unb  SDtailanb  erflörte  ftd^  alS  Stepu« 
bUf.  ^er  fd^on  1450  mürbe  ber  t^felbl^err  unb 
Sod^termann  fjilippo  SKaria'S,  QfranceSco  Sf  orga, 
Dom  Soll  als  ^ergog  ausgerufen  (geft.  1466). 
9lad^  bem  SuSfterben  beS  ^aufeS  Sforza  (1585) 
Derliel^  Raxl  V.  baS  ^ergogtl^um  feinem  Soj^ne 
^l^ili^p,  unb  fo  lam  eS  an  bie  ftrone  Spanien, 
bei  ber  eS  bis  aum  gfrieben  Don  ^a^iatt  (1714) 
Derblieb,  hierauf  gehörte  ÜRailanb  gu  ben  öfter« 
reid^tfd^en  Srbjtaaten;  1796  marb  eS  Don  ben 
gfrangofen  erooert  unb  blieb  ^auptftabt  ber  eis« 
alpinifd^en  »epublif  bis  1802,  ber  italienifd^en 
»epublif  bis  1805,  bann  beS  ff önigreid^S  Italien 
bis  1814.  a(tn3.1814marbeSmieberanOefter- 
reid^  gegeben  unb  gel^örte  }um  Iombarbifd^«Dene« 
tianifd^en  ffdnigrei^,  bis  eS  1859  burd^  ben 
3ürid^er  ^rieben  bem  Äönigreid^  Sarbinien  gu« 
geff)ro(^en  mürbe,  ^eute  ift  eS  ^auptftabt  für 
bie  gleid^namige  ^oDing  beS  ffönigreid^  Stauen 
unb  i&)\i  über  800  000  ßinmol^ner.  Unter  ben 
79  »ird^en  —  10  ©oHegiat-,  24  gjfarr«  unb 
45  anberen  ffird^en  —  ragt  befonberS  ber  mefent« 
\iä)  gotifd^e,  auS  meinem  SRarmor  erbaute  2)om 
l^erDor,  nad^  ber  ^eterSfird^e  gu  9lom  unb  ber 
Satl^ebrale  gu  SeDiÖa  mol^I  bie  größte  unb  fd^önfte 
»ird^e  ber  SSBelt,  ber  1^1. 5IRana  unb  ber  1^1. 3:^efla 
gemeil^t.  Sd^u^l^eilige  ber  Stabt  felbjt  ftnb  ber 
|l.  SmbrofiuS  unb  ber  1^1.  ff arl  SorromöuS.  S)er 
2)om  mürbe  1886  unter  ®ioDanni  ®a(eaggo  be- 
gonnen; Url^eber  beS  erften  SntmurfS  ift  mol^I  ein 
SDeutfd^er.  3n  ber  ffr^pta  rul^en  in  einem  mit 
Sumelen  gej'd^müdtten  Silberfarg  bie  Steliquien 
beS  1^1.  ffarl  SorromöuS,  bie  alle  3a]^e  am  4.  !Ro« 
Dember  feierlid^  gegeigt  unb  Derel^rt  merben.  9lur 
an  bem  Slltare  biefeS  ^eiligen  in  ber  genannten 
ffr^pta  barf  bie  l^eilige  ^eff  e  nad^  römif  d^em  StituS 
gefeiert  merben;  an  aQen  übrigen  ^Itören  beS 
2)omS  mu6  fte  nad^  ambroftanifd^em  SRituS  (f.  b. 
^rt.  Siturgien)  gelefen  merben.  3n  aUtn  übrigen 
ff ird^en  bagegen  bürf  en  frembe  ^riefter  ol^ne  Unter« 
f  d^ieb  nad^  römif  d^em  StituS  celebriren.  S)em  ambro» 
fianifd^en  SRituS  folgen  bie  meijlen  ^riefter  ber 
Srgbiöcefe  SRailanb.  93emerfenSmert]^  ift  aber  aud^ 
no^  eine  Seilte  anberer  ffird^cn.  San  Sorengo  gilt 
als  ältefte  ffird^e  ÜRailanbS;  il^r  SnnereS  bilbete 
einft  ben  §auptraum  ber  Sl&ermen  ober  eines  ^a» 
lafteS  beS  lu^ajimian,  nad^  anberen  eines  3:empelS 
bcS  ©erfuleS.  San  guftorgio  marb  fd^on  1227 
ben  S)ominicanem  übergeben  unb  Don  biefen  gong« 
\i^  umgebaut;  in  ber ffapeUe  bi  S.  ^ietro  TOartire 
ru|en  bie  ®ebeine  beS  1252  megen  feines  ßiferS 
in  SSertl^eibigung  beS  maleren  ®IaubenS  auf  bem 
äBege  Don  @iomo  nad^  SJlattanb  ermorbeten  S)o« 


489 


9JlaiIanb. 


490 


minicaiietS  ^ßetruS  ißeronenfld.  @an  Smbrogio, 

\dß  dt,  tDor  iniprungli^  ben  l^eiligen  aRart^rem 

(SextKifiud  unb  $rota^uS  gekoetl^t  unb  mar  frül^er 

Sat^rale  ber  Sifd^dfe  t)on  aRailonb;  fie  tDorb 

nod^  (Erbauung  beS  neuen  S)om8  einem  mit  t)te(en 

$rit>Uegien  ouSgepotteten  SoQegiQtca))itel  an\)tx» 

tränt,  bad  aber  1886  t)on  ber  italienijd^en  S^e» 

giomig  aufgel^Ben  mürbe.  3ur  SBal^rung  beS 

alten  Xed^teS  führen  bie  mit  ber  @eelforge  6e> 

trauten  Popidne  biefer  ffird^e  ben  Xitel  Sanonüer. 

3n  bem  fd^nen  Sorl^ofe  berfelben  mar  ed,  mo 

890  ber  1^1.  SmbrofiuS  bem  ffaifer  S^eoboftuS 

entgegentrat  unb  megen  ungered^tfertigten  IBIut' 

oergielenS  bid  nad^  DoQbra^ter  9u|e  ben  6in« 

tritt  in  boS  ^eüigtl^um  Dermel^rte.  Sin  ber  SteQe 

beS  heutigen  ^od^UarS  ertl^eilte  ber  ^t  9mbro« 

fuid  bem  fjjL  augujUnud  bie  Saufe,  unb  eben« 

bort  empfingen  Dom  9.  Bis  15.  äal^rl^unbert  bie 

neuen  Aoifer  bie  etfeme  Jhone  beS  lombarbif d^en 

ftönigreid^.  Sie  ffr^pta  birgt  bie  äteliquien  ber 

Zeitigen  ®ett)afiud,  $rotaftu8  unb  SlmbrofiuS. 

ta  nw  @an  (Eelfo  fieH  befanb  fid^  in  altd^rift« 

fiäna  3^  ^  @otte8a(Ier  mit  ben  ®röbem  ber 

beU)en  l^gen  9Rartt|rer  9la5anu8  unb  C^IfuS. 

$M  aieliquien  beS  erfiem  lamen  in  bie  @tabt, 

mib  ju  feiner  Sl^re  marb  1518  bie  JKrd^e  (San 

%k)ario  erbaut,  möl^renb  beS  Ie|tem  ®ebeine  in 

einer  über  ber  @rabftötte  felbft  erriii^teten  Jhrd^e 

^aüftt  »erben,  meldte  Srjbifd^of  Sanbolf  998 

Dogrögem  lie^.  92eben  ber  JHc^e  @an  Seif  o  er- 

^  f^  @.  SRaria  preffo  &Ifo,  unb  jmar  an 

ber  eteOe,  mo  bereits  ber  1^1.  StmbrofiuS  ein 

SRarienbilb  )ur  dffentlid^  SSerel^rung  aufgefteHt 

iotte.  9tAen  ber  ffir&e  @.  SRaria  belle  ©ragie, 

tDeU^  fan  auftrage  ber  S)ominicaner  1465—1487 

in  fpStgotifd^  Stile  erbaut  mürbe,  befinbet  fid^ 

im  ^maltgen  IHofter-Stefectorium  baS  berül^mte 

Ibenbma^I  Don  SeonarbobaiBinci(1494— 1497), 

boS  bereits  fel^r  befd^bigt  ijt  unb  bem  DoÜftönbi- 

gen  9htin  unrettbar  entgegengel^t  SHe  43  3RannS« 

imb  6  Sfrauenflöfler,  meldte  nod^  im  vorigen  3al^r- 

bnnbert  befianben,  ftnb  fafi  oQe  aufgel^oben.  ^n 

Unterrii^tSanftalten  befielen  ou^er  bem  ^riefter» 

feninar  2  Si^ceen,  2  ©^mnaften,  eine  ^ormal- 

bantit)d^,DieIeSIementarfd^uIenunbSnie]^ungS" 

j^änfer,  ZonbflummeninftUut  u.  f.  m.  SHe  9tfa- 

bearie  ber  SBiffenfd^ften  ift  in  bem  ißala^jo  bi 

9rera  nntergebrad^t.  S)iefer,  im  12.  Sal^rl^unbert 

dS  iHofler  ber  ^umiliaten  nod^  au^erl^alb  ber 

Siabtmauem  auf  bem  Srad^Ianbe  (brera)  erbaut 

wtb  nad^  Sufl^ebung  ber  (Senoffenf d^aft  burd^  ben 

(L  ffarl  SorromäuS  Don  biefem  ben  Sefuiten  als 

Coflcgtnm  öbergeben,  mürbe  nad^  UnierbrüdCung 

bcS  äefmtenorbenS  guerft  @i^  ber  jfunftafabemie 

sab  neaeflenS  3nftitut  für  l^öl^ere  miffenfd^aftlid^e 

sab  literorifd^  Stubien  (%[effanbro  aotansoni) 

Vit  gro^  Sibliotl^I  unb  mertl^DoUer  ©emölbe« 

fsanntag.  SBeltberül^  unb  ber  @to(a  ^KailoubS 

i^  OBd^  bie  SKbttot^ca  Smbrofiana,  1609  burd^ 

bn  gd^en  (koMaal  gfeberigo  Sonomeo  als 

IKtld  fsr  Sefdmpfung  ber  immer  mel^r  um  ftd^ 


greifenben  Derberblid^en  2hn:tl^ämer  gegrflnbet  unb 
unter  geiftlid^e  fieitung  geftefit.  SSon  ben  Öofpi- 
tälem,  bereu  eS  mol^I  30  in  aWailonb  gibt,  ftnb  }tt 
nennen:  boS  Ospedale  maggiore  auS  bem  Stalle 
1456  mit  2000  Betten  unb  einem  ßinfommen  Don 
mol^I  IVs  SRiUionen  Sire;  bann  baS  Ospedale 
de*  Fate  bene  Fratelli  (fo  l^ei^en  in  Italien  bie 
barml^ergigen  95rüber  Dom  1^1.  Sol^ann  Don  ®ott), 
erft  1836  Don  ßaura  SiSconti  für  110  Äranfe  ge- 
ftiftet.  ÜRailanb  ift  ber  ^auptfi^  ber  barmherzigen 
IBrüber  in  Stauen,  unb  in  biefer  ©tobt  beftben 
fie  nod^  gmei  Käufer  für  50,  begm.  20  d^ronifd^e 
Jhanfe.  Unter  ber  Sluf ftd^t  ber  Gongregazione 
di  Garitä  ftel^en:  baS  ^enl^auS  alle  Senavra, 
mel^rere  äBaifenl^öufer  unb  ^rbeitsfd^ulen,  fomie 
baS  äSerforgungSl^auS  ZriDuIgi,  eine  Stiftung  beS 
®raf en  Sroce.  (Sgl  über  bief e  unb  ä^nlid^e  mol^I- 
tl^ötige  Stnftalten,  bie  felbft  in  ber  l^arten  S^ii  Don 
1808—1812  bie  ©umme  Don  6  260  064  Sire 
DerouSgabten,  P.  ®amS,  ©efd^id^te  ber  ftird^e  im 
19.  3a^r^.  n,  651  f.) 

n.  SiStl^um.  es  ifi  mo^I  fein  Steifet,  bag 
SRailanb  gu  ben  erften  Stöbten  gel^drt,  in  meieren 
ber  d^riftlid^e  ®(aube  Derfünbet  mürbe.  Ob  bie^ 
aber  burd^  ben  l^eiligen  ^poftel  SamabaS  (f.  b.  9lrt 
I,  ^23  ff.)  gefd^el^en,  bleibt  bal^ingefteUt,  mögen 
aud^  alle  Ueberlieferungen,  angeblid^  auS  bem 
4.  äal^ri^unbert,  bafür  fpred^en,  unb  mag  felbft  ber 
]^I.  Staxi  SorromouS  in  einer  feiner  ^rebigten  bie« 
fen  aipoftel  als  „9lpofteI  aRailanbS"  auffül^ren. 
UebrigenS  erl^ielten  Don  einer  il^m  ballier  gemeil^ten 
ftird^e  1545  bie  IBamobiten  (f.  b.  «rt.  1, 2030  ff.) 
ben  9Jamen.  31IS  erften  SBifd^of  nennen  bie  ein- 
l^eimif d^en  ®efd^id^tf(|reiber  ben  ]^(.  ^Inatl^olo.  Sin 
©riedge  Don  @eburt,  mar  er  @d^üler  ober  Sünger 
beS  1^1.  SamabaS  unb  leitete  biefe  ffird^e  Don  etma 
53  ober  55  burd^  od^t  (aL  13)  Saläre,  morauf  il^m 
ber  1^1.  SaiuS,  gleid^f aUS  ein  Sd^üler  beS  1^1.  fßca^ 
nabaS,  folgte,  ber  im  %  85  als  IBefenner  fiarb, 
nad^bem  er  in  ber  neronifd^en  SSerfoIgung  SSieleS 
erbulbet  l^atte.  yiaä^  gmölfiöl^riger  ©eb^Dacau) 
folgte  im  3.  97  ber  ^I.  EaftridonuS  ober  Kaftri- 
lianuS,  ber  ftd^  in  brangfalDoHer  3eit  burd^  feine 
Xugenben  unb  eblen  Sl^aten  möl^renb  41j[ö]^riger 
Stegierung  rül^mlid^  l^eroortl^at  (geft.  138).  Sein 
9tad()f olger,  ber  1^1.  SalimemS,  auS  Domel^mer 
gried^if (|er  ^ctmUie,  leitete  Diele  Saläre  biefe  ff ird^e, 
bis  er  megen  feines  SiferS  in  Ausbreitung  beS 
Sil^rifientl^mS  mal^rfd^einlid^  unter  SommobuS  ge» 
martert  mürbe.  92od(i  lönger  mar  3Rona  auf  biefem 
©tul^Ie,  Don  193  an  DoOe  59  Saläre  (geft.  251). 
9tad^  abermaliger  Sebisoacau)  folgte  283  9Jla« 
temuS  (geft.  304),  bann  ber  |l.  SD^rocIeS  ober 
TOerocIeS,  ber  bei  ben  gegen  bie  3)onatiften  ge« 
l^altenen  S^noben  ju  9lom  313  unb  ju  ArteS  314 
anmefenb  mar.  Unter  il^m  erliefe  ff oif er  Eonftantin 
313  baS  befannte  Sbict  Don  ^Kailonb,  baS  ben 
ßl^riften  freie  SReligionSübung  geftattete.  3)er]^I.  6u« 
ftorgiuS,  ein  ®ried^e  Don  ®eburt,  mürbe  Donffaifer 
SonfUmtin  als  Stottl^alter  nad^  3nfubrien  ge« 
fd^idft  unb  Dermaltete  bort  baS  Sanb  fo  meife,  ba^ 


491                                                    aRailanb.  492 

il^n  nad^  bcm  lobe  bc8 1^1.  SKirocIeS  (geft.  315)  KoppobocierSluscntiuS,  bcr  nid^t  einmal  bet  lotet« 

bie  ^riefterfd^aft  unb  boS  So«  jum  Sifd^of  üon  nifd^en  Sprad^e  mäd^tlg  loor  (^efcle  I,  654  ff.). 

aRoilanb  emäl^Ue.  2)iefer  t)om  1^1.  ^mbrofiuS  oI3  ßr  l^atte  fdbon  unter  feinem  SanbSmanne,  bem 

Konfeffor  belobte,  butd^  SSSunberfraft  auSgeseid^»  arionifd^en  Slftcrbifd^ofe  ^u  aUejanbrien,  IKrd^en« 

nete  Sif d^of  f oH  bie  Sleliquien  ber  1^1.  brei  Äönige  bienfte  geleiftet  unb  jeigte  fid^  fortan  atö  einen 

t)on  Sonftantinopel  nad^  Snailonb  gebrad^t  l^ben  ebenfo  Derfd^Iagenen  nne  l^eftigen  Sf^inb  ber  Sted^t- 

(geft.  331).  ©er  1^1.  «ProtaftuS  (331—352)  ftonb  gläubigen.  «ujcntiuS  (geft.  374)  l^atte  ben  gro|en 

biefer  ftird^e  unter  ben  ftaifem  ßonftantiuS  unb  |l.  «mbrofinS  (f.  b.  «rt.  I,  695  ff.)  jum  9lad^» 

(EonftanS  öor  unb  öerf od^t  bie  Sad^e  be§ ]^l.  Sltl^a«  folger;  biefem  gegenüber  ernannte  bie  ftaiferin 

naftuS  auf  bem  Soncil  }u  Sarbica,  mo  er  ftd^  ab  2iuftina  gum  Sifd^of  t)on  SOlailanb  einen  gleiten 

Italia  de  Mediolano  unterfd^rieb.  Unter  il^m  fan-  ^lusentiuS,  ber  aber  für  feine  Partei  nid^t  einmal 

ben  es  bie  ortl^obo^en  9ifd^5fe  boXb  md)  IBeenbi*  eine  einzige  Aird^e  ber  @tabt  erlangen  tonnte. 

gungberfarbicenftfd^en@9iiobe(nid^tt)orberfeIben,  S)er  1^1. 2lmbroflu8  l^ielt  380  eineS^nobe,  toeld^ 

wie  frül^er  angenommen  mürbe)  für  nötl^ig,  auf  feine  aBgemeine  Slngelegenl^eit,  fonbem  nur  bie 

einer  @Qnobe  gu  aRailanb  (345)  aud^  i^rerfeitS  Sted^tfertigung  einer  ^riftUd^en  Sungfrau  au8  93e* 

baS  Urtl^eü  über  ^l^otinuS  gu  fpred^en.  9leben  bie*  rona  jum  S^^i  ^ötte  (C)ef ele  I,  744).  98on  einer 

fem  nal^men  befonberS  aud^  SSalend  unb  UrfaciuS  meitem  unter  ^mbroflu§  381  gel^Itenen  @9nobe 

Die  aufmerffamfeit  ber  Stinobe  in  Änfprud^,  meldte  fmb  nod^  gmei  ©d^reiben  an  ffaif er  a:]^eobofiu« 

ftd^  mit  ben  Sücönem  au^suföl^nen  fud^ten  unb  oorl^anben,  in  melden  bie  Sateiner  il^ren  auf  ber 

fid^  t)on  ber  orianifd^en  Se^re  loSfagten  (^efele^  S^nobe  su  ^quileja  auSgefprod^enen  äBunfd^  nad^ 

Konc.-®efd^.  I,  637.  638).  ffier  1^1.  ®iont|ftu8  einer  großen  ©^nobe  gur  Beilegung  ber  Sd^iSmen 

(352-365  [? 371])  t)ert^eibigteaur3eitbe8aria-  red^tfertigen  (C^efele  U,  36  f.).  3m  3.  390  l^ielt 

nifd^geftnntenJlaiferSSonftantiud  eifrig  bie  malere  er  bann  eine  ^roDingialf^nobe,  bereu  @9nobal> 

Sel^  gegen  bie  3lrianer  unb  nal^m  ftd^  auf  bem  fd^reiben  ben  ^apfi  megen  feiner  jjfürforge  für  bie 

Soncil  ballier  (355)  bed  I^L  Sltl^anafiuS  miber  feine  JHrd^e  l^bd^Ud^  belobt,  bie  ioDinionif d^  3rrt]^ümer 

gfeinbe  an.  ^apfi  Siberiud  münft^te  in  Sad^en  auSeinanberfe^t  unb  ftd^  aud^  gegen  bie  Stl^cianer 

bed  le|tem  nad^  ber  ©Quobe  oon  ^rle§,  mo  bie  auSfprid^t  (t)efele  n,  51  f.). 

^rurtl^eilung  über  benfelben  auSgefpro^en  mor-  @d^on  Dor  ^mbroftu§  (geft.  397)  l^atte  SRai" 

ben,  eine  neue  S^nobe  Dom  ffaifer  gu  ermirfen.  lanb  bie  aßetropolitanmürbe  erl^olten,  unb  gmor 

%m  ^ofe  ging  man  um  fo  mel^r  barauf  ein,  meil  mal^rfd^einlid^  nod^  t)or  ber  aJKtte  beS  4.  ^a^v 

man  ]e^t  aud^  im  ^benblanbe  ber  arianifd^en  ^r-  l^unbertS;  menigftenS  fül^rt  SaroniuS  ad  ann.  355 

tei  bie  ^errfd^aft  ftd^em  »oQte.   3n  @^egenmart  n.  25  Mediolanum  al§  Italiae  Metropolis  an. 

beS  t^rannifd^en  ftaifer§  würbe  p  Snaüanb  bie  9iad^  äSBiltfd^  (ffird^l.  @eogr.  I,  234)  aber  befa| 

S^nobe  eröffnet,  auf  ber  über  300  abenblänbifd^e  t)kMd;t  f^on  ber  Sifd^of,  »eld^er  314  auf  bem 

unb  nur  wenige  morgenlönbifd^e  Sifd^öf e  erfd^ienen  Soncil  gu  Srled  war,  aÄetropolitanred^te.  Obgleid^ 

waren.  SeibenerftenSeratl^ungenbrangSufebiuS  fld^  nömlid^  bielBifd^öfe  DDn9Railanb  nie  mit  ber 

t)on  SSerceUi  auf  Untergeid^nung  ber  nicänif d^en  2)e-  Segeid^nung  Archiepiscopi  ober  Metropolitani 

finition,  unb  2)ion9ftu§  Don  39lailanb  war  baran,  unterf ^rieben,  f o  fte^t  bod^  il^re  Unterf(|rift  auf 

ben  Anfang  gu  mad^en;  aber  93ifd^of  SSalend  ent«  Sondldacten  immer  an  erfter  @teQe,  wie  381  gu 

ri^  i^m  bad  Slatt  unb  erflörte,  ha^  bürf e  in  feiner  «quileia.  3laä)  Sinterim  (©enfwürbigf eiten  1, 2, 

SBeife  gefd^el^en.  3)a§  ©erüd^t  oon  ber  ©efal^r  für  696)  famen  f d^on  gü  Anfang  beS  4. 3a|rl^unbert8, 

ben  fatl^oUfd^en  ®lauben  brad^te  bie  @tabt  äJtai*  al8  Italien  nod^  ber  Organifation  ^onftantind 

lanb  in  bie  größte  Aufregung,  we^l^alb  gur  Sid^er»  in  17  ^roDingen  eingetl^eilt  würbe,  7  unter  aRai« 

l^eit  bie  ©i^ungen,  weld^e  biSl^er  in  einer  jhrd^e  lanb  unb  10  unter  $om,  fo  ba|  9Railanb  neben 

geleiten  worben  waren,  in  ben  faiferlid^en  $alaft  9lom  bie  eingige  größere  bürgerlid^ie  SRetropole 

Derlegt  würben,  ^ier  l^drte  ber  Jlaifer  guerft  |inter  war  unb  be^l^alb  wol^l  aud^  balb  fird^lid^e  SRetro« 

einem  SSorl^nge  ben  Serl^anblungen  gu,  trat  bann  pole  geworben  fein  wirb.  Salb  nad^  SRailanb  würbe 

ober  felbft  offen  ]^ert)or.  91le  foUten  Stl^anafiug  aud^  aiquileja  iDletropole,  unb  wöl^renb  frül^er  bie 

Derurtl^eilen  unb  mit  ben  3lrianem  in  ©emeinfd^aft  ^öpfte  felbft  biefe  SSif d^öf e  orbinirten,  erlaubten 

treten.  «18  bie  fatl^olif d^en  Sifd^öf e  erflärten,  bic^  fie  in  «nbetrad^t  ber  gntfemung  üon  3lom  ben 

fei  ben  ßanone«  entgegen ,  fagte  KonfiantiuS :  beiben  5IRctropoliten,  fld^  wed^felfeitig  ju  weilen. 

,,9Rein  3BiQe  gilt  für  ben  ßanon",  unb  bebrol^te  2)arau§  entftanb  bie  Dielfad^  vertretene  Slnfid^t,  als 

bie  äBiberftrebenben  mit  bem  Sobe  ober  bod^  mit  ob  ÜRailanb,  bie  SRetropole  in  Sigurien,  bi§  gegen 

SJerbonnung.  9lid^t§  frud^tete  bie  SRal^nung,  er  @nbe  beS  6.  Sa^rl^unbertS  in  feine  Serül^rung  mit 

möd^te  ©otteS  ©erid^t  f ürd^tcn,  nid^t  ©eiftlid^eS  ben  römift^en  Sifd^öfen  gefommcn  fei ;  Weber  fei 

unb  SBeltlid^eS  vermengen,  nid^t  bie  arianifd^e  ein SRetropolit  von  il^nen  orbinirt^  nod^ fei  irgenb 

^ürefte  in  bie  ffird^e  einfül^ren.  %ni  gfurd^t  oor  einem  ba§  ^aOium  gefenbet  worben,  bi§  ©regor 

ben  ärgften  9Ri|l^anblungen  unterf daneben  bie  mei«  ber  ©ro^e  593  im  ©ebiete  von  SRailanb  im 

fien  Sif d^bf e ;  bie  anberen  würben  e^ilirt,  fo  aud^  SSerfud^  gemad^t  ^abe,  ^atriard^alred^te  au^n^ 

®ion^ftu§  von  l(|ier  nad^  Sappaborien,  wo  er  nad^  üben«  SSon  einer  bleibenben  SoSfagung  WailaubS 

365  ftarb.    «n  feine  Stelle  fam  ber  arianifd^e  vom  Sßatriard^alverbanbe  mit  SRom  fann  feine 


49S 


aRailanb. 


494 


9hbe  fctn;  mag  oud^  Stoitonb  eine  eigentl^ümlid^e 

SteOnng  gegen  9h>m,  namentlid^  feit  bem  S)ret* 

fa|ntel|teeite,  eingenommen  l^oben,  fo  famt  biefe 

SMhmg  hoä^  teineSmegS  mit  bet  mond^er  9Jletro" 

iNdtten,  ber  fog.  outofepl^Ien,  3um  ^otriatd^en 

Mm  (lonflmttino))eI  Derglid^  toerben.  3^  ®uf- 

fnigonen  ^tte  SRoilanb  6id  )um  7.  äal^rl^unbert 

na4  Si&l^  bie  Sifd^öfe  t)on  SBrisio^  ffkiuM, 

SmüMi,  Xidnum,  S>ertona,  ©enua,  Sourinum, 

ÜMsganum,  9fla,  Sremono,  93ergamum.  $o- 

bism,  £ttxia,  Sugujia  Sinbelicorum :  nad^  IBin- 

terim  bogegen  a.  in  Sigurien:  SerceUö,  9lomxa, 

S^mrdria,  Zidnum,  &nt8  Pompeji,  Sremona, 

Srisla,  9ergamum,  Comum;  b.  im  faooQifd^en 

SeMrge  (Alpes  Cottiae),  baS  einen  S^eil  bed  f  pö- 

In»  ^^emont  in  fid^  begriff  (Slontferrat,  (Senuo) 

mib  einen  ZI^I  Dmt  SRoilonb:  Xurin,  ^fto,  Sor- 

tona,  tOBo  ^mnpeia,  «qua  Stotieüö,  Slbin- 

gcmum,  Sigiittt«3lhnium,  Sobium,  ®enua,  @o* 

Mnu,  fH^o;  a  im  erßen  Slfttien  (Baetia  major), 

bem  genügen  (Sronbünberlonb:  ^l^ur;  d.  im 

^netten  SlMen:  9btg§burg,  Ouintono,  Stegend- 

bng,  ftofta,  Srijen.  3)er  alte  Orbo  ber  @uf- 

ftogonen  9hiUanb8,  meld^  SRurotori  (Script. 

itaL  I,  2, 228)  bef  Areibt^  meidet  ]^iert)on  in  mel^« 

ram  @tüden  ab.  (E8  l^ei^t  bo,  gur  Siedeten  beS 

nctroponten  fä^en  bie  ad^t  9if(^5fe  auS  Sigunen: 

VerceDensis,  Koyariensis,  Laudensis,  Ter- 

doBODfiia,  Asfcensis,  TanrinenBis,  Agustensis, 

AqnensiB,  Januensis;  ^nr  Sinfen  fägen  neun 

Sijd^fe  aus  ben  cottifd^en  ^\ptn:  Brixieneis, 

Pergamenms,  Oremonensis,  Curiensis,  Tpo- 

rioiflis,  AlbensiSy  Sannensis,  VigintimillienBis, 

Alboiganenaia.  Siefe  Orbnung  ber  @i|e  f d^eint 

jdM)4  ungenau  )u  fein,  inbem  \>on  ben  Ugu- 

vifiim  9ifd(|öfen  einige  }ur  Sinfen  unter  ben  fa- 

M^fd^  erf^einen  unb  ber  Ep.  Bobiensis  gön^» 

^  fäflt  991^  sum  11.  äal^rfiunbert  gob  eS  nod^ 

fo^eidie  15  €uffraganen:  ^Ibinganum,  9fia, 

Iqna,  Sergomum,  Sri^ia,  Sremona,  S)edona, 

tfütMa,  (Senua,  Skmba,  %)txma,  ^opxa,  Xau* 

nmnn,  SercelUI,  SintimiKum.   3m  12.  3a]^r> 

imbert  Detior  bief e  SHxä^tnptotAtti  Don  il^er  @rd|e 

\b  inet  als  bei  ber  Srrid^tung  ber  JKrd^en))rot)in} 

Semw  bie  Sprengel  Don  @enua  unb  ^obBio  Be« 

tmgen  Ratten ;  bie  übrigen  iBiStl^ümer  blieben  bei 

naOonb.  9iad^]md  Briefen  ^ftSregofSVIL 

(foiat  1,  43  u.  8,  9,  bei  Mansi  XX,  95.  194) 

befbmb  bie  ^roDing  aRailonb  bamafö  au§  12  SiS» 

(timeni:  9re8da,  Sergamo,  Siremona,  fiobi,  9to* 

tno,  3tnea,  Zurin,  9llba,  9lfU,  9lcqui  Zortona 

nb  Sercdli  Sie  Not.  Ooelestini  fyxi  für  bag 

18.  So^r^nnbert  mieber  18  @uffraganen,  nömlid^: 

Bergamenson ,  Brixiensem,  foemonensem, 

iMxäeoBem,  Kovariensem,  Vercellensem^Tpo- 

lifiDsem,  Taurinenaem,  Astensem,  Aquensem, 

AlbensenifTerdonensem,  Saonensem,  Albiga- 

MBaem,  Viginti-Milliensem,  Placentinum, 

Fi^Mosem,  Ferrariensem  —  beibe  le^tere  olS 

csnde.  fßü  m  (Enbe  bed  Dongen  Sal^r^unbertd 

fhibca  antaraRttilanb:  Sentimiglia,  ^Dia,  @a- 


oona,  «cqui,  «rta,  afii,  a«effanbria,  Zortona, 
Sörea,  Kooara,  SSerceHi,  Bergamo,  93re§da,  6re- 
mona,  Sobi,  Somo.  ©emdg  beS  Soncorbated  oom 
Solare  1 801  f  oUten  unter  SKailanb  nur  mel^r  ftel^en ; 
SreSda,  Bergamo,  $aoia,  6omo,  (Erema,  Kooara, 
SSigeoano,  gremona,  Sobi;  nad^  ber  Sleftauration 
aber  erl^ielt  Sßailanb  im  %  1818  biefe  neun  @uf" 
fraganen:  SreSda,  Bergamo,  6omo,  ^aoia, 
(Erema,  Sobi,  ßremona,  Bentimiglia,  3Kantua. 
Bon  biefen  f^at  ed  big  l^eute  nur  Bintimiglia  an 
(äenua  oerloren  unb  l^t  fomit  nod^  ad^t  @uf« 
fraganen. 

SDem  1^1.  ambrofmd  folgte  afö  aRetropoIit  ber 
1^1.  SimpUdanuS  (397—400).  gr  mar  au  2Rai- 
lanb  geboren,  marb  ^riefter  ber  rdmifd^en  ffird^e 
unb  bübete  eine  i^rer  fd^önften  Sterben.  3m  auf- 
trage bed  ^fteg  3)amafu3 1.  oerIte|  er  9lom, 
unb  ttmrbe.  oon  Je^t  an  eifnger  Beratl^er  utü) 
Stmtdgel^ilfe  bed  1^1.  Smbroftud,  bem  er  aud^  bie 
l^eilige  Zaufe  ert^eilt  l^aben  foll.  2)er  1^1.  ^ugu- 
ftinuS  gebenft  fdner  oft  (g.  B.  Gonfess.  8,  2) 
mit  Sl^ren  als  feines  gdftUd^en  Baterd  unb  l^at 
il^m  au(^  bie  Sd^rift  De  diversis  quaestionibos 
gemibmet.  S)er  1^1.  SmbroftuS  empfahl  il^n  fterbenb 
als  feinen  9{ad^f olger  mit  ben  SBorten:  „Sr  ifi 
jtoar  tin  ®rei8,  aber  gut."  SWd^t  gang  oier  Saläre 
fül^rte  (Simplidan  ben  ^irtenftab,  unb  il^m  folgte 
ber  „felige"  BeneriuS  (400—408),  ber  401  ein 
Sondl  gd^alten  l^aben  foQ;  bann  ber  l^L  SRaroIuS 
(408—423),  ein  ©^ner  unb  mit  Sunoceng  L 
fel^r  befreunbet;  ber  1^1.  SßartinianuS  (423  bis 
435),  ber  fid^  431  gu  e))]^efuS  burd^  ©efanbte 
oertreten  Ue|  unb  aud^  einige  ®d^riften  gegen 
^J^eftoriuS  oerfa^t  l^aben  foU:  ber  e^rmürbige  ®l9« 
cenuS  (436—438).  Slun  folgte  ber  1^1.  SagaruS 
(438—449),  dn  geborener  SWaüänber,  ber  oon 
ber  Barbard  ber  ®oten  Diel  gu  leiben  l^atte.  Um 
in  ben  bamatigen  trüben  Seiten  ben  göttlichen 
@d^u^  bef onberS  tröftig  anguflel^en,  fül^rte  er  brei- 
tägige  Bittgänge  ein,  Sitaneien  genannt  (ogL  b.  Slrt. 
Bitttage  n,  894  f.),  Iti  meldten  mel^rere  flird^en 
SDtailanbS  befud^t  mürben.  S)iefe  Sitaneien  mur« 
ben  fpöter  oon  ben  Srgbifd^öfen  QUpf^an  9tar» 
binuS  unb  bem  %  Raxi  BorromöuS  beftätigt  unb 
finb  nod^  in  ®ebraud^.  SagaruS  mar  ber  erfle 
Srgbifd^of,  ber  ben  jungem  beS  |^I.  SluguftinuS 
in  aRailanb  ein  ftlofter  anmieS,  in  meinem  fie 
mieber  dne  beff ere  2)iSd))Kn  leiten  fonnten  (ogl. 
Acta  SS.  Febr.  U,  521—523).  5Rad^  SagaruS 
folgte  „ber  greunb  ®otteS"  SufebiuS  (450  bis 
462),  ber  451  mit  20  Bifd^öfenOberüaßenS  IJier 
eine  ©Qnobe  gu  ®unften  beS  ortl^obo^en  ®IaubenS 
gegen  bie  »öuberf^nobe  l^ielt  (C^efde  U,  392  f.); 
bann  ber  1^1.  ®erontiuS  (462—465),  unter  bem 
bie  iWegSfd^aaren  DboaferS  baS  römtfd^e  »eidj 
umftürgten  unb  aud^  SRailanb  gerftörten  (DgL 
Acta  SS.  Majin,  43  sq.);  ber  „el^rmürbige"  ©e- 
nignuS  (465—472,  al.  biS  477) ;  ber  „feHafie 
3Rann"  Senator  (472—475,  aL  bis  480),  bet 
fc^on  als  $nefter  450  burd^  ^ft  Seo  ben®ro^en 
ber  ®efanbtf(^ft  beigegeben  mürbe,  t9eU^  Don 


495 


Mailanb. 


496 


jtaifer  3:]^eoboftuS  IL  bie  Sbl^altutig  einer  @9nobe 
in  Sonftantinopel  gegen  bie  Sut^d^ioner  )u  @tanbe 
bringen  nnb  im  Warnen  be§  ^ai)fle§  leiten  foUte 
(Acta  SS.  Maji  VI,  769  sqq.) ;  >er  mit  allen 
lugenben  gefd^müdte"  Sl^eoboruS  (475—490) ; 
SaurentiuS  I.  (490—512).  gnnobiuS  öon  ^aöia, 
ber  in  ^niölf  S))igrammen  bie  biSl^er  aufgeful^rten 
Smölf  9!ad^f olger  beS  1^1.  ^mbroftuS  al§  fel^r  mür» 
bige  IBifd^öfe  feierte  (f.  Enn.  in  Sinnondi  Opp., 
Venet.  1728,1, 1131  sqq.),  »ar  ein  greunb  be§ 
5ule^t  genannten  SaurentiuS  unb  preist  il^n  in 
öerf^iebenen  ©teilen  feiner  ©d^riften.  5RamentIid^ 
mad^te  ftd^  SaurentiuS  ^ur  3(it  beS  j^ampf e3  ^mi» 
fd^en  Oboafer  unb  Sl^eoborid^  ]^od^t)erbient  um 
SRailanb,  erbaute  unb  reparirte  bafelbft  mel^rere 
JKrd^en  unb  j!anb  an  ber  ©pi^e  ber  Jtömpfer  für 
ben  red^tmö|tgen  ^apft  ©i^mmad^uS  gegenüber 
ben  ©d^iSmatifem  (bei  Sirmond.  1.  c.  985. 1047 
bis  1051. 1053. 1116. 1117. 1127. 1128;  bann 
aaä)  Acta  SS.  Jul.  VI,  435—443).  9lad^  Sau- 
rentiuS  folgten  ber  1^1  guftorgiuS  U.  (512—518; 
t)gl.  Cassiodor.  Var.  1,  9,  unb  Acta  SS.  Febr. 
I,  662)  unb  ber  1^1.  SKagnuS  (518—530),  auS 
bem  mailönbifd^  ©efd^Ied^te  ber  grind^eri,  ber 
t)om  ]^I.  ^ituS  t)on  SSienne  in  ^nfprud^  genom» 
men  mürbe,  il^m  }ur  SuSlöfung  eine§  in  gotifd^ 
®ef  angenf  (^aft  geratl^enen  S)iöcefanen  bel^ilflid^  gu 
fein;  bann  ber  1^1.  S)atiu8  (530—552),  aud^  S)a« 
ciuS,  3)afmS,  au8  einer  fel^r  öomel^men  gfamilie. 
Se^terer  erhielt  auf  einen  Serid^t  an  feinen  greunb 
Safftobor  über  eine  auSgebrod^ene  ^ungerSnotl^ 
©etreibe  für  bie  Srmen  jur  93ert|eilung.  3u  feiner 
3eit  brad^  ber  Oftgotenfrieg  in  3taUen  au8  (585); 
im  2(.  536  mürbe  er  als  faiferlid^  geftnnt  t)on  Jtönig 
3:]^eobat  auS  9JlaiIanb  t)erbannt;  539  marb  bie 
©tabt  t)on  ben  Oftgoten  }erftört.  2^  bem  2!)rei* 
fapitelftreit  ftanb  2)atiuS  bem  bebrängten  $a))ft 
SBigUiuS  als  treuer  gfreunb  in  Sonftantinopel,  too* 
l^in  er  ftd^  nad^  feiner  !Berbannung  auS  SKailanb 
begeben  l^atte,  }ur  ©eite. 

^aä^  bem  £obe  beS  %  S)atiuS  (geft.  ^u  Son» 
{tontinopel  552)  fd^Io^  fid^  fein  92ad^foIger  ißitatiS 
(552— 555)ben95egünftigem  ber  breiffa})itel  an 
unb  fteDte  fid^  mit93ifd^of  ^auIinuS  t)on^quireia 
an  bie  ©pi^e  beS  in  Sigurien,  ^emilien  unb  äftrien 
tDegen  ber  2)reilapitel«9ngelegen]^eit  entftatri)enen 
6(|iSmaS.  ^ud^  fein  9{ad^foIger  ^ronto  (555 
bis  566)  l^ing  bem  ©d^iSma  an,  mürbe  aber  t)er« 
trieben,  morauf  2tusaniuS  (566—567)  unb  ßono« 
totjiS  (568—570)  mieber  ott  ortl^oboje  SHd^öfe 
foloten.  99eibe  merben  t)on  ber  9RaiIörU)er  Jcird^e 
p  oen  ^eiligen  gegöl^It.  Son  568  an  eroberten 
me  Sangobarben  unter  Sllboin  nal^e^u  alle  ^ro* 
öinjen  OberitalienS,  unb  fel^r  öiele  ©tül^Ie  ber  bor» 
tigen  fd^iSmatifd^en  Sifd^öfe  lamen  in  il^re  ©emalt, 
namentlid^  aud^  bie  3JltkopoU  SRailanb.  Srj« 
bifd^of  f)onoratuS  ftol^  ©eptember  569  nad^  bem 
k)on  ben  Sangobarben  nie  eingenommenen  ©enua. 
Mein  bie  eroberten  mie  bie  nid^t  eroberten  ®egen> 
ben  be^arrten  gunöd^ft  in  ber  Trennung  oon  9lom. 
3laäf  ^onoratuS'  Xobe  mä^en  bie  mit  bem  Sr}« 


bifd^of  had^  @enua  geflol^enen  mailönbifd^en  Sie« 
rüer,  meldte  bie  3Jlaj[oritöt  bilbeten,  SaurentiuS  IL 
(570—592);  bie  ju  SWailanb  jurüdtgebliebenen 
aber  riefen  ben  566  t)ertriebenen  Oftonto  als  Sr)« 
bifd^of  aus.  Srfterer,  ber  ftetS  t)on  ©enua  auS  bie 
grjbiöcefe  leitete,  fniipfte  mol^l  fd^on  571  bie  95er« 
binbung  mit  9lom  mieber  an  unb  fteHte  bem  ^{kipft 
Stol^anneS  III.  districtissimam  cautionem  auS 
(Greg.  M.  Epist.  4,  2).  3)iefe  cautio  untergeid^i« 
neten  aud^  t)iele  viri  nobilissimi  auS  9JlaiIanb. 
2)ie  Union  mud^S  nod^  mel^r,  als  SaurentiuS  nad^ 
bem  Xobe  gronto^S  in  ben  unbeftrittenen  99eft^  beS 
©tuj^IeS  !am  unb  aud^  ber  p  9JlaiIanb  ^urüd« 
gebliebene  %^z\i  feiner  ©emeinbe  il^n  anerfannte 
(§efele  H,  915  f.).  EonftantiuS  (593—600),  ein 
Ofreunb  ©regorS  beS  ®ro|en,  umrbe  einftimmig 
t)om  (SIeruS  ^u  SaurentiuS^  92ad^foIger  gemöl^tt 
unb  nad^  ©regorS  eingel^olter  93eftötigung  t)on 
ben  IBif^öfen  ber  ^rooing  orbinirt.  ©eit  bem 
2)reüaf)itelftreit  l^atte  ber  93ifd^of  t)on  ^quileja 
aufgel^ört,  Orbinator  beS  IBifd^ofS  oon  9RaiIanb 
gu  fein.  S^onftantiuS  erl^ielt  t)on  ©regor  baS  erg« 
bif(^öflid^e  Pallium,  Dermaltete  fein  ^mt  )ur  3u" 
friebenbeit  feiner  jf ird^e  unb  beS  ^a|)fteS  unb  ar- 
beitete in  SSerbinbung  mit  bief em  bem  oft  genannten 
©d^iSma  entgegen ;  aber  eben  um  beS  le^tem  ©run« 
beS  miUen  trennten  ftd^  brei  feiner  ©uffragan« 
bifd^öfe  unb,  mie  leidet  Dergeil^lid^  mar,  felbfl  bie 
onft  burd^auS  fatl^olif  d^e  j^önigin  S^eobolinbe  oon 
einer  ©emeinfd^aft  (Grreg.  M.  Epist.  4, 1—4. 
38).  ©leid^  nac^  SonftantiuS^  Sobe  marb  ebenfo 
einmütl^ig  ©eobatuS  ober  ©euSbebit  (601—629) 
gemö^U.  ^IS  bagegen  ber  Sangobarbenfönig 
tfgilulf  fid^  in  bie  3Mfi  einmifd^en  mollte ,  er» 
flörte  ^ap|i  ©regor,  er  merbe  nie  einen  IBifd^of 
anerfennen,  meld^er  t)on  ben  Sangobarben  aufge« 
fteSt  fei.  SS  gibt  nod^  gmei  93riefe  biefeS  ^opfteS 
an  2)euSbebit  (t)gl.  Greg.  M.  Epist.  1 1 , 4 ;  12, 38 ; 
13, 80).  3)ie  legten  erjbifd^öfe  öon  9KaÜanb,  bie 
feit  ber  f$Iud^t  beS  93if(|ofS  C^onoratuS  auS  ^Rai« 
tanb  naä)  ©enua  in  ber  leftem  ©tabt  DorgugS« 
meife  ftd^  auf  l^ielten,  maren  SlfteriuS  ober  SufteriuS 
(630—640),  ber  aud^  in  ©enua  ftarb,  unb  Sortis 
(641  —  643).  3laä)  fed^Sjäbriger  ©ebiSöacanj 
folgte  ber  1^1.  äobanneS  SamiUuS,  mit  bem  Sei« 
namen  ^IBonuS"  (649—660),  ber  fu^  öorbcr 
löngere  3^it  in  9tom  aufgel^alten  l^atte  unb  bie 
©unft  ©regorS  beS  ©ro|en  geno|.  JUS  Srgbifd^iof 
befud^te  er  649  eine  ©Qnobe  gu  Stom  unb  urfadtte 
im  SSereine  mit  bem  b^i^ifi^n  Sifd^of  3ol^anned 
t)on  Bergamo  gegen  bie  3Jlonot]^eIeten  (Acta  SS. 
Jan.  I,  622).  5Rad^  Slntonin  (660—661)  unb 
ajlauriciUuS  (661—662)  trat  mieber  eine  ©ebiS« 
Dacang  t)on  fünf  Sauren  ein.  ^m))eliuS  (667  bis 
672)  latte  als  9!ad^foIger  ben  1^1.  a)tanfuetuS  (672 
bis  681),  einen  Sömer,  unter  bem  680  l^ier  eine 
©Quobe,  als  !BorIöuferin  ber  römifd^en  ©^nobe 
unter  $af)ft  Slgatl^on  t)om  felben  3abre,  in  99etreff 
beS  SJlonotl^eletiSmuS  gel^alten  mürbe.  SBon  il^m 
befi^en  mir  nod^  ein  ©abreiben  an  Jtaifer  Son* 
ftantin  ^ogonatuS,  morin  Unterem  Sonftantin  ber 


497 


ajlailanb. 


498 


Sto^  unb  X^oftuS  bet  (Sto^e  aI3  SoriUber 

ttnr^ßeHt  tDcrben,  sugleid^  bie  ^ni^änglid^feit  an 

hie  fünf  ongememen  Soncilten  erflört  unb  bie 

ox^öbose  8^  in  ein  neueS  @9mboIutn  gefaxt 

ttnxb  (f^e  m,  252).  2)er  1^1  Senebictug^  ^u- 

«namit  SriSpud  (681— 725),  mar  ein  eifriger 

Sert^iget  feiner  ergbifd^öflid^en  Siedete,  babei 

,fm  Sfamn  üon  audgegeii^eter  Sftömmigfeit,  ber 

in  gcni)  Stolien  großen  Shtl^m  l^atte'',  mie  ^aulu§ 

Siaconuft  fagt  (Hist  Langob.  6,  29).  SEßenig 

befamit  finb  J^eobor  IL  (725—789),  3latal\^ 

(740—741),  «rifrebnö  (741-742),  bcr  nur  ad^t 

Ofamotf  regierte,  StabUiS  (742—744)  unb  SätuS 

(745—759).  Unter  (Erjbifd^of  2:^oma8  (759  bis 

783)  tarn  bod  longoborbifd^e  SReit^  an  bie  gfranlen, 

imb  ttne  für  bad  Ie|te  3al6t|unbert  ber  tangoborbi« 

J4ni3^.  fo  gibteS  Qud^  für  bie  erftenl^unbert  2(ctl^re 

bcr  früntifd^  l^rrfd^ft  nur  menige  ^lad^rid^ten 

über  bie  fir^Iid^  3uftönbe  biefer  ^roDin}.  ^uf 

V^mtA  folgten:  $etru8  (784—805)  unb  9U- 

laM  ahn  ObelbertuS  (805—814);  bem  Sinen 

ober  bcm  Sfaü^em  foS  Stati  ber  @xoit  bie  an  bie 

Dteildnber  iKrd^  Don  ffaifer  Sonftontin  unb  fei» 

sen  Stod^olgem  gemachten  großen  Sd^enfungen 

»ieber  reßituirt  ^aben.    Of^eili^  erlangten  bie 

Sttifm  in  Stauen  nia^renb  ber  fränfif d^en  f)en* 

Moft  biefelben  Sted^te  mie  im  übrigen  fjfranlen* 

ni^e,  niib  bie  itdienifd^en  Sifd^öfe  famen  ^u 

glei^er  f^offm  ))oIttifd^  @teQung  unb  ujeltlid^en 

@(iMtt  nne  bie  onberen  fränfif d^  ^rölaten.  (Sr)- 

H^of  Xnfdm  (feit  814)  muri)e  megen  feiner  Se« 

4ciiigimg  an  ber  Smpörung  Seml^arbd  gegen 

fo^  £s^mig  L  beS  ergbifd^öfli^en  Stul^teS  Der* 

tapiQ  (817),  unb  an  feine  Stelle  nnirb  IBonuS  ober 

2)nDifi  (818—822)  gefegt.  92ad^bem  93onu3  ge« 

Porben,  nnirbe  ber  mieber^uSnaben  aufgenommene 

bfdm  reßituirt,  lebte  iebod^  nur  nod^  einige  9Ro« 

uk  (ge{L  822).  Um  biefe  3eit  l^errf d^te  in  ber 

RoOdiiber  flird^  fd^on  jtarf  ba§  Safter  ber  @i» 

nosie.  ^ßa)rfi  ^ßoSd^iS  L  (817—824)  ma^te 

liernber  biefer  ftird^  93ormürfe;  oDein  feitbem 

f^eint  ber  (Qent9  Don  9RaiIanb  eine  bis  jum 

S^iSma  getriebene  Abneigung  gegen  ben  römi« 

\^  BtsOfi,  gefa^  }u  l^oben,  meldte  faft  200  äal^re 

kai%  bie  Simoirfung  ber  $ä))jte  auf  bie  mailanbi- 

kten  %t|^en^en  fel^r  |inberte.  SJlan  fagte, 

boft  Me  ftird^  bed  l^L  9mbrofiu§  nid^t  emiebrigt 

Mben  bürfe!  (2)ömnger,  Se^rb.  b.  Jl.»®efd^., 

Segendb.  1843,  II,  78.)  (Srgbifd^of  «ngilbert  I. 

M  \äm  B23,  unb  eS  folgte  ^ngilbertn.  (824 

bis  860),  tmter  bem  eine  842  l^ier  gel^altene  @Q« 

nbe  Me  Smmunitdt  beS  mofterS  @t.  ^auftinuS 

n^  imnki  gn  »reSda  beftatigte  (^ef  ele  IV,  108). 

fr  ttor  ottd^  einer  ber  brei  SSotft^enben  bei  ber 

Sotionalfpnobe  gu  ^Dia  850.  3u  einer  860  l^ier 

§e|altenen  69nobe  nmrbe  auf  Sefel^I  $a))ft  92ico« 

im'  L  d^geltnibe,  Sixl^ter  beS  frönfifd^en  ®ra» 

fm  Slotfrib,  tiorgelaben,  bie  il^em  (Semal^I  %of o 

aftnifen  loar  mU)  ^d^  in  oerf^iebenen  ©egenben 

SmbeiiJ^  in  nngudbtigen  SSerl^öItniffen  uml^er- 

tnd.  Sa  fk  ber  Sobrnig  nid^  folgte,  mürbe  fie 


mit  bem  Slnatl^em  belegt  (§efele  IV,  227).  Slud^ 
2;abo  (861—869),  mit  bem  »einamen  Sapiens, 
l^ielt  863  eine  ^rooingialf^nobe,  Don  meld^er  mir 
14  ©iScipIinar-KanoneS  ^aben  (§efe(e  IV,  275). 
Uebcr  ^nSbertuS  ober  9lnSJ)ertuS  (869—882)  Dgl. 
M.  G.  Script,  m,  287;  berfelbe  mol^nte  875  ober 
876  einer  S^nobe  gu  ^Dia  bei  unb  l^atte  9ln- 
felm  n.  (888—896)  gum  5Rad^foIger. 

@eit  bem  Ausgang  ber  farolingifd^en  2)9nafKe 
in  Stalien  bietet  biefeS  Sanb  ein  Silb  ber  9luf« 
löfung  aller  Sanbe  bor.  2)ie  möd^tigften  dürften« 
l^äufer  rieben  fid^  gegenfeitig  auf,  nurbie^ifd^öfe 
befa|en  nod^  9J^ad^t  unb  @influ|.  Ueber  bie  ba» 
maligen  traurigen  3uftänbe  berid^ten  ^atto  Don 
aSercem  (f.  b.  «rt.  V,  1529  f.),  SRatl^eriuS  Don 
SSerona  unb  Suitpranb  Don  (Srcmona  (f.  b.  9lrt.). 
Sijd^öfe  gu  9RaiIanb  maren  nad^  Slnfelm  11.:  San« 
buIfuS  (896—904);  SlnbreaS  (904—906,  al. 
fd^on  feU  899);  9lt^o  ober  9ld^o  (906—918); 
(SaribertuS  (918—921);  SambertuS  (921—932). 
Se^terer  mu^te  bem  Jtönig  IBerengar  für  ben  Spi« 
{co))at  eine  l^obe  Summe  begal^Ien,  mu^te  bie| 
aber  gu  Dergelten  (Dgl.  M.  ö.  Script.  HI,  298. 
305.  312).  C>«buinuS  (932—936),  frül^er  »i- 
fd^of  Don  Seobium,  ging,  Don  ba  Dertrieben,  nad^ 
Italien  gu  bem  il^m  Dermanbten  Jtönig  ^ugo, 
meld^er  i|m  baS  SiStl^um  Verona  unb  nad^  Sam« 
bertS  3:obe  baS  (SrgbiStl^um  aRailanb  gab.  !Dtit 
il^m  !am  aud^  ber  ^nd|  Sflatl^eriuS  na^  Italien 
unb  mürbe  %if  d^of  Don  !Berona.  3(rbericuS  (936  bis 
948)  mar  fd^on  ^iemlid^  alt,  alS  il^n  Jtönig  ^ugo  auf 
ben  ergbifd^öflid^en  ©tul^t  brad^te.  (Sr  foute  näm- 
lid^  einftmeilen,  bis  §ugo'S  Saftarb  Sebbalb  etmoS 
l^erangemad^fen  möre,  einen  Südenbü^er  abgeben; 
aber  miber  ^ermutl^en  unb  ungead^tet  eines  Ser* 
giftungSDerfud^eS  Don  dugo  regierte  SlrbericuS 
12  3a|re.  9{ad^  feinem  Xobe  fompften  fünf  ^ol^re 
lang  um  biefen  (Ergftu^I  9JlanaffeS  Don  SrIeS  unb 
SlbalmannuS  ober  ^belmaruS.  SBöl^renb  biefer 
Dom  ^Bolfe  unterftü^t  mürbe,  erl^ielt  iener  bie  9ßai* 
lönber  Jhrd^e  Don  jf  önig  Serengar  n.,  obmobi  i^m 
jtönig  ^ugo,  fein  Setter,  bereits  bie  SiStl^ümer 
Serona,  aRantua  unb  Irient  fimoniftifd^  über« 
geben  l^atte,  mogu  aud^  nod^  baS  SiStl^um  $[rIeS 
gu  red^nen  ift,  meld^eS  9JlanaffeS,  nad^  2(tatien 
gel^enb,  Derlte|,  aber  nid^t  aufgab.  SlbalmannuS 
reftgnirte  953  unb  ftarb  956.  ,  Tnter  hos  fluctus, 
fagt  Slmulf,  natabat  caute  Walpertus^  ober 
SalpertuS  (953—971)  unb  gelangte  auf  ben  erg» 
bifdl^öfUd^en  @tubl ;  er  rief  mit  anberen  ©ro^en 
ben  ftaifer  Otto  L  nad^  Stalien.  ©ein  Slad^folger 
9lmuIfuSl.  (971 — 975),  vere  declinans  a  maJo 
et  faciens  bonmn,  mar  ein  Sermanbter  beS  ^i« 
ftoriferS  5lmulf .  3bm  folgte  fein  ©ubbiacon  ®oti« 
frebuS(975— 980),  bem  ßleruS  unb  So«9lnfangS 
meniger  genel^m,  meil  er  als  bloger  @ubbiacon 
gemalt  morben  mar.  92od^  unbeliebter  mar  bem 
Soße  SanbuIfuS  n.  (980—998)  megen  ber  3n. 
foleng  feines  SaterS  unb  feiner  Srüber;  bod^  fonb 
gule^t  gmifd^en  il^m  unb  bem  Solfe  eine  SuSföl^« 
nung  Patt.  Cr  mar  auf  ber  Don  (Sregor  V.  prüft- 


499 


SKailanb. 


500 


bitten  ©^nobe  ju  ^oüia  997  aniucfcnb.  9lmul- 
fuS  n.  (998—1018)  reiste  im  auftrage  Otto'S  HI. 
nad^  6on[tantinoj)eI ,  um  für  il^n  als  SSraut« 
»erber  auf jutreten.  Sluf  ber  Mdttf^t  mad^te  er 
bei  bem  ^\U  gu  SRom  feine  Slufwartung.  Äaifcr 

Seinrid^  n.  I^atte  ben  nod^  befejten  bif^öflid^en 
tul^l  t)on  3ipi  on  aiberic  übergeben,  unb  biefer 
mar  gu  Som  confecrirt  »orben,  toeil  Arnulf  fid^ 
jur  gonfecration  nid^t  l^erbeigelaffen.  hierüber 
erbittert,  fprod^  Smulf  über  SHberic  bie  gscom« 
munication  auS  unb  überwog  il^n  mit  ffrieg,  in 
beffen  gfolge  fid^  SWberic  unterwarf.  3m  Uebrigen 
sacerdotaliter  suam  regebat  ecclesiam,  de- 
nun  foTens  ac  populum,  suisque  plane  yacans 
negotüs,  tt)ie  ber  Ipiftorifer  Arnulf  fagt.  ?lribert 
ober  Heribert  (1018—1045),  ber  ®it)felpunft  ber 
meltlid^en  SRad^t  ber  ÜRailänber  ftird^e,  ber  mäd^« 
tigfte  Surft  feiner  3eit  in  Dberitafien,  ein  l^errfd^« 
f üd^tiger  unb  friegerifd^er  ©ebieter,  lub  fo  fel^r  ben 
3om  ÄonrabS  11.,  ber  il^m  bie  italienifd^e  ftrone 
banfte,  auf  fid^,  ba^  er  il^n  1036  gefangen  nel^men 
Iie|  unb  ben  ^riejler  SmbrofluS  an  beffen  Statt 
5um  Srgbifd^of  auffteHte;  bod^  entrann  f)eribert 
balb  ber  ©efangenfd^aft  unb  föl^nte  fid^  1040  mit 
ffaifer  ^einrid^  HI.  toieber  au8.  3nbe6  fel^Ite  eS 
Heribert  anä)  nid^t  an  guten  Sigenf duften ;  bie 
§rmen  enujfingen  öon  il^m  öiel,  unb  öor  feiner 
virga  pastoralis,  menn  fie  auf  baS  ©ebiet  ber 
mit  einanber  @treitenben  etngeftedtt  mürbe,  l^atte 
man  großen  SRefrect.  gKerfmürbig  ift,  maS  Sanbulf 
(bei  M.  G.  Script.  Vm,  65)  öon  bem  aWanid^äer 
®irarb  erjäl^It,  ben  Heribert  um  fein  ©laubenS« 
befenntni^  fragte. 

Unter  gi^bifd^of  ®uibo  ba  SSelate  (1046  bis 
1070)  brad^  enbtid^  baS  ©efd^mflr  auf,  an  meld^em 
bie  SRailönber  Jhrcbe  fd^on  feit  Sangem  franf  lag. 
S)ie  lombarbifd^en  ftird^en,  unb  an  ber  ©pi Je  ber« 
felben  bie  mail&nbifd^e,  maren  per  excellentiam 
bie  öeimat  ber  ©imonie  unb  beS  EoncubinatS  ber 
©eiftlid^en  gemorben,  unb  ftatt  ba|  bie  Sifd^öfe 
bem  Unmefen  gefteuert  l^ötten,  maren  fie  felbft  bie 
örgften  ©imoniften  unb  Soncubinare.  9(ud^  Srg» 
bifd^of  ®uibo  mar  t)on  biefer  bo))))eUen  ^eft  an> 
geftedtt.  3)a  erl^ob  enblid^  ber  mattönbifd^e  ^riefter 
finfelm  ba  Saggio,  nad^malS  ^a))ft  3(Iesanber  n., 
feine  ©timme  gegen  baS  Serberbni^;  bie  mailän* 
bifd^en  Slerifer  Sanbulf  Sotta  unb  3(rialb  fielen 
il^m  gu,  unb  balb  ftanben  fid^  in  3JlaiIanb  unb 
gang  Oberitalien  jmei  Parteien  gegenüber,  mot)on 
bie  eine  unter  Sinmirfung  beS  pöpftlid^en  ©tul^IeS 

Sir  ^Reformation  föm))fte  unb  juiejt  aud^  fiegte, 
ie  anbere  aber  unter  ben  gfittigen  beS  ÄaiferS 
^einrid^  IV.  fid^  um  baS  gett  ber  flird^enpfrünben 
unb  il^re  ßoncubinen  mütl^enb  meierte,  babei  als 
Sofung  bie  greil^eit  ber  Äird^e  beS  1^1.  SlmbrofluS 
t)on  bem  Sod^e  ber  römifd^en  ftird^e  im  3Runbe 
fül^renb.  «IS  1060  unter  bem  Sorftje  beS  Kar- 
binalS  ^Petrus  S)amiani  }u  9RaiIanb  eine  ©ijnobe 
gehalten  mürbe,  meil  eine  ©efanbtfd^ft  ber  9Rai> 
länber  über  ben  traurigen  3uftanb  il^rer  ftird^e 
(fimonifüfd^e  unb  nicolaitif^e  ^ärefle)  ju  SRom 


jtlage  gefül^rt,  Derfprad^en  aUe  ©d^ulbigen,  9u^ 
JU  t^un  (§efele  IV,  885  ff.).  SBie  toenig  emft 
bie|  Serfpred^en  mar,  jeigte  gteid^  ®uibo  felbft, 
inbem  er,  ba  er  fld^  nid^t  mel^r  leiten  tonnte,  feine 
erjbif d^öflid^e  äßürbe  an  einen  gemiffen  ® otofrd>uS, 
©d^ü^Kng  ^einrid^SlV.,  öerfaufte  (1070).  ©uibo 
ftorb  tm  fferfer  1071.  ®em  ©otofrebuS  gegenüber, 
ber  unterbeffen  escommunicirt  morben  mar,  mahlte 
bie  äteformpartei  1072  ben  mailänbifd^en  ^rie* 
fter  9(tto  5um  Srjbifd^of;  biefer  mürbe  nie  gemeil^t 
unb  tonnte  aud^  t)on  bem  Srjftul^I  nie  9efi|  er« 
greifen;  ©otofrebuS,  in  SRaüanb  nie  anerlannt, 
mu^te  1075  oem  öon  ^einrid^  IV.  intrubirten 
Xl^eobalb  ober  Xebbalb  meid^en,  ber  gleid^faSS 
um  baS  2(a^r  1080  t)ertrieben  mürbe  (Dgl.  ^efele« 
Änöpfler  V ,  57  f.).  ?lad^  biefen  ©türmen  be- 
gann unter  «nfelm  m.  (1086—1093),  ber  fld^ 
an  ^apft  Urban  IL  anf(^lo|,  eine  beffere  9Hd^ 
tung;  aber  nod6  lange  bauerte  eS,  bis  ein  Doli« 
tommen  georbneter  3uftanb  gurüdRel^rte.  6rj« 
bifd^of  Arnulf  HI.  be  ^orta  argentea  (1093  bi» 
1097)  marb  blo^  öon  ßinem  Sifdjofe  orbtnirt,  in 
©egenmartmel^rereranberenSifd^öfe,  meId^,meU 
fie  ©d^iSmatiler  unb  t)om  römifd^en  ©tu^t  escom« 
munidrt  maren,  bie  ^önbe  nid^t  auflegen  burften. 
2)a  er  nad^  feiner  99^1^1  ftd^  t)om  jfaifer  l^atte  in« 
t)eftiren  laffen,  marb  er  burd^  ben  Segaten  beS  apo« 
ftolifd^en  ©ti^IeS  beponirt,  aber  nad^l^er  mieber 
reftituirt.  Unter  Änfelm  IV.  be  Slobe  ober  ba  So« 
öifio  (1097—1101),  ber  allen  bie  Don  il^m  ge« 
meil^te  l^eilige  ©rabKrd^e  ju  3JlaiIanb  33efud^nben 
einen  ^bla^  tertiae  partis  delictonim  gemöl^e, 
mürbe  1098  eine  gro^e  ©^nobe  bafelbfl  geleiten, 
auf  meld^er  aud^  gaüifd^e  iBifd^öfe  erfd^ienen.  9uf 
ben  meiften  ©tül^Ien  ber  ^roöinj  9RaiIanb  fa^en 
nod^  immer  fd^iSmatifd^e  Sinbringlinge,  unb  biefe 
bilbeten  ben  ^auptgegenftanb  ber  93er^anbtungen. 
SnSbefonbere  mürbe  jefet  ber  fird^Iid^  geflnnte  3lr« 
manuS  ftatt  beS  t)on  ^einrid^  eingefe|ten  Salbe« 
rid^  }um  99ifd^of  t)on  SreSda  orbinirt  unb  ber 
©treit  ber  ßanontter  öon  ©t.  SlmbroftuS  mit  ben 
SWönd^en  ju  ©unften  ber  erfteren  entfd^ieben  (^« 
fcle«ftnöpner  V,  251  f.).  9?a(^  bem  lobe  «n« 
felmS  IV.,  ber  als  ffreu^fal^rer  1101  im  Älofter 
©t.  SWcolauS  5u  ßonftantinopel  ftarb,  mürbe  fein 
ißicar,  IBifd^of  S^r^foIauS  t)on  ©at)onQ,  ein 
®ried^e,  gu  feinem  S^ad^folger  ermöl^It.  SBegen 
feiner  groben  ff leibung  nannte  man  il^n  gemdl^nltd^ 
®roff olanuS  (grosso  =  grob).  6r  mar  ein  unter« 
rid^teter  unb  um  bie  römifd^e  ftird^e  burd^  feine 
2)ienfte  gegen  bie  gded^ifd^en  ©d^iSmatifer  t)er« 
bienter  SJlann,  bagegen  fein  Singang  in  ben  Spi« 
fcopat  nid^t  rein  t)on  ©imonie;  bal^er  mar  bie 
SReformpartei  mit  feiner  grl^ebung  nid|t  jufneben. 
33efonberS  ber  ^defter  Suitpranb,  mdd^er  megen 
fdneS  @iferS  gegen  bie  fimoniftifd^en  unb  concu« 
binarifd^en  ®eiftlid^en  einige  3wt  5Ut)or  an  9lafe 
unb  D^ren  üerftümmelt  morben  mar,  befd^ulbigte 
ben  neuen  grjbifd^of  miebcrl^olt  unb  felbft  öffent« 
Ud^  in  ber  ffird^e  ber  ©imonie.  Um  fid^  t)or  fol« 
d^en  t^etnben  Sftul^e  ju  k)erf(^affen,  t)eranftttltete 


SOI 


ÜRailonb. 


502 


QMfoIattiift  1103  eine  @t|iu)be,  bie  ober  nur  aber 
eilige  ^ßricflet  bie  Wfe^ung  auSfpra^.  infolge 
ber  mm  tDid)ei  heftiger  in  bet  Stobt  entbrannten 
Snnfligletten  mu|te  (BroffoIanuS  ÜRoilonb  t)er« 
kiffoL  Cr  nmrbe  {UKtt  1105  auf  einer  römifd^en 
eonobe  refütuirt,  allein  am  9ieuia]^r8fejt  1112 
imi  feinem  SlentS  abermafö  t)erbröngt;  on  fei- 
ler etdk  nxirb  ber  ^efter  3orban  ü.  (1 112  bis 
1120)  lumCrgbif^of  erhoben.  3luf  einer  Sateran- 
flBDbc  1116  »urbe  bonn  entfd^ieben,  bag®ro|fo« 
Itml  auf  fein  frfll^ered  93i§t^um  @ot)ona  }urüd(* 
^nn  (gefL  ju  %om  1117),  Sorban  aber  ben 
€tetl  mm  SRoilonb  belüften  f  oDe  (^ef  ele- jhtöpfler 
Y,  271  f.  332  f.  335).  3m  jBfebruar  1117  nmrbe 
Oberitalien  üon  einem  l^eftigen  Srbbeben  ^eim- 
grfn^  SBie  in  $abua  bie  Sat^ebrate  unb  in 
fcmna  bie  neue  Sofilifa,  fo  prjte  aud^  in  9Rai> 
taib  baS  9toi9^8  ein  unb  erfd^Iug  alle  Status« 
Ferren  M  auf  einen,  ^ierbon  erfd^üttert,  t)eran« 
{toliete  ber  Crjbifd^of  Sorban  fofort  eine  groge 
Skibbe  in  ber  9lä^e  ber  @tabt  toobei  (Slerud  unb 
ttS  anttefenb  unh:  unb  Ausrottung  ber  Softer 
kf^IofHn  nmrbe  (^feleOhtöpfler  V,  837).  9luf 
OtnaS  id)er  Ulricud  (1120—1126)  folgte  An- 
idmT.  bo  ^fterla  (1126—1185),  unter  bem 
te  0iv4cntnroirin)  3RaUanb  eine  @d^mölerung 
ditt,  inbem  ännoceu)  IL  ®enua  jum  SrjbiS« 
tißm  eti^ob.    Obmol^I  Anfelm  toiber  ben  auS- 
Di^rodienen  SBiOen  ber  ÜRailänber  nad^  Stom  }u 
$(#  ^onoriuS  n.  reiste,  f o  toeigerte  er  fid^  l^ier 
bod^,  baS  ^ßollinm  auS  ber  ^anb  beS  ^apfteS  ^u 
oqrfoigen.  S)ie  SRattönber  erblidtten  nämlid^  eine 
S(amt$tgmig  ber  iKrd^e  beS  1^1.  SmbrofiuS  barin, 
ka|  i^  Crgbifd^öfe  (»erfönlid^  nad^  9tom  reifen 
nb  ba  boS  $aOimn  erhalten  f oDten,  tt)eil  bie  alten 
9äpße  ben  Sijbifd^dfen  baSfelbe  blo^  sugefd^idTt 
lilJat  (Eicmnmunictrt  t)on  bem  t)ä|)ftlid^en  Se* 

Ä3oVnnK8  t»on  Crema,  loeil  er  ben  ^ol^en* 
i  Ihmrob,  6einrid^  Y .  Steffen,  gefrönt  l^atte, 
lidt  er  fid^  nod^  beS  ^fteS  ^onoriuS  n.  Xob  gu 
kes  9ftcrpa)>fi  9nacIetuS  n.  mtb  na^m  bon  bief  em 
ktS  tßollittm  an,  nmrbe  aber,  nad^bem  bie  Partei 
beS  red^ö|ton  ^fteS  3nnocen}  n.  auä^  in 
übnlanb  bie  Cber^ianb  getoonnen,  auS  ber  @tabt 
MriAen  (1135).  SamalS  fam  berl^LlBeml^arb 
«i4  fRaOonb  mtb  nmrbe  mit  ungel^eurem  3ubel 
capfongen.  S>ie  Stoilönber  moOten  il^n  an  ^n« 
MnS'  Stdie  }u  il^rem  Crsbifd^of  mad^en,  aber  er 
\lßa%  eS  ans.  Unter  feinem  ßinfluffe  mürbe  1185 
of  einer  S^nobe  bafelbft  bem  Sifd^of  StobalbuS 
iber  SiboDmS  üon  Slba  bie  SSertoaltung  beS  ßr}» 
WIS  einfhoeilen  fibergeben.  S)er  ^apft,  mit  bem 
m  btt  atailanber  ganj  auSg^öl^nt,  beftätigte  bie 
nfe|mtg  SnfeIntS  unb  billigte  feine  Vertreibung 
(f^cfde^pflerV,  402  f.  428.431).  ^laä^  bem 
X0be  tnfdmS  (gefL  Stom  1136)  übemal^m  9to- 
UbsS  btt  Seitmig  beS  ßrjbiStlumS  gang  (gejt. 
1145).  Unter  feinem  9la4foIger  ObertuS  ober 
UkM,  foiBert  (1146— 1 166),  brad^  ber  Jlampf 
pMoi  f^af^  tOesonber  IIL  unb  ben  Sombarben 
mtfeitt  wib  bem  ftaifer  Sfriebrid^  I.  unb  feinem 


afterpapfi  anbererfeitS  auS.  grjbifd^of  ObertuS 
fprad^  im  Verein  mit  bem  pöpftlid^en  Segaten  3o« 
^anneS  t)on  %nagni  ben  Sann  über  ^riebrid^  unb 
ben  «fterpopft  auS.  SHit  unerl^örter  Oraufamfeit 
öermanbelteÄoifer  Sfriebrid^,  nad^bem  er  furj  jubor 
nod^  eine  ^off^nobe  öerfammelt  l^atte  (|>efele« 
ftnöpfler  Y,  600),  im  3. 1162  SRailanb  in  einen 
©d^uttl^aufen.  3n  biefer  fel^r  bebrängten  3eit  be- 
ftieg  ber  1^1.  ©albinuS  Voteafp-Sala  (1166  bis 
1 1 76)  ben  grgftul^I.  Cr  loar  unter  feinen  jmei  SSor» 
göngem  j^angler  unb  St^biacon  ber  ftird^e  9Rai* 
(anbS,  f  omie  treuer  ^Begleiter  beS  ßrgbif  d^of  S  Ober« 
tuS  auf  ber  gfluc^t  bor  ffaif er  griebrid^,  l^atte  bann 
bie  greube,  bie  auS  i|rer  SSaterftabt  oertriebenen 
9Rai(änber  mieber  gurüdtgefül^rt  unb  ben  2Bieber« 
aufbau  ber  @tabt  gu  fe^en.  9llS  Sarbinal  unb 
Segat  beS  römifd^en  @tu|leS  mar  er  unermüblid^ 
t^ätig,  als  molarer  Reifer  unb  Xröfter  feines  Vol» 
!eS  Men  bei^ufpringen,  ben  gfrieben  gu  ftif ten  uvb 
5U  erl^alten,  bie  Jte^ereien  ber  Jtatl^arer  burd^  feine 
eifrigen  ^rebigten  gu  unterbrüdten,  bie  polittfd^en 
^arteten  gu  berföl^nen  unb  bie  OerfaQene  ffird^en« 
jud^t  mieber  ^ei^uftellen ;  namentlid^  fe^te  er  ftatt 
ber  fd^iSmatif(^en  mieber  fatl^olifd^e  Vifd^öfe  in  fei- 
ner ^rooing  ein  (Ogl.  Acta  SS.  April,  ü,  593 
bis  599).  ^aä)  löngeren  aßa^lftreiHgfeiten  mürbe 
nun  «IgifiuS  ba  ^irooano  (1176—1185)  jum 
Srgbifd^of  gemöl^It;  bann  UbertuS  SrioeSi,  ber 
ben  päpftlid^en  ©tul^I  als  Urban  HI.  (f.  b.  ^rt) 
befüeg,  aber  baS  ßi^bistl^um  beibel^ielt  (geft.  1187); 
meiterTOilo  bagarbano  (1187—1195),  UbertuS 
baIer3ago(1195— 1196)unb$]^iKj)puSba2am- 
pugnano  (1196—1206). 

erjbifd^öfe  beS  18.  Sa^rl^unbertS  nad^  W' 
lipp  maren:  UbertuS  ba  prooano  (1206—1211), 
Sorbinal;  ®irarbuS  @effio  0.  Cisterc,  ber  nod^ 
bor  ber  Sonf ecration  ftarb ;  ^einrid^  be  ©eptala 
ober  @etara,  1213  oom  ^apft  aufgefteUt,  meti  ftd^ 
bie  ^rteien  über  eine  SBal^t  nid^t  oereinigten,  ein 
ffömpfer  pro  totiue  ecclesie  tuenda  libertate, 
pro  isüus  majoris  ecclesie  honore  conser- 
vando,  pro  hereticis  expellendis,  pro  epi- 
ßcopis,  qui  videbantur  a  subjectione  Medio- 
lanensis  ecclesie  absoluti,  recuperandis  (geft. 
1280);  ffiil^elm  bi  SRijoIio  (1280—1241),  bem 
bei  ^r|  (Script.  Vm,  108)  grofeeS  2ob  ge« 
fpenbet  ift ;  Seo  (SSaloaffor)  ba  ^erego  0.  S.Franc. 
(1241—1257),  ber  fid^  felbft  auffteEte,  nad^bem 
er  mit  ber  ffial^I  beauftrogt  morben  mar,  ein 
iQp\mx  Vert^eibiger  ber  greil^eit  feiner  flird^e, 
aus  9Ra«anb  burd^  bie  SolfSj)ortei  oerbannt;  Otto 
be'SSiSconti  (1262—1295),  tourbe  oon  «ßapft 
Urban  IV.  ernannt  unb  mar  mel^r  ftrieger  unb 
©taatSmonn  alS  Sifc^of,  bod^  aud^  als  Sifd^of 
nid^t  ol^ne  Serbienfte.  9luf  einer  ^robinjialf^nobe 
im  3. 1287  oerfünbete  er  29  auf  ffir(|enreform 
gielenbe  EanoneS,  unb  auf  einer  ameiten^rooinjial» 
fijnobe  im  3. 1291  mürbe  SSeratl^ung  gepflogen 
über  bie  $ilfe,  meldte  bem  l^eiligen  Sanbe  gebrad^t 
merben  fönne  (§efele-«nöpfler  VI,  258  ff.  263). 
3lad^  bem  ©iege  über  bie  Ferren  beHa  lorre  1277 


508 


SKailanb. 


504 


unb  fpätcr  noci^matö  pm  ©ignorc  üon  SDlaUanb 
tmäfjlU,  bcnufetc  er  bic  ©etoalt  fo,  bo^  er  feiner 
gfornilie  ben  2Beg  jur  fürftitd^en  ©teHung  bal^nte. 
3u  feiner  3eitjö^lte  SKailanb  jtoifd^en  150  000 
unb  200000  ginttjol^nem,  13000  ^riüatpufer, 
15  Seigrer  für  ©rommatif  unb  Sogif  unb  70—80 
für  ben  glementarunlerrid^t  50  Süd^erabfd^reibcr, 
bie  sugleid^  Sud^l^önbler  xoaxtn,  2)a  bie  SBöl^Ier 
über  einen  SJod^foIger  Dtto^S  \xä}  nid^t  öereiniglen, 
fieEte  Sonifas  vm.  im  3. 1295  ShifinuS  ha  gfris« 
jeto  5um  grjbifci^of  auf,  ber,  al§  grembling  juÖlai« 
lanb  nid^t  eingelaffen,  fid^  burd^  einen  SSicar  Der« 
treten  lie^  unb  fein  öoHeS  Sal^r  mel^r  lebte,  ©ein 
5RQd^foIger  granj  gontana  (1296—1305),  ein 
^ormefancr  unb  üorl^er  Sifd^of  öon  9loIa,  »ar 
Don  feiner  großem  SBebeutung.  2)iefem  folgte 
1308  gaffone  (©afton)  beüa  lorre,  ber,  toeü  er 
burd^  bie  Verbannung  feiner  ganzen  gamilie  t)on 
bem  @i^e  be§  Sr^biStl^umd  auSgefd^Ioffen  mürbe, 
ba§  erlebigte  ^atriard^at  bon  9(quiie|a  erl^ielt  (geft. 
1318).  Sin  feine  ©teße  möl^Ite  man  ©iobonni  bei 
S3i§conti,  einen  ©ol^n  SKatteo^S,  be§  ©ignore  üon 
lDtai(anb;l^ieraufna]^maber$a|)ft2^o]^annedXXIL 
feine  Städffid^t,  fonbem  ernannte  ben  S^ranciScaner 
SlQcarbo  ba  ^ntimiano  ^um  Srgbifd^of.  SlQcarbo 
tourbe  t)on  9Ratteo  erft  um  1320  anerfannt.  2)er 
afteri)at)fl  SubtoigS  beS  Sägern,  SRicoIauS  V.  ge- 
nannt, erl^ob  itoat  1328  ©ioüanni  SBiSconti  }um 
Sarbinal,  pöpftlid^en  Segaten  unb  Srjbifd^of  üon 
SRailanb;  bie|  l^atte  aber  für  ©ioüanni  ifeine  an- 
bere  ^ol^t,  aI3  ba^  il^n  2(o]^anne§  XXTT.  escom« 
municirte.  Srft  nad^  bem  Xobe  Si^carbo'S  (geft. 
1342)  erl^ielt  er^  ba  er  al§  IBifd^of  üon  !ßoüara 
üon  9^euem  jum  Srjbifd^of  üon  SRailanb  gemöl^It 
mürbe,  l^ierfür  bie  pöfiftlid^e  SSeftötigung,  unb  nad^ 
bem  Xobe  feines  SruberS  Sucd^ino  (1349)  mürbe 
er  aud^  aQeiniger  ©ignore  üon  IDtailanb.  Sr  grün« 
bete  bie  ffartl^aufe  in  Sarignano  unb  ftarb  1354. 
Ol^ne  ©inn  für  ba§  geiftlid^e  Seben,  mar  er  für 
bie  meltlid&en  SSerl^ältniffe  fel^r  gefd^idtt,  ein  greunb 
^etrarca%  ein  SBerel^rer  S)ante'§,  ju  beffen  Oom- 
media  divina  er  einen  S^ommentar  burd^  }mei 
Xl^eologen,  jmei  ^l^ilofopl^en  unb  ^mei  SRagifter 
ber  freien  ff ünfte  auszuarbeiten  befal^l  9iad^  ®io« 
üanni  fd^manb  mel^r  unb  mel^r  ber  Sinf(u|  ber 
mailönbifd^en  Srjbifd^öf e  auf  bie  bürgerli^en  unb 
politifd^en  ißerl^ältniffe :  bagegen  bemül^te  ftd^  bie 
©eiftlid^feit  mel^r  um  Die  Pflege  ber  SBiffenfd^aft 
unb  ber  grömmigfeit.  68  folgten  nun  afö  grs« 
bifd^öfe:  SRobert  ©iScontt  (1354— 1361);  ffiil- 
^elm  ^uftreHa  ober  ^ufterla  (1361—1370),  üor« 
l^er  ^atriard^  ^u  S^onftantinopel  unb  geftorben  ^u 
Slüignon;  ©imon  SorfanuS  (feit  1370),  megen 
feiner  großen  jfenntniffe  im  canonifc^en  Siebte 
1375  5um  Sarbinal  erl^oben,  fpöter  aber  fd^iS» 
matifd^  unb  1380  abgefegt;  «ntoniuS  be'  ©a= 
lujji  (1380—1402),  beffen  Regierung  burd^  ben 
Sau  be§  l^enlid^en  aRailönber  3)om3  (feit  1386) 
üerl^errlid^t  ift ;  $etruS  gfilargo  ober  ^l^ilarguS 
0.  S.  Fr.  (1402—1409),  ber  1404  garbinal 
unb  im  Soncil  )u  $ifa  ^um  ^apft  gemäl^lt  mürbe 


(f.  b.  9lrt.  aiejanber  V.) ;  gfranciScuS  ba  (Sreppa 
0.  S.  Fr.,  üon  Sllejanber  V.  aufgeftellt,  ber  burd^ 
©regor  XIL  als  ©egcn-erjbift^of  Sol^onneS  3JiS- 
conti  erl^iclt.  9?ad^  ßreppa'S  lob  (geft.  1414),  ber 
SRailanb  nid^t  l^atte  betreten  fönnen,  mürbe  Sor« 
tl^olomäuS  ^apxa,  99ifd^of  üon  S^remona,  im  Kon* 
eil  5u  ffonftanj  üon  ^apft  3Jlartin  V.  }um  red^t« 
mä|igen  jfeailönbcr  grjbifd^of  erflärt  (geft.  1433 
in  ^afel).  3)ann  folgten :  f^ranciScuS  ^iccolpaffo 
(1435—1443),  ber  am  30. 3anuar  1440  ben  om» 
brofianifd^en  SRituS  reftituirte;  ^einrid^  9tam)mn 
(1443—1450),  garbinal  1446 ;  Sol^anneS  SiS- 
conti  (1450-1453);  5RicolauS  3lmibano  (1453 
bis  1454);  Simotl^euS  SKaffei,  ber  aber  balb  refi- 
gnirte;  ©abrielSforsaO.S.  Aug.  (1454—1457), 
ber  ©tifter  beS  Ospedale  maggiore;  ffarl  ba 
gforli  (1457—1461);  ©tepl^an  Jiarbini  (1461 
bis  1484),  garbinal  1473  unb  einer  ber  trepd(|fkn 
SRaUönber  grjbifd^öfe;  äol^anneS  ^rcimbolbi,  ber 
(Sarbinal  mürbe,  aber  fd^on  1488  reftgnirte  (gefL 
1491) ;  ©uibo  SlntoniuS  ^rcimbolbi  (1488  bis 
1497),95ruberbe8S8origen;Octaüian9lrcimbolbi, 
ber  üor  ber  Sonfecration  ftarb;  ^ippolQt  V(S^t 
(1497—1520),  «arbinal  feit  1492;  ^^ippol^tlL 
b'gfte,  feit  1520,  5Reffe  beS  SJorigen  unb  gleich 
falls  Sarbinal,  ber  als  ^bminifttntor  üon  etma 
ad^t  iBiStpmcm  30  äal^re  ni^t  mö^  SDtoildnb 
fam.  9llS  er  1550  refignirte,  mürbe  ber  Sifd^of 
üon  9{oüara,  ^ol^anneS  ^ngeluS  Srcimbolbi,  eben« 
falls  Sarbinal,  Sr^bifd^of  üon  SRailanb;  biefer 
ftarb  aber  fd^on  1555,  unb  $ip))ol9t  n.  mürbe 
abermals  Slbminiftrator,  fam  aber  mieber  md^t 
nad^  3Jlailanb.  S)er  neue  Srjbifc^of  ^l^ilip))  Sr« 
d^into,  biSl^er  iBifd^of  üon  ©alug^o,  ftarb  fd^on 
1558,  unb  nun  mürbe  ^i))))olQt  IL  )um  britten 
3Kale  Slbminiftrator,  ol^ne  SJRailanb  nur  p  feigen, 
refignirte  aber  1560.  3lvm.  folgte  ber  unfterbli(^e 
1^1.  ftarl  SorromäuS  (f.  b.  «rt.  Vn,  146  ff.),  ber 
in  ben  Solaren  1565 — 1584  nid^t  meniger  benn 
fedbS  ^oüin^ial-  unb  elf  2)iöcefanf9noben  1^ 
uno  feinen  ©prengel  mal^rl^aft  reformirte.  3]{im 
folgte  ftaSpar  SSiSconti  (1584—1595),  bann  ber 
mürbige  Setter  ÄarlS,  geberigo  SJorromeo  (f.  b. 
«rt.  n,  1125  ff.),  garbinal  feit  1609,  ber  beffen 
9tef  ormation  ber  9D%ailönber  Jhrd^e  mit  aUem  6ifer 
f  ortf e^te  unb  ftd^  um  bie  ambroftanif d^e  Sibliotl^ 
unfterblid^e  Serbienfte  ermarb.  Son  i|m  ftnb  aud^ 
bie  Acta  eccl.  Mediolanensis  a  Carolo  Card. 
S.  Praxed.  Archiepisc.  condita,  Fred.  Card. 
Borrom.  jussu  edita,  Mediol.  1599.  S)amalS 
moUte  ^^ilipp  ü.  im  ^ailönbifd^en,  baS  il^m  gn« 
gefaUen  mar,  am  menigften  beSpotifd^  regieren  unb 
erlief  an  bie  ©tattl^alter  bie|faUS  ftrenge  3Bei« 
fungen.  $[IS  er  1583  ffarl  üon  Slragon  ^um  ®ou« 
üemeur  üon  SRailanb  ernannte,  erflärte  er  tl^m,  er 
fenbe  i^n  nid^t  fo  faft  als  ©ouüemeur,  fonbem  olS 
®iener  beS  grjbifd^ofs,  ber  ma^rl^aft  ber  9Ser» 
t^eibiger  ber  ^roüinjen  fei  unb,  inbem  er  bie  SRe« 
ligion  befeftige,  üiele  ©olbaten  entbel^rlid^  mad^e. 
S8on  1617  an  mürbe  übrigens  üon  ben  ©tatt» 
l^altem  bie  fird^lid^e  Immunität  oft  üerle^t,  f o  bo^ 


M5                             SRaillarb  be  Zoutnon  —  ÜRaimbourg.  506 

ftSoln  ge^mungen  fal^,  biclBifd^öfc  jucncrjgi-  F.ügheUi,Itaüa8acraIV,2— 281;  Vagliano, 

KStberßanbe  aufeuforbcm.    Sluf  gcbcrigo  SommariodellevitedegliArcivesc.diMüano, 

folgi«:  6afor  SRimti  (1632— 1650),  ^atriarci^  1715 ;  Dr.  Nie.  Sonnanus  0.  Obl.,  Apologismi 

ftmXniÜKi^ien  unb  feit  1683  Sarbinal,  ber  im  Mediolan.,Mediol.l740;Lo8tesso,L'Origine 

3a^  1636  bie  32.  ^iöcefonf^nobe  l^ielt;  $[lfon8  apostol.  della  Chiesa  Milanese  e  del  rito  della 

Stto(1652— 1679X  Sorbinal  1666,  bcr  glcid^-  stessa,  Milano  1755;  A.  Saxius  (Sassi),  Ar- 

fdä  eine  Stdcefonf^ttobe  (1669)  l^ielt;  gfriebrid^  chiepp.  Mediolan.  series  criüco-chronologica, 

Däomti  (1681 — 1693),  garbinal  1681 ;  grieb«  3  tom.,  ed.  B.  Oltrochus,  Mediol.  1 755 ;  Pape- 

tkifoccia  (1693 — 1699),  gotbinal  1695;  3o«  broch,  Exeg.  de  Epp.  Mediolan.,  in  Acta  SS. 

j(rt  «njjinlo  (1699—1712),  garbinal  1699;  Maji  VU,  p.  LXsqq.;  B.  Oltrochi,  Eccl.  Me- 

fcKbiderba  Obcöcald^i,  feit  1712,  Earbinol  diolan.  bist.  Ligustica,  Mediol.  1794;  Moroni, 

1718,  ber  1737  refignitte  (geft.  1740);  eojeton  Diz.  XLV,  28—87;  J.  CappeUetti,  Le  Chiese 

Qniq»(1787 — 1742),  garbinal  1789;  3ofc<)]^  d'Italia,  Venet.  1856,  XI,  35—305;  Garns, 

l^boneOi  (1743—1783),  Karbind  1743;  Ser.  Epp.  795  sqq.)                        [5Re]^cr.] 

ndin)  Si^conti  (1784—1801).  ©iefer  erlebte  :3BaUlratb  be  fotttttoit,  f.  loumon. 

ÄBtrael  ber transöpf^enSnüaftonJeit  1796 unb  :Slto{ititotttg,  Subwig,  f ranjöpf d^er ifird^en« 

jlob,  fern  öon  feinen  S)iöcefanen,  bcn  30.  S)e-  l^iftorifcr,  lourbe  1610  ju  5Rancij  geboren.  SKit 

cdiec  1801  SU  fi^oiu   ^l^m  folgte  ber  Sarbinal  16  äol^ren  trat  er  in  bie  ©efeUfd^aft  3efu,  leierte 

JotomuS  (Saprara  (f.  b.  ^rt.  n,  1924  f.),  ber  dtl^etorif  unb  prebigte  in  t)erfd^iebenen  Stöbten 

ioRB  BpmiQtl  nid^t  ^erfönlid^  leitete,  aber  tro^  mit  großem,  obmol^I  megen  feines  freien  Urtl^eilS 

joRi  nhigen  &d)tD&ä^  fein  ganzes  SSermögen  nid^t  allgemeinem  93eifan.  3Sl\t  @ifer  Derlegte  er 

\m  &ßait  in  9RaiIanb  t)ermad|te.  3laäi  feinem  M  bann  auf  bie  ®ef d^id^te,  tou^k  aber  au($  l^ier 

tibe  (1810)  blieb  baS  er}bi§t]^um  erlebigt  bi§  fein  Urtl^eil  nid^t  ^u  madigen  unb  t)eröffentlid^te 

gBi3öiKl816,  in  »cld^m  burd^  ftaif er  gfranj  I.  mel^rere  SöSerfe,  in  benen  erfd^roff  unb  unbiHig 

kr  M^ge  SBei^bif^of  t)on  ^affau  unb  99id«  ben  l^eiligen  @tu]^l  bei  jeber  ®elegen]^eit  tabelte 

ftnRftotDefer  ®raf  jtorl  ßoietan  ®aQdruf  pm  unb  für  bie  ©runbfö^e  ber  gaUicanifd^en  iJfrei» 

fi^^f  ernannt  nmrbe.  lieber  biefe  SBaJ^l  eines  l^eiten  eintrat.    3JleJ^rere  feiner  $üd^er  mürben 

Mä)eie  tDoc  bie  tJfreube  in  SRailanb  nid^t  f el^r  t)on  9tom  t)erboten ,  ja  Sunocens  XL  fal^  ftd^ 

|t4  Sa^rul  nmrbe  unter  Seo  XIL  Sarbinal  Deranla^t,   SRaimbourgS  (Sntlaffung  auS   bem 

(1824)  unb  fiatb  19.  92ok)ember  1846  im  91ter  Orben  ^u  t)erlangen.  92ad^bem  biefe  erfolgt  mar 

iw  77  äd^en,  getabe  am  SSorabenb  ber  großen  (1682) ,  fe^te  il^m  Submig  XIV.  eine  ^enfion 

ktMon  in  HRailonb.  %S  9{ad^f olger  l^atte  er  auS.   iBom  @d^lag  gerührt,  ftarb  er  in  $ariS 

D^olmn&ud  S^omilli,  oorj^er  99ifd^of  t)on  Sre»  am  13.  Sluguft  1686.  3a]^Ireid^  ftnb  feine  äBerfe 

mm,  ber  1850  ein  ^roinnäialconcil  abhielt  (Coli.  (f.  de  Backer  II,  999 — 1005),  bie  fel^r  anmutl^ig 

lic  VI,  701 — 788)  unb  7. 5Dlai  1859  ftarb.  unb  anjiel^enb  gefd^rieben  finb,  be|megen  ju  i^rer 

bf  bcn  Sotf d^lag  beS  ffaiferS  t)on  Oefteneid^  3^tt  t)iel  gelefen,  öfter  aufgelegt  unb  in  Derfc^ie» 

MAe  no^  tDQ]^tetib  beS  bamaligen  JhriegeS  in  bene  Sprad^en  überfe^t  mürben.    @ie  entl^alten 

OMtolim  ^ßoiil  SoSerini,  S)om|^err  in  9Rai»  mand^eS  3ntereffante,  bod^  l^aben  fte  burd^  bie 

lob,  als  9Ui^oIgcr  StomiDi'S  pröconi^rt.  S)ie  neueren  Oforfd^ungen  t)on  il^rem  SBertl^e  eingebüßt, 

itofimif^  SlcQientng  miberfe^te  fid^  jebod^,  ben«  2)ie  bebeutenberen  ftnb :  Histoire  de  l'Aria- 

{dbeninÖtatlotibsitjulaffen,  unbbaSSr^biStl^um  nisme  .  .  .  avec  l'origine  et  le  progres  de 

fenk  bnrd^  ben  £itularbifd^of  t)on  ^amagufta,  l'heresie  des  Sociniens,  Par.  1673;  Histoire 

8tA  Coccta,  in  bcr  Sigenfd^aft  eines  SoabfutorS  de  l'heresie  des  Iconoclastes  et  de  la  trans- 

mvoüet  3ni  3.  1867  gab  ber  fßapft  SaUerini  lation  de  Tempire  aux  Fran9ois,  ib.  1674; 

bei  ytaXi^,  pro  bono  pacis  feine  Steftgnation  auf  Histoire  des  croisades  pour  la  dölivrance  de 

SioÜdnb  ctn^ureid^:  er  tl^t  bie^  unb  mürbe  auf  la  Terre  Sainte,  2  vols. ,  ib.  1675 ;  Histoire 

boft  9i§fl^nm  %[ef[anbria  tranSferirt.  Sl^m  folgte  de  la  decadence  de  Tempire  depuis  Charle- 

ber  gegemodttigc  146.  Sr^bifd^of  Submig  9{a)ari  magno  et  des  differends  des  empereurs  avec 

bJCalaWonQ,  geb.  27.  3uli  1808,  als  SBifd^of  les  papes  au  sujet  des  investitures  et  de  Tin- 

MRifafale  (nröcomfirt  12.^ril  1847,  auf  biefen  dependance  depuis  la  mort  de  Charlemagne 

Cq^I  inrmnotnrt  27.  SRörj  1867.  ©ein  ©n-  814  jusqu'en  1356,  ib.  1676,  t)on  ber  3nqui- 

tnimien,  baS  bis  auf  bie  neuefte  3^tt  14000  @cubi  fttion  1679  verboten ;  Histoire  du  grand  schisme 

Mag,  ift  auf  8250  flor.  aur.  taprt.    2)aS  Ha-  d'Occident  ou  des  Antipapes  depuis  1378 

^  bep^t  aus  7  S)ignitöten,  8  orbentlid^en  6a-  jusqu'en  1429,  ib.  1678,  ebenfalls  t)erboten  mit 

uaSttm,  8  S>tac0nen  unb  3  ©ubbiaconen,  einem  3)eaet  Dom  23. 9Rai  1680,  mie  aud^  baS  folgenbe: 

lfagisterCerimoman]m,einemMagisterChori,  Histoire  du  Lutheranisme,  ib.  1680;  Histoire 

49otaten,  8  Sectoren,  6  9D^e}socanonici  unb  2  jfa»  du  Calvinisme,  ib.  1682 ;  Histoire  de  la  Ligue, 

|iiKKba:gf(unüie9}imercati.  Ser  gan^e  Spreu»  2  vols.,  ib.  1683;  Traite  historique  de  Teta- 

|d  f/Bfit  1 823000  Seelen,  bie  in  743  fßfaneien  blissement  et  des  prerogatives  de  Teglise  de 

Ml  2167  ^eftem  (lafiorirt  merben;  600  ber-  Rome  et  de  ses  evesques,  ib.  1685.  2)iefeS 

fettet  «riifen  in  ben  24  Pfarreien  ber  @tabt.  (93gl.  $ud^,  morin  bie  gaEicanifd^en  ©runbfä^e  oon 


507 


3RaimontbeS. 


508 


1682  öcrtl^cibigt  »erben,  tourbe  burci^  ein  eigenes 
95ret)e  öom  4. 3um  1685  ganj  befonberS  üerbolen 
unb  t)on  ©d^elftrate  unb  ©fonbratt  in  feinet 
Gallia  vindicata  befömpft.  Me  biefe  äBerfe  er- 
fii^ienen  gefornmett  unter  bem  litelLeshistoires 
du  Sieur  Maiinbourg  gu  $ari§  1686  in  12  IBbn. 
Süperbem:  Histoire  du  pontificat  de  S.  Gre- 
goire  le  Grand,  ib.  1686,  ebenfalls  verboten; 
Histoire  du  pontificat  de  S.  Leon  le  Grand, 
bie  nad^  feinem  Sobe  1687  erfci^ien.  ©aju  fom« 
men  ©treitfd^riftcn  gegen  bie  ^roteflanten,  bie  ge« 
fammelt  erfd^ienen  unter  bem  litcl  Trois  traites 
de  controverse  pour  ramener  les  protestants 
et  toutes  les  societes  chrestiennes  ä  la  creance 
catholique,  Par.  1682,  unb  gegen  bie  janfeniftifd^e 
Ueberfe|ung  beS  92euen  XeftomenteS  k)on  SDRonS. 
(S8gl:  FeUer,  Biogr.  univ.  V,  456;  Du  Pin, 
NouY.  Biblioth.  des  auteurs  ecclesiast.  XYIII, 
288;  Hurter,  Nomencl  11,  467 sq.;  Seufd^, 
3nbej  n,  588.)  [§urter  S.  J.] 

Jßaimonibes,  9RofeS  (v»"'»  'p  "»»  \  dh* 
gefürjt  catt-i  [SRambam],  mit  öottem  Flamen  9lbn 
^mron  SRufa  ben  SOVoimun  ben  ObeiboUa)^),  ber 
grd|te  iübifd^e  ©elel^rte  im  3JlitteIoIter,  mürbe  ^u 
SorboDa,  bem  SBol^norte  feiner  SSorfal^ren,  om 
30.  2Rärj  1135  geboren,  ©ein  93ater,  SR.  SKai» 
mon,  ftonb  als  DieQöl^riger  Slid^ter  ^u  (£orbot)a  in 
großem  Slnfel^en  unb  ermarb  ftd^  als  ©ekl^rter 
einen  bebeutenben  9{amen.  Sr  f d^rieb  einen  6om« 
mentar  jum  95ud^  6ftb«t,  ein  äßer!  über  bie  ®e« 
fe|e  ber  ©ebete  unb  ^^fttage,  einen  (Siommentar 
^um  Salmub  unb  Ruberes,  unb  unterrid^tete  felbft 
feinen  ©ol^n  SJlofeS  in  ben  rabbinifd^en  SBiffen» 
fd^aften.  2)ie  arabifd^e  ©prad^e  bagegen,  SRatl^e« 
mati!,  Slftronomie  unb  ^Irgneihmbe  lernte  SMofeS 
bei  9ü)erroeS,  3bn  %opJ)a\l  unb  3bn  ©aig  (Soft 
®efd^.  ber  SSraeliten  2c.  VI,  168).  3n  ber  l^ebröi« 
td^en  ©prad^e  unb  ben  tatmubifd^en  ©tubienmad^te 
3RofeS  fd^on  als  jhtabe  au|erorbentUd^e  ^ort» 
fd^ritte  unb  t)ermenbete  auf  fte  in  feiner  Sugenb 
am  meiften  gflei|,  fo  ba|  fte  bis  jum  Saläre  1160 
feine  f)au))tbe|d^öftigung  bilbeten.  ©d^on  l^atte  er 
meliere  nid^t  unbebeutenbe  ©(^riften^  bie  in  bie« 
fen  ©tubienfreiS  einfd^Iagen,  öerfa^t  toie  namcnt« 
iid^  Sommentarien  über  einzelne  Sbtl^eilungen  ber 
®emara  unb  einen  Sommentar  über  bie  ÜJtifd^na 
(ben  er  erft  f^Klter  öoflenbete)  (ögt.  SSraelitifd^e 
«nnalen,  1839,  317  f.),  alS  im  genannten  Saläre 
eine  gro^e  ©törung  in  feine  Sl^ätigfeit  !am  unb 
berfelben  auf  einige  S^xi  eine  ganj  anbere  5Rid^« 
tung  gab.  SQflol^ammeb  ben  £omrut  nämlid^,  ISe« 
l^errfd^er  öon  Slorbafrifa  unb  ©panien,  erlief 
ben  SBefel^t  ba§  fid&  aUe  SSraeKten  entmeber  jum 
SSIam  ^u  befe^ren  ober  innerl^alb  cineS  SWonatS 
bie  unter  feiner  §crrfd^aft  ftel^enben  Sonber  ju 
üerlaffen  l^ätten,  mibrigenfaflS  fte  ber  lob  treffen 
werbe.  3nf olge  beffen  nal^m  bie  jübifd^e  ©emeinbe 
5U  Sorboua  unb  aud^  bie  gan^e  Familie  3JlaimonS 
äufeerlid^  ben  3tSlam  an.  aWofeS  fud^te  fid&  gegen 
einen  SRabbinen,  ber  biefeS  Setul^en  f  d^arf  tabelte, 
in  einem  auSfül^rHd^en,  giemlid^  berben  ©d^reiben 


5u  red^tfertigen  unb  erntete  bafür  bei  ben  übrigen 
SRabbinen  großen  SeifaO.  Son  j[e|t  an  befonnte 
er  ftd^  nid^t  nur  dffentUd^  jum  3Slam,  fonbem 
lernte  fogar  ben  ganzen  ^oran  auStt)enbig,  be« 
fd^äftigte  ftd^  Diel  mit  ben  pl^ilofopl^ifd^en  S^erfen 
ber  SRoSlemin  unb  ertl^eilte  einzelnen  auS  il^nen 
fogar  Unterrid^t.  S)er  iBemeiS  für  feinen  9lbf aS  gum 
2(Slam,  ber  t)on  manchen  jübifd^en  ©elel^rten  nod^ 
ie^t  gern  gelougnet  mirb  (Rabbi  Davidis  Kimchi 
Radicum  liber  etc.,  ed.  Biesenthal  et  Lebrecht, 
Berol.  1847,  p.  XXXIV  sq.),  liegt  in  feinem  tbm 
ermöl^nten,  unsmeifell^af t  ödsten  ©^reiben  an  }enen 
anonymen  9tabbi  mx,  unb  bie  Xl^atfad^e  fielet 
aud^  gang  im  ginflang  mit  feinen  im  owri  »-jtp 
(Heiligung  beS  göttüd^en  92amenS)  auSgefprod^ 
neu  ©runbfä^n  (3SraeI.  annalen,  1839,  325 f.; 
1840,  32  f.).  3m  3. 1162  ftarb  gmar  SKol^. 
meb  ben  Xomrut,  aber  fein  92ad^foIger  ctntnvcit 
baS  Sbict  gegen  bie  3uben,  unb  bie  !BerfoIgung 
mürbe  l^ärter  unb  örger  alS  guDor.  SDlaimonibeft 
inbeffen,  obmol^I  du^erlid^  unb  5ffentlid^  als  9Ro« 
l^ammebaner  ftd^  bemegenb,  fd^eint  bod^  imterlid^ 
ftets  bem  Snbent^um  treu  geblieben  gu  fein  unb 
befd^öftigte  ftd^  Doi^ugSmeife  mit  bem  ©tubium 
iübifd^er  ©d^riften,  namentlid^  ber  Stifd^o,  gu« 
gleid^  aber  aud^  mit  SBerfen  gried^ifd^er  unb  oro« 
bifd^er  ^l^ilofopl^en.  3eneS  feinem  3nnem  toiber- 
fpred^enbe  äu|erUd^e  ^ene^men  mürbe  il^m  j[ebod^ 
in  bie  Sauge  gumiber  unb  unerträglid^.  Sr  fa^te 
bal^er,  30  3a|re  alt,  ben  (Sntfd^Iuf,  ftd^  an  einen 
Ort  gu  begeben,  ber  eS  il^m  mögli^  mad^te,  ,,fei« 
ner  eigenen  Steligion  angugel^ören  unb  fein  ®i\tk 
auSguüben  ol^ne  S'mnq  unb  ^ngft''.  (Sx  begob 
fid^  bal^er  mit  feinem  Sater  unb  feiner  gattgen  ^» 
mitie  auf  ein  ©d^iff,  baS  na(^  ^alöftUm  fegette, 
unb  !am  innerl^alb  eines  3JlonatS,  toiemol^i  unter 
Dielen  ©efal^ren,  glüdQid^  nad^  %cco.  iBon  ba  ging 
er  nad^  Serufalem,  l^ierauf  nad^  Hebron,  Dertueüte 
aber  nirgenbS  lang  auS  t^furd^t  Dor  ben  Sl^riften, 
bie  bamalS  jene  Orte  in  iBefi|  l^atten.  Son  ^e« 
bron  begab  er  ftd^  nad^  ^eg^pten  unb  |ielt  ftc^ 
gunöd^ft  in  Sleianbrien  auf,  lie^  ftd^  aber  fpöter 
in  Sfoftat  nieber.  ®a  er  felbft  biefe  SReife  ausfuhr» 
lid^  befd^reibt  (f.  3SraeI.  ^nnalen,  1840,  45),  fo 
erfd^eint  bie  gemöl^nlid^e  Eingabe,  ba^  er  ftd^  Don 
©panien  unmittelbar  nad^  Slegqpten  begeben  ^obe 
(Basnage,  Histoire  des  Jiufs  V,  1617),  ober 
gunö^ft  in'S  maroccanifd^e  ©ebiet  unb  Don  ba 
tmd^  ^eg^ten  gefommen  fei  (3oft,  ®efd^.  ber  3S« 
raeliten  VI,  173),  als  eine  irrige.  3u  goftat  mar 
bamalS  gerabe  ber  j?am))f  gmifd^en  ben  SRabbaniten 
unb  ben  Äaraiten  (f.  b.  ^rt.  Äaräer)  feljir  lebl^, 
unb  le^tere  maren  bereits  baran,  bie  Oberl^anb  gu 
gewinnen,  als  SRaimonibeS  ben  alten  rabbaniti« 
fd^en  ®efe^en  mieb^r  Dolle  ©eltung  gu  Derfd^affen 
mu|te  unb  eS  bal^in  hxad^it,  ba|  in  Setreff  ber 
^au))tpun!te  eine  förmlid^e,  Don  ge^n  Slabbinen 
untergeid^nete  Sefanntmad^ung  in  aEen  ©d^ulen 
unb  ©tinagogen  Derlefen,  uttb  ba^  auf  bie  3u' 
miberl^anbelnben  ber  95ann  gelegt  mürbe.  ®iefe 
^^ötigfeit  Derfd^affte  il^m  gmar  auf  ber  einen  Seite 


509 


SRaimonibeS. 


510 


910^  ^oc^tung  unb  IJSetel^rung,  }og  il^tn  aber 

«m  bec  anbem  oiul^  bittem  ^|  ^u,  f  o  bol  er  mit' 

nitrr  {ogor  in  Sebendgefol^  tarn.  @o  fel^r  er  übri* 

gcnil  avSfy  Ifitt  boS  Stubium  beS  @efe|eS  gu  för« 

bcm  unb  9nbere  borin  )u  untertoeifeti  bemüht  toar, 

{o  foO  a  fär  f old^  Untenoeifimg  bo^  nie  eine  IBe- 

lo^numg  angenommen,  fonbem  fid^  mit  äutoelen« 

ttmbdnnbSudfibung  ber9r}neifunbe  feinenttnter« 

Hau  tKtj^fft  l^oben,  benn  oud^  in  Unterer  l^tte  er 

M  in4^  nur  bebcutenbe  tl^oretifci^e  Jtenntniffe, 

ionbcxn  au4  gro^ed  |nraftifd^  ®ef(^i(I  ermorben. 

3n  3.  1168  mutbe  fein  in  arabifd^er  Qpxaä^t 

abgrfo^er  Sommentar  gur  9Rif^na,  ben  er  jd^on 

tu  feinem  28.  Sol^  begonnen  ^otte,  enblid^  t)on» 

fflbd  unter  bem  Xitel  Sira^  (bie  IBeleud^tung). 

3«  einer  ouSf ill^Iid^  Einleitung  l^ölt  er  fid^  t)or* 

iugltteife  an  bie  Snfui^ten  ber  griec^ifd^en  unb 

uobifd^  $]^fo))]^,  bie  er  ben  2Beifen  3§rael§ 

oor{U}ie^  p^tjfi,  unb  ftellt  ft(^  bie  Aufgabe,  bie 

2^^  ber  l^igen  Sd^rift  mit  benen  ber  ^^ilo« 

|o|^  in  Uebereütfiimmung  gu  bringen.  2)a8  ara* 

M{4c  Original  biefed  9Ber!ed  mürbe  balb  qu(^  in^S 

Öebraif^e  uberfe|t  unter  bem  Xitel  "t'iMttn  b  unb 

öfto  gdmtdtt,  luerft  gu  Steapel  1492  (de  Bossi, 

AiD^es  hebraeo-typogr.  sec.  XY,  90  sq.)/ 

tom  )u  €abioneta  1559,  SRmitua  1561,  ißene- 

big  1566  unb  1606,  enblid^  in  lateinifd^  Ueber« 

ic^  in  ber  9nif  d^na«9uSgQbe  t)on  ©urenl^uS, 

laftatom  1698—1708;  bie  (Einleitung  mürbe 

Mm^ocode,  Osforb  1655,  orabijd^  l^erauSgegeben. 

So^  Soflenbung  bief eS  (Kommentars  entf  d^Io^  ftd^ 

OtsnumibeS  iva  %6faf[ung  bed  2Ber!eS  navt: 

«?i»«,  ^fig  audj  n^tn  n;  genannt,  meld^eS  in 

U9ä4lem  aOe  bomais' gültigen  @a^ungen  ent* 

tdt  mdgen  fie  bie  S^it  ber  3erftreuung  ober  bie 

3nt  bc8  Xemfiett  betreffen.  @ie  ftnb  auS  aDen 

MKgäigigen  SBerlen,  SRifd^na,  Xalmub  u.  f.  m. 

ge^lfen.    (Sr  arbeitete  ed  in  reiner  ^ebröifd^er 

Spione  aus  unb  beftimmte  eS  }um  9iormalcobe£, 

bomt  ]d)er  Sefer  fd^eS  iebeS  (Sefe|  nad^  allen 

frinm  Scrimeigungen  auffinben  fönne  unb  fo  ber 

Sn^  beS  3ufammenfud^8  unb  be§  eigenen  (£om* 

biaiicnft  entge^  (Sdrael.  Snnalen,  1840,  218). 

(Eine  anfifü^rlid^  fpecieüe  Sn^altdangabe  baoon 

ftnbd  fid^  in  SBoIfg  Bibliotheca  hebraea  I,  840 

ad  851.  2)ad  SBerf  ift  öfter  gebrudtt  morben,  au« 

ot  0^  Ortsangabe  unb  ^a^reSgal^I  (de  Bossi 

L  c  126  sq.X  bann  gu  Soncino  1490,  ju  (Eon* 

Vantmopel  1509,  gu  Sknebig  1524,  1550  unb 

1575  mit  oerfd(|iebenen  Sugoben,  am  beften  gu 

Im^erbam  1702.  Suterbem  finb  aud^  faft  alle 

nqdnen  Xl^ik  bed  SSkrIed  abgejonbert  l^röifd^ 

nb  lateintf^  l^auSgegeben  morben.  3m  Saläre 

1179  ararbe  äRaimonibed  Seibargt  @aIabinS  unb 

Uid  Mm  i^  unb  feinen  (Sro|en  fel^r  l^od^  ge» 

«ttit  9m  S)eminciation  feiner  ^einbe,  ba^  er 

bei  381am,  ben  er  frül^er  ongenommen,  mieber 

Mafien  ffabt,  nmrbe  mit  ber  Semerfung  abge« 

■KJn,  ba|  ein  ergmungeneS  93efenntni|  feine  @üU 

ijfnt  Viie.  9u(^  unter  ben  betben  92ad^foIgem 

ddabinS  toar  er  Setbargt,  unb  fein  regelmäßiger 


Slufentl^alt  mar  |e^  9egQ))ten,  me|]^a(b  er  aud^ 
ber  ^egi^tier  genannt  mirb.  Ungeachtet  aber  bie 
örgtUd^e  Xl^dtigfeit  einen  großen  Xl^eü  feiner  3^it 
in  ^nfprud^  nal^m,  fo  l^örte  barum  fein  Sßirfen 
für  bie  SBiffenf^aft  bod^  nid^t  auf.  Sr  oerfagte 
nod^  mel^rere  @d^riften  unb  grünbete  gu  Slesan- 
brien  eine  ^fabemie,  an  melc^er  M  ga^Ireid^e 
@d^üler  aus  ^egqpten,  ^alöftina  unb  B\)xitn  ein« 
fanben.  3m  3. 1204  ftarb  er  unb  mürbe  feinem 
frül^em  SQSunfd^e  gemäß  nad^  ^aläfttna  gebrad^t 
unb  gu  XiberiaS  begraben. 

SRaimonibeS^  bebeutenbfteS  unb  berül^mtefted 
SBerf  ift  neben  bem  nn^inn  na»»  ber  oielgenannte 
csiasn  nni»  (Seigrer  ber  SSerirrten),  ben  er  gu» 
näd^ft  für  feinen  @d^üler  St.  3ofet)]^  in  arabifd^er 
@))rad^e  oerfaßte.  @r  fud^t  barin  gu  geigen,  baß 
unb  mie  man  bie  altteftamentlid^en  Offenbarung^« 
urfunben  geiftig  auffaffen  unb  beuten  muffe,  mo» 
bei  er  ftd^  gugleid^  iiber  eine  SRenge  pl^ilof opl^i jd^er 
unb  t^eoIogif(^er$[nfid^ten  verbreitet  unb  nament« 
Itd^  für  eingelne  fd^nbar  grunblofe  mofaifd^e  ®t» 
fe|e  ben  magren  (Srunb  nad^gumeifen  fud^t.  ^rei« 
iid^  mifd^t  er  au$  bei  feiner  IBorliebe  für  grie« 
d^if  d^e  unb  arabif  d|e  ^^üof  o))]^ienid^t  feiten  mand^e§ 
bem  talmubifd^-iübifd^n  SleligionSf^ftem  Oftemb« 
artige  bei.  ^aS  arabifd^e  Original  mürbe  nod^ 
unter  feinen  ^ugen  unb  mit  feiner  93il[igung  Don 
^bu  Xibbon  in'S  |^ebröijd^e  überfe|t,  unb  biefc 
Ueber je|ung  marb  öfter  gebrudtt,  guerft  ol^ne  OrtS» 
angäbe  unb  3al^re§ga^I,  mal^rfd^inüd^  fd^on  oor 
1480  (de  Bossi,  Annales  etc.  121  sq.),  bann 
gu  Senebig  1551,  gu  @abioneta  1558,  gu  SSafel 
1629  k)om  jungem  Su^torf,  enblid^  gu  93erlin 
1791  oon  9{abbi  @aIomo  äRaimon.  ^ußerbem 
oerbienen  l^ier  nod^  (Srmol^nung  bie  18  &lan» 
benSortifel  (d'^'^r^.  nnw|  wht ;  f.  b.  3lrt.  Snbcn« 
t^um),  bie  ©d^rift  (Srief  ober  Siebe)  über  bie 
Sluferftel^ung  ber  Xobten  (^'^t^wj  n^nn-Vy  nn^» 
ober  ">HKtt),^  bie  Sogif  (Ti-*"  fc)  unb  bie  $f9d|b" 
logie  (D^.|n  o).  93gl.  bariiber,  fomie  au(^  über 
manche  anbereminberbebeutenbe,  namentüd^  aud^ 
mebicinifd^e  ©d^riften,  SQSoIfS  Biblioth.  hebr.  I, 
860  sqq.  (SarmolQ  (3drael  ^nnalen,  1839, 808) 
oinbicirt  SRaimonibeS  unter  allen  (^ele^rten  3§- 
raelg  ben  erften  9iang,  unb  er  l^ötte  unbebenflid^ 
nod^  bel^upten  bürfen,  baß  fein  @inf(uß  auf  bie 
rabbinifd^e  Xl^eologie  größer  gemejen  unb  geblieben 
fei,  als  ber  irgenb  eine§  anbem.  2)ieß  geigt  fid^ 
am  beutlid^ften  in  bm  Jtlagen,  meldte  no($  ie^t 
oon  mand^en  Siabbinm  gegen  3Raimonibe§  erhoben 
merbcu,  meniger  megm  feiner  irrtpmlid^en  Seigren 
unb  3lnfid^ten,  als  megen  ber  ©tanl^eit  unb  9lb« 
gefd^Ioffen|eit,  bie  ber  rabbinifd^e  Sel^rbcgriff  burd^ 
il^n  erl^alten.  ®egen  feine  Ort^obojie  merben  feine 
fo  l^eftigenSlngriffc  mel^r  gend^tet,  mie  balb  nad^  fei» 
nem  Xobe  unb  gum  X|eil  nod^  bei  feinen  Sebgeitm 
oon  ben  „©todttalmubiften"  in  gfranfreid^  unb  mit« 
unter  aud^  in  ©panien  felbft,  mcld&e  nid^t  nur  feine 
§aut)tmerfe,  fonbem  aud^  i^n  felbft  mit  bem  95anne 
belegten  unb  erfterc  oerbrannten.  S)ie  3trt]^ümer, 
bie  il^m  gegenmärtig  nod^  oon  SWand^m  gurSaft  ge» 


511 


Jtatnj. 


512 


legt  meiben,  noQtn  Slttbm  nic^t  hi  [einen  €i$nf* 
teil  finben,  nie  natnenllic^  bieSäugming  bn^uf- 
erftel^ung  be@  ^ei|(^ee  unb  bei  inbioibueKen  glort' 
bauet  ber  Seele  unb  bte  ni<$t  |eltent  9IbtMi$ung 
ton  ber  ^titigen  ©djnft  unb  bem  Salmub,  Ue6ri' 
genS  fdieini  feine  non  belben  gurteten  gan}  SRedit 
unb  eben  batum  auc^  feint  ganj  Unrecht  gu  l^abcn 
unb  bei  toa^re  Sac^oei^ait  baiin  ju  (efte^en,  ba^ 
SRaimonibeä  in  feinen  ^eliauptungen  unb  Se^ren 
fii^  nic^t  gleidi  bleiSt,  ginerleilS  folgt  er  ehoaS 
unUDtfic^tig  ben  griec^ifi^en  unb  arabift^en  $^ilD' 
fofilitn  unb  abD)]tirt  Don  tlinen  mandje  Sn^c^t, 
bie  fii$  in  ben  talmubifd^en  9ialibini@mue  ni^t 
fügen  mitt;  onberetfeitS  |ud)t  et  wieber  baS  Se^r- 
l^ftem  biefeS  3)atibini@mu§  ju  geben  unb  tommt 
bann  natürii^  mit  feinen  ip^ilofopEjemen  in  Sol- 
Ilfion.  Sßä^renb  et  j.  SB.  baä  eine  Wlal  bie  leib- 
Ii[t^  ^ufetfte^ung  alä  einen  Slaubensfa^  bei 
Sfubent^utnS  ^inftcOt  unb  bemjenigen,  ber  fie  laug- 
net,  ben  Änt^eil  «m  eroigen  2ebtn  nbfpric&l,  erflärt 
et  boS  anbere  SKol  biefeä  Seben,  inlolge  feiner  pt)> 
lofop^ifc^en  SBotftellungen  Bon  ©olt  unb  ber  ©ecle, 
alä  ein  rein  geifttgeB  o^ne  aUt  leibliche  SBeimif  i^ung, 
UMS  notürltt^  bte  SiegoHon  ber  leiblichen  9Iuf' 
erfietiung  jur  Siorau^IeJiung  ^t  (f.  Seiger,  SBJif- 
ftnf^aftt.  3"lffi)rift  für  jüb.  Slnol.  V,  89.  92). 
^ie  ^autitlluge  neuerei  Siabbintt  gegen  ÜRatmO' 
nibeS  fieäie^t  fic^  auf  bie  bur^  i^n  bemittte  Arg- 
ftaUifirung  bcSjübifc^cuSieljtbeariffä.  ©aDibfiuj- 
jato  j.  5>.  jagt.  ÜJIaimonibeo  tiabt  mit  oder  feiner 
^^ilofoji^ie  iljerberben  gebraut.  3ßa3  btr  Xal' 
mnb  fc^webenb  geloffen,  ^abe  hmö)  i£|n  rine  eiftme 
Seftigfcit  erfiollen.  ©ein  abgef^Iofftneä  ©lüubene- 
fijftem  fei  eine  (Sifinbung,  üon  welket  bie  Alten 
feine  9l()nnnggcl)ci6t.SDiit  einem  me^tmo^mmeba- 
nifdfien  alä  jübifc&en  unb  tnlmubif^en  SJe8))otia- 
mu§l)abeereincn6obeEgebilDet,umane@loubene- 
fäbe  unb  Uebungtn  bis  in'3  ffleinftt  feftjufletlen 
unb  ju  entf^eiben  (f.  Siraelit.  Mnnolen,  1839,  6. 
405).  Sfaac  Mcggio  in  Oötj  gibt  ^ierju  »eifatt 
unb  lobt  brn  eblen  ßif et  jur  @nlfemung  be8  3oil|e6, 
bflg  biefet  SHonn  ben  3§taeliten  aufgcbürbet  labe, 
unb  ba§  auf  greibeit  im  SJenfen  taube  (ebb.  22). 
3)ie6Qm]lfaii&eifliebo(^bie©teIlun9,Kie((^e!Dlai' 
monibeS  feinen  iübif^en  Üteligionäurfnnben  gegen- 
über einnahm.  3tt  bitfer  SBegiebung  fann  al§  ju- 
gtftanben  betrai^tet  uerben,  bafs  er  nii^t  geiabe 
eben  biefe,  fonbem  Dielmeir  feint  aus  ©ritten 
unb  Slrabem  gefi^Spftt  ^^ilofopbit  gum  ^u^ 
oangSpunttt  mai^te  unb  ba^er  nic^t  fo  faft  bte 
grgebniffe  feiner  ^i^tlofotilift^eR  gorfc^ungen  mit 
btr  ©t^rifl  unb  bem  3;almnb  in  Stnflang  ju  brin- 
gen, oIS  Bielmelir  legiert  fo  ju  btuttn  fu^te,  bafe 
fit  mit  feiner  Sßbi'ofop^''  fiortnonirten.  GS  tonn 
oal^er  nii^t  fehlen,  bal  er  in  feinen  biblifc^eu  unb 
tnlmubifc^en  Auslegungen  überall  jum  ©qmbolt- 
firtn  unb  öublimirtn  genöt^igt  i^  unb  infolge 
beffen  ben  Sejt  juroeiltn  nii^t  blofe  roitlfürlii^, 
fonbem  au(^  getoaltfam  bt^anbelt  bat  ((Seiger 
a.  a.  O.  89),  UK^fialb  er  aud^  oon  Sinigtn  nic^t 
gonj  mit  liniert  als  bti  SJatei  beS  ntutm  jübi* 


fdien  SlationaliSmuS  bejei(!^net  roirb.  €r  i^  na- 
mentli^  lein  $reunb  uon  SEOunbem,  unb  obmo^I 
er  bit  IDtSglt^Ieit  unb  ai)ir(Itd|ttit  btrfclben  an- 
ertennt,  nac^bem  er  einmal  eine  ©dfüfifung  au3 
^iic^tl  flotuirt  ^at,  fo  fud^t  er  boc^  in  gegebtnen 
Säuen  buri^  uneigentli^e  S)tutung  btt  bttrefftn- 
ben  ^erit^te  bem  roirfli[f»en  SBunbtr  uo  mag- 
Ii<]^  ouljuweic^tn.  (SSgl.  Bevae  Orientale,  Bnuc 
1841;  5|J.  Söter,  fieben  imb  2ßirlen  beä  *öiaimo» 
nibeS,  5ßtag  1844;  «br.  ©figet,  ÜHofeB  ben ÜJltii' 
mon,  SRofenbetg  1850,  unb  9ia(^gelQffene  ©i^rif- 
itn  in,  Striin  1876,  34 ff.;  Sieger,  ®a§  pfq- 
i^olog.  ©gftem  beS  SDIoimonibeS,  Sfronff.  1845; 
3oel,  Seiliäge  gut  @t\i).  ber  SP^ilof..  SörtSlon 
1876;  9tubin,  ©(Jirtoja  unb  SJtaimonibeS,  SBitn 
1868;  SRofin,  3)ie  gt^il  be§  9KaimonibeS,  im 
äabre€ber.  beS  )übifc^*tt)eoI.  ©tminorS  ju  SgitSlau 
1876 ;  3f.  ÜBünj,  5Bie  SeiigionSp^Iofop^ie  be8 
aJiaimonibe«,  Serün  1887.)  j.SßieIte.] 

^Bainj  (Moguntia).  früheres  Stjbi§tl)umunlt 
Ihirfürftentbum  btS  beutf^tn  Sleii^,  ie|t  93i3> 
ttium  im  @ra|^crjogt!|uin  Reffen.  I.  Sit  %n> 
fünge  beS  alten  SiSt^umS  füllen  fid)  in 
Sunlel.  3)togontiacum,  ^auptort  Don  Obtrger* 
monien,  war  als  Sagerpla|  oon  ^tro  ßlaubiuS 
S)nifu3  im  %  9  0.  ISt|t.  gegtünbet  noiben.  tjn* 
folgt  btt  im  rßmif(f)eii  Cagtt  ^tttft^enboi  Diel» 
fad^tn  Unniben  unb  bet  häufigen  SluSfäSe  in  boS 
©ebiet  ber  ÜRa^barftämme  roirb  faum  an  eine  fefit 
änppanjung  beS  S^riflent&umS  im  erften  So^r- 
t)unbeit  }u  benten  fein.  Siagegen  machte  bit  untn 
Srajau  (98—117)  unb  ^abrian  {117—138) 
eiutrelenbe  ruhigere  3fit  einen  flärttm  Sujug  btS 
cf|tiftlidl)en  SlcmenteS  mögli^,  fo  bofi  Don  bem  SBe« 
ftef)en  eineS  c^tiftlit^en  @emetnuiefenä  mit  einem 
SSifc^of  an  bet  ©pifee  für  bie  lIRiHe  beS  2.  3a^- 
tiunbcrtS  Wo^l  bie  ^ebe  fein  fann  (^nlf,  (Satalogt 
ber  Dorbonifatianif^en  SSif^üfe,  ^oing  1870, 
15  f.).  Sia6  in  ber  S^at  um  bieft  3eÜ  in  ben 
beiben  getmanifd^tn  Sßtooinjen  {^riftU^t  ©tmein- 
btn  beftanhen,  bejeugt  3tenäuS  (Ädv,  haer.  1, 10) 
mit  ben  SSotien:  Atnequehae,  quaeinGer- 
maniis  sitae  eunt  eccleeiae,  aliter  crednnt, 
□ec  quae  in  Hiepaniis  aut  Galliis.  @r  nennt 
jroar  Wainj  ^ier  nid|t  auSbtüdlid) ;  aber  ba  ^Dlainj 
bie  ^auptftabt  beS  etften  ©ermanienS,  ffbln  bie 
beS  jmeiten  mar,  unb  ba  bie  gtä|ten  unb  toid^tigften 
©tobte  übetall  guerft  ^nfllii^e  @ltmeinben  iiatten, 
fo  muffen  biefe  SBorte  beS  ^eiligen  not^menbig  al3 
Stuguife  für  bie  ßnfteng  einer  Sl&rifltngemtinbt 
}u  ^Üiaing  im  2.  ^abr^unbett  angtfefien  meibtn. 
S]a3  Stirifttnt^um  mürbe  tiia|tf[!^einli(^  bun^ 
^anbelSleute  unb  ©olbaten  in  bie  @tgtnb  Qt* 
ttagen;  bet  Slnnabme  jeboc^,  ba|  DocMembie 
22.  Segion  biefe  SBermittlung  gebracht  bobe,  fttbtn 
grofee  Stbtnftn  entgegen  (3^11,  Kataloge  16).  «B 
erfter  SSifi^of  oon  DJtain j  roirb  UreScenS  (f.  b.  «rL) 
genannt.  3BäI)renb  bie  alten  tgif^ofsfataloge  bor- 
auf  ^inroeifen,  boö  er  erft  ju  Seginn  bt^  4.  Sabr» 
^unbettS  lebte,  rourbe  ßreScenS  im  fpätem  DJHttel» 
alttr  nad^  bem  Vorgänge  bon  9)upert  oon  3)en| 


513 


3Raxni. 


514 


(De  divinis  ofßciis  1, 27)  mit  bem  in  2  Xim.  4, 
10  f.  genannten  Spojlelfdper  SteScenS  (f.  b.  ^rt.) 
tbenti^cirt  S>ie{er  annähme  fielet  bie  gon^e  Zra« 
bitiim  entgegen,  ff  eine  alte  Sitonei,  fein  alteS 
(Ealenbarium  femtt  einen  ^ojlelfd^äler  afö  93tf(^of 
Mm  9Rain).  2)er  ju  SRain}  geborene  StabonuS 
SRcDtntS^  roüä^  baS  gonje  t|eoIogtf(!^e  SQSiffen 
fetner  3^  bel^ierrfd^te  nnb  bie  92amen  ber  alten 
Sifc^fe  Don  3Roin)  fonnte,  l^at  meber  in  feiner 
Ssegrfe  ber  (Hutlinifd^  ^Briefe,  nod^  in  feinem 
Sbnft^rologium,  in  toüäftm  er  bie  SRoin^er  fiocal* 
iKüigen  9Iban,  9ureu8  unb  Suftina  auf  ül^rt,  t)on 
fiaem  Spofielf^äler  old  SBifd^of  ber  @tabt  etmaS 
fldvnftt  (gfalf,  S^  SRainjer  SredcenSfrage,  in  ben 
8efd^.-SL  für  bie  mittelrl^ein.  93i§tpmer,  SRain} 
1885, 198.  200).  SBenn  man  k)on  ben  anber* 
Biärtig  bcjeugten  Sifd^dfen  ber  aJlainger  ff  ataloge 
lüdtofirtd  gel^t,  fo  beginnt  bie  Sleil^e  ber  mit  92a' 
ncs  be^eid^neten  Sifqöfe  erft  in  ber  conftontini« 
{(^3cit  9nf  eredcenS  folgten  9Rannu§  (SRar« 
timiS)  nnb  @o|)]^oniu8.  iBon  Ie|terem  iß  nxi)\i 
bcfdimt ;  ber  92ome  bed  erjtem  finbet  ftdp  in  ben 
iden  be§  346  gn  fföln  gel^altenen  goncitö  (f.  b. 
%it  ffölna  e^noben  YU,  898  f.).  ^Rit  Sifd^of 
9Rasimtn  Don  Xrier  untemal^m  er  eine  aßaUfa^rt 
Offii^  Som  (Vita  S.  Maxim.,  BoU.  Maji  VU, 
21, 3)  nnb  l^tte  oal^rfd^einUd^  aud^  ber  ©Qnobe 
Mm  Sorbtca  344  angetool^nt.  Unter  IBifd^of  So« 
t^olmft  (nid^t  ®ot]^bu§)  tourbe  eine  Saftlifa  }u 
S^ten  beS  fjü  9Kcomebed  toor  ber  @tabt  erbaut 
(SbCP,  XkiS  erfie  Sal^rtoufenb  d^riftl.  Sau«  unb 
flinfl^^dfcit  in  SDloin},  in  ben  Slnnalen  be3 
Sa^auer  SeretnS  Xn,  2Bie§baben  1878, 2).  9luf 
t^  folgte  SKutl^bud  (Shttl^arbuS,  Slutl^ariuS). 
Sa|  i»  fetner  3<it  ÜRoüt)  eine  jal^Ireid^e  d^rift« 
^t  (iintoofym^ä^  f^aüt,  bemeiSt  ein  Sreigni^ 
ton  3a^re  368.  2)er  Slomonnenf ürft  SRanbo  l^atte 
ji^  Umge  Söfed  gegen  bie  @tabt  im  Sinne.  3ur 
laSfu^ntng  fetned  Sorl^abenS  nun  erfa)^  er  fid^ 
eisen  ^cfltag  ber  (El^riften,  unb  mal^renb  ber  größte 
iifdl  ber  Set>5IIming  in  ber  ffirc|e  gum  ©otteS« 
Maß  Derfatnmelt  ttHtr,  brad^  er  unDerfel^enS  in  bie 
€lobt  ein  tmb  fäl^e  Diele  befangene  nebft  reid^er 
Smte  mit  ftd^  fort  (Ammian.  Marceil.  27, 10). 
le^id^  tDUii)en  tun  406  Don  ben  Sanbalen  Diele 
toa^enb  Stnnn>l^er  in  einer  ffird^  l^ingefd^lad^tet 
snb  bie  etobt  felbj}  jerftdrt  (Hier.  Ep.  ad  Age- 
rttdL,  MigneXXn,  1057).  m  SRartQrer  biefer 
Seit  nerben  genannt  Sifd^of  aureus  (f.  b.  Slrt.) 
mb  feine  @(l(ime{ter  StufHna,  fotoie  ber  ^riefter 
Ukm  (f •  b.  Srt).  3m  l^ligen  %fyd  (vallis  sacra) 
Mr  ben  SRonem  ber  @tabt  foQ  bie  erfte  9lieber« 
loffimg  ber  alteflen  93ifd^5fe  getoefen  fein  (99ob« 
«nn,  Sil^gauer  «Uertl^.,  SRain}  1819,  185). 
9od^  biefem  Sorborenuberfall  blieb  bie  @tabt  fo 
KdDofiet,  ba^  @alDian  mö^  450  fagen  fonnte 
<l>egabaiLDei  6,  8,  MigneUn,  116),  ®ot« 
M  Stntfgerid^te  Qnnten  ^ttfyxupt  über  fte  nid^t 
wSnc  fonmen.  3n  biefe  3eit  bed  SlenbeS  föDt 
9i^  Vtttj^maS,  ber  ben  Ueberlebenben  tröftenb 
nb  (elfenb  pvc  6eite  fionb.  (Sine  Sefferung  tourbe 

tlr^cnlcsffon.  TIIL  &  VitfL 


eingeleitet  unter  Sifd^of  ©iboniuS.  Unterftüjt  öom 
ÜJleroDinger  'St^tohtitxt  (534—547)  unb  beffen 
2:od^ter  Sertl^oara  fteOte  er  mel^rere  alte  ffirdi^en 
l^r  unb  erbaute  neue,  barunter  ein  Saptifterium 
(Venant.  Fortun.,  Carm.  2,  11 ;  fl^auS,  S)ie 
d^ftl.  Snfd^riften  be§  SRI^einlanbeS,  greib.  1890, 
I,  26).  Sluf  il^n  folgten  ©igi8muttbu§,  Seoni« 
ftuS  (aud^  Seubega^uS,  SeobegariuS)^  SentilinuS 
(IBecelinuS),  Sanualbu§  (Santmalb)  unb  Saboal« 
bu3  (Saboalb).  Sin  SupoalbuS  Don  3Rainj  unter« 
Seid^nete  625  bie  ^cten  btx  ©Quobe  Don  9ieim3 
(Flodoard.  Hiet.  eccl.  Bem.  2,  4).  Stigibert, 
ber  O^eim  ber  1^1.  SiD^ilbiS  (f.  b.  «rt.),  f öttt  gegen 
6nbe  beS  7.  Sal^rl^unbertS  (galt  Kataloge  9  f.). 
3Rit  Anfang  bed  nöd^ften  äaj^rl^unberts  toirb  Si- 
fd^of  ©eroU)  genannt  %l%  biefer  im  ffriege  gegen 
bie  @ad^fen  gefaUen  ttmr,  folgte  i^m  fein  @o]^n 
®etoiIieb  ober  6)ertoiIio,  ber  nachmals,  U)eU  er  am 
IDtörber  feinet  SaterS  Slutrad^e  genommen  l^atte, 
745  auf  ber  fränlifd^en  (Seneraifqnobe  abgefegt 
tourbe  (Dgl.  ffatl^oKI  1878,  n,  150).  Se^t  be« 
ftieg  ber  1^1.  SonifatiuS  (f.  b.  Slrt.),  nad^bem  fein 
SBunfd^,  bag  SiStl^um  ff 5In  }u  i^emel^men^  am 
SQSiberftanbe  beS  bortigen  SIeruS  gefd^eitert  toar, 
im  3.  747  ben  SWainjer  ©tu^I,  für  toeld^en  l^ier« 
mit  eine  3^it  großen  @Ian)e§  begann.  S§  ge^en 
il^m  13  Sifd^öfe  k)orauS,  Xüxt  fömmtlid^e  alte  ffata« 
löge  sollten  ^on.  Germ.  SS.  XIII,  308  sq.). 

n.  2)a§  SrjbiStl^um.  2)ie  beiben  frönfi« 
fd^en  tjfürften  ffarlmann  unb  ^ipin  fd^idKen  gleid^ 
nad^  ber  @tu]^Ibefteigung  beS  fjiL  Sonifa;  eine  @e« 
fanbtjd^aft  nad^  9lom,  um  l^ier  bie  Srl^ebung  ber 
SRaitijer,  biSl^er  }u  Zrier  gel^örigen  ffird^e  jur 
^RetropoIitantDÜrbe  }u  betreiben.  $a))ft  3ad|ariaS 
toar  bamit  eiuDerftanben  unb  erlief  (Jaffö,  BibL 
Rer.  Germ,  m,  226;  Söl^mer-aBill,  SKainjer 
Stegeften  I,  18)  no(^  im  92oDember  747  baS 
Sbict:  „ba|  bie  ffird^e  DonSDtaiu}  an  SonifatiuS 
unb  feine  9lad^f olger  für  etoige  3^iten  al§  9Retro« 
))oIitan!ird^e  übertragen  toerbe,  unb  bie  @töbte 
longem  (f.  b.  «rt  Süttid^),  fföln,  SBormS, 
@|)eier  unb  Utrecht  ^  fomie  alle  Sölfer  @erma« 
nien§,  toeld^e  burd^  SBonifatiuS  }um  Sl^riftentl^um 
befe^rt  morbcn,  unter  fid^  l^aben  foBe''.  S)urd^ 
bie  legieren  2Borte:  „ä&t  SöRer  ®ermantend  ic." 
maren  bem  @tu]^Ie  Don  ^Raitu  bie  Don  IBonifa} 
neu  errid^teten  SiStl^ümer  Crfurt,  SJuraburg, 
äBürjburg  unb  Sid^ftätt  unterfteUt  toorben,  fo  ba| 
berfelbe  neun  ©uffraganate  jäl^lte.  SJon  äugS« 
bürg,  Strasburg,  ffonftan^  unb  Sl^ur  fagt  ba§ 
2)ecret  beS  ^apfteS  S^^^^oxi^^  ^^ine  @ilbe ;  bod^ 
»erben  biefe  Dier  93i§t^ümer  furje  3eit  nad^l^er  f  ac« 
tifd^  als  @uffraganate  Don  URatu)  ertoö|nt,  in« 
bem  }.  S&.  ein  no(^  Dorl^anbeneS  g^i^agment  geigt 
ttJie  ersbifd^of  gHcuIpl^  Don  SHains  (787—813) 
bem  Sifd^of  ggino  öon  ffonftanj  einen  Sefel^I  er« 
tl^eilte  (SRettberg  1, 580).  Später  l^örten  bie  »iS« 
tl^ümer  ©rfurt  unb  Suraburg  auf,  unb  fföln  tourbe 
798  als  SRetropoIe  für  Utred^t  unb  longem,  fo- 
toie für  bie  neu  errid^teten  fäd&ftfd^en  SiStl^ümer 
anerfannt;  bagegen  erl^ielt  aWainj  neue  ©uffra« 

17 


515 


SKaing. 


516 


goimte  an  Ißaberbom,  ^oKerfiobt,  ^ilbeSl^eim 
unb  Serben,  mogu  fpötet  aaä)  ^rag  unb  Olmü^ 
famen,  fo  bafe  baS  gr^biStl^um  14  ©uffraganftül^Ie 
unter  ftd^  l^otte.  Äaifer  ftarl  IV.  jcbo^  15§te  um 
bie  9Rttte  be3 14. 3a9r]^unbtrt§  Ißrag  unb  OImü| 
hiebet  t)on  SRotu}  ab ;  ^alberftabt  unb  Serben 
ober  gingen  burd^  bie  Äef ormation  (bleibenb  bur^ 
bentt)epföHfd^en5neben)t)erloren,foba|ber5Dlain» 
jer  IKetropoIe  fortan  jel^n  ©uffroganatc  blieben : 
SBürjburg,  SBormS,  ©(i^ftätt,  ©peier,  Strasburg, 
ffonftonj,  «ugSburg,  Kl^ur,  ^ilbeSl^eimunb  $aber» 
bom;  baju  !am  im  3. 1752  nod^  baS  burd^  93e» 
nebid  XIV.  neu  errichtete  ©iStl^um  guöm.  lieber 
baS  Dom  1^1.  Sonif atiuS  perfönlic^  bearbeitete  SRif- 
PonSgebiet  ögl.  ®rö^H  ©nfül^rung  beS  ei^ripen- 
tl^um«  in  bie  norbt|ttringifd^en  ®aue  §riefenfelb 
unb  §affengau,  ^alle  1883,  26. 

ffier  Jlod^folger  beS  1^1.  93onifag  auf  bem  eq» 
bifd^öf  Kd^en  ©tul^Ie  öon  9Rain  j  war  2.  fein  ©d^üler 
SuttuS  (754  bis  16.  Oct.  786).  Sul  ober  SuHuS, 
um  705  geboren,  l^atte  feine  ßrjiel^ung  ju  SWalmeS« 
burti  unter  9lbt  Saba  empfangen.  ®leid^  t)ielen 
feiner  fianbSIeute  pilgerte  er  bann  nad^  9iom  unb 
fieHte  jtd^  auf  feiner  gflüdheije  nid^t  lange  nad^  732 
in  benSHenft  beS  l^od^öerel^rten  SonifatiuS.  S)icjer 
fanbte  il^n  als  URif^onar  nad^  H^üringen.  3m 
3.  751  fam  Sul  mit  Aufträgen  beS  ^eiligen  loie- 
berum  nad^  SRom.  Site  bann  93onif aj  ferne  STOf fionS- 
reife  ju  ben  gfriefen  antrat,  tt)ei|te  er  Sul  jum 
ßl^orbif d^ofe  unb  befieOte  il^n  unter  allgemeiner  3u' 
jümmung  jum  fünftigen  9?ad^folger.  9?ad^  bem 
glorreid^en  äßartqrtobe  beS  ^eiligen  brad^te  Sul  bie 
Sieliquien  beSfelben  nad^  t^fulba,  U)o  Sonifa)  f d^on 
bei  Scbgeitenjld^  feine  ©rabftätte  bereitet  l^atte. 
(93gl.  Sfall,  SBeg  ber  Sei^e  beS  1^1.  SB.  Don  9Rainj 
nad^  gfulba,  im  Patl^oli!  1878, 1,  659  f.;  S)erf., 
93onifatiuS«3feji  unb  ^Reliquien,  in  ben  (Sefd^.»95l. 
f.  mittelrl^.  »iStl^ümer  1883,  2  f.  51  f.)  2ltö  Q^' 
bif d^of  mürbe  Sul  in  einen  löngem  3uriSbictionS* 
ftreit  mit  Slbt  @turmi  t)on  gfulba  Dermidtelt ;  bie 
Urfad^en  beB  ©treiteS  jtnb  nod^  nid^t  gang  Aar 
geftent.  @turmi  nmrbe  gejmungen,  feine  SbtS- 
mürbe  niebergulegen,  feierte  aber  nad^  gmeiiöl^riger 
SSerbannung  }urud(  unb  erl^ielt  Dom  ffönig  $ipin 
baS  ^riDileg,  bafi  baS  J?lofter  Dom  Jtönig  aOein 
@d^u^  unb  Sert^eibigung  f  orbere.  3)a  Sul  nun 
allen  tlnfprüd^en  auf  gfulba  entfagen  mu^te,  grün« 
bete  er  an  ber  t$fulba  ein  neues  fflofler,  ^erS* 
felb  (f.  b.  2trt.).  lieber  bie  ©d^enfungen  unb  ben 
»cftJiianbbiefcSfflofterSgibteinÖuterDeraeid^nil, 
t)aS  mid^tige  Breviarium  Lulli,  Sluffd^lu|.  93on 
feinen  bifd^öflid^en  SmtSl^anblungen  merben  er« 
toäl^nt  bie  SBeil^e  ber  Älöfter  Sorfd^  (1.  September 
774),  Orbruf  (777),  @t.  @oar  (25.  SKai  782?) 
unb  SReujlabt  a.  9R.  (2.  3lugujl  784).  «uf  gin« 
labung  beS  ^apfteS  ©tepl^an  III.  (TV.)  mar  er 
als  einer  ber  bebeutenberen  93ifd^öfe  beS  Qfranfen« 
reid^eS  auf  einer  ©ijnobe  769  ju  Sftom  anmefenb ; 
bod&  fd^eint  fein  93er|öltni|  jum  pöpftlid^en  ©tul^le 
nid^t  ganj  ungetrfibt  gemefen  gu  fein,  benn  er 
etl^ielt  baS  ^llium  erft  nad^  langer  SlmtSfiil^rung 


imifd^en  780  unb  782,  nad^bem  eine  gemifd^te 
^ommiffion  Don  93ifd^öfen  unb  föniglid^en  ©enb- 
boten  eine  llnterfud^ung  über  Sel^e  unb  Sßanbel 
angefteOt  l^atte.  (Sx  mürbe  im  fflofter  ^erSfelb 
begraben,  mo  nod^  ie|t  baS  SulIuSfe{l  Dom  16.  Oc« 
tober  an  eine  2Bod^e  l^inburd^  gefeiert  mirb.  (SgL 
©opfert,  SulluS,  ber  9lad^folger  beS  SBonifatiuS, 
Seipg.  ®i|fert.  1880;  §>.  §aH  SBonifag  unb  SuL 
31^re  angelföd^ftfd^en  Sorrefponbenten.  Suis  Seben, 
Seipj.  1883 ;  ^alf,  SHe  Serel^rung  beS  ^L  Sul, 
im  Äatl^olif  1879,  n,  662;  §a^n  in  bengorfd^. 
jur  beutfd^.  ®efd^.  XXI,  383  ff.  XXH,  423  ff. ; 
©ümmler,  ebb.  XXV,  177.)  «uf  Sul  folgte 
3.gKd^ulf  (4.3Jlärj  787  bis  13.  «uguft  813), 
ein  greunb  beS  J^aiferS  JFarl  unb  SllcuinS.  ßr 
mar  mel^rfad^  in  Slngelegenl^eiten  ber  jf ird^e  unb 
beS  ateii^eS  tl^ötig.  «m  1.  ©ecember  805  meiste 
er  baS  berül^mte  jFlofter  ©t.  Sllban  bei  SRaing ; 
l^ier  erl^ielt  bie  794  gu  gfranffurt  a.  9R.  Derfbrbcne 
©emal^lin  ftarlS,  gaftraba,  il^re  SRul^eftätte.  — 
«uf  4.  ©aiftulf  (818—826),  einen  ©d^üler  BulS, 
ber  Don  utaban  fel^r  gef d^ö^t  mürbe,  folgte  5.  Otgar 
(826  bis  21.april847).  3mÄampfe  ber®ö$ne 
gegen  il^ren  Sater  Submig  ben  frommen  fianb  er 
auf  ©eiten  Sotl^arS,  ebenfo  im  ff ampfe  ber  ©ö^e 
unter  ftd^.  SleruS  unb  SSolf  geigte  Diel  «nl^öng« 
lid^feit  an  il^n.  92od^  berül^mter  nmrbe  6.  StabatmS 
SKauruS  (f.  b.  «rt.),  früher  SWönd^  unb  «bt  in 
3ulba,  feit  26.  3uni  847  Crgbifd^of,  einer  ber 
gelcl^rteflen  SWänncr  feiner  Seit.  9?a(^  feinem  lobe 
(er  ftarb  ben  4.  Qfebruar  856  in  bem  ffiorfe 
SDSinfcl  im  üll^eingau)  mürbe  7.  ffarl,  ber  ©ol^n 
beS  ftönigS  ^ipin  I.  Don  «quitanien  (856—862), 
barauf  8.  ber  Wegerifd^e  Siutbert  (863—889), 
Srgfangler  beS  beutfd^en  Üteid^eS,  bann  9.  ©ungo 
ober  ©unberolb  erl^oben.  S)iefer  fiel  891  in  einer 
©d^lad^t  gegen  bie  9lormannen  an  ber  ®eule.  Sie 
näd^flen  grgbifd^öfe  l^iefeen  10.  §atto  I.  (f.  b.  «rt.); 
11.  §eriger  (913—927);  12.  ^ilbebert  (ge|l 
987);  13.  griebrid^  (geft.  954),  ber  g^lonie  gegen 
Otto  I.  f d^ulbig  unb  barum  löngere  3^t  Derbonnt; 
14.  SDSiD^elm  (geft.  968),  Otto'S  L  naturlid^ 
©ol^n  (feit  il^m  l^aben  bie  SJlainger  ßrgbifd^bfe  bis 
gum  Untergänge  beS  Steid^eS  ben  Xitel  als  Srg« 
fangler  beS  beutfd^en  Steid^eS) ;  15.  ^tto  n.  Don 
968—970  (f.  b.  Slrt.),  ber  angeblid^e  Erbauer  beS 
aWäufetl^urmS  bei  SBingen ;  16.  Shipert  (geft.  975). 
3ett  folgte  ber  berül^mte  17.  SBiKtgiS  (geft.  1011), 
gro|  als  Staatsmann  mie  als  ^if^of,  ber  Er- 
bauer ber  neuen  £)omfird^e  (1009),  meldte  fein 
britter  IRad^folger  (unmittelbar  folgten  nämlid^ 
18,  ard^imbalb  1011—1021,  unb  19.  «ribo 
1021—1031),  20.  ber  1^1.  »arbo,  Dollenbete. 
Sarbo  mar  SJlönd^  in  t^fulba  unb  ißermanbter  ber 
ftaifcrin,  ber  ©emal^Un  ftonrabS  IL,  ber  il^n  aud^ 
(Dor  bem  3nDeftiturftreit)  gum  ©rgbifd^of  mäl^lte. 
®leid^  na(^  feiner  ßrl^ebung  mürbe  er  an  SBeil^« 
nad^ten  gur  tjfeflprebigt  nad^  ®oSlar,  mo  ftd^  ber 
Äaifer  eben  aufl^ielt,  eingelaben.  ©eine  ^reWgt 
fiel,  meil  er  nid^t  bie  gehörige  Seit  gur  Vorbereitung 
l^tte,  gu  furg  unb  inl^altSleer  auS  unb  mürbe  Don 


517 


9Rain). 


518 


ber  bei  ^drid^  Don  !D{e|  am  Ste^l^onStage  meit 
flcitroffen.  9HeIe  IBotnel^me  toaren  barum  mit 
ber  SSoi^I  bed  IfaiferS  mtjuftieben  unb  tDarfen 
^  $arttißd^feit  t>or.  Wbet  am  britten  gfeiertage 
fcAigteSarbo  abermals,  f  o  geiDatttg  unb  folbungg« 
nH  hol  aBe  3u^ötet  totimn  mußten,  bet  JFaifer 
fkt  batauf  freubig  ausrief:  „C)eute  feiere  i^  mein 
ScHiUMJ^tSfefl''  CPleury,  Bist  eccl.  1. 59,  n.  30). 
3in  folgte  21.  Seopolb  (Suitpolb,  1051—1059), 
ba6t.3acob  bei  SDlain}^  störten  unb  8i))))oIbe8- 
kig  jHftete;  botm  22.  ©iegfrieb  1.,  ®raf  öon 
fnim^  (Z)5nniged^  @tegfrieb  t)on  Sppenftein, 
KPttner  ^ogramnt  1878)  unb  nod^  beffen  Xob 
(1084)  23.  XBeailo,  ber  auf  ber  @t)nobe  bon  falber« 
^t  Ott  ^retif  er  mit  bem  SBanne  belegt  touiht, 
wä  n  Uf^aupitt  l^atte,  bie  äßeltgeiftUd^en,  bie 
i|i(c6üter  beraubt  feien, Jiänben  nici^t  me|r  unter 
kngetjUiil^  ® ertöte.  SrttHberrief  iebo(|^btefen 
JrQpi  unb  fiorb  1088.  3n  bem  großen  ^ompfe 
iriHm  $a^l^um  unb  ffoifertl^um  ftanb  Sßesilo 
Alf  Seiten  bed  ffaiferd  unb  Derfoci^t  bie  @ad^  be§ 
8cga|x#ed  (Clemens.  Son  ben  ©treitfd^riften, 
bk  in  btefer  ^tngetegenl^eit  Sltmonn  t)on  ^affou 
nbSciUÖ  t>on  !0latn5  ouSgel^en  fielen,  l^at  @brQ« 
)A  1890  eine  commentirte  ^uSgabe  ju  ^aberbom 
«{(^laffen.  aBestIo'8  9{Q(i^folger  24.  SRutl^orb 
^jeüigte  fl<!^  bei  einer  blutigen  Subenberf olgung 
nä)  {lo|  barouf ,  auS  ^urd^t  Dor  bem  jFaifer,  na^ 
^VEinsm  (8^-  1109). 

Sit  «rjbif  d^öfe  als  ifurfürften.  25.  «1= 
fei  ober  «batbert  I.  (f.  b.  «rt.),  ein  @raf  öon 
6Q(tttnrüd(1109 — 1137),  »or  ein  ®egner  §ein« 
lid^y.  imb  XDWcbt  be^l^alb  t)on  biefem  gefangen, 
tbcr  tKm  ben  ^Jlainjer  Sürgem  nneber  befreit. 
h&  SkoiIbatTeit  t>tt\\tJ^  er  il^nen  ben  gfreibrief, 
ber  anf  ben  ehernen  %f^üxtti  beS  2)om3  eingegraben 
i|i(Mftcaa8.  Sl^fH.  3nf(i^r.  beS  Sil^einlanbeS  II, 
lOe).  9tQ4  ^nrid^  V.  Sob  berief  er  im  3. 1125 
ieiea  Slcl^Stag,  auf  mlä^tm  bie  erfte  &pm  t)on 
ftafuttUii  hl  ber  ®ef^id^te  auftauet.  9uf  feinen 
ob  bc8  pät>fHt^  Segaten  (Sarbinal  @er]^arbS) 
tot^^Iog  nd^en  j[e|t  nid^t  mel^r  xoxt  frül^er  f  ömmt- 
N^  bastfd^  Sfärften  an  ber  ff aifedoal^I  tl^eil,  f on> 
bem  cft  tmirben  10  auS  j[ebem  ber  Dier  ^cmpU 
fSmmt  (gpconfen,  ©ad^fen,  Qä^tooibtn  unbSBa^em) 
MgtmSSß,  unb  biefe  40  erforen  ben  @ad|fen* 
^eqog  2ot^  gum  ffaifer.  @o  nnn  Slbalberi  nid^t 
nt  fettfl  ber  erjie  Ihirfürfi  Don  aRainj,  fonbem 
mu^bex  eigenUid^eUrl^eber  berfurfürfUid^enSSärbe 
(f.  b.  «rt  «urffirjien  VH,  1253).  Unter  ben 
teffirflen  nol^  aber  ber  Srjbifd^of  Don  3Jlain) 
jklft  ben  erfien  Stong  ein,  nne  er  über]^au|>t  allen 
Söi^  unb  Prälaten  bed  beutfd^en  9teid^e3  boran« 

Öl.  «nf  «bolberil.  folgte  26.  fein  !Reffe  %bal- 
IL(1138— 1141).  «rgel^öriunterbiettjenigen 
9m^  Sijd^iyfe,  toeld^  unter  il^ren  3ritgeno^en 
fbtoi  (Befitt^tfd^reiber  fanben  (Anselmi  Vita 
Addberti  IL  Mognntini,  bri  Jaffe,  Bibl.  Rer. 
Ckm.  m,  565  sq.).  92ad^  27.  SRarcolf  ober 
tfiilf  (1141— 1142)  tmtrbe  28.C)einrid^(1142 
Ml  1158)  cnod^ft.  (St  1^  boS  Sob  eines  aO^anneS 


Don  emfler  ©epnnung  unb  Xugenb;  burd^  ßinflufe 
beS  ffaiferS  IBarbaroffa  »urbe  auf  ber  SSerfamm- 
lung  ju  aaßormS  1153  über  il^n  bie  «bfejung  au§. 
gef»)rod^en.  3n  feine  3eit  f äflt  bie  äBirffamfeit  beS 
%  93eml^arb  am  SRI^ein  unb  ber  1^1.  ^ilbegarb  auf 
bem  9hH)ert§berg  (Stöwer,  §einrid^  I.  oon  2Rain§, 
©reifswalbe  1880,  unb  SDSolff  in  ben  ©efd^.»»!. 
f.  mittelrl^.  SiStl^.  1883,  26).  Ueber  29.  Slmolb 
t)on©ele]^ofen  (1 153— 1 160),  ber  öonbenaKalnjer 
95ürgem  ermorbet  lourbe,  f.  b.  Sri.  ©ein  5Rad^ 
folger  30.  Äonrab  I.  öon  SBittelSbad^  (1161  bis 
1177  unb  »ieberum  1183—1200),  ©ol^n  beS 
ba^erifd^en  ^faljgrafen  Otto  IV.,  toat  ein  Sn- 
l^önger  beS  ^apfteS  Sllesanber  III. ,  mu|te  bef;- 
l^alb  üor  ftaifer  griebrid^  I.  fliel^en  unb  nmrbe 
1177  erjbifd^of  bon  ©aljburg.  ©tatt  feiner  l^atte 
ber  ffaifer  feinen  ffanjler,  ©rafen  öon  99ud^,  als 
31.  gl^riftian  I.  im  3. 1165  jum  grgbifd^oföon 
SRains  befteHt;  biefer  nal^m  nun  au(^  an  ben  mm» 
pfen  beS  ÄaiferS  gegen  SRom  unb  Dbcritalien  leb- 
haften «ntl^eil  (ögl.  SRaumer,  ®efd^.  b.  ^ol^enft.  H, 
182.  202.  207.  227.  264).  5Rad^  feinem  Sobe 
1183  tourbe  fein  SSorfal^rer  ffonrab  ttjieber  eiup 
gefegt  (ogl.  mU,  ffonrab  Don  SßittelSbad^,  ßar^ 
binal-grjbifd^of  öon  9Kain}  u.  ©aljburg,  SiegenSb. 
1880).  Sluf  ff onrab  folgten  32.  ©iegfrieb  H.  üon 
eppenftcin  (1200—1230)  unb  33.  ©iegfrieb  HL 
(1231—1249),  beS  Vorigen  5Reffe,  aud^  ein  ©raf 
Sppenfteitu  biefer  fteDte  bie  burd^  93ranb  Der« 
unglüÄe  Satl^brale  mieber  l^er,  bUligte  bie  Vb' 
fe|ung  griebrid^  II,  unb  l^atte  fold^eS  Slnfel^en, 
ba|  er  l^interrinanber  }tt)ei  ffaifer,  ^einric^  ^a]pt 
unb  aßiH^elm  Don  f)ollanb,  auf  ben  Xl^ron  erl^ob. 
Sin  barauf  be^üglid^eS  2)enhnal  finbet  fid^  nod^ 
jejt  im  aWainjer  ®om  (ffrauS,  3nfd^riften  n, 
114).  SBeniger  berül^mt  waren  34.  Kl^riftian  n., 
ber  im  3. 1251  refignirte,  35.  ©erl^arbl.  (1251 
bis  1259),  36.  SBeml^er  Don  e))))enftein  (1259 
bis  1284;  @oSn)in  Don  ber  SBop)),  Si^bifd^of 
SBeml^er  Don  ÜJlains,  ©ötting.  1872);  37.  §ein- 
rid^  n.,  ein  gfrandScaner,  bürgerlid^er  Slbfunft 
unb  ftrenge  in  ^anbl^abung  ber  ffird^enjud^t  (gefi. 
1288);  bann  38.  ©erl^arb  11.  Don  gw>enftrin 
(1289—1305),  Dom  ^apfte  ernannt,  ©erl^arb 
fpra(^  über  ffönig  Slbolf  bie  ^bfe^ung  auS  unb 
)n:oclamirie  }u  ^aing  im  Some  ^Ibred^t  Don 
Oeßerreid^  als  beutfd^en  ffönig  (ge^mad^,  ©er- 
l^arb  Don  Sppftein,  Srjbif  d^of  Don  ^^ain^,  ©tra^b. 
1880).  einen  großen  IRamen  ertoarb  fid^  39.  Pe- 
trus Don  «Spelt  (1305— 1320;  f.  b.  «ri.);  il^m 
folgte  40.  ^Rattl^iaS  ®raf  Don  93u(^ed(  (1321  bis 
1328),  ein  aßönd^  Don  Slturbad^.  92ad^  beffen 
2:0b  ernannte  ^apft  Sol^anneS  XXn.  als  41.  grj- 
bifd^of  ben  ®rafen  §einrid^  Don  SSimeburg  (1328 
bis  1346) ;  baS  gapitel  UJoQte  biefen  jebod^  nid^t 
anerfennen  unb  fteQte  als  ©egenbifd^of  SBalbuin 
Don  Sü|elburg,  gqbifd^of  Don  Irier  (f.  b.  «rt.), 
auf.  grft  1337  fonnte  ^einrid^  m.  bie  Stbmini- 
firation  beS  SiStl^umS  antreten :  fein  SJerl^alten 
mar  fo  wenig  entfpred^enb,  bafe  Siemens  VI.  i^n 
1346  abfegte  (©laSfd^röber,  S)ie  «ufl^bung  ber 


519 


SKoinj. 


520 


ü6et  ^einrid^  Derpngten  Senfuren,  in  ber  9t5m. 
Duortalfd^r.  IV,  69);  bod^  ^ielt  jid^  ^Annä)  K8 
SU  feinem  Sobe  1858  im  IBeft^e  be§  93iSt]^umS, 
unb  nun  erft  lonntc  42.  ®erla(^,  ®raf  öon  SRoffau, 
ber  fd^on  1846  Dom  ^opfte  ernannt  morben  mar, 
ben  @tu]^I  befteigen.  S)iefer  ftarb  1871  unb  l^atte 

48.  Sol^anneS  1.,  ©rafen  öon  Susemburg-Sintoei 
(1871— 1378),  ivm  IRad^foIger.  ®a8  Kapitel 
Xoä^ltt  gegen  ben  Dom  ^apfte  Smannten  44.  Sbolf 
Don  92affau,  ber  baS  SrsbiSt^um  in  9eft^  nal^nu 
9lad^  bem  lobe  Sol^anneö'  I.  fteEte  iW  1375 
®regor  XI.  45.  ben  SRarfgrafen  Subniig  Don 
aRet|en  entgegen.  S)od^  niurbe  fpäter  ein  SSergleid^ 
eingeleitet;  fiubmig  Derjid^tete  1881  auf  Sliain} 
unb  ttjurbe  ßr^bifd^of  Don  SMagbeburg.  abolf  ftif« 
tete  al§  onerfannter  ßrgbifd^of  Don  SOtainj  1889 
bie  UniDerfität  grfurt  (f.  b.  «rt.) ;  er  ftarb  am 
3.  gebruar  1890  (SriebenSburg,  Sanbgraf  ^er- 
mann n.  unb  ßrjbifd^of  ^olf  I.  Don  SRain}, 
ein  Seitrag  ^ur  beutfd^en  £erritoriaIgefd^td^te  be§ 
14.  Sal^rl^unbertS,  aOtarburg  1886).  46.  Pon« 
tab  IL  Don  aaßeinSberg  (1890—1396)  mu^te 
gegen  Derfd^iebene  SJrrlef ren,  bie  im  Crjftifte  6in= 
ganggefunbenl^atten,  einfd^reiten.  47.3o]^anne§U. 
Don  Jlaffau  (1897—1419),  ein  ©ruber  beS  gra« 
bifd^ofS  aibolf,  nal^m  tl^eil  an  ber  Slbfe^ung  be§ 
ff  önig§  äBen^el  unb  l^atte  lange  Jhriege  mit  IBraun» 
fd^meig  unb  J)effen.  6S  toxxh  berid^tet,  ba^  er  }um 
ffonftanjer  ßoncü  mit  DoDer  @ifenrflftung  einge» 
ritten  fei.  (®erit8,  3ur  ®efd^.  beS  grjbifd^ofS 
Sol^ann  H.  Don  SKaina,  ^attenfer  ®iff.  1882 ; 
^udtert,  Ißoliti!  ber  @tabt  9Rain)  n)äi^renb  ber 
ÄegierungSjeit  be§  6rjbif d^ofS  3ol^ann  11.,  2Ren» 
ben  1877;  S)erf.,  2Bar  grjbifd^of  Sol^ann  ber 
Url^eber  ber  Zöbtung  be§  ^er^ogS  gfriebrid^  Don 
93raunfd^ttjeig?  Programm  Don  9leiffe  1888.) 
Siel^nlid^  tag  48.  ffonrab  IIL,  Stl^eingraf  Don 
ffioun  (1419—1484),  in  beftänbiger  gelobe  mit 
ben  SMainjer  93firgcm,  unb  erft  fein  9lad^foIger 

49.  ffiietrid^,  ©d^enf  Don  (Srbad^  (1484—1459), 
fonnte  im  3. 1485  unter  SBetftanb  peier  Som« 

.miffarien  be3  SBafeter  domU  bie  SRi^l^enigfeiten 
f d^Iid^ten.  Unter  il^m  tt)urbe  bie  Äunfi,  mit  beweg« 
iid^en  Settern  ^u  brudten,  erfunben.  9lad^  feinem 
lobe  ftritten  fid^  50.  5)ict]^er  Don  Sfenburg 
(f.  b.  9lrt.),  bem  ber  ^app  baS  ^ium  fonbte, 
unb  9lboIf  n.  Don  IRaff au  um  ben  ergbif d^öfßc^cn 
.  ©tu]^l.  S)ie  Sürger  ber  biSl^er  freien  5Reid^§ftabt 
5Dtainj  nal^men  ^artei  für  ben  erftem ;  allein  er 
tDurbe,  weil  er  bie  ^nnaten  nid^t  entrid^tet  l^atte, 
Don  ^u§  n.  abgefegt  unb  Don  feinem  ®egner  in 
einer  Bäfiaä^i  bei  ^eibelberg  1462  übertounben. 
51.  Slbolf,  ber  1461  Dom  ^apfie  onerfannt  xdox^ 
ben  UKir,  .eroberte  unb  plünberte  barauf  9Rains 
unb  unterwarf  j[e^t  aud^  biefe  @tabt  (1462)  ber 
weltUd^en  ^ol^eit  ber  Srgbifd^öfe,  bie  bereits  aud^ 
mand^e  anbere  ^errfd^aften  erworben  l^atten  unb 
im  Saufe  ber  Seit  bereu  nod^  mel^rere  «rl^ielten. 
5Rad^  abolfs  n.  lob  1475  erl^ielt  wieber  Stetiger 
ba§  graftift  unb  grünbete  ie|t  1477  bie  UniDerfttöt 
aWainj,  bie  fid^  bi§  1798  erl^ielt.  ßr  ftarb  am 


6.  5Kai  1482.  (^JJaftor,  ®efd^.  ber  ipäpfle  ri, 
115;  aRenjel,  ÜRitt^.  aur  ®efd^.  beS  ßraftifteS 
aßaina  wö]^renbber9iegierung2)iet]^er§Don^ain), 
in  ben  ^nnalen  f.  92affauifd|e  ®efd^.  Xn,  142; 
3öger,  ffurmaina  unb  2)uberftabt  in  ben  Salären 
1477—1479,  ^\tb^%  1885;  ©ie  furmoinaifdöe 
SSerwaltung  ber  Steid^Sfanalei  in  ben  äal^ren  1471 
bis  1475,  in  ben  gjHttl^.  be§  Snftit.  für  öfterr. 
®efd^.«Sorfd^.  Vm.)  3]^m  folgten  52.aibertin., 
^eraog  Don  ©ad^fen  (1482—1484),  ein  ISjö]^- 
rigcr  Süngfittg  (fein  Sob  bei  SSalentineHi,  SRegeften 
aus  ^bfd^r.  ber  aRarcuSbibl.,  ^Ründ^en  1865, 
586);  58.  »ertl^olb,  ®raf  Don  C^enneberg  (1484 
bis  1504;  f.  b.  «rt.  unb  SDSeii  Sert^oÜ)  D.  SKoina, 
gfreiburg  1889);  54.  Sacob Don Siebenflein  (1504 
bis  1508);  55.  Uriel  Don®emmingen  (1508  Bis 
1514;  über  ben  @ilberfd^a|  beS  SraftifteS  au  feiner 
Seit  f.  änaeiger  für  ftunbe  ber  beutf(^en  SSoradt 
1888,  n,  116;  ard^iD  für  ältere  ®efd^.-Äunbe 
XI,  180);  barauf  56.  ffllbred^t  Don  »ranbenburg 
(f.  b.  Srt.),  ein  Seitgenoffe  Sutl^erS,  anfänglidji  ber 
Steuerung  nid^t  abgeneigt,  fpöter  il^r  entfd^iebener 
®egner.  ßr  flarb  am  24.  September  1545  (®rebQ, 
6arb.  grab.  «Ibred^t  H.  in  feinem  SJerl^ältnijfe 
au  ben  ®laubenSneuerungen,  Üßaina  1891). 

9QSä]^renb57.@ebaftianDon$eufenftamm(1545 
bis  1555)  auf  bem  Soncil  Don  Orient  anwefenb 
war,  eroberte  ^Ibred^tSllcibiabeS  DonSranbenburg 
bie  @tabt  Sßaina  unb  Derbrannte  ben  furfürftlid^en 
$ataft  nebft  mel^reren  ffird^en.  93on  ba  bis  aum 
SOjöl^rigen  jhiege  regierten  58.  Saniel  SBrenbel 
Don  ^omburg  (1555—1582),  weld^er  1561  bie 
Sefuiten  nad^  SJJlaina  berief  unb  1562  nad^  langer 
Seit  aum  erften  SKale  wieber  bie  Qfrol^nlei^namS- 
procefflon  burd^  bie  ©trafen  fül^rte;  59.  SBoIf« 
gang  Don  ©alberg  (1582—1601);  60.  Sol^onn 
abam  Don  fBidm  (1601—1604),  ein  Sögling 
beS  ®ermanicumS,  ber  bie  fatl^olifc^e  SReligionS« 
Übung  in  ben  ®raffd^aften  9liened(  unb  ffdnigftein 
unb  au  Sol^r  wieber  l^erftcttte  (Slnnalen  f.  5Raff. 
®efd^.  XV,  288. 248).  61. 3o^anneS  ©d^weilarb 
(©uicarb)  Don  ftronenberg  (1604— 1626),  gleid^» 
falls  ©ermonif  er,  erneuerte,  unterftü^t  Don  3ef  uiten 
unb  ffapuainem,  ben  ffatl^oliciSmuS  im  gid^Sf elbe 
unb  an  ber  93ergftra|e;  er  felbft  Derfa|te  ein  ^anb« 
büd^lein  geiftlid^er  Uebung,  Sßaina  1612. 62.  ®eorg 
griebrid^  Don  ©reifenflau  (1626— 1629)  begann 
ben  99au  beS  nod^  erl^altenen  furfütftlid^en  ©d^loffeS 
unb  trat  entfd^ieben  für  baS  SteftitutionSebict  ein. 
Unter  68.  «nfelm  gapmir  Don  SBamboÜ)  (1629 
bis  1647)  würbe  SRaina  wieberl^olt  ber  Jummel« 
pla|  ber  fd^webifd^en,  franaöfifd^en  unb  faiferlid^en 
Gruppen.  iBier  Saläre  (1681—1685)  waren  bie 
©d^weben  Ferren  ber  ©tabt ;  f d^lie|lid^  blieb  fie 
in  ben  ^änben  ber  granaofen,  wöl^renb  ber  Jhur« 
fürft  als  gflüd^tling  in  granffurt  ftarb  (SB.  gud^, 
Seid^«  unb  Sorbeerfrana  Slnfelm  gafimiri,  SKoina 
1647).  gS  folgte  64.  Sol^ann  gJl^üipp  Don  ©d^ön« 
bom  (1647—1678).  gr  rettete  baS  »iStl^um, 
obgleid^  bie  ©d^weben  beim  9lbfd^lu|  beS  weft« 
fälifd^en  SfriebenS  1648  bie  ©öculorifation  beS 


521 


3Wain5. 


522 


6tifte8  i}crlQngten.  Sr  toax  ber  erfte  beutfd^e  prft 

wtUftt  ben  ^esenprogeffen  ein  Snbe  mai)k,  grün« 

bete  1661  bog  $rte{lerfeminar,  tooju  il^m  baS  3n- 

Pitut  bed  f eL  Sort^.  ^olgl^aufet  3(nla|  gab,  boute 

1665  ein  SSoifenl^d  unb  fül^rte  bie  fitturgie  unb 

ben  (Sfymd  ber  römif d^en  ftird^e  ein,  infolge  beff en 

\dfc  gut  onSgeflattete  liturgifd^e  SBü^er  in  aßatn} 

g^dt  nmrben.  (Ein  93rief  an  ben  $a))ft  über 

bk  (Einffil^rung  bed  fioienfeld^ed  finbet  fid^  bei 

Sehelhomy  Amoen.  litter.  IV,  507.  SBeniger 

9M  ^e  feine  SD^tigfeit  auf  bem  Gebiete  ber 

Uifxn  ^olttil  (9L  SJogt,  (Smop,  ©taatSrelationen^ 

franff.  1804, 1,  304;  ^ribram,  &^uüoa^l  Seo- 

polbs  L,  im  «rd^U)  f.  öfterr.  ®ef4  LXXTH; 

Onl^ranet,  Jhtrmain}  in  ber  Spo(^e  Don  1672, 

bomb.  1839:  SHe  Untenoerfung  grfurtS,  in  ben 

m^o^bL  Der  l^r.  Sommif{bn  ber  $rot)in} 

6<4fen  1887).  Unter  il^m  begann  aud^  ber  Streit 

pDif^en  HRoin)  nnb  Stbln  tt)egen  beS  SRed^teS,  ben 

mgODö^Iten  beutfd^en  ffihtig  ju  falben.  @d^on 

cr,iu)d^  me^  feine  9lad^f  olger  65.  fiotl^ar  t$friebrid^ 

lon9Rettenrid^Sin:fdbeib  (1673— 1675),  66.S)a« 

warn  fyttiath  üon  oer  fielen  (1675—1678), 

67.  ffarl  ^einrid^  t)on  9Rettemid^"9Btnneburg 

(1679)  unb  68.  9nfelm  tJftan}  Don  Sngell^eim 

(1679—1695)^  untren  Dielfad^  in  xotM^t  C^önbel 

ftiBod^;  festerer  mtrb  fogar  eine§  gel^eimen  Sin» 

icrpäidmitfeS  mit  ben  t^frangofen  bef(|utt)igt,  benen 

UOtoins  1688  ergab,  aber  fd^on  im  folgenben 

^ifjltt  tmrrbe  bie  Stabt  mieber  Don  ben  3)eutf d^en 

cobert  vab  ber  ffurfürfl  feierte  }urüd(.  @ein  !Rad^« 

folger  69.  Sot^  tjfrang  Don  @d^5nbom  (1695 

M 1729)  mad^te  fein  9amUienfd^Io|  @aibad^  in 

ltoieifimJcn}ueinem8Knfenfi|e(Monmn.typogr. 

in  Bebdorf,  Eicfcst  1787,  JPraef.  6)  unb  Der- 

osigte  in  ber  bortigen  93ibtiotl^ef  fo^bare  S>rud!e 

nb  Qanbfd^ften  (ftbl^Ier,  Snmeif.  f.  reif enbe  ®e> 

V/tk,  9ranlf.  1762,  40;  ^irfd^ing,  Sefd^eib. 

kcr  Sibfiofi^en  Xentfd^IanbS  I,  Erlangen  1786, 

128).  9tad^  9ntlQt  berief  er  bie  Urfulinen,  in 

naht)  baute  er  Sa3  SRod^ugfpital  unb  erl^öl^te  ben 

SMS  ber  ltnit)erfit&t.  Unter  i^m  »eHte  in  SRainj 

bec  SU^^mift  unb  @ele^rte  Sal^inger  (@d^un!, 

ec^trftge  gut  aRainger  ®efd^.  HI,  ao^ain}  1790, 

409).  9lad^  bem  Xobe  Don  70.  tJftan}  Subnng 

ftm^|^-9leuburg  (1729— 1732),  bemßrbauer 

bcS  bottfi^  doufed  in  SRaing,  teoKte  baS  6:atritel 

]te  (ßnmifdSung  ber  regierenben  ^öufer  juDor» 

fonmen  unb  tod^Ite  in  größter  ßUe  auS  feiner 

ütitte  ben  Somcontor  71.  $|ili))))  Jtarl  Don  &i^ 

8emt)emd^(1732— 1743).  ermirbaldfel^r  fromm 

nd)  0»  ftdbter  IBifd^of  gef d^ilbert  (%.  3B.  S.  9lot^, 

9^.  ber  eerren  unb  @raf en  m  6%  SOtain}  1 890, 

n,  300;  ßenneS  in  ber  3eitfd^ft  beS  93erein8  }. 

fsf.  ber  r^ein.  @efd^.,  SRaina  1868,  m,  78).  9uf 

9ß  folgte  72. 3ol^ne8  gfriebrid^  Jtarl  Don  Oftein 

0743-1763),  ein  getoijfenl^after,  ©ered^tigfeit 

Bcbeito  SanbeSDoter  unb  Gönner  ber  ftünfte  unb 

Siffenfd^aften.  73.  Smmerid^  ^o]tp^,  SBaron  Don 

8ieiUadH9örreS]^m  (1763—1774),  geliebt  m- 

gmfeiaerSaitfeltgTeitunbäBol^ItpHgfeit,  aberaud^ 


lebensluftig  (Crl^arb,  Ucberlieferungen  jur  Daterl. 
®efd^.,  SWagbeb.  1827,  H,  57. 125);  er  Derbefferte 
baS  aßün^mefen  unb  ben  SSoIfSunterrid^t,  bem  er 
baS  Vermögen  ber  1773  aufgehobenen  ©efcHfd^aft 
2(efu  5un)ie3.  Seiber  Derbano  er  ftd^  mit  ben  Srg» 
bifd^öfen  Don  JFöIn  unb  Xrier,  um  1769  p  (Noblen} 
bie  f ogen.  ®raDamina  ber  beutfd^en  93tf d^öf e  gegen 
atom  abjufaffen.  5bd^  »eiter  ging  74.  griebri(^ 
Äarl  3ofep]^  greil^err  Don  ßrtl^al  (1774—1802, 
f.  b.  9(rt.)^  toeld^er  an  ber  Smfer  ^unftation  t^eil« 
nal^m  unb  bie  Of^^^^nianifd^en  ®runbfö^e  be* 
f d^u^te.  äSßöl^renb  feiner  Stegierung  fiel  aRain)  im 

3. 1792  burd^  Sfeigl^eit  unb  SJenatl^  in  bie  ^önbe 
ber  Ofranjofen  unter  ©eneral  S^uftine^  mürbe  il^nen 
}tt)ar  niieber  entrtffen,  aber  am  29.  S)ecember  1797 
niieber  Don  ij^nen  erobert  unb  ber  Stepublil  ein« 
Derleibt.    Seim  Sombarbement  ber  @tabt  im 

3. 1793  geriet)^  bie  ®omfird^e  am  18.  3uni  in 
93ranb  unb  Derlor  bie  S)öd^er  il^rer  @d^iffe,  ber 
^ürme  unb  bed  ffreu^gangS,  aud^  il^re  Io{lbare 
iB^liotJ^el.  3n  ben  folgenben  JhiegSJial^ren  marb 
fie  gu  einem  Sfouragemagagin  enttt)ürbigt,  ge))Iün« 
bert  unb  Denoüfiet.  9IS  Darauf  burd^  ben  Süne* 
DiKer  gfrieben  (1801)  bie  @tabt  aRain}  nebft  einem 
großen  Zl^eile  beS  ßrgftiftS  an  gfranfreid^  fiel^  er« 
fielt  ber  frangöftf d^e  SDomönenbirector  ®u9on  Don 
ber  Stegierung  bie  2Beifung,  alleS,  maS  ftd^  nod^ 
an  benieglid^en  ®egen{tönben  im  2)ome  befinbe, 
öffentlid^  an  ben  SDleiftbietenben  }u  Derfteigem. 
SBöl^renb  ber  SReid^Sbeputation^iBerl^anblungen^ 
nield^e  aud^  eine  ßntfd^öbigung  beS  6r}bifd^ofS 
Don  aRatn)  l^erbeifül^ren  foQten,  ftarb  ber  genannte 
le^te  aRainjer  fturf ürfl  Srtl^al,  unb  fein  bigl^eriger 
Soabjiutor  S)alberg  (f.  b.  ^rt.)  erl^ielt  nun  ftatt 
ber  JhuiDÜrbe  ben  £itel  ffurergfangler,  bie  t$furf}en« 
tbümer  Sifd^affenburg  unb  StegenSburg  unb  bie 
^raffd^aft  9^e^Iar;  )ugleid^  towcbt  ba§  ßr)bt§t]^um 
nad^  StegenSburg  Derlegt.  S)a8  fhtrfürftentl^um 
unb  ßrjbiStl^um  aRain)  l^atte  auf gel^ört.  Sn  mlU 
lid^em  Gebiet  l^tte  baSfelbe  150  Ouabratmeilen 
mit  ungeföl^r  400  000  Sinniol^nem  umfaßt.  Ser 
Jhirfürft  l^atte  1400000,  ba§  (SxipM,  au3  24 
abeligen  SDoml^erren,  barunter  5  infulirten^  unb 
18  S)omiceaaren  beftel^enb,  380  000  ®ulben  Sin« 
fünfte.  S)ie  Sr)bi5cefe  toat  in  26  Sanbca{)itel 
getl^eilt  (Sbeling,  ZHe  beutfd^en  Sifd^öfe  bis  )um 
gnbe  beS  16. 3a|t]^unbertS,Sei})).  1858,n,  90  ff.). 

m.  S)a3  gegenmörtige  SSidtl^um. 
aiad^bem  92a))OIeon  als  (Sionjul  im  %  1801  mit 
puS  Vn.  ein  Soncorbat  gefd^Ioffen  l^atte,  erl^ob 
er  aud^  aRain)  als  ^auptftabt  beS  S)e))artement 
S)onnerSberg  mieber  )u  einem  SBiStl^ume  unb  er« 
nannte  am  23.  October  1802  ben  eblen  äofepl^ 
Subwig  Kolmar  (1802—1818,  f.  b.  «rt.),  toelt^er 
ttJä^renb  ber  franjöfif d^en  ©d^redfenStage  in  Stras- 
burg fein  Sebcn  oft  auf's  ©piel  gefe|t  l^atte,  um 
bie  Segnungen  ber  SRcIigion  ju  fpcnben,  )um 
erften  Sifd^ofe  Don  aRainj.  S3on  bem  (EuItuS«- 
minijler  ^ortaliS  untcrftüjt,  Don  Sonapartc  |(er« 
fönlid^  gead^tet,  brad^te  eS  golmar  bal^in,,  bag;  im 
3. 1803  ber  S)om  »ieberum  bem  lird^ßd^en  ®e» 


523 


SRaiti}. 


524 


braud^  iurüdgegeben  tourbe.  3e|t  begann  aud^ 
beffen  bautid^e  Erneuerung.  %ber  na(^  ber  ©d^Iad^t 
Don  Sei))stg  niurben  toieber  9000  Solbaten  t)om 
9.-27. 5Rot)ember  1813  in  ben  S)om  einquar- 
tiert toeld^  au§  9{ot]^  aOeS  ^olitotd  ber  ßirc^e 
Derbrannten.  ®Iei(]^  barouf  morb  biefelbe  aber» 
mal§  al§  3Jlaga}in  benu|t,  unb  erft  mi)  äBieber« 
bef  e|ung  ber  @tabt  burd^  bie  S)eutf  d^en  am  4,  Sßai 
1814  fonnte  }ur  Steinigung  bed  3)omeS  gefd^ritten 
unb  am  12.  9loDember  1814  mieber  ber  erfte 
®otte3bienft  barin  gel^alten  werben.  Um  biefelbe 
3eit  tt)urbe  9Rain)  burd^  ben  äBiener  Songre^  bem 
®ro^]^er5ogt]^um  Reffen  *S)armftabt  einverleibt, 
einige  3a$re  fräter,  15.  ©ecember  1818,  ftarb 
Sifd^of  Soimar,  unb  e§  folgte  eine  }tt)ölfiä](irige 
@ebi§0acan3,  bi§  1827  nai)  ßrrid^tung  ber  ober« 
r^einifd^«ird^enproöinj  (f.b.Slrt.)  2.aSitu§»urg 
gum  IBifd^ofe  Don  ^aiu)  erl^oben  imb  am  12. 3a* 
nuar  1830  feierlid^  inftaUirt  niurbe.  Seibern)urbe 
baS  burd^  Solmar  in^§  Seben  gerufene  unb  gläd^» 
lid^  blü|enbe  ^riefterfeminar  burd^  bie  ätegierung 
gefd^Ioffen  unb  bie  Slbeologen  an  bie  SanbeSuni« 
Derfttöt  @ie|en  gemiefen  (Dgl.  fdtuä,  ®efd^.  ber 
tai^.  ßlrd^e  im  19.  Sal^rl^unbert  H,  5lRain3 1889, 
422  ff.).  9lad^bem  »urg  am  22.  aotai  1833  ge» 
ftorben  ttmr,  folgten  3.  Sol^ann  Sacob  ^umann, 
geboren  }u  Strasburg  1771,  )um  SBijd^ofe  ge» 
toöl^It  16.  3utt  1833,  confecrirt  11.  3uni  1834, 
geftorben  fd^on  19.  Slugufi  1834;  bann  4.  ^etru§ 
SeopoIbÄaifer,  geboren  su  SDlül^D^eim  a.  9K.  1788, 
getoÄp  6.  October  1834,  confecrirt  30.  3uni 
1835,  geftorben  30.  S)ecember  1848.  Sei  ben 
öu|erfl  f d^mierigen  äierl^öltniff  en,  in  meldten  er  bem 
Staate  gegenüber  ftd^  befanb  (Dgl  b.  Xrt.  Sennig), 
unbbeiberreligi5fenunbt»0litifd^en®ä]^rung,bie}u 
aRains  1847  gur  SBUbung  einer  beutfd^fatl^olifd^en 
®emeinbe  fül^rte,  }eigte  er  itlugl^eit  unb  Seftigf eit. 
Cr  l^interltel  ©onntaggprebigten,  SRains  1823, 
©efammelte  Hirtenbriefe,  ebb.  1835— 1843,  u.a. 
3)em  am  22.  gfebruar  1849  ^um  9if(^of  ertoäl^I- 
ten  @ie^ener  ^rofeffor  Seopolb  @^mib,  geboren 
9.  3uni  1808  ju  3ttrid^,  geftorben  20.  ®ecember 
1869  }u  ©ie^en,  Derfagte  $a))ft  puS  IX.  bie 
Seftötigung,  ba  er  bie  für  einen  95ifd^of  erforber« 
lid^en  Siget^d^aften  nid^t  beft|e  (S.  @d^mib,  lieber 
bie  iüngfie  SRain^er  »ifd^ofdma^I,  ®ie|en  1850; 
6.  Qfriebberg,  ®er  ©taat  unb  bie  SBifd^ofStoal^Ien 
in  ©eutfd^Ianb,  St\pm  1874,  I,  296).  9Jte 
bie  SRe^rl^eit  bed  (S^im  am  1.  gfebruar  1850 
nod^malS  Dergeblid^  um  95eftätigung  gebeten  l^atte, 
brad^te  baS  ganje  Ka})itel  am  24.  Qfebruar  mit 
Suftimmung  ber  Regierung  bem  ^fte  brei  Kan» 
bibaten  in  SSorfd^Iag;  au§  biefen  ernannte  ^iu§  im 
3uni  1850  ben  9ßroj)ft  Don  ©t.  §ebtt)ig  in  ©er» 
Kn,  5.  aSiU^elm  Immanuel  gfreil^erm  D.  Äetteler, 
jum  Sifd^ofe.  Ueber  fein  SDSirfen,  inSbefonbere  bie 
§erfteEung  ber  tl^eologifd^en  gfacultät  ju  SMainj, 
f.  b.  «rt.  5Ra(^  feinem  1877  erfolgten  Sobe  blieb 
bie  ©iöcefe  neun  Saläre  DertoaiSt;  ber  fog.  Kultur» 
fampf  fül^rte  bie  ©d^Iic|ung  beS  ©eminarS  unb 
be§  gouDictS  unb  bie  3erftörung  anberer  religiöfen 


^nftalten  l^erbei.  ßrfi  nad^  langen  Unterl^anblungen 
tt)urbe  6.  Dr.  ^ul  SeopoU)  ^aper,  geb.  gu  ^orb 
21.  3anuar  1B29,  ^riefter  1852,  $rofeffor  ber 
$]^iIofo)>]^ie  am  ©eminar  gu  SRaing  1855,  S)Dm« 
ca|)itutar  1866,  }um  93if(^ofe  ernannt  unb  am 
25. 3un  1886  confecnrt.  ßS  gelang  il^m,  einige  ber 
Jtird^e  ungünftige  ®efe|e  in  Sßegfall  }u  bringen ; 
fo  erfolgte  1887  bie  5ÖlögIid^Ieit,  bie  ^faneien 
mieber  gu  befe|en,  1888  bie  äSiiebereröffnung  bed 
©eminarg  unb  beS  SonDicteS  gu  aRaing. 

®egenn)örtiger  ©taub  beS  SiStl^umS. 
S)en  Dom  S)omca))iteI  gu  toöl^Ienben  Sifd^of  wxt* 
geben  7  2)omca))ituIare,  meldte  abloed^felnb  Dom 
^fd^of  unb  Dom  Sapitel  ernannt  nierben,  unb 
4  2)om))räbenbaten.  S)aS  ^rießerfeminar  ad  S. 
Bonif.  mit  einem  Dierjöl^rigen  &urfu3  beft|t  eine 
mertl^DoUe  93üd^erfammlung.  JhtabencouDicte  be» 
fiel^en  }u  iDlain},  S)ieburg  unb  SenSl^eim.  93on 
ben  1271  ®eiftlid^en  mirfen  250  (gjfarrer  unb 
üoplöxit)  auf  162  gifarreien  in  17  2)ecanaten  mit 
269  900  ffat^olifen  neben  648 150  ^nberSglöu« 
bigen.  ißon  OrbenSleuten  ftnb  bie  ffa))uginer  }u 
aRain}  unb  2)ieburg  in  ber  ©eelforge  befd^dftigt, 
bie  ©^ulbriiber  geben  Unterrid^t  in  ^ing;  frül^er 
Derfal^en  bie  3efuiten  eine  ©tation  }u  ©t.  S^ri« 
ftop]^  bafelbft.  S)ie  Snglifd^en  fjfröulein,  ie|t  oud^ 
augerl^alb  be§  SiStl^umS  (^ulba,  äBiegbaben)  Der« 
nienbet,  unb  bie  SRainger  ©d^meftem  Don  ber  gött« 
lid^en  ^orfel^ung  l^aben  il^r  a)lutter]^au3  in  aRoing; 
festere  leiten  bad  ©t.  3ofe))]^Sftift  in  ber  aieuftabt 
unb  baS  aRarial^ilfftift,  ieneS  für  ^enftonäre  unb 
^auSl^altungSunterrid^t,  biefed  für  S)ienftboten; 
es  toirfen  au^erbem  al8  fcranfenfd^meftem  bie 
Slad^ener  gfranciScanerinnen,  bie  barml^ergigen 
©d^toeftem  Dom  1^1.  ^Binceng,  bie  aiieberbronnec 
©(^nieftem  unb  bie  93orromöerinnen  im  99id« 
t^ume;  ie  ein  itlofter  l^aben  bie  aionnen  ber  emigen 
SInbetung  unb  bie  Dom  guten  ^irten  in  aRain). 
2)er  ®efeIIenDerein  unb  baS  Sel^rUngSl^uS  [teilen 
unter  äBeltgeiftlii^en.  StettungSl^äuf er  für  Jtinber 
ftnb  in  aieuftabt  i.  O.  unb  inein»3intmem. 

S  i  t  e  r  a  t  u  r.  S)ie  erfte  gebrudCte  ®ef d^id^te  ber 
Si^bifd^öfe  gab  C.  Bruschius,  Epitome  de  Omni- 
bus Oermaniae  episcopatibus,  Norimb.  1549, 
foL  2  sq.  2)iefer  nur  biogropl^ifd^e  S)ata  bietenben 
Arbeit  folgte  in  einem  madigen  Ouartanten  1604 
Serarius  S.  J.,  Rerum  Moguntinensium  libri 
quinque,  toeld^en  ®.  3oanni§  biS  auf  feine  3^it 
(1722)  nieiterfül^rte  unb  gu  einem  ftattlid^en  ^o» 
lianten  Don  1700  ©eiten  erweiterte;  im  gweiten 
93anbe  bel^anbelt  3oanni§  Domel^mlid^  bie  ©tiftd- 
unb  ff loftergef d^id^te ,  im  britten  bie  Soncilien, 
^Itertl^ümer  unb  äSieltlid^eS.  Suf  ber  alten  9(rd^i« 
biaconatSeintl^eilungberul^t  bie  Urfunbenfammlung 
Würdtwein,  Dioecesis  Mog.  in  archidiacona- 
tus  divisa,  4  Toll.,  Mannh.  1769;  Scheppler, 
Codex  ecclesiasticus  Mog.  novissimus  (1547 
ad  1688),  Aschaffenb.  1802,  blieb  uuDoIIenbet; 
aaßemer,  S)om  Don  aRaing,  3  IBbe.,  aRaing  1827 
bis  1836,  entl^ält  eine  ©efd^id^te  ber  ©rgbifd^öfe 
unb  bafirt  auf  3oanni§;  ^inm^,  2)ie  Srgbifd^öfe 


525  SRaina.  526 

um  Vtavtti,  dMufl.,  STtainj  1879 ;  Jafife,  Monum.  mungen  (Hartzheim,  Concil.  Germ.  1, 404  sq. ; 

Moguntina  (BibL  rer.  germ.  III),  BeroL  1866,  ßcfele,  gonc^Scfd^.,  2.  Slufl.,  m,  759  ff.),  ffiicfc 

bringt  bie  Vita  S.  Bonif.,  Epistolae  Mog.,  Vita  Sefd^Iüffe  ^ugleid^  mit  benen  ber  Oiec  anberen 

8.  Bardonis,  Adalberü,  Arnoldi  etc.  Sie  be»  @Qm)ben  unterlagen  bmtn  im  September  813  auf 

beutenbfle  Srbeit  ber  neuem  3^it  bietet  995]^mer«  ber  9lei(]^§ft)nobe  }u  9a$en  bei  @elegen^eit  ber 

Sin,  Stegeflen  jur  (Sefd^.  ber  SRainjer  @r}bif(i^5fe  Jh5nung  Subtt)ig§  beS  frommen  einer  weitem 

Don  Sonif.  bis  Uriel  (742-- 1514),  Snngbrud  Prüfung.  %xx  a$t  t>on  ben  SRainaer  &mone8 

1877—1886;  fie  reid^n  biS  ßeinrid^  EL  (1288).  erlangten  bie  allgemeine  3uftimmung  mit  ber  miS- 

SgL  ^  ben  einjelnen  SBijd^öfen  bie  Srtüel  ber  brüdlid^en  Angabe,  ba^  fie  bem  SRainjer  SoncUe 

mgcm.  beutfd^n  93iogra)>]^ie,  £ei))}ig  1875  ff.;  entnommen  feien.  93ei  einigen  anberen @a|ungen 

{n  bot  SBei^bifd^öfen  Severus,  Memoria  Pro-  ber  9iei$§ft)nobe  liegen  bie  SRainger  SanoneS  }U 

räficmn,  Agathopolil768.  (Sefd^id^tSblötter  ©runbe,  ol^ne  auSbrädlii]^  genannt  iufein  (Mon. 

bie  mitteld^inif^en  SBiStl^ümer,  2  Sal^rg.,  Germ.  Leg.  ü,  552  sq.).  S)od^  aud^  fo  erl^ielten 

Staing  1883  ff.;  SBagner,  S>ie  k)ormaIigen  geiftl.  bie  @a|e  ber  Stei^SfQnobe  nid^t  inSgefammt  bie 

6tifte  im  (Broll^og^um  Reffen,  2  93be.,  Sarm«  faiferli^e  93eftätigung,  fonbem  in  bem jur  Ser« 

tobt  1873—1878;  SoH^^igedaRaina,  aRain)  öffentlic^ung  ber  Sefd^Iüffe  erlaffenen  (lopitOat 

1877,  be^anbelt  bie  ^ligtl^fimer  in  @tabt  unb  (Mon.  G.  Leg.  1, 187  sq.)  tourben  fotool^I  fold^e 

Silt^ium;  ÜRmtfang,  2)ie  SRain^er  ffated^iSmen,  toeggelaffen,  bie  oon  ber  Sieid^Sf^nobe  gebilligt 

db.  1877 ;  ^ott,  S>ie  Srude  bed  Missale  Mog.,  toorben  toaren,  alS  auä^  f oI$e  aufgenommen,  toeld^e, 

Brer.,  Agenda,  Direciorium,  im  Sentralblatt  k)on  ben  einjelnen  S^noben  in  ^Borfd^Iag  gebraut 

für  SibOot^fmef en,  1886  ff.;  ftird^Iic^e  @tattftil  ju  Stadien  feine  Billigung  erlangt  l^atten.  93onben 

für  boS  Si&tl^.  aJlaina  1830. 1838. 1847. 1855.  aRain^er  93efd^Iüffen  finb  breij^n  in  baS  Sa^iitu« 

1866 ;  fnl^^  fd^on  Don  1740  an,  ffurfürfU.  ^of*  lar  aufgenommen.  (93gl.  Eckhart,  Franc.  Orient, 

nb  StttotSloIesiber ;  @d^umann,  @ammlung  ber  U,  77  sq. ;  Sigism.  Calles,  Annales  ecd.  Germ. 

boliKid^«  unbSd^uImefen  betr. SBerorbnungen,  in,  84  sq.;  Sinterim,  Sonc^Sefd^.  n,  338  f. 

SRoin}  1840;  9uSfd$reiben  bed  Orbinariated,  ge-  456  f. ;  f)efele  m,  766  ff.)  —  S)ie  }tt)eite  größere 

bmdt  fett  1835;  ft.  9L  @d^ab,  ®efd^.  ber  @tabt  Sifd^ofS^nobe  ju  aRain^  fällt  in'd  Sal^r  847.  %m 

Vtatni  4a9be.,  aRaina  1841—1855.  2)ie93au-  21.  ^pril  loar  ßr^bifd^of  Otgar  t)on  aRain}  ge« 

l)tfi^id^be8S)omdbe]^fanbeInSf.€d^neiber,99erIin  ftorben.  Submig  ber  SDeutfd^e  t>ttlxtf^  bie  erlebigte 

1886,  eine  Solio-  unb  eine  OctaDaudgabe,  unb  aRetropoIe  an  StabanuS  aRauruS.  2)iefer  tourbe 

Sodenl^tmer,  aRoing  1879.  lieber  bie  @imul»  am  26. 3uni  confecrirt  unb  k)erfammelte  bann  mit 

loaeri^ItmRe  bonbelt  Stb^ltx,  2)ie  Simultan-  Iöniglid^er93emilligung  Anfang  October  eine  Sro« 

Gnl^  im  ®xo^.  Reffen,  i^re  ©efd^id^tS«  unb  t)in3iaIf^nobe  }U  aRain},  auf  ber  au^er  elf  @uffra> 

Sa^tSDer^dltniffe,  Sormft.  1889.        [t$faß.]  ganen  oud^  ber  k)ertriebene  Sr}bifd^of  SnSgar  Don 

IV.  @9noben.  S)ie  erfte  größere  Sifd^ofS«  Hamburg  erfd^ien.  aiur  ein  @uffragan,  Slatolb 

ftnobe  jn  aRain},  beren  Slden  toxt  beft|en,  fanb  k)on  Strasburg,  fel^Ite,  toal^rfd^einlid^be^l^alb,  meil 

nter  mrl  bem  ®ro|en  813  fiatt  ffaifer  ffarl  Strasburg  }u  Sotl^aringien  gel^Örte  unb  bie|  il^m 

&efa^,  bol  fünf  @Qnoben  in  ben  oerfd^iebenen  SRüdCftd^ten  auferlegte.  @ie  Ifielten  ein  breitögigeS 

X^eOen  feines  Steid^,  }u  aRain},  SteimS,  ZourS,  Saften  mit  feterlid^en  ^Bittgängen,  bann  tourben 

S^olond  unb  Sried,  aber  gemiffe  fragen  beratl^en  allgemeine  ©ebete  für  ben  ff önig  unb  bie  föniglid^e 

wih  bie  Srgebniffe  einer  gemeinfamen  93erat]^ung  ^amilie  angeorbnet  unb  fämmtlid^en  ®eiftlid^en, 

in  9od^  unterfieSen  foQten.  9m  6.  3uni  traten  Sfarreien  unb  fflöftem  }u  l^aßen  befolgten.  S)ie 

irie  auffrafifd^en  ®ro|en  geiftlid^en  unb  loeltlid^en  @i|ungen  fanben  im  fflofter  @t.  SUban  ftatt  aRan 

StonbeS  unter  6r}faplan  ^iltibolb  k)on  ff öln  unb  t^eilte  ftd^  in  }tt)ei  Surmen,  bie  99if d^öf e  mit  il^rem 

ben  Stjbifd^öf en  Sticulf  t)on  aRain}  unb  9mo  SBeltcIerud  unb  bie  Sebte  mit  il^ren  aRbnd^en.  3n 

ton  €al}bttrg  —  Smalor  t)on  Xrier  UHir  auf  einer  bem  €t)nobaIfd^reiben  an  ben  ff5nig  entmirft  bie 

Sefonbtfd^dreife  nad^  Sonftantinopel  abmefenb  ©^nobe  ein  trauriges  IBilb  t)on  ben  bamaligen 

—  in  aRain}  }ufammen,  angebßd^  30  Sifd^öfe,  3uftänben.   „(Segentoärtig'',  l^ei^t  e§,  „toerben 

25  Sebte^  ba}u  mel^rere  ®ro^en  unb  föniglid^e  meber  bie  l^eiligen  Orte  in  Sl^ren  gel^alten,  nod^ 

Käita.  Sie  gelten  ein  breitägigeS  S^Pen  mit  bie  $riefter  @otteS  nad^  ® ebi^r  gead^tet ;  lefetere 

feieiltd^  Sittgöngen,  bann  }ogen  fie  ftd^  am  peitf^t,  beraubt,  mi^l^anbelt  man  auf  mannigmd^e 

9. 3mii  in  baS  fflofter  €t.  SIban  }urüdt  unb  orb«  SBeife.  2)ie  gro|e  aZotl^  }tt)ingt  un3  ba^er,  bei  @ud^ 

nka  {i((  in  bie  fiblid^  brei  Wurmen,  vorauf  bie  Sefd^toerbe  }u  führen  unb  }u  bitten,  ba^  3^r,  bem 

9i{(^fe  fid^  mtt  ber  l^eiligen  @d^rif t.  ben  Sanoned  SBeifpiele  Surer  erlaud^ten  Stirnen  folgenb,  bie 

tob  ben  SBerlen  ber  SSäter,  bie  9ebte  mit  ber  ffird^e  ®otte§,  il^re  93efi^ungen  unb  il^re  2)iener 

»cgd  beS  ^L  Senebict  befd^ftigten,  bie  meltlid^en  unt)erle|t  ermaßen  möget.''  93on  ben  31 93efd^Ififfen 

Stäube  bagegen  bie  Solföred^te  be^anbelten  unb  ftimmen  mel^rere  faft  mörtlid^  mit  ben  @ä|en  ber 

Scd^  ^d^   SHe  56  }U  aRain}  entworfenen  ©Qnobe  t)om  Saläre  813.  SBeiter  }og  bie  S^nobe 

CanoneS  ueiribreiten  fid^  aber  bie  meijten  fünfte  eine  $feubopro))]^ettn  in  Unterfud^ung.  Zl^iota, 

bcSBcd^d^  SebenS  unb  finb  meift  SQBieberl^oIung  ein  SBeib  au^  ^llamannien,  l^atte  ben  na]^en  2BeIt« 

fä^eicrinbenSapituIarienDeröffentUd^tenSeftim«  Untergang  t)errünbtgt,  ber  nod^  im  felbigen  3al^r 


527                                                       sola  inj.  528 

erfolgen  »erbe.  Sl&rc  öiclfadjcn  ^ropl^cjemnacn  Sa^cmS  unb  ©aci^fenS  feien  nntet  bem  Sorfije 

machten  im  SiS^um  Äonftanj  großes  auffeilen.  beS  aRetropoIiten  SRobon  jur  ©^nobe  snfammen« 

S)q8  gemeine  SoH,  feftft  Elerifer  l^ingen  il^r  an,  getreten  (M.  G.  SS.  I,  367).  3)a^  oud^  bie  ala- 

man  brad^te  il^  ©ef^enle  unb  tmp^a^l  fldj  il^rem  mannifd^en  Sifd^öf e  fld^  einf anben,  erließt  ou8  bcm 

®ebet.  3n  SWainj,  ttol^in  fle  gefommen,  Dor  boS  SSerjrid^niffe  in  ben  9lcten,  weldjeS  bie  Sifd^öfe 

Koncilgefül^rt  unb  Morf  befragt,  befanntefle,  ba^  ©alomo  üon  Äonftanj,  ßffo  üon  ®&ur,  Santo 

©cwinnfudjt  unb  ber  SRa^  eines  ^efterS  fle  ju  öon  Augsburg  auffül^rt.  Son  ben  brri  SMetro- 

biefer  ©aufelel  verleitet  l^abe.  ®ie  ©^nobe  lie^  })oIiten  ®eutfd^Ianb§  toaren  nur  jmei  antoefenb: 

fxe  öffentlid^  au8})eitfdjen,  unb  bamit  l^örte  il^r  SRoban  Don  SRainj  unb  Siui)ramnu8  üon  ©olj» 

^op^etentl^um  auf.  Sud^  bie  ©adje  «nSgarS,  bürg;  ber  britte,9ln8gar,befanbft(i^,tt)iee8fd^int 

nämlid^  bie  Bereinigung  ber  ©tfil^Ie  Hamburg  auf  ber  SJlif ftonSreife  nad^  ©darneben.  Super  ben 

unbSremen,  fd^eint  auf  ber©5nobe  üerl^anbelt  beiben©^bifdiöfen8äpebieS5erfammIungl499i« 

worben  p  fein:  bie antoefen^eit anSgar«  unb  bie  f d^öf e,  4  gl^orbif d^öfe  unb  3  Siebte,  unter  biefen 

SBorte  feines  Siograpl^en  SUmbert  (Mon.  Germ.  W>t  gfolourin  Don  Steid^enau.  2)ie  25  Sefd^ISffe 

SS.  n,  706  sq.)  meifen  barauf  l^in.  3lm  ©djiuffe  ftimmen  öielfad^  mit  benen  beS  Sal^reS  813  unb 

ber  Sopitelfagt  bie  ©pnobe:  „ajieleanbere  Segen«  847  überein.  SMeS^bewor,  ttieüblid^,  mit 

Pönbe  flnb  in  Antrag  gebraut  toorben,  ol^neba^  einer  n)eÜlid^enSleid^8t)erfammIungi)erInapft.Sub« 

tt)ir  iebod^  aKe  auf  gegenwärtigem  Soncil  ju  er-  »ig  ber  ffieutfd^e  Derliel^  auf  berfelben  ben  SDlön« 

lebigen  t)ermod^t  l^ötten."   (Hartzheim,  Concil.  d^en  beS  fflofterS  Stl^einau  baS  Sted^t,  il^ren  Vbt 

Germ,  ü,  151  sq.;  Eckhart,  Franc.  Orient,  unb  il^renSogt  frei  p  möBIen.  9u^  mürbe  über 

n,  892 ;  Sigism.  Calles,  AnnaL  eccl.  Germ,  bie  abgaben  ber  fflöfter  Sort)eQ  unb  ^erforb  m 

in,  352 ;  Mabillon,  Annal.,  ed.  Luc.  11, 628 ;  ben  Sifd^of  Don  OSnabriid  auf  ber  ©Quobe  im» 

Anna].  Fnld.,  M.  G.  SS.  I,  365;  SSinterim,  l^anbelt,  mie  foId^eS  bie  Urhmbe  SubmigS  beS 

6onc.-®efd^.  n,  413  f.  495  f.;  ^efele,  6onc.-  ffieutfd^en  augranffurt  bom  22. SWai 853 melbet 

®ef(^.  IV,  124  ff.)  —  anfangs  October  848  (M.  G.  Leg.  I,  410  sq.;  Hartzheim H,  165  sq.; 

l^ielt  Submig  ber  2)eutfd^e  einen  Steid^Stag  au  Neugart,  Cod.  dipl.  Alamanniae  1, 279 ;  Sbt» 

aJlainj.  SRa<$fränfif^em§erIomment)erbanbman  terim  n,  429  f.  503  f.;  |)efele  IV,  179  ff.)  — 

mit  bemfelben  eine  @t)nobe.   Sie  Derfammelten  lieber  bie  ©Qnobe,  meldte  (Iqbifd^of  Hoxl  ju  9n« 

Sifd^öfe  traten  unter  ÄabanS  S5orfi|  ju  conciliari«  fang  October  857  in  SDlainj  öerfammelte,  ip  ou|et 

fd^en  Serl^anblungen  )uf ammen.  Sie  9cten  f eitlen.  Der  92otig  bei  Siubolf  t>on  gulb  (M.  G.  SS.  1, 370) 

3)a|  aud^  lotl^aringifd^e  93ifd^5fe  jugegen  maren,  nid^tS  9lö]^ereS  befannt.  SaS  ©d^reiben  beS  $ap« 

ift  unmal^rf d^einlid^ ;  baS  S3er5eid^ni|  ber  ©^nobal-  fteS  9licoIauS  L  an  Sr^bif $of  jf arl  unb  feine  @uf« 

Mtt  bei  3^t]^emiuS  (Chron.  Hirsaug.  h.  a.,  fraganen  (Martine,  AmpL  ColL  I,  149),  mel« 

ed.  S.  GalL  1, 20)  ift  offenbar  fel^Ierl^aft,  ba  mel^»  d^eS  auf  eine  größere  bifd^5flid^e  ©^nobe  (ntan 

rere  ber  bort  genannten  S3if  d^öf  e  bereits  tobt,  anbere  t)ermutl|et  bie  SKain  jer  t)om  Saläre  85  7,  ib.  Prae£ 

bamalS  nod^  nic^t  SBifdbbfe  maren.  Ser  ^äretifer  p.  XVII)  l^inmeiSt,  ift  l^inftd^tlid^  feiner  ^ed^t^ 

®ottfd^aI!  erfd^ien  auf  ber  ©Qnobe,  marb  t)er]^ört,  nid^t  unt)erbäd^tig.   (Sgl.  SSinterim  m,  5  f.; 

öeruti^ieilt  unb  feinem  aRetroi)oIiten  ^incmar  t)on  &efele  IV,  202  f.)  —  3)ann  üerfammelte  6rj- 

SteimS  überantmortet ;  jubor  mu^te  er  einen  Sib  bif d^of  Siutbert  im  ©ommer  867  eine  bifd^bflidbe 

fd^mören,  ba|  er  ben  beutf d^en  Soben  nie  me^r  ©^nobe  gu  SRainj.  Sie  S9eträgereien  gmeier  fftd;« 

betreten  tooSe.   Sie  ^Bereinigung  tremens  mit  fifd^en  ^defter,  meldte  fid^  g5ttlid^er  SBunbergaben 

f)amburg,  moüon  Slimbert  (},  c.)  fprid^t,  bfirfte  unb  l^immlifd^er  SSifionen  rül^mten  unb  ®efd^en!e 

auf  biefer  SRainjer  ©pnobe  entfd^ieben  morben  anna|men,  mürben  auf  ber  ©Qnobe  auf gebedtt  unb 

fein.  9lud^  beurfunbet  Subtoig  ber  Seutffie  unter  beftraft  (Annal.  Xant.,  M.  G.  SS.  n,  232).  Sie 

bem  11.  Sloüember  )u  SDlainj  bie  auf  ftfage  beS  acten  ber  ©^nobe  fehlen.  Soö^  entl^ölt  bie  Sarm- 

»ifd^ofS  ggibert  auf  ber  gürflenüerfammlung  ju  ftdbter  ^anbfd^rift  2123  (olim  Colon.  124,  4, 

granffurt  getroffene  ßntf d^eibung ,  monad^  bie  Saec.  :Ö)  eine  Kanonfammlung  in  Dier  Söd^em, 

Stiftung  unb  ämmunität  beS  öod^ftiftS  OSna-  meldte  SBafferfd^Icben,  »eitröge  ©.  20  f.,  genau 

brfidt  befiatigt  unb  bemfelben  bie  ftreitig  gemad^ten  bcfd^reibt.  3m  3. 888  fanb  ju  SDlaing  unter  Siut- 

Sel^nten  sugeftnrod^en  toerben.   (Hartzheim  n,  bertS  gSorfiJ  eine  neue  gro|e  Sifd^ofSf^nobe  Patt 

162;  Eckhart  n,  396;  CaUes  HI,  356;  Ma-  ftarl  ber  Sidfc  mar  im  Secember  887  enttl^ront 

billon,  AnnaL  IE,  636 ;  Annal.  Fuld.  h.  a.,  M.  morben.  amulf  Don  ftömtl^en  fd^rieb  einen  SReifiS- 

G.  SS.  I,  365;  »interim  n,  417  f.;  f8bf)mtx,  tag  nad^ granffurt  auS  unb  begab  fld^ felbjl  bc^in 

Regest.  Carol.  78 ;  &efele  IV,  130  ff.)  —  SaS  (M.  G.  SS.  1, 405).  gr  meilt  aDba  im  3uni  unb 

nöd^fte  SBifd^ofSconcö  ju  SWainj  fäflt  in  ben  De  3uli  888  (Söl^mcr,  Reg.  Carol.  103).    fturg 

tober  852.  Sie  ©rflnbe,  mit  njeld^en  $erj  in  öor  ober  nad^  ber  granffurter  Scrfammlung  nun 

feiner  SSorerinnerung  ju  ben  Steten  beS  KoncilS  bürfte  bie  ©^nobe  faDen.  Sie  ßrgbifd^öfe  Siut« 

ftd^  für  baS  ^af^i  851  entfd^eibet,  Italien  nid^t  bert  öon  SWainj,  SBiDibert  t)on  ftöln,  Slabbob 

IjJrobe  (Sinterim  n,  429).  Sftubolf  öon  fSfuIb  be»  t)on  Srier  mit  i^ren  ©uffraganen  erfd^ienen,  femer 

jeid^net  bie  ©^nobe  beutlid^  als  eine  allgemeine  bie  ßrjbifd^öfe  S^eotmar  t)on  ©al^burg  unb  Stbal- 

beutfd^e,  inbem  er  fagt,  bie  Sifd^öfe  DftfranfenS,  gar  t)on  §amburg=S5remen,  l^öd^ft  mal^rfd^einlid^ 


529 


ÜKaina. 


530 


mS^  bte  nettfirif(i^  9Retro))oKten  t^ulco  t)on 
SehnS  mit  feinen  Suffrogonen  ^onorot  Don  93eQU- 
wn§  imb  fyxVio  Don  Sto^on,  unb  So^onneS  Don 
Sonen ;  aud^  ber  berfi^gte  93if(i^of  Shttmort  Don 
SerceOi,  e^moliger  jfan}ler  ff  arid  beS  SDiden. 
SBemgßenS  unterjeid^en  biefe  S3if^5fe  eine  Ur« 
btnbe  (Hartzheimll,  378),  me^e  laut  alten  ^aä)' 
nSj/^  (Marine,  AmpL  Coli.  I,  661)  auf  bem 
9tat]i)er  Soncil  oui^e^eOt  ttutbe.  S)ie  93onebe 
ber  Seien  entmicft  ein  entfe|lid^e§  Silb  ber  ba- 
naligen SufUnbe  infolge  ber  9lormannenDertDÜ- 
fkimgen.  SHe  Wtäre  ^nb  umgeftärst  bte  ffI5fter 
teirn^,  bie  Shxd^  Derbrannt,  ^ol^e  unb  nie- 
boe  Oerilet  ftnb  Don  ben  Reiben  erfd^Iagen  tt)or« 
bcn,  fBUni^  unb  9tonnen  inen  unftöt  uml^er, 
^  fjBL  roi^tn,  tDol^in  fie  fid^  ttienben  foUen,  unb 
in^t  ol^e  (Befal^r  für  il^re  geifllid^en  ©elübbe. 
3»  bem  ön^m  gfeinb  gefellen  fld^  innere  SRul^e- 
tte^SUubernnbSlbtrunnige,  bie,  meber  göttlid^eS 
1«^  ncnftl^nd^  Stecht  ad^tenb^  ben  ©^»üd^ern 
lensben,  mod)en  unb  unterbrädFen.  SDie  @9nob'e 
trifft  in  26  (SononeS  )tt)e<Imö^ge  Serorbnungen. 
^fißßä^  tDurbe  auf  ber  @Qnobe  eine  Urfunbe  für 
Me  ffldfbr  9{eucorDe9  unb  ^erf orb  unteqeid^net 
Xbt  9oDo  Don  9}eucorDe9  l^tte  gebeten,  bie  93er« 
Nidnng  möge  geuriffe  ^teibriefe,  meldte  beiben 
tlSfttm  erfi  neulid^  Don  ffönig  Arnulf  unb  frül^er 
m  feinen  SorgSngem  auf  bem  Zitrone,  fomie 
m  bea  ^ßätifkn  Sbrian  m.  unb  Stepl^an  V. 
Mftt^  morben  umren,  burd^  il^re  Unterfd^rift 
Mäßigen.  SHe  Urfunbe  befagt,  ba^  beiben  fflö- 
Ihm  DdKommene  ^reil^  i^i^tl^t,  il^r  bemeg* 
^ti  mb  unbeioeglid^ed  Sigentl^um  gu  Dertoal* 
tai;  memonb^  nomentlid^  lein  SBifd^of  Don  $aber« 
bom,  burfe  fid^  l^erauSnel^men,  biefe  Ste^e  )u 
ftMIem;  Beibe  iMbfter  l^ötten  bad  Sted^t,  il^re 
Sor^^  frei  ju  loä^Ien;  man  bitte  ben  ff 5mg, 
i^  nie  einen  Sorftel^er  aufgubrängen,  loie  eS 
beim  iiberliaupt  unred^t  fei,  @oIbaten  auS  bem 
ftird^engut  gn  belol^en.    äBurben  bie  genann« 
toi  Sorred^  ber  ffI5fter  9leucorDeQ  unb  §erf orb 
ongetoPä,  fo  l^ötten  fie  bie  Sefugnil,  iutx\i  bei 
bem  Sbrinjer  Srgbifd^ofe  alS  il^rem  ^Dletropoliten 
fß  flogen,  unb  menn  bie|  nid^t  l^elfe,  SSerufung  m 
ben  rtaifd^  @tul^I  einjulegen  unb  bie  @ad^e  Dor 
bcffcn  Setid^  gn  bringen.  9balgar  Don  Hamburg» 
Sternen  nnteqeid^et  bie  Urfunbe  erft  l^inter  ^ilbe- 
oia  Don  ^oOerftabt  6r  nmr  nömtid^  tita  erji 
lc)bif(^  gemorben  unb  l^atte  nod^  nid^t  ba§ 
9<d[iusL  (Erjbif d^of  SRimbert  l^tte  il^n  gum  Soab« 
iiim:  mb  9iad^foIger  Dorgef dalagen ;  ald  berfelbe 
Üb  banmf  (3nm  888)  ftarb,  belel^nte  Smulf 
bcB  (Ergbif<i^f  Sbatgar  unb  na^m  il^n  in  ben 
€toal8rat]^  auf. '  S)a  Slbalgar  Snönd^  Don  92eu- 
ceOKQ  nxnr,  gab  baS  fflofter  feine  3uftimmung, 
tob  bie@9nobe  genel^igte  baS  ©ef^el^ene  (Vita 
Bimberti  e.  21,  M.  O.  SS.  H,  774).  e§  fann 
nrbieIRttin}er@9nobe  888 -gemeint  fein.  SBenn 
Ibas  Don  Sronen  Smulf  ben  ßrgbifd^of  burd^ 
Sonetfl^g  beS  ^irtenftabeS,  per  baculum  pa- 
Itonlem,  inDefüren  lö^,  fo  beruht  bo3  tl^eil§  auf 


3Jti|Derftänbni^  ber  SBorte  be§  93iogra))]^en  9lim- 
bertS,  t^eilS  überträgt  er  bie  Suftänbe  feiner  Seit 
auf  icne  früheren.  SDaS  ©d^reiben  Sitp^an^  V. 
an  grgbifd^of  Siutbert  (Mansi,  Suppl.  Conc.  I, 
1043)  l^at  mit  ben  SSerl^anblungen  beS  6onciI§ 
nid^tS  gemein  unb  ift  aud^  l^infi^tlid^  feines  3n« 
baltS nid^t unDerböd^tig.  (Hartzheim n,  868  sq.; 
Eckhart,  Franc.  Orient.  11,  704  sq. ;  Calles, 
Annal.  HI,  687  sq. ;  Mabillon,  Annal.  h.  a.  III, 
250;  Sinterim  m,  31  f.  177  f.;  §efele  IV, 
546  ff.)  ®amit  fd^Iiefet  bie  »ei^e  ber  fränfifd^en 
@9noben  gu  3Jtaing. 

3m  10.  äa^rl^unbert  fanb  eine  $roDingiaI- 
f^nobe  gu  SWaing  gtoifd^cn  950—954  ftatt,  über 
»cld^e  ein  furger  33eri(^t  Mon.  Germ.  SS.  IV, 
App.  159  abgebrudtt  ifi.  3m  3.  963  traf  eine 
gallreid^  befud^te  9tationaIfQnobe  gu  3Jtaing,  beren 
9lcten  Srit^emiuS  nod^  Dor  ftd^  l^attc,  trcfflid^e 
SSerorbnungen  für  Kcform  bc8  ©äcular-  unb  Sle- 
guIarcIeruS  (Chron.  Hirs.  h.  a.  I,  108).  3ni 
11.  3a^r^unbert  fanb  1023  eine  »ifd^ofSf^nobe 
gu  SWaing  ftatt  (Hartzheim  HI,  51 ;  §efele  IV, 
677).  eine  anbere  ^iclt  2co  IX.  1049  gu  SRoing 
(Hartzheim  HI,  112;  X,  681 ;  §efelc  IV,  734; 
Dgl.  nod^  Sl^einer^  Ueber  3öo'§  Dermeintl.  SDecret, 
SKaing  1832,  89  f.).  grgbifd^of  ©icgfrib  Derfam- 
melte  1071  gu  SRaing  eine  glöngenbe  93ifd^of3- 
f^nobe  (§efele  IV,  888).  SDSir  übergel^en  bie  3lfter- 
fQnoben  gu  3Jtaing  1080  unb  1085  in  @ad^en 
ferinrid^S  IV.  gegen  ®  regor  VII.  —  3m  1 2. 3o^r« 
funbert  pnben  pd^  SKaingcr  Sifd^ofSf^noben  er« 
ttö^nt  gu  ben  ^df^xtn  1128. 1130. 1181;  lefeterer 
})räftbirte  ber  Segat  beS  ^opfteS  3nnoceng  II. ; 
bann  1143.  1154  (Dg(.  Günther,  Ood.  dipl. 
Bheno-Mosell.  I,  353)  unb  1180.  (2)ie  stetigen 
über  fie  l^at  Hartzheim  III  u.  X ;  ^efele^ffnöpf« 
ler  V.)  —  aSaS  baS  13.  3a^r]^unbert  betrifft,  fo 
tomrbe  1233  eine  ^roDingialf^nobe  in  @egentt)art 
beS  ffönigd  ^einrid^  unb  Dieler  geifllid^en  unb 
n)eltlid^en  ®ro|en  gel^alten.  ^auptgegenftanb  mar 
bie  in  Seutfd^Ianb  immer  meiter  um  fid^  grei- 
fenbe  ^ärefie  unb  bann  bie  ffiiSci})Iin  ber  SIerifer 
(§efcle«ftnöpfler  V,  1026).  SDann  fanben  $ro- 
Dingialconcilien  gu  9Raing  1234  unb  1239  ftatt 
(Hartzheim  m,  567;  §efelc-ftnöpf(er  V,  1033. 
1083);  ein  anbereS  1243  (Hartzheim  IH,  569; 
IV,  616;  §efele»ffnöpfler  V,  1098);  ein  anbereS 
1259  (Hartzheim  IV,  576);  eineS  1261  (Hartz- 
heim m,  596 ;  IV,  61 7 ;  §ef  ele>ffnöpf  Icr  VI,  69) ; 
enbttd^  eines  1292.— 3m  14. 3a]^r]^unbert  mürben 
SWaingcr  $roDingiaIconciKcn  1310, 1312  u.  1327 
geißelten;  bie  ^ctcn  pnben  fid^  Hartzheim  IV; 
Sinterim  VI,  40 ;  §efele«ffnöpfler  VI,  473. 498. 
—  3m  15.  Sal^rl^unbert  feierten  ßrgbifd^of  ffon« 
rab  m.  1423,  grgbifd&of  Sl^coborid^  1. 1451  unb 
1455  ?ßroDingiaIconciIien  gu  3Kaing  (Hartzheim 
V;  §efele  VH,  382;  §efclc.§ergcnröt]^er  VHI, 
51).  Sie  Statuten  Don  1451  erf^iencn  als  Sta- 
tuta nova  alSbalb  in  3ncunabclbrudfen,  l^ierauf 
in  SSerbinbung  mit  benen  ber  ©^nobe  Don  1310 
als  Statuta  vetera  et  nova  (Dgl.  Hain  n.  15039 


531 


SBlaiftre  —  SKaJot. 


532 


ad  15041),  bann  1512  ju  ^agenau.  —  3m 
16.  Sal^rl^unbcrt  traf  Crjbif^of  ©cbaflian  auf  bcm 
SWainicr  $roöinaiaIconcü  1549  eine  Stetige  yoti» 
mäßiger  ^crorbnungen  (Hartzheim  VI,  563). 
ijortan  f anben,  »ie  e§  fd^dnt  feine  conciliarifd^m 
^erfammlungen  mel^r  in  ber  alten  9)letropoIe  ftatt. 
—  ©iöccfanf ^noben  su  SWainj  finb  au§  ben  3a]&« 
ren  1074, 1090, 1124, 1127, 1149, 1150, 1171, 
1191, 1196, 1209  (Wenk,Hist.Has8.n,  prob, 
p.  131),  1227, 1233, 1250, 1298, 1301, 1316, 
1318,  1322,  1499,  1527  befannt;  man  finbet 
fie  bei  Hartzheim  HI.  VI.  X,  bie  öon  1527  aud^ 
bei  §efele»§ergenröt]ier  IX,  577  ff.  (Sgl  nod^ 
J.  A.  Schmid,  Dissertatio,  qua  historiam  con- 
ciliorum  Mogunt.  et  imprimis  concilii  a.  1310 
habiti . . .  publicae  ventilationi  sistit,  eden- 
disque  statutis  proTincialibus  Mogunt.  anni 
1310  praemittit  P.  Lyserus,  Heimst.  1713 
[aud^  bei  Joannis  III,  281] ;  Würdtwein,  Elen- 
chus  conciliorum  Mogunt.,  Mogunt.  1761; 
Id. ,  Concilia  Mogunt. . . .  novis  accessioni- 
bus  aucta,  queis  disciplina  ecclesiae  Mog. 
saec.  XIV.  XV.  XVI.  etc.  illustratur,  Mannh. 
1766.)  [Slow 

:3Sai^e,  ®taf  Sofep]^  t>on,  fatl^olifd^er 
Ißublicift,  geb.  am  1.  9l))nl  1754  gu  iSf^amUtt^ 
au§  einer  urfprünglid^  auS  Sangueboc  ftammenben 
ijamilie,  bie  ftd^  in  $iemont  niebergelaffen  l^atte, 
mürbe  1788  ©enator  guSl^ambör^  unb  emigrirte 
1793  nad^  ber  Sefe^ung  feines  93aterlanbed  burd^ 
bie  Sranaofen.  3ltö  1799  ber  ffönig  Don  ©ar- 
binien  ftd^  genötl^igt  f anb^  ba§  fefte  Sanb  m  t>€f 
Iaf[en,  folgte  i^m  ber  treue  ®raf  öon  SWaiftre  auf 
bie  Snfel  ©arbinien  unb  mürbe  mit  ber  Seitung 
bei  farbinifd^en  oberften  itan^lti  beauftragt.  3m 
Satire  1803  mürbe  ber  ®raf  aI3  bet)oamäd^tigter 
SRinifter  an  ben  ruffifd^en  ^of  gefd^idCt  unb  fe$rte 
Don  bort  erft  1817  gurüd.  @r  ftarb  ald  ©taat§- 
minifier,  ftangler  t)on  ©arbinien  unb  SRitglieb  ber 
Slfabemie  ber  SBiffenfd^af ten  gu  Xurin  am  26.  t^fe* 
bruar  1821.  9(u|er  mel^reren  ßeinen  gel^altreid^en 
©d^riften  erfd^ienen  t)on  i^m  k)ier  größere  Sßerle: 
Considerations  sur  la  France,  Londres  (Neu- 
chätel)  1796,  in  fpüteren  9(uf lagen  t)erme]^rt  mit 
bem  Essai  sur  le  principe  generateur  des  con- 
stitutions  politiques  et  des  autres  institutions 
humaines,  Par.  1814. 1821 ;  Du  Pape,  2  vols., 
Lyon  1819. 1821;  De  Teglise  gallicane  dans 
son  rapport  avec  le  souverain  pontife,  Par. 
1821 ,  Lyon  1829 ;  Les  Soirees  de  Saint-Peters- 
bourg,  2  vols.,  Par.  1821.  ftat^olifd^er  ©laube 
unb  fat^olifd^e  Seigre  ift  (Seift  unb  ©eele  biefer 
nad^  3n|alt  unb  Sorm  auSgegeid^neten  ©d^riften. 
9liemanb  l^at  beffer  als  &xa]  90taiftre  e§  ein» 
leud^tenb  gemad^t,  bag  bie  maleren  ©runburfad^en 
ber  aflgemeinen  ßrfc^ütterung  atter  SJer^ältniffe 
öon  iNrd^e  unb  ©taat  bie  Derfel^rten  Seigren  feiner 
3cit  feien,  unb  bafe  baS  erfle  unb  feftefte  Sanb  aller 
©efcüfd^aft  nur  in  ber  Steügion  beftel^e.  3Kaiftre 
mar  mieber  ber  ßrfte,  ber  e§  unternal^m,  bie  SSer» 
bienfte  beS  ^apfttl^umS  um  bie  ©efammtcultur 


ßuro))a^§  auSfül^rlid^  barguflellen  unb  bie  l^ol^ 
Sßid^tigfeit  ber  pöpftlid^en  SKad^t  für  bie  magren 
©runblagen  ber  ©odetöt  unb  Siinttfotion  gu  gei- 
gen. 92ad^bem  gfriebrid^  o.  ©d^Iegel  auf  bie  9e> 
beutung  beS  SßerfeS  über  ben  $apft  oufmerlfam  ge« 
mad^t  l^atte,  untemal^m  ber  oerbiente  9Rori|  Sieber, 
bie  genannten  Sßerle  in  93erbinbung  mit  einigen 
Sreunbenin'§S)eutfd^egttäberfe|en;  fte  erfd^ienen 
in  5  Sänben  gfranffurt  1822—1826,  unb  ffarl 
3.  ^.  Sßinbifd|mann  begleitete  bie  Sbenbjfatnben 
Don  ©t.  IßeterSburg  mit  93etrad^tungen  äbtx  bie 
©d^idtfate  ber  Ißl^ilofopl^ie  in  neuerer  Seit  Qtpaud 
granff.  1826).  9iad^  l^interlaffenen  SÖtanufcripten 
be  aJlaiftre'g  teröffentlid^te  fein  ©ol^n  Sbibotf 
Lettres  et  opuscules  inedits  mit  einer  SStogra« 
pl^ie,  2  S3be.,  SSrüffel  1851.  S)ie  Correspon- 
dance  diplomatique  gab  3(.  93lanc  1858  gu  ^> 
riS  l^eraug;  e§  folgten  burd^  ®raf  ffarl  be  9)taiftre 
Oeuvres  inedites,  Par.  1870.  (Sgl  3.  £.  @Ia- 
fcr,  ®raf  3.  be  TOaiftre,  »erlin  1865;  Margerie, 
Le  comte  J.  deMaistre,  Par.  1883.)    [©d(|röbl.] 

^iaitflatsxeAtej  f.  Jus  circa  sacra. 

:3Sai0bt$,  m,  f.  eiugnQ. 

^SMoXj  ®eorg,  Uttl^erifd^er  £]^eoIoge,  an 
beffen  3camen  fxd^  ber  fog.  SRajoriftifd^e  Streit 
innerl^alb  be§  Sutl^ertl^umS  Inüpft,  mürbe  am 
25.  ^pril  1502  gu  9lümberg  geboren.  2)er  ftur« 
f ürft  t^friebrid^  t)on  ©ad^fen  nal^m  ü^n  unter  feine 
ffaj}ellbtaben  auf  unb  ermögttd^te  ü^m  ben  93efud^ 
ber  UniDerfttät  Sßittenberg.  ©d^on  im  3. 1529 
mürbe  il^m  bag  Slectorat  an  ber  ©d^ule  gu  9]tagbe« 
bürg  anvertraut,  unb  burd^  feinen  rül^mlid^n  ^ei| 
unb  Sifer  lam  bie  bortige  ©d^ule  gu  bebeuteid>em 
Oflor.  ©ieben  äal^re  fpäter  mürbe  er  ©u))erinten« 
bent  gu  SiSIeben,  unb  im  3. 1539  lam  er  afö  Ißco* 
feffor  ber  Sl^eologie  unb  alS  ^rebiger  an  ber 
©d^Io^tird^e  nad^  Wittenberg;  im  3. 1544  erl^ielt 
er  bie  t]^eoIogif(|e  2)octormürbe.  Sa  bem  9te- 
Iigion§gefprö(|e,  meld^ed  nad^  bem  Sßunfd^e  beS 
ftaiferg  in  9tegen§burg  ftatt^nben  foQte,  mürbe 
3Jla|or,  ba  er  nad^  Sutl|er§  SReinung  3Rann  genug 
bagu  märe,  am  10.  Sanuar  1546  abgefertigt;  bei« 
gegeben  maren  il|m  $uker,  IBreng  unb  ©d^nept 
unb  bie  augSburgifd^e  Sonfeffton  unb  9))ologie 
mar  ü^nen  in  il^rer  Snftruction  at§  9tid^tfd^nur  ge- 
ftellt.  Segreiflid^ermeife  fam  aber  l^ier  fo  menig 
eine  äJereinigung  gu  ©tanbe,  ba^  bie  föd^ftfd^en 
SoDocutoren  am  20.  SRörg  9legen§burg  mieber  Der- 
liegen.  9tun  brad^  ber  fd^malfalbifd^e  Jhieg  au§,  unb 
WHaiox  fa^  ftd^  Veranlagt,  ba§  bebrol^te  SBitten* 
berg  gu  öerlaffen.  9hir  ber  Umftanb,  bafe  il^m  ^» 
gog  ^uguft  t)on  ©ad^fen  ba§  ^mt  eineS  ^ofprebi« 
gerS  unb  ©uperintcnbenten  in  TOerfeburg  1547 
übertrug,  rettete  il^n  unb  bie  ©einen  Dor  bitterer 
9lot^.  SDod^  fd^on  im  folgenben  Sa^re  nad^  93e- 
enbigung  be§  JhiegeS  fonnte  er  mieber  nad^  SBit« 
tenbcrg  gurüdfel^ren.  ScrgebenS  liefen  il^m  ber 
Jlönig  t)on  2)änemart  unb  ber  ^ergog  fjfriebrid^ 
öon  §oIftein  im  3. 1551  glängcnbe  ©teilen  an« 
bieten,  bagegen  nal^m  er  im  Slnfang  be§  3a]^re3 
1552  einen  ^uf  naä)  SiSleben  als  ©u{)erintenbent 


533 


2Raior. 


534 


ber  SRonSf e(bec  ftird^e  an.  Sr  tpar  {ebod^  um  bief e 

Seit  Imrd^  ferne  Xl^nol^me  an  ben  äJerl^onblungen 

iber  bad  2ei))siger  änterim  (f.  b.  %tt.),  in  meld^em 

bie  gfeinbe  bief  er  Sormel  f  o  Diele  ))ö)>mid^  3rt- 

^nner  mitteden^  unb  6efonberS  burd^  bie  in  ba^ 

fdbe  aufgenommene  9eu|enmg,  ba^  ber  9Renfd^ 

bei  bem  SBerfe  ber  Sefferung  unb  {Rechtfertigung 

fi4  ni^t  ald  ein  tobter  fBlod  terl^alte.  ber  3e- 

loientKirtet  fel^r  mi|f  öUig  ober  minbeftenS  oerbäd^tig 

§eiPocben :  bo^u  lam  nod^,  bo^  il^n  SlmSborf  (f.  b. 

dt)  |u  Snbe  bed  Sol^  1551  in  einer  S^rift 

bc§  9bta)>]ioriSmu8  (f.  b.  9rt.  9bia)}]^oriften)  unb 

ber  Serfölfd^g  ber  Sted^tfertigungdle^re  Befd^ul« 

bigtc  mib  i^m  nametttlid^  t)om)arf,  1.  bo^  er  ir* 

Snbtoo  gef^rieben  fyibt,  er  loolle  über  baS  SBört* 

Icia  sola,  ober  über  bie  gformel  ba|  ber  ©taube 

dein  geredet  mad^,  nid^t  ftreiten;  2.  bo^  in  einer 

\am  6(^riften  ber  SuSbrudt  t)orIomme,  ber  ©laube 

voäft  fürnel^Iid^  felig;  3.  ba|  er  mel^rmafö  auS« 

bcäAid^  geleiert  fyxist,  gute  SBerfe  feien  nötl^ig  )ur 

6digietL  ^t^ffäSb  erl^oben  bie  ^rebiger  ber  ® raf- 

Wii,  ald  iH^ge  ®egner  beS  3nterim8  befannt, 

SifimgS  €d^nnerigfeiten^  il^  ald  il^ren  Sorgefe^» 

t»  (o^terlennen,  unb  liefen  fid^  enbtid^  SRajiorg 

li^elhmg  nnr  gegen  bie  3uf age  gefallen,  ba|  ber 

ne  6u|)ertntenbent  an  bem  biSl^erigen  fird^Iid^en 

SsPonbe  nid^tS  finbere  unb  fid^  Don  ber  fd^on  be« 

n^dffenflid^nSnnagegenügenb  reinige,  ^a» 

JKicrfafi^  be^Ib  no$  im  3. 1552  eine  9nt« 

M  cmf  bie  Snllagefd^ft  9mdborf8  unb  loied 

Ne  ofie  ber  Sefd^ulbigungen  alS  eine  Unnml^rl^eit 

ymd,  inbcm  er  äebermann  aufforberte,  il^m  bie« 

jonge  6tdle  feiner  @d^riften,  in  n^eld^er  iener  ^uS- 

bc»f  9e^  fdtte,  naml^  )u  ma^en.  ^ierauf 

üSbk  er  fid^  über  bie  Snl^onglid^feit  an  bie  2ttyct 

MB  aOetn  red^tf ertigenben  ©tauben  in  ber  be[timm- 

leflm  Seife,  glaubte  fid^  nun  aber  aud^  in  93e' 

lie^img  auf  bie  Seigre  t)on  ben  guten  SBerlen  be« 

Rd^tigt  feinen  nieitem  StüdD^tt  gu  beobad^ten,  unb 

fic(  ba^  in  feine  SBertl^ibigungSf  d^rif t  bie  SBorte 

bnAn:  i,S)ad  bef ernte  id^  aber,  ba|  id^  atfo  t)or« 

mlS  gde^rt  b^be  unb  niNi^  tel^re  unb  f  ürber  aQe 

nie  Sage  fo  feieren  »iH,  ba|  gute  SBerfe  gur 

Scfigfett  not^menbig  finb,  unb  fage  öffenttid^  unb 

Bat  tkncn  SEBorten,  ba|  9liemanb  burd^  böfe  Sßerf e 

fefig  loerbe,  unb  ba^  aud^  Stiemonb  ol^ne  gute 

Seife  fdig  n^erbe,  unb  fage  nod^  mel^r,  ba^,  mx 

BBbetS  le^,  aud^  ein  Snget  t)om  ^immet,  ber  fei 

iccjbi^t!'  SRator  »oUte  m%  burd^  bie  SBir- 

faigm  ber  neuen  9led^tfertigung§te]^re  erfd^redtt, 

i(c  bunl^  befd^rönfenbe  3uja^e  bie  gefö^rtid^fte 

€^  abbred^,  unb  er  l^iett  ftd^  ](|ier}u  um  fo 

■c^r  für  bered^tigt  loeil  nid^t  bto|  in  einer  ber 

€4^iften  Sleland^^ond,  burd^  metd^e  bie  Sl^eo« 

lo^  ber  neuen  Stitift  grö|tent^eitd  beftimmt  toor« 

boi  Mir,  bie  @ö|e,  baf;  gute  SBerfe  gur  @etigfeit 

Bi^ig  fden,  unb  ba|  biefelben  geifttid^e  unb  tetb« 

B^  9di^^nungen  in  biefem  unb  in  ienem  £eben 

^oäfyam,  ftd^  üorfanben  (f.  3.  Sluggabe  ber  Loci 

tlMok^  bom  Solare  1543  im  9(bfd^nitt  De 

bonii  operibos),  fonbem  toeit  aud^  fiutl^er  feI6ft 


befonberS  in  ber  antinomijlifd^en  ©treitigfeit  mit 
Stgricola,  fid^  auf  bad  gntfd^iebenfte  für  bie  guten 
SBerfe  erftärt  l^atte.  SUIein  bem  großen  Raufen 
ber  «nl^änger  be§  Sutl^ertl^umg  f^aüt  fid^  bie  Se^re 
t)om  gänglid^cn  Untoertl^e  ber  guten  SBerfe,  mit 
toeld^er  bie  Reformatoren  juer jl  aufgetreten  toaren, 
tiefer  eingeprägt  unb  inniger mitoIIcnSJorfteflungen 
terfd^motgen,  atS  ba|  bie  nad^trögtid^en  Sinf  d^rön« 
fungen,  burd^  loetd^e  fte  ben  bebenftid^en  Sotge« 
Hingen  berfelben  öorgubeugen  bemül^t  gemefen 
waren,  ßingang  finben  fonnten,  unb  e§  mufete  fo« 
nadj  ben  eifcmben  (Begnem  aRajorö  fel^r  leidet 
»erben,  il^n  auf  ben  ®runb  eines  gu  bejiimmten 
SBiberfprud^  gegen  bie  angenommene  ©runbtel^re 
ber  neuen  ftir^e  al8  einen  Srrglöubigen  Derbäd^- 
tig  gu  mad^en.  Smäborf,  gftaciuS,  ©ofluS  unb 
anbere  ^räbicanten  beeitten  fid^,  in  ©Triften  ober 
©utQd^ten  gegen  iebe  92ot]^tt)enbigfeit  ber  guten 
SBerfe  gur  ©etigfeit,  loie  fie  oud^  bargeftellt  unb 
motit)irt  »erben  möd^te,  gu  proteftiren.  SHe  näd^fte 
Sfotge  mar,  ba^  ber  öltere  ®raf  ^tbred^t  t)on  9Ran§- 
felb  an  SKajor  ben  Sefel^I  ertiefe,  fofort  bie  ®raf. 
fd^aft  gu  öertaffen.  6r  fom  nun  miebcr  nad^  SBit« 
tenberg  unb  gab  ftd^  l^ier  SRül^e,  feinen  @a^  fo 
mit  Staufetn  gu  umftellen,  bafe  er  ))roteftantifd^en 
Clären  aÜenfallS  erträgtid^  ftingen  möd^te;  er  t)er« 
malerte  ftd^  nad^brüdlid^  gegen  lebe  ^orftellung 
eine§  SSerbienfteS:  er  miffe  mol^t,  bafe  ber  aWenfc^ 
burd^  ben  ®tauben  o^ne  alte  SBerfe  gered^tfertigt 
merbe,  ba|  er  atd  ®ered^tfertigter  aud^  f^on  bie 
©etigfeit  befi^e,  unb  bie  guten  SBerfe  atfo  burd^ 
QuS  nid^t  gur  Srmerbung  ber  ©etigfeit,  bie  ber 
3Jtenf  d^  bereits  unb  allein  burd^  ben  ©tauben  l^abe, 
bienten ;  nur  eine  9lot]^menbigfeit  be§  3uf ammen« 
](iangeS  ober  ber  Sotgen  (necessitatem  conjon- 
ctionis  et  debiti,  non  meriü)  be]^au{)te  er,  meil 
ber  ®taube  nid^t  ol^ne  gute  SBerfe  fein  fönne. 
S)ann  aber  mied  er  aud^  barouf  l^in,  mie  anftöfeig 
unb  geföl^rlid^  bie  entgegengefe|te  Seigre  t)on  ber 
Sntbel^rtid^feit  ber  guten  SBerfe  gur  ©etigfeit  fei 
SDie  ®egner  beftritten  nun  aUererft  SRajorS  93e« 
l^auptung,  bafe  bie  t)on  i^m  aufgeftellte  IRotl^men« 
bigfeit  ber  guten  SBerfe  gur  ©etigfeit  nod^  feines« 
megS  eine  oerbienfttid^  SSegiel^ung  berfetben  auf 
bie  ©etigfeit  int)ott)ire,  unb  man  mufe  gefte^en, 
bofe  StmSborf  unb  bie  übrigen  ®egner  l^ier  im 
Siedete  unb  befugt  maren,  auf  ®runb  fetner  $rü« 
miffen  feine  2)iftinction  atS  unl^ottbar  gurüdfgu« 
meifen.  SBenn  gefügt  mirb,  bafe  bie  guten  SBerfe 
gur  ©etigfeit  notl^menbig  feien,  fo  fann  biefe  9lotb- 
menbigf eit  il^ren  ®runb  nur  barin  l^aben,  bafe  ®ott 
bie  £)eitigfeit  unb  i^re  §rüd^te,  bie  guten  SBerfe, 
für  bie  unertäfetid^e  93ebingung  erftärt  l^at,  non 
metd^er  baS  emige  ^eit  abl^ängt,  fo  bafe,  mer  bie 
guten  SBerfe  l^at,  bamit  atS  mit  ber  t)on  ®ott  ge« 
festen  unb  Don  il^m  geteifteten  93ebingung  bie 
©etigfeit  ermirbt;  unb  ba  nad^  allgemeinem  menfd^« 
tid^en  ©prad^gebroud^e  ba§  Seiften  beSjenigen,  mo« 
burd^  man  ein  ®ut  ober  eine  SBol^Itl^at  ermirbt, 
ober  bie  Sebingung  erfüllt,  unter  metd^er  bie  SBobt« 
tl^at  öer^eifeen  ift  —  ein  SSerbicnen  genannt  mirb. 


535 


5DlQior. 


536 


tote  incommcnfurabel  ücrfd^icben  oud^  bic  Seiftunö 
unb  baS  bofür  gegebene  ®vA  ober  ber  Sol^n  fein 
ntögen,  fo  ift  eS  ri^tig,  bol  ber  Segriff  ber  SSer« 
bienftlid^feit  ber  guten  SBerle  t)on  bcm  Segriffe 
einer  Jlotl^toenbigfät  berfetten  jur  ©eligfeit  nid^t 
getrennt  toerben  fann.  Sulejt  nal^m  1562  aRajor 
ben  ongefod^tenen  ©qJ  ganj  jurüdt,  io  er  Q})pel- 
lirte,  qI§  man  il^n  bennod^  nid^t  in  SRul^e  lie^,  in 
einem  neuen  S3e!enntni|  im  3. 1567  unb  in  fei- 
nem Seftomentc  öom  Saläre  1570  on  benSMd^ter« 
ftul^I  ©ottcS,  be§  alltoiffenben  öerjenSfambigerS, 
bol  er  niematö  Beabfid^tigt,  ber  ftreng  luti^erif djen 
Seigre  t>om  oBein  feligmad^enben  Glauben  ben  min- 
be^en  3lbbrud^  ju  tl^un.  ^er  oergebenS.  S)ie 
il^eologen  gu  3ena  gaben  nun  eine  „d^rifüid^e,  in 
®otteS  SBort  gegrünbete  Srinnerung"  l^eroud,  in 
weld^er  fxe  bie  SBBelt  toamten,  fein  SSBort  öon  allen 
biefen  SSerftd^erungen  gu  glauben,  unb  obto'ol^I  fte 
©Ott  baten,  ba^  er  ben  armen  alten  5Dlann  be- 
feieren  möge,  bamit  er  nid^t  ol^ne  SJu^e  bal^inf al^re, 
fprad^en  fie  am  Snbe  bod^  bie  Sermutldung  au§, 
ba|  il^m  tool^I  nic^t  mel^r  gu  l^elfen  fein  toerbe.  3a 
giaciuS  (f.  b.  art.)  fd^Iofe  eine  ©d^rift,  bie  er 
bem  Seflamente  9Rajior§  entgegenfe^te,  mit  bem 
aSBunfd^e,  ba^  bod^  Sl^riftuS  balb  aud^  biefer 
©d^Iange  ben  fto})f  jertreten  möge. 

Sei  bem  langen  unb  mit  fo  öieler  Seibenfd^aft- 
Iid^!eit  unb  Sitterteit  geführten  aKajoriftenftreit 
(ögl.  «molb,  «ird^en-  u.  fte^erl^ifiorie  n,  16,  27, 
§  8  ff.)  toar  unter  allen  Il^eologen,  bie  fld^  babei 
betl^eiligten,  feiner,  ber  fid^  bal^in  erflärte,  SKajor 
fei  nad^  feinem  Urtl^eil  nid^t  Don  ber  reinen  Iut|e« 
rifd^en  Seigre  fetter,  toenn  fd^on  t)on  il^ren  3Iu§« 
brüdten  abgemid^en,  ber  ©uperintenbent  SuftuS 
aReniug  gu  ©otl^a  aKein  ausgenommen.  2)iefer 
Dertoeigerte,  OieUeid^t  nur  ouS  O))))ofition  gegen 
SmSborf,  im  3. 1554  einem  amtlichen  SuSfd^rei» 
ben,  in  meld^m  SRaiorS  Seigre  f örmlid^  t)erbammt 
toarb,  bie  Unterfd^rift,  gog  baburd^  aber  aud^  bie 
Verfolgung  auf  fein  eigenes  ^aupt.  S)er  ^ergog 
3o]^ann  t^nebrid^  Iie|  il^n  fogleid^  mit  l^arten  in» 
quifitorifd^en  aRa|regeIn  bebrol^en.  S^oax  famen 
biefetten  bamatS  no($  nid^t  gur  SuSf^rung,  meil 
eS  an  aUen  Setoeidmitteln  fel^Ite;  bafSr  aber  brad^» 
ten  bie  S^loten  baS  ©erud^t  unter  baS  Solf,  ba^ 
SReniuS  ein  $a))ift  getoorben  fei.  Somel^mlid^  um 
ftd^  t)on  biefem  Serbad^t  gu  reinigen,  Iie|  berfette 
gtoei  3a]^re  barauf  (1556)  eine  ©d^rift  Don  ber 
SSereitung  gum  feligen  ©terben  unb  eine  $rebigt 
Don  ber  ©eligfeit  brudfen.  3n  beiben  ©Triften 
trug  er  bie  rein  lutl^erifd^e  Seigre,  ba^  unb  toarum 
fein  aJlenf d^  burd^  baS  ®ej[e|  unb  burd^  Sßerfe  feiig 
toerben  fönne,  auf  baS  Seftimmtefte  unb  S)eut» 
lid^fte  Dor  unb  lautete  ftd^  fel^r  forgföltig,  Don  ber 
9Jot^toenbigfeit  guter  SBerfe  gu  fpred^en.  ffiod^ 
l^atte  er  nid^t  Dermieben,  ber  ifeotl^toenbigfeit  ber 
93u|e  gur  ©eligfeit  gu  gebenfen,  unb  in  ber  $re- 
bigt  auä)  boDon  ge|anbelt,  ba^  benienigen,  bie 
ol^ne  <illc§  ®efej  unb  SOBerfe  allein  burc§  ben  ©tau- 
ben an  gl^riftum  felig  getoorben,  bod^  Don  9Jöt]^en 
fei,  fid^  Dorgufel^en,  ba|  fie  bie  ©eligfeit,  bie  i^nen 


ol&ne  aßeS  SSerbienfi  au§  ©naben  toiberfal^re,  burdj 
öffentlid^e  ©ünbe  toiber  ©ott  unb  toiber  i^r  ©e- 
toiffen  nid^t  toieberum  Derlieren,  fonbem  fte  Diel- 
mel^r  in  reinem  ^eqen,  gutem  ©etoiffen  unb  u»- 
geförbtem  ©lauben  erhalten  unb  barin  beftel^ 
unb  bleiben  möd^ten.  3n  biefen  unb  öl^ntid^en 
©teDen  fanb  amSborf  majoriftifdöeS  ©ift.  «uf 
be|]^att  gemad^te  Singeige  lie^  ber  ^ergog  bie  f d^on 
frül^er  gegen  3Keniu§  beabftd^tigten  SRalregeln  in 
Sntoenbung  treten,  il^n  Dom  ^mte  fuSpenbiren  unb 
Dor  einer  in  Sifenac^  Derfammelten  tl^eologifd^ 
Sommiffion  gur  Seranttoortung  giel^en.  SßeniuS 
Dereitelte  aber  ben  gu  feinem  Serberben  enttoorfc- 
neu  $Ian  burd^  feine  SereittoiHigfeit,  ein  Don  ber 
Sommiffton  il^m  DorgelegteS  ftrenggläubigeS  Sc- 
fenntnil  gu  unterf d^reiben  unb  babei  gu  Derfid^, 
ba^  er  bie  in  feinen  9eu^erungen  gef unbene  aßetp 
nung  nid^t  gel^egt  l^abe  unb  gern  alle  auf  biefelbe 
gebeuteten  SluSbrfide  berid^tigen  toerbe.  SHefer 
SluSgang  l^atte  eine  Irennung  unter  ben  ©trcng- 
gWubigen  fettfi  gur  ffolge.  SKeniuS  Derlor  gwar, 
ungeachtet  feiner  nad^giebigen  ßrflärung.  fein  9lmt 
unb  ftarb  ba(b  barauf  in  fieipgig,  too  er  eine  an- 
bere  ^(nflellung  erl^alten  l^atte.  ^mSborf  fanb  fid^ 
aber  l^ierburd^  nod^  nid^t  gur  Stulpe  beftimmt.  Sol 
Serbru^  über  bie  SBeigerung  mehrerer  feiner  ^|kn> 
teigenojfen,  ber  Don  il^m  auf gefteEten  Sel^ouptung 
beigupfiid^ten,  ba|  gute  SBerfe  in.  feinem  ©inne 
unb  in  feiner  Segiel^ung  nötl^ig  gur  ©eligfeit  feien, 
trieb  er  nun  biefe  Sel^auptung  auf  bie  öu|erfle 
©pi|e  unb  lie^  im  3. 1559  eine  ©d^rift  unter 
bem  2:itel  bruden:  „SDa|  bie  ^ropofitto:  gute 
SBerfe  fmb  gur  ©eligfeit  fd^äblid^,  eine  red^, 
toa^re,  d^riftlid^e  $ro))ofttio  fei,  burd^  bie  ^eiligen 
$autumunb  fiut^erum  geleiert  unb  ge))rebigt'' .  9ud^ 
SBiganb  äußerte  in  einem  ©d^reiben  an  SBeller, 
man  f önne  too^I  fagen,  ba|  gute  SBerf e  gur  ©elig- 
feit f d^äblid^  toären ;  toer  baS  ni^t  ftatuire,  b«r 
Derfleinere  bie  ©d^redCIid^feit  ber  ©üttbe  unb  ben 
@mft  beS  göttlid^en  ©erid^teS;  toenn  man  l^ingegen 
f age,  gute  Sßerf e  feien  f d^öblid^,  f o  treibe  man  Sl^ri^ 
Serbienft  unb  ©el^orfam  fein  in  bie  ph^.  (h 
liegt  in  ber  9latur  ber  ©ad^e,  ba^  feine  anbere 
SontroDerfe  jener  Qtii  einen  fo  mäd^tigen  unb 
burd^gretfenben  @influ^  auf  bie  t^orm  unb  ben 
3n^a{t  be§  9teIigion§unterrid^teS  üUt,  ald  bie 
majoriftifd^e,  unb  ba^  an  ber  Sntfd^eibung  beS 
©treiteS  bie  ©emeinben  nid^t  geringeres  3nterene 
nal^men,  al§  bie  Sl^eologen  unb  ^rebiger.  S)ie  be» 
fürd^tete  ^nnöl^erung  an  bie  fatl^olifd^e  Seigre, 
toel^e  in  ÜKaJorS  fiel^rform  lag,  unb  bie  lieber* 
geugung,  ba|  Sroft  unb  Seru|igung  leidster  ge» 
funben  toerbe,  toenn  man  bie  ©eligfeit  nur  Don 
bem  Sict  be§  ©laubenS  ober  SertrauenS  abl^ongig 
mad^e,  als  toenn  man  bie  9tot]^toenbigfeit  ber  guten 
SBerfe  gur  ©eligfeit  lel^re,  gab  ben  ^uSfd^Iag,  gu- 
mal  ol^ne^in  befannt  toar,  ba|  f  old^e  Seigren,  toeld^e 
ber  £iceng  beS  großen  ^aufenS  fd^meid^eln,  am 
liebftcn  gehört  toerben.  ffiie  Eoncorbienformel  Der*- 
toarf  ben  SKajoriSmuS,  toenngleid^  mel^rere  3Jlit- 
arbeiter  biefer  gormel,  toie  fettfl  3acob  Slnbreö 


S37 


aRaiounuS  —  aRalad^ioS. 


538 


0.  b.  %±),  htm  SRoloriStnud  geneigt  tDoren.  9JIq- 
}0r  feßfl  erlebte  ben  %[u§gQng  be§  @trette3  nid^t 
■e^;  nad^bem  er  faft  brei  Saläre  l^inburd^  ge» 
Mnfelt,  ßarb  er  gu  SßittenBerg  ben  28. 9louember 
1574.  ein  Xl^eü  feiner  @<i^nften  mürbe  Don  il^m 
{eftft  n.  b.  X.  Opera  D.  Gg.  Majoris,  Yiteb. 
1569,^raudgegeoen.  (93gLAdami,Vitaetheol., 
Francol  1705, 223  sq.;  3.  ®.  fBalä^,  9ieIigion§« 
jbeitig.  in  ber  Iut(.  JKrd^e  I,  3enQ  1733,  98  ff.; 
BMingar,  »ef orm.  m,  493  ff.)  [griW 

Ibdotimis,  f.  Sonatiften  m,  1971  f. 
fbq^tifbm,  bieienigen  (Slerifer,  meldte  bie 
IS^^  SBei^  (gegentt)örtig  Dom  ©ubbiaconat 
an)  empfangen  l^oben.  (Sgl.  b.  ^rt.  Ordo.) 

Kajoritas  bebeutet  in  ber  QpxaS^t  be§  fturd^en« 
wSß  1.  im  fubfectiDen  @inne  ben  SBorrong, 
wkfa  bem  geifUid^  @tanbe,  beffen  ©efommt» 
W  bie  lel^irenbe  unb  regierenbe  Jhrd^e  bilbet^  t)or 
bot  Soienftonbe  über^upt  pfommt ;  l^auptföd^» 
&(  aber  ben  SSonong,  ben  bie  Sleriter  f  elbft  unter 
anmber,  ie  nad^  ij^rem  SBeil^egrabe  unb  il^ren 
dunSbidionSbefugniffen^  einnehmen.  SBenn  alleS 
Mnge  gleid^  ift,  gibt  bie  öltere  SBeil^e,  menn  aber 
kk  Bei^  nngleid^  ftnb^  bie  l^ö^ere  SBei^e  ben 
Sommg  (e.  1, 15,  X 1, 33).  9tur  ein  t)om  $apft 
toeil^  gel^  ben  SIerifem  bedfelben  SBäl^e- 
gnbefi  0^  SSädftd^t  auf  boS  9Iter  ber  Orbination 
IOC  (e.  7,  X  eod.).  SHe  SBeltgeiftlid^en  ge^en  bei 
gb^er  Sei^e  ben  9legularen,  unter  ben  Sßelt» 
täßdfm  felbg  aber  bie  2)omca))ituIaren  ben  Sa- 
waiäxm  ber  GoUegiatftifter ;  unter  ben  OrbenS- 
fplßSjlta  bie  SteguIorcononUer  ben  SRönd^en,  bie 
iirigen  SDOnd^orben  ben  SRenbicanten,  unter  le^ 
ton  »lieber  bie  Dominicaner  ben  übrigen  t)or. 
(9gL  Benedict  XLV.,  De  syn.  dioec.  3,  10, 
feo  Mm  biefen  9bmgt)er|ältniffen  auSfü^rlid^er  ge* 
lonbelt  mirb.)  —  2.  3m  objiectit)en  @inne 
Mrß^  man  unter  maioritas  bie  %mt§gemalt, 
b.i  ben  änbegriff  ber  Sefugniffe  eines  Jhrd^en« 
adeS.  S)ie  mit  fold^r  SmtSgeioalt  befleibeten 
fecfonen  ^igen  bie  ftird^enoberen  (superiores 
eeelesiaatici)  unb  bilben  pf ammen  ben  Jhrd^en- 
teaideBfianb  (atatos  hierarchicus).  Ser  ürd^« 
Gita^äitdgetDalt  aber  entfprid^t  ber  fird^üd^e  ®e- 
tocfom  (obedientia  canonica)  feitenS  ber  Unter« 
gebcnen,  b.  i  nid^t  nur  ber  9lid^tbeamteten,  f  onbem 
«4  ber  niebereren  Seamten.  S)enn  aud^  bie  ftir« 
tobeamten  fte)^  in  einer  ftrenggeregelten  Unter« 
otamg  unter  einanberunbuerpjlid^tenftd^,  bernie- 
boe  bem  l^öl^,  }ur  Untermürfigteit  unb  gum  ® e« 
tnlam  bnrc!^  einen  f  örmlid^en  Sib  (obedientia  ca- 
Boniea).  (Sgl  b.  9rt.  Som))eten].)  [$ennaneber.] 
fbCtifUis  ('':;>!?»,  MaXax^ac),  im  %,  %.  9lame 
diä  Serfafferd,  bon  meld^em  als  bem  te|ten  ber 
flmn^p^eten  ein  fur)eS))ro))]^etifd^ed&ud^  in 
boi  Caum  aufgenommen  ift  SaS  l^ebröifd^e  Sßort 
SofaK^  iß  lebenfaÜS  nur  eine  Slbfärgung  au§ 
VOnäfia  (n:^»^«),  fo  toie  3rbi  4  Äön.  18,  2 
fbtbm  2  $ar.  29, 1  fielet;  be^toegen  mu|  ber 
9mt  mibebingt  afö  Sigenname  gefaxt  »erben. 
Sie  let^  erfennbare  appeSatiDe  93ebeutung  ,,9ote 


®ottc8"  ober  „engcl  ©otteS"  ift  freilid^  Urfad^e 
gen)6fen,  ba|  man  unter  SRalad^iaS  irgenb  eine 
f onftnjol^cr  befannte  $erfon  gefud^t  l^at.  ©d^on  bie 
©eptuaginta  überfc^t  ben  5Bamen  1, 1  mit  a-n^^^c 
aÖTOü  Ci=«^»);  baS  largum  Sonat^an  l^at  ■'5«^» 
Knti  n-»»»  -»npntt-r,  ^TOalead^i,  beffen  5Rame  gS» 
braS  ber  ©d^reiber  l^fet^t".  Spätere  Suben  öer« 
ftel^en  ben  92amen  Don  aJlarbod^äuS,  9tebemia3 
ober  3orobabcI  (Sürjl,  Eanon  beS  a.  %.  47). 
SBäl^renb  l^ierbei  bie  Sebeutung  ^©efanbter  ober 
©tefiöertreter  ©otteS''  feftgel^alten  ttmrbe,  faxten 
öicie  El^riften  in  ben  erften  Sabtl^unberten  bie 
SBorte  ber  ©eptuaginta  im  engften  @inne  unb  bad^ 
tcn  fid^  unter  SWalad^iaS  wie  unter  3lgg&u8  (f.  b. 
2lrt.)  einen  ßngel  in  SDlenf d^engeftalt  fo  ba|  fd^on 
ber  1^1.  ^ieron^muS  (Praef.  in  Mal.,  Migne  XXV, 
1541)  Diefen  Srrtl^um  toiberlegen  mu^te.  ©old^e 
SSermutl^ungen  lonnten  nur  baburd^  entftcl^en,  ba| 
über  bie  SebenSumftänbe  beS  betreffenbcn  Serf äff erS 
nid&t  baS  ©eringfte  befannt  ift.  SIo^  bie  ©d^rift 
felbji  erlaubt,  ©(^lüffe  über  feine  SebenSumftänbe 
5U  sielten.  2)er  Snl^olt  berfelben,  meld^er  nad^  oft 
gemad^ten  93emerlungen  in  bialeltifd^e  t^form  ein« 
gefieibct  ift  (1,  2.  5.  6;  3,  8  u.  f.),  bilbet  in 
t)ier  jfapiteln  eine  gufammenl^angenbe  Siebe.  Unter 
$ert)or]^ebung  ber  SBorliebe  ©otteS  für  SSrael, 
meldte  burd^  ben  gleid^geitigen  3uftanb  SbomS 
red^tflarwirb  (1, 1—5),  tabelt  ber  $ro})l^etnad^« 
brüdnid^  bie  Untreue  unb  9lad^Iäffigteit  ber  $rie- 
fler  loegen  SDarbringung  ungefcfelid^er  Opfer  (1, 6 
bis  10).  ©ie  fmb  um  fo  fkofbarer,  mü  fte  bie 
öorbilblid^eSebeutung  il^rer  Opfer  nid^t  erfcnnen, 
n)ä]^renb  in  ber  ^eibenmelt  bie  ©el^nfud^t  nod^  bem 
©rlöfer  ertoad^t.  ©ott  ber  §err  Witt  ein  öottfom« 
menereS  Opfer  anbal^en,  beffen  SReinl^eit  feine 
l^öd^fte  SSerl^crrlid^ung  bilben  Wirb  (1, 1 1  bis  2, 10). 
hierauf  rügt  ber  SSerfaffer  bie  6^en  mit  §eibin« 
neu  unb  bie  baburd^  l^erbeigeful^rten  ©d^eioungen 
red^tmä|iger  ßl^egatten  (2, 11 — 16).  ®ann  wen« 
bet  er  f\^  gegen  bie  Ungufriebenl^eit  mit  ©otteS 
gfügungen,  weld^e  ftd^  im  fßolt  äußert  (2, 17),  unb 
öerfei^t  „ben  Sag  beS  §erm",  ber  burd^  einen 
Vorläufer  angefünbigt  werben  foD  (3,  1).  3ln 
biefem  Sage  wirb  ©ott  felbft  tommen,  um  ©erid^t 
5U  Italien,  bie  Söfen  t)on  ben  ©uten  }u  fonbem 
unb  fein  SSoH  geiftig  ju  erneuern  (3, 2—6).  ffia« 
mit  fie  in  biefem  ©erid^t  beftel^cn,  foDen  bie  3S« 
raeliten  fid^  bie  treue  §altung  ber  mofaifd^cn  9Sor« 
fd^riften  angelegen  fein  laffen,  ftatt  ba§  fie  je^t  auS 
irbifd^en  9iüdftd^ten  bie  ©ebote  ©otteS  übertreten 
(3,  7—12).  SBenn  aud^  jejt  bie  ©ottlofen  fid^ 
ein  bequemeres  ffiafein  ju  bereiten  f d^einen,  f o  wirb 
bod^  ber  ©erid^tStag  bie  Sreue  ber  ©otteSf  ürd^tigen 
red^tfertigen  (3, 13  bis  4, 3).  ffiarum  wirb  auf's 
5Beue  bie  Haltung  beS  ©efe^eS  cingefd^ärft  (4,  4). 
ffier  §err  Witt  feinerfeitS  jebe  ©nabe  barbieten  unb 
t)or  bem  ©erid^tstag  nod^  ben  ^ropl^eten  @IiaS 
fenben,  bamit  atte,  weld^e  auf  il^n  l^örcn,  bem  SSer« 
berben  entrinnen  fönnen  (4,  5.  6).  Ob  biefe  lej« 
tere  SBeiSfagung  in  bem  öom  §cilanb  gebraud^ten 
©inne(5matt^.  11, 14;  17, 12.  aKarc.9, 11—12) 


539 


aRalQd^ia§  O'^Rorgoir. 


540 


Don  bem  auftreten  bed  1^1.  Sol^anneS  ober  t)on 
einer  Slnlunft  6Ra8^  am  gnbe  ber  SBelt  ju  Der- 
fte^en  ift  fonn  ouS  bem  Sejt  nid^t  f cfigeftettt  »er« 
ben,  ha  offenBor  Dor  bem  Suge  beS  ^ropl^^ten  bie 
gcfammte  SDBirffamWt  beS  grlöferS  ate  ein  Sieben« 
einonber  erf d^eint.  9?qc^  ben  in  bief en  SSorl^Itungen 
ertoä^nten  Umftänben  lä^t  \\(Sf  bie  Seit  be§  frag- 
lid^en  ipro})]^cten  toofjil  bejKmmen.  SDer  %tmpü 
mx  ju  bcrfclben  üoDenbet  (1, 10;  3, 1. 10).  SDic 
Don  bem  ^ropl^eten  gerügten  Vergeltungen  flnb 
bie  n&mlid^en,  meldte  au^  t>on  3lt\)m\a^  ener« 
gifd^  befäm})ft  »erben  mußten  (2  g§br.  13,  4.  5. 
10—18. 28—30),  unb  ha  bie  Suben  unter  einem 
S(mb|)fleger  (nha)  ftanben,  befjen  Sitel  nad^  3oro« 
Babel  («gg.  1,  i)  nur  5Re]&emia8  führte,  fo  ift  eS 
burd^uS  glaublid^,  ba^  SRalad^iad  ju  3lt\)m\a^' 
Seiten  gemeiSfagt  i^at.  ^ieromimuS'  SuSfage,  er 
l^abe  ju  «ggäuS^  unb  Sad^aS'  Seit  gelebt  (In 
Xn  propk,  praef.),  ift  bemnad^  nur  in  allgemei- 
nem ©inne  ju  faffen.  ffiie  ©prad^e  beS  fleinen 
©d^riftftüdfeS  ift  ein  f o  rrineS  §ebräifd^,  ba|  man 
beim  93ergleid^  beSfelben  mit  ben  fpöteren  Sudlern 
be§  Sanond  auf  ben  (Sebanfen  !ommt,  ber  93er» 
f affer  l^abe  baS  ^ebräif d^e  Bereits  als  tobte  ©prad^e 
gel^anbl^aBt.  Ser  canonifd^e  Sl^arafter  be§  93ud^eS 
ift  Don  jel^er  anerfannt  morben.  3m  5Beuen  lefta« 
mente  toxth  eS  als  ba§  3Bort  ®otte§  dtirt  (^Dlattl^. 
17, 10.  Suc.  1,  17.  mm.  9, 13),  unb  im  öier« 
ten  Sud^  SSbraS  (1,  40)  erft^dnt  aRalad^iaS  Bei 
ber  S^eil^e  ber  canonifd^en  Ißropl^eten  (Malachias, 
qui  et  angelus  Domini  vocatus  est).  Serfil^mt 
ift  BefonberS  bie  SBeiSjagung  1, 11,  meldte  nad^ 
il^rem  SQBortlaut,  mie  nad^  bem  Sufammenl^ng  ber 
altteftamentlid^en  Offenbarung,  nur  t>om  l^eiligen 
3Re|oJ)fer  Derflanben  werben  !ann  unb  fo  aud^  öon 
ber  Jlird^e  (Conc.  Trid.  Sess.  XXII,  cap.  1)  Der» 
ftanben  toirb.  (©.  ftaulen,  Sinl.,  S.auft.,  §  440b.) 
Kommentare  gibt  ed  Bei  ben  Jlatl^oliten  Don  ©d^egg, 
Sie  fleinen  ^xop^üm  H,  SRegen§B.  1854;  JReinfe, 
©er  ^ropl^et  SBlalead^i,  (Sieben  1856;  Trochon, 
Les  petita  prophätes,  Paris  1888;  Knaben- 
bauer, Comm.  in  proph.  min.  (Cursus  Script, 
sacrae  V,  2)  11,  Paris.  1886,  410;  Bei  ben 
^rotcftanten  t)on  Äöl^Ier,  3)ie  SBeiSfagungen  SWa» 
Icad^i'8,  erlangen  1865,  fowie  üon  fteil  im  SiBI. 
Komment.  üBer  boS  «.  S.  HI,  4,  in  The  Speaker's 
Bible  VI,  1876,  740,  unb  D.  Drefli  in  ©tradf 
unb  SödHerS  Äurjgef.  Komment,  A,  V,  ?lörb» 
lingen  1888.  [flauten.] 

:3Sa(iti9ia$ 0' 'SKotgait,  beriet.,  Krabifd^of 
ton  9lrmag]^,  ber  ^Reformator  ber  feltifdjen  ftird^e 
SrIanbS,  »urbe  1095in2lrmag]^geBoren.  Jla^bem 
ber  Snad^oret  3mar  in  3Irmag|  ben  l^errlid^  Der« 
anlagten  3üngling  in  baS  ©tubium  ber  Sl^eolo« 
gie  eingefül^rt  unb  in  ben  ©runbfäfeen  ber  SiScefe 
untcrrid^tet  l^atte,  mp^nq  SRalad^iaS  1119  bie 
^rieftermeil^e.  Kelfu§,  ber  SrgBifd^of,  unb  3mar, 
fein  Seigrer,  gaben  il^m  gerne  bie  SrlauBni^,  in 
ber  Bcriil^mten  ©d^ule  gu  SiSmore  feine  ©tubien 
"ortjufe^cn.  ftier  lernte  SKalad^iaS  aud^  ben  römi« 
d^en  Situs  fennen,  toeld^en  ber  im  ftfoper  ber 


i 


Senebictiner  su  SBind^efter  ergogene  SBifd^of  !DlaI- 
d^u3  eingefü]^  l^atte.  Sugleid^  mürbe  er  bort  mit 
bem  au§  jeinem  Steid^e  DertrieBenen  t^ürften  unb 
SSifd^ofe  (?)  aR'Kart|^5  Kormac  Befreunbct,  ber 
nad^  feiner  Steftauration  i^m  fpöter  gro^e  SHenfte 
leiftete.  92ad^  ^rmagl^  jurüdEgefel^rt,  mürbe  ber 
eifrige  ^riefter  Balb  bie  ©eele  ber  9lef  ormbemegung 
unb  mirfte  als  @eneralt)icar  fel^r  fegenSreid^.  3ui 
Saläre  1125  mürbe  er  gum  93ifd^of  Don  Konnor 
unb  SDomn  ermäl^It.  ©ein  SBiograpl^,  ber  1^1. 9ent- 
l^arb,  entmirft  ein  bflftereS  SSilb  t)on  ben  religtdfen 
Suftänben,  meldte  ber  neue  Sifd^of  in  feiner  S)iiy- 
ceje  oorfanb;  nie  fei  il^m  eine  fold^e  Sügellofigleit 
ber  ©itten,  nie  fold^e  92ad^Iä{fig!eit  Beim  (Sottefi- 
bienft,  nie  fold^e  @ottIofigfeit  unb  ^fred^l^eit  Be- 
gebet. ®erabe  im  92orben  SrIanbS  maren  bie 
folgeren  geiftlid^en  SBärben  erBIid^  gemorben,  litten 
fiaien  fid|  bie  ^orred^te  unb  Kinfünfte  ber  Sif d^öfe 
angemalt  unb  bie  SBirffamfeit  ber  S)iener  ber 
flird^e,  meldte  in  Dielen  Rollen  gu  S)ienem  ber 
®ro|en  l^eraBgefunlen  maren,  tief  gefd^äbigt  SDla- 
lad^iaS  mar  eS  ßar,  ba|  nur  eine  engere  93er« 
Binbung  mit  Slom  unb  baS  eigene  Seifpiel  ber 
ßntfagung  unb  SlBtöbtung  feitenS  ber  ^irten  Bef« 
fere  Suftönbe  anbal^nen  !5nne.  Se^megenl^atteer 
1121,  als  i^m  feinOl^eim  bie  großen  ^efi^ungen 
beS  gerftörten  ftlofierS  93angor  anbot,  baS  9(n- 
erBieten  auSgefd^Iagen  unb  nur  ben  $Ia|,  auf  htm 
bie  Stuinen  beS  flIofterS  {tauben,  angenommen. 
Sr  erneuerte  nun  baS  einft  f o  Berül^mte  jf lofier 
93angor  nad^  ber  Siegel  beS  1^1.  KomgaS  unb  mirlte 
Bei  biefem  %nla|  fein  erßeS  SBunber.  SHe  SieBt 
gur  Srmut  unb  ^emutl^,  meldte  ber  ^eilige  Bei  ieber 
©elegenl^eit  an  ben  Sag  legte,  ber  Kifer,  mit  bem 
er  im  Sereine  mit  feinen  ^riefiem  SWiffionen  fjjvtlt 
unb  baS  93oII  Belel^rte,  trugen  reid^Ii(|e  ^räd^te. 
Bereiteten  aBer  aud^  Diele  ©d^mierigfeiten.  ViS 
SrgBifd^of  KelfuS  1129  bemSobe  nal^e  mar.  Der» 
mod^te  er  ^riefter  unb  SBoIt,  gegen  bie  frül^ere 
©emol^nl^eit  nid^t  einen  auS  feinem  ©tamme,  fon- 
bem  SRalad^iaS  gu  möl^Ien.  Snaurice,  ein  afn« 
Dermanbter  beS  93erfiorBenen,  Dermod^te  iebod^,  ben 
©emö^Iten  f emgul^alten,  unb  Be]^au))tete  fid^  felBfi 
fünf  Sal&re  in  ben  ffir^engütem.  Srfi  1184  ge« 
lang  eS  bem  l^L  SRalat^iaS,  in  ben  ^eft^  feineS 
ßrgbiStl^umS  gu  lommen.  2)od^  nur  brei  Solare 
leitete  er  baSfelBe;  nad^bem  er  bort  alle  fird^ 
lid^en  ^ngelegenl^eiten  geregelt  l^atte,  feierte  er  in 
fein  frül^ereS  SiSt^um  gurüdf ;  an  feiner  ©teile  er» 
l^ielt  @elafius  baS  KrgBiStl^um.  9(Ber  oBmol^I  er 
id^  ber  9Retro))oIitangemaIt  BegeBen  l^atte,  äBte 
od^  ber  Don  ©eiftlid^en  unb  Saien  gleid^  Derel^ 
^Jlalad^iaS  ben  größten  Kinf[u|  auf  bie  ©efialiung 
ber  gerammten  irif (|en  Jhrd^e  auS.  Uebei^eugt  Don 
ber  92ot]^menbigfeit  einer  engem  SSerbinbung  mit 
9lom,  mad^te  er  ftd^  je^t,  tro^  beS  SBiberfhebenS 
feiner  £anbSIeute,  mel^e  i^n  gu  Derlieren  fürd^ 
teten,  auf  ben  3ßeg  naä)  9lom,  um  für  bie  Beiben 
Sßetropoliten  Don  3rlanb,  bie  KrgBifd^öfe  Don 
Kafl^el  unb  Srmag)^,  baS  !ßallium  gu  erl^alten. 
^uf  ber  ^iU'  unb  Stüdhreife  Befud^te  er  KlairDaus 


[' 


Hl 

Bib  m^  bofelb^  bie  »damdfi^ft  txS  ^I.  SScm- 
Inb,  bei  btm  n  tnrigt  frintr  SBegltitcr  gurücflie^, 
■ö^inib  bei  l^t  SiRi^ari)  bitr  Si^eicienfn;  mii- 
WAe  bt^ufS  iSiünbung  nnefi  fflo^tiS  fSt  feine 
gitaK^  9iii^  bU  Sufna^nu  in  %im  mar  eine 
|Bi^  c^conioOt  ecmefen.  3)eT  Sa^ß  ^Ite  SRa- 
iMfrioS  iun  ttfifi^it^  Segaten  fieftimmt  unb  i^n 
sitafflen  nötigen  SoKmai^en  m^gecüßet;  baS 
foSom  tDoOtt  et  aiec  nur  gttDö^ren,  menn  eine 
v  ädmib  )u  Dafaimnelnbe  @qnobe  barum  ein* 
bnou.  WÖt  gfetUTttfer  fudjte  inalad^iae  bie  t^m 
gOMKbcnt  Snfgobe,  bie  Stegdung  bei  irif^n  %n- 
gdt^nt^ritni,  ju  Uthn,  f  o  f  e^i  er  ^lerfSnlii^  c8  borge 
ftgn  ^fälte,  in  ben  Rillen  fnpßennauein  bon  ISIair- 
tot  \m  Scben  gu  bef^Iie^  @tine  Semü^ungen 
mäm  iinteipB|t  Don  btm  CleruS,  bef  onberS  auc^ 
M  bcB  Ciflatunfein,  bie  fic^  gro^e  9)trbien^e 
nbic  XtfontHdion  ba  Sitten  ernxn&en  unb  mc^' 
tHtUa^(nbcJnö^f(^iuSebjeiteni^re9gro&m 
«■BÖ«  ttnb  SrambeS  ^fielen.  2>uri^  feine  !8e- 
lAlndtit,  fettun  Slact  unb  ben  iRuf  fetner  ^eiligleit 
BnSbdöqiae  für  baS  fc^mienge  Unternehmen 
gn^gcfc^a^:  et  Dereinigte  in  tio^em  iUta|e  bie 
Ibirigieni^igtea,  Semut^  unb  ben  ©eelenetfer  ber 
dm  hltif^cti  aRiniDnare  unb  genxinn  |lc^  b<tburi$ 
A  ^cqcn.  2hn  3a^re  1148  oerliefe  er  t\oi^  an- 
wA  feint  fKimat.  3>uri$  bie  Siferfuc^t  beS  Aö- 
ri^  &t\^(m  in  (Englonb  aufgefallen,  traf  er 
bot  9(9ß  Sugen  m.,  bon  bem  er  baä  Pallium 
^  bie  Ci3bi|46je  tion  Vnnag^  unb  gaf^eC  er- 
Mdtl^  mqt  tneqt  in  Slairuaus.  Seine  Saufda^n 
■B  btlltnbet ;  Dom  ^eber  ergriffen,  fiarb  ei  in  ben 
Inn  feines  gfteunbeS,  beS  ^I.  EBem^arb.  «r 
■Bbc  |n(EIainaus  beflattet  unb  fct)on  am  6. 2^Ii 
1189  im  Clemens  m.  cononifirt.  Sein  Sfeft  ift 
■4  bem  li^mifi^  SRort^ologiunt  am  3.  ^o- , 
MBbcr. 

Oitei  jeintm  9lamen  ifl  eine  Propheti»  de  fu- 
tni«  BonumiB  PonlifieibnB  berbreitet,  in  melier 
tntn  141  tKi}en  ۊtat  bie  ^^e  feil  1 14S  bis 

eBdtenbe  ^oiafterifirt  toerben.  3uni  erftcn 
nnbc  biefc  Sßiofi^egeiung  Don  bem  iBent' 
Kdisn  Vnulb  Wioa  itn  Lignnm  vitae,  Venet. 
1595,  DoSfftntli^  Sion  gab  ni^t  an,  nober 
a  M  Sbatufciipt  bef omrnen  b<ibe.  93alb  trbobcn 
H  SUKifd  fln  ber  SledEit^it  bei  tßio^i^ejetung. 
Obm^  ber  %  Sernfnib  Don  bei  ^lop^etcngabe 
kd  f/i  Obdo^iS  f^m^t,  tt)ci|  er  bo^  ni^tl  Don 
tma  $n(il^eiimg  über  bie  ^S^ifte ;  bis  jui 
IMkffoii  btcn^  ffiion  uat  fit  überEiautit  un* 
Maot;  mcrturiiibig  ifl  oui^,  bog  bie  üitottoS 
■*  C^aaBeripiltn  von  SBIefün  n.  (1143)  biS 
6i[U  T.  (1585)  fogoi  bis  )ur  flenntnt|  bei 
|iBifiaaoat)tMn  bei  bctrtffenben  $a:t>ftt  ^eruntec> 
ftiga  nb  tum  Uibm  VI.  ben  Familiennamen 
fiÖMni  angeben.  €4on  ber  3efuit  SI.  Si.  ÜJle- 
■IUI  itat  1698  in  bei  BefatAtion  des  pro- 
mtieB  &Dueiiient  atbibnöes  k  S.  Malachie, 
nr.  ■.  d.,Jlt  als  boS  Seit  eincS  ®t>ätern  na^' 
mkfea.  SitOri^l  pnb  fie  för  baS  @oncIaDe  beS 
3atn>  1S90,  OBS  UKl^cm  Qliesoi  XIV.  bciDor- 


SRalagiiba.  542 

ging,  gu  ©unfJen  beS  @aibinal8  Simoncelli  (bgl. 
Moroni  LXVI,  156.  LV,  287)  betfagt  »orben. 
aßanc^e  iDIottoS  auf  fpätere  Ptifte  eiTOeifen  fid) 
freiließ  ati  baffenbe,  g,  Sß,  Peregriima  apostoli- 
cus  auf  $iu8  VI.,  Aquila  rapax  auf  $iu8  VIL, 
bei  ben  Sblei  im  Wappm  fübite,  Lumen  in  coelo 
auf  Seo  xni.,  tn  beffen  blauem  SBJappenfelbe  ein 
leud)lenber  ©tem  fte^t;  in  anbeten  Sällen  finb 
ober  bie  Einbeulungen  fo  uniepimmt,  ba^  mon 
alles  aWögliiä^e  beiauSlefen  fann.  gut  bie  tommen« 
ben  ^JöpPe  Pub  no^  10  3:ilel  ufirig:  Ignie  ai^ 
deiiB ;  Ketigio  depopnlata ;  Fides  intrepida ; 
Pastor  angelicuB ;  Paetor  et  nauta ;  FloB  flo- 
nun ;  De  medietate  lonae ;  De  labore  eolis ; 
Gloria  olivae ;  Petrus  II.  (!SgI.  0.  Fanlon, 
Life  of  8.  Malachy  O'Morgair,  Dublin  1859; 
SeMbeim,  Oef^icbte  berlrifd6en1hT*e,  SDioinj 
1890 ;  über  bie  5itopb(äeiungen  Marquis  of  Bute, 
On  the  Propheoy  of  S.  Malacliy,  Dublin  Re- 
view 1885,  October.)  [Ä.  Zimmermann  S.  J.] 
^Salagriba,  ®abriel,  beftberleumbtler  3t* 
fuil,  mar  öm  7.  Setit.  1689  im  Slorfe  ffienaggio, 
im  ©ebiele  BonMoilonb,  geboren.  ©ii(ion  in  fräbet 
3ugenb  trat  erTnbU®efelIf^aft3efu(1711)mtb 
beUKtrb  fiäj  nac^  glänjenb  Dollenbeten  @hibien  um 
bie  Serwenbung  in  ben *lJliffionen.Iiut<^  feine brin« 
genbcn  Sitten  bewogen,  fenbeten  i^n  feine  Oberen 
nac^  ber  an  ber  SRünbung  beS  ^majonenflromeS 
gelegenen  3nfel  SUJaranboo,  Bd  er  ßatir^aft  apo* 
ftolifi^  Birlte.  Ob"'  ®«'b,  o^ne  Sorrät^e,  nur 
fein  SStebiet  unler  bem  9Itnie  unb  feinen  Stab  in 
bei  ponb,  tuanberte  er  unermübet  buri^  baS  b'i^t 
2anb,  überall  ben  SBüben  bis  in  bie  gefieimfJen 
St^lubfuinlel  folgetib,  um  fie  bem  mabien  glau- 
ben ju  genintien.  Huf  ben  aäein  bertranenb,  beffen 
Flamen  er  Derfünbete,  troMe  ei  aUen  @efabien,  bie 
ibm  Don  OTenf^en  unb  Silieren  brobten.  ©eine 
Dlabrung  beflonb  in  iDl|en  SSuijeln  unb  SBoIb- 
friii^ten.  ffiurc^  folc^e  SJIüfien  unb  gntbebiungen 
gelang  eS  ibm,  eine  grofee  91njQ(iI  bei  Sßilben  ju 
befehlen  unb  jur  ©rünbung  Don  S)Brfetn  ju  be- 
wegen. §ierauf  begann  er  BtifflDnereifen  inSSio- 
filien,  reelle  mit  ou|etDtbenlli^m  ßrfolge  ge- 
hont »aien,  unb  rief  bafelbft  jui  Sefeffigung 
feines  SßeifcS  manche  aßoblt^ätigfettSanfialt  in'S 
geben.  9)a^bem  ei  fo  29  3a^re  eifrig  in  ben  5Rtf- 
fionen  gemirft,  ttmibe  ei  Don  feinen  Oberen  in  brin- 
genben  ©ef^äften  na^  ßiffabon  gefc^idt  (1749). 
ipier  maib  ei  bon  flönig  3otH»"i  V.  mit  ben  gtö|" 
fen  6bien  aufgenommen,  ja  biefei  ma^te  untet 
feiner  fieitung  bie  geiftlicben  Hebungen,  um  fl^ 
auf  einen  ^lipc^m  lob  borjubereiten.  ®et 
hromme  ÜHiffiDnar  ftanb  ibm  üuc^  im  Sobc  bei 
3m  3.  1751  lebrte  er  miebet  in  feine  Smiffion 
jurüd,  ober  bie  greife  flönigin  Waiia  DonOefter- 
mä),  unttßftli^  über  feine  91brdfe,  mble  nit^t, 
bis  ei  Don  ben  Oberen  jurüifberufen  mürbe;  benn 
au^  fie  rooHte  feines  ^eiftanbeä  in  itirei  Ie|ten 
©tunbe  fic&  erfreuen,  llnbefd^ttiblic^  mar  bie 
Siauet,  bie  biefer  SÖefebl  unter  ben  3nbianem 
,  beroorrief,  benn  anotogriba,  in  einer  Sßoia^mmg 


543 


2nalQla§. 


544 


beS  ©turmcS,  ber  ftd^  ttibcr  i^n  erl^cBm  f oDte,  Qai 
nur  )u  bcutlid^  ju  bctftcl^cn,  ba|  er  für  immer  t)on 
il^ncn  f d^eibe.  SQBieber  würbe  er  am  })ortugiefif(i^en 
§ofe  auf  baS  Olöujenbfte  emt)fangen  (1754); 
feftft  ber  junge  ffönig  Sofcpl^  I.  wollte  fiä)  feiner 
Scitung  gonj  l^ingeben,  befonberS  nad^bem  3HaIa« 
griba  mit  feinen  OrbenSbrübem  bei  ©elegenl^eit 
beS  fd^redlid^en  grbbebenS,  baS  Siffabon  im  ^af^xt 
1755  in  einen  Srümmerl^Qufen  öerwanbelt  |atte, 
bie  glänjenbften  Seweife  l^eroifd^en  ßiferS  unb 
feftftlof er  Siebe  gegeben  unb  aß  ^rebiger  ber  Sufee 
jal^lreid^e  SSelel^rungen  unter  aUtn  @tönben  be- 
wirft l^atte.  S)aS  war  bem  el^rgeijigen,  leiber  aU- 
mäd^tigen  SWinifter  $ombaI  ju  öiel.  Um  ben  mädj- 
tigen  dinjlul  }u  bred^en,  ben  ber  Sefuitenorben, 
namentlid^  burd^  !DkIagriba,  bei  ^ofe  befa^,  be« 
fd^Io^  er  ben  Untergang  be3  OrbenS.  Sd  ift  l^ier 
nid^t  ber  Ort,  oXi'  bie  Sntriguen  auf  sujöl^ilen,  beren 
fld^  biefer  emporf  ömmling  bebiente  (f.  b.  Srt.  Ißom- 
baQ.  @d^Iag  auf  @d^Iag  erfolgte  gegen  ben  er- 
pxobim,  attgemein  gead^teten  unb  geliebten  einflu^- 
reid^en  Seelenfül^rer.  Suerft  würbe  er  nad^  ©etubal 
unter  nid^gen93orwänbent)erbannt(1756.1757); 
ben  anberen  3efuiten,  bie  al§  95eid^tt)äter  unb  ©eel- 
forger  am  $ofe  biSl^er  befd^äftigt  waren,  würbe  für 
immer  ber  ßutritt  gum  ^f e  tierboten.  S)aS  Sanb 
warb  mit  einer  wahren  ^ut  t)on  @d^möl^{d^riften 
gegen  ben  Orben  überfd^wemmt,  unb  bie  Sifd^öfe 
würben  auf  öd^t  bQ^antinifd^e  Sßeife  gebröngt, 
ben  3efuiten  baS  IBeid^t^ören  unb  ^rebigen  )u 
unterfagen.  Seiber  bot  ein  unborl^ergefel^ened  Sr* 
eigni^  bem  SRinifter  erwünfd^ten  Slnla^  gu  nod^ 
graufameren  9)la|regeln.  Jidnig  3ofe))|  I.  l^atte 
einen  Äammerl^erm  Don  nieberer  §erlunft,  ^ebro 
Zei^eira,  ben  ermitlSunftbegeigungenüberl^aufte. 
Saburd^  übermütl^ig  gemad^t,  wagte  berfelbe  bei 
einer  ®elegenl^eit,  ben  ^ofmarfd^aS  SRaScarenl^aS, 
^ergog  t)on  9t)eQro,  gu  beleibigen.  SDief er  befd^Io| 
in  feinem  3ome,  fid^  an  bem  Smporfömmling  m 
röd^en,  unb  ba  er  wu|te,  ba|  berfelbe  faft  |ebe 
IRad^t  burd^  eine  einfame  @tra|e  fal^re,  lauerte  er 
auf  il^n  mit  jweien  feiner  ©iener.  Sß  Seijeira'S 
SBagen  oorbeiful^r,  befolg!  er  ienen,  gegen  bie  Stüd- 
wanb  begfelben  gu  fd^ie|en.  UnglüdHi^erweife  war 
3tiseira  nid^t,  wie  ber  §erjog  glaubte,  aKein,  fon- 
bem  ber  Äönig  felbft,  ber  mü  il^m  einen  nöd^t- 
lid^en  SuSflug  mad^te,  war  barin  unb  würbe  burd^ 
bie  @d^üff e  leidet  t)erwunbet.  S)iefer  SSorf aU  würbe 
nun  t)on  bem  liftigen  @taatSminifter  gu  einer  weit- 
t)ergweigten  SBerfd^wörung  wiber  ben  jfönig  auf- 
gebaufd^t,  unb  er  bejd^lo^,  an  bemSlbel,  ber  i|n  alS 
einen  Smporfömmling  mit  Serad^tung  bel^anbeltc, 
blutige  Slad^e  gu  nel^men,  unb  bie  Sefuiten,  na- 
mcntlid^  3HaIagriba,  bamit  in  SJerbinbung  gu 
bringen  unb  baburd^  gu  öerberben.  aJlit  bem  Sluf « 
gebot  aller  2ift  unb  SRänfe  würbe  ber  ^rogefe  ein- 
geleitet, bie  SRid^ter  eingefd^üd^tert,  unb  fo  tonnte 
^ombal  ben  12.  3anuar  1759,  anfläger  unb 
9iid^ter  gugleid^,  aß  ^räfibent  beS  ®en(|t§]^ofe8 
über  meistere  Östren  öom  3lbel  ba§  SobeSurtl^eil 
auSjpred^en;  TOalogriba  aber  würbe  aß  §au))t 


ber  S3erfd^wörung  unb  anbere  Sefuiten  old  Xl^eil« 
nej^mer  berfelben  be§  ^od^t)errat^ed  fd^ulbig  er» 
Hört.  3lm  folgenben  Sage  fd^on  ftarben  bie  un« 
f  d^ulbigen  3(beligen  in  ©egenwart  beS  Unmenfd^ 
auf  bem  Slutgerüfte.  ffiie  Sefuiten  würben  il^ 
(Süter  beraubt;  rtele  würben  in  unterirbifd^  Äerfcr 
geworfen,  wo  über  bie  ^ölfte  t)or  ßlenb  umfam, 
bie  anberen  aber  ooüe  18  ^al^re,  bß  gu  feinem 
@turge,  fd^mad^teten;  bie  übrigen  würben  gu  fQvai* 
berten  in  bie  93erbannung  gef d^idt.  SRalagriba  war 
fogleid^  nad^  Siffabon  gurüdCberufen,  ))er]^aftet  unb 
in  einen  fd^auerlid^en  fferter  geworfen  werben. 
S)od^  baS  genügte  bem  daffegiombaßnid^t.  €ein 
Sob  war  befd^loffen,  aber  bie  ükrurtl^eilung  ftie| 
auf  ^inbemiffe,  weil  er  aß  geriefter  unb  OrbenS« 
mann  ol^ne  3uftimmung  bed  geiftlid^en  ©erid^teS 
nid^t  gum  Stöbe  oerurtl^eilt  werben  lonnte,  rnib 
biefe  3uftimmung  war  nid^t  gu  erlangen»  fo  Icmge 
S)on  äofep]^,  IBruber  be§  JfdnigS,  (Sro^inquifttor 
Ißortugaß  blieb.  2)e|]^alb  würbe  biefer  entfernt,  bie 
Slid^ter  würben  burd^  S)ro]^ungen  mürbe  gemalt; 
bie  fd^amlofeften  äJerteumbungen  erbid^tet,  bem 
armen  ©efangenen  Sd^riften  t)o(I  irriger  unb  t^5« 
rid^ter  93e](iau))tungen  unterfd^oben.  SHe  feigen 
atid^ter  l^atten  nid^t  ben  ÜRutl^,  bem  auf  fo  f d^nb« 
lid^e  SBeife  bem  £obe  geweiften  SRifrwnor  \Suge 
in  9(uge  gegenübergutreten  unb,  wenn  aud^  nur  gum 
@d^eine,  ein  fßtx^bt  mit  il^m  angußeUen.  €äb{l 
ber  oDmüd^tige  ÜRinifter  gitterte  Dor  feiner  Begeg- 
nung, unb  fo  würbe  biefer  t)om  Solfe  aß  ^eiliger 
Derel^rie  99tann  aß  ff e|er  gum  £obe  burd^  Sr« 
broffelung  oerurtl^eilt.  ylad^bem  er  guerft  bffent» 
lid^  burd^  ben  ©enerabicar  beS  Srgbifd^ofd  be> 
grabirt  worben,  würbe  bad  £obe§m:t]^eiI  mit  auf- 
Menbem  ©e))ränge  in  ©egenwari  beS  ffdnigS  imb 
ber  gangen  SBeamtenwelt  unter  bem  @d^u^  Don 
5000  @oIbaten,  ba  man  bie  Sntrüftung  beS^oIbS 
fürd^tete,  am  20.  September  1761  OoÜgogen  unb 
bie  Seid^e  Derbrannt,  ^ß  SlemenS  XIIL  Don  ber 
^inrid^tung  SJlalogriba^d  jhtnbe  befam,  brad^  er 
tief  gerül^ri  in  bie  SBorte  auS :  ,,3e|t  l^at  bie  Ihrd^ 
einen  SDlart^rer  mel^r!"  (93gL  [^olgwartl^]  5Ba« 
logriba  unb  $ombal  ober  ein  Opfer  be3  Sefuiten- 
l^affeS,  KegenSb.  1872,  wo  ©.  VI  bie  l^auptfädj- 
lid^ften  OueUen  angegeben  ftnb ;  Mury,  Histoire  de 
Gabriel  Malagrida,  Par.  1864;  S5u]^r,  ^omiol, 
gfreib.  1891 ;  reid^e  Siteratur  bei  de  Backer,  Bi- 
blioth^ue  des  Ecrivains  de  la  Compagnie  de 
Jesus  n,  1026—1029.)         [§urter  S.  J.J 

^atataSf  So^anneS,  b^gantinifd^r  ®e« 
fd^id^tfd^reiber  beS  6.  d^riftlid^en  äal^rl^unbertS. 
Ueber  feine  SebenSDerl&ältniffe  ift  un§  fo  gut  wie 
nid^tS  belannt,  ia  felbft  bie  ©eftimmung  feiner  3eit 
war  fd^wierig,  unb  erft  neuere  t$forfd^ungen  f)abtn 
feftgefteüt,  ba|  biefcffie  in  bie  Regierungen  ber 
ftaifer  3eno  bis  Suftin  EL  (491—565)  gu  Der- 
legen  fei.  äol^anneS  ftammte  au§  ^ntiod^ien  in 
Serien;  auS  feinem  Scinamen  (malal  [f^r.]  = 
SRl^etor)  barf  man  DicUeid^t  auf  feinen  ©tanb  aß 
©ad^walter  ober  Slcrifer  fd^Iiefeen.  6r  l^intcrlie^ 
eine  SBeltd^ronif  (Xpovo^pacpfa) ,  bie  in  bem 


545                                                      SRald^uS.  546 

(isjigen  erl^tenen,  am  Stnfatig  unb  @nbe  ober  t)er>  in  @t)xxtn,  ben  ber  1^1.  ^ieron^mud  374  a\%  ^oi^* 

Pümmciten  Cobej  (in  Orforb)  öon  bcr  fagcnl^aften  betagten  ®rei8  fcnncn  lernte.  3laä)  feiner  eigenen 

Seilte  ber  Seg^ptier  bis  568  n.  (Sfyc.  ttiä^t  @o  erjö^Iung  mx  er  au  9iifibi§  bei  Sbeffa  als  ein* 

aBgünftig  bad  SBerl  Dom  toiffenfci^Qttlid^en  @tanb»  ^iger  @ol^n  eines  begüterten  3Ranne§  geboren.  Sßon 

pimtt  aus  beurtl^ieUt  n^erben  mu^,  fo  mertl^DoU  ift  frül^  auf  fagte  er  ben  ßntfd^tu^,  bie  ffeufd^l^eit 

(4  für  bie  Sttitur-  unb  Siteroturgefd^id^te  ber  3^it.  unentn)ei]^t  ju  betoa^ren,  unb  mugte  biefem  93orfQ^ 

90e  Segeln  unb  @o|unQen  miffenfd^aftlid^er  @e«  unter  ben  eigentpmU(^ften  @d^tdhtngen  treu  }u 

Kbü^d^ibung  n>erben  Taft  gejliffentUd^  Demad^'  bleiben.  9l(S  feine  SItem  in  il^n  brangen,  ftd^  ^u 

löjfigt,  ober  beffer^  finb  Wm  SJerfaffer  völlig  un-  öermd^Ien,  ÄolJ  er  auS  ber  §eimat  in  eine  ber 

betamtt  SBid^tigeS  unb  Unmid^tigeS,  ®efd^id^te,  flöfterlid^en  9iieberlaffungen,  meldte  bie  d^alfibifd^e 

Sage  unb  Segeiäe  rottbm  oenoorren  unb  !ritif>  äßüfle  bel^erbergte.  9tad^  einigen  Salären  ermad^te 

M  bttr^inaid)ergen)orf en.  SnalalaS  f d^reibt  nid^t  aber  bie  Suft  in  il^nt,  feine  ^eimat  h)iebergufe](ien, 

für  boS  miffenfd^aftlid^  gebilbete  ^ublifum,  fon>  unb  er  nal^m  fid^  Dor,  menn  fein  93ater  geftorben 

bem  für  bie  g|rofee  ÜJlaffe;  fein  SBerf  ift  bal^er  eine  njöre^  öon  beffen  Vermögen  ein  ©rittel  ben  armen 

%it  ^d^id^tlid^n  93oIfSbud^eS,  ttoburd^  ba§  ge«  )u  geben^  ein  anbereS  bem  jtlofter  guautoenben, 

Qo^nlid^  ^ublifum  in  entfpred^enber  gform  über  eines  aber  für  fid^  )u  beimaßen.  Obtt)o|l  ber  ^bt 

ba  Sang  ber  SBeltgefd^id^te  unterrid^tet  »erben  i^m  erüörte,  menn  er  l^eimtel^re,  fo  fei  er  nid^tS 

ioi  mb  )tDor  bemegt  ftd^  biefe  oorl^errfd^enb  um  anbereS,  als  ,,baS  gemafd^ene  ©d^mdn  in  ber  Jlotb« 

«nfiM^ien  alS  9J{itteIpun!t  ber  3BeIt.  Sd^mierig  mölse''  (2  $etr.  2,  22),  fo  lieg  er  ftd^  bod^  liid^t 

i^  e§,  bie  CueOen  nad^gmodfen,  auS  benen  9JIa«  }urädCl^aIten  unb  brad^  nad^  9iiftbiS  auf.  Mein 

iaIaS  gefc^öpft ;  er  citirt  }mar  eine  SRenge  oon  bie  ff aramane  marb  Don  Arabern  überfallen ;  er 

Suctoren,  bo4  lögt  ftd^  nid^t  feftfteQen,  maS  unb  felbft  mürbe  als  @f(at)e  mitgenommen  unb  mugte 

in  loel^fer  gform  er  auS  il^nen  gefd^öpft  l^abe.  93on  bie  ^eerben  feines  ^erm  pten.  Sei  biefer  93e« 

irgenb  loelc^  fritifd^en  SBel^anblung  ber  Quellen  fd^ftigung  nal^m  er  feine  aScetifd^en  Uebungen 

i^  Botürlid^  gleid^f ailS  feine  Siebe ;  baS  SBert  ift  Doli  lieber  auf  unb  bett)ieS  bem  §erm  bie  größte  Zreue^ 

m  ärrtl^mem,  9Ri|t)erfiönbniffen,  Ungereimt-  fo  bog  unter  feinen  ^önben  MeS  gebiel^.  Um  il^n 

tdtenmibSBieberl^Iungen.  SBebeutungSDottiftbaS  begl^alb  nod^  mel^r  an  ftd^  gu  feffeln,  befd^Iog  ber 

Sof  betrep  ber  @prad^^  ba  eS  baS  erfie  größere  arabifd^e  ©ebieter,  il^n  mit  einer  gfrau  }u  Derl^et* 

Sootment  ber  gried^if  d^en  SButgarf))rad^e  ift.  gfür  raten,  meldte  bie  @RaDerei  mit  il^m  t|eilte.  9RaId^uS 

Itte  n^folgenbe  3^  ^urbe  ^alalaS  tro^  feiner  mugte  öugerlid^  ftd^  1^9^^/  befd^Iog  aber,  aud^  in 

tnjfenfddaftlii^Unbebeutenbl^eit  muftergültig  unb  ber  auf ge^mungenen  Sbe  bie  ffeuf d^|eit  su  maleren, 

fioiol  bis  auf  bie  ffomnenengeit  eine  Sirt  canoni»  unb  entbedfte  balb,  bag  bie  il^m  gegebene  ©eföl^r« 

VfOi  Snfe^enS.  Z)er  Originaltext  beS  SBerfeS  ift  tin  ebenfalls  ben  SBiUen  l^atte,  il^rem  nod^  lebenben 

Mtlocen  gegangen,  nur  ein  ^uSjug  beSfelben  ift  SDtanne  treu  gu  bleiben.  @o  lebten  bie  Seiben  längere 

fäfoika  geblieben ;  bod^  l^at  ber  Spitomator  bie  3^^^  bei  DoUf ommener  @nt(altfam!eit  gufammen 

\ttoäßfy  %OTm  unoerünbert  gelaff en,  h)ie  bie  Ser«  in  ber  @teppe.  Sin  @d^tt)arm  Snten  aber,  ben  fie 

%\a^m%  mit  ben  S^cerpten  fpöterer  ^uSfd^reiber  gelegentlid^  betrad^ten  tonnten,  rief  in  il^nen  ben 

bort^  SoS  SBert  mürbe  aud^  in^S  @IaDifd^e  ©ebanfen  an  aUe  bie  Sort^eile  toaä^,  meldte  baS 

ttbeibragen.  —  ausgaben:  Edm.  Chilmeadus,  Seben  unter  ©leid^gefinnten  mit  fid^ bringt;  bal^er 

Oxonii  1691 ;  mit  Sommentar  unb  loteinifd^er  befd^Ioffen  fie,  su  fiiel^en,  unb  eS  gelang  il^nen, 

Uebexj^lung  im  Corpus  script.  bist.  Byzant.,  nad^  ben  römifd^en  9lieberlaffungen  in  ^efopo> 

Boniiae  1831;  mieber^olt  bei  Migne,  PP.gr.  tamien  ^u  entfommen,  tt)o  ©abinianuS  feit  359  alS 

XC\TI,  9—790.    (93gl.  ©utfd^mib  im  @renj=  «Pröfect  beS  ftaiferS  gonftantiuS  reflbirte  (Amm. 

feto  1863, 1, 345;  SKommfen  im  §ermeS  1872,  Marcell.  18, 5).  S5on  l^ier  begab  f«^  5DlaId^uS  in 

323 ff.;  9leumann,  ^ermeS  1880,  356;  Sub».  fein  alteS  ftlofter,  fanb  aber  feinen  9tbt  nid^t  mel^r 

%np  im  allein- 9Muf.  1881,  351 ;  ®.  ©otiriabiS  am  Seben  unb  na^m  befemegen  feinen  9lufent^alt 

W  gfledteifen,  Sal^rbb.  für  claffifd^e  ^pi^ilologie,  in  bem  SDSeiler  SWaronia  bei  9lntiod^ien,  mäl^renb 

6n5plemenlbanb  XVI,  1888;  Ä.  Ärumbad^er,  feine  ©eföl^rtin  in  einem  benad^bartenSungfrauen» 

Seichte  ber  b9}antinifd^  fiiteratur,  ÜRünc^en  flofter  ^ufnal^me  fanb.  SRaronia  fiel  burd^  Srb« 

1891, 112  ff.)                            [ffnöpfler.]  fd^aft  an  göagriuS,  ben  fpätem.  Sifd^of  Don 

TßMms  (MdtXyoc)  l^eifet  1.  im  $Reuen  Sefta-  Untiod^ien;  in  feiner  ©efeHfd^aft  fam  ber  1^1.  §ie- 

«Btber2)ienerbe8^oben))riefterS,  meld^em^etruS  ron^muS  374  auS  Italien  bortl^in,  unb  bie  Se6enS> 

ki  ber  @efangenne(mung  beS  ^erm  baS  redete  gefd^id^te  beS  el^rmürbigen  ÜRanneS  mad^te  einen 

Citobbieb.  ®ie  Ib^tföd^«  «jöl^^en  bie  brei  erften  fold^en  ßinbrudf  auf  il^n,  bafe  ber  längft  gel^egte 

famgelipen  (SKatt^.  26, 51. 5Dlarc.  14, 47.  Suc.  SBimfd^  nad^  bem  Slnad^oretenleben  je^t  in  il^m 

22, 49—51);  ben  Flamen  fejt  ber  1^1.  Sol^anneS  jum  gntfd^Iu^  reifte  unb  im  folgenben  Saläre  jur 

lovi  (3oi  18, 10).  ©iefer  SRald^S  mar  im  per«  %i)ai  mürbe.  ©ed^Sjel^n  Saläre  fpöter  fd^rieb  er  bie 

WUftn  Sienß  beS  ^o^enpriefterS  angefteHt  unb  merfmürbige  SebenSgejd&id^te  nieber  (Vita  Malchi, 

nlj/itom  S^nebrium  beorbert.  Sntereffant  ift,  ba|  inter  Opp.  S.  Hier.  ed.  Vall.  11,  41).  —  3. 6in 

tos  berSqt£ucaS  bie  an  i^m  gef d^el^ene  §eilung  fiaie,  an  meldten  ber  1^1.  3ob.  Sl^rtifoftomuS  einen 

m^  —  2.  einer  ber  frül^eften  ana^oreten  fleinen  l^eralid^en  Srief  beim  Xobe  feiner  lod^ter 

fNotf cxib«.  TIIL    2.  Rttfl.  1 8 


547 


SDlalbeten  —  SWalbonabo. 


548 


fd^ricB  (Ep.  71,  Migne,  PP.  gr.  LH,  647).  — 
4.  Sin  b^jantinifd^er  @op]^i[t  ouS  bem  Anfang 
be§  6.  Sa^rl^unbcrtS,  bcr  aufecr  einer  Steige  anbe- 
tet ©d^riften  ein  gto^eS  ©efd^id^tSwerf  Bojav- 
Tiaxdf  öerfa^te.  S3on  biejemberid^tet  ipi^otiuS  (Cod. 
78),  es  ^abe  fld^  über  bie  Seit  üon  474  bis  480 
erftredt;  nad^  ©uiboS  (s.  v.  MaX^oc)  unb  ßubocia 
(Anecd.  Graeca,  ed.  Vül.  1, 800)  umfaßte  eS  bie 
3eit  t)on  828  bis  491.  einzelne  93rud^ftüd(e  ouS 

biefer  ©d^ritt  flnb  in  bie  'ExXoYal  irepl  irpeaßecDv 

aufgenommen  (Migne,  PP.  gr.  CXIII,  755  ad 
791 ;  MüUer,  Fragm.  Eist  gr.  IV,  112—182). 
—  5.  ßinSifd^of  öon  S)elminium  inSalmatien, 
über  toeld^en  einige  93riefe  beS  1^1.  (SregoriuS  beS 
®ro|en  ouS  ben  Salären  592 — 594  l^anbeln.  6r 
fiorb  597.  (Joan.  Diacon.,  Vita  Greg.  4,  9; 
Migne,  PP.  lat.  LXXV,  177;  LXXVH,  492. 
621.  721.)  [ffaulen.] 

'SKutbeteit,  Dan  (Malderus),  Sol^anneS, 
Zl^eotoge,  iDurbe  am  12.  Siuguft  1568  in  ber 
92ä]^e  t)on  SSrüffel  geboren.  92ad^bem  et  in  2)ouai 
^l^ilof opl^ie  unb  )u  fiömen  Sl^eologie  fhtbirt  l^atte, 
erlangte  er  1594  gugleid^  mit  $etruS  fiombarbuS 
(f.  b.  9rt.)  unb  Sacob  a  Saftro  bie  tl^eologifd^e 
Sel^rfangel  in  Sonden,  tomrbe  1596  gum  föniglid^en 
^rofeffor  ber  fd^olafüfd^en  3:!|eoIogie  unb  }um 
SanonicuS,  )tt)ei  Saläre  fpöter  aud^  gum  $röfeS 
beS  föniglid^en  Seminars  unb  enblid^  1611  burd^ 
föniglid^e  Slomination  gum  Sifd^of  öon  3lnttt)er})en 
beförbert.  91IS  fold^er  ftarb  er  am  28.  Dctober 
1688.  S)a  feine  fd^n)ä(^Ud^e  ©efunbl^eU  il^n  titl 
aa  baS  3tttnner  feffelte,  brad^te  er  als  Sifd^of 
feine  frül^eren  tljeologifd^en  SSorlefungen  ju  einem 
t^eiln)eif en  ^bf d^luffe  unb  Deröff entlid^te  guerft  eine 
fpecieUe  SRoral  nad^  ber  Secunda  secundae  beS 
1^1  Sl^omaS,  Sntto.  1616,  bann  bie  generelle  nad^ 
ber  Prima  secundae  1628.  Saran  reil^ten  ftd^ 
Heinere  Sractate  De  abusu  restrictionum  men- 
talimn  1625  unb  De  sigillo  confessionis  1626 ; 
ein  Sl^eil  feiner  ßrflärungen  gur  Prima  mürbe  ei*ft 
1684  nad^  feinem  £obe  gebrudCt.  ©eine  Sntfd^ei» 
bungen  meifen  t^m  einen  $(a^  unter  ben  gemid^» 
tigeren  SKoraliften  an.  21IS  ^Scet  geigte  er  fid^  in 
bem  Kommentare  jum  ^ol^enliebe  1628,  im  Ju- 
dicimn  de  ecstasi  perpetua  (bei  Fromond, 
Comment.  in  cant.  cant.,  Lov.  1652)  unb  in 
ben  Meditationes  theologicae,  universae  theo- 
logiae  summam  complectentes  1681 ;  alS  $o> 
lemif er  f d^rieb  er  gegen  bie  ©alDiniften  Aiitisyno- 
dica  sive  animadversiones  in  decreta  Con- 
ventus  Dordaceni  1620.  ©eine  btfd^bflid^en  6r> 
laffe  ftnben  ftd^  gefammelt  in  ben  Decreta  et 
statuta  . . .  Archiepisc.  Mechlin.  . . .,  Antw. 
1680, 417  sq.;  in  ber  SSolfSfprad^e  erfd^ien  1618 
ein  ®iöcefan!ated^iSmuS.  (S3gl.  Foppens,  Bibl. 
belgica  II,  Brux.  1789,  684  sq.;  Paquot,  Me- 
moires  11,  Louvain  1768,  5  ss.;  Hurter,  No- 
mencl.  liter.  I,  675  sq.)  [©treber.] 

^tatboitabo,  äol^anneS,  8.  J.,  gemöl^nltd^ 
na(§  ber  lateinifd^en  SlamenSform  SKalbonat 
genannt,  einer  ber  größten  ß^egeten,  mürbe  1588 


in  bem  ©töbtd^en  (SafaS  be  Ste^na  in  ber  f))anif4en 
$rot)ing  Sftremabura  geboren.  2)en  l^erüorragen» 
ben  Seigrem  ber  Unioerfttät  ©alamanca,  auf  mel« 
d6er  bamalS  bie  l^umaniftifd^en  ©tubien  in  l^ol^em 
Örabe  Wülsten  unb  }u  einer  l^eilfamen  SReform  ber 
))]^iIofo))]^ifd^en  unb  tl^eologtfd^en  SiScipIinen  ge« 
fül^rt  l^atten,  Derbanfte  er  eine  tüd^tige  dafftf(^ 
Silbung.  3tt>ei  fd^arffinnige,  menngleid^  ton  3u- 
genb  auf  erblinbete  ©elel^rte  unterrid^teten  i^n  in 
ber  lateinifd^en,  gferbinanb  Shrneg  be  ®ugman 
(^inciani)  in  ber  gried^ifd^en  Siteratur.  3n  ber 
^l^ilofopl^ie  l^örte  er  ben  fpäter  gum  Sarbtnal  er» 
l^obenen  t^frang  Solebo,  ben  man  fd^on  bamalS  bie 
3ierbe  ber  tl^eologifd^en  tjfacultöt  unb  ein  SBunbet 
Don  (Selel^amfeit  gu  nennen  pflegte.  9lnfang8 
mibmete  fid^  SRalbonat  ber  SuriSprubeng,  aber 
balb  «wirb  er  t)on  feinem  fjreunbe  röc^ael  be  ?|5a« 
lactoS  für  bie  Xl^eologie  gewonnen.  ^IS  SanbUmt 
ber  Sl^eologie  gäl^Ite  er  gu  ben  600  Sul^örem, 
m\ä)t  ber  berül^mte  S)ominicaner  Strang  Sictoria 
um  feinen  Sel^rfhil^I  oerfammelte.  ^aä^  iBoSenbung 
eines  Dierjöl^rigen  tl^eologifd^en  SurfuS  marb  3RaU 
bonat  an  bie  ©teile  SoIebo%  ber  ingmifd^en  TOit* 
glieb  ber  Oefellfd^aft  3cfu  geworben  mar,  berufen 
unb  bocirte  ^^ilofopl^ie  mit  fold^em  Srfolg,  ba| 
man  bem  fungen  SRanne  ein  menig  fpdter  ben 
fie^rftul^I  ber  Sl^eologie  ant)ertraute.  Salb  fd^Io| 
aber  aud^  er  fid^  einer  ©d^aar  t)on  mel^r  als  500 
afabemif^en  Sünglingen  an,  njeld^e  infolge  ber  feu- 
rigen $rebigten  beS  3efuitenSRamireg  baSOrbenS- 
leben  ermöl^Iten,  unb  reiste  am  10.  ^uguft  1562 
nad^  3tom,  um  bort  in  bie  ©efeHfd^aft  3efu  ein- 
gutreten.  fie|tere  mar  eben  baran,  ben  ®eban!en 
t!|reS  ©tifterS  SgnatiuS  gu  termirflid^  utd)  in 
Som,  mo  bie  ftird^e  ij^ren  5DlitteH)unft  l^atte,  toie 
in  $ariS,  mo  bie  SBtffcnfd^aft  il^ren  Sl^ron  oo^« 
gefd(|lagen,  ein  Kolleg  gu  erridjten.  2aS  neu  eröff- 
nete CoUegium  Bomanum  (f.  b.  9lrt.)  errang  fid^ 
burd^  bie  glängenben  ?lamen  feiner  ^rofefforen, 
eines  lolebo,  SebeSma,  SUlariana,  !ßereira,  !per- 
pinian,  glaöiuS,  gmmanuel  ©a  u.  %,  f  of  ort  l^ol^eS 
Slnfel^en.  ffiiefen  SKönnem  marb  anä)  SJ^albonat 
nad^bem  er  fein  92ot)iciatSia]^r  DoÜenbet  unb  bie 
^rieftermei^e  empfangen  ijatte,  beigefeW.  aber 
fd^on  im  folgenben  Saläre  (1568)  erlieft  er  ben 
Auftrag,  in  $aris  ein  EoIIeg  gu  grünben.  SDBil- 
l^elm  bu  ^rat,  Sif d^of  öon  Slermont,  meld^er  auf 
bem  Srienter  ßoncil  bie  patres  Saineg  (f.  b.  %xt.), 
2^iat),  ©almeron  unb  KanifiuS  (f.  b.  ^rt.)  fennen 
unb  fd^ä^en  gelernt  l^atte  unb  infolge  beffen  ein 
großer  SBol^ltl^äter  ber  ©efellfd^aft  3cfu  gemorben 
mar,  [teilte  9RaIbonat  ein  ^auS  nebft  ©elbmitteln 
gur  Verfügung,  mefel^alb  aud^  bie  ^nftalt  ben 
Flamen  CloUegium  Claromontanum  erl^ielt.  9laä^ 
Ueberminbung  l^eftigcr  SBiberfprüd^e  erfolgte  1564 
bie  gröffnung  beS  ßoflegS,  gu  bem  fid^  fd^on  im 
erfien  Saläre  1000  gu^örer  melbeten;  unter  biefen 
waren  400,  meldte  TOalbonatS  SSorlefung  über 
3IriftoteIeS  befud^tcn.  3m  folgenben  3al&re  eröff- 
nete berfelbe  bie  tl^eologifd^e  gfacultät  mit  einer 
freimütl^igen  ^ntrittSrebe,  in  meld^er  er  ber  bis 


549 


SRalbonQbo. 


550 


ba^  on  ber  Sorbonne  fibfid^en,  jur  SSeförnpfung 
ber  neuen  Srrle^ren  untouglid^en  fd^oloftifd^en 
Rd^be  ein  Ne  quid  nimis  gurtef  unb  baS  ^tx* 
kngm  fiellte,  man  fole  Bei  Stüfd^eibung  tl^eologi» 
14er  Streitfragen  nid^t  auf  $Iato  unb  ^riftoteleS, 
fmdoern  auf  bie  ^o))^eten,  bie  ^poftet,  bie  Sttan» 
gdißen  unb  C^ffatm  felb{]i,  bie  Jhrd^e  unb  ba§ 
ntett^um  fid^  berufen.  Seine  SBorlefungen  brode- 
ln iK^  tl^Iogifd^  Stubium,  meld^eS  tiorl^er  an 
ber  bortigen  ^o^fd^ule  terad^tet  bamieber  log,  5u 
Kson  ünfel^  SuS  allen  Stönben  erf d^ienen  3u" 
(te  in  fo  großer  9n)a]^I,  ba^  lein  Se^rf aal  {ie  ^u 
|aj{m  Dermod^te  unb  Stalbonat  oft  im  §ofe  unter 
iiticBi6immeI  feine  SSortröge  l^alten  mugte.  Sei- 
KO  ei^  üteriä^gen  Se^rcurfe  legte  er  ben 
Magister  sentenüarum  gu  @runbe;  im  gtoetten 
fötde  er  aber  mit  Stüdftd^t  auf  bie  3^tbebürfniffe 
ei»  neue  Orbnung  ber  gu  (el^anbelnben  bogmoti» 
f((cn  ®egenftanbe  ein,  meldte  einen  3^itraum  oon 
je^  3alf|ren  beanf))rud^te.  ^JlalbonatS  Sinfeben 
p»g  mm  Sal^r  ju  Sal^r ;  t)on  auStoörtigen  m» 
karten  mürbe  er  in  ben  [(i^mierigften  ^fragen  gu 
Sat^  gebogen.  3m  3. 1571  jäl^Ite  ba§  SoOeg 
W  3000  ©d^üler.  ©old^e  grfolgc  erregten  ben 
JWk  einiger  ^rofefforen  ber  Sorbonne,  bie  be« 
fonbetS  SlalbonatSSnfel^en  ungern  mad^fen  fallen. 
Srnmrbe  ber^örefie  befd^ulbigt,  meil  er  be^aup» 
ftk,  ba^  bie  fie^re  Don  ber  unbefledKen  ßmpföng» 
jä^mäjlt  ein  Don  ber  JKrd^e  aufgefteUter  ®Iauben3» 
oiäfel  fei,  unb  meil  er  mit  Slüdtfid^t  auf  bie  f d^toeren 
Qrpfen  im  Qfegfeuer,  mie  fie  ber  1^1.  3luguftinuS 
ammmni,  gern  ber  SRetnung  beitrat,  ba|  DteUeid^t 
mommb  gegn  äal^re  lang  bort  jurüdtgel^alten  »erbe. 
SnrAltrt^Dom  17.  Januar  1575  fprad^  $etru§ 
M  Olonb^,  Srgbifd^of  Don  $an3,  ben  gefeierten 
Ideologen  Don  ben  gegen  i^n  erhobenen  Snfd^ulbi» 
gpgen  frei^  unb  ein  Sal^r  barauf  brol^te  ®re> 
80r  XTTT.  feinen  Derfotgung§füd^tigen  @egnem 
flit  jirengen  IKrd^enfhrafen  (Dgl.  Gesta  sacrae 
Fieoltatis  contra  Maldonatum  Jesuitam  in 
CoOegio  Claromontano,  bei  Du  Plessis  d'Ar- 
gentre,  Collect  Judiciorum  II,  443  sqq.). 
IRoIbonat  inbeffen,  bem  Streitfud^t  }utoiber  mar, 
Bttrb  nun  auf  feinen  SBunfd^  bed  Sel^ramtS  ent» 
Vxa,  }og  Jid^  nad^  93ourgeS  jurüd  unb  begann 
^  einen  Sommentar  über  bie  Dier  SDangeliften 
o^narbeiten,  ber  il^  unfterblid^  mad^en  foHte. 
HaSt  t^cni  Xobe  beS  OrbenSgeneralS  SRercurian 
IS80  nad^  Kom  gefanbt,  l^atte  er  bie  SBal^Il^anb' 
Ing  ju  kUen,  au§  meld^er  SlaubiuS  SquaoiDa 
oii  (Mierol  l^orging.  3n  9iom  marb  er  jej^t 
jBittl^e^oQen^  arbeitete  al§  tl^ätigeS  SRitglieb  in 
ber  mit  ^»enniSgabe  ber  Septuaginta  betrauten 
fmniiiffion  unb  DoOenbete  feinen  SDangeliencom« 
mtar.  Sod^  Dermod^te  er  nur  eben  nod^  an  ben 
Ibtt^finScommentar  bie  Ie|te  Sfeile  anzulegen,  be> 
IK  t^  erft  50  3a]^re  olt,  ber  Sob  nad^  furjer 
tea^ett  am  5.  Sanuar  1583  ba^inraffte. 

9bdbonat  mar  ein  frommer  ^riefter  unb  be* 
■Üfoer  Ori)enSmann.  9Rit  feinem  Urt^eil,  treuem 
tAi^tMift,  gefeiltem  Stile  Derbanb  er  unermüb« 


lid^en  gflcife,  ßigenf  d^aften,  bie  il^n  gu  einem  Sebner 
unb  t^eologifd^en  Sd^riftfteller  erften  SRangeS  er- 
l^oben.  3n  feinem  ^auptmerfe,  bem  @DangeIien> 
commentar,  iji  er  be|trebt,  mit  allen  3Ritte(n  einer 
gefunben  Cjegefe  ben  maleren  Sinn  ber  l^eiligen 
Sd^rift  feftguftetten  unb  auf  biefer  ©runblage  aU 
einer  ber  ßrften  gegen  bie  änlel^ren  ®alöin§  nod^ 
bei  beffen  Sebjeiten  aufzutreten.  So  fel^r  biefer 
®eper  ben  Ealoiniften  mißliebig  mar,  tonnten 
fie  fid^  ben  95efud^  feiner  SSorlefungen  bod^  nid^t 
Derfagen.  @rft  13  3ci^re  nad^  9RaIbonatS  Sob  l^at 
1596  gfronton  bu  ®uc  mit  Dier  S^eologen  beS 
KoOegS  gu  ^ont«ä=3Dlouffon  biefeS  daffif(|e  SBerf 
in  berfelben  Stabt  Deröffentlid^t.  Siu^erbem  marb 
eS  gu  95re8ria,  gu  SSenebig,  fed^Smal  gu  SKaing, 
ebenfo  oft  gu  S^on  unb  pebenmal  gu  ^ariS  ge- 
brudtt.  ®ie  legten  Dier  ^ainger  ausgaben  be« 
forgten  gfr.  Saufen  (5  Sbe.,  1840—1844),  flon« 
rab  SKartin,  meld^er  bie  polemifd^en  ^ßartien  auS« 
fd^ieb  (2  9be.  1853. 1862),  unb  Said^,  ber  ben 
%tit  ber  Originalausgabe  Don  ^ont=ä»9Koufjon 
micber  ^erftcDte  (2  93be.  1874).  3n  ber  erjlen 
Ausgabe  mürbe  gmar  bie  erft  nad^  9JlaIbonat8 
2ob  erfd^ienene  clementinifd^e  SluSgabe  ber  93ul« 
gata  abopttrt,  bie  Se^terHörung  iebod^  unDerön« 
bert  gelajfen,  Jo  ba|  bismeilen  bie  grflärung  mit 
bem  Sejte  nid^t  l^armonirt.  3"^^  Sefeitigung  bie- 
fer ©iffereng  l^at  guerft  bie  S^oner  9lu§gabe  Don 
1607  gal^lreid^e  Sejtänberungen  Dorgenommen. 
—  Sauge  nid^t  fo  bebeutenb  fmb  Commentarii 
in  Prophetas  quatuor  Jeremiam,  Baruch, 
Ezechielem  et  Danielem,  meldte  nebft  ber  mal^r- 
fd^einlid^  Don  Sd^ülem  nad^gcfd^riebenen  Expod- 
tio  Psalmi  CIX  Dier  Auflagen  (1609—1611)  er- 
lebten.  Ob  5KaIbonat  bie  minbermertl^igen  Com- 
mentarii in  praecipuos  sacrae  Scripturae 
libros  veteris  Testamenti  (Par.  1643)  Derfafet 
(ot,  ift  gmeifel^aft.  %x%  ben  bogmatifd^en  Sd^rif« 
ten  TOalbonatS  finb  folgenbe  gu  nennen:  1.  Opera 
varia  theologica  (Par.  1677)  in  3  Sönben.  ®ie 
gmei  erften  93änbe  entl^alten  bie  Don  ®u  ^in  (Bi- 
blioth.  ecclesiast.  XVI*  siöcle,  P.  5,  p.  439) 
l^od^gefd^ö^ten  Sractate  über  bie  fteben  Sacra- 
mcnte,  ein  Sal^r  Dorl^er  bereits  in  93rüffel  gebrudft. 
6inc  Diel  frül^ere  (1614),  incorrecte  luSgabe  ol^ne 
angäbe  beS  ©rudferS  unb  mit  bem  f al jd^en  3)rudf« 
ort  2t|on  ftatt-gfranffurt  !am  auf  ben  Snbej.  ßinen 
Snl^ang  gum  britten  93anb  bilben  bie  Epistolae 
et  Orationes,  l^erauSgegeben  Don  2)uboiS  unb 
t^aure.  2.  De  Caeremonüs  tractatus,  Don  9ti» 
d^arb  Simon  (Bibliothöque  critique  IV,  75) 
fel^r  gerül^mt,  Don  3öccana  in  feine  Bibliotheca 
ritudis  (t.  III)  aufgenommen.  3.  ®er  3:ractat 
über  bie  ßngel  unb  Jeufel,  Don  grang  be  Iq 
Sorie  in'S  grangöflfd^e  überfejt  (SRouen  1615, 
^ariS  1617),  gufammengefafeter  ^nfjalt  bcrSSor« 
lefungen  5KaIbonat§.  4.  Epistola  de  Collatione 
Sedanensi  cum  Calvinianis,  mit  ben  Sommen» 
taren  in  Prophetas  quatuor  unb  feparat  1611 
erfd^ienen.  3Raß)onat  berid^tet  l^ier  über  baS  be« 
rühmte  9ieHgion§gef))räd^,  meld^eS  er  auf  fßtx* 

18* 


551 


5DlaIcBrand^c. 


552 


langen  bc8  Surften  öon  51KonH)enfler,  ber  feine 
2:o^ter,  bic  gfürftin  öon  Souitton,  baburd^  jur 
Sirene  äurüdjufü^ren  l^offte,  im  3. 1572  in  @e» 
ban  mit  23  Kalöiniften  gefül^rt.  Unterfd^oben  ift 
bie  nod^  SKolbonatS  ©(|nften  öon  9)iartin  6o« 
bognat  compiUrtc  unb  am  16.  fficcember  1605 
onf  ben  Snbes  gefegte  Summula,  quaesüoiieB 
casuum  conscientiae  difficillimas  in  se  com- 
plectens  (2t)on  unb  fföln  1604),  öon  bem  ßar» 
meliten  3.  3.  StionnoiS  hud^  in'§  Qf^^anaöfifd^e 
übcrfcjt  ($ariS  1607  unb  Kouen  1614).  Sa^I- 
reid^  pnb  bie  SKanufcripte  SKalbonatS,  unb  nod^ 
Sal^Ireid^er  bie  Sbfd^nften,  meldte  fld^  auf  Der- 
fd^iebenen  SBibliotl^efen  bepnben.  (SSgl.  J.  M. 
Prat  S.  J.,  Maldonat  et  rUniversitö  de  Paris 
au  XVI«  siäcle,  Paris  1856;  Sotwel,  BibUoth. 
scriptor.  Societ.  Jesu;  Hurter,  Nomencl.  liter. 
1, 170;  de  Backer,  Bibliothäque  des  ecrivains 
de  la  Comp,  de  Jäsus  s.  v. ;  enblid^  eine  hxo- 
grapl^ifd^e  ^fi^^e  in  ber  t)on  Unterjeid^netem  be» 
forgten  SiuSgabe  be§  3JlaIbonaf  fd^en  Soangelien» 
SommentarS.)  [Staid^.] 

9ta(^>tait(^,  9ttcoIauS,  ein  $Pofop]^  ou§ 
ber  carteftanifd^en  @d^ule,  mürbe  im  3.  1688 
5U  ^uriS  geboren  unb  megen  feines  f d^h)ad^en  unb 
milgcftalteten  ftör|)erS  im  glteml^aufe  unterrid^tet 
imb  gebilbet.  92ad^bem  er  an  ber  Sorbonne  %f)tO' 
logie  fhibirt  l^atte,  trat  er  al§  ipriefter  in  ba§  Ora« 
torium.  6r  l^ötte  ftd^  fd^on  geraume  Qdt  mit 
Jhrd^engef^id^te  unb  fritifd^en  Stubien  befd^öftigt, 
afö  i^m  burd^  3ufaII  bie  ©d^rift  be§  SarteftuS 
De  homine  in  bie  ^önbe  fiel.  2)aburd^  !am  er 
auf  bie  p]^iIofo))]^ifd^e  fiaufba^n.  Qtf^n  3o^te  be» 
fd^öftigte  er  ftd^  mit  bem  @tubium  ber  carteftoni* 
jd^en  $]^iIofop]^ie,  unb  bamt  erft  entfd^Iog  er  ftd^, 
in  feinem  86.  2eben§ja]^re,  in  feinem  $au})ttt)erfe 
Recherche  de  la  veritö  bie  Stefultate  feiner  @tu- 
bien  belannt  ^u  geben.  S)aran  fd^Ioffen  ftd^  nod^ 
weitere,  jal^Ireid^e  ©d^riften  an.  ffiie  Singriffe, 
tt)eld^e  t)on  Derfd^iebenen  Seiten  auf  feine  pl^ilofo» 
|)]^if^en  9(nftd^ten  gemad^t  mürben,  ))eran(a|ten 
il^n  5ur  SBeröffentli^ung  eines  ©efpräd^eS  über 
bad  ^erl^öltnil  )h)tfd^en  $]^iIofo))]^ie  unb  JKrd^en« 
lel^re  unter  bem  Sitel  Conversations  mötaphy- 
siques  et  chrätiennes ,  tooxan  ftd^  bann  fein 
Traitö  de  la  nature  et  de  la  gräce  anreihte. 
S)ann  folgten  bie  Meditations  metaphysiques 
et  chr^tiennes  unb  ein  Traite  de  morale.  Sine 
»eitere  ^u§f ül^rung  feiner  ©ebanfen  entl^alten  bie 
Entretiens  sur  la  metaphysique  et  sur  la  re- 
ligion,  ber  Traite  de  Tamour  de  Dieu  unb  bie 
Entretiens  d'un  philosophe  chretien  et  d'un 
philosophe  chiiiois.  Slufeerbem  fmb  nod^  ju 
nennen  bie  Reponses  de  Malebranche  ä  Ar- 
nauld,  eine  Sei^e  oon  i5treit|d^riften  gegen  feinen 
^auptgegner,  ben  Sanfeniften  3l[maulb.  ©ein  ©til 
ift  breit  unb  tt)eitfdt)tt)eifig.  gr  ftarb  im  3. 1715. 

SSon  SarteftuS  au3ge|enb,  fud^t  9)lalebrand^e 
bie  cartefianifd^e  £e]^re  bod^  in  mand^en  fünften 
3U  corrigiren.  9Sor  ^Dem  ift  er  mit  ber  cartefia« 
nifd^en  S)octrin  t)on  ben  eingeborenen  3been  nid^t 


eint)er[tanben  unb  fud^t  biefelbe  burd^  eine  anben 
©octrin  gu  erfe^n.  6§  gibt,  fo  lel^rt  er,  nur  (gmi 
unmittelbare  Sdenntni|  im  Snenfd^en,  nömlid^  bfc 
©rfenntnife  beS  eigenen  3d^S  im  ©elbftbe©u|tfeiti 
Me§  Rubere  erlennen  mir  nur  mittelbar  burd^  bi 
3been.  SBad  mir  unmittelbar  erfennen,  ift  nid^ 
ber  ©egenftanb,  meld^er  ber  3bee  entfprid^t,  fon» 
bem  üielmel^r  biefe  3bee  felbfi,  unb  erft  burd| 
bief e  erfennen  mir  ben  ©egenftanb.  SDa  mu^  nui 
bie  Srage  ftd^  ergeben,  mie  benn  biefe  3been  ii 
un§  entftel^en.  äßalebrand^e  beantmortet  bief 
Sfrage,  na(|bem  er  oHe  biSl^erigen  fiöfungen  ber- 
felben  at§  unl^altbar  nad^gumeifen  gefud^t,  bamit 
ba^  erbel^auptet,  mir  fd^autenoHeSbeen  unmittel 
bar  in  @ott  an.  ®ott  fd^liegt  nämlid^,  fagt  er,  oli 
ba§  unenbßd^e  unb  allgemeine  @ein,  bie  3been  olle 
SDinge  in  fid^.  ©Ott  ift  aber  als  ba§  aKgemein 
unb  unenbli(|e  @ein  aud^  unferem  93erfianbe  fteti 
innerlid^  unb  unmittelbar  ))röfent.  Sr  ift  bie  au 
gemeine  ©onne  ber  ©eifter,  bie  aDgemcine  SJer 
nunft,  ba§  Sid^t,  baS  aUe  @terblid^en  erleud^tet 
ber  allgemeine  Ort  ber  ©eifter,  in  meld^em  9SL 
leben  unb  fid^  bewegen.  3ft  aber  ©ott  unferen 
SSerftanbe  ftetS  innerlid^  J)räfent,  fo  ift  berfelb 
baburd^  in  ben  @tanb  gefegt,  aud^  baSjenige  ii 
©Ott  )u  fd^auen,  maS  im  göttlid^en  @ein  entl^ 
ten  ift  —  bie  3been.  6r  fd^aut  fte  oud^  in  br 
Sl^at  in  il^m  an,  2)abei  ift  jiebod^  ein  S)op))eItei 
ju  bemerfen.  Sür'S  6rfte,  obgleid^  bie  ©eel 
aDe  S)inge  in  ©ott  erblidCt,  fd^aut  fte  bel^H 
bod^  nid^t  ba§  SBefen  ©otteS,  mie  e§  an  ft(|  if} 
fte  erblich  Oielmel^r  biefeS  Sßefen  immer  nur  nad 
ber  beftimmten  ^egiel^ung,  bie  eS  gu  einem  be 
ftimmten  ffiinge  l^at,  fofem  eS  beffen  3bee  ifl 
3für'§  Stt^eite  offenbart  un§  ©ott  bie  befonberei 
3been  nur  unter  ber  Sebtngung,  ba^  mir  ü^nei 
unfere  Slufmerffamfeit  jumenben.  3"^  ßrreguni 
biefer  3(ufmer!famteit  bient  aber  bie  ftnnUd^e  Sr 
fal^rung.  92el^men  mir  nömlid^  einen  ©egenfionl 
finnlid^  mal^r,  fo  merben  mir  baburd^  angeregt 
unfern  geiftigen  Slidt  gerabe  jener  3bee  gu^umen 
ben,  meldte  bem  ftnnlid^  ma|rgenommenen  Ob 
jecte  entfprid^t.  3)ie  grage,  mie  mir  benn  au 
biefe  $römif[en  l^in  nod^  gemi|  fein  Tonnen  vibt 
ba§  2)afetn  ber  j(5r))er  au|er  un§,  beantmortc 
SRalebrand^e  mit  bem  dinmeiS  auf  bie  pofitiD 
göttlid^e  Offenbarung,  ffiie  SBal^rl^aftigfeitSottef 
momit  Sartefiu§  unfere  ©emigl^eit  über  ba§  Sa 
fein  ber  Slufecnmelt  begrünbet  l^abe,  reid^e  nidj 
au§;  e§  muffe  oielmel^r  ©ott  |ene§  S)afein  be 
^u|enmclt  tl^atföd^Iid^  bezeugt  l^aben;  erft  untc 
biefer  Sebingung  fönnten  mir  auf  feine  SQBal^rl^al 
tigteit  l^in  fi^er  fein  über  ba§  93e5eugte,  nämlic 
über  baS  ©afein  ber  ftörper.  ©ott  l^abe  eS  abc 
bezeugt  burd^  feine  pofitioe  Offenbarung.  9foIgIi( 
fönne  nur  biefe  unS  über  baS  gebadete  2)afein  bc 
aufeenmelt  Dergemiffern. 

äud^  in  feiner  9{aturppiIofop]^ie  unb  ^f^d^c 
logie  Qt^i  SWalebrond^e  über  ©artefiuS  l^inau! 
6r  fd^tie^t  ftd&  l^ier  an  ben  Eartcfianer  9(mol 
©eulinj  an  unb  befennt  ftd^  mit  biefem  jum  Oi 


553 


URateficium. 


554 


aponoTtSmud  m  feiner  eicef jtoften  gform.  S)en 
^jBftten  Urfad&en"^  lel^rt  er,  mögen  fle  nun  gei« 
{%r  ober  löx^erlid^  Statur  fein,  fontmt  gar 
Idiie  eigene  3^&tigfeit  unb  Saufolität  gu.  ®ott 
ipkie  einzige  causa  activaseuefficiens.  Seine 
amfiUe  Xl^feit  rietet  ^d^  aber  noc^  einem  qQ* 
genemen  ®efe^,  bod  er  überall  befolgt,  nömlid^ 
|tt4  bem  @efe|e  ber  gelegenl^ettlid^en  Urfad^en, 
iafi^  ®ott  immer  nur  bei  ©elegenl^eit  einer 
geDiffen  Stl^otigteit  in  einem 'Singe  bie  entfpre* 
iftslit  SBirtmig  in  einem  anbem  l^erDorbringt. 
Seomod^  ifl  aud^  bie  SBed^feIn)irfung  groifd^en 
@cde  itnb  Seib  im  9Renfd^n  in  fold^er  äBeife  )u 
ofidieiL  ®ott  ifl  ed,  meld^er  bei  (Selegenl^ett  einer 
6i|»fhdmiig  im  Seibe  in  ber  @eele  bie  entfpre- 
4ad)e  fßmtption,  unb  umgelel^rt  bei  ©elegenl^eit 
encft  beßimmten  SBiüenSacted  in  ber  @eele  bie 
(#red^enbe  99etoegung  im  fieibe  unmittelbar  al§ 
mdnibe  Urfo^  l^erDorbringt.  Me  fog.  Jhäfte, 
fein  el  Seelen«  ober  9taturfröfte,  f ammt  ben  barin 
fitgoiben  ®efe|en  fbib  fomit  nid^ts  Ruberes  o<8 
ber  nad^  bem  <Sefe|e  ber  gelegenl^eitUd^en  Urfad^en 
Bitienbe  göüHd^  SBiDe. 

Sie  Sinensfreil^eit  f a|t  SRoIebrand^e  h)ieber  in 
Gotefiamfd^  äBeife  auf.  2)er  SBiUe,  fo  lel^rt  er, 
9cSfiä  ^  ben  befonberen  ®ütem  gegenüber  in> 
biffeient  ober  tnbeterminirt  unb  mu^  erft  burd^ 
bek  SerPonb  beterminirt  »erben,  infof em  biefer 
ißBL  ben  SefümmungSgrunb  {ufül^rt.  S)iefer  ift 
da  immer  boS  l^ö^ere  ®ut  ober  baS  gr5|ere  fßtt» 
Ingen.  S)nrd^  biefed  ift  alf o  ber  SßiUe  ftetS  notl^« 
waSn%  beterminirt  9ber  —  unb  ba§  ift  entf d^ei» 
taib  —  ber  SBilb  lonn  feine  SinttiUigung  gurüd» 
taiten,  mtffd^ieben  unb  bamit  bem  93erftaTÜ>e  er» 
■SgK^en^  meiter  )tt  überlegen,  »oburd^  e§  bann 
§tf$e^  fami,  ba|  ber  Seirflanb  ^ule^t  bod^  baS 
mabm  ®nt  als  baS  l^öl^ere  erfennt  unb  bann  gu 
biefoR  ben  SBiDen  beterminirt.  3n  ber  aRöglid^» 
Vt  mm,  ferne  SinnHUigung  )urüdf}u]^atten  ober 
tBAMjitUa,  befielet  feine  Sfreil^eit. 

iktmoi^  aber  betrad^tet  äJIatebrand^e  im  Sin* 
flong  mit  feiner  occafionalißifd^en  ^Q^otl^efe  ben 
Silien  md(rt  als  eine  eigene  Jttaft  ber  @eele,  fon- 
bem  bqei^net  il^  atd  eine  SBirlung  ®otteS  in 
m.  SBie  mm  l^iermit  bie  Sinftd^t,  ba|  ber  SBille 
feae  (EimoiOigung  auffd^ieben  fönne,  ftd^  Derein» 
inen  laffe,  ift  freilid^  nid^t  erfid^tlid^ ;  nod^  »eni* 

E,  nrie  unter  ber  occafbnaliflifd^en  SJorauSfe^ung 
itt  i»m  ber  @<l^ulb  beS  böfen  9cteS  im  9Renfd^en 
fniiuftnced^  fei  SRalebrand^e  md^  ftd^  in  ber 
Z^  angefid^tö  biefer  @d^mierigf eit  }ule^t  nur  ba> 
nt  }&  $^en,  ba|  er  bem  935fen  ben  Sl^arafter 
CQKr  ^onblung  gong  abfprid^t  unb  baS  935f e  über« 
Intrt  nur  oIS  Unterlaffung  auffaßt. 

3n  ber  6d^ö))fungSle]^  betennt  ftd^  URale' 
knä^  )nm  Optimismus.  2)er  Sma  ber  @d^ö> 
Ifnig,  fagt  er,  ift  in  fester  Snftanj  bie  SBer^en* 
fi^iiM  ®otteS.  9ber  nid^t  blo^  biefeS;  »enn 
Wt  wofft,  fo  mu^  er  in  feiner  @d^öpfung  unb 
bn^  btefelbe  ond^  feine  grd|tm5glid^e  SBerl^err* 
tm%  fni^;  benn  @ott  tl^ut  uberatt  baS  SSefte. 


S)ieg  ift  aber  nur  baburd^  möglid^,  ba|  @ott  bie 
öoHfommcnfte  SBclt  fd^afft.  Sufeerbem  fann  ber 
göttlid^e  SBifle  nad^  9lu|en  nur  tt)ir!fam  fein  na^ 
ben  Siegeln  feiner  unenblid^en  SBeiSl^eit;  barum 
mu^  er  aud^  immer  auf  bie  befte  unb  ttoQfom« 
menfte  SBeife  tl^ätig  fein.  SOBenn  aber  biefeS,  fo 
mu^  aud^  baS  t)on  il^m  gefd^affene  SBerl  baS  befte 
unb  t)oUfommenfte  fein;  baS  fd^ulbet  @ott  fld^ 
felbfi.  S)a|  in  ber  SBelt  aud^  baS  Uebel,  baS  Söf e 
fid^  finbet,  bilbet  feine  3nftang  gegen  biefen  Op- 
timismus; benn  baS  Söfe  gel^ört  gleid^faHS  mit  gur 
beften  SBelt,  ba  ol^ne  ben  ^egenfa^  beS  93öfen  baS 
@uk  Hei  weniger  äßertl^  unb  ©lang  l^ätte.  Sbenfo 
ift  aud^  bie  9Renfd^h)erbung  beS  @o^neS  ®otteS 
ettoaS,  baS  mit  gur  beften  SBelt  gel^ört,  me^l^alb 
fie  aud^  bann  l^ätte  eintreten  muffen,  »enn  ber 
SRenfd^  nid^t  gefünbigt  l^ötte. 
*  2)ie  fiel^re  SRalebrand^e^S  t)on  ber  göttlid^en 
®nabe  enblid^  iji  im  ®eifte  beS  fogen.  Slugufti» 
nianiSmuS  gehalten.  3m  erften  9Renfd^en  ftanb  bie 
Seele  nid^t  unter  ber  ^enfd^aft  beS  fieibeS  unb 
bal^er  aud^  nid^t  unter  ber  ^errfd^aft  ber  finnlid^en 
Suft.  2)urd^  bie  Sünbe  bagegen  mürbe  biefeS  SBer« 
l^öltnil  umgefe^rt;  bie  ftnnlid^e  Suft,  baSfinnlid^e 
93ergnügen  bel^auptete  nun  bie  ^errfd^aft.  2)ie 
SOBiebergeburt  !ann  alfo  nur  barin  beftej^en,  ba^ 
burd^  eine  anbere  Suft,  nömlid^  burd^  bie  l^immlifd^c 
Suft,  burd^  baS  l^immlif d^e  SSergnügen  bie  ftnnlid^e 
Suft,  baS  flnnlid^e  SSergnügen  übertounben  unb 
»ieber  in  i^re  el^emalige  Stellung  gurüdCgemiefen 
»irb.  2)iefeS  l^fümnlifd^e  SBergnügen  fann  nur 
burd^  ®otteS  ®nabe  in  unS  l^erDorgebrad^t  »erben, 
»eil  nur  ®ott  als  Url^eber  ber  ®nabe  im  Staube 
ift,  pd^  felbft  als  Url^eber  ber  9latur  gu  über« 
»inben;  oenn  nad^  ber  occafionaliftifd^en  ^^o« 
t|^efe  ift  ja  eigentlid^  bod^  ®ott  eS,  »eld^r  bie  finn» 
lid^e  Suft  in  unS  als  »irfenbe  Urfad^e  l^ert)orruft. 
S)iefe  l^immlifd^e  Suft  ift  bemnad^  gu  faffen  als  eine 
fold^e,  »eld^e  Don  ®ott  in  unS  l^eroorgebrad^t  »irb 
t)or  ber  IBefel^rung  unb  gum  S^^i^  ^^  93efe](irung; 
fte  ift  bal^er  nid^t  gu  t)er»ed^f  ein  mit  ber  Suft,  »el^e 
aus  ber  93efel^rung  unb  auS  ber  Ausübung  beS 
®uten  erft  l^erDorge^t,  unb  ift  gu  begeid^nen  als  de- 
lectation  prövenante.  Sa|  bie  Soctrin  SRale« 
brand^e'S  in  il^rer  ®efammt^eit  genommen  Dom 
Stanbpunfte  ber  d^riftlid^en  SBal^rl^eit  auS  feine 
93illigung  finben  fönne,  »irb  »o|l  nid^t  g»eifel« 
l^af t  fein ;  mehrere  ber  Sd^riften  ftel^en  aud^  auf 
bem  Snbes  (SReufd^  H,  599). 

Ueber  9RaIebran(!^e  fd^rieben:  Blampignon, 
Etüde  siir  Malebranche  d'apräs  des  documents 
manuscrits  (1862),  unb  OU^-Laprune ,  La 
Philosophie  de  Malebranche  (1870).  Su|er« 
bem  erfd^ien  fd^on  im  3. 1800  ein  93ud^  unter 
bem  2itel  ^SWalcbrand^e'S®cifi  im  9Ser]^öltni|  gum 
p^ilof opl^ifd^en  ®cifte  ber  ® egen»art" .    [Stödl.] 

^tdlefiditm ,  eine  SpedeS  ber  3JlaQxt  ober 
Zauberei.  S)ie  bämonifd^e  5Dlagie  ober  fd^»arge 
^nft  (bie  natärli(!^e  SÄagie  nannten  bie  Eilten 
bie  »eiße  flunft)  ift  dne  g»eifad^e  ober  ]{|at  t)iel« 
mel^r  einen  g»eifad^en  S^^d.   Sie  »irb  geübt 


5:>r> 


SUtQlerei. 


556 


nihucbcr  Aur  Oftcntation  ober  )ur  Srreid^img  be« 
ftliiuntcr  (Mniilffc  unb  ^i^orti)dU,  ober  ^ur  Sd^öbi« 
m\\\  b(9  ^)tä(i)ftcn.  unb  bci^t  in  letzterem  ^f^^IIe 
V)talcjiciinu  im  totitmt  Sinne.  Slbarten  Don  bem« 
(clbeu  {inb  ba«  ^J)taleficiuni  iui  tw^mi  Sinne, 
luorunter  nuut  bie  ^SufülVUIg  eine^  Uebeld  bunl^ 
;\na)utation  iKrpebt ;  btinu  bie  fascinatio,  3u* 
U\\W\^  eiue^  UebeK$  bunb  'AnMiden ;  ba^  male- 
lioiuiu  li^aminiH  (nodalio.  intihulatio.  ligatura 
umgioa.  boi)  'Kefttlhti^^fen).  uon  bem  ber  ^ber* 
\\\\\\\\h  unji^bliiK  "Jlrten  uiib  Siktfen  leunt.  befon- 
beis^bie  ligatura  niHuiymphorum,  mittels  toelcber 
beu  ^^ermabUeu  ober  einem  berfelben  bie  3:ü(bti|^> 
teil  jiur  '^iioobnuu^i  genommen  n>erben  foU;  ba4 
^^ueftcium.  ^Sufü^iun^  eine4  liebelt  \>\xc^  iS^e« 
xmxU  unb  ^octe.  im  nyittni  Sinne  ou^  ieb« 
^e^uib^nnui  buivt)  nwli^  IVenicben  ober  'Sbiere 
^ni  ber  ^^eümbbeit  ober  an  bem  ^brau^  tbm 
^lieber  bei^bi^it  ober  $<l^frücbte  lutb  ^etm^ 
mittel  wt^orNn  t^^:^en  loUen :  enbliA  bot  i^bU« 
tnim  ob<r  ber  >HeMti\:n(.  ^rie  ftiiitt>ttn$  M 
iVaUncium  itl  Mbu?<rt  SüR>e.  ba  tm  ^n?l^ 
ber*tibett  aufecr  b<»  45iUeti  be«  *iA%tR  Siii» 

biet«  «i»*  >w  )^;^^^  >cse^  r^tl^^t  $li::^rai  kxk 
^  >  rt  c.  l,  ;^.  X  K  :^:     re>  KiÄ^c  xc  ili 

xv^»j  M  fÄlL\iot  ^XOTRcl    ^^*  tgüte  in: 

iW*i>.-.  ^^  TirxÄ  •Iitiiiis^'n:  SosöetfL/it  •  c.  ^^ 
v^  WM  <.  >.  c.  ",.  X  X  il ,  fyrjuijtxii* 
H,iÄVit  in-^  ^rvsrC'Uvfi.  c.  '^.  ?.  ?.  l.v  vT.  3lXVL 

'Ȁtfft^'iijo-  >K  ilirc  Ti'.c  Xm  5j0t  ^urt  S^ik 

^'Ai^iy)^ v^iujt\t  3^^x:•;i  *•  Jim  *. }*fli  ,Ttonc tamxf 
>?i  -^Mtt^ui^.  Jic  Tv.iLv:  ^«vs^pJun\i  tunüvr  n 
Xn  noiftn  i'onövn  Äfti  !f£iAt*Tv*um  ixjs  c^nr  ^ 
t2K^\i;uitir  Xs  ^'uiilri  mir:  ^mimsrsnihn  Iin* 

yrVg&V  >m:  Jl :   l     4   : :  -    X  J   :   ixinnir 
i^ir:  is  .-..  ;:«n  av.*  X"n  i^iüiiCin.  iiiiXT  iin  tr,:^ 

jLfiuM  ;^«'".i»".  V4:v..\2*!   :i  >n  i^nrt  ^s  f  ^;n;ä. 

Itiiiiv.i  x*i  i:-.::  .ur  x-n  5tr*s.  it^i-uii-,  j*.-i:^* 

*««>■.•  i->  '    a^  •» 

•  •■•--■•■"  .%"^  •.        ■•  >■>. 


ligen  ®efäge ;  Don  fünftlerif^em  S^mud  bnrd^ 
Vcalerei  ift  babei  ntrgenbS  bie  Siebe.  9u^  im 
Sempel  SalomonS  unb  ebenfo  im  jmeiten  %tmpü 
erfd^eint  ber  äßalerei  feine  befonbtre  Aufgabe  )u« 
getldeilt.  S)ie  ^Ro^nung  3no]x^  (S)eut.  4,  12): 
„^tt  ^err  rebete  ju  eud^  mitten  oxS  bem  geuer. 
S)en  3:on  feiner  SBorte  l^örtet  i^r,  aber  ®eflaU 
fa^t  ildr  feine,  . . .  bamit  i^  nic^t  im  mür« 
bet  unb  eud^  ein  @(ei4ni|  f(i^ni|tet,  boS  9iO) 
eined  9)lanne^  ober  9Beibc§,  ba§  Silb  Don  Spieren, 
bie  auf  &rbtn  finb,  ober  ber  Sogel . .  ^  unb  hai 
bu  nid^t  enoa  beine  'Sngen  $um  ^immel  a^A^ 
unb  bie  Sonne  f^onefi  unb  ben  iRonb  mü)  oJk 
Sterne  bed  ^pimmel^,  unb  bic^  inen  unb  betrügeß, 
unb  fte  anbett^  m^  rere^rtp,  ju.  mci^K  I^  bta, 
bein  Sott»  gefcbanen"  ~  biefc  Stafnnnig  büA 
fortan  für  bcn  ^ÜLua  %mb  in  flrjfL  ^IsScri  im 
$euen  Sunbc  jici^^nn  bos  cist^e  Sjn  gld)(( 
$eoor^Rt  alä  tooS^zcrSmKft  voCj  @c3  mccrimi 
$efcbaui  unb  on^dcm  tK:^a  tcim.  cod  io  p 
b<n  iKrmvtKn  ccs  1Ls^en4ff  p  ^zmüi  oceba 
boae,  cur  Nr  Äilcr:  da  izTtjt^ai' 


icn  c:\taaci  Ä  anri  c  ^  riiic  r3r:=5  f:ct 


'•»i 


i  "Slä*  3ti:  -ä:  läadcic:  rß  3ici  ir 
inline  ¥'di!«!i  äeicnsc::  3uic2iai 

nihrJnsTL  TLLirrT^  to  tes  teznpciüer  ^ayrmftnr 

^icsrii  sl  rri:  mümg^ics  rjcniaxlDmrisiiifL 
^^irfbul  je  X!:  ül'rr'imnfr  aun  iiltm.  lu^SUnbr 
inil  Xä  Cmrxtc.  luti  ine  nimm  im  mntltift" 
nitunin:  SLnc::^  1Llc4.  mü  Ulis  Jtssaaz  ic  m 
ixa.  $s  im  jxtü  Jam  im.  :r3mz  9Ik^  %  it 
^Xuiazxij,  ^uzuonncxnuzni;,  CiJnunif  snüt  f3D> 
Xcx.  ^3dz  IC  Xu  doHäiiacr  6inxes  nr  Uta 
JSmüt  ^uc  Iic  ^iiionias  lis  ffnfi:^  Rliiee  onfi 
X:  TLinTiaacr  liimuum:  ii  inm:r  ic  n  neen 
iooa  SIL;«  n^  TLnmiIhnü  mü  auimszzexa.  iiac 
it  int  S^iTÄ  rjr:tt   vh±  jlt  Sucßi.  ti  tboL 


it  HCT  vxz  TiL  oxsci'JSi  cuncusiv     mülr  i 
•^*i«tn.   inü  ^i  4^.:?i  St^air  lujl  lis  ÜLoizs 


r.r.!ir:  Sitc^ä  r«^  r::'n::i.  i.  i.   nntanaü 


^— •■■•■^it"«       »■■»*••-.  ^taT       ^'^^         ■■"IT"     ^        1--^ 


^    •■  «« 


557 


aJiQleret. 


558 


benflalafombeii,  aber  ebenfo  bie  SBerfe  ber  d^rift- 
^m  SMer  aSer  3^ten  beftötigen  bie^. 

US  dcctton  ber  d^riftltd^'religiöfen  SJtalerei  er« 

gut  lii^  nun  au3  bem  ©efagten  furj  S^^Igenbed. 

JkStvcä^t  betrad^tet  mit  Siedet  alle  IBübmerfe  t)om 

Merfinnlid^en  au8  unb  beurtl^eilt  baS  @innlid^e 

OB  benfelben  |e  nad^  bem  l^ö^em  ober  geringem 

6mbe,  in  bem  eS  oIS  Xräger  unb  Serfünber  be§ 

3imem  unb  S^bf^ui  erfd^eint;  fte  fielet  in  ben 

Sübcmbie  $rebiger  eines  übemotürlid^en  SReid^ed. 

Sonim  mu|  fte  für^S  ßrfte  verlangen,  ba^  t)or 

Unn  ber  ÜTtaler  nur  boS  gebe,  mad  mit  biefem 

fibeieinftimmt  b.  1^.  toaf^x  ift.  üt  nullae  f alsi  dog- 

mitia  imaginea  et  rudibus  periculosi  erroris 

oocasionem  praebentes  statuantur,  fogt  baS 

6mcü  Don  Srient  (Sess.  XXV).    3id^t  6r. 

fbibung  ber  9Mer  ift  bie  Anfertigung  ber  Silber, 

jmibeni  gefe|Iid^  Sorfd^rift  unb  Ueberlieferung 

kcr  fot^olifd^n  JKrd^e . . .  @ad^e  beS  ÜRalerS  ift 

ssr  bie  ftimjt,  bie  Snorbnung  aber  ift  t)on  ben 

teiligen  Sütem"  (Conc.  Nie.  ü.  Labbe,  Conc. 

Coflect  Vn,  831).  es  ift  bie  l^eilige  ©d&rift, 

l»iebeiD6^rte  Xrabition,  bie  «uctoritöt  beS  Stfd^ofS, 

»el^e  l^er  entfd^eibet.  AUeS  Ungemol^nte  unb  tluf« 

fällige  tfi  bol^er  ^u  meiben.  Statuit  s.  Sjoiodus, 

■flmini  licere,  ullo  in  loco  vel  ecclesia  etiam 

qoomodolibet  exemta  ullam  insolitam  ponere 

▼d  ponendam  curare  imaginem,  nisi  ab  epi- 

leopo  approbata  füerit  (Conc.  Trid.  Sess. 

UV).  S)ie  Stitd^  mu|  jmeitenS  verlangen,  ba^ 

ber  SRaler  nur  boS  gebe,  maS  bem  3^^^^  ent« 

fpredM^/  b.  1^.  maS  gut  ift.  Omnis  lascivia  vite- 

toTy  ita  at  procaci  venustate  imagines  non  pin- 

gutar,  nee  omentur . . .  nihil  prof anum  nüiil- 

foe  inhonestum  appareat,  quum  domum  Dei 

deeeat  sanctitudo  (ib.).  S)aS  fieiblid^e,  baS  blog 

OBatomifd^  Sftid^tige  ift  nid^tS  ol^ne  ben  @etft,  ol^ne 

ben  Sieg  über  baS  9^eifd^  unb  ol^ne  bie  l^ierburd^ 

icbingte  ^rmonie  beiber.    ^ierauS  fann  aud^ 

snf^ttcr  Sie  ^loirn  abgeleitet  merben  für  bie  93e* 

M>Imtg  bed  9ladtm  in  ber  d^riftlid^^religiöfen 

Ohilerel  2)ie  jtird^e  mu^  enblid^  brittenS  Der« 

langen,  ba|  ber  3RaIer  nur  baS  gebe,  moS  t)on 

fifsan  £eben  befeelt,  b.  1^.  loaS  mal^rl^aft  lebenbig  ift. 

Siedi^ripIii^religidfe^Iereimirbil^reSufgabenie 

mi  erfüllen,  menn  fie  fid^  begnügt,  nur  bie  öugere 

iBodSu^feit  DoUfommen  5U  erreid^en,  aber  il^ren 

Serfrn  nid^tS  Don  jenem  übemotürlid^en  Seben 

Kitpit^eilen  meif;,  mit  meld^em  bie  i^ird^e  Mt^ 

tazd^bringt  unb  über  fid^  erl^ebt.  Illud  vero  diu- 

^Biiter  doceant  episcopi,  per  historias  myste- 

riorom  redemtionis  nostrae,  picturis  vel  alüs 

amilitadinibiis  expressas,   enidiri  et  con- 

irmari  popnlum  in  articulis  fidei  commemo- 

randis  et  assidue  recolendis;  tum  vero  ex 

Omnibus  sacris  imaginibus  magnum  fhictum 

perdpi  (Conc.  Trid.  L  c).  —  Snner^alb  biefeS 

CmumS  ift  aber  aud^  bie  inbiüibuelle  t^reil^eit  beS 

4n{ili(^  9RalerS  Dollftänbig  gemalert;  \a  bie 

Scofeoc^iung  biefer  @runbregeln  fd^ü^t  i|^n  Dor 

Serirrang  unb  Entartung  unb  beföl^igt  i^n  erft 


red^t  für  bie  erl^abenften  unb  fegenüoHfien  Sei- 
ftungen. ätterbingS  l^aben  biefe  ©runbregeln  ju- 
näd^ft  ©eltung  für  biejenige  ÜKalerei,  welche  fid^ 
in  ben  ©ienft  ber  ftird^e  ftellt;  aHein  fie  geben 
augleid^  ben  einjigen  SBeg  an,  auf  meld^em  bei 
jeber ihinftleiftung  baS  ©d^öne  pd^  offenbart;  unb 
feine  ftunft,  aud^  nidftt  bie  profane,  fann  ol^ne 
©d^aben  Don  il^nen  ftd^  abmenben.  Um  fo  me^r 
mirb  bie  d^riftlid^-religiöfe  SDlalerei,  aud^  menn  fie 
aufeer  ber  ftird&e  t^ätig  ip,  e§  fei  für  baS  ^auS 
ober  für  bie  ©emeinbe,  an  ü^nen  fepidalten,  um 
SBerfe  ju  fd^affen  öon  l^öl^erer  unb  bauembcr  Se- 
beutung.  SnbererfeitS  fann  aber  aud^  bie  d^rijtlid^* 
religiöfe  SRalerei  »erlangen,  ba|  il^re  ©t^öpfungen 
nad^  biefem  Sanon  betrad^tet  unb  beurti^eitt  mer* 
ben.  aiid^ttge  3eid^nung,  lebenbige  Serbinbung 
beS  ginaelnen  5u  einem  ®anaen,  mol^Itl^uenbe 
SSertl^eilung  ber  fjfarben  u.  bgl.  pnb  gemife  jur 
SSoBenbung  eines  d^riftlid^-religiöfen  SübmerfeS 
unerlö^Iid^ ;  aber  fte  flnb  nid^t  baS  Sin}ige  unb 
nid^t  baS  6rfte.  3uerft  mirb  geforbert,  bafe  ber 
Snl^alt  mal^r  unb  ber  Ueberlieferung  cntf})red^enb, 
f omie  bofe  ber  ftünftler  erfennbar  beftrebt  ift,  über 
boS  aeufeerlid^e  jum  Snnem  unb  Uebematürlid^en 
id^  au  erl^eben.  Sllle  jene  SSor^üge  ol^ne  biefeS 
rommen  menig  ober  fd^abeu;  mol^I  aber  fann  auä), 
too  fie  mangeQaft  auftreten,  ein  d^riftlid^-religiöfeS 
®ilb  nod^  feiner  Aufgabe  nal^efommen.  ßs  ift 
t)om  Uebel,  in  fold^em  Salle  alsbalb  öon  einem 
9?iebcrgang  ber  Äunft,  öon  Unföl^igfeit  unb  SRol^eit 
JU  reben.  ®ie  SDBerfe  ber  fird^Iid^en  ff unft  nur  mit 
afabemif d^en  9lugen  betrad^ten,  fül^rt  ju  unbilliger 
Seurtl^eilung  berfelben  im  ginaelnen  unb  au  un» 
rid^tiger  äuffaffung  beS  ©d^ffenS  ganaer  ^erioben 
in  ber  ffunftgcfd^id&te.  (Sgl.  beaügli*  ber  $rin» 
cipicn  3of.  3«ngmann  S.  J.,  S)ie  ©djönl^it  unb 
bie  f d^5ne  jhmft,  nad^  ben  Snfd^auungen  ber  fofra« 
tifd^en  unb  ber  d^riftlid^en  ^l^ilofopl^ie,  SnnSbrudt 
1866;  ®e8f.  92eubearbeitung  unter  bem  Sitel 
«eft^ctif,  Sreiburg  i  S.,  8.  «up.  1890;  aibert 
©ti)dH,  Se^rb.  b.  «eftl^etif,  3.  Sup.,  ÜKatna  1889.) 
n.  ®ie  djriftlid^«re«giöfe  SKalerei  unterfd^eibet 
fid^  bal^er  aud^  öon  ber  profanen  in  ü^rer  g  e  f  d^  i  d^  t> 
lid^en  Sntmidüung.  ©iefd^reitet  öoran  in 
bem  ®rabe,  als  fie  bem  @eifte  ber  JHrd^e  pd^  über« 
lö|t,  unb  erl^ölt  burd^  il^n  aud^  il^re  öu|ere  Soll« 
enbung ;  pe  gel^t  aurüd  unb  mirb  in  il^rer  Snt« 
toidHung  gel^emmt,  ober  pe  öerliert  il^ren  eigent» 
lid^en  religiöfen  Sl^arafter,  menn  pe  öom  @eipe 
ber  ffird^e  pd^  mel^r  ober  minber  loSfagt.  2)rei 
aeitlid^e  Sbfd^nitte  biefer  SntmidKung  la^en  pd^ 
aud^  bei  ber  d^riftlid^-religidfen  3Ralerei  unterfd^ei« 
ben.  1.  ©ie^eriobe  ber  altd^ripiid^en  ^cit 
umfaßt  nid^t  blo|  bie  anfange  ber  d^riftlid^-reli« 
giöfen  SJlalerei,  fonbem  aud^  il^re  SBeiterbilbung 
au  einer  mirflid^  d^riPUd^en  nad^  Snl^alt  unb  ^Jform. 
^ierau  beburf  te  eS  aber  einer  Arbeit,  meldte  baS  ganae 
erfte  Sol^rtoufenb  in  Slnfprud^  nal^m.  —  ®aS  Kl^ri« 
Pentl^um  bebiente  pd^  gleid^  anfangs  aum  ©d^mud!e 
ber  l^eUigen  Stäume  mit  Vorliebe  ber  Malerei  megen 
il^rer  großem  gfä^igfcit,  anä)  baS  geiftige  Seben 


559 


SRalcrei. 


560 


jum  biIbK(i^cn  SluSbrude  ju  bringen.  S)ic  l^ciliöcn 
SSätcr  berufen  fid^  immer  auf  bie  2H)ofioIicität  bcS 
©cbraud^eS  l^eiliöcr  »über.  „Sott  ber  gl^rfurd^t", 
f agt  ber  1^1.  SafiliuS  (Ep.  360),  „füffe  id^  bie  Sil» 
ber  ber  ^eiligen,  ba  fie  gcmäfe  apofloUf  d^er  Ueber» 
lieferung  un§  nid^t  öerboten,  öielmel^r  in  otten 
unferen  ffirdften  auSgeftettt  ünb."  6benfo  ift  ber 
©ebraud^  ber  SRalerei  in  ber  Äird^e  attgemein 
nad^  Ort  unb  3eit ;  unb  e§  iji  biefer  3lttgemein- 
l^eit  nid^t  entgegen,  »enn  einjelne  SSäter  ober  @t)» 
nobcn  pd^  gegen  ©emälbe  in  ben  ffird^en  au§an» 
fpred^en  fd^einen,  ba  biefeS  ftets  nur  mit  SRüdffid^t 
ouf  aWifebräud^e  ober  auf  ©efal^ren  für  ben  @lau= 
ben  ober  bie  ßod^ad^tung  be§  ^eiligen  gefd^iel^t. 
5Wid^t  bie  Verfolgungen  ber  crften  Sal^rl^unberte, 
nid^t  bie  Sertoüftungen  ber  SSößertoanberungen, 
nid^t  bie  äBirmiffe  be§  »ilberftreiteS,  nid^t  bie 
Serl^eerungcn  ber  Äriege  tonnten  bie  oDgemeine 
Uebung  biefer  Äunft  in  ber  ftird^e  emftlid^  be» 
brol^en.  ©ott  bie  innere  6nttt)idHung  berfelben  im 
erften  3al^rtaufcnbe  rid^tig  gemürbigt  werben,  fo 
ift  öor  attem  fcftäul^alten,  bafe  biefelbe  oom  9ln« 
fange  an  unb  fort  unb  fort  im  öeiligtl^ume  felb|i 
unb  am  Elitäre,  »ie  an  il^rer  SBiege,  il^re  Pflege 
fanb;  fie  ttjar  eine  l^eilige  Äunft  im  ftrengften 
©inne.  3^ren  l^eüigen  Snl^alt  erl^ielt  fie  öom 
aitare  auS,  oon  ben  ©el^eimniffen,  bie  auf  il^m 
fid^  üoüaiel^en.  §iert)on  sengt  eine  im  ganaen  erften 
äal^rtaufenbe  fortbauembe  Irabition  bejüglid^ 
bejfen,  mag  bie  SJlalerei  um  ben  Sltar  barftettte. 
ßl^riftuS,  ber  §eilanb  unb  Seigrer  in  ber  Glorie 
beg  SaterS,  umgeben  oon  feinen  ^ofteln  unb 
^eiligen,  leud^ten  öon  bem  ©olbgrunbe  ber  3l})fi§ 
unb  Dom  Zriumpl^bogen  ber  Jhr^e,  möl^renb  bie 
SBänbe  be§  ©d^ififeS  unb  ber  Sorl^atte  il^ren  Silber» 
fd^mudt  aus  ber  @efd^id^te  be§  ^Iten  unb  9ieuen 
Steftamentg  ober  auS  bem  Seben  ber  SDtart^rer  er« 
l^alten.  «BeS  fül^rt  l^in  aum  «Itare,  MeS  em- 
^f  öngt  Don  bal^er  Sebeutung  unb  3uf<^tnmen]^ang. 
9!)a  aber  fold^r  Snl^alt  Dom  Seginne  an  p  er« 
l^aben  unb  l^eilig  mar,  al§  ba|  bie  Jhtnft  l^ierfür 
attfogleid^  unb  attgemein  ben  entfpred^enben  ^uS« 
brudf  l^ötte  finben  fönnen^  fo  begegnet  und  in  ben 
SBerlen  biefer  $eriobe  ein  3toeifa^e§,  bag  fte  in 
befonberer  SEBeife  afö  einer  l^eiligen  Jhtnftübung 
angej^örenb  d^aralterifirt,  nömlid^  bie  f^mbolifd^« 
m^ftifd^e  unb  bie  mel^r  innerlid^-aScetifd^e  2)ar« 
ftettung.  S§  i{}  l^ier  nid^t  ber  Ort,  bie  ©pmbolif  ber 
alteften  d^riftli(|en  SJIalerei  im  Sin^elnen  aufau« 
f ül^ren,  toic  fie  in  ben  Äatafombenbilbem  begrün» 
bet  tourbe,  unb  mie  fieaumSuSbrndtel^ol^er  @e|eim» 
niffe  in  ber  ffird^e  aud^  bann  nod^  il^ren  SBertl^  be» 
l^iclt,  als  eS  nid^t  mel^r  geboten  fd^ien,  baS  Slrcanum 
Dor  @ntn)ei]^ung  5U  bel^üten.  92ur  SineS  ift  l^ier 
au  ermöl^nen  not^n)enbig.  "üuä)  an  ben  figu» 
ralen  2)arf}ettungen  in  ben  ftatafomben  erfd^eint 
eine  gewiffe  UnüoHftänbigfcit  unb  3wnidf]5>Q^tung; 
man  Derftel^t  biefe  bei  ber  ßrmägung,  ba|  eben  ber 
l^eilige  unb  überreid^e  Snl^alt  be3  }u  Silbenben 
nid^t  bie  bctaittirte  unb  l^iftorifd^  treue  SDBirflid^« 
feit  ber  ^anblung,  fonbem  bie  oerftönblid^e  §in» 


meifung  auf  il^re  innere  Sebeutung  Derlangte.  SS 
ift  baSfelbe,  maS  oben  al§  bie  m^ftifd^e  ©eite  ber 
d^riftlid^»reiigiöfen  SD^alerei  überl^aupt  be^eid^et 
toorben  ip.  3m  ganzen  erften  Sal^rtaufenb  tritt 
an  ben  SCBerfen  ber  SWalcr  eine  Dorl^errfd^enbe  3n« 
nerlid^feit  au  2:age,  b.  1^.  baS  ©efül^l  ber  lieber« 
mad^t  innerer  @rö^e  unb  Sr^abenl^eit,  ber  gegen» 
über  atteS  ^eu^ere  nid^t  entf|)red^en  fönne  unb  als 
menig  bebeutetd)  erfannt  nierben  müf[e.  SS  ift  ge» 
rabe  l^ierin  ber  tiefere  ®runb  jener  fo  oft  an  ben 
Silbtterfen  biefer  3cit  l^eroorgel^obenen  Unbe» 
l^olfenl^eit  au  fud^en,  Don  ber  balb  bie  9^ebe  fein 
ttirb.  6in  befonbereS  9RerfmaI  ^r  bie  innere 
6nttt)idHung  ber  d^riftlid^»religiöfen  SKalerei  im 
erften  Sal^rtaufenb  ift  il^re  ginl^eit.  3m  Oriente 
mie  im  Occibente  fölOlt  unS  \otDofjil  in  ber  ölteften 
3eit  als  fpäterl^in  eine  merfmürbige  Ueberein« 
ftimmung  auf,  fomol^I  maS  bie  SCBal^I  unb  bie 
?lnorbnung  il^rer  ®egenftänbe  als  ttaS  bereu  ?luf« 
f affung  unb  bilblic^e  SBiebergebung  betrifft  Ueber» 
att  aeigt  ftd^  nömlid^  baS  treue  Sf^ftl^^Iten  an 
einer  gemeinsamen  irabition.  S)iefe  grfd^einung 
erflärt  pd^  nid^t  auS  einem  gegenfeitigen  ginpuffe 
beS  9lbenb«  unb  beS  SWorgenlanbeS,  fonbem  attein 
aus  ber  9Jlad^t  beS  Sinen  in  ber  ffird^e  ©otteS 
maltenben  ©eifteS.  2)iefe  aber  befunbete  p^  l^ier 
ttie  bort  in  ber  einl^eitlid^n  Entfaltung  ber  Seigre 
unb  ber  ©d^ripauSIegung,  ber  fiiturgie  unb  beS 
ürd^Iid^en  SebenS;  unb  auS  biefer  ginl^eit  fd^o))f* 
ten  bie  SorPel^er  ber  ftird^en  il^re  übereinftimmen» 
ben  anorbnungen  für  bie  fird^Iid^e  aWalerei.  ®ie 
f ird^Iid^e  Suctoritöt  mar  eS,  meldte  bie  innere  Snt« 
midlung  ber  SJIalerei  leitete.  Ob  aud^  fd^on  in 
ben  erften  3al^r]^unberten  biefe  Snorbnungen  bet 
ftird^e  aufgeacid^net  morben,  mipen  mir  nid^t;  ge- 
mi|  genügte  bie  gemeinfame  $rapS.  ©(eid^mol^I 
ip  anaune^men,  ba|  Don  ©eiten  ber  SDlaler,  unb 
befonberS  ber  ÜKeifter,  biefe  ^rajiS  felbp  fel^r  frül^e 
als  eine  uuDerleJlid^e  pjirt  unb  niebergefd^rieben 
mürbe.  ®er  Urfprung  ber  fogen.  SWalerbüd^er  ip 
aurüdfaufül^ren  auf  biefe  Slbpd^t,  bie  ßinl^eit  ber 
religiöf en  SKalerei  für  atte  3cit  au  bemal^ren.  S)ie 
orientalifd^e  jhrd^e  bep^t  nod^  l^eute  ein  foId^eS 
Sud^  in  ber  epjxTjveCa  t^c  Co)7pa<ptx^c,  baS  atoar 
erp  im  11.  3a]^r^unbert  in  feiner  jejigen  gorm 
l^ergeftettt  mürbe,  bepcn  Äem  aber  meit  in  baS 
erfte  Sal^rtaufenb  aurüdfreid^t.  3n  ber  römifc^en 
ftird^e  ift  nirgenbS  bis  je^t  eine  berartige  Unter« 
toeifung  für  bie  SMalerei  auf  unS  gefommcn;  aber 
mit  äte^t  meist  Sibron  in  feiner  ^ublication  ieneS 
3Ber!eS  (Manuel  d'iconographie  chretieime 
grecque  et  laidne,  avec  une  introducüon  et 
des  notes,  Paris  1845,  beutfd^  auS  bem  Urtejte 
Don  ©obel^arb  ©d^äfer,  Irier  1855)  auf  bie 
mannigfaltige  Uebereinftimmung  l^in,  meldte  a»i« 
fd^en  ben  SKalereien  ber  abenblänbifd^en  ^rc^en 
unb  ben  in  ber  gried^ifdjen  §ermeneia  bel^anbelten 
bePel^t;  biefe  gcftattet  mcnigftenS  au  fd^Iiefecn,  ba^ 
aud^  im  Dccibent  berartige  3cugniPe  für  bie  Sin« 
l^eit  ber  d^ripiid^«religiöjen  Malerei  Dorl^anben  ge« 
mefen  fein  mod^tcn. 


561 


3)lalcrei 


562 


Sq8  bie  fiulete  ober  tnel^r  {«liftifd^e  gnttuid- 

bng  ber  aWalerei  im  crpen  Sol^rtoufcnb  betrifft, 

jo  srtt  P«  parallel  mit  ber  ?lu§bilbung  ber  übri» 

gn  ffünfle.  Der  ftird^  ftonben  unter  bcn  5Rcu» 

belegen  fomo^I  SBaumcifter  als  SKoIcr  ju  ®icn« 

pe»;  ime  aber  jene  in  ber  bamaligcn  öricd^ifd^« 

rkifd^en  SBeife  hauitn,  fo  malten  bicfe  in  feiner 

aabem.  6S  mar  bie  fogen.  claffifd^e,  bie  nömlid^e, 

»I(^  in  ontifen  9KaIereien,  5.  95.  ben  SÖßanb» 

pölben  ^ompeji'S  u.  a.,  gu  Sage  tritt,  ©al^er 

in  ben  ölteften  d^rifilid^en  SKalcrcicn,  in  benen  ber 

flötofomben,  bie  gleid^e  Xtä^ml  glcid^e  formrid^« 

tige  3ei(^nmig,  gleid^e  93cl^anblung  ber  nadten 

läxpitf^t,  ber  ©emanbung,  ber  Ornamente 

1.  f.  f.  «Hein  aud^  bie  fd^önpe  clafftfd^e  gorm 

^  nid^t  genagt  für  bie  2)arfteUung  ganj  neuer 

3been  unb  einer  ganj  neuen  Suffaffung  Don  SBelt 

sab  9^atur;  bog  Sl^riftentl^um  mu^te  aud^  eine 

mt  gorm  ou9  ftd^  erft  l^erauSbilben^  eine  fpe» 

cifiH  (ftrifirid^e  fform.  ©d^on  in  mand^en  ffata« 

tomienbilbem  ifl  ber  93eginn  biefer  Umttjanblung 

pi^tbor  burd^  bad  SBemfil^en,  ben  l^etligen  i$figuren 

einen  ffil^ttn  SuSbrud!  t)on  Smfi  unb  Sebeutung 

jB  derlei]^,  unb  jttxn:  f ettfi  auf  Äofien  ber  äußern 

6^0«^.  S)iefeS  ©ud^en  nad^  einer  bem  erl^abc« 

Ben  3nJ^Ite  entfpred^enbem  gform  mufete  f  d^cinbar 

einni  SerfoK  ber  Äunft  l^erbeifül^ren.  ®§  mar  biefe 

jtbiki  fein  eigentlid^er  Serfoil,  fonbcm  nur  ein 

^bfoflen  bed  lllten  unb  Ungenügenben,  bagegen 

eine  Äuferflel^ung  beS  5Reuen,  innerlid^  bereits 

Bor^nbenen.  95onfoId^em©tanbpunfteau§aDein 

iam  and^  bie  formeUe  SutmidCIung  ber  SJlalerei 

im  ei^en  Sa^rtaufenb  rid^tig  beurtl^eilt  merben. 

Wft  htm  S^riftentl^um  als  fold^em  fann  ein 

Scrfött  ber  Äunft  jugef daneben  merben;  biefe  er« 

W  f^on  barouS,  ba|  gerabe  burd^  baS  g^riften» 

fim  Jhmfl  unb  ftünftler  um  il^rer  Aufgabe  millen 

fo  ^  gead^tet  mürben,  möl^renb  bei  ©ried^en 

onb  Somem  bie  Uebung  ber  Jhtnft  aI3  unmertl^ 

eines  greien  unb  SSomel^men  angefel^en  au  merben 

irfkgte.  ®erabe  öon  ber  SKalerei  äußert  fid^  ber 

ollere  ^liniuS  (Hist  nat.  35,  4,  7) :  Non  est 

spectata  (haec  ars)  bonestis  manibus.   S)ie 

ftin^e  erfl  gab  ber  Äunft  i^ren  9tbel  miebcr  jurüdf. 

%S  bnrd^  Sonfiantin  bie  d)rif!Iid^e  Steligion 

8toatSreIigion  gemorben,  als  aüentbalben  ber 

febfreiS  mit  d^ftlidjen  lempeln  ftd^  füllte,  erful^r 

inSWmiberS  bie  SRalerei  oon  ©eiten  ber  SSifd^öfe 

nne  ber  jfoifer  bie  reid^fte  $Pege.  ßonftantin  äeid^« 

Bete  bie  ihtnfiler,  unter  il^nen  bie  SJlaler,  im 

9fl8}en  rdmif d^  Steid^e  burd^  ißrimlegien  auS ; 

bosjdbe  traten  nad^  i^m  SJalentinian ,  93aIenS 

snb  (SrotionnS.  (Sgl.  Cod.  Theodos.  IIb.  XIII, 

tit  4f  Leg.  1.  2.  4;  Unger,  OueQen  ber  b^^an- 

tinij((|en  ffunflgefd^.,  SBien  1878.)  ®ie  »ifc^öfe 

ober  iDoren  Dielfad^  in  jeber  jhmft  felbft  erfahren 

Hb  blieben,  mie  $^auIinuS  t)on  9{oIa  u.  ^.,  ftetS 

bonmf  bebad^t,  i^ren  IKrd^en  aud^  ben  ©d)mud 

ber  SRotori  Ju  geben.  3m  Orient  mie  im  Dcci« 

bent  iDor  eS  ®ebraud^,  bie  jtird^en,  unb  fclbft  ein« 

MeSmbfird^,  auS}umaIen;  unb  menn  man  an 


bie  rafd^e  Verbreitung  beS  gb^iftcntl^wtnS  in  Italien 
unb  ?lfrifa,  in  ©panien  unb  ©allien,  in  93ri» 
tannien  unb  in  ben  füblid^en  ^roüinjcn  ®  ermanienS 
benft,  fo  mu6  man  einfeben,  ba^  bie  d^riftUd^e  3Ka» 
lerei  einen  ganj  neuen  Sluffd^mung  erhielt,  unb  ba| 
infolge  biefer  allgemeinen  pflege  aud^  i^re  formale 
©ntmidttung  nur  öoranfd^reiten  tonnte.  SJon  einem 
SSerfaH  ber  9Walerei  in  ber  ffird^e,  jumal  in  ber 
abenblänbifd^en,  f  ollte  alf  0  nid^t  gefprod^en  merben. 
®ie  b^jantinifd^e  SSBelt  behielt  länger  bie  claffifd^en 
formen  bei,  unb  eS  gelang  i^r,  biefe  bis  5U  einem 
gemiffen  ®rabe  mit  bcn  d^riftlid^en  3been  ju  Der» 
binben.  ^^xt  3Kalereien  fennjeid^net  eine  größere 
©efäßigfeit  beS  ^eu^em  bei  treuer  geftbaltung 
ber  Jrabition ;  allein  fie  öerlicren  fid^  aud^  mebr 
unb  mebr  in  ber  äußern  Sorm  unb  in  einer  pd^ 
abfd^lie^enben  ©elbftgenügfamfeit.  3n  immer  auf« 
faltenberer  SBeife  tritt  bie  bt)jantinifd^e  Äunft  aud^ 
nad^  biefer  ©eite  auS  bem  ©trome  ber  lebenbigen 
©ntmidlung  in  ber  ©efammtf  ird^e  berauS,  je  inten» 
fiöer  bie  Trennung  öon  biefer  ja^rbunbertelang 
fid^  vorbereitet.  ©ierömifd^eifir^eaÜeinbat,  mie 
in  Sebre  unb  Seben,  fo  in  Siturgie  unb  ffunft, 
eine  conftante  unb  organifd^e  Entfaltung  auf^u« 
meifen,  unb  eS  möre  unred^t,  menn  man  biefe  ober 
iene  SSßerfe  aud^  ibrer  SKaleret,  blo|  barum,  meil 
pe  meniger  an  ibren  SluSgang  üon  ber  griedfiifd^« 
römifd^en  erinnern  unb  eigene  Qform  erft  mübfam 
unb  in  bemühter  Ungenügenbbeit  5U  geminnen 
fud^en,  binter  bie  b^jantinif d^e  SKalerei  ftellen  unb 
als  SSemeiS  für  ben  Äüdgang  ber  ihmft  im  Witnh^ 
lanbe  anfül^ren  moflte.  ®cmife  baben  t>it  ffaifer  in 
ßonftantinopel  ®ro|eS  für  ben  malerif d^en  ©d^mud 
ibrer  ^ofürd^en  getban,  mie  bie  nod^  erbaltenen 
SKofaifen  in  ben  ff ird^en  beS  oftrömifd^en  SReid^eS 
unb  beS  S^ard^ateS  in  Italien  bezeugen;  ungleid^ 
größer  unb  umfaffenber  aber  ift,  maS  bis  jum 
©d^luffe  biefer  $eriobc  bie  ^öpfte  unb  bie  Sifd}öfc 
beS  ^benblanbeS  geleiftet,  mie  ein  99lid  in  baS 
römifd^e  ^ontiftcalbud^  (Liber  pontificalis,  ed. 
Duchesne,  Paris.  1885)  unb  in  bie  ®efd^id^tc 
ber  einzelnen  S)i(^cefen  bartbut.  3ubem  batte  ber 
Occibcnt  in  ben  Älöftem  beS  ffi.  Senebict  gabl» 
lofe  SBerfftätten  ber  SDlalerei,  in  benen  bie  leben« 
bige  gntfaltung  ber  ihinft  unb  bie  ginbeit  ber 
ürd^lid^en  £rabition  gegenüber  allen  Ummöl^un« 
gen  immer  mieber  feften  95oben  fanb,  unb  auS 
benen  9Reifter  unb  ©d^üler  balb  bi^tbin,  balb 
bortbin  gefanbt  unb  bie  gfortfd^ritte  ber  SKalerei 
aud^  in  bie  entfernteften  Sänber  getragen  mur« 
ben.  ®en  Älöftem  entnabmen  in  biefer  ßpod^e 
bie  Surften  unb  SBifd^öfc  jene  TOänner,  bereu  fte 
fid^  5ur  SluSmalung  il^rer  ffird^en  unb  jur  ^uS« 
ftattung  berfelben  mit  allem  9iötbtgen  bebienten; 
JU  lejterem  geborten  inSbefonbere  bie  liturgi« 
fd^en  Sudler,  bie  f aft  immer  in  farbigem  93ilbmerf 
prangten.  5lu(b  maS  bie  3:ed^nil  betrifft,  fammelte 
fid^  in  biefen  fflöftem  bie  ganjc  Ueberlieferung 
unb  ber  ©eminn  neuer  ©rfafrungen,  mie  bie  im 
11.  ober  12.  3abrbunbert  öon  einem  beutfd^en 
93enebictiner  J^copbiluS  gefertigte  3afammen» 


563 


SDlalcret. 


564 


ftettung  berfelben  für  bie  gcfammte  bilbcnbc  ihmft 
belDet§t.  @ie  f ül^rt  ben  Stitel  Diversarum  artium 
schedula  (neu  |crau§gcgebcn  im  vn.  Sanbe  bcr 
Oueßenld^riftcn  für  ihinftöcW^tc,  SDBicn  1874, 
öon  %  3Ig).  SBic  im  ffltalcrbu(i^c  öom  Serge 
Sltl^oS  bQ§  gange  erfte  93ud^  mit  ber  Anleitung  }ur 
SKoIerei  fi<|  bcfd^äfttgt^  fo  l^aben  mir  aud^  im 
crften  Sud^e  biefer  schedula  einen  Untcrrid^t  für 
Subereitung  ber  gfarben  unb  il^ren  ©ebraud^  bei 
ben  SDlalereien  auf  Pergament,  auf  ber  SKauer, 
auf  §ol5tafeIn  u.  f.  m.  6§  gemalert  biefeS  SBer!  fo 
re^t  einen  Ueberblidf  über  bie  Sntmidnung,  meldte 
bie  ihmft  befonberS  bie  SWalerei,  in  il^ren  Der« 
fd^iebenen  3*^^49^^  mäl^renb  ber  erften  ^(Seriobe 
burd^jumad^en  l^atte,  unb  sugleid^  eine  SSoranbeu« 
tung  jener  nod^  reid^eren,  bie  il^r  in  ber  folgenben 
ftd^  auftl^at 

2.  S)ie  jmette  !ßeriobe  umfaßt  bie3eit 
nad^  bem  erften  Sal^rtaufenb  bis  ^ur  fogen.  9^e» 
naiffance,  ober  nad^  genauerer  ßintl^eilung  bie3eit 
be3  auSgebilbet  romanifd^en  @tile§,  be§  lieber» 
gangSftileS  unb  be§  gotifd^en  @tile§.  S§  lö^t  ber 
Sl^araÜer  ber  romanifd^en  SDtalerei  fid^  be}eid^nen 
als  baS  ©treben  nad^  größerer  fjreil^eit  unb  Se» 
benbigfeit  in  ber  bilblid^en  2)arftellung,  ber  Sl^a« 
ralter  beS  UebergangSftileS  aber  als  baS  bemu|te 
^ufnel^men  größerer  ®efe^mö^ig!ett  unb  Statur« 
ma]()r]^eit  mö^renb  ber  beS  gotifd^en@tiIeS  in  ber 
üottenbeten  ßinl^eit  beS  Sttl^alteS  unb  ber  fjform, 
beS  ©anjen  unb  ber  einzelnen  Xl^eile  berul^t.  SBaS 
bie  3^tt  beS  romanifd^en  @tiIeS  betrifft,  fo  baben 
bie  Serfe  ber  3Ro\axt  unb  SBanbmalerei  mie  bie 
ber  ÜRiniatur»  imb  Tafelmalerei  auS  biefer  3«t 
tl^eilS  nod^  mel^r  ober  minber  mit  ben  3JtängeIn 
ber  gorm  ju  ringen,  tl^eilS  begnügen  fie  fid^  mit 
einem  mel^r  tQ))ifd^en  9nfd^Iuf{e  an  altd^riftlid^e 
SSorbilber ;  mieber  anbere,  l^ierDon  fld^  loSarbeitenb, 
geratben  in  eine  gemiff  e  Ungebunbenl^eit  ober  Ueber> 
treibung  beS  bilblid^en  ^uSbrudtS;  eine  vierte  @aU 
tung  enblid^  bilben  biejienigen,  meldte  an  ber  über« 
lieferten  ftrengem  ®  arftellungStoeif  e  jttmr  f  eftbalten, 
aber  jugleid^  burd^  rid^tige  3cid^nung,  grogartige 
Stube,  sarte  Snnigf eit  fid^  l^eroortbun.  SKan  möd^te 
in  neuerer  Qtxt  für  bieje  befjeren  SBerfe  überall 
b^jantinifd^en  ©influfe  nad^meifen ;  inbeffen  Iä|t 
fid^  biefer  nur  in  ben  SCBerfen  ber  ^meiten  ©attung 
anerfennen.  ®ie  p|)pe  unb  »ijd^öfe  unb  fflöfter 
beS  SbenblanbeS  maren  nad^  aO  ben  %nmagungen 
unb  9Ri|l^anbIungen,  meldte  Don  SB^gans  auS  bie 
JHrd^e  ju  ertragen  gel^abt,  unb  }umal  nad^  bem 
SSonjugc  ber  Trennung,  ebenfo  toenig  geneigt,  Don 
baber  bie  SRormen  für  bie  SortentmidHung  ber 
jhmft  als  bie  ber  Stturgie  unb  ber  tbeologifd^en 
SBiflenfd^aft  ju  entnel^men.  SBenn  glei^mol^I  grie« 
d^ijd^e  Äünftler  ba  unb  bort  in  ben  abenblönbifd^en 
ftir^en  tl^ätig  maren  unb  DerbienteS  ^nfel^cn  ge= 
noffen,  fo  ftanben  fie  Dielmel^r  felbfi  unter  bem 
6influj|e  ber  ftetig  fortjd^reitenbenßunftbeS^bcnb» 
lanbes.  3n  S^janj  ober  burd^  baSfelbe  mar  eine 
lebenSöoIle  aBeitcrbilbung  ber  d^riftlid^«religiöfen 
ajlalerei  nid^t  mel^r  möglid^,  fonbem  l^öd^ftenS  eine 


gemiffe  SonferDirung  beS  ^Übergebrad^ten,  mobei 
eS  benn  aud^  bis  je  Jt  Jcin  SSerbleäen  batte.  —  3>ie 
Dierte  ©attung  romanifd^er  SRalereien  fd^Iiegt  fid^ 
enge  an  bie  ber  UebergangSjeit,  bis  jur  SWitte  beS 
13.  äabrbunbertS.  ^S  Sebürfnig  größerer  99e« 
rüdfftd^tigung  ber  9iaturma]^rbeit,  beS  rid^tigeren 
SSerl^ältnijfeS  ber  einjcinen  Sl^eile  unter  fid^  unb 
ber  lebenbigeren  Sejiebung  berfelben  gum  ©angen 
mad^t  ftd^  immer  mebr  geltenb.  Sßie  in  ber  Srdbi« 
teftur,  f 0  fpred^en  aud^  in  ber  SWalerei  Qfranfreid^ 
unb  2)eutfd^Ianb  guerft  unb  am  flarften  baS  neue 
$rinct|)  aus.  3n  Stalien  ))flegte  man  nod^  immer 
bie  aJlofaif  mit  Sorliebe  anjumenben,  mäl^renb  in 
Seutfd^Ianb  aud^  in  ben  gobtteid^en  9leubauten 
überall  bie  leidster  gu  bebanbeinbe  unb  bett^eglid^ere 
SBanbmalerei  ben  S$or}ug  erbielt;  in  3talien  femer 
blieb  bie  Quälerei  nod^  böufig  in  ber  S^ad^al^mung 
clajfifd^er  Sorbttber  befangen,  mäl^renb  in  ©eutfd^ 
lanb  aHentbalben  ein  tief d^riftlid^er,  aber  ftetS  felb« 
ftönbiger  unb  freigefiattenber  ©eift  fid^  geltenb 
mad^te.  —  SBaS  man  gotifd^en  ©til  aud^  in  ber 
SRalerei  nennt,  d^arafterifirt  ftd^  burd^  baS  treue 
Sfeftl^alten  an  ber  fird^Iid^en  Ueberlieferung  einer* 
feitS  unb  burd^  bie  erftrebte  unb  erreid^te  lunfilerif  d^ 
Sinl^eit  anbererfdtS.  S)iefe  Sinl^eit  erfd^int  als 
bie  Uebereinftimmung  beS  d^riftlid^en  3itl^teS  mit 
einer  ^oxxa,  bie  nun  5ur  fpeciflf d^  d^riftlid^en  DoQ« 
enbet  morben,  als  gefe^mö|ige  Orbnung  unb  ©lie* 
berung  beS  Sin^elnen,  mie  fte  nur  bur(|  bie  liebe« 
DoIIe  Setrad^tung  ber  9iatur  gemonnen  merben 
tonnte,  enblid^  als  bie  Srbebung  beS  ©onjen  über 
fid^,  f  0  ba|  eS  nid^t  in  %eu|erlid^!eit  fid^  Derlor,  f  on« 
bem  allzeit  auf  baS  3nnere  unb  ^öl^ere  ju  meifen 
im  ©taube  ift.  S)ie  SBerfe,  meldte  biefen  Sl^ardtter 
aufseigm,  muffen  su  benen  beS  gotifd^m  ©tileS  ge« 
red^net  merben,  ob  fte  nun  in  biefem  ober  jmem 
Sanbe  berSbriftenl^eit,  im  13.  ober  im  16. 3a]^rbun« 
bert,  burd^  biefen  ober  burd^  jenen  SReifier  entftan« 
ben  finb.  S)enn  mie  in  ber  Saufunjt  baS  SBefen  beS 
©tileS  nid^t  in  einer  einseinen  ßform  5U  fud^en  ifl, 
fonbem  im  principe  ber  einl^eitlid^m  SBeiterbilbung 
aller  DorauSgegangenen  d^riftlid^en  Sauftile;  mie 
bamm  ber  gotifd^e  93auftil  nid^t  etma  einem  ober 
bem  anbem  Sanbe  allein  angebört,  fonbem  uberaS 
5ur  ©eltung  fam,  mo  jenes  $rinci))  confequente 
S)urd^fübmng  finben  f onnte,  f o  ift  eS  aud^  für  baS 
SSerftänbnife  ber  SRalerei  gotifd^m  ©tileS  notb« 
menbig,  nt^t  bIo|  auf  bief e  ober  jene  öugere  f^form, 
auf  ?lationaIität,  auf  ©d^ule  u.bgl.  ju  feigen,  fon« 
bem  barauf,  ob  unb  inmtemeit  baS  oben  be}eid^« 
nete  ^rincip  biefeS  ©tileS  im  ©anjen  unb  Sin« 
jelnen  bei  einem  SBcrfe  crreid^t,  gemalert  ober 
Derlaffen  ift.  SS  finb  jebod^  })kxbtx  au^  bie  ©tufen« 
folgen  ber  Sntmidflung  ju  bead^ten,  Dom  ftrengem 
nömlid^  bis  ^um  ted^nifd^  DoUenbeten  ©tile.  9ud^ 
bie  SBcrfe  bcr  9Malerei  in  biefer  $eriobe  geigen 
anfänglid^  ein  Sorbenf d^en  beS  SonftmctiDen,  beS 
mebr  ©cfelmöfeigen,  im  gortgange  ober  in  ber 
SBlütejeit  beS  14.  unb  15.3abrbunbertS  eine  tief« 
innige  unb  ibcale  3lid)tung  bei  Dicigef  örberter  Sed^ 
n»,  enblid^  Don  ber  TOitte  beS  1 5.  bis  in'S  16. 3a]^r. 


565 


aJlalerei. 


566 


tutet  eineDoOenbette^nifd^e^uSliilbungunb  eine 
ionner  fiörfere  Steigung  5um9}eaU§mu§.  ^teftunft 
mr  ottS  ber  ftlofier^eUe  gmar  nid^t  auSgef d^ieben, 
okr  (Gemeingut  gen)orben,  unb  ed  ift  ein  IBemeiS 
für  ben  fröfHgen  fird^Iid^en  @eift  ber  S^xt,  ba^ 
on^  in  ben  ^oler}ünften,  voxt  DormoIS  in  ben 
ffijiem,  baS  erl^bene  3ic^  ber  d^riftlid^-religiöfen 
Dtolerei  nid^t  caa  bem  9uge  Dertoren  rourbe. 

3.  Sie  britte  $ertobe  ift  bie  ber  Sienaiffance 

nb  ber  neuem  3^^*   ^^  fönnen  biefe  sufam» 

nagefa^t  totthm,  fon)o]^I  meil  bie  ÜRoIerei  ber 

nenem  Seit  auS  ber  Ihtnf}  ber  Stenaiffance  ^ert)or» 

Segangen,  ald  oui^  mil  f  elbft  bie  ber  neueften  3eit 

io4  immer  erft  ringt,  ftd^  Don  il^r  loSgumodlen 

anb  }um  Seffem  jurüdf^ufel^en.  2)er  Segriff  ber 

!b8aii|ance  oud^  in  ber  SJIalerei  fd^Iie|t  ein  3tt)ei« 

HeS  in  {id^:  bie  entfd^iebene  Slbfel^r  Don  ber  bis* 

Itrigen  (Entn)idRung  als  einer  Dermeintlid^  f alfd^en 

nb,  loie  man  fte  nannte,  barbarif d^en,  f obann  bie 

tamlte  f^inmenbung  }u  einer  nad^  Stil^alt  unb 

Sbm  fd{^n!enIofen  itibiüibuellen  Suffa^ung  aI3 

ber  dafjifd^  unb  allein  funfttt)ürbigen.  IBilbl^auer 

BBb  Stoier  3taUend  litten  fd^on  frül^er  toieber» 

iolt  berfttd^t,  i^re  ihtnf}  gu  einer  gebeil^Iid^em  Snt- 

indbrng  burd^  bie  Sßieberaufnal^me  claf  ftf  d^er  SSor« 

Über  |u  erleben,  fo  ba|  man  in  gettnffem  @inne 

M  einer  l^e  unb  ba  auftretenben  $rotorenaiffance 

im  13.  Soi^^unbert  unb  nod^  frül^  fpred^en  fann. 

€d^  al§  toirüid^  mit  bem  @d^Iuffe  biefed  ^al^r« 

tunbÄtS  unb  im  f olgenben  bad  eigentlid^  d^riftlid^« 

nligidfe  $rincip  ber  SRalerei  aud^  in  Italien,  ni(|t 

inm  minbeflen  burd^  bie  beiben  neuerblül^enben 

Oiben  ber  fß.  f^franciScuS  unb  2)omimcu3,  fieg> 

mi  gemorben  nxir,  bauerte  biefer  ©ieg  bod^  ni^t 

pt  Imige.  2)enn  ber  fld^  aufbringenbe  ^umaniS« 

nS  ubaßeferte  bie  Junge  Srrungenf d^aft  fel^r  balb 

peifl  ber  @fringfd^|ung,  meld^er  bann  bie  ent» 

{i(irt)ene  Sufna^me  ber  ol^ne  ßnbe  gepriefenen 

(i^\d^  9RaImeife  mie  oon  f eiber  folgte.  Sfteilid^ 

gab  e§  aw^  in  Sttalien  nod^  immer  SO^aler  genug, 

tMft  an  ein  SSred^  mit  ber  fird^Iid^en  Sin- 

ff^Quimg  nid^t  badeten;  aber  fle  bead^teten  nid^t, 

bot  eine  fold^e  92ad^a]^mung  clafftfd^er  gform  für 

4tißlid^  3been  biefe  f elbft  abf d^toöd^en,  ber  äBill« 

lir  beS  Süi}elnen  onbeimfiellen  unb  enblid^  Der» 

ftdtftd^  unb  entd^riftlid^  mu^te.  Sd  niarb  für 

Me  ftimfUer  eine  inbiDibueEe  Sfreil^eit  in  Snfprud^ 

pammtn,  toie  fle  f ogar  in  ber  religiöfen  Walerei 

berOrie^en  unb  9t5mer  nie  beftanben  l^atte;  bie^ 

9  ber  eigentlid^e  Segriff  beffen,  mag  man  Ste» 

«nfjance  nannte.  Ungefd^id^tlid^  ift  e§,  aQe  SRa» 

kieiinibe§  14.  Sal^rl^unbertS  unb  meiterl^in,  n)el(^e 

eise  Befreiung  Dom  fog.  S^santiniSmuS  unb  eine 

frohere  @elbflänbtg!eit  Denatl^en,  ber  SRenaiffance 

fBpt^cilen.  2)ie  eigentlid^e  SRenaiffance,  n)ie  fte 

fei  gefd^Ibert  morben,  Derbreitete  fid^  Don  Stalten 

Ol  in  bie  übrigen  cl^riftUd^en  Sauber  unb  bebro^te 

bie  ^cißlid^^eligidfe  ÜRalerei  beS  SlbenblanbeS  in 

am  innerflen  Sßefen.  gfaft  möd^te  man  bie  be§ 

Rorgenlonbed  glücflid^  greifen,  meldte  in  il^rer 

fifhnxnng  Don  foId^SBiebergeburtnid^t  berührt 


merben  fonnte.  5Dod^  ber  ®eift  ber  jlird^e,  mie  et 
gerabe  im  16.  ^a^rl^unbert  feit  bem  Soncil  Don 
Orient  neuen  Sinflu|  in  aKe  Serl^öttniffe  }u  ge* 
toinnen  anfing,  loar  bereits  möd^tig  genug,  aud^ 
bie  Jhtnft  Dor  bem  Seu^erften  gu  bemal^ren.  3n 
3talien  felbft  finben  ftd^  tro J  fo  Dieler  Abirrungen 
5U  «eu^ertid^feit  unb  3BeUlid^!eü  bod^  3BerIe  ber 
SWalerci  in  großer  3a]^l  meldte  3eugni^  Don  fird^» 
lid^em  ©eifte  ablegen.  SaSfelbe  gilt  Don  f^franf« 
reid^,  mel^r  nod^  Don  Spanien  unb  2)eutfd^Ianb. 
@erabe  l^ier  l^atte  ftd^  ol^nel^in  bie  iDIalerei  am 
löngften  Don  ben  f d^Iimmen  C^npff en  ber  melfd^en 
ober  „antififd^en"  9lrt  freigul^alten  gemußt.  ®er 
StealiSmuS,  ber  in  ben  f pötgotif  d^en  SBerlen  2)eutf  d^« 
lanbS  ftärfer  l^erDortritt,  ift  weit  Don  biefer  SCrt 
entfernt  unb  Derliert  fid^  nod^  lange  nid^t  in  ein 
blo^ed  Spielen  mit  ber  f d^önen  iJform  unb  in  ein 
leidstes  @enügen  an  ber  Äeugerli^feit.  93etrad^ten 
mir  felbft  bie  SWalereien  mand^er  SRenaiff ancefird^en, 
fo  ift  an  il^nen  bie  Erinnerung  beS  Üeberlieferten 
aus  befferer  3eit  unb  ber  ^ö|ere  6mft  nid^t  gu 
Derlennen.  ®ie  SRenaiffance  ber  d^riftlid^-religiöf en 
aWalerei  mar  feine  SBiebergcburt,  fonbem  eine  9lb» 
fel^r  Don  il^rem  fiebenSprincipe.  SDaS  betoeiSt  il^re 
weitere  SntmidRung,  meldte  mel^r  unb  mel^r  fid^ 
als  Entartung  funbtl^at,  man  mag  fte  SRococo 
ober  anberSttne  nennen.  ffiiefubjectiDeSluffaffung 
fül^rte  5U  2)arfleQungen,  meldte  in  ber  ffird^e  un» 
gemol^nt  ober  gar  Derpönt  waren,  gu  fpielenben  AQe» 
gorien,  weld^e  in  ber  Ueberlieferung  fein  gfunba« 
ment  l^atten;  bie  fog.  claffifd^e  fjform  aber  warb 
5U  einer  Ungebunben$eit  unb  tl^eatialifd^en  Effect» 
lafd^erei,  weld^e  einen  Unterfd^ieb  ber  ff ird^e  Dom 
@aIon  nid^t  mel^r  erfennen  lie^,  als  l^öd^ftenS  burd^ 
eine  gewiffe  öu^erlid^e  Anböd^tigfeit  9Bo  aber 
EblereS  in  ben  SBerfen  biefer  ÜRalerei  gu  Sjage 
tritt,  ba  Derbanft  eS  feinen  Urfprung  nid^t  ber  IRe« 
naiffance,  fonbem,  wie  eben  angebeutet,  ber  fort« 
wirfenben  9Rad^t  fird^lid^er  Zrabition.  AIS  bal^er 
in  neuefter  3eit  fird^Iid^er  @eift  SBiffmfd^af t  unb 
fieben  wieber  mel^r  burd^brang,  als  baS  Serftänb» 
ni^'für  baS  Sßefm  ber  fatl^olifd^m  fiiturgie  in  Sie« 
mS  unb  93oIf  ftd^  wieber  Derbreitete,  furg,  als  man 
mit  ^od^ad^tung  unb  Siebe  fid^  ber  Auctoritöt  ber 
JKrd^e  guwenbete,  ba  fül^Ite  man  aud^  lebenbtger 
baS  Ungeeignete  ber  biSl^erigen  SRalweife  unb  bie 
Slotl^wenbigfeit,  bie  ber  altem  3eit  wieber  fennm 
5u  lemen,  gu  würbigen,  nad^gual^men  unb  ben 
gfaben  ber  SBeitermtwiddung  ba  ansufnüpfen,  wo 
man  in  ©elbftüberl^ebung  ^n  abgeriffm  l^atte.  2)ie 
d^riftlid^-religiöfe  äJlalerei  ber  neueften  3eit  in 
SDeutfd^Ianb  unb  Italien,  in  Sfi^anfreid^,  Spanien 
unb  ben  9lieberlanben  beweist,  bafe  fic  in  ber  SRüdf« 
f el^r  )u  ber  Jhtnft  beS  Mittelalters  ben  rtd^tigen  3Beg 
eingefd^Iagen  l^at.  @rogeS  ift  Don  bebeutenben 
TOeiftem  feit  mcl^r  als  einem  l^alben  Sabrl^unbcrt 
geleiftet  worben,  ol^ne  bafe  fie  auf  wirflid^e  fjfort« 
fd^ritte  ber  jhtnft  gu  Dergid^ten  brandeten ;  wo^tn 
aber  eine  religiöfe  5)JaIerci  gelangt,  weld^e  in  ber 
SBeife  ber  Kenaiffance  fortfahren  unb  Dom  ©eifte 
ber  ff  ird^e  nid^tS  wiffen  wiO,  baS  }eigm  bie  groben. 


567 


aSalcrci. 


568 


tDcld^c  man  jctttoeifc  öor  bic  Slugcn  Witt  ju  [teilen 
nid^t  enöt^et.  S)ie  d^riftl^^reliötöje  9KaIerei  tonn 
il^re  WQl^re  SRenaiffance  unb  il^re  bauembe  6nt» 
ttidlung  nur  finben  auf  bem  ©oben  unb  im  ©eifte 
ber  fat^olifd^en  ffird^e.  (Sgl.  gfr.  3E.  ftrau§,  2)ie 
d^riftl.  ffunft  in  il^ren  frü^cften  Anfängen,  Seipaig 
1873;  Eoma  ßotterranea,  g-reiburg  1879;  SReal- 
enci)Wopäbie  ber  d^riftli(ä^cn  ^Itcrtpmer,  Qfreiburg 
1886,  mt  Silber;  3of.  SieH,  ®ie  ©arfleflungen 
ber  atterfel.  Sungfrau  9Korio  auf  ben  ifunftbenf« 
mälem  ber  ftatütomben,  g'^eiburg  1887;  3of. 
SBilpcrt,  ®ic  ftatafombcngemälbe  unb  i^rc  alten 
ßopien,  gfreiburg  1891;  Sbolf  ^'O),  ©runbri^ 
ber  @efd^.  ber  bilbcnben  Äünfte,  Sfreiburg  1887 ; 
grid^  SfranJ,  @ef d^.  ber  d^riftl  TOalerei,  greiburg 
1887;  5Ric.  ©org,  @efd^.  ber  d^riftl.  SDMerei, 
gtegcnSb.  1863,  fobann  im  Äird^enlepfon  bic  3lrtt. 
Silber  in  ber  ffird^e,  Silbcrftreit,  Silbertjcrel^rung.) 
Hl.  3Bag  bie  einzelnen  3^^i9^  ^^^  $nft- 
Iid^«religiöfen  SWalerei  betrifft,  fo  erl^alten  fie  il^re 
Sebeutung,  3lufgabe  unb  Sßürbigung  au§  ber  fit» 
turgie,  in  beren  2)ienft  fie  junö^ft  ftd^  5U  fteUen 
l^aben.  @ie  beleben  bie  SBönbe  be§  ®otte§]^aufe§ 
(äßanbmalerei,  SJlofaü,  ®la§malerei),  umgeben 
ben  ^Itar  mit  l&eiligem  Silbtterf  (Tafelmalerei), 
gieren  bie  l^eiligen  Sudler  unb  ©erätl^e  (SWiniatur* 
maierei,  ^oI}«unb  9RetaUfd^nitt,  @mail),  fd^müdfen 
bie  Sefletbung  be§  SItarS  unb  feiner  2)iener  (9Be« 
berei  unb  ©tidferei).  1.  SBanbmalerei.  fieere, 
eintönige  SBänbe  ftnb  be§  gotteSbienftlid^en  ®e« 
böubeS  menig  müf^ ;  im  @$mud!  ber  i$farbe  aber 
erfd^eint  cS  ttic  ein  ^bglanj  ber  l^immlifd^enftird^e. 
S)ie  omamentale  ober  Sfafmalerei  unb  bie  figurale 
SD^alerei  tl^eilen  fid^  in  biefe  ^u§fd^mäd(ung;  erftere 
l^at  bie  röumlid^e  unb  ard^iteftonifd^e  @lieberung 
be§  ^amli  auSgugeid^nen  unb  flarer  in^3  fiid^t  gu 
fteUen,  bie  figurale  belebt  il^n  mit  ben  Silbern  anli 
bem  |)immel.  @Ieid^  bie  ölteften  uns  erl^altenen 
l^eiligen  @tätten  ffir  Segröbni^  unb  @otteSbienp, 
bie  ^atafomben,  geigen  an  SEBönben  m\b  2)eden 
biefen  gmeifad^en  @(|mud:  reid^c  farbige  ®Iid)e« 
rung  unb  Umral^mung  in  linearer  ober  pffanglid^er 
Dmamenti!  unb  finnige  Silberf^mbolif  für  Sob 
unb  9(uf erftel^ung,  gürbitte  unb  Opfer.  S)a&  ben 
Safilifen  biefe  Sitx  nid^t  gefel^It  l^abe,  bejeugen 
bie  ©d^riften  ber  l^eiligen  Söter  beS  3Rorgen«  unb 
SbenblanbeS.  SBöl^renb  berUeberrepe  öon  ÜKale« 
reien  in  ben  Safilüen  auS  bem  erften  Sal^rtauf enb 
nur  anwerft  menige  ftnb,  l^aben  fid^  ou§  ber  roma« 
nif d^en  3cit  be§  11.— 13.  äal^rl^unbertö  fd^on  eine 
größere  3a^l  erl^alten,  unb  itoax  fowol^I  in  gröge« 
ren  ßird^en  mie  in  Äapellen,  in  fallen  unb  ffreuj- 
gängen.  ®§  mögen  ertoäl^nt  fein  in  2)eutfd^Ianb 
bie  SSBanbgcmälbe  ber  (St.  ©eorgSfird^e  gu  Ober= 
jeü  auf  ber  3nfel  SReid^enau,  beS  St.  $atrocIu§« 
münfterS  gu  6oeft,  ber  lobtcnfapeUe  ju  $erfd^en 
in  ber  Dberpfalj  Sat)cm§,  ber  ffird^e  gu  ©d^marj» 
r^einborf  bei  Sonn,  be§  3)omeS  gu  Sraunfd^toeig 
u.  f.  f.  3n  tJranfreid^  finb  bie  l^eroorragenbften 
bie  in  ber  ffird^e  St.  Saoin  ju  $oitou.  3n  ben 
ilird^enbauten  beS  gotifd^en  Stitö  oerfd^wanben 


itoax  mt^x  bie  großen  SBanbjIad^en^  aber  uxa  fo 
forgfältiger  mürben  Pfeiler  uiib  ©icnfte,  ©eioölbe 
unb  @urten  burd^  gmedfbienltd^e  Sfct^ntqlerei  ge« 
giert.  SS)oi)  aud^  bie  figurale  S)arfteIIung  fanb 
immer  nod^  il^ren  $la^,  menn  aud^  in  befd^eibener 
SSBeife.  3u  nennen  finb  auS  bem  14.  unb  15. 3a^« 
l^unbert  in  ®eutf d^lanb  bie  ©emölbc  ber  St.  SeitS* 
f ird^e  gu  SRül^ll^aufen,  bie  ©emölbcQflen  ber  ftird^e 
gu  SRelborf  in  Sübbitl^marfd^en  unb  ber  SRarien« 
tird^e  gu  jf olberg  in  $ommem  unb  baS  gro^e,  bem 
SJ^aler  |)anS  S^ülein  gugefd^riebene  @emälbe  beS 
jüngften  @erid^tS  am  Zriutnpl^bogen  beö  Ulmer 
SJlünfterS.  3n  Italien  mu^te  aud^  bie  gotifd^ 
Srd^iteftur  auf  Sd^affung  größerer  SBanbfläd^en 
für  bie  SJlalerei  oom  anfange  an  mel^r  bebad^ 
fein,  unb  biefelbe  gebiel^  bal^er,  gumal  als  bie  Sn« 
toenbung  beS  90tofai!§  immer  me^r  gurüdftrat,  gu 
l^ol^er  Slüte.  @3  fei  erinnert  an  bie  @emalbe  in 
ber  Unter»  unb  Oberfird^e  beS  1^1.  tyranciScuS  gu 
Slfftfi,  meldte  menigftenS  gum  D^eil  benftorentini« 
fc^enaWeiftemeimabue  (1240—1302)  unb@iotto 
(1266 — 1336)  gugefd^rieben  toerbcn,  foioie  on 
®iotta'3  t$fre§!en  im  Oratorium  ber  ^nnunciata 
gu  $abua,  an  bie  beS  Orcagna  in  ber  ßird^ 
S.  SKaria  KlooeHa  gu  Qfloreng  (1357),  femer  on 
bie  gfiefole'8  (1387—1455)  in  ber  3Karienfaj)eUe 
bed  S)ome3  gu  Oroieto.  3<^^Ii^ci$s  unb  großartige 
SBerfe  fd^ließen  ftd^  biefen  an.  9ud^  in  ber  3^ 
ber  ätenaiffance  l^ielt  man  überall  feft  an  ber  Sn« 
fd^auung,  ba|  ein  ©otteSl^auS  be§  malerifd^en 
Sd^mudfeS  bebürfc,  unb  mögen  il^rm  Sd^öpfungen 
aud^  mand^erleiäJlängel  anl^aften,  fo  merben  fte  bod^ 
aUgeit  ber  fpöter  beliebten  Sintönigfeit  ober  bIo|m 
Stuccooergiemng  oorgugicl^en  fein.  2ta  neuefler 
3eit  mirb  bie  Sebeutung  ber  SBanbmalerei  midier 
dlgemein  anerfannt,  unb  eS  genügt,  auf  bie  SBerfe 
eines  2)eger,®omeIiu§,  SKüHer,  SteinleinSeutfd^- 
lanb,  eines  @uffenS,  SmertS  in  ben  92ieberlanben, 
eines  glanbrin  in  granfreid^  tmr  l^ingumeifen. 
^inftd^tlid^  ber  Zed^nif  ber  SBanbmalerei  finb  be« 
fonberS  oier  ©attungen  gu  unterfd^eiben.  ffiie 
Temperamalerei,  meldte  oonberaltd^riftlid^enS^it 
an  bis  in  baS  14.  ^al^rl^unbert  gumeift  im  @e- 
braud^e  mar,  bebient  fid^  ber  Mineralfarben,  bie 
mit  ßiftoff,  §arg,  ^ergamentleim  u.  bgL  gemifd^t 
(temperirt)  auf  bie  mo$lbereitete  ÄaK»  ober  ®ip8- 
manb  aufgetragen  mürben.  2)ie  ^reScomalerei, 
ebenfalls  f^on  auS  römifd^en  SBanbgemöIben  be« 
fannt  unb  oon  ber  ölteften  3cit  an  in  ber  JNrd^e 
oermenbet,  t)om  14.  3al^r]^unbert  an  faft  überoä 
oorgejogen,  trögt  bic  SKineralfarbe  auf  frifd^en, 
b.  i.  naffen  jfalfgmnb  auf.  Sie  en!auftif(^e  ^a* 
lerei,  fd^on  in  oord^riftlid^er  3cit  geübt,  für  fir^« 
lid^c  3»ede  feltener  angemcnbet,  mifd^t  il^re  Qfarben 
mit  ^ad^S,  toeld^e  toarmflüfftg  aufgetragen  unb  mit 
l^eißemlinetallfpatelgeglöttet  merben.  SieOelmale» 
rei  marb  erft  oon  ber  Senaiffance  gu  SBanbgemöften 
benu^t,  aber  megen  i^rer  bebeutenben  TOöngel  gar 
balb  miebcr  oon  ber  SrcScomalerei  oerbröngt 

2.  aJtofaif.  S)auer!^aftig!eit  unb  ©ebiegenl^eit 
mürben  mit  S^ed^t  bei  ber  bilblid^en  S)arftellung 


569 


SKaterei. 


570 


ber  enrigen  d^rifUid^n  SEBal^rl^etten  t)on  iel^er  bc» 
foabetd  in  ^nfd^Iag  gebraut  unb  biefeg  ift  5u« 
vßifi  ber  @ntnb,  toarutn  man  fid^  l^terbet,  [tott 
bec  Walerei  mit  einf ad^en  garben,  lieber  ber  2Ro» 
fdümolerei  mit  ungerfiörbaren  farbigen  @tüdd^en 
(DtS  @la8  ober  ©teinen  bebiente.  3^r  Derbanfen 
Dil  bie  ßr^ltung  fo  jal^Ireid^er  SEßerfe  ölterer 
Piniji,  ba^u  bie  empere  Sform  unb  ftetigere  93e- 
BM^rimg  ber  Xrabition.  2)ie  Jtird^e  überlam  fie 
oU  eine  t>on  ben  ölteflen  93öl!em  unb  oud^  Don 
bmSUmem  Dielgeübte  £ed^nif,  bie  sur  SSer^terung 
ton  Sugböben  unb  S93önben  benu^t  niurbe.  3n 
b(R  Aataf omben  l^ben  ftd^  Heinere  SRefte  ber  mu- 
Itoifd^  Ihmß  fd^on  auS  bem  2.  unb  3.  ^oX^u 
limbert  erl^Iten,  in  ben  ffird^en  feit  SonftontiuS' 
p^  aber  bie  l^ienlid^Pen  Ihinftmerfe,  unb  ^toax 
inJlmn  toie  in  anberen  @täbten  StalienS,  t)or« 
ne^Itd^  in  StoDenna.  S)ie  t)oUenbetfte  formelle 
luSMIbung  l^tte  bie  9Rof  ai!  im  oftrömif  d^en  SReid^e 
erfa^,  unb  man  benu^te  bal^er  nod^  in  fpöte« 
m  Sa^r^unberten  gried^ifd^e  SJhtfier  bief er  Ihtnft 
(04  im  Occibente.  3n  2)eut{d^Ianb  unb  f^fran!- 
nid^  uMe  mon  bie  SRofaümalerei  gleid^faUS.  sumal 
für  gcö|ere  ftird^n,  on  SSBänben  unb  t$fu|b5ben, 
in^tolien  felbfi  ru>i^  im  12.  unb  13.  Sal^rl^unbert. 
Stofaif  nmrbe  ^geßeQt  burd^  ©tüdfd^en,  meldte 
iaben  toeid^  Stauergrunb  eingebrüdt  mürben; 
cnt&^d^  toaren  eö  mürf eiförmige  (opus  tessela- 
tum),  ober  regelmö^ige,  aber  in  Derf d^iebene  Sfor» 
nen  gefd^ttene  (opus  sectile),  ober  f old^e,  meldte 
mtegelmälige  unb  länglid^  gezogene  ^formen  l^at« 
tm(opiisyermiculatam).  ®eometrtfd^e  unb  or« 
floiieitfale  3^d^nungen  liegen  ftd^  beff er  burd^  bie 
Mben  erften  Srten  erzielen,  figurale  aber  befon« 
bert  bmr$  bie  lefcte,  bo  man  l^ierbei  leidster  ben 
Sostonren  unb  SBemegungen  be§  ©emälbeS  folgen 
fomtt  (9tö^ereS  bef onberS  in  ffraud,  StealencQfl., 
fttHofaif,  mo  aud^  biefiiteratur  ftd^  Derjeid^net 
fiibet) 

3.  taf elmalerel  93or  ober  l^inter  ober  fiber 
bem  Sttare  foll  fid^tbar  fein  ba§  ©emalbe  ober  bie 
€tatue  bed  ^eiligen,  }u  beffen  Sl^ren  er  confecrirt 
iP  (Conc.  Prov.  Trevir.  1810,  Hartzheim  IV, 
U2;  S.  B.  C.  27.  Aug.  1836).  Um  ben  «Itar 
%ipi  erfd^fhü  mit  Sl^riftud  bie  ®Iorie  feiner 
deüigen.  S)amit  iß  bie  erl^obenfte  Aufgabe  ber 
iafe&mlerri  t)orgeieid^net.  S)ie  Malerei  ouf  %a* 
Mb  nmrbe  Don  ®ried^  unb  Siömem  l^od^gefd^ö^t, 
p)gar  \fif^  al9  bie  SEBanbmalerei,  unb  au^  in 
becötteften  c^fUid^en  3^t  fommen,  obn)o]^I  nur 
Mtem^elt,  ®emalbe  auf  ^olstaf ein,  auf  fieinmanb 
BRb  €db€  Dor.  @d^on  in  ben  ffatafomben  mar 
(§  9üfcaai^,  tragbare  Xafelbilber  in  f^farben  ober 
inOto{ai!  an  ben  %rcofoIien  aufsufteUen  (deRossi, 
Borna  Botterr.  m,  592).  3m  Orient  erhielt  biefe 
Sitte  fii^  fortan;  aud^  ))flegte  man  bafelbft  fel^r 
feit  twr  bem  Sltore  bie  fogen.  3conoftafi§  ober 
Dübenoonb  anjubringen.  3ur  romanifd^en  3^U 
ftmb  in  nnferen  iHrd^  auf  bem  Sltare  eine  nie> 
keie  Studmanb  (retabulum)  mit  IBilbem  S^rifti 
«ab  feter  fmligen,  balb  in  einer  einjigen  Safel, 


balb  in  gorm  ciueS  Sript^id^onS  j  aud^  bie  SJorber» 
jcite  be§  SlltarS  jierten  oft  gemalte  Sfrontalien. 
%IS  in  ber  gotifd^en  Seit  bie  glügelaltäre  in  ®c» 
braud^  famen,  mar  ber  Safelmaleret  SRaum  für 
eine  reid^e  S^ätigfeit  geöffnet,  unb  bie  SRenaijfancc 
ermeiterte  biefe  nod^  burd^  bie  ^uSbel^nung  be§ 
SntarauffafecS  oft  bis  jur  §ö]^e  ber  ftird^e.  5lber 
nid^t  bIo|  für  ben  Slltar  unb  ben  l^eiligen  ©ienft, 
fonbem  aud^  für  jeglid^en  anbem  Ort  ber  ftirc^e 
unb  im  ^nfd^Iuffe  baran  aud^  für  ba§  d^riftlic^e 
^avi%  unb  bie  ^riöatanbad^t  lieferte  bie  lafel« 
malcrei  il^re  l^enlid^ften  SDBerfe.  9?od^  l^aben  Diele 
berfelben  bis  auf  unS  fid^  gerettet,  barunter  aud^ 
fold^e,  meldte  il^ren  Urfprung  im  Oriente  l^atten, 
jal^lreid^ere.  ober,  meldte  auS  ben  SBerfftötten  ober 
@d^ulen  italtenifd^er,  beutfd^er,  aud^  fponif d^er  unb 
franjöfifd^er  SWeifier  l^erDorgegangen.  95on  bem 
berül^mten  SRarienbilbe  ©uibo'S  t)on@iena  (1221) 
unb  bem  großen  %ltarmerfe  S)uccio'S  Don  @iena 
(1311),  fotoie  oon  ben  iafelbilbem  ber  beiben 
Segrünber  ber  fforentinifd^en  ©d^ule,  ©iotto 
unb  Simabue,  bis  5u  benen  eines  fjfiefole,  eines 
Seonarbo  ba  SSinci  (1452—1519)  unb  »ap^ael 
(1482—1520)  u.  f.  f.  geben  gerabe  biefe  Safcl- 
gemölbe  ben  beften  Ueberblid!  über  bie  Sntmicf* 
lung  ber  d^riftlid^en  ÜRalerei.  S)eutfd^lanb  beft^t 
feine  SBerfe  auS  ber  öltem  Kölner  @d^ule  mit 
ben  5Ramen  eines  SKeifter  SBiD^elm  (um  1370) 
unb  @tep]^an  (geft.  1451),  auS  ber  flanbrifd^en 
oon  ben  SKalem  SRid^ael  Dan  ber  Sord^  (1332) 
unb  ben  ®ebrübem  Dan  S^dt  (geft.  1426  unb 
1441),  aus  ber  öfterreid^ifd^en  unb  tirolifd^en 
Don  SBolfgang  Shielanb  (1446—1501)  unb  ÜKi- 
d^acl  $ad^er  (feit  1467),  auS  ber  fränfifd^en  Don 
SDlid^ael  SBol^lgemut]^  (geft.  1519)  unb  «Ibred^t 
®ürer  (1471—1528),  auS  ber  f^toäbifd^en  Don 
9Kartin  ©d^ongauer  (geji.  1491),  Seitblom  (geft. 
1520),  ben  beiben  ©anS  §olbein  (geft.  1524  unb 
1543).  3lud^  aus  oer  3eit  ber  frül^em  unb  ber 
fpätem  Slenaiffance  geigen  bie  ffird^en  nod^  fel^r 
Diele  in  £ed^ni!  unb  Sluffaffung  Dorjüglid^e  ®e« 
mälbe,  5unöd^ft  in  Italien,  too  aud^  am  frül^eften 
ber  ^Itar  mcip  für  umfongreid^ere  Silber  $la| 
bieten  mufete.  SBaS  in  neuerer  unb  neuefter  Seit 
burd^  bie  9Weifter,  mie  fie  oben  bei  SSefpred^ung 
ber  Sßanbmalerei  genannt  finb,  aud^  in  ber  Tafel- 
malerei mieber  im  beffem,  fird^lid^en  Sinne  ge» 
fd^affen  mürbe,  ift  belannt.  6S  mögen  ben  ge- 
nannten 92amen  nur  nod^  bie  einiger  beutfd^en 
SDReifter  angefügt  werben,  nämlid^  §c6,  ©d^rau- 
bolp^,  ODerbedf,  Seit  unb  Sttenbad^.  —  2BaS  bie 
Se^nif  anlangt,  fo  mar  eS  im  Anfang  unb  burd^ 
baS  ganje  Sötittelolter  am  gebräud^Iid^ften,  auf 
mol^lbereiteteS  §015  ju  malen,  entmcber  in  ßnfau- 
ftif  ober  in  Sempera.  3)er  §intergrunb  blieb  füfi 
bur^meg  in  ®olb  angelegt,  fo  t>a^  bie  ®ar« 
Teilungen  mie  im  l^immlifd^en  Sid^te  erhoben  unb 
Derflärt  erfd^einen.  5Rä^ereS  über  bie  Bereitung 
beS  ®runbeS  unb  ber  garben  in  älterer  3cit  er- 
fal^ren  mir  in  bem  TOalcvbud^e  Dom  Serge  ^tl&oS 
(§§  1—72),  in  beS  Sl^eopl^iluS  Diversarum  ar- 


571 


SRalerci 


572 


iimn  schedula  an  Derf  d^iebenen  Orten  uttb  in  bem 
%xcictatt  (kmxnü%  bcS  ©d^üIcrS  ®iotto'§,  über 
bie  Hunft  bcr  SDlalerci  (beutfd^  öon  %,  3Ig,  SBien 
1871).  Oiroclffi  bic  Delfarbc  oud^  bem  9lltcr» 
tl^ume  nid^t  unbelannt  mar,  fo  tDurbe  il^r  ©ebraud^ 
für  bie  Tafelmalerei  bod^  erft  feit  »an  ß^d  all- 
gemein l^errfd^enb,  nnb  jmar  wegen  il^rer  leidstem 
Sel^ianblung,  il^reS  ©langes  unb  il^rer  Sauer« 
l^aftigfeit;  gleid^tuol^I  trug  gerabe  fte  nid^t  me« 
nig  @d^ulb  an  ber  fd^neUem  Sertoeltlid^ung  ber 
SRalerei. 

4.  @IaSmaIerei.  S)ie  t^nfter  ber  ffird^en  ftnb 
glei^fam  Pforten,  burd^  meldte  Sid^t  Dom  ^immel 
einbringt  unb  ba§  9uge  ber  ^laubigen  gum  ^im« 
mel  empoi^iel^t;  bal^er  ift  e§  nid^t  gu  munbem,  ba^ 
ju  allen  Seiten,  unb  befonberS  als  bie  ®rö^e  ber 
ijfenfter  mud^S,  bie  SDtalerei  aud^  biefer  glöd^en  fid^ 
bemäd^tigte,  um  ^e  mit  leud^tenbem  Ornament 
unb  Silbmerf  gu  füEen  unb  fo  baS  XageSUd^t  für 
ben  l^eiligenSlaum  suDerflören.  äBenn  aud^  Sfen« 
fter  anfangs  am  l^äufigften  mit  bünngefögten  unb 
^albburd^fid^tigen  9narmor|)Iatten  gef^loffen  mur* 
ben,  fo  tüox  bod^  fd^on  Don  ben  ätömem  l^iergu 
aud^  baS  @la8  benii|t  morben.  S)aSfelbe  niar  l^ie 
unb  ba  in  ben  Safilüen  ber  gfall,  unb  eS  fann  aus 
$rubenttuS  (Perlst.  12,  53.  54,  ed.  Migne  LX, 
566)  abgenommen  merben,  ba^  aud^  farbiges  ®laS 
babei  in  Siermenbung  !am.  Sigentlid^e  ® laSmalerei 
ftnben  toir  urfunbli^  erft  im  11.  Sal^r^unbert  er« 
niäl^nt,  unb  gtoar  merfmö^ig  unb  in  größerem 
Umfange  geübt  gu  Xegemfee  in  Sägern  burd^  bie 
SSenebictiner  bajelbft.  93on  nun  an  breitete  fid^ 
biefe  ßunft  fel^r  rafd^  in  alle  Sauber  auS.  SBol^l 
bie  ölteften  auf  unS  gefommenen  gemalten  gfenfter 
ftnb  im  S)ome  gu  9ugSburg,  nömlid^  fünf  mit 
2)arftellungen  aus  bem  Sllten  £eftamente.  3n  ber 
3eit  beS  gotifd^en  @tilS  maren  eS  befonberS  bie 
©eutfd^en  unb  bie  9lieberlänbcr,  meldte  in  ber 
Jhtnjt  beS  @laSmalenS  fid^  auSgeid^neten  unb 
größere  mie  Heinere  Äird^en  nid^t  nur  il^rer  ^cimat, 
fonbem  aud^  in  Spanien  unb  Snglanb  mit  il^ren 
aSerfen  fd^müdften;  in  Stalten  bie  ffiominicaner 
unb  bie  Sefuaten.  ®er  ©til  ber  ©laSgemälbe 
folgte  in  ber  romanifd^en  Seit  mel^r  bem  ber  3Mo« 
failen,  in  ber  gotifd^en  nad^  Ornament  unb  93ilb 
bem  ber  reid^em  Seppid^Joeberei.  3lud^  in  ber  SRe« 
naiffancegeit  l^örte  bie  Pflege  ber  ©laSmalerei  nid^t 
auf;  erft  fpäter  Derfd^toanb  fie,  bie  9Weberlanbe  unb 
Snglanb  ausgenommen,  faft  gönjlid^  auS  unferen 
ßird^en.  ©elbft  bie  Sed^nil  friftete  jid^  nur  notl^« 
bfirf  tig,  f  0  ba|  il^re  SBieberbelebung  in  neuerer  Qdi, 
unb  itoax  gleid^faKS  Don  Sägern  auS,  faji  einer  9leu« 
erpnbung  gleid^fommt.  S)ie  mirflid^e  ©laSmalerei, 
entgegen  ber  bloßen  Suf^mmenfügung  farbiger 
©laSjd^eiben,  befielet  in  ber  Äunfi,  auf  ©laS  in  un« 
Deränberlid^er  Qfarbe  burd^  ginfd^meljen  berfelbcn 
©emälbe  l^erjujiellen.  2Ran  trug  auf  farbigen,  ber 
3cid^nung  möglid^ft  entfpred^enben  ©laSftüdten  mit 
fogen.  ©d^Joarjlotl^  in  bid|teren  unb  bünneren 
©d^id^ten  bic  ßontouren  unb  ©d^attirungen  auf, 
brannte  fie  ein  unb  Derbanb  fobann  bie  ©tüdte 


mofaifartig  mittels  SBleijireifen  ju  einem  ©amen. 
2)iefe  einfädle  2:ed^ni!  tt)urbe  in  ber  gotifd^en  S^\t 
auf  bie  Derfd^iebenfte  SBeife  fortgebilbet,  in  ber 
Sienaiffancegeit  aber  burd^  Ueberiünfielung,  Diel« 
fad^  gum  ©d^aben  biefer  ihmft,  Derlaffen.  Sud^ 
in  neuefter  3eit  l^enfd^te  lange  nod^  bie  irrige  9ln» 
fd^auung,  als  ob  ©emölbe  auf  ©laS  in  möglid^ß 
großen  gflöd^en  unb  mit  möglid^ft  menig  Ser« 
bleiung  auSgefül^rt  merben  foHten.  (lieber  ©laS« 
maierei  f.  au^er  ben  größeren  Arbeiten  Don  Sa« 
bartc,  SangloiS  unb  SSer?  befonberS  ®ef|ert,  ®e- 
fd^id^te  ber  ©laSmalerei,  ©tuttgart  1839;  »runo 
Sudler,  ©efd^id^te  ber  ted^nifd^en  ßünfte,  ©tutt- 
gart 1875,  I,  59—92;  ftarl  ©doofer,  ®ie  ©loS- 
maierei  beS  Mittelalters  unb  ber  Stenaiffance  im 
«bri|  bargcftent,  »erlin  1881.) 

5.  Smail.  S)ie  Srl^abenl^eit  beS  SuItuS  unb 
feiner  ©el^eimniffe  forbert  bie  $rad^t  aUeS  beffen, 
maS  gu  feinem  nad^ften  SDienft  gel^ört.  SDie  1^« 
ligen  ©efö^e  unb  ©erötl^e  finb,  tt)enn  nid^t  Don 
purem  ©olbe,  bod^  Dergolbet  unb,  lun  ben  ©olb« 
glang  gu  erl^öl^en,  mit  leud^tenben  eblen  ©teinen 
unb  bem  fifarbenfd^immer  ber  ©d^melgmalerei,  beS 
SmatlS,  gefd^müdft.  jfeld^e  unb  Siborien,  Jtreuge 
unb  Seud^ter,  Sabemafel  unb  Altar,  SReliquien- 
bel^ölter  unb  bie  2)edtel  ber  liturgifd^en  Sudler  juert 
bie  ßunft  mit  biefem  farbigen  ©d^murfe.  5Da8 
@mail  (smaltum,  esmaltum,  ©d^mel})  befielet 
aus  OuarjpulDer,  baS  burd^  SDtetaKoj^be  beliebig 
gefärbt,  auf  ©olb  ober  ©Über  unb  j^fer  an  bie 
5U  malenben  ©teilen  gebrad^t  unb  eingefd^mel}t 
ttiirb.  äßenn  ber  SRetaSgrunb  auSgel^oben  unrb, 
fo  ba^  nur  bie  6^ontouren  ber  3^id^nung  l^erDor» 
ragen,  unb  bann  bie  Vertiefungen  mit  ©d^mel) 
gefüDt  »erben,  fo  ift  baS  ©rubenemail;  menn  bie 
Sontouren  burd^  aufgelöt^ete  Snetaübrö^te  1^ 
geftellt  finb,  f o  bag  glei^fam  3dlen  für  ben  ©d^mel) 
entfielen,  3dlcnemail ;  menn  jur  Ausfüllung  ber 
Vertiefungen  nid^t  Diclfarbiger  ©d^melj,  foi&em 
eine  f d^toarje  ©d^toef elmetaümaffe  Dermenbet  toirb, 
92ielIo;  menn  bie  3si^ttung  auf  bem  äRetaSe  in 
ätelief  gearbeitet  unb  mit  farbigem  ©d^melg  über« 
gogen  mirb,  Scliefcmail;  toenn  enblid^  bie  SöletaD« 
platte  Dorerft  mit  unburd^pd^tigem  ©d^melj  über« 
bedft,  bann  mit  bem  $infel  farbiger  ©d^mel)  ju 
einem  Silbe  aufgetragen  unb  eingebrannt  tuid), 
SKaleremail.  —  ®ie  ältere  ^riftlid^e  ff  unft  mod^te, 
obmol^l  baS  Smail  fd^on  frül^er  befannt  mar,  bod^ 
l^ierDon  nur  menig  ©ebrau^.  2lm  frül^eften  ge« 
fd^al^  bte^  5U  VQ^an^,  meSl^alb  aud^  im  erften  2[a$r« 
taufenb  emaillirte  ©egenftönbe  befonberS  Don  grie« 
d^ifd^en  ffünfttem  gefertigt  unb  in  ben  Occibent 
eingefül^rt  tourbcn.  @ine  ber  berül^mteften  Arbeiten 
biefer  ?lrt  ift  bie  golbcne  Slltartafel  Don  ©t.  2Rar« 
cuS  in  Venebig.  9lud^  im  Slbenblanbe  mar  bie 
ffunfl  Don  SllterS  l^cr  geübt ,  aber  erft  feit  bem 
ll.Sal^rl^unbert  allgemeiner  Derbreitet,  inQfranf« 
reid^  befonberS  ju  SimogeS  (opus  LemovisiDum), 
in  Stalten,  in  ffieutf^lanb  am  Sl^ein  unb  in 
Oefterreid^.  SS  fei  genannt  ber  Smailaltar  in 
ffloftemeuburg.  £)ie  funftooOere  Xed^nil  aber,  in 


573 


aWalcrci. 


674 


tKl((cr  ber  SRetoDstunb  |}etö  loemgftenS  burd^  bie 
Umiiffe  m  ben  (Semölben  erfennbar  bleibt,  Der« 
fi^toanb  bolb  tmb  modele  mit  bem  16.  ^ol^rl^un' 
bert  immer  me^r  bem  oberftöd^Iid^eren  SOtaler« 
einail$la|.  (Sgl.  Labarte,  Becbercbes  sur  la 
pemtore  en  ömaU,  Paris  1856;  93r.  99ud^er, 
0(f(^te  ber  ted^nifd^en  ffünfte^  ©tuttgort  1875, 
1, 1-57.) 

6.  Miniaturmalerei  SEBie  Don  ben  äBänben 

bffffinl^,  üon  ben  Xafeln  ber  Slltöre  bie  Silber 

oOm  (Slöubigen  (ntbigen,  {o  erflören  unb  Der« 

fläien  Me  3Ibtflrationen  ber  liturgifd^en  Sudler 

bm  Sefenben  bie  ^eiligen  SEBorte.  ^q^  aud^  bie 

Sdmer  99üd^r  unb  99ud^roIIen  mit  SDtalereien  ^u 

perm  mußten,  erl^Ut  auS  $liniu§  (Hist.  nat. 

25, 2, 4  unb  35,  2,  2).  Sie  erften  Üiad^rid^tcn 

obaSnuminirung  ber  ^eiligen  Sd^riftcn  ftommen 

a&§  ber  3eit  SonftantinS  beS  @ro^en,  inbem  Su« 

jeMuS  in  ber  8eben§Qefd^id^te  biefeS  ffai|er§  (1.  4, 

c  36. 37)  berid^tet  er  l^obe  ouf  bcfjen  »itte  il^m 

50  (Esem)}Iare,  auf  gutes  $ergamcnt  gefd^rieben 

oib  rei^  au§ge{tattet,  beforgt.  S)a§  öltefte  un§ 

otottene  SSerl  mit  SJliniaturen  altd)ri)tlid^en 

Siib  ifl  in  SBien,  eine  @eneft§  nad^  ber  Q^tna* 

ginta,  iDo^I  nod^  bem  4.  ^ol^rl^unbert  angel^örig. 

^fd^ften  mit  ^bbilbungen  au3  bem  5.  unb 

6.  So^r^unbert  beft^en  9iom  unb  Sf^oreng.  S)ie 

ütoleteien  biefer  fottie  ber  f  olgenben  S^xt  Derratl^en 

idbpDcrjtönbUc^  eine  gro|e  SSerfd^iebenl^eit,  fotDOl^I 

M  funfüerifd^e  9ertig!eU  als  m9  Originalitöt 

htrifft;  in  oiOten  aber  tritt  baS  Seftreben  l^erDor, 

Me  £!aut>t}üge  beS  d^rifilid^  Seelenlebens ,  2)es 

val^,  3niiig!eit,  Unfd^ulb,  f  anften  6mft  Zriumpl^ 

iB&iben,  möglid^ft  lebenbig  au§su))rögen.  3n 

bcc  romanif d^  3^t  möl^renb  meld^er  bef onberS 

in  S)eiitfd^Ianb  bie  Sud^malerei  eine  ungemeine 

Seiheitung  fanb^  mie  fd^on  ouS  ben  Dielen  be« 

inmt  geworbenen  S^amen  ber  Illuminatoren  l^er« 

Dorgej^,  fftOt  beffere  Omamenti!  unb  reid^e  $]^an« 

tope  in  bim  gemalten  SobiceS  f  oglcid^  in'§  3luge, 

iw^tenb  bie  figuralen  2)arfteUungen  meiter  gurüdt« 

Mo-  3n  ber  3tü  bed  gotifd^en  @til§  aber  er« 

zei^  aud^  biefe  in  ben  nod^  Dorl^anbenen  3BerIen 

orit  Kiniaturen,  fomol^I  in  Italien  aI8  in  i$fran!« 

mSi,  in  Seuifd^Ianb  unb  in  gflanbem,  eine  iBoH« 

obmig,  uiie  fie  fp&ter,  )umal  nad^  ber  Srfinbung 

bcS  ^()fd^mtte3  unb  ber  Sud^brudterfunft,  nid^t 

Be^r  erjfeebt  morb.  SBol^I  gab  ed  aud^  im  16.  Sal^r« 

tnibert  nod^  SQuminatoren,  mel^e  burd^  il^re 

Simß  bie  SDliffalien^  SDangelien^  Sectionarien, 

Ifoteien  imb  9btti))]^onarien,  aud^  ©ebetbüd^er, 

Sänften  ber  ^igen  Söter  u.  f.  f.  f d^müdften ; 

obiB  me^  unb  md^r  Derf d^manb  biefe  gfertigfeit, 

ob  eine  SBieberbelebimg  berfelben  toxtb  nad^  ber 

{o  aMaütm  Zed^nil  ber  DerDielfömgenbenffünfte 

Wljt  für  immer  nur  ein  SBunfd^  bleiben  muffen. 

—  8oS  bie  Zed^il  ber  ÜRiniaturmalerei  betrifft, 

{b  n|  befonberd  bie  Sorgfalt  l^erDorge^oben  toer- 

tat,  Brit  toeld^  bad  SRaterial  l^ierfür  bereitet 

fenbe.  ^e  Sin^d^tung  bed  $ergamente§  auS  ben 

>gfticbenpcn  Z^ierfdten  erforberte  9Rä^e  unb 


UnDerbroffenl^cit;  für  foftbare  Sudler  würben  nid^t 
nur  bie  reid^ften  unb  gleicbmö^igften  Slätter  au§« 
getoöl^It  fonbcm  biefe  aud^  oft  nod^  in  $urpur« 
färbe,  meift  Dioletter,  getränft.  ®ie  Sud^fiaben 
tourben  mit  bauerl^aftefter  Xinte,  mand^mal  au(^ 
mit  ©ilber  unb  ®oIb,  gefd^rieben.  ®ie  garben 
für  bie  Initialen  unb  SKiniaturen  (fo  genannt  Don 
ber  rotl^en  Qfarbe,  9Wennig  [minium],  mit  »eld^er 
Zitel,  Snfönge  unb  Slbfö^e  auSgejeid^net  würben) 
waren  bie  nad^l^altigften  2)edfarben  (@ouad^e), 
gebunben  burd^  SQBaffer,  ®ummi  unb  Siflar.  %ud^ 
ba§  ®oIb  Derlangte  feine  gang  eigene  3ubereitung, 
würbe  mit  bem  $infel  aufgetragen  ober  plattirt 
unb  5ule^t  nod^  burd^  @d^attirung  ober  mit  ber 
$un5e  omamentirt.  (IBgl.  Bastard,  Peintures  et 
omements  des  manuscrits  depuis  le  IX*  siäcle 
jusqu'ä  la  fin  du  XIV,  Paris  1883;  SBatten- 
Ud^,  ©d^riftwefen  im  9KitteIaIter,  Setpjig  1875; 
fel^r  einge^enb  bel^anbelt  bie  erl^altenen  SobiceS 
mit  SKiniaturen  SfranJ  in  feiner  ®efd^.  ber  9Ka« 
lerei,  gfreiburg  1887.) 

7.  ©oljfd^nittunbilJletaUfd^nitt.  ©iefe 
SweigeberÄunft,  weld^e  nod^  jur  SKalerei  gcred^« 
net  werben  fönncn,  l^aben  f ür  bie  d^riftlid^»religiöfe 
©arfteBung  namentlid^  infofem  SBertl^,  aI8  fie  ge» 
eignet  finb,  nid^t  nur  einselne  Sudler  für  ben  6ul« 
tuS  ju  äieren,  fonbem  burd^  SJerDielfältigung  gute 
93ilbwer!e  in  |)au§  unb  @d^ule  in  Derbreiten.  S)ie 
jhmft  bed  ^oljfd^nitteS  ift  unbeftritten  beutfd^e 
Srfinbung  unb  reid^t  in  il^ren  ^nföngen  in'd 
13.  Salftrl^unbert  gurüdt,  wöl^renb  ber  Urfprung  bed 
SKetaüfd^nitted  (in  SKeffing  unb  Äupfer)  nad^  ßeit 
unb  Ort  nid^t  nad^gewiefen  werben  fann,  aber  über 
1400  nid^t  l^inauf  ge^t.  2)ie  Jhinfi  bed  C^oIsfd^niHed 
wie  bed  SRetaUfd^nitted  würbe  Don  ben  größten 
2KaIem  geübt,  unb  ed  würbe  bamit  ben  liturgi« 
fd^en  Sudlern,  aber  aud^  Slrmenbibeln  unb  Segen« 
ben,  ffated^idmen  unb  @ebetbud^em  reid^e  %ud« 
Gattung  Derfd^afft.  ©ie  neuefte  3«it  fügte  biefer 
IBerDielföItigungdfunft  aud^  nod^  ben  ©tal^Iftid^ 
unb  bie  Sttlogropl^ie  bei.  SSBöl^renb  in  frül^eren 
Sal&rl^unberten  ^oljfd^nitte,  im  16.  Sal^rl^unberte 
aud^  Äupf crftid^e ,  oft  fettfi  Don  bebcutenberen 
2)Jeifiem,  wie  Don  ben  ©lodfenbond  in  5Rümberg, 
ifluminirt  würben,  fteflt  nun  bie  ßrfinbung  ber 
G^l^romo^^Iograpl^ie  unb  ßl^romolitl^ograp^ie  aud^ 
in  ®ruä  9)laleretcn  Don  l^ol^er  93oflenbung  l^er, 
fo  ba^  fie  felbft  gute  SMiniaturen  ber  frühem  ßcit 
wieberjugeben  Dermag.  SBeniger  für  liturgifd^e 
3wcd(c  eignen  fid^  bie  ^l^otogropl^ie  unb  bie  Der» 
wanbten  Sleprobuctionen.  95e§üglid^  ber  led^nil 
ift  ber  Unterfd^ieb  jwifd^en  ^ol^fd^nitt  unb  9We« 
tallfd^nitt  p  bemerfen.  Sei  erfterem  werben  bie 
lid^ten  @teUen  bed  IBilbed  aud  bem  ^olje  l^eraud« 
gefd^nitten,  fo  bafe  bie  Umriffe  erl^aben  bleiben.  ®er 
aJlctaDfd^nitt  Dcrfolgt  bie  entgegengefe^te  SBeife; 
ed  wirb  nömlid^  mit  bem  ©rabftid^el  bie  ab^u« 
brudtenbe  3(i<^ung  Dertieft  in  bie  platte  ein« 
gegraben  (®raDterfunft),  ober  ed  wirb  bie  platte 
mit  bem  fogen.  3lc|grunbe  bebedtt,  auf  biefem  bid 
jum  ^tiaüt  bad  !BiIb  burd^  bie  Stabimabel  aud» 


575 


anoUcoIu^  —  aKalündrobt. 


576 


gehoben  unb  burd^  ©d^cibctuaffer  in  bcm  Wofe» 
gelegten  SWctott  eingeölt  (SRabirfunft).  Stnberc 
SRonieren  ftnb  bte  Sd^mar^funft,  bie  Squotinto 
u.  f.  f.  (95gl.  Qu^et  ben  größeren  SSBerfcn  öon 
Sart)^,  ^QfJQöant  u.  9(.  Sruno  »ud^er,  ©efd^.  ber 
ted^n.  ffünfte  I,  359-445.) 

8.  SSon  l^ol^er  99ebeutung  für  ben  Sultu§  ftnb  b  i  e 
aBeberei  unb  bie  ©tiderei  ober,  »ie  lejtere 
mit  SRcd^t  genannt  wirb,  bie  Klabelmolerci.  ®ie 
ftird^e  nal^m  beßl^olb  biefefd^oniml^öd^ftenSlIter« 
tl^ume  fel^r  ou^gebilbeten  jhtnfi^meige  gleid^  an* 
f änglid^  in  il^ren  3)ienft,  fei  e§  für  bie  gotteSbienft* 
iid^en  ffleiber,  ober  5ur  $e!Ieibung  be§  ^ItareS, 
ber  SOBönbe,  ©äulen,  Qfufeböben,  ober  für  bie  S3e» 
bedfung  ber  Xprcn  unb  genfter.  95eibe  vermögen, 
toie  bie  eigcntlid^e  JRoIerei,  iebe§SiIbtt)erf  ingfar» 
ben  boi^uftcKen,  unb  wir  Icfen  int  ^ontificolbud^e 
^äuftg  t)on  reid^en  @ett)önbem  auS  @eibe  mit  ,,ber 
©efd^id^te"  (b.  i.  bcm  SSilbe)  beS  Sötten,  beS  ©reifen 
u.  f.  fv  ober  mit  ©cenen  au3  bem  ^Iten  unb  bcm 
bleuen  Seftamcnte.  ©elbftDcrftanbltd^  ijl  e§  bie 
©ttdterei  suerfl,  ttcld^e  mit  ben  Ud^tt)onen  gfor* 
Ben  ber  ©ctbe  unb  mit  @oIb  toirlKd^e  ©emölbc  ju 
f d^affcn  im  ©tanbe  toar.  S)Q]^er  föurbe  fte  aud^  mit 
bcfonbcrcr  Siebe  öon  ber  frül^eficn  bis  in  bie  neuefte 
ßeit  in  fflöftem  unb  in  ben  ©emäd^em  am  §of e, 
im  fpätem  SJRittelalter  öon  eigenen  3ünften  geübt. 
SluSgcjeidfencte  SWolcr  lieferten  l^ier ju  oft  il^re  6nt« 
würfe.  ®ie  l^öd^fte  «uSbilbung  erl^ielt  biefe  ffunft 
löol^I  in  SlrraS  unb  Srügge  jur  3eit  $l^ili))))g  be§ 
@uten  unb  feines  ©ol^neS,  ffarlS  beS  ^^nen,  toie 
benn  oud^  bie  äBeberei  bafelbft  figurenretd^e  %tp' 
piä^t  in  öoüenbetfter  ©d^önl^eit  }u  ©tanbe  brad^te 
unb  fpöterl^in  unter  anberen  Silbmerfen  fogar  aud^ 
f old^e  9tap][)aeIS  }u  copiren  nid^t  gurüdfd^eute.  2)ie 
neuefte  3^it  l^at  in  ©ttderei  uttb  Silbmeberei  bie 
alte  Xed^ni!  wieber  aufgenommen  unb  aOentl^alben 
©ro^eS  l^ierin  geleiftet.  (SSgl.  über  ©efd^id^te  unb 
Sed^nif  beiber  ifünfte  95odf,  ®efd^.  ber  liturg.  ®e« 
wänber,  95onn  1859.)  [@.  Salob.] 

^atteotns^  SfeliS/  f.  ^emmerlin. 

^oHitiArobf,  ^ermann  öon,  parlamen» 
tarifd^er  SSorfämpfer  ber  bcutf d^en  Äatl^olifen,  ent= 
flammte  einer  märfifd^en,  urfprünglid^  auf  95urg 
SRaUindfrobt  bei  SBitten  a.  b.  Slul^r  anfäfpgen 
Ißatririerfamilie,  meldte  im  16.  Sal^rl^unbert  jum 
$roteftantt§mu§  übergetreten  unb  nad^  Sortmunb 
übergefiebelt  toar.  ©eboren  toar  er  am  5.  fjfe« 
bruar  1821  }u  9Minben,  wo  fein  SSater  ®etmar 
ö.  aKaüindfrobt  (geji.  1842)  bamalS  al§  SRe» 
gierungS'SSicepräpbent  angcfteüt  toar.  fficrfclbe 
war  mit  einem  fatl^olijd^en  i^fröulein  ö.  ^artmann 
(geft.  1832)  öermöl^lt  unb  liefe  feine  öier  ftinber 
latldoUfd^  er^iel^en.  3nbefe  würbe  er  fd^on  1823 
in  gleid^er  Sigenfd^aft  nad^  ^ad^en  öerfe^,  unb 
l^ier  würbe  |)ermann  öon  ^kUindCrobt  auSgebil« 
bct,  bis  er  1838  jum  ©tubium  ber  Siedete  bie 
Uniöerfitäten  Serlin  unb  93onn  bejiel^en  fonnte. 
3m  3. 1841  würbe  er  ©erid^tSauScuItator,  1844 
SRegierungSreferenbar  unb  1849  Stffeffor.  3u  ber 
lejtem  ©teHung  blieb  er  11  Sa^te;  2  baöon  war 


er  in  SKinben  bcfd^äftigt,  2  in  Erfurt,  2  in  ©trol- 
f unb,  4  in  fjranffurt  a.  b.  Ober.  3u  ßrfurt  öer« 
fal^  er  1851  eine  3^i^^^ng  commiffarifd^  aud^  bie 
©teile  eines  erften  SürgermeifterS,  ttitb  gwar  gu  f o 
allgemeiner  S^friebenl^eit,  bafe  er  beim  Abgänge 
gum  Sl^renbürger  ernannt  würbe.  3m  3. 1859 
berief  @raf  ©d^werin  il^n  alS  öilfSarbeiter  in'S 
SWiniftcrium  beS  3nnem  nad^  SSerlin  unb  über« 
trug  i^m  inSbef  onbere  bie  Ausarbeitung  unb  parfo« 
mentarifd^e  Vertretung  beS  neuen  @e)e|eS  über 
gfeftfteQung  ber  SBal^Ibejirfe  für  baS  Abgeorbneten« 
l^auS.  3m  folgenben  3al^re  }um  SRegierungSrali^ 
ernannt,  würbe  er  auf  eigenen  3Bunfd^  tu)d^  in 
bemfelben  3al^re  nad^  S)üffeIborf,  öon  bo  aber 

1867  gegen  eigenes  SDBünfd^en  nad^  SRerfeburg 
öerfe^t  unb  1872  auf  feinen  Antrag  penfionirt.  — 
äJlaOindtrobtS  |)auptt]^ötig!eit  l^atte  nömlid^  fd^on 
feit  3al^ren  nid^t  mel^r  bem  SerwaltungSamte, 
f  onbem  bem  parlamentarif  d^en  Seben  gegolten,  utü> 
l^ier  l^atte  ber  unerfd^rodfene,  in  feinen  l^eiligjien 
©efü^Ien  tief  öerle^te  SSertl^eibiger  fird^Iid|er  grei» 
l^eit  unb  befd^worener  SRed^te  fid^  fd^on  (ange  bei 
ben  Siegierenben  mißliebig  gemad^t.  ©d^on  1852 
war  er  öon  einem  weftfälifd^en  SBal^Ifreife  in  ben 
Sanbtag  gewöl^It,  1863  unterlag  er  bei  ben  9}eu« 
wallten  ber  bamaligen  liberalen  SonflictS«^od^f[ut, 

1868  erl^ielt  er  jebod^  wieber  ein  SJlanbat,  unb 
wie  fortan  bem  ^bgeorbnetenl^aufe,  fo  gel^örte  er 
bis  5U  feinem  £obe  aud^  bem  norbbeutfd^en  refp. 
beutfd^en  Sleid^Stage  feit  beffen  Sonftituirung  oIS 
SRitgUeb  an.  @Ieid^  1852  war  er  ber  neuen 
„fat$olifd^en",  fpäter  „fjfraction  beS  KentrumS" 
genannten,  nad^  il^ren  beiben  ^auptfül^rem  aber 
gewöl^nlid^  als  „Qfraction  SReid^enfperger"  begeid^» 
neten  $arIamentSgruppe  beigetreten  unb  l^atte  in 
berfelben  namentlid^  für  Rarität  ber  Sonfefftonen, 
ßonfefftonalität  unb  f^frei^eit  ber  ©d^ulen  unb 
^od^l^altung  ber  fungen  ©taatSöerfaffung  tapfer 
mitgcwirft.  5Rad^  bcm  ©ingel^cn  ber  genantiten 
fjraction  war  er  1867—1870  bie  ©ecle  ber  flei« 
nen  „bunbeSftaatlid^  •  conftitutioneEen  Sercini« 
gung",  bie  ftd^  l^auptföd^lid^  gegen  baS  Siuffaugen 
Mer  burd^  ginen  wehrte.  3m  3. 1870  würbe  er 
bann  für  beibe  ^öufer  ber  ^auptbegrünber  unb 
mit  SSBinbtl^orft,  ben  SSrübem  SRcid^enfperger  unb 
bcm  Sfrcil^crm  ö.  ©d^ortcmer'Wft  aud^  ber  l^oupt* 
fül^rer  jener  neuen  „Qfraction  beS  KentrumS"^ 
weld^e  balb  auf  mcj^r  als  100  SRitgliebcr  onwud^ 
unb  bei  unöergleic^Iid^cr  i^fül^rung  als  „itner- 
fd^ütterlid^cr  Sl^urm"  nid^t  blofe  einer  wed^feloollen 
^olitif  gegenüber  allein  feftftel^cn,  fonbem  l^oupt« 
föd^Iid^  aud^  in  ben  ©d^recfen  beS  langen  „Sultur* 
fampfcS"  5um  tapferen  ^luSl^anen  unb  Erträgen 
wie  5um  enblid^en  glüdtlid^en  ©icge  unfd^ä|pbar 
öicl  beitragen  foQtc.  @erabe  SJlaQindtrobtS  tluf« 
treten  gab  bem  SBirfen  beS  (SentrumS  bie  ©i« 
gnatur:  eS  war  ein  ]^eiIig*emfteS,  uneigennu|igeS 
ginfcjcn  unb  ^inopfem  ber  ganzen  $crfon  fiir  bie 
als  l^cilig  erfanntc  ©ad^c,  öcrbunbcn  mit  abfoluter 
Ofejiigfcit  ber  ©runbfä^c  unb  nid^t  minber  abfo« 
lutem  Sfcmf ein  aDer  TOcnf d^enfurd^t.  9KaflindtrobtS 


577 


üKalta. 


578 


(C0§e  Reben  litten  i^re  p(mp\^täxh  »eber  in 
Jidti^itm  ber  SBorte  unb  @Iatte  ber  ^otm,  nod^ 
ia  omtonf^^  S^umnge  unb  funftoolem  Appell 
aiai  (Befühl:  bie SBorte  quollen  otelmel^r  lang« 
\m,  o6et  toorm  unb  mäd^tig,  unmittelbar  unb 
mgefu^t  ouS  übervollem  ^er^en,  in  il^rer  Indien 
Kin^unaudMeibUd^über^eugenb,  inil^rerSBud^t 
nb  ftraft  untoiberftel^lid^  l^inreigenb,  in  il^rer 
anjlen  Xragi!  ben  f^freunb  erfd^üttemb  unb  ben 
Segnet  tief  ergreifenb.  SJlallindCrobt  fprad^  jule^t 
m  19.  SRai  1874,  unb  snmr  flammenber  al3 
je^BDor.  Per  cnicem  ad  luceml  toar  fein  pro* 
|ri(eti{4^  @<I^Iu6n)ort;  gleid^  barauf  ergriff  il^n 
OB  W^Qß  Sfieber,  unb  nur  fteben  £age  fpötcr 
(26.  Seat)  toQX  er  Derfd^ieben,  xoit  ein  ^elb  in  ber 
9elbf4tad^t.  S)ie  ungeal^nte  3:obednad^rid^t  er« 
läBle  bie  gai^e  SBelt  mit  emfter  Xl^eilnal^me,  bie 
ih^oltlen  Seutfd^IanbS  mit  Trauer  unb  9e« 
Pigmig;  Xobtenflage  unb  £rauerfeier  maren  bem 
cBtipie^^  oSgemein.  2)ie  Seid^e  nmrbe  unter 
(pMigem  (Skleite  Don  ^Berlin  nad^  93öbbe!en 
bei  ij^oberbom  äberfül^rt  unb  in  ber  bortigen  ^a* 
■ifimgntft  beigefe^t.  ~  SRaKindfrobt  l^interlie^ 
OBS  erßer  &^  mit  (Slfe  Sfreiin  t>.  IBeml^arb  (geft. 
1872)  iner  @ö]^ne  unb  eine  ^d^ter;  bagu  bie 
iBeite,  erfl  üor  brei  SJlonaten  i|m  angetraute 
Sottm  Xkttia  D.  93em]^rb,  ^albfd^mefter  ber 
Sorgenarntten.  9{ad^bembie]^inter6Iie6ene2Bitttt)e 
bie  Srgie^ung  ber  il^ir  anvertrauten  jhnber  mit 
aller  6orgfaIt  unb  Siebe  voüenbet  trat  fie  felBfl 
im  9boembet  1887  in  ben  Orben  ber  Sftauen  oom 
^igpen  fyx^  3efu  ein.  9JlaIIind(robtS  einjige 
Zo^  ^tte  fid^  eben  voriger  mit  bem  nieftf ölif ^en 
SMWn  Staxl  t.  Sönind  oermöl^It.  (IBgl.  SRer* 
taS,  SHe  Xobtenflage  um  ^m.  t>.  9RaIIind(robt, 
$abeib.  1880,  unb  allgemeine  2)eutfd^e  99io« 
9D0fffit  XX,  143.  Sine  auSfül^rnd^e  Siograpl^ie 
SRoDintfrobtd  unrb  Don  P.  ^ülf  S.  J.  vorbe« 
teüet)  [§)äldlamp.] 

SMft,  3nfel  unb  SiStl^um.  aJlalta 
(Mdtn],  Melita)  bilbet  mit  ©o^o,  Somino  unb 
be»  nibetDOl^nten  Silanbe  Sominotto  bie  füb« 
fi#e  )tt  Sim>pa  gel^drige  Snfelgruppe,  n^eld^e 
ia  BtitteOanbifd^  (flcilifd^en)  SReere  liegt,  burd^ 
bei  12  SReUen  breiten  ffanal  von  SRalta  oon 
bei  fttbfid^  ftfifie  @icilien§  getrennt  unb  ttm 
40  IReOeii  Don  ber  norbafrifanifd^en  Jhtfte  bei 
Xritwli  entfernt  ifL  ÜRalta  mar  eine  pl^önicifd^« 
OKt^ogifd^  Kolonie  unb  ^auptfhpelpla^  bed  car« 
^d^  ^anbete  bis  aur  Serftörung  ber  üRutter« 
jkbt  bmnl^  bie  9Umer  im  britten  punif d^en  ffriege, 
ob  tDo^d^emlid^  n)egen  ber  bem  ^unifd^en  oer« 
iNBdtoi  (fcnntifd^en)  Sprad^e,  meldte  bie  üRat« 
tefn  lebeten,  red^net  ^toIemöuS  biefe  3nfel  su 
Vrib.  3m  Stoten  Xeflament  mirb  ^tlxta,  beffen 
boDo^ner  ifitt  U)egen  il^rer  Sbftammung  unb 
SftttS^  ßapßapoi  genannt  totthm  (%pg.  28,  2), 
bn^benllmflanb  enoäl^t,  ba^  ber  l^eilige^oftel 
tonlal  bei  brtefer  3nfel  @d^iff brud^  erlitt  unb  auf 
%  bcci  SRonate  lang  ®aflfreunbf d^aft  geno^.  2)er- 
fAe  iRzb  l^eute  nod^  afö  Patron  ber  3nfel  oer« 
iroK.  vm.  2.  stuft. 


el^ri  9iid^t  toeit  Don  ber  alten  @tabt  SRalta  an 
ber  ©t.  $auföbai  —  Don  ber  Irabition  wirb  eben 
biefe  an  ber  9lorbfüf}e  gelegene  95ai  einftimmig  al§ 
ber  Ort  bejcid^net,  an  welkem  ber  9lpofteI  ©^iff« 
brud^  litt,  unb  biblifd^-noutifd^e  ©rünbe  unter» 
flüjen  ben  alten  ©touben  ber  9Raltefen  an  il^re 
»ai  aufs  5Rad^brfidHid^fte  (Dt.  »udfert,  9lad^  Jlorb- 
afrifa,  SDBürjburg  1884, 422)  —  fielet  eine  «eine, 
bem  ifi.  $auIuS  getoeil^te  JKrd^e  unb  babei  eine 
IBtlbfäule  beSfelben  mit  einer  ©d^Iange  in  ber  ^anb, 
meldte  eben  ba  ftel^en  foU,  m  biefer  Stpoftel  eine 
giftige  ©d^Iange,  ol^ne  ©droben  gu  nel^men,  Don 
feiner  ^anb  in  baS  gfeuer  fd^Ieuberte  (Slpg.  28, 
3  ff.),  ©citbem  gibt  eS  tl^atfäc^lid^  leine  giftigen 
©d^Iangen  mel^r  auf  SJIalta.  Stalle  bei  ber  $aulS» 
lird^e  finbet  ftd^  aud^  bie  ©rotte,  wo  ber  1^1.  ^uluS 
ber  Xrabition  gufolge  feinen  unfreiwilligen  Suf« 
entl^alt  augebra^t.  Unter  ben  9i5mem  mürbe  9RaIta 
Don  einem  unter  bem  $rötor  Don  ©icilien  ftel^en« 
ben  $räf ccten  (Segaten)  Dertt>altet.  ©pöter  gel^örte 
bie  3nfel  jum  gried^if d^en  Äaif ertl^um.  3m  3a5te 
818  nal^men  bie  ©aracenen  boDon  Seft^,  mußten 
aber  1090  ben  ficilianifd^en  9iormannen  toeiclen. 
©eitbem  l^atte  äJlalta  mit  ©icilien  einen  unb  ben« 
felben  §erm.  Äaifer  ftarl  V.  trat  bann  SKalta 
an  bie  eben  auS  Sil^obuS  (f.  b.  %rt.)  Dertriebenen 
3o]^anniter«9lttter  ai,  meldte  nunmel^r  l^ier  il^ren 
©i|  auffd^lugen  unb  fid^  Don  ba  an  SJlaltefer« 
IRitter  nannten.  Unter  bem  @ro|meif}er  Sa  Sa« 
lette  Dert^eibigten  biefe  SRitter  bie  3nfel  ftegreid^ 
gegen  bie  gan^e  SRad^t  ber  Xärfen  unter  ©oli« 
man  n.  (1565).  2)agegen  gelang  eS  ber  eben 
nad^  Seg^pten  fegcinben  ^anjöftfd^en  Qflotte  unter 
5RapoIeon  L,  SRalta,  freilid^  nur  burd^  Serratia, 
au  erobern  (1798).  Sttei  3al&re  fpäter  lam  bie 
3nfel  nad^  langem  Sßtberftanbe  in  bie  @emalt  ber 
Snglönber,  meldte  burd^  ben  ^arifer  gfrieben  Don 
1814  im  9eft|  berfelben  beftötigt  tourben;  nod^ 
l^eute  bilbet  fie  bereu  |)auptfeftung  im  TMtU 
meere.  Unter  ben  Snglanbem  mürbe  ^alta  über  ein 
Siertelial^rl^unbert  lang  aud^  baS  Hauptquartier 
beS  ^roteftantiSmuS  in  ber  Seoante.  2)ie  Son« 
boner  SRifftonSgefeUfd^aft  mar  eS,  meldte  fd^on 
1809  (1811)  einenaRifponar  l^ierl^er  fanbte,  1815 
!am  aud^  ein  SRiffionar  ber  engli)d^«fird^lid^en 
aRifftonSgefeUfd^aft  an,  unb  1823  folgten  bie  SBeS« 
lepaner,  möl^renb  baS  3ol^r  auDor  ber  omerifanifd^e 
SSoarb  feine  Slrbeitcr  f^xtt  ftationirte.  9luf  9ln» 
regung  beS  SanfierS  ^enn^i  2)rummonb  mürbe 
1817  eine  fleine  93ibelgefellfd^ft  gegrünbet  unb 
1821  aud^  eine  2)rud!erei  errid^tet.  93on  biefem 
Sentrum  auS,  baS,  mie  ber  3Riffu)nar  3omett 
(Christian  Besearcbes  in  the  Mediterranean, 
ed.  3, 376)  fo  d^arafteriftifd^  fd^reibt,  „meit  boDon 
entfernt,  ungcfunb  au  fein,  bie  britifd^e  protection 
in  DoQem  SRa^e  geniest,  unb  au^erbem  nod^  eine 
SWaffe  Don  Komfort  bietet,  mie  er  in  fremben 
Säubern  feiten  au  finbcn  ifi",  l^at  fid^  bis  in  bie 
Dieraiger  3al^re  l^erein  eine  ©intflut  Don  Iractaten 
unb  Sibeln  ergoffen  unb  bcibe  Ufer  beS  SRittel« 
meereS  bebedCt.  älad^bem  ftd^  bie  genannten  ®e« 

19 


579 


^Jlalta. 


580 


feüfd^aften  feit  1889  t)on  üßatta  }urfi(I}u}te]^en 
begonnen  ]^attcn(ööI.85o§lcraKiJ!.-aKa9(Qinl848, 
n,  9  ff.),  würbe  1845  eine  proteftentifd^e  6r- 
^iel^ungSanftaU,  baS  Malta  College,  etrid^tet  in 
ber  W>\xä)\,  bem  tömifd^en  3nftitut  bcr  $ropa« 
Qonba  eine  proteflontifd^e  ^nftolt  öl^nlic^er  9tt 
entgegensufteOen  (Dgl.  ben  iäi^rUd^  erfd^ienenen 
Aimual  Eeport  of  the  Malta  Protestant  Col- 
lege, Sonboner  u.  99a§Ier  SRiff.-^Raga^tn  1859, 
299  ff.)«  ^ud^  t>i(|  Sottegiunt.  melc^eS  nebenbei 
eine  mt  f^ofpital  fär  lifHge  Slbenteurer  mar  (Dgl. 
g.  S.  Dr.  Achilli  and  äie  Malta  Protestant 
College,  Lond.  1851),  bejtonb  foum  20  Saläre 
lang.  3n  SRoIta  ift  eben  fein  SSoben  für  ben  ipro» 
teftanti§mu8,  ba,  toie  felbft  boS  Saöler  3Riff.« 
aWagaain  (1848,  H,  4)  gefielet,  >§  »olf  fid^ 
räl^mt,  gegen  ))roteftQntifd^e  $rofeIt)tenma(i|erei 
t)5Qig  unDermunbbar  ^u  fein''. 

2)erbreintonatIid^e9ufentl^aItbeg93öI!era})ofteI§ 
iDQr  für  ^unberte  ber  Snfelbemol^ner  bie  IBeran' 
laffung  be§  reid^ften  SeeiengeminneS,  unb  ba§ 
^au8  beS  römifd^  ^räfecten  $ubliu8  n)arb  bad 
n\U  @otted]^aud  ber  Snfel.  S)iefer  trat  nömlid^ 
einen  Sl^eU  feine§  ^lafteS  für  ben  @otte§bienft 
ab  unb  hmctionirte  nad^malS  felbft  barin  al§  erfter 
SBifd^of  Der  Snfel.  Ob  er  unmittelbare  Slad^folger 
ge^bt,  ift  unbefannt.  2)er  näd^fte  befannte  ^ifd^of 
ift  ^caciuS,  451  beim  SoncU  }u  Sl^alcebon  an« 
mefenb';  Sonftantin  mar  501  bei  einem  römifd^en 
(Soncil.  9ln  SuciUuS  fd^rieb  ©regor  ber  ©rofee 
^pist.  2, 44) :  nad^l^er  befallt  ber  ^ap%  ba^  ber- 
felbe  fofort  abgefegt  merbe  (1.  o.  9,  63;  10, 1; 
13, 18).  9n  feine  ©teile  fam  599  ber  »encbic« 
tiner  ZrajianuS.  93on  ba  an  erfd^eint  lein  Sifd^of 
mel^r  bis  auf  9Ranna§  868,  unb  aud^  nad^  biefem 
ift  bie  Stetl^enfolge  mieber  unterbrod^en  bis  auf 
3)io§p]^oru8 1082,  meldten  ©regor  VIL  bem  grj« 
bifd^of  t)on  äteggio  als  @uffraganen  unterfteOte. 
Unter  ©ualteriuS,  feit  1090,  erbauten  bie  9lor« 
mannen  in  ber  @tabt  SJlalta  bie  glön^enbe  Satire- 
bralc  ©t.  $aul,  meldte  am  21.  ÜKai  1697  burd^ 
ein  Srbbeben  gön^lid^  511  (Srunbe  ging,  ©tep^an 
(1140—1157),  ber  auf  99iralbuS  unb  Sol&anneS 
gefolgt,  mürbe  ©uffragan  beS  SKetropoliten  öon 
^lermo,  unb  biefe  ©tellung  bel^ielten  aud^  feine 
Slad^folgcr,  bis  ^pft  ©rcgor  XVI.  ÜKalta  un- 
mittelbar bem  l^eiligen  ©tul^l  unter  orbnete  (1844). 
$iuS  VI.  vereinigte  bur^  »reoe  Dom  3.  SKära  1 797 
baSSitulaoerjbiStl^um  SG^obuS  mit  bemlBiStl^um 
SRalta,  um  bie^ifd^öfeauSju^eid^nen,  unbgeftattete 
benfelben,  bcnSitel  „Srjbifd^of-Sifd^of "  ju  fül^ren. 
SHe  legten  Sifd^öfc  ttwren:  SSincenj  Sabini  (1780 
bis  1806);  Qferbinanb  ^Blattei  (1807—1829); 
Qfranj  XaDer  garuana  (1831—1847);  ^ubliuS 
aWaria  be'  gonti©ant,  refignirt  1857  (geji.  1864) ; 
Kajetan  be  ^acegomo  (1857—1874).  «IS  Un- 
terer am  22.  3uli  1874  ftarb,  legte  ganj  ÜWalta 
Sraucr  an,  felbft  bie  englifd^en  Äanjleien  l^iclten 
Serien ;  bie  meife  englifd^e  ^olitif  meife  eben  bie 
religiöfcn  ©efüble  ber  SeDölferung  5U  ad^tcn.  ^fftn 
folgten  Sormelo  ©cicluna,  ein  geborener  SJIal« 


tefer,  feit  15.  2Rärs  1875,  unb  $ietro  ^ce,  fett 
11.  gebruar  1889.  ©0  lange  bet  SKttrrorben 
beftanb,  l^atte  er  boS  äted^t  bem  ff ihtig  Don  ©i* 
cilien  brei  Sanbibaten  Doi^ufd^lagen,  auS  bernn 
ber  Jtdnig  ben  neuen  Sifd^of  ernannte.  Sie  bi^ 
fd^dflid^e  SRenfa  betrug  gu  SLnfong  biefeS  Jal^r^ 
^unbertS  nod^  10  000,  l^ute  nur  me|r  6000  ©cuM 
(etma  80  000  Sieid^Smm:!)  unb  ift  gu  150  (frä^ 
360)  ffammergulben  ta^irt.  S)ie  Stefiben)  beS  %i- 
fd^ofS  ift  inSittä^cd^ia,  ber  alten  ©tobt  SRoIto, 
Don  ben  Singebomen  einfad^  „üßebina"  (©tobt) 
genannt,  mit  6500Sinmo]^nem,  meld^  au|er  ber 
fel^enSmertl^en,  1697—1703  Don  bem  SDloltefer 
Sorenjo  @afa  erbauten  Satl^ebrale  nod^  mel^rere 
ffird^en  unb  fflöfter  l^at;  in  ber  mf^t  ^nb  meU« 
löufige  ffatafomben.  Übrigens  l^lt  fic!^  ber  9i« 
fd^of  Dielfad^  in  ber  Dom  ©ro^meifter  £a  SSalette 
1566  erbauten  imb  nad^  il^m  benannten  l^utigen 
§au))tftabt  Sa  Valetta  auf.  S)iefe,  eine  ber  ftörf« 
ften  Sfcftnngen,  liegt  auf  ber  %orbfeite,  jmifd^en 
ämei  geraumigen  ^äfen,  l^t  60  000  Q^inmo^ner 
unb  au|er  ber  pröd^tigen  el^emaligen  OrbenS!b:d^ 
5um  1^1.  äol^amteS  nod^  eine  gried^ifc^  unb  gmei 
anglicanifd^e  Jhrd^en.  S)ie  ftird^e  @t  Sol^neS 
tourbe  1573 — 1578  mäl^renb  ber  Deri^öngni^Hen 
Regierung  beS  3ean  PgDöque  be  la  Kaffiöre  (1572 
bis  1582)  erbaut.  Sa  Kaffiöre  botirte  biefe  URutter- 
ürd^e  beS  OrbenS  no(^  mit  einem  jäl^rlid^en  Sin» 
fommen  Don  1000  Sl^alem;  aud^  feine  92ad^f olger 
mctteifertcn  in  ber  Dpfermüligfeit  für  bereu  98er- 
fd^önerung,  unb  flatutengemäg  entrid^tete  feber 
ätitter,  ber  }U  einem  l^öl^em  Stange  aufftieg,  bie 
©rojia,  b.  i.  eine  beftimmte  ©abe  ^um  Seften  ber 
OrbenScatl^ebrale.  Ueberbie|  fanbten  europöifd^ 
S^flrften  ®efd^en!e,  fo  ba|  ber  ffird^enfd^|  gule^t 
megen  feines  äteid^tl^umS  berül^mt  mar.  ^ie  mert^ 
DoUften  ©egenftänbe  mürben  in  ben  ©emftd^em 
beS  linfen  9lebengebäubeS  (©acriftei)  ber  Sotl^ 
brale  oufbetoal^rt,  bis  bie  granjofen  1798  bim 
größten  ZX^xl  ftd^  zueigneten.  S)aS  2)omca)ntel,  be- 
^el^enb  ouS  5  S)ignitäten,  16  @ianoni!em,  6  93ene- 
fidaten  unb  anberen  Slerilem,  ift  l^eute  flatt  beS 
einmaligen  OrbenSpriorS  unb  feiner  ffapläne  mit 
bem  ©otteSbienft  an  ©t.  Solenn  betraut,  imb 
bie  englif d^e  Slegierung  miQ,  ba|  biefe  ff irc^e  als 
f^Socatl^ebrale"  ber  Satl^ebrale  ju  Sittä  SSecd^io 
angefel^en  mirb.  2)ie  Dioecesis  Melitensis  l^atte 
um  1840,  mo  nod^  fämmtlid^  brei  unfein  ba}u 
gel^örten,  109000  ftatl^olilen  in  37  «Pfarreien, 
715  ^riefter,  77  ffird^en,  241  ffopeüen  unb  Ora- 
torien, 12  SRannSflöfter  mit  259  dleligiofen  unb 
5  f^rauenflöfter  mit  126  9tonnen  (Notizia  statist. 
bei  SJleier,  ^ropaganba  1, 513) ;  l^eute,  mo  fie  nur 
bie  3njel  SRalta  umfaßt,  jäl^lt  fie  in  34  Pfarreien 
über  142  000  ffatl^olÖen,  neben  faum  onbertl^olb 
Saufenb  %nberSglöubigen.  3>ie  Sanblcute  reben 
ein  DerborbeneS  ^rabifd^  mit  Dielen  eingemengten 
neugried^if d^en,  italienif d^en  unb  fran}5fif  d^en  Sßdr- 
tmt;  bie  ©töbter  fpred^en  meift  Stoltenifd^,  baS 
aud^  ©d^riftfprad^e  bleibt,  möl^renb  feit  1823  baS 
gnglifd^e  als  ©efd^äftSfprad^e  Dorgefd^rieben  ift 


581 


SDtalDenbcu 


582 


Sie  Stoftefm  tfll^en  ^ä^  „unüIiertDinblid^er  Sin» 
ijb^^^nt  an  bie  römif ^e  ffird^e.  2)iefe  idgt  ftd^ 
an^  bd  ollen  9nla{fen,  om  auffoUenbften  iebo^ 
in  ben  l^figen  religtöfen  ^roceffionen  an  getuiff  en 
Sepiagtn^  f  otoie  in  ^enoerfen  unb  Seleitclhtngen 
|D  (B^  getoinet  ^Ugen"  (SaSIer  a»iff.-3Ka- 
mn  1848,  n,  7,  too  eine  eigentpmlid^e  $ro« 
opm  am  ®Tfinbonner§tag'9lbenb  ouSfül^Iic]^ 
grfdirflbcrt  toirb).  3n  fia  Valetta  ift  ie  ein  fflofter 
beiSngufKner,  ber  S^armeliten,  ber  ffopuginer  unb 
ber  3efmten.  3)ie  SRaltefen  Italien  lange  t)erge6> 
114  bei  ber  englifd^en  Stegientng  um  bie  Sriaub« 
4  gebeten,  bo^  fid^  bie  ^efuiten  mieber  bei  il^nen 
iiä)erla{fen  börften.  SnbUd^  röumte  ein  fönig* 
^A  Sefcri))t  1845  ben  3e[uiten  ben  SonDent 
Son^oolo  ein,  unb  balb  barauf  tuurben  80  3üng> 
finge  aus  ben  erften  Sfontilien  ber  3nfel,  barunter 
dide  Sngl&nber,  in  baS  Sllumnat  ber  @efellf d^aft 
anfgenommen  (®am§,  ®efd^.  b.  ff ird^e  Sl^rifti  II, 
662).  Weben  jtoei  §aufem  ber  ©d^toeftem  Dorn 
(L  3ofe))^  t)on  ber  ^rfd^einung  befielet  anä^  ein 
§an8  ber  Slonnen  Dom  guten  ^irten.  ®te  gegen« 
whtige  Orgonifotion  ber  !5niglid^en  UniDerfttät 
taiiit  Dom  3al^re  1838,  il^re  Stiftung  Dom  ^afjxt 
17^.  Sor^r  toor  fie  ein  3efuitcn»6onegium 
geipefen,  baS  1592  auf  ^Beronlaffung  be§  Sifd^ofS 
J^omoS  ©argoflo  (1578—1614)  gebaut  »urbe. 
5^  ber  Vufi^ebung  be§  SefuitenorbenS  n)urbe 
qbS  beffen  ®ütem  eine  ^od^fd^ule  gef  d^aff  en,  toeld^e 
öiergacultöten,  einen  gciftlid^en  Äector,  einen  be= 
itttjenben  Senat,  lauter  auf  ba§  Iribentinum 
teeibiate  ^rofefforen  unb  einen  ^ater  (Spiritual 
toben  foDte  unb  nod^  ^at.  S)ie  englifd^e  Slegierung 
^aktt  fi4,  an  biefem  3itf^<ntb  tttoa^  gu  önbem. 
8ie  ;nx  3rit  ber  3efuiten,  ift  ber  Sector  l^eute  nod^ 
Soifhrab  bed  SqceumS,  ba§  mit  ber  UniDcrfttät 
bofifelbe  S)a4  mä)  biefelbe  f  d^öne  (3efuiten>)  ffird^e 
t^eitt,  femer  bief  elben  Subppenjmittel,  fjfonbs  unb 
Stofü^d^ffe  l^ot,  aud^  biefelbe  geringe  i^frequenj 
aufroeift  (Dr.  SKidert  a.  a.  O.  380  f.).  S«eue» 
tos  Derlegte  Sarbinal  fiaDigerie  Don  6!art]^ago  bie 
Segeranfialt  St.  Subttng  nad^  a^alta  unb  Derbanb 
bomit  eine  opofiolifd^e  Sd^Ie  für  jhtaben,  toeld^e 
«enif  §um  ^rieflerftanb  l^aben.  (Sgl  ff atl^.  SKif» 
jumen,  Sfreiburg  1882, 111  f.) 

8rur  bie  beiben  3nfeln  Ö0550  unb  Somino 
Bit  18974  foft  nur  fat^olifd^en  ©inmol^nem  in 
10  ^arreien  nmrbe  1863  bie  Dioecesis  Gau- 
fsAiisis  errid^tet,  bie  xoxt  Stalta  aud^  unmittel" 
hrimterbem^IigenStitl^Ie  fielet.  ®o^o,anbert- 
Nb  Steilen  norbmeftlid^  Don  ÜRalta,  l^ieg  im 
Stert^m  FauXoc,  Oaulos  ober  Gaudos,  fpäter 
Otndisiay  bei  ben  SiniDOl^nem  l^ute  no(^  @au« 
m,  Ser  gleid^namige  gteden  in  ber  3)l\ttt  ber 
3b|cI  ^U  3000  Seelen ;  ßauptort,  Don  einem 
JMen  Sfott  be^errfdbt,  i{}  aber  ä^abato,  mit  ber 
Viorfinl^  jum  1^1.  ^org  unb  mel^reren  ff löftem. 
St^  SKfd^of  nmrbe  am  22.  September  1864 
ÜKdM  gfranj  »utHflleg  (gefi  1866);  i^m  folgte 
btm  eire^  2)elicata  (1868—1876),  bann  $e» 
tM  ^^  (1877—1888)  unb  3o^anne§  (lamxU 


Icri  0.  S.  Aug.  feit  11.  gfebruar  1889.  SDie 
fflöfter  ber  fJfranciScaner  unb  ^uguftiner  l^atten 
1848  nur  je  5  SWitglicber;  aud^  ffopujiner  |aben 
l^ier  ein  fflojier.  ($gl.  nod^  Brydone,  A  Tour 
through  Sicily  and  Malta,  Lond.  1774, 2  vols.; 
SBord^,  ©riefe  über  Sidlien  u.  9Kalta,  al§  Supplem. 
SU  b.  »eifebefe^r.  »r^bone^  Sern  1783,  2  93be.; 
5Reuej!e§  ©emölbe  Don  SRalta  (d.  ftat)fer),  SRonne- 
burg  1800,  3  93be.;  H.  Bres,  Malta  antica 
illustr.,  Borna  1816;  Mi^ge,  Eist,  de  Malte, 
Paris  1841,  3  vols. ;  Sicilia  sacra  II,  900  ad 
928 ;  Moroni,  Diz.  XLII,  62—92;  A.  Ferres, 
Descrizione  stör,  delle  chiese  dl  Malta  e 
Gozzo,  Malta  1866.)  [Steiger.] 

^SSaCoenba,  Sl^omaS,  geleierter  2)omini« 
cancr,  1566  ju  XatiDa  in  Spanien  Don  Dornel^men 
gltcm  geboren,  geigte  frül^jeitig  feine  großen 
©eifteSanlagen.  6r  lernte  bie  gried^ifd^e  unb  bie 
l^ebräifd^e  Sprad^e  ol^ne  Seigrer.  3m  3. 1581  trat 
er  in  feiner  SSaterftabt  in  benOrben  ber  Domini- 
caner unb  befleibctc  nad^l^er  Dier  3aiere  bie  $ro- 
feffur  ber  ^^ilofopl^ie  unb  jel^n  ^oif)xt  bie  ^ro- 
feffur  ber  X^eologie  ju  2ombat|.  6in  fleißiger, 
geleierter  unb  fdearffmnigerSefer  ber  Slnnalen  unb 
bc8  9Kartt)roIogium8  Don  93aroniu8,  fd^rieb  er 
1600  an  biefen  ebenfo  bemütl^^G^  ^^^  gelel^^en 
ßarbinal  einen  ©rief,  morin  er  aufrid^tig  auS» 
fprad^,  ttjaS  il^^  in  beffen  SWarttjroIogium  nid^t 
gefalle.  SaroniuS  nal^wt  bieg  fel^r  gut  auf,  utib 
ba  er  in5öialDenba  einen  SKann  erfannte,  beril^m 
mid^tige  ©ienfte  Iciften  lönne,  bemerffielligte  er 
bei  bem  DrbenSgeneroI  beffen  ^Berufung  nad^ 
SRom.  §ier  unterftü^te  SKalDenba  ben  ßarbinal 
bei  feinen  arbeiten,  entfprad^  bem  Don  ber  6on« 
gregation  be§  3nbej  il^wi  ertl^^ilten  5Iuftrag,  bie 
Bibliotheca  Patrum  beS  5Jl.  be  la  95igne  5U  ej« 
purgiren  (Dgl.  SReufd^,  3nbejl,  551. 554  f.).  Der« 
beffertc  im  Sluftrage  feines  OrbenS  bie  DrbenS- 
aWiffalien  unb  SreDiere,  fd^rieb  bie  Slnnalen  f eineS 
OrbenS  (ober  Dielmel^^  ben  Slpparot  baju),  bie 
aber  nur  bis  auf  baS  Sal^^^  1246  reid^en,  unb  gab 
fein  SBerf  über  ben  «ntiderift  l^erauS.  3«!  3. 1608 
nad^  Spanien  surfidtgefel^^^,  fe^te  er  im  ®omini« 
canercouDent  }u  SSalencia  feine  gelehrten  9(rbeiten 
fort  unb  ftarb  1628  im  erabifdeöflid^en  ^alafte  ju 
Salenria,  too  er  feit  ßrl^cbung  feines  QfteunbeS 
Sftbor  9Hiaga  jum  ßrjbifd^of  biefer  Stabt  feine 
SBoie^iung  l^attt  nel^^en  muffen.  SRalDenba  gel^ötte 
ju  ben  gefc^ö^teften  6j;egeten  feiner  Seit.  Seine 
§aupttoer!e  finb:  1.  De  antichristo  libri  XI, 
toeld^eS  SQßerf  er  ju  Som  1604  unb  ftarf  Dcrmel^^ 
1621  gu  Valencia  l^erauSgab,  unb  toomit  er  ben 
größten  Seif  all  ber  gangen  gelel^^tcn  SBelt  erntete; 
eine  SinalQfe  biefer  Sd^rift  f.  bei  Du  Pin,  Nouv. 
Bibl.  XVn,  Autr.  1731,  86.  2.  Commentaria 
in  s.  scripturam  una  cum  noTa  de  verbo  ad 
yerbum  ex  Hebraeo  translatione  Tariisqae 
lectionibus,  5  foU.,  Lugd.  1650.  3.  De  para- 
diso  Yoluptatis,  Bomae  1605,  eine  SlnalDfe 
boDon  f.  bei  Du  Pin  1.  c.  (Sgl.  ifcchard  et  Qu^, 
Script.  Ord.  Praed.  ü,  454.)       [Sd^röbl.] 

19* 


-  3Jlamtrtu5. 


584 


^Bomat^i,  %1)omai  9)Jaria,  0.  Pr.,  St- 
^aolog,  mürbe  am  3.  SJtcembet  1713  auf  ber 
Sttfel  S^ioä  Qui  eintr  Oorne^men,  ur[))riinglic^ 
aui  S^inltei^  eingeiDanberten  S^amilie  stboien. 
Sr  trat  in  ben  SDominHQnKDrben,  jeif^nete  jic^ 
hmi^  Xdlettl  uitb  6ifer  für  bie  SBiffeni^afttn  au8, 
mürbe  1 740  5ßto[e(1or  an  ber  SprDjjaflQnba  ju  Slam 
unb  er^iell  balb  no^  anbete  Remter.  3)er  9Iufent- 
!£|alt  in  SRom  fletoä^rte  feiner  SBifefiegicrbe  bie  rtiii)- 
li^fle  !nal|runQ  unb  braii^te  i^in  mit  bin  gelehrte' 
fien  aKännnm  feines  Orbenä,  namenlli^  Sonctna, 
Orfi  unb  SSineUt,  in  5Serfef)t.  91m  ftounotS- 
ttett^epen  ujaren  feine  JJorlfi^ritte  in  ber  flenntniS 
ber  ^ttftli[^n  aitert^iimet.  fo  ba&  i^m  f^on  ber 
fltle^rte  SjJopft  SBenebict  XTV.  bur<^  ein  e^rtn- 
iotk  Srece  bie  l^üd^iften  ttiealagtf^en  Sßiirben 
imb  eine  ©tefle  als  gonfultor  beS  Sniej  ertlieilte. 
®ie  5)aneiIofi9feil,  Weii^e  et  in  biefet  ©teQung 
fowol^I  ben  apfeDanten  (äanfeniften)  aU  ben  3e- 
fuiten  (refp.  i^ren  Sü^em)  gegenüber  einnalim, 
jog  il)m  Sei  aJianc^en  ben  Sßorttutf  eineä  ^atalter« 
lofen  Sd^roanteni  ju ;  aber  Korn  l^iett  i^n  fietS  in 
ISofieng^renj  SPiuS  VI.  emamntet^ngum  Magister 
Bacri  p^atdi  unb  bebiente  fii^  oft  feine!  Stat^eS  unb 
fttneTÖ^ebcr.Uebetbie|  leitete  ^Rama^i  bie  getauS' 
oobe  beS  liid^Iid^en  ^QU^alS'  baS  feit  1785  ju 
»Dm  erfi^ien.  ßtftatb  nm  7. 3uni  1792  an  einem 
©aflenfiebet  ju  Sotneto  bei  ÜHonteficiecone,  roo^in 
et  fic^  furg  juBor  gefunb^eitSbit^"  begeben  l^atte. 
@tine  äßetfe  fmb:  1.  De  ethnicamm  oraculie, 
de  cnice  Constantino  visa  et  de  evangelica 
chronotaxi,  Flor.  1738.  2.  De  landibus  Leo- 
nia  X.,  Gtim.  1741.  3.  De  ratdone  temporum 
AtlianaBiorum  deque  aliqaot  eynodie  IV.  ee- 
culo  celebratiB  epistolae  IV,  Flor.  1748^  ge- 
rietet gegen  iDIanfi  unb  befonbtrB  feine  3eitbejiim« 
mung  ber  Sqnobe  Don  Sarbica.  (Sgl.  botübet 
H.  J.  Wetzer ,  Reetitutio  verae  chronolo- 
giae  etc.,  Francof.  1827.)  4.  S)a8  ^aupttnert 
SÜQmac^i'i  foHte  feine  (^riniid)e  ^tt^Sologie  aet' 
ben  untet  bem  Xitel:  Originum  et  antiquitatum 
christianarum  libri  XX,  1749—1755.  68  ef 
f:^ienen  Don  ben  20  £Bü(^ent  jeboi^  nur  5  in 
4  Ouattbänben  (neue  91ufl.  in  6  Sänbcn,  Stotn 
1842—1851),  bennonbere  ©ef^ofte,  bogmatif^e 
unb[iretnre[^tIi(i)e,^mbertenleibetbie3!oQenbung 
biefet  cbcnfo  fc^arffinnigen  alS  geleierten  Arbeit. 
Sinen  X^eil  baDon  gab  SUtomad^i  überbie^  auc^ 
italienifi^  ^erau§  unter  bem  Sitel;  De'  costumi 
de*  pritnitivi  cristiani,  Rom.  1753—1757,  in 
3  Sanben  (neue  9lufl.  in2  Sänben,  Slorenj  1853), 
unb  ^ierBon  erfi^ien  im  3.  1796  p  IHu^hirg 
in  3  Ouottbänb^en  eine  beutj<!(ie  llebetfe^ng: 
.©itten  bet  erften  (J^riften".  5.  De  anima- 
buB  justonun  in  aiim  Äbraliae  ante  Christi 
mortem  expertibas  beatae  visionis  Dei  libri 
II,  Rom.  1766,  2  Sänbe  in  4°,  gegen  ben 
ISanonicuS  ßabonici  Don  Stemona,  toeli^et  be* 
^auptcte,  ba|  bie  Sered^ten  be€  ^[len  3;epamentS 
f({lDn  Dot  bem  ßinnbfleigen  ßllitifti  ad  inferos 
bie  Seligleit  bet  SotteSanf^auung  geitoffen  litten. 


6.  Del  diritto  libero  della  Chieaa  d'acqnistare 
e  di  possedere  beni  temporal!,  Rom.  1769. 

7.  La  preteea  filosofia  dei  modemi  incredoU 
eeaminata  e  discussa  ne'  sooi  caratteri,  Rom. 
1770.  8.  Alethini  Philaretae  epistolaram  de 
Palafoxü  ortbodoxia,  Rom.  1772  et  1773,  in 
2  Octoubänben,  eine  ttlntmott  auf  bie  €intDüife 
ber  3efuiten  gegen  bie  SSeatiftcation  beS  S.  ^ala* 
fo£,  ben  fie  be8  SanfeniSmuS  befdgulbigt  Ratten. 
ajiamacbi  utt^eilt  batin  jiemlitft  ^atl  über  meiere 
franjBfifc^e  gioiabiliiaien,  j.  !8.  Soumelp.  5)iefe 
©d(irift  beleibigte  bie  3efuiten)Jartet ;  aber  )u  gteit^ 
Seit  etflätte  M  gjiamac^i  auii^  fe^r  ftarl  gegen 
beten  (Segnet,  bie  Slppellanten  unb  biejanftni^fd^t 
Ait^e  Don  lltred|t.  €nblii$  toaz  Snamac^i  einer 
ber  6tften,  loelttie  ben  ffampf  gegen  JJebtoniuS  auf* 
natimen,  bur^  feine  ©^rift :  9.  Epistolae  ad  Ju- 
stinma  Febronium  de  ratione  regendae  chri- 
atianae  reipnblicae,  deque  legitima  romaai 
Fontificis  auctoritate,  Romae  1776  et  1777, in 
2DctaBbbn.  (g)9l.Biogr.gen.XXXni,123B8.; 
Hurter,  Nomencl.  lit.  Hl,  412  eq.)    [D.  &efde.] 

■SSomflte  (c-üo):),  im  91.  X.  nrffrrfingfi^  ber 
Ülame  eines  9tmoriter8,  lueli^er  nebfi  feinen  SriUicm 
gic^ol  unb  9!ner  ben  §eranjietienben91bTam  freunb* 
lii$  aufgenommen  batte,  fo  ba|  btefer  feine  3(lte  im 
©cbütten  ber  Bon  2Rambre  gepftanjten  3:erebint^ 
auffc^Iagen  tonnte.  Sei  bem  ffriegSjug  9lbrQm8 
gegen  bie  Deieinigten  ffönige,  weifte  ©oboma  gt' 
plünbert  fiatten,  leiteten  bie  biei  üBrüber  it|m  Sei> 
flanb  unb  ©eeteBfolge  (@tn.  14,  13.  24).  3)er 
SerebintlienSain,  toeld^en  9JIambte  angelegt  !(wtte, 
etliiElt  fpötct  beffen  9icmen,  fo  ba|  leitetet  im 
SQetlauf  bet  ®enefiä  nur  nod^  Bttlid&e,  nic^t  me^r 
ferfönlicbc  SBcjeicbnung  ifl.  9Iad&  ®en.  13,  18 
lag  biefer  §ain  im  SBejitl  Bon  ^ebron,  MK^tDegen 
beibe  Siamen  auf  bie  eine  Dertlnj(iteit  SInnienbunfl 
finben  lonnten  {®en.  23,  19).  §ier  Derbrad&te 
91brQm  bie  ßonje  3"*,  »el^e  »wifd^en  feinen 
9lufent^alten  in  ^et^el  unb  in  99erfobee  lag  (®en. 
13, 18;  20,  1);  ^iet  etfd^ien  ifim  roiebet^olt  btr 
jperr  {®en.  15,  1;  17,  1;  18,  1);  ^iet  loarb 
U)m  3lmael  geboten  (@en.  16, 15);  ^iet  t^m  baS 
®efek  ber  aSef^neibung  gegeben  (®en.  17,  9): 
unb  9ier  ertiielt  er  bie  SSer|ei|iungen,  toeM^e  ina^ 
ben  lommenben  ßrl&f  er  etfüHt  werben  f  oHlen  (®en, 
15,  ISj  17, 4),  foioie  bie  3")"Gf.  ^ajj  ©aro  i^m 
einenSrbengebarentuetbe(®en.  17, 16;  18,10). 
5Bie  Sage  iDtambte'l  ift  buri^  bie  9tngabt  Be« 
ftimmt,  bog  bie  boppelte  ^i5^!e,  Icel^e  9lbia^am 
al3  Segräbni^lal  laufte,  fi^  nacb  Wambrt  ](|in 
öffnete  (@en.  23,  19V  Eiefe  ^otiie  ift  uon  je^et 
befannt  gemefen  (f.  b.  *Jtrt.  §ai|le  V,  1561),  unb 
bie  baran  na^  SBeftfii  [xd)  fc^liefeenbe  gbene  ip 
jebenfaHi  ber  Soben.  nieli^er  friibet  ben  Xete> 
bint^enl^ain  trug  (Palest.  Ex plor.  Fund.,  1881, 
268).  ffiutdfi  einen  ©d)  reib  felller  ftel)t  ^ambre 
aud)  Subitii  2,  14,  Wo  ber  griccbifcbe  Scjrt  9).  24 
ÄßpiBvä  liest.  '  [flaulen-l 

SSamertns,  ber  ^I..  ßribifd^of  Bon  aSienne, 
grübet  beS  3}ic^terS  unb  2:^eoIcigen  StaubianuS 


585 


Mammotrectus. 


586 


IFcbidu§  SRatneriuS  (f.  b.  ^xt),  {lammte  mal^t- 

fitemlt^  QUS  einer  tetd^en  gaOifd^en  t^omüie  unb 

i^tmt  Dor  bem  S))tfcopat  üerl^eiratet  geioefen  )u 

fnn  (TiUemont,  Mdmoires  XVI,  104).    3um 

eipen  SRoIe  unrb  fein  3lamt  im  ^.  463  erlDöl^nt. 

fo^l  Seo  ber  ®ro|e  l^tte  nömlid^  450  bie  ftitd^en« 

tnnmin)  SKenne  bet  ^rt  Derlteinert,  ba^  il^r  nur 

Salence^  Zorontaife,  ®enöt)e  unb  ©renoble  al§ 

SuffrogcmbiS^umer  t)erblieben,  iDöl^renb  bie  übri- 

p  6nffrQQanate  ber  SRetropoIe  ^rle§  unterfteKt 

ttKd)en.  O^e  Slüdpd^t  auf  biefe  pspjllid^e  9n- 

oibnmig  loei^te  ober  9Ramertu§  463  für  bie  ie^t 

m  IdeS  gelange  @tabt  2)ea  (2)ie)  einen  neuen 

9if4of.  Iluf  itlage  bed  Surgunberfönigd  ®un« 

\nk,  in  beffen  Stei^  2)ea  unb  ^rleS  lagen,  beauf- 

im^  ^ft  ^ilariud  am  10.  October  463  ben 

fi^i|<i^of  SeontiuS  Don  %Ied,  bie  ^ngelegenl^eit 

oaf  einer  @9nobe  )u  unterfud^en.  2)ie  ßntfd^ei- 

tang  fiel  )u  tbtgunjien  be§  ffi.  SRamertuS  au§, 

sab  ber  $apfi  erflärte  in  feinem  SRunbfd^reiben 

Mn  24.  gfÄruar  464^  bo|  er  nur  au§  ®nabe 

m  ber  9bfe|ung  beS  aßetropoliten  9b{ianb 

wigm;  fönte  (wer  SRamertuS  für  bie  3ufunft  fid^ 

ber  Segrenjung  feiner  SRetropoIitangeioalt  nid^t 

nienDofen,  fo  »firben  il^m  aud^  bie  verbliebenen 

Snffragonotegenommentoerben.  SRamertuStourbe 

fliito  ber  Url^ü^  ber  fogen.  Rogationen  ober  ber 

9itt)nDcefftonen  in  ben  Zagen  t)or  (^rifü  ^immel« 

fo^it,  benen  er  Beftimmte  ®eftalt  gab.  @oId^e3 

folgtet  fein  3^d^iu)ne  unb  ^reunb  ^poHinariS 

€ibmnn8  mit  furzen  Sorten  (Bogationum  so- 

Ignnitatem  piimiiB  Mamertus . . .  invenit,  in- 

ftitnity  invezit ...  In  his  jejonatur,  oratur, 

pnifitar,  fletor.  Ep.  5, 14  ad  Aprum,  Migne, 

PP.UtLVm,  544;  Dgl.  Ep.  7, 1  ad  Mamer- 

tarn,  ib.  563).  auSfüü^rlid^er  berid^tet  ber  %  9k)i- 

W  (f.  b.  Sri),  ber  gmeite  92ad^foIger  bed  1^1.  SRa- 

mM  im  6r}bi§t^ume,  über  ben  Snla^  unb  bie 

Sinfä^nmg  ber  ätogationen.  93or  3u|[|5rem,  bie 

%ifiDetfe  nod^  3eugen  ber  Segebenl^eiten  moren, 

fi^ilbert  er  (HomiL  de  rogat.,  Migne  LIX,  289), 

fett  bie  Sinmol^ner  t)on  SSienne  burd^  tl^uftge 

Mebt,  be{lanbige  grbbeben,  nöd^tlid^eS  @etöfe, 

te  feÖji  bie  f(^en  ^irfd^e  aud  ben  SSöIbem 

sitint  in  bie  Stobt  trieb,  in  «ngft  unb  3ittem 

t)ei{e|t  ttmrben.  €o  ging  ed  längere  3eit  fort,  bi§ 

\nt  gnabenreid^e  Öjtemad^t  l^eranrüdCte ;  man  gab 

^  ber  fröpd^en  C^offnung  l^in,  bie  9uf erftel^ung 

bei  ^^etlonbeS  tt>erbe  bem  Strafgertd^te  ein  3icl 

{rlea:  allein  gerabe  in  ber  Oftemad^t,  toöl^renb 

bol  Soß  bem  ®otte8bien{te  antool^nte,  brod^  in 

enem  großen  dffentnd^  ®ebäube  ein  getoaltiged 

Scner  and.  9fled  eilte  »oII  Seftürjung  auS  ber 

ftr^e;  mtr  SRomertuS  blieb  unb  löfd^te  burd^ 

{rne  X^änen  oor  ®ott  ben  Sranb,  fo  bog  bie 

flffitabigen  fel^  balb  tt)ieber  in  bie  ftird^e  jurüdt- 

b^den,  bie  im  ©lonje  ber  fiid^ter  leud^tete.  3n 

Mtt  fSr^terlid^en  9lad^t  mar  e§,  ba  ÜRamertuS 

p[  lK»r  ®ott  ben  fßlon  ber  ^Rogationen  entmarf 

nb  btc  ^ßfolmen  unb  ®ebete  onorbnete,  bie  je^t 

MeSett  bei  bief en  Bittgängen  fmgenb  jum  §immel 


fenbet.  Um  aber  feinen  $Ion  in^S  SBerl  ju  fejen 
unb  5U  einer  bauerl^aften  ©etool^nl^eit  ju  ma^en, 
betete  er  juerft,  ®ott  möge  bie  ^erjen  ber  ®Iäu» 
bigen  günftig  für  ben  $Ian  ftimmen,  fejte  l^emad^ 
benfelben  in  $rebigten  auSeinanber  unb  fanb  all- 
gemeine Seiftimmung,  aud^  üon  Seiten  ber  SSor- 
nel^men,  t)on  benen  man  gefürd^tet  l^atte,  fie  möd^- 
ten,  faum  ba§  ^er!5mmli(|e  beobad^tenb,  ber  neuen 
ßinrid^tung  mtberftreben.  3ll§  3«t  ber  3lb]^altung 
ber  Slogationen  mürben  bie  brei  Sage  öor  Sl^rifti 
^immelf al^rt  feftgefe^t.  STOamertuS  felbft  öeranftot- 
ttU  jtoifd^en  471  unb  475  eine  S^nobe  ju  SSienne, 
um  feine  Suffragane  )u  befümmen,  ba|  aud^  fie 
in  il^ren  2)i5cefen  biefe  Sittgänge  einfüj^rten.  Salb 
folgten  anbere  gaUifd^e  ^ir^en  bem  Seifpiele,  ol^e 
jebod^  bie  ^Rogationen  gerabe  immer  an  ben  ge- 
nannten brei  €agen  abjul^alten;  aber  nod^  )u  3k)i- 
tud^  3^it  hörten  fold^e  SSerfd^iebenl^eiten  auf,  unb 
bie  neue  Su^anbad^t  mürbe  ein  ®emeingut  nid^t 
blofe  ®anienS,  fonbem  beinal^e  be§  ganjen  d^ft- 
lid^enSlbenblanbe«.  SBaS  ®regor  t)on3;our§  (Hißt. 
Franc.  2, 34)  über  ben  Urfprung  ber  Rogationen 
öorbringt,  ifl  biefer  ^omilie  öon  9U)itu8  entnom- 
men unb  bestätigt  bie  allgemeine  Verbreitung  ber- 
felben.  3u  Stom  mürben  bie  Rogationen  beS 
^I.  STOamertuS  erft  t)on  ^affl  2eo  HL.  um  801 
bei  ®elegen]^eit  eines  l^eftigen  SrbbebenS,  ba§  jtd^ 
über  ganj  Stalien  erftredte,  eingefüj^rt  unb  l&iepen 
l^ier  Litania  Gallicana,  aud^  Litania  minor, 
Ie|tere8  im  ®egenfa^  gur  Litania  major  am 
5Dcarcu8tag  (f.  Pagi,  Brev.  R.  P.  de  Leone  ÜL). 
—  3m  Uebrigen  toei^  man  öon  STOamertuS  nur 
aOßenigeS.  SemerlenSmert)^  ift,  ba^  il^n  9It)itu8 
^om.  de  rog.)  feinen  spiritualem  a  baptismo 
patrem  nennt.  3u  SSienne  erbaute  SDlamertuS 
eine  neue  Ä ird^e  gu  (Sf)xm  beS  1^1. 5IR.  SerreoIuS, 
beffen  aufgefunbenen  Seib  er  bal^in  tranSferirte 
(Greg.  Tut.,  Gloria  mart.  2,  2).  »uf  ber  ©9- 
nobe  gu  SrleS  475  mirb  fein  3lamt  gum  legten 
SWale  genannt.  Seingfeji  ift  am  ll.STOai.  (S8gl. 
Tillemont  I.  c;  BolL  Maji  II,  629;  A.  de 
Terrebasse,  Notice  sur  le  Tombeau  de  St. 
Mamert  recemment  decouvert  dans  Töglise  de 
St.  Pierre  k  Vienne,  Vienne  1861.)  [Sd^röbl.] 
Mammotrectus  ift  ber  Sitel  eines  mittel- 
alterlid^en  Sel&rbud^eS  für  SIerifer,  in  toeld^em  oDe 
in  ber  l^eiligen  ©d^rift  unb  im  fird^lid^en  ©tunben- 
gebete  öorfommenben  fd^mierigen  SBorte  et^mo- 
logifi^  unb  grammatifolifd^  erlöutert  unb  biS- 
meilen  au^  mit  ard^äologifd^en  9lotigen  Derfel^en 
merben.  3m  erjien  Sl^eile  mirb  bie  l^eilige  ©d^rift 
nad^  ber  SReil^enfolge  ber  Sudler  unb  Äapitel  er- 
Hart;  bann  folgt  auf  furje  Siegeln  für  Ortl^o- 
gropl^ie  unb  3lccente  unb  einige  ard^äologifd^e  Se- 
merfungen  ber  gmeite  §auptt]^eil,  meld^er  nad& 
Orbnung  beS  iKrd^enial^reS  bieSlntipl^onen,  |)9m- 
nen,  flefungen  au8  ben  SSätem  unb  bie  flebenS- 
be|d§reibungen  ber  §eiligen  bel^anbelt.  9lm  ©d^luffe 
ftel&t  ein  alpl^abetif d^eS  SSerjei^ni^  ber  erHärten 
fflorte.  aSerfaffer  ift  ber  SBlinorit  So^onneS  SDlord^ 
finuS  ou§  SReggio  im  ÜKobeneftfd&en,  meld^er  um 


587 


aKanajfeä. 


588 


1300  ber  Euflobie  Don  {Sfertora  otiöel^örtc  (Wad- 
ding, Script.  0.  Min.,  Romae  1650,  247). 
äBenn  Si^tuS  @enenft§  unb  nad^  il^m  anbete  (dqI. 
Fabricius-Mansi,  Bibl.  mediae  aetatis,  Flor. 
1858,  V,  12.  22)  bie  aSoHenbung  bcS  fficrfeS 
crft  in  baS  3a^t  1466  {c|cn,  fo  »iberfpred^cn 
biefer  Snnal^me  bie  ^anbfd^riften.  S)er  altefte  be» 
fanntc  ßobeg  (je^t  ^arijcr  Siationalbibliotl^el  cod. 
lat.  2520)  gehört  nömlid^  fd^on  ber  SBenbe  be§ 
13. 5um  14.  Sal^tl^unbert  an;  ^anbfd^riften  auS 
bem  14.  unb  bem  äSeginne  be§  15.  2(a!|r]^unbeä§ 
ftnb  nid^t  feiten.  Ueber  ben  merfwürbigen  Sitel, 
ben  ber  93erfaf{er  bem  93ud^e  gab,  fpri^t  er  ftd^ 
in  ber  Sorrebe  bal^in  au§ :  Quia  morem  geret 
talis  decursus  paedagogi,  qui  gressus  dirigit 
parYulorum,  Mammotrectus  poterit  appel- 
larL  SDu  Spange  (PraeC  Glossarii  n.  50)  l^ölt 
bafür,  baS  SBort  fei  in  corrupter  ^form  bem 
1^1.  ^uguftinuS  entlel^nt  toeld^er  (Enarr.  8,  12 
in  Ps.  30,  Opp.  IV,  160)  fd^reibt:  Adhuc 
lacte  vis  nutriri  et  fies  mammothreptus, 
quales  dicuntur  pueri,  qui  diu  sugunt,  quod 
non  decei  SDie  Sopiften  gaben  nod^  »eitere 
ttmgeftaltungen  in  Mammotretus,  Manunetra- 
ctus,  bie  ^rangof en  in  Marmotret,  bie  Italiener 
in  Malmotretto  u.  f.  tt).  SDie  erften  S)ru(Iau3' 
gaben  erfd^ienen  gleid^seitig  im  9loDember  1470 
}u  IBeromünfter  burd^  £Iia§  ^el^e  k)on  Saufen 
unb  in  ÜRainj  burd|  @d^5ffer.  93id  )um  äal^re 
1521  finb  nod^  32  »eitere  SluSgaben  nad^juiDeifen. 
(9}gl.  Tiraboschi,  Biblioteca  Modenese,  Med. 
1781,  m,  153.  VI,  135;  S.  Berger,  De  glos- 
sariis  et  compendiis  exegeticis  medii  aevi, 
Par.  1879, 31  sq.;  3- 2.  «ebi,  ®ie Sud^brudCerei 
5u  S3eromünfter  im  15.  äal^rl^unbert,  Sinfiebeln 
1870,  22  ff.)  [Streber.] 

^liatMiifti^  ("^.5>3)/  Im  a.  %.  1.  ber  erft» 
gebome  Sol^n  Sofepl^S  Don  ber  ägQ))tifd^en 
$rieftertod^ter  Sfenetl^  utä>  fomit  ölterer  Sruber 
epl^raimS  (f.  b.  9lrt.).  ©er  5Rame  ift  feiner  Se- 
beutung  na(^  (oergeffen  mad^enb)  eine  Erinnerung 
an  be§  93ater8  @r|ö]^ung  nad^  feinem  Unglüd 
(®en.41, 50—52;  46, 20;  48, 1).  3acob  abop- 
tirte  9)tonaff  eS  toie  beff  en  iängem  Sruber  Spl^raim, 
gog  il^m  iebod^  biefen  t)or;  fo  tourbe  er  gleid^  ben 
©binnen  SacobS,  ben  Srfibem  feines  SSaterS,  öaupt 
eines  iSraelitifd^n  Stammes,  ber  feinen  Sfamen 
crl^ielt.  äacob  tteiffagte  il^m,  ba^  er  gmar  gro^ 
unb  gal^Ireid^  toerben,  jebod^  l^inter  ßpl^raim  jurüdt« 
ftel^en  merbe,  unb  ba^  man  in  SegenSioünfd^en 
jagen  n)erbe :  ®ott  mad^e  bid^  tt)ie  ßpl^raim  unb 
3RanaffeS  (®en.  48, 5. 14—20).  3ur  3eit  STOof eS' 
aäl^Ite  ber  Stamm  auerft  32000  (5Rum.  1,  34; 
2, 21),  bann  52  700  maffenfäl^igeaKänner  (9lum. 
26,  34).  Sein  Stammgebiet  erl^ielt  er  gum  %^zü 
fd^on  unter  SOtofeS  im  oftiorbanifd^en  Satü>e,  nöm« 
lid^  ^oxii  93afan,  baS  Dormalige  SReid^  beS  jf  önigS 
Og  t)on  83afan  fammt  ben  ©örfem  3airS,  unb 
bagu  nod^  l^alb  ®alaab  nebft  Slftarotl^  unb  Sbrei 
(9lum.  32,  39  f.;  34,  14  f.  3of.  12,  6;  13,  29 
bis  31).  UebrigenS  fd^eint  biefer  ©ifirict  loeber 


füblid^  unb  fübioeftlid^  gegen  baS  ©ebiet  beS  Stam« 
meS  @)ab  l^in,  nod^  öftHd^  unb  nörblid^  gegen  bie 
nid^tiSraelitifd^en  Soäsftamme  l^in  fd|(uf  obge« 
grenzt  gemefen  gu  fein.  3ttMir  mirb  ber  3abbof 
als  ®rengflu^  gioifd^en  ®ab  unb  SRanaffeS  be« 
geid^net  (S)eut.  3, 13  ff.);  biefeS  lann  iebod^  nid^t 
im  ftrengen  Sinne  gemeint  fein,  toeil  nai)  3of. 
13,  27  baS  Stammgebiet  ber  ®abiter  fid^  <nn 
äorban  l^inauf  bis  gum  See  ®enefaret]^  ^^injog. 
S)iefeS  giemlid^  auSgebel^nte  ®ebiet  toax  j[ebod^  nur 
für  bie  eine  ^älfte  beS  Stammes  auSretd^enb;  bie 
anbere  ^ölfte  erl^ielt  il^ren  äBol^nft^  unter  3ofue 
im  meftltd^en  Sorbanlanbe  neben  bem  Stamme 
Spl^raim.  S)ief  er  Säegir!  grenzte  meftlid^  on^S  mittel« 
(änbifd^e  SKeer,  nörbiid^  an  9lfer,  öfilid^  an  3jfad&ar 
(3of.  17, 10)  unb  füblid^  an  ßpl&raim.  fiettere 
®renge  tear  jebod^  nid^t  fd^arf  gebogen;  eS  und) 
5ioar  9lad^al«ffana  (älol^rbad^)  als  ©renjßu^  6e« 
äeid^net  (3of.  16,  8;  17, 9);  jugleid^  toerben  aber 
aud^  Ortfd^aften  im  ®ebiete  ÜRanaffeS  als  m 
gpl^raim  gel^brig  ermähnt  (3of.  16, 9;  17,  8),  fo 
n)ie  SDianaffeS  n)ieberum  in  ^f er  unb  äff ad^ar  93e* 
fifeungen  l^atte  (3of.  17,  11).  ®ie  SHanaffiten 
moren  jebod^  längere  3eit  nid^t  im  Staub,  auS  ben 
i^nen  angeioiefenen  ®egenben  unb  Ortf d^aften  bie 
ßanaaniter  au  vertreiben  (3of.  17, 12.  SRii^t  1, 17). 
9lad^  Salomon  nmr  ÜRanaffeS  ein  Zl^eil  beS  Sleid^eS 
3SraeI  unb  t^eilte  bann  aud^  bie  Sd^idEfale  biefeS 
unglfiddid^en,  bem  maleren  ®ott  unb  feinem  2)ienfie 
[id^  immer  mel^r  entfrembenben,  in  Abgötterei  unb 
il^re  tjfolgen  öerfinlenben  SReid^eS. 

2.  Sin  Aönig  Don  3uba,  Sol^n  unb  3lai^ 
folger  beS  flönigS  ejed^iaS  (698—643  D.  6^r.), 
in  ftttlid^er  unb  religiöfer  SSegiel^ung  aber  baS 
®egenftüd(  beSfelben.  @r  fam  fd^on  als  stodlfläl^ 
riger  jntabe  jur  Stegierung  unb  pflegte  unb  för« 
berte  auf  aüt  Sßeife  ben  Sö^enbienß,  fte&te  bie 
Don  feinem  iBater  gerftörten  gefe^n)ibrigen  ^öl^en 
lieber  l^er,  errid^tete  bem  Saal  unb  ber  ^ftarte 
Altäre  unb  trieb  ®eftimbienft.  Sogar  in  ben  beiben 
2:em))elDor]^5fen  baute  er  ®ö^enaltäre  unb  fieOte 
bort  ein  93ilb  ber  Slftarte  auf,  trieb  3öuberei  uid) 
Xobtenbef d^toörung,  opferte  einen  Sol^n  bem  9Ro' 
lod^  unb  Derleitete  aud^  baS  SSoIf  jum  AbfoS  unb 
®5^enbienft,  „fo  ba^  fte  fd^Ummer  tl^aten,  als  bie 
SSöIfer,  tDtiä)t  ber  ^err  Dertilgt  l^atte  Dor  ben 
Söl&nen  3SracIS"  (4  ffön.  21,  1-9.  2  ^Jar. 
33, 1—9).  Aud^  Dergofe  er  unfd^uIbigeS  aiut  in 
SOtenge,  „fo  ba^  er  3erufalem  bamit  anfüllte  Don 
einem  6nbe  bis  jum  anbem"  (4  Äön.  21,  16); 
felbft  ber  ^ropl^et  SfaiaS  mirb  Don  ber  Srabition 
unter  bie  Opfer  feiner  ®rauf amfeit  gejäl^It.  2)arum 
brol^te  ®ott  burd^  $rop]^eten,  bereu  92amen  nid^t 
genannt  »erben,  bereu  Sieben  aber  in  ben  3al^r- 
büd^em  beS  äleid^eS  3uba  aufgejeid^net  tearen 
(2  ^r.  33, 18),  ba^  er  bie  ane^d^mtr  SamarienS 
unb  baS  Senfblei  beS  ^aufeS  Ad^abS  über  3eru- 
falem  bringen  unb  bie  Stabt  auSmifd^en  tottbt, 
tt)ie  man  eine  Sd^üffel  auStoifd^t  unb  bann  fte  um« 
menbet  (4  ffön.  21, 10—13).  ©ine  Art  Sorbote 
Don  SrfüKung  geigte  fid^  balb.  S)ie  AffQrier  mad^ 


S89 


SKanbäer. 


590 


In,  man  toei^  tri^t  ouS  toeld^er  iBeranlafjung, 
dam  eittfaH  in  3uba,  unb  SRanaffed  felbft  tDurbe 
gefongni  unb  mit  ffetten  belaben  nad^  Sobel  ab' 
gefä^.  ^ter  in  feinem  SIenbe  tDurbe  er  anbem 
Shme9,  befe^rte  unb  bemutl^tgte  fid^  t)or  bem 
fcetra  unb  erhielt  bafür  balb  wieber  feine  Qfrei- 
(ttt  unb  bcn  iübifd^  ftönigStl^ron  unter  Itm- 
fönben,  bie  unS  unbefannt  finb.  3e^t  lie^  er  an 
bec  SBefIfeite  bet  @tabt  eine  imiit  f^o^t  ÜRauer 
(uffSl^ren,  legte  in  bie  jübifd^enStöbte^efa^ungen, 
estfernte  bie  ®d^6ilber  unb  ©ö^enoltöre  n)ieber 
n§  bem  Xtmptl  unb  auS  2(erufalem,  fteHte  ben 
lltor  ®otte9  unb  ben  gefe^Iid^en  Opferbienft 
tMbn  f^  unb  Befal^I  bem  SSolfe,  ben  einen  toa^» 
m  ©Ott  ju  oerel^ren  (2  ^ar.  33, 11—17).  3laä^ 
riner  55j[d^gen  Stegierung  ftarb  er  unb  mürbe 
im  (Sorten  feinet  ^mtfed^  im  ©arten  Uf[a% 
begraben  (4  itön.  21,  1. 18).  S)ie  bab^Ionifd^e 
Sefttngenf<l^ft  SRanaffed'  unb  feine  Sefe^rung 
ttnrbe  I&iigere  3tit  atö  un]^i{tonf  d^  bargefteUt,  meil 
bk  ffdnigSbüd^  borfiber  nid^tS  entl^alten.  92ad^- 
bem  aber  f d^on  frül^er  bie  l^tig  angegriffene  ®Iaub» 
tmrbigfeit  ber  ^ßaralipomena  infolge  ber  bie^» 
foüftgen  Unterfud^ngen  au^er  3ti>(if^^  gefteOt  mar 
(Dgl.  fteil,  Spologetifd^er  93erfud^  über  bie  Sudler 
bei  S^nü  2€.,  261  ff. ;  ^öDemidt,  ^anbbud^  ber 
WL*it(KnIeitungin'S«.S.n,l,207ff.;  §erbft 
enWümg  H,  1,  199  ff.),  l^t  jejt  bereu  Angabe 
bntl^  bie  neu  gefunbenen  leilfd^rifttid^en  ®e> 
((^i^tSqueOen  eine  jUDerläffige  Seflätigung  ge* 
Iraibm  (6<^ber,  fteilinfd^.  unb  %  %.,  2. 9tufl., 
266.854;  «oulen,  «inl.,  3.  «ufi.,  246).  —  3.  S)er 
9miffi,  bnrd^  beffen  Xob  S^ubitl^  SBittme  ge> 
iWfbeÄ  war  GSvhxt^  8,  2;  16,  26).  —  4.  3mei 
StSmttt,  meld^  bei  Ssbra§'  Sleftauration  il^re  auS« 
Unbifd^  gfrauen  entlaffen  mußten  (1  ߧbr.  10, 
«0.  aS).  [95Belte.] 

Jßnhtet  (K'^M-raRfi)  nennen  fid^  felbft  bie  ^n- 

ibmct  einer  morgenlönbtfd^en  SietigiondgefeD* 

W(t,  wtldft  bei  uns  ald  2(o]^anni§jänger,  3obier, 

Ht^cü^,  }ulej^  aud^  al§  @ubba§  befannt  gemor» 

bes  finb.  @ie  leben  am  untern  ßupl^rat,  in  ber 

!%  tion  SaSro,  t^eifö  auf  türfifd^m,  t^rilS  auf 

brr^d^m  ®ebtet,  finb  ie|t  nur  nod^  titoa  4000 

Mj»fe  flarf  unb  entölten  fid^  meift  al§  U^rmad^er 

ober  als  @d^reiner.  3n  Suropa  mürben  ^e  suerft 

1652  burd^  ben  Sarmeliten  ägnatiuS  a  ^efu  be» 

brat,  ber  ^e  «äol^annidd^ften''  nannte  unb  fie, 

iRd^'c^Iid^  gu  l^od^,  auf  28  000  f^familien  an« 

\Sfi!i%.  ^Rafyxt  9{ad^nd^ten  über  fie  gaben  etmaS 

ft^  Wna^Qm  Scd^HenftS  im  smeiten  Sanbe  f ei- 

Bfl  Entjchiiu  patriarcha  Alexandrinus  vin- 

tfcatiu,  Romae  1660,  unb  Tl.  Sl^eoenot  in  ben 

Vojages  tant  en  Europe,  qu'en  Asie  et  en 

Afriqne,  2«  pariie,  Paris  1689,  584  ss.   ^a^ 

ktatm  foDten  fie  nur  3279  t^familien  sohlen; 

tqbaa  berid^ete  oon  ge^eimnilooKen  Sudlern, 

iBd^e  in  i^rem  Seft^e  feien.  S)ie  (entere  "^aä^^ 

nStt  mai^te  bie  miffenfd^ftlid^e  !Reugierbe  in  Su- 

tB^  tege,  nnb  burd^  Steif etü)e  unb  SRifftonore 

^Smgfm  Sbfd^en  ber  manböifd^en  9{eIigion§- 


büd^er  in  abenblönbifd^e  IBiMiotl^elen.  S)a  bie 
@prad^e,  in  meld^er  biefelben  gefd^rieben  finb, 
ben  femitifd^en,  fpecieU  ben  aramöifd^en  Sl^arafter 
fel^r  beutlid^  geigte,  fo  Derfud^te  ber  f d^mebif d^e  @t' 
leierte  92orberg  in  Die  @el^eimniffe  biefer  ^üd^er 
einzubringen  unb  gab  eines  berfetben  in  fprifd^er 
@(|rift  mit  lateinifd^er  Ueberfe^ung  unter  bem 
Site!  Codex  Nasaraeus,  liber  Adami  appella- 
tos,  LondiniGothorum  1815—1816,  in  3  San» 
ben  l^erauS.  2)er  Xitel  berul^t  l^ier  auf  ber  9Rit- 
tl^eilung  eines  ^riftlid^n  Snif fu)narS,  meld^  oage 
92ad^rid^ten  t)on  ben  mol^ammebanifd^en  9ioffai- 
riem  erhalten  l^atte,  biefe  mit  ben  d^riftUd^en  9ia« 
Saräem  t)ermed^felte  unb  bereu  Ueberrefte  in  ben 
SWanböem  mieberjufinben  glaubte.  ®ie  5IRan» 
bäer  felbft  nennen  9laforaia  («•'«->'>b«5)  nur  bie 
„im  SDBiffen  unb  SBanbel  gleid^  auSgcjeid^neten", 
eine  ßl^re,  bereu  freiüd^  frül^er  afle  fid^  gerül^mt  ju 
l^aben  fd^einen.  Genauere  9iad^rid^ten  gelangten 
nad^  gurofa  erfl  um  bie  SDlitte  unfereS  Sal^rl^un» 
bertS  burd^  ben  beutfd^  ©elel^rten  Leiermann, 
ber  einen  großen  Xl^eil  beS  Orients  ju  miffen» 
fd^aftlid^cn  Stoedten  bereist  l^atte.  Ueber  bie  frag» 
lid^e  SReligionSgefeÜfd^aft  l^atte  er  mand^erlei  SDlit- 
tl^eilungen  burd^  einen  il^rer  ^rieiler  beim  Unter- 
rid^t  in  ber  manböifd^en  @prad^  erl^alten  unb 
mad^te  biefe  juerfi  in  bem  ?lrtifel  „SWenbäer"  ber 
^eraog^d^en  SRealenc^Hopäbie,  l.aufl.IX,  1858, 
318  ff.,  befannt.  Weitere  «uffd^Iüffe  über  bie  ieft 
rid^tig  Don  i^m  „ÜJlanbäer"  genannte  ©emein- 
fd^aft  gab  Leiermann  in  feinen  berül^mt  gemorbe- 
neu  „Seifen  im  Orient"  (Seipjig  1860,  2.  »ufi. 
1865,  n,  98  unb  «nm.  46).  SJeiberlei  ©ar- 
legungen  fanben  meite  Verbreitung  unb  galten  t)or- 
erft  als  ^auptqueüe  für  bie  j^enntni^  ber  eigen- 
tpmlid^en  ©ecte.  ®em  rege  gemorbenen  3utereffe 
entffrai^  ber  nömlid^  ©elel^rte  1867,  inbem  er 
baS  fd^on  Don  92orberg  ebirte  93ud^  t)on  !Reuem 
unter  bem  Sitel  Thesaurus  sive  Liber  magnos, 
Lipsiae,  2  voll.,  facfimilirt,  aber  ol^ne  Ueber« 
fe|ung  l^erauSgab.  Sinen  anbem  manböifd^en  Sest 
gab  gleid^jeitig  guting  autogra})]^irt  unter  bem 
Sitel  „Oolafta  ober  ©efönge  unb  Seigren  öon 
ber  Saufe  unb  bem  Ausgange  ber  ©eelen",  Stutt- 
gart 1867,  l^erauS.  9luf  ®runb  biefer  SKaterialien 
fonnte  9lölbefe  1875  gu  ^e  eine  forgfältig  ge- 
arbeitete „SWanbäifd^e  ©rammatif  l^crauSgeben, 
bereu  Einleitung  aud|  über  bie  manböifd^e  Sitera- 
tur  neues  Sid^t  verbreitete,  ©d^on  1873  aber  mar 
ber  fSfranjofe  ©iouffi  als  Siceconful  nad^  Sagbab 
gefommen  unb  fonnte  öon  einem  fatl^olifd^  gemor- 
benen jungen  STOanbäer  auSfül^rlid^e  5Rad^rid^ten 
über  Seligion  unb  ©itte  feiner  frül^eren  ©laubenS- 
genoffen  einsielgien.  ®iefe  öeröffentlid^te  er  unter 
bem  Sitel  Etudes  sur  la  religion  des  Soubbas 
ou  Sabeens,  Paris  1880.  ®er  Xitel  biefeS 
©ud^eS,  für  meld^eS  aum  erften  9Kal  monböifd&e 
S^pen  gegoffen  morben  maren,  l^ölt  einen  3tr- 
t^um  fep,  ber  feit  S^molfol^nS  ©ud^  „®ie  ©fabier 
unb  ber  ©fabiSmuS",  2  93be.,  Petersburg  1856, 
als  miberlegt  gelten  burfte,  ndmlid^  ba^  bie  SDlan- 


591                                                       ünanbdtt.  592 

Mei  mit  bcR  alten  ®(ibäeTniufomintn^mgtnunt}  mm  3arban  triJgt,  iinb  but^  bit  {iet8  tnxeak 

befliwflen  autj^  nad|  ®e|tnmS'  SBorgonge  {^loit-  Saufe  in  bemfefben  ^erbeigtfü^rt  S)et  Sifloiifl 

^ep  ju  gtf(6  unb  SnibttS  gncgtlofSbte)  3abitt  ju  bem  Si^trciii^  unb  ben  ©öttem  ifl  im  ülorben, 

genannt  ueiben  foDten.  SctSn^altODnSiDufft'S  mäbrenb  bie  Untetmdt  ton  ©üben  ^ei  erjtidenbt 

%uc^  letftet  biefem  Stnrti^um  leinen  SBotfi^ub,  fon*  Stampfe  unb  £ßerberben  [enbet.    S)ie  Seele  beS 

betn  flibt  über  Se^ie,  Sitte  unb  ISuttuS  ber  jefiigen  ^IRenf^en  |iamml  aus  bem  Gi^tnii^,  {ein  Seib  Oon 

äRanoäer  out^entif^e  37ad(|ric^ten.    ^ur[^  aUt  bei  Srbe;  ber  9Iu[entt)aU  ber  ©eele  im  Seibe  ifi 

biefe  Hilfsmittel  aber  tonnte  bag  eigentfiümlidge  doH  bau  ^ii1)fal  unb  Don  Sünbe.  Seim  Xobt 

^nCel,  mtUliti  auf  bem  fiaglidien  SteligionS-  fommen  bie  guten  unb  bie  b5fen  Seelen  av.^  jlDei 

foftem  ru^te.  nii^taufgcfieUtUierben;  aucfi  bei9Ii>  Derfdiiebenen  3Begen  Dot  benSiic^teiSIbat^ui,  ber 

tifel  »Snanbäer"  beS  auf  äl^nlid^cn  @ebieten  be-  jenen  eine  Efflobnung  in  bem  „®ro|en  Seben", 

»anberten  Äefiler  in  ber  2.  Auflage  ber  ^eqog'-  biefen  eine  ©teile  im  „brennenben  freuet"  ober  im 

f^en  JRealencgflojJäbie  IX,  1881,  205  erreichte  crtaini)  (ber  ©e^enna)  anweist,  ^iti  bleiben  jte 

bieJeB  3itl  ni(|i  ©o  enlf^IoB  M  ei"  ^oüänbi«  bia  jum  Snbe  bet  SBelt,  bei  melcEiem  bie  Süuber, 

[e^et  ©elefirter,  bnrc6  baB  ©tubium  lebigli^  ber  Toü^t  gläubige  5Dtanbäer  gemefcn,  in  baS  ®TD|e 

monbüifi^en  ©elften  gu  einer  Rarem  SBorPeUung  üeben  eingeben,  aße  anberm  ben  „än«ü"i  lob" 

ton  ben  in  tRebe  ftefienben  Se^ren  ju  gelangen,  [terben.  3*i>iii^f"  Sittlic^Ieit  unb  öulerem  Siiltufl 

3II8  Snic^t  feiner  Semü^^ungen  entftanb  bie  ©(btift  ifl  (ein  Untcrfd(iieb.   Sb^bru^,  älobtf^Iag,  SMeb* 

„S)ie  manbäif(^e  9teIigion,  i^re  Snüstcfeiung  unb  ftafil^inb  ff^nere  ©iiiiben ;  eine  &aut)tfif(U^  iß 

Betc&itt)tliiJ6e  Sebeutung  erforfd^l,  bargefteHt  unb  ba8  asobü^un ;  baneben  werben  ©atinippit^teit, 

beleucEitet  uon  SS.  Sranbt,  £ei^)ig  1889".  ßinbert)^i^tenunb@Itempftid;iteneingef^rft.S)ie 

S)iefeS  abfi^liegenbe  9Betf,  auf  neli^m  aurf)  @'^e  ifi  geboten,  bie  $oIt)gamie  em|)fo^[Ri,  bit 

bie  ^ier  folgenbeu  Mitteilungen  berufien,  bereitet  SFInoerci  iinlafagt.    SlUeS  @ute  erhält  feintn 

bem  Sefer  infoftm  eine  gnttäufd^ung,  aie  au§  bem*  aBcrll)  eift  burd)  beu  testen  Slouben,  unb  btefer 

felben  lieroorge^t,  ba|  auS  ben  eigenen  Sii^nftcn  mug  \iäi  im  religiöfen  Seben  offenbaren.   @ßj^ 

ber  äRanbäer  feine  Alor^it  über  iiire  leltgiüfen  bienft,  ^ou^^"  unb  äSa^rfagerei  [inb  Derbolen. 

SBorpeMungen  gu  geroinnen  ifi,  unb  bofe  biefelbe,  Me.  bie  ju  ben  3ab«n  ber  Unterfi^ibuna  g*" 

roenn  fie  je  uorbanben  öeaefen,  in  ben  iBüd^em  langt  finb  (-nn-suBNi  K■'^«■'■T),  muffen  am  fonn" 

burd)  3uf%,  bei  i^ren  Scfennem  bun^  3nbDlcnj  tögli^tn  ®otte§bien[t  t^ilnelimen.  ®er  ©anntog 

JU  ©runbe  gegangen  iff.  9JÜt  5Iuabrüd»n,  WElt^c  roiib  im  ©cgenfafe  ju«  jübif^en  Sabbat  gefeiert; 

aui^  @emeiumärter  beS  t(iglid)cn  ScbenS  ^nb,  be>  aufierbem  feiern  Die  SJIanbäer  ben  Sleuja^rStag 

jei^nen  bie  3)ianbäer  eine  ^nja^l  überiibifi^er  (1875  am  20.  Suguft).  ein  3^uffe^  unb  brei 

Sßefen.  beten  SSebeutung  unb  ^angorbnung  nur  tiefte  i^ei  ^immelSwefen.    Sdgli^  muffen  fit 

fe^  unbeutlid)  ju  erlennen  finb.  ^olQttieifiifti^e  funf@ebetefpre^en.  ©ie  Rotten  ein  gro|e3^ften, 

SQor^ungen  finb  bier  mit  ber  entf^iebenften  ißer'  ba§  aber  ni^l  in  ber  @nt^altung  Don  Sfieife  intb 

ebtung  eines  einzigen  ©ottcS  gemifc^t,  ber  ben  Sronf,  fonbem  nur  in  bereut  ber  äu|eicn  Sinne 

Sitel„gro|€r''ober„erf)abener£i^tfÖnig"f»=5Ki=  befielen  foll.    Slut,  ©eraflentS  unb  Siä^tigefl 

»niDT  [non-i]  «3-i)  fiibrt.   SJermul^lic^  ift  biefcr  barf  nidit  gegeflen  »erben.  3ebe  Staörung,  »eld^ 

SDlonot^eiSmuS  jünger  als  jene;  er  f^nt  eine  (£nt=  nid^t  Bon  einem  üötanbäer  bereitet  roorbeu,  ift  un« 

fteOung  ber  d^rifttic^en  £e^re  aus  ber  Seit  ber  rein  unb  mu&forgfältigabgeloäft^tntDerben.  ßint 

jroifd^n  500—600  n.  Edt.  faHenben  ÜKiffionS'  SRei^e  Don  Borlommniffen  beS  täglichen  StbenS 

t^ättgleit  ber  91ePorianer  ju  fein,   ©o  finb  bie  «etit  Unreinigteit  na(^  fii^,  «eEc^e  hmi)  ein  ©ofl« 

iÖfonbäer  jebt  SJlonot^iPen  unb  fprtt^en  uon  bem  bab  in  flie^eiüiem  äBaffer,  (utgnieg  Saufe  genannt, 

^ö^ften  aSefen  %ldi)a  (KmtVn) ,  (offen  aber  bie  ju  ^eben  ift.  3u  biefer  SReinigung  ift  bie  SDUt- 

Söttet  ibtet  l)eibnifc|)en  SSorfobren  baneben  a(8  mirtung  eineS  SßriefierS  nit^t  nötbifl.  Snbefe  ^aboi 

untetgeotbnete,  Don  einanbet  burd&  gmanation  ab-  bie  3Jtanb(ier  ^ßriefter,  roel^e  ben  ©otteSbien^  if 

ftammenbe  §immeI8»efen  gellen.  Eines  bet  lefc-  fotgen;  biefelben  büben  eine  §ieratii^ie  Don  btei 

teren,  TOanba  b'§ajc  (■"«"■' «-'S«»),  bie;»erfoni-  ©tufen:  Sebrlingen,  geprüften  ipriePem  unb  ge- 

ficitteßrfenntnife,  erfifteint  mit  ber  ©teÖDertretung  rafibllen  SSilc^öfen.  3um  ©otteSbienft  finb  tleinr, 

ber  (manbäifd^en)  !£R(nf^^eit  unb  ber  S^ürforge  fc^mudlDfe  ©ottee^aujei  («»«kk)  erriditet,  Dtii^ 

für biefelbe betraut.  SfBaS itire toSmogonifi^en SBor-  nur  Don  ben  $rieftem  betteten  Werben;  f«  muffen 

flellungen  betrifft,  fo  ift  bie  6rbe  na^  ben  Won-  immer  neben  einem  Saffm  ftebcn,  baS  buri^  einen 

bäetn  eine  Jßerbiditung  beS  „fd&roargen  SBoffetS"  flanal  mit  bemnäi^ften  „Sorbon"  oberfliefienben 

ober  beSDceonS  unb  ru^t  auf  bem  SBaurf)  ober  bem  äSaffer  oetbunben  ift.   ©ümmllic&e  EultuS^aub- 

ffopf  beS  Unge^euetS  Ut;  neben  i^r  gibt  eS  noc^  lungen  Pe^en  in  unmitteftarer  33erbinbung  mit 

jwrieifei  38elten:  jTOei  Ci^tmelten  über  bem  gif  ber  feierlii^en,  burd)  ben  Spriefter  gu  Bolljie^ert 

mament  unb  jroei  SßJelteu  ber  ginpemifi  unter  ber  Saufe.  Siefe  mu%  an  jebem  neugeborenen  ftinbe 

Srbe.  !Bet|ettfd^erin  ber  j$inftemig  i^  Shi^a,  auc^  DoQgogen  merben,  fobalb  eS  biefelbe  ertragen  (ann; 

JRul^a  fabifc^a  («»"»p  nm-i,  bet  fieilige  ©eift).  abet  au<5  für  bie  grroa^fenen  bleibt  bie  Saufe  bö8 

Eine  ©emeinj^aft  mit  ben  ^Bl^eren  SBelten  «itb  OTittel,  Don  alter  Unreinigteit  unb  Sünbe  frei  gu 

blit^  jebeS  flie|enbe  ÜBaffet,  baS  immer  ben  91a-  metben.  SBei  ber  Saufe  burc^  ben  ^ritfttr  ift  bit 


m 


SKanbäer. 


594 


Zimffonnel:  „^er  92aine  bed  gro|en  Srften  Se6en§ 
|h  über  bir  genannt'' ;  mit  einer  fold^en  i[t  eine 
lit  Ibenbmol^I  t>erbunben,  bo§  au§  Stob  unb 
.ttad"  Don  SBafiet  befielet.  IBeim  ©otteSbienft 
■nfjen  bie  ©löubigen  brausen  leintet  bem  $rie- 
pd  flel^  unb  ®ebete  unb  Slnrufungen  Denid^ten; 
ber  Singang  in  baS  ©otteSl^ouS  ift  an  ber  @üb« 
feite,  bamit  man  nac^  92orben  feigen  unb  beten 
loim.  Snbere  ^eu^erungen  beS  religiöfen  Seben§ 
jinb  bie  9}ennung  l^Iiger,  gel^eimni^DoUer  9iQ- 
wa,  bie  9ef d^mdrung  böfet  Seiftet  unb  'bo§  Sef en 
bc§  .aReffad^to".  b.  1^.  langer  (SebetSformeln  für 
Me  Seele  etned  Serftorbenen. 

Sqü^d^  ber  Offenbarung  bief er  Steligion  glau« 
bei  bte  SRanböer,  bo|  bie  gange  äRenfd^l^eit  il^ren 
isfong  Don  9lbam  unb  be{fen  @attin  ^atoa  ge- 
lonmen.    Unmittelbar  nad^  feiner  @r(d^apng 
kn4  baS  Srfie  Seben  morb  9bam  in  ber  maleren 
(nonbäifc^)  Xeligion  untenoiefen.  3ugleid^  aber 
kgomtm  aud^  bie  92ad^flellungen  ber  böfen  Siul^a 
n&  ^ro:  fttnber^  ber  fieben  ©eifler  auS  ber  Itnter- 
M,  eigmtlid^  ber  ^eben  ^loneten,  xotii)t  bie 
ReiH^  für  ftd^  }u  geniinnen  fud^ten.  fyxtoa  unb 
üß  60^  Sbam  bar  9lbam  tturben  gur  @änbe 
ttrfnl^,  eti^elten  aber  Seqeil^ung,  unb  e§  ttmrben 
bcn  SRenfdiien  nun  brei  fogen.  UtraS  ober  6nge( 
(^ibil  eitl^tf,  enoS,  b.  L  «bei  &tt%  SnoS)  als 
Qdfer  mib  Sefd^utor  an  bie  Seite  gegeben.  SHe^ 
ttmUi^  bie  böfen  aRöd^te,  brei  ffataftrop)^ 
über  bie  Srbe  }u  bringen^  m\ä)t  eigentlid^  gegen 
Me  bm  Utrad  gerid^tet  nmren,  burd^  mel^e  aber 
Me  SRenfd^  Dertilot  ttmrben.    93ei  ber  britten 
tttüiprop]^,  ber  gro|en  gflut  blieb  blog  9ht  00 
tM%,  ber  fid^  mit  ^aren  ber  einzelnen  Xl^ier- 
oda  in  eine  9rd^  rettete.  9hm  festen  bie  3Slaä)\i 
ba  OntertDelt  ben  itampf  gegen  bie  ÜRenfd^l^eit 
fnt,  inbem  fie  eine  SSiell^eit  Don  @prad^en  unb 
SdOent  mb  Md^  Religionen  l^erbeifül^rten.  Me 
Mefe  ttebd  fomen  au8  ben  Suben.  SSeranlaff ung  gur 
SiOer^  unb  €|mid^trennung  ttnnrb  bie  ©rün- 
lüg  Sctttfalemd;  bie  Derfd^iebenen  Religionen 
An  Mrben  bnrd^  falf  d^  $ro^]^eten  l^erbeigef  ül^rt, 
tome^id^  burd^  «bral^m,  SRofed  unb  Sefum 
taijfeffm8(i«rrwfl  nry),  »eldi^e  alle  SJuben  »aren. 
3ngete  Sd^riften  fügen  nod^  SRol^mmeb  l^ingu. 
Sfäa  aber  erfd^en  gum  ^eile  ber  SHeufd^en  3o« 
ioncS  ber  Xdufer  (MaKnscMtt  RdMnr)  am  Sorban 
nb  timfte  Ung&^Iige  in  bemfelben^  aud^  nad^  lan- 
ges 6tr&ibcn  Sefum  ben  9RefftaS,  ber  bie  tiaufe 
kge^  tmb  fid^  nid^t  abmeifen  lie^.  9{ad^bem 
3o(anic8  42  iafpct  lang  aetauft  l^atte,  trot  ÜRonba 
V^ft  in  ®efialt  eines  ff inbed  gu  il^m  unb  Der« 
kargte  cbcnfaHd  bie  Xauf e ;  an  munberbaren  ßr* 
ttetmmgen  erfannte  3o]^anneS  nun  benjenigen,  in 
bcffm  Komm  er  bi§^  bie  Xauf e  gefpenbet  l^atte, 
nb  Ott  btefcr  i^  bie  ^nb  auflegte,  ftarb  3o- 
\amM  imb  marb  in  ben  Ort,  ber  (auter  ®Ian} 
nb  9i4t  ifi,  Derfe^t;  l^er  übt  er  feine  gffirbitte  5U 
6a^  olbr  9bepten  feiner  Saufe.   9m  6nbe 
ber  Zage  ttritb  ber  (f alf d^)  SRefftaS  3fu  bar  SRir« 
ja«  iPKber  auftreten,  bie  3uben  Dcrtilgen,  aUe 


SSöKer  unterwerfen  unb  überall  feine  Religion  ein- 
fül^ren ;  nur  bie  SWanböcr  toerben  pd^  toeigem  unb 
fld^  gum  TOartertob  anbieten. 

©iefeS  ®ett)irr  Don  religiöfen  Meinungen,  mel- 
d^eS  l^ier  nur  in  feinen  §auptäügen  bargcftettt  ift, 
in  ben  manböifd^en  ReligionSbüd^em  aber  burd^ 
aufeerorbentlid^  Diele,  jum  größten  Sl^eile  fidfe  felbft 
loiberfpred^enbe  ^ngoben  ein  nod^  Diel  buntfddedü- 
gereS  ?lnfe^en  befijt,  legt  3«wö"i6  öon  mand^crlei 
SBanblungen  ah,  meldte  bie  fraglid^e  fiel^re  im  Ser- 
lauf ber  3cit  erfal^ren  ^at.  Smmerl^in  aber  er- 
lauben bie  angeführten  @ä^e  einen  @(|lu^  auf  ben 
Urfprung  be§  eigentpmlid^en  ReligionSftjftemS. 

3uerft  ifi  eS  burd^  Rdlbefe'S  ©rammatü  auger 
3tt)eif el  gefteOt,  bog  bie  @prad^e  ber  aRanböer  mit 
feiner  anbem  fo  Diel  Serül^rungSpunfte  geigt,  als 
mit  ber  im  babt^lonifd^en  Salmub  Dorliegenben, 
mit  ber  fte  eigentlid^  gufammenföllt.  S)ieg  ift  bie 
Sprad^e,  toeld^e  auf  bem  Soben  beS  alten  SabQ« 
lonien  Don  jjel^er  ein^eimifd^  mar,  unb  eS  bürfen 
bal^er  bie  SKanbäer  als  Rcfte  ber  fcmitifd^en  Sa- 
b^lonier  angefel^en  merben.  S)em  entfpred^enb  mug 
aud^  ber  pol^tl^eiftifd^e  ©mnbftodt  ber  manböif d^en 
Slnfd^auung  aai  ber  altbabQlonifd^en  ajl^tl^ologie 
l^erftammen ;  eine  Reil^e  Don  parallelen  f inb  bei 
93ranbt  (a.  a.  0. 182)  jufammengeftellt.  Ueber 
biefe  m^tl^ologifd^n  iBorfteSungen  aber  erlebt  jld^ 
bie  manböifd^e  «nfd^auung  baburd^,  bag  in  il^r 
bie  göttlid^en  SBefen  Don  ben  elementaren  @ub- 
ftraten  DoUftönbig  getrennt  erfd^einen.  3n  biefem 
@upranoturoliSmuS  ^eigt  ftd^  ein  frember  ßinflug, 
bem  nid^t  {d^mer  auf  bie  Spur  5U  f  ommen  ift.  S)ie 
Benennung  »•'»•'3«t3  nömlid^,  meldte  bie  SKan- 
bäer ftd^  felbft  geben,  ift,  bie  manbäifd^  93ertau- 
(d^ung  ber  ©utturalen  DorauSgefe^t,  un^meifeD^aft 
Don  ber  SBurjel  »•'%  miffen,  abzuleiten ;  9Ranba 
unb  äRanbaia  entfpred^  alfo  genau  ben  gried^i- 
fd^en  9lu§brüdfen  tvcSoic  unb  7v<o<rctx6c.  2)em- 
nad^  fmb  bie  manböifd^en  Xl^ogonien,  meldte  ber 
ßmanation  fel^r  öl^nlid^  feigen,  bie  iBorfteHungen 
über  9Belt-  unb  SRenfd^enfd^öpfungen,  meldte  einen 
2)ualiSmu§  DorauSfe^en,  unb  bie  Unterfd^eibung 
beS  SeibeS  Don  ber  Seele,  meldte  bie  gried^ifd^e 
Slnfd^auung  mieberfpiegeln,  auf  bie  d^riftlid^e  @no- 
ftS  gurüdfgufül^ren.  Reftorianifd^en  UrfprungS  mirb 
bie  Sinfül^rung  beS  Slbenbmal^lS  fein,  menn  bie- 
fer  9Jame  beibel^alten  merben  barf.  6ine  Seilte 
weiterer  SorfteÜungen,  mie  bie  ©leid^fteUung  beS 
flid^teS  unb  ber  Qfinftemil  mit  bem  ®uten  unb  bem 
Söfen  unb  bie  Sd^idfale  ber  Seele  nad^  bem  Xob, 
fd^eint  perfifd^en  UrfprungS  ju  fein.  S)ie  Se- 
nil^rungSpunfte  mit  bem  ©lauben  ber  3uben  ftnb 
jum  Sfeil  aus  einer  fel^r  frül^en,  mal^rfd^einlid^ 
Dord^riftlid^en  jfenntnig  beS  Subentl^umS,  jum 
Xl^eil  aber  auS  ber  93ermittlung  burd^  ben  ®no- 
ticiSmuS  l^er^uleiten.  3"^^  grflärung  ift  weiter 
eftgul^alten,  bag  bie  fleine  ®enof[enfd^aft,  tt)eld^e 
id^  einem  fold^en  @QnfretiSmuS  ergeben  l^atte,  nie 
eine  nationale  @elbftänbig!eit  befag  unb  im  Sauf 
ber  ®efd^id^te  ben  mannigfaltigften  ©d^idfalen 
preisgegeben  loar.  Sl^re  Srlebni^e  finb  iebenfaÜS 


595 


SRanbagot. 


596 


nid^t  ol^ne  SmiDirlung  auf  bie  religiöfe  Snfd^auung 
geblieben ;  nainentK(§  ift  bie  feinbfeltge  SteQung 
gegen  boS  ^ubentl^um^  loeld^e  bem  ÜRanbaiSmuS 
etgentl^ümltd^  ift,  getoi^  auf  erlebte  Unbilben, 
ntöglic^enDeife  auf  bie  bei  2(ofe))]^u§  (Archaeol. 
18,  9, 1  sqq.)  betid^tete  ^txx^ä^a^t  be§  MnnuS 
unb  beS  WinöuS  jurücfsufül^ren.  S)agegen  fd^eint 
bie  ©eringfd^ung,  womit  bie  ^rfon  3efu  unb 
fämmtlid^e  d^riftlid^e  ßinrid^tungen  bel^anbelt  »er* 
ben,  au§  ber  äleaction  gegen  d^riftlid^e  ^efel^tungd« 
öerfud^e  erflört  toerben  p  muffen.  Sei  aBem  bie- 
em  aber  fommt  aud^  in  Setrad^t,  ba^  bie  ttiffen» 
d^aftlid^e  Silbung  bei  ben  SRanböem  n)enigflen§ 
e|r  frü^  auSgeftorben  ift.  ^riefter  »ie  ©laubige 
fd^einen  ftd^  Don  jiel^er  in  ba§  ©emanb  beS  ®e> 
^eimni|t)oflen  gel^iUlt  5U  l^ben ;  jene,  um  ba§  ^n» 
feigen  tl^reS  Stammet  ^u  ttal^ren,  biefe,  um  il^re 
Sbgefd^Ioffenl^eitben  anberen^ationalitöten  gegen- 
über 5u  fidlem.  2)iefe  ©el^eimtl^uerei  fonnte  bie 
Unflarl^eit  ber  religibfen  SSorfteflung  nur  beför- 
bem,  tt)ie  eS  benn  aud^  be^eid^nenb  ift,  ba^  bie 
Seigrer  ber  europäifd^en  ©elel^rten  baS  redete  SSer- 
.ftänbni§  als  im  3lu§fterben  begriffen  barfteflen. 
S)ie  l^ierauS  gu  erfd^lie^enbe  Snbiffereng  erflört 
eS,  bafe  bei  ben  aWanböem  ber  Uebertritt  gum  38- 
lam  fel^r  l&äufig  ift.  SSon  unttjiffenben  $erfonen 
ftammen  aud^  bie  f ünf  9teligion§büd^er,  todä)t  bie 
3Ranböer  j[e^t  nod^  Utoa'f^xtn.  SHefe  Sammlungen 
einzelner  t)on  einanber  unabl^öngigen  ©d^riftftfldfe 
unb  Stemini^cengen  ouS  gang  Derf^iebenen  Seiten 
gelten  in  ben  ©runbanfd^ungen  fel^r  meit  aud« 
einanber  unb  lonnten  nur  Don  f  old^en  aneinanber- 
gereil^t  werben,  »eld^e  ben  Snl^lt  nid^t  mel^r  üer- 
ftanben,  toenigftenS  nid^t  mel^r  beurtl^eilen  lonnten. 
®ie  9lamen  biefer  ©d^riften  finb :  ©ibra  xahia 
(«an  »mo),  aud^  ©onja  («tsii,  6d^a^)  genannt, 
ba§  nömlid^e,  weld^eS  9torberg  atö  Liber  Adami 
unb  Leiermann  al§  Thesaurus  sive  Liber  ma- 
gnus  Verausgab;  Äolafta  («no^ip),  ba§  öon  6u- 
ting  l^erauSgegebene  SRitual;  ©ibra  bi  ÜRalfe  ober 
bi  3o]^anna  («■•s^tj  -»n  »tjö,  aud^  «"»n-'n  ttw-j-r)^ 
ba§ftbnig§'  ober  Sol^anneSbudg,  ba§  auftreten  beS 
Sauf er§  bel^anbelnb ;  SDittjan,  Sammlung  religiö- 
fer  gformeln;  9l8far  malmafd^e  («•'»«i^tj  ikdo«), 
aSudI  beS  2^ier!reife8.  ®a8  SBerjiänbni^  berfelben 
l^at  bem  ?lbenblanb  burd^  5RölbeIe'8  t)ortrefflid^e 
?lrbeit  erft  ongebal^nt  tt)erben  fönnen;  benn  fo 
fidler  berfelbe  aud^  bie  grammatifd^en  ©efeje  ber 
©prad^e  bargelegt -l^at,  fo  f^at  bod^  bi8  je^t  nod^ 
fein  fiid^t  in  eine  gro|e  2Renge  Don  SBörtem  ge« 
brad^t  werben  fönnen,  weld^e  religiöfe  ober  fpecu« 
latioe  Segriffe  barftdlen.  3u  afierjüngfter  3^it 
l^at  ^aleDQ  in  feiner  mel^r  geifireid^en  al8  über- 
jeugenben  SDBeife  unternommen,  biefe  ©egriffe  gu 
beuten,  unb  will  bamit  bemeifen,  ba§  ber  3Ron- 
baiSmuS  feine  SDBurjeln  eigentlid^  in  ber  l^eiligen 
©d^ft  l^abe;  er  fei,  wie  üon  Anfang  an  bel^auptet 
morben,  auf  bie  9lpg.  19,  1  ff.  genannten  Sünger 
be8  1^1.  3o]^anne§  jurüdfjufül^ren  unb  l^abe  unter 
ßinflu^  ber  talmubifd^en  Sbeen  feine  SuSbilbung 
erft  um  700  erlangt  (Revue  des  etudes  juives 


XXTT,  Paris  1891, 139  ss.  296  ss.).  S)Qd  eigen* 
tl^ümlid^e  S)unfel,  meld^ed  bie  in  Siebe  ftd^enbe 
^Religion  umgibt,  ijt  bamit  nid^t  aufgellt  morben. 
äJermutl^lid^  wirb  bie  l^ierüber  gu  geummenbelHar- 
l^eit  bie  Hoffnung  auf  einen  auS  bem  Sn^lt  auf« 
gufd^lie^enben  @ett)inn  töufd^,  unb  fd^ioerlidl 
wirb  bie  Sufmerffamfeit  gered^tfertigt  werben, 
weld^e  bie  europöifd^e  SBelt  ben  9Ranböem  feit 
gwei  Sal^rl^unberten  bewal^rt  l^at  ©terben  hvtp 
f  elben,  wie  e8  ald  wal^rf  d^inlid^  Derftd^ert  wirb,  mit 
ber  gegenwörtigen  @eneration  au§,  f o  wiri>^  ba  bie 
jtenntni^  religiöfer  SSerirrungen  gewi^  f d^on  reid^ 
genug  ift,  al8  nü^lid^fted  9Inbenfen  bie  ftenntnil 
t^rer©|)rad^e  unb  ©d^rift  übrig  bleiben,  [itaulen.] 
W^Kuboiot,  äBill^elm  Don,  Sanoni^,  trügt 
ben  93einamen  Don  feinem  ©eburtSort  inSongne- 
boc,  wo  feine  Sltem  reid^  begütert  waren.  iSx  tni 
in  ben  Sleru§  du  unb  ging  1270  gum  ©tubium 
beS  canonifd^en  9ted^t8  nad^  ^Bologna,  worb  bort 
gum  2)octor  )}romoDirt  unb  l^elt  wal^rfd^einlid^ 
eine  3^  lang  aud^  SSorlefungen  über  bad  cono- 
nifd^e  »ed^t.  3m  3. 1285  würbe  er  Srd^iaom 
Don  92lme8,  an  weld^er  JKrd^  er  fd^on  frfil^  ein 
Sanonicat  erl^alten  l^tte.  Um  biefelbe  3^  wx 
er  gum  pöpftlid^n  ffaplan  ernannt  worben,  unb 
wol^l  wenig  fpüter  würbe  er  aud^  Slrd^ibiacon  Don 
Ugä8  unb  $ro))ft  Don  Souloufe.  3n  befonberem 
®rabe  erfreute  fid^  9Ranbagot  beS  SSertrauenS 
»onifag'  Vm.;  biefer  erl^ob  if^  1295  aufbrn 
ergbifd^öflid^en  ©tul^l  Don  Smbrun  unb  ert^eilte 
il^m  ben  e|renDoQen  9Iuftrag,  in  ©emeinfd^ 
mit  Serengar  f^reboli,  Sifd^of  Don  S^ierd,  unb 
bem  Sicefangler  ber  römifd^en  IKrd^e,  Slid^arb  Don 
©lena,  eine  neue  officieUe  3)ecretalenfammlnng 
auSguarbeiten.  9lu8  bem  Umftanbe,  ba|  SDton* 
bagot  in  ber  SuUe  be8  $a)){le8,  womit  ber  Liber 
sextus  (f.  b.  %rt.)  1298  ebirt  würbe,  an  erfier 
©teOe  genannt  wirb,  fann  nid^t  ol^e  ®mnb  ge- 
folgert werben,  ba^  il^m  bei  ber  großen  Arbeit 
ber  Söwenantl^eil  gufiel.  Slemen8  Y.  ernannte 
i^n  1305  gum  Srgbifd^of  Don  9is  unb  1312 
gum  (Sarbinalbifd^of  Don  ^aleftrino.  Sr  ftorb  in 
lol^emWter  1321  guSlDignon.  Sßir  befl^en  Don 
il^m  eine  ber  ölteften  unb  gebiegenften  9Rono- 
gra))]^ien  über  bie  bei  SBal^len  geltenben  93eftim« 
mungen:  Libellus  super  electione  facienda 
et  ejus  processibus  ordinandis,  wal^rfd^einlid^ 
Dor  1285  Derfa|t.  ®er  ?luctor  felbft  fc^rieb  bagu 
(Erläuterungen;  il^m  folgten  Slnbere.  SHe^bl^anb- 
lung  ift  wieberj^olt  gebrudCt;  unter  bem  Slitel  De 
jure  electionis  novorum  praelatorum,  cura 
Matth.  Boyss,  Col.  1573,  cum  addiüonibua 
Nie.  Boerii,  Col.  1601,  aud^  in  Tractatus 
juris  univ.  XV,  1,  Ven.  1584, 407—440.  9hir 
l^anbf d^riftlid^  ift  eine  ©umme  gu  ben  SDecretalen 
Dorl^anben;  nid^tS  IRöl^ereS  ift  befannt  über  bie 
in  3öd^er§  ©elel^rten^fiej.  IH,  99  il^m  gugefd^ 
benen  SBerfe  Statuta  pro  monasterio  montis 
majoris;  Super  legumdisciplina.  (iBgl.©d^ulte, 
@e(dgid^te  ber  OueKen  unb  Sit.  beS  can.  Sted^tS 
n,  183  ff.)  [».  D.  ©d^erer.] 


597 


SDJanbat  —  a}Unct^o. 


598 


p«iik€f,  f.  ^rocurator. 

Miuidatii  de  providendo,  f.  ^ntoart» 

»oft. 
Kamdstuii,  f.  Sugnxif^ung. 

ffifimid  V,  425  f. 

SbimMw  bebeutet  nad^  gried^ifd^em  Sprad^« 
gAnnu^  ttrfpTüngltd^  einen  $ferd^  ober  aud^  eine 
Wt,  \Doxva  bte  @d^fl^eerbe  geborgen  n)urbe 
(Theoer.  4,  61 ;  Dueange,  Gloss.  s.  v.).  93on 
^  allgemeinen  ^uff äff ung  audgel^enb,  »onad^bie 
(linflen  oI3  @d^fe  bed  guten  f>irten  angefel^en 
Derben,  betrod^teten  bie  erflen  Orbendleute  fid^ 
da  eine  ^rbe,  me(d^  ein  ^irt  aU  ©teÜDertreter 
9(fii  SbnfH  leitete,  unb  nannten  bemgemä^  i^re 
ffldfierSRonbren.  2)er  einzelne  OrbenSmann  l^ie^ 
bdier  and^  SRanbrita,  ber  9}orfie]^er  eines  jflofterd 
Inftimonbrit  (f.  b.  «rt.).  [ftaulen.] 

Jßmu%0tb  Don  Sautenbad^,  O.S.Aug., 

eis  entfd^ebener  SSorfämpfer  für  bie  Steformibeen 

M  Vopfied  Tregor  VU.  in  S)eutfd^ranb,  gehörte 

bemS^OT^errenftifte  Sautenbod^  b^  @ebn)eiler  im 

efog  an.  3n  ben  muften  ffömpfen  gmif d^en  ben 

päpftli^  mib  ben  foiferlid^  ®eftnnten,  bie  feU  1078 

out  Slfal  Der^eerten,  ttmrbe  baS  @tift  serftört; 

bieS^nr^erren  mußten  ftd^  bei  gfreunben  verbergen, 

Otonegolb  fogar  Idngere  3^t  im  2BaIbe  3u|Iud^t 

Hidben.  Wd  bann  etnxi  1082  im  auftrage  be§ 

SH^ofS  S)ietrid^  üon  SSerbun  ber  Trierer  Sd^o« 

la^9  SBenrid^  ein  giftigefi  ^mpl^Iet  gegen  @re« 

pr  Vn.  erliel  (bei  Martine,  Thesaur.  noTus 

Aneedotl^Par.  1717,2048q.),  trat  SUlanegoIbin 

(iaer  langem  Sdjft^,  Liber  Manegoldi  ad  Gebe- 

iaHiim,  für  boS  ^ßopfitbum  ein  unb  toitS,  gefiü^t 

oif  bie  e^riften  ber  SMter,  bie  alten  gondlien« 

M^luffe  unb  bie  (Skfd^id^te  ber  Jhrd^e,  nad^,  ba^ 

Sccgor  bered^tigtgemefen  fei,  ben  jtdnig  mit^com* 

BDricotion  )u  belegen,  bie  3nt)e[titur  ju  »erbieten 

nb  bie  Cdlibat8gefe|e  5u  erneuern.  S)ie  @d^ft 

enikirt  ^eute  nur  in  einer  einzigen  ^bfd^rift,  bie  am 

€(Uuffe  berflümmelt  i[t  (grogl^er^ogl.  SBibliotl^f 

IB  ftarl9ni^  cod.  93).  3br  Slbreffat  fann  fein 

oberer  fein,  ald  (Srjbifd^of  @eb^rb  Don  Sal^- 

tars-  2)a  in  ber  @d^hft  bie  @ünben  be3  JtaiferS 

nb  ber  ju  il^  flebenben  iBif d§öf e  in  greUeut^ar« 

ha  gefibilbert  nmrben,  fud(fte  ftd^  9}knegoIb  in 

Std^bfit  ju  bringen  unb  fanb  in  isüa^em  Suf* 

u^e  m  Gl^orl^rrenfHfte  Slaitenbud^,  als  beffen 

Secan  er  im  3. 1086  enoöl^nt  mirb.  ^ier  fd^rieb 

er  Opuseulum   magistri  Manegoldi  contra 

Wolfefannm  Goloniensem  (beiMuratori,  Anec- 

doU latma  lY,  163  sq.;  Migne,  PP.  lat.  CLV, 

147).  3n  biefer  ©d^ft  berührt  er  jeboc^  nur  ge» 

kgentii«^  ben  großen  fird^gefd^id^tlid^en  Streit; 

i>  ber  f^an|rtfad^  bef öm)>ft  er  bie  t)on  %bt  Sßolf  l^elm 

M^honioetler  Oertl^eibigte  Snftd^t,  ba^  bie  Se|ren 

berdten  ^^Uofo))]^  mit  ben  d^riftlid^en  2)ogmen 

Mreinbar  feien.  WS  bann  1090  iBurd^arb  t)on 

Oekcf^ioeter,  ein  reid^er  ^Riniftertale  ber  @tra^« 

hirger  fttni^,  bod  neue  Sl^orl^errenfiift  SJtarbad^  in 

ber  922^  bed  jerfidrten  Sautenbad^  grünbete,  fül^rte 


bie  Siebe  gur  ^eimat  ^anegolb  nad^  ÜRarbad^. 
er  mürbe  um  1094  ber  erfte  tropft  biefeS  @tifteS. 
@ein  religiöfer  Sinfiug  erftrecfte  ftd^  ie|t  über  bad 
gange  6lfa^.  9lad!)bem  i^n  Urban  U.  1096  jum 
pöpftUd^en  $önitentiar  ernannt  l^atte,  brängten 
fid^  oon  aUtn  Seiten  bie  9litter  unb  anbere  l^o^e 
^erfonen  gu  i^m,  um  bie  ^bf olution  gu  empfangen. 
@ie  mußten  fid^  Dom  ©egenpapfie  loSfagen  unb 
ben  @otte3bienft  berftmoniftifd^en  unb  unent^alt- 
famen  Slerifer  gu  meiben  oerfpred^en.  3Rit  allen 
t^^ü^rem  ber  pöpftUd^en  ^rtei  ftanb  er  in  un- 
mittelbaren iBerbinbungen  unb  genog  attent^Iben 
l^obeS^nfe^en;  barum  mürbe  er,  al§  j^atfer  ^ein« 
rid^  nad^  bem  ^uSgleid^e  mit  ben  äBelfen  vmb 
3öl^ringem  in  Oberbeutfd^lanb  mieber  ÜJcad^t  er* 
f)xtll  1098  in  l^arte  ®efangenfd^aft  gefekt.  äSBann 
er  befreit  mürbe,  ifl  nid^t  überliefert.  2tn  einem 
©d^u^briefe,  ben  $a§d^ali§  U.  am  2.%uguft  1103 
für  SQ^arba^  auSfteUte,  mirb  SRanegoIb  nod^  als 
$ropft  begeid^net.  93on  ba  an  Derfd^minbet  fein 
9{ame.  S>er  9ieaoIog  Don  ^toiefalten  gibt  i^m  ben 
24.  SKai  aI8  SobeStag.  —  SSon  ibm  ift  gu  unter- 
f d^eiben  fein  3«it9«M>ff e  Ü)l  a  n  e  g  o  1  b ,  gugenannt 
ber  $]^ilofop]^.  Stid^arb  Don  SIuguQ  f d^reibt 
in  feiner  (Sl&ronif  (Muratori,  Antiq.  IV,  1085), 
ba^  gur  ätegierungdgeit  beS  JfönigS  ^einrid^  L 
Don  gfranfreid^  (1031—1060)  in  SDeutfd^lanb 
^ÜJlenegalbuS"  feine  3eitgenoffen  in  fird^Iid^er  unb 
jrofaner  SäSiffenf d^ft  meit  übertroffen  l^abe;  felbfi 
eine  ®attin  unb  feine  Zöd^ter  feien  in  ber  Sel- 
igen Sd^rift  fo  mol^Ibemanbert  gemefen,  ba^  fie 
aI8  Sebrerinnen  auftreten  tonnten.  Um  1070  ge» 
borte  ber  f pötere  S3if  d^of  2:i^eoger  gu  beffen  Sd^ülem. 
5Jon  biefer  3cit  an  mirfte  STOanegoIb  in  Sfranfreid^; 
bie  Historia  Francorum  göl^lt  il^n  (Du  Chesne, 
Hist. Francorum  Script.  coetaneilV,  88)  mit 
bem  Flamen  Maingaudus  Teutonicus  neben 
Sanfrant  iBruno  Don  äieimS,  unb  ®uibo,  bem 
Sombarben,  gu  ben  berühmten  Dier  Seigrem  in  ber 
3cit  bcö  ffönigS  ^l&Uipp  (1060-1108).  3n 
^riS  unterrid^tete  er  äßiH^elm  Don  S^ampeau^^ 
ber  bamt  nad^  feinem  Sorbilbe  gu  @t.  Siictor  unent- 
geltlid^  feinen  Unterrid^t  ertl^eilte.  92ad^  bem  £obe 
feiner  ©attin  mäblte  er  baS  aiUnd^SIeben,  gu  mel- 
d^em  @d^ritte  ibn  3do  Don  @^l^artred  beglüdtmünfd^te 
(Ep.  40  ad  Manegaldum,  bei  Migne,  PP.  lat. 
CLXn,  51).  er  binterliefe  ©loffen  gu  ben  ^fat- 
men  unb  gu  SRattl^S  unb  eine  erflörung  ber 
pauünifd^en  iBriefe  (Fabricius-Mansi,  BibL  me- 
diae  aetatis,  ed.  Ploreni  1858,  V,  13).  (Sgl. 
gu  ©eiben  (Sicfebred^t,  Ueber  STOagifter  ÜKanegolb, 
in  ben  ©i|.-93er.  ber  3)lünd^ener  Äfab.  1868,  H, 
297  ff.)  [Streber.] 

^SBandfo,  Don  ben  ©ried^en  balb  SJlanetl^od, 
balb  SDlanetl^on,  mit  feinem  rid^tigen  5Ramen  aber 
jebenf aflS  SDlanctl^ot]^  genannt,  ög^ptif  d^er  Dord^rift» 
lid^er  ® ef d^id^tfd^reiber,  lebte  unter  ben  beibcn  erften 
iptolemäem  olS  Dberpriefter  unb  Sempclfd^reiber 
gu  ©ebennptbuS  in  Slegt)ptcn  unb  Derfa^te  neben 
anberen  Dcrioren  gegangenen  Sd^riften  eine  in 
gfragmenten  erl^altene  ©efc^id^te  feines  Sanbed  Don 


599 


2JlanfreboniQ. 


600 


ben  ältcflcn  3cWcn  bis  gut  moccbonif(J^cn  @robe» 
rung  (AJ^üirciaxa,  naä)  ©^ncettuS  3  töji-oi).  Ucbcr 
btefe§  ]^0(^bebeutfame  9Ber!  ftnb  unter  ben  beutjd^en 
©elel^rten  neuerer  3cit  eingcl^enbe  Unterführungen 
angefteUt  n)orben,  beren  SRefuItote  folgenbe  ftnb. 
S)a§  Sud^  l^atte  feinen  S^arofter  t)on  ber  boppelten 
®ei[te§ri(|tung  feines  SerfafferS  erl^alten,  ber  bie 
l^eUeniftifc^e  Silbung  mit  ber  ein^eimifd^en  Der« 
einigte  unb  be^megen  oud^  gried^ifcl  fd^rieb.  2)ad 
SSerf  beftanb  au3  gmei  Sbtl^eüungen,  einer  gufam« 
menl^cingenben  ©rjäl^Iung  unb  einer  tabettenförmi» 
gen  ^ufgö^Iung  ber  ^Regenten.  9Il§  OueUen  benu^te 
Sßanetl^o  bie  5Ut)erIöfftgen  eingaben  ber  monu- 
mentalen Slnnolen  unb  ftönigSIiften;  hoä)  fd^eint 
er  für  ben  erften  Il^ett  auä)  bie  alten  ff önig§=  unb 
SanbeSgefd^id^ten,  ujeld^e  lebigtid^  l^iftorif^e  9to* 
mane  gu  nennen  ftnb^  gu  Statine  gebogen  5U  l^aben. 
ßbenfo  mifd^te  er  gried^ifd^e  aüeminiScengen  ein,  fo 
bag  aud^  ^eg^ptuS  unb  2)anau3  eine  @teQe  bei 
il^m  fanben.  ^ai)  bem  SSorbilbe  ^erobots  aber, 
ben  er  übrigens  an  t)ielen  Stellen  feines  Sud^eS 
rectificirte,  führte  er  ftatt  ber  relatiöen  Angaben 
feiner  OueUen,  »eld^e  nur  nad^  Salären  beS  je« 
meiligen  ffönigS  red^nen,  eine  gufammen^öngenbe 
Sl^ronologie  ein  unb  nal^m  gur  ®mnblage  ber- 
fenben  bie  Sotl^iSperiobe  t)on  1460  jinlianifd^en 
Salären,  b.  1^.  biejenige  ^eriobe,  nad^  beren  Ser« 
lauf  baS  ög^ptifd^e,  ben  Sd^alttag  entbe^renbe^al^r 
alle  tjfel^Ier  burd^laufen  l^atte  unb  mieber  mit  bem 
Sonnenjia^r  gufammenfiel.  ßr  fiod^t  aber  aud§ 
S^nd^roniSmen  unb  Segiel^ungen  gur  ©efd^id^te 
anberer  SSöHer  ein  uiü)  fd^affte  fid^  fo  felbft  ®e» 
legenl^eit,  üon  ben  Angaben  feiner  OueOen  obgu- 
meid^en  unb  bie  ©efd^i^te  gured^t  )u  legen.  2)a|er 
fd^eint  eS,  ba^  fd^on  in  ÜRanetl^o^S  fdni)  bie  Siften 
beS  gmeiten  S^eilS  nid^t  genau  mit  ber  2)arflellung 
im  erften  übereinftimmten.  tSfreilid^iftbarübernur 
eine  unDoQfommene  Sontrole  möglid^.  9}on  9Ra- 
netl^o^S  ©efd^id^tsmerf  gibt  eS  nömli^  nur  mel^r 
ober  minber  bebeutenbe  SRefte.  3n  feiner  ©treit« 
f d^rift  gegen  ^ion  tl^eilt  3ofe))]ruS  eine  Stetige  Don 
iBrud^päen  auS  ber  (Sefd^id^te  ber  ^^ffoSgeit  unb 
ber  gunäd^ft  folgenben  ^eriobe  mit.  S)ann  l^aben 
Julius  ^fricanuS  unb  SufebiuS  eine  %t  SuSgug 
aus  ÜRanetl^o'S  Sud^  gegeben,  in  meld^em  bie  SDq> 
naftien  unb  bie  mid^tigften  ^errfd^er  nad^  92amen 
unb  SRegierungSbauer  nebft  l^iftorifd^en  unb  f^n« 
d^roniftifd^en  SDaten  entbatten  Pub.  SSeibe  ar- 
beiten ftnb  in  ber  Sb^onograpl^ie  beS  ©pnceUuS 
aus  bem  Sal&re  792  n.  ^x. ,  bie  gifte  beS  ^fri- 
canuS  aud^  in  ben  f  ogenannten  Excerpta  Barbari 
erl^alten.  Sofefl^uS  l^at  offenbar  aus  bem  erften 
gufammenl^angenben  Sl^eil  beS  SBerfeS,  2(uUuS 
^fricanuS  auS  ber  }meiten  tabeUarifd^en  Slbtl^ei- 
lung  gefdrö))ft;  @ufebiuS  bagegen  benu|te  gmeifets« 
ol^ne  frül^ere  ^uSgüge,  toel^e  SRanetl^o^S  92amen 
trugen,  aber  in  d^riftlid^em  3ntereffe  mit  ber  l^er« 
fömmlid^en  biblifd^en  Scitred^nung  in  ffiinflang 
gebrad^t  maren.  Slud^  fonft  ift  ber  SRul^m  beS 
alten  ©cfd^id^tfd^reiberS  Slnla^  getoorben,  feinen 
Slamen  Sudlern  öorjufejen,  meldte  auS  fpäteren 


Seiten  ftammtcn  unb  tenbentiöfenUrffrungS  toörcn. 
3u  biefen  gel^ört  eine  ©d^rift,  meldte  ©^ncdhiS 
baS  alte  Sl^ronMon  nennt  unb  mit  SRanetl^o  in 
iBerbinbung  bringt ;  fie  ift  d^ripd^  UrfpnmgS, 
legt  ftd^  aber  altögtiptifd^en  Urf)}rung  bei.  (Sme 
onbere  ©d^rift  biefer  ^rt,  meldte  ©^ncelluS  als  3Ra« 
netbo'S  SBer!  anfül^rt,  ift  baS  ©otl^iSbud^  (2io8tc, 
ßißXoc  vik  IcüOecüc,  Kuvix^c  xuxXoc),  Dermutj^lü^ 
t)on  bem  Sl^ronograpl^en  $anoboruS  (um  390)  1^ 
rübrenb,  baS  mie  baS  üorgenannte  bie  äg^ptifd^ 
Sl^ronologte  mit  ber  biblifd^en  inllebereinftinuromg 
f e^en  foH.  ^lod^  fpötem  UrfprungS  ift  ein  ©ebid^t 
in  fed^S  Sudlern,  meld^eS  unter  SRanetl^o^S  9iamen 
unb  bem  Sitel  'ATroTeXeafjLaxixa  Don  bemSittj!«! 
ber  ©eftime  auf  bie  ©d^idtfate  ber  SOtenf d^en  b^n« 
belt  unb  in  Siner  ^onbfd^rift  nod^  et^Iten  tjl 
(abgebrudCt  bei  KöcUy,  Corpus  poeiamm  epi- 
corum  graec.  VU,  Lipsiae  1858).  2)ie  ouS 
SDtanetl^o'S  mirflid^en  ©d^riften  erl^altenen  Stag> 
mente  finb  gefammelt  u.  ä.  bei  Bosellini,  Mon. 
stör.  ly  1 — 94;  Müller,  Fragmm.  histor.  graec. 
II,  Paris.  1848,  511  sq.,  unb  bei  Unger,  f.  u. 
S)er  ßinflu^  SRanetl^o'S  auf  bie  2)arfteIIung  ber 
altägt)ptif  d^en  ©efd^id^te  l^at  fid^  bis  l^eute  et^Üen, 
inbem  bie  ftönbig  gemorbene  ßintl^eilung  berfelben 
in  bie  ben  brei  ©otl^isperioben  entfpred^nbe  @e« 
fd^td^te  beS  alten,  beS  mittlem  unb  beS  neuen 
9lei(|eS,  fomie  bie  Slnorbnung  ber  Siegenten  in 
30  S>9naftien,  eben  Don  il^m  l^errül^rt ;  Don  ü^m 
flammt  aud^  bie  rid^tige  ^rflörung  beS  SDBotieS 
^^ffoS  (Hek-u  Schas-u)  burd^  ^^irtenfönige", 
(Sgl.  ^bdf),  ananetl^o  unb  bie  ^unbftem))eriobe, 
^Berlin  1845:  fiepftuS,  lieber  bie  ÜRanet^ontfd^ 
iBeftimmung  beS  UmfangS  ber  ögQptifd^en  ®efd^., 
3KonotS.Ser.  b.  »erl.  «lab.  1857;  Unger,  gj^ro- 
nologie  beS  SWanetl^o,  95erlin  1867;  ftroD,  »ie 
Sompofltion  unb  bie  ©d^idfale  beS  ÜRanetl^oni« 
fd^en  ©efd^id^tSmerleS,  äBien  1879;  {ufammen« 
faffenb  unb  orientirenb  SBiebemann,  Segppt  @efd^. 
I,  ©otj^a  1884, 121  ff.)  SlnberS,  als  Dorfle^enb 
auSgefül^rt  ift,  urtl^eilt  Saut^ ;  biefer  ©elel^rte  et» 
Hört  baS  „Sud^  ber  ©otl^iS''  für  eine  äd^te  ©d^rift 
SRanetl^o^S,  meldte  er  mieber  ^erguftellen  Demiod^t 
l^abe,  unb  auf  ®runb  beren  er  fömmtlid^en  i&po^ 
ber  ög^ptifd^en  ©efd^id^te  in  ununterbtod^enet 
Steil^enfolge  baS  abfolute  2)atum  angumeifen  t)er« 
möge  (f.  beffen  SRanet^o  unb  ber  Muriner  ftönigS« 
))a))9ruS  I,  ÜRünd^en  1865 ;  ^egQptifd^e  Sl^rono- 
logie,  ©tra|burg  1877;  SuS  Seg^ptenS  SJorjeit^ 
Serlin  1881,  8  ff.)  [Äaulen.] 

^SKattfrebottio,  ßrjbiStl^um  in  Unter» 
Italien.  2)ie  in  ber  neapolitanifd^en  $rot)inj 
Sapitanata  (Julien),  am  gfu^e  beS  äßonte  @ar* 
gano,  l^art  am  ^briatifd^en  SReere  gelegene  ©tabt 
SJlanfrebonia,  ber  SDtittelpunft  eines  ouSgebebnten 
^anbelS,  mit  7200  ßinmol^nem,  ift  als  93ifd^ofSfi| 
mie  als  ©tabt  92ad^foIgerin  beS  alten  Sipontum 
ober  Sipus,  einer  angeblid^  t)onS)iomebeS  erbauten 
unb  t)ormalS  unter  ben  Stömern  unb  S^gontinetn 
nid^t  unbebeutenben  ©tabt.  2)aS  Sl^riftentl^um 
foD  fd^on  t)on  ben  ©d^ülem  ber  Spoftel  l^ier  auS» 


601 


DJianfrcbonia. 


602 


gffetitet  unb  ber  1^1.  ^uffatS  t)om  ^ofiel  ißetruS 

iB  boS  3a^  44  ote  erftet  IBifd^of  nad^  @iponto 

oigeiaiibt  u>orben  fein;  aud^  um  132  unb  138 

tö  ld4  tDcrben  jiDei  ungenannte  Stjd^öfe  onge- 

§ekiu  SebenfoKS  nmt  3ur3eitber  mosiminifd^n 

Scifolgung  ein  Sifd^of  bofelbft.  3)er  1^1.  fieo  (256 

W  293)  l^otte  old  IRod^foIger  ben  ^I.  Sufantug 

(296-300X  unb  ber  ^I.  gfeliL  ber  465  bei  einem 

tdnifd^  Concil  erfd^ien  unb  etnm  490  ftarb,  ben 

|L£aurentiuS.  SHejer,  einSSenDonbterunbgfreunb 

bd  ffaifeid  3^no,  regierte  bie  ßird^e  Don  Sijionto 

ihr  50  Saläre  imb  baute  mel^rere  ftird^en,  unter 

OBbcrm  and^  bie  }u  Sl^ren  beS  ]|I.  9Rid^aeI  auf  bem 

MooB  Garganus,  nad^bem  bafelbft  ^u  feiner  Seit 

Me  merüDÜrbige  C^d^einung  biefed  Srjengelg  ftatt- 

gefsnben,  toeld^  k)on  ber  ffird^e  am  8.  SRai  ge> 

(eiiEit  iDirb  (DgpL  Brey.  Rom.  die  8.  Maji  unb 

b.  Sri  9Rid^ep.  Um  bad  äal^r  668  foQ  ißapft 

Sitalion  bod  SiSti^um  @i))onto  mit  bem  Don  iBene> 

ncBt  Meinigt  l^aben,  fo  bag  beibe  bamafö  unter 

Som  ^^ben  Sprengel  Don  Sinem  93ijd^of  Der> 

tndtet  nmrben  (CanteHiiB,  Metropol.  urb.  bist., 

Ptois.  1685,  418  sq.).  SBie  lange  biefe  ißereini- 

pa%  gd>Quert,  tft  ni(|t  befannt.  äebenfaUS  fonnte 

gmiumc  Seit  gor  fein  Sifd^of  gu  ©iponto  refibiren, 

neil  bie  Soracenen  nod^  im  9.  unb  10.  3a]^r> 

Imbert  bie  Umgegenb  unter  9{aub  unb  ÜJtorb 

otficlen;  im  3.  869  plunberten  fie  bie  jtird^e 

St  SRid^el  ouf  bem  3Ronte  ®argano,  l^auSten 

\ifaAvS^  unb  fd^Ieppten  aUe  ©eiftlid^en  unb  Diele 

SoEfo^rer  a\&  (befangene  fort  (2)amberger,  @t)n- 

^IroniiKfc^  ®efd^id^te  m,  544).  »uf  einem  (Son« 

dl  iit  »om  im  3.  969  (Mansi  XIX,  19)  »ur- 

bm  bami  bem  Srjbifd^of  Don  SeneDent  bie  bi« 

k^dffii^  €tabt  Siponto  fammt  bereu  Sprengel, 

Me  Strd^  €t  9Rid^eI  auf  bem  Serge  ®argano 

ob  bte  €tabt  SBononum  am  gleid^namigen  @ee, 

Me  \ftak  nid^t  mel^r  e^iftirt,  übertragen.   Slber 

I^M  1034  erl^ielt  Siponto  ttneber  einen  eigenen 

OM^irten,  toeld^  Don  Senebict  IX.  (1033  bis 

1045)  bte  9RetropoIitantt)ärbe  unb  als  @uffra- 

lOKH  bte  Sifd^öfe  Don  Xroja,  ÜRelft,  aßonopoli 

lab  XopoOa  erhielt.  gkiSd^IiSlL  (1099—1118) 

fngk  aod^  ben  93ifd^of  Don  Siefti  atö  Suffraganen 

bop,  mtb  fo  1^  oud^  bie  Not  Coelest.  biefe  fünf: 

FettannB,    Trojanus,  Melphiensis,  Mono- 

polenfls,  Rapolensia.    Obgleid^  aud^  Seo  IX. 

m  3. 1050  einer  ^roDin^ialf^nobe  5u  @iponto 

ycißbirte,  auf  meld^  )tt)ei  ftmoniftifd^  (grie- 

4if^?)  Sifd^dfe  abgefegt  mürben  (^efele,  Sonc« 

Scfi^.  IV,  740X  f 0  treffen  mir  bod^  ben  Oberl^irten 

M  6iponto  im  3-  1059  bei  einem  römifd^en 

CoBcil  mitten  unter  ben  93if d^5f en  unb  nid^t  unter 

kiSi}6if4dfenunterfd^ben.  ®erarbu§,  ernannt 

1066,  tDdd^  ®amd  (8er.  Epp.  924)  afö  erften 

C^Kfd^f  annimmt^  mürbe  Dielfad^  als  pöpftlid^er 

ft|ii  ocdoenbct.  S)a  bem  ßrjbifd^of  Don  @iponto 

•4  Vk  etabi  aRonte  @.  Slngelo  auf  bem  Serge 

Siipao  ingetl^  mar,  bie  Sürger  berfelben  aber 

#aMa^  Ue  SBurbe  il^rer  Saftlüa  aum  ^I.  aRid^el 

a|äf4(  cf,  bo^  {ie  gleid^  Siedete  mit  ben  @ipon- 


tincrn  l^ötten,  fo  gemattete  Scnebict  IX.  fpäter,  ba^ 
ber  ßr^bifd^of  fid^  Sipoutinus  et  Garganicus 
nenne.  ®a  jebod^  am  8.  SKai  jeben  Sal^reS,  an  mcl« 
d^em  Sage  baS  3lnbenf en  ber  6rf  d^einung  bc§  1^1.  SKi« 
d^ael  auf^S  geierlid^fte  begangen  mürbe,  eine  unab« 
fe^bare  ©d^aar  frommer  $ilger  jum  Serge  ®ar» 
gano  50g,  unb  fo  ilKonte  ©anf  9lngeIo  fird^Iid^ 
mid^tiger  gemorben  mar  als  Siponto  (eS  ift  eS 
l^eute  nod^  mit  feinen  14800  Sinmol^nem);  ba 
ferner  in  ben  bamaligcn  friegerifd^en  Seiten  bie 
Sifd^öfe  Don  @iponto  biefe  e^ponirte  @tabt  meift 
Derloffen  unb  il^re  SRepbenj  oft  auf  biefem  Serge 
genommen  l^atten:  fo  ftrebten  bie  (äarganefer 
bamad^,  ba|  ber  SRetropoIit  nad^  il^nen  allein 
fid^  nennen  foKe ,  mogegen  aber  bcfonberS  3n- 
noceu)  m.  auftrat  (Baynald.  ad  ann.  1202, 
n.  12).  IRad^bem  bie  @tabt  @iponto  möl^renb 
ber  JhiegSjeiten  Don  ben  @aracenen  unb  Ruberen 
f d^mer  l^eimgefud^t  unb  einmal  fogar  gans  ^erftört, 
ple^t  Deröbet  unb  ungefunb  gemorben  mar,  legte 
ffönig  STOanfreb  Don  9JeapeI  1256,  eine  l^albe 
SDteile  nörblid^  baDon,  eine  neue  @tabt  an,  in 
meldte  er  bie  Semol^ner  Don  @iponto  Derpjlangte, 
unb  meldte  nad^  il^m  ben  Dramen  SRanfrebonia  er- 
l^ielt.  9lud^  biefe  ©tabt  mürbe  1620  Don  ben  Surfen 
erobert  unb  jerftört,  aber  balb  mieber  aufgebaut. 
'*Raä)  ÜRanfrebonia  mürbe  bann  aud^  ber  @i^  beS 
ÜKetropoIiten  Derlegt,  ber  fid^  aber  bann,  mie 
l^eute  nod^,  Archiep.  Sipontinus  nannte.  Son 
ben  oben  angefül^rten  Suffragonen  Derblieb  bem 
aWetropoIiten  nur  ber  Don  Siefti,  ba  bie  anberen 
mieber  unmittelbar  unter  SRom  fomen.  §fflr  Siefti, 
Vesta,  am  au|erften  Snbe  ber  ^albinfel  ®ar» 
gano,  mit  6600  ßinmobnem,  mürbe  ber  erfie  un» 
genannte  Sifd^of  Dom  Srgbifd^of  Gilbert  Don  @i« 
ponto  aur  3eit  $apfi  ^aSd^aliS'  H.  confecrirt. 
^ugo  Suoncompagni,  ber  1558  als  Sifd^of  Don 
Siefti  ernannt  mürbe  unb  1565  refignirte,  als  er 
ben  SarbinalSl^ut  erl^aßen,  beftieg  1572  ben  pöpft* 
lid^en  ©tu^I  als  ®regor  Xm.  (f.  b.  9lrt.).  5Rad^. 
bem  ber  50.  unb  le^te  Sifd^of,  2)ominicuS  3rca» 
roli,  im  3.  1808  geftorben,  blieb  biefer  Stu^l 
erlebigt  unb  mürbe  1818  bem  Srjbifd^of  in  be- 
ftänbige  Slbminiflration  übergeben  (Ughelli  VII, 
865  sqq. ;  CappeUetti  XX,  595  sqq. ;  Moroni 
C,  92  sq.).  Son  ben  Srgbifd^öfen  Don  Siponto 
fmb  ^erDoraul^eben :  SRattl^äuS  Orfmi,  ber  1338 
Sarbinalbifd^of  Don  @abina  mürbe;  ^ngeluS  (Sa> 
pranica  (1438—1447),  gleid^faflS  mit  bem  Pur- 
pur gefd^müdCt;  ber  bedifmte  Sarbinal  Seffarion 
(1447—1449);  3o^ann  SWaria  bei  SMonte,  feit 
1512,  ber  fpäter  alS  ^app  3itIiuS  m.  bie  Siara 
erlangte.  9Jad^bem  ßrjbifd^of  Sincenj  Saglia» 
latela,  ernannt  23.  3nni  1854,  am  27.  gfebruar 
1880  auf  baS  grjbistl&um  Softra  i.  p.  i  tranS- 
ferirt  morben  mar,  mürbe  unter  gleid^em  S)atum 
Senjamin  Seuli,  geb.  am  30.  S)ecember  1821  ju 
SeneDent,  als  81.  grgbifd^of  Don  STOanfrebonia 
präconifirt  ^^m  folgte  am  24. 2Härg  1884  gfrleb» 
rid^  $ijja.  3m  Umfange  feiner  grjbiöcefe  liegt 
aud^  bie  alte  Sifd^ofSftabt  Srpi,  bie  frül^Lampa, 


603 


TOanl^arter  —  aWani. 


604 


bann  Argos  Hippium,  Arguripa  ober  Argyripa 
]^ic^  unb  jpecicil  ^ur  Daunia  gehörte ;  i^rc  Situinen 
finb  m\\\xä)  üon  SKonfrcbonia,  Succra  ju,  ju  feigen. 
3)er  crftc  bcfatmtc  93Mof  ipontuS  toat  314  bei 
bem  erften  arelatenfifdpen  Soncil;  öom  7.  Sol^r« 
l^unbert  an  fmb  feine  Sijd^öfe  mel^r  befannt  (Mo- 
roni III,  42  sq.).  S)ie  ergbiöcefe  SBanfrebonia 
t^at  in  12  «pfarreien  70000,  bie  ®iöccfc  aSicfti 
in  2  Pfarreien  7200  SHöcefanen.  S)ie  neue  ®a« 
t^ebrole  gu  SKanfrebonia,  »o  aud^  baS  $riefter- 
fcminor,  iji  bem  §auptpatron  ber  ©iöcefe,  bem 
'^eiftgcn  Sifd^of  ßourentiuS,  gettjeil^t;  bie  alte, 
nod^  [tel^enbe  Satl^ebrate  birgt  ein  n)unbert{)ätigc§ 
SKaricitfiilb.  (SSgl.  P.  SarneDi,  Cronologia  de* 
vescovi  ed  arcivescovi  Sipontini,  Manh'ed. 
1680,  4«;  UghelH  VH,  810  sqq.;  CappeUetti 
XX,  5778qq.;  Moroni XLH,  105 sqq.;  G.Petri 
I,  244  sq.)  [5Re]^er.] 

^ati^artft,  eine  Secte  mit  fd^iSmatifc^em 
E^arofter  unb  einigen  fe^erifd^en  ^nfd^auungcn, 
bilbete  fid^  im  3. 1809  wäl^renb  ber  ©efreiung§» 
fampfe  im  Sri^ent^ale  (an  ber  @alt)e)  unb  im 
Snnt^ale  gu  SBörgl  unb  Äird^bi^I.  9}avoIeon§ 
ebict  com  30.  aWai  1809  fd^rieb  bcn  »ewol^nem 
ber  ißrcöinj  ©aljburg,  b.  1&.  fämmtlid^en  Sel^ör- 
ben  unb  %u§fd^äffen,  nad^jtel^enbe  ßibedformel  )ur 
Unterjeid^nung  oor:  ^3d&  fd^möre  auf  meine  ©l^re, 
in  ber  SSertüaltung  für  ©e.  SKajeftät  ben  Äaifer 
ber  tSfranjofen  ...  mit  bem  nämlid^en  ©fer,  ^n- 
l^önglid^feit  unb  2:reue  fortgufabren,  mit  me(d)en 
id^  meine  SlmtSgefd^äfte  für  ©e.  ÜKajieflät  ben 
ffaifer  bon  Oefierreid^  öot  ber  franjöfif d^en  SefiJ- 
na^me  üermaltet  l^be.''  S>er  ^ürftbifd^of  t)on 
K^icmfee  unb  Slbminiftrator  ber  ßrgbiöcefe  Salz- 
burg, ®raf  3cil  untergeid^nete  biefelbe  unb  erliefe 
am  6.  äuni  ein  SDecret  an  bcn  unterjtel^ben  SleruS 
mit  ber  Suff orberung,  baS  9tömUd^  )u  tl^un.  3m 
Sri^entbale  mürbe  bie  SibeSf  ormel  t)on  bem  ^ar» 
rer  unb  3)ecan  gu  SBriren,  SSJoIf gang  ^ec^enberger, 
am  17.  3uni  untcrfd^rieben.  ©einem  98ortritte 
folgte  ber  gefammte  SleruS  be§  Secanated  ol^ne 
SSBeigcrung,  mit  ^uSnal^me  eine«  ©njigen.  ®icjer 
UMir  ffaSpar  iBenebict  ^agleitner,  ^rootfor  bed 
SuratbeneficiumS  gu  ^Ifd^au  im  ©bertentl^ale.  918 
©runb  fütirte  er  an:  „^apji  ^iu8  Vn.  I^abe 
burd^  bie  Süden  Dom  11.  unb  12.  3uni  1809 
nid^t  nur  auf  ^^apoleon,  fenbem  aud^  auf  aUe  feine 
©el^ilfen  unb  ^nl^änger  ben  93ann  gefd^Ieubert; 
bie  ©eiftlid^,  »etd^e  ben  6ib  leiftttcn,  feien  ej- 
communicirt  unb  alle  il^rc  Serrid^tungen  ungiltig*'. 
^gleitn«  fanb  balb  eifrige  ?ln^önger,  befonlHrrS 
an  feinem  ©d^mager  unb  gfreunb,  bem  Seberer 
Homa§  Wair,  unb  on  ©ebaflian  TOonjl,  bem 
©emeinbeoorfle^  gu  SBeflenborf.  9Da  TOanjl 
bort  baS  fogen.  Untemum^artfigut  befafe.  fo  l^iefe 
er  gem5^id^  bet  ^SRan^*,  unb  bie  ^nbonger 
ber  Secte  nannten  fi^  „TOonl&arter*.  Sm  3. 1815 
gab  biefer9Ran^ba§3^(^gum  offenen  ¥nu&e; 
er  i>em)eigerte  feinem  SSicar  gu  SSeftenborf  bie 
Cfierbeidbte  unb  eiflörte  bemfelben:  .@ebetd^ 
unb  commmiidrt  l^oben  mir  bei  bem  @eifUid(Kn. 


ber  bie  ©emalt  l^at"  (§agleitner).  S)ie  ©ede 
nal^m  balb  grö|ere  2)imenfionen  an.  äBeber  9c« 
lel^rungen  t)on  ©eiten  beS  neuen  (Srgbifd^ofS  Don 
©algburg,  Suguftin  ©ruber,  unb  bed  geifUid^ 
®ubemialrat]^e§  SSeml^arb  @alura,  nod^  ©trafen 
ber  meltUd^en  Obrigfeit  megen  gel^eimer  3ufam^ 
menfünf  te  unb  l^artnödtigen  Ungef orfamS  Dennod^ 
ttn  il^ren  ©tarrjtnn  gu  bred^en.  ©ie  erllärten,  nnr 
bem  $at)fte  felbft  mfirben  fie  ©lauben  fd^enlen. 
Snblid^  im  3. 1825  erlaubte  jfaifer  gfrang^  ba| 
^Ranl^art,  Sl^omaS  ^Itair  unb  ©imon  Saimtnget 
nad^  9lom  gum  !{kpfle  reifen  foOiten.  2)ie  Unter» 
banblungen  mit  biefen  brei  Wönnem  fül^  im 
auftrage  bed  ^ßapfteS  Seo  XIL  ber  Sarbinal  SRosp 
ru§  gappeUari  (fpöter  ©regor  XYL).  9lad^  ge- 
böriger  Selel^rung  unb  ^ufflörung  erl^ielten  fie 
äubieng  beim  l^eiligen  93ater  unb  feierten  bann  i!e> 
rul^igt  unb  getröflet  in  il^re  ^eimat  guritdC  3d>od$ 
nid^t  aEe  ©ectirer  folgten  il^rem  Seifpiele;  nament« 
lid^  mar  e§  eine  gemiffe  STCoria  ©illober,  SRagb 
im  Sad^erl^aufe  gu  JKrd^bid^l  (im  Untennnt^le), 
meldte  burc^  ibre  faft  bömonif^e  93erebfam!eit  bie 
gange  Sad^effd^e  t^amilie  unb  t)ie(e  Rubere  in 
bem  alten  SQSabne  beftörfte.  ©o  erl^ielt  fid^  bie 
©ecte  burd^  mel^rere  ^ecennien;  erft  Dor  toenigen 
Salären  ift  fie  gänglid^  erlofd^en.  (98gl.  91.  5lir, 
Sie  STOan^arter.  ein  93eitr.  gur  ©efd^.  2irol8  im 
19.  3abr^.,  3nn8br.  1852.)    [ÜKitterru^er.] 

'^Biani  (bei  ben  ©ried^en  9Rane§,  bei  ben  Salti- 
nem  aWanid^öuS),  ein  SReligionSftifter  beS  3.  SWjfC" 
^unbertS,  beffen  ©Qftem,  ber  9Ranid^di8mn8« 
ftd^  au§  d^alböifd^en,  fKirfifd^en,  bubbl^iftif d^  mÄ 
diriftlid^en  93eflanbtbeilen  gufammenfe^t  2)ie  gno* 
ftifd^en  Sbeen  übten  einen  f o  möd^tigen  3<niber  avf 
ben  in  bie  %aturanfd^uung  vertieften  unb  in  il^ 
aiätbfel  Dermidtelten  9Kenfc$engeifl,  bdfe  fie  immer 
unb  immer  mieber  in  neuen  ©eftalten  auftaudbten 
unb  Slaufenbe  betl^orten.  ftaum  l^atten  bie  ebelften 
SSorfömpfer  ber  geoffenbarten  SSkil^r^eit  in  gemd* 
üger^lnjlrengung  ba§  glöngenbe  SBal^ngebtlbe  beS 
®noftici§mu§  (f.  b.  «rt.)  erjd^ert  unb  tl^eilmeife 
gertrümmert,  fo  erl^ob  ftd^  im  fernen  Dfien,  aufi 
ber  in  ^pen  meitt)erbreiteten  bualiftifd^  An- 
f  d^uung^meife  burd^  9Rani  funfinid^  geformt  imb 
mit  altperftfd^  religidfen  3been  bermoben,  ber 
alte  Srrtbum  al§  neueS  ©Qflem,  baS  tro|  aOier 
93e!am))fung  bi$meilen  ben  iHamm  med^felte  ober 
im  ©tülen  f ortmu(^erte,  obne  |e  mieber  gänglid^ 
untergugel^en.  Sie  ©efd^id^te  S^ani'S  unb  ber 
Snbalt  feinet  Sebrfoftem§  ^nb  tro|  tnelfad^Untec» 
fud^ungen  nod^  in  mon^  Singelbeiten  nid^t  ge> 
nügenb  aufgebellt  unb  feitge^eOt,  memt  aud^  Uc 
;  ^kmptumriffe  giemlid^  allgemein  in  gleid^  SBeife 
■  anerforaü  finb.  I.  S^aS  Seben  9Rant'§miib 
uerf  d^ieben  bargeflellt  ie  nad^bem  ben  orientalifd(kn 
'  (b.  b.  ben  perfiid^,  fjdrif«^,  orobifd^)  ober  bcn 
grieibifd^n  unb  lateinifd^  OueHen  ber  Sorgng 
gegeben  mirb.  ^e  orientalifd^  OneOen  finb  t)cr« 
gleid)$metfe  tebr  jung,  aber  fie  boben  benSoi^g, 
,  einbeimücbe  \a  lein,  ^e  bebentenbfie  bomntert^ 
bie  9SS  n.  6br.  ocCenbete  Siterorgefc^d^  Fibrist 


605 


aWani. 


606 


il-'nito  (SSerjcid^nife  ber  aBiffcrifd^often)  beS 

SraberS  96ulfarabfd^  aRul^ammob  ibn  3{^q!  aU 

SBarrol,  bcfatmt  unter  bem  !Ramcn  att=5RQbim 

(tenm^gegeben  mit  Ueberfe|ung  unb  Sommentor 

Don  ®.  t$läget  9Ram  unb  feine  Seigre,  Seip^ig 

1862,  49  ff.).  S8ead^ten8tt)ert^  fmb  aud^  bic  mu 

^rihmgen  beS  1153  n.  Sl^r.  Derftorbenen  al« 

SJo^aflani  in  beffcn  ©efd^id^te  ber  SReligionS» 

Parteien  (Eit&b  al-imlal  wan-nuhal,  ed.  Gureton, 

Lond.  1842,  I,  188;  beutfd^  Don  S^.  ^oar» 

hüder,  ^Ile  1851).  2)ie  gried^ifd^en  unb  latei« 

irij^en  OueDen  reid^en  itwxx  in'3  4.  unb  3.  Sol^r» 

tBnbert  ^ouf,  fiteren  aber  fämmtltd^  an^  einer 

Cnde,  bte  felbft  mand^en  S9eben!en  unterliegt. 

Jicje  CueDe  bilben  bie  gröfetentl^eilS  nur  in  alter 

iatraii)(^  Ueberje^ung  k)or{)anbenen  Acta  Bis- 

potationis  Archelai  cum  Manete  CMigne,  PP. 

gr.  X,  1429 ;  M.  J.  Routh,  Reliquiae  sacrae, 

ed.  alt,  V,  Oxonii  1848,  36 sq.),  bie  Dom 

^  lr(^Iau§  urfjprünglid^  ft^rifd^  t)erfa{st,  bann 

m^  (Sried^ifd^e  überje^t  unb  Don  ben  SSötern 

b<S  4.  Sa^r^unbertS  bei  il^ren  @d^ifi)erungen  ber 

äußeren  2eben§Der]^attniffe  beS  9Rane§  offenbar  be» 

nii)t  iDurben,  fo  Don  bem  1^1  S^riUuS  Don  Sern- 

wm  (Cateches.  6),  Dom  ^t.  Spipl^aniuS  (Hae- 

res.  66)  unb  Don  ben  jfird^ngefd^id^t)d)reibern 

3oaate8  (Hist  eccles.  1,  22)  unb  2:beoboret 

(Hterei.  fabul.  1,  26;  5,  9).    SDer  Sird^en» 

sej^i^tfd^reiber  SufebiuS  fd^eint  Don  il^nen  nod^ 

wä/ti  geiou|t  )u  l^aben  (Hist.  eccles.  7,  31). 

%4  btefen  9cten  Derbanft  ber  3nanid^ai§mu§ 

eigcnflit^  feinen  Urfprung  einem  DielgerciSten  fara» 

(onfi^  ^nbel§mann  Scptl^ianuS,  ber  ftd^  ^ulc^t 

iileg9pten  meberlie^.  ^efer  l^atte  einen  @d^üler 

Soebinl^uS,  »eld^er  ftd^  fpöter  ben  92amen  S3ub* 

bä  beilegte,  ftd^  für  ben  @ol^n  einer  Jungfrau 

oigab  unb  uxiter  behauptete,  ein  Sngel  l^abe  il^n 

ii  einfamen  ©ebirg  aufergogen.   2)iefer  Sere- 

Knt^  Derfa^te  feinem  SReifter  Dier.Süd^er,  ge> 

anmi:  3)ie  ©el^eimniffe  —  Sie  ^auptftüdfe  — 

SaSSiMxngelium — £er  ^äial^.  ^aä)  beg9)?eifler8 

^  iog  Serebintl^uS  nad^  Sab^Ion,  meld^eS  ba» 

noK  eine  )>erfifd^e  ißroDim  mar,  unb  mol^nte  bort 

bri  einer  alten  !ffiittme.  ^a  rühmte  er  fid^  feiner 

C69|tif4en  9ßei§^eit  unb  Derfünbete,  mie  e§  Dor 

frfi^fl^g  ber  SBelt  zugegangen  fei,  toa%  bie  bei» 

hs  Skatet  am  ^immel  (@onne  unb  9)lonb)  gu 

Meiden  ^ten,  mie  bie  @eelen  au§«  unb  ein« 

anbczten  u.  bgL  mel^r.  ^Iber  eineS  9Rorgen§,  a(§ 

ff  cnf  boS  ffad^e  ^u§bad^  geftiegen  mar,  um  bort 

»4  feiner  SBeife  ®ott  }u  Derel^ren  ober  ÜRagie  gu 

ttriiai,  fiel  er  herunter  unb  brad^  ben  §al§.  S)ie 

^OBlfrait  erbte  feine  Rapiere  unb  taufte  ftd)  einen 

ttkB)ä(rigen  Irnaben,  SubricuiS,  als  @!laDen. 

Zicfem  fd^rntte  fte  bie  Sfreil^eit  unb  lieg  il^n  in  ben 

S^mf^often  unterrid^ten.  92ad^  etlichen  Salären 

|nk  fic  imb  fe|te  il^n  )um  (Erben  ein.  S)er  junge 

iB4e  Cxbe  jog  nun  in  bie  ^auptftabt,  nal^m  ben 

liamaL  fmaatS  an,  itbcrfe^e  unb  ermeiterte  bie 

felAmfbtiifyx  unb  gemann  balb  mel^rere  @d^üler ; 

in  bicfea  ging  riner^  X^omaS^  nad^  ^egt)pten 


(fpöter  DieDeid^t  nad^  3nbien,  Theodoret.,  Haer. 
fabul.  1,  26),  ber  anberc,  SlbbaS,  aud^  ©ubbaS 
genannt,  nad^  ©ct)t]^ien  (nad^  ©^rien,  Theodoret. 
1.  c);  ber  britte,  §erma§,  blieb  bei  il^m,  manbte 
aber  fpöter  DieHei^t  pd^  nad&  3tegt|pten  (Theo- 
doret. 1.  c).  Um  biefe  3^it  fiel  ber  ©o|n  be§ 
perfifd^en  flönigS  ©apor  in  fd^toere  ffranfl^cit, 
unb  e§  mürbe  dlentl^alben  für  i^n  ^ilfe  gefud^t. 
SRaneS  melbete  fid^  beim  jfönig  im  IBertrauen 
auf  feine  3öuberfünfle  unb  Derfprad^  Rettung. 
Snicin  bie  Äur  fiel  übel  au§.  ®er  ^rinj  ftarb 
unter  feinen  ^önben,  unb  ÜRaneS  marb  mit 
ffetten  bclaftet  in'§  ©eföngnig  geloorfen.  3n- 
bcffen  feierten  bie  Soten  feiner  Seigre  jurüdf  unb 
bcrid^tetcn  il^m  ben  geringen  Erfolg  il^rer  Se« 
mül^ungcn,  unb  mie  if)nen  befonber§  bie  Sl^riflcn, 
mo  e§  fold^e  gebe,  l^inberlic^  gemefen  feien.  S)a 
fanbte  er  fie  fin  mit  bem  5luftrag,  bie  l^eiligen 
Sudler  ber  ßl^riften  ju  laufen ;  bic|  gelang  il^ncn 
burd^  SSerftcHung.  ®iefe  i8üd[|er  benu^te  er  nun, 
um  feinen  eigenen  ©d^riften  einen  d^riftlid^en  9Jn« 
ftrid^  gu  geben  unb  il^nen  burd^  ben  9iamen  Kl^rifli 
leidstem  Eingang  ju  Derfd^affen.  ^I§  er  auf  bie 
©teilen  Don  bem  Derl^eigenen  $araclet  ftieg,  ber 
bie  Sünger  in  alle  SBal^rbeit  einfül^ren  foflte,  beu« 
tete  er  bicfe  auf  fid^  felbft  hierauf  fcnbete  er  feine 
©d^üler  abermals  au§,  um  bie  fo  mobificirte  Seigre 
5U  Derlünben.  Salb  barauf  gelang  e§  il^m,  ju  ent> 
mifd^en  unb  in  einem  alten  ©d^Iog  Slrabion,  an 
ber  ©renje  Don  ißerfien  unb  TOcfopotamien,  ein 
id^ereS  SSerfledf  gu  finben.  5?on  bort  au§  fc^te  er 
eine  Scmül^ungen  fort,  neue  9Jn]^änger  ju  ge» 
minnen,  unb  l^atte  e§in§bcfonbereauf  einen  reid^en, 
angefel^enen  unb  überaus  mol^Ul^ötigen  äRann  gu 
SaSfar  in  SKefopotamien,  SHarceÜuS,  abgefcl^en. 
®iefem  fd^rieb  er  alS  ,,9IpofteI  ßl^rifti"  ben  in  bie 
Acta  eingeflod^tcncnSrief,  morin  er  il^mfein  tiefeS 
ffiebauem  auSbrücft,  bog  er  bei  feiner  großen  mer!« 
t^ötigen  Siebe  nid^t  ben  xtdjUn  ©lauben  l^abe, 
inbem  er  (Sott  nod^  für  ben  Url^eber  beS  93öfcn 
unb  Kl^riftum  für  einen  mirflid^en,  Dom  2ßcib 
(SDJaria)  geborenen  TOenfd^en  l^alte,  ba  bod^  93eibe§ 
ber  l^eiligen  ©d^rift  miberfpred^e.  9KarccIIu§  jeigte 
biefen  93rief  feinem  Sifd^of  3lrd^elau§.  ©iefer  gab 
il^m  ben  SRatl^,  9Kane§  in  einer  öffcntlid^en  S)i§pu« 
tation  über  bie  neue  fic^re  aufguforbem.  9Rane§ 
ging  barauf  ein  unb  erfd^ien  am  feftgefe^ten  Sag 
5u  ßaSlar.  §ier  fanb  eine  förmlid^e  SDiSputation 
gmifd^en  SJrd^elauS  unb  9Kane§  \iaü,  bie  mit  ber 
gänjlid^en  9tieberlage  beS  Ie|tern  enbete.  ®er  be= 
fd^ämte  Srrlel^rer  fe^rte  auf  fein  ©d^Iog  jurüdt, 
tourbe  aber  bort  nid^t  lange  bamad^  ergriffen,  Dor 
ben  ffönig  gebrad^t  unb  auf  beffen  Sefel^l  mit 
fpijigen  5Robren  tebenbig  gcfd&unben  im  3.  277 
(über  baS  SobeSja^r  Pagi,  Grit,  ad  a.  278,  n.  6). 
©eine  auSgeftopfte  ^aut  mürbe  ^ur  ©d^au  auf- 
gel^öngt.  ©eine  Slnl^önger  pflegten  jum  ^nbenfen 
an  bie  SobeSart  il^reS  5Öleifter§  bergleid^en  SRol^re 
unter  il^r  Sett  ju  legen  (Archelai  Acta  Disput, 
n.  51—55;  1—6;  12 ;  Dgl.  Epiph.,  Haeres.  66, 
n.  1—12).  g§  ift  fc^r  bead^tenSmertl^,  ba^  bie 


607 


ÜKani 


60 


ältcften  gried^ifd^cnOueHeit  auf  ben®nofti!er  Saft» 
libeS  als  auf  einen  altem  ®eiftc3öcrttjanbtcn  9Ha« 
neS'  unb  ©ctitl^ianuS',  ber  nid^t  o^ne  Sinflufe  auf 
bie  ©Übung  be§  neuen  ©9flem§  geblieben  fei,  l^in« 
weifen  (Archelai  Acta  n.  55). 

^(bweid^enb  ]^ierk)on  erjöl^ten  bie  arabif  d^en  Ouel» 
len.  3laä)  il^nen  ftammte  SWant  au§  bem  berül^m« 
ten  perfifd^en  ©cfd^led^te  ber  S^aSfanter,  mütter» 
lid^erfeitS  auS  bem  ber  9lrfaciben  unb  tourbe  um 
216  n.  ßl^r.  geboren,  ©ein  SSater,  gataf  SSabat 
toar  aus  ©cbatana  nad^  Ktcfipl^on  in  Sab^Ionien 
;efommen,  l^atte  l^ier  Dom  SDienfle  ber  alten  ©ötter 
td^  abgemenbet  unb  ber  ©efeUfd^af t  ber  äJlugl^taft' 
ai  (ber  Saufenben),  ber  Vorläufer  ber  9Jlanbäer 
(f.  b.  3lrt.)  am  untern  SigriS,  ftd^  angefd^lofjen. 
»ier  »eilte  5!Kani,  bis  er  in  feinem  zwölften  Saläre 
Offenbarungen  beS  Sid^tgotteS  burd^  einen  Sngel 
enipfing.  6r  mu^te  fid^  öon  feinen  ©toubenS» 
genoffen  trennen  unb  fid^  Vorbereiten,  al§  SeüoII« 
mäd^tigter  ©otteS  bie  Seigre  ber  SBal^rl^eit  aUent» 
l^alben  gu  üerfünben.  SRad^  »eiteren  gtoölf  Salären 
burfte  er  öffentlid^  auftreten.  9lm  ÄrönungStage 
beS  ÄönigS  ©apor  (242)  erfd^ien  er  als  S^top^ti 
beS  Sid^tgotteS  am  perftfd^en  ^ofe.  2)od^  stDang 
il^n  ber  ginflufe  ber  STOagier  balb  sur  tJIud^t.  6r 
lebte  nun  lange  au^erl^alb  beS  9teid^eS  unb  lie^ 
feine  Seigre  burd^  ©d^üler  bis  nad^  Sl^orafan, 
Snbien  unb  ßl^ina  bringen.  SIS  er  felbft  mieber 
nad^  $erfien  gurüdfam,  gelang  eS  il^m  aud^  l^ier, 
5In]^änger  gu  gewinnen;  unter  ber  SRegierung  beS 
ÄönigS  Sal^ram  I.  aber  würbe  er  276  ober  277 
gefangen  genommen  unb  gefreugigt;  feine  auS» 
geftoffte  §aut  mürbe  gum  ©d^redfen  feiner  9ln« 
^önger  am  ©tabttl^ore  t)on  ^(^onbifd^apur,  baS 
fettbem  baS  STOani^S^or  l^iefe,  aufgetiängt.  6tne 
graufame  Verfolgung  ber  ©^üler  folgte  auf  ben 
tob  beS  TOeifterS. 

n.  STOant  ]^at  feine  flel&re  In  öerfd^iebcnen 
©enbfd^reiben  niebergelegt,  bie  ie|t  öerloren  finb. 
®er  ÖfiMt  h^W  7  C^auptmerfe  (6  in  f^rifd^er, 
1  in  perfijd^er  ©prad^e),  ®aS  Sud^  ber  ©el^eim« 
niffe,  berSliefen(S)ömonen?),  ber  SSorfd^riften  für 
bie3ul^drer,  baSan  Jt5nig©apor,  baSberSebenbig- 
ma^ung,  ber  irpa^fiatete,  unb  enblid^  ein  namen« 
lofeS  (DieHeid^t  baS  SDangeKum);  au^erbem  waren 
t)iele  ©riefe  t)on  il^m  unb  feinen  9Jad^foIgem  im 
Umlauf  (äufammenftellung  bei  Äe^Ier  213  ff.). 
3m  9lbenblanbe  beftanben  fogar  eigene  ©amm« 
lungen  baDon.  9uf  gried^ifd^^rdmif^em  ©ebiete 
fmb  biefe  ©d^riften  burd^  bie  geiftlid^e  unb  weit« 
lid^e  Dbrigfeit  Demid^tet  worben.  ginige  tJrag» 
mente  finben  fid^  gefammelt  bei  Fabricius,  Bibl. 
graeca,  ed.  Harles,  VII,  811  sq.,  unb  bei  Mai, 
Collect,  nova  vet.  script.  VII,  17.  ßrl^alten  l^at 
fidfe  blofe  ber  oben  genannte  manid^äifd^e  93rief  an 
^arceHuS  in  ben  Acta  Archelai.  S)er  mani> 
d^äifd^e  Scl^rbegriff  fann  barum  nur  auS  fecun» 
boren  Duellen  gegeben  werben.  tJür  bie  ßrfd^ei« 
nungSform,  weld^e  baS  ©tiftem  bei  feinem  Ein- 
bringen in  bie  c^riftlid^en  Sänber  erl^alten  l&at, 
bieten  bie  ©treitfd^riften  ber  Äird^enöäter  auS  bem 


4.  Sal^rl^unbert  ben  l^auptfdd^lid^fien  Vxifyää 
pnxtll  3n  erfter  ©teSe  fielen  l^ier  ber  l^L  (Spfycöx 
in  feinen  ^t^mnen  gegen  bie  ^arefien  (Opera  syr 
Bomae  1740,  II,  437  sq.)  unb  im  Sractate  gege 
3Ranx  (Opera  selecta,  ed.  Overbeck,  Oxoni 
1865, 59  sq.,  beutfd^  bei  ffegler  269  ff.) ;  bann  b« 
1^1.  ^uguftinuS^  weld^er  felbft  t)iele  Saläre  lang  be 
Snani^äem  ftd^  angefd^loffen  l^atte  unb  Don  381 
bis  405  in  12  größeren  SBerlen  (Opp.  ed.  Mam 
I  unb  YHT)  U)u  ©el&eimniffe  aufbedtte.  Jlebt) 
ben  fd^on  oben  genannten  Acta  unb  ben  Rbc^ 
l^iftorifem  geben  bann  einzelne  92ad^rid^ten  bi 
ßoncilienbefd^lüffe  (C)efele  l—DI)  unb  bie  ©treö 
f d^riften  ber  unten  }u  nennenben  ©d^riftfteHer  bc 
Solgejeit. 

£er  tieffte  ®runb  beS  in  feiner  SluSfd^mfidhmi 
fo  ))]^antafti(d^  aufgepu^ten  ©QftemS  ifi  ber  oQi 
immer  wieberfel^renbe,  nur  im  ©^rifientlgum  gc 
löste  gro^e  SBiberfprud^,  weld^er  gwifd^en  boi 
äBefen  ©otteS  einerfeits  unb  bem  zerrütteten  Sßefe) 
beS  SOtenfd^en  unb  ber  IRatur  anbererfeitS  l^erbot 
tritt.  2)aS  ganje  ©^ftem,  alsS5fungSt)erfttd^  bi^e 
großen  9tät^felS  ber  9Renfd^]^eU.  lä^t  ftd^  auf  bn 
S^unbamentalf  ö^e  jurüdf  fül^ren,  nämlid^ :  2)ie  gan) 
SBelt  mit  Snbegriff  beS  STOenf  d^en  iji  eine  9Wif  d^j 
t)on  ®utem  unb  Söfem;  bal^er  ber  beftanbtg 
ffampf;  eS  war  aber  nt(|t  immer  fo  unb  wir! 
nid^t  immer  f o  bleiben.  S)iefe  an  ftd^  wal^ren  ©äj^ 
bie  9)lani^S  ^nfd^auung  ^u  ©runbe  lagen,  btentei 
in  il^rer  weitem  und^riftlid^en  SuSfiil^ntng  qI 
^olie  eines  burd^  unb  burd^  falfd^en  unb  gotieS 
löfterlid^en  ©QftemS.  3ur  Söfung  beS  in  ber  SBel 
Dorl^anbenen  SBiberfprud^eS  griff  SRant  nad^  boi 
abfoluten  2)ualiSmuS,  ben  er  mit  ^antl^eiSont 
Dermifd^te.  hierbei  lel^nte  er  ftd^  an  bie  altperjtfd^ 
religtdfen  SSorfteQungen,  in  benen  baS  Sid^t/  iua| 
als  ©Qmbol  ber  ®ott^eit  gebrandet,  fpöter  in 
©onnenbienft  unb  in  ber  tjfeueranbetung  felbfl  bi 
©teile  ber  ©ottl^eit  einnahm,  ©teilen  ber  SSibel 
nad^  feinem  ©inn  öerbrel^t  unb  mi^beutet  (Ardi 
Acta  n.  40),  mußten  bann  bem  ©pftem  ben  9n 
f d^ein  eines  ^riftlid^en  geben  unb  unter  ben  Sl^riflei 
Slnl^önger  werben.  £)iemad^lautete  baS  monid^aifd^ 
©Qftem  in  feinen  ^aupt^ügen  alfo :  SS  gibt  ooi 
Anbeginn  gwei  gletd^ewige,  ungebeugte,  lebenbig 
SDBefen,  bereu  eineS  gut  (Sid^t  ®eift),  baS  anb« 
böfe  (gfinflemig,  TOaterie)  ijl  (Ephraem.  Traci 
bei  Äe^ler  279).  Seibe  ftel^en  im  birecten,  DoO 
fommen  auSgebilbeten  ©egenfa^.  3eber«  ber®nt 
wie  ber  Söfe,  l^at  fein  wol^lgeglieberteS,  if^m  gleid^ 
artiges  Sleid^,  beftel^enb  auS  fünf  9tegtonen^  be 
oölfert  t)on  unjöl^ligen,  auS  il^m  l^erdorgegongenei 
SDBefen,  t)om  anbem  fd^arf  gefd^ieben.  Sie  fidjt 
bare  SQßelt  unb  ber9)lenfd^  (bie  ©d^dpfung 
entftanb  aber  auS  einer  SBermifd^ung  beS  Sid^t^ 
unb  ber  tJinftemi^.  S8om  guten  ©otte  fonnte  Mef 
3Rifd^ung  nid^t  auSgel^en;  fie  nal^m  Dielmel^r  il^ 
Anfang  burd^  einen  auS  9leib  ]^ert)orgegangenei 
feinbli^en  9lngriff  beS  SReid^eS  ber  8finflerm|  o» 
baS  9^eid^  beS  Sid^teS,  Wobei  bie  ^fürfkn  be 
Sinftemi^  Sid^ttl^eile,  alfo  eigentlid^  SefianbC^etl 


609 


SWant. 


610 


M  guten  ®otted,  an  fid^  riffen,  biefe  bann  in  bte 
ttfe  SRotene  etnfd^Ioffen  unb  fo  ben  anenjd^en 
ii4  bem  im  Std^ireid^e  erfd^auten  Sbeol  bilbeten 
(Ang.  De  natura  boni,  n.  46 ;  Acta  Archel. 
B.  10).  S)iefer  Si^tfunfe  ober  Heine  Xl^eil  ®otte3 
iP  in  jebem  9Renf(^en  bet  t)emünftiüe  ®eift  mel- 
ij/a  jomtt  ein  SuSflu^  bed  guten  SotteS,  mol^- 
^  göttlid^  @ub[tan)  i{l.  Sber  ond^  bie  ÜRaterie 
|at  i^  eigene  @eele,  tteld^e  ber  @t^  ber  böfen 
»egieriid^eU  ift.  @o  erflörte  ber  9nanid^äi§mu§ 
^  Söfe  in  ber  SBelt  oI8  etnmS  92atumot]|men" 
^,  tteU^  int  itörper  ober  in  ber  9Raterie 
Jemen  @runb  l^be;  fo  nmrbe  aud^  ber  im  gefalle- 
m  SRenk^  t)or]|anbene  Stt'iefpolt  als  ein  ur* 
(ofonglid^er,  burd^  ben  ftörper  not]^n)enbig  bebing« 
ta  angefe^  3)od^  nid^t  blo^  im  ÜRenf d^en  foEten 
Mefe  bem  guten  @otte  geraubten  Sid^ttl^eile  t)or« 
loben  fein,  fonbem  au($  in  ben  Spieren,  ${Ian- 
|n  nnb  9&nnen,  fo  bag  bie  gange  fn^tbare  92atur 
wOß  ober  minbcr  göttlid^e  @ubflan)  in  fid^  f  daliege. 
Sö^tenb  aber  bie  @eele  ber  Siliere  ald  göttli^e 
6Bbfian}  onerfannt  mürbe  (Aug.  Ep.  286,  n.  2), 
fß  baS  8fleif4  als  ber  concentrirtefte  SluSbrudf 
krStotme,  ba^er  alg  DöUig  Ud^tlod  unb  böfe, 
mHoK  aud^  ber  ©enug  bedfelben  abfolut  Der* 
Uia  nur.  Unter  ben  ^^anjen  nxir  ber  SEBeinftodt 
OS  einem  %xo}^tti  ber  ®aUe  bed  Xeufefö  ent* 
toben,  ba^  aud^  ber  SBein  feine  beraufd^enbe 
ftmft  eri^ielt  unb  ben  SRanid^öem  burd^auS  Der- 
loten  UNir.  S)ie  Srlöf ung  fobann  gefd^iel^t  nad^ 
ÜBBt  burd^  bie  SoSmad^ung  ober  Befreiung  ber 
nberSRaterie  eingefd^IoffenenSid^ttl^eileober  g5tt- 
^ea  €ubfiangen  unb  burd^  il^re  3urädfü]^rung 
m  bafi  Sid^tretd^.  3)ie  in  ber  Srbe  f eftgel^altenen 
S4tt^  »erben  tJ^eilS  burd^  bie  ffraft  ber  @onne, 
^  burd^  ben  (Einfluß  ber  bie  ßrbe  umgebenben 
ä^t  in  ^ßanjen  unb  g^rüd^ten  ]^ert)orgeIodft  unb 
\i  OrnäLiq  befreit  (Aug.  De  mor.  Manich.  n.  36). 
Sa|er  tmirbe  bie  gro^  Sid^tmaffe  ber  Sonne  ber 
fdS^abt  3efuS  genannt  unb  nad§  perftf d^  äBeife 
|ittlid(  Me^rt;  bie  Suft  aber  nannten  fie  ben 
teffigm  <8dfi  (Aug.  C.  Faust  20,  n.  2).  — 
3b  iReiif^ra  f oUte  bie  Befreiung  ber  Sid^ttl^eile 
fiiiAm  burd^  bie  Srfenntni^  beS  guten  @otte8 
ni  fänefi  Sid^^eS,  burd^  ba§  93enm^tfein  be§ 
Scgmfa|c8  gmifd^  Sid^t  unb  Ofinfkmi^,  jmif d^en 
ben  (AäxRdfm  unb  Ungöttlid^en  in  ber  eigenen 
9itax  imb  in  ber  gangen  SBelt.  2)er  erfte  @d^ritt 
p  Mefem  ^ö^em  Senm^tfein  (Acta  Arch.  n.  10; 
TU.  Bostr.  G.  Manich.  L  3,  praef.)  toax  bie 
lUatictuna  bed  Dom  tJfürflen  ber  ginftemi^  bem 
opm  9Rcnfd^cn)MUxre  auferlegten  ®efe^,  nid^t 
Ml  9onme  ber  Srfenntni^  be3  ®uten  unb  be3 
88fm  {n  effen.  Wd  aber  biefed  Semu^tfein  unter 
tai  Sknfd^  fid^  ftmter  immer  mel^r  Derlor,  ba 
Im  bei  crldfenbe  3efuS  and  ber  @onne  l^erob  unb 
auf  ber  ßrbe  einen  Sd^einleib  an,  in  bem  er 
ben  fOUx^fyn  UKUibelte,  fte  aufhörte  über 
kl  mcrfö^d^  ®egenfa^  in  il^rer  92otur  unb 
4kb  tum  Senm^tfein  i^reS  göttUd^en  SBefenS 
toM-  ^  (Slfnpi§  nur  einen  @d^einleib  l^atte, 

YIIL   2.  8u|L 


fo  fiel  bei  SJlani  natürlid^  alled  tt)eg,  roa^  t)on  ber 
®eburt  bis  gum  Seiben  unb  ftreu}tobe  feine  malere 
menfd^Iid^e  91atur  betraf,  ©ie  Don  S^riftuS  ge- 
brad^te  3Iuf!Iörung  l^ot  9Rani,  ber  t)er]^ei|ene  $ara« 
clet  (on:» ,  gebeutet  ouf  9Kani),  DoIIet&et,  inbem 
er  bie  nötl^igen  proftifd^en  iBorfd^riften  }ur  ßr« 
(5fung  ber  fiid^ttl^eile  brad^te,  fo  ).  93.  ben  &tmi 
beS  gfleifd^eS,  wie  auä^  bie  (Sfyt  utü)  bie  JKnber« 
geugung  burd^auS  unb  allgemein  Derbot.  3)em« 
na^  fü|rt  bie  Sribfung  in  bief  em  ftetS  fortfd^eiten« 
ben  @d^eibung§«  unb  fiduterungSprojeffe  }u  einer 
gönglid^en  @d^eibung  ber  beiben  SReid^e  oeS  Sid^ted 
unb  ber  ijfinftemi^,  mie  fie  uranfönglid^  oorl^anben 
UHir  unb  nur  burd^  bie  ungluddid^e  IBermifd^ung 
beiber  eine  3^UIang  geftört  Sorben  tt>ar.  @o  iß 
im  manid^öifd^en  Softem  baS  Söfe  eine  eigene, 
für  ftd^  beftel^be,  ewige  Subftau)  unb  ein  teefent« 
(id^er  Seftaubtl^eil  be§  ajlenfd^en.  2)ie  ÜRaterie, 
tt)eU  bem  Steid^e  ber  gfinftemig  angeprig,  ift  not(« 
ttenbig  b5fe,  »e^l^alb  bie  mani^difd^e  Se^re  bie 
@aaamente,  in  benen  ®ott  bie  SRaterie  ald  Trä- 
gerin feiner  ®nabe  brandet,  burd^auS  Dermarf  ober 
mi^ad^tete.  S)ie  Saufe  tturbe  als  gftn}Iid^  mertl^- 
loS  ut^  uunii^  erflört,  l^öd^ftenS  nod^  l^ie  unb  ba 
als  Slufnal^mScerimonie  in  einen  l^öl^em  ®rab  ber 
@ecte  beibel^alten;  eine  9lrt  Su^ariftie  fanb  in 
gräuelbafter  SntfteOung  nad^  ben  Srrtpmem  ber 
gecte  ftott  {Cyrm.  ffier.  Catech.  6,  33).  »ud^ 
bie  ^uferftel^ung  beS  SeibeS  tt)urbe  geldugnet,  ba 
nur  bie  bem  Sid^treid^e  entftammenbe  @eete  am 
ßnbe  bortl^in  gurüdffel^ren  unb  in  ber  @ubftang 
be§  Sid^treid^eS  ol^ne  fernere  SSerbinbung  mit  ber 
böfen  aWaterie  fortan  bleiben  f oute. 

mt  biefem  @Q{tem  be3  aßanid^öigmuS  fielet 
beff  en  @ittenle]^reim  engften  3uf ammenbang. 
S)iefe  befielet  in  ben  brei  Siegeln  beS  ÜRunbeS, 
ber  ^önbe  unb  beS  @d^o^ed  (tria  signacula  oris, 
manuum  et  sinus),  tt)omit  bie  Sntl^tung  Don 
aUen  @ünben  angebeutet  merben  f oOte.  S)ad  Siegel 
be§  annnbed  verbietet  aüt  Söfterung,  b.  1^.  aM 
Steben  gegen  bie  manid^ifd^e  Seigre,  beggleid^en 
ben  @enu|  oon  gfleifd^  unb  SBein,  Don  Wli)  unb 
Siem  (Aug.  De  haeres.  c.  46);  baS  Siegel  ber 
^änbe  verbietet  baS  lobten  ber  Zitiere,  baS  3(b- 
reigen  ober  Slbfd^neiben  ber  ^flangen  unb  baS 
^flütfen  bed  Obfte§,  nmS  fte  M^  bem  SRorb 
gleid^  ad^teten,  tt)ell  baburd^  bie  gntmidFIung  unb 
Befreiung  ber  überaU  eingef d|lo{f enen  Sid^ttbeile  ge« 
mattfam  Derbinbert  »erbe^  baS  Siegel  bed  Sd^of e8 
enblid^  verbietet  ba§  heiraten  ober  bod^  baS 
ftinber^eugen,  »eil  l^ierburd^  bie  Sid^tfeele  immer 
mel^r  in  bie  äJlaterie  Dermidfelt  »erbe,  möl^renb  fte 
l^ingegen  bie  fleif  d^Iid^  SJermifd^ung  ber  ®efd^Ied^- 
ter  f onft  !eine3tt)egd  unterfagten  unb  fo  ben  jf eim 
ber  abfd^eulid^ften  Unfttt(i($feit  legten,  ber  ftd^ 
nur  5U  balb  enttt)idfelte  (Aug.  De  mor.  Manich. 
n.  19—67 ;  De  haeres.  c.  46).  ®a  aber  eine 
f  old^e  Sittenlej^rc  ftd^  proftif  d^  unauSfül&rbar  geigte, 
tt)enn  nid^t  bie  gan^e  Secte  binnen  Jhur^em  Der« 
bungem  unb  auSfierben  foUte^  tooju  fte  eben  feine 
Suft  Derfpfirte,  fo  fal^  man  ftd^  genbtl^igt,  gegen 

20 


611 


aßonl. 


61S 


bie  Konfequenj  bcr  auf oejielltcn  ^rincipicn  in  ber 
©cctc  öctüiffe  Wlaffen  ober  ©robe  ^u  untcrjd^eibcn. 
2)e^]^alb  gab  e§  eine  Stla^t  ber  ^örer  (auditores) 
unb  eine  ber  SQiuSertoäl^lten  (electi).  ®ie  §örer, 
d§  bie  minber  SSoIIfommenen,  butften  itoax  oud^ 
fein  S^icr  tobten,  wol^I  aber  ^fianjen  oller  9lrt 
abreißen  ober  abjd^neiben  unb  Öbft  pfifiden  (frei- 
lid^  nid^t  o^ne  ©ünbe);  ja  fogar  l^eiroten  burften 
^,  nur  fönten  pe  feine  ihnber  jeugen.  ®ie  3lu8- 
ermö^tten  aber  mußten  bie  manid^ifd^e  Sitten* 
leljre  mit  il^ren  brei  Siegeln  ganj  genau  beob» 
ad^ten;  bafür  l^atten  fie  beniBor^ug,  ba^  fieburd^ 
ben  ©enufe  ber  ^flangen  bie  in  biefen  eingefd^loffe« 
nen  Sid^tt^eile  befreien  fonnten;  je  mel^r  fte  a^en, 
befto  mel^r  Sid^t,  befto  me^r  @ott  erlösten  fte, 
ba^er  man  ftd^  er^öl^Ite,  ba^  einige  auS  lauter  l^ei- 
ligem  ßif er  jid^  gu  Sobe  gegeffen  l^aben.  SSeil  fte 
aber  feine  ^flange  abreißen  ober  abfd^neiben  burf- 
ten, fo  mußten  bod  bie  ^örer  für  fie  tl^un  unb 
il^nen  Spetfe  bringen;  gum  So^n  empfingen  fte 
bann  für  bie  l^ierbei  begangene  @änbe  t)on  ben 
%uSern)ö|^Iten  bie  ^bfolution.  Sinem,  ber  ni^t 
vur  manid^öifd^en  @ecte  gel^örte,  burfte  aber  fein 
9Rani(^öer  Speife  ober  Xranf  geben,  meil  berfelbe 
bie  Sid^ttl^eile  burd^  ben  ®enuB  nid^t  befreite,  fon« 
bem  nur  imlöSborer  in  bie  TOaterie  Dermidette 
(Aug.  De  mor.  Manich.  n.  86. 52—53.  57  biS 
60).  @o  mar  benn  ber  Wanid^äiSmud  nad^  feiner 
praftifd^en  Seite  eine  9ieIigion  DoQ  beS  unl^eil- 
baren  Sßiberfprud^eS,  eine  SReligion  ber  Sfcn^D^it 
unb  ber  Sieblofigfiit. 

Siie  l^eilige  Sd^rift  bel^anbelten  bie  ÜRanid^er 
gleid^faUSmitberfi^tyentli^fhnSBillfür;  bie  Sudler 
bed  «Iten  SunbeS  erflörten  fte  für  ein  SBer!  bed 
Seufefö  (Aroh.  Acta  n.  10. 13. 29. 40),  ber  einiget 
SSkil^re  in  biefelben  gebrad^t  l^abe,  um  Diel  gfalf^eS 
baburd^  einutfd^mörjen,  mö^renb  fie  bie  Sd^riften 
bed  neuen  Sunbed  bod^  nod^  für  ein  SBer!  beS 
guten  ®otted  anfal^ ;  bal^r  bemül^ten  fie  fi^  fo 
fel^r,  einen  burd^göngigen  SBiberfprud^  jmifd^ 
bem  SIten  unb  9Mien  Sunb  l^rauSjnbringen. 
Skil  aber  aud^  im  !Reuen  Sunb  nid^t  Me8  in 
il^  Softem  pa|te,  fo  behaupteten  fie,  ein  bebeuten« 
ber  Xbeil  bed  %euen  93unbeS  fei  erfi  fpotere  ßr« 
finbung  (Aug.  De  mor.  Eccles.  CathoL  n.  2; 
De  mor.  Manich.  n.  35.  55 ;  Epist.  82,  n.  6) ; 
inSbefonbere  erflörten  fie  für  falf(|  unb  unterfd^ 
ben,  xoai  aud  bem  9)euen  9unb  gegen  {%x  Sqßem 
oorgebro^t  mürbe  (Aug.  G.  Faust  16,  n.  33; 
33,  n.  6) ,  namentlid^  bie  gange  Seigre  t)on  ber 
Srbfünbe  (Aug.,  Retract  1,  c.  9,  n.  6) ;  bol^cr 
ber  HL  Vuguffin  mit  3Mfi  gegen  fie  bcmerft: 
«Sagt  e$  nur  runb  ^rauS,  bo^  i^r  bem  Gtxm« 
gelium  Qbrifti  nid^t  glaubt;  bam  bo  i^r  im  StMtn- 
gelium  glaubt,  vmA  eu^  gefallt,  unb  t)eitoerfet, 
voai  eudb  nid^t  be^gt,  f o  glaubt  i^r  offenbar  me^r 
rud^  felbp  al8  bem  ^Dangelium*  (Aug.  G.  Faust 
17,  n.  3;  32,  n.  19).  3a  fie  gmgen  fo  meit,  bod 
@i>angelium  Wattböi  nnb  bie  übrigen  S<^riftm 
ber  ^oflel  fpöteren  unbefamden  $erfaflerii  gn* 
5uf(^ib€n  (Aug.  &  Faust  17,  n.  1),  bie  nur 


fo  t)om  ^orenfagen  unb  au§  unfid^eren  (Serüd^tet 
il^re  Sr)4^Iungen  }ufammengeftoppelt  unb  i^tt 
eigenen  l^albjiübifd^en^nfid^ten  ben  hnr!lid^en9td!a 
3efu  unb  ber  ^oftel  beigemifd^t  l^ütten  (Aug 
G.  Faust  82,  n.  7).  Se|tere§  fud^ten  fie  l^aupt- 
föd^lid^  burd^  bie  oergleid^enbe  Jhitif  ber  Sor» 
ftellung  ber  einzelnen  SoangeUften  unb  burd^  bi 
angeblid^en  SSßiberfprüd^e  in  ben  SBerid^ten  bei^ 
fetten  gu  erl^örtcn  (Aug.  C.  Faust.  32,  n.  16 
88,  n.  2.  8;  t)gl.  l^iermit  bie  merfmürbige  SteD 
bei  Origen.  Comment.  in  Johannem  tom.  10 
n.  2,  Opp.  ed.  Ruaei  IV,  162—168).  mify 
renb  fie  bie  ödsten  €t)angelien  unb  befonberS  Vi 
^oftelgefd^id^tefammt  einigen  ^Briefen  ber^oße 
oermarfen,  maren  fte  bagegen  fel^r  tl^g,  unöd^t 
Sd^riften  ber  ^oftel  unter  bem  92amen  bediel.  £^ 
ma§  (S^omaS'Süangelium),  $]^ilippu§  u.f.  tt 
ju  fobriciren,  fo  bafe  bie  ?lpocr^p]^en«Siteratur  be^ 
92euen  SunbeS  bur^  fie  naml^aft  bereid^  umrb 
(Aug.  £p.  64,  n.  8 ;  Dgl.  «T.  A.  Fabricii  Bibliotb 
Graec,  ed.  Harles,  YII,  822 ;  %rt.  tlpocr^p^ 
Siteraturl,  1070  ff.). 

^I§  ^olgefö^e  be3  manid^aifd^en  Spflem^ 
treten  junöd^ft  bert)or  bie  Sougnung  ber  9uf 
erftel^ung  be§  Seibed  (Theodoret  Haeret  fabnl 
1,  26),  bie  Anbetung  ber  Sonne,  bereu  ffiefei 
®otte§  9Befen,  bie  S^rifhid  felbft  ifl  (bal^er  Au 
gustinus:  «Yos  in  die,  quem  dicunt  solis 
solem  Colitis*,  G.  Faust  18,  n.  5;  t>gl.  Ardi 
n.  86),  bie  f)d^  Sl^erebrung  gegen  SDtoni  bei 
$araclet,  be{fen  SxbeStag  ibr  ^muptfefl  toa 
(ß^lia,  gfeft  beS  Sel^rjlul^leS)  (Aug.  C.  epist 
Manich.  n.  9),  baS  gel^eime  Srfenmmg^jeid^ 
ber  Secte,  inbem  il^re  SRitglieber  ftd^  gu  bic^ 
3toedt  bie  redete  ^anb  reid^ten,  meil  burd^  bief 
ber  lebenbe  ® eifl  ben  gefangenen  Urmenfc^  mtAe 
befreit  ^atte  (Arch.  n.  7).  —  S^ie  Crganifatioi 
ber  Secte  mar  ber  Sinrid^tung  ber  d^rifUic^fthnJ^ 
nad^gebilbet;  9Rani  al§  $araclet  l^tte,  ^.^ri^ 
nad^ffenb,  12  ^ofiel  angenommen.  ^eBed^ 
fid^  in  ber  SSkife  fort,  bag  beftönbig  12  e^ 
fid^  unter  ben  ^uSermablten  befanben  ol8  bk  9tad| 
folger  ber  12  9poftel,  ein  breije^ntcr  alba  d« 
9{ad^f olger  Sloni'd  i^r  Cberbanpt  was;  bk| 
festen  burdb  bie  SBeibe  72  Sifd^fe  ein,  tioit  lud 
d^  bann  bie  ^efler  fpresbjteri)  gemei^  wm 
ben;  aud^  l^en  fte  ^aconen  unb  Sämiman 
3b'  ®otte$bienft  mürbe  fel^  gebeim  geboüra;  bi 
Sacramente  ber  fiin^,  in  melcber  bie SRotericiÄ 
;  Xrögerin  ber  @nabe  eric^int,  ueimarfen  fte  goa% 
'  ber  laufe  legten  fie  feine  befonbereSebendnigM 
menn  ^e  biefelbe  and^  tbeilmeüe  beibebidtni;  M 
;  Qitd^riftie  feierten  fie  im  ftrei§  ber  SnScraM^&n 
aber  obne  SBein,  ben  fie  für  bie  (SoBe  beS  Xa^ 
erflarten  (vinum  non  bibunt  dieentes,  hl  bbb 
prindpum  tenebrarum.  Aug.  De  ha^es.  c4Q 
mobet  e8  jebodb  gan^  i^bönblicb  unb  giendbaft  p 
ging.  ^  ifl  eine  für  bie  @ei(6idbtt  beS  ncuM 
Ii(ben  ®eific$  böcbQ  merftpüibtge  Siftkimmg,  ba| 
ein  10  miafürlidK#,  io  mibenwwbenbcg  6«^ 
gerabe  auf  iehie  ¥ei  lunf  undsigfrit  pcdj/k  wA  bei 


618 


aRanifejtationSeib  —  5I»anH)eI. 


6U 


Niatai  fföl^Ierglouben  ber  ftatl^olüen  Derl^öl^nte. 
3^  »^o^tönenben  SSerl^eigungen  t)on  SSemunft 
n^  ÜBo^r^eit"  (Aug.  De  mor.  Manich.  n.  55) 
grtDaimen  il^en  junge,  l^od^ftrebenbe,  talentDoUe 
fXämier  unb  l^fofförtige  äBeiblein,  mlä)t  lieber 
Sennmftglöubige  afö  einfädle  ®Iöubige  fein  moE- 
tn  (Aug.  De  utilit.  cred.  n.  2.  4 ;  De  Genesi 
eontra  Manich.  2,  n.  38 — 40). 

Sie  änle^re  üerbreitete  fid^  im  ÜRorgenlanb 

iBie  im  Sbenblanb^  in  ^erften^  SRefopotomien, 

Serien  unb  ^(aflina,  in  ^eg^pten  unb  in  ^fnfa, 

m  ätolien,  @aEien  unb  Spanien.   %ber  fd^on 

itaijei  ^ocletian  erlie^^  tt)o^I  sunöc^ft  ouS  poU« 

tif^en  ®nmben,  ein  f^t  fd^arfeS  ®e{e^  gegen  bie 

obj^enlid^  @ecte  (in^lfrifa),  bie,  au§  bem  feinb- 

fuifOL  $erferreid^  etnbringenb,  ba§  rul^ige  unb  braDe 

dmit^fSoI!  aufrege  unb  Derberbe;  SobeSftrafe 

nb  @ätert)erlufi  traf  bie  ^n^änger  biefer  @ecte, 

IQ  bie  ^äupter  fogar  ber  Xob  auf  bem  @d^eiter» 

(imfen  (Baron.  Annal.  a.  287,  n.  2).  ^ud^  bie 

4nMi4<nt  ffoifer  erliefen,  unb  ^toax  biefe  au3 

ittli4«reUgidfen  ©rünben,  fort  unb  fort  ftrenge 

@efe}e  gegen  bie  SRanid^öer,  fo  SSalentinian  I., 

n.  imb  IIL,  Z^eoboftud  ber  ®roge,  §onoriu§ 

nb  X^oboftuS  ber  jüngere,  SuftinuS  unb  3u« 

KnamiS  (f.  Cod.  Theodos.  IIb.  16,  tit.  5  unb 

Cod.  Jostin.  lib.  1,  tit.  5),  ein  ftd^ereS  3^i4^n, 

boB  bie  @ecte,  menn  aud^  häufig  nur  im  93er» 

borgmen,  fi^  im  römifd^en  Steid^e  »öl^renb  be§ 

i,  5.  unb  6.  3ol&r]&unbertS  forterl^ielt.  —  Unter 

Me  iefannteren  unb  angefel^eneren  @d^ü(er  unb 

fa^änger  bed  3Jlani,  bereu  mel^rere  aud^  burd^ 

t|R  Sd^en  ftd^  einen  92amen  mad^ten,  fmb 

oin  ben  bret  fd^on  oben  im  Seben  beS  Sßani 

IQumnten  nod^  }u  ertpö^nen  %tua^,  oon  bem  bie 

iflm^äifd^  @eäe  fogar  in  einigen  ©egenben  ben 

Honen  Sbtoniten  erl^ielt  (Epiph.  Haeres.  66^ 

s.  IX  tt)tmanhtS,  §au{ht3,  ^S^üi,  g^ortunatuS, 

SeombrnnS  (toeld^e  aOe  ber  1^1.  ^uguftin  in  eige- 

m  Serfta  befömpft),  ^riftofrituS  (meld^er  ein 

^ttJQpl^ifddcS  2Ber!^  6eo30(pta,  fd^rieb,  in  bem  er 

kfeeilcn  tooflte,  ba^  bie  Sieligion  ber  3uben,  ber 

Reiben  unb  ber  gi^rijten  gan^  bie  nömlid^e  fei, 

toQä  TningtiiA  Itinerarii  Italici,  Trajecti  1696, 

142).  3)iefe  unb  mand^e  anbere  berüj^mte  97lani« 

4^  ySSjia  bie  alte  Formula  receptionis  Mani- 

dttecnnm  auf  in  bem  angeführten  SQSerf  oon 

ZuOinS  (144),  beggleid^en  bie  fieben  ^auptürd^en 

bs  IRaxddfitt  in  @amofata,  Saobicea  u.  f.  m. 

(Die  beraten  alten  SOtanid^er  aud^  5ufammen> 

ffidtt  in  J.  A.  Fabricii  Biblioth.  Graec,  ed. 

Hades,  YII,  318—322.)    ^ber  aud^  an  ge- 

ftanMni  (gegnem  fel(|Ite  eS  feit  %rd^elau§  ben 

Utaü^fiian  nid^t  bereu  Sd^riften  5um  Sl^eil  nod^ 

oif  nl  getommen  ftnb,  )um  S^eil  Derloren  gingen. 

mn  bteienigen,  bereu  @d^nften  gegen  bie  9J{ani> 

Üka  toir  nod^  befi|en,  geboren  ^leganber  Don 

SlnpoSfi  (Migne,  PP.  gr.  XVm),  ©erapion, 

9l#ßH  mt  X^mutd  in  «eggten,  Situs,  Sifd)of 

tn  Soßro  in  Arabien,  2)ib9mu§  ber  IBIinbe  in 

tkpnbria,  fammtlid^  bem  4.  ^o^rl^unbert  ange- 


l^örig  (gried^ifd^  unb  lateinifd^  }u  finben  in  H.  Ca- 
nisii  Lectt.  antiq.,  ed.  Basnage,  Amstelo- 
dami  1725, 1;  au(§  Migne,  PP.  gr.  XL.  XVm. 
XXXIX),  SWariuS  SSictorinuS  au§  «f rifo  (Victo- 
rini  Afri  Liber  ad  Justinum  Manichaeum  con- 
tra duo  principia  Manich.,  in  Sirmondi  Opp. 
var.  I;  Migne,  PP.  lat.  Vni),  ber  l&I.  gp^röm 
ber  ©^rer,  ber  1^1.  6t|rillu8  öon  Sctufalem  (Ca- 
tech.  6),  ber  ^l  6j)ip]^oniu8  (Haeres.  66),  ber 
^l  ^uguftin  in  ben  f^on  genannten  SBerfen  unb 
mehrere  anbere  SSäter,  5.  8.  Sl&r^foftomuS,  §ie- 
ron^muS,  SRufinuS,  ^rubentiuS,  8eo  ber  ©rofee 
gelegentlid^,  fpöter  aud|  nod^  ber  gelehrte  ^atriard^ 
oon  gonftantinopel  ^^otiuS  (Photii  Libri  IV 
contra  Manich.,  Migne,  PP.  gr.  CII,  15  sq.). 
3lnbere  gegen  bie  SDlanid^äer,  g.  83.  oom  1^1.  93a» 
ftliuS  bem  ©ro^en,  Don  bem  ^öretifcr  ^oUi« 
nariS,  SBiobor  öon  SarfuS,  6ufebiu§  öon  6mefa, 
eracIianuS,  ißifd^of  öon  ßl^akebon,  öerfafete 

erfe  fmb  längft  öerloren  gegangen  (eine  Sifte 
aller  ©d^riften  gegen  bie  SKanid^äer  in  J.  A.  Fa- 
bricii Biblioth.  Graec,  ed.  Harles,  VII,  323 
ad  332).  Sro^  biefer  gal^Ireid^en  toiffenjd^af Üid^en 
®egner,  tro|  ber  faiferlid^ien  (Strafgefe|e,  troj  ber 
eben  fo  undpriftUd^en  afö  unöemünftigen  äBiOfür 
be§  gangen  @9ftem§  l^aben  fid^  benno(|  bie  SKani» 
d^äer  frül^er  unter  il^rcm  eigenen,  fpäter  unter  an« 
bereu  9Jamen,  atö  ipriSciUianiften,  ^aulirianer, 
93ogomiIen,  Älbigcnjer  unb  SBalbenfer  (f.b.Slrt.), 
über  taufenb  Saläre  erl^alten.  (95gi.  Tillemont, 
Mem.  IV,  367—411;  Beausobre,  Histoire 
critique  de  Manichee  et  du  Manicheisme, 
2  vols.,  Amsterdam  1734—1739;  Walch, 
Histor.  haeres.  I,  685  sqq. ;  J.  Basnagius  in 
Praefat.  generali  c.  1  ad  Canisii  Lectt.  antiq. 
I,  3 — 10;  P.  Th.  Gacciari  Exercitationes  in 
universa  Leonis  M.  Opera,  Bomae  1751, 1  ad 
200;  ®.  3flügel,  SKani,  feine  Seigre  unb  feine 
©d^riften,  Seipg.  1862;  ^.  ö.  SittmiJ,  Acta  dis- 
putaiionis  Archelai  et  Manetis  unterfud^t^  in 
ber  3tfd^r.  f.  l^iftor.  Sl^eologie  1873,  467  ff.; 
%  ©eQler,  2)a3  Softem  be§  SDtanid^öiSmuS  unb 
fein  93erpltni^  gum  iBubbl^iSmuS,  Sena  1875; 
ft.  Äe^ler,  SWani.  tJorfd^ungen  über  bie  mani« 
d^äifd^e  Seligion  I,  Serttn  1889.)         [9fefeler.] 

SSonife^afiotiseib,  f.  ßib. 

^atl{)^et  (manipulus,  b.  1^.  manum  implens), 
ein  liturgifd^eS  ©emanbftüdt,  tt)eld^e§  bie  Slerifer 
ber  l^öl^em  Orbnung  (angefangen  öom  @ubbia« 
con)  bei  ber  Dpferfeier  am  linlen  %rme  tragen. 
3ur  Seit  ©regorS  I.  mar  e§  ein  ßl&renred^t  ber 
römif^en  Siaconen,  bie  Mappula,  ein  ^anbtud^« 
äl^nlid^eS  Sinnen,  ju  tragen ;  biefer  ^apft  gemattete 
fie  für  ba§  $onti^calamt  aud^  ben  S)iaconen  ber 
ftird^e  öon  S^aöenna  (Ep.  3,  56) ,  unb  allmöng 
mürbe  fte  burd^  ©eiool^nl^eit  allerorts  ein  litur« 
gifdJeS  ^arament  fiir  ©iaconen,  ißricfter  unb  95i» 
f(^öfe.  S)iefe  lihirgifd^e  SWoppuIa  erfüllte  nod^  im 
9.  Sfal^rl^unbert  ben  praftifd^en  Stoedf,  bei  ber 
Opferfeier  ben  ©d^mei^  (bal^er  aud^  ber  5Rome 
Sudarinm)  unb  bie  S^rönen  ab^umifd^en  (Ama- 

20  • 


615 


a)Zanna. 


616 


lar.  De  offic.  2, 24).  ©pötcr,  minbcftcnS  feit  bcm 
11.  Sol^r^unbert,  ibxtt  man  auf,  fic  öon  Seinen 
(fanon,  öon  ir^voc)  8U  ttiod^en,  unb  ttäl^Ue  je^t 
ben  nömlid^en  ©toff,  au8  tteld^em  aud^  bQ§  5Wef - 
üeib  unb  bic  ©tola  gefertigt  »urbe.  ©citbem  boS 
©ubbioconat  ju  ben  l&öj^eren  SBeil^en  gered^net 
iDurbe^  erl^ielt  ber  ©ubbiacon  bei  ber  SBeil^c  ben 
aJlonipel  als  fein  fpedfifd&eS  fßarament,  burd^  totU 
d^e§  er  für  ben  SlUarbienft  auSge jeid^net  wirb.  Sm 
f^mbolifc^en  ^intteiS  auf  ^f.  125, 6  fprid^t  bobei 
ber93ifd^of:  Accipe  manipulum,  per  quem  de- 
eignantur  fructus  bonorum  operum,  benn  nur 
burd^  ben  ©d^mei^  ber  apoftoUfd^en  %beit  unb 
burd^  bie  ^l^r&nen  beS  ©ebeteS  fönnen  bie  ®ar- 
ben  guter  SBerfe  gewonnen  »erben.  95i8  tief  in'S 
aOflittelalter  l^inein  nal^m  ber  fßriefter  erft  an  ben 
SItarftufen  nad^  beut  Sefenntniffe  ber  offenen 
©d^ulb  ben  TOani})el  an  ben  linf en  Slrm ;  je^t  er« 
l^ölt  nur  mel^  ber  Sifd^of  in  biefem  3lugcnMidte 
Dom  ©ubbiacon  ben5IKanii)eI  gereid^t;  beüDleffen 
für  SBerfiorbene  legt  {ebod^  aud|  ber  93ifd^of  gleid^ 
ben  ^rieftem  benfelben  ^ufantnten  mit  ben  übrigen 
fßaramenten  an.  Sei  Functionen,  bie  au^erl^alb 
ber  9Ke^feier  ftatt^aben  (SBeil^ungen  unb  ^ro- 
cefflonen),  wirb  ber  iDlanipel  nid^t  getragen ;  bie 
einzige  SuSnal^me  bilbet  bie  ©lodfenttetl^e,  bei  mU 
d^er  ber  2)iacon,  ber  am  ©d^Iuffe  baS  SDangelium 
fingt,  fid&  beSfelben  bebient.    [8f.  S.  ©d^mib.] 

Lianna  0»,  p-av,  fidtw«) ,  im  31.  %.  9lame 
ber  munberbaren  ©peife,  n)eld^e  bie  SSraeliten 
tt)ö]^renb  bed  40jö^rigen  SBüftenjugeS  genoffen, 
©ie  toax  nid^t  bie  einzige  92a]^rung  berfelben  in 
ber  angegebenen  Seit,  fonbem  biente  neben  bem, 
tt)aS  ber  Srtrag  ber  beerben,  bie  Sobencultur  unb 
ber  ^anbelUeferten  (®eut.  2, 28.  3of.  1, 11),  jur 
SSert)oaftdnbigung  als  Srfa^  beS  IBrobeS.  SilS 
fold^er  warb  eS  Don  Dom|^eretn  neben  ber  tfleifd^« 
nal^rung  Derl^ei^en,  als  bie  Israeliten  fic^  über  ben 
aRangel  an  tJleifd^  unb  95rob  beHagten  (65. 16, 4) ; 
babei  warb  über  feinen  Urfprung  blo^  angegeben, 
ba|  es  Dom  feimmel  regnen  werbe.  SBirRid^  erf d^ien 
eS  am  f  oIgeiu)en  SRorgen  gugleid^  mit  bem  ZS^an  in 
ben  ©trauten  ber  auf  gel^enben  ©onne  unb  war  ben 
SSroeliten  fo  neu,  ba^  fle  Doli  ©taunen  fragten, 
man  hü'?  waS  ift  baS?  Sine  anbere  93ebeutung 
barf  biefen  ilBorten  ntd^t  gegeben  werben,  als  ber 
SufaJ  im  Sest  nal^ekgt :  „benn  fle  wußten  nid^t, 
was  es  war".  gS  ift  babei  ber  auSfprud^  auf- 
bewal^rt,  wie  er  im  SSoßSmunbe  Hang ;  l^ier  l^atte 
ftd^  baS  altfemitifd^e  man  ftatt  mft,  wie  im  ^Ira* 
möifd^en  unb  Sletl^iopifd^en,  nod^  erl^alten.  92ad^ 
biefem  9luSruf  würbe  baS  neue  9la]^rungSmittel 
iDlanna  genannt,  womit  freilid^  nic^t  auSgefd^loffen 
ift,  ba|  man  ben  5Ramen  man  fpäter  aud^  nad^  ber 
Sebeutung  Derftonb,  wonad^  er  (Don  is»  ober  nat) 
„®abe,  ^efd^enf"  l^eifeen  fonnte,  ober  ba^  mon 
ftd^  beS  agQptifd^en  SßorteS  mannu  für  etwas 
bem  ajlonna  Sel^nlid^eS  erinnerte.  SebenfaKS  war 
beim  Inblidt  ber  ©otteSgabe  nod^  leineS  Don  beiben 
ber  8fall.  S)ie  ©eptuaginta  überfejt  bol^er  rid^tig: 
Tt  i<m  ToüTo.    S)iefe  SSerwunberung  ber  3Srae« 


Uten  tö^t  fd^on  erfennen,  ba|  eS  ftd^  l^ier  nid^t  um 
ein  anberweitig  befannteS  ^^aturprobuct,  fonbem 
um  etwas  gan§  92eueS  unb  Sigentl^ümlid^eS  l^on* 
belte.  3n  ber  Sl^at  fleSt  bie  l^eUige  ©d^rift  baS 
iBorl^anbenfein  beS  SRanna  als  ein  SS  unb  er 
bar.  ©0  erflärt  eS  fd^on  SWofeS,  wenn  er  bie 
gfrage  ber  äSraeliten  beantwortet:  „S)ie^  ifl  baS 
Srob,  weld^eS  eud^  ber  §err  5U  effen  gegeben  ^at* 
(S^.  16, 15).  SBunberbar  ^nb  aud^  aQe  Sigen* 
fd^aften,  weld^e  bem  SRanna  beigelegt  worbetu  (SS 
fiel  nämlid^  fo  reid^Iid^,  ba|  für  iebenffopf  tögFid^ 
ein  9lapf  (gomor)  Don  ber  ®rö^e  eineS  Qt'f^viü^ 
6p]^a  (etwa  ein  fßfunb  entl^altenb)  gefammelt  wer* 
ben  fonnte;  gab  eS  an  ber  einen  ©teile  weniger, 
f 0  lag  an  ber  anbem  mel^r,  fo  ba^  beim  ©ammeb 
Sitte  burd^  SluSgleid^ung  genug  fanben  (6j.  16, 18). 
Ütal^men  fle  mel^r,  als  baS  93ebürfni|  forberte,  fo 
faulte  baS  Uebriggebliebene  fel^r  balb.  Slm  fed^Sten 
^ag  in  {eber  SBod^e  gab  eS  fo  Diel  ÜRanna^  ba| 
jieber  bie  boppelte  9){enge  einfammeln  fonnte ;  baffir 
aber  fanb  fid^  am  ftebenten  ^age  feines,  unb  ber 
Ueberflu^  Dom  fed^Sten  fonnte  ie^t  Derwenbet  wer» 
ben,  weil  er  nun  nid^t  faulte,  tlud^  ein  Stopf  DoS 
SKanna,  ber  jum  Stnbenfen  an  biefe  ©ro^tl^t 
®otteS  aufbewal^rt  würbe,  faulte  nid^t,  fotü)em 
erl^ielt  fid^  für  unbenHid^  Seit  (® j.  16, 33.  §Ar. 
9,  4).  ©0  blieb  eS  genau  40  3a^re,  bis  bie  3S- 
raeliten  in  &maan  eingebogen  waren  unb  ftd^  Srob 
)ur  ©enüge  auS  ben  Srtrögniffen  beS  SanbeS  be* 
reiten  fonnten  (3of.  5, 12). 

2)ie  l^eilige  ©d^rift  Witt  alfo  baS  äRanna  oIS 
eine  ©d^5pfung  @otteS  bejeid^en,  weld^e  nid^t 
innerl^alb  ber  natürlid^en  Orbnung  entftatd)en  iß. 
Slud^  bei  benienigen,  weld^en  baS  9Ranna  gegeben 
würbe,  beftanb  feine  anbere  Sluffaffung,  fo  ba| 
ber  ®Iaube  an  ein  SBunber  bei  ber  SnannaDertl^- 
lung  ftd&  ftetS  bei  ibren  5Rad^f ommen  erl^ielt.  3)em- 
nad^  l^ei^t  baS  9Wanna  (^f.  77,  24;  104,  40. 
SBeiSl^.  16,  20)  „Srob  Dom  ^immel",  ^©ngel- 
brob,  bereitet  ol^ne  Slrbeit'';  ben  nämlid^  ©lait^ 
ben  bewal^rten  aud^  nod^  bie  3uben  ^ur  3^it  3efu 
(30)^.  6, 31).  erft  Sofepl^uS  ift  in  bem  IBefheben, 
bie  l^eilige  ®ef d^id^te  ben  Slömem  feiner  Seit  munb« 
geredet  ju  mad^en,  fo  weit  gegangen,  baS  SKanna» 
wunber  in  ber  SBüfte  mit  einem  natürlid^en  93or» 
gang  in  SSerbinbung  ju  bringen.  ®r  gibt  näm« 
lid^  eine  iäl^rlid^  wieberfebrenbe  Srfd^einung  alS 
gfortfe^ung  beS  greigniffeS  auS  ajJofeS'  Seit  an 
unb  gibt  baburd^  inbirect  gu  Derftel^en,  aud^  baS 
le^tere  fei  nid^tS  SInbereS  gewejen  (Antiqq.  8, 
1,  6).  3)iefe  9Inbeutung  warb  in  einer  Seit,  in 
weld^er  man  SBunber  fammt  allem  Uebematür« 
lid^en  auS  ber  l^eiligen  ©d^rift  l^inweggubeuten 
fu(|te,  begierig  aufgegriffen.  Sluf  ber  finoitifd^e« 
^albinfel  fommt  nömlid^  befonberS  l^öufig  ein 
Degetabilifd^eS  ^robuct  Dor,  weld^cS  in  ©übcuropa 
unb  bem  Orient  auS  einer  SteiJ^e  Don  Söumen 
unb  ©trdud^em  fd;wi^t  ober  quittt  unb  im  Sn« 
benfen  an  baS  greignife  in  ber  SBüfle  ÜJlanno  ge- 
nannt wirb.  6S  ift  urfprünglid^  eine  fü^e  Sflüfftg» 
feit,  weld^e,  fobalb  fie  an  bie  Suft  tritt,  fid^  biS 


617 


5IKanna. 


618 


ptrEonjiftm}  beS  Sßod^feS  Derbtd^tet  unb  in  Rbv 
nem  urieunjet  SBet^raud^,  enttoeber  an  ben  3^(i* 
gm  fleben  bleibt  ober  gur  Srbe  fällt.  Oft  ift  bog 
9nSf(^t|en  btefed  SRanna  burij^  ben  @ti(i^  einer 
&fiM(vk  bebtngt,  oSein  ebenfo  oft  tritt  e§  aud^ 
0^  eine  fol^  93emmnbung  au§  ben  Steigen  l^er- 
Dot.  3n  ber  Sinail^olbinfel  ift  ed  bie  bort  einl^ei- 
aifd^  XomariSfe  (Tamarix  mannifera),  eigent- 
Ii4  nur  eine  %bort  ber  f übeuropäijd^en  Siamarinbe 
(Ttmariz  gallica),  au§  meld^er  ftci^  Sßanna  er- 
logt SHefe  $flan)e,  Don  ben  Arabern  Zarfa  ge- 
nannt, iDÖc^t  als  Saum  Don  20  |$u|  ^5]^e  ober 
als  niebertr  Strand^  in  ben  Zl^älem  um  baS 
gcibalgebirge  fe^r  läufig,  fommt  aber  aud^  fonft 
in  ben  firud^tbaren  Sl^älem  ber  ^albinfel  oor.  9u§ 
i^n  \fyoaifi  m  ben  l^ei^en  äJlonaten  3uni  unb  3uU 
bä  tageSbrud^  in  fleinen  ffömem  ein  9Ranna, 
fedi^  nad^  d^if  d^r  ^nalQfe  ouS  reinem  @d^Ieim» 
pufer  o^ne  meitere  Seimifc^ung  befielet.  SS  lögt 
M  ^t  Idugnen,  ba|  biefeS  $robuct  mand^e 
id^ii^feit  mit  bem  biblifd^en  ÜRanna  l^at.  SBie 
l()tncS  b^t  eS  ber  !5merf5rmigen  ©eftalt  aegen 
l(4nli(^feit  mit  Sorianberfamen  unb  ber  ijarbe 
904  mü  SbeSium  (9him.  11, 7);  föHt  eS  l^öufig, 
fr)  MeA  e8  ebenf  ans  bie  Srbe  mie  Steif  (Qi,  16, 14), 
nb  fobolb  bie  @onne  l^eiger  f d^eint,  jerf d^mil^t  e§ 
(il  16,  21) ;  k)on  ©efc^madC  ift  e«  füg,  »enn 
(»^  nid^t  oon  fo  angenel^mer  @ä|e,  mie  „@em- 
ael  mit  ßonig"  (gj.  16,  31)  ober  wie  „OtU 
buten"  (STum.  11, 8).  2>em)ufoIge  l^oben  mand^e 
Seßieiier  ber  Offenbarung  fein  SBebenf en  getragen, 
Ott  Me  Bpt\\t  ber  Sdraeliten  wöl^renb  ber  40  ^al^re 
^  ffiilflen)uge§  bad  ^arf amanna  gu  begeid^nen, 
te  mn:  in  ber  @age  gu  einer  Dom  ^immel  ge- 
iRnmenm  €|)fife  geworben  fei  SUIein  biefe  SiuS- 
bnft  forbert  in  ber  %fyd  einen  ftörfem  Glauben, 
«IS  bä  an  ein  SBunber  ift.  @8  ift  fd^on  eine  ftarfe 
lnna^,ba|9]lofedgen)agt]^abe,ben]^aISftarrigen 
9tofiien  ein  $robuct  al§  Dom  ^immel  gef  ommen 
in  iqric^neit,  baS  Dor  i^ren  klugen  Don  bem  Zarf  a- 
pnm4  Ixdpf elte.  SbidbrüdFIid^  f  agt  bie  l^eilige  @d^rif  t, 
to  IRaitna  fei  to&^renb  ber  92ad^t  gefallen  unb 
|ak  bei  Sonnenaufgang  bagelegen(ß|.  16, 14. 21 ; 
Ihm.  11, 9),  mö^renb  baS  Zarfoprobuct  erft  unter 
bs  (Etnmirfimg  beS  ©onnenftral^tS  entfielet  2)ie 
SSn^ten  crl^ieUen  bie  ^immelfpeife  guerft  in  ber 
Sipi  Sin  f d^on  im  SM,  su  weld^er  3eit  baS  Dege- 
Wfifd^  9laima  nod^  nid^t  gu  finben  ift.  Seitbem 
4a  fie  boS  9Ranna  40  3abre  lang  gu  ieber  Sal^reS- 
id.  XkiS  Degetabilifd^e  ÜRanna  aber  wirb,  wie 
Mob  grfogt,  nur  in  ben  l^eigen  SDtonaten  be§  Sal^- 
n§  eqagt  3)ie|  gefd^el^t  inbeg  nur  in  f endeten 
34ri^  nnb  ed  Dergel^  9tei]^  Don  Salären,  in 
iKl^cn  gar  fein  SRanna  geemtet  wirb,  gefd^weige 
banc  ba|  40  dolore  nad^  einanber  bie  baju  nötl^i- 
gnSeMngimgen  üorl^nben  wären.  S)a|  am  fie» 
bolm  Sage  htt  SBod^  für  bie  S^raeliten  fein 
übnia  fiel,  mvi  gewi|  ber  Sage  gugewief en  wer- 
bo^  warn  barin  lein  Sunber  gefunben  werben 
\A;  btf  (cutige  9Ranna  tröufelt  an  iebem  Zage, 
n  ttc^em  bie  Sonne  fd^eint.  Slel^nlid^  Derl^ölt 


es  fid^  mit  berSlngabe,  bog  baS  iSraelitifd^eüKanna 
faulte  unb  SBürmer  nöl^rte,  jobalb  man  eS  länger 
als  einen  Sag  aufbewal^ren  woSte,  ba|  eS  aber  am 
fed^Sten  Sage  fid^  l^ielt.  S)er  S^rup,  weld^er  auS 
ber  SamoriSfe  fliegt,  trodtnet  im  Schatten  ein  unb 
gewinnt  eine  fold&e  Konflftenj,  bog  er  fid^  mel^rere 
Saläre  aufbewal^ren  lägt ;  in  fold^er  ©eftalt  baben 
il^n  frül^er  bie  frommen  ^ilger  mit  nad^  Suropa 
gebrad^t  unb  baburd^  gu  einem  Srrtl^um  begüg- 
lid^  beS  biblifd^en  SDlanna  SSeranlaffung  gegeben, 
aber  aud^  bei  biefer  Sefd^affenl^ett,  no^  weniger 
wenn  eS  frif d^  ift,  lägt  fid^  baS  Samarinbenmanna 
fo,  wie  Dom  bibltfd^en  ÜRanna  berid^tet  wirb,  im 
ÜKörfer  ftogen  unb  ju  ihid^en  Derarbeiten.  2e|te- 
res  l^ötte  aber  aud^  fd^on  begwegen  nid^t  gur  Sr» 
l^altung  beS  iSraelitifd^en  93oßeS  bienen  fönnen, 
weil  ju  bcrfelben,  ben  5Rapf  ju  einem  $funb  ge- 
red^net,  t  ä  g  l  i  d^  20  000  Sentner  nötl^ig  woren, 
wäl^renb  je^t  bie  Smte  auf  ber  gangen  Sinai- 
l^albinfel  in  ben  beften  Salären  nur  800  ßilo  be- 
trägt. 5Rad&  aHem  biefem  ift  ber  SSerfud^,  bie  wun« 
berbare  5Ra|rung  ber  SSraeliten  in  bem  natürlid^en 
Srjeugnig  beS  Sarfa  nad^suweifen,  Derunglüdft. 
9lid^t  beffer  aber  fielet  eS  mit  bem  SluSfunftSmittel 
einiger  gtöubigen  93ibelerflärer,  wonad^  bie  M- 
ma(§t  @otteS  baS  natürlid^e  ÜRanna  ber  ^albinfel 
fo  gemeiert  "f^aht,  bog  für  bie  gange  ÜRenge  ber 
Israeliten  täglid^  ein  3lcip^  Dott  gefammelt  werben 
fonnte.  ^gefel^en  baDon,  bog  auf  bem  langen 
SBeg  ber  3SraeIiten,  wenn  au§  ju  il^rer  Seit  bie 
SamariSfe  l^äufiger  war  als  ie|t,  biefelbe  bod^ 
nid^t  überall  anzutreffen  war,  lann  bloger  Sd^Ieim- 
gudfer  burd^auS  feine  ^^al^rung  für  erwad^fene 
3Jienfd^en  bilben;  am  wenigften  fann  bagu  ein 
$funb  töglid^  40  3a]^re  lang  bienen,  bemt  baS 
^anna  ber  SamariSfe  ift,  wofür  eS  anä)  in  un- 
feren  apotl^efen  gebrandet  wirb  —  ein  3lbfül^r- 
mittel.  3n  neuerer  3^  ^^^  tnan,  um  baS  äBun- 
ber  l^inwegjuerflären,  nod^  gu  einer  anbem  ^flange 
feine  3uflud^t  genommen,  nämlid^  gu  ber  SRanna- 
fled^te  (Lecanora  esculenta).  biefelbe  ift  in 
mand^en  ©egenben  SifienS  unb  in  ber  ftrim  nid^t 
feiten  unb  entl^ölt,  wie  aSe  f^ed^ten,  nal^r^afte 
Seftanbtl^eile,  fo  bog  fie  in  armen  ©egenben  ge- 
malzten unb  ber  ®erfte  beim  SSrobbadCenbeigemijd^t 
wirb.  S)a  fte  bem  Srbboben,  ben  fie  übergiel^t, 
nur  lofe  anhaftet,  wirb  fte  mand^mal  Dom  Sturm 
weggefül^rt  unb  |aufenweife  gufammengewebt,  fo 
bog  man  Don  einem  ÜRannaregen  fpre^en  fann; 
bann  Dertrodhxet  unb  gerftümelt  fie  anä)  unter  bem 
ßinjlug  ber  SBitterung  unb  erfd^eint  mand^mal  in 
einer  ©eftalt,  weld^e  ael^nlid^feü  mit  itbmtm  l^at. 
aHIein  biefe  ^ed^te  ift  auf  ber  Sinaibalbinfel  nod^ 
nid^t  nad^gewiefen  worben,  unb  für  fie  würben  ftd^ 
ganj  biefelben  93ebenfen  erl^eben,  wie  für  baS  Sa- 
mariSfenmanna;  boSfelbe  gilt  Don  einigen  anberen 
SRotl^bebelfen,  wie  bem  SWannaflee  (Hedysanun 
alhagi)  unb  gewiffenl^onigbaltigenSäumen,  weld^ 
an  allerlei  Orten,  nur  nid&t  in  ber  arabif d^en  SBüfte, 
au  finben  finb.  SKan  mug  alfo  babei  ftel^en  blei- 
ben, bag  bie  l^eilige  Sd^rift  unS  ein  SCßunber  er- 


619 


5Kanning. 


620 


lalß,  tpeld^eS  bem  S^oed,  bie  äSraeUten  mit  bem 
®Iau6en  an  ®otte§  ajlad^t  unb  SBeiSl^eit  ju  er- 
pttcn  unb  fte  im  ©cl^orfam  gegen  beffen  Seitung 
}u  erl^alten,  l^öd^ft  angemeffen  ttjor,  ttie  bie^  bie 
Suben  felbft  anerfennen  mußten  (3o]^.  6,  31). 
SBie  benn  atte  SBunber  in  ben  gormen  ber  natüt« 
üd^en  SntttJidlung  gefci^el^en,  über  »eld^e  fie  bod^ 
tt)eit  l^inouSgel^en,  fo  mu^  man  aud^  sugeben,  ba| 
in  ber  aSBüfte  mit  bem  5Kanna  ein  SBunbcr  ge- 
fd^al^,  toeld^eS  ben  im  SBüjtenleben  gegebenen  93e- 
büigungen  conform  mar;  baS^immelSmannal^atte 
in  ber  ©eftdt  Slel^nlid^feit  mit  bem  k)on  ber  ilBüfte 
erzeugten  ÜRonna.  Sntftel^ung  unb  ©efd^mad  be§ 
le^tem  mar  \a  geeignet,  ba§  ^anna  als  ein  @Qm« 
bol  einer  DoQfommenen  ©nabenermeifung  Don  Sei- 
ten ©otted  erfd^einen  }u  laffen.  S)arauf  beutet  ber 
§eilanb  l^in,  menn  er  (3oi  6,  32. 49)  baS  §im- 
meföbrob,  meld^eS  er  Derl^eigt,  mit  bem  Don  SRofeS 
Derfprod^enen  Dergleid^t,  ober  memt  er  bie  feiige  ®e» 
meinfd^aft  mit  ® ott,  meldte  bie  SBirfung  ber  l^eiligen 
@^ommunion  ift  afö  ^.DerborgeneSÜRanna''  begeid^- 
net  (Dffenb.  2, 17).  3n  bem  legten  auSbrudf  fann 
aud^  eine  9nf pielung  an  ben  iübifd^n  @Iauben 
gefunben  merben,  ba|  SeremiaS  bei  ber  3^^t5rung 
be§  Sempefö  ba§  golbene  ®efä|  mit  ^anna  ge- 
borgen l^abe,  unb  ba^  biefed  erft  in  ber  3^it  beS 
aJlelfiaS  als  SemeiS  t)on  beffen  göttlid^er  @enbung 
mieber  gum  iBorf d^ein  f ommen  merbe.  2)ie  tppifd^e 
^beutung  beS  Sflanna  ift  baS  gange  SRittelalter 
l^inburd^  mit  Vorliebe  feftge^alten  uvb  ausgebeutet 
toorben.  Sine  bilbUd^e  S^arfieüung  auS  ben  ffata- 
lomben,  toeld^e  bief en  @inn  l^t,  gibt  ffrauS,  Steal- 
enc^fL  n,  358.  «uSfäl^rlid^  erHört  bie  ii)p\i  beS 
ÜRanna  ber  1^1.  S^prian  (Epist.  69, 14,  ed.  Har- 
tel.).  —  2)aS  ilBort  manna  ift  in  ber  ißulgata  anib 
an  einer  auS  ber  3ta(a  [tammenben  @teDe  einfad^ 
für  baS  l^ebräijd^e  r^rir^  beibel^alten  OBar.  1, 10). 
2[m  fpötem  SRittelalter  nannte  man  manna  aud^ 
baS  tool^Iried^enbe  Oel  ober  bie  Sf^üfftgleit  meldte 
aus  ben  ©ebeinen  etngelner^eiligen  fliegt.  iBom 
(Brab  beS  1^1. 3o]^anneS  bei  Q|)^fuS  berid^tet  fd^on 
3uIiuS  SfricanuS:  Et  protinus  manna  exiens 
de  sepulcro  appamit  cuncüs,  quam  usque 
hodie  gignit  locus  iste  (f.  Ducange,  Glossar, 
s.  V.  manna).  S)ie  ©ried^en  unb  Araber  feiern 
am  8.  SRai  ein  eigenes  t^eft  gum  Anbeuten  an 
biefeS  ^erauSqueOen  beS  ÜRannaS.  (Sgl  Löon 
de  Laborde,  Gomment.  geogr.  sur  T^ode  et 
les  Nombres,  Paris  et  Leipsic  1841,  95  s.; 
»urj,  ®cfdj.  beS  «ßenSunbeS  ü,  93erlin  1858, 
227  ff.;  (Ebers, ©urd^  ®ofen  jum  Sinai,  2. «ufl., 
geizig  1882,  224  ff.)  [ftaulen.] 

;^iiiiitig,  ^enr^  Sbmarb,  S^rbinal  unb 
grjbifdöof  üon  ffieftminfter,  marb  gu  3j)tteribge 
in  ^cttforbfl^ire  am  15.  3utt  1808  geboren 
unb  in  ber  StaatSfird^e  getauft  unb  erlogen,  fo 
ba|  feine  3ugenb  burd^auS  unter  anglicanifc^en 
ginflüffen  ftanb.  ®ie  SReligion  ber  mol^Il^abenben 
ÜJ^ittelflaffen  befd^ränfte  fi^  bamalS  auf  eine  9lrt 
conoentioneller  annal^me  ber  39  Srtifel  mit  meit- 
gel^enber  (ErHörung,  bie  um  fo  mel^r  befriebigte. 


ie  fd^örfer  ber  ©egenfa^  mtber  ben  $a))ft  barin 
5um  SiuSbrudE  fam.  Sluf  ber  altberäl^mten  Satein- 
fd^ule  in  ^arrom  bei  Sonbon  seid^nete  ber  ]^5d^ 
tatentDoüe  jhtabe  fid^  bei  ben  SeibeSübungen,  ato 
nod^  meit  mel^r  in  ber  ^aläftra  beS  @eif)eS  k)or 
feinen  ÜRttfd^üIem  auS.  SBiele  ber  (enteren  ftnb 
nad^malS  gu  l^ol^en  Q^l^ren  gelangt  unb  $aben  i^ 
mie  namentn^  99tfd^of  SBorbSmortl^  k)on  St.  9n- 
brems  in  ben  1891  öeröffentfid^tenSKemoiren,  ein 
treues  Inbenfen  bemal^rt.  93on  ^arrom,  meld^ 
im  %ufe  eines  religidfen  SatitubtnariSmuS  ftonb, 
manbte  ftd^  SJlanning  nad^  Osforb  unb  empfing 
bafelbft  nad^  93eenbigung  ber  Stubien  1830  einen 
boppelten  erften  fßreiS  unb  eine  SteOe  a(S  gfello» 
im  9Rerton-€oneg.  3uOsforb  regten  ftd^bomalS 
bie  erften  ff eime  ber  anglo-fatl^oKf d^n  93emegung, 
beren  Sräger,  unbefriebigt  mit  ben  l^errfd^ben 
Stid^tungen  beS  fßuntaniSmuS  unb  SüangelicaliS- 
muS,  ber  StaatSfird^e  neues  Seben  eingul^aud^ 
gebadeten.  Selbftönbigfeit  ber  ffird^e  gegenüber 
ber  Staatsgemalt,  eifriger  ©ebraud^  ber  Sacra- 
mente,  erl^öl^te  Ißrad^t  beS  ©otteSbienfleS,  Aus- 
übung ber  Sl^aritaS  unb  iBerbröngung  beS  Statio- 
naIiSmuS  burd^  Erneuerung  beS  patnftifd^en  Stn- 
biumS,  baS  maren  bie  S^^K  toeld^e  bie  Anleger 
ber  neuen  SRid^tung  oerfolgten.  Sßenngleid^  biefe 
mit  bem  ganzen  fjeuer  feiner  Seele  umfaffenb,  ifl 
SJlanning  ben  Seitem  ber  anglo-fatl^olifd^en  99e> 
megung  auffaSenb  fem  geblieben.  2)agegen  er^ 
regte  er  ju  Dsforb  in  ber  fogen.  Oxford  Union, 
einem  ißerein  gur  Erörterung  miffenf  d^aftlid^er  unb 
politifd^er  tJfragen,  als  äJleifter  in  ber  Debatte  alt 
gemeine  Semunberung.  2im  3.  1831  marb  et 
jeitmeilig  im  SJlinifterium  ber  Kolonien  angefteHt, 
bod^  trat  er  1833  burd^  Empfang  ber  angttconi- 
fd^n  Sßeil^en  in  ben  S)ienft  ber  ßird^e  unb  üboD* 
naj^m  1834  bie  fßfarrei  Saüington  in  Suffes, 
2)i5cefe  El^id^efter.  f)ier  üermal^Ite  er  ftd^  mit  ber 
Sod^ter  feines  %mtS))orgängerS,  9Ri^  Sargetd, 
beren  gmei  Sd^meftem  bie  beiben  Srüber  Sanutd 
SBilberf  orce,  Sif  d^of  öon  Djforb,  unb  ©enrt^  äBil- 
berforce,  Sird^ibiacon  Don  ^or!,  el(feli(§ten.  92ad^ 
t)ier  3a|ren  inbe|  Derlor  $lanning  feine  ©attin 
burd^  ben  Zob.  Sein  SEßirfen  in  ber  Pfarre  mar 
begeid^net  burd^  grengenlofe  Eingabe  an  fein  Amt 
unb  burd^  erfd^üttembe  ^rebigten,  meld^  fd^ 
bebeutenb  bie  fociale  Seite  beS  Sl^dflentl^umS 
betonten.  2)ie  SSerftaatlid^ung  beS  £Krd^em)e^ 
mögenS  befftmpfte  er  1838  energifd^.  3um  Ard^i- 
biacon  1840  ernannt,  brang  er  auf  feinen  SSifita- 
tionen  bei  ber  ©eiftlid^feit  auf  tiefere  Erfaffung 
beS  geiftlid^en  Amtes  unb  Uebung  ber  AScefe.  2)ic 
Sammlung  ber  in  biefer  Eigenfd^ft  gel^altenen 
Anreben  (Gharges)  begeid^nen  fogar  bie  Times 
als  meifterl^aft.  ®en  fjortgang  ber  Djforb-SSe- 
megung  mit  lebbaftem  Sntereffe  öerfolgenb,  l^ielt 
er  bod^  ber  berül^mten  99rofd^üre  90,  in  meld^ 
92emman  bie  anglicanifd^en  39  Artifel  in  fatl^oß* 
fd^em  Sinne  auffaffen  mollte,  SMangel  an  Qfolge« 
rid^tigfeit  entgegen.  3la^  92emmanS  Abgang  t)on 
Osf  orb  mürbe  SRanning  megen  feiner  Derf  dl^nlid^ 


621 


SJlanning. 


622 


]ti4|ung  gum  UntDerfttötfiprebiger  berufen.  2)ie 

in  biefer  Stellung  gei^altenen  Steben  bergen  bie 

iettlid^jten  ©ebonlen  über  bie  ^Begleitungen  ber 

Siffenfd^ft  }ur  9tettgU)n,  ftnb  ober  l^eute  f el^r  f el> 

Im  genorben,  ha  ber  Saittnal  bie  IBeforgung  t)on 

flmen  SuSgobm  ber  Sßerfe  au§  feiner  ongUcani» 

{4en  $eriobe  fietS  ablel^nte.  9lur  einmal  l^t  ÜRan* 

nng  bie  ff  an}e(  in  Osf  orb  }u  einem  %x§/\q&  gegen 

Som  benu|t  n)e^(Qlb  ber  stt)if(i^en  SnglicanidmuS 

mb  Jtai^oltddmuS  fd^mebenbe  9len)mQn  il^n  gu 

Kttiemore  ju  empfangen  fid^  weigerte.  3n  9tom 

bogegen  foiü)  ber  ^ngticoner  ÜRanning  freunblici^e 

Infnal^e  bei  $iu8  IX.,  teeld^er  ftci^  Don  bem  reb- 

Ik^  na4  SEBal^^eit  firebenben  SJlanne  f^mpatl^if d^ 

berii^  fanb.  S)ie  k)om  aRinifier  Sorb  3o]^n  ätuffeD 

ber  anglicanif d^lKrd^e  auf  gegmungene  Ernennung 

bei  in  feiner  Sled^tglöubigfeit  fe|r  Derbad^tigen 

Dr.  fkräipben  }um  99ifd^of  ))on  ^ereforb  l^atte 

nrnming  in  feinem  93efenntni|  f d^on  teanf enb  ge« 

ni^  918  ober  ber  gel^eime  Sftatl^  (the  Crown 

Conneil)  1850  audfprad^,  ber  Sifd^of  t)on  Steter 

fei  nid^  befugt,  bem  ^biger  SomeliuS  ®or|am 

bie  (Sdangung  einer  Ißfrünbe  au8  bem  @runbe  gu 

MiDcigem,  ocil  er  bie  aCßiebergeburt  im  Stauff acra« 

«Ol  I&tgnete,  rid^tete  9Ranning  an  ben  93if  d^of  k)on 

(B^i^er  fein  berül^mted  €d^reiben  „über  bie  3u- 

nSMction  ber  Arone  in  ber  SerufungSinflan}". 

^  ecfd^eint  er  als  <£ontrm)erfift  erflen  9tange8, 

bei  im  Slone  unerfd^ütterlid^  Sid^erl^eit  bemeiSt, 

bi|  ber  9ef  d^lul  bed  gel^imen  Statins  bad  göttlid^e 

Int  ber  ihrd^  als  pvitmn  ber  Seigre.  ))erle|t  unb 

dn  Se^  ber  Offenbarung  auf  bie  @tuf e  menf d^- 

fiäin  %n^dft  l^rabgebrüdtt  l^abe.  3m  iBerein  mit 

tum  (Bei^id^  unb  Soien  erlief  ünanning  eine 

fnerlid^  S^noal^ng  nriber  bie  @en)att  ber  Jhone 

in  6ad^  ber  Sel^  unb  ßird^engud^t.  92ad^bem 

n  otf  einet  Serfammlung  ber  ®eifUid^feit  feines 

li^iUaconotfprengelS,  bereu  Berufung  i^m  ouf- 

iqiDmigen  ttorben^  feine  bem  $ap|t  unb  ber  Sr- 

n^tmig  ber  fotl^olifd^  ^ierard^ie  günftige  Sn» 

V/t  iDü)a  oBe  übrigen  Stimmen  funbgegeben, 

b|^  er  {um  l^öd^fien  am|fallen  feines  Sifd^ofS 

A  gei^id^  Semter  nieber  imb  lebte  k)orber]^anb 

is^iniifgegogenl^t  unb  ®ebet  gu  Sonbon.  @o 

(QMrb  er  fid^  bie  ®nabe  ber  SonDerfion.  3n  ®e« 

iKinfd^  mit  bem  berül^mten  Slboocaten  (Queen's 

Cooncnllor)  3.  91.  ^ope-Scott  mürbe  3J2anning 

•B  $afftonSfonntag  ben  6.  Spril  1851  burd^  ben 

ätfniten  SomeS  SrotenbiO  gu  Sonbon  in  bie  fa» 

^olifd^JKrd^  aufgenommen.  93alb  barauf  f d^rieb 

er:  .SineS  mei|  i^,  ba|  id^  je^t  fel^e,  mäl^renb 

tSl  fru^  blinb  nKtr." 

Son  txbifd^  9anben  befreit,  empfing  9Jlan> 
mig  bie  ^igen  SBei^en,  ol^ne  jebod^  Dorberl^anb 
eittfeßeSflmt  gu  übemel^men.  dagegen  toxttit  er 
Vit  glü^enbem  Sifer  als  lBeid^tt)ater  unb  $rebtger. 
iafteiod)entlid^eS  ^luffel^  erregten  bie  1852  gu 
Sonfi^tDotl  gesottenen  k)ier  Vorträge  (Lectures) 
über  bie  ®runbe  beS  ®laubenS  (The  Grounds 
of  FaithX  ^W  ^^  S^ormal>  ober  StuctoritötS» 
priRciii  ber  htfj^li]äfta  JKrd^  ftegreid^  barlegten. 


S)ie  näd^ften  Saläre  brad^te  er  auf  bef onbem  Sßunfd^ 
IßtuS'  IX.  abmed^felnb  in  ber  Academia  eccle- 
siastica  gu  Slom  unb  in  Sonbon  gu.  3m  3a]^re 
1854  ttjarb  ÜRanning  burd^  IßiuS  IX.  mit  ber 
tl^eologifd^en  Soctormürbe  gef^müdtt,  unb  nun 
xoanhtt  er  ftd^  mit  nod^  größerem  Sifer  ben  @tu- 
bien  gu,  nomentlid^  ber  neuem  Ihrd^en-  unb  Son- 
ciliengefd^id^te,  in  teeld^er  i^n  bie  ©eftalt  beS 
1^1.  ffarl  93orromöuS  fepte.  92ad^  einem  Sefuc^ 
in  SRailanb  grünbete  er  1856  bie  Kongregation 
ber  Oblaten  Dom  1^1.  ffarl,  bereu  Statuten  $iuS  IX. 
burd^  93ret)e  Dom  26. 3uni  1857  genel^migte  (Gon- 
stitut.  42).  ^uf  ®runb  berfelben  entftanben  1857 
gu  99ai^Sh)ater  in  Slieft-Sonbon  fflofter,  Jhrd^e  unb 
@d^ulen  für  Elementar-  unb  mittlem  Unterrid^t. 
^ier  tt)ir!te  ÜRanning  Don  1857  bis  gu  feiner  Se« 
mfung  gum  Srgbif(|of  1865^  raftloS  ber  @eel« 
forge,  bem  Ißrebigtamt  unb  ben  @tubien  l^in* 
gegebm.  SBegen  feiner  @elbftlofigfeit,  l^ol^en  fttt* 
U^en  SBürbe  unb  t$fr5mmig!eit  Don  allen  ftlaffm 
mit  befonberem  Vertrauen  beel^rt,  ^at  er  Saufenbm 
Don  @eelm  burd^  Sinfül^rung  in  bie  lat^olifd^ 
ftird^e  ben  t^frieben  beS  ^ergmS  miebergegeben. 
SllS  f ofibare  gfmd^t  feines  ^rebigteif erS  liegm  brei 
Sönbe  ffangelreben  Dor,  bie,  in  Sonbon,  9lom  unb 
^ariS  gel^altm,  guf  olge  ber  au^erorbentlid^en  fflar- 
l^eit  unb  Srl^abenl^eit  ber  ®ebanfen,  ber  gefunben 
Sinologie,  ber  meifierl^aften  Serüdffid^tigung  ber 
mobemen  Sebürfniffe  unb  beS  clafftfd^  Stiles 
gerabegu  (Spoä^t  mad^tm.  ÜJtit  befonberer  SBor* 
liebe  bel^anbelte  er  barin  bie  gro^m  ^eiligm  unb 
Seigrer  ber  JKrd^  feit  bem  Sribmtinum.  Sie 
tt)iber  aOeS  göttlid^e  unb  menfd^lid^e  Siedet  1859 
erfolgte  ^Beraubung  beS  l^eiligm  SJaterS  Deran« 
la^te  ÜRanning  gu  iBortrögen,  auS  meldten  bie 
@d^ri^  „SHe  meUlid^e  9Jla(|t  beS  SteODertreterS 
^^rifti''  l^erDorging,  bie  Dom  gefd^d^tSpl^ilofopl^i« 
fd^m  @tanbpunfte  auS  il^reS  ®leic!^en  nid^t  1^. 
3n  biefe  3^t  fallen  aud^  feine  Sieben  auf  bm  brei 
erßen  IßroDingialf^noben  Don  SBeftminfter,  ber 
mad^tDoDe  offene  93rief  an  bm  gel^eimen  Statl^ 
SarbmeS  über  ®aribalbi'S  Sefu^  in  Snglanb 
unb  ber  f^mpatl^ifd^  9lad^mf  an  P.  ^ber.  Sor- 
binal  SBifeman  eierte  äJlanning  bereits  1857  burd^ 
Smennung  gum  2)omprop{t,  ttiö^rmb  $iuS  IX. 
i^m  bm  Slang  eines  ^rotonotarS  Derliel^.  ÜRan« 
ningS  Seid^enrebe  auf  SBifeman  unb  ber  il^m  in 
ber  Dublin  Beylew  gemibmete  9lad^mf  tt)irfm 
ergreifenb  auf  bm  Sefer.  S)ie  nad^  bem  Ableben 
SBifemanS  (15.  gebmar  1865)  bem  ^ft  Dom 
2)omcapiteI  Dorgelegte  Sanbibatmlifte  Dermarf 
fßiuS  IX.  unb  berief ,  aUm  auf gemanbten  Sin- 
Püffen  entgegm,  aßanning  gum  St^bifd^of  Don 
SBeftminfter  (Menth  LXXIV,  164).  «m  8. 3uni 
1865  empfing  er  burd^  93ifd^of  UHot^jome  Don 
Sirmingl^am  in  Sonbon  bie  Confeaation.  ?IIS 
^Programm  beS  neum  Srgbifd^ofS  lann  man  bie 
balb  nad^^er  Deröffentlid^te  Sd^rift  „3)ie  geitlidje 
©enbung  beS  l^eiligen  ®eifteS,  ober  SSemunft  uiti) 
Offenbamng"  begeid^nm.  ©eltm  ift  bie  S3ebeu- 
tung  ber  j^ird^e  als  unfel^lbarer  Sel^rmeifterin  ber 


623 


SWanning. 


624 


!' 


SBal^rl^cit  gcgcnüBer  jcttgcnöjftf(]^cn  Srrt^ümem 
0  trcffcnb  bar  gelegt  toorben  xoxt  l^ier.  3m  SSer» 
olg  biefer  ©ebanfen  erfd^ien  1868  baS  SBer! 
„©nglanb  unb  Sl^riftentl^um"  mit  ben  gffa^S  über 
,,S)ie  Jhone  unb  ber  ©el^eime  Statl^  über  bie 
Essays  and  Reviews",  einem  Srief  an  ^ufe? 
über  Da§  ilBirfen  beS  l^eiligen  @ei{ied  in  ber  (nid^t 
burci^  bie)  angUcanifd^cn  ffird^e  unb  ein  Hirten- 
brief über  bie  Bereinigung  ber  d^riftlid^en  IBefennt« 
niff e.  ®te  Sll^eorie  öon  ben  brei  Steigen  ber  einen 
Äird^e  mirb  in  umfaffenber  ©elel^rfamfeit  miber« 
legt  unb  bie  Sinjigfeit  unb  Unfe^Ibarfett  ber  fa- 
tl^oßfd^en  IHr^e,  inSbefonbere  bie  beS  ^opfted, 
vorgetragen.  S)ie  Dielfad^e  IBerül^rung  mit  ben 
armen,  aber  tiefgläubigen  3ren  feines  ©prengelS 
erfünte  SRanning  mit  ber  innigften  Semunberung 
für  biefeS  l^rtgeprüfte  9SoH  unb  öeranla^te  bie 
Sbfaffung  eines  ^Briefes  an  ßarl  @xtt)  (Miscellan. 
I,  211—257),  meld^er  ben  gro|ortigften  SKonu- 
menten  mobemer  Ihrd^engefd^id^te  beigugöl^Ien  ift. 
S)ie  eben  genannten  SBerle  l^atten  SJlanning 
feine  ©teSung  auf  bem  k)aticanif(|en  Soncil  fd^on 
Dorgejeid^net.  SBon  ber  Sentenarf eier  beS  %  $etru8 
im  3uni  1867  l^eimgefel^rt,  erlief  er  am  8.  ©ep- 
tembet  ein  ^irtenfd^reiben,  toeld^eS  ben  alten  unb 
neuen  (Sallicanidmud  gu  fßaaren  trieb.  S)en  nöm- 
lid^en  ©egenftanb  bel^anbett  ber  im  Sngefid^t  beS 
ConcilS  am  8.  Däober  1869  erlaffene  Wirten« 
Brief,  meld^er  bie  pö))ftlid^e  Unfel^Ibarfeit  nament* 
lid^  burd^  3^8niff^  ctu§  ber  engUfd^en  JKrd^en* 
gefd^id^te  belegt  unb  ben  fünftlid^  l^orgerufenen 
Befürd^tungen  über  bie  Sl^ötigleit  beS  SoncilS 
mit  !D2anne8mut]^  entgegentritt  (Coli.  Lac.  YII, 
1275;  Manning,  Petri  Priv.  H,  73).  «uf  bem 
Soncil  toax  SRanning  äJlitglieb  ber  2)eputation 
für  ©laubenSfad^en,  toiberlegte  am  28. 9Rör}  unb 
25.  aWai  1870  bie  gegen  bie  ^©d^emata"  über 
ben  ©kuben  unb  bie  Jnrd^e  erl^obenen  Sinmdnbe, 
brad^te  am  3.  3uli  eine  neue  gformel  für  bie  Sr> 
«örung  ber  Snfaffibilität  ein  (CoU.  Lac.  VH, 
1701),  tool^nte  ben  Dier  bffentlid^en  ©i^ungen  bei 
unb  fKmmte  am  18.  3uU  1870  für  bie  Unfel^I- 
barfeit  (CoU.  Lac.  VH,  490. 1750).  !«ad^  ber 
Shtdtfel^r  in  bie  ^etmat  erlöuterte  er  in  einer  be« 
fonbem  ©d^rift  in  tJform  eines  ßirtenbriefeS  bie 
S)ecrete  beS  SoncilS  unb  gab  biefe  brei  ^ftoral- 
f d^reiben  unter  bem  Zitel  Petri  Privilegium  l^er« 
aus.  Sieberbolt  befud^te  er  9lom,  fo  bei  ber  Er- 
nennung )um  Sarbinal  burd^  $iuS  IX.  am  1 5.  ÜRör} 
1875,  bei  berSl^eilnal^me  am ßondaöe,  auS  toel» 
d^em  Seo  Xm.  am  20.  gfebruar  1878  als  fßapf) 
]&ert)orging,  fomie  bei  ben  SBerbanblungen  ^um  @r- 
lai  ber  93ulle  Romanos  Pontifices  Dom  7.  9Jlai 
1881,  meldte  bie  ©ejiebungen  ber  SBelt-  unb  Dr- 
benSgeiftlid^en  in  Snglanb  regelte.  SBöl^renb  beS 
fird^enpolitifd^en  ©treiteS  in  $reu^en  ermarb  fid^ 
SRamting  burd^  bie  mit  feiner  93tUigung  oom  ^er- 
Sog  öon  5RorfoH  t»eranftalteten  $rote|h)erfamm« 
lungen,  burd^  f^mpat^ifd^e  ©d^reiben  an  bie  beut- 
f  d^en  Sif  d^öf  e,  burd^  Slufnal^me  Verbannter  beutfd^er 
$rieper,  fomie  burd^  9luf!Iärung  ber  öffentlid^en 


SJleinung  in  (Snglanb  um  bie  ftird^e  gro|e  Ser» 
bienfte.  ®em  Singriffe  ©labftone'S  auf  bie  Untere 
t^anentreue  ber  englifd^en  ftatl^olifen  fe|te  er  1875 
eine  bogmatifd^-canoniftifd^  glöngenbeSmneberung 
entgegen. 

aiS  Dberl^irt  feiner  S)iöcefe  rid^tete  ÜRanning 
fein  Säemül^en  namentlid^  auf  bie  SBerme^runa  unb 
äiuSbilbung  ber  ©eiftlid^feit  SBal^renb  feiner 
SlmtSfü^rung  ftieg  il^re  3a^I  Don  210  auf  350. 
^eilfame  S)ecrete  für  ganj  Snglanb  erlief  er  auf 
bem  1873  in  ©t.  Sbrnunb^S  SoSeg  abgehaltenen 
$rot)inpIconcU,  mäl^renb  er  baS  Sbeal  eines  ißrie- 
fterS  in  ber  ©d^rift  „©aS  emtgcfßrieftertl^um*  fie- 
berte. SDie  S^\)i  ber  SDBaifenbaufer  flieg  unter  i^ 
Don  2  auf  9.  ^ier  unb  in  ben  brei  Snbufhrial- 
f d^ulen  unb  elf  Slrmenfd^ulen  empfangen  3204  fttn- 
ber  fatboUfd^e  Sr)ie|ung.  3n  ben  ©d^ulen  ber 
Slrbeits|öufer  befinben  ftd^  2253  Ainber,  beren 
@emiffenSfreibeit  SQßifeman  unb  SJlanning  im  Un« 
terl^aufe  erfömpft  l^aben.  3n  ©d^rift  intb  äBort 
ift  ber  le^tere  unermübßd^  für  bie  confefftoneOe 
Slementarfd^ule  eingetreten  unb  l^at  biefelbe  ber» 
art  erweitert,  ba|  gegenüber  11 145  Jhnbem  beS 
Sal^reS  1865  l^eute  22  580  ßinber  fatl^oHfd^  (Sac 
Stellung  empfangen.  Siuf  bem  ©ebiete  beS  f^ilf^tm 
Unterrid^tS  botte  ber  Sarbinal  mentger  ®Iüdf,  in- 
bem  baS  1874  in  Sonbon  enid^tete  fat^olifdjie 
UnioerfitötScoUeg  nad^  menigen  Sabren  einging. 
S)agegen  fd^uf  er  ein  S)i5cefanfeminar  unb  ein 
Sel^rerfeminar  unb  ton^tt  burd^  Srrid^tung  einer 
fogen.  Academia  ecclesiastica,  an  meldtet  @eifl- 
ii^e  unb  Saien  fid^  betl^eiUgten  unb  beren  gel^e 
Slbl^anblungen  ber  Sarbinal  betauSgab,  ben  ©inn 
für  miffenfd^aftlid^e  93eftrebungen  gu  unterbaltou 
(Er  felbft  blieb  bis  aulejt  »iffenf^aftliÄ  t^ätig, 
nrie  feine  „3nnere  ©enbung  beS  beüigen  ®ei^eS*, 
bie  bogmatifd^-aScetifd^e  ©d^rift  über  ^2)ie  ^err» 
lid^feiten  beS  b^^^^d^  p^^^^^** '  ^^^  geif&oUe 
©d^rift  über  bie  Unabi^öngigfeit  beS  l^Ugen 
©tul^IeS,  bie  fur}e  2)arlegung  ber  SntmidRung 
beS  Daticanif d^en  SoncilS,  fomie  jal^Ireid^e  Sluffdte 
\n  latl^olifd^en  unb  au^erürd^Iid^en  3citf(^riftoi 
ber  alten  unb  neuen  Sßelt  bemeifen.  2)iefe  festeren 
fmb  in  ben  Miscellanies  gefammelt  unb  betreffen 
bie  confefftoneSe  ©d^ule,  baS  Safter  ber  Xrun^n- 
beit,  meld^eS  ber  g^arbinal  burd^  fein  eigenes  S^i« 
foiel  DoOftönbiger  Sntl^altung  oom  @enu|  geifKger 
©etrönf e  unb  burd^  ©tiftung  ber  JheugeSliga  and^ 
praftifd^  befömpf te,  femer  bie  93ebeutung  beS  SibeS 
unb  beS  9{aturred^tS  unb  bie  fociale  gfrage.  ©eüft 
ber  Slrmut  oerlobt  unb  ein  möd^tiger  ©d^ü|er  ber 
9lrmen,  gewann  er  burd^  feine  ebenfo  fraftige  toie 
auSbauembe  SSermittlung  im  meltberübmten  S(uS- 
ftanb  ber  Sonboner  2)oäarbeiter  um  ©efeOfc^ft 
unb  ©taat  ftd^  1890  unflerblidbe  ißerbienfie.  3n 
ber  %f)toxxt  ging  er  burd^  bie  gorberung  fd^- 
lid^er  unb  nad^  einer  Steige  oon  Sabren  gu  reoi- 
birenber  ißertröge  gmifd^en  SIrbeitgeber  unb  9lr« 
better  bis  an  bie  ©renge  beS  ^9i5gH(|en.  Sßöbrenb 
er  bann  fid&  ftreng  innerbalb  ber  ©renjen  feines 
SImteS  bi^It  unb  bie  Sort^eile  ber  Serfaffung  }u 


625 


aWanriquc  —  aWonfi. 


626 


6itnpm  ber  Itxxä^  tDcife  Benu^te,  unterl^ielt  er  gu 
oBoi  (»olüifd^  ^orteten  freunbUd^e  SSegie^ungen. 
9m  Smtn  mit  feinen  ^mt§brübem  überreid^te  er 
1887  ber  ftönigin-ftaifertn  ißictoria  jum  50j[ö]^- 
rigen  StegierungSjubildum  eine  S)anfQbrene.  3r- 
kmb  ^  IRamiing  ald  Sifd^of  nie  betreten.  Siber 
Ins  $rälat  bürfte  bie  3ren  berort  rid^tig  gemür« 
Mgt  mb  ttxmn  Dertl^eibigt  l^ben,  toxt  SJtanning 
iB  ben  atebcn  über  @t.  ^trid  unb  in  ben  fhiQtS« 
iitoi)(^  Sriefen  an  ^rl  ©re^  unb  ben  Srg- 
Mf^of  k)on  Vrmagl^  (Sermons  on  Eccl.  Subj.  I, 
249;  Miscellan.  I,  211.  361).    ftein  SBunber, 
MB  oHe  @tönbe  ber  ©efeOfd^aft  in  Snglonb  unb 
bie  ongefel^enften  99ifd^5fe  englifd^er  3unge  in  ollen 
Beltt^eilen  bim  Sarbinal  ^ur  freier  beS  25iö]^rigen 
8if4ofSju6iIäumS  1890  begludmänfd^ten.  S)en 
San!  ber  beutf d^n  ff atl^olifen  für  bie  ber  beutf (^en 
fieifllid^feit  fan  fird^olitifd^en  Streite  em)iefe- 
n  SBo^lti^ten  l^t  tl^m  CErgbifd^of  ftremen^  Don 
tUa  in  einem  toarm  empfunbenen  99riefe  auS* 
ttbriidt   €ett  einem  3o^re  fr&nflid^,  erlog  ber 
tacbinal  nad^  anbdd^tigem  Smpfong  ber  l^eiligen 
6acmmente  unb  feierliqem  Sefenntni|  beS  fot^o« 
fijfifm  QloubcnS  in  ©egenmort  feined  ^omcopitelS 
nlec  fordDO^renben  Stoßgebeten  einer  tädifd^en 
ImiZ^  am  SonnerStog  ben  14.  3onuor  1892 
m  {ehttr  SBol^mmg  p  Sonbon  unb  f onb  ouf  bem 
ffn^f  jtt  ffenfal  ®reen  feine  ätul^eftötte.  3m  9ln« 
tadm  beS  englifd^  Solfed  unb  auf  ben  ^Blättern 
bernmem  IKrd^gefd^id^te  ift  ber  9lome  SJlonntng 
nonlßfd^Iid^  eingejeid^net  Sr  l^ot  bie  englifd^en 
tattoISen  i^iren  !Dlitbürgem  im  öffentltd^en  Seben 
bei  Kation  eboAiirtig  gemod^t  —  Siterotur. 
IRommigS  Sßerfe:  Sermons,  4  vols.,  Oxford 
1842—1850 ;  Sermons  preached  before  the 
UniTersity  of  Oxford  1 844 ;  The  ünity  of  the 
Cbrch,  2.  ed.  1845 ;  The  Orounds  of  Faith, 
km  LectoreSy  8.  ed.  Lond.  1890 ;  Sermons 
«EedesiasticalSubjects,  3  vols.,  2.  ed.  Lond. 
1870;  MiscellanieB,  3  vols.,  Lond.  1877  to 
1888;  En^and  and  Ghristendom,  Lond.  1867 ; 
The  Temporal  Power  of  the  Yicar  of  Jesus 
Christ^  3.  ed.  Lond.  1880 ;  The  Lidependence 
<tf  the  Holy  See,  2.  ed.  Lond.  1877;  Petri 
Airil^nmy  three  Pastoral  Letters,  Lond. 
1871;  The  fourfold  Sovereignty  of  God,  3.  ed. 
Lond.  1891 ;  The  fonr  great  Evils  of  the  Day, 
5.  ei  Lond.  1891 ;  The  tme  Story  of  the  Ya- 
tiaui  Conncfl,  2.  ed.  Lond.  1877 ;  The  Tem- 
poral Mission  of  the  Holy  Ghost,  or  Reason 
od  Bevelation,  2.  ed.  Lond.  1866 ;  The  Li- 
tflmal  Mission  of  the  Holy  Ghost,  Lond.  1875 ; 
Tlie  Vatiean  Decrees  in  Üieir  Bearing  on  Civil 
ADegiance,  Lond.  1875 ;  The  Glorios  of  the 
SicredHeart,  Lond.  1876 ;  The  Etemal  Priest- 
kood,  Lond.  1884;  Beligio  Yiatoris,  3.  ed. 
Lood.  1888;  The  Office  of  the  Church  in 
Ugliar  Galholic  Edncation,  Lond.  1885;  Na- 
tioial  Edneation,  Lond.  1889;  Confidence  in 
6ody  3.  ed.  8.  a.  Lond. ;  The  Love  of  Jesus 
toPeidleDts,  a.  a.  Lond.;  The Blessed  Sacra- 


ment  the  Centre  of  immutable  Truth,  Lond. 
1885 ;  The  Office  of  the  Holy  Ghost  under 
the  Gospel,  s.  a.  Lond.  (9Sgl  W.  S.  Lilly,  Cha- 
racteristics  political,  philosophical  and  reli- 
gious  from  the  Writings  of  H.  E.  Manning, 
Cardinal- Archbishop  of  Westminster,  Lon- 
don 1885;  %  »eaeS^eim,  im  ffot^olif  1892, 1, 
193  ff.)  [93enc§]^cim.] 

^tawAqae^  SngeluS,  geleierter  Siftercienf er, 
geboren  )u  Surgod  in  Spanien  um  baS  ^af)x 
1577,  toar  eine  Sierbc  ber  Unioerfttät  ^u  Sola« 
manca.  6r  erflärte  bafclbft  juerft  ©cohiS,  bann 
ben  1^1.  Zl^omoS  unb  beftieg  ^ule^t  bie  el^renboUfte 
tl^eologifd^e  Satl^eber.  @oI$en  Stuf  geno|  er,  ba| 
er  atlas  salmanticensis  academiae  genannt 
würbe  (ogl.  SBemer,  S)er  1^1.  Sl^omoS  ü.  ^q.  in, 
141).  SJnucrl^ott  beS  DrbenS  beHeibete  er  toid^' 
tige  Slemter,  xoax  aud^  beffen  Oberer  für  ganj 
©panicn.  ^l^ilip})  IV.  ernannte  il^n  jum  §of- 
prebiger  unb  bann  sum  SSifd^of  bon  Sobajo^ 
(1645);  bod^  nur  wenige  ^ol^re  leitete  er  biefe 
JKrd^e,  inbem  er  fd^on  1649  [tarb.  Um  ben  Or- 
ben  erwarb  er  fid^  gro^e  SSerbicnfte  burd^  feine 
Cisterciensium  annalium  a  condito  Cistercio 
tomi  lY,  Lugd.  1642—1659  (oud^  beutfd^  )u 
«ugSburg  1739—1742  in  2  93bn.),  bie,  wenn 
au^  nid^t  fritifd^,  bod^  fel^r  gefd^ö^t  unb  gefud^t 
fmb  (ügl  $iniu8  in  Act  SS.  XXXYIH,  231, 
Paris.  1867).  ©eine  übrigen  SSBerfe,  in  fponi« 
fd&er  ©prod^e  gefd^eben,  finb  tl^eilS  ^rebigten, 
tl^eifö  aScetif d^e  Sibl^anblungen  unb  finben  ftd^  Der- 
^eid^net  bei  de  Yisch,  Biblioth.  scripi  s.  Ord. 
Cisterc.y  unb  N.  Antonio,  Bibl.  hispana  nova 
I,  90.  [§urter  S.  J.] 

SB^tift,  äol^onn  2)ominicu8,  Sr^btfd^of 
))on  fiucco,  ftommte  au8  einer  fßotricterfamiUe  oon 
Succo  unb  würbe  bofelbft  am  16.  Sfebruor  1692 
geboren.  Obgleid^  ber  ältefte  ©ol^n,  Wibmete  er 
ftd^  bod^  bem  geiftlid^en  ©taube,  trat  in  bie  @^on« 
gregation  ber  Glerici  reguläres  Matris  Dei  (ge« 
ftiftet  gu  Succa  oon  3ol^.  Seonarbt  1583),  lehrte 
mel^rere  Solare  long  ^u  9lea^el  bie  Zl^eologie, 
würbe  bann  bon  bem  ßt^bifd^of  oon  Succa,  gfabiuS 
SoHorebo,  }uräd(berufen  unb  )u  feinem  Zl^eologen 
ernannt.  Um  feine  ftenntniffe  gu  bereid^em,  mit 
berül^mten  ©ete^rten  SBerbinbungen  angufnäpfen 
unb  gro^e  Sibliotl^efen  gu  benu^en,  bereiste  er 
Italien,  2)eutf d^Ianb  unb  gfronlreid^  unb  grünbete 
fobonn  in  Succa  eine  Slfabemie,  weld^e  ftd^  fpecieD 
mit  JKrd^engefd^id^teunbSiturgie  befd^aftigen  follte; 
er  felbft  aber  erwarb  ftd^  burd^  feine  geleierten  SBerfe 
balb  fold^en  Shtl^m,  ba^  il^n  $apft  SlemenS  XIIL 
im  3. 1765  jum  Crjbifd^of  öon  Succa  erl^ob  unb 
il^m  nod^  anbere  Sl^ren  bejeigte.  S)ode  SJlanfi 
ftarb  fd^on  nad^  üier  Solaren,  am  27.  ©e<)tember 
1769,  in  einem  9lUer  öon  77  Solaren.  —  ©eine 
literarifd^en  arbeiten  fmb  fel^r  ^oJ^Ireid^  unb  üon 
breierlei  f)auptarten :  Ueberfe^ungen,  neue  3lu§- 
gaben  älterer  SBerfe  unb  eigene  arbeiten,  ©o 
überfe^te  er  baS  gro^e  biblifc^e  Sei^ifon  bon  SoI« 
met  (f.  b.  %xt,)  unb  beffen  boluminöfen  kommen» 


627                                         Mansionarii  —  Mansus.  628 

tat  über  bie  93iBeI  fammt  2)iffertQttotten  au3  betn  h)iebergab.  fßan  S§pen  (Gomment.  in  can.  et 
8franjörtfd&enin'82ateimfd^c,Succa  1730—1 738.  decr.  etc.,  Colon.  Agripp.  1755,  234 sq.;  ügJL 
3la^  SSoHcnbung  btefer  3lrbcit  bcforgte  er  öon  auci^Bevereg.Synodiconl,  112.  n,108annoi) 
1738— 1759  bie  trefflid^e,  38  gfoIbbänbefüSenbe  t^erftel^t  unter  ^oramonariuS  ober  aRonftonoriitS 
neue  Ausgabe  ber  Slnnden  be§  93aroniu§,  mit  ber  einen  IBenoalter  ber  JKrd^engüter;  nad^  Suicec 
fjottfe^ung  bed  SiapnalbuS  unb  ber  JTrittf  beS  (Thesaur.  e  patribus  graecis  s.  h.  ▼.)  bogegen 
$agt.  Se^tere  fe^te  er  an  ieber  besüglid^en  @telle  l^atte  er  bie  ^fiid^t,  in  ber  thrd^e  }u  bleiben,  biS 
unter  ben  Ze^  unb  fügte  au^erbem  nod^  einige  Wit  l^inauSgegangen  »aren,  unb  fie  bann  jn  tMXß 
yioitn  unb  einen  Apparatus  l^ingu.  Singer»  fd^Ue|en,  ebenfo  bie  Sampm  auSjuIöf d^en  unb  s«s 
bem  beforgte  er  neue,  burci^  92oten  :c.  Dermelrte  redeten  S^xt  »ieber  ansugünben.  Sr  l^atte  fomit 
ausgaben  a.  ber  Historia  eccles.  Don  9lata(iS  n)ie  £)efele  (Sonc.-®efd^.  II,  507)  bemerlt,  einige 
aiesanber  (f.  b.  «rt.)  in  9  Qfoliobänben;  b.  ber  ©ejd^äfte  beS  alten  OftiariuS.  SBieber^oIt  wirb 
Hist.  eccL  ©raöefonS  (f.  b.  Slrt.) ;  c.  ber  Sll^o»  ber  aWanfionariuS  in  biejer  Sebeutung  enoäl^nt  in 
mafftn'fd^en  Nova  et  vetus  eccl.  disciplina;  bem  unter  Ißatriard^  SJlennad  (536 — 552)  m 
d.  ber  SJloraltl^eoIogie  bon  Sieiffenftuel  unb  iat)*  S^onftanünopel  abgehaltenen  Soncil,  unb  ebnqo 
mann  (f.  b.  %rtt.) ;  e.  be§  ÜRart^roIogiumd  Don  Dom  l^eiligen  ^apft  ®regor  bem  ®ro|en.  Se|te- 
^ieron^muS;  f.  ber  Miscellanea  Don  SalugiuS;  rer  erjäl^It  Don  6!onftantiu8,  9Ranftonariu8  an  bo 
g.  ber  Bibliotheca  mediae  et  infimae  latinita-  JMtd^e  beS  %  Stepl^anuS,  ba|  berfelbe  auS  9Rttn« 
tis  Don  fJabriciuS,  Patav.  1754,  'Flor.  1858;  gel  anOel  bieSampe  mitSßaffer  gefüOt  unb  bie- 
h.  ber  Orationes  politicae  et  ecclesiasticae  fe§  fogleid^  gebrannt  l^abe  mie  fonft  (Dialog.  1, 5; 
Pü  n.  u.  %  am  Derbienftlid^ften  aber  mar  feine  Dgl.  aud^  3,  24.  25;  Ep.  4,  30);  in  DiaL  3,  25 
93eforgung  ber  größten  unb  an  Urfunben  reid^-  nennt  er  ben  ^Jlanfionariud  SbunbiuS  gerabqn 
ftenSondlienfammlung:  Sacrorumconciliorum  custos  ecclesiae.  (SSgl.  Thomassin,  Yet  ei 
nova  et  amplissima  coUectio,  Flor.  1759  sqq.,  nov.  eccl.  discipl.  I,  2,  c.  103,  n.  15.)  @))&tec 
moDon  31  ^oUobönbe  erfd^ienen.  Seiber  rei(|en  tt)urbenbannbie@^]^orDicare6eneficiariietMan* 
biefe  nur  bis  gur  SRitte  beS  15.  ^al^rl^nbertS  (ein  eionarii  genannt,  fo  in  tit  6,  c.  25  bed  Cone» 
paar Socumente ausgenommen), »öl^renb bie §ar*  Aquense  1585  „nad^  itaUenifd^er  Sitte",  tote 
bouin'fd^  Sammlung  in  12  SfoUanten  bis  in  ben  Zl^omafftn  fagt  (1.  c.  I,  3,  c.  70,  n.  11),  m(l^ 
Einfang  beS  18.  Sal^rl^unbertS  gel^t.  9lud^  ift  bie  renb  ein  me^tcanifd^eS  Sondl  Don  bemfelben  3al^ 
Sorrectur  bei  ber  SRanfi'f d^en  Ausgabe  nid^t  immer  fte  Portionarii  unb  Semiportionarii,  nad^  @ttte 
brgföltig  gemefen.  ©leid^fam  einen  Sorlöuf er  bie«  ber  fpanifd^en  ihrd^en,  nenne.  (9)gl.  ben  Vtt 
er  großen  Sonciltenf ammlung  bilbeten  bie  6  SfoHo-  Mansus.)  [9lel^] 
)&nbe  Supplemente  )u  ben  frttl^eren  Sammlungen,  Mansionaticiuii,  f.  %6gaben. 
1748 — 1752.  ^u^erbem  f^rieb  ÜRanft  einen  Mansus  mar  im  frönfif^en  Steid^  unter  ben 
Tractatus  de  casibus  et  excommunicationibus  Karolingern  berfenige  Zl^etl  beS  ©runbbefl^  einer 
episcopis  reservatis,  Luc.  1724;  bie  Sd^rift  Ißfarrfird^e,  tt)eld^  Don  alen  Saften  unb  9%gd6(nt 
De  epochis  conciliorum  Sardicensis  et  Sir-  frei  bleiben  mu|te  (Gapp.  Beg.  Franc.  1,  85; 
miensium,  1746,  wogegen  ÜRamad^i  (f.  b.  9lrt.)  c.  24,  G.  xxm,  q.  8).  Ueber  bie  et^mologt^ 
mit  ^f tigfeit  auftrat ;  eine  Epitome  doctrinae  Slbleitung  beS  SEßorteS  mansus  i{t  man  nid^t  einig, 
moralis  ex  operibus  Benedicti  XIV.  deprom-  Q^id^l^om  (St(ä)t  IBerf.  152)  leitet  baSfelbe  Don 
ptae,  Yenet.  1770;  enblid^  eine  ^bl^anblung  De  manere,  Rubere,  mie  ^Birnbaum  (Sie  red^tlid^ 
insigni  codice  Caroli  Magni  aetate  scripto  3lat\xx  ber  S^^titen  174,  9lnm.  73),  Don  mann- 
et in  bibliotheca  majoris  ecclesiae  Lucen-  missio  ab.  ^ebenfalls  bebeutet  äJlanfuS  ein  ®runb" 
sis  servato.  SKel^rere  ^interlaffene  SDlanufcripte  ftüdf,  tt)omit  ein  greigelaffener  für  fid^  unb  feine 
SRanR'S  blieben  ungebrudtt.  Sine  SebenSbefd^rei»  9lad^fommen  nod^  in  einem  gemiffen  Serbanbe 
bung  biefeS  geleierten  ^rölaten  lieferte  Zatta,  Com-  (^örigfeit)  mit  bem  $atrone  ftanb.  Sal^  lautete 
ment.  de  vita  et  scriptis  J.  D.  Mansi  etc.,  bie  Formel  einer  folgen  unDoOfommenen  ^reUof« 
Venetüs  1772.  (iBgl.  nod^  bie  Sorreben  )um  fung:  Gumpeculiosuomaneatsubpatrocinio, 
xlx.  IBanb  ber  Soncilienfammlung  unb  gur  6i-  mftl^renb  eS  bei  ber  DoSfommenen  gfreilaffung  f^i^: 
bliotheca  latina.)  [D.  ^efele.]  Peculiare,  in  quo  ante  laboravit,  cessum  in 
Mansionarii  l^eilen  an  ben  italieni|^en  S)om*  perpetuum  habeat  (Formul.  Sirmond.  1 2).  Unb 
fird^en  Dielfad^  bie  S)ompräbenbare  ober  Sl^or-  gan^  in  ber  93ebeutung  obiger  ^ormel  fagt  baS 
Dicare.  ^ier  unb  ba  »urben  aud^  bie  Canonici  Dierte  Soncil  Don  ^olebo  633  in  c.  69  (f.  o.  8, 
residentes  bamit  bejeid^net,  tt)eil  fte ftetS an il^rer  X  3,  13)  Don  @etftlid^en,  meldte  einer  iKrd^ 
JKrd^e  meilen  muffen  (Ducange,  Glossar.  s.h.Y.).  Sd^enfungen  ober  93ermöd^tniffe  gumenbeten:  Li- 
S)iefe  93e}eid^nung  finbet  ftd^  fd^on  im  can.  2  ber  ceat  üs  aliquos  de  famiUa  ejusdem  ecclesiae 
S^nobe  Don  Sl^alcebon  (451),  in  toield^em  unter  manumittere,  ita  ut  cum  peculio  et  posteri- 
htn  Jhrd^enbienem  aud^  ber  irpo(7(jLovapioc,  ober  täte  sua  sub  patrocinio  ecclesiae  maneani 
iia^  anberen  SeSarten  ber  Tcapajiovaptoc,  auf«  Sold^e  porige  nannte  man  iDlanfionarii.  ffiem« 
gejöl^lt  ttJirb,  »cld^cn  ©ion^ftuS  6^guu8  unb  nad^  nad^  begriff  ein  SKanfuS  ungefäl^r  f o  Diel  2aiA, 
i^m  @ratian  (c.  8,  C.  I,  q.  1)  mit  mansionarius  als  gemöl^nlid^  ein  3)lanftonariuS  (etma  unfer 


629 


ajlautua. 


630 


iRenuütIer,@ölbiier)bet0irtl^fd^tt^te.  Unter  ienem 

{teurfrdenSRaiifttS  (mansus  integer)  loaren  aber 

»(^  fold^  ®ruitb{tüde  begriffen,  meldte  bte  frän« 

^fynStbm%t  f  elbfl  auSbefonberer  SRunificens  einer 

Kxdft  gefc^mlt  litten  unb  meldte  o^nel^in  reget* 

afi^g  DöIIig  freies  Sigentl^um  ber  ftird^e  nmren 

(Gonc.  AureL  I,  a.  511,  c.  5).    [^emtaneber.] 

SIbivtaii,  1.  Stabt  unb  IBiStl^unt  in 

Cberitolien.  Sie  fel^r  alte  @tabt  ÜRantua, 

lümtoTa  la  Oloriosa,  in  fumpfiger  Umgebung 

an  SRincio,  17  ÜReilen  t)on  ÜRaitanb  unb  ebenfo 

Mit  tMm  Senebig,  l^t  l^eute  30000  (Sinhiol^ner, 

mtcr  xot\^  10  000  Suben  ftnb,  eine  f d^öne  Sa* 

l^ale  @.  $ietro,  unter  beren  ^od^Itar  ber  Setb 

k§  ^  «nfelm  öon  Succa  (f.  b.«rt.)  rul^t,  18  ißforr* 

fin^im  mit  mtrfmürbigen  ©rabntälem  unb  Dielen 

famfhucifai,  namentlid^  Don  @iuIio  3tomano, 

\ßxd\S^  ^Ififte,  ein  S^eum,  Scuole  pubbliche 

(fi%r  Unioerfttöt,  gefUftet  1625  oon  ^ergog 

Sobinanb,  ber  befonberd  ben  2)eutfd^en  gro^e 

^riinkgien  Derliel^X  n^it  öffentlid^er  Sibliotl^ef  t)on 

tt^qu  100  000  Sönben  unb  1000  ^anbfd^riften, 

pA  (B^rnnafien.  eine  (trirgilianif^e)  ^fabemie 

Wi  fd^Snen  Stürmt,  ein  großes  ftran!en]^au§  (feit 

1499)  mit  3nenanftaU  unb  gfinbel^ouS  (für  350 

Sinbltnge  jiöl^did^),  gmei  SEBaifenl^aufer,  ein  ätt» 

BofmfHft,  eine  Srbeitd«  unb  Serforgungdanftalt 

(feit  1819),  ein  tfiraelitifd^eS  Suflud^tS-  unb  Slr- 

WtS^anS  im  ®^o  u.  f.  tt).  9m  SBeften  beS  obem 

€ecS  oon  SOtontua  —  bie  @tabt  ift  nomlid^  oom 

jecortig  au^ebreiteten  ÜRindo  umfloffen,  ber  in 

ba  Lago  inferiore,  superiore  unb  di  mezzo 

cnget^t  mirb  —  ift  bie  berül^mte,  1899  ent- 

N)ciie  SBoOfa^rtSfird^  ÜJlabonna  belle  ©ra^ie, 

nter  ber  grd^ten  ÜRorien-SBatlfal^rtdorte  Staliend, 

M(in  iffi^did^  80000—100000  fßilger  avi§  ber 

giqen  Smnbarbet  pilgern.  äJlontua,  eine  ®rün- 

kng  ber  CtruSler,  nxir  unter  ben  Römern  ein  Oor« 

gi4er€i|_beräBiffenfd^ft;  in  feiner  m^t,  su 
cd,  ie|t  $ieroIa,  mar  bie  ^eimat  beg  2)id^ter8 
ÜigiliuS.  2>te  @tabt  bie  fpöter  jum  Ssard^at 
Sooemui  gel^örte,  mürbe  gur  S^xt  ber  iBölferman- 
bomg  oon  ben  ^unnen  unter  Sittila  unb  oon  ben 
iongobarben  unter  Wboin  erobert.  Sonftarlbem 
6ro|^mnrbe9Rantuabefeftigt.  Smll.äal^rl^un- 
kot  Iinn  e8  in  ben  93eft|  ber  t!^müie  Sonoffa,  unb 
Ion  1115—1276  bilbete  eS  eine  Stepublif.  S)ar- 
of  fionb  e8  unter  ber  ®emalt]^errf d^ft  ber  99uona- 
coqi,  bid  biefe  gänslid^  oerbrdngt  unb  befeitigt 
toniben  burd^  Submig  oon  (Songaga,  meld^er  fid^ 
i&m  lifrrfd^er  aufmarf  unb  für  ftd^  unb  feine  9}ad^* 
tamun  ben  Xitel  eineS  9leid^oicard  oon  9Rantua 
tnna^  Sie  f^it^tn  guerft  Sopitoni,  feit  ftaifer 
6igifimmtb  (1432)  tDtard^ft  unb  jule^t,  feit  Stau 
\a  Staxl  V.  (1530),  ^erjoge.  Unter  ber  öen* 
f^oft  ber  ®on)aga,  bei  meldten  bie  Siebe  für  ininft 
mb  Siffenf^ft  erblid^  mar^  erreid^te  ÜJiantua 
fnnen  ^fiini  ^lanspunft,  unb  feine  Sinmol^ner- 
ja^nnul^auf  56000an.  atlS^eraogg^erbinanbX. 
00«  IRontua  im  fpanifd^en  grbfolgefrieg  ftd^  üer- 
Mten  Iie|,  ^rtei  gegen  ben  ftaif er  unb  für  iJfranf * 


reid^  ju  nel^men,  mürbe  er  in  bie  SReid^Sad^t  erftärt 
unb  fein  Sanb  oon  faiferlid^en  Sruppen  in  S3efi^ 
genommen  (1707).  ©eitbem  blieb  SRantua  bei 
Defterreid^,  mit  SluSnal^me  beS  3eitraume8  oon 
1797—1814,  in  melc^m  ed  einen  ©eftanbtl^eU 
ber  ciSalpinifd^en  Slepublü  unb  fpöter  beS  j^önig* 
reid^§  Stauen  bilbete.  3m  3. 1866  fam  eö  an 
$iemont  unb  bamit  an  baS  neugefd^affene  j^önig« 
reid^  3talien. 

92ad^  einer  uralten  Ueberlieferung  foll  Songinu§, 
ber  rbmifd^e  ffrieger,  meld^er  bie  @eite  beS  ®e« 
Ireujigten  mit  ber  Sanje  burd^ftad^,  baS  Sid^t  bed 
Sl^riftentl^umd  nad^  SJlantua  gebrad^t  l^aben  unb 
l^ier  geftorben  fein.  Ucbcrbie|  l^obe  er  oon  ber  6rbe 
oom  Sialoarienberg ,  meldte  mit  bem  93Iute  bed 
grlbferS  getränft  morben,  bortl^in  gebrad^t;  j[e|t 
nod^  mirb  biefe  Srbe  unter  bem  Flamen  Prezio- 
sissimo  Sangue  al§  größtes  ^eiUgtl^um  ber 
©tobt  in  ber  Äird^  ©.  Slnbrea  oufbemal^rt.  Si« 
fd^of §ft$  mürbe  ÜRantua  erft  um  804  burd^  ^fl 
Seo  in.,  meld^er  benfelben  unter  bie  ^Jletropole 
Slquileja  ftettte;  1453  mürbe  er  ejemt,  unb  feit 
1818  fte^t  er  unter  ber  9KetropoIe  5KaiIanb.  (Jrfter 
Sifd^of  mürbe  ber  SRömer  ©regoriuS  (804—813). 
Unter  bem  jmeiten  SSifd^of  grfulf  (813—827) 
mürbe  827  baS  erfte  Soncil  gu  äJlantua  gel^alten, 
unb  gmar  in  ©egenmart  ^meier  popfUid^en  Segaten, 
megen  ©treitigfeiten  gmifd^en  ben  äJtetropoIiten 
oon  ^quileia  unb  ®rabo.  9uf  bie  undd^tige  S)ar' 
fteUung  bed  ÜRasenäuS  oon  9lquilej[a  l^in  mürbe 
entfd^ieben,  ba|  er,  mie  in  ben  übrigen  Sl^ilen 
feined  ©prengelS,  fo  aud^  in  3ftrien  bie  93ifd^5fe 
JU  orbiniren  l^abe  (C^efele,  gonc.»®efd^.  IV,  50  f.). 
3toei  meitere  SoncUien  fanben  1053  unb  1064 
in  ÜRantua  ftatt.  ®a8  eine  l^ielt  $apft  Seo  IX.  im 
^bruar  1053  gur  äBieberl^erfteUung  ber  IHrd^« 
gud^t;  megen  ber  renitenten  Iombarbifd^93if(^fe 
fonnte  jebod^  bie  bei  Eröffnung  bedfeffien  beabfid^« 
tigte  Strenge  nid^t  burd^gefül^rt  merben  (C^fele 
a.  a.  O.  763).  ®ad  6:onciI  oom  3a]^re  1064 
ift  „bie  mid^tigfte  unb  eigentlid^  entfd^eibenbe  99e- 
gebenl^eit  in  bem  ©treit  um  ben  päpftlid^  ©tul^I'' 
jmifd^en  Sle^anber  11.  unb  bem  @egenpapfl  ^o* 
noriud  11.,  inbem  erfterer  afö  red^tmä^iger  $ap{l 
beftätigt  mürbe  (§efele  a.  a.  0. 859—871).  Unter 
Sifd^of  SRartin  ®raf  €afatolbi  (1252—1268) 
ftiftete  3obcmne8  SonuS  baS  erfte  ftlofter  ber  9lu« 
guftiner-Srcmiten  in  iDlantua.  ®er  feiige  3acobu8 
aus  ber  eblen  gamilie  Senfatti,  0.  S.  D.  (1304 
bis  1332,  aL  1320—1338),  mürbe  auf  Ver- 
langen ber  Snantuaner  oon  $apft  3ol^nne3  XXTT. 
auf  biefen  ©tul^I  erhoben;  er  befriebigte  aud^  bie 
^ol^en  Srmartungen,  meldte  9Rantua  oon  feinem 
^irtenamte  liegte.  5Jom  Ausgange  beS  15. 3al^t- 
l^unbertS  an  maren  lange  3«it  bie  Sifd^öfe  ober 
SiStl^umSabminiftratoren  faft  fämmtlid^  au8  bem 
Öaufe  ®onjaga.  9lad&  bem  Sobe  beS  Sifd^of« 
©regor  Solbrino  0.  S.  D.  (1566—1574)  mott- 
ten  bie  f^erjoge  oon  SJlantua,  bie  aud^  fonfl  at§ 
faiferlid^e  SafaHen  oft  millfürlid^  fd^atteten,  bie 
Ernennung  für  ben  IBtfd^ofäftul^l  il^rer  ^auptfiabt 


681 


SDtantuQ. 


63! 


in  3lnfprud^  tiel^mcn,  allein  $apft  ®rcgor  XTTT. 
toieS  fic  ab.  9lQd^  ^crgcnrötl^er  (ffird^cngcfd^i(]^tc 
n,  518)  unterfd^ieo  tnon  bamafö  in  9lom  genau 
brei  3lbftufungen:  IßräfentationS-,  9lominationS« 
unb  ©iippKcationSred^t;  ben  metften  Qfötftcn  3ta« 
UenS  mar  nur  le^tered  }ugeftanben.  2)er  t)orte^te 
Sifci^of  Don  äJlantua  toax  $etru8  SRota,  geb. 
30.  3anuar  1805  gu  Soneggio,  atd  Si{(i^of  t)on 
©uaftaDa  pröconifirt  23.  SWära  1855,  nad^  3Kan- 
tua  tranSferirt  27.  Dctober  1871.  ®iefer  »al^r- 
l^aft  a^joflolifd^e  9Jlonn  unb  rul^möottc  Sefenner- 
bifd^of  ttjurbe  fd^on  in  ©uaftaOa  1859  burd^  einen 
SSoKSauflauf  öon  feinem  ©i|e  öertrieben  unb 
mu|te  at§  f^lüd^tling  Dier  DoQe  Saläre  feine  Si5« 
cefe  ouS  ber  Qfeme  regieren.  Surüdfgefel^rt,  fal^  er 
ftd^  feines  fßalafieS  beraubt  unb  Derlei  1866  bem 
Q^riSpi'f d^en  ®efe|e,  gentö^  »eld^em  il^m  abennalS 
ein  gejmungener  Siufentl^alt  ))on  fed^S  ÜRonaten  in 
Zurin  angemiefen  mürbe.  9(18  er  nad^  SJlaniua 
tranSferirt  morben,  mürben  il^m  bie  ^emporalien 
gefperrt.  Sr  Ue^  fid^  aber  burd^  nid^td  abl^atten, 
mit  SBort  unb  ©d^rift  gegen  bie  Sebränger  ber 
JHrd|e  gu  Iöm))fen,  namentlid^  aud^  in  ber  Don  i^m 
gegrünbeten  Seitfd^rift  ^S)ie  fatl^olifd^e  Qfol^ne". 
©ein  freimüt^igeS  3luftreten  brad^te  il^n  1874  auf 
f ed^S  Zage  in  ben  ff erfer ;  gugteid^  tourbe  ba§  ©e- 
ntinar  gefd^Ioffen,  in  meld^em  er  biSl^er  gemol^nt, 
unb  er  verlegte  nun  feine  9lefiben)  in  baS  fflofter 
ber  Jhanfenbrüber.  Sßeil  er  ba§  ß^equatur  ber 
itaßenif d^en  Stegierung  auf  feine  SBeife  }u  erlangen 
t>ermod^te,  refignirte  er  unb  50g  ftd^  nad^  SRom  gu- 
xüä,  m  il^n  ber  l^eilige  Sater  am  12.  ÜRai  1879 
5um  Sitular-Q^bifd^of  oon  Sartl^ago  promoDirte 
unb  )um  SononicuS  Don  ©t.  $eter  im  SSatican 
ernannte.  918  fold^er  mad^te  er  fid^  um  bie  ©rün* 
bung  ber  „f atl^olifd^en  fie^irgefeCfd^aft"  in  SRom  fel^r 
Derbient.  S)er  gegenmörtige  63.  SBifd^of  ift  3ofep]^ 
©arto,  geboren  in  ber  S)iöcefe  Sreöifo  am  2. 3uni 
1835,  präconiprt  am  10. 5Roöember  1884.  (gr  l^at 
in  153  Ißfaneien  254000  ©eeten  unter  fid^;  fein 
ßa^jitel  j|al^It  2  ffiignitäten,  12  Canonifer  unb 
mel^rere  Siciflaat,  Ißriefter  unb  Slerifer.  S)ad  @^oI- 
legiatpift  ©t  «nbreaS  tourbe  unter  gJa})ft  fßiuS  IV. 
Don  bem  ^ergog  Don  ®on}aga  botirt.  3n  ®on- 
|aga,  mit  bem  ©tammfd^Io|[e  ber  dergoge  Don 
aWantua,  Diertl^lb  5KeiIen  Don  bief er  ©tabt  ifi  ein 
3Röbd^ener}ie]^ung8inftitut :  in  ©.  IBenebetto  toar 
frül^er  eine  Senebictineraotei,  eine  ber  reid^ften 
unb  präd^tigften  StaKenS.  3fn  bereu  ftird^e  tourbe 
bie  aus  ber  ©efd^id^te  ©regorS  VIL  unb  §ein- 
rid^  IV.  bef annte  2Kar!gräfin  SWatl^übe  nad^  il^rem 
aSBunfd^e  beigefe^t,  Don  too  ^opft  Urban  Vm. 
il^ren  Scid^nam  in  bie  ^eterSfird^e  nad^  SRom  über- 
trogen Iie|.  (95gl.  J.  B.  Visi,  Notizie  storiche 
della  cittä  e  dello  stato  di  Mantova,  Mant. 
1612, 2  tom.;  S.  A.  Maffei,  611  annali  di  Man- 
tova,  Tort.  1675 ;  H.  Donesmondi,  Dell'  isto- 
ria  eccl.  di  Mantova  1723;  A.  Sordi,  Cenni 
biograf.  della  dignitä  e  dei  Canonici  della 
Mant.  Chiesa  assonti  all'  episcopato,  Mant. 
1850 ;  üghelH  I,  857  sqq. ;  Cappelletti  XII, 


Isqq.;  Moroni  XLII,  171  sqq.;  6.  Petri  ] 
390  sq. ;  Garns,  Ser.  Epp.  794  sq.)  [5Re^. 
2.  gfürftencongre|.  3ni  3.  1459  fanb  t 
biefer  ©tobt  jene  benftoürbige  SSerfammhmg  fiat 
toetd^e  ^uS  IL  auS  l^ol^er  93egei[terung  ^  bi 
Sl^re  beS  d^riftlid^en  92amenS  in  ber^bftd^tberid 
um  über  bie  äJtittel  ^ur  t$fortfe|ung  beS  Xürfesi 
friegeS  mit  ben  europaif^en  ^Regenten  Stotl^  j 
pflegen.  SHefe  aber  betoiefen  ebenfo  Diel  ©leidj 
gültigfeit  für  Sefämpfung  ber  Surfen,  als  $iu 
^ampfeSmutl^  an  ben  %aq  legte.  Sänge  toortel 
ber  fßapft  ber  Sinfunft  ber  dürften  m  9Rantna 
unter  ben  meiftcn  berfelben  l^errfd^ten  3crtoürfntffi 
felbft  gtoifd^en  bem  Ungarnfönig  SOtattl^iaS  ttn 
bem  ftaifer  lagen  Errungen  toegen  ber  Jhone  Un 
gamS  in  ÜJtitte.  S)er  ftaifer  entfd^ulbigte  ftd^  b( 
^iuS^  ber  als  SeneaS  ©QlDiuS  f rül^er  fein  ©ecretd 
getoefen  toar,  mit  bringenben  ©efd^ften,  bte  il^t 
nid^t  erlaubten,  perfönlid^  5U  erf d^einen.  S>er  ^Po^i 
mad^te  il^m  barüber  SSortoürfe.  9lad^bem  enbli« 
einige  Sleid^Sfürften  ftd^  p  äJlantua  eingefunbe 
l^atten,  eröjfnete  ber$a|)ft  ben@^ongre|  (21. 3m 
1459),  ungead^tet  ben  meiften  ber  Serfammettei 
felbft  popftUd^en  ^ofleuten,  9Rantua  mi|fiel  al 
ein  ungefunber  fumpfiger  Ort,  too  man  nid^tö  al 
fjröfd^e  l^öre.  3ngtoifd^en  famen  aSmälig  Do 
oJDlen  SRid^tungen  bie  ^bgefanbten  an,  unier  %üh 
ren  bie  beS  C^er}ogS  ^l^Uipp  Don  Surgunb,  anc 
bie  fJranfreid^S  unb  ber  italienifd^en  ©taoia 
%ax  26.  ©eptember  l^ielt  ber  ^ap{t  an  bie  Sa 
fammlung  eine  faft  breiftünbige  Siebe  über  bi 
^^otl^toenbigfeit  eineS  ZürfensugS,  über  bie  3Ritt< 
unb  bie  Kontingente  ber  einzelnen  SReid^e.  !Rq( 
bem  ^apfte  l^ielt  ber  gried^ifd^e  Sarbinal  Sefforio 
(f.  b.  9lrt.)  eine  Siebe  ftl^nlid^en  3n]^aItS.  «IS  b' 
S)eutf d^en  il^r  Kontingent  beftimmen  f oEten,  seigi 
M  Uneinigfeit  )toifd|en  ben  ©efanbten  beS  Stcc 
ferS,  ber  beutfd^en  gfürflen  unb  ber  Sleid^fi&nb* 
tooran  ber  berül^mte  Sted^tSgelel^rte  ®regor  Do 
^eimburg  (f.  b.  Srt.),  als  @efanbter  beS  ^er}oc 
Slbred^t  Don  Oefteneid^,  Diel  ©d^ulb  trug.  Snl 
lid^  Derfprad^en  bie  S)eutf d^en  bem  ^ßapfie  bennoi 
32000  aWann  gfu^DoIf  unb  lOOOOSReiter.  2)« 
Stolpere  follte  auf  s^ei  Sleid^Stagen  )u  Slümbo: 
unb  )u  9ßienerifd^>9leujlabt  auSgemad^t  toerbei 
®en  j^aifer  fjriebrid^  beftimmte  ber  $apft  )ui 
Dberfelbl^erm.  Mein  bie  Uneinigfeit  unb  b* 
©treitigfeiten,  bie  bamafS  gerabe  unter  fold^ 
Surften  l^errfc^ten,  auf  toetd^e  ber  $a^ft  Diel  redj 
neu  mu^te,  l^inberten  ben  getoünfd|ten  gfüdlid^ 
Srfolg  beS  KongreffeS  ju  äßantua;  aSe  9tebe 
unb  Säeratl^fd^Iagungen,  toomit  man  ftd^  abmül^t 
toaren  nid^t  im  ©tanbe,  bie  Sl^eilnal^mSlofigfe 
an  bem  l^eiligen  Äriege  ju  entfernen,  toefd^e  b( 
fonberS  burd^  bie  beftönbigen  einl^eimifd^enffrie^ 
in  S)eutfd^Ianb  l^erDorgerufen  toorben  toar.  € 
beburfte  ber  ganzen  ©egcifterung  eines  IßiuS,  ui 
bie  ©ad^e  enbli(|  bod^  in -ben  ®ang  ^u  bringei 
fßiuS  rid^tcte  jum  Ueber^ufe  an  ben  ©ultan  5K( 
l^ammcb  ein  umfaffenbeS  ©enbfd&reiben,  toorin  ( 
il^m  unter  ^ugninbclcgung  Don  Sufa'S  Cribrati 


633 


SKanuQlbcneficium  —  3Rap\)xxan, 


634 


Aleonni  bie  SBol^rl^eU  bed  Sl^riflentl^umd  unb 
\nt  3nt^ihner  bed  Sdlont  t)or  Sugen  legt.  Snb« 
lüi  begab  jid^  !ßtu8,  oBfd^on  bebeutenb  letbenb, 
jeM  Mrtrauenb  auf  ®ott  unb  auf  ein  IhiegSl^eer 
m  mt^x  ald  88  000  SRann  unter  bem  to^f em 
Sombedbeg,  |>erf dnlid^  }um  ftreu^l^eere,  erlag  aber 
imlntDegS  baß)  feinen  Seiben,  nad^bem  er  ben  Sar- 
Mndlen  benihieg  gegen  ben  S^riftenfeinb  an  baS 
fyq  gelegt  l^tte.  Sie  SSerfammlung  ))on  3Ran» 
tm  hmdftt  f^vaS  oud^  baju,  ein  ftrengeS  SSerbot 
fegen  aue  9)>))eIIationen  oom  ))(ipftUd^en  Stul^Ie 
befomt  ^  geben.  (Sgl.  ^einemann,  9lenea§  @9l- 
DtsS  aI9  fßrebiger  bed  JheujsugeS,  IBemburg 
1855;  ^elc » ^ergenröt^er ,  ßonciliengefd^id^te 
Vm,  101  ff.)  [S)üj.] 

9taauLtt€9ufUbm^  f.  JKrd^enamt  VII,  514. 

|ttWl<te  (i)f7etp(Siov),  auci^  pastorale,  pa- 
iDchiale,  liber  officialis,  b^i^t  ba§  ^anbbud^, 
feel^cS  bem  @eeIforger  in  ffurge  bie  ^nmeifung 
|ir  Ibminiftration  ber  Sacramente  unb  }ur  Sor* 
M^  ber  liturgifd^  Serrid^tungen  bietet.  ßS 
$  hmxunA  gleid^  mit  Slgenbe  (f.  b.  9rt.). 

Manndaetor  ffis<j6Yopoc)  in  ber  alten  IHrd^e 
ber  in  Otitte  bed  S^oreS  jiei^enbe  Sluffel^er,  ttield^er 
bn  Gängern  mit  ber  fyxxib  ba§  3^^^  }um  93e« 
pme  bei  ®efange8  gab. 

Tßumet  jAoCelUis,  f.  ffalefad. 

lbui«8  mortua,  f.  Slmortifation. 

Item  i^*^),  im  %.  %,  nad^  ber  Sulgata 
Sfliie  einer  Ortf ^ft  auf  bem  (Sebtrge  3uba,  tt)eld^e 
H 15,  55  }um  Srbt^eil  bed  Stammet  3uba 
fiejttkigen  urirt».  3n  ber  9lö^e  lag  Sarmel,  ber 
ipötere  ffiol^nort  92abafö  unbmigaild  Oof.  15, 55. 
1  Sam.  25, 2).  Sie  l^öl^Ienreid^  ttmgegenb  biefer 
Saht  bie  ^äBüfle  9Raon'',  UKir  eine  Qüi  lang 
ber  lofentl^  2)ak)ib8  unb  feiner  Seute  teöl^renb 
ber  Serfol^mg  @ouI8  (1  @am.  25,  2. 4).  ^ier 
lübe  er  burd^  bie  Sknatl^erei  ber  3i)>^iter  in  bie 
tobe  feines  gfeinbed  gefallen  fein,  teenn  nid^t  ein 
mi^  einfoS  ber  $^ilifter  @aul  genötl^igt 
Vlk,  fd^emiigfl  gegen  biefe  }u  ^iel^en.  Sie  ©teUe 
i  iplebergefttiäen  in  Seil  9Ra%,  einem  100  t$fu| 
Wm  gfdiberg  f  uböftlid^  Don  Hebron,  oon  tt>el^em 
m  pd^  eine  SH^f  d^btd^t  langf  am  jum  tobten  SReer 
üs  fenfL  S>ie{^  ifl  ber  nSmlid^e  pfeifen,  meld^er 
iMb  Mm  €aul  f d^ieb,  als  er  f d^on  MeS  oerloren 
mim  Ifotit  (1  @am.  28,  26);  il^n  l^at  aud^ 
i^tfUfia  bei  feiner  Sarfteüung  beS  Sorf aUS  (An- 
tin, ^t  ^3,  2)  iebenfaQS  im  Singe.  Sie  gleid^- 
lOBioe  Ortfd^  fd^nt  auf  ber  ^öl^e  beS  IBergeS 
gdtgei  gemefen  )u  fein  (Palest.  Explor.  Fmid 
1875, 45).  [jlaulen.] 

Piy  (SRafyip,  anapuS,  3Raup),  Sßalter, 
Sinter  imb  Sotiriler,  ftammte  auS  einer  rttter» 
Krtigen  gfornüie  in  SßaleS  unb  mürbe  um  1135 
ii  Slonorfler*  ober  ^ereforbfl^ire  geboren.  Sr 
otfij^  ftd^  für  ben  geifÖid^n  @tanb  unb  ging 
n  1156  nad^  $ariS,  mo  er  unter  Ruberen  bie 
IMogifd^  Sorlefungen  beS  QhrglänberS  @iral« 
ki0  ^Mla  (gefl  1184  a(S  ^fd^of  oon  Sooentrp) 
kfBd^  9Ia^m  er  gkiriS  1161  oerlaffen  l^atte, 


fam  er  an  ben  ^of  beS  ÄönigS  ^einrid^  IL  Ißlanta- 
genct,  ber  il^n  atöbalb  ju  feinem  SSertrauten  unb 
fteten  Segleiter  ermäl^Ite,  ging  1163  mit  bem  Kö- 
nige nad^  Cnglanb,  trat  l^ier  in  freunbfd^aftlid^e 
IBe^iel^ngen  ^um  %  Sl^omaS  SedCet  oon  Sonter« 
bur^  unb  ju  bejfen  fpöterem  ©egner  ©ilbert  gfoliot 
oon  §eref orb,  unb  erl^ielt  balb  üerfd^iebene  $frün« 
ben ;  f o  tourbe  er  ^räcentor  ju  Sincoln,  $f aner 
oon  SBeftburQ  unb  SanonicuS  an  ber  ißautsfird^e 
gu  Sonbon.  3n  bem  Streite  beS  ftönigS  gegen  ben 
Sr^bifd^of  unb  $rimaS  oon  Santerbur^,  ber  }u- 
lejt  mit  ber  ©rmorbung  SedtetS  1170  enbete, 
ftanb  ajla^  auf  @eite  beS  ffönigS,  unb  bie  gro^e 
^Ibneigung,  bie  er  fd^on  feit  langer  Seit  gegen  bie 
Kifterrienfer  in  Cnglanb  in  fi^  getragen  l^atte, 
fteigerte  Jtd^  in  biefen  ftämpf en  ^u  ttefem  öaffe  utri) 
bitterer  SSerfolaung  beS  DrbenS.  3m  3. 1179 
mo^nte  er  als  Sefanbter  feines  ffdnigS  bem  erften 
aSgemeinen  Sondl  im Sateran bei;  er  gel^örte  bort 
5U  ber  Sommifjion,  meldte  mit  ben  SBalbenfem 
ein  9teligionSgef))räd^  }u  ful^ren  l^atte.  Srft  als 
ftönig  ^einrid^  ü.  1189  fiarb,  oerlie^  3Rap  ben 
^of ;  1196  erl^ielt  er  baS  Srd^iaconat  oon  Os« 
forb;  l^ier  fiarb  er  oor  bem  ^af^tt  1210.  Sr  l^inter* 
lie|  eine  größere  Sngal^l  lateinifd^er  ©ebid^te,  in 
meldten  er  l^ouptfdd^lid^  bie  @itten  feiner  3dt 
inSbefonberebeSSleruS,  geißelt  Sine  Sammlung 
berfelben  oeranftaltete  ti^omaS  Sßrigl^t  (The  Latin 
Poems  commonly  attributed  to  Walter  Mapes, 
London,  Camden  Society,  1841).  SlS  bann  ein 
gemiffer  ©aufrieb,  oieQeid^t  ber  iBifd^of  ©aufrieb 
oon  6l9  (geft.  1189),  il^n  einfi  bat,  ein  2ef rgebid^t 
)u  oerfaffen,  in  meld^em  SolfSfagen  unb  gefd^id^t« 
lid^e  iBorbilber  in  einer  erl^ebenoen  unb  ergö^enben 
iffleife  oorgetragen  mürben,  untemal^m  Map  eine 
f  old^e  Sammlung,  bei  loeld^er  il^m  ber  Policraticas 
sive  de  nugis  curiaUnm  et  vestigüs  philo- 
sophomm  Oon  Sol^neS  oon  SaliSbur^  (f.  o.  %rt. 
VI,  1764)  als  ÜRujter  biente.  (Sr  lam  aber  nid^t 
}ur  Ausarbeitung  in  metrifd^  ^orm,  fonbem 
binterlieB  in  $rofa  bie  für  SRqtl^ologie  unb  ®e« 
f  d^id^te  SnglanbS  mid^tige  Sammlung,  an  melier 
er  bis  1193  gearbeitet  }u  l^aben  fd^eint.  Sine 
Ausgabe  nad^  bem  einzigen  9Ranuf cripte  )u  Osf  orb 
beforgte  £1^.  SCßrigl^t  (Oualteri  Mapes  de  nugis 
curitdimn  distinctiones  quinque»  Lond.»  Cam- 
den Society,  1 850).  (Sgl.  Wright  1.  c.  Preface ; 
PUlipS,  SBalter  Mop,  Beitrag  mx  ®efd^.  ftönig 
leinrid^  IL  o.  Snglanb  unb  beS  fiebenS  an  feinem 
of e,  in  ben  ©i^.»®er.  ber  SBiener  3lfab.,  pl^ilof .• 
iifbr.  fll.  X,  1858, 319  ff.,  fotoie  in  beffen  ißerm. 
©d^riften,  SBien  1860,  m,  115  ff.)  [Streber.] 
^^Slap^xiaUjXütl  ber]^5d^{lenIir(|lid^enSBürbe 
na$  bem  Ißatriard^en  bei  ben  3acobiten.  Sie  Sin» 
fül^mng  biefer  9Bärbe  mirb,  nad^  bem  ißorgange 
beS  !Bar»^ebröuS  in  feiner  Sl^ronif  (bei  Assem. 
Bibl.  Orient  II,  Dissert.  de  Monophys.  n.  8), 
gemöl^nlid^  Sacob  93arabäu8  (f.  b.  «rt.  1, 1981) 
jugejd^eben.  5Rad^  Se  Ouien  (Oriens  christ. 
n,  1533)  l^ötte  ber  ^atriard^  in  «ntiod^ien,  toeil 
ber  anbere  monopl^^pfd^e  Ißatriard^  in  SUesan« 


685 


Mappae. 


686 


brien  einen  Obermetro))oliten  fär  Sletl^iopien  ge» 
XD&j)li  ^aht,  aud^  einen  $rima§  für  bie  nod^  oft« 
Ud^et  gelegenen  S)i5cefen  be§  Orients  gemWt 
unb  benfelben  ÜRopl^rian  genannt.  Slllein  nad^ 
©ilbernogl  (SSerfoffung  u.  f.  to.  ber  ftird^en  beS 
Orients  258)  entftanb  biefe  l^terord^ifd^e  @tufe 
erft  im  7.  Sal^rl^unbert,  unb  itoax  oIS  bie  iaco« 
bitifd^en  e^rer  bie  äBOrbe  eines  ffotl^oIifoS  obet 
^JrimaS  beS  Orients,  meldten  2itel  feit  ftaifer 
3ufttnian  ber  SKetropoUt  öon  ©eleucia  unb  ßtefi- 
pf^on  fül^rie,  oud^  auf  einen  il^rer  IBifd^öfe  über» 
trugen.  3)er  5Rame  SRapl^rian  foHte  gerabe  feine 
^errfd^aft  über  bie  Sifd^öfe  beS  Orients  bejeid^- 
nen.  9)or  ÜJlarutaS,  ber  atS  erfter  ÜRapl^rian  be- 
fannt  ift,  fotten  fd^on  brei  SKopl^riane  an  unbe- 
ftimmten  Orten  reftbirt  l^aben.  SRarutaS  nal^m  629 
feinen  ©ij  5uSagrit(Martyropolis)  inSKefopota» 
mien,  unb  |ier  reftbirien  aud^  feine  ^ad^f olger  (Le 
Quien  1.  c.  989  sq.  1848  sq.).  SJlapl^rian  3gna« 
tiuS  L  SKarcuS  mod^te  ben  SSerfud^,  fid^  in  Sag« 
bab  niebergulaffen;  eS  gelang  il^m  bie|,  aberntet 
für  lange  Seit.  S)er  ftotl^oUfoS  ber  9leftorianer 
erlangte  Dom  ffl^alifen  1016  ein  Sbict,  n)onad^ 
nur  ^m  eS  geftattet  fein  foSte,  fi(^  in  93agbab 
aufjul^alten,  h)orauf  ber  ^Ropimn  auSgemiefen 
tourbe.  31IS  Sagrit  1089  öon  ben  Strabem  er« 
obert  unb  jerftört  tt)orben  war,  öerlie^  SWapl^rion 
äol^anneS  ©aliba  biefe  @tabt  unb  wöl^Ite  9){o« 
ful  )u  feinem  Sufentl^alte.  Um  1152  hat  bann 
ägnatiuS  Sa^aruS  ben  ^triard^en  Sltl^anaftuS, 
er  möge  baS  ftlofter  @t.  äJlattl^äi  auf  bem  93erge 
&pf)t^  bei  ÜRofut  baS  bem  fßatriard^en  unter- 
ftanb,  ber  SuriSbiction  beS  SJlapl^rian  l^injufügen: 
er  monte  nämlid^  ÜJlofuI,  Sagrit  unb  ^iineoel^ 
fotoie  Jenes  Älofter  ju  einer  einjigen  S)iöce|e,  als 
SDiöcefe  beS  ÜJlapl^rian,  t)ereinigen.  @etn  SBunfd^ 
tt)urbe  1115  erfüHt,  utii  feitbem  war  biefcS  fflofter 
Sleftbens  beS  SJlapl^rian  (Le  Quien  1.  c.  1545  sqq. ; 
Assem.  1.  o.  n.8»  Sedes  Maphriani).  ißom  18. 
bis  16.  äal^rl^unbert  l^aben  bie  ÜRopl^riane  oft  ge« 
med^felt,  wa^rfd^einlid^  unter  bem  ßinflu^  beS  unter 
ben  iacobitifd^en  Syrern  auSgebro^nen@d^tSmaS. 
5Jon  1266—1288  beHeibete  ber  bereits  genannte 
Sar-§ebräuS  (f.  b.  art.  I,  2005  ff.)  biefe  SBürbe. 
Unter  bem  äJlopl^rian  ftanben  anfönglid^  au^er 
bem  ajlctropoliten  üon  SKofuI  12  refp.  18  »ifd&öfe, 
meldte  in  Arabien  unb  Werften  il^re  2)iöcef en  l^atten, 
unb  über  meldte  er  biefelbe  @mal\  ÜW,  roit  ber 
^atriard^,  ber  fid^  in  feine  ^uriSbiction  feineSwegS 
mengen  burfte.  S)er  ÜRopl^rian  tonnte  SBiStl^ümer 
errieten,  93if d^öf e  orbtnircn  unb  abfegen ;  nur  bie 
ißerfejung  öon  93ifd^öf en  flanb  il^m  nid^t  gu,  SBeiter 
fonnte  er  baS  Sl^riSma  »eilten,  überlaupt  aQe 
^ontificall^anblungen  in  ben  orientalifd^en  2)iö- 
cefen  t^omel^men,  mie  ber  ^atriard^  in  ben  occi* 
bentalifd^en.  Ol&ne  3«ftitnmung  beS  iDlapl^rian 
burfte  aud&  fein  ißatriar^  promoöirt  werben.  (SSgl. 
über  atteS  bicfeS  bie  einzige  canonifd^e  Sfted^tSqueDe, 
weld^e  cS  bejüglid^  ber  jacobitifd^en  flird^e  gibt : 
Nomocanon  Bar-Hebraei,  bei  A.  Mai,  Script. 
vet.  nov.  coli.  X,  2,  3  sqq.)  ©eit  bem  6nbe 


beS  16.  Säl^rl^unberiS  ging  bie  äBürbe  unb  boS 
^mt  beS  Snap^rian  bis  auf  ben  bloßen  Sitel  eineS 
„Stai^oUM  ober  $rimaS  beS  Orients"  unter,  unb 
er  l^at  l^eute  nur  baS  einzige  Sted^t  bei  Serfonon- 
lungen  u.  f.  m.  ben  @i|  pr  Siedeten  beS  ^atrior- 
d^en  einjunel^men;  aud^  ift  er  eS,  ber  im  Srlebi- 
gungSfalle  gemöl^nlid^  auf  ben  ^triard^alfht|( 
erl^oben  wirb.  (ißgl.  femer  Moroni,  Dizion.  XXX, 
197  sqq. ;  aBiltfd^,  ftird^I.  ®eogr.  I,  227.  464. 
11,  149  f.  871  f. ;  Eastem  Churchea  by  the 
Author  of  Proposais  for  Christian  Union, 
Lond.  1850,  58  sqq.)  [310^.] 

Mappae  l^ei^en  im  litinrgif  d^en  ©prad^gebraud^ 
bie  linnenen  3:üd^er,  womit  jeber  Slltar  bebedtt  fein 
mu|.  ^ie  unb  ba  l^ei^en  fte  aud^  tobaleae  unb 
pallae  altaris.  ßS  beftel^en  in  ^e^ug  auf  biefen 
^Uarfd&mudf  folgenbe  SJorfd^riften:  1.  ©old^ 
^UarbedCen  foÜen  brei  fein;  jebod^  wirb  eS  tote* 
rirt,  wenn  bie  untere  S)edfe  boppelt  juf ammcngelegt 
ift,  fo  ba^  eigentftd^  ftreng  genommen  nur  jwei 
Mappae  auf  bem  Altäre  Iiege|t  (Missalo,  Babr. 
p.  1,  t.  20).  2.  S)ie  obere  S)edte  fott  oblong  fein 
unb  auf  beiben  Seiten  bis  jum  gu^boben  reid^ 
2htbeffen  wirb  auf  ber  le^tem  Seftimmung  l^ut^ 
gutage  nid^t  mel^r  fo  ftrenge  geleiten;  lebenfalß 
aber  mu§  baS  obere  Sinnen  ben  gangen  ^Itar  be» 
bedfen  (Cerim.  Episcop.  1,  c.  12,  n.  11).  8.  6S 
befielen  ftrenge  SSorf d^rifteu,  bo^  nur  Seinwanb  gu 
fold^er  äiUarbebedfung  genommen  werbe;  Derboten 
ift  ieber  anbere,  wenn  aud^  fonft  nod^  burd^  2)atter- 
l^aftigfeit  ober  SReinl^eit  ber  Seinwanb  nal^  !om» 
menbe  ©toff  (Congr.  ßituum  15.  Maji  1664); 
unb  neuerbtngS  wieber  würbe  (Congr.  Ritaum 
15.  Maji  1819  decret.  generale)  bie  Ungn- 
löffigfeit  Don  SaumwoSenftoffen  befonberS  gu  er» 
Hären  für  nöt^ig  gefunbcn.  ffier  ®mnb  fotdjien 
SSerboteS  ift  bie  Südtfid^t  auf  eine  uralte  ge^igte 
Srabition  unb  auf  bie  baran  ftd^  fnü))fenbe  m^ 
ftifd^e  Sebeutung.  (3n  reine  Seinwanb  gewidfelt 
würbe  ber  Seib  beS§erm  in'S  ®rab  gelegt.)  4. 3>iefe 
S)edfen  muffen  t)om93ifd^of  ober  einem  anbembagu 
lBet)o0tiiöd(|tigten  benebicirt  fein  (Miss.  Rabr.  L  c). 
—  6S  fann,  wie  aud^  ©ingl^am  gugibt,  feinem 
3weifel  unterliegen,  ba^,  weil  eS  ja  bie  &ft' 
furd^t  gegen  ben  Seib  beS  ^crm  etforberte,  bie 
SItöre  t)on  Einfang  an  in  ber  d^riftlid^n  ^d^ 
bebedCt  waren.  @d^on  ber  alte  ©ebraud^  ber  ^ 
bräer,  ben  3:ifd^  mit  einem  Sud^e  gu  bebedtoi, 
fül^rte  biefen  ©ebraud^  mit  fid^  (f.  Sal^,  ^öxßL 
«ItertJ^ümer  ber  §ebr.  I).  2)ie  apoftel  bel^ielten, 
wie  nid^t  anberS  gu  erwarten,  beim  l^eiligen  Opfer 
unb  abenbmal^Ic  biefen  ®ebraud&  bei.  SBenn  bem 
^fte  @t.  @9lt)efter  (c.  46  Dist.  I  De  consecr.) 
ober  93onifag  eine  barauf  begügltd^e  Sntfd^eibung 
gugefd^rieben  wirb,  f o  ifl  baS  ol^nc  Zweifel  nur  öon 
einer  gefe^Iid^en  QfeftfteHung  ober  50lobifidrung 
beS  uralten  ©ebraud^S  gu  Derftel^en.  OptatuS  t)on 
SJHIeDe  (De  schismate  Donatisi  6,  1)  fprid^t 
t)on  biefem  ©ebraud^  alS  einem  aHbefannten: 
Quis  fideliom  nescit,  in  peragendis  mysterüs 
ipsa  ligna  (b.  i.  altaria)  linteamine  cooperiri? 


637 


ü)iara  —  SKaran. 


638 


nnbSidor  Don  Utica  (edagt  ft^  bog  bie  Ifrieg^ 
kuiebcdftdnigS  ®ei{end^  ft^  ))on  ben  SHtortäd^em 
(de  palliB  altaris)  litten  iBeinfleiber  unb  ^em« 
ben  ma^en  laffen  (Persecut.  Yandal.  1,  12). 
Sri  ben  @ried^n  mthtn  bie  Zitate  t)ierfQ(i^  be« 
bedt:  1.  9uf  ben  Sden  liegen  Dier  Heine  @tüde 
&ibe,  toorauf  bie  Smingeliften  gemalt  ftnb,  bo* 
(Krfelbjl  StKingeliflen  genannt;  2.  barüber  liegt 
eine  JKjQppt  üon  feinem  Seinen,  xara  dapxa  ge- 
nannt; 3.  l^erubet  eine  anbete  ^tdt,  TpairsC<^- 
fofoc;  4.  enblid^  tt)iib  bei  ber  Siturgie  über  biefe 
boS  CotpDtoIe  gebreitet.  3ft  ber  gried^ifd^e  Slltar 
oom  9if4of  ni^t  confecrirt,  fo  geftattet  ber  grie* 
4iMe  Slitue^  barauf  gu  celebriren,  fofem  menig» 
M  ein  dvn|xe vcnov  (aud^  bei  ben  Unirten  gebräu^« 
114)  barüber  gebreitet  ift.  S)te{e§  ^ntimenfton 
$  ds  leinened  Xnä),  Dom  IBifd^ofe  gemeil^t,  in 
bejfen  Dier  Sifen  SSeliquien  ber  ^eiligen  ein* 
pioilt  finb.  [ff  er!er.] 

Wm  ("*:«),  im  31.  %.  5Kamc  eines  ^alk' 

}ßiB^  mit  Sitterqueüe,  bei  meld^er  bie  3§raeliten 

onf  bcm  3uge  aud  Sieg^pten  gu  ra[ten  gendtl^tgt 

mm  {(h- 15,  23—26).  S)em  Snjammcnl^ange 

tt4  toam  für  fidler  geUen,  ba|  bie  @tette  nt^t 

iKit  tMm  ber  ffüfte  bed  ®oIf§  üon  @ueg  gelegen 

DQi;  nad^getoiefen  aber  ift  bie  Oertlid^feit  nod^ 

n^t  klettere  Steifenbe  fud^ten  fie  bei  ber  aud^ 

^  no^  bittem  Cuelle  3lin  ^omara,  neuere  in 

bem  nid^t  toeit  baüon  gelegenen  ilBabi  3Imaral^ 

(flonlen,  S^e  SSBüfte,  ftatl^oli!  1867,  n,  296  ff.; 

Palest  Explor.  Fund  1871,  4).    2)ie  gntbel^» 

nmg,  iDeld^e  bie  SSraeliten  an  biefer  ©teile  gu 

tngm  ^tten,  toar  nad^  ben  SBorten  ber  l^eiligen 

6($rift  eine  9)erfi\fi^ung  für  fte;  eS  foEte  ftd^  jei- 

9n.  ob  il^r  ®Iaube  aud^  in  SBibermörtigteiten 

6t(mb  ^Ue.  S)iefer  ißerfud^ung  unterlagen  fie, 

nb  jie  iDÜrben  k)ielleid|t  ©otteS  @nabe  t^erfd^ergt 

toben,  »enn  nid^t  SRofeS  als  SJ^ittler  für  fie  auf« 

gdieten  toore.  tiefer  betete  inftönbig  für  jte,  unb 

infolge  be{fen  toieS  (Sott  il^m  ein  Wittl  an,  baS 

Nto  9SBaf[er  fü|  unb  trinfbar  ju  mad^en:  er 

jrigte  il^m  einen  Saum,  beffen  f^olg  SRofeS  l^inein- 

Mcf,  nnb  fo  nxirb  baS  SBaffer  jum  ®  enuff  e  braud^> 

Wl  &itm  3ofe))buS  l^at  aud^  auS  biefer  Stelle 

ber  Reuigen  @d^ft  bie  Q^rjal^Iung  eines  SBunberS 

jn  befeitigen  gefud^t  unb  eine  »al^rl^aft  löppifc^e 

Stfidnmg  an  bie  Stelle  gefegt,  monad^  baS  93afftn 

berOnelleauSgefd^öpftmorben  unb  baSnunnac^» 

^aeDcnbe  SBaffer  fü|  ^orgefprubelt  mare ;  baS 

^  ipiidt  babei  feine  anbere  SftoUe,  als  ber  @tab 

m  ber  ^onb  beS  Zafd^fpielerS.  ffaum  meniger 

ngerctmt  finb  bie  neueren  Srnörungen,  monad^ 

die  befttmmte,  je^t  nid^t  mel^r  befannte  ^olgart 

bn^  d^ifd^  dinmirhing  baS  bem  äSBaffer  bei- 

gORifi^  Sitofalg  geföüt  l^be  (SepftuS,  Steife 

lon  Sieben  nad^  ber  ^olbinfel  beS  @tnai,  93er- 

Gn  1845,  25  f.),  ober  monadd  baS  bittere  iEBaffer 

kn^  bk  3&^^  ^n^  SJanmeS  filtrirt  morben 

nb  fo  Mm  ben  feften  Seftanbtbeilen  befreit  mor- 

bca  \n  (Sänge,  X^oL-l^omiletifc^e  SrÜarung  beS 

&K^  (^buS,  Sielefelb  1874,  51),  um  oon 


ber  bem  £est  )umiberlaufenben  Srüarung  oon 
ber  ^nmenbung  einer  93eerenart  nid^t  ^u  fpred^en. 
®ie  l^eilige  ©c|rift  miH  ganj  offenbar  bie  Srinf» 
barmad^ung  beS  SBafferS  als  eine  S^d^t  beS  ®e- 
beteS  barfteUen;  bte^  mirb  mit  ber  auSbrüdDid^ 
angegebenen  Slbfid^t  ©otteS  in  ßufammenl^ang 
gebrad^t,  ba^  er  bei  ben  Israeliten  bie  fpötere 
^unbfd^Iie^ung  anbal^nen  noOte  (Ss-  15,  25). 
S)emnad^  gel^ört  aud^  ber  fraglid^e  93orfaU  auf  baS 
©ebiet  beS  Uebematürlid^en,  ni^t  ber  natürlid^en 
jhöfte,  unb  mu^  als  SBunber  betrad^tet  merben. 
©0  l^aben  bie  3Srae(iten  aud^  fpäter  felbft  bie 
Sl^atfad^e  aufgefaßt,  benn  feinen  anbem  ©inn  l^at 
bie  ©teDe  3ubit]^  5, 15.  SBenn  gccli.  38,  5  bie 
SBirfung  beS  oon  SWofeS  gebrauchten  ^olgeS  mit 
ber  ftra^  ber  9lrgneimittel  oerglid^en  tt)irb,  fo  fott 
nid^t  jene  in  baS  ©ebiet  beS  9?atürlid^en  l^inein- 
gejogen,  f onbcm  biefe  in  baS  ©ebiet  beS  SBunber« 
baren  erl^oben  werben  (iv  rote  daüjiacjtoic  «ötou). 
S)en  Sl^arafter  beS  SBunberS  l^aben  bemgemö|  aud^ 
bie  Seigrer  ber  ftird^e  oon  biefem  SSorf aH  immer  feft« 
gel^alten  unb  benf elben  auf  2KofeS'  SKittlerfteHung 
äurüdfgefül^rt.  SBie  biefe  eine  SRealmeiSfagung  üon 
bem  oottfommenem  9lmte  3cfu  Kl^rifti,  fo  ttar  baS 
^ol3  5U  SDtara  ein  ^inmeiS  auf  bie  ooQfomme- 
nere  ftraft  bcS  iheujeSl^oIaeS.  (Sgl.  Tertull.  De 
bapt.  9;  August.  Doctr.  christ.  1,  2;  Contra 
Faust.  12,  31.)  [ftaulen.] 

^SCaxaUj  ^rubentiuS,  geleierter  ÜKaurincr, 
tt)urbe  am  14.  Dctober  1683  ju  ©ejonne  im 
Sönbd^en  Srie  geboren.  Ttad^bem  er  gu  fßariS  im 
Kollegium  ber  oier  ^Rationen  mit  glüdHi^em  6r« 
folge  feine  ©tubien  gemad^t  unb  ft^  befonberS  im 
©ried^ifd^en  oiele  ftenntniffe  crtoorben,  trat  er  in 
bie  Kongregation  t)on  ©t.  ÜRaurüS  unb  legte  in 
ber  Sbtei  @t.  Qfaron  bei  TOeauj  bie  ©elübbe  ah 
(30. 3anuar  1703).  3u  ©t.  ©en^S,  »o  er  l^ierauf 
feine  ©tubien  fortfejte,  mad^te  er  bie  Sefanntfd^aft 
beS  Slbbate  ^fftonei,  nad^maligen  KarbinalS,  ber 
bei  feinen  öfteren  Sefud^en  in  ber  3lbtei  ben  jungen 
©elel^rten  megen  feiner  auSgejeid^neten  ©eifteS« 
gaben  f d^ä^en  lernte  unb  mit  il^m  bis  jum  Zobe  in 
regem  literarifd^en  SSerf el^re  blieb.  Salb  mu^te  ber 
junge  DrbenSmann  nad^  ©t.  ©ermain«beS«^reS 
überftebeln,  um  feinem  geleierten  OrbenSgenoffen 
2:outt^e  bei  Verausgabe  ber  ilBerfe  beS  ^l  K^riH 
oon  Seruf alem  beieipt^^  5«  f^i"-  ^ß^ide  SSoHenbung 
biefcS  SBerfeS  fiberliefe  er  fid^  ganj  feiner  SSorliebe 
für  biblifd^e  unb  patriftifd^e  ©tubien  unb  lag  biefen 
mit  einem  Sifer  ob,  m\^m  bie  fd^önften  Srfolgc 
frönen  mufetcn.  ffianeben  üerfäumte  er  bie  ^pid^» 
ten  eines  ^rieflerS  unb  §irtcn  nid^t;  er  fate^iftrte 
bie  Äinber  ber  ^fanci  unb  baS  ^auSgeflnbe  beS 
ftlofterS;  »aS  ityrn  öon  ben  Srträgniffen  feiner 
literarifdeen  3lrbeiten  überlaffen  »urbe,  öermanbte 
er  auf  ben  Slnfauf  guter  d^riftlideer  Sudler  für  bie 
fßfarrfinber  unb  für  bie  ^rmen.  ®ie  »erftl^ätiö« 
Siebe  gegen  biefe  armen  ©lieber  S^rifti  ttar  über- 
^aupi  ein  leeroorfted^enber  3ug  feines  Kl^örafterS, 
ber  xf^n  fein  ganjeS  Beben  ^inburd^  begleitete  unb 
i^m  ein  gefegneteS  Anbeuten  unter  ben  UnglüdE» 


639 


aSaranatl^a  —  iDlarbob. 


640 


lid^cn  l^interlicl.  ffio  il^n  bcr  ßarbinal  öon  93if|9 
in  SSerbod^t  ^aik,  bo|  er  bei  feiner  Kommunität 
bie  ^nnal^me  ber  Sufic  ünigenitus  l^intertreibe, 
fo  ttjurbc  aKaran  1734  in  bie  «btei  DrbaiS  öer- 
tt)iefen.  Sinige  S^it  (feit  1735)  verlebte  er  l^ierouf 
aud^  in  ber  Slbtei  St.  SWartin  ju  ^ontoife  unb 
burfte  enblid^  1737  mieber  mä)  $ari3  in  bog  ^au§ 
t)on  SIanc§«2KQnteQUj.  §ier  blieb  er  25  Solare 
ftetS  befd^äftigt  mit  ber  ßrfüttung  feiner  Drben§- 
obliegenl^eiten,  benen  er  auf'3  ©ettJiffenl^Qftefte 
genügte,  mit  feinen  ©tubien,  mit  Uterorifd^en  tMr« 
beiten,  aber  oud^  mit  ben  äßerfen  ber  9iäd^ften« 
liebe.  5Reben  ben  Firmen  maren  e§  aud^  bie  ®e« 
miffenSbcängftigten,  benen  er  feine  ®ienfte  mibmete. 
eine  SBofferfud^t  madftte  am  2.  ^Ipril  1762  biefem 
öerbienftöoHen  Seben  ein  6nbe.  9Raran  ebirte  fol- 
genbe  SBerfe:  1.  3m  3. 1720  erfd^ien  unter  feiner 
Dbforge  unb  Seitung  bie  öon  ®om.  Souttöe  ge« 
fertigte  Cbition  ber  SBerfe  beS  "ffi.  K^rifluä  öon 
3erufalem.  SSon  iDlaran  f elbft  rül^rt  bie  bem  SBerfe 
Dorgebrudtte  Siograpl^ie  be§  ©bitorS,  ber  1718 
geftorben  toax,  ^er.  2.  Dissertation  sur  les 
Semiariens,  dans  laqueUe  on  defend  la  nou- 
yelle  edition  de  St.  Cyiille  de  J.  contre  les 
auteurs  des  Memoires  de  Trevoux,  Paris 
1722.  iUlaran  öertl^eibigt  l^ier  bie  bon  ben  3efuiten 
angegriffene  Sel^auptung  Souttee'8,  bo^  bie  ©emi» 
arianer  im  ©runbe  feine  anbere  ÜJleinung  bon  ber 
©ottl^eit  3efu  Sl^rifH  feftgel^alten  l^ätten  als  bie 
fatl^olifd^en  93ifd^öfe,  unb  ba^  il^re  SBeigerung, 
ben  SluSbrudt  6jiooü(jioc  anjunel^men,  eine  ent» 
fd^ulbbare  @d^mad^]^eit  fei  (f.  Slu8}uge  au§  biefer 
©d^rift  bei  2e  Kerf).  3.  S.  Caecilii  Cypriani 
Episc.  Cartha^  et  martyris  opera  ad  Mss.  Co- 
dices recognita  et  illust.  studio  et  labore  Ste- 
phani  Baluzii  Tutelensis.  Absolvit  post  Ba- 
luzium  ac  praefat.  et  Tita  S.  Gypriani  ador- 
navit  unus  ex  monachis  S.  Mauri,  Paris.  1726 
in  fol.  4.  Sbenfo  boQenbete  9Jlaran  aud^  bie  burd^ 
@amier8  Sob  unterbrod^ene  SluSgabe  ber  SBerfe 
be§  1^1.  IBaftliuS.  ÜRaran  beforgte  bie  SluSgabe 
be§  britten  IBanbeS,  meld^er  1730  erfd^ien  unb 
bie  93riefe  be§  ^eiligen  mit  einer  bon  SRaran 
neu  gefertigten  lateinifd^en  Ueberfejung,  mit  einer 
ebenfaSS  bon  il^m  l^errül^renben  Siogra))]^ie  beS 
1^1  ©aftUuS  unb  mit  einer  geleierten  ißorrebe  ent« 
l^ielt.  5.  Justini  philos.  et  mart.  opp.  qaae  ex- 
tant  omnia.  Nee  non  Tatiani  adversus  Oraecos 
orat.y  Athenagorae  philos.  Athen,  legatio  pro 
Christianis,  S.  Theophili  Antiocheni  tres  ad 
Autolycum  libri,  Hermiae  philos.  irrisio  gen- 
tilium  philosophorum ;  item  in  append.  sup- 
posita  Justine  opp.  cum  actis  illius  Martyrii 
et  exoerptis  opp.  deperditor.  ejusdem  Justini, 
Tatiani  et  Theophili.  Cum  Mss.  Codd.  col- 
lata,  ac  novis  interpretatt.,  notis,  admonit. 
et  praefatione  X'lustrata  etc.  Op.  et  stud. 
unius  ex  monachis  Cong.  S.  Mauri,  Par.  1742 
in  fol.  Ueber  9)Zaran§  ausgaben  ber  iBöter  be* 
merft  ein  neuerer  ©elel^rter:  ^rubentiuS  SDRaran 
übertrifft  an  ©d^arffmn  alle  9Kauriner.  (Sr  arbei- 


tete gugleid^  mit  einer  fel^r  großen  Seid^tigfeit 
©eine  leidste  unb  rafd^e  ^uffaffungdgabe  rt^  il^ 
jebod^  oft  berma|en  mit  ftc^  fort,  ba^  er  auf  SSiebS 
nid^t  tief  genug  einging  (5Rolte,  in  ber  SBiener 
3eitf(^rift  für  fatl^ol.  Sll^eologie  1854,  VI,  450, 
9lote  1).  6.  Divinitas  Domini  nostri  Jesu 
Christi  manifesta  in  scripturis  et  tradiidone. 
Op.  et  stud.  imius  ex  monach.  etc.,  Par.  1746 
in  fol.  S3enebict  XIV.  ertj&eilte  biefem  gegen 
bie  ©ocinianer  unb  gegen  bie  Ungläubigen  beS 
18.  3a]^r]^unbert§  gerid^teten  SBerfe  grofe  Sob« 
fprüd^e.  7.  La  divinite  de  Notre  Seignenr 
Jesus-Christ  prouvee  contre  les  heretiques 
et  les  deistes,  3  yoIs.,  Par.  1751.  2)er  brüte 
SBanb  ift  eine  ganj  neue  Arbeit  SMaranS;  in  ben 
beiben  frül^eren  |at  er  fein  latehtifd^eS  SBetI 
über  benfelben  (J^egenftanb  ftarf  benujt.  8.  La 
doctrine  de  TEcriture  et  des  Päres  sur  les 
guerisons  miraculeuses.  Par  un  Beligienz 
de  Paris,  1754.  S)ie  ©d^rift  ift  gegen  Sutl^ 
raner,  Solbinifien  u.  f.  m.,  l^auj^tföd^lid^  aber  gegen 
eine  bon  ben  religiöfen  ^ropofttionen  beS  Wb6  be 
^rabeS  (1751  bei  einer  ©iöputotion  anberSot» 
bonne  auf gefteSt)  gerid^tet.  2)er  le^tere  l^atte  unter 
onberen  eine  bloSpl^emifd^e  parallele  gebogen  {toip 
fd^en  ben  Teilungen  Sle§culaj)§  unb  ben  S)utü)er* 
l^eilungen  beS  f)erm.  Senebict  XIV.,  bem  Ttoxm 
fein  SBerf  überreid^en  lie^,  belobte  ben  SJerfaffet 
auf's  9leue.  9. 3n  einem  onbem  SBerfe  l^atte  9Wa* 
ran  ben  93ettjei8  gefül^rt,  ba|  bie  ®abt  ber  SBun« 
berl^eilungen  in  ber  fatl^olifd^en  JKrd^e  nie  ouS« 
geftorben;  allein  feine  ^anbfd^rift  ifi  nid^t  gebrudt 
n)orben.  10.  Les  grandeurs  de  Jösus-Christ 
et  la  defense  de  sa  divinitö  contre  les  PP. 
Hardouin  et  Bemiyer,  Jesuites.  £n  France 
(Paris),  1756,  12^  (9SgI.  bie  Slrtt.  SBemi^er 
unb  ^arbouin.)  11.  ÜRaran  l^at  aud^  für  eine 
5iemlid^e§  Sluffel^en  enegenbe  ©erid^tSberl^anblung 
aus  Auftrag  be§  ©eneralabbocaten  ©eguiet  ein 
SJlemoranbum  aufgearbeitet,  morin  er  bie  9Rei^ 
nung  feftl^ölt,  ba^  ein  gum  Sl^riftentl^um  üba> 
getretener  3ube  in  feinem  Qfatte  bei  Seb^eiten  feinet 
tjfrau  ftd^  tt)ieber  berl^eiraten  bürf e.  1 2.  S)ie  Sbition 
ber  SBerfe  beS  1^1.  ©reger  bon  9{a5iani,  toeld^ 
9Raran  aufgetragen  toax,  h)urbe,  nad^bem  nur 
SBenigeS  bon  il^m  barin  gefd^el^en,  burd^  frinen  Xsib 
berl^inbert.  (Saf  fm,  (Selel^riengefd^.  bon  ©t.  3Rom, 
beutfd&  1774,  ü,  541.)  [flerfer.] 

'^axanaU^Oj  f.  ^Inatl^em  I,  795  unb  Sarni 
I,  1934. 

ISKattob,  Sifd^of  bon  9tenneS,  toax  einer  an* 
gefebenen  Qfamilie  ju  Angers  entfproffen  (geb.  um 
1035),  erl^ielt  eine  forgfältige  miffenf  d^ftlid^e  9lu8« 
bilbung  unb  mirfte  junad^ft  als  Seigrer  ber93ereb« 
famfeit  in  feiner  SJaterftabt  in  fo  erf olgrrid^er  SBeife, 
ba^  93ifd^of  IBruno  i^m  1067  bie  Seitung  bec 
©tiftsfd^ule  bafelbfi  übertrug.  Salb  gel^örte  bie 
©d^ule  5u  ben  blübenbften  gftanfreid^.  9Rönnec 
ttJie  ©amfon,  Sßifd^of  bon  SBind^efter,  Slainolb, 
Sifd^of  bon  «ngerS,  5!Kartel  11.,  ®raf  bon  Slnjou, 
IL  Sl.  gelfiörten  }u  il^ren  ©dualem.  SDland^e  tooDeit 


641 


aWarburger  SReligtonSgefprod^  —  2Rarca. 


642 


IRodob  foffiir  fom  (Brünbet  ber  Unioerfttät  SngerS 

«u^QL  £er  Xobtenrotel  fagt  t)ott  il^m:  Ipse 

oratomm  rez,  Gallicanae  arcem  eloquentiae 

^ecuüiter  obtmebat.  2hn  3.  1081  tourbe  er 

M  {einem  9tfd^of  mit  bem  9mt  bed  Srd^ibiaconS 

betraut,  tmb  totUS)  großes  Sttfel^  unb  Sittflu^  er 

od  fold^  geno^,  ergibt  ftd^  auS  ben  k)ielen  Ur- 

tnben,  bie  feinen  9tamen  tragen.  3m  SRör)  1096 

nnbe  er  Don  !ßa)yfi  Urban  n.  auf  bem  SoncU  ^u 

%mi  lym  %ifd^of  k)on  Stenned  confecrirt  unb 

lotete  biefe  S)i5cefe  unter  ben  f d^h)ierigften  ißer» 

töltniffen  (inter  barbaros  et  natnrali  quadam 

innatoB  feritate)  28  Solare  lang  mit  ftlugl^eit 

ab  (Energie  (saperbomm  ooUa  justitiae  cen- 

nrnperdomiiit).  SIS  bei  ßrlebigung  be§  @tu]^» 

iei  iHm  angerfi  i  %  1101  ^rteiftreit  aber  bie 

5Ia4foIge  entflanb,  nm|te  ÜRorbob  }u  vermitteln 

nb  für  Snerfdmung  feined  @d^filerö  Stainalb 

km  9iartign9  )u  mirfen.   Sod^  balb  entftanb 

Sine^It  )Uiifd^  beiben,  inbem  SRainalb,  mal^r« 

i^einfid^  im  erßen  SlmtSeif er  gegen  bie  IBeneficien' 

tänfmig  in  einer  ^anb,  olle  ^eneficien,  bie  9Rar« 

lob  in  ber  3)i5cefe  SngerS  befa^,  tl^m  entzog,  ßrft 

in  3. 1108  erfolgte  eine  SuSföl^nung  ber  beiben 

^Mttten.   918  88id](|riger  ®reiS  legte  ÜRorbob, 

M  Stter  gebrod^  unb  beinal^e  erblinbet,  ben 

{liitniflQb  nieber  unb  50g  ftd^  in  bad  Senebictiner- 

Mkr  €i  WbinuS  5U  Engere  jurüdE,  mo  er  balb 

bdntf  am  11.  September  1128  felig  im  ^erm 

ntf^Oef.  —  Son  ben  ©d^riften  aHarbobS  ftnb 

RtoUen:  1.  fed^  Sriefe,  bereu  erßer,  an  9tainalb 

m  SngerS  gerid^tet,  unS  über  obige  Siffibien 

ntmic^;  Dier  anbere  menben  fid^  an  Steligiofen 

nA  cnt^ten  mand^e  infhuctttie  SuSetnanber» 

I4ng,  fo  nomentlid^  über  bie  gotteSbienftlid^en 

DoiiS^tungen  unumrbiger  $riejter.    2.  SebenS« 

i#eibmigen  Derfd^iebener  fird^Itd^en  Ißerfonen 

nb^tgen,  fo  beS  SiriniuS,  Sif^ofS  oon  9lnger§, 

9«.  (0.  600  (AA.  SS.  18.  Febr.) ;  be§  ^I.  9iO' 

H  «nrnberS  ber  «btn  S^e-Sieu  (AA.  SS. 

21  A|MiL);  beS  I^L  Wainboeuf  oon  Angers,  geft. 

0.  630;  beS  ^L  @ualter,  9lbt  Don  efierp  in 

Ksonfin,  gefL  1070  (AA.  SS.  11.  Maji);  bed  1^1. 

^nnSfotS  (AA.  SS.  22.  Sept.).  8.  @)ebid^te  t>tt- 

WiAmm  ?infyd%  fo  über  bie  9u|e  beS  ffi.  Zl^eo» 

\iiäai;  über  baS  SJlart^irium  ber  fteben  mad^a« 

VSifyn  Srfiber,  beS  l^L  SourentiuS,  be§  %  93ic- 

toi;  bed  1^  !D2auritiu8  mit  feinen  ©enoffen ;  über 

bflS  9Am  ber  Sü|erin  ZS^axi  in  Sleg^pten ;  bag 

!Roit9riitm  ber  ^  gfelts  unb  9bauctud;  über 

9oaaciba,  9ifd^of  t)on  tingerS.  2)a)u  lommen 

104  eine  9tei^  oon  ^Qmnen  i)erfd^iebenen  reli» 

giafm  Sn^tS.  SSertbtion  für  bie  @efd^id^te  be§ 

Ibtenii^  fokool^I,  mie  für  Seurt^eilung  9Rar- 

hbl  wäb  fetner  3^t  fino  bie  Sßedfe  De  oma- 

▼erbomniy  eine  9rt  Sil^etorif ;  bann  De 

capitaÜB,  De  civitate  Redonensi,  De 

iqiffibiia  pretiosis,  namentlid^  aber  bie  Versus 

eaaooieales,  morin  einnid^t  eben  günftigeS  @itten- 

Hb  bdCIeinS  |ener  3^  entmorfen  mirb.  —  Son 

bcB  Serien  IRarbobd  esifüren  i)erfd^iebene  SuS« 

MntirfuttD«.  Ym.    2.  etttff. 


gaben,  bie  edit.  prino.  Paris.  1581 ;  CoL  1589; 
BasiL  1555;  (}ottingae  1799.  Sie  befte  ®e- 
fammtauSgabe  erfolgte  burd^  Seaugenbre  gu  ^rid 
1708,  gfol.  ffiaö  epitapl^ium  Don  SRioaBo,  Slrd^i- 
biacon  oon  SlenneS,  f.  bei  Martäne,  Anecdot.  I. 
(Sgl.  Histoire  littöraire  de  la  France  X,  843 
k  892 ;  11,  885  ss. ;  Biogr.  univers.  XXVI, 
424 ;  CeüÜer ,  Histoire  des  auteurs  sacres, 
2«  öd.  XIV,  225  BS.;  Leop.  Delisle,  Bouleaux 
des  morts  du  IX«  au  XV«"  siäcle,  Paris  1866, 
344.)  [iJnöpfrer.] 

SBuftiitgeY  ^eßgionsgeAnri^,  f.  S)i§pu- 
tation  m,  1842  f. 

^SB^rco,  IßetruS  be,  franaöftfd^erlßrälatunb 
Staatsmann,  mürbe  am  24.  äanuar  1594  }u 
® ant  in  ber  ® raff d^aft  Söam  geboren.  Sr  ftammte 
aus  ber  alten  unb  angefel^enen  fSfamilie  be  9Rarca, 
bie  aud  @))anien  eingemanbert  mar.  @ie  l^atte  an 
ber  latl^olif c^en  Sleligion,  aud^  nad^bem  bie  öffent« 
lid^e  Uebung  berfelben  1569  burd^  bie  Königin 
Solana  Don  9laDarra  unterbrüdtt  morben  mar, 
mit  Sntfd^iebenl^eit  feftgel^atten,  unb  bie  Sltem 
gaben  ibrem  einzigen  @obne  IßetruS  eine  biefen 
©efinnungen  entf)nred^nbe  Sqiebung.  @ie  fanbten 
ben  jhtaben,  ber  frü)^  au|erorbentIid^e  Anlagen 
}eigte,  mit  neun  Rubren  nad^  9ud^  in  baS  SoUeg 
ber  3efuiten.  9iad^  Seenbigung  ber  bumanifüfd^en 
@tubien  mürbe  er  im  6!olIeg  ber  äefuiten  }u  SCou« 
loufe  in  bie  ^bi^of^P^^  eingefü^^rt  unb  lie^  ftd^ 
im  auguft  1608  bie  Sonfur  geben,  gr  batte  9lei- 
gung  jum  geiftlid^en  @tanbe,  inbe|  tbat  er  auf 
ben  SBunfd^  feiner  SItem  in  biefer  f)inftd^t  feine 
meiteren  ©dritte,  f  onbem  ftubirte  nad^  IBeenbigung 

ber  $bi^<>f^P^^^  i>^^  3^^^^  ^  ^^^  ÜniDerfitöt  }u 
Zouloufe  SiDil-  unb  JKr(^enred^t,  ermarb  ftd^  aber 
anä)  in  anberen  t^föd^em,  mie  ®ef d^id^te  unb  %Iter« 
tbumSfunbe,  unb  f elbf!  in  ben  tbeologif d^en  ^fragen, 
meldte  bie  SontroDerfen  mit  ben  Safoinißen  be« 
trafen,  umfaffenbe  ftenntniffe.  StadJ  feiner  Sftüdt« 
fel^r  in  bie  ^eimat  trat  er  gu  Ißau  mit  großem 
SBeifatt  afö  SoDocat  auf.  3n}mifd^en  Ratten  ^ein- 
rid^  IV.  unb  fein  5Rad^foIger  Submig  XTTT.  fd^on 
mand^e  @d^ritte  getban,  um  bie  fatl^olifd^e  iReli» 
gion  in  ^6am  mieber  l^ergufteDen,  unb  aß  ein 
3Qflitgtieb  beS  großen  StatbeS  ober  Senates  Don 
^ßau,  ber  gau)  ani  ^roteftanten  befianb.  mit  %oh 
abging,  mürbe  ^ieron^muS  be  ^Jloxca,  SanonicuS 
p  SeScar  unb  t)oäor  beiber  Sted^te,  Dom  ffönige 
an  beffen  Stelle  gefegt.  S)a  inbe|  ber  ^aif^  gegen 
bie  ^ufnabme  eines  ©eiftlid^en  ben  b^ftififten 
SEßiberflanb  leitete,  fo  Derjid^tete  ^ieron^muS  auf 
bie  Stettung  p  fünften  feines  Steffen  $etruS  be 
SKarca.  ffiicfer  mürbe  bann,  obgleid^  nod^je^r 
jung,  im  3. 1615  burd&  ein  SHpIom  SubmigSXm. 
5um  iDlitglicb  beS  SRatbcS  ernannt.  3n  biefer  ©tcl=» 
lung  mad^te  $etruS  ftd^  um  bie  fatbolifd^e  Baä^t 
febr  Dcrbient  unb  beförderte  mit  großem  ©fer  bie 
DöQige  SBieberl^erfteüung  beS  ftatboIiciSmuS  in 
93öam.  %IS  bann  Submig  xm.  ben  Statl^  Don 
$au  1620  in  ein  fßarlament  umgeftaltete,  mürbe 
fßetruS  be  9Rarca  alS  Ißräftbent  an  Die  Spi^e  beS« 

21 


648 


3Rarca. 


fetten  gejieDt.  Snjwlfd^en  Derel^elid^te  er  fid^  unb 
erl^ielt  öoti  feiner  ©emal^Iin  SKargoretl^abeäfargneS 
meliere  ftmber.  Kad^  ilftrem  frul^  Sobe  (1632) 
Bef^lol  Ttoxta,  SBBitüoer  ju  bleiben,  ©a  er  mel^« 
rere  gdel^rte  SMffertationen,  befonberS  über  reit» 
gtöfe  Kontroöerfen,  gcfd^rieben  l^otte,  bie  in  toei» 
teren  ßreifen  befonnt  mürben,  unb  aud^  aU  SSer« 
treter  be§  Parlamentes  üon  ißau  öfter  ju  ißartS 
fid^  auf^iett,  fo  ertoarb  er  fid^  balb  einen  bebeuten- 
ben  5Ruf.  3luf  gmpfel^lung  be§  ftanglerS  ©cguter 
berief  il^n  2ubtt)ig  XIIL  im  3.  1639  in  ben 
©taatSratb,  ba  er  für  benfetten  ein  5Dlitglieb 
ttmnfd^te,  bo8  im  6töil«  unb  Äird^enreti^t  l^erDor» 
ragenbe  Süd^tigfeit  beflfee.  3tn  folgenben  3a]^re 
gab  ÜRarca  feine  ©efd^iqte  ))on  S^om  l^erauS,  an 
ber  er  lange  gearbeitet  l^atte,  unb  fd^rieb  mel^rerc 
»id^tige  ürd^enred^tlid^e  9lbbanbtungen  für  ben 
garbinal  SRid^elieu.  Saft  barduf  (1641)  öer« 
öffentUd^te  er  fein  bebeutenbeS  SBerl  Dissertatio- 
nes  de  Concordia  Sacerdotii  et  Imperii,  seu 
de  libertatibus  Ecclesiae  Gallicanae.  S)en 
9?ebentttel  de  libertatibus  etc.  fügte  er  nur  un- 
gern auf  anbringen  beS  Sud^l^önblerS  Iftinju,  um 
ben  ißerfauf  beS  SBerleS  ju  bef örbem.  S)ie  nöd^fte 
Seranlaffung  ^ur  Serfaffung  beS  93ud^e§  »ar  bie 
8U  $ari8  1640  erfd^ienene  @d^rift  Optati  OaUi 
de  cavendo  schismate  liber  paraeneticus, 
bereu  3luctor  ber  ®octor  ber  ©orbonne  Klaube 
^arfent  war.  68  ^atte  fid^  um  jene  3rit  ba§  (Se» 
rüd^t  öerbreitet^  JHd^elieu  beabpd^tige,  in  gfran!« 
reic^  ein  ^atriar^at  ju  errid&ten,  um  bie  franjö« 
ftfd^e  ftird^e  Don  9tom  nod^  unabl^öngiger  ^u  mad^en. 
SDie  ©d^rift  |)arfenf8  toar  eine  bittere  ©atire  auf 
biefeS  ^oject :  jugleid^  jbolemifirie  fie  gegen  bie 
fug  suöor  erfd^ienenen  SBerfe  ©upinS  über  bie 
gauicanifd^en  greil^eiten,  beren  lejte  ßonfequenj 
aDerbingS  bie  ßrrid^tung  eines  franjöftfd^n  ^^ 
triard^atS  gett)efen  fein  mürbe,  unb  gab  ju  öer« 
Men,  ba|  SRid^eKeu  fd^on  einen  l^erDonagenben 
SRann  }ur  2)ur^fü]^rung  feines  flaues  gewonnen 
l^abe.  SeJtereS  beutete  man  ouf  IßetruS  be  3Karca. 
3)er  Liber  Optati  tourbe  burd^  baS  ^artoment 
unb  mel^rere  95ifd^öfe  Deruril^eitt  unb  e§  erfd^ienen 
baftigft  mel^rere  ©egenfdjriften.  S)a  fte  bcm  ftönig 
nid^t  genügenb  erf^ienen,  erl^ielt  be  9Karca  ben 
Auftrag,  burd^  rin  größeres  SBerf  ben  Ülad^meiS 

in  liefern,  ba|  bie  gaDiconifd^en  ffreil^eiten  unb 
lie  fd^uftige  aid^tung  öor  bem  l^eiligen  ©tul^Ie 
xoofjii  vereinbar,  {a  ba^  bie  erfteren,  rid^tig  Der« 
ftanben,  baS  redete  ÜRittel  feien,  um  bie  gintrad^t 
jmifd^en  Beiben  ©cioalten  ju  ftd^em  (Steufd^  n, 
364).  3u  biefem  ©inne  »erfaßte  atfo  SKarca  fein 
SBBcr!.  S)ie  öier  erften  Sudler  ber  Concordia  er« 
fd^ienen  1641 ;  fte  fmb  mit  großer  ©elel^rfamfeit 
unb  formcDcr  ©emanbtl^eit  gefd^rieben  unb  l^an« 
beln  Don  ber  9uäorität  beS  ^apfteS  unb  ber 
»eltlid^en  gfö^cn,  t)on  ben  fjreil^eiten  ber  galli« 
canif d^en  ffird^e,  ber  SluSfül^rung  ber  3)iSd<)Iinar- 
gefe^e  unb  ber  föniglid^en  custodia  canonum  et 
legum  ecclesiasticarum.  SBenngleid^  inbe^  be 
SKarca  in  ber  fjorm  eine  gro^e  TOäfeigung  be« 


obad^tet  unb  nid^t  feiten  baS  ^nfel^en  beS 
lif  d^en  ©tul^IeS  ^erDor^ul^eben  fd^eint,  f  o  liej 
bem  SBerfe  bte  irrigen  goüicanifd^en  Slnfl 
©runbe,  unb  aud^  bie  S)arfleDung  ber  %^ 
fomie  bie  Interpretation  ber  ®ocumcnte  i 
biefetten  beeinjlufet.  ©o  rül^rt  üon  be  3Ri 
öiettefprod^ene  Auslegung  beS  gflorentiii 
cretcS  über  ben  fßrimat  beS  ^ßa})fteS  l^er,  b^ 
dl  l^abe  erflärt,  ba^  bem  $a))fte  feine  ^ 
nad^  bem  9J^a|e  (quem  ad  modum),  rsAt 
ben  Sondlien  unb  ben  SanoneS  fejigeftel 
^ufommen,  ebenfo  bie  93e]^auJptung,  ba^  b 
nifd^e  Ze^t  nad^  bem  gried^ifd^en  auSgu! 
(Conc.  3,  8).  6S  fonntc  nid^t  feilten,  tx 
in  9tom  SWand^eS  in  bem  SDßerfe  irrig  unb  < 
fanb  unb  burd^  ein  S)eaet  ber  Snbejcongi 
öom  12.  3uni  1642  baSfette  öerbot. 

3m  S)ecember  1642  »urbe  be  9Karca  ü 
nig  jum  SBifd^of  öon  SonferanS  ernannt;  i 
biefe  Smennung  ganj  genel^m,  ba  er  i 
mar  unb  bie  ÜReigung  gum  geiftlid^en 
immerfori  bemal^ri  l^atte.  3nbe^  mar  bie 
meldte  fein  iBBerf  getroffen  batte,  ein  nid^t  j 
§inbemi^  für  feine  Seftätigung  üon  @e 
apoftolifd&en  ©tul^leS,  unb  längere  Seit  i 
cl^e  bief ette  erfolgte,  ©d^on  im  3.  164 
TOorca,  nad^bem  er  bie  Senfur  erfal^ren,  b 
Memoire  ju  jeigen  gefud^t,  ba|  eS  feine 
burd^auS  nid^t  gemefcn  fei,  baS  Slnfel^en  t 
ftolifd^en  ©tul^IeS  l^erabjufejen,  fonbem  \ 
bie  ated^te  beSfetten  gu  Deril^eibigen.  S 
aud^  in  ben  folgenben  Salären  burd^  meiere 
ten  feine  ^nl^önglid^feit  an  benfetten  gu 
fo  öeröffentlid^te  er  ba§  öon  il^m  aufgi 
©d^reiben  beS  ^apfteS  SSigiliuS  an  Suti^^ 
Sonftantinopel  nad^  bem  fünften  allgemein 
eil,  meld^eS  bie  bepnitiDe  SScrurtl^cilung 
ffopitel  entl^ölt,  unb  fuc^te  burd^  eine  fo: 
Sorrefponbenj  mit  ben  leitenben  ^erfönl 
in  Stom  feine  93eftätigung  als  IBifd^of  }u  ei 
S)a  er  ftd^  aber  nid^t  entfd^Iie^en  mollte^ 
il^m  gefteHten  Sebingungen  einjugel^en, 
bie  angelegenl^eit  in  bie  Sänge.  3m  3 
mürbe  er  als  ©enerattifttator  öom  f)ofe  t 
talonien  gefd^idft,  meld^eS  infolge  ber  Stc\ 
©panien  in  f)änben  ber  gfranäofen  mar; 
fid^  in  Barcelona  auf  unb  maltete  mit  groj 
fid^t  feines  «mteS.  9la(^bem  Urban  Vm. 
ben  mar  unb  3nnocenä  X.  ben  pöpfttid^ei 
beftiegen  l^atte,  mürben  bie  SSerl^anblungei 
beS  93iSt^umS  fortgefe^t.  3nbe^  bereii 
ÜJlarca  neue  ©d^mierigfeiten.  3n  einer 
frage  über  bie  93efe|img  eines  ßanonicatS 
celona  öertl^eibigte  er  in  einem  ©riefe  an  bei 
biacon  SReffabeS  baS  SSorgel^en  ber  fronj 
{Regierung;  biefer  ©rief  mürbe  ol^ne  fei 
miffen  gebrudft  unb  furj  barauf,  am  18. 1 
1646,  oon  ber  3ubei;congregation  gleid^fc 
boten.  3tn  3wni  1647  eriranfte  be  SSRaxca 
lid^ ;  er  empfing  jur  3eit  biefer  ftranfl^eit  I 
fu^  beS  römif d^en  ^rölaten  @^anbiotti. 


M 


ÜJlarca. 


646 


linP^  Vngelegen^eUen  nad^  Katalonien  ge« 
tanun  tDor.  Sei  biefer  (Sklegenl^eit  Derfianb  er 
^  am  14.  Vttgufl  )u  einer  Stetractation,  mel^e 
fcdgiiet  nxtr,  bie  ^inbemiffe  fär  feine  SSefiätigung 
(ASifd^f  in  lieben.  S§  l^ei^t  in  berfelBen:  Pro- 
fiiaor,  me  in  omnibus  sequi  et  amplecti  eam 
doctrinun  de  juriBdictione  ac  immunitate  ec- 
daiiastiea  ceterisque  rebus  et  eausis  eccle- 
■istieis,  quam  docet  Bomana  ecclesia,  eique 
finniter  adhaerere.  Quaecunqne  vero  huic 
doctrinae  contraria  scripsi  in  libro  de  concor- 
dii  Bacerdotii  et  imperii,  et  in  epistola  Hya- 
dntho  Measades  Archidiacono  £mpuritano 
eedeaiae  Gerundensis  directa,  a  me  editis, 
qnae  postea  decretis  sacrae  congregationis 
bdids  damnata  sunt,  ea  quoque  et  nunc 
damno,  et  in  altera  ejus  libri  editione  me 
anendatnmm  spondeo,  eandemque  Ecclesiae 
doetrinam  etism  in  reliqua  operis  parte  a  me 
adenda  me  secutummpromitto.  Profiteorque, 
mgolaria  illa  jura,  quibus  in  negotiis  eccle- 
nutids  Bex  christianissimus  utitur,  non- 
nä  ex  priTÜPgio  apostolico  posse  exercerL 
Alioqmn  legitime  non  usurparentur.  2)iefe 
tdnuDtotton  f ud^t  Salute  bar}uftellen  al§  eine  bem 
V^mt  eticaniten  SRomit  abgebrungene  SrflörunQ, 
Ml  feinen  toasten  (Sefinnungen  nid^t  entfprad^; 
(Im  cS  liegt  (ein  gemtgenber  ®runb  tot,  fte  ni(|t 
für  anfric^g  gu  l^en.  Tloxca  genaS  balb  bar« 
of  Mm  feiner  ftronfl^  unb  mad^te  ^ur  S)anf- 
\ai^ßa%  einen  9efu(!^  in  bem  berül^mten  SBaUfal^rtS« 
Rte  Obmtferrat  S)ort  feierte  fein  Sktter  unb 
ingifi^nngrr  fiMniSgenoffe  ^ßoul  be  fraget  feine  erfte 
Ihff^  unb  9larca  ntad^te  gum  S)anfe  für  feine 
Sor^mg  boS  (BelBbnig,  felbfi  bie  SBeil^en  gu  em- 
Ifongen^  ndge  feine  93e{l3tigung  als  ^ifd^of  er« 
filga  0^  nid^t.  Sr  fud^te  oud^  bolbigft  in  9iom 
n  Vk  nfitl^ge  Z)iS)>en8  l^infid^tlid^  ber  SnterfUtien 
■  ^  bie  ^l^ren  Sßeil^en  nad^.  918  er  nun  für} 
knmf,  am  16.  2)ecember  1647,  enblid^  präconi* 
pittDiabr.  fiel  er  ftd^  am  2.  ^nlie4S  ^uSBor- 
oloia  mm  bem  Cartneliten  Semarb  t)on  ber  1^1. 3:e- 
ofia,  9ifd|of  tum  Sob^Ion,  ber  twc^  5ut)or  auS 
bn  Orient  jnrSdfgefel^rt  nnnr,  ^um  $riefter  meinen. 
Sa  20.  Secember  beSfelben  äal^red  erl^ielt  er  ju 
Sniomie  üom  (Ergbifd^of  ^SloubiuS  be  9ieb4  bie 
löitdffii^  Gonfecratum.  Sr  mu^te  inbe|  nod^  6i§ 
PB  %ili  1651  in  feiner  Stellung  in  Satalonien 
Hrikn;  bann  eri^dt  er  bie  Srlaubni^,  nad^  S^anf* 
n4  anriid^ufe^ren,  unb  nal^m  enblid^  anfangs 
ligH^  twn  feinem  SBiStl^um  Sonf erand  93efi^.  3m 
Btptaaitt  ftarb  ber  Sr^fd^of  Don  Zouloufe,  Statt 
k  VbmUfal,  unb  SRarca  tmtrbe  Dom  jf önige  im 
■d  1652  p  feinem  Stad^folger  ernannt.  3nbe| 
nie  and^  j[e|t  bie  Seftdtigung  in  9iom  Derjögert ; 
«4  Vngabe  ber  beiben  SSiogropl^en  ÜRarca^S, 
thtaje  imb  %Q%tt,  meil  er  bed  3anfenigmu3  Der* 
M^t^  mar,  vaä^  einer  anbem  9(ngabe,  bie  mol^I 
tätiger  tft,  meil  er  befd^bigt  nmrbe,  in  einer 
libe  mu^  ber  Qkfonaennel^mung  be§  Sarbinal§ 
ft|  Mff  bem  ftdnig  nie  fUtä^it  bed  a))oftoIifd^en 


@tu]^Ieg  nid^t  genugfam  gett)a]^rt  }u  l^aben  (Sieuf d^ 
a.  a.  O.).  S)ie  ^räconifation  }og  fid^  big  jum 
ÜRöra  1654  l^inauS.  @taat8gefd^öfte  maren  bie 
Urfa^e,  ba|  ÜJlarca  erft  im  ^ör^  be§  folgenben 
Sal^red  oon  feinem  @tul^Ie  SSefi^  nel^men  tonnte, 
unb  aud^  in  ber  golge  mu|te  er  teegen  feiner  l^ol^ 
Stellung  im  Staatsrat)^  unb  fpäter  als  @taatd> 
minifter  oft  Don  Zouloufe  abmefenb  fein.  WS 
^Delegat  ber  JKrd^enproDiu)  2:ouIoufe  mol^nte  er 
1656  ber  SSerfammlung  be§  SIerue  }u  $arid  bei 
Sr  nal^m  in  berfelben  eine  l^erDorragenbe  Stellung 
ein  unb  geigte  ftd^  aiä  ben  entfd^iebenften  ®egner 
bed  3anfenidmu3;  burd^  feine  Semül^ungen  befon* 
ber§  mürben  bie  S)eaete  ber  köpfte  gegen  ben 
3anfeni8mu8  Don  ber  ißerfammlung  bereitmiHigft 
angenommen  unb  aud^  ein  Sformular  entmorfen, 
baS  bem  gefammten  SIeruS  $ur  Unterfd^rift  Dor« 
gelegt  werben  f oUte.  9ßejanber  Vn.  rid^tete  in» 
folge  beffen  1657  ein  ©d^eiben  an  SRarca,  in 
bem  er  feinen  Sifer  mit  SobeSerl^ebungen  aner* 
f annte  unb  il^n  ermunterte,  in  biefen  ©efmnungen 
ber  Snl^önglid^feit  an  ben  l^eüigen  Stul^I  gu  be* 
l^arren.  3«  i««w  3ßit  fd^rieb  ber  Srgbifd^of  aud^ 
eine  Darlegung  (Relation)  ber  Sreigniff e  in  gfranf > 
reid^,  bie  auf  bie  fünf  $ropo{ttionen  bed  3anfeniu8 
unb  auf  ben  3anf eniSmuS  ^egug  l^atten ;  biefelbe 
nmrbe  ben  ^cten  ber  ißerfammlung  bed  SIeruS 
eiuDerleibt  unb  aud^  befonberS  l^erauSgegeben.  S)en 
äanfeniften  mürbe  ber  Srgbifd^of  Don  |e|t  an  fel^r 
Derl^a^t;  fte  griffen  il^n  in  mel^reren  ^ofd^üren 
an  unb  fud^ten  feinem  Stufe  }u  fd^aben.  3m  Sal^e 
1660  mar  ÜRarca  mieber  in  Katatonien,  mo  er 
bie  iBerl^anblungen  jur  SefKmmung  ber  ®ren)e 
gmifc^en  ^^franlreid^  unb  @t)anien  leitete.  Um  biefe 
3eit  DoKenbete  er  eine  SBefd^reibung  Satalonieni^ 
unb  ber  angrengenben  ^roDingen  unter  bem  3:itel 
Marca  Hispanica  sive  Limes  Hispanicus.  Sie 
mürbe  fpäter,  nad^  aJlarca'S  iobe,  im  3. 1688,  Don 
Salute  l^eraudgegeben.  Sfö  ber  Sarbinal  SRe^  am 
15.  Sfebruar  1662  feine  9(bbanlung  atö  Sr^bifd^of 
Don  $ariS  gab,  ernannte  Submig  Xiv.  3Rarca  gu 
beffen  9{ad^foIger  unb  fud^te  unter  bem  26.  beS« 
f elben  SJlonatS  in  Stom  um  feine  SSeftdtigung  nad^. 
Sud^  ber  Srgbifd^of,  ber  fid^  bamalS  in  $ariS  auf* 
l^ielt,  tl^ot  bie  nöt^igen  ©d^ritte,  um  feine  3:ran8* 
lation  Don  Xouloufe  gu  erlangen.  SSSöl^renb  ber 
ißerl^anblungen  iebod^  fiel  er  in  eine  f d^mere  ffranf- 
l^eit,  ber  er  am  29. 3uni  1662  erlag.  S)rei  Sage 
Dorl^er  mar  il^m  nod^  baS  2)ocument  feiner  $rö> 
conifation  sum  Srjbifd^of  Don  $arid  eingel^onbigt 
morben.  Sr  fanb  be^l^alb  aud^  in  ber  SJletropoIi* 
tanürd^e  Don  $ari§  fein  (Srab. 

3m  3. 1663  Deröffentli(^tc  ©tepl^an  Saluge,  ber 
in  ben  legten  fed^3  3al^ren  ^auSgenoffe  SDtarca'S 
unb  ®el^ilfe  bei  feinen  literarifd^en  arbeiten  ge» 
mefen  mar,  eine  neue  DerDoUftänbigte  ^u§gabe  ber 
Concordia.  Sr  überf e^te  baS  fed^Ste,  ftebente  unb 
gum  grölten  Xf^til  baS  ad^te  9u4  meldte  SRorca 
nur  frangöfifd^  ^interlaffen  l^atte,  in'§  Sateinifd^e 
unb  DoOenbete  baS  fünfte  Sud^,  meld^eg  nur  gum 
fleinjlen  Sll^eile  Don  SRarca  ^interlaffen  morben 

21* 


647  anatccIUna,  bie  H  648 

but.    ^u4  fügte  er  eine  Vita  beS  (Si}bi|d^ofS  colDinifd^en  Sttfit  günjltg  gebeutet  twibtn.  SRnu 

^iiqu,  bie  er  f;>iter  noi^  emwtttrte.  Stefe  ^uS-  ()atte  bieje  Slifjertationen  gefdirieben,  als  er  ttua 

g(^eumrbet>ORber2fntie£tDiiQieeationaml7.!RO'  23  3af)n  alt  tDoi,  unb  jtDai  jui aSibetltgimg  bet 

Oembei  1664  txeboten  butrc^  ein  Secret.  in  bem  &ilDinipen;  bo  er  inbeg  in  ber  3:^eologie  bräiaU 

ce^gt:  De  cancordia  Bacerdotii  etimperii  mentgei  bemanbert  nur,  fo  toäte  tS  niii^  gu  Der- 

Ben  de  libertatibuB  ecclesiae  Gallicanae  liber  munbem  genefen,  totnn  iSinigeS  p  ^^boitunetn 

a  8t«phanoBalatio  impresaufl  Parisüs  1663,  ^tte  Inlag  geben  löimen.  Site  ^rifei  9u8gm 

perperamadBcriptuaPetrodeUarca.excujus  erf^ien  gemäg  ben  gorbeningen  bei  ßenfom; 

retractatiB  scriptie  aliorumque  erroneis  aen-  buid^  Subiäcietion  beS  SliuderS  lont  aber  eht  OoB- 

tentüsoperapraefaüBalutüeditus.  3ntt9te(!^t  ftönbigeS  (^Eemploi  in  bie  §änbe  beS  caMnif(^ 

bntntebieSongngatimtbiefeSluSbtüctegebraut^n,  ^nbigerS  Staube,  btr  1669  in  ^oUonb  eines 

bemt  TOorca  fyMt  längfl  eine  förmli^  JRetracIa*  Siac^bruil  bei  unoeriinberten  aSoitaae  oeronflaltett. 

tion  gegeben  unb  tierfproii^en,  bei  einer  neuen  %u8*  ^oä)  fii^tiut  e€  nicbt,  bag  bie  €a(i>iner  Mifu^t 

gäbe  fouo^I  baS  in  ben  Ditr  er^  8üd^em  SSc  ^aben,  3)!arca'3  SuS^^rungen  ju  itiren  @iinftm 

anßonbete  }u  Dtriteffem,  als  in  ber  ^ortfetfung  beS  ju  Deraenbm;  an  feiner  Sei^tgläubi^eit  fonnte 

S9ud^  bm  rit^tigen  ©ninbfätfen  gu  folgen,  ^e  au^  nic^t  bn  geringftt  3nKifcI  fein.    9BaS  ben 

bon  Saluge  ergänzten  2beilt  beS  fünften  Eßu^eS  Hl^arafter  beS  gi^bif^ofS  unb  Staatsmannes  6c 

aber  brad|ten  geraoeju  betetbigenbe  ÜluSfü^niugen  trifft,  fo  mar  er  bec  Jhrt^e  Don  ^erjen  ergeben  unb 

gegen  ben  o^ioftolifdien  @tu^I,  bie  ^la«a  fic^  nie  auc^  perfBnlic^  ein  frommer  ^ralat.  9t8  %l)to* 

erlaubt  baben  mürbe.  SBoIuje  betiouDtete  jffiar  in  logt  mar  er  nid)t  tief  unb  grünblicb  genug  butd^ 

bet  SBcfnebe,  ba|  Sßoica  i:|n  in  feinen  legten  gebilbet ;  auf  f|iftorif t^em  unb  juiiftif (^em  @cbietc 

SebenStagenmitbci&erouegabeunb^trtigfle&ung  iebc^  bt^a^  er  umfaffenbe  ®ele^_rfamleit.  3n  fei* 

Seiner  tiinterlaffenenSt^riften  beauftragt  ^abe.  Sn-  nem  §üuptD>er!e,  ber  Concordia  Sacerdotii  et 

ie|  ber  EBetter  beS  (Si^bif^ofS,  ^ul  be  ^get,  Imperii,  tritt  gu  febr  bet  2)ifilomal  unb  Staoljt' 

ber  benfelben  aI8  fein  SBicor  in  Xouloufe  Dertreten  mann  })tmix,  ber  eine  Dermitlelnbe  StdUuiQ  n^ 

Ibatte  unb  in  ber  ^olge  als  SIgent  beS  iSleruS  in  men  roiQ  unb  auS  Stütffi^lcn  ber  Op^icirtunilät 

(einen  ißerfammlungen  gu  ^iariS  t^fitig  mar.  Der-  balb  bie  ^uctoritöt  beS  oJiD^lifcben  Stuhles  ifti* 

fiebert  in  feiner  Yita  Petri  de  Marca  unb  in  Dorbebt,  balb  bie  Dermeintli(^engalIicanifdben|Srrti> 

guei  Siiefen,  bie  et  1668  gegen  ^luge  fd^eb,  b^itcn  aufreiht  gu  galten  unb  jU  bemcifen  \a^ 

ba|  ber  ßrgtrifi^of  feineStDcgS  bie  SSereffenfli^ng  obne  in  folgcrii^ltger  Steife  auf  bie  feften  ©niid)* 

feines  SQäerlefi  nadb  feinem  Sobe  gemotlt  i^abt,  unb  fäfee  ber  Sfteologie  unb  beS  flircbenre^le«  p^  J» 

ba|bie99ebauptung,93alu3efeimitber^erau8gabe  ftiigen.    (S}gl.  Balutii  Vita  ill.  Tiri  Petri  de 

beauftragt  Worben,  eine  Sügc  fei,  bie  man  ber  Site!'  Marca  Ärchiepiscopi  Parisieuaie,  Paria.  1663. 

fett  biefcB  IDIanneS  gufi^eiben  muffe.  Se  ümorca  1669,  ber  Concordia  DorgebruA;  P.  de  Fagat, 

fei  überjeugt  gemefen ,  bafi  ntannigfa^e  Slenbe-  Vita  ill.  et  rev.  Petri  de  Marca  Par.  Archi- 

lungeu  in  feinen  S(^riftennät^ig  feien ;  ba  et  aber  episoopi,  Paris.  1668,  ben  SHffettotioncn  bei> 

ba|u  ni(^t  bie  3rit  gefiinben,  fo  bobe  er  bie  ^8tx-  gegeben;  Bayle,  Dicdonn.  hist.;  Steufd^,  3nbei 

Öffentlidbung  berfetten  nii^t  9e»ünf(^t,  fonbem  berDerbotenenSü^erII,364ff.;Hurter,Noin«n- 

Derorbnet,  ba6  feine  SKonufctijJte  feinem  ©o(me,  dat.  liter.  I,  896  sq.)  [^ungmann.] 

bem  $räfibenten  beS  ^iarlomentt  gu  $au,  jugu-      SBarceOiMO,  bie  bl-.  bie  ältere  ^i^atfla  bd 

fteQen  feien.  Saluge  l^obe  boS  midb  get^on,  aber  1)1.  ^IriibrcfluS,  nurbe  um  330  geboren.    9iac4 

eine  abfddtift  gurüttbe^alten  unb  naii^  biefet  bie  i!)Tc§ai(iterS3:obIeblefiemittbrer5Kutterfäiigm 

XuSgobe  Deranftaltet  3fUt  großer  ^eftigfeit  fud^te  3^i>  i"  ^Jlom  unb  tief!  ficb  na^  ftrenget  ^[hüpnig 

fBoluge  biefe  anflogen  gurü^uUKifen  unb  gab  im  bur<!)  $at)fl  StberiuS  gu  Sfiieibnat^  353  in  Ut 

3(1^  1669  baS  39iidE|  neuerbtngS  ^erauS ;  er  fügte  i&{f)aai:  ber  gottgeu>ei^ten  3un^auen  aufnehmen, 

no^  16  Silfertotionen  biflanlt^cn  unb  Ürilien'  9}nd)beiii  aut^  i^re  SRutter  geuorben  toor,  fhÜtc 

te^tfit^N  Sn^oM  bei,  bie  gum  lä)til  fc^ou  früher  fU  fii^  in  ÜJtailanb  unter  bie  ©eelenleitung  i^ 

erfi^ienen  tnaien.  ©liftter  mürbe  bie  Concordia  heiligen  ©ruberS.  ambrofiuS,  ber  f\t  febt  liebtei 

noi^  an  Derfdüebenen  Orten  neu  aufgelegt  3)et  mibmete  ibr  feine  brei  Süiiber  über  bie  Jungfrauen, 

oenramle  SQetter  TOarca'a,  $aul  be  {Jaget,  liefe  im  ©ie  überlebte  i^ren  SBruber  um  einige  3übre  unb 

3a^  1668  nebp  einet  Vita  bei  6rjbif^ofS  tonnte  bem  gleriler  ^ulinuS,  meldber  büS  Seben 

einige  anbete  SDiffertationen  be  9Jtarca'8  brutfen,  beS  ^I.  Srnbroflua  fcbrieb,  nod)  ütele  ffiinjelbeiteB 

bie  fbtilS  in  Iateinifd)er ,  tbeilS  in  franjöfif^er  über  benfelben  mittlieilen.   3b>^  ^"b  erfolgte  imi 

©prad^e  geft^rieben  toaren.   ga  maren  baruflter  398 ;  fic  mürbe  in  ber  ffr^ta  ber  ambrofmiri- 

9(b:|anblungen  über  bie  gud6aripte,boS3Reti3l)fer,  fcben  Safilifa  beigefetst.   3fir  &«(*  if*  n«^  bem 

bie  iBufec  unb  bte  S^e.  9119  bie  Sa^en  fd)on  im  rämifd)en  SJtartqrolDgium  om  17.  juIi    UeÜn 

Srud  maren,  cerlanglen  bie  ^nforen  bet  Sor*  eine  ^^auengcnoffenf^aft  unter  ibrem  unb  i^ 

bonne,  baß  bie  ftang&fitd)e  Kb^anblung  übet  bie  ffiruberS  9tamen  f.  b.  Qtrt.  SInnunciaten  I,  876, 

@ui^ariftie  niiit  Deraffentlii^t,  unb  ba|  gu  ber  la-  (!Bgl.  BoU.  Julü  lY,  231  aq. ;  S.  ^irogH  Seben 

teinifdEien  über  benfelben  ©egenponb  gattonS  gf  bet  ^eiligen  Jungfrau  aKarcdßna,  aus  bem  3ta- 

bniett»ürben,bajlefürd)teten,€irageBfBnneal8ber  lienifd^en,  flempten  18790  [©trebet.] 


m      aRoTctltinii,  bie  ^nofliteiin  —  ünaiccIUnul,  bei  ^I.,  ^apft. 


IbrcdRa«,  bic  @nopitciin,  f)ai  nur  ha- 
M^  SebrutunQ,  bag  fit  bttn  miD^fc^tn  Softem 
td  Jhqwfralianer  (f.  o.  Sltl.  ffai:i)iiIiaieS)  giti' 
00  in  Xom  mf^aift''  loo  f)'  unter  bem  $a;)fl 
ant  Atsm  baS  3(i^i  160  auflmt  unb  nacti  bnt 
ibaräiftinunenbm  Snii^tni  bcr  ^Ittn  (Iren. 
Adr.luerefi.  1,  25,  6;  Epiph&n.  EaereB.  27, 
L  6)  %tlt  gtnuttn.  Sie  mag  mofil  in  ber  ge- 
bÜbctm  (wulitpiibt  bobmi^  9uf|c^tn  nrregt  unb 
ti^ineci  gcfiiiibni  !|abm,  bog  fie  nl§  g^rau  bei 
i^  SoriTfigtn  mit  bcn  Silbrni  oeg  ^gltiagorol, 
^Mtcr,  ^lait)  iinb  SlriftottltS  aui^  bn@  angeblii^ 
öl  9^1  b(S  SßilatiiS  DCTftrtiöte  Silbni|  Seju 
abboBStlb  bteaiwfttlB^auIuSautftelle,  biefc 
Silbtr  nö^  ^cibnifc^i  Sitte  beltänite,  i^ncn 
Stt^nnu^  fbäät  unb  gOttli^e  Sett^nntg  bejetgtc 
(InilLc.;  Epiphan.].c.; ÄDguBt., Debaeres. 
c.  7.  Prsedestä&atos  c.  7,  in  Sirmondi  Opp. 
nr.,  «d.  Tenet  I,  270).  ^  glei^citigt  ^tib- 
nf^  $i^1o|>^  CelfuS  (|.  b.  Sit.)  ermähnt  in 
((hw  Öiritfi^ft  gegra  bie  6I|ii^en  ali  eine 
eipt  ^li^i^  @ecte  .bie  3JlaiceClinifttn  (Map- 
nUmvoO,  bie  iljien  Flamen  ban  bei  ^aicellina 
^ia'  (Origen.,  G.  Celanm  5,  n.  62,  ed.  Buaei 
1, 626)  unb  ni^t  }u  OtrtDc^jetn  jinb  mit  ben 
Oncdlianmi,  btn  Sn^ngem  beS  9if  r^of  S  Wai- 
idri  oon  KncQia  (f.  b.  3it.)  int  4.  ^a^i^unbeit. 
%»^  Vm  bie  Stete  bet  lOtatceDini^en,  bie  toalfl 
■t  u  IRotn  untei  biefem  Üfamen  befannt  mar, 
(Rnboi  blo|  ein  Stoeig  ber  Aarpohatianei,  otine 
ii  ben  Snttinrnem  felbft  ctumS  SeionbereS  ju 
Vm.  SoS  eitle  SBeib  mochte  bie  Se^re  beS 
iaifataM  <äS>  itfa  eigene  uoitiagen,  meg^alb 
h  €tde  in  9lont  nad^  if|i  genannt  macb,  bie  alten 
tun  nnb  ftir^enf^rift^eHer  aber  fie  nur  bei  ber 
Stele  btr  Aoiiiotratianer  als  ^auptDerbreiterin 
m^ift  moi^  Skalier  lonnte  auc^  OiigeneS  im 
1. 3a^4imbeit  bcgeiigen,  ba|  er  Don  btcfei  ©ecte 
ttut  feines  eifrigen  ^orf^S  in  bei  dEJiiftlid^n 
!^  mb  in  btn  Dtif^itbtntn  *Dttiniingen  i^ier 
Sdtiwr  nie  etüNie  gebärt  tiabe  (Origen.  1.  c); 
Bd^e  Sngabe  mir  minbef^S  aie  ein  fit^ereS 
3^i)BH  bebauten  bürfen,  bog  bie  @ectt  bei  ÜDlar* 
oGii^  iebenfalie  um  bit  SHitti  beS  3.  Safir- 
(nbciti  nii^t  me^  esiflirte,  unb  ba|  fie  ba^er ' 
Min  ntr  eint  luiüberse^et^e  €rf[^cinung  unter 
im  adtenombittben  (lo^  unb  niebem  $ü&el  bei 
p/ita  fBtß^an|)tpbt  geioefen  ifi.     [Segler.] 

pOTffBwM,  ber  ^I.,  ^fi  (296—304), ; 
Mt  waifi  htm  lAber  pontificalie  Stßmei  unb 
6i^  eintS  ^ojectufi.    Ser  libtiionift^e  ober 

.. .„^  Stataioi  berietet  über  feine  We- 

Fnit  temporibns  Diocletiani 

ex  die  prid.  kol.  jul.,  a  cona. 

Diocletüno  VI  et  Conetantio  II  usque  in 
«M.  Diocletiano  IX  et  Maximiano  VIII,  quo 
Nwimu  fnit  persecntio.  Sie  (|iei  angegebenen 
bulatc  tntffiiei!^  ben  3a^en  296  unb  304, 
«f4t  fär  bic  SlcflierungSjeit  beS  $o^fteS  gefiebert 
iiA.  la  setDifi  trfd(tetnl  au$  baS  Xatum  beS 
Ni  3nd  ffit  bcti  Stcgitrun^ontritt,  Ȋfiitnb  btr  i 


650 

alB  SlobeStag  gtmö^nlii^  angenommene  26.9]inl 
nur  bie  ®etoäI|i  beS  Liber  pontificalia  für  M 
^t;  nat^  bei  ®auei  hei  Diegienatft,  imt  |ie  «r 
obige  Äatolog  meitei^in  angibt,  n4mlic6  8  3a^ie 
3  Monate  unb  25  2:agc,  mürbe  oielme^  bei 
24.  October  als  XobeStag  anjunefimen  fein  (Dn- 
cliesne,  Lib.  pont  I,  6  et  p.  CCXLVHI  sqq.). 
$ap^  !DlQictIIu3  toiib  Don  SufebiuS  erod^nt,  mel- 
(fKr  (H.  E.  7, 32)  Don  i^m  in  etuwe  bunHer  äStn- 
bung  fagt,  er  fei  in  bie  (biocletianift^e)  33eifoIgung 
Berfflirfelt  gemefen.  XJieoboret  (H.  E.  1,  2)  fagl 
beftimmter,  tDIaitellin  ^obe  fid^  in  ber  SQof olßimg 
onSgegeii^net  (xiv  Iv  änu-jfjii^  BianpeiavTa),  3n 
bei  i5mifi$en  Aiidje  nnir  nac^nieiSIic§  loenigfienS 
feit  SluSgang  be«  5.  3a^i:^unbeit3  fein  Slnbenlen 
als  baS  eines  ^fieS,  bei  im  SSehnntnig  beS 
®laubena  unb  für  baä^flefenntnifi  gcftorbtn,  geehrt, 
unb  feine  @nib^e  uurbe  im  6.  unb  7. 3afir^un- 
bert  Don  b«i  Sßllgeni  befui^t,  obroo^l  fction  bamalS 
ungünfüge  SuSfagen  unb  SiDrifel  feiner  ©tfc^iii^te 
anfingen.  Säjon  boS  er^e  S^erfoIgungSebict,  303 
ju  Sücomebitn  Derüffenttiitit,  uurbe  im  Occibtnt 
unb  \ptdt%  in  Stom  bun^  SbiKimionuS  ^icultufi 
fi^onungSIoS  auSgefii^it,  u^ienb  Son^ontiuS 
SflloruS  in  feinem  iKei^ebtet  na^mtiger  oxir ; 
bie  i5mifc^e  ffir^e  fa^  buri^  haSfelbt  Aber  fit^ 
Dei!|dngt  ^tiltSiung  bei  gotteSbienfUit^  !Ber* 
fammtungSorte  imb  ber  betligen  EQü^ei,  iSeibot 
bei  religiöfen  3nfanimen[ünfte,  SBeftiafung  ber 
Slüubigen  bui(^  @nl}ie^ung  ber  Semlei  obtr  ber 
giei^eit.  SDhiceDinuS  tiotte  in  ru^igeiet  3eit  bie 
@efat|i  DOiauägefel^,  mele^  für  bie  i^riplii!^ 
Oratorien,  in  benen  man  über  ben  Aatalombtn  am 
offenen  S:age  bie  Siturgie  ju  feiern  )>flegle,  ^tran' 
lommen  mürbe;  in  feinen  Singen  unb  f^on  »oi 
ibm  muiben  im  @^ofie  ber  ftotafiimben  viele  in* 
einonbtrge^enbt  ffarnntem  grfilem  UmfongeS  aus* 
gegraben,  mtli^  gotttSbienftli^  3>ntden  in  ber 
9tol^  gemibmet  fein  füllten.  6ine  foli^  ffanuner 
im  Sämeterium  beS  t|I-  ßalistuS  ^t  noi^  bag  %n- 
beuten  beS  ^o^ifteS  bema^it;  fie  rebet  in  einer  3n< 
fi^rift  oon  einem  oubicnlnm  duplex  atS  einem 
unter  ber  3^ürforge  beS  Klrc^ibiatonS  StöeruS  aus- 
geführten aBerft,  melier  baSfelbe  jubbu  papae 
sui  Marcellini  begonnen  ^be  (de  Bosai,  Eoma 
Bott.  in,  46;  Ogl.  tav.  5,  n.  3.  Ueber  bie  Sn* 
läge  ber  genannten  ffammem  fibeiiKiu))t  ib.  57. 
63.  64.  70.  73  unb  Sftti).  9tlltr  SOkiM^inlu^ 
feit  nac^  ßmrbt  eben  btim  ^Beginnt  bei  biocletiani' 
f  c^en  Verfolgung  baS  Oratorium  btS  ^I.  XqßuS  U., 
meines  ficE)  in  t)ioim  einer  cella  tricbora  über 
ber  6ali£tuStatafombe  erl^ob,  jeiftSiL  3>e  ERofft 
meist  biefei  ISpo^e  unb  ber  3^t  SHarcellinS  au^ 
biejenigen  mit  gio|ei  3!oiftd^t  unb  oielem  Popen- 
aufmonbe  auSgcf ü^iten  arbeiten  in  ber  genannten 
Aatalombe  ju,  burt^  melt^e  bie  Sugönge  }u  ber 
iSrab-ffr^ta  bei  ^öpfte,  bem  EßeftattungSoit  bei 
1)1.  Säcilia,  ben  fogen.  @acramentsta;»ellcn  unb  ben 
baul]tgalenen  bitfer  9)egion  Mrf^üttet  mürben, 
bis  ^a)]p  SamafuS  I.  fie  jum  S^belle  miebei  er- 
öffnete (Borna  BOtt.  I,  213;  II,  106.  259.879; 


651 


aKorceUinuS,  bcr  1^1.,  ^ap% 


652 


n,  Analisi  geolog.  52 — 58).  S)a§  ©ömcterium 
be3  ^I.  @iaUjctu§  mürbe  ttebft  aUem  übrigen  gemein» 
famen  Sefi^  ber  gl^rifien  in  ber  SSerfoIgnng  con» 
fiSdrt.  SS  nmr  ^op^  SRarcettin,  toeld^er  jum 
Srfa^  bofür  ben  Gläubigen  in  bem  ^riDatcöme« 
terium  ber  d^fifid^en  ^cilii  ©labrioneS  eine  neue 
gro^e  ®rab«  unb  Sultftätte  erf(i^Io|.  2)iefe  afö 
^ömeterium  $ri§cillö  an  ber  S3ia  ©olaria  befannte 
Äotafombe  tourbe  x^m  öon  einem  2)litgUebe  be§ 
genannten  ©efd^Ied^teS  gu  großen  Erweiterungen 
uberlaffen,  tDtläjt  burd^  bie  neueften  Ausgrabungen 
conjlatirt  flnb.  Sei  bem  Semid^tungSfriege  gegen 
bie  fird^Iid^en  Sudler  unb  Sd^riften,  melden  ba§ 
erfle  6bict  eröffnete,  l^atte  bie  Äird^e  ton  SRom  ben 
Untergang  il^rer  5a]^Iretd^en  9Jlartt)reracten,  il^rer 
gefd^i^tlid^en  2)ocumente,  {a  aller  SBal^rfd^einlid^- 
feit  nad^  il^rer  ganzen  SiMiotl^et  bie  ftd^  in  ber 
amtte  ber  ©tabt  bei  ber  fpätem  ftird&e  beS  1^1.  Sau» 
rentiuS  inSamafo,  erl^ob^  gu  besagen  (deBossi, 
De  orig.  etc.  bibUoih.  sedis  apost.  p.  XI  sqq., 
p.  XXXVJLL;  AUard,  Les  Persecutions  IV, 
185).  S3  gab  5U  9iom  bamalS  traditores,  aber 
nur  bie  9lamen  non  peien  merben  mit  ©id^erl^eit 
genannt,  bie  ber  Siaconen  @traton  unb  Safna» 
nuS  (fo  bie  Sonatiften  bei  August.,  Breyiculus 
collationis  3,  n.  34  sq.).  3m  3.  304,  bem 
Sobe§ia^r  beS  ^apjteS  SRorceHin,  f anb  baS  Slut- 
ebict,  $u  meld^em  ©aleriuS  aud^  Siocletian  im 
gortfd^ritt  ber  Verfolgung  ju  beftimmen  gettm^t 
l^atte,  ein  Derl^ängnilooSeS  Sd^o  im  ^enblanbe 
burd^  ba§  oon  ÜRa^imian  ^ercuIeuS  als  AuguftuS 
beS  SBeftenS  erlaffene  Sbict.  aRajimion  Hefe  auf 
bem  QiQpM  am  22.  ^ril  304  burd^  ben  @enat 
ben  3tt>ang  jum  Opfern  unter  lobeSftrafe  unb 
bie  ©onpScotion  Jeglid^er  ^abe  ber  El^riften  be» 
ftötigen.  3al^Ireid§  maren  bie  römifd^en  SRart^rer, 
unb  bie  Verfolgung  fonnte  nid^t  leidet  an  bem  ber 
ftäbtifd^en  Sel^örbe  mol^I  befonnten  Raupte  bcr 
d^Iid^en  ©emeinfd^aft  Dorübergel^en. 

SHe  Umfiönbe  beS  SebenSenbeS  ^apft  SRar« 
cellinS  flnb  inbeffen  einigermaßen  bunfel;  jte  boten 
fd^on  in  atterfrül^efter  Seit  ^u  tontroöerfen  Slnlafe. 
S)er  3eit  nad^  suerji  fielet  bie  eigent^mlid^e  ßr- 
fd^inung,  baß  beS  SSerftorbenen  SRame  in  ben  offi« 
detten,  im  3. 336  abgefaßten  unb  im  %  354  er» 
wetterten  ®ocumenten  ber  römifd^en  ftird^e,  ber 
Depositio  episcoporom  unb  ber  Depositio  mar- 
tynim,  nid^t  genannt  mirb  (bei  Duchesne  1.  c. 
I,  p.  LXXI  sq.  unb  bei  Mommsen,  Mon.  Germ. 
Hist.  Auctt.  antiqq.  IX,  1,  71),  toöl^renb  bo$ 
f ämmtlid^e  $ä<)fie  öon  SuciuS  I.  bis  ©^iloefter  unb 
3uIiuS  I.  barin  üorfommen.  ®aS  MarceUini  in 

tanbfd^riften  ber  Depositio  episcoporum  beim 
latum  XVII  Kai.  Febr.  bürfte  nur  ein  ©d&reib« 
fel^Ier  fein  ftatt  Marcelli,  »eld^er  ja  laut  feiner 
SeibenSacten  unb  laut  beS  l^ieron^mionifd^en  9Kar» 
t^rologiumS  am  16.  3anuar  ftarb.  SWommfenS 
VorouSfefeung  bagegen  (1.  c),  baß  möglid^ermeife 
anfänglid^  95eibe  neben  einanber  in  ber  Depositio 
geftanben  unb  nur  t)om  ®o|)iften  megen  ber  Sel^n« 
lid^feit  beS  SeflattungSorteSSSeiber  (Coemeterium 


Priscillae)  ein  Sprung  gefd^el^en  fei,  ift  megen 
ber  2)iffereng  ber  SobeStage  nid^t  red^t  l^lttoc. 
S)aS  Uebergel^en  SJlarceHinS  toiucbe  einen  inbireden 
Zabel  gegen  il^n  entl^alten;  teenigfienS  txm  feter* 
lid^er  ^ftbegel^ung  toäre  fein  9nben!en  ouSge« 
fd^loffen  gemefen.  ^irb  er  nun  aud^  Dom  liberiom» 
fd^en  jf atalog,  oon  SufebiuS  unb  bann  rül^menb 
oon  Sl^eoboret  ermöl^nt,  fo  äbergel^en  bod^  fömmt« 
lid^e  erl^altene  ^apftfataloge  00m  5.  bis  7.  3al^ 
l^unbert  (bei  Duchesne  I,  13  sq.)  feinen  ^tarnen. 
Sine  fbrmlid^e  Auflage  n)iber  i^n  erfd^eint  aber 
oon  @dten  beS  bonatiftifd^en  SBifd^ofS  ^etiliomtfi 
oon  Sonfiantina,  meld^cr  um  400  unb  410  in 
@d^nften  bel^ouptete,  SJlarceUin  unb  feine  ^ejier 
aOWltiabeS,  ÜJlarcefluS  unb  @t)loefter  Ratten  in  ber 
Verfolgung  bie  l^eiligen  Sudler  ausgeliefert  unb 
ben  ©Ottern  9!Bd|raud^  geftreut.  SuguftinuS  l^&It 
il^m  Dor,  baß  er  bieß  nid^t  bereifen  fönne  (Contra 
litt.  Petiliam  2 ,  n.  202.  208 ;  De  un.  bap- 
tismo  n.  27),  unb  in  ber  Zl^at  brad^ten  bie  2)onQ' 
tiften  411  auS  öffentlid^en  römif d^en  Slden  nur  bie 
beiben  obengenannten  92amen  @trabo  unb  Gaf« 
fmnuS  bei.  2)er  jfird^enlel^rer  Don  p\ppo  fyütt 
oon  dnem  ^Ut  beS  ^apfteS,  ber  bodf  nid^t  leidet 
ein  unbefonnteS  Srdgniß  bleiben  fonnte,  fdne 
yiad^d^t.  3nbeffen  muffen  eingaben,  toit  fie  bd 
benSonatiften  auftreten,  aud^  in  fird^lid^  jheifen 
5U  9lom  drculirt  l^aben,  n)enigftenS  gegen  Snbe 
beS  5.  So^rl^unbertS,  OieÜeid^t  nid^t  o|ne  bonati« 
ftifd^e  ßinmirfung.  ©ie  werben  in  inoti  ©d^rift- 
merfen  überliefert,  in  ben  501  in  Umlauf  gefegten 
unöd^ten  Scten  dneS  SoncilS  Don  @inue|fa  unb 
im  Liber  pontificalis.  3u  bem  fingirten  Sondle, 
baS  fdnen  Urfprung  ben  f^mmad^ianifd^en  ©trd« 
tig!dten  oerbanft,  erfd^eint  ÜRorceSin  als  ber  beS 
^bfaSeS  ©d^ulbige;  er  flagt  ftd^  Dor  300  (!)  9i« 
f d^öf en  an,  unb  man  befd^eibet  ftd^  mit  feiner  ®enug* 
tbuung,  mil  über  ben  $apft  niemanb  nd^te  (prima 
sedes  a  nemine  judicatur ;  biefe  in  ber  9latur  beS 
$nmateS  gegebene  Zl^eone,  mdd^e  f  d^on  löngft  00t 
biefer  3cit  praftifd^  anerlannt  toar,  erfd^int  l^ier 
in  fel^r  unglüdflid^em]^iftodfd^en  3ufammenbange). 
2)aS  el^ebem  immer  für  öd^t  gel^altene  Soncilnmrbe 
burd^  SaroniuS  (menigftenS  in  ber  erften  römifc^ 
SluSgabe  fdner3lnnalen),  bann  $agi  julBaroniuS, 
^apenbroe!  in  fdnem  Gonatus  histor.  (Acta  SS. 
Mail  VII),  oon  9?atali8  Sllcjanber  unb  Don  Sn« 
bereu  als  greifbare  Sfölfd^ung  bloßgeftdlt  (f.  ^efele, 
ßonriliengefd^.  I,  2.  31. 143  ff.);  immerl^in  aber 
jdgt  fein  Ie jt,  boß  bei  SRand^en  in  IRom  ber  gfdl 
SJlarcellinuS  als  fixere  ^Innal^me  galt;  er  mirb  ein« 
ad^  DorauSgefe^t,  unb  ber  ebenfaUS  befonnte  Sel^r* 
a^  mirb  mittels  beS  erfunbenen  SondlS  an  il^n 
angelel^nt.  £)aSä»dte©d^rifttt)er!,  ber  unter  Soni« 
fa)  n.  (geft.  532)  entftanbene  Liber  pontificalia, 
l^at,  mie  S)ud^eSne  fal^,  für  bie  betreffenben  3Rit- 
tbeilungen  über  ÜKarccHin  eine  jeJtDerlorenePassio 
Marceilini  auS  bem  5.  3u^rbunbert^  mol^l  bem 
6nbe  beSfclben,  jur  Duefle;  unb  biefe  DucDe  ifi  in« 
fofem  felbflänbig  unb  Don  ben  Segenben  beS  ©i« 
nuef[a»SondlS  Derfd^ieben,  als  bann  ein  Sondl 


658 


9RatceUinu§,  bet  ^^l,  3Staxi\^xti. 


654 


imb  bie  Seifhmg  perf  önlic^er  @enugt]^uung  f  eitenS 
bd  $Q|)ped  gar  ni^t  genannt  mar,  ber  $at)ft  t>xth 
wäß  bIo|  burd^  bad  SOtart^rium  ®enugtl^uung 
gab.  2)ad  ÜRartQrium  tt)irb  überl^aupt  l^ier  5um 
oßmSRale  mitgetl^ilt:  Marcellinus  ad  sacri- 
fidom  ductus  est  ut  turificaret,  quod  et  fecit. 
Et  post  paacos  dies,  paenitentiain  (sie)  du- 
etos,  ab  eodem  Diocletiano  (ber  gar  nid^t  in 
Xom  UKir)  pro  fide  Christi  cum  Claudio  et 
C^oet  Antonino  (fonft  unbefannte  ^DlartQrer, 
bie  erjl  im  9.  3o^r]^unbert  auf  ®runb  beS  Lib. 
pont  in  bie  SRartqroIogten  aufgenommen  merben) 
capite  sunt  tnincati  et  maii;yrio  coronantur. 
Sioddtan^  l^t  ed  bann,  l^tte  il^re  Selber  25  2:age 
!^^\äf  liegen  laffen,  toonac^  ber  ^rcSb^ter  SJlar- 
ctOuS  biefelben  befiattet  l^abe  in  via  Salaria  in 
eymiterio  Priscillae  in  cubiculum,  qui  patet 
osqoe  in  hodiemum  diem  (alfo  im  6.  3a]^r> 
(u^  unb  todffi  fd^on  frül^er  befud^t;  anbere  ge» 
BU^ge  ^onbfd^f ten  l^aben :  in  cubiculo  claro 
ete.),  quod  ipse  praeceperat  paenitens  dum 
tnheretur  ad  occisionem,  in  crypta  juxta 
eoipos  fiancti  Criscentionis.  3ln  irrtl^ümlid^en 
In^iben  unb  an  Sermed^SIungen  in  ^ejug  auf 
bie  öeiligengefd^td^te  ifl  im  Liber  pont.  befannt» 
^  Itta  tRongel.  Sein  Serid^t  aOetn  !ann  meber 
baSbfoO  nod^  ba§  ÜRort^rium  unbebingt  glaub» 
Düibig  mad^en.  9ber  bie  topograpl^ifd^en  ^{otijen 
bi^  CuteÜe  menigjlenS  ftnb  überl^aupt  glaub' 
Äi^  wah  bie  Dorliegenben  über  SRarceUinS  be« 
{B^toJaQptafbibenanbernjeiHgeSeßöHgung^  Sie 
Stiiierare  htx  römifd^en  ^^eiligtl^umer  unb  Söme- 
toim  üom  7.  3a]^r|unbert  nennen  nömlid^  bie 
ScaUommer  bed  obigen  ^l  6re§centio  (SreScen- 
tiiiS,  GrekentianuS)  in  ben  J?ata!omben  ber  $ri3- 
(3a,  unb  eine  berf elben,  t)on  be  9tof{t  al§  Epitome 
delocifl  88.  martymm  DeröffentUd^t  (Roma  sott. 
1, 176),  gibt  unter  üerfd^iebenen  anberen  ^eiligen» 
gröbanaud^  ba§|enige  oeS  $apfie§  SJlarceUinuS  an. 
3n  jängfta:  3^  f)abm  be  SRofft'S  Ausgrabungen 
boS  eobiculum  Q[re§centio'§  unb  ÜRarceUinS  5U* 
gösgli^  gemad^t  (de  Rossi,  BulL  di  archeol. 
eikt  1888, 103  88.).  SBegen  feiner  guten  iBe« 
lo^Dhoig  burd^  einen  nad^  oben  gel^enben  Sd^od^t 
eotfpnd^  e§  bem  il^m  gegebenen  @))it]^eton  darum. 
Son  Seidmölem  ober  3nfd^riften,  bie  ftd^  auf 
Storcdin  belögen,  l^at  ftd^  bei  feinem  Dermüfteten 
Snffambe  nid^td  gefunben.  Sin  großes  ^xt^cb  be§ 
i  So^unbertS  in  ber  ®rabfammer  ^eigt  jebod^ 
boS  jianb^fte  9efenntni|  ber  brei  Sünglinge  t)or 
bec  €tatue  92abud^obonoford  (de  Rossi,  Bul- 
lettmo  1888,  Uy.  4).  2)iefeS  93ilb  fann  t)kh 
ki^t  mit  SRarceQind  ©efd^id^te  in  SBe^iel^ung  ge> 
im^  rnerben.   6d  nmre  gleid^fam  ein  $roteft 

Sbte  ungunfKgen  KuSfagen,  eine  SarfteQung 
QUoubendtreue,  toie  fie  Don  anberen  ®(au> 
kaSbcIennem  unter  ber  gigur  2)aniel§  in  ber 
Stootgnibe  gegeben  »urbe  (SBilpert).  2)ie  Aue» 
toriUlt,  lDel4ie  ber  Liber  pontificalis  erlangte^ 
fi|^  inbefjen  aRarceKinS  ©efd^id^te  für  bie  gfolge» 
Kit:  er  ifi  ein  glorreid^er  ÜRatiqrer,  ber  aber  t)or 


feinem  fiebenSopfer  ein  Seifpiel  ber  Sd^mdd^e 
menfd^lid^er  9latur  gab.  3n  biefer  gorm  toirb  feine 
®  ef  d^id^te  beifpielSttjeif  e  öon  $apft  5RicoIau§  I.  (gefl. 
867)  angefül^rt,  in  biefer  brang  fie  in  bie  Scfungen 
bcS  römifd&en  SreöierS,  ttjo  fie  fid^  tro|  ber  6in» 
Beübungen  ber  fatl^oUfd^en  unb  ber  ni^t  fotl^oli« 
fd^en  ffnti!  fogar  mit  bem  ©inueffa«6onciIe  bis 
5um  3a]^re  1883  bel^auptete.  Srft  in  biefem  Saläre 
lieg  Sarbinal  SSartoIini  sugleid^  mit  Slenberungen 
in  anberen  ^eiligenlectionen  aud^  baS  Sondl  fo« 
mie  ben  gfaU  be3  ^apfted  ftreid^en.  @S  er^eOt  au§ 
aKem  oben  S)argelegten  unb  namentlid^  au§  bem 
Uebergel^en  SnarceOinS  in  ben  nur  32  ^al^re  nad^ 
feinem  Sobe  ongefertigten  offlcieHen  ®ocumenten 
ber  römifd^en  ffird^e,  bag  baS  Slnbenfen  beS  l^ei« 
ligen  aßanneS  anfänglich  menigfteng  nid^t  ganj 
ol^ne  Trübung  xoax.  SBoburd^  er  Anla|  ba}u  ge« 
geben  l^at,  toiffen  wir  nid^t;  ob  eine  ©d^ulb  oorlag, 
unb  wie  etwa  bie  ©ül^nung  befd^affen,  entjieljt  fi$ 
ebenfaHS  ber  ff enntni|.  ©el^r  möglid^,  bap  irgenb 
eine  miloerftänbfid^e  §anblung  feinerfeitS  gef d^al^, 
weld^e  bei  ber  burd^  oie  plö^lid^e  Verfolgung  er» 
jeugten  Verwirrung  unb  bei  ber  grfd^werung  ber 
Eommunicatton  bie  ungfinftigen  Meinungen  über 
il^n  l^erOorrief .  SBäre  er  aber  al8  Wirflid^er  traditor 
ober  thurificatus  in  bie  Sudler  ber  ©tabtobrig» 
feit  jemals  eingefd^rieben  worben,  wie  e§  mit  ben 
anberen  3tpoftaten  ju  gefd^e^en  p^tQtt,  fo  würben 
bie  S)onatifien  bei  ben  2)i§t)utationen  mit  bem 
1^1.  3luguflinu8  gewig  bie  Slcten  l^eröorgejogen 
l^aben.  ®iefen  §ärcti!em  aber,  fowie  aud^  ber  bei 
eben  jener  Verfolgung  l^eröorgetretenen  ftrengem 
SRid^tung  im  römifd^en  SIeruS  (f.  b.  «rt.  2Rar« 
ceEuS  I)  fonnte  e§  genügen,  bap  SKarceHin  als 
}u  milbe  etwa  bei  ber  2Bieber}uIaffung  ber  lapsi 
erf^ien,  um  bie  Verbä^tigung  beS  9lbfaEe8  auf 
il&n  felbft  ju  werfen.  —  3»«  nnöd^te  Decreta 
Marcellini  papae  ftel^en  in  ber  gfeubo=iflboriani« 
fd)cn  ©ommlung,  ba§  eine  an  SSifc^of  ©alomon 
mit  Darlegungen  über  bie  Srinität,  oaS  anbere 
an  aHe  iBifd^öfe  be§  Orientes  mit  9lnorbnungen 
über  baS  fird^Iid^e  ®erid^tSwefen  (Hinschius, 
Decretales  Pseudo-Isid.  218.220;  Jaffö-Kal- 
tenbrunner,  Regesta  n.  tl58.  tl59).  (3(uger 
ber  angefül^rten  Siteratur  »gl.  ®öttinger,  ^opft- 
fabeln,  2.  «ufl.,  48  ff. ;  AJlard,  Persöcutions 
rV,  376  88. ;  B.  Jungmann,  Dissertt.  in  bist, 
eccl.  I,  388—389;  fiipfiuS,  ßl^ronologie  ber 
römifd^en  Vifd&öfe,  ber  jebod^  nad^  ©ud^eSne  ju 
berid&tigen  ifi)  [§.  ©rifar  S.  J.] 

^rcelRtiiis,  ber  Iftl,  aJlart^rer,  ber  täglid^ 
im  Sanon  ber  l^eiligen  SKeffe  genannt  wirb,  war 
}U  enbe  beS  4.  Sal^rl^unbertS  $reSb9ter  ber  römi= 
f d^en  ffird^e  unb  würbe  in  ber  biodetianifd^cn  Ver« 
folgung  awfllet^  oiit  bem  1^1.  $etru§,  ber  gjorcift 
neben  il^m  war,  burd^  einen  $rätor  ©erenuS  ober 
©eüeruS  jum  lobe  oerurt^eilt.  Stn  ber  ©efangen« 
f  d^af  t  beftärften  Veibe  oiele  ber  eingeferferten  Kl^ri« 
ften  in  il^rem  ©laubenSmutl^  unb  gewannen  aud^ 
bie  gfamilie  beS  ^eibnifd^en  ©efängnifewärterS, 
beffen  Sod^tct  $etru§  öon  einem  böfen  ®eifl  be* 


655 


URoiceUtttuS  Srnmianud  —  SRarcelluS  L 


656 


freite,  für  ben  ©touBen.  Me  biefe  murben  mit 
il^en  in  einem  ^idiifi  bei  9iom,  toeld^eS  6i§  bol^in 
Silva  nigra  gel^ei^en  l^otte,  l^ingeriii^tet ;  bie  Stelle 
erl^ielt  infolge  bat)on  ben  9{amen  Silva  Candida. 
®ie  Seiber  ber  J^eilwen  SWart^rer  »urben  an  ber 
Via  Labicana  im  (Sömeteriiun  ad  duas  Lauros 
beigefejt.  ®ie  SReliqnien  ber  p.  SRorceBinuS  unb 
5petru§  fd^enfte  ^ap^  ©reaor  IV.  827  ober  828 
bem  ©el^eimjd^reäer  jtartö  oed  ©ro^en,  Sginl^orb; 
biefer  Iie|  fte  mä)  ©eligenftabt  übertragen  nnb 
lieferte  eine  angiel^enbe  Sef d^reibnng  biefer  SranS« 
lation.  2lm  2. 3nni  feiert  bie  römifd^e  ftird^e  ba§ 
gfep  ber  p.  SRarcettinnS,  $etru§  nnb  40  il^nen 
beigefeBter  ÜKart^rer.  (BolL  AA.  SS.  Jun.  I, 
170;  93mber,  Sie  fß.  5IBart9rer  ÜJlarcettinnS  unb 
^etruS,  il^r  SWort^rium,  il^re  SJerel^rung  nnb  il^re 
SReliqnien,  SKainj  1878.)  [ftaulen.] 

9^tceSiiiii$  Jintittiiiitsis,  f.  SmmianuS. 

^latcelRtittS  ^am»,  Sl^ronift  be§  6.  Sal^r- 
l^unberts,  entftammte  einer  möd^tigen  unb  einf[u|* 
reid^en  t$familie  in  3Ilt)rien,  me^l^alb  il^n  Saffwbor 
BlyricanuB  nennt  Unter  Sax]zt  3uftin  I.  (518 
6i3  527)  mar  er  j^on^ler  beS  gum  Sl^ronfolger 
ernannten  $atririu§  Suftinian,  bei  bem  er  aud^ 
in  3uhinft  in  l^ol^en  Sl^ren  unb  Slnfel^en  blieb. 
Ueber  feine  »eiteren  SebenSöerl^ältniffe  ift  9läl^ere§ 
nid^t  be!annt ;  nad^  feinem  SBerf  e  ^u  f  d^Iie^en,  f  d^eint 
er  balb  nad^  534  geftorben  ^u  fein,  ©eine  S^ronif 
ift  eine  Sfortfe^g  be§  Sufebiug-^ieron^mud  Don 
379 — 534,  unb  itoat  in  jweifad^er  SRecenjiou; 
benn  in  ber  Sorrebe  erKart  er  felbfl  ba|  er  ba§ 
3Ber(  }uer{l  bi§  518  gefül^rt,  fpäter  aber  nod^  bis 
534  fortgefe^t  l^abe  (itemque  alios  XYI  annos 
suffeci).  Spöter  tt)urbe  eS  bann  t)on  einem  Un* 
befannten  nod^  bid  566  fortgefe^t.  Sr  moKte,  mie 
er  felbft  fagt,  l^auptföd^fid^  über  bie  Sreigniffe  beg 
Oftreid^ed  berid^ten  (Orientale  tantum  secutus 
imperium);  uHrflid^  fielet  il^m  Sonftantinopel  im 
SRtttelpunft  ber  SBeltereigniffe,  unb  nid^t  feiten 
gel^t  unter  ber  }u  ftarf  localen  Sförbung  ber  uni- 
k)erfene  Sj^arafter  gans  Derloren.  @töbtifd^e  %n» 
gelegenl^eiten,  §ofgef(|id^ten,  ja  felbft  9lne!boten 
»erben  neben  9lüturereigniff  en  in  überreid^er  3ö^I 
mitgetl^eilt,  mobei  ftd^  nid^t  feiten  ber  aberglöu» 
bifd^e  Sinn  beS  IBerfafferd  Derröt)^.  9ud^  fird^en« 
gefd|id^tlid^e  Sreigniffe  unb  $erfonen  Don  (Sregor 
k)on  9ia}ian}  big  gu  ben  monofil^^fttifd^en  Streit- 
fragen finben  tl^eUmeife  eingel^enbe  Sel^anblung, 
unb  l^ier  ^eigt  ber  Suctor  überaH  feine  ftreng  ortl^o» 
böge  (Sefinnung.  ®ie  §äretüer  finb  il^m  pravi, 
perfidi,  nefandissimi  2)ie  Sreigniffe  be§  äEßeft- 
reid^eS  bagegen  finben  nur  nebenl^er  unb  infofem 
fte  mit  bem  jtaiferl^of  in  3ufammenl^ng  ftel^en 
Serüd(ftd|tigung;  aud^  fd^einen  l^ier  bie  iett)eil§ 
)ut  SSerfügung  ftel^enben  OueUen  au§f  d^Iaggebenb 
§u  fein.  ©0  »irb  a.  8.  ju  Anfang  DrofiuS  ftar!  au8» 
gefd^rieben  imb  aud^  (SennabiuS  (De  script.  ec- 
cles.)  oielfad^  benu|t.  SaS  d^ronologifd^e  @d^ema 
für  baS  ®an}e  fd^einen  bie  SlaDemtater  ^nnalen 
für  ben  Sßeften  unb  bie  conftantinopolitanifd^en 
ßonfularfaften  für  ben  Often  geioefen  ju  fein;  in 


bief ed  ttmrben  bann  Sloti^en  au§  anberen  DueQen, 
toie  fie  gerabe  ^ur  Serfügung  Rauben,  eingeigt 
S)er  Ort  ber  ^bfaffung  mar  tmeifelSol^  Son« 
ftantinopel.  9{eben  ber  Sl^roniif  fennt  Safftobot 
(De  institut.  div.  c.  17)  nod^  ein  jmeited  SBerf 
oon  SRarceOinuS,  nömlid^  oier  93üd^er  De  tem- 
ponim  qualitatibus  et  positionibus  locomm, 
unb  mol^I  nod^  ein  britted  fleinereS  Sd^riftd^: 
SSefd^reibung  ber  @tabte  Sionftantinopel  unb  3etui> 
falem  (in  quatuor  libellis  minutissima  nairar 
tio),  bie  aber  beibe  oerloren  gegangen  jtnb.  — 
9u§gaben:  Ed.  pr.  cnra  A.  Schonhovii,  Paris. 
1546;  Op.  J.  Sirmond.,  Paris.  1619,  in  beffen 
Opp.,  Paris.  1696,  H,  349.  Venet.  1729,  ü, 
269;  bann  inBibl.  Patr.,  Lugd.IV,  517;  Gal- 
land., Bibl.  patrumX,  343;  Boncalli,  Yetost. 
latt.  Script.  Chronica  11,  266;  Migne,  PP. 
lat.  LI,  917.  (Sgl.  »äl^r,  ©ie  d&riftl.  ©id^ter 
u.  ©efd^id^tfd^r.  SRomS  107;  R.  Ceillier,  2«  ed.  XI, 
98 ;  Chr.  Bösler,  Chronica  medii  aevi,  Tnb. 
1798, 1,  94—100;  §oIber-egger,  ®ie  gl^ronif 
be3  aRarceUinuS  (SomeS,  im  31.  ^rd^.  f.  ä.  beutfd^e 
®efd^.  1876, 250—253,  u.  ©ie  Cl^ronif  beS  aRorc 
Some§  u.  bie  oftrömifd^en  gapen,  91.  «.  1877, 
49—109 ;  SBaiJ,  ®ött.  5lad^r.  1857, 38 ; «.  (Bbert, 
®efd^.  b.  d^riftl.  lat.  Süeratur,  425.)  [ffnöpfler.] 
^xcettus  I.  unb  n.,  ^&p\it.  2Rar- 
celluS  I.,  ber  ^I.  (308—309),  9lad^f olger 
beg  $a))fte§  aRarceUinud  unb  laut  bem  $0^)^- 
bud^e  oon  ®d6urt  ein  Slömer,  mürbe  nad^  einet 
Dierjöl^rigen,  burd^  bie  biocletianifd^e  iBerfoIgung 
Deranla^ten  Sebiioacan^  tu)d^  afö  ^reSb^ter  5ttm 
^apfte  erl^oben,  aI3  Jtaifer  SRa^entind  im  Kn« 
fange  feiner  Slegierung  ^u  9iom  ben  Sl^riften  einige 
9iu|e  t)ergönnte.  Sßenn  ber  liberianifd^e  ftatalog 
unb  nad^  il^m  ba§  $a))ftbud^  oon  einer  mel^r  cAi 
ftebenjöl^ngen  @ebi§t)acan)  fpred^,  fo  ifi  biefe 
Angabe  mörtlid^  genommen  unrid^tig,  mug  aber 
oieUeid^t  auf  bie  3cit  (bid  311)  belogen  merben, 
in  melc^er  mäl^renb  ber  biocletianifd^en  iBerfoIgung 
bem  Corpus  Christianormn  unb  bem  ^ifd^ofe 
SiomS  bie  bürgerlid^e  ^nerfennung  Dermeigert  mar 
(AUard,  Persecutions  Y,  20).  Ueber  bie  9le« 
gierungSbauer  fagt  ber  liberianifd^e  ftatalog: 
a  cons.  X  et  Maximiane  (b.  1^.  Maximiane 
Herculio  X  et  Maximiane  Galerie  YII)  usque 
post  consulatum  X  et  septimum ;  bamit  finb 
bie  Saläre  308  unb  309  aI3  anfangs-  unb  Snb* 
puvüti  be^eid^net  (de  Bossi,  Inscriptiones  christ 
1, 30).  SDa  aWarcelluS  nad^  berfclben  Duette  ann.  I 
mens.  VI  (ober  VII)  dies  XX  regiert  l^at,  unb  ba 
anbererfeits  aI3  SobeStag  fomol^I  nad^  ben  liturgi« 
fd^en  OueOen  mie  nad^  feiner  Passio  ber  16.  3a> 
nuar  309  (XVH  Kai.  Febr.)  f eftfte^t,  fo  föttt  bie 
(grl^ebung  auf  ben  27.  ÜKai  ober  ben  26. 3uni  308 
(Duchesne,  Lib.  pont.  I,  p.  CCXLIX.  165; 
l^iemad^  finb  fii)){tu§.  Sl^ronologie  ber  römifd^ 
Sifd^öfe,  unb  3aff^'8  jmeite  «uSgabe  ber  »egepen 
JU  corrigiren).  ^on  ber  Sl^ötigfeit  beS  ^ßopfted 
mad^t  ber  Liber  pont.  bie  nid^t  unmid^tige  SRit« 
tl^eilung:  XXV  titulos  in  urbe  Roma  consti- 


657 


ünarceUud  ü. 


658 


tntl,  qnaai  dioeceees  (b.  1^.  Se^trfe),  propter 
btptigmum  et  paenitentiam  multorum,  qui 
eonTertebantar  ex  paganiB,  et  propter  sepul- 
tons  mart jmm ;  b.  1^.  er  l^be  }U  9iom  bie  $f an- 
Mftn  georbnet  in  toeld^  bie  Sotbereitung  für 
bie  laufe  unb  fflr  bie  dffentlid^  33u|e  ftattfanb. 
(ZoBfe  mtb  b^Ii^e  93u|e  felbft  mürben  nid^t 
in  beti  ^arrftrc^  mit  ben  Sin^elnen  Dorge« 
nmumu  fimbem  fonben  olS  feierU(i^e  öffentlid^e 

riümgen  gemetnfant  burd^  ben  Sßa))fi  ftatt.) 
3ettiage  Ia|t  fold^e  Snorbnungen  in  ber 
lii^e  Stomd  red^t  glaubtid^  erfd^einen;  benn  in  ber 
Ikrfolgimg  nm|te  bie  regeintd^ige  ftrc^Iid^e  SSÜir!' 
fntfdt  fafi  oufgelöSt  morben  fein,  unb  bie  onf äng* 
li^  9hii^  unter  3Rasentiu8  gab  jur  ^erftdlung 
flauerer  (Einrid^tungen  @tlegenl^eit.  S)ie  3a^I  ber 
SbSinl^  onlangenb,  mag  bie  Siff^t  25  menig* 
M  bcr3eit  in  vxl^  ber  Liber  pont  t)erfa|t 
Mibe  (um  580),  entfpred^en.  S)te  3iffer  ift  nxfy 
is  flaccm  ®egenfa|  p  ben  anfc^einmb  28  Xiteln, 
ttU^  auf  bem  römifd^  Sondl  Don  499  genannt 
tDoben;  berni  unter  biefen  28  merben  einige,  meldte 
Mejdben  ftnb,  nur  mit  Derfd^iebenen  ^tarnen  an- 
ge|ä^  »iS^c  IM  man  22  biefer  Zitel  mit  il^rer 
{oge  nad^meifen  fömten;  ffinf  »eitere  unbeftimmte 
Sanen  bleiben  fibrig,  bie  aber  nid^t  aUe  einen 
mm  Xitel  bqeid^nen  (Duchesne  1, 165).  %iä) 
bniUmetenen  menbete  SJlarceSuS  feine  @orge  m. 
b  erneuerte  bie  älteren  Seftimmungen  über  Bie 
SaiiMitung  ber  gfriebl^öfe  burd^  ben  SIeruS  je 
oier  ber  nSd^fUiegenben  Sitelfird^en  (f.  obigen 
txii,  mo  aber  ^um  9lu8brude  propter  sepul- 
tni8  martymm  )u  ergftngen  ift:  fomie  über« 
^  ber  ®Ulubigen).  aRarceOud  eröffnete  aud^ 
tia  «eneS  Cömeterium:  bie  fecit  cymiterium 
HovdUe,  Tia  Salaria  (Lib.  pont.);  e3  liegt 
R^  an  ber  falarifd^en  Strafe,  gegenüber  bem« 
inigm  ber  ^riSdUa,  bad  fi(|  )ur  Sinfen  au3- 
betä.  £e  Steffi  fonb  in  bemfelben  fein  (Srab,  baS 
M  m  bie  Seit  beS  gkipfted  aJlarceSud  l^inauf- 
Mrmlie^. 

i)c8  $^ed  Xl^gleit  mürbe  burd^  ben  Sßie« 

bokginn  ber  Ie|ten  großen  iBerfoIgung  unter» 

hs^nt  SRosentiuS  trat  balb  als  blutiger  ißer- 

tnUger  beS  |eibnifd^  SuIteS  in  bie  f$fu|ftapf en 

Sioddionfi  unb  9Kasimian§.  ®egen  Tlaxctüu^ 

fitrinen  Mn  feinen  Stid^tem  unter  anberen  bie  ^n* 

flogen  geltenb  gemad^t  morben  5U  fein,  ba|  er  baS 

CorpoB  ChriBtiaiiomin  mieber  organiftre  unb  ald 

Sif4^  auftrete  (tentos,  eo  qaod  ecclesiam  ordi- 

Miet  et  eonprehenauB  a  Maxentio  ut  negaret 

••6880  epiaeopiim,  Lib.  pont).  ^ebenfalls  aber 

tagen  m  ben  SRagregeln  miber  il^n  bie  trau« 

ngn  l^n^ntii^en  Zumulte  bei,  meldte  unter  ben 

fffü^  felbß  in  Setreff  ber  SBieberaufnal^me  ber 

^•i  entßonben.  fBbttälbxS  forberte,  mie  aud^  fein 

]Mf<%r  dufebtui^,  Dor  ber  Sufnal^me  ftrenge 

bie  iÜU^  Serrid^tnng  ber  93u^e ;  eine  Partei 

•tafelte  ful^,  unb  ed  f am  fogar  ^u  blutigen  ^uf« 

Intlei.  6eiiie  (Brobfd^ft  fagt,  ba|  be^megen  feine 

UnTwnHng  burd^  bie  l^eibnifd^  Obrigfeit  erfolgt 


fei.  S)er  Ort  ber  SScrbannung  ift  unbefannt.  3m 
9e!enntni^  beS  ®Iauben§  unb  afö  Sertl^eibiger 
ber  ©ittentorfd^riften  enbete  SJlarcettuS  im  6jil 
baS  Seben.  @ein  fieib  mürbe  fd^on  frül^e  nad^ 
Stom  }urüdEgebrad^t  unb  im  Sömeterium  ^riSciSö, 
mo  fein  SSorgdnger  rul^te,  beigefe^t.  SRarceUuS 
tl^eilte  mit  SJlarceQin  in  ber  t$oIge  auä)  bie  9ln« 
Sagen  ber  2)onatiften,  als  l^ötte  er  ftd|  )um  Op^ttn 
unb  gur  SluSlieferung  ber  l^eißgen  93ü$er  Oerleiten 
laffen.  Sa§  9nben!en,  baS  er  in  ber  römifd^ 
ihrd^e  l^interlieg,  miberlegt  ben  SSormurf  gegen 
il^n  als  Srfinbung.  Sr  erl^ielt  in  bem  SSergeid^ni^ 
l^eiliger  $ci))fte,  ber  Depositio  episcoponim,  fei* 
nengJIaJ:  XVni(XVn)KalFeb.Marcelli(irr. 
tpmlid^  ift  Marcellini  gefd^rieben)  inPrisciliae, 
ebenfo  im  Mart3rrologiamHieron7mianum  unter 
XVII  Kai.  Feb.  ^Qp\i  ©amafuS  I.  f ejte  il^m  bie 
oben  ermöl^nte  ©rabfd^rift,  meldte  in  ad^t  ^e^a« 
metem  feine  SSerbicnfte  feiert.  Sie  mürbe  in  ben 
Sudlern  ber  alten  ^ilger  bemal^rt,  bie  fein  ©rab 
im  7.  äal^rl^unbert  in  ber  oon  @^Ioefter  über  ber 
^ri^cilla-Aatafombe  errid^teten  Heinen  üixä^z  oer* 
eierten  (Yeridicus  rector  lapsos  quia  crimina 
flere  |  Praedixit . . .  |  Einibus  expulsus  pa- 
triae est  feritate  tyranni  etc.).  Sei  ber  für)« 
lid^  erfolgten  9luf bcdtung  ber  Ueberrefte  biefer  ff ird^e 
tonnte  bie  genaue  Sage  beS  el^emaligen  SRarceQuS« 
grabet  nic^t  beftimmt  merben  (de  Rossi,  Bollet- 
tino  di  archeol.  crist  1890, 113  es.  unb  tav.  6). 
2)ie  bamaftanifd^e  3nfd^rift  mei|  nid^tS  oon  ber 
in  ben  fiegenben  erjöl^Iten  Serurtl^eilung  gur  93e« 
bienung  beS  öffentlid^en  Gatabulum  (Saftenpoft) 
5U  9tom  bei  @.  SRarceHo  an  ber  %ia  Sata.  2)ief e 
Segenbe,  nad^  meld^er  er  möl^renb  biefee  2)ien« 
fied  im  SIenbe  geftorben  mare,  rül^rt  aue  ber  un* 
ödsten  Passio  s.  Marcelli  Dom  5.  ober  6.  3a]^r« 
l^unbert,  meiere  bei  ben  93oIlanbiften  Januar.  11, 
869  aß  3:^eil  ber  ®efd^id^te  be§  1^1.  S^riacuS  oor- 
liegt ;  fte  mürbe  bereits  oom  Liber  pont.  benu^t, 
jeboc^  in  einer  etmaS  befferen,  iejt  oerlorenen  fjorm 
(Ducbesne  I,  p.  XCIX).  3le^te  «riefe  ober  fe- 
laffe  beS  ^apfteg  ftnb  nid^t  erl^alten;  aber  äaffe^S 
gmeite  Auflage  t)erBeid^net  n.  160  sq.  gmei  pkubo« 
tftborionifd^e  unb  ein  unäd^teS  gratianif d^e§  2)ocu" 
ment  biefeS  ^apfteS.  (SSgl.  auger  bem  6:itirten  Al- 
lard, Persecutions  V,  122  ss.)  [§.  @rifar  S.  J.] 
aKa  r  c  e  11  u  S  n.  (1555),  oorl^er  SRarceflo  6er« 
Oini  begli  @pannocd^i,  geb.  6.  Tlai  1501  gu 
9Jlontepulciano,  ein  SRann  oon  feltenen  ®eifteg> 
gaben  unb  ffenntniffen,  fomie  oon  groger  3Rögi« 
gnng,  ff lugl^eit  unb  ®üte,  begann  feinen  Sauf  gur 
l^öd^ften  SBürbe  in  ber  Sl^riftenl^eit  al§  @ecretar 
bed  Sarbinafö  gfamefe,  mürbe  1539  pm  Sifd^of 
oon  9licaftro  unb  noc^  im  S)ecember  biefeS  Sal^red 
$um  Sarbinat  promooirt,  leiftete  burd^  gefd^idtte 
^uSfül^rung  f äpftlid^er  auftrüge  unb  als  pöpfi- 
lid^er  Sarbinallegat  auf  ber  ©^nobe  gu  Orient 
bem  $a))fie  unb  ber  ffird^e  gute  SDienfte  unb  mürbe 
nad^  bem  Zobe  be§  $at)fte§  3uliu§  m.,  obmol^I 
il^m  bie  faiferlid^e  $artei  bie  S^dufioe  gegeben 
l^tte,  am  9.  %pxxl  1555  auf  ben  a))ofbtifd^en 


659 


aRarcellufi,  bcr  1^1.  —  aRarccUuS,  Sifd^of  t>on  äncijro. 


660 


(Stul^I  ttf^oUn.  SBegen  ber  Ställe  be§  Ofterfe[te3 
tDurbe  er  fd^on  am  10.  ^ril  confeairt  unb  am 
SDtitltDod^  in  bet  &^xtDod)t  gefrönt.  SRarceEud, 
ber,  tt)ie  ^abrian  VI.,  feinen  Dlamen  ntd^t  änberte 
(ma§  ®arpi  ^u  gel^öfligen  Semerfungen  üeran- 
la^k),  bered^tigte  ^u  ben  fc^önften  ^Öffnungen, 
äßirflid^  l^otte  er  fd^on  angefangen,  fid^  mit  ber 
großen  ^ngelegenl^eit  ber  notl^menbigen  Siefor" 
mation  5U  befc^öftigen,  aI3  er  f(|on  22  Sage  nad^ 
feiner  SBal^I  (1.  Sölai  1555)  infolge  ber  ftranf^eit, 
bie  er  fid^  bei  ben  t$unctionen  in  ber  Sl^ar*  unb 
Oftermod^e  sugejogen,  ftarb.  Satpx,  ber  leinen 
$apft  unDerleumbet  Iä|t,  bid^tet  SJlarceUud  ein 
gro|ed  ißertrauen  auf  bie  Sftrologie  an,  burd^  bie 
er  feine  Srl^ebung  unb  ein  langet  $ontiftcat  fic^ 
prognofticirt  l^abe;  $allat)icini  l^at  biefe  fiüge 
miberlegt.  3n  feinen  fhrengen  äieformibeen  l^atte 
^arceOu§  beabfid^tigt,  bie  $u  feiner  Stxi  entartete 
pol^pl^one  Stuftf  gänjlid^  auS  ber  Süx^t  ^u  t)erban" 
neu,  nntrbe  aber  milber  geftimmt,  al3  $ier'fiuigi 
ba  ^aleftrina  bie  fpäter  Missa  Papae  MarceUi 
genannte  Sompofttion  Dor  il^m  ^ur  ^upl^rung 
bringen  tie|.  (ißgl.  Pallav.,  Istoria  del  Gonc.  di 
Trentol.l3,c.ll;Baynaldada.l555,n.l3sq.; 
P.  Polydorus,  De  vita,  gestis  et  moribus  Mar- 
ceUi IL  Papae,  Rom.  1744.)        [©d^röbl.] 

"SBatcefftis,  ber  1^1.,  ÜRart^rer,  mürbe  in  ber 
SSerfoIgung  SRa^imianS  unb  2)iocIetian§,  nad^  ber 
!Dleinung  t)on  ^aroniuS  unb  Stuinart  ettt)a  im 
Saläre  298,  actenmä^ig  am  30.  October,  ein  Op\tt 
eine§  SBefenntniffeS.  9fö  am  ©eburtstag  be§  Sau 
erS  (aRajimian)  in  ber  ©tabt  SingiS  in  »frifa 
;S:anger)  Slled  bei  @aftmö]^(em  fd^melgte  unb 
Opferbienft  trieb,  nmrf  einbarüber  empörter  ^aut)t« 
mann  ber  trajianifd^en  Segion,  SRarceEuS  mit  9la' 
men,  feine  Solbatenbinbe  oor  ben  @tanbarten  ber 
Segton  meg  unb  fprad^  mit  lauter  @timme :  „^ä) 
biene  3efu  Sl^rifto,  bem  emigen  ffönige.''  gr  marf 
caxi^  ben  SBeinrebenftodE  (Sl^ren^eid^  eine^^aupt« 
mannS)  unb  bie  SBaffen  meg,  beifügenb :  ^SSon 
nun  an  biene  id^  euren  jtaifem  nid^t  mel^r  unb 
Derfd^möl^e  bie  Anbetung  eurer  l^ölgemen,  fteiner« 
neu,  tauben  unb  fhtmmen  ®b^en.  Sßenn  ed  fo 
mit  bem  2)ien{te  ber  @oIbaten  befd^affen  ift,  ba| 
fie  gejtoungen  merben,  ben  ©öttern  unb  j?aif em  ^u 
opfern,  fo  teerfe  id^  ben  @todE  unb  ba3  Singulum 
toeg,  oerlaffe  bie  f^al^nen  unb  meigere  mic^,  5U  bie» 
nen.''2)tefe9uSbrüdEen)ieber]^oIteert)orbem$röfe3 
ber  Segion  unb  erüärte,  ba|  er  al3  Sl^rift  einen 
f  old^en  @otte§bienft  nid^t  mitmad^en  fönne,  f  onbem 
nur  3efu  (Jl^riflo,  bem  ©ol^ne  ©otteS,  beS  aUmäc^» 
tigen  SJaterS,  biene;  Dor  ben  SMd^terftul^I  be§  Su- 
reliu^  ^gricoIanuS,  ©teltoertreterS  bed  Oberften 
ber  Seibtoad^e,  gefül^rt,  blieb  er  gleid^  flanbl^aft. 
(£r  tt)urbe  gur  ^inrid^tung  mit  bem  @d^n)erte  oer« 
urtl^eilt.  ^13  er  ^um  Zobe  au§gefül^rt  mürbe,  fagte 
er  5u  9tgricolanu8 :  ^®ott  loffe  eS  bir  mol^l  er» 
gelten";  „benn",  fejen  bie  3Rart^reracten  bei,  „fo 
gejiemte  eS  fid^  für  einen  ÜJlartprer,  auS  ber  SBelt 
5U  fd^eiben,  unb  al§  er  ba3  gefagt  l^atte,  marb  er 
entl^ouptet  unb  ftarb  für  ben  9lamen  unfere§  §erm 


3efu  S^rifti,  ber  glorreid^  ift  in  Smighit.  Smen.' 
S)aS  ©ebäd^tnig  biefeS  l^eiligen  jtömpferi^  begd^ 
bie  JKrd^e  am  30.  October.  99ei  bem  Sierl^öre  beS 
l^eiligen  SRart^rerd  SRarceUud  biente  in  feinem 
^mte  alg  SJlilitörgerid^tgfd^reiber  ein  gemiffer  £af« 
fianud.  2)er  geifttge  @ieg  bed  d^ftlid^en  ^oupt* 
manng  über  ben  l^ibnifd^en  SMd^ter  unb  bie  SBut^ 
biefed  Slid^terS  über  ben  fiegrei(^en  SBeletmer  unb 
beffen  SSerurtl^eilung  ^um  £obe  mad^te  auf  Sof» 
ftan  einen  fold^en  Sinbrudt,  bag  er  @d^reib^ 
unb  @d^riften  ^ur  Srbe  marf.  2)effen  freute 
SJlarceQuS,  im  Seifte  üorauSfel^enb,  ba| 
ftanuS  balb  il^m  folgen  merbe.  Unb  fo  mor  tiS 
aud^;  menige  Sxtge  nad^  bem  Sjiumpl^e  beSSRar* 
ceSug  mürbe  aud^  Saffian  bie  SRartprerfrone  )u 
Sl^eil.  SafftanS  Anbeuten  feiert  bie  Ihrd^  am 
3.  SDecember.  S)a|  Safftan  fd^on  im  4.  3q^ 
l^unbert  fel^r  befannt  getoefen,  ftel^t  man  auli  bem 
vierten  ^^mnud  be§  $rubentiu§  (De  coronis), 
in  meld^em  er  bei  ^ufml^lung  ber  Dor^üglid^flen 
gjotrone  öerfd^iebener  ftird&en  (SS.  45)  pngt:  In- 
geret Tingis  sua  Cassianom.  (93gl.  Buinart, 
Acta  martyr.,  ed.  Batisbon.  1859,  342  sq.; 
Esps^a  sagrada  XXXVI,  256.)    [@d^röbL] 

3Batcelbi$,93ifd^oft)on9lnc9raim4.3a]^ 
l^unbert,  ift  bi§  l^eute  in  SSe^ug  auf  feine  SRe^t' 
glöubigfeit  umftrittenen  ^^lnben!en§.  @ein  %mt 
mirb  suerft  mit  ber  S^nobe  Don  Snc^ra  in  ®a- 
latien  314  in  iBerbinbung  gebrad^t,  auf  ber  er 
nad^  ßinigen  ben  iBorft^  gef ül^rt  l^aben  f oQ ;  nur 
ftnb  bie  erl^altenen  Skrjeid^niffe  ber  9RitglidD«r 
menig  5ut)erlöfftg.  S)a  ber  1^1.  ^tl^nafiuS  il(in  im 
Sa^re  358  (Hist.  ad  Mon.  76)  einen  alten  TUmn 
nennt,  fo  ift  menigftenS  fein  Slter  fein  $inbenü| 
für  bie  Snnal^me  feiner  ^ntoefenl^eit.  @id^  mar 
er  elf  Solare  fpöter  auf  bem  Soncil  t)on  !ßicaQ  zu- 
gegen unb  befämpfte  bafelbft  bie  ^^arefte  beS  9riuS 
fo  energifd^,  ba|  bie  Segaten  bed  ißapfted  il^m  in 
Stom  baS  el^renooQfte  S^^G^iB  gaben,  unb  ba| 
aud^  $apfi  SuliuS  I.  ben  Sufebianem  gegenüber 
feinen  ©lauben^eifer  rül^menb  l^ert)or]^eben  f onnte. 
SDiefen  ®egenfa|  gegen  ben  ^rianiSmuS  bemal^rtc 
er  fein  ganje^  Seben  l^inburc^  unb  legte  il^n  bei 
ben  Derfc^iebenften  ©elegenl^eiten  an  ben  Zag. 
(Sx  fd^rieb  pnöd^ft  eine  eingel^enbe  SBiberlegung 
gegen  ^fteriuS,  ben  literarifd^en  ©ad^malter  ber 
iirianer,  gab  aber  ber  langen  ^bl^anblung  feinerlei 
(Sintl^eilung,  meil  fte  ein  93ilb  ber  Sin^eit  ®otte§ 
fein  foUte.  2)ie  l^ierbei  eingenommene  Stellung 
bet^ätigte  er  aud^  burd^  feine  SBeigerung,  bie  Se* 
fd^lüffe  ber  S^nobe  ^u  Z^ruS  335  ju  unterjeid^" 
neu,  unb  burd^  feine  ^bmefenl^eit  bei  ber  @in* 
meibung  ber  ^^eiliggrabfird^e  ^u  3erufalem  in  bem* 
felben  So^te.  hierüber  erbittert,  befd^ulbigten  i^ 
bie  Slrianer,  er  ^abe  in  ber  genannten  ©d^rift  bie 
^nftd^ten  be§  (SabeHiuS  unb  beS  $aul  Don  Oim^ 
fata  mieberl^olt.  SSermutblid^  maren  bie|  fold^ 
Sefd^ulbigungen,  mie  bie  ^rianer  fte  bamald  gegen 
bie  SRebrjal^l  ber  treu  fat^olifd^en  99ifc^5fe  er« 
l^oben;  ba  aber  bie  fraglid^e  Sd^rift  5u  ©runbe 
gegangen  ift,  fann  über  bie  bogmatif d^e  Sefd^ffen« 


661 


ÜßatctlluS,  Sift^of  Don  Stnc^n 


|ril  tietftrbni  ftbi  Ur^I  jefäCIt  nitrben.  3laii) 
6«mM  (1,  36)  itÜMi  fott  er  auf  bie  tt^ofiene 
Migt  jin  MrfprDf^n  ijobtn,  Jtin  £Buc^  gu  ftr- 
bmont,  ntil  c§  jo  inel  91npD^  Qcgeben.  X^n  n 
ttti  m4t  ddIIjdqri  ^ottt,  iparb  et  im  folgenbcn 
31^  mä  bei  SqnDbe  gu  (SonftantiiiDljel.  auf 
■rii^  wuftbiuS  oon  9Iicmntbien  ben  üiorfi^ 
(ihti,  DDti  fernen  @egneni  ber  $äre|le  f^ulbig 
nfiört  unb  abgefegt,  ^n  feine  ©teile  maib  bet 
iltlttrtt  99afilin9  ei^obtn,  unb  bei  gneibeuHge 
ftftbiuS  Don  Cdfaita  ei^ielt  bot  Suftiag,  fein 
ft4  }u  nribeiltsen.  SRoiccIIuä  felbft  begab  fi$ 
Böi  luit^  3)om  gu  Sßopfl  3uliu3  unb  blieb  bort 
IS  SRonale,  um  fttne  ?infläget  Qbjuioarlen  imb 
ihfl  gegen  fle  Boi  btm  ^opft  ju  ueranttoiirten ;  bo 
tiniumb  erf^ien,  legte  er  fein  @Iaubenlf>eTenittni§ 
fäc^i^  om  i^m  at>.  @d  fle'^t  in  einem  93iiefe 
mt  i^,  Otlä^  S])ip!taniul  (Haer.  72,  n.  2) 
nnotu^Tt  ^t;  berfelbe  iß  fieiltc^  unbatirt,  fann 
iibtt  ran  aufl  ber  3eit  Don  338—340  ^eTrüiSien. 
Ji  it|terem  3a^ie  feE|ite  ber  1)1.  It^onaftuS  auB 
Nim  ti^  ^il  oon  Xrier  juiü^  unb  blieb 
ISÜbnate  ju  9tom,  bis  im  ^eibft  341  $a))ft 
3dObS  bie  )ui  flbuit^tilung  über  i^n  berufene 
Gtubt  ai^Itnt  tonnte,  ^uf  biefer  mar  aüä) 
StoitdlaS  omvefenb,  bti,  mie  e€  f  ^etnt,  jum  jroeiten 
IRalc  noi^  Stom  gttommen  nar.  ÜJtit  ?Itt|miaftu§ 
wA  <m4  SRoTceQuS  für  ungerecbt  abgefegt  er- 
Bnl;  bie  S^nitbt  natim  i^n  rote  ät^anaflu^  jur 
ftinl)engeiiKtnfi^ft  unb  gum  ^eiligen  ^benbma^I 
o  imb  nfnftte  ben  ^popft,  biefe  ben  ^tnllägem 
iMr  bciben  SItSnner  ju  ernSren.  ^  bem  ©c^rei- 
td,  miifa  ^ofijl  äuIiuS  bemjufDlge  erlieg,  roirb 
fir  Warnlln«'  9^tgI3ubigfeit  fe^r  beftimmtel 
?p^\i  abgegeben  unb  bie  StedCihnägigTeit  feiner 
li|4^i$tn  Stellung  genullt  (cgi.  Äthan.  Apol. 
Motn  Arias.  32).  ®Iei(^li)of)I  gelangle  auf  ber 
SfBDbc  tion  3lntiod)ien  in  encaeniis  341  ba3 
SUaubcnSbefemitnil  bei  £Bifd^of3  üpoQoniue  Don 
XvK  jui  Hnna'^me,  in  melt^cm  eS  om  @d)Iug 
W:  .Sei  ti  mit  WarceKuS  bon  üncQra  ober 
S^eOiia  ober  $aul  Don  Samofata  bält,  ber  fei 
ittiflmt  mit  aäm  feinen  Sfieilnelimcm.''  S)iefe€ 
Untieil  loarb  jebod^  Don  ber  @Qnobe  }u  Sarbica 
344  Bitbti  aufgehoben.  9iad)btm  Snaiccllui' 
thi4  gegen  ^flertuS  sotgtleitn  morben,  crfiarte 
kie  Snfommlung  ben  JBerfaifec  für  reditgläubig 
Hb  ma^t  feinen  femiorianifcfien  ^Innägem  jum 
Sunmirf,  fie  ^enolS  feine  eigenen  ?tnfi(l&ten  an- 
Meben,  toas  er  nur  im  Saufe  ber  Unterfut^ung 
•B  fragli^  (Cnyöiv)  jur  ©ptiK^e  gebracht  ^alt. 
tafi  bw  €ufemaner  nunmehr  auf  i^ret  after- 
^mb«  MI  $l^li|)|)opoIi3  mit  gemeinen  fflerleum- 
kagenSRoKdluis  angriffen,  unb  bag  aui$  bie  @q> 
Mbe  )n  VntTod^itn  344  bie  3Inot^emati§men  gegen 
Meutn  uitbo^olte,  barf  nii^t  befremben,  ba  ee 
tn  frnpigen  Sorge^n  biefet  ^rtei  entfprat^. 
)■  3.  845  xaaA  «ülarrellul  mieber  in  fein  %i§' 
l|mtmeeft|t;  boc^  fanb  er  groge  Si^roierigleit, 
kl  b(c9mntHft^f  SSafiliuS  nic^t  miilb,  unb  fc^Dn 
347  abtr  bo^  849  muite  er  feinen  Stu^I  mieber 


Dcriaffen.  Uebet  ben  SReft  feines  SebcnS  flnb  feine 
tßadEiricbten  er^Iten;  fiauptfä^lid^  fürbiefe3eit 
mirb  gelten,  vbcü  ber  ^I.  ^itronQmuS  Don  i^m 
fagt:  Malta  diversanun  ÜTEofteTEcuv  scripeit 
Volumina.  3n  bie  nämlid^e  Seit  foUt  ober  aüä) 
baS  Sinfi^reiten  ber  ffir^e  gegen  bie  ^rrle^re  beS 
^!|0tinu9,  ber  immer  mit  ©tolg  fi^  einen  @<^üler 
XÜarceKS  Don  9ncpra  nannte,  ©ei  ei,  bag  er  fic^ 
mit  9tei$t  auf  beffen  Sebranfic^tcn  berufen  tonnte, 
fei  es,  bal  ber  Sedier  ben  @c()üler  gu  entf^ulbigen 
unb  JU  ret^tfertigen  fudtite  —  in  bem  p^otinif^n 
lalreit  le^e  fi^  baS  aRigtrauen  oieler  SBifd^flfe 
aui^  gegen  ÜTtarceOuS,  unb  nie  bei  ^1.  ^UariuS 
(Hilarü  Fragm.  2,  21)  unb  ©ulpiciuS  ©eOtruS 
(Hist.  EccI.  2,  37)  behaupten,  (ünbigte  i^m  ber 
$1.  ^It^nofiuS  (c^on  Dor  349  bie  ffir^engemein- 
t(f)aft  auf.  5Der  niclgeprüfle  Wann  ftarb  erfl  372 
in  febr  ifofftm  SUtcr,  o^ne  ba|  ber  @IautK  ou 
feine  Stei^lgläubigTeit  bauemb  roieberldergc^llt  ge* 
»efen  märe. 

S@  ifi  gtnig  begreiflich,  bag  in  einer  Don  bog- 
motiff^en  ©treitigteiten  unb  boäfjaften  3ntriguen 
aufgeregten  3fit  bie  Siorficbt  ober  baS  ÜJIifitrauen 
begiigli^  btr  SJe^tglöubigfeit  DieQeiifit  gu  meit 
auSgebe^nt  merben  tonnte.  Sigentbümlid^  aber 
bleibt  es  immer,  bai  aKÜnner  wie  SafiliuS,  6i- 
lariuS,  (S^r^foftomuS,  aud^  gpip^aniuS,  bie  SRe§t- 
gläubigteit  ÜKarcellS  Don  3Inc^  nii^l  onerfenntn. 
33ie  Serfi^ieben^eit,  nietii^e  fii&on  gu  feinen  Seb« 
jeiten  begügli^  beS  UitbeilS  über  i^n  ^errfi^te,  ift 
im  9)erlauf  ber  Seil  ni(()t  nuigEtiDbcn  morben.  SDie 
Unterfui^ung  ift  bnburcE)  crfc^mcrt,  bafi  Don  feinet 
Sd)rift  gegen  9Ifteriu§  fiti)  ^rigmenle  Wo^  in 
Sujebiu8'©c&riften  gegen  iI)nfAdv.  Marc.  LL-H; 
De  Ecclee.  theol.  LL.  III).  iebenfafla  lenbentüSfl 
entfteÜt,  finben.  3u  feinen  SInnägern  gehören, 
roenn  nid&t  ft^on  BaroniiiS  (Ad  a.  347,  n.  61  sq.), 
fo  bo^  Siätmont  (Memoires  YII,  tit.  Marcel 
d'Ancyre),  SßelaDiua  (Dogm.  Üieol.  II,  1, 13), 
©ä)elftrate  (Antioch.  Conoil.,  Antverp.  1681, 
129  sq.),  ajomer  (Se^te  Don  ber  Sßerfon  g^ripi, 
2.91ufl.,  I,  ©tuttg.  1845, 864),  ffiBttinger  (&ippD- 
li)tu8  u.  ffaffiftuS,  fflegensb.  1853,  216  f.)  unb 
Soußc§  (Smitii  and  Waoe,  Dicdon.  of  Christ 
Bibliographym,808);gu  feinen  SBttttieibigem 
5IalQliS  aieranber  (Saec.  IV,  Dies.  30),  aJIont" 
fauton  (Coli,  nova  Patnun  U,  p.  LI)  unb  äJlöfc 
Itr  (aUbanapuS,  2.  auf!.,  3Jtaing  1844,  318  ff.). 
S)ie  Sfrage  roarb  gum  ©egenfionb  einer  befonbem 
Unlei^uc^ung  gematl)!  ton  Äettberg  (Marcelliana, 
Goottingae  1794),  unb  nac^  ben  ä)lonograp^ien 
über  SOlarcetluS  uon  fliofe  (Hamburg  1837)  unb 
!S)iaenborg  (Ueber  bie  Ortbobo^e  be3  Ware.  Don 
anc.,  SKünfter  1859)  i)at  jule|t  3a^n  (tUIarc.  6. 
anc.  Sin  Beitrag  jur  ©efc^.  ber  S^eotogie,  ©ot^a 
1867)  gut  Sbfung  ber  Srage  beac^tenimertbe  SRt- 
fultate  geliefert,  roel^^efeleCdonc.-Sef^.  1,476) 
aboptirle.  §iemact)  bietl  TOarceÖuä  rool)!  an  bem 
3nbalt  beS  nicänif(^en  ©lauben^befenntniffeS  un- 
Derbrüi^Üi^  fefl,  glaubte  aber  beffen  gormulirung 
nidbt  als  maftgebenb  beibelialten  gu  muffen.  3)n 


663 


TOarccIIuS  öon  Slpamca  —  ÜKard^ant. 


664 


gan^e  ©trcit  feiner  3eit  erf d^ien  il^m  ofö  eine  gfolge 
unglüdüd^erSSermifd^ungDonpl^tlüfop^ifcl^enäbeen 
mit  ber  Se^re  her  J^eUigen  ©d^rift.  3n  le^terer 
moHte  er  meift  nur  boS  Serl^öltnil  beS  men{(i^» 
getDorbenen  fiogoS  5unt  ißater  angebeutet  ftnben. 
S)cr  9lu§bru(f  ber  S^ugung  fd^ien  il^m  fo  fel^r  ein 
^nfongnel^men  )u  iebeuten,  ba|  eine  emige  ßm» 
gung  il^m  unbenfbar  mar,  unb  ba|  er  in  biefem 
@inne  benSogoSaß  ungebeugt  bejeid^nete;  @o]^n 
®otteS  unb  gezeugt  fönne  nur  ber  men{(i^gemorbene 
©otteSfol^n  ]^ei|en.  Sbenfo  beurtl^eilte  er  fold^e 
3lu8brüd(e,  tDie  Silb  ®otte§  u.  a„  \o  bafe  er  jd^ein» 
bor  ben  Sogod  in  smei  SBeJen,  ein  immanente^  unb 
ein  itp6c  T^v  ^e6v  bepnblid^eS,  jerlegte.  OTe  biefe 
^uSfül^rungen  feierten  ftd^  teefentltd^  gegen  ben 
^uSbrudt,  nid^t  gegen  ben  Snl^alt  ber  nicönifd^en 
Seigre,  waren  aber  geeignet,  3ln]^aft§punlte  für  bö§» 
miUige  SBefd^uIbigung  be§  @abeniam3mu§  ^u  btt» 
ben.  9uf  ber  anbem  @eite  ntad^te  ÜRarceUuS^ 
9u§brud(,  bem  umnberbar  geborenen  äJlenfd^en 
3efu§  tDol^ne  ber  Sogoe,  bie  dpaonx^j  Ivsp^eia 
©otteS,  inne,  tro^bem  er  benfelben  red^tglöubig 
Derftanb  imb  bie  (Sinmo^nung  al§  eine  tüefentltd^e 
unb  innerlid^e  be^eid^nete,  bod^  mögtid^,  il^m  bie 
Sntl^ümer  be§  ^aul  Don  ©antofata  5ur  Saft  ^u 
legen.  Smmerl^in  aber  barf  baS  Urtl^eil  feinet 
jungem  3^itgenoffen  @ult)iciu§  @et)eru8,  bag  bie 
allgemeine  Snfid^t  barlegen  foQ,  alS  ju  l^art  be« 
gei^net  merben:  Antea  innoceiiB,  postea  depra- 
vatus,  videri  poterat  jam  tum  nocens  fuissey 
cum  de  eo  faerat  jadicatum  (Ghron.  2,  37, 
ed.  Halm  90).  [ffoulen.] 

9bitcelEii$  t)on  %pamta,  gleid^er  92ame  für 
itoei  C^eilige  be§  SJlorgenlanbeg.  1.  SRarceUuS, 
Sifd^of  unb  SRart^rer,  t)on  Sll^eoboret  (H.  E. 
5,  21)  ald  l^eiliger,  geifboOer  unb  in  jeber  ^in- 
fid^t  ]^ert)orragenber  SDflann  gefd^ilbert,  ftammte  Don 
ber  änfel  S^bern  unb  befleibete  bafelbft  als  fiaie 
Derfd^iebene  Sl^renämter.  9lad^  bem  Siobe  feiner 
©emal^Iin  tt)urbe  er  ^riefier  unb  erl^ielt  381  baS 
Sr^biStl^um  ^pamea  in  Serien.  9Jlit  großer  Snt« 
fd^iebenl^eit  ging  er  gegen  bie  Slefte  beS  Reiben* 
tl^umS  in  feiner  2)iöcefe  Dor.  63  mirb  bei  Sl^eo* 
boret  (L  c.)  bemerft,  ba^  er,  um  bie  ÜRad^t  ber 
2)amonen  }u  bred^en,  bie  l^eibnifd^en  Opferftötten 
juerft  mit  gemeil^tem  SOBaff er  befjjrengte.  SIS  Äaif er 
Sl^eobofiuS  feine  ftrengen  Sbicte  gegen  ba§  ^ei» 
bentl^um  erliefe  (L.  7—12,  Cod.  Theod.  16, 10), 
erl^ielt  SJlarceOuS  befonbere  faiferlid^e  iBoIImad^ten. 
93on9ett)affneten  umgeben,  liefe  er  aüentl^alben  in 
feiner  Siöcefe  bie  ®5^entem))el  jerftören.  Sr  fam 
fo  aud^  5u  bem  befonberS  präd^tigen  SupUertempel 
in  ^ulon  bei  ^amea.  6ier  liefe  er  bie  öufeere 
Säulenreil^e  mit  Saßen  ftü^en  unb  bie  ^unba« 
mente  untergraben.  W&  man  bann  bie  @tü|baßen 
angünbete  unb  ber  %txtOpti  }u  manfen  begann,  marf 
bie  erbitterte  SSoIfömenge  ben  Sifd^of  in  bie  Qflam» 
men  (Sozom.  H.  E.  7,  15);  mabrfd^einli^  ge» 
fd^al^  biefeS  im  3.  389.  Sei  ben  @ried^en  gilt  er 
als  ^atron  gegen  gfeuerSgefal^r  unb  mirb  befel^alb 
aud^  mit  einem  brennenben  Srucift^  abgebilbet. 


S)aS  römifd^e  SRart^roIogium  nennt  il^tt  }um 
14.  Suguft.  (Sgl.  BolL  Aug.  m,  151  sq.) 

2.  aRarcelluS,  ^bt,  ftammte  auS  Spomea 
Don  fel^r  angefel^enen  Sltem.  9btd^  Syrern  Xobe 
Dertl^etlte  er  fein  ganzes  Sermdgen  unter  bie  fb« 
men  unb  begab  ft$  nad^  @D]^efud,  angezogen  Dom 
9hif e  ber  Dielen  tugenbl^af ten  ÜRönner,  bie  bafelbft 
lebten.  ^13  er  aber  ^Mt,  bafe  in  Sonftontinopel 
burd^  ^bt  9(Ie|anber  ein  fflofter  ber  ^Ibimeien 
(f.  b.  9rt.)  eingerichtet  morben  fei,  erbat  er  fid^  bie 
^ufnal^me  in  biefeS  3nftitut,  meld^eS  gan^  feinen 
Steigungen  entfprad^.  3Ud  3Rönd^  mad^te  er  fo 
grofee  t^ortfd^ritte  im  geiftlid^en  Seben,  bafe  feine 
SBal^I  gum  ^bte  nad^  ^lesanberS  Xob  alle  äBal^ 
fd^einlid^fett  für  ftd^  l^atte.  Um  biefer  Sl^re  oufi- 
^umeid^en,  Derliefe  er  Sonftantinopel  imb  manbette 
in  Derfd^iebenen  jflöftem  l^rum,  bis  SIesanber 
geftorben  (um  430)  unb  ein  neuer  W>t,  SJo)^« 
neS  mit  9tamen,  gemöl^It  mar.  Unter  äol^onneS 
mürbe  baS  JHofter  Don  Sonftantinopel  meg,  mo  eS 
Derfd^iebenen  ^nfed^tungen  auSgefe^t  mar,  in  bie 
9läl^c  ber  §au]ptftabt  (3renäum)  tranSferirt  3Kar« 
celluS  unterftü^te  ben  9lbt  3o]^ne§  in  feinem 
^mte  unb  mürbe  gum  3)iacon  gemeil^t,  oIS  biefer 
bie  ^rieftermeil^e  empfing.  @o  auferbaulid^  inbiefe 
fein  äBanbel  mar,  fo  f el^Ite  eS  bod^  nid^t  on  ÜRdn* 
d^en,  bie  il^n  ber  Sitelfeit  bef d^u&igten ;  befe^olb 
übertrug  Sol^anneS  il^m  bie  @orge  für  bie  SfeL 
3m  Slngeftd^te  ber  gefammten  Kongregation  über« 
nal^m  !D^arccQuS  biefen  ^ienft  bereitmiKigft  unb 
Derpflid^tete  \xd)  fc^riftlid^,  er  moSe  für  feingongeS 
Seben  babei  Derbleiben.  @o  maren  feine  9{eiber 
befd^ömt  unb-  baten  il^n  nun  felbft,  }u  feiner  Dor* 
l^erigen  SteQe  ^urüdE^ufel^ren.  9la^  bem  Xobe 
beS  mteS  trat  OßarcelluS  an  beffen  ^laif.  Unter 
il^m  Dermel^rte  fid^  bie  3<i^I  ber  SRönd^e  aufeer» 
orbentlid^,  unb  eS  mürbe  ju  bereu  Sufnal^me  ein 
neues  grofeeS  jflofter  erbaut.  Siele  auSge^eid^nete 
SRänner  gingen  barauS  l^erDor,  unb  bie  Srbauer 
Don  ffird^en  unb  jf löftem  menbeten  fid^  an  3Rar> 
celluS,  um  fid^  feine  Sd^üler  ju  Sorftänben  p  er> 
bitten.  2)ie  9lad^t  unb  einen  guten  2:]^U  beS 
SageS  Dermenbete  er  jum  (Sebet,  bie  übrigen 
@tunben  5u  ben  äBerfen  ber  9}äd^ftenliebe ,  bie 
Sebröngten  tröftenb^  ben  Serf  olgten  ^u  il^rem  3ted^t 
Derl^elf enb,  bie  (Spitöler  befuc^enb  u.  f.  m.  3n  bem 
)u  Sonftantinopcl  gegen  Sut^d^eS  gel^altenen  Son* 
eil  unterjeid^nete  er  bie  Serurtl^ettung  biefeS  ^öre« 
Ufers,  er  ftarb  Dor  484.  (Sgl.  Sur.  29.  Dec; 
Fleury,  Eist.  eccl.  L  27,  n.  30.)    [©d^röbL] 

^iax^antj  $etruS,  belgifd^r  aRinorii, 
mürbe  geboren  im  %  1585  ju  Kourtin  in  bem 
ehemaligen  gfürftentl^um  Sütti(|.  Ütad^Sollenbung 
ber  ©tubien  leierte  er  in  nod^  jugenblid^em  SQter 
$]^ilofop]^ie,  bann  Sl^eologie.  3m  3. 1621  mürbe 
er  als  custos  proyinciae  jum  ®eneralcapitel  nad^ 
SegoDia  entfenbet  unb  Don  biefem  )um  Sifitator  ber 
OrbenSl^öufer  in  ber  Sretagne  befteHt.  Sier  Sal^ 
barauf  (1625)  mufete  er  abermals  ßum  ©enerol« 
capitel  nad^  S^om  reifen  unb  marb  l^ier  jum  ®ene" 
ralbepnitor  ermöl^lt,  fomie  mit  ber  Siptation  ber 


6(5 


üßatcion. 


666 


Oibeii8(öiri^  in  9Ueberbeutfd^Ianb  betraut.  2tm 
vMifyn  Sq^ic  »urbe  er  }um  ^ßroDtn^ial  Qt» 
»^tt  unb  im  3.  1629  Dorn  $apfte  feftft  }um 
aPa  $nmm)iQl  ber  neuerrid^teten  Dl&imfd^  $ro* 
in)  kßhmnt.  Spöter  nmr  er  SSifttator  ber  eng- 
Hfiilm  imb  izUnbifd^  Orben§f toDittj  unb  timrbe 
16S9  {um  Oenerolconttniffor  aller  $rot)m5en 
Sent^^^mbd^  Selgiend  unb  ßnglanbS  ernannt. 
b  {fairb  im  9hife  ber  ^eißgfett  ju  ®ent  ben 
11.  9i0lMn6er  1661  im  Slter  t)on  76  Salären, 
M  benen  er  60  im  Orben  ^ugebrad^t  l^at.  %xo^ 
kt  Mm  Xetfen  unb  arbeiten,  tDAi^t  bief e  eieren« 
Mim  Semtcr  mit  fid^  brad^ten,  l^t  er  mehrere 
Berfe  l^erloffen,  tt)oruntet  bie  Dorjüglid^eren 
jU:  IVibunal  sacramentale  et  visibile  ani- 
manim  in  hacyita  mortali,  2  volL,  Antv.  1678, 
wrin  er  fid^  atö  grünblid^en  ^robabilifien  be» 
tt^rt;  Beeohitiones  notabiles  variorom  ca- 
man  et  qnaeetionum,  ib.  1655;  Expositio 
mystioo-literaliB  ss.  incmenti  sacrificii  mis- 
ne,  ib.  1653;  Baculus  pastoralis  sire  po- 
tesbis  episcopomm  in  reguläres  exemptos  ab 
erigimbim  buIb  explicata,  Brugis  1638.  ^IS 
b(iCom>mcui^  SI.  2)au§que  bie  Snfid^t  bed  t^ran- 
diamedl  3p^.  Cortagena,  ®erfon8  unb  SdS 
m  ber  ^ligung  beS  I^L  äofepl^  im  ÜJhitter- 
kSe  angegriffen  l^tte,  fd^eb  er  ^u  bereu  %er» 
l^eMgmig:  Sanctificatio  s.  Joseplii  sponsi  Y. 
imlTitii  Jesu  in  utero  asserta  contra  E.  D. 
dtndii  Dausqmi  Tomacensis  canonici  ca- 
hmniiB,  gebrmft  }U  Srügge  um  ba§  Sal^r  1630. 
i)aiiS<yne  antmortete  mit  ber  Sd^nft  S.  Joseplii 
mietificatio  extra  utenmiyLugd.  1631.  ÜRor» 
ilBsA  fdtfurieg  nid^t  unb  t)er5^entlid^te:  Fastus 
im  ülastnuis  sponsi  Mariae  nutritii  Jesu 
gratioeam  sanctificationem  in  utero  ab  eo, 
qiwm  Pater  sanctificavit  et  misit  in  mun- 
dum,  Gand.  1632.  3nbe^  fam  feine  oben  ge« 
«amite  Sd^rift  am  19.  SJtör)  1633  auf  ben  3n> 
bcs,  inib  bomit  rul^te  bie  grage.  (Sgl.  Dirks, 
Hist  Utt^raire  et  bibliographique  des  Fr^res 
IGn.  de  l'Obs.  de  S.  Fran^ois  en  Belgique, 
An?.  216—229;  Hurter,  Nomencl.  1, 913  sq.) 
-  Unter  ben  24  ©efd^mifiem,  m\ä)t  $etru§ 
Utaifani  fyxik,  jeid^ete  ftd^  fein  Sruber  3Q' 
ai  (oA,  ber  Sfarrer  feinet  ®eburt§orted  tt)urbe 
(ge^  1648).  Tlu^er  mel^reren  anberen  @d^riften 
pcM^Sfta  änl^tted  fd^eb  er  ben  ^u  feiner  3^t 
Kit  Sied^  gefd^d|ten,  öfters  aufgelegten  unb  toeit 
soAreiteten  Hortos  pastorom  et  conciona- 
tonmi,  2  YolL,  Mont.  1681,  Colon.  1635, 
Lugd.  1652  u.  5.  (Sgl  Foppens,  Biblioth. 
b«k  I,  525.)  Courier  S.  J.] 

PtaciM,  ber  ®nofli!er,  etn9Rannt)on 
hitaftem  (Seifte,  großem  Salente  unb  reid^ 
Siffen  (Hieron.  Gommentar.  in  Oseam  c.  10, 
T.  1),  loar  aud  @inope  in  $ontu§  gebürtig ;  fein 
9ckt  loar  im  l^öl^em  Slter  S3if  d^of  gemorben.  2)er 
€o^  »ibmete  fid^  bem  Staub  l^öl^erer  SSoU' 
bmen^,  t>erffi]^rte  aber  nad^  einiger  3^it  eine 
t/BU^gtmi^t  Sungfrau  unb  tt)urbe  be^l^alb  Dom 


eigenen  SSatcr,  ber  ein  fel^r  frommer,  eifriger  aRarai 
mar,  aud  ber  JKrd^engemeinfd^aft  audgefd^Ioffen. 
S)a  il^m  fein  tief  gehäufter  SSater  auf  fein  gflei^en 
bie  SBieberaufnal^me  Dermrigerie,  begab  er  fid^  um 
140  (f.  b.  Sri.  C^^ginuS)  nad^  Stom  unb  fud^te 
bori  ^ufnal^me  in  bie  ftird^e.  Sd  marb  i^m  be- 
beutet bag  biefeS  ol^ne  3ufKmmung  feines  äSaterd 
nid^t  ange|e.  Sarüber  jornentbrannt,  menbete  er 
ftd^  gu  bem  ^äretüer  Serbo  (f.  b.  Sri.),  meld^er 
eben  bamalS  in  S^om  eine  gnoftifd^e  @erie  bilbete, 
um  mit  biefem  bie  ffird^,  meld^  il^n  nid^t  mel^r  in 
il^ren@d^o^  aufnehmen  tooUit,  j)u  jerrei^en  (Bpiph. 
Haeres.  42,  n.  1—3;  Dgl.  TUlemont,  M^m.  II, 
275—278).  hierbei  bebiente  er  ftd^  einer  aBcibfi« 
perfon  (öiettei^t  ber  oon  il^m  SSerfü^rten?)  als 
©el^ilptt  (Hieron.  Ep.  133,  n.  4).  gr  foU  bann 
mel^rere9^eifeninoerf($iebenefiönbergemad^t^aben. 
^oä)  fd^eint  er  ben  C^auptft^  feined  SBirfend  in 
9^om  aufgefd^Iagen  ^u  l^aben,  too  in  fpöterer  3rit 
ber  ]^I.  ^ol^carp,  ber  Sd^üler  bed  3ünger§  ber 
Siebe,  btefen  SSerfül^rer  unb  SSerberber  fo  oieler 
Seelen,  ben  „ödsten  ^rotefianten"  (nad^  9leanber, 
Äird^engefd^.  I,  782),  ben  „ßrftgeborenen  beS 
©atonS"  nannte  (Iren.  Adv.  Haer.  3,  3,  n.  4; 
Eus.  Hist.  Eccles.  4, 14;  Hieron.  De  viris 
ülustr.  17).  er  fiH^rie  baS  Softem  ©erbo'ß  weiter 
aus  unb  t)erf d^affte  bemf elben  in  fur^er  3rit  gro|e 
aSerbreitung,  toxt  fd^on  SnfSn  ber  SKart^rer  um 
ba9  ^cä)x  150  flagt  (Just.  Apolog.  1,  n.  26 ; 
anä)  bei  Eus.  Hist.  Eccles.  4, 11). 

Sfür  bie  2)arfteaung  feines  Sel^rf  ^ftemS  erl^ebt  ftd^ 
bie  Streitfrage,  ob  er  jtoei  ober  brei  emige  SBefen 
angenommen  l^abe.  2)er  d^ftlid^e  ^l^Uofop)^  unb 
9Rarit)rer  Suftin,  meld^er  gleid^geitig  mit  9Rardon 
in  SRom  lebte  (Apolog.  1 ,  n.  26) ,  ber  wenig 
jüngere  ^renöuS,  Sifd^of  t)on  fi^on  (Adv.  haer.  1, 
27,  n.  2 — 4),  unb  beffen  3citgenoffe  SRl^obon 
(ttjörilid^  angeffil^ri  in  Eus.  Histor.  Eccles.  5, 
13),  aud^  SertuQian,  ber  ^auptgegner  SRarrionS 
(Adv.  Marcion.  1,  15),  bann  ^ip|)ol9t  (Philo- 
soph. 7,  29.  31),  als  bie  älteften  3^ugen,  geben 
einftimmig  unb  auSbriidDid^  an,  ba|  SJlardon  nur 
5tt)ei  ewige  Sßefen  gele|^ri  l^be.  Sagegen  fagen 
Rubere,  ba|  er  brei  emige  ^rindpien  gelel^ri  unb 
f  0  bie  S)rrieinig!eit  auSeinonbergeriffen  |abe,  näm* 
lid^  ber  römifd^e  SBifd^of  S)ion9fiu§  um  baS  ^af^x 
260  (feine  äiSorie  bei  Athanas.  De  decret.  Ni- 
caenae  Synodi  n.  26),  ber  1^1.  S^rilluS  Oon 
3erufalem  (Oatech.  16,  n.  4  et  7),  ^^ppol^t  in 
ben  Philos.  10, 19,  ber  1^1.  ßj^ipl^aniuS  (Haer. 
42,  n.  3)  unb  Il^eoboretuS  (Haeret.  fabul.  1, 
24).  SlugufHn  erwäl^nt  jwar  bicfe  le^terc  Slnfid^t, 
entf d^eibet  pd^  aber  für  bie  erftere  (Lib.  de  haer. 
c.  22).  ®iefe  brei  oberften  ungcfd^affencn  ®runb- 
mefenmören:  ba§  gute,  aber  unftd^tbare  pd^fie 
aSefen,  ber  SSater  3efu  «l^rifK;  baS  geredete,  fld^t- 
bare  l^öd^fie  SBefen,  ber  (Sott  ber  3uben,  ber 
@d^5t)fer,  ©efe^geber  unb  Siid^ter;  enblid|  ba§ 
böfe  mit  ber  ba^u  gel^örigen  SJlaterie.  2)ie  @ad^e 
f(!^eint  fid^  aber  in  SBal^rl^eit  fo  ju  berl^aßen: 
!Dlardou  lel^rie  nur,  ba|  neben  bem  oberften 


667 


SRarcion. 


668 


guten  @ott  (tantummodo  bonus  atque  optimus, 
Tertull.  Adv.  Marc  1,  6)  nod^  ein  onbercr 
geredeter  ®ott  cjiftire  (deouc  öia<f6poüc,  aXXov 

TÖv  d^aMv  xal  töv  äXXov  xiv  öixatov,  8.  Cyrilli 
Hierosolym.  Catech.  6,  n.  16),  ben  er  aud^  jum 
Url^eber  beS  SSöfen  mad^te  (malorum  factorem, 
beUorum  concupiscentem ,  et  inconstantem 
quoque  sententia  et  contrarium  sibi,  ferum, 
bellipotentem,  Iren.  Adv.  haer.  1,  27,  n.  2; 
Tertull.  Adv.  Marc.  1,  6).  ^ierin  lag  ein 
gel^eimer  äBiberfprud^ ,  ba  geredet  unb  bö8  in 
Sinem  äBejen  pd^  gegenf eitig  auSjd^üc^en ;  biefen 
SBiberfprud^  Iie|  SDlardon  nid^t  auffommen,  unb 
befetoegen  ztxü'ofyiitn  bie  Seitgenoff  en  nur  jttjei  ^rin« 
cipien  in  fernem  Softem,  ©eine  ©d^üler  jebod^ 
entU)idEeIten  bie  Sonfequensen  ber  Don  il^m  auf» 
gefteUten  ©runbfa^e ;  einer  au8  il^nen,  S^nerog, 
nol^nt  auSbrüdßid^  brei  ^rincipien  an  (nadfe  SRI^o« 
bon  in  Eu8.  H.  E.  5,  13),  unb  fo  fonnten  bie 
fpäteren  ©d^riftfteller  feit  bem  3.  Sal^rj^unbert  mit 
einigem  SRed^t  HKarcion  brei  etoige  ^Srincipien  al§ 
bie  @runblage  feinet  ©^ftemeS  $ufd^retben.  S)en 
^auptgebanfen  beSfelben  bilbet  ber  anwerft  fd^arf 
ausgeprägte  ®egenfa^  ^mifd^en  ®ered^tig!eit  unb 
®nabe,  ®efe^  unb  (SDongelium,  3ubent|um  unb 
Sl^riftentl^um,  ben  er  für  einen  unoerföl^nlid^en 
l^ielt  unb  bal^er  auf  jmei  gon^  oerfd^iebene  Url^eber 
5urfidCfül^ren  5U  muffen  glaubte  (Tert.  Adv.  Mar- 
cion. 4,  6),  jebod^  fo,  ba|  bie  ®nabe  unenblic^ 
meit  über  bie  ®ered^tig!eit  erl^aben  fei.  S)al^er 
He|  er  fid^  befonberS  angelegen  fein,  biefen  ®egcn= 
fa^  nad^utmeifen,  unb  Derfa^te  m  biefem  Snbe  ein 
eigenes  äBer!:  Antitheses  (Tert.  Adv.  Marc. 
1,  19;  4,  1;  Hier.  Adv.  Rufin.  1,  5),  toorin  er 
ben  burc^göngigen  9ßiberft)rud^  ^föifd^bem  ®efe^ 
unb  bem  ßoangelium  offen  barjulegen  bemül^t  toar 
(f.  A.  Hahn,  Antitheses  Marcionis  Gnostici, 
Über  deperditus,  nunc  quoad  ejus  fieri  potuit 
restitutus,  Begiomonti  1823).  Sin  fold^er  ah« 
foluter  ®egenfa^  nötl^igte  il^n  unb  feine  ^nl^önger 
5ur  ^nnal^me  ber  beiben  l^ö^ften  SBefen,  bie  er  ^d^ 
nun  aus  ben  ©d^riften  beS  ^Iten  unb  beS  9ieuen 
SBunbeS  conftruirte  (Tert.  Adv.  Marc.  1,  19; 
bgl.  4, 6).  2)ieB  ift  ber  ®runbgeban!e  beS  gansen 
©QftemS,  mobei  bie  SBemerfung  gelegentlid^  i|re 
©tdle  finben  mag,  ba|  man  fatl^olifd^erfeits  einen 
burd^greifenben  Unterfd^ieb  oon  ®efe|  unb  Soan« 
gelium  gar  nid^t  in  ^rebe  fteKte,  biefen  aber  nid^t 
in  bem  ®rab  ^ugab^  um  be^l^alb  jtoei  oerfd^iebene 
®ötter  anjunel^men,  mie  TOarrion  tl^at  (f.  Tert. 
Adv.  Marc.  4, 1. 24).  ®ie  beiben  ®ötter  fmb  nad^ 
Snarcion  gföar  emig  unb  ungefd^affen,  aber  bod^ 
nii^t  gleid)  l^od^  ftel^cnb ;  ber  gute,  ber  nid^tS  als 
®üte  unb  ®nabe  fennt  (deus  solius  bonitatis, 
eine  ganj  neue  ßrfinbung  SKarcionS  nad^  Tert. 
De  praescr.  haeret.  34),  ift  meit  über  ben  anbem 
erl^aben,  meld^er  jebem  nad^  ©ered^tigfeit  öergilt ; 
eine  l^öd^ft  gefäl^rlid^e  unb  oerberblid^e  Unterfd^ei- 
bung,  infofcm  babei  bie  ®üte  unb  bie  ©ered^tig« 
feit  ®otteS  fo  meit  auSeinanbergel^alten  merben, 
ba|  fie  in  ßinem  SBefen  gar  nid^t  bereint  gebadet 


merben  fönnen.  3ebem  biefer  beiben  l^Bd^ftenSSkfen 
gab  äJlarcion  fobann  eine  eigene  SBett;  bem  guten, 
aber  unftd^tbaren  unb  unbefonnten  ® Ott  eine  1^51^, 
obUig  unfid^tbare  unb  immaterielle,  ben  o&erßm 
^immel,  mo  aud^  fein©o]^  SefuSSl^riftuS  tl^onte; 
bem  geredeten  eine  tiefere,  fid^tbore,  moteridle, 
toogu  aud^  ber  untere  ^immel  gel^örte  (Justm. 
Apolog.  1,  n.  26;  Tert.  Adv.  Marc.  1,  15; 
4,  7).  äBaS  mit  biefem  einfeitig  falfd^en  99egriff 
eines  blo|  guten  ®otteS  ftd^  nid^t  oereinigen  lu^, 
fd^ob  SRarcion  ^fieS  auf  ben  anbem,  fo  ben  Ur* 
f prung  beS  S5f en,  jhieg  unb  Unfrieben  in  ber  S&tU, 
bie  mannigfad^en  Seiben  u.  f.  m.  S)a  nun  in  ben 
^eiligen  ©d^riften  beS  ^Iten  SunbeS  fo  oft  tum 
@ott  bie  Siebe  mar  unb  SJlarcion  bie  borbereitenbe, 
erjiel^enbe  SBebeutimg  beSfelben  nid^t  ^u  begreifen 
oermod^te,  fo  ftem))elte  er  baS  Sllte  Zefloment  |u 
einem  äOBer!  beS  geredeten  (bbfen)  ®otteS.  SBaS  bort 
t)on  ®ott  er^öl^lt  mirb,  l^abe  ^tteS  ber  93öfe  getl^on. 
Sr  l^abe  bie  gange  fid^tbare  Sßelt  fammt  bem  Seib 
beS  SJlenfd^en  öon  ber  böfen  SRatcrie  crfdjaffen, 
bem  er  batm  eine  ©eele  auS  feinem  eigenen  äBefen 

gegeben  (etrXaare  T^v  Adaft,  ix  t^c  o^xeiac  oo^tac 
Ss6o)xa>c  auTw  t9jv  ^ü^v,  Theodoret.  Haeret 
fabul.  1,  24y  mo  bie  gange  ftd^tbore  @d^ö))fung 
nöl^er  bef daneben  mirb);  er  l^abe  ben  erften  SRen* 
f d^en  baS  ® ebot  gegeben,  gu  beffen  Uebertretung  fie 
ber  gute  ®ott  burd^  bie  ©d^lange  ermal^nte;  er 
l^abe  fpöter  baS  mofaifd^e  ®efe^  mit  feinen  ftrengen 
©trafen  gegeben  unb  bie  ^rop^eten  gefenbet  Snb« 
Itd^  l^abe  ftd^  ber  gute,  biSl^er  ganglid^  unbelannte 
®ott  ber  SRenfd^en  erbarmt  unb  feinen  ©ol^n  2kfuS 
Sl^riftuS  gu  il^rer  Srlbfung  gefenbet,  meld^er,  loeit 
erleben  über  ben  SBeltf  d^öpf  er  (Cosmocrator,  tote 
SRarcion  biefen  le^tem  nannte,  Iren.  Adv.  haer. 
1,  27,  n.  2),  aHe  SOBerfe  beSfelben  gerftören,  inS- 
befonbere  baS  ®efe|  aufl^eben  (Iren.  1.  c;  Epiph. 
Haer.  42,  n.  4)  unb  bie  btSl^er  an  ben  @d^5))fer 
©laubenben  oon  ber  ©flaüerei  beSfelben  befreien 
foUte  (Theodoret.  1.  c);  bagu  l^abe  er  j[ebod^  Don 
ber  böfen  SJlaterie  !etnen  £eib  angenommen,  fon* 
bem  fei  in  bloßer  ©d^eingeftalt  (f.  b.  9lrt.  SDo- 
fcten)  unter  ben  aWenfd^n  gemanbelt  (Tert.  Adv. 
Marc.  5,  7).  §ieran  fd^liefet  SRarcion  auS  einem 
pf^d^ologifd^  leidet  gu  begreifenben  ®mnbe  bie  93e* 
^au^tung,  ba|  gl^riftuS  in  bie  Untermelt  l^inob« 
geftiegen  fei,  um  ben  ©eelen  aller  ^ingefd^ie« 
benen  gu  ))rebigen;  ba  ^ait  er  bann  jfain  unb 
bie  ©obomiter  unb  bie  SlegQptier  unb  cdleS  gott« 
lofe  ^eibeuDolI,  meld^eS  il^m  gläubig  gugeeilt  fei, 
erlöst;  bie  ®ered^ten  bcS  Alten SunbcS  aber,  Slbel, 
9ioe,  Snod^,  bie  ^atriard^en  unb  ^ropl^eten  müßten 
untm  bleiben,  meil  fte  il^m  nid^t  getraut  unb  feine 
^rebigt  nur  für  eine  folc^e  SSerfud^ung,  »ie  pe 
Don  ifrem  äßeltfd^öpfer  l^er  gemol^nt  maren,  ge« 
l^atten  l^ötten.  UebrigenS  erftredEe  ftd^  bie  gange 
Srlöfung  blo|  auf  bie  ©eele,  nid^t  auf  ben  Seä 
(Iren.  Adv.  haer.  1,  27,  n.  3;  Epiph.  Haer. 
42,  n.  3.  4 ;  Theodoret.  1.  c). 

Sie  geinbfd^af t  gegen  baS  mofaifd^e  ®efe|,  mo 
bie  Sl^e  in  l^ol^em  ^txff)  gel^ltm  mar,  Deran- 


669 


üRarciott. 


670 


ki|t(  SHorchm,  ben  Sölibat  atö  aagetneine  ^^id^t 
n^  bk  (8^  für  unerlouBt  ^u  erflären  (Epiphan. 
Hier.  42,  n.  3 ;  Tert  De  praescript.  c.  33 ; 
Adr.  Marc.  5,  7 ;  1,  29;  4,  11) ;  au3  bet  ttöm* 
Ik^  Utfa«^  mad^te  et  ben  SomStag  für  bie 
Stmigen  )um  t^fUag^  meil  an  biefem  Sag  ber 
64^fer  gemixt  unb  boS  alte  ®e|e^  il^n  }um 
Sdertag  «^beti  l^e  (Epiph.  Haer.  42,  n.  3). 
3ii  ^ger  Solgerid^tigfett  oe3  S^ftemS  t)ertDarf 
Otocion  oUe  fbnfyx  bed  Wten  93unbe$  aI8  ein 
Berf  M  SBeltfd^dpferfi,  afö  ben  ^uSbrud  feines 
6e|M  (Tert  De  praescript.  haeret.  c.  38 ; 
foiph.  Haer.  42,  n.  4).  9lm  92euen  Seftament 
m  er  eine  unbarml^ige  ffritif,  tnbem  er  afö 
oficr  (iiai^  Iren.  Adv.  Haer.  1,  27,  n«  4) 
fromflid^  brei  dtxmgelien  (bed  ÜJlattl^dud,  SRor- 
cbS  rnib  So^omteS)  gan)  Dertt)arf ,  baS  SucaS« 
forngelinin  aber  arg  üerfhimmelte  unb  aOe§  baDon 
(mljil^ieb,  moi^  feinem  ©Aftern  miberfprad^,  aud^ 
rimge  Stellen  gerobe}u  t^erfdlfd^te  (Cjrrill.  Hie- 
roi.  Catech.  16,  n.  7 ;  Iren.  Adv.  haer.  1,  27, 
1.2;  TertuU.  Adv.  Marc.  4,  1.  2;  Epiphan. 
Hier.  42,  n.  9.  10.  11  et  ib.  n.  78;  Theo- 
4oret  1.  c).  2)a]^  fing  fein  Sucad-ßDangelium 
Bit  Skgtoffung  ber  erften  }tt)ei  ftapitel  ber  gan« 
«  Oe^d^te  t)on  S^^nad  unb  SlifaBetl^,  ber 
iMmibignng  unb  ber  ®eburt  bed  ^errn,  f omie 
ieiiec  3Qgenb)eü,  Saufe  unb  Serfu^ung  einfad^ 
o:  Anno  XV  imperii  Tiberii  Caesaris  de- 
nendit  in  civitatem  Galilaeae  Caphamanm. 
Lqc  3, 1 ;  4, 31  (Tert  Adv.  Marc.  4, 7 ;  Epiph. 
Hiar.  42,  n.  11).  2)a§  }tDette  SBud^  beS  9^euen 
ftmbeS,  iDeld^  er  anerlannte,  befianb  an^  itf^n 
4nI)Deifet)erPümmeItenunbt)erfölfd^ten9nefenbe§ 
V.  fottlnd;  biefe  Sammlung  nannte  er  t6  'Atüo- 
3w^nt^v(Iren.  Adv.Haer.l,27,n.2;  Tert.Adv. 
Mirc  5,  1  et  21 ;  Epiph.  Haer.  42,  n.  9.  10). 
Sie  beibel^attenen  Sriefe  fteQte  er  in  f olgenbe  Crb« 
nmg:  ®alatet,  1  unb  2  Sorintl^er,  9l5mer,  1  unb  2 
iJepOTiicenfer,  (Spf^tt,  goloffer^  ^l^ilemon  unb 
$(ili|)tmifer;  aud^  Don  bem  opoct^pf^m  99rief  an 
bieSouÄicenfer  nal^  er  einige  Stüdfe  an  (Epiph. 
Lcn.  9),  menn  er  nid^t  etttxt  ben  an  bie  Sp^efter 
Wtteilen  unter  biefem  litel  anfül^rt  (Tert.  Adv. 
Mirc.  5, 17  et  11;  ügl.  Epiph.  Haer.  42).  ^lu§= 
brüffid^  bezeugt  ZertuHtan,  ba^  SRarcion  bie 
l|wPeIgefd^t(^te  unb  bie  ^ocal^pfe  Dermorf en  l^abe 
(Adv.  Marc.  4,  5;^5,  2,  unb  TOarcuS  ber  ÜJlar- 
owit  bejeugt :  yi}»^^  rX£ov  tou  eua-infeXtoü  xal 
:w  flh:oTrd>.öü  oö  8ev6jieBa,  Opp.  Orig.  1, 828). 
Xertnllian  (Adv.  Marc.  lib.  4  et  5)  unb  Spi- 
ptamnd  (Haer.  42)  l^ben  fel^r  Diele  Stellen  au§ 
leiiem  SucaS-Stxmgelium  unb  au8  feinen  jel^n 
mliiiif(^  ^Briefen  aufbetual^rt,  tt)orau§  man  jur 
6cüge  erfiel^t  mit  n>eld^er  fd^ranfenlof en  SSillfür 
ff  Uc  einzelnen  Seste  bel^belte.  9ud^  baS  ift  fel^r 
htereffont  bei  XertuIIian  ^u  fel^,  mie  bie  fatl^o» 
fif^n  Sele^en  im  2.  Sal^rl^unbert  bie  Eingriffe 
ntumofiftif^  ^perlritil  gegen  bie  Sutl^entie  unb 
lei^ett  ber  mer  StHmgelien  unb  ber  übrigen 
anonif^cn  Sfid^  bed  9teuen  SBunbeS  abliefen 


(Tert.  Adv.  Marc.  4,  2—6),  unb  tt)ie  fie  baS 
SSerl^ältni^  beS  9l(ten  jum  9?cuen  93unbe  auffaßten 
(Tert.  Adv.  Marc.  lib.  4  et  5).  SBenn  ttir  nun 
nod^  l^in^ufügen,  ba|  SJlardon  bie  ftreng  bud^« 
ftöbli^e  Sd^riftauSIegung  feftl^ielt  (fx9)  Setv  inr^ 
7opetv  t9jv  7pa(piQv,  na^  Orig.  Comment  in 
Matthaeum  tom.  15,  n.  3,  Opp.  ed.  Ruaei 
m,  655),  fo  mirb  beS  „ödsten  ^roteftanten"  SJer- 
l^öltnil  5ur  l^eiligen  @(^rif  t  na^  ben  Angaben  ber 
^Iten  j^iemlid^  Dottftönbig  bargelegt  fein,  e§  mügte 
benn  jemanb  nod^  Dermiffen,  ba|  feine  Slnl^nger 
als  eifrige  Reformatoren  immerfort  an  il^rem  Cüan« 
gelium  önberten  (nam  et  quotidie  reformant 
iUud,  i.  e.  Evangelium,  be}eugt  Don  il^nen  %tx* 
tullian  Adv.  Marc.  4, 5).  —  9(u|erbem  fmb  einige 
Sefonberl^eiten  biefer  @ecte  l^tnftd^tlid^  ber  2)i8* 
ci|)Iin  5U  ermöl^nen.  Sie  Saufe  foU  er  ^meimal  ^u 
mieber^olen  geftattet  b^iben,  um  nad^  fd^merem 
@ünbenfaQ  bie Saufunfd^ulb  lieber  ju  erlangen; 
fein  eigener  ^aü  foE  il^n  auf  biefen  Sebanfen  ge« 
brad^t  l^aben  (Epiph.  Haer.  42,  n.  3 ;  Dgl.  C^- 
rilli  Hieros.  Procatech.  n.  7).  2)ann  foO  er  aud^ 
ben  grauen  ju  taufen  erlaubt  ^aben  (Epiph.  1.  c. 
n.  4).  ®ie  uralt  fird^Iid^e  ©itte,  ba|  bie  2Jl#e. 
rien  (inSbefonbere  ba§  l^eilige  Opfer)  nur  in  ®egen» 
roaxt  ber  Getauften  Derrid^tet  mürben,  gab  9)lar- 
cion,  geftü|t  auf  feine  bud^fl&blid^e  9lu§Iegung  einer 
mi^Derftanoenen  SibelfteÜe  ($auIuS  an  bie  (Sa« 
later  6,  6  nad^  Hieron.  Gomm.  in  h.  1.),  auf, 
maS  ibm  nod^  im  4.  ^al^rl^unbert  als  ein  freDent« 
lid^eS  Srfül^nen,  al3  eine  $rofanation  be§  ^eiligen 
angered^net  mürbe  (Epiph.  Haer.  42,  n.  3.  4). 
SJlarcbn  l^atte,  mie  fd^on  oben  au§  bem  gleid^» 
zeitigen  2(ufiin  bemerft  morben,  gleid^  anfangs 
Diele  ^nl^önger  gef unben ;  im  4.  Sal^rl^unbert  mar 
feine  ©ccte  (SKarcioniten  ober  aWarcioniften  ge- 
nannt) fel^r  jal^Ireid^  nid^t  blo^  in  9lom  unb  Italien, 
f onbem  aud^  in  Seg^pten  unb  $alöftina,  in  9lra« 
bien  unb  Serien,  ouf  ber  3ufel  ß^em  unb  in  ber 
Il^ebaiS,  ja  fogar  in  $erflen  (Epiph.  Haer.  42, 
n.  1).  S)a|  fie  fd^on  frül^er  in  ^frifa  ftar!  Der- 
breitet mar,  ficbt  man  auS  SertuSion.  SIber  bie 
3erfplitterung,  meldte  ba§  gemeinfame  SooS  aller 
Don  ber  burd^  (Sb^tftuS  gegrünbeten  Sinen  maleren 
fatl^olif d^en  Äird^e  abf aUenben  ©ecten  ift,  traf  aud^ 
SJlarcionS  ^Inl^ang  in  l^o^em  (Srabe,  mie  fd^on 
Mbobon  um  ba§  3abr  200  bezeugt  (f.  bie  ©teile 
bei  Eufl.  H.  E.  5, 13)  unb  fpätcr  im  4.  Sal^r- 
l^unbert  epipl^aniuS  (Haer.  42,  n.  13),  im  5. 
Sl^eoboret  beftötigt  (Haeret  fabul.  1,  24  et  25). 
9118  Url^eber  foI<|er  Spaltungen  in  biefer  ©cctc 
merben  genannt  SlpeOeS  (f.  b.  ^rt.),  fiucinianuS 
(f.  b.  Slrt.)  ober  SucanuS,  ffllaftuS,  ©^nero«,  ^o- 
tituS  unb  fflafUicuS,  ^repon  unb  ^itbon.  Sic 
©ecte  ber  SKordoniten  mürbe  fd^on  im  2.  Sol^r« 
l^unbert  Don  3uftin  bem  SRort^rer,  Wbobon,  Ibeo« 
pl^iluS  Don  antiod^ia,  ?p]^ilippu§  Don  ©ort^na, 
5mobefiu§  (Ena.  H.  E.  4,  24. 25)  unb  lertußian 
in  eigenen  SBerfen  befämpft,  moDon  nur  baS  gro|e 
SDSerf  SertuflianS  (Adv.  Marcionem  libri  V)  fid^ 
bis  auf  unfere  3cit  erl^alten  l^ot.  Später  l^at  ein 


671 


SWorcuIf  —  aHorcuS,  bcr  1^1.,  eöanflelift. 


675 


fonft  nid^t  nöl^et  betannter  SlbamontiuS  bie  3rr- 
tpmer  bet  SRotcbniten  in  einem  unS  nod^  erJ^al* 
tenen  SBerfe  nod^brüdlid^  befämpft  (Adamantii 
Dialogus  de  recta  in  Deum  fide  contra  Mar- 
cionitas,  in  Origenis  Opp.,  ed.  Buaei  I,  803 
ad  872);  au^erbem  ^aben  bie  meiften  JKrd^en- 
Döter  unb  angefel^enen  Jhrd^enfd^riftfteOer  einzelne 
93el^aut)tun9en  ber  SJlotcioniten  an  t)erfd^iebenen 
©tdlen  il^rer  äBerfe  njiberlegt,  \o  f^on  ber  1^1. 3re« 
näuS,  KlemenS  öon  9llejanbria,  DrigeneS,  ^if» 
poI^tuS,  S^nllud  Don  äerufalem,  Sf^l^^niu^^ 
Sl^r^f oftomu§ ,  ^ieron^muS,  ^ni^entiuS  u.  9. 
^ud^  bie  l^äretij^en  (^lementinen  fd^einen  gegen 
SRarcionS  Softem  gerid^tet.  @d^on  Jtaifet  Son- 
ftontin  ber  ®ro|e  erlief  gegen  jie  ©traf gejeje  nnb 
Derbot  il^nen  jeben^  fomol^I  öffentlid^en  al§  $rit)at« 
®otte§bienft  (Eus.  De  vita  Gonst.  3,  64  et  65), 
be^gleid^en  bie  jpäteren  ßaifer.  Sennod^  fanb 
Sf  eoboret  ber  93if d^of  üon  K^ruS  in  Serien,  noc^ 
im  5.  Stal^rl^unbert  {o  Diele  ^nl^önger  biefer  @ecte 
in  Jeiner  3)iöcefe,  ba|  er,  freilid^  nid^t  ol^ne  grofee 
Stülpe  unb  ©efal^r,  il^rer  mel^r  als  gel^ntaufenb 
be!e]^rte  unb  taufte  (Epist.  145).  2)o(|  fd^eint  bie 
©ecte  um  bieje  Seit  mel^rere  Sel^rfäje  ber  ÜJloni- 
d^öer  (f.  b.  9rt.)  aufgenommen  }u  l^aben,  toie  aug 
ber@(|ilbemng^  meldte  £]^eoboret  (Haeret.  fabul. 
1,  24)  Don  il^rem  Softem  gibt,  ^iemlid^  beutlid^ 
l^erDorgel^t;  biejenigen,  meldte  nid^t  jur  fotl^olifd^en 
ftird^e  jurüdBel^rten,  finb  mol^I  balb  banac^  in  bem 
9Jlanid^äi3mu§  aufgegangen,  (ißgl.  Tillemont, 
Mem.  n,  266—285 ;  ®.  SReanber,  ffird&engefd^. 
1, 2,  779-812,  ber  il^n  an%  parteiifd^er  gSorlicbe 
fo  ibeolifirt,  ba|  man  ben  gefd^id^tlid^en  SJlarcion 
oft  nur  mit  Stülpe  erfennt;  SRatter,  @efd^id^te  beS 
®nofHciSmu3,  überfe^t  Don  Körner,  ^eilbronn 
1833,  205—259 ;  Harting,  Quaest.  de  Mar- 
cione  Luc.  evangel.  adulteratore ,  Traject. 
1849;  SJoIfmar,  ®o§  ßDang.  aWarcionS,  Seipa. 
1852;  ^ilgenfeß),  5IBarcion8  Slpoftolüon,  in  ber 
gtfd^r.  f.  Bifi  2:]^eotogie  1855, 426  ff.,  unb  bie  Sit. 
im  «rt.  ©nofliciSmuS.)  [SfefelerJ 

'SBarmtf,  f.  gormelbüd^er  IV,  1608  f. 

9birais,  ber  1^1.,  ber  gDangelift,  toeld^ 
ber  Sanon  als  SSerfaffer  be§  $toeiten  SDangeliumS 
nennt,  ift  berfelbe,  »eld^er  3lpg.  13,  5. 13  3o- 
l^anneS,  ebb.  15,  39  ÜJlarcuS  unb  tib.  12,  12. 
25;  15,  37  3ol^anneS  mit  bem  Seinamen  SKar« 
cuS  ]^ei|t.  5ln  anberen  ©teilen  ber  l^eiligen  ©d^rift 
(gol.4, 10.  ^f)x\m.  24.  2  2im.  4, 11.  1  ^etr. 
5, 13)  unb  in  ber  Srabition  wirb  blofe  ber  9Jame 
2Rarcu§  gebrandet.  SBal^rfd^einttd^  ift  Sol^anneS 
fein  l^cbräif d^er ,  2Karcu§  fein  römifd^er  5Rame. 
®er  fpätere  Slfleingebraud^  beS  5Ramen8  SRarcuS 
ift  analog  bem  be3  9iamenS  $aulu§  für  ©auIuS 
ober  be§  9lamen§  $etru8  für  ©imon.  Einige  ®e» 
leierte  (SaroniuS,  SiHemont,  ®rotiuS,  Kotelier, 
gJatriai,  S)an!6,  Sam?,  2Rac  gDiH?  u.  «.)  §aben 
Sttjifd^en  5IKarcu§,  bem  Begleiter  $auli  (apg.  12, 
12),  unb  aJlarcuS,  bem  ®efä]^rten  beS  1^1  «ßetruS 
(1  ^etr.  5,  13),  unterfd^eiben  tt)oEen,  ol^ne  aber 
einen  l^inreid^enben  ®runb  5U  einem  fold^en  Unter« 


fd^ieb  Dorgebrad^t  ju  l^aben.  (SSoL  6d^a%  <Sm» 
ment.  über  baS  @Dang.  beS  l^L  SRorcuS,  gh»ibni| 
1881,  2  f.) 

L  fiebenSumftänbe.  9)tarcui^  UKir  änbi 
Don  ®eburt,  ber  ©ol^n  einer  aemiffen  SRaria,  ii 
beren  ^aufe  ju  Stemfalem  ftd^  Die  Sl^riften  ^u  md 
fammeln  pflegten  (äpg.  12^  12).  S)a8  orabHd^ 
©Qnaiar  ber  foptifd^en  ftird^  berid^tet,  ba|  (eb 
SSater  Sriftobul  gel^ei^en  l^abe,  unb  ba|  ber  &a» 
gelift  in  ber  ^entapolis  geboren  fei  (Dgl.  2\pfaA, 
Sie  apocrtipiden  Slpoftelgefd^d^ten  n,  2  [18841 
342) ;  allein  bief e  9lad^rid^t  ift  fonfl  unbegloitbigl 
unb  fpötem  UrfprungS.  SRarcuS  mar  ein  fMtu 
beS  1^1.  SamabaS  (Sol.  4, 10)  unb  ift  toafy^i^ 
lid^  Dom  1^1.  $etru§,  ber  im  ^aufe  äRorienS  ]t 
Serufalem  Derfel^rte  (^pg.  12, 13  f.),  getauft  toot^ 
ben ;  benn  biefer  nennt  il^n  (1  $etr.  5,  13)  feism 
©ol^n.  S)a  SRarcuS  nad^  bem  S^ugnig  beS  $o* 
piag  (bei  Euseb.  H.  E.  3,  39,  15)  ben  ^mn 
toeber  gehört  l^at,  nod^  il^m  gefolgt  tfi,  !ann  Me 
juerft  bei  @f  ipl^aniuS  (Eaer.  51,  6)  ft^  ftnbo^ 
^nfd^auung,  ba|  ber  Soangelift  ju  ben  72  3&i> 
gern  gel^ört  l^abe,  nid^t  rid^tig  fein.  Slud^  bie  (^ 
göl^lung  be§  5tt)eiten  SoangeliumS  (SRarc.  14, 51  fj 
Don  bem  3üngUng,  meld^er  in  ber  9}ad^t  Dor  ben 
Seiben  bIo|  mit  einem  Seintud^  befletbet  ben 
^erm  folgte  unb  bann  flo)^,  brandet  nid^t  (ndt 
OlSl^aufen,  Sänge,  Äeifd&I,  3.  ©rirnm,  SBeil 
u.  %)  Don  SRarcuS  Derjlanben  )u  merben.  S)ck 
ßDangelift  föiU  aOem  ^nfd^eine  nad^  burd^  bie 
SRittl^eUung  biefeS  bramatifd^en  3uge§  nur  hm 
großen  Sifer  ber  Verfolger,  meldte  f ogar  an  einai 
5uföIIig  SDaftel^enben  ^onb  anlegten,  fd^ilbem. 

^fö  ^uIuS  unb  SamabaS  jur  3^it  ber  fyx» 
gerSnot)^  unter  Slaubiud  nad^  3erufalem  gebmmes 
maren  (3lpg.  11,  30),  begleitete  fle  SKarcuS  anj 
ber  S^üdfreife  nad^  Sntiod^ien  unb  ebenfalls  auf  bei 
erften  SRifftonSreife  nad^  Supern  unb  ^amp^ißn 
(3lpg.  12,  25;  13,  5) ;  attein  ju  ^erge  in  ^. 
pl^^Iien  Derlie^  er  fte  unb  feierte  ^urüdE  (^g.  18, 
13).  SBal^rfd^einlid^  l^atten  bie  großen  ©d^mietig* 
feiten  unb  9ef d^merben  ber  Steife  ben  jungen  SRmn 
abgefd^redtt.  ^IS  nun  bie  beiben  ^oftel  il^re  ^iDetti 
9Jliffion§reife  antraten,  moUte  SBamabaS  tov^ 
SDlarcuS  als  ^Begleiter  mitnel^men  (3lpg.  15,  37); 
^auIuS  miberfe^te  ftd^  bem  aber  unb  Der}id^teti 
lieber  aud^  auf  bie  ^Begleitung  Don  SamcAaS 
Se^terer  ging  nun  mit  3Rarcu8  nad^  S^em  (Spg 
15,  39).  ©pöter  l^at  $auIuS  beffer  Don  SRorati 
gebadet.  Sr  l^atte  il^n  in  ber  erften  römifd^en  ®t 
fangenfd^aft  bei  fid^  (gol.  4,  10.  ^j^ilem.  24] 
unb  lernte  il^n  als  jum  S)ienfte  nü^Iid^  fd^^|en 
^u§  biefem  ®runbe  gab  er  in  feiner  jmeiten  rö» 
mifd^en  ®efangen{d^aft  an  Simotl^euS  ben  luf* 
trag,  SRarcuS  mit  nad^  SRom  }u  bringen  (2  %m 
4, 11;  Dgl.  «pg.  13,  5).  SefonberS  eng  finb  bi 
SBejiel^ungen  beS  1^1.  SnarcuS  ^u  $etruS  gemefen.  Si 
»ar  beffen  Sänger  (Iren.  Adv.  haer.  3,  1),  IBe« 
gleiter  (6lem.  Don  9Wej.  betEuseb.  H.  E.  2,  15 
unb  2)olmetfd^er  (^apiaS  bei  Euseb.  1.  o.  3,  39 
Iren.  1.  c.  3,  10;  Tertull.  Adv.  Marc.  4,  5 


(TS 


!Raitu3,  bcr  1)1,  SoangtlifL 


674 


EiiMb.L  c.  5, 8;  Hier.  Ad  Hedib.  q.  11).  3Haf 
M  tOK  taiä)  na^  btm  cmfhminiQen  3tuQni|  btr 
NItt  bei  ber  ^itbigt  bt3  ^I.  $ctniS  ju  IStom  an- 
Kfmb  (Pspias  L  c. ;  Iren.  1.  c. ;  @:iem.  D.  %Ui. 
MEnseb.  6,  14;  EpipL  Hser.  51,  6;  Hier. 
D«  vir.  m.  8).  3>Q  nun  5petru9  mi)  bet  oflge- 
kIbri  lat^Dlifc^  UebtTlitfening  guei^  unter 
tkibiaS  tm  3.  42  nai$  3tom  getommen  ifl  (ogl. 
X|q.  12,  17;  Euseb.  H.  E.  2, 14  unb  Chron. 
idum.  2  Clandü;  Hier.  De  vir.  ill.  c.  1),  Qt- 
nbc  bomalS  abn  am  metftni  eintä  95EgIrittr§  be- 
hnjle,  fo  ip  ou^  bit  trpe  anhintl  beS  ^t.  TOotcul 
jiSom  WB  Sfalfr  42  ju  Otrjrten.  ©ein  HlnH^Iufe ; 
a  Satna&il  inib  ^quIuS  ift  baim  nac&  fetner . 
SMÜ^  uoti  SIooi  rrfolgl.  ^päta  fytt  ^armi 
h  ntjmtbrien  gcfiiebigt  imb  bn  bortigen  @f  \ 
Milbe  aVt  Sifii^of  Doigt^onben  (Dgl.  Enseb.  H.  E.  i 
2, 16;  Epiph.  Hser.  51,  € ;  Hier.  De  vir.  ill. 
c  8).  Si^  UMt  er  gegen  Snbe  bei  erften  iSmi- , 
fj^ni  Ckfangtnf^  bei  atlioflelfi  $(nilu3  in  dtom  | 
ICdL4,  10.  IfXflUm.  24),  beabfic^tigtt  aber,  na$ 
Ano^  )u  ge^  (SoL  4, 10).  SSa^ifc^einlit^ 
tut  n  bit  Steife  etuwe  aufgeft^oben,  ba  er  aut^ 
mti9iifaii(|bce3al^8  64.  Die  \i<i)  au3  bem  gu 
iniet  3rit  in  9Iom  gefdiriebenen  trften  $ttiu3briefe , 
{i,  19)  ogibt,  ni>4  in  Stom  onuiefenb  toar.  SDcf  j 
biagl  ip  bie  aRBglid^fett  nid^  gang  auegefc^Iafint,  | 
taS  et,  fobalb  Der  günfHge  Stuagong  bc«  Sßro- 1 
jtfftlpt  ^MltiS  gemil  tDar  (f.  ^f)\lm.  24),  nad^ 
JRnujtot  gereist  imb  naä)  fe^r  furgem  ^ufent^alt ; 
Mettfl  loieber  nad^  3tom  gurüclgefe^rt  ip.  aDein 
M|t  insa^e  berme^rt  feine  SHttfen  nac^  fRom  in 
müßiger  i&teife  imb  fe^t  aai)  uorauS,  ba|  ^Ilar* 
tri  bolb  nat^^  tnieber  nat^  ffleinafien  gertiet  ift,  i 
tan  bort  tDor  er  tväi^rcnb  ber  goxiten  iSmifc^en  . 
CefntSenfi!^  beS  Vfofläi  $ciulu3  (ogl.  2  Sitn. 
i  11).  Heber  boS  toeitere  Sd^tdfal  be«  ^1.  <mai- 
(tf  Gi^  |t4  nur  tnit  Sid^eit  fagen,  ba|  er  in 
lt|m*n  ben  aRort^rertob  erlitt  (cgi.  Becretum 
mud  3).  3)ie  ffin^  feiert  [ein  g^eft  al§  ba@  eine§ 
fetDmt  am  25.  VfiriL  Slie  9it  ftinti  3:obee 
ü^fi^  ni^  genau  beftimmtn.  X'ei  ^erii^t  ber 
M  bir  )B)dten  ^Slfte  be§  4.  ober  bem  SInfang 
Id  5.  So^i^^unbertS  flammtnben  1D}aicu§>9lcten 
ftfL  Acta  Basctomm  April.  HI,  p.  XLVl  sq. 
«UTeqq.,  tvmnil  Sipftii3a.  a.  O.  321^846 
V  Mtgle^en  ift),  ba^  9)tami8  bei  einem  jne tten 
Viai^  m  Vlcjonbrien  nS^enb  be3  Opferi 
tm  ha  fKiben  ergriffen  unb  mit  ©tiiden,  bie 
■H  itm  um  ben  fyiK  legte,  bim^  bie  @tio|en 
|i  tÄt  gtf^ltift  tmirbe,  ift  eaö)  in'S  tamifi^e  - 
Snti)niIogtinn  ^um  25.  Iltinl)  übergegangen. ; 
|itmil)miiS  (De  lir.  iU.  c.  8)  gibt  gnar  baS 
«tt  62  als  lobeSja^r  beS  ^eiligen  an,  ber  in 
nmnB  etnen  ^lai^olget  trollen  1iaht;  a&cin 
Hife  VnQabt  iß  eine  blofe  SBtrmutbung.  ®enn . 
ük  Ouät  für  ^ieionQniuS,  SufebiuS  (H.  E.  | 
1^  84  ind)  dhron.  ad  s.  62 ;  DgL  auc^  CoustiL  i 
ipiMt  7,  46)  ettDÜ^  gum  3a$Te  62  bieg,  bog  | 
*~"  tf  an  eWOe  be«  (L  Slara^  Sifd^of  Don 

hrim  mnrhf   nivr  ffltiMtriMiS   hnfa  flUftinifi  ' 


n  imrbe,  aber  (eintfit«^,  bai  ^rcuB 
ah4tibtf(0H.  tul  a-MO.. 


bamal§  geftorften  fei  9BäV>ib  tto^  ®regor  ton 
^Jinjian,)  (Orat.  33  ad  Arian.)  bloß  fagt,  bafi 
llarciia  in  Stalten  geprebigt  Ijobt.  berieten  lotet- 
niftfje  §oiibf[i)riften  be9  10.  ober  11,  ga^r^un- 
tettä  bie  (Kriiiibung  ber  tHiäft  Bon  aquileja  burd§ 
■JJtarcu§  (rill.  Acta  SS.  1.  c.  346  aq.).  ®ie  be- 
.ifiglidie  Ueb erlief erung  Iä§t  |id(i  biB  in'3  7.  3at|r« 
Inmücrt  äiirüiföerfolgen  (»gl.  SipfiuS  346  %). 
iBoütixt  PEiictianifc^  DueOen  berii^ten  bieUeier» 
brtngung  ber  Seliquien  beS  ^l  TOarcuä  onS  9De- 
niiitiTien  mvi)  5ßenebig,  ttiofelbp  976  —  1071 
bcr  5.'i.utll^^L^tn  erbaut  tDurbe,  unb  Berfejfen  blefe 
SraiiSlfltiDn  i«  bie  3rit  beS  flaiferS  2eo  be8  9(rme- 
niEta  813— 830.  (SBgt.  Acta  SS.  L  o.  352  sqq.; 
Baron,  atl  a.  820,  n.  22.  Hebet  bie  Mnetia- 
iiitcljen  DJtaraiStrabitianen  übertiaupt  Dg(.  Auga- 
stinuG  Molinae,  De  vita  et  lipeaiiis  e.  Marc! 
cTangelistae  libri  11,  ed.  Sanctus  Pieralisi, 
Romae  1864.) 

n.  gDongelium.  Sßon  bieftm  fflfarcu»  be- 
riditeu  ^Po^jiüä,  SIemtnS  Don  SHesnnbrien  unb 
3rcnQu§,  bcnen  fid&  bie  Ipflleren  ffiöter  onfc^Ittöen, 
baß  tr  auf  ßrunb  Don  JBorirÖgen  beS  i|l.  5petru3 
^u  "Stom  übfr  bie  Se^ren  unb  X^atm  3efu  ein 
g»angeliuni  »erfaßt  ^abe.  3)aS  3nigni|  beS  Sa- 
pia5  (bei  Eusob.  H.  E.  3,  39)  lautet  alfo:  „Sier 
*Pre§bi)tcr  Qo^anneS)  jagte  aaä)  bieß:  SOlatcua 
iruthe  ber  3:iiftnetf<i)er  be§  ^I.  SßetniS,  inbem  er 
bii3,  ttiaS  er  Don  ben  aBortcn  ober  a:baten  3efu 
im  ©ebüi^tiiiii  behalten  ^atte,  genau,  wenn  om% 
ufjiic  Orbtumg,  nicber[<i)rieb ;  btnn  er  ^atte  Weber 
ben  §erm  ge^Brl,  no^  mar  er  beffen  3ünget  ge« 
mefen.  ©pättr  aber,  wie  gefagt,  loar  er  Sünget  befl 
1)1.  ^etraä.  '3^ieftr  gab  feine  Untenoeifungen  naif 
Sfbnrf,  iiid)t  aber  fo,  baß  er  eine  Utberfic^t  über 
bie  0f fcbitfi'f  ÖfS  feerm  gab.  ©omit  fehlte  Jftar» 
cti@  nid)i,  menn  etSinigeSfo  nieberf^rieb,  nrie  er 
fii^  hnran  erinnerte;  benn  et  mar  eingig  bebaut, 
nW^  au-s,Viliiffen,  rnaä  et  gebM  ^tte,  unb  mdtjts 
Unritfttigcp-  bnbd  gu  fagen."  ©omit  ^ieß3Rarcu9 
bty,i)a\b  bcr  ^olmetfc^er  beä  ^I.  Sßettufl,  Weilet 
biiE  t^üiiiigciium  beBfetben  ftöriftli(^  bearbeitete. 
95!iircu5  E)ot  baä  aufgef^rieben,  Kai  $ftru8  er« 
tofllinl  ifot;  benn  bießift,  raie  fic^  ouä  ber  ©e- 
griinbmig  ergibt,  bet  ©inn  berSBorte,  er  ^be 
geic^riebcn,  S^i  iptvTijiiveussv  (Dgt.  Paulen,  gin= 
ieitimg  40G).  6t  fehlte  borin  nic^t,  baß  et  nic&t 
autf)  anbcre?  tOJotetioI  uetmett^ete.  3)enn  er  ^atte 
per)ötilid)  ben  §ei(anb  ni(^t  gebort  unb  befcöränHe 
\\iil  barauf,  ba8  Don  SpetruS  QJtitgetl^dlte ,  alfo 
einiges,  niebergufii&teiben.  llnttt  ben  angegebenen 
Umft'änbcn  tonnte  boS  goangeHum  nxbtr  DoIIpän- 
big  uDifi  ftreng  [^tonoIogifii§  fein.  5|Japio8  fpri^t 
teinesroegS  bem  ^I.  SRotcuS  iebe  logifi^e  ober  ^to- 
nologifdje  Orbnung  ab,  f otAetn  f agt  nut,  ÜHIarcufi 
fjobe  eben  wegen  ber  angegebenen  UmftSnbe  nii^t 
?llle9  in  eine  fgftemotifi^  anorbnnng  (ai  p.ivroi 
^■iU'X  wie  Hiatt^äuS,  gefegt.  (Sgl.  Westoott, 
Hiet.  of  the  Canon  of  the  New  Teot.,  1889, 
75 ;  ffaulen  (i.  a.  O.)  SItmen!  ton  aiejonbrien 
(bei  Euseb.  H.  E.  6,  14;  bgl.  ib.  2,  16)  t)f 


675 


StarcuS,  ber  1^1.,  SDangelifl. 


676 


ftötigt  baS  $a))ia8-3eufim|.  3lai^  x^m  toax  eS 
Die  UeBerlieferung  ber  aßen  $re§bt|ter,  ba^  Diele 
3u]^örer  bet  ^rebigt  beS  1^1.  $etru§  in  Sftotn 
ben  !Dlarcu8  baten,  il^nen  ben  Snl^alt  berfelben 
auf juf ^reiben,  ha  er  fte  üermüge  feines  langen 
Umganges  ntit  $etru§  ousmenbig  miffe.  ÜRarcuS 
l^abe  nun  baS  SDangelium  gef  daneben  unb  eS  il^nen 
gegeben.  W&  $etru§  bie|  erfal^ren,  l^obe  er  baS 
@ef d^el^ene  meber  gebiSigt  no(|  ntilbiUigt,  aber  bie 
äUd^tigleit  beS  ©efd^riebenen  anerfannt  unb  bie 
SSorlefung  beSfelben  in  ben  ffird^en  erlaubt.  S§ 
lö^t  ftd^  annel^men,  ba|  bie  je  (£r(aubni|  erft  fpöter, 
als  baS  SDongelium  f d^on  mel^r  Derbreitet  xoax,  ge> 
geben  nmrbe.  StenöuS  enblid^  fagt  (bei  Euseb. 
H.  E.  5, 10, 3) :  „SWarcuS,  ber  Sünger  unb  ®oI- 
ntetfd^er  beS  $etruS,  l^at  baS  Don  $etruS  &tptf 
bigte  uns  fd^riftHd^  l^interlaffen."  S!)iefelbe  Ueber« 
lieferung  ftnbet  ftd^  aud^  bei  OrigeneS  (Dgl.  Euseb. 

I.  0.  6,  2b),  XertuKian  (Adv.  Maro.  4,  5).  ^ie» 
ronqntuS  (De  vir.  iU.  o.  8)  u.  %.  erttöl^nt.  @omit 
ift  bie  9lad^rid^t^  ba^  ÜRarcuS  für  römifd^e  Sefer 
ben  Sttl^alt  ber  $rebigt  beS  l^L  ^etruS  in  einem 
ßDangelium  auf ge}eid^net  l^at,  eine  fefte  fird^Iid^e 
Ueberlieferung. 

2)oS  l^iermit  ftgnaliftrte  SDangelium  ift  nad^ 
inneren  xok  öu^eren  (Srünben  erl^alten  in  unferem 
ÜRorcuS-ßDangelium.  innere  ©rünbe  ftnb  ber 
änl^alt,  bie  3)arfteQungSn)eife  unb  bieSe}ie]^ungen 
auf  römifd^e  Sefer.  Merlei  in  ben  anberen  SDan- 
gelien  nid^t  ertDöl^nte  unb  an  fid^  unmefentlid^e,  ben 
$1.  $etruS  betreffenbe  (£in}ell^eiten  )tt)ingen  }u  bem 
@d^Iu|,  ba|  ber  Säeric^t  beS  jmeiten  SDangeliumS 
auf  ^etruS  jurüdC^ufül^ren  ift.  @o  }.  8.  »irb  bie 
f)eilung  ber  Sd^miegermutter  beS  ^etruS  l^ier  (1, 29 
bis  31)  Diel  eingel^enber  alS  Don  ben  übrigen  SDan- 
geliften  (TOattl^.S,  14—17.  Suc.4,38— 41)  er- 
jäl^Ö.  3n  Semerfungen  toie  (1,  36):  ^©imon 
fammt  benen,  meldte  bei  il^mmaren,  folgte",  lö^t  fid^ 
bie  SuSfage  @imonS  als  Sugenjeugen  erfennen : 
äd^  folgte  mit  ben  Uebrigen  (Dgl  aud^  3,  16; 

II,  21  2C.;  Thomson,  Grener.  Litrod.,  in  The 
Speaker's  Comm.,  New  Test,  1, 1878,  p.  XL). 
SBeiterl^in  mirb  bie  SBerlöugnung  $etri  auSfül^r« 
lid^er  alS  Don  ben  anberen  SDangeliften  ei^öp, 
aber  bie  großen  ißeDorjugungen  beSfelben  mer» 
ben  nid^t  enoöl^nt.  ^Bereits  SufebiuS  (Demonstr. 
evang.  3,  5,  92)  erflärt  biefe  Xl^atfad^  auf  bie 
einfa^fte  SBeife  barauS,  ba|  ^etruS  in  feinem 
Sortrage  Don  benfelben  gef^miegen  l^abe;  ber 
fjH.  $etruS  f^aüt,  ma^rfd^einlid^  auS  iBefd^eibeU' 
l^eit,  nod^  nid^t  barüber  ju  5Rom  gerebet,  alS  5Mar« 
cuS  fein  gDangelium  f d^rieb.  93ei  bem  erjlen  ^uf « 
treten  beS  SlpoftelS  in  SRom  lag  aud^  gar  fein  @runb 
Dor,  ttjefel^alb  er  über  feinen  ^rimat  l^ötte  rcben 
follen.  SDamit  ift  natürlid^  nid^t  gefagt,  bog  er 
aud^  fpöter  baDon  gefd^miegen  l^abe,  ebenfo  menig, 
ba^  IRarcuS,  ber  in  Serufalem  mit  ben  a^^ofteln 
Derfel^rt  l^atte,  nid^tS  baDon  mugte. 

5luf  ttjeld^e  fünfte  ber  1^1 5pctruS  bei  ber  apo» 
ftolifd^en  $rebigt  baSC)auptgemid^t  legte,  lö^tftd^ 
flar  aus  ben  in  ber  9|)of}eIgefd^id^te  mitgetl^eitten 


Sfteben  beS  StpoftelS  erfennen.  9Ber  an  bie  ©teile  Do« 
SubaS  in  baS  9I|)oftel€oaegium  trde,  fagt  ^ßetmS 
(^g.  1,  21  f.),  muffe  mit  ben  9l))ofteIn  toöl^reiib 
ber  3^t,  ba  3efuS  bei  il^nen  h)eilte,  Dom  Xjoqjt 
ber  Xaufe  beS  Sol^anneS  bis  }ur  ^immelfal^rt  hk 
§erm,  juf ammen  getoefen  fein,  bamit  er  3«uge  fei 
Don  ber  ^uferftel^ung.  iBei  ber  Setel^rung  bcS 
l^eibnifd^en  Hauptmanns  (S^meliuS  ober  l^b  ffiiß 
truS  befonberS  bie  SBunbertptigfeit  Cl^nfK  ^erDor, 
ber,  SBol^Itl^aten  fpenbenb  unb  iBefeffene  l^lenb^ 
uml^ergegangen  fei  unb  ben  Don  ®ott  Dori^ 
beftimmten  Saugen  befol^Ien  l^abe,  )u  )n:ebigen  unb 
}u  bezeugen,  ba^  ber  ^err  Don  ®ott  }um  9lid^et 
ber  Sebenbigen  unb  ber  2U>bten  eingefe^t  fei  (9^ 
10,  36 — 43).  S)ie  erfte  d^riftlid^e  ©emeinbe  )» 
Sftom  l^at  mal^rf  d^einlid^  nur  jum  fleinem  £1^1  ouS 
3uben  beftanben.  SBenn  bie^  aber  aud^  nid^t  bec 
t^faU  mar,  f o  mu|te  bod^  ber  ^nger,  meld^er  unter 
allen  }uerft  ben  @Iauben  an  bie  (Sottl^eit  3efn 
Sl^rifti  auSgefproc^en  l^at  (Dgl.  ÜRattl^.  16,  16), 
ftc|  Don  biefer  Snfd^auung  aud^  in  feiner  $rebigt 
leiten  laffen.  SBir  finben  nun  aber  in  unferem  jmei« 
ten  SDangelium  genau  biefelbe  @runbanfd^auung. 
SS  min  namentlid^  auS  ben  SSunbertbaten  bä 

Serm  bemeifen,  ba|  3efuS  (Sott  ift.  Sleid^  im 
ingang  ]^ei|t  eS  (1,  1):  „Seginn  beS  SDange> 
liumS  Don  3efu  Sl^rifto  als  bem  Sol^nc  (SotteS"; 
bie  ffinb]^eitSgefd^i(|te  mirb  übergangen  unb  fofort 
baS  auftreten  beS  2:öuferS  gefd^ilbert.  Samt  tDe^ 
ben  befonberS  bie  SBunber  beS  ^erm  erjöl^It  unb 
ber  iBerid^t  mit  ber  %uf erftel^ung  unb  ^immelfal^ 
@i]^rifti  gefd^Ioffen.  SDaS  erfte  Don  ÜRarcuS  mit- 
getbeilte  SBunber  ift  aber  eine  XeufelauStreibung 
(1,  23).  «ud^  fpater  mirb  bie  ÜRad^tS^rifK  über 
bie3)ämonen  fel^r  oft  l^erDorgel^oben  (Dg(.  1, 34. 39 ; 
3,llf.l5.22— 27;5,2— 20;6,7-13;7,25bi8 
30;  9, 16—28.  38;  16,  9. 17 ;  Dgl.  Comely,  Ih- 
ta-od.  108sqq.).  SRel^r  alS  mie  in  ben  anberen  (äoan" 
gelten  treten  bie  jünger  als  Saugen  beS  Sr^öl^Iten 
in  ben  Sorbergrunb.  Sel^neben  fel^Ien  natürli^ 
nid^t  gan),  obgleid^  fogar  bie  Sergprebigt  über» 
gangen  ift,  merben  aber,  abgefel^en  Don  Rap.  4 
unb  StopJß.  10 — 13,  mel^r  im  SJorbeigel^en  er« 
möl^ni  S)abei  mirb  f  aft  nur  in  ben  @iitaten,  meld^ 
bem  ^erm  in  ben  SRunb  gelegt  ftnb,  auf  baS  90^ 
Xeftament  SBejug  genommen  (Dgl.  Sd^anj  85 —43). 
SBenn  bemnad^  ber  1^1.  ^uguftinuS  (De  consemm 
Evang.  c.  2)  ÜRarcuS  einen  Epitomator  beS 
\)l  ^attl^öuS  nennt,  fo  barf  biefer  ^uSbrudf  nid^l 
mi^Derftanben  merben.  6r  ift  nur  infofem  rid^tig, 
als  baS  9J{arcuS»SDangeIium  Diel  fürger  alS  boS 
ÜRattl^öuS-SDangelium  ift  unb  inl^altlid^  nur  SBe« 
nigeS  (nömlid^  brci  6r jöl^Iungen  4,  26 — 29 ;  7, 
32—37;  8,  22—26,  unb  einige  SBerfe,  namlic^ 
1,  1;  11,  12.  19;  16,  1.  8. 14-18.  20)  gibt, 
maS  nid^t  aud^  in  ben  beiben  anberen  ft|noptif(^ 
SDangelien  entbalten  ift.  9n»er  SJ^arcuS  ifl  in  bar 
iBe|^anbIung  feines  @toffeS  burd^auS  felbftönbig. 
95ßie  er  fd^on  bcfel^alb  fein  blofeer  ^Slbfürger"  Don 
SRattl^öuS  im  gemol^nlid^en  @tnne  fein  tann,  fo 
miberfpred^en  aud^  bie  alten  9{ad^rid^ten  ber  ^nf» 


677 


SRotcug,  bet  1^1.,  SDangeHft. 


678 


fflUBBg,  qIö  ob  er  gaiu  Dort  ÜRattl^öuS  obl^onge, 
iNin^.  3n  neuerer  3dt  l^aben  nad^  bem  SBor- 
goige  OrieSbad^  (Commentatio ,  qua  Marci 
mogeHmn  totmn  e  Matthaei  et  Lucae  com- 
nentanb  decerptum  esse  monstratur,  1789. 
1790,  in  Opnsc.  acad.  U,  358  sqq.)  mond^e, 
botnüer  bie  meiflen  Xl^eologen  ber  SSaur'fd^en 
64ttle,  bem  f^l  SRarcuS^  loeld^er  nad^  ^attl^öuS 
nb  Siicad  gef d^ieben  l^be,  bie  Stolle  eines  Qpu 
JOBOtorS  biefer  beiben  }iiibeilen  »ollen.  Slnbere, 
|.8.  Seil,  i^oI|monn,  äBeijfödCer,  bel^iaupteten 
(ingegen  bie  Priorität  befi  SRQtcug'SoangcIiumS, 
deibnmS  nubt  immer  in  bemjelben  @inne  (ogl. 
«M-Vtongolb,  (SM.,  4.  ^ufL,  255  f.).  (Sintge 
M^nen  an,  t>or  il^m  l^be  ein  Don  bemfelben  oer* 
^Sßaan  Ur^SRorcuS  e^fiirt,  unb  U)onen  beffen 
f^iPen},  ba  bie  Ueberlief erung  baoon  nid^tS  xm^, 
(nA  inneren  ®runbenbQrt]^.  %ber  mit  benfelben 
inaen  (Srihtben,  morauS  (itoaü,  SBeiffe  unb 
^oI|mann  einen  miSfül^rlid^em  Ur-ÜRorcuS  be« 
Mtfm  moOen,  mil  äBe^fädter  einen  fürgem  Ur« 
Otaraifi  barüdun  (ogl.  ^ügenfelbS  Sinl.  503). 
In^  fon^  merben  öfter  gerobe  bie  @teUen,  »eld^e 
bei  Sine  rniful^,  um  bie  Sbl^öngigf eit  be§  |j)I.  ÜRar- 
ol  Mm  ben  anberen  Sixmgeliften  ju  ermeif en,  oon 
bon  9nbem  für  boS  (Segentl^eil  in  %nf))rud^  ge« 
unnnfn.  SHe  rid^tige,  oud^  ber  Ueberlieferung 
entiinml^enbe  anftd^t  ijt  bie,  bol  bad  ÜRarcuS- 
bomefinm  tot  bem  Suca8«ßoangelium  entftan« 
ba  i^  {M.  unten  unb  b.  9rt.  SucoS).  Sßol^rfddein- 
64  W  StorcuS  bad  oramöifc^e  ÜRattl^aug-Soan- 
gefinn  gdännt  (ogl.  ^ug,  Sinl.  n,  71  ff. ;  ©d^an} 
28  ff.  n.  S.)  unb  oieSeid^t  aud^  benu^t  ba  fein 
&(mgtlium  in  Sprad^e  unb  Snl^alt  unoerfenn« 
kit  Se^id^eit  bamit  jeigt,  SRorcuS  aber  nad^ 
Statte  (ogt  b.  9rt.)  gefd^rieben  l^at.  3ur  Sr- 
flinmg  biefer  Sel^nlid^feit  genügt  aber  aud^  bie 
bcibm  (Euangeßen  }u  ©runbe  liegenbe  münblid^e 
ZioMtion. 

SoS  gmeite  Soangelium  geid^net  ftd^  meiterl^in 
bn^  eise  lebenbige  unb  anfd^aulid^e  3)arfteEung§' 
ttife  ans.  ^e|  bemeifen  bie  bis  in'S  Stngelne 
gnoncn  Sd^ilberungen  (ogl.  1, 16  ff.;  1,  29  ff.; 
2,lff.;  6, 22 ff.;  9,1  ff.;  14, 16 ff.);  ebenfoSe* 
ndüngen,  mie ).  S.  ,,3efuS  fd^aute  fie  ringsum 
{imenb  an,  traurig  über  bie  SBlinbbeit  if^xtt  ptc* 
Iß'  (3,  5),  ober  ,,er  xwX^m  baS  ßinb  auf  feine 
li«-  (9,  35)  u.  a.  gbenfo  lebenbig  ift  ber 
i^mSfi^  9uSbrudt,  ber,  »enngleid^  nod^  ftar! 
tMjtrcnb,  entfd^ebene  Sorliebe  für  baS  l^ifto« 
nHe^röfenS  gdgt,  fel^  l^öufig  S)iminutit)formen 
fuffinb,  SRöbd^n,  Zod^ter,  gif^,  Ol^r,  §unb  :c. 
«Dcnbct  nnb  ben  Eintritt  ber  ^anblung  l^erDor« 
W  (^p&rco  fommt  26mal,  ber  3luSbrud(  „fofort" 
41nil  iKnr).  0erabe  $etruS  l^tte  aber  nad^  ben 
ffeaBQeficn  einen  fo  leb^ften  (Seift,  ba|  aud^  feine 
SotfUbrng  M^  lebenbig  unb  anfd^aulid^  gemefen 
in  m|.  ^t^oiß)  entfprid^t  ber  Sl^aratter  beS 
PMüm  (hNmgeltumS  DoOflönbig  ber  Stnfd^auung, 
btleip^rimfil^UrfinrungSifi.  SnbUd^fe^tbiefeS 
wwjfyinw  offenbar  als  ^e  Sefer  römijd^e  Sl^ri- 


ften  oorauS.  SS  gibt,  »ie  baS  in  einer  f o  ftarl  mit 
^eibend^riften  burd^fe^ten  ©emeinbe  nötj^ig  mar, 
Srflörungen  fpecififdd  jübifd^er  ßinrid^tungen  ufd> 
©ebroud^e  (ogl. 6, 27;  7, 3f.;  12, 42;  14,  If.  12), 
Säemerfungen  über  bie  Sage  iilbif(^r  Oertlid^feiten, 
5.  99.  beS  OelbergS  (13,  3),  fomie  Ueberfe Jungen 
iübifd^er  ober  aramöifd^er  SSorte,  mie  99oanergeS, 
gSeeljebub  u.  a.  (t)gl.  3, 17.  22;  5,  41;  7,  11. 
34;  10,  46;  14,  36;  15,  22.  34.  42).  Um  aber 
ben  genngen  ©elbmert)^  beS  Opfers  ber  armen 
SBittme  }u  fennjeid^nen,  mirb  (12, 42)  eine  9Rmt)- 
begeid^nung  gebrandet  (xoSpavojc),  toeld^e  nur  bei 
ben  %ömem  üblid^  mar.  Ueber^aupt  gebraud^t 
ber  gried^ifd^e  Xe^t  biefeS  SDangeliumS  öfter  latei- 
nifd^e  SBorte,  mie  Senturio,  fiegion  u.  a.  3ubem 
ermöl^nt  eS  (15,  21),  ba|  Simon  oon  Sirene  ber 
SBater  oon  ^le^anber  unb  ShifuS  fei ;  auS  bem  9lö« 
merbricf  (16, 13)  miffen  mir  aber,  ba|  menigftenS 
ShifuS  gu  Stom  mol^Ibefannt  mar.  ^Dht  Unred^t 
l^aben  aber  befonberS  ältere  Sd^riftfteEer,  bereu 
^nfd^auungen  SaroniuS  (ad  a.  45,  n.  41)  ver- 
tritt, aus  ber  ^bfaffung  unfereS  SoangeliumS  gu 
SRom  f d^Iie^en  mollen,  eS  fei  urfprünglid^  lateinif d^ 
abgefaßt  gemefen.  !Dlan  f^at  ftd^  für  biefe  9n- 
f d^auung  auf  Unterfd^ften  berufen,  meldte  ftd^  feit 
bem  6.  3ci^t]^unbert  in  ben  ^anbfd^riften  ber  $e» 
fd^ittl^o  bejinben  (ögl.  Wright,  Catal.  of  Syr. 
Mscr.  p.  47,  col.  1) ;  biefe  fagen  aber  bIo|,  SRarcuS 
i^aht  romane  in  SRom  geprebigt,  nid^t  romane  ge* 
fd^rieben.  3n  Senebig  meinte  man  längere  3^it/ 
baS  lateinifd^e  ^utograpl^  Don  ÜRarcuS  }u  beft^; 
aUein  bie|,  mie  au^  ein  entfpred^enbeS  Fragment 
gu  $rag,  ift  meiter  nid^tS  als  ein  Xl^eil  einer  93ul' 
gata-^anbfd^rift  auS  bem  7. 3a]()r^unbert.  ^iero- 
ntimuS  (Praef.  in  lY  Evangg.  ad  Damasum) 
unb  3lugufttnuS  (De  consensu  Evang.  1,  2,  4) 
bemerlen  auSbrücflid^,  ba^  baS  Coanadium  grie- 
d^ifd^  gefd^rieben  mar.  SDiäre  baSfelbe  lateinifd^ 
gefd^rieben  gemefen,  fo  mürben  gerni^  bie  alteren 
^äter  etmaS  baoon  ermäl^nt  fyibtxL 

Sleu^ere  ©rünbe  gum  ^emeiS  ber  Sbentitot  un- 
fereS gmeiten  SoangeliumS  mit  bem  i^prüngUd^en 
SBerfe  beS  ffi.  SRarcuS  gibt  eS,  abgefel^en  oon  ben 
alten  Ueberfe Jungen,  nid|t  oiele.  S)enn  ben  älteften 
ffird^enfd^riftfteUem,  meldte  überl^aupt  bie  l^eitige 
©d^rift  frei  citiren,  bot  biefcS  Cüangelium  nur 
menigen  il^m  eigentpmlid^en  @toff.  Smmerl^in 
ermäint  fd^on  Suftin  (Dial.  c.  Tryph.  106),  ba| 
nad^  ben  ÜRemoiren  beS  1^1.  $etruS  (ogl.  SRarc.  3, 
17)  SebebäuS'  ©ö^ne  93oanergeS  genannt  morben 
feien  (ögl.  bie  Kitate  bei  ben  SSötem  in  ftird^l^ofer, 
DueHenfammlung  gur  ®efd^.  beS  ncutcft.  SanonS, 
3ürid^  1844, 123—132,  engl.  ?luSg.  oon  Char- 
teris  150—153;  Westcott  589).  5lud^  ber  §eibe 
gelfuS  (ogl.  Äird^l^of  er  341—347;  Charteris  374) 
unb  bie  §ärettfer  Salcntin,  ^toIcmäuS,  ^a- 
fleon  unb  ber  Salentinianer  9KarcuS  (ogl.  a.  a.  O. 
389  f.  396  ff.  398  f.  413  f.)  \)ahtn  baSfelbe  be- 
nujt;  ebenfo  bie  clcmcntinifdfeen  öomilien  (ogl. 
Hom.  in,  57  mit  TOarc.  12, 29 ;  Hom.  XIX,  20 
mit  aWarc.  4, 34;  f.  Westcott  287).  S)er  ^l  3re- 

22* 


679 


SRatcud,  ber  1^1,  ßtiangelifl. 


680 


xOmSi  iji  ber  erflc,  toAi^tt  (Adv.  haer.  3,  10,  6) 
ehte  Stelle  biefeS  SDongelium^  ouSbrüdlid^  mit 
bem  Ütomen  beS  1^1.  SRorcuS  cttirt. 

©ie  ältefte  «ird^e  l^at  ouä^  fidler  ben  ©d^lu^ 
(16,  9—20)  ate  ödsten  ScPanbtl^eil  bcS  TOarcuS- 
StKmgeliumS  ongefel^en.  SllerbingS  feilten  biefe 
SJerfe  in  unf  eren  ölteften  gried&if  d^en  §anbf  d^riften, 
ber  ffaiaitifd^en  unb  ber  tmticanif d|en,  unb  ebenf oSS 
in  einigen  älteren  ormenifd^en  unb  attei  ötl^iopi« 
fd^  SobiceS,  nne  oud^  in  einem  arabifd^en  See« 
tlonar  ou8  bem  9.  Sal^rl^unbert  unb  einer  Stala- 
^bfd^rift  k  QuS  bem  4.  ober  5.  Sal^rl^unbert. 
SSie  SufebiuS  (Quaest.  ad  Marinum,  in  Mai, 
Nova  Patr.  BibUoth.  IV,  255—257),  unb  nod^ 
il^m  befonberS  f)ierimt|mu§  (Ad  Hedib.  9, 3)  unb 
(Sregor  üon  9lt|ffQ  (De  resurr.  Christi  or.  2)  be« 
jeugen,  fel^tte  ble  ©teile  fd^on  im  4.  Sal^rl^unbert 
in  Dielen  gried^fd^n§anbfd^riften.  ©efel^olbl^aben 
bie  neuejten  Iritifd^en  ausgaben  Don  Xijd^enborf, 
IregeKeS,  SBejicott  unb  §ort  bie  ©teile  otö  unöd^t 
erflärt.  (SSgl.aud^Iifd^enborf,  §abentt)ir  ben  ödsten 
©d^rifttejt?  «uSg.  1873,  22  f.;  TregeUes,  An 
account  of  the  printed  text  of  the  Greek  New 
Test.,  Lond.  1854,  246—251 ;  Hort's  Notes 
29—51.)  Mein  bie  SBerfe  finben  ftd&  nid&t  blofe 
in  fämmtlid^en  onberen  gried^ifd^en  §anbfd^riften, 
fonbem  logen  fogar  ben  ©d^reibem  ber  ftnaitif  d^en 
unb  tmticanif  d^en  §onbf  d^riften  t)or,  benn  biefelben 
loffen  am  ©d^Iu|  beS  9Rarcu§»@t)(mgeIium§  l^inter 
16, 8  fo  öiel  freien  JRaum,  bofe  bie  fel^Ienben  iBerfc 
borouf  gef  daneben  werben  Knuten  (ögl.  Scrivener, 
Introduction  to  the  driticism  of  the  N.  T., 
3.  ed.  1883,  p.  XIH,  584).  Sie  9Serfe  finben  fid^ 
oud^  in  fömmtlid^  alten  Ueberfe^ungen  unb  ftnb 
Dielleid^t  fd^on  Don  !ßa))io8  (bei  Eus.,  H.  £.  3, 39), 
fidler  ober  Don  3uftin  (Apol.  1,  45)  unb  mit 
birecter  Berufung  auf  SRorcuS  Don  Srenäud  (Adv. 
haer.  3, 10, 6)  citirt.  3m  3.  Sa^rl^unbert  »erben 
fie  t)on  ^i))pol9tu§  (Contra  haer.  Noeti  18,  ed. 
Bouth,  Opuso.  I,  80),  im  4.  ^al^r^unbert  Don 
^pf^xaaitS  in  einer  f^rijd^en  f^omiltc  ou§  bem 
Sül^re  337,  g^riH  Don  3eru|alem  (Dgl.  Scrivener 
587),  g})i})]^Qniu8,  «mbrofniS,  SluguftinuS,  Kl^r^- 
foftomuS  u.  9.  ongefül^rt.  9Rorcu8  fonnte  oud^ 
unmöglid^  fein  SDangelium  mit  ben  SBorten  (16, 8) 
fd^lie|en:  ^unb  fie  (bie  l^eiligen  gtauen)  fagten 
feinem  ettooS,  benn  fte  furd&teten  jld^".  gür  bie 
9led^t]^eit  fpred^  femer  innere  ®rünbe.  ^orcuS 
betoeiSt  bie  ©ottl^eit  3efu  Sl^rifU  ouS  feiner  gött- 
lid^en  SWod^t.  ®er  ööl^epunft  ber  Dffenborung 
berfelben  biftet  bie  öimmelfol^rt.  S5on  Icjtercr 
mirb  ober  erft  in  bicfem  9lbfd^nttt  (16,  9),  unb 
jttwr  in  benfelbcn  SuSbrüdfen,  toie  fie  f onft  ^etruS 
gebrandet  J^ai  («pg.  1,  22),  gerebet.  ߧ  paf^t  ju 
ber  d^arofteriftifd^en  Sigentl^ümlid^feit  be§  Soan- 
geliften,  »cld^er  befonbereS  (Semid^t  auf  bie  Offen» 
borung  ber  göttlid^en  SWod^t  burd^  2eufcI8ou8trei- 
bungen  legt,  bofe  SefuS  in  biefem  ©d^Iufeobf d^nitt 
(16, 17. 18)  ben  3tt)ofteIn  bieTOad^t,  Seufel  ouS- 
Sutreibcn,  Derl&ei^t.  ®ie  ©t)rad^cigent]^ümlid^feiten 
biefeS  abfd^nitteS  finben  tl^eilS  i|re  grHärung  in 


bem  bort  befprod^enen  ®egenftanb,  tl^eild  l^cAen  fb 
Analogien  in  ben  onberen  Sbfd^nitten  beS  <EkNm« 
geliumS  (Dgl.  Cook,  St.  Mark's  Gospel,  in  The 
Speaker'sComm.  N.T.I,Lond.  1878,305fon.). 
SDie  ^ed^tl^eit  biefer  ©teUe  i{)  fiberl^oupt  mel^  mtS 
esegetifd^en  ofö  ou§  fritifd^  (Srünben  beiloeifdt 
morben.  £)er  iBerid^t  bei  9Rorcud  (16, 9) :  ^mfy 
bem  er  oufgeftonben  »or,  frül^  om  ei^  £oge  her 
SBod^e,  erf d^en  er  juerß  ber  SDlorio  Stagbotoia', 
fd^ien  im  SBiberfprud^  su  SRottl^.  28, 1  au  ftOftti, 
»onod^  ber  $en  „nod|  Stblouf  bed  ©obbotd,  oegen 
SRorgen  bed  erften  SBod^ntogeS"  oufftonb.  SDom 
»enn  mon  im  erftem  Serid^t  bie  3eitbeflimmmig 
,;fril]^''  :c.  mit  ber  Suferftel^ung  Derbinbd,  fo  fd^elnt 
eine  Slbtteid^ung  Don  ÜRottl^öuS  Dorjuliegen.  Sa 
nun  bie  ole^onbrinifd^e  Jhrd^e  ouf  ®nutb  Doa 
aRottl^.  28, 1  bie  Ofterfeier  um  aWtttemod^t,  bie 
übrigen  jfird^en  ober  erft  gegen  SDtorgen  befas 
^ol^nenfd^rei  begonnen,  l^ot  »ol^rfd^einli^  bieole* 
^onbrinifd^e  jftrd^e  ben  Serid^t  Don  äRorcuS  am 
Ofterfefte  nid^t  Dorgelefen  unb  be^l^olb  in  iSpctn 
Sectionorien  ouSgeloffen.  S!)oburd^  ift  eS  benn  g^ 
fommen,  bo^  ber  Sbfd^nitt  oud^  in  einigen  fyxäb» 
fd^riften  fel^Ite.  SujebiuS  l^nbelt  (L  o.)  Don  bem 
onfd^einenben  SBiberfprud^  jtoifd^en  STlorcuS  unb 
ÜRottj^öuS  unb  bemerft:  „S^^ntmortenfönnten 
ouf  biefen  Sinh)onb  gegeben  »erben.  3uerft  tonnte 
jemonb,  ber  bie  Sed^tl^eit  bief eS  9tbf  d^nitteS  Iftugnd, 
fogen,  er  fönbe  ftd^  nid^t  in  ollen  ^onbfd^nften 
beS  SRorcuS'SDongeliumS.  Siebeften^onbfdpf^ 
ten  fd^Iie^en  mit  ben  SBorten:  ,benn  fie  fflr^teten 
ftd^'.  3n  foft  ollen  ^onbjd^riften  bilben  fie  ben 
©d^Iu^.  2)ie  folgenben  SBorte  ober,  mlä^t  fi^ 
feiten  in  einigen,  ober  nid^t  in  ollen  fittben,  m5gen 
oI§  überflüfftg  betrod^tet  toerben,  betonberS  menn 
pe  einen  SBiberfprud^  ju  bem  Seugni^  ber  anbexen 
ßDongeliften  entl^olten  follten.  S!)ie|  lönnte  jemonb 
fogen,  um  bie  SontroDerfe  objulel^nen  uid>  un« 
nötl^iger  ßrörterung  ein  6nbe  ju  mod^en."  ®iefe 
unbeftimmte  Sleu^erung  l^ot  ^ieron^muS  f oft  m5rt« 
lid^  oboptirt  (Dgl.  Mai  ju  Eus.  1.  c. ;  Bnrgon, 
The  last  twelve  verses  of  the  Gospel  accor- 
ding  to  St.  Mark  vindicated  against  recent 
objectors,  Lond.  1871, 51 — 56),  bel^onbelt  obei 
bod^  ben  ^bfd^nitt  bei  ÜRorcuS  in  feiner  SteDifion 
ber  3toIo  otö  öd^t  unb  ffil^rt  SIBorc.  16,  9  unb 
16,  14  in  feinen  SDBerfen  (Adv.  Pelag.  2,  15) 
on.  Slel^nlid^  Derl^ölt  ed  fid^  mit  ©regor  Don  929ffa 
(Dgl  Hort  1.  c.  34).  (Sgl.  überl^upt  über  bie 
^ed^tl^eit  beS  9bfd^nitte§,  ou^er  Bürgen,  Cook 
1.  c.  301—308,  Scrivener  1.  c.  583—589; 
Comely,  Introd.  spec.  in  N.  T.  libros,  Paris. 
1886, 93—100,  unb  bo8  fel^r  ouSfül^rlid^e,  grünb- 
Itd^e,  leiber  Mofe  litl^ogropl^irte  ffier!  Don  J.  P.  P. 
Martin,  Introd.  k  la  critique  textuelle  du  N.  T., 
Partie  pratique,  11,  Paris  1884.) 

SDoS  ^orcuS'SDongelium  ifi  nod^  ben  bereits 
ongefül^rten  Jlod^rid^ten  ber  SSoter  in  SJom  gef  dane- 
ben. 9htr  6]^rt)foftomuS  (Hom.  1,  3  inMatth.) 
Derlegt  bie  3lbfoffung  nod^  9lIesonbrien.  S)iefe  «n- 
fd^ouung  ift  ttiol^l  boburd^  entftonben,  bo|  SRorcufi 


m 


SRarcuS,  ber  1^1.,  ^ap% 


682 


ii  Hesonbrien  gettirft,  unb  ba^  ftd^  baS  SDan* 

gefinn  tMm  bort  auS  im  SRorgenknbe  Derbreitet  l^at. 

Som  no^  ben  3^gnif{en  Don  S))ip]^amug  (Haer. 

51,6)  rnib  ^ieron^muS  (De  vir.  iU.  c.  8)  l^at  {td^ 

SoraiS  unmittelbar  tmd^  ber  Slbfaffuttg  feines 

fMmgeßnmd  in  9iom  mitbemjelben  nad^  ^eg^pten 

hoeka.  SSBdre  boSStKmgeliumober  inStleianbrien 

(enriebeit  fo  fdnnten  bod^  nid^t  gerabe  bie  ole» 

pkiittfil^  @d^nftf)eller  9iom  afö  Sntf}e](|ung§« 

nt  beSfelben  genannt  l^ben.  SIemenS  t)on  ^le* 

pakrien  (bei  Eus.  H.  £.  2, 15 ;  6, 14)  fül^rt 

fdam  Urfinrung  auf  bie  $rebigt  beS  1^1.  $etruS 

{iSbrni  )uräd.  SufebiuS  Derfe^t  bie  ^bfaffung 

(EE.  2,  la— 17)  auf  ®runb  ber  ^ugfagen  bei 

Cknend  tHm  Wesanbrien  unb  ^[iapiaS  in  bie  erften 

Segknmg^iol^e  beg  ffaiferS  SlaubiuS  unb  gibt  in 

\aim  S^ronicon  (ad  a.  3  Glaud.)  baS  So^t  43 

^ör  an.    2)ie  einjige  ©d^mierigfeit  bei  biefer 

lana^  ifi  baS  3^gni|  beS  f^l  3renöu§  (Ady. 

kier.  3, 1, 1 ;  bie  ganje  @tefie  ift  lateinifd^  er« 

tollen;  DgL  Ifigne,  PP.  gr.  Vn,  844;  ber  (Bäfin^ 

rnä^  gcied^ifd^  bei  £ub.  H.  E.  5, 8).  92ad^bem  er 

bk  3afireuung  ber  Xpoftel  ertoöl^nt  unb  gefagt 

tot.  ba|  aiattl^g  fein  eDangeUum  fd^rieb^  al§ 

betraft  nnb  SauIuS  bie  römifd^e  Jhrd^e  grünbeten, 

(^  er  fort:  Mera  6e  t9jv  toutcov  e^odov  Mapxoc 

«.  t.  X.  3{t  ber  Sufibrud  l^oSoc  l^ier  auf  ben  3:ob 
ba  S|M)f)eIfürf}en  }u  be^iel^en,  bann  ift  aUerbing^ 
bal(ä»ngelium  nad^  3renäu§  erft  ]p'di  entftanben. 
Ileis  SufebiuS,  ber  bod^  bie  Stelle  onfül^rt  unb 
bcB  gongm  g^ec^if  d^  Ze^t  beS  1^1. 3tenöu§  Dor  ftd^ 
ffoik,  mu^  fie  anberS  Derfionben  l^aben,  ba  er  f elbft 
cim  iriel  frül^  Urftmmg  beS  SoangeliumS  an« 
mal  S)e|^b  1^  fd^on  (SrotiuS  bie  Sedart 
naer  ^oibfd^rift  ixe-ra  t9jv  toutou  Ixdo^tv,  nad^ 
ber  ^erottSgabe  biefeS,  ndmlid^  beS  ÜRattl^äuS» 
Cttn^inmd,  Dorgegogen.  SBenigftenS  erfd^eint 
bte^  ^n,  ha^  bie  ^bfd^reiber  bie  ©teUe  bei  3re« 
wbA  sk^  rid^tig  oerftonben  l^ben  (Dgl.  Cornely 
L  e.  77  sqq.).  9(uf  jeben  %dä,  mu^  aber  bie  3^it 
pi^^  42—44  für  bie  Sntftel^ng  beS  SDan« 
«Toonfi  fcßge^Iten  merben.  S)enn  bafür  ft)red^en 
Inrmtlid^  anbercn  alten  S^ugniffe  unb  ber  S^a» 
nber  beS  (Elxmgelium§.  iBeim  2:obe  ber  ^oftel« 
^^  wat  bie  römifd^  ©emeinbe  bereits  im  Säe» 
Pt  beS  2ucad«ßDangeIium8  unb  beburfte  be^l^alb 
iemger  eines  !ür}em  SoongeliumS.  Unter  ben 
Hemm  JK^ben  befonberS  SReitl^matir,  ißatrigi, 
&^g,  ^onlö,  ^iCberle,  ^unbl^aufen,  ffaulen, 
Oblbt  u.  9.  fi^  für  bie  ^bfoffung  beS  @k)an- 

enS  in  ben  erften  ^al^ren  beS  ^aiferS  Slau« 
ottSgefprod^ 
3)a  baS  9RarcuS«St)angeIium  nur  »enige  il^m 
dgmt^mltd^  9lad^rid^ten  entölt,  l^at  man  ftd^  in 
Btoer  3nt  tnelfad^  mit  gelegentlid^en  Semerfungen 
iicr  boSfelbe  begnügt  unb  feine  befonberen  6om» 
Mknt  bajtt  Derfa|t.  2)er  öltefle  gried^if d^  (Som« 
Miar  ifi  }uerf}  in  ber  Satene  Don  ^offin  im 
3. 1673,  »eit  beffer  aber  oon  (Sramer  in  feiner 
0ic^(t|4en  eatene  (Oxomi  1844, 1,  261—447) 
ywiifleybcntooTben.  Serf elbe  mirb  in  ben  ^anb» 


f  d^rif  ten  balb  OrigeneS,  balb  93ictor  Don  ^ntiod^ien 
(geft.  um  406)  ober  SqriQ  Don  9Iei;anbrien  bei- 
gelegt. SDie  frül^er  irrtpmlid^  bem  1^1.  Sl^rQfofb« 
muS  }ugefd^riebenen  domilien  De  princ.  ev.  seo. 
Maroum  (D.  Joa.  Chrys.  Comm.  in  ev.  sec. 
Marcum,  Antverp.  1542)  finb  unbebeutmb; 
ebenfo  ein  f  älfd^Iid^  bem  1^1.  ^ieronqmuS  beigelegter 
Gomroentarins  in  Ev.  sec.  Marcum  (Migne, 
PP.  lat.  XXX,  590—645).  ®er  ältefte  lateinifd^e 
Sommentar  rül^rt  Dom  1^1.  99eba  l^r  (bei  Migne 
XCn,  131—302)  unb  ift  ein  ©ammelmer!.  «u§ 
bem  STHttelalter  finb  bie  fur}en  gried^ifd^en  Som* 
mentare  Don  Xl^eopl^qlaft  unb  Sut^^miuS  )u  er» 
mäl^nen.  Sud^  bie  Gatena  aurea  beS  l^L  %f)0» 
maS  berüdfid^tigt  baS  3RarcuS»SDangeIium,  ebenfo 
SRalbonatuS,  bie  beiben  3anfeniuS,  fiucaS  Säru- 
genftS,  2io]^.  be  @9lDeira  unb  SomeliuS  a  8a})ibe. 
3n  neuefter  3cit  fmb  Don  ffatl^olifen  folgenbe 
aSerfe  Deröffentlid^t  morben:  F.  Xav.  Patrizi, 
Comm.  in  Marcum,  Born.  1862;  93i§ping,  £r« 
flärung  ber  SDangelien  nad^  SJlarcuS  unb  fiucaS, 
2.  ^ufl.,  Stünfter  1868;  @d^egg,  ßDangeliumnad^ 
SDlarcuS,  2  93be.,  SMünd^en  1870;  McEviUy,  Ex- 
position of  ihe  Gospels  of  Matthew  and  Mark, 
Dublin  1877;  FiIlion,EYangileselonStMarc, 
Paris  1879 ;  @d^an},  Somm.  über  baS  Sd.  beS 
bl.  SDlarcuS,  tJreib.  1881.  Ueber  nennenSmertl^e 
Siommentare  Don  $roteftanten  f.  b.  Srt.  fiucaS. 
^gl.  aud^  Cook,  St.  Mark's  Grospel,  in  The 
Speaker's  Comm.  N.  T.,  vol.  I,  1878,  209  to 
319.  ($g(.  au^er  ben  unter  fiucaS  angegebenen 
SinleitungSf d^rif ten  bie  Einleitung  Don  2B.  %^om' 
fon  in  The  Speaker's  Comm.  L  c.  p.  XXXYII 
foll.  unb  ©d^ana,  Komm.  1—58.)  [3.  gfeüen.] 
SBotctis,  ber  1^1.,  $a))ft  (333),  mar  Stömer 
unb  ift  DieQeid^t  berjienige  ÜRorcuS,  meldber  im 
3:itel  beS  @d^reibenS  gionftantinS  an  $a))ft  mu 
tiabeS  genannt  mirb.  Sr  gelangte  als  9lad^foIger 
@9lDefterS  auf  ben  a))oftoIifd^en  Stul^I  unb  f^xtlt 
benfelben  Dom  18. 2ianuar  bis  }um  7.  October  333 
inne.  3)iefe  burd^  ben  liberianifd^en  Katalog  über- 
lieferten d^ronologif d^en  Saaten  ^nb  begüglid^  beS 
ZobeStageS  burd^  bie  Depositio  episcoporum, 
in  meld^  ÜRarcuS  bereits  als  ^eiliger  erfd^eint, 
beftötigt.  SBenn  il^m  ber  Liber  pontificalis  (ed. 
Duchesne  I,  202)  bie  93erorbnung  beilegt,  ba| 
ber  93if d^of  Don  Oftia  bie  Säifd^öfe  Don  SRom  con« 
fecrire,  unb  ba^  er  baS  $aQium  trage,  meil  er  bie 
99ifd^5fe  (SRomS  ober  im  92amen  berfelben  bie  }u 
SRom  }u  meil^enben  93if d^öfe  ?)  confecrire,  fo  l^at  eS 
bamit  möglid^ermeife  feine  Stid^tigfeit.  S)a|  bie 
Sonfecration  ber  $ö))fte  burd^  ben  SBifd^of  Don 
Oftia  nebfl  }mei  anberen  99ifd^5fen  gefd^el^e,  mirb 
fd^on  Don  augufKnuS  (Brevic.  collat.  3,  n.  16) 
ermöl^nt,  unb  ber  @ebraud^  beS  $aUiumS  burd| 
]()erDonagenbe  ©lieber  beS  S)nfcot)ateS  erfd^eint 
bereits  im  6.  Sal^rl^unbert  alS  etmaS  ^ertömm* 
lid^eS.  äBenn  aber  biefelbe  Duelle  bem  ^ßapftt 
SRarcuS  bie  }h)eimalige  ßrtbeilung  feierlid^r 
SBeil^en  in  ^mei  Secembermonaten  jufd^reibt,  fo 
S^8^  fi<^  ^ictin  bie  äBiUtür  il^rer  Angaben  über 


683 


aRarcuS  Siaconu§  —  ÜRarcuS  SugetticuS. 


684 


bic  aSeil^en  ü6er]^au})t :  SWarcuS  l^at  feinen  3)e» 
cember  (ad  ^ßa))ft  erlebt  unb  boS  Sedit  annos  n 
beS  Liber  pontificalis  h)tberft)rid^t  ben  obigen 
Seugniffen.  ®er  ^opji  benujte  bie  unter  $Q})ji 
SRiltiabeS  eingetretene  griebenSjeit  ber  Äird^e  jur 
ßrbouung  jtoeier  Sofüifen  in  5Rom,  »elc^e  auf 
feine  Stnregnng  Don  ßonftontin  mit  ©ef^enfen 
bebod^t  nmrben  (bie  glaubmürbige  Sifte  ber  ©oben 
unb  Qfunbationen  im  Liber  pontificalis) ;  bie  eine 
erl^ob  fid^  bei  ben  Säbem  ber  ^aüacina  in  ber 
©tabt  unb  l^ot  pd^  in  Umformungen  bis  l^eute  er« 
l^alten  (chiesa  di  s.  Marco);  bie  anbere  mar  über 
bem  Sömetenum  ber  iBalbina  an  ber  ©trage  Don 
Slrbea,  unb  in  biefer  würbe  SWarcuS  beigefejt. 
ffiie  ^ilger  bcrel^rten  bort  laut  ber  3tinerarien  be§ 
7.  3a]^rfunbert§  fein  ®rab.  5Rad^  be  Sofft  (In- 
script.  Christ.  II,  108)  ifi  in  einer  Sorfci^er 
©ammlung  beS  9.  Sal^rl^unbertS  bie  Don  SDamo« 
fu8  »erfaßte  ©rabfd^rift  be§  ^l  9Rarcu§  auf  unS 
gefommen  ([Lisons]  vita  fuit  Marci  quam  no- 
vimus  omnes  etc.).  SRarcuS  toirb  Don  $feubo» 
(fibor  mit  einem  unöc^ten  ©(^reiben  an  ben 
|I.  Stl^anafluS  bebad^t  (Jaff^-Ealteiibrunner 
n.  1 181).  [§.  ©rifar  S.  J.] 

9btr(tt$9  ntit  bem  ^Beinamen  S)iaconuS, 
toar  ber  unjertrennlid^e  greunb  unb  Segleiter  beS 
1^1.  ^orpl^^riuS,  »eld^er  ettoa  395—419  ben  95i- 
f  d^of  Sfiul^I  ber  alten  ^l^iliftäerftabt  @a^a  inne  l^atte. 
$or))]^Qriu§  »eil^te  Marcus  aud^  ^um  3)iacon. 
Salb  nad^  be§  Sifd^ofS  Xobe  fd^rieb  Marcus  eine 
Vita  S.  Porphyrii,  »eld^e  al§  ©efd^id^tSquelle 
nad^  mand^er  ©eite  l^in  Don  Sebeutung  ift.  Srft 
^orpl^qriuS  l^atte  nad^  langem  unb  l^eftigem  üamp^t 
bem  in  @c^a  nod^  immer  fortlebenben  Reiben» 
tl^ume  ben  SCobeSftofe  gegeben,  unb  2Warcu8  fd^il» 
bert  ba§  Seben  unb  SBirfen  f eine§  95if d^ofS  ebenf o 
anf d^aulid^  »ie  ^uDerlöfftg.  SDie  ©(i^rift  toar  lange 
3eit  l^inburd^  nur  in  einer  fel^r  mangell^aften,  Don 
@entianu8  ^erDetuS  gefertigten  lateinifd^en  Ueber» 
fejung  belannt  (Gallandi,  Bibl.  vet.  Patr.  IX, 
Migne,  PP.  gr.  LXV)  unb  Warb  erft  burd^ 
9K.  §au})t  in  ben  «bl^anbl.  ber  !önigl.  Mab.  b. 
ffiijf.  SU  Serlin  Dom  Saläre  1874,  ©.  171—215, 
(fobann  1875  feparat)  im  gried^if^en  Originale 
l^erauSgegeben.    Ueber  ben  %tgt  ber  ©d^rift  f. 

3.  S)räfefe  in  ber  3eitfd^r.  für  wiffenfd^.  ^l^eoL, 
3a^.  1888,  352—374;  über  ben  §au})tin]^alt 
f.  S)röf efe,  ©efammelte  Datriftif  d^e  Unterfud^ungen, 
mtona  u.  Strpm  1889,  208—247.  Sie  in  ber 
Vita  S.  Porph.  c.  88  gelegentlid^  angefül^rte 
©d^rift,  in  »eld^er  9Karcu§  bie  Serl^anblungen 
jtoifd^en  ^orjjl^^riuS  unb  ber  SWanid^öerin  3ulia 
niebergelegt  l^otte,  ift  bis  je^t  nid^t  oufgefimben 
morben.  PBarbenl^emerJ 

9bnrcti5  pioboi^s  l^eigt  laut  ben  ^anb- 
fd^riften  ber  Serfaffer  eine§  gried^ifd^en  Sermo 
contra  Arianes  (bei  Migne,  PP.  gr.  LXV, 
1149—1166).  er  ift  allem  «nfd^eine  nad&  bem 

4.  3a]^r]^unberte  jiuuweifen  unb  ift  irrtl^ümlidj 
mit  bem  Sifd^ofe  ©iobod^uS  Don  ^l^otice  (in 
epiruS)  um  bie  TOitte  beS  5. 3a]^r]^unbert8  iben«. 


ficirt  morben.  SBon  biefem  Sifd^ofe  befi|en  tobe 
Gapita  centum  de  perfectione  spiritoBli  (grie> 
^tfd^  1578  suSfloren^l^erauSgegeben;  beilfigne 
LXV,  1167—1212  nur  lateinifd^)  unb  einen  erfl 
Don  9.  3Rai  (1840)  an'§  Sid^t  gezogenen  Sermo 
de  ascensione  D.  N.  Jesu  Christi  (bei  Migne 
LXV,  1141—1148).  (Sgl.  Fessler,  Institk 
Patrol.  n,  634—635.  «nbere  Siteratur  bei 
Chevalier,  Report.  571.)       [Sarben^etoer.] 

'^Kaxm^j  genannt  Sremita  (^.ovaxoc,  ä<na^ 
TiQc),  aScetifd^er  ©d^riftfteDer,  »ar  m^  9lice« 
t)]^oru8  eafliftu§  (Eist.  eccl.  14,  30. 53. 54,  bei 
Migne,  PP.  gr.  CXLVI,  1157.  1252.  1256) 
ein  S^itgenoffe  beS  ffi.  3rtbor  Don  $elufium  unb 
beS  1^1.  9HIu§  unb,  mie  biefe,  ein  ©d^üler  beS 
1^1.  Sl^r^foftomuS.  Sr  ))f[egt  bemgema^  in  bie 
erfte  &ötfte  bed  5.  3ct]^r]^UTÜ)ert§  Derfe^t  )u  ttec» 
ben.  S)er  äßdnd^  ^arcu§,  Don  »eld^em  ^OabiuS 
(Hist.  Laus.  c.  21,  in  PP.  gr.  XXXIV,  1065) 
unb  ©ojomenuS  (BEist.  eccl.  6, 29 ;  ib.  LXVn, 
1376)  erjal^Ien,  ift  Don  unferm  3Rarcu8  )u  unter- 
fd^eiben  (über  erftem  l^anbelt  9Wcep]{|oru8  L  c.  11, 
35;  CXLVI,  697).  Se^terer  l^interliefe  laut  ?Rtce. 
p]^oru§  (14,  54)  minbeften^  40  ^b^anbümgen 
(X($-]foO  aScetifd^en  3nöalt8.  3€|t  bep^en  nnr  unter 
feinem  92amen,  abgefe]()en  Don  einem  lateinifd^ 
gfragmente  (ex  S.  Marci  Epistola  n.),  m>d^ 
gel^n  gried^ifd^e  Wl^anblungen:  De  lege  spiri- 
tuali;  De  his  qui  putant  so  ex  operibus  justi- 
ficari;  De  poenitentia;  Besponsio  ad  eos  qui 
de  divino  baptismate  dubitabant;  Praecepta 
animae  salutaria  (einem  9R5nd^e  Sticolaud  geh)ib« 
met  unb  Don  einem  SDanffd^reiben  bedSmpföngeiS 
begleitet);  Capitula  de  temperantia ;  Dispn- 
tatio  cum  quodam  causicfico;  Consultatio 
intellectus  cum  sua  ipsius  anima;  De  jejunio; 
De  Melchisedech.  6ben  biefe  Sbl^anblungen  tott* 
ben  [d^on  Don  $]^otiu§  (Bibl.  cod.  200,  ^iGgne 
cm,  668—669)  rinjeln  aufgeführt  unb  genmr- 
bigt,  mit  aQeiniger  ^uSnal^me  ber  Capitula  de 
temperantia,  bereu  Sed^tl^eit  benn  aud^  ntd^t  ol^ 
®runb  beanftanbet  »irb.  SWel^rere  ©tetten  ber 
Capitula  finb  n)5rtlid^  ben  ^omilien  ÜRacoriuS' 
be§  ?leg9ptier§  (f.  b.  «rt.)  entlel^nt.  atö  bie  be|h 
®e[ammtau§gabe  ber  genannten  Sbl^anblungen 
gilt  bieienige  (Saüanbi'S  (Bibl.  vet.  Patr.  Vm, 
1—104 ;  abgebmdft  bei  Migne,  PP.  gr.  LXV, 
903—1040).  ginige  «bl^anblungen  finb  ^anb- 
fd^riftlid^  in  f^rifd^er  Ueberfe^ung  Dorl^anben  (gr. 
Sätl^gen  in  ber  3tfd&r.  f.  ff.«®efd^.  XI,  1889  bi§ 
1890,  443  ff.).  (Sgl.  %i),  Qfidfer,  3)er  ajlöndd 
SWarcuS,  eine  reformatorifd^e  ©timme  au8  bem 
5. 3a]^r]^.,  in  ber  3eitfd^t.  f.  bie  l&ijtor.  S^eologie, 
3a]&rg.  1868, 402—430;  öltere  Siteratur  bei  Che- 
valier, Report.  1469.)  [Sarbenl^etoer.] 

'SBarctis  ^gettims,  @r$btfd^of  Don  Sp^e« 
fuS,  berüd^tigt  als  erbitterter  ©egner  ber  auf  bem 
Soncil  gu  gloreng  gefdftloffcnen  Union,  toar  um 
1400  }u  Konftantinoliel  geboren,  tt)o  fein  95ater 
®eorgiu3  2)iacon  an  ber  ^auptfird^e  nmr;  feine 
SDlutter  SWaria  mar  bie  Sod^ter  eine«  gotteSfürd^ 


685 


maxcn^,  (gnoftiler. 


686 


tigm  9i)te8.  %i9  }u  feinem  13.  Saläre  mürbe  er 
MO  eigenen  Soter  unterrid^tet.  9Rit  25  3a]()ren 
KrIieUte  et  fcfaien  8efi^  an  bie  Ernten  unb  mürbe 
9^,  »obei  er  feinen  biSl^engen  9iamen  SRanuel 
in  SRorcuS  umSnberte.  3n  Sölbe  mürbe  er  Seiler 
bcr^oirianl^lfd^ule  unb  f^aüt  ^ol^Ireid^e  ©d^üler. 
%((  bem  £obe  bed  SRetropoIiten  3oafaf  Don 
Cp^fuS  nmri)e  er  1437  ju  beffen  ^iad^folger  er- 
iDä^  unb  nol^nt  in  biefer  Sigenfd^aft  ]^ert)or' 
ngmben  Sintl^il  an  ben  UnionSüerl^Qnblungen 
nit  ben  Sateinem,  namentlid^  auf  ber  S^nobe  }u 
gmDara«3floren3,  mol^in  er  ben  ^atriard^en  be« 
olritet,  unb  mo  er  jugleid^  boS  ^triard^ot  3eru« 
pm  p  t>ertreten  $atte.  ^ier  erlangte  er  als  einer 
tounmfdl^nlid^jlen  ®egner  jebed  frieblid^en  SluS« 
glei^eS  sunfd^en  beiben  Jhrd^en  eine  ^meifeH^afte 
Seru^nt)^  (Ueber  feine  bie^bejüglid^e  Sl^ötig« 
feit  tgL  ben  «rt  Senara-gtorena  IV,  1368  ff.) 
tod^  bie  SU  Sfbrena  tro|  feiner  t]()eilmeife  red^t 
ipftigen  Oppofttion  gefd^bffene  Unbn,  bie  er  übri« 
omS  nid^  untergeid^nete,  befömpfte  er  nad^  feiner 
Stüdle^r  in  glei^  rädftd^t§Iof er  unb  ]()eftiger  SBeif e 
iiSort  unb  Sd^rift,  unb  l^atte  fd^Iiellid^  bie  trau« 
nge  ®enugt(uung,  baS  mül^fam  ^u  @tanbe  ge* 
MnU  gfrid^nSmer!  mieber  Demid^tet  ^u  feigen, 
fi  ftnb  nad^  nur  14tögiger  jhanf^eit  am  23. 3uni 
1451  vaib  mirb  t>on  ber  gried^ifd^en  jhrd^e  megen 
|änr  ^ftigfeit  gegen  bie  fioleiner  f^oä^  in  Sl^ren 
grollen.  —  Son  feinen  ^iemlid^  jal^Ireid^en  @d^rif  > 
tat,  bie  fafl  ale  ber  93efäm|)fung  ber  Satdner  unb 
ba  Qnion  gelten,  fittb  bie  meiften  nur  l^anbf d^riftlid^ 
M^onben.  gabriciu8«&arled  (Biblioih.  graeca 
H,  670-677)  fül^rt  bereu  28  auf  mit  Eingabe 
bei  gonborteS ;  S)emetraco))uIu8  aber  »erjeid^net 
18  ttrf4id)ene  Streitfd^riften^  S)ie  mid^tigften 
bfltlOB  flnb:  1.  'EitwToX^  Toii  äTzavzayoZ  x^c 
ify  Xfld  Tttiv  vincTcov  6pdo$6£oic  ^ptonavoic  icepl 
t^  h  OXcDoevTt^  9üv6dou.  2.  'EirtoroX^j  Seurlpa 

cp^  tok  aoTo^K  etc.  3)ief e  beiben  @d^reiben  ent« 

(oltm  eine  uberoud  )>arteiifd^e  unb  abfid^tlid^  ent« 

|Uie0efd^d6te  ber@Qnobe  Don  gfenara-gfloren^ 

fottieeine  ^fHgeSefämpfung  unb  Verunglimpfung 

ber  Satetner  imb  aller  greunbe  ber  Union.  Se^» 

toe  tDo^  oIS  ®r&coIateiner,  latinifirenbe  ^alb- 

^KB^äfOL,  smitterl^fte  Kentauren  u.  bgl  t)er]^ö]^nt. 

Dtt  ^tfteln  ftnb  boburd^  erl^alten  morben,  ba^ 

Sifd^f  3of ep]^  t>on  SRentl^one  unb  ber  ^rotof QuceS 

Sngor  fie  in  i^re  SBiberlegungen  aufgenommen 

loben  (Labbe  Xm,  677.  740;  Harduin  IX, 

549. 601).  3.  Sin  meiterer  SBrief  an  @eorg  @d^o« 

knA  beUtm))ft  bie  Serimonien  unb  Opfer  ber 

Soteiner,  ^eiauSgegeben  k)on  Seo  SQatiuS,  in  Bob. 

&ejgioiiis  Apparatos,  Bomae  1674,  I,  88. 

4.Sme  onbere  @d^ft:  Quod  diTinorom  dono- 

tum  oonsecratio  non  solum  fit  verbis  domi- 

aidB,  sed  etiam  a  Spiritu  S.  per  preces  et 

benedietioiiem  sacerdotis,  Dert^eibigt  bie  grie« 

((cfil^  Sd^  über  bie  Spiflef e  gegen  bie  Sateiner ; 

fie  ^  l^crand^eben  afö  ^nl^g  ju  ben  Situr- 

|im  bd  ^  SofiliuS  unb  ß^r^foftomuS,  $ari§ 

1562.  Sine  Slei^  meiterer  @^rif ten  betreffen  bie 


processio  Spiritus  S.  unb  bie  Seigre  Dom  fSfeg« 
feuer,  fo  5.  IuXXoykttixä  xecpoXata  vf  (57)  Tcp6c 
Aaxivouc  Twspl  t9]C  ixiuopeudecuc  tou  är^iotj  Ilveu- 

ftaro?,  erftmalS  1757  ju  Seipjig  ebirt  aö  9ln» 
^ang  beS  SBerfeS  TavTioriioü  (mjXCTeuatc,  bann 
Don  SRigne  inter  opera  Bessarionis,  PP.  gr. 

riveüiioToc,  §anbfd^rijt  in  SBien,  unb  7.  Ilept  t^c 

ixTwopeucxecüc  tou  d^iou  üveufi^Toc,  ^aubfd^ft 
in  aOBien,  TheoL  n.  280.  8.  gine  SuXXo-^  xp'i- 
aecüv  Ypacpixuiv  für  bie  processio  Spiritus  S.  ix 
{jLOvou  TOU  IlaTp^c,  od^i  Bi  xal  Ix  tou  Tlou,  an 

Haifer  ißalöoIoguS  gerid^tet,  ^anbf d^rift  in  ÜRod« 
tau  n.  208  u.  355.  lieber  baS  ^fegfeuer  l^anbetn 
folgenbe  ©d^riften:  9.  ÄiravrQotc  . . .  itepl  tou 

7:oup7aTop(ou  ^toi  xadapTTiptbu  irup6;  Iv  Oe^- 
^apuxT^TzSXti^rfievJOL;  10.  0|X(X(ix  deuTlpa  ic£pl 
T^c  aÖT^c  6iüo&eaeo>c  unb  11.  Ke^oXaicü^Tjc  dliro- 

xptai;  .  .  .  irspl  tou  aÖTOU  iroup^aTopiou.   S)tefe 

brei  Stbl^anblungen  finben  fid^  l^anbfdl^riftlid^  in 
aßoSfau  n.  208  u.  394,  $ari§  Bibl.  nat.  1218 
unb  äOBien  Cod.  phü.  68.  Sublid^  12. 2uXXoYt9(i.ol 
dexa  $7)XouvTec,  ^rt  oöx  ^ari  icup  xadapr^^ptov, 

^anbfd^rift  in  aRoSlau  n.  24.  9ieben  bief en  Streit« 
fd^riften  merben  ÜRarcuS  aud^  einzelne  lx(ppa(retc 
jugefd^rieben,  fo  aber  ben  SRartertob  beS  ^I.  S)e« 
metriud,  bie  ®eburt  (S^rifti,  ben  Xob  beS  l^L  epj^röm 
u.  a.  allein  i^itt  ]()errfd^t  ein  ®ren)ftreit  gmifd^en 
SOtarcuS  unb  feinem  Sruber,  bem  Stl^etor  3ol(|anneS 
SugenicuS,  ber  nur  burd^  genaue  fprad^Iid^e  unb 
l^aTÜ)fd^riftIid^e  Unterfud^ung  gefd^Iid^tet  merben 
fönnte.  (SBgl.  S.  JlaQfer,  ßtplrafen  unb  ^Briefe 
be§  ÜRarc.  SugenicuS,  ^eibelberg  1840;  Bois- 
sonade,  Anecdota  nova,  Paris.  1844,  349  ad 
362 ;  Migne,  PP.  gr.  CLX,  Paris.  1866.  Ueber 
einen  Codex  autogr.  t)on  901.  ßugenicuS  Dgl. 
^apabopulod  HerameuS  in  Seilage  ber  Serid^te 
beS  'EXXt)v.  ytXoXoiftxöc  auXXo-jfoc,  Kouftautinopel 
1886,  XVn,  47  f.  Semer  Demetracopulus, 
Graecia  orthodoxa,  Lipsiae  1872,  98 — 105; 
Jhumbad^er,  ®efd^.  ber  b^gantinifd^en  fiiteratur, 
Wünd^en  1891,  212.)  [ffnöpfler.] 

SBotctis,  ©noftiter.  &  gibt  brei  @noftifer 
biefed  9lamen§,  bie,  menngleid^  nid^t  ©ectenl^&upter 
erften  9lange§,  bod^  immerl^in  Don  Sd>eutung  ftnb. 
1.  S)er  befanntefte  unter  il^nen  ift  SOtarcuS,  ein 
@d^äler  SBalentinS  unb  Stifter  ber  ©ecte  ber 
aOlarcofianer.  S)iefer  SRarcuS,  ber  allem  Stn« 
fd^ein  nad^  ftd^  }uerft  in  Men  l^erumtrieb,  fpäter 
aud^  in  baS  füböftlid^  ©aUien  fam  unb  etma  um 
bie  SRitte  beS  2.  äal^r^unbertS  ober  balb  banad^ 
auftrat,  mar  berfid^tigt  megen  feiner  Sönber-  unb 
SBerfül^runggfiinfte.  Sr  fud^te  l^auptföd^ttd^  reid^e 
unb  t)ome]()me  gftauen  }u  geminnen,  unb  bie|  ge- 
lang il^m,  nad^  bem  95erid^te  beS  S^^genoffen  Sie» 
nöuS,  mit  ^ilfe  be§  XeufelS  t^eilS  hnx^  Siebed« 
trönle,  tl^eilS  burd^  Sodtung  il^rer  Sitelfeit,  inbem 
er  il^nen  bie  ®abe  ber  ^ropl^ejeiung  Derliel^,  ia 
felbft  bie  ©arbringung  be§  Ijieiligcn  Opfers  ge- 
mattete. 9leben  anbcren  Souberffinjien,  meld^  ge- 
rabe  mie  Zafd^enfpielerftüdCd^en  ausfeilen,  iß  eine 


687 


SRarcuS,  ©noftiler. 


688 


(efottberS  mertoürbig,  toett  fte  ouf  ben  (glauben 
ber  Sl^tiften  an  bie  UMil^rl^iafte  SBemanblung  beS 
SBeineS  in  ba8  Salut  Sl^rifti  fd^Iie^en  lö^t.  3Benn 
er  nömli4  bei  feinem  ©otteSbienft  bie  Sonfeaa« 
tionSf  ormel  fpra^,  »u^te  er  }u  betDerffteOigen,  ba| 
ber  mei^e  SBein  bie  rotl^  gforbe  annal^m,  um  fo 
baS  93Iut  tebermann  anfd^aulid^  }u  mad^en  (Iren. 
Adv.  haer.  1, 13).  SHefer  SSerful^rer,  bem  be» 
f onberS  bie  t^frauenmelt  ftarl  anfing,  [teilte  ein  bem 
S^fteme  SBalentinS  (f.  b.  9rt)  gana  öl^nlid^  ouf, 
toeld^eS  er  jebod^  in  eine  f^^äfii  unDerftönblid^, 
aber  l^od^flingenbe^  ben  ^tit^goröem  ober  ber 
läbifd^en  ffoBbala  nad^gebübete  So^Ienm^ftil  ein- 
l^äOte  unb  mit  93ibelfieaen  be§  Sitten  unb  be§  9ieuen 
99unbe§  Derbrömte.  3tenöu8  Don  SQon^  in  beffen 
9erei(i^  biefe  Snlel^re  gleid^  anfangs  Diele  9ln« 
l^änger  fanb,  l^t  baS  l^retifd^e  Softem  bed  SRar« 
cuS  einlä^lid^  mit  ftaunengtt)ert]^r  ®ebulb  bar* 
gefteHt  (Adv.  haer.  1,  14—21 ,  »örtlid^  auf- 
genommen Don  Epiph.  Haer.  34),  unb  bei  il^m 
fann  man  bie  Sinjel^eiten  nad^fel^en.  S)a8  SBefen 
beS  unerforfd^lid^en,  unbelannten  ]()dd^ften  ®otteg 
(icpoicocTcüp,  ßudoc)  manifeftirt  ftdl  nad^  ÜRarcuS 
in  Sauten,  Silben  unb  äBorten,  bie  nad^  beftimm* 
ten  3a]^lent>er]^altniffen  (teiaras,  ogdoas,  dodecas, 
aud^  fed^S,  jel^n  unb  befonberg  brei^ig  fmb  il^m 
fold^e  ]()eilige  unb  gel^eimnilDoUe  3<^lm)  geglie- 
dert toerben  unb  immer  baS  Sob  beS  Unergrünb- 
lid^en  unb  Unerforfd^lid^en  fortertönen  laffen,  bis 
ftd^  bie  ÜRannigfaltigteit  ber  Saute  unb  Sud^ftaben 
}ule^t  in  Sinem  Xon  ^ufammenfinbet  (diroxata- 
9Ta(7tc  Tcov  ^cüv),  meldten  ie^t  nod^  ba3  beim 
®otte8bienft  üblid^e  9men  ber  ganzen  ©emeinbe 
f^mbolifd^  anbeute.  S)ie  Unergrünblici^feit  be§ 
^öd^ten  SBefenS  mad^te  er  baburd^  erfid^tlid^,  ba| 
baS  erfte  k)on  (Sott  auSgefprod^ene  SQBort  nid^t  blo| 
in  feine  Sud^ftaben  fid^  auflöfe,  fonbem  jeber  ein- 
}elne  Sud^ftabe  beSfelben, ).  93.  X  (Xa^ßSa),  loieber 
in  bie  99ud^ftaben  ober  Saute,  mit  meldten  er  au8- 
gefprod^en  mirb,  jerfaUe,  unb  fo  immer  meiter, 
monad^  freilid^  ein  unenblid^eS  t$ortt5nen  unb 
S)urd^einanberfummen  biefer  unablöffig  fid^  k)er- 
üielfältigenbeniBud^ftabenlaute  notl^menbig  mürbe. 
2)ie|  nannte  er  bie  aud  ber  Ureinl^eit  l^erDorgel^enbe 
unenblid^e  3RannigfaltigIeit,  meldte  }ule|t  mieber 
in  bie  Sinl^eit,  in  ßinen  Sud^ftaben  ober  Saut, 

ek  x6  8v  7pa|X|xa,  p-fav  xal  T?jv  adT?jv  lxcpcüvT]9iv 
(Iren.  Adv.  haer.  1,  14,  n.  1),  }ufammenflie|e. 
Sine  biefe  Saute  boben  nad^  ÜRarcud  |eber  feine 
(Si^iftem  atö  ein  eigenes  SBefen  nad^  Slrt  ber  d^rift- 
li^en  Sngel  unb  bilben  aufammen  bog  $leroma. 
6r  gibt  benfelben  t)erfd(|iebene  gemeinfame  SRamen, 
alg  Leonen,  SBorte  (k6fo\j^),  SBurjeln,  ©amen, 
tJrüd^te;  bie  befonberen  9lamen  eines  Jeben  ber- 
felben  feien  in  bem  SBorte  ecdesia  entl^alten.  ^im 
fyiit  aber  bie  ©ige,  eine  ber  oberften  9leonen,  bie 
jur  erfien  SetraS  gehören,  bie  9kmen  berfelben 
geoffenbart,  \a  fte  l^abe  ibm  bie  SBabrl^eit  (diXi^- 
deux),  gleid^fafis  einen  ber  ^öd^ften  Sleonen,  un- 
üerl^üHt  gejeigt,  bie  er  bann,  munberlid^  genug,  als 
aus  lauter  SSud^ftaben  }ufammengefe|t  bef^reibt 


(Iren.  1, 14,  n.  3) ;  femer  f^aU  fte  il^m  baS  See» 
böltnil  bet  Seonen  unter  einanber,  beren  iebcr 
baS  unerfa^lid^e  SBefen  ®otteS  nad^  irgenb  einer 
©eite  auSbrüdte,  genau  mitgetl^eilt;  unter  biefen 
Leonen  be^e  ftd^  aud^  2[efuS  £^riftuS,  beffen 
9lame  in  feinen  einzelnen  Sud^ftaben  unb  Saiiten 
lounberbare  ®e]()eimnijfe  in  ßd^  oerfd^lie^  unb 
gan)  au^erorbentlid^e  ^öfte  beft|e.  ©o  ift  btefeS 
gan^e  ©Qftem  auf  bie  24  Sud^ftaben  beS  gried^- 
fd^en  9ll))]^abetS  gebaut,  mobei  ÜRarcuS  jur  %ä" 
fd^müdhtng  feiner  pl^ntaftifd^en  (Sebilbe  mieber 
bie  ftummen  93ud^[taben,  bie  ^^albfelbfUoute,  bie 
©elbftlaute  unb  bie  S)oppelbud^ftaben  unterf d^eibet 
Sie  ©d^öpfung  biefer  ft(^tbaren  SBelt  mar  ibm  nur 
eine  Stad^bilbung  beS  unftd^tbaren  $leroma  mit 
feiner  funftreid^en  ®lieberung  (ber  ZetraS,  Og- 
boaS,  3)ecaS,  S!)obecaS  unb  ber  l^etligen  S)rei|i8- 
}a]^l),  meldte  ber  unooUfommene  S^emiurg,  ol^ 
etmaS  baoon  }u  begreifen,  als  SBerf^eug  ber  i^n 
leitenben  l^immlifd^  SRutter  l^erfteOte  (ogl.  l^ier» 
über  Iren.  1,  14,  n.  2.  7;  1, 17).  Sie»  fud^te 
SDlarcuS  auS  ber  mofaifd^en  ©d^öpfungSgefd^d^, 
aus  ber  ßinrid^tung  beS  ÜRenfd^en  unb  auS  beu 
©eftimen  unb  i^rem  Sauf  nad^}umeif en.  S)er  Xeon 
2iefuS  (Sl^riftuS,  ber  burd^  SRaria  nur  mie  burd^ 
einen  Kanal  burd^^ing,  obne  Don  il^r  etmaS  oi)tt- 
nel^men,  unb  in  bem  nad^  ber  Zauf e  bie  Ihraft  oOec 
Leonen  concentrirt  mar,  foQte  auf  Srben  imr  ben 
39tenfd^en  ben  l^öd^ften  ®ott  oerfänben  unb  ba- 
burd^  ben  %6b  auf  lieben  (Iren.  1, 15).  ÜRarcuS 
unb  feine  Snl^önger  festen  fobann  grojsen  SQtot^ 
in  ibre  fogen.  (Erlbfung  (XuTpüxrtc,  redemtio), 
momit  fte  jenen  %ct  bejeid^neten,  in  bem  baS  äBerl 
Sbnfti  in  iebem  (Sin^elnen  auS  il^nen  )um  %b» 
f d^lu|  unb  }ur  DöHigen  SluSf übrung  f omme.  ^efer 
9lct  ber  SRebemtion  marb  jiebod^  bei  feinen  9n» 
böngem  febr  mannigf ad^  aufgefaßt,  inbem  fidft 
eine  rein  fpiritualiftifd^e  Slid^tung  Don  ber  anbem 
SRid^tung  auSfd^ieb,  bie  mebr  ober  minber  ftd^  ba 
altberfömmlid^en  d^riftlid^en  ©itte  unb  bem  (Sebot 
beS  @rl5ferS  fügte.  3)ie  ^n^änger  iener  rein  fpi* 
ritualiftif d^en  SRid^tung  festen  bie  SRebemtion  in  bie 
blo^e  (Srifenntni^  beS  böd^ften  (SotteS  (jvotcnc)  ind> 
oermarfen  iebeS  äußere  ftnnlid^e  3eid^en;  biefe 
merben  aud^  mit  bem  bef onbem  9iamen  ber  9Sb)« 
brüten  ober  SSfobrupiten  als  eigene  ©ecte  ange- 
fübrt  (bei  Theodoret.  Haer.  fabul.  1, 10).  9n- 
bere  l^atten  ^mar  eine  SBaffertauf e,  Derf ölfd^ten  ober 
tmd^  ibrem  Sleonenf^ftem  bie  Saufformel,  meld^ 
mej^rere  auS  il^nen  mit  l^ebröifd^  SBorten  auS« 
brüdten,  morauf  fie  eine  ©albung  mit  Solfam 
beifügten ;  Rubere  mifd^ten  SBaffer  unb  Oel  unter 
einanber  unb  tauften  mit  biefer  äRifd^ung;  Sttbere 
enblid^  Derfd^oben  bie  9lebemtion  burd^  bie  Saufe 
mit  SBaffer  unb  beigemif d^tem  Oel  bis  jur  ©terbe» 
ftunbe  unb  gaben  bann  bem  ©terbenben  guglrid^ 
gemiffe  iBannformeln  mit,  moburd^  er  bie  ^eifler, 
bie  il^n  nod^  bem  Sobe  auffangen  moUten,  ja  ben 
ibm  auflauemben  S)emiurg  felbft  vertreiben  fönne 
(Iren.  1,  21).  (Ss  Derbient  befonberS  b«tüor« 
gel^oben  }u  merben,  ba|  eine  öl^nlid^e  „(Srlöfung" 


ÜRarbod^äuS  —  aßarefa. 


690 


bei  bm  im  12.  unb  18.  Sal^^unbert  im  füblid^en 
Jnndret^  ouftau^enbcn  gnoftifd^-montd^öifd^en 
gedm  ber  «Ibignifer  (f.  b.  9rt)  unb  SBalbenfer 
nkr  bem  Stamm  GonBolamentum,  Xröftung, 
H  finbet  SRorcuS  mtb  feine  ^nl^önger  Rotten  }u 
(tres  3ttKden  eine  gro|e  3^^!  ^on  ^ocr^p^en 
Dofo^,  ttm|ien  aber  oud^  bie  Stellen  ber  ödsten 
bcagelien  geumnbt  für  i^re  3^^^^  au§}ubeuten 
(Im.  1,  20).  @ie  erQörten  ftd^  felbft  für  bie 
oleiB  SBeifen  imb  SSoQtommenen  (Iren.  1,  19, 
0. 2;  1,  21,  n.  2.  4)  unb  fonben  biefe  99e]^aui>- 
tngbabnrd^  nid^t  beetnträd^tigt,  ba^  ftefofd^m- 
M  9ie  i^  SReifier  bie  grauen  }ur  Un}ud9t  Der- 
^Irten:  cüd  großen  er^benen  (Seiftem  fei  il^nen 
Ud  erlaubt  uib  fte  litten  fid^  t)or  niemonbem, 
n^  einmal  Dor  bcm  fünftigen  ^Hä^itt,  ju  f ürd^ten 
(Iren.  1, 13,  n.  6. 7).  @<i^on  im  2.  Sa^r^unbert 
ianb  biefe  @ecte  einen  übrigens  unbefannten  fa« 
tlolijd^  ®egner,  ber  fie  in  Werfen  angriff  (Iren. 
1, 15,  n.  6).  9m  nad^rüdlid^ften  ^t  3renäu§ 
ii  (einem  g)n>^  2Bert  gegen  bie  gnoftif d^en  ^ä> 
nncK  biefe  3nle]^re  befömpft.  S)ie  ÜRarcofter  er- 
(ietlm  {i4  fort  bis  in'g  4.  ^al^rbunbert  unb  trieben 
»4  iur  3<tt  be8  l^L  Spipl^niud  il^r  ffunft«  ober 
Sffljkrpucl  mit  ber  SkrtDonblung  beS  meinen 
Seiicfi  in  rot^,  um  l^ierburd^  %il^anger  ju  ge* 
vinea  (Epiphan.  Haer.  34,  n.  1).  @e]^r  enge 
BotMiibt  mit  biefer  @ecte  finb  bie  beiben  @eäen 
beilnl^pntifer  imb  Solorbixfianer  (f.  b.  %[rt.  So« 
ladofuS).  (Sgl  Slaffuet  in  feiner  SluSgabe  be§ 
tL  ärenduS  Dies.  I,  art  2,  §  6;  Tillemont, 
Mem.  n,  291—296;  SRotter,  ihit.  (gefd^id^te  be8 
SaopiciSmud,  uberfe|t  Don  3)ömer,  ^eilbronn 
1883,  n,  109—112;  «.  5Reanber,  «ird^engefd^. 
1.2, 741  ff.  808  ff.) 

1  (Ein  anberer  9Karcu9  ttmr  ju  Anfang  beS 

i  jo^^nnbertS  einer  ber  berül^mteften  Snl^önger 

M9iiofKfer8  aRorcion  (f.  b.  %xi.),  beffen  in  eini- 

p  ^ßmdten  eigent^ümlid^  Softem  in  bem  be* 

bntes,  mit  Umed^t  Origened  beigelegten  Dialo- 

gas  Adamantü  de  reota  in  Deum  fide  contra 

Mardoiutas  (Origenis  Opp.  ed.  Buaei  I,  822 

ad  833)  genmter  bargelegt  unb  befömpft  »irb. 

DieCigentlttmli^feit  biefeS  @9ftemS  befte^t  barin^ 

kfl§  bie  (Erfi^ffung  be8  Slenfd^  in  gan^  befon- 

W»r  Seife  borgefteHt  ifl    SRarcuS  unterfd^ieb 

itaifiit  mü  ben  Wten  brei  Seftanbtl^eile  be§ 

IbHien:  Seib  (a«o)Mi).  Seele  (^urfi)  unb  @eift 

(ncufia).  9hm  fteOte  er  ftd^  Sie  ^d^öpfung  fo 

IK:  ber  €d^fer  l^be  ben  fieib  gebilbet  unb  bie 

bele  (fu^  il^m  eingel^aud^t,  aber  boS  fei  nod^ 

Ol  oxmfettgtf  <8efd^f  gemefen;  ber  gute  ®ott 

iik  mi  Einern  oberfien  £)immel  l^rab  biefeS 

«■friige  SBcfen  in  feinem  SIenb  jappeln  gefeiten, 

i^  feiaer  erbarmt,  i^  Don  feinem  eigenen  ©eift 

■äget^  unb  fo  erft  baS  fieben  in  il^m  l^rDor- 

flnqci;  nnr  um  biefen  (Seift  (icveü{jLa)ju  erlöfen, 

ja  ber  Mn  guten  ®ott  aufiaei^enbe  S^riftuS  l^erab- 

idDncn  unb  lomme  no($  fortnmbrenb  l^erab  in 

te  %tm  ber  Sud^flie  (Dialog,  de  recta  in 

Ikm  fide,  in  Origen.  Opp.  I,  825—826).  SS 


ift  nid^t  fd^mer,  l^ier  bie  SorfteUung  bed  ®noftiIer8 
®atuminu§  (Iren.  Adv.  haer.  1,  24,  n.  1)  mie« 
ber  )u  erfennen,  meld^  an  biefer  SteUe  in  baS 
marcionitifd^e  Softem  eingebrungen  ift,  unb  burd^ 
bereu  ^Innal^me  SDtarcuS  ftd^  unter  ben  übrigen 
2Rarcioniten  bemerflid^  mad^te.  ®onft  n)ei(|en 
feine  SBebouptungen  Don  benen  SJlarcionS  nid^t  ab. 
93on  feinem  Seben  ift  miitx  nid^td  befannt;  nur 
Dermut^et  man  au§  ber  9lebnli(|feit  feiner  Se]()r- 
meinung  mit  ber  ^nftd^t  beS  @attuitinu8,  ba|  er 
ftd^  in  @Qrien  auf gel^alten  babe.  (93gL  ^Rätter  n, 
247—249;  9leanber  I,  804.) 

3.  3)er  britte  ©noftiler  aRarcuS  gel^ört  erft 
bem  4.  3abrl^unbert  an.  S)te|er  ÜRarcuS,  melden 
ber  ^l  ^ieronqmuS  mit  bem  SSalentinianer  9Rar* 
cu8  Derteed^felt  (Hier.  Episi  75,  n.  3 ;  Commen- 
tar.  in  Isai.  c.  64,  y.  4),  fam  ouS  ^eg^pten  (er 
toat  aus  9Rempl^i8  gebürtig)  etma  um  bie  SRitte 
beS  4.  Sabrl^unbertS  (DieEeid^t  burd^  gfranfreid^?) 
nad^  Spanien,  brad^te  }uerft  gnoftif dl-monid^öif d^e 
ärrtl^ümer  in  biefeS  Sanb  unb  fanb  mit  benfelben 
bei  einer  Dome]()men  Sfrau  Sgope  unb  bei  bem 
SRbetor  SIpibiuS  Eingang.  Siefe  unterrid^teten 
barin  ben  ^riSciStanuS,  meld^er  fobann  bie  be> 
fannte  ©ecte  ber  ^riScillianifien  (f.  b.  5lrt.)  be« 
grünbete  (Sulp.  Severi  Histor.  sacr.  2 ,  46) ; 
3ftbor  nennt  i|n  einen  „@d(|üler  beS  39taneS  unb 
in  ber  Äunft  ber  SDlagie  fel^r  bcnnrnbert"  (Isid. 
Hispal.  Lib.  de  viris  illustr.  c.  15,  n.  19).  (93gl. 
Tillemont,  Memoires  VIU,  791,  not.  1 ;  Em. 
Grabii  Adnotat.  in  Irenaei  Opp.  65,  aud^  in 
Irenaei  Opp.  ed.  Massuet,  Yenetüs  1784,  II, 
205.)  [Sfefeler.] 

SBarboi^s,  f.  Sft^er. 

SBatefa  ("»«":»),  im  %.  %.  1.  ^erfonenname 
an  ber  bunleln  Stelle  1  $ar.  2,  42,  mo  DieUeid^l 
$u  lefen  ifl  'j'»">an  -»aij  n?^»  ^5=" ,  f.  Äeil,  SSibL 
Komm.  j.  b.  St.  —  2.  Ortsname  für  eine  in  ber 
@6p]^ela  gelegene  unb  bem  Stamme  3uba  }u« 
gctl^eifte  ©tabt  (3of.  15, 44. 1  ^x.  4, 21).  Sie- 
felbe  marb  Don  SRoboam  aum  Sd^u^e  gegen  Sie« 
gtiptier  unb  ^xlx\itT  befeftigt  (2  $ar.  11, 8)  unb 
blieb  benlmürbig  burd^  ben  großen  @ieg,  meldten 
%fa  unter  ibren  2Rauem  über  ben  Set^iopier  3aro 
erfod^t  (2  ^.  14,  9).  Spöter  h)irb  fte  alS  ^ei- 
mat  eines  $rop]^ten  ßliefer  genannt  (2  $ar. 
20,  37).  Suf  bie  ^erleitung  beS  9iamenS  Don 
»->••  =  wK-i  anfpielenb,  Derfünbet  SDlid^äaS  il^r 
(1, 15),  bafe  fic  ben  redeten  ßrben  finben  werbe. 
93ei  ben  ÜRad^oböerfriegen  mu|te  fie  3ubaS'  fteg* 
reid^eS  ^eer  nad^  ber  Eroberung  Don  Hebron  be« 
Verbergen,  benn  Don  ber  Stelle  1  ÜRad^.  5, 66  f^at 
fd^on  Stelanb  gejeigt,  ba|  ftatt  Samaria  ebenfo 
mie  bei  Sofepl^uS  (Antiqq.  12, 8, 6)  ÜRarefa  ober 
Dielmebr,  »ie  ber  fpätere  92ame  ber  Stobt  mar, 
TOarifa  (2  ÜRad^.  12,  35  gried^,)  ober  SDlariffa  ju 
lefcn  ift.  3n  biefer  3ctt  gehörte  bie  Stobt  ben 
Sbomitem,  marb  aber  bur^  3o^anneS  ^QrcanuS, 
ber  3bumaa  unterwarf,  ju  einer  iübifd^en  Solonie 
(Jos.  Antiqq.  18,  9,  1 ;  10,  2).  ©ie|  blieb  fie 
faft  50  3a^re  (\.  c.  13,  15,  4;  14,  1,  4),  WS 


'.»''i;*   >r*/ .'-.-:    ^r5«*r    >  »rr     '•^  rr'iri^s    's^    .^.t-X-^  -■-■n  -=.  — .--ä 


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ti  v-r:  iv.^.!  :  •    ;:>-:.»■  .-pi»':    Sl^'xr.iir^  :*!•  5.-  '.^r^.  'i.  zi2  Sote  rm^  j^iimea  mnÄ 

^>^'pf.    XAnv-».p*v<  aI'  .T.'.  V.  «.  ;n.:  ?i.:-:«:c  i^r»?::  :cLn:  te  niärrü  ?rc:  -mri-Ti^^ 

'. V  'W;''y-:,\\r'  '    .r  )J.-  )f.i.;v,     2^-:t  lifti -:•:-»    ji'.rr:?r  Saa.  tihth  :c  Äeüinfe.  aciEäc} 

•  •••^j't  J' '    i^*«      «  •  V*  •>««•    J5^j«  ..•■«•  .•••■<*      *  ai'*»»-'ii->        -.-•  ■     ».  j»"»-  •••■•    T'"'T 

■;*•  V/:^*'^'*  "i • '  V*"'-  -'■''  '-'"-'*'■-*..'-,  :--» iu^Tlsr  .~'-~'-  i^tmlr^ri   trr  ri  •.•Im.   fc  tB 

ihif*,:fif*}i/i*%  WntUfrnrXrr,  r*,s3.'.^l  iv:  ^y*t'S%iv.  ftinets  nu±:£  eir.-ri  'clÄra  fc:?T:ii  auf  S 
f#f*  M*  I/jt*ir"V,  r-^;?  **;  .'.er:  a^ten  c*^ören;  \%z  auf  einruil  iä  SÄrofen  ö<r  gczlii^ 
Ufi\fft  iro#tR  w«n  ou/f^  r"^t  nal^^r,  rccrau»  i:^  ötr  rct^tigfrit,  BtlcS«  ne  bur«^  ibr  vürJngc§ 
'i/f/i/f^t  f'^V'V/  '"»*  ''*"*  'i<  V'"'^^,  barq?üellt  roirb.  ^trau^geforbcrt  ^ne.  Ubcnbig  Dor  bie  S«Ie 
7)t'(l#l/f^t  Vjt  fiiM^  Mf;i;  mt  i9mf;;.Iiid)e  Ißebeu«  unb  nun  entiitloB  pc  fi<&.  ^a  Sünbc  }u  a 
hffr({,  r/Mr  n  kft  t(^r,  tooS  003  Süa^rfc^einlic^fte  unb  bem  ^u  folgen,  ber  ne  ^^üh  fo  lange  { 
\f\\\  tnirti,  rrfl  mid|^  fim  Cf ntftef^en  ber  apocr^p^en  ^atte.  ^ür  i^re  erfte  $fli(!^t  ^ielt  jie,  ba§ 
'nfrirt^rff^f^/id/tf,  tDortn  uflerriinp^S  ber  Xeufel  in  ^quH  R)ieber  auf^ujucben,  ba§  jie  frebclmüti 
Wr|tfi(t  f titffl  %xa(i^  (i(ft  V<erfii(^er  ^JJfargaret^a'd  ber  (Gelegenheit  5111  Sünbe  oertauid^t  (Kitt 
aifttriit,  fifl((r({ebni  tporb^n.  Xad  i^üefentHcfie  ber  Zrauerfleib  erfcJ^ien  fie  toeinenb  bor  i^rem 
\\f\,\f\\hf  \\\,  \Hi\k  ^V\iix\\i\xt\[)a,  KU  Vlntiod^ia  in  $i>  1  um  feine  33et)ei^ung  ju  erbitten,  unb  er 
|l^itrn({rhorrn,  bfinlf^rcm  eigenen  (|eibnij(^enSQter|fte  mieber  aufgenommen  ^aben,  menn  bie 
iilA  (S.Orljlhi  t)erftuf{en  unb  in  brr  l|[)erfo(gung  ber  -  mutter  ftd^  nic^t  l^artl^erjig  tt)iberfe|t  ^ötte. 
ffiil|rr  Wnrhninu  unb  Tiodetidn  (ober  fc^on  i  braci^te  einen  l^arten  @turm  in  i^rem  Sttnr 
|rll(;rr;  bitrd;  ben  ^UüfeO  Olpbriu^,  ber  fie  i^rer !  cor,  \i(x  fte  fid^  bemüht  mar,  mie  leidet  {te  j 
<2>ri;AM()rll  mrgrii  l)rlr(iten  moUte,  aber  fein  (^e^ör !  So^n  ber  @ünbe  mieber  in  einem  Domel^men 

timb,  für  hrii  (V)iuubrtt  unb  bie '^Vmgfröulic^feit  1 9(ufna^me  ftnben  mürbe ;  allein  fte  bejmai 
Kr  Wiiirlrrfriiiir  H^eilbaflig  tuurbep    (^gl.  H0II. !  bie  9l6meifung  aI3  99u^e  an}une^men,  un 


anorgaretl^a  oon  Sotl^tingett 


694 


Mm  (Sott  ber  ©ebonfe,  bei  ben  ^ranciS" 
n  bcm  Dier  @tunben  entfernten  Sortona 
[img  für  il^  femered  Seben  ^u  erbitten. 
4  ongel^rt,  legte  fie  juerft  il^re  Seiest 
er  Semutl^  unb  Slufrid^tigfeit  ob,  ba^  an 
ipSnbtgen  Ummonblung  nid^t  9U  jn^eifeln 
t  ffiatttd  trugen  bal^er  anä)  fein  Sebenfen, 
[connnen  f^frouen  ju  empfel^Ien,  totlä^t  fte 
ßond  nahmen,  ^ter  begann  nun  ^ar» 
ein  Su^Ieben,  beffen  Strenge  bem  6ruft 
iie  entftnrad^.  S!)ie  meid^e  ffleibung  unb  ben 
,  melden  il^r  bie  @ünbe  eingetragen,  gab 
e  Srmen  l^n,  l^üllte  fid^  in  ein  grobe§  ®e- 
l^lief  auf  Keifig  ober  auf  ber  l^arten  Srbe, 
|td^  nur  bie  notl^bürftigfte  92a]^rung  unb 
e  Sd^önl^eit  loeld^e  il^r  jum  SfoMftridf  ge» 
Dar,  obftd^tlid^  gu  entfteSen.  3m  bemüt^ig» 
jug,  mit  einem  ©tridf  um  ben  §al8,  er« 
e  on  einem  ©onntag  in  ber  ftird^c  il^rer 
mib  leiftete  bort  öffentlid^  3lbbitte  für  ba§ 
$,  u>eld^  fie  gegeben  l^atte.  ®em  »öre 
61  ben  fhrengpen  Orben  eingetreten  ober 
Sindbe  gegangen,  um  il^r  ganzes  Seben  ber 
i  tDfil^en ;  aOein  bie  $atre§  geftatteten  il^r 
^  Senberung  il^rer  SebenSmeife  nid^t,  meil 
i^r  Äinb  ju  forgen  l^atte  unb  für  biefe§, 
pd^,  baS  9cotbloenbige  mit  f)anbarbeit  ge» 
mu^te.  Sie  bat  bal^er  menigftenS  um  ^uf  > 
n  ben  britten  Orben;  biefelbe  »arb  il^r  erift 
niö^ger  ^robejeit  in  i^rem  brei^igften 
1277,  gemährt.  aSöl^renb  aHer  biefer  3eit 
>)itfägen  unauf]^5rlid^  il^re  Su^tl^ranen  afö 
f  bittem  SReuefd^merjeS  gefloffen;  allein 
gni  aümälig  an,  ftd^  in  gfreubetl^rönen  5U 
da,  totü  fie  innerlid^  ft(|  »unberbar  oon 
bc  angeregt  unb  gu  ®ott  l^ingegogen  fül^Ite. 
nr  SeÖung,  toeld^  fie  fonfi  öom  ^riefter 
m,  t)ema]()m  fie  nunmel^r  immer  beutlid^er 
nnc  ®otteö  in  ftd^,  »eld^e  il^r  ben  SBeg 
tnigung  mit  bem  l^öd^ften  @üte  n)ie§.  @ie 
!te  ie|t  il^re  Su^ftrenge,  blieb  ieben  2:ag 
bis  jur  95e§per,  geno|  nur  mel^r  Srob 
^egrüd^te,  burd^toad^te  bie  meiften  5Räd^te 
tt  imb  mi^l^anbelte  il^ren  Seib  unb  il^r 
mit  ber  ©ei^el  bi§  jjur  Unfenntlid^feit. 
lieb  fie  aber  gegen  ben  Seid^toater  offen 
ffinb  unb  entging  fo  ber  ©efal^r,  00m 
eift  flott  Dom  ©cifi  ®otte§  getrieben  gu 
9Ux^htm  fit  burd^  munberbare  Srleud^» 
e  @mtben  i^red  fiebend  in  einer  SBeife 
^tte,  ttrie  pe  nur  ®ott  befannt  fein  fönnen, 
nad^  od^ttögtger  IBorbereitung  nod^  einmal 
nnetne  Seid^t  über  i^r  oergongened  Seben 
mm  begonn  für  18  3a^re  ein  äBettftreit 
i^  mib  i^rem  göttlid^en  Bräutigam,  M 
immer  größere  Selbftoerod^tung  unb  ^u^» 
mcd^  immer  größere  ®naben  ermiebert 
gpur  bieje  3eit  gel^ört  aWargaretbo  in  bie 
r  gotttegnobigten  Seelen,  »eld^e  in  m^fti» 
fmimmg  bie  Snfd^ouung  unb  ben  Seft^ 
im  ®ute8  gleid^fom  fd^on  oonoeg  nehmen 


bürfen.  Sie  ftonb  in  einem  Serfel^r  mit  bem  §ei- 
lanb,  ber  einer  ununterbrod^enen  Offenbarung  uiÄ 
Snfprod^e  glid^.  Obttiol^I  fie  il^rem  ^eid^hmter  nur 
SSenigeS  oon  ber  munberboren  Srlenntni^,  meldte 
il^r  auf  bief e  SBeife  juflol,  mitjutl^eilen  toogte,  f 0 
gaben  ibre  auffd^Iüjfe  bod^  borüber  3wgni|,  ba| 
fie  burd^  il^re  Siebe  gu  ®ott  unb  il^ren  ÜRitmenfd^en 
in  bie  ®eftnnung  beS  SrIöferS  DoIQommen  einge« 
gangen  »or  unb  fo  al§  ein  ®efö^  ber  ®nabe  ben 
@ünbem  bie  SBefel^rung,  ben  3u>eifelnben  Srleud^- 
tung,  ben  Seibenben  Sröfhing  unb  ©efunbl^eit,  ber 
Si\xä)t  unb  i^rem  Ober]^au))t  utot]()  unb  Seitung  Der« 
mittein  burf  te.  ^u^  bie  gemöl^nlidlen  Srf d^eimmgen 
m^ftifd^er  SiebeSoereinigung,  nrie  bie  ^ergüdung 
unb  bie  Jtenntnig  frember  ©eelensuftonbe,  mürben 
il^r  ju  tl^eil.  @o  fe^te  fie,  nur  in  fleinem  jheife 
gelaunt  unb  Derel^rt,  i^r  ®nabenleben  unter  ftetS 
größerer  Sntf ogung  unb  SoSfd^älung  fort,  ^ixc  bie 
legten  fteben  Solare  il^reS  SebenS  forberte  ®ott  oud^ 
ba§Oi)fer  Don  il^r,  bo^  {te  ben  treuen  Seid^tooter 
unb  Sfül^rer,  ber  fte  1 3  Solare  geleitet  l^attc,  tnihä^xm 
mu^te.  So  biefer  ber  Sinjige  mar,  ber  über  il^re 
inneren  Srfobmngen  Sufgeic^nungen  gemod^t,  fo 
feilten  über  biefen  Ie|ten  SebenSobfd^nitt  ÜRar» 
garet^o'S  olle  9iod^rid^ten,  uttb  man  mei^  nur,  ba| 
f\t  ibr  abget5btete§  Seben  in  niebriger  Stellung  gu 
Sortono  bi§  1297  fortfe|te.  9lad^bem  fie  17  Sage 
long,  oon  ber  ®Iut  ber  göttlid^en  Siebe  erfüUt, 
meber  mel^r  effen  nod^  trinlen  gefonnt  l^otte,  ftorb 
fte  am  22.  ^ebruor  beim  Snbrud^  ber  ÜRorgen» 
rötl^e,  um  in  ben  emigen  ®nabentag  ein)uge|en. 
^n  il^rem  Sorge  unb  fpöter  an  il^rem  ®rabe  ge« 
fd^ol^en  ouffallenbe  SBunber,  mit  beren  Srjöl^Iung 
fd^on  il^r  frül^erer  iBeid^tooter  ein  gonjeS  SBud^ 
füllen  fonnte.  Sie  morb  gu  £ortona  in  ber  lange 
oerfd^loffen  gemefenen  jtird^e  beS  1^1.  Softliud  bei- 
gefe^t;  bort  rul^t  il^r  Seib  tu)d^  l^eute  DoOfommen 
er](f alten  unb  unoermeSt.  9lad^bem  SeoX.  ber  Stobt 
©ortono  bie  grloubni^  gegeben,  il^r  Qfeft  ju  feiern, 
bel^nte  Urbon  YIU.  biefeSemilligung  auf  ben  gon« 
gen  SftondSconerorben  ouS,  unb  Senebict  XIII. 
fe^te  fte  1728  in  bie  3a]^I  ber  ^eiligen.  Sie  mirb 
am  22.  ^ebruor  oß  an  il^rem  Sobedtoge  oere^rt. 
(9Sgl.  BoU.  Febr.  m,  298  sq.;  Sed^ner,  ®a§ 
mt)ftifd^e  Seben  ber  1^1.  SRorgoretl^o  oon  Sortono, 
MegenSburg  1862.)  [ffoulen.] 

'SBargaref^a^onSotl^ringen,  bie  fei., 
oom  britten  Orben  beS  f)l  ty^ondScuS,  mor  1463 
al§  Sod^ter  be§  ÖergogS  ^riebrid^  oon  Sotl^ringen 
unb  feiner  ®ema|lin  3olont|^e  Don  ^njou  geboren 
unb  erl^ielt,  mie  i|re  ®ef d^mifter,  eine  fromme  6r» 
giel^ung;  bie  ]()ierburd^  in  il^r  gegrünbete  Seben8> 
rid^tung  bettelt  fie  oud^  bei,  oIS  fte  in  il^rem 
13.  äol^re  on  ben  ^of  il^reS  SäruberS  SlenotuS  II. 
Don  Sotl^ringen  tom,  unb  oIS  fie  1488  mit  bem 
|)er}og  SRenotuS  Don  9IIen9on  Dermäl^It  mürbe. 
Sejterer  mar  i^rcr  mertl^  unb  legte  il^ren  frommen 
Hebungen  fdn  ^inbemt^  in  ben  SBeg ;  Dielmel^r 
erbaute  er  gu  ^Itxn^on  ein  gloriffenflofter,  in  mel» 
d^e§  fte  oft  fid^  unbemerft  jurüdf gießen  fonnte.  Sd^on 
nad^  Dier  Solaren,  nod^bem  fte  SKutter  Don  brri 


695        SDlatgoretl^a  ÜRaria  Sllacoque  —  ÜRargaretl^a  Don  SaDo^en.         ( 


JKnbem  gemorben,  toaxh  fte  SBittme  unb  mürbe 
fogIei(!^  ben  @äleier  genommen  l^oBen,  h)enn  nid^t 
i^re  mütterlidjic  $p^t  fie  in  ber  SBelt  surürf« 
gel^dten  l^alte.  ©al^er  trat  fie  öorerji  in  ben  britten 
Orben  beS  1^1.  SrcmciScuS  unb  lebte  fortan  ou^er 
für  bie  grjiel^ung  il^rer  ftinbcr  nur  nod^  für  gute 
SBerfe,  für  »eld^e  pe  ein  grofeeS  93ermögen  auf» 
n)enbete.  £ine  Steil^e  Don  Jtird^en  unb  fflöftem,  be« 
fonber§  beS  britten  OrbenS,  öerbanfte  ber  from- 
men ^er^ogin  il^re  ©rünbung  unb  S)otirung; 
ebenfo  »ar  fie  bemül^t  ©t)itöler  für  ffranfe  unb 
SIrme  }u  errieten.  9iac^bem  il^re  JKnber  ju  tugenb^^ 
l^aften  SJlenj^en  ]()erangeh)ad^{en  maren,  glaubte 
pe  fid^  öon  ben  SRüdfid^ten  frei,  meldte  pe  in  ber 
Sßeß  gurüdgel^aUen  l^atten,  unb  trat  1520  in  ba§ 
öon  il^r  gejHftete  Klariffenfloftcr  ju  3lrgcntan,  §ier 
ftarb  fte  fd^on  am  2.  92ok)ember  1521  im%uf  ber 
§eiUgfeit,  unb  il^r  Seib  »arb  nac^  stoölf  Salären 
in  einem  feud^ten  ©rabe  gan)  unDerle^t  gefunben. 
^f)x  SInbenfen  »irb  am  2.  ober  5.  Jloöember  ge= 
feiert.  (95gl.  Maitre  Yves,  Vie  de  Marguerite 
de  Lorraine,  Bourges  1585 ;  Hameau,  Vie  de 
Marguerite  de  Lorraine,  grande-aleule  du 
roi  Louis  Xm,  Par.  1618  et  1658.)  [Äaulen.] 
9tat0atef9a  '^axia  iLtacoqut^  bie  feU 
au§  bem  Orben  ber  ^eimfud^ung,  mürbe  au§  alter 
angefel^ener  tJamilie,  bie  ein  eigenes  aBajjjjenfül^rte, 
aber  an  öu^eren  SDtitteln  l^eruntergefommen  mar, 
am  22.  3uli  1647  in  bem  äBeiler  Sl^autecour  5u 
SeroSöreS  (Sourgogne)  geboren.  'fRaii  einer  an 
SBed^f et  unb  Prüfungen,  aber  aud^  an  l^immlifd^er 
SBegnabigung  reid^en  3ugenb  trat  fie  20.  3uni 
1671  in  ba§  burd^  Sifer  unb  Su^ftrenge  au^' 
gejeid^nete  Hlofter  ber  ^eimfud^ung  p  $ara^  unb 
erhielt  25.  ^uguft  b.  3.  ben  @d^Ieier.  SBenig  ge» 
eignet  für  bie  löuSlid^en  iBefd^öftigungen,  ma^te 
fie  fid^  bemerfbar  burd^  au^erorbentlid^e  £ugenb, 
inSbefonbere  burd^  Siebe  ^ur  Serborgenl^eit  unb 
5um  fieiben.  S)a§  ^u^ergemö^nlid^e,  meld^eS  f d^on 
balb  an  il^r  l^erDortrat,  erregte  t)iele  Saläre  lang  ba§ 
SJli^trauen  t)on  Oberinnen  unb  @d^meftem  unb 
50g  i^r  ben  mel^rmonatlid^en  Sluffd^ub  il^rer  ^ro» 
f ejfion  unb  anbere  l^arte  Prüfungen  ^u,  bie  erft  mit 
ben  legten  Dier  Salären  il^reS  SebenS  ein  Snbe  mf)' 
men.  ®ie  ftarb  im  SRufe  ber  ^ciligfeit  am  17.  Oc= 
tober  1690.  95on  ber  bifd^öflid^en  95ebörbe  üou 
Sutun  mürbe  1715  il^r  @eligf))red^ung3t)ro5eg 
eingeleitet,  erlitt  aber  Unterbred^ung  biö  1820. 
fieo  XIL  nal^m  ben  $roge^  mieber  auf,  $iug  IX. 
entfd^ieb  23.  2luguji  1846  über  ben  ]^eroifd)cu 
@tanb  i^rer  Sugenben  unb  nal^m  24.9lprü  1864 
bie  ©eligfpred^ung  öor.  —  fjfür  bie  ©efammt« 
firc^e  ift  bie  fei.  TOargaretl^a  öon  93ebeutung, 
f  of  em  burd^  pe  bie  ie|t  Don  ber  Äird^e  gutge]^ei|ene, 
meit  öerbreitete  Snbad^t  jum  göttlid^en  ^ergen 
3efu  juerp  befannt  gemad^t  unb  ju  ber  Htüt  öon 
dinmirfungen,  meldte  enblid^  jur  ßinfejung  bc§ 
6era.3efu«gfePe§  führten  (f.  b.  art.),  ber  erPe  ?ln- 
fto|  gegeben  mürbe.  Seftimmenb  für  bie  bie^« 
be^üglid^en  SBemül^ungen  ber  überaus  bemütl^igen 
unb  ungemöl^nlid^  fd^üd^temen  Sungfrau  maren 


befonberS  brei  gro^e  Offenbarungen,  meld^ 
möl^renb  ber  ßfftafe  27.  ©ecember  1673,  in 
i^rol^nleid^namSmod^e  (?)  1674  unb  in  ber 
leid^namSoctaö  1675  }u  S^eil  mürben, 
über  bem  fepen  SBiberftanb  innerl^alb  ber  e 
neu  ©enoffenfd^ap  gemannen  il^re  Semu)^ 
erp  §alt  burd^  bie  1684  im  S)rudf  öeröffentfid 
Sufseid^nungen  be§  angefel^enen,  1682  gepoiA« 
P.  SlaubiuS  be  la  Solombiöre,  in  mdd^  t 
92ennung  il^reS  92amen§  ber  3u]^alt  il^ter  Of 
barungen  aufgenommen  unb  mann  befürtiu 
mar.  S)ie{er  $rieper  mar  1674  als  ou^ecorb 
Hd^er  SBeid^töater  beS  ff loPerS  unb  (SemipenS 
mit  ber  Seligen  öorübergel^enb  befannt  gemoc 
l^atte  il^ren  @eelen}uftanb  unb  il^re  Opetäarm 
forgfaltig  geprüp  unb  bei  ber  fritifd^en  Sage 
S)inge  pe  mie  bie  Oberin  burd^  fi^em  StoS^ 
ftü^t  unb  berul^igt.  SBon  1685  an  maren  eS  1^ 
föd^Iid^  9Jl.  3narie«t$ran9oif  e  be  @aumaif  e.  Ob 
gu  ®ijon,  unb  SB.  (Sre^pe,  Oberin  ju  @en 
en<9lu|oiS,  meldte,  nad^  je  fec^jöl^riger  Seit 
beS  fflofterS  ju  ^araQ  öon  bem  ^bl^em  ^fi 
ber  Seligen  überzeugt,  bie  Semül^ungen  berfel 
burd^  i^ren  @inpu|  unterftü^ten  unb  burd^  il 
brieflid^en  Serfel^r  mit  ber  Segnabigten  genoi 
92ad^rid^ten  unS  erl^alten  l^aben.  3)ie  Selige  p 
erlebte  nod^  eine  auffaüenbe  Ausbreitung  ber  1 
bad^t,  bie  SBeil^e  mehrerer  ffat)ellen  on  bofi 
ligfte  bn^  unb  bie  ©ut^eigung  einer  ÜReffe : 
eines  OfpciumS  ju  bcffen  &^xt  burd^  bie  btfd 
Ud^e  SBel^örbe.  (Sgl.  Vie  et  oeuvres  de  la  bi 
heureuse  Marguerite-Marie  Alacoque,  2  vc 
2*  ed.,  Paray-le-Monial  et  Paris  1876;  E.  B 
gaud,  Histoire  de  la  b.  h.  M.  M.  et  des  ( 
gines  de  la  Devotion  au  coeur  de  Jesus,  3* 
Paris  1875 ;  SK.  §auS]^crr  S.  J.,  P.  3oi  6 
fet  S.  J.  über  bie  Aiü)ad^t  ^um  l^eiligPen  iQtmtn 
Sine  Stimme  auS  ben  Sagen  ber  fei.  ÜRargo» 
5Dlaria  ?llacoque,  SKünper  1888;  bie  übrige  1 
fangreid^e  Siteratur  f.  bei  N.  NiUes  S.  J., 
Bationibus  Festonim  SS.  Gordis  Jesu,  5. 
Oeniponte  1885,  II,  520  sq.)    [O.  $fülf  S. 

^tgareffa  öon  3Raria>9Rebtng 
f.  Ebner,  SKargaretl^a. 

^^ax^axetf^a  öom  l^eiligen  Sacramei 
f.  ^Tcarie  n.  2. 

^axiOXtU^a  öon  Saöo^en,  bie  fei.,  * 
1382,  mar  bie  Sod^ter  beS  ^er}ogS  ^mobeuS 
öon  Saöo^en.  3m  %  1402  öermäl^Ite  pe  pc^ 
bem  @rafen  £b^obor  öon  SRontferrat  unb  I 
mit  i]()m  in  fel^r  glüddid^er  Sl^e,  bis  biefelbe  1' 
burd^  ben  %oh  beS  ®atten  gelöst  mürbe.  3e^ 
fd^lol  pe,  nur  mel^r  für  @ott  gu  leben,  über 
befemegen  il^ren  gefammten  SePJ  bem  iBorm 
il^reS  einzigen  Sol^neS,  gelobte  emige  fteufc^ 
unb  liep  pd^  auf  ben  3iaii)  beS  1^1.  ^incen^  t 
reriuS  ^u  ^Iba  in  ben  bntten  Orben  beS  l^L  ^ 
minicuS  aufnel^men.  ^ier  erlangte  pe  bie  §ei 
feit  beS  SebenS  burd^  eine  faP  ununterbrod^ene  * 
betSfammlung  unb  burd^  bie  ^elbenmüt]^ige®eb 
momit  Pe  Jhanf^eit,  Serleumbung,  boSl^afte  9ti 


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SRargaretl^Q  ton  Sd^ottlanb  —  ÜRargaretl^io  oon  Ungarn.  698 


kr  Dhnfd^  nnb  fdbrecfenbe  9lnfed^tungen  bed 

tofrK  ertntg.  Set  fio^n  für  t^re  Sreue  beftanb 
h  ber  eigen^ihnfic^n  ©nobengobe,  bo^  aQe  il^re 
ftMf  er^rt  ttmtben;  bur^  biefelbe  tt)arb  fte  eine 
So^l^äifrhi  fifar  ungejöl^Ite  Seibenbe  il^rer  3ctt. 
6ie  entfette  ein  9Iter  Don  82  Solaren,  ol^ne  jeit 
ifm  eifien  (Eintritt  ba3  ff lofter  tierioffen  }u  l^ben. 
CknenS  X.  orimete  an,  ba^  fie  t)om  ganzen  2)0' 
flriaicanerorben  am  27. 9{ot)entber  ju  Derel^ren  fei. 
fl$gL  6.  Beynaud,  Yie  de  la  bienh.  Marg. 
h  SiToie  de  l'ordre  de  S.  Dominique,  Paris 
1674;  etübtaf,  ^«igen-Sey.  IV,  138.)  [ffaulen.] 

Pte|iRfff«t>on@$ottIanb,bie^I.,  t)on 
ftng  (^ttorb  bem  Sefenner  abftammenb^  (Se« 
wdflm  be8  ffönigS  aRakoIm  ton  ©d^ottlonb,  mit 
boB  fte  1070  in  il^rem  24.  Saläre  t)ermä]^It  nmrbe, 
y^  brn  16.  9lm)fmber  1093,  t)on  ^opft  3nno- 
(ni  IV.  cononifirt  1251.  SDie  ©efd^i^te  biefer 
geUigen  bilbet  eine«  ber  fd^önflen  iBIötter  ber 
notttf^en  (Sff^i^te.  @te  mar  ein  ÜJhtfter  öci^ter 
Scomim^kit  mri)  Sugenb,  ber  Sngel  il^reS  ®e« 
M^i,  bk  befte  Srjiel^erin  il^rer  @ö^ne  unb  Xöd^> 
ter,  bie  €<l^irmerin  ber  Steligion,  @ittltd^feit  unb 
fioed^eit,  eine  malere  Siferin  für  bie  ffird^e, 
bmn  Qebott  fie  aufredet  ju  erl^alten  unb  bie  fie 
ont  lo&rbigen  ^irten  5U  5ieren  bemül^t  mar,  eine 
Si^iberin  ber  l^unfie  unb  SSiffenf duften,  eine  malere 
taabelimttter  ^  meld^  aUe  Srmen,  Sebrängten 
nb  Unglüdflid^  W^  ^er)  gefd^rieben  maren. 
Sto^  über  baS  Seben  biefeS  §immel8gefd^en!e§ 
fnr  6((ottIanb  ift  in  ber  fiebenSbefd^reibung  )u 
Moi»  toeld^  Don  i^rem  Seid^ttKiter  gef daneben  ift 
nb  bei  ben  SoOanbiften  am  10. 3uni,  il^rem  (Se« 
M^toiltoge,  fld^t  ßd  ifl  biefeS  Seben  aud^  ein 
MentenbeS  9ctenftud!  ffir  bie  fd^ottifd^e  ffird^en- 
fef^U^.  9lur  )mei  3üge  mögen  barauS  l^ier  nod^ 
i|R  Stelle  finben:  bie  ^ige  mnigin  brang  oft  in 
4Rn9€id^ter,  Q^x  rüdffid^tSloS  aSe  il^re  Sfel^Ier 
flpjeigen;  bie  l^fige  Königin  beranftaltete  aud^ 
wäfon  Eoncilien  unb  trat  in  einem  berfelben 
obob  mri)  eifemb  für  bie  SBieberJ^erfteKung  ber 
foi^gebote  auf.  [@c^röbl.] 

Sto|tfff^  t)on Ungarn,  bie  fei.,  im 
18. 3o]^r^bert  eine  Sierbe  beS  ©ominicanerin» 
vnDofieiS  ju  93ef}pr6m,  marb  al§  Sod^ter  bed 
ttetgS  Sda  rv.  unb  feiner  @emapn  SRaria 
31  einer  3^  geboren,  als  bie  SinföDe  ber  Sa« 
tarn  ben  Seftanb  be§  ffbnigreid^eS  bebrobten. 
Uli  9otted  ^ilf e  gegen  bief en  Srbf einb  ber  Sl^ri« 
fUlfät  |u  erlangen,  mad^te  il^r  SBater  nod^  tor 

SOäurt  baS  @elübbe,  ba§  ju  ermartenbe 
für  ben  OrbenSftanb  erjiel^en  ^u  laff en.  ÜRar« 
ftaäfa  )eigte  Don  frul^efter  3ugenb  an  eine  ®e* 
fmoig,  meld^  biefem  Serufe  tn^ptaä).  ®d^on 
ntrieräol^lTen  t)erlangte  fte  in  ben  d^riftlid^en  ®e« 
leinriffoi  miterrid^tet  )u  merben,  unb  t)on  biefer 
Sldt  an  oere^  fte  befonberS  baS  Jheu§  be§  ^erm 
■it  lortefler  9nbad^t.  3n  ben  ©elf!  be§  ®efreu- 
Mtoi  {n^te  fte  aud^  burd^  emjte  ^u^e  unb  ^b> 
tMmg  cfai|ugeVn.  9Rit  bem  fünften  ^al^re  trug 
Pe  flott  Simtenjeug  nur  ®emebe  t>on  SRo^l^aaren 


auf  bem  blo^  Seibe.  2)en  Sag  t)or  ber  ^eiligen 
Sommunion  brad^te  fte  bei  SBa^er  unb  ^ob  ju, 
bie  9iad^t  bor  berfelben  burd^mad^te  fte  im  @ebet, 
unb  am  Sommuniontagefelbft  na^m  fte  erft^benbS 
etmaS  ©peife  }u  ftd^.  9lie  bulbcte  fte,  ta^  man 
fte  mit  ben  il^rem  ©taube  entfpred^ben  Sitein 
anrebete.  ^68  märe  mir  lieber,"  fagtefteoft,  „als 
95auemfinb  geboren  ju  fein,  meil  id^  bamt  ®ott 
befto  ungejmungener  bienen  fömtte."  ?ll§  i^r  SSater 
fte  unter  fold^en  ®eftnnungen  ^eranmad^fen  fa^, 
lie|  er  }U  il^rer  Sufnal^me  ein  neues  IHofter  auf 
einer  3)onauinfel  bauen  unb  {kttete  eS  reid^licQ 
aus.  9iad^bem  fte  l^ier  eingebogen  mar,  aber  nod| 
nid^t  bie  ®elübbe  abgelegt  f)attt,  marben  erft  ber 
^erjog  t)on  $olen,  bann  ber  Honig  oon  Sö^men 
um  ibre  f)anb,  unb  ber  IBater,  bem  bie  ))olitifd^e 
Soge  beS  SanbeS  fold^e  Serbinbungen  überaus  er> 
münfd^t  mad^en  mu^te,  fud^te  t>on  feinem  ®elübbe 
entbunben  ju  merbeti:  aber  feine  ffiorfteüung  unb 
fein  3ureben  tonnte  ÜJtargaretba  bemegen,  auf  baS 
eigene  ®elübbe  ber  3ungfröultd^feit  ^u  t)er}id^* 
ten.  9lad^  ber  $rofeffton  meierte  fie  ibren  ßifer  für 
baS  @tf)ti  unb  bie  ^töbtung  in  einem  fold^en 
SWa^e,  ba^  iljir  fjortlcben  als  ununterbrod^eneS 
SBunber  ©otteS  angcfel^en  mürbe,  ©icfem  SBufe- 
getfte  entfprad^  aud^  bie  S)emut]^,  momit  fie  jebe 
^et)or3uguna,  fei  eS  megen  i^reS  ©tanbeS,  fei  eS 
megen  ibrer  ©efunbl^eit,  ju  umgeben  mufete.  ©abei 
mar  eS  il^re  Suft,  bie  niebrigften  ©icnfte  im  fflojicr 
}u  t)errid^ten  unb  bie  efelbafteften  ffranteninbem» 
f elben  )u  beforgen.  iBet  f old^en  iBefhebungen  nabm 
fie  ftd^  befonberS  bie  bl.  Slifabetb  dum  ißorbilb, 
mit  ber  fte  btud^  nabe  9lutSt)ermanbtfd^aft  t)er> 
bunben  mar.  3)aS  ^nbenfen  an  ibren  gefreu5igten 
Sröutigam  mar  if^x  immer  fo  lebenbig,  ba^  fte  oft 
fogar  bei  Sifd^  in  bie  tieffte  SBetrad^tung  t)erfunfen 
fa|  unb  nur  mit  Tl&^t  toieber  ju  fi$  gebrad^t 
merben  tonnte,  um  bie  notl^menbigfte  Stabrung  5U 
nebmen.  ©tunben  unb  Sage  lang  mar  fte  für  alleS 
©egenmörtige  entrüdt;  oft  f darnebte  fte  bann  Dor 
ben  ^ugen  aller  ©d^meftem  fnieenb  bod^  über  bem 
93oben;  oft  ftral^Ue  übematürlid^eS  Std^t  auS  ibren 
3ügen.  ßirnnal  itt  ber  ^IböentSjeit,  mäl^renb  bie 
Siebe  unb  baS  Seiben  beS  ^erm  fie  mieber  empor* 
gejogen  l^atte,  brannte  eine  l^IIe  fl^amme  auf  ibrem 

taupt;*ane  ©d^meftem  fa|en  eS,  unb  baS  gan^e 
(öfter  lief  }ufammen,  um  3^9^  ^i^^  fold^en 
SBunberS  )u  fein.  92ad^bem  ^e  enblid^  mieber  )u 
ftd^  gefommen  mar,  fagte  man  il^r:  „©d^mefter, 
eS  brennt  6ud^  ein  tS^ntx  auf  bem  ffopf " ;  ba  ftrtd^ 
fte  mit  ber  6anb  bie  ^flamme  l^inmeg  unb  erfd^ten 
mie  t)on  übemotürli^er  ©eligfeit  erfüllt,  ^fjxt 
®ebete  unb  5lbtöbtungen  fc|te  fte  aud^  nod^  fort, 
als  fte  bon  flarfem  gieber  auf  boS  lejte  Sager 
niebergemorfen  mar.  ©ie  jtarb,  mie  fte  öorauS- 
gefagt  batte,  am  18.  3anuar  1271,  als  fte  beim 
Seien  beS  30.  ^falmeS  ju  ben  SBorten  gefommen 
mar:  Inmanustuas  commendo  spirittim  meum. 
©ie  marb  in  ibrem  fflofter  begraben,  fpäter  aber 
naä^  $ofen  übertragen  unb  foD  bort  nod^  rul^en. 
Obgleich  ber  $rojef  ibrer  ©eligfpred^g  nid^t  }u 


699 


Margarita  —  SKar^einefc. 


700 


Snbe  geffl]^  morben  ift,  toirb  fie  bo^  gan^  gemöl^n» 
lid^  ju  bm  Seligen  gered^nct.  (Sgl.  AA.  SS.  Boll. 
Jan.  n,  897 ;  Andräs  Illejes,  Pretiosa  Marga- 
rita, i.  e.  vita  S.  Margaritae  Ungariae  virginis, 
Tyrnav.  1707;  ©reitl^,  ®ie  bcutfd^e  W^ftif  im 
$rcbiger.Drben,  greib.  1861,  356.)    [ftoulen.] 

Margarita  ober  Margaritae  l^ei^t  in 
ber  Bpxaä^t  bcS  9DflitteIaIter§  eine  Snl^altSübcrftd^t 
ein  Slu^ug  qu8  einem  gr5|em  SBerfe,  meift  ouS 
einet  Sted^tSjammlung,  aber  auc!^  an§  [tat!  Der« 
breiteten  Kommentaren.  2)iefelben  fd^Iie^en  flci^ 
enttt)eber  an  bie  Orbnung  ber  IBorlage  an  ober 
folgen  ber  alp]^abetif(i^en  Orbnung.  ^eben  |)ro> 
faifd^en  fommen  aud^  metrifd^e  Margaritae  t)or. 
Snbere  9(u§brüdte  für  biejelbe  Sad^e  ^nb  tabulae, 
notabilia,  memoriale,  remissiones ,  reper- 
torium,  flos  ober  flores,  indices  u.  f.  m.  (^gl. 
©tinjing,  ®ef d^.  ber  popvlbxtti  Siteratur  be§  röm. 
conon.  SRed^tS  im  SWittelafter  41  ff.;  ©d^utte, 
®efd^.  ber  DueSen  unb  Sit.  beS  canon.  9led^t§ 
n,  489  ff.)  [M.  t).  ©d^erer.] 

9bnr9eiiiefte,  $)^ilit)))  J^onrab,  proteftan« 
tifd^er  Sl^eologe,  geb.  ^u  ^ilbeSl^eim  am  1.  9Rai 
1780,  ftubirte  1798—1801  Sl^eologie  in  &bU 
tingen,  mo  befonber§  $Iant  ©töublin  unb  Slm« 
mon  feinen  SntmidQungSgang  beeinflußten,  h)urbe 
1802  ^auSle^rer  bei  bem  $röfibenten  t).  ^emi^ 
in  TOe&enburg,  1804  SRepetent  an  ber  tl^eologi» 
fd^en  Sfacultöt  ju  ©öttingen,  1805  außerorbcnt« 
lid^er  $rofe{for  unb  UniDerfttötSprebiger  in  Sr« 
longen  unb  1807  $rofeffor  ber  S^eologie  in^ei« 
belberg.  $ier  fd^Io|  er  fi(^  Dor^üglid^  an  3)aub 
an,  ftanb  aber  auc^  mit  Sreujer,  be  SBette,  ©d^toar^, 
®5ne8,  SlemenS  ^Brentano,  Sd^im  D.  Stmim, 
»ödß^  u.  21.  in  regem  SBerfel^re.  3m  3- 1811  folgte 
er  einem  Shtfe  an  bie  neugegrünbete  Uniüerfttät 
93erttn,  »irfte  bort  al8  Se^rer  ber  Sl^eologie  an 
ber  ©eite  bc  SBette'8,  JleanberS  unb  ©c^Ieier» 
mad^erS  unb  mar  feit  1820  neben  Ie|terem  ^ugleid^ 
^rebiger  on  ber  ©reifaltigfeitsfird^e.  Seit  §egel§ 
Üeberfiebelung  nad^  SBerlin  1817  arbeitete  er  fld^ 
mit  fd^merer  unb  an|altenber  ©eifteSmül^e  in  beffen 
@9ftem  l^inein  unb  geftaltete  feine  gan^e  Xl^eologie 
nunmel^r  im  ©eifte  biefeS  ©9ftem§  au8.  3m  3a]^re 
1835  erl^ielt  er  ben  Sitcl  eine§  Oberconfiftorial« 
ratl^eS,  1844  entfagte  er  »egen  förperlid^enfieibenS 
afler  öffentlid^en  S^ötigfeit  auf  Katl^eber  unb  ffan» 
gel,  unb  am  31.  $IRai  1846  ftarb  er. 

SRarl^einele  übte  fomol^l  als  Seigrer  toxt  al§ 
©d^riftfteÜer  eine  fel^r  umfangreid^e  Il^ätigfcit 
aus,  meldte  ftd^  über  alle  {^öd^er  ber  Zl^eologie, 
bie  biblifd^^ejegetifd^en  ausgenommen,  verbreitete. 
3m  SBereid^e  ber  ftird^engef^id^te  öeröffentlid^te  er 
attererft  eine  „UniöerfaD^iftorie  beS  ßl^nftentl^umS" 
(1. 2:^1.  Erlangen  1806),  ein  unöollenbet  gelaffe» 
neS,  im  ©inne  ber  ©peculation  eines  fjfid^te  unb 
©d^eOing  gel^alteneS  3ugenbmerf.  ©pftter  Heß  er 
bemfelben  als  gereiftereS  SBerf  folgen  eine  „®e« 
fd^id^te  ber  beutfd^n  SReformation",  bie  1816  gu 
Serlin  in  2  Xl^eücn  erfc^tcn  unb  bis  1530  reid^te, 
»öl^renb  bie  2.  «uflage  1831—1834  in  4  Steilen 


erfd^ien  unb  bis  1555  reid^te.  3uc  SSodotfetec  iHm 
Sut^erS  Xob  Deröffentlid^te  er  no(^  eine  @^^tift 
über  bie  „Sieformation,  ii^re  Sniftel^ung  unb  3ktß 
breitung  in  £)eutfd^Ianb\  Serlin  1846.  3n  bet 
bogmengef  d^id^tlid^en  3nauguralab]^anblimg  S.Pa- 
trum  de  praesentia  Christi  in  s.  Goena  sen- 
tentia  triplex  (^eibelb.  1811)  fud^te  er  burc^uuF 
fül^ren,  baß  im  Gebiete  ber  ^Ibenbmal^lSle^re  fo- 
mol^I  bie  reformirte  mie  bie  lutl^erijd^  imb  faX^ 
lifd^e  £onfeffbn  bie  Saterlel^re  o^iel^ungStDäft 
für  ftd^  in  ^nffirud^  nel^men  fönne,  inbem  bie 
IBöter  in  ben  erften  brei  3a]^r]^unberten  ubermie- 
genb  bie  Dirtuelle  @egenmart  S^rifti  in  ber  Sitd^ 
riftie  t>ertreten  l^aben,  t)om  4.-9.  Sal^rl^unbett 
—  in  ber  ^eriobe  beS  „dafpfd^en  unb  golbenea 
d^riftlid^en  ^tertl^umS",  toit  er  fi(^  fpöter  anfi* 
brüdtte  —  bie  fubftantielle  ®egemDart  beSfelben  in 
ber  Sud^ariftie  unb  Dom  9.  Sal^rl^unberte  on  gu 
bem  l^in  nod^  bie  fubftantieEe  SSerUHmblung  beS 
SrobeS  unb  SBeineS  in  Seib  unb  93Iut  beS  ^emt. 
Muä^  in  ber  „@i]^riftüd^en  S^ogmengefd^ic^te",  bem 
4.  Säanbe  ber  nad^  feinem  Sobe  üon  @t  ÜRoi- 
tl^iaS  unb  SB.  Satte  gu  Serlin  1847—1849  1^ 
ausgegebenen  Sorlefungen,  fud^te  er  biefe  auS 
einem  fünftlid^en  ©d^ematiSmuS  l^erDorgegongene^ 
gang  unb  gar  ungefd()id^tlid^e  ^uffaffung  nod^  ouf* 
red^t  gu  erhalten.  ^uS  93orIefungen,  toeld^  er  ge> 
l^alten  f^aüt,  erteud^fen  mannigfad^e,  in'S  ®ebtel 
ber  ©qmbolü  einfd^Iagenbe  ©d^riften.  ^ffin  ge> 
l^ört  bor  SOIem  „3)aS  ©9f!em  beS  ffatl^oIiciSmuS 
in  feiner  f^imbolif^en  ©nhoidHung",  3  93be,,  ^ei« 
belberg  1810 — 1813,  fomie  bie  nad^  bem  gtteiten 
Säanbe  biefeS  SBerfeS  erfd^ienene,  auS  ^Briefen  an 
Panf  beftel^enbe  ©d^rift  über  „ffiaS  toal&re  Skr» 
l^öltnig  beS  ffatl^oIiciSmuS  unb  $roteftantiSmnS 
unb  bie  projectirte  ftird^enüereinigung",  ^eibelberg 
1810.  S^al^in  gel^ören  meiterl^in  bie  für  ben  Si)väF 
gebraud^  bered^neten  Institutiones  symbolicae, 
gu  »erlin  1812  in  1.,  1825  in  2.,  1830  in 
3.  Sluflage  erfd^ienen;  femer  feine  Sbl^anblung 
über  .aWö^IerS  ©^mboUf",  »erlin  1833,  auSben 
öon  il^m  mitbcgrünbcten  ^Berliner  3a]^rbüd^em  fifac 
miffenfd^aftlid^e  Jlritif  befonberS  abgebrudtt,  luü) 
enblid^  feine  „Sil^riftlid^e  ©^mboUf",  auS  feinem 
9{ad^Iaffe  l^erauSgegeben  als  britter  Sanb  feiner 
tl^cologifd^en  SBorlefungen.  3m  95ereid^e  ber  S)og- 
matif  lie^  er  guerft  ,,®runb(e]^ren  ber  d^rifüid^en 
S)ogmatif",  SBerlin  1819,  crf(^einen,  meldte  öor» 
l^errfd^enb  nod^  ben  Sinffu^  ©d^eUingS  unb  ^aubi 
t>ttTaÜ)tn.  ®Ieid^  le^terem  menbete  er  ftd^  bann 
aber  §egel  gu,  fo  bafe  feine  „®runblc]^rcn  ber  d^rift- 
lid^en  ©ogmatif  als  SBiffenfd^aft",  Serlin  1827, 
ebenfo  in  beffen  ®eifte  gel^alten  fmb,  mie  aud^ 
fein  „©^ftem  ber  d^riftlid^en  ©ogmatif,  baS  auS 
feinem  92ad^Iaffe  als  gmeiter  »anb  ber  tl^eologi- 
fd^en  Sorlefungen  erfd^ienen  ift.  pfür  aOgemei* 
nere  S^tdt  ift  fein  „Sel^rbud^  beS  d^rifUid^en  ®Iau- 
benS  unb  fiebenS  für  benlenbe  Sl^riften  unb  gum 
®ebraud^e  in  ben  oberftcn  fflaffen  ber  ©t^mna« 
rlen^  «erlin  1823, 2.  ^uf[.  1836,  bered^net  3n8 
®ebiet  ber  3Sloxal  fd^lägt  ein  fein  SntrittSpro« 


701 


ÜRarl^einefe. 


702 


inaiin  De  potaori  yi^  quam  ad  commutandam 
■ornm  disciplinam  exaemit  Eantii  philoso- 

Sii  practica,  i^lang.  1805,  femer  feine  ;,@e' 
4te  ber  tl^obgifd^  ÜRoral  in  ben  ber  SRefor« 
Botion  {imad^fl  Dorangel^ben  3o]^rl^unberten", 
Siitnberg  1806,  unb  fein  i,@9ftem  ber  d^riftlid^en 
ütoml",  aus  feinem  iRa^loffe  l^erauSgegeben  afö 
oPrr  9(mb  ber  tl^Iogifd^  Sorlefungen.  SBor« 
|enf(^  oon  fird^enreii^tlid^em  Gelange  ift  feine 
JMaOfhm^  Don  ®örred'  «tl^anoiiud",  ^Berlin 
ISaS,  feine  Stecenfton  Don  S)rofte-iBifd^erin9d 
64nft  Udber  ben  ^rieben  }n)if d^n  ber  ffird^e  unb 
ba  etooten,  Serlin  1843  —  beibe  auS  ben  Sal^t- 
Wj/m  für  nnffenfc^ftlid^e  jhitil  befonberS  ob- 
gebmdt  —  unb  feine  ^.S^eform  ber  ffirci^e  burc^ 
ba  etoot",  Serlin  1844.  9iomentIid^  anä)  im 
Soeid^  ber  proftifd^  Xl^eologie  entfaltete  !Dkr« 
teinde  eine  gro^e  ^rud^tbarfeit.  S^g^n  Neffen 
finb  ieine  ^®runblegung  ber  ^omiletif",  ^am- 
\m%  1811,  feine  ^Slpl^oriSmen  jur  Erneuerung 
bcS  fir^liil^  SebenS",  1814  onon^m  erfd^ienen, 
ferne:  jeine  gegen  Sd^Ieiermod^er  gerid^tete  Schrift 
ober  ,S)ie  tDafftt  Stelle  bed  Iiturgif(|en  3itä)M 
im  eiMngdifd^lNrd^regimente'',  Berlin  1825, 
inb  fein  «(Sntnmrf  ber  pra!tifd^en  %f^t6ioQ\t", 
Salin  1887.  9u|erbem  t>er5ffentUd^te  er  berf d^te« 
bcne  Vb^anblungen,  mie  ).  93.  über  ben  SBertl^  ber 
beBtf^SibdOberfekmg  Sutl^erS  1815,  über  ba§ 
Stob  im  WmCma^l  1817,  unb  gol^Ireid^e  $te« 
Mgtn,  bte  er  tl^eilS  in  gan}en  Sammlungen,  i^txl^ 
cindn  erfd^inen  lie^. 

SoS  ber  S^eologie  SRarl^einete'd  im  Sntmidt' 

hnoSgong  bed  proteftantifd^en  Se^rbegriffg  il^re 

i^ncQ&rißifd^  Sebeutung  tnlti^t,  ift  bie  3lu8' 

gePoItmig  ber  (nroteftantif^en  S)ogmatif  im  @inne 

ber  jpegePfd^  Speculation.  @ie  tritt  unS  ^u« 

i^jt  entgegen  in  ben  „®runble]()ren  ber  d^rift« 

filmen  2)ogmaHI  als  SBiffenfd^aft''   t)om  Saläre 

1827.  ^er  menbet  fid^  SOtarl^einef  e  einerf  eit§  gegen 

ben  @upranaturaU§muS  mit  beffen  itS^xt  t)on  einer 

nmittelbar  göttlid^en  Offenbarung,  meldte  ber 

Sennmft  fremb  unb  öu|erlid^  bleibt,  unb  an* 

bemfeit§  ^m  ben  bon  einem  SBegfd^eiber,  93ret- 

JiNber,  ^ßoubiS,  fUSf^x  vertretenen  ätationaUS« 

n&,  tot^tt  eine  unmittelbar  göttlid^e  Offen- 

loniiig  gar  nid^t  anerfennt,  unb  fud^t  alSbann 

eine  Skrmtttlung  biefer  beiben  S^treme  l^erbeiju« 

fatren  im  Sid^te  eines  über  fte  l^inauSgel^enben 

^colatioen  2)enfen8  (ebb.  in  ber  ißonebe).   %n 

^ie  SteDe  eineS  bIo|en  SkrftanbeSrationaliSmuS, 

Die  er  ber  fogen.  ^fflörung  meift  eigen  toax,  foll 

UHJ^  SRor^dfe  alfo,  um  baS  92ömnd^e  in  unfe« 

ra  SBorten  ouSjubrüden,  ein  ft)eculatit)er  fßtx» 

BimftzationandmuS  treten.  SDer  d^riftlid^e  ®Iaube 

iol  in  ffitff en  Derflört  merben ;  bem  3n|alte  nad^ 

jrka  beibe  ibentifd^,  nur  ber  ^orm  nad^  feien  fte 

teif4id>en.  SHe  Sd^rift  fei  nur  bie  öu^ere  9lorm 

ber  ^nßfid^  Sdenntni|,  ^rincip  berfelben  fei 

bie  Vernunft,  iaS  Demunftige  3)enfen  (§  102  ff.). 

Oott  ift,  nad^  Stor^einefe,  ber  „3lQn)iffenbe,  ber 

Ol  sab  für  fid^  Med  9lOeinn)iffenbe";  er  mei| 


„SnieS,  weil  er  2flle8  gefd^affcn  ^at,  benfenb  fc^afft 
unb  fd^affenb  bcnft".  gr  ift  abfolute  $crfönli(|. 
feit  als  ginl^eit  feiner  Mtoiffenl^eit  unb  Sfrei^eit; 
allem  unb  jebem  ^antl^eiSmuS,  meld^er  eine  fold^e 
läugnet,  liegt  bie  falfd^e  93orau§fe|ung  eines 
menfd^Iid^en  93emu^tfein§  unb  ®egenfa|e§  bon 
@ein  unb  SBiffen  in  ®ott  )u  ©rut^e.  Sielmel^r 
fann  ber  SRenfd^  feine  $erf5nlid^feit  nid^t  anberS 
betrad^ten  benn  al§  baS  SRebium  ber  fid^  in  ber 
ßnblid^feit  offcnbarenben  Urt)erfönlid^feit  ©otteS 
(§§  188. 194).  aus  feinem  ^n-fid^-fein  gel^t  le^ 
terer  notl^menbig  in  baS  SlnberSf  ein  über  unb  nimmt 
fid^  aus  il^m  gurüdt  in^S  9für»fid^»fein;  fo  ift  er  ber 
S)reieinige^  ^ater,  @o]^n  unb  ©eift.  S)aS  §er- 
öortretcn  ©otteS  auS  feiner  innem,  ibeellen  ©efcft» 
Offenbarung  in  bie  öu^ere,  ^eitraumlid^e  Offen- 
barung ift  ©d^öpfung.  ©ie  iji  ©rfd^einung  ®ot» 
teS  au|er  ftd^,  Sntöu^erung  feines  SBefenS,  auS 
meld^er  fie  mieber  ^urüdtfel^rt  unb  jur  ©elbftber« 
innerlid^g  tommt  im  menfd^Iid^en  ©eifte.  3um 
Semu^tfein  gelangt,  mu|  Ie|terer  l^erauStreten  in 
ben  SBiberfprud^  beS  natürlid^en  S)afeinS  ober  in 
fein  ^nberSfein,  meld^eS  baS  Säöfe  ift  unb  feine 
Sufl^ebung,  feine  SSerföl^nung  finbet  in  ber  3bee 
ber  göttUd^en  SRenfd^merbung.  SHefe  ift  ^mar  bon 
allgemeiner  Slrt,  eneid^t  aber  il^ren  ^öl^epunft  in 
ber  $er)on  3efu  Sl^rifU,  in  n)eld^em  bie  göttlid^e 
Offenbarung  boOfommen  menfd^Iid^  geworben  ift. 
„SDer  ^Begriff  beS  ©ottmenfd^en  in  ber  l^iftorifd^en 
^erfon  3efu  ßl^rifti  entptt  in  ftd^  bie  beiben  SKo« 
mente  in  einS ;  baS  eine :  nur  burd^  ben  9Renf  d^en  ift 
©Ott  offenbar,  unb  in  biejer  iBe}ie]()ung  ift  Sl^riftuS 
nod^  oÜen  anberen  SRenfd^en  gleid^gefteKt ;  baS 
anbere:  in  biefem  ÜRenfd^en  ift  ©ott  offenbar  mie 
in  feinem  anbem."  3n  il&m  ift  aaii  baS  $rinci|) 
aOer  SSBunber  unb  alleS  SBunberglaubenS  offenbar 
geworben.  ®ie  SJBal^rl^cit  feiner  SBunber  ift  bie 
in  feiner  göttlid^en  äBeiSl^eit  unb  ^eiligfeit  mit« 
entl^altene  ÜRad^t  über  bie  92atur.  @inb  biefelben 
aud^  nid^t  ^u  löugnen,  fo  finb  fte  bod^  feine  ob* 
foluten  SBebingungen  unb  95eftanbtl^eUe  ber  SReli« 
gion  unb  feine  SSeweiSgrünbe  für  bie  ©öttlid^feit 
feiner  ©enbung  unb  Sc|re.  S)iefe  il^re  ©öttlic^feit 
ift  uns  offenbar  burd^  ben  bon  il^m  auSge]^etü)en 
(Seift.  Siurd^  il^n  ift  unS  aud^  berbürgt  baS  ewige 
geben  unb  bie  Unfterblid^feit  beS  ©eißeS  (§§  326. 
359—360.  600). 

'  aSie  ift  nun  biefe  ganje  Seigre,  inSbcfonbere 
bie  Se^re  bon  ©ott,  bem  ©ottmenfd^en  unb  ber 
Unfterblid^feit,  ju  beuten?  S)ie  bon  SKarl^einefe 
für  bie  Dcffentlid^feit  bearbeiteten  SBorlefungen 
^egelS  über  bie  „^l^ilojopl^ie  ber  SRcligion"  l^abcn 
ftd^  in  einer  unbeftimmtcn  ©d^webc  gcl^alten, 
weld^e  als  fold^e  nid^t  fortbeftel^en  tonnte  unb 
innerl^Ib  ber  ©d^ule  beS  2KcifterS  alsbalb  bie 
©paltung  in  eine  redete  unb  linfe  ©eite  l^erbei« 
fül^rte.  ^ar^einefe  war  ber  ^auptbogmatifer  ber 
^egerfd^en  ©d^ule  unb  wuroe  bei  ^erbortrden 
biefer  ©poltung  fowol^I  bon  ber  redeten  wie  bon 
ber  linfen  ©eite  berfelben  in  ^nfprud^  genommen; 
bei  ber  Unbeftimmtl^eit  feiner  oben  angefül^rten 


707 


SKarl^cincfc. 


70 


öufeerHii^e  SScrcinigung  bcrfcIBen  für  eine  bcrcinft 
burd^  bie  SBiffenf^oft  p  öolläiel^enbe  innerliche, 
©ie  3bce  beS  K^riftentl^umS  fei  notl&menbiö  im 
®egenfQ^e  Don  ffatl^oKciSmuS  unb  ^roteftantis* 
muS  l^eröorgetrcten;  Jener  belege  pd^  öor^errfc^enb 
im  Elemente  ber  ^^Qntajlc,  biefer  öorlfterrfd^enb 
im  glemcnte  beS  ®enfen§,  fo  ba|  [lä^  beibe  f ör» 
berten  unb  ergönjten.  ®ief er  (Segcnfafe  f olle  nid^t 
fünjHid^  jurudfgebröngt  fonbem  p  öoUer  ©d^ärfe 
l^erouSgeoilbet  merben,  bamit  frül^er  ober  fpöter 
burd^  bie  SBiffenfc^aft  jlc^  beren  l^öl^ere  Sinl^eit 
]^erQu8|Me ;  benn  „roa^  foD  bie  SBiffenfd^ft  unb 
bie  ©ejd^id^te,  tomn  fie  un§  nic^t  on  ben  UrqueQ 
alles  SebenS  unb  @ein§  l^infül^rt  unb  eben  bamit 
an  bie  emige  Quelle  ber  ginl^eit  auS  toeld^er  alle 
®egenf ä^e  ausfliegen,  bie  baS  Seben  burd^bringen, 
erl^alten  unb  bemegen?"  (©.  59.)  3n  feinem 
„©9ftem  beS  ffatl^oIiciSmuS"  1810  fud^t  aJlar» 
^einefe  fietä  baS  UebereinfKmmenbe  beS  fatl^oli» 
f d^en  unb  beS  l)rotefiantif d^en  Sel^rbegriffeS  auf,  el^e 
er  auf  ben  Unterfd^ieb  beiber  eingeigt.  6r  erörtert 
aud^  bie  fatl^olifd^erfeits  flrittigen  fünfte,  j.  95. 
über  ba§  SSerl^öltni^  beS  ißa))fte8  jum  allgemeinen 
Soncil,  bejüglid^  beffen  er  baf ür  l^ölt  bag  ber  Spi> 
fcopaliSmuS  „bem  inncrften  ®eifte  be§  ffatl^olidS« 
muS  mel^r  entfpred^e"  (IE,  375).  «n  Dielen  ©teilen 
befunbet  er  ObiectiDitöt  be§  Urtl^eilS  unb  leiben- 
fd^ftSlofe  JRul^e.  Oft  aber  fd^eibet  er  nid^t  genug 
bie  Seigre  ber  tatl^olifd^en  ftird^e  Don  ber  Seigre 
einzelner  Sl^eologen,  j.  8.  eine§  SeÜarmin,  ÜRura« 
tori  u.  a.,  lö^t  fid^  aWi^üerftänbniffe  unb  Unrid^« 
tigleiten  ju  ©d^ulben  lommen  unb  ergel^t  ftd^  mit- 
unter in  langwieriger  unb  unmürbiger  ^olemif. 
hierfür  einzelne  95eifpiele.  SBenn  bie  ^roteflanten 
[d^  jum  ©runbfa Je  ber  SobeSftiaf e  Don  ööretifem 
bef anntcn,  f o  badeten  fie  l^ierin  toef entlid^  fatl^olif d^ ; 
toenn  aber  ffatl^olifen  ftd^  nid^t  ju  il^m  befennen, 
fo  benfen  fie  wefentlid^  proteftantifd|  (ü,  182). 
Sie  ebenbtlblid^feit  beS  ajlenfd^en  mit  ®ott  fofl 
nad^  fatl^olifd^  Seigre  ein  3lcciben§  ber  menfd^« 
lid^en  9latur  fein  unb  burd^  bie  Urfünbe  Derloren 
gegangen  fein  (HI,  10),  als  ob  eS  nad^  fatl^olifd^er 
fie^e  nid^t  eine  natürlid^e  Sbenbilblid^teit  beS 
SKenfd^en  mit  (Sott  gäbe,  toeld^e  il^m  nad^  bem 
gfaHe  Derblieb.  3)ie  fatl^olifd^e  UrftanbS-,  3led^t. 
f ertigungS-  unb  ©acramentenlel^re  f oH  Btmrptla* 
gianiSmuS  cntl^altcn,  bie  protefiantifd^e  bagegen 
«ugufHniSmuS  (m,  14. 181  unb  a.  a.  O.).  ®ie 
SBirffamfeit  ber  ©acramente  ex  opere  operato 
fott  nad^  fatl^olifd^er  fiel^re  eine  magifd^e  fein,  »eil 
unab]()ängig  Dom  @lauben,  ol^ne  ba^  ^»ifd^en  ob» 
lectiDer  unb  fubjectiDer  ^eitöma^igfeit  berfelben 
flar  unterfd^ieben  »iirbe  (m,  130  ff.).  3)ie  un« 
DoÜfommene  Meue  (attritio)  fott  baS  2:ribentinum 
^allein  ouS  natürlid^cn  Äröften  unb  ber  greil^eit 
beS  aSillenS  herleiten*  (in,  178—180).  9Son 
gei^eimer  f8t\i)k  foDen  ftd^  in  ber  alten  ftir^e 
^feine  ftd^ercn  ©puren  pnben''  (m,  198).  ®a§ 
fatl^olifd^e  Oftergebot  »irb  befämpft  mit  ber  Se» 
merfung,  proteftantifd^erfeitS  l^abe  man  „nad^ 
«IrifH  »efd^l:  ,fo  oft  il^r  baDon  effet  unb  trinfet'. 


ben  ^auIuS  ^toeimal  »ieberl^oH  (1  Sor.  11,  25* 
bis  26),  nid^t  nur  leinen  eigenen  Xag  ffim,  @e«- 
nuffe  beS  ]()eiligen  ^benbmal^lS  befttmmen  }u  bfir» 
fen  geglaubt,  fonbem  aud^  gefürd^tet/ba^,  fo  moK. 
einen  öu^erften  Sermin  bet  Kommunion  Dot^ 
fd^reibe,  man  eben  bamit  bie  ©laubigen  Don  Sfte« 
rem  (Senuffe  abgalten  unb  baS  Sebürfniggeffi^ 
gu  fel^r  fd^möd^en  möd^te"  (m,  306—307).  3ttn- 
fd^en  Slnbetung  ®otteS  unb  SSerel^rung  ber  ^« 
ligen  nad^  fatl^olifd^er  Suffaffung  mirb  nur  ein 
„grabueller  Untcrfd^ieb''  anerfannt  (IH,  447) 
u.  f.  tD.  3ud^  in  ben  auS  bem  9lad^Iaffe  l^eronS« 
gegebenen  ißorlefungen  über  „d^rifUid^  ©9m> 
bolif '^  betont  SKarl^einefe  in  erfier  Sinie  fletS  bo8 
Uebereinftimmenbe  ber  fat^olifd^en  unb  ber  pto^ 
teftantifd^en  fiel^re,  um  erft  in  gmeiter  Sinie  biten 
Unterfd^ieb  p  erörtern.  2)aS  Spifcopalf^ftem  gtft 
il^m  nunmel^r,  im  ©egenfaje  )u  früher,  afö  jSm 
@eifte  ber  römifd^en  ^rd^e  nid^t  entfpred^enb  unb 
baS  curialiftifd^e  ©Qftem  Dielmel^r  für  baS  eigent« 
lid^e  unb  malere  ©oftem  biefer  Äird^e"  (©.  93. 
97).  ®ie  fat^olifd^e  UrftanbS»  unb  Sled^tferti- 
gungSlel^re  mirb  l^ier  balb  als  ^elogianiSmnS, 
balb  als  ©emipelagianiSmuS  l^ingcfteKt  (©.  131. 
158),  als  ob  biefe  beiben  9lid^tungen  ibentifc^ 
tt)ören.  SBie  »enig  er  infofem  ftd^er  tji,  Derröt^ 
f d^on  bie  Semerf ung,  bafe  im  3Rtttelalter  ^bie  Sn« 
l^önger  beS  Sl^omaS  Don  Squin  bie  reinen  Sor» 
f!e!Iungen  SuguftinS  öngftlid^  beijubel^lten,  bie 
t$reunbe  beS  ©cotuS  l^ingegen  bie  beS  ©emii)ela« 
gianiSmuS  ju  Dertl^eibigen  fud^ten''  (©.  155). 
9htnme]^r  foH  nid^t  ber  fhenge  SlugufiiniSmuS, 
fonbem  ber  ©^nergiSmuS  ÜReland^tl^onS  ,,bie  bem 
©eifte  ber  lutl^erif ^en  ffird^e  entfpred^enbpe  Iljeo- 
rie"  fein  (©.  161).  9lad^  loie  Dor  toirb  fefige]^- 
ten,  ba^  bie  3lnrufung  unb  21nbctung  ber  f^etügen 
„ben  ffeim  ber  Abgötterei''  in  fid^  trage  (©.  206). 
iflaä)  mie  Dor  mirb  aud^  bie  ÜRöglid^feit  einer 
frül^em  ober  \pättm,  burd^  bie  SQBiffenfd^ft  "fytf 
beijufül^renben  ^Bereinigung  ber  fotl^olifd^  wb 
proteftantifd^enfHrd^e  betont;  eine  fold^  nm^  efaie 
innerlid^'bogmatifd^e  fein,  Jebod^  fo,  ba^  ^bie  eine 
Jhrd^e  fo  gut  als  bie  anbere  nad^Iaffen  mu^,  um 
fld^  gegenfeitig  in  trieben  abjufinben*' ;  eS  fann 
unmöglid^  fo  gelten,  ba|  „eine  jhrd^e  bie  anbm 
Derbrange,  bie  anbere  unbebingt  geopfert  »ed)e* 
(©.  242—243.  254).  ®er  ©^mbolif  aHöl^IerS 
fpenbet  SKarl^einefe  große  3lnerfennung.  „&n  mit 
allen  bagu  nötl^igen  SRitteln  beffer  Derfe^ener  Be- 
arbeiter fonnte  fi§"  —  fo  bemerft  er  —  „wol^l  nid^ 
leidet  Don  jener  ©eite  erl^eben,  als  §r.  TOöl^ler,  bwi 
mir  »egen  feiner  ©elel^rfamfeit,  fritifc^en  &^t, 
SRößigung  im  Urtl^eil  unb  anberen  Dorgüglid^ 
®aben  löngfl  l^od^jufd^ä^en  gemol^nt  maren.''  2)a 
ftd^  aber  ÜKöl^ler  einfeitig  auf  ben  ©tonbpunft  feinet 
Konfeffton  fielle,  fei  hiermit  bie  Duelle  aller  3rr» 
tl^umer  gegeben,  meldte  fein  SBerf  nod^  entftellen 
(Ueber  %  %.  ÜKöl^IcrS  ©^mbolif,  1838,  3.  5). 
SWöl^ler  Derfenne,  ha^  „bie  Deformation  bie  SBie« 
berl^erfteQung  beS  (S^riftentl^umS  in  ber  2Belt  ge- 
toefen  fei  felbfl  für  bie  fatl^olifd^e  JMrd^e'';  er  Der- 


705                                               SRarl^einefe.  706 

9he}tt  dertDttKU^  pflegt  in  Sin  Ssemplar  il^re  (Sefül^ßtl^eologie  ju  )ie]^en  (Ue(er  bie  SBebeutung 

§in)e9äDeau8}ttfd^ttenunb  gegen  aSe  anbeten  )u  ber  ^egerfd^en  $l^tl.  42). 

pim,  maä^i  er  gettenb,  ba|  „bie  3bee  ber  Sinl^ett  3n  ben  IBorlefungen  über  baS  ,,@9{iem  ber  tl^eo« 

gSimiftt  nnb  menf^Iid^  9iatur  in  Sinem  3nbi-  logifd^enSRorar'  fud^te  Snarl^einefe  eine  fiüde  auS« 

liteitm  fo  ttie  Dörfer  nie  toirüid^  gemorben  ift,  gufüQen ,  meldte  ^egel  offen  gelaffen  l^atte :  be« 

ite  ott^  anbererfeitS  une  nad^l^er  nie"  (@.  306  fonntlid^  l^at  ^egel  nur  in  feiner  für  bie  @Qm« 

M  811).  9u4  betont  9Rar]^inefe  l^ier  oudbrüdC-  naften  bered^neten  ))]^iIofo))]^ifd^en  $ro))öbeutif  eine 

fi4  bie  Unflerbli^feit  ber  inbioibueOen  menfd^-  „^flid^tenlel^re  ober  TtoxaV  in  lurjem  9briffe 

S^ffl  Seele  imb  bie  9ufer{le]^ung  ald  fortleben  geboten.  3nteref[e  tmtit  befonberS  bie  9rt  unb 

kof^tben  mit  einer  innem,  geifitgen  fieiblid^feit  äBeife,  xtAt  toeiterl^in  SRarl^einefe  bie  ^egeFfd^en 

oiK  finlere  (@.  580—584).  ^Riemald  f^ai  fid^  (Srunbgebanfen  über  baS  iBer]^ä(tni|  oon  Staat 

IBa^emefe  ^  »ettm|tfein  gebrad^t,  ba|  bie  unb  JKrd^e  (gnc^n.  §  552;  9ted^tdp|Uof.  §  270) 

^fd^  $^ilofo)>]^e  nad^  allen  biefen  Seiten  l^in  im  Sinne  bed  fog.  Xerritorialf Qftemd  )u  ndberer 

MiSn^  beS  d^fUid^  (glaubend  umbeute  unb  ^udfOl^rung  gebrad^t  l^t.  @r  befennt  fid^  jur  Sm« 

Rdhibcre  tro|  ge^b^Uiger  Serftd^erung.  9Ue-  l^eit  oon  Staat  unb  JKrd^e  gegen  bereu  einerlei« 

■all  ifl  er  fiq  baruber  flor  gemorben,  ba^  er  bie  l^eit  einerfeitS  unb  gegen  bereu  Trennung  anberer« 

fiiQigtdt  unb  UnDergleid^Iid^feit  3efu  S^rifli  nid^t  feitS  (SRef orm  ber  ^rd^e  burd^  ben  Staat,  Sei))}ig 

Mo|$  0»  eine  „religionSgefd^id^tlid^e  Slotl^menbig-  1844,  11.  17).    9Bie  ber  @Iaube  bem  SBiffen 

fett'  b^oupten  bürfe,  f onoem  aud^  auf  Iritifd^em  untergeorbnet  ifi ,  f o  nad^  x^m  bie  JKrd^e  bem 

Sctt  )u  confiatiren  bobe,  unb  nid^t  in  unbeflimm-  Staate.  Sie  ift  unabbängig  im  innem  ®Iauben, 

In  Sorten  unb  SBenbungen  aber  bie  Sfrage  bin-  abhängig  oom  Staate  aber,  fofem  fie  gu  öu|er« 

»ggeben  bilrfe,  ob  ber  biblifd^  SbtiftuS  mit  feinen  lid^er  Sirfd^einung  berauStritt  in  Se^re,  IBerfaffung 

Sobm  md^t  bIo|  für  bie  gl&ubige  IBorfieSung,  unb  9mtdDertt)aItung.    ffdnnte  aber  nid^t  ber 

foiteB  aüiäf  fai  SSabrbeit  einen  gefd^id^tlid^en  Staat  bie  Se^re  unb  baS  Sefenntnil  be§  d^rift- 

fi(amtter  bobe.  9uf  biefeS  Don  ber  SungbegeF-  lid^en  ®IaubenS  bebrdngen  unb  bunten  mie  in 

\iaL&fnit  aufgeworfene  Problem  bat  er  ^d^  nir-  ben  erfien  brei  (briftlid^en  3abrbuiü>erten?  2)abin 

inM  grimblidber  eingeloffeu;  bie  @efd^id^te  ift  in-  fann  er  eS  in  feiner  SSkiSbeit  nid^t  fommen  laffen, 

iofmi  über  ibn  meggegangen  unb  bot  an  ibm  be-  meil  er  eS  oielmebr  als  feinen  SSortbeil  )u  ttaä^tm 

Rill  ffrittl  geübt    MerbingS  fagt  er:  „9Bir  b<it,  ba|  bie  JKrd^e  in  ibm  blübe unb  ibren gangen 

Onen  und  nid^t  Derbeblen,  ba|  neben  bem  ®dtt-  äteid^tbum  unb  Segen  entn)idne.  2)ie  Serfaffung 

^m  in  ber  Sibel  oud^  baS  9Renfd^(id^e  in  ibr  )u  ber  iKrd^e  ift  nid^t  gdttlid^er  Sinfe^ung ;  fie  ift 

inAcB  iß;  bie  gebübete  Xb^ologie  unferer  Slage  „ein  Inbegriff  menfd^Iid^er  Sinrid^tungen  nad^ 

icxgdmitauAberiMtilibrSled^tunterfibeibetaud^  SRa^gabe  beftimmter  S^^^^  unb  Seiten.    2)er 

kil  Sort  ®otted  t)on  ber  SBibel  unb  fagt,  bie  Rxxi^t  eine  ISerfaffung  )u  geben,  bat  ber  göttlid^e 

Süd  fei  nid^t  bc^  geoffenbarte  SBort,  fonbem  ent-  Stifter  in  feiner  SBeilbeit  unterlaffen".  ttebrigenl 

litte  el  nur"  (Ueber  bie  Sd^eOing'fd^  Offen-  foO  bie  ffird^e  nid^t  burd^  ein  brüdCenbel  $oIt}ei- 

knoig||)btlofo)>bie,  Serlin  1848,  26—27);  in  merl  bei  SiaaM  belaftet  unb  beläfHgt  »erben. 

Mefa  oMtraden  @eban!en  blieb  er  aber  bangen,  3^ar  ftebt  Ie|terer  über  ben  Sonfeffionen,  bod^ 

i|Be  fie  in'l  Soncrete  )tt  oerfolgen  unb  auf  rud(-  toiberfpricbt  el  feiner  Aufgabe,  eine  beftimmte  Sfor« 

Id&ofe  Seife  faif ofom  —  %axht  }u  befennen.  mulirung  bei  d^rifilid^en  @Iaubenl  )u  ber  feinigen 

^f^14^$anIogilmult)ertraternament-  }u  mad^en  unb  gegen  bie  f ortfd^rittlid^e  Sntmidt« 

84  aiub  gegen  ben  $ectoraIilmul  feiner  Sottegen  lung  belfelben  fi(b  ab}uf)>erren,  ober  umgef ebrt  in 

be  Seite,  Sd^ermadber  unb  9ieanber.  2)ie  ®t*  alle  geitlid^en  Sd^ttanlungen  unb  SSeränberungen 

fi|lfitb«)Io{^  uriD  er  burd^  eine  begriff Itbeo-  bei  S)ogmal  fid^  bineingieben  }u  laffen  unb  fidg  fo 

Serfejt  miffen.  Ueber  Sd^Ieiermad^  fagt  er:  m  compromittiren  (ebb.  16  ff.  46—47).  3m  99e- 
ben  (EigenU^ümlid^feiten  feiner  Xbeologie  bat  fonbem  gilt  biefel  allel  oom  )>reu|ifd^en  Staate, 
d  fifid,  ba|  er  bie  Xbeologie  Don  ber  $bilo-  Ueber  ben  Sonf effionen  fiebenb ,  fonnte  er  bie 
Wi»  bunboul  lumbböngig  miffen  mollte.  @Ieid^«  Union  ber  Iutberif(ben  unb  reformirten  JKrd^e  ber« 
Kiy  bot  ^iemanb  mebr  all  er  unter  bem  Sin-  beifübren,  um  ben  allgemeinen  @eifl  d^rifilid^er 
Mfe  ber  ^biIofo))bie  geftanben  unb  fein  SBort  f o  gfrömmigfeit  unb  Sittlid^feit  oon  bogmatifd^en 
ft^  trie  er  bwrd^  bie  2!bat  miberlegt.  Strauß  fagt  ^eftimmungen  unb  tJformeln  unabbängig,  frei  )u 
OMb  in  btcfer  ^infid^t  ein  fd^el  SBort  über  ibn,  mad^en  unb  in  fid^  malten  )u  laffen;  er  ift  aber 
■iHB4  ba|  er  nid^t  bIo|  bie  ^bi^ofopbie  an  bie  mefentlid^  ein  )>roteflantifd^er  Staat,  miemobl  er 
Sbcologie,  fonbem  ebmfo  f ebr  aud^  bie  Xbeologie  audg  gegm  bie  rdmifd^'fatbolifd^e  JKrd^e  gleid^e  (Se- 
at Me  ^bUofoPbie  öerrotbe"  (SSorlefungm  über  red&ttgfeit  ju  üben  bat  (ebb.  56—57. 139-140). 
dinpfid^  S)o(^iotiI  279).    92ammtlid^  erinnert  Sine  fpecififd^e  Stellung  bat  SRarbeinefe  ber 
fKadiändt  m  Serebrer  Sd^Ieiermad^erl  baran,  rdmifd^-fatbolifd^  ffird^e  unb  ibrer  Xbeologie 
k4ft  Sencrtad^  fidb  auf  ibren  SReifter  all  OueQe  gegenüber  eingenommen.  3n  feiner  ^bbanblung 
iofen  iäbt  mit  ber  Semerfung,  el  fei  berfelbe  über  bal  „umbre  IBerböItnig  bei  ffatbolidlmul 
OBl  Ibeologifd^  Sefongenbeit  nid^t  ba}u  ge-  unb  ^rotefiantilmul  unb  bie  proiectirte  ffird^- 
,  Ue  no^menbigen  Sonfequenjm  feiner  Bereinigung"  1810  erllürt  er  ftd^  gegm  eine  blo^ 

YHL  2.8itfl.  28 


707                                                  SDlarl^einefe.  701 

öu^crfld^e  ißeteinipng  bcrfclbcn  für  eine  bereinft  ben  ^quIuS  jioeimal  loiebetl^olt  (1  Cor.  11,  21 

bur(|  bie  SBiffenf^aft  }u  tJoKsiel^enbe  tnnerltd^e.  bi§  26),  nid^t  nur  feinen  eigenen  Zag  lum  ®c 

^ie  3bee  bed  S^riftentl^umS  fei  notl^menbig  im  nuffe  be§  l^eiligen  ^benbrnal^IS  beftimmen  }u  bilx 

©egenfa^e  t)on  ffatl^oIiciSmuS  unb  $roteftcmti§«  fen  geglaubt  fonbemaud^  gefärd^tet  ba^,  fo  tnoi 

mu8]^ert)orgetreten;iener  bewege  fid^üor^errfd^enb  einen  äu^erften  Zermin  ber  (Sornmunion  tm 

im  (Elemente  ber  !ß|antafte,  biefer  üorl^errfd^enb  fd^reibe,  man  tUn  bamit  bie  ©laubigen  Don  öfb 

im  (Elemente  beS  ©enfenS,  fo  ba§  fid&  beibe  för«  rem  ®enuf[e  alf^dttn  unb  baS  SebürfnilgePS 

berten  unb  ergänsten.  ®iefer  ©egenfa^  folle  nid^t  ju  fel^r  fd^mäd^en  möd^te"  (m,  306—307).  3»! 

fflnjHid^  jurfidtgebrängt  fonbem  ju  oouer  ©d^örfe  fd^en  Slnbetung  ©otteS  unb  SSerel^rung  ber  §d 

^erauSgebilbet  werben,  bamit  frul^er  ober  fpäter  ligen  nad^  fat^olifd^er  Sluffaffung  toirb  nur  et 

burd^  bie  SBiffenfd^aft  fld^  beren  l^öl^ere  ßinl^eit  „grabueller  Unterfd^ieb"  anerfannt  (m,  447 

l^erauSftelle ;  benn  „toa^  foQ  bie  SBiffenfd^ft  unb  u.  f.  m.  Sud^  in  ben  au§  bem  9{ad^Iaffe  l^eronS 

bie  @efd^id^te,  menn  fle  unS  nid^t  an  ben  UrqueK  gegebenen  Sorlefungen  über  „d^rijUid^e  @Qn 

aiteS  SebenS  unb  ©einS  l&infül^rt  unb  eben  bamit  bolif "  betont  ÜRarl^einefe  in  erfler  Sinie  ftetS  b(ti 

an  bie  emige  OueQe  ber  Sinl^eit,  au§  meld^er  alle  Uebereinftimmenbe  ber  fat^olifd^en  unb  ber  ptü 

©egenfäje  ausfliegen,  bie  baS  Seben  burd^bringen,  teftantifd^en  Seigre,  um  erji  in  jmeiter  Sinie  hnt 

erl^alten  unb  bemegen?"  (@.  59.)    3n  feinem  Unterfd^ieb  ju  erörtern.  S)a§  ßpifcopalf^fiem  gQ 

„©9ftent  beS  ftatl^oIidSmuS"  1810  fud^t  ÜRar=  i^m  nunmel^r,  im  ©egenfaje  ju  frül^er,  atö  „ben 

leinefe  ftetS  ba§  Uebereinftimmenbe  be§  fatl^oli»  ©eifie  ber  römifd&en  Ärd^e  nid^t  entfpred^enb  mi 

fd^en  unb  be§  proteftantifd^en  Sel^rbegriffeS  auf,  el^e  ba§  curialiftif d^e  Softem  t)ielme]^r  für  ba§  eigen! 

er  auf  ben  Unterfd^ieb  beiber  eingeigt.  6r  erörtert  lid^e  unb  toal^re  Softem  biefer  fttrd^e*  (©.  98 

aud^  bie  fatl^olifd^erfeitS  jirittigen  fünfte,  a. ».  97).    Sie  fatl^oIUd^e  UrftanbS-  unb  Sled^tfer« 

über  ba§  SSerl^dltni^  beS  ^ßapfteS  }um  allgemeinen  gungSlel^re  mirb  l^ier  balb  als  ^elagiamSnml 

©oncil,  bejüglid^  beffen  er  bafür  l^ätt,  bafe  ber  ßpi«  balb  al§  ©emipelagianiSmuS  l^ingefteflt  (©.  181 

fcopaliSmuS  „bem  innerften  ©eifte  beS  ftatl^oKciS«  158),  als  ob  biefe  beiben  Stid^tungen  ibentifd 

muS  mel^r  entfpred^e"  (11, 375).  Sn  öielcn  ©teilen  mören.  SBie  »enig  er  infofem  fidler  tfi,  tjerröt 

befunbet  er  Dbiectioität  beS  Urtl^eilS  unb  leiben«  fd^on  bie  Bemerfung,  ba|  im  5IRitteIaIter  ^ble  Ih 

fd^aftSlofe  Shtl^e.  Oft  aber  {Reibet  er  nid^t  genug  l^önger  beS  Sil^omaS  oon  9quin  bie  reinen  %n 

bie  Seigre  ber  fatl^olifd^en  ffird^e  oon  ber  Seigre  ftettungen  ^uguftinS  öngftlid^  beigubel^alten,  bi 

clnjelner  Il^eologen,  g.  SB.  eines  ©eHarmin,  9Wura»  greunbe  beS  ©cotuS  l^ingegen  bie  beS  Stmi^a 

tori  u.  a.,  Iä|t  ^ä)  !Öli|i)erfiänbniffe  unb  Unrid^«  gtaniSmuS  ju  oertl^eibigen  fud^ten**  (©.  155] 

tigfeiten  ju  ©d^ulben  fommen  unb  ergel^t  fid^  mit«  Jlunmel^r  foH  nid^t  ber  ftrenge  SlugujiintSmuS 

unter  in  langwieriger  unb  unmürbiger  ^olemif.  fonbem  ber  ©^nergiSmuS  SJleland^tl^onS  „bie  bei 

ßierfür  einzelne  Seifpiele.  SBenn  bie  ^Srotefianten  ©eifte  ber  lutl^erif^en  iKrd^e  entfprcd&enbjie  %f^tt 

^d^  §um  ©runbfa Je  ber  ZobeSftraf e  oon  ööretifem  rie"  fein  (©.  161).  3?ad^  toie  oor  toirb  fefige]^ 

bef annten,  f o  badeten  fle  l^ierin  toefcntUd^  fatl^olifd^ ;  ten,  oa§  bie  3lnrufung  unb  Slnbetung  ber  f^eil^ 

totm  aber  ftatl^olifcn  fld^  nid^t  ju  il^m  befennen,  „ben  fteim  ber  3lbgötterei"  in  fld^  trage  (©.  206] 

fo  benfen  fle  »efentlid^  proteftantifd^  (ü,  182).  9iad^  »ie  oor  tt)irb  aud^  bie  9Röglid&!eit  eine 

fdften  mit  ©Ott  foH  frül^em  ober  fpötem,  burd^  bie  SBiffeufd^ft  "^ 


Sie  ebeuHIbltd^feit  beS  ÜRen 


ül^renben  ißereinipng  ber  fatl^olifd^en  mi 


nad^  fatl^olifd^er  Seigre  ein  ^ccibenS  ber  menfd^«  beiguj 

lid^en  Slatur  fein  unb  burd^  bie  Urfünbe  oerloren  proteftantifd^enffird^e  betont;  eine  foid^e  ntufe  ein 

gegangen  fein  (TU,  10),  alS  ob  eS  nad^  fatl^olifd^er  innerlid^»bogmatifd6e  fein,  {ebo^  fo,  bafe  „bie  ein 

Se|re  nid^t  eine  natürlid^e  ßbenbilblid^feit  beS  ffirdöe  fo  gut  als  bie  anbere  nad^laffen  mufe,  m 

SKenfd^en  mit  ©Ott  gäbe,  »eld^e  il^m  nad^  bem  fld^  gegenfeitig  in  gfrieben  abjupnben" ;  eS  ftmi 

tSfalle  oerblieb.  Sie  fatl^olifd^e  UrftanbS«,  SRed^t»  unmöglid^  [o  gelten,  ba^  „eine  Äird&e  bie  anbei 

fertigungS«  unb  ©acramentenlel^re  fott  ©emil)ela«  oerbrönge,  Die  anbere  unbebingt  geopfert  toeAe 

gianiSmuS  entl^alten,  bie  proteftantifd^e  bagegen  (©.  242—243.  254).   ®er  ©^imbolif  SJlöl^Ier 

SlugufliniSmuS  (TU,  14. 181  unb  a.a.D.).  3)ie  fpenbet  IDlarl^einefe  große  Slnerfennung.  „Cinwi 

SSHrffamfeit  ber  ©aaamente  ex  opere  operato  allen  baju  nötl^igen  SWitteln  beffer  oerfel^ener  8e 

fott  nadft  fatl^olifd^er  fiel^re  eine  magifd^e  fein,  »eil  arbeiter  tonnte  ftd^"  —  fo  bemerft  er  —  „too^l  nid^ 

unabl^ängig  oom  ©lauben,  ol^ne  baß  jtoifd^en  ob«  leidet  oon  jener  ©eite  erl^eben,  als  §r.  TOöl^ler,  ht\ 

jectioer  unb  fubjectiöer  ^eilSmäßigfeit  berfelben  toxt  megen  feiner  ©elc^rfamfeit,  fritifd^en  ©d^ 

llar  unterfd^ieben  mürbe  (in,  130  ff.).  Sie  un«  Mäßigung  im  Urtl^etl  unb  anberen  oorjfigBdfei 

DoMommene  Weue  (attriido)  fott  baS  3:ribentinum  ©aben  längji  l^od^jufdftäten  gemol^nt  toaren.*  3)( 

„attein  auS  natürlid^en  ihäften  unb  ber  greil^ett  pd^  aber  SDlöl^lereinfeitig  auf  ben  ©tonbpunft  feine 

beS  SDSittenS  l^erleiten^  (IH,  178—180).    SSon  gonfeffion  flelle,  fei  hiermit  bie  Duelle  atter  3n 

gei^eimer  g3ei(^te  fotlen  fxd&  in  ber  alten  Äird^e  tl^ümer  gegeben,  meli^e  fein  SBerf  nod^  entftäei 

„feine  fidleren  ©puren  finben'*  (HI,  193).  ®aS  (Ueber  %  %.  SJlöl^lerS  ©^mbolif,  1833,  3.  6] 

fatl^olifd^e  Dftergebot  toirb  beWmpft  mit  ber  ©e«  SKöl^ler  oerfenne,  baß  „bie  Deformation  bie  SBle 

merfung,  proteftantifd&erfeitS  l^abe  man  „nad^  berl^erftellung  beS  ßl^riPentl^umS  in  ber  Belt  ge 

(K^fH  «efel^l:  ,fo  oft  il^r  booon  effet  unb  trinfef ,  »efen  fei  felbfl  für  bie  fatl^olifd^e  «ird^";  er  Der 


709 


maxxa,  Sd^toefter  SRofeS'. 


710 


tan  onli  Ue  »toid^ge  unb  not^menbige  Unter* 

Ütrihung  umf^  bet  fatl^olifd^  unb  rdmifd^en 

9kift\  Sei  ber  S)ar{!eIIung  ber  fotl^olifd^en  Se|re 

ie&mbe  er  oft  ein  «abfid^tlid^  SBeglajfen  aM 

bp^gen",  wogegen  gerabe  ber  ))roteftQntifc^e 

Sikecflnnd^  in  ben  meifien  gföllen  gerid^tet  ift 

fiNpk  oid^  ein  (Sntfc^ulbigen  imb  99ef^5mgen  ber 

9K|Mhu^  (Er  ergebe  fid^  nid^t  DottenbS  über 

kn  Segriff  einer  bIo|  nmgifd^en  SBii^amf eit  ber 

Sacnnoüente,  Derü^eibige  bte  fteld^entite^ung,  {teile 

iaim}ette9nSf)n:fld^  ber  Sleformatoren,  befonberS 

Mfa§,  5fterS  als  )n:otefiantifd^e  @Iauben§Iel^re 

tiB  B.  f.  o.  3m  (Bangen  ifl  biefe  gegen  WSiffitx 

9Stt^  $olemiI  lebenfoUS  aber  meit  gemö|tgter 

aBbieSouerS. 

Snm  Sd^biffe  möge  nod^  bed  @tQnb))unIteS  Sr« 
Bfl^nmg  gefd^^,  Don  meld^em  ouS  SRorl^einefe 
hfil  red^id^  aSer^Iinil  beS  Staated  )ur  fat^o- 
Gt4n  ffird^  beurt^eilt.  2)er  Staat  foO  nad^  i|m 
ii  Sei^&Itni|  gu  berfelben  bad  ^acet  auSfiben, 
am  loenigf^S  negativen  (Sinflu^  auf  Sefe^ung 
bet  ijlUßta  ftird^enftmter  in  Snmenbung  bringen, 
Me  (Eom{|M>nben}  ber  Sifd^dfe  mit  bem  ^apjte 
nriHter  feiner  Skrmittlung  geftatten,  feine  Zi^tiU 
wSfBOi  am  l^öl^  Sd^ttefen  maleren  unb  betl^ö« 
tign,  bie  Se^tfreil^it  fd^ü|eti  gegen  päpftlid^e  93er- 
K^eiboigen^  bie  Stf^xt  Don  ber  aOeinfeligmad^en« 
baflird^  nnb  bie  römifd^en  SBorfd^riften  bejüglid^ 
betÜKfi^e]^  att  ftaatSgefäl^Iid^  j^rofcribiren,  bie 
9X(Sß/\t  unb  (SenerolDicare  t)erantn)ortIid^  mad^en 
für  i^  SHIbraud^  bed  Srid^tftul^Ied,  beffenüRög* 
G^  pänbig  DorouSfe^  unb  bie  fflagen  berer 
mäfoun,  meU^  betrfibenbe  (Srfal^nmgen  l^ierin 
gtM^t  (oben :  er  f  oHJ emer  bie  auS  bem  Innern 
te  ttaifd^  Kird^e  feloft  l^orbringenbe  Reform 
filKit  m^d^  förbem,  SEBadfal^rten  gu  ©naben* 
odmmd)  inöftem  verbieten  u.  f.  tt).  (Ueber  bie  9te- 
fom  berftizd^  burd^  ben  Qiaat,  1844, 67—68.) 
8ir  Danen  l^ierin  nur  9lece))te  erblidfen  für  einen 
ji|.  (Eiltnrfam)if,  nrie  er  in  ben  ftebengiger  3a]^« 
Ri  (enmfgcfäl^  tt)orben. 

8iteratnr:  St.  &.  Sretfd^neiber,  ^anbbud^  ber 

tognotill,  Seit^jig  1838,  115—141;  SD.gf. 

Gtm4,  iSfy^ilfyt  (BlaubenSIel^re  H,  Tübingen 

IMl,  209—212;  S. S. amd^elet,  (SntmidnungS- 

fßfüäßit  ber  neneften  beutfd^en  ^^ilofopl^ie,  99er« 

h  1843,  370—376;  A.  Weber,  Le  Systeme 

'ogBatiqne  de  Marheineke,  Strasb.  1857; 

8t  VfL  Sonr,  (Sefd^.  ber  d^riftlid^en  JKrdbe  V, 

186%  219—221.  358—359;  SB.  ©ag,  ®efd^. 

ks  tpcsteßantifd^  2)ogmati!  IV,  Serlin  1854 

tu  1867,  485—495;  3.  9.  SDomer,  @t\ä).  ber 

IBDiefbnKMen  Xl^logie,  9Rimd^en  1867,  784 

W  785;  e.  (E(.  9.  ^ünfer,  (Sefd^id^te  ber  d^rift- 

fi^m  SAeionSp^ilofo))]^  n,  Srauufd^m.  1880, 

282—263 ;  9R.  9L  Sauberer,  Üteuefte  S)ogmen« 

|#ii4te.  ^e^romt  1881,  270-271;  Otto 

j/fÜtixu,  Sie  (EntnridDung  ber  ))rote{tanttfd^en 

ZMogie,  gfrettarg  1891,  128—129;  femer 

tai  Id.  SRar^einefe  in  ber  StealencQÜopabte  für 

imePaBÜWK  Zl^Iogie  unb  iKrd^e  oon  ftling 


in  ber  1.  unb  Don  SBagemann  fai  ber  2.  Sluflage 
berfclben.  [motß  ©d^mib.] 

'Ataxia  l^ei^t  im  9.  %.,  nad^  ber  in  ber  9hd- 

8 ata  bemirlten  Umbilbung  be§  gried^ifd^en  9tamen8 
fapiafi,  ber  für  bie  l^ebräifd^e  99enennung  SRir» 
iam  (oyyxi)  gefegt  ifi,  bie  ®ä)m\itt  9laron8  unb 
SRofed'.  @ie  mar  nad^  9htm.  26,  59  bie  eingige 
Xod^ter  ^mramS  unb  3od^abeb§  unb  mu^,  ba  ^e 
bei  ber  ®eburt  SRofeS'  fd^on  als  J^eramoac^fenbed 
aWäbd^en  erf d^eint  (gj.  2, 4. 7),  bij  ältefie  ber  brei 
®efd^tt)ifter  gemefen  fein.  2)a  SRofed  ber  ^amüie 
\t^  entfrembet  ttmrbe  (gj.  2, 10),  fd^eint  fie  }tt 
Saron,  ber  il^r  aud^  an  9Iter  nöl^er  ftanb,  in  be« 
fonberS  nal^e  ißerbinbung  getreten  )u  fein,  fo  ba| 
fie  es.  15,  20  blo^  als  Sd^mefier  SaronS  auf- 
gefübrt  mirb.  9uS  biefer  9e}eid^nung  glaubt  ber 
|L  ©regor  öon  Sl^ffa  (Lib.  de  Virg.  6)  weiter 
folgern  m  bürfen,  ba|  fie  immer  jungfräulid^  ge» 
blieben  fei,  ba  eine  SSerl^eiratete  im  Slten  fdmitt 
bod^  ^etS  nad^  bem  9Ranne  genannt  merbe.  2)iefe 
9nft(!^t  mirb  t)pn  mand^en  öfteren  @d^riftfteUem 
um  f 0  mel^r  get^eiU,  meil  nirgenbS  in  ber  l^etligen 
Sd^rift  ein  ®atte  ober  ff inber  oon  il^r  ermö^nt 
»erben.  SnberS  war  inbe^  bie  9nfid^t  ber  3uben; 
nad^  3ofe))]^ud  (Antiqq.  3,  6,  1)  mar  fte  bie 
®emal^Hn  ^urd,  unb  iBefeleel,  ber  (Erbauer  ber 
etiftSl^ütte,  war  il^r  (Snfel.  ÜRit  Saron  unb  SRofed 
t^etlte  9Raria  bie  (Snabengabe  ber  $ro))]^etie  unb 
erfd^eint  be^megen  aud^  an  ber  @))i|e  eined  grauen- 
d^orä  aß  SSorfängerin  (gj.  15,  20).  3nbe&  l&atte 
biefe  (Snabe  ^e  nid^t  oon  ben  @d^möd^en  il^reS 
®efd^Ied^te8  befreit.  2)ie  beoorjugte  Stdiung  ber 
einzigen  unb  älttm  Sd^toefter  fonnte  SRofeS  über 
feiner  großen  Aufgabe  nid^t,  tt)ie  fie  münfd^te,  im 
9uge  bel^aften,  w&  fie  ertrug  haS^tt  um  f o  weniger, 
ba|  il^re  Sd^mägerin  ber  nal^eliegenben  SiteReit 
na^gab,  ^ofeS  über  feine  (Sefd^mifter  }u  fteOen. 
@o  fonnte  aus  ber  eigenen  tJfamilie  für  SDtofeS  ein 
fold^er  Sutoad^  an  Siiberfprud^  unb  ©d^mierig- 
feiten  l^erüorgel^en,  wie  9lum.  12, 1  ff.  ergäl^ft  wiib. 
93e)eid^nenb  genug  wirb  l^ier  3Raria  t)or  Saron 
genannt;  offenbar  l^atte  ber  ftiDe,  nad^giebige  93m« 
ber  fid^  t)on  il^  beftimmm  laffm.  Z>af^  erl^ielt 
fie  au|er  ber  Strafe,  weld^e  fie  mit  Saron  tl^eilte, 
aud^  nod^  il^re  befonbere  3ä(!^tigung.  Seibe  wür- 
ben für  il^re  Srj^ebung  gebemütl^igt,  inbem  9Rofe8' 
ißorrang  oor  feinen  ^fd^wiftem  oon  (Sott  f  eierlid^ 
anerfannt  uni)  beftötigt  würbe ;  9Raria  aber  warb 
als  Snftifterin  ber  gangm  Suflel^nung  aud§  nod^ 
mit  bem  9ludfa|  geftraft  3war  warb  |e|t  Saron, 
ber  fid^  bei  biefem  Snblidt  ber  eigmen  Strafwür- 
bigfeit  bewußt  würbe,  i^r  gfürbitter  M  SRofeS, 
unb  biefer  bewies  feinm  geifHgen  Sonang,  inbem 
er  ftd^  bei  (Sott  für  fie  berwanbte ;  allein  für  fieben 
Xage  mu^te  fie  bod^  bie  golgm  be§  SluSfa^ed 
tragm  unb  auSgefonbert  lebm.  2)a§  gange  $oR 
bewies  il^r  feine  Snl^änglid^feit,  inbem  eS  ,,fid^ 
nid^t  bon  ber  Stelle  bewegte,  bis  9Rana  wieber 
aufgenommen  war".  SebcnfallS  beml^te  biefe  (Se- 
finnung  nid^t  blo^  auf  il^rer  Suge^örigfeit  }u 
9Rofe8,  fonbem  aud^  auf  ber  Snerfennung  i^rer 

28  • 


711 


3Raria.  bie  ancrfeliöfte  3ungfrau. 


71! 


Sorjüge :  nod^  in  \paitt  Seit  toaren  bie  3uben  ftd^ 
betDU^t,  Da|  aud^  jie  neben  SOtof e§  unb  ^oron  eine 
SRittlerfiettunQ  jttnfd^en  ®ott  unb  bem  IBoIIe  6e« 
Beibet  l^atte  (mä).  6,  4),  unb  in  ber  nämlichen 
SInerlennung  betrachtete  bie  d^ftlid^e  Seit  jie  alä 
SSotlouferin  ber  mit  il^r  gleid^namigen  ^tter  un» 
fereö  ^eUanbeS.  aber  nrie  9Kofe§  unb  2laron,  fo 
j^atte  aud^  {ie  burd^  il^re  @ünbe  ftd^  ben  Eintritt 
in'8  gelobte  Sanb  terf d^Iofjen ;  fle  ftarb  als  erfte 
ber  brei  (Sefc^mifter  in  bemfelben  40.  Saläre  beS 
3Bäften}uge8,  tote  il^re  Srüber,  unb  jumr  )u  SabeS, 
unmittelbar  öor  bem  Creigni^,  toeld^  baS  ©traf ■ 
urtl^eil  für  SWofe«  unb  Slaron  jur  golge  l^atte 
CRum.  20,  1.  12).  SBar  aWaria  bei  ber  gj. 
2,  4  ff.  erjöl^lten  »egebenl^eit  13  Saläre  alt,  fo 
erreid&te  fle  ein  alter  ton  133  Salären  (apg.  7, 
23.  30.  36).  [«aulen.] 

9fotia,  bie  allerfeligfte  äungfrau 
unb  anutter  3efu  Kl^rifti,  beS  ©ol^neS 
®otted,  unfered  ^erm,  nimmt  in  ber  innem  unb 
öu^em  @efd^id^te  ber  göttlid^en  ^nlSanftalt  eine 
ebenfo  eimige  als  für  unS  alle  tt)id^tige  Stellung 
ein.  @o  fe|r  aber  um  biefer  miUen  baS  3ntereffe 
aller  ©Iftubigen  \\ä)  il^r  gumenbet,  fo  toeitl^in  aud^ 
il^r  9tame  genannt  unb  ge)mefen  toirb;  f o  \ai  bod^ 
über  i|ir  Seben  bie  @d^rift  unS  nur  SBenigeS  auf« 
bemal^rt.  9Bie  in  ber  etangelifd^en  ^lSfutd)e  SlleS 
auf  bereu  göttlid^en  unb  geiftigen  aRittel))un!t  be- 
logen, unb  aQeS,  ttaS  bon  ^ßerfonen  in  bem  großen 
SBerle  mittl^ätig  erfd^eint,  nad^  SRa^gabe  biefeS 
l^öd^ften  3i^I^  berüdfid^tigt  toirb :  f o  tturbe  aud^ 
t)on  9Raria  in  bie  eoangelifd^e  Serid^terjlattung 
blo^  fo  Diel  aufgenommen,  als  bie  (Srfenntni| 
unb  baS  aSeritdubnig  beS  (Sel^mniffeS  3efu  Sl^rifti 
erf orberte.  älleS  Uebrige,  namentlid^  Snf ang  unb 
Snbe  il^reS  irbifd^en  SebenS,  bleibt  in  3)unlel  ge« 
l^üQt.  3^ar  l^at  bie  probuctioe  @age  ber  ^olge« 
geit,  oomel^mlid^  jener  @ecten,  mel^e  t>iel  ,,auf 
^eifdg  unb  »Inf'  l^ielten,  il^rem  Silbe  gar  IBieleS 
beigefügt;  unS  aber  ift  eS  burd^  tiri^lid^e  auctorität 
getoel^rt,  fold^e  Ueberlieferungen,  mie  fie ).  S.  baS 
Protevangelium  Jacobi  minorisy  baS  Evan- 
gelium  natiyitatis  Mariae  in  ^ülle  entl^ält,  ol^ne 
äBeitereS  l^eran^u^iel^en  (t)gl.  Imiocentii  Ep.  ad 
Exuperiom  Tolos.  7:  Ceteraque  sub  nomine 
MatÜiaei  sive  Jacobi  minoris  etc.  .  .  .  non 
solum  repudianda,  yemm  etiam  noveris  dam- 
nanda;  Gelasii  Decr.  de  libris  apocryph., 
Thiel,  Ep.  Born.  Pontif.  462:  Evangelium 
nomine  Jacobi  minoris  apocryphum);  bemnad^ 
erübrigt  nur,  auS  ben  autl^entifd^en  9Rittbeilungen 
ber  Soangelijlen  unter  3u)ie]^ung  ber  älteften  93ater 
baS  }u  einem  ®an)en  au  Derbinben,  uxiS  bei  biefen 
}erftreut  fid^  finbet. 

9SBaS  t>or  Sllem  angieH  ift  bie  Genealogie 
anaria'S,  ber  aJhitter  3cfu  ©l^rifH.  ®a8  (grfte, 
tooburd^  bie  Sd^rift  ben  oerl^ei^enen  unb  erfd^ie- 
neuen  Sl^riftuS  feinem  SSolfe  fennbar  mad^t,  ift 
beffen  bairibifd^e  abhmft  (2  ©am.  7, 12.  55f.  88, 
37;  131, 11;  ogl.  bie  prompte  anttoort  SDlattl^. 
22,  42) ;  »eil  er  aber  auS  unüerle|tem  jungfröu* 


lid^em  Sd^o^e  l^orgegangen  ift,  mug  bie  ^lOV 
nad^  ber  abfkmmung  ber  j[ungfrüult45n  SRntta 
als  überaus  toid^tig  erf d^einen.  3ur  3eit  ber  vAv 
fd^en  Srfd^einung  2[efu  toar  barüber  fein  Sioeifd 
SJlan  tt)u^te  nid^t  anberS,  als  ba^  er  3)a)nbS  Sofgi 
fei ;  f  0  marb  er  angemein  geeiert  rxnb  begrubt  (ÜRdt^ 
9, 27 ;  21, 15).  2)ie  ^milie,  tteld^er  er  ongel^rte 
mar  befatmt  dS  eine  bat)ibifd^,  unb  im  er^en  ctt< 
nonif  d^en  StKingelium  toirb  biefeS  Seugni^  begrün* 
bet  burd^  S)arlegung  ber  ai^en,  bur^  totUS^  tm 
abral^am  unb  2)at)ib  l^er  baS  @efd^Ied^t  Sofep]^, 
„beS  SnanneS  SRariö,  auS  ber  geboren  morben  ^ 
3efuS,  genannt  Sl^riftuS'',  fid^  abtoinbet  S)a|  b« 
Genealogie  ber  le|tem  in  ber  SBurjel  eine  fei  niij 
ber  il^reS  SJlanneS,  mirb  babei  fiiUfd^nmgenb  unte^ 
ftellt  ober  nad^  ben  gegebenen  SJerl^äUniffen  (fi 
befannt  angenommen.  S^xm  l^ben  Steuere  nd 
SraSmuS  unb  Sutl^er  bie  Genealogie  bei  Snaä 
als  Stad^meiS  ber  tmtürlid^en  abftammung  3RaiUI 
angefel^en,  meil  bafelbft  SK  fiatt  maifyxn  geM 
ift;  allein  bie  ftird^euDöter  l^ben  rid^tiger  m 
Unterf d^ieb  auf  baS  SSorbanbenfein  einer  Setnraifi' 
el^e  jurüdtgefül^rt.  S)aneben  f ann  nid^t  geüenb  g^ 
maä^t  merben,  ba^  im  Xalmub  t>on  3trufabnr 
(Chagig.  foL  77,  n.  4)  SRaria,  bie  Shttter  3efi 
beS  SbtjarenerS,  eine  Siod^ter  Sli'S  genannt  uirb 
epipl^aniuS  (Haer.  78,  n.  1 7)  berid^tet,  i^re  &bm 
l^ätten  3oad^im  unb  anna  gel^ei^en ;  biefe  angab 
ift,  mol^er  fie  aud^  ftammen  mag,  fp&to  in  bei 
jhrd^e  bie  gemöl^nlid^e  gemorben  (f.  b.  artt  an» 
unb  3oad^m,  fotoie  @d^n),  Somment  i^r  io& 
(Soangelium  beS  1^1.  SRattl^.  76  ff.,  beS  1^1.  Sucai 
171  ^.).  SBeld^eS  aber  ber  SBol^nort  fyiffi 
gemef en,  ift  fo  menig  befannt,  nrie  SRario'S  ^ami< 
lient)er]^ältniffe.  9htr  baS  f(^eint  rid^tig  }u  fein 
ba^  SRaria  baS  einzige  jhnb  il^rer  Sltem,  olfo, 
mie  ßpipl^aniuS  berid^tet,  eine  du^axf^p  Iic&Xtjdo^ 
getoefen,  momit  jufammenl^ängt,  bag  fie  }ur  3^ 
ber  römifd^en  @d^a|ung  (Suc.  2,  3  f.)  oIS  Srbit 
für  il^re  $erf on  in  ben  rdmif d^en  &nfuS  auf genom< 
men  merben  mu^te  (TertulL  Contr.  Jud.  c.  9) 
9BaS  t>on  il^rer  SBeil^ung  unb  Sr^iel^ung  im  Zem> 
pel  )u3erufalem,  unterauffld^tbeS$riefter83od^' 
riaS,  berid^tet  mirb,  ift  Segenbe.  9tid^t  )ut)erlftffi8ei 
ift,  maS  9lice))]^oruS  (Bist.  eccL  2,  3)  ouS  einen 
angeblid^en  gfragmente  beS  antiod^enifd^enSifd^ofl 
St)obiuS,  iBorgöngerS  beS  1^1.  SgnatiuS,  mittl^ 
(93gl.  barüber  Baron.  AnnaL  eccl.  in  Appar. 
edid.  Colon.  1624,  19.)  3)aSfelbe  ge]^eimni| 
ooHe  2)unfel,  toomit  Gott  ben  übrigen  Gang  be: 
Don  il^m  )u  realiftrenben  ^eilSanftalt  t)or  bei 
äugen  ber  SBelt  umfd^leiert  |at,  bebedCt  eben  aud 
bie  ftinbl^eit  unb  3ugenb  ber  GotteSgebörenn 
Unter  ben  SSorfel^rungen,  meli^e  im  ätttotffi 
beS  ÜR^fteriumS  getroffen  loorben,  erfd^eint  in  bei 
et)angelifd^en  Gefd^id^te  als  erfte  SRaria'S  fßtt 
lobung  unb  iBermal^lung  mit  einem  ab» 
fömmling  beS  bat)ibifd^en  ^aufeS,  mit  Sofepl 
bem  @o]^ne  Jacobs.  S)en  triftigften  unb  rid^tig< 
ften  Grunb  biefer  prok)ibentielIen  SSorfel^rung  1^ 
ägnatiuS  ber  SRort^rer  bereits  angegeben.  SS  follti 


TIS 


iiia,  bie  allcr(eli9|ie  aungfrou. 


7U 


tii  JtmgfiMiii^Irit  unb  junofiöuli^t  Smpf Sng* 
n$  imb  Stburt  bem  gürftni  btr  SScIt  ein  @f 
{ämrifc  Mribtn  (£p.  ad  Ephee.  c.  19),  au%tt* 
ttnoiln  i^  €l^  ecnu^  imb  t^ni  3)emn|antunQ 
Nigtbngt  nwtbnt.  3Ba6  bit  $ti|on  3Dfept)3  U* 
tijft,  [o  nfal^ttn  toti  aud^  Don  tfim  ntc^t  me'^t, 
oB  ba^  n  ein  gne^ttr  IDtann,  feineS  Setoerbe^ 
dl  Sinnnennonn  {tixxaiv),  gut  Seit  bet  SJetmä^* 
bag  in  Sagnrtt^,  beut  galiläift^en  SBagfiäbti^en, 
Bs^ft  lüib  mltm  ainfd^eine  nat^  in  bm  3aV 
n  BcnitS  DorgeiüA  mn;  er  na^m,  mit  man 
Mnnt^,  W  Cibtod^tci  als  nS^^n:  ^gnat  bem 
9Mf  nnb  bct  $f[ii%t  imä%  jui  et)e.  3)0^  ci, 
■ii  Wi;Apfyattai  (Haer.  78,  n.  7  sq.;  ou^  Ori- 
MHB,  In  Uattb.  13,  55;  Eus.  H.  eccl.  2,  I; 
fingor-Nyss.  De  resuir.  Dom.  Or.  II)  anführt, 
jnt2lbigannSßittiMtunb(o4bttaat(6t)'4i^(nt>ue 
ffU  i^  80  3a^tt)  unb  mit  Ainbem  qu3  einet 
it|m  C^  «fönet  gni)e|tn,  al3  n  mit  bet  %ti' 
mn  Sanglrau  ^ät  Deilo&te,  ip  immabrfd^einliil^ ; 
(teoüiiiniS  (C.  Helvid.  c.  10)  ift  anbetet  HRei- 
nag;  mb  nnS  S)ri^t|aniu3  6«  biefn  @efegen^eit 
MK  M  iog.  «Siubem  3efu'  mittat,  ift  fi<|«; 
ntijhitit^.  SBi4tigei  als  bit|ti  unjuDeitäffige 
SsgnAxiS,  bei  t^fl  auf  ^omjfiften.  t^eilS  auf 
tdäoft  iEsegefe  fii|  p|t,  ifl  SDIorio'S  unb  ^ofefil^e 
St^Utnigtui^ber^tciIotiunsunbbetSetma^lung 
p  liianbci.  3Ran  btout^t  setoö^li4  biete  SuS* 
bndt  Dott  Olana  unb  3oftp^  nai$  beten  qeutigei 
Ottnitnng  tmb  fagt  unS,  bei  btn  2fuben  fei  bie 
ittfooaaüo  unb  bie  dednctio  eponeae  in  do- 
■DB  ^onsi  bntd^  eine  ^titftifl  Don  einem  ^aiix 
■A  bnsba  getrennt  geUKfen ;  qu^  bei  SRoria 
■AScftti^  tieffe  bic|  gn;  unb  gnift^en  inne  liege 
U  pole  Cttignig,  oon  tDeld^m  bie  ^eilSbeteitung 
knliägans  genommen,  ^ein  bet  c^tip(i(^en 
Xnbüimi,  Ud^  baS  ouvEpxEoOai  matt\).  1, 18 
mbegiRpirili^en  SoQiug  einer  e^e  netfte^t,  unb 
ts  läugifi^  geflotbnung,  welche  3}lan&  Siet- 
■Qline  (23.  äcotnor)  Bor  Ovaria  Qierhinbigung 
Ü5.  ÜW))  feicit,  tntftnui^t  nui,  ba|  Snaria  beieitS 
iH  3i)f4i^  ecmo^tin  in  be^en  ^aufe  fic^  bef onb. 
A  her  ^tgd  i^i  bie  Sßotf^nft  braute  unb  ibr 
idfhrtt,  bog  fie  einen  @o^n  in  i^m  iEJ^tler' 
fw  emtifangeR  unb  gebären  mürbe,  toel^ei  3e|uS 

KDUn  fei,  bcn  IRomen  @o^n  @otteS  ^aben  unb 
SateiC  Salrib  X^on  auf  enig  einnehmen 
■cbt  (vgl  ^.  131, 11 ;  88, 20—38).  Säet  biefer 
Mt^rid^  l^it  ^e  Sfungfran  (Suc.  1,  27),  bie 
■üemem  SRonnt  OermSblt  tuar;  benn  [o  ifl 
rtf.itfnvifUvti  (Part.  Perf.)  ju  übtrfejen.  HJloria 
ldttf4oRfiü4erba8@clütibe  abgelegt,  unuerfe^rte 
än^iänli^trit  gu  beipobten  (Dgl.  Baron.  Annal. 
U  22  sq.).  ES  nwi  bieS  nic^t  bIo|e§  ißoi^aben. 
fnAoB  bereits  unti>iberm^ii$e  X^at.  @ic  erinnert 
Vta,  nie  bem,  umS  bet  Sngel  ongetünbigt,  bcr 
"~"  '  ■  R  SBege  fle^e,  bofe  fie  ouf  (einen  c^e- 
.mg  fiA  einlaffe.  S)er  Sngel  bebt  i^te 
:"  et  uetbe  bie  Sefrui^tung  i^eS  jung* 
m  Selbes  bur^  bie  Uebeif^nttung  beS  bei- 
'~  B  tmb  bit  aRac^t  beS  Mer^öd)ften  ge- 


fd)eben.  unb  banim  ani)  (Sih  xal)  baS  ^eilige, 
tDcI^eS  auS  ibt  geboten  merben  foQe,  @obn  Sottefi 
flcnaniil  mtrben.  3i"n  Unterpfanbe  gibt  er  i^r  ein 
aßofiräcicf)cn  an  bet  Sedoanbten  @lifabelb,  weld^ 
in  ifiren  bDt)en  inat"-  ""^  °^^  So^reu  betUn« 
fnic^tbarfeit.  mit  einem  ©o^ne  im  feisten  3Jlonate 
gcfctjnEt  fei.  ©iefe  SBort  entf^ieb;  JÖloria  fjjra^; 
„Mir  gtfcljcfie  nod^  beinern  SSJort"  (Suc.  1,  27  biS 
38).  Sieä  (f  iL^elS  ßinaieifung  ouf  glifabetb  »ot 
mct)t  nl§  eliK  bloße  3Injeige  beS  ©efi^e^enen; 
(S,  follle  3Tf(tii(i  jur  @eroäbr  bienen,  bo^  bei  @ott 
fein  Sing  unmüglic^  fei,  auc^  baS  ntc^t,  tooS 
il^r  mar  oettünbigt  motben.  Sie  Derlangte  nun 
niii^t  blofi  beS  berbei^enen  SBa^rgei^S  onfi^tig 
p  »erben,  fonbem  au^  i^rer  betagten  fflertoonbten 
in  beten  ungetnBbnli^er  Sage  beigu^bcn,  unb  fo 
eilte  fie  naä)  bem  fübif^en  ^oi^lanbe,  wo  3qi^' 
tiaS,  mabrf^einli^  in  ber  alten  $tieftet^bt  He- 
bron, lebte.  Raum  aar  fie  eingetreten,  faum  ^otte 
fie  eiifabet^  gegrüßt,  als  biefe  l^r  laut  entgegen- 
rief :  ,@ebenebeit  bijt  bu  unter  ben  SBeibem,  unb 
gebencbeit  iß  bie  9tu(bt  beineS  SeibeS;  unb  nob^r 
mir  bie  @nabe,  ba^  bit  XRutter  meines  ^erm  gu 
mir  (ommt?"  ©ie  etflärle  ibtou^,  mie  fie  ju 
biefem  Siffen  gelommen.  ^i):  jfinb,  baS  gum 
„Segbereiler  beS  §ertn"  beftimmte,  lioJe,  als 
2KariQ  fie  gegtu^t,  ddH  greube  in  ibrem  2eibe  gc 
^ft,  ©ie  pries  äJIario  feiig,  bo6  pe  bem  SBotte 
®otte9  fo  gISubig  oettraut.  Wlana  vxa  burc^ 
biefefl  3uDot(ommen  überrafd^tj  fie  fonb  SUeS, 
unb  mdit  no<^  als  fie  erwartet  gatte,  betätigt. 
©0  broeb  i^r  begeijterteS  ©tmütb  in  ben  tierrli^en 
§gmnu§  aus,  bet  feitbem  im  *lJhinbe  aEer  ®e- 
ft^Htet  lebt  (f.  b.  art.  TOagnificat).  Siaib  einem 
Sufentbalte  oon  brei  3Ronalen  fe^rte  SDlaria  bon 
3ubäa  lieim  natb  *Kagaretb.  Slbet  nac^  biefer  Seit 
jeigtc  fi4  »tt§  Dorbet  (Sebrimnife  gewefen;  unb 
äofepb  trug  nun  @eiDiffcn3beben(en,  bie  @attin, 
wellte  obne  fein  SßSiffen  3?Iuttet  gemotben,  bet 
fl^  gu  bebalten  (HHalti  1,  20).  SJenn  biet  fonn 
impnAiißeTv  nur  mit  3iti(tfii^l  auf  i^re  breimonot- 
lii^e  Slbliitfenbeil  oB  „miebernuftiebmen"  Derfton- 
ben  merben;  bet  Slrtilel  bei  ^\i•^aT%a  jeigt,  bQ&  fit 
feine  ®attin  mar,  fo  mie  auc^  !S.  24fagt,  bog  er 
feine  (S  a  1 1  i  n  (-rijv  luvaraa  näToü)  mieber  aufnabm. 
an  feinem  ©c^merg  übet  bie  Dermeintliij^e  €nt- 
becbmg  aber  batte  3ofetib  glei^tnobl  ben  €ntfi!^Iug 
gefaxt,  ÜRaria'S  ßb'^e  m5glii$ft  gn  fronen  unb  fie 
be|megen  beimlii^,  b.  i.  mittels  ©^eibebriefs  bor 
;nri  S^Q^-  i>b"t  Angabe  beS  @runbe3,  gu  ent- 
laffen.  SJo  tibcmabm  Sott  bte  Sßermittlung.  ®ott 
gob  bem  geredeten  Wonne  in  einem  Xraumgefi^te 
belebrenben  2(uff tfitug  über  bie  übematürlirfie  Sin- 
pfängnig  bei  Seibeäfrui^t  im  ©c^oge  ber  Jung- 
frau, unb  be^tnmte  i^n,  feinen  Sntf  ibiu|  gu  änbem 
unb  ^aria  miebei  gu  \\äi  gu  ntb^ien,  VirginiB 
custos  potiaB,  quam  marituB  (Hier.  C.  Helvid. 
c.  9).  3br  aSerbältnife  b^rte  ni^t  auf,  ein  biöut- 
(i^eS  gu  fein  (ÜJlaltb.  1,  25.  Suc.  2,  5).  äDaS 
bit  lübif(f|e  @et)äffig(eil  miber  SRario'S  Steinig- 
[eit  aufjubringtit  nid)t   errBtbtte,  »itb  in  bei 


715 


2Raria,  bte  ancrjeüöftc  Sunöfrau. 


711 


©d^möl&fci&rift  bon  6elfu8  (Orig.  C.  Celsum  1, 28) 
einem  Suben  in  ben  SBhinb  öcleöt.  ©S  genügt, 
borübcr  anjufül^ren,  tt)o§  SKol^ammeb  (Sura  4, 
155;  Mdttt,  ®er  «oran  70)  urtl^eilte:  „SBeil 
jie  (bie  3uben)  nid^t  geglaubt  (an  3e|[um),  unb 
toiber  9RariQ  gro^e  Söfterungen  auSgefto^en,  barum 
l^aben  »ir  (®ott)  fie  terflud^t." 

@o  marbbutii^bieSSennöl^IungSRaria^dberSBelt 
gegenüber  ber  Schleier  bed  ©el^eimniffed  über  baS 
©on^e  geworfen.  aWaria  erfd^ien  unb  galt  al§  ®e» 
mal^Iin  äofepl^S  unb  reiste  oIS  f old^e  fed^S  9Ronate 
fpäter,  als  ber  Don  SluguftuS  befol^Iene  SenfuS  fie 
Don  ®  aliläa  nad^  ber  StantmeSl^eimat  rief,  mit  il^m 
nad^  Se^lel^em.  Sl^re  amoef enl&eit  baf elbft  fiel  ju» 
fammen  mit  bem  Snbe  il^reS  gefegneten  @tanbeS, 
unb  f 0  tt)urbe  baS  göttlid^e  JKnb  bei  Säetl^Iel^em  in 
einer  ©rotte  (a.  U.  C.  747)  unter  Segrü^ung  ber 
l^immlifd^en  ^eerfd^aaren  geboren.  9lad^bem  baS« 
felbe  am  ad^ten  Xage  befd^nitten  unb  nad^  ©efe^eS 
SSorfd^rift  im  Xem))el  unter  fortmöl^renb  neuen 
Offenbarungen  bargefteUt  mar  (fiuc.  2,  22  ff.), 
nal^men  bie  SItem  il^ren  9Bo]^nfi|  in  Säetl^Iel^em. 
S)iefer  bauerte  gegen  6in  3al^r  unb  barüber,  bis 
bie  änfunf t  ber  SDtagier  unb  ber  3)torb))Ian  ^erobeS' 
}ur  SuSmanberung  nad^  ^eg^pten  nötl^igte.  @ie 
liefen  ^d^,  mie  bie  Xrabition  fagt,  in  ber  Umgegenb 
ber  $riefterftabt  ^eliopolis,  mo  jal^Ireid^e  Snfteb- 
lungen  ber  Stuben  maren,  nieber.  SMefer  ög^tifd^ 
9ufent]^alt  mäl^rte  iebod^  nid^t  lange.  9tad^  »e* 
robeS'  lobe  (750  U.  0.)  feierte  bie  l^eifige  gfamüie 
mieber  l^eim  ODlatt)^.  2, 19),  unb  }mar,  ba  baS 
tQrannifd^e  auftreten  beS  Xl^ronfoIgerS  9rd^eIauS 
neue  ©efal^r  fürd^ten  lie^,  nid^t  mel^r  nad^  9e^« 
leidem,  fonbem  nad^  9ta}aret]^,  baS  unter  ^erobeS 
aintipaS'  @cepter  mel^r  @id^erl^eit  für  baS  3efuS- 
finb  barbot.  93on  nun  an  fäUt  mieber  bie  ^üOe 
über  bie  ©efd^id^te  ber  l^eiligen  Sungfrau.  9lur 
biermal  nod^  tritt  fie  in  bem  fieben  i^reS  Sol^neS 
l^nbelnb  l^erein :  bei  ber  Djierreife  2uc  2,  41  ff., 
mo  fte  ben  }m5If jäl^rigen  SefuShtaben  berliert  unb 
nad^  langem  @ud^en  im  Sempel  mieber  finbet; 
bei  ber  ^od^geit  }u  Sana^  Sol^.  2, 1 ;  einmal  }u 
ßopl^amaum,  TOattl^.  12,  46  ff.,  unb  enblid^  am 
fieibenStage  unter  bem  ffreuje,  3o]^.  19,  25  ff., 
mo  fte  t)on  SefuS  bem  SiebeSiünger  3o^anneS  über- 
geben mirb.  SBeld^eS  injmifd^en  il^re  93erl^ältniffe 
gemef  en,  lö^t  jid^  nur  errat^en.  Sie  lebte  in  armen 
Umftönben  in  ber  gfamilie  beS  1^1.  Sofe))]^,  ber  in- 
gmifd^en  gefiorben,  jufammen  mit  beffen  Sruber 
eieopl&aS  ju  gtajaretl^  (9Ratt]^.  13,  55  ff.),  mö)^. 
renb  SefuS  feiner  9)Hffion  folgte.  S)iefe  erlaubte 
il^m  nid^t  mel^r,  auf  bie  SBünfd^e  feiner  SSermanbten 
SRüdfpd^t  ju  nehmen  Qo%  7, 8  ff.  TOarc.  8, 81  ff.). 
92ad^  ber  ^immelfal^rt  beS  ^erm  mirb  il^rer  nur 
nod^  WpQ.  1, 14  gebadet;  baS  übrige  Seben  l^eOt 
leine  92a$rid^t  auf.  @ie  lebte  nod^,  gel^t  eine  @age, 
elf  Saläre,  nad^  Ruberen  bis  48  n.  S^r.,  unb  marb 
am  ^uit  beS  OelbergeS  begraben  (ögl.  Baron. 
Annal.  ad  ann.  Chr.  48).  2)od^  fa)^  il^r  jung- 
fräulid^er  fieib  nld^t  bie  SSermefung,  fonbem  mürbe 
alSbalb  mit  ber  Seele  mieber  bereinigt  unb  in 


ben  ^immel  aufgenommen  (f.  b.  9lrt.  SRorienfef 
n,  n.  5). 

©0  meit  bie  bereinjelten  ßrlebniffe  SMoria'! 
9ieben  biefen  berbient  aber  bie  tieffte  ßrmögm 
bie  eigentl^ümlid^e  ^ül^rung  ©otte 
meldte  beftimmenb  unb  geftaltenb  auf  ba§  2eb( 
ber  ^eiligen  Jungfrau  mirfte.  SBir  bürfen  nid 
ol^ne  99ead^tung  baran  borübergel^en,  unb  bie^  tt 
|o  meniger,  meU  bon  iel^er  auf  ben  Shtl^m  b 
jungfräulid^en  SJhttter  S^rifti  fo  gerne  neibifd 
fSlxdt  fid^  gel^eftet  l^aben  unb  nod^  SRond^  fii 
mie  befriebigt  fül^Ien,  menn  fte  etmaS  in  ben  @d^ 
ten  beS  bleuen  ^eftamentS  finben,  baS  boron  in 
)u  mad^en  ober  etmaS  bon  il^rem  ®Ian)e  meg|imet 
men  fd^eint.  3Benn  eS  ein  auf  d^riitlid^em  99obe 
unbeftreitbarer  @a|  ift,  ba^  baS  Sbongelium  obc 
bie  ^eilSberanftaltung  in  Sl^rifto  bie  iBermiii 
lid^ung  eines  göttlichen  Urgel^eimniffeS  ift,  beffe 
9uS«  unb  SDurd^fül^rung  an  gemiffe,  bon  @ol 
eigens  bafür  borbereitete  ^erfönlid^feiten  gefnutj] 
erfd^eint;  menn  l^ierbon  aud^  ber  Segimt  ber  Sa 
mirhid^ung  nid^t  auSgunel^men  ift,  fo  mirb  fn 
ieben,  ber  biefe  biblifd^en  93orberfa|e  atmimntl 
SDtoria  unter  biefen  borbereiteten  ©efö^en  un 
SSßerfgeugen,  mie  ber  3^it/  fo  aud^  ber  @ad^e  tuuf 
bie  borberfte  Stelle  einnehmen.  Sie,  bie  )u  biefeo 
9Ber!e  $röbeftinirte,  mirb  in  eigener  SBeife  b<qi 
auSgerüftet  morben  fein.  S)te^  brüdtt  aud^  be 
Sngel  auS,  menn  er  fie  „boQ  ber  ©nabe"*  nennt 
bie  Sebeutung  beS  Part.  Perf.  xexaptTcDjiivj 
fann  nid^t  beffer  als  burd^  bie  Ueberfe|ung  be 
Stala  miebergegeben  merben.  SBaS  eS  aber  be 
SRaria  bebeutete,  boH  ber  ©nabe  gu  fein,  baS  fja 
in  unferer  3^it  erft  bie  99uIIe  Ineffabilis  bcA 
ftönbig  erfd^Ioffen:  fie  befa^  bie  gfüSe  ber®nab« 
meil  fte  nie  ol^ne  ©nabe  gemefen  unb  oud^  fd^ 
als  fte  em))fangen  marb,  bon  ber  6rbfüid)e  fr« 
geblieben  mar.  9Rit  biefer  ©nabe  ber  turf^njinc 
lid^en  ^eiligfeit  unb  ©ered^tigfeit  l^atte  fte  cSh 
aud^  baSienige  3Ra^  mir!Ii(|er  ©naben  mit  itr 
irbifd^e  fieben  gebracht,  meldte  il^rem  fünftiomS« 
rufe  angemeffen  mar;  fo  mar  fte  in  ieber  ^va^ 
boU  ber  ©nabe  (f.  b.  9rt.  gmpf ängni^,  unbefledEtc 
9ber  biefe  uranfönglid^e  gfreunbfd^aft  utib  Sc 
etnigung  mit  ©ott  |atte  fte  nie  burd^  irgenb  eb 
Sünbe  unterbrod^en,  f  o  ba|  baburd^  bie  t^füHe  il^ti 
©nabe  eine  Sinbu^e  l^ötte  erleiben  fdttnen;  be» 
nad^  tonnte  ber  Sngel  im  boSen  Sinne  ber  9Boti 
gu  il^r  fagen :  „®er  §err  ift  mit  bir" ;  eine  Xcm 
nung  gmifd^en  ©ott  unb  ^Raria,  mie  fte  burd^  \A 
Sünbe  l^erbeigef ül^rt  mirb,  ift  unbenibar.  Snfo^ 
einer  fold^en  ©naben«  unb  SebenSgemeinfd^aft  init 
®ott  nal^m  3Baria'S  ßrfenntnife  benienigen  9tof« 
{d^mung,  ber  unS  in  ber  Srflärung  überrafd^t: 
Vinim  non  cognosco.  99ereitS  l^atte  il^r  ttUafy 
teter  ®eift  ju  jenem  3i^^^  fi<^  erfd^mungen,  tKm 
bem  eS  l^ei^t :  Neque  nubent  neque  nubentor, 
sed  emnt  sicut  angeli  Dei  in  coelo  (!Dlatt^ 
22,  80).  Son  biefcr  ©nabenfüEe  l^er,  meldte  ou^ 
i^r  letblid^eS  äBefen  ^u  einem  boUfommen  reiner 
®efö|e  beS  ®eift6S  mad^te,  erllört  unb  begreif 


717 


SKarta,  ble  aUerfcIigPc  Sungfrau. 


718 


aift  jimgfr&ulid^ed  @elübbe  mit  einfädlet  unb 
Eir,  ald  burd^  ben  9uffd^Iu|,  tDeld^en  ba§ 
ipjdiboctxmgelium  Jacobi  minoris  barüber  geben 
»OL  SoS  Sulerorbentlid^e  ber  Segnabigung  borf 
)ifr  md^t  cmff allen.  ^nbeItee§ftd^umben9}o&« 
(Hg  bcS  göttlid^  UrpIoneS,  bie  iDtenfd^j^eit  butd^ 
m  Sit  Steufd^ffung,  ttne  fte  Don  SlriftuS  auS« 
l^en  foltte,  }u  U^rem  3i<t^  3U  Dodenben,  fo  borf 
M  i^ilfU,  tDc&  in  ber  9rt  Don  @ott  Derliel^en 
laA,  nid^t  uberrafd^  @o  unb  nid^t  onberS  fal^ 
d  0»)  bie  bemutl^oone  Sungfrau  f eiber  an: 
Fadt  mihi  magna,  qoi  potens  est,  et  sanctum 
Bomen  ejus  (Suc  1, 49).  Sd  ift  ia  begreif Ud^ : 
{ölte,  idqS  ©Ott  beAkoedKe,  fidler  Jtd^  DoQenben,  f o 
n^te  ber  erfie  Anfang  }um  großen  3BerI  f eft  be- 
girabet  fein.  3nbe|  toie  reid^  au^  bief eS  ®naben« 
kici  iDor,  fo  l^e  ed  bod^  feine  Stufen  unb  feinen 
Sortfdjnntt  @d^on  bie  Srfenntni|  Don  allem,  mad 
kol  St^fierium  umfaßte,  mar  nid^t  mit  einemmal 
ni^DoiDknbet;  unb  bie  flrengen  ®efe|e  ber  ^eil§« 
Hoiiomie,  nad^  benen  ^ier  ^DeS  j^u  bemeffen  ift, 
M^tm  bei  SRoria  feine  Sudnal^me.   9lud^  ber 
teüigm  3ungfrau  bedtte  fid^  admölig  unb  Don 
€4ntt  SU  e^riU  bad  auf,  nxid  nad^  ®otte§  $Ian 
fai  Seiborgenen  fid^  erfüSen  f oUte ;  unb  tt)ie  bie 
Srittretgni^  Dorrfidtten,  fo  enoeiterte  ftd^  il^r  ber 
ftwi  ber  Offenbarung.  SBaS  fte  im  ^aufe  beS 
S^oriad  erful^,  beftätigte  unb  ertt)etterte  il^re 
(bfamtm^,  toie  fel^r  gnöbig  ®ott  mit  il^r  gemefen, 
nb  erfünte  fte  mit  ©lauoen  unb  99egeifterung. 
8qS  bie  betl^Iel^itifdN  Ritten  bd  ber  ©eburt 
i|n§  ftinbed  ^interbrad^ten,  toarf  il^r  neued  fiid^t 
oj  ben  neugeborenen  ^eilanb  feines  SoIfeS  utü> 
nf  ben  Don  ben  Sngeln  befungenen  ^nebend« 
firP».  @ie  ermog  dleS  baS  in  il^rem  ^erjen 
9k  2, 18  f.).  Su^  ttxtS  @imeon  }ule|t  im  pto» 
M#^  (Skifte  im  Ztmptl  ibr  Don  bem  ftinbe 
ififm^,  ba|  ed  f ein  tottit  nid^t  ber  @Ian5  allein 
IniÄ  wUed,  fonbem  aud^  bad  ^fiid^t  ber  Reiben, 
Ue  im  Aftern  unb  ©d^atten  beS  3i)be8  fi|en^ 
^näfii  einen  neuen  Sutoad^  il^rem  SBiffen,  unb 
1^  «fie  in  Semmnberung''  (Suc.  2, 33).  S)urd^ 
^  3<ni0atfKmmen  entl^iUIte  fid^  in  mad^fenber 
fatfoltmig  bad  ibr  9nDertraute  unb  ubenafd^te  fte 
ho^  bie  SRannigfaltigfeit  berer,  meldte  fietS  neue 
Kit^eilungen  }u  ber  Sotfd^aft  auS  bed  SngelS 
Rnb  brauten.  2)iefe  Srt  Offenbarung  tritt  mit 
ber  Seit  }urudt,  unb  e§  übernimmt  ibr  @o]^n  eS 
Wjt,  \Sft  2tfpctt  }U  n)erben,  ber  fle  über  bad  menf d^- 
li^e  £enlen  ^inmeg  in  bie  ^eildgel^eimniffe  ein« 
Wt  ^Dvt  imd  betannte  mettmärbige  Sinleitung 
Hbd  bie  Begegnung  im  Xempel  (Suc.  2, 46  ff.). 
JSmm  "fyobt  ibr  mid^  gefud^t?"  mar  bie  Slnttoort 
«f ben  fd^merjlid^  Sor^alt  ber SRutter:  „hmgtet 
%ii<|t,  ba|  id^  in  bem,  nxid  meined  IBaterd  ift, 
fäi  niRe?'  3&ofjH  roai  il^nen  aQed  bemüht,  toa^ 
biejicotri^d^n  ttnb  bie  btmmlifd^en  Stimmen  Don 
4>  iömgt  batten;  aber  über  ber  Mtöglid^feit  ber 
b|mi  Snfd^Nnmng  urarb  ed  bem  SJerftanbe  nid^t 
fi  ki^t,  bie  gemeffenen  tjfolgerungen  ftetd  unb 
Bit  fieti  gleid^  fttarl^eit  ft^  Dor}u]^aIten.  S)arum 


erinnert  er  fte  baran,  mer  er  fei,  um  au|er  aEen 
3weifel  gu  (teilen,  wo  er  fein  müf[e,  »eld^  ©eruf 
il^n,  fernab  Don  ber  (eiblid^en  aWutter,  fc|le.  SDRit 
ber  3cit  barai,  ba  3efud,  ber  SKenfd^enfobn,  ald 
,, Jhted^t  ©otted"  in  bie  9udfü]^rung  ber  ibm  Dor- 
gejeid^neten  IvroXi^  eingeigt,  unb  ba  mit  bem  an- 
heben bed  ßDangeliumd  (ÜRarc.  1 ,  14  f.)  bad 
gange  Seben  bed  ^erm  ben  ftrengen  6|^arafter  bed 
©el^orfamd  nad^  vlrt  ber  jhted^te  annimmt,  treten 
aud^  beffen  älädtftd^ten  auf  bie  natärlid^en  Sanbe 
immer  entfd^iebener  in  ben  ^intergrunb.  Sd  ift 
bed  äiaterd  9luftrag,  in  bem  ftd^  Don  ba  an  fein 
Sebendo))fer  in  DoQftönbigfter  @elbftentau|erung 
Dergel^rt.  (Segen  biefen  ftebt  felbft  bie  SRutter  i^m 
gurudf.  9Id  biefe  &clf).  2, 3)  )u  Sana  i^n  bröngt, 
berid^tigt  er  fle:  „Sfrau,  »ad  ift  mir  unb  bir? 
9Reine  @tunbe  ift  nod^  nid^t  gefommen",  fie  er« 
innemb,  mie  er  Derfd^ieben  Don  ibr,  gebuttbenoon 
bem  bbb^tn  SEBiQen,  feine  ^anbelndjeit  Don  ®ott 
bem  93ater  }u  gemartigen,  nid^t  aber  fid^  felbft  }u 
nel^men  l^abe  (Dgl.  Iren.  Adv.  Haer.  3, 16,  n.  7), 
unb  bad,  möl^rerd)  bad  SBunber  bed  }u  SBein  ge« 
manbelten  äBafferd  }eigt,  ttie  fel^r  ber  SBiUe  SHa» 
ria^d  mit  bem  SBiUen  bed  SSaterd  übereinftimmt. 
SBie  Diel  mel^r  femer  bem  „ ftned^te  ©otted''  bie 
geiftigen  39aitbe  gelten  ald  bie  ber  9tatur,  brüdft 
er  feiernd^  SRattb.  12,  48  f.  and:  „9Ber  ift  meine 
SJhttter,  unb  mer  ftnb  meine  93räber?  Unb  aud* 
ftredfenb  feine  ^anb  über  feine  jünger:  @ie]^e 
l^ier  meine  SRutter  unb  meine  99rüber;  benn  mer 
ben  SBillen  tl^ut  meined  SSaterd  im^immel,  ber 
ift  mir  93ruber  unb  ©d^wefier  unb  SJcutter."  3n 
meld^em  @intte  er  biefed  gefDrod^en,  baruber  gibt 
er  Suc.  14,  26  f.  felbft  ben  Sommentor.  9Bad  er 
ald  ®efe|  feiner  Sfingerfd^aft  Dorgegeid^net,  fyxi  er 
felbft  Dorgetl^an.  2)ie  SetbjiDerläugnung  beffen, 
mad  er  umr,  in  Jhted^tdgel^orf am  unter  @ott  (^bU- 
2,  6  ff.),  bel^nte  ftd^  aud^  auf  jebed  anbere  menfd^« 
lid^e  SBoHen,  aud^  auf  bad  ber  SRutter  aud,  mo 
biefe  mit  natärlid^er  @orgIid^feit  il^m  folgte.  Sie 
aber  lernte  tmb  vibtt,  belehrt  unb  geful^rt  Don  il^rem 
@o]^ne,  mit  bief  em  DoQIommenen  ©eborfam  (^ebr. 
5,  8).  S)a]^r  ttiS  ber  ^eilanb  fie  aud^  Heber  feiig 
))reifen,  meil  fte  ©otted  SBort  gel^ört  unb  befolgt, 
all^  meil  fte  il^n  geboren  (Suc.  11,  28).  SSieOei^t 
gibt  bie  @rtt)ögung  eben  biefed  ©efe^,  melcbed 
fid^  im  Seben  Leiber  fo  ftreng  ab))rögt,  oen@d^Iüffel 
aud^  jum  tiefem  SSerftänbniffe  bejfen,  toa^  unter 
bem  ^euje  Dorgegangm  ift.  S)a|  mit  ben  2Bor- 
tm:  „SBeib,  fle^  ba  bein  ©obn",  «©ol^n,  ficb' 
ba  beine  SJhttter",  Ie|tere  in  bie  finbli(|e  Ob' 
l^ut  bed  geliebten  Süngerd  übergeben  mürbe,  ift 
rid^tig;  nid^t  mlnber  liegt  aber  in  ben  SDBorten 
bed  feine  @eIbftopfemng  ebm  DoÜenbenben  ©ott« 
menfd^en,  ba|  er  bamit  bed  9iaturDcrbanbed  Ie|te 
gföben  lödte,  ald  alled,  tt)ad  er  Don  ibr  batte,  tm 
Op\tx  ftd^  für  ©Ott  Derjel^rte.  Seiber  ©elbftent« 
öu^erung  erretd^te  bamit  ibre  @pi^e,  aber  aud^  il^re 
SJcrHömng.  5lld  fte  ben  ibr  entfrcmbetm  ©ol^n 
aud  bem  Xobe  ba(b  barauf  surüdCempfing,  ttxnr 
bad  Don  il^r  genommene  menfd^Hd^e  SBefen  trand« 


719                             9Ratia,  bie  allerfeligfie  Jungfrau.  720 

formirt  WS  ©öttlld^,  ©ol^  (SottcS,  cmgcfejt  in  Sungfrau  mp^an^m  unb  geboren  1^,  bnrd^ 

ajlad^t  naä)  bem  §eütgungSgeipe  (ögl.  SRöm.  1, 4.  ginnjirfung  be§  ^eiligen  ©eipcS  befrud^let.  SHIeö, 

2  Kot.  5, 16).  ©0  tnel  über  bie  göttftii^e  pl^rung  tt)Q§  weiter  öon  ber  ßntfünbigung  unb  95efreiimg 

ber  aHerfeligPen  aungfrou.  68  f ättt,  öon  biejem  unfere«  ®ef d^Icd^teS  burd^  boS  93lut  Sefn  ei^riftl 

®efl(!^t§punfte  ouS  i|r  Seben  betrad&tet,  freittd^  ,,qI8  beS  unbcjietften  Sammc§"  geleiert  wib  «■ 

monii^e  Slnfld^t  toeg,  mläit  öermeintlid^  il^re  ßl^re  glaubt  »irb,  ftüjt  fld^  auf  biefeö  Qfactum.    6« 

ju  toal^ren  jud^t,  weld&e  aber,  inbent  fxe  bie  Jung-  |ängtbamitau|ammcnbieUnbef[e(ft]^eitbermenfcl^ 

fräuli^e  SRutter  f aft  aber  ben  in  ural^rl^aft  menf^-  lid^en  SBefenl^eit  3efu  Sbnfti  Don  allem ,  vhA 

lid^en  SeibenSgel^orfam  l^ingegebenen  ©ol^n  @otte8  ©finbe  l^eigt,  eine  Steinl^eit,  meldte  niemanbem 

pettt,  ^r  me^r  nimmt  als  julegt.  g§  fallen  bomit  julommen  fann,  ber  auf  bem  SBege  ber  giatur* 

ober  oud^  weg  bie  ginwenbungen  alter  unb  neuer  ei^eugung  in  ben  allgemeinen  Jlaturöerbonb  unfe« 

ihitifer,  bie  cS  unbegreiflid^  pnben,  ba§  nad^  bem,  reS  ®ef(§Ied^te8  ]^ereingcl)flanjt  wirb.    ©e|]^ 

roaH  ©abriel  ju  SKaria  gefprod^en,  bicfe  ftd^  nod^  Panb  biefe  SDBal^rl^eit  bei  bem  artifel  über  8nt- 

über  baS,  waS  ber  ©reis  ©imeon  il^r  weiffagte,  wie  fünbigung  in  ber  apoftolifd^en  ^rebigt  (ögL  Slöm. 

über  etwas  9leueS  „wunbem"  fonntc;  unb  ba^  fxe  8, 3.  ®al.  4, 6)  öoran  unb  bilbete  öon  Anbeginn 

nic^t  Derjtanb,  waS  ber  }WöIfia]^rige  3efu3  wollte,  einen  Seftanbtl^ett  beS  apoPoIifd^en  @QmboIum§. 

als  biejcr  il^r  erwieberte,  pe  litten  wol^l  wif[cn  9lud^  bei  ben  erften  SSötem  wirb  öor  3UIcm  tat' 

follen,  Da§  er  in  bem,  waS  feines  SJaterS  ip,  fein  girt,  „ba^  3cfuS  ©^rifhiS  wal^rbaft  geboren  ip 

muffe  (Suc.  2,  33.  49  f.).  SBol^I  wu^te  SDlaria  auS  einer  Sungfrau"  (Ignat.  M.  ad  Smyrn. 

^lleS  unb  bewal^rte  unb  erwog  aDe  äBorte  in  c.  1);  ^uftin  berSRart^rer  mad^t  eS  in  feinem 

i^rem  ^erjen;  aber  weld^en  gfort«  unb  SntwidC-  S)iaIoge  mit  bem  3uben  2:r9))]^on  }um  Segen« 

lungSgang  baS  Snenfd^Iid^e  unter  ber  Seftimmung  Panbe  einer  eigenen  auSfül^rlid^en  Darlegung,  ba| 

ber  ©ottl^eit  burd^  baS  Seben  l^inburd^  fd^rittweife  nad^  apoftolifd^er  $rebigt  3efuS  iungfröuli^  em- 

nel^men  werbe  bis  gur  SSoOenbung  ber  großen  pfangen  unb  geboren  ift,  unb  gwor  im  Sinftoig 

IvToXi^  beS  SJaterS,  inbem  ber  @obn  in  ftned^tS-  mit  bem  9Iten  Xeftament  (Just.  DiaL  c.  48  sqq., 

gePatt  ben  SBeg  beS  Jhted^tSgel^orfamS  ging,  baS  bef.c.66).  S)iefen^un!tinberUeberIieferungna4h 

$atte  pe  fuccefpo  burd^  Offenbarung  }u  lernen,  brudfam  unb  feierlid^  l^eroorjuPeÜen,  gab  s^nftd^p 

S)a^  pe  lernte,  mad^te  pe  wad^fen  vmb  mad^te  pe  %nla^  ber  9Btberfpru(|  ber  Sbioniten  (f.  o.  9rt.). 

gro|  über  Me  t)or  ®ott  unb  ben  SRenfdi^en.  S)urd^  2)ie  tungfr&ulid^  Smpf ängnt^  beS  )u  erwortenben 

Seiben  geprüp  unb  boQenbet,  erfd^eint  Pe  nid^t  Sl^ripuSwartro|bernaren93er!ünbigungim%ten 

blog  in  il^rer  erl^abenpen  pttlid^en  ®rö^e,  fotü)em  XePament  in  bie  d^ripologifd^e  SSorfteHung  ber  3u« 

ip  aud^,  um  ben  ®ebanlen  ^ebr.  2,  17  f.  auf  ben  nid^t  aufgenommen.  S)er^öretiIerSertntl^  0. 

pe  anjuwenben,  mitleibsoolle  |)elferin  il^reS  ®e«  b.  9rt.)  fanratt  allen  ßbioniten  Dermod^te  eS  nid^t 

f d^Ied^ttö  geworben.  93on  biefem,  bem  biblifc^en  über  p^,  bem  apoftolif d^en  S^O^iPe  t)on  ber  über* 

©tanbpunfte  auS,  um  einen  folid  auf  frül^er  S)a«  natürlid^en  Singlieberung  3efu  bt'S  SReufd^fen« 

gewefeneS  }urüdfguwerfen,  jeigt  pd^  aud^  baS  Un-  gefd^Ied^t  pd^  )u  unterwerfen  (Iren.  Adv.  haer. 

oerftönbige  in  jenen  Sagen,  womit  bie  apocr^pl^if  d^e  1 ,  26).  92ad^  il^rer  ^nnal^me  war  3ef  uS  @obn  3o« 

fiiteratur  baS  fieben  ber  ®otteSmutter  auSgugieren  fepl^S,  auS  ^Raria  natürlid^  erjeugt.  Sinen  Snl^It 

beptpen  war.  @ie  pnb  Silber  rein  menfd^Iid^er  l^atten  pe  bafür  im  Soangelium  felber  nid^t.  906er 

^l^ntape,  weld^e  nad^  il^rem  ©inne  webt  unb  beiberganjenbürftigen9luffaPungt)onber^[krfon 

aud^  baS  ®öttlid^e  nad^  il^rer  SBeife  pd^  gepaßet,  unbbem9BerfeSl^rifti,wiePeinbencIementimfd9en 

weld^e  aber  mit  ber  göttlid^en  SBeiSl^eit  in  ber  gül^-  ^omilien  entfattct  vorliegt,  öermod^ten  pe  nid^t  gu 

rung  feiner  SluSerwäl^tten  nid^tS  gemein  l^t.  95on  begreifen,  weld^eScbeutungienebogmatifd^eSl^« 

l^ier  aus  werben  anbererf ettS  aber  aud^  bie  93er-  fad|e  in  bem  nad^  il^rer  9lnp^t  gebilbeten  Sl^riffen- 

Heinerungen  il^r  red&tcS  Sid^t  erl^atten,  wcld^e  pd^  tl^um  b^ben  foHte,  unb  oerwarfen  fo  eine  Se^re, 

an  bie  ®Iorie  ber  Sungfrau  gewagt  l^aben.  bereu  annähme  il^rem  ganjen  Se^rf^Peme  eine  der» 

3n}Wif d^en  Pnb  eS  bef onberS  ^wei  @tüd(e,  weld^e  änberte  ®epaU  bätte  geben  müpen.  S)aSfeIbe  puä* 

ben  9lamcn  SKaria^S  mit  bem  ®tauben  unb  ^offen  tifd^e  SnterePe  bröngte  aud^  bie  neueren  gbioniten, 

ber  Kl^riPen  auf  S  ßngPe  oerpcd^ten  unb  im  ge»  jene  öomebmfte  Sl^atfad^e  oom  Umfange  ber  d^rip« 

f ammten  Seben  unb  SuUe  ber  fatl^olif d^en  JKrd^e  lid^en  ^eilSIel^re  auSfaUen  )u  laPen.  S)ie  fatl^olifd^ 

il^re  crbebenbe  ihaft  äußern:  ba^  pe  Sungfrau  Ueberlieferung unb Se^rbeftimmungreid^t aber nod^ 

unb  ba|  pe  ®otteSgebärerin  ip.  S)aS  (Eine  preist  weiter,  ©ie  bebauptet,  ba|  gKaria  nid^t  blo^  öor 

®abriel,  ber  jungfräulid^e  ßngel,  an  il^r  mit  ben  unb  in  ber  ®eburt  Jungfrau  gewefen,  fonbem  ba| 

SBorten:  „®ubiPgebenebeit  unter  ben  SBeibem";  fie  eS  aud&  nad^l^er  unb  fortwäbreub  geblieben  ip. 

baS  Rubere  rül^mt  bie  5Dlutter  ßUfabetb,  bie  für  fes  wirb  burd&  biefen  weitem  3ufa|  bem  3)ogma 

bie  ajhitterfd^ap  il^re  Stungpräulid^fcit  l^at  bm-  oon  ber  gfleifd^werbung  beS  ©o^neS  ®otteS  auS 

geben  müRen,  mitbem®rufe:  „®ebenebeit  ip  bie  ber  Jungfrau  jwar  nid^t  mebr  etwas  5ReueS  bei« 

g^rud^t  beineS  ScibeS"  —  bie  einjige,  weld^e  nid^t  gelegt,  wol^l  aber  ber  iungfräulid^en  SRutter  jener 

bie  iungfröulid&e  SBürbe  ber  gmpfangcnben  auf»  Wubm  ber  Unberübrtbeit,  womit  pe  in  bie  braut- 

geboben  l^at.  S)er  ganje  ©d^werpunft  beS  ßl^ripen-  Ud^e  (Si)t  getreten,  unoerfümmert  oinbicirt.  3laä^ 

glaubenS  rul^t  auf  ber  Xl^atfad^e,  ba|  3Baria  als  bem,  wie  aWoria  Suc.  1,  34  pd^  auSfprid^t,  foflte 


721 


SDlaria^  bie  allerjeligfte  Jungfrau. 


722 


(in  anbereSnftd^t  faum  benfbar  fd^einen,  toenig« 

fga  mtf  bt6Iif(^  ®ruttbe  faum  f^aUhax.  ®k\^- 

8»tl  brnnte  man  f d^on  )u  OrigeneS'  S^ii  (Hom.  7 

iBLac.)bte9Reitmng]$te  unb  ba  Demel^men,  ba| 

Vlam  nac^  il^rtr  Srftgeburt  ftd^  in  el^elid^en  Um> 

goig  mit  3ofe))^  gefegt  unb  ba^  bie  im  bleuen 

tt^madt  Dortommenben  „SStüber  3efu"  nad^- 

geforene  65]^e  feien.  Sptjpl^aniud  l^atte  in  Sr- 

^am%  gebrad^t  bag  e§  namentlid^  in  Arabien 

In^ger  biefeS  SBal^neS  gebe,  unb  rid^tete  eine 

(ignie  «(nftel  uriber  {ie  (Haer.  78).  Sr  nennt  fie 

IVB  ber  Sid^tung  i^et  ßontroDerf  e  Xntibif  omaria« 

mtm  (f.  b.  Sri).   SHe  tSrianer  SunomiuS  unb 

fohositifi  (f.  b.  Srtt.)  maten  biefer  ^nftd^t  im  3n« 

toeffe  i^  ^ärefie  gugetl^.  Sefannter  nod^  ftnb 

in  ber  (Scfd^^te  beS  barübet  gefül^rten  Streites 

Me  Samen  ^iDibiuS,  3ot)inian  unb  SonofuS 

({.b.  Vrtt),  todäitti  ^ieronqmuS  mit  feinen  Streit- 

Hnftm  entgegengetreten  i{l.  3m  ©an^en  maren 

cSiDcnige  bibüfd^  @tfi^un!te,  an  meldte  bie  9lnti- 

bttoiminamten  fid^  otölammerten,  ).  99.  SHattl^. 

1,  25;  btefe  il^nen  }u  entreißen,  fonnte  einem 

Si^iifttmibigen  ttrie  ^ieron^muS  menig  ÜRül^e 

■Qd^  (3}gL  b.  Srt.  Srüber  3efu,  unb  @d^IeQer 

i»bet  greifeirger  tl^eol.  3eitfd^ift  IV,  30.)  3m 

fitsnbe  tooren  ed  aud^  nid^t  bief  e  biblif  d^en  ©teilen, 

tKl4e  irre  leiteten.  2)ie  ^fd^möd^ung  beS  @Iau- 

hnS  snb  beS  6inne8  für  bie  fittlid^en  3beale  be§ 

4njUic^  SebenS  fül^rten  barauf,  ben  SSßertl^  ber 

Smigfrfiulu^eit  l^ab^ufe^en  unb  natürßd^  t)or 

Shm  bie  glorreid^fle  Slüte  berfelben  ^u  Derbunfein. 

So  bie  Sbeale  einmal  entriffen  ober  entfteQt  ftnb, 

Ion  bie  anflBfung  bed  l^d^em  fittlid^n  SebenS 

n^t  ausbleiben.  Sag  bei  ^etoibiuS  unb  3ok)i« 

»an  biefeS  )>raftifd^  iDlotit)  ben  näd^fien  unb  mei» 

9m  Inti^  an  ibren  Suffiettungen  gel^abt,  tritt 

gn^  mioerblümt  l^erDor,  unb  ba^  in  ben  fpöteren 

Sritai  unb  l^utage  bie  ^erabftimmung  ber  fitt« 

ii^enSebfnSf  orberungen  auf  äl^nlid^e  Umbeutungen 

ber  9ibel  toieber  geleitet  ^be,  toxtb  fd^merlid^ 

ioRonb  Derfennen. 

Staria'd  ^öd^fte  SBürbe  aber  begrünbet,  bag  fie 

6otte8gebdrerin(Deipara)  ift,  bagfieSotted 

ßngeborenen  in  i^em  tflti^ä^  empfangen  unb 

§mm  bot    „2)arum  aud^",  fprad^  ber  Sngel, 

.ipiib  baS  Öeißge,  baS  au8  bir  geboren  toerben 

M,  So^  @otted  genannt  merben."  S)aS  nöm« 

^  ip  bie  6)>i|e  bed  fatl^olifd^en  S)ogmaS,  ba| 

ber,  xodSfn,  bon  Smigfeit  erzeugt  auS  ®ott,  bei 

M  f«fönlid^  fubfiftirte,  bag  biefer  9iamli$e  in 

te  Seit  emfifangen  unb  geboren  morben  ift  al§ 

6o^  ber  äungfrau  auS  ber  3ungfrau ;  ober  toie 

3|iBtiuS  ber  aRartt)rer  eS  auSbrüdft  (Ad  Ephes. 

^  18).  bag  irtmfer  ®ott  3efud  SliriftuS  im  SetbeS- 

fM(  mm  ^aria  getragen  nmrbe  (ixuo^popi^^), 

gnSI  ber  Snorbnung  ©otteS,  auS  S)at)ib§  3(b« 

Ndb  poox,  aber  bom  l^eiligen  (Seifte.  Siner  ifi 

ftqft,  fbiff^Itd^  fomol^I  als  aud^  geiftig,  geworben 

nb  BngctDorben,  im  f^fleifd^  geborener  ®ott . . ., 

[mcHfi  ans  SRaria  als  aud^  auS  Sott'',  genau  fo, 

»ie  aii4  ^ßouIuS  ((Hai.  4,  6.  9iöm.  1,  3)  ben- 


felben  Sel^rfafe  vorträgt.  ®er  3?ame  „©ebörerin 
®otteS",  „Wutter  ©otteS"  ift  infofcm,  unb  weil 
ber  in  il^r  eingefleifd^te  unb  auS  ibrem  fjfleifd^e 
»irflid^  ©eborene  ewiger  unb  gleid^wefentlid^er 
©ol^n  ift  mit  ®ott  bem  SSater,  ni^t  blog  oollfom- 
mcn  abäquat  bem  ©ad^öerl^öltniffc,  fonbem  ift 
aud&  biblifd^,  inbem  ©lifabetl^  fd&on,  erfüllt  oom 
beiligcn  Seifte,  aWaria  begrüßte  als  „SDlutter  ©ot- 
teS,  ibreS  §erm".  ®ie  93ejeid^nung  6eoT(5xoc, 
fd^on  fel^r  alt,  umfaßt  aUe  l^ier  in  SRebe  ftel^enben 
99e§ie]^ungen  unb  brüdCt  baS  S)ogma  oon  ber  3n- 
camation  wie  am  fürjeften  fo  am  fd&ärfften  auS. 
®aS  55töbicat  würbe  aEmöIig  um  fo  gefeierter, 
weil  bie  ölteren  ^örefien  faft  ol^ne  ^uSnabme  um 
baS  93er]^öltni|  beS  ®öttli(|en  unb  beS  SRenfd^- 
lid^en,  ober,  waS  baSfelbe  ift,  um  bie  Sel^rbeftim« 
mung  über  bie  Sfleifd^werbung  beS  SogoS  fid^  be' 
wegten,  unb  bie  ffatl^olifen  il^rerfeitS  nad^  oerf d^ie- 
benen  Seiten  immer  einen  unb  benfctbcn  ©a^  ju 
oertl^eibigen  l^atten,  bag  ber  ©ol^n  ©otteS,  in 
ÜRaria  ber  3ungfrau  mit  gemeinmcnfd^Iid^er  3la- 
tur  empfangen ,  sugleid^  DoDf ommener  ©ott  unb 
ooHfommener  9Ren{^,  als  ©otteS  ©ol^n  unb  als 
ÜRenfd^enfol^n  auS  il^r  geboren  worbcn  fei.  SDie 
ooQenbetfte^uSprögung  unb  feierlid^fte  S)arlegung 
f anb  bief e  Ueberlief crung  gegenüber  ben  S)iftinctio- 
nen,  burd^  weld^e  )ule|t  92eftoriuS  (f.  b.  9rt.)  nad^ 
bem  SSorgange  beS  $auIuS  oon  ©amofata,  bann 
nad^  ben  einfeitigen  biblifd^en  3nterpretationen 
beS  S)iobor  oon  XarfuS  unb  Xl^eobor  oon  9Jtop- 
fucfte  ber  Seigre  öon  ber  3ncamatton  eine  ©eftalt 
^u  geben  unternommen  l^atte,  woburd^  ber  Segriff 
ber  6eoT6xoc  als  unangemeffen  befeitigt  würbe. 
®a§  er  bie  gemeine  Irabition  nid&t  für  fid^  bobe, 
geftanb  ?ReftoriuS  ju;  feine  unb  feiner  Seigrer  9lrp- 
mente  waren  bialeftifd^^biblifd^er  9latur.  ^^tt 
^fung  unb  Sntfröftung  forderten,  ba  fie  mit 
feiner  ©runbanf d^auung  oom  SrIöfungSwerfe  oer» 
wad^fen  waren,  bie  IBöter  gur  fubtilftenSrforfd^ung 
ber  ^eiligen  ©d^riften  auf;  bie  ^rud^t  babon  war, 
bog  baS  $röbicat  6eoT6xoc  nod^  beftimmter  unb 
entfd^iebener  ber  l^eiligen  3ungfrau  beigelegt  unb 
gegenüber  ber  §ärefie  gefeiert  würbe.  3nfofem 
bann  3efuS  beim  SrIöfungSwerf '  als  baS  ^aupt 
unb  ber  ©teHoertreter  ber  gangen  ÜRenfd^l^eit  angu- 
feigen  ift,  l^at  ftd^  f d^on  frül^  in  ber  ftird^e  bie  lieber» 
geugung  auSgeprögt,  bag  bie  SRutter  beS  ^erm 
aucb  gur  SRenfd^l^eit  tnSgefammt  unb  bemnad^  gu 
iebem  eingclnen  SDlenf d^en  in  ein  mütterlid^eS  5Ber« 
lältnig  getreten  ift.  S)ie  SDlutter  ©otteS  ijt  aud^ 
3Kutter  ber  SKenfd^en.  3n  berfelben  ©tunbe^  in 
weld^er  ber  (Erlöfer  feine  Aufgabe  als  Crlöfer  ooH* 
brad^te,  l^at  er  aud^  biefe  ©teHung  ber  oÜerfelig" 
ften  3ungfrau  anerfannt  unb  bcftätigt,  inbem  er 
einen  eingigen  5Kenf(ben  als  il^ren  ©ol^n  erflörte, 
ber  nad^  aügemciner  ^uf f affung  in  ber  ffird^e  l^ier» 
bei  nur  alS  gunöd^ft  liegenbeS  93eifptel  gewöblt 
würbe.  (©.  Ventura,  La  Madre  di  Die  madre 
degli  Uomini,  2.  ed.,  Roma  1845.)  SBaS  in 
biefem  Slugenblidf  als  2luSfIu|  gegebener  Um^änbc 
erf d^ien,  baS  f oQte  eine  allgemeine  ^nwenbung  auf 


723 


Tlaxia,  bie  allerfeligfte  äungfratu 


724 


ttHc  JDlenfd^en  unb  aDe  Supänbc  ber  §Uf§bebürf- 
tiöfcit  unter  SKenfd^en  finbcn  unb  in  bicfer  91II» 
gcmetnl^eit  aU  xSmä^i  bc§  DpfertobcS  3cfu  gelten. 
SBenn  l^ierbei  bie  am  Äreuj  crtoorbenen  ®naben 
gewiffenna^en  ber  l^eifigen  Sungfrau  qI§  ?lu§» 
jpenberin  anöertrout  »erben,  f o  entfprid^t  biefe  bem 
bet)orgugten  ^ntl^eit  tueld^er  burd^  ®otte§  SBeiS» 
l^eit  aWaria  bei  ber  SuSfül^rung  ber  ®rlöfung  über» 
l^aupt  gugebad^t  mar.  ^a^  bie  aJlenfd^merbung 
@otte§  gan^  ol^ne  ^Ritmirl^ng  ber  5u  erlöfenben 
SOtenfd^l^eit  "^dtte  gefd^el^en  fönnen,  ift  unbenfbar. 
Sine  fold^e  SRittoirfung  aber  tonnte  nur  t)on  ber 
Sinen  erwartet  merben,  meldte  burd^  i^re  unbeffedfte 
Smpföngni^  unb  il^r  fünbenreined  fieben  fällig 
mar,  bem  ®otte§fo^n  einen  il^m  angemeffenen 
menfd^Iid^en  Seib  )u  fd^enfen.  S)ie  @enbung  ®a« 
briel§  )u  ^Raria  l^at  bemnad^  ben  Sl^arafter  einer 
f örmli^en  Sroutmerbung :  er  f oUte  bie  freie  6in« 
milligung  aWaria'S  l^erbeifül^ren,  unb  nur  im  Sid^te 
biefer  SBal^rl^eit  Iö|t  fid^  fein  S^izqt^pxäi^  mit 
9Waria  öerfte^en  unb  bie  Sragmeite  ton  SBario'S 
Fiat  ermeffen.  @o  jur  ©tcHöertreterin  ber  er» 
löfungSbebürftigen  SKenfd^l^eit  gemorben,  blieb  jie 
il^rem  93eruf  beftönbig  treu;  fie  nöl^rte,  ptete, 
rettete  bad  ber  9Renf($l^eit  gefd^enfte  Unterpfanb, 
fud^te  e§,  als  eS  Derloren  mar,  unb  bemal^rte  ed  fo 
für  ba§  fteUtiertretenbe  Opfer,  meld^eS  bad  ^eil 
ber  SBclt  bemirfen  follte.  3n  biefeS  Opfer  milligte 
aud^  fie  ein  unb  teiftete  bamit  Don  Seiten  ber 
aJlenfd^l^eit  ben  freien  Sntl^eil,  ber  öon  berfelben 
ermartet  merben  f onnte.  SBie  fte  bie  9lad^nd^t  Don 
bem  Sd^mert,  bad  il^re  @eele  burd^fd^eiben  foUte, 
in  treuem  ^ergen  bemal^rt  unb  ftd^  immer  me^r 
mit  bem  @eoanf en  an  bad  Opfer  Dertraut  gemalt 
l^atte  (8uc.  2,  35.  51),  fo  gab  jie  il^r  fiiebfteö 
mtQig  l^tn,  al§  er  ba§  mütterlid^e  ^auS  Derlie^, 
um  ben  SSBiUen  beffen  j^u  tl^un,  ber  il^n  gefanbt 
I)atte,  unb  mit  nod^  Diel  l^elbenmütl^igerer  Srgebung 
ftanb  fte  unter  bem  Jheu}  il^reS  Sol^ned,  um  Don 
©eiten  ber  aWenfd^l^eit  baS  Opfer  mirflid^  l^inju- 
geben,  baS  fie  einft  fmnbilblid^  fd^on  im  Sempel 
@ott  bargebrad^t,  bann  aber  für  fünf  @efel  mieber 
}um  ©gentl^um  ber  SRenfd^l^eit  lodgefauft  l^atte 
(Suc.  2,  22.  23).  So  ift  il^r  afö  ber  erften  gr- 
lösten  eine  SKitmirfung  bei  ber  ßrlöfung  jugeftan» 
ben  morben,  meldte  ber  Xl^ötigfeit  ber  Jtird^e  bei 
ber  IBermittlung  ber  @rlöfung§gnabe  gleid^fommt; 
fie  mirb  begmegen  mit  Siedet  al§  bie  @teIlDertreterin 
ber  Jhrd^e  betrad^tet,  unb  olle  bie  Sorbilber  bed 
eilten  2:eftamente§,  meldte  auf  bie  ßrlöfung  unb 
bie  ftird^e  beS  9leuen  SunbeS  l^inbeuten,  bürfen 
nad^  bem  Seifpiel  ber  SSöter  aud^  Don  il^r  gebeutet 
merben. 

eben  biefe  bogmatifd^en  2:i^atfad^en  unb  biefe 
SBürbe  SWaria'S  fid^erten  il^r  im  gfortgange  ber 
Seiten  jene  eminente  SSerel^rung,  momit  fte  in  ber 
fatl^olifd^en  ffird^e  aller  3"tigen  gefeiert  mirb.  68 
mürbe  gefagt:  „im  gfortgange  ber  Seiten" ;  benn 
ha^  ber  marianif^e  Kult  fd^on  in  bem  1.  bis 
3.  Sal^rl^unberte  fo  auSgebilbet  Dorl&anben  gemefen, 
mie  im  5.  unb  ben  folgenben  Sa^rl^unberten,  bürfte 


fd^mer  ju  bemeifen  fein.  fQA  aOen  großen  $et> 
fönlid^f eiten  mirb  il^r  SBert)^  unb  il^re  ftttii^e  ®rö^ 
unb  99ebeutung  erft  erfannt  unb  empfunben,  tDenv 
fte  DoÜenbet  unb  bem  (Srbenleben  entrüdtt  ffatb. 
6S  tritt  biefeS  bei  bem  Raupte  unb  iBoQenber  aOa 
^eiligen,  bei  3efu§  Sl^riftuS,  red^t  ougenf^g  1^ 
Dor.  „Unfer  ®ott  3ciu8  Kl^riftuS",  bemerft  Sgro 
tiuS  ber  aJlart^rer  (Ad  Rom.  c.  3),  stritt  nun,  bc 
er  beim  SSater  ift,  mel^r  in  bie  ©id^tbarfeit  l^rein.* 
@o  ging  eS  aud^  mit  ber  3Rutter  bedfelben.  3|i 
9lame  fing  an  ^u  glön^en,  als  fte  nid^t  me^  auf 
(Srben  gefe^en  mürbe.  S)ie  blo^  irbif d^en  fßttf^SÜ' 
niffe  gingen  im  99emu|tfein  mel^r  unb  mel^r  gurud; 
bafür  aber  trat  befto  leud^tenber  l^erDor,  maS  @ott 
in  feiner  ®nabe  an  xi)x  getl^an,  unb  maS  fte  in  bec 
^aä^t  unferer  ^eilSbereitung  für  unS  gemidt 
S)abei  fonn  unb  barf  nid^t  Derfannt  unb  geläugnä 
merben,  ba^  bie  Entfaltung  il^reS  ätu^meS  mie  bie 
IBere^rung,  meldte  il^r  gegoEtmurbe,  gleid^nSd^ 
gel^t  mit  bem  jfampfe  gegen  unb  mit  bem  @iege 
über  bie  ^örefie.  9Ran  barf  fül^n  bel^aupten,  bag 
bie  ber  l^eiltgen  Sungfrau  in  mad^fenbem  !Dta^ 
}ugemenbete  Sierel^rung  eine  9lrt  begeiferter  @€- 
nugtl^uung  unb  ^ulbigung  mar,  meldte  man  in  bei 
ffampfeS«  unb  @iegeSfreubigIeit  il^rem  9Iamen 
brad^te.  @o  lel^rt  menigftenS  bie  ©efd^id^te.  3( 
mel^r  bie  Sl^riftenl^eit  ober  bie  JKrd^e  an  bem  @e* 
bauten  fefi^ielt,  ba^  „®ott  menfd^lid^  ftd^tbar  g^ 
morben  }ur  Tieul^eit  emigen  fiebenS"  (Ignat  M. 
Ad  Ephes.  c.  19),  befb  meniger  lie^  fie  fid^  burt^ 
l^äretifd^e  @op]^iftif  logrei^en  Don  ber  burd^  bie 
älpoftel  il^r  Derbürgten  SBal^rl^eit,  ba^  ben  Stn> 
geborenen  ®otteS,  ber  unS  in  feinem  93Iute  aud« 
geboren,  Iflaria  auS  il^rem  Salute  für  tmS  gebore» 
$abe.  Segreiflid^  mürbe  barum  il^r  92ame  vxd 
befonberem  9lad^brud(e  DorangefteSt  unb  in  boS 
iSetenntni^  feierlid^  aufgenommen.  „Unfer  @ott 
3efuS  Sl^rifiuS  mürbe  Don  ber  Sungfrau  SRorio 
burd^  ben  l^eiligen  ®eift  im  @d^o^e  empfangen« 
getragen  unb  auS  i^r  geboren"  (Ignat.  M.  Ad 
Ephes.  c.  7 ;  Ad  Trall.  c.  9;  AdSmym.  c.  1  etc.), 
mürbe  als  ^ntibotum  gegen  alle  l^öretifdl^e  Se^^ 
corruption  eingeprägt  9äd^t  lange,  fo  nöt^igtc 
biefelbeSontroDerfeaud^,  bie  fatl^oIifd^eSnfd^aiutng 
tiefer  gu  begrünben.  9IS  nöd^fie  frud^tbare  ^[kmil> 
lele  bot  ft(|  bar  bie  @tammmutter  unfereS  ®^ 
f d^Ied^teS.  3}lan  f onb  eS  gang  entfpred^enb  ber  Orb> 
nung  ber  g5ttlid^enOeconomie,  ba|,  „menn  binn( 
eine  Sungfrau,  Soa,  bie  Don  ber  @d^lange  burd( 
^nnal^me  il^reSäBorteSbefrud^tetmorben,  Ungel^oD 
fam  unb  %oh  geboren  mar,  bann  burd^  eine  gmeUi 
Jungfrau,  ^Raria,  bie  auf  beS  SngelS  99otfd^ 
l^in  Dom  l^eiligen  ®eifte  befrud^tet  morben,  2)er  ge* 
boren  morben  ift,  burd^  meldten  ®ott  bie  @d^Iang< 
unb  bie  ibr  Deröl^nli^ten  6ngel  unb  SDtenfd^ 
mad^tloS  l^inftellt  (Just.  M.  Dial.  c.  100 ;  DgL 
Iren.  Adv.  haer.  3,  22 ;  Tert.  De  came  Chrisi 
c.  17;Ejpiph.Haer.78,n.l8).  ©0, urtl^ilte man, 
fei  bie  rüdftönbige  @d^ulb  beS  SBeibeS  mieber  re« 
parirt  morben,  inbem,  menn  SDa  auS  einem  SDlamu 
entfprungen  mar,  l^inmieberum  nun  IDtaria,  o^nc 


725 


5IRaria,  bie  allerjcUgftc  Sungfrau. 


726 


JB^tm  eines  ^Diaxmti,  ouS  il^r  aSetn,  burc^  bie 
ifl&mrbmg  bed  @eifle§,  3e|[um  Sl^riftum  geboren 
tot  (CyrilL  ffieroB.  Cat.  12,  n.  29).  9latürKd^ : 
jt  florer  unb  kbenbiger  man  ftc^  t)on  ber  3bee  an- 
riptoäfm  \uSjfk,  ba|  burd^  bie  Stnffeifd^ung  aud 
mm  ber  3ungfrau  eine  geiftige  9ieufd^5pfung 
asgeM^nt  toorben  fei^  befto  inniger  fül^Ite  man 
H  (ing^^ogen  }u  bem  Silbe  berjenigen^  burd^ 
harn  n&cpfle  Vermittlung  biefer  Umf^mung  in 
kff  idigiöfen  @efd^ic^te  unfered  ©efd^Ied^teS  ober 
M  Seid^  (S^otted  eingeleitet  tt)urbe.  S)er  gfort- 
fi|ritt  il^  Serel^rung  barf  bal^er  nid^t  über« 
vIfifaL  3f  toeiter  bie  ^drefie  im  3<itenlaufe  mit 
^Ru  Sngriffen  fid^  bortoagte,  |e  mel^rere  ber  Sel^r» 
inmfte  fte  ontaßete^  befto  meiter  ttmrb  ber  9lame 
ker  deot^xoc  DorgerfidCt.  Sd  ift  nömlid^  eine  fd^on 
Bon  ätenduS  beobod^tete  unb  feitbem  l^unbertmal 
ktD^rte  Srfal^rung,  ba|  alle  ^örefie  entmeber 
M  ber  l^gnung  ber  Sncamation  beS  SogoS 
oS  ber  Jungfrau  auSgel^t  ober  bamit  enbigi 
Sq^  biää  iene  9e}ei^ung  für  bie  ffatl^olifen 
OK  Irt  Smidet  gegen  alle  ^örefte,  mie  benn  ber 
U.  (^riOuS  t)on  9Iesanbrien  in  ber  9teftorianifd^en 
CostroDerfe  fein  Sebenfen  trug,  au^^ufpred^en: 

Mapui  lad  BeoT^xoc,  toüt^  i<TZi  irap(£6et7(ia  ttJc 

«d^olLocrc  dXT)&t&(c.  93on  biefer  @eite  auS  be- 
imft  jid9  ebenfo  einfad^  ald  gefd^id^tlid^  bie  93er« 
ttoBS.  toeld^  SRoria  ber  Jungfrau  in  ber  fatl^o« 
rif((cnlKrd^  ergeigt  mürbe  uiti)  mirb.  2)iefelbe 
iP  mit  ber  fatl^olifd^en  Sel^rüberlieferung  auf  baS 
Snigpe  üermad^fen.  2)ie{er  Sult  lö^t  fid^  aber 
fli^  ffod^  t)on  einer  anbern  @eite  auS  auffaffen. 
SNa  fU^t  gugleid^  afö  eine  fittlid^e  ©röge  ba, 
iNi^er  nid^  Dor  no^  nad^  eine  anbere  gur  @eite 
ffPdit  tsabm  barf.  SEBie  fte  baftel^t,  ift  fie  ein 
9(M  9txo&Sß,  gepflangt  unb  groggejogen  burd^ 
«tobe  unb  obenbrein  baju  bereitet  ba^  ein  neues 
i^tfiOft  fid^  barauS  entfalte.  9IS  fd^öne  Slüte 
ofitdnt  an  il^r  bie  gottgemeil^te  äungfröulid^« 
kit  3n  il^r  ober,  in  ber  baS  @efe|  ber  gemeinen 
Datnr  Dom  ®efe|  bed  @eifte§  aufgel^oben  ober 
Qter^  gemad^t  erfd^t,  unb  in  ber  nad^  3efu 
i#md^  biefer  einft  feinen  Xrium))]^  feiern  mirb, 
af(^  }UDörberft  bie  IBoÜfraft  ber  geftaltenben 
nkDeiflftrenben  ®nabe  be§  ©eifteS.  SRaria  fielet  in 
Ner^tnfi4t  oIS  Slüte  mie  ber  3eit  fo  ber  @ad^e 
v^  oben  an.  SBenn  eS  bann  ba§  lebl^aftefie  99e« 
jUen  ber  JKrd^  ift,  ba|  baS  bon  Sl^riftuS  ein« 
leNte  (Element  be§  ®eifted  in  Men  burd^gebil- 
kctioeibeunb  bie  borgel^altene  3bee  treue  9lad^« 
d^Ntmig  fnd>e,  f o  begreift  ftd^  aud^  mol^I,  marum 
ob  iDOju  fte  |ene  einjige  $erfönli(|feit,  „moraud 
Me  ouS  einer  SBurjel  fortan  bie  iungfröulid^en 
Steige  ftd^  ausbreiten^  (Athanas.  Fragm.  in 
Lue.  1,49,  MigneXXVII,  1393),  fo  J^eUftra^Ienb 
fMpot^  es  ift  ber  fat^olif d^en  ff irc^e,  ber  ^ä- 
nfir  gegenüber,  eine  in'S  tieffte  Säemugtf ein  unb 
wfulftleingelirägteSorftellung:  malere  gottgeioeil^te 
-  Sngfiönlid^feit  fei  ber  Xriumpl^  ber  geiftigen 
Snobe,  \d  bie  nad^fte  Säerül^rung  beS  3ieIeS  un- 
fstS  Oefi^teS  in  engelgleic^er  SSertlörung.  S)aS 


Sl^riftenDoH  fül^It  ftd^  aber  aud^  fonft  nod^  an  fte 
l^ingcjogen.  „öat  bie  Sungfrau  3Baria  burd^ 
®Iauben  unb  ©el^orfam'' ,  um  mit  SrenöuS  gu 
reben  (Adv.  haer.  5, 19),  „bie  Sanbe  gelöst,  meldte 
6t)a  burd^  il^ren  Ungel^orfam  gefnüpft",  unb  „ift 
fte  fo  bie  Sfürfpred^crin  ber  SWutter  goa  geworben", 
fo  bel^nt  ftd^  bie|  äierl^ältnil  begreifü^  auf  baS 
gonge  ©efd^Ied^t  auS,  meld^eS  jener  erften  SRutter 
entf))roffen,  jene  tJfeffeln  ber  @änbe  unb  beS  XobeS 
oon  il^r  geerbt  l^at.  ©d^merlid^  mirb  man  fi$  ber 
aus  ber  ^eifd^merbung  beS  @o]^neS  @otteS  neu« 
gefialteten  ©nabenDerl^öItniffe  oollfommen  bemüht 
merben  f önnen,  nomentlid^  ber  barauS  erblül^enben 
S^reil^eit,  ol^ne  t)on  öl^nlid^en  99etrad^tungen  unb 
@m))finbungen  gel^oben  }u  merben.  S)a}u  fommt 
tu)d^  eine  meitere  Srmögung.  SRaria,  bie  ©ebene« 
beite,  ging  lemenb  unb  leibenb  bie  @d^ule  beS 
©el^orfamS.  3n  bem  aber,  maS  fie  gefielt,  ge« 
litten  unb  gelernt,  bermag  fte  il^reStl^eilS  SRitleib 
gu  fül^Icn  mit  benen,  bie  unmiff enb  finb  unb  inen, 
unb  be^megen  ift  fte  eine  mitleibSbotte  ^elferin 
für  bieienigen,  loeld^e  tu)d^  mit  ben  SSerfu^ungen 
ringen.  ®iefeS  5IJlitgefü]^I  erfd^cint  in  unenbUd^ 
l^ol^er  Sebeutung,  memt  bie  Stellung  ber  aUer« 
feligften  Jungfrau  DoÜfommen  in'S  Suge  gefaxt 
mirb.  Snoria  ift  bie  mal^e  SJhttter  3efu,  ber  in 
bem  oon  il^r  angenommenen  Seibe  bis  in  Smig« 
feit  beim  SSater  tl^ront,  unb  fte  barf  be^megen  aud^ 
bis  in  Smigfeit  bie  Siedete  geltenb  mad^en,  meldte 
aus  il^rer  IDbtttermürbe  fliegen.  9Bie  foQte  nun 
ber,  meld^er  aUen  ff inbem  Sl^rfurd^t,  Siebe  unb 
©el^orfam  gegen  bie  @ltem  be^e^It,  fid^  felbft  t>on 
bief en  ©eftnnungen  gegen  feine  3Rutter  ^eifpred^en, 
totnn  fie  alS  S^ürbitterin  bei  il^m  auftritt?  2)em« 
nad^  barf  man  aud^  fold^e  SSerel^rer  SRaria^S  an« 
l^dren.  meldte  im  Uebermag  il^reS  Vertrauens  fie 
^e  attmäd^tige  ^ürbitterin  nennen.  SS  ift  l^ier 
nid^t  ber  Ort,  bie  gegebenen  Slnbeutungen  nad^ 
ben  t)erf d^iebenen  Sejiel^ungen  l^in  }u  tierfolgen ; 
td^er  aber  finb  biefe  auS  ben  ebangelifd^  Xl^at« 
ä^en  gef d^ö)>ften  9nf d^auungen  bie  malere  ©runb« 
äge  beS  morianifd^en  SuIteS,  meld^er  in  bem  fatl^o« 
lifd^en  ffirdbenmefen  eine  fo  auSgegeid^nete  Stelle 
einnimmt  6r  ift  mal^r  für  Jeben,  bem  baS  El^riften« 
tl^um  nid^t  ein  Softem  oon  abstracten  Seigren,  f on« 
bem  eine  lebenbige,  in  ber  ©efd^id^te  ber  SKenfd^« 
l^eit  murgeinbe,  in  gnöbiger  Snnöl^erung  ©otteS  gu 
unferem  ©efd^Ied^te  ftd^  erfüüenbe  unb  ooKenbenbe 
Steligion  ift  SBie  bie  ffird^e  baburd^,  bag  fie  aUe 
befannteren  SKomente  im  Seben  ber  l^eiligen  3ung« 
frau  in  il^rem  geftfreifc  Iiturgifd&  fijirt  unb  fo  bie 
Sl^atfad^en  unferer  t)eilst)eranfialtung  l^iftorifd^ 
f eftl^ält  unb  gegen  SSerbunflung  fd^üjt  ber  Seben« 
bigfeit  ber  ©loubenSübcrlicf erung  einen  unücrfteg« 
baren  Suflug  gufül^rt,  f o  mirb  boburd^,  bag  fie  bie 
l^ol&en  pttlid^en  (Sl^araftere,  bie  ©ebilbe  ber  ©nabe, 
^cttleud^tenb  über  fid^  ftcllt,  oerptet  bag  je  ber 
ÜRafeftab  ber  fittlid^en  Sforberungen  ftd^  il^r  t)er- 
ringerc,  ober  baS  93ilb  erblcid^e,  wcld^eS  ber  6in» 
gelnc,  jcbcr  in  fetner  Scf onberl^cit  nad^guf ormen  l^at 
(Dgt  Cultus  hyperduliae  im  ^rt.  ^eilige  n.  II). 


727                            Waxia,  Orben  unb  Songregationen.  728 

aus  ber  ou^erorbeiüßd^  rei^l^oltigen  Sitcratur  fal^  }u  SourbeS  (f.  b.  Art.)  beforgcn.    Unter 

über  bic  atterf cligfie  SJungfrau  jlnb  befonberS  l^er»  gleid^em  Süel  befleißen  SDliffionSl^fer  in  ben  S>iB- 

Dor^ul^eben  bad  @mnmeltt)erf  Joan.  Jac.  Boa-  cefen  SRenned  (feit  1825)  unb  9lante8.  (Keller 

rasBÖ,  Summa  anrea  de  laudibus B. M.  V . . .,  482.  818.)  —  b.  S)ie  Sd^toefiern  t)on  ber 

omnia  complectens,  quae  de  glorios.  V.  Dei-  Unbefledten  @ntpföngni|  (de  Tlmma- 

para  reperiuntur  in  s.  bibliis,  s.  patribus,  con-  culee  Conceptdon)  für  Unterrid^t  unb  ihanlen^ 

ciliis  et  constitutionibus  pontificum,  libris  pflege  bilben  mel^rere,  Don  einanber  unabl^öngigf 

celebr.  doctomm  . . .  necnon  hagiographica,  Songregattonen.  S)ie  öltefle  ift  bie  Don  SDignoi^ 

liturgica,  theologica,  ascetica  etc.,  13  voll.,  geftiftet  1808,  autoriftrt  1826.  @ie  leitet  Sfrei^ 

Paris.,  Migne,  1866  sq.;  bann  bie  bogmotifd^  fd^ulen  in  22  ©tobten  unb  l^ölt  Ißenftonote  in 

S)arfteIIungenbetH.Hurter,Compendiumtheol.  ^Dignon,  SorpentraS,  $an§  unb  9h^Q.  (La 

dogmaticae,  ü,  Oenip.  1877;  %  ffurj,  9»a-  France  eccL  1891, 170.)  —  S)ie  gongregotimi 

riologie  ober  Seigre  ber  fat]^oli|d^cn  ffird^e  über  bie  öon  Sorbeauj  ober  Don  ber  l^eUigen  Qfamilie,  ge» 

aüerfel.  Sungfrau  9»aria,  SRegenSb.  1881,  unb  ftiftet  1820,  autoriprt  1826,  l^at&ofpitäler^aftle 

©d^eeben,  §anbb.  ber  fotl^ol.  ©ogmatif  HI,  3^rei»  unb  greifd^ulen  in  gfronfreid^  uiä)  in  ben  €oIo» 

bürg  1882,  455  ff.;  femer  gf.  SMorgott,  TOario«  nien;  bie  Don  9logent«Ie-9lotrou  (SHöcefe  (Sfyttß 

logie  be§  1^1.  Xl^omaS  D.  Squin,  gfreiburg  1878;  tre§),autonrtrtl827,]^Qtarmenf(!^uIenunb3:anb- 

%l  ©d^öfer,  S)te  ®otte§mutter  in  ber  I^L  ©d^rift,  {tummenonftalten  (ib.  310) ;  bie  Don  93u}an9aiS 

TOünfter  1887;  g.  9.  D.  Seltner,  ®ie  aWarien«  (S)iöcefe93ourge8),  geftiftet  1835,  outorifirt  1875, 

Derel^rung  in  ben  erften  ^af)x^.,  2.  Sufl.,  Stuttg.  SOtabd^enf d^ulen  unb  ftranlenbienfl ;  bie  Don  (So* 

1886;  3.  Sien,  ©orfteHungen  ber  allerfeL  3ung«  ftreä,  geftiftet  1836,  outorifirt  1852,  S^tn, 

fron  auf  ben  jhtnfibenfmälem  ber  jfatafomben,  ^enfionote  unb  Suflud^tSl^öufer  (ib.  81);  bie  Don 

gfreiburg  1887.            [SReitl^ma^r  (Äoulen).]  @aint-ÜRecn-Ie«®ranb  (SHöcefe  SRenne«),  outori- 

9tatia,  £itel  mel^rerer  Orben  unb  Songre*  firt  1852,  SnfiituteunbtJfreifd^uIen;  im  3. 1880 

gationen.  I.  9litterorben:l.  Orben  ber  f elig-  bef a|en  Ie|tere  70  9lieberlaf[ungen  mit  355  @d^nie« 

ften  SJungfrau  5Kario  Don  S  e  1 1^  I  e  1^  e  m,  f.  93et|«  ftem.  (Keller  482.)  —  S)ie  ©d^weftem  ber  Un- 

lemitenll,  541;  2.  Dom  99erge  Sarmel,  f.Sar«  befledften  Smpfängni^,  genannt  S)amen  Don  ber 

melitenorben  ü,  1974;  3.  Don  ber  unbefledFten  SSorfel^ung,  mit  bem  90tutter^aufe  gu  9liort  (2)i5« 

empfftngni|,f.  gmpf ängni§ aJlariä IV, 474 ;  cef e $oiHer§),  autorifirt  1856,  befi^en 22 ÜWeber- 

4.  Don  3erufalem,  f.  ©eutfd^er  Orben  IQ,  laffungen  für  ihonfenbienft  unb  Unterrid^t  (La 

1591;  5.  Don  aWaria  ber  ©lorreid^en,  f.  Fra-  Francel891,598.)— cUnterbemlitelMarie- 

tres  gaudentes  lY,  1936.  Immaculöe  finb  gu  nennen:  2)ie  ifinber  Don 

n.  ^Rönner«  unb  ^rauen-Songre*  ^Raria  ber  Unbefte^en  (Congr.  des  enfants  de 

g  a  t  i  0  n  e  n  für  9Rifftonen,  3ugenbunterrid^t  ober  Marie-Immaculee  ober  Oblates  de  St.-Hflaire) 

Ifranfenpffege.  1.  Siener  unb  S)ienerinnen  mitbem9Rutter]^aufeSl^aDagne§-en«$aiaer§(3)id« 

SDlarienS,  f.  ©erDiten.  —  3m  3. 1836  nmrbe  cefeSucon);  fle  mürben  1800  für  bieSBenbee  Don 

burd^  einen  ^riefter  auä  ^an  eine  (Senoffenfd^aft  SouiS-uWarie  Sauboin  (1765—1835)  unb  Seon* 

mit  bem  litel  Servantes  de  Marie  in  ber  S)iö.  Soptiftc  fSflcuriffon  (1767—1849)  geftiftet.  S)ie 

cef e  Sa^onne  geftiftet,  um  §ofpitäler,  SujIu^tS-  SSöter  leiten  ftnabenf eminare  unb  l^aben  SWiffumen 

unb  SBaifenl^äufer  ju  leiten.  Sie  ©efeUfd^aft  er»  auf  ben  Antillen.  (Helyot-Badiche,  6d.  Migne 

l^ielt  1852  bie  autorifation  ber  Stegierung.  9Som  IV,  760;  KeUer  228.)  —  Ueber  bie  Oblaten 

SDlutterl^aufe  ju  anglet  fmb  in  ber  ffiiUcefe  93a»  Don  3Baria  ber  Unbepedften  f.  Oblaten.  —  SHe 

Qonne  55  ^öufer,  anbermörtS  nod^  mel^r  als  100  9lonnen  (Beligieuses  de  Marie-Immacnl^) 

obl^öngig.  9»it  gleid^em  SJamen  ttmrbe  1854  in  mit  bem  SRutterl^aufe  ju  95ourge§,  geftiftet  1657, 

ber  S)iöcefe  93Ioi8  rine  ©efeUfd^oft  Don  gfranciS»  autorifirt  1867,  l^aben  ihanfenpffege  unb  Unter- 

caner»Iertiarinnen  für  ff ranfenpfiegc  unb  Seitung  rid^t.  ©Icid^en  3tt)ed(  Derf olgt  eine  Kongregation 

Don  af^Ien  gegrünbet.  3n  ber  ®i5cefe  93eauDai8  ju  aRarfeiUe,  autorifirt  1870,  bie  ftd^  inSbefonbere 

befleißen  feit  1855  bie  Petites  servantes  de  ben  ©tummen  unb  93Iinben  mibmet.  95eibe  jn» 

Marie-Immaculee  für  ben  S)ienft  ber  armen  unb  fammen  bef a|en  1882  34  ^äufer  unb  leiteten 

franfen  Arbeiter.   SSom  SRutterl^auS  gu  ®aubc»  52  ©d^ulen.   (Keller  118.  274;  La  France 

d&art  l^angen  16  «nftaltcn  ab.  (3JgI.  Marchand,  1891,  459.) 

Moines  etNonnesII,  Par.  1882, 350;  Keller,  3.  ©^mcftern  aKarienS  Don  ben  ©ngeln 

Les  Congrögations  religieuses  en  France,  (Beligieuses  de  Sainte-Marie-des-Anges),  mit 

Par.  1880,  84.  108.  88;  La  France  eccle-  bem  aJhitterl^aufe  ju  3lnger§,  eine  1871  gefHftetc 

siastique  1891,  212.)  ©enoffenfd^aft,  meldte  ^cnjionate  unb  SSBaifen- 

2.  Sieben  ben  Orben  au  gieren  ber  Unbe-  l^öufer  leitet,  l^at  \xä)  avä^  nad^  ßnglanb  unb  ber 

fledften  gmpf ängnif  (f.  b.  9lrt.  IV,  475)  ©d^meij  Derbreitet.  (La  France  1891,  112.) 

befleißen  mel^rere  Kongregationen  unter  biefcm  4.S)ie©d^tt)efternDonüRariä®eburt(de 

Sitel:  a.  ®ie  aSiffionSpricfier  Don  ber  laNativitedelaSainte-Vierge)mitbemgWutter» 

UnbefledCten  gmpfängnife  (Missionnaires  l^aufe  ju  ©aint«®ermain»cn«2a9e  (S)iöcefe  SBer» 

de  rimmaculee  Conception),  tocld^e  bie  SBaH-  faillcS),  autorifirt  1826,  leiten  aRöbd^enpenfionate. 


729 


fOlaxia,  Orben  unb  Kongregationen. 


780 


5.!)teSäterunbSräberber®efen> 
f^aft  SRatiend  (Pöres  et  petdts  fräres  de 
b  sodet^  de  Marie),  meift  furglDeg  SRoriften 
§aasntumf offen  gmeiOenoffenfc^aften.  S)ieSon' 
giegatum  ber  Sdter  bilbete  ^d^  1816  5U  S^on,  al§ 
w^tm  iunge  ^riefier  in  ber  SBaÜfal^rtgtird^e  )u 
Sottnnöte  ft^  bem  befonbem  S)ienfte  SOtarienS  }u 
!Ri){ioiifi)me(Ien  meil^ten.  2)ie  @enoffen{d^aft  er« 
^tt  am  29.  9)nra  1836  Don  ©regor  XVI.  bie 
Deßätigmig  unter  bem  9!amen  Societas  Mariae 
nb  iDäi^te  nun  P.  Solin  )um  erften  @eneral« 
Mnor.  WSboIb  würbe  il^r  bie  ÜJhffion  in  bem 
m  emd^teten  apoftolifd^en  SSicariat  Sßeftoceanien 
ikrgeben.  &ter  erlitt  fd^on  1841  il^r  9RitgIieb 
P.6^1  auf  Sfotuna  benSRortertob.  3m  3. 1842 
famm  SKffionare  nad^  Sentroloceanien,  1843 
it^jlettcolebomen,  1844  in  bie  ißicariate  9nela> 
Kjimmibniaconefien,  mo  gleid^faÜS  mel^rere  einen 
Hntigm  Xob  fonben.  3n  Sufhralien  entftanb  ba§ 
etik^  1845  }u  @ibneQ.  —  ®Ieid^)eitig  mit 
Kefet  Senoffenfd^ft  entfianb  )u  SRarf eiDe  burd^ 
UM  C^in(ü)e  eine  Kongregation  t)on  @d^ul- 
kiibcni,  loeld^  im  ©üben  bon  ^ranfreid^  @Ie> 
mtor*  unb  Sdterbaufd^ulen,  Saifenl^äufer  unb 
Xnijhimmenanfialten  errid^teten.  2)a  fte  immer 
8r5|Re  SuSbel^ng  über  ^ranfreid^  gemannen, 
inbe  1852  bie  Xl^eilung  in  }mei  $rot)in}en 
sitttig,  bie  fublid^  Don  S^on  CIRutterl^aud  @atnt- 
6anS-2akNiO  unb  bie  nörblid^e  Don  ^ariS.  2)ie 
Sinber  famen  1852  nad^  Snglanb  (9!ot)iciat 
6t  Stades  m  $aigntonX  @d^ottIanb  (9iot)i- 
dotgiount  et  9Rid^eI,  SDumfried),  Urlaub, 
1866  in  bie  englifd^en  Solonien,  bann  nad^  9lorb« 
onOo  Cm  10  SHdcefen)  unb  ©übafrifa.  3nben 
StifponSpationen,  mo  fie  neben  ben  93&tem  ber 
Scfdlfd^  mirfen^  unterfiel^en  fie  in  feelforglid^er 
Sqie^img  berSeitung  bexfelben.  —  ÜRariften* 
l^ioeflern«  mit  bem  SRutterl^fe  )u  Seilen, 
ünben  1858  oon  ber  Stegierung  autoriftrt;  fie 
Uta  mel^rere  SR&bd^in^tute  in  ber  2)i5cefe 
Uk^.  — 2)ie92onnen  Don  ber  Sletraite, 
9namit  Don  ber  @efellfd^ft  SJtarienS,  mit  bem 
Shto^oufe  }u  9nger§,  beforgen  mel^rere  SSoIfö« 
Hitoi  unb  $enftonate  unb  geben  Ssercttien  für 
Snnea.  @ie  imirben  1827  unb  1854  Don  ber 
9h|ienmg  autorifirt  9u|er  il^ren  ^öufem  in  Der« 
Helenen  S)iö€efen  gfranlreid^  l^aben  fte  aud^ 
Kebedaffungen  in  Cnglanb.  (93gl.  Helyoi-Ba- 
&he,  M.  Migne  IV,  776  ss.  743  ss.;  La 
hnce  ecdee.  1891 ;  Sadlier's  Catholic  Direc- 
toiy  1891 ;  EeUer  234.  370.  90.  30.) 

6.  Die  aRiff ionare  Don  ber  ©efellfd^aft 
Rariä  (Gongregation  des  missionnaires 
^laeompagnie  de  Marie)  Derel^ren  al3  il^ren 
Mnber  benfeL  SouiS  Slarie  be  SRontfort  (21.3a- 
nur  1673  bid  28.  «pril  1716).  S)er  @elige, 
iR^cr  ond^  ber  Stifter  ber  9Bei§^eit§fd^meftem 
(t  b.  Iit)  UNir,  l^otte  für)  Dor  feinem  Sobe  nod^ 
tm  Ste§d  fmr  ^efier  Derf a|t,  meldte  il^n  in  feinen 
SKffiaäarieiten  unter  ber  SanbbeDöIterung  unter« 
|U|ai^)^  (bft  1722  trat  bie  ©efeQjd^ft  }u 


©aint«2aurent«fur«©6Dre  in  ber  SSenbee  (SHöcefe 
2u9on)  in'8  Seben  unb  toirlte  troj  ber  üeinen  3al^l 
ber  ÜRitglieber  fegenSreid^,  namentlid^  in  ber  9ior« 
manbie,  ber  ^Bretagne  unb  in  9lniou  burdj  aWif« 
fionen.  gJiuS  IX.  betätigte  fie  als  Kongregation, 
ßinc  9liebcrlaffung  bepnbet  fid^  aud^  auf  ©alti. 
(Helyot-Badiche,  öd.  Migne  IV,  735  ss.) 

7.  SSäter  IL  S.  grau  Don  ber®nabe, 
f.  5Rola§cuS. 

8.  9tonnen  Don  9Rariä  ^eimfud^ung 
ober  SSifttantinnen,  f.  @alefianerinnen. 

9.  Kongregationen  Dom  ^ergen  SRariö: 
a.  SSöter  Dom  unbef(ed(ten  derben  SOtariö,  f.  Kon- 
gregation Dom  l^eiligen  ©eijte  V,  220.  —  b.  SSäter 
Dom  l^eiligften  ^ergen  3efu  unb  SRariä,  f.  $ic- 
puä.  —  c.  ©d^toeftern  unb  löd^ter  Dom  l^eiligfien 
©ersen  3efu  unb  aWariä,  f.  fterg  3cfu  V,  1921.  — 
d.  @d^n)eftem  ber  Siebe  beS  leiligften  ^er^enS  Sefu 
unb  aWariä,  f.  Siebe  VE,  2004.  —  e.  ©d^meftem 
beS  l^eiligen  unb  unbefledften  ^erjenS  SDtariö  mit 
bem  anutterl^aufe  9tiort  (3)i5cefe  $oitierS)  leiten 
Unterrid^tSanftalten  unb  beft^  in  ber  S)i5cefe 
25  9aeberlaffungen  (La  France  eccl.  1 891, 598). 

10.  ©ie  ©d^meftern  Don  aKorio-ßilf 
(Soeurs  de  Marie- Auxiliatrice),  mit  bem  SDtut« 
terl^aufe  }u  $ari8,  gegrünbet  1854,  femer  bie 
gleid^namigen  ©tiftungen  }u  S^on  unb  au  99ourge8 
leiten  W^Ie  für  Arbeiterinnen  unb  Sel^rmäbd^en. 

11.  Srüber  unb  ©d^meftern  Don  SRariö 
^immelfal^rt  (Fröres  et  Soeurs  de  l'As- 
somptdon).  S)te  Srüber,  geftiftet  1822,  leiten 
gro^e  Srrenanftalten  in  ben  S)i5cefen  Klermont 
unb  9ti}}a;  ebenfo  bie  ©d^meftem  (SRutterl^uS 
Soid-be-Kro8)  in  Klermont  unb  Se  $uQ.  —  Ofür 
SKäbd^ener^iel^ung  tt)irlen  in  }e]^n  S)idcefen  ^ranf- 
reid^S  bie  Beligieuses  ober  Dames  de  TAs- 
somption  (SDtutterl^aud  $ari8),  bie  fid^  aud^  in 
Sritif d^  Slmerifa  in  ber  ©idcefe  9licoIet  angefiebeü 
l^ben  unb  bort  16  ©tationen  befi^en.  (La  France 
eccles.  1891 ;  Sadlier's  Directory  1891.) 

12.  SRönner-  unb  Srauen-Songregationen  unter' 
bem  £itel  Don  SefuS  unb  SRaria,  f.  Sefud 
unb  5Karia  VI,  1465. 

13.  ©d^meftern  Don  beritinbl^eit  3efu 
unb  aJlariä,  f.  3efu8  unbaRariaVI,  1465. 

14.  ©d^meftern  beS  innern  Sebend  (de 
rintörieur)  Don3efuS  unbSRaria,  Kon- 
gregatton  fiir  Unterrid^t  inaRarfeitte,  geftiftet  1876 ; 
ebenfo  bie  bed  innem  SebenS  SRariä  in  $ariS, 
gefKftet  1829.  (Keller  276.  420 ;  La  France 
458.  569.) 

15.  ©d^meftern  Don  ber  Siebe  3efu 
unb  9Rariä,  f.  Siebe  vn,  2004. 

16.  ®ie  Xöd^ter  ber  Siebe  Don  ber 
1^1.  SRaria  ^illes  de  la  Charite  de  Sainte- 
Marie)  für  Unterrid^t  unb  ihan!enpf(ege  gingen 
aus  ben  ffranlen))f[egerinnen  l^eroor,  meldte  baS 
im  16.  3a]^r]^unbert  eingerid^tete  gro|e  ^of))itaI 
in  3lnger§  beforgten.  Sin  S)eaet  ^RapoIeonS  Dom 
15.  9loDember  1810  erfannte  bie  ©d^mefiem  afö 
^ofpitalfd^mefiem  an  unb  gab  il^nen  bad  &of))itoI 


781 


9JlQriQ,  Orben  unb  Songregationen. 


(M  ÜJluüerldaud ;  9lapoIeon  III.  autorijtrte  fie 
U.  ^ecember  1852  aud^  für  bie  Srt^eUung  bon 
Unterrid^t,  nod^bem  t^inen  fd^on  1844  bte  Saub- 
ftummcnanftalt  in  tlngerft  anbertraut  toorben  toar. 
S)ie  9}onnen  leiten  etma  20  groge  anftalten  in 
ben  Siöcefen  9Inger9  unb  Orleans  unb  beforgen 
fcbr  ulele  S|)farr|(ftulen  in  ber  ®iöcefe  SngerS. 
(tlgl.  Helyot-Badiohe,  öd.  MignelV,  718  ss.; 
La  Franoe  ooolös.  1891, 110.  549.) 

17.  3)ie  Sd^meftern  Don  SRaria  unb 
3  0  ]  e ))  b  Cde  Marie- Joseph),  mit  bem  SRutter« 
baufe  m  !I>orat  (5>iöctfc  fitmoge«),  gejHftet  1805 
bon  C^iifabet]^  ^wpH  |um  Sienjk  bn  ©efangenen 
unb  jur  ^tflmuig  gtf äl^rbeter  ober  gefallener  SRöb« 
^tw,  (äblcn  ungefähr  500  amtgtieber .  bie  in 
{^ronfttldb  unb  Wgtcr  in  29  «nftolten  tl^tig  finb. 
(Hdyoi-Badiohe,  M.  Migne  IV,  765;  La 
France  ecclea,  1891,  419.)  —  6ine  anbm 
Qongrtoation  mit  btm  SRutttrioufe  ju  ^mme« 
roue  (^ilkfft  Vngtr«)«  autorifirt  1852.  ^t  in 
mtbrtrtn  ^iiktfen  bit  Scitung  iK>n  Cnementor» 
unb  ;Snbuftrit«<S4uInt  w^  llfplen  u.  f.  f.  (KeDo* 
SO;  La  Fram«  eccleeu  1891, 111.) 

18.  lltarienpritücT  unb  8räbet  (Ptew 
el  Ar^rea  i»  Saint^Marie)  imubm  1852  {n 
%in(btbr«\i  i^iiktfe  €«())  ffit  SKffiom«  nab 
UnttnMrt  «tfKfttt:  ^  ibobea  fOi  oudk  übet  bie 

1^.  ^it  Tonnen  Patient  »av  Crbea 
l^ou  ^i^ntei^taaU  iR«ligieiis«B  de  Sainte^ 
Mam  di^  FS»iti»Tra«lt>  baKm  ^finMik  $a 
^^ri^i^  (SiMr  dr  ftaaV  «iitni{iit  1$^.  ndii 
)!  ^^««kiMt  (SiMe  IMbV  oatMifott  1^47;  {a* 
$kt(ib  KMbea  ^  mA  anae  fflanle  la  ilvcn  CMf" 
aw^Kit  iK«ibr  ^^  4$i^> 

Alan*^i  b^Qstii  ^^  tSjNMif^iiiMML  Mii  ^cw  nt 
il«e  Nc«  <«];N$*9<  1l%e  (I^M^ISIS)  «i 

tK^aMai  fW  99i'!||l(faBa^  ana  «Mnaafljfla  ^mk 
vmum*  ania  i^^MK^ilaEMi»  •^9OTiHlwae^  asv  '^kb* 
^^4ttQii^  ^^i(te  asv  4oti9Mad«aaii^  tnae  fPRile 
$^ii^{j:t$a)m  3Kst  tat  Ktaankwr  )»  ttfc^« 

^üMb  9a  «vft  WwulHitiQKai  ^aKiAK  Huiuiutt.  Sie 
)cS9e  im  4t  KaDR^aal  pa  Ihjuiiil  (Sifojie 
^itftttK^MKX  <QQe  saL^t  laoa  «pMiscr  ^taosa 
wi  c^AHM  A)ciim  mr  i?w9  «ubhüpüsl  jwwua 
KTtonffnuiiMa  i^  oiS'  9ae  ^iniin|i  vna  ^isiQiQaABa 
^md*  'vui^unoQi  )vi!QliiuuL  '^ae  jnait  4«r4  aEä^ 
jil«xd<c  ittfc  $>  "fntibEdwiiin^jCK  ^  )vr  StiHaca  vd' 
ist  ^r  )^^ijtea  te  «ade  ^eudtdmsBsa  S^sua^ 
nm^    X^ifiir  ^Ik^  3^:  La  FTraow  waks. 


betung  unb  l^alten  meistere  $enftonate.  (La  France 
1891,  658;  KeUer  498.)  —  gür  Unterrid^t  uni 
ihanfenbtcnft  befleißen  ju  fiongn^  (®iöcefe©öej)bie 
Dames  de  Marie,  autortrtrt  1868.  (Keller  570.) 

21.  2)ie  Xöd^ter  SRarienS  (Fflles  de 
Marie),  mit  bem  SJluttetl^aufe  in  9gen^  geftiftet 
1816,  autori{irt  1828,  (alten  ^ofpi}e  unb  (S» 
)tebungSanftaIten  (La  France  48) ;  bie  mit  bem 
SRutterl^aufe  }u  ®ace  (S)i5cefe  ©eq),  outmrifitt 
1859,  üben  ambulante  ffranfenpflege;  fie  (oben 
in  ber  2)t5cefe  4  ^öufer  (ib.  731).  Serfd^idM 
bon  i(nen  finb  bie  Filles  de  Marie  bom  britlm 
Orben  mit  bem  Stutterboufe  ju  9gen  rnib  einem 
9}obiciat  )u  9ud^;  biefe  (alten  Sn^itute  mib  be- 
forgen ffranfen»  unb  3rren»%t{lalten;  in  beibea 
2)i5cefen  (aben  fie  20  ^fer  ^.  49. 150).  — 
Sine  ^reif^ule  tmb  ein  Ssercitkn^onS  (obea  Vk 
aRanent5d^ter)tt9ienne$,anti>rijtrtl827^635). 

22.  S)ie6d^mePern  bon  beraRnttei^ 
fd^aftatarienS  (de  la  Matermte),  mitbc« 
HRutterboufe  )tt  SR^,  pßegen  oime  anb  fxtaA 
atätter.  (e<(emati§mn§  ber  taOfoL  SM^t  ta 
Sfutf(((anb,  ^reib.  1888.  214.) 

23.  SdbtDeßera  boa  bea  (eiligpenSi^ 
men  3efnS  nab  IRaria,  f.  3cjneS  wiSb  Vtaxia 
VI,  1465. 

24.  S^ie  Sonnen  acv  Stitfeiben  Wt^ 
rienft  (BdigieiiseB  da  la  GoaifssBaeB  da  la 
Sainte^Tiofe).  gcfäflct  m  gtaa  «.  tSalarit 

'  ilr  iJfaAiiaiii  pi  6aait-Sa^  kiSBö 
Mibcn  1S34  hn«  fciKiiaf  Oa^ta  anib  Id^ 
;  nona  isT|HNa6f  gtawn  am»  m  hiif  aoraa^CBss* 
!  iffri  a|i|valiit.  ^w  InAcb  in  ^cQia«^£isiS  da 
lorrvt»  ^;mtnHi  w  kskb  jw ii  wt  ywawuitt. 
fH«lT«(-Badkfe.  «i.  IfioK  IV.  3»;  La 

2^  Sie  Kennen  iri^x  Sxzix  Ctfa* 

'  Tnnia  iiaiiH'L  l^^i^  imc  JhiAu^  Xtafiis^  Sm* 

«as^im  ^^  a«f{^l«^  %  «Sl4» 

laoel  Mt^  ffwffli.t  vuiui  ll'fS^  irer  T^iiii'iftrtw 
lii$  "IpiaA^  IbftiiK  lUL  ^flt  mn  enii|cifltaifii||a 

HL  ^^^s&,^  vait  sfitvAsti  —  Sie  SiAvnfttu 

q;  müArl'i^in: 


«OSOIlHC  nnCX9»   l "^''"rWTff*^*??^  IBESBOBIIO&BE 

icän^occ  vt.  nnttten:  ^  I^I  juA'liaiitEifr 


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SUstoiJliöutra  jiofaflKc  V  ■ff.'^iia|iffii  ^^Stf  }nr 
atuntjumraL  ^-^  SiaSAaicfouLJ.  Icc  nbd£h<(iBc 
^w^nsHt 'Stella  mfc  ^wfMHttf*  Imia  ^  Senn* 
^dmcnty^Ctfc  'StiKaeaSiilci^,  naiäcn:  :i^n<-  |a>r 
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9uic^  ^tc  fe UHU  nimm 


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Sßaria,  im  Üteuen  Sejlament. 


734 


IhonbiMeitfL  Sie  tourbm  Don  Tlaxia  9iik)ier 
(1768-1838)  gefliftct  ©regor  XVI.  ert^cilte 
1886  ben  Statuten  bie  SSelobung.  fßom  SRutter» 
laufe  8ourg-@Qtnt-9nbeoI  (S)epQrt.  TSlrbäd^e) 
Mftmieten  ^4  t^M^  Sc^ulfd^toeftem,  beten  3a^I 
ogemDdrtig  1800  beträgt  über  mel^rere  S)töcefen 
^oA^ifi.  3m  3. 1853  berief  fte  »ifd^of  3o» 
)inm  iforl  $rmce  noii^  Sanaba  in  bie  S)t5cefe 
BiM4^tja(Mfyt.  2)ort  }a]^Ien  fie  bereite  gegen 
800  Sd^toefienL  (Yie  de  M.  Bivier,  fondatrice 
eipremi^re  superieare  de  la  Cengr.  des  soeurs 
k  la  Presentation  de  Marie,  Avignon  1842 ; 
Hefyot-Badiche  lY,  1120  ss.;  La  France 
eedee.  1891, 837 ;  Sadlier's  CathoL  Directory 
1891,  P.  2,  48.)  ©lei^nomige  Kongregationen, 
btt  {14  ffcaapi^&^Wä^  mit  Unterri^t  befd^ftigen, 
bcpe^  in  ben  2)id€efen  Vtt>t^  (9Rutterl^aud  Sa- 
PreS)^mtfem  mit  15  unb  gfrejuS  (jufiongueS).— 
an  5tlonb  {Kftete  SRi^  9lano  !Ragle  ju  Sorf  1758 
l^SefeOf^oft  Don  ber  Presentation  jum  Unter« 
ti^te  armer  Kinber.  $iud  Vn.  approbtrte  fte  am 
9.  X|ml  1805.  2)ad  ^auptl^aud  befinbet  fid^  in 
Coif;  in  3rlanb  beft^t  fie  28  9iieberlaf|ungen; 
out  anbetmörtS  mir! en  bie  Sd^mefiem  unter  ben 
ini^ni  SuSttKmberem.  (Moroni  LV,1 72 ;  Sad- 
ber  1890.) 

26. 3)ie  Zbd^ter  t)on  ÜRariä  Steinigung 
(Figiie  della  pnrificazione),  geftiftet  1590  }U 
bona  im  (Sebiete  Don  SRailanb  für  SRöbd^en« 
ntai(^,  fionben  unter  ber  Seitung  ber  3efuiten, 
tarn  ber  I^L  Staxl  SorromöuS  baf  elbft  ben  Unter- 
ti^t  berffnaben  äbergeben  l^otte.  —  S)ie  Sd^me» 
^ern  tm  9Rariö  Steinigung,  aud^  Yictimes  da 
Sici^-Coeiir  de  Jösus  genannt,  mürben  am 
2.  M 1834  burd^  ben  (SanonicuS  3.  93.  $a§" 
(m  (gefL  21. 3uni  1842)  p  24)ur§  auf  @runb« 
te  ba  Sugufttnerregel  gefHftet.  @ie  üben  bad 
kf^anfid^  Seben.  (Moroni  LYI,  100;  Helyoir 
Bidiehe,  ed.  Migne  m,  323 ;  IV,  1206.) 

27.  3)ie@efeUfd^aft  DonMariaBe- 

Kfttrixy  mit  bem  üRutterl^ufe  in  9tom,  ge« 
1855  gu  $ari8  Don  Smilie  b'OuItremont, 
tofiKttmeteSaroninb'^oog]^t)orft(1811~1878)^ 
atitRDMrtt)onSeoX]ILaml8.^))riI1883.  S)ie 
S^mßrm  üben  bie  emige  Slnbetung,  bitten  S^er« 
dinbäiifer,  ert^eilen  ffated^Smudunterrid^t  unb 
fkttoi  arme  ftird^n  mit  ^ramenten  auS.  Sie 
Ida  in  gfranfreid^  ^öufer  gu  $an§,  Se  SRanS, 
Zooloitfe,  ^,  9tanted  unb  Sie^e  (SDiöcefe  Soif* 
jmh  in  Belgien  }U  Xoumai,  SütHd^  unb  Trüffel; 
mädonb  }u  Simeridt  unb  Sorf ;  in  @))anien  }u 
&^,  Sorcelona,  SSalencia  unb  SJlanref a ;  ein 
tes  iB  Scntfolem,  @enua,  Sonbon  unb  Strag« 
m^l  bamt  SRiffionen  auf  Steunion  unb  SRau« 
ritiiA.   (V.  Delaporte  S.  J.,  La  societe  de 
Haria-B^paratrice,  Paris  1891.) 
28. Oblaten  SRarienS,  f.  Oblaten. 
29.  Sd^meflern  Don  ben  fieben  Sd^mer- 
}ct  IRatienS  )u  Semur  (^öcefe  S)iionX  au« 
ttäloA  1810,  unb  }u  Slarbed,  autoririrt  1867, 
wS^mm  {14  ber  llranlen))flege.  (Keller  176. 588.) 


30.  S)ie  ©d^toeftcrn  U.  8.  ^tan  oom 
Siege,  geftiftet  1845  juSSotron,  SWuttcrbauS 
feit  1863  ju  S^on,  beforgen  Sugenbunterrid^t 

31.  Jtonnen  Don  SRariä^erfünbigung, 
f.  ^nnunciaten. 

32.  3Dtarienfd^mefiern  Don  ber  SBor« 
f  ebung  (Soeurs  de  Sainte-Marie  de  la  F^o- 
vidence)  in  ber  ®iöcefe  2a  Stod^efle,  geftiftet 
1818,  autoriflrt  1827,  mit  bem  SKutterl^aufe  ju 
SainteS,  leiten  SBaifenl^öufer  unb  ÜRöbd^eninfH« 
tute.  (La  France  ecd^s.  1891,  644;  Keller 
492.)  [Streber.] 

^SBarin,  im  9t.  %.  9tame  mel^rerer  grauen. 
1.  9tad^  bem  übereinjiimmenben  99erid^t  ber  SDan« 
geliften  ftanb  unter  bem  ffreuge  3efu  neben  ber 
SRutter  beS  ^erm  audg  bereu  Sd^mefter  ÜJtaria 
(ÜRattb.  27,  56.  TOarc.  15,  40.  ^o%  19,  25). 
SDBie  bier  ber  Segriff  Sd^mefler  }u  f äffen  ift,  bleibt 
gmeifell^aft  S)ie  ©leid^b^tt  beS  9tamen§  mürbe 
nid^t  binbem,  an  eine  leiblid^e  Sd^mefter  gu  benf en 
(Dgl.  ob.  n,  1347);  allein  ber  Segt  beS  9t.  S. 
unterfd^eibet  bie  beiben  9tamen  in  genaueren  ^anb- 
fd^riften  burd^göngig  (aud^  Suc.  2, 19)  al§  Mapidf^t 
unb  MapCa,  unb  bie  f^xtx  in  9tebe  jlebenbe  gfrau 
bei^t  aWatti  27,  61 ;  28, 1  „bie  anbere  3Jlaria" 
nur  mit  SlüdCftd^t  auf  9Raria  ÜRagbalena.  3Ran 
fann  fid^  alfo  begnügen,  biefelbe  al§  eine  Sd^mefter 
im  meitem  Sinne,  b.  b-  oH^  eine  SSermanbte  ber 
allerfeligjlen  Jungfrau  gu  betrad^ten.  9fö  fold^e 
fübrt  fie  einen  bo))peIten  Seinamen.  Sie  bei^t 
3ob.  19,  25  nad^  gembbnlid^er  Segeid^nung  9Ra« 
ria  Eleopbö,  Mapta  too  KXo>ira  (f.  Jifd^enborf, 
8.  ^u§g.,  g.  b.  St.)  unb  mar  bemnad^  bie  ®e« 
mabltn  eines  9JtanneS,  bef[en  femitifd^er  9tame 
"B^n  i^ier  ülopaQ,  anberSmo  ^Ipl^öuS  auSgefprodben 
mirb  (9Ratt]^.  10, 3).  So  beifet  nämlid^  ber  95ater 
bed  SlpofteB  äacobuS  beS  jungem,  nadb  bem  bie 
bier  gebadete  üRaria  einen  gmeiten  Seinamen  Suc 
24,  10  fübtt.  Sie  mirb  l^ier  „3Jlaria  be«  3a- 
cobuS",  MapCa  ii  'laxwßoü,  in  bemfelbeu  Sinne 
aenannt,  toie  fie  ÜJtarc.  15, 47  „ajtaria  beS  SofeS", 
MapCa  ^  loxj^Toc  (Vulg.  Joseph)  ]^ei|t;  Denn 
fte  mar  9)tutter  ber  beiben  angefül^rten  ÜRänner 
unb  au^erbem  nod^  gmeier  Sbbne,  Simon  unb 
3ubaS  Sb^^bböuS,  fomie  einiger  £öd^ter  (SRattb. 
13,  55.  56.  aJtarc.  6^  3).  9tad^  ben  bei  C)ege- 
ftppuS  aufbemal^rten  Ueberlief  erungen  (Eus.  H.  E. 
3, 11.  20. 32 ;  4,  22)  mar  AlopaS  ober  ^IpbüuS 
ein  Sruber  3ofe))bS,  beS  9tö]^rDater§  3efu.  Mer 
SBabrfd^einlid^feit  nadb  fior^  «Ipl^äuS  früb,  unb 
feine  Hinterbliebenen  mürben  Don  ibrem  Ol^eim 
3ofe))b  aufgenommen,  fo  ba|  bie  beiben  gfamiUen 
Don  ba  an,  befonberS  aud^  alS  bie  l^Iige  Jung- 
frau Dermittmet  mar,  nur  6in  ^uSmefen  f übrten. 
Salier  erfd^eint  9Rarta  bie  @otte§mutter  mieber« 
bolt  in  Segleitung  biefer  il^rer  Sermanbten  unb 
^auSgenof[en  CDtattb.  12, 46.  9»arc.  3, 31.  Suc. 
8,  19);  unb  e§  beburfte  ber  auSbrüdGlid^en  Se« 
ftimmung  3efu,  um  ben  b^.  3obanne§  ftatt  ber 
Sermanbten,  benen  ^e  nad^  natürlid^em  Sledbt  an» 
l^eimflel,  mit  iljrer  Pflege  gu  betrauen  (SolJ.  19-  2ßV 


735 


3Raria,  im  5Rcuen  Sejlament. 


78€ 


©0  crflärt  eS  \\(S),  bafe  bie  iKnbcr  bcr  l^ter  bc« 
]ptoditntn  maxxa  „»rüber  3cfu"  (f.  b.  3trt.),  aber 
anä)  ,,©ö]^ne  Sofepl^S"  (Eus.  H.  E.  2,  1.  23) 
]^ei|en,  ol^ne  ba^  toegen  bed  Ie|tem  %u§brudS  an 
eine  atoeite  gl^e  be§  1^1.  ^o]tp^  ju  benfen  iji. 

2.  SRaria  l^ie^  aud^  bie  9}httter  beS  @t)an» 
gcliften  3o]^anne§  3Slaxai^,  in  beren  §aufe  ftd^  bie 
erften  ßl^riften  ju  Serufalem  üerfammelten  (Slpg. 
12,  12). 

3.  Sine  onbere  9Raria  mar  )u  Slom,  »eld^er 
ber  fjii,  $aulu§  unter  riil^mlid^er  Snoa^nung  einen 
®ru6  ft^idt  (Köm.  16,  6). 

4.  äßö^renb  bei  ben  genannten  $erf5nltd^(eiten 
lein  3^^if^t  ä^^^  )^^^  93erf(i^ieben^eit  befleißen 
bleibt,  geben  meitere  Slnfül^rungen  beS  9lamen§ 
SKaria  im  91.  S.  9lnla^  ju  einiger  Ungetoi^l^cit. 
S)ie  Süangelien  nennen  9Raria  bie  ©d^teefter 
aWart^a^S  ju  Setl^anien  (2uc.  10, 39),  »eld^e  nac!^ 
3o]^.  11, 1  gugleid^  bie  ©d^tt)efter  beS  Don  3efu 
ouf ermedten  fiajaruS  mar.  9n  festerer  ©teile  nennt 
ber  1^1.  3o]^anne§  Setl^anien  bie  xcufXT)  MapCac 
xal  Mc£p&ac  iebenfaQS  mit  93erufung  auf  bie  Don 
SucaS  10,  38—42  erja^Ite  Segeben^eit^  burdj 
meldte  SSetl^anien  guerj^  eine  Sebeutung  für  bie 
d^riftlid^en  Sef er  gewonnen  l^at.  6s  gel^t  aber  oud 
bem  2:e£t  burci^auS  nid^t  l^eroor,  ba^  bie  brei  ®e« 
fd^mifter  au3  SSet^anien  gebürtig  maren,  fonbem 
nur,  ba|  SRart^a  bafelbft  ein  ^au§  |^tte,  unb  ba^ 
ftd^  erft  il^re  ©(|tt>efter,  f))öter  aud^  ^r  Sruber  bei 
V^x  aufl^ielten.  9iad^  ben  ^nbeutungen,  meldte  ber 
1^1.  Sol&anneS  gibt  (11,  5.  32),  mar  3efu8  mü 
biefen  brei  ©efd^miftem  unb  befonberS  mit  ÜJlaria 
innig  befreunbet  unb  bemieS  i^nen  eine  gro^eSu« 
neigung,  fo  ba^  bie  ©d^meftem  bei  SajaruS'  Sr- 
Iranfung  il^m  aud^  nid^tS  tlnbereS  fagen  liefen, 
atö  „^err,  fiel^,  ben  bu  Uebji,  ber  ifl  franl".  ffiie 
l^ierbet  jur  ©prad^e  fommenbe  SDtaria  ttrirb  nun 
Dom  1^1.  Sol^anned  (11,  2)  afö  biejenige  fenntli^ 
gemad^t,  meldte  ben  §erm  mit  S)uftdl  gefalbt  unb 
feine  isü^t  mit  il^ren  paaren  getrodhtet  ^atte 
(diktl^aLaaL,  l%[Ldiaaa).  ®ie  SSerbalform  nötl^igt 
bier,  an  eine  anbere  ©albung  )u  benfen,  als  an 
bie  Dom  1^1.  äol^anned  felbft  12,  3  (unb  Don  ben 
©9no))ti!em)  erjö^Ite,  meldte  erft  fpöter  burd^  bie 
nömlid^e  ÜRaria  an  ben  Sfügen  bed  ^erm  gef^al^; 
gerabe  bie  Sinfül^rung  mit  ben  SBorten :  „SRaria 
mar  bie,  meldte  ben  f^erm  gefalbt  l^atte",  lö^t  er- 
fennen,  ba^  äol^anned  l^ier  auf  etmaS  feinen  Sefem 
fd^on  93efannted  anf))ieli  (Sin  Sendet  über  einen 
f  old^en  f  rfil^er  gefd^el^enen  SSorgang  nun  ftnbet  ft^ 
bei  Suc.  7,  36—50,  unb  jmar  fo,  bafe  bie  ©al- 
berin  bi^r  nid^t  mit  92amen  genannt,  fonbem  als 
eine  öffentlid^e  ©ünbcrin  in  ber  betreffenben,  eben« 
faQ§  nid^t  genannten  ©tabt  bejeid^net  mirb.  6S 
ift  mobi  !aum  }u  bejmeifeln,  ba|  ber  ^I.  SobanneS 
biefe  ©albung  im  Sluge  f^ai ;  eine  f o  auffaUenbe 
ißerbemütbigung  Dor  fo  Dielen  3eugen  mu^te  gemi^ 
ein  amttel  merben,  bie  fraglid&e$erfönli^!eit  aB- 
gemein  lenntlid^  ju  mad^en.  Sie  gform  beS  %u§- 
brudfeS  aber  3ob.  11, 2  ^v  Bk  Mapfa  ^  dXef^^ada 
aeigt  aud^,  ba^  3ol^anneS  an  bte  Serfd^meigung 


bed  9lamen3  bei  SucaS  gebadet  bot.  Sd  liegt  olfo 
nabe,  ju  fd^Iie^en,  ba|  9Raria,  bie  ©d^toefta: 
9Rartba^3  au§  ^etbanien,  auf  Sbmege  gefomntai 
mar  unb  in  einer  un§  nicbt  bef annten  ©tobt,,  toäUft 
nad^  bem  3ufammenbang  bei  Suc  7  nid^t  torit  Don 
Sa))bamaum  gemefen  fein  fann,  ber  ©ünbe  ge« 
bient  batte.  —  (Sntmeber  bie  ouS  92eugierbe  aw 
geborte  ^rebigt  beS  l^erm,  mie  eine  alte  Segenbe 
miU,  ober  ein  anberer  3ug  ber  ®nabe  l^otte  ibr 
^era  gerübrt,  fo  ba|  fte  öffentUd^  8uge  ^ot  uiA 
f 0  Don  3efu  ^er^eil^ung  erlangte,  yiaä^  Suc.  7, 50 
ift  gemi^  anjunebmen,  ba^  ibre  IBuge  emßli^ 
mar,  unb  ba|  bie  Siebe,  meldte  ibr  bie  SJei^etbung 
gemonnen  batte,  fte  fortan  oud^  unaufl5dlid^  an 
3efu3  fettete.  Unmittelbar  nun  nad^  biefem  Sor» 
gang  im  §aufe  be§  ^barifäerS  erfd^eint  bei  Sucat 
(8, 1—3)  unter  ben  grauen,  meldte  bem  §erra 
ibr  93erm5gen  jur  Verfügung  {teilten  unb  für  feine 
leiblid^en  ^ebürfniffe  f orgten,  an  erßer  ©teile  eine 
SRaria,  ^Don  ber  fteben  Teufel  auSgefabren  [nidb^ 
ausgetrieben  morben]  maren",  alf  o  eine  Donf  d^meren 
©ünben  ju  einem  tugenbbaften  Seben  @ebefferte. 
©0  nötl^igt  ber  Sufammenl^ang,  in  biefer  SRaria 
bie  ungenannte  Sü^erin  unb  ©alberin  mieber  ju 
erfennen.  f^ier  aber  erbölt  ibr  3Umt  ben  3ufa| 
i^xoXoüjxevT)  MaYSaXrjvT^,  „SKaria,  bielKagbolene 
genannte".  SBaSb^iB^  biefer  Seiname?  SBemtmon 
neuerbingS  (Sagarbe,  @5tt.  92ad&r.  1889,  n.  14^ 
©.  257)  barin  bie  talmubifd^e  Segeid^ng  o:-^« 
«^'jAtt,  „9Raria  bie  ^aarfräuSlerin",  mieberfinbea 
miii)  momit  freilid^  bie  3uben  bie  ÜRutter  beS 
^erm  bejeid^nen  (Buxt.  Lex.  Talm.  et  rabbin. 
389. 1458  ff.),  fo  änbert  bie|  an  ber  Dorliegenben 
Unterfud^ung  nid^tS,  nur  ba|  mir  bamt  Dor  einer 
unbefannten  unb  unerfennbaren  Sl^tfad^  flän« 
ben.  Mein  ^Mapfa  ^  Ma7SaX7]vi^,  jmölfmol  fo 
genannt,  fann  }unöd^ft  ni^t  anberS  erflört  mer- 
ben, als SRaria  auS  9Ragbala".  S)ie^  ift  baS 9tid^ 
tige,  meil  bie  gried^ifd^e  Snbung  -t)v6c  bei  nid^« 
gried^if d^n  Oertlid^feiten  baS  nomen  gentQe  be» 
|eid^net  OButtm.,  @ramm.  119,  50),  mie  SucoS 
NaCap7]v6c  für  NaCapaToc  fagt  (4, 34).  3n  bie- 
fem ©inne  mirb  Ma75aX7]VTj  mid^  fd^on  Don  ber 
$efd^ittbo,  mie  Don  ber  ötbtopifd^n  unb  armeni* 
fd^en  Ueberfe^ung  erflört.  SDtaria  üßagbolena  iß 
alfo  9Raria  auS  SRagbala,  mag  fte  fo  nad^  il^rent 
©eburtSort  ober  nad^  ibrem  93eft|tbum  ober  nad^ 
bem  ©d^aupla^  il^reS  ©ünbenlebenS  benonnt  fein. 
aWagbala  aber  (f.  b.  «rt.)  ifi  auS  aRattl^.  15,  89 
moblbefannt;  felbft  menn  l^ier  SRagebon,  maS  febr 
JU  bejmeifeln  ift,  bie  rid^tige  SeSart  m&:e,  mürbe 
bod^  bie  SSerbeff erung  unS  baSfelbe  fagen,  nömlid^ 
ba^  üßagbala  eine  Ortfd^aft  am  SSBejfatfer  beS 
galtlöifcben  SReereS,  in  ber  92öbe  Don  &o)lba^ 
naum,  mar,  gang  mie  eS  nad^  Suc  7  gef  orbert  e^ 
fd^eint.  S)ie  Sage  biefer  Ortfd^aft  ift  I^Htute  bunb 
baS  arme  2)örfd^en  3Rabf(^bel  bejeid^net  (Palest 
Explor.  Fund  1877, 121),  beffen  a})|)caatiDe  95e- 
beutung  „SafteQ''  aud^  in  beS  bl-  ^ieronqmuS 
ßrflörung  Don  ÜJlagbalene  mieberflingt  (Lagarde, 
Onomast,  sacra  62, 22).  äBo  nun  llRono  9Ra0> 


7S7 


URorio,  im  bleuen  Zeftament. 


738 


Mne  n0(^  f onfi  in  ben  Stxingelien  genonnt  totrb^ 
c#iBt  {ie  in  bemf elben  mf^  Ser^ältni^  5U  3ef u, 
»k  Me  tH)n  Set^nien  l^er  befonnte  ÜRoria.  9lb« 
yfe^a  tMm  il^  @orge  jpür  ben  deilonb  (Suc.  8, 2) 
fß  bie^  bataud  l^or,  ba|  jte  mit  ber  ÜRutter 
M  ^erm  unter  bem  ffreuje  Sefu  ftonb,  bag  fie 
idbcB  gfnmen  toat,  roüä^t  ben  Seib  beS  ^eilanbed 
ciBhiRffiniren  nmOten  (Ware.  16, 1),  bag  bie  fiiebe 
jk  M  beflen  (grobe  nod^  f ef^telt^  als  bie  %po\iti 
MMi<  \äm  tKrlaffen  ^tten  Ool^.  20, 11);  bor 
Hon  ober  geigt  bie^  bie  %rt,  toie  3efu§  ftc!^ 
in  bcr  (Erfd^einung  nad^  ber  Suferftel^ung  il^r  gu 
fAmn  gab  Qo^.  20, 16).  SBenn  aljo  aud^  Don 
&qanfi'  €<l^jter  Staria  ergöl^It  tt)trb,  tt)ie  fie  ben 
bim  Dor  feinem  Seiben  gefalbt  unb  mit  il^ren 
bunrogetrodnet  l^abe  (SDlatt)^.  26, 7.  aJlarc.  14, 3. 
H 12,  3),  fo  erfd^eint  bie^  al§  eine  SBieber- 
Msng  ber  n&mlid^en  Stebe8äu|erung,  meldte  Suc. 
7, 88  iKm  ber  Sünberin  berietet  toirb,  unb  be- 
fl&tigt  bie  Ueberseugung,  ba^  unter  ber  unge* 
wmtm  Sönberin,  unter  9Raria,  ber  @d^tt)efter 
Koitta'S  inSei^ien,  unbStariaüRagbalene  nur 
{Sie  $«{ mi  derßanben  ifi  2)ie^  barf  aud^  al§  bie 
hbcrffird^  Domriegenbe  ÜJleinung  bejeid^net  toer* 
boL  In^  ZertuHion  (Depudic.  11),  f^ieron^« 
M  (Prief.  in  Os.  proph.),  9mbroftu3  (Lib.  6 
mLoe.  n.  14),  9ugu^inu8  (De  cons.  Evang.  79), 
Srtgor  bem  (großen  (Hom.  25.  33  in  Evang.), 
8ebQ(CkmmLmMatÜi.4,26)  }eigtbie^befonber8 
bieiihirgie  ber  römifc^en  Jhrd^e,  bei  toeld^er  am 
22. 3nli,  oB  bem  Sfefl  ber  ffl.  SRaria  SRagbalene, 
bie  gefeierte  ^iüge  in  ber  Oration  afö  ©c^mefter 
iqan8^  im  Soongelium  al§  bie  Sünberin  be- 
Mlet  totrb.  Sofox  finb  einjelne  griec^ijd^e  93ater, 
feie  3ren&u9  (Adv.  Haer.  3 ,  14) ,  Origened 
Ibaet  35  inMatih.,  Opp.  m,  892),  (Sl^rQfofto- 
HS  (Hom.  80  in  Mat^  26, 6),  anberer  9lnfid^t 
tODefen«  unb  auf  \fyct  Suctoritöt  l^in  festen  bie 
im^tfd^  Stenöen  brei  Derfd^iebene  Safttage  für 
imSianen:  18.  aHärj  für  SajaruS'  @d^tt)efter 
Km,  21.  anar)  fär  bie  ©ünberin  bei  Sucad, 
22. 3vli  ffir  aRoria  ÜRagbalene,  an.  9ud^  im 
UeÄIonb  erfd^etnt  t)erein}elt  bie  ndmUd^e  9lnfid^t; 
ii  bex  SRort^roIogien  Don  KabonuS  SRauruS  unb 
ÜAr  (f.  b.  9rt.  Acta  Sanctonun  1, 180)  toirb 
i^BoSf  €d^mefter  aRaria  am  16.  Februar,  9Raria 
Btgikilene  am  22.  3uli  aufgefitl^rt,  unb  bie  Se* 
n^fee  ober  SRoria  aßagbalene'd  unb  ber  @d^tt>ejter 
bcl8a)amfi(Brabftötten  lauten  t)erfd^ieben.  ®Ieid^» 
^  wa^  oI9  bte  in  ber  ffird^e  Dorl^errfd^enbe 
mnmg  biefenige  bejeid^d  merben,  loeld^e  oben 
flu  bem  Sorflout  ber  SiMmgelien  entmidfelt  mor* 
kttip.  fldruseomeftor(geflll79)fä]^rtrteafö 
kiecbqige  an  (Hist  ey.  c.  64).  Srfi  im  16. 3a]^r- 
Weit  narb  biefelbe  Don  gfaber  @to))uIenft§  (f.  b. 
ftt)  Mimt^ft,  oSein  ber  Angriff  marb  mit  f o  guten 
CdUbcii  tiirädgetmefen,  ba|  bie  @brbonne  unb 
ftUnma^  bie  Congregatio  Indicis  bie  barüber 
tnbcUb«  6d^ften  ^ber§  verboten  (Keufd^, 
9ibc(  I,  156  %).  eine  falfd^e  9iüdfftd^t§na^me 
of  Me  9>nnibin  beS  ^erm,  ber  man  ben  SSor* 


»urf  frül^erer  ©unbl^aftigfeit  erfparen  möd^te,  1^ 
feitbem  nod^  einjelne  lat^oltfd^e  ®ele^rte  beran« 
la^t,  bie  ^nftd^t  t)on  brei  Derfd^iebenen  9Rarien  )u 
toieberl^olen.  3m  Mgemeinen  aber  barf  bie  ent« 
gegenfte^enbe  aJleinuna  geioig  afö  bie  Uebeqeu- 
gung  ber  fatl^oUfd^en  Rixä^t  be^eid^et  loerben. 

92od^  eine  anbere  aileinungdüerfd^ebenJ^eit  be* 
Mt  bei  ben  lat^olifd^en  ©elel^rten  besügtid^  ber 
^ier  genannten  $erf5nlid^feit.  !Rad^  d^rifttid^er  Se* 
genbe,  loeld^e  aud^  in  baS  römifd^e  93ret)ier  auf- 
genommen morben  ift,  lamen  bie  brei  ©efd^ioifter 
SajaruS,  9Rartl^  unb  9Raria  bei  ber  apg.  8, 1 
genannten  ißerf  olgung  nad^  ber  $roDence  in  Sftatd- 
reid^  unb  finb  al§  @tifter  beS  Sl^rifientl^umd  in 
Sübfranlreid^  anjufel^en.  ÜJlaria  aJlagbalene  Der« 
brad^te  nad^  berf  elben  Ouelle  benKeft  i|re§  Sebend 
als  befd^aultd^e  Sinfieblerin  in  einer  ©rotte  bei 
@te.  Saume,  unb  i^re  fteten  Su^übungen  tour« 
ben  l^ier  burd^  Sröftungen  vergolten,  melci^e  ber 
3freunbf d^aft  3efu  gegen  fie  m^pxaä)m,  ®icfe  ur- 
fprünglid^en  Angaben  finb  nad^l^er  in  Sage  unb 
S)id^tung  monnigfad^  auSgefd^müdtt  ober  emieitert 
morben,  fo  ba|  bie  gefammte  hierauf  bejüglid^e 
ßr^al^Iung  begioegen  in  ^toeifel  gebogen  lourl)«. 
@id^er  aber  ift,  bag  ba§  ®rab  unb  bie  Reliquien 
ber  ^I.  aJlaria  ÜRagbalene  )u  ©te.  Saume  Don  ben 
älteften  3^ten  bis  jum  Saläre  700  in  l^ol^er  SSer« 
el^rung  ftonben.  SIIS  bie  Araber  @übfranfreid^ 
überf^toemmten,  marb  ber  l^eilige  Seib  verborgen; 
im  3. 1279  ttmrbe  er  aber  »ieber  oufgefimben 
unb  feierlid^  in  ber  2lbtei  St.  aRogimin  gu  Slij, 
bie  nunmel^r  benS)ominicanem  übergeben  tourbe, 
beigefe^t.  Sei  ben  Senoüftungen  ber  fronjöfifci^en 
SteDoIution  gelang  ed,  einen  %f^M  ber  l^eiligen 
Ueberrefle  in  ©id^erl^eit  ju  bringen ;  im  3. 1804 
tourben  biefelben  mieber  öffentlid^  jur  Serel^rung 
auSgefiellt.  2)urd^  P.  Sacorbaire  marb  1859 
@t.  SRastmin  für  bie  Dominicaner  nrieber  ge* 
toonnen,  unb  burd^  bie  Slnmefenl^eit  ber  OrbenS* 
leute  erlangte  bie  9lnbad^t  gur  %  3Rana  !Dlagba- 
lene,  fotoie  bie  SBaÜfal^rt  nad^  iJ^rer  ^ö^Ie  }u  @te. 
Saume  eine  größere  Serbreitung,  afö  fie  je  gehabt 
l^atte.  S)en  €nfto^  bagu  gab  Sacorbaire^S  Sd^rift 
Sainte  Marie-Madeleine,  Paris  1860  (beutfd^ 
KegenSburg  1861,  Srier  1862).  «uö  biefem  «n- 
la^  lebte  aber  aud^  ber  alte  Streit  über  bie  3txäf» 
tigfeit  ber  Don  ber  Segenbe  bel^aupteten  Z^atfad^e, 
toeld^erfd^onburd^SfaberStojpuIenfiSl^erDorgerufen 
worben  »or,  »iebcr  auf ;  freilidj  tonnte  im  1 9. 3a]^r« 
^unbert  meber  für  no(^  toiber  etmaS  beigebrad^t 
»erben,  bo8  nici^t  fd^on  im  16. 3a]&r]^unbert  »ore 
gefagt  morben.  Sonad^  lann  als  abfci^Iie^enb  bie 
SeweiSfü^rung  beS  SoHanbiflcn  3.  S.  bu  SoDier 
gelten,  ber  mit  großer  Selefenl^eit  unb  ftrenger 
jhitü  fomol^I  für  bie  gemöl^nlici^e  ^nft^t  über 
TOaria  aRagbalcne  atö  Sd^mefter  8aJaru8^  wie 
aud^  für  bie  SDßirflid^feit  il^rer  Slutoefenl^eit  in  ber 
iproDence  eingetreten  ift.  (AA.  Sanct.  Jul.  V, 
187  sq.;  Baronius  ad  a.  35,  n.  5;  Nat.  Alex. 
Saec.  I,  Diss.  17  [ed.  Bing.  IV,  441] ;  ^ergen« 
rotier,  ^otiuS  m,  295  ff;  ßlaruS,  ©efdjid^te 

24 


739 


ÜJlatio  Don  9egl)))ten  —  SRaria  Don  Slgreba. 


74C 


beS  SebenS,  ber  Sleliquien  unb  be§  @^uItuS  ber  l^ei« 
ligen  ®ef(|tt>ifter  9RagbaIena,  3RaxÜ)a  unb  Sa« 
garuS  2C.,  SRegcnSburg  1852;  Alsters,  De  quae- 
stione  quae  Tocatur  Magdalenica,  Aquisgrani 
1880;  f.  aud^  b.  2lrt.  SKarfeiöe  unb  bic  bort  gc» 
nannte  Sttcratur.)  [Äaulcn.] 

^Boria  oon  Seg^pten,  bte  1^1.,  ift  im 
üRorgen-  tt>ie  im  ^benblanbe  afä  eine§  ber  groB' 
ortigften  Seifpiele  für  bie  ^Utt>ir!f  amfeit  ber  @nabe 
gefeiert.  3^re  SebenSumflönbe  fmb  mit  l^iftori« 
feiger  ©id^er^eit  befannt,  obtool^I  bie  3cit  berfelben 
je^r  oerf(|ieben  in  baS  4.,  baS  5.  ober  boS  6.  Sal^r« 
^unbert  oerlegt  »irb.  ©ie  »ar  in  einer  nici^t  näl^er 
befannten  Dertlici^feit  beS  nörblid^en  9leg9J)ten§ 
geboren  unb  entffol^  mit  gloölf  Sauren  bem  elter» 
lid^en  f)aufe,  um  in  Slejanbrien  ein  ©ünbenleben 
5U  fül^ren,  bei  bem  fte  toeniger  ben  ©eminn  al§ 
biefiuftimSlugel^atte.  ©oljattefie bereits  173a]^re 
lu^Axad^i,  als  eines  ZageS  fte  bie  9leugierbe  an* 
trieb,  fi(|  ben  SBaUfal^rem  an^ufd^Iiegen,  nield^e 
naä^  Serufalem  jur  geier  ber  Äreujerl^ö^ung  fegel» 
ten.  9lud^  auf  bem  ©d^iff  unb  ju  SJcrufalem  felbft 
biente  fle  nur  iljrer  Seibenjd&aft.  91IS  aber  bo§ 
l^eilige  jf reu)  gegeigt  tt>urbe  unb  fie  mit  bem  9Ren» 
f d^enftrom,  ber  fid^  in  bie  JHrd^e  ergo^,  ebenfalls  bie* 
felbe  betreten  mollte,  fül^Ite  fie  fid^  ouf  ber  ©d^loeDe 
Don  einer  unfid^tbaren  ©etoalt  guriitfgebalten,  n)ä^» 
renb  aöe  5lnberen  unaufgel^alten  on  il^r  oorüber« 
sogen,  ©ie  bat,  il^r  gu  l^elfen,  aQein  aud^  bie  oer» 
einte  Äraft  mel^rerer  ÜRänner  fonnte  fie  nid^t  öon 
ber  ©teile  beniegen.  S)a  traf  fte  ))I5^Iid^  ber  @e» 
banfe,  il^r  ©ünbenleben  fei  Urfad^e,  ba^  jte  Dom 
^eiligtl^um  jurfidfgel^alten  toerbe,  unb  gugleid^  fiel 
i^r  baS  93ilb  ber  aüerfeliaften  Sungfrau  in'S  Sluge, 
»eitles  in  ber  SSorl^aHe  oer  ftird^e  auf gefteüt  war. 
5Jun  rief  fte  in  tiefer  Sefd^ämung  unb  SReue  bie 
aOtoitter  beS  §erm  an  unb  gelobte,  jebe  Sufee  gu 
üben,  loenn  SRaria  i^r  ben  ©intritt  in  bie  ßirc|e 
als  3«id&en  ber  gu  boffenben  93erjei^ung  geioä^re. 
©ogleid^  mar  baS  93anb  gelöst,  baS  fte  auf  ber 
©d^weHe  feftbielt,  unb  jie  fonnte  mit  ben  Uebrigen 
baS  b^ilige  Jheug  oerel^ren.  S)abei  oemal^m  fte 
ober  innerlid^  bie  SBeifung,  fie  folle  ienfeitS  beS 
3orbanS  Stulpe  fud^en.  Unoerjüglid^  mad^te  fte  fid^ 
nun  auf  unb  fam  nod^  an  bemfelben  Zage  gu  ber 
Aird^e  beS  f)l  So^anneS  am  Vorbau ;  ^ier  beichtete 
fte  unb  etnpfing  bie  fioSf))red^ung,  fomie  bie  beilige 
Sommunion.  S)ann  }og  fte  toeiter  in  bie  äßüfte 
oftmörtS  oom  Sorban,  um  fte  nid^t  me^r  gu  t)er» 
laffen.  Unter  ben  äufterften  ßntbebrungen  in  SBob» 
nung,  SRal^rung  unb  Äleibung  mufete  fte  bier  nod^ 
17  Sabte  mit  ber  ©emalt  ber  Seibenfd^oft  fäm« 
pfen,  toeld^er  jte  17  Sabre  gefrö^nt  b^tte;  bann 
aber  fanb  Jte  bie  Derl^ei^ene  Sube  in  ber  Sereini« 
gung  mit  ®ott,  bem  fie  nod^  30  toeitere  3abre  in 
ber  SBüfte  biente,  unb  üon  bem  fte  burd^  wunber- 
bareßrleud^tung  in  bie  ©ebeimniffe  berSBefd6auung 
eingefübrt  mürbe,  grft  in  ibrem  77.  Sabretoagte 
fie,  ftd^  einem  SKanne  gu  naben,  ben  bie  2lnbad^t 
ebenfalls  in  bie  SBüfte  getrieben  batte.  S)amaIS 
pfltQttn  nämlid^  t)iele  DrbenSIeute  oom  erften 


t^ftenfonntag  bis  gum  ^almfonntag  baS  IHofia 
)u  Derlaffen  unb  in  ber  SBüfte  ein  Snad^otetou 
leben  ju  fübren.  ©o  fam  ber  fafi  bnnbertjidlbnge 
^riefter  3oftmaS  auS  einem  am  3orbon  gelege> 
neu  mofter  in  bie  nömlid^e  Sinöbe,  in  t9el($er 
SRaria  ftd^  aufbielt,  unb  ba  fie  tminberbatertodfe 
feinen  Ütamen  nennen  fonnte,  erlangte  fie  Don  ibm 
baS  93erf))red^en,  ibr  am  grünen  SottnerStage  Ue 
beilige  Sommunion  an  ben  3orban  gu  bringen. 
9iad^bem  fte  baS  fo  lange  entbebrte  Heilmittel  em^ 
))fangen  botte,  bat  fte  3oftmaS,  im  nöd^ften  3cdN 
mieber  an  biefelbe  ©tele  ibr  bie  beiligen  ©el^eini" 
niffe  SU  bringen,  unb  jog  ftd^  in  bie  Sffiüfte  guxflä 
3ofimaS  tbat,  toie  er  gebeten  mar,  fanb  bie  99tf|e' 
rin  aber  an  ber  Derabrebeten  ©teile  tobt  auSgeftredt; 
ibren  9iamen  b<^tte  fte  Dorber  in  ben  ©anb  ge- 
fd^rieben.  S)er  fromme  ^riefler  begrub  fte  an  bft 
nömlid^en  ©teile,  febrte  in^S  fflofter  jurüd  unb 
fdprieb  bi^t  Dor  feinem  balb  eintretenben  Zobe  nod^ 
für  {eine  5Dtitbrüber  bie  SebenSgefd^id^te  ber  93u|e- 
rin,  mie  er  fte  bei  ber  erften  Begegnung  Don  ibt 
erf al^ren  botte.  %n  ber  ®ef d^id^tlid^feit  biefer  Sor- 
fteUung  ju  jmeifeln,  ift  fein  ©runb,  mettn  aud^  bie 
merfmürbige  Srgöblung  in  fpoteren  Zeigten  um  ein- 
jelne  abenteuerlid^e  3üge  bereid^ert  morben  fein 
mag.  S)aS  gfeft  ber  ^eiligen  mirb  am  2.,  am  4. 
ober  am  30.  ^ptü  gebalten.  (SJgl.  Migne,  PP.  lai 
LXXm,  671  sq. ;  BoU.  AA.  SS.  Apr.  1, 67  sq.; 
Wright,  Catal.  MSS.  Syr.  p.  1 108.)  [ffaulen.] 
;gBatiaDon9lgreba,  bie  ebrm.,  mit  bem 
ffloftemamen  SKaria  Don  3efu,  abrtfpn  beS  JHo- 
fterS  ber  unbef[edEten(Sm))fängni^9Rariä5u9greba, 
geborte  bem  ßfranciScanerorben  an  unb  ift  betul^ 
burd^  ibr  beiligeS  Seben  unb  ibr  Sud^  „3)ie  m9> 
ftifd^e  ©tabt  ©otteS",  in  meld^em  fie  auf  @runb 
göttlid^er  O^enbarungen  baS  fieben  ber  ©otteS« 
mutter  SRaria  auSfübrlid^  befd^rieben  i^at  Sei 
feit  220  Sabren  angefangene  SanonifattonSpri^ 
biefer  großen  SHenerin  ©otteS  ift  bis  |e^  no^ 
nid^t  }um  ^bfd^Iu^  gefommen ;  eS  f eblt  mi^in  \Ai 
DoQe  fird^Iid^e  ©emöbr  für  baS,  maS  bift  nad^  g^ 
fd^id^tlid^en  Ouellen  über  ibre  ^eiligfeit,  {|n 
Offenbarungen  unb  über  baS  ermöbnte  99ud^  }i 
berid^ten  ift.  —  L  3n  5lgreba,  einem  ©täbtdber 
SItcaftiltenS,  baS  jur  S)töcefe  Zara^ona  gebdrt 
lourbe  aKaria  am  2.  ^pxxl  1602  geboren.  34np 
Sltem  maren  gran}  Soronel  unb  Ratl^arina  Doi 
Tirana,  bbd^ft  fromme  @bn{ien,  Don  altem  9bd 
aber  nid^t  reidl).  !Bon  ben  elf  JHnbem  berfelbei 
erreid^ten  nur  ^mei  jf naben  unb  )toei  SRöbdben  bo! 
reifere  9llter.  S)ie  in  SRebe  ftebenbe  Zod^ter  9Korifl 
mürbe  Don  ben  erften  Sabren  ibrer  janb^eit  an 
Don  ©Ott  mit  augergeioöbnIid|en  ©naben  übe^ 
böuft  unb  burd^  fd^mere  £eiben  unb  eigentbünUid^ 
gübrungen  für  bie  fiöfung  ber  ibr  bePimmtenSW» 
gäbe  Dorbereitet.  3n  ibrem  ad^ten  3abre  legte  fle 
baS  ©elübb(  ber  ffeufd[)]^eit  ab,  unb  fd^on  mit 
jtoölf  3abten  moHte  fte  in  einem  fflofter  ber®m> 
meliterinnen  fid^  ©ott  meiben.  %IS  aber  ibre  & 
tcm  infolge  einer  böb^ni  Srleud^tung  fld^  ent« 
fd^Ioffen,  felbft  ben  OrbenSftanb  ^u  ermäl^Ini  unb 


741 


ÜRoria  Don  9greba. 


742 


i)r  ^  unb  SBermögm  jur  ©rünbung  eine§ 
JnuKnflojierd  )u  Demenben,  trat  fte  mit  i^rer 
ütntter  unb  iängem  Sd^mefier  im  2ianuar  1619 
h  biefeS  ftloftet  ein,  möl^renb  ber  93atet  unb  bie 
ieibai  9rfiber  fJfranciScQner  mürben  unb  l^eilig« 
■S|ig  lebten  unb  ftarben.  Qn  ber  neuen  jf lofter« 
fi{famg  tooren  brei  IRonnen  au8  bem  Orben  ber 
fanccfItimtifKnnen,  einer  befonbem  gform  ber  @Ia* 
riffn,  aus  SurgoS  berufen  morben ;  bief e  mürben 
okr  nrn^  brei  2kil^ren  burd^  jmei  anbere  auS  bem 
KoPer  ber  PuriBsima  Concepcion  ju  SRabrib, 
MfA  burd^  eine  nod^  ftrengere  Obf erDans  ftd^  auS* 
in^iiete,  erfe^t  9uS  einem  ungebrudten  Briefe 
Skki'S  Dom  6.  3uli  1623  erl^eUt,  ba^  fte  an 
Mefer  Senbentug  großen  Sntl^eil  l^atte.  2)er  ge- 
innte  Orben  uxir  1484  )ur  SSerel^rung  ber  un« 
kflcdten  Cmpföngni^  SRariö  Don  ber  früher  am 
fyHt  glctnjenben  99eatris  be  @ilDa  geftiftet,  l^atte 
Ott  St^el  ber  1^1.  Slara  angenommen  unb  ftanb 
inta  fieitung  bed  fJfranci§canerorben§.  ÜJiaria 
Ktrte  im  IHofler  ein  engelgleid^eS  fieben  in  ftreng« 
W  93n^/  ferneren  Setben  unb  Uebung  aQer  Zu- 
gnba; fie  burd^Iief  in  rafd^er  golge  bie  @rabe 
incS  verborgenen  innem  fiebenS  unb  äbematür« 
li^ai  (Bebeted,  beffen  ©el^eimniffe  ben  Unerfal^re» 
M  ein  Derfd^IoffeneS  Sud^  {inb,  ben  ^eiföbegieri» 
|n  aber  in  ben  erl^benen  @d^riften  be§  1^1.  Co- 
lones Dom  itwii  unb  ber  l^L  Xerefta  f o  munberbar 
^Sfoäm  »erben.  9Son  il^rer  $rofe{fton  an 
(2.  September  1620)  l^tte  aHaria  l^öufig  effta|en 
ntneiß  imaginären  IBiftonen,  mel^e  fie  ju  i^rem 
pS/jilbm  Seibe  oud^  Dor  il^ren  ÜJHtfd^meflem  nici^t 
is^eimfid^  tonnte.  9iad^  brei  Sauren  erlangte 
pe  biin^  onl^ItenbeS  ®ebet  ba§  ^uf^ören  biefer 
nlfdlenben  3ußönbe  unb  bafür  einen  Diel  inner« 
Viaa  @tanb  mit  l^öl^erer  Erleuchtung  in  meift 
Medudlen  Siftonen  (Dgl.  aR^fi.  @tabt  @otte§ 
tSj.  l ».  1,  9. 1.  2).  9?od^  nici^t  25  Saläre  alt, 
Me  fte  1627  gegumngen,  il^re  auf  ©runb  einer 
^Uf^  2)iSpen8  erfolgte  SBa^I  aur  9lbti{fin 
opie^men.  aJlit  Sudna^me  Don  brei  ^al^ren 
inoolltte  fie  biefeS  %nt,  elfmal  miebergemöl^It, 
tü  {H  il^rem  Zobe  }um  größten  SSortl^eil  be§  jf  lo» 
M  ^0^1  in  geitlid^er  afö  in  geiftlid^er  $)inftd^t. 
6ii  ecboute  ein  neued,  geröumiged  fflofler  mit 
Hhcrffird^  ou^erj^Ib  ber  @tabt,  ba  ba§  im 
Aofid^  Cnrnfe  errid^tete  fel^r  bef(^rönft  unb  an 
n^ie^  $Ia^  gelegen  mar;  jte  Dermel^rte  ba§ 
bge  (Knlommen  fo,  ba^  ftatt  12  bort  33  92on« 
KI  angemeffen  leben  fotmten.  S)ie  jfloftergud^t 
^  boS  geijUid^  Seben  ber  ©emeinbe  erl^ob  fie 
§1  fol^er  SoOfommenl^eit,  ba^  il^r  ff (ofier  al§  ba§ 
ioBbmmeitfte  in  gong  Spanien  unb  al§  eine  Sd^ule 
Ar^eifigteitangefe]^  mürbe,  m  ^^ilipp  IV., 
AittDon  Spanien,  1643  nad^  Katalonien  reiste, 
Mi^le  er  am  10.  3un  baS  fflofier  ^u  ^greba. 
rae  kmge  tlnterrebimg  mit  9Raria  brad^te  bem 
WüinVu  unb  feiner  Stellung  nid^t  gemad^fenen 
flWge  fo  Diel  Zroft  unb  Sid^t,  ba|  er  berfelben 
RB  mbcbingteS  SSertrauen  fd^nfte  unb  mit  i^r  bis 
pi  'üfam  Zobe  eine  fortlaufenbe  Sorrefponbenj 


fül^rte,  ol^ne  meldte  er  nid^t  leben  ju  lönnen  meinte, 
©iejen  mcrfmürbigen  SBriefmed^fel  begann  er  am 
4.  Dctober  1643.  3laä)  furjer  3cit  pflegte  er  iljr 
an  iebem  ^ofttage  auf  einem  in  ber  SRitte  gefal- 
teten 93Iatte  3U  f^reiben  unb  forberte,  ba^  fte  auf 
ber  anbem  Seite  fofort  bie  9lntmort  fd^reibe  (f.  u.). 
®  anj  munberbare  S)inge  merben  über  iljr  fieben, 
il^re  Zugenben  unb  il^r  SSßirfen  berid^tet.  ÜRand^eS 
baDon,  namentlid^  bie  ^öd^ft  auffaHenbe  SBeife, 
mie  fie  milbe  Stämme  in  9leu»aMejico  für  bie 
^nnal^me  beS  @IaubenS  Dorbereitete,  mirb  aud^ 
Don  SofeplJ  ®öneS  (SK^fli!  H,  585  ff.)  erjöljtt. 
S)od^  i|^re  Hauptaufgabe  mar,  ba§  gro^e  fieben 
ber  l^eiligften  Jungfrau  unb  ® otteSmutter  ju  f d^rei- 
ben.  S)iefc  erf üQte  fie  in  bem  93ud^e  La  mystiea 
Ciudad  de  Dies . . .  historia  divina  y  yida  de 
la  Virgin  Madre  de  Dios,  Maria  santissima. 
Sd^on  im  2^.  1627  erl^ielt  fte  im  ®ebete  bie  erfte 
5lufforberung  ju  biefer  9lrbeit.  S)a  fte  überl^aupt 
auf  bem  SBege  groj&er  gurd^t  gefül^rt  mürbe,  fonnte 
fte  lange  il^r  SBiberftreben  unb  eine  beftönbige 
Slngfi,  getöufd^t  )u  merben,  nid^t  überminben.  9lud^ 
beburfte  fte  nod^  einer  großem  SBorbereitung,  meldte 
smölf  äol^re  unter  entfe|Iid^en  fieiben  unb  käm- 
pfen bauerte.  ®iefe  erreid^ten  il^ren  ^ö^epunft, 
als  fte  möl^renb  80  Zagen,  ö^nlid^  mie  bie  1^1. 9Ra- 
ria  ÖRagbalena  ^a^^i  u.  %,  ber  ®emalt  fatanifd^er 
SRöd^te  l^ilfloS  übergeben  ju  fein  fd^ien.  92ad^  bie- 
fer bunfeln  9lad^t  mürbe  fte  )u  ber  m^ftifd^en  Stufe 
ber  ©ottDerlobung  erl^oben  unb  mit  übematürlid^er 
SBiffenfd^aft  (scientia  infusa)  in  fo  bol^em  SRa^e 
erf  (ist,  ba^  bie  mit  i^r  Derfe^renben  geleierten  ÜJlän- 
ner,  unter  meldten  ber  berül^mte  Z^omift  Soj^anneS 
Dom  1^1.  Zl^omaS  0.  Praed.  ju  nennen  iji,  ^r  6r- 
fiaunen  barüber  in  ftarfen  ^uSbrüdfen  htnbgaben. 
©el^orfam  ben  SSefel^Ien  i^reS  Seid^tDaterS  uttb 
il&rcr  DrbcnSoberen,  fd^rieb  fie  enblid^  1637  mit 
fliegenber  geber  in  nur  20  Zagen  ben  gangen 
erften  ZJ^eil,  gegen  400  ftarfe  OctaDfeiten.  Sie 
moSte  biefe  S^rif t  gel^eim  Italien,  mu^te  aber  bem 
ffönige  ^^ipp  IV.  auf  feinen  auSbrüdtüd^en  93e- 
fel^I  eine  ^bfd^rift  geben.  S)a  möl^renb  einer  lön« 
gern  ^bmefen^eit  i|re3  gemöl^nlid^en  SSeid^tDaterS 
ein  anberer  DrbenSmann  beffen  Stelle  oertrat, 
forberte  biefer,  bafe  fte  baS  JJiebergefd^riebene  Der- 
brenne ;  fie  gel^ordlte  auf  ber  Stelle  unb  Derbrannte 
fpöter  aud^  il^re  anberen  Sd^riften,  aI3  berfelbe  für 
brei  Sa^re  il^r  regelmö^iger  SSeid^tDater  mar.  S)ode 
nad^  einigen  2^afren  mürbe  il^r  abermals  im  ®e« 
^orfam  aufgelegt,  baS  SBerf  Don  SReuem  gu  fd^rei- 
ben  unb  gu  DoUenben.  ^uS  ben  Einleitungen  gu  ben 
brei  Zl&eüen  beSfelben  fie^t  man,  mit  mel^'  erljabe- 
neu  Uebungen,  obmol^I  Don  fd^meren  ftranfl^eiten 
gequält,  fie  fid^  auf  biefeS  SDßerf  Dorbereitete,  unb 
unter  meld^'  großen  anfcd^tungen  unb  Sd&mierig- 
feitcn  baS  93ud&  in  ben  3abren  1655—1660  DoH- 
enbct  mürbe.  Sie  l&ielt  eS  aber  bis  gu  il&rem  Zobe 
gcbcim.  S3on  ba  an  bereitete  fte  fid^  burdj  eigen- 
tJ^ümlid^e  ^eilige  Hebungen  täglid^  gum  Zobe  Dor, 
ben  fte  20  Zage  Dorl^er  anfünbigte.  9?ad^  l^arten 
fieiben  ftarb  fte  mit  allen  Setd^en  eine«  l^eiligen 

24* 


743 


SRaria  t)on  %greba. 


744 


Snbed  am  24.  ÜRai  1665.  S)ur(^  gan^  @))Qnien 
erfd^oQ  ber  Stuf  Don  il^rer  ^eiligteit  unb  t)on  ben 
äßtmbem,  bie  nad^  il^rem  3:ooe  fofiten  gefci^el^en  fein. 

@(^on  in  ben  nö(i^ften  Salären  begann  ber  SDi5- 
cefanbif  d^of  ben  3nf  onnationS})ro8e^  für  il^re  Sea* 
tificotion,  unb  om  21.  Sloöember  1671  »arb  ber« 
felbe  beim  l^eiligen  Stul^Ie  onl^ängig  gemaci^t.  9m 
28.  Januar  1673  mürbe  bie  introductio  causae 
Don  Siemens  X.  ftgnirt,  unb  in  ben  folgenben 
2kkl^ren  mürben  Don  ber  ))ä))ftlid^en  Sommiffion 
in  Dielen  2)iöcefen  ©))Qniend  80  Dereibete  Saugen 
oerl^ört.  ffia^  ber  anfangs  fel^r  eifrig  betriebene 
$ro)e^  bis  j[e|t  noc!^  nici^t  beenbet  ift ,  ^at  mol^I 
einzig  feinen  ®runb  in  ben  ©d^mierigfeiten,  meldte 
bei  ber  Unterfud^ung  il^reS  Dielberufenen  93ud^eS 
fid^  einfteUten.  Sinige  ^emerfungen  über  baSfelbe 
unb  uber]^au|)t  über  $riDatoffenbarungen,  fomie 
über  bie  fonberbaren  ©d^idEfale  unb  bie  Derf d^iebe» 
neu  Seurtl^eilungen^  meiere  baS  93ud^  erf al^ren  ^ai, 
bürften  nid^t  ol^ne  3ntereffe  unb  93elel^rung  fein. 
Slöl^ereS,  namenilid^  ber  SBortlaut  ^al^Ireid^er  ^» 
probotionen  unb  Socumente,  finbet  ftd^  auS  ber 
äfteflen  3«it  in  bem  fel^r  lefenSmertl^en  Prologus 
galeatus  beS  geleierten  gtanciScanerS  P.  Sofepl^ 
Ximenes  @amiega,  f))atem  ®eneralminifter§  unb 
jule^t  Sifd^ofS  Don  $Iacencia,  ber  als  ii^r  $ro» 
Dingial  unb  auBergemö^nlid^er  Seratl^er  fte  genau 
fonnte.  Serfel&e  fd^rieb  aud^  einen  ^ri^  i^reS 
SebenS  unb  fugte  ju  f d^mierigen  ©teilen  beS  SSud^eS 
gelehrte  9h)ten  l^inju.  MeS  biefeS  mürbe  in  ber 
1.  «uflage,  meldte  1670  ju  ÜRabrib  in  3  ^folio- 
bönben  Don  berIönigIideenS)rudferei  Deröffentlid^t 
murbe^  beigefügt  unb  finbet  ftd^  aud^  in  ben  meiften 
übrigen  Sluflagen  unb  Ueberfe^ungen,  menigftenS 
ouSjüglid^.  9ltd>ere  bort  fel^Ienbe^lotijen  über  f))ä« 
tere  Sreigniffe  ftnb  l^ier  meift  genommen  auS  bem 
fleißig  gearbeiteten  Sud^e  Della  mistica  Citta 
di  Dio  . . .  Allegazione  storico-apologetica 
del  P.  Anton  Maria  da  Vicenza,  Lett.  Teologo 
nei  Min.  Bif.,  Bologna  1873,  meld^eS  in  ben 
neuefien  italienifd^en  unb  beutfd^en  Ueberfe^ungen 
ber  „SR^ftifd^enStabt^otteS''  entmeber  abgebrudt 
ober  bod^  benu|t  ift.  IBon  bemfelben  Serfaffer  ift 
eine  lurje  Vita  della  yen.  S.  M.  d'Agreda  ^u  So* 
logna  1870  Deröffentlid^t^  meiere  Don  bem  99ene- 
bictiner  Dr.  Sierl^eimer  beutfd^  bearbeitet  mürbe. 
Sin  größeres,  in  f||)anif d^er  ©prad^e  f))öter  gefd^rie» 
beneS  S^en  ber  S^rmürbigen  mar  bem  93erf .  nid^t 
jugönglid^. 

n.  @eit  ber  erften  9Rabriber  Ausgabe  ift  baS 
genannte  iBud^  in  fafi  aQe  europäifd^e  ©prad^en, 
mel^rmalS  in  bie  lateinifd^e,  aud^  in  bie  gried^ifd^e 
unb  bie  arabifd^e  ©prad^e  überfe^t  morben  unb  in 
fel^r  Dielen  ^ußagen  erfd^ienen.  ^ud^  fmb  nid^t 
menige  SuSjüge  auS  bem  meitlöuftgen  SBerfe  in 
Dielen  ©prad^en  gebrudtt.  2)ie  neuere  italienifd^e 
Ueberfejung  Don  ®ioD.  Serefeto  (£urin  1881) 
gibt  fid^  in  ber  SDebication  an  ben  Sarbinal  %Ii» 
monba  als  bie  53.  SluSgabe  auS ;  fte  entl^ölt  bie 
oben  ermäbnten  Einleitungen  unb  Diele  5loten.  3n 
$ariS  erfd^ien  1860  eine  neue  fran^öfifd^e  Ueber« 


fe^ung  Don  bem  ^affioniften  Serapl^in  Dom  1^ 
ligften  l^er^en  S^u.  S)ie  neuefte  beutfd^e  Ucta» 
fe|ung  auS  bem  fpanif^en  Original  ift  Don  md(" 
reren  ^rieftem  ber  Kongregation  beS  oÖerl^eiligPai 
SrlöferS  beforgt  unb  bei  $uftet  in  SlegenStog 
1886  in  brei  ftarfen  Sänben  erfd^iencn.  —  S8o« 
ben  brei  Sl^eilen  beS  Originals  bef d^reibt  ber  erße 
in  jmei  Sudlern  bie  erften  15  Saläre  beS  SebenS 
ber  l^eiligften  Jungfrau ;  ber  gmeite  in  Dier  ^Bufyta 
baSfelbe  Don  ber  SOienf^merbung  3efu  bis  p  fei* 
ner  ^immelf al^rt ;  ber  britte  in  jmei  Sudlern  bie 
übrige  SebenS$eit.  IRad^  jebem  ifapitel  folgt  eine 
längere  aScetifd^e  92u|anmenbung.  —  Srfi  Dier 
Saläre  nad^  bem  Xobe  ber  Serfafferin  mürbe  nad( 
forgföltiger$rüfungbaS9Ber!Derdffentli(^t.  @d^ 
Dorl^er  mar  auf  Slnorbnung  ff5nig  ^l^ißppS  IV. 
ber  erfte  Sl^eil  Don  einer  Sommiffion  angefe^eittr 
Zl^eologen,  unter  meldten  ber  ermöl^nte  2^om^ 
Sol^anneS  Don  ©t.  Sl^omaS  mar^  mit  fel^r  günßi* 
gem  Kefultate  geprüft  morben.  S)er  @eneral  beS 
^ranciScanerorbenS ,  9llfonfo  ©ali^aneS,  berief 
f ed^S  ber  bebeutenbften  f panif d^en  3:]^logen  f eincS 
OrbenS,  meldte  unter  feinem  Sorft^  baS  9BerI 
SQäort  für  SBort  gemeinfam  prüften,  ©ie  erHärten, 
feinen  Strtl^um  gegen  ben  ®lauben  barin  gefunben 
5U  l^ben,  unb  f öOten  baS  Urtbeil,  probabüe  for- 
mari  posse  Judicium,  reyelationes  has  Tere 
6886  diyinas.  %u^er  ^mei  onberen  berül^mten 
2:beologen  Derfd^iebener  Orben  empfal^I  ber  ge« 
leierte  93if d^of  Don  Sarasona  in  einem  longen  mo« 
tiDirten  ®utad^ten  baS  93ud^  unter  l^ol^en  Sob« 
fprüd^en.  2)aSfelbe  f anb  bei  feinem  ßrf(|einen  in 
Spanien  eine  begeifterte  Slufnal^me.  S)od^  fd^n 
nad^  jmei  ^a^xtn  mürbe  eS  Don  ber  Dorftd^tigen 
fpanifd^en  3nquifition  fequeftrirt,  mit  bem  Se» 
merfen,  ba^  „nad^  reiflicher  Prüfung  bie  Sefung 
beSfelben  entmeber  merbe  geftattet  ober  gön}lid| 
Derboten  merben".  ®iefe  fel^r  ernftlid^e  Prüfung 
bauerte  14  Saläre  unb  enbete  mit  ber  freigäbe  beS 
^d^eS.  Unterbeflen  mar  baSfelbe  in  Stom  1681 
Dom  briligen  Officium  Derboten  morben,  bod^,  mie 
SBenebict  XIV.  bemerft,  nur  bur^  eine  S^iScipIi- 
narDerfügung,  ol^ne  ba|  eine  lebrinl^tlid^e  ^nt* 
fung  ftattgefixnben  l^atte.  S)iefeS  S)eaä  hmrbc 
aud^  fd^on  nad^  brei  SRonaten  Don  Snnocenj  XL 
mieber  aufgel^oben,  unb  als  1704  baS  93ud$  un> 
red^tmö^ig  in  ben  3nbes  ber  Derbotenen  Sü^ei 
gefegt  mar,  mürbe  eS  fur^  barauf  auf  93erorbnun( 
Clemens'  XI.  mieber  geftrid^en.  Sine  S3erfügun( 
SenebictS  xm.  (1729)  erlaubte  auSbrüdflid^  bif 
Sefung  beSfelben  unb  beftimmte  augerbem,  b(^ 
berSSeatiftcationSprojeg  berS)ienerin®otte8  „otpst 
neues  ßjamen  il^rer  ©Triften  Dorongel^en  fönne'. 
SDiefe  le^tere  99eftimmung  mürbe  freilid^  Don  6le« 
mens  xn.  1730  mieber  caffirt,  allein  ol^ne  ba| 
baS  93ud^  Derboten  mürbe.  3u  neuer  !ßrüfung  ber 
genannten  ©d^riften  fe^te  Senebict  XIV.  eine  fp^ 
cieQe  Commiffton  Don  Sarbinälen  unb  Slb^Iogen 
ein,  bei  meldi^er  er  felbfl  ben  93orfi^  führte.  3^ 
gleid^  beauftragte  er  bie  Dier  UniDerfttöten  Don 
©alamanca,  ^cala,  Sömen  unb  2:ouloufe,  il^r 


SRaiia  Don  Vgtetia. 


m 

Mg4ttn|itiülittati)U(|tbtn.  ßc  feT6ß  nai  üM- 1 
gntberSoi^  Sfinpig  ßt^mmt  ba  tr,  tote  er  in  . 
RMS^nibm  Mm  16.  3anuar  1748  an  bm  ; 
OtMBnitral  ^  ouSbrÜcftt,  nimiam  aifectio- 
■a  args  ancülam  Domini  merito  fovebat. 
fti  KUtl  ^inbttni^  tiot  ein ;  tS  umibt  nümlid) 
kr^nnftl  oufgtlvotftn,  ob  Waüa  toirflt^  bit 
Sn^fnin  ^t  .Stqjtif^  @taht  @otitS"  (ei. 
Sb^I  ^c  f4on  bti  ^teifaffer  bee  Prologus  ga- 
laitu  (§g  IS.  14)  bitftS  na^genicjen,  aber  baS 
ttotf^  Siribunol  foiU)  ben  ^eneiä  nod^  nic^t 
jangtnb.  %tut  fii^rfe  Unttt[u^ungen  ^ttrübeT 
nvom  fonw^I  in  ©panim  als  in  91om  ongejleltt, 
Botin  fimmflid^  9IutoQra|)^  bei  e^nu.  Wana 
l^itB^  imnbni.  Unterbtl  nntrbe  bunj^  belcnbere 
Setgünfügiing  bod^  bcr  ^ojeg  in  ben  übrigen 
Sngtn  ncittigefü^.  ^aä}  Sauren  unrbc  butc^ 
imiXlecTete  1757  imb  1771  bit  getagt  naä)  bem 
ttt^ijftt  lu  ®itn|Un  bei  SMenntn  @ott(§  rat- 
i^idicn.  3)ie  btlonnten  3^tumftänbe  bewirften 
ii  Von  eine  lange  Unteibitd^iung  ber  Serfionb- 
fnpL  Sifl  Ol«  im  3. 1367  in  «Dte^eln  eint 
U#  infTaatnbt  pü^xiSft  ^eilims  einer  t&btlic^tn 
nö^ttt  auf  Unnifung  ber  e^ito.  üftaria  erfolgt 
M,  DuAt  oie  Unttrfuddung  infolge  Ditlei  ^itt* 
«|b^,  toelt^  ber  ß))if copat  unb  bie  ßCnigin  bon 
6)ianini  an  ben  $a)>ft  richteten,  wiebec  aufgenom- 
m  mtb  tnnäc^ft  bie  X^tfac^e  iener  Rettung 
tn^eint^ftlidl^SDntmiffiDn  conftatirt.  9Ieue 
fldo^ttn  über  bit  oft  tmä^nien  Schriften  unb 
KÜRen  StT^onblungtn  maren  fo  günftig,  bn^ 
■n  feil  1886  eine  6albigt  !ü5fung  btefer  giage 
«Wrtde.  3nbtffen  ip  baS  entf^eibenbe  SBorl  beä 
9^iPilnM(mi^tQtftirDd(|(n.  (9)gI.ActaOrdiiiiB 
Kn.  a.  1890,  n.  1.  3.) 

Kn4  bem  @efagten  ^t  olfo  ber  ^eilige  @tuf|l 
du  ppfitiw  Sipprobatton  obet  tSmpfe^Iung  bitfee 
m*  biSb«  ni^t  nlaffen;  tS  beflebt  ober  ju 
141 1104  bie  auebiüdlifi^e,  Htm  Senebict  XIII. 
Beeilte  Ccloubni^,  basfelbe  ju  Itfen,  ttuS  ja  auä) 
tWia^Tn^  in  ber  fat^olifi^  Seit  gcf^ie:^). 
UenxS  jablrei^  aber  finb  Approbationen  unb 
Mm  Smpfefiluneen  b^fetbtn,  loeltl^c  oon  er- 
lü^Uni  99if^ftn,  Don  Unioerftläten  unb  Cr- 
toiQmoffenfii^fttn  unb  con  jaliUofen  ein}elnen 
tifäoxtt  feil  200  Stofiitn  ausgegangen  ftnb. 
Ueretftitt  Mßt  eS  aui^  ni^  on  9ßiberfprud^ 
■ft  an  fd^ifcn  SontroDtrfen  ü&er  biefe  Offen' 
traniitn.  XitefeS  fann  abtr  um  fo  ntniger  auf« 
joleB,  Ott  Ve^li^rt  bei  allen  $riOatoff  enbaningen 
M  6nliflni  1)(^  gqeigt  l^t,  namentlich  bei  ben 
6(^ltn  bei  1^  ^i&K^oib,  ^Sirgitta  unb  Sierefia. 
Cw  fi^aife  (foifui  erlitft  bit  Sorbonne  gegen  ba% 
814.  als  et  in  fnnqöfifc^nr  Spraye,  o^ne  Sßro' 
bg  nb  Koten,  uon  bem  S^ronciSconer  äl^omaS 
Cä|el  1695  ^trouSoegeben  mürbe.  68  ift  nacEi' 


pÄfen,  ba|  biefe  Stnfur  oon  ber  janfenifhfd^n 
9*M  SWR  bie  Snfiitit  uielet  anbeien  Sodoren 
tA  01  inegalem  SEwge  )u  Stanbe  gefomtnen 


(P.  Ant  M.  i*  VicenzB,  Ällegazione  41  eq  j. 
Sv  SfbcÄsung  bnfelben  eif^ienen  fofort  in 


746 

t^TanfcHc^  eine  Steige  bon  @egtnf^riften,  auc^  bon 
iDlitgÜebem  ber  Sorbonne,  unb  ebenfo  aud^  in 
onberen  SÖnbtm.  Unter  ben  Setfafftm  berfelben 
tfl  ^ier  tor  fflUen  einer  her  erften  ©ele^rten  jener 
3eil  gu  nennen,  nämli^  ber  ßarbinol  3of.  Satnj 
b'Slguine  0.  S.  Ben.,  berühmt  als  Herausgeber 
bcr  CoUectio  maxima  Conciliorum  Eispa- 
niae  et  novi  orbis  unb  SBeifaffer  btr  Tlieologia 
S.  Aueelmi  conunentsrÜB  et  disputatdonibos 
illuBtrata.  fßon  bem  fi5nige  oon  ^canFrdd^  nm 
ein  ©utüc^ten  über  bie  „3Jl9fÜfd&e  ©tabt  ©otteS' 
gebeten,  f^rieb  hiefei  garbtnal  am  17. 3uli  1698 
on  benfelbcn  unter  fflnberem :  „ÜßaB  i(^  im  Saufe 
bon  50  3a^ren  erlernt  babe,  ifi  beinahe  nichts  im 
SBergleicC)  gu  ber  tiefen  Se'^rt,  melii^t  id^  in  bitfem 
%ui|e  gefunben  ^aht,  eine  Se^re,  loeli^e  boKIom' 
men  iibereinftimmt  mit  ber  ^eiligen  ©^rift,  ben 
5Öäteni  unb  benSoncilten.  5Da  man  nid&t  bqtoeifeln 
fonn,  ba^  ouc^  ber  gelt^rtefte  perblid^e  äßenfii^ 
jener  ebmiürbigtn  aJhitter  eine  fo  ^ob«  St'iftt  «nb 
fo  erhabene  iJJlitt^eilungen  auf  natürlid^em  SBege 
nii^t  ^fitte  beibringen  fOnnen,  fo  nu!|  man  mit 
mornIif[f)er  @ett}i||eit  annel^men  unb  glauben, 
bofi  biefe  gro|e  Wienerin  ©otttS  unter  ber  (Ein- 
gebung beä  Seifigen  ©eifleä  gefi^rieben  ^it.'  — 
©elebrte  ©egenfc^riften  gegen  bie  6enfur  ber  ©or- 
bonne  erlitfien  anii)  bie  ftionifdtien  Uniberfitflten 
oon  (Sranobü,  ©orogoffa,  llcala  unb  befonberS 
feierlich,  grünblic^  unb  mit  riner  SEßfbmnng  on  ben 
$ap^  gegen  100  ^octoren  bon  ©olamanco.  Sie 
flcleörte^en  OTänntr  aller  Orbtn  in  Spanien  oet- 
t!)eibigten  unb  ftierien  in  Sdjriften,  @uta(Sten 
unb  ^probationen  bie  IRe^tgläubigfeit  unb  ^ert- 
lic^teit  beS  angefochtenen  99u<^  (ogl.  Anton.- 
Maria  1.  0.  49—67).  ©efonbete  SBeac^lung  ber- 
bitnt  baS  fpäter  (20.  3uli  1715)  erlafftne  gtbif 
gtne  @uta{f|ten  ber  t^eologifd^n  giicultät  bon 
Samen  (L  c.  67—71).  33amit  IjMm  inbt|  bie 
angriffe  tingeiner  ©elt^rttn  ni^t  auf.  SS  tarn 
hierbei  t]on  befannten  Ungläubigen  ober  Sanfe* 
nifttn  abgefe^tn  utrbtn,  imb  eS  mag  aui!^  baf|in' 
gffieHt  Meibtn,  ob  bie  funen  Obfertwtionen  amen 
baS  Säucö,  roel^e  in  ber  ju  amfterbam  1 753  etf  qie- 
nenen  9u8gabe  ber  aOerfe  SÖoffuetS  gebrudt  nmt' 
ben,  mirfli^  oon  biefem  giogen  ÜHonne  gefc^rieben 
finb,  maS  mit  @runb  begmeif elt  uiib.  ^S  ber  in 
profaner  @ele]^rfamleit  ^od^berülimte  Subm.  91nt 
^Auratori  mit  toenigen  !S)oiten  gegen  boSfelbe  fogt, 
p|t  fti^  auf  bie  falfd^  annähme,  ba^  ber  ^eilige 
Stu^l  ba9  £Bu(^  Beiboten  fysbt.  Qm  ouSfO^Ii^ 
Sefämpfung  aber  untemal^  ber  gtDi|  ni^t  gu 
unttrfc^nbe  ^ologt  SufebiuS  Smort,  Slegu- 
lorcanoniler  bon  Reilingen  (f.  b.  Uri.),  junA^f) 
in  ber  1 744  ju  Sug^utg  erf c^itntnen  ©il|rifl  De 
revelationibus,  TieionibuB  et  apparitionibna 
privätiBregulaetutae.  3neiauSfuSrli(^e@egen> 
ft^riften,  mel^e  bei  fpanifcbe  gtanciSconet  Srtego 
©ongolq  unb  ber  baqerifc^e  Sanbelinirö  3Raitr 
Verausgaben,  moren  nod^  bem  Urt^eile  uon  ®ui- 
rangtr  rao^t  in  ber  fii&oloftifi^en  Sbeotogie  ge- 
bitgtn,  boten  aber  i^rem  @tgneT  fc^na^e  €eiten 


747 


Statia  bon  9greba. 


748 


l 


in  93cju9  auf  ©efci^id^te  unb  5RaturtDtffenfd|aftcn. 
@te  riefen  eine  SRejjIif  öon  9lmort  f)ttt>ox  mit  bem 
Xitel  Controversia  de  revelationibus  Agredia- 
nis  explicata  cum  epicrisi  ad  ineptas  earum 
revelatLonum  vindicias,  editas  a  P.  Didaco 
Gonzalez  Matheo  et  a  P.  Landelino  Maier, 
Aug.  Vind.  1749.  ©agegen  erlauben  fid^  P.SDal« 
matiuS  Shi^  mit  ber  ®ä)xx\t  Bevelationum  Agre- 
danarum  justa  defensio  cum  moderamine  in- 
culpatae  tutelae,  Batisb.  1750,  unb  mieberum 
ber  genannte  ©onjoles  i^  ^^^  Apodixis  Agre- 
diana,  Madr.  1754.  SHefer  le^tem  ®ä)xx\t  legt 
©u^ronger  nid^t  geringe  93ebeutung  bei  unb  ^ebt 
befonberS  l^erüor,  bog  in  berfelben  nad^gett)iefen 
et  Slmort  l^abe  an  mel^r  ate  80  ©teilen  ben  ©inn 
eS  fpanij^en  Originale  mi|öerftanben  unb  ent= 
ftellt.  2)iefer  nid^t  mit  ber  gel^drigen  ÜRö^igung 
gefül^rien  SontroDerfe  tt)urbe  babur^  ein  Snbe  ge» 
maci^t  baft  ber  fturfürft  öon  Sägern  bem  P.  2lmori 
©(i^meigen  auflegte.  UebrigenS  gibt  9lmori  tro| 
üieler  f(|roffen  Eingriffe  gu,  ba^  bie  el^rto.  SKaria 
b'Ägreba  l^elbenmüt^ige  lugenben,  gro^e  6r« 
Ieu(i^tung  unb  aud^  tt>a$re  Simonen  gel^abt  l^abe ; 
aud^  betreffen  bie  Srril^ümer,  bie  er  i|r  nad^tt)eifen 
min.  arö^tentl^eild  »ertliche  SBiffenfd^aften. 

anoererfeitS  ip  bie  3a|l  unb  ba§  Anfeilen  ber- 
ienigen,  toeld^e  bie  „SMtifKfd^e  ©tabt  ©otteS"  em- 
Pf  ol^Ien  l^aben^  unDerl^öItuigmölig  größer,  aß  bie 
ber  ©egner.  Mt  Sauber,  alle  ©täube,  atte  Dr» 
ben  l^aben  feit  200  Salären  unter  ben  Serel^rem 
berfelben  Vertreter,  unb  p>ax  inele  mit  glänjenben 
9lamen.  9htr  )tt)ei  unparieiifd^e  unb  competente 
©elel^rie  aus  oiefem  Sal^rl^unberi  feien  l^ier  an* 
gefül^rt.  Der  gro^e  Sofe^  ©örreS  l^ebt  freffid^ 
in  feiner  ffll^ftif  (H,  352)  an  bem  Sud^e  aud^ 
einige  aJlöngel  in  93e)ug  auf  bie  S)arftenung  unb 
auf  einige  ®egenflönbe  profaner  ßenntni^  l^eröor, 
im  Uebrigen  l^ält  er  biefe  Offenbarungen  für  be- 
ad^tungSmeril^  t)or  anberen  unb  fpri(|t  ber  Ser- 
fafferin  eine  ganj  fmguläre  m^ftifd^e  Sntuition, 
f oioie  eine  f aum  Je  übertroff ene  SRein^eit  unb  93oE» 
lommen^eit  ju;  ber  fpecuIatiDe  Sl^eil  beS  93u^e3 
fei  mit  einem  für  eine  grau  betounberungSmeril^en 
liefflnn  burd^gefül^ri,  unb  ber  l^iporif d^e  f d^ilbere, 
»enn  aud^  ol^ne  Äufmanb  fonberlid^er  ^l^antafte, 
bod^  biStoeilen  mit  großer  9lnfd^aulid^feit  bie  ein» 
jelnen  Umftänbe  unb  Sreignijfe.  ®anj  befonbere 
Slufmerffamfeit  öerbient  ober  ber  in  ber  Sl^eologie, 
Siturgi!  unb  aWtifHf  gleid^  bemanberie  SSenebictiner 
$ro§per  ©u^ranger,  Sbt  t)on  ©oleSmeS,  »eld^er 
in  ben  Salären  1858—1859  eiue  SRei^e  »ertl^- 
üoBer  9lrti!el  über  bie  „SM^fd^e  ©tabt  ®otte§" 
im  L'Univers  öeröffentlid^te  unb  ba§  SBud^  glän» 
jenb  gegen  langiäl^rige  Soruri^eile  red^tfertigte. 

Um  übrigens  ein  ma^öoIIeS  unb  rid^tigeS  Ur« 
tl^ell  über  baS  oft  genannte  SSud^  unb  bie  ertool^nte 
Kontroöerfe  fällen  gu  fönnen,  ift  öor  3niem  nöt^ig, 
bie  fatl^olif  d^en  ©runbf  ä^c  über  ^riüatoffenbarun- 
gen  unb  bereu  SBerl^ältni^  jur  iJird^enlel&re  l^ier 
anautoenben.  S)ie  getoö^nlid^e  Seigre  l^ierüber  ift 
Rar  unb  grünblid^  bargelcgt  t)on  Senebict  XIV. 


De  Beatificatione  3,  c.  ult.  SinerfettS  toäxt  eS 
irril^ümlid^,  ju  löugnen,  ba^  ©oit  caxä^  nad^  ben 
Seiten  ber  ^oftel  l^eiligen  ©eelen  nid^t  blo|  bmi$ 
bie  fi^ben  ©aben  beS  l^eiligen  ©eifteS  ein  geiji' 
üoIIeS  iBerftänbni^  ber  Don  ber  JKrd^e  gele|rtai 
©laubenSgel^eimniffe  ju  Derleil^en  pflegt  Jonbem 
ba|  er  aud^  juioeilen  burd^  übematürlid^e  änftonen 
unb  ^nfpra^en  neue  SRitt^eilungen  religidfer  Sta* 
tur  gemad^t  l^at,  bie  nid^t  bIo|  perfötüid^  Sei^ 
l^ältniffe  betreffen,  fonbem  aud^  aSgemetne  SBol^ 
l^eiten  unb  Zl^atfad^en,  tt>eld^e  über  bie  JKrd^enlel^re 
l^inauSgel^en  unb  als  $rit)atoffenbarungen  begeid^ 
net  tt)erben.  S)er  l^eilige  ©eift  bleibt  unb  und! 
immer  in  ber  JKrd^e,  fomol^I  im  ©anjen  als  tu 
ben  Sinjelnen,  um  bereu  ©lieber  in  alle  bem  Srben« 
leben  angeme^ene  SBal^rl^eit  ein}ufü^ren  Ool^.  16, 
12;  14, 16).  Snbeffen  aud^  in  bem  ^dU,  memt 
©Ott  fold^e  Offenbarungen  gum  9hi|en  weiterer 
jheife  beftimmt  l^at  bürfen  fie  bem  Don  Sl^rifio 
burd^  bie  ^oftel  ber  i?ird|e  mitgetl^eilten  Depo- 
situm fidei  burd^auS  nid^t  gleid^gefe|t  ober  bei* 
gemifd^t  nierben.  9hir  bie  l^eilige  ©qrift  unb  bie 
l;rabition  Jtnb  bie  ©laubenSquellen,  auS  meld^ 
bie  JHrd^e  oei  ber  gemdl^nlid^en  unb  ou^ergeteöl^n* 
lid^en  iBertt)aItung  il^reS  Se^ramteS  bie  latl^olifd^ 
SBa^rl^eit  fd^öpft.  @ie  DeMid^tet  niemanben,  an 
^riöatoffenbarungen,  bie  ©ott  9lnberen,  felbft  an« 
erfannten  fettigen  gemad^t  l^at,  auf  beren  SBort 
]^in  ju  glauben,  am  menigften  mit  bemjienigen  gbtt» 
lid^en  ©lauben,  mit  tt>eld^em  man  bie  Don  Sl^fb 
geoffenbarien  unb  Don  ber  ffird^e  Dorgelegten 
äSßal^r^eiten  annel^men  mu^.  2)iefe  93efd^ränfung 
DorauSgefe^t  befolgt  bie  JHrd^e  aud^  baS  SBott 
besapopelS:  „Serad^tet  nid^t  bie  SBeiSfogungen" 
(1  Sl^eff.  5,  20) ;  ja  man  mu|  sugeben,  ba^jte, 
tt)enigitenS  bei  liturgifd^en  ober  bisdplinären  Sin« 
orbnungen,  tl^atföd^Iid^  in  etma  aud^  $riDatoffen* 
barungen  gumeilen  berüd!ftd^tigt  l^at,  bod^  feineS« 
tt)egS  als  |)auptmotiD.  9Ran  ben!e  nur  an  bie 
Sinfe|ung  oer  f$fefte  Dom  fjfrol^nleid^nam  unb  Dom 
l^eiligften  öerjcn  3efu. 

Snbe^  ^el^t  aud^  feft,  ba^  nirgeubS  mel^r  als 
bei  fold^en  SSiftonen  bie  SRal^nung  beS  ^(poftelS 
äol^anneS  am  $Ia|e  ift:  ,,®Iaubet  nid^t  iebem 
©eifte,  fonbem  prüfet  bie  ©eifter,  ob  fie  auS  ©ott 
finb"  (1  3o^.  4, 1) ;  femer,  bafe  eine  fold^e  Prü- 
fung aud^  bei  l^eiligmä^igen  ©eelen  oft  fel^r  f d^mex 
ift  unb  nid^t  über  eine  Demünftige  $robabiIitö1 
^inauSfommen  !ann.  2)e^]^alb  ift  ber  l^eilige  ©tul^l 
nid^t  bIo|  öu|erft  ftrmge  in  ber  Prüfung  fold^ 
Offmbamngen,  fonbem  auä)  fe^r  Dorfid^tiig  rnib 
prüdF^altenb  in  bem  Urtl^eile,  meld^eS  er  alS  SRe* 
fultat  feiner  Unterfud^ung  mittl^eilt.  93eibeS  gilt 
befonbcrS  bann,  wenn  eine  Offenbamng  bisher 
nid^t  S3e!annteS  entpit.  SBeber  bie  S^atfad^e,  ba( 
eine  Offenbamng  mirflid^  Don  ©ott  gefommen  fei, 
nod^  bie  SDßa^rl^eit  il^reS  3n]^IteS,  infofem  ber« 
felbe  9leueS  cntl^ält,  toirb  in  einem  fold^en  3faDe 
als  abfolut  gemig  unb  unbebingt  in  glauben  Don 
ber  Jhrd^e  Dorgelegt.  S)ie  Slpprobation  fold^ 
Offenbamngcn  »ifl  als  ftd^er  nur  feftflellen,  bo^ 


749 


ÜRartQ  Don  9lgreba. 


750 


i^r  3n^  hti  becnunftiger  unb  gemäßigter  Su§' 
kgmig  (pie  et  pradenter  intellectum)  nid^t  bem 
Mmbrn  unb  ben  guten  Sitten  tt)iberfprid^t  ober 
Md\äi  ift;  bog  betfelbe  ni(i^td  burc^ouS  ^b- 
psM  ober  UnglaubKd^ed  entplt^  f  onbem  Dielmel^r 
ben  fiefer  (Srbauung  unb  92u^en  bringen  fann; 
nb  enblid^,  baß  num  au3  t>emünf tigen  ®rünben 
annehmen  borf,  bie  angeblid^en  Offenbarungen 
feun  nnrflid^  Don  ®ott  unb  il^re  SJlitt^eilung 
Dodg^S  ber  ^auptfaci^e  nad^  toa^x.  3n  biefem 
Sinne  fmb  }.  93.  bie  Offenbarungen  ber  ^t  ^ilbe* 
gaib  unb  ber  I^L  Sirgitta  txxäjiii^  approbirt,  ob* 
nwl^  gegen  einzelne  ©teilen  berfelben  ©d^mierig« 
intni  ftoien  eri^oben  »erben.  SDenn  felbft  bann, 
Mm  eine  Stfum  ttirflid^  Don  ®ott  fommt  unb  rein 
istdectuen  unb  alfo  an  fid^  untrügli(i^  ift,  bleibt 
es  feiiKdmegS  auSgefd^Ioffen,  baß  in  ber  SD^itt^ei» 
hmg  berfelben  Srrtpmer  eingef(|Ud^en  ftnb,  toit 
bq4  ber  geiDöl^nli^ien  SReinung  Senebict  XIV. 
I^  Senn  ein  fold^ed  an  ftd^  mal^reS,  aber  aud| 
unnt^rec^Hc^ed  (SotteSttort  muß  erft  in  unDoU- 
fonmene  unb  inaböquate  menfd^Iici^e  SBorte  über« 
je|tiDcrben,  DxiS  für  gemöl^nlid^  burd^  Slnmenbung 
nesfd^id^  (BeifteSfräfte  unb  xAi^i  o^ne  bie  nal^e» 
lieimbe  9R5gIid^!eit  gef(i^ie]^t,  baß  mit  bem  gött- 
lijen  Sid^te  ftd^  boS  befd^rönfte  ißemunf tlid^t  unb 
nit  ber  geoffenbarten  äBal^rl^eit  ein  Srrtl^um  Dor* 
gtfo^  9Reinungen  einmifci^e.  ÜRit  Siedet  fagt 
Sueranger  (L  c.  a.  1858,  n.  22):  ,,$riDatoffen« 
btmgen  gelangen  nid^t  immer  rein  Don  jeber 
Bottrüd^  93eimifd^ung  ^u  un§.  ®ott  laßt  biefeS 
i»r  auf  baß  ttnr  niemals  ber  SSerfud^ung  nad^» 
fjia,  boS  Snfel^  berfelben  mit  bem  ber  ^eiligen 
Si^tift  auf  6ine  Sinie  ju  fteKen."  —  5Ra4  biefen 
6ntnbf&|en  toürbe  eine  gemöl^nlid^e  fird^Iid^e  ^p» 
pniatum  ober  Gmpf  el^Iung  ber  ^Snqftifd^en  @tabt 
SotteS'  feineSmegS  bie  DoUe  SBal^rl^eit  aUeS  beffen, 
MI  in  berfelben  entl^alten  ift  Derbürgen,  mithin 
^  abioeid^enben  SDteinungen  über  Sel^rf ö|e  ober 
VjiaXiadfm,  mXi^  bidl^er  in  ber  JHrd^e  frei  geleiert 
m,  rdifi  Sintrag  t]|un.  gfreilid^  mürbe  biefe 
«Mnsbation  bem  93ud^  ein  l^öl^ereS  Slnfel^en  Der» 
ki^ien,  unb  eS  mürbe  bann  burd^auS  unftattl^aft 
nb  fceDentlid^  fein,  baS  93ud^  in  Saufd|  unb 
OoQtn  }u  Dermerfen  unb  bie  Offenbarungen  al§ 
!tin|d^ung  ober  betrug  ju  bejeic^nen. 
.  Ser  Sni^tt  biefed  fiebenS  9Rariä  nun  gel^t  aOer- 
bingS  toeit  l^inouS  über  ba§,  maS  bie  l^eilige  @d^rif  t 
IIb  am^  bie  ftird^e  und  über  bie  aüerfeliglte  2tung» 
ta  p  glauben  gebietet.  S)enn  biefe§  betrifft  ja 
(4  mr  bie  eri^cäene  Stellung  berfelben  in  ber 
^eiHöamomie,  meld^  burd^  bie  brei  ^auptbog« 
w,  näsiftd^  ber  göttlid^en  SRutterfd^af t,  ber  un» 
Muten  Smpfängniß  unb  ber  beftänbigen  3ung> 
^tkl^,  inrhidpieO  beftimmt  mirb.  Selbftoer» 
piabGi^  entfprid^t  biefer  einzig  erl^abenen  Stellung 
eile  entfpred^enbe,  burd^auS  einzige  @nabenfüEe 
nb  eine  f^entid^feit  bed  innem  fieben§,  bie  alle§ 
iKit  fiberfd^reitet,  mad  in  ben  größten  ^eiligen  ie 
Sanbetbored  Don  (Sott  gemirft  ift.  SBirb  bod^  ber 
SotteSmntter  in  ber  ffird^e  eine  ganj  befonbere 


art  Don  Eult  (hyperdulia)  gemibmet,  bie  freilid^ 
fpccififd^  Dcrfd^ieben  ift  Don  ber  nur  ®ott  unb 
S^rifto  gebü^renben  Anbetung  (latria),  aber  an- 
bererfeit§  mit  Ket^t  meit  l^inauSgel^t  über  bie  ben 
^eiligen  gejiemenbe  Serel^rung  (dulia).  9hin 
fc^meigt  freilid^  bie  l^eilige  Sd^rift  Don  ben  mun« 
berDoHcn  ©el^eimniffen  be§  SebenS  ÜWariü  faft 
gänjlit^,  aber  beßungead^tet  ift  eS  gemiß,  baß  biefe 
uns  unbefannten  S^atfad^en  in  größerer  gfüHe 
muffen  ftattgefunben  l^aben,  aß  ber  jleifd&Iid^e 
TOenfd^  nur  al^nen  !ann.  Siefe  Südfe  unferer 
Äenntniffe  foK  nun  ®ott,  mie  bie  el^rm.  SMaria  er» 
flärt,  burd^  biefe  Offenbarungen  jur  ßrbauung 
ber  g^riften  l^aben  ausfüllen  mouen.  äBirfli(| 
mirb  Dort  il^r  baS  Seben  ber  ©otteSmutter  in  einer 
i^rer  erl^abenen  SteDung  entfj)red^enben  SBeife  ge« 
fd^ilbert,  unb  jmar  mit  einer  fold^en  gütte  Don 
tl^cologifd^em  SBiffen  unb  fortlaufenber  paffenben 
Slnmenbung  ber  l^eiligcn  Sd^rift,  baß  ber  gele^r- 
tefte  Sl^eologe  l^ättc  Derjagen  muffen,  »enn  er 
eine  fo  fc^mierige  3tufgabe  mit  aflen  9RitteIn  ber 
SBiffcnf d^aft  unb  genialer  ßrfinbung  in  gleid^  an« 
gemeffener  aSeife  löfen  follte.  S)a  nun  feftfteljt, 
baß  aMario  b'2lgreba  bie  SSerfafferin  biefe«  Sud^eS 
ift  unb  baß  fie  burd^auS  feine  miffenfd^aftlid^e  93il« 
bung  erl^alten  l^at,  menngleid^  fie  burc^  Sonoer« 
fation  mit  ©elel^rien  einzelne  Seigren  unb  t^eolo« 
gif(^e  SuSbrütfe  gelernt  l^aben  lann ;  |emer,  baß 
in  bem  93ud^e  bie  fd^mierigften  tl^eologtfdben  $ro« 
bleme  unb  bunfle  SteÖen  ber  l^eiligen  Sdgrift  mei« 
fterl^aft  erüärt  merben,  unb  enblid^,  baß  il^r  ganjeS 
Seben  nur  eine  ununterbrod^ene  Uebung  ber  er« 
l^abenften  Sugenben,  namentlid^  einer  erftaunlid^en 
^emutl^  unb  Sbtöbtung  gemefen  ifi:  fo  lann  man 
Demünf tigermeif e  nid^t  umljin,  eine  l^öl^ere  unb  f o« 
gar  außerorbentlid^e  ßrleud^tung  ber  SSerfafferin 
ansune^men.  S^aju  fommt,  baß  baS  in  }al^IIofen 
ß^emplaren  über  bie  ganje  SBelt  Derbreitete  f8uä) 
un^öl^Iige  Sefer  belel^ri,  erbaut  unb  aud^  betel^rt 
l^at  unb  Don  competenten  äiid^tem  auS  Dielen  9la« 
tionen  mit  l^ol^en  Sobf))rüd^en  überl^öuft  ift 

9Ran  ^at  eingemenbet,  baß  SRel^rereS  in  bem 
93ud^e  mit  apocr^pl^en  Sd^riften  übereinftimme 
unb  fomit  aud^  benfelben  entnommen  fein  muffe, 
hierauf  lößt  fid^  mit  bem  1^1.  2luguftin  (De  civ. 
Dei  15,  28,  n.  4)  ermiebem,  baß  aud|  in  a))o« 
a^pl^en  Sd^riften  einiges  SBa^re  fiä)  finbet,  unb 
baß  mir  aud^  nid^t  bel^aupten,  eS  fei  burd^auS 
ni(|tS,  maS  in  bem  Sud|e  ftd^  finbet,  auS  OueUen 
beS  natürlid^en  SBiffenS  gefloffen.  —  Unrid^tig  ift 
femer  bie  Sel^auptung,  baß  il^re  tl^eologifd^e  fie^re 
nur  ber  f cotiftif d^en  S^ule  entnommen  fei.  S)aS  ift 
mal^r  nur  in  93egug  auf  einige  Sä^,  3.  S5.  il&re  Seigre 
Don  ber  unbefledCten  Smpf  ängniß  ^ariö  unb  über  bie 
tjrage,  ob  aud^  ol^ne  bie  Sünbe  ber  erften  ÜRenfd^en 
bie  ^eifc^merbung  beS  Sol^neS  ®  otteS  mürbe  ftatt« 
gefunbenl^aben.  Sagegen  ift  inbem99eatiftcationS« 
projeffe  nad^gemiefen,  baß  baS  Sud^  in  29  Sö|en 
Der  Seigre  beS  1^1. 2:]&omaS,  nid^t  beS  ScotuS  folgt. 

2BaS  Stil  unb  3form  ber  ©arfteüung  betrifft, 
fo  muß  man  mit  ©örreS  jugeben,  baß  eine  gemiffe 


751 


aJlario  ei^Iotilbc  —  SWaria  «l^riftinc. 


752 


SBeitf d^tt)eifig!eit  unb  tnand^  SBieberl^oIungen,  be« 
fonberS  in  ben  Stu^ntDenbunoen,  ftören,  unb  ba| 
QU^  @))uren  j[ene§  folfd^en  m^d^maitä,  ber  im 
17.  Sa^irl^unbert  in  Spanien  l^crrfd^te,  bcm  beut« 
j(i^en  fiefer  auffallen.  UebrigcnS  erl^obcn  bie  erften 
f))anifd^en  @enforen  aud^  ben  @til  mit  ben  f)'6ä)^ 
ften  Sobfprüd^en  (t)gl.  Prologus  galeatus  §  11), 
unb  au^  ie^t  nod^  gilt  il^e  Bpxafy,  xoxt  htm  Serf . 
biefed  Don  @))aniem  Derftd^ert  morben,  al8  claf* 
fifd^  unb  burd^  eine  f eltene  jflarl^eit  ber  SDarfteÜung 
unb  Sngemeffenl^eit  ber  SBorte  bemunberungdmfir* 
big.  SBenn  olfo  aud^  nid^t  Med  in  biefem  93ud^e 
gleid^  ttertl^DoU  ift  unb  aud^  menfd^Iid^e  @d^tt)öd^en 
an  bemfelben  ftd^  jeigen,  fo  !5nnen  mir  bod^  ben 
9u8fprud^  ©uerangerS  (1.  c.)  unterfd^reiben:  „2)aS 
SBenigfte,  maS  man  jum  Sobe  biefeS  SBerfeS  fagen 
lann,  ift,  ba|  eS  eines  ber  impofanteften  SDen!« 
male  beS  menfd^fld^en  ®eifte§  bleibt." 

2)a§  Original  ber  Mjstica  Ciudad  de  Dios 
ift  ie|t  }u  ^greba  im  ^rd^ü)  il^reS  Alofterd,  mo 
auc|  im  Original  il^re  in  Spanien  oft  gebrudtten 
„®eiftlid^en  Uebungen"  finb,  fomie  bie  Leyes  de 
la  esposa  (unüoEenbet  unb  in  boppelter  ^om) ; 
femer  ein  Slbri^  bed  SebenS  il^rer  SItem  unb  ber 
Anfang  il^reS  eigenen  Seben§.  S8  finben  fid^  femer 
bort  eine  Kopie  ^red  ^efmed^f efö  mit  $]^ilipp  IV. 
nebft  einigm  ©riefm  im  Original,  eine  Kopie  ber 
Escala  espiritual  para  subir  a  la  perfeccion 
unb  einiger  anberen  aScetifd^en  ©d^riften.  Sine 
alte  9lbf(!^nft  t)on  ben  Leyes  unb  ber  Escala  be* 
fi|t  aud^  bie  SSibliotl^e!  beS  Kollegiums  ^u  Oua» 
racd^i.  93on  il^rer  Korrefponbmj  mit  ^l^ilipp  fin» 
ben  ftd^  Kopim  t)on  42  Sriefm  in  ber  9lationaI» 
bibliot^ef  ju  $ari3,  meldte  @ermonb  be  Saüigne 
in  fran)5fifd^er  Ueberfe^ung  1855  }u  $ari8  (%ug. 
SSaton)  Deröffentlid^t  ^at.  2)ie  Sutograpl^en  ber 
Briefe  beS  jf önigS  unb  ber  S)ienerin  ©otteS  galten 
für  öerloren,  bis  P.  gibeliS  a  ganna  in  üerf(|iebe« 
neu  f  ponif  d^en  93ibIiot^ef en,  namentlid^  imKScurial, 
)u  @et)iQa,  Solebo,  KorboDa,  f^unberte  berfelbm 
loiebergefunben  l^at.  93or  einigen  Salären  mürben 
614  biefer  93riefe  öon  bem  ©taatSminifter  S).  grau« 
ciSco  @it)ela  ju  ÜRabrib  in  2  »önben  Deröff entlid^t 
unter  bem  Sitel  Carias  de  la  Yen.  Madre  Sor 
Maria  de  Agreda  y  del  Senor  Bey  Felipe  IV. 
etc.,  Tipogr.  Sucesores  de  Bibadeneyra.  S)er 
^Herausgeber,  obmol^I  einer  liberalen  Stid^tung  l^ul* 
bigmb,  fpric^t  mit  großer  SSerel^mng  öon  SWaria. 
tjfär  bie  Kl^arafterifti!  unb  bm  l^ofen  ®ei{i  ber 
©d^eiberin  finb  biefe  93riefe  offenbar  öon  großem 
SBertl&e.  [3gnatiuS  3eiler  0.  S.  Fr.] 

^^xia  ^l^toütbt,  bie  el^rm.,  jlönigin  t)on 
©arbinien,  geb.  juSSerfaiÖeS  27.  September  1759, 
mar3U)d^terbeS2)aup]^in,@d^mefterSubn)igSXVI. 
unb  ber  l^elbenmütl^igen  9Rabame  Klifabetl^.  9lm 
§ofe  SnbmigS  XV.  in  großer  Unfd^ulb  unb  fjfröm- 
migfeit  erlogen,  tourbe  fte  auf  93ef  el^I  ibreS  95mberS 
Submig  XVI.  am  27.  auguft  1775  mit  bem  far« 
binifdien  Sl^ronerben  ffarl  Kmmanuel  üermäl^lt. 
Die  Kl&e  mor  finberloS,  ber  ®atte  fränflid^;  bie 
fd^merften  Sd^idfalSjd^Iöge  trafen  bie  eigene  gfa« 


milie,  mie  baS  Ibniglid^e  ^KntS  ton  Sadrtniai 
jf aum  mar  unter  ben  ben&ar  fd^mierigften  Soü 
l&ältniffen  16.  October  1796  ßorl  Kmmanuel  IV. 
^önig  gemorben,  als  ji(^  feine  ©tellung  ^ranfreid) 
gegenüber  unl^altbar  ermieS.  9m  9.  3)ecenAet 
1798  mußte  er  auf  feine  feftlönbifd^en  SSefi^gm 
Derjid^ten  unb  flol^  mit  ber  treum  @attin  erft  iim| 
Kagliari,  bann  nac^  froren),  Kom  unb  9leapeL 
@ie  ermieS  fid^  bei  ^Uem  als  ftarfe  unb  ffoge 
gfrau,  als  3)lufter  einer  aufopfernben  ©attin  nnb 
d^riftlid^en  f^elbin.  9Ran  rü^mt  il^re  befonbere  9» 
baä)i  5um  göttlid^en  ^er^m  Sefu,  ju  beffen  (B^ 
pe  SU  Surin  eine  SSmberfd&aft  in'S  Seben  rief,  mib 
il^re  Krgeben^eit  gegen  ben  l^eiligen  Stul^L  Sä 
fte  am  7.  ÜRörj  1802  nad^  fur}em  Unmo^Ifein  jn 
92eapel  im  Stuf  ber  ^eiligfeit  geftorbm  mar,  leg^ 
il^r  ®attt,  niebergebeugt  burd^  biefm  Skriuft,  |it 
@unftm  feines  SruberS  SSictor  Kmmanuel  L  bk 
ffrone  nieber,  meldte  er  in  ftürmifc^er  3^  wä 
feltener  äBürbe  getragm  l^atte.  Kr  ftarb  als  WU 
glieb  ber  ©efeUf^aft  3efu  ^u  9tom  am  6.  Octobcc 
1811.  ®urd^  Secret  beS  ^fieS  ^iuS  VIL, 
meld^er  bie  {Königin  perfönlid^  gefannt  l^atte,  nmde 
am  9.  ^ril  1808  il^r  ©eligfpred^ungSproseß  er^ 
öpet;  am  19.  September  1843  fanb  unter  ®tc» 
gor  XVI.  bie  Congregatio  antepraeparatoria 
ftatt  behufs  Krflömng  ber  ^eroicität  ü^rer  Xn- 
genben.  Kine  größere  ^niafjH  il^rer  93riefe  1^ 
Komte  be  Keifet  Deröffentlid^t  (Lettres  inedites 
de  Marie- Antoinette  et  de  Marie-Glotilde  üb 
France,  Par.  1876).  (93gl.  Eloge  historiqne 
de  la  servante  de  Dien  Marie-Gloidlde,  reine 
de  Sardaigne,  traduit  sur  les  memoires  ita- 
liens  pnblies  ä  Turin  en  1804,  Par.  1806; 
Eloge  historique  de  Marie-Clotilde-Adelalde- 
Xavier  de  France,  reine  de  Sardaigne,  ayee 
des  notes  et  des  pieces  inedites,  Par.  1814; 
2B.  aWenjel,  ®efd^.  ber  SReu^eit,  ©tuttg.  1866, 
2.  ^ufl.,  I,  307 ;  95.  ®amS,  ®efd^.  ber  Stxtiß 
K^rifti  im  19. 3a^r]^.,  SnnSbr.  1854, 1, 70  f.  90. 
n,  42.  239.)  [O.  ^fülf  S.  J.] 

;SH4iria  $9rtfliite  t)on  @at)OQen,  bie  (l^riDv 
geb.  }u  Kagliari  14.  92ot)ember  1812,  mar  bie 
Sod^ter  SSictor  KmmanuelS  I.,  ftönigS  t)on  Sar^ 
binien,  unb  ber  Kr^l^erjogin  SRaria  Xerefm  tm 
Oefterreid^.  @eit  ber  Knttl^ronung  il^reS  SkdoS 
18.  3Rä^  1821  lebte  fte  surütfgejogen  in  9S^ 
fiucca  unb  @enua,  bis  ffarl  Slbert  fte  nad^  bem 
2obe  i^rer  3Rutter  an  ben  ^of  berief,  «m  21.  »o- 
Dember  1882  mürbe  fte,  entgegen  i^rer  Icmge 
gel^egten  92eigung  für  baS  fflofterleben,  bem  flS* 
nige  gferbinanb  IL  t)on  9leapel  angetraut  unb 
lebte  mit  il^m  in  fel^r  glüd(ltd|er  Kl^e,  ftarb  ober 
fd^on  31.  Sanuar  1836,  na^bem  fte  14  Soge 
juDor  bem  legten  ßönig  t)on  9ieapel  (Sfrang  IL) 
baS  Seben  gegeben  l^atte.  @ie  mar  auSge^eid^ 
mie  burd^  engelgletd^e  grömmigteit  unb  SBo^l> 
tl^atigfeit,  fo  burd^  aQe  ©aben  perfönlid^erSiebeiä« 
mürbigfeit.  9{amentlid^  leud^tete  fte  aud^  bur4 
Siebe  jur  9lrbeit  il^rcn  Untertl^anen  t)oran.  3)ie 
Srauer  um  il^ren  SSerluft  mar  eine  ganj  auße^ 


758 


aRatia  bie  ffatl^olifd^e. 


754 


nbeolB^e;  fle  mutbe  gleid^  einer  f^etligen  geehrt. 
3)Br4»teIe9itten6eftännt  unterjetd^nete^iuSlX. 
OB  9. 3ttlt  1859  baS  S)ecret,  toeld^ed  i^ren  no(^ 
]()( fd^benben  ©eligfpred^ungSprose^  einleUete; 
in  Snli  1880  unb  1884  beriet^  bie  Songrega' 
tiM  äier  ben  l^oifd^  ®rab  il^rer  Zugenben. 
hf^cu^mmgen  über  bie  e^no.  Wienerin  ®otte3 
IM  einer  ^^  Skune,  bie  il^r  im  Seben  nal^e 
fknb/  oeriiffentlid^te  ber  Senbbote  beS  göttlid^en 
^eqmS,  Smidbrud  1880,  348  unb  379;  1881, 
38.40. 89.  (SgjL  no^  Annales  de  la  Saintete 
n  XIX«  dMe.)  [O.  $fälf  S.  J.] 

9hrki  bie  ffatj^olifd^e,  Königin  Don 
tijfoßh,  Xod^Ut  ^nrid^S  VIII.,  »urbe  am 
18.  gebntor  1516  in  @reeniDic^  geboren  unb 
fäfudi  Don  i^  SRutter  ffotl^arina  Don  Slrogon 
äie  |e^  forgf&ttige  Srgiel^ung.  3l^re  tjfrömmigfeit 
nb^o^enSgäte,  ü^tt  Snl^glid^feit  an  il^re  i&littn 
nb  ite  umfoffenbed  SBi^en,  bad  ftd^  auf  fiotein 
nb  (Bned^tfd^  ebenfo  mie  auf  neuere  Bpxa^vx 
crMte,  mad^ten  fie  )um  Siebling  bed  f^ofeS  unb 
bs  graben  Station.  Sie  unDerbienten  Seiben, 
ieU^  i^  SRutter  unb  fte  felbft  tt>egen  il^rer  9ln» 
tiigli^feit  on  bie  SRutter  )u  trogen  l^atte.  Der» 
Mm  lUK^  bie  e^mpatl^ie  beS  93oI!e§.  3)ie{e 
^  bmnte  fie  ebenfo  tt)enig  al§  bie  Sinfprad^e 
bclfnferli^®efanbten£^a))U9d  gegen  bie  ©rau* 
InMt  ber  9mm  $oIeqn  unb  bie  ^örte  be^  eigenen 
ItiM  fd^uten.  Se^terer  überl^ufte  fte  fo  lange  mit 
Mnngen  unb  C^ölereien  ieber  9rt,  bo^  fte  ftd^ 
flibfi((  gegen  il^re  Ueber^eugung  bagu  Derftanb, 
bie  ,E^  il^er  Stutter  afö  ungefe^Iid^  unb  nad^ 
Ätzern  ®efe|  blutfd^nberif^''  5U  be^eid^nen. 
to  toaA  eS  i(r  mbglid^,  f  emerl^in  in  Snglanb 
ni  inüd(ge}ogened  Seben  gu  filieren.  Unter  ber 
SesKnmg  $re3  ^IbbruberS  Sbmarb  fonnte  fte 
li^  bc^  betoegen,  bie  neue  Steligion  an)U' 
letacn.  S)ie|  marb  ttneber  Urfad^  Don  mand^er» 
ioSebmAmgenfurfie.  Sie  aRinifter  be§  jf öntgS 
iMBen  i^  fogar  bie  Snl^örung  ber  9){effe  im 
00001  ^oufe  unterfagen  unb  bie  ^Beamten  il^reS 
^oaafyOM  pvc  Sufred^t^altung  biefeS  ®ebote§ 
to^tc^ten.  (gbUKirb  enterbte  gan)tt>UIfürIid|feitte 
ms  Sd^tDcßem  ÜJlar^  unb  ßltfabetl^  unb  be» 
liaate  3ane  ®req,  bie  mit  bem  ölteften  ®cit)nt 
M  &B}ogS  Don  9lort^umberIanb  Dermöblt  mar, 
W  fl^folgerin.  SBöre  ber  $lan  be§  ^er^ogS, 
bs  ieäen  ^rinjefftnnen  l^ab^aft  }u  toerben,  ge« 
inp,  fo  ^  bie  am  10. 3uli  1553  aU  jfönigin 
Monirte  Sone  ® req  ftd^  allenf  aus  Italien  tonnen ; 
fc  norp  tourbe  jeitig  getoamt  unb  fammelte 
^  langer  um  fid^.  9{ort]^umberIanb  magte 
*^  fie  mtjugreifen,  fal^  fid^  im  ©egent^eil  Don 
mln^ängem  Derlaffen  unb  genötl^igt,  9Ra» 
^  aM  ffiynigin  m  prociamiren.  SDtefe  feierte 
^  üngug  in  &nbon  am  10.  Suguft  unter 
bi  nerven  3ubel  ber  SeDöIterung.  Samtt 
|i^  bie  fat^Iifd^  Sleaction  begonnen;  e§  galt, 
ntCsergte  unb  Umfid^t  bie  alte  SReligion  lieber 
ias^dkn.  (Eorbind  $oIe  (f.  b.  9rt.),  ber  auf 
Mr  lonibc  ber  Z^onbe^eigung  l^in  jum  Segaten 


für  (Snglanb  ermöl^It  morben,  Derlangte,  ba^  man 
fofort  afle  gegen  bie  fat^olift^e  iKrd^e  erlaffenen 
®efe^e  abfd^affe  unb  bie  geiftlid^e  Oberl^ol^eit  beS 
^pfteS  mieber  anerfenne.  S)er  jfaifer  bagegen, 
bem  bie  englifd^en  Stätl^  be§  $apfte8  unb  baS  Sar« 
binaföcollegium  beifttmmten,  rietl^  )ur  9Rö|igung. 
@o  f d^affte  bann  bie  jf önigin  traft  il^rer  Sludoritöt 
als  Oberl^aupted  ber  JKr^e  bie  ®efe^e  SbmarbS 
ab,  fd^örfte  ben  ^i^Iibat  ber  ©eiftltd^euDon  92euem 
ein  imb  befe^te  bie  @teUen  ber  bemeibten  $riefter 
unb  Sifd^öfe  mit  treuen  jlatl^olüen,  ol^ne  beS 
^ßopfteS,  Don  bem  fte  bie  nötl^igen  iBoOmad^ten  er* 
Italien  l^atte,  in  ermöl^nen.  3^re  iBerlobung  inbe| 
mit  $bi%p/  bem  @o^ne  beS  ffaiferS,  meldte  beim 
Sol!  mißliebig  mar,  Deranla^te  eine  (Srl^ebung 
unter  SB^att,  bod^  marb  biefelbe  Anfang  1554 
glüdKid^  unterbrüdft.  Srft  im  9ioDember  1554  !am 
$oIe  in  Snglanb  an  unb  abfolDirte  bie  92ation  Don 
allen  pöpftli^en  Senfuren.  allein  bie  3ntriguen  bed 
fransöfif d^en  f^of e§  unb  bie  ©emalttl^ötigfeiten  ber 
proteftantifd^en  Partei,  meldte  ben  fat^oltfd^en  Sult 
Derl^ö^nte  unb  aufreijenbe  @d^mä^f^riften  gegen 
bie  jfi^nigin  in  Umlauf  fe|te,  jmangen  bie  9Ragi' 
ftrate  jum  ßinfd^reiten  gegen  bie  9ht|eftörer.  ©tatt 
biefelben  nun,  maS  meit  flüger  gemefen,  als  poli« 
tifd^e  Serbred^er  ju  beftrafen,  brad^te  man  bie 
ffe^rgefe^e  gegen  biefelben  in  ^nioenbung.  Sie 
^uptfd^ulb  trifft  l^ierbet  nid^t  bie  jfönigtn  ober 
bie  äif(|öfe,  meldte  einfad^  baS  Urt^eil  gegen  bie 
Don  ben  9Ragiftraten  SSerurtl^eilten  DoUftredfen 
mußten,  fonbem  ben  gel^etmen  Statl^  unb  in  nod^ 
^öl^erem  9Ra^e  bie  poUtifd^en  t^flüd^tlinge,  meldte 
Don  ber  @d^tt)ei}  unb  Don  Seutfd^Ianb  ^er  il^re 
©d^mö^fd^riften  nad^  (Snglanb  fd^idCten.  ®erabe 
)U  biefcr  gcit  fonnte  SWaria  ftd^  infolge  Don  ffraitf« 
i^eit  nur  jeitmeilig  ben  @efd|öften  mibmen  unb 
mar  Don  bem  iBorge^en  beS  gel^eimen  Statines, 
ber  nad^  bem  Sobe  beS  JfanjIerS  ©arbiner  Diel- 
fad^  feine  eigenen  SBege  ging,  nid^t  immer  unter* 
richtet.  Sranmer,  ber  frül^ere  Srgbifd^of  Don  San* 
terbur^,  »urbe  erft  5IRäri  1556  l^ingertd^tet;  Don 
perföniid^em  ^affe  ber  jtönigin  gegen  il^n  fann 
fd^on  be|]^alb  feine  SRebe  fein,  meil  fte  il^n  fo 
lang  fd^onte  unb  i^m  bie  ^ud^t  au§  Snglanb  fo 
leidet  gemad^t  l^atte.  Ser  jhieg  mit  ^^anfreid^, 
5U  bem  fte  burd^  bie  Sntriguen  ber  fran^öftfd^en 
©efanbten  förmlid^  gejmungen  mürbe,  bie  gfeinb» 
{eligfeiten  @d^ottIattbS,  bie  Un^ufrieben^eit  beS 
^IbcIS,  ber  auf  bie  ©panier  eiferfüd^ttg  mar,  bie 
^bna^me  il^rer  Popularität  bei  Der  92ation,  meldte 
über  bie  ©teuem  flagte,  bie  lange  Trennung  Don 
il^rem  ©cmal^l,  an  bem Jie  mit  gansem  f^erjen 
l^ing ,  bie  oft  getäuf d^te  Erwartung ,  bem  Sanbe 
einen  Sl^ronf olger  ju  geben,  alles  biefe  Derbitterte 
bie  leiten  Saläre  ber  fföntgin.  Ser  Umgang  mit 
i^rem  Setter,  bem  Karbinal  ipole,  bie  9ln|önglid^* 
feit  il^rer  §ofbamcn,  Dor  Slüem  aber  bie  Uebungen 
ber  grömmigfcit  morcn  il^r  ein  Sroft  in  il^ren 
Irübfalen,  auS  bcncn  fte  ein  ebenfo  frommer  als 
crbaulid^er  Job  17. 5JoDcmbcr  1558  erlöste.  Sl^re 
9tegierung  ift  baburd^  bebeutungSDoü,  ba^  fie  bie 


755         SRatia  SRagboIena,  bie  ^I.  —  SRaria  SRagbalena  be  $0)}l 


756 


latl^olifci^e  Steaciton  einleitete,  meldte  unter  ber 
Stegterung  SßfaBetl^S  ju  einem  SBieberoufblül^en 
IatfoIif(i^ergrömmig!eitffi]^rte;  ba^  ber  rein  ptO' 
teflantif(|en  9K(i^tung,  »eld^e  unter  ßbtoarb  VI. 

!id^  ©eüung  üerfci^afft,  ^alt  geboten  tt)urbe;  enblid^ 
)a|  bie  fräl^er  f  o  {d^tt)ung]^Qft  betriebene  Sinjiel^ung 
ber  ftird^engüter  oufl^örte.  3^r  größter  gel^Ier  toax 
bie  fpanifd^e  ^eirot^  burd^  ttel^e  fie  bie  ®egner 
ber  fpanifd^en  3Raä)t,  fSfranfrei^  unb  $aul  IV., 
beffen  ^Ra^nal^men  gegen  $oIe  i^r  ni(|t  geringe 
@d^n)ierig!eiten  üerurfad^ten,  gegen  ftd^  aufbrad^te. 
SRaria  tt>Qr  ein  ebler  g^arafter,  unb  ben  Ütamen 
ber  „Slutigen"  l^at  fie  nid^t  öerbient. 

S  i  t  e  r  a  t  u  r.  %u^er  ben  ® efd^i(]^t§tt)erlen  t)on 
Sfroube,  Singarb,  Calendar  of  State  Papers,  Ve- 
nice, V,  VI,  jlnb  3U  öergleid^en  Kervyn  de  Let- 
tenhoTe,  Belations  politiqnes,  Brux.  1882. 
Sei  91.  3inimermQnn ,  SKoria  bie  ffatl^olifd^e, 
greiburg,  §erber,  1890,  pnbet  fld^  bie  Siteratur; 
beizufügen  ifl  ber  IV.  SBanb  öon  Dixon,  Church 
History,  meld^er  bie  Kegierung  TOaria'S  in  einf  eitig 
t)arteiif  d^er  SBeif  e  bel^anbelt.  [91. 3iinmermann  S.  J.] 

^^iatia  :SH4igba(dia,  b  i  e  f^l. ,  f .  oben  SRaria 
im  91.  2.  n.  4. 

^SBaria  'gBagbaldia  be  9<(i)i,  b  i  e  1^  I.,  ge> 
boren  juglorenj  1566,  ftammte  öon  Seiten  i^reS 
SSaterS  au§  ber  berül^mten  gamilie  ber  ^o^ji  unb 
Don  Seiten  i^rer  SDhitter  aud  bem  ©efd^Ied^te  ber 
SSuonbelmonti.  3n  ber  Saufe  erl^ielt  fie  ben  9la« 
men  jf atl^arina  (Don  ©ieno),  unb  an  bem  Seifpiel 
öott  beffen  erfter  Srögerin  mud^S  fie  balb  unter 
au^erorbentlid^er  ©nabenftrömung  ju  einer  ber 
l^errlid^ften  Kojen  im  ®otte§garten  ber  Jhrd^e 
l^eran.  9ln  verborgenen  Orten  ju  beten,  9lrmen  baS 
t>om  9J2unb  tt)eg  ßrjparte  ju  fd^enfen,  ffinber  in 
ber  Sleligion  ju  belehren,  bilbete  bie  greube  ber 

Eebenjäl^rigen  i?at^arina.  gür  unb  mit  3efu  lei« 
en,  mad^te  fxe  glüdttid^ ;  in  biefer  SBeiSl^eit  beS 
Jheu}e§  übte  ftd^  ba§  jarte  ÜJiöbd^en  ebenfo  fel^r, 
n)ie  fte  ben  gemöl^nli^en  jfinberfreuben  abj^olb 
toax,  UnauSfpred^Iid^  tt>ar  il^re  9lnbad^t  ^u  bem 
9tltar§ge^eimni6,  unb  fie  l^ielt  jid^,  unerflärlic^ 
angezogen,  gerne  um  bieienigen  l^erum  auf,  »eld^c 
für}  voriger  bie  l^eilige  @^ommunion  em))fangen 
l^atten.  ©ie  burfte  ba|er  aud^  fd^on  im  9llter  öon 
ul^n  Salären  bem  Xijd^  bed  |^erm  naiven,  unb 
fd^on  bamafö  »ar  ^,  tt)o  fte  j^d^  burd^  ba§  ®e» 
lübbe  ber  Sungfräulid^feit  auf  ettjig  mit  3efu  der« 
banb.  ©eitbem  »ud^f  en  il^rer  Siebe  bie  ©d&mingen, 
unb  ber  9lbfd^eu  gegen  alleS  SSöfe,  ber  il^r  fd|on 
Don  9latur  innewol^nte,  fteigerte  fxä)  forttoäljrenb, 
fo  ba|  fie  ganje  SJäd^te  »einen  fonnte,  »enn  fie 
öon  iemanbem  aud^  nur  ein  und^rijMid^eS  SBort 
gel^ört  l^atte.  3n  i|rem  16.  Saläre  trat  fie,  iebe§ 
9lngebot  eines  irbifd^en  SräutigamS  öerf  d^mäl^enb, 
in  baS  Älofter  @.  griblano  ber  Sarmeliterinnen 
5U  gloren)  ein,  Dor^üglld^  au§  bem  ®runbe,  »eil 
man  ba  beinal^e  aUe  Sage  bie  l^elllge  Kommunion 
empfing.  9U§  fie  am  30.3anuar  1583  baS  DrbenS« 
«eib  erl^ielt  unb  ber  ©eiftlid^e  l^r  ba§  ßrucifij  in 
bie  §önbe  gab  mit  ben  SBorten:  „3n  nid^tö  anbe« 


rem  »iü  id^  mid^  rühmen  afö  in  bem  Iheuge  bc9 
öeilanbeS",  erglül^te  il^r  9lngefid^t  t)om  gfeuer  ba 
^eujeSllebe,  baS  nid^t  me^r  erlöfd^en  foUte.  S)ii 
©lut  beSjelben  »anbelte  bi§  an  ^r  SebenSenh 
il^rf^erj  }u  einem  f ortmäl^renben  Sronbopfer  um 
fo  ba^  fte  öfter  ben  SBunfd^  au^pxaä),  länger  lebei 
ju  bärfen,  um  befto  mebr  leiben  ju  fönnen.  an 
92ot)iciat  befiel  fie  eine  f(|mere  Jhanf^eit,  unb  h 
man  an  i^rem  9luffommen  t)ei^tt>eifeUe,  burfte  fi 
auf  bem  Jhanfenlager  bie  ettigen  ©elubbe  oor  oe 
beftimmten  3eit  ablegen,  ©ie  tl^at  bie^  mit  grd|le 
greubigfeit,  »orauf  fid^  ^um  erften  3Jlai  eine  jun 
©tunben lang bauentbe dfftafe einftellte;  bei btefe 
lag  bie  oorl^er  bleid^e  unb  abgemagerte  SOtagboIe» 
(biejen  9Jamen  erl^ielt  fie  bei  ber  ^rofeft)  liebßd 
in  @ott  rul^enb,  ba§  9Inta|  fd^ön  unb  blülM 
baS  9luge  auf  ba§  Srudfls  gel^eftet.  93on  ba  an 
40  Sage  ^inburd^,  »urbe  fie  {eben  SRorgen  nad 
Smpfang  ber  l^eiligen  Sommunion  auf  gleid| 
SBetf e  in  ®ott  entrüdCt,  unb  aud^  in  ber  golge  M 
an  tl^ren  Sob  festen  fld^  fold^e  Sfftafen  fort,  Be 
benen  fte  »le  in  einem  SKeere  t)on  Sid^t  unb  Sie6 
fd^ttamm.  SRerftoürblg  ift,  ba^  fte  in  ber  S8er 
5üdfung  oft  in  ber  gorm  elne§  3^iegefpröd^ed  mi 
bem  emigen  ißater,  bem  incamirten  äBorte,  ben 
l^elligen  ©elfte,  mit  ber  l^elligen  3ungfrau  unl 
anberen  ^eiligen  rebete,  unb  babei  fragte  unl 
antwortete,  je  nad^  Umftönben  bie  Stimme  it 
tounbcrbarer  9lngemeffen]^eit  beränbemb.  SDlcrf 
ȟrbig  Ift  inSbefonbere  aud^,  ba^  jie  einft  in  be 
Sfftafe  ein  Sefenntni^  aller  ber  Heinen  93ergel^ 
ablegte,  bie  fie  einen  ganzen  Sag  ]^inbur($  fie 
l^atte  $u  ©d^ulben  fommen  laffen,  unb  ba^  fie  o" 
mitten  In  ber  9lrbeit  unb  i^ren  ©efd^ften,  o|^ 
blef elben  ju  unterbred^en,  Don  ber  SSerjüdhmg  l^eui 
gefudjt  »urbe.  6in  ^dt^x  naä)  ber  $rofeg,  bie  i 
am  27.  9Rai  1584  ablegte,  trat  inbeg  an  b 
©teile  innerer  SRul^e  unb  SBonne  in  ®ott  e 
SeibenS«  unb  Serfud^ungSjuftanb  ou^erorbcn 
Ild^er  9lrt  bei  il^r  ein,  »eld^er  mit  Unterbred^tms 
fünf  3a]^re  lang  bauerte.  SBerfud^ungen  oHer^L" 
ber  ©otteSldfterung,  ber  SSerjttelflung,  ber  Ä; 
feufd^l^elt,  ber  S^begterbe,  be§  Ungel^orfamd  u.f.  u 
fürd^terlld^e  SSelöftigungen  t)on  ©elten  ber  S)anic 
neu,  6nt5lel^ung  be§  fül^Ibaren  SrofteS  in  SRäÄ 
aller  biefer  ilämpf e,  9flle§  üereinigte  fid^,  fie  mit  en^ 
fe|Iid^en  feinen  }u  quälen.  In  benen  JRe  nur  bunj^ 
ben  ^Inblld  auf  ba§  ffreu),  burd^  ^emuf^  mtb 
©el^orfam  aufredet  erl^alten  mürbe,  ßnblid^  am 
^flngftfefte  1590  mar  i^re  ^fungSjelt  DoOenbeL 
'Jlaä)  ber  l^eüigen  Kommunion  ftral^Ite  ibr  Sntßji 
t)on  au^erorbentlid^er  greube,  utÄ  i^ren  Oberinmn 
bie  ^änbe  brfldfenb,  fprad^  fie  ^u  il^nen:  ^2)q8 
Ungemitter  ifi  Dorfiber,  banfet  unb  pxtijti  mit  mir 
meinen  licbenSmürblgen  ©d^öpfer."  ©eltbem  botte 
fte  nie  mel^r  9le]^nll^e§  ju  beftcl^cn.  3^te  ©eefc, 
burd^  unb  burd^  gereinigt  unb  ju  einer  uneimtel^m' 
baren  %urg  ®  otte§  bef  eftlgt,  mürbe  mel^r  unb  m^ 
mit  ben  au|erorbentIld^ften  ®naben  gefd^mädft  mü) 
3u  einem  Sentpel  etngemell^t,  auf  beffen  9lltar  eim 
fold^e  ®otte§Itebe  flammte,  ba|  baS  geuer  ber* 


757 


aRoria  öon  ber  SJtcnfd^toerbung  —  9Raria  Stuart 


758 


feto  fk  oft  aud^  am  Seibe  gatt)  entjünbete,  ba| 
jK  auf  Seit  einlub,  mit  il^c  bie  emige  Siebe  ju 
fiekn,  unb  ein  SSogel  ^u  fein  nmnf (|te,  um  im 
f^ReDen  ginge  alle  SBeltgegenben  bur^fegeln  unb 
nbn  boS  Sieb  ber  Siebe  ftngen  ^u  fönnen.  9u§ 
Mtr  Siebe  entf prang  il^r  unauSf pred^Iic^er  Sd^mers 
Bkr  aDe  Seleibigungen  ®otte3,  su  beten  Sü]^* 
Rng  fie  ®ott  i^re  glül^enben  ©ebete  unb  bie 
f^verpen  Supbungen  aufopferte,  unb  i^r  un» 
(DtfgcKlted  314^  um  bie  ^ef el^rung  ber  @ünber, 
jRSJ^O^n,  jbeiben  unb  namentlid^  auc!^  ber 
nrarbigen  @ei{tli(^en;  biefer  Siebe  entquoE  bie 
loite  vaah  unermfibete  S^ötiglett,  mit  meld^er  fte 
mofi  0I8  Se^rerin  ber  ffloftermöbd^n,  bann  al§ 
flod^metflerin  unb  jule^t  alS  Unterpriorin 
mdit  Sie  legte  l^ierbei  eine  mal^r^af t  übernatüt' 
^t  SeiS^  unb  fflugl^eit  in  ber  Seelenleitung 
n  bm  %a^  unb  t^at  öfter  ben  ^uSfprud^,  bie 
Safe  ber  Stebe  feien  loeit  aQen  ßfftafen,  SSifionen, 
leiidatimien  unb  äl^nlid^en  2)ingen  t)or$u5ie]§en, 
tarn  biefe  Ie|teren  feien  rein  nur  ein  ©efd^enf 
Sottet,  bntd^  bie  Siebe§tt>erf e  aber  unterftä|e  man 
iopifa^m  (Sott  felber.  3n  ben  legten  Salären  il^reS 
MOS  ^tte  fie  burd^  jhanf^eiten  Siele§  p  lei* 
bei;  fie  litt  ed  gerne  unb  betete,  obgleid^  nac!^ 
Sott  fid^  fel^nenb,  au§  SeibenSl^unger  um  längeres 
Seiben  ol^  Xroß.  %m  25.  ÜRai  1607  tuarb  i^re 
tm  Seele  Don  ben  Sanben  bed  SeibeS  befreit, 
tu  ein  3a]^  nad^  il^rem  Sobe  il^r  l^eiliger  Seib 
coolen  umrbe,  fanb  man  il^n  unoerfel^rt,  unb 

a Sage  fang  flo^  Oel  barauS  ^erDor.  $apft 
;  Vm.  fprad^  fie  1626  fefig,  unb  ^apft 
CtaKnS  IX.  Derfe^te  fte  1669  in  bie  3a]^I  ber 
fdügen.  (S8gL  BoU.  Maji  VI,  177;  ®örre§, 
Stßü  I  u.  n;  SB.  ßepari,  Seben  ber  1^1.  a^aria 
Sogb.  mm  $a)}i,  beutfd^  t)on  jhebd,  StegenSb. 
1857.)  [Sd^röbl.] 

TßioAtt  oon  ber  ÜReufd^toerbung,  f. 

wie. 

9tisbi  $fMrf,  Königin  Don  Sd^ottlanb 

1542-1587.  L  Sugenb  unb  «ufentl^alt 

ii  S  r  a  n  I  r  e  i  d^.  Sie  erblidfte  ba3  Sid^t  ber  SBelt 

ii^Mo^  }tt  Sinlit^gom  am  8.  Siecember  1542 

3&  ZodÜer  Socobd  V.  unb  feiner  ^meiten  ®e« 

«ITmilaria  oon  ®uife,  ber  äBittme  be3  ^ergogS 

loiSonguetnIIe.  bereits  am  fed^Sten  Sage  nad^ 

krSebiot  Derlor  SDtaria  i^ren  iBater,  ber  nad^  ber 

Htom  TOeberfage  feines  ^eereS  bei  SoItoaQ  3Jloi 

ta^  ^einrid^  YIII.  Don  Sngfanb  gebrod^enen 

(qnS  ßorb.  SBöl^renb  3ame§  Hamilton,  ©raf 

tu  Inan,  bie  Stegentfd^ft  übemal^m,  rul^te  bie 

^iif^nig  9Raria'8  in  ber  ^nmb  ber  burd^  l^ol^e 

tdPtfoaben  unb  tugenbl^fteS  Seben  auSgejeid^« 

Ktai  fttaigin*9Rutter.  2)ie  politifd^e  Sage  beS 

Iei4ei  geffattete  fid^  l^öd^ft  gefal^rooll,  ba  jtoei 

at|tige  Parteien  um  bie  ^errfd^aft  ftritten.  %n 

ks  ^pijfe  ber  )u  Snglano  neigenben  unb  bie 

ftnbeninenenmg  förbemben  $artei  ftanb  ©raf 

lim;  ber  aber  in  feiner  Sd^möd^e  unb  Unent- 

)i|bffa4eit  fid^  ben  oSerDerfdiiebenflen  einfluten 

PtSnjß^  emried.  S)er  patriotifd^e  S^eil  ber  9e* 


Dölferung  Dere^rte  afö  ^ül^rer  ben  £arbinaI»Sr}« 
bifd^of  3ame§  Seaton  Don  St.  SnbretoS.  3u  il^m 
ftarü)en  neben  ber  ©eiftlid^feit  aüt  Elemente,  bereu 
Streben  auf  Srl^altung  ber  fat^olifd^en  Jlird^e  unb 
ber  Unabl^öngigfeit  beS  Sieic^eS  toiber  englifd^e 
©elüfte  fid^  ri^tete.  9lac|bcm  jal^relang  fortgefejte 
öcmül^ungen  |>einrid^8  vm.,  feinen  Steffen  3a« 
cob  V.  5ur  Slnnal^me  ber  Deformation  unb  jur 
Sin^iel^ung  be§  ifird^enguteS  ju  betoegen,  gefd^ei« 
tert  toaren,  Derfolgte  ber  l^errfd^füc^tige  S^rann 
biefed  3i^I  ^Ci^  bem  Sobe  bed  ^5nig§  mit  Der« 
ftärf ten  3RitteIn.  9lunme]^r  lautete  fein  ^Programm 
auf  Trennung  Sd^ottlanbS  Don^vanfrei^,  Sinfü)^« 
rung  ber  Sieformation  unb  Sermöl^Iung  ber  jiungen 
<?önigin  üßaria  mit  feinem  Sol^n  Sbuarb.  $er 
©ebanfe  an  bie  SiuDerleibung  Sd^ottlanbS  in 
Snglanb  lauerte  im  ^intergrunb.  Snglif d6em  © oß) 
in  ^erbinbung  mit  ben  Umtrieben  beS  ©efanbten 
Sir  SRalp]^  Sabler  gelang  e§,  bie  fünftige  3Jer« 
mä^lung  SWaria'S  mit  6buarb  ju  fidlem.  SDßeiter 
plante  ber  engUfd^ei?önigbie3tu§neferung5IRaria% 
toeld^e  gemö|  ^norbnung  beS  4^arlament3  bei 
i^rer  SRutter  in  Sinlit^gom  unb  Stirling  lebte  unb 
unter  ber  Dbl^ut  ber  SorbS  6r§fine,  SRutl^Den, 
StDingftone  unb  Sinbfa^  ftanb.  f^einrid^S  Ungeftüm 
in  ber  ©urd^ffil^mng  feiner  Slbfid^ten  l^atte  eine 
(Erhebung  ber  !at]^oIifd^>patriotifd^en  Partei  )ur 
9=oIge,  tooburd^  Srran  geftür^t  unb  Seaton  an 
ba§  StaatSruber  gef ül^rt  mürbe.  Sin  ^auptfd^fag 
gegen  §einrid^  Vin.  war  bie  ffrönung  5Dtarta'8 
5U  Stirling.  %iä)  Don  9tom  !am  b'xl\t,  inbem 
$aul  IIL  ben  ^atriard^en  ÜRarco  ©rimani  Don 
^quileja  nac^  S^ottlanb  mit  bem  Auftrag  fanbte, 
ber  ffönigin-SKutter  ben  lird^lidjen  3«^nten  juju« 
menben.  S)iefe  93orgänge,  fomie  bie  Smeuerung 
einer  Miang  Sd^ottlanbS  mit  Sftanlreid^,  reiften 
§einrid^  VDI.  jum  ifriege.  Seinem  ^eerfül^rer 
trafen  Don  f)ertforb  fd^rieb  er  Dor,  „mit  Qfeuer 
unb  Sd^mert  MeS  }u  Dertilgen,  fomie  Sbinburg 
5U  Derbrennen  unb  bem  Srbboben  gleid^  )u  mad^en" 
(Stevenson,  Mary  Stuart,  First  18  Years 
53).  9uf  bie  Ermunterung  unb  Sefted^ung  ^ein« 
rid^S  VIIL  ^in  gelang  eS  3lorman  SeSIie,  am 
29.  aWai  1546  ben  ßarbinal  Seaton  in  St.  «n» 
brems  JU  ermorben.  ®iefe  Untl^at,  f omie  eine  unter 
bem  englifd^en  ^rotedor  ^erjog  Don  Somerfet  ben 
Sd^otten  ju  $infie  Sleugf  beigebrad^te  92ieberlage, 
entjd^ieben  bad  Sd^idffal  ber  jungen  {Königin.  3u 
^abbington  befd^loffen  bie  Stäube  am  24.  3uni 
1548  bie  SSermäl^Iung  9Raria'§  mit  bem  S)aup]^in 
^ranj  Don  ^^^anfreid^,  fomie  il^re  Srjiel^ung  am 
franjöfifd^en  f^ofe.  9Son  Sd^lo^  Siumbarton  auf 
bie  im  ßl^be  anfembe  franjöfifd^e  gflotte  unter 
^bmiral  SSiUegaigon  gebracht,  lanbete  SJlaria  am 
13.  Sluguft  1548  in  bem  fleinen  ^afen  SRoScoff 
bei  Sreft  too  fte  nad^l^er  sum  Slnbenfen  an  biefed 
Sreignil  eine  ffapeUe  errichtete. 

§einrid^  IL  lie^  SKaria  mit  ben  Äinbem  ber 
föniglid^en  gamilie  erjiel^en.  ßnge  greunbfd&aft 
Derbanb  fie  namentlid^  mit  ber  ^rinjeffm  ©ifa» 
betl^,  nad^l^erigen  ©emal^lin  $^ilipp3  IL  Don 


759 


SRatia  Stuott 


7eo 


©panien.  S)ur^Qu8  unbegrünbet  ift  bie  Slnnal^me, 
als  l^abe  Saterina  be'  äRebici  ©emol^Iin  ^m» 
rid^S  n.,  SKaria'g  Srjiel^utig  geleitet  unb  fie  un» 
l^eitoon  beetnflu|t.  3nt  ©egentl^eil  untcrftanb  pe 
gänalid^  ber  Seitung  i^rer  ®ro|mutter  mütter« 
lid^erfeitd,  Slntoinette  t)on  fBowcbon,  ©emal^Iin  bed 
erften  ^er)og§  Klaube  t)on  ®uife,  beten  ^auS 
e^er  einem  Itlofter  als  einem  ^ofc  glic!^.  S)a§ 
l^ergoglid^e  $aat  tt)ar  in  bie  ©ebetSgemetnfci^aft 
Dielet  Otben  aufgenommen,  ettt)ie§  fic^  abet  m« 
mentlici^  als  ®dnnet  bet  Senebictinet.  ^ntoinette 
mibmete  fid^  nad^  bem  9lbleben  il^teS  ©emal^fö 
(1550)  auSfd^Iie^Iid^  betUebung  beS  ©ebeteS  unb 
gutet  SBetfe.  SBeitetl^in  etlangten  mäd^tigen  Sin« 
Puft  auf  SMatia  il^te  Oheime  ^et^og  gtanj  t)on 
®uife  unb  bejfen  SStubet,  bet  6^tbinaI«6tjbifd^of 
t)on  9teim§^  jtati  Don  Sot^tingen.  Set  Satbinal, 
Deffen  l^etDottagenbem  Xugenbleben  älanfe  ein 
fd^öned  S)en!mal  gefegt  i^xani,  ®efd^.  I,  Seipjig 
1868, 140),  pHanjte  il^t  jene  tiefe  anJ^önglid^feit 
an  ben  alten  ©lauben  ein,  in  totli^tx  fte  untet 
ben  fd^metjlici^fien  Sd^Iögen  beS  @d^tdffal§  nie  ge« 
manit  l^at.  9Rit  ben  ®uif en  bet  fat^olifd^en  Steli« 
gion  tteu  etgeben  ju  fein,  ift  ein  ©ebanfe,  bet  in 
il^ten  ^Briefen  oft  )um  ^uSbnidfe  gelangt.  Set 
Katbinal  toat  eS  aud^,  bet  SRatia'S  ^auSmefen 
leitete  unb  il^te  mettliclen^ngelegenl^eitenfttenget 
Sonttole  untenoatf.  S)en  9bfd^Iu|  beS  f$fneben§ 
mit  tjftonfteid^  benähte  il^te  äßuttet  9Ratia  Don 
©uife  1550  )u  einem  Sefud^  in  ^^anfteid^.  3u 
bie  3^it  il^ted  15  SRonate  »dl^tenben  Slufentl^altS 
föUt  bet  Setfud^  eines  SRobett  ©tuatt  }ut  Set» 
giftung  bet  Königin  SRatia;  }ugleid^  abetbenu^te 
bie  englifd^  ge^nnte  $attei  in  @d^ottIanb  untet 
bem  unel&eWd^en  93tubet  SKatia^  3ame§  ©tuatt, 
i^te  9lbtt>efen]^eit  jut  ©tätfung  beS  ^toteftantiS» 
muS  unb  5um  9nfd^Iu|  an  bie  englifd^e  9tegietung. 
Untet  auSgejeid^neten  Sel^tetn  entn)itfelten^d^  ftül^ 
bie  f d^önen  Talente  SRatio^S.  ©ie  fptad^  unb  f d^tieb 
Püfpg  ftanjöfxfd^  unb  italienifd^.  3n  ^tofa  unb 
^oepe  ttat  pe  geübt.  3n  bet  altcIafPfd^en  Siteta« 
tut  toax  pe  nad^  9luStt>eiS  il^tet  UebungSl^epe  tteff* 
lid^  bemanbett  unb  mat  ebenfo  Detttaut  mit  bet 
^eiligen  ©d^tip.  3n  bet  ftunft  bet  Stabelmaletei 
etlangte  Pe  fcitene  gettigfeit.  ^toben  listet  SDecIa» 
mitfunp  legte  pe  Dot  bem  ^ofe  nid^t  feiten  ah ; 
}u  il^tet  SBeitetbilbung  Detfa^te  Sfouquelin  1555 
eine  auf  altclafpfd^e  ÜRuPet  gepfi^te  Anleitung 
)ut  atJ^etotif.  93ei  aEer  Open^eit  beS  Sl^ataftetS 
nnb  einem  tief  f^mpotl^if d^en  3ug/  butd^  tt)eld^en  pe 
ieben,  bet  il^t  nal^te,  »ie  mit  einem  3oubet  bannte, 
befunbete  pe  ein  ItaftDoIIeS  @eIbftbeiDu|tfein.  3m 
3. 1558  enblid^  befahl  ^einrid^  U.  auf  ©tunb  bet 
äietttöge  mit  ©d^ottlanb  bie  Setmöl^Utng  SRatia'S 
mit  feinem  öltepen  ©ol^ne  Sftanj.  2)aS  fd^ottifd^e 
^atlament  entfanbte  baju  eine  @ommiffion  als 
3eugen,  untet  il^nen  ben  Stjbifd^of  3ameS  Seaton 
Don  ©laSgom,  bie  Sifd^öfe  2)aDtb  $antet  Don 
9log  unb  Stobett  Sleib  Don  OtfneQ,  bie  @tafen 
9ioti^eS  unb  (SafPiS,  fott)ie  9Ratia'S  Sapatb- 
btubet,  SomeS  ©tuatt,  Sommenbatat'Saienabt 


Don  ©t.  9(nbtett)S.  SBöl^tenb  bie  (EommiPare  bfa 
®ett)ö^tleiftung  bet  Unabl^ngigleit  ©d^otüoiibf 
butd^  öpentlid^e  Utiunben  enei^ten,  untergeid^ 
9Ratia  untet  bem  S)tud  beS  ^ofeS  am  4.  9)rnl 
1558  gu  Sfontainebleau  btei  ^ctenftüde,  toeld^  btt> 
felbe  ))teiSgaben.  2)atin  übetttug  pe  bie  Jhpimi 
©d^ottlanb  füt  ben  gall,  ba^  pe  o^ne  SeibeSerbei 
Petbe,  auf  il^ten  ©d^tt)iegetDatet,  unb  Deq>pid^tefc 
pd^  Sugleid^  jut  SEBiebetetftattung  oller  füt  i^ 
Sqiel^ung  aufgetoenbeten  Auslagen.  iSüx  ©d^di 
latö)  tt>aten  biefe  S)ocumente  Detl^ängni^DoH,  b( 
Pe  einen  bauetnben  uneben  )tt>ifd^en  biefem  Sleid 
unb  Snglanb,  fotoie  jmifd^en  bem  ledern  ini 
tJftanhtid^  unmöglid^  mad^ten.  Sa  pe  erft  16  3#d 
alt  rxm,  fyii  3Slaxxa  beten  DoIIe  Stagttmte  ol^ 
3tDeifeI  nid^t  etfannt,  fonbetn  pd^  läiglid^  m 
bem  ttaä^  il^tet  93ettt>anbten  gebeugt,  beten  9n< 
feigen  bamals  füt  pe  ma^gebenb  mat.  9IS  SuS« 
fteuet  etl^ielt  pe  bie  Sinfünfte  beS  ^ergogt^uni 
Soutaine  unb  bet  ®taffd^aft  $oitou.  3laä^  S» 
t^eiUtng  bet  SiSpenfe  übet  ben  Dietten  ®tab  bei 
93IutSDetmanbtf  (^ap  butd|  (Satbinal  XtiDuIgio  fani 
©onntag  24.  ^tU  1558  in  9lotte»Same  )u  ^ßarü 
in  ®egenmatt  beS  ^ofeS  bie  äktmöl^Iung  Patt 
Seibet  matb  Pe  balb  nac^^et  bei  ber  S^tonbepd' 
gung  Slifabet^fS  (18. 9toDembet  1558)  burd^  i^« 
rid^  n.  gegtoungen,  ben  ftdnigStitel  unb  boS  &a|>> 
pen  Don  Snglanb  angunel^men.  ©o  toor  3JUväi 
fd^on  ie^t  butd^  bie  untt)U)etPe]^Iid^e  @ettKiIt  be 
S3et^äItniPe  anfd^einenb  in  einen  ®egenfa|  ji 
Slifabetl^  gebtad^t.  SSetfd^tft  mutbe  berfelbe,  dl 
pe  butd^  ben  am  10.  3uli  1559  erfolgten  Zol 
Mnrid^S  ü.  bie  btei  fftonen  Don  ©d^ottlanb 
§tanfteid^  unb  Snglanb  auf  il^tem  Raupte  Der 
einigte.  Sie  fteigenbe  SDtad^t  bet  ®uifen  Detail 
la^te  bie  Hugenotten,  bei  jfönigin  Slifabet]^  Joüf 
$u  fud^en.  fßom  englifd^en  ©efanbten  ©ir  9nco 
lauS  ^todmotton  untetftü^t,  btad^  Snbe  156( 
untet  Seitung  beS  93attq  be  la  Stenaubie  bie  Vkt 
fd^mötung  Don  9lmboife  auS,  meldte  Srmorbuni 
beS  jungen  AönigSpaateS  unb  Setnid^tung  be 
fatl^oUfd^enSteligion  anfttebte.  ffaum  tt)ar  Stori 
biefet  ®efal^t  entgangen,  fo  ttaf  Pe  ein  tu)d^  l^fir 
tetet  ©d^Iag,  inbem  il^t  @ema|^I  tSxaoi  n.  an 
5.  Secembet  1560  gu  OtleanS  einet  ©el^imfronf 
l^eit  etlag.  9Rit  d^tiftßd^et  Stgebung  ertrug  3Slani 
biefeS  Unglüdt,  l^ielt  40  Zage  tiefPe  SBittme» 
trauet  unb  mo^nte  bem  feietlid^en  £obtenamt )» 
OtleanS  bei.  SEBöl^tenb  $iuS  IV.  alsbolb  eis 
^enlid^eS  SeileibSf (^teiben  unb  am  23.  Spril  1561 
bie  golbene  Kofe  überfd^idtte,  fanbte  Sßfabdl^  erP 
im  gfebtuat  1561  benj^et^og  DonSebfotb,  einen 
bittetn  SalDiniften,  an  §tatia,  meniger  )ur  9qei* 
gung  il^reS  SeileibS,  alS  Dielmel^r  gur  dtfireffinij 
^rer  3upimmung  ju  einem  Sertrag,  loeld^  in* 
gmifd^en  Don  englifd^en  ^bgeorbneten  mit  proi^ 
pfd^en  Sbgefaubten  unb  ben  fd^ottifd^  ©tänbei 
}u  Sbinburg  gefd^lopen  motben  nxir  unb  roanaH 
3Raxia  mit  il^tem  ©emal^I  ben  Xitel  einet  ftönigii 
unb  eines  jf  önigS  Don  Snglanb  abgulegen  baiten.  3i 
©d^ottlanb  l^tte  nümlid^  ßUfabe^  ingurifd^  burd| 


761 


9RariQ  @tuart. 


762 


SitoPujfimg  bcr  aufnü^rerifci^en  SorbS  ber  Son« 
fiqatioB  bie  Sbfe^ng  ber  ftönigin-SJhttter  qI3 
Sqjrnlm  mib  bamit  eine  Donbalif d^e  S^tftörung 
ber  bitolif^en  SHxä^,  ff löfter  unb  ffunftmerfe 
ktoiilo^  (Forbes-Leith,  NarraÜTes  37).  Salb 
terirfa  aadi  bie  Sorbd  ber  Kongregation  auS 
RgnrrSlad^  ein^Ioment;  biefeS  fäl^rte  am 
24.Siigtt9  1560  bie  Steformation  ein  unb  fe^e 
of  boB  Sefeimtni^  bed  alten  (glaubend  bie  l^är- 
kfim  6tmfeiL  5Die  (Senel^migung  bed  Sertragd 
Mm  Cbiirimrg  lel^  SDtoria  entf ci^ieben  ab,  »eil 
et  hk  Xeii^  ber  Ihone  unb  bie  ^^eil^^^n  be3 
SoOrt  {<l(ifibige  unb  nur  mit  Ueberfd^reitung 
ber  9fmi  Sammiffaren  ertl^eilten  IBoUntad^ten  ^u 
6kmbe  gebmmen  fri  (Philippson  1, 183.  laO). 
fbenfo  ttenig  genel^migte  ÜRaria  bie  grunbftürjen« 
bcB  9ef(lftlüffe  beS  9ugu{i'$arlament8.  2)agegen 
lofitate  fie  ben  fd^ottifd^en  W>tl,  inSbefonbere 
bcB  9iofen  Srran,  il^  Umbedmittterlid^en  Siebe 
nb  red^nete  auf  beren  DoIIed  Vertrauen.  Sdlein 
Utes  bem  (EinfluB  bed  englifd^en  9Rinifter§  Secil, 
iNPtt  bc§  oerfd^iton  f  d^ottif^en  @taat§femtär§ 
üntlanb  tnm  Setgington  enoieberten  bie  @tönbe 
NefH  Sertrouen  burd^  Sborbnung  einer  SDepu* 
^  todd^  fid^  t)orab  mit  eiifabet)^  in  ißer- 
bbm  {e|m,  ooim  aber  ÜJlaria  bie  Sebingungen 
i|ni  mäkdäfc  Dorf d^reiben  f oEe.  2)te{e  Slbge« 
steten  empfing  SDtoria  auf  il^er  SRüdreife  t)on 
Kaa,  100  fie  Oflem  gehalten,  am  15.  ^ril  1561 
pst  2)isier,  lehnte  aber  beren  antrüge  auf 
iMfcmnmg  beS  93ertrag8  Don  Sbinburg  unb 
Senfmg  il^  Saftarbbruberd  ^med  Stuart 
m  Stegenten  Don  ©d^ottlanb  ab.  3nbe^  Iie|  fte 
n  ebenfo  tDenig  Don  ber  am  14.  Slpril  em))fange« 
M  S)e)mtation  f dj^ottif d^er  ff atl^olüen  unter  Set« 
tng  btf  nad^maligen  berül^mten  Sifd^ofS  Sol^n 
«q  betoegen,  in  Sberbeen  )u  lanben  unb  fid^ 
ben  @cofen  f|untlq  in  bie  9rme  ju  merfen.  Ün* 
UmD  UKirb  il^  bod  SSertrauen,  tt>omit  fte  il^ren 
halber  2oA  2Kmte8  Stuart  bel^anbelte ;  it)a§  ber« 
fAe  tMm  ü^  Demal^m^  l^ittterbrad^te  er  fof ort  bem 
eioTtf^en  ®efanbten  X^rodCmorton  in  $art§  unb 
WMt  boaxa  in  Sonbon  Slifabetl^  auf,  feine 
€iMier  gefangen  ju  nehmen.  9tad^  einem  Se« 
fB4sin9lanc9  uxd)  SteimS  lam  ÜJlaria  am  10.  Sunt 
1S61  in  ^ßoond  an.  SBieberl^oIte  Semü^ungen 
ZloKtamrtonS  jur  ©enel^migung  be3  93ertrag§ 
in  Cbinbnrg  toieS  fie  ab  unb  bemerfte  au^erbem : 
tSMe  Steligion,  meld^  id^  befenne,  l^alte  id^  für 
MeSott  angenel^fte;  eine  anbere  !enne  id^  nid^t 
^inffint  and^  nid^t,  eine  f old^e  lernten  )u  lernen. 
fioA^aftigfeit  }iemt  iebermann,  niemanb  mel^r 
A  9bpbi,  namentlid^  in  @ad^  ber  Steltgion." 
fti  1.  Snli  1561  empfal^I  pu3  IV.  ber  fföntgin 
fnam  Segoten  in  fjfranfrei^,  ben  Karbtnal  Don 
imaca,  rodä)a  ^  feine  9(bfid^ten  mittl^eilen 
iKibt  yS)emi  toir  lieben  gan^  befonberS  SDeine 
9alj^  ald  mtfere  Zod^ter  im  $emt  unb  Der« 
IN^  2)ir,  alles  ju  tl^un,  tt>a§  tt)ir  Dermögen, 
n  Seine  Sl^  unb  S)ein  SBol^Iergel^en  ju  f  örbem" 
(Fliifippsim  1, 321).  aRaria  ^atte  i^re  Steife  nad^ 


Sd^ottlanb  urf))rttngrtd^  burd^  €nglanb  mad^en 
woBen.  Jtad^bem  aber  ßlifabetl^  i^ire  ,,95itte  um 
auSftellung  eine§  Sd^u^briejeS'  miber  aOedSölfer- 
red^t  Derfagt  l^atte,  fd^iffte  9Raria  fid^  am  Freitag 
ben  14.  Sluguft  1561  ju  SalaiS  ein.  SeSle^fd^eibt 
il^re  gludKid^e  9nfunft  in  @d^ottlanb  einem  btd^ten 
9lebel  ju,  meld^er  fie  Dor  bem  gegen  fie  audge« 
fanbten  engltfd^en  ®efd^maber  f$ü|te,  tt)ä^renb 
ber  Sifd^of  9lDaro  be  Ouabra  Don  vlDtla,  fpani- 
fd^er  ©efaubter  in  Sonbon,  bie  Ergreifung  einer 
f  old^en  ÜJla^regel  f  eiteng  Slifabetl^S  in  9brebe  fteOt 
(Phibppson  I,  338).  SebenfaUd  fielet  feft,  ba^ 
bie  Snglänber  ein  @d^iff  mit  ben  ^ferben  ber 
ffdnigin  erbeuteten.  9m  SHenStag  19.  auguft  1561 
lanbete  ÜRaria  )u  Seitl^  bei  Sbinburg.  ,,©o  Diel 
mir  bcfannt/  bemerft  ©teDenfon  0.  c.  XVI), 
^ift  mäl^renb  ber  3a^re,  bie  3Raria  in  granfreid^ 
Derbrad^t,  aud^  ntd^t  eine  einjige  Stimme  beS 
Sabefö  miber  fte  al§  ^rinjefftn,  ©emal^Iin  ober 
SBittme  laut  geworben." 

n.  ategierung  berffönigin  1561  bis 
1568.  3m  ^lafte  Don  dol^roob  eingebogen, 
empfing  bie  jugenblid^e  ^en^d^erin  bie  ^lübigung 
be§  Slbefö  unb  ber  Sürgerfd^aft  ber  ^aupt^abt. 
9lur  eine  ultracalDiniftif d^e  Partei,  an  beren  Spt^e 
ffnos,  Sinbfaq  unb  bie  ©etreuen  ber  ®raffd)aft 
9ife  [tauben,  l^ielt  fid^  fem.  9m  erften  Sonntag 
nad^  il^rer  9nfunft  foUte  für  ÜRaria  unb  il^r  ®e« 
folge  in  ber  Sd^lo^fapeQe  fatl^oUf d^  ®otte§bienft 
ftattfinben.  SDiefeS  geringfte  9Ra|  Don  KeligtonS« 
freil^eit  l^atte  il^r  ^albbruber  3amed  Stuart  im  3la* 
men  ber  Stönbe  beS  Sleid^eS  i^r  Derfproc^en.  SlQein 
bie  3ufage  marb  fd^led^t  gel^alten.  unter  bem  Shtfe: 
„®cr  göfeenbienerif d^e  $foffe  foH  fterben!"  toofite 
^atritf  Stnbfaq  ben  celebrirenben  $riefter  am 
aitar  ermorben.  9lur  mit  SJlül^e  Dermod^ten  bie 
brei  ^albbrüber  ber  ff  önigin,  SameS  Stuart,  f  o« 
tüte  Stöbert  unb  3o^n,  Sommenbatar«9ebte  Don 
£>olQroob  unb  Colbingl^am,  bem  bebrol^ten  $rie« 
fter  ba§  Seben  }u  retten.  S)od^  bie  SRel^rgal^l  ber 
S3eD5lferung  beobad^tete  eine  n^ige  Haltung,  fo 
ba^  ber  feterlid^e  Sinjug  ber  fföntgin  in  Sbinburg 
ftd^  ol^ne  Störung  DoQjog.  Um  bie  Siferfud^t  ber 
Sd^otten  nid^t  ju  reiben,  leierte  baS  fran5öftfd|e 
©efolge  in  bie  ^eimat  surüdf :  nur  ber  9Karqui§ 
b'SIboeuf,  iüngfter  Dl^eim  Der  ff  önigin,  Wieb 
Dorlöufig  ju  i^rem  Sd^u|  jurüdt.  3n  Iluger  Se« 
rüd!ftd^ttgung  ber  beftel^enben  Serl^öltniffe  fud^te 
fie  bie  gemö|tgte  ^rtei  ber  ^roteftanten  für  ftd^ 
ju  gewinnen.  9lur  für  fid^  felbfl  gultuSfrctl^eit 
beanfprud^enb,  erfantite  fie  bie  beDorjugte  SteEung 
beS  SalDintSmuS  an,  um  f  o  bei  ff  önigin  Slifabet$ 
i^ren  9nft)rud^  auf  ben  englifd^en  Sl^ron,  fowie 
bie  |>crau§gabe  eines  21^18  ber  Dom  9bel  be« 
f d^lagnal^mten  ffird^engüter  für  bie  f d^otttf d^e  ffrone 
p  erlangen.  ®ie  nämlid^e  ^oltti!  tt)ir!te  entfd^ei« 
benb  bei  ber  (Ernennung  beS  gel^eimen  Statines, 
bie  am  6.  September  1561  erfolgte.  9Jon  feinen 
SWitglicbem  gcl&örten  bem  neuen  (Slauben  an  ber 
^erjog  Don  (S^ätel^erault,  bie  ©rafen  Strg^le, 
Sot^toeU,  SJtorton  unb  ©lencaim,  f  otoie  bie  SorbS 


763 


SRaria  Stuatt. 


3ame8  ©tuart  unb  ßrSfinc  öon  S)un ;  f atl^olif c!^ 
tDQten  nur  bie  ®rafen  ^untlQ  unb  ilÜ)o\.  S)ie 
leitenbe  $er[önlid^!eit  aber  mar  SameS  Stuart, 
ber  böfc  S)änion  bcr  Äönigin,  totli)tx  fclbcr  nad^ 
berffrone  traci^tete  unb  immer  neue  93er{$tt)örun« 
gen  ttriber  feine  Sd^mefier  anjcttcite.  ®ie  Strenge 
feines  SebenS  unb  bie  Sibelmorte,  mit  benen  er 
um  fid^  marf,  mad^ten  il^n  jum  itbqott  ber  @al> 
Diniften.  S)od^  „iene  bfirften  ber  SBa^rl^eit  näl^er 
fommen",  bie  i^n  „al§  el^rgeijig  unb  treulos  (sans 
foi  ni  loi),  alS  einen  pmä)Ut  fd^ilbem,  ber  mit 
ber  Keligion  SKi^braudp  treibt  unb  in  feinem  öffent» 
lid^en  Seben  fein  anbereS  3^^^  ^^nnt  als  benSrmerb 
ber  ffrone,  öon  »eld^er  feine  ®eburt  il^n  auSju» 
fd^He^en  fd^ien"  (Philippson  I,  249).  Dbmo^I 
mit  ben  l^öd^ften  StaatSömtem  betraut  unb  in  aQe 
©el^eimniffe  feiner  ©d^mefter  eingeweil^t,  üergafe 
er  nie,  „ba^  Snglanb  feine  jmeite  §eimat  unb 
Slifabet)^  feine  obcrfte  ©cbicterin  mar"  (Philipp- 
son n,  11).  am  7.  gebruar  1562  erl^obSDtaria 
i^n  jum  ©rafen  ÜRar  unb  becl^rte  feine  S3ermä]^= 
rung  mit  SgneS  fteitl^,  Sod^ter  beS  ©rafen  5IRari» 
f^al,  mit  ifrer  ®egentt)art.  3um  ©taatSfecretär 
berief  SKaria  SMaittenb  t)on  Sctl^ington,  toeldier 
burd^  l^umaniftifd^e  93ilbung  unb  Serebfamfeit 
]^ert)orragte,  ober  treulos  unb  Derfd^Iagen  ttxir. 
3n  ber  ^oliti!  ein  9lnl^änger  SWacd^iaöefii'S,  ge- 
l^örte  er  in  ber  Sleligion  5u  jenen  falben,  meldte 
mit  bem  alten  ©tauben  nid^t  gön^Ii^  bred^en  moll' 
ten.  Obtt)o^I  er  bie  SRegentin  99laria  Don  ©uife 
üerlaffen  unb  SMaria  ©tuart  felbft  lurj  öor  i^rer 
Slnlunft  an  ben  SKinifter  ßecil  in  Sonbon  Der« 
ratzen  l^atte  (Philippson  I,  332),  moQte  er  tior« 
löufig  bie  gemäßigte  $oIitif  ber  jf önigin  unter- 
ftü^en.  Sie  proteftantif d^e  SRid^tung  ber  Regierung 
betoog  ben  fat^olifd^en  ^bel,  unter  toeld^em  ®raf 
^untlQ  ]^ert)orragte,  ben  §of  }u  üerlaffen.  918 
bann  Srjbifd^of  Hamilton  t)on  @t.  SlnbremS  mit 
ben  Sifd^öfen  Don  S)unblane,  (S^ait^ne^  unb  9io^ 
unb  bem  W)i  ®at)in  Hamilton  t)on  ffilminning 
in  abttjefen^eit  beS  Sorb  3ömeS  ©tuart  ber  Köni- 
gin im  Dctober  1561  bieSitte  umSDßiebercinfe^ung 
in  ibre  ©üter  Vortrugen,  »urben  Jie  abgetoiefen 
(Phüippson  n,  16),  »aS  bie  ffatl^olifen  tief 
»erlebte. 

3ur  SBerul^igung  ber  öffentlid^en  SKeinung  er- 
flärte  9Raria  in  einer  $rocIamation  Dom  26.  Suguß, 
)um  aiuStrag  beS  9teIigionSftreiteS  molle  fle  el^e* 
ftenS  bie  ©tönbe  berufen,  bis  bal^in  feien  bie  be« 
ftebenben  iBer^öItniffe  ju  ad^ten.  9IS  Jrnos  bennod^ 
}u  toben  magte,  lie^  SRaria  il^n  nad^  f^ol^roob 
öorlaben  unb  erflärte  i^m:  „Sie  römifd^e  Aird^, 
meldte  id^  für  bie  malere  Jhr^e  l^alte,  merbe  id^ 
fc^irmcn."  ?luf  einer  Seife  nad^  bem  5Rorben  im 
C^erbft  1561  liefe  SMaria  überanbaSbeiHgeO|)fer 
feiern,  unb  als  ber  9)iagtftrat  öon  gbinburg  am 
2.  Dctobcr  1561  „alle  SJiönd^c,  ^ricfter,  !Ronnen, 
6bcbrcd[}cr  unb  Unjüd^tige"  burd^  ^^roclamotion 
öerbanntc,  befahl  SMaria,  i^n  abjufefeen.  gort- 
baucmbe  Angriffe  auf  bie  föniglid^en  ffapläne  Be- . 
antwortete  bie  SRegienmg  mit  einer  CrWörunfl  Dom . 


7.  ©ecember  1561,  ii 
tungen  bie  3:obeSf)rafe 
fönlid^er  KeligionSfreilu 
$artei  mit  SuSffil^runi- 
nat  aiugujt  1560.  m 
$rior  Don  SB^iteber: 
SroferagueI)uOften! 
mürben  fte  mit^oft  t 
meld^er  TOaria  Den  v 
Sod^IeDen  gur  SRafeb^v. 

obne  Srfolg.   3uni 
teftanten  feKft  eine 
abftofeenben  SiferS  v> 
möbrenb  ber  gemäf%: 
erl^ielt    «8  über: 
9Raria))fIid^tmd|io. 
bung  au^  auf  i^rc  - 
3nbem$iu8IV.bv 
gu  il^rer  Kntunft 
bemeidHeer:  «.SELV; 
glängenb  gebaltei; 
Derirrte  fd^ottifd^i 
gurüd^uftü^ren," 
nuor  1568,  Jy:. 
bie  ®ott  uns  Dl 
^eSiflnid^tgmc. 
unb  polittfd^e  S! 

miegenbeStebi' 
ftonb  il^  ül 
treu  geblieben  * 
©d^ben  Dor 
ben  3efuiten  ^ 
lonb)  an  ÜRr 
Sborbnung  > 

ium  Soncil  ■ 
lerl^erftelluii 
}u  ertpeileiT 
mürbe  er  nr 
roob  gel^ei:' 
tember  in 
»eife  erft. 
molie  e^ei 
loffen,  ot 
nid^tinii 
lid^e  9Ibr 
Sage  bc. 
f45fe  b. 
Stöbert 
empfaiu 
entfe^li 
berftüi 
abfali 
bigen 

©d^r- 

flföv 

mib 
an« 

©r: 

bei 


765 


3Jtaxia  @tuart. 


766 


Km  n,  39),  ifl  unjlattl^Qtt.  SBei  bem  Soncil  t)on 
txM  lU^  SRoria  burd^  il^ren  Ol^eim,  ben  Sar- 
MboI  tKm  Sotl^nngen,  bie  Sbmefenl^eit  ber  f^ot» 
lif((m  $rölaten  entf^ulbigen,  pgleid^  ober  tl^re 
ScRiMligleit  )ur  SuSffil^rung  Der  Seftimmungen 
MConritt  erBären,  toorouf  bie  Säter  ertoieberten, 
ber  Stame  einer  Solfyn  Königin  merbe  ftetS  in 
Qrr  bleiben.  3n  engen  SBejiel^ungen  p  ber 
IMgin  fianb  ber  lelfte  it&mpz  ber  alten  ffird^e, 
Kman  SBinset,  $rie{ter  unb  ^umam{}  in  Sin» 
BtgoiD.  9BaS  er  in  feinen  brei  „^bl^anblungen 
Ber  Serbdferung  in  Seigre  unb  @itten"  über  bie 
(ktm^  oed  fird^Ii^en  SebenS  f^onung§Io3  auf» 
Mt  crBSrt  beffer  olS  alled  Snbere  ben  Sf^^rtgang 
hr  Seformatimt.  Um  bie  ))äpftli(i^e  ©efanbtfd^aft 
a  enoiebem  unb  ben  burd^  bie  ^aft  beS  ßr)- 
kf^ofS  Hamilton  ei^eugten  fd^Iimmen  Sinbrud 
«  tilgen,  fonbte  9Raria  ben  Soabjutor  SBiQiam 
S^Im  t>on  3)unblane  nad^  9tom.  Sr  foQte 
^  lY.  fettend  ber  Königin  unb  ber  ju  i^r 
|k|cnben  (Srofen  SennoS/  9t$oIe,  ^untlQ,  9nont> 
tsfe,  Sglington,  SaffUIiS  u.  %.  Obebien}  leiften. 
Im  27.  e^tember  1563  ertoieberte  ber  $a))ft 
bkfes  6(l^ritt  burd^  ein  Skxnffd^reiben  on  bie  ge- 
Mnten  Ibeligen  neb{t  entfpred^enber  Sufforbe» 
ana  jur  Zreue  gegen  bie  ffird^e. 

Smie  Sorge  bereitete  ber  Stegierung  bie  i^rage 
lo^ber  Sertl^ung  ber  JNrd^engüter,  bie  in  t)ielen 
Sillm  bnrd^  ben  calimtifd^en  ^be!  i^ren  3tt>eden 
atfmnbd  ttorben  maren.  SBillfitrlid^  l^atte  man 
mlle  $ad^tiKr^tniffe  gelöst,  bie  gegen  mö|igen 
$ii  fafl  nie  Sigentl^ümer  auf  bem  ßird^engut 
ofiMgen  Säuern  Vertrieben  ober  bie  abgaben 
liUßrii4  gefieigert  (PhiUppson  ü,  48).  ^ferner 
ksütm  yäfixÄä^  ®eiftlid^e,  bie  nur  bem  9iamen 
M^  Stfildöfe  ober  Vebte  moren,  el^emaligeS  Jhr« 
4a^  in  ^riooteigentl^um  oermanbelt.  Sber  aud^ 
fnlkiten  ber  alten  JKrd^e  litten  JNrd^engut  ju« 
Krlajfigen  Seuten  als  jeittoeiligeS  Selben  überlaffen, 
iefa^  na^  SBieberl^eQung  ber  Jhrd^e  an  bie 
kttm  juräcffd^ren  foltte  (aSeOeSl^eim  n,  17.  57). 
äHrfi  ber  £rotef}antifd^  9lbel  toanbte  ftd^  mit  @e- 
ii^en  |ur  SrUmgung  fold^  9efugni|  nad^  9tom 
(PUfip^eon  n,  49).  9tad^bem  ber  gel^eime  Statl^ 
Ol  9.  i&eptember  1561  bie  ^tod^fud^ung  fold^er 
Sefugniffe  in  9tom  verboten,  verfügte  ber  l^ol^e  Sbel 
11  Secember  1561  @d^  ber  be^el^enben  ^ad^t- 
Ba^ottniffe,  verlangte  von  ben  ©eijtlid^en  vor  bem 
10.  gfebruar  1562  eine  Srflorung  über  bie  ^5^e 
4ri  (Bnfitnfte  unb  übemrieS  ein  2)ritte!  be§  6r- 
tagB  *  aller  icin^güter  ju  aleid^en  Sl^eilen  ber 
Acnie  mib  ben  ^rebigem.  Jhtos  tobte  gegen  baS 
Sc^Stel,  nmrbe  aber  von  Setl^ington  jured^t« 
flflDM«.  Sine  Sommiffton  von  l^ol^en  @taat§- 
mnftm  mürbe  mit  ber  Sinnal^me  unb  Sertl^ei« 
bog  ber  ffird^evenuen  betraut,  bie  Sntfd^eibung 
iücrbQgStgent^um  von  ffird^engut  aber  bi§  ^um 
i&tN  Parlament  vertagt  Sine  (Srleid^terung 
fb  bie  ^dd^tec  bebeutete  bie  SJta^rege!  nid^t,  fte 
tfittm  Mt  oud^  boS  S>rittel  für  t$i§cuS  unb  ^re« 
%r  auBuhingen.  «Sl^bem  von  ben  Jtibftem 


unterftü^t,  empfingen  bie  ^äd^ter  iejt  feine  2H- 
mofen  unb  burften  §unger§  fterben,  loenn  eS  il^nen 
beliebte"  (Philippson  H,  53).  ®aS  Parlament 
vom  SOtai  1563  verfd^ob  bie  gftage  auf  toeitere 
brei  ^al^re.  ^ud^  il^rerfeitS  vergabte  Sflaria  er- 
lebigteS  ^rd^engut.  ^l^rem  Seigrer  @eorge  Su» 
d^anan  fd^enfte  fte  bie  burd^  Ableben  be§  Ie|ten  fa- 
tl^olifd^en  ^bteS  Ouintin  jfenneb^  erlebigte  ^btei 
Sro|ragueI,  toöl^renb  @taatgfeaetör  Setl^ington 
bie  ^btei  ^abbington  empfing. 

SBenn  3ame8  Stuart  feiner  ©d^ioefler  bis  1565 
}ur  Seite  ftanb,  fo  gefd^al^  bieg  lebiglid^,  um  bie 
il^m  feinbttd^en  gamilien  ber  Sennoj,  Hamilton 
unb  ^milt)  )u  ftürgen  unb  ftd^  bamit  ben  SBeg 
aur  SRegentfd^aft  ju  ebnen.  Auf  feine  SJntriguen 
mit  glifabetl^  ift  bie  Cinferferung  beS  »egen  feiner 
Hinneigung  ju  Snglanb  aug  Sd^ottlanb  verbann» 
ten  Orafen  SWattl^em  Sennoj  unb  feiner  ©emal^Iin 
SKargaretl^a  ©ouglaS  im  iotocr  SlnfangS  1562 
jurüd|ufü^ren.  ^lud^  bie  Hamiltons  fielen.  SSer» 
le^te  Sitelfeit  l^atte  ba§  ^aupt  biefer  fjfamilte,  ben 
Herzog  von  S^äteH^erauIt,  unb  feinen  Sol^n  ®raf 
tnan  ju  ©egnem  SKaria'S  gemad^t.  ®raf  Sot)^« 
toeU  trat  ^u  Snan  über,  mölrenb  @raf  SOtar  ben 
lej^tem  befömpfte.  Sin  angeblid^eS  Somplot  teiber 
SJcaria,  »eld^  ber  l^albtoal^nfinnige  Slrran  bem 
@rafen  SOtar  entbedte,  ^atte  ben  Sturj  ber  Hamil- 
tons unb  bie  9luSIieferung  ber  von  il^nen  befel^Iig- 
ten  Sf^ftung  Sumbarton  ^ur  Sfolge.  ^otl^toeQ  ent» 
fam  aus  bem  @efängni|  unb  ging  nad^  ^f^anf« 
reid^.  ^ud^  ben  f^Q  beS  fatl^olifd^en  H^^feS 
§untl5,  baS  im  9lorben  faji  aümäd^tig  l^errfd^tc, 
pibrte  3amcS  Stuart  1562  im  ^crbft  l^erbei.  aJlit 

tuntl^'S  ®ütem  auSgcftattet,  erhielt  3ameS  ben 
itel  eines  ®raf en  ajluna^,  »ol^renb  ®raf  5IJlor» 
ton  5um  Sd^mer^  ber  ßatl^olifen  baS  von  ^untlQ 
erlebigte  ftan^Ieramt  empfing.  3m  Sid^te  ber  nad^- 
maligen  Sreigniffe  betrachtet,  erfd^eint  SKaria  in 
il^rer  unerbittlid^en  Strenge  gegen  baS  ^an^ 
Huntl9»@orbon  lebiglid^  als  SBerfjeug  il^reS  93a« 
ftarbbruberS,  ber  fie  langfam  i^rem  iBerberben 
entgegenfül^rte.  3m  Uebrigen  betoieS  ftd^  SJtaria 
als  treue  SanbeSmutter,  inbem  fie  eifrig  ben 
Si^ungen  beS  gel^eimen  SRatl^eS  beimol^nte,  ftrenge 
@ered^tigfeit  pßegte  unb  burd^  ebenfo  l^öufige  roxt 
gefal^rvoQe  Steifen  von  bem  3uftanb  beS  Steid^eS 
$enntni|  nal^m.  2)aS  Stäubermefen  h)urbe  unter» 
brüdtt,  bie  ©rengbemol^ner  in  Sd^ad^  gel^alten, 
Sel^enSfheitigfeiten  gefd^Iid^tet  unb  bie  t^rage  beS 
3el^nten  ^n  ©unften  ber  ^rmen  erlebigt.  S)urd^ 
Smennung  beS  trefflichen  3oldn  SeSle^  gum  Stf  d^of 
von  !Ro^  l^at  fie  fid^  um  JTird^e,  Staat  unb  Sßiff en- 
fd^af  t  unjierblid^cS  SScrbienft  ertoorben  (SeHeSl^eim 
n,  57).  ^uS  eigenen  SKitteln  fliftete  bie  l^od^» 
gebilbete  jf  önigin,  meldte  mit  Sud^anan  bie  alten 
ßlafftfer  laS,  an  ber  Univerfität  OlaSgott)  ein 
SoUeg.  2)aS  ^ofleben  erinnerte  an  f^fontainebleau, 
inbem  bie  finftere  Sintömgfeit  calvinifd^er  SebenS» 
auffaf[ung  burd^  aJhiftf  unb  tS^\k  unterbrod^en 
tourbe.  3n  ber  auSmärtigen  ^olittf  erftrebte  SKaria 
eineSlnnäl^erung  an  Slifabetl^  von  Snglanb.  ©leid^ 


767 


SOtaria  Stuart. 


mä)  il^rer  9(nfimft  in  Sbhtbura  entbot  fte  @taat§« 
fccretör  fictl^inöton  on  il^rc  Sßafe,  um  bie  9ln- 
erfennung  tl^ed  9ted^t§  auf  ben  englifd^en  Sl^ron 
nad^  Slifabetl^d  kleben  gu  erreid^en.  Sie  fd^ot» 
tifd^en  ©taotSmönner,  meldte  ben  äJertrag  Don 
Sbinburg  Dom  6.  ^uli  1560  gegen  SOtaria  burd^« 
gefe|t  erfonnten  Jejt  il^ren  tSfeJ^Icr  unb  treten  ber 
^uff äff ung  il^rer  @out)eränin  bei^  nad^  meld^er  Srt.  6 
burd^  ben  englif d^en  IDlinifter  Secil  er^mungen  unb 
bal^er  uuDerbinblid^  mar.  ©ebrängt  t)on  Sedl  ber 
in  SOtaria  eine  unDerföl^nlid^e  ^f^inbin  SnglanbS 
erblidKe,  lel^nte  Slifabetl^  {ebod^  eine  5ffentlid^e 
ßrllörung  su  ®unften  3Raria'§  bel^anlid^  ob,  unb 
ebenf 0  menig  geftattete  fte,  nmS  SRaria  Dorgef dala- 
gen, eine  ^bönberung  be§  genannten  Vertrags. 
%xi)  bie  Don  Setl^ington  im  9lamen  SHaria^S  an« 
gebal^nte  3ufonimenhmft  ber  beä)en  jtöniginnen 
in  ^or!  fd^eiterte  an  eiifabetl^  §artnädRg!eit. 
9tie  ftnb  bie  beiben  ßdniginnen  ^d^  ^dnlid^ 
nol^egetreten.  Slngeblid^  mar  ed  bie  ^ärte  ber 
®uifen  gegen  bie  Hugenotten,  meldte  ßlifabet)^ 
bie  3uf ammenfunft  unterfagte,  mo8  jie  il^rer  Safe 
bur^  ein  ber  ^^gel^äfjigen  Sfeber  ßecitö"  entfioffcneS 
©(^riftftüdf  eröffnete  (Philippson  H,  139).  5Rur 
Sine§  eneid^te  Setl^ington,  ba|  ba§  englifd^e  Par- 
lament bei  Regelung  ber  3:i^ronfoIge  SDlaria  nid^t 
föhnUd^  au§f(|lo^.  2)ie  Ueber^eugung  Don  ber 
Unmögiid^feit  einer  äJerbinbung  mit  ßlifabet^ 
fül^rte  aWario  6nbc  1562  mieber  ben  ®uifen  ju. 
SOtit  bem  Sarbinal  jfar!  Don  Sotl^ringen,  ber  am 
13.  9loDember  1562  in  Srient  angelangt,  unter« 
l^ielt  flc  ebenfo  lebl^fte  Serbinbung,  mie  mit 
ben  irifd^en  ^öuptlingen  0'2)onneQ  unb  @]^ane 
0'9?eiII.  S)afe  9Karia  ber  Don  $iu8  IV.,  gfranf» 
reid^  unb  Spanien  beförberten  fat^oHfd^enSiga  fid^ 
anjufd^Iie^en  geneigt  mar,  barf  man  au§  ber  @en« 
bung  be§  @tep]^an  SBilfon  nad^  9tom  1564  unb 
aus  ber  Snmefenl^eit  be§  ßr^bifd^ofS  Seaton  Don 
®!adgom,  fd^ottifd^en  ©efanbten  in  $ari§,  auf  ber 
Sonfereu)  DonSa^onne  1565  mit  Sted^t  f daliegen 
(Philippson  ü,  259. 273),  menngleid^  bie  baran 
gefnü})ften  Sefürd^tungen  für  bie  Unterbrüdtung 
ber  neugläubigen  Siid^tung  ber  ^gränbung  ent« 
beirren. 

Sür  eine  neue  el^elid^e  Serbinbung  SKaria'S  mar 
Set^ington  in  Sonbon  tl^ötig.  S)ie  ^anb  Jtönig 
ßrid^  Don  Sd^meben,  fomie  bad  ^(nerbieten  be§ 

tergogS  ^einrid^  Don  9lemour3  au3  bem  ^aufe 
aDo^en,  meld^eS  SRarquiS  be  SJlorette  ßnbe  1561 
überbrad^te,  lel^nte  ÜKaria  ebenfo  ab,  mie  bie  öom 
ßarbinal  Don  Sotl^ringen  1563  in  3nn§brudf  gc« 
iplante  ©l^e  mit  bem  Srjl^erjog  ftarl.  93on  bem 
SBunfd^  befcelt,  „bie  größte  ftönigin  ber  SQBelt  ju 
merben",  Derlangte  fle  ®on  ßarloS  jum  ©emal^! 
(Philippson  11,  174;  Documentos  ineditos 
para  la  historia  de  Espana  XXIY,  450).  Mein 
bie|er  $Ian,  meld^er  Dom  fpanifd^en  ®efanbten  in 
Sonbon,  Ouabra,  Sif d^of  Don  äöila,  unb  ben  fpa« 
nifd^en  ©taatSmönnem  befürmortct,  Don  Katerina 
be'  SKebici  unb  ßlifabetl^  aber  ebenfo  l^eftig  bc« 
fömpft  mürbe,  fd^eiterte  an  ber  jaubemben  ^olitif 


$]^ilit)))§  n.  @o  befanb  fid^  SOtaria,  todi 
fabetl^  nid^t  befriebigen  fonnte,  Don  @)Mmfa 
taf[en  mar  uno  nirgenbS  einen  aufrid^tig< 
ratl^er  l^atte,  in  Dergmeifelter  Sage.  ^iM  1 
in  Sonbon  funbgeben,  fie  merbe  il^ren  @att 
ber  ^anb  Slifabetl^  em))fangen.  3nt  ü 
münf^te  eiifabetl^  iebe  ^eirat  ÜRaria'S  iu  '. 
treiben;  um  aber  i|re  nxil^re  Slbfid^t  }u  Dei 
erl^ob  fie  Stöbert  2)uble9  jum  ®raf en  Don  8 
unb  empf al^I  il^n  SOtaria  afö  ©emal^I.  S)iefe 
bemfelben  il^re  ^anb  gereid^t  l^aben,  menn 
bet^  nid^t  eine  Srflörung  über  bie  Xfyxon\o\ 
gelel^nt  ptte.  %ber  aud^  fonft  fud^te  SI 
biefe  S^e  ju  l^intertreiben,  inbem  ^e  bet 
Samle^,  @o]^n  bed  ®raf en  Senno£  unb  be 
SOtargaret  2)ougIad,  an  ben  fd^ottifd^en  ^of 
lieg.  9htn  fa]^f(d^KeciIbaß>getäufd§t.  2)eti 
gemanbten,  menn  aud^  geiftig  bef  d^rftnlten  SN 
Don  bem  ßecil  feinen  ßrfola  bei  SDlaria  ei 
l^atte,  nal^m  bie  fd^ottifd^e  icönigin  aU  d 
an,  nid^t  etma  auS  92eigung  ober  fmnlid^er 
f  onbem  bur  d^  Slif abetl^S  trei^of e  $oIitü  g^m 
meil  2)amle^  burd^  feine  ÜRutter,  eine  red^t 
@fif abet]^§,  9Raria'g  «nred^t  auf  bie  englifd^c 
öerjtörüe  (Philippson  H,  327).  ®raf  2 
S)amle9'§  SSater,  empfing  bie  il^m  aberl 
Klaren  unb  ®üter  gurüdf ;  2)amle^  f elbft,  ] 
17.  gebruar  1565  bei  SWaria  erfd^ien,  mm 
Dorfommenb  aufgenommen  unb  balb  bara 
er  in  eine  fd^mereftranfl^eit  fiel,  Don  il^r  fei 
ppegt.  3tt>iWen  bem  7.  unb  10. 3tpriT  15( 
bie  Königin  ftd^  fogar  im  ©el^eimen  mit  S 
trauen,  maS  Dom  Stanbpunit  ber  @ittlid^lei 
Stüge  Derbient.  3n  @d^ottIanb  fanb  bie  (£f^\ 
fen  Sabel  ebenfo  bei  ben  ftrengen  KalDinip 
im  gel^eimen  Statl^.  92ur  mit  SOflül^e  fonnte 
bur^  3uftd^erung  ber  ®emiffen§frei]^eit  it 
$rocIamation  öom  12.  3uli  1565  bie  öffi 
SReinung  berul^igen.  5Run  faxten  ®raf  4 
unb  beffen  @d^mager,  ®raf  ^rg^Ie,  ben 
SJtaria  gefangen  junel^meu;  bie^uSfül^ruti 
mürbe  burd^  ben  perfönlid^en  ÜJhitl^  ber  R 
im  SRonat  3uli  Dereitelt.  92ad^bem  Sifd^oj 
l^olm  Don  2)unblane  mit  ber  2)igpenfe  ü{ 
gmeiten  unb  britten  ®rab  ber  9Iut§Dermani 
au3  3lom  angelangt,  fanb  am  @onntag  ben  2 
1565  burd^  2io]^n  Sinclair,  ernannten  i 
Don  Sred^in,  bie  5ff  entUd^e  Sinfegnung  Don 
@tuart§  unb  2)amIe9'S  (Sf^t  ftatt.  S)a| 
burd^  bie  SSerbinbung  mit  bem  in  ieber  9e) 
tief  unter  ibr  ftel^enben  ©omle^  ben  De^ 
Douften  ©d^ritt  il^reS  SebenS  getl^an,  fol 
näd6fle  3uhinft  leieren.  ®ie  Slbneigung  bei 
tifd^en  3lbel§  miber  ben  unfelbftönbigen,  li 
mütl^igen  SJtamt  mürbe  Derfiörft  bur^  SSeri 
be§  jfönig§titefö,  mo^u  2)amle^  aud§  m 
Sl^efrone,  meldte  baS  med^t  ber  SJlitregentfd^ 
grünbete,  gu  erlangen  münfd^te.  3ur  6rn 
biefe§  3i€le§  trat  er  mit  ben  fjfeinben  feiner 
lidfien  ©cmal^Iin,  namentlid^  aber  mit  9D 
unb  ©enoffen,  }u  bereu  Sburtl^eilung  3Ra 


aOtaria  Stuart 


770 


fodmad  auf  ben  7.  ÜRär}  1566  na$  Sbinburg 
knfn  ^otte,  in  Serbinbung.  3n  einem  nod^  ber 
6tte  ber  3^  a&gef^Ioffenen  9onb  t)erfpra(i^ 
S)0nb9  bem  (Srafen  ÜRurraQ,  il^n  Dor  ben  tjfol« 
goi  bcS  VufflanbeS  (1565)  )u  f^fi^en,  h)ö]^renb 
Mcfdr  il||m  bie  S^frone,  ober  ou^  jugleid^  bie 
Begriiumuifl  SKccio'S,  mifyx  bie  Uebertragung 
bo:  le|teni  an  S)QmIe9  befömpfte,  }ufogte.  9lm 
6osltQg  ben  9. 9Rör}  1566  erlag  2)ot)ib  Sticcio, 
bo:  Secretör  9Raria'8,  in  ©egennmrt  ber  le^tem, 
km  Seben  ebenfoOd  bebrol^t  toox,  ju  ^ol^roob 
bm  Sollen  ber  Serfd^mörer.  ^aä)  9lau'3  aße» 
■oimi  gemäl^  SRaria,  Don  9Rurra9  unb  ÜRor» 
tOB  gd^ftngt  ben  IBerfd^tt)5rem  Vubieng,  lel^nte 
äkr  i^  Sitte  nm  Segnabigung  ab.  !Dtorton, 
M^,  Sbttl^Den  unb  Setl^ington  h)urben  t)er« 
tarnt  ,S)ie  nSmlid^  SRänner/  fo  l^ielt  fie 
SnsIeQ  fein  Unre^t  t>or,  „meldten  @ie  ben  §of 
mSfta,  treiben  falfd^ed  @piel  mit  Sinnen,  ^i) 
(flk  bhfe  gebröngt,  Sinnen  bie  Sl^efrone  gu  geben, 
dei  neine  Sitte  mürbe  abgefd^lagen"  (Nau,  ed. 
8tfl?eiiBQn  219).  OeffentKd^  löugnete  2)amle9 
fme  Set^Iigung  am  Sliccio^Worb ;  bomtt  batte 
(t  bai  Sonb  oerle^t  unb  fein  fieben  t)ermirft.  %x^ 
IMofi  Seben  IQitng,  mie  ouli  ber  t)om  Sifd^of 
f^bn  Mm  Sunblane  am  11.  Slpril  1566  t)or 
^  V.  geJ^Uenen  Stebe  (SeUeSl^eim  ü,  448) 
leaorge^,  mftl^renb  ber  nöd^ften  Soge  nad^Sticcto^g 
Xobe  an  einem  Sfoben,  unb  bie  Serfd^mörer  be* 
Mßm  iebcn  Serfud^  ber  Befreiung  3ilaua'^  mit 
ha  tobe.  9huc  burd^  eigene  fül^ne  Sntf d^Ioffen» 
W  taOam  fie  in  Segleitung  2)omIe9^d  unb  ber 
SitfinfmnUQ  aus  ^oltiroob  nod^  Shtnbor.  2)ort 
fnndte  fid^  ber  fdnigdtreue  Sbel  unb  trieb  bie 
!laf(tiD9rer  nod^  Snglonb,  mo  fie  auf  Anregung 
9uattfi  @d^  fonben  (Nau,  ed.  Stevenson 
fXCIX).  ®egen  ßnbe  Spril  1566  mürbe  ®raf 
Sbonq  nrieber  in  ®naben  aufgenommen,  morb 
|te  ixm  9leuem  }um  Senotl^er  an  ber  jfönigin, 
iiAoB  er  fie  mit  Sti^ouen  gegen  Somle^  er« 
Wk  beffen  Umtriebe  il^n  CDhtnoQ)  1565  jur 
faqÄnmg  ge}mungen  l^dtten.  9Ritten  unter  oUen 
Mtiat€d^merigfeiten  blieb  9Rona  il^rem  ®Iouben 
tni.  Im  81.  Sonuor  1566  beglüdtmünfd^te  fte 
9hl  V.  }n  feiner  Srl^ebung.  2)ie  tS^nht  ber 
Mft,  bdonte  fie^  meilten  im  9u§Ianbe,  im  3n> 
«en  Brinben  fie  niebergel^olten ;  bod^  fei  ba§ 
fiWmmfie  ju  befflrd^ten.  9m  11.  ^ril  1566 
küMe  Slfd^of  e^Sl^oIm  im  9iamen  beS  f d^otti- 
m  iBm^areS  dor  $iu§  Y.  Obebieu}.  3n 
fncr  Intmort  Dom  16. 3uli  1566  gob  ber  $a))ft 
MeSifid^enmg  auSreid^ber  ^ilfe  unb  fonbte  bann 
tettfdJM^Saureo  DonüRonbooi  mit  100  000  Jho» 
*>  wiS^  S^^ottionb.  SSein  oIS  er  in  $ari§  an« 
Ingle,  empfing  ber  9hmtiu§  burd^  ben  au§  @d^ott* 
taftgdoimnenen  Sefuiten  Sbmunb^a^  betrübenbe 
I^Bißxlllfim  aber  bie  bortigen  3ufiänbe,  megl^olb 
^  fefaK  €cnbnng  aufgab  (Nau,  ed.  Stevenson 
f.  CXLIV).  9lad^  ben  im  txiticanifd^en  ^rd^it) 
VI  enftcfllBi  Paralipomena  be§  Sif (^ofS  3ol^n 
ftflq  Ml  9b|  »erfaßte  aRorio  im  @ommer  1566 
ihiotfciibiL  Ym.  2.Kiiti. 


Dor  i^rer  TOeberfunft  eigenl^änbig  il^r  Segoment, 
meld^eS  2t%Ut),  ^untlQ  unb  Sotl^meO  au  Sermol- 
ttm  be§  Steiges  möl^renb  il^rer  Sel^inberung  be« 
rief.  2Bie  in  2:obe§gefa]^r  empfing  fie  oor  ber 
9lieber!unft  ba§  l^eiligeSocroment  (Forbes-Leith, 
Narratives  113).  «m  19.  3uli  1566  genoS  fte 
eines  ©ol^neS,  beS  fpötem  Socob  VI.  @ie  foä 
bonn  im  ^erbft  beSfelben  dolores  bei  Sotl^meÜ  auf 
@d^Io|  ^ermitoge  einen  Sefud§  obgeftottet  l^oben, 
ber  )ur  ffrönlung  il^rer  ßl^re  ausgebeutet  morben 
ift.  §cute  toiffen  mir  ouS  9lau,  bo^  berfelbe  „oi^ 
Sitten  unb  SRotV'  i^rer  Umgebung  gefd^ol^,  unb 
ba|  bie  jtdnigin  in  ©egenmort  oon  ÜRurro^  unb 
onberen  Ferren  nur  einige  @tunben  bei  Sot^meB 
üerbrod^te  (Nau  239  f.).  IRod^  Sebburgl^  surüdf- 
gefeiert,  mo  fie  bie  affifen  abl^ielt,  erfronfte  bie 
ftönigin  an  ®ift.  9luS  ber  j[üngft  Don  SmoQ  Der* 
öffentlid^ten  ^^SBiUenSerRörung  ber  Äönigin9Raria 
Don  ©d^ottlanb  jur  3cit  i^rer  fd^merftcn  ftronf« 
l^eit  nebft  il^ren  Gebeten  unb  ßrmol^nungen"  ent« 
nel^men  mir,  ba|  fie  5IJhirra9  ouff orberte,  im  ^oSit 
il^reS  SobeS  bie  ^otl^olifen  nid^t  ju  Derf olgen,  unb 
ba^  fie  als  fromme  Jtotl^oUfin  fid^  auf  ben  Xob 
Dorbereitete.  Um  bie  nömlidbe  3^it  ntu^  boS  Ser« 
]^öltni|  ^mifd^en  3Rax\a  unb  Somle^  nod^  ^eit- 
meiliger  ^uSföl^nung  eine  @t5rung  erfol^ren  '^oben. 
S)enn  mol^renb  il^reS  Suf  entl^olts  in  @d^Io^  Sroig« 
miliar  im  ffiecember  1566  »urbe  ber  ßönigin 
burd^  Sotl^meÜ,  ^untl^,  ^rg^Ie  unb  Set^ington 
bie  @d^eibung  Don  S)amle9  ongefonnen,  moS  jie 
aber  cntrüftet  ablel^nte.  Sejt  Derbanbcn  fid^  bie 
nämlid^en  SKönner  in  einem  Don  Salfour  entmor- 
f enen  Sonb  ^ur  ßrmorbung  Somle^'S  (Hosack, 
Mary  and  her  Accus.  I,  166). 

Die  am  24.  S)ecember  1566  ber  Königin  ob* 
gebrungene  Segnobigung  ber  an  Sicdo'S  9Korb  be» 
tl^eiligten  ^beugen  brod^te  Somle^^SUnmillen  jum 
^uSbrud§.  Obmol^I  auf  @d^IoB  @tirUng  onmefenb, 
l^atte  er  pd^  Don  ber  am  16.  2)ecember  1566  Don 
Sr^bifd^of  ^omilton  Don  @t.  ^nbrems  bafelbjt 
no^  fotl^olifd^em  StituS  gefpenbeten  Saufe  3a» 
cobS  VL  femgel^alten.  3cjt  brod^  er  nod^  ®laS» 
gom  auf,  erfronfte  ober  im  Sonuor  1567  an  ben 
Slottcm,  toö^renb  Sotl^meK,  SKorton  unb  SJloit« 
lanb  auf  @d§Io|  SBittingl^om  burd^  einen  Sonb 
feinen  Sob  bef^Ioffcn.  Sm  21.  3anuar  1567 
fom  SRorio  in  @Io§gom  on,  übemol^m  f ogleid^  bie 
$f(ege  il^reS  ©emol^IS  unb  brod^te  il^n  bann  nod^ 
dbinburg,  mo  er  in  ber  ^ropftei  Äirf  of  Sielb 
feine  @enefung  obmortete.  ^ier  befud^te  SRorio 
il^n  Sog  für  Xog.  Do  flog  ptö^Iid^  in  ber  9lad^t 
Dom  9.  auf  ben  10.  gfebruor  ©omle^'S  §au8  in 
bie  Suft,  toäl^renb  er  felbft  im  ©orten  erbroffelt 
gefunben  mürbe.  3)en  3wftanb  SKorio'S  unmittel- 
bar nad^  ber  Sl^ot  fd^ilbert  ein  augen^eugc,  ©ei« 
gneur  be  SIemouIt,  oIS  Derjmeifelt  (Nau,  ed. 
Stevenson  p.  CLSI).  Dbmol^I  bie  öffentlid^e 
TOeinung  mit  ^tä^i  Sot^mcII  oIS  S^ötcr  bcgeid^- 
nctc,  fo  mürbe  er  bcnnod^  om  12.  april  Don  biefer 
hinflöge  freigefprod^en.  S)o§  am  14.  5lpril  Der- 
fommelte  $arIoment  fonnte  jie|t  bie  Don  ber  ßö- 

25 


771 


ÜRaria  @tuatt 


772 


nigin  bcm  l^ol^cn  SIbel  gcmad^tcn  SBergabungcn, 
meldte  2)omIe^  ftetS  (efömpft  l^atte,  unbel^inbert 
ÖcncWtö«".  lieber  SWarta  aber  fom  bie  größte 
Prüfung  il^reS  SebenS,  inbem  tl^r  eine  neue  &)t 
mit  SSotl^toefl  ongefonnen  »urbe.  9lQd^  ben  Pa- 
ralipomena  be§  ^ifd^ofS  SeSleQ  „l^aben  bie  gei[t> 
liefen  fiorbg  unb  ber  größte  S^eil  ber  »eltlid^en 
Sorb§,  fotoeit  fie  pm  fat^olifd^en  @Iauben  ftan* 
ben,  biefe  6^e  befämpft".  Sic  „toomten  öor  bie= 
fem  ©d^ritt,  ber  unerlaubt  fei  unb  bie  ßönigin  mit 
©c^anbe  unb  ©d^merj  bebeden  »erbe"  (Forbes- 
Leith,  Narratives  123).  SBieberl^oIten  „brin- 
genben"  Einträgen  fe|te  SKario  il^r  3ein"  ent- 
gegen, aber  burd^  eine  einftimmige  Sittfd^rift  be§ 
3[bel§  ,,Ieb!^aft  öerfolgt"  (poursuivie  trös-in- 
stamment),  \>tx\pxaä)  fte  Prüfung  ber  @ad^e  (Nau, 
ed.  Stevenson  245.  246).  3e|t  ging  Sotl^mell 
tl^atfäd^Iid^  \>ox,  nal^m  SRaria  ouf  il^rer  ^eimfel^r 
oon  ©tirling,  »o  fie  il^r  ffinb  befud^t,  gefangen, 
entführte  fte  nad^  S)unbor  unb  erprelte  il^re  Sin» 
miOigung  ^ur  &)t.  SeSle^  t)ermut]^et  babei  bie 
^nmenbung  unerlaubter  narfotifd^er  Sßittel.  SBöl^» 
renb  Sotl^iieUg  fatl^olifd^e  @ema]^Iin,  SabQ  3ane 
©orbon,  ftd^  beim  proteftantifd^en  Sonftftorium 
megen  Sl^ebrud^S  il^reS  9)lanne§  Don  biefem  trennen 
lief,  ftrengte  ber  proteftantifd^e  Sot^toell  felbft 
beim  fatl^olifd^en  Srjbifd^of  ^amilton  t)on  @t.  ^n» 
brems,  meld^em  bie  Königin  am  24.  SDecember 
1566  5lu§übung  feiner  SuriSbiction  gcftattet  l^atte, 
bie  ©d^eibungSüage  an  unb  erlangte  eine  92unitöt§« 
erflärung,  »eil  baS  ^inbemi|  ber  SIutgDenDanbt» 
fd^aft  jtDifd^en  il^m  unb  ber  Sab^  ®orbon  nid^t 
gel^oben  h)orben.  S^^'^^  ftnb  bie  $ro5e|acten  nid^t 
mel^r  Dorl^anben,  aber  e8  ^at  ftd^  bie  ®i3penfation§» 
urfunbe  beS  fiegaten  unb  Sr^bifd^ofS  Hamilton  t)om 
17.  Ofebruar  1566  (Stuart,  A  lost  Ghapter  4; 
Lindsay  9. 10)  erl&altcn,  meldte  bem  belegirten 
SRid^ter  nid^t  unbefannt  fein  fonnte.  3nbc|  ift 
5U  bead^ten,  ba|  bie  2)i§pen§,  h)ie  fte  ^eute  Dor» 
liegt,  nad^  Hrd^Iid^em  SRed^te  ungültig  toax,  mil 
ber  Segat  nur  bie  beftel^ettbe  SIutSDermanbtfc^aft 
l^ob,  o^ne  ba§  ^inbemi|  ber  gemifd^ten  ^Religion 
(Sotl^men  mar  feit  Salären  eine  ^auptftü^e  ber 
9tef  ormirten)  ju  bead^ten.  Ob  bem  Hrd^Iid^en  9lid^» 
ter  biefer  Umftanb  aufgefattcn,  Iö|t  fi^  ebenfo 
h)enig  beurtl^eilen,  als  bie  moralifd^e  @d^uß>  ber 
jfönigin,  toeld^er  man  bie  (Srtl^eilung  einer  S)i§« 
penfation  mal^rfd^einli^  Derl^eimlid^t  |at.  3eben« 
falls  empfanb  fte,  xo'xt  SeSle^'S  Paralipomena 
geigen,  itter  bie  am  14. 9Wai  1567  nad^  proteftan« 
tif d^em  !RituS  mitSot^meE  eingegangene  &)t  hxU 
tem  SReucfd^mcrj,  bem  fte  öor  SeSle^  in  bewegten 
SBorten  ^uSbrud  gab.  Um  $ftngi)en  beid^tete  unb 
communicirte  fic  (Porbes-Leith,  Narratives  1 23). 
^aä)  ürd^Iid^em  ^td^i  Wax  bie  Sierbinbung  Wa« 
ria'S  mit  Sot^ioeK  wegen  gurd^t  unb  3>oangeS 
ungültig.  9luf  biefer  Slnfd^auung  rul^te  ber  jüngft 
mitgetl^cilte  ßrla^  Dorn  15. 3uli  1571,  in  »eldffem 
^iuS  V.  brei  fd&ottifd^e  $rälaten  mit  ber  Unter» 
fud^ung  biefer  &)t  unb  beS  il^r  entgegenftel&enben 
§inbemiffe§  ber  vis  et  metus  betraute  (§iftor. 


Sal^rb.  VI,  157),  fotoie  ber  üon  ber  Äöntgin  bc» 
nad^  3tom  reifenben  Sifd^of  SeSle^  1575  gegdbou 
Auftrag,  bei  @^regor  XIU.  gu  bemirlen,  ^ber  ^peb 
Kge  fHattx  möd^te  bie  ol^ne  aUeS  Siedet,  fonbem  mi 
©runb  eines  ©d^einprogeffeS  (pretended  proo» 
dure)  gtoifd^en  mir  unb  Sotl^mea  eingegangnu 
fog.  &)t  als  nid^tig  erflören''  (Nau,  ed.  Stevensoi 
p.  CLXXI).  etma  einen  ÜRonat  befanb  Stou 
fid^  in  ber  ®ett)alt  Sotl^toeUS.  S)a  Derbanbei 
ftd^  bie  nömlid^en  Serfc^toörer,  teel^e  am  9Rotb( 
S^iccio^S  unb  2)amIe9^S  ftd^  betl^eiligt  l^atten,  attd| 
gegen  Sotl^toell.  %m  Sarberr^  ^iU  ftieften  bi 
^eere  Sotl^toeHS  unb  ber  öerbünbeten  ®ro|en  ou' 
einanber:  ^otl^toeQ  marb  gefd^Iagen,  erl^ielt  freier 
^bgug,  ^0^  nad^  ben  Orfaben,  bann  nad^  Stömt^ 
mar!  unb  ftarb  bafelbft  1578  als  ©efongener. 
teal^renb  SRaria  auf  bem  in  einem  @ee  gelegene! 
@d^Io^  Sod^leöen  eingeferfert  würbe,  ^ier  gioaiif 
man  fte  am  24.  3uli  1567,  il^re  ^banfung  )i 
unterjeid^nen,  wogegen  il^r  @o|n  Sacob  "VI.  os 
29.  3uli  SU  @tirling  gefrönt  mürbe.  SRoria'i 
^aft,  möl^renb  bereni^re  ©efunbl^eit  erjlarfte  uni 
il^re  tJfrömmigfeit  ftd^  vertiefte,  enbete  mit  i^re 
^ud^t  am  2.  max  1568.  9ber  fd^on  am  15. 3Xa 
t)om  S^egenten  @rafen  ÜRuna^  )u  Sangfibe  be 
©laSgom  gefd^Iagen,  flol^  fte  gegen  ben  Statin  \fycti 
beflen  t^reunbe,  namentlid^  beS  Srgbif c^ofS  ^amU< 
ton,  auf  englifc^eS  @ebiet  unb  morb  l^ier  fogUid 
als  ©efangene  bel^anbelt. 

m.  2Karia  in  gnglanb  (1568—1587) 
®  egen  SRaria  waren  t)on  il^rem  ^albbruber  SRurro! 
mand^erlei  SSerleumbun^en  auSgefireut  morben 
namentlid^  würbe  fte  ber  SOtitfd^uIb  am  £obe  il^ 
Ie|ten  ®ema|^IS  bejid^tigt.  3ur  Unterfud^ung  bie 
fer  Sefd^Ibigungen  berief  Slifabetl^  tmter  ben 
Sorft^  beS  ^erjogS  Don  9torfoIf  eine  Sonfereq 
nad^  |)orf  im  October  1568.  S)aS  erfte  Slnftoge* 
material  gegen  SOtaria  erfd^eint  bereits  in  etnei 
angeblid^en  ^cte  beS  fd^ottifd^n  gel^eimen  9ta£^ 
Dom4.S)ecemberl567.  ^ofadC,  weld^erbiefämmt' 
lid^  im  Original  nod^  öorl^anbenen  ^otoMb 
unterfud^t  l^at,  erflört,  ba|  fte  eine  fold^e  SLcte  nid^ 
entl^alten.  Sßäl^renb  bie  angeblid^e  9cte  Don  9n^ 
fen  SOtaria'S  rebet,  bie  fte  an  Sotl^wdl  „gefd^ 
ben  unb  unterjeid^net'',  tragen  bie  in  ^orf  vaA 
SBcftminfter  t)orgeIegten  ^Saffettenbriefe"  fdn 
Unterfd^rift,  woraus  bie  Unöd^tj^eit  iener  9cte  er» 
beut  (Hosack,  Principal  Charges  27—29) 
Unter  Saffettenbriefen  Derftel^t  man  ad^t  Sriefe 
weld^e  in  einem  mit  bem  93ud^ftabenF  (Sfranjn. 
TOario'S  erfter  ®tmdffi)  gezierten,  bem  ®rafei 
Sotl^well  gel^örenben  ^öft^en  lagen,  baS  9ot^ 
wellS  S)iener  S)algleifb  auS  @d^Io^  Sbinburg  fä 
feinen  §erm  1568  abholen  foDte.  Sitrd^  (Bta 
Worton  würbe  ber  Ueberbringer  feftgenommen 
unb  fo  !am  baS  ßöftd^en  in  bie  §anbe  SJhtrra^'S 
ber  es  in  ^orf  öorjeigte.  ©eit  1889  fcnnen  toi! 
ben  Don  Worton,  bem  einzigen  Slugengeugen,  ffamt 
menben  Serid^t  über  bie  Sntbedbtng  ber  Saffettc 
Sr  ermangelt  inbe^  einer  genauen  9uf)a]^!ungbe 
@d^riftftüäe,  unb  au|erbem  Dermi^t  man  ben  ^in 


773  anaiio  Stuart.  774 

■ä,  litfc  tiic  am  7.  unb  8.  SJtccmb«  in  SCßtft'  traurige  Unttrbnd^ung  erlitt  Set  ^lufent^t  in 
■iiPit  Mcgcltslat  Sriefe  mit  btn  atn  21.  Suni  trni  ftu^ten  Sßotinungen  ju  tSoIton,  Xutburt), 
ISM  gefimtioim  ibentiid^  feien.  3a ,  ÜRortoiiS  ©^effidb  unb  g^tSraort^  oerutfa^tt  9Karia  %ef« 
Sttoaptnis,  tr  ^bt  bie  ealfttte  Don  Slnfong  6i3  tigen  Sl^eumattSmuB,  mä^ienb  bei  i^r  aie  ^flter 
jn  8.  Sltcnnm  1568  auftxtca^rt,  fittbet  i^rc  befteltte  ©raf  @l|tem3burq  fit  mit  au§gefm$ttc 
iffldtlle  ffiibnltgune  in  einer  Slcte  beS  fcEiottilcEien  tRo^tit  be^anbette,  unb  beffen  @emiil|lin  fogat  ntit 
|i|eiiim  Xd^  Dom  15.  (septembtr  1568,  ucl-  btn  SBaffen  ber  älerltumbung  i^rt  @^ie  angriff 
i|b  to,  Shlrrop  fyxit  am  erjlgtnannten  Sage  (Opifc  II,  244).  eiijabef^  liefe  (§  in  ifirem  6e- 
ltilii^tttiHm3)'Iortonem))fangen(|>ifbr.3afirb.  fanntm  @eij  manchmal  an  ber  bürftigflen  ^u8> 
111,782).  3n  Horf  geigte  2Jlurra5äumtSeiDeife,  ftattung  «ffiaria'S  Jetilen,  f^ute  fic^  aber  ni^t, 
t^Sot^lodl  fe  mit  il^rer  ginnilligung  entführt  beren  ^abelmalereien  anjune^men  unb  babei  ju* 
titt,  fnnf  ongtblid^e  Sriefe  aitana'B,  Don  benen  glei^  i^ren  ültorbtilan  immer  »orfic^tiger  gu  ent- 
■d  M»  ®I(^flDD,  gUKi  anbere  Don  <StirIing  an  nicfcln.  3a^relang  blielb  i^r  ber  Seijlanb  eineS 
laaäet  gef  ^rieben  flnb.  ©erlebte  SBrief,  ur-  Sßriefterä  Derfagt.  Set  jur  ä8efreiuno9JJüria'3  Bon 
ktÜKgli^  üä)t  unb  framBfiic^ ,  enttiält  in  ber  ben  @raf en  Dbri^umberlanb  mib  SBe^morelanb 
BBlil^  Ueberfe^g  offenbare  Interpolationen  1569  unternommene,  aber  Don  ifir  nic^t  gebilligte 
(Hottck  L  0. 36).  33er  99rief  beS  englifii^en  Som-  Sluffianb  mufetc  elenb  fctieitern  unb  (onnte  bie  §ärte 
»Ünfl,  5«rjog8  Don  ©ufl'E.  an  iDfinifter  Uecil  i^rerflage  nur  Derfrfiärfen.  gmpörenb,  tniberalleS 
tM  22.  October  1568  geigl  beullict),  bofe  bie  natürli^e  @efübl  war  bei  1569  Dom  f^nttifc^en 
(«MKiffan  Staria  für  nnfc^ulbig  hielten  unb  Slegenten  @rafen  SThirraQ  untemommet»,  Don 
fB^ttten,  fie  md^te  jj^t  gegen  3Jhirraq  erfolg-  ffno;  unteiftü^te  SSerfu^,  bie  SluSlieferung  Wa- 
ni4  Ml  anHage  auf  SoUbringung  be§  SRiceio-  ria'e  an  bie  f  ^ottif  ^e  Regierung  gu  eaeit^en.  Dlur 
BlKb««  ei^bm  (Hosack,  Mary  and  her  Accus.  baS  energifc^e  Eingreifen  be§  SBift^ofiS  üeäleg  ton 
I,  S18).  Kinnnebr  gog  glifabetli  bie  fflerSanb«  SRofe,  Weichet  babei  buit^  bie  ©efanbten  ber  (atbo- 
bngm  tto^  Sßje^inftei  unb  ^ompton  Kourt,  lijctten  IRät^le  nnterftüjil  mürbe,  uereilelte  biefen 
»  Rartai)  btn  ©oben  ff^on  untenoi^It  bolte.  ^lan  unb  bamit  ben  SPtorb  ber  ÄBnigin.  IIB 
lie  |n  port  in  fi^Dttif^  ©pra(^e  Dorgelegten  bann  ÜRurrag  im  Sanuar  1570  ermorbet  fflorben 
dfittteiStitfe  geigte  er  jii  SBeftminfter  in  fran-  war,  niurbe  genr^  Äilligrem,  mit  einer  „btut» 
Äii^et,itnbouBerbembtei  anbere  Brief  eSRario'S,  bürfiigen  3nftructiDn"  6eciI8  Derfe^en,  1572  on 
»lUleid^fl^t,  aberni^anSBotbmen,  fonbem  ben  fdiottifi^en  SRegenten  (Srafen  9Jlar  ju  fi^n« 
■tlanileQ  geriii^tet  Tinb.  SDie  neuefte  ftritit  Der-  ticken  Eßeitianblungen  gefonbt;  biefe  ((^eiterten 
■(ifl  ben  tni^tigflcn  oerfelben  aI8  großartige  gÖI-  aber  ebenfaltfl  an  bem  Siobe  beS  Sejtem.  SDen 
f4u.  3)amit  ip  gugleic^  ben  übrigen  Briefen  ^ergog  uon  SlorfoH,  meli^er  mit  Srfolg  um  üRa« 
te  Sollen  entgogen.  Jfianfe'a  ©lanbpunR,  nac^  ria'S  ^anb  gemorben,  erreid^te  auä  biefem  ©runbe 
M^  btt  Soffettenbricfe  „inber^auptfa^un'  als  ^oc^berrät^er  1572  ein  jätieä  @(^iiffal,  mo* 
MitSaftä^fpnb.iftgängliii&Derallel.  ©iefinb  mit  ber  Untergang  ber  gartet  ber  Sd^otten- 
>idK|t  .ein  Sügengeloebe,  Don  folc^er  £ur(b'  fönigin  in  @nglanb  befiegelt  mar.  3m  3Ronal 
miigttit  ba|  nur  eine  (lorteüfdie  unb  oberflädd-  Slugufl  1573  mu|te  ©(^Top  Sbinburg,  Ucldiel 
^i  9cf4i<^4reibnng  baoon  getäufii^t  werben  flirlolbp  of  @rangc  unb  ^Dlaitlanb  Don  Setbington 
ML  ni4t  einmal  auSgeflattet  mit  S)atum,  ^U'  für!inariabet)aupteten,  fitbonben9tegenten<InDr• 
IIbt  «ät  Unttrf^ft,  flnb  fie  aui^  faibliii^  }i)ltäit'  ton  unb  ein  englift^eS  ^eer  ergeben,  nomit  Wana 
toi  fimiloB  mib  immögli^"  (Beffer  377).  3n  i^re  legten  ^Parteigänger  in  ber  §eimat  Derior. 
te  g^liißiw^anblung  am  10.  Sanuar  1569  Ühir  jum  ©c^ein  liefe  Clifübetb  mit  bem  Bifd^of 
tpimXiüiflei  £tril  bie  fct)ottif[^e  ffbntgin  Don  SeBleq  über  SRaria'SStüfffebrnaii^Sc^ottlanb  Der* 
Bin  lirilagtn  frei  Sätirenb  aber  @raf  Slurra^,  l^anbeln,  unb  bie  über  bie  nSmlicCie  Sroge  jDift^cn 
taStif^lDSrer  unb  falfdie  Slntläger  feiner  fSnig-  3Jtana  unb  bem  SRiniftei  Secil  ju  SbQlStDort^ 
^a  6(^m!ftei,  mit  einem  @efä)enl  Don  5000  ftattge^abten  llnterrebungen,  uorüber  SJlaria  am 
lüSLobietfcnburfte,  nmrbe  SRaria  gegen  oDeS  31.  Oclober  1570  on  ^\uS  V.  benotete,  ent> 
HORTtd^  aß  @efaiigene  gurüdbcbotten.  S)a€  bc!)vten  burri)  Slifabet^8  leere  ^uBflüc^te  beB  ge< 
>Hte^l(  <^u(^  bei  englif^  Siegierung,  tuiinjdjtcn  l£rfolge§.  ^uc^  baS  ungef^ictte  Unter» 
Snia  mi^  nbbonfra,  tnopr  man  fogar  i^ren  uelimcn  bc^  in  Sonbon  anfäfftgen  italienift^en 
taKi  Sbttobei  99if cbof  SeSIep  gemonnen  balte,  -^auf^erTn  3iibalfi,  meld^eS  gerabe  megen  feiner 
*Ht  fit  bi$anli^  ab.  3n  ber  Sbat  märe  biejer  Uitgeiä^rliditciigueinetStaatäfa^etrftenKongeS 
6Wt  Mit  Snerfennung  i^rer  ©(^ulb  glei^-  Biifsiebuiiidit  lourbe,  ^atte  für  OToria  uerfc^ärfte 
wilmb  flewefen.  ^uf'l  ^ur  ^o\g,e  unb  brachte  SeSIeg  geitmeilig  in 
S*  Vfun  17  3al|re  nwren  für  ajtaria  eine  öeii  Imüer.  Xie  Hoffnungen,  meiere  ÜKaria  an 
3*^itefrt  iBefaiiaenJi^att,  meiere  nur  burt^  bie3:brDnbepeigungibre§@c5raageriHeinriil^III. 
fiWK^Berfiu^,  ^ Si^lat^topfer  in  ftetS neue  Don  ffranlreic^  1574  fnüpfle,  erroiefcn  M  ebenfo 
SoHlDfciinsen  gegen  boB  ©taalSoberboupt  gu  trügerifd^,  als  bie  romantifc^cn  5ßlane  beS  Ibalen- 
Uridtfi  tmb  bie  immer  mäkliger  oufteimenbe  buriügenStatllialterSberÜIiebetlanbe,  EonSuon 
MNmaWorio'8  auf  Sefreiunggutouf^en,  eine  b'tttufhio  (1577).    iHunme^r  je^le  bie  flönigin 


775 


ÜJlaria  Stuart. 


77« 


il^r  Vertrauen  auf  il^rcn  ©ol^n  3acob  VI.,  bcr  im 
Saläre  1578  bie  Sleötcrunö  ©d^ottlanbS  über« 
nal^m.  «ber  leiber  blieb  ®raf  aJlorton,  TOoria'S 
3i)bf einb,  aud^  ie^  nod^  aUmöd^tig  unb  ftürate  f o» 
öor  bie  fotl^oBfd^e  Qfamilie  ber  Hamiltons  (Porbes- 
Leith  138).  Um  SDlortonS  ginftui  a«  bred^en, 
fam  6§m6  ©tuort,  §err  t)on  Subign^,  ein  SSctter 
©amle^'S,  an  ben  §of  nod^  gbinburg,  too  er  bie 
JKiffionStl^ätiöfeit  ber  Sefuiten  ßrid^ton  unb  C)oIt 
unterftü|te  unb  aJtaria'S  $Ion  ber  affodation 
(Sacob  VL  oIS  il^r  aWitregent)  f  örberte.  aber  bcr 
©tura  aJlortonS  (1581)  erbitterte  glifabet^  ber« 
art,  ba^  fie  burd§  @ir  SRobert  Seale  neue  93er« 
^anblungen  mit  SKaria  in  ©l^effielb  jur  Shird^« 
freujung  ber  Sffociation  einleitete  unb  nad^  ber 
Qflud^t  (1582)  beS  jum  ^erjog  öon  Sennos  er« 
l^obenen  QM6  ©tuart  mit  Srfolg  an  ber  Sren« 
tmng  SacobS  VI.  öon  feiner  SKutter  arbeitete. 
€in  miOtommened  SBerljeug  il^rer  ^olitif  fanb 
Slifabetl^  an  bem  f ormgen)anbten  unb  t)erfd^mi^ten 
aitafter  $atrid  ©ra^,  meld^er  in  $arig  gebilbet 
unb  in  bie  gel^eimen  $Iane  ber  ®uifen  unb  ber 
fd^ottif  d^en  gflüd^tlinge  jur  ^Befreiung  ber  ©d^otten« 
(5nigin  eingeteeil^t  h)ar;  biefe  tl^eüte  er  in  8on« 
bon^  tt)o  er  als  ©efanbter  3acob§  VI.  erfd^ien,  ber 
Regierung  mit.  3lud^  Sacob  VI.  fteKte  alle  99e» 
mül^ungen  5ur  ^Befreiung  feiner  ÜRutter  ein  unb 
toarf  fi^,  burd^  englifd^e  §eere§mad^t  gejhiungen, 
eiifabet^  h^iHenlod  (1586)  in  bie  Slrme  (Forbes- 
Leith  211).  Um  bie  dffentlid^e  SReinung  gegen 
5IJlaria  auf juregen,  l^atte  ®raf  Seicefter  1584  ben 
Sonb  ber  äffociation  in'8  SDBerif  gefegt,  ber  alle  unb 
iebe,  bie  irgenbmie  ber  jfönigin  nad^  bem  Seben 
ftrebten,  mit  bem  Zobe  bebrol^te,  teöl^renb  Slifa« 
betl^  im  aJlonat  Slpril  1585  ber  ©d^ottenfönigin 
ben  eifemen  Puritaner  ©ir  9lmia8  foulet  aI8 
)üter  befteflte.  3m  99unbe  mit  bem  öerrötl^erifd^en 
iriefter  ®ilbert  ®ifforb  gelang  eS  bem  ©taatS« 
fecretör  SBalfmgl^am,  bie  ftönigin  t)on  ©d^ott» 
lanb  in  baS  Somplot  beS  9nt|on9  99abington 
}u  t>tttoxdtln,  meld^eS  ben  Untergang  Slifabet^S 
unb  bie  Befreiung  SKaria'S  anftrebte.  3n  einem 
93riefe,  ber  öon  Jebem  benfenben  SKenfd^en  aß  öer« 
fälfd^t  angefel^en  werben  mufe/foHte  bie  ©d&otten« 
fönigin  ba§  Som^Iot  gebilligt  l^aben,  h)ö^renb 
5IJlaria  in  il^rem  urfprüngüd^en  ödsten  ©riefe  lebig« 
Kd^  ben  $Ian  ju  il^rer  Befreiung  genel^migt  l^atte. 
8i8  ju  il^rem  Sobe  l^at  fie  feierlid^  in  3lbrebe 
gejieUt,  je  einen  fold^en  ©rief,  toie  man  il^r  an- 
gebid^tet,  gefd^ricben  ju  l^aben.  9Son  Sijall  warb 
2Karia  mit  größter  SRüdtfid^tSIofigfeit  nad^  ©d^Iofe 
gotl^eringl^a^  gebrad^t,  auf  ®runb  bcS  gefälfd^« 
ten  93riefe§  an  Sabington  l^ier  ber  Setl^eiligung 
am  ÄöntgSmorb  angeflagt  unb  mit  allen  gegen  eine 
©timme  im  ©erid^t  ju  SBeftminfter  am  25.  De« 
tober  1586  jum  Sobe  öerurtl^eilt.  S)en  anfäng« 
lid^en  SDBiberftanb  glifabetl^S  gegen  bie  Untcrjeidl« 
nung  beö  SobeSurt^eilS  fud^te  ba§  5IKinifterium 
bur^  fünftlid^e  Slufregung  ber  öffentlid^en  SKei« 
nung  unb  beS  Parlaments  gu  bred^en.  9lm  liebjien 
l^ätte  fte  gefel&en,  wenn  ©ir  SlmiaS  foulet  SKaria 


auf  gel^eime  Sßeije  au§  bem  SBege  geröumt;  bot 
biefe  für}  t)or  ber  ^inrid^tung  an  $ouIet  gefatüH 
3umut]^ung  l^at  biefer  99eamte  abgelel^nt  Sh 
aud^  felbft  bann,  teenn  er  feiner  ©ouDerantn  biek 
2)ienft  erliefen,  mürbe  il^n  baS  nömlid^  ©d^iil|( 
tt)ie  aQe  übrigen  beim  Srla|  unb  ber  SluSfül^nmg  b< 
XobeSurtl^eilS  bet^eiligten  93eamten,  bie  in  C9en 
unb  äJerad^tung  geftorben,  eneid^t  l^oben  (Eervy 
de  Lettenhoye  11,  441—491).  @o  mürbe  boi 
am  8.  Sfebruar  (alten  ©HI3)  1587  ju  Sfoti^edtif 
l^aQ  ba§  2:obe§urt]^eiI  an  SRaria  ©tuart  doUftred 
®en  93eiftanb  beS  $riefter§  ®u  $r6au  l^tte  ^ 
let  ber  Königin  abgefd^Iagen.  Um  fo  eifriger  ^ 
fte  burd^  ®ebet  unb  ^f^inbeSliebe,  fott)ie  bnn 
energifd^eS  !Be!enntni^  be§  fatl^olifd^en  ©louben 
gegenüber  ben  löftigen  3umut^ungen  beS  angt 
canifd^en  2)ombecanS  ^etd^er  il^ren  legten  @an 
gel^eiligt. 

SOtaria  unb  Slifabetl^  erf d^einen  in  biefem  6InÜ 
gen  Srama  als  bie  Vertreterinnen  Don  jmei  ft< 
einanber  be!öm))f enben  Sßeltanfd^auungen.  „S)ttn 
93anbe  beS  SlutS  mit  einanber  Derbunben,  fin 
fie  burd§  eine  unüberfteiglid^e  jfluft  auf  bem  ®< 
biet  beS  ®eifte§  getrennt.  Slifabet^  ift  baS  @qtt 
bol  geiftiger  Stegfamfeit  unb  nationalen  ^ 
fd^ritt§^  ber  inbe|  um  ben  $rei3  ber  SBafrl^ 
unb  ®ered^tig!eit  erfauft  h)irb.  SRaria  bageg* 
bleibt  bem  alten  ®Iauben  treu  unb  t)erliert  lidb 
ffrone  unb  Seben,  als  ba^  fte  il^re  religiöfe  Ueb« 
jeugung  preisgibt.''  2)ennod^  rrfül^Ien  pd^  bei 
jföniginnen  mit  einer  ©^mpat^ie  ju  einanber  1^^ 
gebogen,  bie  mit  ber  ®en)alt  eines  ©d^ic^alS  mhi 
^ie  eine  folgt  ber  anbem  mie  ber  ©d^atten  l^i 
jförper''  (Nau,  ed.  Stevenson  p.  X).  äRoric; 
Sl^arafter  l^at  feine  geftigfeit  in  ber  ©d^ule  b 
unfäglid^en  Seiben  erlangt,  bie  Slifabetl^  über  f 
t)er^ängte.  iBermeintlid^  ben  3ntereffen  beS  neoa 
®IaubenS  unb  ber  ^förberung  nationaler  @tiy^ 
bienenb,  l^at  (Slifabet^  il^rer  Safe  SRaria  bie  Stam 
beS  aWart^riumS  gefid^ert.  ÜRit  Sed^t  bemerft  ba« 
l^er  Senebict  XIV.,  ba^  tool^I  feine  öon  jenen  8e 
bingungen  bei  il^r  fel^Ie,  meldte  ^u  einem  mal^ 
5IJlart9rium  erforberlid^  finb  (Bened.  XIV.,  D< 
canoniz.  Sanct.  1. 3,  c.  13;  Opera,  Prati  1840 
in,  119). 

Siteratur.  John  Hosack,  Mary,  Queei 
of  Scots,  and  her  Accusers,  2.  edit.,  2  vola 
Edinb.1870;  The  same,  Mary  Stewart.  Abrie 
Statement  of  the  principal  Charges  brough 
against  her  with  Answers  to  the  same,  Edml 
1888 ;  D.  Stuart,  A  lost  Ghapter  in  the  Histor 
of  Mary,  Queen  of  Scots,  discovered,  Edinl 
1874;  J.  Morris,  The  Letter-Books  of  Si 
Amias  Foulet,  London  1874;  Xl^eob.  Opii 
9Jlaria  ©tuart,  2  Sbe.,  grcib.  1879;  JohnSmaÜ 
Queen  Mary  at  Jedburgh  in  1566,  Edinl 
1881;  g.  Seffer,  SKaria  ©tuart,  SDamle?  un 
SSotl^toen,  Sieben  1881 ;  ®.  ©epp,  Sagebud^  b< 
Äönigin  SK.  ©tuart,  SDIünd^cn  1882;  §.  »r^ 
lau,  S)ie  goffcttenbriefe  ber  Äönigin  SK.  ©tuor 
Seipjig  1882;  93.  ©e^jp,  Die  ßaffettenbriefe.  giti 


777 


5IJlario  lerefia. 


778 


Snrikenmg  an  p.  Sre^Iou,  9Ründ^en  1884;  J. 
SterenBon  S.  J.,  The  History  of  Mary  Ste- 
wart from  the  Murder  of  Riccio  until  her 
Ffight  into  England.  By  Claude  Nau,  her 
Seeretary,  Edinb.  1883;  The  same,  Mary 
Stuart,  a  Narrative  of  the  first  eighteen 
Tean  of  her  Life,  Edinb.  1886;  Colin  Lind- 
uj,  Mary,  Queen  of  Scots,  and  her  Marriage 
with  fiothweU,  Lond.  1883 ;  Will.  Forbes- 
Lath,  Narratives  of  Scottish  Catholics  under 
}bij  Stuart  and  James  VI.,  Edinb.  1885; 
Ninian  Winzet,  Certain  Tractates,  edid.  J.  E. 
Hewison,  Edinb.  1888 ;  Eervyn  de  Letten- 
bore,  Marie  Stuart.  L'oeuvre  puritaine, 
2to18.,  Paris  1889;  M.  Phih'ppson,  Histoire 
do  regne  de  Marie  Stuart,  2  vols.,  Paris  1891 ; 
1  MtSfftim,  ®efd^.  b.  tai^ol  SHxä^t  in  S^ott* 
ha^,  2  «be.,  ÜKoinj  1883;  S)cr|v  in  ^ob. 
3SIatt  1874,  433  ff.  489  ff.,  unb  ßift..poI.  Slätt. 
XCI,  208  ff.  XCn,  650  ff.;  §.  garbaunS,  S)cr 
Stur)  Storia  Stuarts,  ftöln  1883 ;  ^ift.  Sal^rb. 
m,  31.  445;  V,  121;  XH,  778.  [ScBcSl^cim.] 
9btUi  tixtfla^  ftdnigtn  Don  Ungarn  unb 
tc^men,  Q^l^ogin  Don  Oefteneid^  unb  ge« 
!iMcr5mif(^beutf(i§eßaijerin,  tt)urbeam  13.aRai 
1717  oI8  bie  öltejte  Sod^ter  jtaifer  JfarlS  VI. 
lA  {einer  (Skmal^Iin  Slifabetl^  Don  Sraunfd^meig" 
SdfenUtttel  geboren.  9IS  bie  16iä]^rige,  einfad^ 
nk  ^teng  er}ogene  ^njefftn  in  ben  Staatsrat)^ 
ngcfn^  umrbe,  in  mlä^tm  thm  ber  polnifd^e 
Sotifrieg  jur  @ptad^e  !am,  ße|  fte  bereits  bie 
in^Segentinal^nen,  bie  burd^  i|ren  mönnlid^en 
6(9  mb  Sl^tter  bie  ^Retterin  ber  SOtonar^ie 
atnben  bon  ber  SSorfel^ung  beftimmt  mar.  2)em 
9nif4^  ^  (SItem  unb  il^rer  eigenen  ^tt^m%* 
Kigmig  entfpted^enb,  reid^te  fte  am  12.  fjfebruar 
1796  bem  $^er)og  tS^mi  ©tepl^an  Don  Sotl^ringen 
9fBt  ^anb,  ^ielt  mit  il^m,  als  berfelbe  ®rog> 
laiogüon  SoScana  nmrbe,  am  20.  Januar  1789 
wa  (Hn^ug  in  S^oren^  unb  beftieg  nad^  bem 
iBiad^  Xobe  il^reS  tßaterS  (20.  October  1740) 
iiSien  ben  ößetreid^ifd^en  Zitron.  i8on  aQen 
Seiten  nmrbe  ber  jlungen  gürftin  ber  re(^tmö|ige 
&|ik  i^er  2anbe  beftritten.  ftarl  VL  l^attc  nöm« 
^  ourc^  bie  pragmatifd^e  @anction  baS  f^ah^' 
hrgifi^  drbf olgegefe^  bal^in  abgeönbert,  ba|  in 
tnianglung  mönnlid^er  ßrben  bie  92ad^foIge  an 
{tne  älkfte  Xod^ter  unb  i^re  SeScenbenten  äber> 
rim  foÜte,  unb  l^tte  bagu  nid^t  blo^  bie  3u> 
mmtg  feiner  Stäube,  fonbem  aud^  bie  @arantie 
tff  neifien  eutopaifd^en  ^dfe  erlangt.  3n  ber 
(octiDä^renben  ^offnung  j[ebod^  auf  bie  SRöglid^« 
ttnomilid^  9iat^!ommenfd^aft  l^atte  ber  jfaifer 
ttteikffen,  butd^  tßeranftaltung  einer  römifd^en 
tUgdioa^I  ju  ©unfien  feines  SibamS  baS  jf  aifer* 
^  iei  ber  öfierreid^ifd^en  SOtonard^ie  ju  erhalten. 
tnm  fjßtk  nun  Jtarl  YI.  bie  %ugen  jugebrüdtt, 
Aber  (oi^fdSie  ®efanbte,  @raf  $erufa,  im 
^imta  feines  ITurfürfien  jfarl  mred^t  bie  ßr- 
flinng  obgab,  ba|  ber  Jhtrfürft  Dermbge  feiner 
ttfbnmmmg  bon  9nna,  ber  öltefien  %o^itx  3fcr> 


binanbs  I.,  bie  ©rofel^eraogin  üon  SoScana  nidjt 
als  ßrbin  ber  öfterreid^if^en  SKonart^ie  anju» 
erlennen  öermöge,  beüor  feine  naiveren  Slnre^te 
geprüft  feien,  ©r  berief  fid^  babci  auf  bie  tefta- 
mentarifd^e  Serfügung  gerbinanbS  I.,  worin  fefl» 
gefegt  fei,  ba^  in  Ermanglung  männlid^er  grbcn 
Don  Seiten  feiner  Söl^ne  bie  SRad^fommen  feiner 
älteften  Sod^ter  in  bie  Erbfolge  eintreten  foHten. 
gr  l^atte  jebod^  gegen  ftd^  bie  Driginalurfunbe 
biefer  teftamentarifd^en  Verfügung,  toie  fte  inSEBien 
niebcrgelegt  mar,  worin  jene  Erbfolge  blo^  in  Er- 
manglung el^elid^er  SeibeSerben  entl^alten  toar. 
SBeil  bem  @efanbten  eine  ßntbedbtng  Don  einer 
fjfölf d^ung  biefer  Urfunbe  nid^t  möglid^  war,  fuäte 
er  p  beweifen,  ba|  unter  bem  %[uSbrud(e  efe« 
lid^e  SeibeSerben  nur  männlid^e  oerftanben  werben 
fönnen,  unb  öerUefe  (20.  3loDember  1740)  SBien 
mit  3urüdHaf|ung  einer  ErRörung,  worin  Sägern 
feine  9led^tSanfprüd^e  auf  alle  dfterreid^ifd^en  Erb« 
lanbe  geltenb  mad^te.  3ugleid^  lauerte  $reu^en 
im  ^interl^alte,  fid^  Seute  su  Idolen.  Sd^on  ÜRitte 
ffiecember  1740  rüdtte  griebrid^  ü.  mit  30000 
$reu|en  in  Sd^Iefien  ein,  unter  bem  SSorgeben, 
baS  ^erjogtl^um  Sd^Iefien,  weld^eS  feinen  Steid^» 
lanben  sur  iBormauer  biene,  gegen  biejenigen 
ftd^er^ufteUen,  weld^e  an  bie  ßrblanbe  beS  öfter» 
reid^ifd^en  ^aufeS  ,,einige  $rötenfton"  l^aben  gu 
fömten  glaubten.  3ugleid^  Derfprad^  er  ber  be> 
brängten  SKaria  Serefw  feine  iUlitwirfung  gur 
?luf red^tl^altung  ber  pragmatifd^en  Sanction,  feine 
Stimme  für  bie  Srwöl^Iung  ^reS  ©emal^IS  jum 
römifd^en  j^aifer  unb  einen  Sorfd^u^  Don  gwei 
SRiQionen  Sl^alem;  bafür  wolle  er  ftd^  mit  ber 
Abtretung  beS  ganzen  ^ergogtl^umS  Sd^Ieften,  alS 
Selol^nung  für  fo  wid^tige  S)ienfte  unb  Sntfd^öbi« 
gung  für  bie  babei  ^u  übernel^menbe  ©efal^r,  be« 
gnügen.  SOtaria  Xerefia  wieS  baS  anerbieten  ent* 
fd^ieben  mit  ber  Erflörung  jurüdt,  ba|  fte  nid^t 
SBiÜenS  fei,  tl^re  Regierung  mit  3^tfiüdnung  il^rer 
Staaten  anjufangen.  Sie  fel^e  fid^  e^ren»  unb  ge* 
wiffenSl^alber  genötl^igt,  bie  pragmatifd^e  Sanction 
wiber  alle  mittelbaren  unb  unmittelbaren  Angriffe 
ju  Dertl^eibigen.  jf  eine  ©elegenl^eit  f  d^ien  ber  alten 
$oati!  Ofranfreid^S,  bie  auf  Sd^wöd^ung  beS  l^abS- 
burgifd^en  ^ufeS  gerid^tet  war,  günftiger,  als 
eben  beffen  bamalS  Derl^öngni^DoQe  Sage.  S)er  Der« 
fd^Iagene  ®raf  D.  SeHeiSIe  fa^te  biefen  $Ian,  für 
ben  er  aud^  ben  alten  Sarbinal  tjfleur^  p  gewin» 
neu  wufete,  mit  aller  3uDerfid^t  auf  unb  fal^  in  ben 
Don  meieren  SKöd^tcn  erhobenen  ßrbanfprüd^ 
bie  aKöglid^feit  einer  3erftüd(elung  Oeftenei^. 
5lad^  einer  SRunbreife  burd^  ®cutfd|lanb  l^atte  er 
bereits  in  einer  Serabrebung  mit  bem  fturfürftcn 
Don  Sa^cm  auf  bem  Sd^Ioffe  Jl^mpl^enburg  bie 
Sl^eilung  auf  ber  Sanbfarte  entworfen.  6S  !am 
fobann  ein  förmlid^er  SunbeSDertrag  $u  Staube 
jwifd^en  Sägern,  fjranfreid^  unb  Spanien  (22. 
unb  28.  aWai  1741).  SDie  beiben  Ie|teren  Der» 
fprad^en  bem  ffurfürflen  il^re  Unterftü^ung  jur 
griangung  ber  ff aif erwürbe ;  biefer  bagegen  bem 
ffdnige  Don  Spanien  bie  Sinl^önbigung  ber  öfter» 


779                                               maxia  lercjio.                                               780 

retd^ifd^cn  Scfljungcn  In  Stallen,  unb  bcm  öon  ©ad^fen  ftd^  öon  bcn  Scrtünbcten  loSfogtc,  ttnn*e 
granfrcid^  bcn  ungcftörtcn  83cfiJ  ber  Sänbcr  unb  baö  Ucbcrgcmidfjt  ber  öfterreid^ifd^cn  SBaff en  immec 
©täbtc,  toeld^c  er  am  SRl^eine  bef e Jen  ttjürbc.  S)cr  mäd^tigcr.  ®er  ftaifer  mufetc  ftd^  nad^  Qfranlfiitt 
fturpirft  eröffnete  nun  ben  Ärieg  mit  ber  ®ef e Jung  flüd^tcn ,  unb  feine  eigenen  Untertl^nen  mu^cn 
öon  $affau,  rüdtte  bann,  öerftärft  burd^  ein  fran»  ber  Königin  öon  Ungarn  bie  ^ulbigung  leiten. 
jöflf d^eg  §eer  unter  93eIIei§Ie,  in  Dberöftcneid^  ein,  ^aä^  bem  5lnf c^Iu|  ber  f og.  |)ragmatif d^en  Vrmee, 
nal^m  Sinj  ol^ne  ©d^toertftreid^  unb  legte  fid^,  nad^«  toeld^e  unter  ©eorg  n.  öon  ßnglanb  jur  Unter- 
bem  bie  ©tdnbe  il^m  gel^ulbigt,  ben  Sitel  eines  ftfijung  Defterreid^S  gefommen  toar,  badete  man 
gr^l^crjogSöonDePeneid^bei.  aud^ftönig9luguft  baran,  ben  fltieg  nad^  Swn!reid§  ju  öerlegcn. 
öon  ©ad^fen  fd^Io^  ftd^  ben  Serbünbeten  an  unb  gin  »ünbnife  su  SBormS  (23.  ©eptembcr  1743) 
f d^idfte  20  000  SKann  jur  ©efijnal^me  SKöl^renS  smif d^en  gnglanb,  Defteneid^,  ben  ©enerolftooten 
nad^  Söl^men.  jtönig  ®eorg  ü.  öon  Snglanb,  unb  bem  l^önige  öon  ©arbinien^  bem  fu!^  balb 
ber  aWaria  lerefla  ju  §ilf e  giel^en  toollte,  tourbe  aud^  ber  fäd^ftf^e  §of  anfd^Ioft,  ö^^rantirte  SRoria 
burd§  ein  franjöpfd^eS  unb  ein  preu^ifd^eS  §eer  Serefw  auf's  5leue  bie  9lufre(|t]^aItunB  ber  präg» 
baran  gel^inbert ,  unb  mu^te  al§  Jhtrfürft  öon  matifd^en  ©anction.  2)af ür  erflörte  nun  Sfranf« 
^annoöer  baS  SSerfpred^en  geben,  ftarl  aibred^t  reid^  im  eigenen  9lamen  ben  ftrieg  an  OefferreidJ 
öon  Sägern  bei  ber  ftaifenoal^I  bie  ©timme  )u  unb  Snglanb,  unb  Subh)ig  XV.  begab  ftd^  felbfl 
geben;  Shtgtanb  mürbe  burd§  eine  auf  fran^öftf d^en  ju  ber  ^rmee,  meldte  in  bie  9lieberlanbe  einge- 
Setrieb  erfolgte  ftriegSerflörung  öon  ber  §ilfe»  faflen  mar.  ®a  griebrid^  öon  $reu|en  beforgen 
leiftung  abgel^alten.  Snjtoifd^en  ^atte  gnebrid^  n.  mu^te,  infolge  }ene§  ®ünbniffe§  ©d^Ieften  »lebet 
in  ©d^Ieften  feften  tSn^  gefaxt  unb  fd^Io|  ein  in  öerlleren,  f^Io^  er  im  Sinöerftonbniffe  mit 
©d^uj»  unb  3:rujbünbni^  mit  Sägern,  in  meld^em  Swnfreld^  ju  S^anffurt  mit  Sägern  eine  Unum 
er  fid^  ©d^Ieflen  unb  bie  @raf fc^aft  ®Ia J  gemöl^r-  ab  ^ur  SBlebereroberung  Söl^menS  unb  fiel  (VttguP 
Ieiftenlie|.  3lm  7.  9?oöember  1741  em|)fing  er  1744)  mit  80000  5Kann  öon  brel  ©elten  in 
5U  SreSIau  bie  ^ulblgung  ber  nieberfc^Iefifd^en  baSfelbe  ein.  @r  mu|te  eS  aber  baß)  mieber  tftu« 
©tönbe.  Sbenfo  bemöd^tigten  fid^  bie  ©ad^fen,  men,  unb  ebenfo  baä  mar  gan^  ©d^Iefien  midba 
3franjofenunbS8a9em(26.9?oöemberl741)burd^  In  ben  Rauben  ber  Dejieneld^er.  3n  einer  ftftf- 
einen  nöd^tlld^en  UeberfaQ  $rag§.  SDer  Jhtrfärft  Hgen  ^roclamatlon  an  baS  fd^leflfd^e  SSoQ  fejii 
nal^m  ben  ältel  elneS  JtönlgS  öon  Söl^men  an  9)larla£ereftablemlberred^tlld^enänf)mid^e9riä> 
unb  empfing  bie  ^ulblgung  öon  ben  öler  ©tönben  rld^  auSelnanber.  2)a§  mörberifd^e  treffen  bei 
beS  ßönlgreid^§.  3n  biefer  bebröngten  Sage  fanb  Jfef[eI§borf  (15.  Secember  1745)  unb  ber  ffridN 
SJtarla  XereRa  ll^re  lejte  3uf(ud^t  bei  ben  Ungarn,  öon  SDreSben  öereltelten  aber  ll^e  Hoffnung  auf  bfa 
ffaum  mar  jf arl  aibred^t  j[24.  Sanuar  1742)  dn»  nal^e  Snöglld^felt  einer  öollftanblgen  SSemld^tmig 
ftlmmlg  jumftalfer  gemöl^It  unb  (12.  gebruar)  ll^reS  ®egner§.  3)er®re§benerSrleben8f(^Ii^  Be- 
ate ff  arivn.  mit  großem  $runfe  gefrönt  morben,  [tätigte  aufS  9?eue  bie  Im  3. 1742  ju  »reSfai 
ba  fing  aud^  baS  ®lüdt  an,  ll^n  ju  öerlaffen  unb  unb  Serlm  gefd^Ioffenen  Verträge,  morouf  Qfrieb» 
fid^  auf  bie  ©elte  ber  Ifönlgln  öon  Ungarn  ju  rld^  In  einer  befonbem  Urfunbe  bie  bereits  |K 
menben.  bereits  mar  fte  In  ben  ©tanb  gefejt,  ®unften  Sfran^  ©tepl^anS  ausgefallene  ffaifenoal^I 
amel  neue  §eere  In  baS  Sfelb  au  [teilen.  SRlt  bem  anerfannte.  ftarl  vn.  mar  nämfid^  (20.  3atraor 
einen  rüdtte  ll^r  ©emal^I  In  Söl^men  ein,  mit  bem  1745)auaKünd^enpIöJlld^ge[torben.  ©ein  ISjä^ 
anbem  eroberte  ber  ®eneral  Särenflau  Ober»  rlger  ©ol^n  5KapmiIlan  3ofep]^  fab  fld^  balb  au^er 
öfterreldb  mleber,  befejte  Sägern  unb  rüdtte  am  ©tanbe,baS95ünbnl|mltgfranfreld^unb$reu|eu 
13.  gcbruar  In  SKünd^en  ein,  mo  öor  menlgen  aufredet  ju  erl^alten,  unb  entjd^Io^  fi(^  befel^  gn 
iagen  bie  ßrmöl^Iung  beS  ffurfürften  jum  ftalfer  einer  SuSföl^nung  mit  Defterreld^.  es  mürbe  p 
gefeiert  morben  mar.  ©paltung  unb  glferfud^t  gfüffen(22.3lprlll745)eingfriebenSöcrtrogabge- 
unter  ben  Serbünbeten  begünftlgte  Serefta'S  ®mdt  f d^Ioffen,  morln  SKarla  Serepa  alle  in  aSa^em  ge- 
nod^  mel^r.  S)urd^  Vermittlung  beS  engllfd^en  ®e-  mad^ten  groberungen  jurüdtgab,  fomle  bie  Äolfe^ 
fanbten^^nbfort  mürbe  mit  grlebrld^  öon  $reu|en  mürbe  beS  öerftorbenen  flurfürften  anerfannie, 
SU  Sresrau  gfrlebe  gefd^Ioffen  (11.  3unl  1742).  aJlapmUlan  3ofep]^  bagegen  allen  2lnfprud^en  auf 
5ßleber»  unb  ein  großer  SS^ell  öon  Dberfd^Icfien  bie  öfterreid^ifd^e  Erbfolge  entfagte,blcpragmatifdie 
nebft  ber  ®raffd^aft.®Iafc  mürbe  Infolge  beSfcIben  ©anction  anerfannte  unb  bem  ®ro^]^eraog  gfranj 
an  ben  Äönlg  öon  $reupen  unb  beffen  grben  für  feine  ©timme  bei  ber  fünftigen  ftalfermai^I  jufagtt 
Immer  abgetreten,  mogegen  biefer  alle  feine  Srup»  S)iefc  erfolgte  am  13.  ©eptember  1745  unb  fid 
pen  aus  bcn  Sänbem  ber  ffönlgln  aurüdfjuaicl^cn  troj  ber  Umtriebe  gfranfrelc^S  auf  grana  ©tepl^ 
unb  allen  Sünbnljfcn  mit  ll^rcn  gduben  ju  ent»  ber  am  4.  Dctober  jum  ftalfer  gefrönt  mürbe, 
fagen  fid&  öerpflld^tetc.  pr  bie  fatl^ollfd&c  Älrd^c  aJHt  blcfem  greignlffe  ging  ein  fcl^nlld^er  SBunW 
©d^IeftenS  mürbe  «ufrcd^tl^altung  ll^reS  blSl^crlgcn  öon  SKarla  Scrcpa  in  grfüHung:  einer  fafl  eben- 
SScfitfianbcS  nrit  Sorbel^alt  ber  ben  ^roteftantcn  fo  entfd^clbenben  ging  fie  entgegen.  a)er9riebeöon 
au  gcmäl^renben  unumfd^rönften  ®cmlffcnSfrcl^clt  ^ad^en  (18.  Dctober  1748)  ftd^erte  für  Oejta» 
unb  ber  bcm  ©ouöerän  au[tcbenben  ©cred^tfame  reld^  auf  S  9?cue  bie  pragmatlfd^e  ©anction,  unb 
f ejigefe^t.  Site  Infolge  blefeS  SrlebenSfd&IuffcS  aud&  9Jlaria  Serepa  fal^  fid^  mleberum  im  »efi|e  oDet 


781 


aJlaria  Sercfia. 


782 


i^  Sänber,  mit  9u3na]^me  be§  ^er^ogtl^umS 
id^Irpen  unb  bec  ®raffd|aft  @Ia^,  fotoie  ber 
Oa)ogt|umer  ^tma,  ^iacenga  unb  ®uaftalla, 
1B^  Ie)ttre  fte  an  ben  fpanifd^en  Infanten  S)on 
^\pp  abgetreten  l^atte. 

Son  einer  ätegentin,  meldte  erflörte,  lieber  il^ren 
4tai  £belfiein  Derfaufen  au  toollen.  a!3  auf  @d^Ie« 
fin  m  teqid^ten,  mar  im  SorauS  }u  ertoarten, 
n|  jie  mit  nid^t  minberer  Snergie  bie  Sw^  ber 
önem  Stegierung  i^rer  ßrbftaaten  in  bie  ^anb 
lernen  toerbe,  a(8  mit  ber  fte  bie  Srl^altung  ber> 
(An  derfolgt  l^tte.  SBirflici^  gemann  ba§  öfter* 
ni^if^  €taatd!eben  unter  i^rer  40j[ä^rigen  SRe» 
gitnmg  einen  Suffd^umng,  toie  il^n  baSfelbe  faum 
ntec  einem  il^r  SSorgönger  gefunben  l^atte.  93ei 
^ran  Regierungsantritte  l^atte  fte  tl^ren  @ema^l, 
ben  ftdfer,  jum  9Ritregenten  il^rer  ^rbftaaten  er« 
idnit;  berfelbe  betrachtete  ftd^  aber  il^r  gegenüber 
|ir  faum  mel^  oIS  einen  $rit)atmann  unb  be« 
ipngte  fid^,  ben  ®e]^imrat]^3»@i^ungen  beiju* 
m^uxL  Sine  ber  erften  Sorgen  ber  jfaiferin 
Mr  bie  ^bung  ber  burd^  ben  Inrteg  aU^ufel^r  in 
liflnnid^  gnwmmenen  ginanjen,  unb  aföbalb  ftei* 

PR  ft4  biefelben  tro|  bed  9}erlufte§  t)on  Sd^Ie» 
imb  ^rma  bebeutenb.  Sine  neue  Organi« 
faium  bei  ^eer«  unb  fhiegSn^efend  unter  ber  Sei» 
ing  Sound  mar  gegenüber  bem  Dorgefd^rittenen 
SRißÜbisefen  Sfriebrid^  H.  bringenbe§  Sebürf- 
1$.  9flr  audgejeid^ete  militärifd^e  iBerbienfte  ftif» 
Me  Ue  ftotfcxin  nad^  bem  @iege  bei  Sollin  ben 
Ml  i^  benannten  SOtaria^Serefta-Orben.  3m 
3v^fad^  mürben  ebenfalls  bebeutenbe  Sieformen 
iMgmommen,  unb  namentüd^  marb  bie  f^olter 
tigrfd^.  änbuftrie  unb  ^anbel,  fomie  über* 
Wf^  Sermel^ng  ber  materiellen  @taats!röfte 
Ingoi  i(fr  befonberS  am  ^ei^en.  2)ie  @d^ulen  unb 
Sd^ranPoIten  blieben  babei  nid^t  t)ergeffen;  bie 
ftinbimg  ber  Stitterafabemie  gu  JhemSmünfter, 
kl  ZercfumumS,  bei  Obfert)atorium§  fomie  ber 
orioitofifd^  Sfabemie  geben  bat)on  3^ugni|.  S)ie 
Stitang  hk  StubienmefenS  mar  nod^  in  ben  ^än* 
ha  ber  Sefuiten.  Die  SReformlufl  ber  Äaiferin 
hgam  aber  eine  gefdl^rlid^e  Slid^tung  ju  nel^men, 
oü  pe  burd^  eine  Hrd^enfeinblid^e  $artei  am  ^of e 
o^  oof  bad  fird^Iid^e  ®  ebiet  l^inübergelenlt  mürbe. 
Sit  Slaria  Xerefta  nid^t  nur  bie  Butter  3o» 
Min.,  fonbem  aud^  bie  aKutter  beS  Sofepl^iniS« 
«  iDor,  f.  im  «rt.  Sofepl^  VI,  1849  ff.  S)ie 
b^tsfrinblid^  ^rtei,  an  bereu  @pi|e  ber  3Jti> 
Wt  nnb  Sotl^eber  ber  ßaiferin,  Sßenjel  @raf 
iMAomil,  ibr  Seibar^t  txtn  ©mieten,  fomie  ber 
!i|)eimeifier  @otmenfeI§  ftanben,  gemann  bei 
Witt  Zerefia  um  fo  leidstem  Sinflu^,  \t  me^r 
pt  i^  fird^cinbTid^n  Seftrebungen  mit  bem 
@Mie  )K)Iitifd^er  92ot]^menbig!eit  ju  umgeben 
*4ie  nnb  in  il^rem  @obne  Sofepb/  ber  nad^  bem 
ZAejeinedSaterd  (18.  «uguft  1765)  }um  römi- 
MnioMge  gemol^tt  unb  Don  3Jtaria  Serefta  ^um 
fttugcnten  ernannt  umrbe,  einen  gele^rtgen  @d^ü« 
bim.  Sd  fd^eint  faft  eine  Sonceffion  an  bie 
iHtB^nmlreid^  gu  fein,  menn  bieftaiferin  auf 


bie  SinPfterungen  biefer  Partei  l^in  aw^tft  ben 
Sefuiten  il^ren  Sinflu^  entjog.  SRid^t  lange  na^ 
bem  Äad^ener  gneben  foHte  nämlid^  ein  großer 
SBenbepunft  in  ber  öfterreid^ifd^en  $oIi«f  ein- 
treten. aWi^trauifd^  gemorben  auf  ba§  englij^e 
Sabinet,  badete  SKaria  lerefia  baran,  in  eine 
engere  Serbinbung  mit  granfreid^  um  jeben  $rei§ 
|u  treten.  2)e|b<ilb  tonnte  fte  fid^  fogar  ba}u  Der« 
fteben,  fid^  mit  ber  SRaitre^e  ^ompabour  gu  bie- 
fem  3med(e  in  eine  Dertraulid^e  Sonefponbenj  ein- 
Sulaffen  unb  fte  mit  bem  Sitel  Madame  ma  chäre 
soeur  et  cousine  angureben,  möl^reitb  e§  il^r  fonft 
jur  Oual  unb  gum  ?lerger  mar,  menn  fte  mit  $er- 
f onen  fd^riftfid^  t)erle]^ren  mu^te,  bie  mit  Jener  auf 
gleid^er  ©tuf e  ber  ©ittlid^f eit  ftanben,  j.  S.  SKfa- 
betl^  ober  ftatl^arina  Don  9tu|Ianb  (f.  Anemonen 
aus  bem  Zagebud^  eineS  alten  $tlger§manne9, 
3ena  1845,  n,  231  unb  HI,  22  f.).  SEBirnid^ 
fam  bog  gemünfd^te  Sünbni^  gu  Staube  (1.  ÜRai 
1756)  unb  l^atte  ben  fiebenjäl^rigen  ftrieg  jur 
Solge.  S)iefe  aiüdffld^t  auf  ben  fransöftfd^en  öof 
beftimmte  fte  aud^,  ben  fd^mer  bebrängten  Sie- 
mens XTTL  im  ©tid^e  ju  laffen,  ber  fte  unb  i^re 
9kd^foIger  mit  bem  audjeid^nenben  Sitel  Spo* 
ftolifd^er  ßönig  beehrt  f^aiit.  ©d^mieriger  mar 
e§  für  bie  fird^enf einblid^e  $artei,  bie  ftaiferin  jur 
2)urd^fäbrung  ber  ^ufl^ebungSbidle  beS  äefuiten- 
orbenS  in  beftimmen  unb  fte  ben  bourbonifd^en 
^öfen  midföl^rig  }u  mad^en.  ©d^on  im  3. 1770 
gab  ^ofepl^  bem  l^ergog  Don  Sl^oifeul  gu  Der- 
ftel^en,  ba|  ed  fd^mer  galten  merbe,  feine  SRutter 
für  bie  2}ntriguen  bed  6er)og§  ju  geminnen,  Der- 
tröftete  i^n  aber  mit  bem  Sinf{uffe  Jtauni^enS, 
ber  mit  ber  ^ufl^ebung  eiuDerfianben  unb  nid^t 
gemol^nt  fei,  „bie  Baä^tn  nur  l^alb  p  tl^un" 
(f.  Anemonen  IV,  143).  Sntfd^ieben  Pellte  aud^ 
bie  jfaiferin  ben  b^uftgen  Seftürmungen  miber 
bie  Sefuiten  bie  Srflänmg  entgegen,  „^e  begreife 
nid^t,  mie  benn  ein  Orben  f o  Derlei^  unb  Derberbt 
fein  (önne,  bem  fo  Diele  fromme  ©eiftlid^e,  $re» 
biger  in  fremben  3onen  unb  unter  milben  Sößem, 
bem  f  0  gro|e  ©ele^rte  in  Derf  d^iebenen  miffenfd^aft- 
lid^en  ©ebicten  angebörten".  SRit  berfeften  3lner» 
fennung  beS  OrbenS  fprad^  fte  fid^  bem  frangöfi- 
fd^en  Sotfd^after  Sarbinal  Stoban  gegenüber  aud 
(a.  a.  O.).  S§  ift  eine  Don  ©orani  (Memoires 
secrets  et  critiques  des  gouvemements  etc., 
Paris  1793,  H,  59)  erfunbene  Sügc,  TOaria 
Serefta  b^be  einmal  il^rem  Seid^tDater  ^aupl^en- 
butter  eine  @eneralbeid^t  abgelegt  unb  il^m  baS 
SJerjeid^ni^  il^rer  ©ünben  f^riftlid^  übergeben; 
eine  9lbfd^rift  baDon  l^abe  fofort  ber  gemiffenlofe 
$ater  an  feine  DrbenSgenoffen  nad^  Korn  gefanbt; 
eg  l^abe  ftd^  aber  aud^  ber  ßönig  Don  ©panien 
eine  Sopie  gu  Derfd^affen  gemußt  unb  biefelbe  ber 
Äaiferin  jugefd^idtt,  um  ibrer  SSorliebe  für  bie  3e« 
fuiten  ein  Snbe  )u  mad^en;  auf  biefeS  i)xn  fei  nun 
SKaria  lerefta  bereitmillig  in  bie  $Iöne  ber  bour- 
bonifd^en  §öfe  in  Setreff  ber  Slufbebung  beS  3e- 
uitenorbenS  eingegangen.  ®ie  SSöSmiHigfeit  bie- 
er  Snefbote  liegt  um  fo  mel^r  auf  platter  ^anb. 


788  2Raiia  Xtxt\\a. 

als  ber  SBd^ttMtet  t«r  I^Iifertn  rintnal  b^aimtlii^ 
nt0t  Aaup^tn^uttn,  Imtbent  Sßar^ammnr  ^ieg. 
©obaiin  i|i  allgtmem  (Kfantit,  ia%  nie  unb  irirgmbS 
bit  9riii|t«iben  i^  ©ünbenMigtidimg  f4d|tli(^ 
flfrcTgtbm  büiftn,  eS  toä»  benn,  bag  [tt  ftutnin  feien, 
ms  bei  9naria  Xenpa  betanntüi^  bet  g^aU  ni^t 
tota.  S)ie  übf orberuna  tiiue  |dIc|  f c^riftli^n  SBer« 
{{it^ilfefl  ^atlt  dfo  fi^on  I)iiigcni(^t,  hai  Wi- 
hauen  bet  ffdferin  gegen  itiren  SBfi^ttwtet  ju  et- 
toeden,  unb  eS  ijäitt  oeroi^  einer  93etöfftntticöung 
beBfelben  nic^t  mt^r  beburjt.  SSieje  toUMt  Süge 
abn  uörbc  fic^  nad)  bem  fogen.  ^efuiten'ffatei^tS- 
muS,  bei  im  3-  1S20  in  Sei^ijig  et|(^ien  unb  eine 
ber  jeinbfeligften  Sänften  gegen  bie  3e{uilen  \% 
auf  fDlgenbe  3::^atfa^e  rebuciien:  Sei  ber  elften 
Sfieilung  ^ßolenS  im  3.  1772  ^abe  bie  fiaiferin 
aufierfyiib  ber  SBei(^te  i^ren  SBeic^tBaler,  btn  3f 
Juiten  ^t^ammer,  befragt,  inmiEmtit  biefe  parü)- 
tung,  an  berftet^eilne^menfoUte,  gmifjifci.  %ir 
5ßoter,  unfii^Iüffig,  wie  et  in  einem  fo  fdjiuicrigeii 
O^Oe  JU  entfqeiben  ^abe,  ^abe  fi^  bei  feinen 
ÖrbenSoberen  in  9)om  Status  ju  er^olni  gcfudjt. 
6tne  91b[((nft  Bon  feinem  Srieff  Ijabe  fid)  jtbDi^ 
ber  ßfltneid^ifi^e  ©efonbte  am  röinifdicn  ^ofc, 
§trt  öon  Silfed,  gu  Berf^affen  geiDufet  unb  bie- 
felbe  bagu  benu^t,  bie  ffaiferin  ungfinftig  gegen 
bie  Scfuiten  ju  ftimmen  (©c^oite,  @ef^i^te  b» 
SBei^tDätcr,  Seitijig  1825, 1, 168).  Sin  nid|tun- 
no^tf^tiittii^er  @rflärungägmnb,  uatum  fie  bem 
anbringen  enblii^  nai^gab,  fe^eint  in  ber  ingabt 
beS  %bbe  @etirge3  (Memoires  ponr  servir  k  l'hi- 
fltoire  etc.,  Paris  1817,  138)  ju  liegen,  ba^ 
nämli^  Elemena  XIV.  ber  frommen  SKoria  Serefio 
i^n  ^rtnädigen  SBiberflanb  al§  eine  SJerfünbi* 
gung  an  btr  (iri$Ii(^en  Sluctotität  bargefteEt  ^abe ; 
Denn  man  nic^t  lieber  onntmmt,  ba|  auf  bie  ffai- 
fetin  bie  9?orfteIIung  itirtfi  fe^Iaucn  ffangleiS  jfau- 
iii^,  baS  @lü(I  i^rtr  an  btnSaub^in  Don  i^ranf- 
rti^  Dtrmälilttn  Sot^ttr  fti  Bon  ibtem  ^la^geben 
abhängig,  ben  mcifttn  ginbrud  machte.  ^i(!)t 
minbere  Verlegenheit  unb  Semtffen§unrul)e  ali 
bie  Aufhebung  beS  3efuitenotben3  l^tte  für  ^ana 
Xetefia  bie  uon  ^eufien  unb  Shtglanb  längft  tiro- 
iectirte  unb  im  3. 1 7  72  Dollgogene  ä^eilung  ^olenS 
jut  3oIge.  SDlit  tiefem  St^meräe  ja^  fie  bie  Unter- 
btüetung  ber  Aol^olilen  bur^  bie  ©etpaltt^ötig' 
teilen  ffot^rina'S  oon  Stuglanb  unb  beren  ^lon, 
^olen  an  fic^  gu  rei^n.  XK|^alb  unterftü^te  fie 
bie  SonfÖbenrten  unb  etflättt,  nie  eine  3'^^' 
lung  ber  SRepublif,  HKl^cr  Sit  fte  auä)  fei,  jugeben 
JU  aoUen.  Sr^  alS  i?aunig  ein  gingt^tn  auf  ba$ 
i^ilungSproject  als  einen  unOetmeiblic^en  polili- 
fc^n  S(i&ritt  barfleUle,  fiegit  in  i^r  bie  Sufi,  bie 
tJrü(^tt  iiti  Unte(^tS  ju  genießen,  über  ü)xt  ®t- 
niffen^aftigfeit,  unb  fie  untcrgeic^nete  ben  J?ou- 
ni^'fd^n  SSortrag  mit  bet  beigefügten  Senierfung : 
.Placet,  weil  Jo  Diele  grofee  unb  gelebrte  SOtiinnet 
eS  meinen.  SBonn  i^  aber  f^on  längft  tobt  bin, 
Dtrb  man  erfahren,  roaS  tteroiirgt^t  auS  biefet 
ÜStrlt^ng  Bon  allem,  UaS  biä^er  getetbt  unb  tiei' 
lig  mar."  %>^  offenet  fpni^  fie^  i^r  beunruhig- 


781 

teS  Seniiffen  in  einem  ^anbbiUet  an  ffaunti  oA 
(f.  anemonen  rv,  46  f.). 

Sin  toiii^tigeS  Sreignig  foQti  no4  ben  €^nft 
beS  Bitlbemegtcn  SebenS  ber  ffiaifetin  bilben:  cS 
mar  biefeS  ber  baprifc^e  (EtfifoIgeWeg  (f.  b.  Irt 
3ofetil(i  II.).  ©erfelbe  mar  i^r  um  fo  la^et  ge« 
»otben,  i«  jnjtifetbafttr  bo8  Se(bt  unb  je  unent« 
figiebenet  bQ§  @\üd  auf  i^ret  &eite  toar.  3>e^ 
balb  fu^te  fie  jum  Stetget  i^rei  ©o^neS  äofm 
foffiie  ilireS  2RinifterS  ffaunij.  eine  aläbatbige  Se- 
enbigung  btSfelben  berbeijufu^ren,  moS  i^t  on^ 
in  bem  Sfrieben  uon  Seiii^en  (13.  SRÄrj  1779) 
glüdlic^  gelang.  3m  barauffolgenben  3a^ 
18.  October  1780,  ^atte  fie  f(^n  eine  «C^mnid 
oon  ititem  I)erannat|enben  ^be.  S)ie  in  i^m 
3ugenb  mit  aufierorbcntli^er  S^Bnldett  begabte 
^aiferin  narb  nämlicC)  in  i^iem  fpätem  SItn  in* 
folge  einer  ^odenfranfbeit  unb  eineS  unglüdli^ 
SoUee  febt  Deninftaltet,  unb  i^re  übermä|ige  Cof 
pulenj  mai^te  itir  baB  @eben  unmoglid).  Wfi  fit 
nun  eben  baS  @iab  if)re€  ©atten  befui^te,  6ta4 
bai  eine  @eil  beS  StubleS,  auf  bem  fie  in  bie  3»^ 
^inuntergelaffen  norbtn,  unb  bann  eine  Sop 
bebeutung  a^nenb,  rief  fie:  „Sr  totQ  mid^  begatten 
—  i^  lomme  balb."  ®ie  fyxät  fid)  nii^t  getauft 
!Son  einem  beftigeniSruftcatarrfibefallni,  fta»^i 
na^  uenigen  SBoi^en  am  29.  91oDtmbtr  1780, 
nai$bem  fie  guoot  i^ren  @of)n  3ofepb  Bef^moni 
^atte,  um  bei  äteligion  feiner  EBätet  niemals  pi 
loffen.  SBenn  bei  ißerfaffer  bei  Anemonen  fa^; 
„^ie  t$tan  bat  faum  gelebt,  bie  }uglei(^  giöln 
auf  bem  %})VDia  unb  mafellofer  im  ^riDatlebts 
gemefen  märe,  aCä  biefe  t^ürftin",  fo  fc^eint  not 
biefet  Sob,  tsenn  aui^  fetir  grofi,  bott)  nid^t  übet* 
trieben.  SebenfaQäiftbaSfelbegetedttfettigt,  meim 
man  fte  mit  anbeten  Sßerfonen  ü^reS  @tf(]^Iec^tel, 
bie  \a  it)ret  3eit  auf  S^tonen  fa^en,  g. ».  einer 
glijabet^  ober  ffutlaiina  ton  Ühiftlonb,  in  Sßa- 
gleid)  bringt.  <Sic  mar  baS  SDhifttt  ein«  trnun 
@flttin  unb  blieb  mit  einer  aufietotbentlic^  3^ 
lit^Ceit  unb  ^reue  ibiem  ®atlen  ergeben,  »enn  fie 
gleii^  eine  fold^e  neniger  auf  feiner  Seite  fanb. 
@ein  unerroarteter  Sob,  bet  |u  3nnSbtu{t  n>£^rtnb 
ber  ÜSeimä^lungSfeierlidileiten  be€  Stj^ogS  Stp> 
polb  mit  ber  Snfantin  con  @tuttien,  Silaria  Suift, 
erfolgte  (1765),  perfekte  fie  in  eine  tief e  Srauer.  fo 
baB  ^e  niäbienb  il^ieä  ganjen  SebenS  bie  3xauei> 
rieUier  ni^t  me^r  ablegte.  3}tit  ii^rtn  eigenen  f)Äi> 
;  ben  fertigte  fie  beS  ffaiferS  Seidrentu^  unb  dng 
mit  bem  ©ebnnlen  um,  i^r  Sieben  in  einem  fllo» 
fter  ju  bcfd^Iiegen.  $en  18.  [eben  IDlonatS  fd^lo| 
fie  fii^  einfam  ein  unb  meilte  ftunbenlang  in  ha 
@rufl  bei  ben  JTattuginem  an  granjenS  @rabnumn- 
mciil.  Wit  befonberer  SJorliebe  nabm  fie  fiÜ)  bei 
Mittuen  unb  Siaifcn  an,  mie  i^r  btnn  übet^ioupt 
bie  SBobÜbätigfett  fa^  jur  Setbrafcbaft  geuotbtn 
todi.  .3Ran  mu^  mtd^  tbbten,'  fall  fU  etnmal 
Sofep^  gegenüber  geäußert  baben,  .nMnn  man 
mid^  binbem  miü,  SBob'tb^ittn  gu  ei^eigen.'  ffiü 
fte  eine  tnue  @attin  UKir,  Rur  fie  auc^  eine  Ite> 
benbcSIhitter.  iBon  i^  }tifi  ^vlfyatn  unb  j«^ 


785 


97taria«Saad^. 


786 


£0^  überlebten  fte  folgenbe:  1.  Sofep^  II.,  i^r 
mfolger;  2.  Seopolb,  ®ro|]^cr}og  t)on  3:o§cana 
nb  Jta^f olger  Sofepl^S;  3.  t^nebri^  ©oubemeur 
to£ombarbei;  4.  9Ra^mtHan,  ®ro|meifter  be§ 
botfi^  Orbend.  2)ie  SBal^I  bte{e§  legten  Sol^neS 
{mnCoabjiutor  Don  ÜRänfler  unb  ßbln  lag  il^r  t)or 
itrem  SebenSenbe  nod^  befonber§  om  fersen.  Sie 
\ßt  baburd^  einen  nid^t  unbebeutenben  (Sinflu^ 
|n  boS  5jierrei4i|d^ejmu8  im  9torben  2)eutfd^« 
IflobS  )u  gewinnen.  9uein  nid^t  nur  tJfriebrid^  t)on 
iproi^  panb  einer  fold^en  SBal^l  entgegen,  fon- 
bctn  jie  l^tte  aud^  ben  alten  jhirfürften  Don  Rbln, 
Ibpmiian  Sriebrid^,  gegen  ft^,  ber  bie  SBal^I 
pc  auf  feinen  @taat8minifter  im  ^od^ftift  9Rün> 
^,  ben  um  boS  @d^ul-  unb  6r)ie^ung§n)efen 
lii^  moerbienten  gfreil^erm  Sftanj  Don  tjfürften« 
tag,  geteuft  l^e.  SOein  ba  t^ürftenberg  für  einen 
btänger  $reu^nS  galt,  baS  bamalS  im  Sr^fttftc 
85(n  oenig  S^mpat^ien  l^atte,  fo  tou^te  ber  in 
beujelben  regiereni>e  9Rinifter  D.  ^elberbufd^  feine 
Sa^  auf  eine  fd^laue  SBeife  )u  l^intertreiben.  (&x 
fodiertc,  angeblid^  im  9tamen  bed  fturfürften,  ben 
$iiii)en3ofep]^  Sl^riftian  Don  |)o]^enIo]^e«9Saß>en- 
teg-Sartenflein,  meld^  tölnifd^er  2)omgraf  unb 
imSfm  in  Strasburg  unb  Breslau  loar,  auf, 
juk  um  bie  Soabiutorie  )u  betoerben  unb  ben  ßur» 
Jörnen  felbfi  um  Unterftä^ung  l^iergu  an^ugel^en. 
£tt  Infd^lag  gelang  DoUfommen.  2)enn  nun 
ntfo  Selberbufd^  bem  ffurfürften  biefe  IBetoer« 
hng  als  eine  Dom  jtönig  Don  $reu|en  angeftif tete 
boiußdlen,  fo  ba%  berfelbe  nid^t  nur  bie  Sin» 
läU^nig  in  bie  Sßal^I  beS  Sr^er^ogS  SRasimi- 
fion  gab,  fonbern  au^  nod^  ein  befonbereS  (£m« 
rte^lungSfd^reiben  für  benfelben  an  ba§  Sapitel 
m  Adln  richtete.  S)ie  ^rotejtation  3friebrid^§ 
gtgn  biefe  SBol^I  mad^te,  ba^  pe  um  fo  ^d^erer  5u 
S^  fam,  5U  Stbln  am  7.  ^uguft  1780  unb 
Üb  bomuf  (16. 9uguft)  aud^  )u  9Rünfter  (f.  b. 
Irtt.  gfirfteiAerg  IV,  2089,  unb  «öln  VH,  885). 
lole^  l^nterlieg  SRaria  Serefta  nod^  2:öd6ter: 
5.  SRoria  9nna,  ^btijfin  Don  $rag  unb  klagen* 
fsit;  6.  SRaria  Sl^ftina,  Dermö^It  an  ^Ibred^t 
Mm  gad^fen,  6o^  bed  ft5nig§  Suguft  III.  Don 
Wett;  7.  aJlaria  eufabetl^,  «btiffm  ju  3nn§. 
M;  8.  Stada  Vmalia,  ©emal^Iin  beg  ^er^ogS 
Secboumb  Don^ßarma;  9.  SOtaria  Sl^arlotte  Suife, 
wma^in  gferbinanbd  IV.,  JfönigS  beiber  @ici« 
Bo,  imb  enblid^  10.  bie  unglüdlid^e  Sflarie  ^n> 
Wnetle,  ffjtoigin  Don  Sftanfreid^. 

Is  ifl  auffoüenb,  toxt  fd^on  gro^tentl^eilS  unter 
te  Segierung  9Raria  Serefia'S,  bie  öfter  Don  an« 
teer  Seite  fogor  beS  Hrd^Iid^en  OfonatiSmuS  be» 
Hnibigtunrb,  bielBanbegefd^miebettourben,  meldte 
M  ior  Hemmung  unb  Unterbrüdbtng  beg  fird^» 
^ßXLimni  in  Oefierreid^  bis  auf  bie  neuefte  Stit 
<9(!flDn!bet  fyiL  SDiefe  Srfd^einung  lögt  fid^  aber 
^jUnbig  begreifen,  tt>enn  man  bebenft,  loie  ber 
llMi<tt)dli§mnS  ber  $oIiti!  in  i^rer  3(it  über» 
(Qpt  auf  bie  Semid^tung  ber  @elbftönbig!eit  ber 
Airtlt  anarbeitete,  imb  nne  fobann  bei  bem  aü^u 
gnftm  Sertrauen  ber  jtaiferin  in  il^re  ÜJiinifter 


unb  Satire,  loeld^e  bie  Sröger  jener  politifd^en  SRid^» 
tung  loaren,  pe  bie  gcfö^rlid^e  Stellung,  toel^e 
fie  ber  Äird^e  gegenüber  einnal^m,  in  i^ren  golgen 
nid^t  begriff,  nod^  aud^  bei  i^ren  Ucbergriffen  in 
ba§  fird^Iid^e  ©ebiet  ftd^  eines  Sßiberfprud^S  mit 
il^rem  fird^Iid^en  ©lauben  betonet  toar.  S)abei 
loar  aber  SKaria  Serefta  perfönlid^  eine  fromme 
tJfrau  unb  bem  tat^oHfd^en  ®Iauben  Don  ^er^en 
ergeben.  Sie  fott  felbft  ein  ©ebetbud^  gefd^rieben 
l^aben  unb  lool^nte  töglid^  gmei  l^eiligen  SDteffen  bei. 
3nbe|  fd^ü|te  fte  i^re  grömmigfeit  ni(%t  immer 
gegen  bie  3lufmallungen  leibenfd^aftttd^er  ©ereilt« 
beit,  nod^  aud^  gegen  Serlejungen  il^rer  ©etoiffen» 
l^afrtgfeit  in  götten,  too  politifc^e  SRot^wenbigfeit 
fold^e  il^r  ju  gebieten  fd^ien,  loie  biefeS  j.  ©.  in 
jenem  Briefe  an  bie  ^ompabour  ber  gaU  mat 
3mmer]^in  loirb  aber  bie  ©efd^id^te  einer  $erfön» 
lid^feit  bie  Slnerfennung  il^rer  Sor^üge  nid^t  Der» 
[agen,  bereu  politifd^er  @iegner  i^r  na^  bem  Xobe 
oa§  fd^öne  Seugnig  gibt:  „Sie  l^at  bem  S^rone 
unb  il^rem  ©ef^Ie^te  Sl^re  gemad^t;  id^  l^abe  fte 
befriegt,  aber  id^  bin  niemals  il^r  geinb  getoefen" 
(Oeuvres  de  Frederic  XI,  292).  Son  il^ren 
©riefen  finb  l^erauSgegeben  bie  ßorrefponben^  mit 
3ofep^n.,  3Sbe.,  SBien  1867  (Don  «metl^); 
mit  aWarie  2lntoinette  unb  ®raf  2Kerc5«9lrgenteau, 
3  93be.,  $ari8  1871  (Don  «metl^  unb  ©effro^) ; 
mit  ben  ftinbem  unb  il^ren  greunben,  4  93be., 
SDBicn  1881  (Don  3(met^).  (Sgl.  SBoIf,  Deper« 
reid^  unter  SKaria  Sl^erefta,  SBien  1856 ;  ametl^, 
®efd^.  aJlaria  Sl^erefta'8,  10  Sbe.,  SBien  1863 
bis  1879.)  [Ä^uen.] 

Wiaxia'JiiuU^f  Senebicttnerabtei,  ^ule^t  toU 
legium  ber  3efuiten  in  ber  S)iöcefe  Srier,  unfern 
Don  Soblen^  unb  ^nbemad^,  toarb  Don  $fal}graf 
^einric^  n.  gegrünbet,  ber,  toeil  feine  &)t  finber» 
loS  geblieben  mar,  unter  3uftimmung  unb  ÜJHt« 
toirfung  feiner  ©emal^Iin  ^bel^eib  DonOrlamünbc 
fid^  im  3.  1093  entfd^Io^,  in  ber  9lä^e  feiner 
$fal)  am  Saad^er  See  eine  ftöfterlid^e  92ieber» 
laffung  ju  grünben  unb  auSguftatten.  (Sx  legte  bie 
Sfunbamente  ju  bem  großartigen  ßird^enbau  unb 
l^atte,  toie  auS  bem  frü^romanifd^en  @tile  ber 
Sht)pia  unter  bem  Oftd^ore  ju  erfennen  ift,  nur  nodf; 
biefe  DoUenbet,  als  er  fd^on  am  12.  ilpxü  1095 
ftarb.  ©ein  Don  i^m  aboptirter  ©tieffol^n,  $fa(s- 
graf  Siegfrieb,  foQte  baS  begonnene  ^u  Snbc 
fül^ren,  legte  aber  erft  um  1110  §anb  an'S  SBerf 
unb  erbaute  ^unöd^ft  ben  Oftd^or  mit  ben  beiben 
DieredKgen  2:]^ürmen,  DieOeid^t  aud^  fd^on  baS  5{t» 
lid^e  Ouerfd^iff  mit  bem  gemaltigen  ad^tedKgen 
3:^urm  über  ber  jheu^Dierung.  ^u$  er  ftarb  fd^on 
1113  infolge  einer  fd^ioeren  SSermunbung.  5Da« 
mit  ben  trübem  mel^r  Stulpe  gemalert  bliebe,  l^atte 
er  nod^  Dor  feinem  Sobe  bie,  mie  man  annimmt, 
am  füblid^en  Ufer  beS  ©eeS  gelegene  ^falj  ab« 
tragen  lajfen.  S)aS  SSerbienft,  ben  ßlofter»  unb 
ffird^enbau  DoQenbet  ju  j^aben,  gebül^rt  ber  ©röfin 
^ebtoig  Don^re,  meldte  in  bem  bena^barten  3l\ät' 
mi)  ju  reftbiren  pflegte.  3^y  ift  tool^l  ber  9luSbau 
ber  brei  Sangfc^iffc,  fobann  bie  Slnlage  beS  meji» 


787 


3Rax\a»2aaif. 


788 


lid^enOucrfd^iffeS  mtt  bem  öiercdigcn  Sl^urm  über 
bejjcn  SKittelraum  unb  ganj  bcf otü)cr§  bic  (Jrrid^- 
timg  be§  reid^  Dersierten  äBeftd^oreS  mit  ben  beiben 
runben  Sreppentl^ürmen  su  t)erbQnfen.  Sie  Jhrd^e 
tourbe  am  12.  Äuguft  1156  ju  gieren  bcr  aller» 
^eiliöftcn  3)retfaltiöf  eit  burd^  gr^bif  d^of  §ülin  öon 
irier  conf ecrirt  unb  unter  ben  ©d^u^  ber  aHerfelig« 
ften  Jungfrau  (Maria  ad  Lacum)  unb  beS  1^1. 9lt' 
coIauS  gefteKt.  3)er  83au  ber  äu|erft  jierlid^en  SSor» 
l^ne  nad^  Sßeften  mit  il^ren  ^mei  prad^tt)oII  beco« 
rtrten  portalen  gehört  bem  6nbe  beS  12.,  unb  bie 
anläge  ber  Jheusgönge,  toeld^e  fid^  an  ba§  füb» 
Hd^e  ©eitenfd^iff  anfd^Ioffen,  leiber  aber  nod^  auf» 
l^cbung  be«  ÄlofterS  niebergclegt  würben,  toal^r» 
fd^einlid^  bem  ^infange  be§  13.  3a]^r]^unbert§  an. 
aiS  bie  ältefte  nod^  öorl^anbene  ®aftli(a  in  3)eutf  d^« 
lonb,  teeld^e  t)on  Doml^erein  auf  jcreu^gehiölbe  an* 
gelegt  ift,  mirb  bie  Jhrd^e  ju  2aaä)  afö  eine  $erle 
ber  ganzen  romanifd^en  ©aufunft  ge|)riefen.  §ier 
in  bicfem  majeftätifd^en  ®otte§l^aufe,  in  bem  ein« 
famen  Sl^alfeffel,  an  ben  Ufern  be§  toalbumfräns« 
ten  @ee§  mar  ber  redete  $(a^  für  ein  befd^auIid^eS 
unb  gugleid^  bem  @tubium  unb  ber  arbeit  ge» 
mibmeteS  DrbenSIeben.  S)er  fromme  Stifter  l^atte 
Senebictincr  ber  Eluniacenfer  SRef orm  au8  ber  auf 
feinen  Seftlungen  in  tJIanbcm  liegenben  ?[btei 
?lfflig]^em  berufen.  ®a§  anfängIid&e$riorat  würbe 
1127  5ur  Sbtei  erl^oben  unb  erl^ielt  auS  ^(ffligl^em 
ben  erften  3lbt  ©ifclbert.  S)iefer  erwarb  1138 
Don  $a{)ft  ännoceu)  U.  eine  93eftötigung§ur!unbe 
für  bie  «btei  nebft  bem  Ked^te  freier  3lbt§toal^I 
unb  t)erme]^rte  ben  ©eft^ftanb  be§  ^aufeS  burd^ 
weitere  Erwerbungen.  Sßid^tig  war  ber  unter  ibm 
eintretenbe  SBed^fel  ber  ©(ffirmöögte.  ©iegfriebS 
@o]^n  SBiD^elm  l^atte  burd^  le^twiSige  iBerfügung 
bie  Slbtei  ber  ftird^e  be§  1^1.  $etruS  überwiefen. 
gi^bifd^of  Slmolb  öon  ftöln  gemattete  1144  ben 
OrbenSleuten,  ftd^  einen  nöl^er  wol^nenben  ©d^irm» 
öogt  jebeSmal  felbft  ju  wölkten,  bel^ielt  fid^  aber 
bic  ^ol^eitSred^te  öor,  fo  ba^  feit  biefer  3cit  bie 
Slbtei  in  geiftlid^en  ®ingen  Dorn  Srierer,  in  weit« 
lid^en  aber  Dom  Äölner  grjbifd^of  abl^öngig  war. 
S8on  bem  guten  ®eifte,  weld^er  unter  i|m  (bis 
1152)  bie  «ruber  befeefte,  legt  feine  ©rabfd^rift 
3eugni|  ab : 

Praeclams  genere,  meritis  praeclarior,  Abbas 
Gilbertus  jacet  hie,  virtutis  regola  cunctis. 

2)a§f elbe  Sob  gebül^rt  ber  gro|en  SRel^rgal^I  feiner 
40  Slad^f olger,  öon  weld^en  |icr  nur  bieienigen 
]^ert)orge](|obcn  werben,  an  bereu  5lamen  jld^  be- 
beutenbere  greigniffe  fnüpfen.  9luf  ©ifelbert  folgte 
gfulbert  (1152-1177).  gr  förbcrte  ba§  wiffen« 
fd^aftlid^e  ©treben  feiner  DrbenSgenoffen  burd^ 
bie  3lnlage  einer  Sibliotl^ef  unb  beftimmte  nid^t 
weniger  al§  fünf^el^n  öon  feinen  öierjig  SKönd^en 
baju,  wert]|t)olle  tl^eologifd^e  SBerfe  abpfd^rciben. 
Rubere  SSrüber  mußten  fid^  ber  Pflege  ber  ftran« 
fen  wibmen,  weld^e  in  bem  ^ofpitale  beS  Älo« 
fterS  Slufnal^me  f anben.  S)urd^  ben  Stuf  ber  ftren» 
gen  OrbenSbiSciplin  unb  beS  wiffenfd^aftlid^en 
©eifteS,  weld^e  in  fiaad^  l^errfd^ten,  jog  er  au§» 


gejeid^nete  unb  l^od^ftel^enbe  SWänner  in  fein  ÄIo« 
fter,  unter  weld^en  befonberS  ®erlad^,  S)ecan  beS 
93onner  ©HfteS,  unb  bie  «ruber  SBiD^lm  utA 
^l^eoberld^  Don  ^od^fiaben  genannt  werben.  6tn 
befonbereS  Serbienft  erwarb  ftd^  g^ulbert,  old  er 
burd^  ben  Serg  einen  ©tollen  trieb,  um  bie  oft 
Übertretenben  ®ewaffer  be§  ©ee§  abzuleiten ;  jn* 
gleid^  gewann  er  baburd^  bem  @ee  oiele  SRorgen 
frud^tbarcn  SanbeS  al.  S)er  5.  Slbt,  albert  (1199 
big  1217),  lieg  ed  ftd^  angelegen  fein,  ba§  ©otteS- 
l^auS  au§5ufd^müden.  @r  öoUenbete  ba§  Orato« 
rium  be§  |l.  3ol^anne§,  weld^eS  Srgbifd^of  Sol^- 
neS  I.  öon  Srier  1208  einweü^te.  ®er  Slitter  ^« 
rid^  ö.  Ulmen  übergab  il^m  eine  in  Sonflantino^ 
erbeutete  gro^e  ^rtifel  öom  l^eiligenflteuje:  81« 
bert  lie^  biefelbe  in  ®olb  faffen  unb  mit  Sbel- 
fteinen  umfleiben  unb  f e^te  fte  jur  öffentlid^  9Ser» 
el^rung  au§.  9h>n  ben  bisherigen  ©d^irmööghn 
fel^r  bebrängt,  ftellte  er  feinfflofter  unter  ben  @d^ 
ber  Srjbifd^öfe  öon  Stbln,  mu|te  aber,  wie  ou^ 
mehrere  feiner  SRad^f olger,  öon  biefen  monnigfad^ 
«ebrüdungen  erbulben.  2)aburd^  geriet)^  baS  fyM 
aUmölig  in  ©d^ulben,  fo  ba|  ber  7.  Vbi,  %^ 
berid^  öon  Srier  (1235—1247),  fi(^  genfi^iB* 
fa^,  bebeutenbe  @üter  ju  öerlaufen  unb  enblid^  ai» 
jubanfcn.  ®r  trat  ju  ben  SfranciScanem  in  Sn- 
bemad^  über.  (Srft  bem  ll.^bte,  Sl^eoberid^  öon 
Sel^men  (1256—1295),  gelang  e§,  ben  SD8oWö«i> 
ber  %btei  fo  öoUfommen  l^erjufteOen,  ba^  er  baS 
^ofpital  umbauen  unb  neu  botiren  lonnte.  Sott 
il^m  rül^rt  ba§  nod^  l^eute  im  Sßeftd^or  ber  StM^ 
ftel^enbe  reid^e  ©rabbenfmal  be§  ©tifterS  ^ol}» 
grafen  §einrid^  ^er.  3)iefer  ift  in  liegenber  Stel- 
lung auf  bem  mit  gotifd^en  Ornamenten  aah 
geflatteten  ©arcopl^ag  bargeftcflt,  in  feiner  SRedjIen 
ba§  SRobeU  ber  Saad^er  ffird^e  tragenb.  U^ 
bemfelben  wölbt  ftd^  auf  fed^S  fd^lanfen  9Rono- 
litl^en  ein  balbad^inartiger  Oberbau,  weld^  in 
feiner  Sonftruction  unb  omamentalen  SbiSbilbung 
bie  beginnenbe  Entartung  beS  romanifdl^en  ©tSeS 
zeigt,  alfo  bem  Snbe  be§  12.  Sal^rl^unbertS  an* 
gel^ört.  Sine  befriebigenbe  Srilarung  biefed  fon* 
berbaren  Snad^roniSmuS  ijt  ben  jfunftöerjlönbigen 
bis  l^eute  nod^  nid^t  gelungen.  Unter  bem  13. 9bt, 
Sol^anncSl.  SBinfelin  (1328-1333),  trat  ein 
@t)m{)tom  ber  erfd^laffenben  Jnofter}U(^t  l^or. 
%m  äal^reStag  ber  Sinweil^ung  ber  JKrd^e,  an 
weld^em  bie  SuSftellung  ber  l^eiligen  Sleliqmen 
eine  gro|e  «olfSmenge  l^erbei^og,  würbe  öor  ben 
ßloftermauem  ein  jham»  unb  SSiel^marft  gel^alten, 
öieQeid^t  anä),  wie  baS  anberwörts  mel^rfad^  ge« 
]ä)a%  öon  ben  SRönd^en  ber  SuSfd^an!  öon  äßein 
als  $riöileg  geübt,  jebenfallS  öon  il^nen  gebulbet. 
S)aS  ftanb  nid^t  wenig  mit  ber  fird^lid^en  Sfeftfeier 
unb  mit  ber  ©tille  beS  DrbenSl^ufeS  in  ©ontrafl 
Srjbifd^of  äBalram  öon  J!öln  mad^te  1332  bem 
3lergemi6  ein  fd^nelleS  @nbe,  inbem  er  ben  Saljr« 
marft  nad^  9lnbemad^  öerlegte.  Unter  ben  folgen« 
ben  bebten  mad^te  bie  Stuflöfung  ber  ßloftergud^t 
immer  mel^r  fjfortfd^ritte,  fo  ba^  fd^on  jur  S^beis 
17.  StbteS,  SDBiganbS  11.  öon  $annaw  (1380  KS 


SOtaria'Saod^. 


790 


1402),  Srsbifd^of  fhmo  t>on  Stier  bagegen  ein« 
fil^tritei  ma^,  inbem  er  ben  SJtön^en  unter 
Smfe  ber  Sscommunication  Derbot,  augerl^alb 
tofimtfitr  )u  tool^nen  ober  uml^erjufd^tDÖrmen. 
6em  Slad^folger^  ber  18.  mt  mi^tlm  Don  Seu« 
leiborf  (1402— 1442),  ftrengte  fld^  in  berfelben 
Seit  old  ber  gro^e  9bt  Stöbe  t)on  @t.  aßattl^iaS 
MXrier  feine  reformatorifd^en  Seftrebungen  bort 
ienttl  DoOenbet  unb  bie  Steform  in  fielen  Sene» 
Mdineti^fern  eingefiU^rtl^atte  0Burdf  eiber  Union), 
kcgdend  an,  oud^  in  Saod§  eine  SSerbefferung 
hn^Dfelen.  2)aS  Sßenige,  bo§  er  emic^te,  verfiel 
lidiei  unter  bem  19.  W>t,  Stubolf  t)on  Sel^men 
(1442—1458).  ©0  griff  ber  Srierer  erjbtfd^of 
JotoimeS  IL  (Don  Soben)  energifd^  ein  unb  legte 
banengeniöl^Iten  (20.)%bte3o]^anne§]II.  Sleuber 
bie  jirenge  Spi^t  auf,  bie  Surdf eiber  9tef orm  ein- 
iifB^  Ütt  Srfolg  feiner  93emü]^ungen  toax, 
k|  ad^  iKm  €t.  SRortin  in  Jtdin  bol^in  berufene 
wkt  Don  ber  fhengen  ObferDan^  nad^  fed^S 
KoBaten  Don  ben  Srübem  au§  Soad^  h)ieber  Der- 
tridentonrben.  S)er@tarrfinnberle^teren,  meldte 
H  W  ben  Sefel^Ien  be§  ^opfteS  @i£tu§  lY. 
n^t  fügten,  fonnte  nur  burd^  ©emalt  gebrod^en 
•eAen.  S)er  Srjbif d^of  entbot  bal^er  unter  ber  SRe« 
tRomg  bc8  Dortrefflid^en  (21.)  ^bteS  Sol^onn  lY. 
»liBeibeSl&nm  (1469—1491)  im  3.  1474  bie 
fatmämier  ber  benad^borten  @täbte,  um  mit  ^ilf e 
bct  Sörg^  Don  9Ra^en  ba§  jtlofter  ju  befe^en, 
Ue  SiberfpänfKgen  auszutreiben  unb  bie  ad^t 
Über  Don  €t  SRartin  mieber  ein^ufül^ren.  @o 
9ffifiä^  e8,  unb  nun  erblül^te  ein  uunberfam  f d^öne§ 
«im  in  getreuer  Seobo^tung  ber  Siegel,  in  ®e« 
Mctfer,  in  gettnffenl^af ter  @eeIforge,  in  ber  Pflege 
krflönpe  unb  SBiffenfd^ten,  unb,  h)a§  mel^r  ift, 
Nefer  gnte  ®eifi  lebte  in  £aad^  fort  bi§  aur  Suf- 
Qfimg  be8  fflofierS.  Sluf  Sol^anned  lY .  folgte  al§ 
22.  Ut  Simon  au8  bem  eblen  ©efd^Ied^te  berer  Don 
bei  Saien  (1491—1512).  SSon  i^m  unb  feinem 
Sottni  entiDtrft  ein  fel^r  anfprec^enbeS  Silb  3o- 
\ma  9n|bad^  Q.  b.  9rt.)  in  feiner  Don  93ed(er 
1869  l^enmSgegebenen  Sd^rift  „SI)ronifa  eines 
Mmben  @dp[er8^  Vbi  Simon  l^atte  93u^bod^, 
A  et  no<!^  auf  ber  berul^en  Sd^ule  gu  S)eDenter 
bei  Stnbien  oblag,  für  fein  Snftitut  gewonnen. 
th|iQ4  vni^  H"  @d^filer  S^berti  l^aben  ber  %btei 
Mben  9hif  einer  ^eim{latte  ber  Sßiffenfd^aft  ein- 
igt S)te9iegierung  beS  (24.)  W)M  ^eter  Don 
Saugen  (1529—1552)  fiel  in  bie  fhtrmbemegte 
Sot  ber  großen  JKrd^enfpaltung.  2)n§  jflofter 
Si^  i^  Don  Uefen  Stürmen  nid^t  berül^rt  morben. 
^  Denoaltete  Diele  3a]^re  mit  Sl^ren  ba§  9lmt 
nci  eeneroMfitatord  ber  jtlöfier  feines  OrbenS 
tt  tetfd^id^enen  S)iöcefen  unb  ftanb  ber  9urS« 
fteOinon  niöl^renb  breier  Saläre  als  $rö^bent 
^  fr  iimrbe  fogar  Don  bem  Xrierer  (Srjbifd^of 
äotonicSDim  äfenburg  ju  feinem  geifilid^en  SRatl^ 
<Qttmt  snb  ju  aUen  nnd(|tigen  Sierl^anblungen 
Inaviogen.  ®Ieid^  ibm  ein  !Dlann  ber  Sßiffen« 
M.  mgfte  ber  25.  9bt  äol^ann  ^uguftin  Ü^a« 
MCItttd^l^attS)  aus  &)blen5  burd^  bie  Jhxnft  ber 


enfauftifd^en  3RaIerei  l^erDor.  Sr  Derfal^  feine  jfird^e 
unb  bie  jtlofterbibliot^et  mit  ben  l^errlid^ften  @IaS= 
gemälben.  Sine  nod^  l^eute  fd^ö|enSn)ertbe  tjfrud^t 
feiner  literarifd^en  Sl^ötigfeit  ift  bie  Sd^rift  Ri- 
tuale monasticae  hyparchiae  coenobii  La- 
censis.  Sr  l^atte  ebenf o  mürbige  mie  tüd^tige  9lad^» 
folger,  gegen  meldte  ber  30.  9lbt  ^einri(|  Sungl^ 
(1619—1624)  fel^r  unDort^eiD^oft  obftid^t.  SDiefer 
brad^te  burd^  SSerf d^toenbung  unb  gigenmäd^tigfeit 
bie  Ser^ältniffe  ber  Slbtei  fo  in  Unorbnung,  ba^ 
er  Don  ßrjbifd^of  ^l^ilipp  Sl^riftopl^  jur  SSeront« 
mortung  gebogen  merben  mu|te.  Sr  mid^  biefer 
aber  ouS  unb  fud^te  @d^u^  in  9tom,  Don  mo  er 
nid^t  mel^r  ^urüdffel^rte.  Statt  feiner  übemal^m 
ein  modtcrer  $rofeffe  Don  St.  SKoria  bei  Srier, 
Kljriftian  Sd^äffgcn,  aud^  S^öuffgen  genannt,  als 
31.  mt  (1624-1638)  bie  Regierung  bcS  ffIo= 
fterS.  Ungead^tet  ber  anbauemben  ffriegSwinen 
teufte  er  bie  Sd^öben  auS  ber  SDtigDemmItung 
feines  SSorgängerS  burd^  meife  Sparfomfeit  ju 
l^eilen.  ^l^m  folgten  nod^  jel^n  teürbige  Siebte, 
bereu  le^ter,  Sl^omaS  Äupp,  „eine  3ictbe  ber  ®e» 
noffenfd^aft",  am  18.  3uni  1802  ettoö^It  würbe. 
Unmittelbar  banad^  l^ob  bie  franjöfifd^e  S^epubli! 
bie  9Ibtei  auf.  ®ie  el^rtoürbigen  SWönd^e  jerftreuteu 
ftd^,  bie  teertl^DoUe  Sibliotl^e!  würbe  Derfd^Ieppt; 
jflofter  unb  JKrd^e  aber  gingen,  weil  feine  annel^m» 
bare  Serlauf Sfumme  erjielt  werben  fonnte,  als 
StaatSbomöne  auf  bie  preugifd^e  Stegierung  über 
unb  würben  f o  erl^alten.  3lo(^  jejt  gehört  läterer 
baS  l^enlid^e  Jhrd^engeböube,  weld^eS  bem  SuItuS 
jebod^  Derfd^Ioffen  ift.  ®aS  ftlofter  felbfl  fam 
1820  mit  ben  umliegcnben  gelbem  in  ben  SeftJ 
eines  $riDaten,  wel($er  eS  nad^  bem  Traube  Don 
1855  in  mobemem  Stile  neu  auffül^rte  unb  feine 
ganje  SSeft^ung  1863  um  ben  faft  fed^Sfad^en  9ln» 
faufSpreiS  an  ben  ©rafen  Sd^aeSberg  ablief, 
worauf  bie  ©efeKfd^aft  3efu  bafelbfi  ein  EoIIeg 
grünbete. 

®aS  änftitut  ber  Sefuiten  in3Raria«fiaad^  biente 
bef  onberS  gur  ^uSbtlbung  ber  jüngeren  SOtitglieber 
beS  OrbenS.  3<2^^^^^^  äWfftonare  gingen  Don 
bort  aus  fowol^I  in  bie  auSwörtigen  IDlifftonen, 
als  aud^  }ur  ^ibl^altung  Don  SOtifponen  im  3n> 
lanbc.  S)aneben  fanben  bie  bebeutenbften  Sd^rift« 
fteUer  beS  OrbenS  bort  ein  ml^igeS  ^f^I  unb  eine 
l^errlid^e  Sibliotl^ef.  SBeitl^in  befannt  würbe  iejt 
baS  alte  ftlofter  burd^  bie  l^ier  gegrünbete  3«it« 
fd&rift  „Stimmen  auS  aJlaria«2aa(!|".  3m  3. 1864 
^atte  ^apfi  $iuS  E^.  bie  gnc^flica  Quanta  cura 
mit  bem  S^DabuS,  bem  Ser^eid^ni^  Don  3n» 
tpmem  beS  mobemen  SiberaliSmuS,  erlaffen. 
auf  Anregung  beS  bamaligen  $roDinjiaIS  ber 
beutfd^en  DrbenSproDinj,  nad^maligen  DrbenS« 
gencralS  P.  Slnberleb?,  festen  ftd^  bie  $atreS  in 
Saad^  3ur  Aufgabe,  in  S)eutf d^Ianb  für  ben  6rla^ 
beS  l^eiligen  SSaterS  in  bie  Sd^ranfen  ?\u  treten. 
gS  würbe  alfo  ein  6t)fIuS  jwanglofer  Srofd^üren 
eröffnet,  bie  erfte  Serie  ber  Stimmen  auS  SÖtaria» 
8aad^,  bei  weld^er  bef onberS  P.  Sd^neemann  tl^ätig 
war.   SBäl^renb  beS  Daticanifd^en  KondlS  folgte 


791 


aRarialeS. 


eine  giDcüe  ©erie,  an  mlä)tt  ftd^  öorjugStoeife 
P.  gflorian  «tefe  beH^eiliötc.  Sie  SSettagung  beS 
ßoncilS  fül^rte  cnbKd^  im  ©ommer  1871  jur  britten 
Serie,  einer  regelmä|ig  erid^einenben  3«itfd^rift 
(jäl^rlid^  2  Sönbe),  bie  ben  Äampf  auf  ber  ganjen 
Sinie  gegen  benSiberoIiSmuS  »eiterjufül^ren  unter» 
nol^m.  Süt  bie  ©ebUbeten  aller  ©tänbe  gejd^rie- 
ben,  überflügelte  Jie  balb  anbere  in  ®eutfd^Ianb 
erfd^einenbe  S^ttp^ften.  @ie  umfa|t  alle  S)i8« 
ciplinen  ber  aEßiffenfd^oft  unb  bietet  in  ben  gr- 
gönjungSbanben  aud^  größere  Unterfud^ungen  über 
toid^tige  Srfd^einungen  beS  geiftigen  SebenS.  Sin 
anbereS  literarif d^eS  itntemefmen  erftanb  ebenfalls 
in  bem  Saad^er  SoDeg.  @§  ifi  bie  gro^e  @amm» 
lung  aller  Sondlien  auS  ben  legten  Sal^rl^un« 
berten  feit  ber  3eit,  in  »eld^er  bie  älteren  ©amm» 
lungen  ben  fj^aben  abgebrochen  l^atten  (Acta  et 
decreta  sacr.  Conciliorum  recentionim.  Gol- 
lectio  Lacensis,  7  voll.,  Frib.  1870—1890). 
SDaS  !ßerbien{l  biefer  SIrbeit  gebührt  Dor  Mem 
bem  unermüblid^en  P.  ©d^neemann,  —  Sfür  bie 
nöl^ere  Umgegenb  marb  Saad^  h)ieber  eine  Ouelle 
be§  ©egen§  burd^  eifrige  ^uSl^üfe  ber  $atre§  in 
ber  ©eelforge  unb  burd^  tjörberung  einer  ratio« 
neQen  Sanbmirtl^fd^aft,  für  meldte  bie  bei  ber 
großen  SoHfi  ber  Semol^ner  erforberlid^e  au3ge> 
bel^nte  Deconomie  eine  SKuftertoirtl^fd^aft  bilbete. 
S)em  großartigen  Sßirten  be§  OrbenSl^aufeS  h)urbe 
burd^  baS  ®efe^  Dom  4.  3u!i  1872  plö^Iid^  ein 
iöl^eS  ßnbe  bereitet.  aJlit  bem  1.  Sonuar  1873 
mußte  SOtaria-Saad^  t)on  ben  ]^od^t)erbienten  Or« 
benSIeuten  geräumt  fein.  (Sgl.  Broweri  et  Ma- 
senii  Metropolis  Trev.y  ed.Stramberg,  I,  Gonfl. 
1855,  483 sq.;  äßegeler,  ©efd^id^te  bed  J¥Iofter§ 
Saad^,  Sonn  1854;  ©d^om,  Eiflia  sacra  I, 
Sonn  1888,  723  ff.;  93od(,  S)a8  monumentale 
SRI^einlanb,  Äöln  unb  5Reuß  1866,  §eft  1;  93au« 
un^  Jhmftbenfmäler  ber  9ll^ein))rot)in3 1,  Süffel» 
borf  1886,  394  ff.)  [be  Sorenai.] 

W^tiatts^  dlanM,  0.  S.  D.,  tl^eologifd^er 
©d^riftfteOer,  tourbe  um  1580  auS  ber  abeligen 
Familie  ber  $inarbi  )u  Senebig  geboren,  genoß 
eine  forgföltige  Sr}ie|ung,  mad^te  feine  l^uma» 
niftifd^en  ©tubien  in  feiner  Saterftabt  unb  trat 
bafelbfl  nod^  fel^r  jung  in  ben  SDominicanerconDent 
Don  ©t.  So^anneg  unb  $auIuS.  3ur  SoQenbung 
feiner  ©tubien  fanbten  bie  Oberen  ben  talent» 
boUen  iungen  SOtann  nad^  ©panien,  an  beffen  ^a^U 
reid^en  UniDerfttöten,  9f abemien  unb  ßlofterf  deuten 
bamalg  bie  tl^eologifd^e  SBiffenfd^aft  unter  auS» 
geseid^neten  Seigrem  in  l^d^fter  Slüte  fianb.  Son 
9latur  mit  fd^arfem  ©eifte  unb  umfaffenbem  ®e» 
böd^tniffe  auSgeftattet  unb  babei  öon  auSbauem« 
bem  Sfleiße  befeelt,  erwarb  er  fid^  in  furjer  3«it 
Diele  unb  grünblid^e  ßenntniffe.  9lad&  Stauen  ju» 
rüdfgefel^rt,  tourbe  er  juerft  im  tbeologifd^cn  Un- 
terrid^te  feiner  Drbcn§gcnoffen  in  SSenebig  üer« 
menbet  fobann  burd^  Sefd^Iuß  be§  ©eneralcapitelS 
SU  9tom  Dom  Saläre  1608  als  Sector  ber  %f)to« 
logie  an  ber  UniDerfitöt  ju  $abua  für  ba§  ^al^r 
1610  unb  balb  barouf  als  fieiter  ber  gefammten 


©tubien  bafelbft  bejieat  —  ein  «mt,  i 
Saläre  1624  gum  britten  3ilak  befleibeti 
§oIge  sog  er  fid^  Don  aUen  Remtern  }i 
nur  nod^  ben  Uebungen  ber  0fi^5mmtg 
©tubium  unb  bem  l^e^rberufe  {u  leb« 
Siograpl^en  ^eben  rü^menb  l^erDor,  U 
biefer  gänslid^en  9Ibgefd^Iof[enl^eit  nid^l 
mürrifd|e,  abftoßenbe  SBefcn  Derfiel,  toie 
bengelcl^rten"  mitunter  eigen  ift,  fonber 
mer  gleid^er  greunblid^feit  unb  ©efoQi) 
Sefu^cr  aufnal^m.  SBcgen  feiner  treuen 
lid^feit  an  ben  opoftolifd^en  ©tu^I  unb 
unerfd^rodenen  Seril^eibigung  Don  beffc 
l^atte  SDtarialeS  mand^e  Verfolgung  su 
Sßieberl^olt  mußte  er  in  bie  Verbannung 
er  ging  nad^  SOtailanb,  nad§  Sferrara,  g 
Bologna.  UeberaS  ertoarb  er  jid^  burd^  fi 
mäßiges  fieben  unb  burd^  feine  ©elel^rfo 
l^obe  Verehrung;  in  Bologna  gefd^al^  bi 
SRaße,  baß  ber  bortige  S)ominicanercc 
einflimmig  als  fein  SKitglieb  aufnahm  u 
ht^alim  xooUit.  ^IS  ber  befd^eibene  3)l5t 
in  fein  jflofter  5U  Senebig  jurüdEf eieren  ) 
beitete  er  an  ber  VoHenbung  feiner  ff^i 
SDBer!e,  bis  er,  me^r  als  80iä^rig,  (& 
1660  Dom  ©daläge  gerü^ri,  fein  Seben 
3u  feinem  SSegräbniß  f anbte  felbft  ber  i 
Spanien  einen  Vertreter. 

2ÖS  t^eologifd^er  ©dffriftfteller  Derf  olgi 
tl^eilS  apologetifd^'polemifd^e,  tl^eilS  f 
condIiatorif(^e  S^tit.  S)ie  Seigre  beS 
maS  gilt  il^m  als  bie  einzig  rid^tige,  oli 
ber  Jnrd^e,  ben  köpften  unb  Don  Sl^ri 
approbirie;  pe  toiH  er  commcntiren,  i 
Angriffe  Deri^eibigen,  aber  aud^,  h)o  ml 
ben  Seigren  anberer  tl^eologifd^en  ©deuten 
lid^  beS  ©cotuS,  Derjö^nen.  Wit  umfaff 
lel^rfamfeit  Derbinbet  er  großen  ©ddar' 
lemif d^e  (Semanbtl^eit  unb  eine  geh)iffe  S 
fd^einbar  gegenfö^Ud^e  Snfid^ten  auSj 
©eine  $oIemi!  ift  ni^t  ol^ne  ©d^ärfe  m 
feit,  feine  SDarftcHung  ift  flar,  aber  brei 
tein  ift  oft  holperig  unb  fd^toerfäKig. 
ber  einzigen  3luSgabe  feiner  SDBerfe,  befc 
Bibliotheca,  mimmelt  Don  SrudCfel^Iet 
erfte  ^ublication  fd^eint  bie  äBieberl^ 
eines  SBerfeS  feines  fpanifd^en  Orbei 
®iego  9?uno  (f.  b.  ^rt.  Congreg.  de 
Gommentarii  ac  disputationes  in  UI. 
s.  Thomae,  auctore  F.  Didaco  Nuno  ( 
(Don  SWarialeS  mit  SnbiceS  Derfel^en  unb 
binallegaten  Waffeo  Varberini  in  Volo( 
maligem  ^apfte  Urban  VIEL,  gewibmei 
Venet.  1612,  geioefen  ju  fein.  SIIS  9Jte 
britten  ÜKale  ©tubicnrector  in  $abua 
öffentlid^tc  er  Controversiae  ad  univen 
mam  theologiae  D.  Thomae  Aq.  m 
4  libros  Magistri  sententiarum,  Yen 
S)aS  SBerf,  ein  fpecuIatiD«poIemifd^er  (£ 
jur  Summa,  ift  bem  ^apfte  Urban  VIEL 
unb  foQte  nad^berSlnfünbigung  beSVerfc 


793 


ÜRarialeS. 


794 


im  (5)  9dnbe  umf äffen ;  inbeffen  erfd^ien  nur  bte  jer 

opr.  O^ne  f^fleniatif d^e  Otbnung  greift  ber  Ser« 

jbffer  eiiqelne  f d^nierige  ober  Diel  umftrittene  Sel^r- 

^tnfte  aud  bem  t^omiftifd^en  @9ftem  l^eroug  unb  er« 

driert  fte  mit  großer  breite,  ftetS  mit  S^üdftd^t  auf 

bu  SrOänrngen  ber  Neoterici  unb  bie  be^üglid^en 

S^tm  ber  fcotiftifd^en  €d^ule.  ©eine  ^ibftd^t  gel^t 

bdfta,  bie  onfc^nenben  ^iberjprüd^e  in  X^omaS 

fdiifi,  fonrie  in  ben  diteren  2)omimconer>Sommen« 

tiitoren  auSjugleid^  unb  mo  mdglid^  bie  tl^omi« 

ft^ilß  £e^re  mit  ber  bed  @cotu3  gu  vereinbaren, 

«DoM  er  gegen  bie  ^uffaffungen  ber  „Steueren'', 

namentli^  beS  Scotifien  SRaba  unb  bed  t$franci§> 

coBcr-SonDentualen  ^l^ilip))  f^ber  (f.  b.  9rt.),  faft 

M  ieber  Srage  polemiftrt.  IRur  al§  Organ  unb 

Sntntntt  beS  englifd^  Sel^rerS  tt)ill  er  gelten: 

Bind  noTerint  omnes,  regulariter  me  nihil 

dietamm,  qnod  ex  D.  Thoma  non  desumpse- 

Tirn  (ad  lectores) ;  nad^  Sl^omaS  aber  be^eid^net 

er  q1§  feinen  SieblingStl^eoIogen  ben  @cotu§  (aman- 

tusimoB  meus  post  D.  Tliomam,  Conlroy.  1, 

c  2)  unb  betennt  offen :  Ego  fateor  ingenue,  post 

D.Thonuun  in  nuUo  alio  auctore  nee  jucundius 

I»  detennisae,  nee  uberius  profecisse,  quam 

b  Seoto,  quod  dixerim,  ut  novitii  utriusque 

Kholae  diseant,  unde  notabiliter  proficere 

possint,  et  sie  amorem  et  reverentiam,  non 

odiom  et  despectum,  ut  faciunt  quidam  (quos 

qno  nomine  appellem,  nescio)  erga  tantos 

toores  concipiant  (ib.).  3u  9Dtariale§'  3^it 

lOBli^  nmren  bie  bdben  ©deuten  be§  1^1.  Sl^o» 

Boi  unb  beS  @cotu8  in  DoQer  Glitte,  unb  an  aQen 

ieiMRagenben  Unit)erfitöten  beftanb  neben  bem 

84ijfat^e  beS  9lquinaten  aud^  eine  cathedra 

8eotL  3nSbefonbere  ttmrben  in  ben  Derfd^tebenen 

SnmciSamerconDenten  StalienS  bie  f  cotiftif  d^e  $^i« 

Iriop^  unb  Xl^ologie  t)on  bebeutenben  Seigrem 

nfrig  Wfitgt  9}iele  @elel^rte  ber  einen  toxt  ber 

öbon  €d^e  aber  fud^ten  bie  ©egenfö^e  beiber 

Bösfi^fl  (A)ufd^möd^en  unb  eine  Serf ö^nung  l^er« 

k^ufffi^ren.   3^  biefen  Sonciliatoren  auf  @eite 

kcr  {^omiPen  )ablt  ^arialeS,  toxt  etma  auf  @eite 

b(r€cotifien  bie  Ideologen  @amanu§  (^ucca* 

IkiI),  Wmrc  a  Soubunio  u.  9.  SBetter^in  Der« 

tRatrul^SRarialed  eine  Dierbönbige  Bibliotheca 

iatcipretum  ad  nniversam  Summam  theolo- 

0ie  D.  Thomae  Aq.,  Venet.  1660,  in  foL, 

Me  er  felbfl  al§  „eingel^enbe  jhitit  aM  beffen 

tqriil^,  mad  bis  bal^in  Don  irgenbmeld^en  alten 

nb  neuen  Sd^riftfteOem  in  Se^ug  auf  f  d^olaftif  d)c 

tWogie  Deröffentlid^t  mürbe"  —  ttJicber  mit  be« 

fnbetcr  Serudfid^tigung  ber  abmeid^enben  ^n« 

P<tto  unb  eigent^ümlid^en  SuffteUungen  ber  2:i^eo» 

bga  feiner  3eit  (inSbefonberc  ber  Sefuiten  SSaS« 

m,  SRoIina,  ©uare^  u.  ^.)-  S)em  erften  Sanbe 

McfcS  9Ber!e8  ge^  eine  Quaestio  prolegomena 

feonmd,  mel^e  eine  Spotbeofe  unb  ißert^eibigung 

ber  andoritöt  beS  1^1.  XbomaS  enthalt.  Sßö^renb 

mS^  bie  Xl^logen  be§  3e)uttenorben§,  na« 

mmXBdi  SaSqueg  be  $abilla  unb  3.  @D.  ^osa,  fid) 

eise  fcehre  Stellung  ju  maleren  fud^ten,  ^eigt  ftd^ 


aJtorialeS  al§  unbebfaigten  Änl^önger  beS  Slquina» 
tcn,  Don  beffen  Seigre  abjumeidjcn  feinem  Sl^eolo« 
gen  erlaubt  fei  ®cnn  er  befifet  ba§  gl^ariSma  ber 
Unfel^lbarfeit  unb  ber  grleud^tung  burd^  ben  bei« 
ligen  @eift :  Est  Div.  Thomae  calamus ,  dico 
ego,  et  lingua  quasi  instrumentum  disjunetum 
divinitatis,  quae  fallere  fallique  non  potest 
(ib.  c.  3,  p.  17 ;  Dgl.  p.  15) ;  —  ex  specisJi  Dei 
gratia  in  utüitatem  communem  Ecclesiae  sor- 
titus  a  Deo  est  donum  infallibilitatis  in  scri- 
bendo,  quod  Doctorum  communitati  coUatum 
est  (ib.  p.  20) ;  —  habebat  (sc.  D.  Thomas) 
assistentiam  Spiritus  Sancti,  ut  quaecunque 
scriberet,  lumine  plus  quam  humano  scribe- 
ret  (ib.  c.  4,  p.  29).  ®emä|  S)caet  ber  römi» 
fd^en  3nbe£Congregation  Dom  20. 3uni  1662  f  oQte 
biefe  Sinleihtng  au§  bem  SBerfe  be§  ÜJlarialeS 
entfernt  merben,  mie  fein  DrbenSgenoffe  Ouötif 
(unb  nad&  il^m  Hurter,  Nomencl.  I,  714)  be« 
merft,  ob  J.  B.  Pozae  sociorumque  doctrinam 
acrius  perstrictam  (Script.  IE,  600).  3tt)ar 
tüuren  aud^  bie  SBerle  be§  Suan  Satifta  $o}a  (geft. 
1660),  Doran  fein  fcanbalöfeS  Elucidarium  Dei- 
parae  (Compluti  1626),  burd^  Snbejbecrete  Dom 
Saläre  1628  unb  9.  September  1632  Derboten 
morben  (ba§  le^tere  2)eaet  bei  Mariales,  Biblioth. 
I,  Contr.  prooem.  c.  2,  p.  11,  fotoie  ein  ^uSjug 
aus  ber  ^nflagefd^rift  be§  fpanifd^en  Sl^eologen 
gfr.  SioaleS  gegen  $0}a  bei  ber  fpanifd^en  unb 
römifd^en  3nquifition  ib.  p.  11  sqq.;  femer  bie 
gan^e  Anfluge,  Manifestum  M.  Fr.  Reales,  in 
t.  IV ;  Dgl.  l^iequ  SReuf d^,  ®er  Snbcj  ü,  434  bis 
441) ;  aber  aud^  bie  $olemif  beS  SJtarialeS  gegen  il^n 
unb  feine  OrbenSgenoffen  (adversus  novatores) 
betreffs  ber  tl^eologifd^en  ^uctoritöt  beS  1^1.  %f)o* 
maS  übcrf d^ritt  f o  fel^r  bie  ©renjen  ber  SKäfeigung 
unb  einer  fad^lid^en  miffenfd^aftlid^en  Jhiti!  unb 
entl^ielt  f o  Derle|enbe  @d^möl^ungen,  ba^  baS  Non 
permittitur  ber  Sube^congregaHon  aUerbingS  ge« 
red^tfertigt  crfd^ien.  S)er  3efuit  §on.  Söbri  Der« 
öffcntlid^te  gegen  5IJlarialeS^  ßritif  unter  bem  $feu« 
bon^m  Subm.  SarteriuS  eine  ^inflagefd^rift,  bie 
freilid^  ebcnfattS  bem  Subej  Derfiel:  Justa  ex- 
postulatio  de  P.  M.  Xantes  Mariales  0.  P., 
auctore  Biblioth.  interpretum  etc.  Auctore 
Lud.  Carterio,  Vocontio,  S.  Th.  et  J.  U.  D., 
Gergoviae  Vocontiorum  s.  a.  (Dgl.  Sleuf  d^  a.  a.  O. 
504  f.). 

3n  ber  SSorrebc  jur  Bibliotheca  Derf  prid^t  9Jla« 
rialcS  bte  balbige  Seröffentlid^ung  Don  Kommen« 
taren  ju  ben  Quaestiones  disputatae  beS  1^1.  S^l^o« 
maS;  fic  erjd^ienen  unter  bem  litel  Amplissimum 
artium  scientiarumque  omnium  amphithea- 
trum,  h.  e.  De  rebus  universis  celeberrimae 
quaestiones  disputatae  ab  orbis  oraculo  D. 
Thoma  Aquinate,  eccl.  doct.,  ad  hanc  usque 
diem  a  nomine  expositae,  nunc  primum  in 
lucem  pro^eunt  cum  commentariis  P.  Mag. 
X.  Mariales,  Bonon.  1568.  S)aS  SBerf  umfa|t 
26  Duöftionen  in  2  fSfoliobänben.  S)er  Serfaffer, 
ein  ®reiS  Don  80  Sorten,  bcfennt  freimütl^ig  Don 


795 


ÜRariana. 


796 


bicfen  feinen  Testen  Stubien:  Ego  octuagena- 
rius  Sinn,  et  ab  ineunte  aetate  in  studiis  con- 
sumptus  fateor  Bincere,  bis  tribus  vel  qua- 
tuor  annis,  quos  in  edendis  commentariis 
consumpsi,  me  longe  plus  profecisse,  quam 
toto  decursu  prioris  vitae  meae.  3^^^  toeitere 
93änbe  l^atte  er  pm  S)rudc  öorbcrcitet;  ob  fie  toit!« 
liil  erj4«nen,  ift  bem  SSerfaffer  nid^t  bcfonnt. 

^u^er  bief  en  gtö^eten  tl^eologtfci^en  Sßetfen  t)er« 
öffentUd^teSOtarialed  meistere  fleine  fird^enpolitifd^e 
©elegenl^eitSfd^riften  in  italienifd^er  Sprad^e  unb 
unter  f alfd^em  Planten  unb  2)rudorte.  @o  fd^rieb 
er  unter  bem  ^feubon^m  ^.  SoreEi  bie  ©ro» 
fd^üre  Quali  presagimenti  possano  haversi 
delle  presenti  sconvolte  dell'  Austria  e  della 
Spagna,  e  da  i  progressi  degl'  Eretici  e  de' 
IVancesi  (Coloniae  1643),  eine  %nttt)ort  auf  bie 
Sd^rift  U  Zimbello  owero  1'  Italia  schemita, 
an  ben  erften  SOtinifter  bed  ßaiferS  Of^^^i^^^^^  ^• 
gerid^tet,  al§  5lufruf  on  StoUen,  \iä)  gu  über« 
jeugen,  bo^  eine  ^erbinbung  mit  gfranfreid^  gegen 
Spanien  fein  Untergang  fein  tt)ürbe;  femer  unter 
bemfelben  Flamen  unb  2)rudForte:  Stravaganze 
seguite  nel  cristianissimo  regno  di  Francia 
(Coloniae  1646),  unb  unter  bem  ^^amen  @igig> 
munb  Sampeggi:  Enonnitä  inaudite,  nuova- 
mente  uscite  in  luce  nel  cristianissimo  regno 
di  Francia  (Francofürti  1649),  eine  Sertl^eibi« 
gung  ber  ^tä^k  be§  apoflolifd^en  Stul^led  gegen 
bie  ^nma|ungen  ber  ©oUicaner  unb  ätegaliften. 
S)iefe  SSerö^entUd^ungen  moren  e§,  meldte  für  ben 
SSerfaffer  bie  ertoäl^nte  nad^tl^eilige  golge  l^atten, 
ba|  er  auf  93efe]^l  bed  Senates  )u  S^enebig  au§ 
feinem  jflofier  @t.  ^ol^anned  unb  ^auIuS,  fott)ie 
aus  bem  ©ebiete  ber  Slepublif  in  bie  SSerbonnung 
jiel^en  mu^te  (Quötif-Eohard,  Scriptores  0.  Pr. 
n,  600  sq.).  [aRorgott.] 

SBatimia,  3  o  1^  a  n n  e S,  S.  J.,  Zl^eologe  unb 
nftorifer,  war  1536  ju  Zalciütxa  be  la  SReina  in 

iftilien  geboren,  trat  1554  in  bie  ©efeÜfd^aft 
3efu  ein,  fam  1561  nad^  SRom,  empfing  bafelbft 
bie  ^rieftenoeil^e  unb  marb  fofort  mit  ber  $ro» 
feffur  ber  Siegefe  am  CoUegium  Romanum  be- 
traut. 3m  3.  1567  ttHirb  er,  toeil  ba§  römifd^e 
ftlima  il^m  fd^led^t  befam,  nad^  ©iciUen  (Palermo) 
gefd^idtt,  mürbe  iebod^  fd^on  1569  nad^  ^riS  be« 
rufen,  um  am  SoIIege  be  SIermont  S^eologie 
t)or5utragen.  2)a  aud^  ^ier  feine  ©efunbl^eit  @d^> 
ben  litt,  mugte  er  1574  nad^  Spanien  surüdf» 
teuren.  3n  £oIebo,  wo  er  Don  nun  an  ftonbig 
weilte  unb  am  17.  gcbruar  1624  l^od^betagt  ftarb, 
entfaltete  a)lariana  eine  bebeutenbe  fd^riftfiellerifd^e 
S^ötigfeit.  2Begen  feiner  tiefen  unb  ausgebreiteten 
®ele^rfam!eit  fowo^l  als  wegen  feineS  ebeln  S)^» 
rafterS  ftanb  er  überall  in  |o^em  Slnfel^cn,  unb 
fein  einflufe  erfkedtte  pd^  in  bie  l^öd^fien  Stönbe 
bis  an  ben  fömglid^en  §of. 

Unter  feinen  SOBerfen  ift  baS  erfte  unb  l^röor« 
ragcnbfte  eine  ©efd^id^te  Don  Spanien  (Historiae 
de  rebus  Hispaniae  libri  XXX).  S)ie  erfte  9luS» 
gäbe  erfd^ien  5U  Solebo  1592  unb  reid^te  in 


20  Sudlern  Don  ber  ölteften  3eit  bis  2um  3a]^ 
1428.  Sßeitere  10  93üd^er,  weld^e  fi^  biS  in» 
2:obe  SferbinanbS  beS  jfat^olifd^en  (1516)  cd 
ftredfen,  liefe  ber  Serfaffer  1595  unb  1601  cd 
fd^einen.  2)aS  SBerf  fanb  großen  Snflang  uid 
würbe  aud^  in  SDeutfd^lanb  alSbalb  nod^gebiudtt; 
6r  felbft  lieferte  eine  fpanifd^e  ^Bearbeitung  (ffi 
storiageneral  de  Espana,  Toledo  1601),  Wd(^ 
fid^  Don  ber  latetnifd^en  Vorlage  burd^  mond^  ^ 
jä|e  unb  SSerbefferungen  unterfd^etbet.  Sie  wmiM 
fel^r  oft,  aud^  nod^  im  19.  3a]^r^unbert,  neu  asfi 
gelegt  unb  Don  Derjd^iebenen  Herausgebern  tmi 
(Srgönsungen  unb  Ofortfe^ungen  bercid^ert,  audf 
in^S  gfran^öftfd^e  unb  (Suglifd^e  uberfe^.  2)er  gp 
biegene  3n]^alt  unb  bie  DoEenbete  Sform  bct  2)aD 
fieDung  trugen  ällariana  ben  Sl^rentitel  eines  fpc» 
nifd^en  SiDiuS  ein. 

Sin  neinereS  SBerf  d^en.  De  Rege  et  Begis  in 
stitutione  libri  111  ad  Hispaniae  Begem  Ca 
tholicum,  erf^ien  1599  )u  ^lebo  unb  mod^ 
!IRariana'S  92amen  ^unöd^ft  mel^r  berüd^tigt  ol 
berül^mt  äSeranlafet  würbe  er  5ur  Sbf affung  bicfe 
p^ilofop^ifd^-politifd^en  S)en!fd^nft  über  bie^flid^ 
ten  ber  j(5nige  burd^  bie  Slufforbenmg  feine 
^reunbeS  2)on  ©arria  Soa^fa,  bem  $]^ili|)p  D 
bie  Srgiel^ung  feines  Sol^neS  unb  Xl^ronfolger! 
auDertraut  l^atte.  9luS  ber  ©efd^id^tc,  befonbexii 
ber  Daterlönbifd^en,  woUte  SOtariana  bie  geeigneten 
Seifpiele  fammeln  unb  an  biefe  anfnä))fenb  im 
3nfanten  einen  rid^tigen  begriff  Don  feinen  Sted^ 
ten  unb  $flid^ten,  befonberS  aber  einen  tiefen 
9lbfd^eu  gegen  SSiDfür,  ©ewaltl^errfd^aft  tmb  S^- 
rannei  einflößen.  Seiber  beeinflu|te  ber  ttngeftiäi 
beS  feurigen  Spaniers  feine  Sr^ber  bal^in,  ba|  0 
ftd^  weit  über  biefeS  bered^tigte  3i^  l^inouS  fori- 
reiben  lie|.  9{id^t  aufrieben  bamit,  bie  ju  jenci 
3eit  aSgemein  unter  Äatl^olüen  unb  ^roteftcmten 
Derbreitete  Slnftd^t  Don  ber  ^bfe^barfeit  eineS  ^X^ 
rannen"  auS^ufpred^en,  warf  er  bie  S^rage  auf,  ä 
ein  fold^er  aud^  gewaltfam  angegri^en  unb  Don 
einem  ^riDatmann  getöbtet  werben  bürfe  (f.  bot 
Kältere  im  9lrt.  I^ranncnmorb).  Unter  Derfd^ 
benen  Sinfd^rönfungen  unb  S3orauSfe|ungen  hb 
jabte  er  bie  Srlaubtbeit,  wie  befanntlid^  aud^  Sutl^ 
unb  SReland^tl^on  fid^  in  öl^nlid^em  Sinne  auSg» 
fprod^en  bciben.  SHoriana  meinte,  i,eS  fei  einl^ 
famer  ®eban!e,  ba|  ber  fSfürfl  Wiffe,  waS  üjmi 

beDorftebe,  wenn  er  fein  SSolf  unterbrüdfe" 

Sd^limmer  war,  ba|  er  bie  Srmorbung  S^m» 
rid^S  m.  Don  f$franfreid^  als  !Beifpiel  anj^^tli 
unb  ben  3}2örber  Slement  auS  bem  ®runbe  rcd^« 
fertigen  wollte,  weil  ber  ffönig  ein  X^rann  ^ 
wefen  fei.  2)o(^  fügte  er  bingu,  biefeS  fei  nur  fetn 
perfönlid^e  Snftd^t;  er  wiffe  wobl  ba|  gelel^ 
unb  gewiffenbafte  Männer  entgegengef^ter  SRri« 
nung  feien  unb  Clement  als  äSerbred^er  branb* 
marften.  ^IS  baS  93ud^  1599  erfd^ien,  l^attt  bei 
$rin),  bem  eS  gewibmet  war,  bereits  olS  Rhm^ 
^f^xlvpp  lU.  ben  fpanifd^en  Xl^ron  beftiegen 
SBeber  ber  j^önig,  nodb  bie  föniglid^  So^itr 
bebörbe,  nod^  bie  3nquifttion  fanb  an  bem  Sud^ 


797 


üßarionQ. 


798 


dM  }tt  tobcln,  imb  loäre  ber  93erfafjer  nid^t  ein 

itfiai  gctoefen,  fo  loütbe  man  l^eute  !aum  nod^ 

haim  ttben.    2)o4  gerabe  bamalS  lauerten  in 

Stadmi^  }al^Iretc^e  unb  möd^tige  3ltxhtx  ber  3e« 

fiäm  auf  jebe  ®t\t%tüfyxi,  um  fte  al§  flaatS» 

orfäirlul^  )u  benunciren  unb  i^ren  maci^fenben 

eii^  iu  beföm^fen.  S^x  3eU  ber  Stgue  l^atten 

ODor  bie  UnüierfUat  unb  ba§  Parlament  Don  ^ari§ 

f^cinri^  ni.  alS  ^S^rannen"  ber  jhone  Derlujlig 

csBArt  bie  Untert^anen  Dom  Sib  ber  Srcue  ent* 

tanben  unb  gum  JFampf  auf  Seben  unb  %oh  gegen 

i^  onfgeforbert.  3la(f^  bed  jtönigg  Srmorbung 

^^  bä  Parlament  Don  93orbeaus  fogar  einen 

olgemeinen  ^Donfgottedbienft  für  biefeS  glüdflici^e 

(Enrigml  angeorbnet.  Sie  3tf uiten  bagegen  l^atten 

^  triel  iurüd^enber  benommen  unb  baburci^ 

btt  9d|iung  unb  3uneigung  ^einrici^S  IV.  ge» 

mnnen.  SScS^  boten  nun  UniDerfttät  unb  $ar!a- 

nente  Uled  auf,  um  menigftenS  bie  Seigre  ber  3e- 

pniaoföfiaatSgeföl^rUd^,  aufrül^rerifci^  unb  föntgg« 

«Merifd^  bai^ujldlen.   3lthm  SSeUarming  unb 

hmaS^  €d^ften  !am  tl^nen  babei  Snariana^S 

ti^  i^c  gelegen.  S^ßox  fyüim  bie  fran^öfifd^en 

Wen,  gunäd^fi  bie  ^roDinjiale  Don  93orbeaus 

ob  $arifi,  fofort  nad^  Srfd^einen  be§  93ud^e§  bei 

Wi  Orbenfigeneral  SquaDiDa  ^d^  beflagt.  2)iefer 

N^  au(^  feine  emfte  ÜRigbilligung  barüber  au§, 

ta|  nm  in  @)Kmien  ein  SQBerl  Don  biefer  Srag» 

idte  o|q)robtrt  unb  in  ben  2)rud  gegeben  J^aU, 

fißt  t^  badon  9Ritt^iIung  5u  mafyn,  unb  Der« 

«bttt^  bo^  bie  Auflage  eingebogen  unb  bie  an- 

jB^  Stellen  Derbeffert  werben  follten.  2)ie{e 

V^  mäht  jebod^  baburd^  Dereitelt,  ba|  ber 

I»lepantif4e  iBud^l^bler  3o]^.  «ubri  in  Sfran!- 

tat  0.  SR.,  ber  Srbe  bed  berül^mten  SBed^el,  1605 

nb  1611  bie  erfte  Auflage  (allerbing§  mit  eini- 

9n  ciQemnöd^gen  Senberungcn)  tt)ieber  abbrudfte. 

itp  Uefer  3ladj!btnd  nmrbe  in  t$fran!reid^  Derbrei» 

tA  mb  Denmla|te  bie  Skrurtl^ilung  be§  Sud^e§ 

bn^  ba8  ^brnient  unb  bie  Sorbonne  (1610), 

sab  einen  l^tig^n  g^erfrieg  („Sntimariana" 

^  ^)  gtgen  bie  3efuiten.  Unrid^tig  ift  bie  oft 

nb  Ul  in  bie  neuefie  S^xt  mieber^olte  Sel^au))» 

tng,  Olariana'S  93ud^  De  rege  l^abe  eine  fpecieÜe 

%iobation  Dom  Orben§generaI  felbft  erhalten. 

Sk  ber  Sifittttor  ber  $roDin§  Solebo,  Stepl^an 

Mbo,  l^dte,  auf  ba§  Urtl^eil  einiger  fpanifd^en 

Moten  ^in,  feine  ®ut]^ei|ung  ertl^eilt.  S§  liegt 

nf  ber  f^nb,  ba|  auS  einer  fold^en  Senfur  ni^t 

§4%it  »erben  !ann,  ber  gange  Orben  über»' 

*|tt  bie  Serantn)ortung  fär  jebe  Dorgetragene 

^ÜjuSlL  (Ebenfo  unrid^tig  ift  e§,  menn  bel^auptet 

^,  anä^  ber  Steubrud  Don  1605  (ober  Don 

1611)  fei  mit  erneuter  Approbation  unb  ÜJlit» 

VKAng  ber  Sefuiten  in  9}kin)  erfd^ienen,  toeil 

nf  bcm  Zitel  flel^e:  Chim  privilegio  S.  C.  Maj. 

«ipennissaSuperioniin,  unb  meil  bie  Aufgabe 

m  1605  bei  )8.  Sipp  in  SRain)  gebrucft  fei 

(boni  lirirb  biefelbc  gemöl^nlid^  al§  editio  Mo- 

SVBtiiui  b^eid^et).    2)a§felbe  Sitelblatt  nennt 

3thi  bem  SRainger  2)ruder  ebenfo  bcutlid^  bie 


l^ugenottifc^e  SSerlagdfirma  ,,3lnbrea§  Sßed^ers 
erben"  (in  grantfurt  a.  3Sl,),  in  bereu  Sluprag 
ber  SReubrud  geliefert  tourbe.  Son  einer  neuen 
©ruderlaubni^  ober  SDlitttjirhing  ber  Scfuiten  §u 
biefer  SluSgabe  fann  alfo  feine  SRebe  fein.  S^t« 
föd^Iid^  l^at  Aubri  fid^  aud^  begnügt  bie  ^proba« 
tionen  ber  erften  Auflage  mit  Sinf d^Iu|  bed  f önig- 
lid^  fpanifd^en  $riDiIegium§  gegen  92ad^bmd  fei- 
nem 9{eubrude  Doran^ufe^en.  2)urd^  SDecrete  Dom 
6.  3uli  1610  unb  1.  «uguft  1614  .Derbot  bann 
ber  Drben§gcneral  atten  Sefuiten  bei  ftrengen 
©trafen,  „öffentlid^  ober  priDatim  ju  leieren  ober 
SU  bel^aupten,  e§  fei  irgenb  iemanb  unter  irgenb 
einem  SSormanbe  ber  X^rannei  erlaubt,  ftönige 
ober  t$fürften  ^u  tobten  ober  il^re  Srmorbung  gu 
planen"  (3.  Sanffen,  ®efd^.  b.  beutfd^en  S5o«e§ 
V,  541 — 549;  Crötineau-Joly,  Histoire  de  la 
Comp.  d.  J.,  ed.  Paris  1859,  H,  333—347; 
aSalmeS,  ^rotefi  u.  ftatl^ol,  ftap.  51  ff. ;  SRiffel, 
Slufl^ebung  be§  Sefuiten-OrbenS,  8.  Aufl.,  270 
bi§  300). 

3m  3. 1599  erfd^ien  Don  ÜRariana  nod^  ein 
anbereS  SBerfd^en  De  ponderibus  et  mensurie, 
eine  erKörung  ber  römifd^en,  gried^ifd^en,  l^ebröi» 
(i^ta  unb  fpanifd^en  ©emid^te,  SHa^e  unb  Selb'» 
orten.  93ebeutenber  fmb  bie  Tractatus  Vn  tum 
;heologici  tum  historici,  Col.  Agripp.  1609, 
fol.  2)en  änbalt  biefer  fteben  Ab^anblungen  bil« 
ben:  1.  ®ie  Anmefenl^eit  beS  ApoftelS  3acobu§ 
in  Spanien  (gegen  !Baroniu§  wirb  bie  SBered^ti» 
gung  ber  fpanifc^en  Srabition  ^u  Italien  Derfud^t), 
2.  2)ie  äulgata,  3.  lieber  @d^aufpiele  (morin 
unter  anberem  bie  ©tiergefed^te  ftreng  Derurt^eilt 
U)erben;  nod^  l^eute  lefenSwertl^),  4.  SOtün^Derfd^Ied^* 
terung,  5.  XobeStag  unb  XobeSjal^r  S^rifti,  6.  S)a§ 
3a]^r  bei  ben  Arabern,  7.  Sob  unb  Unfterblid^feit. 
—  Au(^  biefe§  SBerf  würbe  feinem  SSerfaffer  jur 
Xrübfal  eine  S^itlang  jianb  eS  fogar  auf  bem 
3nbe£,  l^öd^ft  wal^rfd^einlid^  wegen  ber  in  ber 
erften  Abl^anblung  an  ^roniuS  geübten  Jhiti!;  in 
©panien  aber  enegten  bie  fd^arfen  Sßorte  über  ben 
eigcnnu^,  bie  ©elbgier  unb  bie  Unföl^igfett  ge« 
wiffer  föniglid^en  aJUnifler,  »eld^e  fid^  „Dom  Salute 
ber  Armen  bereid^em"  (De  monetae  mutatione 
c.  13),  ben  S^^  beS^erjogS  DonSerma.  ©iefer 
lieg  eine  Unterfud^ung  wegen  90taieftöt§beleibigung 
gegen  ben  freimötbigen  DrbenSmann  einleiten, 
ajlariana  würbe  in  baS  granciScanerflofter  juSRa* 
brib  in  ^aft  gebrad^t  unb  eine  Sommiffion  mii 
ber  S)ur(|jud&ung  feiner  Rapiere  beauftragt,  ©rfl 
nad^  Ablauf  eine§  3a]^reS  fd^Iug  man  ben  ^rojeg 
nieber  unb  gab  ajlariana  bie  Qfrcibeit  wieber.  ©r 
foBte  bie  anftö|igen  ©ä^e  Dcrbeffern  ober  unter« 
brüden ;  bod^  erf d^ien  feine  neue  AuSgobe,  »oT^l 
aber  pnbet  man  ßjemplarc  ber  Sractatc,  in  wel« 
^en  ber  Anfang  De  monetae  mutatione  (Sogen 
Q,  p.  181—193)  fc^It.  3n  neuerer  Seit  ift  biefc 
Abl^anblung  Don  einem  franjöpfd^cn  gad^mann 
im  Journal  des  economistes  (Paris  1870)  mit 
Auäjeic^nung  gewürbigt  worbcn.  gnblid^  Der« 
öffentli(|te  SKariana  nod^  Lucae  Tudensis  epi- 


799 


ÜJlarianud  @cotu§. 


80C 


Bcopi  De  altera  Tita  fideique  controversiis 
adversus  Albigensium  errores  libri  III  nunc 
primum  in  luoem  prolati,  Ingolstadii  1612, 
unb  Scholia  in  Vetus  ac  Novmn  Testamentum, 
Matriti  1619. 

Sei  ben  S5crfaf|ung§ftrcüigfeitcn  iimcrl^alb  bcr 
©efeüfd^aft  3efu,  meldte  unter  3Jquabit)o'8  ®e» 
neralat  (f.  b.  ^rt.  1, 1178)  bon  einer  fpanifci^en 
Partei  im  ©imte  größerer  S)ecentraItfation  unb 
Sefc^ränfung  ber  ®  ewolt  bed  OrbenSgeneralS  aus- 
gingen, fpielte  aJlariana'S  Jlamc  ebenfalls  eine 
SRoQe.  @r  toax  Bei  ber  SBa^I  bon  2)elegirten  für 
bie  fünfte  ©eneralcongregotion  (1598)  in  feiner 
$robin)  Xolebo  als  (Sanbibat  jener  Op))ofttionS» 
))artei  aufgefteUt,  Blieb  aber  toeitauS  in  ber  SHi» 
norität.  98ei  biefem  Slnlaffe  foE  er  eine  ©d^rift 
„Ueber  bie  ©eBred^en  in  ber  Seitung  ber  ®efeQ» 
fd^aft  3efu"  O^e  erroribus,  qui  in  forma  guber- 
nationis  S.  J.  oocurrunt;  ^uireilen  aud^  De 
morbis  S.  J.  genannt)  abgefaßt  l^aBen,  nid^t 
um  fie  5U  beröffentUd^en,  fonbem  um  feine  98e« 
id^werben  in  Stom  bor}uIegen.  92un  tourbe  nad^ 
feinem  %oht  ein  93ud^  unter  obigem  Xitel  als  an» 
geblid^eS  SBerf  SHariana^S  beröffentlic^t  unb  ^mar 
3uerß  (1625)  frangöfifd^,  lateinifd^  unb  italienifd^ 
5U  93orbeaus;  1631  erfd^ien  bann  5U  ®enf  baS 
angeblid^e  fpanif d^e  Original,  ©in  ©emeiS  für  bie 
^ed^tl^eit  tourbe  bon  ben  ungenannten  l^erauS» 
gebem  nid^t  einmal  berfud^t.  @ie  er^öl^Ien  nur 
eine  UrfprungSgef d^id^te,  meldte  fel^r  an  bie  fingirte 
^ufftnbung  ber  Monita  secreta  erinnert.  92ad^ 
ber  SSerl^aftung  SRariana'S  ju  SKabrib  fott  ber  mit 
^urd^ftd^t  feiner  Rapiere  betraute  $rölat  auf  biefe 
^enffd^rift  gefto|en  fein  unb  l^eimlid^  eine  %b- 
f ^rift  genommen  l^aben ;  biefe  möre  bann  berDiel- 
f öltigt  morben  unb  f  o  ein  S^emplar  in  bie  §änbe  ber 
^erauSgeber  gefommen.  S)aS  @d^riftftäa  ift  aber 
in  biefer  Oform  mal^rf  d^etnlid^  gan^  unäd^t  ober  bod^ 
flarf  interpolirt.  ®a|  ÜJlariana  feiner  3rit  eine 
SBefd^merbefd^ft  gegen  ^quaöiba  öcrfa^t,  »irb 
aÜerbingS  bon  feinen  SHttbrübemjugegeben;  aber 
es  ift  bod^  felbftberftönblid^,  ba^  biefe  für  bie 
rbmifd^e  ©eneralcongregation  beS  OrbenS  be> 
ftimmte  Singabe  lateinifd^  unb  nid^t  f))anifd^  ai^^ 
gefaxt  mar.  3n  bem  jpublicirten  Seit  meist  ber 
Kläger  auf  fein  l^ol^eS  Sllter  unb  ben  naiven  Sjob 
]^in.  ÜJlariana  mar  aber  1598  erft  jmtfd^cn  50 
unb  60  3a]^re  alt  unb  ftanb  in  boüer  ©d^affenS« 
fraft.  ©eine  ©efd^merbe  mar  nid^t  für  bie  Dcffent« 
lid^feit  beftimmt  baS  ©egentl^eil  aber  ift  bei  bem 
gebrudtten  Sractat  augenfd^einUd^  ber  ^aU.  ®er 
Snl^alt  ift  öollcnbs  berart,  ba^  man  ni(|t  begreift, 
mie  ber  SSerf affer  nod^  eine  ©tunbe  lönger  in  einer 
©efeüfd^aft  l^ötte  bleiben  fönncn,  bie  nad^  feiner 
©ddilbcrung  fd^limmer  mär  als  eine  Sftöubcrbanbe. 
9li(|t  nur  bcr  ©eneral,  fonbem  aUeS  unb  jcbeS, 
t)on  ben  ülobijcn  angefangen,  erfd}etnt  in  ben 
fd^toörjeften  Qfarbcn.  S)abei  fclftlt  cS  nid^t  an 
jiaj^lrcid^en  ©elbftmiberfprüd^cn  (Huylenbroucq, 
Vindicationes  adv.  Tubam  Magnam,  c.  5; 
Theod.  Eleutherius  [Livin.  de  Meyer  S.  J.], 


Historiae  Controv.  de  aux.  1. 2,  c.  21 ,  p.  158 
unb  Historiae  Contr.  yindicatae  L  2,  o.  15 
p.  176;  Garzön,  Mariana  c.  18). 

SS  ift  nid^t  ju  bermunbem,  ba|  ein  Sl^orotte 
mie  äHariana  bie  berfd^iebenartigfte  Seurti^eilmi 
gefunben  l^at :  l^enlid^e  ©eifteSgaben,  eif emer  gfleif 
tiefe  unb  ausgebreitete  ©elel^rfamfeit  maren  bo 
bunben  mit  ben  fd^önften  Xugenben,  mit  uneigen 
nü^iger  ^Begeifterung  für  bie  &^xt  ®otteS  unb  ba 
ffio^l  ber  amtmenfd&en,  für  SBal^rl^eit,  grei^ 
unb  9led^t.  ^a^n  tarn  eine  gro^e  natürlid^e  Sok 
famfeit  unb  eine  mürbeboUe,  el^rfurd^tgebietent 
©tatur.  ^ber  aud^  bie  ©d^atten  fel^Iten  nid^t  2)j 
ftol^e  SBal^rl^eitSliebe  unb  f^teimütl^igfeit  mnrt 
l^erb  unb  l^erauSf  orbemb  unb  überf  d^ritt  nid^t  aOei 
bie  d^riftlid^e  ftlugl^eit  unb  bie  bem  OrbenSmomi 
gegiemenbe  SSefd^eibenl^eit,  fonbem  aud^  bie  bei 
geiftlid^m  unb  meltlid^en  SSorgefe^ten  fd^ulbi( 
Untermürfigfeit.  2)aburd^  l^at  er  ber  guten  @ad^ 
ber  er  ^u  bimen  gebadete,  mitunter  fel^r  gefd^ 
unb  feinem  Orben,  bem  er  tro|  jeitmetliger  Oppt 
fttion  gegen  ^quabiba  in  begeifterter  Siebe  }ugi 
tl^an  mar,  fd^mere  Verlegenheiten  jugejogen.  @ 
er^eOt  l^ierauS  aber  auä),  mie  berifefrt  boS  für 
fal^ren  berer  ift,  meldte  für  jebeS  SDBort  aRariana- 
bie  gan^e  ©efellfd^aft  äefu  berantmortlid^  mad^ 
mollen.  %uf  ber  anbem  ©eite  l^at  man  ben  cofti 
lianijd^en  3efuiten  fogar  für  ben  mobemcn  2i6e 
raliSmuS  (SoltSfouöeränitöt),  ja  für  ben  gJrote 
ftantiSmuS  in^nfpmd^  nehmen  mollen!  2)ie  Spc^ 
nifd^en  Siberalen  l^aben  il^m  ein  2)enfmal  gej^i 
ajlariana  felbft  l^at  fld^  in  ber  SSorrebe  feinet  m 
fd^id^te  bon  ©panien  folgmbeS  Spigramm  ge 
loibmet: 
Elbora  me  genuit;  Compluti  mystica  coepi, 

Eomae  et  Lutetiae  dogmata  quae  docui. 
Sed  firactus  coelo  duro  atque  labore  Toletun 

Conscripsi  Hesperiae  tempora  prisca  rednx 
Est  Mariana  domus,  Christi  inter  yita  sodales 

Multiplicis  sophiae  cultus,  amica  quies. 
An  dabit  exstinctus  tarda  ut  post  fata  quies 

cam, 

Volvere  bis  Septem  qui  mihi  lustra  dedit 
(Sgl.  P.  Fr.  de  Paulo  Garzön  S.  J.,  El  Padr 
Juan  de  Mariana  y  las  escuelas  liberales 
Madrid  1889;  Cordara,  Historia  Societati 
Jesu,  Pars  6, 1. 9,  p.  517 ;  ferner  bie  9räfel  U 
Alegambe  unb  de  Backer  s.  y. ;  Harter,  Nomen 
clator  I,  597;  Biogr.  gener.  XXX,  618;  Mo 
reri;  Bayle.)  [SK.  SRcid^mann  S.  J.] 

^atiaims  $coftt$,  gemeinfd^aftlid^er  3Um 
für  jmei  iro^fd^ottifd^e  aRönd^e,  meldte  im  11. 3W^ 
l^unbcrt  in  S)eut|d(|lanb  mirften.  1.  ®er  fei.  9Wa 
rianuS  bon  StegenSburg  foll  fd^on  in  ©d^otl 
lanb  (Salebonien)  SHönd^  gemorben  fein.  9ti 
^mei  ©eföl^rten  untemal^m  er  eine  größere  9BaO 
fal^rt,  mcilte  um  1060  eine  3€iHang  auf  b« 
3)hd^aelSberg  bei  Bamberg  unb  moQte  bon  l^ier  au 
nad^  SRom  pilgern.  SIIS  er  1064  nad^  StegenSbur 


fam,  bc 
nen  ®e 


timmte  il^n  ein  Sraumgefid^t,  fid^  mit  fei 
äl^rten  neben  bcr  fleinen  Äird^e  ©t.  ^e 


Ml 


aßarienfefie. 


802 


MtenSRouemiriebenitlaffnt.  Sie  Sbtijfin  SOta* 

ttäbe  oon  9Hd)ennSnfter  errid^tete  ben  $tlgem 

m  KiSIfMfym,  in  bem  bolb  neue  Snfömmlinge 

ml  Srionb  unb  Sd^ottlonb  Sufnal^me  fonben. 

9lonami8,  ber  erfte  SSorfianb  biefed  @d^otten- 

flo^  Don  9Bei^fQnct|>etet,  lebte  mit  ben  Srübem 

tmUmofen  unbSüd^abfd^reiben,  legte  bie  l^ei« 

liy  Sd^r^  and  unb  eröffnete  eine  ffnobenfci^ule. 

Ci  fiatb  1088  im  9iufe  ber  ^eiligYeit  unb  würbe 

tri  St.  $€ter  begraben.  S)q§  fromme  Seben  ber 

€^^ottemndn(l^  befiimmte  ben  SSurggrofen  Otto 

«m  SegraSburg,  unter  93ei^ilf e  ber  Sürgerfd^oft 

tai  9iubeni  ein  größeres  ff lofter  am  SBefttl^ore 

bec  Stobt  baS  S^ottenflofter  @t.  Sacob,  gu  er- 

taoL  8if4of  ^rtnrig  meil^te  1120  bafelbft  bie 

itiz^  ein.  S)o8  fHofier  fammt  bem  bomit  Derbun- 

taa  fd^ottifd^  Seminore  l^ielt  feinen  SSeftonb 

M  in  nnfere  3^t  aufregt.  Srft  al3  fein  3uiug 

OBl  bem  ßeimotlonbe  mel^r  erfolgte,  mürbe  gegen 

CDR  SbfiiumngSfumme  an  f d^ottifd^e  ff ird^en  boS 

(Hopcr  unb  bod  Seminar  bur(^  a))oftolifd^e8  93ret)e 

IM  2.  September  1862  bem  bifd^öflid^en  Stul^le 

Ml  XegenSburg  übermiefen  unb  1866  bem  S)iö- 

(cfasfeminar  eingeröumt.  Sin  mertl^üoüer  $erga- 

■ntcobes,  ^on  ber  ^b  beS  @tifter§  9Rarianu§ 

lari)  {eines  @^ülttS  Sol^onned  gef  daneben ,  mit 

aKttifd^  Xradoten  t>on  Safilind,  dp^x'dm,  %iU 

WA,  3fibor  t>on  Setnlla,  SIcuin  u.  f.  \d.,  tarn 

hibiefcmSnlag  mit  onberen  93ibItot]^ef§beftanben 

feiebcriiod^  Sd^ottlonb;  eine  Don  SnarianuS  Der« 

^H  lEatenenfammlung  5u  ben  ^falmen,  meldte 

er  in  Sanfbarfeit  bem  @tuble  92iebermänfter  ge» 

kAmet  ^tte,  tourbe  bafelbft  big  5ur  Suf^ebung 

M  ettfteS  (1803)  als  foftbared  9lnben!en  auf« 

htDttIM.  (Sgl.  BolL  Febr.  ü,  361  sq.;  ffobolt, 

«airr.  ©ele^rten-fiepfon,  SanbS^nt  1795,  430.) 

2.S)er  Snclufe  SWarianuS  ÜJloelbrigte 

l^ains,  tn  SJrlonb  1028  geboren,  l^atte  in 

pm  fecimat  jum  Selber  ben  Slnnaliften  Siger- 

tt4-  Ir  f am  1056  ^u  fföln  in  ba§  @d^otten- 

flopei  ®ro^  @t.  9Rartin,  manberte  aber  fd^on 

1058  »eiter.  «m  ®rabe  bcS  1^1.  ©onifattuS,  ben 

K  QlS  Sonbdmonn  betrad^tete,  lie^  er  fid^  in  ber 

?lfit  beS  mel^rere  Solare  Dorl^er  Derftorbenen  3n» 

dnfm  Smun^ob  (f.  b.  «rt.  Snclufen  VI,  637) 

(inumem.  IRo^bem  er  l^ier  11  Saläre  in  großer 

IMbinngjugebrad^tl^tte,  !am  er  auf  93efe]^I  be§ 

CiSUj^ofd  @iegfrieb  nad^  ÜJtaing  unb  lebte  l^ier 

A  ändufe  an  ber  S)omfird^e  bis  5um  22.  3)e» 

cnkr  1083  (aL  1086).  Sr  ermarb  ftd^  afög^ro- 

if  eisen  nid^t  unbebeutenben  9lamen.  2)ainben 

n^  ffidflem  feit  alter  ß^it  aftronomifd^e  unb 

■o^raiatifd^  @tubien  blül^ten,  rid^tete  er  fein 

bgnmerl  befonberd  auf  Sl^ronologie  unb  !am 

HbemSefnltate,  ba|  biebion^fifd^S^itred^nung 

v  22  So^re  }u  f))üt  beginne,  ßr  fd^rieb  nun 

ene  Seltd^ronif  in  brei  Sudlern,  in  meld^er  er 

ffitt  ittoe  Sered^ng  neben  ber  gebröud^Iid^en 

üjigte.  £ad  erfie  Sud^  umfaßte  bie  alte  ®e» 

W^te,  bo8  (ttette  baS  Seben  3efu  unb  ber  ^poftel 

MI  brüte  bie  (^fUid^  ©efd^d^te  big  1082.  ^ag 


iBer!  ift  mit  großem  Sf(ei|e  auS  älteren  OueUen 
gufammengefejt  unb  erlangte,  befonberg  in  6ng« 
lanb,  großes  Slnfel^en,  fomie  mel^rere^fortfe  Jungen. 
®er  erfte  %f)txl  mürbe  1559  ju  ©afel  gebrudft; 
eine  Snl^altSangabe  be§  erften  unb  smeiten  iSud^ 
unb  bie  DoÜfiönbige  SBiebergabe  be§  brüten  !Bu^e§ 
nad^  ber  Originall^anbfd^rift  in  ber  Daticanifd^en 
©ibliotl^ef,  fomie  jmei  Öfortfejungen  pnben  fid^  in 
Mon.  Glerm.  Soriptt.  V,  495  sq.  (banad^  bei 
Migne,  PP.  lat.  CXLVH,  623  sq.) ;  ein  ©tüdt 
au|  M.  G.  SS.  Xm,  72  sq.  (95gl.  bie  Prolegg. 
au  SS.  V,  481  sq.;  ferner  X,  476;  XVI,  480; 
Migne  1.  o.  601 ;  3Battenbad^,  @efd^.«OueIIen, 
5.  ^ufl.,  n,  103  ff.)  [©treber.] 

'^ÜnimftfU  (festa  beatae  Mariae  Virg.) 
treten  feit  bem  5.  Sol^rl^unbert  in  bie  Hturgifdje 
fjeierein.  I.  ®ie  SKorienfefie  im  allge- 
mein e  n.  ©tetS  marb  9Raria,  il^rer  Sßeiff agung 
(2uc.  1,  48)  entf})red^b,  in  ber  ffird^e  feiig  ge» 
^riefen  unb  l^od^  gefeiert.  SBie  Sl^riftuS  als  neuer 
©tammDater,  afö  gmeiter  9lbam,  ba§  Qavipt  bed 
erlösten  ©efd^led^teS  ift,  fo  erfd^eint  feine  SWutter, 
bie  l^od^begnabigte  Jungfrau,  ben  l^eüigen  93dtem 
al3  ^meite  @Da,  aI3  geiftlid^e  Snutter  beS  erlösten 
©ef^led^teS,  burd^  bereu  ©el^orfom  ber  Ungel^or« 
fam  Sdo'S  mieber  gut  gemad^t  morben.  3e  mel^ 
baS  innige  SBerl^öltnil  aJloria'S  ju  bem  ®ott- 
menfd^en  unb  il^re  93e}ie]^una  ^u  bem  ßrlöfungS- 
merfe  für  bie  Sr!enntni|  ber  ©laubigen  ^eroortrat, 
je  mel^r  bie  ^örefien  beS  4.  unb  5.  Sol^tl^unbertS 
il^re  ^ürbe  ^u  beeintröd^tigen  Derfud^ten,  befto 
großem  Suffd^mung  nal^m  il^re  Anrufung  unb 
Screl^rung.  3ebod^  beöor  biefc  ftd^  in  einer  eigent» 
lid^cn  unb  flönbigen  Qfcftfeier  liturgifdj  ouSgeflal- 
ttit,  l^atte  bie  ©id^tfunft  unb  Serebfamfeit  ffltaria 
Derl^enlid^t  unb  mar  bie  SRalerei  mit  9Rarien- 
bilbem  ber  Slnbad^t  ber  ©löubigen  entgegen* 
gefommen;  bie  Sr^iteftur  ^otte  in  allen  $ro« 
oinsen  ber  d^riftlid^en  Sßelt  jal^Ireid^e  ffird^en  5u 
g^ren  OTaria^S  errid^tct:  fo  mit  ben  ajlitteln, 
meldte  Konftantin  gur  Verfügung  flellte,  in  9lle« 
janbrien,  9lntiod^icn,  Serufolem,  SRom.  3)a8  6on« 
eil  oon  ß})]^efuS  (431)  »urbe  in  einer  ber  ©otteS» 
mutter  gemeil^ten  ffir^e  gel^alten.  3n  £our§  mürbe 
um  540  eine  SWarienfird^e  errid^tet.  3n  SRom  mür- 
ben 607  baS  ^antl^eon  unter  bem  Xitel  Mariae 
ad  martyres  unb  Dor  unb  nad^  biefer  ^tit  flcincre 
unb  größere  ©aftlifen  ber  gebenebciten  3ungfrau 
unb  SJhittcr  ©otteS  gemeint.  S)ie  Sangobarben» 
fönigin  SRobcIinbe  ftattcte  691  ^aoia  mit  einer 
SWarienfird^e  auS.  ®ie  faiferlid^e  SRefibenj  Kon« 
ftantinojpel  mar  burd^  jal^Ireid^e  SWarienfird^en  eine 
SWarienflabt  gcmorben.  ®urd^  biefe  monumentale 
Serel^rung  ber  feligften  Jungfrau  mürbe  il^re  litur« 
gifd^c  SSerel^rung  angebahnt  unb  geförbert,  mie  in 
ber  golge  burd^  bie  freier  il^rer  gejie  unter  Der» 
fd^iebenen  Xiteln  aud^  bie  grrid^tung  Don  ftird^en 
JU  il^rer  ßl^re  unter  ben  mannigfa(|ftcn  ©egeid^- 
nungen  Dcronla^t  mürbe.  3m  aKittelalter  mett- 
eifertcn  bie  religiöfen  Drbcn  miteinanber  in  ber 
Sereid^erung  beS  marianifd^en  geftc^cluS.  ®iefe 

26 


803 


ÜJlarienfefte. 


804 


l 


Srfd^einung  ift  {ebod^  ntci^t  tixoa  ben  Sateinem 
eigentpmlid^ ;  bie  Orientalen  ftnb  tl^nen  hierin 
nid^t  nur  vorangegangen,  fonbem  j^aben  fte  aud^ 
an  Sifer  übertreffen.  S)er  (£uU  blieb  babei  nid^t 
o^ne  Sinflul  auf  bie  Sel^rentmidlung,  mie  um« 
gefe^rt  lejtere  ben  6ult  tteiter  förberte.  SBie 
über]^au))t  nid^t  ber  falte  reflectirenbe  Serftanb 
ba§  ergeugenbe  unb  belebenbe  ^rincip  bed  SuIteS 
ift  berfelbe  Dielmel^r  au§  bem  erleud^teten,  front* 
nten  unb  tiefftnnigen  ©emütl^grunbe  ftd^  erbebt 
unb  entfaltet,  fo  l^at  eben  biefer  in  feinem  ©treben, 
u  ben  gegebenen  neue  ©eiten  an  ben  Objecten 
er  Seref rung  aufjufud^en,  Dereinjelte  SSejiel^ungen 
baran  entbedtt,  bie  er  ju  feiner  innem  SSefriebigung 
l^ert)or!e]^rte  unb  auffieute.  S)a  nun  bie  ffird^  im 
4ulte  fowol^I  baS,  ma§  bem  S)ogma  angemeffen 
unb  ber  Sförberung  ber  grömmigfeit  unb  beS  reli- 
giöfen  SebenS  bienlid^  ifi,  felbp  l^eroorl^ebt  unb 
anorbnet,  afö  aud(  ba9  gern  geftattet,  mag  Don 
bem  frommen  Sifer  angeregt  tt)irb,  infofem  fte  e§ 
bem  ^ogma  gegenüber  unDerfönglid^  unb  für  ba§ 
d^riftlid^e  Seben  f örberlid^  finbet,  fo  l^at  fie  aud^ 
im  (Suite  ber  ^eiligen  bem  marianifd^en  Suite 
ftetS  einen  ]^ert)onagenben  Slang  eingeräumt  »ie 
e8  bie  eminente  Stellung  ber  l^eiligen  ©otteSmutter 
mit  ftd^  bringt,  unb  il^n  in  jeber  angemeff enen  unb 
erfprie|lid^en  SBeife  geförbert,  ^ugleid^  aber  aud^ 
babei  bie  ©ren^e  jmifd^en  2)ogma  unb  frommer 
3Reinung  feftgel^alten. 

SBie  bie  @eböd^tni|tage  bed  Sobed  ber  |)ei- 
(igen  unb  ber  ^ufftnbung  unb  Uebertragung  i|rer 
äteliquien  eine  offtdeüe  (ird^Iid^e  Sf^ftfeier  fanben, 
0  boten  bie  in  bem  Soangelium  ermöl^nten  Sl^at- 
ad^en  au§  bem  Seben  ÜJlaria'S  unb  Sreigni^e  in 
ber  ®efd^id^te  ber  JKrd^e,  in  meldten  ber  fromme, 
glöubige  @inn  be§  SSoIfed  Snoeife  ber  mäd^tigen 
Sfürf))rad^e  9Raria'3  erblidtte,  jal^Ireid^e  SDlomente 
5U  einer  ©eböd^tnigfeier  uid>  ^u  eigenen  gfeften. 
3n  benfelben  erfd^etnt  ÜRaria  in  il^rer  boppelten 
ßigenfd^aft  als  SRutter  be§  (SrlöferS  unb  afö 
ajlutter  ber  aKenfd^en.  ©ie  gefte  ber  erftem  3lrt 
ftnb  fo  in  ba§  ffird^enial^r  eingeorbnet,  ba^  fie  in 
einer  unüerfennbaren  parallele  mit  ben  ^eften  beS 
|)erm  ftd^  bemegen  unb  ä^nlid^,  toie  au§  jenen  bie 
Hturgifd^e  Sal^reSfeier  ftd^  auSgeftaltet,  ein  eigenes 
marianifd^ed  ftird^enjal^r  bilben;  in  l^iftorifd^er 
Sleil^enfolge  georbnet,  feiern  fie  jene  ©otteStl^aten, 
in  toeld^en  bie  Sl^eilnal^me  ber  fei.  Jungfrau  an 
ber  SoÜbringung  bed  SrIöfungSmerfeS  in  befon* 
berer  SBBeife  betöortritt.  6§  ftnb  bie^  8unäd^ft  bie 
ölteften  3Rarienf efte ,  »eld^e  ftd^  auf  ®runb  ber 
Sendete  ber  l^eiligen  Sd^rift  an  bie  gefd^id^tlid^en 
ajlomente  be§  SebenS  TOaria^S  anfd^Iie^en.  3n 
ben  geften  ber  jmeiten  5lrt  erf d^eint  SDlaria  in  il^rer 
2:]&eilita^me  an  ber  Sortffibrung  beS  SBerfeS  ber 
Sriöfung,  al§  Vermittlerin  ber  SrIöfungSgnabe 
an  bie  aKenfd^en.  ®ie  näd^fte  SBeranlaffung  biefer 
tJfefte  boten  (Sreigniffe  im  Seben  ber  Äird^e,  bereu 
fegenSreid^er  SluSgang  ber  fjfürfprad^e  unb  bem 
©d^uje  2Karia'§  jusufd^reiben  ift.  Swnöd^ft  er» 
mud^S  eine  fold^e  gfeier  au§  ber  ^nbad^t  beS  93oIIe8 


f 


in  einer  einzelnen  jKrd^e  oberOrbendfamilie;  nad^ 
bem  fte  aUmöIig  in  größeren  Greifen  gur  Uebung  ^ 
f ommen  mar,  marb  fie  bann  t>on  ber  fird^Iid^en  fteo 
toritdt  fanctionirt  unb  mitOffirium  wib 
auSgeftattet,  unb  eS  f anben  biefe  gfefte  nunmd^r  9i 
nal^me  in  bie  Sleil^e  ber  allgemein  geltenben  1 
ber  jtird^e.  Sinjelne  blieben  auf  ein  engeres  ®e 
biet  unb  il^re  Offtrien  auf  bie  S)i5cefan«  übt 
OrbenSproprien  befd^ränft,  anbere  finb  olS  Se 
DotionSf efie  meiter  Derbreitet  unb  i^re  Officien  be| 
l^alb  (als  officia  ex  Indulto  pro  aliquibus  lodfl 
im  Slnl^ang  jmm  römifd^en  SreDier  unb  9Rt{|Ql 
Dorgefel^en.  ^öl^renb  bie  $röf ation  ber  SReffe  bi 
tiefte  ber  erftem  %ct  mit  il^rem  liturgif d^en  gfeftttti 
beseid^net,  qualiftcirt  fte  biefe  legieren  al8  soleni 
nitas,  festivitas  unb  commemoratio.  3n  eine 
britten  J(ategorie  Don  Ofefien  mirb  bie  auSgegei^ 
nete  ©tellung  ber  1^1.  Jungfrau  in  ber  (Snoben 
orbnung,  il^re  Sßürbe  unb  Srl^abenl^eit  über  id 
(Kreatur  naä^  x^xvx  einzelnen  SRomenten  entfaäd 
fte  gel^ören  mit  ^uSnal^me  bed  gfefteS  ber  Vbän 
fledCten  Smpföngni^  ber  neuem  3rit  an  unb  nm 
ben  nid^t  al§  allgemeine  ftird^enfefte,  fonbem  oI 
festa  ex  Indulto  in  einem  befd^rönften  oberioei 
tem  ffreife  gefeiert.  S)icfen  finb  in  öierter  Stetig 
als  rigentli(|e  ^ariicular«  ober  Socalfefte  (feeti 
propria  locorum)  nod^  fold^e  f^fefle  bei^u^Ieq 
5u  bereu  freier  einzelne  jf ird^en  burd^  ben  Sefi|  tun 
@nabenbilbem  ober  befonbere  auf  bie  Sfürfpn4 
Waria'S  erlangte  ©naben  Deranla^t  mürben;  hm 
felben  mirb  in  ber  $röfation  bie  93eieid^nung  festi 
vitas  beigelegt. 

Sßie  in  bem  liturgifd^en  JÜrd^enja^r  ein)^ 
Seft5eiten  d^rafteriftifd^  ]^ert)ortreten  unb  einzeln 
SSo^entage,  Don  ben  einfaOenben  tJfeften  (äge 
fe^en,  eine  befonbere  SSe^iel^ung  5U  einzelnen  ®t 
l^eimniffen  beS  SrIöfungSmerfeS  unb  feiner  Seie 
gefunben  l^aben,  unb  mie  biefe  Vesiebung  inSotil» 
offiden  unb  SSotiDmeffen  für  biefe  Slage  ftd^  anS 
fprid^t,  fo  l^aben  ftd^  aud^  neben  ben  SRarienfeßa 
morianifd^e  Seiten  unb  in  ber  SBod^  tin  SRorien 
tag  auSgebilbet.  S)er  ©amStag,  ©abbat  ift  o£ 
SSorf eier  beS  XageS  beS  |)erm,  als  Zag  ber  Sbi^ 
@otteS,  ber  an  bie  älul^eftötte  erinnert,  bie  bc 
©ol^n  ©otteS  burd^  baS  ®e]^eimni|  ber  SRenfd^ 
merbung  in  3Rarta  ftd^  gebaut  l^t  toobi  ou^  ^ 
®eböd^tni|,  ba^  Dom  Zobe  beS  |^erm  bifi  ^ 
feiner  ^uferftel^ung  ber  DoUe  ©laube  in  SRari 
aUein  ftd^  erhielt  Don  SllterS  b^r  ber  ©otteSmutte 
gemeint.  ^IS  fold^em  ift  bemfelben  baS  Offictmi 
Don  ber  fcligften  Sungfrau  mit  ferialem  &^(xt(äU 
(Officium  S.  Mariae  in  Sabbato)  jugemiefen 
toenn  nid^t  ein  f^feft  einfallt  ober  eine  feria  majo 
in  begel^en  ift;  in  ber  ^räfation  mirb  biefe  geic 
als  veneraüo  B.  M.  V.  bejeid^net.  $iu8  V.  1^ 
biefeS  Officium  an  ©teile  beS  bis  bal^in  nebe 
bem  tüglid^en  Of  fiaum  obligatorifd^en  Keinen  mo 
rianifd^en  DfficiumS  (Off.  parvum  B.  M.  V. 
Dorge^eid^net.  ©eitbem  SSenebict  XIII.  für  bi 
freien  ©amStage  baS  SSotiDofficium  Don  ber  Sn 
pföngnil  ÜRaria'S  inbulgirt  l^at  i{i  ieneS  feria) 


W5 


SKorienfefle. 


806 


gtorienofficiiim  mel^  unb  mel^t  Derbrängt  unb  nur 
sie  dse  Kturgifd^  *  gefd^d^tlül^e  Srinnerung  im 
fhciicr  Maffen  toorben.  919  tnarianifd^e  3^it 
sab  poat  ttic^  in  ber  Siturgie,  f  onbem  nur  in  ber 
^rittämba^  bn  @Iöubtgen  feit  ber  ÜJtitte  be§ 
Mcigcn  Stol^l^mibertd  ber  9Raimonat  begangen, 
|ir  bcffen  gfeter  $iuS  TU.  im  3.  1815  miöffe 
gcn^rt  ^  9IS  gioeiter  ÜRorienmonot  fteUt  fid^ 
berOctober  mit  bem  feit  1888  fär  feben  Sog  an* 
geoitaeien  dffentlid^  Sftofet^anjgebete  bar.  @eit 
bn  1^  ^ßetniS  Somiani  mürbe  neben  ben  cano» 
n^en  Xagsetten  baS  Qeine  marianif  d^e  Officium, 
ber  Cursiis  Marianus  (Officium  parvum  B. 
)L  y.),  eine  in  oHen  Stäuben  gepflegte  täglid^e 
CkMäbmig ;  bie  neueren  Kongregationen  legen 
i|rat  Otitgliebem  badfelbe  als  ^flid^t  auf. 

Sit  brat  fleinen  Officium  ftimmt  ba§  cano« 
nj4e  Officium  ber  9Jlorienfefte  in  ber  ^falmobie 
In  We  wifSptt  unb  bie  SRatutin  neBft  ben  Saube§ 
ihtetn;  nur  finb  bie  in  erfierem  natj^  ben  SBoci^en« 
logm  Ml^elnben  brei  9loctumen  ^u  einer  einzigen 
Sefbna^ttin  Dereinigt;  bie  ^falmobie  ber  übrigen 
(um  ijt  bie  allen  ^en  gemeinfame.  2)ie  ein* 
}dim  8^  l^oben  eigene  Sectionen,  uun  ^eil 
ai4  eigene  Sntip^onen  unb  ^^mnen.  2)aS  Com- 
nme  in  featis  B.  M.  V.  per  annum  ftnbet  ftd^ 
ta9ietner  erft  feit  etnm  1850  als  einfad^  tec^nif^e 
3i(aninenpdlung  ber  (SebetStl^eile,  meldte  allen 
BteicuMleu  gletd^|ig  angel^bren.  S)er  litur« 
giHm  Songorbnung  nad^  foUte  bagfelbe  feine 
@dle  üor  bem  Commune  Ss.  Apostolorum 
)aba;  e8  mabt  aber  bei  ber  Slecenfton  ber  editio 
^piea  nid^t  aß  eigentlid^ed  Kommune  bebanbelt 
ü,  mn  toeiter^  aud^  bie  beftel^enbe  Orbnung 
ni  Sie&ier  nid^  umjugeflalten ,  Dor  bem  Off. 
8.]liriae  in  Sabbato  belaffen.  —  äl^rem  Stange 
w^  jtnb  bie  gfefte  ber  erften  Orbnung  claffi^« 
nde^cpe:  feata  duplida  1.  et  2.  olassis,  bie 
flrigen  dnplicia  majora,  mit  %u§na]^me  be§ 
Stpefi  bei  unbefledCten  Smpföngnig  unb  bed  ätofen» 
taqfepeS,  meld^  in  ber  iüngften  3eit  ben  l^öd^ften 
SeP»  eingereil^t  mürben.  S5ag  SSotiDof ficium  Don 
1^  nieffedtten  Sm))f öngni^  mürbe  biSl^er  mand^er- 
M  oB  dnplex  recitirt;  feitbem  aber  für  bie  ein« 
)tei  %tntn  ber  9Bod^  SotiDofficien  allgemein 
rtottet  tDori)en  finb,  ift,  mie  für  bie  übrigen,  fo 
«4  für  |ened  semiduplex  afö  Slangftufe  Dor« 

Biet  S)aS  Off.  8.  Mariae  in  Sabbato  mirb 
ferialen  Sl^rafter  entfpred^enb  al§  simplex 
Ballett. 

n.  Die  allgemein  geltenben  3Rarien» 
feH  1.  a)te  ©eböd^tnifef eier  U.  S.  gr. 
>oa Serge  Sarmel  (Commemoratio  B.  M. 
V.demonte  Carmelo)  1^  Urffming  unb  92amen 
^Carmeliterorben,  meld^er  nad^  ber  aud^  in 
Ne  ftctimten  be6  rdmifd^en  93reDierg  auf genom- 
moi  £e0enbe  bereite  in  ber  apoftolifd^en  3eit 
ttf  im  Serge  Cormel  um  ein  ber  feiigen  3ung« 
pi  ftdoei^  iKrd^Iein  feinen  @i^  gel^abt  l^aben 
M  a  ^  Sit  (Earmelitenorben  H,  1966  ff.). 
&a  Orben,  meld^  im  Sbenblanbe  1247  Don 


Snnocenj  IV.  al§  Ordo  B.  M.  V.  de  monte  Car- 
melo bejtätigt  morben  ift  unb  bie  SSerel^rung  9Ra- 
ria'g  ftetS  afö  eine  feiner  ^Hauptaufgaben  gepflegt 
l^at,  mürbe  ba§  Sfeft  al§  iitularfeft  1587  burd^ 
©ijtuS  V.  jugeftanben  unb  auf  ben  16.  3uli  an« 
gefegt.  92a(|bem  baSfelbe  mit  feinem  Officium  in 
cinsdnen  JHrd^en  unb  ganjen  Sänbergebieten  afö 
festum  ex  Indulte  ^ufnal^me  gefunben  l^atte, 
mürbe  eS  1726  burd^  Senebict  Xm.  für  bie  ge« 
fammte  abenblönbifd^e  ffird^e  Dorgefd^rieben.  SDie 
Qfejtlectionen  beS  SreDierS  berid^ten  meiterbin,  ba^ 
bem  fei.  Simon  @tod,  OrbenSgeneral  in  Snglanb 
(geft.  1265),  Don  ber  fei.  Sungfrau  als  ^riDileg 
bed  OrbenS  unb  3^id^cn  be§  @d^u|eS,  ben  fie  bem- 
felben  ermetfen  moDe,  ein  @d^ulterfleib,  scapu- 
lare,  überrcid^t  morben  fei.  ©er  ©laubmürbig» 
feit  beS  93end^te§  Don  ber  93ifton,  in  meld^  ber 
fei.  @imon  jenes  ©naben^eid^en  mit  ber  ißer« 
l^eigung  empfing,  ba|,  mer  in  bie[em  JHeibe  fterbe, 
baS  emige  f^feuer  nid^t  ^u  leiben  l^aben  merbe,  ftel^en 
gegrünbete  Sebenfen  nid^t  entgegen.  JBenebict  XIV. 
fprid^t  fein  Urtl^eil  bal^tn  auS:  Visionem  veram 
credimus  veramque  ab  omnibus  habendam 
arbitramur  (De  Festis  2,  6,  n.  8) ;  bagegen  ift 
baSfogen.  Privilegium  sabbatinum,  meld^eS  1322 
äol^anneS  XXTT.  ben  Srägem  beS  @capulierS 
Derliel^en  l^aben  foll,  fd^on  barum  nid^t  nad^)U' 
meifen,  meil  bie  betreffenbe  93ulle  ftd^  meber  im 
römifd^en  93ullarium  flnbet,  nod^  aud^  Don  ben 
^äpften,  fei  eS  in  forma  speciali  ober  com- 
munis opprobirt  morben  ift  OBened.  XIV.  1.  c. 
n.  5. 9).  S)ie  ©treitigfeiten  über  bie  Sled^tl^eit  ber 
Bulla  sabbatina  l^at  $aul  V.  burd^  ein  2)ecret 
Dom  20.  9ioDember  1618  beigelegt,  meld^eS  in» 
baltlid^  in  bie  Don  bemfelben  $apfie  genel^migten 
^eftlef  ungen  beS  93reDierS  aufgenommen  morben  ift ; 
banad^  „ift  eS  ben(Sarmeliten  geftattet,  mprebigen, 
ba|  baS  d^riftltd^e  SSol!  ben  frommen  glauben  an 
bie  ^ilfe  für  bie  ©eelen  ber  ©rüber  unb  3Rtt« 
brüber  ber  Sobalität  Don  U.  S.  t$fr.  Dom  !Berge 
Sarmel  liegen  fönne:  eS  merbe  nömlid^  bie  fei. 
Jungfrau  ben  in  ber  Siebe  l^infd^eibenben  Seelen, 
meldte  in  il^rem  Seben  baS  @capulier  getragen,  bie 
ftanbeSmä|ige  fteufd^l^eit  bemal^rt,  baS  Heine  Offi» 
cium  gebetet,  ober,  menn  fte  bie|  nid^t  ^u  beten 
Derfteben,  bie  ürd^lid^en  tJfaften  beobad^tet  unb  am 
SJlittmod^  unb  @amStag  (faUS  auf  biefe  nid^t  ba§ 
Sßeibnad^tSfeft  einfäUt)  ftd^  ber  ^eifd^fpeifen  ent^ 
l^alten  l^aben,  burd^  il^re  beftänbige  S^ürbitte,  il^re 
mUtt,  Säerbienfte  unb  il^ren  bef onbem  ©dl^uj 
nod^  il^rem  ^infd^eiben,  Dor  allem  am  SamStage, 
ber  Don  ber  üixä^t  ber  fei.  Sungfrau  gemeil^t  ift, 
SU  ^ilfe  fommen"  (f.  Schneider,  Rescripta  au- 
thentica  S.  C.  Indulgentiis  . . .  praepositae, 
475).  Sßie  baS  @capulier  nid^t  menig  mx  fd^ndDlen 
SSerbreitung  beS  SarmelitenorbenS  in  Suropa  Don 
ber  9Ritte  beS  13.  Sabtl^unbertS  an  beitrug,  fo 
gab  baSfelbe  aud^  in  2)eutfd^lanb  bem  Sfefte  ben 
DoIfSt^ümlid^en  92amen  „@capulierfeft''.  SJlitber 
rbmifd^en  JKrd^e  feiern  baS  Sfeft  am  16. 3uli  awS) 
bie  3talo-®ried^en  unb  als  Sfeft  „beS  JfleibeS  ber 

26* 


807 


SKarietifefle. 


80« 


Shtngfrou  9Raria  t)otn  Sarmer'  bie  S^to^Sl^al* 
böer  ({•  Nilles,  Ealendarium  manuale  11, 548. 
665).  ffier  (Segenjianb  bcr  fjfcftf ctcr  ijt  neben  unb 
mit  ber  mm  garmelitenorben  gepflegten  SBerel^rung 
ber  fei.  3ungftau  im  ^Iflgemeinen  bie  befonbere 

tuQ)  SRario'S  gegen  biejenigen,  mli^t  burd^  il^re 
nbad^t  unb  öu^Iid^  burd^  il^r  JHeib  atö  il^re 
2)tener  fid^  befennen. 

2.  ÜRariö  Smpfängni^  (Immaculata 
conceptio  B.  M.  V.)  ift  ote  geft  im  Orient  675 
fid^et  bezeugt  unb  bei  ben  Sateinem  juerft  in  bem 
bem  9.  äol^r^unbert  ongel^örigen  Snarmorfolenber 
Don  3ltQptl  ouf gef ül^rt.  93on  bem  iHofter  @.  @aba 
5tt  9tom  QuS,  mo  baS  gfeft  frül^seitig  gefeiert 
tturbe,  marb  baSfelbe  burci^  Slnfelm,  ben  Steffen 
beS  l^eiligen  ftirci^enlel^rerS  3lnfeUn  (gefi.  1149 
oIS  ^bt  Don  SbmunbSburQ) ,  in  Snglanb  unb 
ber  92ormanbie  eingefül^rt  unb  Derbreitet,  ©ei» 
ner  Sinfäl^rung  im  füblid^en  ^ronfreid^  trat  ber 
1^1.  SSemorb  1140  mit  feinem  berühmten  Sriefe 
an  bie  (Sanonifer  Don  S^on  entgegen.  3)ie  Der» 
fci^iebenen  Suffaffungen  be§  ©egenftanbeS  biefer 
geftfeier  im  Orient  unb  im  Occibent  fotoie  bie 
^ebeutung  unb  ber  Verlauf  ber  bogmatif  d^en  Son- 
troDerfe  finb  in  bem  Slrt.  „ßmpföngnil,  unbe> 
fledtte"  (IV,  456  ff.),  eingel^cnb  erörtert;  ed  fmb 
barum  l^ier  junäd^ft  nur  bie  l^iflorifd^en  2)Qten  be» 
^üglid^  ber  weitem  Sutmidtlung  unb  SluSbreitung 
ber  tJfeftfeier  nad^jutrogen.  —  ®er  SBiberfpru^ 
be^  ^I.  SSemorb  gegen  baS  neue  Sfeft  l^atte  frinen 
unmittelboren  ßrfolg;  Dierjel^n  Saläre  fpäter  ift 
baSfelbe  in  t$fran!rei^/  im  folgenben  Sol^r^unbert 
in  9tom  recipirt.  2)er  t$frQnciScanerorben  nol^m 
baS  geft  auf  bem  (Seneralcapitel  p  $tfa  1263 
an,  toäl^renb  bie  ^arifer  UntDerfltät  (um  1275) 
eS  in  einigen  fran^öfifd^en  3)i5cefen  mieber  jum 
galle  bra(|te.  ©istuS  IV.  ^at  baSfelbe  fobann 
(1476  ober  1483)  mit  einem  Officium  Derfel^en. 
99ei  ber  burd^  baS  2:ribentinum  Deranla^ten  SRe» 
Difion  beS  römifd^en  ©reDierS  unter  bem  1^1.  $iu8  V. 
mürben  jmor  neue  Sectionen  feftgefe|t,  iebod^  mit 
Städtftd^t  auf  bie  9bDent8}eit  bie  fiifeftoctaD  aufge» 
l^oben.  SSeranla^t  burd^  bie  boomatifd^e  Sontro» 
Derfe,  traf  1622  ©regor  XV.  bie  Sefttmmung, 
ba^  in  bem  Officium  unb  ber  3Weffe  nur  bie  95c« 
jei^nung  „ßmpfängniS",  Conceptio  B.  M.  V. 
immaculatae,  nid^t  aber  Immaculata  Conceptio 
B.  M.  V.  gebrandet  merben  bürfe.  Jlad^bcm  Sie« 
mens  VIII.  ben  Slang  beS  SfejieS  auf  duplex 
majus  erl^öl^t  l^atte,  fe^te  Sllesanber  Vn.  in  ber 
93uUe  SolHcitudo  omnium  ecclesiarum  (1661) 
feji,  ba^  ber  Kult  ber  ©mpfängni^  ber  mafeüofen 
3ungfrau  SRaria,  nad^bem  er  einmal  in  ber  römi= 
fd^en  ffird^c  eingeführt  fei,  f ortmäl^renb  bcibel^alten 
»erben  f  oDc,  unb  erüärte  meiterl^in,  ba|  ber  ®egen« 
ftanb  ber  fjeftfcier  bie  Heiligung  2Rarien§  im  erficn 
Stugenblidte  i^reS  ©ofcinS  fei.  ®ie  DctoD  mürbe 
bem  Sefte  1665  für  SSenebig  unb  1667  für  ben 
ftird^cnftaat  inbulgirt  ®iefelbe  bel^nte  3nno» 
ccnj  xn.,  inbem  er  bem  §fefte  ben  Slang  eine« 
duplex  2.  classis  gab,  1693  auf  baS  gan}e9(benb« 


lonb  aud;  (SlemenS  XI.  erl^ob  1708  baS  gfefl  {i 
einem  allgemein  gebotenen  Feiertage.  Senebid  Xm 
bemi&igte  junö^ft  für  ben  öfterreid^tfd^  ftotf» 
ftaat,  ba|  ein  93otiD-Offiäum  Don  aRoria  Sm 
i)f öngni^  an  allen  freien  ©amStagen  Dom  @&ciibn 
unb  JtegularcIeruS  recitirt  merben  Ghme.  <Etai 
gor  XVI.  geftattete  auf  ba§  Srfud^  fran)i^^ 
Sifd^öfe  für  il^re  2)i5cefen,  in  ber  ^rafattoit  bc 
SReffe  bem  tiefte  ben  Xitel  Immaculata  Gon 
ceptio  beizulegen.  9lad^  ber  bogmatifd^en  Sntfd^ 
bung  Dom  8. 2)ecember  1854  concebtxte  $iu8  D 
Dorerft  ein  bem  ©loubendfa^  Don  ber  unbefledle 
Sntpföngnil  entfpred^enbed  Offtdum  unb  fdbric 
fobann  am  25.  ©eptember  1863  unter  Sufl^dDun 
aller  bis  bal^in  gebraud^ten  Officien  unb  SDttfje 
ein  neues  Officium  unb  eine  neue  SRefje  unb  ol 
S^fttitel  bie  ^ejeid^nung  Immaculata  Gonoqpti 
Dor.  Seo  xm.  gab  am  30.  9loDember  1879  oa 
tiefte  ben  l^öd^fien  IRang  (dupL  1.  classis)  un 
fügte  bemfelben  eine  Sigil  bei  Sn  bie  iam 
tanifd^e  Sitanri  mürbe  am  24. 2)ecember  1883  b 
Slnruf ung  Regina  sine  labe  originali  concep4 
eingefügt.  S)aS  1891  einigen  ^iöcefen  im  P 
Ud^en  tjfranfreid^  unter  bem  Sitel  Appantioiiii 
B.  M.  V.  Immaculatae  für  ben  11.  ffebruarge- 
mö^rte  ($articular«)  gfeft  unb  Officium  begi^ 
fid^  auf  bie  Srfd^einungen  ber  fei.  Sungfnm  ii 
SourbeS  (feit  1858).  ®urd^  baS  gfeft  ber  @efo 
anaria'S  ift  ber  8.  Secember  alS  feßet  Xetmb 
für  baS  Sfeft  ber  unbe^edCten  Smpf öngni^  gegdcn 
Unter  bem  Sitel  <jüXXt)<|;ic  -njc  OeorpofWQTtyo 
""AwTic  feiern  bie  ©ried^en  baS  ^t^  am  9. 2)ecemon 
3.  WHaxxä  ®eburt  ift  inberl^eiligenSd^ 
nid^t  ermöl^nt.  S)ie  Xrobition  nennt  bie  SItent  be 
fei.  Jungfrau  6H  (ßlialim  =  Soad^m)  unb  %vm 
3lai^  93aroniuS  (In  appar.  ad  annal.  eccl.  §  48 
mar  ^lajaret]^  bie  @eburtsftabt  SRaria'S;  borfi^ 
Ratten  ftd^  aud^  mirflid^,  alS  in  ^erobeS  ein  bn 
fßoltt  frember  jtönig  auffam,  bie^lad^fommenbe 
faft  Dergeffenen  baDibifd^en  JfönigSfamilie  in  gc 
red^ter  93eforgni|  ^unidtge^ogen.  S)er  1^1.  Sol^onm 
S)amaScenuS  bagcgen  (De  fid.  orth.  4, 15)  iflbf 
SJteinung,  9Raria  ^abe  p  äerufalem  baS  Sid^  U 
2BeIt  erblidft  SBenn  im  ®egenfa|  )u  ber  9ii 
fd^auung  ber  alten  JKrd^e,  ba|  oIS  ^es  nati^ 
eines  §eiligen  fein  SobeStag,  ber  lag  feines  €iii 
trittS  in  baS  emige  Seben  5U  feiern  fei,  bereits  ti 
4.  äal^rl^unbert  ber  eigentlid^  Geburtstag  be 
Vorläufers  Sl^rifii  gefeiert  mürbe,  fo  mar  ein 
fold^e  gcier  baburd^  gercd^tfertigt,  ba|  ber  l^L  3c 
^anneS  bereits  im  SRutterfd^o^e  gel^eiligt  unb  D€ 
feiner  ®eburt  Don  ber  Srbfünbe  befreit  morbe 
ift.  ein  ^fl  ber  ©eburt  aHaria'S  mare  ben 
gemö^  gleid^f  aOS  bereits  im  Sltertl^um  }u  ermortei 
SBäl^renb  nun  aber  im  Sbenblanbe  ^ur  3^  ^ 
1^1.  Sluguftin,  mie  er  felbfi  l^erDorl^bt  (Serm.  281 
292  de  Sanctis),  neben  ber  ®eburt  Sl^rifli  einji 
bie  ©eburt  beS  1^1.  ^ol^anneS  alS  t$eft  begange 
mürbe,  ift  im  Orient  um  bie  ÜRitte  beS  5.  3o|i 
l^unbertS  burd^  eine  Siebe  beS  $atriard^n  $rodu 
Don  eonjlantinopel  (geft.  447),  menn  ni^t  ein 


SKorienfcPe. 


810 


fltnflU^  Sfejifeier,  fo  bod^  eine  Serel^rung  ber 
(SkfortSlanQ'd  be}eugt.  Pr  bie  ^nftd^t  ba^  in 
ktffoäj^  ^BO^öfm  ben  aUgcmeinen  SoncUten  Don 
(qp^  «nb  <^Icebon  (431  —  451)  bie  Sfeft- 
^  ber  (Seburt  SRariä  i^ren  Anfang  im  Orient 
ftumineti  fyibt,  fprid^t  ber  Umftanb,  ba^  eine 
Me  Seier  t)or  Kflem  geeignet  mar,  bie  fird^Iici^e 
Se(ie  twn  ber  SBürbe  unb  9Rutterf<i^Qtt  ber  fei. 
Smgfnm  ktenbio  ^um  9u8brud  ^u  bringen  unb 
Vt  aeporiantf<j^  8e|re  }uräd)utt)eif en,  Tlam  (ei 
xUji  Öcordxoc,  fonbem  Xduttot^xoc,  utd)  ber  Don 
i^r  ficborcm  nid^t  dc6c  (jdp£  ^ev^^ievoc,  fonbem 
iko^f^ipoc  ober  dcod^xoc  3m  7.  äa^rl^unbert 
«arSRoriü  (Seburt,  loie  eine  Siebe  unb  ein  ©ebid^t 
M  InbreaS  Don  Sreta  ermeif en,  ein  nid^t  mel^r 
WM§,  fonbem  oSgemein  unter  ben  ©ried^en  be« 
knttS  gfeß  (Migne,  PP.  gr.  XOVn,  805).  Unter 
bmSird^  beS  Sbenblonbed  ift  e§  iebenfoES  bie 
tinifd^,  in  meld^  9Rarift  ®eburt  ^uerft  gefeiert 
Mtbt  Set  Seo  L  (440—461)  finbet  fu|  }mar 
»4  feine  @}mr  boDon;  ein  fid^reS  3eugni^  aber 
1«  Ueje  Sfeßfeier  bietet  bereits  baS  getofianifd^e 
nb  hfA  gregorianifd^  Saaamentarium.  !ßa))ft 
6agiii8  L  (687—701)  l^t,  mie  ba§  ^apftbud^ 
m^  ni^t  nur  boS  geft  gefonnt,  fonbem  aud^ 
Inrimimgm  über  beffm  t$feier,  namentUd^  aber 
OK  iwn  ber  feabrianSlird^  nad^  ber  liberiani« 
^m  9aftlifa  (t^d  S.  Mariam  majorem)  ^u  fü)^» 
icabe  ^[{roceffton  getroffen  (Bened.  XIV. ,  De 
tet  2, 9,  n.  8).  3n  bem  Sfeftlalenber  bed  ^I.  93oni- 
i«ti8l,  toeld^  auf  fein  $önitmtiale  folgt,  mie 
«4  in  bem  beS  (Sondfö  Don  ÜRains  (813),  ift  baS 
M  «odb  ttid^t  aufgeführt  2)enno^  aber  fd^eint 
Ztonuffm  ju  tt>eit  l^erab^ugel^,  wenn  er  fagt 
^DeFest  2,  20),  erft  um  baS  3a^r  1000  l^abe 
an  IRoriä  (Seburt  in  gfranfreid^  )u  feiern  ange« 
^nfßXL;  benn  eS  ift  baDon  bereits  in  ben  Sta» 
Um  bcS  9if d^of d  @onnaciuS  Don  SleimS  auS  bem 
7.  Sol^i^^mibert,  in  bm  @tatutm  Sßaltl^erS  Don 
Otfomfi  aus  bem  9.  Sal^rl^unbert  unb  in  bem  fta« 
Ubarinm  beSfelbm  3a^r|unbertS  bei  ©erbet  bie 
Stbt  %it  Spanien  be5mgt  unfere  Sfeftfeier  älbe» 
DM  Don  Xolebo  im  7.  ^aj^rl^unbert  unb  für  Kri- 
terien Seba  ber  Sl^rmurbige  im  8.  Sal^rl^unbert. 
iHe  ongemetne  gfeier  biefeS  fSfefteS  f ann  aber  nid^t 
ihr  tm  Snfang  beS  11.  3a|r^unbertS  Ij^inauf« 
yf^okn  meinen.  2)er  1^1.  $etruS  S)amiani  ifi 
^  ofle  3euge  für  bie  Mgemeinl^eit  biefer  Sfeier 
i«  Ocdbente.  3n  bm  brei  ©eburtsf eftm,  meldte 
Me  SMjit  begebt ,  erfmnm  bie  mittelalterlid^en 
ÜIvgifer  eine  tiefere  S^mbolü;  fo  5. 93. 9ß.  S)U' 
Uta:  Joannes  fnit  lucifer  . . .,  Maria  fuit 
Qrwa,  Natiyitas  Christi  ortus  solis  (Ratio- 
»b  diTinonim  Officiorum  7,  28,  4).  —  S)aS 
H  vriib,  feitbem  eS  eine  fird^Iid^e  t$;eier  gefun* 
^  (ot  in  Sbenblanbe,  Don  bm  ©ried^en,  bm 
6|Bmi,  toeld^  bcmiit  }ugleid^  baS  f^feft  Don  ^oad^im 
Vklrnm  Derbinbm,  Don  bm  Armeniern,  bei  benen 
MAc  fß  bm  menigm  unbemeglid^en  Ofeften  i^reS 
mtecfi  gel^ört,  allgemein  am  8.  September  be» 
p^n;  bie  Stoptm  feiern  eS  am  10.  September, 


ber  bem  19.  September  ber  lateinifd^en  3ö^Iung 
entfprid^t.  Ungetoi^  ift,  auS  toeld^em  @mnbe  baS 
t$eft  auf  bieten  Zag  gelegt  tt)urbe.  S)ie  Snna^me, 
bie  SSeranlaffung  ba^u  l^abe  bie  SSifion  eines  Sre» 
mitm  gegebm,  ber  alle  Saläre,  unb  imax  nur  am 
8.  September,  SngelS^armonim  Demommen  l^be, 
entbel^rt  ber  l^iftorifd^en  93egränbung.  (Sgl  b.  9rt. 
üKarimlegenben.)  SSon  ber  SSigil  biefeS  QfefteS, 
meldte  an  mand^m  Orten  beobad^tet  mürbe  unb  Don 
©regor  IX.  angeorbnet  fein  foll,  fagt  2)uranbuS: 
Non  habet  festum  hoc  jejunium  institutionis, 
potest  tamen  habere  devotionis  (L  c.  n.  3). 
lieber  bie  Seranlaffung  )ur  Sinfülgrung  ber  OctaD 
berid^tet  berfelbe  alS  3eitgenoff e :  91IS  nad^  bem 
Zobe  ©regorS  JX.  bie  burd^  Sfriebrid^  U.  Dielfad^ 
bebröngten  S^arbinöle  )u  einer  neuen  ^apftmal^I 
fd^ritten  unb  fid^  nid^t  einigm  fonntm,  nal^men 
fte  il^re  Swflud^t  jur  gfürbitte  SKaria^S  unb  Der« 
banben  fid^  burd^  ein  ©elübbe,  5ur  Srl^dl^ung  il^er 
©eburtSfeier  nad^  glüdRid^  DoQjogmer  Sßal^l  bie 
Sinfül^rung  einer  OctaDe  )u  Deranlaffen.  2)er  ge« 
mäl^Ite  (Söleftin  IV.  ftarb  fd^on  nad^  18  Sagen; 
fein  Ka^folger  3nnocenjIV.  (1243—1254)  er» 
füate  baS  ®e(übbe. 

4.  S)a8  3feft  2Rariä  ©eimfud^ung  (Visi- 
tatio  B.  M.  y.)  l^at  feine  l^iftorifd^e  ©mnblage 
in  bem  Dom  gDangelifim  SucaS  (1,  39  ff.)  be« 
rid^teten  Sefud^e  TOaria'S  bei  eiifabet)^.  ®a  biefe 
l^eimfud^ung  nid^t  blo^  ber  Seobad^tung  einer 
^5fltd^!eit  unb  ber  SerüdCftd^tigung  Dertoanbt- 
fd^aftUd^er  93e§ie]^ungen  galt,  fonbem  burd^  bie 
Heiligung  beS  SSorföuferS  Kl^rifti  im  ÜRutterleibe, 
bie  erfte  mmfd^Iid^  Seligpreifung  ber  ©otteS- 
gebürerin  unb  ben  munberboren  Sobgefang  ÜRariö 
als  gel^eimni^DoQeS,  gnabmreid^eS  ßreigni|  im 
Seben  ber  fei.  Jungfrau  auSge^eid^net  ift,  [0  bietet 
^e  5U  einer  fSfeftfeier  einm  tieffinnigen  unb  parö« 
netifd^  frud^tbarm  @egenftanb.  Obmol^I  bie  Xfyä" 
fad^e,  meldte  ber  geftfeier  ju  ®runbc  liegt,  in  ber 
^eiligm  Sd^ft  nid^t  bIo|  ermöl^nt,  fonbem  in 
i^ren  einzelnen  SRommtm  bargelegt  ift,  trat  baS 
Sfeft  felbft  Der^öltni^mö^ig  fpät  in  ben  ffreiS  ber 
marianifd^m  ^fefte  ein.  Siegen  ber  engen  93er- 
binbung  ber  ^eimfud^ng  mit  ber  ©eburt  beS 
^l  äo^anneS  mürbe  in  ^ül^erm  3eiten  bie  auf 
jene  ftd^  bejiel^enbe  eoangelifd^e  Sr^öl^Iung  in  bie 
Sihirgie  ber  SSorfeier  beS  ©eburtSfefteS  beS  Säu- 
fers Derflod^tm.  ^IS  eigenes  gfeft  aber  mirb  SOtariä 
^eimfud^ung  nur  in  ber  abenblönbifd^en  JKrd^e 
gefeiert;  bie  gried^ifd^e  JKrd^e  begel^t  an  bemfelben 
Sage,  an  meld^em  bie  lateinifd^e  bie  |»eimfud^ung 
feiert,  bie  Uebertragung  beS  ÄleibcS  ber  fei.  3ung- 
frau  in  bie  Slad^emä-Äird^e  ju  ßonftantinopel 
(f.  Nilles,  Kalendarium  manuale  1, 200).  SHariä 
^eimfuc^ung  mirb  ^um  erften  Ttalt  in  bem  smeitm 
^eftDer^eid^niffe  beS  SoncilS  Don  Se  SOtanS  in 
granfreid^  im  3.  1247  unb  amar  als  ein  Sfep 
„neuer  Snfiitution"  ermäl^nt  (Mansi,  Supplem. 
ConciL  n).  S)er  fjiL  93onaDmtura  ermirtte  auf  bem 
©eneralcapitel  beS  gfranciScanerorbenS  in  $ifa 
1263,  ba^  baS  gfeft  für  biefm  Orbm  angmommm 


811 


SKatienfeftc. 


812 


lourbe.  3nf olge  bcffcn,  unb  jumol,  ba  ba§  Srcöier 
bcr  tSfranriSconcr  in  bcn  wcitcftcn  ffrcifen  Stuf« 
nal^tne  fonb,  ücrbreitetc  ftd^  bie  Seiet  beS  neuen 
gfeftcS  in  Dielen  ffiiöcefen.  MgemeineS  ßird^en« 
f  cft  aber  matb  eS  erft  unter  ^apft  Urbon  VI.,  bcr 
im  |)tn6Iidfe  auf  bie  93ebrängniffe  ber  burd^  bo3 
bomalige  Sd^iSma  gerflüjrteten  SHtä^t  unb  im  ißer« 
trauen  auf  bie  ÜJlad^t  ber  fjürbltte  SWaria'S  ein 
Officium  be]^uf§  ber  allgemeinen  ginfü^rung  beS 
^eimfud^ungSfefteS  Derfafjen  lieg;  ^ugleid^  gab  er 
bem  äfefle  eine  SSigil  unb  eine  Dctat)  (Schulung, 
BibUoth.  eccles.  U,  2).  Sie  ^ublication  bed 
Secreteg  gefd^a)^,  ba  Urban  Dom  Sobe  übereilt 
marb,  im  3. 1 890  burd^  SSonif  a  j  IX.,  morb  aber  öon 
ben  ^nl^öngem  ber  bamaligen  ©egenpopfte  nid^t 
in  Slugfü^rung  gebrad^t.  mt  J(5In  unb  Süttid^, 
meldte  ba§  Qfeft  bereits  1896  feierten,  nal^m  ber 
größte  Xl^eil  üon  2)eutf d^Ianb  baSfelbe  an.  3m  3. 
1441  ttmrbe  bie  ungemeine  geier  beS  SfefteS  burd^ 
baS  Safeler  goncü  auf'§  SBeue  eingefd^örft.  „äBeil 
in  biefen  Sagen",  fagt  ba§  Concil  (Sess.  XLIU, 
Mansi  XXIX,  211),  „bie  ©^riftenl^eit  überaB 
beöngftigt  ift,  unb  aUentl^alben  ffrieg  unb  fird^» 
lid^e  Trennungen  mittlren,  unb  fomit  bie  ftreitenbe 
JKrd^e  auf  Derf d^iebene  SBeife  bebrängt  ttnrb :  f o 
erad^tet  e3  bie  l^eilige  SSerfammlung  für  $flid^t, 
ba^  bie  ^ier,  meldte  bie  ^eimfud^ung  ber  l^eüigen 
3uugfrau  genannt  loirb,  in  allen  äxx^tn  begangen 
tuerbe,  bamit  bie  9Ihttter  ber  ©nabe,  loenn  fte  Don 
frommen  @emät]^em  mal^rl^aft  geeiert  mirb,  il^ren 
gebenebeiten  Sol^n  burd^  i^re  Fürbitte  t)erfö|ne, 
unb  fo  ber  triebe  mieber  über  bie  ©laubigen  jid^ 
ergieße."  S)er  fd^iSmatifd^e  6|^arafter  beS  6on» 
ciI8  tl^at  ber  ^ftfeier  feinen  Sintrag,  ba  biefelbe 
Don  ben  $ö))ften  burd^  Sufnal^me  bed  Officium^ 
unb  ber  ^effe  in  bie  liturgifdften  SSüd^er  oppxo' 
birt  ttmrbe.  Siemens  Vin.  gab  bem  Qfefte  ben 
Stang  etneS  duplex  majus ;  $iuS  IX.  erl^ob  eS 
5um  duplex  2.  classis,  „5um  beftänbigen  Senf- 
mal beS  SanfeS  gegen  bie  gloHDÜrbige  3ungfrau, 
meldte  i^m  unb  bem  d^riftlid^en  ißoRe  munberbar 
5U  Mfe  !am,  fo  ba^  er  (Don  @atia)  in  baS  Dom 
3oqe  ber  geinbe  befreite  3lom  jurüdff eieren  f onnte" 
(®ecret  Dom  81.  üJlai  1850).  3n  ber  alten  trieri« 
fd^en  Sfeflorbnung  l^atte  baS  %t\i  eine  OctaD^  mit 
einer  fold^en  mirb  eS  nod^  ie|t  in  ber  Srgbtöcefe 
ftöln  gefeiert.  —  ©eit  Urban  VI.  ift  baS  gefi  auf 
ben  2.  3uli  angcfejt.  ®a  bie  fei.  3ungfrau  nad^ 
il^rer  SSerfünbigung  fid^  ju  Slifabetl^  begab  unb 
ungefäl^r  brei  9Jlonate  bei  berfelben  Derblieb,  3o» 
l^anneS  aber  fed^S  SRonate  Dor  3efuS  empfangen 
tt)urbe  unb  fein  ©eburtSf eft  bemgemä^  am  24. 3uni 
begangen  mirb,  f o  bauerte  ber  ©ef u^  3Raria'S  im 
^aufe  ber  eiifabetl^  Don  Snbe  9Rön  bis  Snbe 
3uni  ober  anfangs  3uli.  «IS  baS  Seft  ber  §eim« 
fud^ung  in  Uebung  fam,  lie^  bie  tJfaftenjeit  bie 
tJfeier  Don  ^eiligenfeften  nod^  nid^t  ju;  eS  fonnte 
barum  baS  gfeft  ber  ^eimfud^ung  nid^t  tooffi  in  bie 
3a]^reS5eit  gelegt  merben,  mlä^t  bem  Anfang  beS 
93efud^eS  SRariö  bei  Slifabet^  entfprid^t;  ber  9luS- 
gang  biefeS  Sefud^eS,  baS  Snbe  ber  gnabenreid^en 


^eimfud^ung  mürbe  alS  Sermin  für  baS  ^  ge- 
nxil^lt,  unb  jmar,  entfpred^nb  bier  Änftd^t,  oo^ 
SHaria  erft  nad^  ber  ®eburt  beS  1^1. 3o]^anne9  baS 
^auS  ber  1^1.  Sltfabet^  Derlaffen  l^abe,  ber  erfle  Xog 
nad^  ber  OctaD  beS  Sol^anneSfefteS. 

5.  2Rariä  ^immelfa^rt  xoixh  in  ba 
abenblänbifd^en  mie  in  bermorgenlänbifd^enÄitd^ 
als  baS  Öauptfeft  unter  ben  SHarientagen  o» 
15.  Sluguj!,  Don  ben  Armeniern  an  bem  ©omttogt 
gefeiert,  ber  um  ben  15.  Suguft  einfällt.  3)cr  ft 
turgifd^e  gefttitel  ift  Assmntio  B.  M.  V. ;  be 
ben  fird^Ii^en  @d^riftfieSem  unb  in  alten  StcSm 
barien  mirb  baS  ^eft  aud^  Pausatio,  Dormitio 
Mors,  Depositio  S.  Mariae  genannt;  in  bc 
Siturgie  ber  @ried^en  trögt  baSfelbe  ben  !Rama 

xo(pLT)aic  T^c  ^60x6x00  xttl  öitX  icapWvoü  Mapbc 

l^in  unb  mieber  aud^  jisTotoraoic,  dvdtXr^^ptc  t.  d 
OeoT6xou.  3)iefe  Sejeid^nungen  tt)eifen  auf  einn 
gmeifad^en  ©egenftanb  beS  3fefteS  l^in,  auf  baS  fe 
lige  ^infd^eiben  unb  bie  l^immlifd^e  SSerl^errlid^ 
9Rariö.  ^eibe  mürben  aud^  ^eitmeilig  getrennt  ge- 
feiert, ber  SobeStag  am  18.  Sonuar  unb  ber  Xog 
i^rer  ^ufnal^me  in  ben  ^immel  am  15.  Sugufi; 
in  mel^reren  alten  jfalenbarien  ift  iebod^  nur  ein 
^eft,  unb  ^mar  am  18.  Januar,  Dorgefel^en  (Ma^ 
t^ne.  De  ant.  Eccles.  disciplina  562).  9{o(( 
92icep]^oruS  (Hist.  eccles.  17,  28)  ^at  jfoifec 
2RauriciuS  (582—602)  bie  Slnorbnung  getroffen, 
ba^  ber  Sob  SOtariö  am  15.  Sluguft  begangen 
merben  foQe,  fei  eS  nun,  ba^  im  Oriente,  mo  e§ 
nad^  bem  S^oncil  Don  ßpl^efuS  (481)  eingefü^ 
morben  fein  foQ,  bamals  nur  Sin  ^  für  beä)c 
Sreigniffe  gefeiert  mürbe  unb  er  bal^er  baSfeßc 
Dom  18.  Sanuar  auf  ben  15.  Sluguft  Derlegie, 
ober  ba|  er  baS  erfte  mit  bem  ^meiten  Dereinigtt 
ierauS  gel^t  aber  l^eroor,  ba^  eS  fd^on  lange  dod 
er  Don  ber  JKrd^e  eingeführt  morben  mar.  Jtc^ 
ginigen  f oH  ^apft  ©amafuS  L  (866—384)  boS' 
felbe  eingefül^rt  l^aben;  im  @acramentarium  befi 
$apfteS  ©elafmS  I.  (gefl.  496)  ift  eS  bereits  Do^ 
gejcid^net;  unter  ^opft  ©ergiuS  L  (687—701) 
mürbe  eS,  mie  SJlariö  Serfünbigung  unb  TlaM 
®eburt,  mit  einer  $roce{fton  Don  ber  @t.  ^abrianS- 
fird^e  auS  unb  mit  einer  S3igil  begangen.  9iaii 
einem  @Qnobalbefd^lu^  Don  SteimS  auS  bem  Stalin 
625  ober  680,  nac^  ber  Siegel  Sb^^begangS,  bem 
Pnitentiale  beS  1^1.  SBonifatiuS  unb  ben  8^ 
ftimmungen  ber  S^noben  Don  SHaing  (818)  md) 
Sad^en  (818)  mar  baS  f$feft  ein  gebotener  Sfeie^ 
tag.  t$für  Snglanb  erflörte  ein  @efe|  beS  HfMofi 
^Ifreb  bie  gange,  an  biefeS  t^efl  ftc^  anfd^Iiegeim 
SQBod^e  JU  einer  freien  ober  gfeiermod^.  S)ie  Odoti 
erl^ielt  baS  gfeft  burd^  ^apft  2co  IV.  im  3. 847 ; 
in  3)eutjd^lanb  fd^eint  biefe  erft  fDät  Stufnal^mc 
gefunben  )u  l^aben,  ba  in  ben  jtalenoarien  bis  }u» 
14.  3a]^r|unbert  bie  Octao  nid^t  allgemein  ein* 
gefe|t  ift.  "Hflaä^  2)uranbuS  (Baüonale  div.  CHE 
7,  24,  9)  bat  unter  bcn  ÜRarienfeflen  baS  bei 
Himmelfahrt  allein  ein  SSigilfaften  unb  eine  OdaD. 
Ueber  bie  Don  bemfelben  gleid^faUS  ermöl^ 
jhröutermeibe,  meldte  biefeS  ^ft  auSjeid^net,  bii 


US  Maiii 

dht  bm  i£int{^  mfiok  fitmb  i%  ugl.  b.  9tt. 
^  IV,  1420. 

Son  bon  dtgtnflanbe  biefti  ^ftftUr,  bcm 
6ii|^bcn  bti  (et.  3mtgfrau  unb  i^ni  Werften* 
iäpttivai^  htm  £obt,  berietet  bie  ^eilige  S^rift 
n^;  btt  ältcTtn  ^i&tniMler  geben  gleichfalls 
InltiUiuift;  witbaiStbmVlaxia'i,  foi|l  mxä) 
W£nbt  i^ttSStlknS  ge^ehnnigtion  neiboigen. 
Enigrb^ai^ittlm,  unter  Strufung  auf  Suc.  2, 35, 
Sana  fn  bot  9}tartcdab  geftorben,  beut  cbet  bie 
■ipcn  Httai  löibetiyrcdicn ;  "Jliibere,  fte  fei  tAäjt 
afortaL  Sod)  ßinigen  füll  jic  fii&on  ftüöe,  jut- 
n(i45uiib4T,  in 3eniialeitigcftDr6ai feilt;  Sin' 
ben  lafjtn  fit  "atm  ^tpDfltl  3ofifiimeS  noi^  SlJtiefuS 
tDlgn  unb  nai^  tlfjaörigem  ^Äüient^ltt  baftlbft 
■  Sita  Bon  59  Safirtn  ftetbeii,  tine  SCfleinung, 
KUenant&miÖelicTiten  imlcnifät.  S3ie@nmb- 
kgi  M  @Iaubai8  an  bie  leibIicE)e  Slufna^me 
Unio'S  in  ben  ^imntel  ^at  man  geu&^nlit^  in 
b(l64inft  Eis  TTlv  xoi'jxio"  rrf  iiuepaifai  Ee- 
Kn^(,  iDtld^  btm  l^iligen  apoflel  So^onntä  ju- 
|e|i^«bm  Dintw,  aber  btm  €nbe  beS  4.  obei 
lifug  bti  5.  3a^r^unberl3  aa^üjM,  unb  in 
(r  Üt^  oon  @äibe3  beigelegten  Sdirift  De 
tnuitii  Tirginis  gcfui^t  Sie  Xiabltion  btr 
fo^t  Don  3trufalem,  wie  fit  fi^on  frübt  auf> 
gt|tJ4ntt  Dar,  ift  ieboi^  Don  btm  2Sn^It  biefer 
Ifocqp^  flanj  Derfd^iebtn  (Dgl.  ^ergeniötliei, 
&nlli.ba<mgtmtintnfftr^engeft^id|tt,  3. 9Iu^., 
1, 116,  Sntn.  1).  S)iefclbe  iß  mä)  9iictfi^oru§ 
(dipi  (Hist  ecclea.  15,  14)  foigenbe:  ^uDf 
M&i,  Öif^of  son  Senifaltm,  meldliei  mit  btni 
ii%M  eift^f tn  SßalSftina'S  auf  ber  ©Quobe  gu  1 
mOm  ^  3.  451)  mar,  ^abe  bem  jfaifei 
nndand  au{  bie  S^iagt,  ob  bei  ^eUtge  Stib  bei ; 
ndfcc  @otte8  no^  in  ^lä^na  in  btnt  @iabe : 
ifß,  Bo^  n  9il^  nurben  fei,  ba  er  btnfelben 
li  Ä  ante,  oon  feinet  (Stmo^Iin  $ulc^tria  ju 
IfltflaiitiiuitKl  in  ben  Sfacdemen  btr  ^eiligen 
Smgfnni  Sltaria  }u  Slfiitn  gebaute  ffirc^t  über- 
tngmnolle,  gut  %nttt)ort  gegeben:  „3nbtt^ci' 

ODö^,  abtr  gemä|  einer  fe^r  olten  unb  ganj 
fntdiljfigtn  Srabition  (antiqula«ima  autem  et 
nmima  omuJno  traditione)  feien  bit  Stpoftet, 
iUbtr  £ob  SÜona'S  ^langena^t,  au3  ben  Oer* 
MiAaun  Sänbnn,  in  totld^en  fit  baS  Soangelium 
tnkigtta,  na$  3tnifalem  gttontmtn  ...  unb  i^r 
6%  (jiefitS)  fei  bo()u  gttomnitn  unb  babe  ibren 
Iqtaifgtiuiinncn;  i^t  ^igti  Seib  aber  fei  in 
tmmm  untet  bem  Sefange  ber  ßnge!  unb 
IMhi  btgnibtn  uotben ;  als  aber  am  britttn 
ugi  boS  Sittfi  tottbtr  gtSptt  norben,  l^cAt  \\ä) 
^leifiger  2etb  nit^t  ntebt  uorgefunben,  fonbem 
vbie  Stu^tntüd^,  istli^t  einen  unbefi!|reib' 
%  So^mt^  Mibreittt  büttcn;  bit  Sipoftel 
plnalilMiiin  boS  (Srab  mitber  Dtrfiegelt  unb  über 
^tt  gnlc  SBunbtt  nflaunt  bloi  baS  gebockt, 
N|bti^  b<n  unbefledttn  l^tiligtn  Stib  ^aria'S 
M  Im  aflflemetiKn  fluferfltl^ung  mit  ber  lln> 
■"*""  it  ffäfli  nnt)  bun^  engel  in  ben  ^im- 1 


nfepe.  814 

mel  ^bt  bringen  loffen".  ^ad(ibttn  SuDenoIiS 
biefe^  gtfagt,  bitten  ÜJlarcianuS  unb  ^uIAerio 
Don  i^m  oerlangt,  bag  er  baSfelbe  ^eilige  @iab 
mit  ben  ^eiligen  Ältibem  moblöerfiegelt  itintn  m^ 
UDnftantinnfiel  fc^itfen  möge.  3uoenatiS  ^abt  bann 
au^  baS  ^tiligt  @rab  na^Sanftontinopel  gef^idt, 
unb  eS  fei  in  bit  !Bla(^ernä-ffirii|e  neben  ben  ^ti' 
Itgen  3:ifc^  gefteüt  morben.  ^e  St^uEtttFltib  bti 
feL  Sungfiau  aber  fti  ffiätei  unter  Sto  I.  bortbin 
gebraut  unb  in  bie  lunbe  ffirdge,  loelc^e  bieftr  2eo 
erbaut  ^abt,  geltgt  looibtn.  3)ieftnit  Xiabition 
begtugen  im  7.  unb  8. 3abi^unbtrt  21tobeftu6  oon 
3tiufalem  (Migne,  PP.  gr.  LXXXVI,  3277  sq.), 
anbreas  Bon  6reta  (ib,  XCVn,  1046. 1072  sq.), 
(SemutnuS  Bon  Eonftontinopel  (ib.  XCVm, 
340  Bq.).  S)en  ©ioubtn  an  bie  Itiblic^  Sufnobme 
XÜaria'S  in  ben  ^immiT  ijot  bie  giiei!f|if c^eiKri^e  auf 
ber  Si^nobe  bei  anntnifi|en  39if^ft  ju  @ie  im  3- 
1342  (Manei  XXV,  1185  sq.)  unb  auf  ber 
gegen  bit  Salbinifttn  im  3abre  1672  unter  bem 
^Itiarc^en  S)ofil((eu8  ju  Serufatcm  gedaltenen 
©gnobe(HarduinXI,17l8q.)Qu8gefpro[^en.  3m 
abenblonbc  eifi^int  als  tr^er  Senge  für  benfetbtn 
@regor  Don  Xourä  (De  gloria  mart.  1,  4).  ^e 
bem  ^[.  ^ieront)mu8  gugef^riebene  Siebe  De  Do- 
minae  assumptione  uurbt  Bon  ^incmai  gegen 
einen  ^Rbnäf  Bon  Sdibcq,  ber  bie  Sle^t^eit  b<E> 
ftritt,  Bert^eibigt.  ^uä)  ejipiri  eine  bem  $1.  Sugu- 
ftin  unterf^obene  9{ebe  auf  bie  Slffumtio  3JlanS; 
bei  feinen  Reifen  angt^ängte  Liber  de  Assum- 
tione  B.  M.  V.  gei|ött  fflüldrfcfieinlic^  gulbert 
Don  S^artreS  (11.  3o^r^unbeit)  an,  ber,  uie 
31bepf)on@  oon  Soltbo,  $ttni3  fCamiani,  $ttru3 
Don  iBloiä,  gugo  Don  @t.  SBidor,  ber  (I.  Stomas 
Don  9lquin  unb  bit  folgenben  S^ola^fei,  bie 
Ucberliefemng  Dtrtrat  (ogl,  ^trgenröt^ei  a.  a.  O.). 
5petru5  ©aniriuS  b"'  in  feinem  gtolen  SBerft  De 
Maria  Yirgine  inoomparabili  5,  5  bit  Btt* 
fi^iebenen  ^eugniffe  unb  ©etteife  für  bitfelbe  ju- 
fammengeflellL  ^ie  in  ber  Rir<l|e  geltenbe  ^n* 
fi^uung  iß  nai^  ißentbictXIV.  folgenbt:  „3)ie 
leibiidie  Slufna^me  bet  fel.3ungfiou  in  btn^im« 
mel  ift  }!Dai  fein  @laubenSartiItl,  mo^I  aber  eint 
pia  et  probabiÜB  opinio,  Don  totiäftz  abjumeii^en 
ni^t  blo^  gottlos  unb  läftttlid^,  fonbem  onät 
Ibbrid)!  unb  unDtinünftig  ifl"  (1.  c.  8.  n.  18).  — 
®ti  Itnterf^ifb  jmif^en  66"f''  inb  !Dlariä  ^im* 
melfabrt  Dirb  ftqon  in  ber  Kreislichen  Üäegti^nung 
beiber  Stefle  baburt^  ongejeigf,  bag  ieneS  Aacen- 
aio  (aiuffabrt),  biefeS  aber  ÄBsomtio  (^ufnc^mt) 
genannt  roiib,  uno  beftel^l,  mit  ^entbiet  XTV, 
(I.  an.  13)  fagt,  barin,  bag  g^nfhiS  burd) 
eigene  Wac^i  (propria  virtute)  in  ben  ^immel 
aufftieg,  SKaria  aber  nad^  i^rer  Sßiebererme^ng 
jum  Seben  burc^  eine  befonbeie  @nabe  @otteS 
(peculiari  privilegio)  mit  Seib  unb  Seele  in  ben 
§immel  aufgenommen  rourbe. 

6.3]tariaSicbtmeg  ober  Steinigung  f(^tie|t 
yvt)  burc^  baS  ereigniB,  toelt^efl  ftinti  ^eiet  ju 
@runbt  liegt,  an  ba3  ^ft  bti  @ebuit  S^tifh  an 
unb  föUt,  Dem  mofaif^  @k|t|t  btt  Steinigung 


815                                                  aßarienfefte.  816 

(SeD.  12,  2  ff.)  entf preci^enb  ^  auf  ben  40.  Säg  phania,  al§  beten  2)atum  ber  14.  gfebruar  anSlß 

nad^  biefem,  auf  ben  2.  t$e6tuat.  5Der  @egenftattb  brüdCItd^  Be^eid^net  ift,  eine  feierlid^  $toce{fioi 

beS  Sfefted  ift  ber  iBefud^,  ben  SRaria  im  %mptl  jur  ^uferftel^unggtird^e  ftott,  too  ba§  Sixmgelmv 

modele,  um  ba§0))fer  ber  Steinigung  barsubringen,  t>on  ber  S)arfleUung  beS  ^erm  im  £em)>el  doc« 

il^ren  Srftgeborenen  bem  ^erm  borjufteOen,  \f^n  getrogen  unb  ertlört  mürbe.  Um  bie  SRitte  bd 

burd^  bie  Dorgefd^rieBene  ®a6e  loSgufaufen  (9htm.  5.  äal^rl^unbertS  mar  bofelbft  bog  ^^Ojponie^ 

18, 15)  unb  fo  ollen  Snforberungen  beS  @efe|e§  burd^  ben  ©ebroud^  Don  jfer^en  auSgegeÜ^et;  bc 

3u  entfpred^en.  infolge  biefer  einjelnen  3Romente  Ort  Jelbft,  mo  @imeon  ben  ^erm  oIS  baS  8i4 

tonn  bo3  Sfe{}  ebenfo  mol^l  ofö  eine  Sfeier  ^u  Sl^ren  gur  Srleu(^tung  ber  SSöIfer  begrüßte ,  legte  du 

beS  &erm,  mie  oud^  olS  morionifd^eS  g^eft  ouf«  fold^e  f^mbolif^e  fjfeier  nol^e.  3n  Slntiod^ten  i| 

gefof t  merben.  3n  ben  Siturgien  beS  Orients  ift  boS  fjfeft  526  bezeugt ;  für  bie  gried^fd^e  fiird^ 

baSfelbe  ein  fSfeft  beS  ^erm.   SRit  SRüdfid^t  auf  mürbe  befjen  ollgemeine  t^eier  541  burd^  itatfe 

@imeon  unb^nno,  meldte  oI8  bie  Stepröfentonten  ^ufUnion  I.  infolge  einer  in  Sonftantinopel  1^ 

bed  9Iten  SunbeS  ben  ^eilonb  Bei  feiner  2)ar«  fd^enben  @eud^e  ongeorbnet  S)ie  Sinfül^rung  be 

[tellung  im  Tempel  olS  bie  ^eilSerfüQung  ber  Sid^terproceffion  in  bie  römifc^e  JKrd^e  mirb  ben 

^rop^etien  Begrü|en,  geBen  bie  Sried^en  bem  tiefte  $apft  ®elafiu§  jugefd^rieben,  ber  im  %  494  ha 

ben  Sitel  iopr?)  t^c  öitaTravnjc  too  xopfoo,  bie  mit  ben  fiupercolien,  meldte  otö  SuftrotionSumgfig 

Armenier  AdventuB  filii  Dei  in  templmn  i  e.  mit  Brennenben  fiid^tem  burd^  9lom  unb  ben  au|e 

Domini  occursus ,  bie  ftopten  Ingressua  seu  ren  @tabtbering  in  ben  erften  Xogen  beS  tjfebrufli 

praesentatio  Domini  in  templo  (NiUes,  Ea-  oeronfloltet  mürben,  eine  ^riftlid^e  ^feier  )u  (Sfyoi 

lendarium  manuale  n,  571. 643).  3)ie@d^rift'  be§  ^tm  entgegenfe^te,  mop  ber  40.  %qq  nai 

fteQer  beS  ^Benblonbeg  netmen  berfelBen  9n-  bem  SBeil^nod^tSfefte  bie  gefd^id^tlid^  Unterlage  bot 

fd^ung  zufolge  boS  t$feft  Festum  praesen-  2hn  7.  ^iol^rl^unbert  ift  bie  gfeier  in  Spanien,  ii 

tationis  Domini,  Festum  occursus,  Festum  8.  äo^rl^unbert  in  t$fran!rei$  unb  Seutfd^Ianb  ii 

Simeonis.  3n  alten  abenblönbifd^en  JFoIenborien  Uebung;  nod^  bem  |l.  Slbepl^onS  oon  £o(ebo  gä 

unb  SJlort^oIogien  erfd^eint  ber  gried^ifd^e  f^eft»  übrigens  ber  Umgong  mit  Brennenben  j(ergen  bei 

titel  Tpapanti  Domini  für  fid^  aSein  ober  al§  $er]^enli(^ung  SDlaria'3.    3m  SDtiffoIe  $at  bii 

Sufft|Iid^e  iBejeid^nung  neben  bem  in  ber  loteini«  Sid^terproceffion  i^re  auSfc^lie^Iid^e  ^egiel^ung  aal 

fd^en  Jlird^e  oorl^errf^enben  unb  in  ben  liturgi»  Sl^riftuS  bemo^rt;  in  ber  ^ntip|on  §um  @d^bi| 

fd^en  93üd^em  ouSfd^Iie^lid^  pr  ©eltung  gefom»  ber  ^roceffion  mirb  bie  felige  Jungfrau  ^mar  er 

menen  gefttitel  Purificatio  B.  Mariae  Yirginis.  mäl^nt,  ober  nur  infofem,  otö  bie  t$feier  mit  be 

©iefer  reil^t  boS^feft  in  bie  9Jlarienf efte  ein,  möl^«  3^tt  il^rer  ^Reinigung  jufommentrifft.  SHe  Se§ 

renb  bie  Hturgifd^en  Formulare  aud^  beS  ^benb*  nung  ber  jferjen  fd^eint  im  11.  Sol^rl^unbert  n 

lonbeS  bemfelBen  oormiegenb  bie  93ebeutung  eines  Uebung  gefommen  ju  fein;  ber  1^1.  Sentit 

^fteS  bed  l^erm  geben :  bie  ^ntipl^onen  ber  erften  (Serm.  2  de  Purific.)  fprid^t  t)on  einem  gefegnetei 

SeSper  ftnb  bem  Officium  oon  ber  93efd^neibung  Sid^te,  an  meld^em  bie  j^ergen  ongejünbet  mürben 

beS  §erm  entnommen;  bie  Secttonen  jur  ÜRotU'  2)ie  ^roceffu)n  mit  ber  t)or]^erge|enben  @egnini( 

tin.  Die  ^ntip^onen  5U  ben  SoubeS  unb  ben  übri»  l^oftet  am  2.  f^februar  unb  mirb  nid^t  oerlegt,  aud 

gen  §oren,  fomie  bie  Orotion  unb  boS  proprium  menn  ba§  t^eft  SRoriö  Steinigung  auf  einen  fpftten 

ber  ^effe  lieben  bie  2)arfte&ung  3efu  im  Sempel  Sog  t)erf droben  merben  mu|;  e§  maltet  l^ier  baft 

unb  bie  ^Qpaponte  ^ert)or;  bie  ^röfotion  t)on  felbe  Ser^Itni^  jmifd^en  ber  ^roceffton  unb  be 

SBeil^nad^ten  oerBinbet  boS  ^eft  mit  ber  t$feier  ber  gfeftfeier,  mie  ^mifc^en  ber  ^ittproceffion  an 

®eburt  beS  6erm;  bem  morionifd^en  Officium  25.  Slpril  unb  bem  2Rarcu§fefte. 

gel^dren  bie  ^folmen  ber  SSeSper,  mie  om  fSfefte  7.  SRoriö  92amenSfeft  (Festum  Ss.  Nomi 

ber  93efd^neibung,  bie  ^folmen  mit  ben  Slntip^o»  nis  B.  M.  V.)  mirb  al§  feIBftönbige§  %t\i  gefeiert 

neu  ber  SRatutin,  bie  §^mnen  unb  bie  fleinen  SRe=  infofem  bie  grinnerung  an  bie  ©nobenöoned^te  be 

fponforien  an.  S)en  ^meifod^en  fSfeftd^orofter  l^ebt  feligften  Jungfrau  ftd^  an  ben  Flamen  Inüpft  9b^ 

2)uranbu8  Beftimmt  l^erDor:  Est  hodie  duplex  felBe  mürbe  ^uerft  in  ber  Stobt  unb  3)iöcefeSueiia 

festum :  primo  quoad  partum,  quod  dicitur  in  Sponien,  unb  ^mor,  bo  jübifd^e  SRöbd^en  u\ 

festum  6ira7:avTr] . . . ,  seoundum  quoad  pa-  om  14.  3:oge  nad^  ber  ©eburt  il^ren  9^amen  er 

rientem,  et  dicitur  festum  Purificationis  (Ra-  l^ielten,  om  22.  September  begangen  unb  151^ 

tionalediv.Off.7,7,5).S)ie3lnfd^uungbegbeut«  oom  opoftolifd^en  Stul^Ie  gebilligt.  9lad^bembai 

fd^SoIfeS  betrod^tet  boSgfeft,  mie  feine  ^ejeid^-  t$feft infolge ber9ieoifionbe§Srek)ier8  unter ^iudV 

nungen  eS  ermeifen,  oIS  SWorienfeft.  —  ©ie  ältefte  fortgefoDen  mor,  mürbe  eS  für  Kuenca  burd^  ©ij 

9lad^rid&t  öon  biefem  gfcfte  finbet  fid^  in  ber  Per-  tuS  V.  mieber  ^crgefieüt  unb  auf  ben  17.  ©ep 

egrinatio  Silviae  Dom  Solare  885  ober  386  (Per-  tember,  ben  erflcn  freien  log  nod^  ber  Octoo  xm» 

egrinatio  Silviae,  ed.  Gamurrini,  Rom.  1887,  ÜRoriö  ©cburt,  ongefc^t.  ®cffen  fjfeier  fonb  bara 

82  sqq.).    3n  Semfolem,  mo  bamotö  nod^  bie  gunöd^ft  in  3:olcbo  unb  unter  ©regor  XY.  in  gan 

tJfeier  ber  ®eburt  Kl^rifti  sugleid^  mit  bem  Sfefte  ©ponien  5lufno^me.    3um  ®anf  für  bie  S9e 

Spipl^onie  begongen  mürbe,  fonb  am  40.  €age  freiung  ber  Sl^riftenl^eit  t)on  ber  Sürfennotl^  binrd 

nod^  ber  ®eburt,  an  ber  Quadragesima  de  Epi-  ben  t)on  ©obie§fi  unter  ber  Anrufung  SRoria^ 


817 


9Rarienfefte. 


818 


ihr  ttata  Vttnfiapfyi  t>ot  äBien  errungenen  @ieg 
UH^  3miO€cns  XL  im  3.  1683  baS  gfeft  mit 
boi  im  folgenben  Saläre  genel^migien  Officium 
ob  bem  Sänge  eines  duplex  majus  auf  bie  gonje 
tii^e  ans  unb  urieS  bemfelben  ben  Sonntag  in  ber 
Octo  Dot  SRoriö  (Beburt  an.  —  S)ie  bem  ^e{te  )u 
Snnbe  liegenbe  Sl^rfuni^t  gegen  ben  9tamen  ber 
ieSoflcn  änngfcQU  reid^t  in  baS  d^ftlid^  Slter- 
4ai  (inauf .  ^t  aud^  bie  fromme  SHeinung,  bag 
bnStameSlana  bur^  eine  Offenbarung  beren 
Btsn  bmbgegeben  mürbe,  nur  Dereingelte  93er- 
tRto  gefmtben  (f.  Benedictus  XIV.,  De  Festis 
2, 10,  n.  1),  fo  ](jaben  bod^  fd^on  bie  l^eiligen  SSöter 
M  nrit  ber  S)euhtng  beS  9lamenS  6ef d^ftigt.  9tad^ 
()vnm9mttS  ]^|t  9Rario :  Sendete,  Srleud^tung. 
inboe  leiten  baS  SBort  öon  SJliriam  (o;"?»,  i» 
nb  Q*J,  »itterfeit  beS  9Reered,  ab;  fo  fri  bie 
S^ttcßer  beS  SRofeS  genannt  morben,  meil  fte  ge» 
imvurbe,  als  $(arao  anfing,  bie  neugeborenen 
Ünxlitifd^  ffnaben  )u  tdbten ;  als  aber  bie  3S» 
ndten  trodfcnen  Sfu^  burd^  baS  rotl^e  Weer  ge« 
Smgeii,  fei  ber  9{ome  ber  @d^mefter  beS  3Rof eS  in 
ütttio,  Stent  beS  9ReereS,  t>eränbert  morben.  9I§ 
nmcBpem  bolmetfd^en  aud^  Diele  Rubere  biefen 
ftntn.  mein  fprad^Iid^  rid^tiger  ifl  eS.  9Jlaria  Don 
rte,  Tehemens,  iortia,  ober  Don  c«n  abzuleiten, 
Ma^cS  bebeitten  mürbe:  SRäd^tige,  ©tarfe,  ober 
frtaicne,  ^rou,  ^errin  (S.  Joannes  Damasc, 
De  fide  orthod.  4, 14). 

8.0tariä  Opferung  (Praesentatio  B.  M. 
V.)  toirb  am  21.  9loDember  als  duplex  majus 
Qt^Rt;  an  bemfelben  Sage  begel^en  boS  gfeft  aud^ 
bielnnenier  unb  bie  @ried^en;  le^tere  geben  il^m 

bca  Xitel  ^  iv  t^  vacS  e&o^oc  T^C  ^.  bzox6xou, 

ÜKT  attm  Xrabition  }ufoIge,  unb  baS  ift  ber 
Scgesjianb  beS  gfefteS,  mürbe  SRaria  in  frül^er 
SvjjtBb,  nad^  opocr^pl^en  3eugntffen  im  Slter  Don 
bmSk^ini,  im  Zempel  aufgeopfert  unb  ®ott  ge« 
1R^  mib  Derblieb  bafelbft  unter  ben  bem  Sem» 
9Aicn{l  obliegenben  Sfrauen  bis  gu  il^rer  S3er- 
■fltiimg.  SiDar  Derlangte  boS  ®efe(  nur,  ba^ 
Ke  mtafid^  Srftgeburt  bem  ^erm  aufgeopfert 
ob  loSgefottft  merbe;  eS  fonnten  jiebo^  aud^ 
JnQRa  bem  Eiligen  Sienfte  gemeil^t  merben,  mic 
bam  ond^  gfkiD.  Sofep^uS  (Antiqq.  5,  10,  1) 
ÖK  lob^  Sßei^  in  93erbinbung  mit  bem  ©elübbc 
te  Srngfroulül^feit  anbeutet  (Dgl.  1  @am.  2, 22. 
Ct88,8unbb.9rt3ep^te).  92ad^@imeonaReta> 
?NbS  fom  baS  ^fi  im  3.  730  in  SonftauHno» 
Mmnchmg;  jfaifer  Smmanuel  SomnenuS,  ber 
1148  ben  X^ron  beflieg,  f ul^rt  baSfelbe  unter  ben 
«gnqeR  Snd^  befannten  tieften  auf.  $ei  ^apft 
^^  XL  in  9lDignon  bemül^te  ftd^  ber  jf önig 
^(tpem  um  9ufna^me  beS  SfefteS  in  baS  ^benb» 
^;  in  9iaDarra  Deranlagte  beffen  gfeler  ftönig 
loilIIL  im  3. 1374;  für  @ad^fen  geftattete  bie- 
fdk  $iuB  IL  im  3. 1460.  %ud(  in  »om  f^eint 
te  8^  Sufna^e  gefunben  )u  |aben ;  nac^bem 
*r  IßiaS  V.  bei  ber  SleDifion  beS  SBrcoierS  baS- 
Kik  ffotlt  fallen  loffen,  fab  ftd^  ©i^tuS  Y.  Deran« , 
^  baS  ^fcit  langer  3(it  aDent^alben  gefeierte  1 


gfeft"  in  baS  römifd^e  ffalenbarium  eingufeken  unb 
beffcn  f5feier  mit  Officium  unb  3Reffe  augemein 
Dorjuf ^iben.  Um  bie  SBieberaufnal^me  beS  gfefteS 
f^ai  ftd^  ber  Sefuit  fSf^an^  SunianuS  befonberS 
Derbient  gemad^t  (Benedictus  XIV.,  De  Festis 
2, 14,  n.  9).  S)er  Sejt  beS  OfficiumS  im  römi- 
fc^en  SBreDier,  in  meld^m  übrigens  nur  bie  Ora« 
tion  bie  Opferung  ÜRariä  ermdl^nt,  ift  Don  Sie- 
mens Vni.  reDibirt.  ®a8  geft  toirb  in  Dielen 
geiftlid^en  ©enoffenfd^aften  burd^  bie  Erneuerung 
ber  ®e(übbe  il^rer  SRitglieber  auSge^eid^net. 

9.  S)aS9lofen!ransfeft(Solemnita8Ss.Bo- 
sarii  B.  M.  V.)  ift  äl^nlid^,  toie  9Rariö  Samens« 
feft,  burd^  gIorreid(ie  @iege  Deranla^t,  meldte  unter 
ber  Anrufung  ber  feligften  Jungfrau  errungen 
mürben  unb  bie  (S^riften|eit  im  Slbenblanbe  Dor  ber 
^rgetoaltigung  feitenS  beS  SRol^ammebaniSmuS 
retteten.  SIS  nämlid^  am  7.  October  1571  unter 
S)on  3uan  Don  Oefterreid^  bei  Sepanto  bie  entf  d^ci- 
benbe  @d^Iad^t  gegen  bie  Surfen  an  eben  bem  Sage, 
bem  erften  Sonntage  im  October,  mar  gemonnen 
morben,  an  meld^em  bie  Slofenlransbruberfd^aften 
SU  9lom  ibre  Sittgänge  um  Erlangung  beS  @iegeS 
über  bie  Ungläubigen  l^ielten,  Derorbnete  $iuS  Y., 
ba^  ein  S)an!feft  als  „©eböd^tni^  U.  8.  gfrau  Dom 
Siege"  gebalten  merbe.  @regor  Xin.  geftattete 
am  1.  Slpril  1573,  bafe  baS  gefl  in  3u!unft  in 
aUtn  JKrd^en,  in  meldten  ein  Sitat  ober  eine  jta- 
pelle  sub  invocatione  B.  Yirginis  Rosarii  ftd^ 
befänbe,  alS  „SRojenfranjfeft"  am  erften  ©onn« 
tag  im  October  gefeiert  merbe.  ßlemenS  X.  bebnte 
im  Sabre  1671  baS  geft  ol^ne  bie  ermäl^nte  93e« 
bingung  auf  ganj  Spanien  auS,  bis  enblid^  Sie» 
mens  XL  infolge  beS  Don  ^rinj  Eugen  bei  ^eter- 
marbein  in  Ungarn  am  5.  Sluguft  1716  über 
bie  Surfen  erfo(|tenen  ©iegeS  ft^  betoogen  fanb, 
bie  tJfeier  in  ber  ganjen  Ebrifl^^rit  eingufül^ren, 
„bamit  bie  ^ergen  ber  ©laubigen  baburd^  um 
f 0  mebr  jur  93crebrung  ber  ^eiligen  Snngfrau  ent- 
flammt mürben  unb  baS  Slnbenfen  an  bie  fd^ul- 
bige  ^anfbarfeit  für  bie  bamals  empfangene  ^ilfe 
niemals  erlöfd^e".  93enebict  XIII.  gab  bem  als 
duplex  majus  gu  feiemben  tiefte  eigene  Sectio- 
nen  5ur  jmeiten  ?loctum.  3m  SSertrauen  auf  ben 
Sd^u^  ^aria'S  bei  ben  fortbauemben  93ebräng- 
niffen  ber  ftird^e  orbnete  Seo  XDI.  am  1.  Sep- 
tember 1883  in  feiner  erften  Enc^flica  über  baS 
SRofenfranjgebct  an,  ba|  biefeS  ben  ganjcn  SKo- 
nat  October  binburd^  täglid^  in  allen  Eatbebral«, 
$farr-  unb  SJlarienfird^en  öffentlid^  abgebalten 
merbe ;  biefe  feitbem  öfters  erneuerte  ©eftimmung 
l^at  5U  bem  gf^fte  einen  Stofenfransmonat  l^injuge- 
f  ügt,  beffen  freier  jebod^  feinen  6influ|  ouf  bie  Situr- 
gie  l^at.  9lad^bem  fd^on  $iuS  Y.  bei  ber  Einf e^ung 
beS  gefteS  JJJariä  Dom  Siege  in  bie  Saurctanijd^e 
Sitanei  bie  SInmfung  Auxüium  Christianorum 
eingefejt  f^attt,  fügte  Seo  Xin.  om  24.  ®ecember 
1883  5um  Sd^Iuffe  berfelben  bie  9lnrufung  an 
Regina  sacratissimi  Rosarii;  1887  erl^öl^te  er 
ben  Stang  beS  Stojenfran^fefteS  auf  duplex  2.  clas- 
sis  unb  fd^rieb  om  5.  Sluguft  1888  baS  bem  S)o- 


819 


SJlarienfejle. 


820 


tninicanerorben  eigene  Officium  unter  93eibe^al« 
tung  bet  biSl^er  geltenben  ^iftorifd^en  Sectionen^ 
fomie  eine  eigene  ÜReffe  qI§  oUgemein  uerpflid^- 
tenb  \>ox. 

10.  3)a8  gfeft  ber  fieben  ©d^merjen  üKo« 
riä  (Festum  sepiem  dolomm  B.  M.  V.)  foll 
jumö^ft  jene  Setbendntomente  qu§  bem  Seben 
^Qria'd  t)ergegentt)ärtigen,  ha  fie  untet  bem  Jheuse 
bed  ftetbenben  ©ol^ned  fianb,  oonn  ober  oud^  boS 
gefammte  geiftigeüRartt^riumber  ®otte3muttet,  baS 
{te  )ur  Königin  bet  SJlartQrer  obelte,  ber  gUubigen 
SBetrad^tung  Dor  Sugen  fteUen.  2)ie  $ere|rung  ber 
um  3efu  u^iUen  leibenben  unb  mit  3e[u§  um  un» 
ferettoillen  mitleibenben  3Kutter  »or  löngft  öolß- 
tl^ämlid^ ;  ber  Orben  ber  S)iener  SJlariä  mar  ^ur 
Ißflege  biefer  SSerel^rung  geftiftet,  bie  bilbnd^enS)ar» 
fte&ungen  il^rer  Sd^mergen  waren  totxi  Derbreitet 
unb  ba§  Stabat  mater  bed  Socopone  bo  Sobi  (geft. 
1806)  xoax  @emeingut  ber  Sl^riftenl^eit  gemorben, 
beDor  baS  S^ft  ber  ® d^merjen  tHaxiä  in  bie  Siturgie 
Singong  gefunben  l^otte.  Slngeorbnet  mürbe  ba§> 
felbe  juerft  auf  ber  ffölner  $rok)in)iaIfQnobe  Dom 
S(a]^re  1423  5ur  Saline  für  bie  SBilberftürmerei 
ber  ^uftten  al§  Commemoraüo  angustiae  et 
doloris  B.  M.  V.  unb,  ba  nad^  ben  bamalS  gel- 
tenben 9lormen  f^fle  in  ber  Sfafienjeit  nid^t  gefeiert 
»erben  foOten,  für  ben  Freitag  nad^  bem  Sonn* 
tag  Subilote,  bem  britten  nad^  Oflem,  benimmt 
(Hartzheim  V,  221).  Stod^bem  bog  Sfeft  a^nöd^ft 
in  ^utfd^lonb  SSerbreitung  gefunben  ^atte.  mürbe 
e9  Don  ^enebict  XIII.  im  3. 1725  für  ben  ffir- 
ddenfioot  Dorgef daneben,  1727  auf  bie  gan^e  ftird^ 
QUdgebel^nt  unb  feinem  Sl^roRer  entfpred^nb  auf 
ben  S^itog  ber  ^ffionSmodbe,  ad^t  Xoge  Dor 
ben  ^l^rfreitag,  geleigt.  2)er  ^afftondjeit  gel^ört 
ti  fo  eigentldümlid^  an,  ba|  feine  gfeier  für  bad 
betreffenbe  3al^r  bonn  gönjUdp  audföOt  rnemt  eS 
an  bem  beftimmten  Sfteitag  ober  bem  nöd^ftf olgen« 
ben  Xage  niddt  gelitten  merben  fann  (Bubr.  spec 
Festi).  S>urd6  feine  Stettung  in  ber  liturgifd^ 
3eit  erf d(Kint  baft  gfefl  fetner  ^bee  nad^  l^uptfödd* 
lid^  aU  oompasaio  ber  jeligflen  3ungfrou  mit 
bem  Seiben  bei)  (Srl5fer9.  w  in  ber  Siturgie  mie 
im  SoUdmunb  Dormaltenbe  gfefttitel  ermöbnt  fieben 
Sd^merjem  bie  aber  im  Officium  felber  nid^t  notier 
angegeben  finb.  'SHui  bös  geifHge  Wartprium 
9Karia*d  in  fteben^uptmomentenuifammengefa^ 
unb  biefem  entfprtd^nb  twn  ber  oUbcnben  A^nji  1 
3ilam  a\i  @4)mer5en8mutter  oon  fieben  Sd^mct"  | 
tern  bunf^bobrt  bargejhUt  mtrb,  ift  nadd  einer  üon  i 
^»enebict  XIV.  (De  Festia  2,  4,  n.  9)  ermahnten  > 
Eingabe  auf  bie  Stifter  bcS  Orbenä  ber  Wiener  | 
SKariä  )urä(I)ufü]^ren,  beren  Sfejl  1888  für  ben 
11.  t$ebruar  allgemein  üorgefd^eben  loorbcn  ijt.  | 
S)ie  ool&tbümlid^  ^Inbad^t  finbet  biefe  Seibend- ; 
Rationen  im  Sin^elnen  in  ben  S^mersen  3Rcnria'$ : . 
1.  bei  ber  SBeidfagung  Simeond,  2.  bei  ber  fjflud^t 
nadb  9[eg9pten^  3.  bei  bem  breitögigen  @ttd^  mi4 
bem  smdlfiö^rigen  ftnaben^  4.  bei  bem  ^nblide 
be§  freu)trogenben  ^anbed^  5.  bei  fetner  ftreu> 
jigung,  6.  bei  ber  Vbitt^me  fetned  Setd^mmd  üom 


ftreu}e  unb  7.  bei  feinem  93egrabni|.  Slnbere  laffei 
bie  fteben  Sd^mergen  mit  ber  Sflu^t  nad^  9Lt^ 
ten  beginnen  unb  lieben  anbermeitige  SRomoii 
aus  bem  bittem  Seiben  bed  ^erm  l^erDor;  nnebc 
Rubere  befd^rönfen  bie  fieben  @d^mer}en  ÜRotl 
auf  ben  (Sl^arfreitag  unb  benSorabenb  in  folgen 
ber  ^Reihenfolge:  1.  ba  Sl^riftuS  oon  fetner  9Rul 
ter  ^bfd^ieo  nal^m;  2.  ba  er  mit  ber  2)onien 
frone  Dorgefteüt  mürbe ;  8.  ba  er  an  baS  fit» 
gefd^Iagen,  unb  4.  ba  er  mit  Sfftg  getrönft  nmibc 
5.  ba  er  auSrief :  ,,3Rein  ®ott  marum  l^ofl  bi 
mid^  oerlaffen?"  6.  ba  er  ftarb,  unb  7.  ba  feil 
Seic^nam  auf  il^rem  @d^o^e  rul^te.  SBeiterl^in  toer 
ben  aud(  fieben  ©d^mergen  SOtariä  in  ber  fiAm 
f ad^n  Säfterung  gefunben ,  meldte  ber  ^err  ob 
ftreuje  über  ftd^  ergel^en  lie^,  fomie  em)Iid^  in 
ben  fieben  SBorten,  bie  ber  $en  am  ffreuje  fpnu^ 
(Dgl.  3.  ißeitl^,  2)ie  Seibendmerf}euge  (S^ 
803  ff.).  —  SBeben  biefem  öom  95oI!e  ©^meneiö« 
freitag  genannten  t^fte  ift  burd^  $iu§  VIL  x» 
Saläre  1814  eine  ^meite  geier  ^u  Sl^ren  ber  ©d^mef 
gen  SRaria'S  auf  ben  britten  ©omttag  im  Se^ 
tember  angefe|t  morben,  meil,  mie  bie  Sinful^ 
rungSbeftimmung  anbeutet,  jur  3eit  ber  ^ßoffiosS' 
trauer  eine  feftUd^e  gfeier  meniger  ^ur  ®eUim( 
fommen  fann.  Sine  fold^e  itotitt  gfeier  befion) 
bereits  lönger  im  Orben  ber  S)iener  SRoriä  md 
in  mand^en  2)iöcefen.  SBdl^nb  baS  gpeflofficinB 
in  ber  ^afftonSseit  ftd^  mel^r  an  boS  Seiben  bei 
^erm  anlehnt,  erf  d^eint  in  bem  jmeiten  gfeße  Sta* 
na  als  Königin  ber  ÜRart^rer ;  flott  ber  traoa 
fixio  et  paasio  Mariae,  meld^  bie  Oration  ob 
@d^mer)enSfreitag  l^eroorl^ebt,  merben  in  ber  On» 
tion  ber  gfeier  im  September  einfod^  bie  dolora 
Mariae  betont.  3n  beiben  gfeften  i{}  (nod^  Sm* 
berger)  3Raria  bie  ©d^merjenSmutter,  jebod^  is 
ameiten  gefte  oIS  Königin  ber  9Rort9rer,  Me  im^ 
mer  im  ^immel  für  unS  bittet  unb  beren  auf  Srbei 
mit  SefiS  für  und  ertragene  Seiben  mir  t)on  i^ 
böc^fien  ^ßunfte  auS,  unter  bem  ffreuje,  über 
fd^uen.  9m  Sd^erjenSfreitoge  fel^  mir  ii 
9Raria,  mie  in  3efu,  bIo|  bie  äeffle  ScJ^mergenS' 
füQe;  eS  tritt  boS  Seiben  3eftt in  ben  Sorbergnmb 
unb  Worio  ift  Sepraf  entonttn  ber  mitleibcid)en,  |i 
erlöfenben  SHeufd^b^it;  om  smeiten  gfefle  ober  te 
troddten  mir  baS  Seiben  ber  beigen  3ungfrai 
felb^,  für  meld^eS  fie  nun  bie  @Iorie  beS  ^immd 
aundd^fi  ibrem  @obne  beft^  Iber  Storia  iß  Sb 
nigin  ber  SRortprer  nur  burd^  il^  WiHeiben  an 
ibrem  göttlid^  @obne ;  bo^  iß  bie  ^dtt  beibei 
^fle  nur  menig  oerfd^iebcn  (^ßoßoralt^Iogk 
4.  9ufl.,  n,  772)  unb  ber  Song  beibcr  3^ 
duplex  majus. 

11.  aRaria  @d^neefeier  \%  mie  bieSe^eid^ 
nung  bed  Sefte§  Dedicatio  S.  Mariae  ad  myei 
im  römifd^Hrn  Aalenbarium  befogt,  boS  (Skbad^tHij 
ber  9Beibe  ber  Starienfini^  osf  bem  ßfigntlis  b 
3tonK  bie  nodb  ibtem  Srtencr  libcriomf^e  9a{i 
lifä^  nod^  ber  bafelbß  aufbetDobrtcn  fir^>pe  biti 
j>emt  S.  Maria  ad  Praesep«,  im  Serjeidbnift  bei 
«^tationdfird^en  be^  römif<^  SRiffoIft  megen  t^ 


821 


SKotlenfepe. 


822 


SmongfS  Dor  ben  übrigen  Snorienfird^en  Maria 
Mjor  unb  im  t$e|ttitel  S.  Mariae  ad  nives  ge» 
Mmt  iDirb.  SHefec  l^t  feinen  ®runb  in  ber  anä) 
ii  M  römtf4^  SreDier  aufgenommenen  Segenbe 
m  ber  ®rönbung  biefer  irird^e.  S)erfelben  ^u« 
folge  ^tten  unter  bem  ^ontificote  bed  SiberiuS 
in  4.  Sol^rl^unbert  ber  römifd^e  ^atricier  äol^on« 
Klnnb  beffen  ®ema]^Iin,  loeil  finberIo§  unb  ol^ne 
frhn,  i^  Sermdgen  ber  1^1.  Sungfrou  gelobt  unb 
fit  gebeten,  ^  mlM^te  il^nen  offenbaren,  mie  fie  ^u 
i|ter  (Sffct  vjft  93ermdgen  oermenben  !5nnten.  2)a 
lU  am  5. 9ugu{t  }ur  Stad^t^eit  auf  ber  @pt^e  beS 
Bquilin  6<l^ee,  unb  an  biefer  SteSe  liefen  fie, 
ber  in  einer  SHfion  i^nen  ertl^eilten  Sßal^nung 
atJiNm^enb,  eine  Safilifa  ^u  S^ren  ber  ®otte3* 
niter  etbouen.  SHefe  munberbare  93egeben]^eit 
ffb  Seronlaffttng  )u  bem  gfefle,  meld^eS  ^unöd^ft 
nr  in  iener  Stixi^  gefeiert,  im  14.  ^al^rl^unbert 
of  Ue  gonge  @tabt  Sflom  auSgebel^nt  unb  burd^ 
^  V.  )u  einer  allgemeinen  gfeier  ber  ganzen 
C|ri{len^  erhoben  nmrbe  (Benedictus  XIY., 
DeFastia  2,  7,  n.  15  sq.).  (SlemenS  Vm.  gab 
taRgfePe  benSRang  eined  duplex  majus;  ba§ 
Ofjiänn  bedfelben  mar  im  rdmifd^n  Sreuier  ba§ 
Smialofficium  ber  SRarienfefte,  bis  baS  pxat" 
Vjfift  mürfnil  in  ben  neueren  93reDierau3gaben 
cbi  Commmie  in  festis  B.  M.  Y.  per  annum 
lifanKnflellte. 

12.giaria  Dom  Siege,  f.  9lofen!ransfeft. 

13.  SRariS  93erfünbigung  (Annunüatio 
B.  IL  V.)  ifl  bie  liturgif d^e  Sejeid^ung  f omol^I 
bei  (Be^mriffeS,  meld^eS  baS  nicönifd^e  S^m« 
boba  mit  [Filius  Dei]  descendit  de  coelis  et 
iMtfnatas  ...  et  homo  factus  est  nad^  feinen 
liqebKn  Stomenten  entfaltet,  ald  aud(  be§  fjfefteS, 
viSfA  jieneS  ®e]^mni|  oergegenmörtigt.  2)em 
Scteimniffe  felbfl  mirb  in  ber  Siturgie  bie  l^öd^fte 
thn^nmg  ermiefen;  bie  Srmö^nung  beSfelben  im 
jEfiAoIimi  raub  im  3obanne§*SoangeIium  mirb 
ite|eit  mit  einer  ftniebeugung  begleitet;  Joie  in 
ber  Serfunbigung  ÜJtaria'S  ooHsogene  SOtenfd^» 
ierbmg  be9  Sol^neS  @otte3  mirb  burd^  ba§  brei» 
nlige  Sfngeludläuten  unb  ^ngeluSgebet  an  jebem 
Soge,  mit  SuSnol^  bed  fttQen  3:ribuum3  in  ber 
^artDod^  nnb  ber  5fterlid^en  3^it  oerl^errlid^t, 
j»  bo|  Ue  %t\tt  ooh  SHariä  SBerfünbigung  fid^ 
ier  oOe  Xage^eiten  unb  über  ba§  ganje  ^af)x 
ofhedt  Sad  §tft  farni  feiner  93ebeutung  nad^ 
Äeiie  ^er  gu  ß^ren  bed  ^tvtn,  mie  aud^  gu 
l|mi  ba  feligfien  Jungfrau  aufgefaßt  merben. 
u  jebod^  bie  ^f^txtt  ber  SRenfc^merbung,  info* 
in  Uefe  als  bie  DoIIe  Eingabe  be§  ^erm  an  bie 
Keifii^  erfd^int,  ju  Sieil^nad^ten  begangen 
M,  fo  erfd^nt  biefe  gfeier  in  ber  SSerfünbigung 
DtniS  dü  SRarienfeft  unb  fd^He^t  ben  Inbegriff 
ArSoriüge  in  fid^,  meldte  Sllaria  oon  ber  jhrd^e 
bi|ri(gt  Mten,  me|]^lb  fie  6eot6xo;,  Dei  ge- 
wix  IfA^  SN  nadjibem  nun  in  oerfd^iebenen  3ei- 
ta  Me  eine  ober  bie  anbere  93ebeutung  beS  t¥efte§ 
9^  (enwrge^oben  mürbe,  führte  ed  aud^  oer> 
Hiebatt  9qctd^nungen:  Annuntiatio  B.  M.  V., 


Annuntiatio  angeli  ad  Mariam,  Mariae  salu- 
tatio ;  aber  anä)  Annuntiatio  Christi,  Annun- 
tiatio dominica,  Initium  redemtionis,  Oon- 
ceptio  Christi,  Festum  incamationis ;  bei  ben 
®riedj)en  eopr^  tou  dT^eXidpioü,  e.  toü  eöaT^eXw- 

jjLOü,  7apiTt<j|i6c.  S)ie  SSejiel^ung  beiber  tJ^fte  ju 
einanber  ift  aud^  d^ronologifd^  in  bem  j[ö|rlid^en 
t^eftcQflud  baburd^  gemalert,  ba^  entfpred^enb  ber 
^eter  ber  ®eburt  be§  ^^erm  ba§  ^efl  ÜRariä  Ser« 
fünbigung  am  25.  SOtör)  begangen  mirb.  S)urd^ 
bie  9leu|erung  be§  1^1.  SugufttnuS  (De  trin.  4, 5), 
ba^  nad^  ber  a&gemeinen  UeberKeferung  3<^fu8 
Sl^riflud  am  25. 9Rör}  em))fangen  morben  fei  unb 
gelitten  l^abe,  ift  für  ba3  Slbenblanb  ober  Sfrif a  eine 
Qfeftfeier  üon  ber  Serfünbigung  2Rariä  in  feiner 
3eit  nid^t  ermiefen.  SQBir  l^aben  feinen  frül^em,  fri« 
tifd^  unantaftbaren  93emei8  für  baS  ißorl^anbenfein 
unfereS  fSfefteS  afö  bie  Sieben  beS  ^hriard^en  ^ro* 
clu§  t)on  ßonftantinopel  (Migne,  PP.  gr.  LXV, 
680 ;  Ogl  PP.  lat.  LIV,  473),  ber  nod^  oor  miauf 
ber  erften  ^ölfte  be§  5.  ^al^rl^unbertS  fiarb.  S)a 
berfelbe  in  einer  biefer  Sieben  bemerft,  „möl^renb 
be§  ganzen  gegenmärtigen  Sal^rl^unbertS''  merbe 
ba§  ^eft  t)on  ber  ganzen  Stxxä)t  gefeiert,  fo  finb 
mir  bered^tigt,  ben  93eginn  beSfelben  minbeftenS 
an'S  Snbe  be§  4.  Sal^rl^unbertS  gu  f e^en,  aber  aud^ 
nid^t  meiter  l^inauf :  benn  jur  3^it  ber  Saobicäer 
©^nobe  (872)  beftanb  baSfcIbe,  mie  eS  fd^eint, 
nod^  nid^t.  3)en  auf  ber  truQanifd^en  S^nobe  im 
^al^re  692  Derfammelten  orientalifd^en  ^ifd^öfen 
aber  mar  baS  Sf^ft  ^tma§  bereits  93efannte8,  benn 
fie  ocrorbnen  c.  52  (Mansi  XI,  968),  ba^  möl^- 
renb  ber  ganzen  Ouabragefimalgeit,  mit  SuSnal^me 
ber  @onnabenbe  unb  ber  Sonntage,  fomie  beS 
fJefteS  TOariä  SSerfünbigung,  bie  aRef|e  in  Prae- 
sanctificatis  gefeiert  merbe.  —  3JudJ  im  3lbcnb« 
lanbe  mar  ba§  t$feft  SRariö  Serfünbigung  um  biefe 
3eit  befannt.  3m  @acramentarium  beS  1^1.  ®re« 
goriuS  ift  ed  ermahnt  unb  auf  ben  25.  ÜRöt^  an- 
gefe|t.  ^a  il^m  berfelbe  Sag  aud^  in  ben  Salj» 
burger  Statuten  öom  Saläre  799,  im  geftocrgeid^« 
uiffe  öon  ©t.  ®anen  auS  bem  9.  So^r^unberte 
unb  anbcrcn  Urfunben  biefer  3^it  angemiefcn  ift, 
f 0  fül^rt  e§  in  alten  beutfd^en  jtalenbarien  aud^  ben 
Flamen  „SKariä  in  ber  Saften".  3n  Spanien 
oerlegte  bie  S^nobe  ^u  Solebo  Dom  ^a^xt  656 
unfer  gfeft  auf  ben  ad^ten  Xag  t)or  Sßeibnad^ten 
(18.  S)ecember),  meil  feine  tjeier  mit  ber  Ouabra- 
geftmal^eit  über^au))t  unt)ereinbar  fei  unb  ber  ^eier 
feines  SobeS  nic^t  fo  nal^e  gerüdft  fein  bürf e  (Har- 
duin,  Conc.  HI,  978).  «ud^  bie  mailänbifd^c 
ifird^e  beging  e§  im  ©ecember,  unb  jmar  am  oier» 
ten  aboentf onntage.  3n  ber  römif d^en  ftird^e  mürbe 
baSfelbe  ftet§  am  25.  üKära  begangen ;  eine  Ver- 
legung mu|  attcrbingS  ftattpnben,  menn  e§  in  bie 
E^öt»  ober  Oftermod^e  einfällt.  3n  biefcm  gatte 
mirb  ba§  Officium  mit  ber  SKeffe  bem  SKontag 
nad^  bem  meinen  Sonntage  jugemicfen,  bie  geier 
felbft  aber  bleibt,  mit  ber  SSerpflid&tung,  ber  ^ei« 
ligen  9)leffe  beijumol^nen,  unb  ber  ßntl^altung  öon 
fned^tüd^en  arbeiten,  am  25.  SOtärg  beftel^en  unb 


823 


SKarienfefte. 


824 


mirb  auf  ienen  9Jlontag  nur  bann  oerf d^oBen,  tt^enn 
ber  S^arfreitag  ober  ber  (Sl^rfornStag  auf  ben 
25.  aWära  fällt.  3n  einjelncn  S)iöccfen  I)eut|4» 
(anbg  tt)irb  baS  t^ft  pro  choro  et  foro  auS  ber 
Sl^armod^e  auf  ben  SamStag  t)or  ^almfonntag 
unb  aus  ber  OftenDod^e  auf  ben  SHontag  nad^  bem 
meinen  ©ontüage  t)erlegt;  in  anberen  S)iöce{en 
mirb  baSfelbe,  mag  e§  in  bie  &^Qmoi)t  ober  in 
bie  £)ftertt)od^e  faUen,  als  gfeiertag,  ol^ne  bie  g^ier 
in  foro  unb  in  choro  5U  trennen,  an  bem  ge» 
nannten  SRontag  begangen.  S)ie  mannigfaltige 
Dbferoang,  tteld^e  Bejüglid^  biefer  gfeftfeier  in  ben 
beutfd^en  ffird^en  bis  in  bie  neuere  3^it  Beftanb, 
f.  beiSBinterim,  ©enftoürbigfeiten  V,  1, 356, 3lnm. 
in.  SSon  ben  marianifd^en  ^articular» 
f  eften  lönnen  l^ier  nur  biejenigen  in  Sctrad^t  fom« 
men,  toeld^e  nü^t  bIo|  in  einzelnen  JKrd^en,  2)iJ)' 
cefen  ober  DrbenSfamilien  Begangen  »erben,  bie 
t)ielme]^r  über  il^re  locale  äSeoeutung  l^inauS  al§ 
Festa  ex  Indulto  celebranda  ©emeingut  ber 
©laubigen  in  weiteren  ftretfen  geworben  fmb. 
1.  ÜRariä  (Erwartung  (ExspectatioB.M.V., 
genauer  Exspectatio  partus  B.  M.  V.,  grtoar» 
tung  ber  !Rieberhtnft  ber  feligften  Jungfrau)  würbe 
als  Sfeft  5uerft  in  Spanien  begangen.  Sntfpred^enb 
ber  in  Dielen  JKrd^en  bis  )ur  neuem  Seit  geltenben 
Siegel,  in  ber  Ouabragefimaljett  feine  ^eiligen« 
fefte  gu  feiern,  l^atte  656  baS  jel^nte  SoncU  oon 
Solebo  baS  ^eft  ber  SSerfünbigung  SHariä  oom 
25.  Snör}  auf  ben  ad^ten  £ag  oor  bem  SSei^nad^tS* 
fefte,  ben  18.  S)ecember,  oerlegt.  S)amit  war  bie 
ie|te  SSorfcier  biefeS  tJfefleS,  weld^e  mit  ben  fogcn. 
gro|en  ober  0-9lntil)]^onen  jum  9Jlagnificat  gleid^- 
fam  wie  eine  Octat)  Dor  Sßeil^nad^ten  fid^  barfteUt, 
feftlid^  eingeleitet.  SHS  aber  Spanien  in  ber  gfeier 
ber  SSerühtbigung  SHariä  ber  römifd^en  t^feftorb» 
nung  ftd^  anfd^Io^  unb  biefeS  gfeft  in  ber  t!roIge 
am  25.  JRärj  ju  begeben  wor,  bel^iclt  ber  frül^ere 
Termin  immerl^in  einen  feftUd^en  S^arafter  unb 
blieb  ber  l^eiligen  ©otteSmutter  geweift;  jurSSer« 
el^rung  beS  ©el^eimnifleS  ber  SWenfd^werbung  fottte 
bie  Sagesfeier  3)laria  in  Jenen  Sagen  öerl^enlid^en, 
weld^e  ber  ©eburt  Sl^rifti  unmittelbar  oorangingen. 
Sine  öl^nlid^e  freier  befielet  oon  9UerS  l^er  nod^  in 
ber  f^eflorbnung  beS  ambrofianif d^en  ätituS.  ^ier 
tritt  am  le^en  (6.)  SböentSfonntage  baS  Dffi» 
dum  oon  ber  SKenfd^werbung  beS  §erm  (mit  ber 
erften  SeSper  „oon  ber  SSerfünbigung  9Jlariä")  ein ; 
baS  Officium  für  biefe  le^te  SBod^e  unb  bie  ein« 
seinen  gfcrien  tragen  im  ambroftanifd^en  Sreoier 
ben  Xitel  De  exceptato,  eine  SBeseid^nung,  weld^e 
als  munbartlid^e  93erftümmelung  oon  exspectato 
ju  betrad^ten  ift  unb  bie  SDBod^e  unmittelbar  oor 
SBeil&nad^ten  als  „SGBod^e  ber  Erwartung"  d^ara!« 
tertfirt.  ®er  Eintritt  ber  großen SJntipl^oncn  mit  ber 
erften  SSeSper  beS  QfefteS  ber  Erwartung  gab  biefem 
aud^  ben  5iamen  Festum  B.  M.  V.  de  0.  S)aS 
S^eftofficium  f  d^lie^t  ftd^  burd^auS  an  baS  ^boentS« 
officium  an  unb  fte^t  oon  ben  Keinen  testlid^en 
^enberungen  ab,  weld^e  bem  marianifd^en  Dfp« 
cium  eigen  ftnb.  2)aS  geft  felbft  würbe  1573  für 


Spanien  oon  ©regor  XTTT.  approbirt,  1695  onl 
bie  Slepublil  ißenebig,  1725  auf  ben  IKrd^enfiaa 
unb  in  ber  ^olge  auf  oiele  ftird^,  Orben  nai 
ganse  JKrd^enprooinsen  auSgebel^nt 

2.  2)aS  t^eft,  weld^S  ^Raria  unter  bem  XUc 
„l^elferin  ber  ©l^riften"  oerl^lid^  CDlaiio 
^Uf,  Festum  B.  M.  Y.  titulo  Auxilimn  CSbri 
süanonun),  l^at  $iuS  YII.  )um  2)anl  für  fein 
Srlöjung  auS  ber  fünfiöl^rtgen  ©efangenfd^ft  t 
Saoona  im  3.  1814  angeorbnet  ustb  auf  be 
^al^reStag  feines  Sin^ugeS  in  bie  Stobt  9toi 
(24.  ÜRai)  ange)e|t.  S)er  92ame  beS  §efteS  f d^fiefi 
ftd^  an  bie  Anrufung  an,  weld^e  $iuS  V.  gun 
2)anf  für  ben  Sieg  über  bie  Surfen  bei  Sepcotti 
ber  lauretanifd^en  Sttanei  eingefügt  l^otte.  SBega 
feiner  l^iftorifd^^enSebeutung  unb  locoIenSBejie^mii 
fd^rieb  $iuS  YU.  baS  geft  für  ben  Sticä^a^ 
oor;  als  gfeft  beS  S)anfeS  für  ben  bUfreid^en  Sd^ 
weld^en  ^aria  ber  gejammten  jnrd^e  unb  il^ 
Oberl^aupte  inSbefonbere  erwiefen  l^at,  fanb  ba8> 
f elbe  balb  in  Italien  unb  bann  aud^  in  nidjit  wad* 
gen  S)iöcejen  au^erl^alb  Italiens  Sufnol^me. 

8.  Sine  Sf^ftfeier  oom  reinften  ^erjei 
SRariö  (Festum  purissimi  Cordis  B.  M.  Y.] 
würbe  juerft  oon  äol^.  SubeS,  bem  eifrigen  ^ 
berer  ber  iBerel^rung  beS  l^eiligften  ^er^enS  3cfi 
(geji  19.  ^uguft  1680,  f.  b.  9rt.  SuM^ 
lY,  954),  angeregt  unb  oon  bem  ^Bifd^of  in» 
KoutanceS  in  ber  Jlormanbie  im  3.  1688  g^ 
nel^migt.  Sin  eigenes  Officium  mit  eigener  ^Jtejfi 
^atte  5War  ber  SarbinaUegat  in  t$franfreid^  166( 
gutgeheißen,  bie  9htencongregation  aber  oerwei 
gerte  im  folgenben  Saläre  bie  ^probation.  Su' 
gleid^  mit  bem  Sult  beS  l^eiligften  ^erjenS  3cfi 
fanben  jebod^  bie  SSerel^rung  beS  ^er^enS  SOtoiy 
unb  bie  biefe  pflegenbe  93ruberfd^aft  bie  fird^Iid^ 
©enel^migung  unb  ein  ftetigeS  äBad^Stl^um  f oim^ 
in  ber  Saienwelt,  als  aud^  oor  Ottern  in  religiöfei 
©enoffenfd^aften.  infolge  beffen  würbe  einjelnei 
3)iöcefen,  ^unöd^ft  ber  oon  Palermo,  unb  OrbenA 
congregationen  oon  1799  an  geftattet,  baS  9^ 
oom  reinften  ^er^en  ^ariö  mit  bem  gewöl^nli(^ 
Officium  ber  S^arienf efte  unb  bef onberen  Sectionei 
gur  ^weiten  9loctum  }u  begel^en.  Sin  eigene! 
Officium  mit  eigener  SOteff e  (Omnis  gloria)  appn> 
birte  bie  älitencongregation  am  21.  3uli  1855 
Seitbem  ift  baS  g^ft  ^al^Ireid^en  2)i5cefen  ttnl 
^rd^en  für  ben  britten  Sonntag  nad^  $fin^ 
ober  ben  Sonntag  nad^  ber  Octao  oon  9Ratii 
^immelf  al^rt,  l^in  unb  wieber  aud^  mit  einer  Odos 
beWiQigt  worben.  9lö]^ereS  f.  bei  N.  Nilles,  D< 
rationibus  festorum  Ss.  Cordis  Jesu  et  pa 
rissimi  Cordis  Mariae  libri  lY,  ed.  5  (1885) 
1, 539  sqq.,  bie  ocrfd^iebencn  Officien  unb  Vleffei 
n,  366  sqq. 

4.  maxxa  Sd^u^feft  (Festum  Patroobii 
B.  M.  Y.)  würbe  junäd^ft  für  alle  fiänbergebiä 
beS  ftönigS  oon  Spanien  im  3. 1679  bewia^^ 
es  f oute  an  einem  Sonntage  im  9looember  gefeiert 
aber  übergangen  werben,  wenn  eS  an  bemfeAa 
burd^  ein  l^öl^ereS  gfeft  oerbröngt  würbe.  Sene 


aRariendage. 


826 


liicf  Xm.  ]ifMb  beffen  gfeier  für  ben  ftird(fenftaQt 
nf  bm  brüten  Sonntag  im  92ot)eniber  t)or.  S)Qd 
Cfficiam  ift  bad  gemö^nlic^e  morianifd^e  ol^ne 
ngrnb  ein  bem  tiefte  eigene^  @tü(f,  bie  t$e[tmeff e  i[t 
gkütfolIS  bie  geuöl^nlid^e  SBotiomeffe  Salve.  93on 
kB  Orientalen  feiern  biefeS  gfeft  bie  9hitl^enen  am 
LCctober.  3)er  ®egenftanb  beg  ^efted  ift  bie  gfür« 
\fmS9t  unb  ber  Qd^ui^,  mlä^tn  bie  feligfte  3ung« 
frai  ber  fhnitenben  ihrd^e,  ben  einzelnen  @tönben 
n^  diiebcm  berfelben  angebellten  lö^t,  niie  baS 
bcB  I^L  Suguftinud  gugefc^riebene  ©ebet  Sancta 
Maria,  Baccurre  miseris  etc.,  ttield^eS  alS  Sinti- 
lAon  jum  SDlagnificat  an  ben  SRarienfeflen  ge* 
i^co^en  nrirb,  im  (Einzelnen  barlegt. 

5.  JAt  Uebertragung  beS  l^eiligen  ^au« 
iel  0Ott  Soreto  (T^nslatio  almae  Domus 
Linretanae),  meldte  am  10.  Sccember  al§  duplex 
■ajns  begangen  nnrb,  fteüt  ftd^  im  Officium  unb 
Ste^onnular  ^nä(l(|fi  als  ftird^ttei^f eft  bar ;  e§ 
toi^tt  fi4  babei  jebod^  niddt  um  bie  ©eböddinig* 
{eis  einer  Sßeil^e,  oeld^e  bem  ^f e  ber  fei.  3ung* 
\m  tair4  eine  rituelle  Sonfecration  gegeben  mor* 
ben  iMic ;  gemeint  nmrbe  baSfelbe  burd^  bie  ©e« 
benmijje,  meldte  ftdd  badn  Don^ogen.  3n  ber 
ft^lttB  Section  mirb  bad  Eilige  ^auS  bejeid^net 
Ott  ipdns  Virgiiiis  nataHs  domus,  divinis  my- 
itern  eonsecrata.  Sd  mirb  benn  aud^  in  ber 
Sitsrgie  baS  Sfef^  in^txd^  ald  ^Rarienfeft  betrad^tet, 
BBb  ei  finbet  infolgebeffen  bie  Sommemoration 
ber  Octoo  t>on  ber  unbefledften  Sm^föngni^  im 
Officium  unb  ber  SReffe  nid^t  \iait  (S)ie  @e[d^id^te 
bd  Sefled  f.  im  9rt.  Soreto.) 

6.  SaS  0efi  9Rariö  SBermöblung  mit  bem 
iL  Sofepb  (Desponsatio  B.  M.  V.)  l^at  in  ber 
bei  gtatt^.  1,  20  ff.  berid^teten  Sl^atfad^e  feine 
KHifi^  ®mnblage.  SDie  erfte  Anregung,  biefe 
Vpi^oift  )um  ®egen{lanbe  einer  t$eftfeier  gu 
n^en,  foll  oon  bem  itan^Ier  ®erfon  (geft.  1429) 
oSgegongen  fein,  ber  um  bie  feit  feiner  S^xi  fid^ 
atfoltenbe  Snbad^t  jum  1^1.  Sojepl^  ftd^  bejonberS 
tanfi^  3(m  nnrb  aud^  bie  9lbfaffung  eines 
Cfftciumd  Don  ber  SSermö^Iung  Snariö  jugefd^rie» 
IKB  (Benedictus  XIV.,  De  Festis  2,  1,  n.  14). 
£en  gtinoriten  geftattete  $aul  in.,  ein  Officium 
Ion  ber  SSermöl^Iung  gu  beten ;  e§  joHte  bo^u  baS 
im  IRonä  @eburt  mit  wenigen,  burdd  ben  t^eft» 
ttd  Bot^ioenbig  gemachten  9Ienberungen  bienen. 
Kl  ba§  auf  ®e]^|  beSfelben  $apfteS  t)on  bem 
Sonriniconer  P.  ^ore  Derfa^te  Officium  an  beffen 
6tdIetrot.  Seitbem  Scnebict  Xm.  baSfelbe  1725 
fcbmitirddenflaat  oorfd^rieb,  mürbe  beffen  freier 
^  änbnlte  gal^lreid^en  S'aocefen  geftattet.  S)a§ 
i^  hKld^  bem  23.  Sanuar  ald  duplex  majus 
aganefen  ifi,  ^bürfte  t)or  9iaem  baS  SJer^ältnig 
^fjL  3ofet>b  hn  bem  fid^  offenbarenben  Sriöfer 
ttb  feine  Stellung  im  IReidde  @otte§  gur  S)ar» 
Hang  bringen.  Senn  bie  93ermäl^Iung  U.  S. 
im  totte  junöd^ft  ben  S^^^^  ^^B  ^^ni  göttlid^en 
fliibe  mib  feiner  Wutter  ein  (Sd^ü^r  ^ur  Seite 
Ifabe;  rnib  eine  gfolge  biefer  SBerm&b^ung  ift,  ba^ 
kr  (L  äofcpb  f^  immer  ein  @d^a^mei|ter  im 


SReid^e  bed  SrIöferS  gemorben''  (Smberger,  $a« 
ftoraltl^eologie  U,  732),  Sie  Sommemoration 
bed  1^1.  Sofepl^  in  bem  Officium  t)on  ber  SBer« 
möl^Iung  3Ranä  finbet  flbrigend  nad^  ben  S)ecre> 
ten  ber  SHtencongregation  t)om  23.  Suni  1736 
unb  16.  t^ebruar  1737  nur  ftatt,  mo  fie  fpeciett 
bemiUigt  ift.  [(3.  S9.  Jhaud)  ©d^rob.] 

9totiftillbi(|€  ift  ber  gemeinfd^aftlid^e  dlamt 
für  eine  itlaffe  mittelalterlid^er  ®ebid(|te,  meld^  in 
aQen  europöifd^en  Siteraturen  t)ertreten  ifi.  ®egen> 
ftanb  biefer  3)id(|tungen  fmb  bie  Srmägungen  unb 
em))finbungen,  mot)on  bie  vielgeliebte  ®otteS' 
mutter  in  ben  ergreifenbften  SlugenblidCen  il^reS 
Sebend,  nömlid^  ald  fie  unter  bem  ftreuje  ftanb 
unb  ald  fie  ben  tobten  @obn  im  @d^ofe  l^ielt, 
burd}brungen  fein  mu^te.  S)er  SludbrudC  biefer 
inneren  SSorgönge  ift  urfprünglid^  I^rifd^  unb  mo« 
noiogifdd  ber  allerfeligften  3ungfrau  in  ben  9Kunb 
gelegt,  balb  aber  bur^  3tt)ifd^enreben  3efu,  9Rag« 
balena'd  unb  Sol^anneS'  bramatiftri;  oud^  in  ben 
geiftlid^en  $affion8fpieIen  ift  bie  ftlage  SRariä 
immer  Iqrifi^  ober  bramatifd^  befonberS  ausfuhr« 
lidd  bel^anbelt.  9lid^t  l^ier^er  gehörig  ift  alfo  baS 
Stabat  mater  ober  ber  Dialogus  de  passione 
be§  1^1.  ^nfelm,  in  meld^em  ber  SSerfaffer  unb  bie 
1^1.  Sungfrau  mit  einanber  reben.  ^IS  öltefte  CueUe 
ber  eigentlid^en  SRarienflagen  mu^  eine  $rofa= 
barftellung  gelten,  meldte  in  mittelalterlid^en  ^anb« 
fd^riften  nic^t  feiten  ift  unb  hali>  bem  |l.  tugu* 
]tinu§,  balb  bem  1^1.  Slnfelm,  bafi)  bem  ffi.  9em- 
barb  jugefd^neben  mirb ;  fte  fül^d  l^ie  unb  ba  bie 
^uffd^rift  Incipit  compassio  beate  Marie  circa 
crucem,  sicut  ab  ipsa  revelatum  fuit  beato 
Augustino.  SaS  92ä^ere  barüber  fielet  im  Bulle- 
tin de  la  societe  des  anciens  textes  fran9ai8, 
Paris  1875, 1, 61.  «bgebnidt  ift  biefer  ^rofatejt 
Don  SS.  Qfoerftcr  im  Slnl^ange  )u  9lr.  3  öon  beffen 
»omanif^er  üBibliot^ef,  ^eilbronn  1890,  41; 
bort  fmb  @.  51  anä)  t)ier  alte  Sncunabeln  an« 
gegeben,  in  meld^  ber  lateinifd^e  3:e^  gebrudEt 
üorliegt.  S)ie  Duelle  jüngerer  TOarienfiagen  bil» 
ben  lateinifd^e  ©equenjen,  namentlid^  bie  auS 
bem  12.  Sal^bunbert  ftammenbe,  meldte  mit  ben 
Sßorten  Planctus  ante  nescia  beginnt  unb  ju« 
crft  öon  SKone,  ©ddaufpiele  beS  aOWttelalterS, 
ffarlSrul^e  1846,  U,  362,  aud^  Donffe^rein,  Sat. 
©equenaen  be§  gwittelalter§,  SKainj  1873,  n.  223, 
nbgebrudftmorben  ift,  f  omie  einige  ©ebid^te  ä^nlid^er 
%ü,  abgebr.  bei  SKonel, 37  unb  bei  ftebrein  n.  229. 
$on  ben  in  ben  SanbeSfprad^en  abgefaßten  SRa» 
rienflagen  fmb  bie  älteften  bloße  ^rofaübcrf e^ungen 
beS  angegebenen  lateinifd^en  £e^e§:  ^uerft  brei 
proDen9oIifd^e,  beren  3lnfänge  ^.  SReijer  im  Bulle- 
tin (1.  c.  63)  mittl^eilt ;  bann  eine  catalani jd)e  bei 
Bofanill,  Golecciön  de  Documentos  inöditos 
del  arcbivo  gcneral  de  Aragon  XIII,  131, 
unb  eine  italieuifd^e,  meldte  §ain,  Sepertorium 
2910,  onfül^rt  unb  3atnbrini  in  ben  Opere  vul- 
gari  a  stampa  dei  sec.  XII  e  Xm,  Firenze 
1837,  mitt^cilt.  Unter  ben  bid^terifd^  bearbriteten 
Snarienflagen  ift  juerft  eine  prooeufafifd^e  beS 


827 


3)tarienleben. 


82E 


13.  äal^rl^unbertS  gu  nennen,  mel^e  tl^eiltoeife  t)on 
$.  SneQer  im  Bulletin  1.  c.  65,  tjoüftönbig  Don 
m&f^adt  in  9lr.  3  ber  SRomanifd^en  SBibliot^e! 
Qbgebrudt  ift.  @in  jiängereS  altfrongojlfd^ed  @e« 
bi(§t  fielet  bei  Arbaud,  Chants  popidaires  de  la 
Provence  U,  22,  eineS  ani  bem  6nbe  be§ 

14.  Sal^rl^unbertS  bei  P.  Meyer,  Becueil  d'an- 
ciens  textes,  Paris  1877,  I,  131,  unter  bcr 
Ueberfd^rift  Incipit  planctus  ob  reverenciam 
passionis  Domini  nostri  Jhesu  Christi  et  do- 
lorem sue  sanctissime  matris.  3n  Spanien 
gehört  bie  SDhrienflage  ^u  ben  er[ten  @toffen,  mel- 
den ft^  bie  im  13.  äol^rl^unbert  oufblül^enbe  $oefte 
jutoonbte.  S)aS  fd^öne  (Sebi^t  t)on  ©onjolo  be 
93erceo,  toel^eS  ben  obengenannten,  l^icr  in  ber 
Einleitung  als  Offenbarung  SHaria^d  an  ben 
1^1.  SBeml&arb  bejeid^neten  $rofate|t  in  210  @tro= 
pl^en  t)on  Dter  gereimten  Sangjeilen  miebergibt, 
ftel^t  unter  bem  Xitel  El  duelo  que  fizo  la  virgen 
Maria  el  dia  de  la  pasion  de  su  fijo  Jesu 
Christo  in  ©and^eg^  Poetas  Castellanos  an- 
teriores al  siglo  XV,  bei  Bibadeneyra  131. 
Ueber  ein  öl^nli^eS  ©ebid^t  Don  SlaÜante  f.  SlaruS, 
©efd^id^te  ber  fpanifd^en  Siteratur  im  SRittelalter, 
äRainj  1846,  U,  213.  Unter  ben  beutfd^en  ®e* 
bid^ten  biefer  Srt  ift  ba§  bebeutenbfte  um  bie  SRttte 
beS  13.  äal^r^unbertS  unter  bem  9lamen  „S)er 
©piegel  [ber  ©ebulb]"  t)on  einem  unbefannten 
SDid^ter  Derfa^t  toorben.  @8  ift  juerft  t)on  SRone 
a.  a.  O.  I,  210  abgebrudtt  unb  gebül^renb  gemür» 
bigt  morben.  @erabe  in  SDeutfd^Ianb  l^at  baS 
d^riftlid^e  ®emutl^  an  ben  Sd^mer^en  9Rari&  be» 
f onberS  innigen  Slntl^eil  genommen ;  29  bid^terifd(|e 
SOtarienllagen  befprid^t  ©d^önbad^,  Ueber  bie  SRa^ 
rienflagen,  ein  Beitrag  gur  ©ef^id^te  ber  geift- 
lid^en  S)td^tung  in  2)eutfd^Ianb,  ©rag  1874,  unb 
nod&  anbere  nennt  ®öbe!e,  (Srunbr.  I,  229.  470. 
«US  bem  fpätem  aMittelalter  (14.  unb  15.  Sal&r» 
l^unbert)  finb  t)ier  bid^terifd^e  aRarienllagen  in 
cjed^ifd^er  @))rad^e,  toeld(|e  auf  beutfd^enSorbilbem 
berul^en,  on  Detfi^iebenen  Stellen  abgebrudtt  unb 
t)on  Jhtiefd^ef  (S)ie  c^ed^ifd^en  anarienllagen,  im 
«rd^iD  f.  flaöifd^e  ^ilologie  IX,  1886, 36)  näl^er 
befannt  gemad^t  toorben.  ®eh)i|  entjiel^t  ftd^  nod^ 
ein  großer  Xl^eil  biefer  anjiel^enben  Siteratur  auS 
9Rangel  an  Seröff entUd^ung  ber  nöl^em  ff enntni^ ; 
aber  aud^  fo  getoinnen  mir  auS  ben  SRarienflagen 
einen  neuen  S9eh)eid  für  bie  ©emutl^Stiefe  unb  bid^« 
terif d^e  Segeifterung,  momit  bie  lat^olifd^en  Sößer 
beS  !DtittelalterS  bie  d^riftUd^en  Sl^atfad^en  aufju- 
faffen  öerftanben  l^aben.  [ftaulen.] 

9totimblm^ei|ennad^fefifie]^enbem@prad^- 
gebraud^  mittelalterlid^e  SDid^tungen^  meldte  bie 
SebenSgefd^id^te  ber  ©otteSmutter  SDlaria  unb  im 
3ufammenl^ang  bamit  bie  ©efd^id^te  ber  jfinbl^eit 
3efu  barfldlen.  S)a  bie  canonif^en  SDangelien 
über  biefe  beiben  (Segenftänbe,  auf  meldte  fid^ 
naturgemäß  bie  fromme  Sßißbegierbe  ber  @^^riften 
rid^ten  mu|te,  nur  f el^r  wenige  ÜRittl^eilungen  ent- 
l^alten,  fo  tourben  fd^on  feit  frül^cn  3«Wen  in  ber 
^d^e  SSerfud^e  gemod^t^  bie  SüdCen  burd^  erfun* 


bene  99erid^te  aufzufüllen  (ogl.  baruber  b.  9rt 
9l))ocr9pl^en«Siteratur  1, 1068).  S)iefe  tneift «» 
fd^ulbigen  unb  naiDen  gr^äl^lungen  fanben  is 
SRittelalter  großen  93eif au,  mürben  aber  mo^lfosB 
für  mirflid^e  (Sefd^id^te  l^ingenommen;  bam  j^ 
ftnben  fid^  mit  menigen  SluSnol^men  nur  ald  3)id^ 
tungen  in  gebunbener  SRebe  t)or.  S)en  Smp 
beitungen  in  ben  einjelnen  Sanbe§f))rad^  fink, 
ber  99ilbung  bed  anittelalterS  entfpred^enb,  lotei^ 
nifd^e  2)id^tungen  Dorauf gegangen,  meldte  aaä^  ha 
@d(|ö))f ungen  in  neueren  @prad^en  al8  Duelle  ^ 
bient  l^aben.  S)en  Steigen  berfelben  eröffnd  m 
10.  äal^r^unbert  SloSmitl^'d  in  lateinifd^en  i^tfß^ 
metem  abgefaßte  Historia  nativitatis  laudabiHa* 
que  conversationis  intactae  Dei  genitricis  (in 
SaradfS  Sludgabe  @.  7),  mo^u  bie  Serfaffertn  Ue 
Semerfung  mad^t:  quam  scriptam  repperi  sub 
nomine  8ancti  Jacobi  fratris  Domini,  b.  |. 
meldte  fie  au§  bem  fog.  Protevangelium  JacoU 
ober  bem  $ieubo*9natt]^öu§  genommen  l^at  3n 
12.  äal^rl^unbert  entfianb,  mal^rfd(|einltd^  in  äftries 
ober  t^riaul  eine  lang  auSgefponnene  Vita  B.  M»- 
riae  Virginis  et  Salvatoris  metrica  ober  rhyth* 
mica,  meldte  in  t)ielen  ^anbfd^riften  loorl^nbeK, 
aber  nod^  ntd^t  gebrudft  ift.  Sine  ^n^al^I  lateinip 
d^er  Segenben  über  9)}aria'8  (Seburt  unb  Sebe^, 
omie  über  3efu  Jhnbbeit  ftnb  in  einer  vm  1300 
angefertigten  ganbfd^rift  ^u  ließen  t)or]^nbeii 
unb  t)on  O.  @d^abe  al8  Narrationes  de  yiti 
et  conversatione  beatae  Mariae  Virginis  el 
de  pueritia  et  adolescentia  salvatoris,  Halif 
Sax.  1870,  l^erauSgegeben  morben.  (Sgl.  au4 
bedfelben  Liber  de  infantia  Mariae  et  Chrisü 
Salvatoris,  ib.  1869.)  S)a8  erfte  9RarienIebei 
in  beutfd^er  @prad^e  marb  t)on  bem  ba^erif«^ 
„Pfaffen"  SBeml^er,  gemöbnlidd  irrig  „tonXtqtcttf 
ee''  genannt,  im  ä.  1172  gebid(|tet,  erl^ielt  oSm 
d^on  gu  @nbe  beS  12.  Sabrl^unbertS  eine  Um 
geftaltung,  in  meld^er  e§  nod^  t)oIIftönbig  erl^aOo 
unb  guerft  1802  oon  Oetter  unter  bem  Säe! 
„SBeml^er,  etne§  (Seiftlid^en  im  12.  äal^rl^unbert 
©ebid^t  gur  (S^xt  ber  Jungfrau  ÜRaria",  yiäm 
berg  unb^ltborf,  bann  1837  t)on  ^offmann  ooi 
f^aÜerSIeben  als  „SBem^erS  aRoria"  im  Ita 
austriacum  (t^uubgrubenll),  145  ff.,  guSrefiloq 
enblid^  1860  Don  ^eifalif  unter  bem  Xitel  ^SM 
^rtefterS  SQßeml^er  briu  Stet  t)on  ber  SRaget''  p 
SDiien  l^erauSgegeben  morben  ift.  3n'8  92eubeutf^ 
marb  eS  überfe^t  t)on  SBeigbrobt  in  beffen  ^SRn 
rienminne",  aWünfter  1858,  1  ff.  (Segen  (Snb 
be§  13. 3Ql^r]^unbert§  bid^tete  ein  aUeifler  ^eimid 
von  unser  vrouwen  ein  liet,  meld^eS  t>erloxa 
gegangen  ift.  9hir  unDonftönbig  erl^alten  ift  eil 
am  9iieberr]^in  im  13.  Sabr^unbert  entftanbencl 
@ebid^t  van  unser  vrowen  bodescaph  nnd< 
van  der  bort  sente  Marie  der  juncvrowen 
meld^eS  O.  @d^abe  (®eiftl  ©ebid^te  beS  14.  nnl 
15.  tidf^xf).,  ^annot)er  1854)  befannt  gemad(|t  IfoA 
^a8  JKnbl^eitSeDangelium  JfonrobS  Don  Su|e8 
brunn,  l^erauSgegeben  Don  jfod^enbbrffer,  @tta| 
bürg  1881,  unb  bag  Don  Sarifd^  u.  b.  %.  ^S)i 


SRarienleben. 


880 


fdi^",  CttebHnburg  1858,  l^erauSgegeBene 
SeM^t  gel^dren  mir  uneigentlU^  l^erl^er.  $aS  erfte 
!)i4  bc§  nn  18.  ^ol^rl^unbert  entfianbenen  $af« 
fmH,  (crmtfigfgeben  t)on  fyxfpn,  gfronffurt  1845, 
o^flt  oaiS^  hai  gon^e  Seben  9lari&  in  93er« 
Mm%  mit  ber  ®e{d^d^te  bed  f)erm.  9{ad^  ber 
mitte  beS  nämlid^en  Sol^rl^unbertd  bietete  ein 
to^fiufer  $(Ui))))  ein  ouSfül^rli^ed  aRorien« 
Vbm,  in  toeU^  oUeS  bereinigt  ift  voa%  bie  ))a' 
liipi^  Siteratur  fammt  ben  cipoctt)flf)tn  Süan« 
gtfim  Uetm  bmnte;  efi  ifi  eigentlid^  nur  eine  Um- 
akitmig  ber  oben  genannten  Vita  rhythmica 
(&  Snifert,  »ruber  $]^Ui))))8  beS  ftorl^öulerg 
Inritnleben,  Oueblinburg  1858,  in'8  9{eu]^od^- 
tatj^e  uberf.  Don  SB.  Sommer,  SRünfter  1859). 
Ca  bnje«  @ebid^t  mit  ben  ^auptlegenben  au§ 
üloria'S  Seben  oud  bem  13.  äo^rl^unbert  oer« 
öfcsfli^ie  «.  @d^bad&  in  ber  3eitf ^r.  für  beut* 
Htcsnterfi^mXVn,  1874,  519  ff.  (Segen  «n> 
dmg  bcfi  14.  So^l^unbertS  bid(|tete  ber  ©d^toei^er 
Sdier  mm  Sll^au  in  4  SBfid^em  ein  SRarien- 
ktoi  vtaS^  boftCben  lateinif  d^  Vorlage  toxt  SBem- 
Ittr  tnottfigegeben  oon  tl.  o.  JfeSer  unter  bem 
tu  ,SBalt$erd  oon  Stl^einQu  aRarienIeben^ 
1«^,  Slubingen  1849—1855.  Slud^  ein 
VoMmie  SBcml^  fd^rieb  um  biefelbe  3^^^  ein 
ficMi^  glei^  Sfnl^IteS,  meld^eS  nod^  ungebrudtt 
m  OBfr  ^eibdberger  ^Kmbf d^rift  Don  1381  oor- 
Nm  i{l  rnib  ebenfolS  auf  ber  Vita  rhythmica 
kn^t  2)aitt  bmmt  enblid^  Der  maget  kröne, 
eil  Stgenbenmert  au8  bem  14.  äal^rl^unbert,  mel« 
¥  S.  SNetle  (eitr.«93er.  ber  SBiener  ^fabemie 
XLTn,  1864, 489  ff.)  belannt  gemad^t  l^at.  (Sgl. 
«ieibcm  (Bfibcfc,  Srunbr.  )ur  @efd^.  ber  beut« 
HmSid^  1, 1884, 228. 470.)  2)ie  größeren 
vier  ben  genannten  S)id^tungen  mürben  fpöter 
■4  IN)](I  in  $rofa  umgefd^rieben  unb  in  btefer 
ficNt  gebrudtt  O.  @öne8,  Sie  teutfd^en  SSoIfö« 
^a,  ^eibelb.  1807, 250  ff.).  3)a§  Ie|te  beutfd^e 
Wid^  biefer  9rt  ift  „SRorienleben,  Segenben« 
1^  mib  SRarien«£egenben  oon  &)x,  Siedler 
B.J.',@iQ)1885. 
bl  bem  norbifd^  flltertl^um  fyii  ftd^  nur  in 
Infa  eine  anSfü^Iid^  S)ar{te&ung  oon  SD^aria'g 
Uml^d^te  erl^Iten;  biefelbe  ift  auf  3§Ianb 
ii  12. 3o|r^unbert  angefertigt  unb  ^ufornmen  mit 
b  \f6kt  fa  nenntnben  SRarienlegenben  (f.  b.  %rt.) 
^C.  9L  Onger  unter  bem  Sitel  Marin  Saga, 
Ariitiama  1871,  l^uSgegeben  morben.  ^uf 
NocOncDe  bentl^cn  altfd^mebifd^e  unb  böntfd^e 
tattäd^,  toeld^e  ^um  i^xl  fd^on  im  18.  gal^r- 
Mol  gefd^eben  unb  nod^  im  15.  ^al^rl^un« 
ta  gerndt  morben  finb.  3n  Snglanb  l^atte  bie 
ipiliitige  (Einführung  bed  Sl^riftentl^umS  aud^ 
OK  fd^e  8efanntfd^ft  mit  ben  ^ocrppl^en 
Jß  Sfolge.  S)0(l^  finbet  fid^  erfl  im  Cursur  o 
«oU  M  14.  Sol^unbertS  bod  Protevange- 
In  Jaedln  in  bie  S)arftellung  ber  l^eiligen  ®e« 
W^  nerfhMlten.  3m  15.  äal^rl^unbert  marb 
ttf  UMTfgmio  ^etnrid^  Y.  t>on  3o]^n  S^bgate 
nie  lue  of  IjM7  gebid^tet  unb  fanb  meite  Ser- 


breitung,  fo  ba|  eS  aud^  um  1480  oon  Saston 
gebrudtt  mürbe. 

Unter  ben  romanif d^en  Sanbem  ifi  e8  befonberS 
Sfranfreid^,  bejfen  Siteratur  frül^jeitige  Searbei« 
tungen  oon  SRarienleben  auf^umeifen  l^t.  @d^on 
in  ber  erjten  ^älfte  bed  12.  Sal^rl^unbertg  Derf a^te 
^ermann  t)on93atencienne§,  ein  fonft  unbefannter 
SDlann,  ein  größeres  ©ebid^t,  meld^eS  ben  Xitel 
La  vie  Nostre  Dame  fü^rt.  6S  ift  btS  je^t  un« 
gebrudtt,  aber  in  ber  Hist.  Utt^r.  de  la  France 
XVm,  830  in^altlid^  mitgetl^eilt.  Sin  anbereS 
9RanenIeben  ift  oon  bem  93aQeucer  SanonicuS 
ajlaiftre  SBace  (1100—1175)  gebid&tet.  gS  marb 
juerft  oon  SRanrel  unb  Srebutien  unter  bem  Siitel 
L'Etablissement  de  la  föte  de  la  Gonception 
Nostre  Dame,  dite  la  föte  aux  Normands  par 
Wace,  Caen  1842,  fpöter  unter  bem  Sitcl  La 
vie  de  la  vierge  Marie  de  maitre  Wace,  Tours 
1859,  t)on  9}.  Sujard^e  gebrudtt;  bie  ^anbfd^rift 
nennt  eS  La  vie  Nostre  Dame.  Sin  ©ebid^t 
®autierS  be  Soinc^  unter  bem  3:itel  Nativite 
Nostre  Dame  gab  SReinfd^  in  ^errigS  ^rd^tD 
1882,  LXVn,  73,  l^erauS.  3u  nennen  finb  ^ier 
aud^  bie  mittelalterlid^en  ©ebid^te,  meldte  bie  f)im« 
melfal^rt  äRaria^d  gum  ©egenftanb  l^aben;  fo  anli 
SDeutf  d^Ianb  be§  f  d^möbifd^en  $riefter§  jf  onrab  Don 
^eimeSfurt  ©ebid^t  Von  unser  vrouwen  hinfart, 
Don  ^Jfciffer  in  iQaiipili  3eitfd&rift  Vm,  1851, 
156  abgebrudtt,  auS  bem  @nbe  bed  12.,  ^mei  an« 
bere  ebb.  V,  1845,  515  unb  in  S^obe'S  Liber 
de  infant.  S^  mitgetl^eilte  and  bem  18.,  bie  Don 
©dftönbad^  in  ßerrigS  3lrd^io  LIH,  1874,  121 
berauSgegebene  lOtarienl^immelfa^rt  au§  bem  14., 
ba§  Don  ^offmann  Don  t^aHerSIeben  in  Pfeiffers 
(Sermania  XV,  1870,  369  Deröffentlid^te  nieber« 
beutfd^e  ©ebtd^t  Van  der  himmelvart  unser 
leven  vrouwen  au§  bem  15.,  enblid^  bad  in  ®ö« 
befe'8  ©runbrtg  I,  319  genannte  @d^aufpiel  au8 
bem  14. 3n]^rbunbert.  3n  gfranfreid^  ift  ber  @toff 
als  Mort  Nostre  Dame  Don  ^ermann  Don  93a« 
Icncienneö  (12.  Sal^rl^unbert)  in  jel^nfilbigen  Si« 
raben  unb  Don  einem  Ungenannten  in  9ld|tfilben 
bel^anbelt;  f.  RomaniaXVI,  1887, 55.230.  SJon 
einzelnen  ungebrudEten  ©ebid^ten  beS  frangöftfd^en 
2KitteIaIter8  gibt  SReinfd^  (f.  u.)  31.  42.  76.  78 
9lad^nd^ten  unb  groben.  (93gl.  aud^  Bomania 
XVI,  218  SS.  unb  Notices  etExtraits  des  Manu- 
scrits  de  la  Biblioth.  nationale  XXXTIT,  48.) 

6in  altböl^mifd^eS  9)lanenleben  mad^t  t^eifalif 
in  ben  ©i^ungSberid^ten  ber  ffiiener  Slfab.  XXXn, 
300  ff.  belannt. 

3m  SKorgenlanbe  maren  bie  Slpocr^pl^en  felbft 
fel^r  balb  burd^  Ueberfe^ungen  Derbrettet,  fo  bog 
l^ier  feine  Umbid^tungen  gu  nennen  ftnb.  (@.  ba§ 
9läl^ere  im  9lrt.  apocr^ip^en-Siteratur.)  9iur  bie 
foptifd^e  Siteratur,  meiere  an  Segenben  befonberS 
reid^  ift,  beft^t  aud^  eine  ^ngal^I  Don  Snarienleben; 
f.  Zoega,  Gatal.  Codd.  Copt.  msc.  Mus.  Borg., 
Bomae  1810,  ÜI,  n.  CXVI— CXIX;  n.  CXX 
mit  ber  Obdormitio  Mariae.  6§  lann  nod^  ^in> 
zugefügt  merben,  bog  eine  ötl^iopifd^e  ^nbfd^rift 


881 


SRarienlegenben. 


Jüngern  SatumS,  totli^t  3oten6erg  im  Catal.  des 
ManuBcr.  ethiop.  de  la  Bibl.  nation.,  Paris 
1877,  al§  n.  60  oupl^rt,  unter  einer  großen  S<^^^ 
t)on  SWarienlegenben  aud^  öon  n.  179—199  bie« 
ienigen  Sr^öl^Iungen  auff ül^rt,  mlä)t  bie  ^aupt« 
beftanbtl^eilc  ber  mittelallerlid^en  SKorienleben  bil« 
ben.  (SSgL  Seinfd^,  S)ie  ^feubo«6oangeIien  öon 
SJefu  unb  aWario'S  ftinbl^eit  in  ber  romanif d^en  unb 
germanifd^en  Siterotur,  ^oHe  1879.)  [jfaulen.] 
9tetUiibgeii6eii,  im  Mgemeinen  fromme  Sr- 
}a](|Iungen  jum  99emei{e  t)on  ber  3Ra^i  unb  ®ütc 
ber  aHerfeligften  3ungfrau,  l^eifet  mä)  befonberem 
©prad^gebroud^  eine  ^n^al^I  mittelalterlid^er  Se- 
ndete über  munberbore  SSBirfungen,  xoüä^t  bad 
SSertrouen  auf  SOtariö  t$ürbitte  unb  bie  ^nbod^t 
p  il^r  l^ert)orgerufen  f)at  SDiefe  „SDBunber  Unfe« 
rer  Sieben  fjtcm"  l^aben  bei  allen  SSöIfem  beS 
^benblanbeS  unb  aud^  bei  einigen  beS  SRorgen« 
lanbeS  feit  bem  11.  ^al^rbunbert  ^Bearbeitungen 
fomol^I  in  ungebunbener  afö  in  gebunbener  Stebe 
gefunben  unb  l^oben  in  neuerer  3eit  bie  ^ufmerf» 
famfeit  ber  fiiteratoren  faft  ebenfo  befd^äftigt,  »ie 
fte  frül^er  ber  ^nbad^t  al§  9{a]^rung  bleuten.  93on 
biejen  Segenben  finb  brei  öltem  unb  l^auptfäddlid^ 
morgenlönbtfd^en  UrfprungS,  nömlid^  bie  t)on 
^l^eopl^iluS,  Don  einem  äubenfnaben  unb  Don 
Sifd^of  99onu§.  2)ie  erfte  baDpn  ftammt  auS  einem 
gricc^ijd^en  Serid^t,  meld^er  al§  feinen  SSerfaffer 
@utQd^ianu§,  einen  SIerifer  ber  jtird^e  ju  9bana 
in  Kilicien,  nennt  ffierfeffie  mar  um  538  lange 
3eit  in  ber  nöd^ften  Umgebung  be§  9Ranned,  Don 
meld^em  er  bend^tet,  unb  erjöl^It  bemgemög  t^ol» 
genbeg.  S]6eo))]^iIu§  mar  SSicebominud  (oixovofioc) 
ber  bifd^öffid^en  Jlird^e  unb  mar  unter  bem  Solfe 
f 0  beliebt  ba|  er  beim  3:obe  be§  99ifd^ofS  ju  beffen 
9lad^folger  ermöl^It  mürbe.  9luS  bemütl^iger  ®e» 
ftnnung  fd^Iug  er  bie  SBürbe  au§.  S)er  neue  99t» 
fd^of  jiebod^  lie^  ftd^  burd^  SSerleumber  gegen  Sll^eo» 
(»l^iluS  einnel^men,  fo  ba^  er  i]|n  feiner  Stellung 
als  93icebominu8  entl^ob.  ^ierüber  fül^Ite  Sl^eo» 
p^M  {idd  fo  unglüdCIid^,  oag  er  burd^  93ermitt> 
lung  eines  3uben  beim  Seufel  ^ilfe  fud^te.  2)er 
böfe  ®eifl  erfd^ien  il^m  bei  bunfler  IRad^t  nal^m 
il^n  JU  unbebingtem  SDienft  an,  lieg  il^n  3e{u  unb 
SRariö  abfagen  unb  Derlangte  über  bie^  aUeS  eine 
fd^riftfid^e,  unterfiegelte  Urfunbe.  IRad^bem  Sl^eo» 
pl^iluS  bem  Seufel  miQfal^rt  l^atte,  marb  er  f^on 
am  folgenben  Sage  Dom  93ifd^of  mieber  in  fein 
9mt  eingelegt  unb  gu  l^ol^n  Sl^ren  erl^oben,  unb 
feitbem  ftrömten  il^m  a0e  ®üter  }u,  meldte  ber 
tJürft  biefer  SQäelt  auS^utl^eilen  Dermag.  6ine  $re« 
bigt  {ebod^  Don  ber  SBarml^ei^igfeit  ®otteS  gegen 
bie  ©ünber  mod^te  einen  fold^en  6inbrudl  auf  i|n, 
ba|  er  jld^  }u  bitterer  Sleue  unb  gur  93u^e  manbte. 
SJierjig  Sage  unb  3la^k  l^inburd^  ^örte  er  nid^t 
auf,  SWaria  um  il^re  gürbitte  anjurufen,  bis  biejc 
il^n  enblid^  erl^örte.  ©ie  bemog  il^ren  göttlid^en 
©ol^n,  il^r  S5er§ei]^ung  für  il^n  gujufagen,  unb 
jmang  ben  Seufel,  il^eopl^iluS'  SSerfd^reibung  l^er« 
auSjugeben ;  le^tere  legte  jle  il^m ,  möl^renb  er  in 
ber  ftird^e  eingefd^lafen  mar,  auf  bie  ©ruft.  SSoll 


i$reube  mad(|te  nun  %\)topf^\bi&  ber  gongen  0» 
meinbe  fein  SSerbred^,  f  omie  bie  (Sfite  ber  1^ 
breimal  erfd^ienenen  ©otteSmutter  befamtt,  im» 
brannte  bie  SeufelSurfunbe  unb  ftorb  brei  Xog 
fpöter  eines  feiigen  SobeS.  S)iefer  gried^d^  Zcg 
morb  }uerft  Don  SambeciuS,  ber  enifd^dhm  ^ 
feine  3led(|tl^eit  eintrat  als  in  einem  9Ranuf€ii|i 
ber  aßiener  I.  f.  99ibUot^ef  beftnbltd^  ftgnali^ 
(Comment.  de  Biblioth.  Caes.  Vindob.,  ed.  Ko) 
lar,  Vm,  Vind.  1782,  L  8,  cod.  11, 9,  p.  156J 
unb  fomol^I  nad^  ber  Ie|tem  als  nad^  einer  boM 
abmeid^nben  coSIinif  d^  ^anbf  d^rift  gu  ^ariS  M 
S.D.  ©inner  beiA.Jubinal,  Oeuvres  de  Rutebenf 
U,  Paris  1839, 382—857,  l^erauSgegeben.  3»^ 
Sateinifd^e  überfe^te  il^n  ein  2)iacon  $aulu8  mtf 
9leapel,  beffen  3^italter  baburd^  beftimmt  ift,  iM| 
er  feine  Slrbeit  Raxl  bem  jfa^len  ober  nad^  fbbtß 
reu  ftarl  bem2)idten  mibmete  (Fabricius-Mana, 
Bibl.  lat.  n,  199) ;  biefelbe  ift  gebrudtt  bei  ba 
SBonanbiften  (AA.  SS.  Febr.  I,  488  sq.).  Sea 
%tii  beS  SutQd^ianuS  nal^m  ©imeon  3)leto))]^ro^ 
mörtlid^  auf,  fo  bag  bie  nad^  legerem  Don  w» 
tianuS  ^eroetuS  (geft.  1584)  angefertigte  UAfp 
je^ung  bei  @uriuS  (De  probb.  Sancit  bist  ad 
4.  Febr.)  aud^  alS  Uebertragimg  beS  Originals  gri« 
ten  fann.  S)er  lateinif d^e  Sei;t  beS  2)iaconS  fpaäsA 
ift  als  Ouelle  ber  gejammten  ftenntni^  onpfel^ 
meldte  baS  Slbenblanb  Don  Sl^eopl^uS  befa|  nnt 
in  ungöl^Ugen  S^arfteDungen  befunbete.  3u  Ie|* 
teren  gel^brt  Dor  allen  ein  @ebid(|t  ber  bdCamiiai 
StoSmitl^a  in  ^e^ametem  (Ausgabe  Don  Sorod; 
92ümberg  1858,  79),  bann  eine  äl^nlid^e  Sod 
fteOung  beS  Sifd^ofS  SRarbob  SDan^  Don  Kemiei 
(geft  1123),  abgebrudCt  AA.  SS.  Febr.  1, 487,  w& 
ein  lateinifd^S  »eimgebid^t  beS  (gule^  1170  e^ 
möl^nten)  ®efd^id^tfd(|reiberS  Slabemin  Don  Sfreifhi( 
(l^erauSg.  Don  SB.  SRe^er,  @i^.4Ber.  ber  Sfob.  |i 
SWünd^en,  W-P^«.  <?!.  1878,  49).  «wlft  bei 
@i^öl^Iungen  bei  ^ulbert  Don  Sl^artreS,  Sigeber 
Don  ®embIou£,  SSincen}  Don  99eauDaiS  Hegt  bei 
Sei^  beS  SDiaconS  $auIuS  )u  ®runbe  (Sommer 
De  Tbeophili  cum  diabolo  foedere,  Bevol 
1844, 13).  Slnjiel^enber  als  biefe  lateinifd^Se 
arbeitungen  finb  für  unS  bie  in  ben  etajelitti 
SoIfSjprad^en  abgefaßten  S)arfteIIungen,  mef^ 
bei  ber  Hterarifd^en  SntmidDung  ber  mittelolter 
lid^en  935Rer  feine  unbd)eutenbe  Stolle  f)>tdd[ 
äBenn  Don  ben  fpöter  }u  nennenben  Segenboi 
fammlungen,  in  meldte  aud^  Sl^eopl^iluS  dingoni 
gefunben  l^at,  Dorerft  abgefel^en  mirb,  fo  gel^ört  oi 
bie  @pi^  bie  altl^od^beutf^e  bid^terifd^e  (Srgfil^ 
lung,  meldte  ^artmann  in  feine  9tebe  Dom  l^igei 
©tauben  (93. 1926  ff.)  aufgenommen  l^t  (|eranS 
gegeben  Don  SJ^aßmann,  ®ebb.  beS  12.  ?io^ 
Oueblinb.  1837, 1,  1—42).  eine  nieberbeutW 
SDarfteQung  auS  bem  Saläre  1276  fiej^t  in  bc 
nod^  ungebrudften  bid^terifd^n  Umfd^reibung  be 
^ol^enliebeS  Don  93run  Don  ©conebedf  (Somm« 
1.  c.  35).  ^uS  bem  14.  äal^rl^unbert  ftammt  A 
nieberlönbifd^eS  ®ebid^t  baS  Don  $1^.  93fa)mmaeiJ 
®ent  1836  unb  1858,  unb  Don  3.  SSerbom,  9» 


SWaricnlegenben. 


834 


fßbm  1882,  l^erouSgegelben  toorben  if}.  t^ron» 
iafif()e  Seorbrihiitgen  finben  ftd^  bei  31.  Sßeber, 
jiri  mgebnidte  Serftonen  bei  Sl^eopl^iluSfage, 
otber^ettfc^dft  für  roman.  $]^iIoIogie  I,  ^aOe 
1877,  581  ff. ,  tmb  (et  K  Bartsch,  La  langue 
flib  litter.  franc^,  Paris  1887,  461  ss.  3tt)6t 
agKfd^  gereimte  93earbettungen  auS  bem  11.  unb 
12.3a^utibert,  tDogu  nodd  eine  brttte  t)on  1572 
fpmmt,  bef6reibt  S.  ffölbing,  Seitrdge  jur  Der- 
(kitenben  <Bej(^.  ber  romont.  ^oefte  unb  $ro|a 
Mnittelalter«,  SreSlau  1876, 1  ff.;  bie  jüngere 
leifeAen  l^t  er  fpöter  in  feinen  Snglifd^en  @tu« 
kia  I,  ^ilbronn  1877,  16  ff.  ^erouSgegeben. 
CAfl  <aa  bem  SRorgenlanbe  ift  eine  f^rifd^e  IBe« 
okitmig  ber  Z^eo))biIuS«Segenbe  in  einer  §anb« 
f^rift  be<  Sritifd^  SRufeumd  auS  bem  12.  Sal^r« 
Inbcrt  (Wright,  Catal.  of  the  Syriac  Manu- 
Mnts  in  the  Brit.  Mos.  UI,  London  1872, 
DOCCCLIX)  unb  eine  orabifd^e  in  einer  ^anb« 
f^cift  ber  $arifer  Slotionalbibliotl^ef  ouS  bem 
liSo^i^mibert  }tt  Dergetd^nen  (de  Slane,  Ca- 
id.  des  mannscr.  arabes  de  la  BibL  nat.,  Pa- 
liilSSS,  276).  3>ie  Seliebtl^eU,  meld^r  ftd^  biefe 
t^fSfim^  im  9Rittelalter  erfreute,  geigt  fid^  be« 
Intel  ond^  nod^  in  ber  ^äufigfeit  ber  bromati« 
fta  SiaiMtung,  totlä^  biefelbe  gefunben  l^at. 
fn  Qltfnmgöftfd^ed  Miracle  de  Th^phile  Der« 
^k  f4an  im  13.  Sal^rl^unbert  IRutebeuf  (l^er- 
0^  Don  Subinol  a.  o.  £>.,  9lu§g.  t)on  1874, 
11,231  ff.;  Dgl  Petit  de  Julleville,  Les  My- 
ittra,  Paris  1880, 1, 107.  U,  223);  jtteinieber* 
M4t  spiele  mürben  mieber^olt  herausgegeben 
M  8nm§,  Slomontifd^e  unb  onbere  ©ebid^te  in 
MltAatfteutfd^  @tnrad^,  Serlinu.  @tettin  1798, 
289,  iNm  StfmäOer  Oueblinburg  1849,  t)on  ^off- 
MMm^anecdleben  ^nooer  1858  unb  1854, 
i*  M  ^Mfyx  in  ben  SRonotSl^eften  für  ÜRuftN 
IMU^  IX,  1877, 1.  Sie  Siebte,  meldte  @.  93. 
Si^  unter  bem  Zitel  Theophilus  in  Icelandic, 
LvirOerman  and  other  [engl.,  altfd^meb.,  onglo« 
Wil]  tongoes,  London  1845,  mittl^eilt,  ftnb 
fhoBfli^  grdleren  €ommIungen  entnommen  unb 
lUt  Ott  feftftönbige  fBeorbeitungen  gu  betrad^ten. 
f)k  }mette  ber  oben  genannten  Segenben  er« 
iW;  toie  {n  Conf!antino))eI  ein  jiübifd^er  jhtabe, 
ks  ia  bie  d^rifHid^e  @d^e  ging,  mit  ben  übrigen 
InAeni  ond^  in  bie  9ixä^  fom.  C^ier  gog  baS 
W*  tHib  ber  aUerfeligften  Sungfrau  bef onberg 
Wtracn  onf  fid^;  er  bemieS  bemfelben  groge 
fafnedfornfrit  unb  reinigte  e8  t)on  ben  @pinn« 
ladeR,  bie  ftd^  boron  festen.  tSm  Oftertage 
m^  an  Me  gonge  (Semeinbe  mit  bem  Seibe  unb 
ioiSbte  bed  &erm  gefpeiSt  mürbe,  empfing  oud^ 
s  Bit  ben  S^^eidinbem  bie  l^itige  Sommunton. 
3i  fioofe  erjfi^Ite  er  ol^nungSIod,  meldte  fbftlid^e 
Gpetfe  er  geno^  l^be,  unb  enegte  boburd^  in 
te  |a^  Snbenfd^ft  einen  f oId(|en  @turm  t)on 
ftMen,  ba|  ber  Söter  gejmungen  mürbe,  boS 
AU  ii  einen  brennenben  SadCofen  gu  merfen. 
WUk  ^  erf^ien  i^m  aRaria,  löfd^te  bo§  gfeuer, 
fdßXt  flfii  gnn)  unDerfel^rt  unb  ermal^nte  il^n,  ftd^ 

ft#nlc|iCon.  TIIL  2.  Kult 


taufen  ju  laffen.  tSId  ber  SSater  fid^  überjeugen 
monte,  ob  bie  ÜKarter  beS  ftinbeS  ooHenbet  H 
fanb  er  baSfelbe  b^il  unb  gejunb  in  bem  Ofen 
ft^en  unb  rnoDte  ed  in  bie  offenen  Slrme  aufnel^« 
men;  aOein  ber  Jhtabemeigerte  ftd^,  ]^erauS}ufom* 
men,  btS  man  ben  S^riftenbifd^of  gel^olt.  S)iefer 
fam  mit  ßleruS  unb  93oIf,  unb  tiUe  übergeugten 
ftd^  oon  bem  gefd^el^enen  SSBunber.  S)er  93ifd^of 
trug  felbft  baS  jlinb  gur  Rvcä^t,  taufte  eS  unb  be« 
l^ielt  e8  in  feiner  Obl^ut :  aber  anq  t)iele  3uben 
na^mtti  infolge  baten  Den  Sl^riftenglauben  an. 
SDiefe  Stgöl^Iung  ftammt  auS  ber  grie^ifd^en  SHu 
d^engefd^id^te  beS  StxigriuS  Sd^oIafticuS  (f.  b.  tSrt.) 
4,  85,  unb  ifl  }ebenfall8  nadft  biefer  OueQe  aud^ 
Oon  ®regor  oon  SourS  (De  gloria  Martt.  1, 10) 
unter  ber  Ueberfd^rift  De  puero  Judaeo  valde 
memorandum  miraculom  mitgetl^eilt.  93on  l^ter 
fanb  fie  il^ren  SBeg  in  @igebert§  oon  ®embIou£ 
E^ronicon  (Mon.  Germ.  Scriptt.  VI,  317) 
unb  f)onoriuS'  oon  9utun  Speciüom  Ecclesiae 
(Migne,  PP.  lat.  CLXXU,  852),  in  gSinceng' 
oon  SeauoaiS  Speculom  historiale  21,  78,  in 
äacobd  a  Soragine  Legenda  aurea  (ed.  Graesse 
1850,  515)  unb  in  bie  gefammte  Siteratur  bed 
^(benblanbed,  meift  mit  ben  fpöter  gu  nemtenben 
Segenben  gufammenaeftellt.  ißtm  Singelbearbei« 
tungen  biefer  Segenoe  ermöl^nt  S.  SBoIter,  Ser 
Subenfnabe  (in  @ud^ier^d  Biblioth.  Norman- 
nica  n,  ^alle  1879),  eine  lateinifd^e  in  ^e^a- 
meiern  oon  $etrud  Sftojfetud  (um  1500),  eine 
frangöfifd^e  in  ben  Vies  des  anciens  päres 
(13. 3Q^r]^.)  unb  eine  arabifd^e,  mie  ed  fd^ieint, 
Don  iüngerem  S)atum,  nad^  9f|emani'8  Biblioth. 
apost.  codd.  vatic.  cataL  I,  2,  342.  Sine 
beutfd^e  ^Bearbeitung  unter  bem  Xitel  Daz  Jodel, 
aus  bem  12.  Sal^rl^unbert^  ift  l^erauSgegeben  in 
gal^nS  @ebid^ten  bed  12.  unb  18.  Sal^rl^unbertS, 
Oueblinburg  1840, 129. 

S)ie  britte,  etmaS  iüngere  Segenbe  fnüpft  fid^ 
an  ben  9lamen  beS  1^1.  SonuS  ober  Sonitud,  ber 
im  Anfang  beS  8.  Sal^rl^unbertS  Sifd^of  oon  SIer* 
mont « gferranb  in  gftanfreid^  mar.  Sr  pßegte 
mand^e  9ladbt  in  ber  ffird^e  unter  eifrigem  unb  be» 
mfitl^igem  @ebete  gugubringen.  918  er  nun  aud^ 
einmal  in  ber  9Rariö«^immeIfal^rtS*9lad^t  oor  bem 
9Itar  auf  feinem  Sngefld^t  lag,  füllte  fid^  baS  (Sf^ox 
mit  €d^aaren  ber  Sngel  imb  ^eiligen,  meldte  bie 
aüerfeligfie  Sungfrau  geleiteten,  unb  eS  marb  ge« 
fragt,  mer  baS  3[mt  jur  gfeier  oon  2Rariä  §immel« 
fal^rt  Italien  foDe.  Sie  l^eilige  Jungfrau  be^eid^» 
nete  SonuS  aß  ben  baju  SBürbtgen,  unb  obgleid^ 
er  bei  biefen  3Borten  fid^  )u  oerftedCen  fud^te,  marb 
er  bod^  t)on  ^mei  Sngeln  b^^beigefüj^rt  unb  mit 
ben  l^eiligen  ©emönbem  befleibet.  S)ie  l^immlifd^e 
SSerfammlung  fang  felbft  baS  9mt  unb  refponbirte 
bem  bemfitl^igen  Setebranten.  9lad^  ©c^Iug  ber 
gfeier  fd^enlte  bie  @ottedmutter  il^m  al§  Snbenlen 
baS  3Jle|gemanb,  meld^eS  er  getragen,  unb  ba  IBo* 
nu8  baSfelbe  nid^t  oerl^eimli^en  lonnte,  fo  blieb 
eS  bei  ber  jfird^e  oon  Slermont  lange  3a]^re  aI3 
IBemeid  ffir  baS  gefd^el^ene  SBunber.  2)ie  Safel 

27 


835 


SRartenlegenben. 


88C 


mar  ungenöl^t,  ouS  Sinem  gaben  getoirft,  Don 
»unberbarcr  SBeid^l^eit  unb  SoJ^^^it.  99onu8' 
Sflod^folger  glaubte,  obtool^I  er  an  3:ugenb  bem 
^eiligen  SSorgönger  fel^r  mit  nad^ftanb,  bod^  ani^ 
auf  eine  ö^nlid^e  @nabe  red^nen  m  fönnen  unb 
lic^  M  in  ber  3laä)t  öor  TOariä  ©eimfud&ung  in 
ber  Satl^ebrale  einfd^Iie^en.  ftaum  l^atte  er  aber 
lid^  niebergefniet,  fo  fonf  er  in  tiefen  ©d^Iaf,  unb 
aI3  er  auS  bentfelben  mieber  ertpad^te,  fanb  er  ft^ 
in  feinem  93ette  ttegenb,  toxt  an  iebem  SRorgen. 
3)a  Derftanb  er,  nield^er  Unterfd^ieb  gmifd^en  feinem 
SSorgönger  unb  il^m  beftel^e,  unb  fortan  bemühte 
er  fi$,  ein  f o  bemütl^iger  SBifd^of  mie  99onud  gu- 
tuerben.  Siefe  Segenbe  ftnbet  fld^  ntddt  in  ber 
alten  SeBenSbefd^reibung  oed  ^eiligen,  meldte  t)on 
unbefannter  §anb  t)orl^anben  ift,  tt)o^I  aber  in 
bem  Speculum  historiale  be8  SSinceuü  Don  99eau« 
t)ai§  (7,  79),  fortie  in  einem  lateinifd^en  SReim« 
gebid^t,  mlä^t^  nad^  eigener  Angabe  für)  nad^ 
1119  gefd^rieben  ift  unb  bie  Dorl^onbene  Safel  al§ 
argumentum  anfül^rt.  Se^tereS  mtrb  fd^on  Don 
bem  Siftercienfer  ^Iberid^  oon  Sroi§*i$fontatne§ 
(geft.  1241)  ermöl^nt  unb  ifi  mieberl^olt  abgebrudft 
morben:  guerft  Don  ben  IBoIIanbiften  (AA.  6S. 
Jan.  I,  1077),  bann  Don  ®u  SReril  in  beffen 
Poesies  populaires  latmes  anterieures  au 
douzi^me  siäcle,  Paris  1843, 190,  enblid^  Don 
f^aupt  in  ber  3eitfd^rift  für  bad  beutfd^  ^Iter^» 
t^um  m,  1843,  300,  unb  amar  ^ier  al§  OueHe 
für  ba§  ebb.  n,  208  mitgetl^eilte  beutfd^e  ©ebid^t 
au8  bem  @nbe  be§  12.  Sal^rl^unbertd.  ^aä)  Sil* 
berid^§  SBemerlung  {ebod^  ift  aud^  biefed  ®ebid(|t 
nur  ein  99eftanbt]^eil  einer  ber  größeren  Samm- 
lungen, Don  meldten  nunmel^r  gu  rebtn  fein  tt)irb. 
@e]^r  frül^  nömlid^  taud^en  im  SRittelalter,  }u- 
nöd^ft  in  lateinifd^er  $rofa,  Sammlungen  Don 
Sßunberergöl^Iungen  auf,  teeld^e  bie  SRad^t  9Rariö 
unb  bie  Sßirffamfett  ber  Snbad^t  gu  i^r  iOuftriren 
foUen.  @oId^e  3ufammenfteSungen  ftnben  ftd^  gu* 
nöd^fl  nur  gelegentlid^  unb  flein  angelegt  in  an« 
bertoeitigen  Sd^riften,  namentlid^  bei  (Tregor  Don 
Zourd  (De  gloria  martyrom  1,  9 — 10),  bei 
Petrus  S)amiani  (De  bono  suffragiorum  2—4), 
®uibert  be  9{ogent  (De  laude  S.  Mariae  10—12), 
(Sautier  Don  tlugn^  (De  miraculis  B.  V.  Ma- 
riae 1 — 4),  Käf  ariuS  Don  ^eifterbadj  (Dial.  Mirac. 
Dist.  7)  unb  mond^en  Ruberen  (nad^gen)iefen  bei 
Snuffafia,  @tubien  }u  ben  mittelalterlid^en  [bis 
je  Jt  lateinifd^en  unb  frangöfif  d^en]  SKarienlegenben 
I— IV,  abgebrudft  aus  ben  ©i^ungSber.  berffiiener 
arabemie,  SBien  1887—1891);  aud^  baS  gleid^« 
S^itig  gefd^riebene  Seben  beS  feL  ^ermann  Sofcpl^ 
(f.  b.  «rt.)  gel^ört  l^ierl^er  (BoU.  AA.  SS.  7.  Apr. ; 
Slad^bilbung  Don  Äaulen,  Segenbe  D.  b.  fei.  fter« 
mann  3ofe})]^,  2.  ^ufl.  SKaina  1880).  ©e^r  frül^ 
aber  tt)urben  eigene  99üd^er  Derfa|t,  in  »el^en  bie 
anberSmol^er  befannten  ^ÜJlarienlegenben"  ge- 
tt)5]^nlid^  unter  bem  Xitel  Miracula  Beatae  Ma- 
riae Virginia  lateinifd^  jufammengefteDt  mürben. 
®en  Anfang  bilbet  eine  ©ammlung  Don  17  fie« 
genben  auS  bem  11*  Sal^rl^unbert,  meldte  nirgenbS 


gefonbert  nad^gemiefen  merben  lann,  toeld^  abe 
unter  ^ingufügung  ber  £egenben  Don  Xl^eop^ilai 
bem  äubenfnaben  unb  93onu§  ben  ®runbfiod  äUi 
anberen  Sammlungen  bilbet.  Sejj^tere  loerben  iMn 
äal^rl^unbert  )u  3a|rl^unbert  an  Sin}eler)a]^lungf] 
immer  reid^er,  f o  bag  bereu  3<^^t  S^^frt  totü  ^ 
l^unbert  ^inauSgel^t.  S)ie  SDarfteUung  ift  fafl  i 
ieber  Sammlung  felbftönbig,  balb  fiirjer,  bal 
auSfül^rlid^er,  le^tereS  befonberS  bei  ben  (Sxffii 
lungen,  meldte  au§  ben  ^^^rebigtmorlein"  genoia 
men  ftnb.  9ieben  ben  ))rofaif^en  SammbniMi 
f ommen  f old^e  Dor,  toeld^e  gans  in  iQtiomtittn  m 
gang  in  boppelreimigen  SateiuDerfen  abgefaßt  jbib. 
unb  mieber  fold^e,  meldte  ergöl^Iungen  in  gemi» 
bener  unb  in  ungebunbenerlRebe  gufammenj^dlfni 
68  gibt  faum  eine  größere  Sibliot^et  tteld^  foUie 
l^anbfd^riftlid^e  Sammlungen  nid^tentl^ielte.  Se^li 
unbftebengig  berfelben  meist  nad^  unb  befd^:ritl 
TOuffafia  a.  a.  O.  lU,  63  ff.  IV,  5  ff.  18  ff.  Sil 
Slufgäl^Iung  He^e  ftd^  unfd^mer  Derme^ren ,  ).  8. 
burc^  bie  ^anbfd^rift  92r.  32  248  im  Srttifd^ 
9Wufeum  (13.  Sal^rl^unbert,  latcinifd^e  ÄeimDcrje), 
Catal.  of  Addit.  to  the  Manuscr.  in  the  Biü 
Mus.,  London  1889;  fd^on  auS  ber  $arifer9bi> 
tionafbibliotl^e!  ftnb  22  meitere  nad^gemiefen  ii 
Catalogus  (^dd.  hagiographiconun  latmonmi 
antiquionim  saec.  XVI.,  qui  asserr.  in  U 
blioth.  nat.  Parisiensi,  edd.  Hagiographi  BA 
landiani,  BnixeUis  1889, 1, 601.  II,  639.  SA 
SJerfafjer  fold^er  Sammlungen  baben  ftd^  nur  b 
fcitenen  trauen  genannt;  in  einem  Erfurter Sobq 
Don  1327,  ber  bie  ÜRadenlegenben  in  elegifd^ 
93er§ma|  entl^ält,  nennt  ftd^  ber  SDid^ter  S)0€toi 
SSoIpert  Don  Sll^auS  (ÜKuffapo  m,  19);  bie  ii 
einer  ^anbfd^rift  gu  SaliSbun^  au§  bem  13. 3a^ 
bunbert  befinblid^e  Sammlung  begeid^net  M  t|fRi 
Urheber  ben  SKönd^  SßiH^elm  Don  aßolmedbiiq 
^IS  einer  ber  frübeften  SammUr  galt  fonftSMI^ 
ober  $ot]^o,  ein  S^bncb  in  bem  99enebictinerflofki 
^riefling  bei  StegenSburg,  au§  bem  11. 3abid^ 
bert.  Stepban  be  99orbone  (Echard  et  Queli 
1, 190)  nennt  al§  SSerfaffer  ber  meiften  Ttanm 
legenben  $etrud  Don  3:arantajta,  ben  f^tcn 
$apft  3nnocen5  V.  URand^e  Segenben  ^id)  b 
ber  lateintfd^en  t$orm,  in  meld^er  fte  erfc^emcB 
mörtlid^  au§  alteren  Sd^riften  auSgel^oben.  SA 
Don  Sotl^o  l^ergeleitete  Sammlung  marb  )Hfi| 
Don  $e5  als  Slnl^ang  ^u  ber  Sd^rif t  Venerabffii 
Agnetis  Blannbekin  vita  et  rev  elationes,  Yim 
nae  1731,  303—456  gebrudtt;  baS  SBud^  ttMnl 
aber  unterbrüdtt  unb  ift  öugerfi  feiten  gemotbcH 
Sine  öbnlid^e  lateinifd^e  Sammlung  ijl  (irrtl^Sm 
lid^)  gu  einem  befonbem  Stoedt  l^erauSgegeben  unlr 
bem  Sitel:  S)ie  lateinifd^en  Vorlagen  }u  ben  aß 
frangöftfd^en  tSbgar'fd^  ÜRarien^Segenben,  gd 
unb  berauSgeg.  Don  S.  91eubau§,  ^Ibromt  1887 
Sine  fürjere  Don  ©autier,  bem  $rior  Don  St.  9Rai> 
tin  bei  ß^artreS,  au8  bem  Slnfang  beS  12.  3qI^ 
bunbertS,  fle^t  unter  bem  Sitet  De  miraculis  B 
M.  V.  auctore  Gauterio  monacho  [non]  Qii 
niacensi  in  Sabbe^S  Nova  Bibliotheca  lihro 


637 


SRarienlegenben. 


838 


mn  mannscriptorum  I,  650  (Dgl.  Hist.  litter. 
de  France  XU,  491).  ^\ä)t  l^ierl^er  gel^ören  bie 
oft  omoimten  ^ermann  t)on  Soon  unb  ^ugo  t^or« 
pt;beimi^  ^SRarientDunber"  (Migne,PP.lat. 
aVI,  961.  CLXXIX,  1777)  fmb  nid^t  legen- 
borifi^,  fonbem  localgefddid^tlid^er  92Qtur.  @onft 
lob  nur  einzelne  Segenben  in  il^rer  lateinifd^en 
|onn  gebtnctt  toorben, ).  99.  in  $feiffer§  Snarien- 
Itpben,  aSien  1863. 267  ff.  (l^ierüber  gibt  ^Ihtf- 
{o^  I,  22,  Snm.  2,  »eitere  Ttad^weife).  %I8  ber 
biteSiifiläufer  biefer  firt  Don  Siteratunoerfen  fann 
cm  änfterfl  felteneS,  auf  ber  93onner  Umüerfttötd« 
biUiotl^f  beftnblic^ed  iBud^  gelten,  m\ä)t%  ben 
iM  \ufftt  Hariae  Virginia  sacratiss.  mira- 
eidonim  libri  tres,  ab  Hercule  Vincemala  la- 
tiB0  Bcripti,  Mediolani  MDLXXIX.  2)er  SSer- 
{Bjjtt  gibt  ^iDor  an,  nur  bie  Miracoli  di  Maria 
Vogine  bc8  SamalbuIenferS  @iIiKino  SRa^ji  la« 
Va^  bearbeitet  in  fyihtn;  inbeffen  entl^öU  auci^ 
dinnSnil^  bie  trabitioneHen  93eftanbt|eile  ber 
iqcu^eten  mittelalterlid^en  Sammlungen. 
^  8qS  nun  ben  änl^alt  biefer  Segenben  betrifft, 
tifjint  berfelbe  unter  menige  jfategorien.  (Sintge 
nttolten  (Srfinbe  für  bie  tiiäßä^t  SSerel^rung  ber 
Gottesmutter,  toie  ba^  ein  frommer  Wann  in  iebem 
34(anbemnamlid^en3:ageetnen  l^errlid^enSngel- 
{eioig  (drte;  ba|  auf  feine  Sitten  i^m  ein  ßngel 
iatiU)ete,  an  biefem  Sage  feiere  ber  ^immel  baS 
tontsfefi  atario'S;  ba|  er  bieg  bem  $a))ft  ge« 
■dbet  vaib  ba|  fo.  meil  ed  in  ber  alten  @(i(|nft 
kgmnbet  aefuiü^en,  bad  @eburt§feft  S9{aria'§  am 
8.  September  eingefe^t  nmrbe.  ^ebnlid^  Segenben 
qö^Ini  oon  bem  Urfprung  befi  Smpf  öngniff  efteS. 
la€amStag  foD  9Raria  befonberd  geeiert  werben 
14m  eined  SSunberd.  baS  gu  Sonftantinopel  ge* 
Mk^  Dort  befinbet  ftd^  im  tjfrauenmünfter  ein 
Inft^SRorienbilb,  baS  mit  einem  feibenen  93or« 
lag  Dec^üBt  tfL  fin  iebem  gfreitag  nad^  ber  9{on 
Wt  ji4  ber  Sori^ang  ol^e  aQe  menfd^Iid^e  ^ilfe 
iiUef^^,  unb  baS  l^enlid^e  93ilb  fann  betrad^tet 
kibci,  btt  oni  @amStag  bie  93e§per  beginnt; 
taa  Iä|t  fl4  ber  Sorl^ong  wieber  t)on  felbft  ^erab. 
-  3n  einer  @tabt  ttxn:  ein  @d^üler,  ber  lieber 
ttteifd^fte  dd  ftubirte;  babei  aber  l^atte  er 
k  Qtoo^nl^.  {eben  Sag  einen  jhanj  ^um 
^m^  eines  fc^bnen  SD^arienbilbed  mit^ubrin« 
in;  feftß  im  SBinter  fammelte  er  tftoa^  @^rüne8 
^L  (hibK4  aber  rül^rte  il^n  bie  göttlid^e  ®nabe, 
M  er  entf^IoB  fu|^.  in'ö  jf lofter  5U  geben,  ^ier 
Uk  er  qfMlii,  biö  ibm  beim  ^nblid  eined  ^a* 
öaUbcS  feine  frubere  @emobnbeit  einfiel;  ba  be« 
UiderfU^  fe^,  fein  Serfpred^en  nid^t  me^r  l^al- 
ta  p  Umta,  utib  moQte  baS  jf lofter  mieber  t)er> 
^foL  €m  olter  Sruber  aber  rietb  il^m,  ber 
l%n  ^g^nu  töglid^  50mal  baS  Wot  Tlana 
PMm;  bamit  {Ied(|te  er  ibr  einen  Jhanj,  ber  il^r 
Uer  fn  0I8  SMien  unb  SRofen.  @o  tbat  er  unb 
fett  getrSfiel  imb  marb  ein  t)or}üaIid^er  OrbenS- 
wiL  fU  er  nun  einmal  in  Sef^öften  über 
&Bb  retten  mugte,  l^ielt  er  in  wonnigem  9QßaIbe§> 
Sü  PL  ton  feine  9m  3Raria  }u  ft)red^en.  S3 


l^atten  i^m  aber  jwei  SBegelagerer  aufgelauert,  bie 
ibn  beg  ^ferbeS  berauben  moQten.  Iffiöbrenb  er 
nun  fniete  unb  betete,  faben  bie  böfen  @(bäd^er, 
wie  eine  wunberfd^öne  f^rau  mit  einem  ©olbreif 
oor  il^n  trat;  fie  brad^  i^m  bei  jebem  %t)t  eine 
atofe  t)om  SJtunbe,  floä)i  aUe  gufammen  auf  ben 
Steif  unb  fd^webte  bat)on.  £ie^  warb  Urfad^e, 
bag  fte  in  ftd^  gingen  unb  ibre  @ünben  bem  SOtönd^ 
befannten;  berfelbe  nal^m  fte  mit  fidb  in  fein  jflo« 
fter,  unb  bort  fäbrten  fte  ein  bußfertigem  Seben. 
S)ad  ®ebet  t)on  50  9lt)e  aber  bctßt  feitbem  Unferer 
tJrauen  SRofenfrang.  —  (Sine  anbere  ftlaffe  fold^er 
6r}öblungen  foU  bartbun,  mit  wetd(|er  Siebe  unb 
Srbamtung  9Raria  jieben  il^r  geleifteten  S)ienft  er« 
Wiebert.  Qax  3eit  bed  ^apfteS  Sonif atiuS  erbeben 
bie  3uben  in  SRom  einen  Streit  gegen  bie  d^rijl» 
lid^e  Sebre  unb  löftem  bie  ©ottedmutter,  al3  fei 
fie  nid^t  Jungfrau  geblieben.  6in  Slinbgebomer, 
ber  bie  l^eiltge  @d^nft  t)om  ^ören  auSwenbig  weig^ 
tritt  gegen  fte  auf^  t)ert]^eibigt  bie  &ixt  SRaria^S 
unb  Derbeißt  jum  Unter))fanb  ber  t)on  ibm  oer» 
tretenen  SQßal^rbeit^  baß  er  in  brei  Sagen  febenb 
fein  werbe.  3)ie  3wben  entgegnen,  bann  wottcn 
fte  ftd^  aQe  taufen  laffen.  @r  aber  lögt  ftd^  am 
Sid^tmeßtag  in  bie  SKarientird^e  fübren  unb  b^bt 
an,  ein  fd^öneS  Slefponforium  ^u  ftngen,  ba§  er  gur 
@b^e30tana^8gebid^tet;  fog(ei(b  l^at  ergweifd^öne 
klugen,  unb  bie  Suben  muffen  tntweber  ftd^  taufen 
laffen  ober  bie  ©tobt  oerloffen.  —  6in  SRitter,  ben 
Säfariud  Don  §cifterba(b  (Dial.  mirac.  7,  38) 
SBaltber  t)on  Sirbad^  nennt,  reitet  auf's  Sumier, 
laßt  aber  unterwegs  bei  einer  ^^rauenfird^e  feine 
©eföbrtcn  weiter  Rieben,  um  bie  SKejfe  t)on  Unfe- 
rer Sieben  t^rau  f  ngen  ju  boren  unb  ber  @äßig« 
feit  beS  ®ebeteS  ^u  pflegen.  2)arüber  t)erfirei(|t 
f 0  oiel  3^it  baß  baS  Sumier  iujfWifd^en  geenbigt 
fein  muß.  92id^tSbeftoweniger  wirb  er  uberaS  als 
Sieger  auf  bemfelben  gefeiert,  unb  eS  fieQt  ftc^ 
berauS,  baß  3Jlax\a  feine  ©eftalt  angenommen  unb 
an  feiner  Statt  in  bie  ©d^ranfcn  geritten  ifi.  — 
6in  Snenf d^  gebt  auf  fd^Iimmen  SBegen,  bleibt  aber 
ber  ©ewobnbeit  treu,  tagtöglid^  }u  SRaria  )u 
beten;  alS  er  an  ben  ®algen  gebongt  wirb,  l^It 
SJlarid  brei  Sage  lang  ibn  empor,  bis  Seute  f om« 
men,  bie  il^n  nod^  lebenb  finben,  il^n  b^ninter» 
nebmen  unb  ibm  fo  3(it  sur  93uße  unb  99efferung 
öerfd^affen.  —  @in  armer  $famr  fingt  tägli^ 
nur  bie  eine  9)teffe  Salve  sancta  parens ;  bieß 
wirb  bem  99ifd^of  angezeigt,  unb  er  Derurtbeilt 
beßwegen  ben  ^faner,  er  folle  wegen  Unwiffen« 
beit  feine  Stelle  t^ertieren.  2)a  erfd^eint  bem  93i« 
fdi^of  in  ber  3lai)t  bie  aQerfeligfte  Jungfrau  unb 
brol^t  il^m  fd^were  Strafe,  wofern  er  gegen  tbren 
treuen  2)iener  angelte,  fo  baß  er  il^n  nid^t  nur  bei 
einer  $fane  läßt,  fonbem  ibm  auSbrüdCIid^  be» 
teblt,  mit  ber  9Reffe  Salve  sancta  parens  tag> 
id^  fortjufabren.  —  6in  ebler  SKann  faßt  ben 
ßntfd^Iuß,  ber  SBelt  gu  entfagen,  unb  tritt  in  ben 
grauen  Orben.  Man  wiQ  ibn  feines  StanbeS 
wegen  nid^t  Saienbruber  werben  laffen,  fonbem  er 
foQ  bie  Sd^rift  lernen  unb  erl^ölt  einen  SDteifter, 

27* 


839 


ÜRatienlegenbeti. 


840 


ber  il^n  untertoeife.  @o  Diel  ÜJtül^e  ftd^  biefer  aber 
aud^  gibt  bleibt  ber  @d^üler  bod^  gum  Semen  un« 
fällig,  unb  fein  einfaßt  ©inn  bel^ält  nur  bie 
jlDei  aaSorte :  Soe  9RariQ.  aber  bieje  bleiben  f o 
tief  in  fein  §era  gefd^rieben,  bofe  er  fie  toieberl^olt, 
too  er  gcl^t  unb  ti)tt§  er  tl&ut  9ltö  er  nun  geftorben 
ift,  toäd&St  auf  feinem  ®rab  eine  Silie  mit  l^err« 
li^en  99lüten,  toeldfee  auf  jebem  fBlatt  mit  erl^abe- 
nen  golbenen  Sud^ftaben  bie  SBorte  „9lDe  SWoria" 
trögt.  aSBie  man  nad^gröbt,  finbet  man  bie  Silie 
aus  feinem  9Jhinbe  ctüfprofjen  unb  erfennt,  toie 
mol^IgeföUig  @ott  feine  Siebe  5u  9Raria  getoefen 
ift.  —  SRül^renb  toegen  ibrer  wunberbaren  ßinfalt 
nad^  3nbalt  unb  S)arftenung  ift  bie  altfranjöftfc^ 
fiegenbe  t)om  Tombeor  Nostre  Dame,  meldte 
SB.  gfoerfter  aufgefunben  unb  Bomania  ü,  1873, 
315  öeröffentlid^t  bat.  Sin  ©pielmann  entfd^Iiefet 
fid^,  bem  toeltlid^en  Uml^ertreiben  ein  6nbe  }u 
mad^en,  unb  toirb  gu  @^Iairt)au£  in'S  fflofter  auf« 
genommen.  S)a  er  aber  für  alleS  unb  j[ebed  Semen 
tmtauglid^  geworben.  em)>ftnbet  er  f  elbft  am  f  d^mer« 
flen,  bafe  er  nid^t,  mie  bie  übrigen  99diber,  pfal« 
liren,  nid^t  einmal  SJlana  grü|m  !ann.  SoHer 
^ngf^/  f d^Iie^Iidd  nod^  meggef d^iät  gu  tt)erben,  mirft 
er  Rd^  t)or  einem  Silbe  ber  aüerfeligften  Sttngfrau 
nieber  unb  flagt  ibr  feine  92otb.  S)a  fommt  ibm 
ber  @eban!e,  er  fönne  toenigftenS  baS  Singige,  baS 
er  t>erftebe,  ibr  }u  &)xm  üben,  unb  nun  fd^Ieid^t 
er  ftd^  oft  einfam  in  bie  ftird^e,  fo  ba^  bie  9leu« 
gierbe  einiger  93rüber  rege  mirb.  SSBie  fie  i^n  beim« 
lid^  beobachten,  fel^  fie,  ba|  er  t)or  bem  9)iß>e 
Unf erer  Sieben  gfrau  alle  bie  Xumlünfte  unb  f d^mie- 
rigen  @t)runge  auSfül^rt,  tDtlä)t  ibm  in  ber  SBelt 
ben  SeifaE  ber  9)lenge  gen}onnen  b^ben,  bis  er 
ermattet  t)or  bem  Slltar  nieberfinft.  S)a  febm  bie 
Saufd^er  aber  aud^,  mie  9Raria  gu  il^m  tritt,  mit 
ibrem  @d^Ieter  ibm  ben  @d^tt)ei|  t)on  ber  @time 
trodfnet  unb  ibn  mieber  ju  ficb  bringt  —  ni^t  für 
lange,  benn  er  finbet  balb  einen  feiigen  3:ob.  — 
S)er  Stoedf  einer  weitem  ftlaffe  öon  Segenben  ift, 
bie  ajlaäjt  ber  gfürbitte  9Raria'd  unb  bie  SBirf- 
famfeit  beS  ®AtM  gu  il^r  in'§  Sid^t  gu  ftellm. 
6in  @d^iff  mit  SBafifabrem  gel^t  unter;  einige 
retten  ft^  in  bie  99arfe,  anbere  oerfmfen  mit  bem 
©d^iff ;  einer,  ber  nod^  in  bie  93ar!e  fpringen  »iE, 
ftüi^t  in'8  SReer.  Sie  @erettetm  b^rrm  am 
©tranbe,  ob  ntd^t  ba§  SJleer  bie  Seid^  an'd  Sonb 
fpülen  tt)irb ;  ba  taud^t  auS  ben  gfluten  ein  SRann 
em|)or,  unb  fie  erfennen  in  ibm  benjenigen,  ber 
im  @})mng  bie  95arfe  öcrfel^It  bot.  6r  erjäblt 
ibnen,  mte  er  im  ^ugenblicl  be§  Unterftnfmd  bie 
beilige  Jungfrau  angemfm  bot  unb  t)on  ibr  an*d 
Sanb  gerettet  worbcn  ift.  —  6ine  Qfrau,  bie  il^rer 
TOeberfunft  entgcgmftcbt,  Witt  üorl^er  nod^  nad^ 
einer  Äird^e  waüfabrten,  weldde  auf  einem  gfelfm 
im  SKeere  liegt  ©ie  üemnglüdft  auf  ber  gabrt 
unb  öerfd^minbet  in  ben  Qfluten.  9118  aber  ibre 
©efäl^rten  bei  ber  SOBattfal^rtöf ird^e  anfommen,  fin» 
bm  fte  bie  Sobtgeglaubte  lebenb  mit  einem  neu« 
geborenen  ftinbc  auf  bem  9lrm  unb  boren  öon  ibr, 
mie  fie  ftd^  bei  bem  ©turj  in^d  SBaffer  ber  l^eiligen 


®otte§mutter  anem)}fo]^Ien,  unb  wie  biefe  fie  ge* 
rettet  unb  il^r  in  ber  fd^meren  ©tunbe  beigeffainbei 
l^abe.  —  Sine  SBitttoe  erbält  bie  9lad^rid^t  ba|  C^ 
einziger  ©obn  oon  feinm  t$einben  gefangen  md 
in  bm  Rttttt  geworfen  worbm  ift  Xag  für  Xq 
mft  fie  nun  gu  9Raria,  aber  il^r  ®ebet  wirb  nid^ 
erbört.  2)a  gel^t  fie  in  wilbem  ©dbtner^  in  bi 
Sticä^t,  wo  9Rana  mit  bem  3efu§finbe  ftel^t  ntmn 
ber  l^eiligm  SRutter  ba§  ffinb  au8  bm  %mien 
trögt  e8  b^im  unb  legt  e§,  in  fd^öne  Xüc^er  gel^uU 
in  eine  Smbe,  um  eS  f o  lange  als  ®eifel  }u  be 
baltm,  bis  ibr  baS  eigene  ftinb  wiebergegebm  iß 
an  ber  nöd^ften  9{ad^t  erjd^eint  3)}aria  bmi  @e 
fangmm,  löst  feine  g^jf^In,  öffnet  ibm  ben  Stttb 
unb  lö^t  ibn  beitngieben  mit  bem  Sebeutm,  tun 
möge  feine  ÜRutter  aud^  il^r  ibrm  lieben  €o^ 
wiebergebm.  —  ©ang  befonberS  enblidb  wtri)  in 
bm  befprod^enm  Segmbm  aud^  IDlaria^d  3RaSlt 
über  ben  Seufel  beroorgeboben.  6in  Stitter  fü^ 
ein  fo  auSfd^weifenbeS  Seben,  ba|  er,  um  ftd^  coA 
feinen  ©d(|ulbm  gu  retten,  fid^  bem  Smfel  ergttt. 
3)iefer  forbert  als  99ebingung,  ba|  er  ibm  gu  b^ 
ftimmter  3(it  feine  ©emablin  ausliefere,  bie  ei 
wegm  ibrer  flnbad^t  gu  9Raria  grimmig  ba|t.  Wi 
nun  bie  3«it  gef ommm,  lögt  ber  Slitter  gwei  $fdM 
fatteln  unb  befieblt  feiner  ^xau,  mit  ibm  gu  reiten. 
©ie  fommm  an  einer  jfapette  Dorbet  unb  bie  tm 
bunfler  Slbnung  ®equölte  fieigt  ab  unb  gel^t  l^tndn, 
um  ftd^  SRaria  anguempfebim.  Salb  t$  ^  et» 
gefd^Iafen;  ba  fteigt  9Raria  in  ibrer  ®efiatt  }i 
sterbe  unb  reitet  mit  bemStiUer  gur  SleufelSfUth 
im  bunfeln  Sßalbe.  91IS  ber  Smfel  beS  SHttei« 
Segleiterin  erblidft,  f öbrt  er  t)or  ©d^red  gurfict  unt 
t)erwünfd^t  ben  Slitter,  ber  il^m  bie  attgewottigt 
^immelSfönigin  bringe.  SRaria  ober  bannt  il^ 
in  weite  gfeme  unb  t)erbietet  ibm,  ibrm  Serd^ 
SeibeS  anjutbun,  fo  bag  er  beulenb  bat)ottfItd^ 
S)a  föttt  ber  Slitter  Unferer  Sieben  gfrou  gu^ulei 
unb  bittet  fte  um  Sergeibung;  fie  Dergtbif  Oßi 
um  feiner  frommm  t^rau  Witten  unb  ermc^t  ibti 
ftd^  }u  beßem.  ©eine  ®emabrm  finbet  er  nod^  in 
ber  Raptiit  fd^Iafenb,  befennt  ibr  MeS  unb  b^ 
fteifeigt  fid^  fortan,  ibr  öl^nlid^  ju  werbm.  —  Ätn 
®ewölbe  einer  ffird^e  bringt  ein  ÜRaler  auf  bo|ieiii 
®erüft  ein  Silb  an,  worin  er  SRaria  mit  aller  e^ 
bmflid^en  ©d^önbeit,  bm  Smfet  aber  in  offie^ 
größter  |ö6Hd^!eit  barftettt  S)a  tritt  ber  2enfd 
}u  ibm,  ^ettt  il^n  }ur  Siebe  unb  Witt  il^n  t>om  <9^ 
ruft  binäbftürgen.  ßr  aber  mft  gur  §immÄ 
f önigin,  unb  biefe  ftredft  auS  bem  Silbe  bm  Smi 
aus  unb  b^It  il^n,  bag  ber  Smfet  gageidi  bo< 
t)onfIiebt 

es  mtfprid^t  bem  ritterlid^m  ®eift  beS  SRtttd* 
alters,  ba|  Searbettungm  ber  „SBunber  Unfnei 
Sieben  t^rau"  faft  überatt  gu  ben  erflm  Slütm  ge* 
l^ören,  weld^e  bie  $oefte  in  bm  SanbeSfprac^  g^ 
trieben  bat.  3n  ©panim  war  eS  fd^on  um  124( 
ber  ^riefter  ® on^alo  Don  Serceo,  ber  in  t)iergettigei 
©tropben  mit  Serf  en  oon  fed^S  Hebungen  25  T^iÜMf 
gros  de  nuestra  Sennora  bebanbelte  unb  bamii 
ber  poetifd^en@ntwid(hmg  feincSSolIeS  einen  mö^ 


841 


Snarienlegenben. 


842 


HgesSnfiol  gab.  @ienmrbenduerftl780t)on@Qn- 
tq  im  )tDeiten  Sonbe  ber  Coleccion  de  poesias 
eaiteDanas  anteriores  al  siglo  XV  ^erouS« 
fHAtn,  toeld^  oon  Stibabencira  im  LVn.  fßar^t 
borBibliotecade  autores  espanoles  iDteberboU 
iRRbt  Sinige  fiel^en  oud^  in  @<i^ubert§  Biblio- 
teeicastellanaportaguesayproyenzal,  Alten- 
borgo  1805,  fomie  im  H.  SBanb  t)on  m^  be  Sfa- 
bot  Floresta  n.  372—378.  ©er  ^\)ali  oDcr 
riqelnai  (Ei^öl^htngen  ift  in  Slarud^  2)QrfteIIun9 
ber  fpanif 4tn  Siterotur  im  aRitteloIter,  aRainj 
1846, 1,  254  ff.,  mitgetl^eilt.   %ud  ber  pxontxf 

g^ffx  fiUexotur  Vjt,  ben  rigentpmli^en  Sd^id« 
m  berftlben  entfpred^enb ,  nur  eine  ))rofaifcl^e 
tScoibeitung  unter  bem  Sitet  Dels  miracles  de 
Siinhta  Maria  Vergena  nad^gettnef en,  meldte  fi(b 
inM8.addit.  17920  bed  SriHfd^en  SRufeumS 
(ibet  (Catalogne  of  Additions  to  the  Manu- 
Mrmts  in  the  Brit  Mus.  1878;  l^erouSgegeben 
W  J.  Ulrich,  Miracles  de  N.  D.  en  proYen9al, 
Ronumia  VIU,  Par.  1879, 12  ss.).  SDefto  jabl- 
ffi^tr  ftnb  bie  bid^terifd^en  Bearbeitungen  ber 
Stotenlegenbcn,  meldte  in  oltfrangöftf d^er  ^pia^t 
(4aütn  finb.  SHe  mid^tigfte  berfelben,  mel^e  nid^t 
feoriger  qI8  30000  Serfe  umfaßt  rä^rt  t)on  ®qu« 
tkr  be  Coind  f^.  S>ief er  n^or  SRönd^  su  @t.  SRe« 
boib  in  SoiffonS,  nxxrb  fpäter  $rior  gu  93ic-fur« 
SHie  imb  fioi^  im  3. 1236  im  %Iter  Don  59  3a]^- 
lai  Seine  fnnftreid^en  unb  für  bie  Sulturgef d^id^te 
beS  13.  Sal^^nbertS  fel^r  lel^neid^en  2)t^tungen 
fiib  ienmSgegeben  unter  bem  Xitel  Miracles  de  la 
S.  Yierge,  tniduits  et  mis  en  vers  par  Gautier 
iib  Coinsy,  publies  par  l'abbe  Poquet,  Paris 
1857.  SBeniger  bebeutenb  ift  eine  öl^nlid^e  Somm« 
inn  iNm 3e^ le  äßord^nt,  ber  um  1240  lebte; 
je  feiert  ^au))tfdd^Iid^  bie  t)on  Unferer  Sieben  gfrou 
jßVtacM  geunxften  SBunber,  t)erlegt  aber  bal^in 
■4  CreigniHe,  loeld^  fonft  anberSmober  berid^» 
t(t  Ooben  (Jehan  le  Marchant,  Le  livre  des 
■ir.  de  N.  D.  de  Chartres,  ecrit  en  vers  au 
im«  AMe,  ed.  G.  Duplessis ,  Par.  1855). 
^  fateinifd^  Original  l^erju  mürbe  Don  ^.  %f)0' 
Min  betSaticana  gefunben  unb  in  berBiblio- 
th^oe  de  l'ecole  des  chartes  XLII,  Par.  1881, 
^M.  ^ausgegeben.  SBon  gmei  anberenfran* 
1^^  Sammlungen  au8  bem  13.  ga^rl^unbert 
fcii^  0.  Paris,  La  litter.  franp.  au  moyen  &ge, 
hr.l888, 143.  9{od^  jmei  anbere,  beibe  in  ad^t« 
IbiganSerdmal  abgefaßte  Sammlungen  t)on  9Ra> 
liadejcnben  rü^iren  t)on  anglonormannifd^en  93er- 
Mtn  ^  unb  §eigen  aud^  bie  entfpred^enben  Sigen* 
4nnli(^feiten  ber  Sprudle  unb  be§  9RetrumS.  2)ie 
^»  fe^  einfoc^  unb  lunftlod,  ift  nod^  t)or  1200 
|M^;  olö  i^r  Bearbeiter  anli  bem  Sateinifd^en 
vnt  fid^  ber  9R5nd^  Slbgar.  Sie  ift  beraub« 
nka  um  9leu^S  im  IX.  Banbe  ber  ^Iltfron« 
m^  SiUiotbel  t)on  Sß.  f^oerfter  unter  bem 
tM  SbgarS  SDtarienlegenben  nad^  ber  Sonboner 
taM4nft  ggerton  612,  ^eilbronn  1886;  bem 
ttfi  ba  ein}elnen  fiegenben  ftnb  auSfül^rlid^e  3u" 
toUlangaben  unb  »eitere  Siteraturangaben  bei« 


gefügt.  Sie  anbere,  fel^r  umfangreid^e  Sammlung 
ift  einftioeilen  nur  banbfd^riftlid^  (Ms.  Boy.  20  B, 
XIV  im  93rit.  SKuf.)  befannt  unb  öon  TOuffafia 
a.  a.  D.  rv,  15  bcfd^rieben  toorben.  ©icfer  SReid^« 
tl^um  ber  altfrangöftfd^en  Siteratur  an  bid^terifd^en 
9RarienIegenben  mirb  nod(|  erl^öl^t  burd^  40  bra« 
matifd^e  Bearbeitungen  meift  fd^on  anbertoeitig 
befannter  SRarienmunber,  meldte  im  14.  äal^r« 
l^unbert  für  bie  ßird^enfejte  irgenb  einer  ©ruber- 
fd^aft  ober  Snnung  (puy)  gebid^tet  unb  au^erl^Ib 
ber  ffird^e  aufgefül^rt  mürben.  Sie  ftnb  aOe  t)on 
einer  furjen,  burd^  einen  Sd^aufpieler  t)or}utragen« 
ben  ^rebigt  begleitet  unb  liefern  bie  mid)tigften 
Seiträge  gur  Siüturgefd^id^te ;  gu  legieren  gel^drt 
aud^  bie  ^uSfd^müdtung  ber  Segenben  mit  man- 
d^erlei  Sl^atfad^en,  mel(|e  offenbar  ber  ©egenmart 
ben  Spiegel  t)or]^aIten  foQen  unb  be^megen  ben 
urfprünglid^en  Sl^aratter  ber  Segenben  nid^t  feiten 
entfteQen.  Sie  ftnb  b^tiuSgegeben  Don  &.  ^ariS 
unb  U.  SRobert  feit  1876  unter  bem  Xitel  Miracles 
deNostre-Dame  par  personnages,  Paris  (pour 
la  Societe  des  anciens  textes  fran^ais) ;  mand^ 
fteben  bei  Monmerque  et  Michel,  Theätre  fran- 
9ais  au  moyen  &ge,  Paris  1839;  t)on  %  ff  euer 
ift  in  ber  Sübinger  Sammlung  l^erauSgegeben  Un 
miracle  de  Nostre-Dame  d'iin  enfant  qui  fu 
donne  au  dyable,  quand  il  fu  engendr^,  1865. 
SBeitere  eingaben  f.  bei  Petit  de  Julleville,  Les 
Mystöres,  Paris  1880, 1, 115. 11, 226,  mo  aud^ 
auSfübrlid^e  Inhaltsangaben  ftel^en.  SluS  Italien 
flnb  mittelalterlid^e  Bearbeitungen  ber  SRarien- 
iegenben  in  ber  SanbeSfpradde  nid^t  befannt  ge« 
morben;  bort  blieb  }u  lange  gerabe  in  ben  Jheifen, 
in  meldten  bie  Miracula  Beatae  Mariae  Vir- 
ginis  beliebt  maren,  bie  ffenntni^  bed  Sateinifd^en 
allgemein.  S)a|  eS  aber  Sammlungen  Don  9Dta« 
rienlegenben  aud^  in  italienifd^er  Sajfung  gegeben 
l^at,  mu^  au8  bem  SSorl^anbenfein  mel^rerer  an  ber 
©renje  beS  Snutelalterd  ftel^enben  9Biegenbrud[e 
gefd^lojf en  merben,  meldte  SBrunet  (Manuel  du  Li- 
braire,  UI,  Paris  1862, 1744)  namhaft  gemadftt, 
unb  meldte  fämmtlid^  ben  Sitel  führen  Miracoli 
de  la  gloriosa  verzene  Maria,  Mediolani,  Phil, 
de  Lavagna,  1469.  1480;  Vicenza  1475; 
Bressa  1480. 1495;  ^ain  (9ie))ertor.  n.  11 222 
ad  11237)  fü^rt  nod^  eine  Stetige  oon  anberen 
S)rudten  ber  nömltd^en  Miracoli  aul^  bem  1 5.  ^al^r- 
bunbert  an.  Slud^  in  ©rogbritannien  bemöd^tigte 
ftd^  bie  aufblül^enbe  ^oefle  be§  banfbaren  Stoffes, 
meldten  bie  SRarienlegenben  boten,  unb  l^ier  mür- 
ben fie,  fo  lange  bie  fat^olifd^e  ^Religion  blühte, 
ebenfo  fleißig  bearbeitet  unb  gelefen  mie  in  an- 
beren Eänbem.  3n  ber  Sleformation§5eit  Jebod^ 
mütl^ete  ber  puritanifd^e  Sifer  anä)  gegen  biefe 
S)enfmale  ber  fatl^olifd^en  Sorjett  unb  gerftörte 
fte,  mo  fte  nur  auSftnbig  gemad^t  merben  fonnten. 
t^anben  fie  ftd)  in  Sammelbönben,  fo  mürben  aud^ 
au§  ben  prad^tDoOften  |)anbf(^riften  bieienigen 
©lätter,  meldte  bie  SQäunoer  Unferer  Sieben  fjrau 
entbielten,  auSgeriffen  unb  öcrbrannt.  3)a  bie 
3n^altgan}eigen  \o\ä)tx  Sönbe  xAäfi  mit  }erft5rt 


843 


ajlaricnlegettben. 


844 


tourben,  fofannmonie^termeffen,  bog  aud^  auf  eng« 
tifd^em  ^oben  bie  nämlid^en  Srsö^Iungen,  toelt^e 
anberSiDO  umgingen,  bid^tertfc^  bel^anbelt  würben. 
S)q8  Ms.  Vernon  in  ber  SJobleianifd^en  Siblio» 
if)tt,  Qu§  bem  13.  Sal^rl^unbert,  entl^It  nad^  bem 
Snl^altäbergeid^ni^  42  Miracles  of  vre  Lady ; 
t)on  biefen  fmb  aber  fol.  123  nur  nod^  neun,  ba§ 
le^te  unböllftänbig,  in  SJerfen  mit  fieben  öebungen 
Dorl^anben,  ba  fol.  127-— 166  au§geriffen  pnb. 
SDie  erhaltenen  Seite  fmb  mit  ber  3n]^alt§anga6e 
ber  ganjen  Sammlung  )um  erften  SJlale  l^erauS« 
gegeben  t)on  S.  ^orftmann  in  öerrigS  Slrd^it) 
LVI,  »raunfd&meig  1876,  221  ff.  (Sgl.  C^orft- 
mann,  9lltengl.  Segenben,  ^berbom  1875,  XIX.) 
Sine  um  bie  SJtitte  be§  14.  äal^rl^unbertd  auf  fd^ot« 
tifd^em  93oben  angefertigte  Segenbenfammtung  ent« 
l^ielt,  mie  ber  Prolog  in  bem  Uebeneft  ber  ^anb« 
fd^rift  ju  ßambribge  Univ.  libr.  Gg.  11, 6  angibt, 
aufeer  bem  Seben  SKaria'S  nod^  66  ÜKarienlegenben, 
n)eld^e  mit  {enem  gerftört  finb.  Süperbem  [teilen 
nod^  15  3Rarienlegenben  in  ^rofa,  furj  ffiggirt, 
in  bem  Ms.  Lamb.  432;  bie  Se^te  berfelben  ftnb 
in  ber  Anglia  1880  t)eroffentIid^t  Sinselne  ber 
genannten  fiegenben  [teilen  bei  §orftmann,  Sllt« 
engt.  8eg.,  neue  golge,  ^eilbronn  1881, 220. 329. 
499.  (Sgl.  baf.  @.  LXV.) 

3m  ©egenfa^  ju  biefer  3lrmut  l^at  bie  norbifd^e 
Siteratur  einen  fel^r  großen  @d^a|  on  99earbei« 
tungen  Don  ÜJlarienlegenben  aufgutt)eifen.  %uf 
ber  UntDerfitötSbibliot^e!  )u  Jfo))en^agen  unb  in 
ber  föniglid^en  Sibliotl^ef  }u  StodG^oIm  befinben 
fid^  in  ^anbfd^riften  feit  bem  14.  Sal^rl^unbert, 
iufammen  mit  bem  ßeben  SKaria'S,  brei  t)erfd(|iebene 
Sammlungen  in^rofa,  »eld^e  natürlid^  imSnl^alte 
Dielfad^  übereinftimmen.  93on  biefen  tft  bie  ältefte 
mit  51  Segenben  fd^on  im  12.  äal^r^unbert  auf  3S« 
lanb  überfe^t;  bie  }tt)eite,  Diel  auSfül^rlid^ere,  fd^eint 
ein  3a^r](iunbert  jünger  }u  fein;  bie  britte,  an^ 
bem  Anfang  be§  14.  ^al^rl^unbertd,  entl^ölt  eine 
^uSIefe  avi%  ben  beiben  frül^eren  Sammlungen. 
Siele  t)on  ben  fonftbefonnten  Segenben  l^abeni^ier 
eine  local  norbifd^e  gförbung  erlitten;  anbere  finb 
erjt  norbifd^en  UrfprungS.  S)er  gange  &ä^ai^  biefer 
Se^te  ift  in  ber  Sammlung  Det  norske  Old- 
skriftselskabs  Samlinger  n.  11—16  l^erauS» 
gegeben  unter  bem  Sitel  Mariu  8aga.  Legender 
om  Jomfru  Maria  og  hendes  Jertegn,  efter 
gamle  handskrifter  udgivne  af  C.  B.  Unger, 
Christiania  1871,  unb  entl^ält  219  eingelne  Qu 
göl^Iungen,  teeld^e  tt)egen  mel^rfad^er  Bearbeitung 
ber  nämlid^en  Stoffe  92  Segenben  refräfentiren. 
3n  beutfd^er  Sprad^e  ftnb  bie  ^Rarienlegenben  nur 
bid^terifd^  bel^anbelt  n)orben.  Sd^on  an^  bem 
12. 3atirl^unbert  gibt  e§  einzelne  lleberbleibfel  Don 
^Bearbeitungen  fold^er  Srgöl^Iungen  (Deröffentlid^t 
Don fteinj,  ©ermanio XXV,  1880, 82  ff.;  §afen» 
Jäger,  Seitf d^r.  f .  beutfd^c  ^l^ilol.  X,  1878,  468); 
eine  gr&gere  ^ngal^I  aber  flammt  Don  bem  S)id^ter 
be§  ^affionalS,  ber  fie,  wie  e§  fd^eint,  felbftänbig 
bel^anbelt  \)aitt  unb  fie  erft  fpäter  in  ba§  genannte 
^uä^  einreihte.  Sie  mürben  im  ^Rittelalter  gern 


l^erauSgel^oben  unbbefonberSabgefd^eben.  (danb 
fd^riften  nennt  ©öbefe,  ©runbrig  gur  ®efq.  be 
beutfd^en  2)id^tung  I,  3)re§ben  1884,  231.)  S> 
in  ber  ^u§gabe  be3  ^afftonalS  Don  fyifß,  gftoid 
fürt  1845,  bie  9RarienIegenben  nid(|t  aufgenonrate 
waren,  würben  biefelben  befonberS  Don  Qf.  $feiffi 
(9)kriculegenben.  S)id^tungen  beS  13.  äa^rl^ 
bert§,  äBien  1845,  neue  ^u§g.  1863)  mit  gro^ 
Siebe  gur  Sad^e  l^erauSgegeben.  Sine  neubetttfdj 
Ueberfe^ung  berfelben  lieferte  mit  gleid^er  Std 
99B.  Sommer  (Unferer  Sieben  gfrauen  SBunbe 
93onn,  SBorromäuS-SJerein,  1 860) ;  felbftänbig  un 
gebid^tet  finb  fte  Don  &)x.  Sted^er  S.  J.  (SRoriet 
Seben  unb  9Karien«Segenben,  ®raj  1885). 

Son  morgenlänbifd^en  Siteraturen  ftnb  eS  bi 
arabifd^e,  bie  ätl^iopifd(|e  unb  bie  f^rif d^,  in  wdS^ 
bieSRarienlegenbenO^ingang  gefunbenl^ben.  SRoi 
barf  annehmen,  ba|  bieg  Don  ben  Arabern  it 
Spanien  Dermittelt  worben  ifi;  einzelne  berBe 
treffenben  Sammlungen  nömlid^  nennen  aI8  il^ra 
93erfaffer  ben  ßr^bifd^of  SIbefonS  Don  £DletK 
(Zotenberg,  Catal.  des  Manuscr.  ethiopiem 
de  la  Bibl.  nat.,  1877,  n.  60).  ©ebrudft  tft  DOt 
biefen  %tiitn  nod^  feiner.  92ä^er  bef annt  ftnb  )iDe 
l^anbfd^rtftlid^e  arabifd^e  Sammlungen  auf  be 
^arifer  9iationaIbibUotl^ef,  Anciensfonds  n.141 
nnb  Supplem.  94.  ßbenbafelbft  liegt  eine  f^rtf^ 
farfd^unifd^e  ^anbfd^rift,  toeld^e  64  SSBunber  be 
aUerfeltgften  Sung^au  erjä^It  (Zotenberg,  Catal 
des  manuscr.  syriaques  de  la  Bibl.  nat.,  187^ 
n.  232).  3n  großer  S<^^  ober  enti^alten  bi 
europäif  d^en  Sibliotl^efen  ät^iopifd^e  ^anbfd^riftei 
mit  ben  Ta'  &mra  Märj&m,  ben  ^äBunbemüRo 
ria'S",  unb  ^mar  fold^e  auS  bem  12.  bis  }ta 
18.  Sal^rl^unbert  (Catal.  Codd.  Manuscr.  orieni 
qui  in  Mus.  Brit.  asserv.  III,  Londini  1847 
n.  LS:  [add.  11,  293],  41;  A.  Abbadie,  Catal 
raisonn^  des  manuscr.  ethiop.,  appartenant 
ä  lui,  Par.  1859,  n.  165. 196. 222 ;  3)iIImam 
SSer).  ber  abeff.  ^anbfd^r.  ber  fönigl.  ^ibliotl^f ) 
SBerlin,  1878,  n.  68 ;  Zotenberg  1.  c.  n.  60. 61] 
2)ie  lej^tgenannten  Segenbarien  Doriiren  au|ei 
orbentli(^  in  ber  3^^^  ber  aufgenommenen  SBun 
bererjäl^Iungen.  3n  ben  Jüngeren  ^atibfd^rifie 
ftnb  Diele  Segenben  neuem  UrfprungS  meift  no( 
^egt)pten  Derlegt  uttb,  bem  ©efd^madC  ber  mono 
pl^^fitifd^en  ^befftnier  gemö^,  f)bä)\t  abenteuerli< 
gefärbt :  allein  aud^  fo  Derlöugnen  bie  öti^iopi 
fd^en  „SKarienwunber"  i^ren  3wfammen]^ng  m 
ben  abenblänbifd^en  Sammlungen  beS  3Rittel 
alters  nid^t.  S)ie  f)anbfd^riften  n.  60  unb  6 
bei  3otenberg  entl^alten  bie  Segenbe  Don  bei 
totaler  mit  bem  3ufa^,  bag  baS  &unber  in  ein( 
fransöfifd^en  Stabt  gefd^el^en  fei  (Pfeiffer  XVI 
bie  Don  bem  Jhanfen  mit  amputirtem  ^u^  (9t 
gar  n.  12),  Don  ber  Sntbinbung  im  äJteere,  Do 
bem  }ur  ^öQe  Derurtl^eilten  SRönd^,  Don  bei 
burd^  einen  3uben  befubelten  SRarienbilb  (9bgc 
n.  37),  Don  bem  Subenfnaben,  Don  bem  geföl: 
beten  Sd^iff  (Pfeiffer  XII),  Don  bem  ertninfem 
®löd(ner  u.  a. 


«5 


ÜJtarienloallfal^rtSorte. 


846 


&  leibet  lanen  Smeifel,  ba|  baS  d^riWe 

SRittdalter  oSe  biefe  Segenben  afö  gefd^td^tlidde 

Serid^  t>on  nrirKid^n  Sl^otfad^en  betrad^tet  f^at. 

2i(ft  jeigt  fd^on  bie  Xreue,  voomii  bie  nömli^en 

Cqäl^ngen  jial^rl^unbertelang  bemol^rt  unb  fort« 

Mponit  »oxben  ftnb.  gfur  und  liegt  notürli^  bie 

9ni0e  nad^  ber  äBirflit^feit  ber  bcrid^teten  Sßor- 

^älb  onberB.  Sttxtr  brandet  an  btefer  Stelle  nid^t 

ViMgel^oben  }u  nxrben,  bo^  ber  h^unberbare 

(tamfttr  bct  erjäl^Iten  Sreignijle  fein  @runb  ift, 

MeSefd^d^tlid^tettberfelben  }u  löugnen.  SDa  aber 

(04  üii^  bct  fhtngen  IBorfd^rift  ber  Hixfy  für 

fojite  Sunbergefd^i(|ten  nur  ntenfd^Iid^e  ©loub« 

iräd^igMt  beanf))rud^t  »»erben  barf,  unb  ba  ber 

6nb  ber  lej^tem  fid^  nad^  ber  Sef^affenl^eit  ber 

jtbctaiaItget(OueOe  rid^tet  fo  muffen  toir  un§  be- 

i^eiben,  l^er  auf  l^ifbrifd^en  @Iauben  su  t)er}td^ten. 

ttü  uns  bie  Oudlen  }u  gef d^id^tlid^er  Jhitif  nid^t 

i&  dcbote  fteben.  Mein  felbft  bie  innere  SSBal^r- 

Vit  nmrbe  geläugnet  merben  muffen,  n^enn  bie 

S^onptung  riddtig  m&re,  ha%  ber  Sn^att  ber  be- 

fpod^oien  Segenben  mit  ber  gefunben  Vernunft 

obtr  oud^  mit  ber  fatl^olifd^n  unb  äberl^Qupt  ber 

ipXßäfm  eutenle^re  in  aSBiberfprud^  ftel^e.  €§ 

folbie  9nbad(^  ju  SRoria  l^ier  olS  ein  t^reibrief 

tagefiellt  fein,  mit  meld^  man  tro^  oSer  Safter 

mb  6ünben  bie  emige  @eligfeit  erlange.  ®erabe 

ta  ^egengef e|te  ifi  rid^tig.   3n  fömmtlidden 

SRatioiIegenben  ift  bie  Seligfeit  beS  @ünberd  t)on 

brfjn  Sefel^ng,  Sdeid^t  unb  9u|e  abhängig  ge> 

wat/t,  unb  nur  bie  @nabe,  biefe  nod^  bemiäen  gu 

Bnn,  tDirb  ber  Vermittlung  9Raria'8  }ugef  d^rie- 

hoL  Onbogmotifc^  foD  oudd  bie  Angabe  fein,  ba| 

ciqeliie  @ünbet  burd^  bie  2)a}n)if(|en!unft  9Ra- 

na^i  im  Sendet  nad^  bem  Sobe  nod^  bie  ©nabe 

Bkigt  Rotten,  in'ö  Seben  jurudEjuf eieren  unb  99uge 

)i  xboL  S)er  gläubige  @inn  ber  mittelalterlid^en 

S^ciftfidler  fyd  nid(|t  für  nöt^ig  gefunben,  jebe§- 

•d  beisnfttgen,  ba|  bad  ®en($t  @otted  nur  in 

krCrfd^ehntng  ober  im  Sraum  t)or  fid^  gegangen 

^  nb  ba|  nur  bie  Srfenntnig  Don  ber  9iot]^« 

Mädeit  ber  SebenSbefferung  Sßirftid^feit  gel^abt 

lot  TO  ber  C^ä^Iung  t)on  bem  ©d^üler  au§ 

&ä&m,  bem  SRaria  im  ®erid^t  eine  neue  SebenS» 

fnß  {BT  9u|e  erbittet,  ober  bei  ber  t)on  bem  @ün« 

ks,  in  beffen  ®erid^t  bie  SBagfd^ale  für  bie  guten 

Sttb  leer  in  ber  ^ö^e  flattert,  bis  aRaria  bie 

9o8b  barauf  legt  unb  ^e  niebersiej^t,  ifi  auSbrfidt» 

%  gefagt,  ba|  bie^  3:raumt)orgänge  toaren  unb 

bie  @nä)igen  nadd  bem  ßrmad^en  ein  beffereS 

ftks  begannen.  Sei  bem  ertrunfenen  ©lödfner, 

te  tmeber  fu  fid^  bmmt,  als  man  il^n  im  Sßaff er 

eR  1^,  wit  nun  belennt,  er  fei  im  ®erid^t 
gemefen  unb  )ur  £^ölle  t)erurt]^eilt  morben, 
)iie  aber  auf  9Raria'S  SJermenbung  SuSftanb  gu 
Uot  fsäj^ta,  um  9u|e  }u  mirfen,  liegt  eS  nal^e, 
^  einer  6tdrung  ber  emigen  Orbnung  ® otteS 
»iidid^  Sorgdnge  angune^men.  SBenn  enbli(^ 
ta  foU^  bie  in  il^ren  @ünben  umgelommen 
M,  aa4  bem  Xobe  offenbart  mirb,  fte  feien  ge» 
ntl(t  toeil  fie  SRaria  nid^t  oergeffen,  fo  i[t  bieg 


nur  eine  SBefiötigung  ber  d^rifUidgen  SBal^rl^eit, 
bog  aud^  im  legten  SugenblidC  beS  SebenS  ein  Set 
DoUfommener  vttnt  bie  @eltgfett  bemirfen  fann. 
2)ie  grgöl^Iung  Don  bem  betenben  Stitter,  für  ben 
3Karia  im  Sumier  ftreitet,  ftammt  auS  einer  3eit, 
in  meld^er  biefe  SRitterfpiele  nod^  nid^t  ausgeartet 
unb  nod^  nid^t  Don  ber  ffird^e  verboten  n^aren. 
Smmer^in  aber  mug  zugegeben  merben,  bog  anä^ 
bie  mittelalterlid^n  SRarienlegenben  bem  ©d^id^al 
ber  SBeiterbilbung,  n^eld^er  iebe  im  SSoIfSbemu^t- 
fein  lebenbe  Srjöl^Iung  unterliegt,  ni^t  entgangen 
ftnb.  SDie  fpöteren  t$offungen  ber  in  9tebe  ftel^en« 
ben  Srgäl^Iungen  fmb  ben  frül^eren  gegenüber  ge- 
möl^nlid^  um  einzelne,  oft  munberbare  3üge  be« 
reid^ert.  es  ifi  babei  bie  jpöbagogif(^e  SRütffid^t 
ma^gebenb  gemefen,  bog  93eifpiele  um  fo  mel^r 
@inbrud[  ma^en,  ie  auffaUenber  unb  augenfd^ein* 
lid^er  fie  ftnb.  an  ben  bramatifirten  Segenben  er- 
l^ält  bie  ©d^neOigfeit,  momit  @ünbe  unb  99u|e 
abmeddfeln,  für  unfer  @efü^I  eine  anbere  99ebeu« 
tung,  fobafi)  mir  feftl^alten,  ba|  ber  £id(|ter  l^ier 
feine  Stxi  abbilbete.  Sei  ben  blog  ergö^Ienben 
Segenbarien  mad^t  ftd^  fpöter  aud^  baS  99eftreben 
bemerfbar,  bie  SdSfi  ber  t)orl^anbenen  Stoffe  }u 
meieren,  fo  bog  bie  SluStoal^I  ber  Segenben  ni^t 
na(^  ftrengen  IRüdCfid^ten  angefte&t  erf^eint.  Slud^ 
fonft  merben  SSeränberungen  erfennbar,  inbem  bie 
nömlid^en  SSorgönge  fpöter  mit  SSerfd^iebenl^eit  ber 
$erf onen,  beS  DrteS  unb  ber  3rit  berid^tet  werben. 
So  ift  ber  Militarius  @ottfriebS  t)on  Sl^ienen, 
ben  9Rone  im  Sngeiger  für  ffunbe  beS  beutfd^en 
ÜKittelaltcrS  IH,  1834,  159.  266  t)eröffentUdJt 
l^at,  eine  SBeiterbilbung  ber  Xl^eopl^iluS'Segenbe. 
ßingelne  ©nabenermeifungen,  meldte  in  frül^eren 
Seiten  ber  gfürbitte  beS  einen  ober  anbem  ^eili* 
gen  gugefd^neben  morben,  erfd^einen  fpäter  oon  ber 
3)ermittlung  ber  aüerfetigfien  3ungf  rau  l^ergeleitet. 
2)a|  aber  aud^  l^eibnif^e  ÜJt^tl^en  bei  @rfe^ung 
einer  Göttin  burd^  aRaria  gn  ^rifUid^en  Segenben 
geworben  feien,  ift  eine  SBel^au^tung,  meldte  bem 
gegenmörtigen  @efd^mad(  gufagt,  auf  bereu  9lad^- 
meiS  aber  nod^  gewartet  werben  mu|.  Offenbar 
liegen  ben  ÜJlarienleaenben  wirflid^e  S^orgönge  gu 
@runbe,  weld^  im  Sauf  ber  3cit  mel^r  unb  me|r 
ibealifirt  unb  bid^terifd^«glöubig  bargefteUt  worben 
ftnb.  S)ie  l^öd^fte  @Iaubwürbig!eit  l^at  inbeg  ber 
®eban!e,  weld^er  f ömmtlid^en  SRarienlegenben  gu 
©runbe  liegt,  nömlid^  ba|  bie  9RiIbe  unb  93arm» 
l^ergigfeit  ber  @otteSmutter  unbefd^rdnft  tfl,  unb 
ba|  bie  l^öd^ften  @üter  beS  SReufd^en  burd^  il^re 
SSermittlung  gu  erlangen  ftnb.  S)abei  bleibt  eS 
eine  ^iftorifd^e  Sl^atfad^e  t)on  größter  SBtd^tigfeit, 
bag  baS  d^riftlid^e  ajlittelalter  ben  ÜJlarienlegenben 
eine  f  o  anbauembe  Sead^tung  unb  SSerel^rung  be* 
wiefen  unb  baburd^  für  bie  SBered^tigung  ber  SSer« 
el^rung  SRaria'S  ein  fo  oBgcmeineS  3«w9«i6  ab- 
gelegt fiat  [ffaulenj 

'^iaxktmaKfaf^tfsotft  ftnb  unter  aQen  SßaH- 
f  al^rtSorten  ber  gangen  Sl^riftenl^eit  bie  gal^Ireid^flen 
unb  gnabenbringenbften.  SSieleberfelbenentftanben 
burd^  baS  unmittelbare  Singreifen  ber  aKerfeligfien 


847 


ÜJiGtienmaUfal^rtSorte. 


848 


3uTtgfrau  SKoria,  inbcm  fte  enttocbcr  burd&  il^rc 
pd^tbore  firfd^einung  ober  burd^  innere  Offen« 
borung  balb  in  einfamen  äBälbcm  unb  Sl^ölern 
ober  auf  ^tl§i^b^tn,  balb  an  betool^nten  flögen 
eine  ©teile  al§  ben  Ort  bc jcid^nete,  ben  fie  au  il)rer 
befonbem  SSerel^rung  unb  }u  einer  @nabenftötte 
für  il^re  2)tener  auSenoäl^It  l^abe.  Rubere  SBaU« 
fal^rtSorte  emijftngen  il^re  ©rünbung  infolge  eined 
(SelübbeS,  ba§  oon  einem  Sinjelnen  ober  t)on  einer 
ganjen  ®emeinbe  }ur  3(tt  fd^aerer  93ebröngni^ 
ber  ©otleSmutter  bargebrad^t  tt)urbe,  ober  fte  fmb 
ein  ^uSbrudC  inniger  3)anfbar!eit  f&r  empfangene 
äußere  ober  innere  ©naben.  SBieber  onbere  nal^« 
men  il^ren  ^u§gang§punlt  Don  ber  Slnbad^t  toeld^e 
juerft  einer  $rit)at))erfon  t)or  einem  ÜJlarienbilbe 
eingeflößt  ttmrbe  unb  bann  auf  gel^eimni^DolIe 
SBeife  immer  »eitere  ftreife  ergriff,  bis  fie  julc^t 
in  begeijterten  SSBaOfal^rtSjägen  fid^  ausprägte. 
2)ie  in  ben  SSBaOfa^rten  ^um  SluSbrudte  fom- 
menbe  SSerel^rung  SRaria^g  l^t  il^re  @runblage 
in  bem,  tt)a8  ber  @Iaube  über  bie  gnabenreic^e 
SluSermäl^lung  ber  Jungfrau  unb  ©otteSmutter 
Iel)rt  (ögl.  b.  9lrt.  ÜJlaria),  unb  iji  nur  bie  ßr- 
füUung  beS  propl^etifd^en  SBorteS:  Sielte,  t)on 
nun  an  merben  mid^  feiig  greifen  alle  ©efd^led^ter 
(Suc.  1,  48) ;  gugleid^  ift  fie  aber  oud^  bie  notl^- 
»enbige  t^olge  ouS  ben  Dielen  ©nabenerfal^rungen, 
meldte  bad  ^riftlid^e  S3oI!  in  biefem  marianifd^n 
Suite  einfammelt,  meilinununterbrod^enerSRei^en* 
folge  an  fold^n  Orten  bie  offenfunbigften  SSBun« 
ber  fomo^I  im  @ebiete  beS  irbifd^en  SebenS  toxt 
im  SReid^  ber  @eelen  Dor  fid^  ge^en.  @egenftanb 
ber  SSere^rung  an  biefen  ©tötten  ift  ÜRaria  tl^eilS 
als  SRutter  beS  SrIoferS  in  ben  einzelnen  99e« 
geben^eiten  i^red  begnabigten  SebenS,  fo  baß  ber 
Shani  ber  freubenreid^en.  fd^merjreid^  unb  glor- 
reid^n  SJtQfterien  beSfelben  burdd  bie  t)erf d(|iebenen 
2Baflfal^rt§orte  }um  ^bfd^Iuffe  fommt;  tl^eilS  »er- 
ben bafelbft  bie  @nabener»ei|e  gefeiert,  meldte  bie 
SRutter  ber  Sl^riften^eit  als  ^ußud^t  ber  @änber, 
Srofterin  ber  betrübten  unb  f)eil  ber  Jhanfen 
über  il^  fKnber  ausgießt.  9ln  bie  SSBallfal^rtS« 
orte  fddließt  ftd^  bie  Stüftel^ung  Dieler  Orben  unb 
Kongregationen  an  (f.  oben  b.  9lrt.  TOaria,  Orben), 
fott)ie  ber  Sruberfd^aften  Dom  @capulier  (1251), 
Dom  9tofetdran}e  (1212  gu  £ouIoufe),  Don  ben 
@ddmer}en  IDlaria  (um  1260  in  ^oreng),  Don 
aWario-Srofl  (1495  in  »ologna),  Don  SDlaria- 
»erfiinbigung  (1584  in  Äom),  Don  aRaria-^ilf 
(1648in2Rändden),  Dom  unbefledtten^ergenSJlaria 
(1836  in  $ariS)  u.  f.  f.  ©leiddermeife  gaben  aßaS- 
fal^^Sorte  Einlaß  gu  marianifd^en  Seften  t^eilS 
porticulorer  3lrt,  wie  baS  fjeft  SKariä  Dom  guten 
^att^t  om  26.  ^pril,  baS  Don  ©enagjano  ausging 
(beflättgt  Don^iuS  VI.  1777);  baS  ber  erfd^einung 
SRariä  unb  ber  Jhonung  il^reS  SilbeS  auf  bem  l^eUi« 
gen  Serge  bei  ®  örj  am  britten  Sonntag  nad^  Sßfing« 
ften(99enebictXIV.  1748);  baS  ber  Crfd^einung  ber 
unbefledtt  Smpfangenen  am  11.  fjfebruar,  baS  burd^ 
SourbeS  in'S  Seben  gerufen  mürbe  (Seo  XUL  am 
7.  3uni  1891);  t^eilS  »erben  fol^e  Sfefie  in  ber 


gangen  römifd^en  Jlird^e  gefeiert,  »ie  baS  Don  ba 
fiiberianifd^en  93aftltfa  auSgel^^nbe  S^[t  ÜRario- 
@ddnee  am  5.  Sluguft  (burd^  $iuS  V.  1568);  baS 
ber  Uebertragung  beS  l^eiligen  ^aufeS  Don  Sorctt 
am  10.  S)ecember  OnnocengXlL  1699);  bd 
ber  Srmartung  ber  aUerfeligften  Jungfrau  cn 
18.  2)ecember  (burd^  ©regor  Xm.  1578),  mite 
anberem  Xitel  656  gu  Solebo  eingefül^^;  enbüd 
alle  an  obengenannte  Orben  unb  Sruberfd^ofta 
ftdd  anf  d^ließenben  fjfefte,  »ie  baS  ber  fteben  @f^» 
gen  (f^reitag  nad(|  bem  $affionSfonntage  unb  brtttei 
Sonntag  im  September);  ber  Helferin  ber  S^rißa» 
Ideit  (24.  ÜRai);  ber  Königin beSgfriebenS  (9.3uli); 
Dom  Serge  Sarmel  (16. 3uli);  Dom  reinften^ 
gen  SRariö  (Sonntag  nad^  9Rariö  |)immelfa^rt); 
9Rariö  Don  ber  ©nabe  (24.  September),  a)tatia 
Dom  SRofenfrange  (erfter  Sonntag  im  Octobet); 
9Rariö  Opferung  (21. 9loDember).  —  gfinben  m 
einem  SRarienbilbe  ©ebetSer^örungen  in  folt^ec 
SBeife  ftatt,  baß  biefelben  nad^  ftrenger  $rjifimg 
als  offenbare  SSBunber  gu  conftatiren  ^nb,  fo  fo^ 
bäufig  bie  feierlid^e  ftrönung  eineS  fold^en  SU- 
beS.  Unter  Urban  VUI.  »urbe  biefe  Sitgelegcii" 
l^eit  bem  Sapitel  ber  Daticanifd^en  Saftlifa  aber» 
tragen,  unb  ©raf  SHe^anber  Sforga  ^ßalloDicini 
»ieS  bem  Sapitel  ^Renten  an,  ouS  »eld^eh  bie  fluS* 
gaben  beftntten  »erben  fönnen  (Dgt  P.  Bombelfi, 
Baccolta  delle  s.  Immagini  ddla  B.  Yergiiifl 
omate  della  Corona  d'oro  dal  capitolo  di 
S.  Pietro,  con  una  breve  ed  esatta  notizia  di 
ciascuna  immagine,  4  voll.,  Born.  1792).  8e> 
rid^te  über  Diele  unterfud^te  SBunber  finben  ftd^  bei 
Gius.  Marchetti,  D  e'  prodigii  ayvenati  in  moltc 
sacre  immagini,  specialmente  di  Maria  sanr 
tissima  secondo  gU  autentici  procesai  compi' 
lau  in  Boma,  con  breve  ragguaglio  di  altri 
simili  prodigii,  comprovati  nelle  curie  ves- 
coYili  dello  stato  pontificio,  Borna  1797,  fron). 
Paris  1801.  Ueber  ben  bei  ber  ff  ronung  beobad^ 
ten  SlituS  Dgl.  Moroni,  Dizionario  XVn,  238. 
SRarianifd^e  SßaUfabrtSorte  finb  über  ben  gmii 
gen  SrbfreiS  gerftreut,  f  o  baß  »ol^I  feine  eingigeS)i5< 
cefe  gefunben  »irb,  in  »eld^  nid^t  $ilgerguge  gu 
einem  ©nabenbilbe  fommen;  gar  Diele  ber  »unben 
tl^atigen  Silber  l^aben  SBeltrul^m ;  f elbft  in  ben  fem* 
ften  ©egenben  gebeult  man  ibrer  mit  Sel^nfud^t  walk 
»unfd^t  »enigftenS  eine  9ladS|bilbung  gu  erlangen 
Sie  aOe  ouf gugäblen  ifi  ebenf o  unmöglid^,  »ie  bti 
gabllofe  Siteratur,  bie  über  fie  entfianben  ift,  ^ia 
Dergeid^net  »erben  fann.  SS  muß  genügen^  fii 
jiebeS  Sanb  einige  SBallfabrtSorte  gu  nennen  unb  oxA 
ber  Siteratur  bie  umfaffenberen  Skrfe  angufäl^ 
9teid^e Siteratur  über  marianifd^SBaflfa]^rtSorteK^ 
ferte  baS  17. 3a(rl^unbert,  bann  trat  ein  StüdPfd^ 
ein,  bis  feit  Witte  beS  19. 3abrl^unbertS  \o\Aa  neu 
SBegeifterung  ftd^  funbgab.  2)en  Snfong  mit  einen 
großem  SBerfe  mad^te  SerrQ  be  Socre  (Ferreolm 
Locrius),  ber  nad^  einem  ileinemSerfud^e  (Marii 
Augüste,  Arras  1603)  fein  bebettteiü)eS  Sud 
Maria  Augusta  Yirgo  Deipara  in  VII  libro« 
distributa,  sive  historia,  enarratio  ac  descrip 


849 


üßartenwallfal^rtSorte. 


850 


tjolocomm,  imaginum,  templorum  etc.  divae 
virgini  dicatorum,  Atrebati  1608,  erfd^einen 
lir^  3im  folgte  gfriebrid^  t^^omer  mit  ber  Palma 
trinmphalis  miraculoram  ecclesiae  catholicae 
et  ünprimiB  glorioaiBsimae  Dei  Genitricis 
Virgmis  Mariae,  quibus  ut  nunc  temporis 
tun  in  aede  Lauretana,  Oettingensi,  Eremi- 
tui,  Sichemiensi ,  AspricoUensi ,  Dettel- 
bicenai,  quam  in  Weyemensi  ditionis  et 
tenitorii  imperialis  ecclesiae  Bambergensis, 
itipasaimpertotumorbemchristianum,  India 
et  in  orbe  novo  luculentissinie  inclarescit,  Li- 
britVexplieata^  Ingoist  1621.  STJel^r  bie  marta« 
«ifdieScimogtop^ie  be^nbeln  bie  Heineren  SBerfe 
F.  Astolfi,  Storia  universale  degli  immagini 
ninciiloai  della  glorios.  Madre  di  Dio,  Venez. 
1623 ;  Jodocns  a  Dudinck,  Mundus  Marianus 
b.  e.  specificatio  omnium  mundi  locorum,  in 
fnOmsVirgo  miraculose  colitur,  Colon.  1644 
[flsf  Sibliot^nt  niddt  ouffinbbQr] ;  enblid^  N.  de 
Uberille,  Hieroglyphica  Mariana  s.  de  sacris 
nugiiubiiB,  Lovan.  1660.  Suf  (Srunbloge  ber 
Mtaigen  arbeiten  unb  unter[tü|t  burd^  bie  Or« 
bolbruber  gab  bann  SBiD^Im  ®vLmpptnittQ  S.  J. 
pnf  in  4  Octat)banben,  aßun^en  1657—1659^ 
Umi,  bann  in  2  gfoliobönben  ben  Atlas 
Xariinns,  quo  S.  Dei  Genitricis  Mariae  Imagi- 
nmoiracnlosarum  origines  dnodecim  histo- 
rimim  centoriis  explicantor,  Monachii  1672 
Ibati4  Mm  SBartenberg  S.  J.,  4  9be.,  ebb.  1673), 
(mmt  (92eubrud  bei  J.  J.  Bourasse,  Summa 
larei  delandibns  B.  M.  Virginis,  Paris,  Migne, 
1866iq.,XI— Xn).  S)iefed  nod^  je^  fe^r  ge> 
f«^  SSBci!  erl^iett  burd^  ^.  Sdderer  S.  J.  eine  9leu- 
Meitung  im  britten  Sl^eile  feiner  Geographia 
ndtrbem  Xitel  Atlas  Marianus  sive  praecipuae 
totini  orbis  babitati  imagines  et  statuae 
ugnie  Dei  Matris  beneficiis  ac  prodigiis 
ne^tae  snccincta  bistoria  propositae  et  map- 

ggeograpbicis  expressae,  Monachii  1702. 
folgte  bann  Fr.  Agostinbo  de  Santa  Maria, 
Sutoario  Mariano  et  bistoria  das  imagens 
ttfligrosas  de  nossa  Senhora,  10  voll.,  Lisboa 
1707—1728.  Slacft  langem  S^ifc^enraume  er« 
ti^iom  juerP  tnieber  in  Stauen  AÜante  Mariano 
<wia  origine  delle  immagini  miraculose  della 
B.  Y.  Maria  . . .,  redatto  dal  P.  Gesuita  G. 
fivDppenberg,  pubblicato  per  cura  dell'  Edi- 
Vm  6.  Maggia,  recato  in  Italiano  ed  aggiun- 
M  le  ultima  immagini  prodigiose  fino  al 
i«ealo  XVm  da  Agostino  Zanella,  12  yoU., 
V««»  1839—1847,  nnb  A.  Riccardi,  Storia 
^ttütoarii  pit  celebri  di  Maria  Santissima 
>ptm  nd  mondo  cristiano,  4  volL,  Milano 
lWO-1844.  e«  folgten  in  granfreid^ :  [Ch.  J. 
Sfariot]  Lea  pderinages  aux  Sanctuaires  de 
l»M4re  de  Dien,  Lyon  1840;  [F.  Pouget  S.  J.] 
I4  ICois  de  Marie  bistorique  ou  pölerinages 
HB  sanctuaires  de  la  Mere  de  Dieu,  Lyon 
1840,  Toumai  1852,  unb  Histoire  des  prin- 
aptox  sanctuaires  de  la  Märe  de  Dieu,  4  vols.. 


Lyon  1847;  A.  Egron,  Le  culte  de  la  Ste. 
Vierge  dans  toute  la  catholicite,  principale- 
ment  en  France,  depuis  l'etablissement  du 
cbristianisme  jusqu'ä  nos  jours,  Paris  1842 
(Ual.  burd^  ajlafieri,  SKailanb  1846).  SBeiter  pnb 
ju  nennen :  2R.  Sol^rma^er,  aRarianifd^eS  ffiall» 
fa^rtSbud^,  »egenSb.  1844;  ©er  d^riftli^e  ^ilger, 
®efd^.  ber  berül^mteften  ffiattfa^rtSorte,  Koblenj 
1846;  3.  Spencer  Wortl^cote,  »erü^mte  ©naben- 
orte  U.  2.  gr.,  beutfd^  t)on  ©tubemunb,  Äöln 
1869 ;  S.  ®raf  Soubenl^oDe,  SRaianbad^t  mit  99e- 
trad^tungen  über  32  marianifd^e  ©nabenbilber, 
ffiien  1877;  Mathon  0.  S.  B.,  Zivot  P.  Maria 
[geben  ajlariö  unb  morianifd^e  SSBaUfa^rtSorte], 
2  Sbe.,  Srünn  1883;  SB.  ^erd^enbod^,  Sie  l^ei- 
ligen  fat^ol.  ©naben*  unb  SßoOfal^rtSorte^  @tuttg. 
1884;  §.  t).  Sftubnifi,  ©ie  berü^mteften  aDBatt- 
fa]^t§orteber  grbe,  ^aberb.  1891.  8ef(^reibungen 
fel^r  »teler  SßaOfal^rtdorte  finben  ^d^  bei  ®eorg 
Ott,  aKarianum,  SRegenSb.,  Ruftet,  1858, 10.  aufi. 
1877 ;  in  bem  SKarienbud^  ober  U.  2.  gr.  be- 
rül^mtelle  ©naben«  unb  9BaQfQl^rt§orte,  SlegenSb., 
9Kana,  1871 ;  ».  SRo^ner  0.  S.  B.,  ajlaria  unb 
äofepl^,  ober  ba§  2eben  unb  bie  SSerel^rung  ber 
aSerfel.  äungfrau  3Raxxa  unb  il^reS  IBräutigamS 
@t  3ofep]^^  t)erbunbcn  mit  ber  3)arfteUung  ber 
Dorgüglid^ften  ©nabenorte  unb  Serel^rer  9Rarien§, 
Sinfiebeln  1878.  1884,  unb  im  SRegenSburger 
9Rarienfalenber,  27  3aJ^rgänge,  1866—1892. 
^ierl^er  ift  auä)  p  söl^Ien  P.  ffart  »om  1^1.  Wo^S, 
S)ie  ®otteSmutter  in  il^rem  breifad^en  3:rtum))]^ 
über  bie  SBelt,  »egenSb.  1853.  93on  ))roteftanti- 
f d^er  @eite  erf d^ienen :  2:]^eo))l^iIanber ,  9{ad^rid^t 
t)om  SKorienbienft  unb  SBattfal&rten  ju  SKarien- 
bilbem  unb  anarienmild^,  0.  O.  1723;  SlauS 
gfron^,  93erfud^  einer  ®efd^id(|te  beS  SRarien-  nnb 
3Innen«SuItu§  in  ber  fatl^oLftird^e,  ^alberfi  1854. 
—  SuS  ber  2iteratur  über  SBaOfal^rtShrd^en,  meldte 
einzelnen  Orben  unterfteQt  ftnb,  barf  l^erDorgel^oben 
werben  J.  B.  Hayd,  Mariale  Augustinianum 
s.  brevis  descriptio  plus  quam  XL  imaginum 
B.  Y.  Mariae,  quae  in  nostra  religione  ut 
thaumaturgae  venerantur,  Monach.  1707; 
J.  B.  de  Lezena,  Maria  Patrona  s.  de  singu- 
lari  SS.  V.  Mariae  patronatu  in  Carmelitici 
Ordinis  fratres  sodales,  Brux.  1651.  6in 
92ad^fd^Iagebud^  in  alp^abetifd^erOrbnung  ifi  Col- 
lin  de  Plancy,  Dictionnaire  critique  des  re- 
liques  et  des  images  miraculeuses,  3  vols., 
Par.  1821—1822.  aud^  bie  öon  TOigne  heraus- 
gegebene Encyclopedie  theol.  entl^ölt  99b.  XLIII 
bis  XLIY  ein  freilid^  faum  bef  d^eibenen  Sinfprüd^en 
genügenbeS  2ejiIon  unter  bem  litel  L.  de  Sivry  et 
M.  Champagnac,  Dictionnaire  geographique, 
bistorique,  descriptif,  arcböologique  des  Pä- 
lerinages  anciens  et  modernes,  2  vols.,  Par. 
1859.ßineUeberfid^tbermarianifdien2iteraturunb 
inSbefonbere  ber  über  426  SOBaüfalörtSorte  erfd^ie- 
neuen  ©pccialfd^riften  finbet  fid^  bei  E.  M.  Oet- 
tinger,  Bibliographie  biographique  univer- 
seUe,  Brux.  1854,  p.  1084—1127  unb  2150  bi§ 


851 


SKarieiHDaUfal^rt  Sorte. 


852 


2158.  Sorl^cr  ging  beSfclben  SJerfaffcrS  Icono- 
graphia  Mariana  ober  93erfud^  einer  £iteratur 
ber  lüunbertl^ätigen  SKarienbilber,  Seipj.  1852. 
©aron  reil^l  fxä^  C.  Sommervogel  S.  J.,  Biblio- 
theca  Mariana  de  la  Comp,  de  Jesus,  Par. 
1885, 170—216;  ®.  ffolb  S.  J.,  aOBcgtoeifer  in 
bie  marianifd^e  Siteratur,  greib.  1888,  181  ff., 
unb  SK.  Xauagnutti,  Äatl^.-tl^eol.  Süd^erfunbe, 
ni,  aWoriolog.  93iogr(q)]^ie,  ffiien  1891,  58  ff. 
3n  SDeutf  d^Ianb  ift  Oetting  (f.  b.  «rt.)  im 
SBiStl^um  «Paffow  ^i<  ö^efte  SBaflf al&rt.  Sl&re  ©rün- 
bung  erfolgte  fd^on  am  Snbe  be§  7. 3ol^r]^unbert8. 
9M  W  toJW'n««  iö^riidi  150000  —  200000 
äBoHfa^rer  aud  Ober>  unb  Stieberbo^em ,  ber 
Öberpfalg  unb  auS  Söl^men  }u  bem  t)om  ]()l.  9ht))ert 
(f.  b.  9lrt.)  bort  QufgefteHten  Silbe  ber  ^immetö- 
f önigin.  Suf  benfelben  ^eiligen  mirb  bie  SBaOfol^rt 
9Waria«S)orfen  im  Sfentl^ole  juriidtgefül^rt.  9lu8 
ber  Seit  be«  SfranfenfönigS  ^ipin  (752—768) 
ftammt  SRaria  5ur  Steigeigaffe  (ad  gradus)  auf 
bem  ^eterSberge  (Siöcefe  @peier) ;  in  bie  Jhiege, 
tütlä)t  Roxi  ber  ®ro|e  mit  ben  @ad^fen  fül^rte, 
fällt  bie  @rünbung  Don  SRofentl^al  in  ber  Ober« 
lauft^ ;  berf elbe  itatfer  übergab  bem  SRünfter  }u 
^ad^en  eine  Slunica  ber  aQerfeligften  Jungfrau, 
bie  mit  ben  übrigen  ^Reliquien  (f.  b.  9lrt.  Slad^en 
I,  2)  feitbem  bad  ßiel  unaöl^Iiger  SBallf alerten 
würbe.  Stuf  bem  l^etligen  Serge  ^nbed^S  (f.  b.  ^rt.) 
loirb  feit  955  ein  %uä^  SRaria'S  gezeigt.  9u8  bem 
Saläre  1077  ftammt  Neuron  im  2)onaut]^aIe;  feit 
1086  ift  aRaria-Soin  an  ber  ffiertad^,  1104 
Sogenberg  am  Sorfoume  beS  ba^rifd^en  SBalbed, 
1110  SKarienweil^er  in  Oberfranfen,  1118  ©anct 
ajiörgen  (frül^er  SRarienjeU)  im  @d^tt)ar)tt)aß>e, 
1143  9Rarienberg  on  ber  Saljad^  bei  9taiten- 
^a§Iad^,  1150  TOariä-aWa^  iniföln,  1178  Seme 
(Sröfterin  ber  Setrübten)  an  ber  ßebcr  (Siöcefe 
^Jaberbom),  1218  3llbenborf  in  ber  ©raffd^aft 
®Ia|,  1289  Soml^ofen  am  Stl^ein  entjtonben. 
SDem  13.  äal^rl^unbert  gel^ört  aud|  ^eiligelinbe  in 
Oftpreu^en  an,  beffen  Sntftel^ung  mit  ber  Sin« 
f ü^rung  beS  Sl^riftentl^umS  unter  ber  bortigen  Se« 
oöüerung  jufammenföKt;  in  bie  nömtid^e  3eit  mu| 
audd  Springbom  l^inaufreid^en,  tt)enngleid^  Sifd^of 
@}i^5fon)8fi  t)on  (Srmlanb  erft  1689  ben  Sau 
einer  großen  jfird^e  bafelbft  begann.  Son  fpöter 
entftanbenen  SBaüfal^rtSorten  finb  }u  nennen  in 
ber  S)iöcefe  Augsburg  U.  S.  t^r.  in  Suggen« 
^ofen  (1471),  9Roria.C)ilf  auf  bemSed^feß)e(1603) 
unb  bei  gfüffen  (1636),  bie  SoretoMe  su  Sül^I 
im  Mgäu  (1666),  aRaria-Srünnel  bei  Sßembing 
(1692) ;  in  ber  S)iöcefe  S  r  e  8 1  a  u  SDeutf d^^iefar 
(1318),  $fd&ott)  (1722);  in  ber  ©iöcefe  gid^- 
ft  ö  1 1  bie  breimal  h^unberbarlid^e  SRaria  }U  3ngoI» 
flabt(1571);  in  Crmlanb  ffroffen  am  SDre« 
»ens  (16.  Sal^rl^.);  in  ber  ©iöccfe  Qfreiburg 
9Raria-®d^ienen  im  ^egau  (16.  Sa^rl^.),  U.  2. 
gfr.  in  ber  Saune  p  Iriberg  (1644);  in  ber 
©iöcefe  ^  i  I  b  e  S 1^  c  i  m  3Raria  in  ber  SBiefe  ju 
©ermerS^aufen  (13.  Sabrl^.);  in  ber  SDiöcefe 
döln  bie  SBaUfal^rten  jur  fd^merjl^aften  9Rut» 


ter  in  Söbingen  (1397),  Sergl^eim  on  ber  (fop 
(1608),  ffolf  (1665),  bann  bie  SoretDfa<)eBe  ii 
ber  ßupfergoffe  au  fföln  (1675) ;  in  ber  S)iöc«f( 
Limburg  3Rartentl^aI  im  Stl^eingau  (14.  ^itäj^ 
l^unbert) ;  in  ber  3)i5cef e  911  ü  n  d^  e  n  Suntenl^ouf ei 
(um  1330),  «uffird^cn  am  SBürmfee  (1500);  ii 
ber  SHöcefe  ÜJtünfter  Stabtlol^n  (13.  äal^i^O 
SRarienbaum  bei  Xanten  (1441),  @d^mer)^ft 
SRaria  gu  Selgte  (1466),  ff et)elaer  im  jfreife  ®d 
bem  (1643);  in  ber  2)iöcefe  $  äff  au  aRoria 
^ilf  bei  $affau  (1622) ;  U.  S.  ^fr.  Dom  6d^ 
auf  bem  Jhonberg  bei  ®rie§bad(|  (1686) ;  in  be 
S)iöcefe  $ofen>®nefen  Slohtten  im  fheif 
Simbaum  (1677);  in  ber  2)iöcefe  StegenS 
bürg  9leufird^en  bei  C^eüig-SIut  (1450),  aHoria 
£)ilf§berg  bei  Srnberg  (1634),  9Rana-@d^ 
bei  Slufl^aufen  (1668),  SRaria-IßUf  bei  Stfil* 
biburg  (1686);  in  ber  S)i5cefe  ^ottenburg 
bie  f^merjl^afte  ÜJlutter  auf  bem  Suffen  ob» 
©d^nmbenberg  (1516),  SRaria  Sauretana  auf  ben 
@d|önenberg  (1639);  in  ber  S)iöcefe  @ptxt\ 
9Dtaria«§üf  auf  bem  ff ol^Ibrunnberg  (frul^er  (SoOf 
bom),  ermäl^nl  feit  1470 ;  in  ber  Sidcefe  @tra^* 
bürg  SDrei  Seigren  bn  Solmar  (1491)^  aRarien* 
tl^al  im  €Ifa^,  gu  Anfang  bed  16.  3oü^r^unberij 
bereits  l^od^berül^mt;  in  ber  SMöcefe  Xrier  Seuri( 
bei  Saarburg  (1494) ;  in  ber  2)iöcefe  SSBurgbutj 
aJlaria-Sud^m  bei  Sol^r  (1461),  a9laria-2)ettd' 
bad^  (1505),  aRarienfa|)eIIe  auf  bem  !RicoIan& 
berge  (1640).  (Sgl.  SDer  marianifd^  SBaUfaljrn] 
burd^  S>eutfdS|Ianb  ober  Slbbilbung  unb  Sefd^tei< 
bung  ber  berül^mtefien  ®nabenbi(ber  aRanft  b 
S)eutf(^Ianb,  9lug§burg  o.  3.;  Segib  9RüIIer,  SM 
l^eil.  2)eutf d^Ianb,  Sefd^reibung  fammtlid^er  SBoII> 
fal^rtSorte,  2  Sbe.,  fföln  1887;  für  SaQem:  ffo> 
lenbcr  für  tatl^ol.  Sl^riften,  52  Sa^^rgftnge,  ©td» 
bad^  1841—1892;  für  Sranbenbura  [proteftonti« 
fd^erfeitS]:  6.  gfr.  ffidben,  3ur  ©efd^t^te  b« 
aRarient)erel^mng  befonberS  im  legten  äal^rl^unber 
Dor  ber  ^Reformation  in  ber  SRarf  Sranbenburi 
unb  in  ber  Saufi^,  Serlin  1840.) 

änber  öfterreid^ifd^-ungarif  d^enaRo* 
n  a  r  d^  i  e  UKir  bie  Dom  1^1.  Shtpert  gegrünbete  aRa< 
rimfird^e  bei  Sord^  (fpater  aRaria«9[nger  genannt 
tool^I  bie  öltefteSBallfal^rtSürd^e.  9lad^  bemSBiä>er 
aufbau  ber  ffird^e  unter  Sifd^of  Sltmann  t>on  $af< 
fau  (um  1075)  blieb  fte  ba§  3iel  oieler  ißügergugi 
bis  gu  il^rer  1788  erfolgten  Serftömng.  SHeffta^ 
U.  S.  gfr.  unter  bm  Dier  @öulm  ju  SBilten,  ben 
römifd^en  Selbibena  in  Sirol,  h^trb  1140  bereit! 
als  SBaUfal^rtdftötte  genannt;  ba§  bafelbft  befinb 
lid^e  Silb  tt)irb  t)on  ber  @age  mit  ber  Legio  fiil 
minataix  in  Serbinbung  gebrad^t  unb  foD  Doi 
ben  ©olbatm  in  il^rem  @tanblager  bafelbft  Der 
borgen  h^orben  fein.  SRan  ^at  ®mnb,  an^tmei^mai 
bag  baS  Silb  ein  aSBerf  be§  Sifd^ofd  X^iemo  M 
Salzburg  (um  1090)  fei,  Don  bem  aud^  Sbelmoni 
bei  ffremSmünfter  ein  Sßallfal^rtdbilb  beft^  3« 
ffronlanb  9iieberöfterreid^  mirb  bie  SBaD 
fal^rt  aRaria  auf  ber  ^aibe  ober  aRaria-Sanjen 
borf  auf  ffarlben  ©ro^m  791  ^urüdCgefül^rt  Snbct 


853 


SlUrieniuallfol^rtsorte. 


854 


Sd^eit  bafelbfl  fmb  a)^Qria-S3runn  (1038. 
emeuert  1490):  KRaria  t)om ©rünberg,  suerft  feit 
1308  auf  bem  ®rfinen  93erg  bei  $rag,  feit  1608  bei 
hn  ^nmcidconem  }u  äBien;  U.  S.  ^S^.  am  Zafel- 
krg  (SRoriataferl)  bei  SRarbod^  (1638)  unb  boS 
Ottibenbilb  ber  SRofa  tn^ftica  im  @tep]^an§bom 
|i  Sien  (1697),  }uer{l  gu  $ötf d^  in  Ungarn  tjer« 
ctrt.  3in fhonlani^e  Salzburg  fmb  gu  nennen 
tii^  bei  Sofer  (um  1670),  aRaria-^Ioin  bei 
6oI)bttrg  (1732);  in  eteiermorf  aRaria« 
etro^gel  (1149)  unb  SDlaria-Sen  (1157):  in 
tirnt^en  aRaria-Saal  (990)  mit  einem  SBilb, 
bofi  ber  ^L  9balbert  t)on  $rag  befejfen  l^atte ; 
natia  auf  bem  Sufii^berg  (um  1360);  im 
Stt^enlanb  C^eiligenberg  bei  ®öi^  (1539);  in 
Xitol  IL  S.  gfr.  t)on  ber  Sinbe  auf  bem  ©eorgen* 
ktge  bei  @4ioas  (10.  3q^.).  U.  S.  ^.  im  Salbe 
ober  ouf  bem  ©ampen  bei  tljfonbo  (12.  Sal^rl^.), 
Mitd  im  Oberinnt^ale  (1265),  U.  S.  %x.  ju 
M  (1500),  ed^ergl^afte  ÜRutter  gu  SfKfftan  bei 
fhm  (1511),  SRaria-aSBeiffenftein  bei  SBogen 
(1550),  TOoria-etein  im  Snntbole  (1587),  aWa- 
ksna  bd  SRonte  bei  9tot)erebo  (1602),  SJ^aria* 
6ilf  in  ber  Sacobdfird^e  ju  SnnSbrucI  (93ilb  t)on 
SicalCranac^  bem9le(tem,  SSorbilb  ber  ungäl^ligen 
Karia^fbilber,  in  biefer  fKrd^e  feit  1650  auf- 
gfdit),  9Raria>^Uf  gu  Sana  bei  SJ^eran  (1641), 
lLi.9r.tion  SoraDoggio  bei  SJlontagnana  (1 729), 
iotf4is@übtirol(1795),  ^fambei^aS  (1797); 
m Ungar n  IL  S.  gfr.  t)on S^örtö  ober  }um Sleid^e 
(1238,  nadd  langer  Unterbred^ung  emeuert  1661), 
Sorient^  bei  $re|burg  1330,  aRaria«@d^oo|« 
ki8ober€afftn(1564),9iabnaam9naro8(1668); 
isSd^men  «Itbunalou  (1160,  SBilb  oom  1^1.  S^» 
t9  gefd^eidtX  SRaria«ihtIm  ober  SJlaria  in  ber 
^Panbe  (ftird^  feU  1883),  9Raria-@d^ein 
(1421),  ber  l^ige  »erg  bei  $nbram  (1632, 
Silb  bem  (Ei^bifd^of  Sme^  Don  $rag,  geft.  1364, 
'  ieben);  in  9Röl^ren  SD^arienfird^e  am 
bei  Siffaril  (oor  1240),  Siebfrauenl^of  p 
I  (1240),  ber  l^eilige  Serg  bei  Olmü^ 
(n  1632),  9Rontfenat  su  Si^graS  (1643) ;  in 
S^Icfien  bie  Surgbergfirdde  bei  Sägemborf 
(I4.30W.),  9Rarientird^e  au  griebedf  (1665); 
iiSati)ten  Xuddoo(1597);  in  @Iaoonien 
1Roitt-€(l^  bri  ^etermarbein  (1618);  in 
l^iOQtienSiflric}  (fd^on  oor  1545  ^od^Derel^rt); 
in  Siebenbürgen  bie  SftanciScanerfird^e  gu 
^6om^  (1567),  bie  ^iariftenHrd^e  gu  JHau- 
HBhKg(1699);  in  2)almatien  SRaria  bello 
Soqido  (1452).  (SSgL  Th.  ErÜ  S.  J.,  Austria 
Ibriana  seu  gratiosarum  Virgineae  Dei  Pa- 
teotb  iconum  per  Austriam  origines,  pro- 
irems  ac  beneficia,  2  voll.,  Viennae  1735 
^  1786;  2.  a)onin,  ffiie  ffltorianifd^e  «uftria, 
IWl,  SBien  1884;  g.  g.  ihöneS,  (SeifHge 
«il^rt  |tt  SRarianifd^  ©nabenorten  ber  öfter- 
iQ^ifilHinvnrif^K^  9)}onar^te,  SSBien  1872 ;  ®g. 
<«  8.  J.,  aRarionifd^ed  Oberöfterrei^ ,  Sin} 
18fö;  Fontes  gratiammMarian.  sivehistorica 
täaäo  de  imaginibus  miraculosis  per  Unga- 


riam,  Claudiopoli  1739;  9«.  SorbänSaf^,  ©e- 
f(^retbung  ber  ©nabenbilber  im  ftönigreid^  Ungarn, 
$re6b.  1836,  «Peft^  1863;  A.  Balogh  deNem- 
ösiöZy  B.  M.  Maria,  Begina  et  Patrona  Hun- 
gariae,  Erl.  1872 ;  ber  öon  ben  Sefuitcn  in  ffa« 
locfa  herausgegebene  SRariengarten  (Szüz  Maria 
virägos  kertje) ;  J.  Obiteczki,  Statuae  et  ima- 
gines  omnes  B.  V.  Mariae  in  Bohemia,  Mora- 
via  et  Silesia  celebres,  Prag.  1670;  M.  Gut- 
wirth,  Tempe  Bohemiae  sive  famosiores  et 
verae  effigiesDeiparae  Virginia,  quaein  regno 
Bohemiae  miraculis  darent,  Prag.  1665;  Gg. 
Kastei,  Hortulus  Mariae  sive  devotiones  va- 
riae  de  beatiss.  Virgine  cum  XXXVI  prae- 
cipuis  provinciae  Bohemiae  miraculosis  ima- 
ginibus, Prag.  1686  [tro^  beS  £itel§  in  beutfd^er 
©prad^e];  3.  ©d^iffner,  SJefd^reibung  ber  Dor« 
}üglid^ften  ©nabenörter  im  Äönigreid^  99ö^men, 
$rag  0. 3.;  Fr.  Ecker,  Posvätnä  mista  kr.  hl 
mesta  Prahy  [beilige  Orte  Don  ^rag],  $rag 
1883.  1887;  Eichler,  Poutni  mista  a  milo- 
stive  obrazy  [9BaIIfabrt§orte  unb  ©nabenbilber 
in  SRöbren  u.  Oefterr.  @d^Ieften],  big  je^t  7  93be., 
»rünn  1887.) 

SlationaD^eiligtl^um  t)on  $  0 1  e  n  ift  bie  SBaU* 
fal^rtSürd^e  auf  bem  jllarenberg  Oa^nagöra)  gu 
Sa^nftod^au  an  ber  SBartl^,  too  ber  ^iaft  SBIabi§« 
laxD  1382  ben  ^aulanermönd^en  ein  ^lofter  gebaut 
unb  in  ber  IHrd^e  ein  fd^marged  9)labonnenbiIb, 
nad^  ber  @age  t)om  1^1.  Sucad  gemalt,  aufge- 
teilt batte.  3m  3.  1559  entfianb  bie  SBatt- 
al^rtSfird^e  SRariä  ^immelfal^rt  auf  bem  Serge 
)ei  ^ocaaiom.  3n  Si tauen  begann  nad^  1470 
bie  äBallfabrt  gu  SD^aria  Don  ben  SBeiben  ober 
S^rotoice  (ffreiS  ©lonim),  bie  ie|t  in  ben  §än« 
ben  ber  ©d^iSmattfer  ift.  Unter  bie  berü^mtefien 
äBaUfal^rten  ber  ruffifd^en  jfird^e  fmb  }u 
aal^Ien  bie  Satbebrale  in  Petersburg  unb  in  30to8* 
fau,  bie  IHrdden  au  jfafan,  3aro8lam,  Zid^min 
bei  92on}gorob,  bad  fflofter  StoplvaiotDla  bei  Sl^ar- 
f  Ott),  Sbalal  bei  34)boI8f,  Sogorobiaf oje  bei  Somgf . 
(Ueber  bie  alten  fatbolif^en  SSBaKfabrten  Dgl.  J. 
Drews,  Methodus  peregrinationis  menstruae 
Marianae  ad  imagines  Deiparae  per  Polo- 
niam  et  Lithuaniam  miraculis  celebres,  Vil- 
nae  1682.)  —  3n  SoSnien  finbet  ftd^  eine  Diel 
befud^te  SßaSfabrt  in  ber  gf^anciScanerfird^e  au 
©araiett)o;  in  ©erbten  au  92ijf<^;  auf  Supern 
bie  ^Rabonna  Sl^eque  im  jf lofter  ff^RoS ;  auf  3R  0« 
rea  ein  SucaSbtIb  im  fd^iSmatifd^en  jflofter  9ße- 
gafpiläon. 

S)ie  öltefien  aSBaEf alerten  in  S  e  I  g  i  e  n  bejlel^en 
au  €§quermeS  bei  SUIe  (1014)  unb  $oume§  (um 
1140).  SDie  SBaEfal^rt  aur  SRutter  ber  93arm- 
beraigfeit  in  ber  ffapellenfirdde  au  99rüffel  reid^t 
bis  1184  aurüdC  SDie  SBaUfal^rt  aur  Oonsolatrix 
afflictorum  in  Slntttierpen  entftanb  im  13.  ^oif)X' 
bunbert,  bie  au  ßott  in  93rabant  1267,  au  Kam« 
bron  1322,  au  URontaigu  bei  ©id^em  um  1400, 
au  SKaria  an  ber  ßid^c  bei  2Rorc§net  1760.  (Sgl. 
A.  Wichmans,  Brabantia  Mariana,  tribus 


855 


DJlartenioallfa^rtSortc. 


85( 


libris  partita,  Antv.  1632.  Tongerloae  1796; 
E.  Speelman,  Belgium  Marianum,  Histoire 
du  culte  de  Marie  en  Belgique  etc.,  Toumai 
1859.)  —  3tn  ©rofel^rgogtl^um  Sujcmburg 
Beft^t  bie  ^QU))tftQbt  bie  berül^mte  äSBaHtobtt  sur 
Sröftcrin  bcr  Sctrübtcn.  ®aS  »üb,  bem  bie  ©tabt« 
fd^lüffcl  anvertraut  finb,  ftanb  1674  bis  1795  in 
ber  SRarienfa))eQe  Dor  ben  $eftunggn)er!en  unb 
mürbe  nad^  bem  SinfaU  ber  f^tan^ofen  in  bie 
Sefuitenfird^e,  Jejt  ®omfird^e,  übertragen.  3m 
auftrage  beS  ^apfted  $iud  IX.  DoQjog  Sarbinal 
JReifad^  1866  bie  «rönung  beS  «ilbeS.  —  3n 
^  0 1 1  a  n  b  tüxxh  in  ber  Stolpe  bon  Stoermonb  U.  8. 
§r.  öom  Sanbe  feit  1435  öerel^rt ;  in  bie  gleid^e  Seit 
f äOt  bie  Sntftel^ung  U.  S.  $r.  Don  ber  Smpfangnil 
5U  ^er}ogenbuf(i^.  —  S)a8  aUt  !at]^oIif(|e  Sng« 
I  a  n  b  mar  f o  reid^  an  ÜRarienfirci^en,  ba|  baS  Sanb 
ben  Sitel  aRarienS  IBrautf^a^  erhielt.  3n  ber  Dom 
ffönig  3na  Don  SBeftfad^fen  708  erbauten  SWarien« 
fird^e  ju  ©laftonbur^  mürbe  bi§  ^ur  3^U  ^ein* 
rid)^  ym.  ein  Qiüd  Dom  ffleibe  unb  Dom  Gür- 
tel üRaria^g  l^od^  Derel^rt.  92id^t  minber  bebeutenbe 
SBattfal^rtSorte  mürben  (SbeS^am  (701),  SemfeS« 
buri)(715),  SoDentr?  (1043),  2Balfmg]^am(1061) 
unb  bie  berül^mte  ffopeUe  U.  S.  gr.  unter  ber 
6rbe  (Our  Lady  Undercroft)  gu  ßanterburp, 
mo  fd^on  ber  1^1.  S)unftan  gebetet  unb  988  fein 
®rab  gefunben  l^atte.  (SBgL  über  Snglanb  ba§ 
genannte  Sud^  Don  @pencer  9lort]^cote  256—323.) 
SSiele  SBaUf al^rtSorte  in^ranfreid^  reid^en  in 
bie  erften  Seiten  beS  Sl^riftentl^umS  bafelbft  gurüdf. 
2)aS  öltefte  C)eingt]^um  ift  bie  ©rotte  mit  bem 
IBilbe  ber  fd^margen  Jungfrau  (N.  D.  de  Soub- 
Terre)  }U  Sl^artred,  einft  ein  ^eiligt^um  ber 
^ruiben,  mel^e  ba§  Silb  alS  Virgo  paritura 
Derel^rten.  Unter  ffarl  bem  ffal^Ien  (geft.  877) 
mürbe  ber  jHrd^e  ein  Sd^Ieier  ber  feligften  Jung- 
frau gefd^enft,  ber  au8  ßonftantinopel  in'8  Sfran» 
fenlanb  gefommen  mar.  ©agenuml^üOt  ift  ber 
Anfang  ber  SBallfal^rt  nad^  fie  $u9«en"93elaq; 
bie  ölteren  Sl^eile  ber  ftird^e  bafelbft  reid^en  in'S 
6.  äal^rl^unbert  gurüdf;  beim  ^Beginn  beS  erften 
Jheugguged  mürbe  l^ier  baS  Salve  Regina  on« 
geftimmt,  bag  knge  3^^  ttur  ber  @efang  Don 
Se  $ul}  f)xt%  Submig  ber  C)einge  fteUte  1254  ba- 
felbft ein  uraltes  aRarienbilb  auf,  ba§  er  au§  bem 
aJiorgenlanbe  mitgebrad^t  l^atte.  9totre-2)ome  be 
la  2)eItDrance  in  ber  9lö|e  Don  Saän  in  ber  Slor- 
manbie  bürfte  big  in'8  4.  Sa^rl^unbert  l^inauf- 
reid^en.  92ad^bem  ba8  ^eiligtl^um  830  Don  ben 
5?ormanncn  jerftSrt  morben  mar,  erneuerte  fid^  bie 
SBaQfal^rt  unter  äSBiU^elm  bem  Eroberer.  93ou» 
Iogne«fur-2Rer  entftanb  633;  SRoc-Slmabour  bei 
Sal^orS  mor  fd^on  gur  3cit,  al§  Haxl  ber  @ro^e 
gegen  bie  SRauren  }og,  eine  l^od^berül^mte  SBaQ« 
fa]^rt.  3u  SoutanceS  in  ber  9}ormanbte  meil^te 
Sifd^of  ©eoffroi)  be  SKontbra^  1056  bie  neu  er- 
baute ßatl^ebralc  ber  feligften  3ungfrau  unb  fügte 
il^r  fpäter  eine  befonberc  3Kanenfa})ct(e  an,  in 
meld^er  er  bcr  ©age  nad^  fdfton  1070  ba§  geft  ber 
Unbefledftcn  ßmpfängnil  feierte,  gr  tonnte  mol^l 


bei  feinem  ^lufcnt^alt  ouf  ©icilien  baS  §fefi  Doi 
ben  ©ried^en  tennen  gelernt  l^aben.  Sänge  fü^rl 
eS  im  meftlid^en  Suropa  ben  begeid^nenben  9lame 
Sfeft  ber  9lormannen.  2)em  13.  Sabr^unbert  gi 
l^ört  9lotre-3)ame  be  la  ®arbe  bei  SKarfeiflc,  bin 
15.  3at)r]^unbert  9Jlaria  Dom  guten  SRat^e  (N.I 
de  Fourviöre)  5U  St)on  an ;  le^tere  ermud^  au 
einer  fd^on  im  9.  3al^r]^unbert  erbauten  SRariei 
ürd^e  auf  bem  alten  STrajanSforum.  9lotre-S)Qni 
be  Saud  in  ben  ^od^alpen  bei  ®ap  entftanb  1664 
unferem  3al^r]^unbert  ge()ören  2a  ©alette  (1846 
unb  ßourbes  (1858)  an  (f.  b.  9lrtt.).  (98gl.  hi 
oben  citirte  ^er!  A.  Egron,  Le  culte  de  l 
Sainte  Yierge;  N.  D.  de  France  ou  histoin 
du  culte  de  la  ste.  Yierge  en  France,  7  yoIb. 
Paris  1861 — 1867;  Marie  et  ses  pälerinagee 
Lectures  pieuses  sur  Thistoire  du  culte  deL 
ste.  Vierge  en  France,  Par.  et  Lyon  1878 
J.  E.  Drochon  et  H.  Glerget,  Eist,  illustr^ 
des  pälerinages  fran^.  de  la  träs-sainte  Yierge 
Par.  1892;  [AI.  Possoz  S.  J.]  Les  sanctnaire 
de  la  Märe  de  Dien  dans  les  arrondlBsement 
de  Douai,  Lille,  Hazebrouk,  Dunkerque,  Can 
brai,  Yalenciennes,  Avesnes  etc.,  Lille  184' 
ä  1848 ;  H.  Fougeiret,  Sanctuaires  anden 
et  modernes  de  la  träs-sainte  Yierge  dans  1 
diocese  de  Frejus  et  Toulon,  Toulon  1891).- 
3n  ber  Sd^mei^  finb  ju  nennen  SRaria-Sin 
ftebeln  (f.  b.  ^rt.),  S.-SfrauenfapeHe  )u  93orbnr 
(1049),  bie  gfelfengrotte  aWaria-Stein  bei  99a|( 
(fd^on  1431  befannt),  aRaria-Sidkubad^  (1528] 
U.  S.  Sfrau  Dom  Sd^nee  auf  bem  Stigi  (1689).  (Sg 
S.  IBurgener,  2)ie  SBaUfa^rtSorte  ber  fotl^olifd^ 
©d&meij,  2  93be.,  3ngenbo^I  1864.) 

Ueberföt  ift  3taHen  mit  aJlarienmallfa]^ 
Don  benen  mel^rere  in  bie  erften  3a^r^unberte  be 
@^riftentbumS  l^inaufreid^en.  Unter  bie  Don  meil 
l^er  befud^ten  SBaÜfal^rtgorte  gel^ören  in  ^iemon 
U.  S.  Sfr.  Dom  Srofte  (della  (^onsolata)  in  Xurti 
U.  2.  gfr.  Don  Dropa,  nörblid^  Don  IBieDa,  IL  i 
gfr.  Dom  ißf eiler  bei  ÜKonboDi  (gnbe  beS  15. 3o]>i 
^unbertS);  in  ßigurien  U.  S.  gr.  im  SDMIbd^ 
Don  Samogli  bei  ©enua  (1518),  VL  S.  gr.  t» 
ber  iBarml^ergigfeit  bei  Sabona  (1536);  in  bi 
Sombarbei  U.  S.  gfr.  Don  ber  ®nabe  bei  Stoii 
tua  (1399),  aJlaria  })reffo  ©an  gelfo  in  aRoHan 
(1485),  }u  Sirano  im  SSeltlin,  }u  SaraDoggi 
(16.  Sal^r^unbert) ;  in  SSenetien  bie  Don  be 
©eefal^rem  Diel  befud^te  SRabonna  Dom  Sd^iffM 
auf  Sl^ibggia;  in  ber  Smilia  tt.  S.  ^x,  Don  be 
äBad^e  beiSoIogna  (1160),  U.  8.  gfr.  Domgdici 
im  S)ome  ju  gforli  (1428),  U.  S.  gr.  Don  Kiraiw 
(fd^on  1810,  in  meiteren  ifreifcn  befannt  feä 
11.  aRai  1850);  in  ben  9Jlar  fen  ßoreto  (f.b.&t); 
in  So§cana  U.  S.  gr.  Dom  gelfen  (14. 3a^ 
^unbert),  ju  aKontcpulriano  (1357),  «.  2.  ^p 
aWonte  5Rero  bei  ßiDomo,  U.  S.  gfr.  Dom  %tm 
gu  arejjo  (1796).  3n  Som  finb  unter  ben  62 
ber  5IKutter  ®ottc§  gemeinten  ffird^en  befonberÄ  {B 
nennen  anaria^Sd^nee  ober  ajlaria  9Raggioit 
bereu  SucaSbilb  feit  bem  5.  Sa^rl^unbert  bafeüp 


857 


9narienu)anfa^rtgorte. 


858 


ioilptxdfA  ijl  unb  bon  ®regor  bem  ®ro|en  590 
pr^ej^dt  in  fderlici^er  $ro}effion  burd^  bie  @tabt 
liefrogen  rmxtit;  SRario  in  SraSteDere,  fd^on  unter 
Sqfanber  @eDerud  auf  berfelben  ©teDe  (terra 
noitoriA)  erbaut,  mo  bei  ber  ®eburt  Sl^rtfti 
jild^id^  eine  OelqueÜe  entfprang ;  SRaria  Don  ber 
imncnDö^renben  ^ilfe,  ^uerfi  auf  ber  Snfel  ffan> 
\k  tttt^tt,  bann  1499  in  ber  Stxx(fyt  @an  SRatteo 
auf  bem  SSquilin  unb,  nad^bem  bief e  ffird^e  ^er« 
pdit  iDorben  »ar,  1866  nac^  @ant'  ^Ifonfo  über- 
traten; ba9  oon  3aco)>o  @anfot)ino  (gefertigte 
Shmoibilb  ber  ^intmelstönigin  in  @ant'  Slgo* 
itiBo(1527);  in  ber$rot)ina9tom  U.  S.  gt. 
um  ber  (Sid^e  bei  Siterbo  (1417),  U.  S.  gfr.  Dom 
gutm  Statin  )u  ®ena5}ano  (1467),  gu  ®aIoro  bei 
Izkcta  (1621),  )u  SRon^iero  (um  1780);  in 
Campanien  UL  S.  ^t.  Dom  Sarmel  gu  3ltapt\, 
ttti  ber  bnnKen  gfarbe  bed  SilbeS  meifl  ©anta 
OtoriabeDa  9nina  genannt  (iDlitte  bed  12.  ^al^r- 
(naberiS),  IL  S.  ^x.  Don  ber  @rotte  ober  pr- 
fpn4erin  ber  ©unber  bei  Sa  SaDa  (1702)  unb 
Üejüngfle,  ou^rorbentlid^  befud^te  SSBaQfal^rt  U.  S. 
8t  Mm  Xofenfran}e  gu  Tleu-^ompeji,  nol^e  am 
li|»tit^ter  ber  alten  ©tabt  (1876 ;  eonfeaaUon 
berSaftfifa  SRai  1891).  «uf  ©icilien  rul^mt 
ful  SRefftna,  in  ber  Ihrd^  U.  S.  gfr.  Dom  IBriefe 
eiBeSoDfabrt  oud  apoftoKfd^  3^ii  )u  beft^en; 
obete  SBaOfal^rten  fmb  SRaria  Dom  ©iege  gu 
fileniu)  (1171),  SRaria  Dom  Std^te  )u  %xapani 
(1211),  Jungfrau  Don  ben  SBunbem  gu  ©qracud 
(1500),  auf  bem  IBorgebirge  Orlanbo  (1598). 
bf  ber  Beinen  Snfel  Sampebufa  gmifd^en  ©tci* 
lia  imb  Zuni«  nrirb  feit  alter  Seit  ein  SRorien- 
Klb  tion  ben  ©d^iffem  l^od^Derel^rt.  (IBgl.  O.  B. 
b  Albertis,  De  apparitione  es.  Virginis  Mi- 
Mncordiae  Saonae  et  de  ejus  miraculosis  ima- 
gioilKiB  in  Italia  libri  lY,  Genuae  1682 ;  Flam. 
(loniiro,  Venezia  favorita  di  Maria.  Bela- 
Boiie  deUe  immagini  miraculose  di  s.  Maria 
CQoserrate  in  Venezia,  Padov.  1758;  Idem, 
Apinntioniun  et  celebriorum  imaginum  Dei- 
ptne  Y.  Mariae  in  civitate  et  dominio  Ye- 
tttiamm,  Yenet  1760,  ital.  ib.  1761;  X.De- 
>areo  S.  J.,  Memorie  istoriche  delle  immagini 
fi  lUria  Santias.,  che  si  venerano  in  Boma, 
4toIL,  Rom.  1795 ;  Hisi^des  images  miracu- 
lcoM8  de  Borne  et  des  Etats  de  Teglise  en 
1796  et  1797.  Introduction  k  Thistoire  des 
Uttsee  muraculeuses  de  Bimini  et  des  Etats 
^reglise  en  1850,  Par.  et  au  Mans  1850; 
n.  SuDpieri,  Iconologia  Messanese,  owero 
luitoria  degli  immagini  miraculose  della  B. 
'•  Karia,  Patrona  de'  Messanesi ,  Messin. 
1644;  Octav.  Caietanns  S.  J.,  Origines  ill. 
^fimn  8S.  Deiparae  Mariae  in  Sicilia  in 
^tm  Serfe  Yitae  Sanctorom  Siculorum,  II, 
naonni  1657,  281  sq.,  unb  in  ber  93olf3fprad^e 
^  Z.  Xomburim,  Palermo  1666;  St.  Alberti, 
^braTiglie  di  Dio  in  onore  deUa  sua  sant. 
Kilbe  rirerita  nelle  sue  celebri  immagini  in 
&flia,  Palermo  1718.) 


Sn  ©panien  bringt  bie  fromme  ©age  bie  gut- 
ftel&ung  einiger  TOarienwaüfal^rten  mit  ber  S5er- 
fünbigung  bed  Sl^riftentl^umS  burd^  ben  Slpoftel 
äacobuS  in  IBerbtnbung.  ^od^Derel^rt  iß  bie  ffa« 
pette  in  2Ritte  ber  ßatl^ebrale  Don  ©aragoffa, 
meldte  boS  «eine  SKarienbilb  U.  S.  gr.  Dom  Pfeiler 
(del  Püar)  in  fid^  birgt  (gbenfo  berühmt  ift  in 
einer  ©eitenfapeUe  bed  S)ome§  Don  Zolebo  baS 
IBUb  ber  äungfrau  be§  ^eiligtl^umed  (Yirgen  del 
Sagrario),  fd^on  jur  Qdt  beS  1^1.  SlbefonS  burd^ 
SDBunber  Derl^errlid^t,  714  beim  Snjuge  ber  9Rau» 
ren  in  einem  tiefen  93runnen  Derborgen  unb  1085, 
nad^bem  SlfonS  Don  SaftUien  bie  ©tabt  mieber 
erobert  l^atte,  munberbor  auf gefunben.  6in  ebenfo 
altes  aWarienbilb  julBarcelona  tourbe  717  in  ben 
©d^Iud^ten  bed  SRontfenat  Derborgen  unb  gab,  ald 
ed  880  tt)teber  gefunben  tourbe,  9lnla^  aur  meit- 
berül^ten*  SBaQf al^rt  auf  ben  9Rontferrat.  S)a8 
n)unbert]^ätige  ÜRarienbilb,  tteld^eS  ®regor  ber 
®ro|e  bem  |l.  Seanber  Don  ©eDiOa  gefd^idft  ^atte, 
n)urbe  718  Dor  ben  SRauren  in  bad  Zl^al  Don 
®uabalu))e  gepd^tet;  nad^bem  eS  l^ier  }ur  Seit  bed 
ffönigS  SllfonS  XI.  mieber  entbedtt  toorben  toar, 
gab  ed  1340  nad^  bem  großen  ©iege  Don  ©alabo 
linla^  3um  Sau  ber  SBaQfal^rtdhrd^e  unb  beS 
fflofterS  Don  ©uabalupe  (ißroDina  Sacered).  3m 
3a]^re  1461  entjlanb  bie  SBallfal^rt  gn  U.  2.  Qfr. 
Don  ber  ®nabe  in  ber  ©d^Iogfird^e  )u  9lrd^ibona 
($roDina  SRalaga).  IBielbefu^te  SßaHfal^rtdKr^en 
finben  ftd^  in  Saftilien  ^u  ©anta  9Raria  la  Steal 
be  9iieDa,  )u  ©teQa  auf  bem  Serge  bei  9II6ar« 
5uga,  Dor  ber  ©tabt  SlDila;  in  ^nbaluften  }u 
3aän,  U.  S.  ^r.  an  ber  OueOie  bei  SorboDa,  auf 
bem  93erge  }u  Sabeja  unb  )u  Utrera  bei  %Icani} ; 
in  Valencia  }u  SRo^a  unb  in  ber  ^rancidcaner* 
ürd^e  }u  SIHcante;  in  Sragonien  }u  Xremebal  im 
Reifen  bei  Oril^uela  unb  in  ber  ^ranciScanerfird^e 
5U  Sucena ;  in  92aDana  )u  Segarba,  SlonceDdled, 
bad  Silb  be  Sobe  bn  Xorralba  unb  ba§  Silb  in 
ber  S^orl^enenfird^e  )u  ^amplona;  in  ®ranaba 
auf  bem  beiligen  Serge;  in  ©uipujcoa  U.  S.  ^i. 
Dom  Suf^e  bei  Onate.  ^uf  ben  canarif d^en  3nf ein 
bie  SBaafabrt  ju  3:eneriffa  (Dor  1541).  (Sgl. 
Juan  de  Yüla^ne  S.  J.,  Compendio  bistorico, 
en  que  sa  da  noticia  de  lais  milagrosas  y 
devotas  imagenes  de  la  Be3ma  de  cielos  y 
tderra,  que  se  veneran  en  los  mas  celebres 
santuarios  de  Espana,  Madrid  1726.  1740; 
J.  Fr.  A.  de  Ustarroz,  Cronologia  de  las  ima- 
genes aparecidas  de  Nuestra  Senora  en  el 
regno  de  Aragon,  9ar&goza  1643.)  —  3n  ißor« 
tugal  fmb  }u  nennen  U.  S.  gfr.  Dom  Sufd^e  bei 
ßDora  (1140);  U.  S.  gfr.  Don  9?asaret^  ju  $eber« 
neira  bei  Slcobaja  mit  einem  Silbe  au8  ^laiaxtif), 
bad  mäl^renb  bed  gried^tfd^en  SilberfturmeS  nad^ 
Portugal  fam  unb  um  1150  im  SBalbe  mieber 
ouf gefunben  tt)urbe ;  ©anta  9Raria  ba  SataV^a  am 
fii§  ($roDin}  Sftremabura),  1385  ^um  ^inbenfen 
an  ben  ©ieg  Don  ^Ijuborrota  gefttftet ;  U.  S.  %x. 
Don  «tal^a  (Sejirf  ©etubaO;  M.  8.  pfr.  ba  gabo 
auf  bem  Sorgebirge  ßäpid^el  (ißroDinj  ßjkema« 


859 


ajlorina  —  5Diarini. 


86 


buta) ;  U.  2.  fjr.  auf  bctn  IBcrgc  ^rrabiba  Bei  Sifia- 
bon. — «uf  ber  SnfeiaRabeira  U.2.gfr.  öomSctgc. 

Unter  ben  au6ercwro})Qifd^en  SBaHfal^rtcn  pnb 
^u  nennen  in  9lf rifa  IL  S.  gr.  tom  ©iege  im 
Meid^c  «ngola  (5Rieberguinea)  feit  1488;  ju  aiöier 
U.  S.  8fr.  öon  afrifa  (1855);  bie  StaptUt  bei 
ftairo,  tt)0  bie  ^eilige  fjamilie  wäl&renb  il^reS  Slnf« 
entl^dte«  in  Seg^ptcn  weilte.  —  3n  ?lften  fin« 
ben  ftd^  Qu^er  ben  burd^  bie  @egenn)art  QRaria'g 
geheiligten  Stätten  in  ^olöftina  bie  SBaÜfal^rtS' 
f  ird^e  auf  bem  ©armel,  nad^  il^rer  legten  3crftörung 
(1821)  »ieber  aufgebaut  unb  öon  ®regor  XVI. 
1839  }um  Stang  einer  99afUtta  erl^oben^  ÜRaria 
Dom  ^rojte  in  ber  (Sbene  SI  IBefr  am  fiibanon 
(1880),  U.  S.  gr.  Don  ben  B^ürmen  bei  Beirut  baS 
SucaSbilb,  genannt  bie  |)eufd^redfen-9Rabonna,  im 
^öl^Ienflojter  ber  ißanagia  Don  @umelad  inff  oId^i§ ; 
in  änbien  bie  ffird^e  §u  9)taQa))uram  ünb  äJlaria 
Don  ben  (Sngeln  )u  $onbid^er9;  in  Sl^ina,  ba§ 
nod^  im  Dorigcn  äal^rl^unbert  ben  92amen  ^Dtarien« 
proDing  fül^rte,  ift  befonberS  befannt  bie  Sßallfal^rt 
im  ?)afen  Don  2Racao.  —  9?ad^  9lmeri!a  brad^ten 
bie  ©panier  bie  innigfte  SKarieuDerel&rung.  Se« 
rül^mt  ftnb  bie  SBaQfal^rtSfird^en  ©uabalupe  ^i* 
balgo  bei  SWegico  (1551),  U.  S.  fjr.  Don  ber  ^xl\t 
unb  Don  ®uabalu|)e  bei  2)urango,  bie  Jlird^en  in 
ber  ^la^t  Don  Sacattcali,  gu  Samped^e,  gu  Orijaba. 
3n  Eoftarica  finben  ftd^  U.  2.  fjfr.  Don  ben  ©ngeln 
5U  Sartago,  bie  ff  ird^en  }u  Sl^iantla  unb  ÜRarf agua ; 
in  Solombia  bie  SRetropoIitanfird^e  §u  @anta  ^t 
be  Bogota  unb  nal^e  ber  @tabt  U.  2.  gfr.  Don 
SRontf errat  unb  ®uabalupe;  inlBenejuela  Slraure 
(1702),  ©uanare  (1652),  ©uinguire;  in  gcua- 
bor  U.  2.  tS^.  de  agua  santa  }u  BanoS;  in  Bra« 
filien  U.  2. 3ff .  Don  ber  ©lorie  ju  ^o  be  Saneiro ; 
in  Strgentina  ÜRaria  be  ffllercebe  ju  Buenos  9lire§; 
in  ß^ile  ju  Sluca^ama  (Bilb  ein  ©efd^en!  beS 
ffaiferg  ffarl  V.),  ju  ^rauco  unb  gu  ^uambalDa; 
auf  ben  SlntiOen  supigueg  bei  @an  Domingo  unb 
91.  Senora  be  la  @^ribab  bei  Sobre  auf  ^viba. 
3n  Kanaba  ifl  gu  SWontreal  SWaria-^Hf  (1675); 
in  ben  StodC^  SRountaind  U.  2.  gfr.  Dom  @ebete 
(1841);  inO^io  auf  SWount  mam«  bie  SaßaH- 
fal^rtSürd^e  jur  Unbepedtten  Smpföngnife  (1861). 
(BgL  Franc,  de  Florencia,  Origen  de  los  mas 
insignes  santuarios  de  la  Nueva  Galicia  en 
la  America  septentrional,  Mexico  1694;  Zo- 
diaco  Mariano  •. . .  Historia  general  de  las 
imagenes  de  la  Virgen  Maria,  que  se  veneran 
insignes  en  la  America  septentrional.  Obra 
postuma  . . .  publ.  por  Juan  Ant.  de  Oviedo, 
Mexico  1755.)  [©treber.] 

'Marina  Don  @§cobar,  f.  SScobar. 

'Istarini  (de  Marinis),  ein  alteS  genuejifd^eS 
©efc^Ied^t,  au§  tt)eld^em  mel^rere  als  Sl^eologen 
unb  jKrd^enfürften  l^erDorragenbe  ©lieber  beS  2)o« 
minicanerorbenS  l^erDorgingen.  1.  2eon]^arbbe 
SRariniS,  geboren  1509  auf  ber  bamalS  ben  ®e« 
nuef cn  gcl^örigen  Snfel  gl^ioS  im  ägöifd^en  ÜReere, 
trat  bajelbft  in  ben  ®ominicanerorben  unb  DoH- 
enbete  feine  ©tubien  im  ©ouDcnte  ju  ®enua  mit 


großem  Srfolg.  Balb  galt  er  als  eine  3^^^^  f^^ 
OrbenS ;  er  toax  nid^t  bIo|  ein  frommer  unb  muflei 
l^after  SReligiofe,  fonbem  aud^  ein  gefeiertet  Stamt 
rebner  unb  gemanbt  unb  braud^bar  in  ber  9ki 
tt)altung  Derfd^iebener  OrbenSömter.  fßaul  DI 
ber  feine  ungemöl^nlid^e  Begabung  erfannte,  ^ 
il^n  }um  Soablutor  unb  92ad^foIger  beS  Bif^of 
Don  Perugia  auSerfel^en;  allein  berXob  beSfßo^ 
fteS  Derl^inberte  bie  Bermirflid^ung  biefer  Befünif 
mung.  ^afür  ernannte  il^n  ^apft  SuIiuS  in 
am  5.  ünör^  1550  ^um  Sitularbifd^of  Don  2(U> 
bicea  unb  Slbminiftrator  ber  2)i5cefe  SJtantua  ii 
©teÜDertretung  beS  Bifd^ofS  unb  SarbinalS  ^ 
cuIeS  ©ongaga.  SBöl^renb  feiner  jtteijiö^nni 
SBirffamfeit  in  biefer  ©teHung  enoarb  er  fi^  Ui 
2iebe  unb  Bere^rung  ber  ÜRantuaner  in  fo  ^o^ 
@rabe,  bag  fie  il^m  baS  Bürgerred^t  ertl^eilten 
hierauf  tourbe  er  Dom  $apfie  als  92untiuS  nad 
©panien  an  ben  ^of  ftarlS  V.  gefanbt  unb  legi 
baf elbft  mit  großer  Umftd^t  mel^rere  fird^lid^e  ©titl 
tigfeiten  bei,  erful^r  aber  aud^  feitenS  ber  fönig 
li^en  Beamten  megen  ber  unerfd^rodenen  Bertis 
bigung  ber  ^tä^it  unb  ber  ^uctoritöt  beS  apofb 
lifd^en  ©tul^IeS  mannigfad^e  ^infeinbungen.  90 
fol^e  Befd^merben  nal^m  er  ungebeugten  3Ru^ 
l^in,  bis  enblid^  j?önig  ^^ilipp  U.  bem  f^ 
unb  il^m  felbft  Siedet  unb  @enugt]^uung  ttibcr 
fal&ren  Iie|.  9luf  ber  SRüdfreife  Don  ©panien  fan 
SOtarini,  alS  jf aufmann  Derüeibet,  nad^  ®ent  be 
ÜRetropoIe  beS  (SalDiniSmuS,  Derfel^rte  bort  mi 
SalDin,  Besä  unb  Biret  unb  lie^  ftd^  Don  erfleren 
fogar  ju  Sifd^e  laben,  hierbei  nal^m  er  ®elegeit 
l^eit,  mit  il^nen  über  fatl^olifd^  @ebröud^e  wA 
2e]^ren,  inSbefonbere  über  ^eiligeuDerel^nmg,  i\ 
biSputiren,  unb  trieb  fte  fo  in  bie  6nge,  bafe  bei 
®aftgeber  auS  Berlegenl^ett  bie  Safd  aufi^ob 
SDlarini  aber  eS  für  geratl^en  fanb,  fo  rafd^  ttri 
möglid^  ab^ureifen,  um  nid^t  erfamtt  p  merbei 
unb  fein  unb  feiner  Begleiter  2eben  in  ®ef a^  p 
bringen.  ^a6)  3iom  jurüdfgefel^rt,  tourbe  er  Doi 
$au!  IV.  aufs  gl^rcuDoUfte  empfangen ;  nur  be 
Sob  j^inberte  ben  ^apft,  feinem  ®efanbten  M 
ber  ftird^e  geleiftetcn  SHenfle  gebfil&renb  ju  lohnen 
©ein  9lad^foIger  $iuS  IV.  berief  i^n  im  3a^r 
1560  auf  ben  bifd^öflid^en  ©tul^I  Don  2an€iasi 
in  ben  9[bru)}en  unb  Derliel^  il^m  itod  3a^re  bot 
auf  baS  ^aUium,  inbem  er  2anciano  jum  SRetro 
politanft^e  erl^ob,  um  baburd^  bie  lange  fd^mebenbr 
S)tfferen}en  ^n^ifd^en  biefer  ftird^e  unb  bem  SrgÜe 
tl^um  Don  &^uix  su  beenbigen.  Balb  barauf  fonM 
il^n  ber  $apft  auf  Bitten  unb  S)rangen  beS  (^ 
binalS  ^ercuIeS  ©onjaga,  beS  erften  Borft|a: 
ben  auf  bem  Eoncil,  nad^  Srient.  §ier  trq  ■ 
am  26.  SOtörg  1562  ein  (A.  Theiner,  Acta  gt 
nuina  ss.  oecum.  Conc.  Trid.  I,  696)  unb  nol' 
fofort  an  ben  Slrbeiten  ber  erl^abencn  Berfomif 
lung  ^erDorragenbcn  Slntl^eil.  Bon  ben  Sorbiroil 
legaten  gur  münblid^en  Berid^terÜattung  über  bi 
Berl^anblungen  begügli^  ber  92atur  ber  Step* 
benjpßid^t,  ob  fte  auf  göttlid^em  ober  fird^Iidj^ 
SRet^tc  berul^e,  unb  namentlid^  über  baS  untei 


861 


SMarini. 


862 


tat  (EimcilMtem  verbreitete  oufregenbe  Oitiüä^i 

mt  toorfie^enben  Sluflofung  ober  SSerlegunc; 

M  SimcilS  on  ben  $Qpjt  gefenbet,  feierte  er  otn 

10.  Snit  1562  mit  ben  geioünfci^ten  SBeifungen 

flBbSttffd^ntn  naä)  Srietit  ^urüd  (Pallavicino, 

Istoria  del  Concilio  di  Trento,  1.  17,  cap.  1, 

D.  7;  cap.  2  et  8,  n.  1  et  2 ;  Lod.  Beccadelli, 

Monmneiiti  di  varia  letteratura,   Bologna 

1804,  n,  24).  Sel^n  Xoge  borauf^  in  ber  ©eneral- 

cosgregation  oom  20.  3uli,  tuurbe  er  qI8  9Rit« 

glicb  ber  Deputation  getoöl^It,  mel^e  bte  canones 

iiib  doctrina  über  baS  ^eilige  3Re|opfer  ent* 

tttfen  foflte  (Theiner  1.  c.  H,  59).    Seaüglid^ 

bcrgnige  bed  Saienfeld^eS  fprad^  er  ftd^  in  ber 

Smerolcongregation  Dom  29.  ^uguft  unter  ge* 

nnljen,  jebe  Sd^öbigung  beS  fotl^oUfd^en  ®Iau« 

ben!sbetDu|tfeinS  au§{d^(ie|enben  Sebingungen  für 

fieiDö^nmg  bed  ffeld^S  in  ben  faiferlid^en  San» 

bcm  Sö^men  unb  Ungarn  au§;  betrep  S)eutfd^« 

knM  folUen  oon  ben  bortigen  9ifd^5fen  nod^  ge* 

sanere  Snformationen  über  bte  2)ringlid^!eit  unb 

S&Kiimö^igleit  biefer  Sonceffion  eingel^olt  mx* 

bea  (Themer  I.  c.  II,  98  sq.).  3n  ber  ®eneral« 

cosjpgation  k)om  17.  9Rai  1563,  bie  mit  ben 

.Dtiftbrdud^en  be^üglid^  beS  SBeil^efacramentS" 

^  befähigte,  ergriff  ber  Srgbifd^of  t)on  fian- 

(ionobieSelegenl^t  in  fd^arfer  SBeife  bie  faifer* 

li^cn  Oratoren  über  baS  pflid^tmibrige  3lx^U 

fxjiifmm  ber  beutfd^en  93i{d^öfe  unb  felbft  ber 

8itr[nr{len  bei  bem  Soncil  ^u  inter|)eüiren.  @r 

aisBerte  an  il^ren  SonfecrationSeib  unb  betonte, 

ba|  pe,  mit  SuSnal^me  be§  Srjbifd^ofS  t)on  @al}> 

taq  mib  ber  »ifd^öfe  Don  ^fel  unb  Sid^ftött, 

04  ni^t  einmal  $rocuratoren  gefenbet  l^ötten 

I.  f.  tt).  (t»gL  l^ierüber  Le  Plat,  Monumentormn 

ij  iiistoriain  Conc.  Trid.  spect.  collectio,  Lo- 

nm  1787,  VI,  61 ;  Raynaldi  Annal.  ad  1563, 

0.92;  Beccadelli  L  c.  73;  Pallavicino  1.  20, 

e.l7,  n.  7  sq. ;  Theiner  1.  c.  II,  276  sq.).  —  ^aä^ 

m)igung  beS  eoncilS  (1563)  feierte  aßarini  in 

irac  Sribiöcef e  ^urüd  unb  begann  bie  tribenti« 

)&i4e  Reform  burd^)ufü]^ren.  ^Qein  balb  fanbte 

t^B  ber  $opft  neuerbingS  afö  opoftolifd^en  Sega* 

tot  in  €ai^  beS  SoncilS  unb  in  anberen  f (i^tt)ie« 

tum  fir^lid^en  Sngelegenl^eiten  an  ben  ffaifer 

Suqjnilian  U.  S)ie  rafd^e  unb  glüdlid^e  9u§« 

\äßa%  fetned  Suftragd  bemirfte,  ba^  bie  il^m  am 

S^iaffe  be«  C^cild  bereits  sugeba^te  Sl^re  bed 

?Nntr6  il^m  \tifi  )u  Zl^eil  merben  f oute ;  allein 

^  ic|t  Derl^inberte  ber  Zob  beS  ^)>fteS  bie  SluS- 

(pmg.  SRorini  reftgnirte  nunmel^r  auf  fein  9i§« 

w  imb  }0g  fid^  ouf  baS  @d^lo|  Somba  f eined 

merS  Stomas  gurüd,  um  ftd^  gan^  ®ott  unb 

)Qtt  |cber  ber  Setompfung  ber  ^örefie  ju  tt)ib« 

^  Seine  Sunidgejogenl^eit  tt)ar  iebod^  nid^t  Don 

'•get  JJttuer.  $iu8  V.,  ber  mittlermeüe  (1 7.  3q- 

ttn  1566)  ben  Stul^I  i(ktri  beftiegen  l^atte  unb 

^  Qtfgejetd^neten  ®aben  bief  ed  feltenen  ÜRanneS 

004  toeiter  }um  Segen  ber  jfird^e  Dermenbcn 

^lÜä,  berief  i^n  auf  ben  bifd^öflid^en  @tubl  Don 

Vk  mb  ernannte  i^n  jugleid^  }um  apoftoIi|d^en 


SBifttator  Don  25  Si§t^ümem  —  ein  SetoeiS,  mie 
emft  eS  ber  $apft  mit  ber  ®urd^fejung  ber  tri» 
bentinifd^en  Steform  nal^m.  9{ad^  fed^gjöl^nger 
eifriger  ^mtSfiil^rung,  bie  il^m  bie  befonbere  ^0^» 
fd^d^ung  unb  Siebe  feineSSRetropoIiten,  beS  I^Lffarl 
93orromöu§^  ermarb,  niurbe  er  im  3. 1572  Don 
®regor  Xin.  auf^S  9leue  mit  einer  ®efatü)tfd6aft 
an  bie  j^önige  $l^ili))))  IL  Don  Spanien  unb  @e* 
baftian  Don  Portugal  betraut,  um  biefe  beiben 
ÜRonard^en  }ur  (Erneuerung  be§  SünbniffeS  gegen 
bie  Surfen  5U  bett)egen.  92ad^bem  SRarini  aud^ 
biefe  SDtiffton  erfolgreid^  auSgefül^rt,  foDten  enb- 
lid^  feine  Dielen,  ber  jhrd^e  unb  bem  ^apfttl^um 
geleifteten  2)ienfte  toirüid^  mit  bem  Sarbinalate 
belol^nt  merben;  aQein  fd^on  am  gmeiten  Sage 
nad^  feiner  9lnfunft  in  SRom  ergriff  il^n  ein  böi« 
artiged  gfieber,  baS  il^m  am  11.  3uni  1573  ben 
Sob  brad^te,  im  63.  Saläre  feines  Seben§.  —  «uf 
@tf)z\^  ber  Srienter  S^nobe  unb  beS  ißapfteS 
Derfa^te  (Si^bifd^of  SRarini  in  ©emeinfd^aft  mit 
gweien  feiner  ÖrbenSgenoffen,  ßgibio  fjfogcarari, 
Sifd^of  Don  aWobena,  unb  bem  ^ortugiefen  fjran« 
dSco  Sfureiro,  ben  fog.  „Stömifd^en  ffated^i§mu§", 
ber  im  3. 1566  unter  bem  Sitel  Gatechismus 
Bomanus  vulgo  dictus  ex  decreto  ConciHi 
Tridentini  compositus  et  Pii  V.  jussu  editus, 
Bomae  1566,  erfd^ien.  9ud^  gel^örte  SRarini  }u 
ber  Sommif fton  Don  Sl^eologen,  meldte  im  Sluftrage 
$iu8'  V.  eine  neue  Derbejferie  SluSgabe  beS  Sre- 
DicrS  (1568)  unb  be§  SKijfale  (1570)  bcforgten. 
^1§  ©eneralDicar  bed  93ifd^of§  Don  SRantua,  @ar- 
binal  ^erculeS  @onsaga,  l^atte  er  einen  „ff atec^iS« 
mu5  für  bie  ©tabt  unb  ©iöcefe  SWantua"  (Man- 
tuae  1555)  Derfa^t  unb  im  auftrage  beS^apfteS 
$iu§  rv.  bie  IRegeln  unb  @a^ungen  beS  ^ama« 
bitenorbend  reDibiri:  Begulae  et  Gonstitutiones 
Glericonim  regularium  s.  Pauli,  congregatio- 
nis  8.  Bamabae  dictorum,  jussu  Pii  lY.  re- 
cognitae,  discussae  et  comprobatae.  (93gl. 
üghelH,  Italia  sacra  IV,  416—424;  Quetif, 
Script.  Ord.  Pr.  H,  228  sqq.) 

2.  Sind  berfelben  SlbelSfamilie  flammte  %f^o» 
maS  be  SWariniS,  ein  ©ro^neffe  be8  SBorigen 
unb  ©ol^  beS  3ol&.  Sapt.  be'  ÜJlarini,  §erm 
Don  Somba,  unb  ber  Sl^eobora  auS  bem  ^aufe 
ber  ©iuftiniani.  93eibe  (gltem.  auSgejeid^net  ourt^ 
ben  5lbel  ber  ©eburt,  nod^  mel^r  aber  burd^  ben 
be«  Seifte«,  ber  SKlbung  unb  Sugenb,  liefen  i^ren 
IHnbem  —  Dier  ©öl^nen  unb  fed^  Softem  — 
eineDortrcfp[id6e(5t^ie^ungangebeil^en.S)rei©ö]^ne 
traten  in  ben  ©ominicanerorben;  Dier  Söd^ter  nal&- 
men  ben  ©d^Ieier.  Sl^omaS,  ber  grftgeborene, 
tt)urbe  in  Som  in  ben  EonDent  sopra  Minerva 
aufgenommen  unb  bafelbft  im  3. 1608  jum  Seig- 
rer ber  Il^eologie  beförberi.  dreimal  Derfa^  er 
bei  ben  (Seneralcapiteln  bie  ©teile  eine«  ©ecretär«; 
im  3. 1612  tt)urbe  er  5lffiftent  be«  Orben«generaI« 
mit  bem  Sitel  eine«  ^proDinjial«  Dom  J^eiligen  Sanbe 
unb  marb  bann  ©eneralcommi jfar  für  ©eutfd^Ianb 
unb  ^roDinjial  für  beibc  ©idlien.  6r  erttwirb  pd^ 
grofee  SSerbienfte  um  SSBiebereinfül^rung  unb  9luf- 


863 


SKarini. 


86< 


ted^tl^oltung  einer  fttengem  Orbendbi§ci))Iin  unb 
ftotb  SU  mtaptl  im  3.  1635. 

3.  3o^.  »apt.be  aJlariniS,  ©ruber  beS 
SSorigen,  würbe  in  SRom  am  28.  Jloöember  1597 
geboren  unb  auf  ben  9lamen  gcrbinanb  getauft. 
16  Saläre  alt,  empfing  er  ba§  fileib  beS  %  ®o« 
minicuS  auS  ben  f)änben  beS  DrbenSgencralS  ©e» 
rafino  Sicco  am  25.  SWärj  1613.  5«ad^bem  er 
ein  Sal^r  barouf  an  bemfelben  Sage  bie  f eierlid^en 
®elübbe  abgelegt,  mürbe  ber  jugenblid^e  OrbenS« 
mann  nad^  Spanien  gefd^idt,  um  an  ben  berül^m* 
ten  @(^ulen  Don  @alamanca  unb  Sllcala  ben  pl^i« 
lofopl^ifd^en  unb  tl^eologifd^en  @tubien  ftd^  ^u 
mibmen.  3laä)  Stom  jurüdgefe^rt,  leierte  er  am 
SoUegium  sopra  Minerva,  ermarb  bann  bie  tl^o« 
Iogif(|e  2)oct0rmürbe  unb  mürbe  im  3.  1628 
oom  $apfte  Urban  VIIL.  jum  ©ecretär  ber  3n» 
bejcongregation  ernannt  —  ein  ^mt,  beffen  inel« 
iä|rige  gemifjenl^afte  gfül^rung  il^m  eine  tljflut  Don 
perfönlid^en  SSerböd^tigungen  unb  Sd^mäl^ungen 
fcitenS  ber  SBerfaffer  cenfurirter  ©d^riften  eintrug. 
92amentlid^  Derfolgte  il^n  ber  geleierte,  aber  gegen 
bie  3nbe£Congregation  fel^r  erbitterte  Sefuit  £]^e0" 
pl^il  Sta^naub,  meld^er  u.  91.  in  ber  pfeubon^men 
©d^rift  De  immunitate  Gyriacomm  (b.  1^.  ber 
Dominicaner)  a  ceneura  diatribae  Petri  a  Valle- 
clausa  eine  bei^enbe  ©atire  DoD  perfönlid^er  3n« 
DectiDen  auf  bie  angeblid^  bie  Snquifition  unb  ben 
3nbes  bel^errfd^enben  S)omtnicaner  unb  inSbefon* 
bere  beffen  ©ecretör  Deröffentlid^te  (Dgl.  ffatl^olit 
1864, 1,  433;  SReufd^,  3nbej  n,  434  f.  441  ff.). 
®iefe  ©d^rift  ttmrbe  fofort  (20.  3uni  1662)  Der- 
boten ;  baSfetbe  ©d^idfat  traf  aber  aud^  bolb  nad^^er 
(17.  JJoDember  1664)  ^mei  fd^orfe  ®egenfd^riften 
ber  Dominicaner,  in  meldten  bie  ^anblungdmeife 
ber  Snbescongregation  unb  ber  il^rem  Orben  an* 
gel^drigen  ©eaetöre  in  ©d^u^  genommen  morben 
mar.  9}on  biefen  rührte  eine  Don  bem  frangöft« 
fd^en  Dominicaner  iBinc.  »aron  l^er:  Apologia 
pro  Sacra  Congregatione  Indicis  ejusque  se- 
cretario  ac  Domiiücanis  etc.,  Bomae  1662 
(über  be  SRariniS  I,  15  et  32);  bie  anbere  Don 
bem  gefeierten  ftanjelrebner  3o]&.  EafalaS  0.  Pr.: 
Candor  Ulli  seu  Ordo  FF.  Praedicatorum  a 
calumnüs  et  contmneliis  Petri  a  Yalleclausa 
vindicatus,  Paris.  1664  (über  aWarini  bafelbft 
135. 158. 317. 360;  Dgl.  Qu^tif  H,  615).  ffiäl^. 
renb  feiner  SmtSfül^rung  old  ©ecretär  beforgte 
Warini  bie  Verausgabe  eined  Snbes  aller  feit 
KlemenS  VIIL  cenfurirten  Sudler  (Index  libro- 
rum  prohibitormn  cum  decretis  omnibus  a 
Sacra  congregatione  emanatis  post  indicem 
Glementis  YIII.,  Bomae,  typ.  Camerae  Apost., 
meld^er  9{eufd^  unbefannt  geblieben  ift,  menn  ber« 
felbe  nid^t  etma  ibentifd^  ift  mit  bem  Don  il^m  11, 
26,  n.  4,  not.  1  al§  anonym  aufgefül^rten  Elen- 
chus  librorum  etc.).  3nt  3. 1650  mürbe  5Dla- 
rini  feiner  ©teile  hti  ber  Snbcjcongregation  ent- 
hoben unb  jum  ©eneral  feines  DrbenS  ermäl^lt. 
DiefeS  «mt  beflcibetc  er  faft  19  3a^re  bis  ju  feinem 
am  6.  ÜJlai  1669  in  »om  erfolgten  3:obe  unb  er- 


marb  ftd^  burd^  baSfelbe  bie  allgemeine  Serel^runi 
unb  Siebe  feiner  großen  OrbenSfamilie.  9uf  ®e^ 
beS  fpapfteS  ^lejanbcr  Vn.,  ber  befotmtlic^  burdj 
bie  Constitutio  omnium  ecclesiarum  Dom  Sol^ti 
1661  bie  €ontroDerfe  über  bie  pia  sententia  fß 
einem  gemiffen  Slbfd^luffc  brad^te,  Derfaftte  er,  toie 
9K.  ©iuftiniani  in  feinen  Scrittori  Liguri  (W 
Ouötif)  berid^tet,  einen  Tractatus  de  concep- 
tione  B.  M.  Yirginis.  Ouetif  rül^mt  an  fetnm 
Stunbfd^reiben  an  ben  ®efammtorben,  fomie  m 
feinen  ^Briefen  an  mel^rere  l^erDonagenbe  ^rfihu 
lid^feiten  ben  reinen,  eleganten  unb  nerDigen  ©til, 
moburd^  er  eS  aUen  feinen  %mtSDorgdngem  5UD(n> 
getl^an,  unb  münf d^t  in  aetatis  futurae  rem  beten 
aSeröffentUd^ung  (Quetif  et  Echard,  Script,  n, 
561). 

4.  Dominions  be  SRariniS  UHirb  a» 
11.  October  1599  gu  9^om  geboren  unb  ouf  ben 
92amen  beS  1^1.  DefiberiuS  getauft.  Sr  folgte  am 
2.  Sfebruar  1615  feinen  beiben  filteren  Srfibem 
in  ben  Dominicanerorben  unb  )eid^nete  ftd^  ^ 
balb  burd^  feine  augerorbentlid^e  Sefd^eibenl^ 
gfrömmigleit  unb  SSBiff enf d^aft  ouS.  SBie  fein  SBm« 
ber  3o]^anneS  fhtbirte  er  }uerß  in  Slom,  bamt  )ii 
©alamanca  unb  Skala ;  nad^  feiner  SlfidRel^r  auä 
©panien  mibmete  er  nod^  einige  3a]^re  ben  t^eo- 
logifd^en  ©tubien  unb  bem  Se^ramte  in  9lom  tmb 
begab  ftd^  bann  in  ben  DominicanerconDent  ;ii 
Souloufe,  meil  bort,  mie  er  l^örte,  eine  flrenge« 
ObferDanj  ^errf d^te,  um  ein  jmeiteS  9loDiciat  bwrd^ 
5umad^n.  Sr  leierte  l^ierauf  gu  Soulouf e  unb  fpfitet; 
nur  ein  3a]&r  lang  (1629—1630),  im  gonöent« 
©t.  ^onorö  }u  ^riS  Sl^eologie.  SSom  Orbei^ 
general  9lic.  Slibolft  nad^  SRom  berufen,  mürbe  n 
5uerft  Begens  primarins  unb  fobamt  $rior,  aÜ 
meld^er  er  an  ©teile  beS  alten  baufälligen  iRoftetf 
ein  DdQig  neues,  großartiges  ©ebfiube,  ben  bedj^ 
ten  SonDent  sopra  Minerva  l^erfteSen  ließ.  (Eine 
3eitlang  mar  er  Sfftftent  beS  OrbenSgeneralS  9K< 
bolft  mit  bem  Xitel  eineS  ^roDingialS  beS  (eifi> 
gen  fianbeS ;  jmei  3al^re  l^inburd^  fungirte  er  aü 
©teÜDertreter  beS  OrbenSgeneralS  P.  Sl^om.  Surco, 
mä^renb  bief er  in  gfranfreid^  unb  ©panien  bie  Do^ 
gef^riebenen  OrbenSDifitationen  Domal^m.  9» 
18.  October  1648  mürbe  SRorini  Dom  ^ßapfb 
3nnocen}  X.  als  Srjbifd^of  Don  9lDignon  pröcoiti' 
ftrt  unb  am  11. 3nni  beS  folgenben  3a]^reS,  nod^ 
bem  er  in  SRom  bie  Sonfecration  erhalten,  feierfi^ 
int^roniftrt.  Der  apoftolifd^e  ßifer,  bie  Sfreigeb^ 
feit  unb  Zl^atfraft,  bie  er  als  SBifd^of  entmideüe, 
mürben  ollgemein  gerül^mt.  6r  fleDte  bie  t^> 
logifd^e  gacultät  an  ber  UniDerfttfit  in  SlDignon 
meld^  nad^  bem  SBeggange  ber  $öpfie  ein  fted^ 
Seben  fül^rte,  mieber  l^er.  9luS  eigenen  SRitteU 
errid^tete  unb  botirte  er  bei  berfeloen  jtoei  fie^r» 
ftül^le,  einen  für  $]^ilofop]^ie  unb  ben  onbem  fSi 
Sl^eologie;  biefe  übertrug  er  bem  Orben  b^ 
1^1.  DominicuS,  bamit  bie  Sel&re  beS  1^1.  Stugu^b 
unb  beS  1^1.  Sl^omaS  bofelbft  ftetS  bie  l^errfd^ifenb« 
unb  inSbefonbere  beS  englifd^en  Sel^rerS  t^eoIo> 
gifd^e  Summa  Dorgetragen  merbe,  in  qua  certi 


865                                         SJlarinuS  —  SJlariS.  866 

quidqoid  ad  fidei  mysteria  explicanda,  quid-  in  S3er6inbung  ge(rad^t  tDurbe.  ^e  d^afböifd^en 
quid  ad  fidelium  mores  componendos,  quid-  ßl^rtften  t)ere]^ren  il^n  alS  %pofteI  ÜRefopotatnienS 
qmi  aat  ad  solidam  pietatem  aut  ad  veram  unter  il^ren  üomel^mften  ^eiligen  unb  fd^retben 
dodrinam  esse  potest,  comprehenditur  (Com-  il^m  fogar  tl^eUtDetfe  bie  ^ofaffung  il^rer  Siturgie 
meniinLD.Thomae,  Aucioradlect.).  @eine  5U.  (93gl.  Assemani,  Bibl.  Orient.,  Bomae 
6flft«brale  Mattete  er  auf'3  ©länjcnbfte  qu8  unb  1719—1728,  11,  394  sq.;  IH,  1,  299.  611; 
nßimrizle  bie  alte  unb  bauföUige  er^bifd^öflid^e  ni,  2,  4  sq.  17  isq.;  Abbeloos,  Acta  s.  Maris, 
!lejtben}t)on@runb  QuS;  barüber  k)erga^  er  aber  Assyriae,  Babyloniae  ac  Persidis  saeculo 
ktrmennid^t  fonbem  Derfa^  fte  bei  fieb}eiten  primo  Apostoli,  syriace  s.  aramaice  juxta 
leul^  mit  Slmofen  unb  fe^te  fte  in  feinem  £e[ta*  mscr.  Alqoschianum  ed.,  Bruxell.  1885.) 
nflite  als  Unit)erfalerben  ein.  Sr  ftarb  im  näm>  2.  SRariSber^erfer  tt)irb  in  ber  Jhrd^en- 
rMjrn  3a^/  toie  fein  älterer  ©ruber,  am  20. 3uni  gef d^id^te  öiel  genannt^  meil  ber  $rie[ter  unb  fpä« 
1669,  tief  betrauert  öon  feiner  ganzen  §eerbe,  mel»  tere  Sifd^of  3baS  öon  ßbeffa  (f.  b.  3lrt.)  433  an 
to  er  in  ^Hem  ein  eifriger  ^irte  unb  leud^tenbed  il^n  einen  Srief  fd^rieb,  beffen  3n^a(t  im  5.  unb 
SwWb  getoefen,  —  S)ie  3«it  bie  il^m  feine  bi»  6.  Sal^rl^unbert  auf  t)ielen  ©^noben  lebl^aft  be« 
Höflu^  9lmt8f ül^rung  übrig  lie^,  Derttenbete  9Ra«  ]t>xoi)m  tuurbe  (f.  b.  Slrt.  2)rei!apitelffareit).  9lu3 
lim  ^  Sbfaffung  eined  SommentarS  jur  tbeo«  biefem  IBrief  ift  5U  entnel^men,  ba^  3Jlad^  früher 
logifil^  Summa  bed  1^1.  Sl^omaS.  2)a§  SBerl  einige  3eit  in  Sbeffa  (xoofjH  an  ber  bortigen  @d^ule 
Rf^ieii  in  einer  l^enlid^en  SuSgabe  in  brei  gfolio«  für  bie  $erfer)  }ubra^te  unb  nad^alS  ßei^ig  bie 
Uitai  {uS^on,  unb  ^mar:  Expositio  commen-  l^eilige  Sd^rift  Ia§,  fomte  ba^  ^ba^  ben  Srief  an 
taria  in  L  et  n.  pari  s.  Thomae  im  3. 1668 ;  il^n  rid^tete,  um  beffen  Snl^alt  in  ^erfien  )u  Der« 
Expositio  comm.  in  tertiam,  1666  ber  erfte  breiten.  Ob  ffaifer  Suftinian  aud  biefem  ®runbe 
Xtea  De  incamatione  unb  ^mei  Saläre  fpöter  ollein  9Rari3  einen  ,, j^e^er"  gefd^olten  ^abe  (Ju- 
(16^)  ber  itotxit  Xi^dl  De  sacramentis.  S§  stiniani  Imp.  edictum  seu  confessio  rectae 
follte  qIS  @runblage  für  bie  tl^eologifd^en  iBor*  fidei  adv.  tria  Gapitula,  bei  Hard.  HI,  307), 
kfngmonberStngnonerUniüerfttöt  bienen.  3n  ober  ob  bafür  nod^  anbere  Urfad^en  Dorl^anben 
ber  S^ot  erweist  ftd^  baSfelbe  al§  Sel^rbud^  für  maren,  mi^  man  nid^t.  S)od^  ift  le^tereS  immer- 
Stsbinnbe  (ad  majorem  Novitiorum  instrue-  l^in  nad^  bem  }u  Dermutl^en,  tuaS  @imeon  bon 
tionem)  oorgüglid^  geeignet;  benn  ed  Derbtnbet  ^etl^arfam  in  feinem  Serid^t  über  SarfumaS  bon 
Kit  großer  ftür5e  unb  Sinfad^lett  eine  ebenfogro^e  9hftbiS  unb  bie  Sinfiil^rung  beS  9leftoriani§muS 
MD^eit  nnb  @rünblid^feit  unb  ift^  »eit  en^emt  in  Werften  (Assemani,  Biblioth.  Orient.  1, 350) 
in  bem  borodfen  unb  fd^mülftigen  @tile  jener  einf ad^  er^öl^lt:  ,,93on  ^ba^  nal^m  ein  gemiffer 
Seit,  in  einem  leidet  flie|enben  unb  gemä^Iten  3Rari§  auS  ^arbafd^ir  ben  nefiorianifd^en  Srrtl^um 
hbÄx  gefd^eben.  i>t^  SSerfaffere  Sefheben  gel^t  an,  unb  fo  begann  in  $erften  ber  92eftoriani3muS 
ttmdlbc^,  bie  reine,  objiectit)e  Seigre  bed  ^I.  2:]^o>  um  ftd^  5U  greifen  bur^  bie  IBriefe  bed  3ba8  unb 
iri  MAeriuQeben.  Seine  SDtetl^obe  gleid^t  an  bie  @d|riften  feiner  Seigrer''  (Xl^eobord  t)on  SRop- 
GiM^/  xud^teml^eit  unb  SBefd^eibenl^eit  fel^r  fueftiaunb2)iobordt)on3:arfuS),berenUeberfe^ung 
bs  feintf  Sleiflerd  unb  fiid^t  mol^It^uenb  ab  Don  in'd  $erftfd^e  aßarie  Don  Späteren  ol^ne  l^inrei^en- 
otaes  SarfleOung|en  berfelben  ^eriobe,  n^eld^e  ben  ®runb  ^ur  Saft  gelegt  mirb  (fo  Don  @amier 
M  i^  SBeitf d^meifigleit  unb  ^eransiel^ung  un«  in  feiner  Sudgabe  bed  Breviarium  Liberati  dia- 
ißßgx  ^gett  unb  Sd^mierigfeiten  bie  flare  coni,  Paris.  1675,  52).  Sr  tt)irb  aud^  )Sifd^of 
%e d^  Derbunfein  ald  erflären.  2)er6!ommen-  Don  ^arbafd^ir  genannt,  bod^  ol^ne  eigentlid^en 
^  fSfitt  }u  ben  befien  tbeologifd^en  SBerfen  in  Semeid  bafür.  Sbebiefu  in  feinem  Skr^eid^ni^ 
bs  ifteiten  f)filfte  bed  17.  Sal^r^unbertd.  Sluger«  ber  f^rifd^en  @d^riftfteuer  (Catalogus  librorom 
b«  l«fiffentlid^te  9Rarini  1660  bie  ©ecrete  ber  Syrorum  c.  98,  bei  Assemani,  BibL  Or.  m,  1, 
mijm  in  bemfelben  Saläre  gehaltenen  S)iöcefan-  171  sq.)  gibt  an,  ba|  SKarid  ber  ^erfer  (fo  nennt 
^:  Decreta  dioecesanae  synodi  Avenio-  er  il^n  furjmeg,  ol^ne  ber  bifd^öflid^en  SBürbe  gu 
■ttos  eelebratae  VI.  Idus  Junii  1660,  Ave-  gebenfen)  brei  SBerfe  l^interlie^,  einen  Sommentar 
"iflöe  1660.  (SSgl.  Echard  et  Quetif,  Script,  über  S)aniel,  eine  erläuterung  ber  ©riefe  bed  «ca- 
ll, 627  sq.)  [5IKorgott.]  ciud  (Don  Eöfarea?  ober  Seröa?  ober  SWelitene?), 
^IMms  L  unb  H.,  pppe,  f.  5!Kartin,  unb  eine  ©d^rift  gegen  bie  2Ragier  Don  TOftbid. 
mt  Sillemont  (Mem.  XIV,  St.  CyriUe  d' Alexandrie, 
Ihrb,  ein  in  Serien  unb  Werften  l^äuftg  art.  118)  beutet  an,  ed  möd^te  mol^I  biefer  STlarid 
b»tamwnber  9lame,  unter  beffen  Irägcm  f ol»  erft  Diel  fpöter  burd^  bie  Dcrfd^önembe  ©age,  toeld^e 
tobe  ber  Srttfil^ung  mert^  fmb.  1.  ÜJlarid,  ftd^  nid^t  fo  genau  an  bie  3^^  binbet,  gum  oben 
^  ber  6oge  ber  fpäteren  9Jcftorianer  einer  ber  genannten  ©d^üler  unb  ©el^ilfen  ber  3lpofleI  er« 
^  Sfinger  bed  ^^ntn  unb  ®eJ^itfe  bed  «pofteld  |oben  morben  fein,  bamit  ber  Urfprung  ber  nefto« 
I|oiitt8,foD®rünberunberfterlBifd^ofber^au))t>  rianifd^en  Seigre  in  bie  a))ofioIifd^e  Stit  l^inauf« 
fiaje  Jon  ©eleucia-Cteftp^owö^wefen  fein,  ©einen  gerüdt  werben  fönne. 
Alf  is  feinen  Oßen  Derbanft  er  bem  Umftanbe,  3.  SJiarid  mit  bem  ^Beinamen  9ar«3:obi 
te|crffttber(lqd((ungDonffönig9bgar(f.b.9rt.)  lebte  in  ber  gleiten  C)cilfte  bed  10.  Sal^rl^unbertd. 

tfi^addOtfR.  Tm.  2.«ufL  28 


867 


aßariSco  —  aßoiiuS  3lDenticu§. 


86E 


fe  jlammtc  mi«  9JlofuI  unb  tourbe  im  3.  987 
^alriard^  ber  9leitoricmer  ^crfienS.  fficrfette  ifl 
öorjüglid^  barum  bcmcrfcnSiDcrt^,  tocil  er  ber  ßrfte 
ttmr,  ber  ftd^  bom  ffl^afif en  boS  2)i))(om  als  $a- 
triard^  auSfiellen  liel  unb  nod^l^er  eine  ttn}al^I 
ncftorianifd^er  ©ijd^öfe  ttjcil^te.  ßr  fiarb  999. 
(ABsemani,  BibL  Or.  II,  443.) 

4.  9Rari8  mit bem SBeinamen  Sol^nSalo« 
m  0  n  S  Derfa^te  im  12.  Sal^r^unbert  eine  orabifd^e 
©efd^id&te  ber  ncftorianifd^cn  ^atriord^cn.  9lf|e- 
mani  gibt  (Bibl.  Or.  HI,  1,  554  sq.  581  sq.) 
eine  furje  Ueberfid^t  berfelben. 

5.  9lod^  bürfte  ein  anberer  9Rari8  ju  em)ö|[" 
nen  fein,  nid^t  fo  fajl  um  feiner  ^erfönlid^feit 
tsiUen,  als  megen  einer  @efd^id^te,  bie  ber  gele|^rte 
IBifd^of  Zl^eoboret  im  5.  äa^rl^unbert  in  feiner 
®efd^id^te  frommer  SRönd^e  (Beligiosa  historia 
c.  20)  k)on  i^m  eraöl^It.  S)iefer  Sinftebler  9Rarid, 
auSge^eid^et  burd^  feine  Siebe  ^ur  Srmut,  ff euf d^* 
l^eit  unb  ftrengften  ©elbfberlöugnung,  liegte  in 
feiner  Slbgefd^ieoenl^eit  bie  er  nie  t>tx\xt%  fd^on 
feit  langer  Qüt  bie  @e^nfud^t^  bad  ^od^l^eilige  ge* 
|eimni|t>oIIe  Opfer  borbringen  (}i.u(mx9)v  duatav 
:rpo(79epo{i^v7)v)  }u  feigen,  unb  bat  beftl^alb,  ed 
möd^te  baS  göttti(|e  Opfer  (x^v  too  defoo  Scopou 
7rpo<ncojjLi6TQv)  bei  il^m  in  ber  ©nöbe  gefeiert  wer« 
ben.  SKit  greuben  (ergäl^lt  Ueoboret  weiter)  ent- 
f^rad^  id^  feinem  äßunfd^e  unb  Iie|  bie  l^eiligen 
®tyd^t  (ober  ©erötl^fd^aften,  xd  kpd  oxeuT])  ^u 
il^m  l^inbringen;  bie  i)önbe  ber  S)iaconen  bienten 
mir  als  9Itar,  unb  fo  brad^te  id^  bort  baS  gel^eim* 
nifeoolle,  göttlid^e,  l^eübringenbe  Opfer  bar  (x^iv 

|xuoxtx9)v  %a\  OeCav  %oX  aoixijpiov  Ou9(av  icpoff- 

TQ  ve^xa).  ®  aS  gewäl^rte  bem  frommen  ßinfiebler  eine 
l^ol^e  gfüHe  geiftlid^er  greube,  mie  menn  er  ben^im« 
mel  f elbft  offen  föl^e,  fo  ba^  er  befannte,  nie  in  fernem 
Seben  eine  fold^e  ^reube  empfunben  ^u  ^aben.  ©o 
Xl^eoboret,  weld^er  bei  feiner  umfaffenben  ©elel^r* 
f amfeit  unb  genauen  ff enntni^  beS  d^rifilid^en  SQter- 
tl^umd  bod^  tool^I  über  bie  S^age,  ob  bie  ffird^e 
Don  Sl^rifto  unb  ben  Slpofieln  ein  äußeres,  ftd^t- 
bareS,  nur  Dom  ^riefter  barjubringenbeS  Opfer 
empfangen  l^abe,  ein  rid^tiged  Urtl^eil  ^aben  mu|te. 
2)ie  Dorliegenbe  Srjöl^Iung  über  bad  £reigni|  mit 
bem  frommen  Sinftebler  ÜRariS  enthält  feine  leben* 
bige  Ueberjeugung  l^ierDon  fo  flar  unb  bejUmmt 
auSgefprod^en,  ba|  lein  3u>eif el  barüber  obmalten 
fann.  [3.  gf^feler.] 

9tfttte(0,  %bam  be^  tJftanciScaner,  erfier 
bffentlid^er  Se^rer  feines  OrbenS  an  ber  Unioerft« 
tat  3U  Osforb,  war  ein  Snglönber  auS  ber  S)iö« 
ccf e  95at^,  l^atte  ju  0|f orb  ftubirt  unb  trat  erft  in 
Dorgerüdtem  %Iter,  nad^bem  er  fd^on  Pfarrer  in 
SSBearmoutl^  gewef en  nmr,  in  ben  Orben,  etwa  um 
1230.  Sn  ben  Monumenta  Franciscana  k)on 
Sremer  (London  1858, 1,  70—489)  finben  fi^ 
t)on  il^m  246  lateinif d^e  IBrief e ;  an  ^e  rei^t  ftd^ 
eine  bead^tenSwertl^e,  an  ben  $apft  gerid^tete  iib» 
l^anblung  ou8  ber  3eit,  ba  ffönig  ^einrid^  HI. 
baS  ffreug  genommen  l^atte.  9IuS  einem  bief er  IBrief e 
(n.  103)  fielet  man,  ba^  er  ouS  ©el^orfam  gegen 


feinen  Obern  bie  ißrüfungen  für  einen  Sel^rffai^I  it 
O^orb  beflanben  unb  bort  bis  1252  gelehrt  1^ 
S)iefelbe  99^effammlung  beweist  knelfad^  bie  in» 
nige  gfreunbf^aft,  wel^e  }Wifd^  il^m,  bem  bei 
rü|mten  Sifd^of  Don  Sincotn  Stöbert  ®roffeteP( 
(f.  b.  Sri.)  unb  bem  @rafen  Simon  Sbrntfod 
befknb,  fowie  baS  l^ol^e  Snfe^en  unb  ben  sto|«i 
Sinflul,  weld^e  er  wegen  feiner  feltenen  %a^ 
unb  SBiffenfd^aft  weitl^in  ^atte.  SSon  bem  ^ßapflr^ 
bem  ffönige  unb  anberen  ^o^en  äBärbenträgen 
würbe  er  gegen  feinen  SBillen  in  wid^tige  9nge> 
legenl^eiten  l^ineingegogen.  @d^on  bonl,  f d^rieb  ci 
Don  Sincoln  auS  feinen  Ie|^en  IBrief  an  ben  @^ 
neralminifter  feines  OrbenS,  ben  fj/L  99onaDentura, 
unb  ftarb,  wie  eS  fd^eint,  balb  barouf,  1258.  (b 
würbe  in  ber  Satl^ebrale  biefer  Stabt  an  ber  6eÜi 
feines  SfreunbeS  (Sroffetefle  begraben.  Ueber  feinen 
Eintritt  in  ben  Orben  berid^tet  ^r.  Xj^omaS  £cde> 
fton  (De  Adventn  FF.  Minonun  in  AngliaiHi 
collat.  8,  Monnmenta  Franc.  I,  15;  An» 
lecta  Franc.  I,  224).  @eine  SBiffenfd^ft  Wiri 
befonberS  Don  bem  fonft  ftrengen  ffritifer  ätogci 
IBacon,  Ord.  S.  Franc,  mit  |o]^en  Sobfpruqlci 
gefeiert,  inbem  er  Don  i^m  unb  @roffeteße  fogt 
^e  feien  gewefen  bie  majores  derlei  de  munde 
et  perfecti  in  sapientia  divina  et  humana  (mJL 
Monumenta  Franc. ,  Preface  p.  C  ff.).  9ui( 
@alimbene  in  feiner  Sl^onif  (ed.  Parmens.  9S 
et  126)  erWQl^nt  feiner  mit  öl^nlid^en  Sßorten  unt 
fd^reibt  il^m  mel^rere  @d^riften  )U,  unter  anbetet 
eine  Lectura  in  Geneaim.  Snbere  Sommentan 
gur  ^eiligen  Sd^rift,  namentßd^  In  Ganticiiii 
Canticorum,  legt  il^m  @baralea  bei  (Supplem. 
ad  Script.  Ord.  Min.).  S)iefe  @d^rif ten  fd|^einei 
Derloren  gegangen  5U  fein.  3n  einer  ^onbfd^ 
beS  13.  Sal^rl^unbertS  ber  9RunicipaIbibIiotl^  p 
@iena  wirb  ibm  eine  9rt  Don  SluSjug  ouS  bo 
Sudlern  De  T^initate  beS  fjjL  SugufnintS  {iigfr 
fc^rieben.  [3.  3eUer  0.  S.  Fr.) 

9tarifUii,  f.  SRaria,  Orben  n.  IL,  5. 

Statins  <kiieiificiti$,  Sifd^of  Don  9Dend^ 
Saufanne  unb  Sl^ronifi  beS  6.  Sal^r^unbertS,  wndM 
um  530  ober  531  in  ber  S)i5cefe  Slutun  ouS  tiSm 
l^öd^ft  wabrfd^einlid^  römifd^em  unb  nid^t  burgn» 
bif^em  @efd^Ied^te  geboren,  ©eine  gfamilie  nm| 
bafelbfl  fel^r  begütert  gewefen  fein,  bemt  er  nmd^ 
fpäter  bem  Sapitel  ^u  Saufamte  reid^e  @d^enlungei 
aus  feinen  Mobien.  Sr  erl^ielt  eine  nad^  bamoliga 
Serl^dltniffen  f orgf öltige  SuSbilbung  unb  trat  fru^ 
zeitig  in  ben  geifUid^en  @tanb  (clericus  officio  pri 
maevie  tonsus  ab  annis,  fagt  feine  ®rabfd^r|ff! 
3m  3.  574  würbe  er  IBifd^of  Dont^Dend^,  etne 
einft  blfi^enben  Stömerftabt,  bie  aber  feit  bem  Sinfa! 
ber  Sllamannen  ftd^  nid^t  mel^r  gur  fr&^em  SAen 
tung  erl^eben  fonnte  (f.  b.  %rt  Saufamte).  9R<nitt 
Derlegte  be^l^alb  gegen  6nbe  feines  ^ontificolC! 
ben  @i^  nad^  Saufanne.  Suf  bem  Concil  )u  9to 
con  im  October  585  unterfd^rieb  er  nod^  oIS  em* 
scopus  ecclesiae  Aventicae.  Srftarb,  64  3a|n 
alt,  3U  Saufanne  am  31. 2)ecember  594  unb  nmrix 
in  ber  ffird^e  beS  1^1.  Sb^rfuS  beigefe^,  weld^  Dmi 


anariuS  9Rercator. 


870 


Mt  on  ffir^  beS  l^L  QJlariuS  genannt  »urbe. 
vma  toor  noc^  ber  Sd^ilberung  feiner  ®xah* 
(frift  ein  trefflid^r  unb  murbiger  Sifd^of  (nonna 
sicerdotum  pontificumque  decus),  ber  al§  ge* 
fititfter  @oIbf4mieb  bie  l^eiligen  ©eföge  für  feine 
ffir^e  felftj}  verfertigte,  tt)ie  er  aud^  eigenl^önbig 
fdne  9eder  befidlte.  @tet8  bienfigeföllig,  mar  er 
benSitrger  eine  l^ilfreid^e  @tü^e  unb  @$ü^er  ber 
Seie^ti^;  mö^ig  unb  fparfam  für  feine  $erfon^ 
ingte  er  freigebig  für  bie  Ernten  unb  9lot]^Ieiben« 
bn;  eifrig  im  ®ebet  (exorando  fidelis),  Der« 
ttuPffigte  er  aud^  emfte  niiffenf d^ftUd^  @tubien 
vutt  (B  ifl  leidet  begreifüd^.  ba^  bie  JKrd^e  Dan 
Eo^anne  boS  Snbenlen  eined  fo  trefflid^en  unb 
Irifigm&^igen  Sifd^ofd  treu  unb  f orgli(^  bemal^rte, 
)>  i^  ok  l^eilig  bereite.  —  ^ie  Don  il^m  Der« 
Wt  S^ni!  ift  eine  gfortfe^ung  ißrcfperS  ober 
bcRd  bie  befi  Chronicon  imperiale  Dom  Saläre 
455—581;  fie  beginnt  mit  ben  35Borten:  Usque 
UeProspery  quae  secuntur,  Marius  episcopus, 
nb  f(^lie|t  mit  bem  Saläre  581 :  usque  hie  Ma- 
nns episcopus.  £d  finb  rein  annafiftifd^e  Suf- 
}n4nmgen;  bie  einjelnen  Z^atfad^en  merben  furg 
p  bffi  ietreffenben  Salären  regiftrirt,  mand^mal 
«tt  bnrfHg.  ^auptföd^üd^  Der}eid^net  er  bie  il^n 
Mi«  beni^reiwen  SSorgdnge  beS  burgunbifd^en 
nb  ftfintif^en  Sleid^ed,  namentlid^  Don  553  an, 
nA  &»8  er  mittl^rtlt,  ift  überaus  mertl^DoÜ.  3113 
CseUra  laffen  fid^  bei  i^m  nad^  SB.  9mbt  nad^« 
Mifm  bie  Snnolen  Don  9lrle§  6id  467,  bie  %n- 
lolai  Don  SlaDenna  bis  526.  93om  Solare  500  an 
|itii|yfte  er  auS  burgunbifd^-fronfifd^en  Slnnalen, 
Me  M  556,  DieSeid^t  bis  570  ober  571  reid^ten. 
iKiDeiteieOuelle  nimmt  9mbt  nod^  b^jantinifd^e, 
fep(I  in  Stailonb  Derfa^te  Snnalen  an,  bie  Diel« 
Vä/t  aad^  SRarceQin  benu^t  l^at.  @pöter  mürbe 
ik  tüfonät  bis  628  Don  einem  Ungenannten  fort« 
Sefe^  ber  baS  frönfifd^e  Steid^  l^auptfäd^Iid^  berüd- 
iuitigte  nnb  im  erflen  Zl^eile  SftborS  ßl^ronif 
<ttilf(|rieb.  (SxfyiÜta  ift  baS  SSBerf  in  einer  ^anb- 
fctnft  beS  »ritifd^  9RufeumS  n.  16  974,  IX.  s., 
»Kpaiile  in  SB.  9lmbtS  @d^rifttafeln,  ^Berlin 
1874, Zof.  16.  ausgaben:  Duchesne, Historiae 
PrtDeomm  Script  I,  210  sq.;  Bouquet,  Re- 
owil  des  bist,  des  Gaules  et  de  la  France  II, 
12  t.;  Gallandi,  Biblioth.  vett  patrum  XII, 
318;  Soncalliy  Vetust.  lat.  chronica  n,  899; 
Bickly,  M^m.  et  doc.  de  la  Suisse  Bomande 
1111,1858, 19;  Migne,  PP.  lat  LXXII,  793; 
OB  kfiett  bei  SB.  %mbt,  Sifd^of  aßariuS  Don 
Iwicmn,  fein  Seben  unb  feine  Sl^ronif,  Sei))gig 
1875,  mb  in  neuem  abbrudt  fieip).  1878.  (SSgl. 
NiNgm  ).  d.  b.  ®efd^.  Xm,  418  u.  XV, 
317;  PhüoL  34.  281 ;  Monod,  Revue  critique 
187S,  255;  Sbcrt^  ®efdb^  ber  d^rifü.  lat.  Siteratur 
1.552;  ^lber-<Egger,  S)ie  Sbronil  be§  SRariuS 
tu  iDen^cS,  im  3L  Srd^iD  f.  altere  beutfd^e  ®efd^. 
1876, 254.)  [ftnöpfler.] 

T/Mm  Sbrctti^r,  ftird^enfd^riftfteller  in  ber 
om  ^2ifte  bed  5.  Sal^rl^unbertS ,  über  beffen 
ftiaiHaiif  imr  fe^  loenig  befannt  ifL  @ein®e' 


burtSort  ift  mol^I  nid^t  nad^  Stauen  (@amier), 
fonbem  nad^  Slfrifa  (©erbcron,  SSaluje)  ^u  Der- 
legen.  6inem  ^Briefe  beS  %  SuguftinuS  (Ep.  193, 
Migne  PP.  lat  XXXUI,  869  sqq.)  ift  gu  ent- 
nehmen, hai  2J2ercator  mal^rfd^einlt(|  im  3.  418 
unb  Dermut^Iid^  Don  IRom  au§  gmei  ©d^riften, 
meldte  er  gegen  ben  $eIagianiSmu§  Deröffentlid^t 
l^atte,  bem  Urtl^eile  beS  Sifd^ofS  Don  ^i))po  unter- 
breitete. 3nt  3.  429  meilte  3Rercator  }u  Son- 
ftantinopel,  unb  l^ier  mu^  er  mol^I  aud^  bie  beiben 
folgenben  2)ecennien  }ugebrad^t  ^aben.  SBal^r« 
fd^einlid^  ift  er  erft  nad^  bem  Dierten  allgemeinen 
@onciIe  }u  Sl^akebon  (451)  geftorben.  6r  blieb 
Saie  (nmrb  menigftenS  nid^t  ißriefter),  na^m  aber 
als  SSertl^eibiger  ber  Seigre  beS  %  SluguftinuS  unb 
beS  1^1.  ß^riUuS  Don  9Iej;anbrien  an  bem  jfampfe 
gegen  ben  ^elagianiSmuS  unb  ben  ÜteftorianiSmuS 
lebbafteften  ^ntbeil.  S)ie  bei  9(uguftinuS  a.  a.  O. 
ermöbnten  antipelagianifd^en  @($riften  fmb,  mie 
eS  fd^eint,  ju  ©runbe  gegangen.  (Sinige  Sforfd^er 
monten  bie  gmeite  biefer  @d^riften  (libnim  re- 
fertum  sanctarum  testimonüs  scripturarum, 
Aug.  1.  c.  c.  1)  in  bem  unter  ben  Opera  S.  Augu- 
stini fte^enben  Hjpomnesticon  contra  Pela- 
gianos  et  Coelestianos  (PP.  lat.  XLV,  1611 
ad  1664)  mieberftnben.  Sin  Commonitorium 
super  nomine  (ioelestii,  429  in  gried^ifd^er 
©prad^e  Derfa^t  unb  431  in  lateinifd^er  Ueber- 
fe^ung  Don  92euem  b^^^uSgegeben,  liegt  in  ber 
latcinifd^cn  «uSgabe  Dor  (XLVni,  63—108), 
unb  ein  lateinif^eS  Commonitorium  adversus 
haeresim  Pelagii  et  Coelestii  vel  etiam  scripta 
Juliani,  auS  bem  3abre  431  ober  432,  l^at  fid^ 
gleid^fans  erbalten  (XLVIH,  109—172).  3)ie 
erftere  2)enlf^rift,  meldte  ber  SSerfaffer  aud^  bem 
ffaifer  2:b^obofmS  IL  überreid^te,  b^t  nid^t  menig 
bagu  beigetragen,  ba^  bie  auS  ätalien  nad^  Son- 
ftantinopel  geflüd^teten  pcaipitv  ber  $elagianer 
aus  ber  ^au))tftabt  Dertrieben  (429)  unb  i^re  Seb* 
ren  auf  bem  britten  ungemeinen  SoncUe  }u  Spb^' 
fuS  (431)  Derurtbeilt  mürben.  3^^t  anbere  latei- 
nifd^e  @^nften  SJlercatorS  menben  ftd^  gegen  ben 
92eftorianiSmuS,  Comparatio  dogmatum  Pauli 
Samosateni  et  Nestorii  (ib.  778 — 774)  unb 
Nestorii  blasphemiarum  capitula  (909 — 932), 
eine  SBiberlegung  ber  gmölf  SnatbematiSmen,  mit 
meldten  SteftoriuS  bie  ^natbematiSmen  beS  %  Sq- 
rilluS  (Dgl.  oben  in,  1286)  beantmortet  batte, 
aus  bem  Anfang  beS  SabreS  431.  äSBeit  gablreid^er 
unb  umfaffenber  aber  als  feine  eigenen  @d^riften 
finb  bie  Don  3Rercator  gefertigten  Ueberfe^ungen 
aus  bem  @ried^ifd^en  in'S  Sateinifd^e.  9tid^t  blo^ 
gried^ifd^e  @treitfd^riften  gegen  bie  mebrgenannten 
l^örefien  (Don  9leftoriuS  gegen  ben  ißäagianiS- 
muS,  Don  S^rilluS  gegen  ben  !ReftorianiSmuS), 
fonbem  aud^  ©d^riften  unb  Ißrebigten  ber  gried^i« 
f  d^en  |)arefmrd^en  f  elbft  (Sb^^bor  oon  3Ro))fueftia, 
9{eftoriuS  u.  %)  moUte  er,  möglid^ft  getreu  unb 
unDeranbert,  Sefem  lateinifd^er  3unge  }ugöng- 
Kd^  mad^en.  (Sine  Ueberfe^ung  Don  S^cerpten  auS 
@d^ften  Z^eoborS  Don  ÜRopfueftia  leitet  er  mit 

28  • 


871 


aj}ariu§,  SBolfgang  —  9KarIomanncn. 


87: 


bcn  SBorten  ein:  Verbum  de  verbo  transferre 
conatus  sum ,  pravuin  ejus  .  . .  sensum  . .  . 
latinis  yolens  auribus  insinuare,  cavendum 
modis  Omnibus,  non  sequendum  (1.  c.  213  ad 
214. 1042 — 1043),  unb  in  berSSorrcbc  gu  einer 
Ueberfc^ung  Don  Sßrebigten  unb  ©d^riften  ,,be§ 
gotllofen  9?cftoriu8"  ]^ei|t  e§ :  Blasphemiarum 
dicta  vel  scripta  . . .  curavi  transferre ,  a 
fidelibus  linguae  meae  fratribus  cognoscenda 
atque  vitanda,  in  quibus  verbum  de  verbo, 
in  quantum  fieri  potuit,  conatus  smn  trans- 
lator  exprimere  (ib.  754—755).  ajJcl^rere  im 
grie(i^i{(j^cn  Driginol  Dcrioren  gegangene  ©d^rift« 
ftüdfe  finb  in  5Dlercator§  Ueberfejungen  erl^alten 
geblieben,  toit  benn  aud^  feine  eigenen  ©d^riften, 
fo  wenig  ßmpfel^IenbeS  fie  in  formefler  ^infid^t 
^aben,  für  bie  ®efd^id^te  ber  pelagianifd^en  unb 
neftorionifd^en  ©treitigfeiten  öon  l^ol^em  SBertl^e 
fmb.  ©efammtauSgaben  ber  SBcrfc  aJlercatorS 
öeranfialteten  3.  ©amier,  ^ariS  1673  (mit  über« 
reid^en  castigationes,  notae  unb  dissertationes, 
aber  menig  jutierläffigem  Siegte;  ögl.  oben  V,  104 
bis  105),  unb  ©t.  »oluje,  $ari§  1684.  ein 
'^Ibbrudf  ber  le^tem  Ausgabe  (mit  einjclnen  93e« 
rid^tigungen)  bei  Gallandi,  Bibl.  vet.  Patr.  VIII, 
Venetiis  1772,  613—738;  ein  abbrudf  ber 
9lu3gabe  ®amier§  (mit  Scrüdffid^tigung  beS  Seg» 
te§  bei  93alu5e  unb  bei  ©aHanbi)  bei  Migne,  PP. 
lat.  XLVin,  Parisiis  1846.  einige  tejtfritifd^e 
93emer!ungen  ju  bem  Commonit.  adv.  haeresim 
Pelagii  gab  3)1.  Sl^m  im  Sl^ein.  9ßuf  eum  f.  ?ß]&iloI., 
Sol^rg.  1889,  529—531.        pBarbenl^emer.] 

Satins,  SBoIfgang,  f.  ^IberSbad^. 

]|Sarftotitaiiiieti,  eingermanifd^er93o(f§f)amm, 
aud^  bei  ben  gried^ifd^en  ^iftorifcm  Mapxofidfwoi 
genannt,  tragen  eigentlid^  einen  appeflatiöifd^en  9la« 
men,  „©renjmönner".  ©ofprid^t§eImoIb(Chron. 
Slav.  1, 67)  Don  ben  Marcomanni,  gentes  undi- 
que  collectae,  quae  Marcam  (bie  ©ren^e  gegen 
bie  äBenben  unb  2)änen)  incolunt.  !D{arfamenn 
l^ei^en  aud^  bie  S3ett)o]^ner  ber  5Dlarfir,  ber  »alb« 
reiben  ©renjftrid^e  jmifd^en  ben  brei  norbifd^en 
SReid^en  im  äBeften  be§  S5äni«©ee§  (©norri'S 
C)eim§!ringla  m,  214. 216).  ate  beutfdften  9So«8« 
flamm  nennt  pe  sucrft  Säfar  unter  ben  9SöIf cm  be§ 
©ueDenfönigS  «rioDift  (Bell.  GaU.  1, 51),  fpater 
f^omS  (Epitome  de  gestis  Rom.  4, 12)  bei  fei- 
nem 93erid)t  über  bie  Qfelbjüge  unter  S)mfu§.  da- 
mals muffen  bie  SKarfomannen  am  mittlem  unb 
obem  SWain  gefeffen  fein.  SSon  l^ier  f ül^rte  fie  um'S 
Sal^r  10  n.  &^x,  aWarbob  (ÜJlarobobuuS)  oftmärtS 
in  ba§  ringS  Don  ©ebirgen  umfd^loffene  £anb  ber 
Sojer,  Bojohemum,  Söl^men,  nad^bcm  fie  biefe§ 
feltifd^e  98oIf  Derbrängt  l^atten  (Tac.  Germ,  42 ; 
VeUej.  Patercul.  2,  108  sq.).  5marbob,  »eld^er 
unter  auguftu§  in  SRom  gelebt  unb  bie  SBid^tigf eit 
be§  3uföntmenfd^Iuffe§  ber  germanifd^en  ©tämmc 
gegenüber  ber  erobernngSfud^t  ber  SRömer  fcnnen 
gelemt,  jmang  bie  JJad^barDölfer,  bie  fingier,  San» 
gobarben,  ©ennonenac.  tl^eilS  burd^  ©emalt,  t]^eU§ 
burd^  Verträge,  fid^  il^m  anjufd()(ie6en.  ©o  ent« 


ftanb  ber  SKorfomannen»  ober  ©ueDenbunb,  tod 
ä)tx  balb  eincrfeit§  mit  ben  tRömem,  anbererfelfi 
mit  ben  Kl^emöfern  in  ffam})f  geriet)^.  3Rarbot 
erlitt  17  n.  Sl^r.  burd^  Slrmin  eine  92ieberlage  unl 
mu^te  infolge  innerer  Settjegungen  flüd^ten;  ebenfc 
fein  9iad^folger  ßatualba  (Tac.  Annal.  2, 45  sq. 
62  sq.).  aber  aud^  je^t  nod^  blieben  bie  SD^orb* 
mannen  mäd^tig  unb  einflufereid^,  l^ielten  fid^  fhenj 
an  monard^ifd^e  ?Regiemng§form  (Tac.  Germ.  42; 
unb  bel^nten  ftd^  bi§  }ur  2)onau  l^in  au§ ;  l^ier  ftie^a 
fte  mit  ben  ^'6mtm  unter  S)omitian  gufammei 
unb  brad^ten  t^nen  fd^mere  9lieberlagen  bei  (Di( 
Cass.  66,  7).  2)urd^  Zrajan  unb  ^abtton  imtr 
ben  fie  in  ©d^ranfen  gel^alten.  S)agegm  begoraiei 
um  fo  l^eftiger  unter  ÜJlarc  Slurel  jene  furd^tbarei 
einfalle  in'S  römifd^e  Steid^,  bie  man  old  \m 
ÜKarfomannen«  ober  ©ermonmfrieg  bejeid^nd 
unb  bie  erft  Don  165—175,  bann  Don  178  Bi 
1 80  bauerten.  S)a§  toax  nid^t  mel^r  ber  jhieg  eim 
einjelnen  ©efolgfd^aft,  fonbem  ein  germonif^ 
9iational!ampf  gegen  ba§  rbmifd^e  9teid^.  £i 
Historia  Augüsta  fagt:  „Wit  Sölfer  Don  bc 
®renge  3nqricum§  an  bis  l^inüber  nad^  ®oDte 
batten  in  gemeinfamem  einDerftönbni^  gegen  bi 
SRömer  bie  SBaffm  ergriffen,  nämlid^  bie  ^orh 
mannen,  9lari§ifer,  §ermunburen,  Ouaben,  ©w 
Den,  ©armaten,  ßofringer  unb  Surm,  bie  SSfitto 
Dalen,  ©ofiber,  ©üoboten,  SRo^oIanm,  Saflomei 
^euüner  unb  Softobofer"  (Jul.  CapitoL  Vit 
Marc.  Ant.  c.  22).  ©ie  überfd^rittm  bie  S)otta 
unb  brangen  Derl^eerenb  bi§  ?lquileja  Dor.  S)i 
ffaifer  9Karc  5lurel  unb  SuciuS  SSemS  bröngte 
fie  über  bie  S)onau  jurüdC  unb  jmangen  fie  17' 
5um  tJrieben;  ober  171  brangen  bie  aWarifornan 
nen  fd^on  »ieber  gegen  ^quileja  Dor.  3m  3. 17* 
erlitten  fie  eine  9?ieberlage,  nad^bem  bie  bem  r2 
mifd^en  ^eere  burd^  bie  Ouabm  berettete  ©efol^ 
capituliren  ju  muffen,  burd^  ba§  ®ebet  ber  Lidgi 
fulminatrix  (f.  b.  ^rt.)  gel^oben  ttjorben  mar.  3' 
3a]^re  178  mufete  SWarc  ^urel  mieber  gegen  bi 
9J2arfomannen  unb  Ouaben  gu  ^Ibe  jiel^en  un 
fd^lug  fie  179  bei  ßamuntum  (bei  ^etronett  h 
Greife  ^aimburg,  Ungam).  ©ein  IRad^foIger  (Sm 
mobuS  fd^log  180  mit  il^nen  gerieben ;  nad^^ett 
bian  (1, 6)  erfaufte  er  benfelben,  nad^  S)io  Eoffui 
(lib.  72)  bagegen  mußten  bie  ^arfomonnen  ®< 
treibe  liefem  unb  bie  Ouabm  SKannfd^aft  fiellei 
Sebenf all§  l^abm  erftere  im  Saufe  be§  3. unb  4. 3# 
l^unbertS  faft  ununterbrod^en  bie  römifd^en  ^ 
Dinjen,  bef  onberS  Sötien  unb  9Joricum,  beunruhig 
Unter  9lurelian  brangm  fie  fogar  (270—272)  b 
nad^  9J2ailanb  Dor  unb  festen  IRom  in  ©d^db 
(Vopisc.  in  Aurel.  c.  18. 21).  S)od^  toirb  xm  fo 
genben  3ol^r]^unbert  il^r  9Jame  unter  bcn  römifd^i 
^iIf§Dölfem  genannt:  Honoriani  Marcomani 
seniores  et  juniores  (Notitia  imperii  bei  3N 
®ie  S)eutfd^en  u.  il^re  Dkd^barftämme  365).  SSa 
ba  an  njirb  il^r  9iame  feiten.  S^re  Sefe^rungp 
ei^riftcntl^um  njirb  mit  bem^Jamen  il^rerftömgl 
gritigil  in  SScrbinbung  gebrad^t.  ©iefellbe  voc 
burd^  einen  S^riften  au3  Stalten  mit  ben  Seigre 


873 


SJlarni^, 


874 


btrhi^Iifd^en  SHxäft  befannt  getDorben;  fie  \(f)\dtt 
m  ®({(^!e  an  bie  ffird^e  t)on  ünoilonb  mit  ber 
Sitte,  bcr  1^1.  ^mbrofmS  möge  i^r  Untermeifung 
in  S^flentl^um  ju  3:^eil  toerbm  laffen.  S)ie{er 
»Idjrieb  i^r  einen  ^errlid^cn  Srief  naä)  9lrt  cinc§ 
iMjß&mui,  in  meld^m  er  [le  }ugleid^  ermol^nte, 
i^  @ema^I  ui  rollten,  ba|  er  mit  ben  9iömem 
Ineben  ^te.  vlaä^  Smpfang  biefeS  93riefe§  riet^ 
jo  biegfrau  i^rem  (gemalzt  ba^  er  ftd^  mit  feinem 
Solfe  ben  9t5mem  untermerfe.  %I3  fie  nad^  9J2ai> 
knb  fam  (nm  burd^  perfönlid^en  SSerfel^r  mit  bem 
heiligen  i^ren  Unterrid^t  )u  t)erk)oQftönbigen), 
^nfl^  ed  fte  fel^r,  ba^  fte  ben  l^eiligen  ^riefter 
. . .  nu^t  me^r  fanb ;  benn  er  mar  f d^on  au§  bem 
2eien  gef^ieben"  (Paulini  Diac.  Vita  S.  Ambr. 
t.  86).  3>a  ber  1^1.  «mbroftuS  im  %  398  ftarb, 
fo  iß  bobnrd^  bie  Qdt  beftimmt.  3^^^  tDirb  biefe 
lUenDerfung  unter  bie  ätömer  t)on  feinem  anbem 
Sitnftfiellcr  ermö^nt;  ober  ein  lBunbe§t)er]^öItnig 
ug  angebeutet  fein  burd^  bie  Honoriaci  (mol^I 
listig  Honoriani)  Marcomanni ,  meldte  6on« 
NmS,  ber  gelbl^err  be§  ^onoriuS,  im  3.  407 
(OB  OaUien  nad^  Spanien  fül^rte  (3}^af cot),  ® ef d^. 
ber  S)mtjd6en  I,  850, 5Rote  5.  372, 5Rotc  2).  3n 
ber  Otitie  biefeS  3a^r]^unbert§  erfd^einen  fte  unter 
bei  ^ilf§t>öl!em  bed  Slthlo  (Hist.  miscella  bei 
Morit,  SS.  rer.  Ital.  1, 97).  S)urd^  ben  5Infturm 
ber Jounnen  nmrben  fie  ouS  i^ren  biSl^erigen  @i^en 
isSö^men  berbröngt,  unb  biefe  mürben  je^t  t)on 
bem  floüifd^n  Stamm  ber  Sjed^en  eingenommen. 
Semmt^Iid^  gogen  bie  IRefte  ber  SRorfomonnen  f  üb« 
KörtB  ober  bie  Sonau  unb  mürben  ber  @runb« 
W  beS  SoÜeS,  meld^eS  balb  unter  bem  3lamm 
ber  Säo^em  (f.  b.  art.  H,  96  f.)  auftritt.  (Sgl. 
tt4  Sittmann,  Sie  öltefte  ©efd^id^te  ber2)2ar!o' 
lumen,  in  ben  Sbl^anblungen  ber  Slfobemie  ber 
8i|Mf<l^ften,  SRund^en  1855,  XXIX,  650  % ; 
Äejler,  (Befd^.  »aijemS  1, 1 1—20.)  [SBebcr.] 
9bmri2,  $MH))))  Dan,  ^en  t)on@t.me> 
8oiü)c8berg,  @ouburg  unb  xoumindf,  geb.  ^u 
^MtRel  1538,  geft  gu  Serben  am  15.  2)ecember 
1598,  ber  ^iaupturl^eber  ber  caloinifd^en  92eue» 
nng  in  ben  91ieberlanben,  toar  ber  Sol^n  be§ 
€4iEi|mei{lerd  ber  Stott^alterin  ÜRorgaretl^a  t)on 
CePorei^.  91S  $^tlip))  gum  Sünglinge  l^eran- 
Sniod^  mar,  fd^idfte  fein  ißater  il^n  auf  bie 
^e  6d^Ie  )u  Sömen.  SRamis  fam  bort  mit 
nwaSRonne  inlBerül^rung,  ben  ein  gleid^geitiger 
QWftPeDer  einen  ^^©anä"  nennt,  „ber  ni^t  über- 
1%  ^ig  ttxir''.  S)erfelbe  üerleibete  i^m  baS 
SWitum,  fo  ba|  er  auf  eigene  gf^uft  Sömen  t)er« 
H  mb  nad^  ^enf  )og.  @ein  Qtü^ä  mar,  ben 
»Wi^mten''  Saloin  fennen  )u  lernen.  9Rami£ 
Vmi  in  ®enf  bie  Seigre  be§  SReifterS  mit  üoUen 
3igm  eingefogen  imb  befonberS  beffen  Slbneigung 
mm  aidD)eiä)enfenbe  S^riften,  meldte  nid^t  un- 
kbgt  Ue  Seigre  &}Ibin§  annal^men,  fid^  an« 
(Rignet  )u  ^en.  S)ie|  mirb  unS  t)or5ÜgIi(|  Aar 
OS  ber  (Bcfd^d^te  ber  Zauf geftnnten ,  meldte  gu 
jbMnB  ^eftigflen  SBiberfad^em  gel^örten  unb  t)on 
4«  mit  bor  Se}ei(^nung  „fatanifc^e  iBetrüger'' 


becl^rt  mürben.  3)cn  §0^  gegen  biefe  Secte  brad^te 
fein  ©d^üler  aJlamij  nad)  ben  9licberlanben  unb 
betrad^tete  e§  als  einen  S^eil  feiner  SebenSaufgabe, 
benfelben  aud^  SDBill^elm  öon  Dranien  einjupö^en. 
SDBie  grofe  SKamij;'  SSerel^rung  für  feinen  fie^rer 
mar,  fönnen  mir  au§  jmei  ßrfd^cinungen  feines 
fpötem  SebenS  entnel^men.  ÜJlarnij  nennt  nämlid^ 
ben  @rünber  be§  SaloiniSmuS  mit  SSorliebe  ben 
„$rop]^eten  ®otte§",  meldten  Sitel  er  aflerbingS 
aud^  auf  anberc  $arteigenojfcn,  fogar  auf  ben  §er- 
jog  öon  Sllencon  (^njou)  übertrug.  ai§  aWamij 
nad^  brei  ^apren  au§  ®enf  nod^  ber  ^eimat  gu» 
rüdtfel^rte,  fd^ien  fein  ßeben§p(on  fd^on  feftgeftettt 
}u  fein.  2)erfelbe  ging  aber  nid^t  bal^in,  ba§  SSater* 
lanb  fremben  ßinflüffen  ju  entjie^en,  il^m,  menn 
nötl^ig,  politif d^e  greil^eit  ju  erfämff en :  biefe  mar 
il^m  fein  ßebenlang  nur  2Rittel  jum  S}oti  unb 
9iebenfad^e.  S^ti  blieb  il^m  bie  Unterbrüdfung  ber 
fatl^olif d^enffird^e.  Sein  politif d^«religiöfer  ©taub* 
punft  mar  alfo  gönjlid^  üerfd^ieben  t)on  bem  beS 
^rinjcn  öon  Dramen.  So  gefd^al^  e§,  bafe  9Mar» 
nis,  nad^  bem  Urtl^eile  feiner  eigenen  greunbe,  in 
einem  l^offnungSlofen  9lugenblidfe  i^nen  fogar  ben 
@eban!en  nal^e  gu  legen  fd^ien,  ba§  SSaterlanb 
preiSjugeben :  Perisse  la  patrie,  —  „menn  nur 
ber  KalDiniSmuS  triumpl^irt!"  S)enn  alfo  l^atte 
er  ßoloin  fpred^en  l^örcn.  9lad^  bem  S^ugniffe 
einer  Sfreunbe  l^atte  er  in  fürjefter  fjrift  neben  ber 
rangöfifd^en  ftd^  aud^  bie  l^od^beutfd^e,  bie  latei« 
nifd^e,  bie  gried^ifd^e  unb  bie  l^ebröifd^e  Sprad^e 
angeeignet.  @r  l^atte  nad^  feiner  eigenen  SSerftd^e- 
rung  bie  gange  93ibel  unb  bie  meiften  Jhrd^ent)äter 
bur^ftubirt  unb  SuSgüge  barauS  gemad^t,  femer 
bie  meiften  Sd^riftfieÖer  über  mittelalterlid^e  Äir« 
d^engef d^id^te  gelefen  unb  bie  juriftifd^en  unb  mili« 
törifd^en  SEßiffenfd^aften  gepflegt.  9la(|bem  er  ^ia' 
lien  befud^t,  begab  fid^  !D{ami£  nad^  bem  frangöft* 
fd^en  ^anbem.  Sr  fd()lo|  bort  mit  $^ilippotte 
be  93ailleul  eine  Qf)t,  au§  meld^er  i^m  balb  ein 
j^inb  geboren  mürbe,  unb  liefe  ftd^  für}  nad^^er  gu 
SSreba  mol^nlid^  nieber.  ©o  lebte  er,  mie  er  fclbft 
fagt,  fed^S  Saläre  oerborgen  „unter  bem  Äreuge  ber 
SSerfolgungen",  b.  1^.  er  mar  t)emünftig  genug,  ein« 
gufel^en,  bafe  bie  Seigre  @alt)in§  gu  menig  ^nflang 
in  ben  Slieberlanben  fanb,  um  biefelbe  öffentli^ 
als  il^r  $rop^et  gu  t)ertreten.  3m  92amen  beS  3n- 
bifferentiSmuS  einen  9lufftanb  gegen  ffird^e  unb 
SIRonard^ie  gu  mögen,  lag  gar  nid^t  in  feinem  ©innc, 
unb  eS  mag  als  ein  f d^üler^after  gfe^ler  ber  neueren 
©efd^id^tfd^reibcr  über  ben  nieberlänbifd^en  Sluf- 
ftanb  betrad^tet  merbcn,  bafe  fie  bie  S^^'^^  S^^fe«* 
gonbe'S  unb  anberer  auSgefprod^enen  SalDiniften 
mit  benen  SDBill^elmS  öon  Oranien  unb  feiner  Sttn- 
jünger  ol^ne  35BeitcreS  ibentificirt  j^aben.  5IKamij 
fud^te  faft  fein  fieben  lang  unbeirrt  nod^  einem 
feerrfd^er,  meld^er  geneigt  märe,  ben  coloiniftifd^en 
Sebanfen  gu  t)ermirfli$en,  glei(^t)iel  ob  er  auS 
S)eutfd^lanb,  auS  gfranfreid^  ober  auS  Snglanb 
fäme.  3)afür  maren  aber  bie  ?lieberlänbcr  Don 
1559 — 1566  meber  reif  noc^  empfänglid^  unb 
boten  aud^  feine  C^off^wng,  eS  je  gu  merben,  fo 


875 


SWarnig. 


876 


lange  aßtV^elm  Don  Oranten  ftd^  nid^t  füt  ben 
SatointdmuS  erüärt  l^atte.  S)ie|  erfolgte  iebod^ 
erft  1573,  elf  Saläre  öor  bem  6nbe  feines  ßebenS. 
S)agu  fam,  ba^  bie  ißroteftanten  bamal§  in  ben 
weiften  ©tobten  nur  einen  Üeinen  Sl^eU  ber  Se« 
toölferung  bilbeten.  —  S)ie  erftc  reöolutionäre 
^anblung  ÜRami^  mar  bie  Zl^eilnal^me  an  bem 
Compromis,  alS  bef[en  SBerf offer  er  gilt,  unb  beffcn 
Stoecf  e§  war,  baS  SBoIf  sunt  Sufftanbe  }u  reisen. 
SRel^rere  l^unbert  ßbelleute,  barunter  SWamis^  öer- 
trautefte  gfreunbe,  unterseici^neten  baS  2)ocument. 
5Run  würben  in  Slnttoerpen,  weld^e  ©tabt  9llbe- 
gonbe  jur  Surg  ber  ,^ftird^e  ® otteS"  erforen,  |)un» 
berte  Don  ^antpl^Ieten  calüiniftif d^en  Snl^altS  au§' 
geftreut  unb  ein  fransöjifd^er  SalDinift,  9ran90i§ 
bu  3on  ober  äuniuS,  im  jugenblid^en  Slter  t)on 
20  Sagten  ate  „nationaler"  ^rebiger  angeftettt 
Sd  fonnte  nid^t  ausbleiben,  ba^  ber  Sufftanb  balb 
feinen  Url^ebem  felbft  aber  ben  ffopf  wud^S.  S)ie 
calDiniftifd^en  9)er!ünber  beS  neuen  Sid|t§  unb 
9Ritbegrutü)er  ber  „Äird^e  ®otte3"  tarnen  in  großer 
9Renge  über  bie  ©renje;  suerft  manbten  fte  fi^  naci^ 
Soomi!  (Souma^),  bann  nad^  Sflanbem,  auf  Jebe 
^rt  burd^  Sllbegonbe  befci^ü^t,  ber  eine  gro^e  Sin« 
)a]^l  biefer  fieute  in  fein  |)au§  aufnal^m  unb  f ogar 
im  ff  euer  Derftedte,  wäl^renb  feine  ^rau  ^l^ilippotte 
ut  gug  ober  SU  SBagen  fi(|  an  ben  öffentlid^en 
Hirebigten  erbaute,  ^ie  ^natifer  prebigten  an- 
f öngli^  in  ber  SBerborgen^eit  ber  SBölber,  f|)öter 
auf  offenem  gefte.  S^^^^  eiferten  fie  gegen  ben 
SupS  ber  tatl^olifd^en  fftrd^e,  gegen  il^re  Jhinft* 
f  d^ö^e  unb  f  oftbaren  @ef  ä|e,  entriff en  baburd^  il^ren 
Sul^örem  bie  gewohnte  S^rfurd^t  Dot  l^eiligen 
S)ingen  unb  entfeffelten  i^re  |)abgier.  ^el^rere 
ffird^en  würben  balb  im  ©türm  genommen,  bie 
Silber  l^erabgeriffen,  bie  l^eiligen  ®efa|e  gefd^än- 
bet,  geraubt  unb  su  ©unfien  ber  caMniftifd^en 
ffaffe  oertauft.  SRamii;  be]^au))tete  nun  s^Hir,  ed 
Ware  beffer  gewefen,  bie  ffird^e  mit  rul^igerem  @e- 
mütl^e  SU  ))lünbem,  blieb  aber  biefer  SReinung 
nid^t  treu,  fonbem  fal^  in  fpateren  ^al^ren  in  ber 
aSolfSwut^  baS  „Urt^eil  ©otteS  über  bie  Abgötte- 
rei''. 913  bie  Saloiniften  burd^  ©ewalttl^aten  mel^r 
als  burd^  ißrebigt  in  Derfd^iebenen  $rot)insen  sal^l« 
reid^  geworben  waren  unb  in  9lntwerpen  bereits 
gegen  14000  Sln^nger  l^atten,  ad^tete  ^^ilipp 
tcat  9Rami£  ben  Slugenblidt  für  günftig,  biefe 
©tabt  gans  in  bie  SRad^t  feiner  @eftnnungSgenoffen 
SU  bringen  unb  fie  sur  wirtlid^en  IBurg  beS  Sal* 
DiniSmuS  su  erl^eben,  Don  wo  auS  baS  „reine  SDan* 
gelium"  fid^  weiter  über  bie  9Weberlanbe  Derbreiten 
fönte.  SS  waren  l^auptfüd^lid^  ^^embe,  weld^e  su 
biefem  ißlane  bie  nötl^ige  ^ilfe  leiften  f oKten.  Sem« 
nad^  unb  in99etrad^t  ber  nod^  suersöl^lenbenttm- 
ftanbe  ift  eS  rid^tig,  wenn  Ouinet  fagt,  SWamis 
„l^abe  einen  fransöfifdften  ®eift  unb  SßaterlanbS» 
liebe  für  ein  anbereS  fianb  (als  boS  feinige)  be> 
feffen".  3uerft  lic^  er  burd^  feine  Snl^änger  ein 
fleineS  §ecr  werben,  um  bie  Snfel  SBald^eren  in 
ber  $roDins  ©eelanb  su  überrafd^en.    SBiS  ba« 
^in  war  Sßill^elm  Don  Oranien  mel^r  ober  weniger 


mit  bem  Streben  ber  „®iener  beS  ^errn*  d» 
Derftanben;  als  f eibige  jiebo^  burd^  fponifd^md 
nieberlönbifd^e  Gruppen  Don  SBald^en  sutfid 
geworfen  würben,  bamt  in  ber  9la]^e  Don  9x(taMfc 
bei  bem  Deinen  Orte  OofterweEe  OKuStntweeOlaa 
beten  unb  nun  Antwerpen  felbft  bebro^ten,  ba  eil^o 
ftd^  SßiH^elm  su  ]päi  gegen  biefe  Slnmo^ung,  rid 
tete  SBamung  unb  Sitte  an  bie  neuen  J^ 
pf^ttm*"  unb  f d^lo|  ftd^  in  9lntwert)en  ber  tat|olif 
gebliebenen  ißartei,  ben  Sutl^eranem,  ben  3Jltm 
niten  unb  einer  großen  QcH^i  ber  mel^  tnUfi 
reuten  ffaufleute  an.  SDafür  nmrbe  er  Don  b 
SRönnem  beS  „reinen  SDangeliumS''  ein  „Sc 
rätl^er"  unb  „Wiener  beS  «ntid^riflS*  genom 
3e^t  erf d^ienen  bie  ßalDinifien,  mit  ^W^P^  ^ 
ber,  äol^ann  Dan  SRamis,  an  ber  ©^t|e,  Dor  t 
©tabt.  2)ie  ®emapn  beS  Sanbenftil^rerS  bur< 
ftreifte  in  l^öd^fier  Segeifterung  mit  oufgeUSti 

taare  bie  ©trafen,  um  bie  ^arteigenoffen  j 
mpörung  su  reisen.  S)ie  ©tabt  nmrbe  inbef] 
nid^t  genommen,  unb  Sol^ann  Dan  SDtamis  Deil 
baS  Seben  im  ®efed^t.  2)er  erfte  ©d^ritt  gut  3i 
einigung  ber  Parteien  würbe  bur^  bie  auS  @t 
nien  eintreffenbe  Jhtnbe Deranla^t,  ba^  bergen 
Don  ^Iba  im  Snsuge  fei,  um  im  Ißamen  bed  i 
nigS  bie  Stulpe  beS  SanbeS  wieber  l^ersuftellen  u 
bie  alte  9ieligion  su  fd^ü^en.  92un  meinten  I 
^äupter  ber  ^Bewegung,  jeber  Sßiberfianb  fei  Dt 
läufig  Dergeblid^.  SSBil^elm  Don  Oranien,  fot 
^l^ilipt)  Dan  SRamis  unb  feine  gfamitie  Derlief 
baS  Sanb.  SRamis  würbe  Don  9llba  in  coni 
maciam  Derbonnt,  unb  alle  feine  ®üter  wuri 
confiScirt.  Stobl]  Saläre  Derliefen,  fagt  er  feil 
beDor  er  wieber  tl^eilweif e  feine  Sinliinfte  genief 
fonnte.  ^IS  bamt  SBil^elm  über  bie  SVboS 
bie  !Rieberlanbe  einM,  lief  fein  |)eer  nad^  ein 
©treif sug  auS  einanoer ;  er  felbft  mu^te  nad^  ^ta 
reid^  flutten.  SRamis  blieb  in  SutterSbt»^ 
92orben  surüdf  unb  arbeitete  in  bem  feit  eini 
Seit  SU  Smben  gebilbeten  Sonftftorium.  SHe  Hi 
ber  ®eufen  würbe  ben  gfteunben  in  gfrottlfurt  a.! 
anoertraut,  su  benen  ftd^  aud^  Slbegonbe'S  C 
mal^lin  flüd^tete.  IBüd^er  unb  ^anbfd^ften  n 
er  wol^l  mit  nad^  Smben  getu)mmen  j^aben.  ^ 
arbeitete  er  fein  ^aupixotd,  ben  „Sienentorb 
römifd^en  ffird^e",  auS,  ein  ^ampl^let,  Don  l 
fpäter  auSful^rlid^er  bie  Stebe  fein  mu^. 

%uf  feiner  Steife  nad^  S)eutfd^lanb,  unb  brief 
DieQeid^t  f d^on  frül^er,  |atte  ^ami^  Sefanntfdl 
mit  iJfriebrid^  IIL  Don  ber  Jhtrpfals,  genannt  „ 
§romme",  angefnäl)ft.  911S  biefer  in  jwe 
(Sf)t  Smalia  Dan  STleurS,  bie  SBittwe  ^rtnri 
Dan  IBreberobe,  gel^eiratet  l^atte,  entfd^lo|  er  f 
unter  ÜJlitwirfung  beS  ®enfer  $ro))l^eten  !& 
2Kamis'  ßel^rer,  im  3.  1563  Dom  Sutljertbi 
baS  er  in  feinen  Sanben  gewaltfam  eingeful^rt  fyi 
Sum  SalDiniSmuS  übersutreten  uttb  ben  ^eil 
berger  ffated^iSmuS  einsufül^ren.  ßr  ffarebte  ti 
ber  @ränbung  eineS  großen  calDiniflif d^en  Sleid 
Don  bem  bie  9Keberlanbe  einen  Sl^eil  bilben  f  oQ: 
©0  oft  SRamis  guten  Statin  ober  ^ilfe  braud 


877 


ajlarnij. 


878 


Miible  er  Rd^  an  ben  $fölser  imb  trat  f d^Iieglid^, 
m  cc  {elbfl  gefielet  bei  il^m  in  S)ienft.  Sr  nannte 
it»  feinen  SDteifter  nnb  l^nbelte  {|)Qtet  in  ben  92ie- 
Manben  nad^  feinem  9luftrage.  SSBie  9}lünftet 
te4  äol^onn  oon  Serben,  tt)ie  Strasburg  gut  3eit 
tot  CatoinS  bortigem  9luf entbalt,  fo  tuurbe  Je^t 
^ribelberg  ein  «,neued  Serufalem"  genannt,  au8 
}oääm  oOed  ^il  für  bie  ^j^ird^e  ®otted''  l^er- 
Mtge^  foOte,  unb  itoax  in  ißerbinbung  mit  ben 
&9ta^  |u  9BefeI  nnb  Smben,  beren  @eele  unb 
bäer  SRanris  nxir.  3n  ^eibeßerg  nun  nal^m 
Otonris  feinen  9ufentbalt,  morb  aber  balb  bon 
^riebrid^  nad^  berfd^eoenen  Ortfd^aften  an  ben 
rnnjen  ber  SKeberUmbe  gef d^idt,  um  gel^eime  IBer* 
fanrnbrngen  nnb  öffentli^e  $rebigten  ju  leiten, 
änbeffen  uxir  ber  ^n)  t)on  Oranien  auf  alle  9RitteI 
kboil^,  um  ben  Suffianb  toeiter  }u  f d^üren.  S)a}u 
{4ieH  eS  i^m  not^nienbig,  ba^  berfelbe  nid^t  nur 
bm  äulem  @d^  eined  legitimen  SBiberftanbeS 
iqm  bie  (SettNiItma^regeln  Slba'd  ittoaf^ttt,  f on- 
ben  ond^  in  nligiöfer  jpinftd^t  ein  Streben  nad^ 
Sitonii  gnr  @d$an  trüge.  SBiD^elm  fud^te  bamm 
SoMltpbffid^  ju  t)ermeiben  unb  U)oSte  bem  Sal« 
limlimifi  aud^  feinen  SJorfdi^b  leifien,  rotrl  er  ba- 
M  <n4  i^  autmirfung  beS  9Iu§Ianbed  für  feine 
Mifit4«®runbfö|e]^et)ersi4ten  muffen.  Mein 
M^  terfd^iebene  Umftönbe  ßammte  in  ben  k)on 
Sütelm  Ubigfl  bearbeiteten  @tdbten  ber  ^roDingen 
^oüanb  unb  @eelanb  in  rafd^er  $oIge  bie  Sm* 
ftomg  anf,  nnb  ber  $rin}  fal^  ft^  f d^eller,  aß 
er  pofjXSt,  )um  öffentlid^en  9luftreten  gegmungen. 
Same  ober  fiel  bie  Aufgabe  anl^eim,  il^m  aß 
Srnsittler  }u  bienen,  bamit  er  leidster  gmif  d^en  ben 
farieien  burd^fegeln  lönne.  9uf  ben  19.  Suli 
U72  nmxbe  ebte  äkrfammlung  ber  Staaten  nad^ 
Socbied^  {ufammengerufen,  uiib  k)iele  ©täbte  l^ör« 
ta  onf  bk  Stimme  SBiU^elmS,  ber  ben  frül^er 
Nfigcgsbenen  Zitel  „Stattbalter  @r.  SRaießät'' 
«rieber  angenommen  l^atte.  SDtamis^  burd^  9BiI* 
UaisbiefeSerfammlung  abgefenbet,  forberte®eI« 
«1»  Verfügung  bed  $nn)en  unb  }ur  9uffleIIung 
äKl  jiDciten  ^red  gegen  Slba.  S)ie  9iot^  t>er^ 
eingte  bie  beiben  SDt&tner  mit  il^ren  k)erfd^iebenen 
wnbenSlel^ren.  Sie  fallen  eben  ein,  bag  fte  ein* 
ober  brauchten.  3nt  auftrage  SBilbelmS  reiste 
Sbcoonbe  {du  nad^  ^arlem  unb  löste  bort  ge« 
Mltforn  ben  flöbtifd^  Slatl^  auf,  meld^er  ben  bem 
Ab^  gef d^morenen  Sib  nid^t  l^atte  bred^en  motten. 
6  imnbe  nun  }um  Sefel^lSbober  Don  S)elft,  9tot- 
Uam  nnb  Sd^idkun  ernannt  t>f[üdfte  aber  aß 
$ceifü|rer  nur  f))drlid^  Sorbeeren.  Seine  Arieg§* 
Wk  fd^eiterten ;  er  felbft  mürbe  bon  bem  fpani« 
WNSegner  gefangen  genommen.  3e^t  !am  er 
ttf  (oAere  iSd^nfen  l^inftd^tlid^  ber  Stolle,  meldte 
tt  in  ben  Stieberlonben  gu  fpielen  b^be.  Sr  }5gerte 
in  (Scfingni^  nid^t,  ftd^  ben  S^niem,  f o  un« 
(bnHtd^  ed  Hingen  mag,  al§  SSermittler  unb  Unter« 
tbUer  gmifd^  bem  ffönige  unb  bem  Oranier 
oinKeten.  (Er  fpomte  fobann  SBilbelm  mieberbolt 
jnrScenbignngbedaßiberfianbeS  an,  al§  Xüäxt  eS 
enpfii^  gemeint,  toad  er  oft  im  92amen  bed  $rin- 


}en  mieberbolte:  i,er  flreite  nur  im  3nteref[e  beS 
ffönigS  Don  Spanien".  SDtan  taufd^te  enblid^ 
SRamis  gegen  einen  bebeutenben  fpanifd^en  ^eer- 
fübrer  auS.  So  fam  er  9Ritte  October  1574  frei 
unb  b^tte,  mie  fein  93iograpb  unb  fiobrebner  Out« 
net  fagt,  ^baS  Sd^fott  betrogen''. 

äßilbelm  bielt  eine  geitmeilige  9(bmef  enbeit  %Ibe» 
gonbe'g,  ber  i^m  megen  feiner  Seibenfd^aft(i(bteit 
afö  @egner  gefäl^rlid^er  erfd^einen  mu^te  benn  ald 
Sfreunb,  für  ratbfam.  Sagegen  fd^enfte  er  ibm  ge« 
Piffentlid^  ein  gemiffeS  perfönlid^ed  Sßertrauen  imb 
red^nete  barauf,  er  merbe  einen  i^m  getoorbenen 
^ftrag  gemiffenbaft  auSfübren,  befotU)er8  menn 
er  Den  2tbeen  Sfriebrid^S  Don  ber  $fal}  nid^t  miber- 
ftrebte.  So  tourbe  3Rami£  mit  ber  Senbung  be« 
traut,  bem  Oranier  eine  gmeite  ®emablin  }U}u« 
fübren,  unb  g^riebrid^  felbjl  um  feine  Vermittlung 
angegangen.  SBilbelm  f^atit  nömlid^  befd^Ioffen, 
Sbarlotte  Don  Sourbon,  bie  calDiniftifd^e  Zod^ter 
beS  ^erjogS  Don  SRontpenfier,  gu  e^elid^en  unb 

Seine  ®emablin  9nna  Don  Sad^fen  p  Derabfd^ie» 
»en.  ^\)Qxlotit  mar  13  3abre  lang  Slbtiffin  ber 
Sfrauenabtei  Don  Souarre  im  füblid^en  gfranfreid^ 
gemefen  unb  botte  in  biefer  Stii  binreid^enb  be* 
(unbet,  ba|  fte  )um  ftlofterleben  nid^t  ben  geringften 
Seruf  babe.  ^tamis  foDte  nun  bie  SintoiUigung 
bed  f  öd^fif  d^en  ^of  eS  }ur  Sb^f^^ibung  einbolen  unb 
mit  ^riebrid^  Don  ber  $fal)  meitere  Slöne  be* 
ratben.  g^riebrid^  mar  ber  Snfid^t,  baf  man  in 
fteter  SSerbinbung  mit  bem  franjöfifd^en  ^ofe,  als 
Dem  Srjfeinbe  Spaniens,  bleiben  folle.  SBirflid^ 
erfd^eint  3Jlatnii  Don  nun  an  eifrig  bemüht,  bie 
Sntereffen  beS  |g)ofeS  für  bie  calDinifKfd^-nieber« 
Idnbif (ben  SujtSibe  }u  ermeden.  9lber  perfi  rietb 
ibm  oer  Jhirfürfl,  mobi  in  Uebereinftimmung  mit 
bem  $lane  SBilbelmS,  fid^  im  Sntereffe  ber  Aus- 
breitung ber  ^flird^e  ©otteS''  nad^  $oIen  }u  be- 
geben, beffen  Zb^on  burd^  bie  S^ud^t  beS  ftönigS 
|)einrid^  Don  Snion  eben  erlebigt  mar.  3e^t  er- 
warte ftd^  aud^  SBilbelm  Don  Oranien  offen  für 
bie  pöne  gnebrid^,  Sboromfi'S,  beS  ^aupteS 
ber  polnif d^ « franjöfifd^en  calDini^fd^en  gartet, 
unb  3Ratnv^,  unb  fd^mor  fein  frübereS  3beal 
ber  Xolerans  ober  ber  ®(eid^gültigleit  in  ®Iau- 
benSfad^en  feierlid^  ab.  Seine  Sage  in  ben  9tie- 
berlonben  mar  aber  eine  fo  Derbrie|lid^,  unb  bie 
$arteüampfe  mürben  mit  fo  ^meibeutigen  Sie- 
gen gefrönt,  ba|  SDtamis  bem  ^rin^en  rietb,  baS 
Sanb  }u  Derlaffen  unb  in  anberer  @egenb  für  bie 
Sfreibeit  unb  ben  SalDiniSmuS  )u  mirfen.  SBar 
ba}u  $oIen  nid^t  mie  auSerfeben  f  SRamis  arbei- 
tete alfo  im  SBeretn  mit  bem  ^fäljer  auf  biefen 
$Ian  bin.  3n  jhafau  angefommen,  unterließ  er 
nid^tS,  um  nad^  jhöften  SBilbelmS  Sob  }u  Derfün- 
ben  unb  feine  $oIiti!  in  ein  glänjenbeS  fiid^t  }u 
fleKen.  SS  entftanb  barauS  ein  93riefmed^fel  mit 
ben  9KeberIanben,  gan}  nad^  bem  äBunfd^  beS 
Äurfürften.  3nbeffen  beiratete  aRamij  Eboriotte 
per  procurationem  für  ben  ^ringen  Don  Ora- 
nien, magte  aber  nid^t,  mit  ibr  über  ^Belgien  nad^ 
l^oQanb  ju  reifen,  jog  Dielmebr  nad^  Smben,  bem 


879 


SKarnij. 


880 


nörbl^cn  „©bn",  Don  wo  ouS  jtDci  mol^I  auS« 
ßcrüftete  Ärte9§f(i^iffc  ßl^arlotte  in  bcn  fid^crn 
|afcn  fül^rtcn.  9lm  21.  3uni  1575  würbe  bie 
gl^c  in  SricHc  DoUjogcn.  ®en  §crm  t)on  3Hbc» 
flonbc  erwartete  iefet  eine  neue  SDWffion,  bcnn  bcr 
fronjörifti&e  ffönig  Wi«n  öorlöupö  an  bcn  9licber» 
Ioiü)en  fein  SSnterefJe  nel^mcn  ju  wollen.  aWamig 
foüte  nad^  ßnglanb  reifen,  um  bie  ftönigin  6Ii= 
fobet)^  für  bie  caloiniftifd^e  ©ad^e  ber  9licberlanbe 
ju  gewinnen,  glifabetl^  föberte  2Komig  mit  einer 
unbeftimmten  Slntwort,  wäl^renb  SBiU^elm  feiner« 
feitS  bie  ©ad^e  burd^  SBegfd^affung  afler  feinen 
ißlönen  l^inberlid^en  SIemente  ju  ebnen  fud^te.  @o 
löste  er,  sur  l^ol^en  ©enugtl^uung  öon  3}laxn\i,  mit 
®ewalt  ben  SRatl^  Don  93rabant  ouf.  ^13  2)on 
3uan  nad^  ben  Sflieberlanben  !am,  bem  (Seifte  ber 
^cification  öon  ®ent  (1576)  gemö^  l^anbcln 
woQte  unb  uerfprad^,  bie  fpanifd^en  Gruppen  au§ 
bem  Sanbe  wegjufenben,  war  bieg  ben  ^au))tem 
ber  SReDoIution  nid^t  red^t:  man  wollte  feinen 
^rieben  mit  ©panien,  fonoem  bie  SSemid^tung 
ber  fpanifd^en  |)errf d^aft.  S)amalS  fd^rieb  2Ramis 
an  feinen  ^greunb"  SbrianuS  SK^IiuS  ober  Dan 
bcr  SK^Ien.  einen  Il^eologcn,  ber,  wie  2)iamis, 
auf  antreiben  beS  flfurpfäljcrS  g^ebrid^  in  bie 
9{iebcrlanbe  jurfidfgefommcn  war,  um  ba§  „reine 
SDangelium''  ju  prebigen:  er  ^abc  auS  unter« 
fd^Iagcnen  Sriefen  (in  beren  (Sn^ifferung  er  fel^r 
bewanbcrt  war)  entnommen,  ba|  bie  bab^Ionifd^e 
©  . , .  (ber  $apft)  mit  ftönig  ^Iftilipp  confpirire, 
um  burd^  eine  (Sf)t  2)on  SmmS  mit  Sßaria  ©tuart 
gau}  Britannien  ju  unterjod^cn.  „SUIein  eS  ift  nid^t 
ju  bezweifeln,"  fo  fäl^rt  SKarnis  fort,  Mi  &^' 
fabetl^  biefe  ©clcgcnl^eit  benu^cn  wirb,  um  ben 
alten  jferl  (yeternum),  weld^er  i^r  fo  nal^c  auf 
bem  |)alfc  ^^t  (bcn  ©panier  in  ben  92ieberlanben), 
}u  Dcrjagen."  S)ie  nömlid^en  SBaffen,  weld^e  Don 
Anfang  an  jur  Slufwiegelung  be§  SoIfeS  gegen 
ieben  fpanifd^en  Sinflug  gebrandet  würben,  wür- 
ben aud^  je^t  wieber  angewenbet,  um  ben  neuen 
Ofelbl^erm  ^u  Dcrböd^tigcn.  Srofd^üren  mit  SBer* 
leumbungen  unb  ©pottliebem  würben  nad^  allen 
©eiten  aber  ba§  Sanb  Derbreitet.  SSBaS  aber  SRar* 
nt£  aud^  im  9}amen  bc8  ißrin^en  Dcrfünben  mod^te, 
man  glaubte  il^m  nid^t;  §atte  er  bod^  fd^on  einmal 
feine  93ercitwiD[igfeit  bewiefen,  auf  ein  griebenS« 
bünbnig  mit  ben  ©panicm  eingugel^en,  fobafi) 
feine  eigene  $crfon  ^u  fcl^r  ausgefegt  war.  %xä) 
SBin^elm  bot  Med  auf,  }Wif d^en  ben  IBertretem  ber 
Station  unb  S)on  3uan  baS  fjfeuer  ber  3tDietrad^t 
JU  fd^üren,  unb  fd^idfte  aJlamig  nad^  Srfiffel  mit 
einem  l^eimlid^  aufgefangenen  SBriefe  S)ott  3uan8, 
au§  bem  SRamis  ben  Serratia  be§  Ic^tem  nad^- 
weifcn  foKte.  %ud^  bicfeS  3J2ittel  fd^lug  fcl^l  unb 
mad^te  auf  bie  SScrfammlung  nur  fd^wad^en  Sin« 
brud;  bie  ganje  entrüftung  2)on  3uan§  aber  fiel 
auf  SDlamig  gurüdf.  S)ie  größere  Sa^l  bcr  Äa- 
tl^olifen  ftettte  fld^  auf  bie  ©eite  Don  SDon  3nan, 
fo  bafe  aWamii  bamal§  in  SSerjwciflung  ausrief : 
„S)ic  Seligion  wirb  grünblid^  gel^agt . . . ;  meine 
ä^aten  werben  überatt  Dcrbäc^tigt . . . ;  bie  Seute 


fd^einen  ftd^  lieber  in'§  Serberfeen  fiürjen,  olS  ^ 
mit  un§  retten  gu  wollen." 

2)ie  ffanbrifd^en  S)cmofraten,  an  beren  ©füft 
gwei  cinflugreid^e  calDiniftifd^e  Sbelleute,  3o^ 
Dan  ^bcgl^em,  iQtxt  Don  ^emb^je,  unb  S^ 
Dan  be  j^etl^ullc,  ^err  Don  yivfyott,  ftanben,  tal- 
betcn  bie  ©uprematie  be§  ^ttm  Don  Slerf^ 
nid^t,  ber  ftd^  gum  ©tattl^alter  Don  gflanbem  ^ 
erwöJ^lcn  laffen.  3nf olge  beffen  würbe  biefer  am 
28.  October  1577,  mit  l^cimlid&er  (Sutl^ei^B 
SßiH^elmS  unb  feines  Untcrl^önblerS  üRamis,  eilige^ 
fperrt.  SSBie  in  anberen  ©tobten,  in  ^aarlem,  9iit^ 
werpen  u.  f.  w.,  würbe  aud^  gu  @ent  bie  fatl^oltf^c 
ftöbtifd^e  Slcgicrung  entfernt^  bie  Sifd^öfe  DonSent 
unb  Srügge  aber  warf  man  in^S  ®ef ängni|.  S^tc 
@eneralftaatcn  erl^obcn  ftd^  gegen  biefe  ©ewalt« 
t^at.  9Ran  fud^te  SBill^clm  gu  befönftigen,  unb  fo 
fam  Slerfd^ot  wieber  frei.  ÜRamis  aber,  ben  man 
nun  für  ben  Url^ebcr  biefer  (Sewaltftreid^e  l^idt 
würbe  mit  Derf d^iebenen  97lif fionen  an  bie  äugerfh 
©rcnjc  beS  SonbcS,  juerfi  nad^  Groningen,  bans 
nad^  ^rtoiS  unb  fd^lieglid^  gum  Sieid^tage  nad( 
äSBormS  gefanbt  2)ort  wollte  SRamis  mit  fetnei 
gangen  IBerebfamfcit  bie  Sage  ber  92teberlanbe  unk 
ben  Sl^arafter  2)on  3uanS  fd^ilbem.  S)er  @pa* 
nier  würbe  beSSSerratl^S  unb  Sreubrud^S  begid^ttgt, 
bie  ©taaten  bagegen  Don  il^m  gepriefen,  bog  fti 
—  au^  Irene  gegen  ba§  öfteneid^ifd^^  Ö^uS  — 
2J2att]^ia§  als  ©ouDcmeur  in  baS  Sanb  gerufen 
l^öttcn.  Mein  biefe  Dcrbedte  ©d^meid^elei  ful^ 
gu  feinem  Srfolge;  ÜRamis  fc^rtc  rafd^  nad^  f>aufi 
gurfid  unb  lieg  feine  fd^öne  Stcbe  gur  weitem  Scd 
breitung  auS  bem  Sateinifd^en  in^S  Sfrangöjlfd^ 
überfe^en.  2)on  3uan  Italic  in  SBormS  ÜRantis' 
Sinflug  gu  neutraliftren  gewußt  burd^  bie  3Rit< 
tl^cilung,  bag  bie  9liebcrlänber  guerft  wiberred^ 
lid^  ben  Srgl^crgog  SJlattl^iaS  in  baSSanb  gemfen, 
augcnblidlid^  aber  mit  ben  ^rangofen  unb  ben 
$falggrafen  3o]^ann  Saftmir  SSerl^anblungm  |i 
einem  Jhiege  gegm  bm  fpanif  d^en  ff 5nig  ang  Atupf 
Rotten.  3ngwifd^m  nu^tcn^emb^ge  unb  Slql^oDe^ 
®ent  bis  auf's  ^eugerfte  bte  il^nm  gelaj^ene  gM 
l^eit  aus.  S^ax  wamten  SßilC^clm  unb  9Ramts 
bie  ©tabt  nid^t  auf  S  92eue  mit  93ranb  unb  SRor) 
gu  übergiel^en.  2)enn  fie  fürd^tetcn  nur  gu  f cl^r,  baf 
etwaige  ©cwalttl^atcn  ben  gönglid^en  SlbfoK  be 
fatl^olifd^  gebliebenen  äSßaQonm  Don  il^rer  Sßode 
gur  gfolge^aben  würben.  Mein  aQmSßamungei 
gum  Zro^  ftad^elten  bie  SläbelSfül^rer  baS  ®entt 
Solf  wiebemm  gu  einem  Silberfturme  unb  $rie 
ftermorbe  auf.  SSergeblid^  fud^te  SßiD^etm  burd 
ein  emeuerteS  99ünbnig  aller  $arteim  gu  Sruffe 
unb  burd^  einen  fogm.  SReligionSfrieben  im  3nl 
1578  einen  f ricblid^cn  9luSgang.  S'^ax  waren  bi 
©erl^anblungen  mit  granfreid^  unb  mit  ©lifabetl 
Don  Snglanb  über  abgufd^liegenbe  SSertröge  nod 
nid^t  abgebrod^cn.  Slber  lej^tere  wollte  ebcnfi 
wenig  je^t  wie  frül^er  in  einen  Jhieg  gegen  ©pa 
nien  fid^  Derwideln,  gu  weld^em  gleid^wo^l  be 
9?cib  gegen  granfreid^  fie  antrieb,  ©o  tl^at  webe 
bie  frangöflfd^e  nod^  bie  englifd^e  Segiemng  einr 


881 


aJlarnij. 


882 


adii^dbenben  Sd^ritt  in  ber  nteberlönbifci^en  @o(^e, 
j  inb  ti  blieb  USed  beim  ^Iten.  Snblid^  jc^ien  Don 
^  anbdcr  @eüe  bem  älufftanbe  ^ilfe  5U  fommen. 
9riebri4  HL  Don  ber  ^folg  l^atte  baS  Scitlid^e 
«fegnct  @ein  Sol^n  unb  92ad^f olger  Subtoig  n)ar 
k^eroner  unb  Derabfci^iebete  aOe  caloinifttfci^en 
S^looen,  flarb  ober  balb  unb  lie^  ben  Zitron 
fthtem  Sruber  3o^ann  &)ftmtr,  einem  feurigen 
(Mmrifien.  9n  biefen  tt)enbeten  ftd^  aföbalb  bie 
Jticberiönber  um  ^ilf e.  Sol^ann  l^atte  !ur}  Dorl^er 
eisa@(mt6enSfelo)ug  im  Sntereffe  ber  Hugenotten 
ii»(9nm(rei(i^  gemalt,  unb  feine  Solbaten  tt)aren 
(n§  ben  geplimberten  2)örfem  fiotl^ringenS  mit 
nul^Seutena(i^Haufegefommen.  Sinenöl^nlid^en 
3h8  no4  ben  Sliäerlonben  }u  untemel^men,  mar 
itani  eine  fro^  SuSfid^t;  ba^u  fom,  bo^  Slifabet)^ 
H  äberreben  lie^,  ben  gfürften  fär  bief  e§  Unteme)^» 
nesmitSelbsu  unterftü^n.  SJlamis  freute  f\ä)  im 
SonmS  beS  ®elingen8  bief er  @ad^e  unb  n^ar  ftol} 
barosf,  ^e  (lerfdnlid^  eingeleitet  su  l^aben.  @r  l^atte 
jchxt  tt^ieber  einmal  bie  Sted^nung  ol^ne  ben  SSBirtl^ 
I  fßQÜft;  benn  eS  tarn  ^ofyam  Saftmir  nid^t  emft- 
Ii4  in  ben  @tnn,  megen  ber  ;,  JKrd^e  ©otted''  ftd^ 
in  WiSf^  ober  3Ramig  @efe^e  oorfd^reiben  ju 
Idfei  Sld  )iraftif(i^er  9Rann  lieg  Sol^ann  ftd^  }u- 
0^  um  ben  Staaten  gute  @ummen  Dorfd^iefen 
ob  fe|te  ftd^  bann  ju  ®ent  mit  ^emb^je  unb 
l)(oiK  in  Serbinbung.  SDtorb  unb  ißlünberung 
Mb^  feinen  S^u^flapfen.  S)abei  mar  bie  Stoit' 
^  im  eigenen  Sager  ber  Sufftönbifd^en  gro|^ 
A&gieid^  man  naturrt($  nid^t  aufl^örte,  über  9leU- 
tioiiSfiti^  (u  nben  unb  )u  fd^reiben.  SRamii; 
Ob  SBil^Im,  5ffentlid^  bem  SalOiniSmuS  l^ulbi- 

e,  {bitten  nid^t  feiten  auf  §  |)erb{)e  mit  einanber. 
X  iDorf  bem  $rin}en  bie  92ad^ftd^t  unb  Sau- 
Mt  in  ber  Verfolgung  anberer  @ecten  Dor ;  feiner« 
feiü  aba  rflgte  SBiO^elm  nod^  immer  SRami^ 
SvtoCenm)  wpä>  geiftigen  ^od^mut)^.  3um  britten 
Shle  lieft  ber  $rin)  fein  alter  ego  nad^  2)eutf d^» 
faud)  leifen^  um  auf  bem  ffölner  Songreffe  Don 
1 579  bte  Sage  ber  SRieberlanbe  im  Sntcreff e  bc§ 
CnmierS  p  fd^ilbem.  Sr  rief  mit  einbringlid^er 
^BcRbfomfeit  tnber  SSerfammlung:  „SBenn  nod^ 
^  ^npfen  Don  bem  iBlute  unferer  SSorfal^ren 
)^  mtfere  9bem  fliegt  ober  nod^  ein  Sfunfen 
^Bftt  in  untrem  ^ei^en  gliil^t,  fo  merben  mir  im 
^ftfdlle  Itdber  etned  el^reuDoUen  SobeS  fterben, 
^  eine  fo  fd^dnblid^e  unb  Deröd^tlid^e  SfloDerei 
«hüben.-  «m  27.5Kärj  1580  fd^rieb  er:  ,2Bir 
H«  ben  ffönig  ob^  benn  er  ift  ein  gefd^morener 
m  ber  mal^  Sieligion  unb  be§  SBorted  ®oU 
^  Hein  barauS  folgern  gu  moHen,  e§  fei  notl^« 
•obig,  einen  9Rann  jum  gfürftcn  ju  ermäl^Ien, 
^px  nubren  Xeligion  gel^ört,  ift  ungereimt. 
i(t  liebe  Sott  min  babur^  gepriefen  fein,  ba^ 
bieSmfien,  meld^  er  aufruft  gu  feiner  SSertl^eibi« 
fn  ^  itid^t  femten!''  9Bil|eIm  lie^  bie  Saä)t 
flto.  Infou  !am  nun,  unb  äSBil^elm  l^offte,  il^n, 
ttieeinjiaRattl^iad  Don  Oefleneid^,  al§@taffel  gu 
%ner  &xb%t  gu  Dermenben.  @cin  ^eer  betrad)« 
te  ober  baS  Untemel^men  mie  eine  ^rt  Streifjug. 


SS  raubte  unb  brannte  mie  bie  anberen;  aU  e§ 
nid^t§  mel^r  ju  rauben  gab,  lief  e§  au§  einanber; 
bie  Uebcnefte  fd^Ioffen  fi^  ben  ©emolratcn  an. 
Slnjou  felbft  lieft  ben  Flamen  eines  cl^r*,  d^arafter- 
unb  talcntlofen  SDlanncS  gurüdC.  5Wun  reiste  9Kar- 
nig  nad^  fjranfrcid^,  um  ben  ^tx^o^  jur  Slüdfel^r 
5U  beftimmen,  obgleid^  SBill^elmS  SSermanbte  unb 
fjreunbe  il^m  eifrigft  rietl^cn,  fid^  mit  ben  „f^^üt)fe« 
rigcn  unb  betrügerifd^en  gfranjofen"  nid^t  toeiter 
eingulaffen,  unb  obgleid^  fid^  mel^rere  $roDin}en 
auSbrüdfli^  gegen  ein  Sünbnift  mit  gfranfreid^  er- 
Bärt  l^atten.  9lm  franjöfifd^en  §ofe  \af)  3Jlaxn\i 
SlDeS  rofcnforbig.  ®er  §cj^og  ei^d^ien  il^m  als  ein 
ÜKann  Don  reiner  unb  aufri^tiger  Sreue,  mit  offe- 
nem Urtl^eil  unb  aufterorbentUd^er  Serebjamfeit 
begabt,  fanften  unb  mutl^igen  @^ara!ter§  unb,  ob- 
gleid^  ber  „pöjjftlid^cn  Seligion"  angcl^örig,  bem 
„maleren  ßDangelium"  nid^t  abgeneigt.  S)iefem 
SluSermö^Iten  ©otteS  mürbe  bie  SouDerönitöt  über 
bie  SRieberlanbe  angetragen,  unb  ÜJlamis  mar  über- 
zeugt, baft  „ber  gute  @ott  bie  @ad^e  auf  befonbere 
^rt  olfo  gefül^rt"  l^abe.  9hir  muftte  ber  |)erjog 
Don  ^njiou  Derfpred^en,  SBiU^elmS  $löne,  mo  e§ 
aud^  fei,  förbem  ju  l^elfen.  9ladl^  SÖlamis'  Mei- 
nung foUte  aud^,  beDor  man  ^njou  l^ulbigte,  beffen 
&)t  mit  ber  Königin  @Iifabet$  Don  Snglanb  bie 
^freil^eit  ber  Slieberlanbe,  fomie  bie  ©infül^rung 
bc§  „reinen  ßDangeliumS"  für  immer  fid^crn.  3fran§ 
Don  Snjou  l^atte  fd^on  längft  äl^nlid^e  ©ebanfen 
gel^egt.  SRamig  gog  bal^er  mit  einer  @efanbtfd^af t 
junger  Sbelleute  über  ben  Sanol  unb  fd^rieb  balb 
an  feinen  tjfreunb  Dan  ber  W^Ien,  ^DeS  gel^e  Dor- 
trefflid^,  ßlifabetl^  fei  fterblid^  in  fjran j  Derliebt ; 
e§  fd^eine  auSgemad^t,  baft  fie  il^n  l^eiraten  unb 
Jhieg  gegen  @panien  fül^ren  merbe.  S)a  mürben 
plö|lic|  bie  iBerl^anblungen  abgebrod^en;  Slifabetl^ 
moute  fid^  bie  @ad^e  meiter  überlegen.  9ln|ou  !am 
nad^  ^ntmerpen,  mürbe  am  19.  gfebmar  1 582  burd^ 
benOranier  mit  bem  ^er}og3manteI  befleibetunb 
ber  calDiniftifd^en  ©ciftUd^fcit  Dorgefteflt,  fonnte 
aber  balb  mal^mel^men,  baft  er  bud^ftöblid^  }mif  d^en 
gmei  @tü]^len  faft.  Slud^  bie  Derfprod^enen  @ummen 
blieben  auS.  9lun  foHte  ein  ©emaltftreid^  il^n  ret- 
ten. Unter  bem  b^d^l^nfd^cn  ©efd^rei:  „@§  lebe 
bie  SReffe!"  rüdften  feine  Sruppen  im  Sanuar 
1583  in  bie  ©tobt  9lntmerpen  ein,  um  pe  ju  plün- 
bem,  unb  e§  entftanb  bie  fog.  „franjöfift^e  Sfurie", 
bie  meber  SalDiniften  nod^  ffatl^olifen  Derfd^onte. 
9lun  begab  fid^  2Kamij  na^  feinem  Sanbfi^e  SBeft- 
©ouburg  auf  ber  3nfel  SBald^eren,  unb  ^njou 
Derlicft  balb  barauf  bie  JHeberlanbe.  SSBiD^elm  rief 
SQRamij  Don  35Bald^eren  jurüdf  unb  überrebete  il^n, 
ba§  Sürgermeifteramt  ber  ©tobt  ^ntmerpen  ju 
übemel^men.  ÜKamij  miHigte  ein,  nid^t  auS  ßl^r« 
fud^t  nod^  aus  Uebermutb/  fonbem  auS  reinftem 
gbelmutb.  toie  er  fclbft  erflärte.  3lm  30.  9ioDem- 
ber  1583  trat  er  fein  neueS  ^mt  an;  bod^  blieb 
feine  ^uctorität  in  Slntmerpen  eine  fel^r  jmeifel« 
^afte.  9Kan  fonnte  il^m  nid^t  Dcrgeffcn,  baft  er  bie 
Sranjofen  in'S  Sanb  gerufen  l^atte.  ©eine  ©timmc 
galt  im  ßoKegium  ber  ©d()öffen  nid^t  mel^r  als 


883 


SKarnis. 


881 


bie  eined  Slnbem,  unb  er  formte  nid^t  einmal  baS 
©d^Ue|en  unb  Deffnen  ber  ©tabtt^ore  anorbncn. 
©eine  Semul^ungen  für  bie  rcligiöfe  Umwälsung 
tourben  nid^t  mel^r  gefd^äfet  tt)ie  fnil^er,  bie  ©d|rif« 
ten,  tteld^e  er  gegen  bie  fotl^oKfd^e  ffird^e  l^erauS« 
gegeben  ^atte,  niti^t  mel^r  gelefen.  6r  mn|te  eine 
SJerönberung  in  feine  gegenioortige  Sage  bringen 
unb  öerfuti^te  fid^  nun  auf  bem  ©Äiete  ber  ffriegS* 
fül^rung.  @in  gefd^idter  3lu§faQ  auf  bie  @tabt 
Sier  ($roöinj  Slntwerpen)  follte  feine  Seföl^igung 
tn'SbefteSid^tfe^en;  aSein  ber^nfd^Iag  mißlang. 
%xn  fud^te  er  Slntmerpen  burd^  neue  bauten  an 
einem  S)amm  ju  bef e jitgen ;  5IRe Jger  unb  Äauf « 
leute  lel^nten  fi^  bagegen  auf.  SRamii;  reiste  al§* 
bann  nad^  2)elft  )ur  Saufe  eines  ©ol^neS  9QBU- 
l^elmg.  Sei  biefer  ©elegenl^eit  fd^miebeten  bie  alten 
„Qf^eunbe"  tool^I  neue  $Iöne  }u  Unterl^anblungen 
mit  Sfranfreid^.  Mein  ed  ttiar  gu  fpöt ;  am  10. 3uli 
1584  traf  SBiD^elm  bie  töbtlid^e  Jhtgel  au§  ber 
^anb  Saltl^afar  ©eeraertg. 

3e|t  Begann  aRamij^^Stem  ju  bleid^en.  6r  l^atte 
feine  Sln^änglid^feit  für  ,,unfer  jjfranfteid^"  »eber 
verloren  nod^Dergeffen  unb  fel^rteie^tjueinem  früher 
gefaxten  ißlane  }urüd(.  (Sr  tou^it  eS,  tro^  l^eftigen 
SBiberftanbeS,  beiben  @eneralftaaten  burd^gufe^en, 
ba|  man  ^einrid^S  lU.  t>on  Sftcntfreid^  |)ilfe  an« 
ffel^te  unb  il^m  bie  Slieberlanbe  —  S^düavb,  ©ee= 
ianb  unb  Utred^t  einf  d^Iiepd^ — jum  erblid^n  Se« 
ft^e  anbot  iebod^  ol^ne  il^m  bie  ©ouDeränitöt  5U}U' 
geftel^en.  ttnterbeffen  n^urbe  9lntn)er))en  burd^  ben 
f^ergog  Don  ißarma  belagert.  VIS  bie  ©tabt  gang 
eingef^Ioffen  war  unb  SKamis  feine  Slbmefenl^eit 
Dom  ffampf|)Ia^e  gu  motiDiren  fud^te,  mar  ed  ju 
fpöt;  er  l^atte  baS  ißertrauen  Derfd^ergt.  In  ex- 
tremis fd^Iug  man  Dor,  oUe  ffatl^olüen  auS  ber 
©tabt  JU  Dertreiben.  31IS  ober  SKamis  Don  Heber» 

Siabe  }u  fpred^en  begann,  ba  moUten  bie  &}lDini' 
ten  nid^tS  baDon  miffen.  ^rma  erfuhr  burd^  feine 
©pione  aRamiK*  fritifd^e  Sage  unb  forberte  il^n 
ju  einer  Unterrebung  auf.  2)tami|  erflärte  fi^ 
bagu  bereit  unb  fd^rieb  an  ben  ^ergog,  er  fei  nie 
ber  SReinung  gemefen,  bag  e§  etnem  Untertl^anen 
freipel^e,  bie  SBaffen  gegen  feinen  SanbeSl^erm  ju 
ergreifen,  aud^  um  beS  reinen  ßDangeliumS  millen 
nid^i  Qfemer  fei  er  bereit,  ju  gelten,  mol^in  ber 
Öerjog,  ben  er  für  einen  loyalen  unb  aufrid^tigen 
S&lann  ^alte,  eS  münfd^e.  DeffentKd^  trat  2Kamis 
aber  nid^t  mit  biefen  ^eugerungen  l^erDor.  $arma'§ 
©teQDertreter,  bem  ißröfibenten  Don  9lrtoi§,  bot 
er  an,  nid^t  nur  ein  lBünbni|  gmifd^en  $l^ili))p 
unb  ber  ©tabt  Slntmerpen,  f  onbem  aud^  einen  95er« 
trag  5u  Dermitteln,  ber  für  baS  gange  Sanb  gültig 
märe ;  benn  er  l^alte  e§  nid^t  für  unmögftd^,  alle 
^roDingen,  ^oDanb  unb  ©eefanb  einfd^Iie^lid^, 
mieber  an  ©panien  gu  bringen.  S)a8  5?ämlid^e 
fd^rieb  er  furg  nad^l^er  an  ben  C)ergog  felbjl.  9lm 
6. 3uli  1585  trat  er  bann,  mit  ®cne|migung  be§ 
SatJ^eS,  in  münblid^e  Unterl^anblung  mit  ißarma, 
eneid^te  aber  feinen  Qmd  nid^t.  Sro^bem  er  nad^« 
brüdttid^  ^arma'S  Bob  Derfünbete,  gogen  bie  Sür« 
ger  e§  bod^  Dor,  auSgul^arren.  Sebodd  am  7.  «uguft 


mürbe  bie  Uebergabe  untergeid^net,  ^ormo  gogei^, 
unb  bie  auSgeplünberte  Satl^ebrale  murbebenite- 
tl^oUfen  gurüdfgegeben.  9Rarms  bel^auptete,  bie 
^ungerSnotl^  l^be  bie  Uebergabe  ber  ©tobt  fXß 
gmungen.  Sßtr  miffen  iebod^,  bag  bei  ben  eifb 
gfriebenSunterl^anblungen,  gmei  Stonate  Dor  bo 
Uebergabe,  9Ramis  biefelbe  ol^ne  3lotf^  Ufytm  m 
bot.  ©0  badeten  aud^  bie  93ürger,  fo  fpöter  M 
®  eneralftaaten,  bereu  9J{i|biIIigung  gro|  mar.  & 
erlaubten  il^m  nid^t,  ben  ^u^  ouf  l^oüänbif^e 
Soben  gu  f ekn.  3Rami£  na^m  bie  ©träfe  f^ 
faltblütig  auf  unb  fd^rieb  ffmter  fogar  barfibei 
„S)ie  ©taaten  ^nb  fel^r  gufrieben  mit  mir  getDefcn 
nur  münfd^ten  fte,  ba^  id^  mid^  einige  3^  in  b( 
ßntfemung  l^alten  folle."  Sßamis  füllte  nur  d 
gumol^I,  „ba^  für  lange  S^it  feine  Stolle  ani 
gefpielt  fei''.  $arma  allein  l^ielt  feinen  ^Iben  i 
S^ren.  ÜRit  bem  ^ttio^  unb  mit  bem  fßiäfibesdc 
Don  9rtoi§  blieb  SRamis  in  fietem  SMefuml^ 
@r  barg  ftd^  eine  S^UIang  unter  bem  ©d^  b< 
fpanifd^en  @ouDemeur3  in  Sntmerpen,  tD%a 
feine  ^milie  auf  feinem  @ute  in  ©eelonb  De 
meilte.  S)em  fpanifd^  j^önig  unb  ^ßatma  fd^ 
eS,  als  fei  nun  ber  redete  ^ugenblid  getomn« 
um  burd^  3Rami|'  SSermittlung  bie  Snfel  ©ed« 
gu  befommen.  Sine  unidngf)  burd^  ben  belamiti 
^iftorif  er  fferD^n  be  Setten^oDe  auf  gefunbene,  m 
©panien  an  ben  dergog  Don  $arma  gerU^ 
2)epefd^e  Dom  15.©eptember  1585  lobt  bende 
gog  megen  feiner  SSer^onblungen  mit  Stontts  m 
bie  SluSlief  erung  ©eelanbS  unb  ermahnt  t^n,  SRa 
nis  gegenüber  hin  ©elbgufparen.  3ngttrifd^teifi 
9Rami|  nad^  SBald^eren  ab,  mo  feine  gmeite  gfca 
ffatl^arina  Dan  Sef  eren,  töbtlid^  erfrantt  ttxir.  So 
angefommen,  mürbe  er  burd^  ben  Statl^  Don  @e 
Ianb  Derurtl^eilt,  fein  ^auS  in  9Befl>@ou6urg  nid 
gu  Derlaffen,  bis  bie  @eneral{laaten  einen  fo 
f d^Iul  begügHd^  feines  Aufenthaltes  gefa^  1^ 
mürben.  S)ie  ©tauten  l^atten  alfo  Don  ber  g 
planten  9luSlteferung  ber  3nfel  SBinb  befonnm 
unb  Dereitelten  ^rma^S  unb  ^Jlaxnig'  Soid^obe 
9Jlami^®ema]^linftarb,  unb  erDerel^elid^tefid^git 
britten  Sßal  mit  ^ol^anna  be  Sanno^,  SBitäoe  Dc 
$^iIippotte'S  »ruber  9lbrian  be  IBaiUeul  ober  Dc 
IBeDe.  AQmälig  mürbe  er  ben  ©eneralfloatengleUl 
gültig.  (Sr  f elbft  bemül^te  ftd^,  feine  fpanifd^  S^ 
nung  Dergeff en  gu  mad^en,  bunte  aber  Dorlfiufig  M 
neues  ©taatSamt  erhalten,  ©o  lebte  er  einige  3^ 
mie  er  eS  feiner  IBel^ouptung  nad^  münfd^te,  in  U 
SRitte  ber  ©einigen.  @r  fd^rieb  einige  SuffSk 
morauS  feine  bamalige  ®eftnnung  gu  erfel^  $ 
g.  89.  bie  ,,3:reu^ergige  ©rmal^nung".  ffiiefe  fc 
gmedfte,  ben  d^riftlid^en  @emeinben  Don  Srabiot 
Sflanbem,  ^ennegau  u.  f.  m.,  meldte  nod^  ,,unie 
bem  Jheuge  fi^en",  b.  1^.  meldte  nod^  unter  ba 
ffatl^olüen  mol^nen,  meife  IBerl^altungSmalreteti 
gu  ertl^eilen.  S)arin  bel^auptet  er:  „S)ie  ^fi&^ 
unb  Sarbinöle  fmb  meiftenS  leibl^ftige  Teufel  übe 
tl^ierifd^e  ajli^gcburten  unb  SWonftra."  3m  Soll 
bie  Srübcr  (bie  ßalDiniften)  unter  ben  Sfinfhti 
lingen  in  brol^enben  ©efal^ren  leben,  foBen  f 


885 


SRarnis. 


886 


\ 


W  geben,  bog  fie  ftd^  ,,ntit  ben  (ab^Tonifd^en 
Ckfa^  nid^t  bef4mu|en".  —  ^uf  ®runb  einer 
ii[terf(^(agenen  Correfponbenj  unternahm  Karats 
na  tDieber  einmal  eine  Steife  nod^  @nglanb.  Sin 

E'fier  Antonio  t)on  Portugal,  ©ro^prior  ber 
te{er  £ommenturei  t)on  Srato,  ein  tlbförnm* 
liig  ftdnig  Srnmonueld  beS  ®ro^en,  f^ien  il^m 
Italic^  bamoIS  bie  geeignete  $erfon,  einen  ff rieg 
fegen  $(ili|)f  }u  untemel^men,  um  baS  Steid^  fei> 
KT  Säler  ttneber  gu  erobern,  liefen  @eban(en 
tfitteSRomis  bem  el^emaligen  englifd^en  ©efonbten 
n  $arifer  |)ofe  unb  ledigen  @tQat3)ecretör  Sßal' 
|n^(iam  als  fel^r  Dortldeil^aft  für  bie  englifd^e  $o- 
Ktü  bargefiellt,  ha  ein  portugiefifd^er  ftrieg  ff önig 
$tttipp  notJ^menbigenoeife  Don  onberen,  Snglanb 
frinbtii^  $(önen  obl^alten  muffe.  Slif obetl^  ober 
iibcrfc|te  fid^  energifd^  bem  abenteuerlid^en  ^lane. 
III  jebod^  balb  barauf,  im  3. 1588,  bie  fpanifd^e 
Innaba  ober  «unüberminblid^e  ^otte"  an  ber  eng- 
tffifta  ffüfie  Don  Stürmen  9er|h:eut  unb  gu .® runbe 
feciii^morben  mar,  nal^men  einige  englifd^eSbel« 
Inie  mib  (Slfidfdritter  ben  $Ian,  Portugal  für 
Son  Snhmio  }u  erobern,  mieber  auf.  Se^terer 
Itfte  bereit  frül^  in  einem  eigenl^önbigen  @d^rei> 
tm  Ott  9Rami|;  ben  ®egenftanb  befprot^en.  3ft  eS 
bim^t  mel^r  als  maM^einlid^,  bag  9Jlami£  bur$ 
bie  Steife  nad^  Snglanb  begmedte,  ben  Sermittler 
fic  bie  bortigen  greimiDigen  ju  fpielen,  meldte  in 
bsStäife  Don  20000  9Rann  als  eine  %tt  ^rei« 
ioder,  ^nlid^  ben  äBaffergeufen,  bem  3uge  fid^ 
nf^ielen  mollten?  S>er  $(an  mar  jiebod^  man- 
d(aft  angelegt  unb  f d^eiterte  flöglid^  in  ber  SluS- 
PtcnuL  3lod^  einmal  marf  SRamis  ftd^  aI3  poli> 
tif^er  Sermittler  auf.  3n  ber  $erf on  ^einrid^S 
imSaDarra  glaubte  er  enblid^  ben  maleren  „®ot- 
Mgrfanbten"  gefunben  }u  l^aben,  ben  ber  ^en 
in  @d^u|e  «rfräer  ffird^e"  auSermöl^It  l^abe. 
64oK  im  Anfang  ber  ^Belagerung  t)on  $ari3,  im 
94n  1590,  mar  9Ramis  gu  bem  Sourbonen  ge- 
»ilial  ^&  gefiel  bem  ffönige/  fo  fd^reibt  er 
^  Ucfem  JBerfud^,  ,,mid^  in  bie  Steigen  feiner 
Monberen  Stoier  au^unel^men  unb  auf  meinen 
»4  IVL  (dren.  Sr  befal^I  mir,  biemeil  id^  in 
lioBonbcS  SHenfl  ftanb,  mid^  aß  feinen  Statl^d- 
>on  jn  betrad^ten."  ^einri(|  fd^enlte  bem  neuen 
S^Smmne  ou^  600ffronen,  „bamit",  fo  ergäl^It 
Kanris  feffiß,  ^biefer  üpx  bei  bem  $rinjen  SRori^ 
lOBOiomen  unb  ben  ®eneralflaaten  empf eitlen 
toge'.  Seine  StudKel^  fd^eint  bem  caMniftifd^ 
ftNmten  $rin)en  IDtori^  miQfommen  gemefen 
{tfeiiL  Siefer  beurtbeilte  il^n  übrigens  nad^  fei> 
m  richtigen  SBertl^ ;  f o  f d^reibt  er  5.  39.,  menn 
SRcnis  Qud^  ffönig  ^einrid^  ^riDatbiener  fei, 
fo  veibe  cd  il^  bod^  leidet  merben,  „jmei^enen 
libienen'.  9m  £nbe  feined  SebenS  l^atte  Watnxi 
104  Don  bem  Unbanf  unb  ber  ÜKi^gunft  bed 
fifaqen  SRoril  ju  leiben,  beDor  er  bie  Stulpe  an 
oberer  SteOe  (Bepos  ailleurs,  mie  fein  SBal^I" 
{^  lautete)  erfl  finben  follte. 

€4on  lange  l^atte  er  über  Sutl^ns  Sibelüber« 
fe^mig  gefbigt.  Sr  bel^uptete,  feine  Ueberfe^ung 


l&abe  fid^  Don  bem  Sinne  beS  l^ebröifd^en  SejteS 
meiter  entfernt  als  biefe,  unb  auS  einer  fo  fel^ler- 
l^aften  beutfd^n  l^abe  man  eine  nieberlänbifd^e 
Ueberfe Jung  angefertigt.  Salier  fa^te  er  ben  $lan, 
felbfl  eine  neue  Ueberfejung  l^erjuftellen.  ßr  30g 
nad^  Serben  unb  lie^  fid^  in  ber  TOitte  ber  calDini- 
ftif  c^en  ©elel^rten  nieber,  frol^  feiner  enblid^  gemon« 
neuen  Stulpe.  9ber  (aum  ^atte  er  bie  ®eneftS  fertig 
gebrad^t,  fo  unterbrad^  ber  ^ring  feine  9lrbeit  unb 
fenbete  il^n  nad^  bem  tJfürftentl^umOranien,  um  bie 
Sted^te  beS  ^auf eS  Don  9taffau  gegen  bie  Uebergriff e 
beS  SermalterS  SeSbigniöreS  ju  Dertl^eibigen.  9ud^ 
biefe  SDlifpon  blieb,  mie  bie  meiflen  frül^eren,  erfolg- 
los, unb  „Don  bort  an",  fd^reibt  er  felbft,  „ging  id^ 
unter".  S)en  ^^eimgef eierten  lub  niemanb  ein,  feine 
Ueberfe Jung  mieber  aufgunel^men.  ßr  mibmete  feine 
le Jte  ffraft  einer  großen  Sertl^eibignngSf di^rift  über 
bie  l^au))tföd^lid^ften  Sl^aten  feines  SebenS,  meldte 
burd^  ben  bittem  .Angriff  eines  Ungenannten  Der- 
anlagt  mar.  ßS  mar  bie^  bie  „Slpologetifd^e 
Slntmort  ^j^ilippS  Dan  SRami^  auf  eine  berüd^- 
tigte  ©d^mä^if d^rift,  meldte  in  jeiner  9lbmefen^eit 
anonym  unb  ol^ne  Angabe  beS^rudferS  Deröffent- 
lid^t  mürbe  burd^  einen  gemiffen  fd^amlofen  9Ren« 
f  d^en,  ber  fid^  ben  Sitel  eines  beutf  d^en  ßbelmanneS 
gibt  unb  fein  ^ampl^let  Slntibotum  nennt  u.  f.  m., 
in  meld^em  bie  Sl^re  ber  S)iener  unb  beS  2)ienfteS 
beS  äBorteS  ®otteS  entmeil^t  unb  befd^impft  mor- 
ben  ift".  Sie  ©d^rift  erfd^icn  im  3. 1598  unb 
mar  ben  „Ferren  ®eneral>@taaten  ber  Dereinigten 
^roDinjen"  bebicirt.  3n  biefer  SelbftDertl^eibi- 
gung,  meldte  Dielen  ^iftorilem  als  eine  ber  }u- 
Derlöffigften  Duellen  gur  Seurtl^eilung  beS  SlutorS 
erfd^ien,  fud^t  SRamis.  nadd  einer  eingel(ienben  IBe« 
fpred^ung  feiner  ^auptt]^aten,  nad^gumeifen,  mie 
bie  Serleumbung  unb  bie  Singriffe  auf  feine  Sl^re 
il^n  ber  Ueberfejung  ber  IBibel  entl^öben. 

Sonad^  f  d^lo^  3Ramvg  feine  Soufbol^n  als  Sd^rift- 
fteller,  mie  er  fie  als  fold^er  begonnen  l^atte.  Seine 
gange  politifd^e  Saufbal^n  mar  mit  einer  Spottf d^rift 
eröffnet  morben,  meldte  aud^  in  ber  betüf d^en  Site- 
ratur  burd^  t$if<^<^^3  Ueberfejung  begm.  IBearbei- 
tung  aüentldalben  belannt  gemorben  ift.  @r  gab 
bief elbe  in  ben  erften  Salären  feines  9luf entl^alteS  in 
Sreba  l^erauS  unter  bem  Xitel  Den  Bjencorf 
der  hejUghe  roomsche  kercke»  „2)er  SSienen- 
lorb  ber  l^eiligen  römifd^en  ffird^e,  eine  beutlid^e 
unb  grünblid^e  Srflörung  ber  9RiffiDe  Don  ®en- 
tianuS  ^erDet,  fürglid^  in  frangöftfd^er  unb  beut» 
fd^r  Sprad^e  l^erauSgegeben.  ®erid^tet  an  bie 
Sncnbcn  im  d^ftlid^en  ©lauben".  3n  gifd^arts 
Ueberfejung  l^ei^t  biefeS  SDBer!  „Sienenforb  beS 
l^ailigcn  roemifd(|en  immenfd^marmS,  feiner  l^um« 
melSgeÜen  ober  l^immelSgeUen,  l^umau^nöfter, 
brömengefd^mürm  unb  möfpengeboe^,  famt  löu* 
terung  ber  l^ailigen  roemifd^en  fird^en  ^onigmaben, 
u.  f.  m.,  burd^  Sßfumalt  ^if^art".  ©er  Byencorf 
crfd&ien  fd^on  im  3. 1569,  als  Sölamij  31  Sa^re 
gäl^lte ;  erft  fpäter  aber  mürbe  ÜJlamij  als  9Scr» 
faffer  beSfelben  befannt.  3m  16.  unb  17.  Sal^r- 
l^unbert  erfd^ienen  baDon  eine  äieil^e  Don  SluS» 


887 


a)Urni£. 


888 


gaben,  im  18.  Sal^rl^unbert  nur  nod^  ^ml  S)er 
Scrfaffer  ocrbirgt  fid^  leintet  bcm  ^fcubon^m 
Sfaoc  SabonctuS  oan  Soöcn,  Siccntiat  bcr  pöpft« 
Ud^cn  5Rc^tc.  ffia§  SBer!  ift  fpöttifd^erwcife  bcm 
neuen  Sifd^of  oan  ©on  ober  ©onniuS  oon  §cr» 
jogenbufcj^,  „bcm  SSatcr  aller  neuen  nicberlänbi« 
fd^cn  Stfd^öfe",  gcwibmet.  S)cr  berühmte  ©onniuä 
trat  bc!anntU(^  nad^  ©ranücUa  an  bic  @pi^c  bcr 
Bewegung  jur  Umgcftaltung  bcr  niebcrlänbifd^cn 
93t§t]^ümcr.  2)abur(i^  gewann  bic  ürd^Itd^e  9leu- 
orbnung  bic  tl^r  bamalS  ^öd^ft  notl^mcnbigc  Unter- 
ftüjung,  unb  ©onniuS  l^ättc  ftatt  be§  ^^ol^ncS  bcn 
ffianf  bcr  SRieberlänbcr  burd^  bcn  SBiberftanb  öcr» 
bient  töcld^cn  er  mit  öicien  feiner  gciftUd^cn  Kol» 
legen  gegen  bic  burd^  bcn  ^ergog  üon  9Iba  au§» 
gcfd^riebcnc  „jcl^nproccntigc  ©teuer"  Iciftete.  SBßic 
ber  Sitcl,  ]o  ift  baS  gan}c  äBcrl  eine  ^arobie. 
©ogar  bic  93ibcltc£tc,  meldte  bu^enbmeife  in  bcm 
äBcrl  angcfül^rt  werben,  erl^altcn  burd^  SRami^ 
gfeber  eine  cntgcgengefc^te  93cbeutung.  S)a§  93u^ 
ftro^t  t)on  93c]^au))tungen,  bereu  ^^(^{d^l^eit  9Jlar" 
nij  jwcif elSol^nc  ntd(|t  cinfcl^en  »ofitc.  ffiic  9lrbeit 
foQ  ba§  ©egenpdf  bcr  ©d^rift  ctnc§  franjöftfd^cn 
tatl^olifd^cn  Sl^cologen  ©cntianuS  ^ert)et  fein, 
bcr  fidd  burd^  bic  Ueberfe^ung  gricd^ifqcr  ©d^rift« 
ftcKer  unb  mcl^r  nod^  burd^  Vortrage  über  !ird^- 
lid^c  S)i§ci})Iin  auf  bcm  Sricnter  ßoncil  bebcuten» 
bcn  SRul^m  crtt)orbcn  l^attc.  W2  biefer  ®tk^xit 
©cneraMcar  beS  93i§t]^umd  9lo9on  mürbe  unb 
©trcitfd^riftcn  gegen  bic  franjöftfdden  Hugenotten 
brudfen  lie^,  trat  SRamis  5ur  äBiberlepng  gegen 
il^n  auf.  @r  tl^cilte  fein  äBcrl,  nad^  bcm  Scifpicl 
bc§  ©cgncrS,  in  fed^  Hau))tftädfe  ein.  3)a§  erfie 
fprid^t  oon  ber  9rt  unb  äßeife,  toie  man  bic  ff e^er 
be^anbcln  foD,  bic  „oerbrannt  merbcn  muffen''. 
SaS  yotiit  erörtert  bic  Jhaft  bcr  ]^ciligen  ©d^rift 
unb  oerfud^t  nad^umeifcn,  mic  toeit  bic  latl^olifd^c 
Sel)rc  oon  bcm  Reifte  ber  93ibel  abmci^c.  ®a§ 
bntte  bcl^anbclt  bic  93cid^te  unb  anberc  ©aaa« 
mente  unb  ocrft)ottet  i^rc  3q^I-  ®q3  Oicrtc  be» 
fd^äftigt  pd^  mit  ber  SScrcl^rung  unb  „Anbetung" 
ber  ^eiligen  Silber;  baS  fünfte  mit  bcn  guten  SBßer- 
!en,  beren  angcbli^cr  äBcrtl^  ocrl^öl^nt  mirb ;  baS 
fed^§tc  mit  ber  |»eiligleit  be§  $apftcd  unb  bcr 
„^faffen".  ©d^Uc^Ii^  mirb  bic  Sebcutung  beS 
Titels  „SBicncnforb"  in  bei^cnb  mijiger  SBcifc  er» 
flärt.  SKand^cr  l^iftorifd^c  Qfcl^Icr  in  bcm  Sandte 
ift  aÜcrbingS  mel^r  ber  Unmiffcnl^cit  als  bcr  Sog* 
l^eit  bcS  jungen  SerfafferS  ju^ufd^reiben,  affcin  in 
feinem  §affc  fügt  SDlamis  bcn  l^ciligcn  Flamen 
3efu§  unb  anaria  gotteSIöftcrlid^c  epitl^eta  bei 
unb  nennt  bic  l^ciligen  Sungfraucn  „einen  öaufen 
5räulein§".  Slatürlid^  befpötteö  er  au(^  bic  pla» 
ftifd^c  Äunft  unb  rebet  bcm  SfonoüaSmuS  baS 
SBort.  ©ogar  eine  ©arftcHung  Oerfd^icbener  Sib« 
fd^nitte  au§  bem  Scben  be§  ®ottegfol(ine§  lögt  er 
nid^t  5U.  3n  fd^mad^oollcr  äßeifc  ocrl^öl^nt  er  baS 
Seid^en  be§  l^ciligcn  ftrcujeg  fogar  bei  bcr  Saufe. 
®ic  Hi)mncn  an  baS  l^eiligc  ffteuj  erfd^cinen  il^m 
löd^crUd^,  unb  bcn  ©d^Iu|  oieler  Äird^engebetc : 
„burdd  3cfuS  Kl^riftuS,  unfern  ^erm",  bepedt  er 


mit  bem  fd^önbUd^en^u§brudfe:  „bic  39utter(oba 
„ha^  ©cioürj'',  loic  c§  Qf^fd^art  bcjcid^net),  bie 
^HeS  oerbeffert".  ®ic]^errIid^en©tropl^cn  SUbik 
Mater,  Intemerata,  Ave  maris  Stella,  Salve 
Begina  fmb  il^m  ni^t§  al§  „Iiebcn§mürbige9@e> 
plauber".  S!)en  fird^Iid^en  ©c^orfam  fd(|ilbert  ei 
alfo :  „äBcnn  bie  fiird^e  ctmaS  oorfd^rcibt,  tooSbct 
l^cUigcn  ©d^rift  toiberfprid^t,  foH  man  ber  SiM 
einen  cl^rcnoollen  Passe-port  ober  ein  SBegleit^ 
fd^reiben  geben."  „SBcnn  fic  (bcr  $apft  unb  Mt 
93ifd^öfe)  am  l^cEcn  Mittag  bel^auptcn,  c§  fciftnpeit 
9iad^t  fo  foUcn  tt)ir  bief  unmittelbar  anne^meii, 
mic  einen  @Iauben§artilel,  unb  fd^nell  p  Seil 
gelten."  3Bo  oon  Opfer  unb  guten  SBerfen  bii 
Sebe  ift,  lefen  mir  in  gif d^artS  mörtlid^er  Scotbeb 
tung:  „©oUtc  er  nit  biäidd  bic  erbfunbe  famt  b« 
ganzen  fd^ulb  quit  fd^eltcn,  fö  man  in  fö  6did 
bcs&I^It  mit  mad^S  (al3  Seifpicl  mirb  bie  Ofierbq 
befpöttelt),  ©d^malg,  fd^mSr  unb  @))oid^?  @i 
gibt  crg  ja  nid^t  umfonft."  2)ie  ©d^möi^migr 
gegen  bie  fteben  l^ciligcn  ©acramente,  ba§  l^eiKg 
ÜRcgopf  er,  bic  93if  d^5f  e,  bic  $öppc  entjiel^en  pd^  bi 
äBiebergabe.  ©d^toer  ip  e§,  }u  beftimmen,  ob  et» 
noc^  bei  biefem  93uc^  anbere  ©ddriftftcller  betl^t( 
maren.  9lad^  SKamis'  Sobe  erfd^ien  in  fnmjöji 
fd^er  ©prad^e  ein  gan}  öl^nlid^cS  93ud^  unter  bei 
2itcl  „95iß)  ber  SRcIigionSocrfd^iebenl^citen'',  M 
d^e§  mand^e  oberpöd^Ud^e  fiefer  als  eine  Ueba 
fe^ung  beS  93ienenforbeS  betrad^teten.  68  fd^ 
im  ©cgcntl^cU  ein  frangöpfd^eS  Original  ju  feb 
nad^  meld^em  SRamis  feinen  93ienenlorb  bearbdti 
l^atte.  ünerfmürbigermeife  erfd^ien  le^tcre  @d^ 
im  3.1569,  toöl^renb  baSpransdpfd^eSorbilb- 
mie  ber  ^erau§gebcr  bcl^auptet  —  auf  äRond] 
auSbrüdnid^cn  ^unfd^  erp  nad^  bePen  Sobe  t 
3. 1599  an  bic  Oeffentlid^fcit  trat  ©elbpSto 
nis^  93emunberer  bcjiocifcln,  ba^  er  in  feinem  6 
megten  Scben,  fem  oon  aflen  Sibliotl^clen,  ein  \ 
mit  ©clel^rfamTeit  angepiateS  2Ber!  toit  baS  „m 
bcr  SRcIigion^ftreitiglcitcn"  l^ötte  fd^reiben  fdtmei 
5ßid&t  meniger  merfmürbig  pnb  TOamis'  gereim 
^falmcn,  beren  93earbeitung  nad^  bem  |ebrdi^ 
Urtexte  für  pd^  allein  f d^on  mehrere  Saläre  in  9i 
fpru^  nal^m.  9iad^  bcn  neueften  Unterfud^ungi 
ift  SJtami^  aud^  ber  2)id^ter  beS  bcrül^mten  SSoO' 
liebes  Wilhelinus  von  Nassouwen,  toorin  b 
$rin}  felbftrebcnb  eingefül^rt  mirb  unb  eine  tut 
^ologie  feiner  |»anblungcn  gibt,  feinen  eigen« 
SRutl^,  feine  fjrömmigf eit  l^croorl^cbt  unb  oor  OTf 
bicfeierlid^eSerpd^erung  gibt,  „ba^  er  bemftönij 
oon  ßifpanien  ftetS  treu  gebient  l^abe",  SKont 
fd^rieb  aber  in  ber  !Bol!Sfprad^c  nur  für  baS  gtof 
^ublifum.  ®ic  meiften  feiner  ©d^riften  pnb  fron 
5öpf d^  unb  tl^eilmeife  aud^  lateinifd^  abgefaßt  ©ein 
gorrcfponbcnj  fül^rtc  er  f ap  ol^ne  ÄuSnalJme  pcan 
55pfd^,  aud^  menn  er  pd^  an  bie  @encraipaatc 
ober  an  bcn  ^rinjen  oon  Oranien  »enbete.  8K 
^bl^anblung  iiber  bie  SSortl^eile,  meldte  bie  Üebei 
gäbe  aller  ^rotoinjcn  an  bcn  ftönig  oon  gnm 
reid^  bringen  mürbe,  ip  natürlid^  in  frangöf 
fd^er  ©pradde  gefdjricbcn:  Memoire  pour  faii 


889 


SMarnis. 


890 


lur  qn'il  conTient  d'offrir  au  Boy  de  France 
tooies  les  provinces.  3m  %  1589  bereid^erte 
gtaris  Don  Serben  au§  bie  SBelt  mit  bei  oben« 
gnamiten  Trouwe  vermaninge  etc.  9ln  biefe 
Weit  jd^loj}  ft(^  einige  Saläre  fpöter  eine  @d^rift  an 
gegm  bie  fog.  änfpitirten  (geestdrijvers),  tt)05U 
9M;au4  bie  Slaufgeftnnten  (doopsgezinden, 
Tdeiobaptistae)  regnete,  gegen  h)eld^e  Sabin 
A^in  ®enf  fc^on  fel^r  fröftig  erl^oben  l^atte.  3m 
3^  1595  gab  er  ein  2Ber!  gegen  alle  SBiebertöufer 
trnmS,  genannt  Ondersoeckinge  ende  gron- 
Ujk»  Wederlegginge  etc.,  „Unter{ud(|ung 
nb  grimblid^  SBiberlegung  ber  Seigre  ber  3nfpi> 
mim  in  Setreff  bed  gefd(|riebenen  ©otteSmorteS 
m  Uten  unb  %euen  Xeftament  sufammengefagt, 
jook  eine  Unterfud^ung  bief  er  iif)xt  il^rem  ®  runb» 
i4t  gemöl''.  9Ran  l^at  IDlamis  feiner  3^  6^" 
jtriUgt,  nod^  bem  IBeifpiel  feines  fiel^rmeifterS 
Ä  StU^catoinifien  }um  Zobe  t)erurt]^eilen  ju 
iNlen.  (Er  erflart  biefe  Snüage  für  falfd^,  fagt 
Aa  glei^iool^t  beutlid^,  ba^  bie  Obrigfeit  ba§ 
64Mt  fül^ren  folle  gur  SSertUgung  unb  SluS- 
ntteng  {ener  fieser,  bie  ffarl  V.  in  feinen  pla- 
nte tmäfpni.  Senn  biefe  ff e^er,  meint  er,  l^aben 
bn  lob  berbtent  „9ber  h)ir/  fäl^rt  er  »ei« 
tsfott,  „loirSöl^ne  beS  ^ropl^eten,  ftnb  feine 
14a,  fonbem  bie  anberen  (bie  SBiebertäufer). 
Sarai  mir  fold^  ffe|er,  fo  mürben  mir  ^unbert- 
Ml  «14  einanber  ben  Sob  terbienen.''  9nan 
faffebine  9ict](|eit  bed  ©otteSbienfteS  }u;  «,menn 
d  id)em  fireiftönbe,  irgenb  einer  beliebigen  Ste> 
Mn  anju^gen,  fo  mürbe  ol^ne  S^oeifel  ber 
fV^Sninb  gelegt  fein  }u  öffentlid^er  ©ottloftgfeit 
jQ^  ^N)ttenber  Sßerad^tung  jeber  SReligion,  meld^ 
ii  nietet  3^  ^^  unb  mel^r  bie  Ueberl^anb 
^ßm'.  Sarum  preist  er  auf's  ^bd^fte  bie 
Oonolfhiaten^  meldte  „alle  9iid^tcalt)iniften  be» 
Baiifm,  bie  oufrid^tig  gefunbe  Seigre  beS  Süan« 

Cl  befSrmorten  unb  alle  falfd^en  Untermei« 
,  ite|ereien  unb  ärrt^ümer  }u  terl^üten 
Wkm'.  SRomic  gab  fd^on  im  3. 1566,  alfo  im 
äci^  be8  ollgemeinen  SilberfhtrmeS  felbft,  ben 
Qi^Aem  biefeS  93anbaIiSmuS  eine  Srmutl^igung 
Wr  bem  Xitel  .^Ueber  bie  in  ben  9iieberlanben 
«3.1566  l^enmtergemorfenen  Silber".   Siefe 
M  3. 1571  }uerft  gebrud(te  @d^rift  l^atte  ben  un> 
&dtoen  So>^0  ^^  IBilberfiurm  gegen  ben  ^n« 
ggjdmi  gut^eronerS  gu  Dertl^eibigen.  2)ie  Silber« 
mm  moren  in  feinen  ^ugen  „biefelben  Seute, 
M)e  megen  beS  92amenS  Sl^rifti  3efu  beinal^e 
50  9a^  lang  unauSgefe^t  Derfolgt  mürben'' ; 

aoD  anf  biefe  Siferer  aud^  nid^t  Don  oben 
ancn  mie  ouf  einen  toUen  Raufen  unb 
nij/i  mit  bem  @(^im))fnamen  ySilberftürmer" 
•  i^®ie  Semegung  fei  ein  SBerf  ber 
lüttul^  Sorfel^g,  bie  ^anb  beS  9Renfd^en  nur 
4r3nilntment'' ; ...  „ber  ®eift  ®otteS  laffe  fid^ 
Ac  fein  SRa|  unb  3iel  Dorfd^reiben''.  3)er  liebe 
Sott  (obe  a^o  ben  @ebanlen  ber  (Entfernung  l^ei« 
%r  Silber  in  i^ren  Snfen  gelegt  unb  eS  fei  nid^t 
ii  bcftcifei^  bel^aitptet  ber  Serfaffer,  ba^  ^ier  ein 


burd^  menfd^Iid^en  ®eift  auSgebad^ter  $lan  bor- 
gelegen l^abe.  Ser  „Unterführung''  folgte  eine 
©cgcnfd^rift,  beren  SSerfaffer  unbefonnt  geblieben 
ift:  „®egengift  5u  ben  blutbürftigcn  unb  giftigen 
giatl&fd&lögen  u.  f.  m.  bon  ^^.  be  SKamis".  ffier 
SSerfaffer,  ein  S^itgenojfe  bon  3Raxn\i,  mirft  IcJ- 
terem  in  biefcr  ©d^rift  nid(|t  nur  feine  Qf^^^gcbigfeit 
in  SobeSurtl^eilen,  fonbem  nod^  eine  ganje  Stetige 
menig  lobenSmertl^er  ^anblungen  bor.  2)arauf 
beröffentlid^tcaKamijbie  „SRepli!"  bon  entfjpred^en« 
ber  SluSbel^nung,  meldte  oben  ermöl^nt  ift  (Be- 
ponse  apologötique).  3u  feinem  Unglüd  ift 
aber  fd^on  löngft  bemiefen  morben,  bag  bie  ^aupt« 
punfte  ber  gegen  il^n  gerid^teten  9lnflage  in  feiner 
^ologie  gang  unb  gar  ni(|t  miberlegt  ftnb.  SHar« 
nin  fagt  barin,  er  l^abe  bie  ffatl^olifen  il^rer  grei« 
l^eit  niemals  berauben  unb  bie  ®eiftli(^en  fogar 
im  Sefi|e  i^rer  ®üter  laffen  mollen.  Sr  l^at  aber 
als  einzigen  SemeiS  für  biefe  Se]rau))tung  ben 
fd^mad^en  Serfud^,  bie  SoIfSmänner  in  ®ent  jur 
Stulpe  5u  bringen,  meldte  mit  S)atl(ienuS  bie  cal« 
biniftifd^e  SBerbefal^ne  aufpfKangten,  unb  bel^auptet 
fogar:  „eS  fei  eine  ebenfo  berabfd^euungSmürbige 
Stanl^eit  (sottise  detestable),  j[eben  feiner  Ueber« 
Beugung  gemö^  leben  5U  laffen,  mie  bie,  einen  ®ift« 
mifdder  ju  berf^onen".  —  Sölamij  berfd^ieb  ju  Se?« 
ben  am  15.  S)ecember  1598  im  9Iter  bon  68  Salä- 
ren unb  l^interlie^  auS  }mei  Sl^en  brei  Söd^ter  unb 
einen  Sol^n,  ber  als  Hauptmann  in  ber  l^oEönbi« 
fd^en  9rmee  biente;  eine  bierte  Sod^ter  mar  il^m 
burd^  ben  Sob  entriffen  morben.  @eine  britte  Sl^e 
blieb  ünberloS.  URamis  mar  ein  SDtann  „bon  un- 
ermüblid^er  Xl^atfraft,  mit  augerorbentlid^em  ®e- 
bäd^tni^,  merfmürbig  injeber  ^^injid^t"  (van  groo- 
ten  bedryye,  besogne,  memone,  ja  singulier 
in  alles).  Seine  Sj^atfraft  l^at  einen  me|r  als 
aböquaten  ^uSbrud  in  feinem  rul^elofen  fieben  ge« 
funben.  Sine  ©ammlung  feiner  Sßerle,  beforgt 
bon  6.  Ouinet  unb  %  fiacroi^,  erfd^ien  unter  bem 
Sitel  Oeuvres  de  Ph.  de  Mamix  de  Sainte- 
Aldegonde,  9  vols.,  Bruxelles  1856—1860; 
baran  rei^t  ftd^  im  Auftrage  ber  Sölamisbereeni- 
ging  (feit  1871  beftel^enb)  Ph.  van  Mamix  van 
Ste-AIdegonde,  Godsdienstige  en  kerkelijke 
geschriften,  uitgeg.  m.  histor.  inleid,  en  taal- 
kund.  ophelder  d.  J.  J.  v.  Toorenenbergen, 
3  voll.,  's  Gravenhage  1871 — 1878;  einzelne 
Sriefe  bei  Green  van  Prinsterer,  Archives  de 
la  Maison  d'Orange-Nassau,  II.  VI.,  Leide 
1835. 1839.  (Sgl.  W.  Broes,  Ph.  van  Mamix, 
Amsterdam  1838 ;  Th.  Juste,  Vie  de  Mamix 
de  Ste-Aldegonde,  Brux.  1858 ;  P.  Alberdingk 
Thijm,  De  vrooljke  historie  van  Mamix, 
Leuwen  1876,  fran^.  bon  Buckmans,  Brux. 
1877;  ®erf.,  $1^.  ban  SölamtE,  SereinSfd^nft  ber 
®örrcSgefenfd^aft,  ftöln  1882;  Diegerick,  No- 
tice sur  Daten,  Brux.  1862;  Goethals,  Lec- 
tures  m,  Brux.  1838 ;  Bulletin  de  1* Acad.  de 
Belgique,  2«  Ser.  XXXIV,  1872;  3^  Ser.  III, 
1882;  P.  V.  Bets,  De  Pacificatie  van  Gent, 
Leuven  1876;  BlaupottenCate,  Geschiedenia 


891 


SDtaronitcn. 


892 


der  Doopsgezinden  in  Holland,  Amst.  1847; 
Bakhuizen  van  den  Brink,  Studiän  en  Schetsen 
T,  Amst.  1863.)  [9ltterbingf  S^üm.] 

"^ax^niUn^  Stame  eines  f^rifd^en  Solfö- 
ftütnmeS  unb  einer  SReUgionSportei,  ber  einjigen 
compacten  unter  ollen  orientolif  d^en  Sl^riften.  2luf 
einem  g^äd^enraum  Don  tima^  über  50  0.«!IR. 
gibt  eS  am  Sibanon  unb  Slntüibanon  l^eute  tixoa 
280  000  Sölaroniten  («nnalen  b.  9Serbr.  b.  ®U 
©trafeb.  1878,  802 ;  fonft  nal^m  man,  toie  j.  93. 
bie  Not.  ßtat.  Dom  Solare  1843  bei  O.  SWeier, 
S)ie  ^ropag.  1, 524,  eine  ^albe  9Mion  an).  9113 
©töbtebetool^ner  befinben  fte  {id^  in  bem  fianb> 
firid^  Don  ^leppo  bis  fübttd^  9la}aret]^;  als  ^ei^ige 
Sanbbetool^ner  l^aben  fte  bie  älbl^önge  beS  Sibanon 
Don  Tripolis  bis  @afeb,  fafi  auSfd^Iieglid^  aber 
ben  95e3irf  ÄeSratoan  (fteSroan)  inne.  SDBeiter  flu« 
ben  fi^  ouf  Sqpem  etma  1400  9Jlaroniten,  ein- 
zelne aud^  in  Seg^pten,  im  ffbnigreid^  ©ried^en- 
lanb,  fotoie  in  9iom.  L  Sie  Sniftel^ungSseit 
ber  SHaronitenpartei  als  einer  urfprünglid^  l^öre« 
tifd^en  @ecte  tt)trb  ebenfo  Derfd^ieben  angegeben, 
toie  bie  ^erfunft  il^reS  9iamenS.  3)a^  bie  ^aro- 
niten,  tomn  aud^  nid^t  fämmtlid^,  Don  Einfang 
an  aWonotl^eleten  (f.  b.  2lrt.)  ttmren,  unb  ba^  il^ 
9lame  beim  erften  ^uftaud^en  als  ffe^emame  er> 
fd^eint,  tt)irb  ie|t  tool^I  mit  Siedet  augemein  an- 
genommen, ^ie  neueren  maronitifd^en  @d^rift« 
fteller,  toie  fJauftuS  SlaironuS  (Diss.  de  orig., 
nom.  et  relig.  Maren.,  Rom.  1679,  unb  beffen 
Euopliafid.  cath.rom.hiBt.-dogm.,  Rom.  1694), 
^brol^m  Scd^eQenftS  (Epist.  ad  Morin.,  d.  d. 
Rom.  13.  Julii  1654,  in  ben  Antiqq.  Eccl.  Or., 
Lond.  1682,  cap.  85,  p.  449)  unb  3ofepl(|  Simon 
9l||emani  (Bibl.  Or.  1, 506  sqq.),  bel^aupten  stoar, 
bie  Sölaroniten  feien  nie  SBlonotl^eleten,  fonbem 
[tetS  fatl^olifd^  gemefen;  man  Dermed^Ie  nur  mit 
il^nen  bie  SRarbaiten.  2)agegen  unrb  aber  geltenb 
gemad^t,  ba^  bie  SDlarbaiten  ober  Sölarben  Ol"}», 
Mardi)  ein  friegerif d^eS  9SoIf  in  Armenien  getoef en, 
Don  bem  ftd^  nur  ein  Srud^tl^eil  ganj  fi^e  3cit 
auf  bem  Sibanon  aufl^ielt.  Sonftantin  IV.  $ogo- 
natuS  l^atte  nämlid^  676  alS  93efa^ung  auf  ben 
Sibanon  12  000  marbaitif  d^e  ftrieger  Derf  e  Jt,  meldte 
3uftinian  ü.  fd^on  687  toieber  Don  ba  jurüdjog 
(Theoph.,  Chronogr.  ad  a.  676. 687;  Dgl.  au(| 
Anquetil-Duperron,  Recherches  sur  les  migra- 
tions  des  Mardes,  in  ben  M^oires  de  l'acad. 
des  inscripi  L,  1 808, 1  ss.).  9Son  il^nen  finb  bie 
9){aroniten  immer  imterfd^ieben  toorben,  uub  toenn 
biefe  in  il^ren  fpäteren  ftämpfen  um  il^re  Unab- 
l^ängigfeit  gegen  ©ried^en  unb  Araber  toirflid^ 
9){arbaiten  genannt  mürben,  fo  tooQte  man  fie  ba- 
mit  nur  als  Slufrülftrer  fennjeid^nen.  SCßaS  il^re 
^ärcfie  betrifft,  fo  fül^rt  fie  ^atriard^  (SermanuS 
Don  @ionftantinopeI  (De  haer.  et  syn.  c.  44,  bei 
Mai,  Spicü.  VH,  65)  alS  ©egner  beS  feisten 
allgemeinen  EoncilS  auf,  unb  3ol^anneS  S)amaS- 
cenuS,  bei  bem  ber  Jiame  Sölaronit  jum  erjien 
Sölal  Dorfommt  (De  rect.  sent.  n.  8,  bei  Migne, 
PP.  gr.  XCIV,  1432),  nennt  pe  gerabeju  C^äre- 


tiler.  9ud^  ein  3ufa^  ber  @d^rift  beS  $reSbQieii 
Simotl^euS  DonSonftantinopel  (De  recept.  haar., 
Migne  LXXXVI,  65,  Dgl.  not  58),  todd^a» 
fa|  ftd^  freilid^  nid^t  in  atten  C^onbfd^riften  finbct. 
nennt  ^e  ^öretiler,  bie  baS  Dierte,  fünfte  unb  f e^Sti 
attgemeine  @ioncU  Dermerf  en,  bem  Dreimal  ^etügei 
bie  ftreujigung  beilegen  unb  nur  (Einen  SBila 
unb  Sine  Sl^ötigleitSform  in  Sl^ftuS  anerfennoi 
S)er  ^atriard^  Sut^d^iuS  Don  9llei;anbrien  («f 
939)  berid^tet  in  feinen  «nnalen  (H,  191):  JSn 
Seit  beS  ff aiferS  ^RauriciuS  lebte  ein  SJUnd^,  Ko 
mens  9Jlaron,  toeld^er  bel^ouptete,  Sl^rifhiS  ^ 
^mei  92aturen  unb  Sinen  SBillen.  Seine  tlnl^dnge 
tourben  9Jlaroniten  genannt.  9tad^  feinem  lob 
bauten  fte  ein  fflofter  unb  nannten  eS  nad^  9bi 
ron,  beffen  @Iauben  fie  belannten.''  Suü^tl^ 
bejeid^et  bann  alle  |)äupter  ber  ^Ronotl^eleten  ol 
aWaroniten.  IroJ  ber  folf d^en  El^ronologie  —  in 
3eit  beS  TOauriciuS  (582—602)  »or  Don  SJtau) 
t^eletiSmuS  nod^  feine  Siebe,  unb  boS  berfibd 
fflofter  beftanb  fd^on  gegen  200  Saläre  —  ifi  fei 
Serid^t  nid^t  gu  Dermerf en.  2)ie  SOtaroniten  nntei 
fd^eibet  er  beftimmt  Don  ben  ÜRonopl^^ftten,  idq 
bei  SomaScenuS  unb  bei  Simotl^euS  nid^t  ber  ^ 
ift.  ffier  l^iflorifd^e  Srrtl^um  berul^t  auf  ber  Sta 
toed^Slung  beS  altem  SRaro  mit  einem  jungen 
äßir^elm  Don  S^ruS  enblid^  (de  Belle  sacro  22,  C 
er^öp  bie  Stüdfel^r  ber  IDlaroniten  Don  ber  ^ 
refte  um  1182  in  folgenben  Sßorten:  „2)a  mo 
nad^  @oIabinS  ffrieg  (im  Steid^e  Slntiod^ien)  b( 
jeitlid^en  fJfriebenS  geno§,  erlitt  eine  f^rifd^  9U 
tion,  bie  in  ^l^önicien  am  93erge  Sibanon  V 
@tabt  SqbluS  bemol^nt,  eine  grofe  SBerdnbemn 
i^reS  3u^anbeS.  9iad^bem  fte  500  Saläre  ton 
bem  ärrtl^ume  eines  ^öreftard^en  SRaro  ergdh 
iDor,  fo  ba|  fie  Don  i^m  ben  9tamen  URaronUi 
fül^rten  unb,  Don  ber  ortl^obosen  ffird^  obgefm 
bert,  il^ren  eigenen  @otteSbienjt  l^ielten,  befel^ 
fte  ftd^  burd^  göttlid^e  Singebung,  famen  jn  b« 
$atriard^en  Don  ^ntiod^ien,  Simerid^,  bem  btt 
ten  unter  ben  lateinifd^en  ^atriard^en,  unb  \m 
ben  nad^  ^bfd^ioörung  il^reS  ^rrtl^mS  mit  b 
loal^ren  ftird^e  tt)ieber  Dereinigt.  Sie  erüörten  fl 
bereit,  bie  Sorfd^riften  ber  romifd^n  JKrd^  aiqi 
nehmen  unb  SU  beobad^ten.  6Sn)arenüber4OO0 
9Renfd^en,  bie  ben  gansen  Strid^  am  Sibomm  in» 
l^atten  unb  ben  Sateinem  im  ffriege  miber  bie  €c 
racenen  fel^r  nit^Iid^  toaren.  2)er  Srrtl^ttm  bc 
9Jlaro  unb  feiner  ^nl^önger  ift  unb  roax,  nne  ma 
in  ber  fed^Sten  Sqnobe  lefen  lamt,  ba^  in  3(f 
(Sf)xx^o  nur  Sin  SBille  unb  (Sine  SBirhtng  fei  m 
Don  Anfang  an  getoefen  fei.  2)od^  litten  fte  mi 
il^rer  Sbfonberung  nod^  einige  onbere  fd^önbfiif 
Seigren  angenommen."  S)iefe  unb  onbere  93en(l^ 
über  ben  !Dtonotl^eIetiSmuS  ber  SHaroniten  medic 
Don  il^ren  SSertbeibigem  nid^t  DbQig  entfraftet  (Sg 
Renaudot,  Eist.  Patr.  Alex.,  Par.  1713, 149 
Thomassin  P.  1, 1.  1,  c.  24,  n.  1;  Le  Qniei 
Or.  Christ.  HI,  1—41 ;  J.  a  Bennettis  0.  Caf 
Privileg.  S.  Petri  vindic,  Rom.  1755,  u,  « 
3BaS  ben  Urfprung  beS  9}amenS  SRaroniten  b 


893 


SRoroniten. 


894 


trijft,  fo  biien  il^  Shtige  Don  ÜRoronia,  bet  ®  egenb 
pp^  SntuM^cn  unb  bem  Sibanon,  anbete  t)on 
Ux  Stobt  SRoroneo  ob,  bte  nid^t  toeit  Dom  Siba* 
1»  log  unb  Sifd^fSft^  gewefen  fein  foll;  am  rid^« 
t#n  ifi  toofjH  bie  Ableitung  bed  Simotl^euS  (L  c.) 

MB  bem  fflofter  SRorO :  MapoivTrat  $1  xexXirjvTat 
isi  Tou  |tovaoTep{ou  aixwv  Mccpco  xaXofievou 

bSopiqt.  Uebrigend  mar  bet  9iame  ÜRaro  als 
^dfonemmme  ht  ©Qrien  l^öufig.  Sifd^of  Sl^eo* 
boiet  oon  (E^ruS  (Belig.  hist  c.  16.  21.  22.  24. 
30,  ed.  Sinnond,  Par.  1642,  UI,  845.  855. 
869. 872.  894)  befd^reibt  baS  Seben  eines  beUi- 
gen  $nePietS  TOaro,  bet  370—410  bei  ß^ruS  in 
S^rioi  old  Srnfiebler  lebte,  unb  in  beffen  ®ebet 
bcr  fjL  (E^oflomud  in  einem  au§  bem  Qpl  ge* 
fiiridcnen  »riefe  (Episi  86)  fi^  9lut 

bm  (folt  biefeS  %  TOaro  etfennt  8tom  an ;  i^n 
ii#^  Senebict  XIV.  (Episi  ad  Nicol. 
Lerear.  28.  Sept.  1753,  in  BulL  Bened.  XIV, 
17, 85).  S)iefer  1^1.  SRaro  ftiftete  mehrere  fflö- 
ps;  bÄ  berul^mtePe,  baS  feinen  9lamen  trug,  lag 
Ol  OronteS,  Jioifd^  ^amta  unb  ßmefa  (Bol- 
Ind.  Febr.  U,  766 sq.),  baS  aud^  g^rocopiuS 
«Irr  boi  Don  3uftinian  refiaurirten  ©eböuben 
taOßfL  SHe  SDUnd^e  biefeS  fflofterS  @t.  9Raro 
mben  nad^  bemfelben  9Raroniten  genannt;  Diel- 
U|ttDnd)e  baS  Heine  SSöIÜein,  ba§  ftd^  um  biefeS 
lloPcr  ^  gefammelt  l^e,  gleid^faÜS  fd^on  ba« 
■dl  mit  bem  9tamen  SRaroniten  begeid^net.  S)en 
KoBOp^fUen  gegenüber  erfd^einen  biefe  SRönd^e 
Ikti  Qß  Sorfömpfer  ber  @ad^e  ber  ffatl^olilen 
gfrieitf.  So  ifi  Sllesanber,  ^t  beS  fflofterS 
Slffiaro,  in  bem  @d^reiben  ber  f^rifd^en  SHönd^e 
a$(#^ormi3bad  517  an  erfter  Stelle  unter« 
Heiden  (HaitL  n,  1032).  9kd^  unb  nad^  fd^ei- 
«1  rasant  SRdnd^  bie  b^d^enben  Strtpmer 
vHmifgawmmen  }U  l^oben,  fo  namentlid^  ber 

Käol^anneS  SRaro,  ber  su  ßnbe  be§  7.  ^qH)x» 
%  in  bem  iHofter  @t.  aJtoro  lebte,  einige 
\fäka  'Ups,  max  gleid^folls  für  einen  ^eiligen,  mie 
bn  filtern  iRoro  (Acta  ex  Steph.  Eden.  Vindic. 
Ibnm.  1, 7  sqq.;  Aseemani,  B.  Or.  I,  496  ad 
506;  Quaresmius,  Hist.  terrae  sanctae,  Ant- 
mp.  1689, 1,  96) ;  Slnbere  bagegen  bejmeifeln, 
feoy  mit  Unred^t,  feine  Spifteng  (Benaud.,  Lit. 
Or.  n,  Dias,  de  Syr.  Melch.  7 ;  Le  Quien  II, 
742);  mieber  «nbere^  mie  Sut^d^iuS^  SBtlbelm 
lOB  t^ntS  u.  f.  XD.,  mad^en  ibn  f ogar  }um  Ur- 
Ifa  be«  SRonotl^SmuS.  ^triard^  a){acariu§ 
loilntiod^  foU  i^  676  {umSSifd^of  Don  So« 
^  gdseil^  l^ben:  nad^  ben  Srjablungen  ber 
Stontai  Ifyd  bie|  ein  pöppd^er  Segot.  Salb 
i«Ka  fammelten  ^d^  bie  Don  ffoifer  Sonf!an> 
talV.  lierfolgten  unb  auS  bem  gried^ijd^en  SReid^e 
Miebenen  Stonotbeleten  um  baS  jllofter  @t. 
übno,  fei  c8,  ba|  fie  l^itx  ®Ieid^germnte  tou^« 
tai,  fei  cfi,  bag  fie  bei  ben  freien  ÜRönd^en  unb 
SoDoinem  bed  Sibanon  nur  @d^u^  unb  Sid^er» 
intfiul^;  {ebenfalls  mürben  burd^  biefe  Sin« 
tabeiec  bie  monotbeletif d^  Srrtbümer  bier  meiter 
taimtet  ^\t  auf  biefe  SBeife  Derftörfte^  ber  We^r« 


la^l  nad^  bem  URonotl^eletiSmuS  l^ulbigenbe  SöHer- 
fd^aft  gab  t^rer  @elbftänbig(eit  in  ©laubenSfa^en 
baburd^  SluSbrud,  bog  fte,  nad^bem  ^triarc^ 
9JlacariuS  auf  ber  fed^ten  allgemeinen  @9nobe  ab« 
gefegt  »orben  mar,  ober,  »ie  affemani  (L  c.)  fagt 
nad^  bem  Sobe  Don  beffen  92ad^f olger  ^Ü^eopl^aneS 
(688),  ben  3obanne89Jlaro  mit  bem3:itel  eine§  ^a- 
triar^en  Don  ^ntiod^ien  ju  ibrem  getftlid^en  Ober« 
bau))te  möl^Ite.  OuareSmiuS  (1.  c)  lö^t  ibn  Dom 
^a))fte  mm  $atriard^en  ernannt  merben.  ^ie  ßr« 
l^ebung  beS  3obanne§  äJlaro  jum  g^atriard^en  f oben 
meber  bie  @ried^en  gern  nod^  bie  3acobiten,  meldte 
bamafö  ben  ^atriard^ftul^I  Don  ^ntiod^ien  inne« 
l^atten.  @ie  nannten  bie  ^nl^önger  beSfelben,  ent« 
meber  nad^  il^m  ober  meil  ber  Urfprung  feines 
^atriard^atS  baS  ftlofter  ©t.  ÜHaro  mar,  nun  all- 
gemein SKaroniten.  Cr  mie  feine  3lnbänger  er« 
fannten  übrigens  balb,  bag  fte  ibre  @elbftönbig« 
fett  in  ©laubenSfad^en,  foHtc  fie  ben  tbcologifiren« 
ben  ffaifem  gegenüber  gemalert  bleiben,  nur  auf 
®runb  einer  DoQen  politif  d^en  Selbftönbigleit  mab* 
reu  fönntcn.  ©ie  fünbigten  bober  bem  ftaifer, 
Don  bem  fie  fd^on  bisber  faft  unabböngig  gemefen 
5U  fein  fd^einen^  ben  ©el^orfam  gan}  auf  unb  be« 
baupteten  aud^  in  mel^reren  ffömpfen  fid^  als 
freies,  felbftönbigeS,  friegerifd^eS  fßolt,  baS  meber 
bie  Araber  nod^  bie  Solrfen  gu  untermerfen  im 
©taube  maren.  S)a  Sol^anneS  SRaro  unb  feine 
92ad^foIger  an  ben  friegerifd^en  Untemel^mungen 
ibreS  SSoIIeS  ftetS  tl^ätigen  äntl^eil  nal^men,  über- 
trug man  il^nen  aud^  bie  meltlid^e  Oberlderrlid^leit, 
unb  fo  (am  eS,  ba^  bie  geiftlid^e  unb  meltlidbe 
Sölad^t  bei  ben  SKaroniten  längere  3eit  in  ber  $cr- 
fon  ibreS  ^atriard^en  Dereinigt  mar,  bis  bie  melt- 
lidbe Stegierung  in  bie  $önbe  ariftofratifd^er  t$fa- 
milien  gerietb  (DgL  bie  arabifd^  gefd^riebene  ®e- 
fd^id^te  ber  O^ürftengefd^led^ter  beS  Sibanon  Don 
bem  proteftantifd^  gemorbenen  !Dlaroniten  ©d^eid^ 
abannuS  ben  3uffuf  el«©d^ebi&f,  IBeirut  1859). 
SS  fd^eint,  ba^  bie^Raroniten,  bie  biSin'S12.  ^al^r- 
bunbert  unter  eigenen  ^atriard^en  in  Stbgef d^Ioff en- 
beit  unb  ürd^lic^er  S^ennung  lebten,  feine  Üare 
^nfd^auung  Don  ibrer  Seigre  l^atten.  ^IS  fte  ^ur 
3eit  ber  Jheu^^üge  barüber  unterrid^tet  mürben, 
traten  fte  ^burd^  göttlid^e  Eingebung",  mie  2Bü- 
l^elm  Don  %\)tu^  fagt,  in  Serbinbung  mit  Stom. 
IL  U  n  i  0  n  m  i  t  SR  0  m.  92ad^bem  bie  Sotetner 
feit  1094  aintiod^ien  bel^auptet  unb  feit  1100  ba« 
felbfi  einen  lateinifd^en  $atriard^en  eingefe^t  l^at- 
ten,  nöl^erten  fid^  bie  9){aroniten  benfelben,  unb 
bie  $äpfte  fd^tdften  an  Dier  ^atriard^en  beS  11.  unb 
12.  3abrbunbertS  ©d^retben.  Ja  3o]^anneS  VIL 
(1151  —  1173)  begab  fid^  megen  einer  ©treit- 
fad^e  mit  einer  9lbtifftn  felbfl  na^  SRom  (Nairon., 
Euoplia  67  sq.).  2)ie  erfte  förmlid^e,  menn  audb 
ttod^  nid^t  allgemeine  Bereinigung  mit  9iom  fanb, 
mie  aus  SBiU^elm  Don  S^ruS  bereits  oben  mitgetl^eilt 
morben,  unter  bem  britten  lateinifd^en  ^atriard^en 
Don  2tntiod6ien,  «imerid^  (1142—1187),  ftott, 
inbcm  ber  $atriard^  mit  einigen  93ifd^öfcn  bie  3rr« 
tpmer  abf^mor.  Unter  bem  folgenben  $atriard^en 


895 


ÜJiaronitcn. 


896 


2ucQ§  (gcft.  1209)  fud^tcn  swct  gried^i^c  SKönd^e 
bic  ^Maronitcn  burd^  gtnfü^rung  neuer  Srrtpmer 
toicbcr  oon  bcr  ftird^e  ju  trennen,  unb  e§  gelang 
t^nen  anä^,  ben  gJotriard^en  für  ftd^  ja  gett)mnen. 
Mtin  beffen  9iad^f olger  3ercmia§  begab  fid^  ntd^t 
nur  gleidd  nad^  feiner  1210  erfolgten  SBßal^l  nad^ 
5Rom,  too  er  einige  Saläre  ftd^  oufl^ielt  unb  fclbft 
bent  oicrten  Sateranconcil  1215  aniool^nte,  fon» 
bem  erneuerte  bie  Union  ouf  einer  ©^nobe  5U 
2:ripoliS  (1230),  m  270  9lnn)efenbc  burd^  il^re 
Unterfd^rift  ben  fatl^olifd^en  ©lauben  befd^tooren 
(Nairon.  98  sqq.).  ^apjl  9llejanber  IV.  reftt« 
tuirte  il^m  1254  ben  Sitel  eines  ^atriard^en  öon 
Sntiod^ien,  unb  biefen  bel^ielten  feine  5lad^folger 
bei  (Terzi,  Syria  sacra  52 ;  ob  i^m  biefer  Sitel 
toirtlid^  gebül^re,  fd^eint  öon  Senebict  XIV.  eine 
Seitlang  angejweifelt  toorben  5U  fein,  tjgl.  Bull. 
Bened.  I,  Append.  390).  fiucaS  11.  mu^te  1290 
tt)egen  monot^eletifd^er  ©eftnnung  ouf  einer  @9n= 
obe  abgefegt  werben.  Son  ba  an  blieben  bie  3Sla^ 
roniten  öon  oKen  Orientalen  bem  l^eiligen  ©tul^l 
om  treueften  ergeben,  greilid^  terl^arrtcn  6in= 
jelne  nod^  im  3rrt]&um,  unb  bie  Unirten  felbft  mur« 
ben  mand^mal  rüdfföllig  ober  liefen  SKtpräud^e 
unter  jtd^  auftommen.  Sie^  fd^eint  befonber§ 
aud^  unter  ^triard^  Sol^anneS  ber  ^all  gemefen 
in  fein,  an  ben  ^ajjft  Sugen  IV.  im  3. 1440  ben 
2Kinoriten  ^nton  oon  Sroja  ol§  opoftolijd^en 
Sommiffar  abfanbte,  um  il^n  oon  ber  Union  ber 
(Sried^en  in  Äcnntni^  SU  fe  Jen  (Wadding  a.  1440, 
n.  7).  gJapft  9iicolau§  V.  forberte  bann  ben  gJa« 
triard^en  abermals  auf,  an  ber  mit  6ugen  IV.  ge« 
f d^loffenen  Union  feftjul^alten,  unb  bejeid^nete  i|m 
ben  ßrjbifd^of  SlnbreaS  auf  ß^pem  afö  Organ, 
burd^  tt)eld^e§  er  fid^  an  ben  l^eiligen  @tu]^l  tt)enben 
fönne  (ffunftmann  in  ber  Sübing.  Duartalfd^rift 
1845,  45).  gugen  IV.  l^atte  nämlid^  gur  Gr» 
gielung  einer  allgemeinen  Union  ben  ßrjbifd^of 
9lnbrea§  oon  IRI^obuS  nad^  Supern  gefanbt,  unb  e§ 
gelang  bemfelbcn,  ben  maronitifd^en  Sifd^of  6liaS 
fammt  ßleruS  unb  SSolf  ju  geminnen.  Glia§  orb= 
nete  einen  gett)if[en  Sfaac  ab,  um  bem  ^apfte  feine 
Unterwerfung  ju  oerfidiem,  ber  bann  burd^  Sullc 
oom  7.  Suguft  1445  oerbot,  bie  ÜJlaroniten  femer 
nod^  ^äretifer  ju  nennen.  6lia§^  Slad^folger  toar 
ber  geleierte  ©abriel  Sarclai;  biefer  oeranftaltete 
eine  Sammlung  ber  Säriefe,  meldte  oon  3nno= 
cenj  in.  bis  ju  2eo  X.  an  bie-maronitifd^en  $a» 
triard^en  waren  geWidCt  toorben.  6rfolgreid^  wirfte 
aufeer  anbcren  SKJffionaren  unter  ben  ÜJlaroniten 
au^  ber  ÜJlinorit  ©rifon  ton  1450—1475.  $a» 
triard^  $ctru§  II.  fanbtc  benfelben  an  ^apft 
$aul  n. ;  biefer  f  d^idfte  il^n  1469  mit  einem  ©^rei- 
ben jurüdf,  worin  er  bie  geifllid^e  unb  Weltlid^e  ®e« 
walt  be§  ^atriard^en  bcftötigte  unb  il^m  lieber» 
einftimmung  mit  ber  ff ird^e  empfal^l.  ^l§  Simon 
$etru8  1514  in  5Rom  um  Seftätigung  nad^fud^te, 
crl^ielt  er  fte  18.  3uli  1516  oon  2eo  X.  nebft  ber 
Srflärung,  ba^  bie  üKaroniten  in  allen  baS  ©eelen» 
l^eil  betreffenben  fünften  mit  ber  römifd^en  ffird^e 
übereinftimmten.  S)ie  Säriefe  bc§  $atriard^en  unb 


feiner  Sifd^öfe,  weld^e  brci  Sbgeorbnete  jum  2a« 
teranconcil  gefanbt  l^atten,  würben  in  ber  Sess.!! 
am  19.  ®ecember  1516  oerlefen  (ffunflmann  46). 
SölofeS  9lccarenfi§  (1524—1567),  ber,  wie  jeiw 
SSorgänger,  um  SDliffionare  jum  Unterrid^t  bei 
ÜJlaroniten  in  bcr  latcinifd^en  ©prad^e  unb  in 
römifd^en  SRitu§  hat,  erl^ielt  oon  $iu8  IV.  eii 
©d^reiben  tom  ©eptember  1562  (ftunfhnara 
48  ff.).  ®em  «JJatriard^en  ÜJlid^ael  überfd^idtt 
©regor  XHI.  ba§  gJattium  (1579).  3n  feine  »e 
gierung  fällt  bie  @rrid^tung  be§  maronitifd^en  Sol 
legiumS  in  SRom.  ©regor  XTTT.  wollte  erfl  ffi 
bie  nad^  5Rom  reifenben  ÜJlaroniten  ein  ©pital  et 
rid^ten  (Bull.  Rom.,  ed.  Taur.  Vm,  438  sqq.) 
faum  ein  l^albeS  Sal^r  fpäter  grünbete  er  aber  ba 
für  ein  Sottegium  jur  Silbung  iunger  ÜJlaromtei 
(1.  c.  475  sqq.).  ^ud^  3nnocenj  X.  errtd^tete  en 
maronitifd^cö  Kolleg  ju  SRaoenna,  ba§  1665  mi 
bem  in  SRom  beftcl^enben  oereinigt  würbe.  SJiefc! 
@iollegium  würbe,  nad^bem  bie  franjöfifd^e  Occu 
pation  ben  größten  %^z\l  ber  ®üter  beSfelben  ge 
plünbert  l^atte,  mit  bem  großen  ©eminar  ber  $tD 
paganba  oerfd^moljen  (ÜJlejer  a.  a.  O.  423. 482] 
^u§  bemfelben  gingen  oiele  tüd^tige  üRonner  1^ 
oor,  wie  ©eorg  9lmira  (1633  $atriard^),  ©abric 
©ionita,  Slbral^om  Scd^ellenft§  unb  bie  brei  %1{^ 
mani  (f.  b.  3lrt.).  3m  ©eptember  1596  l^ielt  be 
pöpftlid^e  fiegat  ^ieron.  S)anbini  S.  J.  ein  ülatto 
nalconcil  ber  ÜJlaroniten,  bem  ber  ^triard^  ©et 
giu§  SRiftuS,  bie  grjbifd^öfe,  Sifd^öfe  unb  meieret 
^ebte  anwol^nten  unb  bei  bem  21  auf  ben  öi^ec 
6ultu3  unb  bie  ißerwaltung  ber  ©acramente  bc 
5Üglid^e  (SanoneS  auf  gefteüt  würben  (ogl.  Mission 
apost.  al  Patr.  Maron.,  Gesena  1656;  Gol 
Lac.  n,  413  sqq.).  «ßatriard^  3ofep]&  IL  3Kp» 
(geft.  1608)  fül^rte  1606  bei  feiner  ülaHon  be 
oerbefferten  gregorianifd^en  ff alenber  ein.  2h)l^ 
neSXL,  bem  ^aul  V.  1610  ba§  «Pallium  fonbt« 
war  nadd  Serji  (1.  c.  53)  ber  SReftaurator  ber  ü 
brängten  orientalifd^en  Äird^e  (gejl.  1633).  ®n 
gor  Slmira  (geft.  1644)  ift  SSerfaffer  einer  fijrifd^ 
©rammatif  unb  anberer  ©d^riften;  gletci^jetti 
wirfte  aud^  fegenSreid^  ber  ©rammatifer,  ffiid^ 
unb  Sl^eologe  3faac  ©ciabrenftS,  S3if  d^of  Don  Ir 
poliS.  3ofep]^  m.  be  9lcurra  (1644—1647)  tjei 
berrlidbte  ben  ^rimat  be§  ^opfteS  in  einem  tp 
f d^en  Öebid^te.  ßw  i^tn  fam  ber  3ocobite  Slnbrea 
9lbbulgal,  um  feine  Öärefte  abjuf d^wören,  uttb  wai 
oon  bem  folgenben  ^Satriard^en  Sol&anneS  XTI.  J 
©offra  (geft.  1656)  5um  Crjbifd^of  oon  3lleppo  ge 
weilet,  in  weld^em  ^mte  er  oiele  Sacobiten  in  ba 
©d^o|  ber  ffird^e  ^urüdffül^rte.  ©eorg  be9ef]^be( 
erwäl^lt  1657,  ftarb  1670  ju  ffe§roan.  gineriei 
auSgejeid^netften  ^atriard^en  war  ©tepl^n  &m 
fi§  (geft.  1704),  ber  eine  ßl^ronif  feiner  Sorgängei 
(1095—1699)  fd^rieb  unb  unter  bem  ber  fati&O' 
lifd^e  ©laube  unb  bie  ©tubien  blül^ten.  Äu 
©eorgSlanfa  (geft.  1705)  folgte  gJetru§3acobn. 
biefen  festen  feine  Sifd^öfe  unter  ber  SlnÜage  eine; 
ärgerlid^en  9Banbel§  auf  einer  ©^nobe  1705  al 
unb  wäl^lten  an  feine  ©teile  3ofep]^  Senebicti 


«97 


JDiaronitcn. 


898 


QlmnS  XL  etfannte  benfelben  nid^t  an,  fonbern 

favbtt  einen  Senaten,  ber  eine  neue  ©Qnobe  berief 

mib  ben  be))ontrten  $etrud  Socob  mit  fid^  naä) 

&\bon  fül^rte;  bie  ^ropogonbo  \pxaä)  i^n  frei,  unb 

fo  UKirb  er  1713  reftituirt  (BuU.  Born.  Contin., 

ed.  Luxemb.  1627, 1,  2,  425  sq.).    9ln  $etru§ 

3<icob  (ie|  Sttmend  XL  nod^  am  29.  Januar  1721 

ein  freunblid^  Sd^reiben  obgel^en.  Sofepl^  IV. 

<1733— 1742)  unb  feine  ©^nobe  erbat  bie  9lb- 

orbnung  beS  äofepl^  Simon  Slffemani  atd  pöp\U 

Hdum  Segatenjur  Sibl^oltung  be§  jn}eiten  ^Rational« 

ccmx%  ttwS  (Clemens  XIL  aud^  gemöl^rte  (Nouv. 

memoires  des  missions  de  la  Comp,  de  Jesus 

daiiB  le  Levant,  Paris  1745,  YUI,  868).  S)ie- 

fem  SoncU  (1736)  mol^nten  14  maronitifd^e,  j[e 

2  f^rifd^  unb  ormenifd^e  SSifd^öfe  unb  Diele  ^rie- 

ffar  bei  es  tDurben  bie  Xrienter  IBefd^Iüffe  an« 

ocnommen^  l>iele  l^eilfameSecrete  erlaffen,  bie3<)^I 

bccSiSt^ämer  Don  16  auf  8  rebucirt  (ColL  Lac. 

H,  75  sqq.).  Jtadb  bem  Sobe  3ofep]^§  IV.  fanb 

eine  Sopt^IUMl^I  ßatt;  Senebict  XIV.  bertoarf 

beibe  Sofibibaten  unb  Derliel^  am  16.9)}ör}  1748 

bem  (h)bifd^f  Simon  SDobiuS  Don  2)ama§cud 

boS  $atriarAat  (gefi.  12.  gebruar  1756).  SobiaS 

9ctisS  Don  @a)a,  (Srgbifd^of  Don  Supern,  h)urbe 

1756  regelmolig  ermäl^It.  3ofep]^  $etru3  be  @te- 

^IpaiS,  fett  1766,  nmrbe  Don  SRom  auS  belobt 

ttegrn  feincS  (Eifers  in  Surd^fül^rung  ber  Sefd^Iüffe 

bei  92aiionaIcondI8  Don  1736.  Unter  il^m  l^atte 

ctaK  gennffe  9nna  tlgemi  eine  @enoffenfd(|aft  Don 

9mm  be8  ^ligfien  l^er^enS  3efu  geftiftet,  j^atte 

Kr  ii4  eine  f d^ttärmerif  ^  SBerel^rung^  f elbfl  bei  39i> 

Wifen,  }u  geummen  geunt^t  unb  Diele  Srrtl^ümer 

Kdieitet  Senebict  XIV.  befal^I  1748.  bie  Don 

%  geftifteten  SSereine  aufgulöfen,  fte  unb  bie  il^r 

ogAenat  9tonnen  in  onbere  fflöfter  gu  Derfe^en 

Bd  bie  Don  il^ren  SBunbem  unb  il(|rer  ^eiligfeit 

loabebiben  Sucher  }u  unterbrüifen  (6ergenr5tl(ier. 

«^4.3.«nfl.,m,553).  3ofep|  «ßetruS,  ber 

M  für  fte  auSgeffirod^en,  mu^te  1779  fuSpenbirt 

Mlien,  tmtrbe  ober,  als  er  fu|  reuig  jeigte,  1784 

t#tirt   SRid^el  gfabel  ftarb  iu)d^  Dor  feiner 

tejUtigung  1795  unb  ^l^ilipp  $etru3  ®emaiel 

m  nad^  smei  Salären  (1797).  $etru§  Sl^ian, 

Wt  1797,  reftgnirte  1809.  Sofepl^  ®oIa,  feit 

1809,  fiellte  ouf  einer  @Qnobe  1818  bie  fo  oft 

yiabelte  Cinrid^g  ber  SoppelKöfter  ab  (geft. 

1823).  Unter  3ofep]^  ^baiSd  l^atten  bie  'JJlarO' 

lüm  \Sjiiaxxt  ffömpfe  mit  ben  Srufen  gu  beftel^en. 

>il3öffp^  (Saseno  ober  ©l^asmed  (1846—1855) 

Vif^  $etnid  ^ßauIuS  9Raffaab  CDtaffl^ab) ,  feit 

1840  Zitularbif^of  Don  SarfuS  unb  SSicar  beg 

^•ttiQtd^  (1855—1890).  SBöl^renb  feiner  lan* 

9>  Inttbauer  l^tte  er  f d^ioierige  Seiten  burd^« 

jM^en.  @o  fielen  in  biefen  3^ttraum  ber  9uf« 

pnib  ber  £anbb€DöI!erung  gegen  bie  @d^ei!^§,  ba§ 

Sbitiob  bc0  Sol^red  1860,  ber  f^reil^eitsfampf 

itVA  fforomd.  So4  toar  URaffaab  burd^  feine 

SeiS^  unb  feine  l^ol^e  JHug^eit  ben  3^itDerl^älte 

>ifie&  getDad^en  unb  tonnte  ftd^  baS  SJertrauen 

BÄ  Ue  S^tmtg  Wler  ju  maleren,  ©einer  jeber« 


aeit  innigen  3tn]^anglid^feit  an  ben  l^eiligen  ©tul^l 
gab  er  befonberS  ^uSbrurf  bei  bem  Scfud^e,  ben 
er  1867  ^iu§  IX.  bei  ©elcgenl^eit  beS  18.  Ken- 
tenariumS  ber  l^eiligen  9lpofteIfürften  abftattete. 
®er  gegentoärtige  ^atriard^  ift  Sol^ann  gJetruS 
§agg  ober  ^^abbfd^,  frül^er  Sitularersbifd^of  Don 
Saalbef ;  er  toax  aud^  Slid^ter  am  @erid^t§^of  bed 
SanbeS  unb  trug  als  f old^er  möl^renb  feiner  bif d^öf- 
lid^en  9mt§t^ötig(eit  Diel  baju  bei,  bie  SßetualiS 
Dom  Sibanon  ju  entfernen  (Stnnalen  ber  SSerbr. 
be§  ©laubenS  1890,  340.  346  f.;  ffatl^ol.  amff. 
1891, 115  f.). 

m.  heutiger  lird^Iid^erSuflanb.  l.©er 
Patriarcha  Antiochenus  Maronitarum,  ber  }u« 
nöd^ft  unter  ber  ^ropaganba  fielet  unb  beffen  3uri8* 
biction  ftd^  Don  ben  ^öl^en  bed  Sibanon  MS  on 
bie  ffüfte  Don  Tripolis  l^erab  erftredft,  refibirt  ge- 
möl^lid^  im  ftlofter  ©t.  aWaria  Don  ftanöbin,  im 
aOßinter  Dielfad^  aud^  im  ftlofter  »hirfa  (Sfirf?) 
im  Siflricte  ftedroan.  @r  n)irb  Don  fämmtlid^ 
Srjbifd^öfen  unb  Sifd^bfen  ber  Station  meift  au3 
il^rer  Sßitte  geaäl^It,  getobl^nlid^  am  neunten  Sage 
nac^  Sintritt  ber  ©ebiSDacang  (Bull.  Propag. 
IV,  111.  226.  233.  247.  252.  V,  1.  9).  ®er 
©emöl^Ite  mu^  ein  Sllter  Don  40  Salären  l^aben 
unb  toenigftenS  }tt)ei  Srittl^eile  ber  ©timmen  auf 
ftd^  Dereinigen.  9m  Sage  nad^  ber  Sßal^I  finbet 
bie  feierlid^e  Senebiction  unb  Sntl^ronifation  ftatt; 
äBö^Ier  unb  ®en)öl(|Iter  h)enben  ftd^  bann  mit  ber 
Sitte  um  Seftötigung  unter  93orIoge  ber  bieten 
nad^  atom.  Sßirb  bie  äSal^i  nid^t  genel^migt,  fo  tritt 
ba§  pöpftlid^e  S)eDoIution§red^t  ein.  Sie  SRed^te 
be§  $atriord^en  ftnb  folgenbe:  Sr  lann  a.  93ifd^öfe 
einfeken  unb  meil^en,  au($2:ituIarbifd^öfeorbiniren; 
b.  aue  brei  Saläre  bie  2)i5cefen  Difitiren;  c.  3el^n* 
ten  einfammeln  laffen;  d.  Sa^en  für  bie  il^m  m* 
tel^enben  SiSpenfationen  erl^eben;  e.  tl^m  ooer 
einer  jKrd^e  l^interlaffene  Segate  acceptiren;  f.  ju 
)iefem  3tt)ede  einen  ober  mel^rere  (Sinnel^mer  in 
bie  Siöcefen  fenben ;  g.  bie  l^eiligen  Oele  xoA^ta 
unb  auf  bie  einjelnen  93i§tl^ämer  Dertl^eilen.  fjfur 
bie  früheren  ®elbfpenben  bei  SSertl^eilung  ber  |ei* 
ligen  Oele  unb  bei  Orbinationen  ben)inigte  il^m 
»enebict  XIV.  (Bull.  I,  71-73)  ein  bem  IBe- 
trag  gIeid(|(ommenbed  subsidium  charitativum. 
Snblid^  barf  er  oUe  Siedete  unb  SReferDate  ausüben, 
bie  il^m  Don  SRed^tS  ober  ©etool^nl^eitd  megen  ju> 
ftel^en.  Slamentlid^  l^at  er  ba§  JRed^t,  ein  5ßationaI- 
concil  SU  berufen  (Bull.  Propag.  IV,  113.  208), 
Slbläffe  5u  ertl^eilcn,  ^Inflagen  gegen  Sifd^öfe  su 
unterfud^en  unb  ^u  entfd^eiben,  für)  bie  gemöl^n* 
lid^en  Sefugnijfe  ber  aWetropoIiten  3U  üben  (§er- 
genrötl^er,  3lrd^.  f.  ftird^enrcd^t  VII,  343;  Bieier 
I,  424  ff.).  3«^  visitatio  liminum  ift  er  nur 
alle  sel^n  äal^re  Derpf[td|^tet,  roa^  im  Obebienjeibe 
au§gefprod^en  ift.  ©eine  ^ontificalflcibung  be- 
fielet in  einer  Äopfl^üUe  (^Ka^napl^ta),  äl^nli^  ber 
Siruna  bei  ben  9leftorianem,  in  bem  ^^aino 
($^aenolion),  äl^nlid^  bem  ^luDiale  ber  ßateiner, 
in  bem  Drarion  (gpitrad^elion),  äl^nlidd  bem  Dmo« 
pl^orium  (^aUium)  ber  ©riechen,  enblid^  in  einer 

29 


899 


Snaroniten. 


900 


%\axa  ober  ÜRitra.  3)ie  95ifd^öfc  l^abcn  nur  bQ§ 
ipamum  (eine  9lrt  ^Imnole)  nnb  SKitra  ncbp  ^ir- 
tenftob,  ber  oben  in  ein  Jheug  auslauft;  fte  tragen 
anä)  SRing  unb  ^ectorale. 

2.  Sie  grsbifd^öfe  unb  ©ifd^öfe  ernennt  ber 
^atriord^.  3)er  !Raine  Sr^bifd^of  ober  aRetro))oIit 
(SRutran)  tft  bloßer  Sl^rentitel  unb  l^ente  mit  ben 
SiStlpntem  Slleppo^  Seirut  2)amo§cuS,  %^tv& 
unb  ©ibon  unb  Sri})oIi  uerbunben;  bic  Ober« 
l^irten  Don  St^pem,  ^eliopolis  ober  93aalbef  unb 
öon  ©iboil  unb  »otri  fül^ren  ben  litel  »ijd^of. 
3)a§  nod^  in  le^ter  3eit  auf gef ül^rte  SiStl^um  Sben 
4ft  afö  atejibentialbiSt^m  feit  tixoa  20  Salären 
eingegangen  (aber  bie  frül^eren  lBi§t]^ümer  ogl. 
itamentli^  Grams,  Ser.  Epp.  457  sq.).  9$on  ben 
Xitularbifd^öfen  Derfel^en  }mei  beim  $atriar(!^ 
bie  gfunctionen  Don  93icarien  für  baS  @piritudle 
unb  Semporelle;  ein  britter  Denoaltet  bie  ®i5cefe 
)>e3  ^atriard^ ;  ein  Dierter  l^at  ba§  Slid^eromt 
über  bie  ftatl^olüen  be§  Sibanon,  unb  ein  fünfter 
ift  @uperior  im  Kollegium  ^u  9lin  SBorfa.  Sbenfo 
ift  ber  ^gent  be§  ^atriard^en  ju  Kom  Situlor« 
bifd^of  (Poujade,  Le  Libanon,  Paris  1860, 
1508.).  S)ie  Officialen  ber  ©ifd^öfe  finb:  ber 
ard^ibiacon  (Oeneralöicor) ,  ber  Oeconom,  ber 
Sarbut  (eine  %rt  Sanbbecan)  unb  ber  Sl^orbifd^of . 
Seibe  Unteren  l^ben  ba§  Siedet,  bie  ftird^en  gu 
Difitiren ,  neue  ftird^en  ju  »ei^en  u.  f.  tt).  ®er 
ei^orbifd^of  ber  bifd^bfli^en  Stefibenj  (Srd^ipreS» 
b^ter,  Chüri-Episcüpe)  l{|at  in  Slbmefenl^eit  be§ 
SMfd^ofS  ben  erften  ^la|  in  ber  Katl^ebrale  (©über» 
nagl  324  f.). 

8.  Die  ^oneien,  bereu  im  3. 1852  nod^  356 
gejül^It  mürben,  merben  burd^  freie  bif d^öflid^e  SoI> 
latur  bef c Jt  (BuU.  Propag.  IV,  364),  je  nad^  ©e» 
bürfni^  unb  Umftänben  bolb  mit  Stegularen,  batb 
mit  SBeltprieftem.  ^riefter  ol^ne  @emeinbe  finb 
meiftenS  im  S)ienfie  be§  ^atriard^en.  Se^tere  {inb 
unverheiratet  mä^renb  bie  eigentlid^e  ^fangei^» 
lid^leit  fomeit  fie  aus  ©öculorgeipd^en  befielet 
In  ber  Siegel  oerl^eiratet  ift,  ba  $riefter  unb  ffiia» 
Conen  bie  in  ben  nieberen  Sßeil^n  giltig  gefd^Iof* 
fenen  ®^en  fortfe^,  aber  nid^t  mel^r  }u  einer 
jmeiten  &)t  fd^reiten  bürfen.  ßrgogen  mirb  ber 
©ieruS  in  brei  $atriard^al«  unb  mel^reren  Dib« 
cefancoQegien.  3m  Saläre  1843  gab  eS  5  ^» 
trlard^l-  unb  9  ©iöcefonfeminarien,  Dielfad^  im 
^tronatSred^te  ber  gömiUen  ©tefoni,  ©apr, 
Senebetti^  menigftenS  maS  bie  Ernennung  ber 
SSorftönbe  betrifft  (Moroni  XLHI,  126;  SRejcr  I, 
524).  Süperbem  |aben  bie  SOtaroniten  baS  9led^t 
fed^S  ©d^olaren  nad^  Slom  in  baS  maronitif^e 
SoOegium  }u  fd^iden,  mo  fte  auf  Soften  ber  $ro- 
pagonba  erlogen  merben.  Ser  Sßeltgeiftli^en, 
bie,  ttrie  bie  TOönd^e,  öom  ÄriegSbienfte  frei  finb, 
Säp  man  1000— 1 100. 5ßad^ benannalen (1885, 
286)  gibt  eS  im  (Sanjen  gegen  1900  ^riefter.  Da- 
bei ^nb  eingered^net 

4.  bie  ftloflergeiftlid^n,  bereu  man  800  nebfl 
etma  1000  fiaienbrübem  im  3. 1852  aöl^Ite.  ©ie 
befolgen  bie  SRegel  beS  IJI.  «ntoniuS  (f.  b.  9lrt.  «n- 


tonianer)  unb  jerfaQen  in  brei  Kongregationen: 
in  bie  t)om  ^I.  eiiföuS  ober  aud^  Slntontue,  17S2 
approbirt,  unb  in  bie  Dom  1^1  3faia8^  1740  ge> 
nel^migt  (Bull.  Propag.  n,  309,  u.  Append.  47). 
Die  erßgenannte  Kongregation  fpaltete  ftd^  boA 
in  bie  SRbnd^e  t)on  SIeppo  (Slleppiner)  unb  in  bh 
Dom  ©ebirge  (Sibanefen  ober  Sialobiten),  meU^ 
Sl^eilung  1770  burd^  KlemenS  XIV.  bepötiff 
mürbe  (Bull.  dt.  IV,  126).  DieSalabitenl^ 
25  möfter^  bie  Sleppiner  6,  bie  3faianec  11 
ober  14.  3n  Stom  bitten  bie  Sntonioner  170J 
ein  ^kmS  f  ammt  @arten  bei  ber  ftird^e  @@.  VUm 
cellino  e  ^ietro  in  ber  9}&]^e  bed  fioteronS  tmo» 
ben;  unter  93enebict  XIV.  eri^ielten  fte  ftird^  wA 
C)ofpi}  ©.  Antonio,  na^e  bei  ©.  ^ietro  in  9Ui> 
coli  ©eit  ber  äl^Uung  ber  Kongregation  fielo 
beibe  ben  Stieppinem  ^u,  bereu  ^rocurotor  bort  fei 
neu  ©i^  b<^t  (Moroni  1.  c.  114).  Die  Saienbröbe 
mibmen  fid^  gang  ber  ^anborbeit,  befonberS  bea 
t$felbbau;  bie  Kleriler  liegen  ben  ©tubien  ob  uri 
loerben  für  bie  ©eelforge  unb  für  SKffionen  t» 
menbet.  Die  Orbendtrad^t  befielet  ouS  einer  fd^mo» 
gen  2:unica  mit  einem  fd^margen  fiebergürtel,  eine 
blauen  ffappe  (Ileine  runbe  ffapuge)  unb  einen 
Pallium  (ÜRanteO,  ba§  bei  ben  Wmfyn  Uü 
britten  @rabe§  größer  ift  (9RaaIana  genannt),  oG 
bei  benen  ber  beiben  erften  @rabe.  9n  ben  Sä|a 
l^aben  fie  ©anbalen.  Die  Wönd^e  leiten  oud^  bi 
^eben  Sfrauenflbfier  mit  200  92onnen,  meldte  nad 
einer  Don  einem  alten  Sifd^of  Don  Skppo  Dei 
faxten  Siegel  leben ;  nur  baS  ftlofter  gu  Wn  XA 
ra|  befolgt  bie  europöifd^e  Siegel  ber  ©olefUnM 
rinnen. 

5.  9{ad^  uttb  nad^  l^oben  bie  Storontten  M 
römifd^e  @ebräud^e  angenommen.  31^  Kult  a 
innert  guxtr  fe^r  Diel  an  ben  ber  gried^if d^eh  Stxdt 
—  i^it  Siturgie  leiten  ^e  Don  Spl^röm  bem  ©^ 
(f.  b.  art.)  ah  — ,  allein  fte  boben  ben  r5mif^ 
öbnlid^e  9Re^gemönber,  ein  Don  9lom  opptobMi 
aniffale  in  altf^rifd^er  ©prad^  (bie  $encopt 
merben  guerft  in  f^rifd^er,  bamt  in  ber  atabifd^ 
93oI(§fprad^e  Derlefen),  feiern  mehrere  $riliatnieff< 
auf  bemf  elben  Slltare  an  Sinem  Siage,  cottfeciirtn  i 
ungefäuertem  99robe,  mifd^en  bem  eud^art|}ifd^ 
ff eld^e  fein  marmeS  SBaffer  bei  u.  f.  m.  Die  itaA 
toirb  mit  gang  unmefentlid^  Slbmeid^ngen  mi 
ber  ^a^iS  ber  römif d^n  ffird^e  ertl^t.  ©eit  178« 
barf  nur  ber  93ifd^of  bie  gfirmung  ertl^ilen,  nA 
bief e  ift  Don  ber  Zaufe,  faOS  nid^t  ledere  ber  »if^ 
felbft  Domimmt,  getrennt.  Sei  ©penbung  beS  9i^ 
{acramentS  l^aben  fie  bie  inbicatiDe  ^oxm  ber  &i 
teiner  angenommen,  mä|^renb  fte  fr^er,  mie  ole 
Orientalen,  bie  beprecatiDe  gebroud^ten.  Maroni- 
tas  non  esse  inquietandos,  metm  fie  trgeid)  ciii! 
$erfon  cujusctimque  nationis  et  ritas  oriw- 
talis  93eid^t  b^ren ,  entf d^ieb  bie  Gongr.  8.  Off 
5.  December  1715.  93on  bem  Sebroud^,  bie  1^ 
lige  Sommunion  unter  beiben  ©eftalten  an  2c^ 
auSgutbeilen,  mahnte  ®regorXin.  ah;  bie  ©9» 
obe  Don  1736  Derbot  bieg  ouSbrüdlid^  unb  gb 
^Mt  eg  nur  für  bie  Diaconen  beim  feier(id$ct 


901 


9KarrQ  —  51Rarracci. 


902 


^((iamte.  6benfot)erbi)tlBenebictXiy.  bie  @pen> 
bang  ba  t^^onftie  an  neugetoufte  j^inber.  93ei 
tat  OrbtncS  folgt  auf  bie  24)n{ur  gleid^  boS  Stnt 
M  $falten  ober  SontorS ,  bann  baS  fiectorot 
btf  Sttbbtaconot  (Sd^tbiol)  unb  bie  brei  l^i^l^eren 
Sri^:  2)iacotiat  ^reSbQterot  Sptfcopot.  g^falte 
Ans  man  mit  7  Salären  toerben ;  ber  S)iacon  foll 
21,  ber  ^M^Qter  80  ober  toenigflenS  25  2(Ql&re 
dt  itin.  SBoS  bie  Sfofitage  betrifft,  fo  entl^Iten 
|e  {i^  am  SRitttood^  unb  fjfreitag  oon  Sfeifd^  unb 
(Bern  mib  nel^men  Dor  SHittag  feine  @peife  gu  fid^. 
3b  ber  gfofitnjeit,  bie  mit  Ouinquageftma  be« 
ginnt  unb  fieben  SSBod^  bauert,  h)obei  bie  @am8> 
tsge,  Sonn*  unb  Sfefttage  oom  gfoften  auSgenom* 
■n  finb,  fönnen  ^  ^x](i^t  genießen.  Ouotember 
nbSigilfofien  fetmenJRe  nid^t;  bagegen  beobad^> 
In  fie  20  Sage  t)or  äBei^nad^ten  unb  14  Xage 
tor  fktec  unb  $aul  ^bftinen)  oon  tjfleifd^  unb 
bcünmen  (Moroni  L  c.  114). 

IV.  35ie  lioIittfc^SSerl^ältniffe  ber  9Karomten 
ietieflenb,  mar  bie  meltlidde  Stegierung  frül^er  in 
tai^änbcn  ariftofratifd^er  Familien,  meldte  einen 
(anr  moi^ten,  ber  mieberum  f  einerf  eit§  bie  ^ä)txff)^ 
ber  9e)trfe  ernannte.  2)iefe  feubale  Organifotion 
Uöt  im  3. 1842  auf,  inbem  nad^  ben  blutigen 
flmQrn  smif  d^  URaroniten  unb  2)ruf  en  (f.  b.  9lrt.) 
bie  Ibmintftrotion  bed  Sibonon  jnnfd^en  beiben 

ei  mäht.  Sie  9Raroniten  möl^Iten  nun  einen 
aus  i^  SDlitte,  ebenso  bie  2)rufen;  beibe 
(hnifi  fönten  unter  bem  3:itel  Don  ff oimafämS  bie 
Stgieiung  i^rer  Station  fül^ren  unb  bem  ^afd^a 
imSaiba  Derantmortlid^  fein.  2)iefe  ben  SSer« 
böhsiffen  nid^t  entfpred^enbe  unb  ju  (Sunften  ber 
Smlen  bnrd^geful^Organifationrief  1860  ober- 
Qalfi  Untige  fföm)ife  l^eroor.  S)q3  neue  9iegle> 
«rnt  txmi  Saläre  1861  fteUte  nun  bie  gan^e  93e* 
IShomg  be9  Sibanon  unter  einen  einzigen  ®ou« 
taimr,  ber  Don  ber  turüf d^en  ^Regierung  auf  fünf 
94»  ernannt  mirb.  Me  ^ubalred^te  ftnb  be> 
fniigt  nnb  bie  oerfd^ebenen  Stationen  unb  SReli« 
filBim  txnr  bem  @efe^e  gleid^gefteüt.  3ebe  Station 
loti^  eigenen  Sfyrttß  ober  €)emeinbet)orftel^er, 
ft^e  (ä%  Hüfitt  im  ißrotnn^ialratl^e  fungiren 
nftin  Criminalf allen  baS  Urt|eil  fpred^en.  2)ie 
ainifi^lRaioniten  oom  15. — 60.  Saläre  muffen 
ne  ftoiifpeuer  (Ferdeh)  an  bie  turfif d^e  IRegie« 
Qig  cntridbten.  2)er  SIeruS  bagegen  ift,  toie  t)on 
bitia:  ftopffleuer,  fo  aud^  Don  ben  SoUta^en  ber 
Sottemin  frei  SMe  Sönbereien  ber  ff löfter,  frül^ 
nr  mit  bec  ®runb|teuer  (Mixi)  belaftet,  finb  feit 
1B40  ben  gletd^  Xo^en  mie  anbere  fiönbereien 
ttnomfen.  2)er  $atriard^  ber  9Jlaroniten  ge> 
tt^t  ma  Seiten  ber  Xilrlen  nur  eine  locale  Sole» 
ivq.  loeil  er  feinen  gfirman  Dom  @uUan  nimmt. 
6  |ttt  bol^  owl^  feinen  Agenten  bei  ber  $f orte, 
mem  bn  ScfU  ber  $!ateiner  l^at  bie  meltlid^en 
hgehgen^eiten,  mie  ber  unirten  Stationolfird^en 
iMßapt,  fo  and^  ber  SRaroniten  oor  bem  2)iDan 
i>  Mreten.  S>ie  9Raroniten  aber,  meldte  nid^t 
Ol  Süonon,  fonbem  in  ben  Stöbten  unb  2)örf em 
C^rienS  fii^  nid)ergelaffen  l^aben,  fmb  t)on  je^er 


ben  Surfen  in  toeltlid^cr  jpinfid^t  gänjlid^  unter« 
geben  geioefen,  unb  fo  muffen  benn  bie  maroniti« 
fd^  Sifd^öfe  in  biefen  (Segenben  fid^  oon  ber 
türfifd^en  Regierung  bie  93eratS  erfaufen,  weil  fte 
fonjt  feinen  offideUen  Serfel^r  mit  ben  ßioilgou- 
oemeuren  unterl^alten  fönnten,  nod^  fällig  mären, 
an  ben  Säeratl^ungen  ber  ^roüin^iolratl^  t^eilsu- 
nel^men  (©ilbemagl  333  f.).  5lu^er  ben  bereits 
qngefäl^rten  Sd^riften  ogl.  nod^  De  la  Croix, 
Etat  pröeent  des  nations  et  egUses  en  Turquie, 
Paris  1695 ;  Schnurrery  De  ecclesia  Maro- 
nitica,  Tubing.  1810 ;  2)erfelbe,  2)ie  maronitifd^e 
ffird^e,  im  ^rd^io  f.  olte  u.  neue  ffird^gefd^id^te 
t)on  ©täublin  unb  Sjfd^imer,  2^^\q  1813,  I, 
32—82;  N.  Morad,  Notice  bist,  sur  rorig. 
de  la  nation  maronite,  Par.  1844;  A.  Lau- 
rent, Relation  bist,  des  affaires  de  S3rrie  1840 
a  1842,  Par.  1846;  Guyot,  Les  Maronites 
d'apräs  le  manuscrit  d'Azar,  Cambrai  1852; 
ürqubart,  Tbe  Lebanon,  Lond.  1860;  Lenor- 
mant,  Hist.  des  massacres  en  Syrie  1860,  Par. 
1861;  Madden,  Tbe  Turkisb  Empire,  Lond. 
1862;  «ßid^lcr,  ®efd^.  ber  fird^l.  Srennung,  3Rün- 
d^en  1865,  H,  583—557.  [Slel&er.] 

^SRitna,  3BiIVIut  be,  f.  £a  ÜRare. 

^axxacd^  Slome  italienifd^er  ©d^riftfteUer. 
1.  ^ip poltet,  geb.  17.  Sonuar  1604  ju  Succa, 
geft.  18.  3Rai  1675  gu  SRom,  trat  frül^seiHg  in 
bie  Kongregation  ber  2)iener  SJtariö  gu  $om 
unb  mibmete  bafelbft  feine  lebenSlänglid^e  fd^ft- 
ftdlerifd^e  2:]^ötigfeit  faft  nur  ber  93erl(|errli^ung 
ber  allerf eligften  Jungfrau.  2)ie  3a^I  ber  Don  il^m 
t]^eil§  gebrudft,  t^eilS  l^anbfd^riftlid^  borl^anbenen 
aSerfe  betrögt  115.  3u  benerfterengel^ört:  Pon- 
tifices  maximi  Mariani,  Rom.  1642;  Biblio- 
tbeca  Mariana,  ib.  1648,  2  voll.,  ein  Sergeid^« 
nig  oon  mel^r  al§  3000  ^uctoren,  meldte  }ur  ßl^re 
9)tariä  gefd^rieben  l^aben;  Reges  Mariani,  ib. 
1654;  Purpura  Mariana,  ib.  1654;  Antistites 
Mariani,  ib.  1656;  Fides  Gajetana,  Flor.  1655 
u.  i^.,  eine  Stpologie  bed  SarbinolS  @iaietan ;  Heroi- 
des Marianae,  Rom.  1659;  Trutina  Mariana, 
Piacent.  1660;  Vindicatio  Cbrysostomica, 
Rom.  1664;  Poljanthea  Mariana,  Col.  1683 
u.  ö ;  gu  ben  ungebrudften,  meldte  bie  93ibIiot]^ef 
be§  fflofterS  @.  URaria  in  (EampütUo  gu  SRom 
bis  gu  il^rer  3«ilönmg  oermal^rt  |at,  gehört  ein 
Bullarium  Marianmn,  2  voll.,  unb  eine  Idea 
bibliothecae  magnae  Marianae,  16  voll. 

2.  fiubmig,  ©ruber  beS  Sorl^ergel^enben,  geb. 
1612  ju  Succa,  geft.  5.  gebruar  1700  ju  SRom, 
trat  in  bie  nömli^e  Kongregation  toie  fein  Sruber 
ein,  befleibete  barin  eine  Seilte  öon  Slemtem  unb 
jeid^nete  ftd^  befonberS  burd^  ffenntni^  ber  fcmiti« 
fd^en  &}pxaä)tn  au8.  Cr  mar  Scid^toater  3nno- 
cenj'  XI.,  toeigerte  fld^  aber  ftanbl^aft,  irgenb  eine 
fir(^lid^e  SBürbe  anjunel^men.  SSon  il^m  crfd^ien 
Prodromus  ad  refutationem  Alcorani,  Romae 
1691 ;  Alcorani  textus  universus,  ex  correc- 
tioribus  Arabum  exemplaribus  descriptus  ac 
ex  arabico  idiomate  in  latinum  translatus, 

29* 


903 


aHarfcille. 


90^ 


appositis  unicuique  capiti  notis  atque  refu- 
tatione ;  praemissus  est  Prodromus,  Patavii 
1698,  bic  Sfrud^t  einer  40iäl^rigen  Arbeit  unb  nur 
in  fntifd^er  ^inftd^t  öon  ber  Qlügcrjd^cn  9lu8gabe 
übertreffen ;  Biblia  Sacra  arabica,  sacrae  Con- 
gregationis  de  Propaganda  Fide  jussu  edita 
ad  usum  ecclesianun  orientalium,  additis  e 
regione  Bibliis  vulgaribus,  Romae  1671, 
3  voll.,  beren  l^au^tfäti^Ud^er  Url^ebcr  er  felbft  toar; 
Lo  Stendardo  ottomannico  spiegato,  ib.  1683 ; 
L*  Ebreo  preso  per  le  buone,  owero  discorsi 
familiari  con  i  Babbini  di  Roma  intemo  al 
Messia,  ib.  1701,  au^erbem  itüti  Siogropl^ien 
ttnb  eine  lateintfd^e  ©rommatif. 

3.  2  üb  toi  9,  gieffe  beS  Vorigen,  aJUtglicb  ber 
nömltd&en  Kongregation,  gejl.  1732,  Serfoffer 
eine§  Onomasticon  urbium  ac  locorum  Sacrae 
Scripturae,  Luccae  1705,  unb  Dieler  anberen 
©d^riften.  (9Sgl.  Bibl.  gen.  XXXIII,  945; 
Nicöron,  Mem.  XLI,  255.)  [ftoulen.] 

"SBarTeilTe,  Stobt  unb  iBiStl^uni  in  gfronl« 
reid^.  2)ie  t)on  ben  ^l^oföem  tool^I  fd^on  550 
t>,  6|r.  gegrünbete  grie^ifd^e  Kolonie  MaadoXfa 
(Massilia,  Marsilia)  tourbe  bei  il^rer  fel^r  oortl^eil* 
l^aften  Sage  am  mittellönbifd^en  9Jleere,  6  SHeilen 
öftlid^  t)on  ber  ^au^tmünbung  ber  9tl^one,  balb 
eine  ber  mid^tigften  @ee«  unb  ^onbel^ftöbte  unb 
blieb  bie^  mit  einigen  äBed^felföKen  bis  l^eute, 
ba  fte  über  380  000  ßintoo^ner  söl^It.  ©ie  l^atte 
bie  republüonifd^e  ategierungSform,  galt  unt  300 
t).  Sl^r.  f d^on  ak  baS  gaOifd^e  ^tl^en  unb  xoat  nad^ 
9lri[toteIe8'  unb  ßicero'S  3^ugwife  i^flS  SDlufter  einer 
toeifen  fSfül^ntng  ber  öffentlid^en  Sngelegenl^eiten. 
2)er  @tur}  Don  3:9ru§,  Sartl^ago  unb  Sorintl^  ent> 
lebigte  fte  il^rer  Slebenbul^lerinnen.  ©pöter  tourbe 
fte  treue  tjfreunbin  9lom§,  toorb  aber  Don  Söfar 
49  D.  K^r.,  »eil  fte  il^m  ben  ©urd^jug  Denoeigerte, 
untertoorfcn;  bod^  bel^ielt  fie  bo8  Soned^t,  fid^ 
nad^  eigenen  ® efe^en  5U  regieren.  (93gl.  Hendrich, 
Massilia  sive  antiqua  Massil.  respublica,  Ar- 
gentor.  1652 ;  Temaux,  Hist.  reipubl.  Massil., 
Mars.  1826.)  9Dlit  bem  übrigen  GJaBien  »urbe 
aJlarfeille  eine  95eute  406  n.  &)x.  ber  ®oten,  420 
ber  tjranfen,  480  ber  SBeftgoten  unter  ffiuric^  unb 
beffen  ©ol^n  Sllarid^  II.,  unb  nad^  beffen  Sob  ber 
Oftgotem  Don  legieren  tt)urbe  fie  gerflört,  unb  ein 
glei^eS  ©d^idffal  traf  fie  735  burd^  bie  SJtauren. 
2)ie  9Jleroioinger  befa^en  bann  bie  ©tabt  bis  jur 
Seit  ftarl  SKartellS,  worauf  fte  in  bie  (Sewolt  ber 
farolingifd^en  ftönige  tarn,  bejtt).  gu  Surgunb  unb 
Strelat  gel^örte.  Unter  Subfoig  bem  Slinben  (889 
bis  903)  Don  ben  ©aracenen  jerftört,  tourbe  SKar« 
feine  nod^  bem  SBieberaufbau  Don  ©tattl^altem 
regiert,  bie  ftdft  gegen  baS  ®nbe  beS  10.  Sal^r» 
l^unbertS  unabl^ängig  mad^ten.  3n  ben  iheus^ügen 
gett)ann  bie  ©tabt  ttiieber  fieben  unb  SBid^tigfeit. 
Som  13.  Sal^l&unbert  an,  nad^bem  fte  furje  S^xi 
Rd^  als  SRepublif  conftituirt  l^atte,  gel^örte  fte,  unter 
93elaffung  großer  ^riDilegien,  ben  ©rafcn  ber 
gJroDence.  3laä)hm  fte  im  3.  1423  burd^  ^UfonS 
DonSragonien  erobert  unb  abermals  Denoüftet  mx" 


ben,  fteKtc  fte  ber  gute  ftönig  StenatuS  (le  bon  n 
Rene),  ber  je^t  nod^  in  93olfSliebem  lebt,  teidx 
l^er.  3m  3. 1482  fam  ©tabt  unb  ©ebiet  an  bieÄ 
nige  Don  fjranfreid^,  unb  Submig  XTV.  beraubte  j 
il^rer  $riDilegien;J^e  erl^ob  ftd^  bagegen  unb  vom 
erft  nad^  langem  Sfeiberftanbe  1660  untenoorfc 
SRel^rmalS  touxbt  fie  aud^  burd^  bie  $efi  l^ein 
gefud^t,  namentlid^  1 720,  in  meiern  ^xt  4000< 
al.  60  000  9Jlenf d^en,  bie  ^älfte  il^rer  (Sinmißt 
]^tnn)eggerafft  mürben  unb  ber  l^elbenmütl^ige  9 
fd^of  Selfunce  fid^  einen  unfterblid^en  5Ramen  c 
warb.  S^  3^  ber  SReDolution  »ar  bie  ©td 
burd^auS  republifanifd^.  9uS  ber  ig)efe  beS  Soll 
unb  freigelaffenen  ©aleerenftröflingen  recntüi 
pd^  jene  SÖlarfeiller  §orbc,  meld&e,  1792  nad^  ^ 
berufen,  bafelbft  f o  Diele  ®reuel  Derübte.  Son  il 
erl^ielt  ouä^  bie  „SKarfeiüaife'',  baS  fl>ätere  96 
tionallieb,  ben  92amen,  weil  fte  Don  biefer  ^oii 
juerft  öff entlid^  gefungen  mürbe.  SKarfeiÜe,  wor 
$apft  Urban  V.  na^  feinem  SBunfd^e  begrab 
ttmrbe,  bü^te  in  ben  Dielen  SSerl^eerungen,  bie  i 
trafen,  faft  aOe  S)en!male,  l^eibnifd^e  unb  d^ 
lid^e,  ein,  unb  bis  auf  bie  neuefte  3^t  flonben  b 
gotteSbienftlid^en  ®ebäube  Weber  nad^  So^fjH  no 
@rö^e  im  Serl^öltni^  jur  93ebeutung  ber  ©toi 
SBiS  5u  Einfang  biefeS  Sal^rl^nbertS  gab  eS  n 
4  $farr»  unb  2  SoKegiatfird^en,  wo)u  nod^  l 
ber  5Wei  ^teien  unb  mel^rerer  ff löfter  famen.  2 
unf  d^öne  alte  Satl^ebrale  Notre  Dame  de  la  Maj< 
begann  man  1853  im  b^^antinifd^n  ©tile  gr0 
artig  )u  reconftruiren.  Sie  gleid^faÜS  1853 1 
gonnene  unb  1864  DoHenbete  ftird^e  Notre  Dan 
de  la  Garde,  auf  einem  füblid^  Dom  alten 
ftd^  erl^ebenben  93erge,  ift  ein  Dielbefud^ter 
fal^rtSort.  3m  3. 1822  würbe  aud^  für  bie  bon 
gen  unirten  @ried^en  eine  eigene  ffird^e  ivaa  ffi,  9 
colauS  erbaut.  ^IS  nömlid^  bie  ©röcomd^ 
um  1740  in  ber  SeDante  Derfolgt  würben,  flo^ 
mel^rereberfelbennad^ünarfetOe;  um  1850  ttxir 
eS  etwa  400  ©eelen,  für  beren  ffird^e  bie  @to 
iöj&rlid^  2400  fjfr.  unb  ber  ©taat  750  gr.  au 
wirft  (Dgl.  Moroni,  Dizion.  XLIV,  158  sq 
2)ie  Steformirten  l^aben  eine  6onfiflortaI«ffin! 
unb  bie  3uben,  wel(|e  bis  in  hitmüt  beS  13. 3ol 
l^unbertS  l^ier  eine  blül^enbe  ^od^fd^ule  l^en,  r 
Sonfiftorial«©Qnagoge  in  SRarfetüe.  ©onfi  giü 
bafelbft  nod^  eine  Slfabemie  ber  SDBiffenfd^ften, 
fi^ceum,  eine  ©d^ule  für  arabifd^e  9htlgörf)nt3 
unb  fonfüge  fiel&ranftalten.  «n  SBo]iltl6ätiärH 
anftalten  befleißen  14  meifl  gro^e  ^ofpitoler  —  * 
Sa^aretl^  ift  eineS  ber  fd^önften  Suropa'S  — ,  fi 
fpi^e  für  ©reife,  SDBaifen,  Stnbelfinber,  3rre  u,S 
3n  religiöfer  SSejiel^ung  geid^net  ftd^  bie  ©tabt  * 
Dortl^eiD^aft  auS.  ©o  beftanb  feit  1820  bis 
bie  neuefte  3«^*  ^n  SKarfeüIe  ein  fogen.  Ce-:« 
religieuse,  b.  i.  eine  %xt  fatl^olif d^eS  &ifino,  € 
mit  fpecififd^  religiöfem  gl^arafter;  bie  600  30 
glieber  verfielen  nad^  „ftatl&olif  (1866,  n,  ^ 
bis  235)  in  folgenbe  neun  ©ectionen,  je  mit  ^ 
fibenten,  S3icej)räftbenten  unb  ©ecretär  on  bt 
©pi^e:  Section  de  zäle,  de  la  Charit^,  dei 


90h 


aRaricillc. 


906 


SaToyards,  de  Gatechismey  de  rAcademie, 
de  Musiqae,  de  Plaint-Chant,  de  St.  Louis  de 
GrCDzaga  et  de  St  Joseph. 

Sad  Sl^rifient^um  fonb  l^ter  gletd^  onfönglid^ 

Singang,  unb  bie  (Staubigen  traten  fid^  burc^ 

g;ro^SifeT^ert)i)r.  9tad^  bereinftimmigen  lieber« 

iicferung  aOer  umliegenben  Sprengel  fü^rt  biefer 

Sifd^ofSf^  feine  ßntfte^ung  auf  ben  t)om  ^eilanb 

moedtm  SajaruS  (f.  b.  «rt.  VH,  1557  ff.)  jurü«. 

(St  foO  mit  feinen  Sd^meftem  SRart^a  unb  ^aria, 

mit  SRoria  3acobi,  @aIome  unb  bem  1^1.  äJtasi« 

min  im  3. 68  fjxtt^  gef ommen,  ba§  Soangelium 

g<ptebtgt  ^ben,  50  Saläre  IBifd^of  gemefen  unb 

csibtt4  gemartert  loorben  fein.  2)ie  äßa^rl^eit  biefer 

Siobitimt  tmtrbe  Don  Saunot)  befiritten,  aber  Don 

bcr  $arifer  Sorbonne  Dertl^eibigt,  unb  fo  tt)orb  baS 

rflmifd^  Otort^rologium  gered^tf  ertigt.  9iad^bem  in 

neoaer  3tit  biefe  Xrabition  loieber  üielfad^  an» 

gc|iDeifeIt  morben,  erfd^ienen  nad^  einanber  ^tod 

naie  Sertl^bigungSfd^ften ,  bie  eine  t)on  bem 

gel^^rtm  @ulpicianer  9R.  gfaillon  (Monuments 

inedits  snr  TApostolat  de  Ste.  Marie  Made- 

leine  en  Provence  et  sur  les  autres  apötres  de 

eette  contröe,  St.  Lazare  etc.,  Paris  1848, 

2  Tols.),  bie  anbere  t)on  bem  Sefuiten  93.  fßaln^ 

(Ste  Marie  Madeleine  et  les  autres  amis  du 

SiTaiir,  apötres  de  Provence,  Paris  1865; 

10^  and^  ^ergenrötl^er,  $]^otiu§  lU,  295  ff.). 

S)cr  eiPt  fixere  Sifd^of  ift  Orefm§,  ber  fid^  314 

anf  bem  Soncil  gu  9(rle3  als  de  civitate  Mas- 

sQiemd  mitorfd^rieb.  Son  ben  weiteren  93if d^öf en 

^  }n  nennen:  $rocuIu§  (381—428),  ber  aud^ 

tm  ^L  ^icronqmuS  Epist.  125  ad  Bust.  ange* 

fi|rt  unrb.  er  moQte  URetropoIitanred^te  für  fxä) 

iilnfpmd^  nel^men;  auf  bem  401  }u  Surin  ge* 

VUmm  Sondl  nriberf)n:ad^en  il^m  aber  bie  iBi> 

fi^  tnSbefonbere  ber  er}bifd^of  Don  ^rle§,  unb 

m  ean.  1  biefed  SoncilS  mürbe  beftimmt :  „2)er 

IKi^of  ^ßrocuIuS  bon  SRaffilia,  nield^er  ben  g$ri« 

wä  über  bie  gmeite  Provincia  Narbonensis  an» 

N^  foO  biefen  Sonang  nur  für  feine  ^erfon 

Idm,  nid^t  aber  für  feinen  Stülpt  ba  feine  @tabt 

Mqcr  ^ßnmin)  gar  nid^t  angehört"  (^efele  n,  85 ; 

S^eceS  bei  Geillier,  Hist.  des  auteurs  sacrös, 

>  a.,  vn,  738).  Unter  il^m  tourbe  bcfonberS 

n^  \ma^  (Saffian  (f.  b.  ^rt.  H,  2024  f.)  ber 

6an|)eIagiamSmu8  im  füblid^en  ©allien  oerbrei» 

M,  nnb  ba  mel^rere  @eiftli(^e  unb  SRbnd^e  in 

IhtfeiDe  i^m  onl^ingen,  fo  erließ  biefe  SRid^tung 

tat  Kamen  .SKaffWier"  ober  „3RaffaIianer"  (ogl. 

^unrdtl^,  ff.-@.  I,  439).   Suftatl^iuS  ober 

ttpo^inS  (466—470)  mirb  bon  ®ennabiu8  ein 

wo  Dei  genannt  9n  feinen  9iad^foIger  @rö« 

0«  (472—474)  fd^eb  @iboniu3  a[))oainariS. 

te  &morotu8  (475 — 492)  fagt  ©ennabiug : 

«(ejus)  quasi  armariumscripturarum.  S^ar- 

tanS  mar  499  ober  501  bei  bem  Sieligiong« 

Micä^  )u  Sqon,  meld^ed  ber  arianifd^e  jfönig 

«vmaO)  Deianftaltet  l^atte.  Unter  Smetl^eriuS 

2^  S33  ^er  eine  Sqnobe  loegen  Derfd^iebener 

^Isg^eii  beS  Sifd^ofd  SontumeliofuS  t)on  9iiea 


(|>cfele  n,  751  ff.).  ©ercnuS  (595—601)  war 
ein  Silbcrfeinb,  an  ben  ^apft  ©regor  ber  ©rofee 
595  unb  600  fd^ricb.  ^etruä  war  614  beim  gon- 
eil  }u  $ari§  unb  würbe  wol^I  bamals  gerabe  confe« 
crirt,  ba  er  an  le  Jter  ©teile  unterf  d^ricb.  ©er  1^1.  ÜHau« 
rontiuS  (767—804),  Seitgenojfe  be§  ^of ftc8  §a» 
brian  I.,  war  oorlfier  9lbt  oon  ©t.  Sictor ;  fein 
^eiliger  Seib  rul^t  in  ber  @iatl^ebrale  (Gallia  christ. 
nova  I,  640).  Senebict  oon  Sllignano  0.  S.  B. 
(1230—1266)  »or  1239  unb  1260  im  l^eiligcn 
fianbe,  mürbe  nad^^er  SRinorit  unb  reftgnirte  1266. 
Sr  l^ielt  1263  eine  S!)i5cefanfQnobe,  auf  welcher 
bie  Säürgcr  oon  Sölarfcille  fld^  oerpfIid(|teten,  bie 
fieiftung  beS  JHrd^en5e]^nten§,  meldte  wöl^renb  ber 
Sllbigenferjeit  auger  Uebung  gefommen,  weiter  }u 
cntri^ten.  äBir^ielm  ©ubre  (1361—1373),  0. 
S.  D.  unb  feit  1367  garbinalbifd^of  bon  Dftia, 
l^iclt  1363  unb  1365  Siöcefanf^noben.  Unter 
^aul  be  ©abe  (1404 — 1434),  ber  oud^  auf  bem 
Soncil  5u  $ifa  war,  reftbirte  ^ier  ber  ©egenpapft 
Sencbict  XIH.  (f.  b.  «rt.  «ßeter  be  Suna),  unb 
l^ier  würbe  1407  ber  befannte  Vertrag  abgefd^Iofjcn, 
wonad^  beibe  ^öpfte  in  ©aoona  suf  ammenfommen 
wollten,  ber  aber  freili^  nid(|t  auSgefül^rt  würbe. 
eiaubiuS  be  ©e^ffel  feit  1509,  l^ierauf  1517  nad^ 
Surin  tranSferirt,  fd^rieb:  La  grande  Monarchie 
fran9aise.  ©ein  92ad^f olger,  Snnocenj  Sibo,  dax« 
binal,  ber  oon  Surin  l(|ierber  fam,  reftgnirte  1529. 
@iarbinal  War  aud^  ber  1550  Oon  Sagli  l^ier^er 
tranSferirteSl^riftop]^  betonte,  ber  gleid^faüSfd^on 
1556  refignirte.  Sol^ann  93apt.  ®ault  grünbete  baS 
oon  bem  ^er5og  oon  ®onbi  angefangene  ©pital 
für  ©alcerenftröflinge  unb  [tarb  1643  im  3lufe 
ber  ^eiligfeit.  ffarl  ffagpar  be  SSintimiQe  bu  Suc, 
feit  1684  ernannt,  aber  erft  1692  confccrirt,  l^ielt 
1699  eine  2)i5cefanf9nobe  unb  würbe  1708  ßr}- 
bifd^of  oon  ^i{.  2)en  93if d^of  ^einrid^  f^^an}  Xaoer 
be  Selfunce  (1710—1755),  ber  oben  fd^on  ge- 
nannt würbe,  l^at  bie  ©tabt  SPtarfeiüe  1853  burd^ 
ein  2)enf mal  geeiert,  ©ein  9Jad^f olger  3ol&.  ^opt 
be  IBello^,  1755  oon  ®Ianbäoe  l^ierl^er  trangferirt, 
war  ol3  ein  ®rei§  oon  92  ^al^ren  ber  erfte,  ber  bie 
oom  $a))ft  oerlangte  Ser^id^tleiftung  auf  feinen 
©tul^l  im  3. 1801  gab  (®am8,  ®efd^.  berÄird^e 
gl^rifti  1, 126).  gr  würbe  1802  grsbifd&of  oon 
^ariS,  1803  Karbinal  unb  ftarb  erft  1808.  ®a8 
IBiStl^um,  ftet§  ©uffraganftul^I  oon  ^rleS,  würbe 
1801  aufgel^oben  unb  erft  1821  wieber  reftituirt, 
aber  je^t  unter  bie  äJletropole  ^i£  gefteHt.  92od^ 
im  %  1823  würbe  ffarl  tjfortunat  be  a){asenob 
5um  Sifd^of  oon  SKarfeiBe  ernannt;  er  reftgnirte 
1837  unb  ftarb  1840.  Sl^m  folgte  fein  eoabjutor 
ftarl  Sofep]^  gugen  aKojenob,  feit  1832  Sitular- 
bifd^of  oon  gücofta.  Wod^  als  goabjiutor  fttftete 
er  eine  ^rieftercongregation  für  ÜJlifftonen,  bie 
fogen.  Oblaten  (f.  b.  9lrt.),  unb  erl^ielt  als  Sifd^of 
für  ftd^  unb  feine  SRad^folger  oon  ^piuS  IX.  am 
1.  3li)ril  1851  baS  SRed^t,  baS  ^ollium  ju  tragen 
(gcft.  1861).  ®er  nad^  ibm  ernannte  ^otrij  fjranj 
ÜJlaria  gruice  reftgnirte  fd^on  1865  (geft.  1866), 
unb  nun  folgte  ffarl  ^l^ilipp  pace,  ber  1878 


907 


anatfiliuS  Sicinu§  —  9Jlarfttiu§  tjon  $abua. 


90( 


ßtjbifd^of  bon  WcmteS  ttjurbc.  S)cr  gcgcniüärtigc 
82.  »ifd^of  ift  3ofcp]^  Sol^ottn  fiubwtö  SRobcrt, 
geb.  1819,  als  Sifd^of  öon  Konfiantine  fräconi= 
firt  1872,  l^icrl^cr  tranSfcrirt  1878.  3^m  jur  ©eitc 
[tc^€n  4  ©mcralbicore,  unter  benen  2  oon  ber  SRc« 
gierung  onerfannt  finb,  2  ©ecretäre  unb  7  ©iö*» 
cefanofflciQle.  ®q§  dapM  befielet  qu§  $ro#, 
Slrd^ipreSb^ter,  7  SituIar«6anonifem  unb  4  Cha- 
noines  adjoints.  2>er  ©prengel  umfaßt  ba§  ^r- 
ronbiffement  aßarfciUe  mit  416000  Seelen,  unb 
aö^It  11  ^arreien  I.  unb  IL  »loffe,  82  ©uc 
curfalen  unb  9  ffaplaneicn.  3m  3. 1837  nmren 
no^  153000  ©eclen  in  60  ^Pforreien  (öor  ber 
SReDolution  nur  37  Pfarreien),  im  3. 1860  aber 
fd^on  270499  ©eelen.  S)aS  ®iöcefanfeminar  gu 
9RontoIit)et  unb  boS  Heine  Seminar  leiten  l^eute 
bie  Sajariften ;  frül^er  würben  beibe  Don  ben  ^icr 
geftifteten  Oblaten  geleitet.  9ln  Drben  unb  Kon- 
gregationen gibt  eS  Sajariften  gu  Zourfainte,  $rie» 
fter  ber  Kongregation  öom  1^1.  ^etruS  in  gef  jeln, 
$rie[ter  ber  ©efeÜfd^att  delaRetraite  chr^tienne, 
©alefianer,  barml^ergige  SBrüber  in  brei  Snftalten, 
d^riftlid^e  @d^ulbrüber  mit  9iot)iciat  unb  ^enfionat 
in  6  ööufem,  9Dlari[ten  in  12  Käufern,  Särüber 
t)om  |l.  ©abriel  }u  ^aud^,  IBrüber  oom  l^ei- 
Itgen  ^ergen  3efu  an  fedjfS  Orten,  ftleine  95rüber 
SHarienS  }u  @t.  Sl^arleS;  bagu  40  Derfd^iebene 
to)eiblid^e  Kongregationen.  (9^1.  J.  B.  Gues- 
nay,  Provinciae  Massiliensis  Annales,  1657; 
Histoire  de  Languedoc,  1770;  Gallia  Christ. 
I,  631—704  unb  Append.  106—118;  X.  de 
Belsunce,  L'Antiquite  de  l'Eglise  de  Mars, 
et  la  succeseion  de  ses  öv^ques,  3  vols., 
Mars.  1747—1751;  Moroni,  Dizion.  XLHI, 
146  s. ;  G.  Petri,  L'  Orbe  cattol.  II,  98  s. ;  Hu- 
gues  du  Tems,  Le  clerge  de  France  I,  31 5  ä 
355;  A.  Ricard,  Les  övöques  de  Marseille, 
Mars.  1872;  Gams,  Ser.  Epp.  573  sqq. ;  P.  Wer- 
ner, Orb.  terr.  cath.  59 ;  La  France  eccl.  1891 ; 
M.  Guys,  Marseille  ancienne  et  moderne, 
Paris  1786.)  [5Ke]&er.] 

^flaxfiRns  ^icinttß,  f.  SficinuS. 

]SBa¥|lltiii$  (aßarceliuS)  Don  Sngl^en, 
erfter  Stector  ber  UniDerfitöt  ^eibelberg,  mürbe  )u 
3ng]^  in  ber  ^rooing  ®elbem  geboren.  Sr  ge> 
l^örte  }u  ben  @d^ulem  OccamS,  lehrte  feit  1362  gu 
^ariS  in  ber  ^rtiftenfacultöt  unb  muroe,  nad^bem 
er  1383  al§  entfd^iebener  ^nl^önger  bed  $a|)fte§ 
Urban  VI.  bie  fd^tSmatifd^  gemorbene  UniDerfitöt 
Derlaffen  l^atte  unb  an  ben  Stl^in  gefommen  mar, 
Don  Jhtrfürft  %u))red^t  I.  Don  ber  g^falg  für  bie 
neu  ju  grünbenbe  UniDerjUät  ^cibelberg  (f.  b.  3lrt.) 
gemonnen.  9lm  29.  3ult  1386  erl^ielt  er  feine 
anfteKung  als  „Snl^eber  unb  SRegierer  beS  ©tu» 
biumS"  ju  5>eibelberg.  93iS  ju  feinem  Sobe  am 
20.  ^uguft  1896  befleibete  er  neunmal  ba§  9iec> 
torat ;  gugleid^  mar  er  Kanonicu§  unb  2:i^efaurar 
an  ber  SnbreaSürd^e  gu  fföln.  @ein  Seben  mar 
fromm;  ieben  fjreitag  faftete  er  bei  SBaRer  unb 
95rob,  an  ber  SSigilfaften  fügte  er  ein  Ktlicium  bei. 
SRarfiliuS  commentirte  bie  Sentenjenbüd^er  (bie 


Quaestiones  in  IV  libros  sententiamm  murbei 
1501  gu  Strasburg  gebrudt)  unb  meliere  @d^ 
ten  be§  SlriftoteleS.  ^on  Sinflu^  ouf  bie  f olgeid) 
3eit  mürbe  feine  Bearbeitung  ber  Siimmala< 
logicales  Don  $etru§  ^ifpanuS  (f.  b.  Slrt.  ^ 
l^anneSXXI.,  oben  VI,  1584),  inbem  er  in  Seren 
mit  feinem  3eitgenoffen  Sllbert  bem  ©ac^fen,  bcu 
erften  äiector  ber  äSBiener  UniDerfttöt,  ben  an 
Occam  berubenben  ©tanbpunft  ber  £erminißei 
ober  ber  modemi  gegen  bie  Slnl^ger  Don  Slbn 
bem  @ro^en  unb  %^oma^  Don  ^quin  Dertrat  unl 
gur  Verbreitung  ber  f ortgefd^ttenen  älic^tung  be 
Sogif  in  Seutfd^lanb  entfd^ibenb  mirfte.  UScOfc 
]ä^mlxi)  gel^ören  il^m  bie  Suppositiones  M^gistr 
Marsilii  Parisiensis  gu,  meld^  fjfr.  91.  S^ccaxU 
S.  J.  gu  ^iftoia  ^anbfci^riftlid^  Dorfanb  (Biblio 
theca  Pistoriensis,  Taurin.  1752,  23).  (9^ 
Hartzheim,  Bibl.  Colon.,  Col.  1747,  350 
Fabricius-Mansi,  Bibl.  lat.  V,  Flor.  1858, 82 
Sennemann,  ®ef  d^.  ber  pilof  op^ie  vm,  2,  Seiß 
1811,  909  ff.;  ©tödR,  ®efd^.  ber  ^l^ilofo))]^  in 
3R.«a.  II,  SKaing  1865,  1049;  «ßrantl,  ®efdj 
ber  fiogif  im  «benblanbe  IV,  geipgig  1870 
94  ff.)  [Strebet.] 

'^SatMxM  Don  $abua,  fo  genannt  mi 
feinem  ^Geburtsorte,  ]^ie|  mit  gfamiliennamen  b 
äJla^narbino  (Dgl.  SSaticanifd^e  Scten  gur  beutfc^ 
®ef (^id^te  in  ber  3eit  ff aif er  SubmigS  beS  ^^em 
3nn§bru(1 1891,  n.  6)  unb  mar  mol^I  gegen  128< 
geboren.  9iad^bem  er  in  feiner  ißater^abt  guer* 
$l(|ilof opl^ie  ftubirt,  Derlie^  er  bief elbe,  nad(^  Sfteid^ 
tl^um  unb  SebenSgenu^  trad^tenb,  unb  mibmete  fU 
bem  ©tubium  ber  ßeiHunbe,  baS  il^m  fein  gfreun 
unb  SanbSmann  Sflbertino  SRuffato  Dor  bem  bc 
bürgerlichen  %ed^te8  em))fo]^len  |atte,  um  bie  il| 
Dergel^renbe  auri  sacra  fames  gu  ftillen.  Sud^  ii 
ffriegSbienfte  fd^int  er  fid^  Derfud^t  gu  l^ben.  C 
begab  fid^  nad^  ^ßariS  unb  mürbe  l^ier  1312  9tei 
tor  ber  UniDerfttöt  (Bnllaeus,  Historia  ünivers 
tatis  Parisiensis  IV,  163),  morauS  l^etDorgel^ 
ba^  er  in  ber  ^rtiftenfacultot  leierte  imb  om 
fd^on  längere  3rit  in  $aris  geleiert  ^otte.  3i 
3a^re  1316  Derliel^  il^m  3o]^anneg  XXIL  ein  (Sa 
nonicat  in  feiner  Soterfiabt  ^bua  (lBattcanif(!$ 
bieten  a.  a.  O.;  2)enifle  begmeifelt  mol^l  mit  Ib 
red^t  im  Cartular.  Univers.  Par.  IE  bie  Sbenti« 
iät) ;  er  gehörte  alfo  bem  äßeltcleruS  an.  3n  ^M 
mirb  er  aud^  mit  ^eter  Slid^fpalter,  bamafö  &^ 
ber  ^l^ilofopl^ie  unb  9ßebicin,  fpäter  Srgbifd^ol 
Don  SJtaing  unb  eifriger  Parteigänger  SubmigS  bd 
93aQem,  unb  mit  Ulrid^  bem  SBilben  Don  SugS* 
bürg,  bamalS  $rocurator  ber  englifd^en  IRotion 
fpäter  $rotonotar  SubmigS,  belannt  gemorben  fein 
^efonbem  Sinflu^  auf  feine  ®eiftednd^tung  übt 
Occam  au8.  ©d^on  in  $ariS  Derbreitete  XRorftlisl 
^nftd^ten,  meldte  ber  Seigre  ber  Jhrd^  über  ba 
$rimat  miberfpred^en.  ^18  bann  ber  ©treit  gmi 
fd^en  3o]^anne§  XXII.  unb  fiubmig  bem  So^en 
(f.  b.  9lrtt.)  entbrannte,  Derfa^te  er  innerhalb  gnieie 
Monate  in  ©emeinfd^aft  mit  3ol^nneS  Don  3^ 
bun  ben  Defensor  pacis  (f.  b.  9lrt  Sol^onnd 


m 


aßarfiüud  Don  $QbuQ. 


910 


6on  donbun),  boOenbet  (mA  aRüHer  I,  368)  im 

3uni  1324 ;  bod^  fällt  btr  ^uptt^ü  aRarftliuS 

pi^  ber  au4  ftetS  aI3  ego  rebet.  3n  fraftt^oQer 

&pmäftff^äfAAtn,  burd^  einen  @4emt)on@rünb> 

li^fett  Umbenb,  ftd^  an  S)ante'd  Sd^ft  De  Mo- 

OArchia  cmkl^nenb,  jte  aber  an  @d^roff^eit  meit 

uKerbietcnb^  loill  ber  Defensor  pacis  ben  äSBeg 

911m  gMebcti  burd^  oonftönbige  Unterwerfung  ber 

0cißltc^  Üimalt  unter  bie  »eltlid^  }eigen  unb 

laugnet  bobei  bie  göttlid^e  Sinfe|ung  be§  $ri» 

moM  imb  ber  ftnl^Iid^en  ^ierord^ie.  (Sgl.  ^tx^m* 

rdt^^  ff.-@efd^.  U,  605  ff.;  $aftor^  ®efd^.  ber 

^ßönk  I,  66  ff.)  3m  3. 1326  begab  ftd^  War- 

ftliiiS  bann  mit  Sol^nned  Don  äanbun  an  ben 

feof  SabmigS,  too  fte  ben  99oben  für  il^re  3been 

f2^  lubemtet  fanben.  SBar  ber  Smpfang,  tote 

teiltet  mirb,  anfangt  aud^  (ein  entgegenfom- 

vcnbcr,  tmb  l^atten  aud^,  mie  Siemens  VI.  fpöter 

fogt  (Baynald  1343,  il  45),  (at^olifd^e,  in  ben 

^t0en  @d^f ten  erfal^rene  Slänner  Submig  auf 

IM  l^atetifd^e  in  ben  fie^ren  berfelben  unb  auf  bad 

Q^äfdi^  i^rer  Sufnal^me  auftnerffam  gemad^t, 

\b  mibe  SRarftItttS  bod^  Subtt)ig3  fieibar^t  unb 

MMmn  bolb  fd^toenoiegenben  ßinflu^.  ^ier  oer* 

10^  er  eine  jmeite  @d^rift  De  translatione  im- 

MÜ,  ein  übrigens  oberHod^Itd^eS  unb  gel^altlofeS 

IRttdl^DerL  9Bie  er  felbft  im  Eingang  anfünbigt, 

lal  er  bie  auf  fird^lid^em  @tat&pim!t  ftel^enbe 

Uionbbuig  Sonbulfd  Don  Solomta  unter  bem» 

{dtca  Zitel  berid^g^  burd^gel^en,  ba  biefelbe 

otne  genugenbcn  93doetd  bie  ^ed^te  bed  ffaifer« 

ttnS  fd^mftlcre.  3u  biefem  3tt>edC  mieber^olt  er 

kk  Steift  Sanbulfd  nal^eju  mörtlid^  unb  fnüpft 

nr  an  bric  entfd^ibenben  Stellen  eigene  93emer> 

10901,  iDeU^  ber  SarfteHung  Sanbulf§  bie  @))i|^ 

Ace^  foÜeo.  9luf  bem  ©ebiete  ber  ©efd^id^te 

i|9miUtuS  nid^  gu  ^aufe.  93ei  bem  9tomer- 

PT  SutoigS  ttxir  SRai^tliuS  bie  Seele  ber  9n« 

M^en  mib  greoeltl^en  gegen  ben  ^a))ft;  bie 

tm  Mang  eingefd^Iagene  $oIitü  f u|te  burd^ 

Ol  auf  ben  (Srunbfö^,  meldte  im  Defensor 

Pidi  entioidtett  ^nb.  Sieben  Ubertino  t)on  (Sa> 

W  ({.  b.  Sri)  »irb  SRarftliuS  als  SSerf affer  be§ 

ttjetuagSbeaeteS  gegen  Sol^anneS  XXU.  beseid^* 

Kl  £abmig  übertrug  il^m  aud^  ba§  ^mt  eines 

^inUi^en  Ricard  5U  9tom ;  als  fold^r  ging  er 

Sit  ben  au|aiien  3nHingSmitteIn  gegen  bie  Sle- 

tibr  iK>r,  xoM^t  bie  (Kipftlid^en  Senfuren  aner- 

hntm  (Baynald  1328,  n.  9  sq.).  ^ud^  foD  er 

IM  bem  (Seaenpapft  92icoIauS  V.  5um  Sr^bifd^of 

IM  SRttilanD  ernannt  »orben  fein ,  bod^  finbet 

H  lieniber  nid(rtS  im  9iegifterbanb  beS  ®egen« 

W^  (S>ie  (irTtennung  ^ol^nneS'  oon  Sanbun 

pti  Stjd^of  Don  Sferrara  burdd  fiubmig  f.  Sßati« 

flniji^  Veten  n.  1004.)  9(m  9.  SRpnl  1327  »aren 

Stni^inS  unb  Solennes  Don  Sanbun  bereits  als 

Segibipiger  SubmigS  namentlid^  e^communicirt 

Mben  (Martene-Dorand,  Thesaurus  U,  692); 

Ol  23.  October  folgte  eine  befonbere  93uIIe^  in 

bkU^  ber  $a)>ft  nad^  iBeratl^ung  mit  ben  Sarbi« 

ifien  m^rccc  @äj^  beS  Defensor  pacis  als  pre« 


tifd^  Dermarf  (Martene-Durand  704;  bie  @ö|e 
auc^  bei  Denzinger,  Enchirid.  n.  423  sq.) ;  am 
15.  ^xü  1328  erl^ielt  ber  päpftlid^e  fiegot,  gar- 
binalbiacon  3ol(|anneS,  ben  93efe]^(,  baS  römifd^e 
9JoI!  }ur  ©efangennai^me  Seiber  ju  ermobnen 
(Skticanifd^  «cten  n.  999).  9Jad^  ber  Müdfebr 
SubroigS  aus  ätalien  meilte  SDkrfiHuS  am  ^ofe 
ju  SRünd^en,  bod^  trat  fein  Sinflu^  ben  SRinoriten 
gegenüber  in  ben  ^intergruttb.  ^ei  ben  SKecon- 
cüiationS"S3er]^anbIungen  toar  fiubmig  bereit,  il^n 
fallen  su  laffen  (SBaticanifd^  Slcten  n.  1841  Dom 
28.  October  1336,  beutfd^er  2est  bei  JRiejler 
312  ff.),  mt^x  in  ben  SJorbergrunb  trat  aWar- 
filiuS  toieber  im  %  1341,  als  Siü)toig  bamit  um- 
ging, feinen  @o]^n  gleid^eS  92amenS  mit  SDlarga« 
ret|^a  iDtauItafc^,  ber  Srbin  Don  Xirol,  }u  Der* 
mö^Ien,  tro|bem  biefelbe  Dermöl^It  unb  mit  bem 
iüngem  fiubn)ig  in  Derbotenem  @rabe  blutsoer« 
UKtnbt  toar.  3n  @emeinfd^ft  mit  Occam  unter* 
nal^m  eS  SRarfUiuS,  SBorfd^Uige  l(|ierfür  ^u  mad^en 
unb  ben  Schritt  SubmigS  )u  red^tfertigen  in  ber 
@d^rift  Tractatus  consultationiB  super  divor- 
tio  matrimonii  inter  Johannem  (erfter  ©emal^t 
ber  äJlargaret^a)  et  Margaretham  celebrato 
per  Dominum  Ludovicum  IV.  imperatorem. 
S)ie  ^benfen  gegen  bie  ^ed^t^eit  berfelben  finb 
nid^t  ^inreid^enb.  92id^t  lange  nadd^er,  Dor  bem 
10.  älpril  1343,  an  meld^em  3:age  er  Don  Cle- 
mens VL  als  tobt  ermäl^t  mirb,  ftarb  er^  ol^ne 
ftd^  mit  ber  ffird^,  mel^r  er  geiftig  entfrembet 
mar,  auSgeföl^nt  ^u  l^ben.  —  9}on  leibenfd^ft» 
lid^m  S)octrinariSmuS  ift,  mie  Stie^Ier  fagt,  SRar* 
filiuS  nid^t  freisufpred^en.  ,,SBarme  Snnigfeit, 
lebenbige  ftraft  religiöfer  ®ef iÜ^Ie  mirb  man  feiner 
92atur  faum  sufd^reiben  bürfen''  (Siedler  232). 
S)ie  Sl^eorie  über  bie  SRad^t  beS  Staates,  mie  fie 
Don  i^m  im  Defensor  pacis  aufgefteQt  mürbe, 
übertrifft  alle  Angriffe,  meldte  bie  äBettfteUung 
unb  SBerfaffung  ber  jKrd^e  bis  ba^in  erfal^ren 
l^attett.  3^re  ^uSfül^rung  märe  gleid^bebeutenb 
mit  ber  9uf löf ung  Don  ftitd^e  unb  @taat  gemefen. 
SBenn  irgenb  einer,  f 0  ift  SVlarfiliuS  ein  93orIäuf er 
fiutl^rS  unb  SalDinS ;  befonberS  baS  Softem  beS 
le^tem  jeigt  eine  fo  aufföüige  93ermanbtf(|aft  mit 
ben  äbeen  beS  Defensor  pacis,  ba^  eine  birecte 
Sinmirtung  beSfelben  ni^t  unmal^rfddeinlidd  ift; 
bod^  gel^t  ^arftliuS  in  einigen  fünften  nod^  über 
il^n  l^itmuS.  (93gl.  Albertinus  Mussatus,  Lndo- 
vicus  Bavarus,  beilBö^mer,  Fontes  I,  170 sq.; 
Baluziusy  Miscellanea  I,  314  sq.;  Sd^reiber, 
S)ie  politifd^en  unb  religiöfen  S)octrinen  unter 
Submig  bem  SSa^em,  fianbS^ut  1858;  gricbberg 
in  ber  ßeitfd^rift  für  ftird^enred^t  VIII;  SJirdt, 
SRarftglio  Don  ^abua  unb  ^iDaro  ^elapo  über 
^Papft  unb  ftaifcr,  ftird^e  unb  Staat,  SWü^D^im 
1868;  SRicäler,  2)ie  literarifd^en  aSSiberfad^er  ber 
^äpfte  gur  Seit  SubmigS  bcS  ^ar^txn,  fieipjig 
1874;  ©d&odel,  Ueber  SKarfiliuS  Don  ^bua, 
@tra|b.  1877;  aJlüBcr,  ®er  Äampf  SubmigS  beS 
Sofern  mit  ber  römifd^cneuric,  2a5be.,  2üb.l879 
bis  1880;  Labanca,  Marsilio  di  PadoTa,  ri- 


911 


ÜJlartönc. 


912 


formatore  politico  e  religioso  del  secolo  XIV., 
Padova  1882.  ®ie  ©d^riften  bei  Goldast,  Mon- 
archia  H,  147  sq.  154  sq.  1286  sq.)  [SOßumi.] 
'^attmt,  Sbmunb,  ein  gelehrter  Senebic« 
tincr  unb  einer  ber  fici&igften  ©d^riftfteller  bcr 
Kongregation  ton  @t.  ^Quru§,  mürbe  }n  @t. 
3ean  be  fioSne,  einem  nid^t  toeit  öon  ®iion,  ber 
^auptftabt  39urgunb§,  gelegenen  @töbtd^en,  ben 
22.  ffiecember  1654  geboren,  ©eine  gamilie  ge« 
l^5rte  ju  ben  ongefel^eneren  in  93urgunb  unb  iä^tt 
unter  il^ren  9RitgIiebem  mel^rere  fBarlamentSrötl^e, 
meldte  bereit  getoefen  mören,  für  baS  fSfortfommen 
il^red  jungen  ^noertoanbten  im  ©taatSbienfte  su 
forgen,  toofem  il^n  nid^t  9ieipng  unb  frommer 
©inn  )um  Höfterlid^en  ©tanbe  gebogen  l^ötten. 
er  trat,  nod^  nid^t  18  Saläre  alt,  in  ber  9lbtci 
©aint»3lem9  ju  SReimS  in  ben  Drben  be§  1^1.  Sene- 
bict  unb  oerbonb  fid^  burd^  ^blegung  ber  feier* 
lid^en  ©clübbe  ben  8.  ©eptember  1672  ber  be« 
rül^mten  Kongregation  bed  |l.  SRauruS.  S)a  er  fid^ 
fogleid^  burd^  ungemeinen  g^ei^  unb  gro^e  Siebe 
SU  ben  SDBiffenfd^often  auSjeid^nete,  warb  er  bon  fei- 
nen Oberen  nad^  $ariS  in  bie  9lbtei  ©aint-Öer» 
main=be8»^r^  gerufen,  um  tl^eifö  bei  ber  Aus- 
gabe ber  Jnrd^enDäter  bel^ilflid^  p  fein,  tl^eifö  unter 
b'ad^er^'S  unb  9JlabiIIon§  Seitung  jldjj  ttjiffen» 
d^aftlid^  meiter}ubilben.  Son  nun  an  mibmete  er 
ein  ganzes  fieben  geleierten  fSforfd^ungen  unb  be» 
fonberS  ]eiftorifdeenunbIiturgi{deen©tubien,  lebte 
in  Derfd^icbenen  Älöjlem  feines  OrbenS,  einige 
3eit  au^  in  ber  Sbtei  IBonnenouDeOe  su  Konen, 
tt)o  er  mit  bem  $rior  2)ion9§  oon  ©ainte-SHartl^e 
bie  äßerfe  @regor8  beS  ®ro^en  sur  ^rauSgabe 
vorbereitete,  unb  brad^te  Diele  ^al^re  feines  SebenS 
auf  JReifen  ju,  bie  er  im  auftrage  feiner  Kongre- 
gation unb  im  ©ienfte  ber  SBiffenjd^aft  unter« 
nal^m.  ©o  erl^ielt  er  im  %  1708  Dom  ©eneral- 
cQpiUl  ben  Sluftrag,  bie  ^rd^iDe  aOer  Katl^ebral' 
Ürd^en  unb  Abteien  in  fSfranfreid^  }u  burd^forfd^en 
unb  alle  2)ocumente  ju  fammeln,  meldte  gur  S3er> 
DoUftönbipng  ber  Gallia  Ghristiana  in  ber  Don 
SHonQS  Don  ©ainte-SJlartl^e  übernommenen  neuen 
Ausgabe  bienlid^  fein  fönnten.  3)iefe  9ieife,  mel^e 
er  in  ©efeUfd^aft  feines  OrbenSbruberS  UrfmuS 
2)uranb  mad^te,  bauerte  fed^S  Saläre,  unb  mel^r 
als  2000  Socumente  gur  Gallia  Christiana  unb 
jene  9Kenge  ber  intereRanteften  ^anbfd^riften  unb 
©efd^id^tSquellen,  tteld^e  beibe  Senebictiner  ge« 
meinfd^aftlid^  als  Thesaurus  novus  Anecdo- 
torum  l^erauSgabcn,  »aren  bie  grüd^te  biefer 
n)if]enf  d^aftUd^en  Steife  burd^  gang  f^franfreid^.  IBalb 
fanb  ftd^  ©elegenl^eit  gu  einer  neuen  Steife.  SIS 
nämlid^  im  3.  1717  ber  franaöpfd^e  «analer 
b'9lgue|feau  gu  einer  ©ammlung  ber  ©efd^id^t« 
fd^reiber  ffranfreid^S  aufforberte,  geigte  fid^  bie 
Kongregation  Don  ©t.«5Waur  bereit,  biefer  Sluf» 
forberung  ©enüge  gu  leiflen,  unb  beftimmte  il^re 
beiben  5!KitgIieber  TOartäne  unb  S)uranb  als  bie 
bagu  taugli^ften  TOönncr,  auf  ftoftcn  ber  Kongre- 
gation bie  5Kicbcrlanbe  unb  ©eutfd^Ianb  gu  burd^- 
rcifen  unb  olle  für  granfrcid^S  ©efc^id^te  mid^tigen 


2)ocumente  aufgufud^en,  meld^  in  einet  ©amm- 
lung ber  ©efdeid^tfd^reiber  biefeS  SanbeS  oufge- 
nommen  ttierben  f önnten.  ©ie  begannen  il^rc  Steife 
im  3. 1718,  unb  bie  gro^e  ©ammlung  alter  1^ 
ftorif d^en  unb  bogmatif d|en  ©d^riften,  toeld^e  fle  fai 
ben  Salären  1724—1733  Deröffentßd^ten,  ifl  boS 
reid^e  Krgebni|  il^rer  gemeinfd^aftlid^en  Sforfd^ung. 
Sla(|bem  bie  Verausgabe  biefeS  ©ammeluieilefi 
DoÜenbet  toax,  überarbeitete  unb  Dermel^rte  99to 
täne  feine  frül^eren  SBerfe  über  bie  alten  ihrd^en* 
gebröud^e;  bann  übernahm  er  bie  in  ÜRabiOonS, 
ShtinartS  unb  SJtaffuetS  Stad^Iaffe  Dorl^onbenen 
Snaterialien  gur  ©efd^id^te  beS  93enebictinerorbenfi 
unb  gab  ben  fed^Sten  93anb  ber  Annales  Ordinifl 
S.  Benedicti  (Paris.  1739)  l^erauS.  @o  lebti 
9Jtart^ne  ununterbrod^en  mit  literarif  d^en  Slrbettoi 
befd^öftigt,  bei  benen  il^n  plö^lid^  ber  £ob  vUbo 
rafd^te.  Kr  ftarb  infolge  eines  ©d^lagfiuffeS  ben 
20.  3uni  1739.  Kr  mar  ein  fleißiger  ©oimnler, 
ein  geleierter  ©efd^id^tSforfd^er,  ein  auSgegeic^netei 
jf enner  ber  atten  Siturgie,  babei  aud^  ein  frornma 
äJlönd^,  ber  bei  aQen  feinen  geleiten  Sefd^öftip 
gimgen  unb  auf  feinen  Dielen  Steifen  nie  feim 
^flid^ten  als  OrbenSmann  Demad^Ioffigte,  nli 
feine  ®ebete  Derfäumte,  nie  93enebictS  l^eUige  Stege! 
au^er  ^Id^t  ttc^.  —  SJlartöne'S  fömmtlid^e  @d^f> 
ten,  mit  StuSnal^me  einiger  fleinen  ^bl^onblimgei 
unb  ben  in  ben  Salären  1717  unb  1724  gebrndC« 
ten  beiben  Steifeberid^ten,  fmb:  Gommentariiu 
in  regulam  S.  P.  Benedicti  literalis,  moralis 
et  historicus,  Paris.  1690,  nad^  KalmetS  ltr> 
tl^eil  bie  befte  ©ammlung  aQeS  beffen,  nxiS  iUei 
SenebictS  Siegel  gefd^rieben  mürbe;  De  antiquic 
Monachorum  ritibas  libri  V,  coUecti  ei 
manuscriptis  et  probatis  auctoribus,  2  volL 
Lugduni  1690;  La  vie  du  venerable  P.  Don 
Claude  Martin,  Benedictin  de  la  Gongrega 
tion  de  St.  Maur,  Tours  1697;  Veteran 
scriptorum  et  monmnentorum  moralium,  hi 
storicorum  et  dogmaticonun  Gollectio  noTa 
Botomagi  1700;  De  antiquis  Ecclesiae  riti- 
bas libri  IV,  coÜecti  ex  libris  Pontificalibiis, 
Sacramentariis,  Breviarüs,  Bitualibus  etCw, 
8  voll.,  Eotomagi  1700—1702;  gtoeite,  DOii 
SWartäne  felbft  fe|r  Dermel^rte  StuSgobe,  4  voE, 
Antverpiae  1736—1738;  Tractatus  de  an- 
tiqua  Ecclesiae  disciplina  in  diyinis  celebran* 
dis  officüs,  Lugduni  1706;  Thesaurus  noviis 
Anecdotorum,  5  voll.,  Paris.  1717.  SDiefeS 
äBerl,  metd^eS  ^artäne  mit  S)uranb  gemeinfd^« 
lid^  l^erauSgab,  reil^t  ftd^  mürbig  an  b'^d^er^^S 
Spicilegium  unb  SJtabiQonS  Analecta  vetera 
Yeterum  scriptorum  et  monumentorum  hi* 
storicorum,  dogmaticonun  et  moralimn  am- 
plissima  CoUectio,  9  voll.,  Paris.  1724— 178J 
(gleid^faUS  gemeinfd()aftUd^  mit  Ur^nuS  S^uronb) 
—  2lud&  f d^rieb  ÜJlartene  in  frangöfif d^er  ©prad^ 
bie  ©efd^i^te  ber  Kongregation  Don  ©t.-SRom 
bis  gu  feinem  ©terbejal^re  1739,  meldte  SJacoI 
fjortet  bis  1747  fortfejte,  unb  »eld&e  als  3Ram 
fcript  in  brei  fSfoliobänben  in  ber  SBibliotl^ef  Dor 


.918 


SDlartl^Q,  btc  1^1.  —  aJlartiana?. 


914 


Si>e(nnain-beS-$rö§  Quf6ett)Q]^rt  tourbe.  (SSgl. 
ioffm,  @ele^rtengefd^.  ber  Songreg.  t).  @t.  ^Dlour 
H  8franR.  IL  Scipa.  1774,  225  ff.)    [©cbad.] 

pitf9^  bte  1^1.,  tDol^nte  mit  SojaruS  unb 

ütorio,  ü^ten  ®efd^iotftem,  }u  iBetl^omen  bei  3eru> 

Idlem.  9IS  Skfud  in  bem  ^aufe  be§  frommen 

Bifm^ktpaaM  ßinlel^r  nol^m,  befliß  fid^  iebe  in 

i^  Seife,  ben  ^erm  su  eieren ;  ^ortl^a  toax 

bebdH^t,  ign  reid^Iid^  }u  bebienen,  h)Q]^renb  bie 

jtnmge  SRaria  ftd^  su  beffen  tjfü^en  fe^te,  um  fein 

»ort  {u  ^ören  (2uc.  10,  38—42).  3um  jttieiten 

n&Ie  begegnet  un§  SDtortl^a  in  ber  l^eiligen  ®e« 

j((i(^  Oo6. 11)/  toie  fie  naä)  ia^am^'  Sob  bem 

itinlii^  enoorteten  unb  injmifci^n  ^ur  ^ilfe  l^er« 

kigebmmenen  ^eilonb  entgegeneilt,  Don  biefem 

ii  iirem  nod^  mongell^iaften  ©tauben  gel^oben  unb 

ttjßrft  nnrb  unb  fetnod^  bie  Sufermedung  il^reS 

Smberd  fd^t  (f.  b.  Slrt.  SajoruS).  jhirj  barauf, 

\tSfi  Zage  Dor  Ofiem,  ofö  SefuS  nad^  Setl^anien 

(Brndfam,  nmibe  il^m  l^ier,  ungett)i^,  in  n}eld^em 

M,  ein  Sbenbmqj^I  bereitet,  tt)obei  äJlartl^a 

ofniartete,  So^aruS  mit  gu  2:tf d^  fa^  unb  SRaria 

bm  ^etm  folbte  Ool^.  12, 1—8).  IBon  ba  fogt 

nfi  Ue  etNmgelifd^e  Srgäl^Iung  über  bie  1^1.  S^arti^a 

lu^  SBeilereS.  Sine  in  ber  ^auptf ad^e  todfjH  Der« 

fönstt  Sage  aber  melbet,  ba^  biefe  l^eilige  3ung> 

fnm  nad^  Sl^fli  ^ingong  mit  il^rer  ©d^mefter 

mb  2o)aruö  unb  einigen  ottberen  Gängern  3efu, 

m  3uben  t)erf olgt  unb  ben  ©efal^ren  be§  9Reere§ 

^IfloS  preisgegeben,  nad^  einer  munberboren  tJfol^rt 

tfüflidd  IRapia  eneid^t  (f.  b.  9rt.  aRarfeiUe), 

boBB  mit  einigen  gfrauen  in  einer  ^rt  fldfierlid^er 

Snnldfgepgenl^eit  gelebt  l^abe  unb  an  2:ugenb« 

ttedäi  mie  an  Sßunbem  reid|  geftorben  fei  (U.  Noct. 

Brer.  Rom.  29.  JuL).  3)ie  ^eilige  morb  frül^« 

zeitig  in  ben  ®egenben  ber  ^roDence  l^od^  Derel^rt 

nb  als  $atronin  befonberS  gefeiert  t)on  ber  ffird^e 

isSoraScon  an  ber  Stl^one,  mofelbft  aud^  il^re 

leüqmen  am  6nbe  be§  12.  Sal^rl^unbertg  auf> 

lefniben  morben  finb.   Sl^r  Seib  rul^t  in  einer 

Hten  unterirbifd^  StaptUt  beS  el^emaligen  Sol» 

iqi<#ifte8  Don  SEara§con,  baS  il^ren  92amen  fül^rte ; 

ült^oupt  aber  »irb  in  einer  prod^tDoÜen  93üfte 

^  Dergolbetem  Silber,  einem  @efd^enl  fiub« 

>ngS  XL,  aufbetoa^rt.  ^f^x  ©eböd^tni^  ift  am 

29.  SWu  (BgL  BoU.  Julü  Vn,  4  sq. ;  Sutler, 

ftim  her  aSäter,  beutfd^e  «uSgobe,  X,  103 ff.; 

J.  Yenn,  Hist.  de  la  vie  et  du  culte  de  Sainte- 

^brtlie,  patronne  du  dioc^e  d'Avignon  et 

^lavüle  de  Tarascon,  Avignon  1868;  Ca- 

^t  Essai  iconographique  sur  Sainte-Marthe 

H  SQT  le  monstre  qui  raccompagne  dans  les 

o^BTres  d'art  chrötien,  Mem.  de  la  Societe 

^eologique  du  Midi  de  la  France  VII,  Ton- 

Jowe  1858,  7  ss.)  [©d^röbl.] 

Sbfflifto,  ber  1^1.,  erfter  lBi)d^of  Don  Si- 
>V9(§  in  gfronlreid^,  ber  Spoftel  Don  Simoufm 
vib  Ibfttilanien  genannt,  foll  nad^  ber  Srobition 
kff  ftrdie  mm  fiimogeö  einer  ber  72  Sünger  3efu 
fflcfc  imb  Dom  ]^L  ^etruS  sur  ^rebigt  be§ 
fy$iaX^^m&  nad)  (SaÜien  gefd^idft  morben  fein. 


Sine  ^iftorifd^e  5ßad;rid^t  über  il^n  finbet  fid^  inbe^ 
erft  bei  (Sregor  Don  SourS  (Hist.  Franc.  1,  28; 
De  gier.  conf.  27),  unb  nad^  biefer  fam  er  250 
Don  9iom  nad^  ®aDten.  S)ie  anbere  Eingabe  fd^eint 
erft  im  9.  ober  10.  3Q]&r^unbert  aufgetoud^t  unb ' 
burd^  Anfertigung  unöd^ter  Acta  S.  Martialis, 
meldte  ongeblid^  Don  feinem  erftcn  9Jad^folger  l^cr» 
rü^jren  foHten,  geftü^t  ttjorben  ju  fein.  9lad^  ben- 
ienigen  eingaben,  meldte  al§  gef^td^tUd^  begloubigt 
gelten  bürf cn,  enttoidtelte  SKartialiS  bei  feiner  9In» 
fünft  eine  gro^e  Zl^ötigf eit,  bef onberS  5U  SimogeS, 
Sorbeauj,  ^oitierS  unb  ©ainteS,  unb  gewann  fel^r 
Diele  Reiben  für  baS  ßl^riftentl^um.  Unter  biefcn 
mar  aud^  ein  2)mibcnpriefter,  ben  er  auf  ben 
9lamen  Uturelian  taufte;  i^n  beftimmte  er  bei  fei- 
nem Sobe  5U  feinem  92ad^f olger.  Sin  anberer  Don 
il^m  getaufter  ^riefter,  WamenS  9lnbrea§,  fiebelte 
ftd^  mit  einigen  (Ekrifem  bei  feinem  (Srabe  an 
unb  lebte  mit  benfelben  noc^  einer  flöfterüd^en 
Siegel;  au§  biefen  Slnföngen  entftanb  848  unter 
ff arl  bem  ffal^Ien  bie  berühmte  Abtei  @t.  üRartial 
ju  SimogeS.  3m  H.  So^rl^unbert  entfpann  fid^ 
in  tjranfreid^  ein  eifriger  ©treit  um  ben  JRang, 
melier  bem  1^1.  9Kartiali§  in  ber  Keilte  ber  5>ei- 
ligen  ju  ertl^cilen  fei.  3wei  ©^noben,  meldte  ju 
SimogeS  1028  unb  1031  gehalten  mürben,  er- 
üörten,  ba%  er  afö  Apoftel  unb  nid^t  als  Son- 
feffor  ju  Derel^ren  fei.  3o]^anne§  XIX.  beftätigte 
biefen  Sefd^Iui  unb  neuerbing§  (18.  SKai  1854) 
erlaubte  aud^  ^iu§  IX.,  am  30.  3uni,  als  axa 
fjefte  be§  1^1.  SÖlortialiS,  bie  Siturgie  nad^  bem 
Commune  Apostolorum  ju  feiern.  Seit  bem 
10.  3ci^r]^unbert  fmb  ju  SimogeS  jmei  ©riefe  an 
bie  Semol^ner  Don  Sorbeau^  unb  Don  Souloufe 
belannt,  meldte  Dom  1^1.  SJtartioIiS  l^errül^ren  fott« 
ten;  e§  ift  aber  leidet,  il^re  Unöd^tl^eit  nad^s^tDeifen. 
Untergefd^oben  ift  aud^  baS  S3enantiu§  fJfortunatuS 
5ugef(|riebene  ®ebid^t  De  S.  Martialiy  meld^eS, 
menn  e§  öd^t  märe,  ba§  ißorl^anbenfein  ber  Acta 
fd^on  im  6.  Sal^rl^unbert  bemeifen  mürbe  (ed.  Leo 
1. 382).  (93gl.  Bell.  AA.  SS.  Jun.  V,  535;  Ar- 
belloty  Dissert.  sur  l'Apostolat  de  St.  Martial, 
Paris  et  Limoges  1855;  Biogr.  gen.  XXXill, 
1013;  Ceillier,  Histoire  des  Auteurs  sacres, 
Vm,  Par.  1861,  125 ss.;  ^efele,  eonc.«®efc^. 
IV,  688  ff.)  [ffaulen.] 

"SBdtfiatta^,  3ean,  ein  geleierter  93enebic« 
tinermönd^  ber  Kongregation  Don  ©t.  ÜJlauruS, 
geboren  ben  30.  S)ecember  1647  ju  ©t.  ©eDer- 
Sap,  mürbe  mit  20  Salären  ^toDije  im  fflofter  Sa 
S)aurabe  ^u  Souloufe  unb  legte  bafelbft  ben  5.  ^u- 
guft  1668  feine  ©elübbe  ob.  SKit  uncrmübctem 
Sflei^e  Derlegte  er  ftd^  auf  ba§  ©tubium  ber  orien« 
talif^en  ©prad^en  unb  ber  Sibelfunbe,  l^ielt  aud^ 
balb  in  ben  ff  löftem  ju  SKontmajour,  ©t.  Slnbreä 
JU  StDignon,  jum  l^eiligen  ffreuj  in  Sorbeauj  unb 
5U  ©raffe  im  ftird^enf j)rengel  Don  ßarcaffonne  lin- 
guiftifd^e  unb  ejegetifd^e  Sorlefungen  jur  großen 
Sufriebenl^eit  feiner  3ul^brer.  ©d&on  l^ieburd^,  be« 
fonberS  aber  burd&  feine  Sertl^eibigung  bc8  l^ebröi» 
fd^en  SejteS  unb  ber  ß^ronologie  ber  SSuIgata 


915 


aWartin  I. 


91 


Öegcnü6er  bcm  99u(i^c  L'antiquite  des  temps  re- 
tablie  par  le  Pere  Pezron,  Abbe  de  la  Char- 
moye  de  TOrdre  de  Citeaux,  509  er  bie  auf» 
tncrffamfcit  feiner  Oberen  auf  fid^ ;  biefe  beriefen 
il^n  je^t  nad^  ^ariS  unb  beauftragten  il^n  mit  einer 
neuen  ßbition  ber  SQSerfe  be3  1^1.  §ieront)mu§. 
SSon  nun  an  entwidelte  er  bis  5U  feinem  3:obe  — 
er  ftarb  an  einem  ©d^togfluffe  in  ber  3lbtei  ©aint» 
®ermain»be§«$re8  ben  16.  3uni  1717  —  eine 
großartige  fd^riftfteHerifd^e  Sl^ötigfeit,  l^atte  aber 
babei  manchen  Strauß  5U  befleißen  mit  ^e^ron^ 
SRid^orb  Simon,  ElericuS,  ^ftel  u. «.  SBö^rcnb 
er  im  Umgang  bie  fSfreunbttd^eit  fetter  »or,  l^enf d^t 
in  feinen  ©d^riften  ein  fel^r  biffxger,  abfpred^nber 
Son;  feine  ttterarifd^e  änimofxtät  brad^te  il^n  fo 
»eit  baß  er  bie  gered^teften  äuSfteHungen  feiner 
(Segner,  benen  eS  freilid^  an  Seibenfd^aftUd^feit 
au(|  nic^t  f el^Ite,  nid^t  gelten  laffen  tooQte  unb  bie 
beftgemeinten  Erinnerungen  üon  greunben  fel^r 
empfinblid^  aufnal^m.  5Rod^  im  %  1690  erfd^ien 
bie  ©d^rift  Divi  Hieronymi  Prodromus,  sive 
epistola  D.  Joannis  Martianay  ad  omnes  yiros 
doctos  ac  studiosos,  cum  epistola  sancti  Hie- 
ronymi  ad  Suniam  et  Fretelam,  castigata 
ad  mss.  Codices  optimae  notae  cum  multi- 
plici  obseryationum  genere  illustrata,  toorin  er 
bie  ^totl^menbigfeit  einer  terbefferten  Sbition  bed 
1^1.  ^ieronQmuS  bart^ut.  ©ein  ^au^twerf  ift  eben 
biefe  neue  Ausgabe,  meldte  p  ^ßoris  in  ben  Salden 
1693—1706  in  5  goliobänben  erfd^ien  (f.  b.  3lrt. 
^ieron^muS).  2)ie  SSerfaffer  be§  Journal  des 
Sayans  urtl^eilen  barüber  alfo:  ,,2)ie  geleierte  äßett 
l^at  gen)iß  bem  Sifer  beS  P.  SRortionaQ  unb  feiner 
Siebe  }ur  Slrbeit  t)iel  5U  bauten.  3)amit  bie  SBerfe 
be§  ]§I.  ^ierontimuS  mit  gutem  Srfolg  an'S  Sid^t 
gebrad^t  mürben,  mn^tt  ber  Herausgeber  biefem 
großen  ^eiligen  einigermaßen  gleid^n;  er  mußte 
fo  gefd^idCt  fein,  mie  P.  3Kartiana^,  in  ber  l^i- 
ligen  ©d^ft,  in  ben  geiftUd^en  unb  meltlid^en 
älltertl^ämem  unb  in  ben  brei  ©))rad^en,  toAi^t 
)ieronQmu3  inne  l^atte.''  3n  bem  eben  berül^rten 
[oumal  befinben  fid^  aud^  mel^rere  geleierte  99rief e 
terfd^iebenen  ^^nl^altd  Don  SRartiana^,  auf  bie 
l^ier  nid^t  nöl^er  eingegangen  merben  fann;  ba« 
gegen  i{t  angufül^en:  Yulgata  antiqua  latina 
et  itala  yersio  Eyangelii  secundum  Mat- 
thaeum,  e  yetustissimis  eruta  monumentis, 
illustrata  prolegomenis  ac  notis,  nuncque 
primum  edita  studio  et  labore  D.  J.  Martia- 
nay, Par.  1695.  ÜRartiana^  fprid^t  in  ben  $ro« 
legomenen  Don  ben  9lamen  ber  altlateinif  d^enll^er' 
fe^ung,  il^renSerfaffem,  berSnl^altSanjeige,  meldte 
bie  Sitten  su  Anfang  eines  feben  93u^ed  ber  l^ei» 
ligen  ©d^rift  festen,  unb  ben  SSortl^ctten,  meldte 
aus  berfetten  gejogen  merben  fönnen.  3n  ben  gmei 
©d^nften  Traite  möthodique,  ou  maniere  d'ex- 
pliquer  TEcriture  par  le  secours  de  trois  syn- 
taxes,  la  propre,  la  figuree  et  rharmonique, 
Paris  1704,  unb  Methode  sacree  pour  ap- 
prendre  k  expliqner  TEcriture  Sainte  par 
i'Ecriture  möme,  contenant  une  infinite  de 


concordances  nouyelles  etc.,  Paris  1716,  dl 
^artianaQ  eine  ^rt  biblifd^er  £iermeneutü.  81 
Mtm  l^abe  man  fid^  in  ber  Ssegefe  )u  l^oUi 
an  bie  ^ird^euDöter  unb  bie  Soncilten,  nid^t  ab 
an  bie  ®runbfö|e  ber  Derblenbeten  3uben  unb  b* 
ftoI}en  ^roteftanten^  bann  cm  ben  Stteral«  ok 
bud^ftäblid^en  ©inn;  erft  menn  biefer  nic^  befri 
bige,  bürf e  ^um  uneigentlid^en  ober  mttQpfym\df( 
gegriffen  »erben.  SJn  ber  „britten  ©^ntoj''  jM 
er  Stegein  auf,  nad^  meldten  bie  fd^einbaren  W3\bt 
fprüd^e  amif d^en  bem  Sllten  unb  bem  Jlttun  3:cßi 
mente  gel^oben  toerben  muffen;  am  beften  erfUI 
fld^  bie  l^aiige  ©d^rift  burd^  fid^  fetter,  bur 
^arattelfteHen  ac.  3n  ben  je^n  ȟd^ent  La  t 
de  Saint  Jeröme,  Pr§tre,  Solitaire  et  Doetei 
de  l'Eglise,  tiree  particuliärement  de  « 
ecrits,  Paris  1706,  befprid^t  er  bie  ®eburt,  S 
giel^ung  unb  Saufe  beS  ]^l  ^ieron^muS,  feil 
©tubien  unb  bie  ©treitig!eiten,  toeld^e  er  mitSfnf 
unb  bem  1^1.  äluguftin  gel^abt  2)ie  UebereinfHi 
mung  ber  italifd^  Ueberfi|ung  beS  SRottl^ 
SDangeliumS,  bie  nad^  ben  beiben  ^onbfd^rifti 
ber  Kongregation  Don  ©t.  aRauruS  abgebnn 
morben,  mit  berjenigen,  bereu  ftd^  bie  fßökc  b 
Dier  erften  äal^rl^unberte  ber  JKrd^e  bebientl^ 
mirb  in  ben  Remarques  sur  la  Version  italiqi 
de  rEyangüe  de  saint  Matthieu,  qu'on  a  d( 
couyerte  dans  de  forts  anciens  manuscräi 
Paris  1695,  nad^emiefen.  @nbHd^  ti^etlte  eri 
ber  Harmonie  analytique  de  plusieurs  sm 
Caches,  et  rapports  inconnus  de  l'ancien  e 
du  nouyeau  Testament,  ayec  une  explicatioi 
litt^rale  de  quelques  psaumes  et  le  plan  d'im 
nouyelle  edition  de  la  Bible  latine,  Paris  1708 
baS  Slefultat  feiner  gforfd^ungen  über  bie  Wi 
mit;  ber  $Ian  aber,  eine  %vt  Don  ^ol^giotti 
]^erauS)ugeben,  fam  nid^t  mel^r  jur  9luSfä]|niig 
(93gl.  Xaffin,  ©elel^rtengefd^.  ber  Songr.  Don  3 
aRour  I,  granff.  u.  ßeipa.  1 772, 596  ff.)  [grii: 
SBatfiiiL— V.,$äpfte.  aKartinL,betjl 
(649—655),  frfil^er  3lj)ocriflar  in  gonftantiuöjitl 
nmrbe  am  5.  äuli  649  afö  römifd^er  ^riefler  fm 
9lad^foIger  beS  $ot)fteS  Sl^eobor  L  gemol^lt,  bn} 
3eit  na(|bem  jfaifer  SonftanS  ü.  ben  unglüdETi^ 
X^puS  erlaffen  l^atte.  (Sr  D)ar  ein  SRann,  od 
gejeid^net  burd^  Sugenb  unb  SBiffenf  d^ft,  Don  be 
äJorf el^ung  }um  SOtart^rer  für  ben  2)Qot]^eIettlQm 
beftimmt.  Qnx  SBertl^eibigung  beSfetten  gegen  bl 
Don  99Q3ana  auSgel^enbe  IBegünftigung  beS  3Rm 
tl^eletiSmuS  berief  ÜRartin  balb  nad^  ^er  Vfm 
befteigung  eine  große  ©Quobe  in  ben  Sateron  (O 
tober  649).  9luf  berfetten  erfd^ienen  105  SBifd^f 
in  ben  fünf  ©i^ungen  (5.,  8.,  17.,  19.  u.  31.  Od 
nmrbe  tu  eingel^enber  SBeife  auf  ®runb  ber  SSöte 
lel^re  bie  ^toeil^eit  Don  Sefu  äBiUen  bärget)^,  b 
entgegenftel^enbe  Shrrtl^um  bagegen  Denoorfen.  in 
d^alcebonenfifd^e  ©^mbolum  mürbe  mit  einem  bi 
39}onot]^eIetiSmuS  ftricte  Dermerfenben  3iif<4  ^ 
berl^olt,  unb  in  20  SanoneS  mürbe  bie  gan^e  d^ 
ftologifd^e  Qfrage  in  pröcifefler  ^otm  entmide 
Mt  entgegenftel^enben  Srrtl^fimer  nebft  (St^ 


917 


maxtin  IL 


918 


inib3:9|m§ttmrbent)ertDOTfen.  93om$apftunbt)on 
bai9ii(^5fen  unttrfd^eben,  iDurben  bie  Steten  an 
Mt  grfammte  Cl^fteTt^eit  t)erfcmbt;  ^ncjlidi)  mürbe 
m  &näl  eine  Snc^flica  an  bie  gan^e  Hixä^, 
onSIemS  unb  Seien,  erlaffen,  n^orin  Me  auf  3 
SinbrinsHd^jte  ennal^nt  nmrben,  ber  altd^rifiüd^ 
iäftt  ha  Söter  treu  }u  bleiben  unb  ben  neuen 
Jn^mn  beS  ^Ronotl^eletidmuS  5u  üermerfen.  Sin 
mM  S^teiben  erliefen  ^ap\t  unb  @^nobe  an 
tatfer  SonftonS  ü.,  föorin  biefer  Don  ben  93e» 
j^läffen  bed  Sateranconcild  in  Jlenntni^  gefegt  unb 
BB  Serbammung  ber  Snlel^re  erf u(i^t  mürbe.  3}lit 
axli^  mtermüblid^  6if er  SRartin  für  @r]^Itung 
bei  ort^obosen  ©loubenS  unb  ^nnal^me  ber  Sa* 
teranbefc^luffe  t^g  mar,  ergibt  fxi)  au§  ben  sal^I' 
iraj^  64^6en^  bie  er  nad^  allen  ©egenben  au§* 
JwMt:  WS  gronfenlonb  mic  nad^  Äleinapen, 
n4  Sfrüa  mie  naci^  3:i^racien  unb  Serien,  überaQ 
rinbiingti^  iura  treuen  Sefll^alten  am  ortl^obo^en 
Slonben  mal^nenb.  Sie  Sage  l^arter  Prüfung, 
Me  ber  $a)ifi  t)orau§gef(i^aut,  famen  nur  ju  balb. 
Sö^b  nod^  bieSateranfqnobe  Derfammelt  mar^ 
iotte  ba  Siord^  OI^ntt)iu§  t)om  ftoifer  ben  Kuf » 
ta%  erl^alten.  ben  $apfi  burci^  Jllugl^eit  ober  ®e« 
Mit  snfd^Hci^  gu  maji^en.  tiefer  äßeifung  f ol« 

e,  Mfud^te  Olt^iuS,  }unöd^ft  in  ber  römi» 
ftird^  Spaltungen  l^erDor^urufen;  ba  bie| 
tj^t  gdong,  gab  er  feinem  Sd^mertträger  f8t^t% 
icii$(qrfl,  tDä^renb  er  il^m  in  S.  Maria  ad  prae- 
Kpe  bie  Communum  reici^en  mürbe^  }u  ermorben. 
nbin  ber  Sd^merttröger  fonnte  burd^  ein  Sßunber 
bnlßopfl  toeber  bei  ber  Sommunion  nod^  beim 
SiidienStnl  fe^  unb  fo  ben  SRorbbefe]^!  nid^t 
oäfS^ten.  Srf  d^dft  l^erüber,  Derjöl^te  ftd^  Ol^m» 
^  mit  bem  $a))fl,  entbedtte  il^m  feinen  %uf« 
tng  mib  )og  bann  mit  feinem  §eere  nad^  @icilien 
9(gm  bie  @aracenen,  mo  er  mit  einem  großen 
^ok  feiner  Solbaten  infolge  einer  au^gebro^e« 
Kl  €end^  ben  Xob  fanb.  ©d^merere  3^iten 
tem  fnr  Startin  unter  bem  folgenben  Sj^ard^en 
S(obor  SoOiopa,  ber  am  15. 3uni  653  in  9lom 
nt  bem  laiferlid^  9ef el^I  eintraf,  ben  $ap[t  ge* 
Ken  nod^  Sonftantinopel  gu  fd^affen.  ^Roxtin, 
kr  fnml  t>ot  bem  9Uar  ber  Sateranbafilifa  lag, 
fenbe  in  ber  9{ad^  oom  17.  auf  ben  18. 3uni  Don 
Daoaffneten  überfallen,  unter  bem  SSormanb,  er 
tde  fU^  irregolariter  et  sine  lege  bad  !ßa))[t' 
tai  angemaßt,  gefangen  genommen  unb  auf  ein 
6^  gebrod^t.  9lur  fed^  ©iener  burften  il^n 
iqläen.  9tad^  brei  SRonaten  gelangte  man  gur 
WKap)9,  unb  l^ier  mürbe  ber  $a))ft  ein  Dofied 
9t^  bni^  unter  Dielfad^en  ßntbel^rungen  fefi» 
Wtm  (fo  nod^  bem  bei  Mansi  X,  853  angege« 
IfUttXeste:  In  insulaNaxia  annum  fecimns; 
Meiil^  tft  rid^ger  gu  lefen :  moram  fecimus, 
f^  ba(  für  bie  S^mge  Steife  Don  9lom  nad^  6on* 
PtoHnot)e(  brei  9Konate  gu  red^nen  mären).  %m 
17.  September  654  (653)  langte  man  in  Son» 
Ibntmopel  an,  unb  l^ier  begann  eine  3^it  lang» 
lottrigen  9tar^num§  für  i^n.  3unäd^ft  mürbe  ber 
9<#r  in  feinem  93ette  auf  bem  ©c^iffe  liegenb. 


einen  gongen  Sag  bem  Spotte  unb  ^ol^ne  beS 
^öbelS  preisgegeben ;  bann  mürbe  er  in  ein  ®e« 
f  öngnil  getragen,  mo  er  93  Sage  unter  l^artcn  6nt» 
bel^rungcn  fd^mad^tete.  gnblid^  mürbe  er  Dor  ein 
nid^tSmürbigeS  (Serid^t  gefteüt,  um  ongebHd^  megen 
^od^Denat^ls  progefprt  gu  merbcn.  Unter  fd^mäl^» 
Itd^en  Verunglimpfungen  mürbe  er  Derurtl^eilt,  „in 
©tüdte  gel^auen  gumerben",  berbifd^öflid^enftlei- 
ber  beraubt  unb  mit  ftetten  beloben  unter  SJoron- 
trogung  be§  ©djjmerteS  gum  Oratorium  gef d^lcppt. 
§ier  mürbe  er  eine  ©tunbe  gemeinfam  mit  ÜRör« 
bem  eingefperrt  unb  bann  unter  rollen  ©emolt« 
tl^oten  in  einen  onbemflerfer  Derbrod^t,  mo  er  unter 
unfäglid^en  gntbel^rungen  unb  Dualen  mid)erum 
85  Soge  gu  Derbringen  l^otte.  3lm  26.  TOorg  655 
(654)  mürbe  er  enblid^  l^eimlid^  nod^  gl^^rfon 
in  bie  SSerbonnung  gebrod^t.  6r  ftorb  bort  am 
16.  September  655;  feine  Scid^e  mürbe  in  ber 
Dor  ber  ©tobt  gelegenen  ftird^  ber  feligften  3ung« 
fron  beigefejt.  3n  gmei  ©riefen,  bie  er  Don  6§er« 
fon  ou§  furg  Dor  feinem  Sobe  fd^rieb,  fd^ilbert 
er  in  ergreifenber  SBeife  bie  entfe^lid^e  Soge,  in 
ber  er  fid^  befonb,  unb  bie  troplofe  SSerloffen« 
§eit  Don  ollen  feinen  Qfreunben,  felbfi  Don  ben 
Sömem.  ®ie  gricd^if(|e  ftird^e  Dcrcl^rt  il^n  otö 
SBefenner  om  11.  3lpril,  bie  loteinifd^e  olS  SWor« 
t^irer  am  12. 9JoDember.  (§auptquelle  für  bie  lejte 
3eit  beS  SebenS  Don  653  on  ift  neben  SWortinS 
©riefen  bie  Don  einem  Serel^rcr  be§  ^pfteS  ge« 
f  d^ebene  Commemoratio  eorum,  quae  saeviter 
et  sine  Dei  respectu  acta  sunt ...  in  sanctum 
et  apostolicum  novum  revera  confessorem  et 
martyrem  Martinum  papam,  bei  Mansi,  ColL 
conc.  X,  853 ;  Hardouin  HI,  678 ;  ©riefe  beS 
^opfteS  Mansi  X,  790.  1170;  Duchesne,  Le 
Liber  Pontif.,  Paris  1886, 1,  336;  Jaffe,  Re- 
gesta,  ed.  alt.,  Lips.  1885,  230;  Migne,  PP. 
lat.  LXXXVII ;  §efele,  gonc.«®efd^.,  2.  «ufl., 
m,  212  ff.;  a«id^ael  in  ber  SnnSbr.  3eitfd^r.  f. 
fot^ol.  Sl^eolog.  XVI,  1892,  374  ff.) 

3118  aWortin  n.  unb  HI.  merben  feit  bem 
13.  So^^rl^unbert  gemöl^nlid^  bie  ^fie  5IRori- 
nu§  I.  unb  IL  eingefefet,  bo  aWortin  H.  (1281 
bi§  1285)  in  ber  Keilte  ber  ^fle  ouffollcnber« 
meife  unb  ol^ne  jeglid^en  ®mnb  ol§  9Kartin  IV. 
gegöl^lt  mirb.  aRorinuS  I.  (SmortinU.,  882  bis 
884)  mirb  Don  einem  alten  römifd^en  ^opftfotolog 
als  ©ol^n  eines  ^riefterS  $alumbuS  begeid^net 
(oriundus  Gallesio  oppido).  6r  mar  frill^er 
Siocon  ber  römifd^en  jfird^e  unb  mürbe  nod^  bem 
gemoltfamen  Sobe  3o]^anne8'  VIII.  Dom  römi» 
f d^en  SSolf  unb  ßleruS  einftimmig  ouf  $ctri  ©tul^l 
erl^oben  (S)ecembcr  882),  obmo|l  er  bomolS  be» 
reitS  ©ifd^of  Don  ßäre  mar.  6S  mor  biefe  ber  crfte 
berortige  ^aU  in  ber  römifd^en  ftird^e  unb  mod^te 
feine  ßrflörung  finben  in  ber  bomolS  übcrouS 
f  d^mierigen  3citlagc  bei  9luf  löfung  bcS  ff  orolinger« 
reid^cS.  gfür  bie  grofee  3:üd^tigfcit  beS  ©emol^lten 
fprid^t  lout  genug  ber  Umftonb,  bofe  i^n  Dorl^er 
bie  ^äpftc  DHcolouS  I.,  ^obrion  H.  unb  Sol^on» 
neS  VIII.  miebcrl^olt  olS  Segotcn  gu  ben  fd^mie« 


919 


m axt in  III.- V. 


920 


tigcn  SSer^anblungcn  über  bcn  Patriarchen  $^o» 
tiu§  naä)  donftantinopel  ge^anbi  l^atten.  ^I§  fiegat 
tt)o]^nte  er  ber  ad^ten  aßöcineiTicn  ©Qtiobe  869  on; 
na^bem  $^otiu8  auf  feiner  9lj[tcrji)nobe  879  bic 
neu  angefommenen  ))ö))ftn(i^€n  fiegaten  fd^möl^Iici^ 
ntigbraucl^t  unb  l^intergangen  l^atte,  mar  e§  n)ie». 
berum  ÜRarinuS,  ber  Dom  ^apft  gur  Drbnung  ber 
fd^nrierigcnßage  nad^  ßonftantinopelgefanbt  würbe. 
§ier  jeigte  er  aud^  fo  öiel  SKutl^  unb  Energie  gegen 
ben  intriganten  ^atriard^en,  ba|  ber  jfaifer  il^n 
einen  SRonat  long  gefangen  l^ielt,  ol^ne  aber  feine 
©tanbl^aftigfeit  bred^en  5U  fönnen.  6S  ift  bal^er 
iDdffi  Derftönblid^^  ba|  gerabe  biefer  Sßann  in  fo 
fd^ttierigcr  3cit  auf  ^etri  ©tul^I  erlauben  tourbe. 
©0  energifd^  er  übrigens  ben  iUlad^jinationen  eineS 
^l^otiud  entgegentrat  fo  Derfö^nlid^  geigte  er  fid^ 
anbererfeitS.  S)ie  Qfulbaer  5lnnaten  berid^ten,  ba| 
er  gu  JJonantuIo  mit  flaifer  Äarl  IIL  frieblic| 
Derl^anbelte;  ebenfo  unterl^ielt  er  mit  jfönig  ^Ifreb 
Don  Snglanb  freunbfd^aftlid^e  Säegiel^ungen  unb 
fanbte  i^m  ein  ©tüd  Dom  l^eiligen  jtreug;  ben 
Don  3o]§anne8  VIII.  l^art  Derfolgten  93ifd^of  gor» 
mofu§  rel^abilitirte  er  toieber  DoHftänbig.  ßeiber 
war  fein  $Pontificat  nur  ein  furjeS;  5Dlarinu§  ftarb 
fd&on  im  «pril  ober  3Mai  884.  (Sgl.  Jaffö,  Eeg. 
1, 425 ;  Watterich,  Vit.  PP.  1, 29. 649;  Mansi 
XVn,  561  sq.;  Hardouin  VI,  1,  363;  Baron.- 
Mansi  ad  a.  882,  n.  12 ;  ©ümmler,  Oftfränf. 
®efci^.  U,  216.) 

aWarinuS  U.  (üKartin  HL),  Don  ©eburt  ein 
9l5mer,  göl^Ite,  na^  ben  toenigen  auS  feinem  ^on» 
tificate  Dorl^anbenen  ^cten  gu  fd^Iie^en,  p  ben 
tüd^tigften  $ä})ften  be§  Derrufenen  10.  So^rl^un« 
bert§.  ©ein  ^ontificat  (Dctober  942  bis  2lt)ril 
946)  pel  in  bie  unglütflid^e  S^xt,  in  toeld^er  bie 
italienifd^en  3lbeI§factionen,  fpecieH  9llberid^  n., 
ber  ©obn  ber  berüd^tigten  SKaroria,  il^re  ©etoalt« 
l^errf^aft  ausübten.  (Sgl.  Jaffe  I,  458;  Watte- 
rich I,  34.  671.) 

aKartin  IV.  (1281  —  1285),  Don  ©eburt 
gfrangofe,  l^ie^  juDor  ©imon  unb  ftammte  auS 
einer  nid^t  unangefel^enen  t^^ntilie  p  Srie  in  ber 
ffiiöcefe  ©enS.  Cr  wor  ^ricfter  ju  SRouen,  fpäter 
@^anonicuS  gu  ©t.  9Rartin  in  SourS ;  als  f old^er 
würbe  er  Don  Urban  IV.  1261  jum  Earbinal« 
))nefter  Dom  ^itel  S.  Caeciliae  ernannt  unb  bann 
Don  ben  köpften  Dielfad^  mit  Segationen  m^ 
Sfranfteid^  betraut,  ©o  f^attt  er  unter  ^Inberem 
im  3. 1264  ftarl  Don  3lniou  bie  Ärone  Don  ©i- 
cilien  anzutragen  unb  bie  Serl^anblungen  mit  il^m 
5U  führen,  ^uf  jal^Ireid^en  ^roDinjialftinoben 
granfreid^S  war  er  als  päp\üxd)tx  Segat  für  Re- 
form beS  ßleruS  tl^ätig.  51IS  ßarbinal  ©imon, 
ber  ni(i^t  bIo6  nad&  feiner  ©eburt  unb  biSl^erigen 
3:t)ötig!eit,  fonbem  aud^  na^  ©efmnung  unb  9iei» 
gung  bur^auS  Qfrangofe  war,  am  22.  gebruar 
1281  JU  Siterbo  jum  $apfte  gewöl^U  würbe,  war 
biefeS  ein  entfd^iebener  ©ieg  ber  franjöftf d^cn  ^ar» 
tei  im  SarbinalScoüegium  unb  fid)er  burd^  ben 
:perfönlid^  anwefenben  ffarl  Don  Slniou  mit  Sift 
unb  ©ewalt  burd^gefe^t.    ©imon,  ber  nun  ben 


ÜJamen  SWartin  IV.  annal^m,  jeigte  fid^  au^  öoi- 
l^enfd^enb  als  ^ftanjofe  (Martinus,  qui  ob  amo- 
rem  suae  gentis  turbavit  ecclesiam  Dei  totam, 
Yolens  totum  mundum  modo  Gallicormn  re- 
gere, fagt  Don  il^m  bie  Notitia  saeculi  in  ba 
®en!fd^r.  ber  SBiencr  9Hab.  11, 108)  unb  oIS  c^ 
gebener  Sfreunb  beS  l^interliftigen  JfarlDonSnimi, 
beff  en  Sntereffe  er  ntd^t  feiten  bem  ber  JKrd^e  Dorap^ 
fteOte.  ©0  ernannte  er  Raxl  alSbalb  jum  @e»» 
tor  Don  9iom,  unb  als  im  folgenben  Saläre  Jik 
ficilianifd^c  SSeSper"  ber  franjöftfd^en  ©errf^ofi 
auf  ©tcilicn  ein  6nbe  mad^te,  ftellte  ber  $opp 
aQe  feine  weltlid^e  unb  geiftlid^e  9J2ad^t  in  bn 
^ienft  beS  ^aufeS  ^njou,  um  il^m  baS  \äfim 
@Uanb  JU  retten,  ©egen  ^önig  $eter  Don  ^nt* 
gonien,  ber  als  ©emal^I  einer  gnfettn  beS  ©taufed 
grtebrid^  11.  Slnfprud^  auf  ©iciUen  erl^ob,  lief 
ber  $a))ft  einen  allgemeinen  Iheujjug  pxöA^ 
unb  aOentl^atben  einen  Jhrd^enjej^ent  ju  biejeoi 
3wed(e  einforbem.  3)iefe  Semü^ungen  wom 
freilid^  DergebenS ;  ©icüien  blieb  für  ftarl  w 
ioren^  bagegen  würbe  baS  Slnfel^en  unb  ber  (fm 
fiul  beS  ^apftt^umS  unb  ber  ffird^e  unndtl^ 
auf^S  ©piel  gefegt,  ^ud^  in  ber  gried^ifd^en  %i^ 
gelegenl^eit  war  eS  wieberum  in  erfter  Sinie  (fe 
föUigfeit  unb  SUtdtfid^t  auf  ffarl,  waS  ben  $a)| 
JU  einem  unnötl^ig  unb  übermäßig  fd^roffen  !bf* 
treten  gegen  bie  ©ried^en  Deranla^te  uiü)  fo  bä 
93ruc^  ber  ju  Sqon  gef d^Ioffenen  Union,  wenn  aa^ 
nid^t  birect  Derfd^ulbete,  bod^  befd^Ieunigte.  SRoi» 
tin  ftarb  ju  ^erugia  am  28.  aRätj  1285.  (SSjf 
Vita  Martini  a  Bemard.  Guid.  bei  Muratoi^ 
SS.  rer.  ital.  ÜI,  608;  Potthast,  Reg.  PP.D, 
1756  sqq.;  Baynald  ad  a.  1281,  n.  3,  ad  1285, 
n.  13;  E.  Ohoullier,  Becherches  sur  la?ie 
du  Pape  Martin  IV,  in  ber  Bevue  de  Cham- 
pagne IV,  1878,  15—30;  Hist.  litter.  dela 
France  XIX,  388—391.) 

3Martin  V.  (1417-1431),  alSKarbinalOtto 
ß^olonna  genannt,  war  1368  ju  Stom  auS  einet 
ber  öUeften  unb  angefel^enften  ^belSfamilien  ber 
©tabt  geboren,  ©eine  ©tubien  mad^te  er  ju  $c 
rugia  unb  würbe  unter  Urban  VI.  !ßrotonotac  an 
ber  Kurie.  3nnocenj  VII.  ernannte  il^n  jumSoi« 
binalbiacon  mit  bem  %iitl  S.  Georgii  ad  yeLtm 
aureum.  3m  3.  1410  würbe  er  mit  ber  tbtte» 
fud^ung  ber  9][))penation  Don  §uS  betrefft  Set 
nid^tung  ber  wiclifitifd^en  93üd^er  unb  beS  $rebigl 
DerbotS  betraut  unb  fprad^  fid^  ganj  entfd^teba 
gegen  ^uS  auS.  S)ie  l^erDorragenben  &igenfd^afiei 
biefeS  tarbinals,  3RäBig!eU,  Sinfod^l^eü,  StztaA 
niffe  Dor  ^Hem  beS  canonif d^en  Sted^tS,  ©ittenrciii 
l^eit  unb  t$freunblid^!eit,  liefen  in  tl^m  ben  9tair 
erfennen,  ber  fö!^ig  wäre^  bie  JKrd^e  nad^  eini 
fturmbewegten,  f^redßid^en  3^it  in  rul^tgere  Salj 
neu  l^inüberjuleiten,  unb  fo  würbe  er  ju  ftonfkii 
am  11.  92oDember  1417  einftimmig  jum  ^ßaff 
gewöl^It.  (Sx  nannte  ftd^  SJtartin  ju  Sl^ren  tk 
l:ageS]^eiIigen.  (92ö]^ereS  über  beffen  Sßol^I  tin 
3:!)ätigrcit  ju  Äonftanj  f.  b.  9trt.  ftonftanj,  &mc 
vn,  998.)  9k^bem  baS  (Jone«  om  22.  apr 


9)lartin,  ber  ^I. 


922 


fd^Ioffm  tootbcn,  trat  ber  ^apft  aöc  6in» 
t,  in  S)eiitfd^Ianb  ober  granfreid^  feinen 
|uf4Iagm,  Qu^er  ^d^t  lafjenb,  am  16. 9Rai 
t^  bie  9tä(Irei{e  nai)  Italien  an.  9tom 
Dl  jtDot  nod^  Derfd^Ioffen,  unb  er  mugte 
)i|  )unad^ft  in  9Rantua,  bann  in  S^oreng 
)en;  aUein  burd^  gütlid^e  S3er|^anblungen 
aitna  Don  3ltQpt\  unb  bem  fül^nen  6^on* 
Oracrio  bon  9J{ontone  brad^te  3Jtartin  ed 
fin,  baf|  er  am  28.  September  1420  fei« 
Ixäftn  Sinjug  in  9lom  l^alten  tonnte,  f^rei" 
)  er  bie  emige  @tabt  in  einem  beflagenS« 
Suftonbe;  bie  traurigen  Seiten  beS  gjilS 
Sd^iSmad  l^atten  fte  faft  gur  9iuine  mer» 
nu  §ier  mieber  georbncte  Supönbe  ju 
erforbertefaflübermenfd^Iid^effröfte;  aDein 
Dcrfianb  e§,  burd^  @parfam!eit,  jllugl^eit 
!be,  gepaart  mit  Snergte^  in  allen  3^^9(n 
leueö  Seben  erblül^en  5u  laffen.  ^ni^  er* 
m  il^m  glüdflid^e  Umftänbe,  oorMem  ber 
mäd^tigen  93raccio  (1424),  ben  faft  Der» 
i^ird^en{toat  aHmöIig  mieber  l^ergujlellen, 
r  mit  DoKem  SRed^t  ein  StefkurationSpapft 
toerben  fann.  t^reilid^  fonnte  i^m  l^terbei 
I  groge  @orge  umSereid^erung  ber  nöd^ften 
mbten  gum  iBormurf  gemad^t  n^erben ;  aQein 
jenb  einmal,  mag  bei  SKartin  V.  ber  5Re« 
S  in  ben  3^tt)erl^öltnif[en  feine  Sntfd^ul« 
finben.  inmitten  eines  unsuDerlöjfigen, 
nb  ^abfüd^tigen  SlbelS,  einer  unrul^igen, 
Smp5rungen  geneigten  SeoöÜerung^  h)ie 
(dttl^gen  unb  röuberifd^en  Sonbottieri, 
$apf}  faft  notl^menbig  auf  feine  SSer- 
:  old  bie  aQein  juDerlöffigen  ^^eunbe  unb 
ngettriefen.  äBeniger  entfd^ulbbar  bagegen 
S  fein,  ia%  ber  $apft  bie  allgemein  für 
big  erad^tete  SReform  ber  ftird^e  nid^t  euer« 
b  tl^ottröftig  genug  in  bie  ^anb  nal^m, 
ie  äbemmHenbe  (Söl^rung,  n)ie  fte  ftd^  tl^eil» 
celtS  }u  ftonftanj  gegeigt  toieber  in  legi« 
^nen  JU  lenfen.  ®er  SBeg  freilid^,  ber 
^e}eid9net  morben,  allgemeine  Soncilien, 
lem  ^ßopf!  nad^  ben  Srfal^rungen  }u  $ifa 
[fiaiig  nid^t  unbebenflid^  erfd^einen,  unb  e§ 
fyc  giloub^aft,  mxm  3o]^ann  Don  9lagufa 
iritn  V.  fd^reibt,  in  immensum  nomen 
abhorrebat.  3^^^  (^tte  er  bem  Roxi' 
Decnt  Frequens  gemö|  fd^on  $aDia  al§ 
tihiftigen  allgemeinen  SoncilS  begeid^net; 
obe  tmirbe  aud^  am  23.  ^ril  1423  er« 
ib  mtr  toegen  ber  $eft  im  3uni  nad^  @iena 
bo  aber  bei  ber  befannten  @efinnung 
fied  eine  regere  Sl^eilnal^me  unb  eine  ir* 
erfprie^lid^e  Sl^ätigfeit  nid^t  }u  em)arten 
)  unnbe  fie  fd^on  am  26.  gfebruar  1424 
mfgdöSt.  9ud^  gur  SRealiftrung  ber  für 
fbi§fi4t  gefteüten  Sanier  @t)nobe  mugte 
faß  getDoltforn  genötl^igt  n)erben.  6r  be« 
Ro4  ben  reformeifrigen  6!arbinal  Sefarini 
iflbattcn  ber  @Qnobe,  ftarb  aber  fd^on  am 
vor  1431  an  einem  @d^Iagf[u^  unb  n^arb 


im  ßatcran  begraben.  Ueber  feine  Sl^ötigfeit  gegen 
bie  ^ufttcn  Dgl.  b.  9lrt.  ^ufttenfriege  VI,  476. 
(Sgl.  Muratori,  Script,  rer.  ital.  III,  2,  857 
ad  868;  bieten  unb  »uHen  bei  Mansi  XXVIH; 
Raynald  ad  a.  1417  sqq.;  Piatina,  Vita  Mar- 
tini V.,  Venet.  1479;  Vit.  Mart.  V.  auctore 
Jordano,  ed.  Papebroch.,  Conatus  chronico- 
historicus  etc.,  Antverp.  1742,  II,  61;  Con- 
telorins,  Martini  V.  vita  ex  legit.  docum.  col- 
lecta,  Rom.  1641 ;  S.  «Paftor,  ®efd&.  ber  ppfte 
feit  bem  Ausgange  beS  aWittelalterS,  fjfreib.  1886, 
1,  163—214.)  [ftnöpfter.] 

^dtfiit,  ber  f^l,  SRetropoIit  Don  93raga 
(f.  b.  fflrt.)  unb  ffird^enfd^riftftetter  im  6.  Sal^r- 
l^unbert,  ftammtc  auS  ^annonien.  3n  ^läftina 
nal^m  er  ba§  SKönd^Sfleib ;  feine  §aupttt)irffam« 
feit  jebod^  entfaltete  er  in  ©aHäcien  im  9lorbtt)eften 
Spaniens.  Qu  ®umio,  in  ber  Stalle  SBraga% 
be§  ffönigSft^eS  ber  @ueDen,  ftanb  er  als  9lbt 
einem  fflofter  Dor;  561,  auf  ber  erften  ©tinobe 
Don  93raga,  erfd^cint  er  alS  Sifd^of  Don  SDumio 
(bal^r  bie  Säegeid^nung  MartinusDumiensis); 
572,  auf  ber  gtoeiten  Si^nobe  Don  Sraga,  tritt  er 
als  iKetropoIit  ber  ^auptftabt  auf  (bal^er  Marti- 
nas Bracarensis).  @eine  eigentli^e  fiebenSauf« 
gäbe  bilbete  bie  Sutüdtfül^rung  ber  ©ueoen  Dom 
9(riani8muS  in  ben  ©d^o^  ber  ftird^e.  ©ein  Sob 
erfolgte  580.  (Jläl^ereS  in  ber  weiter  unten  anju« 
fül^renben  Slbl^anblung  ßafpari'S.)  SluSgegeid^net 
burd^  ^eUigfeit  beS  fiebenSn^anbelS,  l^at  SRartin 
nad^  bem  3^9tiiffc  ©regorS  Don  SourS  (Hist. 
Franc.  5,  37,  in  Mon.  Germ.  hist.  Script,  rer. 
Merov.  1, 229)  aud^  an  ©elel^rfamfeit  feinem  fei» 
ner  3eitgenoffen  nad^geftanben.  ®ie  meiften  feiner 
©d^riften  belegen  fi(|  auf  bem  ©ebiete  ber  SKoral 
unb  ascefe.  ®ie  befanntefte  berfelben  ift  bie  For- 
mula  yitae  honestae,  h)ie  ber  SSerfaffer  fie  ge« 
nannt  l^at,  ober  bie  ©d^rift  De  differentiis  qua- 
tuor  virtutum,  tt)ie  pe  bei  3ftbor  Don  ©eDifla 
(De  vir.  iU.  c.  35,  bei  Migne,  PP.  lat.  LXXXni, 
1100)  l^ci^t.  ©ie  toirb  eingeleitet  burd^  eine  ®e« 
bication  an  ben  ©ueDenfönig  SWiro  (570—583), 
ttjcld^er  SWartin  toieberl^olt  auf gef orbert  l^atte,  il^m 
{)in  unb  mieber  briefli^  ein  2Bort  beS  XrofteS  ober 
ber  grmal^nung  gufommen  gu  laffen,  unb  gibt  als« 
bann  eine  gebröngte  S)arfteIIung  beS  natürlid^en 
©ittengefe^eS  unter  bem  ®efld^tSpun!te  ber  Dier 
platonifdden  Sarbinaltugenben  (prudentia,  ma- 
gnanimitas  s.  fortitndo,  continentia  s.  tem- 
perantia,  justitia).  SMefe  gange  S)arftenung 
bürfte  aus  einer  Derloren  gegangenen  ©d^rift  ©e« 
neca'S  gegogcn  fein.  6in  gmeiteS  ©d^riftd^en  SDlar« 
tinS,  De  ira  betitelt,  ift  nad^ttJciSlid^  ein  Sjccrpt 
aus  ©eneca'S  brei  ©üd^em  De  ira.  ®ie  brei 
Sractate  Pro  repellenda  jactantia.  De  super- 
bia,  Exhortatio  humilitatis  l^ingegen,  meldte  gu« 
fammen  ein  ®angeS  bilben  unb  n)o|l  aud^  an  j^önig 
ajliro  gerid^tet  ftnb,  enttt)idteln3forberungenbeSpo« 
fitiD«d^riftlid^en  ©ittengefeJeS.  S3on  großem  culhir« 
gefd^id^tlid^en  Sntereffe  ift  bie  !prebigt  De  cor- 
rectione  rusticorum  gegen  bie  unter  ben  93auem 


923 


Martin  t)on  Sod^em. 


l^crrjd^cnbcn  l^ibnifd^cn  utib  abcrgläubifd^cn  5Dlci« 
nungen  unb  (Sebröud^e.  ^u§  Snlog  einer  SSer» 
orbnung  ber  sweiten  ©i^nobe  Don  93raga,  bie  Si= 
fii^öfe  {oHten  auf  il^ren  IBifitattonSreifen  boS  SSolf 
Don  ben  errores  idolonim  abmal^nen^  l^otte  $i* 
{d^of  ^olemiuS  Don  3lftorga  (?[fturica)  aWartin 
um  eine  furge  99ele]^rung  de  origine  idolorum  et 
Bceleribus  ipsorum  erfud^i  91I§  9lnttt)ort  über« 
fonbte  SKortin  bie  genannte  ^rebigt  jum  ®e» 
braud^  für  ^olemiud  Bei  feinen  ^rd^euDifttatio* 
nen.  S)tc  ©cntengenfammlungen  Aegyptionun 
patrum  sententiae  unb  Yerba  seniorum  finb 
Ueberfe^ungen  au3  bem  @ried^ifd^en,  erftere  Don 
SKortin  felbft  alS  9lbt  be§  iflofterS  au  ©urnio. 
ledere  ouf  feine  Anregung  unb  mit  feiner  §ilfe 
Don  einem  SJlönd^e  ^fd^aftuS  5u  S)umio  ange= 
fertigt.  Sine  öl^nlid^e  Sammlung  Don  @))rüd^en 
mit  ber  Sluffd^rift  Libellus  de  moribus  unb  ber 
eine  %xiaf^l  Don  gjcerpten  au§  ©eneca^S  ©riefen 
entl^altenbe  Sractat  De  paapertate  finb  tooijil  al§ 
unterfd^oben  gu  bejeid^nen.  3n  ber  ©efd^id^te  ber 
OueHen  unb  ber  Siteratur  be§  canonifd^en  SRed^tS 
l^t  ÜRartin  fid^  eine  ©teile  geftd^ert  burd^  bie  fog. 
Capitula  Martini,  eine  nad^  561  Derfa|te  ©amm« 
lung  Don  SanoneS  meift  orientaßfd^er,  aber  aud^ 
occibentalifd^er  (afrifanifd^er  unb  fpanifd^er)  ©i^n» 
oben  (f.  b.  Srt.  Capitula  Episcoporum).  Sn 
bem  ©d^riftd^  De  pascha  fud^t  SRartin  bie 
©itte  5u  begrünben^  bag  Ofterf  eft  5n)if  d^en  XI.  Kai. 
Apr.  al3  SlnfangS»  unb  XI.  Kai.  Maj.  al§  @nb' 
termin  an  med^felnben  Sagen  ju  feiern,  eine  ©itte, 
tt)eld^e  er  al§  bie  ber  majores  begeid^net.  (S)er 
fog.  Tractatus  S.  Athanasii  de  ratione  paschae 
bei  Migne,  PP.  gr.  XXVin,  1605—1610, 
tft  nur  eine  Ueberarbeitung  be8  ©d^riftd^end  !D7ar« 
tind.)  3n  ber  Epistola  de  trina  mersione,  an 
einen  mal^rfd^einlid^  bem  äBeftgotenreid^e  ongel^öri' 
gen  99if(|of  93onifatiu§  gerid^tet,  mirb  bie  in 
©panien  im  @egenfa^e  gum  9lriani§mu§  üblid^ 
geworbene  ©))enbung  ber  Saufe  sub  una  mer- 
Bione  als  fabeHionifd^  beföntpft.  Snblid^  finb  nod^ 
brei  Heine  ©cbid^te  ober  SJnfd^riften  in  metrifd^cr 
t$form  Don  SOtortind  ^anb  auf  unS  gelommen.  Sin 
Volumen  epistolarum,  beffen  SJtbor  (a.  a.  D.) 
gebenft,  fd^eint  Derloren  gegangen  ju  fein.  Sine 
@efammtau§gabe  ber  äBerfe  9Rartin§  ift  nod^  nid^t 
erf^ienen.  ©attanbi  ^ibl.  vet.  Patrum  XII) 
gibt  f olgenbe  ©d^riften :  Form.  vit.  hon.,  Lib. 
de  mor.,  Pro  repell,  jact.,  De  süperb.,  Exhort. 
humil.,  De  ira,  De  pascha  unb  bie  93erfe.  99'Ugne 
(PP.  lat.  LXXn)  l^at  bie  Se^te  bei  ©aflanbi  ab- 
bruden  laffen;  bogu  fommen  an  anberer  ©teQe 
Verba  sen.  (LXXm,  1025—1062),  Aegypt. 
patr.  sent.  (LXXIV,  381—394),  Capit.Mart. 
(LXXXIV,  574—586;  CXXX,  575—588); 
bagegen  feilten  De  correct.  rust.,  Ep.  de  trina 
mers.,  De  paupert.  SDic  9lu§gaben  ber  einjelnen 
©d^riften  Derjeid^net  mit  befannter  ©orgfalt  unb 
Umfid^t  S.  $.  6af|»ari,  SWartin  Don  »racara'S 
©d^ift  De  correctione  rusticorum,  jum  erften 
SKale  Doflftänbig  unb  in  Dcrbeffertem  Sejt  l^erauS» 


gegeben,  mit  9lnmer!ungen  begleitet  unb  i 
llbl^anblung  über  biefelbe,  fomie  über  l 
fieben  unb  übrige  ©d^riften  eingeleitet,  (E| 
1883.  am  l^äufigftcn  ift  bie  Form,  viil 
brudCt  morben;  eine  trefflid^e  ©onberauSgot 
91.  SBeibner,  SKagbeburger  Programm  18' 
SluSgabe  ber  SQSerfe  ©eneca^§  Don  gr.  ^cä 
m  1852—1853)  entl^ält  in  einem  %^ 
458 — 475)  De  paup.,  Lib.  de  mor.  Uttl 
vit.  hon.  3«  Form.  vit.  hon.  unb  Lib.  t 
Dgl.  bie  aWittbeilungen  93.  §aureau'8  in  1 
tices  et  extraits  des  manuscrits  de  la 
thäque  Nationale  XXXUI,  1,  Par.  181 
k  215  et  227—233.  Sie  brei  ©ebi^te  o 
fd^riften  finben  fid^  oud^  in  91.  ^eiperS  \ 
ber  SBerle  be§  93ifd^of§  9lDitu§,  Mon.  Ger 
Auct.  antiqq. Vt  2, 194—196.  QBarbej 
9KatfiiiDonSod^em,  0.  Gap.,  be 
aScetifd^er  iBoasfd^riftfteQer,  mürbe  ^u  So 
ber  iKofel  im  ßraftifte  Srier  um  1630  j 
Sr  trat  in  ben  jfapujinerorben  unb  vm 
gum  fiector  ber  Sl^eologie  ematmt.  W^ 
Saläre  1666  infolge  ber  am  Sll^ein  müb 
3JtofeI  mütl^enben  $eft  bie  ©d^ule  oufgeli 
ben  mu|te,  fud^te  ÜJlartin  burd^  ©d^reib( 
lid^er  Sudler  bie  S^re  ®otte8  unb  boS  \ 
©eelen  ju  förbem.  3n  ber  rid^tigcn  6rf( 
ba|  nad^  ber  ^Reformation  befonberS  eine 
lid^e  unb  fa^Iid^e  Selel^rung  be§  tl^eOd  b 
©orglofigfeit  ber  ©eiftlid^teit,  tl^eild  bu 
Umftd^greifen  ber  Storni  untoiffenb  unb 
gemorbenen  S3oI!e§,  fomie  grmedung  neu 
unb  Segeifterung  für  bie  fatl^oIifd^eSReßgü 
tl^ue,  arbeitete  P.  SKartin  eine  grofee  SDla 
terrid^tS»  unb  Srbauung§büd^er  au3.  3uer| 
einen  fiated^i§mu§  l^erauS  (1666),  meld^ 
fold^en  Sufnal^me  ftd^  gu  erfreuen  l^atte,  1 
bamalS  berül^mte  S3ud^|änbler  unb  SSerlege 
t^friefem  gu  jf diu  i^m  eifrig  }urebete,  baS ! 
für  immer  niebergulegen  unb  ftd^  gau)  i 
iBerfaffen  DoIfStl^ümli^er,  religiöfer  93üd^ 
geben.  SDa  P.  9Kartin  l^ierin  feinen  95eruf  < 
unb  bie  Oberen  beiftimmten,  erfd^ien  Dot 
an  au§  feiner  Sfeber  eine  groge  SRenge  tc 
Sudler.  Sod^  ber  eifrige  ^ann  befd^ranl 
Stl^ötigfeit  nid^t  l^ierauf  allein,  fonbem  c 
rafttod  burd^  ^rebigen,  ftated^ijtren,  ißeu 
auf  9ßifftonen  unb  in  ben  Derfd^iebenften  i 
ber  rl^einifd^en  $roDin).  S^om  Srgbifd^ 
jhtrfürften  Don  äRainj  Slnfelm  f^frat^  Don 
l^eim  (1679—1695)  mürbe  er  gur  VÜ 
Don  SKiffxoncn  im  obem  Xf^tüt  beS  6rjPi 
SJtaiu"  unb  Xaubergrunbe,  fomie  }u  fol^ 
grgbif d^of  Sol^ann  §ugo  Don  Srier,  beffen 
©))rengel  er  beinal^e  gan}  burd^maid)erte^  1 
^illentl^alben  unterrid^tete  er  ffinber  unb  Ibtt 
in  ben  SnfangSgrunben  beS  ©loubenS^  le 
unb  ba§  SanbDoQ  über]^au))t,  toie  e§  ber  1 
SReff e  beimol^nen,  beid^ten  unb  bie  übrigen  1 
©acramente  em))fangen  folle,  untermieS 
^falmengefange  unb  klärte  fie  neue  Sieber 


Snaitin  Bon  2)uiniD  —  Snoitin  Don  fjutba. 


K5 

«f^  in  Ituifyn,  €^Ien  unb  bei  SDerfamm' 
tagen  in  btn  dän^m.  <&i  baute  trittc  im  SOjägri' 
■nfftitgt  )(c|!liitt  Atn^  iDtebtr  auf ,  »cibrettetc 
Kfunbnli  bie  inbrünpiße  Anbetung  be§  ^eiligen 
ftbrtfaaanunttS  unb  bie  SScre^rung  ber  bctlignt 
SHttti  @ottti.  nrid^tett  überall  Sniberfcda^en 
id  ßritt  imb  Iäin)]fte  [iegreidd  mit  bm  $iäbi' 
onttn,  rnm^mli^  menii  f\t  bie  %nbact)t  jur  aUen 
Ittif^  SmisfRiu  angriffen.  S^abei  ging  er  bar< 
fit  mb  btttfymlpt  in  größer  ^i|e  unb  Aalte  über 
EUitunb  Stein  unb  trug  oftmdS  [eine  Sanbalen 
in  fcinflc  €tode  auf  ber  &d(puUer.  3m  SonDente 
f  itinig^  f^t^U  P.  3Iiaitin  bis  abenbä 
SlQtMlbai^i^eni,' De%  er  l^erauägob,  ju 
aMn;  tMttn  bie  SRetten  gcfungen  mnren,  ging 
ff  iu4  btm  oiei  Stunben  entfernten  grantfurt, 
n  p4  nrit  bcm  iBne^^bler  ju  benelimen,  teerte 
■  linüi^  Xoge  imuA  unb  befuii^te  auf  bent 
^  nnb  ^ennege  bie  umliegtnben  Ott[(^aften, 
Bi  K^n^tnltbre  gu  !|altm,  iBei(^t  ju  ^äien  unb 
froh  p  tiäflcn.  3iitn  aller^eilig;ften  @aaa' 
KEtt  fette  er  eine  fo  jorUic^e  Inbac^t,  ha^  a 
Min  olS  gmonjig  ^1)tt  ^nburc^  (eine  ^eilige 
Klu  octföunitt,  fD  Dielen  er  am  Sage  nur  bei- 
■Dhien  fDimte.  Soenlo  grt)%  mar  feine  SlbtSbtung, 
Sidt  3»^  long  o^  er  nid^  ^leifc^  noc^  gifc^, 
IB  BcirigeS  @eniüfe.  Seine  @utmüt^igteit  unb 
tiiit  mren  unerft^fli^ ;  gern  mar  er  feber- 
■nrnS  3}iener ;  Don  ben  Strafen  laS  er  Steine, 
tiocr,  Srtftcin  anf,  bamit  fi^  niemanb  triebe 
1^;  in  bie  ^&ä)t  trug  er  gro^e  Steine,  ba§ 
lÄtt  idfnem  boniber  geben  tbnne,  unb  in  einem 
■inoroentfi^  ftrengen  Sffiintnr  jog  er  bie  Strümpfe 
>«  bn  %ü%m  anb  gab  fie  feinem  ®efätirten,  dB- 
>4  bafeOw  tDtit  jünger  unb  ftürtei  mar  benn  er. 
3b  ^ö^ften  Kiter,  aie  Sinne  unb  Jhäfte  fi^lDou' 
In  (er  »or  ber  Senior  bei  ^rotiin}).  Deiliefi  i^n 
fdiEifer  nif^t;  mit  einem ^örrobTe  ^Srte  er  no<^ 
9apt  bis  gu  feinem  3:cibe,  tnel^ei  nai$  hir^er 
Aad^  int  SouDente  ju  9Bagf)(hifel  bei  ESruct)' 
fdinlO.Sc|)tembtr  1712  fonftunbni^ig  erfolgte. 
l^noItiT,  Seben  unb  Slugenben  beS  P.  Snortin 
f^igtln  fic^  getreu  in  feinen  jal^Irei^m  SdCiriften 
4  bnq  Dci^e  er  fein  fegenSrcidtieS  SBirfen  me^r 
A  ein  3a^T^nbert  fortf^te  unb,  tnaS  @Iouben. 
Sitn  mb  geifUi^cS  Sewn  betrifft,  ein  grofter 
fUßfiia  bn  91^-,  Wain-  unb  IRofelgegenb 
B*  eine  bn  outg^i^tpen  Stfi^  ber  lat^o- 
%iXtGgiim  gcDoibcn  i^  Seine  SQerle  ftnb 
■Mob  feitm!^  bie  fi^li^te,  treuherzige  Spraye, 
fc  ib^e  ffenidiiifl  bei  menf^Iidien  ^eijenS,  bie 
Knbnlfmibigleit,  toelt^  fi^  barin  ouSfpridEit, 
ÜE&feiibigfcit  nnb  Unfi^milidifeit  ber  Slarftellnng 
>A  itt^  bit  Siebe,  n»I^e  fie  ju  ben  l^mlifi^en 


etUt  Mh(6  et  feine  Steutfd^e  ffir^en^iftorie 
■4  QanmtnS  nnb  Ko^nolbue  (2  0Dliobänbe, 
tiSa$m  1693);  fein  £)au))taugenmeri  aber  ging 
■f  Qil^ting  tmo  Srbaunng  beS  SSolfeS.  %m 


ffranten  »ibmete  er  boSBut^  fürÄrnnle  (StonN 
Jurt  1695),  ben  ©olbnten  fein  ©ebetbud)  für  ©ol- 
baten  (augSburg  1698).  ®ie  3ne|erflärung;  übet 
Öonig  fü^  (ebb.  1698),  ift  eine  ber  beften  Se^nb' 
qonblungen  b<§  @egcnftanbe§,  in  meldier  tiefeS 
t^eologifc^eg  äBiffen  mit  Dolf@ti)ümli(^er  Schreit» 
meife  fxäj  oetbinbet.  Sharon  reiben  fn^  91nmut^un' 
gen  wälirenb  ber  ^eiligen  ÜKe^e  (31ug9b.  1697); 
®ebete  unter  ber  beiligen  TOeffe  (ebb.  1698) ;  ftem 
ber  Seiligen  SDieffe  (fföln  1699);  Reuige  5Ref[e 
für  Sfßeltleute  (ebb.  1704);  ©ebeiburf)  für  ficüige 
Seiten  (^§b.  1704);  Sü*Iein  über  ben  Iblafe 
(SU.  1693);  ^ä)  ber  }etmtägigen  ©eifteSübun- 
genfflrSflJeltleute(augSb.l705);  SBo^lriec^enbet 
TOljrrbengartEn  (ÄSIn  169S);  ©olbener  §immel9- 
[i^lüffel  (grtf.  1695);  Stliengatlen  (fföln  1699); 
@eiftli<^er  Sourngorten  (ffliainj  unb  §eibelBerg 
1 709) ;  Dieue  m^ftifiiie  ©olbgruben  (fföln  1709) ; 
Stactat  über  bie  götll.  ffiortrefflic&feiten  (ÜJiainj 
1707).  91m  berü^mteften  machte  i^n  fein  8eben 
ßÖriPi  (grantfurt  1689,  Suglburg  1708);  ein 
ma^teS  ätolfeburf)  Durbe  ntiter  [ein  StuäerlefeneS 
^liftotg-Sutf)  (4  SBbe.,  5DiI.  1693),  eine  Samm- 
lung bibIifd)CT  unb  tseltli^er  ©ef^ii^ten.  9tIS 
üierteS  ^puptroer!  fmb  bie  Cegenben  ber  ^eiligen 
(augSb.  1705)  ju  nennen;  an  [\e  [^liefet  ficti  als 
lefte  ©abe  baS  eiempelbucö  (SugSb.  1712).  Me 
biefe  aöerte,  xotlä)t  ben  ^erjensbebürfniffen  beS 
SSolteS  gonj  unb  ddü  entfpraii&en,  mürben  Dielfad^ 
aufgelegt  unb  ungemein  Derbreitet.  Srfi  bie  3^ 
ber  Kuftlämng  gofi  ifiten  Spott  über  ben  „alten 
ffapujiner"  auS  unb  ftellte  feine  Schriften  auf  eine 
2inie  mit  benüßilbem  Con  ^öHen-Breugliei;  in 
Oefteneic^  unb  Saljern  legte  bie  StaatScenfuc 
^ierbote  gegen  fie  ein  (noi)  1842  nurbe  eine  in 
£anb€liut  gebrudlteSBetra^tung  über  bie  uier  lebten 
S>inge  für  ganj  ÜSagem  cerboten).  6ift  mit  bem 
!  SßiebererUiac^en  beS  tetigiöfen  SebenB  in  3)eutfd(|. 
ianb  begann  man  1842  bie  bebeutenberen  Sc^rif« 
ten,  fteili($  in  einem  elmoS  mobeniifirten  ©emanbe, 
in  neuen  ausgaben  ju  Detbreiten,  US  enblic^  feit 
etlOQ  20  Sauren  bie  ölte  unDerffllfc^f e  gform  aufS 
5Reue  jur  ^uägabe  gelangte,  (SSgl.  Hierotheus, 
Provincia  Rhenana  Fratrum  Minonim  Capn- 
cinorum,  ed.  alt.,  Heidelb.  1 750, 91  sq.  120  sq.; 
Sßaulq,  Stobt  unb  SBurg  ßoc^em,  6o^em  1883, 

67  f.)  mmti-] 

'^inüu  DonS>umio,  f.  SOtortinDonSrago. 
^BarfiaODn  $ulba  nennt  man  ben  Sktla^er 

rineiS^tonil,  tteU^e  bie  ^opft-  unb  Äaifergefcpit^le 
Don  716  bis  1379  umfaßt.  ®er  S^reibcr,  bejfcn 
ülome  anbermeitignic^t  überliefert  ift,  lebte  amen- 
f^cinlic^  im  üdinoritentlofttr  ju  giilba.  31IS  Sor- 
lagen  bientenitim^auptfä^lic^  bie  ffir^engefi^i(f|te 
beS  ©ominicanerS  Solomeo  Don  Succa  (f.  b.  Slrt.) 
unb  bie  fSdififcSe  ^eItd)ronit.  58emer(en§mert| 
ifl  feine  jiarftellung  gu  ©unften  beS  ff aiferS  Sub- 
mig  be8  ©at)eni  gegen  5&apft  3o^anncS  XXII. 
3)ie  ^^zonil,  bie  nur  in  einer  ^anbft^rift  ju  ßorli- 
rut)e  er^Iten  i^  finbet  fit^  gebru*  bei  Eccard, 
Corpus  histor.  medii  aoTi,  Lipsiae  1743,  I, 


927 


SWartin,  bcr  1^1.,  öon  ßcon  —  5Dlartin  oon  SourS. 


1641  sq.  (93gl.  ©.  §oogctt)cg,  S)ic  gl^ronif  bc§ 
f og.  a»artinu§  Qfulbcnp,  in  bcn  SDäinftcr.  99citr., 
2.  §eft,  u.  fc|)arat  ^abcrbom  1883.)   [©trcbcr.] 

fSatfiit,  berl^I.,  DonSeon,  Sanoniferim 
3luguftmcr-E]^or]§cmnftifte  ©t.  Sfibor  ba]tVb\i, 
gctc§ncte  fid^  unter  feinen  9JUt6räbcm  burd^  ein 
Seben  ber  Sbtöbtung  unb  i^ti^mmigfeit  qu§.  Sa 
feine  Salente  il^n  gum  ©tubium  »enig  bef äl^igten, 
tonnte  et  feinem  6tf er  für  ftembeS  ©eelenl^eU  lange 
Seit  nidjt  folgen,  bis  nad^  unaMäffigem  ©cbcte 
il^m  burd^  eine  grfd^einung  be§  fjii.  Sfibor  über« 
natürlid^e  aaSiff  enfci^aft  eingegoffentourbe.  ßrftarb, 
burd^  äBunber  Derbenlici^t,  am  11.  fSfebmar  1203 
unb  n)urbe  fogleid^,  ol^ne  ba|  man  bie  Einleitung 
eines  ^ro^effeS  abwartete,  als  ^eiliger  terel^rt 
©eine  |interlaffenen  ©d^riften  umfaffen  eine  SRcil^e 
t)on  ^rebigten,  fon)ie  Kommentare  }u  einigen  ber 
latl^oUfd^en  99riefe  unb  }ur  ^ocal^pfe.  ©ie  towc» 
ben  }ugleid^  mit  bem  Seben  beS  ^eiligen,  meld^eS 
fein  3«itgenoffe  ßucaS  uon  Sut|  (f.  b.  3lrt.)  ge« 
fd^rieben  |atte,  ^umerftenüRall^erauSgegeben  Don 
a.  gSpinofa,  2  S5be.,  ©eöifia  1782  (abgebrudCt 
bei  Migne,  PP.  lat.  CCVin  et  CCIX).  (Sgl 
Espana  sagrada  XXXVI,  261  ss.;  BolL  Febr. 
n,  568.)  [©trcbcr.] 

'^axün  bon  XourS,  ber  l^od^berül^mte  |ei« 
lige  93ifd^of,  tt)urbe  }mifd^en  316  unb  317  }u  @a* 
baria  in  ^nnonien  (je^t  SJlartinSbcrg,  f.  b.  9lrt.) 
geboren,  ©ein  SSater  toax  ein  ©olbat,  ber  fid^  Don 
ber  unterften  ©tufe  beS  JhiegSbienfteS  5um  Sri» 
bun  em))orgef^n)ungen  l^atte.  9lod^  als  }arteS 
ftinb  lam  Martin  mit  feinen  SItem  nad^  $a))ia 
in  Stauen  unb  erl^ielt  bafelbft  feine  Srjie^ung. 
Obgleid^  feine  SItem  l^eibnifd^  maren,  fo  lie^  er 
\\ä)  bod^  f d^on  in  einem  Sllter  Don  u^n  Salären 
unter  bie  ^ated^umenen  aufnel^men.  S)ie|  mar  bie 
©d^ule,  in  ber  er  lernte;  geleierte  ©tubien  mad^te 
er  nid^t.  3)ennod^  geigte  er  in  ber  gfolge  eine  99e' 
rebfamfeit,  meld^er  eS,  abgefel^en  Don  übematür- 
lid^em  fiid^te  unb  ®eifte,  an  ©d^önl^eit,  Steinbeit 
unb  Srubition  nid^t  gebrad^.  @S  entftanb  in  il^m 
bie  lebl^afte  99egierbe,  fid^  in  bie  Sinfamfeit  )u- 
rüdCjujiel^en;  aber  er  mu|te  biefeS  iBorl^aben  auf* 
geben  unb,  erft  15  Saläre  alt,  in  bie  römifd^e  SRei- 
terei  eintreten.  Stömif ^e  ©oß>aten  l^atte  eS  genug 
gegeben,  meldte  für  Sl^riftuS  möl^renb  ber  iBerfoI» 
gungenjufterben  gemußt;  biefcn  nad^eif emb,  lebte 
er  aud^  als  ©olbat  für  SbnftuS  unb  trug  unter 
bem  ^an^er  ein  mitletoSDoHeS  ^erj  für  bie  ^rmen. 
3cugni^  baDon  gibt  unter  Slnberem  baS  melt* 
berül^mte  f^factum,  mie  er  einft  einem  Dor  fföUe 
jittemben  $albna(lten93ettler,  ber  il^n  an  bem  Zl^ore 
ber  ©tabt  ^mienS  um  SImofen  angerufen  l^atte,  bie 
§älfte  feines  3KantcIS  fd^enfte,  morauf  il^m  in  ber 
folgenben  9tad^t  ber  ^eilanb  erfd^ien,  ongetl^an 
mit  ber  öölfte  beS  SKantcIS,  ben  er  bem  Setticr 
gegeben  |atte,  unb  p  ber  il^n  umgebenben  Sngel* 
f d^aar  fpred^enb :  „SJlartin,  nod^  ffated^umen,  l^at 
mid^  mit  biefem  ©emanbe  befleibet !"  Sin  ber  ©tctte, 
wo  SKartin  biefeS  fiiebeSmerf  Dofibrad^te,  würbe 
nad^l^er  eine  StaptUt  gebaut  3m  18. 3a]^r  feines 


alters  cmt)fing  er  bie  laufe.  9JadJ  bei 
blieb  er  nod^  smei  Saläre  im  ÄriegSbienfl, 
neu  ^au))tmann  martenb,  ber  nad^  biefer  { 
mit  il^m  jurüdtjujiel^en  Derfprod^en  l^tte, 
l^ielt-fobonn  ben  DerlangtenSlbfd^ieb.  —  3 
ÜRartin  bie  SBaffen  abgelegt,  }og  er  fid^,  D 
pitiuS  ©cDeruS  erjäl^lt,  na^  ^oitierS 
^t.  §iIariuS  aurüdt.  «erhält  fid^  biefe  tob 
fo  gefd^al^  eS  sur  3cit,  ba  ^ilariuS  nod^ 
mar,  maS  aber  nid^t  }um  Sonte^t  po^ 
©ulpitiuS  weiter  erjöl^lt,  §ilariuS  ^ait 
für  feine  ffird^e  bel^alten  unb  ^um  S)iacor 
moHen,  ÜRartinl^abeaberbasunid^tbemogei 
fönncn  unb  fid^  nur  jum  ßsorciften  m%t: 
SBal^rfd^einlid^er  möd^te  mol^l  bie  Stnnal^ 
©ulpitiuS  l^abe  mel^rere  Saläre,  bie  jmtfdi 
3lbf d^ieb  3RartinS  Dom  ÜRUüörbienfte  bis ; 
aieife  nad^  $oitierS  lagen,  mit  ©tiafd^n>eig 
gangen,  ©ei  bem  wie  il^m  wolle,  Sltarti 
nal^m  fur^  nad^  feiner  Orbination  ^um  S 
eine  Steife  na^  ^annonien,  wol^in  fein< 
jurüdCgefel^rt  waren,  um  biefe,  ba  fte  nod^  t 
bentl^um  anl^ingen,  )ur  d^riftlid^en  Steligic 
feieren.  SllS  er  burd^  bie  Sllpen  50g,  mad^i 
einen  Jftäuber,  ber  fd^on  im  Segriff  ftanb. 
tobten,  burd^  feine  rul^ige  3uDerfid^t  auf  (k 
burd^  bie  Semerfung,  nid^t  für  i^n,  fon 
ben  SRöuber  fei  MeS  p  befurd^ten,  weil  e 
göttlid^en  Sarml^et^tgfeit  unwürbig  mad^ 
fold^en  SinbrudC,  ba^  berfelbe  ftd^  bef^rti 
einem  jflofter  ein  bußfertiges  2ä>tn  füJ^i 
^annonien  l^atte  SRartin  }war  nid^t  bie 
feinen  Sater  befel^ren  }u  f önnen,  aber  bef 
gelang  eS  il^m  mit  feiner  SJhttter  unb  Du 
bereu.  |^ier,  wo  ber  SlrianiSmuS  wie  n 
Sleid^e  tl^ronte,  erwarb  er  ftd^  auä)  juerß  t 
eines  93e!ennerS,  inbem  er  für  baS  SeCerni 
©ottl^eit  3efu  (Sl^rifti  mit  ähttl^en  gefd^a 
Dertrieben  würbe.  €r  woQte  nun,  fetni 
f))red^en  gemö|,  nad^  $oitierS  }u  ^ilariuj 
feieren ;  aQein  auf  bie  9lad^rid^t  Don  bef 
bannung  ging  er  nad^  ÜRailanb,  unb  Don  1 
ben  arianifd^en  Sifd^of  Slu^entiuS  (f.  b.  9 
trieben,  }og  er  ftd^  auf  bie  Derlaffene  fiel 
©aOinaria  bei  ©enua  }urüd  unb  fül^rte  l^i 
3eit  mit  einem  $riefter  ein  ftrengeS  ® 
leben.  SllS  enblid^  ^ilariuS  im  %  360  bie 
ni|  erl^ielt,  in  feine  SDiöcefe  ^urüdsidel^rei 
il^m  ÜRartin  nad^  Stom  entgegen,  imb  oI 
l^ier  nid^t  mel^r  traf,  folgte  er  il^m  nad^  \ 
©0  wie  bie  Sinfamfeit  Don  Sugenb  an  ! 
SBonne  bilbete,  f  0  errid^tete  er  nun,  Don|>iIc 
einem  Ileinen  ©tüdSanb  befd^enft,  jwei  < 
Don  $oitierS  baS  Jllofter  Siguge  (Locooii 
baS  erfte  jflofter  in  @aQien  unb  eineS  bei 
im  ganzen  Slbenblanbe.  f)ier  war  eS  aud 
einen  jf  ated^umenen  Dom  Xobe  erwedCte,  ! 
ber  Dielen  SBunber,  bie  feinen  Kul^m  im 
Dcribente  unb  Oriente  Dcrbreiteten,  unb 
uns  fein  intimftcr  gfreunb  unb  treuer  5 
©ulpitiuS  ©eDeruS,  ber  Don  einem  %S^t\k  1 


929 


9)lQrtin  Don  ^our§. 


930 


{cOpXugenjeu^ie  toox,  unter  ber  niieberl^olten  SSer* 
^am%,  nur  SBal^red  gu  tx^öi)kn,  berid^tet.  Ser* 
(elbe  bemerlt  bobei  unter  Ruberem,  ba^  9Jlartin 
itm  öfter  gefagt,  er  l^obe  als  93if(i^of  feine  fo  mäd^' 
tige  Snabe  }u  9Ber!en  biefer  9lrt  in  ftd^  gefül^lt, 
feie  er  fie  t>or  bem  ßpifcopat  gel^abt  l^abe. 

9m\ä^  371  unb  372  ftarb  fiiboriuS,  ber 
iBKÜe  Sifc^of  t)on  Sourd,  ber  feit  338  93ifd^of 
bie|a  Stobt  gemefen  umr.  3unt  neuen  Sifd^of 
n&iftten  ftd^  bie  Suronenfer  niemonb  ^nbern 
oIlSRortin;  ober  h)ie  ibn  qu§  feiner  3^0^  loden, 
bie  er  fo  ungern  t)erlie|?  Sin  Bürger  t)on  3:our3 
ioti^  ^u  feiner  mit  bem  £obe  ringenben  ^xan; 
bo(i  taum  ijattt  SRortin  ben  SfuB  über  bie  St^meHe 
bei  ff(ofter§  gefegt,  als  bie  im  ^interl^alt  t>txbox' 
tarn  Sd^aren  t)on  bürgern  au8  SourS  \xä)  fei- 
ler $erfon  bemöd^tigten  unb  il^n  nad^  SourS 
Mten.  Sfö  SBif d^of  bel^ielt  a^artin  feine  ftrenge, 
ome  unb  bemütl^ige  SebenSmeife  bei  unb  mol^nte 
eiBe3eitIang  in  einer  3^^^  ttal^^  bei  ber  ^rd^e; 
dein  ba  er  l^ier  }u  fel^r  ton  bem  Snbrange  be§ 
SoIf§  gejtört  mürbe,  baute  er  nid^t  meit  Don  ber 
Stobt  baS  ftlofter  SRarmoutier  unb  nal^m  bafelbft 
Go^mmg.  Ser  Ort  mar  eine  5mif(|en  pfeifen 
nb  ber  Soire  gelegene  Oebe,  mol^in  man  nur  auf 
tonn  fel^r  fd^maten  2Bege  gelangen  fonnte.  @r 
unb  mel^rere  trüber  l^atten  3^Ken  aud  |)oI};  bie 
Ki^  anberen  Srüber  mad^ten  fid^  fiödper  in  bie 
8c^  Z)te  ©efammtjal^I  ber  ajlönd^e  ftieg  balb 
(of  80.  92i4t  einmal  bie  Kommunität  burfte 
ctanS  )tt  eigen  beft^,  fonbem  ber  nötl^ige  Unter» 
W  tmirbe  oud  bem  allgemeinen  ftird^enfonbS  be» 
Itritten.  S)te  iüngeren  !DUnd^e  Jd^rieben  fbn^tx 
A,  bie  diteren  lagen  nur  bem  @ebete  unb  geift* 
^m  Serrid^tungen  ob.  @elten  Derlte^en  bie 
V&iaäft  ifyct  3^IIni,  auger  }um  gemeinfd^aftlid^en 
tkbet  im  Orotorium  unb  ^um  gemeinfd^ftlid^en 
Ibenbtifd^,  ber  einzigen  Srquiching  beS  Xaged^ 
feobei  trie  SBein  getrunfen  mürbe.  Sßenn  SRartin 
of  boS  Sanb  ging,  nal^m  er  immer  Diele  !Eßönd^e 
^  ^,  ging  jebod^  getrennt  Don  il^nen.  Sl^re 
Aeibnng  befianb  in  einer  Sunica  ou3  jfameeld» 
tonen,  obmo^I  unter  il^nen  mand^e  Don  ebler  ®e« 
bnt  imb  ^rter  6r}ie]^ung  maren.  3u  ber  ^olge 
biegen  bie  meiften  biefer  SRönd^e  bifd^öfli(|e 
6tn^;  benn  aUentl^alben  moDte  man  SRönner, 
M^  in  ÜRortinS  @(|ule  unb  l^eiUger  ^tmofpl^öre 
0iQ)ct  maren,  }u  ^irten  ber  Aird^en  l^oben. 
(DAer  bie  meitere  ®ef d^id^te  biefeS  fliofterd  f.  Ma- 
baLAmiAL) 

Sei  biefer  Seben§meife  beS  ^eiligen  mit  feinen 

9tbiu^  lam  bie  Sudübung  ber  bif d^öflid^en  Ob» 

livo^etten  ntd^t  gu  furj.  ^Raxüxi  mar  für  ©aUien, 

loiein  6.  Sol^l^nbert  fteben  gaUifd^e  93ifd^öfe  in 

ilm  »riefe  an  bie  1^1.  StabegunbiS  (f.  b.  Srt.) 

oBbm,  ein  Don  ber  göttlid^n  ^^fürfebung  gefen» 

bdrrmib  mit  ber  apofiolif d^en  ®nabe  auSgerüfteter 

^l  (Greg.  Tut.  Bist.  9,  39).    3n  ©allien, 

iBie  in  mel^reren  anberen  fiönbem  beS  römifd^en 

SadfA,  gob  ed  bamalS  nod^  Diele  Reiben  auf  bem 

£inbe;  noä^  e^iftirten  l^ier  Tempel  unb  ^riefter* 

tic^calcsifoii.  Ym.  2.  KufL 


fd^aflen  ber  alten  ©ottl^citen;  nod^  l^crrfd^te  bei 
ben  gaUifd^en  dauern  bie  ©emol^nl^eit,  simulacra 
daemonum  candido  tecta  yelamine  misera 
per  agros  snos  circumferre  dementia  (Sulp. 
Sev.  Vit.  Hart.  9) ,  Qfolgcn  ber  SRegierung  bec* 
ftaiferS  Sultan  unb  ber  jmei  d^riftlid^cn  Äaifer 
3oDian  (geft.  364)  unb  Solentinian  I.  (geft.  375), 
meldte  beibe  ben  Reiben  SReligionSfrei^eit  geftatte» 
ten.  SDlartin,  ber  glül^enbe  Siebl^aber  Sl^rifti,  mar 
e§  nun,  meld^er  burd^  feinS5eif<)ieI,  burd^  feine  ^re= 
bigt  unb  feine  äBunbergabe  baS  gaUifd^e  SanbDoU 
maffenmeif e  }um  Sl^riftentl^um  befel^rte.  Oft  gerieti) 
er  bei  biefer  apofloUfd^en  Arbeit,  befonberS  menn  er 
^onb  an  bie  @ö^entem))el  legte  unb  l^eilige  93öume 
uml^ieb,  in  SebenSgefal^r.  So  ftürsten,  atö  er  im 
Sanbe  ber  Slebuer  einen  ©ö^entempet  gerftdrte,  bie 
Säuern  über  il^n  l^er ;  einer  fd^mang  fd^on  ba§  Seil, 
il^n  3U  tobten;  al§  aber  9Rartin  il^m  feinen  ^13  bar* 
bot,  marb  ber  SQSütbenbe  Don  ©d^redtcn  ergriffen, 
fanf  in  bie  jhitee  unb  bat  um  SSer^eil^ung.  Sin 
anbereS  3Jtal  moSte  il^n  ein  ®ö^enbtener  erbosen, 
aber  ber  SDoId^  entfiel  feinen  ^önben  unb  mar 
nid^t  mel^r  aufjufinben.  2Bie  munberbar  ber  @d^u^ 
©otted  über  9Rartin  maltete,  leud^tet  befonberS 
au§  t^folgenbem  l^erDor.  SHartin  l^atte  eben  einen 
fel^r  alten  ®ö^tem|)e{  }erftdrt  unb  moDte  au^ 
eine  Dor  bemfelben  ftel^enbe  f^fid^te  uml^auen.  Sie 
Reiben  miberfe^ten  fidl^;  enblid^  fagten  fie:  „§aft 
bu  f 0  gro|e§  SSertrauen  auf  beinen  ®ott  f o  motten 
mir  felbft  ben  93aum  uml^auen,  unter  ber  99e* 
bingung,  ba^  bu,  menn  er  föQt,  il^m  beine  ©d^ul- 
tem  unterlegcfi."  SDlartin  nal^m  bie  Sebingung 
an  unb  lieg  ftd^  gebunben  an  bie  Stelle  bringen, 
mol^in  ber  93aum  bei  bem  fSfalle  neigte.  Sine  gro|e 
3}ienfd^enmenae  fa)^  bem  Sd^aufpiele  gu;  bla|  Dor 
©d^reden  ftanoen  9Kartin§  SÖlönd^e  uml^er.  ©d^on 
fiel  ber  Saum  mit  großem  ®efrad^  auf  3Rartin 
^u,  afö  ber  ^eilige  ba§  Jheu}}eid^en  mad^te ;  mie 
Don  einem  l^eftigen  SBinbe  ergriffen,  faul  ie^t  ber 
Saum  auf  bie  entgegengefe^te  Seite  unb  l^ötte  bei« 
nal^e  bie  l^eibnifd^en  3ufd^auer  erfd^Iagen.  S)iefe, 
betroffen  burd^  biefed  ^unber,  begel^rten  aUe,  burd^ 
^anbauflegung  unter  bie  jfated^umenen  aufgenom- 
men 5U  merben.  SBöl^renb  aber  3Rartin  bie  Reiben 
befebrte  unb  auf  ben  Shtinen  ber  ®ö^entemt)el 
d^riftlid^e  ftird^en  unb  ftlöfter  errid^tete,  trat  er  bei 
ben  ßl^riflen  bem  3lberglauben  entgegen.  3u  ber 
9lä]^e  Don  SourS  ftanb  eine  Rapäit  über  ber  ®rab« 
ftötte  eines  angeblid^en  9Rarttjrer3,  Don  bem  man 
nid^t§  JJä^ereS  mu|te.  ÜRartin  motttc  mebcr  bie 
^nbad^t  be§  SoIH.baS  an  biefe  Statte  5um  @e« 
bete  fam,  ftören,  no^  biefelbe  billigen,  bi§  er  über 
bieSad^e  in^S  Steine  gefommen  märe;  al§  il^m 
enblid^  ®ott  ju  erfcnnen  gab,  ba6  ber  Dcrmeint» 
lid^e  SDlartprer  ein  l^ingerid^tcter  Släuber  gcmefen 
fei,  lieg  er  ben  9lltar  niebeneigen  unb  mad^te  fo 
ber  Superftition  ein  6nbe.  —  SRid^t  meniger  merf» 
mürbig  ift,  mag  SulpitiuS  SeoeruS  Don  ben  mie» 
bcrl^oftcn  Steifen  SDlartinS  nad&  3:rier  an  ba§  fai» 
ferlid^e  ^oflager  unb  Don  beffen  Senel^men  bei  bem 
SSerfal^ren  gegen  bie  ^ri§ciUianiften  erjäl^ß.  2)a 


931 


ajlartin  öon  lourä. 


98 


ffaifcr  Solcnttnian  L  Ibcfütd^tctc,  bct  ^eilige  möd^tc 
ettoaS  begel^ren,  \dq2  er  nid^t  bettnUigen  toollte, 
imb  üon  feiner  arianif d^en  ©emapn  Suftina  (f.  b. 
airt.)  beeinflußt  tmirbe,  ließ  er  i^n  3lnfang§  gar 
nid^t  t)or.  SWartin  nol^m  p  feinen  gett)ö]^nli(§en 
SBoffen,  bem  goPen  unb  SSeten,  feine  3wflw^t 
unb  biefe  eröffneten  il^m  benn  aud^  bie  Pforte  be§ 
$alafteg  unb  bad  ^er}  beS  JfaiferS,  fo  baß  ber> 
fette  il^m  atte  Sitten  gewäl^rte,  i^n  öfters  ju  fid^ 
lub  unb  reid^ltdö  mit  ®ef(|enfen  beel^ren  wollte, 
bie  ober  ber  ^•iKge  au§  Siebe  jur  iitmut  nid^t 
onnal^m.  3)em  flaifer  SKajimuS  Dertoeigerte  9Kar» 
tin  längere  3sit  bie  fird^Iid^e  ®emeinfd^aft  unb 
nal^m  aud^  beffen  Sinlabung  }ur  Xafel  nid^t  el^er 
an,  a{§  bis  er  feine  Unfd^ulb  an  bem  Xobe  beS 
if aiferS  ©ratian  betl^euert  unb  Derftd^ert  l^atte,  er 
I^abe  nur  gezwungen  Don  ben  @oIbaten  ben  ^ur* 
^pur  angenommen.  3118  nun  OTartin  ber  Ein» 
labung  jur  faiferKd^en  Safel  gefolgt  mar,  lub 
SRapmuS,  mie  }u  einer  außerorbentlid^en  gfeftlid^' 
feit,  bie  SSomel^mften  feines  §ofeS  ein.  9Kartin 
faß  bei  ber  Sofel  an  ber  ©eite  beS  ifaifcrS,  unb 
biefer  reid^te,  o^ne  Dorl^er  getrunfen  ju  l^aben,  fei- 
nen SäSeinbed^er  bem  ^eiligen  bar.  ®iefer  Heß 
il^n  nid^t,  tt)te  Stile  bei  Sifd^  ern)arteten,  an  ben 
ftaifer  jurüdKel^ren,  fonbern  bot  il^n  üorl^er  feinem 
|)riefterlid^en  ©eföl^rten  ouS  ^od^ad^tung  für  baS 
^rieftcrtl^um  bar.  SSSenn  ÜRartin  bei  ^of  erfd^ien, 
fo  gefd^al^  eS  immer,  um  für  Unglüdtlid^e  unb 
§ilfsbebürftige  gürbitte  einjulegen.  Defter  ließ 
il^n  aWajimuS  fettft  rufen,  fid^  mit  il^m  ju  bc» 
fpred^en,  mobei  9Kartin  ni^t  unterließ,  baS,  maS 
i|m  ber  l^eilige  ®eift  eingab,  frei  l^erauSjureben ; 
fo  fagte  er  il^m  |)ro))]^etifd|  baS  fiooS  t)orauS,  baS 
i|^n  treffen  werbe,  menn  er  ben  jungen  SSalen« 
tinian  befriege.  Slud^mitberffaiferin,  einer  l^ol^en 
Serel^rerin  ffllartinS,  mußte  biefer  öerfcl^ren,  unb 
fle  rul^te  nid^t,  bis  er  il^r  bie  große  gpreube  ge« 
mad^t,  il^n  eigens  bei  il^r  betoirtl^en  unb  babei  wie 
eine  anbere  iÖlartl^a  bebienen  ju  fönnen.  Unter 
benen,  für  bie  fid^  5Dlartin  bei  bem  ftaifer  öer» 
loenbete,  befanben  ftd^  aud^  bie  ^riSciUianiften 
(f.  b.  3rrt.) ;  nid^t  als  l^ötte  er  bie  §ärefie  nid^t 
»erbammt,  fonbern  meil  er  eS  für  eine  beifpieüofe, 
»erbred^erifd^e  Steuerung  l^ielt,  eine  fird^Iid^e  9In» 
flelegenl^eit  bem  weltKd^en  ©erid^te  ju  unterwerfen 
unb  ^oretifer  mit  Sortur  unb  Sob  ju  beftrafen. 
fUlartin  bat  ben  ftaifer,  baS  ßeben  ber  ^riScUIia» 
niften  ju  f d^onen ;  genug  fei  eS,  baß  fle  burd&  bi» 
fd^öflic^en  Urt]^eilSfl)rud^  als  C)ärett!er  eröärt  unb 
öon  il^ren  ftir^en  öertrieben  morben  feien.  SBä]^« 
xenb  aWartinS  Slnwefenl^eit  ju  Irier  (384—385) 
Ijögerte  man  wirflid^  mit  ber  gerid^tUd^en  Unter« 
fu^ung,  unb  SWasimuS  Derfj)rad^  il^m  fogar,  baß 
fein  Slut  Dergoffen  werben  follte.  2tter  nad^  aWar« 
tinS  abreife  Keß  fid^  ber  ftaifer  burd^  ben  fpani» 
fd^en  ©ifd^of  3tf  aciuS  unb  beffen  ©enoff en,  weld^e 
bie  §öui)ter  beS  ^riScillianiSmuS  t)on  bem  weit» 
lid^en  ©erid^te  inquirirt  unb  geflraft  wiffen  woll- 
ten, wieber  umftimmen  unb  $riSciflian  mit  meis- 
teren an^öngem  ^inrid^ten.    Salb  barauf  (um 


386)  untemabm  SJiartin  wieber  eine  Steife  nai 
Srier  jum  flaifer,  um  bie  SBegnobigung  ber  )W 
faiferlid^en  ©roßbeamten  9tarfeS  unb  Seucobii 
burd^sufe^en,  weld^e  als  anl^önger  ©ratianS  ^ 
gerichtet  werben  folltcn.  3w  Srier  war  eben  eb 
Serfammlung  öon  Sifd^öfen,  um  ben  neugewä^ 
ten  S3ifd^of  öon  Srier  ju  orbiniren.  3)iefe  Sifd^ 
l^atten  ni^t,  wie  9Kartin,  ambrofiuS  imb  b 
^al)fl  ©iriduS,  bem  SSifd^ofe  Stl^aciuS  bie  fW 
Udbe  ©emeinfd^aft  entzogen,  fonbern  il^n  fogar  f 
unfd^ulbig  erHört  aiS  fte  bal^er  öon  SRortt 
naiver  anhtnft  l^örten,  für^teten  fte  ftd^  nid^t  wen 
unb  brad^ten  eS  bal^in,  baß  ber  ftaifer  ^m  b 
Eintritt  in  bie  ©tabt  nur  geftattete,  wenn  er  n 
ben  SSifd^öfen  gneben  Italien  wolle.  ÜKartin  an 
wortete,  er  fomme  mit  bem  ^rieben  S^rtfH.  S 
Irier  angcf ommen,  trug  er  bem  ftaifer  feine  398 
ür  bie  jwei  ^Beamten  öor,  unb  ba  er  gel^ört, 
oQe  eine  SRüitörcommiffton  mit  unbefd^ronll 
SSoHmad^t  nad^  ©panien  gefd^idft  werben,  um  l 
Unterfud^ungen  gegen  bie  ^riScillianiflen  fortj 
fe^en  unb  gegen  bie  ©d^ulbigen  mit  SonftScotii 
unb  SobeSftrafe  einjufd^reiten,  fo  fügte  er  an 
bie  Sitte  bei,  biefen  93efd^Iuß  nid^t  gur  auSfü^ 
fommen  gu  laffen.  !D{a^muS  fud^te  ben  ^eifigt 
öon  ber  Üted^tmößigfeit  beS  Serfal^renS  gegen  b 
^riSciUianiften  ju  überzeugen  unb  mit  ben  9 
f d^öf en  auSjuföl^nen ;  trete  er  mit  biefen  in  ftird^ 
gemcinfd^aft,  fo  würben  feine  Sitten  grl^öwn 
pnben.  aiS  SDlartin  auf  biefe  Sebingung  mi^ 
einging,  entließ  il^n  ber  ftaifer  mit  UnwiHetu  ft 
einmal  fam  bem  ^eiligen  }u  Ol^ren,  bie  p 
Beamten  folltcn  wirflid^  l^ingerid^tet  werben,  mi 
bie  aWilitärcommiffion  fei  f^on  auf  bem  SBef 
nad^  ©panien.  ©ogleid^,  obwol^I  eS  fc^on  %i 
war,  eilte  er  in  ben  laiferlid^en  $alaft  unb  M 
fprad^  bem  ftaifer  bie  ftird^engemebtfd^ft  mit  b( 
Sifd^öfen,  unb  f o  rettete  er  öiele  Unglüddid^,  ol^i 
3weifel  fettft  mand^e  ftatl^olüen;  wenigftenS  fSid 
teten  fid^  fettft  reid^e  ftatl^olifen  in  @))anien  öi 
ben  angebrol^ten  64)nfiScationen,  wol^I  nid^  goi 
ol^ne  ©runb,  weil  ßiferer,  wie  ein  Stl^aciuS,  ^ 
ein  anl^altenbeS  ©tubium  unb  Mafien  für  öetUd 
tig  l^ielten. .  am  anbem  Xag  wol^nte  Sßortin  n 
ben  Sifd^öfen  ber  Orbination  beS  Sifd^ofS  gfd 
bei,  Keß  pd&  aber  nid^t  bewegen,  bem  Drbinotlmi 
acte  feine  Unterfd^rift  ju  geben,  ©eitbem  öerml 
er  ftrengftenS  Jebe  Siommunion  mit  ben  ^t^oA 
nem  unb  nal^m  an  feiner  bifd^öfKd^en  Serfami 
lung  tl^eil.  Oft  erjöblte  er  feinen  ©d^ülem,  f 
biefer  S^ii  f^aht  fi(|  bie  il^m  gegen  bie  2)ömoii 
öerKel^ene  ©ewalt  geminbert. 

2)ie  übrigen  3a|re,  weld^e  SRartin  nod^  leb 
floffen  in  fegenSöoIIer  SBirffamfeit  für  feine  ®lft 
bigen  unb  ^önd^e  bal^in  unb  würben  burd^  et 
Snenge  Sßunber  öerl^errKd^t.  SaS  größte  SBn 
ber  ber  ©nabe  Wieb  aber  immer  SKartin  fett 
bem  3efuS  aileS  in  aUem  war,  ber  aUeS  in  (Sk 
fd^aute  unb  auf  il^n  surüdffül^rte,  an  bem  man  i 
eine  Scibenfd^aft  bemcrfte,  beffen  ©anftmut^  ir 
3RitIeib  alle  ^erjcn  eroberten,  beffen  Slemutl^  in 


M8 


2)}Qttin  Don  Sroppou. 


934 


9i%iil  fein  S^tti  )um  reinflen  jh^flaü  läuterten, 
beffrn  X^ten  Xl^aten  ®otteS  unb  beffen  SBorte 
tisnnlifd^  Ginfalt  unb  SBeiSl^eit  n^aren.  SBal^r« 
^,  jener  ^räfeä  üon  3tom,  Slrbor  mit  9iamcn, 
beffen  iml^ter  SRartin  gel^eilt  l^atte  unb  balb  bor« 
0^  ft(^  @ott  tt)et]^en  {al^,  l^atte  fein  foIfd^eS  @e- 
|i4  als  er  einfi  bie  ^anb  be§  ^eiligen  bei  ber 
(detoitimi  ber  l^tligen  SJleffe  Don  fiid^t  ftra^lenb 
inb  vnt  mit  !ßerlen  befät  \df) !  (Snblid^  fam  bie 
Seit,  ha  \fyxi  @ott  bie  l^immlifd^e  jfrone  retd^en 
MQte.  (Er  erfranfte  auf  einer  Steife,  bie  er  nad^ 
Eonbe,  einer  $fanet  an  ber  öu^erften  ®ren}e  fei« 
net^öcefe,  gemad^t  l^atte,  unb  Derlor  ))I5^Iid^  alle 
feine  itröfte.  SBeinenb  fprad^en  feine  il^n  um» 
gebenbenS^üIer:  „Sater,  mamm  oerlö^t  bu  un§? 
Sem  ia|t  bu  und  Zroftlofe  surüd?  ätei^enbe 
8öl|c  loerben  bcine  ö^rbe  überfaflen !"  TOartin 
entgegnete  betenb :  „^tn,  menn  id^  nocl^  beinern 
¥olfe  not^menbig  bin,  id^  meigere  mid^  nid^t  ber 
likit  bein  SBiUe  gefd^el^e!"  ®an}  in  ®ott  ge- 
|(uranelt  jlarb  er  am  11.  Sloüember  397  ober  400 
onf  einem  mit  9fd^e  beftreuten  93ugfad(.  SDie  93ür» 
gtrum  $oitter8  unb  Sourg  ftritten  fid^  um  feinen 
Irüigen  2eid^m.  „Unfer  ift  er,"  fogten  jene, 
Mü  bei  und  roai  er  Slbt;  i$r  l^abt  t^n  al§  9i> 
Wöe^t.*  —  „Un§  gcl^ört  er,"  entgegneten  bie 
Jnnmer,  ^.benn  bei  und  ift  er  gum  93i)d^of  ge« 
»eUt  »erben*  (Greg.  Tur.  Eist.  Franc.  1, 43). 
Sonit  pegte.  9Id  ber  fieid^engug  bed  ^eiligen  fid^ 
Xsnrd  na^te,  ftrömte  il^m  bie  gange  @tabt  unb 
Dogegenb  entgegen;  2000  ajlönd^e  fanben  ftd^ 
ea,  ebcnfo  eine  gro^e  ^ngol^I  gottgen^ei^ter  3ung^ 
\taaL  TOartind  Slad^f olger  Sricciud  (Greg.  Tur. 
Sit  Franc.  2, 1)  Iie|  über  9Jlartind  ®rab  eine 
Unia,  Sifd^of  !ßer))etuud  Don  Zourd  (geft.  490) 
!iief*5ne  SBofiUfa  (ibid.  2, 14;  10,  31)  errid&. 
ten;  ber  berül^mte  gligiud  (f.  b.  5lrt.)  Derfertigte 
firSRattind  @ebeine  einen  mit  fd^n^eren  ©olb* 
iMeo  fiber}ogenen  unb  mit  ben  f oftbarften  Sbel» 
Ponen  Überföten  SteKquienfafien;  eine  9)tenge  an« 
tat  im  Serlouf e  ber  3eit  ftd^  me^renben  f  oftbaren 
loioti&en  Derl^errlid^te  bie  ©rabftötte,  unb  nod^ 
Ani(2nbttrigXI.  He|  bad  ^eiligtl^um  mit  einem 
^6  JRar!  toiegenben  ©ilbergitter  umgeben. 
SttitiBdSerel^rung  Derbreitete  ft(|  nid^t  nur  über 
teflmjeSbenblanb,  fonbem  aud^  über  bad  SRor* 
infanb.  2)ie  SBaOfal^rten  an  fein  ®rab,  an  bem 
OK  Stenge  unleugbarer  Teilungen  unb  äBunber 

Kn,  erlangten  eine  Selebritöt  mie  bie  $ilger> 
nad^  äerufatem  unb  9tom.  2)er  SRartind« 
to§(f.  b.  «rt  gfefle  IV,  1424  f.)  mürbe  ein  geft, 
^  i«  gongen  Äbenblanb  unb  bef  onberd  in  gfranf  • 
^  ^  gefeiert  ttmrbe.   jfird^en  gu  Sl^ren  bed 
iLÜbtttin  ernd^tete  man  feit  bem  5.  Sal^rl^unbert 
^fatiolien,  vmb  fommtUd^e  Sltart^rologien  Der* 
Inbctai  feinen  Sul^m.  ^i^anheid^  9legenten  be* 
Mittlen  €t  Stortin  $etd  ald  ibren  unb  bed 
Xridicl  Sd^u^tron,  bebienten  fi^  bed  großen 
SttMod.  UK)mtt  feine  Xumba  bebedtt  mar,  ald 
^co&mncr  unb  l^ielten  ed  für  eine  ßl^re,  ald  ^om» 
tmen  Mi  ®t  SRartin  aufgenommen  gu  merben. 


Slnberd  fallen  bie  @ad^e  bie  Hugenotten  an ;  fte 
beraubten  1562  bie  TOartindfird^e  aller  ij^rer 
©d^ö^e  unb  Dermüfteten  fein  ®rab.  (Sgl.  Tille- 
mont,  Memoires  X,  309  ss.  771  ss.;  A.  Du- 
puy,  Hist.  de  Saint  Martin,  evöque  de  Tours, 
contenant  Thistoire  de  sa  vie  et  celle  de  son 
culte,  Tours  1852,  beutf^  Don  Sudler,  SRegend« 
bürg  1855;  M.  de  Montrond,  Saint  Maftin, 
ÖYÖque  de  Tours,  apötre  des  Gaules,  Lille 
1864 ;  Baguet,  Vie  de  Saint  Martin,  Lörins 
1876;  V.  Alet,  Saint  Martin  et  la  recon- 
struction  de  sa  basilique  de  Tours,  Par.  1865; 
F.  Chamard,  St.  Martin  et  son  monastöre  de 
Liguge,  Poitiers  1873 ;  Not.  sur  le  tombeau  de 
St.  Martin  et  sur  la  decouverte  qui  en  a  ete  faite 
le  14  dec.  1860,  Tours  1861.)     [©d^röbL] 

^gSattiii  Don  Sroppau  0.  P.  (Trepus  ober 
Strepus),  bcfonbcrd  ald  ßl^ronift  befannt,  mirb 
anä^  Martin  ber  $oIe  (Martinus  Polonus)  ge* 
nannt,  meil  fein  S3aterlanb  im  13.  Sal^rl^unbert  gur 
poInifd^enDrbendproDing  ber  SDominicaner  gel^örte. 
6r  fam  frül^geitig  nad^  $rag,  trat  bafclbft  in  ben 
SDominicanerorben,  mürbe  bann  nad^  SRom  gefanbt 
unb  mar  l^ier  fd^on  unter  Klcmcnd  IV.  päpftlid^er 
$Pönitentiar  unb  ftaplan.  SSon  9licoIaud  in.  gum 
Dberl^irten  bed  fett  ficbcn  Salären  erlebigten  6rg» 
bidt]^umd  ®ncfen  ernannt,  ftarb  er  auf  ber  Seife 
bal^in  im  %  1278  gu  93oIogna  unb  liegt  bafelbft 
aud^  begraben.  6r  l^interlic^  ^rebigtcn  auf  bie 
@onns  unb  Sfefttage  (Sermones,  Argentinae 
1484. 1486. 1488)  unb  bie  Dielgebraud^te  „$PerIe 
bed  S)ecretd"  (Margarita  decreti  seu  tabula 
Martiniana  decreti,  Norimbergae  1481.  Ar- 
gent.  1486  u.  ö.),  ein  Jftepertorium  gu  ®ratiand 
S)ccret  in  fjorm  eined  SRegifterd.  Sefonberd  be= 
fannt  geworben  aber  ift  er  burd^  feine  ßl^ronü, 
ein  ßompenbium  ber  SSeltgefd^i^te  Don  K^rifti 
®eburt  bid  1277  (Chronica  sununorum  Pontifi- 
cum  Lnperatorumque  ac  de  Septem  aetatibus 
mundi  ex  S.  Hieronymo,  Eusebio  aliisque 
eruditis  excerpta ,  Taurini  imprim.  J.  Fabri 
1477  in  4»,  1490  in  fol.;  Basü.  1559;  Ant- 
verp.  1574  u.  ö.;  gule^t  1872  Don  2.  SaSeilanb 
[Mon.  Genn.  SS.  XXn,  377—475]).  ®ad  Sud^, 
auf  Seranlaffung  bed  ^a})fted  ßlemend  IV.  Der- 
fa^t  unb  gunäd^ft  für  Sl^eotogen  unb  ßanoniften 
beftimmt,  benen  ed  nüJUd^  fei,  bie  ßl^ronologic  ber 
if aifer  unb  $äi)fte  gu  fennen,  fam  mit  feinen  über» 
fid^tlid^en  SRegentenrei^en  einem  fül^Ibaren  93ebürf» 
niffe  ber  Seit  entgegen  unb  ift  befel^alb,  tro^  bed 
bef  d^eibencn  Sieled,  bad  ed  fid^  ftedft,  unb  ber  Äritif « 
lofigf eit  f  eined  Snl^alted,  bad  Derbreitetftc  ®  ef  d^id^td» 
inä^  bed  fpätem  TOittcIalterd  geworben.  Db  bie 
©age  Don  ber  ^opftin  Sol^anna  (f.  b.  9lrt.)  Don 
einem  fpätem  Slbfd^reiber  (Dor  1312)  in  bie  ßl^ro» 
nif  eingerüdft  morbcn,  mie  u.  51.  S)öHinger  (^apft« 
fabeln,  SRünd^en  1863,  9  ff.)  meint,  ober  Don 
üKartin  felbft  ^enül^re,  mie  S.  SSSeilanb  (a.  a.  D.) 
bargutl^un  fud^t,  barübcr  werben  bie  JReinungen 
mol^l  immer  audeinanbergel^en;  fo  Diel  ift  fidler, 
ba|  fie  burd^  SRartind  ®efd^id^tdmerf  am  meiften 

30* 


935 


aJlartin,  Scncbicttncrabt  —  2Jlartin,  flonrab. 


934 


öerbrcitct  würbe;  bic^  gilt  auci^  t)on  bcn  anbcrcn  ju 
feiner  Seit  gangbaren  ©efd^id^tSfabeln,  j.  S5.  öon 
ber  ßinfefenng  ber  ficben  Äurf ürften  5U  Dtto'S  EQ. 
3eit.  (Sgl.  £.  ffieilanb  im  fflrd^it)  für  ältere 
beutfd^e  ©efd^i^tSfunbe  XH,  1—79;  2Batten= 
haä),  S)eutfd^Ianb§  ©efd^id^tSqncnen,  Serlin  1886, 
n,  427  ff.)  [§ij)ler.] 

SKatfiit,  Senebictinerabt  bei  ben  @d^otten  in 
SB  i  e  n ,  a§cetifc§er  ©d^rif tfteHer,  tourbe  um  1400 
im  S^]tx  ßomitot  (Ungarn)  geboren  unb  toor  ber 
@o]§n  beutf^er  t)erm5gU(i^er  Sonbleute,  mol^I  ^ad)' 
fommen  ber  fäd^ftfd^en  ^njlebler.  3ioii  fel^r  jung 
!am  er  on  bie  geleierten  ©d^ulen  ju  jtralau  unb 
Sfleijfe,  ftubirte  bann  bie  ©ecretalen  su  SBien 
unb  fuci^te  1421  bei  ber  Verbrennung  ber  3uben 
aud^  mit  Ruberen  ®elb  au§  ber  fflfd^e ;  ^u  feinen 
Seigrem  jäl^Ite  er  ben  berül^mten  Dr.  ÄaSpar  öon 
2Keifelftein.  Um  1425  mad^te  er  feiner  SKutter  ju» 
liebe  eine  äBaÜfal^rt  nad^  9tom  unb  trat  l^ierauf 
in  baS  SSenebictinerHofter  ©acro  ©Jjeco  ein,  loo 
bamalS  bie  ftrengfte  SDiScipfin  l^errfd^te.  SlHein 
bie  ihäf te  blieben  l^inter  bem  SBiUen  jurüdt ;  na« 
mentlid^  fonnte  er  be§  ©d^lafeS  nid^t  SKeifter  toer» 
ben.  Salier  trat  er  in  ha^  tiroal^  milbere  ftlofter 
U.  2.  3fr.  5u  ben  ©d^otten  in  SBien  über,  loelc^eS 
fd^on  einige  S^it  t)on  SDeuifd^en  befe^t  war,  unb 
gelangte  balb  gu  ^nfel^en.  6r  würbe  gum  93a§' 
ler  Soncil  gefd^idtt  unb  bat  t)on  bort  au3  feinen 
9lbt  (1431),  ben  tl^eologifd^en  S)i§))utationen  bei* 
wol^nen  }u  bürfen  (Senator,  c.  5).  9la^  feiner 
SRüdffel^r  würbe  er  $rior  beS  fflofterS  unter  bem 
trefflid^en  9lbte  Sol^ann  Don  Od^fenl^aufen  (feit 
1428),  unb  nad&  beffen  Sobe  (19.  October  1446) 
warb  er  sum  Slbte  gewählt.  SSon  feiner  SSerwal» 
tung  ift  wenig  befannt ;  bod^  trat  er  ol^ne  3^(tfel 
in  bie  i^uM^opf^ti  f^ineS  SSorgöngerS  ein.  2)ie| 
erl^eUt  barauS,  ba|  er  1449  Don  ber  allgemeinen 
©9nobe,  bie  5U  Saufanne  tagte,  einen  weitge^en» 
ben  Auftrag  für  ÜReW  erl^ielt  (ffeibfinger,  ©efd^. 
b.  93en..©t.  mül  SBien  1851,  551)  unb  1451 
Don  SarbinaI9ticoIau§  DonSue§  auSerlefen  würbe, 
in  SSerbinbung  mit  bem  9lbte  Sorenj  ton  Jliaria« 
jeß  unb  bem  $rior  Sol^ann  ©d^Iitpad^er  Don  SKelf 
bie  Senebictinerflöfter  ber  ftird^enproDinj  ©alj« 
bürg  5U  Difitiren  unb  5U  reformiren.  fiönger  aI8  ein 
Sal^r  brachte  er  bei  biefem  fd^wierigen  ©efd^äfte 
mit  wed^f einbem  @rf olge  unb  unter  oft  bitteren  6r« 
fal^rungen  ju.  Um  1455  legte  er  bie  3lbt§würbe 
nieber  unb  benu^te  nun  bie  größere  Stulpe  jur  9lb« 
faffung  oerfd^iebener  SBerfe  unb  ermuntember  3u« 
fd^riften  an  feine  flöfterlid^en  Qfreunbe.  ©0  be» 
rid^tet  $rior  ©d^Iitpad^er,  er  l^abe  brei  QfaScifel 
©riefe  Don  beffen  §anb  gel^abt,  bie  il^m  aber  faft 
alle  p  (Srunbe  gegangen  feien.  Sm  29. 3uU  1470 
f d^eint  3lbt  SKartin  geftorben  ju  fein.  —  93on  fei« 
neu  ©d^riften  ift  nur  ba§  Senatorium  gebrudtt, 
worin  er  tl^eifö  über  fid^,  tl^eilS  über  bie  erwähnte 
SSifttation,  tl&eifö  über  anbere  SDlaterien  öfterreid^i» 
fd^er  ©efd^id^te  fid^  Derbreitet.  SSoüftänbig  (mit 
ßtnieitung)  ftel^t  e§  bei  ^mon,  ^ej  (Rer.  Austr. 
Script.  II,  626  sq.).   3Son  ungebrudtten  SBerfen 


finb  5u  nennen:  berDielgelefeneTrialogasdein] 
litia  christiana  seu  spirituali,  WODon  me^ 
Öanbf  d^rif  ten  in  ^Münd^en  ftnb  (chn.  3034. 5618 
7531.  18648. 19803.  4712,  Ic^tere  fd^on  145i 
gefd^rieben) ;  bann  ber  Trialogus  de  gratitudin 
beneficiorum  (ebenfaQSinÜJlünd^en,  clm.  20171 
22 104),  ba3  Alphabetum  (ober  Alpbabetarion 
divini  amoris  (clm.  18  590.  18  650. 19  820 
3lu§  bem  ftlofter  SKonbfee  ftammenb,  finben  ji 
auf  ber  SBiener  SSibliotl^el  bie  Gerimonialia  fi 
»enebictinernöfter  (cod.  1.  Vind.  4970)  unb  b 
Sermo  in  visitatione  (cod.  1.  Vind.  4969),  foQ 
in  biefen  beiben  iSönben  93irttation3))roto!one.  Q 
ift  ju  l^offcn,  ba|  eine  berufene  fjfeber  (P.  ßöleft 
SBoIfSgruber)  SinlöfftgereS  über  ^bt  SRartin  De 
öffentlid^t.  [SraunmüDer  0.  S.  B.] 

SSartin,  Jionrab,  Sifd^of  Don  ^erbot 
war  in  ®ei§mar,  einem  S)örf^en  beS  Sid^dfelbe 
am  18.  ^ai  1812  geboren,  be^og  nad^  glän}etd) 
^bfolDirung  be§  ^eiligenftöbter  ©QmnafiumS  n 
"  erbfte  1830  bie  UniDerfität  aRund^en  unb  flubirj 
ier  Dier  ©emefter  lang  mit  größtem  t$flei|e  rä 
beftem  grfolge  ^l^ilofopl^ie,  Sl^eologie  unb  oricn 
talifd^e  ©prad^en.  Sluf  ben  SRat^  feinet  Se^ 
^EioU  beaog  er  im  ^erbfte  1832  bie  UniDerfü 
§aEe,  um  ben  Orientaliften  ©efentud  }u  l^to 
Öftem  1833  begab  er  fid^  an  bie  UniDerfü 
SSürjburg,  um  ftd^  auf  ba§  tl^eologifd^e  SoctoD 
e^amen  Dorjubereiten.  ^m  ©d^Iuffe  be§  ©emejieä 
beftanb  er  ba§  Examen  rigoroBum,  unb  bie  5ffrR^ 
lid^e  Promotion  foUte  gleid^  nad^  ben  ^bltferia 
ftattfinben;  ba  erfd^ten  ein  Srla|  ber  preu^ifd^ 
d^egierung,  weld^er  ben  93efud^  einiger  fübbeut|(l^ 
UniDerfttöten,  aud^  äBür^burgS,  ftrengftend  Mc 
bot.  3nf olge  beffen  begab  fid^  ÜRartin  nad^  SBbb« 
fter,  erneuerte  l^ier  im  SBinter  1834  baS  Examen 
rigorosum  unb  warb  am  3. 9Rai  rite  ^um  Doctor 
theologiae  ))romoDirt.  ©eine  SHffertation  fytt^ 
belte  DePetri  denegatione.  SJiartiu^  $romoti0Bl 
ber  aud^  ber  Sölünfter'fd^e  SSifd^of  Ha^pat  Vtai 
beiwol^nte,  war  bie  zweite  förmlid^e  ^motioo» 
weld^e  bei  ber  neuorganifirtcnSOWinfier'f^enSh' 
bemie  ftattgefunben.  Sie  erfte  ^atte  für}  Dod^ 
am  13.  a^örs  1834,  ber  bamalige  $[nftaltögeififi^ 
an  ber  Srrenanftalt  in  ©iegburg  unb  nad^l^B^ 
SBonner  ^rofeffor  C)ilger8  nid^t  gar  glönjeid)  I* 
ftanben;  3)laxim  l^atte  ben  2)octoranbu3  Wfp 
einer  bem  l^ermefifd^en  ©^ftem  angel^örenbenlW 
ex  Corona  angegriffen  unb  in  nid^t  geringe  Set 
legenl^eit  gebrad^t.  Dr.  SDlartin  füflte  ^  p 
Soction  l^inge^ogen;  ba  aber  ^ßaberbom  im 
fünfter  feine  ^u§fid^t  für  balbige  errei^im 
biefcS  Sxtk^  boten,  fo  crwirfte  er  fi$  bei  bem  bfl 
maligen  ©rjbifd^of  gferbinanb  Suguft  D.  ©piegi 
bie  9lufna]^me  in  bie  Kölner  Srjbiöcefe.  3m  gfrffl 
ial^r  1835  trat  er  in  baS  ^riefterfeminor  juÄS 
ein;  am  27. gebruar  1836  empfing  er  bie  beißj 
^rieftcrweil^e.  3m  folgenben  SKonate  erleid! 
feine  erfte  ©teKe  als  SRector  beS  ^rog^mnafiu» 
5u  aSipperf ürtl& ,  in  weld^er  er  4  Vi  Saläre  Dc 
blieb.  3m  3*  1839  griff  er  in  bie  bamolS  woge 


99tartin^  ßonrab. 


938 


lefifd^  SBinen  fd^arf  ein  mit  ber  bei 
t  in  SRain}  Detlegten  Sd^rift  Adnota- 
.d  acta  Bomana  et  Hermesiana  con- 
a  Dr.  Friderico  Lange.  3)ie  grünb« 
^errfid^  Sotein  Dcrfapte  ©d^rift  fonb 
ibem  SBeifoU  be3  bomaligen  Sijd^ofS  Don 
lOl^onneS  t>.  ©eiffel,  fo  bag  er  fid^  olS 
imtet  Soabiutor  bed  Srgbif^ofS  SIemenS 
tuf  fetner  SReife  nad^  jföln  ))erfönUd^  in 
etm  IBerleger  JJird^l^eim  über  bie  ^erfon 
ionge  erfunbigte  unb  ben  föal^ren  Tanten 
Snfolge  boöon  würbe  TOartin  1840  qIS 
Slel^rer  für  bie  oberen  jflaff en  an  boS  ÜJlar« 
Qmnafium  in  jföln  berufen.  3n  biefer 
Derfagte  er  baS  fo  berül^mt  geworbene 
ber  !at]^oIifd^en  Steligion  für  l^öl^ere  fiel^r» 
,  baS  im  3. 1843  erfd^ien  unb  bt§  ju 
krbote  burd^  ben  ))reu|ifd^en  SRinifter 
Huflagen  erlebte.  S)a3  im  pofitiDen,  äd^t 
t  ®eifte  gel^dtene  93ud^  l^ot  großen  @egen 
818  bie  erfte  Sluftage  erfd^icnen  war,  er« 
rttn,  im  ^erbfte  1843,  burd^  ben  bama« 
berbomer  93ifd^of  S)Qmmer§  einen  9luf 
tffor  ber  2)ogmatif  an  bie  tl^eologifd^e 
in  ^berbom;  ber  Koabjutor  t).  ©ciffcl 
t  il^  in  ber  ßrjbiöccfe  ff öln  feft,  inbcm 
flarte,  ba|  er  il^n  jum  änfpector  be§  tl^eo» 
Sontncted  in  93onn  unb  jum  !ßrofeffor 
lortigen  !at]^oli)d^«t]^eoIogifd^en  f$facultät 
n  l^be  (ögl  SWartin,  Scitbilber  ober  gr« 
enanmeineoereh)igten^ol^It]^öter,Wain} 
S8).  3m  ^erbfte  1844  gelangte  baS  fßox' 
9  <i[oab|utord  5ur  9u3fü]^rung ;  SRartin 
tm  SonDidSinfpector  unb  gum  au|er* 
len  $rof effor  ber  9RoraI  unb  ^aftoral  an 
erptät  Sonn  ernannt.  3m  3. 1848  er» 
ne  (Ernennung  }um  orbentlid^en  $rofeff or 
iL  Som  C^erbft  1845  an  oUemirte  ÜRar« 
E>iennger  in  ber  Slbl^altung  be8  afabemi* 
itteSbienfie«.  SIS  ^rofeffor  gab  er  im 
B49  baS  ))ofitit)  gel^altene  fie^rbud^  ber 
en  9RoraI  l^erauS,  ba§  in  ber  ^o\q,t  fünf 
erlebte;  1852  begann  er  eine  Ueberfe Jung 
\fyn  Wtert^ümcr  be«  3ofei)]^u§  QflaöiuS, 
m  onberer  ^anb  gu  6nbe  gefül^rt  mürbe ; 
;  beforgte  er  eine  neue  SluSgabe  Don  QJlal* 
Kommentar  }u  ben  ßoangelien,  überfejte 
pnscula  bed  1^1.  %^oma^  (De  Eucha- 
decem  praeceptis)  unb  lieferte  meb* 
(mblungen  für  bie  Sonner  2:]^eoIogifd^e 
^fc^,  fomie  für  ba§  ^fd^bad^/fd^e 
Dorliegenbe  SBe^r'fd^e  Aird^enle^ifon. 
1855  erfd^ien  fein  ))opuI(ir-bogmatifd^e§ 
Die  SBiffenfd^aft  oon  ben  göttlichen  3)in' 
tittlermeUe  l^tte  il^n  ber  Sr^bifd^of  ^um 
t  geiflUd^en  9iatb  unb  Orbinanat§'9iat]^ 
3nbe^  |ante  feiner  eine  ungleid^  l^öl^ere 
9m  5.  9{oDember  1855  mar  bur(|  ben 
Sifd^ofd  grons  S)re))per  ber  bifd^öflid^e 
m  Soberbom  jur  Sriebigung  gefommen, 
19.  Sanitär  1856  möl^lte  baS  giaberbomer 


S)omca})itel  ben  !profeffor  SKartin  jum  Sifd^ofe. 
3Son  ^apft  ^iu§  IX.  unter  bcm  19.  3nni  be- 
[tätigt  mürbe  er  am  17.  9tuguft  1856  im  ffiome 
in  ^aberbom  burd^  ben  (Sr^bif d^of  Sarbinal  t)on 
©eiffel  confecrirt  unb  intl^ronifirt.  ©er  neue  Si« 
fd^of  nal^m  in  ben  rüftigfien  SebenSjal^ren,  im 
Sllter  t)on  44  Sauren,  ben  ^irtenftab  in  feine 
„iugenbU(|  feäftige  ^anb'',  mie  fein  Konfecrator 
ftd^  au§brüdtte,  unb  l^at  il^n  bis  5u  feiner  gemalt« 
famen  Trennung  t)on  ber  ^eerbe  mit  ungefd^mäd^ter 
jtraft  gefül^rt.  Unter  feinen  57  SmtSDor gangem 
auf  bem  bifd^öflid^en  ©tul^te  l^at  il^n  leiner  an 
ai)oftoIifd^em  Cifcr  unb  rafttofer  Sl^ätigfeit  über« 
troffen.  S)er  Sifd^ofSftab  mar  in  feiner  ^anb  ju« 

§Ietd^  ein  Sßanberftab ;  Dom  erften  beginne  beS 
frü^jal^rS  bi§  faft  gum  beginne  bed  äBinterS 
burd^jog  er  auf  feinen  fSfirmungSreifen  bie  t)er- 
fd^iebenen  Sl^eile  ber  meiten  S)iöcefe  ^aberbom. 
2)a  bie  SDiöcefe  gro^e  2)iaf))oragebiete,  }umal  in 
ber  meftfälifd^en  Illarl  unb  in  ber ^roöinj  ©ad^fen, 
umfd^Uelt  fo  lernte  er  auf  ber  SifttationSreife  au§ 
eigener  ^nfd^auung  bie  ifloQ^  ber  ffatl^olüen  im 
))roteftantifd^en  9}orben  Seutfd^IanbS  unb  bamit 
bie  l^ol^e  Sebeutung  bed  SonifatiuSDereinS  immer 
mel^r  fennen.  91IS  nun  1859  ber  erfte  ^räfibent 
be§  93onifatiu§t)erein§,  (Sraf  3ofe})]^  ©tolberg, 
geftorben  unb  SSifd^of  SKartin  ju  feinem  9lad&« 
fotgcr  gemäl^It  mar,  ging  fein  eifrigfleS  SScftreben 
bal^in,  ben  bamald  erft  jefn  3al^re  beftel^enben  93er« 
ein  mit  aller  jhaf t  ^u  lieben  utU)  ^u  f örbem,  bamit 
er  im  @tanbe  fei,  bie  feitl^erigen  SRiffionSftationen 
5U  unterl^atten  unb  immer  mel^r  neue  ju  grünben. 
3n  Hirtenbriefen  unb  befonberen  ©d^riften  trat  er 
für  biefe  l^od^mid^tige  ©ad^e  auf.  ©eine  ©d^riften 
^S)ie  ^auptpfiid^t  be§  fatl^olifd^en  Seutfd^IanbS'' 
unb  „v2od^  ein  SBort  an  ba§  d^riftlid^  beutfd^e 
fßolt  in  ©ad^en  bed  SonifatiuSDereind"  er}ielten 
großen  Srfolg.  Stö  er  ftd9  bei  feiner  fiaatUd^ 
^bfejung  im  3. 1875  veranlagt  fal^,  baS  $rö« 
fibium  bed  SonifatiudDereinS  niebequiegen,  l^atte 
biefer  SSerein  gegen  250  3Rifftonen  unb  ebenfo 
Diele  ÜRifflonSf^uIen  in^S  Seben  gerufen,  barunter 
mel^r  al§  brei  SSiertel  unter  aWartinS  ^räftbent» 
fd^aft.  S)ie  S)iöcefe  ^aberbom  }öpe  bamdd 
75  9Riffion§f}e0en,  utä)  Don  biefen  maren  über 
50  unter  feiner  ^Regierung  gegrünbet.  3n  feinem 
apoftolifd^en  ßifer  glaubte  ber  begeifierte  Sifd^of 
fid^  nod^  ein  l^öl^crcS  3«!  ftellen  gu  follen;  er  unter« 
nal^m  ed,  bie  SRüdRel^r  ber  ^roteftanten  SDeutfd^« 
lanbS  5ur  fatl^olifd^en  ftird^e  anjuregen,  unb  fd^rieb 
8U  bcm  enbe  baS  „SSifd^öfHd^e  SBort  an  bie  $ro« 
teftanten  ffieutfd^lanbS,  gunäd^ft  an  biejenigen 
meiner  ffiiöcefc,  über  bie  jmifd^en  un8  bejiel^enbcn 
KontroDer§punftc" ;  femer  „6in  gmeiteS  bifd^öf« 
Iic^e§  aaSort" ;  enblidd  „SBoju  nod^  bie  ftird^- 
fpaltung?"  ®er  6rf olg  l^at  bem  eigentlid^en  3»«* 
biefer  ©d^riften  aKerbingS  nid^t  tni^pxoäftn  unb 
bem  eblen  SScrfaffcr  nur  ma^Iofe  Singriffe  au8  bem 
proteftantif  d^en  fiager  eingetragen ;  mol^l  aber  l^aben 
biefe  ©d^riftcn  ba§  ®lauoenßbemu|tfcin  ber  fatl^o- 
lifd^en  ßcfer  in  meiten  ffreifm  gefroftigt  unb  ge^ 


939 


Ü)Zartin,  ffonrab. 


94 


l^oBcn  unb  baburd^  großen  9hijcn  oeftiftct.  —  Sic 
bifd&öflid^c  «mtstlftättgrcit  aKortinS  mx  eine  fo 
überaus  rege  unb  reid^e,  boB  fie  ^ier  ni(%t  bi§  tn'S 
ginselne  ^ur  SDorfteKung  f ommen  fann ;  nur  Qfol« 
genbeS  fei  l^eröorgel^oben.  3m  3. 1857  grünbete  er 
ein  jttciteS  ifnaben|eminQr,  ba§  ju  §eiligenftabt, 
fül^rte  baS  allgemeine  ^farrejamen  ein,  rid^tcle 
bQ§  DfpriQlat  neu  ein  unb  rief  bie  etoige  Anbetung 
be§  oller^eiagften  5lltar§|acramente§  in'S  Seben. 
3m  3. 1859  untemal^m  er  feine  erfte  Stonureife, 
um  $iu§  IX.  über  bie  3)iöcefe  ©erid^t  au  erftotten ; 
1860  nal^m  er  tl^eil  an  bem  ftölner  ^roüinaial» 
concil  unb  erriii^tete  in  $aberbom  an^  eigenen 
Smilteln  ein  tl^eoIogifd^eS  Souöict.  3m  3. 1862 
machte  er  bie  jmeite  Steife  nad^  9tom,  um  an  ber 
tJfeier  ber  ^eiligfpred^ung  ber  japanifd^en  SBlar» 
t^rer  tl^eiljuncl^men;  1866  erweiterte  er  baS  tl^eo» 
logifd^e  ßonöict;  1867  reiste  er  jum  britten  SKale 
nod^  Slom  jur  18.  ©äcularfeier  be§  TOart^riumS 
ber  l^eiligen  Slpoftelfürften.  3m  October  beSfelben 
3a]^rc§  l^ielt  er  eine  ffiiöcefanf^nobe  in  ^abcrbom 
ab,  bie  erfte  feit  faft  200  Salären,  um  bie  SSerorb» 
nungen  be§  {Kölner  ^roDinsialconcilS  in  entfpre* 
d^enber  Sßeife  burd^jufül^ren  unb  baS  fird^Iid^e 
Seben  in  ber  3)iöcefe  ^aberbom  ju  regeln,  unb 
Iie|  fobann  bie  Acta  et  Decreta  Synodi  dioec. 
Paderb.  al§  Sud^  erfd^einen.  2)ie  (Sintl^eilung 
ber  ©ecanate  in  Definitionen  l^atte  er  bereits  f rül^er 
burd^gefü^rt.  3m  3. 1869  reiste  er  junt  öierten 
9JlaIe  na^  Stom  }um  Daticanifd^en  Soncil.  ^uf 
bemfelben  entfaltete  er  als  IRitglicb  ber  Congre- 
gatio  dogmatica  unb  Commissio  pro  postula- 
tis  eine  ganj  l^erDorragenbe  Sl^ätigfeit  Sr  mar 
einer  ber  entfd^iebenften  SSerfec^ter  ber  3nfaDi» 
biütät  beS  päpftlid^en  fiel^ramteS,  unb  bie  fd^Iie|» 
Ixä^t  iJfaffung  beS  Sap.  4:  Ejnsmodi  Bomani 
Pontificis  definitiones  ex  sese,  non  autem 
ex  consensu  Ecclesiae,  irreformabiles  esse, 
ftammt  auS  feiner  t^feber.  Ueber  baS  ißaticanum 
ücröffcntlid^te  er  1871  bie  ©d&rift  „®er  malere 
@tnn  ber  Daticanifd^en  fiel^rentfd^eibung  über  baS 
unfcl^Ibare  pä})ftlid^e  Schrämt",  1873  bie  ©d^rift 
„3lrbeiten  beS  öaticanif^en  KoncilS"  unb  bie  an» 
bere  Omnium  Ooncilii  Yaticani  quae  ad  doc- 
trinam  et  disciplinam  pertinent  documen- 
torum  collectio.  93alb  nad^  bem  t)aticanifd^en 
ßoncil  fam  für  Sifd^of  ÜRartin  bie  3cit  ber  ßeiben 
im  6ulturlam))fe.  @r  mürbe  eines  ber  erften  Opfer. 
91IS  fid^  feine  balbigeSSerl^aftungöorauSfel^enlie^, 
cntftanb  in  ber  ganjen  ffiiöcefe  eine  eigenartige 
Semegung;  auS  ben  Derfd^iebenen  ^l^eilen  ber 
©iöceje  famen  Deputationen,  oft  toielc  Saufcnb 
SKann  ftarf,  nad&  $aberbom,  um  ben  SSifd^of  ber 
unmanbclbaren  Streue  gegen  il^n  unb  bie  St\xd)t  ju 
Ucrftd)em.  ^m  4.  Suguft  1874  mürbe  ber  Sifd^of 
üerl^aftct  unb  in'S  $aberbomer  ftreiSgefängnife 
gebrad^t.  3n  baS  ©efängniB  fo^i^tc  i^m  fobann 
ber  Dberpräfibcnt  ü.  ßül^Imetter  bie  9Iufforberung, 
baS  bifd^öflid^e  9lmt  nieberjulcgcn,  mibrigcnfattS 
baS  SScrfa^rcn  auf  gnttaffung  auS  bem  9lmte  ein» 
geleitet  mürbe.  2)er  l^ol^e  ©efangene  ermieberte,  er 


bürf e  unb  merbe  fein  bifd^5fIid^eS  9mt  nid^t  nid)e 
legen.  ,,äBaS  aud^  immer  über  mid^  fommen  ma^ 
l^iel  eS  mörtlid^  in  feiner  3lntmort,  ^im  fefb 
93ertrauen  auf  benjenigen,  ber  alle  §aare  unfer 
^aupteS  ge^öl^It,  merbe  id^  el^er  baS  €eu|erfte  br 
ben,  el^e  id^  meiner  geliebten  SDiBcefe  imb  ^  i 
ber  l^eiligen  romifd^ » fatl^olif d^en  SHx^  mttx 
mürbe.  S)er  römifd^^fatl^olifd^en  jHrd^e  gel^dr 
meine  3ugenb  unb  mein  ÜRanneSalter;  il^r  toi 
aud^  mein  (Sreifenalter  gehören,  fo  lange  mir  @i 
baS  Beben  friften  mirb.  MeS  merbe  id^  für 
opfern  unb,  menn  eS  fein  foUte,  aud^  meinen  Ie|i 
Blutstropfen."  9lm  5.  3anuar  1875  erflörte  i 
ber  „©erid^tSl^of  für  geiftlid^e  angelcgenlfteitei 
ju  SSerlin  für  ftaatlid^  abgefegt.  9lm  19.  3cmu 
mürbe  er  unter  poli^eilid^er  93egleitung  nad^  9Bc 
gebrad^t;  l^ier  mugte  er  junöd^ft  als  ®efangei 
auf  ber  ©itabelle  unb  bann  als  Sntemirter  in  l 
©tabt  bleiben.  aUcin  am  4.  ^uguft  1875  tx 
lie^  er  SBefel  l^eimlid^  unb  mürbe  be^megen  f^ 
am  15.  Sluguft  „ber  preufeifd^en  ©taatSangel^öri- 
feit  Derluftig"  ernört  S5iS  gum  fjrül^ia^re  185 
meiltc  Sifd^of  SKartin  in  ©ollanb  auf  ©d^lo|  9ta 
bürg ;  bann  mürbe  er  infolge  einer  $ref fion  tw 
Berlin  l^er  auS  |)oIlanb  auSgemiefen,  unb  als  i^i 
in  Belgien,  mofin  er  ftd^  Don  ^oSonb  begebet 
baSfelbe  SooS  beoorftanb,  fanb  er  am  12.  3» 
1876  in  3Mont  ©t.  ©uibert,  unfern  Brüffel,  eine 
fidlem  3uflud^tSort  als  „  Jlaplan''  bei  ben  ©d^tm 
ftem  ber  d^riftlid^en  Siebe  aus  !ßaberbom,  bi 
bort  ein  ^enftonat  gegrünbet  l^atten.  Bon  Stör 
©t.  ©uibert  mad^te  er  1877  feine  fünfte  im 
le|te  atomreife,  um  bem  ^apfte  ißiuS  IX.  jn 
25iö]^rigen  $apftiubilöum  perfönlid^  feine  (SM 
münfd^e  }u  überbringen.  S)er  l^eilige  Bater  nmd) 
5U  Sl^rönen  gerül^rt,  als  er  feinen  buon  Corrado 
mie  er  il^n  }u  nennen  pflegte,  in  bie  3lrme  fdjloj 
er  fd^enfte  bem  „Befenner"  ein  öu^erft  prödjtige 
unb  mertl^üotteS  ^ectorale.  3lm  30.  SKai  187! 
mar  ber  „Befenner"  micber  in  feinem  9lf9l  9 
SKont  ©t.  ©uibert  angelangt.  Baß)  nad^^et  tw 
öffentlid^te  er  feine  ©d^rift  „S)rei  3a]^re  au8  mei 
nem  Seben",  in  melc^er  er  über  feine  ßrlebniffeWi 
1874— 1877  auSfü^rlid^  berid^tet.  IRod^  JW 
3al^re  lebte  er  ftiH  unb  »erborgen  in  SKont  © 
©uibert,  bie  ferne  ©iöcefe  $aberbom  im  ®el^ 
men  leitenb  unb  au^erbem  unablöfftg  tl^ätig  ur 
als  ^ftaplmt"  unb  SleligionSlel^rer,  fo  als  S^rif 
fteller.  6r  »erfaßte  l^ier  u.  a.  bie  ©d^riften:  5& 
^affxonSofficicn ,  Sie  ©d^önl^eiten  beS  ^erjer 
Sölariä,  Blidfe  in'S  3enfcitS,  3)ie  1^1. 6ocilia,  ^ 
monie  beS  9llten  unb  beS  9leuen  SeftamenteS,  S) 
SaSal^rbeit  über  5lfleS,  S)ie  ©d^ulfrage,  Blidk  i 
bie  ©cgenmart  unb  Bergangenl^eit,  9Kd^t  Seü 
fion,  fonbem  Sluflicbung  ber  SJJaigefeJfe.  ©eil 
lefete  im  6jil  »erfaßte  ©d^rift  maren  bie  fd^ 
oben  ermöl^nten  „Seitbilber  ober  ©rinnerungen  c 
meine  öeremigten  SBol^ltl^äter " .  ©ie  bef anb  pd^  no 
beim  Berleger,  als  für  ben  treuen  Befenner»Bif(^ 
baS  Icjte  ©tünblein  nal^tc.  9lm  16.  3ult  18^ 
l^aud^te  ber  Verbannte  Bifd^of  nad^  Empfang  b 


941                                  aJtartinon  —  lülartinäberg.                                   942 

^ctSgen  Stnbtfaaomenlt  tn  3}tDnt  @t.  (Siiibett  ja^r  in  feinen  tj^cfttn  unb  ftfllic^en  Scitm  (juinei|^ 

feilt  SmI«  an«;  ftine  It^m  SBorte  roaren :  „ÖSe-  am  ben  Sßrebigten  unb  Ijoniileiifi^tn  ^nfpra^tn 

Isbtfti3cfiiS<S]^pu3!'   SJur^  bie  Umfii^t  unb  ^eniorgcgangcti,  rotld)t  bei  bcrbaimtc  Sifd^of  in 

fiäiu  fertjd&tojlenl^t  btr  ©eneral-Oberin  ber  *HIont  St.  ©uibert  an  bie  ©tfitotflnn  unb  Jpen- 

€4lKfltni  ba  ^rißfic^cn  Siebe,  ^aulint  »on  fionärinnmgmi!^t(t),enblic^bte„JfanjeltDrlräge'', 

aSfllliinlrobt,  We  bamalä  in  iDlont  ©t.  ©uibert  in  \täjS  ftatlen  asänben,  enl^oltenb  bie  ^lebißlen, 

mute  ntü)  beim  3j)be  be§  !Sif$nf9  jugegen  uai;,  nel^e  Snaitin  als  aFabeini|i|er  ^tebiger  in  Storni 

odnstS,bitl^URSet<^ena[^^beTbomübeTjU'  unb  all  ^Bifd^of  bei  Ceifc^iebenen  (Gelegenheiten 

f]^nn.^iertDuibebet€ntI(^lQfeneam25.3uItQuf  gelialten  'iat.  Siiefen  fe^§  Sänben  (iat  «Stamm 

fndii^  aBeife  irnffiome  jut  legten  Slu^e  gebettet,  eiiien  iieficiiicn  Sanb  (olgen  laffen,  bei  bie  „Ritten- 

—  nörtin  mar  ein  überaus  frui^tborei  ©c^rift-  btieic"  bc5  iMfc^ofä  Snoitin  enthält,     pftäbert.] 

fäa,  bellen  nie  loPenbei  §anÖ  erft  bei  Sob  bie  ^Sartinon,  So^aitneä,  S.  J.,  franäöfif(i6ec 

Ste  entrift.  gine  gtolie  3q^I  |einer  Sii^ei  unb  Sljrologc,  imir  1585  gu  SÖriöube  in  ber  Stuoergne 

€4it|tnt  i{l  in  ber  uorfleViiben  bioeia))^i|d)en  gebeten  unb  ftaib  1662ju$DrbeauE,  nac^bem  et 

lUittfi^t  l^on  genannt;  mand^e  onbeie  jinb  bi^i^  baielbft  20  3a(|ie  lang  S^eologte  gele(itt  tiatte. 

u^ttoä^}utragen.  3uin  großen  obetgtbgtenSi^eilt  gv  {d)iieb  einen  <£ui[u9  bei  ge|ammten  X^eoiogie 

■omi  |(tae  ©etiriften  bie  grai^l  ton  5BDrle[ungen  (Theologia  universa),  nielt^er  jum  Sl^eü  erft 

nb  SortrSgen,  oud|  ouS  {einer  Biji^ofäjeit.  Ser  mäj  jcInemSobe  erl^ien  (ötoII.,  Burdeg.  1644 

?t«M|oi  ip  Mm  ©iid^of  nie  Bertäugnet  ober  bei  ad  ItjiJSj.  ^uii)  ein  anbtreS  älBerl  Änti-Jan- 

Seitt  sefe|t  tsorben.  !8i3  ju  ben  Siegen  bei  €ut'  senius,  hoc  est  Dieputatioaea  de  haeresi  Pe- 

lidompfeS  ^ielt  er  im  SBinterfemefter  regelmäßig  lagiana,  Paris.  1652,  bQ§  er  unter  bem  Sina- 

ii  (nncm  ^riePcrfemtnai  fiia!tiiif|  •  ttieologild^e  giamm  Antonius  SßoraineS  ^eiau€gab,  jog  er  |i^ 

SRlt|migai  üb«  l^egefe,  |ein  fiieblingsfad(i,  über  ben  ^q|  bei  Sanjenifien  unb  bemjulolge  manti^e 

l^nol  unb  Jhrii^RC^t.   Solchen  ^oilefungen  £Beiunglim)}fung  feiner  liteiaitfc^en  X^ätigfeit  gu. 

Rtpamint  boS  aSkrl  „£|etip^ilu3  ober  Untemei'  (9igI.Hurter,  Nomenciator  I,  724;  de  Backer 

|DQn  nbtr  bie  [onn-  nnb  |e{tläglicben  SDangelten  e.  t.)                          [SOt.  Steit^mann  8.  J.> 

MStK^ia^",  fomie,  mtnigftens  jum  giolien  'SSatfinsBerg,  e^emte  er3abteiO.S.B.tn 

tttüe,  .2)a&  ^fllic^e  Seben",  einiseitcnftüclju  Ungarn.  3mnngari{c^enSomitat3taab,fübü^ic^ 

fne^ü^em @(!^rift  ,3St|{enf(^aft  Con  ben  gött*  nDnbei^auptftabt,ei^ebt{id)beriQerg$ann[)nicnä 

B4nSingen',unbber„fliited|t§mu3beSr5mi[d^'  (Bacer  mons  Pannoniae),  ein  alle^müibiger, 

Il^oGI^  fftn^euret^ta".  3[u^  im  3}h]ttet^au|e  mit  ber  @e(d|ii^te  beä  Sanbeä  tnRigft  DertDQi^|ener 

ksS^lDcflcnitKr  li^iiftli^Siebe  in^l^erborn  Ort.  3n  bem  am  3u|e  bie|e9  ^ergeS  gelegenen 

tidt  B  tattfy^ifyt  unb  äicett|d|e  ÜJoitiäge,  toeld^e  @tüblc^en  Saboiia  mürbe  bei  f)l.  S^aitinuS,  na^ 

^bs^IgejuSnuffd^en  beoibeilel  unb  ^-  maliger  iBi{d)o{  uon  SioutS,  geboren  (ngi.  Maur. 

«Igegäen  umrbnL  Slawin  bütften  gebbten:  2)ie  Cziaär,  Monasteriologia  I,  unb  bef.  ^.  S}anIo, 

e^l^eittn  bt8  Softirfrui^,  ®a§  Soe  SDiaria  ®ieerjabte;©t.5QlaitinSberg[©abaria],bcr®e- 

ft  frannt  TOmienucre^rer,  SDie  Se^re  nnb  Uebung  burlSort  be§  t|l.  ÜDartin  SutonenfiB,  in  her  Defter- 

te  %iba4t  }uni  flöftlictien  §erjen  3e|u.    3>ie  rei^.  SGiertelia^Sl^rift  (fit  lalboIi|(!&e  S^eologie 

äeitbct  .alttal^olild^en"  ECBirren  unb  bei  gul'  1868,  1—38);  bei  heutige  33Iattt|Ieden  liiert 

tnlimipfci  fa^en  ben  SBil^of  Wartin  neben  bem  no^  ben  Ütamen  Sjent-Sltarton.  3)et  bur^  bte|en 

Vi^|e  0.  fletteler  als  mutf)igen  SGoriamt>|ei  ^eiligen  gleidEi|am  gemeil^leXterg  niurbe  bie  SBiege 

Sbie  itir^  unb  i^ie  giei^eit  unb  ^tä)tt.  an  beS  6.t|iijtenttrutn§  in  Ungarn.  SQon  ^\tc  au3 
n  3ätiib|ii^Rilt  gehören,  augei  einet  großen,  gingen  bie  Wt{|ionate  unter  bie  tieibnifd^en  Un- 
at in  Se))aiatau3gaben  et[(^ienenen  3<i^l  Don  gam,  bie  S^ri[tcngemeinben  erhielten  ^ieiDon  i^re 
|W«iibriefen,bie©i§riffen:Siu(^etneSnt^iinung,  Seelforget,  bie  flänige  fanben  bafelbft  gemanblt 
mt  ^lißli^e  unb  bte  6iDil-66'^  Strtbum  mä  itanjlet  unb  ©toatamänner,  bie  Äirdbe  gemann 
Bit^il  in  ben  gro^  Sragen  ber  ©egenwart,  bort  auSgejei^nefe  £Bif^ö|e,  SBen  ©runb  gut 
M-  nnb  Sic^tbilbei  für  bie  ©egenwart.  3Jit^-  Wbtei  legte  ^eigog  @eija  im  %  997,  boüenbet 
>it|nnei€t^flenlDuibeninfrembe(franjbfj{d)e,  abei  tourbe  fte  buid^  feinen  @ot)R.  ben  b^liS'" 
flßfy,  itolienif^e)  Spraii^en  übeifegt,  unb  |o  Jfönig  Stephan,  bei  in  ber  @liftung§urtunbe  Dorn 
Wk  ber  »flBKanaitin  in  ber  weiten  aSelt  einer  3a^ie  1001  bem  Slbte  aUe  !Re(!&tt  unb  SßribUegien 
nt  Mnndefleii  unb  gefeiertflen ,  unb  ouc^  hie  beS  9lbte9  uon  3)bnte  gofino  üerüel)  unb  jugleic^ 
*ifc(le  Sßiüierboni,  Don  bem  (Slanje  unb  SRu^ime  baä  fllD(!er  teictilicbP  botirte.  ®ie  tom  aiuälanbe 
W  öiÄoffl  umftro^lt,  tQud)te  aus  intern  feit'  berufenen  OibenSmänner,  Senebictiner,  legten  bie 
WriBtt^flßihunlelfieitior.  —  9!arfiaiHartin§a:ob  etfle  ^oi^fc&ule  Ungamä  an;  au§  biefer  gingen 
Jb  ftin  eVmaliget  tieuet  flaplan  unb  ÖJebeim'  balb  nidbt  blofe  ajülfionare  unb  ^eilige  !8il(f)öfe, 
fnttäi,  tioaf)ta  e^riftian  ©tamm,  aus  bem  fonbemam^bebeutenbeSc^tiftpeaei^eroor.  löalb 
QmiifiSen  *Ra(^Iof|e  noiäft  aßoncbeä  ueröffenfltt^l,  nacb  bem  Sobe  beS  f)eifigen  ©tifteiS  jerpört,  ent« 
Jjöifl:  5Bie  eoongelifd^en  Parabeln,  3)ie  jieben  ftanb  baä  Äloflei  noc§  groSaitiget  unb  blühte  na- 
^•ritEItnfli  om  Ateuge,  "Siit  o^t  Seligteilen,  mcnllic^  unter  bem  beiligtnffünigeSabtSlouS  auf, 
"■    iSber(irc^Iic^3ßfli^ttn,S:aSffire6en'  ber  nic^t  bloß  bie  Betlorenen  ©üterwieber  npi« 


943 


SDtartinujji. 


944 


tutrtc,  fonbcm  neue  SBol^Itl^atcn  boäufügtc.  Unter 
%U  aRottl^äuS  (1500—1538)  bcftätigte  2eo  X. 
öon  feuern  olle  Siedete  unb  ^riöilegien,  meldte 
nJlartinSberg  feit  ber  Seit  be§  1^1.  ©tepl^an  erl^alten. 
®ie  ]^am)tfQ(i^lid^ften  93eftimmungen  ber  betreffen» 
ben  ©utte  fxnb:  S)a8  fflofter  SKartinSberg  ift  bQ§ 
§aupt  ber  übrigen  SBenebictinerfiöfter  Ungarn^ ; 
ber  Sorfte^er  beSfelben  fül^rt  ben  Sttel  unb  bo§ 
%nit  eines  Sr^abteS ;  berf elbe  l^ot  ba§  Siedet,  aQe 
übrigen  Senebictineröbte  Ungarns  5u  ftd^  ju  be» 
rufen  unb  jebeS  brittegQ^r  ein  ®eneralcai)itel  Qb= 
jul^ialten;  ba§  ftlofter  unb  bie  SKönd^e  beftjen  bie 
SRed^te  unb  Privilegien  beS  ftlofterS  ober  ber  Kon» 
gregotion  t)on  SDlonte  ßoflno,  ol^ne  berfelben  ein» 
öerleibt  ^u  fein,  iflofter,  «bt  unb  SWond^e  finb 
feinem  ßrj^bifd^ofe  ober  SSifd^ofe  be§  SonbeS  unter» 
tt)orf en.  SlemenS  XTV.  ertl^eilte  bem  ?lbt  ©oniel 
©omog^i  (geft.  1801)  boS  3led^t,  SDoctoren  ber 
^l^eologie  unb  lßPofo))]^ie  ^u  creiren,  unb  bie 
ftaiferin  SDlaria  lerepa  erl^ob  ben  5lbt  unb  feine 
9ia^foIger  unter  bie  SKagnaten  (1770).  ®urd^ 
©ecret  Dom  14.  9loüember  1786  l^atte  3ofej)]^  11. 
boS  ftlofter  aufgel^oben,  bie  ©fiter  beSfelben  bem 
KeligionSf onb§  einverleibt  unb  bie  ber  3uri§biction 
beS  grjobteS  untermorfenen  !Pfaneien  in  bie  be» 
nod^barten  ®iöcef en  eingcreil^t ;  bie  SKönd^e  f etbft 
würben  tl^eilS  in  ber  ©eelforge,  tl^eilS  im  Se^rfod^ 
t)ertt)enbet.  3laä^  öielen  Semül^ungen  gelang  e§, 
bie  SReftaurotion  be§  JllofterS  bur^^ufejen.  9lm 
25.  ajloi  1802  fonnte  ber  neue  ergabt  Sl^r^fofto» 
mu§  92ot)äf  mit  32  el^emoKgen  OrbenSmitgliebem 
in  baS  alte  Seft^tl^um  ein^iel^en.  ßuf olge  beS  SRe» 
ftitutionSbecreteS  ^&f)Ü  ber  Drben  in  Ungarn  au^er 
ber  Srjabtei  nod^  3  Sbtden  unb  l^at  bie  SSerpflid^» 
tung,  10  ®9mnafien  mit^rofefforen  unb  21  ^far« 
reien  mit  ©eelforgem  ju  öerfel^en.  ®em  grjabte 
h)urbe  baS  Siedet  eingeräumt,  nad^  ©utbünfen 
3)irectoren  unb  ^rofefforen  an  bie  ©^mnafien  ju 
fenben,  für  bie  Abteien  nad^  bem  Statine  ber  Son« 
Dentualen  bie  betreffenben  Siebte  ju  ernennen  unb 
bie  ßmannten  ®r.  ÜRajeftät  jur  Seftätigung  ju 
unterbreiten ;  bie  ßmemtung  be§  drjabteS  bleibt 
©r.  TOaieftät  üorbel^alten,  jebod^  berart,  bafe  bie 
DrbenSbrüber  brei  auS  il^rer  SKitte  gu  ber  erjäbt- 
lid^en  SBürbe  Dorfd^Iagen.  ®er  gegenwärtige  Or- 
dinis  S.  Benedict!  Antiquissimi,  Celeberrimi 
Regii  ac  Exemti  Archi-Coenobii  S.  Martini 
Ep.  et  M.  de  Sacro  Monte  Pannoniae,  Par- 
tiumque  Coronae  Eegni  Hnngariae  adnexa- 
rum  Archi-Abbas  et  Praesidens  perpetuus, 
inclytarum  Sedium  Praesidialium  Nobilium 
de  Kiset  Nagy-Füs  perpetuus  supremus  Co- 
rnea et  Collator  (bie  Don  il^m  creirten  Sanbabe» 
ligen  l^eigen  Nobiles  Praesidiales,  im  @egenfa^ 
5U  ben  Nobiles  Regni  ober  SReid^Sabeligen)  ift  6ip» 
pol^t  Äel^er,  erwählt  am  24.  gebruar  1892.  2)aS 
eigene  Territorium,  ba§  er  alSAbbas  nullius  juris- 
dictione  quasi  episcopali  regiert — feit  1855  l^at 
ber  jeweilige  grjabt  au^  bie53efugni6,  in  bemfelben 
\>a%  l^cilige  ©aaamcnt  ber  ^Jirmung  ju  fpenben  — , 
bittet  ein  3)ecanat  unb  befte^t  auS  folgenben  $far» 


reien:  aWartinSberg,  SRaoa^b,  9lt|al!a,  ©jent-Söto, 
%er{t)'6,  ffajär  unb  ßfanaf  im  SRaaber  (Eomitol; 
$eterb,  Säji,  Sarfönpoö,  SSarfän?  unb  SSafonj- 
bei  im  SSeS^pr^mer  Somitat ;  SärfänQ  unb  gu^ 
im  ftomomer  ßomitat ;  enblid^  ®eäfij  im  ^re|- 
burger  Somitat.  Slufeer  biefen  15  ^orreien  gt« 
l^ören  jum  erjäbtlid^en  Territorium  nod^  47  gi« 
lialen.  2)ie  Sefammt^al^I  ber  Säemol^ner  auf  etma 
8  D.»9K.  ift  30  896  ©eelen,  öon  benen  25  529 
flatl^olüen  fmb.  OrbengmitgKeber  ftnb  185,  nan» 
lid^  ou^er  bem  Srjabte  unb  ben  3  klebten  tjon 
SSafon^bel,  Si^änti  unb  ®ömölf  nod^  125  ^rie- 
fter  unb  56  9llumnen.  ©iefelben  öerfel&en  1^ 
bie  ad^tfloffigen  ©i^mnafien  in  SRoab,  Oebenburg 
unb  ®ran,  femer  bie  fed^Sflaffigen  in  ifomom 
®ün§  unb  $äpa,  au^erbem  in  aWortinSbcrg  feftp 
ein  Oberl^ceum  ober  eine  tl^eologifd^e  Sel^ronfiolt; 
bie  feit  ©tiftung  ber  Slbtei  beftel^t  unb  lange  3* 
bie  einsige  Ungarns  mar.  92eueften§  ftnb  in  9^ 
tinSberg  aud^  borml^erjige  ©d^meflem.  (5JgL  Fux- 
hoffer,  Monast.  Hung.,  Weszprimii  ISOSj 
15  sqq.;  G.  Petri  H,  144  sq.;  95.  Sabad^  bei 
Srunner,  6in  Senebictinerbuci^,  SBüi^burg  1880, 
218 — 255 ;  bann  aud&  ben  ©d^ematiSmuS  ber  fe|p 
abtei.)  [5Rel^.] 

;SBatfiitit}}i,  ®eorg,  &nrbinal  unb  93if(iH 
Don  ©ro^marbein,  ber  ungartfd^e  äBoDenftein,  ^e^ 
mit  feinem  gfamiliennamen  UtceSendDiö.  Sr  fjciUt 
einen  Onfel  mütterlid^er  ©eite,  meld^er  Sifd^of  in 
©carbona  mar  unb  feinen  92amen  ÜRartinufetni  in 
!Dtartinuftu§  latinifnrte;  biefem  ju  Hebe  fd^rieb  et 
fid^  and)  9Kartinufiu§  ober  SKartinujji.  3n  ^« 
Datbriefen  unb  ©taatSacten  wirb  er  bIo|  Sroter 
®eorgiuS  genannt.  ®eorg  mürbe  1482  gufia« 
miiac  in  ffialmatien  geboren.  Ueber  feine  ©dp« 
fale  in  ber  Sugenb  fd^reibt  er  fpäter  an  95erantiu8, 
bamaligen  SDompropft  Don  SBeigenburg  in  ©ieben» 
bürgen  (1545):  „%l^  Jhtabe  Don  ad^t  Salden  Der> 
lie^  id^  (1490)  meine  ^eimat  unb  mürbe  nad^  bem 
Domel^men  ^ofe  be3  erlaud^ten  ^er^ogS  Sol^anneS 
SorDinuS  gebrad^t;  l^ier  l^abe  id^  13  Sa^te  nid^ 
ol^ne  leidste  IRü|e  in  ^ofgefd^öften  jugebrod^* 
3m  ©d^Ioffe  ^untiab  ging  e§  iebod^  ®eorg  ni^t 
bef onberS  gut ;  er  Derlie^  feinen  $Ia^  imb  foid» 
Slufnal^me  bei  ber  ^erjogin  ^ebmig,  SQBittme  bei 
3i))fer  ®rafen  ©te))^an  Don  ©^äpolQa  unb  SRutter 
bed  fpötcm  ffönigS  Sol^ann  ®eorg^  einer  l^öd^fl 
el^renmertl^en  SRatrone;  biefe  gab  il^m  jfteibung, 
®elb,  SBaffen,  ®iener  unb  ^ferbe  unb  reifte  i^n 
i^rer  Äriegerf (^aar  ein.  6r  mürbe  auf  biefem  SäBege 
5U  immer  l^öl^eren  3)ienften  gelangt  fein,  50g  e8 
jiebod^  1504  im  Sllter  Don  22  Salären  Dor,  oB 
Saienbruber  in  ba§  ^aulinerflofter  Don  ©t.  Sorenj 
bei  Ofen  einzutreten.  §ier  empfing  er  nad&  Dor» 
l^ergegangenem  Unterrid^t  bie  l^eilige  ^riefiermei^c 
©eine  ®efd^idlid^!eit,  fein  Sfleife  unb  feine  rafl» 
lofe  3:]^ätigfeit  gefielen  bem  DrbenSgeneral,  fo  bo| 
beiffelbe  il^n  jum  ^rior  be§  ßlofterS  ßa^nftod^ou  in 
^olen  unb  nid^t  lange  barauf  be§  jf  lofter^  p  ©a« 
joläb  in  9lorbungam  ernannte,  hiermit  begann 
eine  SBenbung  in  ben  ©d^idfalcn  beS  armen  unb 


SRartinugji. 


946 


SRjHu!^.  aiS  Aönig  ^o^am  t)on  bem 
rig  gferbinotibd  1527  an  bie  %i)üi  ge« 
lAe,  fanb  er  ju  ©ajoläb  in  bcm  ?ßnor 
corg  etnen  Scf anntcn.  aRortinu^jt  folgte 
beS  ff önigS,  oerlieB  feine  3eIIe  unb  lam 
Am  infolge  ber  ^^ieberloge  1528  noc^ 
donfborfeit,  Sl^rgei),  aber  aud^  $atrio' 
iten  bie  Snotioe,  loelc^e  ben  46iö]^rigen 
mi  betDogen,  Sodann  tion  SgäpolQo,  gu 
rfdnlid^feit  er  übrigens  Don  3ugenb  an 
bere  3un(tgung  W^^f  ju  bienen.  SKar- 
iff  mit  Energie  bie  ©ad^e  beS  ÜMgß 
riflrte  feine  ^ortei,  fd^affte  ©elbmittel 
Xruppen;  im  %  1529  fül^rte  er  feinen 
ij^  Of«t.  2)iefer  ernannte  ÜRartinu^^i 
I  mib  eröffnete  il^m  baburd^  feine  politif  d^e 
.  3Rartinujsi'§  ßl^rgeij  fanb  fd^nelle  95e« 
l;  1534  mürbe  er  jum  Sifd^of  öon  ®rofe- 
mannt  iebod^  Dom  $apft  erft  am  30. 9Rai 
itirirt.  £r  leitete  jmar  bie  SSegierung  ber 
ße|  ftd^  aber  nid^t  confecriren  mtb  über- 
a  SSeil^bif  d^5f  en  bie  $ontificaIfnnctionen. 
Rem  £pifcof)at  erl^ielt  er  aud^  bad  ^mt 
ipnrifterS  unb  mel^rere  fird^Iid^e  ißfrün- 
rnor  er  ber  SRann  gemorben,  ben  ffönig 
\d  feinem  abieben  (21. 3uli  1540)  jum 
c  feined  Sol^neS  3o|ann  @igi§munb  für 
|ielt  SDtartinugji,  ber  unter  bem  9IbeI 
Xn^onger,  mol^I  aber  offene  SBiberfad^er 
m  Don  ber  Stegierung  ben  DoUftönbigften 
b  )nxtng  feine  9lebenbu]^Ier  unb  Seinbe 
irfam.  @d^on  am  15.  @ef)tember  mürbe 
Schreiben  am  9täfo§feIbe  eine  9teid^SDer- 
I  abgel^Iten  unb  3o]§ann@igi§munb  5um 
n  Ungarn  ausgerufen;  eine  ®efanbtf(|aft 
Siileiman  nad^  SonftantinopeC,  um  Don 
i|  }u  erbitten.  Snbeffen  l^atte  SRarti« 
io^l  ber  ffönigin-SBittme  äfabeSa,  bie 
Donlelmätl^ige  ^rau  mar^  als  ber  Xreu* 
er  Xurfen  gegenüber  eine  l^öd^ft  fd^mie- 
img.  @o  fanb  er  im  Sntereffe  Ungarns 
l,  gel^ime  99otfd^aften  an  ffönig  gferbi- 
d^tfen  unb  ^riebenSunterl^anblungen  ju 
oeU^  am  23.  ^pxii  1542  mirflid^  jum 
:ten. 

mg^i  trieb  gu  feinem  ißerberben  macd^ia« 
^litif.  Sßäl^renb  er  nad^  abgefd^Ioffe- 
xoge,  mie  eS  fd^eint,  immer  ju  ffönig 
)  ^ielt,  geigte  er  öu^erlid^  ^nl^änglid^feit 
irtifd^  9Rad^t]^aber  unb  mar  jieberjeit 
mit  i^nen  in  gutem  SinDemel^men  }u 
MeSebingungen  ithoä),  auf  ®runb  beren 
( gefd^Ioffen  morben,  fonnte  er  nid^t  er* 
^  neuere  93emü]^ungen,  mit  bem  ffönig 
)  einen  bleibenben  ^uSgleid^  ju  @tanbe 
t,  fd^erten  an  ber  Unbcftänbigfcit  3fa« 
n  bem  ÜRi^trauen  5U  äBien  unb  @^on- 
I  unb  an  ben  Sntriguen  beS  ÜTlitDor» 
P.  $etroDicS.  @Ieid^mo]^I  bel^errjd^te 
\i  bie  6ituotion.  3n  ber  SKcbgpcjer 
img  gelang  eS  il^m,  bie  ftebenbürgtjc^en 


©tänbe  }u  geminncn;  bie  Surfen  bef riebigte  er 
burd^  ®elbgefd^enfe.  SDie  Königin  unb  ^etroDicS 
mußten  feine  Ueberlegenl^cit  anerfennen.  TOarti» 
nujgi  fammelte  50  000  TOann  ouS  ben  ©jöflpem 
unb  @ad^fen  unb  jagte  mit  biefen  bie  SBalad^en 
aus  bem  Sanbe.  SfabeUa  Derfud^te  in  SEßei^enburg 
mit  il^ren  Slnl^ängem  fefte  ©tcUung  ju  nehmen, 
mugte  aber  fd^Iie^Iid^  in  bie  Uebergabe  ber  @tabt 
einmiUigen.  3n  ÜRül^Ienbad^  fanb  am  12.  3uni 
1551  eine  3ufammenfunft  SKartinujji'S  mit3fa* 
beUa  ftatt,  in  meld^er  er  il^r  baS  iBerberblid^e  il^rer 
ißolitif  auSeinanberfe^te.  SS  fei  bie  l^öd^fte  3eit, 
Siebenbürgen  unb  bie  ftrone  Don  Ungarn  an 
Äönig  Qferbinonb  ju  übergeben  unb  feine  QfriebenS» 
bebingungen  anjunel^men,  gumal  auf  bie  ^ilfe  ber 
Surfen  feine  3luSfid^t  Dorl^anben  fei.  3njmifd^en 
fam  ber^eerfül^rer  Äönig  g-crbinanbS,  3.  ©.  Ka« 
ftolbo,  SJcarfgraf  Don  ßaffiono,  Dberbefel^lSl^aber 
ber  föniglid^en  ixvop^ßtn,  an,  um  bie  Unterl^anb- 
lungen  mit  3fabeIIa  in  feine  ^anb  gu  nehmen, 
gaftalbo  erl^ielt  bie  3nftruction,  in  »id^tigen 
@ad^en  fld^  mit  Sßartinuggi  gu  beratl^en,  ber  nid^t 
nur  bie  Dorl^ergegangenen  iBerl^anblungen  genau 
fenne^  fonbem  aud^  fid^  burd^  Sinfid^t  unb  Sr- 
fal^rung  ouSgeid^e.  2)emgemä|  Derftd^erte  Sa* 
ftalbo  äRartinuggi,  er  moDe  il^n  mie  einen  93ater 
eieren,  unb  eS  fei  ber  SEßunfd^  ^erbinanbS,  ba|  er 
aDe  ®efd^öfte  mie  biSl^er  fortfül^re.  Saftalbo  mar 
aber  nid^t  aufrid^tig;  er  moUte  bie  @ad^e  mit  3fa' 
itüa  fd^neU  abmad^en,  Derböd^tigte  SRartinuggi 
beim  ff önig  unb  fud^te  ben  Sinf[u|  biefeS  Staats- 
mannes lal^m  gu  legen.  99ei  aSebem  mürbe  bie 
Uebereinlunft  gu  Staube  gebrad^t  unb  bie  betref« 
fenbe  Urfunbe  am  29.  3uli  untergeid^net  toonad^ 
bie  ffrone  beS  1^1.  QUp^an  nebft  ben  übrigen  Sieid^- 
fleinobien  bem  ffönig  gferbinanb  übergeben  mur« 
ben.  anartinuggi  moUte  fid^  nad^  abfd^Iu^  biefeS 
SractateS  gong  gurüdFgie^en,  unb  nur  auf  an- 
bringen beS  ffönigS  gf^^binanb  entfd^Io|  er  fid^, 
bie  SQ^oimobenfteSe  utü)  baS  Sd^a|meifteramt  mei- 
ter  fortgufüj^ren.  2)er  fd^Iaue  92eapoIitaner  Sa- 
ftolbo  ful^r  inbcffen  fort,  iUli^trauen  gegen  2Kar- 
tinuggi  gu  f äen,  unb  gmar  mit  6rf olg ;  benn  auf 
feine  unauSgef e|ten  SSerböd^tigungen  erl^ielt  er  am 
20.  3uli  Dom  ffönig  bie  SQBcifung:  ^SBir  l^offen, 
ba|.  fid^  99ruber  ®eorg  als  treuer  unb  broDer 
9Kann  bencl^menmerbe;  nid^tsbeftomenigcr  tragen 
SBir  bir  auf  unb  befel^Ien  bir,  für  ben  Sfall,  als  bu 
ftd^er  mal^mel^men  foSteft,  ba|  er  irgenb  etmaS  gu 
Unfcrcm  offenbaren  SJerberbcn  unternimmt,  bo&  bu 
bann  gegen  il^n  fo  Dorgel^ft,  tt)ie  eS  baS  93ebürfni| 
UnfcreS  SReid^eS  unb  Unfcrer  treuen  Untertl^anen 
erforbert.  «n  bir  ift  eS,  bic&fallS  Unfern  SBillen 
auSgufül^ren.''  9lad^  3n]^alt  unb  Sonte^t  mar  biefe 
ÜRa^regel  gegen  mirflid^en  ^od^Derratl^  gerid^tet. 
aber  in  ben  ^önben  beS  nad^  ber  alleinigen  SRad^t 
unb  ben  ©d^äjen  9Rortinuggi'S  lüftemen  gelb- 
l^erm  maren  biefe  SBorte  für  erftem  Derl^ongnil« 
DoU.  ißon  nun  an  nal^men  bie  ißerböd^tigungen 
ßaftalbo^S  gu.  3ttJcif«J  ön  ber  Sreue  aWartinuggt'S 
.fonnte  aUerbingS  beffen  SSerfel^r  mit  ber  ^Pforte 


•  -1  '.  .111  -  ^  I. 


.rrccnt-   Sä  Äfctmfä  Sicrq  Rbncäx.  'cun  rar.  Jur;:;:g  som  3afiK  1544  ein  SSerbot  Im: 

ti.  i  .iftaiifj  :n::  ^ern  .'cinjiircn  c-.erH  :e::  i.:r::n  'crtr:::  :!i  :}icL:a:r:r.§facüen  feine  9leuetui 

n:=ii:iunrn.  ilniliu;en.   znxt  :*^a  y.i  vszzzzr.  :i!s*inen^urfe.  üciDer  fanö  bie  SRefonnati 

■*'jr?an-jrQEn  jninoiicn  -no^uor  -"ino.    Zir  -^an  "iir^n  ächb  3urcü  5ic  ißarteinal^me  ber 

iqen  S^cmraivji  TJor  jr.  ianoiU::  'xrc  -xzizizzi  xtr.  IRüjncten  mr  Diefelbe.    3luc^  ^ie 

■i'iiiiir  ^siürriiin.  Jit  ^ixvcz  jüt  ^-irraiJi  jerfciiiie  j:e  55rna:nr.ne  nörfer  als  Die  SRenfd^ 

im  ne  ::n  ?K?ugnn.    fanculJa  jinnnraciE  :nD»  iTwi5t -i»^  "ecoaj  Die  religiöfen  SBemegungi 

ioi   2in    -^tiUirjcnnLinEr    5rcr;a   Eiuluincnn.  Ii^imii  äs  Dem  '3luge  unb  fuc^re  bu 

ülarr.nu^Si    u   rxrrOcn.   £:e  nmiriie  ilurfüiis  ure  inrrtirargen  ihnen  Scbranfen  ju  fej 

nuiq  3:£?c5  ÜutTraqE«  'cmD  *n  Der  Jiojn  Jrn:  1?.  nro  r.z::  rurr  Jon  '"einer  eigenen  2Birffai 

niT  x^n  1"   £.'i::niüer  13.31  -loiL  S^r  fursmai  EreC:^zr  cendjat:  als  Siicöof  ttor  er  auc^ 

r,irDi  jjn   Siuiuctinn.  -cniEni  .'iHenen  Scrtiör  luoriue  Bnener  ^uai  ßamufe  ^u  gewinn 

L^iiirc  ünurmu  "r^rrcin.  i^tr^  'inö  r.niqcn  ota=  :r.a  Ttrctncnö  rsax  Decgieicüen  btmuÜ^t,  i 

.iiziizn  mo  Ej.inicm  unJoiiTtini  ins  y^m,  ziam  rircer  -JaniriuC  ucm  äaijre  1548  ber  S 

j£!cnart.    Intcr  Jen  iSuncn  ..\'?U5    UZuna:"  iirr  Jtnen  2annn  inigegensuf egcn ,  fon 

JOD  3^r    mwfr  iiif?aanO£ite  r-'i^iurac  -ftrctä  :en  :icsccn:  ::e  ^erbreimng  ber  3rrle^re  n 

fik-rit  mf.    I.T  .-nrütirE  i:::cDniun  3i:tD  jt=  -nnx  -ir-Csm:  -n  iiefcenbiirgen  ergriif  biefelBe 

15.  -rttjniar  1>.'.-  anü^eriti;! -.  .-noiim  mirae  :r  Hncjrn:  ^Umfenburg  xar  balb  für  bie  fc 

mf:ijmi^iia::n -Sfvni  .nie  jer  Hi;fii3en;iaaj. -.Jans-  ^irtre -•eri^rcn.  'ffiarnmi^i  fe|te  auä^  ! 

Jiirq   5£Lmiair  ino    n  Der  Darrlijen  JiiaunicÄ::  .TfrrTcnrrnajen  treiben  Siberftanb  entgi 

4:rn3e  jom  .iL  'rtii-el  jertiiner.     ?nre  .tnfaaie  Inftrencnncsn  iber  »"cfseirenen  an  ber  5 

iiiinuiiine  mi  Dem  Eiiaaen  ']3Zür:t:nixv  §■  ^^^  ---  -itncen  Kirte  3fcibeila'5  unb  an  bei 

Htioen  iinö  Dtm   ?:nüürn    onö  Der  AnuncnrnT  '"Lit  Der  äbcefiildnen.   2  er  öetlige  93ate 

'Imnibns  aior.eniium  *sc-  ieseicnnir  Die  5:t:li.  Jirn   "Biurnttu-i^r^   innrcfcmatorifc^eni 

:du  ;r  je!i;v'isr  Tjur:^'  S.  A.  Sz^r^uij.  Coilecüo  Durta  frinen  *?enngem  als  ß5nig  Verbind 

nonam.  r^mpL  Cor. iL.  Aohjsuiirx  1"  *1.  25-.  innmEre:.  Der  .:n  4.  'ÄuguÄ  1551  in  fein 

£:e  ^fenurDuiiq  "riuninuMv^  .Trc-.-c  ineroiL  je«  Din  Sirroorienier  St^'cöcf  5ur  Sorbint 

"i-nDer*  m  Sjm    Das  .irj^n:  'Änrtnen.    ^JiJma  =u  :r:::c3n.  rrn  riiir±niy^i  niSmte:  i 

■^r^manD  'ünoie  ^trar  '\ncn  im  1  ^immxr  lu^i  lo  i*.  luümn  düea  er  prjbitaaestnc 

in  iSiiDÜ  Vjiiu4  HL  .-nie  SEinrrrninntijsainft.  ipejrx  -um  Ji  ^eteri  orüodoxaque 

:;c  .iDer  nur  Dtc  l?erc»iäir:aunaen   cntcr  •>tn:Ci  rbiiiaone  auitra  ohn&äana  ita  uti  de! 

■  ^  '  « 

rrsrjöucrtc.  «?:ne  lach  5:ifn?rüemni:  ^ts  EtmuES  =iana-in  n:  ^onorae  -jädus  sedis  apo 

jr-r.i!iTtiiL:E:E  Unrcrukauni;  tiIic  Dri  >arDniu;^iu*  jUM^r^onicm  -i^s^.  jmnibuäqae  quibu 

rfrfoien  i'cr.iri  jenjrfen.  2:e  iittncn  ;niü  icimur»  nudi^  :am  r^iispums  väriÄnanae  quaz 

icuacn  Xkirm  -nöti  'cTnc  -^inöe  j:?er  oim  Der  Sc-»  rtians  ip^'SvoÜL-ae  leien^ionem  contrs 

.lU'ruuLj  iJüiini'.Tiic  Si  inner.  Dtrcn  H'^isniurn  Da-  mpuiniarurrä  icnter  äuscnere  et  pro] 

jüTZi   m  ii^trli   jfniiTm.     ßimii  ö'»üin=  ~  virJ-.n-ii:  3,  i'^runnus. 'Enmos  oon  Unc 

j.l:l:::c  Die  ?l:r::^cr  ano  iJiTinamtr  Dicrcr  mm»  -jninir  fcL':'3J'.  iber  Denen  ^nbängli 

"iiini:::  Ijar  m:  Dem  «rrai-n^onn.  juu  Dtmiibsn  \::z\\z  «r^inuno  xe  -r-n  ^äktcI  ceduBei 

:j-.t  im  1-t. -"S^äruar  11.*.'.  x:ti?tr  nif.  "UianJir--  ::b:  n  itntm  r.L^nr.irmffflen  Srjcömicf  B 

rernrc.  ütiiliunen  JC  D^m  .-mürDenm  [icüinui  -u  pi  T'ib^nii  Tac^  appeüad  vita  (^e 

"rnüKi.  nmD  lUi'r  .«nnLiufint  rtuni  nior  ii=  *-5»'f'  :jr.^sua'-'  Jiunum.  Huni. hist H Pe« 

midit  H:il3«:.   1  •'«■  ii:c  ÄciönriinH-n  .mö  1 '•  «■  1?.  !>■  i:r.?mDuair.ai:'i2iE-Deneni?egnerb< 

S?ii.;iii'!i  jiiarr-i    ^H■:I3.     Saia  ^tn  ÜKT.avczi  Der  rj^t  Jciiur.iB.  Dun  :r  DK»'en  iUä^jeiAneb 

■cTuieni3""i:inin  r.u-:3n:!ten  rrr.::r  Div  -nr-fttn  r.^!U  D;n  rju;  ?::unn:  jiice.  .>dr  Die  nrirerfonti 

itninir  in  Der  fiarijoi  Die  miiitse  £:rm  "iclti  s?l2:i2:c  üunrnii-f/^  x\tz  'ra  iagefe 

j-cHiLDi'n.  Rnir  >.rcL-:l-..i  rt.  xii)  Die  xrcö  ci^t  ö 

ürOTnai  Sijrnnu'ii  .«nian A:iü  U2  SififiLT  r?B  :i3:ir.  i^-iimin::  -.m  ^cTuint-vien  9rd 

liier  ^immxTiicn  inD  ^tnuirrn  Tnc  .Tcrüriiinf  nrsirr.   iS-rriie.    fcn  Den  liiren  Sic 

Ij.:~.::"i:::.  ^n  tmir  l-ju'c  ?ri'inrarDt!n  .rpTT  r.rlv.r.:  :::r  ^;-j:i!    2£i:?ccirtf  Ja  minifi 

-T  .nri2iL::t-ri:  rL^^-.:c:n  ir::in  :'l  -L-a-::.  K:Tr---  Joi-iin^si  >.i.iJ7;jiii5?iiis.  r-ir.  1771)  eine 

■n.:rjn.  .'in  ^c-L-::fn-*ur.icn.  rj  i~n:r  Dir  ■i=n:.:ci-n  i::r»;c.    in-:;nOi:i2.    n   rr-jr-iim  Snle,  1^ 

^.::-.L'pna    ^Jini;   ^Jüiinn-s  xt:2    triirr  iL*-:nrf  ::L'-';rJ:->.!:L-.;r'i2iu;iri'LC».*rra:tiUtye 

J--    }J::;iT:inii    mmiT  Trrrm  -"»-.li^  ii^n:     iniiiu  r-uyr   r--r^-     iuLna-iszi  bibomok 

L't^irr.x::-:  isjrc-i  £jr.:i::in  TUirn  D:u  ilnu.n:-.?.r  ::vri   •. -.::■.■.  ti-i  ?isc  l:^.'.^.  :ku  in  Eist 

Drr  ^^jrrn^jn  :;::.    r.:n  i:=r;-n   nir:t    :j-r  l-wkizh  i:ii:i.;;t..  ?ä<c  1>?.S.  IV,  1— ^ 

DTr.-3  l:.  i:tr-jn\3.   Din  r>r.rTn  JL'n  I.:!:i=>:..-r.  cr;-_'f:     :■.::  ru'tr  Tirj^n  il:.  ^te  feitb« 

rr\-£r  D-c    L-aiU-rnsirrnnuni:  :ex:n±u:i:      um  :.::   c-^v.:v.;.'t   X-5   (s::rr.c:A  btid)äftij 

Z::.  -vrr::D^-.   r.rt  i;.rn:--nn'":^J-   ^rj::Ti;:2y  itl^  3-  ■>•-  c-^* ■.:■:■. fr r.  .f.jr^nii;  rL.=rzujji  unl 

— .rr.Tiir'irra   r.ir  -i—  Iiül*  ^>— r'"«—»--;   -.--,f....— r.,.^....,  j^,>  .^->i.v<-*»i'rAfit 

!jt  "771111- "T     »"Sr^    ^ 'iT  •?*▼■    '*"■  *.'~  ■^.■••,*»rT:'"--**--'. -»  ',•■  •    ■.■.■••..  •    --.-*--i,«,     ^V^r^t      fllltP 


SD^art^rcr. 


950 


'— 448 ;  Ofl.  UtieScnoöiö,  Scbenägeid^id^tc 
Üaa\&  (Seotg  UtieSenoDtö,  genannt  ^ar» 

ffiien  1881;  V.  Bunyitay,  A  väradi 
}^  tArtenete,  Nagy-Yärad  1883,  I, 
10.  91§let(i^tfertigmu|@(i^uaer§@(^nft- 
le  Ser^anblung  Don  MüHflbaä)  im  3. 1 55 1 
rtiiwjai'senbc",  ^cmannftabt  1862,  bc- 
tDtrben.  L^anfö.] 

fftft  (jJLapTüpec,  martyres)  l^cifecn  bic« 
pettigen,  meldte  für  baS  93efenntni^  bed 
m  Glaubens  einen  gemaltfamen  Xob  er» 
ittL  S)er  9lame  lel^nt  ftd^  an  ba§  SEßort 
cn  (?lpg.  1, 8)  on:  „Sl^r  werbet  mirScu- 
"  {t<jtabi  fjiot  fjLofpTüpec).  3^wgen  beS 
ntrben  bie  Slpoftel  gunöd^ft  boburd^,  ba^ 
)runb  i^rer  perfönlid^en  Srfal^rung  bie  in 

offenbar  geworbene  SBal^rl^eit  unb  Der« 
e  ßrlöfung  burd^  il^r  Sel^rmort  unb  i^r 
ifimbigten,  in  auSge^eid^netem  @inne  aber 
bo|  fte  il^r  93e!enntni^  burd^  bie  Eingabe 
;6end  beftötigten.  2)urd^  ben  SJlartertob 
{ie  SBIutjeugen,  Sflart^rer  im  t)rögnanten 
Unter  iBerfoIgung  unb  Dualen,  mit  iBer* 
Sfrei^eit  unb  beS  SebenS^  wie  bie  ^oftel 
r  gu  befennen,  baS  erfd^ten  Don  Einfang  an 
[o  flareS  unb  DoUgültigeS  3^ugni^  für  ben 
en  ®Iauben,  ba|  e§  benjenigen,  weld^e  e3 
,  ben  9?amen  ÜRarti^rer,  Slutjeugen,  ofö 
:el  unb  Stanbedbegeid^nung  erwarb.  93i3 
tin  ber  JHrd^e  bie  ^reil^eit  unb  ben  9rie> 
,  toar  Skrf olgung  unb  SKartertl^um  in  f oI« 
oBe  ii^r  SooS,  ba|  fie  in  biefer  3cit  in 
Sinne  bie  IKrd^e  ber  SJlartQrer  genannt 
amu  3n  biefen  Sal^rl^unberten  würben  bie» 
Weld^  Sl^rijhtS  Dor  ©erid^t  befannten  unb 
ntwiDen  ®efangenfd^aft  erbulbeten,  con- 
»»Sefenner,  genannt.  3)er9Jame9Jlart^rer 
enienigen  beigelegt,  weld^e  bie  Wolter  ober 
Sti^^onblung  erlitten,  )ur  Arbeit  in  ben 
rfenoberprSJerbannung  Derurtl^eilt  wur- 
lieondd  benjenigen,  weld^e,  um  ber  ©efal^r 
übenSDerlöugnung  au§)uweid^en,  freiwillig 
mat  Derlie^en,  felbft  wenn  fie  nid^t  eineS 
imen  ober  burd^  il^r  Seiben  birect  Derur* 
tobeS  ftarben ;  SertuUian  (Ad  mart.  1) 
old^  Saugen  martyres  designati.  ®e- 
zben  fie  burd^  ^ufnal^me  in  ben  6Ieru§, 
oüdffid^tigung  ii^rer  münblid^en  unb  f  d^rif  t« 
urft^rad^e  für  bie  ©efaüenen  unb  Sü|er 
i^Uiiterftü^ung  au3  bem  fiird^enDermögen. 
ar  im  ftrengen  ©inne  würben  aber  fd^on 
Dot)ug§wei)e  unb  in  ber  i^olge  au§)c^Iie|« 
migen  93e!enner  genannt,  weld^e  für  ben 
en  @touben,  eine  d^riftlid^e  Sugenb  ober 
ion  fraft  einer  rid^terlid^en  @enten)  einen 
tmen  Sob  erlitten  ober  im  ifcrfer,  fowie 
Don  9Ri|^nbIungen  ftarben.  In  rigore 
martjrTy  qui  pro  Christi  nomine  san- 
fdderit  (Macri,  Hierolexicon  s.  h.  v.). 
ben  aber  aud^  im  ^^lüertl^um  fold^e  nid)t 
ct^rer  betrad^tet,  weld^e  fid^  felbft  bem 


SRid^ter  geftettt,  ben  %oh  leid^tfinnig  gefud^t  ober 
i^n  burd^  Serfd^lagen  Don  ©ö^enbilbem  Derfd^ul- 
bet,  nod^  aud^  folc^e,  wcld^e  etwa  auS  tjfurd^t  Dor 
Dualen  fid&  felbft  ben  Sob  angetl^an  Ratten.  3)ie 
aJlart^rer  im  ftrengen  ©inne  fanben  als  ^eilige 
fird^Ud^e  SJerebmng.  3m  römifd^en  SreDier  ift 
ben  l^eiligen  ißöpften  SDlarceüuS  I.  (16.  Sonuar), 
3o]^anne§  (27.  ÜJlai),  ©^toeriuS  (20. 3uni),  SRar« 
tinuS  I.  (12.  gjoDember)  unb  ißontianuS  (19. 92o- 
Dember),  fowie  bem  l^eittgen  95if d^of  ©ufebiuS  Don 
SSercelli  (16.  ©ecember)  ber  gl^arafter  als  ajlar- 
tprer  gewal^rt,  obgleid^  fie  nur  im  weitem  ©inne 
eines  gewoltfamen  lobeS  geftorben  fmb ;  ftatt  beS 
SRefponforiumS  Hie  est  vere  martyr  ift  barum 
für  il^re  geftfeier  baS  eigene  SRefponforium  Domine 
praevenisti  eum  Dorgefel^en. 

2)er  Xob  ber  SRart^rer  war  nad^  bem  3eugni|  beS 
]^l.69prian03p.  12,  al.  37)  bemSifd^of  anaujetgen ; 
er  ^atte  barüber  gu  erlennen,  ob  ber  Gemarterte 
wirflid^  alS^nart^rer  anjufel^en  unb  ber  iBerel^rung 
würbig  fei;  biefe  Slnerfennung  (©anonijation) 
mad^te  il^n  gum  martyr  vindicatus.  SuS  bem  Um» 
tanbe,  ba^einefold^eUnterfud^unginberSlegelnid^t 
d^onDor  ober  bei  bemSegröbni^  erfolgen  fonnte, 
ertlört  eS  ftd^,  ba|  ber  Sitel  martyr  in  ben  3n» 
fd^riften  ber  jfatafomben  Derl^öltni^mö^ig  feiten 
Dorfommt.  ©d^on  im  4.  ^al^r^unbert  würbe  in 
einzelnen  f^öllen  ber  ißopft  um  bie  Slnerfennung 
eines  ÜTlart^rerS  unb  bie  3uftimmung  }u  befjen 
SSerel^rung  angegangen,  ©eit  bem  Ausgang  beS 
12. 2ia]^r]^unbertS  würbe  baS  Srfenntni^  über  baS 
9nartt)rium  wie  bie  Sanonifation  ber  ^eiligen 
überl^aupt  mel^r  unb  mel^r  93orred^t  beS  päpftlic|en 
©tu^leS;  feit  Urban  Vm.  (1636)  ift  biefelbe  ein 
pöpftlid^eS  SReferDatred^t.  (S3gl.  b.  Slrt.  ©eatifi- 
cation  11, 140.)  S)er  SobeStag  ber  SDlart^rer  würbe 
als  Geburtstag  ber  ^eiligen  im  l^öl^em  ©inne 
(dies  natalis,  natalitia,  i^iipa  7evedXtoc)  jöl^r" 
lid^  burd^  f eierlid^en  ©otteSbienft  junöd^ft  am  Orte 
beS  Snart^riumS  begangen.  ^uS  ben  Sufjeid^« 
nungen  biefer  ®ebad^tni|tage  entftanben  bie  Air« 
d^enfalenber  alS^feftDerjetd^niffe  (Galendaria  mar- 
tyrum),  in  weld^en  an  ben  SobeStagen  ber  3Jlau 
t^rer  gugleid^  mit  il^ren  92amen  anä)  ber  Ort  il^reS 
ÜJlart^riumS  angegeben  war.  SluS  ber  93ereini« 
gung  ber  jfalenbarien  einzelner  JKrd^en  erwud^fen 
bie  SDlart^rologien,  weld^e  für  jeben  Sag  junäd^ft 
bie  9){artqrer,  ben  Ort  unb  oftmals  au^  bie  Slrt 
il^reS  äHart^riumS,  fobann  aud^  bie  anberen  dei« 
ligen,  nad^  befttmmten  Älaffen  georbnet,  regiftri« 
rcn.  6S  ftnb  auSfül^rlid^e  ^etligenDerjeid^niffe, 
erweiterte  Äalenbarien,  bie  bei  jeber  ßanonifation 
einen  3uwad^S  erfal^ren,  i^ren  Urfprung  aber 
in  il^rem  alte^rwürbigen  5Ramen  bejcugen  (f.  b. 
Slrt.  Acta  Sanct  I,  179).  S)ie  Äir^e  ber  SKar- 
tt)rer  wanbte,  wie  bie|  bie  $ietät  Don  felbft  mit 
fidö  brad^te,  bie  größte  ©orgfalt  an  unb  fd^eute 
fein  Opfer,  um  juDerläfftge  Serid^te  über  bie 
3:^aten,  Äömpfe  unb  ßeiben  il^rer  Slutjeugen  ju 
erl^alten.  SDer  1^1.  ß^prian  legte  feinem  EleruS  als 
^pid^t  auf,  bie  ®enfwürbigfeiten  ber  SJlart^rer 


951 


Tlazi^ztz  Tüdu  Go:!us:  —  TcJitircr,  ':iliraiii|«:!5e. 


952 


am^uit\djfr.tti ;  in  Sem  teeren ' (5cn  früi^fing  f.efwn 
Sfictüie  ^u  Scmriimg  uro  ^«urfünburig  ttz  5Jüir« 
tgreiactcn  cufccftellt.  2eraniae  Sfmc^ic  njurUtn 
^tDiit^en  ben  ein5elnm  Stiiä^  au§getaizi(6t  imb 
bann  bei  ten  gotte^bienftlic^en  Seriannnlimgen 
Dotgelefen;  über  bie  Sammlungen  foI(^  Senate 
f.  b.  ^rt.  Acta  martyram  I,  173. 

@e((gentli(^  ^euEcnmgen  oon^n^gem  irie 
tjon  &egnem  bei  ftird^  au§  ben  erflen  3a^un> 
betten  ettDeifen,  boB  in  jener  S^  ^  3^^^^  ^ 
^ott^rer  im  meitem  unb  im  engem  €inne  eine 
uberau§  gro^e  getoefen  fein  mu^;  mtd^  bem  römi* 
]d^m  3Jlart^oiogium  entfallen  na^e^u  14  000  ^ar* 
t^er  allein  auf  bie  6tabt  Som,  wo  bie  Skifol» 
gungen  aflerbing§  am  fc^onung^Iofeften  mutzen. 
Sie  juerft  oon  SobUKtt  (Dissertationes  Cypria- 
nicae,  XL  De  paucitate  Martymm,  Londini 
1684j  beftrittene  X^tf ad^e  ber  groBcn  3<4I  t)on 
Startbein  im  tömifd^  SReic^e  ^ben  ^^.  9hii* 
nort  (Acta  Mart.,  Praef.  gen.  2  et  3)^  Ctft, 
Änfarbi  unb  anbere  ältere  Sc^ftpefler,  fotoie 
(tobinal  SBifemon  (3üfammen^g  tt.f.tt).,  beutfd^ 
bmt  l^oneberg,  387  ff.)  bollfommen  ^ä^tt  gejtellt. 
@elbit  in  ben  ^erioben  be§  f^riebenS  mu^te  bie 
ftird^e  neben  ben  §Q^(rei(i^en  Sefemtem  mä^  SJ^ar» 
t^rer,  balb  t)erein)elt,  balb  in  größerer  3al^l  tn  ba§ 
SSerseii^i^  il^rer  ^eiligen  eintragen.  Sie  @e« 
fd^id^te  ber  Ausbreitung  ber  ftirc^  bi§  l^ab  auf 
bie  @egenmart  ift  burd^  SRort^rer  t)er]^enli4t, 
XDtlä)t  an  Seiben  unb  Stanbl^aftigfeit  ben  99Iut* 
}eugen  ber  erften  äal^^unberte  nid^t  nad^ftel^en. 

3n  ber  liturgifd^en  SSerel^rung  ift  ben  9Rar- 
tt^rem  ein  Sonang  t)or  ben  übrigen  ^eiligen  gu* 
erfannt.  SEßie  bie  SRart^er  juerft  bor  allen  ^ei- 
ligen burd^  eine  eigene  Qfeftf eier  üerel^rt  nmrben,  f o 
n)erben  in  bem  ^eiligenber^eid^nil  unb  in  ber 
Attctl^eifigen-Sitanei  il^re  9lamen  unb  in  ben  litur» 
giften  Sudlern  il^rc  Df freien  an  erfter  ©teile  auf« 
geführt.  SGßä^renb  bie  fflaffe  ber  95cfenner  nur 
SKänner  umfaßt,  l^at  bie  ber  SJlart^rer  il^re  Ver- 
treter in  beibcn  ©efd^Icd^tem,  in  aßen  ©tauben 
unb  2eben§altcm.  93ei  ber  SBal^I  ber  liturgifd^cn 
tjarbe  für  ben  ©otteSbienft  treten  bor  ber  aWor- 
t^rernjürbe  bie  übrigen  SBürben  jurüdt;  ift  ein 
SJifd^of  ober  eine  Sungfrau  ÜKarttirer,  fo  ift  rotl^ 
bie  tJcftfarbe.  S)a^  ber  9Jlartcrtob  bie  facromen- 
tale  Saufe  erfe^t,  ift  bom  Slltertl^um  l^er  fird^Ud^e 
Seigre:  Quicumque  etiam  non  percepto  rege- 
nerationis  lavacro  pro  Christi  confessione 
moriuntur,  tantum  eis  valet  ad  dimittenda 
peccata,  quantum,  si  abluerentur  fönte  bap- 
tismatis  (S.  Aug. ,  De  civ.  Del  18,  7).  S)en 
3Kttrtt|rem  fommt,  wie  ben  Äird^cnlcjEirem  unb 
Sungfrauen,  bie  befonbere,  ju  ber  l^immlifd^cn 
©eligf  eit,  wcld^e  afle  t)eiligcn  befi^cn,  l^in^utrctcnbc 
9(u§5cid^nung  unb  Söelol^nung  ber  Aureola  (f.  b. 
9lrt.)  ju.  —  S)ic  Screl^rung,  weld^e  in  ben  öltcftcn 
Seiten  bie  ©laubigen  ju  ben  ©räbcm  ber  9War- 
t^rer  f)injog,  um  bort  il^ren  ©ottcßbienft  ju  l^altcn, 
gab  in  ben  Seiten  beS  QfriebenS  Seranloffung, 
über  ben  ÜJlartijrergräbem  Elitäre,  ffapcaen  unb 


ftirc&en  i'memoriae.  confessiones,  jispipia)  {a 
erbauen.  2  er  ?iJine  Gonfessio  fiir  bie  Stfitte 
mner  bem  jgcäciior.  mo  bie  Selber  ber  l^tp 
^crtxnrer  beicek^r  nnb,  bat  ftc^  in  ber  lir^Iütm 
©prai^  erboiien  iCaer.  Episc.  I,  12,  16).  VI 
es  unmöglicb  nnirbe,  unter  jebem  f)au^toItarba 
Seib  eine§  SJ^ortqrers  bei^ufe^en,  unb  bie  Qfyi 
Der  ber  Sbeilung  ber  Reliquien  burc^  baS  9^ 
langen,  Seliquien  ton  möglic^ft  Dielen  ^«ilip 
)u  benjen,  übertnunben  Unit,  nmrbe  e§  Sroud^  wä 
enblic^  ftr(blicbe§  @eie|,  ba^  ein  SItar  nid^t  a» 
fecrirt  oerben  fönne,  o^ne  bag  im  9cte  ber  SM^ 
Stot^rerrelionien  in  benfelben  eingefügt  vxÄm. 
Sie  ^öblung  im  WXoi,  melc^  bie  ^Reliquien  n» 
f^IieBt,  mirb  sepnlcniin,  SJ^art^rergrab,  genomi 
3lthtn  ben  ge^en  einzelner  Slut^eugen  ift  eine  gt 
meinfame  g^ftfcier  5u  g^ren  oller  SRortprer  in  bo 
römifc^  ftirc^  DeranlaBt  morben,  afö  am  18.  !Rff 
1 607  ba§  ^ßantbeon  §ur  Saftlüa  8.  Mariae  ac 
martyres  geneigt  nmrbe;  ©ngor  IIL  DedcgI 
731  biefe§  gefl  auf  ben  1.  92oDember,  inbem  e 
gleichseitig  ben  gfeftgebanfen  bol^in  ermeiterte,  bo| 
I  bie  gfeier  allen  ^iligen  in§gefammt  gelten  folfa 
:  Sa§  in  neuerer  Seit  in  Dielen  S)t5cefen  in  8af 
I  na^me  gef ommene  $articularf  efl  Ss.  Beliqulanii] 
i  miU  iene  Eiligen  gemeinfd^ftUd^  feiern ,  bem 
Seiber  unb  {Reliquien  in  ben  einzelnen  ftird^  ouf 
bemal^rt  merben.  Sa  baS  Cfficium  bem  eomnran 
ber  beiligen  SJ^artQrer  entnommen  x%  fo  nrn^  ba! 
gfefl  Dor  Mem  atö  9RartQrerfeft  betrad^tet  tDerbcn 
3n  ben  Sonbem,  meldte  eine  Stebuction  ber  ge 
botenen  Feiertage  erfal^ren  fyihttt,  ift  getmfjep 
ma|en  al§  Srfa^  für  bie  l^ierburd^  gefd^moiedi 
ißerel^rung  ber  l^eiligen  SRart^rer  am  3^e  iä 
erften  SKart^rerS,  be§  f)t  ©tepl^anuS,  in  OfP« 
dum  unb  SReffe  bie  Sommemoration  oller  ^ 
ligen  QRartqrer  einzulegen.  2)a|  im  Sonon  ber 
l^eiligen  9Jleffe  nur  9Jlartt)rer  namentlic!^  genant 
merben,  fönnte  al§  befonberer  Sl^renenoeiS  fir 
biefe  jllaffe  Don  ^eiligen  gelten,  menn  biefer  Um* 
ftonb  nid^t  l^iftorifd^  borin  feine  Srflörung  fönbc; 
ba^  ber  Sonon  bereits  abgefd^Ioffen  nxtr,  olSnetai 
ben  ünort^rem  oud^  onberen  ^eiligen  bie  öffentfi^t 
(Iiturgifd^e)95ere]^rung5uerfonnt»urbe.  [Sd^l 
^atfi^rer  Don  ©orlum,  f.  ©orfum. 
fSatfi^ter  DonS^on^f.  $ot]^inu§. 
'SSutfi^eryfcilitanifd^e,  pflegen  )tt)5If!Rac> 
t^rcr  genannt  ju  werben,  weld^e  im  3. 180  (Prae 
sente  IL  et  Condiano  consulibus)  )U  ©cüi  (^ 
in  92umibien  auf  IBef el^I  be§  ißroconfutö  OcAüH 
ninuS  entl^auptet  mürben.  @inen  loteinifd^en  9< 
rid^t  über  SSerl^ör  unb  SSerurtl^eilung  biefer  3)W 
tQrer  f onnte  %f).  dtuinart  (Acta  primomm  mfii 
tyruin  sincera  et  selecta,  ed.  11,  Amstelo' 
1713,  84—89)  in  brei  Dcrfd^iebenen  gajfungt 
in  ber  britten  aüerbingS  nur  brud^püdhoeife,  mi 
tl^eilen.  grft  ^.  Ufencr  DeröffentUdSite  (in  be 
Index  scholanim  Bonn,  per  menses  aesi  188 
3—6)  ben  fraglid^cnSBeric^tin  gried^ifd^er  ©prod} 
unb  jttjar  in  einer  iJaffung,  »cld^e  pd^  mit  b 
britten  latciniid^en  Sejtrecenfion  auf  boS  Engl 


SRort^rer,  bie  DicrjiQ  —  SD2artt)rcr,  jcl^ntaufenb. 


954 


±  9ttuf{lend  nntrbe  btefe  loteintjd^e  9tecen< 
mben  99onanbtften  (Analecta  BoUandiana 

Parisiis  1889,  5—8)  unb  ttnebcrum,  im 
I  mit  ben  übrißcn  Seiten,  Don  3. 91.  SRobin» 
Texts  and  Studies  1, 2,  Cambridge  1891, 
-121)  Do&ftönbtg  l^erauSgegeben.  äßöl^renb 
:  in  bem  gried^if^en  Seite  eine  Uebetfe^ung 
t  l^tte,  erflörte  S.  9lubö  (Etüde  sur  un 
Bau  texte  des  actes  des  martjrs  Scilli- 
,  Paris  1881)  benfelben  für  ba§  Original 
leOueDe  ber  lateinifd^en  Seite;  bie  SoUon« 

bogegen  unb  ebenjo  SHobinfon  traten  für 
riorüöt  unb  Urfprüngltd^feit  be§  britten  latei- 
iZeiteSein.  3)iefent  Seite  gegenüber  meifen 
»ben  onberen  lateinifd^en  Raffungen  einige, 
iffl,  unbebeutenbe,  fpötere  ^enberungen  unb 
lenmgen  auf.  3tt  ber  lürjem,  überaus  ein* 

tmb  auf  ieben  Sd^mud  Der^id^tenben  Saf» 
ifl  ber  93erid^t  l^öd^jl  mal^rfc^etnlid^,  fei  e§ 
itetmf(i^,  fei  eS  gried^ijd^,  auS  ber  gfeber  eine§ 
ul^Sugen-  unb  O^rengeugen  geflofjenunb 
Mm  oflen  Seiten  als  burd^auS  glaubmürbig 
amL  2)frfelbe  5ö]^It  ^u  ben  älteften  aller 
ptecoden  unb  bilbet  lUQltiä^  ba§  frül^efte 
nent  ber  norbafrifanijd^en  ffird^engefd^id^te. 
tarnen  ber  smölf  |g)eütgen  lauten  in  bem  latei« 
i  leite  (bei  Sobinfon) :  ©peratuS,  3larjalu§, 
BS,  äkturiuS,  gfelii.  9quiUnu§,  Sötantiu§, 
vna,  ®enerbfa,  SBeftia,  2)onata,  @ecunba. 
ter^lhre  tritt  SperatuS  als  ber  äßortfül^rer 
lEr  iDtigert  ftd^  auf  ba§  entfd^iebenfte,  ben 
m  3U  opfern  unb  beim  ®eniu§  beS  ffaiferS 
tDdren.  S)a§  anerbieten  einer  93ebenf5eit 
imd  ad  deliberandmn  spatium  vultis?) 
er  mit  ber  Srflörung  ab:  in  re  tarn  justa 
est  deliberatio.  Siuf  i)ie  meitere  Sftage  be§ 
ofuIS:  quae  sunt  res  in  capsa  vestra? 
lezt  @peratu§:  libri  et  epistolae  Pauli  yiri 

SoS  SobeSurtl^eil  begrüben  Wit  mit  ben 
1  Deo  gratias.  [^arbenl^emer.] 

iffyter,  bie  Dierjig,  auS @ebafte in 9lr* 
1,  in  S)eutf(4Ianb  meift  bie  Diersig  9Utter 
Rt,  toerben  in  ben  ^omilten  mel^rerer  ißöter 
1  Srte  ältefte  berfelben  ift  oom  l^I.  ©afiliuS, 
nn  ein  9Renfd^enaIter  nad^  bem  äJlartQrium 
I.  9ud  i^r  fd^öpften  ©regor  Don  3lt)^a, 
im  tmb  ®aubentiuS  Don  SreScia.  Süngem 
mfi,  ahn  bod^  immer  alt  unb  el^rmürbig 
,  um  ald  SBeleud^tung  unb  (Ergänzung  ber 
Sc  beS  l^L  SafiliuS  }u  bienen,  finb  bie  SIcten 
IRttrü^  bei  ben  93o&anbiften  }um  1 0. 3R&x^, 
i  bie  einen  Don  einem  anonymen  iBerfaffer 
ffm,  bie  onberen  aber  Don  Sol^anned  2)ia« 
(f.b.9rt),  bem  93iograp]^en  ber  ßr^bifc^öf e 
topel,  aus  bem  ®ried^tfd^en  in^§  Sateinifd^e 

tjfaib.  ®ie  Seier  biejer  l^eiligen  ÜKart^rer 
tc  ft^  nad^  i^rem  Sobe  balb  über  ben 
t  Orient,  wo  il^r  ^eft  am  9.  SD^ärj  begangen 
9»  bann  ber  1^1.  ®aubentiu§  (f.  b.  ^rt.) 
lia  biefer  SRartprer  nad^  93re§cia  brad^te 
tar  i^iicn  eine  ftird^e  erbaute,  lourbe  baS 


Slnbenfen  ber  |)eUigen  aud^  im  Sbenblanbe  aS« 
gemein  unb  auf  ben  10.  9Jlör^  Derlegt.  SBie  l^od^ 
man  Dom  anfange  an  ibre  Öleliquien  l^ielt,  bemeist 
fomobi  bie  ©teile  bei  ©regor  Don  3lt|ffa:  ^3^re 
Seiber  finb  jttmr  Derbrannt  aber  il^re  Slfd^e  unb 
^Reliquien  fmb  auf  bem  (Srbfreife  bergeftalt  Der- 
breitet ba|  beinal^e  jebe  $roDin}  baoon  etmaS  be- 
bmmen  ^at'',  ald  bie  gro|e  geierlic^feit  toeld^e 
bei  ©elegenl^eit  ber  31uf finbung  Don  9teliquien  ber 
Dier^igSlTorti^rer  }u  Sonftantinopel  unter  ber  älegie« 
rung  beS  fiaif  erS  Sl^eobofmS  U.  ftattfanb  (Sozom. 
Hist.  eccl.  9,  2).  Ueber  bie  $a{fion§gefd^id^te 
berfelben  erjöl^lt  ber  1^1. 93afiliu§  in  ber  @ingang§ 
ermäl^nten  ^omilie  ber  ^auptfad^e  nad^  i^olgenbed. 
3n  ber  Sl^riftenDerfolgung  beS  ftaifer§  StriniuS, 
in  meld^er  aud^  ber  l^eiüge  99ifd^of  991apu§  Don 
©ebafte  (f.  b.  ^rt.)  ben  ÜKart^rtob  ftarb,  ungefäbr 
um  ba§  Sal^r  320,  befannten  M  ^u  @ebafte  in 
Armenien  Dier^ig  junge  tapfere  ©olbaten  als  S^ri« 
ften  unb  entgegneten  auf  alle  ju  il^rer  Slpoftafte 
angemenbeten  @d^meid^eleien  unb  2)ro]^ungen,  fie 
moUten  nid^td  als  ein  ©elb,  baS  immer  möbre, 
eine  &)tt,  bie  emig  blül^e,  Sßonnen,  meldte  aUe 
irbif  d^e  |)errlid^feit  unenblic^  übertreffen,  unb  fürd^« 
teten  nichts  als  bie  ißeinen  ber  pbüt.  @ie  mürben 
Derurtl^eiU,  nadft  unter  freiem  ^immel  bei  ftreng« 
fter  ffölte  auf  einem  zugefrorenen  Seid^e  ausgefegt 
ben  Sob  beS  SrfrierenSjm  leiben  (mal^rfd^inlid^er 
ift,  ba|  fte  b<^lb  in^S  SBaffer  getaud^t  unb  bem 
Öberle^  nad^  im  freien  gelaffen  mürben  (BolL 
comm.  praev.  §  4).  f^reiäig  marf en  fie  il^re  ®e« 
mönber  meg,  bie  fte  megen  ber  @d^lange  angezogen 
—  „marb  \a  aud^  unfer  t)en  entblößt"  —,  eifer« 
ten  fid^  gegenfeitig  ^ur  Stanbl^aftigfeit  an  unb 
beteten :  „SSierjig  l^aben  mir  ben  ftampfpla|  be« 
treten :  la^,  o  §err,  unS  Diei^ig  aud^  gefrönt  merben, 
benn  biefe  3<^|l  ift  ^Hlig  burd^  bein  Sfaften,  burd^ 
baS  Saften  beS  (SliaS  unb  beS  SRofeS.''  3^re  S3itte 
fanb  Srl^örung;  benn  für  einen,  ber  abfiel  unb  bem 
marmen,  für  bie  etmaigen  abtrünnigen  l^ergerid^« 
ten  93abe  }ulief,  fteOte  fid^  ber  @olbat  meld^em 
bie  SSad^e  über  bie  l^eiligen  93elenner  übertragen 
mar.  3ule^t  mürben  jte,  tl^eilS  nod^  atl^menb,  tl^eilS 
fd^on  tobt  auf  einen  ffarren  gemorfen  unb  ^u  einem 
@d^eiter]^aufen  geführt;  auf  bemfelben  mürben  fte 
Derbrannt  unb  bie  ^fd^e  unb  Uebenefte  marf  man 
in  ben  gflufe.  S)ie  Sffhitter  eines  biefer  TOart^irer 
legte  il^ren  nod^  atbmenben  @o]^n  felbft  auf  ben 
jfarren,  il^n  jur  ^uSbauer  mal^nenb.  [@d^röbl.] 
'^iattffxet,  sel^ntauf enb,  merben  ^meimal 
im  römifd^en  SKart^irologium  ermäl^nt,  einmal 
unter  bem  18.  HRörg:  Nicomediae  sanctorum 
decem  millinm  mariyrum,  qui  pro  Christi 
confessione  gladio  percussi  sunt  —  unb  bann 
unter  bem  22.  Suni:  In  monte  Ararath  passio 
sanctorum  Mart3rrtim  decem  millium  cruci- 
fixorum.  I.  93on  ben  erften  l^at  man  au^er  biefer 
9lotij  beS  römifd^en  ÜKartt)rologiimiS  feine  »ei- 
teren 9Ja(^rid6ten.  ®a  aber  f c^on  ein  alteS  gried^i- 
f d^cS ,  Don  garbinal  ©irlet  in'S  Sateinifd^e  über- 
lebtes unb  Don  ^.  ganifiuS  l^erauSgegebeneS  SJleno- 


955 


^axtt)xtx,  jc]^ntau[cnb. 


956 


logtum  t)on  il^ncn  3RcIbung  tl^ut  unb  auSbrücH^ 
giicomebicn  al§  ben  Ort  il^tcS  3)larl9rium§  bc» 
5cid^nct  fo  ift  !aum  ju  jtocifcin,  bafe  in  bicfcn 
10  000  ÜRartprcrn  ein  %^txl  jener  l^eiligen  95e« 
fenner  öerel^rt  »irb,  wel^e  om  ^Infonge  ber  bio« 
cletianif(i6^tt  SSerf olgung  im  %  303  ju  Siicomebien 
auf  t)erf(|iebenartige  Sffieife  um'S  Beben  gebrad^t 
würben.  3laä)  ben  ©erid^ten  ber  beiben3citgenoffen 
gufcbiuS  (ffist.  eccles.  8, 6)  unb  ßactantiuS  (De 
mort.  persec.  15)  über  bie  bontalS  gu  IRicomebien 
öerübten  ©raufornfeiten  barf  man  bie  3ö^I  10  000 
nic^t  übertrieben  finben.  (SSgl.  BoU.  Mart.  U,  61 7.) 
II.  Sine  größere  ©elebritöt  unb  eine  faft  über 
ba§  gange  ^benblanb  tierbreitete  SBerel^rung  er* 
langten  bie  auf  bem  Serge  ^rarat  ©efreugigten. 
Unter  il^rer  9lnrufung  würben  mand^e  ftird^en  er« 
baut,  mel^rere  mittelalterlid^e  SKiffalien  l^aben  eine 
eigene  3Rcffe  mit  einer  ©cqueng  auf  il^r  gfeft,  unb 
gu  SBien,  Sflom,  ^rag  u.  f.  tt).  »erben  unter  il^rem 
SRamen  ^Reliquien  aufbemal^rt.  Sl^re  jiemlid^  weit« 
läufigen  Acten  follen  öon  bem  ©ibliotl^efar  9lna« 
ftafiuS  (einige  SKanufcripte  fd^reiben  5lt]^anafiu§) 
aus  bem  ©ried^ifd^en  in'8  ßateinifd^e  überfefet  Wür- 
ben fein.  93orIäupg  mu&  l^ier  bcmerft  werben,  ba^ 
in  ben  öerfd^iebenen  Dorl^anbenen  SJlanufcripten 
bie  3o^^  bw  ÜKarttirer  nid^t  übereinftimmenb  an- 
gegeben wirb ;  bie  einen,  5.  S.  ein  cafinenfifd^e§, 
reben  nur  Don  1480;  baö  öaticanifd^e  rebet  in  ben 
erften  5Rummem  öon  1400,  in  ben  folgenben  be« 
fiönbig  tion  10  000;  bie  meiften  l^aben  burd^gängtg 
lefetere  Sa%  wie  e§  bie  bieten  felbft  notl^wenbig 
}u  erl^eifd^en  fd^einen.  ffiiefc  bieten  berid^ten,  ba| 
im  öierten  ®ecennium  beS  2.  Sal^r^unbertS  unter 
ben  Äaijem  §abrian  unb  ^ntonin  jwci  f^rifd^e 
SJöIfer,  bie  ©abarener  unb  gupl^ratefier,  fid^  gegen 
bie  Slömer  empörten.  2)ie  ffaifer  jogen  gegen  bie 
SRebeflen  mit  einer  auSerlefenen  ©qaar  öon  9000 
aWann  (©uriuS  l^at  16000)  ju  Qfelbe.  SDa  aber 
unterbeffen  bie  Slufrül^rer  ein  §eer  t)on  100  000 
SDlann  juf  ammenbringen,  entfmft  benftaifem  beim 
3ufammentreffen  mit  biefer  ungel^euren  ÜKenge 
ber  ÜKutl^  berma^en,  ba&  fie  öor  Seginn  ber 
©d^Iad^t,  öon  nur  7  (©uriuS  fagt  7000)  Sewaff- 
neten  begleitet,  Dom  ©^lad^tfelbe  entfüeben.  9tud^ 
bie  9000  Surüdtgebliebenen  [teilen  nad^  mißlunge- 
nen ®ö^not)fem  bereits  im  Segriffe,  bie  fjflud^t 
}u  ergreifen,  als  ein  gngel  Dor  i|nen  erf(^eint,  fie 
gum  ®lauben  an  Sefum  ß^riftum  unb  im  Ver- 
trauen auf  il^n  jur  ©d^lad^t  ermal^nt.  3?a(%bem  fie 
Wirflid^  über  bie  Qfeinbe  gefiegt  l^aben,  werben  fie 
auf  ben  ©ipfel  beS  Slrarat,  ber  500  ©tabien 
Dom  ftirifd^en  ^lejanbrien  entfernt  ift  (wal^rf d^ein- 
Iid&  fott  bamit  ber  lauruS  bejeid^net  werben), 
gefül^rt,  burd^  anbere  fteben  gngel  nod^  beffer 
unterrid^tet  unb  für  baS  fommenbe  TOart^irium 
geftärft.  ais  bie  beiben  ftaifer  l^ören,  ba|  bie 
gange  ©d^aar  d^riftlid^  geworben  fei,  üerfammeinfie 
gu  3llejanbrien  fünf  benachbarte  Äönige,  Qapox, 
aWajimuS,  ^abrian,  Siberian  unb  SKajiminian, 
mit  il^ren  ftriegSleuten  unb  forbem  jejt  bie  üom 
Slrarat  l^erabgeftiegenen  ©olbaten  gum  abfalle  Dom 


El^riftentl^um  auf.  Da  aber  biefe  pd^  bereit » 
flören,  bie  fieiben  S^rifti  gu  tl^eilen,  Derlangt  Me 
um  bie  Äaifer  Derfammelte,  auS  mel^r  als  100  000 
ÜKann  beftel^enbe  ?lrmec  mit  großem  ©cfd^rei  i^rca 
Xob  (toUantur  hi  de  medio  cum  buIb  prae- 
stigiis).  ftaifer  §abrian  befiehlt,  fie  gu  fteinip, 
allein  bie  ©teine  feieren  ftd^  gegen  i^re  ©d^leubmr 
gurüdt;  Slntonin  befieblt,  fte  gu  geißeln,  aberaaf 
ibr  ®ebet  erbebt  bie  6rbe  unb  bie  §anbe  b« 
©eißler  oerborren.  5luf  bicfeS  SBunber  ^ißn^ 
ftd^  ein  Magister  militum  auS  bem  ^eere  ^Bk^ 
minianS,  !RamenS  Xl^eobor,  mit  feinen  1000  Ttm 
gläubig  ben  9000  beiligen  93e!ennem  an,  wobiinl 
bie  SoHga]^!  10000  fid^  bilbet.  ^ad)  emeuertOB 
SSerfud^,  biefe  ©treiter  3efu  gum  9lbf all  gu  bringen, 
befiel^lt  IDlajimian,  fie  über  fpi^ige  Jlögel  j« 
fd^leppen;  aber  @ngel  tragen  bie  9^ägel  auf  ein« 

taufen,  bamit  fie  nid^t  i^re  f^üße  Derle^en.  3h 
rinnerung  an  bie  SeibenSgefd^i^tc  3efu  werbes 
fie  l^ierauf  mit  ®omen  gefrönt,  i^re  ©eiten  mit 
fpi^igen  dtobren  burd^ftod^en ;  man  f d^leppt  {k 
unter  SRut^en^teben  unb  93efd^impfimgen  bur(^  Ue 
gange  ©tabt  unb  wieber  gurüd  gum  ^lofl,  tto 
fie  bie  jfaifer  mit  bem  ©pottruf  Avete  reges 
Judaeorum  u.  f.  w.  empfangen.  Unterbeffen  fofi« 
bie  Hßartprer  mit  i^ren  Rauben  baS  auS  t^ 
©eiten  fiießenbe  95lut  auf,  beftreid^en  fid^  Md 
^aupt  unb  fförper,  betcnb:  Fiat  nobis  hie  san- 
guis  mysterium  baptismatis  in  remissionem 
peccatonun,  waS  i^nen  Dom  ^irnmel  gugepd^ 
wirb :  Sicut  petistis,  ita  contingat  vobis.  Siefe 
©ttmmen  Italien  bie  Reiben  für  ein  €rbbeben  mtt 
S)onner.  ©nblid^  werben  bie  l^eiligcn  SBIutgeug« 
auf  ben  Antrag  ©aporS  gum  ßreugeStobe  ttfp 
urtbcilt,  Don  20  000  ^Bewaffneten  auf  ben  Slwnrt 
geführt  unb  gefreugigt.  Um  bie  fed^Ste  ©tunbe  nrt" 
ftebt  ein  fo  großes  Srbbeben,  baß  fid^  Srbe  ntb 
gelfen  fpalten;  bie  ©efreugigten  beten  für  alle  ift 
9i[nben!en  mit  gaften  unb  ©tillfd^weigen  SBegeJai- 
ben  gu  ®ott  um  IBewal^rung  Dor  allem  Uebel  unb 
um  ^erleil^ung  aller  @üter,  unb  eine  ©timmeton 
§immel  gewäl^rt  biefe  i^re  93itte.   SllS  um  Mt 
neunte  ©tunbe  bie  ^eiligen  oerfd^ieben,  öpenfH 
bie  §immel,  ein  großes  Sid^t  erglängt  über  i^it« 
ßeibem;  wieber^olt  entfielet  ein  fo  heftiges  feb" 
beben,  baß  bie  fieid^en  Don  ben  Jheugen  folles, 
weld^e  fobann  Don  ben  Sngeln  begraben  weibcs. 
^ußer  2:b^<)bor  ftnb  in  ben  ^cten  namentlid^  an« 
gef ül^rt :  9ld^atiuS  (^IcatiuS  ober  SlcaciuS)  Primi' 
cerius  unb  fein  93ruber  SliabeS  Dnx,  Saterittl 
unb  $]^aretriuS  Campiductores,  SRinaS  SignifeTi 
©peufippuS  Comes  u.  91.  3laä^  fpöter  in  ©paraefl 
entftanbenen  3ufö^en  gu  biefen  bieten  foHen  oBi 
ober  bod^  ber  größte  %fjtx\  biefer  SWart^rer  Spo* 
nier  gewefen,  Don  bem  ^eiligen  93ifd^of  ^ermeloufl 
im  Slauben  unterrid^tet  unb  fd^on  in  ©poniet 
getauft  worben  fein ;  ^ermelauS  foK  fie  nad^  % 
menien  begleitet  unb  mit  il^nen  ben  SRortertob  cx< 
litten  l^aben  u.  f.  f. 

S)a  bie  Unäd()tbeit  ber  bieten  unb  il^re  Ungloub 
würbigfeit  in  betreff  faft  aller  92ebenumftdnb 


aHartgrlen  —  gjtarut^üä,  her  ^I.  968 

Itc  Shigm  ffiHt,  fo  lann  c8  fic^  l^ict  nui  Dullonun  reliquiae  poet«»  a  ChnBtiaiiis  Occi- 
igt  ^nbtln,  oti  bteft  Segenbc  nii^t  bot^  duis,  in  Orientem  belli  eacri  inferendi  voto 
jUi^Unlerlage^abt.  SeiimS.  1403  profectie,  maxime  s  FranclB  in  Oalliaa  ad- 
Xabulf  be  SRiüo,  ®tcan  onn  Scngem,  vectae  plurimam  venerationem  receperant. 
mn  !5uc^  De  canonuin  obserrantia,  Dnde  et  ex  avita  observatione  natalis  eomm 
(Bibl.  PP.  XXVI,  Lugdim.  1677,  variis  in  locis  hodie  annua  celebritate  coli- 
gunje  etjü^Iuiig  in?(brebe,  bo  er  in  tur  etc.  Sla  btfanntlii^  bit  ffreujfütii:«,  ein 
^tntifc^cn  aRaitgTolDgium  unb  ßaUn-  gio^eS  ©etoid^t  auf  iReliquitn  \e^tnb,  eine  1Rm%t 
«a  über  biffe  ÜKortyrtr  gejunben  l^abt.  betjefben  mit  nac^  §aufe  brat^len,  fo  mSgen  aaät 
JUmna^in  93aioniue  (Annal.  a.  108,  eitle  anonyme,  gai  leitet  mä)  91e(iquien  aus  bet 
Btrt^eibigung  ber  Sfiatjac^e  unb  beriel  ®enD(|enf(tia(f  beS  ju  SS^janj  gemarterlen  3lcaciu3 
nf  baB  fflior^iolDßium  Seba'ä,  auf  ein  (Bolland.  Act  SS.  8.  Maji),  ober  eine§  anbern, 
Sneni)lD{|ium  u.  9t.  ®ie  gelelirten  ^ort-  mÖglicticTOeife  in  Ämcnien  mit  norf)  anbeten  ®e» 
»Danbtf^tnSiejenmerhäbagenenji^Iie'  noffen  be§  ©laubenS  »egen  gttöbteten  mcociuS 
cb«  an  atabulf  an  unb  ftüSsen  i^ie  ÜJtei-  in  ben  Occibent  gefommen  unb  beren  unfietonttte 
etflänäli[£|en  etbi[(ihina  ber  ßeflenbe  auf  9lcten  burcb  felbpeibac^te,  Diefleid)t  in  einer  ©labt 
Irimbt.  1.  Stoji  aller  9iocf)foif^ungen  ßalabrienS  ucfprüngti^  griet^ili^  gtjdiriebene  uiÄ 
in  ben  ÜKenäen  ober  ©pnajarien  ber  bann  Don  einem  &ä!Jcf)er  unter  bem  9iamen  bei 
nb  arabet,  ber  ftopten  unb  9Iet^iopifr  Sibliot^efarS  ^naftafiuS  in'3  2oleiniJc6e  überfe|te 
«ren  ßrietf)i(dien  ®ef^i[^tätt)er[en,  feltft  Süden  etfe|tnJOthenfein.  SSei  bet  bamaligen,  nod^ 
Hielte  feine  ©t^u  Cor  ijabel^aftig-  Stbenteuerlic^em  unb  aSunberbatem  ^ajc^enben, 
B,  Ittne  ©pur  öon  ben  10000  ÜKar-  me^t  gläubigen  als  üSetlegenben  (äeifteSriditung 
m;  auä)  ber  griei^ifc^e  Scjt,  auä  bem  fanb  eine  foli^e  5Dicbtung  beteittoiDige  Slufno^me 
}fy  Ueberfejung  ber  Scgenbe  Deton-  unb  unjmeifel^aften  ©tauben,  um  fo  me^r,  Wenn 
yn  fein  foll,  tonnte  ni^t  entbedt  nKr>  babei  bie  2interef[en  ber  3teltqitienbefi|er  bet^eiligt 
et  ben  Slrmeniem.  bereu  Sanb  ongeb*  naren;  auf  einen  jalcden  Stauben  bin  tonnte  aber 
^uplat)  ber  Säegeben^eit  Kar,  ftnbet  eine  meit  uerbreitete  9)ere^rung  um  fo  menigtt 
i  Seftimmtei,  ba€  eine  ffernitni^  biefer  ausbleiben,  ba  nad)  bet  Cegenbe  auf  baS  @ebet  ber 
«i  i^nen  Oerriet^e,  beDorfiebieieffennt-  feeiligen  i^ren  SSere^rcm  fo  grofee  ®naben  unb 
I.  ober  13.  Sa^r^unbert  Don  ben  Sa-  @unfttiejeigungen  Dom  ^immeltier!)eigen  würben. 
alten  Ratten.  ^ierauS  folgt  ber  not^*  ^iemacb  fönnen  bie  iSere^rung  ber  10  000  ^au 
^lu^,  ba|ba39fbenblanb  biefe  ültart^rer  Iqrer  unb  bte  unter  i{)rem  Üiamen  Dor^anbenen  3te' 
allein  gefannt  ^abe.  Stilein  3.  au^  t|ier  tiquien  i^re  Stiften}  o|ne  SnbereS  niä)t  beroeifen, 
Mber  in  bem  ätzten  Sliartqrologium  unb  bie  ba^errü^renben  ©c^mierigtciten  müfjen 
b  in  ben  angaben  gu  bemfeÜben  bur^  Don  lefbft  megfaUcn.  —  3nbeffen  jinb  biefeS  blofee 
ot^  in  ben  ^artqrotogien  Don  ^bo,  Sonjecturen  unb  alle  SSeneife  bet  ^BoUanbiften 
:bon,  ^notier  ober  irgenb einem ünbem  gegen  bie  10000  ÜRartgter  blog  iiegatibe,  meliiK 
1.  3ai)rbunbett  eine  Urtoä^nung  ton  bie  QJlBglidEifeif  eineS  SSeitufteä  ober  SSerborgen' 
intQrem.  4.  ^ie  ättefte  fixere  ffunbe  feinS  ber  ä^ten  Sicten  nie  Doßlommen  befeitigen. 
bringt  erfl  um  1370  ber  Jßenetianer  ScbenfaHS  ift  baSUtlbeilberSöDanbiflen,  fofe^r 
KatalibuS.  Siii^of  Don  Equilio,  in  fei-  fie  im  ©eji^  Don  §ilf9mittetn  moren,  unb  |o  fe^ 
iogaa  Sanctomm  5 ,  137  (Vonet.  jie  bur^  Dietjölirige  Hebung  i^ttn  ©inn  jut  Se- 
im folgten  bann  bie  ÜKartgroIogien-  urtf)eilung  ber§eüigenacten  gef^ürftSottfn.  nt^t 
JitueniuS,  ßonifiuS,  2Kolanu8,  ber  inefortnobel.  Srob  if)rerl707  erfrfiicnenenflritif 
SMlinuä  U.91.  5.  Sei  biefem  gönj-  finb bie  10000 aufbem9lrarat@eheujigttninber 
tgel  gef^if^ilidder  Sejeugung  entbalten  neuen  SRecenfion  beS  römifi^en  SKarl^rologiumS 
tetSiienge  fo  arger  Unnifll)r5cilen,  ba^  unter  bem  gekörten  5ßapft  SBenebict  XIV,  ent- 
üjt  einer  5Bcr6e(ferung  bebürftig,  mie  fialten  unb  bis  auf  ben  feurigen  Sog  fleben  ge« 
BWint,  fonbetn  DiElmef)t  feinet  IBetbeffe-  blieben.  SBenn  aai)  baS  nic^t  gernbe  einen  SSemeiS 
fhüi  unb  baS  SBronbmal  ber  ^t^tung  fiir  bie  Cff;iftenä  biefer  iDtarttirer  bilbel,  fo  jeigt  eä 
tntttaBen.— 91u|biefe®rünbe^inmirb  bocb.  baß  bie  boKanbiflifttten  SBeioeiJe  nictit  über« 
^fiJen  unb  Jßopebtoef  bie  gpflenj  jtiiglen,  unb  bet  [eitler  nie  mebr  aufgenommene 
)  Koit^ret  mebr  als  in  Stage  geftelW,  SCtoje&  buri^  bie  iBoItanbifien  feineSaegS  erlebigt 
btt  bie  an  mancfien  Orten  aufberaa^rlen  iff.  (Sici'- BoHaiid.  Act.  SS.  Junü  IV,  175ad 
■nb  i^  »eit  Derbreitele  S3mf)rang  188:  Sunu8,edit.l618,  VI,  293— 298;  Mar- 
oe  &i^tnatntm  gu  erl^eben  f^einen.  tyrol.  rem.,  ed.  Ratiab.  1846.)  [©ro^Ifeutf^i.] 
Dtfltgnet  biefen  ©iioierigfeiten,  inbem  ^Sort^riett,  f.  ffapeUe  VIT,  106. 
ftnigung  i^rer  ^Reliquien  unb  ben  Sin-  ^Sarfi^xotoflitiin,  f.  Acta  Sanctoram  1, 179. 
Bnti^g  mit  ben  Äreujjügen  in  SBer-  SBantfin«,  ber  ii  1.,  S3ifd)ot  Bon  Sagrit  ober 
ringt,  nwS  aucb  baS  Martyrol.  Galli-  WQip^etfaKaucb91Iartiiropoti3)tn2Refo)>otamien, 
Utißt  bnt^  ben  ffieifag:  Honira  non-  gehört  ber  fronen,  Don  i^m  berfo6ttn  aJlott^tcf 


959 


ÜJlafiuS. 


9eo 


Qcten  toegen  }u  ben  (erfil^mteften  Sd^riftfieSem 
ber  f^rif^en  ^rd^e.  @eine  Slütesett  fäQt  in  baS 
®nbc  bcS  4.  unb  in  ben  9lnfang  beS  5.  3a^t« 
l^unbertS.  9luf  lebenbige,  anjiel^enbe  SEßetfe,  nur 
ntand^mal  in  einer  ^u  gefuci^ten  @d^reibart,  fi^ilbert 
er  bie  langen  f  d^te(!Iid^en  fieiben^  n)omit  @Qt)otg  ü. 
groufame  iBerf  olgung  40  ^af)tt  l^inburd^  bie  jf  itd^e 
^erfienS  l^eimfuci^te.  3n  18  ©efd^id^ten  ftcßt  ber 
bereote  93erfaj|et  bie  glänjenbpen  Seifpiele  d^rift« 
lid^en  ^etbenntutl^eS  bar,  l^ie  unb  ba  mit  Prologen 
unb  Spilogen,  tt)orin  er  oft  }u  bid^terifd^em  gfluge 
td^  erl^ebt.  Snarutl^ad  ift  aber  nid^t  bIo|  al§  @$rift» 
teuer,  fonbem  aud^  megen  feiner  Sugenben  unb 
einer  93erbicnfte  um  bie  ßird(ie  ber  Stuf merffamfeit 
tt)ärbig.  S)ie  ^reunbfd^aft  be§  großen  1^1  Sl^r^» 
foftomuS,  ©elcl^rfamfeit,  bifd^öfUd^er  ßifer  unb 
bie  Sßunbergabe  jeid^neten  i^n  an^.  3laä^  bem 
Sendete  mel^rerer  f^rifd^en  ©döriftpeller  »ol^nte  er 
bem  im  3.  381  gegen  äJlaceboniuS  gel^altenen 
erften  Soncilium  }u  Sonftantinot)eI  bei;  im  Son» 
cilium  SU  %ntio(|ia  (383  nac^  93aroniu§,  390 
nad^  XiSemont)  trug  er  }ur  9$erurt]^eilung  ber 
SKeffalianer  (f.  b.  3lrt.)  bei.  Um  für  eine  feftere 
©tellung  beS  ©l^riflent^umS  in  ^erften  ju  Wirten, 
unternahm  er  im  3. 403  eine  Seife  nad^  Konftanti« 
nopel  }u  jf aifer  9lrcabiu§,  in  ber  9lbftd^t,  biefen  gu 
6en)egen,  ba|  er  ben  92ad^foIger  @a))or§,  Segbe» 
gerb,  milber  gegen  bie  El^riften  ftimme.  äBeil  aber 
ber  ftaifer  bamalS  )u-  fe^r  in  ©efd^öfte  tiermidfelt 
mar,  inbem  bie  iBerfoIgung  gegen  ben  1^1  Sl^r^- 
foftomuS  gerabe  jc^t  am  l^eftigften  ȟtl^ete,  reiste 
Hßarutl^aS  balb  }urüdf  unb  im  folgenben  3al^r 
mteber  nad^  Sonftantinopel,  um  für  bie  perftfd^e 
ffird^e  mel^r  mirlen  }u  lönnen  unb  aud^  bie  @ad^e 
feines  Derbannten  gfreunbeS  ju  Dertl^eibigen.  ®er 
1^1.  ßl^r^foftomuS  erfreute  i$n  mit  jmei  ©riefen 
Don  feinem  S^il  auS  unb  rül^mt  il^n  aud^  in  einem 
Sriefe  an  Dl^mpiaS.  S3om  nad^folgenben  Äaifer 
X^eoboftuS  II.  n)urbe  aOtarutl^aS  öfter  olS  ®e- 
fanbter  an  Äönig  Sejbegcrb  nad^  ^rften  gefd^idt, 
um  biefen  gu  einem  IBünbnifje  }u  bemegen,  unb  ge- 
wann bur^  feine  l^enlid^en  €igenfd^aften  bie  fBf 
munberung  unb  Siebe  beS  möd^tigen  ÜRonard^en. 
So  fonnte  er  tro J  ber  6if erfud^t  unb  beS  gfanatiS- 
mu8  ber  SKagier  t^ötig  für  bie  d^riplid^e  SRettgion 
mirfen.  ®arin  untcrftü^te  il^n  Dorjügtid^  ber  per- 
ftfd^e  Sifd^of  ^bbaS,  mit  bem  er  ben  Sol^n  be§ 
ftönigS  t)on  einem  ®ämon  erlöste.  3ur  ßrmedhmg 
ber  möl^renb  ber  Verfolgung  gefunfenen  ftird^en- 
gud^t  l^ielt  Snarutl^aS  ^mei  @t|noben  in  Ste^l^on. 
©0  mai^tt  er  pd^  um  bie  ifird^e  burd^  raftlofen 
ßifer  Derbient ;  barum  mirb  fein  3lnbenfen  oud^ 
mit  Ked^t  Don  ben  Satcinem  unb  ©ried^en,  ftop» 
ten  unb  ©t)rem  gefeiert.  —  3)ie  Don  il^m  in 
f^lrifd^cr  ©prad^e  Derfafeten  SWart^reracten  bilben 
ben  erften  Sl^eil  ber  Don  ©tepl^an  goobiuS  äffe« 
mani  1748  in  SRom  ebirten  Acta  SS.Martyrum 
Orientalium  et  Occidentalimn.  €ine  beutfd^e 
Ucberfe^ung  baDon  Iie&  ber  Unterjeid^nete  unter 
bem  2:itel  ^^ed^te  bieten  l^eiliger  SWarti^rer  beS 
aJlorgenlanbeS  u.  f.  m.",  SnnSbrudt  1836,  erfd^ci- 


nen.  Slu^erbem  Derfa^te  ber  %  SJlarutl^  SA 
lieber  auf  bie  l^eiligen  SRart^rer  unb  brad^te  |» 
gteid^  mit  bem  @r}bifd^of  Sfaac  Don  ©eleuciaU 
SanoneS  ber  ©Quobe  Don  410  in  il^re  enbgfittlg 
i^orm.  92ad^bem  bie  SanoneS  erft  nur  in  ber  k 
SJhtratori  unb  Hßanfi  befinblid^en  lateinifd^engon 
befannt  gemefen,  gab  fie  Samq  fi^rif d^  unb  ktebnfd 
in  bem  ungmeifell^aft  autl^entifd^en  Se^t  l^enmi 
(Lamjy  Goncilium  Seleuciae  et  Gtesiplunib 
habitum  anno  410,  textom  syr.  ed.,  lat.  yert 
notisque  instr.,  Lovan.  1869).  (^BgL  BickeD 
GonspectuB  rei  literariae  Syronim,  Mooa 
Stern  1871,  21.)  ^u^erbem  ftnb  Don  aßornt^ 
nod^  einige  e^egetifd^e  IBemerhtngen  gebrudCtinba 
Monumentasjmaca,  ed.P.Zingerle,  Oenipoot 
II,  ed.  Moesinger,  1878,  32.  [3ingerle.] 
:3Sa^$  (SKaeS),  3lnbreaS,  »ibeOritifertad 
©taatSmann,  mürbe  1514  }u  SennidE  (Siimut 
bei  Srüffel  geboren.  Sr  mad^te  feine  t)]^{o|^ 
fd^en  ©tubien  }u  Sömen  unb  mürbe  bafeSbft  153! 
äJlagifter.  ©ein  ^auptintereffe  manbte  ftd^  be 
alten  ©prad^n  gu,  unb  fd^on  in  Sömen  galt  i 
als  Hßeifter  beS  ©ried^ifd^en  unb  ^ebrüifd^en.  So 
neben  befd^äftigte  er  fid^  aud^  mit  SuriSprubei 
unb  marb  fpater  2)octor  berfelben.  @egen  (bi 
beS  Sal^reS  1537  lam  er  nad^  SBien  unb  mA 
©eaetör  beim  laiferlid^en  Statine  Sol^onn  Do 
^ege,  SBifd^ofS  Don  jf onftang.  Um  feiner  9raa^ 
barfeit  miUen  mürben  il^m  mel^rere  Sanonicate  i 
SübedE,  Xanten,  €mmerid^  unb  ftonfton},  foft 
bie  $ro))ftei  }U  ©t.  ftunibert  in  jtöln  Derli^ 
ol^ne  ba|  er  bie  l^öl^eren  SS^il^en  empfangen  1^ 
92ad^  bem  Sobe  beS  Sifd^ofS  Sßeje  (1548)  loeit 
er  in  Aufträgen  Derfd^iebener  Stegenten  b\ta  i 
9tom  unb  benu^te  ben  Slufentl^alt,  um  {id^  i 
Slrabtfd^en  auSjubilben  unb  bie  in  iSwcopa  fa 
unbefanntefQrifd^e©prad^e)u erlernen.  3laä^\a» 
aiüdfel^r  trat  er  1558  als  9lat^  in  bie  S)ien|iebi 
^er^ogS  SBiU^elm  Don  SIeDe,  entjagte  bem  geif 
hd^en  ©taube  unb  Derl^eiratete  fu|.  ©d^on  i 
3. 1573,  am  7.  »pril,  eneid&te  er,  erji  58  3«^ 
göl^Ienb,  ein  erbauIid^eS  d^riftlid^eS  Snbe.  SRofit 
mar  fein  einfeitiger  $]^iIoIoge,  Dielmel^r  6efa|  < 
aud^  in  anberen  pföd^em  beS  äBiffenS  eine  n 
gemeine  Setefenl^eit,  fomie  einen  großen  @d^ 
finn,  Don  meld^em  feine  literarifd^en  fieifhmgi 
fietS  eine  fritifd^e  Haltung  erhielten.  Snberfloni 
ni|  ber  ®ef d^i(^te  unb  alten  ©eograp^ie,  fonm 
ber  jf ritif  ber  SBibel  tl^t  eS  il^m  mol^I  fein  9 
lel^rter  feiner  3eit  guDor.  ©o  beurtl^ilten  il^n  fd^i 
©eb.  SRünfter  unb  ätid^arb  ©imon.  9uf  bie  8ü 
Don  3lriaS  anontanuS  na)^  aRajtuS  Snt^tt  i 
ber  ^ntmerpifd^en  Ausgabe  ber  föniglid^  $oI 
glotte ;  er  lieferte  ba}u  bie  d^Iböif d^  ^ßaropl^rc 
über  bie  erften  $ro))|eten,  bie  $falmen,  ben  $i 
biger  ©alomonS  unb  baS  9ud^  9tut^;  ou^eÄ« 
fd^rieb  er  ein  ftjrifd^eS  Sejifon  unter  bem  Xü 
Syrorum  Peculium  (^ntm.  1571,  in  QfoL)  «i 
eine  ©rammatif  ber  ftjrifd^cn  ©prad^e  (3lntw.l57 
in  Sfol.),  um  beibe  ber  $olQgIotte  beiiugcta 
©ein  Kommentar  über  baS  93ud^  Sofue,  %nil 


961 


ajlofora. 


962 


im,  0Ut  ald  ein  aReiftertoerl  bibßfd^er  ffrütt 
im  (fiftorifd^  unb  fprai^Iid^er  Srubition  (ent» 
|dtm  aud^  in  ben  Critici  sacri,  Lond.  1660, 
Afflst  1698^  U).  Shtige  3leu|erunQen,  noment« 
Ih^  tticr  bie  SSuIgoto,  erregten  %nflo|,  fo  ba|  ber 
lomnentor  mit  ber  Se^eid^nung  doneo  corri- 
gator  auf  ben  römifd^en  3nbes  tarn.  %1S  Slnl^ang 
{B  äofue  erfd^enen  feine  Annotationes  in  Deu- 
tenmomii  Caput  XVI— XXXIV.  9JlQriu§  über- 
lebte melj^rere  öltere  unb  neuere  @tüde  au^  bem 
S^rifd^;  bie  Sammlung  ift  entl^alten  in  ber 
Sibliot^  ber  SBöter  t)on  SJlargarin  be  la  Signe 
nb  in  ben  Critici  sacri  (ed.  2).  @o  übertrug 
er  mter  anberen  (üommentarius  de  Paradiso, 
ante  annos  DCC  a  Mose  Bar-cepha  Syro 
seriptus,  unb  S.  Basilii  Xeitoup^ta,  Antw.  1569. 
(ntn^udftd^t  genommener  Sommentor  ^u  fömmt« 
li^m  l^jbrifd^  93üd^em  ber  l^eißgen  @d^rtft 
Msbe  bmrd^  feinen  £ob  Derl^inbert.  @eine  @trett« 
{i|rift  gegen  bie  SalDiniften  (Disputatio  de  coena 
Danim)  Id|t  fid^  nirgenbg  mel^r  auf ftnben.  Seinen 
ftiefiDtt^fel  (1538—1573)  gab  3)1  Soffen  in  ben 
Dn&L  ber  ®ef.  f.  r^ein.  ©ef^id^tShtnbe  n,  £ei))5. 
1886,  ]^u8.  O^gl.  Paquöt,  Memoires  II, 
274  8.;  Soffen  in  ber  Sinlettung  }u  ben  Briefen; 
»«W,  Snbej  I,  571.  H,  1223.)         [®üj.] 

9bfim  ober  9Kaffora  (nn^iofc,  nn^iö», 
in^»c,  iw"j*iOB,  Dom  d^alb.  "iw ,  prodere,  tra- 
uere) ifi  eigentUd^  traditio,  Ueberlieferung  in 
tl||emeinem  Sinne,  toirb  aber  Dor^ug^toeife  in 
Song  auf  ben  ^ebröifd^enSSibeltest  t)on  einer  ge- 
ftinciiSeiftnng  frul^erer  Slabbinen  gebrandet  toeld^e 
to  bel^Ib  aud^  ben  92amen  UNaforet^en  ('^^a 
i^n)  er^Iten  l^ben.  3^re  ^au))tauf gäbe  mar 
Ue  oU^itige,  enbgültige  Sfi^ining  ber  gform  unb 
Itfhnrad^  bed  b^bröifd^en  ^ibelte^teS  nad^  3Ra^' 
jiAe  ber  f^flentatifd^  bearbeiteten  Ueberlieferung. 
VfR  toid^tigfte  Seiftung  ift  ba^er  }UDörberft  bie 
SocoKfintng  uvä>  Vccentuirung  jenes  Se^teS,  in 
Ddieff  meld^  ^ier  einfad^  auf  bie  l^ebrätfd^en 
Spttd^Iel^ren  t^ermief en  werben  !ann  unb  nur  tttoa 
^  bemerft  )u  n)erben  brandet  ba^  in  benfelben 
Me  ||)dte  CEntpel^ung  ber  iBocal5eid^en  unb  ^ccente 
li^t  immer  genugfam  bead^tet  loirb.  Slu^erbem 
(ikK  bie  Staforetl^en  eine  Un^abl  Don  ^emer- 
^al  über  ben  l^braifd^en  Sibelte^rt  aufge^eid^« 
«t  tteld^  nad^  einem  hopptWm  ®efid^t§pun!te  }u 
tttnu^  ftnb. 

LOlitt^eilungen  über  ben  factifd^en 
Bejtanb  beSSibelte^teS.  ^ierl^er  gel^ören 
l.Ke8BgQbenüberIttiirsopherim(c^nBio  n-Jtsy), 

k.|.8efe^gung  eineS  5ugefe|ten  93ud^fiaben§  (5), 

ialikkim  sopherim  (d''-»b'jo  vpn),  b.  1^.  Kor- 

QctBieii  nn))affenber  ^u§brüdfe  (18),  unb  über 

o|eiotbentiid^  fünfte  (puncta  extraordinaria, 

"^"^0/  i>-  !•  *njn)eifelung  öon  SeSarten  (15). 

Ik  biefe  Semerhmgen  fommen  fd^on  im  Xalmub 

^inb  ftnb  oon  ben  SRaforetben  oon  bort  l^erüber» 

gnommen  morben  (ogl.  Xüb.  Ouartalfd^rtft  1848, 

601  jf,;  Strack,  Prolegg.  crit.  in  V.  T.  hebrai- 

ciDD,  lipB.  1878, 86  sq.).  2. 2)ie  Eingabe  ber  un= 


gemöl^nlid^en  Sud^ftaben,  namentlid^  ber  fog.  Ute- 
raemaju8culae,minusculae,  inversae,  suspen- 
sae,  bie  ^nm  Xl^eil  aud^  fd^on  im  Xalmub  ermähnt 
toerben.  So  mad^t  bie  äßafora  gleid^  gum  erften 
Sud^ftaben  ber  SJibel,  jum  a  in  n-'rKna,  bie  95e« 
merfung:  tqi  a(gro&e8  95),  unb  ju  n  in  cK-)3na 
(®en.  2,  4)  bie  ©emerfung :  »-»^a^r  n  (üeineS  1^)^ 
Sold^e  IBud^ftaben  lommen  f o  l^öufig  Dor,  ba|  bie 
ORaforetl^en  ein  OoUftönbigeS  Alphabetum  ex 
literis  majusculis  (ni^ni  m"«mK>s  a«)  unb  ein 
Alphabetum  ex  literis  minusculis  (nm*)«»  :Sm 
msup)  jufammenfe^cn  fönnten,  »eld^eS  ftcHenioeife 
fogar  boppelt  unb  breifad^  fein  mü^te.  3u  ^  in 
?b3a  (9lum.  10,  35)  bemerft  bie  SÖlofora:  v^ 
ns^Bn  (nun  inversum)  unb  fd^reibt  bcmgemä^ 
?bc2  mit  bem  ^Beifügen,  ba^  eine  fold^e  S^reib» 
weife  an  neun  Stellen  ftattl^abe,  bie  fte  anbeutungS- 
toeife  citirt  (Dgl.  iebod^  3loxiV^  Minchat  schai  }u 
ber  SteEe).  3u  V^  in  -ilx^,  (Kid^t.  18,  30) 
bemerft  fte:  n-^iVri  ii5  (nun  suspensum),  unb  fo 
an  mand^en  anberen  Stellen,  gibt  aber  immer  blo| 
ben  Sad^oer^alt  an,  ol^ne  bie  Urfad^e  benfelben  )u 
berühren  (Strack  1.  c.  91).  3.  ©ie  Säl^Iung  ber 
Stbfd^nitte  (ißarajc^en,  Sebemic),  SSerfe,  SBörter 
unb  Sud^ftaben  ber  einzelnen  99üd^er,  fomie  Se« 
jeid^nung  ber  Steßen,  meldte  bie  SDlitte  berfclben 
einnefjmen.  So  wirb  j.  85.  in  95etreff  be§  ^enta« 
teud^S  bemerft,  er  l^abe  5845  SSerfe,  290  offene, 
379  gefd^Ioffene  $arafd^en  unb  werbe  l^albirt  burd^ 
bie  Stelle:  ij^i  -|»nn  mk  t>V:?  dwi  (Set).  8, 8).  gin 
großer  Xl^eilfold^er  Angaben  fommt  ebenfalls  fd^on 
im  Salmub  oor.  ®ie  SKaforetl^en  l^aben  aber  bie« 
f  elben  nid^t  blo^  einfad^  l^erübergenommen,  f  onbem 
bie  frül^ercn  Seiftungen  weitergejül^rtunb  nötl^igen« 
faD§  aud^  berichtigt,  ^n  SBort»  unb  Sud^ftaben* 
5öl^lung  ).  85.  fd^etnen  bie  Xalmubiften  nod^  nid^t 
gebadet  gu  l^aben.  4.  SDie  Angabe  oerf  d^iebener  Stgen« 
tl^ümü^feitcn  einzelner  S3erfe.  So  wirb  }.  S3.  }u 
®en.4, 8  bemerft:  p-soE  'isea  -^pos  'lou  rfs,  b.  1^. 
28  93erf e  enben  in  ber  SKitte  beS  SSerfeS,  f o  nämli^, 
bag  mit  ber  gweiten  SSerSl^öIfte  ein  neuer  Sa^  be« 
ginnt.  3u  6^.32, 8  wirb  bemerft:  TinB"--!  'ma  '-sos  a 
1*0,  b.  ]&•.  jweiSSerfe  finb  im  ißentateud^,  bie  mit 
ö  anfangen  (aufeer  gj.  32, 8  nod^  9him.  14,  19). 
^n  9km.  29,  33  wirb  bemerft:  cjiön  'ma  'iob  a 
ctt  -,inman  ^s ,  b.  1^.  jwei  SSerfe  fmb  im  ißenta* 
tcud^,  beren  fammtli^e  3Borte  mit  o  enbigcn.  3« 
gj.  29,  5  wirb  bemerft:  a*!  n«  a  'ina  n-'K  'iob  'a 
riKi,  b.  1^.  eS  fommen  brei  Serfe  oor,  in  benen  fid^ 
breimal  n«  unb  brcimal  mni  finbet.  3"  3lum.  36, 8 
wirb  bemerft :  rr\H  t  iina  n-'K  'idb  a,  b.  1^.  brei 
SJerfc  fommen  oor,  beren  Jeber  80  Su^ftabcn  l^at. 
3u  3er.  21,  7  Wirb  bemerft:  vV»  a»  'loea  r\^» 
VMK  op  -,i3Ki,  b.  ^.  ber  S3er8  enthält  42  SGBörter 
unb  160  85ud^ftaben.  5.  85emerfungen  über  ge« 
wiffe  SBorttjerbinbungen^^wie  $.  95.  bie  Semerfung 
ju  V'ipV  (®cn.  16,  2):  t'  hiph  ny-^Äw,  b.  1^.  vn^ 
mit  V»ipV  conftruirt  fommt  17mal  oor,  ober  bie 
a5emerfuug  au  65. 18,  21 :  -«tan  'ira  n-»»  'iob  'rr 
n^^»7i,  b.  1^.  HKtan  ift  in  ad^t  SSerfen  mit  nw»  con« 
ftruirt.  6. 95emerfungen  über  bie  95ebeutung  ge« 

81 


963 


aRoforo. 


m 


toiffcr  SQBörter,  bie  juwcilcn  in  ejegetif d^er  C^wF^^ä^^ 
bead^tenSnjcrt^  finb.  So  loirb  j.  ©.  ju  n^h  (@en. 
29,  9)  bemcrft :  »^^  a^  \  b.  1^.  r^yji  fontmt  brei« 
mal  Dor  in  brei  Derfd^iebenenSebeutungen;  bie 
beiben  anbeten  ©teilen  jtnb  3f.  24, 19  unb  ©pr. 
25,  19.  ^u  H»2  (®en.  29,  10)  »irb  bemerft: 
»••V»  "»nna  a,  b.  1^.  ba§  SQBort  fommt  jiDeimal  fo 
t)or,  aber  in  gmei  Derfd^iebenen  93ebeutungen;  bie 
onbere  ©teße  ift  «pf.  16, 9.  3u  ^-?«a  (^f.  22, 17) 
wirb  bemerft:  'w^  •'-ina  v»«?  'a,  b.  1^.  ■'i«s  mit 
ftame)  unter  Rop^  lommt  ^weimat  t)or  in  jiuei 
Derfd^tebenenlBebeutungen;  bie  onbere  ©teUe  ift 
3f.  38, 13,  IDO  e§  bie  Sebeutung  Mt  ein  ßöioe" 
bat.  meldte  in  ber  ^olrnfteUe  oUerbingS  nid^t  pa^t. 
ßnbUd^  7.  eine  TOenge  grommatif  d^er  Scmerfungcn 
über  SSocQle,  ^ccente,  biafritifd^e  S^xd^^n  unb  plene 
unb  befectit)e  ©d^reibweife,  bergleid^en  aud^  in  ben 
gemdl^nlid^en  l^ebröi  jd^en  SSibelauSgaben  oft  mand^e 
üorfommen. 

II.  SKoforetl^ifd^e  Eorrectionen  beS 
SJibeltejteS  fmb  befonberS  bie  unter  bcm  3la' 
men  fteri  (■'"ip)  befannten  unb  Dorn  gefd^riebenen 
Sejte  (6'^tb  a-^n»)  abtocid^enben  SeSorten.  ©ie 
finb  meiftenS  Mtifd^er  unb  ejegetif d^er,  jum  Sl^eil 
Qud^  grammatifd^er  unb  ortl^ogropl^ifd^er  %rt  unb 
be}ie]^en  ftd^  a.  auf  iBerwed^Slungen  Don  IBud^« 
{toben,  »ie  »enn  3  jfön.  12,  33  ftatt  beS  S'tl^ib 
laVtt,  baS  Äeri  *ia>«,  ober  6^.  25, 7  ftatt  be§  g't^ib 
aa'^  ba§  iferi  raV  lautet;  b.  auf  SScrfe^ungen  Don 
gjud^ftaben,  »ie  »enn  3  Äön.  7, 45  ftatt  beS  g'tl^ib 
^nt^ri  ba§  fteri  nV^n,  ober  ©pr.  23,  26  ftatt  beS 
6'tl^ib  nijsnn  baS  Äeri  npsp  lautet;  c.  auf  gr« 
f  e^ung  etneS  f  el^Ienben  ober  SSBeglaffung  eine^  äber- 
pfpsen  95u#aben8,  wie  wenn  9lmo§  8,  8  ftatt 
be§  6'tp  r:pw3  baS  ßeri  nypa??,  ober  3of.  8, 12 
ftatt  beS  S'tl^ib  n^yV  baS  fteri  ■>?*^  lautet,  d.  3u- 
weilcn  betreffen  fle  aud^  unrid^tige  SQBorttrennungen 
unb  fud^en  fie  ju  üerbeffcm,  »ie  »cnn  Sßf.  123, 4 
im  S^tl^ib  c^avNaV,  im  fteri  aber  c-sv  "kaV,  ober 
$f.  55, 16  im  6'tl^ib  m)s'>w,  im  fteri  aber  niö  -»»2 
Dorfommt.  e.  ©nunmatifd^e  ftcri§  fmb  j.  SB.'  «'•n 
für  baS  im  ^entateud^  läufige  «in  unb  nn?3  für 
i?2.  f.  Ortl^ograp^ifdle  fteriS  ftnb  8j.  27,  15 

caan  für  osain  unb  2  ^r.  8,  18  n*i»3»  für 

ni-'a-JK.  g.  gupl^emiftifd^e  ftertS  pnb  j.  SB.^^tt*»» 
^"■''t!^-D  (4  ftön.  18,  27)  ftatt  cn-rr  unb  cnhü 
tatt  c-^b:^  (1  ©am.  5,  6.  9. 12).  ffiie  anjal^t 
old^cr  fteriS  ift  fel^r  gro^,  aber  in  leiner  6anb« 
d^rift  unb  in  feiner  Ausgabe  »erben  fte  aUe  an» 
gemerft ;  aud^  ftimmen  in  SJctreff  berfelben  »eber 
bie  ^anbjd^riftcn  nod^  bie  9(uSgaben  mit  einanber 
überein,  »ooon  »ol^I  bie  aUmälige  Sntftel^ung  ber 
9naf ora  unb  nod^  mel^r  bie  9lad^löffig!eit  ber  ^b- 
fd^reibcr  bie  ©d^ulb  l^aben  mag.  —  «ufeer  fold&en 
fteris  Derbienen  l^ier  nod^  @r»ö]^nung  bie  mafo» 
retl^ifc^cn  ßoniccturen  unter  bem  9lamen  ry:^^, 
^n  mand^  ©teilen  namlid^,  »o  Don  ber  ge»5]^n« 
Üd^en  ßonjkuction  unb  ber  grammatifd^en  3lna« 
logic  abgcwid^en  »irb,  fc|[en  bie  SDlaforetl^en  ba§ 
il^rer  SWeinung  nad^  SRid^tige  an  ben  SRanb.  ©o 
bemerfen  fie  ju  «»;  »^»n  (@cn.  19, 22):  ".•»-i-^ao  i 


n«3s%  b.  ]^.  an  brei  ©teilen  ifi  Dermut^iid^  n«r 
ftatt  K3|;  }u  lefen;  bie  beiben  cmberen  ©teOen  juS 
3er.  48, 45.  ®an.  8, 9.  3u  c:^^^  aw  (gj.  4, 19) 
bemerft  bie  fleine  aJlafora:  nÄ-'-ix»  -p-i-ao  n,  b.^. 
an  fünf  ©tcHen  ip  ftatt  c^nx»  Dennuti^tic^  rm-m 
}u  lefen;  bie  gro^e  ÜTlafora  bagegen  »iebei^It 
bie  93emerfung  mit  i  ftatt  n  unb  f^rt  au|er  ii 
4, 19  »idlid^  nod^  fünf  »eitere  ©teilen  an,  too 
nr-^nsÄ  ftatt  c-ixx:  Denuutl^et  »erbe,  nömlid^Soi 
37, 36;  43, 15.  ©eut.  28, 68.  3of.  24, 5. 1  Soin, 
12,  8.  %I8  maforetl^ijd^e  Sorrectionen  erfd^einm 
aud^  bie  öfteren  fteri  »1o  ß'tl^ib  (a-na  »ht  ^n?) 
unb  6'tl^ib  »'lo  fteri  ("ip  »'^'j  a-ns) ,  bie  jebo(| 
5um  Sl^eil  fd^on  im  Xalmub  Dorfommen  (Neda* 
rim  f.  37  b;  38  a;  Strack  L  c.  80)  unb  infotoeit 
aus  einer  frül^em  3^it  berrül^ren.  3m  erPem  gdlc 
l^anbelt  eS  pd^  um  äBörter,  bie  gelef  en  »eiten  foUen, 
dbtodfjii  pe  nid^t  im  Xej;te  pelzen ;  ber  Xest  1^  bosn 
einen  leeren  ätaum,  ben  bieiBocale  bed  julefenben 
SBorteS  einnel^men,  ba§  Sßort  felbp  aber  ifl  am 
Staube  beigefügt;  im  le^temf^e  bagegen  l^onbdt 
e§  pd^  um  SSBörter,  bie  nid^t  gelefen  »erben  foHen, 
ob»o|l  pe  im  %tiit  gef daneben  pnb;  pe  finbbe^ 
^alb  aud^  bei  ber  Socalifation  nid^t  mit  SJocoIen 
Detfel^en  unb  fd^on  baburd^  fenntlit^  gemad^tixn^ 
ben.  ©0  »irb  j.  95.  Don  -Vk  (Sftut^  3,  5),  'H 
(«utl^  3, 17),  c:•»^a  (3er.  31,  38)  auSbrüfflidi  *e^ 
merft:  a-^na  kV-j  -»-ip,  unb  umgefel^rt  Don  n»T  (S)euL 
6, 1),  T^T»  (3er.  51,  3),  w>=n  (ßj.  48, 16):  ^ro 

3)ie  ßntpel^ungSaeit  ber  SRafora  iS^  fU^ 
leidster  au§  i^rem  Snl^alt  unb  il^rem  SSerl^ältm^ 
5um  Xalmub,  als  au§  ben  bie^faUpgen  SuSfogeit 
ber  9tabbinen  ermitteln.  Se^tere  l^ormoniren  m^ 
mit  einanber  unb  pnb  }um  Xl^eil  augenföllig  un^ 
rid^tig.    Sinige  bejeid^nen  bie  SRafora  mit  bens 
^uSbrudfe  •»s-'o»  nr»^  naVn  afö  ein  Don  SDlojeÄ 
l^errül^renbeS  SBerf  (Carpzov,  Grit,  sacr.,  Lips. 
1728,  285);  «nbere  betrad^ten  pe  al§  eine  ber 
Dielen  ?lrbeiten  6§ra'§,  »ie  namentlid^  3i»ba  8e^ 
Dita  ("nn)  im  93ud^e  goSri  (f.  b.  «rt.),  unb  fpötcr 
@Iia3  SeDita  im  3)2aforet]^  ^mmaforeti^,  benett 
bann  aud^  mand^e  d^riplid^e  ©elel^rte,  »ie  Stas* 
torf,  93artoIocci,  SBoIf,  beiftimmten;  9[tü)ere  enb* 
lid^  l^alten  pe  für  ein  SBerf  ber  ©elel^rten  gu  £i* 
beriaS  nad^  bem  ^bfd^Iu|  beS  £almub,  »ie  fd^0n 
^beneSra  in  feinem  Saä^ui  unb  nad^l^er  Diele  Sn^ 
bere.  2)ie  erPeren  beiben  ^npd^ten  piri)  vaifydüax, 
unb  bie  festere,  fofem  pe  nid^t  aOeS  in  ber  IRofoco 
iBorf ommenbe  au3  ber  nad^talmubifd^en  3^  ^ß^ 
leiten  »ill,  Derbient  entf d^ieben  ben  äJorgug.  S)eii0 
bie  SRafora  gel^ört  im  ©an^en  augenf&ig  bet 
nad^talmubifd^en  3^it  cok,  »ie  l^inlönglid^  fd^ 
barauS  eri^eUt,  ba^  ber  Xalmub  nod^  feine  Sooofc 
unb  ^ccente  beim  l^ebröifd^n  SBibelteste  femit 
ünan  l^at  i^m  5»ar  f  0%  fternitni^  »egen  einsd* 
ner  9eu|erungen  sugefd^rieben,  »ie  namentlid^ 
»egen  beS  5per  Dorfommenben  Knp«^  ck  «r  mb 
m-jottV  CK  ©■• ;  allein  in  fold^en  gföllen  l^onbdt  Ä 
pd^  nid^t  um  iBocale  unb  ^ccente  unb  uber|au)it 
ni^t  um  tttoa^  Don  bem,  »a§  »ir  unter  9Raf ora  tec* 


965 


IDlafora. 


966 


Pe^,  fonbeni  ttm  eigenü^ümlid^e  esegetifd^e  ftunft- 
gtiffe  ber  aUen  Stobbinen  (»gl.  Mb.  Ouartdf  d^rif  t 
1^2, 43  f.).  Uebrigend  liegt  eg  in  ber  3laim  bec 
BtOft,  böig  ein  äBerl,  toie  bie  URofora,  nid^t  auf 
einmal  entfiel^ tonnte;  bie Seobaci^tungen,  beten 
ISigebnil  jie  mittl^eilt,  unb  bie  Skrgleid^ungen  unb 
Combtnanonen,  auf  loeld^e  fici^  il^re  99erid^tigungen 
p^,  tonnten  nur  aHmöIig  im  Saufe  geraumer 
Seit  gemad^t  merben,  unb  dliaS  SeDita,  ber  bie 
SRofora  itoQx  t>on  S§ra  l^erleitet,  fie  aber  nod^ 
tongc  nad^  il^m  fortgefe^t  toerben  unb  jur  iSoII- 
obung  gelangen  lö^t,  f^ai  gemi^  tioUtommen  äted^t. 
Mm  er  fagt  ber  ^aforetl^en  feien  ^unberte  unb 
Zsufenbe  gen)efen  Diele  ©enerationen  l^inburd^/ 
nb  eS  laffe  ftd^  mhtx  xf)t  Anfang  nod^  il^r  Snbe 
genau  befKmmen  (Buxtorf,  Tiberias  eive  Com- 
nentarins  Masorethicus ,  Basil.  1620 ,   6). 
ton  obttol^I  ber  3^traum  il^rer  Xl^ötigfeit  im 
Vlgemeinen  betannt  ift,  fo  bo^  bie  ^uSbel^nung 
tri)  Sbgrensung  beSfelben  teineSmegS.  !Bon  ber 
Si^ti^eit  ber  9Rafora  l^aben  fd^on  bie  mittet« 
(Mu$en  Slabbinen  fel^r  l^ol^e  iBor^eUungen.  @ie 
iqndf^en  biefelbe  al§  Umjöunung  beS  ®efe^e3 
(rnnV  a-o,  Carpz.  1.  c.  204)  unb  reben  in  ber 
onlennenbften  äBeife  Don  il^r.   Slbenedra  3.  9. 
jogt  im  Unfong  feines  nm»  -»lo-',  man  l^abe  e§ 
nr  ben  Semül^ungen  ber  SRaforetl^en  ^u  Der- 
balm, baj^  baS  gbttlid^e  ®efe|  no4  uuDerfel^rt 
forOefU^  unb  bie  l^eiligen  93üqer  Dor  ieber  3u» 
tlat  imb  9Beg(af[ung  bettxtl^rt  morben  feien,  unb 
iB  ^nlid^  äBetje  Dinbidrt  SliaS  SeDita  ben  9Ra- 
N^  baS  Serbienfl,  bie  ^eilige  @(^rift  in  il^rer 
teUommenen  UuDerfel^rtl^eit  erl^alten  gu  l^aben,  bie 
ntK  fie  baS  @d^id(fal  anberer  Sudler  getl^eilt  unb 
ÄU^  SntfieDungen  mie  fte  erf al^ren  l^aben  mürbe, 
I»  ba^  man  nid^t  mel^r  red^t  mfl^te,  maS  ^nm  l^ei- 
Bp  Zest  ^5re  unb  mad  nid^t  SRaginfoId^n 
Mfäm  mmttffia  einige  Uebertreibung  liegen,  f 0 
jbA  bod^  oud^  bie  geringf d^igen  Urtl^eile,  meldte 
m  einjelne  Stabbinen  beS  9RitteIaIter8  (Bux- 
iorf  L  e.  202  sq.)  unb  mand^e  neuere  ®ele]^rten 
br  bie  9Raf ora  föQten,  nid^t  gu  biOigen.  Siner 
iKitge^enben  SntfteOung  unb  93erf  d^Iimmerung  be§ 
Imi^  SibeltesteS  mürbe  burd^  bie  ÜRaf  oretl^en 
Fbofolu  twrgebeugt  @elbft  bie  blo^  med^anif d^e 
S^bng  ber  ^e,  9Bdrter  unb  99ud^ftaben  mar 
Ol  iUNir  befd^erlid^eS,  aber  gutes  9Jlittel  ben 
tot  gegoi  3u^^M^  unb  SBeglaffungen  }u  fidlem. 
M  looS  man  als  „JMeinigfeiten,  bie  ber  3}lüf)t 
kUlK^eid^nenS  taum  mert^  maren''  (Std^l^om, 
Galeit  I,  41^,  begeid^net,  mie }.  S.  bie  Eingabe 
ofMIenber  Sigent^ümlid^feiten  einzelner  ißerfe 
dir  Ue  Vnjeige  beftimmter  SonftructionSmetfen, 
tat  in  ber  fraglid^en  ^infid^t  nid^t  gleid^gültig. 
Sie  fritifd^  unb  esegetifd^n  93emerfungen  be« 
liUm  o^^in  alS  alte  Xrabitionen  il^re  SBebeut« 
Meü  gfreiltd^  möre  gu  münfd^en,  ba|  eine  be* 
ri^^ntbe  mrbnenbe  ^anb  über  baS  gum  Sl^eil 
loj)  mgeotbnete  unb  mond^e  IBerfel^en  Denatl^enbe 
fSU^^mi  a  a.  0. 433  ff.)  maf oretl^ifd^e  9RateriaI 
biuucn  iii5d^tc 


3m  Obigen  mürbe  aelegenl^eitlid^  fd^on  eine 
tieine  unb  eine  grofec  9Jlafora  ermäl^ni  S)ie  Heine 
SKafora  (Masora  parva,  nmottn  ■Ti:cp  ober 
natap  n-i-^ott)  mad^t  i^re  SSemertungen  in  obbre» 
oiirten  ted^nifd^en  ^uSbrüdfen,  gemöl^nlid^  am 
@eitenranbe  beS  XeiteS,  unb  ]^|t  barum  au$ 
oft  Masora  marginalis;  bie  gro|e  90tafora 
bagegen  (Masora  magna,  "^"nJi  mio»  ober  nmo» 
Nna-i)  finbct  fid^  gemöl^nlid^  über  unb  unter  bem 
©d^rifttejt  unb  bicnt  ber  tCeinen  SJlafora  jur  6r« 
göngung  unb  iBeroo&ftönbigung,  ober  au^,  maS 
im  ®runbe  auf  baSfelbe  l^inouSlauft,  bie  tieine 
ÜKafora  ift  ein  SluSjug  auS  ber  großen.  SBenn 
5. 95.  bie  neine  TOafora  ju  ^\i  (®en.  29, 10)  be- 
merft:  'wV  -»nna  a,  fo  jeigt  in  fold^en  gfällen  bie 
gro|e  9Jlaf ora  bie  @te&en  an,  um  bie  eS  fid^  l^an- 
belt,  entmeber  mit  ben  SlnfangSmorten  ober  mit 
fonfl  einem  ober  einigen  ©d^Iagmörtem.  Singer- 
bem  unterfd^eibet  man  nod^  eine  Snbmafora 
(Masora  finalis,  aud^  Masora  maxima  ober 
Masora  magna  finalis  genannt).  @ie  ift  eine 
%rt  Soncorbang,  meldte  in  alp^abetif d^er  Orbnung 
bie  SBörter  unb  @teUen  aupl^rt,  gu  benen  bie 
ORaforetl^en  93emertungen  }u  mad^en  l^atten.  2)a 
bie  biSl^er  befprod^ene  !Dlafora  ber  ^auptfad^e  nad^ 
Don  ben  ®ele^rten  }u  Liberias  ausging,  fo  tbnnte 
man  fie  aud^  bie  palöftinenfifd^e  nennen  im  ®egen- 
fa|  )ur  bab^Ionifd^en,  meldte  ungeföl^r  gleid^geitig 
mit  il^r  in  ben  @d^ulen  gu  @ora,  9}a]^arbea  unb 
ißumbebitl^a  entftanb,  Don  ber  unS  j[ebod^  menig 
betannt  gemorben  ift.  SS  fd^eint  fid^  nömlid^  Don 
berfelben  nid^tS  erl^alten  }u  l^aben,  als  ein  ißer- 
geid^nig  Don  morgenlänbifc^en  SeSarten  aegenüber 
Don  abenblänbif(|en  auS  unbetannter  3^1^/  unb 
ein  93er)eid^ni^  Don  SeSarten  unter  bem  9tamen 
beS  91.  9lat)]^tali,  eineS  bab^Ionifd^en  3uben  im 
11.  ^(tl^rl^unbert ,  gegenüber  ben  SeSarten  beS 
Si.laron,  eineS  $aIäftinenferS.  99eibeftnb  in  ber 
großen  Somberg'fd^en  unb  IBu^orf'fd^en  93ibel 
unb  im  fed^ten  Xl^eil  ber  Sonboner  ^ol^glotte 
gebrudft.  2)ie  SeSarten  beS  erften  SSergeid^niffeS 
$aben  eS,  gmei  gföDe  ausgenommen,  bIo|  mit 
gonfonanten  ju  tl^un;  bie  beS  jmeiten,  einen 
tJfaD  ausgenommen,  blo^  mit  SSocalen  unb  9c- 
centen.  ?iun  ift  Don  fcttft  tiar,  marum  unfer 
ie|iger  ^ebröifd^er  99ibelte|^  ber  maforetl^ifd^e  ge- 
nannt mirb,  unb  bei  bem  großen  Infel^en,  beffen 
fid^  bie  SWafora  feit  il^rer  ßntfte^^ung  erbeute,  aud^ 
leidet  begreiflid^,  ba^  burc^  benfelben  ber  Dormafo« 
ret^ifd^e  %tit  DöIIig  Derbrängt  morbcn  ifl.  S)ie| 
ift  ein  Umftanb,  um  beffentmiDen  bie  @inrid^tung 
berORafora  beflagt  merben  !ann;  bcnn  bielftafo- 
retl^en  l^aben  nid^t,  mie  oft  unrid^tig  angenommen 
mirb,  ben  urfprünglid^en  Sejt  beS  Uten  Sefta- 
menteS,  fonbcm  ben  ju  il^rer  3wt  trabitiondl  ge- 
morbenen  l^öd^ft  fel^IerlaftenXe^tunDerle^Iid^  fi|irt 
unb  finb  baburd^  Urfad^e  gemorben,  ba|  bie  Jhitit 
beS  iSibelteiteS  faft  nur  nad^  Ueberfe^ungen  unb 
nad^  ©onjectur  Dorgenommcn  merben  rann.  (SJgl. 
bie  «rtt.  Sibeltejt  I,  oben  H,  691,  unb  Äritif, 
biblifd^e  I,  oben  Vü,  1198;  Jo.  Buxtorfi  Tibe- 

8l* 


967 


Tta^pf^a  —  SRaH 


961 


rias  sive  Comment.  masorethicuB  triplex,  erft 
dS  älnl^ang  ^ur  tabbinifd^en  93tbet  bann  befon* 
ber3  99af(n665;  Strack,  Prolegomena  critica 
in  vetus  Testamentum  hebraicum,  Lipsiae 
1873;  Additiones  criticae  in  ben  tion^r  unb 
®eli|f(i6  l^crauSgegebcnen  SBibcItcjten;  J.  Pater- 
8on  Smytliy  The  old  Documents  and  the  new 
Bible,  3.  ed.  London  1890»  88  f. ;  jfoulen,  Sin« 
Icitung  §  86.)  [fficltc] 

(nfixtt,  n?.3ctt),  im  31.  S.  9lQnie  mehrerer  Orte, 
meldten  gemeinfd^aftlid^  bie  Q))))e&atit)e  99ebeutung 
beS  SBorteS  („äBorte"  öon  nsssc,  ouSfci^ouen)  ju- 
fommt.  1.  ©ie  erfte  fo  genannte  Dertlid^feit  »ürbe 
®en.  31, 49  im  l^ebraijd^en  Xe^  emäl^nt  unb  al§ 
ibentifii^  mit  bem  „Raufen  beS  S^wß^ifi^"  ju 
betrachten  fein,  menn  nid^t  nad^  ber  @eptuaginta, 
ber  SBuIgata  unb  ber  ^ejd^ittl^o  ba§  mit  bem  Sr» 
tifel  öerfel^ene  n^x>an  j^icr  al§  appeBatiöum  auf» 
jufaffen  wäre.  —  2.  ®er  nämlid^e  gfatt  tritt  bei 
3oj.  11,  3  ein,  obiool^I  l^ier  LXX  unb  Sulgata, 
nid^t  aber  bie  ^efd^ittl^o,  tro|  be§  ^rtifeld  einen 
Eigennamen  finben.  9Die  terra  Maspha  am  f^u^ 
be§  f^ermon  lamt  nur  meftUd^  Dom  @ee  SRerom 
gelegen  gemejen  fein,  fo  ba|  banad^  aud^  ber  cam- 
pus  Masphe  (93. 8)  unb  ba§  Of .  5, 1  im  l^ebräi» 
fd^enlegt  genannte  SKaSpl^aju  beftimmen  ifi  — 

3.  (Sine  Oerttid^feit  mit  bem  Sigennamen  9Ra3f)]^a 
ift  bie  3of.  15, 38  bem  ©tamm  3uba  jugemicfene, 
beren  Sage  baS  Onomafticon  (ed.Lagarde  139, 4) 
mit  ben  SBorten  bejeid^net:  Est  in  finibus  Eleu- 
theropoleos  contra  septentrionem  pergenti- 
bus  Aeliam,  pertinens  ad  tribum  Juda.  — 

4.  @in  anbereS  3Ra^p^a  lag  im  Oftjorbanlanbe 
(»id^t.  10,  17;  11,  11.  1  SKad^.  5,  35),  l^eifet 
be^megen  aud^  3Ra^p^a  m  ®alaab  (11,  29)  unb 
toar  ber  SBol^nfife  ^tp^if^t'^  (11,  34) ;  feine  ßagc 
Iö|t  ft^  nad^  11,  29  nur  bal^in  beftimmen,  ba^ 
eS  }n)ifd^en  bem  @ebiet  Don  f^albmanaffe  unb 
}tt)ifd^  bem  Sanbe  ber  ^mmoniter  gelegen  mar. 
&  ift  mol^I  mit  bem  Tla§ipi)a  in  ®ab,  metd^eS  baS 
Onomafticon  (Lagarde  139,  4)  al§  SeDitenftabt 
anfül^rt,  unb  bemnadj  mit  nftscun  n»n,  Ramoth 
Masphe  (3of.  13,  26)  ibentifd^.  —  5.  ?lud^  in 
aWoab  lag  ein  9Ka§p]^a,  tool^in  ®aDib  feine  9ln= 
gel^örigen  pd^tde  (1  ©am.  22,  3).  —  6.  ©a§ 
mid^tigfte  unb  am  öfteften  genannte  3Ra^p^a  lag 
im  ®ebiet  bc§  ©tammeS  ©cnjamin,  tt)irb  juerft 
3of.  18,  26  (SSuIg.  SKeSpl^e)  ermäl^nt  unb  fd^eint 
nid^t  meit  Don  SRama  unb  ®aha  entfernt  gemefen 
ju  fein.  SDicfe  Ortfd^aft  mürbe,  Dermutl^Iid^  il^rer 
Sage  megen,  Don  jel^er  ju  ben  SSoIfSDerfammlungen 
ber  SSraetiten  benutzt  (Slid^t.  20, 1. 3;  21, 1. 5. 8), 
namentlid^  menn  biefclben  ju  religiöfen  3tt)ed[en 
ongefteHt  mürben  (1  ©am.  7,  5  ff.;  10,  17);  bie^ 
beftätigt  nod^  in  fpäter  3cit  ba§  erfte  aJlad^abäer« 
bud^  (3, 46).  S)er  Äönig  9tf a  liefe  biefe§  Wa^pf^a 
8ur  äfeftung  .ausbauen  (3  ftön.  15,  22.  2  $ar. 
16,  6),  unb  jmar  mit  ben  ©teinen  beS  offenbar 
benad^barten  Siama,  fo  bafe  baburd^  bie  Sage  beS 
Orted  in  etma  bejeid^net  ift.  ^ier  fd^Iug  nad^  ber 


3erftörung  SerufalemS  ®oboIia8  feinen  ©i|  m 
(4  ftön.  25,  23.  25.  3er.  40,  6  ff. ;  41,  1  ff, 
9$ermutpd^  9^<^^  biefe,  meil  ber  Ort  nid^  toe 
Don  3eru{alem  felbft  entfernt  mar;  betfeIbe'@Tiiii 
mirb  au(^  bei  ber  2  e§br.  S,  15. 19  ermä^nti 
SJ^atfad^  mafegebenb  gemefen  fein.  3n  neuen 
3eit  finb  Dielfad^e  iBerfud^e  gemad^t  morben,  b 
genaue  Sage  beS  beniaminifd^en  3Sla8p^a  oudfis 
big  5u  mad^en,  ol^ne  bafe  barüber  eine  Sinipe 
erhielt  morben  märe ;  bie  meiften  ©timmen  De 
einigen  ftd^  jebod^  auf  ba3  nörblid^  Don  3enif(^ 
gelegene  3lAhx  ©ammil.  (©.  Palest.  Expla 
Fund  1875,  35 ;  1877,  21 ;  1881,  91 ;  1882 
260.)  [JfauIetL] 

WM^e  bei  ben  3SraeIiten,  fomol^I  bie  Sangen< 
ma|e  d§  bie  ^ol^Imafee,  fönnen  rüdfid^ttid^  i^ 
SSer^öItniffeS  unter  einanber  mefentlid^  oud  ber 
Angaben  ber  l^eiligen  ©d^rift  entnommen  merben. 
möl^renb  in  93e5ug  auf  il^r  SBerl^öItnig  gu  befomitei 
SJlafeen  be§  ^Itertl^umS  unb  für  il^re  SRebudioi 
auf  bie  ie^t  gebräud^Iid^en  9)k|e  erfl  SBered^mmga 
angufte&en  ftnb.  S)ie  in  biefer  ^infid^t  untemom 
menen  IBerfud^e  l^aben  nod^  gu  leiner  DoHen  lieber 
einjHmmung  gefül^rt.  S!)em  Söngenmafe  liegt  bo! 
2)iu)becimalf9ftem  gu  ®runbe,  möl^renb  beim^^l 
mafee  eine  iBerbinbung  Don  S)eämal«  unb  %m 
bedmalftiftem  Dorfommt.  I.  SHe  iSraeIiti{<|e] 
Sängenmafee  (n^*?,  r\H^^)  maren,  Dom  Heiipe 
angefangen:  l.S)ic3fingerbreite(:^x»?.);  2.bi 
§anbbreite  (net?.  ober  r^ßfa),  mel^^  4  gfingei 
breiten  betrug ;  3.  bie  ©panne  (n-it)^  3^anb 
breiten;  4.  bie  Slle  (n»«),  meldte  2  Qpoaxm 
f  omit  6  ^anbbreiten  ober  24  {^fingerbreiten  betmg 
enbUd^  5.  bie  IRutl^e  (na;;),  meldte  6  SHen  cbi 
12  ©Pannen  ober  36  ^anbbreiten  ober  144  ^ 
gerbreiten  betrug.  €§  ift  üar,  ba^,  xmm  eim 
biefer  9}la|e  genau  beftimmt  möre,  oud^  bie  übrige 
e§  maren.  2)ie  93eftimmung  aber  l^ot  il^re  ©d^ 
rigfeiten.  2)ie  Stabbinen  gelten  babei  Dom  ^in 
ten  ÜJla^e  au§  unb  fe^en  bie  (fingerbreite  gM 
ed^  neben  einanber  gelegten  ©erftenfömem.  St 
jebod^  bamit  leine  ®enauig!eit  }u  erzielen  fei,  Uaii 
tet  ein.  @inen  befjem  SBeg  l^aben  neuere  @A(Sfti 
betreten,  inbem  fte  bei  ber  SDe  begonnen.  (ES  t 
nönüid^  laum  p  bejmeifeln,  ba|  fd^on  ber  3im 
ber  l^ebröifd^en  @0e  (h^k)  ög^ptifd^  Urfpnto( 
unb  einerlei  mit  bem  altögt)))tifd^en  Mähe  nn 
bem  foptifd^en  Mähe  ober  Mahi,  mit  bem  $ifif 
Ammahi  ift,  mad  SUe  bebeutet,  ba|  fomtt  b 
©ad^e  fammt  bem  ütamen  Don  ben  Sleg^ptem  | 
ben  3§raeliten  gefommen  ift.  Sber  oud|  nod^  ei 
anberer  Umftanb  meist  auf  ög^tifd^en  Urfprus 
l^in.  3n  neuerer  3ctt  fxnb  in  ^egt)pten,  nameH 
lid^  in  ben  ©röbem  bei  SRempl^iS,  mel^rere  cd 
ßUenftäbe  auf  gefunben  morben,  bie  gum  S^  na 
id^eren  3nbtcien  nod^  au^  ber  3ctt  ber  $]^araoni 
tammen.  ^ie  @IIe  mirb  auf  fold^en  9)la|{Ub< 
mit  ^ieroglQpl^enfd^rift  al§  löniglid^  iSüt  bejetd 
net.  ©ie  ift  nid^t  in  aUen  S^emplaren  gleid^,  ab 
il^re  burd^fd^nittlid^e  Sänge  ftimmt  mit  ber  6Se  b 
9lilme){er§  bei  Slep^antine  äberein  mib  betri 


969 


ÜRage. 


970 


525  mm.  9ld6en  biefer  fönigltd^en  SUe  mar  in 

tt0ftm  no^  eine  anbete,  tür^ere  üblid^,  beten 

tai4f(^nitüi^  Sänge  450  mm  betrug  (Seitfd^tift 

{net^Iogie  1889,  291).  ®etabe  fo  ^nbet  ftd^ 

m  ottd^  bei  bcn  S^toeliten  eine  boppelte  (Süt, 

m  fog.  ^igf  mtb  eine  gemöl^nlid^e.  3ene  l^ei^t 

att  bie  eOe  nad^  altem  ^a|e  (2  $ar.  8, 3)  unb 

siAe  beim  9ou  bed  falomonifd^en  XempelS  an« 

gOMmbt  S)iefelbe  (SDe  mu|  aud^  gemeint  fein  in 

bcrSefd^ceäung  bed  trtfionören  S^ed^ierfci^enXem- 

|(d,  ba  fie  als  92otmalma|  für  baS  ^eiligtl^um 

t^/^lML  Son  biefer  eile  mirb  bemerft,  ba^  fte 

nie  fconbbreit  größer  gemefen  fei  als  bie  gen)ö^n> 

r^eSIe  (S).  40,  5;  43, 13).  fyitit  alfo  bie  ge- 

s^ifl^  (EOe,  bie  mal^tfci^einlid^  2)eut.  8,  11 

nler  v^^  n»»  ((Btte  füt  Jebetmann;  ögl.  3f.  8, 1 

w»  »■^'i)  gemeint  ift,  fed^S  ßanbbteiten,  fo  be« 

tniQ  bie  ^ige  fteben  betfelben.  2)ie|  ift  abet 

im  nod^  ni^t  fo  }u  benlen,  ba|  fte  in  fteben 

^obbreiten  möte  abgetbeilt  xooxhtn,  {onbetn  il^te 

{48  ^onbbreiten  machten  fteben  jienet  §anb- 

Mtm  aus,  mm  benen  bie  geuöl^nlid^e  Stte  fed^S 

litte.    2)e|]^Ib  U)etben  auc^  im  Xalmub  bie 

(sabbreiten  ber  l^ligen  Slle  lad^enbe,  bie  ber 

gcMtiifid^  meinenbe  genannt  (Settl^eau,  Qwc 

ficfd^  ber  asraeliten,  ®5tHngen  1842,  56). 

Sie  teffige  (Sät  roax  bemnad^  Vt  ber  getoöl^n« 

^ai,  eicnfo  mie  in  SegQpten  bie  fdnigUiJ^e  (Sät 

Vt  ber  gemeinen  mar.  3nt  £almub  toirb  femer 

loji^ert,  ba|  in  bem  ©emad^e  aber  bem  Oft- 

ttot  beS  SempelS  ^toeierlei  SUenma^e  feien  auf- 

kuifct  morben,  baS  mofaifd^e  unb  ein  anbereS 

(QieHm  17, 9).  SBöre  nun  baS  mofaifd^e  ein  ur» 

f^gU^eS  mx^  gemefen,  f  o  l^ötte  SRofeS  bie  Sin- 

{ii|nng  beSfelben  nid^t  unermöl^nt  gelaffen.  W>tx 

n  beiSibel  tommt  nirgenbS  bie  Sinfül^rung  eines 

nmSRoIfQflemS  t>or.  SBenn  bem  aber  fo  ifl,  fo 

to  hol  mofoif d^  SRa^  ol^ne  Smeif el  ein  ög^pti« 

Md.  S)a  nun  bie  3Sraeliten  il^re  SOe  t)on  ben 

Itg^lrtem  entk^t  l^ben,  fo  mirb  bie  l^ilige  SQe 

kräSraelilen  mit  ber  töniglid^en  ber  ^eg^pter 

vt  Ue  gemö^Iic^e  ber  SSraeliten  mit  ber  gemei« 

«n  ber  Seg^ter  übereingeftimmt  l^aben  unb  aud^ 

N  in  Uebereinftimmung  geblieben  fein.  2)enn 

nKlenbenmg  ber  einmal  angenommenen  ©runb» 

>4e  iß  nid^t  nur  be^^alb  auSgefd^Ioffen,  toeti  bie 

Sindtten  butc^  il^ten  jpanbelStietfel^t  mit  ben 

IMtaDdRem  baran  gefinbert  mürben,  fonbem 

Q4,  toeil  eS  im  fpötem  @taatSleben  bet  3Stae- 

Boi  tDQl^d^ieinlidd  eine  befonbete  ^ufftd^tSbe^ötbe 

>hr!Ra|  nnb  ®emid^tgab;  menigftenS  litten  fte 

%e  ftormo]^  in  ben  bei  bet  SttftSl^ütte  unb 

^  bei  bem  folomonifd^en  %tmptl  gebraud^tcn 

jR^n.  @inb  nun  Obigem  jufolge  bie  beiben 

mitifd^  (SDen  ben  beiben  ägQptif d^en  gleid^m« 

\^  fo  ergibt  ftd^  fOr  bie  ®r5|e  ber  iSraelitif d^en 

Sbenno^  3foIgetd)eS: 

Stetige  eile  =0,525    m 

,       «      epatm  =  0,2625  m 

»       .     feonbbreite  =  0,0875  m 

^     Singerbreite         =  0,0219  m 


n 


it 


it 


tf 


if 


» 


Z)ie  gemöl^nlid^e  SUe  =  0,450   m 

Spanne  =  0,155  m 
^nbbreite  =  0,075  m 
gfingerbreite  =  0,019    m 

93on  SBeitenma^en  lommt  im  bebröifd^n 
Sibeltcst  aufeer  ber  Sagreife,  bie  ein  fd^r  un« 
beftimmteS  ober  Dielme^r  gar  fein  eigentUd^eS  lIRa| 
ift  unb  barum  aud^  ntd^t  bierl^er  gered^et  merben 
fann,  nur  baS  öerfd^ieben  gebeutete  TV\^r  ^'^^^ 
breimal  üor  (®en.  35, 16;  48, 7.  4Äön.  5,  19). 
3)er  @9rer  unb  Araber  nel^men  eS  als  eine  per« 
ftfd^e  ^rafange  (etma  V4  einer  beutfd^en  3Reüe), 
bie  LXX  nel^men  eS  unüberfe^t  in  il^ren  %t^  auf 
(xaßpaöa)  unb  fefeeu  nur  ®en.  48,  7  nod^  hcizi- 
$po)jLoc  l^ingu.  9n  eine  giemlid^  gro^e  ©tredfe  lö^t 
fd^on  ber  VuSbrudt  nnias,  nad^  ber  gemöl^nfid^en 
93ebeutung  beS  @tammeS  'oü,  beulen;  nad^  1  @am. 
10,  2  tiergltd^en  mit  ®en.  85, 16  mu|  mo^I  eine 
@tredfe  Don  mel^r  als  einer  beutfd^enSReüe  bamit  be« 
^eid^net  motben  fein  (Dgl.  Xüb.  OuattaMr.  1846, 
214  f.).  3n  ben  beuterocanonifd^en  unb  neutefta- 
mentlid^en  Sd^riften  merben  tion  SEßeitenma^en  er« 
möbnt:  a.2)er@abbat«SBeg(^g.l,12),  b.^. 
bie  @tred(e  SBegeS,  meldte  bie  2hiben  aud^  am  ^VbaX 
au^er^Ib  il^reS  SBol^norteS  mad^en  biurften.  SEßeil 
nömlid^  (&t,  16, 29  ben  SSraeliten  oerboten  mirb, 
ftd^  am  Sabbat  auS  bem  Sager  l^inauSjubegden, 
unb  nad^  einer  Ueberlieferung  ber  ^l^ariföer,  bie 
aud^  ber  Xalmub  fennt  (Schabb.  23, 3. 4;  Erab. 
4,  7),  bie  @tredfe  t)om  äu^erften  Snbe  beS  SagerS 
bis  gum  l^etltgen  ^tlit  2000  SSen  betrug,  fo  Der- 
orbneten  fte,  ba|  fein  Israelit  am  @abbot  mel^r 
als  2000  eilen  meit  au^erbalb  feineS  9BobnorteS 
gelten  bärfe.  "JiaiS^  ber  ^efd^itti^o  (gu  Spg.  1, 12) 
betrug  ber  Sabbat'SBeg  7  @tabien,  nad^  Spi« 
pl^niuS  (Haer.  66,  82)  nur  6  @tabien;  mit 
Unterem  ftimmt  aud^  Sofepl^uS  flberein,  inbem  er 
bie  entfemung  beSOelbergeS  Don  3eruf alem,  um 
bie  eS  ftd^  ^g.  1,  12  bonbelt,  auf  6  @tabien 
angibt  (Bell.  Jnd.  5,  2,  8).  b.  3)aS  @tabium 
((TTdfdiov),  baS  feit  ^lesanber  bem  ®ro|en  aud^  im 
Orient  gebröud^üd^  mürbe  (§.  99.  2  9Rad^.  11,  5; 
12,  9.  Suc.  24,  18).  es  beträgt  nadj  $«^öbot 
(2, 149)  600  gried^ifd^e  ^\x%  nad&  ^HniuS  (H.  N. 
2, 21)  125  r5mifd^e  @d^ritte,  b.  i.  625  gfu^.  %n« 
gefteSte  9Ref[ungen  l^aben  gejetgt,  ba|  ein  @tabium 
ben  40.  %\^t\\  einer  geograp|ifd^en  SReile  auS« 
mad^t,  unb  fomit  bie  60  ©tabien  bei  Suc.  24, 13 
anbettl^alb  Sßeilen  unb  bie  15  Stabien  bei  ^0% 
11, 18  btetad^tel  QRetlen  auSmad^en  (SEßinet,  Steal- 
mötterb.  8.  V.).  c.  SHe  römifd^e  TOeile  (jxCXtov, 
ajlatt^.  5,  41),  eine  ©tredfe  Don  1000  (ba^er  ber 
^amt  milliare,  milliarimn)  römifd^en  Sd^ritten, 
fomit,  ba  125  fold^e  ©d^ritte  ein  Stabtum  auS- 
mad^en,  Don  ad^t  Stabien  unb  bal^er  (ba  5  X  8 
=  40)  ber  fünfte  Xl^eil  einer  geogrdpl^ifd^  SReile. 

n.  2)ie  boblen  ober  fubifd^en  9Ra|e  ftnb: 
A. SWafee  für  trodf ene Dinge,  unb  jmar  1. baS 
ei^omet  (i».H)/  baS  gtö^te  SKa^  bet  Hebräer, 
baS  jur  3«t  ber  Äönige  gemöl^nli^  gor  (->b)  ge« 
nannt  mürbe,  fo  ba|  biefer  9lame  ben  frübem 


971 


Massa  Candida. 


jicmlid^  Derbtätwte  (3  ftön.  5,  2.  gj.  45,  14) 
unb  aud^  in'8  ©ried^fd^c  (x6poc)  unb  ©^rifd^c 
überging;  2.  boS  gpl^o  (ne-N,  LXX  oJ<p(,  o^9e(, 
oT<pt,  oT<ptv,  6<p(,  69eO,  nod^  ^e{i)d^iu§  ein  ög)9{)ti- 
f d^eS  3Ra| ,  toie  ou^  ber  92ame  altögtiptif d^  ift 
(GeseniuSy  Thesaur.  s.  v.) ,  baS  na(^  S).  45, 
11. 14  ebenfo  t)iel  aI3  baS  99at]^  unb  fomit  ben 
itf^nim  %fyfXi  bed  Sl^omer  ober  Sor  f a|te ;  3.  boS 
@ea^  (n«e,  LXX  aarov,  juiDeilen  aud^  [xerpov, 
®en.  18,  6.  4  ftön.  7,  1.  16,  für  ben  ®uoI 
SCfi^rpov,  4  jf5n.  7,  1. 16,  unb  ungenau  0^91, 
1  @om.  25, 18) ;  nad^  LXX  unb  Sarg,  ju  3f. 
5, 10  fa|te  es  ben  britten  Sl^eil  be§  Spl^a;  4.  baS 
Omer  (■»»*?,  t^I^^p)/  "ödj  gj.  16,  36  ber  sel^nte 
^J^  eines  Spl^a;  5.  boS  fta(  (^Hi  xaßoc),  mel» 
d^eS  ben  Siabbinen  }uf olge  (DgL  Leusden,  PhiloL 
hebraeo-mixtus  220),  momit  oud^  bie  Angaben 
bei  ^ofepl^uS  sufornmenfUmmen  (Antt.  9,  4,  4), 
ben  fed^ten  X^eil  eines  Seal^,  ben  ad^tjel^nten 
eines  (Spfyi  ouSmad^t;  6.  baS  fieted^  (iriU  baS 
nur  Of.  3,  2  Dorfommt  unb  nad^  LXX  (f^iki- 
xopoc)  tt)ie  nad^  ^ierouQntuS  (Yulg.  corus  dimi- 
dius)  bie  ^älfte  eineS  Sl^onter  ober  @or,  mithin 
fooiel  als  5  (Spfyi  ouSmad^te.  —  B.  2)ie  9ßa|e 
für  flüffige  ®inge  ftnb:  1.  ffiaS  Satl^  (n?), 
baS  übrigens  im  9Iten  Xeftantent  erfl  jur  3eit  ber 
Äönige  ertoäl^nt  ttnrb  (3ftön.  7, 26. 38.  3f.5, 10), 
nad^  S}.  45, 11  bem  (Spfyi  gleid^  unb  ben  ^el^nten 
2:^  eines  ^omer  ober  Sor  faffenb;  2.  baS  ^in 
(r n,  LXX  ew,  ?v,  5v),  beffen  9lanie  ol^ne  3weif ^ 
altög)9))tifd^  ift,  ba  er  Don  ben  LXX  beibel^alten 
mirb  unb  Tviov  aud^  als  ag9f)tifd^  Segeid^nung  beS 
Se^toriuS  Dorfomntt  (Söcf^,  SRetroIogifd^  Unter» 
üd^ungen  :c  244),  nad^  ben  Angaben  bei  2(o- 
epl^uS  (Antt.  3,  9,  4)  unb  ber  Stabbinen  ben 
ed^ten  Xl^eil  beS  Satl^  Betragenb ;  3.  baS  S  0  g 
>"^),  baS  nur  im  ©efeje  über  ben  9luSfa|  (Seü. 
14, 10. 12. 15. 21. 24)  öorlommt,  nadj  ben  Stab- 
binen  ber  oicrunbjtoanjigfte  Sl^eil  eines  ©ea^, 
alfo  ber  )n)ölfte  eines  ^in  (Leusden  L  c.  223). 

ZT0(fenma6e:  ^IfifflgfdtBmage: 

®6omer(gor)=      28etcd^    (g.ox)=    10S3at]^ 
Seted^   .  .  .  =      5gp]^ 
(&p^a    .  .  .  =      3©eab 
ober   10  Omer 
©eolj    .  .  .  =     6ftab 
Äab  .  .  .  .  r=  ViBoßor. 

SHefe  3Ra|e  füllen  bemnad^  uneber,  une  bie 
fiängeuma^e,  in  einem  fold^en  IBerl^öItniffe  5U 
einonber,  ba|,  totm  bie  ®rö|e  Don  einem  ber« 
felben  genau  beflimmt  UKire,  banad^  aud^  bie  ber 
übrigen  {td^  leidet  angeben  lie^e.  Sei  99efümmung 
f  old^er  ®rö|e  ^  man  miebemm  Derfd^iebene  SEßege 
eingefd^Iagen.  ®ie  SRabbinen  gelten  Dom  fleinften 
9Ra|e,  bem  Sog,  auS  unb  bejKmmen  baSfelbe  auf 
fed^  ®erfd^Ien,  b.  1^.  ein  Sog  l^alt  nod^  il^nen  fo 
Diel  SßafTer,  als  auS  einem  DoUbmmen  angepOlten 
®efö|e  burd^  hineinlegen  Don  fed^S  Siem  auS« 
getrieben  »irb.  S)anad^  ifi  bie  ®rö|e  ber  übrigen 
3Wa|e,  bie  nur  TOel^rfad^e  Dom  Sog  ftnb,  leidet  5U 
beredten.  Sofepl^uS  bagegen  befümmt  bie  ®rö^ 


Satl^  =  6  «tu 
fein  =  12  Sog 
2og    =7710  6or 


ber  genannten  3Jla^t  nad^  ben  SRagen  ber  9t 
unb  fd^onXl^eoboretbemerft,  ba|  er®IauKf 

biene  (moreur^ov  8k  iv  toutoic  aörcp,  ia 
Tou  Idvouc  ToL  [lixpa  ii7i9ra)i,ev(p,  Quaest. 
Exod.).  Sofepl^uS  lannte  ben  %mpA  unb  b 
aufbemal^rten  l^eiligen  ®efä|e  genau;  bief 
ftammten  auS  alter  3eit  l^er  unb  mürben  für  b( 
berl^erjuftellenbe^eiligtl^um  unter  S^ruSben! 
liten  jurüdfgegeben  (1 6Sbr.  1, 7  ff.) ;  pc  entf|j 
alfo  ol^ne  3^^if^t  ^en  !RormaIma|en,  unb 
bead^tenSmertl^,  ba^  Sofepl^uS  felbft  Don  @a 
fagt,  er  l^abe  eine  ^enge  Don  ®efa|en  mof 
ÜTla^eS  in  ®  olb  unb  ©ilber  anfertigen  laffen  I 

8,  3,  8).  es  ift  bal^er  begreiflid^,  bog  m 
neueren  ®ele]^rten  in  il^ren  Unterfud^ungei 
biefen  ®egenftanb  fafi  ol^ne  ^uSnal^me  3o* 
gum  i^ü^rer  nel^men,  obmol^l  il^nen  nid^t  entg 
ift,  ba|  il^m  aud^  S^l^Ier  unb  lBerft5|e  be 
ftnb.  äofepl^uS  nun  beftimmt  baS  Satl^  ober 
SU  72  Xeften  (Antt.  8,  2,  9) ;  72  Xeften  ß 
aber  mad^ten  einen  attifd^en  {i^pT)Ti^c  auS  (I 
schmid,  De  ponderibus  et  mensuris  etc 
3Jht  biefer-SBeftimmung  im  ßinflang  ift  eS, 
2tofe))]^uS  ein  ©eal^  }u  IVt  italienifd^  39 
angibt  (Antt.  9,  4,  5) ;  benn  ber  SRobiuS  e 
16  Xefien,  baS  ©eal^  fomit  24  Xeften,  alf 
britten  Xl^eil  eineS  Satl^  ober  iSpf^a  ober  \ux[ 
benn  24  X  3  =  72.  gbenfo  ift  bamit  im 
Hang,  ba|  ^ofepl^uS  baS  Stah  au  4  Xeffa 
red^net,  benn  4  Hai  mad^  ein  ©eal^, 
4  X  6  =  24.  SBenn  ba^er  baS  ß^omei 
@or  bei  Sofepl^uS,  meld^er  lool^t  mei|,  baf 
fette  10  »atl^  ober  g^a  ober  betreten  1^ 
10  attifd^n  SRebimnen  angegeben  mirb  (Ani 

9,  2),  fo  ift  bie|  ctnfad^  alS  ein  SSerfel^  • 
trad^ten,  fomieaud^,  menn  bort  baS  Omer,  b 
ber  sehnte  Il^cil  beS  ßp^a  (72  Xeften)  77» 
enthalt,  mie  ef)ip]^aniuS  aud^  auSbrüdHid^  < 
(DgC.  gjödf^  a.  a.  O.  260),  ju  7  attifd^en  « 
beftimmt  mirb  (Antt.  3,  6,  6).  3fl  aber  b« 
ein  S3at]^  ober  (Sflfyi  fo  gro^  als  ein  attif<^ 
treteS,  f 0  ift  feine  ®rö^e  befannt,  benn  ein  oA 
SRetreteS  fa|t  39,3666  fliter.  «S  ergibt  ftc 
folgenbe  %aU\lt  (f.  enct)flop.  ber  $1^9ftf  t ' 

gl&omer  =  393,666  fiitcr 
apfyi  =  39,3666  ^ 
©ea^  =  13,1222  ^ 
^in  =  6,5611  ^ 
Omer  =  3,93666  ^ 
«ab  =  2,1870  ^ 
Sog       =      0,5468      ^ 

[(SBette)  SU 
Hassa  Candida  (Massa  sancta  ober 
tyres  Cypriani)  l^ei^en  biejenigen  SRoi 
metd^e  }u  Utica  unter  bem  ^oconful  Don  9 
®aIeriuS  ÜRapmuS,  in  ungeI5fd(|tem  ftaS 
brannt  morben  fmb.  ißrubentiuS  (Hymn.  IJ 
gibt  bereu  3a^I  ouf  300  an  unb  erjä^It,  bei 
confui  l^be  i|nen  bie  Sßal^I  gelaffen,  enl 
Sl^rijhtS  5U  Derlougnen  ober  in  bie  raud^be 
grübe  ju  fpringen,  meld^eS  Sejtere  fie  freub 


973  .  Massa  damnata  —  ÜRaffiUon.  974 

Ufa  Ritten ;  bagegen  tpei^  9(ugufKn  (Serin.  806)  groBen  SJorgftnger  Soffuet  unb  IBourboIoue  (f.  b. 

»ber  etHMd  bon  bcm  freüoiKigen  ^ineinjpringen  l(rtt.)  litten  bie  @eite  ber  SinbilbungSfraft  unb 

ii  Me  ffalf grübe,  nod^  k)on  einer  jf aügruoe  über«  beS  ißerftanbeS  erfc^öpf t ;  eS  blieb  nod^  bie  beS  ®e« 

ffaaaft,  fonbem  nur  Don  153  SRart^rem,  totlä)t  fül^Ied  äbrig,  unb  l^ier,  glaubte  er^  fei  fein  Soben 

otttouptet  morben  finb,  unb  ffigt  ]^tn}u,  man  l^abe  unb  fein  9hi^m  }u  finben.  Sr  tierftanb  unter  bie« 

pe  massa  loegen  i^rer  SRenge  genannt,  Candida  fer  IBerebfantfeit  bed  ©efül^lS  nid^t  eüte  toeid^e 

BKgm  bed  rä^mlid^en ZobeS.  $a  Candidas  aud^  Smpfinbfamfeit  fentimentaler  Seelen;  er  moDte 

gliitenb  l^t^t,  tonnte  bieg  mol^l  ]ur  Sraöl^Iung  leine  Stül^rungen  l^erDorbringen,  mlä)t  nic^t  einem 

M  ^[hubentiuS  91n(a^  geben.  S)a|  ÜRart^rer  in  l^öl^em  3^^^  bienten,  fonbem  rnoUte  )u  ®unften 

sngeldfd^tem  ftalf  oerbrannt  nmrben,  bation  ftnb  beS  ©laubenS  unb  ber  dgrifttid^en  ^römmigfeit  bie 

iaier^n  Seift^iele  Dorl^onben.     [©ro^l^eutfd^i.]  gemaltigften  unb  fröftigfien  ®effl]^Ie  bed  menfd^« 

■assa  damnata,  f.  ^röbeftination.  lid^en  ^ergenS  aufregen,  bie  ganje  ®emütl^melt 

■assa  dlama  ift  ber  9lame  für  bie  ißräfenj«  in  ba§  Streben  nad^  Heiligung  l^ineinjiel^en  unb 

(dber  (praesentiae),  meldte  an  Sat^ebral-  unb  fte  auS  einer  feinbfeligen  Sßad^t  in  eine  fegenSreid^e 

6tiftfiIiTd^  unter  bie  }ur  Sil^eilnal^me  am  cano-  Dem)anbeln.   SSSenn  il^m  bie|  auf  eine  fo  auS« 

lif^en  Stunbengebete  ißerp^td^teten,  toenn  fte  gejeid^nete  SQBeife  gelang,  fo  Derbanite  er  ed  nid^t 

itotfäc^Iid^  anmefenb  ftnb,  oert^eilt  merben  (dis-  aDein  feinem  Xalente,  feinem  enegbaren  ®emü£^e, 

tributionee  qnotidianae).  0BgI.  Trident.  Sess.  feinem  tiefen  @tubium  beS  eigenen  ^er^enS  unb 

in,  c.  8  De  ref .).  ber  Sitten  ber  SRenf d^en,  fonbem  eS  lam  il^m  aud^ 

IbHaCUmer,  f.  aßeffalianer.  ber  (Seift  ber  3eit  gu  ^ilfe.   3)ie  Siteratur  nntr 

ptffinaiier,  f.  @emipelagianigmu§.  f ocial,  praftifd^ ;  bie  @t)rad^e  bed  Umgang^  mar 

fliflUbii,  Sol^annlSaptift,  Orat,  gefeier«  feine  anbere  als  bie  ber  Siteratur,  unb  fo  mar  bie 

tefran35ftfd^ftan}elrebner,  gule^t  Sifd^of  oon  ißrofa  fel^r  tierebelt  unb  DerDoIHommnet.  2)iebe« 

(kommt,  nmrbe  1663  gu^QöreS  in  ber  ^roDence  beutenbften  Zdente  fd^rieben  in  biefer  $rofa, 

yiocen.  3m  3. 1681  trat  er  }u  %ii  in  bie  Son«  Soffuet.  gfenelon,  $aScaI,  9Rarieaus,  SRouffeau, 

mation  beS  Oratoriums  unb  50g  balb  burd^  feine  IBuffon.  SRafftllon  tonnte  für  feine  Siebm  biefe 

mtak  bie  9ufmerffamfeit  ber  Oberen  auf  fid^,  Souenbung  ber  $rofa  bentt|en.    2)ann  rief  ge« 

itboft  er  als  $rofef[or  ber  Xl^eologie  nad^  SSienne  rabe  bie  gro^e  Unfittlid^Ieit  jener  3(it  feine  Jrraft 

)t  ttmrbe.  ^ier  Derfa^te  er  einige  SReben  auf  unb  Energie  mad^;  gewaltig  ftemmte  er  fid^  gegen 

ige  unb  ie  eine  Xrauenebe  auf  liBiUard,  @r}«  ba§  äSerberben ,  unb  feine  99erebfamleit  rauf^te 

)f  oon  ^ienne,  unb  auf  9$iIIeroQ,  Sr^bifd^of  bal^er  toie  ein  @trom ,  ber  auf  feinem  3Bege 

M  SiKm.  3n  ber  Siebe  auf  S^iUard  entmidfelt  er  t)iele  unb  groge  ^inbemiffe  finbet.  3)ie|  WIeS 

niln4  feine  Snfid^t  t)on  ben  fiobrebnem  ber  ba*  oerliel^  feinen  ^eben  eine  rül^renbe  SBel^mutl^  unb 

■ÄgmSeit,  bie  nur  .^meltlid^  ^ngelegenl^eiten  eine  tiefe  Trauer,  meldte  fel^r  anjiebt.    @o  er« 

ii  bie  Setrad^tung  bed  £obed  mifd^ten'^  93eibe  Hört  ftd^  baS  $at]^o§,  bei  meld^em  aRaffilDon  bie 

Uta  txttai^  noä)  bie  Unreife  ber  Sugenb,  flnb  ftärfften  unb  jarteftm  Smpfinbungen  mit  Seid^tig« 

ia^Suft  mit  bialeltifd^n  unb  rl^etorifd^en  fjfor-  feit  erregt,  in  bie  @eele  einbringt,  Seufger  unb 

■0^  twll  oon  93erg(eid^gen,  Snfpielungen  aud  Sl^ranen  ertoedt  unb  fie  mit  untoiberfiel^Ii^er  ®e« 

bmntenXefiomente,  Sntitl^efen.  anafftUon  nntr  toalt  gmingt,  i^re  9lot]^  )u  befennen  unb  @ott  atd 

«t  SS  Sofrre  alt,  als  er  fd^on  gum  SSorftel^er  beS  bm  einzigen  Reifer  angumfen.  @tatt  bm  Umfang 

6«iaax«  ©t.  SKagloire  bemfen  tourbe.    $ier  ber  ^flid^ten  ju  entwidfeln,  fe|t  er  biefelben  Dor- 

ntpmben  fänf  Sonferengreben  über  bie  Sßid^tig»  au^,  jagt,  mie  n)enig  mir  fie  erfüllen,  fieut  bad  gött« 

U  bc8  geiftlid^  (StanbeS,  3umd(ge)ogen]^eit  Don  lid^e  ®ebot  unferen  @ittm  gegenüber,  {teilt  ftd^  auf 

kr  Seit,  (E^ei}  ber  ® eiftlid^en,  SSorbereitung  ben  @tanbt)unft  beS  3u^brer8,  gel^t  in  feine  9ln« 

W  Comimtnion,  Sif er  ber  ©eiftUd^en  gegen  ^er«  ftd^ten  ein  unb  bmimmt  il^m  mit  fteigenber  ffraft 

Me.  Cd  geigt  fid^  in  benfelbm  tiiel  ßif er,  Sin«  alle  unb  iebe  6ntf d^ulbigung^rfinbe.  2)abei  l^öuft 

Wimbfefal^rung;  bei  aller  jugenblid^en  grifd^e  er  bie  ©cbanfen  ntdjt,  fonbem  mmige  reid^m  oft 

ttb  gebenbigfeit  ip  bie  3)arPeIIung  einfad^;  Jene  l^in,  eine  gange  Kebe  auSgufüIIen.  Sieben  biefem 

«Antigen  Sittfaltungen  rl^etorifd^er  Jhaft,  meldte  ^at^oS  glängt  aud^  aRafp:on§  @til.  Sr  ijt  nid^t 

%  f^  auSgeid^eten,  marm  l^ier  nid^t  am  ißla^e.  f ül^n ,  f (|mingt  fid^  nid^t  f d^neD  unb  unermartet 

wni  ben  tfiüdHid&en  6rf olg  biefer  6onf erengen  in  bie  feö^e,  um  ebenfo  fd^nett  gu  fallen ;  er  be« 

*rteKof{iüonangemiefen,  auf  bie  2aufba](in  eines  rcd^nct  feinen  SluSbmdt,  fügt  i^n  gufammen,  forgt 

Älml«-  unb  gfoftenprebigerS,  burd^  meldte  bie  re«  emftg  für  ßlcgang,  gfarbe,  3lbel,  ^om))  unb  ßar- 

Söfe  SSerAfamfeit  in  Qfranfreid^  bereits  fo  bol^e  monie  unb  Dermeibet  babei  alle  gcgmungenen  S3il« 

«fcnbmtg  erlangt  l^tte,  ftd^  üorgubcreiten.  Son  ber,  fd^rf  ausgeprägten  ©entengen,  ftraftauS» 

«Iwir,  bcm  aSorjiel^erbeS  Oratoriums,  gefragt,  brüdte,  meldte  ben  ©til  bigarr  unb  fd^mülftig 

*fn»nben9lebnemin$arisurt]^eile,  fagteer:  mad^en.  «ut^  fprid^t  er  fo  leidet,  ba&  bie  «uS- 

JU  ffaibe,  ba|  olle  tnel  9ßi|  unb  groge  ®aben  brüde  o^ne  alle  ORül^e  ftd^  i^m  einfteHen,  unb  menn 

Wm;  aber  merni  id^  einmal  pxthiqt,  merbe  id^  an»  er  bei  SQßieberl^olungen  ber  fleer^eit  beS  SSegriffS 

hnfRbigenalSfte."  9Raffinonmarbarüber,maS  nid^t  entgegen  fann,  entgeht  fein  ©til  bod^  babei 

NeSetcbfomfett  f orbere,  longfl  mit  ftdj  einig,  ©eine  ber  ginf örmigf eit,  inbem  er  ha\b  fjütte,  balb  ßürge 


975 


ÜJlaffiUott. 


97< 


antoenbet.  Seine  erfien  Secfuc^e  in  ben  $rebigten 
mürben  1698  inüRon^dlier  angefteüt;  fte  toaxtn 
im  l^öd^ften  ®rabe  ermutl^igenb ;  im  folgenben 
dolore  trat  er  }U  $ariS  mit  fel^r  großem  SeifaÜe 
auf,  unb Sourbaloue,  beril^nl^örte,  äußerte:  „(&x 
mu|  ttxic^fen,  i^  aier  mu^  ainel^men."  fjfür  ^b* 
t)ent  tuurbe  er  an  ben^of  berufen  unb  eröffnete 
feine  erfte  $rebigt  auf  Merl^eiligen.  3n  ben  3a]^" 
ren  1701  unb  1704  l^ielt  er  bie  goftenprebigten 
5tt  SBerfaiUeS  Dor  bem  ftönige  unb  t)or  bem  ^ofe. 
£er  ftönig  entließ  il^n  mit  ben  fd^meid^ell^afteften 
9uSbrüden  unb  fagte :  „3Benn  id^  anbere  Stebner 
l^örte,  tuor  id^  immer  mit  il^nen  aufrieben;  tuenn 
id^  Sie  l^örte,  »ar  id^  mit  mir  unsufrieben",  unb 
fügte  bei:  „^on  ie|t  an  miE  id^  @ie  alle  ^mei 
3ai^re  l^ören."  SKamDon  feierte  aber  erft  mieber 
nad^  bem  £obe  beS  ftönigS  bal^in  prüdt.  S)iefe 
%>t)ents«  unb  t^af)en))rebigten  nun^  tueld^e  mit  ben 
SReben  über  bie  ®e]^eimnif[e  fec^S  99önbe  füllen, 
begrünben  feinen  eigentlid^en  Shtl^m.  3n  il^nen 
enttoidCelt  fid^  ber  ganje  $om))  feiner  @prad^e; 
trefflid^e  93ergleid^ungen,  großartige  Sfiguren  toed^- 
fein  mit  einanber  cSb;  aQe  oratorifd^en  @d^5n« 
l^eiten  l^at  er  l^ier  auSgegoffen.  SBöre  $Ian  unb 
Anlage  in  biefen  SReben  gleid^  t)i)nenbet  miefjform 
unb  SluSfül^rung,  fo  mürben  fte  nid^ts  su  mün« 
fd^en  übrig  kffen  unb  als  laum  su  erreid^enbe 
9Rufter  d^riftlid^er  Serebfamleit  ftetS  angefül^rt 
merben.  S)ie  fc(|önften  t)on  biefen  ^rebigten  finb 
bie  über  baS  ®Iüdt  ber  @ered^ten,  ben  Sob  be§ 
frommen  unb  beS  @ünberS,  baS  iüngfte  ®erid^t, 
ben  Suffd^b  ber  Süße,  bie  ©ottl^eU  Sl^ifti,  baS 
SBort  @otteS,  bie  Unfterblid^Ieit  ber  @eele,  ben 
ätüdPfaü  unb  bie  ttnbugfertigleit  im  Sobe,  bie  ge« 
ttnge  Saffi  ber  SuSermäl^Iten,  bie  Sßermif d^ung  ber 
©Uten  mit  ben  Söfen ;  über  ben  %ob,  baS  S(» 
mofen,  bie  SSer^eil^ung  ber  93eleibigungen,  bie 
Untermerfung  unter  ben  SBiEen  (SotteS,  über  ben 
®eifi  ei^riftt  unb  ben  (Seift  ber  SBelt.  3m  Saläre 
1718  mürbe  !DlafftIIon  mieber  an  ben  ^of  be- 
rufen, um  in  ben  Xuilerien  t)or  bem  8|öl^rigen 
Submig  XV.  gafienreben  ju  l^altcn.  aRafftHon 
glaubte,  feine  ^ftenreben  feien  für  baS  9(Iter  beS 
Königs  )u  ftreng  unb  )u  unDerftönbUd^,  unb  ent» 
fd^Ioß  ft^,  neue  Sieben  anjufertigen.  @o  entflanb 
ber  Petit  caröme  in  ber  furjcn  Qtit  t)on  brei  bis 
t)ier  aßonaten,  eine  ganj  neue  S^öbf ung  ber  fßt« 
rebfamleit.  Son  Seiten  beS  SHIS  ift  baS  3BerI  auS« 
gejeid^net  unb  ed  gel^ört  )u  bem  Sd^önften,  ma§ 
bie  franjöfifd^e  ^rofa  l^erDorgebrai^t  l^at ;  ebenf o 
trefflid^  ifi  bie  Arbeit  in  »epg  auf  bie  3KoraI; 
Don  Seiten  ber  Sleligion  aber  ift  ber  Petit  caröme 
ein  großer  SRißgriff.  Statt  öon  gl^rifto,  feiner 
Siebe,  feiner  (Snabe,  feiner  Seitung  bcS  ^crjenS 
ber  ff önige  unb  ber  95öt!er  ju  reben,  unb  bem  jun« 
gen  ff  önige  ^arte  Smpfinbungen  gegen  biefen  S^ri« 
ftuS  einjujiößen,  rebet  er  nur  öon  crfal^rungS« 
müßigen  Sl^atfad^en.  2)ie  erfd^üttemben  ober  be» 
feligenben  religiöfen  Sßal^rl^eiten  treten  gan^  in 
ben  ^intergrutö) ;  jelbft  am  ßbarfreitagc  fprid^t  er 
nid^t  Dom  Seiben  Sl^rifti,  fonbem  Don  ben  Seiben* 


fd^ften  ber  ©roßen.  f$fretlid^  mar  tioc^  in  Idben 
bigem  unb  traurigem  Anbeuten  Silier,  mie  Derbeci 
Ii(|  bie  Seibenfd^aften  SubmigS  XIV.  für  Soßim 
Sanb  gemefen  maren.  SuS  ben  Salären  1701 
1711, 1715, 1721  ftammenfeineSob-unbSraaa 
reben  auf  ben  ^rinjcn  Sonti,  ben  S>au))^in,  1^ 
mig  xrv.,  bie  ^ergogin  Don  Orleans.  Sein 
Sobreben  auf  ^eilige  unb  biefe  Srouerreben  fU 
feine  fd^möc^ften  Seiftungen ;  fte  ftnb  !alt,  trodn 
DoE  Don  moralifd^en  99etrad^tungen;  ber  f^gi 
ober  ^elb  fielet  immer  im  ^intergruitbe  unb  nriii 
nur  juföQigermeife  l^erbeigegogen.  Selbft  bte&i> 
rebe  auf  Submig  XIV.  ^eigt  nur  menige  Sd^ 
l^eiten.  3m  3. 1719  mürbe  ÜRafftOon  als  W^ 
glieb  in  bie  fran^öftfd^e  Slfabemie  oufgenommei 
unb  l^ielt  bafelbft  eine  geiftreid^e  Siebe,  meld^  |^ 
über  Diele  ©egenftänbe  Derbreitete,  ol^ne  einen  ein< 
jigen  )u  erfd^öpfen.  3ugleid^  nal^m  er  in  bie[e 
Scbe  ^bfd^ieb  Don  ber  ^fabemie,  meil  er  171' 
Dom  IRegenten,  bem  berüd^tigten  t^er^og  Don  Or 
leanS,  )um  Sifc^of  Don  SIermont  ernannt  motbci 
mar  unb  ftd^  feinen  bif(^5flid^en  ©efd^ften  tmb 
men  mollte.  Sei  biefen  entmidelte  er  einen  groß« 
Sifer,  Dertl^eilte  nad^  unb  nad^  20000  SiDteS 
ol^ne  feinen  9}amen  p  nennen,  unb  fudbte  bun) 
mol^Itqätige  SInftalten  ber  großen  9iot^  Der  Sei 
3U  ^ilfe  )u  fommen.  Slußer  bei  ber  Siebe  auf  bi 

terjogin  Don  Orleans  Derließ  er  bis  ^u  feinen 
obe,  meld^er  ben  28.  September  1742  in  einen 
Sllter  Don  79  ^a^xtn  x^n  erreid^te,  feinen  bifc^öf 
lid^en  Sprengel  nid^t  mel^r.  3n  biefe  Seit  fdlei 
aud^  feine  Sonferen^reben  an  bie  ©eiftlid^en,  onS 
gejeid^net  burd^  gerunbete,  l^rmonifd^e  Sproßt 
burd^  3Bürbe  unb  ffraft  beS  Stils  unb  burd^  D&tec 
lid^e  SOtilbe.  Sein  berül^mter  Slame  mar  Urfd^c 
baß  felbft  bie  Spnobalreben ,  meldte  er  auf  bc 
jöl^rlid^en  Spnobe  feines  SIeruS  l^ielt,  unb  fein 
tJfaftenmanbate  aufbemal^rt  mürben.  9lod^  ^t  c 
$arapl^rafen  über  bie  $falmen,  ©ebanfen  unb  8e 
trad^tungen  über  moralifc^e  unb  religtdfe  ®egen 
ftönbe  l^interlaffen,  auS  benen  bie  ©efül^Ie  eine 
gläubigen  Seele  in  ebler  Sinfad^l^eit  fpred^eit.  Slaf 
ftllon  gefiel  fel^r  burd^  ben  Vortrag.  Sr  mar  nid^ 
fo  fd^nell,  mie  ber  93ourbaIoue%  l^atte  aber  me^ 
Steig  unb  Salbung.  @r  fprad^  mit  Diel  SBudM 
in  aufred^ter  f)altung;  obgleid^  er  Don  fleiner  Sta 
tur  mar,  blieb  feine  Haltung  ebel,  unb  mit  ben 
fjfeuer  feiner  klugen  mußte  er  ebenf o  feltene  aliS  äfc 
mürbige  ©eberben  gu  Derbinben.  Seine  Stimm 
mar  meic^  unb  mol^Iflingenb ;  menn  er  fie  td)0( 
anftrengte,  mürbe  fte  flagenb  unb  meinerlid^.  C 
befaß  übrigens  ein  treuIofeS  ©eböd^tniß  unb  ^ 
mit  bemfelben  Diel  )u  fömpfen;  feine  Sieben  leml 
er  genau  auSmenbig  unb  nannte  biejenige  bie  befb 
meldte  er  am  beften  auSmenbig  mußte.  3n  feim 
freien  3eit  fa)^  er  feine  SIrbciten  burd^,  gab  i^e 
bie  le^te  fjfeile  unb  mad^te  mol^I  aud^  etitgelne  3i 
fä^e.  S)ie  etfte  aut^entifd^e  Ausgabe  ber  ffixäni 
ten  unb  ber  übrigen  l^interlaffenen  Sd^riften,  hi 
forgt  burd^  feinen  Slcffen  SWafftllon,  erfd^icn  i 
15  Sänben  ^aris  1745—1748;  bdgegeben  ftn 


977 


ÜRaffon  —  ajlajfuet. 


978 


VeatieB  sar  diTers  sujets  de  morale  et  de  piete, 
misB  des  ouvrages  de  Massillon  par  l'Abbö 
dela  Porte;  aa^  biefer  StuSgabe  berufen  bie 
}ßtcm  in  13  ober  oud^  in  15  Sönben,  $arid 
1762. 1810;  S^on  1810  vu  f.  to.  SRit  einer  W>' 
(aabbnig  über  ÜRoffillond  Seben  unb  ©d^riften 
gskUbb^  (Suillon  eine  Ausgabe  in  16  Sönben^ 
$arifi  1828,  bfter  ttneberl^olt;  Oeuvres  choisies 
Bit  einer  Etüde  sur  Massillon  gab  f$f.  ©obefroQ, 
2  9be.,  ^ßoriS  1848.  S)aneben  erfd^ienen  Sepo« 
nkmlgQbcn  ber  Conf  erenjen,  ber  £rauerreben  unb 
ba  ^btenbriefe  in  großer  Stn^ol^I;  bie  meiften 
Vsflagen  erlebte  Le  petit  Caröme,  ju  t9e((^em 
tt.  (roft  oud^  einen  eommentor  ber|a^te,  ^ri§ 
1815.  ZHe  bon  @onIabie  beröffentlic^ten  aRe« 
mm,  ^riS  1789.  1805,  fmb  unterfd^oben. 
Vit  $rebigten  fanben  Ueberfe^ungen  in  Derjd^ie" 
bae6|nnul^;  beutfd^e  ausgaben  in  15  93bn. 
aÜÜenen  su  3>re8ben  1753—1759  unb  }u  SBien 
1785-1787;  3lu8getoä]^fte  «Prebigten,  beutfc^ 
Doi£u|,  Xubingen  1848;  f$faften))rebigten,  bon 
Per,  Siegendb.  1841;  SQnobalreben,  Don  9iei- 
relSegaidb.1845.  (SBgt.bie®ebäd^tni^rebent)on 
Vtsiqan  ^'^  Xalbert,  93e{Qn9on  1773;  Maury, 
□oqaence  de  la  chaire,  Par.  1810, 1,  §  23. 58; 
DiMuüt»  AnnalesUttör.,  Par.  1818,  IH,  263 ; 
pjitnm,  S)enu){l^eS  u.  SRaffiaon,  9er(.  1845 ; 
«ÄJE^foponiu«,  aabing.  1846.)      [8uJ.] 

pifM  (9na9on),  f.  SatomuS. 

|h|Mli^  9ntoninu3  (frül^er  Antonius), 

O.Pr.,  X^omiß,  tontbt  om  28.0ctober  1632  )u 

Inbmfe  geboren,  trat  1647  in  ben  Dominicaner« 

oibamib  tturbe,  nad^bem  er  in  mel^reren  OrbenS« 

täifentaI8Se^rerbert]6eoIogiegett)trft]6atte,  1687 

M^Som  berufen,  ^ier  gel^örte  er  ben  Songrega« 

tim  an,  »eld^  bie  $ä^fte  3nnocens  XI.,  SUe- 

mbcr  Vm.,  3nnocen}  XIL  unb  SlemenS  XI. 

W  ^Mfung  terfd^bener  t]^eoIogif(^6n  fjfragen, 

Mntlii^  ttegen  ber  Ouietiflen,  ber  SBerle  f$fene« 

bil  nb  ber  d^inefifd^en  Sliten,  eingelegt  l^atten. 

IHUcfen  ätnl^en  entftanben  feine  Slb^anblungen 

Tnite  de  la  T^ritable  oraison,  Paris  1699 ; 

Tnite  de  l'amoiir  de  Dieu,  ib.  1703;  Medi- 

tttkms  de  s.  Thomas  sur  les  trois  vies  pur- 

9U1V6,  illuminatiTe  et  unitive,  Toul.  1678, 

fv.  1852.    %u8  feinen  römifd^en  SJorlefungen 

^  ben  ^L  Xl^omaS  em>ud^§  fein  ^auptmer! 

D.  Thomas  sui  interpres,  2  voll.,  Rom.  1692. 

1707,  in  meld^  er,  aÜerbingS  burc^  gemalt« 

4i%  äntertiretotion,  bie  fiel^re  Don  ber  Prae- 

^^  pliysica  ald  fd^on  bom  1^1.  Sl^omaS  oor* 

Setngen  iab  nid^t  erß  Don  SBone)  (f.  b.  9(rt.)  ein« 

9^  borfiente.  S)ie  f^cultöt  oon  Douai  griff 

^  cncr  Cenaura  in  quasdam  propositiones  de 

Cnrtia  (bei  Argentre,  Collectio  judiciorum  de 

^ovis  erroribuB ,  m  b,  483)  aJlaff oulie  al§ 

QoiiiB  Thomista  an  (530),  meld^er  bie  fal« 

WU  S^cen  oon  Ouednel  unb  3anfeniu§  begün« 

m  (ogL  »enfd^,  3nbes  H,  681).    6ein  %ob 

cr^te  om  28.  äanuar  1706.  (!93gl.  Echard  et 

^    tif,  Script  0.  Pr.  n,  769.  827;  Du  Pin, 


Mem.  XVIII,  309;  Hurter,  Nomenclat.  liter. 
n,  635.)  [Streber.] 

^SSfflinet,  2)om  Slene,  ©elel^rter  auS  ber 
SKaurinercongregation,  ipurbe  ju  @t.  Ouen  bc 
IDlanceUeS  in  ber  SDiöcefe  (aureus  1666  bon  from- 
men Sltem  geboren,  trat  in  ba§  ftlofter  5U  Un- 
fcrer  Sieben  fSfrau  in  Sire  unb  legte  bort,  nod^ 
nid^t  17  äal^re  alt  (1682),  bie  OrbenSgelübbe  ab. 
(Seine  iBorbi(bung§ftubien  betrieb  er  im  ftlofter 
Sonnenoubeüe  in  Orleans;  burd^  feine  Sfalente, 
ftenntnijfe  unb  feinen  fittli^cn  ßl^orafter  empfal^I 
et  fid^  feinen  Oberen  fo  fel^r,  bafe  biefe  il^n  1693 
in  bie  $lbtei  99ec  a(d  Seigrer  ber  $|iIof  opl^ie,  einige 
Saläre  fpöter  nad^  S^aen  fd^idtten,  um  in  ber  %btei 
@t.  Stienne  bie  Zl^eologie  )u  leieren.  f)ier  erlangte 
er  bie  3Bürbe  eined  SaccalareuS  unb  fiicentiaten 
ber  Siedete.  2)em  Sßunfd^e  ber  bortigen  tl^eologi« 
fd^en  f$facultät,  il^n  in  i^rem  Gremium  ^u  beft^en, 
fonnte  SKaffuet  nid^t  cntfpred^en,  ba  il^n  feine 
Oberen  ald  $rofeffor  ber  Sl^eologie  auf  ein  äo^r 
nad^  3umiäge  unb  auf  brei  Saläre  nad^  f^föcamp 
riefen,  ^lud^  in  @t.  Ouen  gu  Stouen  lebte  er  eine 
furae  Seit  (1702)  unb  ocrtegte  fid^  bafelbft  mit 
regem  Sifer  auf  bie  @r(emung  ber  gried^ifd^ 
Sprad^e.  hierauf  crl^ielt  er  1703  ben  9hif  al§ 
$rofeffor  ber  Xl^eologie  nad^  @t.«®ermain«bed« 
5ßreS.  9leben  feinem  Scl^ramte  befd^öftigte  er  ftd^ 
l^ier  mit  ber  9lbfaffung  einer  ©efc^id^tc  ber  ^a« 
triard^en  unb  mit  anberen  anftrengenben  literari- 
fd^en  arbeiten ;  aEetn  feine  raftlofe  £l^ötig!eit  in 
einem  gebrec^Ud^en  ttbxptx  erfd^öpfte  balb  feine 
ftraft;  er  erlag  am  11.  äanuar  1716  im  50.  8e- 
benSja^re  einem  @d^lagfluffe.  @ein  frül^er  %ot 
mar  ein  großer  Serluft  für  ben  Orben  unb  bie 
SBiffenfd^aft.  ©eine  oorjüglid^fte  Seiftung  ift  bie 
l^errlic^e  ^u§gabe  ber  Schriften  bed  1^1.  3renöu3 
(«Paris  1710  inpfoL).  3n  berfelben  Derbefferte  er 
bie  früheren  fritifd^en  ausgaben  Don  ^uarbent 
unb  @rabbe  mit  ^Uf  e  neu  gefunbener,  bortrefflid^er 
^anbfd^riften  mb  fügte  ungebrudtte  @tüdte  bei, 
ebenfo  brei  auSge^eid^nete,  Diel  Sid^t  berbreitenbe 
©iffertationen;  bie  erfte  boDon  entl^ält  bie  @e« 
fd^id^te  ber  Don  ^renöuS  be!öm))ften  fte^ereien,  bie 
jmcitc  baS  Seben  unb  bie  ©d^riften  bcS  Äird^en« 
DaterS  unb  bie  britte  eine  Erörterung  feines  fiel^r« 
bcgriffS.  5Rebftbcm  beforgte  ®om  SKafluet  ben 
fünften  Sanb  ber  Sal^rbüd^er  beS  Senebictiner- 
orbenS,  meldten  TOabiDon  (f.  b.  2lrt.)  ungebrudft 
l^intcrlaffen  l^atte ;  baju  gab  er  einige  3wfät[e  unb 
eine  SSorrebc,  morin  er  aWabiUonS  unb  SftuinartS 
Seben  befd^reibt.  Sud^  l^at  man  Don  aJlaffuet  eine 
epiftcl  an  R.  P.  E.  L.  J.,  b.  i.  an  ben  ifeod^mür- 
bigen  P.  eticnne  SangloiS  (fo  fälfc^Iid^  ftatt  3o]^. 
Sapt.  SangloiS),  einen  3efuiten.  S)arin  antmortet 
5Kaffuet  auf  eine  ©d^rift  gegen  bie  Don  feinen 
OrbenSbrübem  beforgte  SluSgabe  beS  1^1.  5lugu- 
fttn.  gnblid^  ^interlie|  er  fünf  lateinifd^c  «riefe 
an  Semarb  ^ej,  bie  in  ©d^eH^omS  Amoenitat. 
literariae  entl^alten  fmb.  SKand^e  ©d^riftfteüer, 
bie  ber  ©elel^rfamfeit  unb  ben  gigcnfc^aften  beS 
^ersenS  SRaffuetS  DoOe  9lnerfennung  )u  Xl^eU 


979 


ÜRajiiaus  —  9KotcrtoIi8mu8. 


980 


werben  loffen,  bebouem  feine  Seäiel^ungen  ju  einer 
Partei,  mlä^t  {id^  ein  ©efc^öft  barouS  gemad^t 
l^abe,  ben  Samen  ber  Stoxtixai^i  unb  bed  ttn« 
friebenS  in  ber  ff irc^e  QuSsuftreuen.  (9SgI.  Sof fxn, 
@ele]^rtengejd^.  Don  @t.  9Raur,  beutfd^e  9lu§gabe, 
gfranffurt  1773, 1,  585  ff.;  §erbft  in  ber  %\\h. 
Ouartdfd^r.  1833,  452  ff.)  [®Ü£.] 

Sto^tiomt,  ffaSpar  ^nton  t).,  !at]^oIifd^er 
^ublicift  ö*-  ^^^  3.  TOära  1766  ju  95onn  om 
SRl^ein,  t)on  ^iuS  VI.  fd^on  1786  jum  ©oml^erm 
in  «ugSburg  ernannt  erl^iett  ben  29.  SRärs  1789 
in  fföln  bie  ^rieftertoeil^e  unb  marb  in  bemfelben 
Sa^re  ©omprebiöer  in  2lug§burg,  1803  8anbe§» 
birectionSratl^  ber  baprifc^en  ^roDin)  Sd^tuaben, 
1804  ©irector  ber  @JeneraI«Sanbe§birection  in 
SRünd^en,  1806  loirnid^er  gel^eimer  SRat)^  beS  ffö« 
nigS  öon  SSa^em.  Cr  promoöirte  1784  ju  fföln 
als  aWagifter  ber  Wlofopl^ie,  1786  ju^eibelberg 
als  ©octor  ber  We^te,  1790  ju  SRom  alS  ©octor 
ber  Sl^eologie  unb  tt)urbe  Sl^renmitgUeb  mel^rerer 
^fabemien  unb  gefeierten  ©efeDfd^aften.  92ad^  bem 
Xobe  beS  geiftUc^en  Statl^ed  gfelber  übemal^m  er 
bie  Slebaction  ber  Siteraturgeitung  für  latl^olifd^e 
SeligionSlel^rer,  einer  entfd^ieben  fatl^oftfd^en  3Ht« 
fd^rift,  t)pn  »eld^er  erbieSal^rgänge  9 — 14,  fianbS- 
l^ut  1818—1823,  beforgte.  aRafttausfd^rieb  fd^arf 
unb  fatirifd^.  3m  ftritifd^en  3oumal  für  boS  fa« 
tl^olifd^e  ©eutfd^Ianb,  SRottweil  1820,  entfianb 
eine  ^rt  Don  Snti«9naftiau£.  @eine  l^erauSgegebe» 
neu  Sd^riften  finb:  1.  De  yeterum  Bipuariorum 
statu  civiU  et  ecclesiastico,  Bonnae  1784; 
2.  ^iftorifde-geograpl^ifd^e  93efd^reibung  beS  Srj* 
füftS  ftöln,  fSfranffurt  1785;  3.  g^riftlic^e  Sieber, 
ßrfurt  1 786 ;  4.  Ueber  baS  negatiöe  SteligionSprin» 
cip  ber  9leufranfen,  Ailingen  1793;  5.  ftarl  95or- 
romäuS,  &irbinal  ber  römifc^en  JKrd^e  unb  Srg« 
bifd^of  üonTOailanb,  3lug8burg  1796;  ö.ftatl^o- 
lifd^eS  ©efangbuc^  jum  aOgemeinen  ©ebraud^e  bei 
5ffent(id^en  ©otteSDerel^rungen,  3  9be.,  SRünd^en 
1810 ;  7.  SoÜftänbige  ©ammlung  ber  beflen  alten 
unb  neuen  9ReIobien  nad^  Anleitung  bed  latl^oli" 
f d^en  (Sefangbud^S,  8  §efte.  Seif  jig  unb  aRünd^en 
1812—1819;  8.  Ueber  ß^oral-  unb  Äird^en« 
gefänge,  ein  SSeitrag  jur  ©efd^id^te  ber  Sonfunft 
im  19.  Sal^rl^unbert,  TOünc^en  1813;  9.  gl^or- 
gebet  ber  römifd^-latl^olifdeen  ffird^e  am  fjfefte  beS 
^eiligen  f$fr  ol^nleic^namS  unf  ere3  ^erm  3ef u  Sl^rifti, 
äJlünd^en  1815;  10.  2)ie  l^eilige  S^l^armod^e  na^ 
bem  SHtuS  ber  römifd^^fatl^olifdeenftirdee,  mit  einer 
Sorrebe  t)on  ©ailer,  ÜRünd^en  1817.  3Iu|erbem 
erfd^ienentJonSDlaftiaug  mel^rere  ^ßrebigten,  beutfd^e 
unb  lateinifd^e  Sieben  )u  SUingen,  93onn  utä> 
9lug§burg.  (Sx  ftarb  am  12.  ffiecember  1828  in 
SDWlnd^en,  nad^bem  er  burd^  einfielt,  ÜKutl^  unb 
©efd^äftSgemanbil^eit  in  geiftlid^en  unb  tt)eltndeen 
Slngelegenl^eiten  fid^  gro|c  SSerbienfte  ermorben 
l^atte.  (Sgl.  fSfelber,  ©elel^rten«  unb  ©d^riftpener. 
Sejifon  ber  teutfd^en  fatl^olifc^en  ©eiftftd^feit  I, 
457.  m,  530  f.)  [?yrij.] 

^tafbAus  bt  ^bbtUtii,  Sartl^oIomöuS, 
geleierter  SonDentuale  unb  eifriger  @cotift,  fd^Io^ 


mit  feinem  OrbenSbruber  SonoDentura  Sdnii 
(f.  b.  9lrt.)  fd^on  in  fräl^^  Sol^i^en  eine  tmtige 
Sfreunbfc^aft,  fo  ba|  fte  nid^t  nur  eineS  fyxftxA 
toaren,  fonbem  afö  unjertrennlidee  Stubiengcnof* 
en,  mie  man  fagte,  bie  gleid^e  &pxa6^  unb^te 
liierten  unb  Sinen  SSerftanb  }um  @pecußren  ie> 
a|en.  @ie  mirften  als  SoQegen  im  Sel^^od^  }i 
^ena,  Perugia  unb  gule^t  in  ^bua.  2)a{ie 
ftc^  als  SebenSaufgabe  bie  SrHörung,  Sert^iÜ^ 
gung  unb  Verbreitung  ber  fcotiftifde^  ^^  ^ 
gefegt  l^atten,  Derfa^ten  fie  gemeinid^aftlid^  mel^ 
pl^ilofopieifc^^  Sd^riften,  bie  alSPlulosophiaead 
mentem  Scoti  cursos  integer  gefammelt  erjd^ 
nen  ^u  93enebig  1688  unb  1727  in  5  (^oliobänben. 
^el^^  eigene  Arbeit  t)on  9)laftriu3  ftnb:  Dispnti- 
tiones  theologicae  in  4  LL.  sententiamm  ad 
mentem  Duns  Scoti,  4  voll.,  Venet  1655,  unb 
Theologia  moralis  ad  mentem  DD.  Sen- 
phici  (VonaDentura)  et  Subtilis  conciniiita, 
ib.  1671.  1700.  (Sx  ftarb  im  3. 1673.  (Sgl 
Joannes  a  s.  Antonio,  Bibl.  Franc.  I;  Fnm- 
chini,  Bibliosofia  dl  Scrittori  Franc.  Gon?., 
Moden.  1693.)  [&urter  S.  J.] 

'^^ioAoRsvms  begeid^et  nad^  St^mologit 
unb  Sprad^gebrauc^  eine  SBeltonfd^uung,  tDdd^e 
bie  Sßelt  unb  inSbefonbere  ben  SRenfd^en  fat  i^c 
au§{d^Iie|(id^  auS  ber  SOtaterie  erfl&ren  oil  rab 
ein  felbftänbiged,  Don  ber  9J{aterie  t)erfd^iebeiic8 
geiftigeS  Sein  löugnet.  I.  S)ie  ^au)>tf9ßene 
be§  SnaterialiSmuS.  1.  SmSlItertl^ume 
tritt  bie  reinfte  f$form  beSfelben,  meldte  nur  SRo* 
terie  unb  IBemegung  lennt,  in  ber  Slaturpl^fot»]^ 
SDemofritS  (geb.  um  460  D.  Sl^r.)  gu  Xiqt 
S)ie  ^auptf ö^e  feiner  Slaturlel^re  ftnb :  9uS  9i^ 
ttnrb  nichts.  3l\ä^%  tt)a§  ift,  fann  t)ermd^tet  ttw 
ben.  Me  93erönberung  i^  nur  £rennmig  unb  Ser> 
binbung  Don  Xl^eilen.  9tid^tS  gefd^iel^t  sufäSigr 
fonbem  MtH  mit  Stotl^toenbigfeit.  9Hd^tS  esifint 
al§  bie  Stome  unb  ber  leere  Slaum,  alltS  Snbcre 
ift  9Retnung.  Sie  Sltome  finb  unenblid^  an  3f^ 
unb  Don  unenblid^r  SSerfqiebenl^eit.  3n  eioiger 
f^aObemegung  buri^  ben  unenbUd^n  älaiun  ptdSa 
bie  größeren,  metd^e  fd^neEer  faden^auf  bieüeineia; 
bie  baburd^  entftel^enben  ©eitenbetoegungen  wb 
SBirbel  fmb  ber  Anfang  ber  SBeltbilbung.  Ui- 
Söl^Iige  SBelten  bilben  ^i)  unb  Dergeben  nieber 
neben  einanber  toit  nai)  einanber.  S)ie  SSerfd^iebm- 
^eit  aDer  S)inge  rül^rt  l^er  Don  ber  SBerfd^iebenl^ 
il^rer  Sltome  an  Sa%  ©röfee,  ©eftalt  unb  Otk- 
nung;  eine  qualitatiDe  SSerfd^iebenl^eit  ber  9tose 
gibt  e§  nid^t.  Sie  Atome  l^aben  feine  inneren  3«' 
ftönbe;  fte  mirfen  auf  einanber  mir  biurd^  Im 
unb  @tog.  2)ie  @eele  befielet  auS  feinen,  glaüto 
unb  runben  9(tomen  gleid^  benen  bed  fJfeuerS.  3>i(fK 
Stome  ftnb  bie  bemeglid^ften,  unb  burd^  il^  9e> 
toegung,  bie  ben  ganjen  Äör))er  burd^bringt,  toef 
ben  bie  Sebenäcrfd^einungen  l^orgebrad^t  - 
2)ief e  Slnf d^auung  läugnet  alf o  bie  ®d^ö))fung  tA 
ben  Anfang  ber  ^elt.  @ie  f))rid^t  ixoax  Don  && 
unb  ©ötttid^em,  Derftel^t  barunter  aber  mtr  @uifi* 
mationen  beS  Stofflichen.  2)ie  @eele  ifl  nad^  '^ 


II                                              aRatertalidmud.  982 

r  fnnRe,  ber  toarme  feurige  @toff,  ber  ben  ftbi»  f ül^rte  bie  alte  epifureifd^e  @d^ule  bog  Suft))rinci)) 

r,  miD  bofi  ®5ttli^  eht  ebenfold^er  ober  nod^  nid^t  in  bet  cpnifd^en  Sßeife  burd^,  mie  bie  ma« 

^ecif^erec  @toff,  bet  als  Sßeltfeele  baS  gonje  terialiftifd^e  beS  18.  äal^rl^unbettS,  fonbem  t)er« 

liMcfiim  bucd^brittgt  (SeUer^  2)ie  $]^iIofop]^ie  fe^te  t)it\mtf)t  baS  SBefen  ber  ©lüfffeligleit  in  bie 

«rieben  I,  3.  «uff.  1869,  734.  735;  S5I«  ^tara^e,  b.  i  bie  burd^  l^amtonif^en  ®enu|  }U 

iMt,  ^eibcn^^  u.  äubentl^um,  1857,  239).  erreid^enbeSemütl^Srul^e.  SDenerfoIgreid^ftenSBer- 

mm  Cpifur  (geb.  um  342t).S]^r.)  biefeato«  fuc^,  bie  bemofritifd^epihtreifd^e  äßeUanfd^uung 

MSiß  SBelionfd^uung  S)emofrit3  fid^  aneignete  in  meite  Jheife  )u  tragen,  bilbet  baS  Sel^rgeotc^t  Don 

ib  auf  bem  (Sebiete  berßtl^it  baS  materialiftifd^  3:itu8  SucretiuS  Sarud  (99—55  D.  ^t,)  De 

irind^ber  Sel^  oon  ber  Sujl,  toie  eS  ber  ^^re«  rerum  natura.  S)iefe§  fiel^rgebid^t  nmr  bie  l^er* 

ätt  9rifii)i)>  ber  keltere  (geb.  um  435  t).  S^r.)  Dorragenbfte  literarifc^e  S^affung  ber  materialißi« 

ifgefldlt  ^obs,  l^erfibemal^m,  ttmrbe  er  ber  ttrl^eber  fd^en  2)enftt)eife,  toeld^e  bem  SSerfaQ  ber  gned^ifd^> 

mA  etn^ttlid^  •  materialiftifd^en  ©QflemS,  ba§  römifd^en  @it)iUfation  il^re  Signatur  aufbrüdb. 

wA  feine  jol^Ireid^  ©dualer  in  immer  meitere  Sucre)  oerl^errlic^t  Spifur  l^uptföc^Iid^,  mett  er 

b^  getragen  unb  jur  3^it  bed  ftttlid^-religiöfen  bie  Sleligion,  meldte  bie  OueKe  ber  größten  @reuel 

Bex^olIe8berantifen9BeIt®emeingutaner®enu^>  fei  unb  baS  SebenSglüdC  ber  9Jlenfc^en  gerftöre,  5U 

m^SfOi  mürbe  (f.  b.  9rt.  SpifureiSmuS).  3)ie  93oben  gemorfen  l^abe,  unb  verfolgt  gleid^  bem« 

Ifatecminbuns  ber  ^religiöfen  Siorurtl^eUe  unb  ber  felben  ba§  Ski,  bie  {d^mac^t)one  @ottedfurd^t  }u 

Ol  i^nen   entftnringenben  (^urd^t  t)or  emtgen  beseitigen  unb  ben  unl^etlooUen  Sinflu|  ber  SReli* 

Stufen"  erfd^  alS  Snbgmedber  p^ilofopl^ifc^en  gion  5U  Demid^ten«  9lamentHd^  oermanbte  er,  ba 

QMoL  3ur  Srreid^ung  bief e§  Snb^medtS  f c^ien  il^m  ber  ©laube  an  ©trafen  im  anbem  Seben  Der« 

m  neißen  bie  ^feftigung  ber  Ueber^eugung  bei>  l^a^t  mar,  Diele  äJlü^e  barauf,  ben  @a^  Don  ber 

(itmgen,  bag  ber  Sauf  biefer  9ßelt  einjig  Don  Unfterblid^teit  ber  @eete  )u  miberlegen.  ^ud^  er« 

HtUK^m  Urfad^  beftimmt,  Don  unabönber«  flört  fd^on  er,  öl^nlid^  mie  \päitt  bie  $^Uofop]^en 

tSfOL  Katurgefelen  regiert  merbe  (Seiler  a.  a.  O.  be§  18.  Sal^rl^unbertS,  baS  Sntftel^en  religiöfer 

nt  1, 396  %).  Spifur  bel^auptet  gmar  baS  ®a»  SorfteQungen  auS  Sröumen  ober  fonftigen  leb« 

fm  Don  ®öttem  unb  Derfte|t  allem  Snfd^ein  nad^  l^aften  ^l^antafleeinbrüden,  mobei  ba§  urfprüng« 

nkr  fejfteren  nid^t,  mie  Sänge  (®efd^.  beS  9nateria«  lid^  blo^  im  ©eifte  SSorgefteUte  anmölig  für  mirl« 

Btaafi,  3.  «up.,  SJferlol^u  1873, 1, 76)  für  mal^r-  lid^  gcl^alten  morbcn  fei  (Sauge  a.  a.  D.  I,  97  ff.). 

HeinTul^l^It,  blogibeale,  fubjectiDDorgefteOte,  fon«  Snaterialiftifd^  nac()  il^rem  SBefen  fmb  aud^  aQe 

m  wHdiUI^,  fiu|ere,  ia  f ogar  unfterblic^e  SBefen.  pantl^eiftif  d^en  @9fteme,  meldte  ®ott  mit  ber  9tatur, 

W((  erO&rt  er  biefelben  gleid^  2)emofrtt  rein  ben  ®eift  mit  ber  9Raterie  ibentificiren  unb  bamit 

Mä^  tmb  fe|t  il^ren  ttnterfd^ieb  Don  ben  9Ren«  ein  fpecifif d^  geiftiged  Sein,  baS  naturgemaf;  nic^t 

Hm  mir  barein,  ba|  fte  ätberifc^er  ftnb,  auS  fei«  mit  ber  9Raterie  Dermifd^t  merben,  noc^  in  biefelbe 

K»  Stmnen  befleißen  unb  bem  entfpred^enb  aud^  aufgellen  lann,  tl^atföd^Iic^  aufgeben.  @oId^e  9n« 

Ke  Sterblid^  an  SSoOIommenl^eit  übertreffen,  fd^auungen  brangen  unter  ben  ^tolemöem  aud^  in 

inwäfta  betont  er  befonberd,  ba|  bie  @ötter  fid^  ba§  ^ubentl^um  ein  unb  erzeugten  bie  $artei  ber 

nMelBelt  nid^t  fümmem.  2)en  @öttem  Sorge  Sabbucäer  (f.  b.  Slrt.);  fte  bilben  bie  ®runblage 

nibcn  Sanf  ber  SBelt  beijulegen,  Derbiete  fomo|l  mannigfad^er  ^öreften,  bie  bem  Sl^riftentl^um  bei 

KeShi^ber€eIigfeit,  in  ber  ^e  ftd^  befinben,  al§  feinem  auftreten  in  ber  SBelt  entgegentraten;  ber 

ilKSoDfommenl^eit,  ba  fte  unter  ßugrunbelegung  ®noftici§mu3  (f.  b.  9rt.)  mie  ber  ^anid^öiSmuS 

kil  Socfel^gSglaubenS  aud^  für  bie  Uebel  in  (f.  b.  ^rt.  Wani)  erzeugten  in  il^rer  bualiftifc^« 

kirSdt  üerontmortUd^  gemad^t  merben  müßten  pantl^eiftifd^en  SBeltanfd^auung  einen  ))ra!tifd^en 

(Stfe  0.  a.  O.  427  ff.).   SDiefe  DöUige  Selb«  9)tateriaIi3muS,  in  meld^em  ber  ®eift  gau)  unb 

IbMgIdtfi«  ober  ttnabl^üngigleit^rnärung  ber  gar  bem  Sfleifd^e  unb  feiner  Suft  geopfert  mürbe, 

Bd  Don  ®ott,  befonber§  in  il^rer  SSerbinbung  um  in  ber  innem  Stulpe  bleiben  )u  tonnen.  2)iefe 

A  bec  aSerftofflid^ung  be§  göttlid^en  SBefenS,  9H(^tung  fd^Ieppte  fid^  fort  bis  tief  in'S  aRtttel« 

^i  bie  elribtreitd^e  Seigre  aI3  ben  „^tx^mn^'*  beS  alter,  mo  fte  in  ben.  IBrübem  unb  Sd^meftem  beS 

Itted^nmS  unb  jugleid^  fd^on  al3  prafttfd^en  freien  ®eifted  (f.  b.  9trt.)  unb  anbermärtS  ftd^ 

HtatanS  erfd^einen,  bem  ber  tl^eoretifc^e  auf  bem  tunbgab. 

ft^  folgen  mu^te.  Unter  ber  Suft,  meiere  @pihtr  2.  9U  u )  e  i  t.  9lad6bem  einzelne  önmaniften, 

K  otefteS  ^rincip  ber  Stttlid^Ieit  unb  als  Snb«  namentlich  Sorenjo  SBaOa,  $ietro  ^omponasso 

Bttt  ber  Zugenb  bejeid^net,  Derftel^t  er  in  erfter  unb  Ultiä)  Don  ^utten  (f.  b.  Srtt.),  ^nlöufe  su 

ak  bie  Stnnenlufl.  2)ie  gfreuben  beS  9au(|e3  einer  SDarfteQung  materialiftifd^er  3been  gemalt 

ib  ni4  ilN  ^  SBurjel  unb  ba§  $nncip  aOeS  bitten,  gelangte  feit  bem  18.  ^al^r^unbert  biefer 

Um  (Athen.  12, 67 ;  C^c.  N.  D.  1 ,  40 ;  Plut. ;  SlntagoniSmuS  gegen  bie  d^riftUd^e  SBeltanfd^auung 

iL  SMtnger,  Subetitl^.  unb  ^eibentl^.  334).  ^u  feiner  DoUem  SntmidEIung.  3n  ber  erften  $e« 

Iel6iitcbqiei^tftd^aufbenSSau^(n&pi7a<TTepa  riobe,  in meld^er er Domel^mlid^ in gfranlreid^ burd^ 

f  ti  ^ToMv),  fo  tnterpretirt  auSbrüdCIic^  fein  ben  Abel  unb  bie  ®eifteSarifto!ratie  gepflegt  mürbe, 

dfiagSfipler  ÖtetrobomS  ben  ®ebanfen  be3  trögt  ber  mobeme  WaterialiSmuS  ba§  ®epröge 

dfkci  (DgL  Seiler  o.  a.  O.  443  ff.).  Sfreilic^  bed  fran}öftfd^en  ®etfte3  unb  jeigt  ftd^  al§  friDoIer 


988 


SOtaterialiSmuS. 


981 


obcrfiäd^fid^er  ©olonmatcrtoIiSmuS.  ^aä)  berfran- 
^öftfd^en  SRcDoIution  übemal^m  S)eut)(i^Ianb  bte 
gül^rung.  ®cr  9Katcriaa§mu§  bc§  19.  Sal^rl^un» 
bcrtS  l^at  einen  träumerifd^^öertoorrenen  Sug,  ift 
bobei  emfter  nnb  confequenter  reöoluttonär  als 
ber  fronsöfijd^e  nnb  barf  qIS  bemogogifd^-focia* 
liftifd^er  SnatertaliSmuS  be^etd^et  tottbtn. 

a.  3lte  erjler  SSertreter  beS  franjöfifd^en 
aJloterialiSmuS  ift  SnlienOffrap  be  la  SDlet- 
ttie  (1709—1751)  ju  nennen.  3lu8  feiner  gebet 
!amen  Histoire  naturelle  de  Täme,  1745; 
L'homme  machine,  1748  (beutfd^  t)on  Slitter, 
1875);  L'homme  plante,  1748;  L'artdejouir 
ou  Tecole  de  la  volupte,  1741;  Vönus  meta- 
physique  ou  essai  sur  Torigine  de  Tarne  hu- 
maine,  1751.  Sie  2:enbens  biefer  ©d^rif ten  Der» 
tätigen  fd^on  il^re  2:itel  beutlid^  genug.  91I§  baS 
^öd^fte  ®ut  bejeid^net  er  bie  Suft,  befonberS  info- 
tem  fie  ftd^  )ur  SSßoIIuft  fteigert.  Sloube  Slbrien 
^elüetiuS  (1715—1771)  betrod^tet  in  feinem 
materialiftifd^en  ^auptmerfe  De  l'homme  1772 
gleichfalls  ben  SJlenf d^en  als  eine  Staf d^ine,  meldte 
burd^  bie  pl^^ftfc^e  @enftbilitöt  in  99emegung  gefegt 
mirb  nnb  alleS  tl^un  ntu|^  maS  jene  auSfül^rt.  9l(S 
ntöd^tigfteS  $rinci))  ber  menf(|lid^en  ^^ötigleit 
betrachtet  er  le  plaisir  des  femmes  (Sect.  2, 
c.  10).  Sitte  befte|enbcn  Religionen  nennt  er  Slber« 
glauben.  S)ie  ma^re  attgemeine  Sieligion  Iä|t  er  in 
SJloral  aufgellen.  93erbammungStt)ürbig  finb  nad^ 
il^m  nur  bie  SSerbred^er  an  ber  ©efeUfd^aft  unb 
bie  ^Qpod^onber,  meldte  ben  SSergnügungen  feinb 
ftnb  (Sect.  1,  c.  11—13).  3)ie  fatl^olifd^e  SReli« 
gion  fei  megen  il^rer  Sntoleranj  fd^öbUd^.  Salier 
fotte  bie  tueUIid^e  Obrigfeit  anä^  bie  geiftlid^e  ®e« 
malt  an  ftd^  nel^men  unb  bie  SSöIfer,  bie  ni^t  auf 
einmal  Dom  Aberglauben  loSgeriffen  werben  tonnen, 
aOmälig  5ur  Steligion  ber  reinen  SRoral  l^inf ül^ren 
(Sect.  1,  c.  14. 15).  2HS  §auptmittel  baju  be- 
Seid^net  oud^  er  fd^on  bie  Srjiel^ung,  burd^  meldte 
atteS  erreid^t  werben  Bnne  (Sect.  10,  c.  1).  gr 
ftcttt  aud^  bereits  einen  ©runbrife  einer  fenfualifti« 
fc^en  fiaienmoral  auf  (Sect.  10,  c.  7).  SSe^eid^« 
nenb  ift,  ba|  aud^  ^elDetiuS,  biefer  in  ber  SOioQe 
gefärbte  3Katerialift  gleid^  ben  j^eutigen  ÜRateria« 
liften,  ben  SSonourf  beS  SDiaterialiSmuS  unb  ber 
©ottlofigfeit  am  ©d^Iuffc  feines  SSud^eS  als  „ah" 
furb"  aurüdtmeiSt.  ©ietrid^  greil^err  t)  o  n  f)  o  I« 
bad^  (1723—1789),  t)on  ©eburt  ein  ©eutfd^er, 
gab,  nad^bem  er  Diele  anbere  l^eftige  ©d^riften  gegen 
bie  Seligion  Derfa^t  l^atte,  im  Sud^e  Systeme 
de  la  nature,  1770,  eine  abfd^Uefeenbe  f^ftema« 
tif  d^e  ©arftettung  beS  fransöfif  d^en  SKaterialiSmuS, 
bie  aber  fo  l^ol^I  unb  feid^t  auSfiet,  bag  felbft  ©ötl^e 
(Dgl.  ©id^tung  unb  SBal^rl^eit)  baDor  fd^auberte. 
a^io^bem  »urbe  biefeS  SBerf,  baS  bie  gnctiflopö« 
biften  unter  il^re  Qfittid^e  nal^men,  bie  Sibel  bcS 
franaöfif d^en  3KateriaIiSmuS.  511S  bic^terif d^er  9Ser= 
treter  beSfelben  für  ffieutfd^tanb  ift  bcfonberS 
§einrid^  §eine  (1799—1856)  ju  nennen. 

b.  ®er  focialiftifd^e  aKaterialiSmuS 
beS  19.  Sal^rl^unbertS  barf  unbebingt  auf 


ben  l^egelianifd^en  ^^ilofopl^  Subtoig  ^ene» 
bad^  (1804—1872)  alS  feinen  Ur^ber  faOSß 
geführt  werben.  ,,SBia  manbiel^erfuItfd^X^ 
(nömUd^  bie  3erfiörung  ber  ant]^roponu)r))]^t|tt^ 
^ictionen  in  SBiffenf^aft  unb  ©laube),  fd^ 
aWoIefd^ott  (ftreiSIauf,  1887,  ü,  153),  ^on  cimi 
9lamen  fnüpf  en,  bann  ^at  S.  tjfeuerbad^  biefelbettii 
brad^t.  S)urd^  iJ^n  ift  bie  menfd^Iid^e  ©runbtcqieBi 
atte  llnfd^auung,  für  atteS  teufen  einmitSettm 
fein  aneilannter  AuSgangSpunft  geworben".  3i 
t^euerbad^  fommt  nid^t  nur  ber  S^orafter  unb  bk 
Senbeu)  beS  mobemeu  Materialismus,  f onbemoii^ 
beffen  SJegiel^ung  pm  $rotefiantiSmuS,  Siberafili 
muS  unb  @ocialiSmuS  in  braftifd^er  SSBeife  jn 
SluSbrudC.  S)ie  leitenbe  3bee  ber  ganzen  pßä» 
fopl^ifd^en  Zl^atigfeit  f^uerbad^  war  reiHpe 
^^SiberaliSmuS" :  ben  ^enfd^en,  unb  )war  boi 
änbiDibuum,  gur  ©eltung  j|u  bringen  burd^  fda 
DöDige  religiöfe,  polittfd^e  unb  fociale  93efRiua| 
S)er  entfd^eibenbfte  @d^ritt  }u  biefem  S^  ]^ 
i^m  bie  religiöfe  Befreiung  ber  SOteufd^l^,  bi 
Döttige  „SSermenfd^Iid^ung  ber  IReligion'',  bie  3a 
ftörung  atteS  Uebematürlid^en  unb  Ueberftnnfid^ 
inSteligion  unbpilofopl^ie  ^u  fein(9Bm,  1.94, 
Vm,  281,  28;  H,  121  u.  f.  W.).  ^S)er3»«l 
meiner  ©d^riften  ift,"  fo  fd^reibt  er  felbfl  (Vm 
29),  „bie  aOtenfd^en  auS  £]^eologen  gu  %it^ 
pologen,  auS  Xl^eopl^Uen  5U  $^Uant]^ro)>en,  all 
&inbibaten  beS  SenfeitS  su  @ttd)enten  beS  2)iil> 
feitS,  aus  religiöfen  unb  ))oIitifd^enftammerbieiwi 
ber  l^immlifd^en  unb  irbifd^en  90tonard^ieunb9iip 
ftofratie  in  freien,  felbftbewugten  Sürgem  ket 
Srbe  )u  ma^en."  @r  betrad^tet  ftd^  l^ierin  (A 
Sfortfül^rer  unb  SBottenber  beS  SBerfeS  fiutl^ 
S)enn  bie  Sieformation  fei  ber  erfte  Sd^ritt  pt 
^ermenfd^Iidbung  ber  Steligion  im  @d^o|e  bec 
d^riftüd&cn  ©efettfd^aft  gewefen  (35838.  X,  117; 
1, 259. 334  ff.;  ü,  269. 405. 407).  (gine Sdjrift 
über  Sutl^er  würbe  il^m  Snla|,  feinen  enbgättig« 
©tanbpunft  guerft  ju  gewinnen  unb  barjulegn 
(30398. 1,  @.  XIH) ;  er  trägt  fein  »ebenbn,  1» 
Materialismus  alS  ben  „unmittelbaren  leibfi^ 
©ol^nSut^erS"  ju  begeid^nen  (9B9B.X,  119).  3)(h 
burd^,  ha^  f$feuerbad^  eS  fid^  ^ur  SebenSaufgok 
mad^te,  confequent  burd^^ufül^ren,  waS  in  ber  Sb* 
formation  praftifd^  begonnen  unb  angebal^,  ts 
Liberalismus  principiett  üar  unb  f olgerid^tig  onl* 
gefprod^en  werben  war,  würbe  er  oud^,  obglet^  ^ 
baS  ©ebiet  ber  f ocialen  ^rage  im  engem  SumM 
gelegentlid^  ftreifte,  ber  eigentlid^e  $]^iIofop§  M 
@ocia(iSmuS.  hierbei  fam  il^m  feine  feimgeuA 
bemagogif  d)e,  babei  aber  bod^  wieber  gemüt^Stnin|( 
9iatur  unb  feine  fcdCc,  berbe,  jünbenbe  ©})ra^— 
Sigenf d^af ten,  in  welken  er  wieber  lebl^aft  an  Su^a 
erinnert  —  fel^r  ju  Statten.  S)en  offenen  9m 
mit  ber  ^egeFfd^en  ^l^tlofopl^ie  Dottgog  gfeueiM 
in  feiner  ©d^rift  ffrttif  ber  öegePf^en  ^^Üo- 
fopl^ie  1839  (3B3B.  U,  185  ff.).  Sie  ©d|tifl, 
burd^  weld^e  er  ben  entfc^eibenbflen  Sinflu^  vUt; 
ift  „S)aS  SBefen  beS  S^riftentl^umS",  1841  (ß'R 
Vn).  8lm  flarftcn  legte  er  feine  3been  bar  in  bei 


B5                                                SRoterialiSmuS.  986 

todtfttHgen  fflber  boS  SBefen  ber  SRcItgion,  1851  (ü,  393).  2)er  @runb-  unb  Urtrieb  ift  ber  ®lü(f« 

BNB.  Vni).  «ufeerbcm  toaren  nod^  feine  Slad^-  feUgfeitStrieb  (Sflod^tol  unb  »ricfwed^Jel  n,  253), 

ige  m  ben  Ie|tQenannten  gmei  @d^riften  (3B9ß.  ber  in  ber  ©innlid^feit  murmelt.  S)er  äßille  unb  ber 

)  jm  befmiberd  feine  opl^orifKfd^en  ©ebanfen  ©lüdfeligfeitstrieb  ftnb  Sind  (X,  58.  59).  S)ad 

ber  ^Üofop^ie  (ffiSB.  n,  233  ff.)  bic  mir!«  ©efefe  ift  ber  mit  bem  (SlüdffeligfeitStrieb  «nberer 

«lien  S)oImetfd^er  feiner  äbeen.   S)ie  ^aupt»  in  Uebereinftimmung  gefegte  eigene  @lüdt[eliglett§- 

^Sfcuerbod^  fmb:  3)ie  SReligion,  infofcm  fie  trieb.    SDaS  SRed^t  ift  biefer  gefe^Iid^  anerfonnte 

lalSUmben  an  bie  SBirflid^Ieit  l^öl^erer  SBefen  Xrieb  (X,  60.  61.  66).  ^xvaOp  ber  SRoral  ift 

iaf4Iie|t,  tfl  menfd^nfeinblid^.    Sie  raubt  ben  bie  ©lürffeligfeU  in  ®emeinf(i6aft,  bie  jioei«  unb 

OM^en  gu  @un{ten  bed  bb^  eingebilbeten  g5tt-  aUfeiHge  ©ludfeligfeit.  ®ie  ^flid^ten  gegen  fi^ 

^n  SBefenS  auS  unb  l^ölt  il^n  ab,  feine  Sage  felbft  l^aben  bie  eigene,  bie  gegen  Slnbere  bie  @elbft» 

iAp  }n  öerbeffem  (Vm,  367).  Sl^atfäAIid^  ift  liebe  «nberer  gu  il^rem  ®runb  unb  ©egenftanb 

Mc  »orpellunö  Don  ®ott  mit  aDen  d^riftlid^en  (X,  67).  3m  aKoralifd^en  »ie  im  P^fd^en  unb 

Dogmen  nur  ant]^ot)omi)rp]^iftif(i6e  S^id^tung,  in  Sntellectuenen  ergänzen  fid^  bie  aßenf^en,  fo  ba^ 

«xii^  ber  aWenf^  fein  eigene«  SBefen  ftd^  gegen«  fie  im  ®anjen  jufammengenommen  ben  öottfom- 

PiBbfid^  gegenüberfteHt.    ffier  ttw^re  ffem  ber  menen  aKeufd^cti  barftetten  (VII,  217).   ajlorali» 

Harfogie  ip  «nt]^rol)oIogie  (VH,  13. 36;  Vm,  täi  fommt  erft  in  fjtage,  menn  ein  Irieb  einem 

2L26;  n,  289.  342).  ®ott  ift  nur  ber  ©piegel  anbem  ^inberlid^  wirb,  ©o  bot  ber  ®enu|trieb 

(Vn,  15),  baS  brofe  in  ber  ginbilbungSfraft  eji«  feine  ©d^ranfe  im  3:i^atig!eit8trieb.  SBiHenSfrei- 

Ifenbe  »üb  be«  aJlenfd^en  (VHI,  251  ff.),  ber  beit  ift  maäiU  »cpt,  ftapital  (X,  85.  86).  ©er 

»Biamftctrte®attung8begriffbcSSKenfd^en(Vni,  ®efd^led^t§trieb  ift  ber  boffärtigfte  Srieb  (Vm, 

II&5X  Unb  sttxu:  ftnb  bei  ®eftaltung  ber  Sn«  461).  2)a§  böd^fte  unb  erfte  @efe^  ift  bie  Siebe 

Hnimgcn  fiber  göttlid^ed  Sßefen  unb  religiöfe  beS^Renfd^engumWenfd^en.  HomohominiDeos 

!)ii0e  fperieD  bie  Sßunf d^e,  bie  triebe,  bie  ^erjenS«  est,  ift  ber  oberße  praftifd^e  ®runbfa^,  ber  Sßenbe« 

Mfoifung  ber  SRenf d^en  ma^gebenb  (1, 443. 483 ;  punft  ber  SBeltgef d^i(^te.  S)aburd^  merben  alle  93er« 

vm,  297. 395. 440).  SBirWid^  ift  nur  bie  9latur,  bö^tniffebcsaKenfd^enaumTOenfd^en  religiös  (Vn, 

bie  in  ffllenfd^en  gipfelt  (Vin,  161  f.),  unb  im  361  f.).  3aba8®emeinftc,2nitägad&fte,a.g9.gffen 

itaUffl  fgftp  »ieber  nur  ba§  ©innlid^e  (ü,  unb  Srinfen,  ift,  menn  red^t  aufgefaßt,  ein  reli« 

821  ff.;  vm,  15;  I,  ©.  Xn  f.).  ®er  ®eift  im  giöfer  «et  (VH,  368  ff.).  ®ie  Siebe  felbft  ift  ma- 

«AHN  iP  nur  bie  SUigemeinbeit  ber  ©inne  (11,  terieH  auf  jufaffen  als  Siebe,  bie  gfleifd^  unb  Slut 

876).  S)aS  beterogene  SBefen,  baS  man  in  ®ott  bat  (Vn,  84).  S)a8  ®ebeimni^  beS  SebenS  ift  bie 

ks  Sinnlid^feit  entgegenfe^t,  ift  nid^tS  «nbereS  ©innlid^Ieit  (H,  376),  unb  bie  93aft3  ber  ©ittlid^- 

A  bofi  übgtracte  unb  ibealiftrte  SBefen  ber  ©inn-  !eit  ift  ber  ©cfd^Ied^tSunterfd^icb  (Vn,  138).  3)a§ 

G4eritfeIbft(Ii©.XIII).  SBieber®0tte§gIaube,fo  SBeib  ift  ba§  lebenbige  Sompenbium  ber  3RoxaU 

fanit  Qud^  ber  SBunber-  (Vm,  306;  Vn,  187;  pbüofopbie(n,  393)  unb  fein Saud^  ber Xempel  ber 

Uff.)  unb  Unperblid^feitSglaube  (Vm,  350;  Siebe (H, 370).  3)ie «ntbropologic  erftärt gfeuer« 

m,  861  ff.)  ouf  ber  (Sinbilbung,  meldte  SBünfd^c  bod&  afö  bie  Uniöerfalmiffenfcbaft  (U,  343.  361) 

WS  SRenfd^en  bergegenftönblid^t.    ©a3  S)ogma  unb  bie  mabre  ^bUofopbie  al§  Empirie  (11, 253 ; 

mbnr  ©dgöpfmtg  auS  IRid^tS  ift  ein  pfäfft«  X,176).  «ud^  be^eid^net  er  feinen  9Itbei§muS  afö 

Her  ftniff  (VÜI,  225).    ®ie  ^eröorbringung  pofttiDunb  bejabenb,  inbem  berfelbe  ben  SDlenf d^en 

ta  ntenfd^en  burd^  bie  Srbe  au3  eigener  ffraft  nad^  feinem  nnrflid^en  SBefen  gur  ®eltung  bringe 

|rt  md^  «uffallenbeS,  menn  man  bebenft,  ba^  (Vni,  29.  367)  unb  an  ©teile  ber  d^riftlid^en 

!*♦  in  einer  S^ii  gefd^ab/  in  meld^er  bie  6rbc  SJorfd^rift:  ®cbet  ®ott,  maS  ®otte8  ift,  unb  bem 

«m  mit  ber  Spfieng  be§  SKenfd^en  öerträgli^cn,  ffaifer,  waS  be3  ftaiferS  ift,  ben  ®runbfa^  der« 

Mafien  felbft  menf d^Iid^en  Sbarafter  annabm  lünbe :  ®Att  bem  SOtenfd^en,  maS  bed  9Jlenf^en  ift 

(1, 427).  ©ie  tbeologifd^e  Seligion  ift  nur  aU  (I,  ©.  XIV).  ©er  SKaterialiSmuS  geuerbad^S  ift 

fiNfie  bered^tigt,  infoteeit  man  ftd^  ben)u^t  bleibt,  nod^  mefentlid^  fpecuIatiD,  aber  tro^bem  öugerft 

Wt  bie  religiöfen  SorfteQungen  bIo|e  Srjeug«  oberf(öd^Iid^.    «uf  bie  eigentlid^  pbilof opbif d^en 

^  ber  6inbilbung§!raft  feien  (Vni ,  232).  fragen,  bie  ibm  auf  feinem  SBege  begegnen,  5.  93. 

ue  iDübre  (antbropologif d^e)  9ieIigton  bedft  ftd^  mie  bie  9ktur  ^ur  C^mpfinbung  lomme,  mie  ein 

■ä  ber  SHoroI.   3)ie  tbeoIogif(be  SReligion  jer«  rein  fmnIiibeS  SBefen  fein  ,,3d&"  fid^  entgegen« 

fct  bie  Dtorafitöt,  bereu  SBefen  barin  liegt,  ba§  fe^en  unb  ba§felbe  jur  3bee  ®otte§,  eines  reinen 

k  flaf  einem^  bem  3Wenfd^en  innerlid^en  ^rincip  ®eifteS,  fublimiren  fönne  u.  f.  tt).,  fd^eint  er  nid^t 

^mf^t  (VI,  105;  VII,  284.  366.  358.  365).  einmal  aufmerifam  gemorben  8U  fein.  Umfomebr 

Jol  ®dttiidbe  im  SKenfd^en  ift  ba§  reine,  unbe«  fd^eint  ibm  am  ^er^en  gelegen  ju  baben,  in  red^t 

fWafte,  freie  ®effibl  berSrieb  (Vn,36;  Vin,  braftifd^er  SBeife  su  befunben,  bafe  ber  f)l  «Pau« 

68),  Santm  \fi  t&  tbörid^t,  ju  glauben,  bafe  bie  M  bod^  nid^t  fo  ganj  Unred^t  botte,  »enn  er 

Ijtkbft  (Entfogung  gebiete.    Sie  ^flid^t  gebietet  t)on  ben  ^einben  ber  ^riftlid^en  SReligion  fagte: 

OB  6egentbnl  ®enuB.   Sntfagung  ift  nur  eine  quorum  Deus  yenter  est.  t^euerba^  mar  aucb 

taarige,  burd^  bie  5Rotb  auferlegte  SluSnabme,  fcbr  focioliftifd^  gefinnt.  (Sx  fd^eint  felbft  ju  be« 

to  mir  ffaittfinben  foll,  toemt  fie  bie  9?otb  gebietet  bauem ,  ba|  er  fid^  in  feinen  ©d^riften  nid^t 


987 


aRatetialiSmuS. 


mel&r  mit  bcr  5Koflenfrofle,  her  grogc  \>on  bcr 
„©runblagc  ber  menfd^lid^cn  Ssiftcns",  befaßt 
l^öbe  (I,  @.  XV).  auf  bic  ßauptfül^rer  bc8  @o- 
cioIiSmuS,  g.  S.  SWarj  unb  gngclS,  übte  er  fc^on 
burd^  feine  Sel^Iung  ber  „ftopf-  unb  ßerj« 
fronf^eiten  ber  ÜReufd^l^eit"  unb  tneüeid^t  ebenfo 
fel^r  burd^  ben  gu  feiner  ßcit  nod^  in  ffieutfd^Ianb 
ungewöl^nlid^  revolutionären  Son  feiner  ©d^riften 
bebeutenben  einf[u|  au8.  (©ßl.  gngefö,  8. 8feuer- 
bai).  1888,  12. 13.  41.  69.)  3m  Slnfd^Iuffe  an 
il^n  bilbeten  TOorj  unb  ßngelS  mit  Su^ilfcnal^me 
ber  fpäter  in  ben  Sorbergrunb  tretenbcn  gntmid« 
(ungdlel^re  bie  ^l^ilofopl^ie  be§  @ociaIi§muS  »eiter 
QuS.  ffiiefcgen  (®ie  Religion  ber  ©odalbemo« 
fratie,  3.  Slufl.  1875, 40)  nennt  bie  moterialiftifd^e 
äßeltaufd^auung  ben  gronitnen  gete,  ouf  meld^em 
ber  ©ocidiSmuS  rul^e  u.  f.  tt).  lieber  bie  »eitere 
3lu8gejiQltung,  meldte  bie  ©ocialiften  bem  §feuer« 
bod^'fd^en  aKaterialiömuS  bejonberS  auf  bem  ®e- 
biete  fodaliftifd^er  ©efd^ic^tg^ilofopl^ie  gegeben 
^aben,  ögl.  ^.  ^efd^  S.  J.,  S)ie  WIofot)^ie  beS 
miffenfd^aftli^en  ©ocialiSmuS,  in  ben  Stimmen 
aus  5IRorio«Saad^  (1891,  H,  245  ff.  357  ff. 
473  ff.),  ^eröorgel^oben  ju  »erben  öerbient  nod^ 
bie  überraf  ^enbe  Uebereinftimmung,  »eld^e  in  ben 
^uptgeftd^tspunlten  unb  Xenbengen  ber  p^o- 
f o})]^if^en  Seigre  jtDijd^en  geuerbad^,  bem  SSegrün- 
ber  beS  beutfd^en  UßaterialiSmuS,  unb  9ug.  Somte, 
bem  Segrfinber  beS  franjöfifd^en  ^ofttioiSmuS, 
l^ierrfd^t,  obmol^t  beibe  Sliönner  fid^  DöQig  fremb 
gegenüberftel^en.  (lieber  (^euerbad^  l^anbeln:  Sor» 
nil,  2.  tJeuerbad^  unb  feine  Stellung  jur  ^l^ilo» 
fopl^ie  unb  Steligion  ber  ©egenmart,  1851;  ®rün, 
8.  ^^uerbad^  in  feinem  SSriefmed^fel  unb  Stad^Ia^ 
bargefteHt  2  Sbe.,  1874 ;  Se^er,  8eben  unb  ®eijt 
8.  geuerbod^S,  1872;  Sau,  8. 8feuerbad^8  $Po» 
fo))|ie  unb  bie  Staturforfd^ung  unb  bie  pl^ilo» 
fo^if^e  ftriti!  ber  ©egentoart,  1882 ;  Stardte, 
8.  geuerbad^,  1885;  ©riefmed&fel  gttnfd^en  8. 
geuerbqd^  unb  El^rift.  Stnapp  [1832—1848], 
1876;  95oIin,  8.  geuerbad^,  fein  9Birfen  unb  feine 
Seitgenoffen,  1891.) 

Unter  ben  naturmiffenfd^aftltd^en  93orIöm))fent 
beS  ünaterialiSmuS  in  3)eutfd^Ianb  t^at  ftd^  ^uerft 
befonberd  ber  augenblidCiid^  in  ®enf  meilenbe 
3ooIoge  (5.  Sogt  (geb.  1817)  l^erüor.  ©d^on 
1845/46  gab  er  feine  ^l^^fiologifd^en  93riefe  für 
(Sebilbete  aller  ©täube  ]^erau3;  lieferte  1852 
eine  Ueberfe^ung  beS  englifd^en  9Berfe§  Vestiges 
of  the  Natural  History  of  Oreaüon  unter 
bem  2:itel  9latürlid^e  ©efd^id^te  ber  ©d^opfung 
beS  3BeItaI(3,  unb  in  bemfelben  gal^re  Silber  au§ 
bem  3:]^ierleben ;  im  3. 1859  erfd^ien  SllteS  unb 
9leueS  au§  bem  linier»  unb  9Kenfd^enIeben.  ©eine 
befanntefte  materialiftif d^e  ©treitfd^rift  ift  ffö^Ier» 
glaube  unb  SBiffenfd^aft,  1854.  3lu§  berfefften 
gelangte  ttrieber  ber  übrigens  fd^on  faft  mit  ben» 
jelben  SBorten  Don  (SabaniS  (t)gl.  Rapports  du 
physique  et  dumoral,  1796/97,  Mem.  11,  §  7, 
ed.  Peisse  1844, 137)  auSgefprod^ene  ©a^,  ba| 
ber  ®ebanfe  ftd^  }um  ©el^im  ebenfo  Derl^alte,  toit 


bie  ©alle  )ur  Seber  ober  ber  Urin  }u  ben  ^mn, 
5U  ^meibeutiger  Serül^mtl^eit.  3n  feinen  8» 
lefungen  über  ben  ÜJlenfi^en,  feine  ©teOung  inta 
©c^5))fung  unb  in  ber  ®efd^id^te  ber  Site  (1868) 
mürbe  Sogt  eifriger  Sor!äm))fer  ber  banimnPF 
fd^en  ßntmidlungSlebre  im  materialifKfd^  Sn 
unb  ging  namentlid^  für  bie  ^bfiommung  bd 
anenfd^en  Dom  Sffen  in'S  3eug.  Sorüber^ 
neigte  er  fid^  aud^  ben  ^ädteffd^en  9nfd^onin||a 
}u,  benen  er  aber  fpäter,  als  er  fld^  Don  bmi 
Unl^altbarleit  unb  SBiDtürlid^Ieit  überzeugt  1^ 
energifd^  entgegentrat,  ©o  in  feinem  2tfy:fmäi  bc 
))ra!tifd^enDergIeid^enben  Anatomie,  1885,  unbl 
ben  SIrtileln  Origine  de  rhomme  unb  Quelqne 
hör^ies  Darwinistes  in  ber  Revue  scientifiiga 
1877  unb  1886. 

fjffir  bie  SluSbreitung  beS  SRaterialiSmuS  ii 
großen,  mijfenfd^aftUd^  unb  t)]^iIofo)>]^ifd^garnid( 
ober  ungeniigenb  gef d^ulten  ^ublifum  toidten  w 
mentltd^  erfolgreich  SRoIefd^ott  unb  Sudler.  3« 
a)loIefd^ott  (geb.  1822,  anfangs  in  ^ibelbog 
f})äter  in  2urin,  frit  1878  in  SRom)  Tp  eifrijfl 
Sere^rer^uerbad^.  ©einmaterialiftifd^$an|i^ 
mer! ift:  Ser  ffreislauf  beS  SebenS.  ^i^r)^]ofßit 
^ntmorten  auf  SiebigS  Sl^emifd^e  Sriefe,  1851 
(5.  Stuft.  1887).  3)ie  $au))tfä|e  biefeS  Sud^- 
mir  citiren  nai^  ber  5.  ^ufl.  —  ftnb :  gür  (M 
ift  neben  ben  unabänberlid^en  9laturgefe|en  kk 
»aum  (I,  6).  es  gibt  feine  Stoedt^äHgfeU  in  Id 
Statur,  unb  Seleologie  unb  £]^eoIogie  nä^  H 
burd^  eine  SBur^el  (U,  5).  füforfd^ung  fd^ße^tl* 
Offenbarung  auS  (1, 7).  @innIid^e9Sk]^me(]nin| 
gef c^ärft  burc^  bie  SBerl^euge  ber  Seobad^tnng.  f 
bie  ein}ige  Ouelle  ber  erfenntni^  (I,  22).  Sto 
©toff  ift  unfterblid^.  O]^ne©toffmed^{elleineta 
a,  85.  47).  atte  entmidHung  enbigt  mit  «f 
löfung.  2)iefe  treibt  mieber  gu  neuer  Snttoidni 
SDaS  iß  ber  JheiStauf  beS  ©toffeS,  ber  ben  U 
in  ben  S)tenft  beS  SebenS  genommen  (1, 14^ 
Siner  ber  größten  gfortfd^ritte  beS  Sal^rl^unbcii 
ift  eS ,  ba|  man  bie  rein  ftofflid^e  9latur  ok 
8ebenSDorgänge  bis  ju  ben  l^öd^fien  l^inauf  tdm 
f)a\  unb  auf  bie  gel^eimni|DoQe  ^aft  (€«k) 
meldte  man  frül^er  annal^m,  leinen  Sßert^  «| 
legt  (1, 145  f.).  ©er  ©toff  regiert  ben  StaiHa 
a,  476).  ftraft  ift  bcS  ©toffeS  unjertrenriöli 
il^m  Don  emigfeit  innemol^nenbe  Sigenfd^  (ß 
11).  Mi  SorfteQungen  Don  8ebenSfraft  lafjeBp 
auf  bie  tiefmurjetnbe  Steigung  beS  Tltn\ä^  juiU 
fül^ren,  ftd^  eine  9iet^e  Don  erfd^einungen,  ben 
3ufammenl^ang  röt^jcll^aft  bleibt,  in  ®ejtoIt  ein 
$erf önlid^feU  Dorauftenen.  8eben8traft  i{l  ein  fdlil 
l^errlid^eS  9tid^tS,  mit  bem  man  MeS  an>  unbtaj 
fteUen  fann;  bie  (d^emijd^e)  Senoanbtfd^  Iß 
gegen  ein  emigeS,  unDermüftlid^eS  äRerbrnd  h 
©toffeS,  baS  biefen  meber  im8eben  nod^  im  ZU 
Derlä^t  (II,  80).  3)ie  Snnal^me  ber  Uqengpn 
für  baS  erfte  auftreten  ber  Organismen  iß  bm 
baS  Sebürfni^  bered^tigter  Serfnüpfung  berX^ 
fachen  geforbert.  ©er  ©a^  Omne  oymn  ex  on 
ift,  im  8id^te  ber  ®6f4iid^te  beS  (SrbbaOS  i 


989 


aRaterialtSmuS. 


990 


tm4H  ol9  eine  Snlel^re  }u  bejeid^nen  (11,  88). 

SM  Seien,  aud^  baS  geiftige,  ifl  nur  IBeiDegungS« 

fom  be«  etoffed  (IL,  152.  273  ff.).  Sie  ®e- 

bofent^tigfeit  iß  eine  ebenfo  not]^tt)enbtge,  un» 

«iremüid^e  Sigenfd^ft  beS  Sel^imS,  tute  in  ollen 

)ßm  bie  ftroft  bem  Stoff  al§  unt)eräugerltd^e§ 

IRerfmal  innemol^nt  (U,  278.  608).  etoffltd^e 

SctDcgungen,  bie  in  ben  9lert)en  mit  eleftrifc^en 

Stdmen  Derbunben  ftnb^  tt)erben  im  ©el^im  qIS 

(Mpfinbungen  UMl^cgenommen,  unb  biefe  Sm« 

fjnibung  ift  €elb{tgefä]^l  99ett)u^tfein  (II,  443). 

Billendfrei^eit  ift  ein  Unbing  (U,  495).  Sud^ 

ba§9o{e  im  Sin}elnen  bleibt,  ttrie  ber  ganje  9Jlenf  d^, 

StotuRtfc^inung  (U,  496).  2)a§  ©runbproblem 

i|  bie  richtige  Sert^eilung  bed  @toff eS  }u  leieren. 

tmm  iß  aud^  bie  fiöfung  ber  focialen  fjfrage 

8a(^  beS  92aturfor{c^erS:  er  l^at  eine  IBertl^eilung 

bei  Stoffes  ouSfinbig  }u  mad^en,  bei  tueld^er  %X' 

mt  im  @inne  eined  unbefri^igten  Sebürfntfjed 

onndglid^  loirb  (U,  579  f.). 

SubtD.  IBfid^ner  (geb.  1824  in  Sarmftobt) 
ijk  touptfö^Iid^  burd^  fein  SBerl  jhaft  unb  @toff 
1855  befannt  gemorben,  »eld^eS  1888  bereits  in 
16.  Snflage  erf d^ien  unb  auc^  in  mel^rere  frembe 
6|nHul^  fiberfe|t  ttmrbe.  SSon  feinen  ^al^Ireid^en 
ototn  materialißifd^en  @d^riften  nennen  n)ir  nod^ 
Me  gfoid^folls  in  mel^reren  Auflagen  erfd^ienenen 
Bette:  %atur  unb  @eift,  1857 ;  ^l^^ßologifd^e 
Klber,  2.  «ufl.  1872;  @ed^d  SSorlefungen  über 
Me  Sonoin'fd^  Xl^eorie,  1868;  S)er  !Dlen{d^  unb 
{eise  Stellung  in  9latur  unb  @e|eUjd^aft,  1869, 
3.1iifL1889;  2)o§  golbene  3eitQlter,  2.  ^ufl. 
1891.  -  ȟd^ner  fd^Iie|t  fid^  im  SBcrfe  ffraft  unb 
Stoff  enge  an  SRoIef d^ottS  ffreiSIouf  be§  SebenS  an. 
Ib4  et  ffiXt  Ihaft  unb  @toff  für  unjertrennlic^ 
nb  Mlie^t  barauS  auf  bie  UnmögQd^Ieit  ber  S^i« 
Ib)  SotteS.  Senn  menn  @ott  e^ftirte,  gäbe  e§ 
fi«  bIo|e  ihaft  ol^ne  ©toff  (5.  Sluji.,  1—8). 
Sic  (^rißTtd^  Sultur  erfd^eint  il^m  im  93ergleid^ 
in  (ribnifd^en  als  großer  Slüdfd^ritt.  6r  erl^offt 
Ml  ben  9tatumnff  enf  d^af  ten  Befreiung  ber  SOtenf  d^* 
)eit  onfi  ben  unnatürlichen  f$fef) ein  jenes  falten  unb 
ta|Iojen  Dogmatismus,  in  meldten  man  bie  d^rift» 
^t  Religion  t)erfe]^rt  l^at  (93orrebe  XXU  f.). 
Cne  mc^  als  taufenbiöl^rige  Srfal^rung,  fo  becla* 
Kit  er  emp^tifd^ ,  fyat  bem  92aturf or jd^er  bie 
lUeqeugung  Don  ber  ttnabönberlid^f  eit  ber  Statur» 
gne|c  mit  immer  fteigenber  unb  jule^t  unumftö^« 
^tt  Semig^it  aufgebröngt,  fo  bag  ibm  aud^ 
tttt  ba  leifefte  3n>eifel  über  biete  gro^e  3Ba|^rl^eit 
HÄen  fann.  @tüdt  für  @tüdE  f)ai  bie  ^lufnörung 
fi4nib<  ffiiffenfd^ft  bem  uralten  jfinberglauben 
ta  Sölfcr  feine  ^ofttionen  abgenommen,  l^at 
te  Sonner  unb  Sli^  unb  bie  SSerfinfterung  ber 
fiepime  ben  ^nben  ber  ®ötter  entmunben  unb 
Ne  gemoltigen  ihafte  ehemaliger  Litauen  unter 
kai  iefe^leiiben  Ringer  beS  ^enfd^en  gejd^miebet. 
Ser  Merglaube  mu|te  unter  ben  (Sultumationen 
Um  nnb  baS  SSiffen  an  feine  ©teile  treten.  9J2it 
im  Donfommenflen  Siechte  unb  mit  ber  größten 
iDiffenfd^id^  Seftimmtl^eit  fönncn  mir  l^eute 


faaen :  gS  gibt  nid^tS  SBunberbareS ;  aHcS,  maS 
gefd^iel^t,  gefd^al^  unb  mirb  gefd^el^en  ouf  eine 
natürlid^e  SBeife,  b.  1^.  ouf  eine  SOBeife,  bie  nur  be- 
bingt  ift  burd^  baS  aufäHige  ober  not^menbige  3u- 
fammenmirfen  ober  SBegegnen  ber  t)on  gmigfeit 
ber  üor^anbenen  ©toffe  unb  ber  mit  il^nen  Der« 
bunbenen  5Raturfräfte  (34  f.).  S)ie  ©eelenfunction 
erflärt  Süd^ner  burd^  bie  eigentpmlid^e  Konftruc« 
tion  ber  ©e^immaterialität.  „®aS  ©efafel  ber 
J)]^ilofoj)]^if d^en  ^f gd^ologcn  "  be^eid^net  er  ber  SWad^t 
ber  S^atfac^en  gegenüber  alS  oöUig  mcrt^loS  (122). 
^infid^tUd^  ber  Unfterblid^feit  bemerft  er,  ba|  im 
ungemeinen  biejenigen  am  lauteftcn  bafür  geeifert 
l^ätten,  bereu  J)erfönlid^e  Seele  eine  fo  lange  unb 
jorgfame  ^lufbemal^rung  öieDcid^t  am  menigften 
oerlo^nt  l^aben  mürbe  (192  f.).  ^IS  Urfad^e  ber 
SSerbred^en  betrad^tet  er  l^auptfäd^lid^  mangelljafte 
aSilbung  (169).  ©ein  le^teS  SBort,  menn  eS  fid^ 
um  Semeijen ^anbelt,  ift:  „©o  ift'S  einmal;  erflärt 
es,  mie  i^r  moDt"  (132.  192.  XXIV,  185). 

3n  ber  inl^altlid^  feid^ten,  aber  mit  rebnerijd^er 
SBortfüHe  reid^  auSgeftatteten  aKolefc^ott-Süd^ner- 
d^en  Qform  brang  ber  ÜKatcrialiSmuS  in  bie  meite« 
ten  Greife  unb  rid^tete  namentlid^  auf  bem  ©ebiete 
ber  Sellettriftif  unb  ber  SSolfSliterotur  gro^e  SJer- 
l^eerungen  an.  Dbgleid^  man  in  eigentlid^  miffcn« 
jd^af tlid^en  ffrei Jen,  felbft  fofem  biefelben  materia« 
liftifd^  gefinnt  fmb,  bie  analtifirten  SBerfe  SDlole- 
jd^ottS  unb  aSüd^nerS  als  anwerft  oberfläd^lid^  unb 
emfter  IBead^tung  unmertl^  finbet,  fo  ^aben  bot^ 
nod^  oor  ffurjem  XageSblätter,  mie  bie  SDßiencr 
9leue  gfreie  ^rcffe  u.  f.  m.,  baS  SBerf  SRolefd^ottS 
anlö|lic^  feiner  neueften  Ausgabe  als  eine  be» 
beutenbe,  t)öDig  auf  ber  ^ö^e  ftel^enbe  miffenfd^aft* 
lid^e  Seiftung,  als  SSrennpunft  ber  l^eutigen  JJatur» 
forfd^ung,  alS  glänjenbe  %i)ai  beutfd^er  t^orfd^ung 
begrübt.  93on  feinem  SBerf  ftraft  unb  ©toff  fagt 
SSüd^ner  felbft  in  ber  3.  5luflage  Don  9htur  unb 
SBiffenfd^aft,  1874,  ba|  boSfelbe  einC>au»)tüerbienft 
baran  l)abe,  ber  ^l^ilofopl^ie  (!)  auf  bem  ©ebiete 
ber  9}aturmiffenfd^ft  mieber  )u  il^rem  Siedete  t)er« 
l;olf en  ju  l^aben.  Siaju  bemerft  Sauge  (a.  a.  O.  II, 
287)  mit  SRed^t,  «üd^nerS  fd^riftfietterifd^er  gr« 
folg  l^abe  l^auptfäd^lic^  barin  feinen  @runb,  ba| 
er  im  richtigen  SKoment  an  bie  grofee  ®lodte  l^ing, 
maS  Siele  badeten,  unb  maS  gemig  SRand^er  f  omobl 
nadb  ber  naturmiffenfd^aftli^en  alSnad^  berpbilo* 
fop^ifc^en  ©eite  bcffer  ^ätte  mad^en  tonnen.  „S)a| 
Süd^ner  feiner  Z^eorie  aud^  miffenfd^aftlid^e  Se« 
beutung  jufd^reibt",  fäl^rt  Sauge  fort,  ;,ift  gemife 
©elbfttäufd^ung,  ba  er  nid^t  nur  meber  im  ©aujen 
nod^  im  Sinjelnen  etmaS  mefentlid^  9{eueS  leiftet, 
fonbem  aud^  l^inter  ber  Slufgabc,  ein  ©efammt« 
bilb  ber  med^anifd^en  SBeltanfd^auung  gu  ent« 
merfen,  erl^eblid^  jurücfbleibt." 

©eit  1866  mürbe  ber  Soologe  ©ruft  §äd(el, 
^rofeffor  in  3ena  (geb.  1834),  burd&  bie  con- 
fequente  ©urd^fü^rung  ber  barminiftifd^en  6nt- 
midflungSlcbre  (f.  b.  5lrt.)  ber  ^auptträger  beS 
mobemcn  ÜRatcrioliSmuS,  an  ben  fid^  aud^  bie 
älteren  S3or!ämpfer  (ogl.  ÜKolefd^ott,  ÄreiSlauf, 


991 


anatertaltSmuS. 


m 


1887,  n,  86. 151. 169;  ȟd^ner,  S)cr  SRcrifd^, 
1889,  93.  146  u.  f.  f.)  Qnjd^loffen.  ©eine  §aupt« 
fd^riftcn  pnb  ba§  tnc^r  gcIcl^rtc  SBerf  ©cncrcüc 
^oxpf^oloQXt,  1866,  itnb  bic  auf  größeres  $ubli= 
htm  berechnete  Slatürlid^e  ©(i^öpfunö§ge}(i)id^te, 
1868  (8.  3lup.  1889);  «nt^ropoöcnie,  1874 
(4.  Slup.  1891) ;  ®ef.  populäre  SSorträge,  befon- 
berS  SitU  unb  SBege  bcr  l^eutigen  (5ntn)i(ilung§» 
gej^i^te,  1875;  enttoidlungglel^re  im  SSerpi- 
ni6  jur  ©efammliDiffenf  d^oft  1877: 3cllfeelen  unb 
©eelensettcn,  1878;  greie  iffiiffenfd^aft  unb  freie 
Seigre,  1878.  ©eine  ©arftellung  t)on  bcr  gnttoid« 
lung  ber  ginjelmefen  (Dntogenie)  mic  öon  ber 
©tammeögcfd^id^te  ber  Wirten  (^l^plogenie)  l^at  ju 
i^rem  ©nbjiele  bie  S^i^Pörung  beS  d^riftlid^cn 
©d^öpfungS«  unb  ©eelen»®lauben3.  S)a  aber  bie 
ftreng  empirifd^e,  ejacte  JJaturtoiffenfd^oft  nientoIS 
©rgebniffe  liefern  »irb,  ttjeld^e  ftreng  logifc^  ju 
folgen  ©d^lufefolgerungen  bered^tigen,  fo  rebet  er 
bog  SBort  einer  SBed^felburd^bringung  t)on  empiri- 
f^er  Öforf^ung  unb  pl^ifofopl^if^cr  (b.  1^.  feiner 
ontogenetifd^»pl^9logenetifc()en)  IBetrad^tung  unb 
erflärt  olle  malere  Slaturmiff enf d^aft  für  $][|iIof opl^ie 
unb  QÜe  »al^re  ißl^ilofopl^ie  alö  9Jaturn)iffenf(^oft 
(SKorp^oIogie  I,  71  f.  U,  447).  ®ie  SWatur« 
forfd^ung  muffe  in  biefer  SBed^felburd^bringung 
bog  gonge  Gebiet  menfd^Iic^er  erfenntni|  an  fi(| 
reiben  unb  bann  im  9lamen  ber  SBiffenfd^oft  eine 
notürlid^c  SBelterflärung  jur  ©eltung  bringen, 
©einen  roiffcnfd^oftlid^en  ©egnem  (SSird^om,  ®u 
S3oi8*9let)monb,  ©emper  u.  %)  fe|t  er  ol§  „burd^« 
fd^Iogenb"  bie  ^Itcmotiöe  entgegen:  entmeber  9ln» 
nol^me  eines  blinben  ©c^öpfungS»  unb  SDBunber» 
gloubenS  ober  pl^Qlogenetifd^er  Snttt)idtIung§t]^eorie 
unb  Urzeugung  (3lnt]&ropogenie  406.  401;  fjreie 
SBiffenfd^aft  9. 12. 26).  SRod^bem  ber  geocentrifd^e 
Srrtl^nm  übermunben  fei,  muffe  oud^  ber  ontl^ropo» 
centrifd^e  enblid^  follen,  unb  mit  il^m  foKe  bann 
bie  teleologifd^e  Stoturbetrod^tung  unb  ber  gemöl^n» 
(id^e  93ett)et§  für  ©otteS  ^ofein  unb  iBorfe!|ung 
(©d^öpfungSgefd^id^te  85  u.  ö.).  6in  emftereS 
Singel^en  ouf  bie  pl^ilofopl^ifd^en  $robIente,  mit 
benen  §äd(el  fid^  notl^toenbiger  SBeife  bei  9luf« 
fteHung  feiner  med^onifd^^moniftifd^en  äBelton» 
fd^ouung  ^otte  bef offen  muffen,  flnbet  nid^t  ftott; 
et  ftettt  nur  unbewiefene  unb  fid^  felbft  oft  miber« 
fpred^enbe  93e]^auptungen  auf.  2)ie  l^ert)orrogenben 
berfelben  fmb:  9lad^bem  bie  gntmidflungSlel^re 
unb  bie  Urzeugung  miffenfd^aftlid^  bemiefen  fmb, 
ift  bie  ©d^öpfungSlel^re  unb  bie  2lnna]^me  einer 
geiftigen  ©eelenfubftanj  ein  fibertounbener  ©tonb= 
punft.  Cbenfo  irrig  ift  e8,  menn  bie  „©pirituo« 
liften"  bie  ÜKoterie  al§  ^robuct  ber  bemegenben 
ffroft  unb  bie  (Jorm  otö  ^robuct  unobpngiger 
ffröfte  betrod^ten,  ober  menn  bie  „SKoterioIiften" 
bie  Semegungserfd^einungen  bcr  Icbcnben  unb  leb- 
lofcn  SBefen  al§  SOßirfung  unb  $robuct  ber  9Ko» 
terie  crflörcn;  fonbem  ^roft  (®cift)  unb  ©toff 
(9Kotcrie)  fmb  in  il^rcr  unjcrtrcnnlid^en  Serbin« 
bung  bie  glcid^  urfprünglid^en  ©runbprincipten 
oUeS  ©eienben.  2)iefe  „med^onifd^c  Sinl^eitSpl^ilo» 


f  opl^ic  (WoniSmuS)"  fennt  ebenfo  toenig  Jhaft  o^ 
OJ^aterie,  aI3  ÜRoterie  ol^ne  ftraft  (9[nl]^ro{N)g. 
737.740).  Me  aRoterie  ifl  b^.  äBenigpoS 
mu|  man  in  aQer  lebenbigen  oRaterie,  in  oUcn 
^rotopIoSmen  bie  erften  Elemente  bed  ©ede» 
lebend,  SmpfinbungSform  t)on  Suft  unb  Unüip, 
93etDegung§form  ber  Sngiebung  unb  9bffa>|ini|, 
annel^men  (3ellfeelen  180;  Sntmidlungdle^relS; 
Sfreie  SBiffenfd^.  40  ff.).  Wk  momt  befi^  oB 
ffroftcentren  eine  conftonte  ©eele;  bemt  jebeS  Stoi 
ift  mit  Setuegung  unb  Smpftnbung  begabt.  2)in<l| 
auföQiged  3ufammentreffen  unb  burd^  numm^ 
faltige  93erbinbungen  fold^er  Stomfeelen  entfi^ 
bie  unorgonifd^en  aRoiefuIfeelen  unb  bie  orgoki' 
fd^en  $rotoplQ§mo»!IJloIefuI'©eeIen  unb  auS  bicfa 
mieber  3cßfeclen  (gntmidKungSl.  13. 14. 28).  © 
3ellfeele  im  moniftifd^en  ©inne  ift  bie  @efammt 
^eit  bcr  ©ponnfröfte  (!),  meldte  im  ^rotoplofim 
oufgefpei^ert  fmb;  fte  ift  an ben  ^rotopIoSmoId! 
ebenfo  unsertrennlid^  gebunben,  miebieSRenfd^ 
feele  an  SRüdfenmorf  unb  ©cbim  (SutomOmigS 
lel^re  23).  2)ie  ÜRenfd^enpfQd^e,  meld^  nur  bi 
©umme  oller  t^unctionen  ber  9len)en}dlen  i 
(«ntl^ropog.  555),  l^ot  ftd^  l^iftorifd^  auS  ber  «ffa 
feelc  bifferengirt  (ebb.  733).  SBenn  jiemanb  böra 
^nftog  nel^me,  fo  möge  er  bebenfen,  ba|  eS  b» 
oorgugiel^cn  fei,  einen  entmidHungSföl^igen,  fhd 
famen  ^ffen  gum  ©tommt)oter  gu  l^oben,  aifieinc 
burd^  ben  ©ünbenfoU  l^erobgefunfenen  fbam  (eN 
729).  —  S)iefe  ^nfd^ouungen  i^dteK  nmxbc 
ebenfo,  mie  bie  SSeseid^nungen  feiner  $b^fop4 
oIS  9noni§mu§  unb  SReoIiSmuS,  Don  SRoIefd^ 
(ftreiSlouf  U,  614)  unb  Süd^ner  (©ed^  Soi 
lefungen,  1868, 383;  ©er  SKeufd^  124. 185.  u.f.f 
oboptirt,  fo  bag  oSe  btei  anönner  ftc^  in  S^b 
auf  bie  ^ouptpunfte  in  Uebereinftimmung  befinbei 
^fö  proftifd^e  f^folgerungen  ou§  bem  2>artmnf d^ 
®ef e^e  ber  ßud^tmol^I  beutet  IBüd^ner  nid^t  unBi 
on:  §reie  Siebe,  bomit  ba§  $rincip  ber  S^i^ixod 
ftd^  ungcl^inbert  gur  SSerbefferung  ber  menf^Iii^ 
dioffe  bet|ätigen  fönne;  politifd^e  unb  fociole  S 
freiung  nod^  jeber  ätid^tung,  olfo  Slbfd^ffmig  b 
3mong§c]^e  (S)er  aRenfd^  232 ff.);  republilamfd 
©taat§form(193ff.)  unbgleid^l^eitlid^eSSert^eUin 
berfiebenSgüter  im  forioliftifd^  ©inne  (210  ff 
3ur  Verbreitung  biefer  3been  fott  bie  SoMfdju 
miricn  (220  ff.). 

SuS  bem  Jireife  ber  protejlontifd^en  %iftoUn 
l^erouS  gemonn  oI§  ißertreter  einer  moterioIifHfd^ 
ttnfd^ouung  ben  größten  @inf[u|  auf  bie  l^t 
gebilbctcn  jf reife  S)at)ib  Sfriebrid^  ©trou^  (18< 
bis  1874)  burd^  fein  äßerl  S)er  alte  unb  ne 
©taube,  geips.  1872,  IL^ufl.  1881.  S)o83« 
mcId^eS  er  bobei  im  ^uge  !|otte,  mar  nad^  feim 
eigenen  SSßorten  „fein  ©treit  mit  ^nberSbenlenb« 
nur  SSerftönbigung  mit  ©leid^benfenben*  ((SefoB 
melte  ©d^riftenVI,  1877, 277).  S)o895ttd&ttnttbi 
mobeme  äBcItonfd^ouung,  boS  mül^fam  errunga 
C^rgebnil  ber  IRotur«  unb  ©efd^id^tSforfd^ 
(5.  6),  borlegen,  eine  Sombinirung  ber  auf  b« 
fem  ®  ebiete  (bem  tl^eologif  d^en  ber  SDongelieniEritü 


993 


ÜRatettalidmuS. 


994 


CRciil^  (Ergebniffe  mit  ben  Srrungenfd^aften 
woe^mli^  ber  Slatunmffenfd^ft  (261)  fein.  e§ 
«91  tmfem  bcmmligen  SBeft^ftanb  an  ßinftd^ten 
nb  SnfU^ten,  antrieben  unb  Serul^tgungen  tioc« 
kgm  unb  ®Ieid^eftnnte  antreiben,  bie  i,flaffen- 
tai  Süden"  in  biefem  @ebfiube  unferer  SBeltDor« 
fUhmg,  befonberd  mit  ^inftd^t  auf  ben  Sufbau 
im  leiumenfd^Iid^,  b.  b-  in  bem  anedannten 
S((cn  beS  9Renf(btn,  ftatt  in  einer  Dermeinten 
ibmnenfd^Iid^  Offenbarung  murgelnben  i,$flid^' 
toi  unb  Xugenblebre"  (277)  auSsufäHen.  SBeil 
KU  uns  }ur  (Sefialtung  einer  umfaffenben  SBelt* 
«l^anung  ni^t  mit  bemienigen  begnügen  f  önnen, 
iMAfiRUg  inbuctiX)  )u  enoeifen  ifl,  f  onbem  mand^« 
K  ^miufugen  muffen,  ttxid  t)i)n  biefer  (Srunblage 
MB  ft^  für  unfer  2)en!en  t^eilS  als  SSoraud« 
ji|sBg,  tbeilS  als  gfolgerung  ergibt,  nennt  @trau| 
bie  m  ibm  entmidelte  SBeltanfid^t  (Slaube,  9e- 
fontnift  (271).  SBie  geuerbad^  feine  S)arlegung 
ta  OtateriaKSmuS  an  bie  ftritif  ber  d^ftUd^en 
Mgm  onfd^Ue^t,  fo  caid^  Strang.  Sie  ,,miffen> 
ftflfttid^  ZJ^Iogie",  als  bereu  IBertreter  er  auf> 
trilt  tat  ebenfo  fe^r  mie  bie  ^(ntl^ropologie  treuer- 
küß  mm  S^md,  bie  Stettgion  burd^  9lu§fd^eibung 
ihi  uebematiirlid^en  gu  Dermenfd^Uc^en.   @ei" 
im  6tanb)mntt  fennseid^nen  f olgenbe,  auS  feiner 
Soilcgung  auSge}ogenen  @ä|e:  2)ie  biblifd^e 
64J!Vpngdgefd^id^te  ift  ein  bli)|e8  Sel^rgebid^t 
(VI,  13).  S)ie  Steligion  entfielet  auS  bem  SBe- 
Urfinl  beS  SRenfdben,  ber  Statur,  Don  votlä^tx  er 
joto^  binftd^tlid^  oeS  ®uten,  baS  er  Don  il^r  em« 
ffiniit,  old  biuftd^tlid^  ber  Uebel,  bie  i^n  bebrol^en, 
ätpRgt,  nid^t  fremb  gegenüber  }u  ftel^en.  Um  il^r 
Ax  a&btr  treten  }u  fönnen,  mu|  er  ftd^  biefelbe 
dl  nenfc^enö^nlid^  DorfteOen  u.  f.  tt).  (64).  ItnS 
%  bie  SBett  nid^t  me^r  baS  SBerf  einer  abf  olut 
immnf^en  unb  guten  ^erfönlid^Ieit,  toobi  aber 
bie  Söfptte  beS  Skmünf tigen  unb  ®uten.  @ie 
%  ms  nid^t  mel^  angelegt  Don  einer  l^öd^ften 
Imnmft,  aber  angelegt  auf  bie  l^öd^fte  Vernunft, 
ünbint^  Kegt  baSienige,  maS  in  ber  SBirlung 
looctritt,  beireitS  in  ber  Urfad^e.   S)amit  aber 
v4|  nnbeum|t  tt)ieber  $erf önlid^eS  in  bie  9tatur 
pimgetiogen  tt)erbe,  ifi  bem  Flamen  ©ott  bie 
8qei<$mmg  „Wl  ober  UniDerfum''  Dor^u^ie^en 
Pi  95).  SBir  forbem  für  unfer  Uniöerfum  bie- 
fdie  ^ietöt,  mie  ber  f^romme  alten  @titö  für 
fm  ®ott  (97).    S)ie  Silbung  ber  äBelt  be- 
'  ^4  am  beflen  nad^  ber  jf ant^^SapIace'fd^en 
fe  (99  ff.),  bie  Sntftebung  ber  lebenbeu 
oufi  ber  Snttt)idnung8Iebre  (113  ff.).  S)urd^ 
$ÜdS  SRoneren  unb  ^usWS  lBatbt)biu§  lann 
bkfilitft  goifd^  9norganifd^em  unb  Organi- 
Hn  M  ausgefüllt  gelten  (115).  S)aS  Semu^t- 
m  tum  einem  entmidKungSfabigen  Stffen  abju« 
jbnnen,  ift  er^enber  als  baS,  einen  b^ob« 
nnbnen  Sbom  }um  Sinnen  ju  l^aben  (131  f.). 
va  bie  getfHge  Xbütigfeit  DöQig  an'S  ©ebirn  ge- 
inben  ctfd^t,  ifi  bie  ©eelenfubflau}  eine  nu- 
ll^ $9potbefe,  meld^  bie  @d^tt)ierig!eiten  nur 
Imn^tt  (138  f.).  6ittlid^^anbelni[tein@id^- 

IHntfiiffiifffifi  YIIL  2*  KttfL 


beftimmen  nad^  ber  3bee  ber  (Sattung  (159). 
SSergig  in  feinem  ^(ugenblidt,  bag  bu  unb  alle 
«nbcren  SWenfd^  finb  —  baS  ifi  ber  3nbegriff 
ber  9RoraI.  Sergi^  in  feinem  9ugenbHdt,  ba$ 
bu  unb  MeS  auS  ßinem  Urquell  beS  fiebenS,  aEer 
Semunft  unb  aUeS  ®uten  ^erDorgel^t  —  baS  ift 
ber  Snbegriff  ber  Steligion  (161).  S)er  SWenfä^ 
foU  bie  @innlid^feit  be^errfd^,  nid^t  fie  aB« 
tobten  moOen  (164).  Um  ftttlid^  auf  ber  ^öbe  ber 
ÜJlenf d^b^^  3^  [teben,  mug  ber  9Renf d^  bebad^t  nad^ 
@runbfä^en  l^anbeln,  bie  auS  ben  Srfal^mngen 
abge}ogen  finb,  nid^t  blog  auf  Steige  bin  ober  in- 
fHncHt)  (165).  S)ie  inbifferente  äBal^Ifreil^eU  ifi 
ein  ^^ontom  (167).  —  Unter  ber  SRubnl,  toie  baS 
Seben  )u  orbnen  fei,  ftreift  @trau|  aud^  baS  ))oIi* 
tifd^e  unb  fodale  ®ebiet.  ßr  tritt  l^ierbei  für  bie 
monard^ifd^e  @taatSform  (179  f.)  unb  für  9uf« 
red^terl^altung  ber  Ärifiofratie  (182)  u.  f.  to.  ein 
unb  fprid^t  fid^  (185)  fd^orf  gegen  ben  ©odaliS- 
muS  aus.  9m  @d^Iuffe  beS  Sud^eS  empfieblt  er 
als  anittel  ber  Erbauung  unb  ber  religiöS-fitt- 
lid^en  Srbebung  ftatt  JKrd^eubefudt  unb  $reoigt 
Sinn  für  alle  böseren  SJntereffen  ber  SKeufd^l^eit, 
tbeilnoi^mSDoIIe  99efd^öftigung  mit  ber  3sit'  unb 
SBeltgefd^id^te,  ßrtoeiterung  ber  naturtüiffeufd^aft- 
lid^en  ftenntniffe  unb  befonberS  Vertiefung  in  bie 
großen  Sßerfe  unferer  SMd^ter  (namentlid^  ^ötbe'S) 
unb  SRuftfer  (198  ff.).  Um  für  bie  «uwenbung 
biefer  (SrbauungSmittel  eine  ))raftifdte  Einleitung 
m  geben,  l^anbelt  er  in  }mei  3ugaben  ju  feinem 
ffierfe  (201—255)  „Don  unfern  großen  sbid^tem* 
unb  ;,Don  unfern  großen  SÖtoflfem".  —  Einen 
bem  @trau^'fcben  Dertoanbten  @tanb))unft  nimmt 
S.  SRenan,  @trau|^  @d^üler,  in  tjfranfreid^  ein. 
9}ur  ift  er  beftrebt,  sugleid^  aOen  anberen  religiöf en 
ÜJleinungen  baburdb  relative  Sered^tigung  }U)u* 
erf ennen,  ba|  er  annimmt,  in  allen  Suiten  fei  im 
@ruiü)e  unter  bem  9tamen  ^©ott"  nur  baS  äbeal, 
bie  ®äte  unb  bie  @d^önbeit  ber  @egenftanb  ber 
Sßerel^rung  gemefen  (Dgl.  Etudes  d'lustoire  reli- 
gieuse,  pröf.  unb  p.  334.  423  et  passim).  (St 
tritt  im  ®egenfa|  }u  @trau^  für  iBeibebaltung 
beS  giamenS  ®ott  ein  (ib.  419).  „®ott",  fagt  er, 
„toirb  immer  ber  Snbegriff  unferer  überpnnlicben 
»ebürfniffe,  bie  ftategorie  beS  SbealS  bleiben." 
gfür  bie  SluSbreitung  @trau|^fd^er  9nfd^uungen 
toirfte  SRcnan  mit  febr  großem  ferfolge  befonberS 
in  feinem  „Seben  3efu*. 

3loä)  faDen  unter  bie  materialiflifd^en  S^fteme 
ber  ^oTttiDiSmuS ,  ber  3lgnoftiaSmuS  unb  ber 
neuere  ftriticiSmuS,  l)biIofopbif  <b^  ©enfridjtungen, 
bie  namentlidj  burd^  i|re  Dielfad^e  SSerquidfung  mit 
ber  bam)iniftifd6en  SntmidKungSlebre,  toeld^e  aud^ 
bie  ^auptgrunblage  beS  mobemen  aJlaterialiSmuS 
bittet,  immer  mebr  mit  Ic^terem  Derfd^meljen. 
Ueber  pe  ogl.  b.  «rt.  «PofitiDiSmuS. 

11.  äBürbigung  beS  aiiaterialiSmuS. 
1.  aSom  noturwiff enfd^af tlid^en  ©tanb- 
j)unf  t  aus.  3)ie  naturtoiffcnfdjoftlid^e  5IRctbobe, 
auf  »eld^e  bie  aKotcrialiftcn  ben  fpiritualiftifd^en 
$^Uofop]^en  gegenüber  ]^au))tfad^Iid^  ))od^n.  Der« 

82 


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<fe flUffi^tttfi/j^tn  tAf  ftft  wr m*T r*#T»  notl^i,  fxrB  tR-in 

Uii'fMff  '^ii«f(ii/f^f,  to^lrf^  nur  fol^  Mu^enfonn, 
M#  }ff  j»V(ri|f»M;i|rf^mX^fenhAflia  ungeübt  finb. 
:.V  "i*^r  mriff t'rrifrlif)rr'oen<Ve({en|tanbtuid^benft 
lOfi  fr»  irirf;r  hm\m\  man  vir  Uehfrj|«nflunfl,  boft  eine 
#)r»l{ir,  rirr)Mti((-  iiiih  n\hlu]f  pOuiijrf^e  ffinttt)i(f(unfl, 
|r|  r«,  bii|(  nmu  |l(f;  blf|f(Ijf  ri(fl  einen  unertbü^en 
(^MtMil(fliiH({«)irfiir|(  lihrr  (i(«  eine nnenMi(f)e  Wei^e 
in  |)it;  rnb(iit;rrfMihntifhni({'))ieri»hen  benfe  —  im 
(^iirnhr  |||  /(nil|if;rn  lirlbrn  Vlnffn|{nnnä)uci|en  für 
bir  |if)l(ii|ii|i|)it(lK  Vtrlrnil;lnnu  fein  flrnfier  Unter- 
|il)lrli  .  )(1;iiit  rrin  kiiritflici)  nicf^t  )uiber[prn((}($- 
Ji  ri  l|(  VHIr  |rhr  rinArlne  *i*ctüertnntt  ober  (rnltüicf- 
Innu  rjnrn  Vhi«|iuntia)Hinrt  unb  einen  (^nbpnnft 
iMMnn«|r|^l.  Iiunul)  bir  (innAe lKril)e ber \{ktue(innnen 
uhri  lVnl)nlinnitttfl|MiMr||r.  nil^tK  ^Ic  :W)\  ber|elben 
\\\i\\\t\  ober  Heiner  untKiu^iinnen  loerben. 

Ii.  '))(lt  iillev  lh|nl)rnnn  im  9lMbertpnidl)  ifl  and) 
Me  luMi  bei«  M.)(i)ieriiUi|tru  i^iir  d^rflilrunn  be($  Ur- 


Jrt'Tcä  "^  212  i:»zrcci:aft3  3«r  In 


-.-»fr—  N 


tzz  i^z*M,  xrsLiir:  p  xciiea.  ^0  ml 

,  3el4^  X'irstn  inir  ixr<t:20cici  xxib 

■  üircn  onnellre.    6€r;i<  tivt  5«faifie 

■  gaben,  ba^  bei  Ärecjxig  ccn  Sancrrt» 
I  ^boit  bte  f^ortpflizniiind^räiigfet:  in  aC 
I  unfehlbar  ertoftft,  unb  liefenen'i'o  einen  n 

genben  Semei§  bafür,  baB  bei  %nbegz 
U)it?enf(!^aTtlic^  too^lbegrünbet  i]l  (DgL 
fageH,  Theories  transformistes,  im 
(]e8  Savants  1 890, 221  ss.).  ^uf  tme  gc 
empirifc^er  @runb(age  bie  2)anDin'f4' 
(ungdformet  ,,92atärltd^e  Su^ttDal^I"  ur 
leben  beS  lauglid^ften"  —  biefer  iQoupi 

!|oni\en  neuem  fentmidlungSIe^re  —  nij 
elbe  f  ranjöftid^e  3ooIoge  Duatrefaged  be 
unb  1 869  in  ber  Revue  des  deux  moi 
.^engcnb  borgctl^an.  S)aS  t)ermerf enbe  Ur 
(^clel^rten  fällt  um  f 0  mel^r  in  bie  SEßagf 
3)nnDin  jelbft  betcnnt:  „6S  gibt  fein 
Jorfdjicr  in  bcr  SBcIt,  öor  bcffcn  Stnfid^ten 
Vldblung  Ijegte"  (The  Life  and  Lette 
Darwin  IT.  235),  unb  mcil  er  f))erien 
X^arftcUung  feiner  $?c^re  befennt:   „i 


DIaltrialiSmuS. 


998 


pmg  äbtnaf^t  nri^  \mxdj  bit  nunberbaie 
t  SM)  bafi  nmnbnban  &e\ä)id,  ntli^e  ft$ 
Ibcn  offenbaren.  ...  €3  ift  unmöglich, 
[nf^miungnt  auf  fo  engem  ätoum  getreuer 
ipAnbign  baiguirgtn,  de  e3  ^ier  gef^t^en 
|.to.  (ib.  m,  117).  ©pötei  Wai  [lc6 
(.  Stomonei  ftlb^,  bn  SieblingSfi^ültr  unb 
lofft  SSoruiinS,  nai^bem  er  fl^  14  Sa^re, 
^8  imltr  ben  3lugen  feitteS  Se^reri,  mit 
btbhim  bei  entmictlungSEe^e  befd^äfttgt 
n  faß  ollen  $un(len  bec  gegen  SaminS 
lunglfonntl  genuteten  ihitifOuatrefageS' 

bqcii^cte  felbft  bic  EBeuenming  berfelbtn 
ß^c  Su^tttu^I"  aI8  tiBIIig  un|utreffenb. 
{|iecifif4  3>aitDm'fi$t  Se^it  ertDieS  fi^  bei 
ibtrei  gotf^ng  otS  fo  toenig  im  Sinftong 

Cifa^nnig,  ba|  nad^  bem  3'usnig  beS- 
toninuS  ,(enle  niobl  t'in  tinjiger  pruHiic^ 
bn  Stotuiforf^er  meör  ju  finben  fein  bütf  te, 
SonntI  ,Ueb«Ieben  beS  3:auglic|pen'  nodi 

Ciflfirung  ber  Stleneiitfletiung  ali  aaS- 

(m^ele"  (egl.  Qnatrefagee,  Theoriee 
imiBtee,  im  Journal  des  Savants  1889, 

230).  —  %uä)  bic  SemüIiungEn  ^äJelS, 
tnin'j^  pt)\)oti)t\t  ftreng  Kii^enfd)aftli^ 
ifen,  bcrfellten  il)rcn  3*»^'  unb  naä}  bem 
i  OualrefageS'  gejtotteten  ^Ü)  feine  SuS* 
^  in  ben  Bugen  ber  befonneneren  ®e- 
pi  einem  giangenben,  jmar  unbewußt,  aber 
wrum  um  fo  roitlungSBoIIer  gefütirttn  SSe- 
I  absurde  für  bte  tjalfc^^eit  betfelben 
il  des  SaTanta  1890,  88.  238).  @)ie' 
B  .Stammbaum"  ^dels,  burd)  meieren 
tallmälige  Snttotdiung  beS  ünenfc^en  auS 
KK  gloub^ft  machen  miQ,  fagt  g.  f&.  3)u 
EQmfmb,  berfetbe  fei  in  feinen  3Iugen  un- 
«nfo  Diel  toett^,  wie  in  ben  Vugen  ber 
im  ihritil  bte  Stammbäume  ^omerifd^er 
[S)anotn  verensSaliani,  1876).  ©eine 
iß^i^eorieBonbergemigeneflS  ober0äl- 
■tnriillung,  bermSge  melier  er  oigonif^ 
leN,  bte  in  ben  Stammen  feiner  ^q^iot^efen 
:p9en  wollten,  einfac^^in  aI8  gilfc^ungS« 

pigmattftrte,  trug  i^m  feiten«  feiner  fjai^- 
,  felbp  ber  borminifüff^  gefmnten.  Der- 
^tUfii  ein  (Dgl.  S.  ^ogt  in  ber  Revue 
.  1877,  1059,  unb  Lipkea  Ruspoliana 
17).  €.  ©emper  bemerft  (®er  pä(Ieli§" 
ber  SoBlogie,  1876,  35)  ^infld)tli<i)  ber- 
,%nf  fol^c  Irt  läßt  J\^  MtS  beWeifen, 
I  on^  bae  @egent^eil  oon  bein.  waS 
Br4  feine  ,3^Ifi^ungen  ber  Ontogenie' 
leiDufen  ju  ^abeiL"  3^ie  3'i<4'™"d'i' 
Mel  Oorpilirt,  um  bie  ©leid^artigfeit  Der- 
c  Hiei-Cmbr^onen  mit  bem  9]Henf($en- 

bt^ut^un,  unb  mli^t  für  baS  weni' 
tiUfd^ige  $ub!itum  am  metfien  lieber» 
lODoB  befi^,  »erben  oon  ^a  (Unfere 
m  ttnb  003  )]^i)ftDlogi|(^e  ^irclbIem  ibier 
■g,  1875,  170  f.)  unb  ©emper  (Ser 
m  85)  als  gerabttu  gefälfd|t  bejeic^net. 


Sären  übrigens  bie  ^eicj^nungen  auc^  DflCKg  ge- 
treu, la  näre  bie  „in  bie  Singen  faUenbe'  Befinlii^ 
feit  guifti^tn  ben  bargtflellten  ^mbr^onen  noi^  tiiel 
größer,  afö  fie  bi«  trfc^einl,  fo  würbe  fte  bo^ 
nie  unb  nimmer  bieweftntlit^eSleiifytrtigfeitbet- 
felbcn,  bejm.  bie  Sllöglti^teit  ber  gnttnidlung  befl 
!Dlenf(]^en  auS  bem  Spiere  beroeifen  ober  aai^  nur 
roal)rft^tnliil^er  ma^en  fSnnen.  SDenn  ber  Um« 
ftonb,  bafe  frol  oKtr  „fi!|e inbaren"  fimbrqimen» 
91e^nlic(ifeit  auS  einem  ffanlnd^en-fimbi^o  fi$ 
immer  nur  ein  ffanind^en,  nimmer  aber  ein  XRenfi^ 
,  enttDtdelt.  ift  eben  ein  t^atfäd^Iiii^er  ^ewetS,  ba| 
in  ben  btäügliiiien  embrqonen  ganj  wefentllt^ 
Unterftbiebe  bor^anbcnfeinm&ffen,  wenn  wir  au^ 
unuermögenb  finb,  btejefben  bnr^  ©eobo^tung 
feftjufteHen,  unb  bag  biefe  Unierfö^iebe,  wenn  fie 
in  ben  ber  Seobai^tung  jugängltcqen  anatomif c^ 
ober  p^^fiolDßiff^en  Serl)ältnifien  feine  genügenbe 
erllärung  ^aben,  in  „Wefenfli^  Dtrf^itbenem 
pf5ii(tifrf)em  Sein"  l^ren  Srunb  1)dbta  muffen. 
Um  Don  anbercn  iSHQtärlii^feiten  unb  oSDig  un> 
glau6:^aften%ufpenungen  in  ^äctelS  3f|eone  (g.99. 
ber  blo&  einmaligen  Urjeugung;  ben  „^rotipen", 
angebli^en  !D1itteIroefen  jonfcEien  ^flanje  unb 
Silier;  ber  iu  ber  SBiffenfcbaft  unbelannten  „fort- 
bauemben,  bomogenen  unb  immanenten  EBene- 
gung"  u.  f.W.  Sgl  Journal  des  Savante  1890, 
184.  181  BS.)  ju  ft^weigen,  fo  (am  6.  SBogt  Öe- 
jüglic6  beS  biogenetifii((en  ©efe^eS  Bon  ^äilelfelbft, 
nad^bem  er  baSfelbe  anfangs  für  begrünbet  ge> 
Rolfen  ftatte,  na^  langjä!|rigem  Stubium  jur 
Uebergeugung,  bag  eS  Don  ®mnb  ouS  falfc^  fei 
(absolument  fausse  par  sa  base;  bgl.  Revue 
Bcientif.  1886,  485).  &infic|tli(^  ber  ganjen 
barrainifüfcben  Sl^eorie  fofil  berfelbe  SBogt  fein 
Urt|ieil  baiiin  ju|ammen,  bog  fte  DoQflänbig  um- 
gemobett,  ja  auf  ben  ffobf  ge^t  werben  muffe, 
um  ben  S^atfac^en  p  entfpre^en  (Revue  scienL 
1886 ,  486).  3n  glet^em  ©tnne  äußert  §us- 
lep,  eine  ber  erpen  Äor^^iäen  ber  I£nlwiiflung3> 
tebre  in  gnglanb  (Lay  SermouB  193):  ,6B 
ift  ni^t  benfbar,  bo^  irgenb  eine  S^eorie,  Wel^ 
eine  not^weubigermeife  ,fortfcf|rittIiii£|e'  Sntwtd* 
lung  bebauptet,  fUb  qalten  fönne."  Ser  in  ber 
wiffenfcbaftlic^en  SBelt  ^o^geai^tete  franjbflfdK 
Anatom  uub  Sp^^fiolog  6^.  Sobin,  felbft  Sfjoft- 
tioift,  oerwirft  oom  rein  naturwtffenfdiaftlic^en 
©tanbpunft  oft  unb  nac^brüdlic^  a&t  unb  )ebe 
ßntwiiSungSt^eorie,  ba  biefelbe  eine  „reine  &QJ>o> 
t^efe"  fei,  „bie  jehen  SßeWeifeS  enfbebre".  „»"ie 
ßntmicflung  ber  lebenben  SBefen",  fo  fö6ntbt  et, 
„bewe^  fi(^  nur  gwif^en  monfhuSfer  SJh^bilbung 
unb  Sob:  aber  in  {einerlei  SSeife  in  ber  Stif- 
tung ber  SUerwaublung  einer  9(tt  in  bie  anbete' 
(Anatomie  et  FhyBiologie  cellulaireB,  Introd. 
p.  XXXTV.  73  etc.  Sle^nli^  bejeicbnele  aaä) 
!Rub.  SDiri^DW  wieber^olt  bie  SntwitflungSlt^re 
als  eine  bloge,  wiffenf(^aflli(!^  bisher  in  (einer 
aöeife  erwiefeue  ^qpot^efe  (ugl.  W.  äirdfow,  SHe 
Ö^reibeit  ber  SBiffenfi^aft  im  mobemen  ©taot 
1877).  5BJie  unuermögenb  ^ädel,  ber  fkeilbarfle 

aa« 


999  SDtQterialiSmuS.  1000 

SBorfampfcr  bc8  baminiftifd^cn  aKoteriattSmuS,  locld^c  mir  t)on  il^r  empfangen,  mit  unferem  fo 

ift  feine  ©egner  mit  »iffenfd^aftlit^en  ©rünben  fennen  ju  erreid^en  vermögen.  3)er  aRaterialiSnuß 

ju  »iberlegcn,  leud^tct  am  be^en  batauö  l^eröor,  ift  bol^er  »eit  boöon  entfernt,  fid^  bem  ©<itrU«tt» 

ba^  er  einerfeitS  fofort  in  bie  t)Iumpften  ^erfön«  Ii§mu§  gegenüber  al§  rein  empirifd^e,  ^frmncnflaie* 

lid^feiten  verfällt  (ogl.  3. 8.  greie  SBiffenfd^oft  23.  aBelterflärnng  jn  empfehlen;  üielmel&r  offenbart  et 

64  n.  f. ».)/  anbererfeitS  für  feinen  fpecieüen  3faII  fic^  bei  naiverer  Setrad^hmg  aß  eine  burd^ 

bie  anerfennung  ber  „l^iftorifd&en"  ober  pl^Uofo»  „metopl^^ftfd^e''  unb  babei  nid^t  nur  l^öd&fl  oba> 

p^ifd^en  SKetl^obe  in  ber  9Jaturtt)iffenfd^aft,  neben  fTäd^Iid^e,  fonbem  nod^  bajn  über  alle  9Ra|en  ttüU 

ber  f onfi  allein  auf  bief em  ®ebiete  übUd^en  e^act  türlid^e  unb  fogar  n)iberf))md^3t)one  SBelterHanrng. 

empirif d^en,  oerlangt  (eb.  26;  gnhoidKungSl.  7);  —  3)ie  Drbnung.  bie  Swedt-  unb  ®efe|mä|ig« 

benn  menn  bie  l^eutigen  Semeife  für  bie  gntmid»  feit,  meldte  ftd^  in  ber  3BeIt  Dom  itleinften  bi§  |ani 

lungSlel^re  nid^t  genügten,  mürbe  le^tere  überl^aupt  ®rö|ten  funbgibt  liefert  einen  gerabe}u  Demid^ 

niemals  bemicfen  merben  fönnen  (Qfreie  SBiffen«  tenben  SSemeiS  gegen  fold^e  3lnfd^auungen. 

fd^aft  14).    ^fö  SSorbebingung  }u  contpetentem  b.  S)a|  93emu|tfeinunb  €mpfinbun{ 

Urtl^eil  in  ber  ^ngelegenl^eit  forbert  er  au^er  ben  nid^tS^nbereS  feien,  al3  eine  t)ertt)id[eltere,  burd^bit 

ndtl^igen  naturmiffenjd^aftlid^en  jfenntniffen  aud^  l^ö^ftcompIicirteStructurbeStl^ierifd^enOrgamS' 

„pl^ilofopl^ifd^eS  IBerftänbni^"  (©d^öpfungSgefc^.  mu§bebingtefSformmed^anifd6erS5e»egung,tt)eW^ 

638).  6S  braud^t  nid^t  eigen§  bemerft  5U  merben,  ftd^  Don  nieberen  SSemegungSformen  etma  fo  unter> 

ba^  ^ädfel  biefeS  „pl^itofopl^ifd^e  SBerftänbnt|''  im  f d^eibet,  mie  eleftrifd^e  äJemegungSsufiänbe  oon  ein^ 

SSereme  mit  ben  „anberen  grforbemiffen"  tl^at»  fod^er^njiel^ungoberSlbfblung  —  biefeSelJoup» 

f äd^Ud^  nur  benen  perlennt,  meldte  Don  Doml^erein,  tung  ber  SDflaterialiftenift  nid^t  bIo|  nid^t  f onnenflar, 

ol^ne  e§  mit  ber  t^orberung  naturmiffenfd^aftlid^er  fonbem  in  bem  Wa^t  ungereimt  unb  abgefd^madft 

Semeife  aUju  genau  ju  nel^men,  geneigt  ftnb,  feine  ba|  fte  nur  oon  fieuten,  bie  im  pl^ilofopl^ifd^en  2)en' 

vorgefaßten  moniftifd^en  9Reinungen  al3  unum»  lenoölligungeübtfinb, emfl genommen merbenfann 

ftößtid^e  fie]^rfä|e  l^injunel^men  (Dgl.  eb.  17  ff.).  ^ür  {eben,  ber  nur  einen  Haren  Segriff  Don  med^* 

2.S3omp^iIofop]^ifd^en@tanbpunItau8  nif d^er SSemegung  einerfeitS,  Don Smpfinbung  iml 

ift  Dor  Wem  a.  bie  ftiUfd^meigenbe  ober  offen  au§»  SSemugtfein  anbererfeitS  l^at,  ift  eS  fofort  einleud^ 

gef prod^ene  93oraugf e^ung  ber  SJlaterialiften  grunb>  tenb,  ba|  eS  ftd^  l^ier  um  smei  i^rem  ganzen  9ß  e  f et 

falfd^,  als  ob  il^re  SBelterllärung,  felbft  menn  eS  nad^  Derfd^iebene  Orbnungen  Don  Srfd^einuuQei 

gelänge,  für  biefelbe  einen  DoDgüItigen  SSemetS  gu  l^anbelt.  S)ie|  mirb  l^eute  felbft  Don  ben  befonne> 

liefern,  Döllig  auf  bem  Soben  ber  ßrfal^rung  neren  ©elel^rten  pofitiDiftifc^er  unb  agnopifd^ei 

ftel^e  unb  Don  bemfelben  auS  alle  Slötl^fel  löfe,  MeS  Slid^tung  offen  ^ugeftanben.  @o  fül^rt  5.  9.  S)i 

fonnenllar  mad^e.  ^ud^  ber  SRaterialiSmuS  Derlößt  93oiS-9le9monb  (2)ie  ©renjen  beS  9laturer!ennenS 

mit  ber  Snnal^me  Don  ftarren  ober  Iröftebegabten  1882,  33  ff.)  bem  @inne  nad^  auS:  Rotten  mi 

bejm.  befeelten  2ltomen  ben  Soben  ber  ftrengen  aud^  bie  benfbar  DoHfommenPe  (Srfenntni|  be 

Srfal^rung  unb  ift  fomit  eine  metap]^t)ftfd^e  SBelt«  @tructur  beS  9ierDenf9f[emS  im  Mgemeinen  un) 

erflärung.  3)enn  mebcr  bie  Sltome,  meldte  i]^rem  beS  ©cl^imS  im  Sefonbem,  Knuten  mir  aEe  boi 

Begriffe  nad^  fleinfte,  untl^etlbare,  un|em  9Witteln  Semu^ein  unb  bie  ©mpfinbung  begteitenbcnSe 

ber  Seobad^tung  burd^auS  unjugöngltd^e  9Raffen«  megungSDorgönge  in  ©el^im  unb  !RerDenf9fieii 

tl^eild^en  fmb ,  nod^  bie  Don  Sinigen  bel^auptete  mit  DöQig  erfd^öpfenber  ftlarl^eit  f d^auen,  fo  loüd) 

©tanl^eit  ober  bie  Don  Slnberen  angenommenen,  bod^  bie  gntftel^ung  Don  ©mpfinbung  unb  9e 

angeblid^  mit  il^nen  unjertrennlid^  Derbunbenen  mu^tfein  auS  legieren  immer  noq  gleid^  unbegreif 

ffräfte  ober  primitiDen  ©celd^en  laffen  Jxä)  irgenb«  lid^  bleiben.  SBie  f ollte  ie  in  Sltomen  ober  fonpigei 

mie  empirifd^  nad^meifen.  S)er  ^tombegriff,  mie  ©tofftl^eilen,  bie  bemußtloS  unb  empftnbungS 

er  oft  aufgefaßt  mirb,  als  untl^eilbareS  unb  bod^  toS  ftnb,  burd^  eine  bloße  Slenberung  il^rer  & 

Wieber  f örperlid^  auSgcbel^nteS  aWoffentlieild^en,  i[t  megungS»  unb  SagemngSDerl^ältniffe  Settmßtfei 

fogar  nid^t  einmal  Don  innerem  Sßiberfprud^  frei  unb  @mpftnbung,  5. 93.  ©d^mer^«  ober  fiujtempfin 

3)ie  angeblid^e  ttnjertrennlid^Ieit  Don  @toff  unb  bung,  entftel^en  tonnen?  Sßonur  bemußtlofe  un 

ffraft  unb  gar  bie  3bentificirung  atter  ftofflid^en  cmppnbungSlofe  SKaterie  Dorl^anben  ift,  fel^It  Äc 

ftraft  mitSeele  ober®eift  fmb  überbieß  l^öd^ft  baS©ubiectbcr6mpfinbung,  unbtpo!ein©uI 

abenteuerlid^emetopl^^fifd^eSorauSfe^ungen.  Stoff  ject  ber  gmpfinbung  Dorl^anben  ift,  farai  eine  6in 

unb  Jhaft,  bie  beiben  ©runbelemente  ber  materia»  pftnbung  meber  entftel^en  nod^  mal^rgenommen  loa 

lifiifdjen  äBelterflarung,  mit  meld^er  bie  3Kateria»  ben.  3n  mcld^er  SSerlcgenl^eit  bie  IRoniften  h 

lijienmie  mit®rößen  operiren,  meldte  auS  un«  §äd(erfd^en©d^ule(§ädel,^re9er,3lägeUu.f.to 

mittelbarer  Slnfd^auung  DöHig  unb  guerft  befannt  finb,  biefe  unb  ä^nliqe  grmägungen  ju  entfräfter 

flnb,  bleiben  i]^rerinnem9laturnad^  für  uns  ebenfo  bafür  ift  bie  Ännal^me  Don  ber  Sefeeltl^eit  alfa 

gel^eimnißDoH  mie  ber  ®eift  felbft- j[a  bie  9Katerie  aud^  ber  anorganifd^cn  SKaterie,  ber  fpred^eiAf 

in  fid^  liegt  tl^atföd^lid^  unferer  ßrlenntniß  nod^  !Beleg,  an  meldte  fie  ftd^  mie  an  ben  testen  9iel 

femer  als  unfer  ®eift.  ®enn  unfercS  ®eifteS  finb  tungSanfer  il^rer  Xl^eorie  Jeftflammem.    Um  bi 

mir  uns  bod^  felbftbemußt,  mäl^renb  mir  bie  SKa«  cinl^eitlid^  „med^anifd^e"  grflämng  aller  grfd&ei 

terie  nur  DermittelS  ber  ©inncSeinbrüdfe  in  unS,  nungen  auf  aKcn  ©ebieten  um  jeben  ^eiS  j 


1001 


9nateriali§mu§. 


1002 


Riten,  fel^  jie  fid^  fd^Iielltd^  gendtl^tgt  im  SBiber« 

jpnd^  mit  ber  Snfd^umtg  aUer  Vernünftigen  fieute, 

bct  Idbloftn  3Raterie  feKft  ))f9<i^ifd^e  Functionen, 

pimitiDcd  (Sefäl^I  unb  primitiven  SßiUen,  an5u« 

K^ten.  Um  Don  ber  Säugnung  ber  @eele  im  or« 

gsnljd^Siei^  nid^t  laffen  gu  muffen,  fd^reden  fte 

n^t  boDor  surüd,  mit  einem  tto^Ifeilen,  im  9^0» 

mm  ber  gebulbigen  SBiffenfd^aft  ertl^eilten  Tlaä)U 

f|p4  fi^S^d  ^^on  iebeS  ^tom  mit  einem  @eel» 

^  auSjuftattm.  9lö]^er  (efel^en,  fteDt  ftd^  biefe 

Serlegenl^itSauSflud^t  freilid^  nur  al§  ein  plumpe§ 

tol^enfptelerftüd  l^ermiS.  ^emt  bie  ^öderjd^en 

.©eeldjen*  fyAtn  t)on  ber  ©eele  nur  ben  SRamen, 

ober  nid^t  bie  @ad^e.    ^iefelben  ftnb  [a  nur 

»@))Qmmng$tröfte''  oberSemegungSformen,  be^tt. 

Snnctionen  ber  organifirten  ober  nid^t'organiftrten 

Dlderie. 

c.  92od^  Diel  tt)eniger  al8  bie  einfädle  Smpfin» 
long  loflen  fid^  bie  ^öl^eren  geifiigen  ^unc» 
tioiten,  ba§  inteUectueUe  unb  baS  ftttlid^e  fieBen 
im  Olenfd^,  ouS  bem  SBoIten  rein  ftofflid^er 
tidfte  ober  med^onifd^  erflören.  ÜRon  brau(i^t 
W  ttieber  nur  bie  betreffenben  ©egriffe  Aar  ju 
wiäjim,  um  fofort  eingufel^en,  bo^  in  ©tofftl^eil» 
ifOi,  toeU^  an  M  ber  fjfäl^igfeit  3u  benfen  unb 
H  felbjt  5U  beftimmen,  entbehren,  biefe  t^öl^ig* 
feit  nie  unb  nimmer  burc^  bIo|e  ^enberung  be^m. 
loni|)(icQtion  tl^rer  SBemegungS»  unb  fiQgerung§- 
Doi^iffe  entftel^en  fann.  9ßie  feine  Smpfinbung 
bobor  iß  ol^ne  ein  empfinbungSföl^iged  Subject, 
isiDelc^  fte  l^orgerufen  unb  recipirt  mirb,  fo 
«4  feine  geiftige  Function  ol^ne  ein  geiftigeS 
6nbj|eä.  @omo(l  bie  SBerftonbeS«  unb  SSemunft- 
4&t^,  meldte  gegenmörtige  unb  vergangene 
SaneSeinbrude  in  einl^eitlid^em  tteberblidC  um« 
tont  unb  oud  benfelben  aDgemeine  ab§tracte 
Be^ffe  geminnt,  afö  bie  menjd^Iid^e  SBittcnS» 
wgfeit  mit  ber  jtttlid^en  @elbftbeftimmung  unb 
An  Soctoren  ber  moralifd^en  Orbnung  fe^en  ein 
n^titli^,  einfad^eS,  über  bie  3Rakm  empor» 
logmbei,  Don  berfelben  feinem  SBefen  nad^  Der» 
WAencS  unb  bal^er  aud^  von  il^r  „einfad^l^in" 
Wöb^dngigeS,  mit  ^öl^erer,  geiftiger  ftraft  au§» 
gifWeS,  furj  ein  geiftige§  ^rincip  Dorau§.  ®ie 
Rötaflalipen  läugnen  freili^  „in  ber  Sl^eorie" 
^  toefentlid^en  ttnterfd^ieb  smif d^en  geiftigen  unb 
flninolifd^  ^tmctionen  unb  fteDen  bie  S^iUenS» 
Heit  mit  allen  auf  bief elbe  fid^  ftüjkenben  fpecifif d^ 
*)wlif^  Segriffen  in  9lbrebe.  S)od^  fann  biefe 
intnäd^e  tl^oretifd^e  ^löugnung  angefid^t§  ber 
Pl^ä^,  ba^  baS  ganje  inbioibuelle  unb  gefeO* 
WöföiiJjleSeben  bie  fpiritualiftifd^c  Sluffoffung  oom 
IRäfdM  S^  SorauSfe^ung  l^at,  nid^t  emftlid^ 
ui9eh:ad^t  fommen,  }umal  ba  bie  SJlaterialiften 
Wip  im  praltifd^en  Seben  mit  il^rer  rein  fenfua= 
WjÜ^  CErlenntni^«  unb  il^rer  betermtniftifd^en 
MifKfciben  SRoraltl^eorie  auf  Sd^ritt  unb  Sritt 
n  Sftcrfpntd^  geratl^en.  Ober  mie  lie^e  fid^ 
Kit  bem  materialiftifd^en  @enfuali§mu3  g.  S.  bie 
^ipnqaMtrQcter,  {heng  allgemeiner  unb  DoUenbg 
topiget  Segriff e  jufommenreimen,  mit  benen  aud^ 


bie  5IRateriaIiften  beftönbig  operiren?  SBeld^en 
5IRateriaIiften  wäre  eS  g.  S.  ie  gelungen,  einen 
matl^ematifd^en  $unft,  eine  DoKfommene  6bene, 
eine  gerabe  Sinie,  überl^aupt  irgenb  ein  genauem 
matl^ematifd^eS  ®rö^enDcr]^äItni|  birect  ju  beob» 
ad^ten  ?  ©d^on  bie  einfad^flen  abätracten  matl^ 
matifc^en  ^Begriffe  unb  SorfteHungen  laffen  fld^ 
„rein  fenfualiftifd^"  fd^Icd^terbing§  nid^t  erflären. 
Unb  ho^  Operiren  aud^  bie  SIRaterialiften  völlig 
pd^er  mit  benfelben.  Um  an  ber  ©d^mierigfeit  ber 
„allgemeinen  ©egriffe"  vorbeisufommen,  läugnen 
bie  meifien  Slnl^änger  fenfuaüftifd^er  grfenntni^« 
tbcorie,  3.  35.  3.  ©t.  3Kin  (Examination  of  Sir 
W.  Hamilton's  Philosophy  eh.  XVII;  System 
of  Logic  IV,  U),  bie  S^ftens  berfelben.  ©ie 
fönnen  aber  mieber  biefe  „allgemeinen  ^Begriffe" 
nic^t  einmal  läugnen,  ol^ne  mit  benfelben  ^u  ope» 
riren  unb  bamit  tj^atjäc^Iid^  bereu  6jiflenj  ju  be» 
funben.  9{oc^  viel  meniger  al§  ab^tracte  uub 
allgemeine  SSegriffe  laffen  fld^  bie  rein  geiftigen 
«egriffe  (®eift,  SSerftanb  u.  f.  m.)  fenfuaUftifd^ 
conftruiren,  mit  meldten  nrieber  bie  SKatcrialiften 
felbft  menigftenS  infofem  operiren,  al§  pe  biefeften 
läugnen.  Ober  foU  man  vorau§fe^en,  bag  fte  nid^t 
miffen,  movon  fte  fprec^en,  mcnn  fie  ben  ©piritua» 
Ii§mu§  befämpfen?  —  SBie  bie  fenfualiftifd^c  6r» 
fenntni^tl^eoric  ber  2KatcriaIiften,  fo  fd^eitert  aud^ 
il^re  beterminiftifd^e  l^eboniftifd^e  SDloraUcl^re  am 
pfeifen  ber  äBirflid^feit.  SBenn  alleS,  »ag  ber 
SKenf  d^  tbut  ober  lä^t,  nur  9lu§Jiu|  unabmenbborcr 
Dlotl^menbigfcit  ift,  fo  l^at  eS  feinen  ©inn  mel^r, 
von  Xugenb  unb  SSerbred^en,  von  fittlid^  guten 
unb  böfen  ^anblungen,  von  ^flid^t  unb  ©emiffen, 
von  Serbienft  unb  SSeranttoortftd^fcit  ju  reben. 
Unb  bod^  brel^t  ftd^  ba§  ganje  fpeciftfd^  f/ntenfd^« 
lid^e"  Seben,  aud^  ba§  ber  TOaterialiften,  um  biefe 
„fittlid^en"  Segriffe  »ie  um  feine  2lngelpunfte. 
Um  nur  einen  ^aÜ  l^ervorjul^eben:  meldten  ©inn 
l^ätte  bie  ^ittlid^e  entriiftung",  meldte  j. ».  ^ädfel 
unb  Süd^ner  über  ben  SBormurf,  bafe  ber  miffen* 
fd^aftlid^e  WaterialiSmuS  mit  bem  etl^ifd^en  in 
engftem  3ufammen]^ang  ftel^e,  jur  ©d^au  tragen, 
unter  ber  55orau§fe^ung,  ba^  berfelbe  mit  9latur» 
notl^menbigfeit  bem  3nl^alt  unb  ber  t^orm  nad^ 
erl^oben  merbe  ?  ftann  ein  befonnener  9Renf d^  3.  S. 
einem  unvernünftigen  Siliere  ober  einer  SWafd^ine 
unb  einer  blinben  9JaturgemaIt  gegenüber  in  „fitt= 
Ii(^e"  gntrüftung  geratl^cn  ober  benfelben  gar  §a6 
unb  Sfeinbfd^aft  nad^tragen?  SBenn  bie  5Kateria= 
liften  SRed^t  Ratten,  fo  bürfte  man  überl^aupt  nid^t 
me^r  von  tugcnbl^aften  unb  lafterj&aften,  fonbem 
nur  mel^r  von  nü^lid^en  unb  fd^äblid^en  ober  mol^l» 
tätigen  unb  verberblid^en  äßenfc^en  fpred^en,  mie 
man  etma  von  nü^lid^en  unb  fd^äblid^en  Silieren 
bejtt).  mol^ltl^ätigen  unb  verberblid^en  Siaturgetoal» 
ten  fprid^t.  S)ie  SKatcrialiften  berufen  ftd^  bann, 
um  barjutl^un,  bafe  ba§  ©el^im  im  Serein  mit 
bem  gaujen  9lervenft)ftem  baS  malere  unb  einzige 
^rincip  aller  geiftigen  gunctionen  fei,  namenüid^ 
barauf,  ba|  le^tcrc  in  völlig  proportionaler  SBeifc 
mit  erfterem  fid^  entmidteln  unb  »ieber  obnel^en, 


1003 


SRateriaHSmuS. 


1004 


wie  bic6  Bei  ffinbem  unb  SttterSfd^mod^en  be^tt). 
©eifteSfronfen  flor  l^cröortrete.  gs  lie^e  \xä)  nun 
juDötberft  fd^on  bie  behauptete  t)önig  parallele  unb 
proportionale  CEntwidlung  beftreiten.  3Kan  l^at 
j.  83.  bei  ©ectionen  öon  ^erfonen,  meldte  bis  jum 
Sobe  ben  öoDen  (Sebraud^  il^rer  geiftigen  Jhäfte 
bemal^rt  Ratten,  bebeutenbe  uiü)  umfaffenbe  ©d^ä» 
bigungen  ber  ©el^imfubftanj  öorgefunben.  Slber 
felbft  angenommen,  bafe  bie  9Sorau8fe^ung  be§ 
SKaterialiSmuS  t)om  ööHigen  $aratteU§mu§  ^tou 
fd^en  (Sel^im  unb  geiftigen  g-unctionen  l^infid^tlid^ 
i^rer  ßntmidHung  unb  il^reS  SSerfafö  jutreffenb 
»äre,  fo  folgt  au§  berfelbcn  nod^  lange  nid^t  bie 
Sbentität  Der  geiftigen  Vorgänge  mit  ben  förper« 
Ii(^en  im  ©el^im,  fonbem  nur  eine  „gemiffe"  2lb« 
^öngigleit  erfteret  Don  festeren,  wel^e  aud^  oon 
ben  ©piritualiften  feincSmegS  gelöugnet  mirb.  S)a| 
biefe  Sbentität  in  SBal^rl^eit  nid^t  öorl^anben  ijt 
unb  nid^t  Dorl^anben  fein  !ann,  unb  ba^  bie  gei» 
ftige  ©ubftanj  „einfad^l^in",  b.  1^.  i^rem  Sßefen 
nac^,  t)on  ber  ©el^imfubfianj  unabl^ängig  ift,  ift 
natürlid^  nid^t  entpirifd^  ober  e^erimenteE  nad^= 
^umeifen;  bie|  gel^t  aber  jur  Soiben}  au§  ben  eben 
berül^rten  pl^ilofopl^ifd^en  ®rünben  ^ert)or. 

3.  SSom  culturgefd^id^tlid^en  @tanb' 
p  u  n !  t  a  u  §  tritt  bie  SSermerf lid^f eit  unb  bamit 
aud^  inbirect  bie  innere  Unmal^rl^eit  ber  materia» 
liftifd^en  3Bettanfd^auung  barin  l^erDor,  bag  bie» 
felbe  fomo^I  ftttHd^  DeüoerfUd^en  Urfad^en  ent» 
{lammt,  al§  aud^  mieber  fittlid^  oenoerflid^e  (^rüd^te 
}eitigt.  2)er  tl^eoretifd^e  9nateriali3mud  |at  im 
^pttlid^en  2KateriaH§mu8",  ber  nad^  bem  aDgemei« 
tien  SuQcftönbnife  Mer  oertoerflid^  unb  öerberblid^ 
ift  fomol^l  feine  SBurjel  als  feine  praftifd^e  ©pi^e. 
a.  SDer  tl^eoretifd^e  9KateriaIiSmu8  murjelt  im 
e^ifd^en  aJlateriaßSmuS.  9Jid^t  bie  ffintmidtlung 
beS  ^anbelS  unb  ber  Subuftrie  ober  bie  fSfort= 
fc^ritte  ber  SRaturtoiffenfd^aften  an  fid^  maren  unb 
finb,  toie  man  oft  l^ört,  bie  eigentlid^e  treibenbe 
jhaft  bei  SuSbilbung  unb  Ausbreitung  materia* 
liftif  d^er  Seigren,  fonbem  einerf eitS  bie  lieber  jd^äfeung 
ber  materiellen  ®üter,  SReid^tl^um  unb  ®enuC  im 
Seben,  anbererfeitS  bie  entfpred^enbe  Ueberfd^äjung 
ber  empirifc^en  ffenntniffe  unb  SKetl^oben  in  ber 
SBiffeufd^aft,  alfo  ber  „prafttfd^e"  ober  „etl&ifd&e" 
SKaterialiSmuS.  3riten,  in  meldten  bie  SSölfer, 
bejtt).  einjelne  ftlaffen  unb  ftreife  ber  ©efeH« 
fd^aft,  fid^  unter  entfpred^enber  ©eringfd^äjung 
ber  l^öl^eren  ©fiter  beS  fiebenS  in  irbif^eS  ©tre« 
ben,  Sagen  nad^  95efiJ,  Steid^tl^um  unb  ©innen= 
genu^  oerfenften,  toaren  aud^  bie  93Iüteperioben 
beS  „tl^eoretifd^en"  SKaterialiSmuS.  hierfür  liefern 
ebenfo  fel^r  ber  gried^ifd^e  unb  ber  römifd^e  mie  ber 
franjöfifd^e  unb  ber  beutfd^e  aJlaterialiSmuS  fpre» 
d^enbe  Selege.  ©elbft  bei  ben  ©elel^rten,  meldte 
ju  materiattftifd^en  ober  pofttü)iftifd6en  unb  agno» 
ftifd^en  Slnfd^auungen  fommen,  ftno  für  bie  t)on 
il^nen  ber  überftnnlid^en  Orbnung  gegenüber  ein« 
genommene  feinbfelige  ober  öomel^m  ablel^nenbe 
bejm.  ignorirenbe  §altung  nid^t  tixoa  „miffenfd^aft« 
li^e"  ©rünbe,  tote  3.  S5.  neue  ffintbedfungen  auf 


bem  ©ebietc  ber  SRaturf  orfd^ung,  fonbem  „etl^^e* 
ma^gebenb.  Qn  le^teren  gel^ört  t)or  Mem  ein  ba 
ftttli^m  aSerfaffung,  ber  fittlid^m  gKd^tuna  bo 
felben  entfpringenber  aBibermille,  bejto.  bie  ©Wdji 
gültigfeit  gegen  bie  SBa^rl^eitm  ber  überfiniiB^ 
Orbnung  unb  bie  mtfpred^enbe  „©efinramg"  ober 
atid^tung  bei  ^anbl^bung  ber  empirifd^  got« 
fd^ung,  alfo  mieber  „praftifd^er*  SDlaterialiSniiiS. 
3n  ber  %iai  l^aben  alle  neueren  Qfortfd^ritte  ber 
9laturmiffenfd^aft  abfolut  nid^tS  gu  Sage  geförbert 
woburd^  bie  ©mnblagen  ber  f  pirituaßftif  d^  9M- 
anfd^auungim©eringften  erfd^üttert  »orbm  toären, 
uno  alle  möglid^en  fSfortfd^ritte  berfelbcn  fönnen 
nid^tS  derartiges  p  Sage  förbem.  S)enn  eS  tp 
innerlid^  unm5gli(|,  bafe  bie  emptrifd^  gorfd^ 
auf  ©mnb  il^rer  empirifd^en  SKetl^oben  in  SBir!« 
lid^feit  bie  JJtd^teEiftenj  überempirifd^er  SSnge 
bartl^un  fönnte,  an  bie  il^re  empirifd^  SRetl^ob« 
gar  nid^t  reid^en  „famt".  S)a6  aber  bie  Don  ben 
empirifd^m  Sll^atfad^en  auSgel^enbe  pl^ilofopl^ifd^ 
©pemlation  logifd^  nid^t  jur  Söugnung,  fonbera 
im  ©egentl^eil  jur  unameif  eD^aften  gfeftfteKung  bi^ 
fer  überempirifd^en  Orbnung  fül^rt,  ift  bereits  ba^ 
getl^an  morben. 

b.  ©er  „t^eoretifd&e"  aRaterialiSmuS  gipfeli 
aud^  micber  im  „etl^ifd^en"  SWaterioIiSmuS,  b.  (. 
in  flttlid^er  SSerberbnii  SBie  ber  »aum,  fo  bii 
grüd^te.  3Kan  fann  \a  zugeben,  ba^  bie  Sn- 
l^önger  ber  materialiftifd^en  SQBeltanfd^auung  in 
praftifd^en  Seben  um  SJieleS  be[fer  fxnb  als  i^n 
Sl^eorien.  2Kan  tl^ut  il^nen  aber  fid^rfidi  fein 
Unred^t  an,  menn  man  t)orauSfe|t,  ba^  pe  fidj 
bm  flttlid^en  Konfequenjen  il^rer  l^ebonifKfdj« 
^KoraHel^re  bod&  nid^t  „ööttig"  en^iel^m  fönnen 
S)afe  ber  ftttUd^e  ginflul,  meld^m  bie  materialipi' 
fd^en  Seigren  üben,  ein  l^öd^jl  t)erberblid^r  ip^  jetg 
fid^  namentlid^  in  ber  SBirfung,  meldte  biefelba 
im  großen  ^Publifum  l^erDorbringen.  Ober  ttxc 
unb  ift  eS  öieDeid^t  ein  bloßer  Sufall,  ha%  ben 
gried^ifd^en  9RateriaIiSmuS  ber  ^rfaU  ©ried^ 
lanbS,  bem  römifd^en  ber  3ufammenbmd^  beS  tft 
mifd^en  SQßeltreid^eS,  bem  franjöfifd^  bie  grol 
frangöftfd^e  IReDolution  unb  bem  mobemm  bi 
©efal^r  ber  allgemeinen  forialm  SteDoIution  ou 
bem  3fu^e  folgten?  6S  fann  feine  öerberMid^ 
Vergiftung  beS  SJolfSlebenS  in  allen  feinen  Sl^eikn 
im  ^rioat«  unb  gfamilienleben,  in  ber  ftttlid^md 
in  ber  Sled^tSorbnung,  im  ftaatlid^en  unb  im  f  ocia 
Ten  Seben,  geben  als  bieienige,  meldte  burd^  %tS 
breitung  materialiftif d^er  Seigren  unb  Änf d^ouunge 
in'S  SBerf  gefegt  mirb.  2)enn  baburd^  loirb  ba 
SSollSleben  in  feiner  SBurjel  felbft  Derpepet.  9}ot 
ftel^enbe  Semerfungen  fejen  bie  SSertoal^nmgcn  i 
baS  redete  Std^t,  meldte  bie  SRaterialifhn  ().  S 
Öödtel,  ©d^öpfungSgefd^.  33  f.,  unb  »üd^ner,  ®t 
9nenfd&274;Äraftu.©toff,4.?lup.,©.LXXXV] 
in  ben  gereigteften  SluSbrüdten  gegen  iebm  Sktfui 
einlegen,  ben  angeblid^m  ^miffenfd^ftlid^*'  TOc 
terialiSmuS  mit  bem  ,Jtttlid^en''  in  3ufammer 
l^ang  3U  bringen.  ,,S)er5DlateriaIiSmuSberS3Biffei 
fd^aft  unb  beS  SebcnS",  fd^reibt  a-  Ä  »üdjne 


10O5 


SRaterie  unb  gorm. 


1006 


,fiab  liimmeUDeit  t^erfd^iebene  S)inge,  mli^t  nur 

Me  »l^dmiOigfett  ober  bie  »omirtl^eit  mit  einan« 

kr  ncnscd^feln  ürmm."  3)a  f^at  bod^  geuerba^ 

kr  Soter  beS  mobemen  ^notertaliSmuS ,  meit 

|t5^  ))]^Uofo)>]^ifd^n  @d^rf6Iid  behtnbet  oI§ 

«  bcn  ®nmbfQ|  auffteUte,  ba|  bie  ©ötter,  melii^e 

U  bie  9Renf d^en  bilben,  il^iren  äBünfd^en  ent« 

WxSj/m.  Ungleid^  )>rögnanter  tft  f reilid^  bie  biefen 

Soitm  }u  ®runbe  liegenbe  äBal^r^eit  jd^on  lange 

{ODor  tK)m  9)>ofieI  IßauIuS  auSgefprod^en  toorben 

(mf.  »öm.  1, 18  ff.;  8, 5.  1  gor.  2,  14  u.  f.  tt).). 

Cl  Meibt  alfo  babet,  ber  SRaterialiSmuS  tenn- 

iei^  fid^  Dom  culturl^iftorifd^en  @tanbpun!t  au§ 

cinafeitS  qI9  gSuInilprobuct  einer  fittlid^  ge(un- 

hm  @efe&fd^ft,  anbererfeitö  ofö  ^erb  toeiterer 

fSSäfn  Serpefhtng  berfelben,  unb  erfd^eint  bal^er 

aSi  Dom  oilturl^ijlorifd^  @tanbpunft  olS  burd^« 

wA  Denoerflid^  unb  innerlid^  untool^r. 

Son  Sd^riften  gegen  ben  ÜJtaterialiSmuS  feien 

Ifitt  moSipai :  9.  Sxinner,  äSorlefungen  über  ben 

OtottrialiSmud^  1864;  $.  ^affner^  2)er  aHateria« 

Bittttlinber  eulturgefd^id^te,  1865;  §.  Sßeftl^off, 

6to|  Slta\t  unb  ®ebanle.  Sine  umfoffenbe  Sr« 

üüning  bed  Seelen-  unb  be§  leiblid^en  fie6en§  mit 

^M  ouf  bie  Unfierblid^feit  1865;  SRateria» 

bfinuS  ober  Sl^fientl^ium?  Sine  ^^age  an  ben 

#nibm  aRenfd^noerftmtb^  1875;  ff.  2)ieterid^, 

Wbfopl^ie  unb  9latunoijfenfd^ft,  il^r  neuefteS 

Oiilmil  unb  bie  moniftif^  äBeltanfd^auung, 

1875 ;  D.  ^ertling,  lieber  bie  ®ren}en  ber  me(|. 

SatBrnfldrung,  1875;  6.  Sd^eibemod^er,  2)ag 

Sedoüeben  unb  bie  ©el^imtl^ätigfeit^  1876:  % 

9äai,  2)er  aRoterioIiSmud  geprüft  in  feinen  Sel^r- 

ji|m  mib  beren  eonfequenjen,  1877 ;  2).  o.  @d^ü|h, 

hAtiadt  aBiffen  ber  Staturforfd^er,  1878;  @. 

K.  64uler^  3)er  aRoterialidmuS  gemürbigt  burd^ 

Sodegimg  unb  SBiberlegung.  1890;  3.  äBiefer 

8.  J.,  SRenfd^  unb  Xl^ier^  populör-toiffenf d^oftL 

SwWge  u.  f.  m.,  1875;  3.  gpping  S.  J.,  ®er 

Aieiftmf  im  ffoSmod,  1882 ;  S.  2)reffel  S.  J., 

Set  belebte  imb  ber  unbelebte  @toff  nad^  ben 

KKpm  SforpungSergebniffen^  1883;  %.  $efd^ 

8.J^S)tegro^enaBeItröt]^fel  1883—1884;  A.de 

Qnatre&ges,  Charles  Darwin  et  ses  precur- 

Mon  £ran9ai8.  Etüde  sur  le  TransformiBine, 

1870,  unb  Theories  transformistes  im  Journal 

feSayants,  1889,  228  ss.;  1890,  83  ss. 

^80. ;  K  Garo,  Le  materialisme  et  la  science, 

>*M.  1876,  unb  L'idöe  de  Dieu  et  ses  nou- 

^imx  critiques,  8®  öd.  1889 ;  Paul  Janet,  Le 

^atdrialiame  contemporain,  8®  öd.  1878,  unb 

Üb  causee  finales,  2«  ed.  1882.  [©ruber  S.  J.] 

JfMiäe  unb  ^tm  finb  no^  ber  peripa- 

^i^fd^Iafiifd^en  9}ahu:anfd^mmng  bie  fubfton- 

moL  Seffambti^eile  eines  fförperS  ofö  fold^en. 

tonod^  («fielet  ieber  fförper  au3  einem  unbe« 

linlen,  ober  befltmmbaren  principe  (ÜRaterie) 

iri»  einem  befiimmenben  principe  (tjform).  ®e- 

jMOi^  ifi  biefe  Knfid^t  oon  ^ato  auf  gejteQt^  oon 

vijbldeS  unb  ben  @<^oIa{ü!em  meiter  auSgebil- 

^  9htonnterf(l^ibetbie3beenmeIt  al3  baS  mal^ir- 


l^aft,  ooHfommen  @etenbe  unb  bie  @inne§toeIt  ati 
baS  unooUfommen  @eienbe,  relatio  9lid^tfeienbe. 
2)ie  3been  finb  bie  Urbilber,  bie  @innenbinge  bie 
concreten,  ober  unooUfommenen  ^bbilber  berf  eüen. 
2)en!en  mir  un§  oom  concreten  Sinnenbinge  jebe 
93eftimmt]^eit  unb  ©eftalt  l^intoeg,  fo  ift  bad,  mag 
übrig  bleibt,  bad  unbeftimmte,  geftaltlofe  @ubfhat, 
föl^lig,  aKe  ®eftalten  in  ftd^  oufgune^men,  ber 
iRonm,  meld^er,  felbft  unoergönglid^,  ollem  SBerben 
eine  @tötte  barbietet.  2ht  biefem  an  fid^  formlofen 
@toffe  finb  bie  Sbeen  auSgeprögt  unb  fo  bie  be» 
ftimmten  finnlic^en  ©eftalten  entftanben.  Sßeil 
aber  ber  @toff  eine  ooKfommene  SuSgeftaltung 
ber  Sbeen  oer^iinbert,  fo  ftnb  bie  @innenbinge 
unooOlommen,  oerönberlid^,  oergänglid^.  —  Sri- 
ftoteleS  f^ai  biefe  platonifd^e  Staturanfd^uung  fid^ 
angeeignet,  aber  f  d^drf  er  ausgeprägt.  2)ie  SDloterie 
ift  il^m  ba§  unbeftimmte,  aber  nid^t  bid  }um  bloßen 
Staum  oerflüd^tigte,  fonbem  pofttioe  @ubftrat 
meld^eS  an  fid^  aUer  9onn  ermangelt  aber  burd^ 
lebe  9orm  beftimmt  toerben  !ann.  2)ie  SJlaterie^ 
mie  bie  äBelt  überl^aupt,  ift  etoig,  bie  ^formen 
med^feln  immerfort.  —  Unter  ben  ftird^enoötem 
befennt  ftd^  ber  1^1.  Suguftin  }u  ber  Seigre  oon  ber 
formlofen  SOtaterie  unb  ben  bejtimmenben,  geftal» 
tenben  9^rmen.  @o  mürbe  biefe  Sln^d^t  bem 
ÜJtittelalter  überliefert,  in  meld^em  fie  feit  bem  9e« 
ginne  ber  ^od^fd^olaftif  aUgemebte  €)eltung  belam. 
2)anad^  finb  SHaterie  unb  tjform  bieienigen 
^rincipien,  meldte  in  il^irer  unmittelbaren  iBer« 
einigung  bie  Subftan)  bed  9{atur!5rper§  l^erbor« 
bringen ;  fie  fmb  alf o  bie  conftitutioen  ^rincipien 
be§  Jlörper§  aföfold^en.  93eibe  flnb  Xl^eilfubftonsen, 
au§  meldten  bie  einl^eitlid^e  ^ubftang,  ba§  mirt> 
lid^e  @ein,  erft  mirb.  @ie  finb  oerfd^ieben  oon  ein» 
anber  unb  bod^  notl^menbig  }u  einanber  l^inge« 
orbnet,  fo  }mar,  ba|  in  ber  Jlörpermelt  feine  SRa« 
terie  ol^ne  S^rm  unb  leine  Sform  ol^ne  ÜRaterie 
bejieljit.  — -  Setrad^ten  mir  bie  SWaterie  an  fid&, 
abgefel^en  oon  ber  tjform,  fo  nennen  mir  fie  bie 
materia  prima,  ben  gau)  unbeftimmten,  aber 
ieber  93eftimmung  fälligen  Urftoff.  SIB  fold^e  ift 
fte  reine  SOtöglid^Ieit  im  ©egenfoj^e  gur  SBirflid^- 
feit,  aber  nid^t  bIo|  logifd^e  SDlöglid^feit,  b.  |. 
S)enfbarfeit,  fonbem  reale  SRöglid^feit,  meil  in 
bem  ®an}en  afö  bem  SBirRidben  entl^alten,  ein 
3RittIered  gmifd^en  bem  bIo|  @ebad^ten  unb  bem 
SBirf  (id^en,  baS  @ubftrat,  meld^ed  no^  nid^td  mirl« 
lid^  ift,  aber  ieglid^ed  merben  lann.  @ie  lann  an 
fid^  gar  nid^t  esijtiren,  bal^er  aud^  nid^t  mirlen, 
nod^  birect  erlamtt  merben.  ~  3)a§jienige  ^rincip, 
moburd^  bie  an  fid^  unbeftimmte  SJlaterie  gu  einem 
beftimmten  Jlörper  geftaltet  mirb,  nennen  mir  bie 
gform,  unb  gmar  bie  fubftantieOe  S^rm  (forma 
substantiaHs),  meil  fie  mit  ber  SHaterie  bie  ein* 
l^eitlid^e  fförperfubftan}  biß)et.  3ft  bie  materia 
prima  reine  $oten},  fo  ift  bie  forma  substan- 
tiaHs ify:  Set,  il^re  SBirflid^Ieit,  unb  }mar  il^r 
erfier  Set  (actus  primus),  im  Unterfd^iebe  oon 
bem  Scte  ber  Stiften},  meld^er  bem  ißereindmefen 
t)on  SDtaterie  unb  ff5rper  )uIommt.  SHefe  Ssiftenj 


1007  SRateiit  uttb  Sio<rit>' 

iß  ithinst  buic^  Me  ^om,  tnell  butd^  bieft  bei  Ui  bet  €omi)iHon  bn  Stirpn,  unb  bin4 

ffötpn  (ein  SJaftin  unb  leine  fpedfiftöe  aBejenl^ftt  enlfte^l  wicbet  ein  anbetei:  (ober  meutere  > 

^t.  S)te  Sfonn  ip  bol^t  ni^'  ofiön  Sßttncip  beS  ÄBr))«  (nulla  coimptio  sine  generatio 

©efn8  imb  bei  gin^eit,  (onbem  ouc^  be3  äffiirtenS  imigttedrt).  3nbem  olfo  bei  jtber  Sortupti 

bcS  Äörpträ,  weil  boB  Blrfen  bur(^  boS  33efeii  beS  gotm  ncrfc^toinbet,  ent^e^t  immer  eine  new 

ttbxftci  6ebingt  ifl  2)eg&aCb  enbEii^  ip  bie  ^orm  unb  gmai  au3  bet  Materie  beS  coirum|)iit 

0111$  bofi  ^rindp  bcr  €rmmbatfeit  beS  fförfieiS.  peiS  (eductio  fonnae).  @d  entfte]||t  alfo 

—  Snon  nennt  auc^  bcn  SBeQiif[,  noburd^  baS  ®eneiatton  jebeSmal  eine  neue  @ub|lai^ 

SE^enbiäftBitKreauSflebrüdtnriio, Storni.  3)ann  baS  ^ercoitieten  einei  neuen  fubftantieOoi 

iß  obet  bie  forma  metaphyaica,  bei  ÜBefenS-  unb  cbenfo  gefit  bei  feber  eocni^ition  ein 

(esriff  bee  ttittfui,  gemeint,  im  Unterf^tebe  Don  {tanj  gu  @Tunbe  bur^  Untergeben  einer  j 

bei  fonna  pbydca  oDtt  bei  fubftantieSen,  mit  ber  tieSen  Sorm.   ^nbem  ferner  burd^  !8en 

aitaierte  ben  pligpf^  ÄöTpet  conpituirenben  ber  neuen  gform  mit  bei  aRolerie  eine  S 

gform.  —  SBon  bei  materia  prima  ip  bie  ma-  entfielt,  wirb  nii^t  allein  bie  aWaterie  tut 

teria  Becnnda,  unb  Don  ber  forma  subatantialis  i|orm  begrenjt,  fonbem  aud^  bie  ^oim  bi 

bie  forma  acoidentalis  gu  unterfifietben.    Ma-  Öaterie  befonbert,  fo  ba|  fie  inbiotbueSt 

teria  aecunda  i^  bei  bur^  SJcibtnbung  bei  ma-  fc^aften  empfängt.  —  S)ie  XÜaterie,  mtl^ 

teria  prima  unb  ber  forma  BubetantialiB  fd^on  aQein  nie  e^iftiit  t|at,  rourbe  31nfang9  Do 

)U  einem  fub|iantiellen  @ein  ge|bltete  ffdifier,  gefd^affen  unter  ben  formen  bei  uiei  S 

tpeld^ei  atö  \o\i)n  bie  3)'lSgIii$feil  befitft,  nunnig'  ober  einfa^tn  ffSiper  (€rbe,  Sßtiflei,  Sitft, 

fa^e  accibmteäe  EQeränberungen  in  ftäf  mi^u-  Wu3  biejen  einfachen  ffSr^iem  entpel^en  bi 

nebmen.  SkiSjenige,  mos  biefen  ftöttiet  ju  einer  gemi[d^ten,inbembieuriprüngIic^enj$ormü 

bestimmten  3)er&nbeiung  beterminitt,  iß  bie  forma  ge^en  unb  au§  ibrer  Sterte  bie  neuen  { 

aooidentalia.  ber  gemijdfiten  flörper  ebuciit  meiben. 

S)ei  gemorbene,  fertige  flörper  Ibepe^t  oifo  auB  gelten  bie  elften  Sorrnen  ber  üier  Giemen 

jwei  Srindpien,  ajlüteiie  unb  gorm.  !8etra($ten  gntfieben  Bemi(^terÄ&r))er  nicbt  gonjunt 

nii  aber  boB  SBeiben  beS  fföipeiS,  fo  mirb  noc^  bemjtebleibentiotentiellinbengemifd^tenl 

einbiitteS$rincttiQngenommen,bieä9eraubun3  unb  treten  bei  bet  Sarru;>tiDn  berfelben 

(privatio).  £8  enthebt  nämlii^  ein  ffBrfiei  ntd^t  actuell  auf.  Sie  Sntfte^ung  ber  gemift^ten 

ouS  91id^t3,  fonbem  ani  Doibonbenem  ffSiper-  DoÖgieldt  fi$  in  bei  gonjen  ?tatur  in  t> 

ViiSjtn.  S^iefeS  larni  aber  nur  infofem  Derben,  als  SBeife.  lleberaS,  in  ber  anorganif^en  mi 

eS  baS,  nuS  eS  mirb,  nod^  niAt  ifi,  al|ci  ber  tiform,  organifc^en  Statur,  entfielen  bie  gemifd^ten 

uobiir^  eS  biefeS  beftimmte  Sing  toirb,  no$  er-  ouS  ber  materia  prima  unb  ben  eburtit 

mangelt  ober  beraubt  ip.  ©aSjenige,  moton  ber  flandetien  formen.    3n  bet  otgonift^ 

ffijerbejjroce^  beS  ©ingeB  auSge^t,  ip  alfo  mit  jinb  biefe  baS  2eben§princip  ober  bie  ©eel 

einem  ÜKmigel  behaftet,  fofem  e8  bie  betieffenbe  bet  5)lenf^  ift  ein  5BereinS»efen  auS  n 

gormbabenIann,aIieii£irerno^ermangen,  aSenn  prima  unb  bcr  fubftontietlen  gorm,  n«b 

im  $ro3e&  be9  Sffierbenä  bie  fubftantieffe  5orm  |ier  nlt^f  ber  au8  ber  aHaterie  ebucitte, 

jur  llhiteiie  tiinautriH,  fo  entfiebt  boS  S)ing  (gene-  Bon  ®ott  gefd^affene  ®eip  ifl- 
ratio);  Wenn  aber  bie  accibenteUe  0orm  gu  einer       £BaB  nun  bie  ^erecbtigung  biefet  f^olt 

ft^Du  beßimmten  3J[atetie  (materia  seounda)  bin-  5Rflturanf($auung  Don  5Dialerie  unb  f^otm 

juTommt,  fomirb  baS  S)ing  Deranbeit  (alteraüo).  fo  mu%  cor  ^Qem  betont  merben,  bo^  f 

getnet,  nienn  bie  fubftantieöe  gotm  oeifc^mtnbet,  Se^rentf^eibungen  berffirc^e  nid)t  aK  m 

jo  tergebt  baS  SSing  (corruptio);  öerfcbttinbet  lii^  ridfittg  geforbett  wirb,    ^ttiar  oermi 

übet  bie  otribenteHe  Sorm,  fo  entfielt  mieberum  Soncil  ton  SBienne  all  böietifdb  bie  Se^ 

eine  SSeiänberung.  3)ie Sntftebung  eines  fförperS  animaiation^BseuintellectiTaiioiiai 

gefd^iebt  nun  in  bei  9Beife,  bog  bei  bem  boiban-  corporis  bumani  per  ee  et  eseentialitei 

benen  ftörper,  toorauS  ber  neue  entftebt,  bie  »yorm  Jctbe  bcftiTiiiiil  t)n§  Lat«ranense  V,  unb  in 

untergebi  unb  aus  ber  gurüdtgebliebenen  OTateiie  3dt(1857)t|Jiu9IX.inbema3reDegeßen6 

bie  Sotm  beS  neuen  flBiper?  ebucitt  »icb.  3.  ©.  3nbe&  „boS  goncti  Don  SBienne,  mie  bie 

aBaffetftoff  unb  ©ouerfioff  mirb  babard^  ju Jßaffer,  2eI)rcntjdE|eibungen,  lootlen  nid^t  bie  p'^Üß] 

ba6  bie  3orm  beS  SSJaffer-  mie  bie  be§  ©auerfiop  Sebre  Don  bec  erften  Utoterie  unb  bei  gt 

untergebt  unb  aus  bet  übrig  gebliebenen  SDlateiie  SßeieiiSbepanblbcilen  bcr  Äflrper  jum 

bieSormbeäaSajferSberöorgebl.  S3iealllen91atur=  mad[)en,  rooa  oUgemfiii  jugePanben  mitt 

(öqjetn  gemeinfame  iliatcrie  lann  mebet  bui^  nurf)  tiicf)t  einmal  ^iiiricElttidö  beä  Titn\^ 

®enerotion  entfielen,  not^  bur^  dorruption  ter-  ob  gu  glauben  fei,  ber  ÜKenftb  bepe^e  . 

ge^n.  ßtn  in  fi^  manbelbareS  Clement,  tann  fie  reinen  ^ögltd(|[eit,mel$e  materia  prima  i 

jllKit  petS  anbete  formen  aufnehmen,  bleibt  ober  miib,  unb  hei  Cemünftigen  tSeele  qIS  Sßtfe 

in  fi^  bettüd^fei  berfelbe  unbeftimmte,   pafpoe  . . .  2)aS  ©ogma  beftimmt  oielme^r  bie  £ 

©runbpoff.  ffite  oetf  jiebenen  fubpantieffen  |joi-  bie  unmittetboie  SBefenSform  be8  ftör); 

Dien  entftegen  bei  bet  @enerattan  unb  ge^en  unter  Sinne  ber  materia  piopiia,  nic^  im  @1 


1009 


Watttit  unb  goitn. 


1010 


ntaiu  prima.  X)cm  ^oama  jufiilgt  ifl  bie 
i^tät  als  bofifnrmrile  $rinelp,  mdc^es  für 
M  SBtfen  ha  annif^en  (t^mmenb  i^,  im 
0qnifii|t  ju  ttntm  matnitllcn,  fic^mmungs- 
MiiftlgRt  SBtfmBt^Ic  gu  bcr^efim"  (Sc^eQ. 
fli^oL  3>ogmQlit,  SRünftet  1891,  U,  287).  e@ 
ntnlitet  al[o  bit  fd§oiafti{^  ^Infd^auung  »on 
ndtrie  uiib  gönn  btr  freien  SiScuffion.  3"' 
li^btbarffitcitMriStTbtffming.  S)U  materielle 
Sdl  bc|tt^  ndtniit^  tiic^t  aus  ciet,  ionbem  auS 
lidn  ein^i^nt  dementen,  bereit  bie  d^emie  gegen* 
aMa  du»  70  feimt.  Urfptünglid^  nifl|te  alfo 
bit  Snttetit  unter  ebenf o  Dielett  ^ormtn  gefttiaff en 
Im.  Siefc  Skifiefftning  ifl  aDeibingS  tiid)t  toef  enf  ■ 
^■,  dm  acm  nwfentlt^  unb  eittf^eibenb  für  bie 
Cadnoene  t$  bie  Sfiage,  oi  bie  Elemente  bei 
itnSlifoniis  gu  )uTaniinenge|e|tenfförtiem  i^ie 
VHfoMSm  Stmaffen^it  6ei)<tlten,  o6  alfo  in  bet 
tniil^en  aRif^iing  ein  fubtlontieKeS  !Betiatren 
htßanentcflattftnbetobnm^t.  S)ie  @c^oIaftif 
Ibgnet  bief e«  futi{lantiellc  ißeltianen;  fit  lögt  bie 
psen  ber  SIemente  untcxgcl^en  imb  auS  ber 
ntaria  prima  bit  gönn  heS  gemifc^ten  ffSrperi 
(omtRltn.  3nbe|  fe^It  eS  in  bei  9}ad^|(^aIafttE 
H  (Et  tStgtntDort  nt^t  an  €timmen,  meldte  für 
M  iKbflantttne  ESe^onen  bei  Elemente  in  ber 
n^onfl  eintreten  unb  fit^  bafür  felbft  auf  9Irtfto° 
tu  ii  plrn  fud^tn.  (aigL  X.  Pfeifer,  ^ie  don- 
tntetle  üoet  boS  SJel^onen  bei  Slementt  in  btn 
Miitotstn  oonäiipoteleS  tiia  jur  ©egenmait, 
3a.lB79.)  SHtbeiX^tipieinSiunbtioi^anben, 
Bqn^men,  ba|  im  i^emiff^en  $ir)je[Ie  bie  Sic 
■ök  i^  ftttpöntielle  !Bef(^affen()eit,  it|ie  eigen- 
I|iiffi^inunt)eifinbeiliqen3a^lencer^ältnii|en 

■  jtegtbdilifteti  IMfte  tieilieren,  unb  ba|  ftalt 
ti^  et«  neue  fubflantiellc  Sonn  auftrete.  £Bol|l 
iqlbasemif^e  Stbtptc  ßigeufd^aften,  toeldie  fei' 
■i  dmentmen  Se^iubt^eilen  nid^t  jutommen. 
UtttiinonS  folgt  ntt^t,  bog  in  bem  gentif d^  ten  ff  Sr- 
KtMtSnbftang  bertSIenientt  unteigegangen  unb 
(iKiiBtftBi)K^|imnaufgttieten{einntu6.  SInberS 
i|  M  Seilten  ber  Siemtnte  im  fieien,  anbeiS 

■  «fctnbtnen  Sußonbe.  Sie  Sigen{d)aften  be§ 
»wen  jntrpetS  finb  Stefuttate  bee  ©e^unben- 
rat  ba  demente  unb  bei  3)uii$bnngung  ifiier 
AMl  enierpoff  »nb  Sßoffetnoff,  gnei  farblofe 
Clift,  tKimifi^  fldg  DU  SfiSafler,  nel^eS  ganj 
Vme  Qef^Kiffenlgeit  geigt  als  iene  Elemente. 
Xnt  mm  mm  juei  concentrifc^e,  in  einanbei 
lApt  Witten,  bie  ftu|ere  uon  glaftttem  $oi' 
Vm.  tedqc  fetn  @qB  bur(^Id^t.  bie  innere  Don 
Mfm,  <gaS  bui^Iaffenben  X^on,  gie^t  in  bie 
VnSU^  Sßoffer  unb  fe|t  ben  ^{larat  einet 
f^^  <aa,  fo  i)trfe|t  ftd^  bet  Sniaflerbampf ; 
n  Cmeqbff  ileibt  in  bei  innem  SlB^ie,  unb 
gleitete,  fotDie  grÄ^ere  eiponfionätraft  be- 
niAtSafkr^  bringt  buid^  bie  t>oiä[en  SBanbe 
« inun  9Sfyct  unb  befinbet  fit^  jniilf^en  biefei 
■A  Wt  ln|eni  SUfjn.  $ier  ^at  augen{ii^einlir^ 
^  tatußaa  unb  ßeneration  oon  jubftantieQen 
SoamfottgtfBnbtii,  fonbtm  ber  im  9Baj|tr  ac 


tuen  Dor^anbene  Sauerfloff  unb  SBafferfloff  ^aben 
fid&  gelrennt.  So  bürfle  bei  jebem  ^emifdEien  5pro« 
Hfie  tia%  (ubpantieüe  SBe^airen  ber  glemente  in 
ber  3Jti(d6ung  onjmielimen  fein.  3u  biefer  ?[nnabme 
btängt  uns  tiQUptJäc^lti^  bie  ©i^wierigfeit  bet 
fc^otaftifc^en  ße^te  betreffs  bei  gnWte^ung  ber  fub- 
ftantiellen  gönnen.  Sfflenn  nömliq  bei  ber  ^emi- 
fii^en  nJtifctiung  bie  formen  bei  glemente  untei« 
geben,  unb  bie  fubftantielle  Jlform  beä  neuen  ge- 
miff^ten  ßfirpeiS  auftritt,  fo  fingt  e9  JiHf,  Kioßei 
biefe  fubftantielle  t^onn  tomme?  @ie  foü  aus  bei 
materia  prima  ber  coinim]>irten  SIemenle  ebucirt 
»erben.  Slbei  in  bei  aQer  Qualität  emtangetnben 
!DIaterie  (ann  bie  neue  gönn  ni^t  entbalten  fein, 
alfo  auä)  ni^t  au3  i^r  als  beten  SBirfung  beiDor* 
ge^en.  Vlan  gibt  biefeS  gu  unb  lägt  bie  0oim 
nur  in  Hb^üngigfeit  oon  bet  ÜKalerie  entfteben. 
SJelc^eS  ifl  bann  ober  i^ie  SBiiturfac^e?  SQJolte 
man,  roie  e8  getegentli^  gefd&eöen  ip,  bafür  eine 
übeiirbifd^  Utfac^e  (bie  ©eflime  ober  ®ott)  an- 
fe^,  fo  t&mt  baS  einem  Sßergtcbt  auf  eine  natüi* 
li^e  etCIätung  bei  !ßatui()iogt|e  glei^.  Se  ift 
einfQd^  unb  leicht,  alle  9IaturbiIoungen  au3  ma- 
teria prima  unb  ben  betieffenhen  fubftantieBen 
Soimen  entfielen  unb  befleißen  gu  laffen,  j.  ©, 
@ifen,  @tein,  ^olg  au3  materia  prima  unb 
bei  gifeu-,  ©lein-,  ^olgform.  SIber  eine  Siatui- 
eifläiung  bleibt  ba3  fo  lange  nicf)t,  al§  man 
nii^t  eiliären  fann,  mo^ei  unb  uie  bie  betieffen- 
ben  ijormen  entfieben.  Slebnlid^e  ©^toierigfeiten 
ergeben  [\i)  in  Betreff  bet  6abüDeiform.  Bei 
ben  lebenbigen  SSefen  ift  nämlic^  bie  fubftantielle 
1  g^oim  (Seben8)3rincip,  ©eele)  nic^t  blofe  5|Jrinctp 
beS  SebenS,  fonbein  au^  bet  fförpeili^teit.  Stiibt 
ein  lebenbigeS  SBejen,  fo  Cerliert  tä  bie  forma 
Bubstautialis  unb  mügte  be|^alb  auc^  feine  Aßt* 
peili^teit  Derlieren.  2la  nun  biefe  tbatfäd^M  in 
tJoirn  beS  &ibat)ei§  befteben  bleibt,  fo  beborf  fie 
einer  neuen  fubPantieQen  Sonn,  toeld^e  nacg  f^o- 
lo^if^er  Slnfi^t  im  ^ugenblide  beS  3:obeS  ent- 
flebt,  baS  SOBefen  beB  SiibaDert  conftiluirt  unb 
begfialb  forma  cadavorica  genannt  ffiiib.  Vib* 
gefefien  bon  f^toieiigen  Sonfequengen  biefei  3In> 
f\i)t  in  EBegug  auf  ben  Seic^nom  S^tifH,  uennigt 
man  aai)  ^iei  bie  Sßirfurfa^e  füt  bie  SobaDei« 
foim.  91aturgemä|  Deifiält  fid^  bie  ©aii^f  botjg 
mobl  fo,  bafe  bie  6Iemente,  loeld^e  bmii^  bai  SebenB» 
fmzip  gum  IBrpetlid^en  Organismus  geflaltet  finb, 
beim  Sobe  Don  bei  §enf^oft  beS  SebenSprincipB 
befreit,  jejft  i^re  oiganif^en  SBetbinbungen  all- 
mälig  aufl&fen  unb,  i^rer  31ffinität  enlfpiei^enb, 
anbete  SBetbinbungen  eingeben.  SBaS  bann  bie 
mal^ria  prima  betrifft,  fo  tann  man  fie  felbp- 
oeifiönblicEi  ni^t  bitect  ertennen  unb  nodinielfen. 
abei  man  bält  ibre9lnnobme  fiii  not^menbig,  in» 
bem  mon  beim  6ntfteben  eines  SiatuibingeS  einen 
fi(i|  gleid^bleibenben  ©loff  ODiauSfefeen  ju  muffen 
glaubt,  welltet  fid&  öbnüi^  ju  bem  9(ahn:binge 
I  Detboll,  mie  ein  ©toff  gu  bem  ffun^eife,  atliftS 
!  aus  i^m  geformt  wirb.  3nbeg  fragt  eä  fii^,  ob 
1  biefe  SöotauSfe^ng  not^menbig  ifl,  ob  eine  IRotux- 


1007 


SRaterte  unb  ^f^tm. 


1008 


iü  Bebingt  burd^  Me  ^om,  toetl  burd^  biefe  ber 
Stbtptt  fein  Sofetn  unb  feine  f pecifif d^e  SBef enl^eit 
l^t.  2)ie  gorm  ift  bolzet  nid^t  allein  $rtnci))  bed 
Seins  unb  ber  Sinl^eit,  f onbem  aud^  beS  SBirIen§ 
beS  übrptxli,  toeil  bod  äBirlen  burd^  baS  SBefen  be§ 
Rbxptx^  bebingt  ift.  2)e^]^atb  enblid^  ifl  bte  t^orm 
ani)  ba§  $rinci))  ber  Srfennbarfeit  be§  J{5r))erS. 
•—  3Ran  nennt  aud^  ben  93egriff,  »oburd^  boS 
SBefen  beS  JlörperS  auSgebrudtt  mirb,  tjfomt.  S)ann 
ift  aber  bie  forma  metaphysica,  ber  SBefenS« 
begriff  be§  ff5r))erg,  genteint,  int  Unterfd^iebe  t)on 
ber  forma  physica  ober  ber  f ubftantieQen,  ntit  ber 
SRaterie  ben  pl^^flfd^en  Sibtpzx  conftituirenben 
Sform.  —  fßon  ber  materia  prima  ift  bte  ma- 
teria  secunda,  unb  Don  ber  forma  substantialis 
bie  forma  accidentalis  )u  unterfd^eiben.  Ma- 
teria sectmda  ift  ber  bur^  SSerbinbung  ber  ma- 
teria prima  unb  ber  forma  substantialis  fd^on 
)u  einem  fubftantieOen  ©ein  geftaltete  Rbxptx, 
XDÜi^tx  afö  fold^er  bte  SlUglid^feit  befi^t  ntannig- 
fad^e  acdbentelle  äSerönberungen  in  ftd^  au^u> 
nel^men.  2)a§j[enige,  xoa%  biefen  Sibxptx  )u  einer 
Beftimmten  SBeranberung  betemiinirt,  ift  bie  forma 
accidentalis. 

2)er  gemorbene,  fertige  Hbtptx  Befielet  alfo  au3 
jtoei  $rinci))ien,  !Dtaterie  unb  f^omt.  Setrad^ten 
toxt  aber  bad  SBerben  bed  Jlör))erS,  fo  mirb  nod^ 
ein  britted  ^rindp  angenommen,  bie  Beraubung 
(privatio).  Sd  entfielet  nömlic^  ein  Rbxptx  nid^t 
aud  9iid^td,  f onbem  au§  Dorl^anbenem  HbxptX' 
lid^n.  2)iefe8  lann  aber  nur  infofem  toerben,  afö 
ed  baS,  toa§  ed  mirb,  nod^  nid^t  ift,  alfo  ber  Sform, 
mhuxä^  e§  biefeS  beftimmte  S)ing  mtrb,  nod^  er« 
mangelt  ober  Beraubt  ift.  2)a§ienige,  tooDon  ber 
SBerbe))roce|  bed  2)tngeS  auSgel^t,  ift  alfo  mit 
einem  3JlangeI  bel^aftet  fofem  eS  bie  Betreffenbe 
Sform  l^aben  f ann,  aber  il^rer  nod^  ertnangelt.  Sßetm 
im  $ro}e^  be§  SBerbenS  bie  fubftantieQe  f^form 
jur  SKaterie  l^injutritt,  f  o  entfielet  baS  S)ing  (gene- 
ratio);  Wenn  aber  bie  accibenteDe  gform  gu  einer 
f  d^on  beftimmten  SHaterie  (materia  sectmda)  l^in« 
}idommt,  fo  mirb  baS  S)ing  t)eränbert  (alteratio). 
tjemer,  toenn  bie  fuBftantieHe  Qform  üerfd^minbet, 
fo  öergel^t  baS  ®ing  (corruptio);  üerfd^ioinbet 
aber  bie  acdbentelle  f^orm,  fo  entfielet  uiieberum 
eine  ißeränberung.  2)te  ßntftel^ung  eines  ftörperS 
gefd^iel^t  nun  in  ber  SBeife,  ba^  bei  bem  t)or]^an- 
benen  ftörper,  moraug  ber  neue  entfiel  bte  Sform 
untergel^t  uttb  au§  ber  iurüdCgebliebenen  ÜJlaterie 
bie  3form  beö  neuen  ftörperS  ebucirt  loirb.  3-  93. 
SBafferftoff  unb  ©auerftoff  toirb  baburd&  juSBaffcr, 
bafe  bie  gorm  beS  SBaffer»  toie  bie  beS  ©auerftoffS 
untergel^t  unb  au8  ber  übrig  gebliebenen  STlaterte 
bie  Sform  bed  äBafferS  l^eroorgel^i  2)te  aQen  92atur« 
lörpem  gemeinfame  SDlaterte  fann  toeber  burd^ 
®eneration  entftel^en,  nod^  burd^  Sorru))tion  Der« 
gelten.  Sin  in  fid^  toanbelbareS  @Iement,  lamt  f^e 
5ioar  ftetd  anbere  ^formen  aufnel^men,  bleibt  aber 
in  fl(^  Betrad^tet  berfclbe  unBefKmmte,  paffiöe 
©runbftoff.  ®ie  öerfÄtebencn  fubflontieJIen  3for- 
men  entftel^en  bei  ber  Generation  unb  gelten  uttter 


Bei  ber  (Sorru))tion  ber  Stixptx,  unb  buxd^  Uftne 
entfielet  micber  ein  anberer  (ober  meliere  anSece> 
Rbxptx  (nuUa  corruptio  sine  generatione  mb 
umgelcl^rt).  3nbem  alfo  bei  ieber  gomnitüm  eine 
Sform  öerf d^minbet,  entfielet  immer  eine  neue  gonau 
unb  itoax  aus  ber  SDtaterie  beS  corrumpirien  fttte« 
perS  (eductio  formae).  ©o  entfielet  alfo  bei  bct 
®eneration  jiebeSmal  eine  neue  ©ubftani  bmc^ 
baS  ^eroortreten  einer  neuen  fubftantieHen  %om, 
unb  ebenfo  gel^t  bei  ieber  Somiption  eine  ©nl' 
ftanj  ju  ©runbe  burd^  Uittergel^en  einer  fubPffl^ 
tieHen  Sform.  3nbcm  femer  burd^  Serbinbmn 
ber  nmen  ^form  mit  ber  SRaterie  eine  ©ubfimq 
entfielet,  mirb  nid^t  allein  bie  SDlaterie  burd^  bie 
tüform  begrenzt,  fonbem  aud^  bie  t^orm  bur^  bie 
SKaterie  befonbert,  fo  ba|  fie  inbiöibueBe  ®gef 
fd^aftm  empfängt  —  Sie  SKaterie,  »eld^  ffir  ftd^ 
allein  nie  cjiftirt  l^at,  mürbe  «nfangS  üon  (Sott 
gcfd^affen  unter  ben  Qformen  ber  bier  (Semente 
ober  einfad^en  Rbxptx  (grbe,  SDßaffer,  Suft,  8feuet). 
3lu§  biefen  einfad^en  Äörpem  entfiel&en  bann  fcfe 
gemif  d^ten,  inbem  bie  urfprfinglid^en  gormen  unleti 
gel^m  unb  auS  il^rer  ajlaterie  bie  neuen  gforma 
ber  gemifd^tm  Äörper  ebucirt  werben,  3ebodJ 
gelten  bie  erften  gormm  ber  öier  gletnente  Beim 
Sntftel^en  gemif d^ter  ftörpcr  nid&t  ganj  unter,  fon^ 
bem  fie  bicibm  potentiell  in  ben  gemifd^ten  StbtpOL 
unb  tretm  bei  ber  Korruption  berfelben  wiAa 
actueH  auf.  S)ie  gntftel^ung  ber  gemifd^tcn  HbtM 
öoH^iel^t  ftd^  in  ber  gonjen  9Iatur  in  berfelbei 
SBeife.  Ueberall,  in  ber  anorganifd^en  »ie  in  ber 
organifd^en  Statur,  eiüftel^en  bie  gemif d^ten  Äörpec 
aus  ber  materia  prima  unb  bm  ebucirten  fii(> 
ftantietten  fjformcn.  3n  ber  organifd^n  5flatar 
ftnb  biefe  baS  fiebenSprincip  ober  bie  ©eele.  9in| 
ber  ÜDlenfd^  ift  ein  SSereinStoefm  auS  materia 
prima  urü)  ber  fubfianticDen  fjorm,  meldte  ober 
|ier  nid^t  ber  auS  ber  9naterie  ebucirte,  fonbem 
Don  ®ott  gefd^affene  ®eiß  ift. 

SDßaS  nun  bie  ©ered^tigung  biefer  fd^otoftifd^ 
giaturanfd^auung  öon  SKaterie  unb  gorm  betrifft 
fo  mufe  öor  ancm  betont  werben,  bafe  fie  bmi 
Sel^rmtfd^eibungen  berffird^e  nid^t  als  aiisfdJBe|i 
lid^  rid^tig  gcforbert  wirb.  3»ö«  Dertoirft  baS 
Soncil  Don  ^ienne  als  l^öretifd^  bie  Seigre,  qnod 
anima  rationalis  seu  intellectiva  non  sit  fomia 
corporis  htmiani  per  se  et  essentialiter.  SMI« 
felbe  beftimmt  baS  Lateranense  Y.  unb  in  neuer« 
Seit  (1857)  ^iuS  IX.  in  bem  93reöe  gegen  ®ünt^ 
3nbe|  ^baS  Soncil  Don  ißimne,  mie  bie  äbriM 
Sel^rentfd^eibungen,  moQen  nid^t  bie  pl^ilofopl^fd^ 
Seigre  Don  ber  erften  ÜJlaterie  unb  ber  gorm  aO 
SBefenSbeftanbtl^eilen  ber  fförper  jum  S)ogmd 
mad^m,  toaS  allgemein  jugeftanben  mirb;  abei 
aud^  nid^t  einmal  binftd^tlid^  beS  SReufd^en,  oB 
ob  }u  glauben  fei,  ber  aJlenfd^  befleiße  auS  ba 
reinen  ^5glid^feit,  toeld^e  materia  prima  genamil 
wirb,  unb  ber  üemüitftigen  ©eele  als  SDBefenSfon» 
. . .  S)aS  ®ogma  beftimmt  öielmebr  bie  Seele  oB 
bie  unmittelbare  äßefenSform  beS  J7drperS  is 
©inne  ber  materia  propria,  nid^t  im  ©inne  ba 


1009 


SRatetie  unb  Sform. 


1010 


Dit0ria  prima.    SDem  3)ogma  jufolge  ift  bte 

Mpfede  aI8  baSjormelle  ^ünäp,  »eld^eS  ffir 

bol  ffiefen  beS  SRenf d^en  beiUmmenb  ift,  im 

(kgenfatje  ju  einem  materiellen,  bejtimmung§- 

idiarftigen  SBefenSt^eile  }u  Derftel^en"  (@d^el][, 

ta^l  S)ogmQtif,  aRünftet  1891,  U,  287).  (£§ 

ntoKest  olfo  bie  fd^olaftifd^e  Slnfd^auung  t)on 

Shdine  unb  gform  bet  freien  3)i§cuffton.  3ii' 

Bfi^f^  bebarf  fie  einer  SkrBefferung.  2)ie  materielle 

Seit  be^t  nämlid^  nid^t  au8  Dier,  fonbem  au§ 

tkäoi  einfad^  Elementen,  beren  bie  S^emie  gegen« 

ttbiig  thoa  70  (ennt.  Urfprünglid^  mü^te  alfo 

bie  Sbiterie  unter  ebenfo  Dielen  gfonnen  gefd^affen 

Ion.  S>iefe  SSerbefferung  ift  aUerbingS  nid^t  ttiefent- 

li^;  oier  gan|  mefentlid^  unb  entf^eibenb  für  bie 

(oBtioMfe  vji  bie  ^xa%t,  ob  bie  Elemente  bei 

itRiStcfd^g  }u  utfammengefe^ten  j{ör))ern  il^re 

fB^tontieDe  Sef c^aff enl^  behalten,  ob  alfo  in  ber 

^emijd^  ÜRifd^g  ein  fubfiantieÜeS  Sel^arren 

te  demente  ftattfinbet  ober  nid^t.  S)ie  Sd^olafti! 

läBgnet  biefeS  fubfiantieHe  Sel^anen ;  fte  lögt  bie 

Sonnen  ber  (Elemente  untergeben  unb  aud  ber 

Mtteria  prima  bie  gform  beS  gemifd^ten  fförperS 

teowitreten.  Snbeg  fep  eS  in  ber  9{ad^fd^oIafti! 

KB  inr  (Segenmort  nid^t  an  Stimmen,  ttield^e  für 

bol  fnbftontiene  Sel^orren  ber  SIemente  in  ber 

SÜfi^g  eintreten  unb  fid^  bafür  f elbft  auf  Srifto- 

bkl  iitfffi|en  fud^en.  (iBgl.  t  Pfeifer,  S)ie  Son« 

tafterfe  über  oaS  Sel^arren  ber  Elemente  in  ben 

IhiMubungen  don  9lrifh)tele8  bis  ^ur  ©egenmart, 

111879.)  3n  ber  Il^at  ift  fein  ©runböorl^anben, 

aqnd^men,  bo|  im  d^emifd^en  $ro}e{fe  bie  ßle« 

«este  Vftt  fubftantieHe  93ef d^affenl^eit,  il^re  eigen« 

4BaKd^inunDerftnberIid^en3ct^Ient)er|äItn^^ 

ajiegffniipften  Jhöfte  t>tA\mn,  unb  bag  ftatt 

bcjfm  eine  neue  fubftantielle  Sform  auftrete.  SBobl 

ingtbcr  gemifd^e  fförper  ßigenfd^aften,  meldte  fei» 

VI  elcmentoren  Sefianbtl^eUen  nid^t  ^ufommen. 

Ber  bonmd  folgt  nid^t,  bag  in  bem  gemif  d^ten  übt* 

)Ki  MeSubftou}  ber  (Elemente  untergegangen  unb 

(OK  scne  ff5r))erf orm  aufgetreten  fein  mug.  SnberS 

jll  baS  Seri^oUen  ber  Elemente  im  freien,  anberg 

iB  geihmbenen  3uft<ntbe.  2)ie  (Etgenfd^aften  be§ 

S^m  Mrperd  finb  9lefultate  be§  ©ebunben- 
bcr  (Elemente  unb  ber  2)urd^bringung  il^rer 
Mfit  6auerftoff  imb  SBafferftoff,  }h)ei  farblofe 
Soft,  tKrmifd^  fid^  )u  Sßaffer,  meld^eS  gatt) 
Qtee  Sefd^ffenl^  jeigt  al§  iene  Elemente. 
KuBt  man  nun  jmei  concentrifd^e,  in  einanber 
lß#t  yaiffcm,  bie  Süßere  Don  glaftrtem  Ißor' 
¥m,  iDd^e  lein  (8a8  burd^Iogt,  bie  innere  oon 
Mfes^  (gas  burd^Iaffenben  %f^on,  giegt  in  bie 
^  K^  IBaffer  unb  fe|t  ben  Wppatat  einer 
P|eii^i|e  oud,  fo  )erfe^t  fld^  ber  SBafferbampf ; 
^  Sonerj^ff  bleibt  in  ber  innem  Siöl^re,  unb 
te  kUUeie^  fomie  größere  Cfepanjiongfraft  be- 
mk  Safferfioff  bringt  burd^  bie  ))or5fen  SBönbe 
^  incm  915^  unb  befinbet  ftd^  jmifd^en  biejer 
l^bcr  fiu|ent  fRSfutt.  ^ier  ^at  augenfd^einlid^ 
^Kfoinqrtion  unb  (Generation  t)on  fubftontiellen 
^fmta  fattgefmiben,  fonbem  ber  im  SBaffer  ac> 


tueQ  Dorl^anbene  @auer{}off  unb  SBafferftoff  l^aben 
fid^  getrennt,  ©o  bürfte  bei  jebem  d^emtfd^en  ^ro» 
5ef[e  ba§  fubjtantieüe  Sel^anen  ber  Elemente  in 
ber  SJlifd^ung  angunel^men  fein.  3u  biefer  Snnal^me 
bröngt  un§  ^au))tföd^nd^  bie  @d^n)ierig!eit  ber 
fd^olaftifd^en  Seigre  betreffs  ber  ßntfte^ung  ber  fub« 
ftantieDen  formen.  SBenn  nömlid^  bei  ber  d^emi- 
fd^en  SRifd^ung  bie  formen  ber  (Elemente  unter- 
gelben,  unb  bie  fubftantieHe  ^jform  be§  neuen  ge« 
mifd^ten  ÄörperS  auftritt,  fo  fragt  e§  ftd^,  mofer 
biefe  fubftantieHe  ^otm  fomme?  @ie  foQ  auS  ber 
materia  prima  ber  corrumpirten  (Elemente  ebucirt 
merben.  %ber  in  ber  aUer  Oualitöt  ermangeinben 
aRaterie  fann  bie  neue  Qform  nid^t  entl^alten  fein, 
aI(o  aud^  nid^t  au§  il^r  afö  beren  SBirhtng  l^erDor- 
gelten.  3Slan  gibt  biefeS  gu  unb  lö^t  bie  f^orm 
nur  in  Sbl^öngigfeit  Don  ber  ültaterie  entftel^en. 
Sßeld^eS  ift  bann  aber  il^re  SBirfurfad^e?  SßoUte 
man,  toie  eS  gelegentlid^  gefd^el^en  ift,  bafür  eine 
übcrirbifd^e  Urfad|e  (bie  ©eftime  ober  (Sott)  an« 
fe^en,  fo  föme  ba§  einem  Sierjidbt  auf  eine  natür» 
li^e  (ErHörung  ber  Staturpro^effe  gleid^.  (E8  ift 
einfad^  unb  leidet,  aOe  Staturbitbungen  auS  ma- 
teria prima  unb  ben  betreffenben  fubftantiellen 
formen  entftel^en  unb  beftel^en  )u  laffen,  j.  S. 
Sifen,  ©tein,  ^ol}  aud  materia  prima  unb 
ber  ßifen»,  ©tein»,  ^oljform.  ?tter  eine  Jlatur» 
erflörung  bleibt  bad  fo  lange  nid^t,  al§  man 
nid^t  erüären  lann,  mol^er  unb  toxt  bie  betreffen- 
ben Sformen  entfielen.  Slel^nlid^e  ©d^wierigfeiten 
ergeben  fid^  in  ©etreff  ber  ßabaoerform.  Sei 
ben  lebenbtgen  SBefen  ift  nämlid^  bie  fubftantieOe 
tJform  (SebenSjjrincip,  ©eele)  nid^t  blofe  ^rincip 
be§  Seben§,  fonbem  aud^  ber  ff örperlid^f eit.  ©tirbt 
ein  Iebenbige§  SBefen,  fo  Derliert  e§  bie  forma 
substantiflJis  unb  mügte  begl^alb  aud^  feine  ff5r- 
ptxixi)Uxt  Derlieren.  S)a  nun  biefe  tl^otföd^Iidb  in 
Sform  be§  &tbat)erS  beftel^m  bleibt,  fo  bebarf  fte 
einer  neuen  fubftantiellen  Sform,  ttield^e  nad^  fd^o- 
laftifd^er  Slnfid^t  im  Slugenblidfe  beS  2obe8  ent- 
fielet, bad  liefen  be§  SabaoerS  conftituirt  unb 
be^l^alb  forma  cadaverica  gmannt  mirb.  9(b- 
gefe|m  Don  fd^mierigen  Sonfequenjen  biefer  9(n- 
ftd^t  in  Se^ug  auf  ben  fieid^nam  €|rifti,  Dermi^t 
man  aud^  l^ier  bie  SBirfurfad^e  für  bie  SabaDer- 
form.  9laturgemö^  Derl^ölt  ftd^  bie  ©ad^e  bod^ 
mol^l  f  0,  ba^  bie  ßlemente,  meldte  burd^  ba§  fiebenS« 
princip  5um  lörperüd^en  Organismus  geflaltet  fmb, 
beim  Sobe  Don  ber  ^errfd^aft  be§  S*en§princi|)S 
befreit,  iejt  il^re  organif^en  SSerbinbungm  dl- 
mälig  auflöfen  unb,  il^rer  Slffinität  entfpred^enb, 
anbere  SSerbinbungcn  eingel^en.  SDßaS  bann  bie 
materia  prima  betrifft,  fo  fann  man  fte  felbft- 
Derftänbfid^  nid^t  birect  crfennen  unb  nad^meifen. 
3lber  man  l^ält  il^re  Slnnal^me  für  notl^wenbig,  in- 
bem  man  beim  ßniftel^en  eines  JlaturbingeS  einen 
ftd^  gleid^bleibenben  ©toff  DorauSfe^en  gu  müffm 
glaubt,  toeld^er  ftd^  öl^nlide  ju  bem  Jlaturbinge 
Derl^ält,  loie  ein  ©toff  ju  bem  ffunjtoerfe,  weld^eS 
aus  il^m  geformt  »irb.  3nbe^  fragt  eS  fld^,  ob 
biefe  SSorauSfe^ung  notl^ttenbig  ift,  ob  eine  9Jatur- 


1011 


SKaternu«,  bcr  1^1.  —  SKatl^ctt). 


101! 


bilbung  nid^t  anberS  gebadet  tDerben  lönne,  al§ 
ba|  }u  einem  ftd^  gletd^bleibenben^  qualitötlofen 
©toff  ein  ?lcuc§,  bic  fubftontiette  gform,  l^ingu» 
trete.  Stimmt  man  beim  d^emifd^cn  ^rogeffe  ba§ 
fiAftonticHe  fBtfyxmn  ber  ßlcmcnte  an,  fo  wirb 
mit  ber  fubftantieUen  Qform  aud^  bie  materia 
prima  äberflüfjtg. 

Somit  l^at  bie  fd^olaftifd^e  TioturerHärung  il^re 
gewi^tigen  Sebenfen.  ^ber  eS  liegt  ein  beod^tenS« 
toertl^cr  ©cbanf e  barin.  ©ofem  nämlid^  ber  Äörpcr 
feine  mefentlid^e  Seftimmtl^eit  l^at,  moburd^  er  ftd^ 
t)on  anberen  ^ör))em  unterjd^eibet,  mu^  er  aud^ 
ein  einl^eitlid^eS  ^rinci))  in  ftd^  l^aben.  S)eutlid^ 
feigen  mir  biejeS  in  ber  organifd^en  SBelt.  2)er 
organifd^e  Körper  befielet  au§  einem  Stoffe  (nid^t 
aus  materia  prima,  f onbern  au3  Sauer-,  SBaffer*, 
jtol^lenftoff  u.  f.  m.)  unb  einem  einl^eitli^en  ^rin- 
c\p,  bem  Seben§))rinci^,  meld^eS  ben  elementaren 
Stoff  )U  einem  Organismus  geftaltet  unb  als 
folgen  erl^ölt  unb  bel^errfd^t.  S)iefeS  ^rincip 
fönnen  mir  bie  SBefenSform  beS  Organismus 
nennen.  So  t)erplt  eS  ftd^  bei  ber  ^fiange,  beim 
3:]^iere  unb  beim  3Jlenfd^en.  3lud^  ber  ÜJlcnfdhcn» 
leib  befielet  auS  elementarem  Stoffe  (etma  14  Sie- 
menten)  unb  ber  Seele  als  SBefenSform,  als  fub» 
ftantiellem  $rinci^,  meld^eS  fid^  auS  bem  elemen» 
taren  Stoffe  ben  lebenbigen  OrganiSmuS  aufbaut, 
benfelben  erl^ält,  burd^  il^n  em))finbet  unb  in  il^m 
bcnft.  3n  Setreff  ber  anorganifd^en  3latur  mad^cn 
eS  Derfd^iebene  6rfa]^rungSt|atfad^ennid^t  unma^r" 
f d^einlid^,  ba|  ben  t)erfd^iebenen  dlementen  ein  ge« 
meinfamer  Stoff  )u  ®runbe  liegt,  ein  allgemeiner 
SBeltftoff,  meld^er  erft  ju  ben  qualitatio  oerfd^ie» 
benen  Stoffckmenten  (Sauer«,  SBafferftoff  u.  f.  m.) 
mirb  burd^  bie  d^emif(^e  jlraft  beS  Sauer»  ober 
SBafferftoffeS  jc,  meldte  ffraft  man  mit  ber  forma 
Bubstantialis  ber  Sd^olaftifer  Derglei^en  fann. 
S)ie  gemifd^ten  St'öxptt  entftej^en  bann  burd^  d^e» 
mifd^e  SSerbinbung  ber  unocränbert  fid^  gleid^  blei« 
benben  Elemente.  Stile  9laturbilbungen  ftnb  ba> 
nad^  feine  Stofföermanblungen,  fonbem  nur  S5er« 
binbung,  SluSid^eibung  unb  Umfejung  ber  ftd^ 
gleid^  bleibenben  Elemente.     [®.  ^agemann.] 

^itmuSj  ber  1^1.,  f.  gud^ariuS  IV,  945 
unb  »öln  Vn,  831. 

'SBMttnns  ^itmiois,  f.  gfirmicuS. 

9btl9ti,  äol^anneS  oon,  f.  3:rinitarier. 

^Kat^ait,  a.  im  31.  2.  (-»Ptt)  i.  ein  ^riefter 
beS  Saal,  mcld^er  bei  3oaS'  Regierungsantritt  oom 
SSoIfe  getöbtet  mürbe  (4  »ön.  11,  18.  2  ^ar. 
28,  17)  2.  ®er  SSater  bcS  Sa^atiaS,  mel- 
d^er  bem  Äönig  SebcciaS  jurcbete,  SeremiaS  l^in» 
rid^ten  m  laffen  (3er.  38, 1).  —  b.  3tn  5R.  %. 
(Maxdav  ober  MaxödtT)  ber  ©rofeöater  beS  1^1. 3o« 
fep]&,  beS  ©emal^lS  aJlaria'S  (SOlatt]^.  1, 15.  2uc. 
3, 23).  [ftaulen.] 

Wt^^i^^9  im3l.2.(n:nn»,  *n;nFite)  l.öier 
öerfd&iebene  ßeöiten  (1  $ar.  9,  31 ;  15,  18.  21 ; 
16,  5;  25,  3.  21).  —  2.  Unter  ßSbraS  einer  ber 
3uben,  meldte  il^re  auSlänbif d^cn  grauen  entlaffen 
mußten  (1  esbr.  10,  43).  —  3.  ©in  ^riefter  jur 


Seit  esbraS'  (2  gSbr.  8,  4).  —  4.  (Maira«« 
}ur  3^it  ber  Seleucibenl^errfd^aft  berjenige  $i{i 
fter,  meld^er  ben  Slufftanb  ber  3uben  organijilii 
unb  auf  ben  burd^  SSoÜSmal^l,  meil  ber  bixcd 
Stbftamm  SlaronS  auSgeftorben  mar,  bie  ^ol^ 
pricfterttd^e  SBürbe  überging  (1  URad^.  2,  1  f. 
14, 29).  —  5.  ®er  Sobn  eineS  Sftlalom,  einer  Se 
SBenigen,  meldte  bei  bem  SHad^abäer  Smrnt^  ii 
beffen  größter  ©efal^r  auSl^ieÖen  (1 9Rad&.  11, 70) 
—  6. 2)er  Sol^n  beS  SRad^aböerS  Simon  unb  dtk 
beS  gleid^namigen  ®ro^t)aterS,  meld^^  mit  ba 
SSater  unb  einem  Sruber  Don  beS  erftent  Sd^ 
gert)ater  ^toIemöuS  erfd^Iagen  mürbe  (1  9ld4 
16, 14).  —  7.  Smei  SSorfabren  3efu  im  Stoa» 
regifter  beS  1^1.  SucaS  (Suc.  3, 25. 26).   [«mifaL; 

^^Biaü^efiks ^  Sol^ann,  t)ertrauter  ^nifixsgBi 
Sut^erS  unb  Serfaffer  ber  ^rebigten  über  2uSß 
fieben,  ju  9io^Ii^  in  Sad^fen  1504  geboren,  f» 
birte  einige  3^it  <^n  ber  Unit)erfitat  3ngoI^ 
l^ielt  fid^  f obann  gu  Wünd^en  unb  auf  bem  Sd^ 
Obelg^aufen  auf,  fam,  Don  SutberS  Sd^ften  et» 
genommen,  um  1529  nad^  SBittenberg,  um  Vf» 
logie  p  ftubiren,  mürbe  bter  fiutl^erS  mebrio^ 
3:ifd^genof(e,  erl^ielt  im  3. 1532  baS  Sd^ulredonl 
unb  fpäter  (1541)  baS  ^ftoramt  im  3oad^ 
tl^ale  unb  blieb  bort  bis  }u  feinem  3i)be  1565. 
S^atbeftuS  f^itlt  eS,  gleid^  allen  bamaligen  f» 
teftanten,  für  feine  Hauptaufgabe,  DorMemelfiil 
mtber  baS  Ißapfttbum  ^u  prebigen ;  bobei  tank 
er  aber  ni(|t  umbin,  unter  Dielen  JHagen  eisp 
gefteben,  ba^  tro^  beS  neuen  SbangeliumS  ok 
fieute  immer  arger  mürben,  unb  fd^rribt  bielb 
fad^e  nid^t  mit  Unred^t  ben  ^rebigem  ber  6oh> 
fibeS  }u.  ©egen  @nbe  feines  fiebenS  l^otte  er  fd^ 
lid^e  ^engften  auSpftel^ ;  bief e  bi^It  er  für  f» 
fed^tungen  beS  SatanS,  ber  il^n  }um  SlbfaÜe  m 
©otteS  Sarml^erjigfeit  unb  Dom  ©louben  on  M 
Slut  Sl^rifti  babe  jmingen  moQen.  Sr  l^intetfi^ 
febr  Diele  ^rebigten,  barunter  17  $rebigten  Mi 
„Einfang,  Seben,  Sebr,  ©efenntnife  unb  feRgentt» 
fd^iebe  Maridni  Lutheri",  bie  SSergpofHDe  Sf 
repta  (1562),  einen  2:ractat  Don  ber  SM4^ 
gung,  eine  bem  ^aifer  SOtasimilian  IL  hAwsk 
fonn«  unb  fefttaglid^  ^oftiD  über  bie  SDangefifl. 
^iftorie  Don  Sefr,  fieben  unb  Sterben  unb  Stf* 
erftel^ung  3efu  Sb^f^/  ^i^  Siebn  „9uS  meW 
^erjenS  ©runbe"  unb  „©err  ©ott,  ber  bu  ««h 
gSater  bift"  u.  f.  m.  aWatbeftuS  gel^örte  unter«» 
iorS  (f.  b.  3lrt.)  SInbanger.  Sin  ^laAtommt  W 
ibm,  Saltbafar  SRatbefinS,  l^at  1705  fein  S^ii 
beutfd^er  Sprad^e  berauSgegeben.  OBgL  3)oiIiii|)a 
Meformatton  n,  127 ff.;  fiebberbofe,  ®afi2de 
beS  M.  3ob.  SD^atl^efiuS,  beS  alten  IBergprebigeilii 
3oad^imSt]^aIe,  ^eibelb.  1849.)       [Sd^dM.] 

^ßatl^m,  P.  3:beobaIb,  O.  Gap.,  irifA 
OrbenSmann,  gemöbnlid^  ber  SRa^igfettSopop 
genannt,  mar  lO.October  1790  )u  S^omaSfa« 
in  2:ipperar9  geboren,  marb  f  rilb  DerUKiiSt,  ei^ 
feine  Sr^iebung  im  SoQege  )u  JhIfcnnQ,  trat  18( 
in  baS  Seminar  p  SHa^nootl^,  Derlie^  boSfd 
im  folgenben  ^af)xt,  um  ffapu)iner  )u  meibe 


1018 


aRat^Ibe,  bie  H 


1014 


Mcb  1814  }um  ^tieftet  geweil^t  unb  erhielt  {einen 
«Pm  ffiirfung^fieid  an  ber  Jhrd^e  fetned  Orbeng 
p80iL  f)ier  erlangte  er  bolb  eine  gro^e  ^opu- 
kritöt  bu^  feine  Ißflid^ttreue  in  ber  ©eelforge, 
te4  \^^  Serebfamfeit  unb  feine  @orge  für  bie 
Inoen.  Sr  lonnte  tjfreifd^ulen  für  beibe  ©efd^Ied^» 
to  ftiften  unb  ttiegen  dieler  bei  ben  93egrQbnif[en 
loÄnnmenbenUnge](|driQf  eiten  einen  eigenen  Stxx^= 
M  nad^  bem  SSorbilb  bed  Päre  Lachaise  in 
yöriS  anlegen.  Stngeftd^tS  ber  tiefgefunfenen  Sage 
der,  toorin  er  bie  nieberen  93oI!§flaff en  in  3rlanb 
ablidte,  ttxirb  bog  gro^e  3Ber!  feineg  Sebeng  balb 
M  Uniemel^men,  feine  armen  Sonbgleute  mora» 
^4  unb  bürgern^  )u  lieben.  %Ig  bie  ^au^t> 
nfad^  ber  Sertommenl^ett,  in  tueld^er  ftd^  bie 
msen  3ren  befanben,  erlannte  er  bag  Softer  ber 
Znmlfud^t  unb  fo  rid^tete  er  feine  gonge  Stl^ötig» 
fett  auf  bie  a9eläm))fung  biefeg  ©runbäbelg.  & 
|B^  )ucrfi  1838  in  Sorf  einen  SSerein,  beffen 
Sii^Ktber  fid^  }u  gonglid^er  Snt^oltung  Don  gei» 
Vm  ®etrön!en  t)er))Pid^teten  (f.  b.  Srt.  aßö^ig- 
fcitlttretne).  2)erfelbe  umfo^te  bolb,  boni  fei» 
V  feurigen  Birffomleit,  15  000  aRUglieber  bIo| 
ii  ber  @tabt  unb  erftredfte  ftd^  oud^  meit  über 
kl  vmliegenbe  fionb.  2)iefer  Srfolg  deronlo^te 
ifl  feine  Sli^tigfeit  ollmalig  über  bie  gonge  grüne 
difel/  f(>öttr  ou4  nod^  Siderpool^  ÜJlond^efter, 
BoBbon  unb  (SloSgom^  überi^aiipt  nod^  ben  @ont» 
idjmt&en  ber  irifd^en  93et)önerung  in  Snglonb, 
Cd^ottianb  unb  felbft  in  ber  neuen  SBelt  ouggu» 
iißaL  SMe  SBirfung,  nield^e  feine  begeiftembe 
Z|jttigfeit  ^erDorbrod^te,  l^otte  etmog  ebenjo  2Bun> 
Mores  urie  feine  gonje  Srfd^einung.  6r  mor 
« cSpiger,  l^od^emod^fener  3Rann,  ber  bie  SRen« 
fi^enfmmbltc^feit  felbft  }u  fein  fd^ien,  nod^  @itte 
M  Sänbcd  nid^t  in  ben  Orbengl^obit,  f onbem  in 
cnfMJ^  fd^UMrgen  ^riefterongug  gelleibet.  99ig 
9%  9Rorgeng  nKtr  er  für  iebermonn  gu  fpred^en; 
kon  lag  er  bie  l^ige  SReffe,  !om  big  SRittog 
fncn  |>riefierlid^en  unb  gefeäfc^oftlid^en  $f(id^ten 
■^  unb  btett  l^ierouf  SSerfommlungen,  meldte  ge» 
>i$R&d^  big  }unt  ßinbrud^  ber  9{o(|t  bouerten 
iri^  |tt  oeld^en  90e  ol^e  ^ugnol^me  3utritt  l^ot» 
tOL  3n  biefen  mürben  regelmo^ig  gegen  20  9}eben 
4(3g  tttm  i^m^  tl^Ig  Don  jiebem  ^nbern,  ber  ftd^ 
■tote,  geleiten,  unb  jeber  ber  10000—100000 
litoefenben  l^örte  eine  longe  Stetige  berfelben  ge« 
hSdg  an.  Sie  @runbfo^e,  meldte  er  Dertrot, 
fite  er  uberaQ  nur  olg  oUgemein  d^riftlid^e  ouf 
aA  tmuteb  f orgf öltig  jebe  ^bfd^meifung  ouf  bog 
Neffionene  ober  ))oIitifd^e  ®ebiet.  9Bie  il^m  bie 
vifugtai  feiner  leltifd^en  92otur  fo  ou^erorbent« 
^e  Sufbrengungen  bei  anwerft  mö^tger  Sebeng» 
^e  cdaubte,  fo  ntod^te  er  oud^  fel^r  glüdtlid^  oon 
ha  SRutteiiDil  (Sebroud^,  ber  oQen  3ren  gu  ®e» 
Me  pi^  (Ein  ongliconifd^er  ©eiftlid^er  l^otte  bie 
^m^mig  auggefprod^n,  ,,t$fot^er''  SVtotl^ett) 
w  bie  Beute  Iot](|olif(|  moc^en.  S)orouf  ont- 
Mde  er  in  einer  großen  äSerfornntlung  oon  ® eift* 
Bioimib  2aien  ieber  Sonfeffton:  „^ä)  nif^mt  eg 
toi  Rönne  md^t  übel,  bo^  er  eine  fold^e  ^efürd^* 


tung  l^egt  unb  ougfprid^t.  3d^  mu^  nur  bcmerfen, 
bo|  id^  obfid^tlid^  in  SBort  unb  Sl^ot  oKeg  Der» 
meibe,  wog  eine  fold^e  Sefiird^tung  l^erDorrufen 
tonnte,  unb  bo^  id^  mid^  biergu  für  Derpjli^tet 
l^oUe.  ®enn  id^  bin  berufen,  bie  Seute  nüd^tem 
gu  mod^en;  mollte  id^  fie  nun  oud^  fotboUfd^ 
mod^en,  f o  mürbe  id^  mir  meine  ^ouptouf gobe  un« 
möglid^  mod^en ;  eg  mürben  bonn  Diele  ^rotefton» 
ten  nid^t  mel^r  gu  mir  fommen,  mäl^renb  pe  mir 
je^t  Don  il^ren  eigenen  ^rebigem  gugefül^rt  mer« 
ben.  Stein,  mie  feft  id^  oud^  übergeugt  bin,  bog 
mir  Äotl^olifcn  bog  molare  Sl^riftentl^um  l^oben, 
unb  mie  fel^r  id^  oud^  münfd^e,  bog  oUe  SDlenfd^n 
gur  Srfenntnig  ber  äBol^rl^eit  gelongen,  fo  merbe 
id^  eud^  bod^  nid^t  lotl^olifd^  mod^en :  menn  bog 
fonft  feiner  t^ut,  fo  mügt  tl^r  eg  felbft  tbun."  Siefe 
mit  größtem  Seif  oK  unb  ©elod^ter  ouf  genommenen 
SBorte  tonnen  erflören,  bog  bie  $roteftonten  überall 
ftd^  ebenf 0  gu  i^m  bröngten  mie  bie  j^otl^oliten ; 
bie  ongliconifd^en  9}eDerenbg  erfd^ienen  Dor  il^m 
ouf  ber  9}ebnerbü]^ne  ober  legten  öffentlid^  Doril^m 
tnieenb  bog  ®elübbe  ber  temperance  ob.  ^ie 
3o]^I  ber  in  feinen  äSerein  oufgenommenen  tea- 
totallers  lägt  ftd^  oud^  nid^t  onnöl^emb  beftimmen ; 
einen  aRogftob  bofür  gibt,  bog  ftd^  einmol  20  000 
on  Sinem  2:oge,  ein  onbereg  SDloI  100  000  inner» 
l^olb  gmeier  2:oge  gum  Eintritt  meß)eten.  S)ie 
burd^  il^n  gemedfte  Segeifterung  mor  eine  fo  nod^« 
boltige.  bog  in  3rlonb  eine  groge  Sngol^I  Don 
Sronntmeinbrennereien  ben  Setrieb  einftefienmug» 
ten.  Obgleid^  bei  ber  Slufnol^me  oud^  groge  @um« 
men  ®clb  olg  freimiflige  Djjfer  in  feine  Öönbe 
fioffen,  f 0  mar  er  bod^  megen  unerfd&öpflid^er  SßJol^l« 
tl^ötigteit  genötl^igt,  ftd^  in  @d^ulben  gu  ftürgen 
unb  gule^t  felbft  in^g  @d^ulbgeföngnig  gu  mon» 
bem.  ®ie  Seil^ilfe  reifer  SSerel^rer  befreite  il^n 
iebod^  bolb  oug  bemfelben,  unb  in  rid^tiger  SBür» 
bigung  feiner  Serbienfte  gemöl^rte  il^m  bie  SRegie« 
rung  Don  bo  on  ein  Sol^reggel^olt  Don  800  $funb 
Sterling  (6000  SDlorf)  big  gu  feinem  Sobe,  ber 
om  8.  ^ecember  1856  gu  Oueengtomn  erfolgte. 
ÜRit  bem  Sluf^ören  feiner  perfönlid^en  SBirtfom» 
feit  erlofd^  mol^l  bie  Don  ibm  ongefod^te  Segeifte» 
rung  infomeit,  bog  nid^t  mel^r  oKe  gu  feinem  herein 
©el^örigen  bie  gelobte  DoUftönbige  Sntl^oltfomteit 
übten ;  oQein  bie  gfrüd^te  feiner  XJ^ötigteit  finb  big 
^eute  in  Srionb  fid^tbor,  infofem  bog  Softer  ber 
2:runffud^t  bort  bebeutenb  obgenommen  unb  ber 
®]^orofter  ber  nieberen  ©tönbe  eine  Diel  folibere 
©eftolt  ongenommen  l&ot.  SWotl^em'g  SSerfud^,  ouf 
ber  ^eimfe^r  Don  Slmerilo  auf  ben  SSiti»3nfeIn 
bog  Sl^riftentl^um  gu  begrünben^  blieb  ol^ne  nod^^^ 
l^oltige  IJoIgen.  [Äoulen.] 

^SBafAitbe,  bie  1^1.,  ©emol^lin  beg  beutf^en 
ftönigg  ^einrid^  I.  unb  SRutter  beg  Äoifcrg  unb 
Äönigg  Otto  I.,  ftommte  oug  bem  ©efd^Ied^te  beg 
©od^fenfürften  SBtbufinb  unb  batte  gum  SSoter  ben 
Someg  S)ictrid^,  ber  in  ber  SSiUo  ßnger  bei  §er« 
forb  mo^nte,  gur  SWutter  ober  SReinbilbo,  bie 
3:od^ter  eineg  bönifd^en  SSoterg  unb  einer  friefi« 
f d^en  SKutter.  Sl^re  grgiel^ung  genog  SWotl^ilbe  im 


1015 


ÜJlatl&ilbe,  bie  ^l 


im 


Älopcr  ^crforb  unter  il^rer  gIct(i^nQmtgcn  ®ro|« 
muttcr  öon  öätcrlid^cr  ©eite,  wcld^c  bofclbft  abtijfin 
war.  Öerjoß  Otto  ber  ©rlaud^tc  öon  ©ot^fcn,  bcr 
©ruber  bcS  fäd^ftfd^en  ©ro^grafcn  (§erjog§)  2u« 
bolf,  nad^  bem  bQ§  ^qu§  ber  fiubolfinger  benannt 
wirb,  l^atte  jwei  @ö|ne,  2:]^anfmar  unb  ^etnrid^, 
unb  ba  er  t)on  ber  @(!^ön]^eit  unb  ben  trepd^en 
©genfd^aften  bcr  iungen  SKatl^ifte  l^örte,  Jd^irftc 
er,  um  jid^  baöon  ju  übergcugen,  guerft  bcn  ©rafcn 
©ttmar  in'§  ff lofter.  ®icfer  bcfam  fte  mit  3ln« 
wcnbung  öon  Sift  ju  feigen,  worauf  bann  §ein« 
rid^  felbft  mit  glänjenbem  ®ef olge  öor  bem  ffloftcr 
erfd^ien  unb  um  SWatl^ilbe  warb.  Salb  folgte 
(909)  bie  ^od^jeit ;  gur  SWorgengabe  f  d^enfte  ^cin» 
reid^  feiner  ®ema]^Un  oOeS  jur  @tabt  SBaD^aufen 
©el^örige.  9lad&  Dtto'8  Sob  (912),  wcld^cm  §ein« 
xxäi  fuccebirte,  utU)  nad^  be§  ^^^^^  Srl^ebung  gum 
ffönig  ber  2)eutfd^en  würbe  !lRat]^iß)e  nid^t  ftolg 
ober  eitel,  unb  wenn  fie  aud&  öffentlid^  in  ©eibe 
unb  ßbelgeftein  erfd^ien,  fo  bewal^rte  fie  bod^  babei 
ein  gottgef öOigeS,  bemütl^igeS  unb  liebreid^eS  ^erg, 
fial^I  ft^  3la(!it^  oft  Don  ber  ©eite  i^red  ®ema]^l§ 
gum  ^ebet  weg  unb  legte  gerne  für  Unglüdtlid^e 
unb  ©efangene  gürbitte  ein.  Sl^ren  ffinbem  Otto, 
^einrid^,  SBruno,  ©erberga  unb  ^abwiba  gab  fte 
eine  trefflid^e  Srgiel^ung  unb  war  bie  ©eele  be§ 
fd^önen  gfamiUenleben^,  ba§  Sltem  unb  ffinber 
umfd^Iang,  wobei  ÜJlatl^übe  nur  ben  einen  i^el^ler 
ftd^  }u  ©d^uß)en  lommen  Iie|,  ba^  fie  für  il^ren 
©ol^n  ßeinrid^  eine  ju  gro^e  SJorliebe  l^atte.  ^m 
©terbebette  banfte  il^r  ^einrid^,  il^r  ©emal^I  (gcft. 
936),  bafe  fie  feinen  3om  oft  bejänftigt,  il^m  ju 
aUem  ©uten  Statin  gegeben,  il^n  gur  Sarml^ersig« 
feit  angeleitet  l^abe.  Sl^e  fie  no^  il^ren  S^rönen 
über  öeinrid^S  %oi  freien  Sauf  liefe,  war  e§  il^rc 
erfte  ©orge,  bafe  fogleid^  für  ^einrid^S  ©eele  bag 
l^eiligc  SWefeoljfer  entrid^tet  werbe ;  erji  bann  eilte 
fte  jur  Sei^e  unb  gofe  il^ren  ©(|mer}  in  l^eifeen 
D^ränen  ouS.  3u  biefem  nie  öerftcgenbcn  ©^merj 
gefeilte  ftd^  balb  ein  neuer.  ®em  ffönig  ^einrid^ 
folgte  als  ^erjog  unb  ffönig  nid^t  fein  ©ol^n  §ein« 
rid^,  wie  e§  SWatl^ilbe  wünfd^te,  fonbem  Otto,  bcr 
ältere  ©oH  infolge  beffcn  bcr  alte  Swift  awifd^cn 
ben  }Wet  trübem  ftd^  mel^r  unb  mel^r  t)erfd^lim» 
merte.  ^atte  SDlat^ilbc  burd^  il^re  SSorlicbc  für 
ben  lungern  ©ol^n  ben  ©amen  jum  Srubcrjwift 
auSgeföt,  fo  war  je^t  fte  eS  aud^,  weld^e  ftd^  aße 
aSül^e  gab,  bie  entzweiten  §erjcn  aßmälig  ju  Der« 
föl^nen.  SKatl^ilbe  fonntc  nun  wicber  ungeftört 
il^rem  ©ange  ju  SDßerfen  ber  fjfrömmigfcit  unb 
aJHlbc  tjolge  Iciften.  aJlit  unbefd^rciblid^er  3ln= 
bad^t  wol^nte  fie  ber  l^eiligcn  SWeffe  bei,  bei  ber  fie 
iebcSmal  Srob  unb  SBein  opferte,  ©pcifc  unb 
©d^laf  genofe  fte  nur  nad&  Jlotl^bebarf  unb  war 
beim  ^al^ncnfd^rci  oft  fd^on  mit  bem  gangen  $fal» 
ter  fertig,  ©clten  \a^  man  fie  erjümt,  nie  über« 
mäfeig  trauemb  ober  lad^enb.  93on  il^ren  ginfünf» 
ten  fpenbete  fte  freigcbigft  an  Slrme  unb  ©iener 
eWfti.  Mein  i^re  Sreigcbigfeit,  i^re  ÜJlilbt^ötig» 
feit  jogen  einen  fd^wercn  ©türm  über  fte  l^crbei. 
6S  öerbreitete  fid^  baS  ©erüd^t,  fte  l^abc  ungeheure 


©ummen  angel^öuft  unb  bcn  föniglid^  @^ 
burd^  il^re  überfd^wänglid^en  ausgaben  ffir  bk 
^rmen  gan}lid^  erfd^ö))ft;  Otto  glaubte  bano^ 
unb  felbft  öcinrid^  würbe  an  ber  SRutter  irre.  3»» 
Ic^t  t)erlief  fte  bie  il^r  t)ou  il^rem  ©emo^b  gci 
f d^cnftcn  ©üter  unb  30g  ftd^  in  il^re  ^etmat  {» 
rüd.  SKit  bcr  SRuttcr  50g  aber  bcr  ©egen  im 
Otto  unb  ^cinrid^  weg;  aüerlet  UngluAPe 
famen  über  fic.  2)a  bercbcten  ^riefter  unb  lät 
lid^e  ©rofee  bie  ©cmal^Un  Otto%  Sbi^,  fie  xOt 
hoä)  Otto  bewegen,  bie  SRutter  wieber  }nr3(^ 
rufen.  Otto  fd^idtte  eine  glänjenbe  ©efonbtfd^ 
an  SOtatl^ilbe  ab,  eilte  il^r  bann  felbft  entgegne 
ftieg,  al§  er  fte  erblidtte,  foglcid^  Dom  ^tAtwä 
bat  auf  bcn  ffntccn  um  Vergebung.  Sßeinenb  fle|k 
aud^  ^cinrid^  um  SSergeil^ung.  SOtot^ilbe  imäe 
nun  wieber  in  alle  il^re  ßl^ren  unb  ©üter  ei» 
gefc|t;  feitbem  ftörte  nie  mel^  ein  SJli^Öhmgbk 
ßinigfeit  unb  Siebe  ber  föniglid^en  gkimilie.  &i 
anbcren  Prüfungen  fel^lte  eS  inbef  Sflo^PM 
nid^t.  2)ie  gröfete  nad^  bem  2:obe  il^red  ©enudp 
war  ber  3:ob  il^rcS  geliebten  ©ol^neS  ^einrid^,  M 
ÖcrjogS  t)on  ©a^ern  (955).  ©eit  bieferSeit» 
taufd^te  fte  bie  föniglid^cn  ffleiber  mit  icam» 
gewönbem  unb  entfagte  allen  irbifd^  gfreiibat 
äl^rc  Eingabe  an  ©ott  unb  il^re  aßilbtpUtt 
um  Sl^rifti  willen  erl^ielt  jc^t  nod^  einen  1^5901 
©d^wung.  „®enn  gwcimal  beS  SageS",  ei^ 
i^r  öortrcfflid^cr  Siograp)^,  „fpeiSte  fte  bie  9xm 
unb  gab  t)on  il^rcm  eigenen  Xifd^e  bie  befim  8e> 
rid^te  ben  Slotl^bürftigcn.  aber  waS  SStoo;' 
ruft  ber  Siograpl^  au§,  „bafe  fie  gegen  SReiMn 
fo  wol^ltl^ätig  ift,  ba  Pe  au§  ben  ^al^n,  ber« 
©laubigen  ^um  S)ienft  ©otteS  aufwedt,  unb  \k 
Sögcl  näl^rt?"  SSßol^in  immer  fie  reiste,  liel  fe 
neben  bem  SDßagen  l^cr  SSßad^Sfeqcn  für  bie  Dm» 
toricn  unb  ©peifen  für  bie  Armen  auf  bem  ffly 
tragen.  SBcnn  fte  im  SBagcn  bem  ©ebete  ober  te 
Scctürc  oblag  ober  etwas  fd^licf ,  fo  burfte  ^ 
treue  SDicncrin  Siid^burga  feinen  armen  o^ne  (Sm 
ober  ®aU  Dorüber^ief en  laffen.  SBo  immer  p 
ftd^  im  aSinter  auffielt,  ba  forgte  fle  boffir,  boi 
unter  j[cbem  ^a(S)  töglid^  bie  ganje  9tad^t  l^itibndl 
baS  Steuer  brannte,  unb  ^uglcid^  liefe  fte  mder 
freiem  §immel  ein  geuer  unterl^alten,  bamit  Me 
SSorübcrgel^cnbcn  ftd^  warmen  fönnten  unb  in  bcr 
f^inftemife  bcr  9{ad^t  ein  wo^ltbötigeS  Sid^tlen^fb 
^or^ügli^  war  e§  ber  ©amStag,  an  weld^  |k 
aUwöd^entlid^  als  am  ^orabettbe  beS  ©onntogp 
unb  bem  ©terbetage  il^rcS  unt)ergefelid^  (ScM 
i^xtx  aRilbtpHgfcit  bie  ffrone  auffegte;  fie  Bc| 
bann  für  bie  ^rmcn  $öbcr  zubereiten,  wobei  pt 
oft  bie  ©ienfte  einer  Sabemagb  Derrid^tete,  m 
überfanbte  ben  ffranfen  baS  Sefte  Don  ber  IM|" 
lid^en  Safcl.  ^n  geiertagen  laS  jte  in  ^effij« 
Sudlern  ober  liefe  ftd^  barauS  Dorlefen.  anSBÖl' 
tagen  pflegte  fte  ^anbarbeiten  }u  Derrid^ten,  nb 
l^atte  fte,  gcl^inbert  burd^  SiebeSwerfe,  nid^tS  ä» 
beiten  fönnen,  fo  nal^m  fte  bod^  öor  Sifd^  unb  U 
bemfelben  ftel^enb  irgenb  eine  Arbeit  öor,  um,  1* 
fte  fagte,  baS  Srob  nid^t  umfonft  }u  effen.  Si 


aJlatMIbe  Don  Sd^ottlanb. 


1018 


e  Sfrau  mol^I  tou^te,  ba|  bomals  t)or« 
um  ben  ftidftem  alled  ®ute  ausging,  tote 
eine  ber  fd^önften  Slüten  biejer  Snfti« 
iabm  fte  fid^  aud^  ber  jHöfier  fel^r  an  unb 
t  Kl5ftet  )u  Oueblinburg,  9lorb]^aufen, 
Snger.  ^üt  ]o  Diel  ßbleS  nnb  ^eili« 
te  mirfte,  empfing  fle  f(i^on  l^ienieben 
il  beS  So](ine§.  3^<ii^  mu^te  fte  aud^ 
flen  Sol^ne  93runo,  bem  ouSge^eid^eten 
öon  Äöln  (j.  b.  Slrt.),  im  3-  965  in'S 
len;  aSein  in  ber  tiejften  ßl^rfurd^t  unb 
n  Siebe  Otto'S  unb  feiner  ^meiten  ©e« 
c  1^1.  Slbel^eib,  gegen  fte,  im  fröl^U^en 
t  l^eronblül^enben  @nf et  unb  Snf eltnnen 
r  glorreid^en  Stegterung  unb  Srl^ebung 
t  römifd^'beutfd^en  jtatfer  fanb  fie  einen 
3|.  3m  9ionnenftifte  IRorbl^aufen  fa^en 
(be  unb  Otto  )um  legten  ÜJtale.  9iad^- 
tu)d^mafö  red^t  bringenb  btefe§@tift  em« 
Wen  fie  mit  einanber  bie  l^cilige  SWeffc, 
tb  begleitete  bann  bie  SJhttter  ben  @o^n 
L  918  bann  Otto,  ber  f d^on  im  Segriffe 
areiten,  l^örte,  ba^  bie  SRutter  in  ber 
Stellen  läffe,  mo  er  geftanben,  eilte  er 
untdC  unb  httete  neben  il^r  nieber.  ®ott« 
nb  nun  bie  SRutter  auf  unb  entlieg  ben 
Sieben  Sl^rifti  92od^  einmal  befud^te 
lue  il^re  möfter.  3m  ©efü^Ie  be§  naiven 
ib  fie  fid^  bann  tmd^  OueblinBurg,  um 
@eite  i]^e§  ®ema]^I§  ^einrid^  begraben 
©terbenb  gab  fte  il^rer  Cnfelin  SWa- 
fpätem  «bttffin  bafelbft,  l^eilfame  Sel^» 
mugte  fte  5ur  Srbe  auf  ein  auSgebrei* 
um  legen  unb  il^r  ^aupt  mit  Slfd^e  be- 
iO  ftaxi  fte  am  14.  aßär)  968.  Qttoa 
^  nad^  il^rem  Sobe  mürbe  im  Jllofter 
n  ij^r  Seben  befd^rieben  unb  bem  jtaifer 
ctDibmet  (Vita  antiquior,  ed.  Eoepke, 
m.  SS.  X,  575).  3n  bemfelben  ßloftcr 
ann  auf  ©el^eig  i^re§  Urenfefö,  be§ 
inrid^  be§  ^eiligen,  eine  92eubearbeitung 
nS  (Yita  Mahthüdis  reginae,  Mon. 
IV,  283  sq. ;  Migne,  PP.  lat.  CXXXV, 
BcXL  Mart.  ü,  358  sq.;  eine  beutfd^e 
g  gab  3affö  in  ben  @$efd^.»@d^r.  ber 
Joqeit  ©eft  35).  ®cr  SRönc^  3Bibu- 
EinDeQ  feierte  i^r  ^Inbenfen  burd^  ein 
äogium  (Mon.  Qerm.  SS.in,  465  sq.). 
Einleitung  bei  ben  Soüanbiften  L  c; 
tn  91.  Sauf.  3Jlagaain  XLVin,  1871, 
il^bb.  ber  beutf^en  @efd^.  unter  ^ein« 
Otto  I.)  [©d^röbl.] 

»e  (Sbit^a?)  t)on  @d^ottIanb,  ®e» 
%  ftönigS  ^einrid^  I.  Don  Snglanb 
L35)  unb  jugleid^  bie  einzige  f^ottijd^e 
loeU^  fe  auf  bem  £^rone  SnglanbS 
rie  1079  geborene  £od^ter  beS  Königs 
Ummore  unb  ber  SRargaretl^a  Sltl^eüng. 
fiel  1093  bei  ber  93elagerung  eines 
gbid^eilig  Derlor  fte  i^re  fromme  SJhtt» 
riefe  mib  i^r  auSgegetd^neter  Seid^toater 


Slurgot  ftir  äJlatl^ilbenS  Srgiel^ung  getl^an,  toaxi 
t)oIIenbet  in  ber  Slbtei  Siomjet)  unter  ber  Seitung 
ber  berül^mten  Slbtiffin  fil^rijüna,  einer  lante 
SRatl^ilbenS.  ^ier  toaren  fte  unb  il^e  @d^mefter 
lange  Seit  ^flegetöd^ter  ber  5Ronnen  unb  lernten 
nid^t  nur  Sefen,  SRuftf  u.  bgl.,  fonbem  aud^  baS, 
maS  }u  einem  gottgef (i&igen  Sßanbel  gel^ört.  @))öter 
lebten  fte  mit  ber  laute  in  ber  Sbtei  SBilton,  ttield^e 
t)on  ber  ©emal^Iin  SbuarbS  bed  Sefennerd  für 
fd^ttarge  Senebictinerinnen  unb  gleid^  SiomfeQ  mit 
ber  Seftimmung,  bag  bie  jiebeSmalige  9lbtif fin  auS 
föniglid^em  ®eblüte  fein  muffe,  gegränbet  toorben 
mar.  9tad^bem  9Rat]^iß)e  jmei  Dortl^eill^afte  ^ei» 
ratSantröge  abgelegt,  trat  1100  ber  eben  }ur 
^^errfd^aft  gelangte  ^einrid^  L  al8  britter  ^freier 
auf.  2)ie  ^tifftn  Sl^riftina  toar  gegen  biefe  Bei- 
rat, unb  ba  SKatl^ilbe  ben  ©d^leier  getragen,  er- 
gaben ftd^  @d^n)ierig!eiten.  2)ie  Sngelegen|eit  mar 
t)on  groger  ))olitif  d^er  äBid^tigleit,  inoem  ^einridb  I. 
burd^  bie  ^eirat  mit  einer  2:od^ter  beS  alten  ff5- 
nigS^aufeS  feinen  Sll^ron  am  beften  befeftigen  unb 
bie  alte  unl^eilbringettbe  ßiferfud^t  gtoifd^en  Singein 
unb  9tormannen  befönftigen  lonnte.  ^nfelm  Don 
Santerbur^  (f.  b.  9lrt.)  mürbe  auS  ber  SSerbannung 
5uräd(geruf en,  um  in  bief er  @ad^e  3taÜ)  gu  fd^affen. 
6r  öeranftaltete  im  ^^erbfte  1100  eine  ©^nobe  ju 
Sambet)^,  meldte  ben  Sntfd^eib  gab,  ba  !Dlat]^iloe 
meber  burd^  ein  ®elübbe  ber  Sltem  nod^  burd^ 
eigene  SBal^l  ftd^  bem  9lonnenftanbe  gemibmet 
l^abe,  fte^e  e§  il^r  frei,  eine  6^e  einjugel^en.  SKat- 
tl^öuS  t)on  ^ari§  behauptete  fpöter,  aHatl^ilbe  fei 
aUerbingS  eine  @ott  geme^te  9lonne  gemefen,  mo- 
nad^  bie  Sl^e  berfelben  facrilegifd^  l^ötte  fein  mfiffen 
—  attein  bie  öor^anbenen  Slcten  ber  S^nobe,  fo- 
mie  alle  anberen  ^^ifiorifer  entlröften  fein  3wtg- 
ni|  t)5aig.  S)agegen  ift  getoi^,  ba^  nad^  Sefei- 
tigung  ber  red^tlid^en  Sebenflid^Ieiten  fid^  bei 
SVtatl^ilbe  moralifd^e  einfteUten;  bod^  fanb  ata 
HKartinStag  1100  (11.  Jlooember)  il^re  SSerel^e« 
lid^ung  unb  jhönung  in  ber  äBeftminfterabtei  ftatt. 
2)te  ^eirat  mar  Don  ben  fegenSreid^ften  f^olgen 
für  ßnglanb.  Smar  bouerte  ber  3ut)eftiturjheit 
nod^  einige  3al^re,  unb  belonntlid^  mu^te  Slttfelm 
t)on  ßanterburQ  nod^  einmal  1105  in  bie  ißer- 
bannung  toanbem ;  allein  nad^  biefer  Stit  l^atte 
ber  Äird^enfriebe  ©eftanb.  §einrid&  I.  lebte  im 
beften  ©inöemel^men  mit  benuurüdfgcfe^rten  $ri« 
ma§  unb  regierte  f o,  ba^  bie  Snglat^er  nod^  b^ute 
feines  SobeS  öott  finb.  ^erglcid^t  man  baS  frül^ere 
Seben  unb  ©ebal^ren  biefeS  JlönigS  in  ürd^lid^ 
©ingen  mit  feinem  fpätem,  fo  mü^te  man  auf 
ben  mol^ltl^ätigen  6inf(u^,  ben  bie  fromme  ®e« 
mal^lin  auf  il^n  ausübte,  aufmerffam  »erben,  menn 
au^  feine  beftimmten  biftorifd^en  Seugniffe  bafür 
vorlägen,  ©old^e  liegen  aber  üor,  unb  fd^on  ibre 
eigenen  ©riefe  (moöon  6  einer  englifd^en  Ausgabe 
üon  SlnfelmS  äBerlen  beigebrudCt  fmb)  bemeifen, 
bafe  fte  als  bie  tauglid^fte  unb  mirffamjie  93er- 
mittlerin  gmif  d&en  Slnfelm  unb  ^einrid^  L,  gmifd^en 
ftird^e  unb  ®iaai  baftanb.  SRatl^ilben  unb  il^rem 
t)on  il^r  l^od^Derel^rten  geiftlid^en  SSater  )umeift  t>er- 


1019 


ÜJlatl^ilbe  Don  2:u§cten. 


102; 


banfte  bte  Rxtä^t,  ba|  in  Snglonb  baS  ^d^en* 
red^t  ©eltung  l^tte,  unb  ba^  natnentliii^  anä)  bie 
ß^etoftgfett  be§  SleruS  burd^gefe^t  n)urbe.  ^eüt' 
rt^  I.  brad^te  bie  ^erabgefommenen  UniDerfttäten 
Eambribge  unb  Offorb  wicbcr  in  bie  ©öl^e,  griin» 
bete  bie  SiStl^ümer  EarliSle  unb  6I9,  bie  Slbteien 
öitl^e,  SReabing  unb  Kirenccfter,  foioie  bie  ^rojjftei 
S)unftan.  SWatl^ilbe  felber  ftiftete  in  Sonbon  gwei 
@))itöler  (St.  Giles  in  the  Fields  unb  Christ- 
Church)  unb  ftattete  biefelben  auf  ba§  Steid^Iid^fte 
ouS.  ©ie  Parb  frül^jeitig,  am  1.  3Rai  1118,  ju 
SBcjiminfter,  tief  betrauert  öon  il^rem  gerabe  in 
ber  Diomtanbie  jhieg  fül^renben  ©atten  unb  Don 
allen  Älaffcn  be§  93oÖe§,  bem  fie  burd^  il^re  Su= 
genben  unb  il^re  9Bei§]^eit  oorgeleud^tet.  @ie  lourbe 
in  ber  SBßeftminfterabtei  jur  Med^ten  il^reS  !önig« 
lid^cn  Dnfel§,  ßbuarbS  beS  SefennerS,  bcigefe^t. 
Ueber  bie  Sal^I  il^rer  ftinber  fmb  bie  ß^roniftcn 
nid^t  einig.  3tt)ei  ©ö]^ne,  SBill^elm  unb  SRid^arb, 
oerloren  il^r  Seben  bei  einer  SRüdffel^r  an%  fjfranf» 
reid^  angefid^ts  ber  l^eimatlid^en  ffüfte  burd^  ©d^iff» 
brud&;  i|re  1104geborene2od^ter2)kt]^ilbe(eigent» 
Ud^  ^lice  ober  SbeD^eib)  tourbe  ]pakx  bie  ©emal^Iin 
Äaifer  §einrid^§  V.  unb  l^otte  lange  S^^^  «n  fel^r 
bemegteS,  jiebod^  glfidCIid^  enbenbeS  Seben.  ^ein> 
rid^  I.  felbjt  l^eiratete  fpöter  %Iice  üon  Sötoen, 
weld^e  finberloS  blieb.  (9SgI.  A.  Strickland,  Lives 
of  the  Queens  of  England,  firom  the  Norman 
Gonquest,  4.  edit.,  London  1854,  I,  105  to 
165.)  [Öögele.] 

^SBaf^ilbe,  SRarfgröfin  Don  2:u§cien  ober 
na($  il^rem  feftenSergfd^loffe  bei  $arma  Don  da* 
noffa,  war  geboren  im  3.  1046.  Sl^rSSater, 
aRarfgraf  ©onifatiuS,  galt  al§  ber  reid^fte  unb 
mäd^tigfie  prft  3talien§;  i^re  TOutter  »eatrij 
war  bie  Sod^ter  Sfriebrid^S  Don  Sotl^ringen  unb 
©afe  Äaifer  ^einrid^S  IH.  Sonifaa  warb  1052 
aud  $riDatrad^e  ermorbet  unb  ^eatris  l^eiratete 
nun  1055  ©ottfrieb  ben  Särtigen  Don  Dlieber- 
Sot^ringen.  Äaifer  §einrid&,  ber  ben  Sotl^ringer 
l^a^te,  ftrebte  felbft  nad^  SonifatiuS'  ßrbe,  unb  ba 
er  beforgte,  ©ottfrieb  fönne  il^m  in  Stauen  öl^n» 
lid^e  ©^wierigfeiten  enegen  wie  am  Jlteberrl^ein, 
fül^rte  er  ©eatrij  unb  SKatl^irbe  gefangen  mit  fid^ 
über  bie  3ßpen  nad^  ©eutfd^Ianb.  9lber  fd^wer  er» 
franft,  berief  er  ^erjog  ©ottfrieb  ju  fid&,  gab  il^m 
fein  SBeib  unb  SKatl^ilbe  suriidf  unb  bat  il^n,  fei- 
nem ©ol^ne  bie  Sel^enStreue  au  wal^ren.  SRatl^ilbe 
erl^ielt  unter  ber  Seitung  il^rer  SKutter  eine  treff- 
lid^  ßrjiel^ung.  ©ie  war  jweimal  Derl^eiratet, 
juerft  mit  bem  ©ol^ne  il^reS  ©tiefDaterS,  ©ottfrieb 
bem  Sudfligen  Don  9lieber«Sot]^ringen,  ber  fd^on 
am  26.  gebruar  1076  ermorbet  warb,  bann  1089 
mit  bem  laum  18  Saläre  alten  SBelf  (V.)  Don 
^\)tm.  Seibe  gl^en  fd^einen  nie  Don^ogen  ju 
fein  unb  würben  offenbar  nur  eingegangen,  um 
aWatl^ilben  eine  ©tüfce  bei  il^ren  Äämpfen  gegen 
bie  tJfeinbe  ber  Äird^e  ju  bieten,  ©ottfrieb  war 
nur  ie  nad^  brei  ober  Dier  SJal^ren  einmal  nad^ 
Stauen  gefommen;  SBelf  aber  DerUe^  pe  1095 
gänjlid^,  Dieüeid^t  weil  er  fid&  in  ber  Hoffnung  auf 


il^r  Srbe  getöufd^tjal^,  unb  ^ing  feitbem^etnrid^n 
an.  2)a  il^re  ©efd^wifter,  eine  ©d^wefter  Scotti 
unb  ein  SSruber  fjfriebrid^,  f d^on  frül^  (1 05  5)  ftaxbq 
fo  warb  aitatl^ilbe  mit  bem  Sobe  il^rer  ^Otatk 
»eatrig  (18.  ^ril  1076)  bie  einjige  febin  ei« 
großen  Sönberbeft^e§  in  Sombarbien  unb  SuSchi 
gerabe  beim  ^Beginne  beS  Kampfes  gwifd^en^ 
ri^  IV.  unb  ©rcgor  VH.  5hir  burd^  i^r  ©difl 
f ül^rie  ber  3Beg  Don  92orben  nad^  Stom ;  er  M 
geöffnet  für  aUt  g^reunbe  beS  $a))fte§,  gefd^b|fa 
für  aDe  ©egner  beSfelben.  ©d^on  Dorl^r  l^pi 
tl^ötigen  ^nt^eil  an  ber  9tegierung  genommen.  SN 
3.  1074  l^atte  ©regor  ben  $Ian,  ben  itctitm 
mit  ber  jtaiferin  SgneS,  mit  Seatris  unb  2Rotpi 
5U  untemel^men.  3n  bemfelben  3a|re  l^attefteol 
äBunfd^  be§  $apfteg  mit  Seatris  ber  ©qnobe  fai 
Stom  beigewol^nt  unb  ^ilfe  gegen  bie  9lormQBini 
gebrad^t.  3m  3-  1075  nal^m  fte  an  ber  ©QBobi 
tl^eil,  auf  ber  SBiberi  Don  SlaDenna  Derur£^  nt 
entfe^t  würbe.  Suf  il^re  Sitte  warb  SencinS  M 
©regor  YII.  begnabigt.  S)ie|  waren  bie  ecP» 
SDienfte,  „weld^e  ä3onifatiu§^  auSgejeid^ete  tii^ 
ter  bem  ^oftelf ürften  leiftete,  fte,  bie  bolb  nadp 
burd^  Diele  gottgeföQige  2)ienfte  bie  Slod^ter  M 
1^1.  ^etruS  genannt  ju  werben  Derbiente"  Qk' 
nitho).  ©0  lange  wie  möglid^  fud^te  SDlafii^ 
als  bie  geborene  SSermittlerin,  aß  „gemernfmi 
Sod^ter  beS  1^1.  ^etru§  unb  beS  jf5nigS^  dl 
SSerwanbte  ^einrid^d  IV.  unb  ergebene  gfia» 
bin  beS  ^apfteS,  ben  gfrieben  aD)if(§en  IKnig  wä 
$ap[t  p  erl^alten  ober  l^ieraufteEen.  ©ie  tl^ 
bem  ^apfte  ^einrid^S  ©inneSönbenmg  mit  wä 
Deranlagte  il^n,  bem  Jldnige  f reubigen  ^onl  bofk 
}u  fagen  (7.  2)ecember  1074).  9l(§  borni  w 
gor  vn.  pd^  auf  ben  SBeg  gum  Sugdburger  9tet# 
tag  begab,  erl^ielt  er  Don  il^r  ba§  ©eleit  uiü>  fofe 
auf  bie  ^nbe,  ba^  ^einrid^  fd^on  in  Sctol 
weile,  ©d^u^  im  ©d^Ioff e  ju  Sonoffa.  ^kx  todßk 
er  brei  SOtonate  unb  warb  Don  SRotl^ilbe  ttk 
Don  „einer  {Weiten  SHaril^a''  bebient.  9ß@n|K 
{eine  Umgebung,  Dor  %Utn  9bt  dugo  Don  SbigM 
unb  bie  ©röpn  STtat^ilbe,  Don  ber  9ufri(^|jM 
ber  9teue  unb  ber  JKrd^enbu^e  ^einrid^  fiber^ 
fal^,  ald  Pe  il^n  tabelten  unb  über  feine  ©treM 
murrien,  al%  ültatl^ilbe  auf  ^einrid^  Sitte  pdbfk 
il^n  Derwenbete,  ba  l^atte  er  bie  f  epe  öu^ere  2)edn| 
für  bie  Söfung  ^einrid^S  Dom  SBanne  gefniktt 
(28.  3anuar  1077).  Sber  balb  würbe  beS  M* 
ferS  Unel^rfid^feit  offenbar;  er  wüx^  3Stoäfik 
felbp  gefangen  genommen  poben,  wenn  fein  A" 
fd^Iag  nid^t  Derratl^en  worben  wöre.  918  bami  hr 
Sann  ^einrid^  wieberum  getroffen  (1080),  wuk 
HJlatl^ilbe  ber  bewel^rte  %rm  ber  JKrd^  @ottA 
„Un}ertrennltd^  Panb  pe  bem  ^pfle  }ur  ©cile'f 
©regor  wie  feinen  9?ad&foIgem  SSictor  HL,  Bp 
Un  n.,  ^a^alx^  U.  mit  ber  fap  pd^  «# 
pd^t  auf  gemeinfamen  Untergang  Derfnü))ftepe4K 
©efd^id  mit  bem  ber  $appe,  unb  fe|te  il^re 
i^re  Sruppen,  il^re  Sauber,  il^re  ^erfon 
unb  gottDertrauenb  für  baS  3iel  il^red  Sebenfi, 
ben  ©ieg  bed  gregorianif  d^en  ©QPemS  ein. 


1021 


SOtatl^ilbe  Don  SluScien. 


1022 


Jo^Rfu^  fie  uncrfd^ütierltii^  benftQm))f,  »ol^nte 
m  rAüm  Zreffen  bei,  füj^e  oft  felbft  t^re 
txifpnL  9tt  ed  f)etnrid^  nid^t  gelang,  fie  ber 
Gm^c  bc8  ^t>f}e9  obmenbig  }u  mad^en,  monbte 
ff  {id(  mit  oller  ihaft  gegen  fte  unb  il^re  Se- 
jitmigen.  ?Sfyct  2)5rfet  mürben  erobert,  il^re  Sur* 
§m  gefeod^,  Succa  unb  $ifa  fielen  in  ^einrid^d 
(isoe:  SRotl^e  ober,  gans  auf  fid^  allein  ange- 
ikfen,  blieb  f efi.  2)amal§,  a(8  ^einrid^  im  SBin« 
Is  1082  uneber  dor  9tom  )og,  beftimmte  fie  ben 
lU  Don  Conoffa,  ben  ganzen  JKrd^enfd^a^  oon 
700  $funb  eUber  unb  9  $funb  ®oIb  für  ben 
9o|rfl  }u  opfern^  nad^bem  fte  felbft  fd^on  einmal 
20O  $fimb  Silber  gefenbet  l^atte.  Sine  l^ol^e  Sn« 
cdnmmg  il^rer  ^ai^i  unb  Sl^ätigleit  gibt  il^r  ber 
DiiUer  ouf  ^einrid^  Seite  ($etru§  SraffuS?), 
\n  jat  befd^impf en  ttnH,  inbem  er  nad^  ber  Sin« 
i^me  ber  Seoftobt  (im  3uni  1083)  burd^  $)ein- 
n^bcm  $o|i{ie  iubelnb  entgegenl^It :  ,,aRat]^iIben§ 
Sii^  Dermog  nid^tS  me|r  unb  tonn  bir  nid^t 
ii|t  l^en.'  9IS  bann  ^einrid^  1084  auf  ber 
^  tot  9fa)bert  ®ui8carb  9iom  unb  Stauen 
isficl  0uni  1084),  mußten  il^m  bie  fiombarben 
tt^fitä^,  ben  ftampf  gegen  SJlat^ilbe  forhu» 
McoL  Sbitl^ilbe  aber  gewann  f of ort  einen  großen 
6hg  bei  Sorbaria  im  ®ebiete  Don  SJlobena; 
tUfoxh  t>on  ^rma.  ber  gfül^er  ber  Sombarben, 
mb  gefangen ;  Succa  unb  $ifa  nmrben  infolge 
Wl  &tgß  jurüderobert;  9(n  elm  Don  Succa,  bis« 
|ar  pt^g  unb  nur  Don  SRatl^ilbe  gel^alten,  über- 
«tm  im  auftrage  bed  ^apfted  bie  fird^Iid^e  ißer« 
iMttnig  don  l^Ib  Oberitalien. 

Kb^  bem  Xobe  @regor8  YII.  aeigte  ftd^  SRa» 
Wbe  t^,  bie  red^tmä^igen  93ifd^dfe  in  il^re 
^  Seggio,  ÜRobena,  ^iftoja  einjuffil^ren  unb 
te  tpapfi  Sictor  m.  in  9iom  }U  Italien.  SIS 
Sktoc  balb  ^arb  (16.  @e))tember  1087),  bröngte 
Ibflflbe  bie  Sorbinöle  gu  einer  fd^neQen  !Reu- 
M4L  S>iefe  fiel  om  12.  ajlörj  1088  auf  ben 
i|atUftigen^  gan}  im  ©inne  ©regorS  Dorgel^enben 
bbiiiQlmf^of  Otto  Don  Oftia.  3)a  bie  gort« 
Hrittt  mdd^  bie  @ad^e  fyeinrid^  in  2)eutfd^Ianb 
mifit,  Me  päppd^e  Partei  in  Seforgni^  Der» 
Ml»  ^lo^  9RotbiIbe,  mit  ©utl^ei^ung  beS  neuen 
^fojßtSi  lUban  TL,  xf^xt  ittieite  (Sf)t  mit  &er}og 
SÄ  ftihtig  ^einrid^  fammefte  ie^t  olle  ^öfte, 
mi  fk  jn  dermd^ten.  3]^e  Srbgüter  Dertl^eilte  er 
nkr  feine  ®etreuen.  SRantua  gemann  er  burd^ 
fcmf|^  balb  aud^  gferrara  unb  aOeS  Sanb  bieS- 
fsü  bei  $0.  9ber  einen  3ug  gegen  Sanoffa 
1M^  IRofl^ilbe  }u  Dereiteln,  inbem  fie  mutbig 
taiSaüfd^  entgegen}og ;  fte  getoann  baS  treffen 
Hb  etbentete  beim  Siege  fogor  baS  faiferlid^e 
toKL  6ie  Deid^If  ber  sioeiten  ©emol^Iin  ^ein- 
%  9<osd)c8, 3ur  Sflud^t;  fie  fifi^te  jfonrab,  ber 
H  gegen  feinen  Sater  t)cinrid^  erl^ob  unb  )um 
UiqeberSombarbei  gehont  nmrbe  (^erbft  1093) ; 
k  ^Mt  einen  »unb  lombarbifd^er  @tabte  auf 
MJo^^  geioann  1101  mieber  tJferrara,  1103 
9na,  tm  Dor  il^rem  Xobe  1114  aud^  3Jlantua. 
Psfi^aBd  n.  bel|aii))tete  burd^  fte  bie  gonje  Som- 


barbei.  SBäl^rcnb  il^rer  legten  Saläre  regierte  fte 
in  ^rieben  ibre  Sänber,  bie  bamafö  „neben  ber 
ba^rifd^en  Oftmorf  bie  georbnctften,  blül^enbflen 
unb  beglädtteftcn  ber  Sl^riftenl^cit"  loaren.  ©ie 
ftarb  am  24.  3uli  1115,  69  3abre  alt,  in  93on- 
beno  bei  SRobena,  nad^bem  fie  7  SRonate  Iranf 
gelegen.  31^r  ®elb  Dertl^eilte  fie  an  3lrmc,  ffird^en 
unb  Jtlöfter.  ©terbenb  lugte  fie  boS  Jtreu}  mit 
ben  äBorten:  „®id&  W  iä)  aHjeit  geliebt;  jejt, 
bitte  id&,  tilge  meine  ©ünben."  ©ie  warb  juwrft 
in  ber  ftird^e  ber  Sencbictiner  ju  ^olirone  be- 
graben, 1635  aber  auf  Sefel^I  UrbanS  Vm.  nad^ 
Mom  in  bie  ^eterSfird^e  übertragen,  loo  fie  ein 
ijräd^tigeS  ©rabmal  Don  ber  §anb  Semini'S  erl^ielt. 
SBBie  fie  im  Seben  bie  eifrige  unb  felbftlofe 
SSerfed^terin  ber  ©ad^c  ber  JKrd^e  blieb,  fo  ftettte 
fie  bauemb  il^re  ganje  ^aä)i  bem  ^apfttl^um  ^ur 
Verfügung,  ©d^on  1077  bei  ber  änioefenbeit 
(SregorS  in  ßanoffa  Dermad^te  fte  ber  ftird^e  i^rc 
fömmtlid^en  reid^en  ®ebiete  Don  Se))erano  bis 
SRabicofani,  unb  als  biefcr  ©d^enfungSact  Derloren 
ging,  erneuerte  fte  il^n  unter  $aj(|aUS  II.  am 
17.  9loDcmbcr  1102.  fjfreilid^  gelangten  aud&  bicfc 
Sänber  nie  DöHig  in  ben  SejÄ  ber  ftird^e ;  baS 
SJlatl^tlbijd^e  ßrbe  nmrbe  ben  $a))ften  nod^  lange 
Seit  beftritten,  einjcine  %f^^k  beSfelben  nmrben 
i|nen  ebcnfo,  loie  ein  %i)ül  ber  alten  ©d^cn» 
hingen  Don  ipipin  bis  §etnrid^  11.,  ftctS  Dor- 
entl^alten.  ©frörer  fud^t  Sie  ganje  3Rarfgraffd^aft 
Sanoffa  als  ))ä))ftUd^eS  Selben,  loeld^eS  nad^  jenen 
©d^enfungen  ber  JKrd^e  Don  äled^tS  toegen  gebore, 
)u  ertoeifen  unb  il^re  genauen  ©renken  )u  befttmmen 
(VI,  795—804).  lieber  bie  Sbötfad^e  ber  ©d^en- 
fung  felbft  !ann  fein  Sö^cifcl  fein.  „Seber  93er» 
ftönbigc",  fagt  Seo  (®cfd&.  Don  Stalien,  Hamburg 
1829, 1, 479),  loirb  üraboSd^i  (Memorie  Mode- 
nesi  1, 140  sg.)  beifümmen,  loenn  er  bel^auptet, 
bie  ©(^enhing  felbft  fei  jmeifelloS;  benn  bie  3ln« 
f))rü$e  ber  Sixxä)t  lourben  ^u  frül^  nad^  SJlatl^ilbenS 
^obe  geltenb  gemad^t  unb  in  93e)ug  auf  ÜJla- 
tbilbcnS  Mobe  mit  )u  geringem  9la^brudEe  be* 
ftritten,  als  bag  baran,  boS  ©anje  fei  ein  erbid^» 
teteS  SSorgeben  beS  römifd^en  ^ofeS  getoefen,  ^u 
beulen  märe."  Subcn  (IX,  615)  finbet  cS  un« 
begreiflid^,  loie  bie  Urfunbe  Don  1077  Derloren 
geben  fonnte.  Seo  aber  l^ält  bie  Urhtnbe  Don  1102 
„o|ne  SDßeitereS  für  erbid^tet",  loeil  5Katbtlbe  aud^ 
na^  1 102  bie  freie  SSerfügung  über  ibrcSefi Jungen 
übe  unb  niemanb  baS  Original  gefeben  l^abe.  ©d^on 
lange  Dor  Seo  l^atte  2)aunou,  ber  lenntnigreid^e, 
aber  mit  giftigem  ^ag  gegen  bie  JKrd^e  arbeitenbe 
©ammler  in  ben  p^ftlid^en  3lrd^iDen,  olS  ©cbeim« 
ard^iDar  SlapoleonS,  baSfelbe  l^erDorgel^obcn  (Essai 
histor.  siir  la  puiss.  temp.  des  Papes,  Paris 
1818, 1, 154;  anoit^m  erfd^iencn),  aber  aud^  er« 
flärt,  Don  aKen  ©d^cnfungen  an  bie  IHrd^c  fei  bie 
SKatl^ilbenS  bie  meift  autbentifd^e  unb  bie  reid^fte. 
®ie  köpfte  l^aben  wie  bie  Äird^c  immer  ibren 
SSefiJ  öfter  unb  fd^toerer  ju  Dcrtbeibigen,  als  bie 
loeltltd^en  Surften  mit  il^rer  SRüdffid^tSlojigfeit  unb 
i^renißerbinbungen,  unb  eSlaffenftd^  mo]^I©rfinbe 


1023 


aßatl^ilbe  t)on  XuScien. 


102 


bofür  benfen,  bo^  SVtQtl^Ube  aud^  naä^  ber  Bijtxi' 
fung  auf  bcn  SBunfd^  bc§  ^opfteS  fclbft  bie  §cn» 
fd^aft  wicbcr  übcmal^m.  ©rcgor  vn.  (©riefe  öom 
4.  m&x^  1074  unb  25,  «uguft  1076)  unb  Slnfelm 
rül^men  fte,  bofe  fte  nid^t  nod^  tl^reni  SBunfd^e  tn'S 
»lofter  ge^e.  aKot^ilbe  ate  9fütftin  l^alf  ber  ftird^e 
me^r^  als  menn  bie  JKrd^e  aud^  il^r  Srbe  nod^  l^ötte 
Dertl^eibigen  muffen.  SSergabte  fte  DieUeid^t  neben 
afterlel^en  oud^  einjelne  il^rer  ber  Äird^e  gefd^enl« 
ten  Slflobien,  fo  fomen  biefe  SSergabungen  mittel« 
Bar  ber  JKr^e  ^u  gute^  unb  augerbcm  Dermel^rte 
Pe  il^re  Mobien  nod^.  fiämmer  l^at  bie  Cartula 
Gomiidsse  Matilde  super  concessione  bonorum 
Buorum  facta  Born.  Ecclesie,  mie  fte  Senciu§ 
6amerariu§  gibt,  mit  bem  Sejt  bei  ÜRuratori  Der« 
gltd^en  unb  bie  fieSarten  gegeben.  92ad^  S)aunou 
öermabrt  man  nod^  bie  Urhinbe  in  SRom  (er  öenceiSt 
auf  St.  Marc,  Abrege  de  rHistoire  d'Italie 
IV,  1231  —  1316;  ^ergenrötl^er ,  Ä.»®efd&., 
3. 3lufl.  n,  234,  öertteiSt  auf  Appendix  ad  Ph. 
L.  Dionysii  op.  de  vaticanis  cryptis  auctori- 
bus  Sarti  et  Settelenis,  Born.  1844).  S3on  ben 
gleid^jeitigen  Sd^riftgeHem  ermäl^nen  ®oni}o  unb 
$etru§  Don  HJlonte  ßiaftno  bie  @d^enhtng. 

2)a§  ganse  fraftt)oI][e  SBirfen  unb  fefte  Eintreten 
für  bie  ßird|e  rul^te  bei  SKatl^ilbe  auf  einer  tiefen 
innemgrömmigfeit.  9hir  il^re  Siebe  jur  bebräng» 
ten  ffir^e,  für  bie  fle  in  ber  SBelt  mel^r  mirfen 
fonnte,  l^ielt  fte  ab,  il^rem  ^er}en§h)unf^e  gemög 
felbft  in  ein  ftlofter  su  treten,  «ber  ben  Softem 
blieb  fte  l^olb.  SWit  il^rer  ÜRutter  Seatris  grünbete 
fie  @t.  SlnbreaS  in  SWantua,  fjfrafftnoro  bei  SWan= 
tua ;  reid^e  ©d^enfungen  ma(|te  fle  an  ©t.  3eno 
in  iBerona,  an  ba§  Älofler  jum  l^eiligen  ßrjengel 
SRld^ael  In  SWantua,  an  bie  ftlrt^e  öon  ^Ifa,  an 
baS  Älofter  Jlonantula,  an  bie  Älrd^e  jum  1^1. 3a- 
cob  In  ©onbeno,  öor  3HIem  an  ll^r  SlebUng§Rofter 
^oUrone;  ÜKonte  Safino  l^atteSoHfrell^elt  In  ll^rem 
ganjen  ©ebiete.  3l^r  Sebcn  jeigt  ben  6rfoIg  öon 
©regorS  Vn.  Semül^ungen,  il^r  etmaS  öon  feinem 
©elfte,  feiner  9Inbad^t  jum  aUerl^eUlgften  ©acra- 
mente,  feiner  Siebe  gur  l^elllgen  Jungfrau,  feiner 
äufeerften  Dpf erwlKlgfelt  unb  ©egelfterung  für  bie 
Älrd^e  elnguflö^en.  Sie  befafe  eine  l^ol^e  Sllbung 
unb  befd^äftlgte  ftd^  mit  tt)lffenfd^aftlld^cn  ©Ingen 
mitten  Im  flrlegSlärm.  @le  öerftanb  ©eutfd^, 
fprad^  8franjöfif4  fd^rieb  Sateln  unb  mu^te  ftd^ 
l^ren  2ru})l)en,®eutfd^en,3tallenem,  Sotl^ringem, 
Shiffen  unb  Sritten,  allen  In  l^rer  (Spxaäit,  öer« 
ftänblld^  ju  mad^en.  Äeln  Sifc^of,  fagt  ll^r  93lo- 
ff[ap\),  lag  eifriger  bem  ©tublum  ob  afö  fte.  S)er 
SeflJ  unb  ©ebraud^  öon  Sudlern  ipar  ll^r  eine 
Hebe  ©ettol^nl^elt,  unb  fte  befa|  ölele  Sudler  mit 
l>räd^tlgen  Slftem.  ©le  fannte  unb  übte  bie  ®e= 
böte  be§  ßöangellumS  unb  bie  ©a^ungen  ber 
«Ird^e,  aber  an^  bie  beS  tteltUd^en  $Red^t§.  ®em 
SRed^tSgele^rten  SBemer  gab  fte  bcn  Auftrag,  eine 
neue  SluSgabe  ber  Romana,  ber  ^anbecten  3uftl« 
nlan§,  sufammensuftcBen.  Slnfelm  öon  Eanterburi) 
fd^ldfte  ll^r  feine  Meditationes ,  unb  ber  $apft 
rfil^mt  ll^re  trefflld^en  «nlagen.  —  SBle  ©regor. 


f 0  f anb  aud^  ÜJlatl^Ube  bei  ben  ©d^rtftfielleni  t^ 
3elt  eine  t)erfd^lebene  Seurtl^ellung,  je  nod^  be 
$arielftanb))un!te.  S)le  ©egner  ber  S^tä^  f  Aobi 
l^rer  mönnlld^en  «uSbauer  unb  il^rem  felbfilofi 
Opfermutl^e  ll^re  eigenen  nlebrigen  SRotü»  unte 
SSilbert,  ber  ®egen))apft,  erllärie  t^r  9kr]^tm|{ 
«nfelm  t)on  Succa,  Ibrem  SSeld^ttmter,  iple  & 
Sßormfer  ©Qnobe  l^r  SSerl^öItnl^  ^u  ©regor,  oni 
flnnlld^er  SeU)enfd^aft.  äßönner  aber  une  ©regoi 
unb  «nfelm  unb  grauen  mle  SRat^ilbe  geben  11^ 
©egnem  nld^t  fold^e  äBaffen  In  bte  ^dnbe,  h 
gelten  nld^t  baS,  beffen  Sefömpfung  fle  11^  8da 
mlbmen,  ol^ne  ber  SBermd^tung  anbelm^ufoDm 
©egen  fo  lül^ne  Folgerungen  fagt  2)aunott  oü 
Sted^t:  „S(^üt  92elgungen  laffen  fld^  einem  (^ 
branb  am  menlgften  öormerfen.''  ^^©le  liebte  lod 
el^rie  «nf  elm,  mle  ber  ^ofiet  Sol^anned  bie  SXutki 
©otteS",  fagt  «nfeIm§Sßlogra})l^,  unb  «nfelmdfc 
Ibr  In  feiner  «ntmort  an  SBlbert  mit  ber  fd^drraa 
3urüdhDelfung  be§  SSormurfS  ein  glan}enbed  m 
©regorS  unablöfftge  ©orge  für  ll^ir  ©eelenl^ 
feine  ©ebete  für  fte,  fein  unb  SJlatl^lIbenS  2da 
ermlefen  fd^on  bamalS  nad^  Sambert  oUen  Mt 
nünf Hg  SDenlenben  flarer  al§  ba§  Sld^t  jenen  Soc 
murf  al§  bö§mlSige  ßrftnbung,  al§  meldbe  er  cd 
immer  feltbem  gegolten  l^at  (f.  ©d^bber,  SSonoüif 
unb  Auflagen  gegen  ©regor  YJL,  3lotVfyaiti 
1873,4).  3n  ber  ©d^rift  De  nnitate  ecdeoai 
h)el§t  ber  burd^auS  auf  ^elnrid^  ©elte  fte^ 
SSerf affer  (SBalram  Don  9laumburg)  jenen  SoiM 
al§  Ütad^tl^ell  bringenb  felbft  ^urfidt  unb  b^ 
ftd&  barauf,  bafe  SKatbllbe  ju  feiner  3«t  (lOM 
nod^.  Im  ai^tm  3abre  nad^  SregorS  £obe,  für  fdi 
©Qftem  fäm|)ft  (ed.  Scliwenkenbechern,llQ 
„©le  Derebrie  ©regor  mit  munberborer  Shw 
gung",  totil  fle  Ibn  öerftanb.  6r  nennt  fie  We  f 
llebtefte,  bie  tl^euerfte  Xod^ter  beS  1^1.  $etniS  ii 
ben  Sriefen  an  fte  felbfi,  »le  In  ben  Srlef«  fl 
§elnrid&  IV.,  bie  Äalferin  «gneS,  »Ifd^f  J» 
mann  t)on  ÜJle^  bie  gemelnfame  2:od^ter,  mb  fi 
fal^  }u  ll^m  l^lnauf  mle  ju  einem  SBater.  »Sb^iXBii 
«ntll^eS,  rul^lgen  ©InneS,  In  ©Uldt  unb  ungBl 
unmanbelbar,  nld^t  erregt  burd^  bad  ©lüdt  vW 
Dermlrri  bur^  bog  UnglüdC,  em  ©d^redfen  berlb' 
^ered^ten,  mllbe  ben  ©ered^ten,  geborfam  bentt* 
d^öfen'',  mie  Ibr  Siogra))^  bon  l^r  rü^mt,  941 
te  ba,  „bie  ebelfte  ber  grauen",  ©emol^,  juieo* 
fd^en  n)le  ju  gel^ord^en,  nennt  fle  M  in  bcnlb* 
funben  bemütblg  „SRat^llbe,  don  ©otteS  (Snatai 
baS,  tt)a§  fte  ift",  ober  „toenn  fle  etioaS  Ifl*,  Ä 
fte  Sfrömmtgfelt  unb  ^ti)t.  fE&ofjH  einmal  mnaot 
über  bie  fd^elnbar  gro^e  ©trenge  beS  $opPA 
mllbe  blttenb  für  KenduS  unb  ©elnridj  IV^  ß" 
f d^elnt  fle  al§  „bie  treue  ÜJlagb  unb  nriirbige  i^ 
ter  beS  1^1.  $etru§'',  „reld^  unb  berfll^mt  mie  Ui 
O^rau  In  jenen  2:agen,  elfemb  für  bie  SieSAi 
unb  tugenbl^aft,  mle  nlemanb  Im  SaienfhaHK*, 
„bie  grau  mit  bem  monnlld^en  ©Irnie",  bie  jd 
laum  ein  gürft  ba§  gan^e  Sanb  bel^errfd^t',  »bi 
^er}ogtn'',  „bie  auSgejeld^nete,  bie  gro^e  ©rtt^' 
mit  ber  jlalfer  ^elnrid^  Y.  feine  grau  ja  W 


1025 


2Rat](|ufaIa  —  9Jlatt]^äu§,  apoftcl  unb  eöanöeliji. 


1026 


i 


gleiten  f^ien.  92ennt  SBi6ert  Don  9lQt)enna  fte 
kk3e)ai€l  fo  gilt  fte  benmobemen@d^rtftfteIIem 
BüSonit^o  Qld  bie  3ubtt^  beS  bleuen  SBunbeS. 
IRon  iminbert  ^d^,  bap  il^r  Sanom{Qtton3pro5e| 
nk  eingeleitet  fei  (^mberger),  unb  nennt  fte  auS» 
btüAt^  irCine  ^eilige"  (@frörer).  „Sie  groge 
SrSfm"  war  wurbig^  bem  großen  ©regor  VIL 
fa  Seite  }tt  fiel^en. 

OueBen  finb  bie  beiben  Yitae  bei  Muratori, 
S8.  rer.  Ital.  V,  1335;  bie  gereimte  Vita 
Sonijo'S  au(^  in  Mon.  Germ.  SS.  XII;  bann  bie 
9m^  Sregotd;  bie  Vita  Anselmi  unb  bie  fömmt' 
li^m  imtec  @regor  VIL  genonnten  @d^rif tfteUer. 
Son  ber  ^ReuauSgabe  ber  ®d^rift)Mer  beg  Sn» 
M^ibnrfireited,  don  benen  bie  für  §einri(i^  in  ®oIb« 
ojiB  Vpologie,  bie  für  ben  $apft  bei  @retf er  ge* 
{manielt  finb,  liegt  afö  erfter  SBanb  Dor:  Libelli 
1»  Kte  imperatorum  et  pontificum,  Hannov. 
1891.  Xeltere  2)orftelIungen  ftnben  ftd^  bei  Fioren- 
tini,  Memoria  della  Gran-contessa  Matilda, 
eiMansi,  Lucca  1756,  mit  Urfunben ;  Orti, 
Tita  deüa  contessa  Matilda  di  Ganossa,  Ve- 
tona  1831 ;  neuere  SBerfe  ftnb :  Tosti,  La  coii- 
teaea  Matilda  e  i  Bomani  Pontefici,  Firenze 
1859;  $annenborg,  @tubien  gur  @efd^tc^te  ber 

^»gin  9Rat|^iIbe  t)on  Sanoffa,  @öttingen  1872 ; 
rer,  ^^opft  ®regoriu§  VIL  unb  fein  3eitaUcr 
II.423ff.;V,398;VI,760ff.806ff.;Vn,572ff. 
782  ff.  813  ff.  842.  869.  ®ie  anberen  SBerfe  f. 
»te  ®regor  VIL  Ueber  bie  beiben  ©ottfricb 
JL^dfler,  S)eutf(6e  ^dpften,  80  ff.,  unb  Mgem. 
M4e  »iogrop^ie  IX,  464  ff.    [2B.  Selten.] 

TßttiufiU  (ri\?<>riY3) ,  im  %  %.  einer  ber 
fotrion^en  auS  @et]^d  fiinie,  @o]^n  ^enod^S, 
Satec  Same^  unb  ®roBt>ater  9}oe'S  (®en.  5, 
21  If.  1  ^.  1,  3.  8uc.  3, 37).  ©r  ift  ju  unter« 
f^Äen  m)n  bem  aud  Ram^  Sinie  ftammenben 
llhlj^tfael  C^Ks^nifi),  ber  ebenfalls  einen  Sol^n 
imiä^  ^tte  unb  in  ber  @eptuaginta  benjelben 
losen  MadouToXa  fül^rt  (®en.  4, 18).  [j^aulen.] 

JfUt^mfAnttj  f.  2:rinitarier. 

9bffUle(  ber  Slrmen,  f.  Mensa  pau- 
pttiuii. 

Ibfri&eCber  ©eiftüd^en  ^ei^t  baS  93er- 
fpiaä^,  loel^ed  ben  $erfonalbeftanb  ber  an  einer 
wj^icd»,  SoÜegiat*  ober  ^forrfird^e  angefteDten 
iri^  (cpfribibeten  SIerifer  entl^ölt.  SBon  ie^er  näm* 
8^  tmrben  bie  an  einer  ^auptfird^e  (titulus)  blei- 
hib  angefteOten  Slerifer,  )um  Unterf d^iebe  ber  nur 
ttW^dioeife  gebraud^ten  ober  blo|  eine  3^itlang 
h  cfaicr  fremben  Pfarrei  ober  3)iöcefe  commo» 
teben  ®dfUid^en,  Glerici  intitulati  genannt 
ob  in  bad  Skr^eid^nig  (matricula)  ber  an  ber 
hnffoiben  iKr^e  beamteten  ®eiftlid^en  einge- 
tagöi,  ba^  derlei  immatriculati  L  e.  eccle- 
Me  matrici  adscripti.  [^^ermaneber.] 

Mttris  Dei  clerici  reguläres,  f.  So« 
fwHHfJI  «eonarbu 

Sfaftt«,  f.  Seonbarb  SRottl^ai. 

Pcfffiits,  ber^poftelunbSDangelift, 
i^  na4  ber  Uzd^Iid^  Ueberlieferung  ber  SSerf  affer 

Cft^enlcUoB.  YIIL  2.  Stuft. 


be§  crften  canonifd^en  6t)angelium§.  I.  SebenS« 
u  m  ft  ä  n  b  e.  9Ratt]^äu§,  bcffen  5Rame  Don  Siniaen 
burd^  ©efd^enf  ®otte§,  öon  Ruberen  burd^  ®e- 
fd^enftcr  überfe^t  loirb,  loar  ein  3ottcinnc]^mer  ju 
Kapbamaum  (9,  9  ff.),  gr  ]&ie|  aud^  Scoi,  benn 
ber  SBerid^t  bcS  erften  ßöangcUften  über  bie  Se« 
rufung  SKattl^äuS'  (a.  a.  D.)  entfprid^t  burd^auS 
bem  ber  beiben  anberen  ©^noptifer  (f.  Ü)larc.  2, 
14  ff.  Suc.  5,  27  ff.)  über  bie  Berufung  Seoi'ö. 
Äud^  fül^ren  bie  Icjtercn  in  ibrer  ?lpoftcIU|te 
(«Dlarc.  3, 18.  Suc.  6, 15;  ögl.  apg.  1, 13)  feinen 
fieöi,  fonbcrn  nur  einen  5!Kattbäu§  an,  ber  im 
3Katt^äu§«6t)angeHum  (10, 3)  ben  Seinamen  ber 
SöUner  l^at.  ^ud^  ba§  d^riftUd^e  Slltert^um  bat 
ftets  Seoi  unb  SKatt^äuS  alS  biefelbe  ^erfon  an« 
erfannt.  ßine  SluSnal^me  macbte  nur  ber  SSalen« 
tinianer  §erafIeon  (f.  Clem.  Alex.  Strom.  4, 9); 
biefem  flnb  ®rotm§,  ßtoolb,  §ilgcnfelb  unb  einige 
Slnbere  gefolgt.  ®a^  HKattl^äuS  ober  Scöi,  loie  er 
als  3ööner  unb  3ube  l^ie^,  öon  ®eburt  ein  3ube 
mar,  ift  bei  einem  öom  ^erm  berufenen  Spoftel 
felbftoerftänblid^.  5!Karcu§  (2,  14)  nennt  feinen 
Sater  ^Ipl^öuS.  2)arau3  ^aben  SutbQmiuS,  6reb« 
ner  u.  31.  gefd^Ioffen,  ba^  SKattl^äuS  ein  ©ruber 
be§  ^l  3acobu§,  eines  ©ol^neS  öon  ^Ipl^äuS  (f. 
aWattb.  10,  3.  3Karc.  3, 18.  Suc.  6, 15),  getoefen 
fei.  S)a  aber  9JlattbäuS  meber  öon  ber  b^Uigen 
©d^rif t  nod^  öon  ber  3:rabition  ju  ben  Sertoanbten 
beS  §erm  gejäblt  »irb  unb  ber  9lame  31Ipböu8 
baufig  öorfam,  ift  ber  ©d^lufe  ungered^tfertigt.  3n 
ben  apoftcIUften  bei  SWarcuS  unb  SucaS  nimmt 
9Kattbäu§  bie  ftebente,  bei  SJlattl^äuS  bie  ad^te 
©teile  ein.  Sie  l^eilige  ©d^rift  ertoäl^nt  feinen 
5Ramen  julefet  unter  benen,  meldte  nadd  ber  Himmel- 
fahrt 3efu  im  Dbergemad^  ju  3erufalem  oerfam- 
melt  »aren  (^pg.  1, 13).  Ueber  fein  fpätereS  Seben 
baben  wir  nur  wenige,  überbiefe  unfid^ere  unb  jum 
il^eil  miberfpred^enbe  9lad&rid^ten.  9lad&  ElemenS 
öon  aiejanbrien  (Paedag.  2, 1)  bat  er  ein  ftrengeS, 
aScetif  d^eS  Seben  gefül^rt  ujib  fid^  beS  gteifd^genuffeS 
enthalten.  3uerft  prebigte  er  in  ^aläftina  feinen 
SanbSleuten  (Clem.  Alex.  1.  c. ;  Euseb.  H.  E. 
3,  24,  6.  93gl.  Iren.  Adv.  haer.  3,  1, 1).  ®a» 
nad^  loirfte  er  loabr jd^einlicb  in  Setl^iopien,  b.  b-  in 
ben  Säubern  füblid^  öomfaSpifd^enSKeere;  »enig- 
ftenS  fagen  fo  SRufin  (H.  E.  10,  9)  unb  ©ocra- 
te§  (H.  E.  1,  19).  ambrofmS  (In  Ps.  45,  41) 
lä^t  il^n  in  Sßerfien,  3pbor  (De  vita  et  morte 
sanctorum  c.  67)  in  SKacebomen,  nod^  Rubere 
(Simon  Metaphr.  Vita  S.  Matth.  4.  5)  unter 
hm  ^artbem  unb  5!Kebem  baS  göongelium  oer- 
fünben.  ®ie  lateinifd^e  mie  bie  gried^ifd^e  Äird^e 
oerebrt  il|n  al§  9Rartt)rer,  erftere  am  21.  ©ep« 
tember,  lejtere  am  16. 92ot)ember.  9lur  ^erafleon 
(bei  Clem.  Alex.  Strom.  4,  9)  fagt,  er  fei  eineS 
natürlid^en  3:obe§  geftorben.  3n  Ucbcreinftimmung 
mit  ben  apocrgpben  (ögl.  SipfiuS,  Sie  apocr. 
^poftclgefd^.,  Sraunjdjtüeig  1884,  II,  2,  109  bis 
141)  berid^tet  9HcepboruS  (H.  E.  2,  41)  feinen 
aJlortertob  in  3letbiopien.  6r  fei  an  ben  ©oben 
genagelt  unb  mit  einem  fjfeuer  umgeben  toorben; 


1027 


SKattl^auS,  ^Ipoftcl  unb  eöangeHil 


102J 


IcJtcrcS  fei  löunbcrbar  crlofd^en;  unmittelbar  ba» 
mä)  ober  fei  SRatt^öud  geftorben  (Dgl.  Acta  Sanct. 
Sept.  VI,  206  sq.). 

n.  CöangcUum.  3laäi  ber  einftimmigen 
Ueberlicf erung  be§  d^riftlid^en  Sßtcrtl^umS  "^at  3RaU 
tl^äu§  ein  St)angenum  für  äubend^riften  in  l^ebräi» 
f(|er  Bpxai^t  Derfa^t.  S)a§  öltefte  3^ugni|  l^ier^ 
für  gibt  ^opia^,  Sifd^of  öon  §icra})oIi§,  ber  al§ 
©d^üler  bcS  9l})ofteI§  3ol^anne§  (f.  Iren.  Adv. 
haer.  5, 33, 4;  Hier.  De  vir.  ill.  c.  18;  Euseb. 
Chron.  Olymp.  220)  bie  apoftolifd^e  Ueberliefc« 
rung  über  ben  Urf))rung  beS  SüangeüumS  genau 
lennen  fonnte.  Cr  fagt  (Eus.  EL  E.  3,  39, 16) : 

MaTÖaToc  piv  o5v  'EßpatÖi  SiaXexxcp  tä  X^^ta 
ffüve^pa^axo,  tjpjiViveüae  S*  aöxot  <i>c  ^v  Süvax^c 

gxaoToc.  ®a§  SBort  X^Yia  in  biefer  öiel  umftritte» 
neu  ©tette  barf  nid^t  mit  mand^en  bleueren  (ögl. 
ßoljmonn,  ginl.  387)  blofe  auf  göttlid^e  »uö» 
]pmä)t  ober  „§enentt)orte"  bejogen  »erben,  fon» 
bem  bebeutet  aUgemein  bie  göttUd^en  Off enbarun« 
gen  in  SBort  unb  Zl^at.  S)enn  obgleid^  $a))ia§ 
Don  HKarcuS  berid^tet,  er  l^abe  tä  6tcö  toü  Xptoroü 

ifj  Xe^ftlvxa  ij  irpa^^evra,  alf 0  f Otool^l  bie  il^ateu 

wie  bte  SRcben  ©l^rifti,  auf  gef  daneben,  nennt  er  bod^ 
ba§  ganje  SBer!  be§  @t)angeliften  xupiaxol  X6701. 
%xi^  gab  lßapia§  feinem  eigenen  SBerfe,  obmol^I 
e3  nad^  ^uSmeiS  ber  bei  Suf ebiuS  erl^altenen  Qfrag» 
mente  aud^  HJlittl^eilungen  über  bie  SBunber  be§ 
5)erm  enthielt,  ben  3:itel  Ao7((üv  xupiaxoiv  i&Q- 
Tiqaeic.  CufebiuSfelbft  nimmt  feinen  Sinfionb,  ben 
tiuSbrud  X67ta  bei  $apiaS  auf  ba§  gan^e  3RaU 
t^öu§»6t)angelium  )u  bejiel^en.  Sr  fonnte  bie|  um 
fo  mel^r,  atö  aud^  3tenäu§  (Adv.  haer.  prooem. 
unb  1,  8, 1),  €femen§  öon  Sllejanbrien  (Strom. 
7,  18)  unb  DrigeneS  (InMatth.  5, 19;  19,  13; 
25,  26)  bie  ©oangelien  X67ta  nennen.  Sine  blo^e 
Sammlung  öon  S]^riftu§reben  ift  bem  ganjen 
d^riftlid^en^Itertl^um  fremb,  unb  bie|  betoeiStauf 
jeben  gatt  mel^r  al§  neuere  fubjectiöe  unb  einanber 
in  ben  Mefultaten  miberfpred^enbe  Serfud^e  (ögl. 
barüber  ©d^anj,  3Ratt]^.  31  f.),  imSRattl^äuS.  ober 
Suca§"St)angeIium  eine  fold^e  angeblid^e  @))rud^« 
fammlung  nad^juioeifen.  ©egen  ba§  Snbe  be§ 
2. 3a]^r^unbertg  fagt  3renäu§  (Adv.haer.3, 1, 1), 
ÜRattl^öuS  l^abe  unter  ben  ^ebröem  in  il^rer  eige» 
nen  ©prad^e  (tt)  ?ö(^  SiaXlxxcp  aöroSv)  ein  GtKrn« 
gelium  öeröffentlid^t.  3lud^  ßlemenS  öon  Slley^an« 
brien  (Strom.  1,  21),  DrigeneS  (bei  Eus.  Eist. 
Eccl.  6, 25, 4),  eufebiuS  (Hist.  Eccl.  3, 24, 13), 
S^riS  t)on  3erufalem  (Catech.  14, 15)  unb  @pi« 
rtaniuS  (Haer.  30,  3)  bezeugen  bie  abfaffung 
eine§  CöangcIiumS  burd^  5!Katt]&äu§.  ®amit  ftimmt 
ba§  S^uö^ife  ber  lateinifd^en  93äter,  öon  bencn 
lertuttian  (J)e  carne  Christi  c.  22)  TOattl^äuS 
als  fidelissimum  evangelii  commentatorem 
bejeid^net,  überein.  3lud{|  bie  fel^r  alten  Sitel 
am  Anfang  be§  erftcn  göangeliumS  f^rciben  fo« 
»ol^I  in  ben  älteftcn  §anbfd^riften  beS  gried^ifd^en 
3:e5te§,  »ie  in  ben  älteftcn  Ueberfej^ungcn,  in  ber 
^efd^ittl^o  unb  ber  ^iala ,  ba§  erfte  ßoangelium 
^att^öud  }u. 


&benfo  flar  fpred^en  ftd^  bie  93öter  bol^n  anS 
ba|  !inatt^äu§  fein  eoangelium  für  l^oifd^ 
b.  |.  palöftinenfifc^e  3ubend(|nften  beftimmt  fyih 
©0  fagt  3renäu§  (Fragm.  29  in  Migne,  PI 
gr.  Vn,  1243),  ba§  eöangelium  fei  irp^c  'lot 
8aiouc  (ögl.  Adv.  haer.  3, 1, 1  Iv  xoii'EppauMc' 
OrigeneS  (bei  Eus.  H.  E.  6, 25, 4),  eS  fei  für  bi 
toeld^e  au§  bem  Subentl^um  glaubten,  gefd^riebci 
®er  ganje  Snl^alt  ber  Ueberlieferung  »id)  batn 
t)on  €ufebiu§  (H.  E.  3,  24,  6)  bal^in  angegeben! 
bag  3Ratt]^äu§,  nad^bem  er  ^uerfi  ben  ^broeni 
(b.  ]^.  ben  ))aläftinenftfc^en  Subend^riften)  geprebigt 
unb  5U  Ruberen  gelten  toollte,  erfteren  fein  in  Dotcr" 
lönbifd^er  ®pxa^t  gefd^riebeneS  Soangeliumübo^ 
geben  l^abe,  um  il^nen  f 0  für  feine  3lbtt)cfen^|eit  enm 
@rfa^  Sn  bieten.  Sbenfo  flar  brüdft  ftd^  ^ierosi^ 
mu§  (De  vir.  ill.  c.  3)  au§ :  Matthaeus,  <pi 
et  Levi,  ex  publicano  apostolus,  primns  in 
Judaea  propter  eos,  qui  ex  circumcisiiHie 
crediderant,  evangelium  Christi  .  .  .  cont- 
posuit.  —  ßnblid^  be5cugen  bie  SSöter  aud^,  hc$ 
ba§  Stangelium  in  l^ebröifd^er  @prad^  gefc^nebn 
tt)orben  fei.  SSon  bem  S^ugni^  bei  ^ßopioS  unk 
SrenöuS  mar  bereits  bie  9tebe.  $antönuS  (j.Ena. 
H.  E.  5, 10,  3)  fanb  in  3nbien  (b.  1^.  im  OjiBi 
t)on  Arabia  felix)  ba§  SRattl^öu^'Soangelium  ki 
ßl^riften,  benen  e§  93art]^olomäu§  'EßpatovYpofi- 
fiaatv  jurüdfgelaffen  l^atte.  Origene§  bemerft  (Lc), 
ba§  St)angelium  fei  7pa{i}jLa(nv  ißpa'ixoic  gej(^ 
ben.  ^el^nlid^  brüden  fid^  (SufebmS  (3,  24,  6 
irarpup  YXcoTn^) ,  K^riU  t)on  Serufalem  (L  e. 
eßpaiöt  7Xaia(T7]),  gpi))]^aniu§  (Haer.  30,3 
eßpatorl  xal  eßpatxoic  Ypajxfjiaaiv)  unb  f>ien>IÖ|» 
mu§  (De  vir.  ilL  3  hebraicis  literis  verbisqn^ 
au§.  @d^egg  (goang.  nac^  ^Raii^,  1, 13)  Mkn 
5lu§brudf  „l^ebräifd^"  in  biefenSeugniffenöonbet 
l^eiligenl^ebräifd^en  ©d^riftfprad^eöerftanben»n|jaL 
allein  l^ebröif d^  ift  l^ier  gleid^bebeutenb  mit  ^fi^ 
d^alböifd^"  ober  „famaritanifd^".  ®ennbiefeS^i|t 
im  ?ieuen  Sefiament  r^  eßpatc  StdfXEXToc.  Uäci* 
bie^  Derftanben  bie  bamaligen  Suben  il^rel^eifigflt 
Sudler  nur,  menn  fte  il^nen  aramöifd^  tdWxtw$Aai 
(ogl.  Comely,  Introd.  39,  1).  ®ie  l^ebröifiie 
mfaffung  be§  3Jiatt]^äu§«Soangeliumg  ifierfiwi 
Sra§mu§  unb  bem  Sarbinal  Sajetan  be|lrittni 
morben.  3n  neuerer  Seit  ift  befonberS  f^ug  jit 
ben  gried^ifd^en  Urf|)rung  beS  €t)angeliumd  e»" 
getreten,  unb  bie  meiften  ))roteftantif(|en  Ssegetü 
tl^eilen  feine  2lnftd^t.  dagegen  l^at  @Ia  (S)ieO* 
ginalfprad^e  be§  9Ratt]^öu§»@t)angeIium8,  Sttbo* 
bom  1887)  bie  Sered^tigung  ber  Ueberliefenni 
t)on  einer  urfprünglid^  aramöiid^enSLbfaffimatMi 
S^euem  bargetl^an.  ^an  fyd  gefagt,  bie  ^ttf 
niffe  ber  SSäter  feien  öon  ^apioS  abijiängig,  bwjff 
aber  fei  nad^  gufebiuS  (H.  E.  3, 3, 13)  ein  JRoi« 
t)on  befd^rönftem  ®eifte  gettefen.  Mein  6r|teel 
ift  in  feiner  SBeife  ermie Jen.  Drigencö  j.  9.  be|i# 
ftd^  au§brüdflid^  für  feine  ^nfid^t  auf  bie  ongcmeiis 
Ueberlieferung,  bie  er  fd^Iie|Iid^  gerabe  fo  gut  temtt> 
fonnte  al§  $a^ta§.  3)a§  Urtl^eil,  meld^  Suf^ 
über  ^opiaS  f öUt,  bejiel^t  ftd^  auf  beffen  ä^\i\o^ 


1029                           9Ratt]^Qu3,  3lpo[tel  unb  @t)angeH{L  1030 

fafi^aimngen  unb  l^ot  i^n  nid^t  obgcl^oBcn,  baS  gricd^ifd^cn  Ucbcrfcjung  öon  aßcrtl^.  Somit  mu^te 

Seilflpri6aIS«üf<^ü>enbfürbic3lcd^t]^citbe§aKat.  ftd^  fd^on  fcl^r  frül^  ber  3Bun|d^  nad^  einer  fold^en 

(iÄ«imbSWarcu8«8t)angeIium§QnaufülÖren.  g§  Ucberfe Jung  rege  mad^en.  3ur  3eit  beö  9li)ofteI§ 

rtüite  für  ^iaS  aud^  gar  fein  befonberer  ®eift  3o]^anne§,  auS  beffen  ÜRunb  lpa^)ia8  feine  »Rad^- 

10)11,  bie  apoftolifd&e  Ueberlieferung  ju  fennen  unb  rid&t  emi)fangen  l^otte,  gab  e§  aUerbingS  nod^  feine 

Dm  boS  Ijiebroif d^e  gtKmgelium  ber  9lajaräer  ober  autl^enttfd^e  Ueberfefeung.  ®enn  bamal§  überfejte 

EKomten  nid^t  mit  bem  urfprünglid^en  SWatt^äuS«  ieber  bie  X67ia,  f o  gut  er  fonnte  (Eus.  3,  39). 

togelium  )U  k>ertt)ed^feln.  SBeiterl^in  l^at  man  93alb  banad^  mu^  aber  bie  gried^ifd^e  Ueberfejung, 

k  gried^ifd^  ^faffung  bed  6t)angelium§  au§  ber  bie  afö  aut|entifd^  anerlannt  mürbe,  entftanben 

argeUidt)  attgemeinen  Verbreitung  be§  (Sried^ifd^en  fein.  9In  mehrere  Ueberfejungen  gu  benfen,  öer» 

i^Iäfiinatmerftenäal^r^unbertbemeifenmoUen.  bietet  ber  ^(uSfprud^  be3  l^L  ^ieront)mu§  (De  vir. 

Uem  loenn  oud^  bie  be^üglid^en  ^uSfül^rungen,  ill.  c.  3):  quis  postea  (evangelium  Matthaei) 

BBmtKd^Don^ugCSinl.U,  §10),rid^tigtt)ären,  ingraecum  transtulerit,  non  Batis  certum; 

0  hmrbe  borauS  nur  folgen,  ba|  SDtattl^öud  grie«  e§  ift  l^ier  nur  Don  einem ,  nid^t  Don  mel^reren 

^  gefd^eben  l^aben  f önnte,  ni^t  ba|  er  wirflid^  Ucberfe^em  bie  SRebe.  ßinige  ältere  Sengen  (f o  bie 

O0tjd^rieben](iabe.  2)ie  SDlaffe  be§  SSoIfeS  l^at  aber  Synopsis  Bacrae  Scripturae  unb  menige  grie» 

MJer  in  ber  a})ofioIif d^en  Seit  aramäif d^  gefprod^en.  d^if d^e  5>anbf  d^riften)  Italien  ben  a[})ofteI  SacobuS, 

B(i^  ^tte  fonft  nad^  ben  Cöangelien  ber  ^ei»  ben  ©ruber  beS  §erm,  anbere  (j.  93.  %f^top^t^' 

anb  mit  bem  93oIfe  nur  in  „l^ebräifd^er"  ©prad^e  lad)  ben  3lpofteI  Sol^anneS,  neuere  ©elel^rtc  (g.  93. 

wfeirt?  SBe^l^alb  wären  bie  3:argumim  gu  ben  93engel,  ©laire,  93iSping,  Meifd&O  ben  Slpoftel 

itetpamentli(^en  Sd^rif ten  öerfa^t  roorben  ?  ®em  TOatttl^äuS  f elbft  für  ben  Ueberf ejer.  93ci  berarti« 

{tpgenen  $aulu§  gelang  e§  baburd^,  ba|  er  ba§  gen  unbeweisbaren  SSinftd^ten  l^at  man  fid^  gum 

BoB^^ebraifd^"  anrebete,  ©el^ör  jufinben  (f.3lpg.  guten  S^eil  oon  bem  ©ebanfen  leiten  laffen,  ba^ 

%2;  ugl.  ebb.  21,  40).  Sud^  Stofepl^uS  rebete  fd^on  in  frul^er  3^t  eine  Ueberfejung  burd^  einen 

M  ber  93elagerung  3eru]alem§  burd^  2:itu§  baS  ^poftel  am  beften  il^re  allgemeine  Ünnal^me  er* 

M  ^ebräif^  an  (Bell.  jud.  5,  9,  2;  6,  2, 1).  Höre.  ®enn  ber  gried^if^e  Se^  ift  bereits  üon 

bfi  bem  nur  gried^ifd^  erl^altenen  ^attl^äuS«  allen  93ätem,  weld^e  überl^aupt  SJlattl^äuS  t)er- 

foangeiium  fann  ebenfalls  fein  93en)eiS  gegen  bie  mertben,  fo  befonberS  aud^  Don  2^ftin  (f.  bie  @te&en 

tieialieferung ,  ba|  baSfelbe  urfprüngli^  ara«  bei  Jnrd^^ofer,  Oueüenfammlung  gur  (Sef^.  beS 

B$i((^  gefd&rieben  war,  entnommen  werben.  ®enn  neutefi.  feanonS,  Sürid^  1844,  80  ff.;  Charteris 

tettmflanb,  baf;  ber  gried^ifd^e  %ttt  fprad^rid^ttg  114  foU.)  benu^t  unb  als  canonifd^eS  unb  infpirir» 

ob  pfjig  gefd^rieben  ift,  erflört  ftd^  DöEig  bur^  teS  93ud^  angefe^en  worben. 

Meeef4[iälid(|feitbeSUeberfe^erS,unban$]^rafen  2)aS  oon  ben  93ätem  unb  ber  äUeften  JKrd^e 

BOB  femitifd^m  £QpuS  fe^U  eS  nid^t.   @o  g.  93.  flber]^au4)t  bem  ^oftel  ÜJlattpuS  gugefd^riebene 

tanit  boS  ^braiftrenbe  xal  ldo6  gegen  brei|ig»  Soangeliumiftibentifd^mitbemcanonifd^enSoan* 

Md  Dor.  SSerbingS  folgen  bie  Zitate  aus  bem  gelium,  weld^eS  in  ber  93ulgata  an  erfter  @telle 

Uten  Xefiament  nid^t  immer  genau  bem  l^ebräi»  ftel^t.  SDie^  ergibt  ftd^  tl^eilS  auS  inneren,  tl^eilS 

ifOi  Urtcst,  aber  ebenfo  wenig  ftimmen  fte  aKe,  auS  äußeren  ®rünben.  @d^on  bie  %rt  unb  SBeife, 

ik  Bei  b«  bel^aupteten  urfjjrünglid^en  Slbfaffung  in  wel(|er  SRattl^äuS  in  biefcm  Cöangelium  er« 

i|ric(^d^@prad^e  gu  oermut|en  wäre,  mit  ber  wäl^nt  wirb,  finbet  il^re  natürlid^e  ßrftärung  bei 

S(|itiiogtnta  überein.  iSielmel^r  ift  baS  93er]^ältni|  ber  Snnal^me,  ba^  baS  ßoangelium  Don  il^m  l^er» 

i  bol  im  ®ro^en  unb  (Sangen  bie  oom  Soan*  rü^rt.  3)enn  bie  (Soangeliften  ))f!egen  (ogl.  Eus. 

ifijxa  in  ber  Srgöl^Iung  angewanbten  Zitate  bem  Demonstr.  evang.  3, 5, 84)  baS  gu  Oerfd^weigen, 

Wij^  Seste  beS  Sllten  SeftamenteS,  bie  in  waS  fic  felbft  el^rt,  baS  aber  gu  erwäl&nen,  waS  gu 

)QiSebenber@e))tuagintaent)pred^en;babeimu|  il^rer  93erbemütl^igung  gereid^t.  S)aS  erfte  SDan= 

»fe  ber  gebad^tni|mä|igen  freien  Kitirweife  ber  gelium  ift  nun  aber  baS  eingigc,  weld^eS  in  ber 

Mröer  Sed^nung  getragen  werben.  6S  fd^eint,  ^ofteüifte  ben  92amen  SRatt^äuS  mit  bem  be» 

H  \fym  Dom  iBerfaffer  bie  aud^  in  ^aläftina  mütl^igenben  3wföt  ber  SöBner  anfül^rt  (10,  3) 

Wötoe  ©eptuaginta  bei  feiner  il^m  mit  aßen  unbgugIeid&,anberSwie9RarcuS(3,18)unbSucaS 

(Man  gemeinfamen  freien  (Sitirweife  mit  berüd«  (6,  15),  ben  Flamen  SJlattl^äuS  nad^,  nid^t  Dor 

l^tjSt  würbe,  ber  Ueberfe^  aber  in  ben  eigenen  Sll^omaS  fteUt.  Sud^  wirb  baS  ©aftmal^I,  weld^eS 

liiqnmgen  bed  SDangeliften  bereu  urf))rüng-  nad^  SucaS  (5, 29)  aJlattl^öuS  ober  Seoi  nad^  feiner 

%a  elfter  möglid^i  gu  erl^alten  fud^te  (f.  Berufung  bem  ßerm  gab,  Don  bem  erften  goan» 

^ttjij  20  ff.).  SBie  bem  oud^  fei,  fo  geigt  fd^on  geUften  (9 ,  9  f )  nur  nebenl^er  unb  ol^ne  9ien« 

Jtt  cnqa<^  Ilftotbefianb,  bafe  auS  bem  Suftanb  nung  beS  (SaftgeberS  berid^tet.  SBeiterl^in  läfet  fid& 

Jtt  Giote  fein  fidlerer  ©d^lu^  für  ober  gegen  nid^t  Derfennen,  baj  baS  ßDangelium  urfprünglid^ 

^  Wräififten  Urfprung  beS  gDangeliumS  ge-  für  paläftinenfifd^e  Sefer  gefd^rieben  war.  Mer» 

Wm  tKAtn  fann.  —  S)aS  l^cbräifd^e  Original  bingS  werben  bie  ^uSbrüdfe  Immanuel,  ®oI« 

Wk  irit  ber  Serftörung  SerufalemS  feine  93e=  gotfa,  6li,  6li,  lamma  fabactl^ani  (1,  23;  27, 

Nwg.  aber  aud^  fd^on  Dor  berfelben  war  cS  33.  46)  im  gried^ifd^cn  3:ejt  erflärt.  ®aS  finb 

Vbie3iiben4irifteninber3)ia)poranurineiner  aber  nur  ^uSna^men,  bie  Dom  Ueberfe^er  ober 

33  • 


1081 


mait^üvL^,  Slpoftel  unb  St^angelift. 


10 


einem  ©pötem  l^errfil^ren,  toöl^reTib  managt  l^e« 
bröifd^e  äuSbrücfe.  tote  j.  S.  SRoca,  ßorbona  (5, 
22;  27,6.  SgiaWarc.  7, 11;  15,  42),  ol^tie  jebe 
Srnörung  gebraud^t,  iübifd^e  ©ebraud^e  unb  bie 
®eogra))]^ie  ^olöftina^S  qI§  befannt  t^orouSgefe^t 
»erben.  Slo|  in  biefem  göangelium  l^ei^t  Sern» 
falem  bie  l^eilige  ©tabt  (4, 5;  27, 53),  unb  in  il^m 
toirb  toeit  mcl^r  Sejug  auf  baS  9llte  Seftament  ge= 
nommen  al§  in  irgenb  einem  anbem  @i)QngeIium. 
®enn  SKattl^QuS  fül^rt  43,  SKarcuS  nur  18,  2ucq§ 
nur  19,  Sol^onneS  nur  12  Sejte  birect  auS  bem 
SLlten  Seftoment  an.  SBöl^renb  bie  übrigen  ffiöan» 
geliften  ba§  mefftanifd^e  9leid^  al§  9leid^  ®otte§ 
bejeid^nen,  toirb  e§  auc^  in  feiner  3)arfteEung  auf 
(Srben  öon  SKattl^äuS  mitSSorliebe  „ba§§immel« 
reid^"  genannt,  ein  SluSbrudf,  ber  ganj  bem  ge» 
toöl^nlid^en  ©ebanfenfreiS  iübifd^cr  ©l^riften  ent» 
fprid^t  (f.  ffaulen,  ©inl.  392  f.  395;  Comely, 
Iiitrod.  53  sq.).  6§  fann  aber  fein  bloßer  Sufött 
fein,  ba^  jtd^  gerabe  in  bem  erften  (Söangelium 
alle  biefe  9Jlomente  ^ufammenfinben. 

5Ra(^  ber  Angabe  ber  85äter  l^at  SKatt^äuS  fein 
(Söangelium  für  l)alaftinenfifd^e  Subend^riften  ge« 
fd^rieben.  ^eutjutage  tuirb  tro|  ber  abmeid^enben 
^nfid^ten  über  bie  Senbenj  beS  ßöangeliften  (Dgl. 
©d^ang  37  ff. ;  §oIJmann  391  ff.)  faft  allgemein 
bie  Seftimmung  beS  ßöangeliumS  für  3uben« 
dftriften  jugegcben,  unb  nur  öereinjelt  (f.  ©d^egg, 
SBei^,  ^berle)  nod^  baneben  eine  Seftimmung  für 
2iuben  geltenb  gemad^t.  (S§  ergibt  fid§  aud^  au§ 
inneren  ©rünben,  ba|  ba§  St)angelium  ni(|t  )u 
einem  rein  l^iftorifd^en,  fonbem  gu  einem  ben  Se» 
bürfniffen  ber  Suben^riften  entfpred^enben  bog» 
matifd^en  S^tit  gefd^rieben  tourbe,  nämlid^  jum 
95ett)eife,  bafe  3efu8  6^riftu8  ber  im  aiten  lefta- 
mente  öerl^ei^ene  SKeffiaS  fei  ®ie  ßrfüllung  be§ 
®ef eJeS  unb  ber  meffianif d§en  SBeiffagungen  in  ber 
$erfon  3efu  iji  ber  goben,  ber  fid^  burd^  ba§ 
gan^e  SBer!  jiel^t.  2)a  nad^  ben  ^ropl^eten  ber 
SRefftaS  t)on  S)at)ib  unb  tibral^am  abftammen 
fottte,  beginnt  baS  gDangelium  mit  ber  Äbftam» 
mung  3efu  al§  beS  ©ol^neS  S)at)ibd,  beS  ©ol^neS 
^ral^amS.  2)a|  fid^  aber  bie  mefftanifd^en  SBeiS« 
fagungen  im  Seben  unb  ©terben  3efu  erfüUt  l^aben, 
mirb  fel^r  puftg  burd^  f örmlid^e  f)intt)eifungen  auf 
$rop]^etentt)orte,  bie  mit  SBemerfungen,  toie  5.  SB. 
„S)ie|  ift  gefd^el^en,  bamit  erfüllt  merbe,  h)ad  t)on 
bem  f^erm  ouxä)  ben  $n)|)]^eten  gefagt  ttorben 
ift\  eingeleitet  loerben  (ügl.  1,  22;  2,  5. 15. 17. 
23 ;  3,  3  2c.),  gegeigt,  ©a  aber  gegen  ben  meffia» 
nifd^en  Sl^aratter  3efu  bie  9lid^tanerfennung  beS« 
f elben  burd^  bie  3uben  unb  beren  Obere  unb  beren 
eigene  95ertt)erfung  ju  fpred^en  fd^ien,  geigt  SKat« 
tl^öuS  meiterl^in,  ba|  aud^  bie^  ebenfalls  ber  |)ro- 
pl^etifd^en  IBorl^erfagung  gemö^  fei  unb  ba|  bie 
3uben  burd^  il^re  ©d^ulb  t^ermorfen  mürben;  beg» 
l^alb  toirb  ber  SBiberfprud^  ber  ^^arifäer  unb 
©d^riftgelel^rten  f  0  genau  gef  (Gilbert  unb  il^re  ©d^ulb 
bargelegt.  SJon  öoml^erein  mirb  il^re  5Wad^läffig» 
feit  unb  ©leid^gültigfeit  burd§  ben  6ifer  ber  SÜRa» 
gier  befd^ömt  (2,  1  ff.)  unb  nod^  am  ©d^Iu^  be§ 


6öangeUum§  l^eröorge^oben  (28, 11  ff.),  bafe 
3uben  felbft  nad^  ber  ^uferftel^ung  3efu,  loel 
fie  nid^t  läugnen  fonnten,  ba§  SJoIf  burd^  S 
fted^ung  ber  Sßöd^ter  t)om  ©lauben  abl^alten  nx 
ten.  6inen  ©lauben  mie  ben  be§  l^eibnif d^en  fyaa 
mannS  5U  Sapl^amaum  ober  ben  be§  cananaif^ 
2Beibe§  l^at  ber  §err  in  3§rael  nid^t  gefunben  (f 
5;  15, 28.  »gl.  11, 21  ff.;  12, 38 ff.;  16,1  ff.J 
S)e^]^alb  merben  aud^  Dom  Aufgang  unb  92iet 
gang  ber  ©onne  IBiele  fommen  unb  mit  ^ra^ 
3faac  unb  3acob  gu  Sifd^e  fi|en,  bie  ©ö^ne 
SReid^eS  aber  l^inauS  in  bie  ginftemi^  gewm 
tt)erben(f.  8, 11  f.;  21,  43k.).  ©iefer  öorgenan 
3n)ed  erflört  aud^  bie  Sßal^I  be§  3n]^alte3  unb 
Slnorbnung  be§felben  in  biefem  6t)angelium. 
merben  tiorgüglid^  biej[enigen  SOSunber  unb  9tet 
3efu  mitgetl^eitt,  meldte  am  beften  feinen  mefpoi 
fd^enSl^arafter  erflären.  2)ePaIb  mirb  bie£pi 
feit  be§  ^erm  in  3uböa  faum  ermöl^nt,  um 
au§fü]^rli^er  aber  bie  in  ©alttöa  berid^tet,  t» 
biefe  nebft  ber  Äinbl^eit  unb  bem  Seiben  Seful 
meiften  für  ben  genannten  S^ti  bienlid^en  K 
mente  barbot.  Um  ben  SeioeiS  gu  Derftarfen,  li 
ber  SDangelift  l^öuftg  bie  93egeben]^eiten  unb  9A 
nid^t  in  il^rer  d^ronologif(|en  Seil^enfolge  ia 
gefteQt,  fonbem  nad^  il^rer  logifd^enOrbnunggm 
pirt.  ©0  l^at  er  g.  S.  in  Rop,  8  unb  9  ga|ltei( 
SBunber  be§  §erm  äufammengefteHt  unb  mit  et 
anber  burd^  bie  unbeftimmtcn  StuSbrüde  t^  t 
i^evero  2c.  Derbuubeu.  Ueberl^au))t  ifl  }u  benn 
fen,  ba^  bie  im  SDangelium  oft  Dorfommenb 
Semerfungen:  in  jenen  Sagen,  in  jener  3«t  ^ 
nad^  u.  bgl.  oft  blo|  gang  aOgemein  gebraut^  fi 
(ügl.  Comely  65  sq.). 

S)a|  ba§  erfte  canonif  d§e  Stiangelium  Don  SR 
t]^öu§  lerrül^rt,  ergibt  ftd^  aud^  meiterl^in  oud  i 
3eugniffen  fird^Ii(|er  mie  nid^t  ürd^Iid^er  ©d^ 
ftetter  ber  öltcften  3«it.  ©ie jenigen  SfoDc,  ' 
©teilen  bed  erften  SDangeliumS  atö  l^eilige  @d^ 
angefül^rt  ober  blo|  au§  bemfelben  befannte  I 
gebenl^eiten  al§  OffenbarungS^atfad^en  bel^ 
merben,  bemeifen  natürlid^  an  ftd^  nur  ba§  gn 
Slnfel^en  unb  bie  93erbreitung  beSfelben,  nid^fe 
«bfaffung  burd^  SWattl^äuS.  »ereitS  ber  S3ati 
baS-Srief  (4, 14)  fü^rt  SKatt^.  22,  14  mit  i 
SBorten  <l)c  7eYpairrat  (ögl.  bagu  ©d^ng  7, 
als  l^eilige  ©d^rift  an.  SlemenS  Don  %om  (1 C 
46)  citirt  SKattl^.  26,  24,  ber  f)l  3gnattu8  (. 
Polyc.  2)  benujt  SKattl^.  10, 16,  ^ol^corp  ( 
PhiHpp.  6)  SKattl^.  26, 41.  «ud^  bie  neu  entbe 
©ibad^e  (Dgl.  befonberS  c.  8. 15)  enti^öa  md^ 
beutli^e  Segiel^ungen  auf  baS  SDangeltunt  Ib 
ben  ^ologeten  rebet  3ufiinu8  auSbrüdCfid^  Don 
©enfmürbigfeiten  ber  Sipofiel  unb  ber  9po 
fd^üler  (f.  Dial.  c.  Tiyph.  c.  103)  unb  erttöl 
ba^  biefe  S)en!n)ürbigfeiten  SDangdien  1^ 
(Apol.  I,  66).  SBenn  nun  aud^  ©ngelneS bell 
meld§e§  er  in  Uebereinftimmung  mit  Statte 
ergöl^lt,  g.  S.  über  ben  betl^le^emitifd^  Stm 
morb  (Dial.  78),  au§  ber  münbUd^en  UeberG 
rung  l^errü^ren  fömtte,  f  0  ftnb  bod^  bie  SBegld^ 


1033 


anattl^auS,  Slpoftel  unb  6))an8eli{t 


1034 


oof  SRoti^öuS  fo  sol^Ireid^  unb  bie  Uebeteinfttm» 
mmtg  fo  genau  (t^gl.  j.  93.  Dial.  c.  Tryph.  c.  76. 
107.  120  etc.;  ApoL  1,  35  etc.;  Westcott, 
A  genend  survey  of  ihe  history  of  the  Canon 
of  the  N.  T.,  6.  ed.,  Cambr.  and  Lond.  1886, 
165  folL  u.  0.),  bag  er  SRottl^öug  not^menbig  be» 
no)t  ^ben  mug.  Sl^eopl^iluS  (Ad  Autol.  3, 13) 
[ülirt  SRott^.  5,  28  mit  bcn  SGBortcn  ein:  ,,®ie 
etKUigelifc^  @timme  lel^rt".  Sltl^enagoroS  (Legat, 
pro  Christ  c.  11)  fü^rt  bie  SBortc  ÜKatt)^.  b, 
44  f.  an.  Seit  bem  Snbe  beS  2.  Sol^rl^unbertS 
jinben  ftd^  ober  oud^  t>xtk  Einführungen  be§  St)an« 
gcImmS  mit  btrecter  SBejugno^me  auf  Wattl^öud 
0»  ben  SSerfaffer.  @o  wirb  j.  95.  bei  3renäu8 
(Hier.  3, 9, 1  sqq.)  SRattl^.  1, 23;  2, 15;  3,  3.  7, 
bei  Siemens  Don  ^lesanbrien  (Strom.  1,  21) 
«att^  1,  1—17,  bei  lertuDian  (De  came 
Christi  22.  20)  ÜRatt^.  1, 1. 16  in  bicfcr  SBcifc 
ompert^jet  93ereit8  in  frfil^er  3eit  tnar  baS  göan- 
gdiiim  in  fold^  oEgemeinem  ^nfel^en,  ba|  felbft 
bie  (^öretüer  auS  bemfelben  i^re  f alf d^en  Seigren 
|s  erhärten  unb  in  i^rer  $oIemif  gegen  bie  Seigre 
ber  ftin^e  le^tere  ber  flfölfd^ung  biefeS  S^an* 
9dmm§  )u  überfül^ren  fud^ten.  Spipl^aniuS  (Haer. 
28, 5)  jagt,  bog  bie  «nl^nger  (Serintl^S  biefe§ 
bangelittm  benu^ten,  SrenöuS  (Haer.  1, 26, 2), 
H  bie  ebioniten  oon  ben  Sdangelien  bIo|  TlaU 
^  gebraud^ten.  92ad^  f)i))pol9tuS  (Adv.  haer. 
6, 16)  ^aben  bie  Slnl^ger  beS  SRagierS  @imon 
jütouf  Statt^.  3, 10  berufen;  ebenfo  tl^aten  bie 
tjitfffHtm,  totlä^t  überbau))t  bie|  (SDangelium  ftar! 
benoten  (f.  Westcott  l  c.  283.  404) ;  bie  @e« 
ttaer  fpielen  auf  aJlatt^.  10, 34  an  (Hippel.  5, 
21).  3n  ben  clementinifd^en  ^omilien  ftnben  ftd^ 
Beto  Zitate,  meldte  mit  bem  Se^t  bei  SRattl^äuS 
ibemnfümmen  (t)gl.  Hom.  8,  51  sq.  55 ;  8,  4 ; 
11,83;  18, 15;  19, 2. 7).  ®er  ©noftifcr  a3afiUbe§ 
«Dä^nt  bie  SKagier  (SRattl^.  2, 1  ff.)  unb  fü^rt 
(wOj  Epiphan.  Haer.  24,  5)  aHattl^.  7,  6  on. 
m&xA  (Haer.  1,  8,  2  sq.)  bemerft,  ba^  ber 
finoßifer  93alentin  in  ber  ©efd^id^te  be§  SßeibeS, 
»el4e  12  3a]^re  am  931utfluffe  litt  unb  bann  Dom 
fern  gelfteüt  ttmrbe  (TOattl^.  9,  20),  Seiben  unb 
«löfmig  feines  jttBIften  Sleon  Dorgebilbet  gefeiten 
«ab  ben  «uSfpruc^  beS  5>erm  bei  SWatt^.  5, 18  auf 
ftine  ite^  im  ^a^Ienmert^e  be§  Sota  (,,ber  üeinfte 
^h^pobc")  rul^enben  Leonen  angettenbet  l^abe 
(^  Xifd^borf ,  aSBann  h)urben  unfere  ßDan« 
Wen  uerfafet?  4.  «ufl.  1880,  45).  «ud^  bie 
Seiler  SoIentinS,  ^erafleon  unb  ^tolemöuS,  toit 
wöfllentinianifd^e  ©ede  ber  SKarfofier,  ^abcn  bo8 
witt^dnMSmingelium  benu^t.  ßrfterer  bejicl^t  fid^ 
«f  Mott^.  8,  12  (f.  Orig.  in  Joa.,  tom.  13, 
|M),  ^toIemöuS  aber  fül^rt  in  feinem  93riefe  an 
Wa  (bei  Epiphan.  Haer.  33, 3)  aHattl^.  5, 22. 
Ä89;  12,  25;  15,  4-6. 17;  19,6.8. 17  on, 
«Korfoper  (Iren.  Haer.  1,  3, 1—5;  1, 8. 2) 
Itafli.  5,  18;  9,  20;  10,  34:  13,  33;  20,  1; 
27,46mib26, 38.  »u^latian  lud^te  feine  ftrengcn 
•teijüien  anfw^ten  burd^  Berufung  auf  5Kott^. 
6, 19. 22.  80  }u  rechtfertigen  (f.  Clem.  Alex. 


Strom.  3,  12).  ®o|  aber  SKarcion  ber  Äird^e 
Dormarf,  baS  SRattl^öuS-gdangelium  Derfölfcbt  ju 
l^aben,  miffen  »ir  au§  SertuIIian  (Adv.  Marc. 
4,  9).  (Snblid^  l^aben  bie  Reiben  SelfuS  unb  ber 
9Jeui)lotonifcr  ^orpl^^riuS  i^re  ©pöttereien  unb 
Angriffe  aud^  gegen  bief e§  GDangelium  gerid^tet ; 
erftere  j.  93.  gegen  bie  Anbetung  ber  SWagier  unb 
bie  gflud^t  nad^  aeg^ptcn  (SJlott^.  2,  2  ff.),  gegen 
10,  23  u.  f.  ».;  Unterer  gegen  ÜKattb.  1,  11; 
9, 9  u.  a.  ©t.  (dgl.  Orig.  C.  Geis.  1,  58.  65  sq. 
etc.;  Hier.  Comm.  in  Dan.  1, 1,  unb  ^uSRattb. 
9,  9).  93gL  überl^aupt  ju  ben  Seugniffcn  fird^» 
lid^er  ©d^riftftetter,  ber  §äretifcr  unb  ber  Reiben 
ftird^l&ofer  86—122.  357  ff.  334  ff.  Charteris 
371  foa  383  foU.;  Westcott  L  c.  51  folL 
275  fbU.  404  foU.  «ud^  lifd^enborf  a.  a.  O. 
9  ff.  42  ff.  72  ff.  fü^rt  bie  toid^tigftcn  95ett)eiS- 
ftüdFe  an. 

S)aS  ®ett)id^t  biefer  3eugniffe  auS  bem  Slter- 
tl^m  n)irb  no^  burd^  bie  Q!poctt)pf)m  ßDangeüen 
Derftörft.  3^^  ^^  ölteften  berf elben  gel^ört  ba§  $rot> 
etmugelium  Sacobi,  meld^eS  bereits  in  ben  erften 
3a]^r}^]^nten  beS  2.  3al^r^unbertS  entftanben  ift, 
unb  ba§  (Süangelium  beS  9iicobemuS,  beffen  erfter 
Xl^eil,  bie  ^ilatuSacten,  bereits  Don  3uftin  (Apol. 
1,  35.  48)  unb  SertuKian  (Apol.  21)  erwähnt 
merben.  IBeibe  ©d^riften  l^aben  baS  !Dlatt^öuS« 
eDangcIium,  erflere  s.93.  inffop.21 2Ratt^.  ffap.2, 
le^tere  in  Üop.  2  unb  9  SWattl^.  27,  19.  44—45 
benu^t  (Dgl.  Sifd^enborf  a.  a.  O.  77  ff.).  5lm 
toid^tigften  ifi  aber  ol^ne  allen  S^Deifel  für  unfere 
t^frage  baS  fogen.  ^ebröer-SDangelium.  S)arunter 
Derflc^en  bie  95äter,  j.  SB.  SrenäuS,  ßlemenS 
Don  ?llejanbrien,  OrigeneS,  6ufebiuS,  ftieron^- 
muS,  einen  bis  in'S  4.  Sa^rl^unbert  ejiftirenben 
l^ebröifd^en  (SDangeliente^,  »eld^er  Don  ber  ©ecte 
ber  Slajoräer  unb  in  einer  ettoaS  anbcm  gönn, 
befonberS  ol^ne  bie  JKnbl^eitSgefd^id^te  3efu,  Don 
ber  ©ecte  ber  Sbioniten  gebrandet  mürbe.  Die 
SDRittl^eilungen  barauS  in  ben  ©d^riften  ber  93d« 
ter  pnb  gefammelt  Don  ffird^^ofer  448  ff.;  Hil- 
genfeld,  Nova  Testam.  extra  canonem  re- 
cept,  Lipsiae  1876,  IV,  15—38,  u.  9t.  S)em 
Slnfd^eine  nad^  toax  biefeS  Evangelium  juxta 
Hebraeos  ber  burd^  aOerl^anb  ^enberungen, 
6rtt)eiterungen  unb  Umbeutungen,  meldte  bie  er- 
mähnten ©ecten  in  pibaifirenbem  ©inne  Dorge« 
nommen  l^atten,  Derborbenc  aramäifd^e  Sejt  beS 
aWattl^öuS.  einige  l^ielten  eS  jmar  für  baS  eigent» 
li^e  öd^te  ßdangelium  beS  fjfl  SRattl^öuS,  nid^t 
aber  ber  in  fold^en  ©ad^cn  genauer  unterrid^tete 

tieron^muS,  menigftenS  nid^t  in  feinen  fpäteren 
(Triften.  ®enn  er  bemerft  5U  SKatt^.  12,  13 
Don  bem  Evangelium  juxta  Hebraeos  Dorfid^tig, 
quo  utunturNazaraei  etEbionitae,  quod  nuper 
in  Graecum  de  Hebraeo  sermone  transtulimus, 
et  quod  vocatur  a  plerisqueMatthaei  authenti- 
cum.  ®a6  eS  ni^t  mit  bem  ächten  SKattl^äuS 
ibentifd^  fein  fann,  geigen  bie  nod^  erl^altencn  gfrag» 
mente,  meldte  einen  mc^r  ober  weniger  Qpocü)p^tti 
S^aratter  tragen.  SS  fann  aud^  ntd^t  eine  Ueber* 


1035 


aRattl^auS,  apoftel  unb  S))angeli{t. 


m 


fcjung  unb  Scorbcihrag  beS  atö  urfprünglid^  ge» 
badeten  gricd^ifd^en  SKottl^äuS  (nad^  grcbncr,  Slcct 
SBci^,  ^oljmann,  SBeü  u.  «.)  fein.  ®enn  eS  ift, 
öon  iitibercm  abgefcl^n,  ein  SBibcrfpmd^,  bo^  ein 
l^bräifd^cS  gtwngelium  notl^wenbig  geioefcn,  SKot» 
t^äuS  aber  bennod^  für  Subend^riftcn  in  ^alöftina 
gried^ifd^  gefd^rieben  l^abe.  ^anbmann  (®a8  f)e» 
bröer^fedangelium,  bei  D.  ©ebl^orbt  unb  i^avnad, 
2:ejtc  unb  Unterfud^ungen  jur  ®ef d^.  ber  altd^rip« 
lid^en  Siteratur  V,  ^eft  3,  Seipjig  1888)  l^ölt  e« 
für  ibentifd^  mit  ben  Logia  bei  ^ioS,  aber  für 
öerf d^ieben  öon  bem  l^ebräifd^en  SRattl^äuS.  Mein 
auf  jeben  gott  jeigen  bie  erl^altenen  gragntente 
be§  ^ebraer»St)angeIium§,  ba|  baSfelbe  nid^t  blo^ 
Sieben,  fonbem  aud^  ©efd^id^te  entl^ielt.  @onad^ 
|at  eS  mit  ben  X^^ta,  menn  biefelben  atö  blo^e 
©ommlung  ber  „§errenn)orte"  aufgefaßt  toerben, 
nid^t§  5U  t|un.  S§  gibt  ber  erl^altenen  g^ragmente 
beS  ^ebrder»gt)angelium§  )u  menige,  al§  ba|  au§ 
il^nen  felbjl  ein  beftimmter  ©d^Iu^  auf  il^re  eigent» 
Ud^e  Öueüe  gebogen  merben  (5nnte.  SebenfaHS 
ijt  aber  au^er  bem  Suca§»St)angeIium  (Dgl.  Ignat. 
Ad  Smyrn.  3,  n)0  Suca§  24, 39  entfteUt  nad^  bem 
Ey.  juxta  HebraeoB  angeführt  ift)  aud^  ba§ 
SKatt^äuS^göangeKum  benu^t.  (Sgl  ff  aulen  400 ; 
aaSeife,  einl.  496 ;  C)oItmann,  ginl.  537 ;  Sol^. 
&)^a^c^,  2)ie  a^ocrppl^en  SDongelien,  inSbefon- 
bere  ba§  EvangeUum  juxta  Hebraeos,  1.  Xl^eil, 
©leiioij  1888.)  —  ©eitbcm  ©d^Ieiermad^er  (in 
ben  %^tol  ©tubien  unb  ffritifen,  1832)  nid^t 
blo^  bie  t)on  ber  ürd^Iid^en  Srabition  au§na]^m§> 
Io§  angenommene  Priorität  be§  9Ratt]^öuS>St)an> 
geliumS,  fonbem  aud^  bie  Sinl^eit  beSfelben  ge» 
löugnet  l^at,  mirb  feitenS  proteftantifd^er  (Sj;egeten 
getoöl^nlid^  U^cmpkt,  ba|  SRattl^öud  Don  anberen 
Ouellen,  etma  t)on  ber  fogen.  @prud^fammlung, 
ben  Xojia  beS  $a)na§,  unb  SRorcuS,  ober  Don 
angeblid^  Derloren  gegangenen  Ureoangelien,  ober 
Don  einer  Unifd^ung  beiber  u.  f.  m.  abl^öngig  fei 
3n  meld^  fünftlid^er  unb  miUfürlid^er  Sßdfe  bei 
biefen  Don  ber  l^iftorifd^en  Ueberlieferung  ganj  ob» 
fel^cnben  SSerfud^en,  ben  Urfprung  unfereS  fö)an« 
gcUumS  5u  etflärcn,  biSioeilcn  Derfal^ren  mirb, 
jeigt  s.  S.  ©d^olten  (3)a§  ältefte  gDangeßum, 
aus  bem  ^oHänb.  Don  SRebepennig,  giberf.  1869). 
2)anad§  märe  baS  ältefte  ßDangelium  ein  gan^ 
furjeS  3Karcu§'6DangeUum  gemefeu;  barauS  fei 
ber  $roto»2Rarcu§  entftanben,  meld^er  bie  ®runb» 
löge  unfereS  jmeiten  ßDongeliumS  bilbe.  SJlittIcr» 
meile  l^otte  SRottl^äuS  feine  U-^ia  (ben  $roto» 
SKottl^äuS)  gefd^rieben.  2lu8  bem  $roto=a)larcu8 
unb  bem  ^roto^SKottl^äuS  fei  ber  S)eutcro«3Hat» 
tl^äuS  unb  ouf  biefer  ©runbloge  ber  3:rito«3)lat« 
tl^äuS,  unfcr  jeJigeS  9)latt]^äu8«gDangelium,  ent« 
ftanben.  ©iefem  möre  bann  ber  2rito«2Jlarcu§, 
unfer  iejige§  SKorcuS^gDangelium,  gefolgt  (Dgl. 
über  biefe  Seftrebungen  ©(^ons  24  ff. ;  tilgen» 
feß),  einl.  454  ff.;  ^oljmonn,  ginl.  347  ff.), 
»einer  biefer  93erfu(|e  l^ot  e§  bis  jeft  oud^  nur  ju 
einer  einigermaßen  ausgebreiteten  Snerfennung  ge« 
brod^t.  SSielme^r  befepigt  fid^  immer  bie  lieber« 


jeugung,  baß  bie  @runbprinci))ien  einer  3JUS^ 
meldte  mit  f)intanfe|ung  ber  l^iifbrifd^  lUh 
lieferung  ouS  bloß  „inneren  ©rünbcn*  Dcrfol 
unb  ju  ben  miberfpred^enbften  Slefultoten  tomn 
nid^t  rid^tig  fein  fönnen.  (SJgL  Thomson,  T! 
Grospels,  General  IntarodL,  in  The  Speak« 
Comm.  New  Testament  I,  1878,  p.  XIX  n 
p.  XXXT.) 

2)ie  ^oupteinmenbungen  gegen  bie  ^led^tl^  i 
ÜRottl^auS^SDangeUumS  ge^en  5um  %f)t\l  Don  b( 
ongeblid^en  SBiberfprud^  beSfelben  mit  bem  3 
banne§«SDangeIium,  jum  S^eil  Dom  Snl^Ite  m 
ber  bie  ^nf d^oulid^feit  Dermiffen  loffe,  d^ronologi 
ungenau  fei  u.  bgl.  lieber  ben  Sl^orofter  bed  3 
banne§«6DangeIium§  f.  3lrt.  Sol^onneS  VI,  1546 
S)er  änl^olt  beS  ^ott^öuS^SDongeliumS  ftnbet  fei 
DoUe  Srflärung  in  bem  3tt>ed  beSfelben,  ber  fonui 
megS  eine  ftreng  d^ronologifd^e  93el^nbIung$iKi 
beS  SebenS  3efu  erforberte.  Sog  aRottbouS  nül 
fo  onfd^oulid^  ift  mie  etmo  anorcuS  (DgL  b.  Sit; 
erüärt  fid^  l^inreid^enb  ouS  feiner  2(nbiDibudiü 
(f.  eine  Sufommenftellung  unb  äBiberlegung  be 
f)aupteinmenbungen  bei  fiongen,  Sinl.  §  6;  Gor 
nely  32  sqq.;  jfoulen  400  f.).  Sie  ^e^tl^it  be 
SDongeliumS  ift  t^eilmeife  befiritten  morben  Mn 
ben  Sbioniten,  meldte  toegen  ber  fiebre  Don  be 
übemotürlid^en  ^erfunft  ßb^f^  i"  3Rcdä^,  1, 18  fl 
bie  5mei  erften  Rapxiti  Dermorf en»  unb  Don  XatioH 
Xotli)tt  bie  ©eneologien  für  unäd^t  erflärtt  Sa 
Dorigen  Sol^rbunbert  ^ot  Sol^n  äBifliamS  (Afirei 
Inquiry  into  the  Authenticity  of  the  1.  ani 
2.  dhapters  of  St.  Matthew's  Gospel,  Londoi 
1771),  bem  fid^  einige  beutfd^e  Slotionaliftcn  ob 
fd^Ioffen,  bie  Sled^t^eit  ber  ffinbl^eitSgefd^i^teSefi 
geläugnet  SlUein  biefe  Stopikl  ftimmen  nid^bU 
in  ber  SuSbrudS»  unb  Sel^onblungSmeife  mit  br 
übrigen  ftopiteln  überein,  fonbem  merben  canij  ii 
t$oIgenben  DorouSgefe^t  (Dgl  3,  1  unb  4, 18  m 
2,  23).  Ueberbie^  moren  ^e  fd^on  bem  I^L  39» 
tiuS,  äufiinuS,  2h:enäu§,  SIemenS  Don  ^lesanbri« 
aertuDion,  6elfu8  u.  «.  befonnt  (Dgl.  Äird^^ol 
118.  324:  FüHon  135). 

S)a|  ^ottböuS  unter  ollen  SDongeliften  )tie! 
gefd^rieben  f)at,  mirb  fd^on  Don  SIemenS  DonV 
sonbrien  (bei  Eus.  H.  E.  6, 14),  OrigeneS  (L 
6,  25  unb  Hom.  7  in  Jos.),  Spip^oniuS  (Ad 
haer.  51, 6)  unb  f)ierom)muS  (Comm.  in  Matti 
Prol.)  als  trabitionette  ^nfd^ouung  auSgejpro4> 
Ueber  boS  Sol^r,  in  meldtiem  er  fd^rieb,  b^ 
eine  gro^e  UneinungSDerfd^iebenbeit.  S)ie  meif 
))roteftontifd^cn  ßjregeten  nehmen  toenigftenS  i 
ben  Äotbolifen  bie  ^bfoffung  Dor  bem  äo^re 
an,  mäl^renb  bie  Seftreiter  ber  Sled^ti^eit  beS  SD( 
geliumS  boSfcIbe  um  ober  nod^  bem  ^obre  1 
gefd^rieben  fein  loffen.  Unter  ben  ftot^olifen  fej 
§ug,  aWoier,  §aneberg,  ©d^anj  u,  91.  bie  % 
affung  3mifd^en62 — 67,  bie  meifien  aber  )l 
d^cn  41—45  ober  41—50.  SBobrfdfteinli^ 
baS  SDongelium  um  boS  3abr  41  gefdgriebentt 
ben.  SDenn  nod^  gufebiuS  (H.  E.  3, 24, 6)  fd^ 
SRottl^äuS  baS[eI6e  Dor  feinem  SBeggong  auS  $q 


10S7 


SRottl^öud,  Slpoftel  unb  et)angeIi{L 


1038 


IKntt,  um  feinen  SanbSIeuten  einen  SrfQ|^für  bie 
iün^ge  munblid^  $rebigt  )u  geben,  vlaä^  ber 
ftiS^idiä^  unb  qu6)  an  ftd^  nial^rfd^einlid^en 
Sbifi(|t  föDt  aber  fein  Sßeggang  mit  ber  fogen. 
yljttftellrennung''  jufammen  unb  btefe  feüft  in 
bäS  pSlftt  3a^r  nad^  bem  Sobe  Sl^rifti  (f.  Apol- 
lonius  bei  Eus.  H.  E.  5, 18  unb  bie  Praedicatio 
Petri  bei  Clem.  Alex.  Strom.  6,  5,  43),  alfo 
Wi  3a]^t  42.  3m  ©egenfo^e  l^iei^u  \ä)txni  bie 
Ingobe  bei  SttenauS  (Adv.  haer.  3,  1,  1)  )u 
|i^,  iDonad^  bo8  StKmgelium  gefd^tieben  mürbe, 
oI8  $etru9  unb  $aulu3  ^u  9iom  ^rebigten  unb 
bie  flfird^  grünbeten.  9(uf  feinen  gaU  l^anbelt  e§ 
M  ^  blo|  um  bie  gried^ifd^e  Ueberfe^ung  be§ 
fomgeTntmd  SJlattl^ai  im  ®egenfa|  )u  ber  frü]^er 
estpimbenen  aramöif  d^n  ®runbf  d^rift,  mie  ©laire, 
DiSping  unb  Socues  »oUen.  S)enn  ^renöuS  fp^^ 
(»Mdlid^  Dom  ^ebraifd^en  @dangelium  be§ 
tL  Wott^äuS.  SRon  tonn  aber  aud^  biefe  QtxU 
kßimmung,  obgleid^  ^ulu§  erfl  im  3.  61  nad^ 
Som  getommen  ift,  nid|t  mol^I  erft  t)on  biefer  ober 
mt  nod^  fpötem  3eit  oerftel^en,  ba  bod^  bie  ®  rün- 
hng  ber  rdmifd^en  ffird^e  Dor  ber  Snfunft  be§ 
)l  $aulu3  )u  9tom,  burd^  $etmS  im  %  42  er- 
Wgttpfl-  *P9- 12,17 ;  ögl.  ftunbl^aufen,  3)a§  erfte 
$ontificaIfd^iben  bed  1^1.  $etru§,  aRains  1872, 
9f.;  Lecler,  De  romano  S.  Petxi  episcopatu, 
LoYan.  1888,  262  sqq.).  Somit  bürfte  bie  3ln» 
gifc  beS  ^L  ärenäuS  oon  biefer  3eit  ber  eigent» 
^ai  (Srunblegung  ber  römifd^en  ffird^e  ju  Der- 
l^enfein  (Dgl.  Aoulen,  6inl.  402;  Comely 
76  8^.).  2)er  Snl^It  bed  SDangeliumS  »iber- 
ftii^t  ber  Snnal^me,  bog  ed  um  bog  ^al^r  41  ge- 
Hridkn  fei,  in  feiner  SBeife.  ^ud^  bamalS  tonnte 
ViaUSfixA  jügen,  ba|  ber  Sdfer  be§  2:öpfer§  „m 
0^  ben  l^gen  Xaq"  ^afelbama  l^eige  (27,  8), 
bA  ba^  ^bid  ouf  ben  heutigen  Sag"  bie  Süge 
bet  Solbaten,  bie  jünger  l^ötten  ben  fieid^nam 
äefs  ge^^Ien  (27, 15),  Don  ben  Suben  Derbreitet 
iKAt  9Iad^  (EufebiuS  (H.  E.  3, 24)  ift  ba§  (SDan- 
adimn  in  $ald{tina  gefd^rieben  »orben.  SogmaS 
Ssbicopleu^eS  fagt,  ju  ^emfalem;  Genaueres  lö^t 
^  (&tt  nid^t  angeben.  @id^er  l^at  Snattl^öuS  bort 
vi4t  {einen  ^änbigen  9(uf enthalt  gel^abt;  benn  al3 

SV&  nad^  feiner  IBefel^rung  jum  elften  SRale 
^lem  befud^te,  traf  er  bort,  au^er  3acobu§, 
teSniber  beS  §erm,  nur  ^etruS  (®al.  1, 18  f.). 
Son  ben  gried^ifd^en  Kommentaren  )um  SRat- 
^bMStxmgelium  au§  |)atriftif d^er  3eit  fmb  meijl 
*tt8tögmente  crl^alten;  bie  unter  3:]^eop]^iIu§' 
Ionen  erl^altenen  Commentariorum  in  sacra 
<IQ>tiior  evangelia  libri  lY  (Dgl.  Bibl.  max. 
w.  n,  2, 165  sqq.  unb  fonft)  finb  unäd^t  unb 
hmm  bem  Slnjd^eine  nad^  au§  bem  6.  2ial^r« 
tabett  (8.  ^madt,  ffier  angebt.  gDangelien« 
(i'Bimentar  be§  Sl^eoDl^ilud  Don  ^ntiod^ien,  in 
^  mib  Unterfud^ungen  tc.  I,  4,  Scipjig  1884, 
W  |).  OrigeneS  l^tte  einen  25  t6ji.oi  umfaffen- 
«Ä  femmientar  ju  unferm  goangelium  abgefaßt 
•i»«i  nur  T<i|ioi  X— XVn,  bie  grflärung  Don 
Btet^.  13, 35  bis  27, 63  umfof jenb,  erhalten  finb 


(Migne,  PP.  gr.  XIH,  829  sqq.).  SBefonberS 
mertl^DoU  ftnb  bie  90  ober  91  ^omilien  beS  1^1.  @^]^rQ- 
foftomuS  jum  ganjen  ©Dangelium  (Migne  LVn 
ad  LVin).  SBon  bem  Kommentar  bcS  1^1.  ß^rill 
Don  Sllcjanbrien  finb  nur  gfragmente  (1.  c.  LXXTT, 
366  sqq.)  erl^alten.  gfragmente  au§  ^oEinariuS, 
2)ib9mu§  u.  ^.  finben  ^d^  in  ber  Catena  grae- 
corum  patrum  in  N.  T.,  ed.  Gramer,  Oxonii 
1844.  2)er  öltefte  lateinifd^e  Kommentar  ift  ber 
bed  1^1.  ^ilariuS,  Comm.  in  evang.  Matthaei 
(Migne,  PP.  lat.  IX,  917  sqq.).  ®aS  ^mipt- 
gemid^t  ift  in  bemfelben  auf  bie  aüegorif^e  Kr> 
närung  gelegt.  Sin  Kommentar  be§  1^1.  f)ieron9* 
mu§  (Commentariorum  in  ey.  Matthaei  libri 
IV,  Migne  XXVI)  ift  eilfertig  in  nur  14  Sagen 
gefd^rieben.  iBon  K^romatiuS  {inb  18  Sractate 
in  evang.  S.  Matthaei  erl^alten  (Migne  XX, 
327  sqq.)^  bie  fid^  aber  mit  SuSnal^me  ber  ^mei 
erften  blo^  mit  ber  Säergprebigt  befaffen.  ^ud^ 
^uguftinuS  ^at  einen  treffUd^en  Kommentar  jur 
93ergprebigt  gefd^rteben  (De  sermone  Domini  in 
monte  Hbri  ü,  Migne  XXXIV).  ©e^r  nüjlid^ 
fmb  aud^  feine  Libri  IV  de  consensu  evangeli- 
starum,  fomie  bie  Quaestionum  evangelicarum 
libri  n  unb  Quaestiones  XVU  in  evang.  sec. 
Matth.  (Migne  XXXIV— XXXV).  »nmand^er 
IBe^iel^ung  )u  ben  beften  lateinifd^en  Krflärungen 
be§  KDangeliumS  gel^ören  tro|  i^rer  ananif(|en 
Senben^  unb  il^rer  Dielen  apocr^pl^en  Krjö^Iungen 
44  f)omiIien,  mli^t  lange  bem  1^1.  Kl^r^foftomuS 
jugefd^rieben,  unb  meil  SDiattl^.  13, 13  bis  19, 1- 
unb  c.  26 — 28  feilten.  Opus  imperfectum  in 
Matth.  genannt  mürben.  2)aS  &erf  (Migne, 
PP.  gr.  LVI,  611  sqq.)  ift  nad^  SKontfaucon 
(1.  c.  607  sqq.)  am  Knbe  beS  6.  ober  Slnfang  beS 
7.  Sa^rl^unbertS  Don  einem  Srianer  lateinifd^  ge» 
fd^rieben.  SluS  bem  ÜJKttelalter  finb  bie  grie(|i« 
fd^en  Kommentare  S^eopl^^IactS  (Migne,  PP. 
gr.  CXXm)  unb  Kutl^^miuS'  (ib.  CXXK)  su 
nennen;  eS  folgen  bann  99eba  (Comm.  in  Matth. 
libri  IV,  Migne,  PP.  lat.  XCU,  9  sqq.),  K^ri- 
ftianuS  S)rut|maruS  (Expositio  in  Matth.,  ib. 
CVI) ,  SRupert  Don  ®eu§  (In  Matthaeum  de 
gloria  et  honore  filii  hominis  libri  XIH,  ib. 
CLXVm,  1307  sqq.),  morin  aber  nur  bie  gmölf 
erften  unb  Dier  legten  StapM  meip  in  aüegorifd^er 
SBeife  erüärt  merben.  ®er  1^1.  Stomas  l^at  baS 
SKattl^äuS-KDangelium  nid^t  bIo|  in  ber  Catena 
aureaberü(fftd^tigt,  fonbem  aud^  eine  befonbcre  Ex- 
positio in  Matthaeum  evangelistam  (Parmae 
1867)  l^intcrlaffen.  ©el^r  toeitjd^meifig  ift  bie  Kr- 
närung  Don  aif.  SoftatuS  (Opera,  Venet.  1530). 
5Kod^  immer  gefd^ä^t  unb  bead^tenSmcrtl^  finb  bie 
Krnärungen  Don  ÜJlalbonatuS,  ben  beibcn  3on« 
feniuS,  ©almeron  unb  KomeliuS  a  Sapibc.  ^uS 
neuerer  Seit  fmb  auf  fatl^olifd^er  ©cite  befonberS 
5U  nennen  ©d^egg,  KDang.  nad^  aWattl^öuS,  3  93be., 
aWünd^en  1856—1858;  SiSping,  erflärung  beS 
Koang.  nad^  maii^.,  2.  «ufl.,  SKünftcr  1867; 
©d^anj.  Komm,  über  baS  KDang.  beS  1^1.  SKattl^äuS, 
fjreiburg  1879;  Mc  Carthy,  The  Gospel  of 


1039 


aWattl^ättS  ©laftarcS  —  SKattl^äuS  öon  SSenbömc. 


104 


St.  Matthew,  Dublin  1877;  Mc  Evüly,  Ex- 
position of  the  Gospels,  Dublin  1877;  Fillion, 
Evangile  selon  s.  Matthieu,  Paris  1878;  van 
Steenkiste,  Conun.  in  Evang.  secundum  Mat- 
thaeum,  ed.  2,  4  voll.,  Bnigis  1882;  auf  pro» 
tcflantif(^cr  ©eitc  ffetl,  Somm.  über  ba§  ßöatig. 
bc§  ÜKottl^äuS,  flcipaig  1877;  SKc^cr,  Änt.«eje9. 
Sommcntar  2C.  güong.  bc§  SKatt^.,  7 .  Slufl.,  ]^erau§« 
gegeben  öon  S.  SBeii  (Söttingen  1883;  Mansel 
and  Cook,  The  Gospel  according  to  St.  Mat- 
thew, in  The  Speaker's  Comm.  New.  Test.  I, 
London  1878.  (SgL  nod^  bie  im  9lrt.  SucoS 
Vin,  190  f.  angegebenen  6inleitung8tt)er!e,  fotoie 
Sd^anj,  Somm.  1—62,  unb  3)ie  Kompoption  beS 
Ü)?att^.»güang.,  Süb.  1877.)       [3.  gelten.] 

^aitiaus  IBIaftared,  f.  Slaftare§. 

'SSoftfäits  ^{origeruS,  f.  anattl^cmS  t)on 
fflcftminfter. 

^aU^ustion  jfrafau,  %ifd^oft)on9Borm§, 
gehört  gu  ber  Sleil^e  l^eröonagenber  ©elel^rter, 
melcf)e  gut  S^xt  be§  großen  @d^i§ma§  nid^t  bIo| 
in  bem  engern  UniuerfttätSfreife,  fonbem  aud^  im 
Staate  eine  bebeutenbe  Sßirff amfeit  entfaltet  l^aben. 
3)}a\ä)än^,  }ubenannt  Notarius  (@tabtf(i^reiber), 
ftammte,  »ie  jüngfl  ©ommerlab  nad^getoiefen  l^at, 
au§  ber  polnif  d^en  f)auptftabt  Jhafau  unb  nid^t  au§ 
bem  pommer^fd^en  llbefögefd^Ied^te  ber  Jhofott),  mie 
faft  aQe  il^n  erttäl^nenben  neueren  Sd^riftfteSer, 
namentlid^  aud^  Soreng  (2)eutfd^I.  ©efd^.^Oueüen, 
3. 2lufl.,  n,  368),  bel^aupten.  6r  xoax  geboren  um 
1335,  »arb  1355  SaccalareuS,  1367  SKagifter 
unb  fpöter  mieberl^olt  Secan  in  ber  Slrtiftenfacultöt 
ber  oufblül^cnben  ^rager  öod^fd^ule.  3m  3. 1387 
erf  d^eint  er  juerft  urfuiü)Ii(|  als  professor  s.  theo- 
logiae  bafelbft.  92eben  ben  afabemifd^en  Sern- 
tem  Derfal^  er,  mie  eine  ^anbfd^rift  mitt^eilt,  bie 
Stelle  eines  „$rager  StabtprebigerS";  fd^onSiet» 
rid^  Sngell^uS  rü^mt  bie  iBortrefflid^feit  feiner 
ffangelreben.  Um  1382  l^ielt  er  alS  ^aupt  einer 
©efanbtfd^aft  ber  Unimfttat  an  Urban  VI.  eine 
programmatifd^e  Steformrebe.  Qu  Slnfang  ber 
neunziger  3o^te  ^l^rte  il^n  ein  el^rent^oKer  Stuf 
an  bie  1386  gegrünbete  ^eibelberger  ^od^fd^ule; 
1395  trat  er  in  ben  SSerbanb  beS  bortigen  $ro' 
f  eff  orencoQegiumS  unb  »urbe  )ugleid^  jum  9iat^  beS 
ßurf ärften  Stupred^t  IL  ernannt,  ein  3abt  borauf 
bereits  gum  9iector  gemäl^It.  92ad^  ber  Srl^ebung 
Stupred^tS  KL  gum  römifd^en  ftönige  (1400)  be- 
ginnt bie  ftaatSmönnifd^e  fiaufba|n  beS  rebe> 
gemanbten  unb  melterfal^renen  $rofef[orS.  SBie* 
berl^olt  erfd^eint  er  am  §oflager  beS  ftönigS  in 
2)eutfd^Ianb  unb  auf  biplomatifdben  ^Reifen  im 
^uSIonbe.  9(m  befannteften  ftnb  feine  SRomfa^rt 
öom  Saläre  1403  unb  feine  9lnfprad^en  an  Soni» 
fa)  IX.  jur  ßrlangung  ber  pöpftlid^en  Sonftaa» 
tion  für  Kupred^t  geworben.  3m  3. 1405  begrüßte 
er  als  lBet)oQmöd^tigter  Shtpred^tS  ben  neuen  $apft 
Snnocenj  Vn.,  unb  biefer  fe^te  in  Serbinbung 
mit  bem  ffönige  im  Sommer  beSfelben  3a^reS 
feine  SBal^I  jum  Sif d^of  öon  SESormS  burd^.  Ueber 
feine  bifd^öflid^e  2:^atigfeit  lä^t  fid^,  abgefe^en 


t)on  einer  ^njal^I  gfriebenSacte,  tooburd^  er  Strr 
tigfeiten  )toii(|en  Stabt  unb  SIeruS  beilegte,  xom\ 
äßaterial  erbringen,  ^öd^ft  mal^rfd^einlid^  1^  i 
nid^t  bIo|  feine  S^eftbenj  in  ^eibelberg  beibel^otta 
fonbem  aud^  feine  $rofefforent^ötigfeit  nid^  gon 
aufgegeben,  j^ein  (geringerer  als  3)ietnd^  tw 
9tiem  l^at  unS  bie  9tad^rid^t  aufbemal^rt,  ba^  9tt 
gor  XII.  SWattl^äuS  im  3. 1408  gum  Earbinoli 
priefter  tit.  s.  Cyriaci  in  thermis  ernannt  ffok; 
an  ber  92ad^nd^t  ift  mol^I  faum  ju  gmeifeln,  ohr 
ebenfo  ftd^er  ift,  ba|  Sßattl^auS  bie  iBürbe  mSt 
annal^m.  3nbe^  entmidCelte  ber  Siebengigio^ 
als  fiegat  @regorS  unb  als  ®efanbter  Sbipred^ 
gum  Soncil  Don  $ifa  in  feinen  testen  Sebeiä* 
ial^ren  eine  eifrige  Xl^ötigfeit  für  ben  oon  i^m  dtt 
re^tmö^ig  angefel^enen  $apft.  9lm  5. 3Raq  1410 
Derfd^ieb  er,  mol^l  in  ^eibelberg,  beffen  ^od^f^n^ 
er  in  feinem  Seftamente  reid^Iid^  bebad^te.  —  5DW- 
tl^öuS  toQX  ein  f  el^r  frud^tbarer  tl^eologif  d^er  S^n^ 
leQer;  er  gel^ört  nod^  j[e^t  gu  benen,  beren  i^cm» 
d^riften  man  am  l^öu^gften  auf  ben  SibRot^ 
)egegnet  Singer  biblifd^  (£|egefen,  Sermones 
unb  fleinen  ©elegenl^eitsfd^riften  »erfaßte  er  ei» 
^nga^I  (SrbauungSf(|riften,  oon  benen  befrnibol 
genannt  fein  mögen:  De  consolatione  thedo- 
giae ;  De  modo  confitendi ;  De  puritate  eoih 
scientiae ;  De  corpore  Christi ;  De  celebii' 
tione  missae.  9iid^t  DöQig  ftd^ergefleOt  i^  fetne 
Sluctorfd^aft  für  baS  Sterbebüd^Iein  De  artemo- 
riendi  (Derfd^ieben  t)on  bem  borül^mten  gleid^iumi' 
gen  2Ber(e  beS  SarbinalS  Sapranica),  mtb  no^ 
weniger  fann  man  tro|  Sommerlab  mit  looin  Se« 
mi^l^eit  fagen,  ba^  SKatt^öuS  ben  fd^arfen  Stefoi» 
tractat  mit  bem  (fpöter  entftanbenen)  l^^iül^ 
9^amen  De  squaloribus  curiae  Bomanae  A 
gefaxt  l^abe.  SS  bebarf  l^ier  nod^  einer  grii>b> 
lid^en,  auf  ^anbfd^riften  geftü^en  Unterfud^ 
—  Siteratur.  ®ie  f[ei|ige  ^alle'fd^  JÄffeB» 
tation  t)on  Sommerbb  (^Dlattl^öuS  Don  AroH 
1891)  ]^at  aQe  Dorl^erigen  fiebenSbefd^reibungd 
überfiüfftg  gemad^t  (bie  Siteratur  ift  bort  DoIjUb' 
big  citirt);  bod^  ift  immerl^in  gu  feiner  iBürbigunj. 
namentlid^  Dom  tl^eologifd^en  Stanbpunfte  onl, 
nod^  Diel  gu  tl^un,  ba  Sommerlab  bie  nur  1^ 
fd^riftlid^  Dorl^anbenen  äßerfe  nid^t  eingefel^  ffd 
t$ür  bie  Sterbebüd^Ieinfrage  Dgl.  man  oud^  %cS, 
S)ie  beutfd^en  Sterbebüd^lein,  ftöln  1890;  Skx 
bie  Sd^rift  De  squaloribus  etc.  Sd^euffgen,  9ei^ 
tröge  gur  ®efd^i(|te  beS  großen  Sd^iSmaS,  %t» 
bürg  1889.  [gfiirfe.] 

^m&us  ^arifiuS,  f.  $ariS,  9Jlattl^ 
^iattt^ius  Don  SSenböme,  0.  S.  B.,  gd. 
um  1220,  tt)urbe  1258  Slbt  Don  St.  2)en^tcl 
$ariS.  ffönig  Subttig  ber  f^eUige  tooiSflit  VIßfi 
feinem  Seid^tDater  h)ie  gum  politifd^en  Statl^g^ 
unb  übertrug  il^m  gugleid^  mit  Simon  be  9Mkf 
als  er  1270  feinen  ffreuggug  antrat,  bie  Stegert" 
fd^aft  bcS  SanbeS.  «ud^  unter  ^l^ilipp  HL  fta* 
anatt^öuS  an  ber  Spi^e  aUcr  ©efd^fte  unb  ubcf 
nal^m  beim  Sobe  beS  ffönigS  gum  gleiten  SRofc 
bie  Stegentfd^aft.    S)te  angetragenen  SiStl^üintf 


1041 


gjlattl^äuS  Don  SBeftminftcr  —  aKotutinum. 


1042 


ihm  unb  %o\M  f d^Iug  er  qu§.  Unter  i^m  mürbe 

ber  Umbau  her  SoftlUa  ton  @t.  Sien^S  1281  üoll- 

nbet  @ein  £ob  frfolgte  am  25.  September  1286. 

(SJgL  GaUia  Christ.  VH,  391  sqq.)    [Streber.] 

Ibffftas  Don  SBeftminfter,  engtifd^er 

(^9  unter  Sbuarb  L  ^lantagenet,  mar  SRönd^ 

in  ber  SBeftminfterabtet  }u  Sonbon.    Sein  %oi 

«folgte  im  3.  1807,  mte  S.  Oubin  in  feinem 

Sonmentar  De  ecriptt.  Eccl.  ÜI,  700,  Lipsiae 

1722,  gegen  bieienigen  nad^meiSt,  meldte  ben« 

ielbm  auf  bad  3a|r  1377  ^inauSgefd^oben  l^aben. 

b  tommt  5fter  unter  bem  Flamen  SJlattl^aud  t$Io« 

ligeroS  Dor,  tt>eU  er  ein  aud  mannigfaltigen  S|ro- 

mfm  iujammengefelted  ®efd^id^t§mer!  oerfa^te, 

Mli^Flores  Ustoriarum  betitelt  ift.   S)iefe§ 

je|r  umfaffenbe  ©efd^id^tStoerl  l^ebt  Dom  Slnfang 

ktlM  im  unb  ge^t  bis  1307.  2)ie  ^al^re  1250 

ober  1259  bid  1307  ftnb  Don  ÜRatt^öuS  felbft 

bttobcitet,  unb  gmor  nad^  OubinS  Semerfung  cum 

ianta  sinceritate,  yeritatis  cura  et  studio,  ut 

noltam  inde  landein  apud  aequos  rerum 

lestimatores  meruerit,  quamvis  ob  dicendi 

(^tracterem  maxime  sordescat,  pro  more 

bnjas  saeculi.  2)iefeS  Sßerf  ift  Diel  benu^t  mor« 

boL  tieifö  totü  bie  Ouefien,  au§  benen  e§  gef  d^öpfl, 

SÜen  nid^t  }ugänglid^  maren,  tl^eilS  meU  fid^  bei 

it»  XleS  abgefärbt  unb  gufammengegogen  finbet. 

£ie  triden  Segenben,  me^e  nad^er^ö^It  merben, 

unb  bie  aus  jflofterd^ronifen  gefammelten  3lafy 

tk^  Derlei^  bem  Sßerle  ein  befonbereS  Snter« 

(Rt  SnSgaben  biefeS  SßerfeS  erfd^ienen  ju  Sonbon 

1567. 1570  unb  granffurt  1601 ;  eine  englifd^e 

Bdcrfe^ung  beforgte  S.  S).  $onge,  2  93be.,  Son« 

bn  1853.  (93gL  Sappenberg,  ®efd^.  SuglaubS  I, 

Mura  1834^  Sinleitung.)  L@4töbl.] 

^  Jßm^ßS^  ber  ^I.,  ol^ne  Stoeifel  einer  ber 

72  Sänger  3efu  (Giern.  AL  Strom.  4 ;  Euseb. 

HistEccL  1,  12;  Hieron.  In  Catal.X  mürbe 

in  ber  3cit  gmifd^en  Cl^rifti  ^immelfal^rt  unb  ber 

fiößtSftnbung  an  SteUe  Don  3uba§  3§cariot 

mifi  Soo8  unb  unter  ®  ebet  jum  Sipo  jlel  ermöl^It 

%  1,  23  ff.).  aaSie  über  fein  frul^ereS  Seben, 

taOit  feiner  ®eburt  ic.  nid^tS  befannt  ift,  fo  finb 

Q4  ober  feine  apofiolifd^e  SOßirffamfeit,  ben  Ort, 

^  3^  unb  9rt  feines  2i)be§  feine  gan}  juDer« 

^pQm  Stad^rid^ten  auf  un§  gelommen.  ^ai)  ben 

pic4i{<^  SRart^rologien,  momit  aud^  9ticep]^o- 

f«  (H.  E.  2,  40)  übereinfKmmt,  l^ätte  er  juerft 

ö  änböo,  bann  in  Slet^iopien  baS  SDangelium 

gnbigt,  bafelbft  aud^  ein  IBiStl^um  enid^tet  unb 

i<tt  Sebim  am  Jhreuge  bef d^Ioffen.  @eftü^t  auf  bie 

1<4nd^t  in  Dorothei  Synops. :  Matthias  in  in- 

^*nore  Aethiopia,  ubi  Hyssus  maris  portus 

eiPhaais  flirvius  est,  hominibus  barbaris  et 

^^nnvmris  praedicavit  Evangelium.  Mortuus 

^  intem  in  Sebastopoli,  ibique  prope  tem- 

piom  Solls  sepultns,  nimmt  Saoe  in  feinen  Anti- 

^^  Apost  743  an,  ba|  Sappabocien  mit 

J^iopien  öermed^fett  fei,  benn  nur  in  Sappa» 

yim  fei  ber  bif^öflid^e  ©ij  am  5lu§fiuffe  beS 

%nifi  (ober  $^ftS)  unb  ber  ^afen  ^t)ffu§  ju 


fud^en.  68  ip  l^ierbei  überfeinen,  ba^  Setl^iopien 
eine  boppelte  93ebeutung  l^at;  anäf  ba§  Sanb  füb« 
lid^  Dom  faSpifd^en  SReer  ^ieß  fo,  bod^  mirb  biefeS 
fonft  al§  S9ßir!ungd!rei§  be§  1^1.  SRattinöuS  beaeid^« 
net.  (Sgl.  ffatl^oia  1864,  H,  13.)  SBäl^renb 
fobann  ^ippoI^tuS  unb  Sfibor  (Tractat.  de  vita 
et  morte  sanctorum  novi  Testament!  c.  80) 
il^n,  o^ne  bo|  feines  SKartcrtobeS  ßrmäl^nung  ge» 
f^iel^t,  ju  Scrufalem  fterbcn  unb  begraben  mer» 
ben  Iaf[en,  mürbe  er  nad^  Ruberen  Don  ben  3u" 
ben  als  ein  (SotteSläfterer  gepeinigt  unb  bann  ent- 
hauptet (Perionii  Vita  Apost.  178  sq.);  über 
bie  3cW  unb  ben  Ort  feines  SWart^riumS  laffen 
uns  bie  alten  Stad^rid^ten  nod^  mel^r  im  Ungemiffen. 
EonftantinS  beS  ®ro|en  SKutter,  bie  1^1.  ö^^ena, 
l^abe  bie  9teliquien  beS  ^l  SRattl^iaS  nad^  3iom 
gebrad^t;  einen  Sl^eil  berfelben  bemal^rt  man  in 
ber  ffird^e  jum  I^L  SKattl^iaS  ju  Srier,  einen  an» 
bem  JU  ©.  SKaria  SKaggiore  in  Som.  ®aS  gep 
biefeS  ^poPelS  mirb  in  ber  rdmifd^en  ffird^e  am 
24.  unb  je  im  ©d^altjal^re  am  25.  gebruar,  in 
ber  gried^ifd^en  fitrd^e  bagegen  am  9.  SluguP  ge* 
feiert.  @d^on  frül^e  ^atte  man  unter  ÜRatt^iaS' 
92amen  ein  apocri^pl^ifd^eS  SDangelium  (Euseb. 
H.E.  3,  25);  glemenS  Don  ^UcEonbrien  ermäl^nt 
(Strom.  2, 163;  7,  318)  irapaSöaeic  beS  l&L  2Rat« 
t^iaS,  meldte  Ueberlieferungen  (traditiones,  Dgl. 
Hieron.  Prooem.  commentar.  in  Matth.)  Diel« 
leidet  mit  jenem  ibentijd^  maren  (f.  b.  ^rt.  9tpo» 
cr^p^en-Siteratur).  (Sgl.  SDSiner,  Siblifd^cS  SReal« 
mdrterbud^II;  Slugufti,  S)enfmürbig!eiten  auS  ber 
dftripl.  ^rd^äologie  HI,  240  ff.;  BoU.  Acta  SS. 
Febr.  ÜI,  431  sq.)  [grit.] 

'^iaUt^ias  Don  Nienburg,  f.  Gilbert  Don 
Strasburg. 

:3Bafstfittiiiti  (3Jtette)  bilbet  mit  ben  SaubeS 
ben  ber  ^lad^tjeit  entfpred^enben  Sl^eil  beS  cano» 
nifd^en@tunbengebeteS,baSOfficiumnoctumum, 
unb  umfaßt  nal^eju  bie  f)alpe  beS  SageSpenfumS. 
®er  !Rame,  meld^er  aüerbingS  baS  ®ebet  auS  ber 
5Wad^t  in  bie  SKorgenfrü^e  Derlegt,  mürbe  Dor« 
^errfd^enb,  feitbcm  baSfelbe  nid^t  mel^r  als  Horae 
noctumae  in  ber  Slad^t,  fonbem  mit  bemSKorgen» 
lobgebet,  ben  Laudes  matutinae,  Dereinigt  bei 
bem  SnbrudJ  beS  3:ageS  gefeiert  mürbe.  SDlit  Noc- 
tumum  ober  Nocturnus  (sc.  cursus)  mürben 
bann  entmeber  bie  ^folmen  beS  9iad^tofpciumS 
allein,  ober  aud^  bie  $falmen  mit  ben  jugel^öri« 
gen  Sefungen  begeid^net.  ®aS  ambropanifd^e  Sre» 
Dier  tl^eilt  bie  SKatutinalpfalmen  in  3)ecurien,  ftatt 
9?octumen,  ab.  3e  nad§  bem  geftrong  jöl^It  bie 
SWatutin  eine  ober  brei  9loctumen;  ba  ju  ieber 
Sßoctum  brei  Sectionen  gel^ören,  fo  mürbe  Dor  SHtcrS 
ber  SRang  ber  Dfpcien  unb  gcPe  nad^  ber  !Soif)l 
ber  Sefungen  bepimmt;  baS  Officium  (Festxmi) 
trium  lectionum  entfprid^t  unferm  Officium  sim- 
plex,  baS  anbere  unferm  Officium  duplex  (begm. 
semiduplex).  Sßöl^renb  baS  nöd^tlid^e  ©ebet  beS 
f erialcn,  burd^  einen  f eftlid^en  6l&ara!ter  nid^t  auS= 
gegeid^neten  DfpciumS  in  einem  3uge,  einer  9loc« 
tum,  gel^altcn  mirb,  beanfpmd^t  bie  l^öl^ere  tSfcft« 


1048 


9Jlauten. 


104^ 


feicr  beS  ©ornitog«  unb  bcr  gfcftc  brci  nöd^tli(^c 
©cfcctsjhinbcn  (5Kocturncn)  im  Stnfd^lu^  an  bic 
Sl^cilung  bcr  Slad^t  bei  bcn  Slömem  in  brci  SBad^t» 
jciten  (vigiliae).  3n  biefer  3:]^cilun0  cntfprcd^cn 
bie  Horae  noctumae  tioUftönbig  bcn  Horae  diur- 
nae :  bie  erfte  92octum  ($toif  d^cn  ©onnenuntcrgang 
unb  ÜRittemad^t)  bcr  2:er5  jtoifd^en  @onnenauf« 
gang  unb  3Kittag,  bie  jwcite  9Joctum  ber  ©c|t, 
bie  britte  ber  9ion  unb  enblid^  bie  Saubed  (Laudes 
matutinae)  ber  SSefper  (Laudes  yespertinae) ; 
biefe  IBegiel^ung  l^at  \x6)  im  @tunbengebete  felbft 
infofem  erl^oUen,  als  (dom3:cm})oraIoffiriumper 
annum  abgejel^en)  ber  93erfu§  ber  92octum  al§ 
SRefponforium  in  ber  entfl)red^enben  §ore  burd^« 
gef ül^rt  ift  unb  SaubeS  unb  SSefper  burd^auS  gleid^ 
gehaltet  ftnb. 

S)ie  SRatuttn  tovth  nad^  ber  ftillen  Stecitation 
öon  Pater,  Ave  unb  Credo  mit  ben  SScrfcn 
Domine,  labia  mea  aperies,  etc.,  Deus,  in 
adjutoriiun  etc.  unb  ber  2)osoIogie  eingeleitet 
unb  burd^  ben  94.  $falm  (Venite,  exsultemus) 
in  ber  SBeije  eröpet,  ba|  bie  Santoren  burc^  bie 
laute  9tecitation  ober  ben  feierlid^en  ®efang  don 
jie  ixoti  SSerfen  ben  ©^or  }um  greife  ©otteS  ouf« 
rufen,  unb  ber  S^or  mit  einem  ben  t$feftd^ara(ter 
anfünbigenben  SSerfe,  bcm  Snöitatorium,  ein« 
faHenb  bagu  refponbirt.  Ser  Sßortlaut  bed  $falm§ 
an  biefer  Stelle  gel^ört  bem  PsalteriumBomanum 
an.  S§  mürben  namlid^  mit  biefem  Psalmus  ex- 
citatoriuB  im  Slltertl^um  bie  j^lofterbrüber  au§ 
ber  näd^tlid^en  Stulpe  }um  gemeinfd^aftlid^en  ®e* 
bete  guf ammengerufen;  ber  $falm  ging  baburd^ 
feinem  äUeJten  Sßortlaute  na^  in  ben  liturgifd^en 
@ebraud^  bei  bem  IBeginn  ber  äßatutin  über  unb 
mu^te  barum  an  bicfer  ©teile  unüeränbert  bei« 
behalten  merben.  Sie  SKatutin  be§  gefteS  6pi« 
pl^anie  unb  beS  ftillen  XribuumS  ^at  im  ßingang 
meber  Snöitatorium,  nod^  ben  94.  ^alm.  gS  folgt 
fobann  ber  ^^mnuS,  meld^er  bem  tiefte  ober  ber 
geftjcit  entfpridfet,  unb  f of ort  fd^Iie^t  fid^  bie  ^fal. 
mobie  an;  biefe  fejt  fid^,  abgefel^cn  öon  einigen 
neuen  Offtden,  auSfd^Iiepd^  auS  bcn  $fa(men 
1 — 108  jufammen,  t)on  meldten  10  nur  in  ben 
fiaubed  eintreten;  in  ben  92octumen  be§  @onn* 
tagS  unb  ber  gferien  folgen  fte  nad^  ber  biblifd^en 
Orbnung.  Sie  feriale  5Roctum  jä^It  amölf  ^fal» 
men,  meldte  je  ju  jmei  unter  einer  3lntip^on  uer« 
bunben  finb;  brei  ^falmen  mit  ebenfo  üielen  Sinti« 
pl^onen  jä^len  bie  9ioctumen  ber  gefte,  fomie  bie 
smeite  unb  britte  Sloctum  bc§  ©onntagS,  mö)^« 
renb  feine  erfte  5Roctum  aus  amölf  $falmen  be« 
fielet,  meldte  burd^  brei  5lntip]^onen  ju  brei  ©rup« 
pen  bereinigt  fmb;  in  ber  öfterlid^cn  Qtxt  l^at  jebe 
!Roctum  nur  eine  Slntipl^on.  3)ic  ^falmobie 
jcber  9loctum  mirb  mit  einem  SerfuS,  bem  ©cbet 
beS  ^ttm  unb  ber  Slbfolution  befd^loffen.  lieber 
bie  Sefungcn  unb  beren  Slecitation  f.  b.  9lrt.  Sectio« 
neu  VII,  1599.  «m  ©d^lu|  ber  legten  (brittcn 
ober  neunten)  Section  tritt  on  ben  tieften,  in  ber 
Ofterjcit  unb  an  bcn  Sonntagen  aufeer  bcm  9lböcnt 
unb  ber  ©cptuageftmalaeit  ba§  Te  Deum  ftatt  be§ 


5Refponforium§  ein.  3«^  SDlatutin  Ifl  bann  nod^, 
menn  bie  SaubeS  baöon  getrennt  toerben,  trte  pi 
ieber  §ore  bic  SageSoration  ju*fpre(!l&en. 

®ie  SaubeS  fd^Iie^en  fid^  unmittelbar  an  bie 
SKatutin  an  unb  merbcn  mit  benfelben  SJerjBdi^ 
mie  bie  übrigen  §oren,  begonnen,  ©ie  befteia 
aus  fteben  $falmcn  unb  einem  altteftamentli^a 
ßanticum,  meldte  fid^  unter  fünf  Slntipl^onen  gru^ 
piren.  Smci  ©ruppcn,  nömlid^  baS  aRorge«- 
gebet  $falm  62  unb  66  unb  bie  Sobpfalmen  148 
bis  150^  meldte  le^tere  biefem  ©ebetstpi  bot 
92amen  SaubeS  gegeben  l^oben,  merben  an  dum 
Sagen  unb  fj^eften  gefprod^en;  bagegen  medpt 
ber  erfte  unb  ^meite  $falm,  fomie  baS  SantiooB, 
in  ben  t$erial«SaubcS.  Sluf  bie  ^falmobie  fo(|t 
unmittelbar  eine  !ur}e  fiefung  auS  ber  l^Uigai 
©d^rift  (capitulum)  ol^ne  Mcfponf  orium  (f.  b.  &t 
Sectionen  4,  a.  a.  D.  1601)  unb  fofort  ber  bea 
Sage  ober  §efte  eigene  ^^mnuS  unb  93erfuS.  Wi 
einer  bem  betreff enben  Officium  eigenen  ^nli|il^ 
tritt  bamt,  h)ie  in  ber  SSefper  baS  9Ragniflaii  a 
allen  Sagen  bcr  fiobgefang  beS  S^^^om^t  ^ 
93enebictuS,  ein.  S)ie  SageSoration,  meld^  ii 
Sferialofftcium  längere  $receS  Dorange^en,  unb  bie 
Sommemorationen,  meldte  burd^  einfaQenbeSefit 
auSge}cid^nete  Sage  ober  bie  3feft)eit  gef  orbert  fÜ^ 
fd^lie^en  bie  fiaubeS;  in  ber  ber  3cit  nad^  nx^ 
felnben  marianif  d^en  Sntipl^on  finbet  baS  Offidm 
noctumum  feinen  öollen  ^fd^lufe.  —  Ueber  Sb« 
tutin  unb  fiaubeS  beS  ambroftanifd^  StituS  f.  b. 
«rt.  »reöier  U,  1272  ff. 

S)er  ^riefter  foll  ÜRatutin  unb  fioubeS,  tooc 
er  bie  l^eilige  SJteffe  celebrirt,  gebetet  l^abeit  9i 
baS  gemeinfame  Sl^orgebet  als  $f[id^t  befieljlt  ^ 
baS  nöd^tlid^e  Officium  nad^  amttema^t  oberii 
ben  früben  SRorgenftunbcn  gel^alten;  nur  anbei 
füllen  Sribuum  ift  beffen  ^eier  am  Stod^mittal 
beS  Dorl^ergel^enben  SageS  Dorgefd^rieben.  Die 
priDate  9tecitation  fann  in  Jhaf  t  beS  ©eiool^n^ 
red^teS  an  |ebem  Sage  bereits  am  Siorabenb  {0 
SSefperjeit  fiattftnbcn,  b.  1^.  bann,  menn  bie  &m 
bie  ^älfte  i^reS  nad^mittögigen  SaufeS  surudgelcgi 
unb  ber  liturgif d^e  Sag  begonnen  l^at ;  ber  perio» 
bifd^e  SBed^fel  biefeS  3eitpunfteS  ift  in  ben  3>treoi 
torien  tabeUarifd^  Dei^eid^net.  9Rit  IRüdfid^  (dif 
bie  arbeiten  ber  ©eelforge  l^at  ber  apoftoTtf^t 
©tul^l  t)iclf  ad§  geftattet  ba|  mit  ber  priDaten  9leci> 
tation  töglid^  um  2  U^r  nad^  SRittag  begmoRl 
merbcn  fann.  [ft.  ©djw.] 

'SBattreit,  ial^rl^unbertelang  bie  SBe^err^ 
©panienS,  marcn  ein  SRifd^öol!,  meld^  in  %*• 
afrifa  auS  bcr  SSermifd^ung  ber  SBerbem  unbftf 
ber  entftanb,  als  lejtcre  im  7.  SaW^nbert  »B 
§ilfe  ber  Serbem  baS  alte  aRauritanien  ben  9»- 
Sontinem  entriffcn  l^atten.  !Rorbafri!a  »nrbe  W 
ein  Sl^cil  beS  großen  Jfl^alifateS,  bef[en  Steftbcsi 
feit  ber  Sl^ronbcftcigung  ber  Omiiaben  (661 
n.  Sl^r.)  Don  SRcbina  nad^  S)amaScuS  t)erlegt  O0C» 
ben  mar.  fßon  bcr  norbafnfanifd^en  ftüfte  bfiAa 
nun  bie  für  Verbreitung  beS  3SlamS  unb  fia  ft* 
oberung  gleid^  glül^enben  Slraber  nad^  bem  no^CB 


1045 


Sölauren. 


1046 


6|Ntmen  l^infiber  unb  fud^ten  e§  aud^  (atb  mit 
iüiknf(i^  @tteif}ügen  l^eim,  tourben  aber  672 
MW  bem  (cftftigen  Sßeftgotenfönige  SBamba  mit 
p|em  Serlufie  iurüdfgetrieben.  S)od^  nid^t  lange, 
t)  öffnete  eine  itmere  ^arteiung  in  Spanien  il^nen 
n  Sugong  gu  biefem  fianbe.  ßiner  ber  nöd^ften 
ÜAl^oIger  3Bam6a%  Sßittija,  l^atte  ben  C^erjog 
l^eofnd)  t)on  SorboDa  blenben  laffen.  2)arüber 
mgte  beffen  Sol^n  9toberid^  eine  Smpörung  unb 
«ni^tigte  ftd^  710  be§  Sl^roneS.  ^ber  SBittisa'S 
S5)ne,  in  93erbinbung  mit  il^rem  Ol^eim,  bem 
E^jd^of  Oppa§  ))on  SeDilla,  unb  bem  ©rafen 
S&lian,  Stattl^lter  t)on  Septum  (Seuta),  riefen 
«y«  um  Sloberid^  gu  flürjen,  ben  arabif  d^en  Statt« 
)Sm  Sluja  Qu§  ^fiifa  su  ^ilfe.  Sd^on  711  er- 
i^im  beffen  gfelb^err  Sarif  an  ber  Sübfpi^e 
Spaniens  unb  ftegte  in  ber  großen  Sd^Iad^t  bei 
feeS  be  la  ^rontera.  ftönig  9ioberid^  ftel  mit 
bm  größten  S^eil  feines  §eere§,  SRufa  aber  rüdCte 
14t  ^P  mit  neuen  Sd^aaren  nad^,  eroberte  in 
fettiger  als  fönf  Salären  beinal^e  bie  ganje  p^re« 
Rfif^e  ^alBinfel  unb  grünbete  fo  bie  ^errfd^aft 
bsSlauren  in  Spanien.  ÜRur  nod^  in  ben  ndrb* 
btm  (Bebirgen  Don  ^ffairien,  IBiSca^a  unb  Sa> 
jKäffi  ^e  ein  Spr5png  beS  alten  ff  önigSl^auf eS, 
fdofo,  ein  menn  aud^  fleineS,  bod^  unabl^öngigeS 
4ri|Bi4(^  9teid^  ftd^  gerettet;  in  ben  meftlid^en 
9tnnäen  aber  mußten  bie  ^aSfen,  mie  früher 
gegen  bie  SBeflgoten,  fo  ie^t  aud^  gegen  bie  9Rau- 
m  i^ietjfrei^it  }u  bemal^ren.  ^UeS  übrige  Spa« 
litt  loar  in  bie  @ttoalt  ber  ÜRol^ammebaner  ge> 
fdn  unb  bem  großen  ft^alifate  einverleibt,  Don 
Mifem  aber  in  ^Ibe  mieber  getrennt  unb  in  baS 
MpBbige  JV^oIifat  Don  SorboDa  (756)  Derman* 
M  tDorben,  meld^  eine  ^eimat  ber  ftünfte  unb 
9i|fnif^ften,  aber  aud^  beS  SupiS  unb  aÜer  %xi 
K^pighit  nmrbe.  S)en  rotikm  Siegeslauf  ber 
Inkr  l^emmte  ffarl  SRarteQ  burd^  bie  blutige 
&IMti  Don  ^oiKerS  (732)  fo  griinblid^,  ba^  eS 
Ki6ef<^lQgenen  nie  mel^r  gelüftete,  bie  ^^renöen 
(lAeif^ffreiten.  Sagegen  griff  fte  in  il^rem  eige» 
■8  Sonbe  fd^on  beS  ,,§ammerS"  großer  Snfel 
M,  m,  na^m  i^nen  einen  Sl^eil  beS  fürjUd^  6r« 
Mm  unb  Derfd^mol)  eS  sur  l^ifpanifd^en  SKarf, 
taiS  fid^  nad^  feinem  Sobe  eine  IReil^e  Heiner 
4Wer  Steid^,  lulti^t  baS  ffönigreid^  92aDarra 
vk  bie  fd^ne  ®raffd^ft  ^Barcelona  ober  (S^ata^ 
Uen  Mlbeten.  So  ging  ber  Stern  ber  fpani» 
Mtt  Qnab^gigf eit  nrieber  auf,  benn  aud^  ^e> 
Ms  Heiner  Staat  mar  unterbeffen  burd^  glüdf» 
%9Smpfe  gegen  bie  ungläubigen  §remblinge 
ina^fen  nnb  |atte  fid^  f^on  im  Slnfange  beS 
U.  Söl^^bertS  (918)  jum  ffönipid^e  Seon 
Wb  bar  ©raff d^aft  SBurgoS  ober  ßaftilien  ermcitert. 
fine  neue  imb  großartigere  fpanijd^e  Staaten« 
Ubnag  begann  feit  ber  SRitte  beS  11.  äal^r^un» 
teÄ  3m  3. 1028  mar  bie  ©raffd^aft  gaftilien 
[8Afdbaft  an  Sand^o  ni.  anat)or  Don  9iaDarra 
aoet  burd^  3;^eilung  erl^ielt  fte  fein  Sol^n 
(1035)  als  eigenes  ftönigreid^,  unb  ba 
«fer  im  3. 1037  aud^  Seon  fammt  ©alicien  er« 


erbte,  bifteten  Don  nun  an  biefe  brri  Staaten, 
freilid^  nid^t  ol^ne  Unterbred^ung  Dereint,  aber  feit 
gferbinanb  UI.  (1230)  auf  immer  unb  gefefelid^ 
Derbunben,  baS  größte  unter  ben  fpanifd^en  d^rift« 
lid^en  5Reid§en,  baS  jugleid^  bie  Seftimmung  in  ftd^ 
trug,  bie  fd^öne  p^renäifd^  f)albinfel  anlegt  gan^ 
Don  ber  maurifd^en  ®emalt  ju  befreien.  Sd^on 
1085  fam  2oIcbo,  bie  alte  meftgotifd^e  JRefibenj, 
micber  in  bie  §änbc  ber  ßl^riften  unb  mürbe  Je^t 
bie  §au|>tfiabt  gaftilienS.  griil^e  erl^ielt  biefer 
Staat  einen  flarfen  9kd^bar  an  3lragon,  meld^eS, 
Einfangs  unbebeutcnb,  ftd^  fd^neD  ju  betröd^tlid^er 
9tuSbe$nung  unb  Stärfe  erl^ob.  SBiSl^er  ein  Sl^eil 
beS  frül^jeitig  großen  9laDarra,  mar  eS  burd^  bie« 
felbe  Sl&eilung,  mie  Kaftilien,  im  3.  1035  ein 
eigenes  ftönigrcid^  unter  San^o^S  Sol^n  Slamiro 
gemorben.  Srbfd^aft  unb  Eroberung  hxad)ttn  balb 
bebeutenben  Sumad^S,  unb  nad^  ber  Sereinigung 
mit  ^Barcelona  burd^  f)eirat  (1137)  nal^m  9lra« 
gonien  alsbalb  ben  jmeiten  Slang  im  d^riftlid^en 
Spanien  rin,  möl^renb  JlaDarra  nunmel^r  bie  britte 
Stelle  Derblieb.  2e|tereS  fan!  fogar  auf  bie  Dierte 
5erab,  nad^bcm  9lIfonS  VI.  Don  2eon  unb  6a« 
ftilien  feinem  Sod^termanne  §einrid^  Don  Surgunb 
ben  meftUd^en,  ben  SKauren  mieber  entriffenen 
ftüftenflrid^  alS  erblid^e  ©raffd^aft  Portugal  ju« 
gemiefen  l^atte.  ^el^nlid^e  Sl^eilungen  unter  Söl^ne 
unb  Söd^ter  fd^mäd^ten  unb  jerfplittcrten  mieber« 
bolt  bie  fpanifd^en  SReid^e,  bis  gferbinanb  ni. 
(f.  b.  art.)  im  3. 1230  Eaftilien,  Seon  unb  ©a« 
lirien  gefejlid&  auf  immer  Derbanb,  unb  ©lei^eS 
für  3(ragon,  Barcelona  unb  Katalonien  im  S^re 
1319  erfolgte. 

So  lange  ber  d^rifllid^en  Sleid^e  in  Spanien 
nod^  Diele,  il^rer  gegenfeitigen  geloben  aber  ungäl^« 
fige  maren,  l^atten  bie  SKauren  Don  bem  bcgeifier« 
ten  §elbentl^um  ber  fpanifd^en  SRitter  nur  menig 
5U  fürd^ten.  9ber  aud^  bei  il^nen  riß  fd^on  in  ben 
brei  erften  Sctl^rl^unberien  nad^  ber  Eroberung 
3tDietrad^t  in  bem  9Kaße  ein,  baß  mieberl^olt  ein« 
jelne  Parteien  ben  Seiftanb  berßl^riften  erflel^tcn 
unb  fo  biefen  ben  fjortfd^ritt  i^rer  SBaffen  fetter 
erleid^terten.  5Wod^  mel^r,  gerabe  ju  ber  3cit/  als 
ßafliiien  unb  3lragon  fn^  jur  Settftänbigfrit  unb 
©röße  erl^oben,  erlofd^  im  3. 1038  ber  Stamm 
ber  Omiiiaben  auf  bem  Sl^rone  Don  ßorboDa,  unb 
baS  biSl^er  einige  ftl^alifat  jerfplitterie  in  eine  Seilte 
Heiner  ©ebiete  unter  befonberen  Xl^eilfürften,  mie 
einft  baS  macebonifd^e  9lei(^  nad^  bem  Sobe  9lle= 
lanberS  beS  ©roßen.  §atte  fd^on  baS  eine  Rf^aXU 
fat  im  9lorben  95erlufte  gegen  bie  ßl^riften  erlitten, 
0  mürben  jejt  bie  fap  immer  uneinigen  3:5eil« 
ürften  nod^  meit  leidster  beficgt,  unb  smei  9Ren« 
fd^enalter  nad&  bem  (Srlöfd^en  beS  ftl^alifatS  mar 
fd&on  bie  ^ölfte  ber  p^renöifd^en  §attinfel  bis  an 
ben  Saio,  l^auptfäd^U^  burd^  bie  ©roßtl^aten  beS 
6ib  gampeabor  (geft.  1099),  Don  ben  gl^riften 
mieber  eroberi.  gür  bie  SKaurcn  folgte  je|t  rafd^ 
ein  Sdjiag  auf  ben  anbern ;  fettft  il^re  prad^tDoHc 
§auptftabt  ßorboDa  fiel  in  caftilifd^e  §änbe,  unb 
um  bie  aKitte  beS  13.  Sal^rl^unbertS  mar  Don  ben 


1047 


aKourcn. 


10- 


öicicn  mQurijd^cn  Sfteid^cn  nur  nod&  bQ§  Wönt 
©ronaba  übrig.  ®ie|  xoai  eine  fd^mole,  aber  paro» 
bicfifci^e  Sottbj^aft  an  ber  ©übfüfte  Spaniens  mit 
einer  ©eüölfemng  öoE  SBSo^Iftonb  unb  ©ilbung, 
rcid^  on  poeti|(]^em  unb  ritterlichem  Seifte,  oricn« 
tal\\ä^t  ©ittc  gefd^madboD  mit  europäijd^er  Der» 
einigenb;  e§  loar  feft  burdfe  feine  Sage,  nod^  fcfter 
burd^  bcn  SJhitl^  feiner  ©emo^ner,  gefc^üj^t  burd^ 
bie  jal^Ireic^en  iprme  feiner  Stäbte  unb  bie  milben 
Sd^Iu^ten  jeiner  ©ebirge,  jugleid^  im  Sefi^e  afler 
aWittel,  weld^e  Äunft,  ^anbel  unb  SReid^t^um  bie« 
len,  burd^  ba§  SKeer  gebedt  unb  burd^  bie  ©lau« 
benöbrüber  im  bcnad^barten  9lfrifa  fräftig  unter« 
ftü^t.  @o  mu^te  ftd^  baS  fleine  @ranaba  nod^ 
über  200  ^a^xt  in  Unab]&ängig!cit  unb  ffraft  gu 
erl^alten.  5lber  am  19.  Dctober  1469  üermäl^Ue 
fi4  Qferbinanb,  ber  ®rbe  öon  ^Iragonien,  mit  3fa« 
UUa,  ber  ßrbin  öon  Kaftilien,  unb  leftere  trat 
jd^on  im  3. 1474,  erfterer  im  3. 1479  in  ben 
mirflid^cn  Sefi J  ber  SRegierung  il^rer  Sauber  (f.  b. 
«rtt.  IV,  1356  f.  u.  VI,  945  ff.),  ifaum  l^atten 
fie  ftd§  in  bemfelben  gefeftigt,  |o  richteten  fid^  bie 
93Iidfe  bie|e§  mer!mürbigen|)errfd^erpaareS  auf  jene 
fd^önen  Sauber  be§  fpanifd^en  @üben§,  tt)o  f^on 
feit  nol^egu  800  Sauren  ba§  ff rcug  öon  bem  §alb« 
monb  öerbröngt  toar.  3)ie  Eröffnung  ber  gfeinb« 
feligfeit  öon  ©eiten  ber  SKauren  gab  ermünfd^te 
©elegenl^eit  sur  ©urd^fül^rung  jener  $Iäne,  bie 
gerbinanb  mit  ben  SBorten  auSbrüdfte:  „3d^  »iU 
bie  ffeme  biejeS  ©ranatopfelS  (©ranaba)  einen 
nad^  bem  anbcm  l^erauSpidten."  ÜRuIe^  5lbul 
^a!en,  ffönig  öon  ©ranaba,  brad^  bie  bis^eri« 
gen  freunblid^en  Serl^ö^tniffe  mit  ßaftilien,  nal^m 
biefem  SReid^e  [eine  nid^t  gel^örig  Uxoaä)k  ®reng« 
fefte  3^^öra  (1481)  unb  fül^rte  bereu  ganje  Se« 
öölferung  in  bie  Sflaöerei  nad^  @ranaba.  S)ie 
näc^fte  SBieberöergeltung  l^ierfür  mar  bie  fül^ne  ffir« 
oberung  ber  reid^en  unb  ftarfen  maurif  d^en  tJeftung 
Sll^ama  (28.  gebr.  1482),  unb  einftc^Hge  9Kau. 
ren  felber  erfannten,  ba|  bie|  nid^t  bie  lejte  ©träfe 
be§  gebrod^enen  griebenS,  mol^I  aber  ber  SSorbote 
nod^  großem  UnglüdfS  fein  merbe.  ©o  mar  e§ 
au(^.  t^ferbinanb  mu^te  jmar  im  3. 1482  öon 
ber  maurifd^en  tJeftung  Soja  mit  großem  SSerlufte 
mieber  abjie^en,  unb  nod^  öie(  fd^Iimmer  erging 
63  bem  üeinen  ^eere,  meld^eS  im  SKör^  bed  fol« 
genben  3a^re§  in  ben  ßngpäffen  ber  9ljarquia  bei 
Walaga  überfallen  mürbe,  inbem  e§  faft  gönglid^e 
ißemi^tung  fanb.  Mein  bie  SKauren  mürben  jejt 
unter  fid^  felber  ent^meit;  ^bu  SlbbaHa^  ober 
93oabbiI,  mie  il^n  bie  ©panier  nennen,  empörte 
fid§  gegen  feinen  93ater,  ben  ffönig  Sbul  Qcätn, 
unb  entriß  il^m  ben  größten  Sl^eil  feines  Keid^eS 
fammt  ber  §auptftabt,  fo  ba^  je^t  ber  alte  gürft 
in  SKalaga,  ber  junge  in  ©ranaba  regierte,  bie 
Spaltung  aber  bie  SKad^t  beS  Seid^cS  fd^mäd^te 
unb  läl^mte.  ©d^on  einen  SKonat  nad^  bem  Un« 
glüd  ber  ßl^riften  in  ben  ©d^Iud^ten  ber  Sijarquia 
murbeSBoabbil  in  ber  ©d^Iad^t  beiBucena(21.5lpriI 
1483)  gefangen  unb  öon  SfabeHa  nur  unter  ber 
SSebingung  mieber  in  tJreil^eit  gefegt,  ba^  er  jäl^r« 


lid^en  Tribut  als  IBafaU  öon  Saftilien  entrid 
unb  ben  fpanifd^en  Sruppen  freien  S>urd^5UQ  it 
SSerproöiantirung  auf  bem  9Karfd^  gegen  fein 
eigenen  SSater  gemöl^re.  ©eine  9tüdffe^r  nad^  (Sn 
naba  erneuerte  ben  ^ürgerfrieg,  unb  in  ber  fyxaf 
ftabt  felbft  Po^  ununterbrochen  50  Sage  m 
5Räd^te  lang  maurifd^eS  Slut,  öon  SWauren  felh 
öergoffen.  61  S^^al  (b.  i.  ber  Sopfere),  ein  Sta 
ber  beS  alten  ffönigS,  l^atte  biefen  öom  %J^ 
geftofeen  unb  ftritt  nun  Mutig  mit  feinem  %jfe 
^oabbil,  möl^renb  baS  @iM  fortan,  memi  m 
langfam,  bie  fpanifd^en  SQäaffen  begünftigte.  (un 
Sfeftung  nad^  ber  anbem  fiel  in  il^re  ^önbe,  mi 
fd^on  im  ^uguft  1487  mu^te  fid^  baS  l^etrli^ 
SRalaga  ben  ©iegem  ergeben.  92a(^  stoeiSo) 
ren  folgte  i!^m  Sa^a,  bie  ^auptftabt  61  ^og^ 
meld^er,  felbft  am  @Iüdfe  öerjmeifelnb,  im  Sc 
cember  1489  auf  ben  Sll^ron  feiner  Sinnen  M 
^id^tete.  2)amit  mar  je^t  ein  Sll^eil  beS  nunrnfcie 
Slcid^eS  miebergemonnen;  bie  feften  ©tobte  ton 
ben  mit  6^riften  beööltert,  in  ben  SSorftobttn  xä 
offenen  $Iö^en  bagegen  burften  bie  SRouren  M 
bleiben,  Sigentl^um  unb  ^Religion,  @efe^  vi 
@ebröud^e  unöerönbert  bel^alten  unb  an  bie  capi 
lifd^e  ffrone  nur  fo  öiel  entrid^ten,  alS  fte  bifi|e 
il^ren  eigenen  ^errfd^em  geleiftet  Ratten. 

93on  ber  ganzen  maurifd^en9)kd^tmarie|tiai 
mel^r  ber  fd^mad^e  $oabbiI  mit  ber  ^ölfte  bei 
9teid^eS  übrig,  ber,  an  ^bl^ängigfeit  öon  Saflififl 
gemöl^nt  unb  nur  burd^  beffen  @d^u|  auf  ba 
%^xont  gel^alten,  fd^on  frül^er  bieUebergabeSn 
naba^S  öerfprod^en  l^atte,  fatiS  aud^  61  S^qfi  fn 
neu  ^ntl^eil  abgeben  mü^te.  9uf  bie  Woifym, 
gferbinanbS  aber,  ba|  je^t  biefe  SBebingung  erpl 
unb  bie  3(it  ber  Uebergabe  gefommen  fet  (bA 
mortete  ber  ©d^möd^Iing  auSmeid^enb,  er  fei  »4 
frei  unb  tonne  fein  Serfpred^en  nid^t  l^alten.  0|i 
3töeifel  l^atte  er  grogentl^eilS  bie  Sßal^rl^t  gefiql 
benn  mirflid^  er|ob  ftd^  baS  maurifd^e  Soß  i 
neuer  93egeifterung  jum  ff ampf  e  gegen  bie  Sl^riPn 
unb  baS  öon  1030  Sprmen  bef^ü|te  &mA 
f d|ien  aud^  ber  größten  3Sla^i  bie  Bümt  bieten  { 
bürfen.  3n  ber  X|at  fonnte  g^binanb  im  ofki 
g^elbaug  1490  nid^tS  6rfledKi$eS  leifien,  unb  oj 
im  folgenben  Solare,  als  ®ranaba  gerobe  gw* 
über  mit  munberbarer  ©d^neSigfeit  fid^  eine  @w 
©anta  t$fö  erl^ob  unb  bie  Slbftd^t  ber  ©panier,  wA 
mel^r  öon  ber  ©teile  )u  meid^en,  bezeugte,  ba  m 
entf  d^manb  ben  äßauren  mit  bem  3Rntf)t  {uglei^M 
^Öffnung  auf  ^Rettung.  3fabella  l^atte  ber  noe 
©tabt  ben  9iamen  ©anta  f$ö,  b.  i  ber  1^ 
@Iaube,  gegeben,  meil  fte  einerfeitS  ben  ffricgd 
einen  ffampf  für  ben  l^eiligen  ®Iauben  bettQi|U 
unb  anbererfeits  an  ben  glüdDid^en  SuSgong  M 
ganzen  Untemel^menS  in  grömmigfeit  gImAi 
2)iefe  Hoffnung  töufd^te  fie  nid^t,  benn  fd^tf 
2.  3anuar  1492  jog  fte  in  bie  ^oupt^abt  be 
ünaurenlanbeS  ein,  um  bie  ^ulbigung  beS  Vfit 
Snaurenfürften  5u  empfangen.  @euf}etü)  wf 
biefer  ^bfd^icb  öon  bem  Sanbe  feiner  SMtet  tt 
blidtte  3um  legten  SKale  öon  bem  Seifen,  b«  \i 


1049  WouTiciuS.  1050 

u^dnltiino  sospiro  del  Moro  t)'i|t,  aufbaS  laKung,  bag  anif  auf  fit  bie  gleite  STttematiDe, 

fipt  (Stonaba  ^in,  um  nun  ein  tIeineS  Surften'  rote  ou|  bte  @tabt  Srortaba  feÄft,  angenenbet 

pn  in  ben  Mlnurarrai'tSe&trgtn  ju  be{|ie|en ;  rourbe,  unb  jo  gut  eS  fi^on  im  3. 1501  im  ganjen 

a^  Wefeä  Berliefe  tr  balb  iDtebet,  um  unter  feinen  ehemaligen  wBntflreit^e  ©rnnobn,  na^bem  bie  Se» 

WnSenagenoffen  in  Slfrifa  ju  fterben.  Sein  SSoIf  nitenten  auSgemonbett,  (einen  einjigen  ungetau^en 

nftifU  fl^ie^,  ja  no^  milberc  SBtbingungcn,  aß  SDlauten  me^r.   3m  folgenben  3aöre  erf^ien  bie 

Benige  30^«  früher  baS  be«  61  ^affil,   unb  beriilimte  SßragniQtif  gferbinonba  unb  Sfabeffo'ä, 

liptSum,  8ult  unb  9)lDf<i)een,  bte  nationalen  roelc&e  autli  hen  in  Sopitim  unb  ßeon  onfäfriflen 

«trte,  ©tbräuc^t  unb  Obrigleiten  folllen  i^m  iDtouren  (bie  in  Slragrinien  blieben  no^unberütlrt) 

ngtfcfnnÖIert  DerWeibm,  leine  gtöfeeren  abgaben  auSjuwanbem  ober  gläubig  ju  werben  befafil,  unb 

dl  friiter,  unb  innerhalb  ber  näd)[ten  brei  3al)re  ouil)  bie  meiflen  Con  ibnen  liefen  fit^  taufen.  3u 

(c  leine  erhoben  toerben.    2)abei  toorb  jebem,  biefer  gerben  ÜRaferegel  gegen  bie  ^Jlüuwn  foH  ber 

In  eS  beliebte,  bie  HuSroonberung  ftcigefleQt  ®ro6inqui[ilor  5Diego  bt  Swja  0,  Pr,  getat^en 

8ii!  feit  nabqu  aAt^H&unbett  Safiren  boä  3iel  fiaben,  unb  er  Mar  eä  fiberbiel,  bet  ben  lat^oli' 

bei  tiefen  £Q)ünfi!^e  aKet  Spanier  getoeftn,  \>ai  fc^en  ffSnigen  aaä)  in  @ranaba  bie  3nqutfition 

ttt  mm  erfüllt,  hie  uralte  S^anbe  ber  ^nen  (f.  b.  ?lrt.)  einjufüören  riet^,  um  bie  SiücHe^r  ber 

■igetilgt  unb  bie  ÜKac^t  ber  geinbe  naii^  einem  aJIoriScoS  (fo  nannte  man  bie  getauften  *IKauren) 

mi^risen,  mit  bem  trojctnif^en  cergli^enen  jum3Slamjulier^üten.  ^od^SfabeUageftanbnur 

niöt  etbio^tn.   ^^  gonj  l^uropa  nabm  an  ht,  bag  ba§  3nquifttion§tribunal  Eon  ^irboni 

knSsbcI  Spaniens  3lnt£|eil,  unb  bie  nieltlidden  feine ®mrf)t§6at(eitau4über(5canabaau§jtreilen, 

Unme  aetteifertm  mit  bcm  tif  iÜflfn  Stufire  in  jebo^  einen  OToriäten  nur  im  ^aüe  eines  ooflpn- 

In^nnt  ^Pen  jw  geier  biefeS  fiu  bie  ganje  bigen  Abfalls  Dom  5£|"f'fi'f  "t"'  ^W  °ber  fflegen 

5iriiini%eit  toi^figen  unb  freubigen  gtetgniffeä,  einjelner  geringeren  Slbroeii^ungen  beunruhigen 

InSpapjl  aber  oeriieb  ben  bcibcn  ^errftbem  ^ti'  bßqe.  Unter  abnti^en  Sßebingungen  nurben  qui^ 

Üsnib  imb  3fabtna  ben5iamen  ber  (at^olifctiert  bieSDloriifeningaftilienunbäeonunbfeitffarlV. 

Sünige,  unter  toelc^em  jlilel  fofort  ba§  groge  au^  bie  Don  ^ragonien  ber  3nquifition  unterfteQt 

tnrfiertiaQr  wellbettt^mt  loiivbe.  ^In  hie  S^i^i  unb  meifteni  fe^r  milbe  bel^onbelt,    Sßoiifl  ©t- 

» politif ^en  SBertoaltung  ISranaöa'ä  touröe  her  menS  VII.  forgte  bafür,  hafe  fie  einen  tü^tigen 

Smf  !RciibD)a  Don  Senbitla,  gum  SijMff^of  non  llnterrid&t  in  ber  cfiriftlicfeen  SReligion  er^ietlen,  unb 

■"""  'l  obre  gfematibD  bt  XaloDera  au§  bem  ju  glei^er  3"*  cerorbnete  Äaifer  Äarl  V.,  bie 

nitenoibnt  befteüt,  beibe  gemäSigle,  tücb-  Oülcr  ber  ^tpafiaten  büiften  nit^t  conft§cirt,  fon- 

}  ntdtfc^affene  ÜÜiänner.  DJatürli^  fudite  bem  mä|ten  i^renÄinbem  erhallen,  unb  [ein  9I6« 

le  Cqbifcbot  olSbalb  ben  {^riflli^en  ®tau»  frünniger  unter  i^nen  burfe  üon  her  3nquifitipn 

in  hl  bem  eroberten  Sanbe  j"  oerbreilen,  unb  sum  Sobe  oeniriVi"  if^ben.  9Iud^  ®regor  XIU. 

(mteitteniein^eit,  iötilbe  unb  SBoblt^dtigfeit  fu^te  burc^  ajülbe  bie  *Hlori§(en  ju  geroinnen, 

>riBtpn)ten  bit^  Semü^en,  fo  bag  fe^r  häufige  allein  flatl  ft^  aufriifitig  unb  nai^baltig  }u  bt- 

Sdqmngtn  Dorfamen  unb  in  ganj  @tanaba  nie*  Ferren,  führten  fie  huxäf  neue  31ufftänbe,  bur$ 

■nb  m^  gtlitbt  nnnbe,  aI3  ber  groge  Wfaqui  ^o^tierrSlbtrif^e  ^trbinbungen  mit  ben  Mauren 

te  G^ri^tn,  niie  hie  OTauren  hen  grjbiff^of  in  91frt(a  u.  hgl.  unter  Sß^ilipp  m.  im  3.  1609 

■nmttn.  Salb  tmirhe  i^m  auc^  3Etment3,  Si^-  i^re  oBIIigeSütrtreibungauä  Spanien  btrbci.  &äu> 

Üftef  Don  lohbo  (f.  b.  9lrt.) ,  jur  gärberung  fig  nirh  bitfe  SSerjagung  ber  5JloriSco§  ben  ©po« 

ta  Slijfion  btigtgtben  (1499),  unb  f^on  am  niem  jum  grofetn  Soitourfe  gemai^t;  a6cr  richtig 

18.  IDcttDibet  heSftIbtn  3a^ct§  fonntt  iimtne§  roieftn  ji!6Dnhie@8ttingergelebrten3Inäeigen(Dom 

«MW  TOoiimi  on  Sintm  Sage  tauftn.  STber  in  28.  3uli  1842)  barauf  ^lin,  ba|  bieferbe  aon  ben 

Wmb  IKfer  übtrf^ritt  er  au^  bie  S^ranlen  btr  aufgetlärteften  unb  geifhreii^ften  Sfitgenoffen,  roie 

!li|igiDig,  wollte  Sefe^rungen  erjroingen  unb  SertxinteS,  afö  eine  bringenbe  9Iot^it)enbigIeit  er= 

S«S  nt^nrt  taufenb  Sjemplare  beä  Äoran  ic.  fe^nt  rcoiben  fei;  man  barf  nicf)t  übeifcfien,  ba| 

»ibmmtn.  3>ie^  unb  ^nbtreS  erjeugte  in  ben  bun^  bie   offenen  unb  geheimen  Slntjünget  btr 

k^  Xagttt  Don  1499  tintn  gefä^rlii^en  ^uf-  !)}Iauren  bie  StaatStinl^tit  in  Spanien  Diel  ftärter 

feb  in  aibo^rin,  b.  t.  im  ÜRaureniiuartier  Don  gefä^rbtt  mar,  al§  man  gttDö^nlii^  ju  glauben  gt. 

•iBfflba:  über  5*rbinanb  unb  3fabeQa  gellten  neigt  ifl.  (5!gl.  ^efete,  S)tr  (Sarbinal  XimtntS. 

Mtbis  QtlDo^tm  bee  meuterif^en  StabttbeilS  2.  ^ufl.,  Xüh.  1851, 1. 24. 56. 294  unb  bie  bort 

■  Kknaßat,  entUKbtr  bie  Strafe  btS  ^odti'  citirttn  SBtrfe  unb  OueUtn ;  ?lfd)bac^,  @efd|.  her 

■mt^  lAtr  hie  laufe  p  tmpfangen.  Ilie  Salge  SBeggotbtn,  2  ©he.,  ^rantf.  1 827 ;  Sonbe,  ©ef^. 

■«,  tafi  fofl  alle  maurifc^tn  SSeroobner  ber  Stobt  her  5Jtüuren  in  Spanien,  beutfcb  Don  3hitf^mann, 

■fcÖtnMbimgeninaba'Sgume^ripent^um  über-  3  Sbe.,  florlär.  1824—1825 ;  gio^au,  Sie  aflo- 

tatat  Bie  übrigen  aber  in  bte  (SebirgSgegenben  riScoS  in  Spanien,  ßeipj.  1853.)    [D.  $eftle.] 
itd  no^  Sfrita  fEo^en,  um  hen  @Iauben  i^rer       'gSanticinfi  (MaupCxtcO .  ^laniuS  2:ibe* 

Hw  btwdiren  ^u  fönnen.   ^Reue  gmtuien  her  riu§,  Äoifer  Don  S^janj  (582—602),  Pammte 

htelttriflena^tiIenheäa(ttn91ei(^e§@ranabo  auB  tintr  rämift^en  Samilit,  bie  feil  mehreren 

B^Mi^atÄenntanD^mebaner  gaben  SJeron^  3a^r^unbtrten  in  flUinofitn  fic^  niebergelafftn 


1051 


9Kaurictu§. 


m 


Iftattc.  3(tö  Sütigling  tarn  er  an  bcn  faijcrlid^en 
§of,  crl^iclt  unter  liberiuS  II.  (578—582)  in 
Wefopotamicn  ben  Dberbcfel^I  über  bie  Strmee 
gegen  bie  ^erfer  unb  tourbc,  als  er  582  ben  ffrieg 
mit  großem  Siul^m  beenbet  ^aik,  nod^  al§  3üng» 
Hng  (v£öfCcüv,  Theophyl.)  t)on  SiberiuS,  ber  il^m 
auä)  feine  Soci^ter  Konftantino  gab,  jum  JRad^« 
folger  im  JReid^e  beftimmt.  6r  würbe  am  13. 9tu» 
guft  582  gefrönt  unb  am  näd^ften  Sag  al§  j^aifer 
prociamirt.  Sei  feiner  S^ironbefteigung  loar  ba§ 
SReid^  Don  ben  $erfern,  bie  ftd^  loieber  ermannt 
l^atten,  t)on  ben  Sangobarben  unb  ben  Sldaren 
bebro^t.  (Segen  bie  ^erfer  fid^erte  3Kauririu8  nad^ 
löngeren  Kriegen  bie  äleid^Sgrengen,  inbem  er  591 
bcn  Dertriebenen  E^o§roe§  11.  burd^  5Rarfe8  auf  ben 
perftfd^en  Xl^ron  fe|te  unb  ein  t$frieben§bünbnig 
fd^Io^.  ®egen  bie  Sangobarben,  meldte  feit  568 
ben  großem  S^eU  StalienS  befe^t  Ratten  unb  bie 
anberen  £l^eile  fortn)ä^renb  mit  dlaubuigen  ^eim« 
fuc^ten,  erliefen  fid^  bie  faiferlic^en  (S?:.ard^en  in 
9tat)enna  gu  fd^toad^.  $a})ft  ^elagiu§  11.  manbte 
fid^  mit  bringenben  Sitten  au  ben  j^aifer  unb 
fanbte  ^u  biefem  S^tdt  feinen  9l))0cnftar  ©regor 
nac^  Sonftontinopel.  SRauriciud  gemann  583  t)or« 
übergel^enb  Seiftanb  burd^  ben  ^uftrafter  Sl^ilbe» 
bert,  meld^er  bie  Sangobarben  )u  einem  gfneben 
nötl^igtej  balb  begannen  aber  i^re  Slaubgüge  unb 
©ewalttl^aten  aufS  9ieue.  »ettung  l^tte  ber  pap\U 
lid^e  <Stul^I  bringen  !5nnen,  menn  nid^t  eine  falf d^e 
$oIiti!  unb  bie  fleinlid^e  (Sif erfud^t  be§  ffaiferS  bie 
SDla^nal^men  bed  ^apfteS  forttt)ö]^renb  burd^freu^t 
l^ötten.  ^ie  perf  önlid^en  Se^ie^ungen  stoifd^en  äßau« 
riciuS  unb  ©regor  bem  ®ro|en  maren  anfönglid^ 
bie  freunbf  d^ftlid^fien.  ©regor  l^atte  möl^renb  feines 
9lufent^Ited  in  Sonftantinopel  ben  ölteften  @o^n 
beS  ffaiferS  583  auS  ber  2:aufe  gel^oben  unb  befag 
bie  ©unft  ber  fiaiferin.  913  er  590  gegen  feinen  j 
SBUIen  ^um  $a))fte  ermöl^U  mürbe,  richtete  er  an 
WauriciuS  auf  ©runb  ber  frul^em  greunbfc^aft 
bie  Sitte,  bie  SBa^I  nid^t  ^u  befiätigen.  2)er  faifer» 
lid^e  ißröfect  aber  Iic|  ben  Srief  auffangen  unb 
bat  feinerfeitS,  geflutt  auf  ben  lauten  SBunfd^  be§ ' 
Solfed,  um  Sefiötigung  ber  äBa^I.  S)er  ffoifer 
gab  gerne  feine  3uftimmung  unb  befal^I  f ogleid^ 
bie  Somaiftme  ber  Sonfecration.  Sielfad^e  Xrü- , 
bung  erlitt  baS  freunbfd^ftlid^e  Ser|^Itni|  burd^  - 
bie  falfd^n  Sendete,  toeld^e  bie  faiferlid^n  Ss' ' 
arc^n  oon  XoDenna  nad^  Sonftantinopel  ^mbten,  { 
unb  burd^  beren  gemaltfame  Eingriffe  in  fird^Iid^ 
ungelegensten.  Ser  ^rc^  SiomanuS  nol^m  591 
ben  Sif4of  oon  Crta  in  ^aft,  fa|  über  ©eifllic^e 
5U  ©erid^t,  ndt^igte  ausgetretene  Tonnen  5ur  Ser> 
beiratung  unb  unterftute  ben  Sifd^of  SRapmuS  j 
Don  Salono  in  feiner  ^uflebnung  gegen  ben  $apfL 
Wanc^e  Stattbolter  trieben  bie  Steuern  mit  einer 
^rte  ein,  ba$  ber  ^ßopfi  bageoen  fu^  er^bcn 
mugte;  in  Sicilien  minbe  gegen  ©elbabgaben  bie 
offene  i$eier  beS  ©o^enbtenfteS  erlaubt.  S^a  bie 
iFpor^en  gegen  bie  SinföÜe  ber  Sangobarben  feine 
j>üfe  bradbten.  fab  ftdb  ©rtgcr  genot^tgt,  eine  müi« 
tüthf(^  Sen^cibtgung  ber  probte  einjurid^ten, . 


mürbe  aber  bann  t)on  ÜJ^auriciuS  getabelt,  b( 
möl^renb  ber  Selagerung  9lom§  592  ©etreik 
mangel  in  ber  @tabt  gel^errfc^t  l^abe.  ^JU^trouifi 
t)erlangte  ber  jfaifer  eine  ^ufftd^t  über  bie  fird| 
lid^en  ^ommaga^ine  unb  beflagte  ftd^,  ba^  ©ngc 
an  bie  Solbaten  aU^u  freigebig  @})eife  unb  9Ba|e 
auStl^eile.  Slfle  Serfud^e  be§  ^apfteS,  einen  oI 
gemeinen  Sftieben  in  Italien  l^ergufteUen,  tmitbei 
burd^  bie  S^arc^en  5U  nid^te  gemad()t;  felbfl  m 
mit  3Rvä)t  erlangten  SBaffenftillftanb  brad^  Sb 
manuS,  fo  ba|  ©regor  ftagen  fonnte,  bie  2aai^ 
borben  feien  gütiger  als  er.  ÜRod^  trauriger  lü 
ben  $apft  mar  baS  birccte  Eingreifen  beSÄdj« 
in  fird^Iid^c  Slngelegcn^eiten.  ©regor  l^atte  ba 
SJletropoIiten  SeoeruS  ton  ^quileja  famint  fd< 
neu  Suffraganen  auf  eine  römifd^e  @9nobe  M 
gelaben,  um  baS  auS  91nla|  beS  Shreifapiteljlreitei 
(f.  b.  9rt.)  entftanbene  @^iSma  ^u  ^eben.  Du 
Sifd^ofe  manbten  ftd^  nun  an  ben  jfaifer  mitta 
Srflörung,  ba^  fte  mit  il^ren  ©emeinben  lieber  ii 
ben  3:ob  gelten,  als  bie  ^errfd^ft  beS  Rappel 
anerfennen  mürben.  9(uf  biefeS  l^in  erlieg  9Ra» 
riciuS  ben  Sefel^I,  ©regor  foQe  bie  Sifd^dfe  m 
Sftrien  nid^t  beunml^igen  unb  nod^  meniger  U 
ber  Unfid^erl^eit  ber  Sßege  ^ur  ©Qnobe  Dodobm 
3lo^  emfter  geftaltete  fu|  ein  anberer  fJfalL  @d^ 
^apft  $eIagtuS  IL  ^aüe  bem  ^atrtard^  3» 
l^anneS  bem  g^after  (f.  b.  9rt)  bie  ftirc^engemei» 
fd^aft  entsogen,  alS  berfelbe  fic^  ben  3:itel  etad 
Oecumenicus  beigelegt  unb  iiber  ben  $atriai4a 
©regor  t)on  ^ntiod^ien  ein  Urt^eil  gefallt  ^ 
Unter  ©regor  erneuerte  3o^anneS  biefen  SoM 
unb  fprac^  über  ben  ^riefter  So^nneS  DonlB^ 
cebon  ein  Urtl^eil.  S)er  !ßriejter  appeSirte  an  ba 
^apft;  in  ben  ^o)e|acten  fanb  fid^  forttooM 
ber  3;itel  Oecumenicus.  ©regor  fa|  in  bemS» 
gel^  ein  ^ergemig  unb  einen  Angriff  auf  ka 
Primat  unb  bat  ben  j^aifer,  biefer  9nma|mig  M 
^triard^  entgegenjutreten.  SKaunciuSgobilii 
5ur  9Intmort,  ber  ^ßopft  möge  fid^  ru^ig  tKr^oflo 
(594).  %1S  nun  ©regor  bem  folgenben^otriai^a 
SpriacuS,  meld^r  mieber  biefen  Xitel  anna^  U 
ffird^gemeinfc^ft  t)enDeigerte,  fd^b  t^ba 
ifaifer,  er  folle  nid^t  megen  eines  ettelnSBoiM 
ben  gfrieben  ber  fiird^e  ftören.  Scr  $apjl  m|i 
bie  (Sac^e  emfter;  fte  mar  i^m  ©ktubcnSjo^etii 
fei  me^r  alS  ein  äBort,  nic^t  beS  $apfleS,  foikoi 
©otteS  Sad^ ;  nid^t  er,  fonbcm  bie  ftird^  {Af 
merbe  baburd^  beunruhigt  SBie  bitter  er  McS» 
banblung  biefer  ^laqt  burd^  ben  ff aifer  iu#A 
Seigt  feine  fflage,  @über,  ©olb,  ©nmbfiüife,  A» 
ber  l^be  er  auS  Siebe  sum  Staate  (ingegebei,  äta 
eS  fei  aUju  f  d^mad^ooU,  nun  aud^  nodft  bot  dUhi 
)u  opfern;  benn  ni^tS  Ruberes  mo&e  bei  Mfri 
^la^;  ieber  Sif<^of ,  auf^  bcr^ßatriar^imiSii' 
ftantinopel  ftebe  unter  bem  Un^k  Xoal;  W 
9!ömli(!beseigtau(bbie£6atia<be,  boBbcrletteOT 
in  ber  SrieHammlung  ficb  no<l^  mit  ber  %äiftH 
beS  Titels  burd^  ben  ^trian^  befd^öitigL  ^ 
ifi  ber  $unft.  mo  ber  ^ßot^S  boS  ^ßoppt^tfi 
bie  Ain^  f  elbft  bur<!^  ben  üatfcr  bccnteä^tigtjkl^ 


1053 


ÜBaurincr  —  SKaurttiuS,  bcr  1^1. 


1054 


\jixt  \nt  einzige  (Srllarung  für  bte  greube,  mit  totU 
4er  ber  $o)){l  bie  Zl^tonbef^eigung  be§  f olgenben 
Anjas  $^ocq8  Begrübt,  ^mmerl^tn  ift  aber  5u 
Maildi,  ba|  bie  93riefe  be§  fiotferd  nur  al§  furje 
Isgoien  in  ben  Untn^orten  beS  $a)){}e§  tiortiegen, 
nbbol  biefeSngoben  aud^  inlBerbitü)ung  mit  aßen 
(otoenSRa^geln  btöftotferS  nid^t  genügen  für  bie 
Imol^me,  SRauricinS  f  elbft  ^abe  bie  DoQe  Sragtoeite 
Miiteld  erfonnt  ober  e§  fogar  planmäßig  barauf 
ngel^,  ba§  $atriard^at  unabl^ängig  t)on  Slom 
{SBKU^  unb  als  felbftänbige  JHr^e  mUn  bie 
Mf^e  3U  {teilen.  2)tefe  ^nnal^me  tiertntt  6e« 
f(niber§  f(^rf  9RorI  (@e|d^.  ber  Sntftel^ung  be§ 
Jir^PoateS,  ©eiligenjtabt  1870, 1,  24—31), 
ttu^  xatiä^  ber  ffoifer  unb  nid^t  ber  ^atriorc^ 
MeämtiotiDe  gegeben  l^abe.  „S)er  jfaifer  ftimmte 
bcB  Zro|e  bed  ^atriord^en  ju"  (Paulus  Diac. 
Est  Langob.) ;  ftatt  bem  ^atriard^cn  legte  er 
bca  $Q)){te  @c^tt)eigen  auf,  meil  er  unter  bem 
finfbfie  feiner  nähern  Umgebung  ftanb.  Srft  Don 
9^  erlangte  IBonifa^  in.  bie  ^nerfennung, 
lia|  bie  tömifd^  ffird^e,  xoit  el^ebem,  ben  erften 
Soig  im  Sieid^e  l^aben  foOe. 

IRanriciuS  gab  Diele  Semeife  Don  t$fr5mmig!eit. 
Üfim^  ben  Sf^^fter  eierte  er  gerabe  megen  feines 
oIceHj^en  SebenS  unb  emiarb  feine  bürf  ttge  ginter« 
tafieiq^aft  (Theophyl.  L  7,  c.  6,  p.  254).  Sarfu^ 
ip  er  an  ber  SBei^nad^tSproceffton  tl^eil;  er 
fäak  bie  ffird^e  ber  IBiei^ig^^^eiligen  unb  f  d^enfte 
bi4is  ein  loftbareS  S)iabem;  ba§  t$feft  ber  As- 
nmpiio  Mariae  (xoijjLriJi;  Mapiac)  foQ  feiner 
Üfitttiifung  bie  allgemeine  ßinfül^rung  Derbanfen. 
San  @tati^Iter  @ennabiu§  in  ÜRorbafrüa  lei» 
jtot  bem  ^fte  t^ätige  jg>ilfe  in  feinem  «eftreben, 
im  Sonatidmu§  unb  bie  Sigentpmlid^feiten  ber 
fljnbnifd^  ff ird^e  ju  befeitigen.  9iad^  bem  Sobe 
bei  iHm  faiferlid^er  Seite  in  fintiod^ia  eingefe^ten 
%oix\axfyn  (Sregor  lieg  ber  ffaifer  bort  nad^  bem 
8nnf4<  be§  $ap{te3  ben  Don  Tregor  Dertriebenen 
ftnfiafiuS  mieber  ^u.  SKouriciuS  toirb  al§  flug 
jbA  f(jarf{innig,  entfd^ieben,  milbe  unb  frei  Don 
iier  tteberl^bung  gefd^ilbert.  S)en  @tubien  xoax 
v  {Ar  ergeben^  ben  ® elel^rten  getoogen.  Slber  er 
m  rnäß  guten  SBillen  al§  SBiOen^ftörfe  unb 
äip(^;  bdbei  mar  er  anwerft  geizig  unb  abl^öngig 
In  bmen,  bie  er  erl^oben.  Sefd^ulbigte  man  il^n 
i»  Ipaeitr  Seit  ber  Verfolgung  bc«  $apfte§,  fo 
fidiet  fi4  bod  mo^I  auf  bie  ßrmartungen,  bie  ® re« 
fftl  txm  ^l^cad  nad^  bef[en  S3erf pred^ungen  liegte, 
mond^  ba  erfannte  man  an,  ba^  3nauriciu§  feine 
ofmeXiyramiei  geübt  unb  ben  l^eiligen  ©tu^^I  nid^t 
Inuitct  l^be  (Landulph.  Hist.  misc.  bei  Mura- 
W,  88. 1, 121).  ai8  er  jmei  Saläre  Dor  feinem 
^  ein  fd^redtenbeS  Zraumgefid^t  l^atte,  iat  er, 
itiicSd^  orlennenb,  bemütl^ig  ben  $apft,  bie 
'^fe,  Sebte  unb  ßinRebler  um  il^r  @ebet,  ba^ 
^WAm  feine  Strafe  erleiben  möge.  Seine 
^amung  erfolgte  burd^  einen  ^ufftanb  be§ 
We8.  (Erbittert  über  bie  5RicberIagcn  unb  Un= 
^ai  im  ^ecre,  befal^I  er  feinem  tSfclb^erm  6om» 
^QfiobiS,  baSfelbe  ben  Mooren  in  bie  ^änbe 


ju  liefern.  ®ie  9lDaren  brangen  bis  jur  ^aupt« 
ftabt  Dor;  il^r  Sl^agan  Sajan  bot,  als  bie  $eft  in 
feinem  ßeere  auSbrad^,  3(uSIöjung  ber  ©efangenen 
an :  biefe  aber  lel^nte  SJlauriciuS  ab.  ©er  ß^agan 
licp  nun  alle  (befangenen,  12  000  an  ber  3a^I/  ge- 
mä^  feiner  3)ro^ung  tobten  (3:i^eoj)]^ane8  unb  faft 
alle  fpäteren  (Sl^roniften).  3laä^  anberem  ©erid^te 
(Sl^eopl^^Iact)  litt  baS  ^eer  nur  SRoti;!  in  ben  i^m 
pgemiefenen  fd^Ied^ten  SBinterquartieren.  (Sinen 
infolge  ber  ft^limmen  5Wad^rid§tcn  Don  ber  ®onau 
unb  Don  Stalten  l^er  in  ber  Stabt  auSbred^enben 
Slufftanb  fud^te  SKauriciuS  burd^  ©emaltma^regeln 
JU  untcrbrüdten.  SJor  bem  anrüdtenben  ^ttxt,  mel» 
d^eS  ^l^ocaS  ^um  ffaifer  gegen  il^n  ausrief,  moHte 
SKauriciuS  mit  feinem  SESeibe  unb  feinen  neun  ffin» 
bem  nad^  ©t.  äutonomoS  jKel^en  (23.  SfloDember 
602),  f am  aber,  burd^  ungünftigen  Qfal^rminb  unb 
©id^t  aufgel^alten,  nur  bis  ©iabromi.  ^ier  bei 
ßl^alcebon  ]a^  er  ^uerft  brei  feiner  ©öl^ne  ermorben 
unb  marb  bann  felbft  getöbtet  (27.  9loDcmber) ; 
„eS  flo^  3M6)  unb  Slut  auS  feinen  SQBunben,  ^um 
3eid(|en  feiner  Serföl^nung  mit  ®ott".  ^l^ocaS 
lie^  gule^t  alle  ©lieber  ber  t^familie,  aud^  bie  ffat« 
ferin  ßonftantina  unb  bie  löd^ter,  l^infd^Iad^ten 
(CJhron.  Paschale  I,  694  sq.,  ed.  Bonn.  1832). 

3m  SuDeftiturftreite  mürben  mel^rere  fragen 
gerabe  auS  ber  Seit  beS  TOauriciuS  mieber  auf- 
genommen, fo,  ob  ©regor  L  burd^  bie  Sitte  um 
92id^tbeftötigung  eine  Oberl^ol^eit  beS  ffaiferS  an* 
erfannt  (SBibo  Don  OSnabrüd  unb  äOSibo  Don 
tJferrara)  ober  blo|  einen  perfönlid^en  ®ienft  er» 
beten  l^abe  (3KanegoIb).  S)ie  Don  ©bralef  bem 
Sijd^ofe  2l(tmann  Don  ^affau  jugefc^riebene  erfte 
Streitfd^rift  mill  in  ber  Billigung  bcr  Il^ron» 
befteigung  beS  ^l^ocaS  burd^  ©regor  I.  ein  Sei« 
jpiel  ber  ©eltenbmad^ung  pä))ftlid^er  ^ol^eit  über 
meltlid^e  Surften  feigen,  meld^eS  3(rgument  aber  bie 
jtoeite  ©trcitfd^rift  beSfelben  ScrfafferS,  menn  man 
aus  ben  Fragmenten  fd^Iie|en  barf,  mieber  fallen 
lä^t  (Sbralef,  3)ie  ©treitfd^riften  «ItmannS  Don 
$affau  unb  SBeailo'S  DonSWaina,  ^aberb.  1890, 
81. 128;  LibelU  delite  imperatorom  et  ponti- 
ficum,  Hannov.  1891, 1,  411  sq.  464. 553).  — 
OueUenfinb:  Evagrii  Scholast.  Histor.  eccles. 
431 — 594;  Theophanis  Chronogr.,  2  voll.,  ed. 
de  Boor,  Lips.  1883. 1885 ;  Nicephori  Archiep. 
Const.  Opuscula  histor.,  ed.  de  Boor,  Lips. 
1880;  Theophylacti  Simocattae  Histor.,  ed. 
de  Boor,  Lips.  1887;  Menander,  Chron.  Pa- 
schale, ed.  Bonn.  1832.  (Sgl.  ^bamef,  Sciträge 
jur  ©ejd§.  beS  b^a^nt.  ff  aiferS  aJlauriciuS,  2  3:beile, 
©raj  1891— 1892;  ©frörer,  ©efd^.  b.  d^riftlid^en 
ffird^e  H,  2,  Stuttg.  1842, 1054 ff.;  ®amberger, 
S^nd^ron.  ©efd^.  I,  260  ff.  281  ff.,  unb  bie  Sit. 
im  9trt.  ©regor  I.)  [SB.  gelten.] 

'^ttritter,  f.  üRauruS. 

'Sitaitriütts,  ber  1^1.,  ^rimiceriuS  ber  tl^ebäi» 
f  d^en  fiegion,  f.  b.  3lrt  Legio  Thebaica. — 6in  an« 
bercr  aKaurithiS  mirb  in  ben  gried^if cften  2Rortt)ro« 
logien  ermöl^nt;  er  fofl  unter  SDiocletian  mit  70  tln« 
bereu  ju  Slpamea  in  Serien  gemartert  morben  fein 


1055 


aWauritiuS  a  Portu  —  ÜKauritiuS,  3nfcl. 


105 


(f.  Acta  SS.  21.  gebr.).  —  Unter  bcm  10.  3uli 
eriDöl^nt  ba§  Mart.  Rom.  nod^  einen  3Wauritiu§, 
weldier  mit  SeontiuS,  ©anieinnb  Slnberen  jn  5Rico» 
poü§  in  9lrmenien  unter  2iciniu§  groufam  gemor« 
tert  unb  enblid^  öcrbronnt  tt)urbe.     [Sd^röbl.] 

:3Baiitttiii5  a Portu,  ©cotift,  mar  Srlönber 
öon  ©eburt  unb  ]^ie|  mit  feinem  fjamiliennamen 
D'tSfil^elQ;  ben  ©einomen  erl^ielt  er,  »eil  er  in 
einer  irlänbifd^en  ^afenftabt  ba§  Sid^t  ber  9Be(t 
(1463)  erblicft  l^ottc.  gr  ftubirte  ju  Dsforb  unb 
trat  bafelbft  in  ben  tSfranciScanerorbcn  ein;  feiner 
miffenfi^aftlid^en  Sefäl^igung  toegen  roaxh  er  noci^ 
bem  92oDiciQt  jum  @tubium  ber  ^l^ilofop^te  unb 
^l^eologie  nod^  ^obua  gefd^idCt.  S)er  @itte  ge- 
mö^  trat  er  bann,  um  ft^  auf  eine  miffenfd^aftliii^e 
Soufba^n  öorjubereiten,  gu  SJenebig  afö  ßorrector 
bei  ben  Sud^brudem  ©d^ott  unb  Socatcllt  ein : 
l^ierouf  fe^rte  er  nad^  ^abua  5urüdf,  ertoarb  fid^ 
bafelbft  ben  3)octortite(  unb  leierte  bie  freien  Äünfte. 
3m  3. 1506  ernannte  il^n  SuKuS  II.  jum  ffirj- 
bifd^of  tjon  Suam ;  bie^  »iberfprad^  aber  feiner 
bem  ©tubium  jugemanbten  ÜReigung  fo  fel^r,  ba| 
er  fi(^  lange  3al^re  nid^t  entfd^Iiefeen  fonnte,  3ta= 
lien  5U  t)erlafien,  unb  feinen  ©prengel  burd^  einen 
©tcllüertreter  öerwalten  lie^.  3tn  3. 1512  mol^nte 
er  ben  beiben  erften  ©ijungen  ber  fünften  all- 
gemeinen SateranfQnobe  bei;  t)ielleid^t  infolge  ber 
$ier  empfangenen  ßinbrüde  cntfd^Iofe  er  fid^  nun» 
me^r,  feine  ©rjbiöcefe  perfönlid^  ju  öerttwiten. 
ßaum  \)aik  er  aber  im  folgenben  3a]^re  ftd^  ein» 
gefd^ifft,  aI8  er  pIöJKd^,  gerabe  50  ^af)xt  alt  ge» 
ttjorben,  eines  undermutl^eten  SobeS  ftarb.  6r 
battc  mit  ber  l^umaniftifd^en  Silbung  feiner  Seit 
eine  gro^e  SiebenSmürbigfeit  beS  Sl^arafterS  ttx* 
bunben,  fo  ba^  er  ben  Seinamen  Flos  mundi 
erl^ielt.  6r  toax  fd^riftfieHerifd^  im  Seifte  feines 
DrbenS  befonberS  für  bie  p^ilofopl^ifd^e  Seigre  beS 
©cötuS  tl^ötig  getoefen;  biefem  Semül^en  entftam» 
men:  Expositio  in  quaestiones  dialecticas 
Joannis  Scoti  in  Isagogen  Porphjrrii,  juerft 
Ferrarae  1499;  Concordantiae  castigationeB 
in  metaphysicalia  doctoris  subtilis,  Venet. 
1501 ;  Commentaria  doctoris  subtilis  J.  Scoti 
in  XII LL.  Metaphys.  Aristot.,  ib.  1507 ;  Epi- 
themata  in  formalitatum  opus  de  mente  doct. 
subt.,  ib.  1514.  ^lu^crbem  l^interlie^  er  ein  Com- 
pendium  yeritatum  IV  LL.  sententiarum, 
Venet.  1505,  in  leoninifd^en  SSerfen;  De  rerum 
contingentia  et  divina  praedestinatione,  ib. 
1505;  Enchiridion  fidei,  ib.  1509;  Dictiona- 
rium  Sacrae  Scripturae,  ib.  1603,  im  S)rud 
unüollenbet,  unb  Sermones,  Paris.  1587  u.  ö. 
(Biogr.  gen.  XXXVIÜ,  548.)        [flauten.] 

;3Battrif  itt$,  3nfel  im  inbif  d^en  Ocean.  1.  $  o« 
litifd^e  ©ef^id^te.  3)ie3tifel  fam  nad^  il^rer 
gntbedtung  burd&  bie  Portugiesen  (1507)  ber  Seilte 
na(^  in  ben  Sefi^  ber  ^oDänber  (1593),  bie  fie  ju 
gieren  beS  OranierS,  SKorij^  öon  5Raffau,  „SKau« 
ritiuS"  nannten,  bann  ber  granaofen  (feit  1712), 
toeld^  bie  erften  ftänbigen  ßoloniften  brad^ten  unb 
ber  ,,3§re  be  tJrance",  »ie  bie  rafd^  aufblü^enbe 


Kolonie  je^t  l^ie^,  {eneS  fran}5ftfd^e  ©epräge  tm 
Uelzen,  baS  fte  au^  feit  ber  englif d^en  Seft||ergreifun 
(1810)  no(|  bemal^rt.  9m  Snbe  beS  vorigen  3a(t 
l^unbertS  f anben  bie  3been  ber  ungläubigen  $^ 
fo))]^ie  unb  ber  fran^öftfd^en  9let)oIution  au^  1^ 
gingang.  S)er  ®otte§bienft  mürbe  abgefd^afft  bu 
^riefter  Vertrieben,  bie  flirc^enguter  einge^ogaL 
ßrft  ba§  bie  9tbf d^affung  ber  ©Üaöcrei  betrefferöe 
S)ecretbeSSonDenteSbrad^teSmüd^terung.  ^tm 
paxtt  mürbe  als  SBieberl^erfteller  beS  Oßtam 
^anbelS  (1802)  begeiftert  begrübt  unb  ^ortfionifi 
il^m  JU  gieren  in  $ort  ^apoUon  umgetauft  Jn 
bemflrieg  mitgnglanb  (1800—1810)  fpielieM« 
3nfel  alSOperationSpunft  ber  franjöftfc^en  fta))er, 
bie  ber  ©d^redfen  ber  inbifd^en  ©emäffer  tou^ 
unb  bie  engIifd^>oftinbifd^e  ©efeüfd^aft  um  ta 
2  Vt  3niD.  *fb.  ©t.  fd^öbigten,  eine  mit^tigeMe 
3m  3. 1810  fiel  fie  in  bie  §änbe  ber  6nglänbc 
unb  erl^ielt  il^ren  f  rül^em  SRamen  aKauritiuS  ttieb« 
3n  ben  Sa))ituIation§bebtngungen  be§  t$rid)eni 
Don  $arid  1814  mürbe  ber  franjöflfd^enSreoIen 
bet)5I!erung  ber  ungefd^mölerte  Sefi|  il^rer  Sptoänt 
Steligion  unb  ®efe^e  (Code  Napoleon)  getoö^ 
(eiftet  unb  bie  ftaatlid^e  93ef olbung  be3  (atl^o&fd^ 
SIeru§  aud  bem  1791  geraubten  flird^enDermiigc 
jugefagt.  —  Siefer  al§  bie  englifd^e  SBefiJttmd 
twnfl  öriff  ^i^  fltti  1-  Sebruar  1835  öerfönmgl 
©nat)enemanci))ation  in  bie  bigl^erigen  Seri^ 
niffe.  3m  Saumel  ber  plb^liä)  erlangten  ^xrifd 
entzogen  ftd^  bie  ÜReger  ben  arbeiten  in  ben  3uAr 
))Iantagen  (bem  $au))treid^t]^um  ber  Solonie)  nd 
verfielen  burd^  Xrögl^eit  unb  Xrunlenl^eit  einei 
|)]^Qftfd^en  unb  moralifd^en  SSerfumpfimg.  S« 
5Reger  mürben  erfejt  hwcd)  inbifd^e  Äult§,  bie  ii 
fold^er  SKaffe  einmanberten,  ba|  fte  1884  (eteU 
Vj  ber  ©efammtbeöölferung  (370  766)  coj&mit 
ten.  ÜRaurttiuS  ijt  l^eute  eine  ber  am  bid^tepa 
unb  bunteften  bevölferten  ©egenben  ber  Srbe  (eüw 
200  Sinmol^ner  auf  1  qkm). 

2.  flird^Iid^e  ©efd^id^te.  IBon  17121« 
1740  unterftanb  bie  3tifcl  in  fird^Iid^^r  ^ii# 
ber  apoftoUfd^en  ^röfectur  von  9leumon,  feit  IW 
unmittelbar  bem  Si^bifd^of  Von  $an8.  S)ie  erpa 
©eelf orger  unb  2Rif ftonäre  maren  franjöfifd^  &n» 
riften,  von  benen  einer  aud^  mül^renb  ber  9m» 
tionSjeit  tro|  beS  93erbannung§becrete§  auf  bei 
3nfel  jurüdtblieb.  Unter  Sonaparte  fel^  U 
S^ilirten  jurüdf.  2)ie  englifd^eOccupationnu^ 
bie  fio§Iöfung  be§  fird^Iid^en  iBerbanbeS  mit  ba 
fran}5fifd^en  Sleunion  münfd^enSmertl^,  mib  \ 
mürbe  burd^  2)ecret  vom  21. 3(nmar  1819  9to> 
ritiuS  mit  ben  umliegenben  Snfeld^  Stobrignc 
Sl^agoS,  S)iego  ©arcia,  ben  ©ereilen,  SNobi 
ga§car,  bem  Saplanb  unb  fpateri^in  aud^  9h9 
©eelanb  unb  ber  3nfel  ©t.  ^elena jm  einem  af 
ftolifd^en  SBicariate  von  ungefeurer  ®r5ge  ei^ 
©eine  erften,  in  ^ort  SouiS  refü)irenben  85ic< 
unb  Sifd§5fe  maren  bie  englifd^en  Senebictb 
(von  ©omnfibe),  9Wfgr.  ©later  bis  1832,  Wfi 
anorriS  bis  1840,  SDZfgr.  «Den  Eottier  (unterb« 
$ort  2oui§  1847  jur  3)iöcefe  erl^oben  morb)  1 


ünauritiuSotben. 


1058 


fgr,  ^finfon  Bis  1870,  aWfgr.  ©corriS- 
.886.  3«  3. 1829  lourbc  SÖkbogaScar, 
fcelanb4837, 1851, 1852bergici^cnQd^ 
mb,  bie  3nfel  @t.  ^elena  utib  bie  Se^« 
I  felbpönbige  SSicariate  t)on  SnauritiuS 
i,  ]o  ba|  l^eute  nur  noc^  bie  fleinen  kleben* 
Xobrigue^  S^agoS  utib  S)tego  ®axm 
xttL  —  ®ie  crftcn  opoftolifci^cn  SSicarc 
i  traurigPcn  3uPäf  bc  Dor.  S)ic  öoltoiri« 

reDoIutionären  Sbeen  l^atten  im  93unb 
rdtnouterei  ba§  (at]^oUf(|e  geben  faft  er» 
e  92egerbet)5Uerung  Derfam  in  Untoiffen» 
ofier.  2)0}u  fel^Qe  e§  an  tüd^tigen  ^rie* 
L840  läfßt  man  beren  fe(]^  für  85  000 
t  S)iefe  3^ii  Benu^ten  bie  englifd^en 
m  auf  ajtauritiug  feften  t$fu^  ju  foffen. 
mg  ber  tiier^iger  3a^re  gab  e3  auf  ber 
t  S)orf,  la  feinen  SBeiler,  ber  nid^t  mit 
^obiftenfd^ule  beglüdCt  gemejen  toact/' 
rirnfl  ber  aümäligen  unb  faft  »unber* 
gefialtung  ^at  t)or  9UIem  ber  britte  apo* 
icorunb  erfte3)iöcefanbifd^of  SKfgr.^IIen 
.  8.  B.  Sr  brad^te  eine  &ä)aax  tüd^tiger 
\n  aus  Snglanb,  t^franfreid^,  IBelgien, 
id^  SRouritiuS,  berief  gur  felben  ßnt  bie 
Eongregation  Dom  l^etUgen  ®eifte  nnb 
n  f)ergen  SRariö,  1845  bie  fioretO' 
unb  1861  bie  Sefuiten,  ftiftete  eine  Kon» 

einl^eimifd^er  @d^lDeftem  Don  Notre 
i  bon  secours  unb  mel^rere  SJereine  unb 
unter  fie  bo§  SBerf  ber  Seform.  P.  2a» 
ber  Kongregation  be§  ^eiligen  ®eifteS 
rrapoftelberSRegcr".  KS  ift  »unberbar, 
:  9Rann  geleijtet  l^at.  (93gl.  Delaplace, 

de  Tue  Maurice  ou  Vie  du  servi- 
Dieu  Jacques-Desire  Layal,  missio- 
la  Gongreg.  du  S.  Esprit  et  du  S.  C. 
,  Paris  1877.  3ti  feine  gufeftapfen  traten 
)rüber  unb  feit  1864  aud^  bie  Filles  de 
Sbbe  aRasuQ  mirlte  al§  „^o\itl  ber 
mit  dl^nßd^en  Krfolgen.  3n  ben  neu» 
m  Äranfen»,  3nen»,  Strmen»,  SBaifen» 
)fen]^äufem  tl^ten  bie  @d^tt)eftem  Don 
ftme  du  bon  secours,  namentlid^  }ur 
8),  old  ba§  gelbe  gfieber  tt)üt]^ete  unb 
:ger  ald  70  000  Opfer  forberte,  fflunber 

Pnter  ben  jal^Ireid^en  mol^ammebani» 
l^nifc^en  ff  Ulis  arbeiten  feit  1861  bie 

bie  ,,$Iantagenmiffionen").  ®iß  fd^toie« 
Ott  unter  ben  Kl^incfen  würbe  1874  Don 
iften  übernommen.  S)ie  Union  Catho- 
äiigt  bie  befferen  @tönbe  ^ur  mirffamen 
B  ber  lot^olifd^en  $rincipien  aud^  im 
B  nnb  politifd^en  Seben.  2)en  l^öl^eren 
)ec  Secten  fte&ten  bie  @d^ulbräber  unb 
[d^lDeßem  balb  ebenbürtige  SInftalten  ent» 
» toor  SRauritiug  mieber  entf  (Rieben  fatl^o» 
nd^en.  Sen  108  000  ffatl^olifen  fte^en 
lOOO^roteftanten  gegenüber,  bie  gröfetcn« 
iiK£|obi{tifd^en  @ecte  angepren.  %toi^ 
legirntng  im  ungemeinen  bie  Kapitula» 

CcsOm.  Tm.  2.  KufL 


tion§bebingungen  erfüllte,  fo  ifi  {te  bod^  ber  £^at- 
fad^e,  bag  ÜRauritiuS  eine  „fatl^olifd^e  Kolonie'' 
ift,  nid^t  gang  geredet  gemorben^  toit  \iä)  bieg ).  9. 
in  ber93efe(ung  ber  SBeamtenfteUen  unb  befonberS 
in  ber  ungleid^mö|igen  ißertl^eilung  ber  @taot§' 
)u{d^üffe  an  bie  fatl^olifd^e  unb  bie  angßcanif^e 
flirc^e  öu^ert.  (1886  fielen  i.  S.  Don  ber  ®e» 
fammtfumme  Don  125  849  Stupien  [ä  2  ajlarf] 
79577  auf  bie  fat^oUjd^e,  46272  auf  bie  pro» 
teftantifd^e  ffird^e,  toa^,  auf  ben  Stop\  gered^net, 
0,73  3t.  für  bie  ftatl^olilen,  5,78  auf  bie  ^roteflan- 
ten  mad^t.)  Kine  weitere  Sefd^toerbe  ber  ffat^o» 
lüen  liegt  in  bem  gf^ftl^^^Iten  am  confeffu)n§(o[en 
Kl^arafter  ber  iBoIföfd^uIe,  eine  Sefd^werbe,  bie 
l^ier  um  fo  bered^tigter  ift,  ba  bie  la^oßfd^en  IKn- 
ber  Vi  ber  gefammten,  Vio  ber  d^riftlid^en  @d^ü{er« 
Sa]^{  bilben.  Zro^em  ernannte  bie  Stegierung  nod^ 
in  neuefter  3^it  einen  Derbiffenen  SBeSIe^aner  }um 
Superintenbenten  ber  @d^ulen.  2)er  ftampf  um 
bie  @d^ule  ift  barum  auc^  auf  9Rauritiu§  Don  ben 
fatl^olifd^en  93ifd^5fen,  unb  befonberd  Don  bem 
gegenwärtigen,  SKfgr.  Seo  SKeurin  S.  J.  (feit 
1887),  mit  Knergie  aufgenommen  unb  Derfod^ten 
worben.  (93gl.  A.  J.  B.  Trendel,  Her  Majesty's 
Colonies,  3.  ed.,  London  1886,  425—432; 
Bevue  des  deux  mondes  1861,  YI,  60 — 95; 
S)ie  fat^ol.  aRijfionen,  Sal^rg.  1881 ;  Missions 
CathoL,  Lyon  1872,  96;  1874,  88  et  461; 
1877,  573;  1887,  567;  1885,43;  Annales  de 
la  propag.  de  la  Fol,  1845,  422  s.;  1869, 
363  s.;  1871,  151;  Baron  L.  Bethune,  Les 
Missions  CathoL  d'Afrique,  LiUe  1889,  95  k 
100 ;  Abbe  £.  J.  Durand,  Les  Missions  Catho- 
liques  Fran^aises,  Paris  1874,  201—204; 
T.  W.  M.  Marshai,  Les  Missions  Chr^t.  1, 466 ; 
Lettres  edifiantes  et  curieuses  (Oct.»9luSg.  D. 
S^on  1819)  Vn,  664—468.  —  Ueber  bie  neueren 
Vorgänge  DgLTablet  1886,1, 379;  1887,1,170. 
406;  n,  47. 141.)  [^uonber  S.  J.] 

^^utiünsoxheUj  ein  1430  Don  ^er^og  9ma» 
beuS  Vin.  Don  ©aDo^en  (f.  b.  Sri),  bem  fDötem 
®egen})app  gelij  V.,  in  ber  Kinfiebelei  Don  SRi» 
paiUe  für  fed^S  SRitter  geftifteter  geiftlid^er  Orben, 
weld^er  1572  Don  Kmmanuel  ^l^ilibert  wieber  er» 
neuert  würbe.  Slod^  im  ^oDember  beSfelben  3a]^« 
rc§  gemattete  ©regor  Xlli.,  ba|  ber  erneute  Orbcn 
mit  bem  SajaruSorben  (f.  b.  Sri),  beffcn  ©ro^» 
meifter  3annot  be  KaftiSon  eben  geftorben  war. 
Dereinigt  werbe,  ffier  fo  gebilbete  Orbcn  Don 
@t.  9Jlauritiu§  unb  SajaruS  war  Dor  SUem  be» 
ftimmt,  baS  Kinbringen  ber  ^ärefie  in  ©aDoiien, 
baS  Don  @^f  av&  befonberS  bebrol^t  war,  ab^u» 
wel^ren.  S)ie  Slitter  lebten  unter  ber  Kifterrienfer» 
regel  unb  gelobten  Slrmut,  ©el^orfam  unb  el^elid^e 
j^eufd^l^eit;  e§  war  nur  eine  einzige  Kl^e  unb  nur 
mit  einer  3ungfrau  erlaubt,  ffiie  ^aupt^äufer,  in 
benen  gemeinf^aftlid^eS  Seben  l^errfd^te,  waren  )u 
Surin  unb  9lisga.  Unter  Äönig  Sictor  Kmmanuel 
würbe  1816  ber  burd^  bie  grangofcn  aufgel^obene 
Drben  a(§  SSerbicnftorbcn  erneuert,  unb  eS  warb 
i^m  in  9tüdfftd^t  auf  bie  frühere  @teUung  bie  Se* 

d4 


1059 


SKaurua,  ©t. 


1060 


forgung  bcr  §ojpitäIcr  ju  Surin>  Softa,  Sßalcnja 
unb  fianjo  übcröcbcn.  Äarl  «Ibcrt  tl^ciltc  1831  bic 
SDflitglicbcr  in  SRittcr,  €ommenturc  unb  ®ro^» 
frcujc;  SSictor  gmtnonuel  11.  gab  1868  ttcuc  ©to- 
tutcn,  bcncn  juf  olgc  Sittcr,  Dfpcicre,  ßommcnturc, 
®ro^of ficicrc  unb  Mittcrgro^frcujc  ernannt  werben. 
(95gL  Helyot,  Eist,  des  ordres  VI,  80  ss.; 
Moroni,  Diz.  XLIV,  5  ss.)  —  Uebcr  bie  6on» 
gregation  ber  Eanoniter  öom  1^1.  SKouritiuS  f.  b.  Slrt. 
Canonici  reguläres  U,  1831.        [©trcber.] 

;3Battnt5,  $f .  (SKauriner),  S3cncbictiner=®on- 
gregation  in  granftreid^,  toar  ba§  6rgebni|  einer 
Sieformation  im  17.  Sal^rl^unbert.  ®er  3uftanb 
ber  SBenebictinerflöfter  »ar  jur  Seit  ber  ffird^en« 
fl)altung  in  fjronfreid^  unb  Sotl^ringen,  felbft  bei 
ben  Sluniacenfem,  ]^au))tfäd^Ii(i^  burd^  ©d^ulb  beS 
6ommenbentt)e}en§,  berart  gefunfen,  bo|  auä)  bie 
SKaferegeln  beS  Srienter  6onciI§  feine  toefentlid^e 
Serbeflerung  bewirf en  fonnten.  ffier  ßarbinalftarl 
üon  flotl^ringen,  })äpftft(]^er  Scgat  für  bie  S3i§tpmer 
IDte^,  Soul  unb  SSerbun,  rici^tete  mit  feinen  refor- 
matorifd^en  IBerfud^en  gleid^faQS  nid^tS  au§  unb 
mad^te  bem  ^apfte  bereits  ben  üerjmeifelten  SSor« 
fd^lag,  ben  Senebictinerorben  in  fetner  ^roüinj 
ganj  ju  unterbrüdten.  StUein  ber  ^apft  ging  barauf 
nid^t  ein  unb  erwartete  §ilfe  öon  einer  l^öl^em 
^anb.  2)iefe  blieb  aud^  nid^t  au§.  2)om  S)ibier 
bela  Sour,  feit  1596  ^rior  im  fflofter  ©t.  SSanne 
JU  SSerbun,  f onnte  enblid^  in  biefer  3lbtei  mit  3«« 
ftimmung  feines  SBifd^ofS,  beS  gutgefmnten  ^ßrinjen 
§einrid^  öon  Sotl^ringen,  ber  jugleid^  ©t.  SSanne 
als  ßommenbe  befa^,  bie  lang  angeftrebte  SRüdf» 
fül^rung  jur  9tegel  beginnen,  unb  jwar  tro^  ber 
größten  ©d^wierigfeiten  mit  fold^em  ßrfolge,  ba| 
f  d&on  1604  $apft  glemenS  Vni.  bic  neugebilbete 
Kongregation  SS.  Vitoni  et  Hidulfi  beftätigen 
unb  mit  ben  ^rioilegien  ber  caffmenfifd^en  ßon» 
gregation  auSftatten  fonnte.  9lafd^  ttmd^S  bie  3a]^I 
ber  Derbefferten  Älöfter  auf  36;  au8  granfrcid^ 
traten  balb  eifrige  Saien  unb  DrbenSIeute  ein. 
3lud6  ganje  Eonoente,  juerft  1613  ©t.  Stuguftin 
JU  SimogeS,  bann  1615  ©t.  gfaron  bei  ÜKeauj, 
©t.  Sunian  ju  SWoaiÜe,  ©t.  ^eter  ju  SumiögeS, 
nal^men  bie  SReform  on,  unb  S).  S)ibier  fanbte 
tiid^tige  SKänner  l^in,  ba§  fromme  SBerf  burd^gu» 
führen.  ®a  jcbod^  einerfeitS  bie  weite  gntfemung 
otö  §inbemi|  erfd^ien,  eine  einzige,  feftgeglieberte 
ftörperfd^aft  ju  bilben  unb  georbnete  SSifitation  ju 
üben,  anberfeitS  bie  ^olitif  gfranfreid^S  nid^t  bul» 
ben  wollte,  bafe  auSIänbifd^e  Oberen  franjöfifd^e 
Älöfler  regierten,  ober  biefe  in  SBerbinbung  mit 
einem  2anbe  traten,  gegen  weld^eS  l^äufige  ffriege 
ju  fül^rcn  waren :  f o  befd^Io^  ba§  ® eneralcapitel 
SU  ©t.  aWanfuet  in  2ouI  1618,  eS  f outen  bie  fran- 
Söftfd^en  Älöfter  eine  eigene  gongregation  bilben 
mit  eigenen  ©totuten.  Oberen  unb  SSifUationen, 
unbef(|abet  ber  geiftlid^en  SBcrbinbung  unb  ®e- 
betSüereinigung  mit  ben  flot^ringem.  S).  Sorenj 
Senarb,  ^Prior  beS  6Iuniacenfer«6oIIeg§  in  $ari§, 
förberte  burd&  feinen  erleud^teten  ßifer  unb  fein 
anfeilen  bei  ^of  ba§  Untemel^men,  Subwig  XIII. 


unterfiü^te  cS  burd^  ein  föniglid^eS  beeret,  boft 
j^Iofter  SlancSmanteaus  in  $ariS  trat  fofottW, 
unb  nod^  in  bemfelben  Saläre  würbe  im  etPm 
®enerakapitel,  weld^em  Staube  gron^oiS  onfi 
fiotl^ringen  pröftbirte,  bie  neue  Kongregation  fep 
gegrünbet  unb,  um  StiDalifation  )u  t)enneiben,iÜ4 
bem  Hfi.  SRauruS,  bem  ©d^üler  beS  I^L  Senebid, 
genannt  2)ielBorftanbe  f outen  aUiöl^rlid^  im  (8e- 
neralcapitel  gewöl^It  werben,  bie  ber  SotiM 
$rioren,  bie  ber  Kongregation  $röfed  l^ei^en. 

S)er  erfte  ^röfeS  war  (bis  1621)  SRartin  S* 
nifere.  Unter  il^m  fd^Ioffen  jid^  ©t.  $eter  }u  6o- 
lignac,  ©t.  $eter  ju  Korbie  unb  ©t.  ^am  p 
S3rie  an  bie  Kongregation  an.  S)er  erfb  9^^ 
t)i3enmeifter,  ^nfelm  Stolle,  fül^rte  bie  ia^lmäjß 
3lot)\itn  feft  in  ben  ®eift  ber  l^eiligen  ätegd  ri«, 
fammelte  für  il^ren  Unterrid^t  alle  guten  Sbjel« 
erflärungen  unb  fteflte  il^nen  bie  Seifpiele  te 
OrbenSl^eiligen  Dor  bie^ugen;  bal^erftrebteerbk 
SJeröffentlid^ung  ber  SebenSgefd^id^ten  bieftr  §«• 
ligen  an  unb  gab  fo  ben  erften  ^nftog  ju  einet 
SReil^e  großer  ^aurinerwerfc.  Su^wifd^Kii  1^ 
S3^narb  burd^  ben  Jlönig  unb  J)6f)t  ®5nner  ^f' 
lid^en  wie  weltlid^en  ©tanbeS  bie  Seflötigung  bei 
Kongregation  inSRom  betrieben;  ^apft®re9orXV. 
erlief  für  fie  1621  eine  SBulIe,  worin  er  bie  Cent 
gregatio  S.  Mauri  beftötigt,  il^r  bie  fßririlegia 
ber  Koffmenfer  öerleil^t,  ben  Karbinal  öon  Se|| 
gum  ^rotector  befleüt,  in  ben  Dereinigten  Stü/fbtai 
bie  e^emten  Officien  aufl^ebt  utib  bie  Doüfoinimite 
yita  communis  einfül^ri,  inbem  er  beftinmtt,  14 
aud^  baS  Kinfommen  auS  fird^lid^en  SSenefidoi, 
weld^e  9R5nd^e  Derwalten,  in  bie  gemeinfomelfafje 
fliegen  muffe  (Bull.  Rom.  ed.  Taurin.  XII, 
533  sqq. ;  Gall.  christ.  VII,  instr.  189,  coL 
164  sqq.).  S)iefe  SulIe  würbe  in  afler  gotwiB 
bie  ^arlamentSacten  einregiftrirt,  unb  fo  nxtt  Ue 
Kongregation  fird^Iid^  unb  ftaatlid^anerfomüind) 
red^tSbeftänbig.  Unter  bem  {Weiten  ^röfeS,  Kobn»* 
han  Stagnier  (bis  1624),  traten  bie  jhofier  &L 
3:rinite  ju  SBenböme,  5IKont«©t.»Ctontin,  SDloiil« 
©t.«2J«d^eI-au.$^riI  unb  ©t.  Seon  b'Sngfl^ 
ber  Sleform  bei ;  eS  mußten  }Wei  $rot)injen,  Ue 
Don  tJ^ranjien  ($ariS)  unb  Don  Slquitanien,  vä]f 
einem  SSifttator  unb  9{oDiciate,  gebilbet  loeitaL 
SKartin  leSniöre  würbe  bann  (bis  1627)  tt*te 
Sum  $röf es  gewöl^It  unb  fonnte  bie  itlbfter  6i  &^ 
Diu  SU  SarbeS,  ©t.  Klöment  gu  Krebone,  6t  to* 
ne(  5U  Kompi^gne  unb  bie  ^btei  93ec  mit  i^ 
^riorate  SonnenouDelle  {u  Siouen  in  bie  Stefon 
aufnel^men.  ^ud^  bie  neue  93enebictiner«Son0t(" 
gation,  weld^e  ber  l^eiligmä^ige  9io6l  9RarS  into 
^Bretagne  gegrünbet  l^atte,  ftrebtc  bie  Sufnol^tf 
unb  erl^ielt  l^ierfür  1627  ein  popftlid^eS  S)ecnt 
(Bull.  ed.  Taur.  Xm,  608  sq.).  95efonbet8  Wö^- 
tig  war,  ba|  für  baS  KoUcg  ©t.  Subwig  in  %^ 
loufe,  weld^eS  jur  görberung  ber  SenebictiBß* 
reform  im  3. 1622  war  errietet  worben,  l^ 
ein  ))ät)ftIid)eS  Snbult  erlangt  würbe,  woboiA 
Kinfommen  unb  SGBirffamfeit  bcSfelben  bebeutert 
gewann,    ©pöter  Derlegte  man  ben  @t|  bicfcl 


1061 


9Jlaurul,  ©t. 


1062 


ColegS  fat  boS  ffloiler  U.  S.  ^x.  Don  Saurabe  in 
Iwloufe.  —  S)er  Icjtc  $räfc§  »ar  2KQuru§  S)u« 
|K«t(US  1630).  Unter  i^m  »utbe  bie  brüte  $ro- 
tiB),  für  bie  IBretagne,  gebilbet  unb  bie  Songrega* 
tiffiÜr  t)ergr5|ert  bur(|  ben  ^Beitritt  t)on  mel^r  als 
20xI5fiem,  borunter  @t.  SiemQ  unb  @t.  Sl^ierrQ 
)i  SWmS,  gleur^  ober  ©t.«S3enoit«fur»Soirc, 
&t  6roi5  in  Sorbeous,  ©t.  (Scrmoin  in  Slujenc, 
St  (Bnroult  ®te.  Srinitö  in  Siron  u.  f.  f.  S)a 
j(ho4  oSentl^Iben  in  ben  congregationoliftifci^en 
üffißetn  nod^  «alte"  3Jl5nd^e  neben  ben  ref ormirten 
kUm,  fo  ging  eS  ol^ne  man(]^e  Unannel^mlici^feit 
#ab.  ©a^ergabUrbanVm.  1627  burd^  eine 
mfafjenbe  SiiOe  für  bie  Congregatio  S.  Mauri 
si^t  ran  eine  erneute  iBeftötigung,  fonbem  aud^ 
tdtge^enbe  SoIImaci^ten,  in§befonbere,  ba^  aQe 
Coannenbatarabte  unb  nid^t  reformirten  SRönd^e 

Bimb  gor  auS  ben  SonDenten  auggefci^ieben 
o^e  oSOen  ßinflu^  auf  beren  S3ertt)altung  unb 
legienmg  bleiben  unb  mit  il^ren  $frünben,  ^ene* 

Rober  ^enjtonen  jufrieben  fein  foHten,  bod^ 
iB  nad^  bem  9lbfterben  biefer  „alten"  3Jl'6nä^t 
tem  SteQen  unbefe^t  bleiben  unb  aQe  Sinfünfte 
iiMe  gemetnf ante  SouDentfaff e  fallen  müßten  (Bull. 
Twr.  Xm,  624  sqq. ;  Gall.  Christ.  VH,  instr. 
193,  coL  173  sqq.).  S)iefe  einfci^neibenbe  SButte 
#lt  1631  bie  fdniglici^e  ©ut^ei^ung  unb  1632 
Me  foimale  Sinregiftrirung  unter  bie  SRei(]^§gef e^e. 
Kit  bem  3a^re  1630  trat  einige  Serönberung 
di^  inbem  befd^Ioffen  mürbe,  au^er  ben  jöl^rlid^en 
9oMnii}iaIca)}iteIn  alle  brei  ^af)xt  ein  @eneral» 
cifM  §u  litten,  auf  bem  bie  ^orftönbe,  SSifita« 
twn,  ^rioren  u.  f.  f.  für  je  brei  Sal&re  gcmäl^It 
MibfR,  bod^  fo,  ba|  nad^  Ablauf  ber  ^mt^jeit 
^  Siebermoi^I  eintreten  fönnte.  S)er  oberfte 
Üto  ber  Kongregation  erl^ielt  ie^t  ben  Sitel 
SeBaralis  superior  (©eneral).  S)er  erfte  @eneral 
fctt  8regor  Sariffe  (1630—1648),  ein  au§ge- 
|A|neter  9Rann.  Unter  il^m  nal^men  55  jflöfter 
tiieSeform  an,  borunter  1631  bag  gro^e  jllofter 
ä>eennatn-bed-$re9  bei  $ari3,  ba§  alSbalb 
^  leid^  Sibliot^efen  megen  C)au))tfi|  ber  SRau« 
Hier 6elel^rfam!eit  mürbe;  1633  ba§  berül^mte 
ftte  6t  ©en^S  bei  $ari§,  femer  ÜJlarmoutier 
ki  Xmtrd,  bie  Kongregation  Don  Sl^e}aI»93enoit, 
Md^  nod^  Slegularöbte  befa^,  mit  fünf  Abteien, 
^  e^fe-S)ieu  u.  f.  f.  @^on  1636  auf  bem 
BcKmlcapitel  }u  Sbtgnt)  mußten  f ed^§  ^roDinjen 
iMbet  merben^  nömlid^  t^fran^ien,  92ormanbie, 
hcpiib,  Xouloufe,  ^Bretagne  unb  Sl^e^al^^Benoit, 
^  icbe  Don  einem  SSifitator  geleitet  mürbe  unb 
^  ober  }iDei  92oDi}en]^öufer  l^atte.  S)er  Sommen» 
fototoUDon  SIugnQ,  Sarbinal  Stid^elieu,  münf  d^te 
^,  bo^  bie  leformirte  Kongregation  Don  Klugn^, 
4t  tlSfkt  untfaffenb,  mit  ber  Dom  1^1.  !Dtouru§ 
jQringt  mürbe ;  im  3. 1634  ging  man  auf  biefen 
9n  ein,  tmb  1636  mürben  bie  S3ertrag§punfte 
^  9eiieralca))itel  befiötigt.  3n  9tom  f anb  ftd^ 
Mir  iDeing9{eigung,  unb  erft  1640  erfolgte  ein 
|4|4rabc<  Sotum  für  biefe  92eubilbung,  meldte 
"Q  Sbunen  Congregatio  S.  Benedict!,  alias 


Cluniacensis,  et  S.  Mauri  erl^ielt.  ^er  fd^on 
1644  lösten  bie  Oberen  felbft  ben  Serbanb  mieber 
auf,  meti  in  Klugnt)  eine  jmiefpaltige  ^btsmal^l 
ftattgefunben  unb  Urban  Vin.  fid^  für  ben  Som« 
menbatarabt  entfd^ieben  l^atte,  beffen  Sinfiu|  bie 
aWauriner  fürd^teten  (Dgl  ^el^ot,  ®efd^.  ber  gl.- 
u.  SRitter-Orben  V,  245  ff.).  SRid&elieu  fejte  eS  aud^ 
burd^,  ba|  für  ba§  l^od^abelige  Sfrauenflofter  Kl^eDeS 
bei  $ari§  fed^§  SRauriner  als  iBeid^tDöter  ober 
ßaj)Iäne  eingef e^t  mürben,  eine  Snftitution,  meldte 
bis  }ur  SteDoIution  bauerte.  Sariffe  mad^te  fid^ 
um  bie  Orbnung  ber  Kongregation  unb  bie  iBe» 
feftigung  beS  religiöfen  ©eifteS  barin  l^öd^ft  Der» 
oient.  S)ie  bereits  Dorl^anbenen  Statuten  Iie|  er 
burd^  erfal^rene  SJlänner  mel^rfad^  prüfen,  übergab 
fte  bann  bem  einftd^tSDoDen  unb  l^eiligmö^igen 
®.  3ltl^anaS  Don  SKongin  jur  forgfamften  SeDifion 
in  ftitter  Surüdfgejogenbeit,  legte  pel^ierauf  mieber« 
l^olt  bem  @eneralca))itel  Dor  unb  erj^ielt  fie  Don 
bemfelben  enblid^  1642  approbirt.  S)ic  Constitu- 
tiones  pro  directione  regiminis  mürben  öfter 
(befonberS  1648)  ebirt,  1645  oud^  bie  ^eilige  SRegel 
mit  ben  2)ecIarationen  Congr.  S.  Mauri.  SDiefe 
blieben  für  longe  boS  (Sefe^bud^  ber  Kongregation. 
S)amad^  beftanb  bie  $orftanbfd(|aft  auS  bem  @ene« 
ral  (mit  ©ecretär)  unb  2  Slffiftenten  für  bie  ganje 
Kongregation,  6  Sifitatoren  für  bie  ^roDinjen, 
$rioren  (unb  ©ubprioren)  für  bie  Älöfter  ncbft 
etlid^en  regulären  Siebten.  3«  ben  ©eneralcapiteln 
famen  auf  er  ben  9  oben  bejeid^neten  oberften  SSor« 
ftönben  nod^  auS  jeber  $roDin^  6  S)eputirte,  nöm» 
lid^  je  3  ^rioren  unb  3  Konoentualen;  auS  biefen 
Kapitularen,  meldte  oHe  il^re  Slemter  nieberlegten, 
mürben  9  2)efinitoren  gemäl^ft  unb  auS  biefen  ber 
^räfibent  beS  Kapitels  nebft  bem  ©ecretör.  S)ic 
S)efinitoren,  beren  SlmtSbauer  fid^  ouf  bie  Seit  bcS 
@eneraIcapiteIS  befd^rönlte,  l^atten  aDe  @efd^öfte 
ju  orbnen  unb  5u  leiten,  meldte  fxä)  auf  bie  gan^e 
Kongregation  begogen,  fiellten  bie  Siften  ber  für 
l^öl^ere  ^icmtcr  (Sorftanbfd^aft,  l^öl^ere  $rofeffur, 
yjoDijenmeifter«,  $rebigt«  unb  S3ei(|tDateramt)  gu 
approbirenben^önd^e]^er,unbsmarinbrei©tufen, 
unb  Doflgogen  bie  SBal^I  ber  Sifttatoren,  frieren 
u.  f.  f.  S)er  ©encral  unb  feine  2  Slffiftenten  mur« 
ben  Dom  gangen  Kapitel  gemäl^lt.  —  S)en  jöl^r« 
lid^en  ^roDingialcapiteln  pröftbirten  bie  SJifita» 
toren  unb  mol^nten  alle  $rioren,  fomie  auS  jebem 
fllofier  ein  Dom  KonDentc  gemäl^lter  SSertreter  bei; 
fte  berictl^cn  bie  Slngclegenl^eiten  ber  $roDing 
unb  mäl^lten  bie  6  S)eputirten  für  bnS  ©eneral« 
capitel.  Sie  S)iSciplin  fd^log  ftd^  fel^r  genau  an 
bie  l^eilige  SRegel  an,  fo  ba|  ber  Kl^orbienft  bei 
Sag  unb  5Rad^t,  baS  ©tillf^meigen,  bie  Slrbeit, 
bie  Slrmut,  baS  3faj!en  unb  bie  Kntl^altung  Don 
allem  tJlcifd^e,  bie  Klaufur  u.  f.  f.  ftreng  Dorgc« 
fd^rieben  unb  gel^alten  murbc.  S'hir  l^atte  infolge 
beS  Unmef  enS  ber  Kommenben  bie  gange  Sinrid^tung 
ber  Kongregation,  bie  l^äupge  SBal^l  ber  Oberen^ 
ber  SilbungSgang  ber  jüngeren  JReligiofen  unb  bie 
eigenartige  Kntmidflung  ber  S^ätigfcit  eine  Diel 
größere  Semeglid^feit  (nod^  Slrt  ber  2Renbicanten) 


1063 


9Jlauru§,  ©t. 


106^ 


im  ©cfotge,  al§  bcr  ®eift  unb  aSud^ftabc  bcr  ]^ci= 
Itgcn  Segel  julä^t. 

^WcrbingS  mar  für  bic  93i(bung  unb  Uebung 
be§  3laä)tovLä)]t^  ausgejeid^net  geforgt,  um  ben 
OrbenSgcift  mögUd^ft  p  befeftigen.  2)q§  erftc 
^robcjol^r  biente  öoräüglid^  bcr  ©ricmung  ber 
l^eiligen  Siegel,  ber  Sefung  ber  ©ci^riften  beS  9Jeuen 
ScftamentS,  ber  ginübung  be§  ßl^or»  unb  flird^cn« 
bienfteS.  ®a8  ätücite  ^a^x,  eigentlici^eS  9ioöiciat, 
mufete  in  bie  tiefere  ff enntni|  ber  OrbenSpflid^tcn 
unb  ber  l^eiligen  ©d^riften,  fomie  in  bie  Setl^äti« 
gung  beS  OrbenSlebenS  nod^  ben  Seifpielen  ber 
DrbenSl^eiligen  einfül^ren.  ®ie  ^mei  folgenben 
Solare  waren  ben  pl^iIofo^)]6ifd^en  SDi§cit)linen  ge- 
mibmet  infomeit  oI§  bief elben  ber  Xl^eologie  bien» 
Ii(]^  fein  fonnten;  l^ierauf  weil^te  man  brei  3al^re 
ben  bogmatif (i^en  unb  etl^ifd^en  ©tubien,  ^mar  nad^ 
fd^olaftifd^er  SDletl^obe,  aber  ganj  auf  ber  ®runb« 
tage  ber  l^eiligen  ©d^riften,  ber  ßondlien  unb  ber 
ongefel^enften  SJäter,  toobci  man  abfid^tUd^  trodfene 
unb  abftrufe  fjragen  ber  bamaligen  ©d^olaftif  Der» 
meiben  moHte.  ©obann  war  ein  Sal^r  jur  SSor« 
bereitung  auf  bie  l^eiligen  SBeil^en  beftimmt;  öor« 
jüglid^  foHte  bie  9l§cefe  nad^  ben  beften  ©d^riften 
Der  SSöter  §ers  unb  @ei{l  bilben  unb  reinigen; 
iebod^  mürbe  aud^  ffird^enred^t  mitunter  ©|)ra(|en« 
ftubium  für  baS  S3erftänbni|  ber  l^eUigen  ©d&rift 
in  biefer  3«tt  betrieben.  ®er  Unterrid^tSftoff  mürbe 
forgfam  eingeübt,  befonberä  in  ben  möd^entlid^en 
SMäputatorien;  bie  Prüfungen  mürben  tractaten» 
meife  unb  fel^r  ftreng  gel^alten,  namentlid^  bie 
^auptprüfungen  bei  ben  jäl^rlid^en  SSiptationen, 
nad^  meldten  bie  einläffigften93erid^te  an  ba§  @e* 
neralat  unb  baS  @eneralca))itel  über  {eben  ein^el» 
neu  ^rofeffen  ju  erftatten  maren.  9luf  fold^e  9lrt 
neun  Saläre  lang  gefd^ult,  burd^  (einen  äu|em 
S)ienft  äerftreut,  mußten  mol^I  bie  SKitglieber  in 
jeber  iBe^iel^ung  su  tüd^tigen  OrbenSIeuten  l^eran« 
mad^fen,  unb  e§  meist  au^  bie  Kongregation  Dor« 
treffli(!^e  ©eelf  orgcr,  ^rebiger.  Seigrer  ber  ©prad^en 
unb  ber  Siteratur,  ber  fß]^iIofo))l^ie  unb  ber  Zü^to» 
logie,  ©elel^rte  faft  in  aEenSfäd^emauf.  ©o  Dermal» 
tcte  j.  93. 3o]^ann  ©uerrier  (geft.  1731)  27  3öl&re 
l^inburd^  bie  gro|e  Pfarrei  @t.  Sean  b^2lngelt) 
(©ainteS)  jum  größten  9hi^en  berfelben;  9[nt. 
$aul  le  ®attDi§  (geft.  1695)  mirfte  20  Saläre  lang 
als  angefel^ener  $rebiger  auf  ben  ©omfanjeln  p 
SRouen,  ffiDreuj,  Sour§,  95anne§  unb  6aen,  unb 
ßl^riftopl^  Xad^on  gab  1685  eine  gute  Einleitung 
gur  ffanjelbercbfamfeit  l^erauS.  3n  ben  fllöfiem 
guSiron,  ^ontleDoi,  ©t.  ®ermer  beiSflotj,  ©oröge 
(aSurgunb)  unb  feit  1708  aud^  in  SSerton  (99re« 
tagne)  unterl^ielt  bie  Kongregation  berül^mte  Unter» 
rid^tS»  unb  ffirgie]^ung8»3nftitute,  befonberS  für 
abelige  Sünglinge,  mit  Dielen  Srei^)lä^en  unb  aufeer« 
bem  eine  SDlenge  ißrimorf d^ulen  bur(§  gang  granf » 
reid^.  Um  bem  SRü^iggange,  einer  ^au))turfad^e 
be§  Verfalles  Höftcrlid^er  Sud^t,  grünblid^  s« 
fteuem,  mar  Sariffe  nid^t  nur  bemüht,  möglid^fi 
Diele  Don  feinen  ÜJlönd^en  in  ben  ermöl^nten  3mei« 
gen  nüjlid^er  S^ätigfeit  ju  befd^äftigen,  fonbern 


er  l^telt  aud^  möglid^ft  Diele  }u  aSen  benitnijc 
©tubien  an,  meldte  mit  bem  flöfterlid^en  9em| 
Derträglid^  fd^ienen  unb  bie  3urüdfge)ogaiid 
2)i§cipltn  unb  Sfrömmigfeit  förbem  fonnten,  o^ 
ber  Sitelfeit  unb  fßral^lerei  %fyüt  unb  £^  ] 
öffnen.  !ßamentlid^  brang  er  auf  bie  2)iml^ 
fd^ung  ber  fflofterbibliotl^efen  unb  Srd^e,  t$ei! 
um  bie  erl^ebenben  93eifpiele  ber  frommen  Orboii 
Döter  gurSrbauung  l^erDorgugiel^en,  tl^eiföumat 
ben  frül^eren  ©d^i^alen  ber  ftlöfter  93ele]^nmg  | 
geminnen,  tl^eilS  um  auS  ben  ©d^rif ten  ber  ftin^ei 
Däter  tiefere  6r!enntni|  ®otte§  unb  ber  eiga« 
^{lid^ten  gu  erlangen.  SluS  biefen  aQfeitS  gepfiej 
ten  ©tubien  txtDuä)%,  gleid^fam  unbemu|t  nnbui 
gefünftelt,  gang  natürlid^  unb  einfad^  iene  i 
rül^mte  SDlauriner  ®ele]^rfamfeit,  meldte  berJKrd 
ebenfo  fel^r  gur  Sterbe  als  gum  9ht^en  gerei^l 
fo  lange  fie,  ber  erften  Slbftd^t  entfprec^,  b 
rid^tigen  ©(^raufen  einl^ielt  alfo  fa{!  100  3<4 
lang,  ©päter  freilid^  entartete  fte  Dielfad^  in  SBd 
Itd^fcit,  ®elel^rtenbüntel  unb  Sigenfinn,  mim 
fie  baS  religiöf e  Seben  mie  f engenber  äieif  nur  tun 
fd^äbigen  fonnte.  Xariffe  felbft  l^atte  gu  feiner  3« 
nur  bie  gelej^rten  arbeiten  bed  &ugo  SRenoi 
(befonberS  Lib.  Sacramentorom  S.  Gregoriil 
1642,  unb  S.  Bamabae  Ap.  Epist  1645)  unbk 
l^ebröifd^e  ®rammatit  beS  ^l^om.  bu  ^four  1642i 
bie  Oeffentlid^feit  gelten  laffen;  gu  Dielen  anbrn 
mar  aber  ber  @runb  gelegt.  S)er  l^dd^fi  Derbiotf 
DoUeOrbenSgeneral  tonnte  e§  gleid^mol^l  au^nid 
Witn  itä)i  mad^en;  unrul^ige  unb  mVjfixxißi 
3nbnä)t,  nad^  il^rem  ^nftifter  ^faron  be  S^ 
i$aroniten  genannt,  brad^ten  ißerbad^ttgungeRin 
klagen  DoU  £eibenfd^aft  münblid^  unb  f|rip 
gegen  il^n  Dor,  bie  leidet  gu  miberlegen  maren.  Sit! 
Sormürfe  mürben  fpöter  Don  anbercr  ©eitetti* 
aufg^märmt,  fo  ba|  SDlauruS  3ourbain  (17S 
ftd^  Deranla|t  fal^,  eine  SSertl^eibigungSfd^  fi 
S).  Sariffe  ^erauSgugeben.  fieid^ter  ging  eS  n 
ber  jf läge,  meldte  um  1640bie9lbtiffmDon9iNr 
eDrault  gegen  Sariffe  erl^ob,  meil  er  fünf  i|s 
SJlönd^e  in  bie  Kongregation  aufgenommen;  f 
mürbe  burd^  9tid^terfpru($  abgemief en.  3ni  %lm 
®eifte  mie  Sariffe  führten  baS  ©teuerruber  oi 
Kongregation  bie  ®enerale  3o]^.  ^arel  bis  l^ 
93emarb  «ubebert  bis  1672  unb  iBinceng  üti 
foHe  bis  1681,  3Jlänner,  bie  alle  l&öl^eren  «flrt 
bereits  löblid^  Dermaltet  l^atten,  unb  Don  bmi 
SKarfoHe  20  3al^re  lang  5RoDigenmeifier  gett* 
Unter  ben  beiben  erfteren  Derbanben  fid^  82  flüPi 
mit  ber  Kongregation,  bis  1671  ein  fSrngT^ 
S)ecret  Derbot,  meiterl^in  jflöfier  ol^ne  oxAiü 
lid^e,  in  offenen  93rief en  auSgefprod^ene  SilanM 
beSÄönigSinbieSReformeingurei^en.  3m  3. 168 
betrug  bieSo^l  berKouDente  180,  fpöter  maren  W 
größere  unb  Heinere  fflöfter  in  ber  Kongregation 
bie  Heineren  follten  nid^t  unter  9  90tdnd^  1^ 
©0  gro^  unb  feft  mar  in  Jener  beffem  ^jjeriobefc 
gute  ®eift  unb  bie  Sinigfeit,  ba|  g.  S.  im  ©eww 
capitel  1651  bie  9  ©epnitoren  im  erpen  SM 
gange  gemöl^lt  mürben. 


1065 


aJlouruS,  @t. 


1066 


lomoIS  war  SucaS  bUfyxt)  (f.  b.  2lrt.  III, 
ia09ff.)  bieSecIe  ber  aRourincr  ©tubicn,  fräftig 
nterp^t  burd^  bie  ©enerole  unb  feinen  fpöter 
io4  bebeutenbem  ©d^üler  3o^.  9KQbitton(f.b.3lrt. 
Vin,  394  ff.).  SKon  arbeitete  bereits  planmöfeig, 
Ipirtfft^lic^  nad^  ben  beiben  Stid^tungen  ber  ®e« 
fiMte  unb  ber  $atri{iit  t)orerft  no(!|  mit  fteter 
SiiElid^t  auf  bie  eigene  ^Scefe,  bi§  biefer  ©runb' 
|Dg  oSgemad^  t)erfd^n)anb.  Sd^on  1648  l^atte 
W^  barauf  gebrungen,  ba|  in  ben  jllö^em 
(ÖBfigt  eonferenjen  über  bie  l^eiligen  @d^riften 
g^ö^  unb  biefelBen  ben  93etra$tungen  unb 
Itabien  }u  ®runbe  gelegt  würben.  S)arau§  ent' 
Pasben  —  um  l^ier  fogleid^  einen  Ueberblidt  über 
bi(au§gebe]^nte  fiiteratur  ber  ÜJlauriner 
pgetet  —  mand^erlei  fcrtpturiftifd^e  SBerfe 
is  Mra^tenber ,  e^egetif d^er  unb  fritif d^-wiff en« 
fiHtli^^  9otm  fowol^I  über  einzelne  Sl^eile  a\% 
ütr  baS  @anse  ber  l^dligen  Sd^rtft,  j.  93.  Med!« 
'  titions  chretiemies  Don  Staube  SRartin  ($ariS 
1669),  Meditations  ehret.  Bur  les  evangiles 
m  Stöbert  aRorel  ($ari8  1726),  ExpHcation 
fa  peaumes  t)on  3of.  ÜR^e  (^x.  1675),  Ex- 

K'  ioincanticiiint)on3of.9lnfart($ar.  1771), 
phrases  sur  le  libre  de  Job  ($ar.  1668), 
nr  l'Ecclesiaste  ($ar.  1670),  sur  le  livre  de 
Tolne  (^.  1675)  öon  3ulian  be  aJlorillon;  bann 
bie  ocrfi^ebenen  arbeiten  be§  3o^.  SRartianat), 
botoster  Defense  du  texte  hebreu  ($ar.  1689) 
ob  Continuation  de  la  defense  ($ar.  1693), 
Tnlgita  antiqua  latina  et  Itala  ($ar.  1695), 
Ronarque  sur  la  Version  italique  (^ar.  1695), 
Init^  de  la  connaissance  et  de  la  värite 
la  l'Ecriture  sainte,  4  vols.  ($ar.  1694  ff.), 
Continuation  du  premier  traite  ($ar.  1699) 
nb  Suite  des  traites  ($ar.  1703),  Traite  me- 
tk)dique  ou  maniäre  d'expliquer  TEcriture 
(^.  1704)  unb  neben  anberen  Der  Prodromus 
Uüieus  ($ar.  1714).  S3on  größerer  IBebeutung 
Mnmbie  Hexapla  beS  Origened  Don  93em.9J{ont* 
fncon,  2  Sfol.  (^r.  1713)  unb  bie  Don  $eter 
Sabotier  beforgte  9u§gabe  ber  Bibliorum  ss. 
ymao  yetns  itaHca,  3  Sfol.  (SteimS  1743  ff.). 
Int  bie  Hilfsmittel  würben  bearbeitet,  wie  bie 
Crannai  hebr.  et  chald.  Don  ©uarin  (1724), 
bol  Lexieon  hebr.  et  chald.  Don  ©uarin,  fie 
ZoBmoiS  unb  ®irarbet,  2  99be.  (1746)  u.  f.  f. 
Kcl  Derf))rad^  bie  Biblia  maxima  Patrum,  eine 
#itiQe  Srflörung  ber  l^eiligen  ©d^rift,  rein  unb 
Ais  au8  ben  SBorten  ber  l^eiligen  Söter  ent» 
Mncn;  @tmon  Sonnet  arbeitete  baran  feit  1 702, 
bmetep^.  ^ibeus  unb3o]^.  D.lBooS  (geft.  1755); 
S  lolianten  würben  brudFreif,  bie  übrigen  Dor» 
Wtct  ober  Med  blieb  ungebrudtt,  wie  aud^  bie 
<deiten  beS  3o^.  SRagnin  (geft.  1752)  über  ba§ 
Vie  mib  9teue  3:eftament  unb  Ruberes  biefer  SIrt. 
Scü^  entwidCelte  fid^  bie  OueUe  auf  bem  p  a« 
ttijtifi^en  ®ebiete  unb  erwud^§  ju  einem 
*id  IdDimberten  fegenSDoHen  @trome.  Sie  ®e< 
Wlaxfikl,  namentlid^  baS  Don  1657,  befahlen, 
toi  «A  ben  Sotem  baS  2Bi(^tigfte  für  d^riftlic^e 


unb  flöftcrlid^e  SSottfommenl^cit  gefammelt  unb 
herausgegeben  werbe.  ®'^d^cri)  l^atte  fd^on  1648 
ein  SSerjeid^ni^  fold^er  @d^rif ten  (Indiculus  asce- 
ticorum  opusculorum)  Deröffentlid^t;  nad^  bie« 
fem  Sfinger^eige  erfd^ien  balb  bie  Bibliotheca 
Patrum  ascetica  Don  Slaube  Sl^antelou,  5  Sbe. 
(^ar.  1661  ff.)  nebft  mehreren  anberen  ^Beiträgen. 
Slber  bei  biefem  ©ammeln  bemcrfte  man  fel^r  balb, 
wie  unDoDftänbig  unb  unconect  bie  bisherigen 
SSäterauSgaben  waren.  5Run  ging  eS  mit  93iencn» 
f!ei6  an  baS  S)urd^fud^en  ber  OrbenSbibliotl^efen 
in  Sfranfreid^  unb  ben  SRad^borlänbem.  9U8  eine 
für  ben  OrbenSmann  ]^5d^{l  würbige  Arbeit  erfd^ien 
baS  Sammeln  ber  ^anbfd^ften,  baS  SJergleid^en 
unb  ©id^ten  ber  Sejte,  baS  (Srflären  fd^wieriger 
©teilen;  boS  fjorfd^en  fteigcrte  bie  ©rfenntni^ 
unb  Äritif,  ber  SBeifaH  ber  geleierten  unb  fird^Iic^ 
gefmnten  SBelt  fteigerte  ben  Sifer,  unb  fo  famen 
ausgaben  5u  ©taube,  worin  baS  ^zd^it  Dom  Un* 
ödsten  gefd^ieben,  bie  rid^tigften  SeSarten  gewählt, 
burd^  geleierte  Einleitungen  unb  9{oten  baS  IBer» 
ftönbni^  geförbert,  bur(§  reid^e  3ubice§  ber  ®e- 
braud^  erleid^tert  würbe,  —  ausgaben,  bie,  mit 
l^ol^er  IJfreube  aufgenommen,  Don  ben  ^äfften  Diel- 
f ad|  belobt,  für  die  3>Deige  ber  fird^Iid^en  SSBiffen- 
fd^aft  gebrandet,  baS  l^öd^fte  Slnfe^en  erlangten 
unb  ie|t  nod^  mel^rentl^eilS  unübertroffen  fmb. 
3lwc  ein  SRiefenfleil  Don  §unberten,  jufammen- 
gel^alten  unb  geleitet  bur^  ben  ®eieorfam  unb 
geftöl^Ü  burd^  bie  Sntfagung,  war  fällig,  fold^e 
aSBerfe  gu  fd^affen.  SKan  befi^äftigte  f\ä)  faft  glei(!^- 
mä^ig  mit  ben  ©d^rif tpellcm  ber  erften  unb  benen 
ber  mittleren  3a]^r]eunberte.  S^c^er^  lieferte 
1648  eine  muftergültige  Ausgabe  Don  SanfrancS 
SBerten  unb  lieg  1651  bie  beS  ^bteS  ®uibert  Don 
92ogent,  1653  bie  Eegiüa  solitar.  Don  ®nmlaic 
folgen^  l^ierauf  baS  Spicilegium  yeterum  ali- 
quot scriptorum  in  13  93änben  (1655—1677), 
weld^eS  fpöter  (1723)  Sbm.  SRart^ne  Derbeffert  gum 
S)rud(e  brad^te.  §ugo  9Rat^ou  gab  (1655)  bie 
©entengen  ber  ölteften  ©d^olaftifer  Stöbert  $uQetn 
(geft.  ca.  1150)  unb  $etruS  Don^oitierS  l^erauS, 
SWabinon  (1667)  bie  SBerfe  beS  ^I.  Semarb,  2  g-oL, 
3anDier  bie  beS  93.  ^etruS  Don  (S^artreS  (1671), 
®erberon  (1675)  bie  beS  ergbifd^ofS  Slnfelm  Don 
Kanterbur? ;  balb  barauf  (1679)  ftettte  ®aret  bie 
SBerfe  beS  ©enatorS  unb  9lbteS  Saffiobor  in  2  fjol. 
an^S  Sid^t,  unb  gugleid^  begann  bie  l^enlid^e  5lu§- 
gabeber  SBcrfe  be8l^l.3lugujHn,  11  S^le.  in  8  fjol., 
1679—1700  (Dgl.9l.ffufula,  S)ie  9Kauriner»?lu§. 
gäbe  beS  ?luguftinu8 1,  unb  P.  Ob.  Slottmanncr, 
aSibliogr.  5Rad^träge  bagu,  SSBien  1891,  ©iJungS» 
ber.  b. !. !.  Slfab.),  wetd^e  nad^  ©elfau'S  Vorarbeiten 
SBlampin  mit  ßouftant  unb  ®ue§nie  beforgte.  3n» 
gwifd^en  liefe  3acob  bu  fjfrifd^e  ben  1^1.  ambrofiuS 
in  2  gfol.  (1686—1690),  Souftant  ben  ^l.  ^ila- 
riuS  Don  ^oitierS  (1693),  ÜJlartiana^  ben  1^1.  ^ie- 
ron^muS  in  5  fjfol.  (1693—1706)  erfd^einen, 
wöl^renb  nun  aud^  fd^on  bie  mül^famen  SSorberei- 
tungen  für  Verausgabe  gried^if d^er  SSäter  getroffen 
woren.  2)er  2Reifter  l^ierin  unb  nad^  SKabitton 


1067 


SKauruS,  ©t. 


1068 


(flcji.  1707)  bcr  9KittcI})unft  unb  Scitcr  bcr  9Kau« 
nncr=©tubicn  loor  93crnarb  SKontfoucon  (öeft. 
1741);  feine  ungemein  frud^tbore  unb  onregenbe 
Sl^ätigfcit  (ben  gelehrten  ÄreiS,  ber  au§  nol^  unb 
fern  fid^  umil^nbilbete,  nannte  man  „bie93ernar= 
biner")  befd^enfte  bie  literarifci^e  SSBelt  mit  %tp 
unb  Ucberfe^ung  ber  SBerfe  be§  ^t  Sltl^anafiuS  in 
3  gfol.  (1698)  unb  beS  ^I.  K]^r^)foftomu§  in  ISgfoI. 
(1718—1738),  ungcred^net  bie  Analecta  graeca 
(1688)  unb  bie  Collectio  nova  Eusebii  Caesar., 
Athanasii  et  Cosmae  Aegypt.  in  2  gfol.  (1706). 
aSBäl^renb  beffen  l^atte  ©ainte»9Kart]^e  bie  SBerfe 
beS  ^.  ©regor  beS  ©ro^en  in  4  gfol.  (1705)  unb 
Seaugcnbre  bie  §iß)ebert§  öon  2:our§  (1708)  öer« 
öffcntli(]^t;  bann  folgten  rafd^  9Kaffuet§  SrenäuS 
(1710),  SKaranS  e^rilluS  öon  Serufalcm  (1720), 
©arnierS  »apIiuS  in  3  fjol.  (1721  — 1730), 
2KaranS  K^prian  (1726)  unb  S)elarue'8  I.  Sb. 
öon  Drigeneä  (1733),  beffen  öierter  unb  le^ter 
gol.  erft  1759  erfd^ien.  g§  fiel  biefe  Arbeit  in 
bie  fd^wicrigfte  3^it  ber  Kongregation,  unb  felbft 
ber  eble  $rubens  9Karan  (geft.  1762),  baS  le^te 
aufleu(]^tenbe  ©eftim  jnjifd^en  trüben  Stebefn, 
fonnte  nur  nod^  (1742)  ben  SuftinuS  jum  S)rurfe 
beförbem,  wäl^renb  üon  ben  SBerfen  ©regorS 
oon  ^lajianj,  tDt\ä)z  SKoran  nod^  mit  vorbereitet 
^atte,  ber  I.  fjol.  burd^  Klemencet  1778  on'S  Sid^t 
trat,  ber  11.  »b.  gar  erft  1840.  SRan  fie^t  au8 
biefer  furzen  9luf5ä|tung,  in  weld^cr  fleinere  SBerfe 
gicid&er  ^rt,  Ueberfcjungen  unb  Unterfud^ungen 
übergangen  pnb,  eine  lieblid^  aufblül^enbe  3ugenb, 
ein  erftaunlid^  fröftigeS  SRanneSalter  (1670  bis 
1740)  unb  ein  J^inflcd^enbeS  ©reifenalter.  35on 
onberen  jur  SSeröffentlic^ung  beftimmten  unb  l^er« 
gerid^teten  SSöterfd^riften  fennt  man  nur  bie  9lr« 
beiten  be§  S)om  S)ouffot  (geft.  1752)  über  SRufin 
unb  SufebiuS  t)on  Söfarea,  unb  bie  beS  S).  2)at)ib 
(geft.  1705)  über  ffiion^puS  9lreo})agita. 

€^ett)altiger  nod^  bel^nte  ftd^  ber  @trom  ber 
]^iftorif(^en3forfd^ungenau8.  3lnfangenb 
mit  bem  erbaulid^en  £eben  ber  OrbenSl^eiligen 
unb  ben  belel^renben  ©d^idffaten  ber  fltöfter,  fpielte 
ftd^  bie  Slrbeit  unöermerft  l&inüber  auf  ofle  Sl^eile 
ber  Äird^engefd^id^te,  befonberS  granfreid^S,  unb 
jog  bie  ^Proöinjial-  unb  SanbeSgefd^id^te,  Sitera« 
tur,  ©prad^en,  Urfunben  naturgemäß  in  il^r  93e« 
reid^.  Sei  biefer  Senbenj  nad^  Sufeen  fonnten  aber 
Diele  lener  @(^äben  nid^t  ausbleiben,  loeld^e  eben 
burd^  baS  ©tubium  für  bie  S)i§cit)Iin  Dermieben 
werben  f  oUten.  9Kit  Uebergel^ung  öieler  Reineren, 
mel^r  öorbereitenben  SBerfe,  wie  j.  93.  SKenarbS 
Maiiyrologium  Sanctorum  0.  S.  B.  (1629) 
unb  Concordia  regularum  (1638),  9KiIIet§  Tre- 
sor sacre  (1638),  ^land^ette'S  Vie  du  grand 
S.  Benolt  (1652),  »afttbe'S  0.  S.  B.  Gallicana 
propag.  (1672  u.  1683),  SBulteau'S  Essai  de 
rhistoire  monast.  d'Orient  (1678)  unb  Abrege 
de  rhistoire  de  l'ordre  de  S.  Benoit  (1684) 
u.  a.,  fei  nur  l^ingewiefen  auf  bie  Acta  SS.  0. 
S.  B.,  9  gfol.  (1668—1701),  öon  b'Sld^crp  an» 
gefangen,  öon  SDlabillon,  ber  bie  lel^rreid^en  95or= 


reben  baju  fd^rieb,  unb  Don  Stuinart  fortgefe||t; 
bann  auf  bie  Annales  0.  S.  B.,  6  goL  (1703 
bi§  1739),  begonnen  öon  SDlabitton,  fortgefejtöon 
SRaffuet  unb  9){artäne.  S)a}u  fommt  ba§  Mo- 
nasticon  Gallicum,  eine  fur^gefa^te  @ef(|i((|te 
aller  jllöfter  ber  Kongregation  mit  äibbilbimgen 
ber  meiften  berfelben ;  ben  S)rud(  l^atte  1687  W^. 
©ermain  5u  beforgen,  fd^eint  jebod^  bamit  ni^t 
Sured^t  gefommen  ^u  fein,  ba  nur  3  unt)oll{iön« 
bige  gscmplare  befannt  würben.  Crfi  in  neuerct 
Seit  famen  168  Jafeln  «bbilbungen  mit  2  flotten 
($ari§,  $almä)  l^erauS,  wäl^renb  ber  gefd^id^tlit^ 
2:e£t  in  ber  GaUia  Christ.  Slufnal^me  gefimben 
l^atte.  Ueber  54  jflöfter  waren  au§fü]^rIid(Kte  (i* 
ftorif  d^e  S)arftettungen  öerf  ertigt  worben,  oon  benen 
14  im  S)rudC  erfd^ienen,  wie  L'histoire  de  r»b- 
baye  royale  de  N.  D.  de  Soissons  Don  ©er* 
main  (1675),  bann  bie  beS  föniglid^en  mojteiS 
©t.  ©en^S  öon  Uelibien  (1706),  bie  be§  »loftaS 
©t.-©crmaitt»be§«!preS  Don  SSouillart  (1724) 
u.  f.  f.  S)a8  umf äff enbe  l^iflorif d^e  SBörterbud^  fik 
ben  ganzen  Orben,  weld^e§  ^ete^  be  r^oftollme 
feit  1715  anftrebte,  fam  nur  fteDcnweife  jurHuS- 
fül^rung,  unb  eS  liegen  baDon  nod^  54  SSönbe  in 
3nanuf cri))t  5U  $ari§.  @bm.  SJlartöne  lieferte  bunt 
feinen  Kommentar  über  bie  l^eilige  Siegel  (1690 
unb  1695),  fowie  burd^  baS  SBerf  De  antiqms 
monach.  ritibus  (1690,  Wieberl^olt  1736  biS 
1738  in  SSerbinbung  mit  De  antiquis  ecclesiae 
ritibus),  unb  SRabiUan  burd^  bie  onregenbe  Sd^ft 
über  bie  monaftifd^en  ©tubien  (1691  unb  5fter) 
el^r  fd^ä^bare  93eitröge  jur  OrbenSgefd^id^te.  Siefe 
elbft  leitete  natürUd^  5ur  JHrd^engefd^id^te  1^' 
über.  @§  mußten  bie  Soncilien  berüdftd^tigt  tuet« 
ben.  ©obin  unb  $ommerat)e  gdben  (1677)  bie 
(Soncilien  ber  J^ird^enproDin^  SRouen  l^erouS,  lo# 
33effm  fpoter  (1717)  in  erweiterter  fjform  erfdjeine» 
Ue^.  9lad^  langen  SSorbereitungen  begann  Sabiot 
1789  bie  SSeröff entUd^ung  ber  gonciKen  (Mino, 
würbe  aber  burd^  bie  SReDoIution  an  ber  gfortfe^ung 
Derl^inbert.  3ebe  einfd^Iögige  ^fo^d^ung  fül^rte  )tt 
arbeiten  über  bie  S)ibcefen  unb  itird^nproDin)en; 
nur  wenige  berfetben  würben  einjeln  gebrud!t,  W 
bie  Unterfud^ungen  ^ommeratie'd  über  ba§  Sr)« 
biSt^um  gtouen  (1652—1686);  aber  fle  würben 
aEe  gefammelt,  burd^  ©atnte»!D2art]^e  georbnettnd) 
Don  mel^reren  SKaurinem  unter  bem  litel  Galli» 
Christiana  in  13  gol.  (1715—1785)  oeröffent* 
lid^t;  3  nod^  vorbereitete  3foI.  l^at  ^ourÄm  (185^ 
bis  1863)  l^erauSgegeben,  ein  SBerf,  baS  «nbett» 
jum  3Wufter  biente.  Singer  einer  SWenge  fletnetct 
Slbl^anblungen  über  SKaterien  ber  ftird&engefdJW^ 
unb  bem  SBerf  d^en  Histoire  generale  de  rEglis^» 
weld^eS  SBilfon  ber  Slrbeit  be§  enoTonber«  SBa** 
me§Iei)  nad^gebilbet  unb  1777  jum  ®rudt  beförb«» 
l&at,  entl^alten  reid^en  ©toff  für  biefe  ©tubien  t>^ 
Apparatus  ad  biblioth.  max.  Don  ^butrQ  ^ 
2  gfol.  (1703),  bie  Collectio  veterum  scrip* 
torum  et  monum.  Don  a)lart6ne  (1700),  beff^ 
Thesaurus  novus  anecdotorum  in  5  fjfol.  (171?) 
unb  Amplissima  collectio  in  9  ^fol.  (1724  ii9 


169 


aWauruS,  ©t. 


1070 


'33),  foune  bie  Yetera  analecta  t)on  SRabiQon, 
9be.  (1675—1685),  unb  bcffcn  Musaeum 
iL,  2  »be.  (1687—1689),  bic  Epistolae  Ro- 
in.  Pontif.  öon  Kouftont,  L  93b.  (1721)  u.  f.  f. 
6o  ffeißige  ©amtnier  fd^ienen  bann  anä)  Dor« 
^  geeignet  bie  ©d^tdjale  ber  einseinen  @töbte 
h  ^Din^en,  j[a  beS  gan}en  Sanbe§  getreu  bar« 
pdcn^  unb  bo^er  na^m  ^re  £]^ätigfeit  oft  im 
iftmge  meltlid^er  93el^5rben,  allmälig  biefe  9tid^» 
Bg  an,  nid^t  o^ne  Stad^tl^eil.  S)ie  @tabt  ^aris 
ib  il^  ©efd^id^tjc^reiber  an  ^felibien  unb  So- 
ttOtt,  5  SoL  (1725),  ©tabt  unb  ^errfd^aft 
»01  an  Sht  $Iefft§;  über  bie  ^Bretagne  f  einrieben 
!(8aBoid  unb  Sobineau  2  Sfol.  (1707),  SRorice 
iblaiOanbier  5SoI.  (1742—1756);  überSlr- 
i8  f^cieb  SDeDienne  b'Slgneau  2  93be.  (1785  m 
787),  über  Sangueboc  SSaifette  unb  be  93ic  5  f$foI. 
780-1745),  über  bie  ©aDier  3ac.  2Jlartin 
5»e.  (1752—1754)  u.  f.  f.  SBeitauS  ber  größte 
\ß  ber  bejüglid^en  Slrbeiten  (über  1000  9him* 
em)  blieb  ungebrudt,  bap  81  93be.  über  bie 
ttnDuge  t)on  ^ertl^ereau,  37  93be.  über  93enebic« 
ifl>9ntiquitaten  Don  Sftiennot  u.  f.  f.  Qfür  bie 
in^m"  unb  Sanbedgef d^id^te  Qfranfreid^S  mar  Don 
imenler  Sebeutung  ber  Recueil  des  historiens, 
(btm  Souquet  (f.  b.  Slrt.  n,  1159)  ^erau8> 

a begann,  8  fjol.  (1738—1754);  «nbere, 
S  SBrial,  festen  il^n  bis  5um  iBanbe  18  fort, 
rginienb  f d^Iie^en  fid^  9)Zontf auconS  SBerf e  an : 
M  monuments  de  la  monarchie  fran9ai8e, 
joL  (1729— 1733),  unb  Tresor  des  antiqui- 
B  de  la  couronne  de  France,  2  i^ol.  (1745); 
t  bie  gefammte  @ef  d^id^te  ift  nod^  immer  f  d^ä^enS* 
xt^beffen  Antiquite  expliquäe  et  representee 
«gares,  10  SoI.  (1719—1724).  —  §iftorifd^e 
b  überhaupt  fritifd^e  @tubien  laffen  ftd^  nid^t 
iäßi^  untemel^men  ol^ne  Uebung  in  ber  Urfun» 
dpiffenfd^ft  unb  ol^ne  gro^e  jf  enntni|  ber  Sitera» 
lanbS^ronologie.  Sa^er  mußten  folgerid^tig 
(( biefe  3tt>eige  Don  ben  9)Zaurinem  gepflegt 
cbm.  SS  fei  genug,  J^ingumeifen  auf  bie  grunb» 
inbe  Srbeit  äRabiQonS  De  re  diplomatica, 
N.  (1681,  1704  unb  bcfonberS  1789),  unb 
f  Nooreau  traite  de  diplomatique  Don  2^ou- 
in  mib  laf pn,  6»be.  (1750—1765),  auf  ba§ 
fitumnaire  raisoimö  de  diplomatique  Don 
nneS,  2  Sbe.  (1774),  unb  auf  bie  Palaeo- 
1^  graeca  Don  9)Zontfaucon  (1708),  fomie 
f  bie  Slofforien,  befonberS  ba§  Glossarium 
sdiie  et  infimae  latinitatis  bed  S)u  €ange, 
^ß  S)antier  unb  Sarpentier  neu  bearbeitet  in 
8oL  (1733— 1786. 1737. 1762)  Verausgaben 
biteer  nod^  mit  einem  Glossarium  novum 
i  goL  (1766)  bereid^crtc.  —  ©er  Sitcratur» 
Hi^te  tt)enbete  man  gro^e  @orgfaIt  gu,  fomo^I 
Pp^  ein}elner  ^roDin^en  (biefe  arbeiten  blie» 
BK#  aßanufcript)  al§  beS  ganzen  f^franfreid^, 
hi|9tiDet,  SofiOanbier,  SIemencet  unb  Clement 
i8be.  Histoire  Htteraire  de  la  France  (1 733 
^1763)  sum  S)rud(e  beförbem,  fpötere  ©elebrte 
I  ban  gefanratelten  SRateriale  nod^  16  93be. 


(1814— 1881)]^injufügenfonnten.  ®ie  literarifd^c 
a^ätigfcit  ber  ÜJtauriner  fclbft  ^at  fd^on  1726 
Se  6erf  be  la  SieDiüe  in  feiner  BibUothöque  his- 
torique  et  critique  des  auteurs  de  la  congr. 
de  St.  Maur  furj  gefd^ilbert,  ouSfübrlid^er  bann 
1770  Saffin  in  ber  Histoire  litteraire  de  la 
congr.  de  St.  Maur,  in  meld^er  aber  ber  ®eift  be§ 
SanfeniSmuS  attju  ftarl  me^t.  SDen  arbeiten  über 
Siteratur  fmb  auc!^  beisusä^Ien  bie  SEBerfc  über 
Dorl^anbene  Sibliotl^efen,  tl^eilS  in  Sendeten  über 
literarifd^e  Weifen,  5.  93.  Voyage  litteraire  Don 
aHartöne  unb  ©uranb,  2  Sbe.  (1717—1724), 
tbeilS  in  ejpreffen  SSerjeid^niff en,  mie  Bibliotheca 
Prustelliana  DonSKeri  (1721)  unb  Catal.  dela 
Biblioth.  fondäe  par  M.  Prousteau  Don  f$fabre 
(1777),  Bibliotheque  Chartraine  Don  2iron 
(1718),  Catalogus  manuscr.  codicum  coli. 
Claromont.  Don  glemcnt  (1764),  Biblioth.  Cois- 
liana  Don  Snontfaucon  (1715),  ber  aud^  bie 
Bibliotheca  bibliothecarum  manuscr.  nova, 
2gfoI.(1739),  Verausgab.  ®ie  g^ronplogie  fanb 
i^re  SSertreter  befonberS  in  Art  de  verifier  les 
dates;  bie|  fritifd^e  SBerf  f^at  S)antine  ange- 
fangen, SDuranb  f  ortgefejt,  ßlemencet  jucrft  (1750) 
Verausgegeben,  bann  ßlöment  (1770)  ermeitcrt  unb 
1783—1787  in  3  fjol.  Deröffentlid&t.  3n  unferm 
äaVrVunbert  erlebte  e§  nod^  6  StuSgaben,  ^ule^t 
in  19  93bn.  —  Sfreilid^  gemährt  biefer  UeberblidC 
nod^  fein  Dottfiänbigeä  SSilb  Don  ber  SKauriner« 
Siteratur;  e§  mü|te  nodV  mand^eS  SBerf  überSin> 
guiftif,  ^ßVilofopVie  unb  SVeoIogie,  über  Siturgie 
unb  aiScefe,  über  Sed^nif  unb  Siaturfunbe,  über 
SRatVemati!  unb  ©eograpVie  aufgeführt  merben, 
»enn  er  genügen  f oQte.  ^Qein  baS  Sluf gejäVIte  ^eigt 
VinreidVenb,  ba^  bie  SRauriner  nid^t  ber  UntVötig* 
feit  JidV  ergaben,  mobei  fie  aÄerbingS  ber  ©efabr 
be§  ©eleVrtenfioIgeS  (scientia  inflat)  nid^t  burd^» 
meg  entgingen. 

Unter  ^arelS  ©eneralat  fd^ritt  bie  Kongregation 
ruVig  unb  fidler  DormörtS,  obgleid^  brausen  ber 
tVeoIogifd^e  ilampf  in  ber  JKrd^e|$ran!reid^8  fd^on 
Vin  unb  Ver  tobte,  ^aä)  bem  3^ugniffe  SJlabiQonS 
Don  1700  (Praef.  gen.  in  novam  S.  Aug.  Opp. 
edit.)  nahmen  bie  Oberen  in  ben  ©eneralcapiteln 
ftetS  bie  ßonftitutionen  ber  ^ßäpfte  Snnocenj  X. 
(Don  1653)  unb  SHejanber  VII.  (Don  1656  unb 
befonberS  1664)  in  Se^ug  auf  bie  ©öJe  beS  3anfe» 
niuS  cum  debita  reverentia  et  submissione 
auf,  easque  ab  omnibus  et  singuUs ,  qui  in 
coetum  nostrum  admittendi  essent,  subscribi 
praeceperunt;  alle  feine  SKitbrüber,  fagt  ber  gc» 
miffenVafte  ©ele^rte,  Vätten  oft  genug  befannt,  ba^ 
fte  biefen  Eonftitutionen  sincere  et  ex  animo 
adhaerere ,  unb  biefcS  93efenntni&  muffe  i^rcn 
@Iauben  circa  famosas  quinque  propositiones 
ab  omni  prorsus  suspicione  eximere.  S)iefc§ 
mar  o^ne  Smcifet  bamals  bie  ©cfmnung  ber  ßon» 
gregation  im  ©anjen  unb  ®ro|en,  unb  bie  ®e« 
neraloberen  fud^ten  fie  ju  erValten  unb  ju  feftigen. 
^ber  e§  lä^t  fidV  nid^t  läugnen,  ba^  audV  Quer- 
föpfe  DorVanbcn  maren,  meldte  tro^  Unterfd^rift, 


1071 


SKouruS,  St. 


1072 


öicHcid^t  fogar,  tooS  un8  icjt  tool^t  unbcgrcitlid^ 
fd^eint,  bona  fide  am  3anfem§mu§  feft^ielten. 
SicHeid^t  l^alf  ^djon  ber  mobcmc  SotionoIiSmuS 
ber  cartefifd^en^pofo))l^ie,  meldte  frül^^eitigburd^ 
Sfranj  iaxnx)  in  ber  Kongregation  ©ingang  fanb, 
über  mand^e  93ebenfen  l^inüber  —  Kartefiu§  liegt 
ju  @t.»®ermain«be§»$re§  gmifd^en  2Rabiflon  unb 
SWontfaucon  begraben  — ;  öiefleid^t  trug  bod^  ber 
ettDaS  fd^roffe  ^mä)  mit  ber  ©d^olaftiif  unb  bie 
eigene  SKetl^obe  in  ber  Sl^eologie  einige  Trübung 
in  mand^e  ^fragen  l^inein;  t)ieUei(]^t  nöl^rten  bie 
fteife  SSorliebe  für  Slrd^aiSmuS  unb  abnjeici^enbe 
9lnji(]^ten  in  ber  ©naben«  unb  ©acramentenlel^re, 
meldte  ben  99eifaU  anberer  Orben  ni(]^t  erlangen 
fonnten,  bie  Snnäl^erung  an  jene  gef äl^rlid^en  ©ä]^e ; 
öiefleid^t  fanb  bie  beftec^enbe  Strenge  ber  3anfe- 
niften  eine  ^rt  SSerwanbtfci^aft  in  ber  ftrengen 
SebenSmeife  ber  SKauriner ;  uicHeici^t  toar  e§  5Weu» 
gierbe  unb  unt)orft(]^tiger  Umgang  mit  ^öuptem 
jener  SRici^tung,  mit  31.  Slmaulb,  9HcoIe,  $a8cal, 
©ainte»93cut)e,  baju  ber  innige  Serfel^r  mit  ben 
„Äird^enmüttem"  Don  ^ort-SRo^al,  unb  ftd^er  anä) 
Sigenbünfel  unb  SRed^t^aberei,  tt)a§  jenen  fd^öb« 
lid^en  Sauerteig  einfd^Ie))pte  unb  verbreitete ;  Diel» 
leidet  gab  alleS  biefe§  mit  einanber  ber  l^öretifd^en 
Senbenj  in  ber  Kongregation  unöermerf  t  Sorf  d^ub. 
@§  ift  jur  3«t  faum  erflärlid^,  mic  fonft  trefflid^e 
ÜRänner  öon  ber  9lrt  eines  9lo6l  3amet,  eines 
Klaube  Bretagne  u.  91.  in  janfeniftifd^n  9lfj)ira- 
tionen  ftedten  fonnten,  ol^ne  eS  red^t  gu  merfen, 
ober  wie  man  gar  erflärte  3anfeniften,  g.  S.  ®er« 
beron  (feit  1658),  fo  lange  in  roid^tigen,  einflu^» 
reid^en  Stellungen  betaffen  f onnte  unb  erji  !önig* 
lid^erSefel^Ie  gu  il^rer  gntfemung  bcburfte!  9?od^ 
unbcgreiflid^er  ift,  wie  e8  berlei  ftrenge  SKönd^e 
mit  i|rcn  ©elübben  vereinbar  finben  fonntcn,  ol^ne 
ßrlaubni^  ber  Oberen,  unter  fremben  5lamen  unb 
in  fremben  fianben  janfeniftif d^e  93üd^er  brudfen  gu 
laflen !  (Sgl.  oben  V,  350  ff.)  SWit  bem  fird^Iid^en 
erlofd^  aud|  ber  fl5fterlid^e  ©el^orfam,  unb  bie| 
war  ber  Einfang  vom  6nbe.  2)er  ©eneralfuperior 
Slubebert  l^atte  burd^weg  bie  beften  9lb{id^ten ;  er 
liefe  ben  $Ian  ausarbeiten,  eine  S3enebictiner= 
Xl^eologie  auS  ben  bemöl^rteften  alten  ®  otteSgelel^r* 
ten  beS  OrbenS  l^ergufteEen;  bod^  gelang  eS  xAi^t, 
ba  ftetS  loieber  eine^anb  ftörenb  bagwifd^enful^r. 
93e|fer  ging  e§  mit  bem  lange  gel^egten  55or* 
l^aben,  bie  SBerfe  beS  1^1.  9luguflin  gu  ebiren. 
3tt)ar  erflärte  pd^  ber  öorfld^tige  Sra^et  bamit 
nid^t  eiuDerftanben,  auS  93e{orgnife,  man  möd^te 
ber  Kongregation  befel^atb  janfeniftifd^e  SBeflre« 
bungen  öormerfen  —  waS  oud^  toirfli^  eintraf; 
allein  bie  SJlel^rgal^I  war  bafür;  Seif  au  unb 
nad^  il^m  93Iam|)in  erl^ielten  bie  Oberleitung  ber 
Sbition,  unb  fo  erfd^ienen  unter  SKarfoIIe  bie 
erften  Sänbe.  S)elfau  fonnte  bie  3lrbeit  nid^t 
fortfe|en;  er  l^attc  in  SSerbinbung  mit  ©uörarb 
unb  Serberon  burd^  baS  93ud^  L'abbe  commen- 
dataire  einen  faulen  9fled(  föniglid^er  SWad^t  aUgu 
unfanft  berührt  (1673),  fid^  ben  3om  beS  §ofc§, 
ber  biefe  ^aä)i  el^er  vermehren  als  befd^rönfen 


woQte,  gugegogen  unb  mufete  bal^er  in  bie  Set- 
bannung  wanbem. 

%n  ber  Spi^e  ber  Kongregation  ftonben  1681 
bis  1687  2Ric^.  Senebict  «radlet,  1687—1705 
Klaube  Soiftarb,  1705—1711  Simon  »ougU 
1711—1713  9lmulf  be  2oo,  lauter  auSgejeü^ 
nete  OrbenSmönner,  bencn  jebod^  baS  9(mt  bittet 
genug  gemad^t  würbe,  ©erberon  war  nad^  fy^ 
lanb  entffol^en,  unterl^ielt  wiber  Stegel  unb  pt^t 
einen  fteten  !Briefwed|feI  mit  gleid^gefinnten  9Rit> 
brübem,  liefe  eine  janfeniftifd^e  Sd^rift  um  Ue 
anbere  erf(!^einen  unb  warb  enblid^  eingefdM, 
bis  er  wiberrief  unb  (1711)  mit  ber  itird^  osS" 
geföl^nt  {tarb.  ISIampin  liefe  eS  gef d^el^en,  bof  ben 
SSunfd^e  mel^rererSJlitbrüber  gemöfe  imX.Saiibe 
ber  SOBerfe  SluguPinS  (1689)  21.  21maulb8  »• 
l^anblung  De  gratia  et  correptione  abgebtuA 
würbe.  Siaum  warb  biefe  rud^bar,  [o  festen  bec 
$of  unb  ber  Krgbifd^of  Don  $ariS  ftd^  jd^rf  ent* 
gegen ;  ber  @eneral  ^oiftarb  mufete  bie  Ksemptoi 
üemid^ten  unb  ben  Herausgeber  beftrafen.  Ser 
gewanbte  ©eSoreS  Deröffentlid^te  als  S^Iogie' 
profeffor  gu  St.  S)enQS  fo  gewagte  Xl^efen,  ba| 
bie  ©egner  eine  Sd^rift  öerfafeten  mit  bem  Kiel 
Theologiae  scholasticae  tumulus  in  thedboi 
Sandionysianis  (1699),  Worauf  er  in  feinem  (Setpe 
mit  einem  Philosophiae  sophisticae  tomulu 
antwortete;  ja  er  trat  in  feiner  Defensio  Amil- 
dina  (1700)  alS  SSert^eibiger  unb  93erbreiter  ber 
oben  erwöl^nten  Verpönten  Sd^rift  SlmouIbS  auf« 
ol^ne  in  ber  Kongregation  auf  merflid^  SSibe^ 
fprud^  gu  ftofeen;  Dielme^r  ftanb  biefer  Zl^Ioge 
jelbfi  mit  SSoffuet  im  beften  KinDemel^men.  9a 
nömlid^en  SBeg  ging  Kbm.S)uret,  ber  in  berSof 
gregation  bis  1712  bie  Xl^eologie  mit  grofex 
SeifaHe  leierte,  mit  ^ort-SRo^al  engft  befreuäet 
war,  beffen  ^anbfd^riften  beforgte  unb  mit  bei 
Krgjanfeniften  SDuguet  auf  Dertrouteftem  §^ 
ftanb.  3o]|.  Sl^irous  warb  wegen  feiner  S5eä»» 
bung  mit  bem  3anfeniften  S)ietrid^  be  SiaigncS 
Don  St.  $anne  auf  töniglid^en  Sefel^I  1703  W 
1710  fogar  eingeferfert  u.  f.  f.  So  fel^r  wn^ 
baS  l^öretifd^e  Uebel  in  ber  Kongregation,  ba|  ber 
feinfül^Ienbe  gfenelon  fogar  ben  überaus  getotfiei' 
l^aftenSJiabillon  wegenfeiner  93onebe  gumX.9ak 
Opp.  S.  Aug.  (über  ben  $eIagianiSmuS)  beS  S»* 
feniSmuS  unb  @aEicantSmuS  giel^,  wefel^  biefe 
fd^öne  2lbl^anblung  Don  ii^m  f orgfaltig  unb  gtiiib> 
iid^  umgearbeitet  würbe.  SBie  SBrad^et  Doi^ 
gefagt,  fül^rte  bie  Sbition  biefer  SBerfe  übet  bk 
Kongregation  ein  fd^arfeS  Unwetter  l^erouf;  bie 
©egner  brad^ten  bie  Sad^e  Derftedft  unb  offen  M( 
ben  a^ofiolifd^en  Stülpt.  Mein  Sainte^Sto^ 
Kftiennot,  SRaffuet  unb  befonberS  SRontfoiM 
nal^men  bie  SSertl^eibigung  auf  fid^;  nad^  jpii'^ 
lid^er  Unterfud^ng  Derwarf  unb  DerbotbieSnbcS' 
congregation  unb  bie  ^nquifition  bie  erfd^ienenes 
Sd^mä^fd^riften,  unb  ^Qp\t  KtemenS  XL  ctfie^ 
am  19.  ^})ril  1706  an  ©eneral  SBougiS  ein»R«r 
worin  er  in  entfd^iebener  Sßeife  bie  Kongregattot 
wegen  ber  Verausgabe  ber  JKrd^enDöter  lobte  inA 


I 


3Hauru8,  ©t. 


1074 


tfttptfad^Iid^ften  9}{itar6eitern  24  golbene  2Iie« 
»  aß  ^tiifyxi  feiner  Slnerfennung  fonbte.  — 
)if(^  gab  ed  aud^  nod^  anbete  S^tmürfniffe. 
4bb^  commendataire  l^otte  no^  ein  tt)üfte§ 
^  S)ie  erjümte  ©tootSgemalt  ftredte  bie 
)  QuS  felbfl  na^  ben  fünf  Abteien,  bie  p 
iI>8enoit  geirrten  unb  biSl^er  regulöre  %ebte 
B.  Sin  nti^t^ergnügter  3)l'6nä)  t)on  @t.  SSincent 
SRonfi  empörte  {i$  gegen  ben  %bt  Se  Öiontat 
t  bie  «ctenpde^  toelc^e  fid^  auf  bie  fünf  W>' 
vaab  beren  Siedete  be}ogen,  lieferte  fie  ben 
um  ber  Kongregation  au8  unb  erfd^Iid^  fid^ 
fe  einen  SBerfe|ung§befe]^I.  2)ie  Baä)t  er« 
tnd  Unruhe.  Submig  XIV.  fe^te  1686 
tiffton  nieber,  toeld^e  unterfud^en  foDte, 
im  ttid^t  baS  IBefe^ungSred^t  für  biefe  Abteien 
^  eiaube  aRartin,  eines  ber  tüd^tigften  aJlit* 
rt  ber  Kongregation^  legte  j[ebod^  bie  Siedete 
Bed^Itniff e  iener  mofier  f  o  Har  bar,  bag  f  elbft 
*,  k  (S^fe  bem  Jtönige  berid^tete,  fein  äted^t 
nSfcmS  nid^t  fidler,  tt)orauf  ber  Sfürft  mirflid^ 
Beil^  etttmbort^ufiel^enbenälnfprüd^e  oer^id^« 
Sier  eiaube  anartin  (geft.  1696)  mad^te  ftd^ 
I  biefe  mtb  dl^id^e  SSertl^eibigungen  ber  Sted^te 
longpgation  bei  ber  ^o^artei  f o  t)er]^a|t,  ba| 
1  beim  @cneralcapitel  ein  föniglid^S  SSerbot 
tfeiiie9Ba^l5um®eneraI  einlief.  Ueberl^aupt 
ImbamaldauffönigUd^enlBefel^Imel^rereObere 
bagregotion  abgefegt  unb  oerbannt  merben, 
Btei  <mä^  2ünü9,  uno  biefer  mieberl^olt.  (£8 
K  einige  nid^t8tt)ürbige  !D25nd^e  auS  Sorbie,  bie 
r  Dom  Orben  unb  Dom  @Iauben  abfielen,  um 
k  3^  bei  ^of  ftlagen  angebrad^t  über  bie 
imei  ber  Oberen,  toeld^e  diein  bie  SBal^Ien 
S^men,  onbere  begabte  a)t5nd|e  nid^ts  gelten 
t,  oDc  einflu^rei^en  Remter  für  ftd^  bel^ielten 
metmelli^e  Steid^tl^ümer  aufl^öuften.  9Rit 
iff  <Benauig!eit  lieg  ber  ftönig  Sllied  unter« 
I,  bie  Statuten  )nrüfen,  aOe  ^ed^nungen  in 
ym}en  Kongregation  forgfam  unb  einlöfftg 
iten ;  es  fanb  fid^,  ba|  bie  Statuten  Dortreff- 
OQien  itnb  in  gefe^id^er  äSeife  gel^anbl^abt 
cn,  unb  bag  in  ber  ganzen  Kongregation  au§ 
Sdiinften  auf  ben  jf opf  nur  437  Sire  trafen, 
18  nod^  bie  Soften  für  bie  Jhanlen,  ©öfte, 
iPei,  SibHotl^ef,  Sidfen  u.  f.  f.  ju  beftreiten 
I.  SKefe  groge  ^eunrul^igung  toar  alfo  jum 
»  ber  Kongregation  auSgefoKen,  toie  aud^ 
onbere  jur  felben  S^^-  «^^t  ©rogfanjler 
Ceflier,  ber  ftnbige  SJerfed^ter  ber  Staats« 
34t  OoUte  (1687)  erfal^ren  l^aben,  bog  bie 
triner  ollju  begierig  nad^  $rioraten  (b.  1^. 
seien)  xoöxtn  unb  al%  SRönd^e  bod^  (eine  ber« 
lenefiden  imtel^en  bürften.  Klaube  SRartin 
idM)d^  bod  Siedet  ber  SRond^e  auf  bie  il^nen 
fjßvlka  ^ßriorate  fo  fd^Iagenb  nad^,  ba|  lange 
Sil^  i0Qr.  Krft  um  1710  unter  General 
00  nmrbe  loieber  ein  SSerfud^  gemad^t,  bie 
tcien  ber  Kongregationen  bem  töniglid^en 
OMte  jn  erobern.  @ainte«9J2art]^e  legte  bar, 
kaebictinerorben  in  Sftanfreid^  befi^e  uienig« 


^.  barüber  §ijt.«^ 
t  ber  5Dlauriner 


ftenS  12  000  $faneien ;  baüon  l^ötten  bie  5Kau« 
rincr  faum  800,  obgleid^  fie  ber  S^f)l  nad^  ben 
übrigen  93enebictinem  gleid^ftönben;  biefed  geringe 
Ob|ect  möd^te  bod^  tt)ol^I  bie  93ege]^rlid^feit  ni^t 
aU^u  fel^r  reiben.  So  gab  eS  mand^erlei  Steibungen 
mit  ber  Staatsgewalt,  mand^erlei  aud^  mit  anberen 
Drben,  befonberS  ben  3efuiten,  ober  einzelnen 
OrbenSleuten, ).  93.  mit  bem  Sroppiftenabte  Stancö 
megen  ber  monaftifd^en  Stubien  ( 
pol.  931.  CVI,  397—413),  ja  felb 
unter  fid^;  fo  mürbe  fogar  SRabiKon  Don  feinem 
ftrengcn  SDWtbrubcr  93aftibe  beim  ©encralcapitel 
Derflagt,  meil  er  einige  9{amen  auS  bem  SSerjeid^ 
niffe  ber  OrbenSl^eiligcn  geftrid^en  l^attc,  bie  er 
nid^t  als  OrbenSgenoffen  anerfannte ;  bod^  ad^tete 
man  beS  JllägerS  nid^t,  unb  SRabillon  red^tf ertigte 
fid^  mit  ben  ffiorten:  „5RiemalS  fann  unb  barf  bie 
i$r5mmig!eit  Don  ber  SBal^rl^eitSIiebe  getrennt  mer« 
ben."  SDer  S^iefpalt  in  ber  Kongregation  bilbete 
aber  bie  Signatur  ber  }mei  folgenben  !ßerioben 
bis  5um  Untergange. 

2)aS  ©eneralat  fül^rten  meiter  ißetet)  be  P^o« 
fiaHerie  (1713—1720),  ©ion^S  Sainte«2Jlart^e 
(1720—1725),  Petrus  I^ibaut  (1725—1729), 
3o^.  93.  aia^bon  (1729—1733),  §erDeuS  SWö« 
narb  (1733—1735),  Klaube  bu  $re  (1735, 
geft.  im  ©ecember),  SRenatuS  Saneou  (1736  bis 
1754),  nml^rl^aft  SKönner  mit  ben  l^enlid^fien 
Kigenfd^ften,  meldte  mit  unföglid^er  @ebulb  unb 
Äbtgl^eit  baS  geföl^rbete  Sd^iff  burd^  bie  jllippen 
Teuften.  S)er  K^oratorianer  OueSnel  ^öl^Ue  in 
ber  Kongregation  Diele  Snl^önger,  ^umal  ba  ber 
Kr^bifd^of  92oaiIIeS  Don  $ariS  beffen  Beflexions 
moraleB  über  baS  92eue  Sefiament  approbirt  l^atte. 
S)artiber  mar  Diele  SSermirrung  entftanben :  beg« 
l^alb  lieg  KlemenS  XL  auf  Slnfud^en  beS  ffönigS 
Submig  XIV.  bie  Sd^riften  OueSnelS  unterfud^en 
unb  cenfurirte  burd^  bie  93uIIe  ünigenitas  (1713) 
101  Sö^e  aus  benfelben.  S)ie  93uae  fanb  gün« 
ftige  Slufnal^me  in  ^franfreid^ ;  aud^  @eneral  $etet) 
be  r^oftaKerie  f anbte  fie  gur  Slnnal^me  in  aQe  jf löfter. 
92ad^  ber  erften  Ueberrafd^ung  erl^ob  ftd^  aber  bie 
Oppofttion,  93ifd^öfe  Doran,  3Rönd^e,  ^riefier, 
Saien  im  ©efolge.  2)ie  Opponenten  mud^fen  feit 
1717  ju  „95^}peflanten"  l^eran,  inbem  fte  bie  93uIIe 
für  unannel^mbar  erflärten  unb  an  ein  aEgemeineS 
Koncil  appdlirten.  93ier  93ifd^öfe,  Don  benen  3ol^. 
Soanen  Don  Seneg,  ein  Oratorianer,  ber  l^art« 
nödKgfle  nmr,  nebft  Kr^bifd^of  92oaiQeS  ftanben  an 
ber  Spije;  Don  ben  SKaurinem  traten  Diele,  in 
St.  S)en9S  g.  93.  32,  als  appellanten  auf:  ffiuret, 
S)ibon,  Äarl  S)upont,  SRiDet,  Sl^irouj,  ^eneau, 
SKagnin,  ® obarb,  93aiffiöre,  meld^cr  l^emad^  Dom 
Orben  unb  ©lauben  abfiel,  ©omaut,  felbft  Sl^uil« 
lier,  2a  %a\k,  2e  Kerf  u.  f.  f.  SouDarb,  ber  l^art« 
nädKge  Sanfenift,  fd^Ieuberte  1717  eine93ranbfad(el 
in  bie  SSBelt  mit  ber  Sd^rift  De  la  necessite  de 
l'appel  des  Eglises  de  France  au  fatur  concil 
general  de  la  Constitution  ünigenitus,  pour 
la  defense  de  Tancienne  doctrine,  de  la  mo- 
rale,  de  la  discipline  et  de  la  police  de  TEglise, 


1075 


aJlouruS,  @t. 


1076 


et  de  la  liberte  des  öcoles  catholiques,  atta- 
quees  par  cette  Constitution  et  l'instruction 
pastorale  de  Tassemblee  de  quarante  evdques. 
2)te  nömlid^en  ©ebanfen  ixa^tt  fpöter  iB.  @oa« 
ncn  (1726)  in  einem  Hirtenbriefe  öor,  ber  feine 
^Ibfe^ung  unb  SSerbannung  l^erbeifü^rte.  3Jlan 
fielet  Qtte  ®üter  ber  SRcligion  unb  ßird^e  würben 
q13  geföl^rbet  ausgegeben,  ber  Jtampf  gegen  ^Qp\i 
unb  Sifc^öfe  al§  notl^njenbig  unb  l^eilig  era^tct; 
bie  93em)irrung  unb  Aufregung  in  ber  Songrega* 
tion  ttJor  ungel^euer,  ba  bo^  ber  numerijd^  größere 
Sl^cil  auf  Seiten  be§  ^opfteS  ftanb.  KlemenS  XI. 
belegte  (1718)  bie  9lp^eHanten  mit  ber  6jcom» 
munication;  ein  föniglid^eS  S)ecret  öerbot  (1720) 
bie  Sd^riften  gegen  bie  93uIIe  ünigenitus  unb  bie 
Appellation  an  ein  Iünftige§  Soncil.  ÜJland^er 
iUlauriner  untenüarf  \x(i),  aber  Souoarb  ftad^elte 
1721  mit  feinem  Memoire  pour  le  renouvelle- 
ment  de  Tappel  feine  9Jlitbrüber  abermal  ^um 
Ungel^orfam  auf.  Sieg  blieb  ntd^t  o^ne  Erfolg : 
er  unb  feine  Slni^önger  mürben  Derbannt,  fo  ba^ 
f(]^on  1723  ba§  ©eneralcapitel  nid^t  mel^r  DoQ« 
ftönbig  mar.  SSenebict  XITT.  lieg  nid^tS  unöerfud^t, 
bie  ©emütl^er  ju  befd^mi(]^tigen,  bie  Strenben  In 
belel^ren,  ba§  (ird^Iid^e  Anfeilen  ju  [tilgen;  mel^rere 
ber  beffer  gefinnten  SRauriner,  mie  ^tl^uiUier,  Sa 
Xafte,  gaben  ben  Slppefl  auf.  grfterer  fd^rieb  1727 
feine  Derföl^nenbe  Lettre  d'unancienprofesseur 
en  theologie,  qui  a  revoque  son  appel,  unb 
lieg  gu  gleichem  3med  nod^  anbere  ©riefe  folgen; 
aSein  fein  @d^üler  ©omaut  gab  barauf  eine  biffige 
Slntmort  unb  proteftirie  im  SRamen  ber  ganjen 
Orbengproüing  93urgunb  gegen  bie  Sufforberung 
be3  @eneral§  Sl^ibault,  bie  ääuUe  einfad^  angu* 
nel^men.  Aud^  Sonoarb^  ber  ingmifd^en  auf  fönig» 
lid^en  Sefel^l  eingefperrt  toorben  mar,  fd^ürte  burd^ 
neue  ©d^riften  ba§  Qfeuer  ber  Stoitixad^t.  9118 
erjbifd^of  SRoaiHeS  1728  feine  appeUatton  emfi» 
lid^  miberrief,  ging  ber  ffönig  fd^örfer  gegen  bie 
l^artnädKgen  SlppeUanten  Dor  unb  beftrafte  fte  mit 
tlbfe^ung  Don  i^ren  Slemtem  unb  mit  SJerbannung. 
@o  fam  e§  anä),  bog  bei  ben  SRaurinem  mel^rere 
Oberen,  meldte  auf  bem  ©eneralcopitel  1729  ge« 
mä^It  morben  maren,  il^re  ©teilen  verloren ;  im 
äa^reScapitel  }u  $ari8  mürbe  Saneau  Slfftfient 
ftatt  beS  öerbannten  ©u^on,  ßloitrier  SSifitator 
Don  tSfrancien  ftatt  beS  abgefegten  9Kattl^.  §ue, 
3ac.  U  ©al  Siptator  Don  SBurgunb  ftatt  2e  Sejicr, 
^ad^ette  SSifitator  ber  SJormanbie  fiatt  Slouet 
u.f.f.  68  erfolgte  ^roteftation  auf  ^roteftation; 
©obarb  toenbete  fld^  (1732)  im  5Ramen  aller  (ap- 
peUirenben)  Senebictiner  an  ben  ßarbinal  STeurq 
unb  ben  ©eneral  SHa^bon,  um  bie  Sßal^Ifreil^eit 
mieber  gu  erlangen,  meldte  il^ncn  bereits  in  ben 
brei  legten  ©eneralcapiteln  entzogen  morben  fei. 
@onad^  mar  ber  SBiberftanb  bei  meitem  nid^t  ge» 
brod^en.  SKagnin  l^atte  fogar  (1729)  ju  ©unften 
be§  Derurtl^eilten  99ifd^of8  @oanen  bie  ©utad^ten 
ber  AbDofaten  DeröffentUd^t  (gu  ©enf,  mo  er  audl^ 
baö  oben  ermäl^nte  SBcrf  %  ^maulbs  neu  brudfen 
lieg!);  SouDarb,  fieaute,  Souftain,  Saffm  l^e^ten 


gum  %f)til  Dom  Au8lanbe  l^er,  fo  bag  gum  ©enetol« 
capitel  Don  1733  Don  ben  rüi^rigen  erl^i^ten  @cc* 
tirem  18  Derbannte  S)eputirie  gemöl^It  mürben  i^ 
nur  no^  14  Sapitulare  erfd^einen  lonnten.  Spott 
unb  SQiberfpruc^  ergog  fid^  gegen  biefeS  Sop^ 
unb  bie  Don  bemfelben  gemöl^Iten  Oberen,  unb  tf 
fd^ien  ber  3ufammenbrud^  ber  Kongregation  f^oi 
gu  ermarten.  S)ennod^  erl^ielten  bie  Seffergefimitoi, 
wit  %^u\ü,kx,  Sa  Xafte,  SKaran  u.  9L,  baS  Uefa> 
gemid^t.6arbinaI99if|9brad^tegmarneuerbing§diK 
SSermirrung  l^inein:  er  legte  aI8  Sommenbohmiit 
Don  @t.»©ermain»be8s$re8  eine  UntermerfungS" 
formel  gur  Unterfd^rift  Dor,  meldte  niemonb  müx> 
fd^reiben  moQte,  meil  iBiffQ  feine  3uri8bictionäfe 
ba8  jflofter  befag.  S)agegen  fanbten  biejenigenOD' 
bengmönner,  meldte  bie  ^peQation  aufgaben,  ^ 
Unterfd^rift  nad^  SRom  unb  mürben  Dom  $(# 
barüber  belobt;  ber  9ieft  beobad^tete  fo  giemli^ 
ba§  anbef Ölakne  ©tillfd^meigen ;  nur  äBenigeDei' 
l^arrten  nod^  im  $rotefte,  mie  Siaffin  in  ber  Lettre 
d'un  appelant  auxreligieuxbenedictinsdela 
congr.  de  S.  M.  qui  ont  donne  des  marqnes 
pubUques  de  leur  Opposition  ä  la  bulle  üni- 
genitus, ober  S)ibon,  ber  1735  gegen  ben  3iji> 
tator  @aragin  in  ber  $roDing  Surgunb  anftnt 
unb  gu  bemeif en  fud^te,  bog  er  fein  9ted^t  l^be,  dob 
i^nen  einen  SBiberruf  gu  Derlangen.  So  Imnde 
ba8  ©eneralcapitel  1736  mieber  orbnung§nid|ig 
abgel^alten  merben,  unb  ber  finge,  magDofleSene* 
ral  Saneau  brad^te  ben  Sur8  mieber  in  bie  nidg< 
Ud^fie  Orbnung.  Sfefie  gl^araftere,  mie  SRontfoH« 
con,  aJlaran,  SKartöne,  aJlorel,  ffiontine,  Sücö 
SRartin,  93ouquet  u.  91.,  bie  etma  nad^  furjm 
@traud^eln  ben  rid^tigen  9SBeg  entfd^ieben  etn* 
f dringen  unb  bei  i^ren  ferneren  ^betten  mdgriitPe 
Stulpe  bema^rten,  ober  fanftere  ©emütl^er,  Die 
äl^uinier,  Sa  Safte,  meld^er  1739  gum  Stf^of 
Don  Säet^Iel^em  gemeil^t  mürbe,  unb  9nbere  (op 
getreulid^  bie  ärgfte  ©efal^r  überminben  unb  1^ 
ten  ba8  @d^ifflein  über  SBaffer;  grunblid^  gel^t^ 
mürbe  nid^t  mel^r. 

93ier  jheb8übel  fragen  am  Sebendmarf  ber  SiNf 
gregation :  SSermeltüd^ung,  9lbf aS  Dom  Orbenfi" 
geifte,  ©taatSfird^entl^um  unb  bie  ianfenifüf^e 
©ectirerei;  biefer  Uebel  mürben  bie  folgenben  ft» 
nerale  Sacob  SÖlaumouffeau,  SRar.  3of.  2* 
rue,  ^eter  fjrang  93oubier,  (Il^omaS  Slniaultbe 
la  !ßie)  unb  Slnton  Sl^eDreus  nid^t  me^r  $a& 
2)er  aOgu  l^öufige  unb  freie  Umgang  mit  Säta 
aller  ßlaffen  unb  ©eifieSrid^tungen,  bie  2edttic 
ber  Derfd^iebenfien,  oud^  p]^iIofop|ifd^en  ©djrift« 
jener  S^\t,  bie  iibergroge  ©afifreunbfd^ft,  1* 
mannigfad^en  Stellungen  in  l^oJ^en  ^oufem  (A 
93ibIiot]&efare,  ßrgiel^er  unb  93eid^tDater  ^äfit^ 
in  Diele  unb  befonber^  angefel^ene  OrbenSm^ 
einen  Derberbüd^en  SBeltgeift  ein.  SRon  gefiel  ji^r 
in  geitgemögem  Sone  gu  benf en  unb  gu  fptetf' 
unb  ber  l^ol^en  SBelt  gleid^  gu  ftel^en.  SSoItoite 
mürbe  ebenf o  l^äupg  unb  Dielleid^t  mit  me^r  3ntfp 
effe  gelefen,  als  bie  l^eilige  Sd^rift.  ffial^r  nfl4" 
men  bie  Stubien  unb  arbeiten,  menn  oud^  no4 


m 


aWauruß,  ©t. 


1078 


[rig  fortgefe|t  bod^  im  Sltlgemeinen  eine  mel^r 
Mijß,  hm  geitltd^  SBerl^öItnipen  entfpre(!^enbe 
k^timg  an.  9tod^  ber  urfprünglid^en  3bee  mürbe 
IT  no(^  tDcnig  gef (i^aff en ,  toie  ettoa  3Slaxan'^ 
iyinitas  Jesu  Christi  (1746)  ober  beSfelben 
nndeors  de  Jösus-Christ  (1756)  unb  S3tn« 
mtf  gonferenjen  (1760—1773),  mcl&r  auf  l^t- 
dttem  unb  reaKfKfd^em  ©ebiete  (über  Orgel- 
ib  xamtnbau,  SKI^etoril  unb  ©rammatif,  &t' 
ologie  unb  ©eogropl^ie).  %nä)  il^re  @(i^ulen 
igtm  {id^  mebr  jum  9teaIi8muS  l^in ;  ber  jf  önig 
«gab  il^  Seitung  fogar  fed^§  JhiegSfd^uIen. 
snb  in  ^nb  mit  ber  einreigenben  SSermelt- 
Ns  fling  bie  9bna]^me  ber  Orben§au(|t.  2)ie 
(Irrten  Don  ®ermQin«be^$re§,  ftd^er  im  Sin» 
rPfobniffe  mit  onberen  SKitbrübem,  tooHten  i^re 
iBtnten  in  SSe^ug  auf  ba§  nöd^tlid^e  Sl^orgebet^ 
4ni  nnb  Sbdtinen^  Sonfur  unb  Orben^fleib 
{.f.m4t  mel^r  htohaäfitn,  nannten  biefe  S)inge, 
iit  |)p)fop]^ifd^,  finbi{(!^e  ^formalitöten,  mel^e 
r  Kation  feinen  9ht^en  bröd()ten,  geringfügige 
Simonien  u.  bgl.  @3  reichten  i^rer  28  (barunter 
}it^^t%  ber  baß)  barauf  bog SRönd^^gemanb 
il^  unb  in  99erlin  Slfabemiler  unb  Siblio- 
ehr  lourbe)  1765  eine  93efd^tt)erbefd^rift  an  ben 
feig  ein  unb  baten  um  Slbl^ilfe.  S)ie  IBeffer» 
faäen,  bef  onberS  oon  93IancSmanteau£,  an  il^rer 
^  ber  (Seneral  riefen  gIei(]^faU§  ben  Jlönig 
i  lib  twoteftirien  gegen  jene  ^SReform".  Slnbe» 
I  Hinfiel  ed,  ba|  bie  l^dl^eren  Remter  fo  lange 
tit  iet  oen  nömlid^en  SSorgef  e|ten  blieben  (Saneau 
IT  18  ^oSpct  ©eneraO.  toö^renb  bodd  Slnbere 
4  f^ig  unb  nmrbig  ba^u  mären.  S)ie  vita 
ommmiB  litt  Qä^abm,  inbem  manci^e  ©d^rift« 
br  ber  Kongregation  eigene  $enftonen  annal^' 
X  ober  Honorare  belogen.  SDie  Sinen  flagten 
s  SosiSmuS,  bie  Ruberen  über  aUin  gro^e 
ta^  @o  ging  ber  @treit  l^in  unb  l^er,  unb 
or  in  öffentlid^  ©d^riften  Dor  bem  publicum, 
\ijA  fiä^  boran  erg5|te  unb  an  9l(|tung  für 
tOmnSflanb  nid^t  sunabm.  3ene  28  SRönd^e 
Ulm  iroac  auf  fdniglid^en  93efe]^I  Dor  bem  Sr^» 
iH  tum  $ariS  miberrufen  unb  Stbbitte  leiften; 
x  Me  9h^  mar  baburd^  nid^t  l^ergefteQt.  S)a 
Q^  ber  Pdnig,  eS  foQe  1769  gu  SRarmoutier 
:  au|erorbentIid^ed  ©eneralcapitel  gel^alten  mer« 
I,  iDorin  man  fid^  einigen  unb  eine  settgemö^e 
tipon  ber  Statuten  Domel^men  foQte.  @3  ge« 
4  nnb  in  93  Siegen  fam  ba§  SBerf,  claf ftf d^ 
j^iidcn,  )u  Staube.  3n  ber  93onebe  mirb  bie 
ngtcgotion  ein  corpus  politicum  genannt,  bie 
Wen  l^^en  leges  politicae,  fmb  fel^r  ein* 
RVr  Bingen  noc^  fe^r  ftreng  unb  ürd^Iid^,  jebod^ 
Ini^alben  esdufio  frangöfifd^:  fte  foQen  vim 
8»  ^aien,  postquam  regis  auctoritate  per 
fcVttpatenies  munitae,  in  supremarum  regni 
oimnn  faerint  registris  descriptae.  @ie 
«km  am  21. 3uli  1769  t)om  Äönige  approbirt, 
■  IL  Xugnfi  regiflriri.  S)arin  mürbe  beftimmt 
i  iriB  Smt  länger  afö  fed^§  3abre  in  einer  $anb 
Am  bnrfe;  bort,  mo  t>om  Unterrid^t^ftoffe  ber 


jungen  ^rofeffen  bie  SRcbe  ift  (P.  1,  sect.  1,  c.  16, 
n.  11),  b^ifet  eS  auSbrüdttid^ :  Doctrinam  eccle- 
siae  GaUicanae  de  jurisdictione  ecclesiastica, 
prout  eam  exposuit  clerus  Gallicanus  in  co- 
mitiis  anni  1682,  tueantur  scholaresque  suos 
edoceant  (professores)  1  3um  @aUicani3mu§ 
gcfeDte  fid^  bann  ber  3anfeni§mu8,  ber  tro^  aller 
Qformeln  unb  Unterfd^riften  bel^anlid^  in  ber  Kon- 
gregation baftete  unb  ftiQ  ober  förmlid^  gebulbet 
mürbe.  ^roSper  Saffln  mar  unb  blieb  bod^  un« 
smeifeD^aft  ebenfo  Sanfenift  mie  angefcl^ener  unb 
allfeitig  unterftü^ter  ©d^riftfteller  in  ber  ßongre« 
gation;  Kl^arleS  ßtömencet  (geft.  1778)  mar  unb 
blieb  ebenfo  ^l^ilofopb  wie  Sanfenift  ber  bie  ®c» 
fd^id^te  oon  ^ort-SRo^al  in  10  Ȋnben  (5lmfter- 
bam  1755—1757)  berau§gab,  gegen  bie  Sefuiten 
jd^rieb  (ogl.  b.  9lri.  SBourg»3fontaine),  in  Utrcd^t 
(1760)  bie  ßonferenjen  ber  Slbttf pn  «ngelica  2lr* 
naulb  Don  ^ort^Sto^al  bruden  lieg  unb  in  ber  Kon- 
gregation als  ftetS  tbötiger  Arbeiter  bo^eS  ^nfeben 
geno|.  Um  oon  oielcn  anberen  2Raurinem  biefer 
Sid^tung  ju  fd^meigen,  fei  nod^  9Hc.  goubn  ge« 
nannt  ber  aufgeflöri  unb  Sanfenift  genug  mar, 
um  nad^  bem  Sraud^e  jenes  Sal^rl^unberiS,  mo 
bie  93reoiere  med^felten  mie  bie  SKoben,  nod^  bem 
IBorgange  ber  lot^ringifd^en  Kongregation  aucb 
ein  neues  Breviarium  monasticum  ad  usum 
congr.  S.  Mauri  (1787)  berauS^ugeben.  6S  tonnte 
biefer  Kongregation  aüerbingS  nid^t  mebr  lange 
bienen. 

S)ie  oerf  d^morenen  geinbe  ber  flird^e  l^atten  f  d^on 
langer  ben  $Ian  gefd^miebct,  bie  Drben  p  miniren, 
um  baburd^  ber  Jhrd^e  unb  ber  Steligion  eine  f efte 
©tü^e  JU  nebmen.  S)ie  ^ofpariei  ftimmte  bem  ju 
in  ber  SWeinung,  au8  ben  gemonnenen  @üttcn  ber 
füfinanjnotb  fteuem  p  f5nnen.  9(IS  SBormanb  galt: 
S^eform  ber  Orben  unb  9^fi^id^mad^ung  für  ben 
@taat  unb  ba§  öffentlid^e  SEBol^I.  S)aber  mürbe 
1768  bie  Commission  des  Eeguliers  eingefe^t, 
an  bereu  @pi|e  ber  überaus  fd|led^te  Sanfenift, 
Krsbif  d^of  2omönie  be  S3rienne  oon  Soulouf  e,  ftanb, 
ein  !ßPofop]&  unb  greunb  b'aiemberiS,  fpäter 
gfinanjminifter,  9lpoftat  unb  ©elbftmörber.  Kr 
nannte  fd^on  bamalS  bie  jflöfter  nur  nod^  ,,fiei(^- 
name"  unb  brad^te  eS  bal^in,  ba|  binnen  20  3ab« 
reu  1500  Älöfter,  ooran  bie  minber  beoölferten, 
aufgeboben  mürben.  Sin  ^auptmittel  mar,  auf 
alle  SBeife  burd^  ©d^rift  uno  SOBori  ben  DrbcnS» 
ftanb  oeröd^tlid^  mad^en  )u  laffen  unb  als  unnü^ 
barjujieflen.  Seffere  2Rauriner,  3:rablaine,  ®ou« 
ä)tt,  Klaube  SRouffeau,  ^nfart,  §aubiquier,  S)e* 
foriS,  felbft  S)eoienne  b'3Igneou,  fd^rieben  jmar 
grünbtid^  für  bie  SRed^te  unb  ben  9Ju Jen  ber  DrbenS« 
jtänbe  unb  fpedett  ber  ®üter  befi^enbcn.  Mein 
gegen  ben  Strom  ber  SReooIution  mar  nid^t  mebr 
jufd^mimmen:  imJRooember  1789  mürben  afle 
Äird^engüter  eingebogen  unb  biefliöfter aufgel^obcn. 
®  en  3Kaurinem  balf  aud^  ibre  ®  clel^rf  amf  eit  nid^tS ; 
bie  angefangenen  9lrbciten  mürben  unterbrod^en 
unb  tbeilmcife  oernid^tct,  i^re  ©ammlungen  unb 
^ibliot^efen  als  9iattonaIgut  erflört  unb  jum  Xl^eU 


1079 


iUlauruS,  graucncongrcgation  —  ÜKaur^. 


m 


oerjc^lcubcrt,  öicic  §anbfd^rittcn  in  ^Patronen» 
l^ülfcn,  bic  Älöftcr  in  Ifofcrncn,  bic  ftird^cn  in 
@tölle  unb  ^naga^ine  t)ern)anbelt.  3Bar  nun  aud^ 
fein  SDiauriner  in  auffallcnber  SBBeiJe  unter  bcn 
Snönnem  ber  9tet)oIution  tl^ötig,  fo  mögen  hoä) 
mand^e  ben  neuen  3been  gel^ulbigt  l^oben;  bie^ 
fd^eint  bei  b'SIgncau  (S)eöiennc)  ber  gatt  gemejen 
^u  fein,  inbcm  er  ba§  SBerf  anfing:  Histoire 
generale  de  la  France,  ecrite  d'apräs  les 
principes  qui  ont  opere  la  Revolution  (Paris 
1791).  9lnbere  blieben  in  il^ren  ©ießungen  als 
Sibltotl^efare,  Slrd^iöare  unb  Konferoatoren  t)on 
©ammlungen,  wie  ^oirier  (gefl.  1803),  meld^er 
bic  Instruction  sur  la  maniäre  d'inyentorier 
et  de  conserver  tous  les  objets  qui  peuvent 
servir  aux  arts,  aux  sciences  et  k  Tenseigne- 
ment  (Paris,  an  11  =  1794)  öerfafete,  —  ober 
93rial  (geft.  1828),  ein  fjortfe^er  be§  Becueü 
des  historiens  des  Gaules. . .  SJland^er  fonnte 
mit  fnapper  3loif)  irermciben,  ben  ßonftitutionSeib 
5U  fd^mören;  9lnbere  mußten  bie  SBcrmeigemng  be§ 
SibeS  mit  bemSobe  bü^en,  fo  ber  ®eneraIS]^et)reu£ 
felber  unb  41  SKitbrüber,  unter  ü^nen  ber  fromme, 
geleierte,  für  ben  Orben  unb  bie  Äird^e  eifembe 
^eter  S)ef ori§  (®ufour.  Sgl.  Wallen,  Tribunal 
revol.  IV,  325).  S)a§  53Iut  biefer  aJlart^rer  ^at 
t)iele  @ünben  ber  Dorl^ergel^enben  Sai^rjel^nte  ab- 
toaf d^en  muffen.  S)er  le^te  bef annte  ©d^riftfteHer  ber 
Kongregation  toar  ®.  61^arle§  Söö^,  geft.  1830 
ju  $ari§.  S)ie  neue,  feit  1837  beftel^enbe,  burd^ 
S)om  ©ueranger  in  fjfranfreid^  gegrünbete  93ene» 
bictiner»6ongregation  ift  feine  §ortfeJung  ber 
9)2auriner,  l^at  il^re  eigenen,  Don  9tom  a))probirten 
©totuten  unb  ift  frei  oon  bem  ©ouerteige  beS 
3anfeni§mu§  unb  ©aUicaniSmuS. 

Siteratur.  S)ie  SKaurincr  l^aben  leiber  feine 
auSfül^rlid^e  ©efd^id&te  il^rer  Kongregation  in  ben 
S)rud  gegeben;  felbft  jene  f oftbare  Slrbeit,  weld^e 
ünartäne  bi§  1739  gefd^rieben,  fjortet  bis  1747 
meitergefül^rt ,  9lnbere  ma^rfd^einlid^  fortgefe^t 
l^aben,  liegt  nod^  im  SKanufcript.  5lur  in  ber 
Gallia  christ.  VH,  474—490  befinbet  \\ä)  ein 
forgfältiger,  toenn  aud^  furjer  9lu8}ug  auä  ben 
bieten  ber  ®eneralcat)üel  bi§  1754.  — »ieietoff 
enti^alt  Rene  Prosper  Tassin,  Histoire  litte* 
raire  de  la  Congr.  de  S.  Maur,  Bnix.  1770, 
tooöon  SKeufel  eine  l^olperigeUeberfe^ung  jufjfranf» 
fürt  1773/74,  2  93be.,  l&erauSgegeben  ^at;  ebenfo 
Charles  dq  Lama,  Bibliothäque  des  ecrivains 
de  la  Congr.  de  S.Maur,  Munich  1882,  mit  $or* 
unb  SJad^mort  (öon  S).  ßl^arleS  SRigautt  auS  ©o« 
Ie§me§) ;  barin  fmb  aud^  biejenigen  ©d^riften  leidet 
aufjufinben,  »eld^e  einjelne  Partien  ber  SKauriner« 
gefd^id^te  beleud^ten,  bis  l^erab  ju  (n.  688)  Precis 
historique  des  troubles  qui  agitent  la  Congr. 
de  S.  M.,  1787.  —  E.  de  Broglie,  Mabillon  et  la 
soc.  de  Tabb.  de  S.  Genn.,  Par.  1888,  2  vols., 
unb  beffen  Bem.  de  Montfaucon  et  les  Bemar- 
dins,  Par.  1891,  2  vols.;  ^iftor.-polit.  »lätter 
CV  u.  CVI;  Bem.  Pez,  Bibliotheca  Benedic- 
tino-Mauriana,  Aug.  Vind.  1716;  ^erbft,  S)ie 


SSerbienfte  ber  SRauriner  um  bie  993tffenfd^ 
in  ber  Xübinger  %S)toioQ.  Ouartalfd^rift  1831 
m  1834.  [SBraunmüDer  0.  S.  B.] 

^gSatttns,  gfrauencongregation,  f.  JKnb  Stift 

^Boiittis  '^oftait,  f.  ätabon. 

^SBaimid,  @t)It)efter,  gelehrter 3efuit,  iDtni 
geboren  ^u  ©poleto  1619  unb  leierte  gu  9bm  er 
^]^iIofo))]^ie,  bann  für  üiele  Saläre  S^eologie.  Vt 
tiefem  SOBiffen  üerbanb  er  eine  grünblid^e  ^r&B 
migfeit,  unb  föie  fein  SSortrag  burd^  Alarleitubo 
ou§  onjiel^enb  unb  belel^renb,  fo  mar  fein  Umpi 
ob  feiner Sieben^mürbigfettl^erjgettnnnenb.  Srfiai 
ben  20.  äanuar  1687.  Unter  ben  fd^olajhjdjli 
Sl^eologen  be§  17.  Sal^rbunbertd  nimmt  er  eiu 
el^reuDoUen  ^la^  ein,  unb  namentlid^  als  Sommei 
tator  beS  ^riftoteleS  ift  er  unübertroffen,  ^m  M 
banfen  mir  Aristotelis  opera,  quae  ezstan 
omnia,  brevi  paraphrasi  ac  literae  perpetn 
inhaerente  explanatione  Ulustrata,  6  toE 
Roniael668.  (Gegenüber  ber  @))i|finbigfeit{emi 
3eitgenoffen  ^eic^net  er  fid^  auS  burd^  eble  Sinfod 
l^eit,  3hi^e  unb  ßlarl^eit.  ,,aBa8  £^omaS-,  \o{ 
t^eggen  (3^itf  ji^i^-  für  fatl^ol.  Sl^eologie,  SmiStaii 
1885, 340),  „  infolge  f einer  ÜKet^obe  in  fd^wierigm 
tJform  au§  9lriftoteTe§  miebergibt  unb  in  ßii^ 
bringt  mit  ber  l^eilbrtngenben  SBal^rl^eit,  bie  btf 
gl^riftentl^um  ber  SQelt  gebrad^t,  baS  erflort  unlfa 
einfad^er,  flarer  unb  bünbiger  ©prad^  biefer  $aift 
pl^raft  in  einer  SBeife,  ba£|  man  glauben  md(|k 
er  fei  ju  benf^ügen  beS  umlbertrefflid^nSReipsi 
gefeffen  unb  mieber]^oIe  nun  mit  fd^Iid^tenäBodei 
mag  biefer  an%  feinem  unerfd^öpf lid^n  Sont  ii 
freigebiger  f^üQe  mitget^eilt"  2)aba32Berff(Bo 
gemorben,  sugleid^  aber  überaus  nü|Iid^  i^  pn 
ba§  SSerftönbnig  ber  ariftotelifd^en  ©d^riften,  9« 
P.  Sl^rle  eine  neue,  l^anblid^ere  unb  t>erbeffei:teSal> 
gäbe  begonnen,  ^ari31885.  SinanbereSfeUod 
SBerf  finb  Quaestionum  philosophicu-nmlLT 
5  voll.,  Romae  1658.  9lid^t  minber  gäriegeH 
gefd^ö^t  unb  feiten  finb  feine  jmei  tl^Iogt^ 
2Berfe,  moDon  ba§  eine  ben  Sitel  füi^rt  Quaesüa 
num  theologicarum  IL  VI,  Rom.  1676—1679 
in  6  93änbd^en,  morin  er  bie  mid^tigfkn  %» 
gen  ber  gefammten  Sl^eologie  nad^  feiner  fe 
Aar  unb  beutlid^  bel^anbelt;  baS  anbere  ober  eii 
Ueberarbeitung  be§  frül^em  ift,  infof em  eS  ek» 
falls  ben  ganzen  ©toff  ber  fd^olaftif d^  S^IoiP 
bel^errfd^t;  Ie|[tere8  ift  überf daneben  Opustheob 
gicum,  in  quo  praecipuatotiastheologia«eft 
pita  accurate  pertractantur,  3  voll.,  Bontf 
1687.  [^urter  8.  JJ 

'SBattti^,  3ean*©ifrein,  Sarbind  nd 
©taatSmann,  mürbe  p  ^alreaS  in  ber  pSpplfi 
©raffd^aft  SSenaiffm  am  26. 3uni  1746  attS^i 
eines  armen  ©d^ul^mad^erS  aeboren.  9>^ii^ 
entmidfelten  fid^  feine  großen  ©etfleSgabm;  ata 
^uerft  in  baS  Jhtabenfeminar  9{otre  Same  bei 
@arbe,  bann  in  baS  größere  ©eminar  Doa& 
Sl^arleS  5U  ^üignon,  t)erlie|  aber  balb  um  {cbR 
meitem  ^uSbilbung  miUen  fein  Saterlanb  niÄ|o 
nad^  $ariS.  $ier  trat  er  1766  mit  einer  ZxaM9 


1081 


aRourp. 


1082 


Rb(  auf  ben  2)QU))]^tn  unb  einer  &o6rebe  auf  üb» 
«ig  @ittmM(m3  Don  $oIen  jum  erften  SRale  in 
Me  Oejfentlid^feit.  93ei  oflen  SKängeln  einer  nodi 
p  dpingen  SinbilbungSfraft  jeid^neten  [\ä)  beibe 
ftben  burd^  ßtegans  unb  Ätarl^eit,  ftroft  ber 
9Aoxdtn  unb  Srl^bung  au§.  3m  f olgenben  Saläre 
conatrrirte  er  bereite  um  ben  $rei§  ber  ^fobemie 
m  einer  Siebe  Quf  Äarl  V.  öon  gfranfrcid^  unb 
ihr  Me  Sortl^eile  beS  griebenS.  ©eine  arbeiten 
tnAm  beifällig  ouf genommen ;  er  fül^Ite  fid^  ge» 
fd^ndc^It  unb  fd^ritt  mit  SSertrouen  feinem  lite« 
mrifd^Slul^me  entgegen.  @r  moQte  in  bie  Sauf» 
itSfa  eined  Sourbaloue  unb  SRofftEon  eintreten, 
lwfa|te  aber  oorl^er  5U  feinem  eigenen  Unterrici^te 
ffflien  Essai  sur  Töloquence  de  la  chaire  (l^er« 
otigegden  1777).  üRaurt)  betrad^tete  biefe  ^r» 
(eit  old  einen  DoDpnbigen  Untenid^t  über  bie 
Bmbfomfeit  unb  einzelne  Herausgeber  gaben  il^r 
bcnZitel  Principes  d'eloquence  pour  la  chaire 
etle  barreau.  ^8  Sßerf  befolgt  leinen  met^o* 
bi|^  Song,  enthalt  ol^ne  aOe  logifd^e  Orbnung 
is  79  ^agraj)]6en  tre|fli(]^e  93emerfungen  über 
ixgi,  $Ian,  Singang,  ^ropofition  ber  Siebe,  über 
bie  gerid^tlid^e  93erebfam(eit  über  S)emoft^ene§, 
Sopet,  feinen  Sinflu|  auf  bie  iBerebfamfeit,  über 
IRöpon  unb  feine  Slad^f olger,  iBourbaloue, 
SlWJier,  bann  über  einzelne  Figuren,  einzelne 
Si^borten,  ^rmonie  be§  @til§,  ®emein^Iö|e, 
(ffM)dfm  finjtanb,  über  gfenelon,  fran^öfifd^e 
Ätaer  jmelten  ÄangeS,  über  eingelne  englifd^e, 
Mf4e  unb  italienifd^e  Stebner,  über  Sitate, 
^»S,  Bäß.%  ©eböd^tnig.  S)ie  ^(rbeit  i{l  Har 
fffi^ben,  )eigt  einen  reinen,  eleganten  @tii  Diel 
9/iSpmi  unb  gefunbeS  Urtl^eil,  Derlöugnet  aber 
lieben  eitlen,  etn>a§  pral^lerifd^en  Sl^arafter  bed 
8iBii}ofen.  S)em  SBerle  fd^idte  SRaur^  DorauS  eine 
MtAe  auf  gfeneton  (1771),  eine  gute  Arbeit, 
iBel^e  il^m  Don  ber  fransöftfd^en  Slfabemie  ein 
lc(^  erwarb,  toäl^renb  Sa  §arpe  ben  ^reiS  er» 
tut  £8  folgten  bie  Sobrebe  auf  ben  1^1.  Subwig, 
irtolten  Dor  ber  frangöftfd^en  Slabemie  am  25. 9u« 
rt  1772,  unb  bie  Sobrebe  ouf  ben  l^l.  9!uguftin, 
1775  in  einer  SScrfammlung  be§  fronjöfifd^en  gle» 
tijS  g^en.  99eibe  Sieben  fanben  großen  SeifaO, 
HbRu^  ttmd^  f  d^nell,  bie  Dorjüglid^jten  jf  angeln 
tos^ariS  jknben  ibm  gur  SJerfügung.  unb  e§  er* 
fn  an  il^n  Die  Sinlabung,  in  SBerfaiQeS  bie  9b» 
8«ll«  unb  gafienreben  gu  l^alten.  ^ud^  iKrd^en- 
tfcinben  mürben  il^m  reid^Iid^  gu  Sl^eil.  2)er  mit 
Soebn  Denoonbte  93ifd^of  Don  Sombeg  gab  il^m 
«B  Canonicat  an  feiner  JKrd^e  unb  ernannte  il^n 
pn  (SeneralDtcar,  Sarbinal  be  la  Stod^e  %t)mon 
bQfit§  i^  bie  9btei  be  la  ^renabe  in  ber  S)id- 
^  CointeS  unb  ^b^  be  lBoi§mont  baS  einträg» 
m  ^Mwöt  Don  SöonS  in  ber  $icarbie.  3m  3. 
1W4  Jlelt  er  in  ber  Jrnd^e  Don  @t.  SagaruS  bie  Sob« 
[4eottf  ben  l^L Sinceng  Don ^aul,  miä)t aU fein 
lÄerflfld  betrad^tet  mirb.  9Kit  ben  lebl^aftcftcn 
9mc  untermifd^t  mit  erl^abenen  Slefte^onen  unb 
J^ndMi  Sergteid^naen ,  fd^ilbert  er  ba§  Diel» 
Wöcgte  Seben  beS  gropen  9Konne§,  meife  trefflid^ 


bie  ©d^riftftellen  angumenben,  fc^t  bie  einfad^en 
SKittel,  meldte  SSinceng  gu  ©ebote  ftanbcn,  mit 
feinen  großen  Seiftungen  in  Icbl^aften  Eontraft  unb 
liefert  burd^  großartige  SBeljanbiung  beS  ®egen» 
ftanbe§  mie  bur(|  glängcnbe  ©arfteÖung  ein  ora» 
torifd^eS  ftunftmerf,  meld^eS  aDent^alben  93emun» 
berung  fanb.  8r  forbcrte  babei  gu  einem  ®cn!» 
male  für  SJinceng  auf,  mit  ber  Snf^rift:  6in  guter 
ftönig  einem  guten  Sürger.  SOBirflid^  ttmrbe  nid|t 
nur  baS  S)cnfmal  errid^tet,  fonbem  Submig  XVI. 
moUte  auc^  bie  Siebe  l^ören,  unb  SRaurt)  l^ielt  fte 
gum  gmciten  SKale  am  4.  5Dlärg  1785  in  ber 
©d^IoßfapeÜe  Don  $erfaille§.  IBei  feiner  ^ufnal^me 
in  bie  frangöfifd^e  9lfabemie  erinnerte  ber  $räfi» 
beut  an  biefe  Siebe;  fte  mürbe  mit  93egierbe  Don 
ben  ßarbinälen  unb  DrbenSgeneralen  in  Slom  ge» 
lefen,  unb  $a^)fi  $iu§  VL  felbft  el&rte  fte  mit  fei» 
nem  SeifaÜe.  ®en  27.  3anuar  1785  mürbe 
SKaur^  in  bie  9lfabemie  eingefül^rt.  ©o  lebte  er 
l^od^geel^rt  ber  Qfreunbfd^aft  unb  ben  SSBiffenfd^aften 
bis  gum  SBeginn  ber  frangöfif d^en  SleDoIution.  3e^t 
nol^te  ber  ®Iong})untt  feines  SebenS.  S)er  Klerus 
beS  ©ebieteS  Don  gerönne,  Slo^e  unb  SKontbibter, 
mol^in  fein  $riorat  Don  St)onS  ge]^5rte,  möl^Ite  il^n 
gum  Slbgeorbncten  für  bie  ©eneralftänbe,  auS  mcl» 
d^en  fpäter  bie  SlationalDerfammlung  l^erDorging. 
Slad^  einigem  Sebcnfen  nal^m  SKaur^  bie  SBa^I 
an  unb  bereitete  fid^  burd^  eine  ©eneralbeid^te  auf 
bie  Erfüllung  feiner  9lufgabe  Dor.  SDWt  fllarl^eit 
unb  ©d^arffinn  brang  er  in  bie  politifd^en  S^^agen 
ein,  Dertl^eibigte  bie  monard^ifd^en  Snftitutionen 
unb  entmidfelte  in  ben  parlamentarifd^en  S)ebatten 
bie  gange  ftraft  feiner  Serebfamfeit.  Suerft  trat 
er  in  einer  Siebe  gegen  Satte^ranb,  Sifd^of  Don 
Sutun,  auf,  meld^er  bie  Äird^engüter  als  Slational« 
eigentl^um  erflärt  l^aben  moHte;  SKaur^  befämpftc 
ben  Sorfd^log  in  einer  im})roDifirten  Siebe  mit 
fold^em  99eifaue,  bog  SJlirabeau  burd^  eine  ©egen» 
rebe  ben  ginbrudt  Dcrmifd^en  gu  muffen  glaubte, 
meldten  SDRaur^  l^erDorgebrad^t.  SKaur^  fteHte  fidd 
nun  mit  EagaläS  an  bie  ©pi^e  ber  monard^ifd^en 
Partei,  nol^m  an  aflen  SSerbanbtungen  tl^il  unb 
gab  immer  Semeife  großer  flenntniffe;  ben  11. 3a» 
nuar  1790  fprad^  er  für  bie  ßinrid^tung  ber  alten 
©erid^tSbarfeit,  bann  über  baS  abfolute  SSeto  beS 
flönigS,  über  baS  Siedet  Don  flrieg  unb  ^rieben, 
über  abfe^barfeit  ber  Slid^ter,  über  gfi^öngen, 
öffentlid^e  ©d^ulb,  befäm})fte  bie  neue  ßibilconfti» 
tution  beS  ßlcruS,  improDifirte  eine  lange  Siebe 
über  bie  Sffignaten,  ergriff  gmeimal  baS  SSBort 
über  bie  Bereinigung  ber  popftlid^en '  SncIaDe 
SDignon  mit  Sfranfreid^,  geißelte  ben  Saron  Don 
SJlenou,  mie  er  nad^  ben  fd^redflid^en  Sagen  beS 
5.  unb  6.  Dctober  ben  ?)ergog  Don  Orleans  unb 
ÜJlirabeau  angriff;  Dert^eibigte  ben  EleruS  Dom 
6Ifaß,  fprad^  öfter  in  ©od^cn  ber  Dotation  ber 
flönigin  Don  ©panien,  über  ©teuem,  Drganifa« 
Hon  beS  SlationoIgerid^tSl^ofeS.  2Kan  Derglid^ 
nWaurtj  mit  9Jlirabcau,  unb  ber  bamalige  „Qfreunb 
beS  ÄönigS",  Don  greron  l&erauSgegebcn,  äußerte 
fid^:  „Seibe  ftel^en  an.  ber  ©pi^e  gmcier  Parteien 


1083 


ÜJiouri). 


1084 


unb  jicl^en  bic  Slugcn  öon  granfrcici^  unb  Europa 
auf  fid^.  2)ic  lange  ©cfangcnjd^aft  9Jlirabcau'§ 
übrigens,  bie  ®tXDof^n^tii,  ju  bulben,  bie  büfteren 
^Betrachtungen  über  bic  6in{amfcit  gaben  biefem 
eine  l^ol^e  (Snergie,  aber  aud^  einen  l^eud^Ierifc^cn 
ßl^arafter;  SKaurt)  bagegen  reifte  in  Shil^e  unb 
Qfrieben  l^eran  unb  fannte  feine  anbere  Seiben» 
fd^aft  afö  für  bie  SBiffenfd^aft  unb  ben  Sul^m; 
feine  erften  SSerfud^e  ftellcn  il^n  ben  größten  SReb= 
ncm  jur  ©eite,  unb  er  fe^t  burd^  feine  tiefen 
flcnntnifle  in  ber  ^olitif  unb  ©efd^ici^te,  burci^ 
eine  fieid^tigfeit,  jeben  ^ugenblid  ju  rcben,  burci^ 
eine  glänjenbe  @inbilbung§fraftunb  feinen  Haren 
Berftanb  in  ©taunen.  Sie  SBerebfamfeit  9Wira» 
beau'S  gleid^t  ben  ©tatuen  barbarifd^cr  SSöIfer, 
»eld^e  bie  Seibenfci^aften  nur  hmä)  SBerbrel^ungen 
auSjubrüden  »iffen;  bie  S3erebfamfeit  SKaur^'S 
gleid^t  ben  ©tatuen  Sltl^enS,  wo  Slnmut)^  unb 
©d^önl^eit  ftd^  mit  bem  patbetifd^en  3lu§brud!e  Der» 
binben."  S)en  3.  gebruar  1791  beel^rte  il^nfiub» 
ttjig  XVI.  mit  einem  33riefe^  in  Weld^em  er  feine 
Serbicnfte  um  bie  flrone  anerfannte  unb  il^n  feiner 
©anfbarfeit  uerfid^erte.  31IS  bann  im  ©cptember 
bie  Stationalöerfammlung  ^\ä)  auflöste,  folgte 
SKaur^  ber  ginlabung  bc§  ^apfteS  $iu§  VI.  unb 
ging  über  Srüffel  unb  6oblen§  naä)  SRom.  ©er 
^apft  empfing  il^n  mit  großen  gieren,  ernannte 
i^n  nod^  am  26.  September  1791  ^um  ßarbinal 
in  petto  unb  am  17.  ^ril  1792  ^um  Sitular« 
erjbifd^of  öon  Dücäa,  wobei  er  il^m  ben  S3ifd^ofS« 
ring  unb  ba§  $ectoraIe  felbft  übergab,  unb  fanbte 
il^n  bann  als  au^erorbentlid^en  ^untiuS  ^u  ber 
am  14. 3uli  in  gfranffurt  ftattfinbenben  ihönung 
beS  ÄaiferS  granj  11.  9luf  bem  SSBege  bal^in  l^atte 
3Kaur^  toid^tige  Untenebungen  mit  ben  ffurfürften 
t)on  SJlain)  unb  jföln,  bie  fid^  namentlid^  auf  ben 
beutfd^en  Stantiaturftreit  bejogen.  9lad^  feiner 
Slüdffel^r  prociamirte  il^n  ber  $apft  als  Sarbinal» 
priefter  mit  bem  Stitel  öon  ber  l^eiligen  S)reifaltig« 
feit  auf  bem  $indo  unb  ernannte  il^n  sugleid^  jum 
Sifd^of  Don  3KonteflaScone  unb  Kometo.  ©ein 
SSerfel^r  mit  ber  bourbonifd^en  ffönigSfamilie  er- 
regte ben  §a^  ber  fran^öfifd^en  SRepublifaner;  als 
bie  Qfranjofen  1798  in  Som  einjogen,  rourbe  feine 
^abt  in  iUlontefiaScone  confiScirt.  SWaur^  rettete 
fein  Seben  nur  burd^  f  d^nette  Sf^ud^t  juerft  nad^  glo- 
reng  unb  bann  nad^  SSenebig.  §ier  fanb,  nad^bem 
ber  gro^e  S)ulber  ^iuS  VI.  ju  SSalence  1799  ge« 
ftorben  mar,  baS  SoncIat)e  ftatt,  auS  meld^em  am 
14.  aWörj  1800,  l^auptfäd^Iid^  auf  SRaur^'S  Setrei» 
ben,  $iuS  Vn.  l^eröorging.  SWit  bem  neuen  ^apfte 
fam  SRaur^  nad^  9tom  unb  nal^m  mieber  Don  fei» 
nem  lBiSt]|umc^eftJ.  S)a  er  je^t  als  ©efanbter 
SubmigS  XVm.  auftrat,  lub  er  5lapoIeonS  ^a| 
neuerbingS  auf  fid^ ;  bei  ben  SSerl^anblungen  über 
ben  aibf(|lu6  beS  EoncorbateS  1801  fiettte  9lapo« 
leon  bie  gforberung,  eS  fei  SDJaur^  baS  fernere  6r« 
fd^einen  in  SRom  ju  Derbieten. 

3n  ber  ßinfamfeit  beS  gjileS  Don  SKontcfiaS« 
cone  DoHjog  fid^  eine  9lenberung  in  ben  politifd^en 
Slnfd^auungen  beS  SarbinalS.  ßs  ermad^te  in  i|m 


bie  ©el^nfud^t  nad^  $ariS,  too  er  fo  Diele  IrinnHi^e 
gefeiert  l^atte,  unb  nad^bem  aud^  $iuS  VH.  bä 
neue  jfaifertl^um  92apoIeonS  anerfannt  l^otte,  nu- 
tete aßaurQ  im  ^uguft  1804  an  ben  jtoijei  dn 
^ulbigungSfd^reiben  unb  erneuerte  1805  bei  einer 
perf  önlid^en  Suföwimenfunft  in  ® enua  feine  Unter* 
merfung.  3m  ÜKai  1806  fam  5IRaur9  nadj  $cri§, 
erl^ielt  bie  ©teile  eines  SllmofenierS  beim  fßrhqcs 
Seröme,  baS  Sinfommen  eineS  frangöfifd^  fhtß 
binalS  unb  bie  9ieuauf  nal^me  in  bie  Sif  abetnie.  3ii 
berfelben  l&ielt  er  1807  eine  geiftreid&e  unb  tn^oÖS» 
fd^mere  ©eböd^tnigrebe  auf  ben  1789  Derftodbenes 
miU  be  SHabonDiQierS.  2)ie  C^ofgunfi  fül^  oier 
aümölig  aud^  eine  Ummanblung  feiner  ^xißäß 
©efmnung  l^erbei.  SRaur^  trennte  fid^  Dom  $ap^ 
nal^m  1810baSfaiferlid^e2)ecretan,  baSü^niän 
@rjbifd^of  Don  $ariS  ernannte,  unb  ergriff  Jo- 
gleid^  ^eft^  Don  ber  SDiöcefe.  Sf^eilid^  Det^ 
er  je^t,  Dom  $apfte  bie  Konfirmation  pedangn; 
$iuS  Vn.  aber  mieS  Don  ©aoona  auS  in  einen 
SreDe  Dom  5. 9JoDember  1810  (bei  SRündJ,  (Son- 
corbate  II,  Seipsig  1831,  84  ff.)  nid^t  blo^  bat- 
auf  l^in,  ba^  baS  ^orge^en  beS  J^aiferS  gegen  bie 
Jhrd^e  il^n  biSl^er  f d^on  genöt^igt  l^be,  (ülen  wn 
ffaifer  ernannten  Sifd^öfen  überl^aupt  bie  ctxao^ 
nifd^e  änftitution  gu  Dermeigem,  fonbem  bebro^ 
il^n  aud^  mit  ben  ftrengen  jfird^enftrafen,  todd^e 
auf  bie  eigenmad^tige  SJertaufd^ung  einer  S)i5(efe 
mit  einer  anbemunb  auf  bie  Sefi^ergreifung  eh» 
S)iöcefe  Dor  ber  fird^Iid^en  3nftitution  gefejt  feici 
SKaur^  aber,  geblenbet  Don  @l^rgei§,  erflärte  boS 
!BreDe  alS  nid^t  offideQ  unb  autl^entifd^,  bejogben 
ergbifd^bflid^en  $alaft  unb  fungirte  olS  Srjbif^, 
Don  ber  t$fiction  auSgel^enb,  bog  er  als  9bniinp' 
ftrator  beS  &ipitels  bie  notl^menbige  SuriSbiction 
befi^e.  ©ein  antifird^Iid^eS  S3er$aUen  ftetgette 
ftd^  1811  auf  ber  $arifer  IBifd^ofSDerfammäniii, 
bis  er  enblid^  bem  in  ^fontainebleau  gefangen  g^ 
l^altenen  $apfte  1813  perfönlid^  gegenüber^ 
unb  5ule^t  als  SBerl^eug  beS  ftaiferS  gegen  $W 
fold^e  äBorte  fallen  lieg,  ba|  ber  $apft  i^  asS 
bem  3^imn«'^  >DieS.  3n  ^aris  »ottte  SRour?  wie- 
ber  als  Stebner  glöngen,  bod^  l^atte  il^n  fein  6^ 
bäd^tnife  Derlaffen,  unb  er  ttxnr  genötl^igt  bie  foH" 
f öltig  ausgearbeiteten  !ßrebigten  Dorgulefen.  Vwf 
@rfoIg  l^atten  feine  Hirtenbriefe,  mlä^  batt 
menn  fte  religiöfe  fragen  betrafen,  DoqSgO^ 
maren,  möl^renb  beipolitifd^en  ©egenfiönbenbie 

Prafe  unb  ber  ©erDiliSmuS  l^errfc^te.  m  18M 
bie  ^Dürfen  in  $ariS  einjogen  unb  Subtoig  XVIII. 
ben  2:]&ron  3franfreid^  in  93eji|  nal^m,  nw^ 
SRaurQ  bie  ©tabt  Derlaffen.  Sr  gebod^te  {t4  m 
fein  93iSt]^um  SRontefiaScone  }uni^u}ie^,  eif# 
aber  auf  ber  Seife,  ba|  ber  in  Qfrei]^  fleftj^ 
$apft  $iuS  il^n  Don  allen  Functionen  fuSpewW 
babe.  9hin  ging  ÜRour^  nad^  Som;  bort  ttW* 
er  Don  allen  einem  Karbtnal  gebü^renben  (8f^ 
auSgefd^loffen  unb  Übte  tote  ein  ©ebonnter,  tS 
bie  yjad&rid^t  fam,  5RapoIeon  fei  ouS  6Iba  ert» 
midien  unb  jiel^e  als  ©ieger  mieber  in  ^ßori«  *• 
SKaur^  erflärte  fid^  laut  für  5RopoIeon,  bcB* 


1085 


9)lat)tacl  —  aKajentiuß. 


1086 


banernben  Xriutn))]^  er  ertoartete,  unb  fud^te  93er> 
binlrnng  mit  ftönig  aRurot  t>on  3ltapA.  6r  tourbe 
h^  am  12.  anai  1815  in  bie  Sttdelgburg  ge- 
M^t  mib  f  ed^  aRonote  bafelbft  gefangen  gel^alten, 
W  $iu8  VIL  auf  SSertDenbung  beS  SarbinalS 
(oKJatoi  i^n  begnabigte  unb  il^m  ben  Sonüent 
St  Brßtfttt  auf  bem  Ouirinal  }ur  SBol^nung 
adrieS.  9la(^bem  er  auf  fein  IBiStl^um  Derjid^tet 
}ßt,  gab  il^m  $iu8  eine  Stente  au8  ber  @taat§- 
li^,  empfing  il^n  perfönlid^  unb  geftattete  il^m 
aäi,  feinen  $Io^  im  SarbinalScoQegtum  lieber 
(opmeliimen.  2)0(j^  blieb  SRaur^  ikmlii^  Derein« 
fmt,  befd^dftigt  mtt  2)ur(]^ft(]^t  früherer  Slrbeiten 
mk  mit  Uebungen  ber  t$frömmigfeit.  Sr  ftarb 
gn)  mu)ermutl^et  am  11.  ÜJlai  1817  unb  tt)urbe 
iü|t  in  feiner  Xitularfirci^e,  fonbem  in  ®ta.  9Ra> 
m  in  SdliceEa  beerbigt.  —  Sieben  ben  giujel» 
nlgatat  feiner  genannten  Sd^riften  erfd^ienen 
Oeovres  dioisies  du  Card.  J.  S.  Maury,  5  vols., 
Piris  1827.  (Sgl.  Louis  Sifrein  Maury,  Vie 
da  Card.  J.  S.  Maury,  Par.  1827;  M.  Poujou- 
lat,  Le  Card.  Maury,  sa  vie  et  ses  oeuvres, 
Pir.  1845;  3of.  ^ergenrötl^er,  ßarb.  ÜJlaurt), 
^targ  1878;  M.  Ricard,  L'Abbe  Maury, 
1746—1791,  Par.  1888;  Lemöme,  Corres- 
Modance  diplomatique  et  Memoires  inedits 
dB  Card.  Maury  1792—1817,  2vols.,  Par.  et 
LiBe  1891.)  [(Su^)  ©treber.] 

Tßtaiaet  0»»:^^^^.  p«*^»»^«],  MaXeXevO.  im 
1 1  ein  Urenlel  SainS,  Sater  SRatl^ufaelS  (®en. 
i  18);  ber  !Rame  ifl  ein  merfmürbtgcS  Seifpicl 
ttonberllngenauigfeit,  toomit  bie  iubijd^e  @elel^r> 
taWt  bei  SiEirung  beS  SejtcS  öerfal^ren  ift,  in» 
^  munittelbor  neben  einanber  eine  rid^tige  unb 
nae  mirid^tige  gorm  fiel^en.  [j?aulen.] 

TßfuuküuSj  be^tt).  3o]^anne§  mit  bcm  Set« 
ttnm  StaientiuS,  tritt  in  ben  ^a^xtn  519  unb 
>20  als  SBortfül^rer  unb  «ntoalt  ber  fog.  fc^tl^i» 
4nOUn^peonftantino))eIauf.  S)iefeaj{()nd^e 
tMiItm  im  Kampfe  gegen  9}eftoriani§mu3  unb 
IRonopl^fitiSmud  ben  @a^  ^.Siner  an^  ber  l)tu 
m  S)reifaltigfeit  l^at  im  gleifd^e  gelitten"  jum 
Nier  ber  Ortl^obo^ie  erl^oben  töiffen,  möl^renb 
okoe  2:i^Iogen  iebe  ^enberung  ober  Snoeite» 
lag  beS  ouf  bem  Soncil  ju  Sl^alcebon  (451)  auf» 
lEfUIten  @lauben§belenntniffe§  ablel^nten  (fogen. 
4u|xi8d^fd^er  Streit).  9u|erbem  verlangten  bie 
maSjß  bie  Serurt^eilung  ber  @d^riften  be§  für} 
tt|er  (um  bie  SBenbe  be§  5.  Sal^rl^unbertS)  Der« 
mam  Sifd^ofS  f)fauftu8  Don  Sieji,  »eil  bie» 
^  bem  ^bigianiSmuS  baS  Sßort  rebeten,  ein 
jMoi^,  tDeI(|e8  gleid^faÜS  auf  Dielen  SBiber* 
>M  $ie|.  Sie  @treitig!eiten  l^atten  bereits  töei» 
taifitinfe  gesogen,  atö  am  25.  Wäx^  519  m> 
iMrte  bc8  $a))fie§  ^ormiSbaS  nad^  Sonftan- 
ftwid  bmen,  um  bie  feit  bem  Sobe  beS  ÄaiferS 
2^  L  (gefl.  9. 3uli  518)  möglid^  geworbene 
gProang  ha  ftird^en  Don  SRom  unb  Don  Son» 
g^«I  anjubal^nen.  6ine  2)enffd^rift.  weld^e 
glwBy  im  Flamen  ber  SKönt^e  ben  pöpftlid^en 
^Wn  Sberreid^te  (Epist.  ad  legatos  sedis  apo- 


Btolicae,  Migne,  PP.  gr.  LXXXVI,  75—86), 
l^atte  nid^t  ben  gctoünfd^ten  ©rfolg.  Sm  3uni  519 
begaben  fid^  bc^^alb  einige  äßönd^e  nad^  Som, 
um  perfönlid^  beim  ^apfte  eine  gntfd^cibung  in 
il^rem  ©inne  ju  erwirfen,  unb  al§  §ormi§ba8  mit 
einer  fold^en  gntfd^eibung  jögerte,  ttjanbtcn  fie  fid^ 
an  bie  burd^  j^önig  Xl^rafamunb  nad^  ©arbinien 
Derbannten  Sifd^öfe  2lfrifa'8.  Se^tcre,  an  il^rcr 
©pije  Sifd^of  SfulgentiuS  Don  SRuSpe,  traten  al§« 
balb  mit  Sntfd^iebenl^eit  für  bie  ©ad^e  ber  SRönd^e 
ein  (S.  Fulg.  Ep.  17  de  incamatione  et  gratia, 
bei  Migne,  PP.  lat.  LXV,  451—493).  3n  ben 
erften  Sagen  beS  9luguft  520  Derlie^en  bie  SIKönt^e 
SRom,  um  nad^  ßonftantinopel  jurürfjufel^ren.  5Jm 
13. 3luguft  520  rid^tcte  ber  ^ßapft  an  ben  ju  gon- 
ftantinopel  toeilenben  afrifanifd^en  Sifd^of  $of« 
feffor  ein  ©d^reiben,  Weld^eS  baS  Sorgel^en  ber 
fc^tl^ifd^en  SWönd^e  unb  inSbefonbere  boS  Serl^ol« 
ten  il&rcr  Vertreter  ju  SRom  in  fel^r  fd^arfen  SBor« 
ten  Derurtl^eilte  unb  fobann  erflärte,  bie  SBerfe  beS 
Sifd^ofS  fJauftuS  gel^örten  nid^t  ju  ben  anerfanntcn 
©d^riften  ber  Säter,  unb  bie  gefunbe  Seigre  über 
®nabe  unb  Qfreil^ett  fönne  ben  SOBcrfcn  be§  1^1.  Slu» 
guftinu§  entnommen  werben  (S.  Horm.  P.  Ep.  70, 
PP.  lat.  LXm,  490—493).  2JlajentiuS  maä^k 
biefe«  ©d^reiben  jum  ©egenftonbe  einer  l^erben 
jfritif  (Ad  epistolam  Hormisdae  responsio, 
PP.  gr.  LXXXVI,  93— 1 12).  3laä)  ber  gemö^n= 
lid^en  Slnnal^me  ift  ber  ^ricfter  Sol^anneS,  an  toel« 
d^en  beS  1^1.  QfulgentiuS  ©d^rift  De  veritateprae- 
destinationis  et  gratiae  Dei  Dom  Saläre  523, 
unb  ebenfo  ber  ^ßriefter  unb  Slrd^imanbrit  3oi)an« 
ne§,  an  meldten  bie  tttoa^  jüngere  Epistola  syn- 
odica  ber  afrifanifd^en  Sifd^öfe  (f.  ^cfele,  ßonc.« 
®efd^.,  2.  Slufi.,  n,  697—702)  gerietet  ift,  fein 
5lnberer  als  äol^anneS  aRajentiuS.  ftürslid^  l^at 
inbeffenSoofS  (f.  weiter  unten)  gegen  biefeSbentt« 
ficirung  (Sinfprud^  erl^oben.  3ft  bief elbe  nid^t  l^alt» 
bar,  f 0  Derliert  fid^  bie  ©pur  ber  fc^t^if d^en  TOönd^e 
unb  il^reS  $atron§  2Ra  jentiuS  f  d^on  mit  bem  ©d^rei» 
ben  be§  $apfteS  unb  ber  „Stntmort"  auf  baSfelbe. 
Slu^er  ben  genannten  beiben  ©d^rif ten  befi^en  wir 
Don  SRasentiuS  namentlid^  no^  S)iaIoge  gegen 
bie  5Reftorianer  (Migne  1.  c.  115—158)  unb  eine 
abl^anblung  gegen  bie  3lcep]^aler  (SRonopl^^fiten, 
111-116).  Sme  feine  ©d^riften  finb  lateinifc^ 
überliefert,  unb  ber  lateinifd^e  Sejt  ift  njol^I  aud^ 
als  Original  anjufel^en.  herausgegeben  warb  ber« 
fctbe,  5um  erften  unb  gum  legten  ÜKale,  burd^ 
3.  ßo^IöuS  nad^  einer  5Wümberger  §anbfd^rift 
ber  äSBerle  beS  1^1.  ^^ulgentiuS,  fowo^I  im  ^nl^ange 
ber  graSmifd^en  SluSgabe  beS  1^1.  ß^prian  (Safel 
1520),  als  aud^  in  ber  Don  SB.  ^irfl^eimer  unb 
Sod^IöuS  beforgten  SluSgabe  beS  |l.  fjfuIgentiuS 
(§agenau  1520).  (Sin  „Dielfad^  Dermittelter  unb 
auf  fold^em  SBege  mel^rfad^  entftcttter  5lbbrudf" 
(SoofS)  fielet  bd  Migne,  PP.  gr.  LXXXVI,  73 
ad  158.  S)ie  ©d^riften  befinben  ftd^  in  etwaS  Der» 
wirrtem  Suftönbe.  S)ie  als  felbftänbige  ©d^rift 
erfd^einenbe  Professio  de  Christo  (1.  c.  79 — 86) 
bilbet  ol^ne  S^Deifel  nur  einen  Sl^eil  ber  Dorauf« 


i 


1087 


SWajimtUan,  l^eiligc  SDlartt)rer. 


10« 


gel^enben  Epist.  ad  legatos  sedis  apost.  (75  ad 
78).  Ucber  bic  fc^tl^ifd^en  W6nä)t  l^anbelt  Kor» 
blnal  5lon§  (geft.  1704)  in  feiner  Historia  Pela- 
giana  2, 18 — 20  (H.  Card.  Norisii  Opera  om- 
nia,  Veronae  1729—1732, 1,  474—504)  unb 
in  ben  S)iffcrtQtionen  In  historiam  controver- 
siae  de  uno  ex  trinitate  passo  unb  Apologia 
monachonun  Scythiae  ab  anonymi  scrupulis 
vindicatur  (Opp.  III,  775—942).  3n  neuerer 
Seit  i[t  nur  gr.  SoofS  (fieontiuS  öon  S^sanj, 
1.  93ud^,  Sei})5ig  1887  [bei  ©cbl^arbt  unb  §ar. 
nod,  %ttk  unb  Unterführungen  ^ur  ©efci^id^te  ber 
altd^ripciren  Siteratur  HI] ,  229-261)  näl^er 
auf  bie  ©efd^id^te  ber  fc^t^ifd^en  Winäit  einge» 
gangen.  [Sarbenl^ewer.] 

^tturtlttißtitt,  mel^rere  l^eiUge  SRari^rer. 
1.  ^ajimiHan  öon  il^ebeftein  SRumibien, 
gemartert  am  12.  SJlör)  295.  ®emä|  ben  juerft 
Don  ähiinart  DoEftänbig  ebirten  SRort^reracten^ 
bie  bur(]^au§  baS  @epröge  ber  ^ed^tl^eit  unb  ®Iaub* 
toürbigfeit  an  fn!^  tragen  (ed.  Galura,  P.  2, 208), 
toar  fein  SSater,  3fabiu§  SSictor,  gintreiber  ber 
atecrutengelber  (temonarius).  3118  nun  aud^  SRa^i» 
mifian,  ber  21  Sa^re,  3  aWonate  unb  18  Sage 
alt  toax,  }um  JhiegSbienfte  l^erange^ogen  unb  5u 
biefem  Sel^ufe  gemeffen  merben  foDte,  toeigerte  er 
\iä),  inbem  er  fprad^:  ,,9Wir  ift  nici^t  erlaubt, 
ftriegSbienfte  p  tl^un,  toeil  xäi  Kl^rift  bin  . . .  3^^ 
leifte  ber  SBelt  feinen  Ärieg§bienft,  id^  leifte  i^n 
®ott."  9luf  bie  ijrage,  wer  il^m  biefeS  eingerebet 
ermieberte  er:  ,i^ä)  felbft  unb  ber,  ttield^er  mid^ 
berufen  l&at."  S)er  2lufforberung,  feinen  ©ol^n 
eines  93effem  ^u  betel^ren,  leiftete  ber  SSater  feine 
tjfolge,  ttjeil  jener  felbft  fein  Satl^geber  fei  unb 
toiffe,  tt)a§  il^m  fromme.  91IS  ber  $roconfuI  il^n 
an  Die  ©d^aar  tapferer  El^riften,  bie  im  §eere  ber 
ftaifer  f  änq}f  ten,  erinnerte,  antwortete  SKajimilian : 
;,@ie  felbft  wiffen,  waS  il^nen  nujt.  SDod^  id^  bin 
e^rift  unb  f ann  nid^tS  Ueble§  tl^un."  3luf  bie  grage, 
was  Don  ben  ©olbaten  UebleS  gefd^el^e,  fagte  er: 
„©u  felbft  wei^t,  waS  fie  tl^un."  ^ierauS,  be» 
merft  SRuinart,  muffe  man  entnel^men,  5IJla jimilian 
babe  nid^t  ben  JhiegSbienft  an  fid^,  fonbem  bie 
©elegenl^eiten  jur  @ünbe,  bie  unter  ben  l^eibnifd^en 
jtaifem  befonberS  jal^Ireid^  waren,  }urüdgewiefen. 
©prad^  bod^  nod^  fpöter  SDtartinuS,  na^bem  er 
S^rift  geworben  war,  öl^nlid^erweife:  „^ä)  bin 
ein  ©olbat  El^rifti,  mir  ift  ju  fämpfen  nid^t  er» 
loubt"  (Sulp.  Sev.  De  vit.  b.  mart.  4).  SKaji- 
milian  aber,  wegen  feiner  Sßeigerung  jum  Sobe 
üerurtl^eilt,  erfu(|te  feinen  35ater,  baS  neue  ®e« 
wanb,  baS  er  il^m  jum  ÄriegSbienPe  bereitet  l^tte, 
bem  Sonfector  gum  ©efd^enfe  ju  geben.  Siefer 
Umftanb  gab  wa^rfd^einlic^  ^nla^,  ba^  bie  eble 
SRatrone  ^ompejana  feinen  fieid^nam  nad^  Sar« 
tl^ago  braute  unb  il^n  nid^t  weit  Dom  ©rabe  SQ' 
prianS,  ber  gleid)fafl§  feinem  Sonfector  25  ®oIb» 
ftüdfe  3U  geben  Derorbnete,  beftatten  Iie|. 

2.  SDl  a  I  i  m  i  l  i  a  n  (SDlajimian),  ©olbat  unb 
SKart^rer  3U  Sinti od^ien  unter  SuKan  bem  3(b= 
trünnigen^  war  laut  ben  guerft  Don  9iuinart  ebir» 


ten  TOartprcractcn  (ed.  Galura,  P.  3,  365)  ba 
Don  SRa^imian  ^erculiuS  eingefül^rten  KegimcK 
ber  ^erculier  einoerleibt  unb  tl^eilte  mit  Sondfi 
bie  Sl^re,  bie  JhiegSfal^ne  (labarum)  ju  bel^ 
unb  5u  tragen.  S)iefer  Umftanb  gab  9nla| ; 
il^rem  SKartertobe.  3n  Slntiod^icn  mit  ber  3 
rüftung  bc§  $eere§  ^um  gfelbjuge  gegen  bie  Soj 
befd^äftigt,  fud^te  jlaifer  Sultan  Dorerjl  oue  C 
innerungen  an  ba§  S^riftentl^um  auS  bemfcO 
gu  entfernen.  3n  biefem  Seftreben  fanb  er  an  ji 
nem  Ol^ eim,  bem  SomeS  Julian,  eine  eifrige  @lu| 
S)erfelbe  l^atte  bereits  burdd  Derfd^iebene  (Setpo 
tl^atigfeiten,  namentlid^  burd^  baS  fd^redflid^  92» 
turtum  beS  antiod^enifd^en  ^riefterS  S^ec^ 
(Buin.  354),  groben  feiner  ®raufamfeit  gegeh 
babei  aber  aud^  Don  gwei  Seiten  eine  emfte  SBo 
nung  erl^alten.  S)er  jlaifer,  ber  ben  Soften  i 
^alme  beS  9)ZartQriumS  ni(^t  gönnte,  Derbot  i^ 
in  ber  f^olge  Q^l^riftenblut  gu  Dergie^en,  unb  onbcn 
feitS  fud^te  ber  ^immel  i^n  mit  einer  fd^u^ 
Jhranfl^eit  l^eim,  bie  aOer  jhtnft  ber  9[er)te  toibe 
ftanb  (Buin.  361).  2)iefe  boppelte  SBammig  & 
er  bei  ber  Snfunft  ber  ^erculier  in  9nttoii|ie 
au^er  9d^t  unb  geftattete  feinem  tdbtlid^  ^ 
gegen  bie  Sl^riften  freien  Sauf.  S)em  Jtaifer  anj 
fiel  nid^t  weniger  als  bem  SomeS,  ba|  SRasonffiir 
unb  IBonofuS  nod^  immer  bie  feit  Sonftontisba 
®ro^en  üblid^e,  b.  b-  bie  mit  bem  JheuÄgeid^ii^ 
bem  StamenSguge  Sil^rifti  gefd^müdCte  mtegSfat* 
an  ber  @pi|e  il^reS  ä^egimenteS  trugen.  & 
burfte  na^  i^rer^nfid^t  nid^t  fortbauem.  Stth 
Sl^at  befal^l  il^nen  ber  SomeS,  bie  Arieg?^ 
p  änbem  unb  gugleid^  bie  @ötter  )u  Derel^reo,  M 
er  unb  ber  jfaifer  Dere^rten.  91S  fowol^l  bafiSi 
wie  baS  Rubere  Derweigert  würbe,  l^e  eS  n(u|lx 
SSerorbnung  beS  ffaiferS  genügen  foSen,  Seibeeii 
fad^  aus  bem  ^eere  gu  Derweifen  (Theod.  EI 
3,  4).  StUein  bie  gfurd^t,  ba^  baS  Seifpiel  ki 
Ijfal^nentröger  Diele  Rubere  ju  gleid^em  (ta^MM 
Deranlaffen  f5nnte,  war,  wie  eS  fd^eint,  ber  (Stni 
l^ier  Don  bem  allgemeinen  @efe^  eine  9uM» 
gu  mad^en.  2)ie  $)oIlmad^t,  in  biefem  gdb  li 
ber  Ijfolter  unb  fogar  mit  ber  XobeSftr^  Wtf 
gelten,  l^atte  ber  feomeS,  wie  bie  Slden  ouSbdidBc 
berid^ten,  Dom  ff  aif  er  erbeten  unb  erl^alten.  S)onii| 
l^in  würben  ie^t  SRa^milian  imb  SonofuS  uriita 
l^olt  mit  93leifugeln  gepeitfd^t,  gefoltert  nnb  fl 
alle  erbenfbare  SBeife  gequölt.  918  fie  infidMh 
^tä)  geworfen  worben  unb  unDerfel^  «6fi^ 
waren,  riefen  bie  äuben  unb  Reiben:  JbiAp 
Sauberer  unb  ©ottlofe!"  S)age8en  erf^ia  h 
gleid^faÜS  l^erbeigeeilte  fßröfed  SecunbuSüBerbe 
^efunb  ber  Qa^t  nid^t  wenig  ergriffen  unb  di 
fd^lol  ftd^  rafd^,  l^ier  eine  ganj  eigentl^mlid^fai 
anguftellen.  6r  lie^  l^eibnifd^e  ^rieftet  bnKB0 
an  biefen  aQeS  DoÜgiel^en,  waS  bie  Reiben  bei  ttiC 
Opfern  unb  öbnlid^en  Snldffen  m  tl^un  pfb^ 
unb  üe  bann  gleid^faUS  in  fiebenbeS  $ed^  wSfi 
^IS  fie  nun  Derbrannten,  Derweigerte  ber|Ü 
fect  ©ecunbuS,  unter  ^inweiS  auf  bie  9BänB0 
bie  aus  bem  SVhtnbe  Julians  l^ouSfldffeQ,  feil 


SJlasimilian,  l^eilige  SRart^rer. 


1090 


Ott  loeiterett  2:]^atKd^feiten  gegen  bte 
ib  etitpfal^I  fi^  sugleid^  ttt  ba§  ®e(et 
it  ^etrti  99onofu8''.  Obgleid^  ^terburd^ 
if)t  ber  Stxanf^tii,  an  ber  er  litt,  nad^' 
\auxt,  ful^r  benno(]^  ber  SomeS  3uliatt 
)U  Sl^rtften  }u  toütl^en,  unb  Derurtl^eilte 
i  ttttb  99otu)fu§  fammt  il^ren  ®enoj|ett 
itttg  mit  beut  ©d^toerte.  SBenige  Sage 
ber  Somed,  ttad^betn  er  DergebenS  feine 
]^{ttn  geblieben  toor,  erfud()t  l^atte,  fär 
rgenefung  )u  beten.  S)iefe  l^atte  feinen 
en  unb  unt)erbefferlt(^en  @inn  ol^ne 
r  burd^fcfymt.  —  S)er  log,  an  bem 
i  tmb  feine  ©enoffen  gemartert  wur- 
tmA  bem  Stömifd^en  ^art^rologium 
n  ffalenbarien  auf  ben  21.  ^uguft 
n  Äojpfe  ber  SRart^reracten  baffir  ber 
ber  (XIV.  KaL  Oct)  angegeben  toirb. 
eine  tud^  bo8  anbere  S)atum  ifl  baS 
enn  ber  SomeS  Julian  litt  bereits  jur 
SRopmilion  in  SJerl^ör  nal^m,  on  ber 
ihonf^eit,  Don  ber  er  nid^t  mel^r  gena§. 
aber  erfi  bei  ©elegenl^eit  beS  SKarter- 
boritS  eingetreten,  toeld^er  nad^  bem 
\  ^oMmpt\%  SU  2)a^^ne  (22.  Oc« 
rrfolgthxnr.  S)emno(!^  ift  SRo^milianS 
n  boS  Snbe  be§  Sal^reS  362  ober  in 
)  beS  folgenben  3a|re§  ^u  Derfe^en. 
A.  SS.  Aug.  IV,  425;  TiUemont, 
Vn,  406.  739  S8.) 
:imilian  Don  Selefa  (Si&i  ober 
SteiermarO/  3lpofteI  5Roricum8  unb 
2)ie  über  il^  Dorl^anbenen  ^cten  fiam» 
3  ber  ÜRitte  be§  13.  Sa^rl^unbertg  unb 
i)ut)erlöffig.  SS>a%  IBefie  barin  ift  Diel« 
)vmtiS  auf  ben  1^1.  Shtpert,  afö  einen 
id^  3^9^  fü^  i>^e  l^ol^e  SSerel^rung, 
BL  SRajimilian  bereits  gu  feiner  3eit 
oer  Sl^ot  l^at  ber  ffi.  3tüptxt  ju  Sl^ren 
pmilian  eine  Säxi^t  gu  iBifd^ofSl^ofen 
(=  93anngau)  gegrünbet  unb  in  Jeg» 
\  bie  Serel^rung  beSfelben  p  förbem 
.  B.  Sepp,  Vita  s.  Hrodberid  primi- 
deponti  1891 ,  42).  S)iefe  ^eröor» 
d)eid^ng,  bie  bem  1^1.  SRa^imtlian 
;n  baS  Snbe  be§  7.  ^al^rl^unbertS  gu 
t,  fe|t  natürlid^  naml^afte  SSerbienfie, 
M  um  biefe  ® egenb  ermorben,  oorauS. 
kienfle  finben  il^ren  SuSbrudC  in  einer 
tbition,  tDonad^  bie  JTird^e  t)on  Sord^ 
Srunbung  beS  ^l^riftentl^umS  im  92ori» 
neu  9{amen  il^re  erfte  Sntftel^ung  unb 
j  fnü|)ft.  Sie  3«tt  toann  bicfeS  ge» 
man  mit  giemlid^er  ©emi^l^eit  auS  ben 
ermeffen.  3n  ber  Siogropl^ie  ©eöerinS 
©d^ergugit)piu8  (abgcbr.  beilJfrieb« 
«ef«.  SeuMIanbS  1, 444  ff.)  erf  d^eint 
{ufagen  Douftonbig  d^riftianifirt;  über« 
wcq,  ttrie  bie  SJlartQreracten  beS  1^1.  t$Io* 
cL)  geigen,  fd^on  gu  Anfang  be§  4.  Sal^r« 
ne  grö|ere  Sl^riftengemeinbe.  S)arum 

Btto«.  TIXL   2.  ünfL 


tt)irb  man  bie  ©rünbung  biefer  ftird^e  unb  mitl^ 
aud^  bie  S&ötigfeit  beS  f)l  aRajimilian  öor  biefe 
Seit  l^inaufrüdfen  muffen.  Sie  3eitangabe  ber 
acten,  toonad^  ber  ©eilige  öon  X^ffiiS  IL  (257  bis 
258)  feine  SRiffion  erl^alten  l^be,  bflrfte  bemna^ 
tool^I  bie  rid^ttge  fein.  2)aS  furj  barauf  erfolgte 
Xolerongebict  beS  ffaiferS  (SaUienuS  (260—268) 
fam  feiner  a^oftolijd^en  E^ätigfeit  fel^r  gu  Statten. 
Sr  tDXxttt  meifienS  tu  unb  um  Sord^  (Laureacum). 
Ob  er  aber  aud^  als  Sifd^of  t>on  Sord^  fönne  an» 
gefeiten  tocrben,  ift  ungemi^  Sber  9}erf äff  er  berieten, 
freilid^  nml^rfd^einliqi  irre  gefül^  burd^  ein  (un« 
achtes)  ©d^rriben  beS  ^fteS  ©Qmmad^S  (498 
bis  514)  an  einen  Sr^bifd^oJ  Don  Sord^,  mad^t  i^ 
fogar  gum  Srgbifd^of  oafelbft.  S)od^  toirb  er  toobl 
el^er  nur  als  ätegionarbifd^of  gelten  mäffen,  ba 
feine  Sl^ätigteit  ^d^  bis  in  bie  ©egenb  Don  ^ei> 
ftng  erftredCte,  aud^  bie  9giIoIftnger  i^n  als  fionbeS- 
a^oftel  eierten,  uttb  bie  ©d^e^rer  unb  ©absburger 
i^u  fogar  als  ^romilienpatron  erfennen.  3nbe^ 
toirb  t>telfad^  feine  bifd^öfßd^e  SBürbe  begreif elt, 
tt)eil  eine  Urfunbe  JfarlmannS  auS  bem  Shtfre  878^ 
ebenfo  bie  jf alenbarien  t>on  Segemfee  unb  3RSBI 
aus  bem  11.  unb  12.  Sal^rl^unbert  il^n  nur  als 
confesBor  begeid^en.  SDagegen  l^at  man  geltenb 
gemad^t  ba|  bie  Sprad^e  ber  ®i))Iome  in  ben  ge^n 
erften  Sal^rl^unberten  bie  Sifd^öfe  fiberl^aupt  ni^t 
als  fold^e  gu  begeid^nen  pflege.  ®ie  biegen  barin 
in  ber  Siegel  bIo|  martyres  ober  ooi^essores. 
Sbenfo  moQte  man  bem  1^1 9Ra£imiIian  bie  SBürbe 
eines  SJlart^rerS  abfpred^en,  toeil  er  in  ben  er- 
U)ö]^nten  ^denftüdCen  ftetS  nur  als  confessor  figu« 
rirt.  allein  gett)i|  ift  ba^  baS  10.  ^al^rl^unbert 
ibn  bereits  als  iÖJart^rer  fennt  inbem  ein  Srei- 
finger  jfalenbar  auS  bem  10.  Sal^rl^unbert  gum 
12.  October  S.  Maximiliani  mart  1^  (9L  Sed^« 
ner,  SDWttelalterl.  Äird^enfefle  unb  ftalenbarien, 
gfreiburg  1891,  20).  Sieben  ber  Srabition,  bo^ 
er  93e(enner  uttb  ®laubenS))rebiger,  mu^  barum 
aud^  bie  anbere,  ba|  er  SRart^rer  getoefen  fei,  oon 
jel^er  beftanben  l^aben,  fonft  l^ötte  bie  Ie|tere  nid^t 
plö^Iid^  in  einem  jf alenbar  gum  KuSbrua  gelangen 
iönnen.  ®emä|  ben  Scten  erlangte  er  in  feiner 
©eimat  SiQt)  unter  jf  aif  er  9htmerian  bie  SRart^rer« 
palmt.  S)aS  3abr  feines  XobeS  ift  ungetoi^.  Sie 
eingaben  fd^toanlen  gtotfd^en  ben  Salären  281  unb 
308  (BoU.).  SBabrfd^einlid^  ift  er  iebod^  bereits 
t>or  ber  biodetianifd^en  SJerf  olgung  gemartert  mor« 
ben,  weil  wir  fonft  über  fein  SebenSenbe  juöer» 
löfftgere  92ad^rid^ten  belommen  l^ötten.  ®ino  bod^ 
aud^  über  ben  1^1.  gKonan  autbentifd^e  bieten  auf 
uns  gelommen !  Sr  mürbe  au|erbalb  ber  ©tobt 
Kifl^  beftattet,  unb  fein  ®rob  blieb  in  gieren,  ©o« 
balb  nad^  ben  ©türmen  ber  SJöDerttmnberuttg 
einigermaßen  toieber  orbentlid^e  SBerl^öItniffe  an- 
getreten toaren,  würbe  aud^  an  bie  Srl^ebung  ber 
@ebetne  biefeS  t>erbienf[t)oSen  ©eiligen  gebadet 
Sßöl^renb  bie  Uebertragung  berfelben  nad^  yitopü 
(b.  b.  Nienburg)  feinen  ©lauben  öerbient,  fd^eint 
es  ftd^er  gu  fein,  ba|  biefelben  gum  erften  3Mt 
burd^  ben  ffi.  Shtpert  erl^oben  würben.-  3eben« 


1091 


9Rasiminu8,  ber  1^1. 


1092 


folld  mieten  fle  efate  3^tlattg  in  ber  t)on  biefem 
errid^teten  cella  Pongawensis.  S)QrQuf  famen 
flc  (nad^  Slücntin)  nod^  Surgfird^en,  üon  wo  fic 
ber  ftöntg  jforlmann  876  ober  878  in  bte  t)on 
i^m  neu  erbaute  Stitä^  ju  (2llt«)  Detting  über« 
trug.  9BeiI  {ie  l^ter  bur(|  bte  uneberl^olten  Sin* 
fäOe  ber  Ungarn  bebrol^t  fd^ienen,  mürben  fte  um 
baS  ^Qf)x  985  nad^  $a{{au  gebrad^t;  l^ier  fanb 
am  3.  «uguft  1289  unter  SBifd^of  »eml^rb  eine 
feierlid^e  grl^ebung  jiatt.  ®er  ffi.  ajlajimilian 
mirb  am  12.,  an  einigen  Orten  am  29.  October 
Derel^rt;  aud^  im  SUmifd^en  SJtartproIogium  fielet 
er  mit  bem  1^1.  Valentin  ^u  biefem  Zage.  (93gl. 

b.  art.  Sägern  ü,  89;  Boll.  Act.  SS.  Oci 
VI,  28.)  [5ßeter§.] 

SBoMmhuts,  ber  1^1.,  93ifd^of  t)on  Zrier 
(c.  382—349),  beffen  Seben  in  bie  gdt  ber  glor- 
reid^en  jfömt)fe  be§  1^1.  9t]^anaftu§  gegen  bie 
Strioner  föSt,  ftanb  mit  bem  ^ßa))fte  3ußu3  unb 
bem  Sifd^of  $o{tu8  t)on  @^orbuba  bem  großen 
©trater  für  bie  Sleinl^eit  bed  ©laubenS  ftet§  treu 
jur  ©eite,  wie  biefer  in  feinen  ©d^riften  wieber- 
|olt  bejeugt.  Se^tere  bilben  aud^  bie  Dor^üglid^fte 
Duelle  für  baS  Seben  unb  bie  9Bir!famfeit  unfe- 
reS  ^eiligen.  Slu^erbem  fprid^t  unter  ben  jeit- 
genöfftfd^en  ©d^riftfteEem  nur  ber  1^1.  ^ieron^- 
mu8  t)on  il^m,  meld^er  il^n  ben  gefeierten  S9ifd^of 
t)on  Zrier  nennt  (Chron.  ad  a.  6  imp.  Const.). 
2fm  6.  äal^rl^unbert  bejeid^net  il^n  @regor  t)on 
ZourS  als  einen  Diefoermögenben  ^eiligen,  alS 
einen  großen  Qfürfpred^er  be§  tricrifd^enSSoIfeSbei 
®ott,  an  beffen  ®rabe  oftmals  l^errlid^e  Sßunber 
gefd^dl^en  (Eist.  Franc.  1,  85;  De  gloria  Conf. 

c.  93).  Sine  auSfül^rlid^e  SebenSbef^reibung  gab 
erft  im  8.  Sal^rl^unbert  ein  ungenannter  9Rönd^ 
Don  @t.  9Jtasimin:  Sifd^of  Supud  t)on  ei^&Ion§ 
überarbeitete  biefeloe  834  bei  feinem  langem  2luf« 
entl^alt  in  genannter  Slbtei  auf  ^Sitten  bed  Slbted 
SBalbo.  Srftere  ftnbet  ftdl^  bei  ben  SSoÜanbifien, 
le^tere  bei  ©uriuS  gum  29.  SRai  abgebrudCt;  beibe 
finb  aber  mit  SSorftd^t  ]u  gebraud^en,  meil  fie  nid^t 
nur  mand^  f abeH^aft  flingenbe  3lad^rid^ten,  f otü)em 
aud^  offenbare  93erftö^e  gegen  bie  Sl^ronologie 
entl^alten.  2)agfelbe  gilt  t)on  ben  Angaben  ber 
Gesta  Trevirorum  c.  31  (ed.  Wyttenb.).  Heber 
bie  aibflammung  unb  Sugenbjeit  be8 1^1.  SKajimin 
berid^tet  ber  Slnon^muS  unb  mit  il^m  flberein* 
ftimmenb  SupuS,  ba|  er  einer  angefel^eneut^familie 
5U  ©iÜQ  in  9(quitanien  entfproffen  unb  al§  3üng* 
fing  nad^  Srier  gefommen  fei,  um  unter  ber  Seitung 
beö  berül^mten  Säifd^ofS  ägriduS  feine  tl^eologi« 
fd^en  ©tubien  gu  mad^en.  9iad^bem  er  t)on  biefem 
bie  SBeil^en  ettH)fangen  l^atte,  folgte  er  feinem 
Sel^rmeifler,  menngleid^  mit  SBtberfkeben,  auf  bem 
bifd^öflid^en  ©tul^Ie  nad^  (loal^rfd^einlid^  332). 
S)er  Anonymus  tt^&^li,  f omol^I  ber  fterbenbe  2lgri» 
ciuS  als  aud^  DuiriacuS,  ein  t$freunb  unb  SanbS* 
mann  2RaximinS,  feien  burd^  einen  ßngel  belel^rt 
toorben,  ba^  JRoi^min  5Rad^foIger  öon  agriduS 
xmhm  f  olle.  2118  95if  d^of  gewann  5Ko  jimin  großen 
Sinflu^  auf  ben  faiferli^en  ^of  in  Srier,  m 


6:onftantin  n.,  feit  335  $röf ect  t)on  (Sollten,  tefd 
birte.  3^m  l^ouptföd^lid^  ift  eS  }u  t>tämSxa,  ba| 
baS  Slbenblanb,  f o  lange  Sonftontin  IL  unb  fdi 
Sruber  @^onftan§  am  Seben  blieben,  nid^t  etaif 
mie  ber  Orient  Don  oben  l^erab  arianiftrt  umA 
3lfö  335  ber  ^l.  Sltl^anafiud  Don  eonßontm : 
nad^  Xrier  in  feine  erfte  SSerbomtung  gejd^idt  umib 
trat  ÜRajimin,  ber  bie  9tanfe  ber  Chifdoianer  bnrd 
fd^aute,  als  SSertl^eibiger  beS  ©laubenSl^elbcn  ai 
geleitete  il^n  an  ben  ^of  unb  ermirfte  i^m  eii 
gütige  Slufnal^me  bei  (Sonftoitin  IL,  ber  ben  Se 
bannten  mit  allem  9l5t]^igen  Derfal^  (Äthan.  EBt 
Arian.  50).  Sinen  ebenfo  großen  ßinflu^  gettai 
ÜRaiimin  auf  ftaif er  S^onftanS,  miä^tt  na^  9oi 
ftantinS  n.  Xob  f aft  smei  2)ritt]^eile  bed  römifd^ 
Sleid^eSbel^errfd^te.  SBöl^renbeonftantiudimSto 
genlanbe  fid^  Dbllig  in  ben  Rauben  ber  Srion 
befanb  unb  ben  l^L  ^t^anaftuS  )nm  jtoeiten  9ta 
Derbannte,  fonnten  bd  SonftanS  bie  SlbgefaiAk 
ber  ontiod^enif  d^en  ©Quobe  Don  341  ntd^tS  erreid^ 
ÜRapmin  Derwdgerte  i^nentro^il^reS  ortl^obosffii 
genben  ®lauben§befenntniffe8  bie  JKrd^eng«nefa 
fd^aft  unb  beftimmte  aud^  in  SSerbinbung  mit  ^ 
Julius  unb  Sifd^of  ^ofiuS  ben  ff aif er  gn  SRo 
lanb,  ba^  er  ftd^  mit  feinem  SSruber  in  SSerbinbn 
f e^te  unb  gur  ^Beilegung  aller  SBirren  bie  Sen^n 
einer  ©^nobe  nad^  ©arbica  in  3n^en  tittcamjti 
Sltl^nafiuS  fam  ie|t  343  nad^  %xitx,  um  gemdn 
fd^aftlid^  mit  $ofm8  unb  SRai^imin  bie  9hife|r 
©Quobe  5u  mad^en.  3n  ©arbica,  mo  94  orq» 
böse  S9ifd^5fe  fid^  Derfammelt  l^atten,.  unterfd^ 
SRaiimin  unmittelbar  nad^  bem  Sorft^enben  U 
S9ef^lüffe,  burd^  meldte  ^tbonoftuSneuerbinglfii 
unf d^lbig  erflört  mürbe.  Sbenf o  urarbe  geforbed; 
ba|  ber  Don  ben  Sufebianem  Derbrängte  9ifi|o| 
Paulus  Don  Sonftantinopel  mieber  auf  fein  8il< 
tl^um  gurüdßel^ren  foDe.  9Bie  l^od^  ber  Sii|h( 
ÜRosiminS  auf  ben  ®ang  ber  SBeri^anblungen  m 
ben  Sufebianem  angefd^lagen  ttmrbe,  ge|^t  batMi 
l^erDor,  ba^  biefelben  auf  il^rem  gldd^jdtigen  Co» 
dliabulum  }u  ^l^ilippopoliS  ben  Samt  über  9losi' 
min  ebenfo  mie  über  ^apfi  3uliu8  unb  Siftt»! 
^oftuS  auSfprad^en.  Salb  nad^  feiner  StSd^i 
Don  ©arbica  trat  an  SJtapmin  bie  $flid^t  ffM 
bie  Steinl^eit-  bed  ®lauben§  aud^  gegen  einen  Itt* 
bifd^of  eupl^rateS  Don  fföln  (f.  b.  Strt),  wilp 
nod^  in  ©arbica  mit  ÜJlapmin  gefttmmt  1^  9 
maleren.  93onDerfd^iebenen©dten  mürben  lllfl|ii 
laut,  ba|  Supl^rateS  baS  nicönifd^  SeIenntn$<A> 
fd^möd^e;  mel^rere  Sifd^öfe  brad^en  mit  il^  M 
©emeinfd^aft  ab ;  als  aber  ßupl^ateS  nur  UR  fi 
l^artnädtiger  fdne  SReinung  Dortrug,  Derfanmdti 
SRajimin,  als  ber  nöd^fle  unb  ölteße  Sifd^of  bei 
©egenb,  gu  fföln  346  eine  Stationalf^nobe,  xm 
@u))l^rateS  feines  SiStl^umS  entfe|te  (DgL  &l 
fföln,  ©tinoben  VH,  898  f.).  —  SKosinrfn  fiJeW 
aud^  literarifd^  tl^ötig  gemefen  gufein,  mie^^ 
einem  fo  bebeutenben  fttrd^enfürflen  in  einffp 
möd^tig  bemcgten  3eit  ermarten  Iä|t.  8fät  m 
Snnal^me  fpnd^t  bie  9eu^erung  beS  1^  V^ 
nafiuS  (Disput.  I  adv.  Ananos) :  «SQSemt  bhfi 


1093 


aRa^iminuS,  S.  3uliu8  SetuS. 


1094 


&H^  ^n  ben  SRe^tglöubigen  ausgingen,  toxt 
kit  M  großen  Selennerd  ^oftuS,  SRosimind  t)on 
fioDim  ober  f eineö  Slad^f olgerS  . . . ,  f o  böten  jte 
itmm  Saum  für  ben  leifeften  SSerbad^t;  benn  jle 
gib  aufrid^ttge  unb  ^äfiiä^it  SBerle  apoftoltfd^er 
giämier.''  Selber  ift  und  Don  fold^en  ©duften 
wSß  oererbt.  2)a  aber  fd^on  ^teron^muS  in 
{am  ftatalog  ber  d^ftlid^en  S^ftfteller,  ob- 
ttUji  er  {id^  längere  S^it  in  Zrier  aufgel^alten 
H  md^  booon  ermahnt,  fo  fielet  }u  Dermutl^en, 
boft  m^anafiuS  nur  an  bie  Hirtenbriefe  ba^te, 
fed^eSDtosimin  an  feine  S)iöce{anenrid^tete.  ^ud^ 
1011  feinen  Slnffirad^  an  baS  SSoÜ  ift  feine  er* 
(oUen.  3)a|  er  ein  eifriger  unb  gern  gel^örter 
Stifmibiger  beS  göttlidjien  SBorteS  gemefen  fei, 
baMSt$cmafiu8  an^  inbem  er  fagt  ba^  ]u  feiner 
Seit  bie  in  Xrier  Dorl^nbenen  JKrd^en  ^ur  Sluf* 
M^  beS  l^eilSbegierigen  S3oI!e§  nid^t  ouSgereid^t 
\ßm  (Äthan.  Apol.  ad  Gonst.).  Unter  \f)m 
iriga  fid^  aud^  bie  erflen  9nfönge  be§  OrbenS* 
idcttS  in  Xrier,  offenbar  angeregt  burd^  bie  Zl^ötig- 
bit  beS  ^.  atl^naftuS,  beS  Sfreunbed  be§  6in- 
Ibbleift  Sntoniud,  bei  feinem  unfreinnUigen  9uf- 
fltfMt  in  ber  3RttcopoU  (SaUieng  (ogl.  Aug. 
(M  8, 1).  S)arf  man  (ierau§  ben  @d^Iu^  sielten, 
b4  f^on  in  ben  erfien  9legierung§ia]^ren  be3 
fKloKifrigen  Sifd^ofd  feine  (Semeinbe  ftd^  in 
Ubenbem  3uflanbe  befunben  l^t  unb  Dolüommen 
i)ripiaiiiftrt  xtHxt,  fo  erf d^eint  ed  afö  felbftDerftonb« 
fii^  bog  Stasimin  fein  9uge  aud^  ouf  boS  Sanb* 
loB  m  ben  weiteren  ffreifen  feines  JKrd9enf)n:engete 
gsi^tct  ^be.  3n  ber  Sl^t  berid^ten  bie  93io« 
gn|)ien  beS  8.  unb  9.  Sal^rl^unbertS,  ba|  er  feine 
etiler,  ben  $riefler  (Sa^r  (f.  b.  ^rt.)  an  bie 
■ittbce  9lofeI  mit  bem  @i|e  in  Karben,  unb  Su« 
btiufi  (f.  b.  9rt.)  an  bie  untere  9Rofel  mit  bem 

Sin 6obem,  aß ÜRifftonare  auSfanbte.  @ein 
erfolgte  um  baS  Sai^r  349.  Sie  3o]^anni§« 
bift,  in  tDüä^  er  bejtottet  ttmrbe,  erl^ielt  ben 
mtcn  StosiminSfird^ ;  fd^on  als  @regor  oon 
Xinft  feine  ®efd^d^  ber  f$fran!en  oerfa^e  (1, 85), 
Me  Stosimtn  alS  $atron  ber  @tabt  unb  als 
64Ji|er  gegen  teuflif^e  Angriffe  t>ere]^rt.  @ein 
St?  ift  am  29.  SRai,  al.  12.  @e))tember.  (93gl. 
BoL  Majiyn,  376;  Oct.  XI,  829;  GaUia 
cbist  XIII,  375;  Ghamard,  St  Maximin, 
il  ber  Bevne  des  Quest.  hisior.  I,  Paris  1867 ; 
M.  S)teL  S)er  I^L  SRasiminuS  unb  ber  1^1.  $au- 
bft,9ifd^feti.S:rier,  Xrier  1875.)  [be Sorenji.] 
VbtttatbiM,  e.3uUuS  SSeruS,  berSl^ra» 
der,  tiWf Aar  Paifer  (235—288),  toox  in  %ixa- 
äeii  bon  borbarifd^  SItem  geboren.  @eine 
Artler  gel^e  bem  93oI!e  ber  Alanen,  fein  Sater 
h«  ber  (Boten  an.  SIS  ffaifer  SeptimiuS  @e« 
^n&  onf  ber  StfldSel^r  Don  einer  S^pebition  in 
te  Orient  in  Xl^acien  fyiii  mod^te,  um  ben  ®e< 
ittiStag  feines  jungen  Sol^neS  ®tta  burd^  allerlei 
viäürifd^  @^Ie  )u  oerl^enltd^en,  jog  ein  junger 
8ttb«ami  —  eben  ÜRapmin  -—  fonjol^l  burd^ 
<i(iniB&{(ige  @tärfe  unb  (Seioanbtl^eit  als  burd^ 
Qbfiak  ®rjy|e  beS  ftörperS  bie  3lufmerffam!eit 


beS  ÄaiferS  fo  fel^r  auf  fui^,  ba^  er  il^n  fogleid^ 
unter  bie  Slrmee  aufnal^m.  Unter  ber  Xegierung 
beS  SeptimiuS  @eoeruS  unb  feines  ©ol^neS  flieg 
er,  Don  beiben  gfürfien  begünftigt,  bis  ^u  bem 
9lana  eines  @^enturio  auf,  uml^renb  er  unter  ber 
ßerrfd^aft  beS  9R5rberS  t)on  ßaracaDa  unb  unter 
f^eliogabal  fid^  oom  öffentlid^en  S)ienfte  aurfidC- 
gejogen  l^ielt.  9lad^  ber  Zl^ronbefleigung  oon  Slle- 
sanber  @eoeruS  feierte  er  an  ben  ^of  surüdC,  belam 
ben  el^renooOen  Soften  beS  S9ef el^ISl^aberS  ber  Dier« 
ten  Segion  unb  fd^loang  ftd^  na(|  unb  nad^  bis  gur 
l^öd^ften  militärif^en  Stürbe  auf.  S)od^  biefe  ISe* 
förberungen  unb  S^unftbe^eigungen,  loeit  entfernt, 
feine  Zreue  }u  bef eftigen,  bienten  nur  ba^u,  feinen 
^tgei^  5U  fiad^eln.  Sr  n)u|te,  ba^  ^le^anber 
@eoeruS  bie  Siebe  ber  Srmee  oerloren  l^tte,  unb 
fa^te  ben  Sntfd^Iu^/  burd^  aOerlei  SuSftreuungen 
bie  ^erjen  ber  @oIbaten  bem  ffaifer  ooOenbS  }u 
entfremben  unb  für  fid^  ^u  gen)innen.  2)ie^  gelang 
um  fo  leidster,  als  SWojimin  offenbar  troj  feiner 
Strenge  unb  ©raufamfeit  eine  äd^te  ©olbaten- 
natur  mar,  meldte  baS  ^eer  ^u  eleftriftren  utü> 
bauemb  }u  feffeln  oerfiano.  @o  !am  eS,  ba^  ber 
ftaifer,  meld^er  eben  ein  großes  ^eer  am  Sll^eUi 
gegen  bie  Seutfd^en  ^u  fül^ren  gebadete,  in  einem 
@oIbatenaufftanbe  erfd^lagen  luib  ÜJlosimin  oon 
ben  meuterifd^en  2:ru))))en  ^um  9lad^foIger  auS« 
gerufen  lourbe.  ÜRit  ii^m  gelangte  juerft  ein  nad^ 
^funft  unb  @inneSart  ödster  93arbar  auf  ben 
X^ron  ber  römifd^en  Söfaren,  loeld^e  bis ju  biefer 
3eit  alle  burd^  Slbfunft,  jfenntniffe  unb  SJerbienft 
ber  gried^ifd^srömifd^en  Sultur  angel^ört  l^atten. 
O^ne  9lom,  ben  9RitteIpunIt  beS  Sleid^eS,  ^u  be- 
fud^en,  fül^rte  ÜJlosimin  fofort  ben  ftrieg  am  Sll^ein 
unb  an  ber  S)onau  mit  glüdHid^em  Srf olg  unb  be* 
gann  ben  jf ampf  loiber  bie  @armaten.  ^e  ^aupt* 
ftabt  moOte  er  nid^t  feigen,  loeil  er  befiänbig  feiner 
gemeinen  barbarifd^en  Sbfunft,  ber  Siol^eit  feiner 
öu^em  Srfd^einung,  ber  gän^Iid^en  Untinffenl^eit 
in  allen  ftünften  unb  Sinrid^tungen  beS  bilrger* 
lid^en  SebenS,  enblid^  beS  SBIuteS  unb  SSerratl^eS 
Id^  erinnerte,  burd^  meldten  er  fid^  jumOberl^erm 
eS  römifd^en  Sleid^eS  aufgefd^mungen  l^atte.  3)em 
entfpred^enb  bulbete  er  um  feine  $erfon  feinen 
SRonn  oon  eblem  ©efd^Ied^te  ober  t)on  SSilbung 
unb  mar  t)on  bem  @d^red!bi(b  ber  SSerad^tung  fei- 
tenS  beS  römifd^en  SJoffeS  mie  oon  feinem  @d^at* 
ten  begleitet.  3)iefer  Slrgmol^n  er jcugtc  einen  mal^r» 
5aft  tenoriftifd^en  §a|,  eine  unbegrenzte  S5er» 
f olgungStDut)^  gegen  alle  unb  jiebe,  meldte  Silbung 
unb  SSerbienft  befofeen  unb  am  §ofe  feines  eblen 
unb  milben  SSorgöngerS  in  ©^ren  unb  ©eltung 
geftanben  l^otten.  Unter  einem  f old^en  ftaifer  f onn- 
ten  aud^  bie  ßl^riften  nid^t  auf  Seiten  ber  Slul^e 
unb  ©ulbung  l^offen.  SWammäa,  bie  ÜRutter  beS 
Stleganber  ©eüeruS,  l^atte  ja  einft  ju  2lntiod^ia 
ben  ftird^enlel^rer  DrigeneS  ju  fid^  entbieten  laffen 
unb,  obmol^I  fie  ^eibin  mar  unb  blieb,  feinen 
Vorträgen  mit  bem  größten  3ntereffe  jugel^ört. 
®ie  in  jenen  Seiten  l^äufige  f^ncretijHfd^e  S3e« 
trad^tungSmeife  unb  Uebung  ber  SReligion  mar  auf 


i 


Äiv* 


1095 


ÜRasimuS,  ber  1^1. 


SIeiponber  @eDeru8  fibetgegangen.  3n  feinet  ^ouS» 
taptUt  Derel^rte  er  neben  ben  93Ubem  Don  llbra* 
}^am,  Orpl^euS,  StpoDoniuS  aud^  boS  Don  S|^nftu§ 
Qfö  eines  el^mürbigen,  um  bie  SJtenfd^l^eit  Der« 
bienten  SBeifen.  S)e|n)egen  toax  er  ben  @^l^riften 
onäbig  geioefen^  unb  Diele  feiner  t$freunbe  unb 
Wiener  Italien  i^rer  ©emeinfd^aft  ongel^ört.  3n« 
bem  nun  ÜRosintin  gegen  alle  f^reunbe  unb  ^n* 
l^önger  feines  SBorgöngerS  }u  mutigen  begann, 
nutzte  feine  SSerfoIgung  natürlid^  oud^  bie  Sl^ri» 
ften  treffen.  3*DQr  fagen  bie  3cugniffe  beS  9IIter- 
tl^untS,  ba^  ÜDlo^imin  nur  bie  ^öupter  ber  üixä^t 
mit  bem  Sobe  ju  beftrafen  befo|len,  mit  DieOeid^t 
in  ben  erften  Seiten  Don  Sle^onber  @eDeru§  d^rift- 
lid^e  S9ifd^5fe  mit  bem  £)ofe  in  93erbinbung  ge* 
ftmiben  l^atten.  Sber  felbft  menn  ber  jfoifer  feine 
93Iutbefe||Ie  auf  bie  ®eiftlid^en  allein  befd^rönfte, 
fo  fonnte  e§  babei  bo$  unmöglid^  fein  SSemenben 
l^aben;  e3  mußten  Sitt^iel^ungen  be§  S3erm5gen§, 
SSerbannungenunb  anbete  ©trafen  über  bie  gan^e 
©emeinfd^aft  ber  Kl^riften  l^ereinbred^cn.  ®er  ff ai« 
fer  brandete  ftd^  nur  pm  t$feinbe  ber  S^l^riften  5u 
erüären,  um  aOe  ^ngel^örigen  bed  SDangeliumS 
ben  genannten  plagen  jumal  in  f old^en  ^roDinjen 
au§5ufe^en,  in  toA^tn  ber  alte  ^a^  be§  ^eibnif d^en 
93oI!e§  gegen  bie  @^|riften  burd^  }erftörenbe  9tatur- 
ereigniffe  auf^S  Jltnt  ent^ünbet  mürbe  tmb  ber 
9anati§mu§  ber  Stattl^alter  mit  ber  SButl^  be§ 
Solfed  gemeinfame  @ad^e  mad^te.  9{un  maren  aber 
in  ber  Sl^at  Derfd^iebene  ^roDinjen  be§  SReid^eS 
Don  aOerlei  fianbplagen  ]^eimgefu(|t  morben,  unb 
in  S^oppabocien  unb  ^ontuS  inSbefonbere  l^atte 
ein  Srbbeben  ganje  @töbte  Derfd^lungen.  SBie  ge» 
möl^nlid^,  mürbe  bie  Sd^ulb  baDon  ben  Sl^riften 
beigemeffen.  Sa^u  !am,  ba|  aud^  @erenianu§, 
ber  ©tattl^alter  Don  Sa))))abocien,  ein  graufamer, 
ben  (S^riften  feinbfeliger  SWann  mar.  ©o  gefd^al^ 
e§,  ba^  in  ienem  Sanbe  möl^renb  ber  Verfolgung 
3Ra£imin§  nid^t  bIo|  ber  SHacon  9lmbroftu§  unb 
ber  ^efter  ^rotocletuS  Säcfenner  mürben,  f  onbcm 
ba^  bie  bortigen  Sl^riften  über]^aut)t  ge^mungen 
maren,  Don  einem  Snbe  be§  fianbeS  ^um  anbem 
m  fliel^en,  il^re  ^eimat  ^u  Derlaffen  unb  in  atü)ere 
^roDin^en  auSjumanbem.  Sud^  ju  9lom  blieben 
bie  Sil^rtfien  nid^t  ungef öl^rbet.  S)er  bamalige  ^apft 
$ontianu§  mürbe  mit  bem  $re§bQter  ^i))))olQtu§ 
im  3.  235  unter  ber  Slegierung  SRapminS  au§ 
ber  ^ouptftabt  nad^  ©arbinien  Derbannt  unb  ftarb 
bafeM  im  nömlid^en  Saläre,  mal^rfd^einlid^  infolge 
Don  ^Dli^l^anblungen.  S)a§felbe  ©d^idtfal  miber> 
ful^r  236  feinem  IRad^foIger  9lnteru§.  Ob  unb 
inmiemeit  bie  Verfolgung  aud^  bie  römifd^e  Kl^ri» 
ftengemeinbe  betroffen  ober  fld^  nod^  auf  mehrere 
^roDinjen  erfiredtt  |abe,  mu|  mcgen  5DlangeI§  an 
lRad^ri(§ten  bal^ingefteüt  bleiben.  3ebenfafl§  er» 
reid^te  bie  Verfolgung  mit  bem  im  3.  237  gegen 
9Rasimin  auSgebrod^enen  Slufftanb  il^r  Snbe.  S)ie 
orgmölftnifd^e  unb  blutbürflige  ©eele  be§  St^rannen 
nämlid^  mittette  übetall  Vettatl^  unb  Vetfd^mö- 
tungen.  3)a]^et  matb  Italien,  ja  ba§  ganje  SReid^ 
mit  gel^eimen  2lufpoffetn  unb  Slngebetn  etfüllt  unb 


eine  fold^e  9Renge  bet  graufamflen  @tro 
l^öngt  ba|  SonfiScationen,  Vetbannmtt 
einfache  SobeSftrafen  für  Vemeife  ungemi 
SRilbe  galten.  2)ie|  bemirfte  eine  allgeme 
^meiflung  unb  fül^rte  einen  Sufftaid)  ii 
lerbei,  burd^  meldten  bie  beiben  (Sorbimi 
unb  ©ol^n,  iener  }um  SiuguftuS,  biefer  »i 
ausgerufen  mürben.  3^or  mürbe  bie  St 
rafd^  unterbrüdtt,  unb  bie  beiben  ©orbioii 
um^S  Seben;  aber  ber  römifd^e  ©enot  1^ 
felben  anerlannt  unb  alle  ^roDinjen  aufg 
fid^  miber  ben  X^rannen  ^u  erl^eben«  9 
mifd^en  ©enate  blieb  be^l^alb  anä)  nad^  ) 
glüdtlid^en  @nbe  be§  afrifanifd^en  9ufflan] 
anbere  fSiafjH,  atö  in  ber  Smt)5rung  gegen  9 
5u  Derl^arren.  S)e|]^alb  mürben  ^a^ui 
nu3  unb  SöliuS  ValbinuS  afö  ffaifer  ou* 
unb  beftimmt,  ba^  biefer  in  ber  ^auptfb 
ben,  jener  }um  ffriege  gegen  ben  Zprom 
sielten  folle.  ÜR.  $ut)ienu§  fd^Iug  fof 
Hauptquartier  ju  SlaDenna  auf  unb  Dei 
mid^tige  unb  fefte  Slquileia  mit  einer  {iai 
fa^ung,  meldte  bem  ^eere  SDlapmind  eil 
smeifelten  3Biberftanb  entgegenfe^te.  ©o 
bie  Belagerung  in  bie  fionge,  unb  3JI 
©olbaten  begannen  in  ienen  fumpfigen 
ben  burd^  t$ieber  unb  ben  SJtangel  an  be 
menbigften  fiebenSmitteln  p  leiben.  S)q]( 
in  il^ren  Keilten  ein  Slufftanb  au8,  in 
ÜJlasimin  nad^  breiiäl^riger  SRegierung 
fd^Iagen  mürbe.  [Mg 

]SBajAmit$,  ber  1^1.,  beigenannt  Sot 
ber  l^erDonagenbfte  Vertl^eibiger  bed  2)qc 
mu§,  mürbe  im  3.  580  au§  einer  atte 
fel^enen  gfamilie  5U  Sonftantinopel  gebor 
fd^eint  er  aud^  feine  miffenfd^aftlid^  %ij 
erl^alten^ul^aben.  3)er  getftigen  Veranlag 
f pred^enb,  ftubirte  er  neben  ben  gem5]^nlid^ 
rid^tSf  äd^em  ^auptföd^Iid^  ariftotelif(|e$]^ 
3)urd9  feine  l^erDonagenben  ©eiftedgol 
ffenntniffe  lenfte  er  bie  3tufmer!fanifeit  be§ 
§eracliu§  (610—641)  auf  M,  ber  i^n 
unmittelbaren  S)ienfte  50g  unb  )um  erfien  < 
fd^reibcr  (irpÄToc  6iro7pajeüc)  ernannte, 
bielt  er  eine  ©teOe  Don  Sinflu^  unb  9nf 
ffaifcrl^of.  3n  biefer  ©teflung  blieb  er 
Saläre  630;  ba  entfagte  er  plöMid^  ben  tt 
ßl^ren  unb  trat  in  ba§  fflofter  Sl^rqfopoli 
tari)  ein.  IReben  ber  ©el^nfud^t  nad^  flUIei 
gejogenl^eit  unb  emfter  ®  eifteSf  ammlung  D 
Deranla^ung  ^u  biefem  Sntfd^lu^  fid^  i 
Verl^alten,  baS  fein  faiferlid^r  ^err  | 
in  ber  monotl^eletifd^cn  ©treitfroge  bec 
Valb  nad^  feinem  eintritt  in'S  ffloftei 
!Dla^mu§  ^um  Slbt  gemöl^lt  morben  }tt  f 
beftimmter  S^itpunft  Iä|t  fidb  l^ierfür  jeb 
fcftftcnen.  SWasimuS'  tiefer  @eifl  burd^f^ 
flarften  Don  allen  bamaligen  Xl^eologen  1 
Anfang  bie  ©efal^ren  ber  monotl^eletifd^ 
irrung  unb  Derfolgte  fie  mit  biaWtifd^ 
bis  in  bie  legten  ßonfequensen.  fö  ip  1 


1097 


äRttEimuS,  ber  1^1. 


1098 


I 

l 


tBiäf^SfM&ll^,  ba^  gerabe  er  ben  9R5nd^  unb  nad^- 

nafiaen  $atriord^en  Qop^xoxAvS  t)on  Serufolem 

auf  DOS  (Sefftl^Ud^e  be§  Srrtl^umS  aufmerffam 

naitte  unb  )u  entf ^iebenem  auftreten  t)erQnlQ|te. 

Bmigpend  loar  aRasimuS  in  @o))]^tomu§'  93e- 

gkitimg,  att  biefer  633  }u  SHeianbrien  suerjl 

ben  Slonotl^IetidmuS  bef äm))fte,  unb  t)on  ha  an 

9  Dtosimufi  unbe^tbar  in  Sßort  unb  ©d^rift 

bk  6eäe  be8  PoutpfeS  gegen  bie  t)om  ftaiferl^of 

in  ConjianHnopel  {irotegtrte  Strlel^re.  SBte  lange 

erinSegt^ten  unb  ^alöftina  loeilte,  lö^t  fid^  auf 

IBmnb  ber  nod^  erl^altenen  @d^riftftücfe  nid^t  be« 

timmen:  eS  fd^eint  aber,  hai  er  n)ieber  in  fein 

Köper  (^fo))oIidiurüdRe]^rte.  Srfi  qI§  nad^  bem 

Xobe  beS  ftaiferd  ^eracliuS,  namentUd^  aber  feit 

ber  J^ronbepeigung  gonftanS'  ü.  (641—668), 

ber  Slonotl^etiSmud  Dom  ftaiferl^of  immer  ge« 

Mdt^ger  befd^ü|t  nmrbe  unb  infolge  beffen 

inner  m^  um  fid^  griff,  bef  d^lo^  ÜRosimuS,  Son« 

hnttnopel  ut  Derlanen  unb  nad^  9iom  ^u  gelten. 

ta  ffieg  bol^in  f  äl^rte  il^n  ein  }tt)eite§  ÜRal 

D^lfrifo;  l^ier  !am  er  möl^renb  eined  langem 

bM^teS  in  oielfod^en  93er!el^r  mit  ben  93i* 

wliat  unb  fitd^te  überall  ben  ÜRonotl^eletiSmuS 

tttoiberlegen.  hierbei  fanb  er  an  bem  faiferlid^en 

äatt^aUer  SregoriuS  einen  möd^tigen  ®önner. 

3n  Ifrita  traf  er  aud^  mit  bem  politif d^er  äntri» 

inen  toegen  Don  feinem  @tu(I  oertriebenen  $a- 

U»^  $9n^u8  Don  Sonftantino|)eI  }ufammen 

nb  ^  mit  il^m  im  3uli  645  in  ®egenmart 

beB  ^b<^lter8  unb  Dieler  S9if d^5f  e  an  einem  nid^t 

iQet  befKmmten  Orte  in  9fri!a  (Sartl^ago  ?)  iene 

kt^mte  2)i8)mtation,  bereu  nod^  erl^dtene  Scten 

|n  ben  ttot^DoSflen  3)ocumenten  auS  bem  gan* 

in  Sfamotl^eletenftreit  gel^bren.  2)iefe  SiSputa- 

ti»  iji  ein  bialeftifd^e§  aßeifterflüd!,  meld^ed  ein 

^^öibeS  3^sni^  gibt  fomol^I  Don  bem  fd^arf en 

Seiptoib^  ttne  Don  ber  umfaffenben  Srubition 

^  SemnfialterS.  ÜRosimuS  umr  feinem  @eg- 

let  in  ieber  C^infid^t  meit  äberlegen,  brad^te  il^n 

«4  f($Iie|Ii%  }um  S9e!enntni|  feines  Sh:rt]^um§ 

vi  i»i  Snertennung  be§  S)Qot]^eIeti§mu§.  3um 

6^  ^d^  ^Qnl^ud  unter  3uftimmung  beS 

Medtd^  etattl^alterd  bie  9bftd^t  au3,  in  ®e- 

neinfil^t  mit  SRasimuS  nad^  Slom  }u  reifen. 

SeiNff  Wi  jiebod^  gefd^^/  mürben  in  9lorbafn!a 

tt^  im  3.  646  mel^rere  @Qnoben  gel^alten,  auf 

benm  ber  SRonotl^eletiSmuS  in  bütibigfter  ^orm 

tODorfen  lourbe.  ^e  Seien  mürben  Don  ben  afri- 

In^lettSifd^dfen  an  ben  ^apfi  gefanbt  unb  biefer 

fenb  unter  frdfttger  9nerfennung  be§  Primates 

ttOeßWgung  beS  Urtl^eilS  angegangen  (Mansi 

1,919  et  943).  hierauf  reigte  9Rasimu3  mit  $9r» 

4>lnad^  Shmt;  ikifelbß  reid^te  festerer  bem  ^opfle 

Äi  od^iKU)Sf8  ®lauben§be!enntnig  ein  unb  ttmrbe 

Mte  in  Me  iKrd^engemeinfddaft  aufgenommen. 

te9i4tber9nfunftin9tomla^tfid^,  ö^nlid^mie 

Mot  Säten  aud  bem  Seben  be§  berfl|mten  3lbte§, 

^  wäß  genau  f efifteOen ;  DieSeid^t  ba^  er  gerabe 

J^Acc  Idienfalld  nid^t  lange  nad^  obiger  ®  efanbt« 

Wt  m  afrilanifd^  99ifd^5fe  bal^in  abreiste. 


@id^er  miffen  mir  nur,  ba^  er  mäl^renb  ber  Sateran* 
fQuobe  beS  $a))fie8  aßartin  I.  im  3. 649  in  9lom 
anioefenb  umr  unb  nun  einige  3Q^re  bafelbft  Der- 
Uieb,  n)a]^rfd^einlid^  in  ber  @tiOe  eines  fflojterS, 
aber  f eineSmegS  untl^ötig,  f onbem  burd^  Sßort  unb 
@d^rift  für  ben  ortl^obosen  ®Iauben  fäm))fenb. 
Sud^  auf  obiger  fiateranf^nobe  mar  er  mit  unb 
neben  ^apjt  ÜRartin  einer  ber  b^t)orragenbften 
unb  geijtreid^fien  SSertl^eibiger  beS  S)Qot]^eIetiSmuS, 
foHte  aber  aud^  mit  ^apft  ÜRartin  bie  Seiben  ber 
graufamen  SSerfolgung  burd^  ben  bQ^antinifd^en 
ffaiferl^of  tl^eilen,  nur  ba^  man  gegen  SRasimuS 
unb  feine  @d^üler  mo  möglid^  nod^  graufamer 
mütl^ete.  lieber  bie  le^te  qualDoEe  3^  f^ineS  Se- 
benS  l^aben  mir  genaue  unb  auSfül^rlid^e  Duellen- 
nad^rid^ten  in  ben  Steten  über  baS  SBer^ör  beS 
SWasimuS,  in  feinen  unb  feiner  ©d^üler  ©riefen, 
fomie  in  bem^rotofoO  einer  Unterrebungjmifd^en 
il^m  unb  Sifd^of  Xl^eoboftuS  Don  @^öfarea  (Com- 
befisy  S.  Maximi  confessoria  Opp.  I,  proleg. 
XXIX— LXVI.  95gl.  aud^  Mansi  XI,  3  sqq.; 
Migne,  PP.  gr.  XC,  109  sq.).  Jtud^  bie  Vita 
s.  Maximi  (Gombefis  1.  c.  I — ^XXVIII)  gibt  eine 
}iemlid^  auSfül^rlid^e  S)arfteIIung  biefeS  SebenS«^ 
abf d^nitteS ;  nur  eine  genaue  S)atirung  ber  einjelnen 
SSorgönge  ift  nid^t  mol^I  möglid^,  fonbemlä^tftdS) 
bIo|  annöl^emb  geben. 

3m  @ommer  653,  ungeföl^r  }u  gleid^er  3^it 
mie  ^apft  ÜRartin  I.,  mürbe  aud^  Slbt  ÜRa^imuS 
mit  }meien  feiner  @d^üler,  bie  beibe  SnaftaftuS 
l^ie^en  (ber  eine  mar  ÜRönd^,  ber  anbere  Slpocrifiar 
ber  römifd^en  ffird^e),  auf  faiferlid^en  Sefel^l  Don 
Slom  nad^  Sonftantinopei  gef d^Ie))))t.  S)ie  Steife 
bortl^in  mar  ^loeifelSol^ne  ein  öi^nlid^er  9Rarter« 
gang  mie  bei  ÜRartin;  bie  3^t  ber  Slnfunft  aber 
löfet  fid&  nid^tfeftfieHen.  SBenn  3.  ©.  «ffemani  atal. 
bist.  SS.  n,  149)  bart^un  möd^te,  bag  ÜRasimuS 
unb  feine  ®enoffen  ol^ne  ^ufentl^alt  nad^  Sonftan» 
tinopel  gebrad^t  mürben  unb  fomit  bort  nod^  653  an- 
famen,  fo  iftbie^nid^tSmel^ralSblo^eSSermutl^ung; 
erft  im  Spril  655,  nad^  ber  SSerurtl^eilung  ÜRar- 
tinS,  begann  ber  ^roje^  gegen  9Ra£imuS.  3^" 
näd^ft  mürben  gegen  il^n  politifd^e  Snllagen  er- 
l^oben ;  man  marf  i^m  $a^  gegen  ben  ftaif er,  @d^ulb 
an  ber  Eroberung  SegQ))tenS  unb  9lorbafri!a^S 
burd^  bie  ©aracenen,  Setl^eiligung  ober  beffer  SSer» 
anlaffung  ber  Sm))örung  beS  $atriciuS  ®regor  unb 
Säugnung  ber  priefterlid^  3Bürbe  beS  ffaiferS  Dor. 
S)ann  fügte  W)t  SRennaS  nod^  bie  mxkxt  Auflage 
auf  OngeniSmuS  l^inju,  meldte  ÜJlapmuS  fof ort 
burd^  ein  ^natl&em  auf  DrigcneS  entfrof tete.  6nb» 
lid^  betraf  baS  iBerl^ör  nod^  feine  bogmatif d^en  SSer» 
l^anblungen  mit  ^Qnl^uS  in  Slfrüa  unb  Stom. 
SJlasimuS  Dert^eibigte  ftd^  jmar  bemütbig,  aber 
mit  ffiürbe  unb  gcftigfcit.  „3d&  ^oibt  fein  eigenes 
®ogma/'  erflärte  er,  „fonbem  ftimme  mit  ber 
fatl^olifd^en  ftird^e  überein" ;  mit  ber  ftird^e  ^u  Son« 
ftantinopel  aber,  erflörte  er  auf  meitereS  Befragen, 
fönne  er  nid^t  übercinftimmen,  weil  pe  burd^  i^re 
monot^eletifd^en  ©d^riftftüdte  bie  Dier  allgemeinen 
©tinoben  Deriejt  l^abe.  3)en  merfmürbigen  SSer« 


1099 


aRajimuS,  ber  H 


1101 


tnittIung3t)orfd^(ag  bed  ißatriard^en  $Qn]^u§  unb 
ber  römifd^en  ^ocriftore,  loonad^  in  (Sl^rifto  brei 
SBiUen  (ein  ^Qpoftatifc^er  unb  ^njei  natürlid^e^  ie 
nad^bem  man  t)on  ber  ^erfon  ober  t)on  ben  92a" 
turen  fpred^)  fein  foHtcn,  tt)ie§  SRagimuS  surüd 
unb  \)txfyinit  bei  ber  Seigre  t)on  ^mei  SBiUen.  Sud^ 
als  er  nad^  einigen  Sagen,  am  22.  ^ril,  burd^ 
ben  ^triard^en  auf  3  92eue  jur  ^nnal^me  obigen 
ßompromiffeS  aufgeforbert  würbe,  blieb  er  ftanb« 
fyx\t.  Sin  gmeited  SBerl^ör  mürbe  mit  ÜRasimuS 
utü)  feinen  @d^ülem  im  @ommer  655,  balb  nad^ 
bem  Xobe  be§  ^^rrl^uS  (gefi  3uni  ober  3uli  655), 
angefteüt  in  (Segenmart  ber  ^atriard^en  $etru§ 
t)on  Sonjiantinopel  unb  äßaceboniuS  Don  ^ntio- 
d^ien.  3u  ben  früheren  Slnllagen  famen  nod^  l^in- 
]u,  bai  er  ben  S^puS  unb  bamit  ben  fiaifer  ana- 
tl^ematiftrt  l^abe,  ba^  er  bie  (Sned^en  l^affe,  bie 
Sateiner  bagegen  (iebe.  ÜRa^imuS  erQärte  aUe  9n- 
Qagen  für  Sügen;  nur  ba§  Sine  gab  er  5U,  ba^  er 
ben  SQpud  unb  ^mar  mieberl^olt  anatl^ematiftrt, 
bamit  ober  nid^t  ben  Äaifcr,  fonbem  nur  eine 
nid^t  Don  biefem  felbft  flammenbe  Urlunbe  t)er> 
morfen  l^abe.  9luf  ^Befragen  erflärte  er  bem  @a» 
ceUar,  bog  er  75  Saläre  sollte,  ^m  f olgenben  £ag 
Deranftalteten  bie  ^atriard^en  eine  auvoSoc  ^vSt)- 
fjiou(7a,  auf  meld^er  ber  93efd^Iu^  gefaxt  mürbe, 
bemffaifer  benStatl^  ^u  geben,  er  möge  SRa^imuS 
unb  feine  @d^üler  in  l^arteS  6^  fd^idten,  unb  ^mar 
getrennt,  {eben  an  einen  anbem  Ort.  @o  gefd^l^ 
eS  aud^;  SRa^imuS  mürbe  nad^  93i59a  in  Sfracien 
Derbannt,  t)on  feinen  @d^älem  ber  eine  nad^  $er> 
beriS,  ber  anbere  nad^  9Refembria.  -—  6in  Sal^r  un« 
geföl^r  f  d^mad^tete  9Rai:imu§,  in  fümmerlid^er  Sage, 
aber  DoQ  d^nftlid^er  ©ebulb,  in  ber  93erbannung; 
ba  erfd^ien  am  24.  ^ugujt  656  im  Auftrag  bed 
$atriard^en  t)on  S^onftantinopel  Sifd^of  Xl^eobo« 
fiuS  t)on  Safarea  in  Sitj^Qnien  bei  il^m  fammt  }mei 
faiferlid^en  93et)oHmöd^tigten,  um  auf  §  !Reue  mit 
il^m  ju  öerl^anbeln.  ®ie  2lcten  biefer  Unterrebung 
befi^en  mir  nod^  (Gombefis  1.  c.  I,  p.  XLIV  sq.). 
3Rasimu§  foUte  ^ur  ftird^engemeinf^ft  mit  Son« 
ftantinopel  unb  mo  möglid^  aud^  }ur  Slnerlennung 
beS  S^puS  Dermod^t  merben.  S)erfelbe  miberlegte 
ebod^  abermals  eingel^enb  utü)  übei^eugenb  in 
d^er  ©iaiefti!  unb  auf  ®runb  älterer  SSäter- 
iteHen  bie  monotl^eletifd^en  SSerirrungen.  6r  öer» 
angte  Surfldhtal^me  beS  XQpuS  unb  ber  Sftl^eftS, 
fotoie  Slnerfennung  ber  SBefd^Iüffe  ber  Sateran« 
f^nobe  öon  649.  aiS  fid^  Sl^eobofiuS  sur  fd^rift» 
lid^en  3lner!ennung  beS  ©^otl^eletiSmuS  bereit  er« 
Ilörte,  faa§  bann  ÜRasimuS  mit  il^m  unb  Son» 
jiantinopel  in  ffird^engemeinfd^aft  trete,  mieS  i^n 
festerer  l^iermit  an  ben  römifd^cn  Sifd^of,  als  allein 
bcred^tigt J[oId^e  ©laubenSerflörungen  entgegenju» 
ne^^men.  SKan  l^offte,  eine  fold^e  ©efanbtf d^aft  öom 
ftaifer  ju  ertoirfen,  unb  5KajimuS  foHte  fie  bann 
nad^  SRom  begleiten.  9Rit  bered^tigten  Hoffnungen 
auf  frieblid^en  SluSgleid^  fd^ieb  man,  unb  bie  3lb- 
gefanbten  liefen  für  ÜKajimuS  (Selb  unb  ffleiber 
jurüdt.  Sie  gel^egten  ffirmartungen  erfüllten  fid^ 
aber  nid^t.  9lm  8.  September  656  mürbe  ÜJlasi« 


muS  auf  laiferUd^en  Sefel^I  in  baS  ftloper  U 
ifi.  3:i^eobor  bei  Stl^egium  Derbrad^t.  ^ier  erfd^ 
mieber  93ifd^of  2:]^eobofiu§  mit  ben  latfedi^i 
^atriciem  6))i))]^aniuS  unb  SroiluS,  alleni  b 
^erl^anblungen  mürben  f  of  ort  in  einem  gonj  anbei 
%on  gefül^rt,  al§  bie  vorausgegangenen  9(bmad^ 
gen  ermarten  Ue^en.  SRasimuS  foQte  ftd^bemtfl 
ferlid^en  SBiUen  bebingungSloS  untemerfen.  S 
er  ftd|  beffen  meigerte,  fud^te  man  feinen  SBtbc 
ftanb  burd^  @d^meid^elei  ^u  bred^:  berfltti| 
moEe  il^n  mit  auSgefud^ter  gfeierlid^fett  in  Co 
ftantinopel  emt)fangen,  f aOS  er  fi^  l^erbeilaffe,  a 
®runb  beS  S'^puS  ftd^  mit  i|^m  )u  vereinen  m 
baS  l^eilige  ^benbmal^l  mit  il^m  }u  empfange 
SDaburd^  mürben  bamt  aUe  ©palkngen  auS  b 
gan}en  ^d^e  entfernt  merben  unb  Sßorgenlonb  m 
llbenblanb  fid^  mieber  einigen.  URasinmS  beSof 
M,  ba^  bie  5u  Säi^^a  fo  f eierlid^  gegebenen  8c 
tprcd^ungen  gar  nid^t  gel^alten  mürben,  unb  erflSc 
ba|  feine  Sßad^t  ber  SBelt  il^n  beftimmen  meri 
feinen  ©tauben  ^u  Derlöugnen.  SSoII  äBut|  nl 
biefe  t)ermeintlid(|e  ©tanföpfigfeit  beS  eigenfini 
gen  Sßönd^eS  fielen  bie  Slnmefenben  über  i^n  ( 
unb  mi^l^anbelten  ben  76)ö]^rigen  ®reiS  in  SBc 
unb  S^at;  nur  S9ifd^of  Sl^eoboftuS  mi^bil& 
biefeS  fd^möJ^lid^e  @eba|ren  unb  nal^m  ben  1 
in  @d^u^.  ßinen  erneuten  SSerfud^,  ^n  pr  Xi 
nal^me  beS  S^uS  p  Dermdgen,  mieS  er  abe 
malS  entfd^ieben  ^urüdC  unb  blieb  aud^  ben  auSg 
fprod^enen  SDrol^ungen  gegenüber  ftanbl^aft  m 
f  olgenben  2:ag,  ben  14.  September  ((^feft  ber  ilteq 
erl^öl^ung),  mürbe  SRa^imuS  nad^  Sdembria  ge 
brad^t,  mo  man  il^n  felbft  beS  9lot]^bürftigfien  fe 
raubte  mit  ben  SBorten:  qnia  noluisti  hononn 
(imperatoris),  etiam  a  te  procul  aufugiet  ho- 
nor.  9Jian  brol^te  il^m  au($,  fobalb  man  etmtf 
mel^r  Stulpe  Dor  ben  93arbaren  |jabe,  foUe  mititn 
unb  feinen  @d^ülem  gerabe  fo  t)erfa]^ren  loetbei, 
mie  mit  $apft  ÜRarttn.  S>er  SBerfud^,  il^  M 
SBerleumbung  beim  93ol!e  ^u  Derböd^tigen,  aK 
(öugne  er  baS  deor^xoc,  f(|lug  in'S  ^egenftd 
um,  infofem  burd^  feine  berebteSSartl^eibigungb» 
ganje  Umgebung  t)on  Segeifterung  wob  Sere^ 
gegen  ben  greifen  93e!enner  erfüUt  mürbe,  übi 
Iie|  il^n  bal^er  nur  ^mei  Sage  bafelbft,  brad^^ 
balbmöglid^ft  augerl^lb  ©alembria'S  utü)  boiii 
nad^  ^erberiS,  mo  bereits  einer  feiner  Sd^uler  ii 
Ssil  meilte.  SBie  Tange  ber  bortige  Sufen^ifl 
bauerte,  lä^t  fid^  nid^t  beftimmen;  gembl^nlid^W 
er  als  }meiteS  S^Q  beS  9Ra£imuS  bqeid^nd  -^ 
Hiermit  enben  bie  bieten,  mie  fte  in  ber  CoDeetio 
Anastasii  entl^alten  ftnb.  SombefiSabereniMb 
als  Slnl^ang  baS  Don  einer  gmeiten  S^nobe  fK 
Sonftantinopel  über  ÜRa^imuS  unb  feine  @4^ 
geföEte  Urtl^eil.  S^xtmaä^  mürben  le^tere,  etioa  ii 
^rül^ial^r  662,  nad^  (Sonftantinopel  gefd^pt  ^ 
bortfelbft  abermals  t)or  eine  ©qnobe  gefteÜ JJ 
merben.  S)iefelbe  fprad^  über  pe  fammt  $aff 
ÜJlartin,  @opl^roniuS  unb  aOe  Ortl^obosen  bol 
Slnatl^em;  l^ierauf  mürben  ültasimuS  uid)  ^ 
Sd^üler  bem  Ißröf ecten  übergeben  mit  ber  SBetfinB» 


1101                                         SRacimuS,  btr  §t  1102 

h  |i  S(i|tlti,  ^itnt  fobann  bie  blae^i^mif^t  btm,  tsai  iugleid  Vt^aAt  ber  tigenen  @ebuit  ift, 

9age  an  bn  SBio^tl  Qu§)u|d^eibni  unb  bie  tiötnlt^  in  bei  Su|il.  %>cg^alti  tx^dt  |t(^  ba9 

n^ttdonb  ahulnunx.  @o  »erftümmelt  follten  Uebtl  avif  auf  ade,  bie  auä  ber  Suß  i^ren  Ut> 

|kiDaItii|tD3Q€tabttl^eiIen€oiiftantinopeieum-  Ipntng  ^ben,  b.  ^.  an  bem  iSef^le^t  tbdlne^mnt. 

ttqtfü^  unb  Wm  in  UienSlansIic^eg  <££i{  oeir-  @o  ift  bie  uon  @ott  setDoStt  ^Tmonifi^e  ein^it 

b|nnMibttLS)it|etSkftf|ln)uibe)]iini@tQbtprä'  in  ber  ©i^Spfimg  jerrifftn  aotben,  unb  um  fie 

Un  Di)I[}ogen  tmo  bit  ^enmüt^igen  Seltnner  »itber  ^juiteUen,  ifi  ®Dlt  3Renft^  geuorbcn,  fya 

Hnito4S^fl:a(inlEJ)Ii^ifiam$ontuS(£itEinue)  bie  unt>trjel|rte  (b.  i.  au^ljani  beS  SaufalncifllB 

Vi  Cpl  Dcrüitftn.  %u3  einem  !8iiefe  beS  ^pO'  Don  @ünbe,  Suft  unb  beren  natumot^KienbiBen 

DilisiS  9ttii]lafniS,  auB  £ajita  an  ben  ^rieftei  Sollen ,  Seibtn  unb  Xei ,  fle^enbe)  Sllenf^en- 

XtoboPuS  goiatet  (Combe^a  1.  o.  I,  p.  LXVII),  natui  angenommen,  iebo^  feeimUIig  M  mit  bem 

tifäfm  Vm,  ba|  fit  am  8. 3uni  ber  fünften  Sn-  S^uc^  bei  @ünbe  (Seiben  imb  %xb)  Dtla|iet,  um 

Mbnt,  b.  ^  im  3.  662,  bafer6ft  antamen,  fofort  baburc^  bie  jeniffene  unb  ru^fe  ^Itenfc^ennatur 

tMeiRonbet  ^etiennl,  alltS  ßigenl^umS  beraubt  gur  Stu^e  unb  tlBitbeiDereinigung  mit  ©ott  )u 

nti|i6in2^1i4ini|l^anbeltmuiben.  JnQ£tmu8,ber  bringen,  ^aburc^  '^oX  er  baS  SeibenSfä^ige  bei 

fciibHipfimfl  mtber  reiten  noc^  tobten  (onnte,  91ahir  burrft  bit  UnOerfe^rt^eit  be3  SffiinenB  auf- 

■nbc  (mf  einer  Xtagbafire  in'S  ^afteK  Schema-  gericfitet  unb  baS  ^be  ber  leiben^fo^igtn  ?iatui, 

niB  odnii^t,  bie  beiben  St^QIer  aber,  bei  eine  in  ben  |i^Qfifd)en  Xot,  jum  ^rinci^  btr  Unfterblic^ 

Mw^  Stolonum,  btr  anbeit  in  baS  IBucuIuS  Itit  umgef^affen.  „SBie  bur^  baB  freie  äßoHen 

OEunde  gef))tnt.  9Iad^  umiigen  Saugen  mürben  beS  Sinen  fiinbigenben  SRenf^tn  bie  Sßemanb' 

mal,  obgleit^  ^Ib  tobt,  iDieber  ueiter  gef^teppt  lung  bei  9Iatur  auS  bem  Staube  bei  Unoerfe^il- 

■u  am  18.  3iilt  mitber  Don  einanber  getrennt;  ^eit  in  ben  beB  üßtrberbtni  erfolgte,  fo  ift  bur^ 

te  eine,  bei  OTön^  analiafUiS,  joCte  in'S  ISapeH  ben  Sinen  iDIenfc^en  3efuB  S^riftuB,  ber  öon  bem 

Soial  Mtbiai!^  mtrben,  ßaib  aber  fd(ion  auf  bem  freien  SBißen  be§  @utcn  nic^t  abrni^  bie  Sffiiebtt« 

&egt  bort^in  am  24.  3iili  662,  Dä^ienb  ber  emeuening  bei  ^üatur  aus  btm  Sßerberben  gur  Un* 

boai|iai  tat  baS  Saßen  3:^tqrtoMibra^tRiuibe.  ^erbli^teil  gemorbnt."    ©o  ^t  bei  SogoB  btr 

w^IbibS  ober  ßaib  p  Sc^monim,  taie  i^  in  SJtenfc^tieit  in  SBat)r^eit  bur^  fein  Xobefileiben 

dnSiiion  tPOnmSge^gt  uorben,  am  13.  Sugufl  ein  neueB  8eben3))nnri4)  gegeben,  baä  ni<Jtit,  nie  bie 

663.  ^  ftintm  ©rabt  »urben  {ebe  Üloc^t  Brei  ©eburt  ouB  5lbam,  ber  SBeg  bnrc^  2uP  jum  3J)b, 

ionaibe  glommen  gtfe^tn.  TOasimuB  mirb  tion  fonbem  bur^  Seiben  jum  emigen  Seben  ift.  gf|ri' 

Wt  ^^iSp\Sfm.  mit  loleinif^en  ffir^e  alB  ^eiliger  ftuB  ift  fo  in  SGa^fieit  alB  neucS  Sebenefirinctf) 

Idi  SRortqier  txn^rt  (BoU.  AA.  SS.  13.  Aug.),  bei  Snen|d)tieit  gweiter  Sbam  getsorbtn,  mit  i^r 

Bk  tntnige  3a^rt  na^  feinem  glorreichen  6nbt  bei  ei^c  in  et^ifc^-fi^qfif^er  ^infi^t  XobeSprincip 

fbigb  oa  bon  i^m  fo  ^nb^ft  unb  mut^ig  uar.  —  SHe  SSeimitttung  ober  SSenoiitlit^Q 

M^gte  @Iaube  gum  Sieg  unb  gu  aUgemeintr  biefcr  StlSfungSgnabe  in  bem  eingelnen  3Renf(^en 

taettomung  auf  btr  fed^ttn  allgemeinen  S^nobe  ober  fa|t  Silta£imu9,  ber  ülatut  beS  ÜRenfti^en  alfi 

1i3.680.  eintS  ctmünftig  ■  fittlic^tn  SeftnB  tntftirt^tnb, 

KotimiiS  mu|  un^tig  alB  einer  bei  fc^arf*  niddl  aI3  mttj^f^t,  fonbtm  als  oigonif^ 

jUoReii  X^ologen  begeid^et  nxrben,  mtlcde  bie  9Ia(t|  i^m  ift  IS^riftuB  Gironnmc  oller  @nobt  unb 

Iritqqd^  Sadjit  aufguueifen  %ai;  Dor  ^Clltm  ift  er  aller  Sugenb  im  Seelenleben  bei  etngtlnen  3Ren- 

6 täSqitbnfEtrnp^Iogit  ber  eigentlich  daffijc^t  fdf)en;  er  ift  ba§  toirtenbe  ^Jrincif)  bei  €rI5fungB> 

tttolm  bti  3<U  ß^nx  S^onof^^iitiSmuB  unb  gnabe,  bie  in  übematürli^er  SBeife  bie  Umnanb- 

nmoqdetiSnuS.  Stint  e^riftologit  rul)t  gang  lung  im  @eiflenad^  ben  ®efej)en  beB  eisigen  Steiges 

■I(ri»tttieffimtifloufgefa6ten2ogDBIe^reunbift  ttirlL    3)ton  fonn,  fogt  et,  geraiffermafeen  bon 

ipe  Idttrt  ni^  gu  tttrPe^en.  iRadi  iRasimuS  ift  Siner  gntrgie  ©otteS  unb  ber  ^eiligen  fpret^en, 

WSfltnbeit>tqfif4tnUieberttbifi$en^t!tba§,  bon  ienei  nömli^,  mel^t  bie  ^eiligen  in  bem  gn 

lMlfknili]d>fär@otti^.  Mtigefd(Kiffenen^inge  t|offenben  fieben  oergettlid^t.    S)ieft  Snergit  iß 

Oqnnb,  BRittlei  unb  Cineueier  i^  ber  SogoS.  i^iem  SSefen  nat^  bie  göttlidtie,  bit  ben  ^eiligen 

ttr  bie  tnil  Semunft  begabten  ©eftbopfe  ift  bie  alB  @nabt  guCommt,  ba  Wir  in  unferti  Ülotur  !ctne 

MtlfiiAebaBSebeneprincip;  biefe  Siebe  ift  boB,  bicjcm  3med  tntfpitd^enbe  ffraft  btfi^en.  ^iti- 

M  bie  @otttbenbUb!i({)feit  am  äütenft^en  ouB-  burd)  ift  ober  btr  frtie  3BUlt  berienigen,  bie  bti 

lii^t-  Son  t>i<f«in  SebenSpiinctp  aber  bit  bei  Heiligung  t^eilboftig  merben,  leineSmegS  oufge- 

Sta^  in  fieitm  aBinenScel  fi^  loBgettennt;  et  beben;  n  ge^l  oielme^t  nur  in  bem  Sinen  3we(( 

H  ton  ©aton  oerfü^rt,  ftc^  ber  Sup  unterworfen  ber  ^leiligung  mit  bem  flBttli^en  guf ommen  unb 

*  bonit  pott  ber  ©ottefiliebe  bei  Setbfiliebe  luirb  bamif  6inB,  nic^t  aber  feinem  SBeftn  ober 

li  moi*on^t  in  bei  nun  alle  ©ünbe  unb  aCeä  Utfprung  nai^.  —  ©erobe  bie  repräfentatiue  Sttl- 

«wÄtn  wuiytt.  3)itft2up  (rfiatr^)  als  fitl-  lungHbrift*  "W  ntueBSebenSprincip  forbertbtfftn 

BfcBetji^uIbanp  ijl  btr  Urquell  aDtB  SeibenS  im  uolte  menfc^Iiii)e  5iatur  fomobl  toie  bie  oolle  gütt- 

wri^ttilebcn.  fomit  ou<|  btB  SnbeS  beSfelben  lit^.  €3  mare  ja  fonft  in  bem  ertafungS*  unb 

tawiplelpmiHe,  im  b^^fifc^en  lobe;  benn  oDeB  Sleii^tferligungBade  bit  3bte  bei  ©ert^ligltit  oer- 

"W  im  Ktnf^tnltbtn  5"*  f'i«™  Urfpiung  in  Itfl,  wenn  in  bem  ©e^orfantf-  unb  Dpftrade 


1108                     Vlaiimui,  bet  1^1.,  »ifd^of  Don  äernfalem.  1104 

(EfyA^,  bem  ®egenfo|^  ^u  bem  erften  9cte  beS  93tfd^of  t)on  Saforea  bie  Siedete  eineS  9Retto)»oBin 

Ungel^orf amS  unb  ber  @eI6jlfud^t  be§  menfd^ßd^en  toal^rte ;  f obann  l^auptf äd^Iid^  be^^aI6 ,  tDctt  be 

SBtUenS  in  Sbam,  ber  menfd^Iid^e  SBiUe  e^rifti  Sifd^ofSjhtl^l  }u  SHoSpoUS  loal^rfd^t^  iri4 

nid^t  in  feiner  t)oEen  Sebeutung  anerfonnt  loärbe.  t)or  bem  3ct^re  340  erlebigt  toox,  oHo  m  eiac 

—  3)te{e  wenigen  Slnbeutungen  mögen  genägen  3^it  /  ^o  ÜRocariuS  fd^on  löngft  gejtorben  tto 

gum  ßrtoeiS,  wie  erlauben,  rein  unb  tiefjlnnig  feine  (Tillemont  VI,  Not.  14  sur  les  Ariens).  9la 

3:]^eoIogie  \%  unb  mie  fel^r  er  eS  oerbiente,  ba^  £imu§  lourbe  333  !Rad^foIger  bed  ^t  SRacoriM 

fein  gQn}eS  tl^eoIogifd^eS  @Qftem  in  einer  um*  auf  bem  Stul^le  Don  äerufolem.  9QS  Stfd^of  M 

faffenben  SRonogropl^ie  bel^anbelt  tt)ürbe.  3)aburd^  nete  er  ftd^  burd^  gro^e  Sfrdmmigfeit  imb  oiq 

erft  loürbe  bie  eminente  Stellung  l^eroortreten,  bie  opf embe  !Röd^ftenIid&e  and ;  bod^  gebrad^  e8  {^ 

ÜRosimuS  als  &tm  erfter  ©rö^e  in  ber  (Sefd^id^te  bei  ben  ©d^n)iertg!eiten,  mlä^t  bamaß  für  febe 

ber  tt)iffenfd^aftlid^en  Zl^eologie  einnimmt.  bifd^öjHd^en  Stul^I  im  Orient  auS  ber  arianifd|e 

Sro^  oe§  fturmbemegten  unb  brangfalooDen  ^dreneertt)ud^fen,anbern5t]^igenffraft,  anSxvl 
Sebend  l^at  ÜRa^imuS  eine  gro^e  Sof)^  t)on  Sd^rif»  unb  Sinftd^t.  fie^tereS  geigte  fid^  namentlid^  oi 
ten  l^interlaffen.  S)ie  gal^Ireid^en  ^anbfd^riften,  bem  Soncil  ju  Z^ruS  (335),  »o  er  baS  @emd 
bie  fid^  Don  il^nen  in  Derfd^iebenen  Sibliotl^efen  Don  ^arteifud^t  unb  ^ai,  baS  in  ben  SuBagci 
Dorfinben^  finb  ein  fdttottö,  une  l^od^gef d^ö^t  unb  ber  Suf ebianer  gegen  ben  |l.  Siil^anafiuS  lag,  tw) 
Dielgelefen  feine  ©d^riften  ob  il^reS  tiefftnnigen  red^tgeitig  ju  burd^fd^uen  unb  }u  burd^bred^ 
(Sel^alteS  im  SRorgen*  xoxt  im  Sbenblanbe  maren,  Dermod^te  unb  borum  beinal^e  bie  S3erur£^ei&n( 
oblDol^I  fie  DielfadI,  ]^ou|)tföd^Hd^  aud^  megen  be§  be§  f)l  9t]^ana{iu8  untergeid^net  l^ätte.  S)0(^  »&|> 
fd^mulftigen  Stiles,  ferner  Derftänblid^  finb.  Me  renb  ber  SBerfammlung  nal^te  fid^  i|^m  ber  beru^ 
biefe  ©c|riften  l^ier  einjeln  aufmfül^ren,  biurfte  @^onfeffor  ^apI^nutiuS  unb  rief  i|m  m:  „Wj, 
überftüffig  fein ;  fold^e  SSei^eid^nijfe  finben  fid^  bei  o  ÜRasimuS,  ber  bu  mit  mir  in  ber  SSerfoIgnig 
PhotiuB,  Bibliotheca,  cod.  192,  ed.  Bekker  ein  9uge  Derloren,  bafür  aber  9nred^t  auf  M 
154;  Cave,  H.  lit.  I,  585;  Oudin,  S.  C.  I,  l^immHfd^e  Sid^t  erlangt  l^aft,  bid^  fann  id^  inte 
1635  sq. ;  Fabricius-Harles  IX,  635  sq. ;  B.  SSerfammlung  ber  SöSmiUigen  nid^t  ft^  fel^' 
Geillier,  Auteurs  sacr^s,  2«  ^d.,  XI,  760  ss.  ^apl^nutiuS  entfernte  fid^  fofort  mit  il^m  unb  OMt 
u.  91.  S)ie  befte  SluSgabe  ber  SBerfe  beforgte  ber  i|n  auf  über  bie  Stänfe  ber  Sufebianer,  unb  imii 
3)ominicaner  fjfranc.  SombefiS  unter  bem  Xitel  biefer  3^t  an  blieb  ÜRapmuS  fianbl^aft  auf  tcr 
S.  Maximi  confessoris,  graecorum  theologi,  Seite  be§  1^1.  Stl^anaftuS  unb  ber  Ort^obdsit 
eximiique  philosophi  Opera,  2  voll.,  Parisüs  ©oShtfinuS.  Rubere  freilid^  geben  an^  ba^  Sbq^i^ 
1675  (Slbbrudf  bei  Migne,  PP.  gr.  XC— XGI).  mu§  miraid^  baS  SSerbannungSbecret  bed  Vl^ 
2)er  in  SuSftd^t  gejteUte  britte  S9anb  erfd^ien  ntd^t  na{iu§  mit  unterfd^rieben  l^abe.  2)od^  ifl,  nnebefo» 
mel^r,  n)eU  ber  Herausgeber  1679  jtarb.  Ueber  berS  SaroniuS  nad^}un)eifen  fud^t,  tun  genügenbct 
feine  Seigre  DgI.9ad^,3)ogmengefd^id^tebeS!IJlitteI«  ®runb  Dorl^anben,  ShtfinS  Eingabe  fürfolf^p 
alters  I,  Sßien  1873,  15—49;  ^efele,  Sonc*  l^alten.  SSonZQruS  l^imoeg  begaben  fid^  bie  St- 
®efd^.,  2.  «ufl.  m,  239  ff.;  ©d^rödf^,  JHrd^eU'»  fd^öfe  auf  benSBunfd^  beS  JfaiferSSonfiantiniiQ^ 
gefd^.  XX,  412  ff.;  ©orner,  SutmidHungSgefd^.  Serufalem,  um  bie  fjipiid^feiten,  toeld^e  jur  (Sil- 
ber Seigre  Don  ber  ^erfon  Sil^rifti  n,  207  ff.  unb  teei^ung  ber  Don  il^m  erbauten  Suferftd^ungSM^ 
283  ff.;  SRitter,  ®efd^.  ber  (^riftlid^en  ^l^ilofo^ie  (f.  b.  9trt.  Äreujerfinbung)  Deranftaltet  tanA% 
n,  535  ff.  u.  9.                        [Anöpfler.]  burd^  il^re  3lntt)efen]^eit  ^u  erl^öl^en.  Siefe  mäjfn 

9tiueiiims,  ber  1^1.,  S9ifd^of  Don  Serufalem,  nad^  ber  Sd^ilberung  bei  SufebiuS  überaus  ^ 

n)urbe  in  ber  jmeiten  $ölfte  beS  3.  Sal^rl^nbertS  lid^  unb  glansDoO  gemefen  fein ;  eS  Id|t  ftd^  rÜ/i 

geboren  unb  legte  teobrenb  ber  biocletianif d^en  S3er»  anberS  ermorten,  als  ba^  SRasimuS  als  Sifd^f  bit 

^Ignng  S^ugni^  für  @^(riftuS  ab.   3la6)  einer  Stabt  feine  untergeorbnete  ©teSe  einnal^m,  M 

sBerorbnung  SJla^minianS  foOten  bie  ftanbl^aften  erfal^ren  tt)ir  über  il^nnid^tSSefonbereS.  Ütmbol 

Sl^rifien  nid^t  me^r  get5btet,  fonbem  eines  ^ugeS  ift  ^ier  gu  bemerlen,  ba|  bie  Acta  Sanctonai 

beraubt  unb  an  einem  i$u|e  gelöl^mt  in  bie  S9erg>  bie  oben  gefd^ilberte  Unterrebung  }tt)ifd^en  ^art* 

koerle  gefd^idft  merben.  S)iefe  Dual  traf  aud^  ben  nutiuS  unb  SOtasimuS  auf  ber  Saianunämg  ka 

iL  9Ra^muS ;  gejeid^et  mit  fold^en  SJtalen  eines  S9ifd^5fe  in  Serufalem  gefd^el^en  laffen  unb  Uc 

SonfefforS,  begleitete  er  ben  1^1.  ÜJlacariuS,  S9if d^of  ^nioefenl^eit  9Ra|imuS^  auf  bem  SoncU  }u  XfOS 

Don  3emf alem^  auf  bie  erfte  allgemeine  S^nobe  ^u  begnjetf ein ;  inbeffen  Derlegen  alle  alten  Stixif» 

SKcfla  unb  befanb  fid^  Don  ba  an  immer  in  ber  l^iftorifer  übereinftimmenb  biefe  Scene  nad^  Ztitttl 

Umgebung  feines  Sifd^ofS.  ÜJlacariuS  foll  il^n  fo*  ^uf  bie  S^nobe  Don  ^ntiod^ien  (341),  auf  »d 

fort,  tt)ie  ©o^omenuS  berid^tet,  ^um  S9if d^of e  Don  d^er  bie  Suf ebianer  ben  1^1. 9[t|anaftuS  )um  {todte 

S)ioSpoliS  oroinirt  l^ben,  aber  burd^  bie  93itten  9Ral  abfegten,  mürbe  audg  ber  1^1.  aRasbnnS  gi 

beS  SSolfeS  in  Semfalem,  baS  ben  Sonfeffor  fel^r  laben ;  er  meigerte  ftd^  aber,  gu  erfd^einen,  oa 

]^od^  fd^ä^e,  Deranla^t  morben  fein,  ü^n  bei  ftd^  ^furd^t,  ber  Sift  ober  ber  ®ematt  ber  tirtoner  sU 

Surüd^ubel^alten.   S)ie  SUd^tigfeit  biefer  le^tem  miberftel^en  gu  !5nnen ;  bagegen  finben  lotr  bc 

Angabe  urirb  {ebod^  fel^r  in  3tD^if ^l  gebogen ;  ein«  Sd^reiben,  meld^eS  bie  S^nobe  Don  Sarbica  (34 

mal  be^l^alb,  meil  ein  Sanon  beS  9licönum  bem  bis  344)  an  aEe  fatl^olifd^en  JKrd^en  <mf  bc 


atacintiiS,  btt  ^I.,  Sif^of  »on  Xurin.  U06 

BttciS  il(^tdc,  aucg  OOTt  ÜRajimue  untei'  (a||f r  gtlebt  unb  gcmirft  I)ot.  3n  ber  tieftnt  StuS« 

-  Kai^btin  bte  nätnli^e  Sqnobe  ben  Qalt,  bie  auf  Sefe^I  btS  ^p^td  $iue  YI.  ju 

ifini  miibn  auf  ben  Sifil^ofS^^I  er-  9t(iml784Det<inftaItetmurbt,nieiben239@4iif- 

t,  ItSfitt  bit|et  mii  (finem  jnieiten  6jil  len  (117  |>omilifn,  116  ©ermone  uitb  6  itoc- 

[■biien  ginüd  unb  lam  ouf  feinri  Steife  tote)  milget^eilt.    S)it  ^omilten  enhoerfen  eint 

Stnifaltm.  S)ei  ^L  3)taEiniuS  nalim  einQefienbe  @(^ilbening  Don  bem  fittltdd-nltgiöien 

BÄ^IwolIenb  auf  unb  berief  feinttttegen  Stten  bamoliaer  3eit,  in  bet  ^iS)  bö8  K^tlpent^um 

lif^e  na^  äerufalem,  untei  meli^en  uielfad^  noä)  ber  ^eibnif^en  SieminlScenjen  im 

cat4  \olfy  fi^  befonben,  müä)t  früher  SSoRSIeben  ju  ertoe^ien  ^otte.    2)iefe  öomiRen 

EAcönumg  bei  ^I.  Stlgonaftui  Qe^mmt  galten  Don  jt^er  al§  «Uhi^er  gefunber  md^It^« 

|t  dba  ifo  auf's  anflelegenflt^fte  um  Serebfamtfii.  2Sn  marfiget,  femifler  Spraye,  ofine 

8  boten.  3^t  oufri^Hge  änfiänfllic^teit  fü|lid|e  unb  t^ieatralifc^e  6ffetl^t4erei,  üBerW« 

nufl  unb  t^e  unge^eu^tlte  i^reuoe  über  ne^negS  o^ne  i^etorif<^en  @(^mu(i,  »erben  betn 

n^  brüdle  bie  ganje  Sßerfammlung  in  SßoIIe  bie  Se^en  unb  [ittli^en  Sorfc^ftcn  bea 

^RÜtn  on  bit  ^if^&fe  unb  ^riefier  S^rifient^umS  in  bem  cmRen  unb  Däterltil^en  %om 

unb  SlesonbrienS  auS,  baS  doH  ber  eintS  Seelen^irten  eingef^örft.  3uuS$ft  Igatte  bec 

'^  ijl,  bafe  ieifl  bie  uerroatäte  SliÖcefe  eifrige  ^Bijc^ßf  Qnjutänipfen  gegen  bie  Ueberrefie 

^igmunb  porten  §irten  mieber  erfialte.  be§  §eibeni6um8,  büS  auf  ben  Sanbgütem  ber 

^niben  reljte  nun  ober  bte  ßufebianer  ©rofecn  einen  legten  ^altepunfl  gefunben.  öler 

n  tÜTabt,  unb  Jie  glaubten  cor  ^tflem,  bauerte  ber  beibnifc^e  ©Btlercult  unb  oor  allem 

L  9Rasinni§  Kad&e  nehmen  ju  muffen ;  ber  33tanacult  ungcfi^eut  fort,  oielfafi  mit  ÜBijfen 

Ht,  inbcm  fie  it)n  afife])ten.  @r  mu|  balb  ber  c^riftlic^en  SSc^er,  inbem  man  \\äi  einrebete, 

n  Srtiontg  als  ein  beja!|rici  ®ieiS  gc-  toaS  Slnbere  o^nt  ^efe^I  ber  ^erren  träten,  bafür 

n.  @«n  3J)beSiaf|T  fann  aber  cbenfo  feien  bicfe  ni^t  btrantwoitli^.  äRo^imuS  aber  er* 

im  ongeoeben  mtrben,  ol3  bae  3al|r,  in  fl&rte :  Quisquie  intelligit,  exerceri  in  re  saa 

in  Slai^folger  SqriOuS  fein  amt  antrat,  eacrilegia,  nee  fieri  prohibet,  quodammodo 

gften  toirb  baS  3a{)r  351  ali  baSfenige  ipse  praecipit;  tacendo  enim  et  non  arguendo 

m  IwUem  ber  ^LS^riHuSSilc^Df  Dan  conBensum  praehuit  inunolanti  (Senn,  96). 

würbe,   pßfll-  Tillemont,  M^raoires  Gr  ^afte  bie  ©enugt^uung,  ben  ©öisenbienft  bur^ 

Vlll;  Boll.  Maji  n,  7  sq.;  Baron,  feine  IDIa^nungen  aUmälig  aut^  uon  ben  Sanb> 

,B.  13;  351,  n.  24.)        [Seron.]  gutem  Berfd&minbcn  ju  fet)en.  Sßjie  nafje  iUier^oupt 

■DU,  ber  51.,  !8ifd^of  uon  Surin,  ^tr-  bit  gjac^t  btS  ^eibent^iumS  bem  §1.  !Wa^mu3  naä) 

:t  irtr^eiriürft  beS  5.  Sa^r^unbertS.  S'i'ux^Oitnod^mar, jeigtSermo76überc5rifl' 

iHfirnnSeoeniBerl^ältniftebieteS  großen  Iid)e  ÜKortgrer,  luelcfie  397  ju  Mufunia  in  ber 

\m  nur  du|cr^  ffiärlid(|e  9Ia^rid(iten  SJiicefe  Xrient  wäfirenb  ber  SImbartialta  bon  Seu* 

.  S^m  erflen  Wa\  erf^int  er  in  ber  ten,  apud  quos  christiannm  nomeu  eognitnm 

1  einefl  Snoilänber  S^nobalprotoToIle  antea  non  fuiseet,  ermorbet  nurbtn.   äu^  in 

:451(lfanBiVI,143},  unbjnarunter  ben  Stäbten  unren  noc^  mond^e  Ueberrefie  ^eib- 

m  an  a^ier  Stelle.  S5a  bie  Unter|(^rif»  m\djtn  SifietgloubcnS  ju  tilgen,  bie  üu^  im  t^ft- 

em  Slang,  fonbem  ber  anciennitat  na#  lidjeu  StoUsgloubcn  flartnötfig  feflge^alten  wur- 

ttrtmt,  barf  man  ^ierouB  mo^t  fc^liefeen,  bcii ;  fo  bie  SReinimg,  bafc  man  bei  einer  SKonbfl- 

nuS  bereite  bamala  ju  ben  älteren  Si-  fiiiflemiS  bem  leibenben  9Konbe  bure^  ©efd&ni 

«ttoIienS  jö^lte,  baß  er  fomit  jtDifd^en  &il(e  bringen  müfje.  9(uc^  ber  Seginn  beä  neuen 

SOmborenmorbenfeinmuB.  Ueber§ei-  äußres  mirbe  metfac^  Bon  E^riften  na^  ^eih- 

fie,fe:jie^ung,Borbil(5bfIiä|e3;i)ätigreit  niirficr  SBeije  burcti  Spiele,  9lu|l>irien  unb  onbem 

An  nu^ta  befannt,  unb  aDe  bie^bejüg-  oberglüiibiidjen  2:nnb  gefeiert,  um  baburii^  bie  3"' 

Idungen  Jinb  tialtlofe  SBermut^ungen.  Jiinft  ju  crfor|rf)cn.  6inbringli<i)n)amtberSi|§of 

I  SRoIe  flegt  fein  9iame  unter  bem  SPro-  feine  S>cfibc  uor  ^liröbrü^  biabottf^er  Süftrei : 

tS  iSmifd^n  SoncilS  com  SioDember  üumquid  non  universa  ibi  falsa  sunt  et  in- 

unltTf^eb  er  unter  48  beimo^nenben  aana,  cum  ae  a  Deo  formaid  bomines  aut  in 

HS  er^er,  unmittelbar  nac^  bem  $app  pecudes  aut  in  feras  aut  in  portenta  trane- 

BMT  fomit  Don  aQen  ^nmefenben  ber  fonnant?  (Homil.  16.)  Slut^  ^ier  mar  bei  $ir* 

b  fic^  ^(H^betagt.  Son  ba  an  erfal^nn  teneiftr  beS  Eßift^ofS  non  ßrfotg  gefrSnt,  benn  er 

n^  Don  i^m,  unb  bie  annähme,  ba|  lonnte  feinen  ©laubigen  fdilieflic^  ba«  Smgiife 

tat  lange  mif  jener  @Qnobe  geftorben,  geben:  Ita  et  tos,  carissimi,  jam  dudnm  nee 

p  mtbtte^tigt  fein.     @d  fpärlic^  bie  obserrare  nee  quaerere  mamfesta  relatione 

i^tiAtnt  über  i^n  finb,  fo  ga^Ireidd  unb  cognovi.  SBic  gegen  baS  ^eibentl^um  unb  feinen 

RmO  pib  bit  uon  i^m  binlerlaffenen  unb  9Ibergtauben,  fo  ^atle  ISIapmue  niifit  raeniger  ent* 

ttnm  €^riflen.   ^u3  i^nen  oermSgtn  ft^ieben  aur^  gegen  ben  Irrglauben  anjufämpfen, 

bt  ikttäV^  anfd^auli<$e€  !8ilb  uon  ber  ba  gerabe  in  Cbtritolien  bie  Derfd^ieben^en  qdre* 

|iai  3cit  in  maäfm,  in  toeli^er  ber  93tr-  tif^  @tnoffenfd)aften,  ^ani^äer,  SirianeT,  9Ie> 


1107  ÜRofler  —  iWa^Dr.  11« 

ftoriflnet,  gut^d^ioner,  ^logiontr,  §elDtbianer,       '^^tt  (Villicus),  abam,  f.  9Ht^ 
3oDtnianer  u.  f. ».,  einen  emvlanglit^en  Soben      38<iij(i:,  S^ri^op^,  S.  J.,  X^eologe,  gd 

gejunben  Ratten,  ©(ßeit  biefe  üerf^tebenen  ffier-  1568  ju  augSburg,  Beßrer  an  tne^ttrra  btulttc 

irrunflen  ütrt&dbigtt  et  bit  Rrdtilidie  Ott^obojie  3ffuiteiicon[flien,  geforten  ju  Sffiim  am  11. 0 

mit  einer  ©c^äife,  ^eftimmt^eit  unb  fflar^eit,  bog  tober  1626,  fdirieb  Octo  fidei  controTenüi 

feint  bie^bejügli^nt  Sieben  ftetS  ju  bem  lBt[len  ob  quas  solas  plerique  hoc  tempore  diffiea 

gciei^net  niltben,  UaS  aul  btefer  Seit  übeilicfett  tatem  habent  redeundi  ad  eccleBÜun  mui 

ifl.   2)ie  toi^gflen  t^ragen  aiis  ber  Se^rt  über  feste  catboticam,  nimirum  de  necesaitate  bt 

@ott,  übet  ble  $er{an  @|n^,  über  bie  @iI5fung  nonim  oparum,  de  communione  sub  nua  >pi 

itnb  über  bie  legten  3)inge  [inben  bei  i^m  ü)it  bog°  cie,  de  Christi  praeaentia  in  Eucharistie,  i 

mdijc^  genaue  S)arfttDung.   Stcbtn  btr^ein^eit  purgatorio,  de  cultu  sanctorum,  de  cultni 

be6  Glaubens  lag  i^m  ni^t  Dtniger  bie  Siein^eit  reliquiarum,  de  cnltu  a.  imaginuin,  de  tnä 

btr  ©itten  am  ^Erjen;  awS)  l^iet  mufeie  et  iDWbe  tionibua,  Colon.  1622. 1629;  Norimb.  16aG 

mit  ©trenge  in  ber  regten  SJeifeäUDerbinbenunb  heut(c^  1629.  911S  im  auftrage  ber  luQei^ 

burfi  aSeleiining  wie  liurc^  eigenes  SdfJJicl  auf  afabemitöonSeipäigbetSprebigetSo^amieSöili 

bie  gläubigen  einjulDirfnt.  ESor  allem  geigte  ficfi  aus  !D1ei|en  bnH  !Ö)et(  beläm)]fen  tDoIItt,  nntnti 

irine  geiftige  @rü|c  unb  EDtac^t  bei  bem  Sinfal!  Dan  ber  2Ba^r^eit  ber  gegebenen  Setoeife  fo  a 

ler  ^unnen   in  Obtritalien.    SBitfirenb  aUeS  griffen,  baB  er  1630  conoertirte  unb  16S3iatli 

ringsum  Doli  lBeftiiT}ung  unb  SBerjtDeiflung  not,  @e)eDfiJ^fl  3tfu  eintrat  (gep.  1.  @e))t.  1616  ■ 

blieb  Iffiajimuä  ber  unerft^rodene  Sröfter  unb  Sßrag).  (SBgL  Veith,  Bibl.  August.,  AlpluA 

Reifet  in  ber  oHgemeintn  SBerjaglbeit  unb  geigte  X,  171;  de  Bäcker  b.  t.;  SRafi,  CouDcrtitci T, 

in  berebten  aBorten,  ba|  bie  ajergweiflung  einea  387.)  [Streba] 

matten  E^riften  unttiürbig  jci.   Unabläffig  rief  et       ^fot,  Sofepti,  0.  Pr.,  gtf4i^$t^ 

[eint  ^eerbe  in  bie  JHrc^e  @otteS  Dar  feinen  St^r*  unb  Sl^eologe,  geft.  1704  gu  Xoutouft,  fdiiitlitni 

fhi^I,  um  fte  gu  bem  @otltiertrauen  gu  ermahnen.  Summa  moralia  doctrinae  thomifiticae  dm 

uon  bem  er  feÄft  erfüni  nar.  €mp  unb  nac^brüd*  decem  praecepta  decalogi,  item  ciru  rä- 

lidd  namtt  et  not  btr  beabfic^ligtEn  gtui^t  unb  tutes  theologicas  vitiaque  illis  opposita  ett, 

^otte  f^Iiefelic^  bit  ©enugtliunng,  frint  geerbt  er-  ATonione  1704,  ou^  bri  Migne,  TheoIagiH 

mul^igt  unb  fdneS)iDcefe  Darben brob^nbenißer-  cureus  completus  JU.V,  Par.  1861,  729i^ 

Leerungen  betoa^rt  gu  fe^en.  aiS  bann  bit  Satttg-  XY,  9  sq.  (3!gl.  Echard,  Script.  0.  Pr.  II,  76S; 

gei|el  mit  it)ren  §orben  au8  3talien  mieber  abgog,  Mi^e  1.  c.  XTV,  724.)  [©tiebet.] 

war  e8  mieberum  aJIasimuä,  ber  baS  un^rift=       ISafOt,  3o^annee  (So^n  ÜJlc^t,  im43> 

li^e  !ßeit)alten  btr  93eniol^ner  feiner  @egenb  mit  finnnee  3)taiDrie  mit  bem  3uf<i^  Had£Ü 

ftrafenben  2Bortcn  gutetibtnjiee.    SSitle  berfelbtn  tonus  Scotus),  ein  angeftl^tnei  ^l^ilofop^  ■■ 

batten  nämli^  ben  iSarbaren  dnen  X^cÜ  i^reS  3:f)tologinbecer^en$iiIftebeS16.3al^%mtoK 

9taubeS,  ben  fie  nicbt  mitftblebpen  tonnten,  ab-  worb  um  baS  3o^r  1470  (nid^t  1478)  ia  boi 

getauft,  unb  gtoar  nicCil  blog  $fo[lbadeilen,  fonbem  f^ottifcben  S^Si^ttien  @Iegom  bd  ^biiubi( 

cmäf  ÜWcnfi^cu,  bie  fte  nun  als  i^re  ©flauen  Her-  2)iikeje  ©t.  anbreWS,  geboren,  anfangs  pmit 

ntnbeten.    Ecce  eenex  pater  captum  deflet  er  ju  OEforb  unb  Sambribge;  toit  ober  fnt  ba 

filium  et  tu  jam  super  eum  veiut  servulum  Seginne  beS  14.  Sabt^unbettS,  nomniffi^  [* 

gloriaris.  Ecce  religiosa  vidua  tota  aupeUec-  ©rünbung  be5  [li^Dttifc^en  €oQegS  (1325),  plf'- 

tili  diapoliatam  domum  suam  dolet ,  et  tn  reitet  f d^ottifc^e  SüngEingt  na<J^  Sßortö  \tMt, 

eadem  BupellectUi  domum  tuam  ornatam  esse  um  an  ber  btrü^mteften  UnioeifttÖt  b*8  Wi* 

gloriariß  (Homil.  96).  6t  Oergiric^t  fie  mit  ben  tanbeS  ben  ©lubien  objuliegen,  fo  g«  e»  ^ 

SQäSIfen,  ttddie  ben  Söfflen  nat^gie^en,  um  fä)  am  aitü^or  babin;  tr  trot  in  baS  ßoHea  ©t  5)«* 

übriggclaffentn  Siaub  gu  faltigen,  unb  forbert  fte  (l}0l.Qnicherat,HistoiredeSuiite-Barbe,PH. 

in  tinbringlid^en  aSorten  auf,  ben  Staub  bem  ttc^t*  1860)  unb  Doüenbete  bafdb^  ben  Sure  bti  fnia 

mäBigen  ESefitfcc  gurüdgugtbtn.  ^13  im  folgeuben  fiiin^  mit  bem  ©rabe  beS  Sitentioten.  Satfatf 

3abre  Stauen  »on  einer  mngerSnol^  bdmgcfui^t  no^  Dortianbenen ,  Don  Sonrbain  (EbtcaiM« 

tnirbe,  uot  e§  mieberumlSla^iniuS,  ber  in  [einer  biBtoriques  et  philosophiqaoa  &  traven  li 

ffiibcefe  überotl  bie  Siot^  buttb  mMfl^älige  §ilfe  Moyen-Age,  Par.  1888)  Mröfftntlic&ttn  3#* 

gu  linbtm  fudile  unb  aud|  anbcre  unnblüffig  gu  reii^ming  ber  btutfi^en  „Siation"  (gu  utlc^Mt 

^riftlii^tt  SBonn^ergigfeit  etmctinle.   (?§  ift  Iddil  bieengianberunb©<l|Dttengä5Iten)anbti$flri|B 

begrtiflid),  bafe  gomilien,  oon  fold)  ebleni,  roat)X'  UniDttfitätt)onl494erfd^intberSfianKJoh»aB« 

f|aft^riplic&em®dpbur^»e(it,  filcibenbeiiiSJeilh  Mayor,  dyooesia  S.  Andreo,  in  betSti^tl« 

^abtn  mugttn  unb  ba:^er  ^ttS  tjoäj  in  ßbren  ge-  magistri  ariium  eingetragen.    Su  SRal)«  ta 

^Iten  mürben.  S)ie  befle  unb  bntl^änbig^e  aus-  S^odorgrab  ber  S^tologie  etringen  uolltt,  fs  ki 

gäbe  bet  äBei^e  beS  ^I.  ÜDlojimuS  ift  bit  {^on  oben  er  in  baS  goEleg  ünontaigu,  mel(!^te  bamais  nli 

flenaitntt  (Migne,  PP.  lat  LXXXVII).  Uebtr  ber  Sritung  beS  auSgegeidintttn  3o^.  ©tanbed 

fitbtn  unb  Se^te  beS  ^L  ^a$imu8  f.  Proleg.  btt  nne  btr  trften  tfKOlogifcEitn  Sifoim  in  SßoiiSnl 

xbm.  ausgäbe  39—156.  [ffne))flet.]  bie  ftfte  33urg  ber  fdiolaftifd^en  ©tubitn  unt.  Si 


aRaQot. 


1110 


ne  in  btef e  äinfialt  t)erbQn!te  er  bem  burd^ 
efeit  ^%  gegen  alle  tt^iffenfd^oftlid^en  unb 
n  9leuerung§t)erfud^e  befannten  IRatoItö 
^emoligem  Siector  t)on  ÜJlontaigu  unb  fpö» 
S^nbicuS  ber  ^rifer  Untoerfttöt,  bem  er 
t  itoeite  9u§gabe  feine§  Sommentar§  In 
it  ttibmete.  Unter  feinen  @tiä)tengenoffen 
EntfmuS,  bet  in  bem  nömßd^en  Soueg 
Bc  unb  freie  SSerpflegung  gefunben^  unb 
m&mbSIeuten  ber  cIofftfdQ  gebilbete  ®at)\n 
S,  xuiäjimali  Sifd^of  Don  S)un!elb,  unb 
ologe  ^ector  93oece,  fpater  ^rofeffor  unb 
tn  oer  untt)er{Uät  ^erbeen  (t)gl.  über  SBeibe 
im.  ®efd^.  b.  tatf),  Sütä^  in  @d^ottIanb^ 
1883,  I,  322.  449  u.  a.  O.)/  be|onber8 
£8  bmtieid^net  ben  Sl^orafter  unb  bie  ®e« 
SRcUford.  ba^  er  ba§  SoOeg  t)on  Sßontaigu, 
ein9RitaIumnu§  SrQ§mu§t)or  gan^  (Smopa 
)  gtt  mod^en  fud^te,  oIS  „fein  ^flegel^auS" 
it,  Jba^  er  ftet§  mit  banfbarer  ^oä)aä)UmQ 
m  ^^  Derpflid^tet  erad^te''  (In  L  Sent). 
tb  feine  ))^Uof op^ifd^en  unb  tl^eologifd^en 
;  mit  fold^em  Srfolge«  ba^  er  bolb  als 
nftreten  fonnte.  ^1§  im  3. 1498  infolge 
Dciligen  IBerbannung  @tanbond!§  ba§  Sol- 
Dlontaigu  ftd^  auflöste,  blieb  ÜRa^or  ben> 
bemfelben  n)o^nen,  l^ielt  aber  feine  93or« 
;  in  bem  reid^en  SoUegium  3lat)Qna,  bem 
ber  Sorbonne  (ogl.  Launoj,  Regii  Nav ar- 
mnasii  Hisioria  lib.  3,  cap.  19).  !Ra(!^' 
L505  ben  S)octorgrab  ermorben,  fi^r  er 
(il  unb  3:i^eoIogie  unter  großem  93eif  aOe  bis 
m  3a]^re  1518  oorjutragen.  SJtaQor  galt 
r  ber  l^rDonagcnbften  Seigrer  ber  ^arifer 
tSt,  U)eld^  iäffiniä^  ©dritter  auS  faft 
nbcnt  (Smopa%  ouS  ßnglanb  unb  @d^ott« 
talien,  @))anien  unb  ben  9lieberlanben  um 
tmeße  unb  ju  literarifd^er  Xl^ätigfeit  in 
Seifie  anregte.  3u  biefen  gel^örten  bie 
im  «Imain  (f.  b.  3lrt.X  ©angeft  (f.  b.  ^rt.), 
nolis,  93if  d^of  t)on  Sorand^eS,  $et.  Srodfart 
;  Broxellensis,  geft.  1514),  ber  freilid^ 
S  Don  ber  ©eifteSrid^tung  feines  fiel^rerS 
ogte,  2)ominicaner  unb  begeifterter  93er* 
ft  l^L  Xl^omaS  mürbe,  3)at).  SranSton, 
mmd  tt.  t>.  9. 

S.  1518  erfd^eint  SJtaQor  a(S  Seigrer  an 
lecfitöt  JU  @IaSgom:  l^ier  blieb  er  mal^r* 
}  bis  1523,  }u  meld^r  Seit  er  alS  ^ropft 
6aIt)ator-€oEegS  unb  ^rofeffor  ber  Uni> 
nod^  @t  9nbremS  überftebelte.  ^atridt 
m,  ber  erße  lutl^erifd^e  ^rebiger  in  @d^ott« 
kOeS^nn,  ©efd^id^te  u.  f.  m.  I,  326  f.), 
rigentlid^  »SSater  ber  fd^ottifd^en  Stefor« 
,  3o^  Änos  (f.  b.  3lrt.),  ber  il^m  üon 
0  ^  gefolgt  ttmr  unb  feinen  Seigrer  „ein 
)cr  oltai  jtird^e''  nannte,  jöl^Üen  l^ier  gu 
latent  unb  bürften,  obmol^I  SDtai^or  felbft 
t  ber  fllrd^  anSgel^enbe  9tef ormation  an« 
mb  bis  iu  feinem  Xobe  i^r  treu  blieb, 
i  3m|mIS  Don  il^m  em))f angen  l^aben.  9iud^ 


ber  als  3)id^ter,  aber  aud^  alS  gemiffenlofer  S3er« 
leumber  ber  SJtaria  Stuart  befannte  ^umonif} 
®eorg  Sud^anan  lie^  ^d^  im  3. 1525  an  ber  Uni« 
Derfttöt  ©t.  Rubrem  immatriculiren  uxä>  in  baS 
fog.  „^äbagogium",  beffenSorflanbaRa^ormar, 
aufnel^men.  SRa^or  ftanb  bamals  als  Seigrer  ber 
fd^olaftifd^en  Sl^eologie  auf  ber  ^bl^e  feines  Stul^« 
meS  unb  }og  eine  Sßenge  @tubenten  nad^  @t  Sin« 
brems,  mie  Dorbem  nad^  $ariS;  t)on  feinen  @d^ülem 
mürbe  er  aevo  suo  doctissimus  genannt  unb  alS 
ein  SJtann  Don  ungemö^nlid^er  SeifteS!raft  unb 
ebrenmertl^em  Sl^arafter  l^od^gefd^ä^t.  S)ie  ÜRänner 
ber  neuen  Orbnung  hingegen,  nne  u.  %  Sud^anon 
unb  SJteland^tl^on,  ergoffen  aber  il^n  bie  Sauge 
beS  @potteS  unb  t^ol^neS  in  reid^em  ÜRa^e.  3n 
bemfeßen  ^al^re  1525  feierte  ÜRaqor  nad^  ^riS 
utrüdf  unb  nal^m  am  Kollegium  SDtontaigu  feine 
93or(efungen  über  fd^olaftifd^e  ^Idilofopbi^  unb 
Zbeologie,  als  bereu  ^auptDertreter  er  Damals  an« 
gefeiten  mürbe,  mieber  auf.  S)od^  möl^rte  bie^« 
mal  fein  Slufentl^alt  nid^t  lange;  benn  nad^bem 
ftönig  3acob  Y.  DoUjöl^rig  gemorben,  etma  1530, 
feierte  ÜRat^or  in  feine  fqottifd^e  ^eimat  ^urädf, 
um  bort  feine  Sage  }u  befd^He^en.  Sr  ftarb  im 
3. 1540. 

Sol^n  ÜRaQor  mar  ein  öu^erß  frud^tbarer  unb 
Dielfeitiger  ©d^riftftetter.  Slod^  in  feiner  erften  Seljr« 
ptmbt  ]u  URontaigu  Derfa^te  er  eine  ®ef d^i(|te 
Don  @ro|britannien,  bie  er  feinem  ftönige,  bem 
minberiö|rigen  Sacob  V.  Don  ©d^ottlanb,  mib« 
mete.  @ie  erfd^ien  ^u  $ariS  1521  in  6  SSüd^em, 
bereu  le^teS  mit  ber  fueirat  ^einrid(|S  VUI.  mit 
jfatl^arina  Don  Siragonien  enbigt:  Hisioria  ma- 
joris  Britanniae,  tarn  Angliae  ^uam  Scotiae 
(in  ben  Kolumnentiteln  ftetS  de  gestis  Scotonim), 
per  Joann.  Majorem  nomine  quidem  Scotum, 
professione  autem  theologum,  e  veterum 
monumentis  concinnata  (Par.,  Jod.  Badius, 
1521).  S)er  aUe  fd^otttfd^e  Siterar^ifbrifer  Sl^m. 
S)empfter  (geft  1667)  urtl^eiU  über  fte :  Quo  in 
opere,  fateor,  quaedam  esse  bonae  £rugisy 
sed  multa  erronea,  quaedam  ridicula,  non- 
nulla  manca,  denique  omnia  negligenter 
scripta,  sed  venia  rudi  illi  aevo  danda  (Hist. 
eccl.  n,  481).  ©ünftiger  fprad^  fid^  iüngfl  ber 
^roteftant  ©.  93romn  in  feiner  Siograpbie  Sud^a« 
nanS  auS  (40  f.) :  „®iefe  ©efd^id^te  ifi  in  bem 
eigentl^ümlid^en  fiatein  mit  ben  munberlid^en  lo« 
gifd^en  gormein  ber  ©d^ulmänner  gef daneben,  bie« 
tct  aber  bod^  bem  Sefer  ber  3?eu3eit  meit  mel^r  3n« 
tereffe,  als  bie  gefd^madtlofe  Slegau}  mand^er  {euer 
§umaniften,  meldte  über  il^ren  SSerfaffer  fpotten. 
Sro^  aller  feltfamen  ßinsmängungen  ber  ®eban« 
!en  unb  Ungelenligfeit  ber  Semegung  befunbet  bod^ 
9Rat)orS  ©efd^id^te  eine  3nbiDibualität  beS  Sl^a« 
rofterS  unb  eine  Älarljeit  unb  Äraft  beS  ©eifieS, 
bie  uns  DoÜftönbig  ben  au^erorbentlid^en  Sinbrudf 
erflärt,  meldten  er  auf  feine  S^itgenoffen  mad^te." 
9Rat)orS  ^au|)ttl^atig!eit  aber  liegt  auf  bem  ))biIo« 
f opl&ifd^en  unb  tl^eologifd^en  Qfelbe.  ©eine  Sem« 
unb  fiel^rial^re  faÖen  in  eine  Seit,  in  meldjer  bie 


1111 


ajlaqor. 


fett  ber  erften  f^cUfte  bed  14.  3al^r]^unbert8  burd^ 
OccQtn  in  ben  ))^Uof  opl^ifd^-tl^eologtf  d^en  @tubten» 
betrieb  gebrad^te  @))Qitung  in  eine  altt  (via  anti- 
quorum)  unb  neue  SUd^tung  (via  modemoruin) 
tro^  aQer  ®egenbe{trebungen  nod^  nid^t  über» 
n)imben  mar.  3)ie  antiqui  ober  oud^  dociores 
reales  f^Ioffen  jtd^  in  Sn^alt  unb  t$form  an  bie 
alten  fpeculatiüen  ©d^ulfül^rer  SllbertuS  9Ragnu§, 
%f)oma^  Don  %quin,  tlegibiuS  SiomanuS  unb  aud^ 
Scotu§  u.  91.  an;  bie  modemi  folgten  ber  mit  Oc« 
cam  anl^ebenben  unb  burd^  feine  ©d^üler  SBuri« 
bau  unb  äJiorfiliuS  t)on  anginen  u.  %  geförberten 
©tröntung,  teeld^e  megen  ber  il^r  eigenen  einfei» 
tigen  Ißflege  ber  logifd^en  SBortformen  (termini) 
unb  ber  Sigenfd^aften  be§  logifd^en  ©a^baueS  aud^ 
„SerminiSmuS"  (unb  iljre  93ertreter  nominales, 
terministae)  genannt  mürbe  (t)gl.  ü.  Sßemer, 
S)ie  @d^olaftif  be§  fpätem  amttelalterS,  SBien 
1887,  IV,  122  %,  nad^  Ä.  ^rantl,  ©efd^.  ber 
Sogif  im  STbenblanbe,  2^\pi.  1870,  Sb.  IV.;  eine 
fur}e  @^]^araßerijtrung  biefer  ^arteiunterfd^iebe  in 
einem  ^rotefte  ber  ^arifer  Uniöerptät  bei  Steph. 
Baluz.,  Miscell.  IV,  531  sq.).  Sin  ^auptfi^ 
ber  terminiftif  d^en  ÜRobemen  umr  $ari§  unb  eines 
il^rer  ^äupter  Sol^anneS  9ßaQor.  Sein  ©tanb« 
punit  ift  ein  terminiftifd^er  @coti§mu§.  9tl§  ©d^ü* 
ter  ber  terminiftifd^en  @cotiften  Xfyom.  Sricot  unb 
^ieron^muS  $arbu§,  tt)eld^e  beibe  am  Sudgange 
beS  15.  3a|^r]^unbert§  an  ber  ^rifer  Slrtiften» 
facultät  bocirten,  leierte  unb  fd^rieb  er  felbft  im 
©eifte  feiner  Sel^r  unb  jal^lreid^er  anberen  %tt' 
minipen  feiner  3«t.  ©o  mar  u.  21.  Sol^.  3)orp, 
verus  nominalium  opimonum  recitator,  in 
$ari§  al§  Kommentator  SuribanS  aufgetreten;  an 
i|n  Inä|)fte  9RaQor  an  unb  beforgte  eine  SluSgabe 
feines  SommentarS :  Gommentum  Johannis  Dorp 
super  textn  Sununularmn  Johannis  Buridani 
nuperrime  castigatum  a  Johanne  Majoris 
cum  aliquibus  addiüonibus  ejusdem  (b.  i.  fur^e 
SRarginalnoten  unb  eine  Heine  Quaestio  de  com- 
plexe  significabilibus),  Par.  1504,  fol.;  tt)ieber> 
gebrudft  in  einer  DuartauSgabe  unter  bem  Xitel: 
Johannes  Dorp  recognitus  et  auctus,  Sum- 
mulae  Buridani  cum  expositione  praeclari 
viri  interpretis  nominalium  terminorum  Jo- 
hannis Dorp,  recognitae  a  magistro  nostro 
Johanne  Majore.  Cum  annotationibus  et  post- 
iUis  in  margine  libri  de  novo  insertis,  Lug- 
duni  1510.  Slu^erbem  t)erfa|te  ÜJlaQor  auf  bem 
Oebiete  ber  terminiftifd^en  Sogif  eine  SKenge  flci« 
nerer  ober  größerer  felbftänbiger  Slbl^anblungen, 
in  meldten  er  mel^rfad^  benfelben  ©egenftanb  in 
mieberljoltem  anlaufe  bearbeitet,  ©ie  finb  mel^r 
ober  meniger  oolipänbtg  in  einer  ©ammelauSgabe, 
balb  als  Kommentar  ^u  $etru3  ^ifpanuS,  balb 
afö  libri,  quos  in  artibus  emisit,  ^ufammen- 
gebrudK:  Acutissimi  artium  interpretis  ma- 
gistri  Johannis  Majoris  in  Petri  Hjspani 
Summulas  commentaria,  Lugduni  1505,  fol., 
unb  neuerbing§  unter  ^injufügung  einiger  mei« 
teren  logifd^en  Sractate :  Magister  Joannes  Ma- 


joris Scotus.  Incljtarum  artium  ao  i 
paginae  doctoris  acutissimi  magistriJ 
Majoris  Scoti  libri,  quos  in  artibus  in  o 
montis  acuti  Parisiis  regentando  in 
emisit  etc.,  Lugd.  1516,  fol.  (S)ie  9tt^ 
ber  einzelnen  Slbl^anblungen  mit  fui^er  9 
angäbe  bei  ^rantl  a.  a.  D.  IV,  247—251. 
fommen  no^  ba§  Introductorium,  eine  i 
l^olung  unb  3uf(intmenfaffung  ber  artftol 
unb  fummuliftifd^en  fiogü:  Introductoriu 
utile  in  Aristotelicam  Dialecticen,  du 
minorum  tractatus,  ac  quinque  libroi 
mularum  complectens  M.  Joannis  1 
Philosophi  ac  Theologi  Parisiensis,  de 
eodem  summa  vigilantia  repositum,  Pa: 
unb  mieberum  1527;  femer  Quaestioz 
yetus  ars :  Quaestiones  logicales  Mag. . 
Majoris  Hadjngthonani,  Theologi  ac 
sophi  Parisiensis,  jam  primo  in  lucen 
sae  cum  ejusdem  literali  exposition 
cincta  in  veterem  Aristotelis  Dial< 
Joann.  Argyropulo  interprete,  Par. 
enblid^  üerfd^iebene  Sommentare  p  ben  p^ 
unb  etl^ifd^en  ©d^riften  be§  SlriftoteleS 
1526).  S)a|  9Rat)or  aU  pf)\lo\op^\^ 
unb  ©d^riftfteDer  in  ber  %i^ai  mit  bem  i 
eines  ©d^ull^aut)teS  mirfte,  bemeiSt  nid^  B 
binnen  funer  3rit  mieberl^olte  9leubrudl 
©d^riften,  fonbem  bie  gro^e  3<^^I  t'on  @( 
}u  meldten  au^er  ben  bereits  genannten  l 
rarifd^  fel^r  tl^ötigen  Zerminijten :  bie  € 
üa^.  Sa;,  3o]^.  S)ol)  unb  gem.  Don  S 
bie  ©d^otten  Stob.  (S.aubxa\a^  unb  SBiC^.  9 
flon,  ber  SBelgier  3o]^.  Suflaert  u.  9L  | 
(über  il^rc  ©d&riften  f.  ^rantl  a.  a.  0. 2 
Siefe  J)^ilofo|)]&ifd^e  SBirffamfeü  erfd^U] 
bod^  bie  geiftige  ^aft  beS  berül^mten  0( 
nid^t ;  aud|  als  Xl^eolog  mar  er  in  ©d^rifl 
auf  bem  Se^rftul^le  gleid^  tl^ötig.  9Rit  ^ilfe  i 
noriten  3oc.  Shifin  unb  bcS  $eter  be  ^axiü, 
bie  Sonectur  beS  Sobe;  bef orgten,  Deronfb 
bie  erfte  Originalausgabe  Don  S)unS  @cc 
Opus  Parisiense  unter  bem  Xitel  B^ 
super  lY  libros  Sententiarum  nunquam 
impressa  (4  PP.  in  1  vol.  fol.),  Paris., 
Granjon,  1517 — 1518  —  eine  fürjere  un 
bigere  ^Bearbeitung  feines  großen  Oiforbe 
teujiencommentarS,  beS  Opus  Oxoniense, 
ben  ©efammtinl^alt  ber  t^eologifc^-p^ilofot 
Se|^re  beS  2)unS  ©cotuS  in  fid^  f a|t.  9m  <& 
britten  Xf^Alt^  biefer  Ausgabe  (meld^  beml 
grapl^en  ^an}er  unbefannt  geblieben)  finl 
bie  S9emerfung:  Hoc  opus  fuit  editum  ab 
(sc.  Scoto)  Parisiis  post  ejus  doctoraii 
aliud  opus  super  IV  libris  Sent.  in  i 
quapropter  illud  vocatur  Parisiacum 
Anglicanum  —  unb  in  ber  Sorrebe  fi 
SSorjfige  biefeS  ^meiten  SBerf eS :  Oxoni« 
cturae  longo  anteferendumcensui  Dm 
niae  scriberet,  baccalaureus  duntaxi 
dum  vero  Parisiis  legeret,  professor,  et 


SKa^t,  «nton  —  SKa^t,  ©eba. 


IIU 


li  mterdmn  tumultuarie  in  sua  Oxo- 
tetnra  resolvit.  Sr  felbft  fd^rieb  einen 
tat  }u  ben  @entengen  beS  Somborben^  in 
[cotiftif^e  unb  nominaliftif  d^e  Seilten  t)iel' 
Iftcinanbet  laufen.  S)enn  nic^t  blo|  qI§ 
r  xcbien  Sogicolien,  f  onbem  aud^  oI§  tl^eo» 
Sententiarier  l^ielt  er  an  ben  occantifti« 
tbüionen  tmb  an  ber  via  modernorum 
SortDorte  feines  SommentatS  )um  Dierten 
r  Sentenzen  erflört  erauSbrüdlid^:  Lau- 
eieres,  sed  nostris  utimur  annis  . . . 

ergo  nominalium  principiis  adhibitis 
las  distinctioneB  Quarti  unam  quae- 

▼el  plures  scribere,  quas  et  reales, 
iant,  facile  capient.  ütrique  enim 
M^ogia  erit  communis.  Siefe  Som« 
gingen  l^or  au§  ben  öffentlichen  93or- 
eS  SerfafferS  unb  etfd^ienen  nad^  forg« 
leberarbeitung  in  tt)teber]^oIter  SluSgabe, 
.  rV.  Sent.  quaestiones,  Par.  1508, 
»eognitae  1516;  In  L,  Par.  1509,  ed.  2 
i  3oboc  93abiu§);  Inin.,ib.  1509,  ed.  2 
imer  HL,  Par.  1509,  ed.  2  1517  (beibe 
(Smalon),  —  Slud^  auf  e^cgetifd^em  ®e- 
t  SRaQot  t^ötig ;  er  t)eti[a|te  einen  Som« 
um  SRattl^äuSeoangeliunt  ($ari8  1518) 
X  eine  Sttoralerllarung  ^u  ben  Dier  St)an- 
)b.  1529).  3)empfter  (\.  c.)  erttöl^nt  t)on 
f olgenbe  @d^ften :  Placita  theologica ; 
donesSorbonicae;  Sermones  per  an- 
ucfconi  Ghronici  Versio,  7  libri;  Cata- 
iso.  Lucionensium. 
inen  ürd^Ud^en  ©runbfö^en  fd^lo^  fid^ 
n  bie  Stid^tung  $eter  b'^Ub^'S  unb  ©er» 
)ie  fid^  ft)äter  in  ben  befannten  t)ier  @ö^en 
.  Wxi  1682)  als  (SalltcaniSmuS  con« 
toe^j^  er  mit  Sted^t  unter  bie  „el^rwär» 
1er  ber  gaüicanifd^en  Zl^eologie''  ge}ö]^It 
r  ßdU  bie  9uctorität  ber  Soncilien  über 
lO^fleS  unb  meinte  ba^  nid^t  blo^  bie  93i' 
väban  aud^  ieber  Pfarrer  feine  2^ri3» 
unitielbar  DonSl^riftuSl^abe  C^nlV.  Sent. 
3 — oud^  in  ber  3)u  $in'f d^en  ®  efommt« 
ber  SBerfe  @erfon§  unter  bem  Zitel  De 
poteetate  ecclesiae,  tom.  n,  Append. 
1  sqq.).  9Rit  feinem  @d^üler  unb  Sol« 
■am  ^nte  er  feine  tJfeber  in  bie  3)ienfte 
ul^ntt>oluti0nören  93ett)egung  be§  Slfter» 
OB  $ifa  (1511)  in  ber  ^bl^anblung  De 
ifte  Goncilii  supra  Pontificem  Max. 
Pip.  0er8.II,  1181  sqq.  App.  —  einem 
i  9btfi)ug  au§  feinem  erften  Sommen* 
)att^  cap.  18, 1  LXVm,  coL  3) ;  ögl. 
8(mer,  @efd^td^te  ber  Sluflel^nung  gegen 
I^e  Ibtctorität,  in  ben  Stimmen  au3 
ttd^  1872,  m,  223  ff.,  unb  §efele. 
^er.  Conciliengefd^id^te  vm,  470  ff.). 
Bffd^ettKiIt,  fo  lel^rt  er  l^ier,  fei  $etru§ 
lomcn  ber  ftird^e  imb  für  bie  JKrd^e  über- 
ibm,  bol^  gehöre  fie  ber  gansen  jhrd^e 
9a|^.  SBie  in  ber  fird^Iid^en,  fo  legt 


9)laQor  aud^  in  ber  t^olitifd^en  @efellfd^aft  bie 
SJtad^t  in  bie  (Sefammtl^eit  beS  SSoKeS,  baS  fie  bem 
i^ürften  übertrage  unb  tt)ieber  nel^men  fönne,  nötl^i» 
genfaUd  fogar  mit  ©emalt  —  eine  Seigre,  bie  il^m  ben 
9iamen  beS  erjlen  f d^ottif  d^en  Stabicalen  eingetragen. 
3n  feiner  ®efd^id^te  @d^ottIanb§  (üb.  IV,  op.  17, 
foL  LXXVI--LXXVIE)  fd^reibt  er:  Populus 
liber  primo  regi  dat  robur,  cujus  potestas  atoto 
populo  pendet,  quia  aliud  jus  Fergusius  pri- 
mus  rex  Sootiae  non  habuit:  et  ita  est  ubi- 
libet  et  ab  orbe  condito  erat  communiter  . . . 
Regem  et  posteros  pro  demeritis  populus 
potest  exauthorare  sicut  et  primo  instituere. 
Obmol^l  SRaQor  felbft  allen  religidfen  unb  ))oHti> 
f d^en  Agitationen  feiner  3eit  t)erfönKd^  ferne  ftatrt) 
unb  feine  gan}e  SBirffamfeit  auf  bie  @d^ule  be» 
fd^rönfte,  fo  liegen  in  biefen  ®runbfö^  bod^ 
bereits  bie  jfeime  ju  ber  t)onftanbigen  fird^lid^en 
unb  ))oUttfd^en  Umn)äl}ung,  totlä^t  t)on  ba  ab  in 
abjicigenber  Stufenfolge  fi§  öertoirOid^te.  (S  i  t  e» 
r  a  t  u  r.  Thomas  Dempsterus,  Historia  eccles. 
gentis  Scotorum,  Bononiae  1627 ;  edit.  alt. 
Edinburgi  1829,  Hbr.  12,  tom.  11,  n.  910, 
p.  481  sq.;  Du  Pin,  Bibliothäque  des  aut. 
eccles.  au  XVI«  siecle;  Moreri,  Dictionn.  s.  v. 
Maire ;  P.  Hume  Brown,  George  Buchanan, 
Humanist  and  Reformer ,  Edinburgh  1890, 
38—41.)  PRorgott.] 

W^tfX,  3lnton^  S.  J.,  geb.  1673  ju  Steffel« 
»ang  im  M^än,  trat  1689  in  bie  ©efeUfd^aft 
3efu  ein,  nmrbe  ^rofejfor  ber  H^eologie  in  3ti» 
golfiabt  bann  Slector  unb  9lot)^enmeifler  in  Satd^S« 
berg  unb  ^ule^t  Stubienpräfect  gu  Sngolftabt. 
©ier  ftarb  er  ben  3.  Suli  1749.  gr  toar  ein 
ebenfo  frommer  unb  tugenbl^after  aß  geleierter 
OrbenSmann  unb  fann  als  einer  ber  bebeutenbften 
SSertreter  ber  fd^olaftifd^en  Xl^eologie  in  feinem 
^al^rl^unbert  gelten.  Sein^auptmerfijteineTheo- 
logia  scholastica,  8  voll,  in  8^  Ingoist.  1728 
ad  1732,  ober  2  voll,  in  fol.,  ib.  1732.  S)arin  t)er- 
trat  er  bie  SH^eorie  beS  fog.  ^equiprobabiliSmuS  fafl 
mit  benfelben  SBorten,  toxt  biefe  Seigre  fpöter  t)om 
1^1.  SllfonS  t)on  Siguori  auSgef^mod^en  mürbe  (f.BiJ- 
lerini-Palmieri,  Opus  tibeologicum  morale  I, 
600).  Sr  gab  aud^  eine  Philosophia  peripate- 
tica  (1739)  unb  einige  Heinere  Sd^riften  l^erauS. 
(Sgl.  de  Backer  s.  v.)     [5DI.  »eid^mann  S.  J.] 

W^t^  ©  e  b  a ,  0.  S.  B.,  ffiid^ter  unb  Apolo- 
get, tourbe  JU  Saiting  (itoi]fyn  aid^ad^  unb  Qfrieb» 
berg)  am  15.  3onuar  1742  geboren.  6r  ffubirte 
5U  Bä)zt^ttn,  Augsburg,  SWünd^en  unb  grei« 
bürg  i.  83.,  legte  im  Älofler  Dom  l^eiligen  ftreuj  ju 
©onaumört^  1762  bie  feierlid^en  ^elübbe  ab, 
ftubirte  Sl^eologie  ju  Senebictbeuem,  ermarb  M 
als  ^rebiger  unb  ©eelforger,  fomie  als  ^rofeffor 
ber  ^l^ilofopl^ie  unb  Sl^eologie  in  feinem  ftlofier 
guten  Sluf,  mürbe  SSibliotl&efar  unb  ^rior  unb 
ftarb  am  28.  9H)ril  1794.  gine  ^rofejfur  in 
3ngo(ftabt  ober  ©olsburg  moHte  er  nie  annel^men, 
ba  er  lieber  als  Siterat  in  ber  3cBc  arbeitete.  6r 
gab  öiele  ^rebigten  in  ben  ®rud(,  fomol^I  einjeln 


1115 

aI8  in  Sommlunfim;  feine  ©prai^e  ift  populär 
unb  im  äßet^ältnil  ju  anbewn  iratr  3rit  ff ^r  rein- 
S^rifd^E  unb  hramatiic^e  Spoefie  mot  i^m  feerjenS- 
\a^t;  man  Ifat  21  Buft-  unb  Stanerfpiele  üon 
Üim,  bie  frei]id&  in  berSÖJEtje  feines  3dta!ter8  Oft- 
Mt  unb  nur  auf  einen  oigem  ftreiä  bered^nel  finb. 
iUIe^r  beftinnt  mürbe  er  burrfi  [eine  irenif  t^en  ^Beftrc 
bungen;  er  leflte  feine  anfielen  barüfier  raeitlcufig 
bar  iu  einer  S^fi^ft  on  Si.  iBraun,  ber  fie  miber 
aUiffen  unb  SBitlen  btB  iPefjafierS  1778  oB  „erflen 
©diritt  jur  (ünftigot  ißercinigung  3C,"  ucröffent' 
li^le,  Siol  bet  borob  erjafircncn  Unonnc^mti^' 
feiten  flobilRapr  1787— 1790  ju  glcidjem  ßroerfe 
feint  „Sert^eibigung  her  natürii^en,  d)vift!i{^en 
unb  fat^Dlifc^en  Seliaion  naift  bcn  Scbürfniffen 
uitferet  Stit"  ^trouB  (3  Slieilc).  5Ber  erfie  %iid\ 
eaGjSli  bie  |og.  SReHgitma))tiilpiop6ic.  bie  unberen 
Uftilt  bie  fog,  Slpologetir  ober  aßgemtine  Sfieo- 
loflie,  ?r!le3  im  ®eipe  ienerSeit,  b.t).  bnrdifäuert 
Otm  htm  ffritidSmul  unb  SubjectiDiemuS  ber 
ffanf fc^en  unb  fjidfite't^en  !p^ilofop(|ie,  bie  fa  im 
tieifigen  ßreug  ju  ^onautoörtfi  eifrigPe  5pflege  ge- 
fiinben  Ifatit  (ügl.  Eötefl.  Äönigsbotfer,  ©tfc^. 
b.  fltopers  Dom  ^l.  ffceuj  HI,  493  ff.).  3)ie  3rr- 
t^ümet,  meldte  bü§  fcnp  in  beper  ^Ibfit^t  Berfnlte 
SBJerf  enthielt,  würben  Bon  3.e.§Drf|6i^Ier  (1 790) 
luiberltgt :  bie  irenift^e  3:enben)  fül)rte  ju  neuem 
©trett:  gemonuen  tourbe  foum  jeraonb,  —  ÜBe^r 
über  ip  Jle^  bei  ?lug.  Sinbnet,  ®ie  ©c^riftfleHet 
bea  »tneDietintt-Orbtn3  feit  1750  im  boiHgen 
ftdnigni^  SSo^em  n,  137  ff.,  mo  anä)  ba§9!er- 
}ei^ig  ber  Siteiatui  über  i^n  (bef.  tSaaber,  Se;. 
I,  2,  12  f|.;  aSemer,  ®efd^.  ber  (otb.  X^eolnaie 
237  ff.  u.  f.  f.)  unb  ünn  ijm  gu  Jinben  ift;  !(((■ 
tere  umfofet  58  Kümmern  umi  rann  noä)  Der- 
meiert  »erben  burc^  „flirf^enlalenber  oKet  ^eiligen, 
bie  unter  ber  Siegel  bti  %  SBenebid  lebten", 
StugSb.  1786.  [Sraunmüner  0.  S.  B.] 

SSai^,  S^eiubin,  0.  Hin.,  Sttecbge,  würbe 
am  11.  Ipril  1694  |u  fiauenftettcn  in@d)Daben 
geboren,  traf  1712  »u  Somberg  In  ben  SfronciS- 
tanerorben  unb  »uroe  fpäter  apoflolifdiet  5iotQr, 
fflrftl6if(^flfIic&era5eologtiinb!8eti6hiaterbe8eta- 
6if<i(|ofB  StopDfb  Don  ©QtjbuTg.  lieber  bie  3eit 
feines  SobeS  fehlen  bie  Sa^ti^ten.  Sleigig  ge- 
arbeitet, aber  jitmti^  breit  ift  feine  on  bie  SJecre- 
talenorbnung  fiiifi  onft^lie^enbe  ffiarpeDung  beS 
cononif^en  !fic^t§  unter  bem  Sitel  TriBmegietus 
juris  pontificii  univerBi  aive  inetitutiones  ca- 
nonicae,  3  voL.  in  foL,  Aug.  Vindel.  1742  ad 
1751.  SBemger  be!annt  ftnb  feine  Becollectio- 
nes  moralee,  ib.  1789  (au^  alS  Hnbang  ju 
Patrit  Sporar  0.  Min. ,  Theologia  moralis, 
cum  add.  et  euppl.  E.  Eazenberger,  5  tomi  in 
2  voll.,  Vonet.  1755).  3n  benfelben  erfd^eint  er 
ate  Sprobobilifi.  (93gJ.  3äd,  Spontfieon  ber  Site- 
taten unb  ÄönjWer  SBambergS,  Samberg  1812, 
767;  Hurter,  Nomenclstor  liter,  n,  1445. 
860.)  [SR.  t.  ©^erer.] 

■gBaift,  ®eorg,  8.  J.,  Singuift,  flammte  au8 
btm  obeibat)rtf[^tn  Sfäbtiein  91ain,  9»  ffnabe 


Hü^r,  K^erufiin  —  9Rat)t,  ©eorg. 


11 


gemährte  er  in  ber  ffirc^e  an  einem  ©übe  bd  ( 
freujigten  bie  breifprad^ige  jfreujefiinf^rtft  i 
fragte,  waS  bieg  bebeute.  3H§  er  Demommea,  1 
fei  lateiniftfi,  gried)ifcfi  unb  ^ebräif^,  fa^  n 
fort  ben  6ntf(^Iu6,  biefe  brei  ©prai^  ju  tilm 
3n  ber  t^^olgejeit  fonnie  man  Don  i^m  bai4i 
er  ^abc  baS  Satein  me^r  als  mittelmfiBig  Mf 
ben,  noc^  Keffer  baS  @ried(iifd(ie  unb  mritovl 
beften  baS  ^ebräifc^e.  Sr  Würbe  9nagi^ 
^ß^ibfopl^e,  trat  am  9.  Slpril  1583  in  bie  9^ 
fd^ft  °lc|u  ein,  le^e  1589  bie  ctoffif^  €) 
d^  }u  StegenSburg,  wirtie  im  testen  Sofn?^ 
btS  3a^^unbert§  ju  Sitingen  als  ©tubienpid 
beS  ©gmnariums,  afabemift^  ißrebiger  unb  f 
feffor  beS  ^ebräifcben  unb  arbeitete  enblidEi  24  3( 
im  Kollegium  Don  SüugSburg.  ßr  goÄ  eine  %b 
'jlnbacbtl»  unb  ^bauung§büd(Kr  mit  Iateti| 
griei^ifdiem  %e^t  ^erau§ ;  |o  bie  SDangelies  i 
epifteln  ber  Sonn-  unb  ütia^cflE  Öi«rP  3r| 
ftabt  1610),  bie  3:aggeiten  unb  eine  Sitonei« 
^eiligen  9Ua tSfaaameute,  bie  2:agjeit«i  ber  fd 
fttnäungfiau  (juerft Augsburg  1613),  boBftl 
beS  f|l.  SgnotiuS  Don  CoQoIa  (SugSburg  161 
u.  f.  10.  Seine  griei^ifc^e  Ueberfegimg  bä  9a 
folge  Sbrifti  würbe  1615  ju  31ug8butg  unb  bi 
no^  öfter  (aud^  in  ber  belannfen  fiebenfpin<Si( 
tuSgaic  Don  3o^.  Sapt.  3ßeigl,  ®ul|bad5  ISS 
gebrudt.  9)Iaqr3  Institutionea  lingnae  bete 
cae  tDurben  memgftenS  }e^mal  oufgelegL  i 
mertenSioert^  finb  au^  bie  Ofterli^,  tm^t 
1618  gu  Augsburg  lateinifiii,  bei^c^,  gii^ 
unb  fieorüifd^  erf^einen  lie^,  unb  fein  BeBeil 
^I.  3gnatiuS  in  100  f(^5nen  ffupfeifti^  i 
tateinifdEien  unb  beutf^ien  €rlduterungen  (ttü 
bürg  1622).  S)er  Don  Watfi  beforgte  Oatock 
mna  P.  Petri  CaniEÖi  graeco-latinus  eif^ 
uierft  )u  Sngol^abt  1595  unb  erlebte  baaaii 
Steige  Don  Auflagen  bis  in  unfer  3a^i1mih 
'hinein ;  taut  ber  SBorrebe  foHte  er  ben  ©tnbail 
bejonberS  aut^  bie  erlemung  be9  ©rte^ifi^ ' 
leicbtem.  audt|  in  bßS  Öebtäifi^  Ijät  TOoip  bhj 
ffated^iSmuS  überfegt  (t)ilingen  1621  unb  Bfh 
SRodt)  grbBne  ^ebnitung  erlangten  feine  Vm 
Iated)iSmen  mit  i^ren  me^t  als  100  ^  Mi 
großen  ^olgfd^nitten.  ©iemartn  gmtfi^f^f^t 
rietnen  Aotet^iemuS  beS  SanifiuB  bc^imno,  » 
dien  Marfi  in  biefer  ^uSßottung  in  oriHÜI 
beutfdder,  frangSfif d^er ,  loteinif^er,  bSfpim 
floDenif^er  (unb  polnifd^er^  Sptoi^  Mlp 
lichte.  9)Ht  ben  nfimli^en  fflitbem  gab  et  ■ 
bie  ffated^iSmen  Don  brei  onberen  Orbedganl 
!|eiauS,  ben  fpanifi^en  beS  ^itron^nmi  9. 1 
palba,  ben  portugiefift^en  beS  SRarcoS  Socgtt 
ben  Ualienifd^en  beS  ^eUormin,  lejftern  rät 
englifdier  Ueberfefeung.  5II?an  fennt  fogortfnelt 
gäbe  mit  t^inefif^em  3:itel.  Sro|  biefet  8iW 
unb  ber  wt|fen{(^aftli(ben  Slnfragm,  toä^  t 
ber  ganjen  Seil  an  i^n  gelangten,  war  b«Bi 
unermüblid^  im  !Befu(^  ber  Slnntn^üuftr,  kbj 
neu  unb  ©efSugniffe.  3ul^'  f^glc  tr  no^  < 
^bräifc^e  Ueberfe|ung  beS  !Reuat  ZeflamentS  i 


fKa^ton  —  aWajQriit. 


1118 


fie  }ttr  S)urd^fic^t  na^  %>m,  ftarb  ober 
ocottf,  am  25.  9))ril  1623.  58  Saläre  alt, 
tf^  eoDesium.  (IBgl.  Phil.  Alegambe, 
theoa  Scriptt  8.  J.,  Antv.  1643,  157 ; 

Aul  Yeith,  BibUotheca  Augustana 
lg.  Vind.1790,  133—147;  de  Backer, 
bh.  des  öcrivains  de  la  Comp,  de  J^us, 
Ixmvnm  1869—1876,  H,  1176—1182. 
^45.)  [O.  StaunSbcrger  S.  J.] 

fm  (de  Mayronis),  Sfran^,  0.  Min., 
lonogenber  @<l^üler  Don  ®un9  @cotu§,  )u 
iii  bet  $roDence  geboren,  ^telt  längere  S^it 

genfer  Umt)erfttöt  aI3  SBaccoIareuS  ber 
gic  Sorlefungen  unb  tt)urbe  burd^  93ermttt- 
A  ftdntgS  Stöbert  t)on  @tcilien,  loeld^er  t^n 
4  ^atte,  unb  bes  ^opfteS  3o]^Qnne§  XXn. 
L328  Soctor  imb  Selber  an  ber  ermäl^nten 
ßd^e.  Sr  ttmr  ber  erfte,  ber  im  3. 1315 
m  jbgen.  Actus  Sorbonnicus  unterzog. 
fee|famb  barin,  ha%  aEiäl^rlid^  ^ur  Som» 
[t  an  allen  f^reitagen  Don  ben  SSaccalaren 
leologie  eine  3)id)mtation  gelitten  mürbe. 
I  frfi]^  borgend  5  Ul^r  bis  SbenbS  7  Ul^r 
le  Unterbred^ung  bauerte.  unb  mobei  ein 
r  S)efenbent  bie  Sinmürfe  unb  @d^mierig« 
rickr  Opponenten  }u  Ibfen  l^atte.  SRa^ron 
m  26.  3uli  1327  SU  ^iacenao.  SSon  £ri- 
B  (CataL  script.,  ed.  Colon.  1531,  105) 
r  dd  ein  9Rann  gefeiert,  ber  burd^  gro^e 
um  in  ben  ^eiligen  @d^riften.  burd^  9bel 
p^fd^  SBiffen§.  burd^  einen  fubtilen  unb 
miigen  ®eift.  burd^  bie  ®abe  ber  Siebe  unb 
inen  georbneten  ©til  ftd^  auSgegeid^net  l^abe. 
rfe  i^  nod^  bamaliger  Sitte  beigelegten 
oie  ebied  Doctor  illuminatissimus  et  acu- 
ib  etneB  Magister  abstractionum,  nod^ 
kt  bie  bon  il^m  Derf a^ten  Sd^r  iften  beftötigen 
VlfXL  beS  £rit]^emiu§.  SSon  feinen  S^om* 
en  )ur  ^l^Qftf  be§  ^riftoteleS  unb  ben  Sen« 
A^fytcn  erfd^ien  eine  Su§gabe  gu  SSenebig 
toAifyt  jugleid^  aud^  Quodlibeta,  De  for- 
iiboB,  De  primo  principio,  De  expla- 
e  diyinoinm  terminorum.  De  univoca- 
mias  entl^ölt.  Sie  neue  Ausgabe  oon  1520 
k  genannten  Sd^riften  mit  ^uSnal^me  be§ 
mtord  }ut  $]^9ftt  meld^  erft  1542  nod^* 
abgegeben  mürbe.  Sin  Quadragesimale 
t  1491  )u  Senebig ;  feine  Sieben  auf  bie 
le  ber  ^etfigen  fommt  ^(bl^anblungen  über 
bene  bogmatif  d^e  unb  adcetif  d^e  ©egenftönbe 
i  1493  gu  aSenebig  unb  1498  }u  Safel 
efeen.  Tbeologicae  veritates  unb  ein 
nbtom  }um  @ottedftaat  ^uguftind  erfd^ie« 
Zmiloufe  1488,  93enebig  1489 ;  eine  Sr- 
I  ber  id^n  (Sebote  $ari§  1619.  SBie  fein 
mar  and^  SRa^on  Slealift  unb  folgte  im 
riuen  bemfelben.  fügte  {ebod^  l^in  unb  mie- 
[  «enc  fd^arffinnige.  oft  aber  aud^  müßige 
(hbe  eigener  fefinbung  l^inju.  (9SgI.  Wad- 
Ijmales,  Lngd.  1636,  m,  301  sq.;  Fa- 
if  BibL  lat.  mediae  aetatls,  ed.  Mansi, 


Flor.  1858,  H,  600  sq. ;  St5dH.  ®efd&id6te  ber 
^^ilof.  im  SWittelalter,  H,  868 ff.;  Haur^au, 
Histoire  de  la  philos.  scolast.  ü,  2,  Par.  1880, 
298  BS.)  [©d^röbl] 

9bqarbt,  Julius,  Sarbinal  unb  erfter  SRi- 
nifter  in  granfreid^,  eigcnttid^  aRajarini  ober 
9Rajaarini.  mürbe  am  14.  Snli  1602  geboren, 
entmeber  in  Slom.  mo  fein  SSater.  ein  ©idlianer. 
im  ©ienfte  ber  Qfamilie  (Eolonna  fid^  niebergelaffen 
l&atte.  ober  na$  glaubmürbigeren  Slad^rid^ten  gu 
Piscina  in  ben  abmajen.  mo  bie  3Mutter  ftd^  ba« 
malS  öorübergel^  aufl^ielt.  6r  begann  feine 
©tubien  in  bem  Don  ben  Sefuiten  geleiteten  Col- 
legium  Bomanum  in  Stom.  fe|te  fie.  ttml  er^ 
17  Saläre  alt,  ^ieron^mu»  golonna.  ben  fpätem 
Karbinal,  bortl^in  begleitete,  gu  «Icalä  be  §enare8 
brei  Saläre  fort  unb  DoEenbete  fie  nad^  ber  Slüd- 
fel^r  in  bie  §eimat  mit  gmpfong  beS  juriftifd^en 
®octorgrabe8.  Äurg  barauf  (1624)  ging  er  mit 
bem  päpftlid^  ^eer  afö  Hauptmann  in  ba§  SJett* 
lin.  unb  in  ben  Unterl^blungen  mit  ben  Spa- 
niern unb  9ran}ofen  bemöl^rte  er  fd^on  bamald 
fein  bipIomatifd^leS  Salent.  3m  3. 1629  mürbe 
er  burd^  Urban  Vin.  ber  ©efanbtf  d^af  t  beigegeben, 
meldte  bie  um  baS  ^er}ogtl^um  SRantua  an'i' 
gebrod^nen  gfeiubfeligfeiten  beenbigen  fottte.  6r 
tl^at  fu^  aufs  SJeue  l^crDor.  Derl^inberte  am  26.  De« 
tober  1630  mit  eigener  Oefal^r  ben  3ttfammenfto6 
ber  granjofen  unb  ©panier  bei  Kafal  unb  betl^ei» 
ligte  ftd^  an  bem  t$frieben§fd^(u^  Don  Sl^ieraSco 
Dom  6.  3lpril  1631.  fomie  an  ben  toeiteren  S5er» 
l^anblungen.  meldte  ^ignerol  in  ben  lBeft|  Don 
pfranfreid^  brad&ten.  ffiiefe  Slngelegenl^eit  fül^rte 
il^n  gmeimal  nad^  $ari§.  ©eine  Srf olge  gemannen 
il^m  bie  ^d^tung  unb  3uneigung  fiubmigS  XIII. 
unb  Slid^elieu^§.  unb  biefe  beftimmten  il^n.  bie 
biplomatifd^e  fiaufbal^n  }u  betreten.  Sr  Dertaufd^te 
ben  ©olbatenrodC  mit  bem  geiftlid^  ®emanb. 
ol^ne  inbeffen  ie  bie  l^Bl^eren  SSßeil^en  gu  nel^- 
men.  erl^ielt  in  Slom  aföbalb  }mei  Sanonicate. 
mürbe  1632  SBicelegat  Don  9Dianon  unb  1634 
SiuntiuS  in  $ari§.  3nf of ge  ber  frlagen  ber  ©pa- 
nier über  feine  $arteilid^!eit  mnitt  er  1636  gmar 
auf  feinen  Soften  in  ^Dignon  jurüdRebren.  ©ein 
©treben  ging  aber  nunmel^r  auf  ba§  Sarbinalat. 
unb  ba  er  babei  Don  ©panien  ebenfo  ©d^mierig» 
feit  erful^r  mie  Don  fjfranfreid^  Unterftü^ung.  fo 
fd^Iol  er  fid^.  um  fein  S^tl  gu  eneid^en.  gulefet 
gang  an  biefe§  Sanb  an.  inbem  er  in  beffen  SHenfl 
trat,  ©ofort  nad^  feiner  2ln!unft  mürbe  er  1640 
nad^  ©aDOQen  gefd^idCt.  um  ben  ©treit  in  ber  l^er- 
goglid^en  t^familie  gu  fd^üd^ten;  burd^  bie  glüdHid^ 
9lu8fä^rung  biefer  aWiffion  bal^nte  er  fid^  Donenb§ 
ben  SBeg  gu  ber  erfel^nten  SBürbe.  Submig  xm. 
erlangte  plr  i^n  ben  ^urpur  om  16.  S)ecember 
1641.  (Sin  Sal^r  fpöter  mürbe  er  ber  leitenbe 
ajlinifter  Don  ^ranfreid^.  Slid^elieu  erfannte  in 
il^m.  mie  er  in  einem  Dor  feinem  Zobe  an  il^n  ge- 
rid^tetcn  Särief  bemerfte.  ben  SWann.  meld^er  fä$ig 
märe,  gur  SJottenbung  gu  bringen.  maS  er  begon- 
nen l^atte.  unb  empfal^I  il^n  felbß  bem  ftdnig. 


1119 


URasen. 


1120 


S)iefer  berief  tl^n  nod^  am  Zobe^tage  Slid^elieu'S, 
am  4.  S)ecember  1642,  in  feinen  ^oß),  unb  am 
anbem  Soge  tl^eilte  er  ben  Parlamenten  unb  ben 
Stattl^altem  ber  ^roüinjen  mit,  ba^  er  im  Beugern 
unb  3nnem  bie  ^olitif  beS  legten  ÜRinifterS  fort» 
fe^en  merbe,  unb  ba^  er  ba^u  ben  ßarbinal  SRa« 
garin  gettöl^It  l^abe,  beffen  t$ö]^ig!eit  unb  Steigung 
}u  feinem  S)ienfie  er  in  Derfd^iebenen  auftrügen 
erfal^ren  l^abe.  @o  tt)urbe  ba§  ®ef d^id  t$ranfreid^3 
bem  40i(^rigen  SRanne  auDertraut.  S)ie  @iXoa\t 
rul&te  18  3ö|re  lang,  bis  ju  feinem  3:obe,  in  fei« 
ner  ^anb,  unb  feine  @telhtng  ttmr  um  fo  tt)id^> 
tiger,  weil  Subtoig  XHL  fd&on  im  3. 1643  mit 
^interlaffung  eines  unmänbigen  ©ol^neS  fiarb, 
mib  bie  Äönigin-SDlutter  unb  S^egentin  ^nna  Don 
Oefteneid^  il^n  jum  Raupte  il^reS  Statines  ernannte, 
ßr  mar  in  biefer  3ett  tl^atfäd^Ud^  ber  Slegent  be§ 
SanbeS.  S)ie  naivere  3)arlegung  feiner  be}üg(id6en 
Sl^ötigfeit  gel^ört  nid^t  l^ierl^er;  eS  ift  bie  m' 
fd^id^te  tJfranfreid^S  unb  gum  Xl^eil  bie  ©efd^id^te 
Suropa^S  in  ber  fraglichen  ^eriobe.  9lur  bie 
^aut)tt)un!te  ftnb  nu^  }u  bemerlen.  3unöd^ft  galt 
eS,  ben  jfampf  gegen  baS  ^au§  5a6§burg  in 
3)eutfd^Ianb  ober  ben  30j[ö]^rigen  ffrieg  fortgu* 
fe^en  unb  gu  Snbe  )u  fül^ren,  wä>  mit  meld^em  Er- 
folge bie^  gefd^a)^,  }eigt  bie  ©ebietSenoeiterung, 
meldte  ber  meftfäUf(|e  f^riebe  t$ranfreid^  brad^te. 
SBöldrenb  aber  9Ra}arin  in  biefer  Untemel^mung 
Snergie  unb  ®efd^id[  bemö^rte,  oemad^laffigte  er 
bie  innere  SSermaltung  be§  fianbed.  Sd  riffen 
oUentldalben  3}li^bröu(|e  ein ;  bie  Auflagen  ftei- 
gerten  fid^  unb  mürben,  gumal  bei  ber  t$ortbauer 
bed  lange  möl^renben  ihiegeS  unb  bem  SBad^fen 
ber  übrigen  ausgaben,  immer  brüdCenber,  unb  bie 
allgemeine  Unjufriebenl^eit  fül^rte  m  einem  SBür> 
gei^eg,  bem  imeg  ber  f^ronbe.  S)ie  Semegung 
nol^m  f d^on  1648  einen  bebrol^lid^en  Sl^arafter  an. 
3)ie  Königin  fonnte  nid^t  mel^r  dffentlid^  erfd^ei- 
nen,  ol^ne  befd^impft  gu  merben.  @egen  SJtajarin 
erl^ob  fid^  eine  malere  gflut  t)on  Schriften,  bie  fog. 
!Dta}arinaben.  3m  Anfang  be3  Sal^reS  1649 
mu^te  fid^  ber  ^of  auf  fteben  äRonate  nad^  @t  ©er« 
main  gurüdf^iel^en.  2)er  SOflinifter  mürbe  burd^ 
ba§  Parlament  als  @törer  ber  öffentlid^en  Stulpe 
unb  9einb  be§  JfönigS  unb  beS  Steid^ed  fogar  beS 
Sanbed  oermiefen  unb  alle  feine  @üter  mit  S3e« 
fd^lag  belegt.  3m  Srül^ial^r  1651  mufete  er  enb« 
lid^  meid^en,  nad^bem  er  ftd^  bis  bal^in  gegen  ben 
@turm  nod^  be]^aut)tet  l^atte.  Sr  begab  ftd^-  nad^ 
93rül^l  bei  SBonn  auf  baS  @d^lo|  beS  il^m  befreun« 
beten  Jhtrfürften  Don  fföln.  S)aS  SsU  bauerte 
aber  nid^t  ganj  ein  ^af)t,  unb  baS  gmeite,  meld^eS 
er  im  @ommer  1652  anzutreten  l^atte,  mar  oon 
nod^  fürjerer  S)auer.  S)ie  Seitung  ber  ©efd^öfte 
blieb  überbie^  aud^  in  ber  ^me  in  feiner  ^anb, 
unb  im  Sommer  1653  nahmen  bie  SQßirren  ein 
Snbe.  9lad^bem  baS  fianb  berul^igt  mar,  mürbe 
ben  93e}ie]^ungen  gu  Spanien  eine  größere  3luf« 
merffamfeit  gemibmet.  ®er  fd^on  lange  bauembe 
Ärieg  marb  mit  ßifer  fortgefe^t  unb  jule|t  ju 
einem  glüdHid^en  @nbe  gefö|rt.  S)er  ))Qrenöif(|e 


i^riebe  oom  7.  Slobember  1659  btad^te  Sfranbri^ 
neue  ©ebietSermerbungen ;  ber  ffdnig  Don  &^ 
nien  gab  jubem  Submig  XIY.  feine  ölteße  Zod^ 
SRaria  Zerefta ;  bie  ^od^s^it  fanb  im  folget^ 
Sommer  fiatt.  äßa^arin  fügte  fo  gu  bem  9tn)- 
meSfrans,  ben  er  mit  bem  meflfdlifd^en  ^tiän 
ermorben,  einen  smeiten  l^ingu.  Seine  S^nifMi 
mar  aber  bamit  abgef d^loff en.  Sr  fiorb  am  9. 9lb| 
1661  5U  SSincenneS.  (Sr  mar  ein  SReifier  in  ber 
SDiplomatie  unb  fam  in  biefer  Jhmfi  feinem  %► 
ganger  beinal^e  gleid^.  9iad^  einer  Seite  ^ 
möd^te  man  oerfud^t  fein,  il^n  über  benfelbeii  js 
fteEen.  SBül^renb  Slid^elieu  feiner  @egner  bnt^ 
baS  Sd^mert  fid^  entlebigte,  befd^rSnlte  9Ro}ariB 
fid^  barauf,  fte  einiuferlem.  2)iefe8  Serf^ 
be^iel^t  ftd^  aber  oormiegenb  auf  feine  innere  $o- 
litü,  utib  auf  biefem  ®ebiete  ermorb  et  jid^  ftm 
Slul^m.  Sanbmirtl^fd^aft,  ®emerbe  tmb  fyoM 
eiMren  burd^  il^n  feine  befonbere  gfürbenm  \b 
fe^r  l^ier  bei  ben  langen  SSinen,  namentüdf  fb 
ben  ^dferbau,  ein  tü^tigeS  ßingreifen  ongcieigt 
mar.  Seine  meitere  Sorge  galt  all^  fel^  pm 
S9ereid^erung  unb  ber  Srl^ölung  feiner  gfornific. 
3Sl(m  bered^nete  ben  (Seminn,  ben  er  auS  bec 
StaatSDermaltung  ^og,  für  ad^t  3a^re  auf  40  M 
50  aMionen.  S)ie  ftinber  gmeier  Sd^i^i 
mürben  glonjenb  oerforgt  Sein  )iemlid^  vxbAoß 
tenber  Sruber  SRid^ael,  3)ominicaner,  mmbe  (uf 
baS  Sr^biSt^um  Sis  unb  }um  Sorbinolot  befir« 
bert  ÜRan  f d^rieb  i|m,  frrilid^  mit  Umed^  fogiic 
bie  Sbftd^t  5U,  eine  feiner  Stielten,  3Ram  vtoii" 
dni,  mit  Submig  XIY.  gu  Dermül^len.  Sd|t  i^i 
biefeS  in  einem  meniger  gfinftigen  Sid^te  erfd^ieanir 
f 0  ift  anbererfeitS  anjuerfennen,  ba^  er  Don  feinos 
Sleid^tl^um  aud^  mieber  einen  guten  (BeMi 
mad^te.  Seine  f oftbare  SBibliotl^ef  marb  fir  bei 
öffentlid^en  ©ebraud^  l^ergegeben;  feine  AnP" 
fammlungen  maren  ben  ftünftlem  )ugfogfid^  3* 
feinem  Zeftamente  Derfügte  er  bie  Sti^bmg  bei 
College  des  Quatre-Nations,  beS  l^eutigen  3» 
ftitutS,}urunentgeltlid^enS3ett)flegungDon60@ii' 
birenben  auS  ben  Dier  ^roDingenSrtoiS,  Stonffülai 
Slfa|  unb  ^ignerol,  meld^  er  für  ^tonbeid^  p 
monnen  l^atte.  3)emfelben  SoDegium  Dermod^  er 
feine  93ibliot]^e!.  S)iefe  Stiftungen  lörnien  fmBd 
ben  Urfprung  feines  ungel^euren  äkrmdgenS  t# 
red^tfertigen,  aQein  fte  legen  über  benfelbotimne^ 
l^in  einen  Derföl^nenben  Sd^leier.  SMe  ffäjfxäSiß 
«riefe  fKajarinS  fmb  DeröffenÜid^t  in  bcc  C* 
lection  de  documents  inödits  snr  Tliisioira 
de  France,  premi^re  s^rie,  6  Tols.,  1872  i 
1890.  (SSgl.  Aubery,  L'histoire  du  earcÜBal 
Mazarin,  2  vols.,  Par.  1688 ;  Ghdniel,  HisttHr« 
de  France  pendant  la  minoritö  de  Louis  XITi 
4vols.,  Par.  1879—1880;  HistoiredeFiMO« 
sous  le  ministöre  de  Mazarin  [1651 — 1661]i 
3  vols.,  Par.  1882.)  ßfmil] 

SBajeii  CDla^en),  SticoIauS  Seqrintft 
Don,  IBenebictinerabt,  mar  geboren }u9Ra|cni* 
nörblid^en  äJiard^felbe  um  1360,  Idm  jubenSttt" 
bien  nad^  SBien  unb  marb  bort  nad^  einanb^ 


i 


121 


2Rajja  —  TOed^ttl^ar. 


1122 


lagister  artinin,  baccalareus  ber  Sl^eologie 
ib  1401  atector  ber  Uniberfitöt.  Xtefereerfennt- 
t^  ber  SebenSauf gäbe  ful^rte  i]^n  nod^  ©ubtoco, 

0  bomolS  bie  befte  Otben8btSci))lm  l^errfd^te; 
:  bgtt  1403  bie  ^rofe|  ab  unb  nmrbe  1410 
«gen  feiner  ifenntniffe  unb  t^röntntiglett  ^rior 
Hl  ffloflerd.  Seu^erer  Unrul^en  l^lber  niu|te  er 
tit  mtljßctxm  SRitbrübem  1418  nad)  @t.  ^nna 

1  Stocca  bi  9Ronbrogone  überfiebeln.  2)od^  tonnte 
:  xAH^  tyerborgen  bleiben:  er  l^atte  |(|on  )u 
tele  Sfreunbe,  bie  oud)  in  ber  t^eme  feiner  mit 
iet^nuiQ  gebadeten.  @o  fönt  eS,  bo^  er  1415 
om  Sonctl  }u  ft onftang  ben  Auftrag  erhielt,  fed^S 
einer  OrbenSbrüber  ^ur  ^erfteÜung  befferer  Or» 
)cii^4t  nod^  $oIen  5U  fenben.  Sr  begleitete  fte 
jdbji  na<l^  ffonfiong,  U)o  er  mit  l^öd^fter  Sd^tung 
nfgmommen,  ja  f ogar  unter  ben  SBol^Iconbiboten 
fic  ben  päpfUi^en  Stul^I  genannt  mürbe.  2)ie 
CoKüfiDöter  nninfd^en  aber,  er  möd^te  in  feiner 
(ciDiat  bleiben  unb  bort  baS  gefunfene  OrbenS- 
likn  ouffrifd^en.  Sine  l^erjoglid^e  Deputation 
ka^  il^  mit  feinen  (Sefö^en  nad^  SBien,  voo 
iß  Vlbred^t  Y.  mit  allen  Sl^ren  aufnal^m.  9l§» 
Üb  iDöbÜe  man  il^n  sum  Sbte  für  ÜRel!  (1418) 
Vit  ber  SBefugni^,  bie  Reform  einjufül^ren ;  bief eS 
MUtod^te  er  mit  äBeid^eit  unb  ÜRilbe,  fo  bag  bie 
Otfeitans  ber  l^eiligen  Siegel  unb  bie  fd^öne  Orb» 
»g  bcd  ©ottcdbienfteS  nidbt  blo^  in  fur^er  Seit 
etfägeSRönd^  auS  onberen  ftlöftem  unb  ^al^Ireid^e 
l^jen  berbeigog^  fonbem  Qud^  in  Dielen  ©tiften 
Oeßmei^,  fBar^ttnfi  unb  ©d^mabenS  Sufnal^me 
H:  fo  un  S^ottenflofter  )u  SBien,  in  Snaria" 
)(ll6eitenf!etten,  @t.  $eter  ^u  Salzburg,  JhemS- 
■fafler,  6t.  Smmeram  ^u  9)egen§burg,  Sraunau 
nbStctmdD  in  SBöl^men,  C^eüig  Jheu)  ju  2)onau» 
Mt  ei^ingen^  äBiblingen  in  ©d^maben  u.  f.  f. 
faf  fold^  äBeife  em)ud^S  bie  ÜReRer  Union,  nield^e 
iraie  etgenilid^e  Kongregation  mit  einem  gemein» 
innen  Obern  ($rafeS,  Srjabt,  ®eneral  unb  Sa- 
)itd)  uxR,  f onbrni  nur  im  ßl^orbienfte  unb  in  ben 
arijkn  fünften  ber  fldfierlid^en  2)i§ci))Iin  einerlei 
Cfefenmig  benxil^rte.  2)ie  Statuten  ftel^en  bei 
Bduramb,  Ghron.  Mellic.  220—355.  9bt  9»co>> 
tau  mod^  fi4  aud^  um  bie  jeitlid^en  unb  öco» 
varif^en  SBerl^Itniffe  beS  Stiftes  fel^r  Derbient, 
ftebim^  eS  il^m  gelang,  ben  5al)Ireid^en  (Sont)ent  gu 
c^Qlten  unb  fo  Sieled  für  bie  @tubien,  bie  @aft» 
ftombfd^aft  unb  bie  Iflofterreform  }u  tl^un.  ^n 
Vißmi  Sd^nften  l^at  man  oon  i^m  nur  eine  For- 
Mda  de  practica  regulari  observantia  unb 
Cerimoniae  regularis  observantiae.  Sr  mar 
bm  6eimgen  aflermegen  ein  SDluftcr  unb  fel^r  be« 
Wt  bei  ^ol^en  unb  9lieberen ;  ^ergog  Sllbred^t 
Ittc  eS  gern  gefel^,  menn  er  1423  gum  93ifd^of e 
n  foffan  möre  ermäl^It  morben.  S)od^  allgu  furg 
te  feine  Z^ätigfeit;  am  25.  S)ecember  1425  ftarb 
kfcftt  .erfle  Reformator  beS  fflofterS  9HcIf''  in 
ht  vjhnlic^  6tunbe  unb  im  nömlid^en  &aufe 
(jUdh^of  ^  SBien)  mit  feinem  SOjäl^rigen  Soter 
inulbi  beibe  umrben  aud^  gu  ^lt\t  in  Sinem 
^^  oeigefe|t.  9u§fü]^rltd^er  l^anbelt  oon  il^m 

ttMMcsttra.  Tm.  2.  «ufl. 


Kropf,  Biblioth.  MeUic.  135—199;  genügenb 
3.  gr.  Äeiblinger,  ®efd^.  beS  »enebictinerftiftS 
2ReB  482—506 ,  mo  aud^  anbere  Siteratur  ju 
finben  ifi.  [SBraunmüHer  0.  S.  B.] 

"SB^ft  ober  dava  argentea,  aud^  dicanitium, 
l^ei^t  ein  fWbemer  feerolbs-  ober  2Karfd^n§ftab, 
ber  nad^  bem  römif(|en  SerimonieU  Dor  SBel^örben 
ober  SoQegien  als  3ci<^^n  bed  SBorrangS  ober  ber 
3uri8biction  Vorauf  getragen  mirb.  6r  ift  etma  einen 
aSeter  lang,  öom  ^anbgriff  bis  nad^  bem  obem 
6nbe  feulenf örmig  ermeitert,  oft  in  SReftef  getrieben 
unb  oben  mit  bem  SBa))))en  berj[enigen,  meldte  er 
repräfentirt,  öerfel^en.  S)ie  Sräger  l^ei^en  clavi- 
geri.  93i8  ju  änfang  biefeS  Sol^rl^unbertS  marb 
bie  aSajja  bei  jeber  feierlid^en  ©elegenl^eit  ben 
Sarbinälen  öoraufgetragen;  ie|t  gefd^ie^t  biefe  nod^ 
beim  offtriellen  ^ufgug  einzelner  beöorsugten  Ka- 
pitel unb  !Dhtnici))aIcoQegien.  9(u|erbem  fül^ren 
bei  einzelnen  t)functionen  bie  cursores  apostolici 
(f.  b.  ärt.)  unb  immer  bie  mazzieri  del  Papa 
ober  pöpftlid^en  ^^©d^meijer",  meldte  bei  ben  großen 
ftapeüen  bie  Orbnung  aufredet  )u  l^alten  |aben, 
bie  ^ma,  2)iefelbe  mirb  entmeber  aufredet  an 
ber  redeten  @d^ulter  ober  magered^t  unter  bem  linf en 
3lrm  getragen.  SSermutl^lid^  ifi  fie  eine  Sßad^al^mung 
ber  gaßceS,  meldte  bem  römifd^enKonfuI  al^Snä^zn 
feiner  3uri8biction  öoraufgetragen  mürben,  unb 
ift  als  fold^e  baS  ganje  äßittelalter  l^inburd^  in 
auSgebel^ntem  ®ebraud^  geblieben.  (93gl  Moroni, 
Dizion.  XLIV,  25.)  [ftaulcn.] 

3Ba)}offa,  9{icoIauS,  S.  J.,  auS  bem 
92ea))olitanifd^en,  mar  ^rofeffor  ber  SRoraltl^eO" 
logie  unb  Sirector  einer  Kongregation  für  SBeIt> 
priefter  in  5ReapeI;  er  ftarb  1746.  ©ein  ffierf 
Theologia  moralis,  5  yoll.  in  fol.,  baS  nad^ 
feinem  f  obe  1 748  )u  9leapel  unb  nod&  öfter  l^er» 
auSlam,  mürbe  Dom  1^1.  SlfonS  t)on  Siguori  ge« 
fd^ö^t,  t)om  Parlament  Don  $ariS  aber  angeblid^ 
megen  ju  lajer  ©runbfäfce  1762  jum  Qfeuer  öer- 
urt^eilt.  &l.  Steid&mann  ß.  J.] 

^aMma,  f.  äSmael  ben  Slifl^a. 

^Ml^ax,  ©tifter  ber  SRed^Ul^riften-Son- 
gregation,  ift  ber  Urb^^^  ^^^  religiöfen  unb  lite* 
rarifd^en  Srl^ebung  Armeniens,  meldte  feit  bem 
17.  äal^rl^unberi  bem  burd^  baS  ©d^iSma  b^rbei» 
geführten,  faft  ein  Sal^riaufenb  bauemben  ©eifteS» 
t)erf aU  ein  6nbe  mad^te  unb  bie  burd^  politif d^e  aJlijs» 
gefd^idCe  niebergebrüdtte  9lation  mieber  jum  ©elbft- 
bemujstfein  unb  ^u  neuer  geiftiger  93lüte  brad^te. 

S)er  W)i  2Ked^it^ar  mürbe  im  3-  1676  am 
7.  Qfebruar  §u  ©cbafle  (©ioaS)  in  fticinaften  öon 
frommen  ©Item  geboren,  ©ein  S3ater  $etru8  unb 
feine  SKutter  ©d^al^riftan  liefeen  ibren  einzigen 
©ol^n  auf  ben  5Ramen  9Kanuf  (ftinb  =  3efu« 
iKnblein),  mie  ber  ©rojjoater  l^ie^,  toufen  unb  er« 
jogen  il^n  d^riftlid^.  Rcmm  fünf  Saläre  alt,  mollte 
er  fd^on  ftd^  bem  priefterlid^en  ©tanbe  mibmen 
unb  mürbe  einem  $ricftcr  jur  ßrjiel^ung  über- 
geben, ©d^on  oier  3a]^rc  fpäter  (1684)  erl^ielt  er 
öon  SlntoniuS,  bem  Sifdfeof  oon  ©ebafte,  bie  Dier 
nieberen  SBeil^en.  Salb  l^ierauf  mad^te  er  bie  99e- 


1123 


aRed^itl^ar. 


II 


fanntfd^Qft  }loeter  Sremiten,  SIesiuS  unb  3o' 
l^onned,  etneS  ^riefierg  ^orutl^iun  (^oScal)  unb 
Itotitt  9tonnen  unb  niarb  bucd^  btefe  nod^  mel^r 
}u  einem  frommen  Seben  unb  ^u  lUecorifd^er  Sil» 
bung  angeetfert.  6r  Ia§  fleißig  bie  l^eilige  ©d^rift 
unb  VooUtt  fid^  ben  Sremitenftonb  malzten,  toa^ 
i^m  aber  nieber  t)on  ben  Sttem  nod^  Don  ben 
beiben  Sremiten  feiner  SSetonntfd^oft  felbft  ge» 
jlottet  imtrbe.  3nbeg  l^otte  ÜRonu!  fd^on  in  feinem 
elften  ^a^xt  bem  @enu^  Don  t$flei|^,  9Bein  unb 
Obft  entfagt  unb  im  t)ier§e^nten  Solare  l^eimlid^ 
ein  l^öreneS  |>emb  angezogen.  3m  %  1691  trat 
er  tn^S  jflofter  }um  l^eiligen  ftreus  bei  @ebafte, 
unb  nod^  o^t  Sogen  meiste  il^n  fein  Oberer,  ber 
93ifd^of  9naniQ§,  jum  ©ubbiocon  unb  )um  SHa- 
con.  SBei  biefer  SBeil^e  nmrbe  il^m  ber  3lamt 
SRed^itW  (2:roft)  aU  ber  feines  Urgro^tmterg 
gegeben.  Snbod^tSübungen  unb  eifrige  @tubien, 
befonberS  ber  ormenifd^en  ftird^äter,  blieben 
mtd^  |e|t  feine  SieblingSbefd^&ftigungen.  Sr  fol^ 
ober  ein,  bo^  er  in  ben  SBiffenf^often  old  Sluto» 
biboft  nid^t  t)iele  9<)rtfd^ritte  mad^en  fönne,  unb 
fud^te  fid^  be^l^alb  einen  SBorbopet  (2)octor)  §um 
Selber.  2)ie  SBarbopeten,  meldte  bei  ben  Arme- 
niern afö  9Reifter  edler  SBiffenfd^aften  betrad^tet 
toerben,  in  SBirfiid^feit  aber  oon  tieferer  93ilbung 
toeit  entfernt  ftnb,  f  d^auen  fid^  überaQ  nad^  @d^ülem 
um  unb  fud^en  einer  fid^  bem  onbem  bie  talentirten 
@d^uler  )u  entlodten.  3u  le^teren  gel^örte  aud^  ber 
iunae  SRed^itl^ar.  3m  3. 1692  !am  ber  SDBorba- 
pet  Sagor  nad^  @ebafte.  3^m  fd^Io|  ftd^  ÜRed^itl^ar 
auf  ben  SRatI  ber  oben  enoöl^nten  9lonnen  on 
unb  ging  mit  il^m  nad^  Subofta  (Xofat).  @ein 
Onfel  fül^rte  il^n  aber  mieber  gurüdt  nad^  @ebafte; 
l^ier  nal^m  il^n  ein  Srjbifd^of  9JUd^aeI  auS  Stfd^« 
miab§in  als  @d^äler  an  unb  brad^te  il^n  aber 
6r§erum  nad^  Stfd^miab^in,  meld^eS  als  ein  @i| 
aQer  SBiffenfd^aften  betrad^tet  nmrbe.  2)er  Srg« 
bifd^of  fd^aute  aber  balb  feine  loiffenfd^aftlid^e  93il» 
bung  mit  mi^gfinftigen  Augen  an,  unb  aud^  t)om 
Sr^erumer  ßleruS  marb  er  Diel  beneibet  unb  Der» 
folgt.  3u  biefer  3cit  maren  in  grjerum  SDKffio» 
nare  auS  ber  ©efeQfd^aft  3efu,  unb  SRed^itl^ar 
mad^te  bie  93elanntfd^aft  eines  ^aterS,  Don  bem  er 
SSieleS  über  bie  „granfen"  unb  bie  römifd^-fatl^o« 
l^ä^t  Jhrd^e  Demal^m.  Salb  aber  fül^rte  il^  ber 
Srjbifd^of  nad^  ßtfd^miabsin,  unb  l^ier  marb  er 
l^art  bel^anbelt  unb  fogar  mit  ©dalagen  mi^l^anbelt. 
Snfolge  fold^er  Seiben  fomie  feiner  freitoilligen 
Su^en  befam  er  eine  fd^mergl^afte  Slugenfranll^eit. 
Srft  nad^  }iDei  3al^ren  gelang  eS  il^m  burd^  bie 
SSermittlung  beS  93ifd^ofS  Xl^eoboroS,  beS  Oeco» 
nomen  Don  Stfd^miabjin,  nad^  bem  jflofter  Don 
@eman  su  fliel^en;  f^xtt  fanb  er  mel^r  öujserlid^e 
Sufefirenge,  aber  feine  innere  grömmigfeit.  3n 
feiner  tiefen  gnttäufd^ung  betete  er  oft  meinenb : 
„SDSaS  loirft  bu  mit  mir  t!)un,  o  |>err,  ba  eS  mir 
l^ier  unmöglid^  ift,  bir  mit  einem  religiöfen  fieben 
p  bienen  V  SineS  SageS  inbe^,  als  er,  mie  ge- 
möl^nlid^,  feine  Suflud^t  )ur  aöerfeligfien  3ung* 
frau  genommen  ^tte,  erf(|ien  il^m  Sßaria  in  Se- 


gleitung Don  smei  Sungfrauen^  trdftete  il^  s 
Derfpra^  il^m,  bie  ^ünfd^e  feines  der^end  pn 
fflUen.  @eit  biefer  3eit  Derboppelte  SDled^it^  fe 
Slnbad^t  §ur  ©otteSmutter  unb  lie^  biefeCbe  a 
fpöter  feiner  Kongregation  alS  Srbtl^.  £S  t 
i^m  nun  ber  ©ebanfe,  nad^  Suropa  gu  ^iänta; 
ging  er  mit  feinem  Sermanbten  ©tep)^  er^  n 
SriDan,  bann  nad^  $affen,  mo  ber  93tfd^of  SReli 
febe(^  Oberer  beS  ftlofterS  ttKur.  SHefer  bot  {] 
bei  il^m  ju  bleiben  unb  feine  ©dualer  5U  nst 
rid^ten.  Aud^  auf  feinen  SifitationSreifen  nol^ 
SRed^itl^ar  mit  unb  l^ie^  ^n  prebigen;  SRed^ 
prebigte  nun  ben  fat^olifd^en  ®Iauben,  toeU^ 
in  ber  3ugenb  Don  feinen  frommen  gfreunbeii,  k 
Sremiten  unb  ben  ftlofterfrauen,  geleiert  tooA 
mar.  3m  3. 1693  l^örte  SRed^itl^ar,  ba|  einet 
beiben  9bnnen  fd^on  geftorben  fei  unb  bie  OHbc 
franf  banieberliege.  @o  entfd^Io^  er  fid^,  na 
©ebafte  jurüdEsufommen,  bie  9lonne  nod^  ebn 
gu  feigen  unb  ftd^  bann  über  ben  Sßeg  nad^  (gino| 
SU  befragen.  3n  ©ebafte  mürbe  er  ttneber  IM 
Derfd^iebenen  SBarbapeten  eingelaben,  i^r  &ß 
lu  merben,  lel^nte  aber  MeS  ab.  @4on  banal 
latte  er  einige  religiöfe  Sieber  unb  ®öAäfit  9 
fd^rieben,  bie  bis  l^eute  im  SRunbe  beS  SolMjnii 
®egenben  gefungen  merben.  3m  October  169 
nun  Derfd^Iimmerten  fid^  feine  Sugeufd^mergenba 
art,  ba^  er  fafi  btinb  mürbe.  (Sx  mar  aber  ion» 
fröl^Iid^  unb  bat  bie  aSerfeligfte  3ungfnm  » 
baS  Slugenlid^t  in  einem  ©efang,  ber  nod^  1^ 
befannt  ift.  3m  SRai  1695  liefen  enbli4  M 
Slugenfd^merjen  nad^,  aber  baS  redete  %i%t  Vk 
blinb.  3n  biefer  3eit  l^brte  er  nie  auf^  ben  wSfX 
©lauben  )u  prebigen.  3m  3. 1695  im  9Rfit)  In 
er  in  ©ebafte  einen  frommen  äSSarbapet,  ^oMt 
(3onaS)  mit  92amen,  ber  nad^  Subofia  vM 
Siefen  begleitete  er  unb  befel^e  t^n  )um  iaSfi 
lif d^en  ©lauben,  unb  nun  faxten  beibe  ben  fit 
fd^Iul,  sufammen  nad^  Stom  ^u  pilgern.  3 
ritten  auf  Sf ein;  beim  Uebergang  über  einen  Pil 
fanf  SRed^itl^arS  Sfel  unter  unb  begrub  mit  fk 
alle  feine  ^abfeligfeiten,  93üd^  unb  ©d^riflai 
mäl^renb  er  felbft  mit  C)ilfe  ©otteS  glfidSu^  ^ 
überfam.  %IS  fte  in  SIeppo  angefommen  tootai 
erful^r  aßed^itl^ar,  ba^  ftd^  fat^olifd^  W^ 
nare  bafelbft  befanben.  Sr  fud^te  fogleid^  ciiB 
berfelben,  P.  Antonius  SeauDoIUer  8.  J.,  oif 
tl^eilte  ibm  ben  S^td  il^rer  Steife  mit  unb  bgt 
fammt  feinem  ©efäl^rten  Dor  il^m  boS  Seieiri 
ni|  beS  fatl^olifd^en  ©laubenS  in  aller  ^m  i 
P.  Antonius  rietl^  il^m  erft,  Don  ber  Sd|e  (* 
Sujlel^en.  91IS  er  ftd^  aber  Don  bem  mal^  0f 
Sned^itl^arS  überzeugt  l^atte ,  fteOte  tx  rSjß^ 
empfel^IenbeS  3^ugni|  auS,  meld^  Don  fiinnit 
lid^en  fatl^oliid^en  Snifftonaren  in  Vltppo  nal(E 
f d^rieben  nmrbe,  unb  übergab  il^m  bie^  mit  eii0 
gmpfel^lungSfd^reiben  an  ben  ©eneral  ber  fN 
feQfd^aft  3efu  )u  bem  3tt)edt^  ba|  il^m  bei  feind 
SBemül^en,  fein  Saterlanb  }ur  Union  mit  ber  t 
t^olifd^en  Äird^e  jurüdjufül^en,  oller  Soif^ 
geleiftet  merbe. 


1125 


9Re(^tt]^ar. 


1126 


Jhm  begaben  fid^  3Rtä)\i^ax  unb  ^oDnan  nacf) 
Vesonbrette,  orni  100  fte  mit  einem  fron^öfifd^en 
griffe  lodtet  fugten,  ^uf  bem  nämtid^en  @d^iffe 
tcfanb  fid^  oud^  ber  ormenif  d^e  Jfotl^oIüoS  t)on  @t§, 
bei  {i^  no^  ^  armenifd^en  jflofter  S)ug]^lQ  auf 
C^pem  begeben  moQle.  f>iet  angelommen,  mujste 
btf  6((iff  einige  Slage  bleiben ;  föäl^renb  bief  er  3ett 
Dri^  bei  ilatbolifod  ben  SEBarbopet  ^oDnan  jum 
Siji^f,  nnb  biefer  lie^  fid^  bereben,  bei  il^m  su 
Heikn.  Sot  ber  SBeiteneife  t)erfiel  Sßed^itbor  in 
nn  ^geS  gieber  unb  lag  fran!.  2)a  in  ©ala» 
■iaa  mif  Supern  ein  armenifd^eS  Jtlofter  xoox,  fo 
fiel  tr  fid^  ba^n  bringen,  um  ftd^  bort  ju  erholen. 
SHt  9etD0]^er  bed  ffloflerS  jebod^,  bie  balb  er« 
\iifcm  Rotten,  ba^  SRed^iti^ar  burd^uS  fatl^olifd^ 
|et  iKrfogten  i^m  iebe  §ilf e.  Ser  erf d^öpf te  Jhanf e 
Mibe  in  einem  SSinfel  bed  ftlofterS  niebergelegt 
Sett  mib  Sffen  niurben  il^m  abgefd^Iagen,  unb  in 
bei  ar5|ten  3uli]^i|e  nmrbe  il^m  fein  Xropfen 
Safjerjur  Sabung  gereid^t.  Sr  mu^te  mäl)fam 
^isrlnid^e  fd^Ieppen  unb  erl^ielt  erft  nad^  langem 
Säten  ein  toenig  93rob  unb  SBaffer.  9I§  er  M 
tmigenmi^en  erl^olt  fül^Ite,  ent{d^Io|  er  fid^  fold^en 
S(|biengldten  gegenüber  )ur  ^eimfel^r.  Sr  ful^r 
Mt  Seleufia  unb  ging  t)on  bort  5U  Ofu^  unter 
nfSglid^  Seiben  nad^  Slntiod^ien,  SIeppo,  ^in» 
lA  unb  enblid^  nod^  @ebafte  im  3.  1695  im 
SMnber.  @eine  SItem  nal^men  ii^n  mit  aOer 
Stabe  auf  unb  pflegten  il^n  mö^renb  Dier  Sßonaten 
fim  ]ifiottttt  ffranf^eit.  918  er  genefen  toar, 
tnt  er  nrieber  tn'8  ftlofier  jum  l^eiligen  Jheu^ 
nb  gab  ftd^  literarifd^er  Sefd^öftigung  l^in;  er 
Mfb^  t)erf4iebeneftird^enlieber  unb  brachte  baS 
MHifd^  Sud^  ber  Sprühe  in  SSerfe.  Mein  einer 
ks  ndbifd^  mofterbrüber  fd^Iid^  M  in  feine 
fldle,  entioenbete  feine  SRanufcripte  unb  Derbrannte 
Pejimmtlid^;  SRed^it^ar  n)ar  ebelmütl^ig  genug, 
i|ibie|}uoer3ri]^en.  3ngloifd^enn)arer203a]^re 
ritgeiDoä)en  unb  mürbe  am  17.  ÜRai  1696  Dom 
Kf^of  ilarapet  gum  $riefter  gemeil^t.  SSon  nun 
n  fing  SDted^itbar  an,  bie  (SlaubenSlel^ren  ber 
l^olifd^ftird^e  überaE  §uprebigen,  unb  badete 
«4  anbere  9Ritarbeiter  l^eranpjie^en,  um  feiner 
SsfioB  ben  malten  ®Iauben  unb  eine  miffen» 
fi^id^  Silbung  gu  Derfcfjaffen.  Stotx  3üng» 
bge,  äo^omteS  unb  3ofepb  mit  92amen^  fd^Ioffen 
H  i^  <nu  äol^onneS  erließ  Don  Sßed^itl^ar  ba§ 
814  Don  Xl^omaS  Don  ^empiS  unb  fud^te  ben 
Gfcr  SRed^iD^rS  nad^jual^men.  @o  mad^te  ftd^ 
w  eine  religidf  e  Semegung  bei  il^ren  SonbSleuten 
hneifibar,  unb  nun  fingen  bie  @d^t§matifer  an, 
9Mi^  unb  feine  Slnl^önger  5U  Derfolgen.  2}o« 
koM  nnb  3ofep^  Derbargen  fid^.  SRed^itl^ar  flol^ 
>i4Sttbofia.  92a^bem  aber  bie  ©emütl^er  mieber 
M^  uxiren,  fanben  bie  brei  jungen  Seute  fid^ 
^Kket  jufammen.  2)amal§  mad^te  ein  armenifd^er 
^^ifd^  ^riefter,  Sbatfd^atur  SBarbopet,  ein 
1^^  ber  $ropaganba,  in  Q^onftantinopel  Diel 

«flW<n  mit  feinen  ©d^riften  unb  feinen  $re» 
^kt.  Oled^ittiar  entfd^Io^  fid^,  5U  ij^m  p  gelten 

*^  «it  i^  einen  SSerein  Don  SDJiffionaren  für 


fein  SSaterlanb  ^u  bilben.  Sr  fam  nad^  Sonfianti« 
nopel  im  3. 1697  unb  t^eilte  il^m  nun  fein  Sor- 
l^aben  mit.  ßl^atfd^atur  fanb  inbe^  ben  ®eban!en 
megen  ®elbmangel3  unauSf ül^rbar.  3n  Sonftanti- 
nopel  lag  Sßed^itl^ar  feine  l^eilige  SReffe  ftetS  in  ber 
lateinifd^en  ft ird^e,  prebigte  ben  Slrmeniem  unb  be- 
mirlte  baburd^  Diele  Sefel^rungen  gur  latl^olifd^en 
ftird^e.  9fö  er  aber  nad^  Dergeblid^em  SBarten  Don 
fünf  9Ronaten  ftd^  überzeugt  l^atte,  ba^  für  fein 
SSorl^aben  meber  Don  S|atfd^atur  nod^  Don  einem 
Zubern  tiroa^  su  l^offen  mar,  gebadete  er  mit  feinen 
^mei  @d^ülem  nad^  Sr^erum  su  gelten,  Don  bort  fid^ 
nad^  ber  $roDin§  Od^tit  (an  ber  ©renje  Don  Geor- 
gien) §u  begeben,  mo  er  einen  fatl^olifd^en  ^riefler 
fannte  unb  mo  menige  Surfen  maren,  unb  bafetbft 
eine  @d^ule  5U  eröffnen,  um  burd^  bie  Don  il^m 
erlogenen  @d^üler  in  gan§  Armenien  ben  fatl^o- 
lifd^en  ®Iauben  prebigen  in  laffen.  Qn  btefem 
Stoedfe  bcfam  er  Don  bem  ©uperior  3o]^anne8  SSer- 
Itan  S.  J.  ein  Smpfel^IungSfd^reiben,  morin  aUt 
fatl^olifd^en  SRiffionare  gebeten  mürben  .  .  .  ut 
ejus  tarn  Banctum  propositum  f oveant,  juvent, 
omnique  ope  promoveant.  SBeil  er  aber  feine 
SRittel  für  bie  9ieif e  befajs,  hat  er  fo  lange  um  Sil» 
mofen,  bis  er  fld^  im  ©eptember  1697  mit  feinen 
§mei  @d^ülem  nad^  Srape^unt  einfd^iffen  fonnte. 
Sr  litt  @d^iprud^,  fam  aber  fd^Iie|lid^  glüdEIid^ 
nad^  Srape^unt.  Ranm  bort  angelangt  begann  er 
}u  prebigen  unb  sogprebigenb  (1698)  über  ^mafia 
unb  Subofia  nad^  Srjerum.  §ier  Demal^m  er,  bajs 
ber  Obere  beS  ftarmir  SBanf  (Stotl^en  JtloflerS) 
bei  ßr^erum,  ber  Sifd^of  SRargar,  fatl^olifd^  geftnnt 
fei.  Sr  ging  in  x^m  unb  mürbe  Don  il^m  gebeten, 
feine  @d^üler  in  ber  fatl^olifd^en  Seigre  §u  erstellen. 
Sr  t^at  eS  mit  aUem  Sif er.  3n  bemf elben  iclofter 
meilte  gerabe  ein  gemiffer  SBifd^of  Gregor  aI8  ®afi; 
biefer  liejs  fid^  mit  il^m  in  eine  Disputation  über 
©laubenSlel^ren  ein,  unb  als  er  j^d^  burd^  SRed^i- 
tl^ar  befiegt  fal^,  fiel  er  über  il^n  l^er  unb  }erfra^te 
ibm  baS  ®efi^t.  SRed^itl^ar  ertrug  biefe  Unbill 
mit  fold^er  Seelenrul^e,  ba^  ber  93ifd^of  fid^  baburd^ 
Sum  maleren  ©lauben  befel^ren  lie^  unb  nad^  Stom 
ging,  mo  er  fpöter  ein  großer  SBol^Itl^ater  beS 
mofterS  9)}ed^it]^arS  mürbe.  3m  3. 1698  brad^ 
im  ftlofter  eine  peftartige  Jhanf ^eit  auS,  Donmel« 
d^er  nur  Wed^itl^ar  frei  blieb ;  er  biente  einem  3«ben, 
bis  aud^  er  Dor  Srmübung  ^um  Sterben  erfranfte. 
3m  3.  1699,  als  SRed^it^ar  23  ^a^xt  alt  mar, 
ertl&cilte  ber  Obere  il^m  bie  9Bürbe  unb  bie  9Sor« 
redete  eineS  SBarbapet.  SRed^itl^ar  SBarbapet  l^tte 
iebod^  fein  SSorl^aben  nie  auS  bem  9uge  gelaffeu; 
er  Dertraute  eS  jefet  bem  Obern  5IRargor  an,  aÜein 
biefer  fonnte,  auS  gfurd^t  Dor  ben  ju  ermartenben 
Verfolgungen,  fid^  nid^t  cntfd^licfeen,  tl^eiljunel^« 
men.  ^Wed^itl^ar  entfd^Io^  fid^  nun,  mit  feinen 
gmei  @d^ü(em  unb  einigen  Ruberen  nad^  Son- 
ftantinopel  ^urüdE^uf eieren,  unb  fam  bafelbft  im 
3uli  1700  an.  3luf  bem  SBcge  traf  er  in  ©rjerum 
ben  P.  KomeliuS  2ean  S.  J.,  meld^er  il^m  mie- 
ber  ein  Smpfel^IungSfd^reiben  mitgab.  Sel^Iid^ 
Smpfel^Iungen  erl^ielt  er  Don  Fr.  Sl^erubin  Don 


<1Q 


1127 


aKed^itl^Qr. 


ber  ^immelfal^  GanneL  Excalc,  Fr.  Sofep^ 
ÜRoria  be  $aru{{io  Gapuc,  P.  SBil^elm  SBeber 
S.  J.  imb  P.  aBiÜ^Im  TOa^r  S.  J.,  in  benm  er 
vir  aposiolicuB  genonnt  nmrbe.  3n  biefer  3^t 
tDotb  bie  Heine  armenifd^fall^olifd^  (Semeinbe  5U 
Sonffaintinopel  Don  Seiten  ber  Sd^iSmatiter  fe|r 
k>a:foI^.  9Id  TlzäfiÜ^ox  unter  fold^en  Umftönben 
na^  (Sonfhmtinopel  tarn,  voax  er  foum  25  Saläre 
alt.  ytüdf  jmei  SRonaten  tmid^  bie  S^\  feiner 
@4filer  auf  ad^t.  91IS  er  aber  fal^,  ba^  bie  @d^i§« 
matibr  feine  nod^  im  ft einte  fic^  beftnblid^  ®efeU» 
fd^  in  ben  klugen  ber  türfifd^en  Regierung  al§ 
ftaatSgefäl^rlid^  borfteQen  moUten,  mietl^ete  er  ftd^ 
ein  $au8,  fie&te  einige  Sud^binbenDerfseuge  auf 
vaib  lie^  feine  @d^iUer  tl^un,  al§  ob  fte  Suc^binber- 
gefeHen  hiüren.  3n  SBirllid^feit  mar  fo  ein  SRif- 
^on§]^8  gegrünbet,  in  nield^em  unter  Seitung  be§ 
apofiolifd^en  SRanned  @d^üler  §u  religiöfer  unb 
»iffenf d^Iid^er  93ilbung  erlogen  vmhtn  fonnten. 
3nsnif(|en  lie^  ÜRed^itl^ar  %%(mcß  t)on  ffempiS, 
ein  Setrad^tung^bud^,  eine  Srflörung  ber  ^0- 
calQpfe  unb  öl^nlid^e  ^üd^er  in  armenifd^er  Sprad^e 
bnulen.  2)er  eiferfüd^tige  armenifd^e  ^triorc^ 
Spl^rem  enoirfte  jiebod^  im  3. 1701  beim  @ultan 
einen  ^rman  mit  bem  Sefel^I,  aujser  anberen 
fotl^olifd^  Slrmeniem  auc^  Sßed^itl^ar  5U  Der» 
l^aften  unb  als  fiaat§gefa]^rlt(^e§  SitbiDtbuum  ^u 
entl^ottpten.  9Red(|it]^r  f d^idüe  feine  @d^üler  f ogleid^ 
U)eg  unb  fud^te  bei  ber  fronjöftfd^en  ®efanbtfd^aft 
3uf{ud^t  too  er  einen  3Ronat  in  Sid^erl^eit  blieb. 
(Sx  fammelte  bort  toicber  feine  ©d^ülcr,  jejt  10  an 
ber  S^%  ^^  if)t\\it  il^nen  feinen  $Ion  mit,  in 
einem  d^ftlid^  Sanbe  ein  n^irflid^eS  Orben§]^au§ 
ju  grünben.  ^ier}u  mürbe  SRobon  in  SRorea,  mU 
d^ed  bamofö  unter  ber  @ignoria  Don  SSenebig  fianb, 
ouSenoöl^It.  Me  gelobten  nun,  für  immer  fxä^  bem 
2)ienjle®otted  unb  ber  SSerel^rungaRarienS  ju  loib» 
tnen^  unb  eS  marb  befitmmt,  ba|  f  ie  il^ren  9{amen  bie 
in  armenif  d^en  Slnf  angSbud^ftaben  auSgebrüdfte  93e» 

Sld^nung  „9lbo))tiD)o]^n  ber  Jungfrau,  Seigrer  ber 
VL^t"  ]^n)ufügen  f oUten.  @o  nal^m  bie  äJl  e  d^  i» 
tl^ariflen-Eongregation  im  3. 1701,  am 
8.  September,  als  am  ©eburtstag  SRariö,  il^ren 
Anfang.  SHefer  Sag  toirb  in  ber  Kongregation  bis 
l^eute  als  @ränbungStag  f eierlid^  begangen.  ÜRed^i» 
t^  fd^idtte  nun  }uerft  feine  @d^üler,  Don  benen 
einige  f  d^on  ^riefter  maren,  als  jfaufleute  Derfleibet 
tmd^  röorea;  bann  ful^r  er  felbfi  in  ber  nömltd^en 
SBerfleibung  nadb  @mt)ma  unb  Derbarg  fid^  ba» 
fetbft  bei  ben  3e(uiten;  barauf  begab  er  ftd^  nad^ 
3ante  unb  enblid^  nad^  Slauplia.  ^ier  trafen 
fämmtlid^e  9RitgIieber,  {e^t  12  ^erfonen,  au» 
fommen ;  aud^  ein  armenifd^^fatl^oUfd^er  Sif d^of, 
äol^anneS,  gefeilte  fid^  5U  i^nen,  flo^  mit  ^Jltd^U 
ßm  unb  toet^te  feine  Sd^üler.  3n  9iau))Iia  marb 
ber  9ef  d^Iu^,  in  ber  @tabt  SRobon  ein  0auS  unb 
eine  Jmd^e  ju  bauen,  erneuert.  @ie  reichten  bem 
®ouDenieur  eine  Sittfd^rift  ein,  auf  ©runb  beren 
berfelbe  il^nen  einen  93augrunb  in  SRobon,  fomie 
boS  2)orf  ®aIa)on  in  Srtabien  unb  einen  Sl^eil 
beS  SotfeS  SRaDromati  )um  Sigentl^um  über» 


gab.  3m  %)rU  1703  ftebelte  aRed^ 
©einigen  nad^  ÜRobon  l^inüber,  unb 
tete  er  ftd^  guerft  in  einem  C^aufe  orbenfij 
®runb  Don  Siegeln  ein,  mlä^t  er  nad^  b 
gefd^id^te  SlntoniuS'  beS  ^fteblerS  j 
geftellt  l^tte;  bie  ®efeQfd^aft  nannte  ftd^ 
Ordo  S.  Antonii.  2)amalS  befianb  fte  at 
fönen,  bie  Dor  3JUd)\tfyix  bie  bret  Orbt 
abgelegt  l^atten.  9}ad^  etUKi  )U>ei  3a^ 
DierteS  ®elübbe  l^inju,  xod^  bIo|  bi 
ablegten,  nömlic^  auf  SRiffton  gu  gel^ 
tl^ar  havdt  }u  ÜRobon  im  3.  1706  ei 
ftlofier  unb  im  3. 1708—1711  bie  be 
toniuS  gemibmete  jtlofterfird^e.  Sr  toai 
Srd^iteh  unb  }ugleid^  ber  Seigrer  ole 
fd^aften.  ©d^on  im  3.  1705  fd&idtte  ' 
jmei  ^riefter  ber  Kongregation  mit  b 
ftitutionen  gum  l^eiligen  ^ter,  um  bti 
93eftötigung  5U  erlangen.  |>ierüber  1 
längere  SSerl^anblungen,  infolge  beren  ^ 
mens  XL  bie  SRed^itl^ariften  anmieS,  ftd 
ben  brei  Siegeln  ber  j^U.  ^uguftinuS,  SBc 
SenebictuS  auSaumöllen.  3Rtäfi!tfyix  tu 
lux  Kegel  beS  ^l  SenebiduS.  3tn  3. 
d^ien  )u  9)om  ein  SRitglieb  mit  ben  n 
titutionen,  meld^  auf  ®runb  ber  Stege!  t 
nebictuS  enttoorfen  toaren.  2)er  l^eilige 
fal^l,  biefe  ßonftttutionen  bei^ubel^alten 
Kongregation  6  OrbenSl^ufer  l^abe; 
foEten  biefelben  Don  9{om  auS  beftöti^ 
3m  September  beSfelben  3al&reS  ging 
nad^  Korintl^  imb  legte  Dor  bem  Srgbifd^ 
feine  ®elübbe  auf  bie  Konftitutionen  ( 
f elbe  tl^ten  nad^  feiner  SRüdSel^r  Dor  t^n 
Sd^üler,  unb  im  nöd^ften  Kapitel  loarb 
tl^ar  einftimmig  als  lebenSIönglid^er  ' 
(^bbal^air)  ber  Kongregation  ermä^ü 
®otteS  ^ilfe  fid^  fo  bie  Kongregation  ( 
unb  fd^on  einige  SRifftonare  berfelben  i 
arbeiteten,  brad^  (im  3. 1714)  einftrie 
Surfen  unb  93enetianem  auS.  SRed^itl 
baDon  im  September,  unb  alS  bie  gfeinbi 
einrüdEten,  fttl^r  er  mit  ben  Seinigen  it 
1715  nad^  SSenebig.  S)ieU)enigen  $rie| 
in  äJlobon  ^urüdgeblieben  toaren,  tourb 
Surfen  gefangen  genommen,  IHofter  i 
mürbe  }erftört.  Krft  nad^  einigen  ^ofyt 
bie  ®efangenen  freigegeben  unb  fonntei 
ißenebig  begeben,  ^ier  mol^nte  SRed^i^ 
in  einem  gemietl^eten^aufe  neben  ber  St 
fitd^e.  dlad)  längeren  Semül^ungen  gela 
am  8.  September  1717  bie  unbemol 
S.  Sasaaro,  auf  ber  eine  olte  ftird^ 
Sasoretl^ouS  für  bie  9uSfa|igen  ftavb, 
lid^  an  erl^alten.  3laä)  unb  nad^  mürbe  Ie 
jllofter  ausgebaut  unb  eine  neue  Sitifyi 
Seitung  gWed^ttl^arS  felbp  errid^tet.  Sm  5 
ging  SRed^itl^ar  nad^  SRom,  um  9led^ 
feiner  Kongregation  abaulegen^  unb  \dfi 
feine  Jlraft  ein,  um  baS  geiftlid^, 
imb  materieQe  ©ebetl^en  feiner  Kongn 


üRed^it^at. 


1180 


Cr  f^idte  aRiffionore  nad^  bem  Orient 
nb  l>er5ffentlid^te  ceUgiöfe  unb  toiffenf  d^aft- 
d^  unb  tamitcit  f ortmol^renb  ben  neuen 
1^  Steid^  QU  Seiben  unb  SSerfoIgungen,  mie 
ter  9{a4f olget  3efu  (SfyA\i\,  aber  aud^  reid^ 
len  Zugenben  unb  l^ol^en  SSecbienften  um 
f)it,  um  bie  armenifd^e  Station  unb  um  bie 
lenfd^^  äbergab  SRe^it^ar  am  27.  ^pril 
eine  gro^e  @eele  in  bie  ^anb  feines 
t§,  QU  einem  Sonntag,  im  Sllter  t)on 
cen,  t)on  benen  er  50  ^al^re  in  ber  ßon- 
n  tyerlebt  ^tte.  Sr  l^atte  )u  Sßitgliebem 
gregation  41  ^riefter  unb  13  fiaienbrüber 
dr  mürbe  in  ber  Jhrd^e  be§  JflofterS 
em  ^od^Itar  begraben,  fpöter  aber  unter 
epl^mmS  9fon|  Dor  bem  ^od^altar  bei- 
2)er  Stuf  feiner  ^eittgfeit  verbreitete  ftd^ 
Eben,  unb  an  feinem  ®rabe  fa)^  man  SBun« 
jel^n.  3m  %  1844  nmrbe  auf  Slnregung 
d^t^orifien-Songregation  in  @.  fia^saro 
^  ber  ©etigfpre^ung  SOted^itl^arS  be» 
mib  Dom  ^apfte  bem  ^atriard^en  Don  SBe» 
Eari)tnal  ^onico,  nebft  ben  ßanonüem 
{en.  Sie  bieten  baräber  nmrben  als  ab- 
m  nad^  Stom  gefd^idtt,  mo  bie  SSerl^onb« 
oeitergeful^rt  mürben.  Seiber  mußten  biefe 
Rfoolution  t)on  1848  unterbrod^en  merben, 

SBeiterfül^rung  mürbe  baburc^  erfd^mert, 
in  bie  SRitmirfung  ber  ganzen  armenif d^en 
Mlangte.  SRed^itl^rS  @rab  ift  bis  l^eute 
ud^  Don  ben  OrtSbemol^nem. 
itl^  mar  l^od^  unb  ftatf  gemad^fen.  2)ie 
Viam  f d^ilbem  feinen  Sl^arafter  f olgenber« 

dr  mar  flug,  oorauSfel^enb,  oor  feiner 
i^eit  )urüdff^edEenb,  in  aOen  Untemel^' 

ben  TOittelmeg  gel^enb,  tiefbenfenb,  ein- 
»enSmurbig  unb  freunblid^,  gebulbig,  gegen 
t  fireng,  f^onenb  gegen  Rubere,  ein  auSge« 
r  9lebner,  gotteSfärd^tig  unb  eifrig  für  baS 

Seelen.  6r  l^interlie^  ungefäl^r  20  gro^e, 
u)(ogifd^  unb  pbi^^o^gifd^e  Sßerfe,  unter 
}u  ermöl^nen  ift  ein  großes  SBörterbud^ 
I  @rammatif  beS  ^Itarmenifc^en,  ein  Ra« 
fi  in  Derfd^iebenen  ausgaben,  eine  Ueber- 
)et  9tad^foIge  Sl^rifti,  ber  Zl^eologie  beS 
ctuS  SRagnuS  unb  beS  1^1.  Zl^omaS,  6om» 

^am  ßDongelium  Sßattl^di,  SccIefiofteS, 
»e  unb  )ur  Slpocal^pfe,  ein  ^d^  ber  Xw 
c  (Sx  beforgte  aw^  eine  tüuftrirte  9uS- 
r  l^ettigen  Sd^rift  in  armenifd^er  Sprad^e. 
bem  Xobe  Wed^itl^rS  mürbe  im  ©eneral» 
9m  Solare  1 750  (am  6.  ^pxil)  P.  ©tepl^anuS 
an  }um  @eneralabte  ber  Kongregation  er» 
Diefec  ging  fel^r  balb  baran,  bie  OrbenS« 
i  beS  Stifters  ju  reformiren,  rief  aber 
ne  Steuerungen  eine  gro^e  Un^ufriebenl^eit 
en  älteren  SKitgliebem  l^eröor.  Sieben 
m%  Mrfud^te  er  aud^  oergebenS,  bie  neue 
tion  biürd^  ben  l^eiligen  SSoter  beftötigen 
I,  MB  bie  mad^fenbe  Un^ufriebenl^eit  ber 
)er  ffyx  smang,  ein  ©eneralcapitel  ein- 


}uberufen.  3m  3.  1772  am  25.  SRai  mürbe 
baSf elbe  eröffnet ;  ba  eS  ntd^t  möglid^  mürbe,  ein 
Uebereinlommen  ^u  Staube  5u  bringen,  fo  nol^m 
Slbt  aRelfonian  feine  3uf(u(|t  ^ur  mettlid^en  ®e- 
malt  unb  )mang  feine  untergebenen  burd^  9n- 
brol^ung  t)on  @eföngni|ftrafe  pm  unbebingten 
©el^orfam.  Sn'^i  SRitglteber,  bie  gegen  il^n  auf- 
traten, mürben  mit  militönfd^er  SScorte  i&er  bie 
©ren^e  gebrad^t.  9IS  bief  eS  bie  nod^  lebenben  Sd^iiler 
SOted^itl^arS  unb  anbere  ©utgefmnte  fallen,  folgten 
fie  freimiUig  ben  SSerbannten  nad^.  Sie  famen  in 
irieft  aufammen  im  3. 1778  am  19.  SKai.  S)er 
Sifd^of  Don  trieft  unb  bie  Stattl^atterei  fagten 
il^nen  a&e  Unterftü^ung  §u.  9htn  erinnerten  fid^ 
mand^e,  ba^  SRed^it^ar  feiner  3eit  ein  OrbenSl^auS 
in  Xrieft  grünben  moQte,  unb  f o  mürbe  befd^Ioffen, 
biefen  ®eban!en  SOted^itl^arS  m  Dermirflid^en.  uQS 
baS  aQeS  bie  $atreS,  meldge  in  ben  SOtiffionen 
maren,  erful^ren,  eröörten  fie  pd^  für  bie  Sriefter 
©enoffenfd^oft,  unb  fo  gel^örten  ju  biefer  19  $rie- 
fter.  gfür  baS  |>auS  in  SSenebig  erflörten  ftd^ 
10  bortige  ^riefter  unb  8  im  Orient  befinblid^e 
SDtifponare.  ®ie  Sriefter  SBitglieber  befd^Ioffen, 
jid^  als  treue  Stad^folger  SRed^itl^arS  nun  officieU 
iDted^itl^ariften  ^u  nennen^  möl^renb  frül^er  bie 
Kongregation  „Slntonianer"  ober  ^armenifd^e 
Sßönd^e''  l^ie^.  2)ie  ftaiferin  SRaria  Xerefia  Der- 
fprad^  ber  Kongregation  bebeutenbe  ^rioilegien 
unb  übergab  i^r  unterm  80.  9Rai  1775  ein  auS 
58  Slrtifeln  beftel^enbeS  Statut,  moburd^  bie  9Red^i- 
t]^ariften>Kongregation  alS  ein  geiftlid^er  Orben 
anä)  ftaatlid^  anerfannt  unb  berfelben  ein  Sonb- 
ftüdf  übergeben  mürbe,  mit  ber  Kriaubnijs,  barauf 
jflofter,  ^farrfird^e,  2)ruderei  unb  Sd^ule  }u 
bauen  unb  mit  ben  anföfftgen  Slrmeniem  eine 
armenifd^e  ©emeinbe  in  bilben,  meld^er  Diele  ^an- 
belS-  unb  riDilred^tlid^e  ^riDilegien  Derliel^en  mür- 
ben. 3n  bemfelben  3a^re,  als  bie  SRed^itllariften- 
Kongregation  in  Srieft  gegrünbet  mürbe,  morb 
bie  ®  efellf d^aft  3ef u  auf gel^oben.  SHe  großen  @üter 
ber  ®efeUf d^af t  mürben  confiScirt  unb  fonnten  nad^ 
einigen  ^aixtn  Don  ben  SOted^it^ariften  angebuft 
merben.  2)iefe  Siegenfd^aften  aber  bereiteten  ber 
neuen  Kongregation  groge  Sfatalitöten,  inbem  fie 
in  Sd^ulben  geriet)^;  eS  traten  barum  einige  SRtt- 
glieber  auS  ber  Kongregotbn  auS,  Rubere  feierten 
nad^  SSencbig  gurüdC.  ffion  1778—1808  Derfal^ 
ber  öltefte  Don  ben  $rofe|priefiem  bie  Stelle 
eines  Obern  ber  Kongregation;  ber  baburd^  Der- 
anlajste  öftere  SBed^fel  brad^te  eine  gemiffe  6r- 
la^mung.  3m  3. 1808  (am  8.  StoDcmber)  mürbe 
im  ©eneralcapitel  ber  93efd^Iu^  gefaxt,  einen  ®e- 
neralabt  )u  möl^Ien,  unb  eS  mürbe  P.  SbeobatuS 
SSabilian  gemöl^It,  ber  fd^on  Dor  brei  3(^ren  Don 
ber  ^ropaganba  5um  Kr^bifd^of  i.  p.  ermöl^It, 
Don  $apft  $iuS  vn.  beftötigt  unb  (am  8.  3mii 
1800)  gemeil^t  mar.  S)er  ®eneralabt  Krgbifd^of 
Sabifian  trad^tete  benpecuniären3uftanb  ber  Kon- 
gregation 5U  Derbeffem,  jumal  ba  bie  ©laubiger 
mit  ber  ^Q^^ung  bröngten.  SIS  Stapoleon  I.  Sieger 
über  Oefterretc^  mar,  mürbe  ÜRarfd^  SRarmont 


1131 


SRed^ttl^at. 


iia 


5um  ©tottl^oUer  t)on  ällQnen  ernannt.  3n  biefet 
3ttt  brockte  ein  gemiffer  g^anjofe  be  SSoI  cSk 
@d^ulbfd^eine  bec  Kongregation  an  ^d),  Iie|  mit 
Unterftü|ung  ber  fran^ö^fd^en  [Regierung  bie  93e* 
ft^ungen  ber  Kongregation  liquibiren  unb  t>er- 
äußerte  jle  um  einen  ©pottpreiS  (im  3. 1808). 
@r}6ifd^of  93a(ifian  ]a^  tociffi  ein,  baf  be  93al 
ou^  an  jflofter  unb  JKrd^e  ^anb  legen  toürbe, 
unb  befd^Iojs  nun,  mit  ben  Seinigen  nac^  Oefter» 
reid^  über^ufiebeln.  6r  ging  mit  einem  ^ter  }um 
l^eüigcn  95ater  $iu8  VIL ;  als  er  erful^r,  ba)5  ber» 
felbe  in  9li}§a  betinirt  fei,  begab  er  f\6)  bortl^in, 
UKurb  ober  nid^t  ^u  i^m  gelaffen.  9tad^  längerem 
Uml^erirren  !om  er  nad^  Sffiien  im  3. 1809,  too  er 
ben  ^rocurator  P.  9lri[tateS  Sljarian  jum  gegen« 
fettigen  Srftaunen  oorfonb.  P.  S^arian  mar  nod^ 
SBien  gefommen,  um  ben  @(^u|  beS  ftaiferS  p 
erflel^en,  menn  bie  9Red^it]^ari[ten  nad^  SBien  über» 
fiebelten.  Srjbifd^of  93abifian,  ber  mie  aud^  feine 
Untergebenen  ein  grojjeS  SSertrauen  auf  bie  99httter 
@otte8  l^atte,  gelobte,  il^r,  menn  fie  il^ren  @d^u|^  mie 
immer  fo  aud^  ie^t  ermeife,  bie  neue  JHrd^e,  meldte 
er  in  9Bien  ^u  bauen  gebadete,  )u  meil^en  unb 
bie  Kongregation  5U  Derpflid^ten,  ba|  fte  töglid^ 
ben  Stofenfran)  gemeinfd^aftlid^  bete.  2)er  ^vx\U 
erjbif d^of  Don  SBien,  ®raf  ^^ol^enmartl^,  ber  ald  ge« 
mefener  93if  d^of  Don  Xrieft  Sabifian  utü>  bie  SRec^i» 
tl^ariftenperfönlid^fannte,  bereitete  il^nen  eine  mal^r- 
l^aft  Döterlid^e  Sufnal^me.  Wit  ber  Unterfiü^ung 
bed  gürfibifd^ofS  unb  bed  SBiener  93anfierd  @mibt« 
mer,  meld^er  bie  baS  töglid^e  93rob  entbel^renben 
SRed^itl^ariften  unterftü^te,  nal^men  nun  bie  SRed^i« 
tl^ariften  im  ©erDitenflofter  äBobnung  unb  toar« 
teten  auf  bie  SRüdRel^r  beS  ftaiferS.  Sn^mifd^en 
mürben  jflofter  unb  Jtird^e  ber  SRed^it^ariften  in 
Xrieft  meggenommen  unb  bie  SRitglieber  al§  mittel- 
los Derjagt.  SSier  reisten  su  ^ui  nad^  SBien  unb 
trafen  in  Kitti  ben  Äaifer  grang  I.,  ber  il^nen  Der« 
fprad^,  bie  äJled^itl^ariften  in  SBien  aufjunel^men. 
SIS  ber  Äaifer  na^  SBien  !am,  fragte  er  felbft 
nad^  ben  ÜRed^it^ariften,  nal^m  bie  93ittfd^rift  beS 
^teS  entgegen  unb  mieS  baS  jfapu^inerflofter 
Sm^Ia^I,  meld^eS  als  unbemol^nbar  Derlaffen  ba« 
ftanb,  ben  Sßed^it^ariften  )ur  SBol^nung  an.  P.  äSa« 
bifian  l^atte  felbft  bie  Slufnal^mSbebingung  gefieEt, 
baB  bie  patres,  obne  bem  @taote  pr  Saft  5U 
fallen,  auS  ben  Sinfünften  einer  S)ruderei  in 
SBien,  f omie  aud^  ber  Don  il^ren  äJlifftonaren  im 
Oriente  unterl^altenen  @d^ulen  ibren  SebenSunter« 
l^alt  beftreiten  mürben.  2)iefe  93ebingung  trug  me« 
fentlid^  iura  Gelingen  ber  Sngelegenl^eit  bei  in 
einer  S^it  loo  feinem  neuen  Orben  geftattet  mürbe, 
M  in  SBien  nieber^ulaff en.  2)er  ff aifer  äußerte  am 
SSorabenb  Don  SRariä  6m})fängni)5  (im  3. 1809), 
er  moQe  bie  93itte  ber  SRedditl^ariften  erfflUen,  unb 
am  7.  3anuar  1810  mürbe  bem  Krjbifd^of  ©abi- 
fian  baS  2)ecret  beS  ffaiferS  augefteüt.  9lm  16.  ge« 
bruar  mürbe  baS  ftopusinerflofter  übergeben.  Sie 
Sibliotl^ef  beS  ftlofterS  mürbe  Don  bem  Armenier 
Sgl^amalian  angefauft  unb  ber  Kongregation  ju« 
gemenbet.  9ns  baS  S^oü  nad^  unb  nad^  in  S3er« 


fel^r  mit  ben  ^treS  fam,  gemalte  eS  bie  bt^ 
9lotl^  ber  Kongregation,  unb  Don  Derfd^iebo« 
Seiten  brad^te  man  Kjsmaaren  unb  SRöbeL  2 
feiige  Stebemtorift  P.  KlemenS  9R.  ^offbouec  m 
ber  @(^u|engel  ber  Kongregation;  er  mar  töi 
Ud^  Don  frü^  an  in  ber  ffird^e  ber  9Redp^ 
riften,  um  Seid^t  5U  l^ören  unb  gu  prebigen,  tn 
burd^  baS  Siolf,  meld^eS  bie  bartigen  ^treS  n 
anberem  SRituS  fd^eute,  angesogen  mürbe.  9q] 
fing  bie  Kongregation  mieber  p  blühen  an.  9Rüi 
beS  3a^reS  1811  mürbe  bieaRed^ü^arif}en-9u4 
brudferei  eröffnet  unb  9lnfang8  3uU  baS  erfteSnd 
„Seben  ber  l^eiligften  3ungfrau  SWaria"  auSge 
geben.  3m  3. 1817  ging  Sabifian  mit  bem  ap» 
ftolifd^en  5RuntiuS  Karbinal  ©eDeroH  in  99e^ 
tung  feines  SecretörS  P.  SlriftafeS  9[§arian  nn| 
SRom.  3m  3. 1823,  85  3a^re  alt,  Iie&  ber  greifi 
Kr^bifd^of  einen  ©eneralDicar  ermol^Ien,  bet  U 
forgeuDoQen  ©efd^öfte  ber  Kongregation  fu^ 
foEte.  S)a5u  mürbe  P.  Srift.  Sjarian,  ouS  einei 
abeligen  gamilie  in  Konfiantinopel  geboren,  ouS* 
erfel^en.  3m  3. 1825  (am  18.  Siprü)  entf4&f 
Krjbif d^of  ©abifian  feiig  im  §erm,  fein  Seben  |» 
baS  ^avS  beS  el^.  SAed^itl^ar  aufopfemb,  befjm 
SBieberaufblül^en  su  feigen  il^m  gegönnt  tonät 
3m  f  olgenben  3a]^re,  am  1 9. 9lprU,  mürbe  P.  iäjL 
9§arian  jum  ©eneralabt  ermöl^lt,  unb  im  3. 1827 
(am  23.  3Qtiuar)  ernannte  ^apft  Seo  XU  bo^ 
felben  ^um  Kr^bifd^of  Don  Käfarea.  31^m  Dedxnrit 
bie  Kongregation  il^ren  f d^neQen  materieUen  wA 
inteHectueUenSuffd^mung.  3m  Saufe  feiner  29i(l^ 
rigen  SBirffamfeit  als  W)i  fonnte  Krjbifd^of  S)o- 
rian  baS  neue  SRutterl^auS  in  SBien  mib  Ue 
S)rudEerei  bauen,  fed^  KouDente  grünben,  bieSoB" 
[titution  ber  Kongregation  burd^  ^ßopfi  ^\x&  IL 
am  23.  3anuar  1852  (bis  auf  meitere  $rufini(i) 
beftötigt  feigen,  bie  3a^l  ber  äJlitglieber  Dermd^ 
unge^öl^lte  armenif^e  SBerfe  brudten  laffen,  bes 
„Slrmenifd^en  SJerein  (Sramian»9Serein)  jur  8ff» 
breitung  miffenfd^aftlit^er  SBerfe",  ben  ^SJerei»  j» 
SBerbreitung  guter  fat^olifd^erSüc^r"  inbeut{4^ 
@prad^e  unb  ben  ,,93erein  Don  ber  unbefled&tenf&n« 
pfängni^SKarienS"  inSBiengrünben,eindJrijtf4e8 
SolfSblatt  „®er  ^üger^  baS  bis  ^eute  beftdit 
f omic  eine  armcnifdje  S^itung  „Kuropo"  feit  1847 
l^erauSgeben;  burd^  feine  Siermittlung  minbebU 
fird^lid^e  SSerfolpng  ber  fatl^olifd^en  Srmenictiii 
3. 1828—1829  in  Konflantinopel  eingefteSt  nü 
ein  armenif  d^^fatl^oUf  d^er  ^rimaS,  uno^l^angigM 
fd^iSmatifd^en  $atriar(^en,  eingefe^t.  9iod^  MC 
bienftDoUen  Sagen  ftarb  er  im  3. 1855  om  5.9taj 
Kr  fyxi  ftd^  gro^e  93erbienfte  um  bie  ftird^  bi 
Kongregation,  bie  armenif d^e  Station  unb  Oepti 
reid^  ermorben.  3^m  folgte  P.  SacobuSSofagia 
am  16.  9luguft  1855,  ber  im  felben  3ttl^re  W 
$iuS  IX.  sum  Kr^bifd^of  Don  K&farea  emo» 
mürbe.  Kr^bif  d^of  93ofagian  mar  bef onberS  um  Sei 
mel^rung  ber  Sßitglieber  )u  SBien  unb  in  ben  SRi 
ftonen  bemül^t,  Derbefferte  bie  pecuniöre  Sage  bi 
Kongregation  unb  errid^tete  juKonfiontinopet  i 
(Sm^ma  unb  trieft  ff  ird^en,  ffapellen  unb  Sd^tde 


1188 


aWed^itl^ar. 


1134 


Sie  a&e  iKitm^inerfird^e  in  3Bien  nmrbe  niebet" 

rlfen  unb  fammt  einem  Xl^eile  bed  £^Iofter3  (im 
1872)  xtm  gebaut ;  bie  ftird^e  mürbe  nad)  ber 
ftfümmmtg  Don  Srjbifd^of  SBobifion  bem  ,,@d^u^ 
VM*  gemibmet  6r  (oute  aud^  in  SRouer  (bei 
8int)  eine  Sommermol^nung  für  bie  35glinge. 
(^d^f  »of agian  l^otte  bei  feiner  SSautl^öUgleit 
taiBd^  aud^  einige  Sti^erfolge,  niu^te  aber  bie 
fongregation  balb  auS  benfelben  l^erauSsubringen. 
6^b  im  3.  1888  am  1.  October,  unb  im 
3. 1884  am  12.  3uli  mürbe  ber  Sfftflent  unb 
kngia^ge  92ot)i5enmeifter  P.  SBarban  Sftegar, 
gA.  im  3. 1843  in  @iebenbärgen,  ^um  ©eneral» 
dit  atDft^It  3lm  9.  9lo)>ember  beSfelben  3al^reS 
«RKbe  er  ate  XituIar^Sr^bifd^of  t)on  @elQmbria 
anfecrirt  9iad^bem  er  bie  einzelnen  ^äufer  t)ifttirt 
¥^,  ging  er  nad^  Stom,  unb  auf  ber  Stüdreife 
Mtf^t^  er  au  Zrieft  am  15.  3uni  1886  eines 
{o^Xobed.  Unter  feiner  faumjtoeiiö^rigenSSer" 
Mtag  nmrbe  baS  ©^mnaftum  ber  Kongregation 
iaConjtantinopel  mieber  eröffnet,  unb  bieiSon- 
PüBtioiien  ber  Kongregation,  meldte  t)on  pu§  IX. 
iK^rOfung  im  3. 1852  beftötigt  unb  t)om  Saläre 
1882—1884  burd^  Derfd^iebene  OrbenScapitel 
MM»0|ifinbigt  nxtren,  mürben  Don  Seo  Xin. 
M^  SreDe  Dom  23.  3anuar  1885  enbgiltig  be» 
lUtigt  3m  ©eneralcapitel  Dom  18.  Sluguft  1886 
tnk  Ut  gemefene  @d^uIbirector  unb  $rior  in 
ta|4iebenen  aRifftonS^öufem,  9f ftftent  unb  anlegt 
Secretfe  P.  «rfeniuS  «ibijnian,  geb.  im  3.  1825 
iiC(mfiantino))eI,  aum  ®eneralabt  ermöl^It  meld^er 
m^  m  11.  ^ril  1887  aum  2:ituIar»ersbif(^of 
m  Solamina  gemeil^t  nmrbe.  2)er  al§  Singuift, 
tnmmatifer  unb  jfenner  ber  fd^önen  jfünfte  aS- 
Mannte  Srjbifd^ofSlbQnian  fü^rt  mit  großer  Um- 
f^l  bie  Seitung  bier  Kongregation  meiter,  bie  iejt 
«§  85  $rief)em  unb  15  Saienbrübem  befielt.  Kr 
(Mete  im  3*  1887  bie  armenifd^e  äJlonatSreDue 
Hi&iess  Amsorya.  2)ie  SBiener  SRed^itl^arifteU" 
CoBfitegation  befi^t  in  SBien  ein  ^utterl^auS, 
cne  dffentßd^  jnrd^e,  mo  bie  fird^Iid^en  Kerimo* 
m  nad^  bem  armenifd^en  9litu§  DoUaogen,  aber 
bmtfd^  ^rebigten  gel^alten  merben,  unb  in  ber 
Oagrgenb  eine  ©ommermol^nung.  $ier  reftbirt 
kctSeneralabt  mit  feinen  4  ^ffiftenten  unb  bem 
•awolfecretör,  etma  10—15  ^rieftem,  Dielen 
(kiifet^  unb  £aien*$rofeffen,  92oDi5en  unb  Kau» 
MoiaL  @qmnafial-  unb  UniDerfitätScurfe  ber 
Sögfinge  merben  in  ber  f^auSlel^ranftalt  ber  Kon- 
IRgotionbeforgi  2)en  SebenSunterl^alt  beforgt  bie 
(MSd^  SBorfel^ung.  2)a§  J^Iofter-SOhtfeum  beft^t 
n^KbenSel^rmitteln  eine  auf el^nlid^e  (Sammlung 
^SRnteralien  unb  eine  fel^r  reid^e  SJlünafamm» 
bi«  (ca.  15  000  ©tüdCe).  3n  bicf er  9»ebcrlaffung 
'i  Me  »ibßotl^e!  mit  83  000  Sönben,  bie  9Hed^i- 
4niPtn«9ud^rudterei  mit  7  großen  unb  4  Heinen 
^^Mtnreffen.  9(u|erbem  beft^t  Sie  Kongregation 
j^tricß  einen  KouDent  fammt  JKrc^e  (gebaut 
V  ^  1844)  unb  l^atte  bafelbfi  aud^  Dom  3al^re 
M58-1875  ein  öffentlid^e«  Otimnaftum  inne ; 
«Sai|a|(Ungam)  l^t  fie  feit  1850  ein  ffllif« 


fion§]^u§  fammt  ^farrlird^e,  Don  mo  auS  bie 
©eelforge  aller  fatl^olifd^en  Slrmenier  in  9himä= 
nien,  Serbien  unb  Sulgaricn  mal^rgenommen  mirb ; 
ebenfo  l^at  fte  in  Konftantinopel  feit  1853  Kon« 
Dent  unb  ©d^ule,  meldte  im  3. 1870  abbrannten, 
aber  nod^  im  nömßd^en  3a]^re  fammt  einer  ftapeQe 
mieber  erbaut  mürben  unb  feit  bem  3a]^re  1884 
ba§  Siedet  einer  Pfarre  erl^ielten.  2)ie  @^ule  ber 
SBiener  Sned^itl^ariften  in  Konftantinopel,  meldte 
ie^t  ein  ©i^mnaftum  ober  fiQceum  ift,  befielet  fd^on 
feit  1820.  3n  ©m^ma  fmb  feit  1842  SWiffio- 
nare  ftationirt  unb  beft|en  KouDent  unb  $farr« 
topOit.  Sie  ©d^ule  aI3  l^ö^ere  Sel^ranftalt  be- 
fielt fd^on  feit  bem  3a]^e  1846.  3n  «ibin  (in 
ber  9iä|)e  Don  ©m^rna)  befielet  ein  KouDent  mit 
gifarrfird^e  unb  @d^ule  feit  1853 ;  biefeS  WiffionS- 
]^au§  Derforgt  bie  meiftenS  au§  Kuropöern  be> 
ftel^enbe  fat^olifd^e  ©emeinbe  Don  ca.  25  Ort- 
f  d^af  ten  in  ber  Umgebung.  S)ie  Kongregation  l^atte 
frül^er  nod^  einen  KouDent  in  Stom  (1843—1872) 
unb  eine  ©ommermol^nung  in  ffloftemeuburg  bei 
SBien,  meldte  fie  Deröu^em  mujste.  ^ugerbemftnb 
einaelne  SDled^itl^ariften-SBiffwnare  in  Sieben« 
bürgen  (©samo§uiDär,  Klifabetl^ftabt),  in  ®ali« 
aicn  (S^Ämienica,  Pfarre),  in  ber  aflatif d^en  lürfei 
(Xrapeaunt,  Krjerum)  t^ötig. 

2)ieienigen  ^itglieber  Don  3Jltd)iif)ax^  Kon« 
gregation,  meldte  in  SSenebig  geblieben  maren, 
bilbeten  unter  bem  ©eneralabt  P.  ©tepl^anud 
9Kel!onian  ben  anbem  S^Deig  ber  SRedf/itl^ariften« 
Kongregation;  biefelben  nannten  fid^,  bem  ^ei« 
picie  ber  Sriefter  SKed^itl^ariften  folgenb,  eben« 
aU§  Sßed^itl^ariften.  Kinige  ber  SLriefter  SRed^i« 
l^ariften  gingen,  al§  bie  Kongregation  bei  il^rem 
anfange  in  öujserfter  materieEer  3lotf)  mar,  mie« 
ber  nad^  93enebig  aurädf.  Unter  biefen  mar  aud^ 
P.  9licoIauS  $u)aian,  meld^em  ber  Armenier 
SWurobion  1 V,  aJliUionen  SKar!  jur  ©rünbung 
einer  9)Jurabian»2e]^ranfJaIt  unter  Seitung  ber 
Zriefter  Sßed^itl^ariften  auDertraut  l^atte,  freilid^ 
mit  bem  Seifügen,  bafe  P.  ^ugaian  bei  Sermirf« 
lid^ung  feines  SBiQenS  frei  nad^  ©utbünfen  l^an« 
beln  fönne.  Unter  %bt  SJteRonian  meierten  fid^ 
nad^  unb  nad^  bie  SRitglieber  unb  bie  9)lifftonare 
im  Orient.  Kr  ftarb  im  3.  1800.  3^m  folgte 
P.  ©tepl^anuS  ÄöDer  3l!on^,  geb.  im  3. 1740  in 
®9crg9ö-©aent«9Kinö§  (Siebenbürgen).  Kr  mürbe 
im  3.  1800  am  9.  SloDembcr  jum  ©eneralabt 
crmäl^It  unb  im  3. 1804  am  3. 3uni  jum  Situtar- 
Krabifdiiof  Don  ©ünif  (in  Armenien)  gemeil^t.  Kr 
Dergröfeerte  baS  aSutterl^auS  auf  ©.  Saasaro  unb 
baute  bie  ©nidferei  neu.  Unter  i]^m  baute  ber  9lr« 
menicr  Sopl^acl  ©l^oramian  einen  Konoent  in 
SRom  für  bie  SSenetianer  gWed^itl^ariften.  S)er  "Hit 
rettete  bie  Kongregation  auS  ber  orbenSunter- 
brüdfenben  ^anb  SRapoleonS  baburd^,  bafe  er  fie 
il^m  als  ein  miffenf cfiaftUd^eS  3nfiitut  barftellte  unb 
üft  ben  5Ramcn  „^rmenifd^e  5lfabemie"  gab.  Kr 
Parb  im  3. 1824  am  29.  3anuar  unb  binterlie^ 
größere  tl^eologifcfie  unb  geogra;)]^ifd^e  SBerfe,  fo« 
mie  einen  guten  9htf  bei  allen,  bie  il^n  lannten. 


1135 


SRe^itl^at. 


UM 


3n  bemjctten  Salute  »urbe  P.  ©ufiaS  ©oma« 
lion  5um  (^eneralobt  tttodfjlt  unb  sunt  Xitular» 
Sr)6tf4of  t)on  @änif  getueil^t.  Unier  tl^m  nmrben 
Don  }tt)ei  Slrmeniem  (^urabian  unb  9ia;)]^aeIiQn) 
l^ö^ere  armenifd^e  S^ranftalten  gefttftet,  tueld^e 
ber  Seitung  bet  Kongregation  unterfteUt  tourben : 
bie  ^urabton^Sel^ronftalt  in  ^obuQ,  xotlätt  fpöter 
nad^  $ari§  t)erlegt  mürbe  unb  lebt  mit  ber  ^mxitn 
@d^ule  unter  bem  Flamen  „  Wurabian"9{a;)]^aelian" 
Se^ronftaÜ"  oerfd^molsen  i[t,  unb  bie  SRapl^aclion» 
Sel^rQnjialt  in  SBcnebig  (sufammcn  mit  mel^r  atö 
3  üRiSionen  SRart  Kapital).  Einige  SRitglieber 
lourben  naä^  Armenien  gefd^idt,  um  ormenifd^e 
alte  Sobiced  ju  fammetn,  fo  ba|  gegenmörtig 
auf  @.  Sa^saro  ca.  3000  alte  SRanufcripte  oor« 
l^anben  fttü).  3n  biefer  3rit  fing  man  an,  bie  ar- 
menif(^en  Slaffiler  (menn  aud^  ol^ne  fritifd^e  93e- 
merlungen)  l^erauS^ugeben;  1886  erfd^ien  ba§ 
groge  armenifd^e  SBörterbuq,  unb  1843  marb  bie 
Seitfd^rift  „SaSmaoep"  (gjol^l^ijior),  toeld^e  bis 
l^eute  erfd^eint  begonnen.  SrjBifd^of  @omaUan 
ftarb  im  3. 1846  am  11.  gebruar.  «m  2.  3utt 
oeSfelben  3a^te3  mürbe  P.  ®eorg  ^ürmü^ian  ^um 
®eneralabt  ermöl^It  unb  fpöter  jum  ßr^bifd^of 
getoeil^t.  ßr  ftarb  im  3. 1876  am  11. 3tpril.  3n 
bemfelben  3al^te  folgte  i^m  P.  3gnatiu§  ®iu- 
regl^ian,  ber  im  3. 1877  jum  SituIar»6rjbifd^of 
oon  Xrajianopel  gemeil^t  mürbe.  Sr  grünbete 
im  3. 1887  in  Xrapegunt  eine  @d^ule  unb  im 
3. 1891  in»al^tfd^ebfd^if  (Äleinafien)  einen  6on- 
oent  mit  JKrd^e  unb  @d^ule  unb  fielet  feiner  Son» 
gregation  als  ein  meifer,  fürforglid^er  IBater  oor. 
2)ie  9Red^itl^ariftenȧongregation  auf  @.  Sajsaro 
befielet  gegenmörtig  auS  ca.  60  ^rieftem  unb  eini- 
gen Saienbrübem  unb  befi|t  au(^  ein  äJlutterl^auS 
fammt  JKrd^e,  in  Mem  reid^  auSgeftattet.  ^ier 
refibirt  ber  ©eneralabt  mit  feinen  6  Slffiftenten, 
etma  20  ^ricftem,  ^rofeffen,  Jlooijen  unb  Kan- 
bibaten.  2)ie  Kongregation  Befi^t  fo  oiel  liegenbe 
©rünbe  unb  ^dufer  in  SSenebig,  $abua  unb  Um« 
gebung,  ba|  jie  al§  bie  größte  ®runbbeft|erin 
oon  9lorb-3taIien  gilt.  9lu|erbem  befi^t  bie  Son» 
gregation  in  Clifabetl^flabt  (Siebenbürgen)  einen 
gionoentfammt^farrfird^e,  in  Sonftantinopet  einen 
Sonoent  unb  sioei  @d^ulen,  in  Sropejunt  einen 
Sonoent  unb  @d^ule,  in  93a]^tfd^ebfd^if  ( Jtleinafien) 
Sonoent,  Jhrd^e  unb  Sd^ule,  in  geobofta,  in  Sl^a» 
tafubagar  unb  in  Simpl^eropol  (JMm)  je  einen 
Sonoent  unb  ^farrfird^e.  3n  ber  ^im,  in  ftau« 
faflen  unb  in  gjerfien  finb  8—10  9Kiffionare. 
2)ie  Sonftitution  ber  Kongregation  ift  mefentlid^ 
biefelbe,  meldte  unter  bem  Sbte  SRed^itl^ar  Don 
Stom  proDiforifd^  beftotigt  mar. 

©er  befonbere  S^^i  ber  2Red^itl^ariften»Kon» 
gregation  ift,  bie  armenifd^e  Station  in  religiöfer 
unb  inteOectueQer  ^inftd^t  auf^uflären,  il^re  3ugenb 
}U  erjiel^en  unb  fte  §ur  römifd^-fatl^olifd^en  jhrd^e 
jurädEjufül^ren.  9Rit  biefer  £l^ätig!eit  l^atte  fd^on 
HHed^itl^ar  begonnen,  unb  beibe  Kongregationen 
folgen  feinem  guten  Scifpiele  bis  l^eute  eifrigft 
nad|.  Sbmä)  il^re  SSßtrffamfeit  mürben  bie  literari« 


fd^en  @d^ä|e  ber  Station  }ugäng)id^  gemail^t  «sb 
bie  Station  felbft  berart  cioUifirt,  ba|  fte  fd^  in 
Staube  ift,  ftd^  felbft  meiter  ju  bilben.  S)ie  gfolgi 
biefer  93eftrebung  ift  bie  erfreuliche  Xl^otfad^  bog 
bie  S^V'  ^^^  ta^oUfd^n  Srmenier^  bie  unter  9b» 
d^it^ar  f aum  einige  Siauf enb  betrug,  nun  auf  w^ 
als  100  000  ongemad^fen  ift,  unb  ba^  biefeOai 
il^re  eigene  fird^Hd^e  ^ierard^ie  erl^alten  IjiabcK. 
^ie  IBenetianer  SRe(^itl^anften  l^aben  fid^  ein  gro|ei 
SSerbienft  baburd^  ermorben,  ba^  fie  bie  onnenii 
fd^en  clafftfd^en  @d^riften  l^erauSgegeben  l^oben;  d 
finb  über  800  armenifd^e  unb  ca.  200  in  emo« 
pöifd^en  @prad^en  gefd^riebene  9Ber(e,  bie  Sönbe 
unb  neuen  ausgaben  ungered^net^  auS  allen  3ttc^ 
gen  ber  geiftlid^en  unb  profanen  SSBiffenf d^en  is 
ber  armenif  d^en  2)rudterei  auf  @.  Saj^aro  Dom  Xogt 
ber  ©rünbung  1788  bis  l^eute  Deröffenttid^t  um:- 
ben.  Sfrül^er  mürben  bie  innerl^alb  ber  Kongrego* 
tion  Derfa^ten  Sd^riften  aud^  in  fremben  SMkß 
reien  gebrudEt.  S)ie  SBiener  SRe^itl^ariften  mu^ 
bie  claffifd^-armenifd^e  Sprad^e  Don  bem  @))dli 
armeni{d)en  ^u  imterfd^eiben.  2)ie  SRed^itl^fiai^ 
Sud^brudterei,  meldte  Dom  3ol&re  1776— 1810  ia 
3:riefl  fid^  befanb  unb  feit  1811  in  SBien  ie- 
fielet,  l^at  über  500  armenifd^e  unb  türfifd^  fia 
armenifd^en  Settern)  SBerfe  (Sönbe  unb  SBiebci^ 
brudEe  ungered^net)  l^erauSgegeben.  %uS  bieftr 
S)rudEerei  gingen  über  eine  Million  Sud^  a8 
@aben  beS  Don  ber  Kongregation  felbft  gegw' 
beten  „SereineS  ^nx  ^Verbreitung  guter  fo^o* 
Itfd^er  93üd^er"  l^erDor,  meldte  in  einer  3ftt,  att 
beinal^e  feine  anbere  fatl^olifd^e  Srudkrei  in  gn} 
Oefterreid^  unb  S)eutfd^Ianb  e^ijtirte,  bie  gr5|te 
SBerbreitung  fanben.  93iS  l^eute  brudtt  bie6oB* 
gregation  meitere  Sluflagen  berfelben  SBerte.  ttdec 
bie  fird^Iid^e  Zenbetu  ber  betben  9Red^it^ari|icB> 
Derbönbe  öu|erte  ftd$  bei  ©elegenl^eit  beS  I^tA 
©d^iSma  ber  antt>§affuniften  (1870)  bet  hb^ 
fterblid^e  ^ft  ^uS  IX.  in  feinem  apofiolii^a 
(Sd^reiben  Dom  20.  SRai  1870  folgenbermalen: 
. . .  Verum  ipsa  rebellium  pervicacia,  artes- 
que  ad  concitandos  animos  adhibitae  pretio- 
siorem  Nobis  faciunt  et  jucundiorem  plmi- 
morum  firmitatem,  qui  neo  insidiis,  nee  blan- 
ditiis,  nee  minis  ab  obsequio  Nostirae  legitir 
maeque  auetoritati  debito  se  abduei  Biveiviii 
Quos  inter  commendandos  nominatim  oen- 
semuB  Meehitharistas  Vindobonensis  Congrfr' 
gationis,  qui  deploranda  aliorum  defectioM 
minime  labefaetati  immoti  perstiienmt  in 
officio  .  . . 

Siteratur.  ©efd^id^te  SRed^j^rS,  gef^ri» 
ben  Don  feinem  @ecretär  P.  SRatt^uS  in  ormeni^ 
fd^er  @prad^e,  SRanufcript  im  Srd^iD  ber  9)M^ 
tl^arifteneKongregation  in  2Bien;  Bchiarimeati  ( 
Doeuxnenti  (über  SRed^itl^ar  unb  SRed^it^oriften 
unauSgebrudft  unb  nid^t  publicirt),  S.  Lazzuo 
R.  @tep]^.  ^!on|,  S)ie  SebenSgef^id^te  beS  WA 
DaterS  SJled^itl^ar  auS  ^ia^t  (in  ormemid^ 
@prad^e),  @.  fiajjaro  1810;  A.  (}oode,  A  bric 
Aeeount  of  the  Meehitarist.  Society  founde 


aWed^ma«  —  3Jltä)Ul 


1138 


^latand  of  St.  Lazare,  Venice  1825; 
iitan,  Elogio  di  Stefano  Aconzio  Köver, 
ift  1825 ;  P.  E.  Seth,  Vita  Key.  Stephan! 
ii  Kover,  annenice  atque  latine,  Vene- 
25;  E.Borö,  Saint-Lazare,  ouHistoire 
KKsiötä  religieuse  armen,  de  Mechitar, 
)  1885;  Carolina  et  Annetta,  Della 
agazione  Mechitaristica  e  degli  iUustri 
Uuristi  del  secolo  XTX  nell'  isola  S.  Laz- 
n  Yenezia,  Narrazione,  Milano  1836 
me  diliX  esemplari) ;  G.  Orti  di  Manara, 
o  alcuni  lavori  dei  Padri  Armeni  Mechi- 
,  Piatola  di  Verona  1836 ;  E.  Bore,  Le 
nt  de  St.  Lazare  ä  Venise,  Paris  1837 ; 
lel  Servo  di  Dio  Mechitar,  Yenezia 
A.  Bigoni,  II  Mechitarista  difeso  dalle 
nie  degli  anonimi  di  Constantinopoli, 
ia  1852 ;  G.  Cappelletti,  Contro  ü  U- 
ntitolato  nIl  Mechitarista  di  San  Laz- 
risposto  del  Prete  Yeneziano,  Yenezia 
n  Mechitarista  di  San  Lazzaro  di  Ye- 
Memoria,  Livomo  1852 ;  Memoria  di- 
\  Bvüuppare  i  motivi  delle  imputazioni 
rqMToducono  a  carico  della  Congr.  dei 
i  Armeni  Mechitaristi,  Yenezia  1852; 
ta  della  yeneranda  IX.  Congr.  del  Clero 
D  contro  il  libello  infamatorio  intitolato 
3chitarista  di  San  Lazzaro '^y  Yenezia 
Sfr.  gurtet,  9u§  bem  Seben  beS  l^od^tD. 
bijlaceS  Slaoria,  ©enerolabted  b.  9Hed^it]^.> 
,  SBien  1855 ;  Le  Yaillant  de  Floriyal, 
[ekhitharist€N3  de  St.  Lazare,  Yenise 
)t  1856 ;  fiubtotg  I.,  Jtönig  Don  SaQern, 
cmem{c^  SRet^ii^ariftenflofter  @t.  Saj^aro, 
$.  9.  ^ennemann,  S)a§  fflofter  ber  anne- 
ädnd^e  auf  ber  3nfel  ©.Sasjoro,  SSenebig 
L  1881 ;  A.  Waroqueaux,  Coup  d'oeü 
mise,  Yenise  1873 ;  Y.  Langlois,  The 
lian  Monastery  of  St.  Lazarus- Yenice, 
ited  by  Fr.  Schröder,  Yenice  1874; 
»ayerdens,  The  Island  of  San  Lazzaro, 
)  1875,  1879;  L'Üe  de  St.  Lazare  vi- 
Venise  1876 ;  Descrizione  dell'  isola 
azzaro,  1876;  3B.  3ieItTt§Ii^  9totiaenüber 
nmtf^  <^m)ent  auf  @.  Sasjaro  (in  poU 
Bptaä^e),  @.  Sagsaro  1876;  P.  J.  Issa- 
iB,  L'Üe  de  St.  Lazare  et  le  couyent 
ien,  Notices  (en  anglais-allemand-ita- 
m^ais),  Yenise  1879;  $.  ^unantan  bei 
itmier,  Sin  93enebictinerbud^  ^  SBürsburg 
256  ff. ;  a.  dnjiani  Sie  aKed^it^ariften 
mdAq  (in  armenifqer  Sprod^e),  SifliS 
X6n|  ber  ®t\ä)xi^it  ber  Sßienet  mä)y 
n^Sottgtegotion  unb  tl^rer  SBirffamleit 
.887; «.  3Ra^,  ®ie  9Ke(]^it]^ariftcn=93ud^« 
rt[€e)matabbr.  ouS  Dr.  %  ma\)tr,  SBien§ 
idrrgefii^d^te],  3Bten  1888 ;  Bams^s,  Le 
ntdeaArmeniensa  Yenise :  Nouy.Reyue 
15  Nov.,  225—235;  fjr.  Steter.  Sie 
!ia#m  in  SBien  (1889—1892),  5.  Slufl. 
[Äalemfiar  Congr.  Mech.] 


^tAmaSf  f.  SRad^maS. 

fBe^feC,  Sol^ann,  SSerfoffer  ber  Simburger 
©l^ronif,  iDurbe  au  ^faljel  unioett  Irier,  im  3. 
1562  geboren,  ©eine  erfle  Silbung  empflnö  ^^ 
in  feiner  ä^aterftobt,  unb  bie  ^umanioro  abfolDirte 
er  unter  ben  Sefuiten  ju  Irier,  too  i^m  nad^ 
eigener  Slngobe  Kl^riftop]^  Srotoer  feine  SSorliebe 
fik  &t]ä)xäitt,  9R.  SourentiuS  SupiuS  für  bie  lo- 
teinifd^e  ^oefie  beibrad^te.  92Qd^  SSeenbigung  fei- 
ner @htbien  toibmete  er  ftd^  bem  getftlid^en  Stonbe 
unb  erl^ielt  laum  25  Solare  alt  1587  bie  Pfarrei 
©Ij  im  Simburgifd^en.  g§  toax  gerabe  bie  traurige 
Seit  beS  !ölnif||«trud^fe)5ifd&en  unb  ftra^burgifd^en 
ffriegeS,  unb  er  l^atte  mit  feinen  ^farrfinbem  in- 
folge ber  l^öuftgen  2)urd^mörfd^e  Don  @oIbaten 
Diel  Ungemad^  5u  erleiben,  gfünf  Saläre  fpöter  er- 
nannte tl^n  ber  Jhtrfürft  Sol^ann  Don  @d^önen- 
berg  )um  Sanonicud  unb  @d^oIafttcu§  om  @t. 
@eorg§ftift  ju  Stmburg,  meldte  Stelle  burc^  ben 
^ob  beS  @kmonicu§  hontet  San^tx  Dacant  ge- 
tDorben  mar.  ^I§  SanonicuS  gemann  SO^ied^tel 
burd^  feine  Umftd^t  unb  SSefd^eibenl^eit  balb  Sin- 
flujs  unb  9lnfe](ien.  2)te  bem  Stifte  incorporirte 
Pfarrei  jf omberg,  ringS  Don  proteftantifd^en  ®e- 
meinben  umgeben,  beburfte  eines  Pfarrers,  ber 
mit  tüd^tigen  ftenntniffen  fflugl^eit  unb  ÜRilbe 
Dereinte.  Sinen  fold^en  SRann  erblidfte  baS  Sa- 
pitel  in  Sßed^tel,  morauf  berfelbe  ^mei  Saläre  lang 
bie  genannte  Pfarrei  Dermaltete.  3um  Sol^ne  mürbe 
il^m  bann  bie  Stelle  eines  SuftoS  unb  im  3. 1604 
bie  eines  S)ed^anten  beS  Stiftes  übertragen.  Salb 
geriet]^  er  aber  mit  bem  @^itel,  mal^rfd^einlid^ 
megen  feiner  Semül^ungen  um  ^erfteQung  ber  im 
Stifte  arg  Derfallenen  S)iSci))Iin,  in  mibermörtige 
^önbel,  infolge  beren  er  feine  Stelle  ^u  Simburg 
nieberlegte  unb  Dom  jf urfürft  Sotl^ar  Don  SRetter- 
nid^  am  16.  gr^bruar  1617  ein  Sanonicat  im 
St.  ^auIinuSftift  5U  Srier  erl^ielt.  ^ier  ftarb  er 
balb  nad^  1630.  aßed^tel  ioiffit  ju  ben  beften  ber 
älteren  trierif d^en  ©efd^id^tfd^reiber.  Seine  ^avipU 
merfe  ftnb  bie  Simburger  Sl^ronif  unb  ber  Pagus 
Logenahe.  S)aS  erftere  SBer!  l^at  er  alS  S)ed^ant 
JU  Simburg  Derfa^t.  2)aSfeIbe  ift  eigentUd^  nur 
eine  ^Bearbeitung  unb  S'ortfe^ung  ber  Fasti  Lim- 
burgenses  auS  bem  14.  Sal^rl^unbert,  meld^eS 
SBer!  nad^  ben  neueften  Oforfd^ungen  l^öd^ft  mal^r- 
fc^einlid^  ben  laiferlid^en  92otar  XUmann  Silben 
Don  SBoIf  ^agen  jum  SSerfaff  er  l^at  (Sorenj.  S)eutf  d^e 
©efd^id^tSquetten,  3.  9lufl.,  I,  143),  gincn  gfort- 
fe^er  bis  jum  Saläre  1538  Ratten  bie  Fasti  an 
® eorg  gmmel,  ebenfalls  KanonicuS  am  St.  ® eorgS- 
ftift  JU  Simburg,  gefunben.  Auf  biefer  ©runblage 
nun  l^at  SJlcd^tel  bie  fog.  Simburger  ßl^roni!  Der- 
fa^t,  meldte  unter  atten  beutfd^  gefd^riebenen  ®e- 
fd^i(|tSbüd^em  megen  i^rer  intercffantenSlad^rid^ten 
jur  beutfd^en  Sultur-,  ihmft-  unb  SRcd^tSgefd^it^tc 
Don  jel^er  bie  meifte  äSead^tung  unb  SBertl^fd^ö^ung 
gefunben  l^at.  SDaS  jmeite  SBerf  (Pagus  Loge- 
nahe) ift  eine  @efd^i(|te  beS  Sal^ngaueS,  ju  beren 
Bearbeitung  bem  SSerfaffer  Diele  ie|t  nid^it  mel^r 
Dorl^anbene  Ouellen  ju  ©ebote  ftanben.  Sine  9b- 


1189 


SWed^ttlb.  bie  fei.  —  SBled^tilb,  bie  1^1. 


114 


bief  cibe  in  bcr  ©tabtbibliotl^cf  ju  Iricr  aufbctoal^rt. 
3n  ber  fiimburger  S^roni!  erfd^eint  SRed^tel  qI§ 
ßanonicu§  }u  SimBurg,  n)dl^renb  er  fid^  in  bent 
SBerfe  über  ben  Sol^ngau  Pfarrer  t)on  glj  nennt, 
obtDOl^I  in  bemfelben  t)iele  Segebenl^eiten  er^öl^It 
ftnb,  bie  fid^  ereigneten,  als  bort  SBed^tel  längft 
nid^t  mel^r  Pfarrer  war.  ©iefer  Umftanb  i)ai 
Qontl^eim  t)eranlagt,  s^ei  äJle^tel  onjunel^men, 
Onfel  unb  5Reffe,  öon  benen  er  bem  erftem  baS 
SBert  über  ben  Sol^ngou,  bem  (entern  bie  Sim« 
burger  Sl^ronif  jufd|reibt.  ®a8  95erbien[t,  biefen 
Srrtl^um  juerft  erfannt  unb  bie  Sbentität  9Bed&tcI§ 
otö  S3erfaf|er§  feftgefteHt  ju  j^aben,  gebül^rt  bem 
SSerfaffer  be§  SRl^einifd^en  ^ntiquariuS,  bem  §erm 
Don  Stromberg.  äJied^tel  l^at  nod^  ein  britteS 
2Ber!,  CoUectanea  betitelt,  gefd^rieben,  bod^  ift 
über  Sn^olt  unb  S^arfteÜung  totm%  Belannt.  Sor> 
ben  (Historia  Limburg.  I,  §  291)  citirt  barauS 
@.  283,  morouS  erl^eQt,  bojs  baSfelbe  einen  jiem« 
lid^  großen  Umfang  gel^abt  |at.  Sine  ^anbfd^rift 
be§  ^erfeS  (ob  Original  ober  Sopie,  ift  unbefannt) 
mürbe  frül^er  in  ber  Sibliotl^ef  ber  9lntoniter  ju 
.fföln  aufbemal^rt ;  iejt  ift  fte  öerfd^oüen.  (Sgl. 
artl^ur  aÖB^^,  S)ie  Simburger  El^ronif  unterfudfet, 
5Karburg  1875;  Hontheim,  Eist.  Trevir.  m, 
1026  sq.;  ©tramberg,  SRl^ein. «ntiquoriuS,  9Jlit- 
telrl^ein,  2.  «btl^.  in,  409-411;  SBlarj,  ®efd^. 
beS  ersfttftS  Srier  H,  513.)  [fteffel.] 

SBe^fUb  (SRatl^ilbiS),  bie  fei.,  mHffin  t)on 
fielen,  mürbe  um  1125  als  Xod^ter  beS  ©rafen 
^ertl^olb  t)on  Slnbed^S  (f.  b.^rt.)  geboren.  @d^on  in 
i^rem  fünften  ^af)xt  tarn  fie  als  Oblate  in  baS  t)on 
il^rem  93ater  unb  Otto  t)on  SBoIfrat^aufen  im  3. 
1180  geftiftete  ftlojter  S)ie^en  am  Slmmerfee.  @ie 
xouä)%  5U  grojser  ^eiligf  eit  l^eran,  f  o  ba|  baS  jflofter, 
als  fie  ^btif^n  gemorben  mar,  ungemein  in  t)fIor 
fam  unb  ber  93ifd^of  ffonrab  t)on  Augsburg  il^r  bie 
äBieberl^erfteUung  ber  flöfterlid^en  3ud^t  in  bem 
fd^mübifd^en  fflofter  (gbelftetten  (amif(!^en  SugS» 
bürg  unb  Ulm)  auftrug.  Sänge  miberftrebte  fie 
bemütl^ig,  bis  ^Qp\i  «naftafiuS  IV.  i^ren  SOBiber» 
ftanb  brod^.  3m  3- 1153  mürbe  fie  Don  Sifd^of 
ftonrab  feierlid^  als  3lbtiffln  ju  gbelfletten  ein» 
gefegt.  @ie  mad^te  fogleid^  einen  fel^r  günftigen 
Sinbrudt  auf  bie  9lonnen,  benn  il^r  Sl^rfurd^t  ge« 
bietenber  Snftanb,  i^re  2)emut]^  unb  93efd^eiben« 
l^eit,  ber  milbe  @inn  unb  ber  ©eift  il^rer  Sieben 
ergriffen  mit  ©emalt  bie  ^erjen.  3IIS  aber  bennod^ 
miber  bie  ftrenge  ßlaufur,  bie  fie  einfül^rte,  SKur« 
ren  unb  aa8iberfe|Iid&feit  fid^  regte,  fd^ritt  ber  Si« 
fd^of  ein,  unb  nad^bem  bie  Sßiberfpdnftigfien  auS 
bem  fflofier  gemiefen  maren,  begann  biefeS  auf- 
Sublül^en.  SIS  aJIed^tilbiS  il^r  dnbe  l^erannal^en 
fül^Ite,  eilte  fie  in  il^r  geliebtes  Sieben  unb  ftarb 
|ter  ben  81.  ÜRai  1160.  Slm  Sage  na(^  bem 
3)reifamg!eitSfonntag  mirb  bafelbft  il^r  gfeft  be» 
gangen.  —  39r  Seben  fd^rieb  bcr  gleid^aeitige  Slbt 
SngeD^arbt,  ber  fie  perfönlid^  fannte ;  eS  ftebt  bei 
Oanisius,  Lect.  antiq.  V,  unb  in  ben  Actis 
Sanctorum  Maji  VII,  442  sq.   (Sßgl.  Annal. 


Bojor.,  Pars   8,  431;   Baderos,  Bayar 
sancta  I.)  [Sd^bl] 

^ii^üSbf  bie  1^1.,  93enebictinerin}u&e 
pebe,  mar  in  allen  @tüdfen  ber  1^1.  ©ertmo  b 
©ro|en,  il^rer  gleid^jeitigen  OrbenSgenof^,  { 
ö^nlid^,  ba^  fte  gemöl^nlid^  für  beren  leibBd 
@d^mefter  gel^alten  mirb.  2)iefe  Sinnal^me  bcod 
auf  einer  ^ermed^Slung  ber  %  ®ertrub  mit  b( 
Sbtifftn  ©ertrub  Don  ^adfebom,  unter  ber  9M{ 
tilb  mie  ©ertrub  als  fflofterfrauen  lebten  (f.  b.li 
V,  477).  S)iefe  J^eiligmä^ige  Oberin  mar  tvad 
Ii(^  9ned^tiIbS  leiblid^e  @d^mefter;  beibe  UKne 
Xöd^ter  eines  tJfreil^erm  Don  |>adebom,  toAi^ 
in  ber  9töbe  Don  ^alberftabt  lebte.  9Red^tiIb  M 
im  3. 1241  geboren  unb  mujste  bei  ber  QAfl 
megen  eintretenber  fiebenSgefal^r  augenblidßc^  U 
laufe  erl^alten.  6rft  fpäter  offenbarte  ber  fyü 
bajs  er  fte  Dom  erften  ^ugenblidt  il^reS  fiebeiä  i 
befonberS  inniger  93ereinigung  mit  tl^m  l^be  fS( 
ren  mollen.  3laä)  ber  Saufe  erftarfte  ^e  unb  mA 
Don  frü^  auf  su  einer  jarten  Oftömmigfeit  erjoga 
SIS  fte  fteben  3al^re  alt  mar,  nal^men  bie  Ston  f 
mit  SU  einem  Sefud^  in  baS  nal^e  ^enebictinermaa 
flofter  )u  StoborbSborf,  mo  il^re  neun  3a]^  filiei 
@d^mefter  bereits  als  92onne  lebte,  ^ier  maäfi 
aUeS,  maS  fie  bemerfte,  einen  fo  tiefen  (Sidmi 
auf  fte,  ba^  fie  nid^t  mej^r  fort  mollte ;  fte  bot  dl 
@d^meftem  nad^  ber  Steige,  fie  bort  }u  be^oün 
unb  bie  SItem  mußten  enblid^  miber  äBiOen  p 
entf d^Iie^en,  fie  bort  §u  laff en.  IBon  ba  an  DecÜ 
fte  bie  ^laufur  nid^t  mel^r.  3ni  iMofier  legte  f 
nid^t  bIo|  bie  tiefe  Oftbmmigfeit  unb  innige  fi 
ba^t,  SU  meld^er  fte  erlogen  mar,  fonbem  aai 
einen  grojsen  Steid^tl^um  an  ©eifieSgoben  vi 
miffenfd^aftlid^er  Sefäl^igung  an  ben  Sag,  \o  bof 
man  fte  im  @inne  ber  3rit  mit  |)Ufe  Don  0» 
minicanerbrübem  gu  einer  ausgebreiteten  (Sdti^ 
famfeit  l^eranbilbete.  Sine  überaus  fd^öne  Stinni 
unb  mufifalifd^eS  93erftanbnt|  maren  meiteie@ol(i 
an  il^r,  meldte  im  Jtlofter  forgfaltige  ^btcäfim 
unb  SuSbilbung  fanben.  @o  lonnte  fte  nod^  ei»' 
gen  3a]^ren  bem  fflofter  mie  i^rer  @(|mefkr  9» 
trüb  auSgeseid^nete  2)ienfie  leiften;  benn  ^kn 
mar  fd^on  1251,  erft  19  3a^te  alt,  p  m^ 
ermöl^It  morben  unb  foQte  bie  ftloßeroemM 
41  3Q^re  leUen.  2)ie  eifrige  mtifffat  fnib  U 
ibremSeftreben,  bie  geiftigeSIuSbilbung  ber@#» 
ftem  5u  förbem,  an  SDted^tilb  eine  nad^M^ 
@tü^e,  inbem  biefelbe  ben  miffenfd^ftlid^  11119 
rid^t  ber  @d^meftem  übemal^m  unb  }i^d^ ' 
cantrix  bie  Seele  unb  bie  S^^^^^  beS  Iitm?gqi|n 
ei^orbienfleS  blieb.  2)iefe  aufo))fembe  aOBirmalii 
Derbanb  fie  mit  feltenen  Sugettben,  fo  baft  ^Ufe 
ber  Siebling  ber  gefammtenftloftergemeinoemnlt 
„93on  Xag  p  Xag  an  SBoIIfommenbeit  lort* 
mcnb,"  fd^reibt  eine  il^rer  ©d^meficm,  „erflitjF 
ben  ®i))fel  aOer  Xugenben.  @ie  mar  munbdi 
lieb  unb  fanft,  tief  bemütl^ig,  überaus  gdmBli| 
eine  Siebl^aberin  ber  maleren  9nnut,  ungoirii 
innig  unb  anböd^tig,  unb  befonberS  in  bcr  M 
5u  ©Ott  unb  ben  SRenfd^en  unerfd^öpflld^;  flh 


nü 


aRed^tilb,  bie  ^I. 


1142 


kM  fle  fd^  freunblid^  unb  l^Ufreid^;  mü  tief- 
fkn  SRitleib  ttol^m  fie  fid^  ber  ^ebröngten  unb 
ker  Scrfud^ten  an  unb  hxa6)k  il^nen  toxt  eine 
IRBÜer  in  allen  €täden  ^ilfe  unb  Xroft,  fo  ba| 
{(ba,  ber  fi^  an  fie  manbte,  gel^oben  ober  (elel^rt 
MI  il^  f^teb.  $on  aUen  ©d^meftem  toaxb  fte 
oMt,  unb  lebe  fud^te  bei  il^r  fein  §u  fönnen^  fo 
ici  ü^  barauS  Diele  Sefd^merbe  erniad^fen  mu^te'' 
(lA.  spec.  gratiae  1.  1,  c.  praev.).  SBie  fie 
ftüfi  eine  SReifterin  in  ber  Jhtnft  beS  @ebete§  toax, 
(o  lOK^e  fie  auc^  oQe,  bie  ftd^  an  fie  nianbten,  5u 
intiger  tlnbad^t  )u  ent^ünben,  befonberS  nienn 
fk  i^  aus  beut  @tegreif  ®ebet§formuIare  bie» 
tKte  ober  fie  einfaltige  ©ebetSmeifen  leierte.  3m 
3. 1258  }og  SRed^tilb  mit  bem  gan}en  Sonoent 
w4  bem  Jflofler  ^elpebe  (Helfta)  bei  dx^Uim, 
M  für  bie  öu^eren  SebenSoerl^öItniffe  toxt  für  ben 
inieni  gfrieben  ber  ©d^roeftem  beff er  gef orgt  loar. 

SiDorb  il^r  1261  alS  fel^r  liebe  @d^ülerin  bie 
(Hörige  (Sertrub  anvertraut,  in  meldte  fie  il^re 
«qe  @eele  audgiejsen  fonnte,  unb  mit  ber  fie 
Per  burd^  bie  innigfte  t)freunbfd^aft  oerbunben 
tSet  (f.  b.  «rt.  V,  473).  ffiöl^renb  fo  bie  SebenS« 
tVWcd^tilbd  in  äu^erfier  ©tiUe  unb  Singesogen« 
W  üerfloffen,  entmidfelte  fld^  in  il^rem  Snnem 
eilt  ungemein  reid^e  SSBelt  burd^  n)unberbare  ©na» 
bagolen,  wlä^t  il^r  f d^on  feit  il^ren  iungen  Salären 
|iX^  nmrben.  ©ott  ber  ^err  offenbarte  il^r  in 
tnitem  SSerfel^r  eine  t^ülle  Don  ©el^eimniffen, 
In^  toelc^  ifyc  ber  9)eid^t^um  feiner  göttlid^en 
Seie,  fomie  feine  munberbare  9Bir!fam!eit  an 
itr  fdbfi  unb  an  Ruberen  funb  touxht.  ^xnlxd) 
tfA  fid^  ifft  bie  Siebe  ©otte3  aud^  burd^  ^eim» 
{■tnigen  anberer  Slrt  funb;  ein  langet,  fd^merj- 
|Bpe§  ©teinleiben,  ein  oft  toieberfel^renbeS  Seber» 
M,  mumfl^drlid^ed  ffopfme)^,  babei  Diele  innere 
tedoffenl^  mu^te  fte  bem  leibenben  (Srlöfer  gleid^» 
fhmig  mad^ ;  aUein  fte  föarb  für  3IIIe§  burd^  bie 
ümberbaren  Xrdftungen  entfd^öbigt  tüilä)t  xf)x  bie 

etoffung  be§  l^immlifd^en  9räutigam§  ju  il^r 
le,  unb  fud^te  burd^  mand^erlei  ^btöbtungen 
btt  treue  biefeS  ©routigamS  ju  entfpred^en.  Mt 
e^t^fongenen  Offenbarungen  inbe|  Derfd^Iog  fie 
nflSorgföItigfie  in  il^r  3nnere§,  ol^ne  jemanbem 
m4  ^bkü  eine  Snbeutung  baDon  ^u  geben.  ^IS  fie 
im  50  Saläre  alt  geworben  toar,  [tcigertcn  fid^ 
bi  SbDent  1290  i$re  fieiben  ^u  einer  fd[)toeren 
tnm^eit,  toeld^e  fte  nötl^igte,  baS  Sett  ^u  pten ; 
kndS  lag  oud^  il^e  @d^tt)e[ter,  bie  ^(bti jfin^  fd^on 
und  an  bem  Hebet  ba§  il^r  fpäter  ben  2:ob  hxad)k, 
lifimgS  fonnte  9Red^tiIb  ftd^  nod^  aufraffen,  um 
jk  Q8f  il^  3ene  p  befud^en  unb  ju  tröften ;  balb 
•fa  iKtfaglen  i^r  bie  flröfte,  unb  bie  Oberin  öer» 
Wn^,  cifyxt  ba^  9Red^tilb  an  il^rem  Sterbebette 
m  bunte.  €ie  marb  barüber  getröftet,  inbem 
^  ber  ©err  i^r  burd^  mand^erlei  Offenbarungen 
Ber  Wc  großen  Xugenben  unb  SSerbienfte  il^rer 
64ttefier,  foaie  über  bereu  @eligfett  nad^  bem 
bbc  9tttmAi  gab.  ÜRed^tilbS  fd^Iimmer  3u- 
knb  baucrte  ad^t  3al^re.  3n  ben  erften  fünf  3a]^« 
tu  fonnte  fie  mand^mal  nod^  Dom  Sett  aufftel^en. 


allein  in  ben  legten  brei  ^a^xtn  [teigerten  fid^  il^re 
©d^merjen  unb  il^re  ©d^mad^^eit  unb  fül^rten  fie 
langfam  einem  feiigen  lobe  entgegen.  S3on  An- 
fang il^reS  ©icd^t](|um8  an  ttJar  eS  il&r  fel^r  l^art, 
nid^t  mel^r  jum  §eil  il^rer  ©d^toeftem  tbötig  fein 
5U  fönnen.  ®a  !am  il^r  Don  ©ott  ber  ©ebanfe,  fie 
tonne  für  ba§  §eil  ber  Seelen  eine  aOBirffamfeit 
ausüben,  menn  fte  bie  il^r  geworbenen  Offen« 
barungen  bctannt  mad^e.  ©o  fd^wer  fte  in  il^rer 
bemüt^igen  ©efinnung  fid^  aud^  baju  entfc^Iie^en 
fonnte,  folgte  fie  bod^  ber  5Iuf f orberung  il^reS  |imm» 
lifd^en  S9räuttgam3  unb  Dertraute  ftd^  zweien  ibrer 
©d^weftem  an,  Don  benen  eine  ftd^er  ibre  ©d^ülerin 
unb  tJfreunbin,  bie  bl.  ©ertrub,  toar.  ffiie  93eiben 
faben  baburd^  beftätigt,  mag  man  im  jf lofter  f d^on 
tauge  Don  äJled^tilb  Dermutbet  batte,  unb  fd^rieben 
abwed^fclnb,  aber  fortlaufenb  alleS,  waS  fie  auf 
biefe  SBeife  erful^ren,  ol^ne  SBed^aibS  SQBiffen  in 
bcutfd^er  ©prad^e  nieber.  Ueber  fteben  3abte  l^atte 
fte  l^iermit  fortgefal^ren,  al§  9Ked^tilb  felbft  Don 
bem  SBorl^anbenfein  be§  fo  entftanbenen  Sud^eö 
ftenntnife  erbielt.  S)a  Iie)5  fte  ftd^,  au§  3furd^t,  eS 
möd^te  barin  etwas  ju  i^rer  &f)xt  gefd^rieben  ober 
irrig  aufgefajjt  fein,  ba§  ganje  Sud^  Dorlefen  unb 
erbielt  babei  Don  ©ott  bie  ©ewi^b^t,  ba^  9ine§ 
ber  äBabrl^eit  gemög  unb  feinem  SBiQen  entf pred^enb 
au§gebrüd!t  fei.  ©o  mufete  benn  aud^  fte  felbft  bie 
SBabrl^eit  bc§  ©efd^riebcnen  beftötigen,  unb  ba 
ibre  toad^fenbe  ©ebnfud^t  fte  baÜ)  (19.  SloDcmber 
1299)  im  5tobe  jur  Sereinigung  mit  il^rem  ©e- 
Itebten  fül^rte,  fo  blieb  biefeS  9ud^  ba§  foftbarfte 
®rbe  für  ibre  ©enoffenfd^aft  unb  für  bie  ganje 
d^riftlid^e  SBelt.  ®er  SRuf  Don  aJled^HIbS  §eUig- 
feit  war  fd^on  löngft  weit  über  bie  SRauem  il^reS 
Ji'Iofterg  f^xnavi^  Derbreitet  unb  ging  bem  93u(^ 
ibrer  Offenbarungen  atö  ©tnpfeblung  DorauS,  wäb= 
renb  btefeS  Sud^  felbft  bie  über  pe  beftel^enbe  SKei« 
nung  nur  bef efttgen  unb  erböl^en  fonnte.  93on  einer 
eigentlicben  ^eilig«  ober  ©eligfpred^ung  lÜled^tilbS 
tft  ntd^tS  befannt,  unb  fte  erfd^eint  aud^  nid^t  im 
römifd^en  3Kartt|roIogium;  bod^  warb  fie  fd^onfrüb 
al§  ^eilige  Derebrt  unb  angerufen,  unb  ber  26.  tJfe» 
bruar  warb  al§  ibr  ©eböd^tni^tag  feftgebalten. 
3)er  römifd^e  ©tubl  W  Ö^9«n  biefe  SSercbmng 
niemals  Sinfprud^  getban,  wol^I  aber  Derfd^iebene 
^alenbarien  approbirt,  in  weld^e  il^r  3lamt  auf« 
genommen  war.  ©id^er  ift,  ba^  man  ibre  Offen» 
barungen  Don  Slnfang  an  al§  bie  ^interlaffen« 
fd^aft  einer  ^eiligen  betrad^tct  l^at.  ®ie  3luf5ei(b- 
nungen  waren  tnjwifd^en  in  f^ftematifd^er  SBeife 
jufammengeftcHt  worben.  S)iefe  Sebaction  l^atte 
iebcnfallS  bie  \)l  ©ertrub  beforgt ;  benn  wäl^renb 
in  bereu  eigenem  Sud^  an  febr  Dielen  ©teilen  ber 
Siebe  unb  Sereljrung  gegen  bie  cantrix  M.  9lu§- 
brudt  gegeben  wirb,  ift  in  ben  Offenbarungen 
SKed^tilbS  Don  ©ertrub  nirgenbwo  bie  Siebe.  3n 
ber  neuen  ©eftalt  warb  !D2e^tilb§  93ud^  fd^on  we« 
nige  3a]^re  nad&  il^rem  Sobe  ju  tSfloreng  befannt, 
wobin  es  Don  beutfd^en  S)omtnicanem  gebrad^t 
worben  war.  S)cnn  wenn  Boccaccio  (Decam. 
7 9 1)  Don  ber  Lauda  di  Donna  Matelda  fprid^t 


1143                                   SRed^tilb  t)on  aRagbebutg.  1144 

unb  S)ante  in  ber  Divina  Commedia  bie  fd^öne  tiones  Gertrudianae  et  MechtUdianae,  tt|^ 

©änöertn,  tocld^c  il^n  (Qfcßf.  ®cj.  28,  93.  40  ff.)  d^cn  bic  Sencbictincr  öon  ©oIcSmc«  ju  ^ottkif 

unterrichtet,  fpäter  (®ef.  33,  85. 119)  Matelda  unb  ^ri§  1877  herausgegeben  l^ben;  l^ieriP 

nennt,  fo  ift  babei  mit  gro|er  SBol^rfd^einlid^feit  ber  frttifd^  berichtigte  Xe^t  be§  Liber  speciaGi 

an  SRe^tilb  t)on  ^debom  5u  beuten.  S^emnad^  gratiaet)oQftönbtgunbforgfQltigobgebrudt.  (Ein 

mu|  bQ§  93ud^  il^rer  Offenbarungen  f el^r  bolb  bie  beutf c^e  Ueberf e^ung  erf d^ien  unter  bem  Xitel  Sein 

kteinifd^e  9<^ffung  erl^alten  l^aben,  in  nieder  aQein  unb  Offenbarungen  ber  1^1.  SReC^tilbiS  2C  im 

e§  ie|t  unter  bem  92amen  Liber  specialis  gratiae  %  SßüIIer,  1. 93anb,  StegenSb.  1881.    [jtoules.] 

erl^Iten  ift.  2)ie  ^anbfC^riften  entl^alten  baSfelbe  "SSri^f Üb  t)on3Vlagbeburg,iml3.  ^^ 

in  )iDei®eftaIten,  einer  langem  unb  riner  turpem;  l^unbert  erft  IBegj^ine,  bann  Senebictinemom^ 

in  Ie|terer  fel^It  aUt^,  föaS  auf  9Jled^tiIb8  per»  gel^öri  ^u  bem  Jlreife  ber  gottinnigen  @eelen,  toe^t 

fönliqe  ®efd^id^te  93egug  l^at.  Srftere  Of^ffung  ifi  ft(^  ju  ^elpebe  unter  ber  9btifftn  ©ertrub  Dn 

bie  urfprünglid^e,  benn  fie  finbet  ftd^  nur  in  ben  ^adebom  gufammengefunben  l^atten,  unb  iftitnia 

älteren  ^aiäf d^riften,  toäl^renb  bie  jüngeren  ben  ben  m9ftif(|en  ©d^rif tfteHerinnen  be§  ÜRitteldtaÄ, 

abgeülriten  Xei^t  entl^alten.  S§  f d^eint  alfo,  ba^  miebieerfte,foinmand^er^inftd^taud^bteimtnb» 

man  bie  Dorl^anbenen  9(uf  jeid^nungen  mit  ber  3(it  barfte.  SÖßo  fie  geboren  morben,  unb  mo  fie  Hl 

abgefärbt  l^at,  um  aUeS,  maS  fpedeQ  ber  Unter»  s^m  5tt)ölften2}a|re  gelebt  l^at,  iftunbefanni  %n 

meifung  in  ber  SSoEfommenl^eit  bienen  fonnte,  ^u»  haS  ift  fidler,  ba^  fie  ol^ne  n)iffenfd^af tlid^e  SBinmni 

fammen§u]^aben.  9{ad^ber93orrebefoQteba§93ud^  aufmud^S  unb  nid^t§  al§  bie  nötl^igfle  ©kmbenS« 

nur  bie  fünf  erfien2:l^eUeumfaffen,t)ontt)eId^en  ber  mal^rl^eit  gelel^ri  mürbe,  ba^  fie  aber  il^re&di 

erfte  SRed^ttlbS  Offenbarungen  über  bie  ©el^rim»  unb  il^ren  Seib  in  DoQfommener  Unfd^  nt 

niffe  beS  §erm,  bie  l^eilige  2}ungfrau  unb  dxi'  äidnl^eit  bemal^rie.   @o  marb  fie  rin  tougfi^eS 

seine  ^eiligen,  Me§  nad^  Orbnung  be§  JHrd^en»  @efa|5ur^ufna]^meübematürlid^er®naben.  SRü 

j[a]^re§,  entl^ölt;  ber  jmeite  bie  bef onberen  93egnabi«  jmölf  Salären  erl^ielt  fie  }uerft  bie  ®abe  mxiktß 

gungen,  meldte  SRed^tilb  an  ftd^  felbft  erfal^ren,  baren  @d^auen§  unb  fibematürlid^er  Offenboorm 

ersä^It ;  ber  britte  unb  Dierie  bie  Don  il^r  empfangenen  meldte  il^r  f eitbem  bis  }um  Snbe  il^reS  Sebend  n^i 

93eIe]^rungenbe5ügIid^ber®otteSt)ere]^rungunbbe3  mel^r  genommen  mürbe,  ^ierburd^  inuerRd^  cr> 

Xugenblebend  mittl^eilen;  ber  fünfte  enblid^  9luf*  leud^tet  unb  gebogen,  befd^Io^  fie,  in  Sereiitiguig 

fd^Iüffe  über  baS  @d^tdtfal  einer  SReil^e  t)on  93er-  mit  @ott  rin  arme§  unb  ungefannted  fieben  )b 

ftorbenen  gibt.  Sn^angSmrife  fmb  aber  nod^  )mri  führen,  unb  begab  ftd^  begl^alb  nod^  in  jjuga^ 

9(btl^rilungen  beigegeben,  moDon  bie  fed^dte  ba§  lid^em  ^Iter  l^eimlid^  nod^^agbeburg,  mojtent 

l^eilige  fieben  unb  ben  feiigen  Xob  ber  Slbtifftn  t)on  einer  einzigen  $erfon  gefannt  mar.  9u(^  Ml 

©ertrub  öon  |)adCebom  befd^rdbt  (f.  o.  V,  477),  biefer  ^ielt  fte  ftd^  fern  unb  fül^rte  nun  obneflöp»» 

bie  fiebente  aber,  j[ebenfal(§  Don  ber  ^anb  ber  lid^e  Siegel,  aber  in  ber  Uebung  ber  fteufd^l^eit  uri) 

1^1.  ©ertrub  ber  ® rofeen,  fid^  über  bie  legten  fiebenS«  ber  ?Irmut,  rin  ftrengeö  93ü)5erlcben.  Um  ben  re^to 

tage,  ba§  feiige  ^infd^eiben  unb  bie  93erbienfte  ber  SBeg  p  ©Ott  nid^t  ^u  Derfel^Ien,  unb  suglei(^  nn 

^I.  9Ked^tiIb  felbft  üerbrcitet.  S)a§  ^93ud&  ber  be=  ben  ©el^orfam  ju  üben,  manbte  fte  p^  an  ein« 

fonbem  ©nabe"  erforbert,  bem  jinnigen  ffiefen  ber  ©ominicanerbrüber,  meldte  fid^  bamoK  tu 

feiner  Url^eberinentfpred^enb,  ein  tieferes  ßingel^en  SBogbeburg  niebergelaffen  l^atten,  unb  jtellte  fH 

unb  größeres  Slad^benfen,  als  ber  ,,©efanbte  ber  unter  beffen  gciftlid^e  Sritung.  3luS  biefer  Urjcije 

göttlid^en  fiiebe''  t)on  ber  finblid^  einfad^en  ®er>  nennt  fte  fpöter  ben  1^1.  2)ominicuS  il^en  Saht, 

trüb,  ift  aber  ebenf o,  mie  le^tere  @d^rif t,  eine  @d^a^»  ol^ne  ba^  fie  bejsmegen  in  unf eren  Slagen  l^ätte  dl 

lammer  Doli  anböd^tiger  Srmögung  unb  überaus  2)ominicanerfd^mefter  angefel^en  merben  bür|m 

tröftlid^er  SSelel^rung.  ©Icid^mobl  f  d^eint  ber  Liber  ©o  lebte  fte  31  Saläre  in  ber  ©tille  ju  SRaÄe- 

specialis  gratiae  Diel  mel^rabgefd^rieben  unb  ge»  bürg,  für  mand^erlri  ©ntbcl^rungen  unb  9«* 

I^en  morben  ^u  frin,  als  ber  Legatus  divinae  fud^ungen  unb  für  eine  ftete  Jhanflid^feit  bn4 

pietatis.    2)ie  öltefte  befonnte  ^anb[d^rift  beS  il^re  munberbare  Segnabigung  entfd^bigt  3* 

erftem  ift  im  3. 1370  niebergefd^riebcn  unb  liegt  3a^re  1250  begann  fte,  auf  auSbriicIIid^en  9^ 

JU  SBoIfcnbüttel.  Sie  frül^eften  gebrudttcn  «uS»  ©otteS,  ben  Snl^alt  ber  göttlichen  2Ritt]^riImi§« 

gaben  finb  rine  beutfd^e  Ueberfejung,  meldte  ju=  in  il^rer  nieberbeutfd^en  SJlutterfprad^e  aufguf(0' 

gleid^  mit  ber  Don  ©ertrubS  93ud^  unter  bem  Xitcl  ben,  unb  übergab  im  ©eifte  beS  ©el^orfamS  bieeii' 

,,S)aS  bud^  geiftlid^er  gnaben",  Sci})5igl503,  er«  seinen  93lätter  il^rem  93eid^tDater.  3)urdi  Mejti 
fd^ien,  unb  eine  latrinifd^e  9luSgabe  mit  bem  Sitd 
Speculum  spiritaUs  gratiae  ac  mirabilium 
revelationmn  divinitus  factarum  sacris  vir- 
ginibus  Mechthildis  ac  Gertrudis  (sie)  etc. 
(Herbipoli  1510),  Don  ber  nur  6in  6jemp(ar, 
unb  jmar  auf  ber  SRünd^ener  ©taatsbibliotl^ef, 
Dorl^anben  ift.  SInbere  latrinifd^e,  beutfd^e,  italie« 
nifd^e  unb  franjöfifd^e  5luSgaben  auS  älterer  3rit 
nennt  bie  93orrebe  ^um  jmriten  93anb  ber  Bevela- 


murben  fie  allmäiig  mriterbefannt  unb  erregten  ii 
boppelter  £)infid^t  großes  ^uffel^en.  9!uf  ber  eiW 
©rite  erf^ien  bie  93erfafferin  fo  munberbar  er» 
leud^tet  unb  fo  tief  in  bie  ©el^eimniffe  ber  #* 
lid^en  Siebe  eingemeil^t,  mie  man  bri  einer  mV! 
leierten  $erfon  als  unmöglid^  angefel^en  1^;  m 
ber  anbem  Seite  entbielten  il^re  ©d^riftenfoenfl* 
Stügen  über  bie  9)li|bräud^e  ber  bamaligen  34 
bafe  bie  93erfafferin  troj  il^rer  Surüdgegogeni* 


SRed^tilb  t)on  SRagbeburg. 


1146 


i0n  ben  geiftltd^en  Stchtben  mit  Sitter« 
nbet  unb  t)erbäd^tigt  tourbe.  @o  toarb 
c  Sufentl^alt  in  ^agbeBurg  allmälig 
imb  ble  ^rebigcrbrüber  oermittelten 
,  obtDOl^I  fte  bereits  über  50  Solare 
3. 1278  bie  Stufnal^me  in  boS  93ene« 
mflofter  ju  §elpcbe.  93on  ber  9lbtiffin 
»n  ^adebom  marb  fie  mit  groger  Siebe 
,  mtb  tt)enn  il^r  ungebilbeteS  SBefen, 
au4  il^re  Unbefonntfd^aft  mit  bem 
t^  ^e  Dielen  ber  l^od^gebilbeten  Sd^meftem 
nackte,  fo  toarb  i^r  äBertl^  be[to  beffer 
r  getftedoermanbten  SRed^tilb  unb  ©er« 
it  3)ie  ©d^riften  ber  beiben  le^teren^ 
)ie  el^renbften  unb  KebeooQften  ßrtoä]^»' 
rer  begnabigtcn  ©d^ttjcfter  (Leg.  div. 
;  Lib.  spec.  gr.  2,  42 ;  5,  6.  7).  ®a« 
^ertrub  fie  immer  Soror  Mechtild  jum 
t)on  il^rer  92Qmen§genofftn,  toeld^e  fie 
la  Mechtild  onfül^rt.  3m  Umgange 
(igen  tJfrauen,  toeld^e  ba§  gottbegnabigte 
rg^  tonnte  SKed^tilb  nod^  gioölf  Saläre, 
»tS  leibenb.  innerlid^  ]^od(|  beglüdt,  oer« 
fie  1291,  ein  Sal^r  üor  ber  Slbtiffm 
Ines  feiigen  SobeS  ftarb.  @ogIeid^  nad^ 
d^eiben  toarb  il^ren  greunbinnen  3Red^« 
ertrub  i^r  glütflid^eS  fioo§  im  ^immel 
)  pe  bei  ben  6^ören  ber  feiigen  ®eifter 
gefunben  l^atte:  ibique  accepit  illam 
un,  de  qua  supra  dictum  est,  com- 
i  etveram  ac  dulcissimam  Dei  asso- 
et  fruitionem  omniumque  laborum 
Q  plenam  et  superabundantissimam 
tionem,  de  qua  magis  credere  quam 
ediquid  yel  dicere  potest  cor  hu- 
iib.  spec.  grat.  5, 3).  S)ie  1^1.  ©ertrub 
ledbtilbS  ^inf(i^eiben  ben  §erm  gebeten, 
xfelben  t)erlei^en,  menigftenS  nad^  bem 
tber  }u  mirfen,  bamit  burd^  biefelben 
auf  gejeid^neten  Offenbarungen  beftätigt 
sfheiter  bcrfelbcn  gebcmütl^igt  loürben; 
aber  nur  o^enbart,  bag  an  il^rem  ©rabe 
\  geiftige  ©naben  oerleil^en  molle  (Leg. 
s  7).  —  SOBäl^renb  bc§  legten  im  ftlofter 
SebenSabfd^nitte§  nun  l^atte  SRed^tilb 
n  ?luj^eid^nungen  üon  5Wcuem  begonnen 
n  9la(|trag  ju  bem  99ud^  geliefert,  mel» 
d^  <xa&  i|ren  früfjcren  SRieberfd^riften 
Ott  loorben  war.  Dbtoo^I  fte  felbft  ben 
im  §erm  empfangen  l^atte,  ein  iBud^ 
Xitel  Ein  vliessende  b'eht  miner 
fd^eiben,  fo  l^atte  fie  bod^  nid^t  baran 
le  f^ftematifd^e  Orbnung  einjubatten; 
mid^te  erft  einer  il^rer  geiftigen  greunbe 
mtnicanem.  Fr.  §einrid^  oon  Shippin, 
mnlung  ber  t)on  ifircr  §anb  gefd^rie« 
tter  unb  tl^eitte  ba§  ©anje  in  fed^ 
Ol  Slad^trag,  ber  ba§  fiebcntc  93ud^  bil« 
ernte  er  ni^t  mebr  fennen,  meil  er  üor 
ffb.  9lud^  in  bicfcr  crften  ©eftalt  erregte 
bie  Semunberung  aQer  gotttiebenben 


©eelen  in  bamaliger  3rit.  So  eS  aber  in  bem 
nid^t  Men  oerftönbtid^en  nieberföd^ftfd^en  Sialelt 
gef^rieben  »ar,  fo  fud^te  nod^  iu  i^ren  Sebjeiten 
ein  gelehrter  Dominicaner,  ber  ebenf aDS  Fr.  »eht- 
rid^  b«|,  e§  au  aDgemeiner  SSerbreitung  ju  brin- 
gen, inbem  er  eS  lateinifd^  bearbeitete  unb  anberS 
anorbnete.  Seiber  loar  er  ein  ©ele^rter^  ber  fid^ 
eines  fd^bnen  SluSbrudtS  beßi^  unb  be^ioegen  ber 
®arftettung  ber  SBerfafferin  nid^t  immer  treu  ge- 
folgt ift ;  bie  unb  ba  fmb  oud^  ©oje  binjugefügt, 
meldte  nur  ber  Steßesion  be§  Searbeiterd  ent- 
fprungen  fmb.  3w  biefen  gehören  aud^  bie  ein- 
geftreuten  93ibelcitate,  ba  9Red^tiIbd  Sud^  alS 
^u§f{u^  einer  ungelebrten,  nur  oon  ©Ott  erleud^ 
teten  ©ee(e  aud^  nid^t  ein  einziges  berfelben  ent- 
bält.  3n  biefer  ©eftalt  liegt  aWed^tübö  g3udj  auf 
ber  iBaSler  93ibliotbef,  unb  jmar  in  }mei  ^anb- 
f  d^rif  ten,  einer  au8  bem  14.,  einer  auS  bem  16. 3abr- 
bunbert.  9lad^bem  inamifd^en  aHed^tilb  gefiorben 
unb  ba§  beutfd^e  Su^  berfelben  mit  bem  ange- 
bängten ftebenten  99ud^  in  weiteren  Iheifen  befonnt 
gemorben  mar,  gab  mieber  ein  anberer  2)omtni- 
cancr.  Fr.  §einrid^  t)on  9lörblingen  (f.  b.  Srt.)^ 
feiner  93erebrung  für  ba§  93ud^  unb  beffen  SSer- 
fafferin  baburd^  SluSbrudC,  ba^  er  ed  in  bie  ober- 
beutfd^e  HHunbart  übertrug.  2)iefe  Ueberfe|ung 
ift  in  einer  §anbfd^rift  beS  ftlofterS  ßinfiebeln  er- 
balten unb  t)on  beffen  Sibliotbefar,  P.  ©aD  SRorel, 
9{egen§b.  1869,  forgföltig  berau§gegeben  morben. 
^vtx  ift  iebenfaHS  ein  treued  mbilb  t)on  9Hed^tüb§ 
Sufaeid^nungen  erbalten,  mie  benn  aud^  im  beut- 
fjben  %t%\  alle  einzelnen  üRittbeilungen  in  seit- 
lid^er,  ni(|t  in  fijftematifd^er  Orbnung  gegeben  Pub. 
2Bie  bod^  ber  genannte  ©eifteSmann  bad  ^ud^ 
fd^öjte,  ergibt  fid^  auS  einem  ©riefe,  ben  er  im 
%  1345  an  9Kargaretba  ebner  (f.  b.  Sri)  fd^rieb. 
S§  bei^t  barin  am  ©d^Iu^:  „3d^  fenb^  @ucb  ein 
SBud^,  baS  bei^t  2)a§  Sid^t  ber  ©ottbeit.  S)a)u 
5tt)ingt  mid^  ba§  lebenbe  fiid^t  ber  innigen  SRinne 
ebtifti.  benn  e§  ift  mir  baS  lieblid^fle  2)eutfd^  unb 
bie  innerlid^ft  rübrenbe  SRinnefrud^t,  bie  id^  in 
beutfd^er  ©prad^e  |e  gelefen  bobe.  Sefet  e§  begier- 
lid^  mit  einem  innem  ©emerf  SureS  ^erjend,  unb 
ebe  3b^  e§  anfangt  ^u  lefen,  fo  begebr'  id^  unb 
gebiete  @ud^  im  beiligen  ©eift,  ba|  3b^  i^em  bei« 
ligen  ©eift  7  Veni  sancte  Spiritus  mit  7  SSenien 
öor  bem  Sltar  fpred^et  unb  unf erem  öerm  unb  feiner 
magblid^en  SRutter  9Raria  aud^  7  ^atemofter  unb 
^t)e  5Karia,  aud^  mit  7  SSenien,  unb  ber  jungfräu- 
Itd^en  btntmlifd^en  Orgelfönigin  (SJied^tilb),  burd^ 
meldte  ©ott  biefen  bitnmlifd^en  ©efang  b^t  aud- 
gefprod^en,  unb  allen  ^eiligen  mit  ibr  aud^  7  ^ter- 
nofter  unb  9löe  5Karia  mit  7  95enien ;  eber  bred^t 
baS  bcrfiegeltc  93u(b  nid^t  auf,  bi§  3b^  biefeS  ©ebet 
gefprod^en,  unb  ba}u  oerfammelt  aUe,  bie  ©nabe 
ba^u  unb  Smft  b^ben,  unb  bamad^  fangt  (x^  ^u 
lefen  ftttiglicb.  nttbt  }u  t)iel  auf  einmal,  unb  loeld^e 
ffiorte  3b^  i^i^bt  t)erftebt  bie  jeid^net  an  unb  f d^reibt 
fte  mir,  fo  oerbeutfd^e  i(b  fie  Sud^,  benn  e§  loarb 
un§  in  gau)  frembem  3)eutfd^  gelieben,  fo  ba^  mir 
mobl  jtoei  3abre  fjleife  unb  Arbeit  bitten,  ebe  lotr 


1147 


äRe^titb  DDtn  fieiligen  Saciatnent  —  lOledleiiburg. 


ti  ritt  irtnig  in  unfti  ^)eai\ä)  bxaäiitn.  Ueäfilejct 
(S  bteimal,  rt  fte^t  brin  .nommal" . . .  Sd^i  raill 
fS  ou^  noc^  €tig(It^I  Ict^"  (@ttau4,  ^Dlorg. 
Ubn«  unb^finc.  6on5IftrbIinetn  246).  3n  te^' 
tmm  fftojler  ttuib  S^iiftine  SEmei  Don  @ott  be^ 
It^rt,  bag  tr  i^r  daz  buech,  daz  do  heizet  ein 
aubfliezzendes  liht  der  gotheit,  Dor  i^rcm  Sobe 
als  ßriftißeS  Wüftätug  äuHfioubl  (loBe  (efifnb.  375). 
©itleSJere^runfl  BcrbientiEllci^t^ilbSlBmiö  ioniD^I 
buri^  feinen  nunbeTbann  3n^alt  aB  burd)  {tine 
bejaubeinbe  gönn,  ©egenpänbt  bet  empfangtnm 
OffenSanmgcn  unb  .i^ter  auigtic^nung  finb  bit 
%ö(^[teti  3Ba^tt|eitm  unb  @e6eimnif|e  bt€  @Iau' 
itnS,  bie  hef(ten3rQ9enbeä©etIenlEben§,  bieba- 
maligen  Suftünbe  ber  6t|rtfleii^eit.  „3ni  3^ugt 
bei:  SBeji^auurtß  buri^eilt  fie  bie  §ölle,  baä  geg- 
feuer  unb  ben  ^immel,  enttoitjt  über  alle  biefe 
ffreife  eißent^iinilii^e  3ni$nungen,  ergetit  [\äj  in 
6oö«  3Inbad^t  unb  bemüt^igen  ©inneS  in  ber  Se- 
hoiifttung  ber  ©e^etmnifle  beS  bteieintgen  @atte§ 
unb  ({^ilbert  naä)  bem  ©ptegel  t^re§  ^erjenä  ben 
gefitimni^DDllen  SBei^lelDede^r  gmiji^en  ©ott  unb 
ber  Seele  unb  jiDi(d^en  ber  ©eele  unb  bcm  2ei6e, 
ben  bie  gatllidde  <Dlinne  Dermittelt"  (Sreit^,  Iiit 
heutfc^e  aJlpfii!  im  SPrebigErorben  1250—1350, 
Srtiburg  1861,  57).  Slafiei  bot  bie  ungebilbett 
Jungfrau,  ucnn  fie  au^  mit  ber  t^eoIogt|(i)en 
^pmöjt  ni^t  umguge^en  toei^  unb  |it  unb  ba 
üfierji^mängli^  njitb,  boc^  nitgenbä  gegen  ben 
©louben  DetpD^en;  boi  2iiJ)t  ber  ©otl^eit  unb 
ber  ©e^ortam  gegen  bie  ffiiri^e  mcren  Ja  bie  2eit- 
peme,  benen  fie  folgte.  @injelne  i^rei  ^uibrüdfe 
über  baS  &iebe§Ieben  fmb  getabelt  morben,  loeil 
man  nic^t  beaddtet  ^at,  ba^  fie  babei  bem  jpo^en 
Sieb  folgt  OTerf)tiIbä  a^arftcHung  t(i  Don  ber  ^öd^- 
ften  SSegeifierung  getragen  unb  töirb  Don  felb[l  jur 
^oefie  nid^t  nur  bur^  bie  Sr^aben^eit  be§  @e- 
bnnfenflugS,  fonbem  auii^  burc^  ben  ungefut^t  ft(^ 
einfteUenben  Ml^ijttimnS  unb  Keim,  ber  aurfi  in 
§einrid|B  Ueberfejung  erhalten  ift.  Silc^of  ©reil^, 
her  i^r  nac^jufü^ten  oerftanb,  gibt  be^niegen  aud^ 
groge  SuSjüge  auS  bem  beuJfdien  Xe^t  in  gebun- 
bener  gorm  alS  „9JlinneIieberunb©iHengebid)te" 
(a.  t».  O.  222  ff.).  3)ie(er  uorjügticöe  5D!ann  ift 
bei  erfte  geHiefen,  ber  nac^  500  Sauren  auf  ben 
oetgeffenen  8d|iatf  ber  Offenbarungen  STIec^tilbS 
aufmcrtfom  machte,  obnot)!  er  irrigemeife  fie  für 
eine  Slominicanerin  ^ielt  unb  ifir  bie  alemannifi^e 
Snunbart  ibreS  Ueberfe^eri  jufiiirieb.  @reitb  »ar 
(8  aud^,  ber  P.  aJiorel  jur  Verausgabe  be§  SejteS 
ermulbigte.  Spater  gaben  bie  99enebtctiner  Don 
@oIc§me8  ben  ^llet  lateinifi^en  %ttt  in  ben 
Kevelationea  Gertrudianae  et  MechtÜdianae 
n,  Pictav.  et  Paria,  1877,  423  sq.  mit  ge!e^r= 
ter  ginleitung  \)tTaai  unb  fügten  jur  üöemon- 
ftänbigung  ben  3;ejt  be8  fiebenten  S9u(SS  in  latei- 
nifdier  Ueberfe|)ung  ^inju.  6ine  beutfi^e  lieber- 
fe^ung  bei  lateinifi^en  ^ejteB  erfc^ien  unter  bem 
Sitel  fieben  unb  Offenborungen  ber  ^I.  9Ke(^tilbi8 
utib  ber  Sc^mefter  fflled^tilbiS  (Don  afiagbeburg), 
Oon  %  mütter,  H.  Sßanb,  3legtn8b.  1881.  (Sßßl. 


1141 

no(!)  P.  iDlorel  in  ber  „SSorrebe  unb  SinlRtung' 

ju  bei  oben  genannten  ^u&gabe;  SJenifk,  £ii^ 
t)otit.S8lätterLXZV,1875,695;  ©troudfinta 
3eitf(br.  für  beutf^  Sltertl^utn  SXVU,  188!, 
368  ff.)  [aanIeB.J 

3Re4ftn  Dom  ^eiligen  @actomcit 
f.  SHnbetung  I,  800. 

SRcdlmiSttig,  ©rog^rjogf^um,  tDorftitlM 
6.  äa^r^unbert  Don  menbif^en  ätältem  beuoM 
bauplfäc^iic^  Don  ben  Seutitiem  mit  bem  fyäfb 
ort  äi^ebia  im  Often  unb  ben  Obotriten  mit  ta 
^auptort  <Dtifilinburg  im  SBeften.  S)ie  l^ten 
maren  Sunbeggenoffen  ffarlS  be3  ©rogen  in  bÄi 
fliegen  mit  ben  iSaibfen.  93an  itinen  gemfs, 
gioang  er  789  bie  Seutitiei  jut  Unlemxrftm; 
auc^  bie  Obotriten  gelangten  balb  in  ein  »■ 
bängig[eiläücrt|ältni&  jum  ^äntift^enSiei^.  3)Dif 
blieben  bie  ißcfelirungSDetfuc^e,  ju  bereu  Hai» 
ftü^ung  bnS  %iSi{)um  Hamburg  gegrünbet  nnnb^ 
o^ne  nac^ijaltigen  ßrfolg. 

iDle^r  aß  SOOjn^rige  Äämpfe  finb  nbtbifl  g» 
mefen,  um  bie  Stämme  ^edlenburgS  bem  S(|riß» 
t^um  unb  bem  germanifi^en  3[ßi!fen  bauentb  |i 
geioinnen.  $[u|er  in  !|)reugen  ift  no^I  in  tciiKi 
beutf^en  Sanbe  fo  Diel  SBlut  bei  Sinfü^mng  M 
e^riftenttiumä  gefloffen.  @egenenbebee9.3atP 
bunbeits  riffen  fiä)  bie  Don  fforl  bem  @ä^ 
untermorfenen  unb  tributpfiii^tig  gemachten  [lit 
fc^en  Söölfer  Dom  beutfc^en  Sei^e  Id8.  ^einriilL 
befiegte  fie  am  4.  September  928  bei  Seiqa, 
Unter  Otto  bem  ©rofeen  fämpften  befonberS^ 
mann  !Si!Iung  unb  ber  „eifeme"  @erD  gegen  bli 
Obotriten  unb  Stutitier;  aucEi  ber  ffaifer  jog  u^ 
ber  Si^Iac^t  auf  bem  Sei^felbe  gegen  fie  unb  i» 
fiegtt  ^e  am  St.  ©aüentage  (16.  Octobcr)  9tt 
an  ber  Stecfcni^.  Otto  grünbete  bie  iBii^ÜMI 
^aDelbeig  (946)  unb  ^Ibenburg  obtr  OIb«ÜPii| 
nbibtii^  Don  Sübed  (948),  benen  ou<^  baS  ^aä^ 
*Dle(flenburg  jugclbeilt  mar.  9118  erfiter  »ifdjof  "■ 
Ullbenburg  loirb  3Jlür(o  genannt.  Sine  3«it  *■ 
iRube  tral  ein  unter  ber  §errf(^üft  be8  DbctrÜ» 
fürften  3Jtiflerooi  mit  bem  SBeinamen  SiOimg,  te 
fi4taufenIiefiunbbieS(biDcflerbe8£BitöofS3Sii|i 
Don  ^tbenbuig  jur  3^rau  no^m.  3n  ![RiliIiii6a| 
rourbe  ein  grnuentlofter  gegrünbet,  gu  beffentt- 
tiiTin  SDliftemoi'8  Xoc^ler  §obi(a  ouStrfeben  mnk 
^ocE)  er^ob  aaä)  er  933  in  bem  allgemein 
Don  ben  Seutitiem  begonnenen  SIoDemn^tiA 
bie  iJabne  ber  ffmpörung  unb  jerflörtt  pa» 
bürg.  3™"  H**  "»  Sieg,  ben  bieSai^fenAt 
bie  Senben  an  ber  Xanger  erfoi^ttn,  Dtilen> 
Slorbringen  für  ben  ^ugenblict  ein  3itl.  aber  mk 
SlufOänbe  folgten;  995  na^m  Otto  HL  bie  Sijll 
Witilinburg  ein.  Unter  bei  Slegierung  SÖct 
flaro8  (1002—1018)  ging  ba8  g^rifleiübn«  ti 
beutigen  Xtedlenburg  feinem  DBKigen  UntetgM 
entgegen.  SQJenn  bie  Stämme  auc^  oorüboBeial 
mieber  unterUorfen  würben,  fo  binberten  bo^Mt 
^ebrüdungen  unb  ISrpreffungcn  ber  fäd^fif^ 
^trjüge,  bafi  bo3  Sbriftentbum  Eingang  genial; 
§briftentl)um  unb  Äneifttf^nft  nwren  i^nen  gW^* 


1149 


SRedlenBurg. 


1150 


Mentenb.  ObrnVi  bte  OBotritenfurften  Uto  (1018 
M 1081)  itnb  9ioti(or  (1031—1045)  gj^riften 
Mnen,  fo  ilieben  il^re  Sönber  bod^  für  Seutfd^Ionb 
vb  boS  C^riftentl^utn  Dociöuftg  t)erIocen.  Srft 
niter®ottfd^I!  (1045—1066)^  ber  im  antd^aelS» 
floflcr  }tt  Suneburg  erlogen  mar,  ttal^m  ba§  fBt" 
f^nm^erf  unter  Sril^ilfe  beS  Srabifd^ofg  m>aU 
iot  oon  Sretnm  neuen  mu)  fröftigen  ^ufjd^tDung. 
Sottfd^  felbji  burd^gog  fein  Sonb  unb  überfe^te 
Ne$rebigten  ber  9Riffu)nare  in  bie  fionbeSfproqe. 
So§  Sidtl^um  9Ibenburg  tourbe  md)  bem  Sobe 
b(«9if4ofS9b6eIinuS  (1038—1052)  getl^eilt  in 
Vbmburg,  9RedIenburg  unb  %a|eburg.  S)rci 
fl&ßerli^e  SHeberloffungen  foQen  nac^  W>am  Don 
Snmen  entftanben  fein.  2)ie  Sebrüdungen  ber 
6a4fen]^oge  l^otten  fd^on  1055  eine  Smpörung 
bct  bniitier  t>eranla^t.  3m  3.  1064  folgte  ein 
p|er  Suffianb  beiber  @tamme,  in  toAä^^m  ©Ott» 
j^olf  (7. 3uni  1066)  erfd^Iagen  mürbe,  ebenfo  ber 
greife  Sifd^of  Sol^onn  ber  Sd^otte  Don  SRetflen» 
krg,  bie  SRönd^e  bed  fflofterg  aum  1^1.  ®eorg 
bofelbfi  mU  i^rem  mte  SnSmeruS  (15. 3uli)  unb 
tiide$riefier.  2)Qd  Sl^riftentl^um  mürbe  unter  Die- 
hadreueln  mieber  ausgerottet.  Srufo  Don  9Uigen 
fenbe  |um  f)erTfd(|er  gemöl^It,  bi§  er  1093  Don 
fhitif^üS  @obn  ^einrid^  ermorbet  marb.  S)iefer 
hjicgte  feine  ®egner  auf  ber  @miIomer  §eibe 
U  Stateburg  unb  mu^te  fein  %eid^  bis  an  bie 
OberottSsube^en.  Obmol^I  Sl^rift  magte  er  bod^ 
ntt  für  bie  Ausbreitung  beS  S^riftentl^umS  etmaS 

K"  n:  nad^  ^elmolbs  Slaoend^ronif  gab  eS  in 
2onbe  nur  eine  einzige  JKrd^e,  ju  fiübedf, 
M  er  )n  reftbiren  pflegte.  Sr  ftarb  am  22. 3Räxi 
1119  unb  mürbe  im  ^DKd^aelSflofter  §u  fiüneburg 
leßoltet  ®egen  baS  Snbe  feiner  ^Regierung  be» 

Eber  l^L  SHcelin  (f.  b.  «rt.),  ber  «poftel  ber 
iten,  feine  äßiffionStl^ätigleit  unter  ben  nörb- 
B^m  ffienben.  SDie  Don  x\)m  gegrünbeten  jflöfter 
Bkpenborf  Qe^t  9leumünfter)  unb  @egeberg  mur> 
kä  ber  SuSgangSpunft  ber  Sefel^rungSDerfud^e. 
Sa  Senben-ffreujsug  beS^al^reS  1147,  ben  bie 
Mpf^m  ®ro|en  anftatt  be§  ^meiten  theu^^ugeS 
nterno^men^  Derlief  ol^ne  Srfolg.  Srft  bem  @ad^» 
Mttiog  ^einric^  bem  Sömen  gelang  eS,  baS  fianb 
Wvnib  )u  untermerfen  unb  bem  Sl^riftentl^um 
fiuong  )u  Derfd^affen.  3m  3. 1149  erneuerte 
f^Kf^f  fmrtmig  bie  SiStpmer  Sllbenburg  unb 
SoBeiiburg;  erftereS  gab  er  an  IBicelin  (geft. 
12.S)ecember  1154),  le^tereS  an  Smmel^arb  (geft. 
1158).  SicelinS  Stad^f otger  mürbe  @eroIb ;  auf 
Cutl^  folgte  ber  Siftercienfer  Serno  auS  bem 
flbPtrSmeiunsborn  an  ber  Sßefer.  ^einrtd^  grün- 1 
Mell54  9lQ|eburg  mieber  unb  erl^ob  ^um  93ifd^of  i 
^$ropß  SDermobuS  auS  IDlagbeburg,  einen' 
^äa  beS  l^L  9{orbert.  menburg  mürbe  1163 
^  Subed,  SRedDenburg  nad^  @d^mertn  Derlegt. 
btobem  gelb^^ten  Xl^eile  beS  l^eutigen  SJiednen- 
^g  §a  ben  SiStl^ümem  i^Delberg  (baS  l^eutige 
6lnG|  unb  baS  Sanb  bis  in  bie  92ö]^e  ber  Slbe 
ifeb  9€fne)  unb  ftommin  (©üftrom  unb  ein  Zl^eil 
itf  spitzen  SanbeS  bei  3RaI(f)in) ;  ju  SübedE  ge» 


l^örte  bie  3nfel  ^oel  bei  SBiSmar.  §einrid^  ber 
2öme  gab  1167  baS  Sanb  an  ben  29.50lat  1164 
d^ftlid^  gemorbenen  ^ribiSIam  jurüdf,  benStamm« 
Dater  ber  iejt  nod^  regierenben  gürften,  meieren 
Sriebrid^  I.  am  2.  3anuar  1170  jum  beutf^en 
SReid^Sfürftcn  erl^ob.  IRad^  ?PribiSlamS  {äl^em  lobe 
bei  einem  Sumier  p  fiüneburg,  am  30.  ©ecember 
1178,  trat,  begünftigt  burd^  bie  SaSimn,  meldte  ben 
©turj  §einrid^S  beS  Sömen  begleiteten,  nod^  einmal 
bie  l^eionifd^e  Keaction  l^erDor.  2)od^  gelang  eS 
feinem  Sol^n  unb  5Wad^folger  §einri(|  ©orm^ 
(1178—1227),  baS  gan^e  Sanb  pir  baS  g^riften- 
t^um  )u  geminnen.  3laä^  ber  Suflöfung  beS  ^er^og» 
tl^umS  @ad^fen  mürben  bie  äSiStl^ümer  Kafeeburg 
unb  ©dj^merin  reid^Sunmittelbar  (f.  b.  3lrtt.).  3m 
3. 1237  folgte  eine  SanbeStl^eilung  unter  bie  Dier 
Sinien:  SBedttenburg,  SOBerle,  ^arcfiimunbSRoftodf. 
^lufeerbem  lag  im  heutigen  TOedHenburg  bie  ®raf « 
fd^aft  ©d^merin,  als  bereu  erftcr  ®raf  ©ünjel  Don 
agen  (1161— 1185)  genannt  mirb;  imfolgenben 
al^rl^unbert  mürbe  fie  mieber  mit  bem  ©tamm- 
lanbe  Dereinigt.  «Ibred^t  ber  ©ro^e  (1329  bis 
1379)  erl^iclt  1348  Don  ftarl  IV.  ben  litct  §cr. 
50g  Don  9Kedflenburg. 

©d^on  balb  nad^bem  unter  ^einrid^  bem  Sömen 
baS  gl^riftentl^um  feften  i$u|  gefaxt  l^atte,  begann 
ein  regeS  d^riftlid^eS  Seben;  eine  ganje  Stetige  Don 
ftlöftem  er^ob  fid^.  ^ribiSlam  grünbete  1170  an 
©teüe  eines  l^eibnifd^en  §eiligt|umS  baS  gijter- 
cienferflofter  ©oberan,  an  ber  ©tefle  beS  l^cutigen 
'Jlltl^of,  meld^eS  Don  ^Imelunsbom  befejt  mürbe; 
1172  mürbe  DonSSrom  auf  ©eelanb  baS  ftlofter 
©argun  bcDölfert.  ®ie  TOönd^e  bicfcr  Älöfter  mür- 
ben bie  SRifftonare  SRcdClenburgS.  93ei  bem  3luf» 
ftanb  nad^  bem  Xobe  $ribiSlamS  mürben  iebod^ 
beibe  jerftört ;  in  ®  oberan  mürben  1 1 79  am  1 0. 9lo« 
Dember  78  Srüber  erfd^lagen.  ©oberan  mürbe 
fd^on  balb  an  ber  ©teQe  beS  fpdtem  JMofterS 
mieber  aufgebaut,  möl^renb  S)argun  bis  1216 
mfift  liegen  blieb.  Sin  ©enebictincälofter  entftanb 
1251 5u  SBiSmar,  eineS  ber  ^römonftratenfer  in 
93roba  (SiStl^um  §aDelberg),  5Ronnenflöfter  ber 
Senebictinerinnen  ^u  ©obertin  (1226,  SiStl^um 
©d^merin),  ber  Siftercienferinnen  gu  Slbcna  (1230, 
SRa^eburg),  Sarrentin  (1246),  9leu!lofter,  3Denaf 
(1252,  ff  ammin),  ^ma  l^eiligen  ftreug  in  Softotf 
(1270).  S)ie  tJfranciScaner  liefen  p^  «i^ber  ju 
©d^mcrin  (1236),  ^ard^im,  SRoftodC  (1245),  SBiS.^ 
mar  (1251),  5»eubranbenburg  (SRittcbeS  13. 3a]&r- 
^unbertS) ;  bie  Dominicaner  ju  Koftodt  (1256), 
SRöbel  (1285)  unb  SQBiSmar  (1293),  mo  mel^rere 
TOale  (1365, 1404, 1439, 1468)  Sapitcl  gel^alten 
mürben;  bie  Elariffen  ju  SRibni^  (1324,  ©d^me« 
rin),  bie  SBüfecrinnen  Don  ber  "^l  SKagbalena  gu 
TOalcfiom  (1298),  bie  flart^äufer  ju  SKarienel^e 
bei  ffioftodJ  (1396),  bie  3luguftiner«gremiten  su 
©temberg  (1500)  su  gieren  beS  bort  auS  einer 
§oftie  gePoffenen  93luteS;  bicSrüber  Dom  gemein» 
famen  2tbtn  ju  SRoftodC  (1462).  3ol&anmter«Kom« 
tureien  maren  au  ffraaf,  aKirom  (1227),  SRcme« 
rom  (1298)  unb  ©arbom  (1298),  eine  $riorei  ju 


1151 


ÜUedlenburg. 


1152 


eijen  (fämmtli(i^  in  ber  ©iöccfc  ©(i^ttcrin) ;  KoHc» 
öiatfttftc  au  SRoftod  unb  ®  üftroto  (ftammin).  ^u^cr- 
bem  gab  eS  ntel^rere  Segl^inenl^auf er  unb  jf  alanbs« 
Brubcrf (i^aftcn.  ®ie  ^crjöge  Solftann  HI.  unb  ai» 
brcd^t  V.  grünbctcn  1418  bic  Uniöcrfität  SRoftod. 
bic  Don  $apft  SUlortin  V.  am  13.  Qfebruar  1419 
beftättgt  mürbe. 

Sinfü^rung  ber  ^Reformation,  "ülaä) 
mel^rfaci^en  Sänbert^eilungen  unb  Bereinigungen 
^errfd^ten  bei  Säeginn  ber  Reformation  bie  ^erjöge 
§einri(]&  V.,  ber  gfriebfertige,  unb  aibred^t  VH., 
ber  @d^öne,  gemeinf  (i^af  tlid^  über  gan^  Sßedlenburg. 
®urd^  ben  ^umaniftenftonrab  ^egel  mürben  beibe 
]ä)on  frül^  pir  bie  neue  Seigre  gemonnen.  SHbreci^t 
manbte  fid^  balb  mit  feiner  ©emal^Iin  Änno,  ber 
Sod^tcr  beS  ffurfürften  Sood^im  I.  öon  ©rauben» 
bürg,  mieber  bem  alten  ©lauben  ^u,  trat  aber  nid^t 
entfd^ieben  für  benfelben  ein.  ©ein  ©ol^n  Sol^ann 
aibred^t  mar  ein  erbitterter  ©egner  ber  ftird^e  unb 
beS  JfaiferS.  ^einrid^  bagegen  trat  1526  bem 
lorgauer  Sünbuife  bei,  nal^m  1532  baS  Sbenb» 
malftl  unter  beiben  ©eftalten  unb  berief  ^rebiger 
in  baS  2anb.  SDod^  ging  er,  fo  lange  fein  ©ruber 
aibred^t  lebte  (gcft.  1547),  öorfid^ttg  p  SOßerfe. 
©ein  6aul)taugenmerf  rid^tete  er  auf  bie  ®rtter» 
bung  oeS  93i3t]^um§  ©d^merin.  SDer  ©tüfepunft 
ber  neuen  Seigre  mar  Domel^mlid^  SRoftodC,  mo  ber 
atatl^Sl^err  Sol^ann  Olbenborp  unb  ber  jfaplan 
Soad^im  ©lüter  (geft.  1532)  für  9lu§breitung  ber» 
felben  tptig  mareu;  1530  mürbe  l^ier  bereits  eine 
ftird^enorbnung  gegeben.  3n  SWeld^in  mürbe  Sl^o» 
maS  Slberpul  aI8  ^rebiger  öon  ^erjog  f)cinrid^ 
angefteflt.  3n  ©temberg  gaben  bie  Suguftiner 
fd^on  1527  baS  fflofterleben  auf,  bod^  mollte  bie 
jBeööÜerung  Don  ber  Steuerung  nid^t  öiel  miffen. 
3n  ben  3a|ren  1533  unb  1534  fanb  eine  altge- 
meine  ftird^cnöifitation  ftatt,  1537  öerfa^te  ber 
auf  Sut^erS  Sntpfel^Iung  Don  ©raunfd^meig  be» 
rufene  Sol^ann  SRiebling  eine  ftird^enorbnung.  9luf 
einem  Sanbtag  ju  ©temberg  1549  erflärten  fid^ 
bie  ©täube  gegen  ba§  SlugSburger  Interim  unb 
für  bie  Iut]^eri[(|e  Seigre  als  SanbeSreligion.  3m  3. 
1552  folgte  burd^  Surifaber  eine  neue  ifird^en» 
orbnung,  bie  fünf  3al^re  fpäter  in  bie  plattbeutfd^e 
©prad^e  übertragen  mürbe.  %m  4.  ^pril  1555 
befd^Ioffen  bie  ©täube  ju  ©üftrom  bie  Döllige  ^b» 
fd^affung  aller  Jlcfte  bcS  ^apfttl^umS,  morauf  bie 
©äcularifation  ber  fflöfter  unb  geifilid^en  ©tif» 
tungen  folgte,  bie  gröjjtentl^eifö  ju  SDomänen  ge» 
mad^t  mürben.  SDie  5Ronnennöfter  ®obbertin, 
SKald^om  unb  SRibnife  blieben  als  ßanbcSflöjier  be» 
[teilen,  für  meiere  auq  eine  fflofterorbnung  gegeben 
mürbe.  ©od&  miberftanb  in  SRibnife  bie  ^Ibtiffm 
Urfula,  bie  Sod^ter  ^einrid^S  bcS  S^ebf ertigen ; 
erft  nad^  il^rcm  3:obe  (1568)  gelang  eS,  baS  ÄIo» 
fter  8U  proteftanUriren.  3n  SRoftodt  lebten  bis  1574 
nod^  fatl^olifd^e  ^ricfter.  SKit  ber  ©rrid&tung  eines 
SonfiftoriumS  suSRoftodt  (1571)  mar  bie  ftird^en» 
ref ormation  jum  ^bfd^Iu^  gebraut.  Ueber  bie  gfol» 
gen  ber  Deformation  f.  SeSfer  53—83.  3m  meft» 
fälifd^en  9frieben  erl^ielt  bie  ©d^meriner  Sinie  bie 


©iStl^fimer  9la|eburg  unb  ©d^mertn  unb  bie  Soiiii 
turei  üßirom,  bie  ©üftromer  (beibe  fett  1555)  Me 
Somturei  92emerom. 

S)ie  J7at^oIi!en  feit  bet  Siefotmatios. 
2)a  in  bem  entfd^eibenben  3a^re  1624  in  SReito 
bürg  fein  öffentlid^eS  SteligionSesetcitium  müßhß 
ftanb,  fo  brad^te  ber  meftfälifd^e  gfriebebenM^ 
lifen  aud^  feine  Sted^te.  Siie  menigen,meId^imSanbe 
nod^  mol^nten,  gingen  }um  Smpfang  ber  Soa» 
mente  Dielf ad^  nad^  fiübedt.  3{m  29.  OctoBer  166S 
trat  ^erjog  ^l^riftian  Don  !I}ledDenburg«@(l^necn 
(1658-1692)  in^ariS  aurfatj^olifd^atdigim 
5urüd.  2)iefeSonDerftonöffnete!lRedDenbuzglDcm|)i 
ftenS  einigermaßen  mieber  ben  ffaü^oltfen.  ^itß 
fuitenmif^onare  Don  f)amburg  unb  Subedt^  nder 
benen  ftd^  befonberS  ber  $ater  JtaSpor  ©eDenpen 
aus  ^ilbeSl^eim  l^erDortl^at,  f amen  feitbem  l^dnfiger 
in  baSfianb  unb  bemirftenaud^  unter  ber  Stitteifü^ 
mel^rere  SouDerftonen,  fo  1679  bie  beS  (SMai^ 
marfd^aSS  Jhino  ^ariS  &a|^n.  ^ergog  (Sff^m 
befd^lojs,  traft  beS  im  me^fälifd^en  t$frid)en  gamni 
tirten  ^ed^teS  baS  fatl^olifd^  SReligionSeserdtiBB 
eingufübren.  2)a  er  jebod^  bei  feinen  Srübminnk 
ben  fianbftänben  großen  SBiberfprud^  fonb,  nm^ 
er  ftd^  feine  ©efugniß  ba}u  Dom  Sletd^tag  befUU^ 
gen  laffen  unb  ri^tete  bann  1665  in  ber  @d^ 
fapeQe  ju  ©d^merin  ben  fatl^oltfd^en  ®otttSUe8P 
ein,  ber  Don  jmei  ftaplänen,  fpöternurmmehm 
Derfel^en  mürbe.  9IS  fold^e  merben  ermä|fnt:  Sta» 
]&arb  §afe  (gefl.  1676),  3acob  ©tep^  ftig» 
ftiner»emerit  (geft  1681),  Stcßpox  (EngdM 
©d^mael  (gefi.  1692).  3m  3. 1669  fom  aud^  bs 
apoftolifd^e  ©icar  SRaccioni,  bem  SRedlei^ 
unterfteÜt  mar,  nad^  ©d^merin.  S)er  Uebeitntt 
@:^riftianS  l^tte  fonft  für  bie  fatl^oUfd^  Wj^ 
menig  ©ebeutung,  ba  er  fid^  meiftenS  in  $anl 
unb  fpäter  im  ^aaq  aufl^ielt.  gfür  bie  ©töipMC 
Sta^eburg  unb  ©d^merin  nal^m  er  baS  ^vüm 
tionSred^t  in  ^nfprud^  unb  ernannte  aud^  fihr  idbe 
©ifd^öfe.    3ebod^  jerfd^Iugen  ftd^  bie  SMM" 
lungen  mit  SRom,  ba  man  l^ier  fefte  Stnfiipt 
forberte,  mäbrenb  ber  f)er)og  Don  ben  (SxawaM 
fid^  einen  SteDerS  auSftellen  ließ,  Don  ben  %» 
poralien  ber  ©tifte  nid^tS  f  orbem  )u  moDoi  (SMo; 
^ropaganba  II,  253—256).  ffiie  ^l  ber»- 
t|o(ifen  betrug  nad^  einem  ©erid^t,  ben  9to> 
cioni'S  92ad^f  olger,  ber  Derbiente  SlicoIonS  €Mr 
an  bie  ^ropaganba  fanbte,  im  gongen  ^eqoglttft 
etma  20.  ©teno  bat  ben  C)er}og  S^fUan  unMe 
Sriaubniß,  in  ©d^merin  ftd^  aufl^alten  }u  b&fn; 
er  moQte  Derfud^en,  ob  fid^  bort  nid^t  unabJ^fiiVt 
Don  ber  ©d^loßfapeUe  eine  üRiffwnSjlotion  ein^* 
ten  Iaf[e,  bamit  nad^  bem  Xobe  beS  ^erjo^  bic 
fatl^olif  (^e  @otteSbten{t  bort  nid^touf^dre.  Jiaijm 
er  biefe  Sriaubniß  erl^alten,  begab  er  fid^  M 

1685  bortl^in  unb  lebte  uiü)  mirlte  bort  oIS  d» 
fad^er  ^riefter.  Sr  ftarb  bafelbft  am  6.  2)eccite 

1686  unb  mürbe  gunöd^fi  im  S)om  }u  ©d^iBcril 
beigefe^t.  9{ad^  bem  Sobe  Sl^rtftionS  mußten  tt 
jfatl^olifen  jmar  bie  ©d^Ioßfird^e  röumen,  fonatei 
aber  im  f)aufe  beS  couDertirten  J7an)In8  (Sxofci 


ÜUedlenbutg. 


1154 


au  beffen  Xobe  (1698)  il^ren  ©otteSbienft 
.  3n  9la|eburg  loeilte  ber  Qliftercienfer 
»offmeifter  alS^ouSfopIan  bei  bem  borti» 
mumbanten.  ^eqog  gfriebric^  SBill^elm 
1718)  gefiattcte  1701  bem  foiferlici^cn 
tt  ®tafen  Don  (&Qt,  bem  er  ju  S)anf  ber- 
XX,  bteSbl^altung  beS  !at]^otif(i^en®otte§" 
In  beffen  ^uSfopelle,  unb  fpöter  ebenfo 
:  Dem  Sibott).  3)te  Sefuiten  übemal^men 
ion  Sd^merin,  mlä^t  fte  aud^  nac^  ber 
tg  il^  Orbend  bid  1806  geleitet  ^aben. 
iDtrin  aus  mürben  bie  menigen  ftatl^olüen 
nrgd  paftorirt;  \o\ä)t  lebten  3.  93.  in 
tnb  SBi^or.  Um  baS  Sal^r  1709  befionb 
lertn  eine  itoptUt  in  bem  £)au{e  eine§ 
erS;  bie  S^ffl  ber  jfatl^olüen  betrug  ol^ne 
\  vm  manbembe  ©efeden  unb  ftaufleute 
tobt  ungeföl^r  70,  fonft  im  fionbe  tivoa 
ogÄarlSeopoIb  (1713—1747)  warben 
n  günftig;  er  moUte  caxä)  conDertiren, 
^anb  einer  öfteneiti^ifd^en  ^rin^efftn  }u 
i;  üDein  bie  IBerl^anbtungen  jerfd^lugen 
tcr  i^m  mirtte  befonberS  ber  3efuit  ffarl 
fen  (1720-1743),  ber  feine  SBBirffamWt 
Stralfunb  auSbe^nte.  9JHt  @enel^migung 
DgS  ermarb  er  na^  bem  Sobe  ber  ^rau 
oto  für  bie  fat]^oUf(i^e  ©emeinbe  beren 
if  bem  eine  ®Iod!e  angebrad^t  unb  f 0  ber 
^tmtgotteSbienft  in  einen  öffentlid^en 
tbelt  mürbe.  9[ud^  grünbete  er  gu  @d^merin 
fd^ule  beS  norbif^en  ©emtnarS  in  Sinj 
Igltd^te  baburd^  bie  ^nfleUung  eines  gmei- 
Kd^  m  ffaifer  ^o\tpi)  II.  1787  baS 
in  Sin)  oufl^ob,  ging  aud^  bie  t^üiale  in 
t  ein.  S)er  aRagiffrot  in  ätoitodt  geftattete 
m  P.  Surd^arbinS  bie  Slbl^altung  beS 
mfied  f&r  bie  fatl^olifd^en  @oIbaten.  Slud^ 
friArid^  gfrana  (1785-1837,  feit  1815 
[Og)  mar  ben  ^atl^olüen  günftig.  3Rit 
Itnlid^  Unterftü^ung  erbaute  P.  2)ed^ene 
1806)  1795  bie  flirre  in  ©d^merin;  ber 
iIBfl  erbaute  unb  botirte  1809  bie  ffird^e 
gSiufi.  @eitbem  beflanben  gmei  fatl^olif d^e 
m  im  ^erjogt^um;  einem  ber  ©eiftlid^en 
ertn  mar  eS  aujserbem  geftattet,  in  ber 
orttSmod^  }u  Sbftodt  unb  auf  ber  Steife 
id^  )u  Sü|om  ©otteSbienft  gu  Italien, 
B  bis  1847  freie  ©gtrapoft  bcmilligt  marb. 
ie  SccefftonSade  }um  SRl^einbunb  Dom 
)  1808  Derpflid^tete  ftd^  ber  ^erjog  ju 
(igen  ©leid^fteQung  ber  fatl^olifd^en  unb 
rifd^  ffird^e ;  }ur  ^uSfül^rung  mürben 
Sirnuar  1811  Scftimmungen  erloffen. 
e  bermerft  ber  ©taat§!alcnber  f  ür  aRedKen» 
ttcrin  unter  ber  Sflubrif  „©ebäd^tni^» 
n  25.  3anuar:  „1811  fatl^olifd^e  Sfleli- 
J^fteOung".  Sillein  Don  berfelben  mürbe 
i  folgenben  Qfürfien  burd^  bie  Sntole« 
B^öifben  menig  geübt.  ^13  ber  päp\t' 
^  im  3. 1839  in  ber  ^erfon  SaurcntS 
I  dam  opoftolifd^en  93icar  für  Hamburg, 


2)öneQmrIunba)ledfIenburg  ernannte,  Derbot®ro|« 
]&enog  »aul  gfriebrid^  (1837—1842)  ben  fat^o- 
lifd^en  ©eifili^en  ju  Sd^merin  unb  SubmigSbifl 
ieben  amüid^n  SSerfe^r  mit  bemfetben,  erlaubte 
febod^  fpöter  ben  SSerfe^r  mit  bem  99ifd^of  Don 
OSnabrüdt.  3m  3.  1846  mürbe  bie  Sal^I  ber 
©eiftlid^en  im  ^ergogt^um  auf  brei  eingefd^rönft, 
bod^  bikfen  fte  ni^t  3efuiten  ober  3^9(inge  ber« 
felben  fein.  Sro|bem  am  8.  2)ecen£er  1851  bie 
Siegierung  baS  Sted^t  ber  ffatl^olüen  auf  freie  9teli- 
gionSfibung  anerfannte,  blieb  biefelbe  bod^  fel^r  be> 
fd^rönft.  m  bie  ©eifUid^en  }u  @d^merin  im  fol- 
genben 3a]^re  }u  3)ömi^  SotteSbienft  l^ielten, 
mürbe  il^nen  biefeS  als  „eine  Ueberfd^reitung  ber 
©renken  ber  biSl^erigen  2)ulbung"  unterfogt.  SDiefe 
,,S)uU)ung''  jeigte  ftd^  bef onberS,  als  ber  ^arnmer- 
^err  D.  b.  ftettenburg  auf  feinem  ©ute  üßatgenborf 
burd^  einen  ^auSgeiftlid^en  (ben  fpötem  ^rofeffor 
Dr.  ^olgammer  in  aRain})  ©otteSbienft  leiten 
lie|.  2)urd^  ^olijeigemalt  mürbe  biefer  über  bie 
©renje  gebrad^t.  ^m  1.  t^februar  1856  erlaubte  ber 
©ro^l^erjog,  nad^bem  bie  @ad^  bis  an  ben93unbeS« 
tag  gebrad^t  mar  (Dgl.  bie  Sd^rift  beS  99unbeStaaS« 
gefanbten  Dr.  D.  Sinbe:  ©leid^bered^tigung  oer 
^ugSburgifd^en  Sonfeffion  mit  ber  latl^olifd^en 
dieligion  in  S)eutf d^lanb  nad^  ben  ©runbjö^en  beS 
Sieid^S,  beS  Stl^einbunbeS  unb  beS  beutfd^en  Sun» 
beS.  5Rebji  Seleud^tung  ber  ©d^rift:  „S)ie  fatl^o- 
lifd^e  dieligionSübung  in  aRednenburg»@d^merin. 
©efd^id^tli^  unb  red^tlid^",  anonym  erf$ienen3ena 
1852,  bannüRaina  1853,  aud^  imßatl^ol«  1858), 
aus  ©naben  bie  Haltung  eines  f)auSgeiftlid^en, 
maS  aud^  nod^  |e|t  ber  t^fcdl  ift.  3n  ben  folgenben 
3a]^ren  folgten  meitere  ©rlaffe  beS  9RinifteriumS 
gegen  bie  jfatl^olifen  entgegen  ben  Seftimmungen 
Dom  25.  3anuar  1811.  @o  mürbe  am  12.  3uni 
1857  baS  fatl^olifd^e  Segröbni^  nurfur@d^merin 
unb  fiubmigSluft  geftattet,  mobei  bann  bt  einem 
diefcript  Dom  8.  3Rdr)  1858  bel^auptet  mürbe, 
„ba^  bie  Segleitung  eines  ^riefterS  nid^t  unerlö|« 
lid^  gu  bem  SBefen  eines  fat^olifd^en  SegröbniffeS 
unb  ben  ©ebröud^en  einer  fatl^olifd^en  ^rd^e  ge« 
^bü\  2lm  14.  auguft  1858  mürbe  baS  info- 
fem  gemilbert,  als  ben  ©eiftlid^en  aufgegeben 
mürbe,  für  {eben  einzelnen  gfaU  S)iSpenS  nad^gu- 
fud^en.  ein  aRinijierialerla^  Don  1863  Derlangt 
für  Jebe  KonDerfton  ^Injeige  beim  aRinijierium.  9llS 
im  beutfd^'franäöfifd^en  ftriege  Diele  franjöfifd^e 
ftriegSgefangene  in  aRedtlenburg»@d^merin  inter« 
nirt  maren,  mürbe  einem  franjöftfd^en  ©eiftlid^en 
nid^t  geftattet,  bie  ©eelforge  berfelben  ju  über« 
nel^men.  ©rofel^erjog  griebrid^  granj  n.  (1842 
bis  1883)  mar  perfönlid^  ben  ftatl^olifen  beffer 
gefmnt,  als  fein  aRinifterium.  gr  ermäd^tigte 
1869  bie  ©eiftlii^en  ju  ©d^merin,  benftatl^olifen 
in  Softodt  öftem  ©otteSbienft  im  3a]^re  ju  Italien; 
gleid&c  ffirlaubnife  gab  er  für  ©üftrom  unb  1871 
für  SBiSmar,  mo  er  aud^  ben  SSau  eines  aRiffionS« 
l^aufeS  unterftüfete.  ©eit  1872  ift  in  SRoftodt  ftän« 
bige  ©eelforge  eingerid^tet.  Sin  ©efud^  um  ©e- 
ne|migung  eines  JKrd^enbaueS  bafelbft  mürbe  cm 

^1 


1155 


SWecum  —  SKeboillen. 


1156 


21.  «ugufi  1883  t)om  aRmifterium  abfc^^Iögliti^ 
be{(i^teben,  „ha  bie  ffatl^olifen  in  SioftodC  loeber 
bag  Siedet  ber  5ffentli(]^en  SteligionSübung  l^abett, 
nod^  eine  ©emeinbe  mit  iuriftifc^er  !ßer{5nlic^feit 
unb  bem  Siedete  jum  ßrmerb  Don  Sigentl^um  6il» 
bcn,  ber  2)tagiftrat  in  SRoftod  aber  ber  Erweiterung 
ber  benfelben  biSl^er  jugeflanbenen  t)nt)aten  Seli« 
gionSäbung  burd^  bie  ©eftattung  ber  Srbauung 
einer  ftird^  toiberfprod^en  ^at" ;  bie  ^errid^tung 
eines  SetfaaleS  ol^ne  Xl^umt  unb  ©loden  nmrbe 
erlaubt,  bod^  ber  Srmerb  eines  ©runbftüdeS  Don 
Seiten  einer  fat]^olifd^»!ird^lid^en  Stiftung  ober 
ber  fatl^olif  d^en  (Semeinbe  al§  unsulöffig  be^eid^net. 
§er)og  $aul,  SBruber  beS  regierenben  ®ro|^er}og§ 
§riebrid^  ^ranj  lU.,  mujjte  nad^  feiner  Konöerfion 
auf  bie  Erbfolge  für  fic^  unb  feine  9lad^rommen 
üer^id^ten  (24.  9Rärj  1884).  —  ©ie  Sal^I  ber 
ffatl^olüen  beträgt  nad^  bem  @taatsfalenber  an» 
näl^ernb  4000  unter  577  000  ^rotcjianten.  ftat^o» 
lifd^e  ©emeinben,  5U  bem  norbifd^en  iBicariat  ge» 
l^örenb,  ftnb  in  ©d^werin  unb  2ubttig§Iuft,  erftere 
mit  t^finalen  in  Stoftodt,  ©üfiron)  unb  SBiSmar;  bie 
beiben  (enteren  l^aben  j[ebod^  feinen  ftänbigen  @eel» 
forger.  5n  ©d^toerin  fmb  jttei  iDHffionare  an« 
gefteüt.  Sin  ^auSgeiftlid^er  befinbet  ftd^  in  3JlaU 
genborf. 

3n  9RedHenburg«©treli|,  weld^eS  1701  burd^ 
ben  Hamburger  Srboergleid^  entftanb,  ift  bie  Sage 
ber  Jfatl^olilen  feine  beffere.  93on  1858  bis  1884 
ttmrben  biefelben  burd^  bie  ®eiftlid^en  oon  SBitt» 
ftodt  in  Sranbenburg  paftorirt  bie  an  jmei  Sonn» 
tagen  im  SKonat  in  9leuftrelij  ©otteSbienfi  l^iel« 
ten,  fid^  aber  nid^t  länger  als  eine  äßod^e  bort 
aufi^alten  burften;  5U  fird^Ud^en  ^cten  mar  bie  be« 
fonbere  ©enel^migung  ber  Stegierung  notl^menbig. 
3m  3.  1875  mürbe  in  9leuffeeHJ  mit  befonberer 
Unterftü^ung  beS  ©ro^l^er^ogS  eine  Jhrd^e  gebaut. 
Seit  1884  ift  bort  ein  ftänbiaer  ©eiftlid^er.  3u 
99eerbigungen  mu|  bie  ßrlauoni^  ber  diegierung 
eingel^olt  merben,  Sie  bann  dispensando  gegeben 
miro.  Sie  S(^¥  berlfatl^olifen  beträgt  im  ganjen 
©ro^^erjogt^um  gegen  300  unter  80  000  ^ro» 
teftanten.  (SSgl.  SOßiggerS,  ftird^engefd^.  SDledflen» 
burgS,  «Pard^im  1840;  Soll,  ®efd^.9KedHenburgS, 
2  93be.,  Sleubranbenburg  1855/56 ;  «ßenj,  ®efd^. 
5Ked(IenburgS,  2  %ifit.,  SBiSmar  1872;  SeSfer, 
SluS  aRedttenburgS  SSergangenl^eit.  §iftor.  ©fijjen, 
StegenSburg  1880.  SinaelneS  aud^  bei  SBofer, 
«uSnorbbeutfd^enamfflonenbeS  17.unb  18.3a]&r« 
l^unbertS,  ftöln  1884,  unb  peper,  ®ie  $ropa» 
ganba'Eongregation  unb  bie  norbif d^en  SOtifftonen 
im  17.  3a]&rl^unbert,  ftöln  1886.)     [SBBurm.] 

^ami,  f.  9Jl9coniuS. 

fBfbola  (Kai"'»,  MT)fiapdf),  im  a.  S.  eine 
Ortfd^aft  im  Dfiiorbanlanbe,  meldte  urfprünglid^ 
5U  9Roab  geborte  (Sßum.  21,  30)  unb  fpäter  bem 
Stamme  Stuben  jugetl^eilt  mürbe  (3of.  13, 9. 16). 
Unter  ©aöib  marb  fie  öon  ben  Slmmonitem  unb 
bereu  SunbeSgenoffen  Dergeblid^  belagert  (1  $ar. 
19,  7) ;  fpäter  gel^örte  fie  mieber  ju  9»oab  (3f. 
15,  2).   3ur  Seit  ber  5Kad^abäer  mar  fie  öon 


9{abatäem  bemol^nt  unb  bel^erbergte  ben  räubeti« 
fd^en  @tamm  ber  Seni  Smri,  meldte  Soncdl^ 
Sruber  3oanneS  gemorbet  l^atten  unb  bafur  ib« 
tige  ©träfe  erleiben  mußten  (1 9Rad^.  9, 35—42). 
3u  d^riftlid^er  3eit  mar  eS  ein  Sifd^ofSfil,  ber 
}ur  Spard^ie  ^rabia  geborte.  Sie  SCrfimmer  ber 
@tabt,  meldte  eine  l^albe  @tunbe  im  Umfange 
l^aben,  fäl^ren  nod^  l^eute  ben  alten  Flamen;  in 
neuefter  3(it  l^at  ftd^  bafelbfi  eine  d^rifUi^e  Se« 
meinbe  gebilbet,  meiere  bie  bon  benerfienSeUN)^ 
Htm  gegrabenen  f)ö]^Ien  als  SSol^nimg  Benagt 
(Palest  Explor.  Fund  1881,  280).    [ftonbi.] 
"SBebailfoi  fmb  SRün^en,  meldte  bem  ffadex 
@elbe  äl^nlid^,  iebod^  nid^t  mit  bem  SBertl^djicn 
beS  ©elbeS  Derfel^en  ftnb;  als  SrinnenmgS'  ote 
©d^aumün^en  finben  fie  mie  im  bärgerKd^  fo 
au(^  im  fird^Iid^^religiöfen  Seben  SJermatog. 
S)er  in  ben  romanifd^en  ©prad^en  ^eid^IcuMe 
unb  aus  biefen  in  bie  beutfd^e  ©prad^  übetge* 
gangene  9lame  mirb  auf  metallmn  unb  ni^toif 
medialis  =  medius  ^urüdPjufü^ren,  unb  ail(  bei 
©toff,  aus  meld^em  biefelben  l^ergefteOt  toetbea, 
unb  nid^t  auf  eine  SBertl^be^eid^nung  ju  beji^ 
fein.  3n  Urfunben  beS  SHittelalterS  fhtb  medaUi» 
medallia  Sßüngen  geringem  SBertl^eS,  nur  feto 
aud^  ©olbmüngen  (f.  Ducange,  Glossarium  &t. 
Medalla).  S)ie  bem  religiöfen  ®ebraud^  biew» 
ben  SRebaillen,  SeDotionSmunjen,  merbenisbff 
©prad^e  ber  JHrd^e  numismata  genannt  @S|U 
bie|,  neben  bIo|en  ©d^u»  ober  S>en£mSqa^ 
meldte  jur  Erinnerung  an  fird^Iid^e  Sreigni|{e|»' 
prägt  merben  unb  biefe  SefUmmung  in  tt» 
93ilbe  ober  il^rer  Segenbe  befunbet^  l^oupIfiUP 
fold^e  ©tüdfe,  meldte  mit  religiöfen  3^4^  ^ 
bem  Don  ^eiligen  unb  ©eligen  unb  entfpred^crihi 
Segenben,  ©ebetsfprüd^en,  Sibelmorten  oaly 
ftattet  finb,  unb  bie  entmeber  für  fid^  oIIetnaadK 
©d^nur  ober  einem  ffettd^en  balb  fld^tbar,  Mb 
oerlüQt  auf  ber  SBruft  ober  in  93erbinbmi(  iK 
anberen  S)et)otionaIien,  etma  am  älofenfraiafc' 
feftigt,  in  frommer  Sbfid^t  getragen  meinen.  Cfr 
mals  l^aben  fte  eine  anfel^nlid^e  ®rö^;  fm^ 
aber  ftnb  eS  fteinere  ©tfidte  üon  nnü)er,  oMb 
ober  parabolifd^  ^ugefpi^ter  g^orm.  SBoIMd^ 
unb  ©nabenorte  bieten  ben  $ilgem  }ut  m» 
mng  eigene  SHebaiSen  mit  bem  ©nabenbi&eäl 
^auptbarfteQung;  @;ongregationen,9rubei{i0BBt 
unb  fird^Iid^e  iBereine  geben  Dielfad^  ü^lB' 
gliebem  bei  ber  Sufnal^me  als  3^i^  ^  ^ 
gel^örigfeit  }u  bem  SSerbanbe  eine  äRi^illc,  m»' 
in  SBilb  unb  Se^t  il^ren  Sräger  <m  bmSmdm 
bie  SSerpflid^tung  ber  SSereinigung  mo^  {iL 
S)iefe  SnebaiHen  ftnb  in  ber  9tegd  gefe^  vk 
bered^tigen  il^ren  3n]^aber,  burd^  beftinaile  dk 
giöfe  Uebungen  befonberer  ©naben«  ^umol  wm^': 
$er  kläffe  tl^eiO^aftig  }u  merben.  ®ie  SSolbMf 
2)et)otionalten  burd^  ©egnung  mit  9blfi|{ei  ^ 
oerfel^en,  berul^t  in  ber  ©emolt,  Sbßffe  tt 
l^aiipt  }u  ertl^eilen,  unb  ift  atS  fold^  bem  tW 
Dorbel^alten.  S)er  ©ebraud^,  ba|  bie  $fi|i9t  1 
baillen  mU  kläffen  auSftatten,  fo  bog  i^Xdl 


[57 


30tebarbu8,  ber  1)1 


1158 


ik  getoiimen  tonnen,  toenn  fte  bie  meiterl^m  ge» 
cbcrten  Sebtngungen  erfüllen,  reicht  nic^t  über 
t  Smtte  bed  16.  aol^rl^unbertS  l^inauf.  93on 
^  SAt  an  umrben  üßebatSen  unb  'cif)niiä)i  3)e' 
nimalien  mit  ber  Sered^tigung,  91blöffe  5U  ge» 
Bncn,  )unad^{l  ^erfonen,  mlä^t  eine  auSgegeic^- 
be  jodale  @tdlung  einnal^men,  balb  aber  auä) 
s  Wfiubigen  fiber|au))t  üerlie^en.  3n  ber  gfolge 
obe  aad)  etnfa(i^en  ^rieftem  bie  SSoUrnad^t  ^u» 
^onben,  3Rebat0en  unb  ä^nlid^e  ^nbad^tSgegen« 
abe  mit  ben  fog.  papftli(i^en  ober  a))oftolif(]^en 
»Offen  »tt  tm\tf)ttL  ^opfl  93enebiä  Xm.  lie| 
!fc  Sbläffe  in  einem  eigenen  iBer^eid^niffe  ^u» 
mnenfteuen,  meld^eS  ol^ne  uiefentlid^e  ^enberung 
iU^aäen  unb  bei  bem  Antritte  eines  neuen  $on- 
icoteS  mieber  in  ®eltung  gefe|t  mürbe :  baSfelbe 
ib  bann  caxä)  ^ufnal^me  in  ba§  „3tbmi]^t  SBene» 
lionole",  U)eld^ed  feit  nal^ep  einem  falben  Sal^r» 
abcrt  bem  Slömifd^en  Slituale  als  ^nl^ang  bei* 
gAenifL  S)iefe§  Summariumlndulgentianiin, 
t  (8  Don  Seo  Xm.  am  23.  Februar  1878  feft- 
flellt  toorben  ifl,  f.  bei  J.  Schneider,  Rescripta 
lüientica  S.  G.  Indulgentiis  sacrisque  Reli- 
ms  praepositae,  Batisbon.  1885,  345  sqq. 
h  bat  Sruberf  d^aften  unb  IBereinen  eigenen  9Re» 
iBien  finb  mit  befonberen  ^bläffen  ouSgeftattet. 
-  S)amtt  burd^  bie  Dorgefd^riebene  SBei^e  bie 
V9ßfyn  «blöpe  unb  metterl^in  ^bläffe  über- 
w^  auf  SRebaiiOien  gelegt  merben  fömten,  n)irb 
ifoibert,  ba^  biefelben  au3  einem  bauerl^aften 
Stoffe,  nid^t  au8  99Iei,  3inn  ober  einem  kxä^t 
med^tid^  unb  üergönglid^en  @toffe  l^ergefteUt 
dm;  c8  follen  auf  benfelben  nur  förmlid^  canoni» 
Ue  ober  im  SDtart^roIogium  eingetragene  ^eilige 

K[knt  fein:  ed  fann  iebod^  eine  @eite  aud^  ba§ 
eines blo^lBeatificirten  tragen;  ber®Iöubige 
n|r  ttxnn  er  bie  für  ben  9bla|  borgefd^rtebenen 
lAmgen  t)errid^tet,  bie  üßebaiDe  bei  ftd^  tragen 
te  bod^  gegenn)artig  l^aben;  bie  Sblöffe  l^aben 
BrittnS  nur  für  bie|enige  $er[on  ©eltung,  für 
id&  bie  SDtebaille  gefegnet  ober  ml(S)tt  biefelbe 
pnp  in  eigen  gegeben  mürbe;  mirb  fie  toeiter 
Kif^lcnft,  »erlauft,  Dererbt  ober  gum  Stotit,  ber 
mSffit  f^eiH^aftig  gu  mad^en,  geliel^en,  fo  gel^t 
M  UIa|rc^  verloren. 

Set  religidfe  ®ebraud^  Don  SRebaiUen  l^at  gmar 
■  ben  bjften  Sol^rl^unberten,  f eitbem  berf elbe  ein 
baüj/t  auf  befonbere  ®naben  Derleil^t,  eine  au» 
|Brtae  Verbreitung  gefunben;  er  ift  aber  felbft 
Ml  tddMen  9Itert|um  nid^t  fremb.  yi\ä)t  blo^ 
lApfidtt  mit  bem  SRonogramm  Sl^rifti  fanben, 
>kiQ^beid^,  gum  3^^'^  beS  Snl^öngenS  burd^» 
Mide  (Exemplare  bemeifen,  in  ber  S^W  nad^  Son« 
mxL  (äi  2)et)otionS}eid^en  SSermenbung,  inbem 
k  oB  bollae,  (To>TT)pixia,  getragen  mürben;  eS 
VikeB  an4  eigene  SDflüngen  für  ben  frommen  ©e» 
ttri^  angefertigt.  Sie  menigen  befannten  S^em« 
m  (M  bem  2.  bis  7.  Sal^rl^unbert,  meldte  in 
I  SRnfeen  ber  Daticanifd^en  Sibliotl^e!  aufbe» 
^  toerben,  l^at  ®.  beStofft  im  BuUettino  1869, 
M  sgg^  eingel^enb  bel^anbelt  unb  burd^  il^re  ^b* 


bilbungen  innatürlid^er  ©rö^eiKuftrirt;  i]^r3)urd^« 
meffer  ifl  1,5—5  cm.  3)ie  öltefte  biefer  SWebaiEen 
gel^ört  bem  3.  ober  nod^  bem  2.  Sol^rl^unbert  an ; 
il^r  35ilb  ift  für  ben  Unfunbigen  eine  ^irtenfcene, 
in  meld^cr  ber  Kl^rift  ben  guten  §irten  erfennt,  ber 
feine  @d^afe  metbet.  9{ad|bem  baS  @]^riflen£^ 
5um  @iege  gelangt  mar,  jeigt  bie  Sd^aufeite  ber 
SRebaiQen  baS  !Dlonogramm  Sl^rifti,  baS  jheu) 
mit  a  unb  Q>,  baS  Sitt)  Ql^rifti,  ber  bem  1^1.  $etruS 
baS  @efe|  gibt,  baS  üßort^rium  beS  %  Sauren» 
tiuS,  bie  dirfd^e  an  ber  SBafferqueHe,  bie  Anbetung 
ber  brei  Sjeifen  auS  bemüßorgenlanbe;  bie  ff e)^- 
feite  ift  freigelaffen  ober  mit  einem  @egenSmunfd^ 
üerfel^en,  ber  an  einebeftimmte,  mit  9lamenbejeid^» 
nete  ^erf  on  gerid^tet  ift,  bann  aud^  mit  Symbolen 
ober  einem  Portrait  gefd^müdft.  6injelne  SDarfiel« 
lungen  mit  i^rer  Segenbe  fd^einen  barauf  l^ingu* 
beuten,  ba^  bie  SJlebaille  an  bie  Sluf Opferung  ober 
bie  Sßeil^e  einer  $erf on  in  einem  ^eitigtl^ume.  Diel» 
leidet  aud^  an  bie  empfangene  Saufe  erinnern  f oHte. 
gtner  berartigcn  Seftimmung  biefer  ©enfmünjen 
entfprid^t  benn  aud^,  ba^  biefelben  nid^t  burd^  Ißrö« 
gung  l^ergeftettt,  fonbem  als  Singelftüdte  cifelirt 
ober  graöirt  finb  (Dgl.  genfer  in  fitauS'  SReal» 
encpHopäbie  ber  d^riftlid^en  «Itertl^ümer  H,  384). 
3)ie  öltefte  9lad^rid^t,  ba^  3ungfrauen  bei  ber  9lb» 
legung  ber  ©elübbe  eine  Sßebaille  angelegt  mürbe, 
finbet  fld^  in  bem  Seben  ber  1^1.  ©enoücfa  Don 
^ariS  in  Bolland.  Acta  SS.,  Jan.  I,  143. 
SBon  5Dlebaitten  ober  SKünjen,  meldte  jur  drinne» 
rung  an  ben  Smpfang  ber  Saufe  gegeben  mürben, 
fpri^t  ber  1^1. 3eno  Don  Serona  um  baS  So^r  370. 
am  üßittflalter  merben  SRebaiHen,  meiere  $ilger 
gum  ^nbenfen  an  eine  äßaUfal^rt,  inSbefonbere 
nad^  9lom  unb  in  baS  l^eilige  Sanb,  ftd^  geben 
liefen,  beS  öftem  ermäl^nt.  [ft.  ©d^rob.] 

SRebarbttS,  ber  ^I.,  Sifd^of  Don  9loQon 
unb  Soumai,  geboren  in  ber  smeiten  ^ölfte  beS 
5.  äal^rl^unbertS  in  IBermanboiS,  l^atte  einen 
freien  angefel^enen  gfranfen,  92eäarbuS  mit  Sla» 
men,  pm  SSater  unb  bie  ©aHierin  Ißrotagia  jur 
SKutter.  Seibe  maren  ßl^jien  unb  liefen  il^ren 
Sol^n  bie  @d^ule  }u93eromanbum  befud^en.  @qon 
als  ^abe  jeid^nete  ftd^  9Rebarb  burd^  üllitleib 
gegen  bie  Sinnen  auS,  benn  öfter  entgog  er  fid^  bie 
©peifen  unb  gab  fie  ben  ©ürftigen.  ®en  from« 
men  3üngling  na^m  ber  IBifd^of  ber  @tabt  in 
feinen  EleruS  auf  unb  ertl^eilte  il^m  bie  ^riefter« 
meil^e.  Um  530  beftieg  SKebarbuS  ben  bifd^öf- 
(id^enStul^lDoniBeromanbum;  balb  barauf,  etma 
um  531,  tranSferirte  er  ben  ©i^  nad^  bem  beffer 
gelegenen  unb  befeftigten  SloQon.  Um  532,  nad^ 
bem  Sobe  beS  Sifd^ofS  eieutl^eriuS  (f.  BoUand. 
Febr.  III,  182  sq.),  marb  er  aud^  s^m  Sifd^of 
Don  Soumai  gemö|lt  unb  übemal^m  bie  Stegierung 
biefer  lejtem  ©iöcef e.  iBenantiuS  gortunatuS,  ber 
Siograp]^  beS  f)eiligen  iniBerfen  unb  DieHeid^t  aud^ 
in  ^ofa  (f.  Monmmn.  Germ.  auct.  antiquiss. 
IV,  1,  44;  IV,  2,  p.  XXV.  67),  berid^tet,  2Re. 
barbuS  l^abe  15  ^al^re  lang  bie  bifd^öfH^e  SBürbe 
befleibet  in  aHer  ^eiligfeit  beS  SebenS  unb  l^olbt, 


1159 


SWebcr,  SKcbicn, 


1160 


toenn  anä)  n^t  bte  Jhone  ber  üßart^rer,  bod^  bie 
bet  gonfcfforcn  burd^  ©tonbl^aftiöfctt  in  Seiben 
unb  ftäutpfen  ertoorben.  D^ne  S^eifel  beutet 
SBenontiuS  bobei  auf  bie  apoftolifd^en  arbeiten  be§ 
ftciligen  jur  Sefelörung  ber  Reiben  unb  Reiben» 
^ften  in  ber  ®iöcefe  5Rot|on  unb  nod^  mcl^r  in 
ber  SHöcefe  ioumai  l^in,  in  welci^er,  nac^  bem 
©erid^te  eine§  fpätcm  aSiogropl^en  be§  1^1.  SKebor» 
bu8,  biefer  unter  tnelen  f)inbemif[en  unb  J7ämpf en 
ben  ^^iben  baS  SDongelium  prebigte  (f.  Boll. 
Jun.  n,  87 :  Vita  s.  Med.  auctore  Badbodo  epi- 
Bcopo  c.  3,  IL  19 — 21).  3m  Seben  fc^on  unb 
nod^  me^r  xiai^  bem  Sobe  ftanb  üßebarbuS  im 
Shtfe  eined  berül^mten  äßunbertl^öterS ;  fo  mirb, 
nomentlid^  Don  SSenantiuS  unb  dien  (päteren  93io« 
grapsen,  l^erDorgel^oben,  U)ie  S)iebe,  rotlä^t  x^n 
beftol^Ien,  öfter  auf  »unberbare  SBeife  gejttun» 
gen  U)urben,  bem  f)eüigen  baS  ©eftol^Iene  gurüd' 
gugeben.  SJlebarbS  2j)b  fönt  nad^  ben  SoQan» 
biften  ungefähr  in  baS  Sal^r  545.  ,,3ur  Seit  be§ 
ff  önigS  gl^Iotar  (geft.  561)  ftarb  ber  ^eilige  ®ot- 
teS  SBifd^of  SKebarbuS,  auSge^eid^net  burd^  9fröm» 
migfeit,  nad^bem  er  bie  Sal^n  feines  tugenbDoQen 
langen  SebenS  ^urädgelegt  l^atte.  ^l^n  begrub 
ftönig  K^fotar  mit  ^bä^^m  gieren  in  ber  ©tabt 
@uef^ona  unb  erbaute  über  feinem  @rabe  eine 
Saj^Iifa,  bie  naä)^tt  fein  @o]^n  @igibert  au3» 
baute  unb  einrichtete.  Sin  feinem  ®rabe  l^aben 
mir  jerbrod^ene  ^ffeln  unb  ffetten  Don  ©efange» 
neu  gefeiten,  bie  bis  auf  ben  l^eutigen  Sag  ^um 
®eböd^tni^  feiner  Sßunberfraft  aufbemal^rt  mer» 
ben"  (Greg.  Tut.,  Hist.  Franc.  4,  19;  Dgl. 
4,  21.  52;  5,  35.  50;  9,  9;  De  gloria  con- 
fess.  95).  [©d^röbl.] 

^het  als  93oI!  Ci»,  M^doi),  ^bim  afö 
Sanb  merben  im  %  %,  ^öufig  als  befannt  DorauS» 
gefegt.  3)ie  erfte  Srmöl^nung  be§  iBoßeS  gdd^iel^t 
fd^on  ®en.  10,  2 ;  ben  bort  gebraud^ten  Scamen 
SRabaj  tragen  bie  9Reber  aud^  in  ben  aff^rif^en 
Sttfd^riften  (©d^raber,  ffeilinfd^r.  unb  91.  %.  80). 
Sie  ^eilige  @(|rift  meist  bemnad^  il^nen  inbo» 
germanif d^en  Urfprung  ju ;  benfelben  erfennt  aud^ 

terobot  an,  toenn  er  (7,  62)  fagt,  bafe  fie  frül^er 
rier  gel^eijjen  l^ätten.  '3n  neuerer  3^  W  ®«' 
lattre  (Le  peuple  et  Tempire  des  Mödes,  Paris 
1883)  ben  miffenfd^aftlid^en  Sßad^meiS  für  bie  inbo= 
germanifd^e  Slbfunft  ber  SWeber  geliefert,  fo  ba| 
OppertS  SJerfud^,  bie  SDleber  atö  Suranier  ober 
Sl^amiten  bar^ufteQen  (Le  peuple  et  la  langue 
des  M^es,  Paris  1879),  bamü  befeitigt  -ift. 
SKöglid^  bleibt  eS  jebod^,  ba^  bie  2Reber,  gleich 
ben  3nbem,  in  il^rem  ßanbe  f^on  eine  d^amitifd^e 
SetJößerung  üorfanben  unb  fo  frembe  SIemente 
in  il^re  ©inrid^tungen  ober  aud^  in  i^re  ©prad^e 
aufnal^men.  ®a8  Sanb,  auf  beffen  Soben  bie 
®efd&id^te  ber  SKcber  öerlief,  ift  ein  %f)tH  beS 
l^euttgen  ^erflen  jmifd^en  bem  faSpifd^en  SKeer, 
Slrmenien,  ber  gro|en  perfifd^en  ®ebirg§!ette  unb 
ber  ©alafteppe  unb  umfaßt  jc^t  bie  ^roöinjen  9Iber» 
beibfd^an,  ®iIan«9Wafanboran  unb  3ra!  9lbfd^mi. 
fö  iji  ein  gebirgiges,  aber  frud^tbareS  Sanb,  in 


meld^em  bie  9Reber  erft  als  abgel^artete,  tfld^ 
ffrieger  aufnmd^fen,  bis  fte  unter  perfifd^  fyo 
fd^aft  ber  äßeid^Iid^feit  k)erftelen.  2)ie  ^auptjlobt 
beS  SanbeS  mar  baS  uralte  Sld^meta  ober  Scbotnaa 
(f.  b.  9lrt.),  baS  burd^  bie  föniglid^  Surg  eise» 
Sßeltn^m  erlangt  l^atte.  Sine  onbere  fd^  giD|e 
@tabt  in  SRebien  mar  StageS  (f.  b.  Sri),  toeii^ 
aus  ber  ®efd^id^te  ber  beiben  StobioS  bdannt  ^ 
nug  ift.  92a(|  ber  l^eiligen  ©d^rift  fuib  eS  ^ 
bie  änfd^riften  beS  aff^rifd^en  ffönigS  Stamman« 
nirari  m.  (811—783),  öietteid^t  oud^  bie  feinet 
beiben  iBorgänger,  auf  aeld^en  bie  SReber  genannt 
merben,  unb  feitbem  ifi  in  ajfQrifd^en  OueUen^ 
fig  Don  il^nen  bie  9tebe  (f.  Xiele,  Sab^l-af^ 
®efd^id^te,  ®otba  1886,  635).  3n  ber  Seit  M 
9.  unb  8.  äal^rbunbertS  erfd^inen  fte  in  ein|ebe 
©tömme  getl^eilt,  beren  jeber  fein  bef onbercS  Ota^ 
baupt  l^atte.  2)iefe  üeinen  gfürflen  läAta  in  tf 
ftänbigem  ffriege  mit  Slffprien  unb  umrben  ttne> 
berl^olt  untermorfen,  fo  ba^  ber  aff^rifd^  Mi 
©argon  bie  befiegten  Israeliten  ^.nad^  9[ff9rie&' 
in  „bie  ©tobte  ber  SDleber''  beportirte  (4  ftk 
17,  6;  18, 11.  lob.  4,  21),  unb  ba|  im  ajferip 
fd^en  ^eere  SReber  als  ^ilfStruppen  erfd^oneo 
(2^ubitb  16,  12).  Unsmeifel^aft  aber  k)ereimgte 
fpöter  einer  auS  biefen  Slanen  fömmtlid^  9Rebo> 
ftömme  unter  feiner  ^errfd^aft,  grunbete  fo  ein 
einziges  SReberreid^  unb  marb  ber  ©tifto  einer 
S)9naftie.  Ob  biefer,  mie  ^erobot  (1, 96)  ongül 
S)eio!eS  l^ie^,  mu^  bal^ingejte&t  bleiben.  :$Dar 
erf lieint  auf  ©argonS  3nf d^rift  unter  bejfen  %a^ 
ben  einmebif(^erS)aj[auÄt,  allein  Dielbid^t  ift  bic^ 
nur  eine  Se^eid^nung  ber  ©teSung,  txne  ber  9bnne 
Sßl^arao  in^Ieg^pten.  StefiaS  (bei2>iobor2,32M 
34)  red^net  für  biefe  S)9nafüe  287  Solare  oufttfiriS 
Don  538  unb  fül^rt  als  9Ritglieber  beiben  «n 
ffbnige  an,  meldte  Don  bem  erften  ffdnig  SiioM 
an  bis  gu  bem  legten  ffbnig  SLSpoboS  feine  \o4 
befannten  SRamen  geigen.  2)ie  ffriege  gegen  %^ 
rien  mürben  unter  biefer  S)9naftie  erf olgreid^  föd* 
gefegt  unb  fül^rten  nad^  einem  99ünbni|[e  nntSf 
bQlon  fd^Ue|Iid^  jur  3erft5rung  beS  off^nf^« 
Sleid^eS.    S)em  SReberreid^  marb  Don  (&px&  an 
Snbe  gemad^t ;  freißd^  gef d^a)^  bie|,  mie  man  W 
aus  beffen  eigenen  Sriajfen  mei^,  auf  eine  loen^ 
romantifd^e  ^rt,  als  ^erobot  eS  borfUIt  !M 
mit  9Rebien  Derbünbete  Sab^Ion  erlag  bem  to* 
griff  GiQruS'  unmittelbar  nad^l^er ;  um  ober  ben 
©tolg  ber  Untermorfenen  gu  fd^onen,  fe^  Ctntf 
einen  SReber  SRamenS  2)ariuS  als  @d^eitdBni| 
über  aSabpIonien  (San.  5,  81;  11, 1).  Seiftet 
beftanb  ein  „Seid^  ber  ^erfer  unb  SKAer*  091. 
1,  3.  2)an.  6, 15)  bis  gu  bem  ©iege  WtsoaM 
beS  ®ro^en  über  ben  legten  Sld^eniben  (1 9X4 
h  1),  unb  bie  meitere  ®efd^id^te  ber  äJbbecipta 
bie  ber  ^erfer  Der[](od^ten.  2)od^  behaupteten  bk 
SReber  im  perftfd^en  Steid^  immer  eine  fntW^ 
ragenbe  ©tellung,  fo  bafe  fd^on  SfoiaS  (13,  W; 
21, 2)  bie  Eroberung  IBabelS  burd^  S^mS  1^ 
föd^Iid^  ben  9Rebem  ^ufdbreibt,  unb  ba^  Stnotf 
(51, 11),  mie  fpäter  bie  ©ried^en  ti^oten,  bie  fetfff 


161 


SWebtceö  —  ajlebina,  3uon  bc. 


1162 


Cbft  9Rd^  nemtt  ^tle^anber  unterftedte  9Re« 
CR  bct  Senoaltimg  ^atmenio'S;  tta(i^  beffen 
tibt  er^idt  c8  $9t]^o.  3)urd^  @eleucu3  92i!ator 
im  SRebien  )um  f^rifd^en  9tei(i^e  (1 3Raä).  S,  8); 
m  ftönige  3)emetriu8  @oter  aber  toarb  eS  152 
fnJ^  btn  Srfadben  üßitl^ribated  I.  entriffen  imb 
i^Me  mm  )ur  port^ifd^en  üßonard^te.  @eübem 
irf^iotnbet  ber  mebifd^e  9lante  aSmölig  au§  ber 
kfd^te ;  einer  ber  legten  Setoeif e,  ba^  bie  SHe» 
X  i^  9lationaIttöt  bemal^  l^atten,  ift  bie  ^n* 
i^nma  Spg.  2,  9.  [jfoulen.] 

fbiUcs  (de  Medicis),  gttei  (ebeutenbe  tta» 
e^d^  @^ftfleller.  1.  f)teron9tnud  SRebi» 
t%  O.  Pr.,  gef(|ä|ter  Kommentator  beS  1^1.  Sl^o« 
iq8,  ttnirbc  um  1569  in  bem  umbrifd^en  @töbtd^en 
ABKtino  geboren,  bal^er  be  9Rebicid  a  Samerino 
enmmt  dr  trat  gu  Slncona  in  ben  S)ominicaner» 
d«Q,  lel^  $]^iIofopl^ie  unb  S^eologie  an  Der« 
l^icbenen  @d^ulen  ber  lombarbifd^en  OrbenSpro« 
n^  iidej^t  an  bem  großen  Sont)ent  ju  Bologna, 
x^It  ben  SRagifter"  unb  2)octorgrab  unb  »urbe 
jd|lie(Iid^  Senfor  an  bem  SnquifitionStribunal  ju 
«ontna.  ^ier  ftarb  er  im  3. 1622.  Sin  9Rann 
m  mtermübetem  t^ei^e  unb  ein  treuer  Snl^ön- 
(tc  beS  ]^L  Sl^omag,  fd^rieb  SRebiceS  }um  leid^» 
tnimb  äarem  SSerftönbni^  ber  fiel^re  be§  Stquina» 
tncineCrflörung  5U  beffen  t^eologifd^er  Summa 
unter  bem  Sitel  Formalis  explicatio  Summae 
theologicae  S.  Thomae  Aquinaids,  qua  om- 
mi  argumenta  et  rationes ,  quae  in  singu- 
ÜB  irticulis  tractantur,  non  modica  claritate 
lonnantur  et  explicantur,  argumentorumque 
nsponopnes  explicatae  ad  ipsorum  partes 
ipte  accommodantur.  Sie  Bearbeitung  Don 
Imbn,  1,  im  3. 1611  ju  aJlantua  DoQenbet 
Mtbe  1614  gu  SSenebig  in  einer  OuartauSgabe 
müffentfid^t;  breiSa^re  fpöter  erfd^ien  ber  Som» 
■enior  ju  n,  2,  ebb.  1617  in  4«,  unb  fünf  Saläre 
teanf,  1622,  in  ber  Denetianifd^en  @tabt  @aIo 
(Uodimn)  bie  erHörung  suIH;  1623  folgte 
Me  Infigobe  bed  Supplementum  gu  9Rantua. 
Siefe  erße  SuSgabe,  fomie  eine  gmeite  in  Octab, 
mf(dl8  gu  Senebig,  finb  anwerft  fel^Ierl^aft  unb 
nonan;  eine  correctere  unb  f^önere  beforgte  ber 
kdMenß&oQe  Sibliograp]^  beS  S)ominicanerorben§ 
3k.  Ou^  in  5  gfoliobönben  1657  ju  $ariS. 
ätneuefler  3^  umrbe  ber  gefd^ö^te,  aber  feiten 
potbene  Kommentar  mieber  (leiber  nid^t  fel^ler» 
m  obgebmdt  in  einer  elf bänbigen  OuartauSgabe 
««CD  185a— 1862  (aud^  gu  $ari§).  S)ie  Kr« 
Bong  SRebiceS'  befd^rönlt  ftd^  in  befd^eibener 
Seife  U^iglid^  baraut  ben  Snl^alt  iebe§  ^rtifelS 
"^Me  Aigomenta,  ba§  Corpus  unb  bie  Respon- 
■ooeB  —  mit  tl^unlid^fier  Seibel^altung  ber  eige« 
*a  Sorte  bed  englifd^  Sel^rerS  in  f QUogiftif c|er 
Sfei^orm  }u  geben  unb  f o  bem  iBerftänbniffe  ber 
VjbigjBt  nSf^  gu  bringen.  3)er  iBerfaffer  felbft 
NM  »ieberi^ott  08omoü  ju  I  unb  n,  2)  über 
m  Stdi^obe  unb  il^  bibaftifd^en  Smdt  au§» 
UfftoÜfm:  Finis  suscepti  laboris  fuit,  stemere 
rim  planam  et  facilem  studiosis  doctrinae 


sancti  Thomae,  eosque  allicere  ad  percurren- 
dam  totam  ejus  summam  semel  atque  iterum. 
S)iefe§  3i(^  S^  erreid^en,  ift  feine  Formalis  ex- 
plicatio aUerbingS  fel^r  geeignet,  aber  über  ben 
2in^alt  ber  Summa  l^inauS  fül^rt  fte  nid^t.  @ie 
jeigt  meber  bie  Siefe  nod^  bie  Sragtueite  ber  tl^o* 
miflifd^en  $rinci))ien;  fie  tt)ei3t  nid^t  auf  i^re 
Sßur)el  unb  Segrünbung  in  ber  iBäterlel^re,  nod^ 
beutet  fie  bie  SSege  unb  diid^tungen  an,  auf  unb 
nad^  U)eld^en  fte  }u  ergönjen  unb  fort^ubiben 
ttJören.  SDiefem  SKangel  in  thoa  absul^elfen,  ^at 
bie  neuefte  Ausgabe  mel^rere  3ufä|e  gebrad^t.  @o 
ift  ieber  Quaestio  unter  bem  Sitel  Utilitas  pro 
ecclesia  s.  Dei  ein  Appendix  auS  ben  Elncida- 
tiones  be§  2)ominicaner§  Serapl^in  Sapponi  a 
^orrecta  betgegeben,  morin  in  furzen  @ö|en  ber 
Snl^alt  eine§  jeben  ^rtifefö  jufammengefa^t  u^ 
feine  polemifd^e  iBertuenbung  gegen  bie  entgegen- 
ftel^enben  Srrt^ümer  angebeutet  ift.  ®er  Seigre 
üon  ber  ®nabe  in  U,  1,  q.  109—114  ifl  eine 
Seilte  öon  14  ®iffertationen  angefügt  (V,  378 
ad  576),  meldte  bie  ^uptpunfte  berfelben  berül^«* 
reu  unb  fotuol^I  bie  begüglid^en  ^öretifc^en  ©egen» 
föke  als  bie  fatl^olifd^en  Sontroüerfen  in  objectio 
gefd^id^tlid^er  SBeife  erörtern.  ®ie  q.  27  in  UI: 
De  b.  Mariae  Virg.  sanctificatione,  l^at  ber  neue 
Herausgeber  im  @inne  beS  befinirten  SogmaS 
bon  1854  unb,  mie  er  meint,  aud^  im  @inne  beS 
%  %f)oma^  felbft  umgearbeitet,  benn  er  ift  mit 
Kapponi  (IV,  380),  SambruSd^ini  (IX,  376) 
u.  %  ber  ^nfid^t,  ba|  bie  Seigre  beS  Slquinaten 
mit  bem  S^l^olt  beS  S)ogma3  Don  ber  unbefledCten 
@m))föngm|  nid^t  im  ^tberfprud^e  ftel^e.  (93gl. 
Quetif,  Script.  0.  Pr.  11, 425 ;  Hurter,  Nomen- 
clator,  ed.  2, 1,  257.) 

2.  @ebaftian9Rebice3,  apoftolifd^er  Ißroto« 
notar,  lebte  in  ber  ^trieiten  f)ölfte  be§  16.  3al^r- 
^unbertS  in  tjfloreng  unb  fd^rieb  au^er  mehreren 
Juriftifd^en  unb  canoniftifd^en  SBßerfen  (il^r  SSer- 
geid^nijj  bei  3cb(er,  Unit)erfaI«Ses.  XX,  85  f.)  eine 
Summa  peccatomm  capitalium  secundum 
communem  opinionem  doctorum,  Florent. 
1579,  femer  eine  für  bie  ©efd^id^te  ber  SReforma« 
tion  in  Stauen,  gtanfreid^,  Spanien  u.  f.  ».  be« 
merfenStuertl^e  Smuma  omnium  haeresrmi,  et 
catalogus  schismaticorum,  haereticonmi  et 
idolatrarum,  ib.  1581,  fomie  eine  t^eologifd^e 
^b^blung  De  mirabilibus  operibus  Dei,  Ma- 
cerat.  1590.  gr  ftarb  um  1591.  (93gl.  Hurter, 
Nomencl.  liter.,  ed.  2, 1,  122  sq.)    [9Rorgott.] 

"SBebiita,  brei  fel^r  bebeutenbe  Ideologen  Spa- 
niens im  1 6.  Sal^r^unbert.  1 .  SDer  ältcfte  öon  il^nen, 
3uan  be  SKebina,  toarb  geboren  im  3. 1490 
5U  SIcalä  be  f)enare§  (ba^er  aud^  Medina  Com- 
plutensis)  unb  lehrte  20  Sabre  unb  me^r  bie 
Sl^eologie  an  ber  bortigen  Sfabemie.  Wxxtct^ 
©ome)  fagt  Don  ber  SQBtr!fam!eit  feinet  Sel^rerS : 
Joannes  Metina,  vir  perspicacis  ingenii  et 
gravis  judicii,  plus  quam  viginti  annos  theo- 
logicae  scholae  praepositus  tantam  sibi  lau- 
dem  comparavit,  ut  ejus  nomen  brevi  cele- 


1163 


5mcbina,  miä^atl  be. 


11( 


berrimum  per  univ  ersam  Hispaniam  fuerit . . . 
Concursus  undique  ad  eum  fiebat  in  rebus 
dabiis  aut  certe  paroin  cognitis,  tanquam  ab 
oraculo  claritatem  petentium.  Sr  fügt  nocl^ 
l^mju,  3ol^.  SDlcbino  l^abc  burc^  übermäßiges  ©tu« 
bium  \\(S)  Derfd^iebette  ftronfl^eiten  unb  Seiben  gu* 
gegogen,  xotlä^t  feine  ftörperfraft  öor  bergcit  Der« 
je^rten,  fo  ba|  er  fd^on  1546  fiarb  unb  fomit  foum 
56  SebenSjal^re  erreid^te  (De  rebus  gestis  Fr. 
Ximenii,  Card.  ToL,  origineque  ac  progressu 
Gompl.  Academiae,  Compluti  1569,  L  8  init., 
Bei  Nie.  Antonio,  BibL  hisp.  nova  1, 740.  iBgl. 
l^iecgu  beS  SllD.  @omeg  unb  ^mbrojiuS  a  3Dto» 
raleS  ßlegien  über  ben  Sob  SDlebina'S  in  ber  3n= 
golfi  SuSg.  feines  SßerfeS  De  restitutione  etc.). 
gin  anbetet  3eitgenoffe,  Sßp^onS  ®atcia§  SKata« 
ntotoS  (De  Academiis  et  doctis  viris  Hispa- 
niae,  Compl.  1553,  bei  Nie.  Ant.  L  c.)^  fteUt 
i^n  fogat  auf  eine  @tufe  mit  bem  fßattx  bet  9{eu« 
f^olajU!  unb  Segtünbet  bet  tl^eologifd^en  Sd^ule 
Don  @alamanca,  t^f ^^S  ^on  iBittoria,  unb  guiat 
non  ingenio  solum,  quo  plurimum  viguit,  sed 
doctrina  et  subtilitate  quadam  disserendi  et 
reliquis  etiam  animi  omamentis,  quae  per- 
multa  in  hoc  singulari  et  summo  viro  fuerunt. 
3n  betfelben  e^tenben  SBeife  öußetn  fic^  übet 
^ebina  übeteinftimmenb  bie  l^etDottagenbftengeit' 
genöfjifd^en  Sl^eologen,  tt)ie  3)om.  ©oto,  bet  6a» 
nonijt  vljpilcueta  u.  21.,  beten  Uttl^eile  bet  Sngol» 
ftäbtet  f)etau§gebet  bet  SBetle  9Rebina'3  iufam» 
mengepem  unb  9lic.  Antonio  in  feinet  Bibl.  hisp. 
L  c.  tt)iebet]^oIt  l^at.  3n  bet  Sl^at  teti^tf ettigen  bie 
Sßetle  biefeS  Xf^tolOQta  unb  il^te  toiebetl^olten  2luf" 
lagen  baS  tl^m  fo  teid^Iid^  gefpenbete  Sob.  St 
f d^tieb :  De  restitutione  et  contractibus  Tra- 
ctatus  sive  Codex,  Sahnanticae  1550,  eine  füt 
forialwiffenfd^aftlid^e  iJ^agen  bebeutfame  ©(i^tift, 
benn  bet  SSetf  äffet  l^anbelt  l^iet  fel^t  flat  unb  f  4ötf  ■ 
finnig  de  rerum  dominio  atque  earum  resti- 
tutione et  de  aliquibus  contractibus,  de  usura, 
de  cambiis,  de  censibus  etc.;  fetnet  De  poe- 
nitentia  ejusque  partibus  Commentarius  (in 
IV.  Sent.  d.  14),  seil,  de  poenitentia  cordis, 
confessione,  satisfactione ,  jejunio,  eleemo- 
syna,  oratione  (Sahnant.  1550).  SJlit  Untecl^t 
l^at  P.  S.  SBabbing  (Ann.  min.  ad  ann.  1562, 
n.  390)  beibe  SBetfe  feinem  DtbenSgenoffen  P. 
aOWd^.  be  5Dlebina  jugefd^tieben  (ögl.  bagegen  bie 
Continuatio  beS  P.  SWeld^.  be  getteto  XXI,  157, 
n.  76).  6tne  conectete  unb  elegontcte  3lu8gabe 
beibet  ©d^riften  in  einem  jueibönbigen  Sfoliometfe 
mit  Stanbbemetfungen  unb  teid^l^altigem  3nbej; 
befotgte  Slbalbett  C^unget,  !ßtofeffot  bet  Sl^eologie 
unb  ^tofanjlet  bet  UniDetRtöt  Sngolftabt,  Sngol» 
ftabt  1581.  ©ie  ift  bie  etfte  in  5)eutfd^lanb.  ^^x 
folgten  uiebetl^olte  2lu§gaben  in  93tt£en  1589  f. 
unb  tticbetum  1606,  fowie  in  fföln  1607.  3o» 
Joannes  SRebina  fd^tieb  nod^  Dot  bem  Soncil  Don 
Xtient;  ballet  ift  eS  nid^t  ju  Denounbetn,  menn 
fid^  bei  il^m  einjelne  üßeinungen  finben,  uield^e 
nad^  ben  Sntfd^eibungen  biefet  ©Quobe  nid^t  me^t 


l^altbat  ftnb  unb  ftd^et  aud^  Don  bem  Secfof 
felbft  bei  feinet  Sl^tfutd^t  Dot  bet  fird^Iid^  9i 
totitötnid^ttteitetaufted^t  gehalten  loütbetu  Ski 
gel^ött  bie  Se]^au))timg,  „ein  potticuldr  ßscoi 
municittet  fönne  einen  ©tetbenben  nid^t  cdfi 
Diten"  (q.  23  De  confess.  in  fine,  ed.  Ibgi 
stad.1, 154),  unb:  „nut  bie  Sauf e,  md^toud^l 
Su^e,  fönne  in  articulo  necessitatis  Don  ein 
^ätetifet  obet  Sscommunicitten  gefpenbet  koe^ 
(ib.  q.  28,  membro  2, 1,  165;  bie  gegentl^ 
Seilte  Conc.  Trid.  Sess.  XIV,  cap.  7).  3n  h 
felben  Slbl^anblung  (q.  5,  dub.  2  in  fine,  1, 101 
fd^eint  SRebina  gegen  %f^oma^  unb  (Sa]etan  n 
pnel^men,  ,,lö|Ud^e  ©ünben  feien  feine  geeipe 
aWatetiebctSetdöt"  (ba§®egent]^eü^ietDonOini 
Trid.  Sess.  XIV,  cap.  5  et  can,  7).  enbHdJ  ffi 
et  (q.  14,  cas.  4,  I,  126  sq.)  bie  9lnfi(^t  je» 
ujenigen  ^^eologen  füt  ptobabel^  XDdqt  be^ 
ten,  ,,5um  Smi)fange  bet  l^eüigen  (Eu<|arifHe  J 
fiit  einen  fd^meten  ©ünbet  bie  Dotgöng^ge  fMi^ 
nid^t  notl^ioenbig,  aud^  bannnid^t,  xotim  i^m  oopt 
confessarii  gegeben  fei",  wogegen  boS  Sribea 
tinum  (Sess.  XIII,  cap.  7,  can.  11)  untet  bc 
©ttafe  bet  ßscommunication  Detbietet,  femd^ 
bief e  tlnfid^t  „ju  legten,  }u))tebigen,  l^ottnddRgi 
be]^au))ten  obet  aud^  nut  in  öffentlid^et  S)id|niio 
tion  5u  Dettl^eibigen''.  (SSgl.  Nie.  Antonio,  BiU 
hisp.  nova  1, 740  sq. ;  Hurter,  NomencL,  ei2 
1, 18,  not.  3 ;  gl^tle  im  ftat^olif  1885, 1, 512 1 
2.  antd^ael  be  SRebina  0.  Min.  obs.  mA 
im  %  1489  in  bem  ©täbtd^en  Selolcagat  in  bei 
S)iöcefe  SotboDa  auS  bet  abeligen  ^mttie  be  bl 
SOtebinaS  geboten,  mad^te  feine  etften  @tubkn|i 
SiotboDa  unb  na^m  mit  20  Saluten  baS  IHeib  M 
1^1.  tJftanciScuS  in  bem  SonDente  ©.  ÜRotiabeS» 
gelis  be  ^otnad^ueloS  in  ben  IBetgen  bet  &im 
SOtotena  unmeit  QlotboDa.  IBalb  na^  bet  @dM> 
ablegung  tvuxbt  bet  talentDode  Otbendmami  Ml 
feinen  Obeten  in  baS  Don  SEimened  eigenS  fh 
ftubitenbe  t^tanciScanet  ettid^tete  SoOegiam  M 
©t.  $etet  unb  $aul  }u  Sllcalä  gef^idCt  (DgL  &» 
feie,  ©et  gatb.  XimeneS,  2.  «uH.,  104).  State 
bottigen  Unioetfitöt  etmatb  et  {id^  xxmiä^  tifl 
Saluten  untet  l^etDonagenben  Sel^tem,  nrie  SlfM 
be  Saftto  unb  Snton  Don  Sebtiia  (f.  b.  9ttt),  ii 
eifrigem  ©tubium  fo  gtünblid^e  ffemttnilfe  inte 
$bi^<)f<)p^te  unb  S^eologie,  fotoie  in  ben  oric» 
talif d^en  ©ptad^en  unb  bet  ®ef d^id^te,  ba|  bie  (» 
ftilif  d^e  tJftanci§canet))toDin}  bei  ben  OtbenSotad 
etf olgteid^e  ©d^titte  t^at  um  ben  Dielfeitigot  9^ 
Ui)xttn  bei  fid^  ju  bej^alten.  9lad^bem  et  iseiktt 
Diet  ^al^te  bem  ©tubium  gemibmet  unb  }n  S> 
lebo  ben  ©octotgtab  ettungen  ^tte,  etl^  er« 
bet  UniDetfttöt  ju  Wcala  ben  Sel^tflu^  fb  bk 
l^eilige  ©d^tift.  ©eine  SSotttöge  über  boS  {bA 
ffapitel  beS  39ud^e3  ©eutetonomium,  todSft  er  «4 
bem  ©tudfe  übetgab,  mutben  mit  Dielem  9elfA 
aufgenommen;  bod^  gab  etbalb,  Don  anbecest^ 
beiten  abgezogen,  baS  Sel^amt  teieba  auf.  ä^ 
folge  auSbtüdCtid^et  C^m))fe]^Iung  bor  UniixiPIH 
Don  «Icalä  fanbte  i^n  «Philipp  IL  im  3.  IS« 


1165 


SRebina^  9Rt(i^aeI  be. 


1166 


dB  einen  feiner  Xl^eologen  gum  Soncil  Don  Stient ; 
^  twrt^ibigte  er  im  SJereht  mit  einem  anbem 
flogen  bed  fa^olifd^n  Jf önigS.  bem  geleierten 
imb  f^orffinnigen  ^Dominicaner  3uan  ©allo  (ge{L 
1577),  fröftigji  bie  latl^olifd^e  Sel^  gegen  bic 
Seatter.  Sa  mel^reren  feiner  ©d^riften  enii)fing 
er  ^  bie  Anregung,  fo  ju  bem  umfaffenben  Säßerfe 
üer  ben  Sölibot,  fott)ie  jur  ^bl^anblung  über  bie 
9(Ii{fe  u.  f.  to.  3fn  bem  Stampft  gegen  §ärefie 
mb  Unglaube  erfamtte  SRebina  feinen  Iiterarif(ieen 
9mtf  (Christ,  paraenesis,  Epist.  nuncup.). 
fe  ip  bemfelben  mit  ®ifer  unb  grfolg  nad^gef om« 
Ben.  maä)  ©eenbigung  beS  goncilS  feierte  SKe« 
bina  in  feine  ^oDinj  gurüd,  mürbe  @uarbian  im 
Älojte  6. 3uan  gu  Solebo,  KuftoS  unb  im  Solare 
1571  ©eneralbepnitor  be§  DrbenS.  »fö  fold^er 
bnmg  er  Befonberd  barauf,  ba|  in  ben  eingelnen 
Otbenfiproüinsen  neben  ben  Uebungen  ber  gfröm» 
ori^  aud^  eine  grünblid^e  SBiffenfd^aft  Don  fei» 
mtOrbenSgenoffen  gepflegt  nmrbe.  Um  jene  3eit 
W«  We  (Eenfurirung  mehrerer  ejegetif c^en  ©d^rif « 
ten  beS  SRinoriten  ^ol^anneS  f^8  (Sßilb,  geft. 
1554),  »eld^  über  25  ^alftre  (1528-1554) 
Bit  bem  Stufe  be§  bebeutenbften  ftangelrebnerS 
ia  Sc^d^Idnb  im  Srsbomftifte  9Raina  geprebigt 
Bibtrtele  Sibekommentare  Deröffentlic^t  l^atte,  eine 
fiterotifd^  iJfel^be  üeranlajst,  an  meld^er  SRebina 
tinen  für  $n  t)erieängni|k)oIlen  Sntl^eil  na^m. 
Bfym  bie  Sorbonne  Derbot  in  i^rem  anbei; 
tom  Solare  1551  bie  Kommentare  be§  g^ruS  gum 
Ibongelium  (1536)  unb  gum  erften  Briefe  beS 
(LJo^onned  (1545  u.  f.);  im  Saläre  1554 
!i|neb  ber  Dominicaner  2)ominicuS  be  @oto 
«meihmgen  ju  beffen  ^ol^anneS- Kommentar 
(Annotationes  in  Joann.  Feri  Franciscam 
Mogoitinensis  commentarios  super  evang. 
Joimus,  Salam.  1554),  morin  er  67  @ä^e  cen« 
Urte,  unb  mibmete  feine  Slrbeit  bem  @eneral« 
i»|mfitor  tum  Spanien,  Srgbifti^of  Sfemanbeg 
M6S  in  SeüiOa.  S)a  glaubte  SRebina  fid^  feines 
Odioägenoff en  annel^men  gu  muffen  unb  Deröff ent» 
li^te  im  3. 1558  5U  Sllcalä  eine  Apologia  Joan- 
ni  Feri,  in  qua  67  loca  commentariorum  in 
Jotnnem,  quae  antea  Dom.  Soto  Segoviensis 
hüierana  traduxerat,  ex  s.  scriptura  sancto- 
non^  doctrina  restituuntur  (mieberl^olt  ge« 
ktwlt),  morauf  im  %  1560  Soto  in  feinem  Com- 
Bflntar.inlV.  Sent.  anttoortete.  SRebina  beforgte 
fobou  1562  eine  e^purgirte  Ausgabe  be§  Som« 
«aM  ju  Sol^onneS  unb  bed  na||  ^S^m^'  Sobe 
PiÜlain)  1559  erfd^enenen  Kommentars  gu  SRat» 
4tal,  beffen  UnterbrüdCung  bie  !ßarifer  tl^eolo« 

&gfQaäUät  iierorbnet  l^atte,  meit  er  fo  üoQ 
ner  unb  Jh|ereien  fei,  ba^  er  feine  Smen» 
^  twMene.  3m  3. 1567  lie^  bie  fpanifd^e 
Sifiifition  bie  Kommentare  t)on  tJferuS  conftS« 
^mib  leitete  gegen  9Rebina  einen  $ro)e^  ein. 
W  greife  (Skl^fyctt  nmrbe  in  ben  jf erler  gemorf en 
Mmugite  barin  5Vt  ^cif)xt  fd^mad^ten,  bis  il^n 
^Bd^  tei  3. 1578  eine  fd^mere  Krifranfung  an% 
w  ^  (efrrite  unb  }u  feinen  OrbenSgenoff en  in 


ben  Konvent  üon  S.  3uan  in  Solebo  jurüdt« 
brad^te.  Srofc  ber  forgfamften  Pflege  gelang  eS 
nid^t,  baS  Seben  beS  burd^  Seiben  unb  Jhimmer 
gebrod^en  SRanneS  lönger  ju  erl^alten.  9Rebina 
ftarb  nod^  in  bemfelben  3Ql^re  (1. 9Rai  1578)  unb 
erl^ielt  unter  allgemeiner  el^renber  93et^eiligung 
bon  Klerus  unb  fiaien  auS  aDen  Stauben  in  ber 
Jhrd^e  fein  ®rab.  IBalb  nad^  feinem  Sobe  marb 
fein  ^rojel  beenbigt;  baS  Urt^eil  ber  3nqmfttoren 
lautete  auf  tJfreifpred^ung,  obfd^on  feine  Apologia 
nod^  im  Siffaboner  3nbes  Don  1581  unb  in  bem 
beS  fpanifd^en  ©eneralinquifttorS  Karbinal-Krg" 
btfd^of  Don  Solebo  @aSp.  Ouiroga  unbebingt 
verboten  erfd^etnt  (ogl.  über  bie  KontroDerfe  jmi* 
fd^en  9Rebina  unb  Soto  ben  eingel^enben  unb  ob« 
jectiDen  93erid^t  beS  2)ominicanerS  SistuS  Don 
Siena  in  feiner  Biblioth.  sancta  L  4  s.  y.  Job. 
Fenis,  Venet.  1566, 1,  417  sq.;  1.  6,  Annot. 
178—215,  n,  796—823;  fomie  »eufd^,  3nbes 
I,  561  ff.),  aufeer  ber  Apologie  für  geruS  unb 
ber  Enarratio  triam  locorum  ex  cap.  2  Deu- 
teronomii  (Compluti  1560)  Derfa^te  9Rid^.  SRe» 
bina  nod^  eine  SRei^e  Don  Sd^riften,  burd^  meldte 
er  feinen  ©elel^rtenrul^m  begrünbete  (Dgl.  bie  Klo« 
gien  über  il^n  bei  92ic.  SIntonio  unb  Sßabbing« 
Kerreto).  Sßod^  Don  feinem  3lufentbalte  in  Srient 
baUrt  baS  bem  If  önig  ^l^ilipp  ü.  gemibmete  Sßerf 
Chrisidanae  paraenesis  sive  de  recta  in  Demn 
fide  libri  Yll,  in  quibus  orthodoxae  fidei  ori- 
gines  proponuntur,  propagandae  ratio  tra- 
ditur  atque  haereticorum  argmnenta  pro- 
teruntm-,  Venet.  1564,  ber  erfte,  funbamentale 
Sl^eil  einer  gro^  angelegten  ^ologie  beS  Kbriften* 
t^umS,  in  mcl(|em  Don  ben  ^rtncipien  utd)  9Ro» 
tiDen  beS  @laubenS,  Don  beffen  Uebematürlid^feit 
unb  5Rot]^ttenbigfeit,  Don  ben  Kriterien  ber  äBal^r« 
l^eit  unb  ben  jfenn^eid^en  ber  maleren  JKrd^e,  Don 
ben  canonifd^en  Sudlern  unb  ber  9lotbtt)enbigfeit 
eines  autl^entifd^en  Organs  ju  il^rer  Krüarung 
in  eingel^enber  äSeife  ge|anbelt  mirb.  2)er  ^l^eo« 
löge  ©euer  (Theol.  dogm.  schoL  1, 53)  berid^tet, 
URcbina  fei  gugleidj  mit  feinem  SanbSmanne,  bem 
Spanier  $etruS  gfontiboniuS,  Don  ben  köpften 
^iuS  IV.  unb  ?piuS  V.  beauftragt  morben,  gegen 
bie  SRagbeburger  Kenturiatoren  }u  fd^reibeu;  in 
biefem  93er!e  f at  er  menigftenS  auf  fie,  fomie  auf 
bie  f)aupter  ber  f  og.  Sieformation  StüdFfid^t  genom- 
men. 3n  bief elbe  ßeit  fällt  bie  iBeröffentlid^ung  ber 
Sd^rift  Disputationes  de  indulgentüs  adversus 
nostri  temporis  haereticos  ad  PP.  s.  Concilii 
Trident.,  Venet.  1564,  gemöbnltd^  mit  93eigabe 
ber  fletnen  Sb^anblung  Expositio  in  qnariium  ar- 
ticulmn  sjmboli  Apost.,  ib.  1564.  SlS  ftd^  baS 
(übrigens  unbegrünbete)  ®erüd^t  Derbreitet  l^atte, 
^apft  ^iuS  IV.  fei  geneigt,  beS  griebenS  l^alber 
bem  S)röngen  einiger  beutfd^en  dürften  nad^ju« 
geben  unb  ben  bcutfd^en  ^rieftem,  mie  ben  grie« 
^ifd^en,  bie  Beibehaltung  il^rer  Dor  ber  SBet^e 
angetrauten  gfrauen  ju  geftatten,  fd^neb  er  auf 
©el^dl  jfönig  $bilipp^  H*  unb  mel^rerer  Jpani« 
fd^er  Sifd^öfe,  meldte  in  biefem  3ugeftönbniffe  eine 


1167 


SJlebina,  Sattl^olomöud  be. 


1168 


ungeheure  @(i^öbigung  ber  d^riftUc^en  ©efeüfd^aft 
ecblidüen,  eine  utitfaffenbe  unb  aUfeitige  ^bl^anb- 
lung  über  ben  priefterlid^en  Sölibat,  toorin  er  in 
fünf  Suchern  Don  natuneti^tUd^ent,  canoniftifd^» 
gefd^iti^tU^em  unb  tl^eologifc^em  ©tonbpunlte  ouS 
bar}ut|un  \viä)i,  ba^  ber  l^eilige  Sienft  be§  SlltarS 
unb  baS  e^eli^e  Seben  fic^  nid^t  mit  einanber  Der« 
einigen  laffen,  unb  ben  jungfröulid^en  Staub  gegen 
bie  Eingriffe  unb  @d^mö^ungen  alter  unb  neuer 
^öretüer  in  @d^u^  nimmt  (De  sacrorum  homi- 
numeontinentiaUbri  V,Venet.  1569).  2imerften 
99ud^e  erörtert  er  eingel^enb  ben  Unterfd^teb  ^mif d^en 
bem  SpifcopatS-  unb  ^redb^teratSorbo  unb  {d^eut 
fid^  l^ierbei  nid^t,  mel^rere  93öter,  mie  ^ieron^muS, 
^^ImbrofiuS,  Stuguftin,  Sl^eoboret,  Sl^rQfoftomuS 
u.  91.,  be«  alten  Srrtl^umS  ber  Sbentifirirung  beiber 
5U  befd^ulbigen  unb  9)tönner,  bie  pgleid^  Don  il)m 
felbft  viri  alioquin  sanctissimi  et  sanctanim 
scripturarum  consultissimi  genannt  merben^  auf 
eine  fiinie  }u  fteUen  mit  Slöriud,  ben  äSalbenfem 
unb  ffi$iclif,  vorüber  il^n  (d^on  ^eUarmin  (Contr. 
5, 1.  1,  cap.  15,  ed.  Viväs,  11,  44)  unb  $eta» 
Diu«  (DisB.  eccl.  L 1,  cap.  3,  unb  De  hier.  eccL 
L  2,  cap.  5.  8)  mit  Stecht  {d^arf  getabelt  unb  }u* 
red^tgemiefcn  l^aben.  SBabbing  u.  91.  führen  Don 
il^m  nod^  eine  Slbl^nblung  De  igne  purgatorio 
an,  unb  9lic.  9lntonio  enoäl^nt  aud^  eine  {pani{d^e 
@d)rift  De  la  verdadera  y  crietiana  humil- 
dad,  Toledo  1570,  foioie  ein  ^anufcript  Anno- 
tationes  seu  Animadvers.  in  B.  CjriUi  libr. 
adv.  Anthropomorphitas.  9)tebina  jelbft  koeiSt 
auf  5h)ei  bis  ie^t  noc^  unaufgefunbene  Sd^riften 
bin:  Biblicarum  Annotationtim  libri  VI  (in 
De  recta  in  Deum  fide,  cap.  9  in  fine)  unb 
De  praecepto  et  dispensatione  (ib.  1. 3,  cap.  8). 
9)tebina  bebanbelt  feine  Stoffe  in  ttieit  au^bolenber 
breite  unb  mit  DoU  au^efc^ütteter  (Selel^rfamfeit; 
benn  ein  reidbed  SBiffen  ftanb  il^m  su  ®ebote. 
9lid)t  nur  in  ben  Tätern  unb  Soncilien  unb  in 
ben  SBcrtcn  älterer  unb  gleidb)eitiger  3:^eo(ogen 
ift  er  bemanbert,  fonbem  ebenfo  in  ben  Schrift* 
fteüern  bed  dafftfc^n  911tertbum«,  mit  beren  Qu 
taten  er  gerne  unb  bäufig  feine  SBerfe  füUt.  S'er 
^infiu^  ber  Sc^Ie  Don  9llcalä,  meldte  nad^  bem 
Urtbeile  befi  Q^raSmuS  (£p.  755)  gerabe  burd^  bie 
Pflege  ber  €pradKn  unb  claffij(ben  fiiteratur  fid^ 
berDortbat,  madbt  fidb  onäi  bei  ibm,  loie  bei  3o- 
banneft  äKebina,  in  ber  genNinbten,  leidbt  babin« 
^iefienben  ^aqlellung  bemerfbar;  bie  ftrenge  fcbo- 
la^fdK  §orm  bat  einer  freiem  ^banblungänxife 
$la|  gemadbt.  (¥gl.  Nie.  Antonio.  Bibl.  hisp. 
nova  II.  140  sq.:  Wadiiing-Cerreto.  Annales 
Min.  XXI,  153—157 :  Du  Pin,  Biblioth.  des 
aut  eccles.  du  XVp  siecle  109—113;  Hur- 
ter,  Nomencl.  liter..  2.  ed..  I.  18  sq.^ 

3.  '^artbolomäud  be  i^ebina,  einer  ber 
gtid)ä(teilen  (Kommentatoren  bed  bl.  ^boma§. 
ivurbe  im  3.  1527  ober  152S  in  9?iebina  bei 
Xio  <Secco.  einer  ncinen  3tabt  im  iiönigretcbe 
Seon.  gebonn.  I?r  {d)loB  n(b  bem  Crben  be« 
bi.  Sominicud  an  in  bem  bunb  ieine  Si§ciplin 


unb  äßiffenfd^ft  uieitbin  berul^mten  £onDent  hor 
@t.  ©tepban  in  @alamanca.  £a  ibn  9tii(| 
(f.  b.  9lrt.)  feinen  9Rit)d^üIer  nennt,  fo  mu|  et 
ungefö^r  in  ben  Salären  1548—1552  unter  Com, 
2)iego  be  SaDeS  unb  Sotoma^ot  feine  t^bgi* 
fd^en  @tubien  an  ber  bortigen  UniDerRtöt  Q/taä/t 
baben.  S)urd^  emftge  unb  au§bauemoe9[iMa> 
marb  M  ber  überaus  fd^arfftnnige  unb  f[ci|qe 
junge  iDiann  binnen  fturjem  ein  reid^  tbeolo^ 
fddeS  SQ3iffen.  92ad^bem  er  eine  S^itlong  im  Coucg 
)u  9llca(ä  als  fie^rer  tbätig  gemefen^  nmrbe  il^ 
in  @alamanca  bie  lfat|eber  be§  2>uranbu8  a» 
Dertraut,  bis  er  im  %  1576  nad^  b^fiem,  aier 
ftegreid^em  toiffenfd^aftlid^en  SBettfampfe  mit  ben 
9luguftiner  3uan  be  ®ueDara^  totlä^  bereüS  tm 
ibm  im  3.  1560  bie  Ifatbeber  beS  S>unmbBS 
inne  gehabt  l^atte  unb  nun  im  99eft|e  ber  Catedn 
de  Visperas  loar^  alS  9lad^folger  beS  im  Odobcc 
1576  Derjtorbenen  großen  unb  allgemein  berubtii 
^rofefforS  SRancio  ben  erjlen  t^ologifd^  Se^ 
ftubl(C/ätedradePrima)  anberUniDerfltötbeflko. 
9tber  nur  Dier  2ial^re  mattete  er  biefeS  eJ^remuAn 
9lmteS.  C^öufige  Slad^tnxid^en  in  fhenger  2)eiiI(nM 
unb  literarif  d^e  X^ätigfeit  ^erftörten  feine  fonßtiäf' 
tige  9latur  fo  rafd^,  ba|  er  bereits  im  frubenSRo» 
neSalter,  faum  53  äa^re  söb^^/  mal^rfd^einliii^ii 
ben  erften  ^agen  beS  gebruar  1581,  bem  Xok 
erlag.  SRebina  bptte  ben  ebremioDen  Suftmg  tXß 
fyxltm,  bie  literarifd^en  @d^|e,  loeldbe  ftd^  {eitkn 
äöieberermedtung  ber  tbeologifd^  Sd^fule  bat^ 
iJfrans  Don  SSittoria  in  bem  3ntraume  eines  ^aSa 
SabrbunbertS  in  @t.  @tepban  angefammett  bäte 
5U  orbnen,  fte  burd^  feine  eigene  ®€ifieSadcit|i 
ergän3en  unb  ju  DerDoUommnen  unb  f o  eines  ul- 
ftänbigen  Sommentar  jur  Summa  bcS  ^  Ztoflri 
ber^ufteEen.  93on  ben  früberen  großen  Sebrernnte 
lid^,  fo  berid^tet  SRebina  (Epist  dedic.  in  LII), 
batte  ein  ieber,  Don  93ittona  bis  ^u  feinem  v 
mittelbaren  S^orgänger  3Rancio,  AnnotaüoBBS 
)ur  Sebre  beS  91quinaten  bintcdaffen;  abajk 
nxiren  meber  DoUftönbig  no(^  DoUfomma  arf* 
gearbeitet,  aud^  nicbt  gä>rucft,  nur  in  6oncgi» 
:  beften  Don  Sd)ülem  nad^gefcbrieboL  ober  boii|i> 
I  geid^^t,  ha%  9lnbere ftcb  md^i  f (beuten,  bieten)» 
:  DoUen  Senhnöler  beS  ^|Vicbigerod)enS  miben# 
I  lieb  fid^  anzueignen  unb  alS  tbre  QeigeSfnMit  f 
\  Deröffentlicben.  So  cntfionbcn  bimien  3abii#9 
i  burcb  ben  glei^  unb  bie  §äbe  ^tbcLahoft  St* 
bina*S  jmei  $änbe  iencS  daffifcben  fimniialvt 
:  5ur  Sunmia,  ber  ^u  ben  bepen  tbcologücba  fp 
.  5eugniüen  ber  neuem  SominicanenibnU  jn|VB 
ift.  S'er  erfte  ^nD:  Expoeitio  sm  sdolir 
stica  commentaria  in  D.  Thomae  Aq.  1 0^ 
qq.  1  ad  114  compL.  Salmandcae  1577  (■>* 
berum  ib.  1562  unb  15SS:  B^gomi  15d6; 
Tenet  15S0.  1590  unD  1602;  CaesttUg** 
stae  1587:  Barcinonae  1604;  CoIob.  1619); 
ber  )nKite:&nd:  Expoeido  sive  schoL  e^ 
mentana  in  D.  Thomae  Aq.  IIL  paitis  5^ 
priores  qq..  IIL  Sentt.  complect«itts,  Sil^ 
•  157S.  15S4  usb  1597  ifenur  Veoet  15^ 


ajlcbitation  —  SRcblcr. 


1170 


602;  Colon.  1618,  fömmtUd^e  ausgaben 

2)iefe  Sotnmentore  fmb  bolzet  auc^  beg« 
I  befonbeier  SSebeutung,  rotil  fte  und  ni^t 

perfSnlid^en  Slnfid^ten  il^reg  SBerfafferS, 
mt^  bie  feiner  fie^rDorgönger^  b.  i  ein  ge» 
^  ©efammtbilb  ber  gongen  Don  IBittoria 
tben  tl^Iogif d^en  Sel^rentmidlung  ber  ®aU 
tfo:  Odfült  bieten.  S)enn  n)teber]^oIt  l^ebt 

mit  9lad^brud(  l^erDor,  er  tvoUt  in  feiner 
(Ig  nid^t  blo^  bie  C^rgebniffe  feines  eigenen 
lend,  fonbem  baS  getftige  Srbe  ber  grojsen 
feiner  @<l^ule  miebergeben.  Sßelc^en  SQBertl^ 

biefem  l^anbfd^riftlid^en  Sloc^Iaffe  beilegte, 
4  borouS^  ba|  er  feinem  OrbenSgeneral 
n  CoDaUt  unter  SInberem  Dor^üglid^  anä) 
feine  Sommentare  gemibmet,  mW  berfelbe, 
ymx  iegli^en  »iffenjd^aftlic^en  Strebend 
Orben,  mit  emflger  ©orgfalt  unb  ?pietat 
Oben  bie  literarifc^en  2)entmöler  ber  alten 
ammeln  unb  ben  Slad^fommen  sur  93er- 
g  überliefern  loffe  (ögl.  über  bie  öotic. 
riften  ber  @almanticenfer  Sl^eologen  bed 
4.  bie  «rtt.  t)on  P.  ßl^rle  im  ftatl^olif 
1, 495  ff.,  u.  1885, 1, 85  ff.).  9leben  einem 
tb  reid^en  t^eologif^en  SBiffen  befo^  9Re- 
4,  nne  feine  Kommentare  betteifen,  eine 
le  cfoffifdje  Silbung;  er  fd^rieb  ein  ein» 
nb  flored,  menn  au($  nid^t  f o  elegantes  unb 
eS  Satein,  wie  fein  Seigrer  ßano,  unb  ftu« 
cigP  ®ried^ifd^  unb  ^ebräifd^;  aber  er  Der» 
',  eS,  XDXt  anbere  ^eitgenöffif^e  SJ^eologen, 
(^riften  mit  gried^ifd^en  ^uSbrüden  unb 
(ifd^en  Erörterungen  5U  fpiden,  unb  fd^lo^ 
ber  nür^temen  ©d^reibmeife  an  baS  SBei» 
iier  Sel^  Sluguftin  unb  Xl^omaS  ftd^  an. 
Kommentar  jur  q.  19,  a.  6,  wirft  SWebina 
^e  auf :  ütrum  teneamur  sequi  opinio- 
ol>abiliorem  relicta  probabili,  an  satis 
n  opinionem  probabilem?  IRad^bem  er 
inbe  mel^rerer  gewid^tiger  Xl^eologen  für 
»BabüioriSmuS  aufgeführt,  fprid^t  er  feine 
über  biefe  quaestio  dlMciüs  bal^in  auS : 
jgomenta  videntur  optima,  sed  mihi 
,  qnod,  si  est  opinio  probabilis,  licitum 
1  sequi,  licet  opposita  probabilior  sit. 
jrünbung  fügt  er  bei:  Opinio  probabilis 
Üciinr  probabilis,  quod  possumus  eam 
dne  reprehensione  et  vituperatione : 
iplicat  contradictionem,  quod  sit  pro- 
et  qnod  non  possimus  eam  licite  sequi. 
linio  non  dicitur  probabilis  ex  eo,  quod 

favorem  adducantur  rationes  appa- 
et  quod  habeat  assertores  et  defen- 
nam  isto  pacto  omnes  errores  essent 
166  probabües,  sed  ea  opinio  probabilis 
am  asserunt  viri  sapientes,  et  confir- 
ptnaa  argumenta,  quae  sequi  nihil  im- 
ue  66t  2)iefe  SBorte,  bemerft  Se()mfu^l 
mor.U,  810,  ed.  5),  entl^alten  bie  ®runb« 
i  ^bobiliSmuS,  me^l^alb  aud^  ^^ebina 
er  biefcS  @QfiemS  genannt  mirb  (ogl.  De- 


champs,  Quaestio  facti,  Par.  1659;  Yinc. 
Baronius,  Manuductio  ad  mor.  theol.  p.  alt. 
in  praef.  et  seqq.,  fowie  2)5üinger'9ieuf($,  ©e« 
fc^i^te  ber  aJloraljireitigfeiten,  5Körblingen  1889, 
I,  29  u.  ö.).  Sbenfo  entfd^ieben,  mie  in  bem  ge« 
nannten  Kommentare,  tritt  SJlebina  für  ben  $ro- 
babiliSmuS  ein  in  bem  cafuiftifc^en  f)anbbud^e  ber 
SJloraltl^eoIogie  (Dgl.  1. 1,  cap.  8  in  fine),  baS  er 
nod^  furj  Dor  feinem  SobeSjial^re  in  fpanifd^er 
@prad^e  Derdffentlid^te :  Breve  instrucciön  de 
como  se  ha  de  administrar  el  sacramento  de 
la  penitencia,  Salamanca  1580.  2)aS  praftifd^e 
SBerf  fanb  Dielen  3ln!Iang,  tturbe  balb  in'S  3ta» 
lienifd^e  (Venet.  1582)  unb  in'S  Sateinifd^e  über» 
fejt  unb  mel^rmalS  gebrudft  (Venet  1601,  unb 
in  bemfelben  Saläre  and)  gu  fföln  unb  tt)ieberum 
ebb.  1618  in  fol.)  unb  l^at  ol^ne  Stteifel  baju  bei- 
getragen, ba^  ber  ^robabiliSmuS  rafd^  nid||t  nur 
in  Spanien,  tt)o  er  fortmöl^renb  bie  jal^lreid^ilen 
unb  eifrigften  SJertreter  l^atte,  fonbem  aud|  in 
Stauen  unb  2)eutfd^(anb  eine  meite  Verbreitung 
gefunben.  3n  ber  ©nabenlel^re  üertl^eibigte  3Re« 
bina  im  Slnfd^Iuffe  an  2)om.  @oto  bie  prae- 
motio  physica  (bgl.  Dummermuth,  S.  Thomas 
et  doctrina  praemot.  physicae,  Paris.  1886, 
661).  SBie  5Webina  felbft  (Epist  dedic.)  anbeutet 
unb  bie  Siterarl^iftorifer  ^Itamura,  Antonio  unb 
Ouötif  berid^ten,  i^ai  er  aud^  no^  ju  ben  übri« 
gen  2:]^eilen  ber  Summa  (namentlich  in  I.  unb 
n,  ü)  Krflärungen  ausgearbeitet,  aber  nid^t  mel^r 
5ur  iBoUenbunp  unb  jum  2)rud(e  gebrad^t.  fE&vd' 
(id^  ^at  P.  K^rle  bebeutenbe  IBrud^ftüdCe  biefer 
l^anbfd^riftlid^en  Kommentare  in  ber  tKtticanifd^en 
^ibliotl^ef  auf  gefunben  unb  in  bem  oben  angejieigs 
ten  9lrtifel  eingcl^enb  über  fie  berid^tet  (ffat|oIi! 
1885,  I,  177  f.).  3)iefe  foftbaren  Vorarbeiten 
5Rebina'S  fammt  ben  öon  il^m  t)ertt)ert]&eten  ©d^rif« 
ten  feiner  Vorgänger  famen  bem  Krben  feines 
2el()rftul^lS,  ®om.  Vanej  (f.  b.  9lrt.),  ju  gute,  ber 
bann  aud^  in  ber  Xl^at  bie  gebnulten  Kommen» 
tare  feines  el^enialigen  ÜRitfd^üIerS  burd^  ^inju« 
fügung  t)on  KrHörungen  in  I.  unb  in  II,  IL  er« 
gänjte  unb  fomit  ben  3luftrag,  nad^  ben  Sel^r» 
Überlieferungen  ber  ©almanticenfer  ©d^ule  einen 
Kommentar  jur  ©efammtfumma  beS  ^I.  X^omaS 
^erjuftellen,  jur  VoUenbung  brad^te.  (Vgl.  Seraf. 
Razzi,  Istoria  degli  uomini  illustri  del  s.  Or- 
dine  dei  Predicatori,  Lucca  1596, 305 ;  Banez 
in  II,  II,  q.  1,  a.  7  [ein  fur^er  UeberbKdf  über  bie 
©efd^id^te  ber  tl^eologifd^en  ©d^ule  öon  ©ala« 
manca];  Nie.  Antonio,  Bibl.  hisp.  nova  I, 
198  sq. ;  Quetif  et  Echard,  Script  0.  Pr.  11, 
256 ;  K^rle a.  a. D. I,  174 ff.;  Hurter,  Nomen- 
dat.  liter.,  ed.  2, 1,  45.)  [Worgott.] 

SRebifiäioit,  f.  Vetrad^tung. 

ISBebCdr,  9licoIauS,  einer  ber  nieberbeutf d^en 
Reformatoren  beS  16.  Sal^rl^unbertS,  ju  f)of  im 
Voigtlanbe  1502  geboren,  lam  ju  SBittenberg  in 
baS  öertrautefte  Verl^öltni^  ^u  Sutl^er  unb  STOe» 
land^t^on,  l^ielt  bafelbft  fd^on  alS  20j[ö^riger  iun« 
ger  SRann  biblifd^e  Vorlefungen,  50g  bann  alS 


1171 


3Reer. 


1172 


reifenbet  9nat^ematicu§  imb  (ut^fc^er  ^ffbnar 
burc^  X^üringen  unb  Sfronftn,  mdüe  herauf  einige 
Ütit  a(d  i'e^er  )u  £ger  in  Söhnten,  menbete  ftd^ 
Don  biet  ani  nac^  feiner  93aterftabt  ^of,  \do  er  bie 
@teue  a(d  @(^(rector  unb  !ßrebiger  erhielt,  umrbe 
)u  Sittenberg  1535S)octor  ber  X^eologie,  1536 
€upertntenbent)u92Qum6urg,  1545  @u))erinten- 
bent  5u  93raunf(^meig,  50g  enbUc^  1551  nad^ 
iBernburg  im  ^n^a(tif(^en  unb  ftarb  bafelbft  nad^ 
wenigen  SBoc^en  mitten  unter  ber  $rebigt.  9Reb' 
(erd  £e6en  mar  eine  ununterbrochene  Hette  Don 
Streit  unb  ^aber  mit  aQen  feinen  (SoQegen  unb 
mit  ben  fonftigen  Lutheranern,  meldte  bor  i^m 
nid^t  i^re  ffniee  beugten.  @elbft  mit  bem  fogen. 
JBifc^of  Stmöborf  (f.  b.  «rt.),  ben  er  ^ugleid^  mit 
Slut^er  orbinirt  l^atte,  geriet)^  er  in  Streitigfetten. 
SJtit  bem  ^4irebiger  SJtol^r  ju  92aumburg  fül^rte  er 
einen  leibenf d^af tlid^en  ftrieg,  meil  3Rof)x  nid^t  |^ef« 
tig  genug  auf  ben  $apft  unb  bie  ^apiften  fd^mäl^e. 
2Bo  er  fidler  mar,  pflegte  er  gerne  ®emalt  anju- 
luenbeu.  Seiner  jänfifd^en  gfrau  lief  er  ^umeilen 
im  ^aufe  mit  einem  blanlen  2)egen  nad^.  Sinen 
prop^etifd^en  S3Ud  fann  man  il^m  iebod^  nid^t  a6> 
fprcdien:  menn  er  über  ben  Supanb  ber  neuen 
ffird^e  99etrad)tungen  aufteilte,  fo  mürbe  il^m,  mie 
er  1547  an  Suftud  3onad  fd^rieb,  bange  bei  bem 
CVebaufen,  tDol)in  bie^  aUt%  no(^  fül^ren  merbe. 
Seine  Sd)riften  finb  Derjeid^net  bei  Schamelius, 
Numburgum  literatum,  Lips.  1727,  19.  37 ; 
ein  iBriefmed^fel  finbet  ft(|  in  Epistolae  Ph.  Me- 
lanohthonis  ad  Niool.  idodlorum,  cur.  F.  L. 
Danz,  3enacrOfterprogramml825.  (93gl.®öl- 
Hngcr,  «cform.  U,  74  ff.)  [Sd^röbl.] 

^er  (d;,  »oXacwa)  bebcutet  in  ber  l()eiligen 
Sd^rift  Jcbe  größere  9!nfammlung  öonSBaffcr,  fei 
es  ftel^enbed  ober  Rie^enbed.    ^al^er  l^ei^en  fo 

1.  baS  SBeltmeer  ober  ber  Ocean,  befonberS  im 
^lural  c^«:,  maria  (®cn.  1,  2.  10.  ^f.  8,  9) ; 

2.  icber  begrenzte  Sl^eil  be«  2)lccre§,  5.  33.  baö 
Wtttclmeer  (2  Sam.  22,  16);  3.  «innenfeen, 
$.  3}.  ber  See  (Scnefarctb  (9)larc.  2, 13) ;  4.  grofee 
Slüffe,  befonber«  ber  9Jil  (^la^,  3,  8)  unb  ber 
eupprat  (3er.  51,  36),  meldte  beibe  jur  3cit  beS 
^odbmafferS  eine  unäberfel^bare  9Baf)erfIä(!^e  bar« 
Iteden;  5.  baS  gro^e  SBafferbedFen  im  Xempcl,  baS 
gemj^bnlid^  ..ebemeS  iDleer"  genamit  mirb.  6.  3n 
ber$ulgata  fte|t  aud^  mare  (unbbe^megen  „^Utx*' 
bei  Sutber)  für  Xarf d^ifd^  ober  SarteffuS  beS  Ur- 
teilt« (3. 39.  3f.  23,  1). 

1.  S^  ben  Ocean  betrifft,  fo  fennt  bie  bti« 
Ugc  €d)nft  benfelben  nur  im  @egenfa^  ^um  t^ft« 
Umb.  ebne  fidb  über  bie  9u§be^nung  unb  bie 
^rtii^en  beweiben  auä^ufprec^n.  Sid^er  ifi,  ba^ 
bie  beUigen  i^rfaffer  nid^t  bie  barüber  bei  ben 
alten  ^^j^lfem  befhbenbfndtrtl^ümer  get^eilt  ^ben ; 
beim  tvo  man  unridbtige  Snfc^ounngen  ^t  finben 
»i»i^Uen  u.  ^.  3ob  36, 30),  ift  ein  bic^terifcH  »üb 
(tta  t^arjtellung  b«4  unrflidben  lBerbäItniffe4  auf* 
»M»»Bt  UHHbe«.  ^ie  SteEen  %^l  71, 8.  S^^d^.  9, 10 
hwri  III  \st\\\  S^inw  yi  wcfieben,  bafe  ba§  .gefl« 
ItH»'    iitVfwU  vom  IVtew  bwrenu  i»t    Sauber 


mirb  a(§  C^aupteigenic^  bc$  Bdannä  ii  te 
^eiligen  Sc^ft  bcffen  Vbaam^Säßt  fftm» 
gehoben  (Sccli.  24,  39j,  tmb  aHt  oon  dem  V^ 
meer  J^genornmenenSübcrbcm^aif  baSoik 
fteQungen  oon  ber  @röBe  snb  ber  e^S^^BS/tä 
bedfelben  (ftlagel.  2,  13.  3ob  7.  12).  %aä 
^öngt  ^ufammen,  bal  für  aüeS  Unsd^tige  haSai 
am  SReere  (®en.  22, 17)  unb  finr  ünbäbigeSMI 
ha%  %o]tn  bed  9Reere§  (3f.  57^  20)  oB  Silb  » 
brandet  mirb.  SBa§  bie  Israeliten  oon  bei  Sei 
f d^merben  ber  Seefahrt  fannten,  seigt  $f.  106, 28| 
2. 93on  SD^eereSabfd^nitten  mobcn  in  ber  l(ei%i 
Sd^rtft  baS  mitteltanbifd^e  unb  ba§  ro^  9R(er  ge- 
nannt. a.2)aSmitteIIanbifd^e9Reermi^bai 
33emo^nem  ^alöftina^S  ber  geogropj^c^  8fli|e 
nad^  ba§  befanntefie  fein  unb  nri^  befmgenoat 
fur^meg  als  „baS  9Reer*  bejeid^et  (3of.  19, 26. 
1 9Rad^.  14, 34.  ^g.  10, 6).  SS  fül^rt  im  @egaijo| 
5u  aQen  anberen  befannten  SBafferanfammUngn 
aud^  ben  9iamen  „großes  SBleer"  (9hnn.  34, 6);  ber 
Sage  nad^  l^eigt  eS  „baS  l^intere  SKeer"  ober  «bat 
aOBeftmeer"  (®eut.  11, 24.  3ad&.  14, 8)  unb  noi) 
ben  nöd^ften  ^nmo^nem  „baS  ^l^iliftermeer'  (^ 
23,  31).  S)a§  SRittelmeer  bilbet  bie  w^ 
©renje  beS  l^ligen  SanbeS.  9lm  Straube  bd- 
felben  jiel^t  ftd^  fübmörtS  oon  ber  fogen.  t^rifd^ 
Setter  eine  fd(imale,  fanbige  Sbene  l^in,  md^e  m 
Often  Don  ben  ba§  innere  auSfüQenben  ®driigii 
begren}t  ift.  S)urd^  ben  im  Sormel  ouSIoufeiikci 
f)ö^en}ug  mirb  biefer  JNiftenftreifen  in  bie  nM* 
lid^e  Sbene  Don  ^cco  unb  in  bie  fübli(^  &m 
Saron  getl^eilt ;  bie  gfortfe^ung  ber  Ie|tem,  p 
mö^nlid^  nur  bie  Sepbela  genannt^  mar  p^ 
ftöifd^eS  ®ebiet.  3u  biblifd^  3eit  mar  bkft 
9){eere§füfte  nod^  nid^t  fo  Derf anbei  mie  j4t;  ahc 
aud^  bamafö  bot  fie  au|erf}  menige  f^d^  vk 
SanbungSpIö^e.  3m  Sllten  Xeftamente  mitb  (i 
fold^er  nur  3oppe  (f.  b.  Sri)  ermol^,  boS  foMI 
für  bie  JNiftenf(!^fffa]^rt  nad^  Storben  unb  Süboi 
(2  $ar.  2, 16)  afö  für  ben  aBeltnerfel^  naii  SBcPei 
(3on.  1, 3)  baS  mid^tigfie  (Emporiiini  bObete  ^ 
Sticht.  5, 17).  S)aneben  mar  Scco  0.  b.  ftl)  dl 
oielbefu^ter^nbelSpla^;  obgleid^biefeStobtik 
in  ben  93eft^  ber  3Sraeliten  gelangt  |it  \m  \ifaA 
fo  gab  bod^  ber  ^en  Don  9cco  bem  StouK 
^fer,  au  beffen  @ebiet  er  ge^Mc;  Secmddfjnir 
ftd^  mit  Seebanbel  su  bef^jäftigen  (%4L  5, 1!). 
3mmer]^in  erflört  eS  fk^  anä  ber  ScMoffin^ 
ber  polöfHuenrif^ot  OKttdwafap^  bnft  bkAv 
fud^,  Don  $alaftina  aad  cämSSi^aibd  fi» 
ganiftren,  einen  ^fen  ob  m^  Ster  jmUk 
gangSpuntt  nabmn  (3  Ute.  9^  26ff.;  22L  49)^ 
3u  neuteflamcnüi^  ^  ■aa  c§  tajUi4  *" 
gelegte  l^fen«  mek^e  ben^Solilc  oi  teä  m^ 
ianbifdben  SRecic  BmrrWpw;  ft  Mqm  ylUB 
Dor  Mem  SäKnca  ^Batöämi  (S^  2Sw  2S;  2S,1. 
13)  unb  eine  S^lax^  dur  J^«^(HJte$i|iW 
@ai<L  ¥<f»ert  ^({e^Dt^  «ÜijVB^HWrW 
biellü^  5sm  giki^Kog:  mi  ttcr  llei$&|riJ|> 
tbum  be<l  mttteliiiii&iwtet  HBunii  im,  ta  lAp 
Sdbrin  *.<r>47.  I^X  'St  h^  'S^y  aaäm^iä^ 


im 


SKeer. 


1174 


knl^  geioi^  auf  (Sx^afyctm%.  93on  ben  eimelnen 
tkOm  bcS  aRittelmeerd  mirb  baS  abriatif  (i^e  mtx, 

Adp(ac,  an  bec  einen  @telle  ^pg.  27,  27  ge» 
amt  unb  umfaßt  bafelbft  (mie  anä)  Job.  De  vita 
na  8)  {uglei^  baS  iomfd^e  SReer.  3)a§  ögöifd^e 
leer  iß  9pg.  17, 14  Derftanben,  aber  ni^t  ge» 
nmt;  bagegen  nnrb  %pq.  27, 17  ber  Sorten  be§ 
fnfiä^  9ßeered  gebadet.  3)et  geringen  iSerönbe» 
mg,  loeld^  Sbbe  unb  (^ut  im  mittellänbtfd^en 
hm  Vorbringen,  ijl  e§  ^ugufti^reiben,  ba|  bief e 
mtitrerf^^ung  in  ber  l^eiligen  Sd^rift  gar  nid^t 
tD^nt  unrb. 

b.  3)aS  rotl^e  ÜReer  l^at  feinen  9lamen  nad^ 
er  Sesfid^nung  mare  rubrum  in  Jbtt  Siulgota 
iwrp  es.  10, 19).  Sediere  ftammt  auS  ber  93e» 
enming  ^  ipudpd^  bdka^^a  in  ber  Septua» 
Mi^  obmol^I  biefe  ma^rfd^etnlid^  benbe^eid^neten 
Sfam  nid^t  gelabt  fyii,  fonbem  burd^  ein  9Ri|« 
(cfUnbnil  au8  iou^aCa  bdkaoaa  entftanben  ift. 
Dm  efl^t^röifd^  SReer  begriff  bei  ben  glafflfem 
Mtt,  loaS  mir  l^te  inbifd^en  Ocean  nennen,  nebft 
feca  pit^fyn  unb  bem  arabifd^en  SReerbufen; 
M  «rot^  aReer"  ber  Septuaginta  unb  ber  93ul» 
priQ  ober  bebeulet  blo^  ben  le^tgenannten  SReered- 
riH^  norbmdrtS  Don  ber  Strafe  9ab«el»aRan» 
M.  S)er  Ijebräifd^  5Ranie  bafür  ip  q«»o-D;,  beffen 
Mentung  unHar  bleibt,  toeil  tino  nid^t  genau  be* 
bmt  iDeä)en  !ann.  Sid^er  ijit  nur,  ba|  banttt 
iSalfnpffanjen  bejeid^et  finb,  unter  loel^en  S;. 
1 8. 5.  3f.  19,  6  $ap9ruS  ober  @d^ilf  ju  Der» 
Um  iß.  Ob  nun  tq^o-o;  be^megen  fielet,  meil 
Ik  Sfiroeliten  ba,  mo  fie  juerft  baS  SReer  fallen, 
Me  ntolu!^  ^^xi^t,  mie  im  9KI,  toad^fen  fanben, 
ihr  loeil  baS  betreff enbe  l^ebräifd^e  äSort  ,,@ee» 
\mf,  fncus,  ober  totxl  e§  „IforaQe"  bebeutet, 
■9  nnentfd^eben  bleiben,  obmol^I  ieber  btefer 
Msbe  beim  arabifd^en  9Reerbufen  jutreff enb  fein 
ifabe.  S)a|  aber  biefer  9Reere§abfd^nitt  mirllid^ 
^aPmben  ifi,  )eigt  bie  anbere  Benennung  o; 
Br^^^^f.ägW^fd^eSJReer",  bem  nod&  eine  „Suno«"/ 
L^  ein  ^eerbufen  zugegeben  mirb  Of.  11, 15). 
Der  U^xt  fana  na(|  bem  3ufammen]^ange  blojs 
^  icpge  Sufen  t)on  ©ue^,  ber  frühere  Sinus 
heroopolitums  fein,  meld^er  mit  bem  Sufen  oon 
BAo,  bem  frül^em  Sinus  aelaniticus,  ^u  beiben 
Seilen  ber  Sinai-^lbinfel  ben  nörblid^en  ^b» 

KbeS  arabifd^en  ÜReerbufenS  bilbet.  2)a§  rotl^e 
ißeineungel^eureerbfpalte,  »eld^e  oermutl^' 
Vi  bnrd^  So§trennung  bed  afrif anif d^en  oon  bem 
4#1N  kontinent  entftanben  ift.  S)ie  ^iefe 
kctfÄcn  ifi  l^öd^f)  bebeutenb  (bi§  }u  2271  m),  unb 
M  boS  am^^Itnig  ber  93rette  (burc^fc^nitt» 
BiiSM  km)  }u  ber  ftebenmal  großem  fiange  (oon 
BäMpShmbeb  bidSuej  2140  km),  fomie  burd^ 
Me^5l^  mtb  Steilheit  ber  bid^t  an  ben  Ufern  auf- 
Msben  (BebirgSeinfaffung  ift  e§  gefäl^rltd^en, 
>K$))(&|Iii^  einfaOenben  @türmen  au^gefe^t.  SDte 
Bii^aptt  ift  baburd^  um  fo  me^r  gel^inbert,  meti 
>k  Alße  faß  gor  feine  ^fen  bietet,  unb  xotil  ben 
Mm  mSufem  auf  beiben  @eiten  bi§  gu  beben« 
iber  entfenumglcoraEenbanfe  oorgelagert  fmb. 


3)a  baS  rotl^e  9Reer  fein  SBaffer  nid^t  burd^  3u« 
flufe,  fonbem  blo^  auS  bem  inbifd^en  Ocean  er- 
hält, f 0  jeigt  ebbe  unb  glut  bier  ben  für  ein  Sin- 
nenmeer gang  au^erorbentli^en  Unterfd^ieb  oon 
2  m.  2)tefen  (Sf^axaUtt  tbeilt  DoUftönbig  ober  in 
nod^  erl^öl^tem  9Ra^e  ber  ®oIf  oon  9(!aba ;  ging 
bod^  in  biefem  äofapl^atS  flotte  gu  @runbe,  el^e 
fte  nod^  oon  9lfiongaber  auslaufen  tonnte  (2  ^ar. 
20,  37).  3m  älanitifd^en  3Rcerbufen  ift  alfo  bie 
eigentltd^e  t^fottf  e^ung  be§  rotten  9Reere§  gu  fud^en, 
unb  tt)abrfd|einUd^  erftredfte  fid^  leJtereS  urfprüng» 
lid^  nod^  über  ben  @olf  ^inauS  burd^  bie  erbf))alte 
be§  &^ox  bi§  an  ben  fiibanon.  SSerfd^ieben  baoon 
ift  ber  Sufen  oon  ©uej,  ber  nur  in  feinem  füb« 
lid^en  %^^l  nod)  gro^e  Siefe  unb  gebirgige  ttfer 
ht^^i,  nad^  92orben  aber  fid^  feid^t  in  bie  ntebrige 
ebene  oerläuft.  3n  ber  SSorgeit  ging  berfelbe  nodj 
meiter  nad^  Storben  l^inauf,  utd)  bie  @pur  beS 
oerfanbeten  9Reerbette§  legte  fd^on  ben  $b<^raonen 
ben  ®eban!en  na^e,  einen  jfanal  au3  bem  @oIf 
bis  in  ben  9lü  ju  führen.  ®er  S3ufen  oon  @ueg 
nun  ift  eS,  ber  wegen  beS  ffiurd^jugS  ber  38rae= 
Itten  clafftf d^  gemorben  ift.  @oU)obl  auS  bem  3u« 
fammenl^ang  ber  ergoj^lung  als  auS  bem  natür« 
lid^en  2:]^atbeftanb  ergibt  fid^,  ba|  nur  bicr  ein 
fold^eS  Sreigni^  mögltd^  »ar.  Sin  ^uSgug  auS 
@ofen  auf  bem  S^.  14, 2  angegebenen  SQBege  tonnte 
bie  SSraeliten  nur  l^ierl^er  bringen,  unb  nur  l^ier 
tonnte  bie  SrodCenlegung  ben  ^inübergug  möglid^ 
mad^en ;  an  ieber  anbem  @teQe  beS  rotten  9ReereS, 
namentlich  aud^  am  ®oIf  oon  ^taba,  mürben  bie 
Israeliten  Dor  einem  Slbgrunb  geftanben  fein,  über 
ben  fte  o^ne  ^ügel  nid^t  gelangen  tonnten.  2Bo 
nun  bie  SSraeliten  bur(|  baS  9Reer  gebogen  fnd), 
ift  bis  beute  nod^  nid^t  enbgültig  f eflgefteUt.  Snbe^ 
finb  fold^e  locale  SSer^ältniffe,  mie  Sj.  14,  3  oor- 
ausgefegt  fmb,  nur  füblid^  oon  ©ueg  ju  finben, 
mo  ben  ^uSgie^enben  öftlid|  baS  SReer,  füblid^  unb 
meftlid^  baS  bobe  ©ebirge,  im  Siüden  aber  baS 
ög^ptifd^e  f)eer  ben  SBeg  oerlegte.  ^uS  ber  ibnen 
biermit  bereiteten  9ebrängni|  mürben  bie  SSrae» 
Uten  burd^  ein  SBunber  beS  aümad^tigen  @otteS 
gerettet,  meld^eS  t)onbbd^fterpöbagogif^rSebeu> 
tung  für  baS  gagbafte  ^irteuDoIt  mar.  S)enn  ein 
aaßunber  mirb  Sj.  14, 21. 22  erjäl^It,  unb  teine  «rt 
oon  e^egefe  tann  auS  ber  bier  gegebenen  S)ar- 
fleQung  etmaS  Ruberes  berauSIefen.  gfreilid^  b^tte 
eine  fpätere  3€it  aud^  ein  natürlid^eS  greignife  in 
ber  ^oefie  munberbar  geftalten  tonnen,  unb  biefe 
bürfte  auf  bie  ©teDen  «ßf.  76, 18-20;  113, 3. 5, 
falls  fie  allein  ftänben,  angemanbt  »erben.  Mein 
im  Slnbenten  beS  SSoIteS  bot  bie  fraglid^c  Ib^t» 
fad^e  immer  fo  fortgelebt,  mie  fte  im  Sud^  e^obuS 
ergöl^lt  mirb  (3of.  2,  10;  4,  24.  2  «Sbr.  9,  11. 
3f.  43,  16;  51,  10;  63,  11.  1  gor.  10,  1.  2. 
§ebr.  11,  29;  Jos.  Antt.  2, 16,  2),  unb  gerabe 
aus  ben  meiften  grmäbnungen  berfelben  in  ber 
^oefie  tritt  unS  biefelbe  nüd^terne  Sluffaffung,  wie 
bortl^er,  entgegen  ($f.  65,  5;  73,  13;  77,  13; 
105,  9;  113,  3. 5;  135, 13-16).  3fi  ber  Sor« 
gang  aber  als  ein  munberbarer  bargefteHt,  fo  ift 


1175 


SKeer. 


1176 


ed  e6enfo  Ü)Mä^t,  OttS  natürlid^en  Sebingungen 
bie  Untnögltd^feit  beSfelben  nod^tDeifen  ^u  tooQen, 
qI8  natürlid^c  Urfod^cn  für  benfcfiicn  aufsufud^en. 
©oS  erftcrc  l^at  bcr  SBolfcnbüttcIcr  Qfragtncntift 
öcrfud^t  ol^ne  für  ben  bcnfcnbcn  Scfcr  ettoaS  9ln= 
bereS  dS  l^Qpotl^etifd^e  @c^n)iengfeiten  geliefert 
5U  fabelt.  3)a^  biefelben  in  SOBirflic^feit  ni^t  öor« 
i^anben  tDoren,  l^aben  bcfonnene  ^S^x^ä^^t,  mie  SRo» 
btnfon,  ^däftina  I,  92  ff.,  längft  nad^gemiefen, 
unb  aud^  bie  nähere  jfenntni|  be§  9Reere§boben§ 
bei  @ueg  l^at  eine  gon^  anbere  Sefc^affenl^eit  be§" 
f^en  geleiert,  als  bie  Don  dieitnoruS  poftulirte. 
aCßaS  bie  jtteite  ßrllärung  betrifft,  fo  !ann  auf 
bie  fd^on  bei  ©ufcbiuS  (Praep.  Ev.  9,  27,  n.  35) 
referirte  3lngabe,  wonach  3RofeS  bie  ßbbe  ab» 
gekartet  l^abe,  bie  ^eg^pter  aber  üon  ber  tjflut 
übenafc^t  ttorben  feien,  ebenf o  wenig  ©ewid&t  ge« 
legt  »erben,  toie  auf  ba§  oft  angefü|rte  ßrlebni^ 
beS  ©eneral  SBonaparte,  ber  bei  Suej  burcl^  eine 
Sfurt  geritten  loar  unb  fpäter  Don  ber  3?Iut  gcfä^rbet 
tourbe.  9ln  ber  ©teile,  m  bie  SSraeliten  burci^» 
jogen,  gibt  eS  feine  ^^rt,  unb  auf  einer  Qfurt 
lötten  aud^  bie  ög^ptifd^en  Jhieg^wagen  nid^t  int 
SBaffer  untergel^en  fönnen.  Ob  bann  bie  6bbe 
ber  übcmatürlid^en  SBirfung  ju  f)ilfe  fam,  ob 
eine  f  d^mölere  @teQe  be§  SOteerbuf  enS  gemöl^It  mürbe 
u.  bgl,  fmb  tJragen  ol^ne  Selang,  Denn  baS  na« 
türlid^e  SUlittel,  beffen  fid^  bie  göttlid^e  «flmad^t 
bebiente,  iji  6|.  14, 21  beftimmt  atö  ftarfcr  ®Iut= 
n)inb  angegeben.  S)iefer  trat  unvermittelt  ein,  al§ 
SKofeS  bie  ^anb  auSftrecftc  (ebb.),  unb  l^örte  ebenf  o 
nad^  9Kofc§'  SQBiUen,  nid^t  naÄ  natürlid^em  SSer« 
lauf  ber  3)inge,  toieber  auf  (S.  26.  27).  aud^ 
fonji  beflätigen  bie  ©injcD^citen  ber  ©arfteüung, 
ba^  eine  Segebenl^eit  erjäl^It  »erben  foU,  »eld^e 
na^  bem  SQSort  beSSlpoftetö  (f)ebr.  11, 29)  burd^ 
ben  ©tauben  unb  nid^t  burd^  natürlid^e  Vorgänge 
ju  ©tanbe  lam.  3u  fpötercr  Seit  ift  ber  l^eroo« 
poUtanifd^e  SJleerbufen  nid^t  mel^r  in  bie  l^eilige 
@efd^id^te  eingetreten,  xodf)i  aber  ber  alanitifd^e. 
®er  SSepl  ber  beiben  §äfen  Slila  unb  ^fiongaber 
(f.  b.  9lrtt.)  warb  für  ©alomon  9SeranIaf{ung, 
einen  ö]^nli(|en  SBeltl^anbel  nad^  @üben  unb  Öften 
ju  organifiren,  wie  bie  ^l^önicier  einen  fold^en 
nad^  aOSeften  betrieben  (3  ftön.  9,  26—28;  10, 
11.  22).  ®er  iBerfud^  marb  Don  Sofapl^at  er= 
ncuert,  bod^  öermod^te  er,  ttrfe  fd^on  gefagt,  ben 
®  ef  al^ren  beS  rotl^en  SOteereS  nid^t  ju  trogen  (3  J7ön. 
22,  49.  2  ^ar.  20,  36). 

3.  ®ie  Sinnenfeen  ^alöJHna'S,  tteld^e  in  ber 
l^eiligen  ©d^rift  genannt  merben  unb  mit  bem  3or» 
banlauf  in  iBerbinbung  ftelfien,  flnb  ber  ©ee  SKe» 
rom,  bcr  ©ee  öon  ©enefaretl^  unb  baS  tobte  SKeer. 
SJermutl^Iid^  fmb  biefe  bie  SRefte  bc8  5Reere§arme8, 
tteld^er  ftd^  fonft  Dom  ®oIf  üon  3ßaba  bis  an  ben 
Sibanon  erftredtte  unb  entmeber  burd^  föculare  ober 
burd^  Duffanifd^e  ^ebung  in  ber  heutigen  ^raba^ 
Dom  rotl^en  TOeere  abgefd^nitten  tourbe.  f)icrfür 
fprid^t  befonberS  bie  Sl^atfad^e,  bajs  baS  ®]^or  ober 
Sorbant^al  tief  unter  bem  ©piegel  beS  mittel- 
(änbifd^en  5Keere8  liegt,  unb  ba^  jwifd^en  bem 


tobten  unb  bem  rotl^en  30teer  eine  l^od^fletpbe 
Sßafferfd^eibe  Dori^anben  ifL  S)te  brei  genomtlai 
©een  fammt  bem  Sorban  lönnen  bol^  nur  foiid 
SBaffer  entl^alten,  als  burd^  ©d^melsen  beS  ©^M 
auf  bem  Sintilibanon  unb  ben  ®ebirgen  }u  brika 
©eiten  beS  Sorban  l^erbeigeWafft  unb  ntd^t  bim| 
SSerbunftung  auf ge^el^rt  »irb.  2)a  bie  SBirbsoai 
biefer  beiben  fjfäctoren  nid^t  immer  m  9iäi^ 
gemid^t  ftel^en,  f o  mu|  ber  SBaff erftonb  ber  Seo^ 
koie  beS  3orban§,  naturgemäß  ein  fd^manMbK 
fein  (f.  b.  Slrt.  3orban).  3)iefe  9}orauSfe|un0  be^ 
ftötigt  befonberS  a.  ber  ©ee  SReronu  Stübietai 
9lamen  mirb  im  biblifd^en  ©prad^gebraud^  gpoStf^ 
lid^  ba§  Heine  SBafferbedCen  bejei^net,  toeld^  ba 
Sorban  furj  nad^  |einer3ufammenfe^ungaii3bei 
Duelipüffen  burd^ftrömt.  Ob  ober  biefer  9bt« 
auf  ben  be^eid^neten  ©ee  rid^tig  angetoenbet  {|t 
bleibt  fraglid^.  2)ie  l^eilige  ©d^rift  tttoSiftd  äofi 
11,  5—7  ci-itt— »»,  aquae  Merom,  ol^  bei 
Segriff  eines  ©eeS  b^rDorju^eben,  fo  ba|  oud^ « 
einen  Sad^  ober  ^hi^  gebadet  unb  9Retom  all 
9{ame  berjenigen  Ortf  (|aft  betrad^tet  xotAtn  (M^ 
meldte  fonft  SReron  (LXX  Map^v,  Lag.  M£^i) 
l^ie^.  S)a  aber  3ofep]^u§  (Antt.  5,  5,  1) » 
,,Sßaffer  aßeromS"  beftimmt  als  X(fiivT)  b^eid^ 
unb  ba  bie  92ad^barfd(|aft  beS  in  Stebe  fM^enba 
©ee§  5u  ben  Derf (|iebenften  Seiten  als  ffriegSfd^ 
pla|  |at  bienen  muffen,  fo  ift  bie  gemdl^nli^Uf* 
faffungiebenfallSbered^tigt.  Ser92ame9terom^ 
bemnad^  bie  nömlid^e  Sebeutung  mie  ber  beuK|r 
9lame  eU^ule)^.  Se^terer  mirb  boppelt  ongetoeiiht 
fokool^l  für  ben  ©ee  felbft  (Sal^r-el^^ulel^)  cK  ffe 
bie  nörblid^  baDon  liegenbe  Sbene  (9rb*el«^ol4)L 
S)ie  ®ren}e  ^»ifd^en  beiben  Xl^eilen  ifl  n&dt 
nid^t  genau  ju  bejeid^nen,  ba  j[e  nad^  ber  3<4^ 
}eit  unb  bem  baburd^  bedingten  SBaj^erfionbe  to  . 
©ee  fid^  norbmärtS  mel^r  ober  weniger  locitc^ 
ftredt.  3ofep]^ud  l^at  für  le^tem  ben  Flamen  X^^ 

2e|jLe^o)vtTtc  (Sßiefe  2e|xa)r(i)vrTic,  fonft  Sofioj^i* 
Tic),  ber  mit  bem  talmubifd^n  «g«©  "»b  tba  «t 
•»3=0  h^  jufammenfänt.  ©iefer  ©ee  ift  ein  «itte 
®runblinie  norbmörtS  gerid^teteS  gleid^fd^enffigdl 
^reiedt,  je  nad^  bem  äßafferftonb  5—6  km  10% 
unb  breit  unb  3 — 5  m  tief,  fd^lammig  unb  f^i^ 
aber  tro^bem  reid^  an  t^if^^en.  S)en  Uebetgoni 
in  bie  Sbene  vermitteln  norbmftrts  toeite  SRoiiijk 
mit  $ap^ru§  unb  ©d^mertUlien,  bie  in  ber  $er^ 
äal^reS^eit  auStrodbten.  3n  ber  ^rb-el-^nl^  Mtf 
e§,  mo  3ofue  ben  ffönig  Sabin  t)on9ljocn* 
beffen  SSerbünbete  fd^lug  (3of.  11, 1  ff.).  SB* 
meit  füblid^  Dom  ©ee  gel^t  bie  oft  genonnte  SocoH" 
brüdCe  über  ben  Sorban  unb  erleid^tertbenScikl' 
t)on  Saffa  nad^  2)amaScuS. 

b.  Ueber  ben  ©ee  t)on  ®enefaret]^  obcrW 
galiläifd^e  UReer  f.  b.  Slrt.  ©enefaretl^. 

e.  3)aS  tobte  SReer,  ber  befonnte  SinsoH 
in  ujeld^em  ber  Vorbau  fein  Snbe  finbet,  ^  UtN 
Kamen  erji  in  römifd^er  3wt  erl^olten  (Pausii. 
V,  7, 3;  Justdii.  36, 3, 6),  weü  bie  ©efd^f«** 
beSfelben  fein  tl^ierifd^ed  ober  pfbinilid^  8te 
möglid^  mad^t,  unb  f o  ift  bie  Benennung  qs4  ^ 


•1 


1 


! 


177 


ajlecr. 


1178 


vt  einen  6teDe  3of.  8, 16  fat  bie  Shtigata  ge» 
«ncn.  @mi{t  l^t  biefed  Sßafferbedten  bei  grie- 
if^en  unb  römifd^  Sd^riftftellem  ttad^  bem 
infioen  Sorbmmen  bed  C^rbped^S  Lacus  asphal- 
kas.  SHe  l^tge@d^ft  nennt  ben  See  getDö^nlid^ 

■Ib.  nur  einmal  mare  salis  (®en.  14, 8),  fonft 
nnet  mare  salBiRflimnm  (9htm.  34,  3.  12). 
■|$eri)cm  f^Ü  et  in  bet  Sibel  auä),  feiner  Sage 
ifine^^enb,  r-^y/i  c^,  baS  SJleer  an  ber  %xabaf^ 
Dcnt  4,  49.  4  JTön.  14,  25 ,  au(i^  S).  47,  8), 
«Ig.  mare  solitudinis,  ober  unter  Ißerbinbung 
neier  Slomen  H^^pn  c^  na-jy?;  c;,  mare  deserti, 
Bod  est  salsissimmn  (3)eut.  8, 17.  3of.  8, 16; 
2,  8).  3n  \p&itttti  mä)tm  fielet  bafür  c>n 
iB^E?,  baS  Dorbere  ober  5ftli(i^e  SDReer,  im  @egen- 
i|  ju  bem  l^intem  ober  meftlic^en,  b.  1^.  bem 
iWelttnbif^en  SReere  (Sa.  47, 18.  Soel  2,  20. 

»14,  8).  9htr  in  bem  opocr^pl^en  t)ierten 
6ftbtaS  (5,  7)  fielet  auä^  ber  t)on  ber  9lQd^» 
«tfd^  l^ergenommene  92ame  mare  Sodomiti- 
Mm,  unb  l^eute  l^eigt  er  bei  ben  Slrabern  93a]^r 
M,  «8otd  Oteec".  3)er  fo  benannte  Sinnenfee 
i  immer  oIS  eine  ber  mernoürbigften  ©teEen  auf 
Rben  betrautet  toorben.  3^^^  tft  nid^t  aUeS 
dPg,  ttxiS  fromme  ober  bid^terifd^e  Uebertreibung 
M  tobten  €ee  er^al^It,  aber  aud^  bie  miffenfd^aft- 
1^  fcBgeftellten  3:i^atfad^en  muffen  baS  l^öd^fte 
Srioqfe  erregen.  SefonberS  auffaüenb  fmb  bie 
bfe  Sage  unb  ber  groi^e  Sal^gel^aß  biefeS  @eed. 
usd^  bte  genau  ausgeführten  ^DleRungen  beS  norb* 
■ttrilanifd^SieutenantS  S^nd^  ift  feftgefteOt,  ba^ 
bn6|itegel  beS  tobten  SReereS  beimittlerem  äßaffer« 
Pnbe  894  m  unter  bem  Spiegel  be§  9Rittelmeer§ 
h^  2)er  @ee  fuHt  namlid^  bie  tief jte  SteOe  ber 
|D|en  Stnfenfung  auS,  meldte  gleid^  unterl^alb 
M  6e(S  SRerom  beginnt  unb  erß  in  ftetiger  iBer- 
Ikfing  |i4  bis  ^um  tobten  @ee,  bann  über  ben» 
Vbm  ^ntouS  bbS  gu  ber  bie  ^raba^  burd^fe^enben 
Bsfjerfd^eibe  erfhedtt.  SBegen  einer  folc^en  tiefen 
hat  ^enf<^t  im  Sereid^  be§  tobten  SReereS  eine 
■lenntentfid^  Sßarme,  meldte  bie  Serbunffatng 
In  Itöd^en  SRa^e  beförbert.  Obgleid^  bal^er  bem» 
Idkn  mm  9b>rben  burd^  ben  3orban,  Don  Often 
kdi  ben  9mon  unb  ben  @areb,  au^erbem  an  öden 
CdicQ  bnrd^  Oeinere  gflüffe  gro^e  SBaffermengen 
Wfü^  merben,  fo  bleibt  e§  bod^,  bie  jä]^rli(|en 
64>Npdttngen  abgered^net,  auf  bemfelben  TUoeau, 
M  Uefe  SBaffermengen  nur  bie  ^ol^m  ber  3$er- 
Mtnag  auf}u3^eben  oermögen.  Sud^  bie  tiefe  Sage 
kl6ce8  unb  bie  baDon  abl^angige  Sage  be§  @ee§ 
Soeforet^  fd^en  lebiglid^  tjfolge  ber  ißerbunftung 

t\Ai,  meld^  im  ganzen  @^or  eintrat,  na(!^bem 
\dSi!^  9Reere3arm  oom  @olf  oon  ^faba  ab> 
Itent  mar.  9ud  ber  nämlid^en  Urfad^e  mu^ 
^  ber  l^obe  Solggel^t  beS  tobten  SReereg  l^er- 
fMd  merben.  Sie  gefammte  ÜRaffe  fefter  ^e- 
RttU^etle,  meldte  ber  abgefd^nittene  ÜReereStl^eil 
a4idt,  ifl  |e|t  burd^  ja^rtaufenblange  ^Rieber» 
tahmmg  Dom  SntUibanon  l^er  in  ba§  eine  tieffte 
Mm  infammengeflö^t  morben.  3^^^  t^^Bt  aud^ 


am  @übmeftuf er  be§  €ee§  ein  Steinfaljberg,  allein 
bie  ^blaugung  beSfelben  reid^t  nid^t  l^in,  um  ben 
gemaltigen  ©aljgel^aU  ju  erHören,  ben  ba§  See* 
maffer  beft|t.  2)a§f elbe  ift  nömlid^  eine  Dollftönbig 
gefättigte  ©aljfole,  meldte  25  ^rocent  fefter  S3e» 
ftanbtl^eile  entbält  unb  ein  fpeci^f c^eS  (Semid^t  k)on 
1,166  aufmeist,  fo  ba^  ber  menfd^Iid^e  If 5rper  im 
tobten  2Reer  nii^t  mel^r  einfmft.  S)ie  faljigenlBe« 
ftanbtl^eile  be§  Sßafferd  fmb  Dor^ugSmeife  &fiov 
Derbinbungen,  toie  aud^  im  gemöl^nlid^en  9Reer- 
maffer,  nur  oiel  concentrirter  al§  in  biefem;  bal^er 
äußert  ba3  äßaffer  eine  überaus  jerftörenbe  Sßir- 
!ung  auf  alleS  organifd^e  fieben,  fotoie  auf  bie 
^letaSe.  Aeine  ^^anje  !ann  gebeil^en,  fomeit  ber 
SßeUenfd^lag  beS  tobten  9ReereS  reid^t,  unb  lein 
tSfifd^  lebt  in  feinem  Sedcn;  bicienigen  Qfif^^^ 
meldte  ber  Vorbau  l^ineinflölt,  fd^mimmen  fel^r 
balb  getöbtet  auf  ber  Oberfläd^e.  S)a^  ani^  fein 
SSogel  hinüberfliegen  fönne,  ift  eine  ebenfo  alte 
fjfabel,  al§  ba^  ber  @ee  erftidCenbe  @d^mefelbünfte 
auS^aud^e:  beibe  Sorfommniffe  fmb  jufäQiger 
Statur,  in|ofem  mitunter  bie  f)ije  unb  ber  geftei» 
gerte  SBafferbunfi  ben  SSögcIn  ba§  tJliegen  erfc^toert, 
unb  infofem  an  ber  @telle,  meldte  bie  europöifd^en 
$ilger  gemöl^nlid^  ^uerft  betreten,  eine  Quelle 
rinnt,  au8  weld^er  ©d^mefelwafferftoff  frei  wirb, 
^oufig  fd^mimmen  gro^e  unb  Heine  ^Spl^It- 
Humpen  im  Sßoffer,  meldte  mal^rf  d^einlid^  au§  einem 
Sager  auf  bem  @eeboben  ftammen.  äßol^in  bie 
SBidung  be§  SaljmafferS  fid^  nid^t  erftredtt,  unb 
mo  bemnad^  ftd^  feine  Sal^ftufte  ablagern  fann, 
ba  geigen  aud^  bie  Ufer  beS  tobten  SReereS  tbpige 
Vegetation,  unb  fröl^Iid^er  SSogcIgefang  belebt  bie 
blül^enben  ©eftröud^e.  greilid^  ift  biefc  S^txbt 
auf  menige  ©teDen  befd^ränft,  meil  ber  See  jum 
gröjsten  Sl^eit  burd^  fteit  auffteigenbe  unb  bid^t 
an^^  Ufer  l^erantretenbe  gelömonbe  eingefd^Ioffen 
ift.  3)iefelben  gel^ören  ju  einem  700—800  m 
bolzen  S:afenanbe,  in  meld^eS  bie  Sorbanfpalte 
eingeriffen  ift,  unb  meld^eS  felbft  burd^  eine  Steige 
oon  tiefen,  nad^  bem  ©ee  l^in  geöffneten  ©d^Iud^« 
ten  ober  SBabiS  jerriffen  ift.  ®urd^  bicfe  ®e» 
birgSbilbung  ift  aud^  bie  GJeftalt  beS  ©ee§  be» 
bingt.  ©erfelbe  bilbet  ein  76  km  langes  unb 
burd^fd^ittlid^  12  km  breites  Doal,  meld^eS  im 
©üben  burd^  eine  oon  Often  eintrctenbe  §albinfel, 
el  Sifan  (bie  3unge)  genannt,  bis  auf  3,5  km 
ocrengert  unb  fo  in  jmei  ungleid^e  f)alften  getl^etlt 
ift.  ®aS  nörblid^e  Sedfen  oon  50  km  Sänge  ift 
burd^fd^nittlid^  329  m,  an  einer  ©tefle  399  m 
tief,  unb  ber  auS  ©anb  beftel^enbe  Soben  beS 
©ceS  bilbet  bcmnad^  (394  +  329  =  723  m) 
bie  tieffte  bcfannte  ©tctte  auf  bem  grbboben.  ®a« 
gegen  ift  baS  füblid^e  SBcdCcn  oon  15  km  Sänge 
unb  12  km  33reite  nirgenbS  über  3,5  m,  an  Dielen 
©teilen  faum  2  m  tief  unb  bilbet  fo  eine  fcid^te 
Sagune,  bie  f ogar  im  füblid^en  ®rittel  quer  burd^« 
ritten  merbcn  fonnte.  SDiefe  auffaüenbe  SJerfd^ie« 
benl^eit  böngt  offenbar  mit  ber  ©ntftcbung  beS 
©eeS  5ufammen :  baS  nörblid^e  93ed(en  b^t  einen 
oorgefliid^tlid^en,  baS  füblid^e  einen  gefd^id^tlid^en 


1179  aWeet.  1180 

Uifpiung.  Wan  fann  noc^  oft  fagni  ^öien,  bie  lag,  mläft  nac^  aOsemtmei  Stegtl  auf  bot  ^J^ 

^lige  S^iift  Ief)iE,  ba^  baS  tobte  ^eet  bie  Stelle  eni^tet  Waren.  9)on  bitfem  X^al  fagt  tmn  <ml 

ber  gottiolen  Stäbte  ©obom,  ®Dmon§Q,  atbama  14,  10  gelegentlich,  e5  ^ait  Diele  i»;'!  nigi,  Ü 

unb  St6oim  (53tut.  29,  23)  einnehme,  iüdt£|e  ^i^tijuellen ,  gehabt;  bet  99oben  mar  df»  «t 

na^  @en.  19,  24  Don  Qtott  bur^  geuei  beitilgt  biennbaien  Stoffen  gef^nöngett  %Ii  nmt|[mt 

mürben.  SSie  man  fti!^  mm  and)  bie  Qllöglid^Ieit  uom  ßimtncl  fiel  unb  bie  @täbtt  jnftSrte,  griieQ 

benfen  mag,  bal  in  einer  3:I|alibalte  Bon  700  m  au^  bit  bajliiif[f)en  üegtnbt  (»tro^ioBige  SÄÄ» 

Xitfe  unter  bem  Slteere^ftiiegel  ©tübtc   gelegen  rung  in  Sßianb,  fo  btig  Slbrd^am,  aI3  er  €obni 

jtien,  ober  ba|  ber  Sorban  au3  biefer  liefe  Eieniuf  unb  ©omottba  unb  bie  (fübli^  gelegene)  StÄh 

baS  loltie  lEReer  errei[f)t  ^abe,  fo  i^  eS  bod)  fielet:,  rung  übcryt^nutc,  „einen  Siau^  aus  ber  £ttie 

bofe  bie  ^eilige  ©t^til'  bie  Sage  bet  fraglicfien  Quffteigen  fa(),  mie  9tau^  aus  einem  Ofen'  (6«. 

©tobte,  meiere  mit  bem  ©en.  IS,  10  juctft  gc=  19,  28).  IJinergebnifibiEteSSBorgatißeSftnmflo 

nannten  ©egnr  eint  ^pentopolie  bilbefeti  (ai^fi-^li.  HKJen  fein,  bfl|  bet  SSoben  beS  ^Ibf^idS  tiflit 

10,  6),  ni^t  an  bie  Stelle  bc§  tobten  ©eeS  Der=  gelegt  imirbe,  unb  ba^  nun  ber  ©aljfet  fi^  übet 

legt.  3lax  bie  ^^antafie  gutmiilt)iger  $ilger  fonnte  bie  auSgebnonnte  01ä^e  naä)  @üben  ^in  ettDcitelt 

unter  ttopifc()»  @onnenglut  fid)  ein&ilben,  not^  ^a  fteüii^  bie  ^eilige  @rf)nft  bie^  ni(^t  auibi£d< 

bie  Xiümmet  bet  jtrfti^tten  Stäbte  untet  bem  lii^  fagt,  fo  bleibt  ni^t  auSgtf^Iofftn,  bag  ei« 

äBafTttf^iegel  ouftagen  ju  fe^en.  3m  9Jeuen  Sefta-  ötinlit^e  flctafttopSe  ju  fpäleter  ß«'-  »ä^nnb  tiit 

ment  ift  beftimmt  gtfagt,  ba|  ©obom  unb  ®b-  3€taeliten  in  ^eg^ften  lebten,  eintrat.  ^ebenfiiSl 

mott^a  inifi^e  gelegt,  nic^t  bag  fit  in  einen  See  ift  baS  feierte  [üblid^e  Seden  beS  tobten  ©et!  W 

Detmanbelt  feien  (2  Sßett.  2, 6).  3lo^  im  2.  gatit-  ehemalige  SIioI  ©ibbim,  unb  fo  ifl  bie  aitgA   , 

Idunbert  o.  t^r.  aat  bie  ©tötle,  nielt^e  bie  Sßcnto-  ®en.  14,  3  a(8  tii^tig  ju  oetpe^en :  ju  2Ro(rf 

poIiS  getragen,  als  eine  folii^e  Befannt,  beten  Erb-  Seilen  mar  baS  S^al,  in  meld^em  gu  Wmäfiti 

iioben  müfte  lag  unb  feine  t^tüc^le  jeitigte,  unb  3ci<cn  flc^  JAritgetfi^aaren  fantmelten,  ©(^ 

auf  ber  fic^  eine  ©aljjäule  aß  ^a^nung  an  baS  S)ie  Sage  ber  fünf  ©täbte  mu|  bemna^  ouf  In 

Unglüd  uon  fiot3  SBeib  erliob  (SDeiS^.  10,  7).  Ufern  ringS  um  bie  füblii^e  Sagune  ^erum  g^ 

©0  toat  bie  nämlii^e  ©teile  au^  f^on  ben  $rO'  loerben.   (geleitet  Don  bem  no^  fieute  forädl» 

pfittm  einet  ftii^em  3eit  befannt;  ©op^oniaS  ben  Ulamen  USbum  ^at  bet  frmtjBfifc^c  @d(^ 

befc^teibt  fie  als  „Siotn^eden,  ©aljgtntien  unb  be  ©milct)  nnbebenHid^  bie  Stejte  cqBatrif^R 

einige  Sßüfte"  (2,  9),  Siep  ift  ganj  bem  SBeric^l  5Diouetn  unb  rec^iminftiget  ©auraerfe,  mdi^  M 

entffted^enb,  mona^  @att  bet  ^ett  bie  in  9iebe  auf  bem  fübroefilid^en  Ufer  beS  tobten  ©eeSfbiH 

fte^enben  ©täbte  famml  i^tet  Umgebung  unb  SBe»  als  bie  SRuinen  beifeffien  ©tobt  erflärt,  in  od^B 

too^netj^oft  „umHtle"  (-tn,  xoTEorpels,  aub-  einft  unjüiiittge  ©teuel  oerüBt mutben.  KitBrö- 

vertdt;®en.  19,  25.  9tm.4, 11),  b.  i  jetflütte,  get  SBa^tfc^einlic^ftit  fucEien  englift^e  unb  am* 

wie  3on.  3,  4  Met  le^rt.  Slog  man  bie  9tefte  (anifd^e  gorjc^er  bie  ©teDe  ber  fünf  ©täbte  a 

ber  jerftörten  ©täbte  gu  altteftamentlii^ier  3eit  Qlorbenbe  bei  tobten  mtmS  (Paleet  £xpla. 

immer  Bor äugen  iKitte,  jeigen  fo%  ©teilen,  mie  Fond  1879, 15.99.144;  1881,277);  out  ohr 

3f- 13,  20—22,  IBO  bie  SDHrfungen  beS  in  SS.  19  fommen  barin  übetein,  bafe  nict)t  ber  »oben  W 

gebtau^ten  aubvertit  gefc^ilbett  ftnb.    !8et  ber  lobten  ^JteeteS  bie  ehemalige  ©teSe  betfeIba[i^ 

fllatl^eit  biefet  3)otfte!Iungen  näte  eB  f^ntt  be*  geid^net.   2)en  ^uSgangSpunEl  bei  bte|er  ViäB" 

flteiflit^,  wie  man  bet  ^eiligen  ©c^rift  bie  ongege-  fud&ung  mufe  boS  nic^t  mttjetjiflrte  ©egor  W»». 

bene  ^luffaifung  julc^reiten  fonnte,  oenn  nic^t  bie  na^  beflen  Soge  bie  ^ofition  Bon  ©oben  inf 

©teDe  ©en.  14,  3  ben  ©ninb  beS  miÖDetflänb-  tStunb  Bon  ®en.  19,  15  unb  23  ju  etmitWn* 

niJfeS  etfennen  lte|e.  §ift  l^ot  ft^on  bie  ©eptua-  S)ie  Kepe  biefet  fleinen  ©tobt  fu^  bit  (Bw 

flinto  burd)  ben  HnöbtuÄ  aC-n]  Jj  SAaMn  töjv  bei  bem  b'ulißen  3uera  im  ©üben,  bie  SttbRH 

Ixüiv  (nie  audi  9J.  3. 8. 10  burc^  hie  Uefierft^ung  bei  ©c&ugeitab  im  iRorhen  be8  tobten  ©ett  3» 

xoiikelc  iXux^)  benfelben  3trtt|um  nafie  gelegt,  mie  3ulanimen^ang  ber  Süar^cHung  im  14.  fldtttl 

bte  beutfdien  Ueberfejmngen ,  „meines  je^t  baS  bet  ®eneftä  fpric^t  für  bie  erpe  annähme,  bie  n^ 

©algmeei  ijl".    Stet  l^ebräif^t  3:e^  lä|t  biefe  bei  3)eut.  34,  3  nol^menbig  uiib;  bie  XUBaäß 

Utbeife^ungen  ni^i  ju,  ba  in  ilim  fte^t  r^t;.  c;,  in  ®en.  13, 10  mug  bur^  bit  burd^  bie  ^p^Sßf 

„meld^eS  )e|t  ©aljmeet  ift",  b.  1).  toelc^eS  fe^l  angegebene  Sorredut  Bon  ->?x  in  tt*  fl^i^ 

gum  ©aljmeet  gt^ßtt.   Slieg  gilt  nun  ni^t  Bon  netben. 

©tobten,  fonbem  Bon  bem  S^al*  ©'bbim  obtt,      4.  ®aS  eherne  ober  fupferneTOeetW! 

n)itbie!Sulgata^at,bema3albt^al(8yinm.Thead.  pi>is,iiiarefiiBile)B}areingto^et9Baf(eTfi^iIIln 

t5v  iXoffiv).  Ratten  bie  Dettoorfentn  ©labte  in  (Belegen  ©alomon  in  feinem  Sempel  fiatt  Wffe 

bieiem  Slmle  gelegen,  fo  loärc  eS  riditig,  bafe  man  bie  ©tiftsbulte  Sj.  30, 18  t>oTgtf(!^riebtntnSBi# 

bie  ©teile  betjefiien  unter  bem  SEafjerflJiegeE  fud]en  bedenS  anbringen  lieg.  68  BMt  aegoffen  i»*  * 

mügte.    31IIein  bie  fünf  flänige  ber  genannten  Stg  ober  fitipfei,  roclt^es  ©aöiö  »Bon  X^Wl 

©labte  fliegen  in  biefem  Jfiole  mit  i^ten  ÜCRann-  unb  S^un,  ©labten  abategetS',  beg  flBm(^l« 

fii&aften  jufammen,  offenbat  »eil  eS  ein  bequemet  ©o6q,  meggefüfitl  balle  (1 5püt,  18, 8).  5*'^ 

©ommeljjla^roat  unb  mitten  jnnfc^en  ben  ©täbte«  fd^teibung  btejeS  „*Dleete8"  pe^it  3  Älin.  7,  w 


[81 


SKcflibbo  —  aJlcl^rcrau. 


1182 


B  26;  2  ^.  4, 2^5).  ^iemod^  mx  e3  freig* 
nb  mit  einem  Shurd^meffet  k)on  10  unb  einer 
1^  mm  5  SDen  (5,25  unb  2,62  m) ;  bie  S)ide 
trug  eine  fKmbkeite  (0,09  m).  2)er  Umfang 
(imiQd^  leidet  ju  bered^nen  unb  ift  be^megen 
0.  C,  mie  miti^  (ei  äofepl^uS  (Antt.  8,  3,  5), 
Sfi  angegeben.  3)er  Sn^olt  betrug  2000  ober 
1^  bct  idbenfoÜS  inconecten  Stelle  2  ^or.  4,  5 
gar  3000  Satl^  (787  ober  1180  hl),  ^iemad^ 
m  auf  bie  meitere  ©eftolt  be§  SBedenS  gef d^Iofjen 
»Eben.  äofepl^uS  (q.  a.  O.)  be^eid^net  biefelbe 
I  l^fugelförmig ;  bie^  i{i  ober  nid^t  mdglid^, 
eil  cS  botm  bie  angegebene  9Rafje  t)on  3flüfftg> 
tt  nid^t  l^e  aufnehmen  Tonnen.  9tur  menn  e§ 
linbecfiyrmig  gefioltet  mar,  pagt  ber  im  ftönig§- 
1^  angegebene  3n]^It.  Unterl^alb  be§  obem 
!onbeS  verengerte  eS  jid^  etmaS,  fo  ba^  ber  Um» 
mg  an  biefer  Stelle  öu|erUd^  nur  30  Sllen 
L5«75  m),  nid^t,  mte  bie  Jheigred^nung  forbert, 
2,43  eilen  (17,01  m)  betrug;  l^ierburd^  !am  bie 
kpalt  eines  lUienförmigen  SBed^erS  )u  Staube 
8  ftjyn.  7,  26).  9n  ber  eingebogenen  Stelle  um> 
pAen  bie  du|ere  SBanbung  ^mei  Steigen  gegofje« 
KC  Soloquinten  (sculptorae  striatae),  bereu 
|t|n  auf  eine  ßSe  gingen  (fo  ber  fd^mierige  ]^e> 
niif^c  Xcsi  abmeid^enb  oon  ber  SSuIgata).  3)a§ 
W|e  fionb  auf  gegoffenen  SRinbem,  ^u  breien 
10^  icber  ^immelSgegenb,  bereu  ^öu))ter  au§» 
iW  getel^  moren.  Unter  biefen  ftnb  bem  Seit 

ttni4t  ard^iteftonifd^  bel^anbelte  Stierföpfe, 
gait}e  @f{ialten  ^u  oerftel^en;  e§  mar  ha^ 
itanffid^  Opfertl^ier  unb  bie  3<t]^I  ber  i§raeliti> 
Wa  Stämme  gemöl^It.  SSon  einer  SaftS  unter 
ta  SttergeSalten  mirb  nid^tS  ermöl^nt.  SBie  ba§ 
Mn  gefSBt  unb  mie  eS  geleert  mürbe,  miffen  mir 
üj/t;  bemt  ber  Serfud^,  ftatt  ber  Soloquinten  in 
tL24^]^nen  unter  bem  obem  SRanbe  nad^)u> 
Mifm  (Sd^nebemumn,  S)ie  939.  Sam.  unb  ber 
Mnge,  9Uri)Iingen  1887,  j.  b.  St.),  fd^eitert 
^  an  innerer  Unmal^rfdbeinlid^feit.  Sbenfo 
Mrig  finb  9nbeutungen  gegeben,  mie  bie  ^riefter, 
ttiäft  barin  ^änbe  unb  §ü^e  gu  mafd^en  l^atten, 
Ue^  bemirften.  3n  ber  angegebenen  ©eftalt  ftanb 
kH  t^eme  SReer  nur  bis  ^ur  3eit  be§  ff  önigS  9d^aa 
btemtiel;  biefer  (ie^  baS  Sedfen  auf  einen  fteiner» 
KRlfatfecbau  fe|en  unb  ba§  (Sx^  ber  Stinber  anber» 
ftiifig  Mmenben.  2)a8  SSßafferbafrtn  felbfi  marb 
H  te  S^rftörung  3erufalem§  ben  Sl^alböem  ^ur 
8arte  (4  ftön.  25, 13) ;  ba^  e§  unter  SQruS  ben 
SAmmieber  ausgeliefert  morben  fei,  mirb  1  Ssbr.  1 
ti^berid^tet. 

5.  SHe  Se|ung  beS  ^peOatioumS  ,,!IReer"  für 
I^Cignmamen  XarteffuS  (^"Ti^)  berul^t  auf 
Ann  3trt]^um,  ben  mel^rere  ber  alten  Ueberf e^er 
%iim.  6^  bie  Septuaginta  fd^reiben  3f.  2, 16 

«iv  «Xoibv  6aXdc9(n)c  für  »•'«'^Fl  nV-isw-Vs,  unb 
M  Taig.  Jon.  l^at  3on.  1,  3  k»:^  für  »••w-jnV, 
fcifo  ^.  28, 1. 14;  60,  9  u.  f.  3n  ber  Sjul- 
krta  finbet  ftd^  bie  entfpre^enbe  Ueberf e^ung  nod^ 
Mfiftcr, }.  8. 3f.  23, 1  «-»©IP  n-«:K,  naves  ma- 
ll, 10  ihn^*^»  fi^  inariß,  66, 19  c^^äh-Vk 


V«  »••tt-jp,  ad  gentes  in  mare,  in  Afticam  etc. 
hierüber  fd^rcibt  ber  1^1.  ^icron^muS  (Comm.  in 
Ib.  2,  16):  Hebraei  putant  lingua  propria 
mare  Tharsis  appellari,  quando  autem  dici- 
tur  iam,  non  Hebraico  sermone  appellari,  sed 
syriaco.  Comm.  in  Jon.  1,  3:  Porro  Hebraei 
Tharsis  mare  dici  generaliter  autumant  se- 
cundum  iUud:  In  spiritu  vehementi  conteres 
naves  Tharsis,  i.  e.  maris.  fie^tere  Semerlung 
gibt  ben  ®runb  ber  irrtl^ümlid^en  3luffaffung  an. 
3n  ber  l^eiligcn  Sd^rift  mirb  nämlid^  bie  93ejeid^« 
nung  w^-)n  nn«?»,  SarpS«  ober  SarteffuSf^iffe, 
mie  bei  uhs  ber  5Wame  „DfHubienfal^rer",  ganj 
allgemein  für  Secfd^iffe  ober  gro|e  Sd^iffe  ge- 
brandet, ©emnad^  fte^t  bo§  SBort  aud^  2  ^r.  9, 21 
oon  Sd^iffen,  bereu  Seftimmung  eine  oon  %af 
teffuS  biametral  oerfd^iebene  mar;  um  biefe  gu  red^t- 
fertigen,  fonnte  man  mol^I  auf  bieirripmlid^eßr- 
närung  oerfaKen.  [ffaulen.] 

9>^egibb0,  ber  l^ebräifdbe  IRame  für  SRagebbo, 
f.  b.  3lrt. 

'^^xtxan  (Augia  major),  el^emaligeS  SBene« 
bictinerflofter,  jc^t  ßiftercienferftift  in  Vorarlberg 
am  Ufer  be§  93obenfee§,  liegt  an  ber  Stelle,  mo 
um  610  ber  ^I.  Solumban  (f.  b.  Srt.)  mit  feinen 
©cnoffen  lanbete.  Sie  trafen  bafelbft  ein  alte§, 
ber  1^1.  Slurelia  gemeil^teS  Jhrd^Iein,  meld^eS  ober 
bamalS  bem  ®ö|enbienfte  biente,  unb  liefen  fid^ 
bei  bemfelben  nicber.  3)er  1^1.  ®allu8  l^ielt  bei 
^nla|  eine§  J^eibnifd^en  t^efteS  eine  ^rebigt  unb 
marf  nad^  berfelben  bie  ©ö^enbilber  in  ben  See. 
SDarauf  meil^te  @ioIumban  baS  Jhrd^Iein  auf's  IReue 
ein.  IRad^bem  bie  SWiffionare  brei  Saläre  lang  an 
biefem  Orte  gelebt  unb  gemirft  l^atten,  mürben  fte 
burd^  ben  alamanuifd^en  C^er^og  ©un^o  k)ertrieben; 
einige  ÜRönd^e  iebod^,  bie  fid^  il^nen  angefd^Ioffen 
l^atten,  blieben  )urüd;  bie  Oberleitung  berfelben 
übemal^m  fpäter  mieber  ber  1^1.  ©aUuS.  Slud^  eine 
flöfterlid^e  ©enoffenfd^aft  k)on  Jungfrauen  ent' 
ftanb  unter  ber  Seitung  ber  1^1.  ^aberilia,  meldte 
burd^  Solumban  jum  Sl^rifientieum  befel^rt  mor» 
ben  mar.  9(u§  ber  %olQtitxt  ift  über  bie  ©e« 
fd^id^te  beS  ÜRannsnofterS  nid^tS  überliefert ;  nur 
bie  9{amen  einiger  9ebte  merben  fpöter  ermöl^nt. 
3m  3. 1079  fanbte  9lbt  SBill&elm  oon  ^irfd^au 
ben  9R5nde  ®ottfrieb  mit  mel^reren  @eno{)en,  um 
bem  gefunfenen  Stifte  innerlid^  unb  öugerlid^  auf» 
jul^elfen.  ©raf  Ulrid^  Vlll.  oon  Sregenj  liefe 
1097—1098  baS  ftlofter  neu  aufbauen.  3)a8 
biSl^er  nod^  arme  Stift  nal^m  nun  balb  f o  an  Sin» 
fünften  su.  bafe  bereits  1249  eine  pöpftlid^e  SBuIIe 
65  größere  SBefi^ungen  aufsöl^Ien  fonnte,  barunter 
8  Pfarreien.  Später  famen  nod^  6  meitere  5J5far» 
reien  l^inju.  3u  9lnfang  be§  12.  3a]er]eunbert§ 
ftarb  ein  mi^nä^  be§  ^öfters  97amen§  ÜRerbob  al§ 
$faner  oon  TOberfd^menbe  ben  SDlart^rtob  unb 
mirb  bis  l^eute  als  Seliger  oerel^rt.  3m  3. 1245 
mürbe  baS  Stift,  meld^eS  auf  pöpftlid^er  Seite 
ftanb,  oon  ben  9ln^ängcm  ff  onrabS  IV.  überf  aflen, 
geplünbert  unb  niebergebrannt,  balb  barauf  aber 
oom  ©rafcn  öon  ÜKontfort  unb  9lnberen  mieber 


1183 


9Retd^cIbed. 


1184 


aufgebaut.  3ur  Seit  bcr  Sieformation  mar  SJleb« 
rerau  entfd^icbcn  ber  9lcucrung  abl^olb  unb  erioarb 
^6)  groje  ißerbienfte  um  bie  Srl^altung  be§  fatl^o» 
lifd^en  SlaubenS  in  ber  Umgegenb,  bejonberS  aud^ 
im  Sregcnjerwalbe.  ®er  SOjäl^rige  ftrieg  brad^tc 
baS  ©tift  an  bcn  SRanb  bc8  Unterganges.  3uerft 
erwies  cS  faft  jal&IIofen  tJlüd^tUngcn  feine  ©aft« 
freunbfd^aft,  bann  mürbe  eS  Don  ben  @d^meben 
gei)Iünbert  (1647).  ^ai)  bem  ©d^mebenfriege  be« 
gann  in  ber  üKel^rerau  neueS  Scbcn.  Serfd&iebene 
SRitgliebcr  maren  aud^  literarifd^  tl^ätig,  fo  ber 
^rior  S^an^  StamSperg,  ber  eine  @efd^id^te  beS 
ÄlofterS  f d^rieb ;  Slpronian  §ueber  (Seiträge  ju  ^ej, 
Herrgott  ic.) ;  fiangenauer,  ^öllbol  unb  Sabal^or 
(aScetifd^e  SBerf e) ;  3lbt  grana  ^JSappuS  öon  Xru^ 
berg  (t^eologifd^e  äßerfe).  Se^terer  begann  1738 
ben  93au  ber  neuen  ftird^e,  unb  9lbt  Sol^anneS  VI. 
(1774—1781)  liefe  müSufmanb  ber  legten  3Kit« 
tel  unb  frember  ^ilfe  baS  ie^ige  (Sont)entSgebäube 
auffül^ren.  ©d^on  unter  Äaifer  ^o]tpi)  ü.  brol^te 
bem  ©tifte  bie  3luf]^ebung,  marb  aber  erfi  burd^ 
bie  Slegierung  t)on  SBaQem,  an  meld^eS  Vorarl- 
berg gefommen  mar,  im  3. 1806  mirfli^  au8« 
gefül^rt.  SHe  6)ont)entuaIen  mußten  baS  ^lofter 
oerlaffen,  bie  jfird^e  mürbe  abgebrod^en  unb  jum 
Hafenbau  t)on  fiinbau  k)ermenbet,  bie  SBibliotl^ef 
t^eilS  t)erbrannt,  tl^eilS  t)erfd^Ieubert;  baS  jflofter» 
geböube,  meld^eS  berftönigin  k)on93a9emalS®e» 
fd^en!  angeboten,  aber  Don  il^r  abgelel^nt  mürbe, 
!am  in  ^rioatbönbe. 

3m  3. 1841  mar  baS  gifterdenferflofter  SBct- 
tingen  im  jfanton  ^argau  aufgel^oben  morben. 
S)er  9lbt  Seopolb  fud^te  für  feinen  ßonoent  eine 
neue  §eimat  unb  fanb  pe  in  bem  üerlaffencn  üKe^» 
rerau.  @r  ermarb  burd^  j?auf  bie  ©eböulid^feiten 
unb  fiebelte  ftd^  mit  Srlaubnife  be§  ftaiferS  t^ran^ 
3ofep]^  unb  ©enel^migung  be§  l^eiligen  ©tul^IeS  in 
SKel^rerau  an,  3lm  18.  Dctober  1854  mürbe  ber 
SiftercienferconDent  feierlid^  eröffnet.  S)er  Jüngftc 
Sonöentual  beS  f  rül^em  95enebictiner[tiftS  g.  2Kor» 
tin  Sritfd^  eilte  b^rbei,  um  3cuge  ber  ©rffiHung 
feines  febnlid^ften  äBunfd^,  ber  ^ieberberfteHung 
beS  ftlofterS,  ju  fein.  3lbt  Seopotb  liefe  bie  Äird^e 
mieber  aufbauen,  unb  fein  92ad^f olacr  SKartin  SRei« 
mann  (1864—1878)  toHenbete  oen  Sburmbau. 
®er  ie^ige  9lbt  SmauruS  ffalfum  (feU  1879)  jierte 
bie  Jhrd^e  mit  ^al^lreid^en  SBanbgemöIben  unb  ftil» 
geredeten  Staren,  ftattete  ben  Jheu^gang  mit  einer 
ateibe  t)on  ©laSgemälben  au§,  ermeiterte  baS  ®e* 
boube  beS  ©tubentenconüictS  unb  erbaute  für  Ic|» 
tereS  eine  l^enlid^e  breifd^iffigc  ftapelle.  Unter  il^m 
mürbe  baS  iWofter  üKarienftatt  in  5Waffau  mieber- 
bergefteüt  unb  im  3luguft  1888  burd^  ©onöen« 
tualen  üon  SKcbrerau  befcfet.  9lu8  ben  legieren 
mürbe  1890  ber  biSl^erige  $rior  ©ominicuS  SBitti 
jum  9lbte  üon  SKarienftatt  ernannt.  SKel^rerau 
aöl^Ite  ®nbe  1891  32  ^ßriefter,  14  SIcrifer  unb 
Jlooiaen  unb  20  Saienbrübcr.  ®er  $rälat  fül^rt 
ben  Sitel  Slbt  oon  SBettingen  unb  5J5rior  üon 
aWebrerau.  ©erfelbc  fielet  an  ber  ©pij^e  ber  fd^mei» 
}erifd^»beutfd^en  ßiftercienfercongrcgatioii.  ©einer 


Sifttation  unterftel^en  bie  ^btei  SRorienftatt  tmb 
bie  t^rauenflöfter  Sfd^enbad^,  ^^ouentl^t  9ttt§> 
benau  unb  äBurmSbad^.  3Rit  bem  ©tifte  ift  eis 
©^mnafium  unb  eine  9lealfd^ule  berbunben  mit 
ungeföl^r  200  ©tubenten  au§  oerfd^iebenen  €tQa> 
ten.  S)ie3ögKnge  mol^nen  fömmtlid^  im  SotoncL 
(Sgl.  SKerfle»3Baijcnegger,  Vorarlberg,  3hm8« 
brudt  1839,  H,  281  ff.;  ©eb.  »runner,  «in 9e- 
nebictinerbud^,  SBüi^b.  o.  3v  10  ff.:  6in  ftijte» 
cienferbud^  453  ff.)  [@.  atoQer.] 

^A^aeA,  Raxh  0.  S.  B.,  ftird^enl^ 
rifer,  mürbe  am  29.  ^ai  1669  ju  Obernborf  im 
Mgöu,  S)iöcefe  Augsburg,  Don  bfirftigen  iSüm 
geboren.  3n  ber  Sxiuf e  erhielt  er  ben  Ütomen  So- 
|ann  ©eorg,  ber  erft  im  Orben  in  ben  Stie^ 
namen  ftarl  umgemanbelt  mürbe.  S)er  Sota 
©eiler  feines  @efd(|öftS,  brad^te  ben  muntctnftni' 
ben,  als  er  ad^t  3Qb^e  alt  mar,  am  Sage  beS 
1^1.  SaurentiuS  1677  in  baS©aftSenebictbencni 
um  i^n  bafelbft  Satein  unb  SRuftf  lernen  p  IoHol 
©d^on  l^ier  mad^ten  ftd^  feine  glüdlid^  Slnlagai 
bemerflid^.  97a^  Dier  Saluten  ging  er  mit  bor 
Sobe  eines  Dieloerfpred^enben  ©d^üInS  an*S  @9» 
naftum  nad^  ÜRünd^en  unb  legte  bie  ©tubien  bo* 
felbft  mit  ^uS^eid^nung  prüdt.  3)ie  ^erbfiferiei 
brad^te  er  meift  in  Senebictbeuem  )u ;  l^ier  ttot  s 
aud^  am  5.  October  1687  in  ben  Orben  beS  l^Se* 
nebict^  mad^te  im  ftlofter  ^riefßng  unter  Settmg 
beS  P.  ^legibiuS  ftibler  Don  Slnbed^  fein  9tori> 
ciat  unb  legte  am  21.  3)ecember  1688  bie  Ob> 
benSgelübbe  ab.  hierauf  ftubirte  er  in  ©d^ct)« 
smei  3ct^re  bie  ^^ilofopbie^  bann  feit  1691 « 
ber  UniDerfitöt  ©al^burg  bie  Geologie  unb  M 
ftird^enred^t  unb  em{)ftng  1694  )u  SlugSburg  Me 
beilige  ^prieftermeil&e.  3m  3.  1696  »urbe  ä 
Sibliotl^elar  in  Senebictbeuem.  918  ber  SStP* 
bif d^of  Don  t^reiftng,  3o]^ann  ^ran^  Don  &tk,  k 
^erbft  1697  eine  (ateinifd^e  ©d^ule  in  3MN 
errid^tete,  bie  er  mit  ÜRönd^en  beS  93enebidi»p 
orbenS  befe^te,  mürbe  ber  junge  P.  ftarl  an  ikSß 
©d^ule  für  bie  ©^ntos  berufen ;  er  lel^  in  ^ 
üng  Dier  So^te  Satein  unb  ©ried^ifd^  unb  gao| 
Die  ^reunbfd^aft  unb  baS  Vertrauen  feines  gibfi" 
bifd^ofS.  S)ann  folgte  er  bem  S^fe  no^  StUfa 
Stott  am  3nn,  um  bort  in  bem  neuerrid^tetcB  ge* 
meinfamen  ©tubium  ber  ba^erifd^en  VenebidiMD' 
congregation  bie  ^bilofopl^ie  ^u  lebren.  £S  toSfk 
inbefe  nid^t  lange,  bis  er  ^um  Sel^rfhtl^I  ber  Z(e0* 
logie  in  Venebictbeuem  überging,  benermitttil" 
Seid^nung  befleibete.  3n  biefe  3^^  foOni  jdK 
Exercitationes  philosophicae  XI  poUidi 
disputationibus  expositae,  1702 — 1705,  mk 
Exercitationes  theologicae  VI,  1705-'17Mi 
3m  3. 1708  empfing  er  Dom  Orben  ben  ^ 
Doßen  Sluftrag,  bie  Don  Slbt  ©regor  Don  ©d^qcn 
begonnenen  unb  Don  P.  ©uettrotl^er  bis  1696 
fortgefübrten  Slnnalen  ber  ba^erifd^en  Songcqi' 
tion  fortiufekn,  unb  gab  befel^  feine  $iqeMC 
Dorlöufig  auf.  Valb  mürbe  er  inbie®efd^te 
Kongregation  l^ereinge^ogen  unb  )u  il^rem  aoir 
rius  publicus  ernannt;  eS  lonnte  alfo  aft  eis 


:85  aWeinctb.  1186 

febenmftiü]^  feine«  Scl^ramteS  nid^t  mcl^r  ge«  ganj  jmci  Salären  roax  ber  erfie  93anb  fertig ;  er 

4t  toerbcn.  Sr  untemal^m  aud^  bie  l^öd^ft  mü^e«  erfc^ien  unter  bem  %ikl  Historia  Frisingensis, 

De  arbeit  baS  burd^  bie  Sönge  unb  bie  Unbil»  tomusi  (724— 1224),  Aug. Yind.  1724.  ©leid^- 

B  ber  Seit  DöIKg  )er{ireute  unb  in  Unorbnung  zeitig  beforgte  er  einebeutf(|e93eQrbeitung:  Jhir}e 

ratl^  Srtj^it)  bed  ftlofterd  SBenebictbeuem  ju  gfreQftngif d^e  Sl^roni!  ober  ^iftoria,  in  meld^er  bie 

ftnen;  eS  gefd^ol^  in  nid^t  meniger  afö  431  JHften,  ®efd^id^ten  ber  gfre^fingerif^en  Sifd^offen  unb  an- 

>|n  er  ein  genaues,  fritifd^eS  unb  mit  gele]^rten  beremiteinlQufenbe3)enln)ürbig!eitenDiefe8^od^» 

tmerfitngen  Derfel^eneS  SSeneid^ni^  in  4  SBönben  ftifted,  nid^t  meniger  ber  eigentlid^e  Urfprung  ber 

fertigte.  Sein  Stuf  nmd^S^ouentl^tben  mürbe  fein  meJ^rifteninbiefemSiStl^umentlegeneneidfter.gioI« 

ime  mit  Sd^tung  genannt,  ©erne  inbe|  fel^e  er  legiatftiftem  unb  ©otteSl^uf em  au§  benen  beften 

iDcilen  ju  feinen  tbeologifd^en  @tubien  jurüd,  toit  Urfunben  iüxfiiä)  erjöl^Iet  totthm,  tJfre^ftng  1 724. 

(4(8  eine  Sd^rift  betteist,  bie  er  in  SSeranlajfung  S>ie  @äcularf eier  aföbann,  bie  mit  größtem  $ompe 

c  Spofhifie  eines  SRönd^eS  1709  t)eröffentlid^te  ad^t  Xage  begangen  »urbe,  rief  bie  @d^ift  3)aS 

Mnblid^unbgenoueSBeftd^tigungjienerauSaUer«  bonfbore  Sfre^fing:  Descripüo  solemnitatis  ju- 

mb  Itd)alid^en  üitl^erif^en  roftigen  Srümmem  bilaeicathedrali8eccle8iaeFri8iiigen8isl725 

nnfelig  ^ufomm  gefd^meigten  €tid^*  unb  @d^neib-  l^rDor.  S)ie[e  Slrbeiten  9Reid^elbed(S  nmrben  allent- 

ifm  €enfen,  toel^e  nid^t  unlöngft  miber  ben  ^dter  l^alben  mit  oem  ungetl^eiltejten  SBeifaU  auf genom« 

et  oOein  feKg  mad^enben  catl^olifd^en  JHrd^en  auS  men.  3m  3. 1729  erfd^ien  ber  jmeite  SBanb  ber  @e- 

ctfid^erlid^  Stüftlommer  Sutl^eri  fo  grimmig  fd^id^te^freifingS:  Historia  IVisingensis,  tomiis 

iB  einfältig  berborgejogen  3ofep]^  3)ominicuS  n(1224— 1724),  Ang.Yind.  1729.  aßeid^elbedt 

m  €enfo,  ®elübbd  unb  KeligionS  oergeffener  l^atte  ftd^  burd^  feine  ©efd^id^te  gfreifingS  einen  un« 

Rüiid^,  imb  bermalen  oermeibter  ^ftor  unb  ^far«  fterblid^en  IRamen  erworben.  @r  »urbe  nad^  äBien 

m  p  2)armfd^eim  in  SSßürtemberg,  nun  aber  an  eingelaben,  bie  ©efd^id^te  beS  ^aufeS  Oeflerrei^ 

bcm  pfeifen  ber  nxil^ren  JHrd^en  unb  l^eiligen  IBä«  ^u  fd^reiben,  leiste  febod^  biefe  (Sl^re  ab.  @eine 

lni)nn>biret  unb  jertrümmert,  ÜRünd^en  1709).  ©efunb^eit  nömlid^  f^aüt  fel^r  gelitten;  er  begann 

3«  bie  nSmlid^e  3eit  fäUt  feine  @d^rift:  Seben,  bie  serrüttenben  gfolgen  feines  nöd^tli^en  @tubi- 

hibcii,  Xob,  (Srl^ebung  unb  ©nabenreid^e  ®ut«  renS  ^u  fpüren,  unb  bod^  fonnte  er  fid^  nid^t  ent- 

ViigMt  ber  großen  1^1.  SRmlQrin  9^^  fd^Iie^en,  baSfelbe  aufzugeben.  S)ie  1730  Doli« 

|o4W4barefie  Reliquien  in  bem  3a^r  ^l^rifti  enbete  Sl^roni!  t)on  SBenebictbeuem  erfd^ien  nad^ 

1085  in  boS  uralte  @tift  imb  e^emte  Slofier  9e«  feinem  Xobe  unter  bem  Sitel  Ghromcon  Bene- 

MMctteuem  Derfe^et  morben,  unb  nod^  allzeit  mit  dictoburanum  etc.,  opus  posthumum,  cur.  Al- 

it(iiibaren93unber}eid^enanbortenIeud^ten,9Rün«  phonso  Haidenfeld,  1753.  Rubere  Sßerfe,  bie 

t»  1710.  3ni  3. 1712  fanbte  il^n  fein  ftlofter  er  l^nbfd^riftlid^  ]^interlic|,  pnb  nid^t  erfd^ienen; 

B  einer  ]^5d^ftmid^tigen^ngelegenl^eit,  bie  lange  gu  il^nen  gel^ört  baS  oben  enpäl^nte  Archiynm 

|Mfü^  9reiffatg  unb  SDtünd^en  gefd^n)ebt  l^atte  Benedictoburanum,  4  voll. ;  Annales  almae 

■b  mm  fd^Iie^Iid^  an  ben  römifd^en  ^of  gemiefen  et  exemptae  Congregatioms  Benedictiiio-Ba- 

Bocbcn  tDor,  als  Agenten  nad^  Siom;  l^ier  langte  varicae;  Necrologium  noYum  Benedictobura- 

ram24.  October  an  unb  entlebigte  ftd^  feines  num  ab  a.  1707  usque  ad  a.  1730;  Historia 

bfhogeS  fo  glfldflid^,  ba|  bie  @ad^e  d^on  im  9pril  eremitorii  Wahlnseensis.  äßeid^elbedt  l^atte,  ^u- 

ins  )u  @unften  beS  fflofterS  ent)d^ieben  »arb.  mal  in  ben  fpöteren  3a]^ren,  eine  auSgebel^nte  lite* 

DetSmentl^inSlom  nrirfte  nid^t  nur  inl^ol^em  rarifd^e  Sorrefponben)  mit  fatl^olifd^en  unb  pro- 

höbe  oefrud^tenb  auf  feinen  @eift,  fonbem  gab  teftantifd^en  ©elel^rten.  ßrbefd^IoMeinbergfröm- 

|r  osd^  ©elegenl^,  in  ben  bortigen  99ibIiot^e!en  migfeit  unb  äßiff enf d^ft  getoeil^teS  Seben  in  feinem 

m^m  ttriQfommenen  eä^i  für  bie  aaSiffenfd^aft  ftlofter  am  2.  «pril  1734  im  ^Iter  k)on  65  3a]^- 

{i^den.  3m  3- 1719  folgte  er  einer  Sinlabung  ren.  @ein  Portrait  beftnbet  ftd^  in  Jhtpfer  ge« 

M  SürßabteS  Stupert  Don  Rmpitn,  ber  i^n  )u  ftod^en  k)or  bem  Ghronicon  Benedictoburanum 

inni  geifüid^  3taQ^  }u  ergeben  unb  bei  ftd^  ju  unb  Dor  bem  fiebenten  @tüd(  ber  arbeiten  ber  ®e« 

Vil0ta  tDunfd^te.   9Reid^ed  inbeg  lel^nte  ben  leierten  im  Sieid^.  @tne  SBiograpl^ie  9Reid^eIbedS 

^anoOen  9ntrqg  ab,  ebenfo  1720  ben  beS  SIbteS  unb  ein  SSei^eid^nil  feiner  @d^riften  lieferte  ^ai- 

Mi  SUbo,  bie  @ef d^id^te  beS  ftlofterS  gfulba  ju  benf elb  in  ber  SSorrebe  jur  9luSgabe  beS  Chroni- 

Nb.  3m  3. 1722  rief  il^n  prftbijd^of  3o»  con  Benedictoburanum  50—68.      [^^.] 

^BBcS  Sfran}  Don  t^reiftng  als  mirflid^en  geift«  "SB^^i^  (perjurium)  l^ei^t  bie  eiblid^e  ^t* 

itnStoQ  unb  f)if!oriogra))l^en  an  feinen  ^of;  fräftigung  einer  ttiffentlid^unaal^renSluSfage  ober 

^  iMmtier  l^dte  aud^  ber  ^bt  k)on  ffempten  il^m  99e]^au))tung  unb  i{t  k)on  ber  böSmißigen  IBer« 

Ol  S>i)>Iom  olS  geifilid^  Siatl^  Sugeftellt.   3)ie  le^ung  eines  eiblid^  befröftigten  SBerfpred^enS  (f.  b. 

Mk^  beS  gfurfibifd^ofS  bei  {euer  93erufung  n)ar,  ^rt.  ßibbrud^)  mo^I  ju  unterfd^eiben,  »enngleid^ 

4  TtdfyVMt  bie  ©efd^id^te  feines  @ttfteS  g^rei«  aud^  le^terer  l^öuftg,  aber  ungenau,  mit  ÜReineib 

V  fd^icQkn  follte.  6r  l^e  il^m  biefe  Aufgabe  be^eid^net  »irb.  Sie  moralifd^e  3ured^nung  beS 

i  1709  befiänbig  oorgebalten;  als  bie  jel^nte  ÜReineibS  meiert  ober  minbert  ft^  ni^t  mit  ber 

kiddrfeter  beS  SiSt^umS  t^reiftng  beDorftanb,  großem  ober  geringem  SBid^tigfeit  ber  fölfd^lic^ 

ttt  btt  $Idn  dermirüid^t  merben.  Sinnen  nid^t  bef^morenen  Xl^atfad^e,  fonbem  einjig  mit  bem 


1187 


üKcinl^arb  —  aWein^otb. 


1188 


®rabc  bcr  ©rfenntnife  bcr  ücrbrcd^crifd^cn  §anb= 
lung  uttb  ber  mel^r  ober  minber  Haren  Sinjtd^t 
tmb  Uebeqeugung  Don  ber  UntDol^rl^eit  ber  6e« 
fd^toorcnen  9luSfagc.  3n  §injtd^t  ber  iuribifd^cn 
©trofbarfeit  unterfd^etbet  man  ben  fog.  einfad^en 
SDleineib  (perjurium  simplex)  unb  ben  feierlichen 
ober  qualificirten  (perjurium  solemne).  fiepte« 
rer  l^ei|t  in  ber  ©erid^töfprod^e  (feit  berpeinli^en 
©olSgerid^tSorbnung  ftaifer  ftarlS  V.  Dom  Sa^re 
1532,  3lrt.  107,  »o  biefer  auSbrud  ^uerft  öor« 
fontmt)  ein  „geleierter"  SKeineib,  b.  %  ein  üor 
©erid^t  nad^  k)orgöngiger  Säelel^rung  (f.  b.  Strt. 
©ibeSöermal^nung)  abgeleiteter  falfd^er  6ib.  S)er 
SDteineib  in  judicio  ^attz  naä)  bem  canonifd^en 
Sted^te  lebenslange  ßl^rloftgfeit  mit  allen  gefe|« 
Hd^en  Solgen  ber  Snfamie  (c.  9,  C.  III,  q.  5; 
c.  54,  X  2,  20) ,  bann  überbiefe  bei  ©eiftlid^en 
lebenSIönglid^e  @u3penfton  k)on  ^mt  unb  $frünbe 
(c.  2  fin.  X  3,  22),  bei  Saien  40tägige  Saften  bei 
SBaffer  unb  95rob  unb  fiebeniäl^rige  öffentlid^e 
Äird^enbufee  jurgolge  (c.  18,  C.  VI,  q.  1).  SBer 
einen  9lnbem  jum  TOeincib  verleitete,  ben  traf 
lebenSlönglid^e  ^uSfd^Iiefeung  (c.  7 ,  C.  XXH, 
q.  5).  S)aS  römifd^e  9le(|t  fe^te  auf  ben  ÜReineib 
SlmtSentfefeung  (}.  17,  Cod.  12, 1)  unb  Infamie 
(L  41,  CJod.  2,  4)  unb,  »enn  berfelbe  ben  unöer» 
fd^ulbeten  Sob  eines  Zubern  nad^  fid^  gog,  bie 
lobeSftrafe  (fr.  1,  §  1,  Dig.  48, 8).  ©er  Codex 
Carolinus  enblid^  ftrafte  biefeS  ^SSerbred^en  mit 
Snfamie  unb  3lbl^auung  beS  3eige«  unb  SDlittel« 
fingerS  be§  SKeineibigen  unb,  »enn  ein  ©ritter 
auf  bief  en  Weineib  l^in  notl^peinlid^  gerid^tet  »urbe, 
mit  ber  poena  talionis  (C.  C.  C.  a.  1532, 
art.  107).  Slud^  neuere  bürgerlid^e  ©trafgefe^« 
gebungen  al^nbeten  ba§  SSerbred^en  beS  WeineibS 
faft  überaQ  mit  öffentlid^er  SluSftellung  unb  nad^ 
Umftönben  mit  längerer  ober  hirjerer  Arbeits«  ober 
3ud^t^au§ftrafe.  68  ift  eine  fel^r  betrübenbe  SBal^r« 
nel^mung  in  unferen  Sagen,  ba|  bie  gerid^tlid^en 
ÜReineibe  in  mand^en  $rok)in5en  ftd^  in  auffaßen« 
ber  SQBeife  üeröielfältigten.  ®iefe  ffirf^einung  l^ängt 
imftreitig  tl^eilS  mit  ber  Älage  über  bie  in  ifing« 
fier  3cit  nm  p^  greifenbe  ©laubenSlofigfeit  unb 
ftttIid|»reUgiöfe  Seid^tfertigfeit,  tl^eifö  mit  ber  un« 
nötl^igen  Sln^enbung  be§  gerid^tlid^en  SibeS  unb 
ber  friüoIenSlrt  feiner  Slbnal^me  ^ufammen.  ©em 
SRi^braud^e  ber  ©erid^te  l^at  bie  @taat8gefe|' 
gebung  ^u  jteuem;  auf  bie  ©ewiffen  einjumirfen, 
ift  bie  Slufgabe  ber  Jtird^e.  3n  mand^en  93i§« 
t^ämem  ift  bal^er  ber  gerid^tlid^e  ^Reineib  aud^ 
pro  foro  conscientiae  alS  SfteferDatfaü  (f.  b.  Slrt. 
SReferöatfäUe)  erüört  »orben.     [^ermaneberj 

SBebt^tttb,  SluguftineroSl^orieerr,  ÜRifftonar 
in  Siölanb,  f.  «Ibert,  ajjoftel  ber  Sblänber. 

9R:eiii90ni,  Sol^ann  äBill^elm,  ©id^ter, 
»urbe  am  27.  gebruar  1797  als  ©ol^n  eines  pro« 
teftantifd^en  ^rebigerS  ^u  9{e^eßom  auf  ber  Snfel 
Ufebom  geboren.  Son  feinem  SSater  mit  ben  notl^» 
mcnbigenSJorfenntniffen  ouSgerüfiet,  bejog  er  1 813 
bie  Unit)erfitöt  ©reifSföalb,  um  Sl^eologie  )u  fht> 
biren.    fi.  £1^.  ffofegarten,  bamalS  ^ector  ber 


UniDerfttöt,  bemerfte  baS  2:alent  beS  |ungen  SRcm« 
l^olb  unb  ermunterte  il^n  ^um  eifrigen  @tubfatni 
ber  claffifd^en  Siterotur.  ^Wad^bem  er  feine  t^eo* 
logifd^en  %amina  mit  gieren  beftanben,  tmttbe  et 
Suerft  ^auSIel^rer,  bann  SRector  gu  Ufebom  nd) 
fpöter  $faner  pftoferom.  ^ier  begann  boSgdb 
feiner  literarif d^en  Sl^ötigf eit ;  feine  ©ebid^  up 
mifd^ten  ^nl^altS  traten  1824  an'S  Sid^t,  blieien 
aber  im  ©an^en  menig  bead^tet.  2)od^  erfreute  i^ 
ein  95ricf  3ean  ^auIS,  ber  il^n  ermal^nte,  joä 
er  mal^rl^aft  tragifd^en  ^uSbrudS  mäd^tig,  {nnc 
@egel  nod^  l^öl^er  ju  fpannen''.  ©ötl^e  in  fehlen 
na^gelaffenen  SBerfen  XLVI,  376  (über  ShiM- 
t)ibuaIpoefte)  öugerte  ftd^  l^öd^ft  lobenStoert^  äta 
ben  iungen  SDid^ter.  S)ie  bebeutenben  Süden,  wdijit 
^neinl^olb  nad^  feinem  eigenen  ©efifinbnil  v» 
mentlid^  in  feiner  tl^eologifd^en  SBilbung  rooiftp 
na^m,  fud^te  fein  fhebfamer  ©eift  burd^  eni^ 
unb  tiefes  @elbftftubium  auszufüllen.  3n  jenK 
tl^eologifd^en  SRid^tung  anfönglid^  bem  Stationolii- 
muS  ^ugeaanbt,  mugte  er  bo(|  bei  emftem  ©tieta 
ftd^  balb  Don  beffen  Unl^altbarfeit  überjeugen;  M 
feiner  SSorliebe  für  bie  9lomanti!  fud^te  er  an  bs 
l^anb  ber  ©efd^id^te  in  bem  Seben  ber  Wki  bot 
Solbfaben  beS  pofttiDen  Sl^riftentl^umS  toiebeip 
finben,  ber  in  ben  lab^rintl^ifd^en  3rrgöngen  oer 
bergeitigen  äBeltanfd^auung  Derloren  mar.  SBeil 
eS  il^m  DoIIf  ommen  Smft  mar  mit  f  old^er  Sfoifd^ 
fo  fanb  er,  maS  er  fud(ite,  aber,  mie  eS  fm^  o») 
3U  gefd^el^en  pflegt,  nod^  mel^ralSerfud^te.  &» 
Sntbedfungen  führten  il^n  @d^ritt  für  @d^te 
fatl^olifd^en  ftird^e  nül^er.  S)ie  l^ierburd^  fjiüM> 
gerufenen  ftämpfe  in  feinem  Snnem,  too  biege» 
monnenen  Siefultate  mit  ben  angeerbten  ptotePf» 
tif d^en  SSorurtl^eilen  unb  feiner  eüangelif d^  tlcta^ 
jeugung  rangen,  maren  lang  unb  fd^ioer.  U 
pf^^ologif  d^  merfmürbigeS  ^robuct  biefer  iawü^ 
ben  Elemente  erfd^eint  fein  ßpoS  Sltl^ono^  oberbk 
SSerHärung  ^friebrid^  äßiH^elmS  m.  (SJtagbdRai 
1844),  ein  SBerf,  morüber  bamalS  bie  öffentTu^ 
Slötter  urtl^eilten,  ba|  eS  an  C^l^aben^it  nb 
©rogartigfeit  beS  ^uSbrudtS  mit  ben  W^isxm 
Soff o'S  unb  S)ante^S  t)ergleid^bar,  in  H^ologif^ 
^inftd^t  aber  ungenau  unb  unflarfei.  ^RtxäjM 
©auptruf  begrünbete  feine  „Semfiein]^',  Ä 
fd^neU  l^inter  einanber  jmei  Sluflagen  erlitt;  nk 
bie  „@ibonia  t)on  fSoxi  ober  bie  fflofteci^MS 
SRarienflieg'',  burd^  meldte  ber  mobecnen  itrilif 
ein  bis  bal^in  nod^  unerl^örter  Sd^Iag  Derfe^t  rsoAt 
@ie  lieferten  in  il^rer  ^tonicalen  &)ä]^Iung8foa 
unb  in  ber  @prad(imeife  beS  17.  So^l^nnbedS  bei 
!9emeiS,  ba^  bie  unberufene  Jhitif ,  butd^  bte  %kb 
getöufd^t,  !ReueS  für  alt  unb  9(teS  für  neu,  O» 
gefd^id^tlid^eS  für  ©efd^id^tlid^  unb  umgdd^P 
polten  feinen  änftanb  nel^me  —  ein  Setteil  bei 
^neinl^olb  auf  baS  ^nfe|en  ber  Dxüg^iM^ 
unb  burd^  @traug  Dermeintßd^  ouS  bem  9cw 
^iftorifd^er  äßal^rl^eit  l^inauSgemorfenen  SiUl  nt 
anerfanntem  ©lüde  übertrug.  Ueber  Ucfe  Mi 
il^m  neu  erfunbene  d^ronicolifd^e  (ix^fmif^ 
f^Qi  er  ftd^  in  ber  SSonebe  )um  britten  Sanbe  {eiv 


[89 


3DleinoIf  —  ajlcinung. 


1190 


ibonia  beS  SBettem  au§gefprod^en.  Snmttten 
sjer  lUerorifd^en  SlrBeiten  rang  bie  fatl^olifd^e 
»eqeugung  ^d^  immer  mel^r  burd^.  S)a§  @tu« 
tun  ber  IKrd^enDater  trug  neben  fortgefe^tem 
tnbium  nomentlid^  ber  JReformationSgefd^id^te 
§  Steifte  l^iersu  bei.  Sin  mefentlid^er  Slntl^eil 
ennm  gebill^rt  bem  @dnger  ber  XunifiaS,  Srj- 
[d^f  Sabidloud  t)on  ^^rfer,  mit  bem  er  in  leb» 
|tcm  literarifd^en  SSerfel^r  offen  feine  tl^eologi- 
len  flfimpf e  auStouf d^te  unb  k)Dn  bem  er  k)iel  Sroft 
ib  Sufnmnterung  erhielt.  913  nun  im  3. 1848 
e  SOOiöl^e  ^ropl^etie,  »ie  fte  \xä)  in  ber  Sftc» 
cmationSgefd^id^te  feinem  @eifte  befunbete,  ftd^ 
i  SBol^l^eit  erfüllte  unb  nod^  fd^redlici^er  gu  er« 
Bkn  brol^te  —  ba  fanfen  mit  jenen  (£rf(|ütte« 
mgen  oud^  in  il^m  bie  legten  morfd^en  @tü^en 
iotc|iantifd^  SBefenS,  unb  nunmel^r  trat  er  !ü^n 
Rtfdgiicben  auf  bie  fatl^olif d^e  Seite.  Seine  Sd^rift 
ihr  bie  Sel^ninfd^e  SBeiSfagung  (Sei))aig  1849)  gab 
^  Seranlaffung,  fid^  offen  ju  erflören.  Sr  tl^ot 
Attit  jenem  SRutl^e,  ber  il^n  aud^  in  feiner  poli« 
tifi(m  @d^n^  unb  Xru^fd^rift  „S)ie  babQtonifd^e 
Bjmifyrf  unb  3beent)em)irrung"  ouS^eid^net. 
vrii  inffi  l^ielt  er  ed  nid^t  langer  mel^r  mit  feiner 
lUfl^eugung  vereinbar,  boS  %mt  eine§  protefton» 
tiKcnSeifUid^enju  Dem^olten.  S)arum  reftgnirte 
er  fieimillig  mit  großem  Serlufte  auf  feine  ein- 
Ug{u^  ^forrfteÜe  t)on  Stel^eminfel  in  $ommem 
nk  )0Q  fid^  mit  geringer  ^enfton  nad^  Sl^artotten« 
tag  jurfidt.  ^ier  arbeitete  er  mit  unermüblid^em 
fiferan  feinem  „©etreuenSiitter,  ober@igiSmunb 
W^funb  bie  Sieformation",  einem  SBerfe,  morin 
%  miebenbige  ®efialten  bie  gegenfö^Iid^en  fiel^ren 
Über  @Iauben8befenntniff e  k)edört>emb,  bie  ^ta^ 
bim  i^  menfd^Iid^  Sutmidflungen  in  brama» 
^ljßn  Scenen  feinen  fiefem  Dorfül^rt.  S§  ift  bie» 
MSerl,  joioeit  eS  Doüenbet,  eine  praftifd^e  Wpo- 
kfn  bcS  Kotl^oIiciSmuS,  unb  eben  babur(|.  l^offte 
K  »it  ®otte§  ©nobe  einen  fleinen  %f)dl  bei« 
Ingen  }u  !5nnen  )ur  Umfel^r  feiner  proteftantifd^en 
Sittr&er  in  ben  @d^o^  ber  fatl^olifd^en  jfird^e. 
3tm  felbtr  foUte  ba§  Sßerf  gugleid^  eine  öu^cre 
^;iPnt}  fid^,  menn  er  mit  9^äd^ftem  bffentlid^ 
PK  fot^oßfd^  ftird^e  ^urüdtfel^rte.  3nbe^  ®ott 
pk  c8  miberd  befd^Io^en  unb  rief  il^n  inmitten 
frintf  anmfirengteften  unb  opf ermiUigften  t^eiged 
»  80.  %)Dember  1851  unermartet  burd^  einen 
%nenfdj[Iag  tn'd  3enfeit8  ab.  S)er  faft  k)oIIenbete 
QpiZ(dI  be$  ®etreuen  StitterS  nebft  au§fül^r» 
^m  Bäftma  bed  jmeiten  erfd^ien  nad^  feinem 
tobe  in  Xegtndburg  1852 ;  bie  9lu§arbeitung  be§ 
PKÜm  SonbeS  beforgte  fein  ©ol^n  Surel  3m« 
Und  ^eß.  1873  a(8  fatl^olifd^er  Pfarrer  gu 
M/Mi  m  @d^IefienX  ebenfalls  9tegen§b.  1858. 
U^oIbS  ®ef.  @d^riften  auS  ber  erften  3eit  er» 
fieMi  in  7  Sänben  ju  Seipjig  1846—1848; 
ie  b|tm  Sd^riften  al§  IBanb  vni  unb  IX  gu 
ttaätaro  1858.  [Sinbemann.] 

PefaMff,  ber  H/  ^urbe  gmifd^en  770  unb 
10  OB  d)Iem  Sefd^Ied^te  in  SBeftfalen  geboren. 
1^  bem  Xobe  HjiitS  nod^  l^eibnif  d^en  Satten  ffol^ 


bie  ÜRutter,  um  ben  ?ßad^ftellungcn  i^rcS  ©d^ma» 
gerS  ju  entgelten,  ju  ffarl  bem  ®ro|en.  ©iefer 
Ue|  ben  ßnaben  taufen  unb  übergab  il^n  ber  $a- 
berbomer  3)omfd^uIe  jur  grjiel^ung.  §ier  jeid^» 
nete  ftd^  2KeinoIf  burd^  frommen  SBanbel  au§. 
Saburab,  ber  ^meite  SBifd^of  üon  ^aberbom  (815 
bis  862),  nal^m  il^n  unter  bie  Sanonüer  auf  unb 
»eil^te  i|[n  jum  ©iacon ;  in  ber  golge  befleibete 
er  bie  SBürbe  einc§  Srd^ibiaconS,  unb  836  leitete  er . 
bie  Translatio  s.  Liborii  nad^  ^aberbom.  93alb 
barauf  grünbete  er  mit  feinem  SSermögen  baS  5Won« 
nenllofter  995bbe!en,  nad^bem  il^m  burd^  eine  @r» 
fd^einung  ber  Ort  für  baSfelbe  angegeben  mar. 
pxtx  mürbe  aud^  nad^  bem  am  5.  October  847  er» 
folgten  Sobe  fein  fiei^nam  beigefe^t  unb  fein  ®rab 
burd^  Diele  SBunber  üerl^enlid^t.  S)cr  öicrte  Sifd^of 
Don  ^aberbom,  95ifo  (887—907),  erl^ob  897 
feine  ®ebeine.  Ueber  il^n  galt  lange  3eit  ber 
@a^ :  Meinolphnm  sanctum  genuit  Westpha- 
lia  tantum,  maS  ben  äefuiten  ÜJlid^ael  @trun! 
1715  5ur  Verausgabe  feiner  Westphalia  sancta, 
pia,  beata  Deranla^te.  S)er  traurige  3uftanb 
beS  fflofterS  SB(3bbe!en  bemog  1409  ben  $aber* 
borner  Sifd^of  SBiD^elm  öon  Serg,  Sluguftiner  üon 
©d^moHe  bortl^in  ju  berufen  (f.  b.  ^rt.  ^aber» 
bom).  ^aä^  ber  «ufl^ebung  beS  ftlofterS  1803 
famen  bie  Reliquien  SDleinoIfS  in  bie  SBufeborf» 
ürd^e  gu  ^aberbom;  l^ier  mirb  oud^  ein  ®Iöd(d^en 
aufbemal^rt,  meld^eS  ÜJleinoIf  beim  S)ienen  ber 
l^eiligen  SOIeffe  benu^t  l^aben,  unb  meld^eS  bei  ber 
grl^cbung  burd^  93ifd^of  95ifo  in  feinem  ®rabe 
gefunben  fein  foll.  (SSgl.  A(*.ta  Sanctonim  Oct. 
ni,  171  sq.;  Sigewardi  Vita  Meinolphi  (ou8 
bem  12.  Sa^rbunbert),  erfte  9lu8gabe  öon  Doer» 
bam,  Neuhusii  1681 ;  Schaten,  Annales  Pader- 
bomenses,  Neuhusii  1693;  Strunk,  West- 
phalia sancta,  pia,  beata,  ed.  Giefers  1854, 1, 
10 sq.;  Seffen,  ®efd^id^te  beS JBiStl^umS  $aber« 
bom  1820.)  [SBurm.] 

"SBeitttab,  ber  bt./  f-  Sinftebeln. 

SReimtitg,  gute,  mirb  bei  ben  moralifd^en 
^anblungen  ber  S^ti  genannt  gu  bem  biefelbe 
oerrid^tet  mirb,  baSfelbe,  mag  man  fonft  burd^ 
Intention  begeid^net.  3Ran  unterfd^eibet  nömlid^ 
bei  einer  §onbIung  einen  boppelten  3»^*^  einen, 
meld^er  gum  äßefen  einer  ^anblung  ober  eines 
SBerf eS  alS  fold^en  gehört  (finis  operis),  unb  einen, 
ben  fid^  ber  ^anbetnbe  bei  feiner  ^anblung  nod^ 
obenbrein  fe^t  (finis  operantis).  S)er  3öJedt,  ber 
8.  93.  beim  SHmofen  biefcm  innerlid^  unb  notb- 
menbig  gu  ®runbe  liegt  unb  moburd^  eS  eben  als 
biefeS  beftimmte  SBer!  3llmofen  erfd^eint,  ift  bie 
Unterftü^ung  eincS  ?Rotl^Ieibenben.  SWan  !ann 
aber  ben  5WotbIeibenben  unterftü^en,  um  öon  ben 
SKenfd^en  geprief en  ju  werben,  ober  um  bie  ©trafen 
ber  eigenen  ©ünben  abjubü|en,  um  ein  abgelegtes 
®elübbe  ju  erfüllen,  um  ®ott  gu  »erl^enli^en 
u.  bgl.  ©iefcr  pd^  bem  SBerfe  nod^  obenbrein  an- 
fc^Iie^enbe  3tt>ed  ift  eben  berjenige,  ben  man 
bie  SReinung  ober  bie  Intention  ber  §anblung 
nennt.  2)er  k)oIIfommenfte  3tt>edf  einer  f)anblung, 


1191  aneintoetr,  bet  ^1.  1192 

bie  6e(te  üntinung,  in  bei  \k  Denrid^tct  twrben  Intention  bui$  bie  als  3)tittel  jum  S'^i  ^ 

lärm,  ifl  bk  SBeförbening  bcr  6^re  ©otteä.  „S&r  nenbe  Jdfilecö'f  ba"bhmg  felbft  bejledt,  mtb  tl 

möaEt  e|ien",  fagl  ber  Stpcftd,  „ober  trintcn  ober  mirb  biefe  qIS  miüü  gu  einem  fluten  ^lotix  Vf 

jonft  tVoai  t^un,  t^uet  Wt&  gur  €^re  @otte3"  nenbe  {(^Icdile  ganblung  bvxäi  bie  gute  Sntoitum 

(1  (Sor.  10,  31.  Hol.  3, 17),  lo  bafe  bei  iStiruii6  nid^t  ße^eiligt:  g.  39.  Perlen,  um  aiino[en  n 

beS  1)1.  3gnatiu§  Don  £Dl)ola  Omnia  ad  majo-  geben.   5.  6tne  itirem  Objecte  nai^  gute  taai 

rem  Dei  gloriam  al3  bei  fd^önfle  !B!a^lfpnt<^  lung  enblic^  iniib  buic^  ben  fc^Ied|ten  ^ati,  a4 

für  bQ§  gange  Men  ju  erae^ten  ifl.   ©S  ift  obei  ben  fie  Eingenistet  mirb,  beftedt,  unbbiejefi^le^t 

biefet  Swetf,  bie  SBejörbening  ber  lä^re  @otte3,  3ntentiDn  wirb  burc^  jene  i^reniObiectenailBÄ 

ber  Boälommen^e ,   weil  ©ott  [elbft  Sei  feinen  §anbiung  mit  niesten  Beibe[(ert:  j.  S.  jemmäa 

tanblungtn  teincn  f|o^em  unb  coniammenem  unteiftü^en,  um  i!)n  jui  ©ünbt  }u  Deifül)TeiL 
ntd  hat  unb  ^aben  lann,  al§  bie  SBeföibening       SBaä  bie  giügeieobei  gelingen  SBiiffoinfcitte 

fein»  S^ie.    SSon  gnigleit  ^ei  eifennt  er  fiä}  Intention  betiifft,  fo  unteifd^eibet  man  feit  Sud 

felbft,  liebt  er  fi4  felbft,  fagt  ei  31at!)f(^lüf|e  gu  Scotuä  bie  octueSe,  bie  Dirtudle  unb  bie  ^bitntlt 

feiner  9)er^err!i^ung,  nel^e  ei  in  bei  3eit  oul'  Intention.  Wctuell  nirb  biejenigt  Stntention  g^ 

fü^rt    ®ei  ©effitbetung  bei  S^re  ®otte§  al8  nannt,  meldje  unmittelbar  oot  obei  wöfeitnb  te 

ietitem  unb  b^^f'em  S'^'itdt  unteigeoibnet  ift  ber  ^onblung  felbft  gemacht  mirb,  unb  toeli!^  mi^ii 

Sfoti  bei  Sefärberung  unfeier  eigenen  unb  aller  bie  $anblung  nirlfaiR  beflimmt  unb  leittL  w 

§litmenf$en  äBo^lfa^rt,  ber  alä  nac^fter  Ztoti  jentgeSntention,  ukI<j^  inStbfu^l  auf  etne&uib' 

ebenfaQS  nic^t  aOein  gulafftg,  fonbein  auc^  gut  lung  obei  boi^auf  ^anblunflenglet^eiVitTnitR 

unb  @Dtt  no^Igefällig  ift,  inbem  in  biefem  näif-  gemacht  unb  burc^  eint  entg<gengefe|tc  nii^  i» 

fltn  Swftfe  if"'i  !«!('«  ""l»  ööc&fte  3™ec(  Biituell  lütfgenutnmen  ift,  ^ei|t  (lobitudl.  Uebt  biefe  (lÄ^ 

eingefd^loffen  ift  obei  »enigflenS  eingefc^lDffen  fein  hiefle  Snlention  bur^  ben  im  @emüt^  mit 

lann,  benn  „ber  [Dlenfctien  ^eil  ift  @otte§  SSer*  gelaffenen  (Sinbrud  auf  bie  ^anblung  felbp  u^ 

^errlicbung".    UebiigenS  ergeben  fid^  biefe  et^i*  ßin^uf;  au§,  fo  niib  fie  birtueU,  im  enteeg»    \ 

fc^en  ^eftimmungen  über  bie  Intention  unfeiei  gefegten  iJ^aKe  btigegenitin^bihi^BenamiL  i»    \ 

^anblungen  a!§  einfache  O^olgeiungen  aus  ben  letalere  i^  als  unhüftig  gu  ttnei  guten  ^imblnu    i 

bogmatifc^en  Seiiren  unferer  @Tfc^affung  con  felbft.  nit^t  geniigenb ;  bie  DirtueOe  bagegen  genügt  "     ; 

Sienn  ifl  ber  tiiimäre  3ti>eit  unferer  @rfd)affung  fie  gleich  b'ntei  bei  actueQenguiüit^^L  3)ie^ 

@loHe9  eigene  SSer^errlid^ung.  fo  mu^  biefe  au(^  tii^e  WoiaH  ba^a,  totidit  le^it,  ha%  (Soll  t» 

ber  primäre  3n)(d  oUti  unfeier  ^anblungen  fein,  gugStoeife  auf  bie  gult  nJteinung  fe^,  bie  nii  ü 

unb  ifl  unfete  ^efeligung  ber  feninbüre  3itied  un-  unfmn  ^anblungen  tiaben,  legi  einen  bcfanba 

fererSr{d^ffung,fo  Surfen  unb  follenunfere&anb^  SBertb  barauf,  bog  man  tögli^  beim^Inftngtbs 

iungen  ouc^  ^ingerid^tet  »erben  auf  bie  Sefürbe'  99erufSarbeiten  eine  guleSneimingmai^nnbt» 

rang  unfeieS  §eUe§  als  auf  i^ren  fecunbären  unb  filbebenSügbinbunS^äufigemeuett.    PHoriit]    . 
näctiften  3nierf.   SSoS  ben  einflufe  betrifft,  ben       38rittwnft(aj;eginmerl),  ber^I.,  fflifcHw 

bie  Intention  auf  bie  9]RiiraIitiit  bei  fianblungen  ^aberbom,  nur  bei  ©obn  be§  fai^fif^ien  (SinfB 

auiübt,  fo  laffen  fi^  bie  !)auptfäd(|li^{!fn  S8eftim>  3mab,  meld^er  uon  3Bittetinb  abflammen  fol,  m 

mungen  bierübei  in  folgenben  fünften  gufammen'  ber  ^Uti)a  (^bela),  bei  Siuifiter  befi  @iafui  Wk" 

faffen:  1.  Site  Intention  Derleibt  einei  ibiem  Ob'  matinoon@lten,R}eI(^ef))äteTburd^i^3usdI(^ 

iecle  vaä)  inbtfferenten  ^anblung  itire  eifte  @üle  teil  unb9ietieltbatenfobtrüd^tigttDuibe(DgLt»> 

ober  ©c^Iec^tigleit;  eine  gute  Intention  mati^t  über  @iefebiei$t  II,  150  ff.).  9ie  feine  ®(f4i#' 

eine  an  fic^  glciij^gültige  ^anblunggu  einer  guten;  nennt  bie  Vita  MeinwerciSi^ieberi^CX^eobtnt), 

eine  fc^Iee^te  äntenlion  nutest  eine  an  fid)  gleid^'  @liemob  (®ifela),  meldte  fi^  an  einen  ni^i#t 

gültige  ^anblung  gu  einer  fe^Iec^len.    2.  Sine  belannten  ^beugen  in  iga^em  ttet^eirottte,  m 

i^em  Objecte  nac^  gute  ^anblung,  com  ^ari'  ^jela,  müfy  Üormt  tm  Aloßer  Süen  imäit; 

belnben  auf  einen  guten  ^meä  bingerid^tet,  ert|ält,  Ibam  Don  Bremen  nennt  no^  eine  britte  &ß^ 

uofem  bie  @üte  beS  SroedeS  t>on  ber  @üte  beS  ftei^mma,  nwlc^e  bie  anuttti  3mabS,  bei  iDtifci 

CbiedeS  ber  3rt  nai^  uerjc^icben  ift,  burt^  ben  Slod^folgeri  ^DleinmerlS   auf  bcm  $abeoU9B 

bingidommcnben  guten  3iDed!  eine  neue  ^it  oon  Stuhle  (bie  Vita  begeid)net  i^  aI8  aororimbil' 

©Ute  unb  miib  be^b^Ib  gu  einer  groeijai^  giiien:  felben),  gehKfen  fein  foU.   9ud|  nui  n  mit  bs 

g.  39.  Umofenfjienben  gui  gifüüung  eiiieS  abgeleg-  fäc^fif (i)cnffaifeif)aufe  Deimanbt  (^inic^IIniat 

ten@elübbeS.  3. €tnfrtt|rem Objecte  nac[)if^led)te  it)n  ncpos  noster);  bo^  ifl  nid|t  genas  anj» 

^aiüilung,  Dom  ganbelnben  auf  einen  ]^le(f)lcil  geben,  loe^ti  biefe Sieimanbtfc^ft gammle,  voIp 

Sned  t)ingericE|tet,  empfängt,  nenn  bie  @cblec^tig-  fi^einlii^  t)on  feinem  diäter,  SReinuxiI  nn^  jü 

leit  beS  3>DedeS  oon  ber  beS  ObfetleS  bei  ^rt  nai$  geiftltt^en  @tanbe  beflimmt  unb  ei^itlt  feine  w 

»erf^ieben  ift,  eine  neue  @<i^le^tiglett  unb  mirb  butig  av^  ben  ©^ulen  gu^alberflabtinibäilbA< 

bemnad^  gu  einer  groeifai^  fc|Iec^ten:  g.  99.  lügen,  bcini,  an  inelc^em  le|tein  Orte  ^inric^  Ö.  feil 

um  einen  £)iebftabl  auSgufubien.  4.  SBiib  eine  ^Iiitfdjiilcr  inar;  umSSeibe  fe^Iang  fic^eintngtf 

§anblung,  bie  i^rem  Objecte  nac^  ft^lei^t  ift,  auf  i^nnb  ber  Srennbfi^afl.  Sarauf  war  er  Smun^ 

einen  guten  IQmtä  ^ingeit^tel,  fo  mirb  biefe  gute  cus  gu  ^alberftabt.  Otto  UL  cnunntU  i^  P 


198                                              9)lEinmtc[,  btt  ^I.  1194 

tonn^fl<HtIffli;lnbUfti@H!l[wn961te6et  ouij^  atolien  befudtile  TOrinroerl  mit  bfin  flaif«  ba3 

lter®«nm<^n.  aifl  no^  btmaob«  beS  Wolter-  ftlofter  Elugitg.  Hui  äßeriDenbung  b(§|Er6en  etl^iell 

ini«»iWDf83letl^r  (gtft.  6.ml^  1009)  ©e-  er  13  W6nä;t  jitr  ®tünbmi0  eines  fllofterS;  et 

■btt  von  ^oberbom  gn  ^einri^  mif  ®o8Iac  baute  btnfelfien  an  ber  SBeftteite  ber  @tabt,  ttD|> 

■KU  mit  becEBittt  um  einen  neuen  SSif^of,  ric^'  bem  bielfadd  iSehenfen  bagegen  erfioben  mürbe, 

lebtift5nie,tiMl4et  gut  Stärfung  feiner  3IIac|t  b<i%  Jtlofler  ^bbing^of.  ^m  Wänäfm  übtvaah 

e  dfdiöfe  fein«  Kopefle  ju  entnefimen  pptgte,  etÄiitbet  Bonüdinifterialen  unbSürgem  jurgr- 

tt  bm  oiitoefenbtn  SSifd&öfen  [ein  3Iugennierf  auf  jie^unfl.  Unterbeffen  mar  oucti  ber  ®om  DoHenbet. 

Wnwrrt.  liefet  würbe  gerufen,  luib  ^etnrii^  SKeinwerf  Meiste  i!in  am  15.  September  1015  in 

icntli^  ilim  einen  feanbfc^u^.  Suf  bte  Sragt,  ©egenroott  ber  benachbarten  iSif^öfe  ein ;  Äaifet 

nS  ba«  6ebeuten  foUe,  ertuteberte  ber  ßöniß:  §einrii^  war  ebenfalls  gelüben,  fonnte ober  lotflen 

Jjtemitennifänflft  bubaSlßiät^uniSIkbetbom."  beS  ^elbaugeS  gegen  5poIen  nit^t  etfddeinen.  Sei 

n  SJhiniD«!  meinte,  er  tonne  ou3  feinen  eigenen  ber  geier  liefe  gjteinnierE  bie  pQpflIic6e  Seflätigung 

Utttlii  ein  onfe^^nlic^erei  fttften,  entgegnete  t^m  oerlefen,  erneuerte  feiner{eil§  bie  |cE)fin  früber  bem 

cfani^,  genibe  be^megen  gebe  er  e8  i^m.  ^nt  Sgigt^unt  gemachten  iSc^enfungen  unb  fügte  neue 

Ignbtn  @(inntaQ,  bem  jmetlen  in  ber  ^ftenjeit,  Iiinju.  ©eine  S^retgebigfeit  fanb  ciele  ^iai^al^mung, 

B.  anOi),  nmibe  ei  Don  bem  grjbifdiof  SiltigtS  bte  Yita  gäblt  über  100  ^äße  auf.  3n  ber  Slübe 

mVbting  geneigt  unb  reiste  QlSbalbna^^aber-  beS  fflofterS  SIbbingbaf  erbaute  ^Dleinmert  eine 

m  oll.  ^Ätt  nur  er  ni<^t  nnb^nnt;  1002  mar  jfapeUe  ju  S^ren  beä  1)1.  ^Ie£iu§.  mie  er  ju  Stom, 

1  beimi^  IBema^lin  fSmigunbe  in  $aberbom  als  er  bort  erfranfte,  gelobt  tiatte.  @ine  anbere 

tUnt  noiben  unb  9Ieinmerf  iibne3iDeifeIim  ®f  ffopeüe,  ju  ß^ren  beSf)I.  iBart^olotnSuS,  erbaute  er 

llgt  berf elbtn  gewefen;  1005  ^atte  er  bemffönig  per  Graecos  operarioe,  Wie  hie  Vita  jagt,  neben 

Üi  Sanbgut  in  Sflftnförbe  übergeben,  bamit  er  eS  bem  S^omtlofter  in  ber  DIätie  ber  Sßfaljlapelle, 

m  IMf^of  »et^at  fd^enle.  iDlit  greuhen  mürbe  er  roel^e  ©erolb,  ber  ©taH^alter  ffarlS  beä  ©rofeen, 

«rtoIbinSpoberbomaufgenommen.  ©ettbemifter  erbaut  ^atte.   Ob  baS  unter  bem  *namen  SBar- 

■i*ßefe}tinunei9ennü|iger£5Jeifefür  feinSÖiS-  tliolomauS-ffopeKe  belannle  unb  in  ben  funfl- 

^^ÖttggciBeienunbfürltSaberbomgemorben,  gefcbit^tlic^en  SBerien  beschriebene  Soumerl  bie 

Nl  btr  ^  iBcnODarb  für  ^ilbeeb^in-  Seine  erfte  ßopelle  ^einmerlä  ober  bie  ©erolbS  tft,  lann  ntcbt 

ERBCDMnbtenbemaSieberaufbaubeeimä.lOOO  beftimmt  merben;   bie  ältefte  !8augefct|ti$te  be3 

■tt  «nm  gto^  X^eUe  ber  Slabt  burt^  g^erS*  ^aberbomer  S^omeS  unb  feiner  Umgebung  ift  noc^ 

imfl  jtifurten  2)omee  }u.  Sler  Don  feinem  iBor*  ntd^t  genug  aufgebecFf.  9liii$  erbaute  er  einen  neuen 

liign:  begonnene  99au  felfim  i^m  mcber  groftaitig  btf^öflic^en  3|ialnft  an  ber  Oftfeite  be@  S^otneS, 

lang,  KO^  mit  bei  nSt^igen  Sorgfalt  ausgeführt;  an  i^m  pei  ÄapeUen,  unb  umgab  bie  @tabt  mit 

K  n|  bt|i(|alb  9tie$  nieberrei^en  unb  bebeutenb  neuen  Snauem.  Wn  Dielen  anberen  Orten  beS  SSiS* 

^Kt/a  imm.  Sobonn  fing  er  an,  fein  Sisitium  l{)um8  baute  Sneinmerf  ebenfaSsJTiü^en  unb  fio' 

picnifm.  @t^rbemü^tniarer,baSunbebeutenbe  peüen.  Um  bie  @eelforge  }u  erleit^tem  unb  bie 

idüii^  ®e(iet  be€felben  gu  Dergr&feem.  Ülid^tnur  religibfe  Silbung  fetner  Untertbanen  ju  fSrbem, 

Haltt  tt  feint  tigenen  Seftbungtn  ^a,  er  roufett  tl^eilte  er  bie  Pfarreien.    Stbr  fa^  er  auf  gute 

■4  bit  9nunbf(f|oft  be§  A&ntgS  in  auigiebtger  ^riefter  unb  Deilangte  von  i^nen  aud^  äu|eic 

Bnft  )n  btnn|en.  Sit  Vita  metg  HHanc^eS  ju  be-  Sürbe.  Si^timm  lam  in  biefer  Segiebung  ber 

miftbcT  bit  oft  eigentbümli^e  Seife,  auf  meiere  ^1.  ^eimerab  bei  i^m  an.  3113  biefer  in  Demod^^ 

Bc4oA<»Stnbe^uienbemirtte,etne3Beife, meldte  lüfligtet  flieibung  in  ^aberbom  erfd^ien,  Iie|  fii^ 

Kn4  ntr  tin  Sneinmerf  gegen  ^einri^  n.  et'  ber  Sif^of  feine  liturgifd^en  Sucher  unb  flieiber 

Uei  binfte.  SMe  9efi|ungen,  nelcbe  ÜÜeinnert  geigen,  unb  al9  er  au$  biefe  oemac|)Iäfftgt  fanb, 

hB8tet^tini  eraurb,  finb  fo  bebeutenb,  büfi  er  Ite^  er  biefelben  oetbrennen,  it|n  feBft  beftrafen. 

idtSti^  als  btt  jmrite  Stifter  besfelben  hcjeid]nf  t  Später  mürbe  er  übet  §eimerab  etneS  Seffem  be- 

*e/bm  tarn,   ^einridi  n.  meilte  oflmaie  Wi  jci^  Iel)rt.  gür  baä  teiblicbe  5ßJo(iI  feiner  Untertbanen 

M t^Kunbt  in  !ßabtrbom,  wie  auij^  biejft  if|n  mQr9KeinroerIntcE|tminberbefDrgt;erbemü^tefi(%, 

Mm  btflItUelt  unb  an  ben  SReicbSlaRni  l^til-  ben  Siierbou  gu  lieben  unb  ba§  2oo§  ber  ßeib- 

■^  Kiemonb  galt  metir  im  Walbe  bei:  fiönicis  eigenen  gu  milbem.  ^em  fflofler  Soroeq,  n)eld)e3 

*ei,irienianh  empfing  grBgfre  Segünlligunge'n.  gmar  oon  ber  SuriSbiction  bei  5paberbomer  SBi- 

Opiutt  niinit  §einti(f|  bie  mid&tigen  unb  uner-  j^ofS  ejimirt  mat,  manbte  er  feine  lufmettfamleit 

mii^u  ©ienpe  ÜJietnmerB ;  in  einer  Urfunbe  gu  unb  fuebte  bie  jerfaßene  fftoflerjucbt  gu  beffem. 

■atoi^bieeraiigelicaMartha.  3m3.1013  Seine SSemü^ungen^elenjebodi  bei  ben  9))&ncf)en 

llgBleiiimerfmit ©einrieb  gubeffenffaiiertranung  auf  SBiberftanb,  loefe^alb  er  hie  §ilfe  beS  Äaiferl 

ÄStalien.  ^ft  SSenebict  VIU.  fc^entle  ibm  anrief.  9lud&  bei  ^einric^S  ^Rad^folget,  Äonrab  n., 

in  Stliquien  für  ftine  ffircbe  unb  bejtätigte  flanb  SDleinroerl  in  grofeem  ?Infe^en;  biefer  ffaifer 

!■  alte  Sefltungen  unb  ^ricilegien  feines  5BtS-  meilte  oft  in  Sßaberbom  unb  f^enfie  bem  ©if^ofe 

InnL  äofiferbe  t^ot  ber  ffaifet  gu  5paBia,  ba  Diele  @üter.2Beinmetf  begleitete  ibn  ebenfalls  1026 

li  dDni  Urtanben  btim  SBranbe  beS  Slome«  gu  nac&  Stallen,  äßon  hem  Spotriari^en  SBulfganci 

■"  *^                     en.  Huf  bem  SRüdmege  ton  non  Hquileja  erbat  et  fiä»  bei  biefet  ©elegen^ii 


1195 


aKci|cn. 


1196 


Reliquien  für  fein  fflojicr  9lbbing^of ;  bcr  $a» 
triard^  fd^cnftc  i^m  fpätcr  ben  ßcib  be§  I^I.  gclij, 
ttjeld^cr  am  3.  Octobcr  1031  anfam  unb  burd^  bic 
Feuerprobe  atö  äd^t  ertoicfen  tüurbc.  9lm  1.  unb 
2. 5Roüembcr  biefc§  3ö^re§  totx^it  2Keintt)crf  baS 
fflofter  Slbbingl^of  ein  unb  bebod^te  eS  reic^  mit 
®ütemunb3c|ntcn;  bic  Vita  jäl^It  eine  lange  Keilte 
mcrt^üoUcr  unb  funftreid^er  ftird^engegenftänbe 
auf,  ttjeld^e  ber  95ifd^of  bem  ftlofter  fd^enifte.  5lad^ 
aaäeil^nad^ten  fam  aud^  ber  ffaifcr  unb  beftätigte 
baSfelbc  nebft  ben  il^m  gemad^tcn  ©d^enfungen. 
$Rad^bem  TOeinwerl  biefc  feine  fiieblingSftiftung 
üoßenbct  ^atte,  ging  er  baran,  an  ber  Dftfeite  ber 
@tabt  ebenfalls  eine  Jtird^e  gu  bauen.  %U  SBino 
üon  ^elmarSl^aufen  l^olte  i|m  bafür  ton  3eru« 
falent  ben  Pan  ber  ©rabeSfird^e.  ^m  25.  3}la\ 
1036  würbe  biefelbe  eingewcil^t;  mit  il^r  terbanb 
ber  »ifd^of  ein  ßoUegiatfüft,  93u|borf.  «n  bem 
beabfiddtigten  93au  öon  ftird^en  auf  ber  9iorb» 
unb  ©übfeite  ber  ©tabt  t)er]^inberte  il^n  ber  Sob. 
Einige  ^age  nad^  ber  SBeil^e  ber  93u|borfürd^e 
erfranfte  er,  unb  ba  er  fein  @nbe  l^erannal^en 
fül^Ite,  Iic|  er  fid^  am  SKorgen  beS  5.  3uni,  ber 
$^ngfh)igil,  in  eine  JlapeOe  an  ber  bifd^5flid^en 
iffiol^nung  tragen;  l^ier  Derfd^ieb  er  um  bie  @tunbe 
ber  2:er5.  S)er  ^l.  ©obel^arb  Don  ^ilbe§l)eim  erl^ielt 
5ur  felben  @tunbe  burd^  l^ö^ereOfenbarung  ßunbe 
t)on  feinem  Sobe.  3u  berf elben  3eit  ftarb  im  ftlofter 
goröe?  plöfelid^  ber  3Mnä)  95ofo,  loeld^en  SKein» 
»erl,  ba  er  gegen  feine  Scform  bort  befonberS 
äBiberftanb  leiftete,  k)or  ba§  ®erid^t  ®otte§  ge« 
rufen  l^atte.  2)er  Seid^nam  be§  93ifd^of§  tourbe 
feiner  eigenen  Seftimmung  gemäfe  in  ber  Äird^e 
beS  fflofterS  Mbbingl^of  beigefe^t.  3m  3.  1376 
fanb  man  il^n  nod^  unDerfel^rt;  bi§  )um  3Q^te 
1649  trug  ber  ^t  beim  3a]^re§gebäd^tni|  bie 
®af el,  in  weld^er  TOeinioer!  begraben  toar.  3laä)  ber 
^ufl^ebung  beö  ÄlofterS  im  3. 1803  (baS  ftlofter 
ift  i^t  Jfafeme,  bie  Äird^e  proteftantifd^)  lourben 
bie  ©ebeine  in  bie  93u|borffird^e  übertragen.  S)ie 
SRegierung  SWeinmerfS  bejeid^net  für  ^aberbom 
eine  Seit  l^ol^er  Slüte  in  SBol^Iftanb,  ffunft  unb 
SBiffenfd^aft.  anag  aud^  t)ieaei^t  bie  je^t  fo  be» 
nannte  Säartl^oIomöuS^ftapeDe  nid^t  Don  il^m  l^er« 
rül^ren,  fo  lebten  bod^  ju  feiner  Seit  Äünftler  in 
^aberbom;  für  feine  Sauten  jog  er  frcmbeSBau» 
leute  l^eran.  SBefonbere  Sorgfalt  üertoenbete  er  auf 
feine  2)omfd^uIe,  meldte  bann  unter  feinem  jtoei» 
ten  92ad^foIger  unb  SSerwanbten  3mab  (f.  b.  3lrt. 
^aberbom),  felbft  einem  ©d^üler  berfelben,  ju 
großer  93Iüte  gelangte.  ®er  1^1.  3lnno  öon  R'äln, 
Sriebrid^  öon  SDWinfter,  9lltmann  öon  ^affau  unb, 
um  mit  ÜReinmertS  allem  Säiograpl^en  gu  reben, 
perplures  alii  strenui  postmodum  in  vinea 
Domini  operarii,  erl^ielten  bort  i^re  Silbung. 
aWan  fann  fie  als  einen  3lbleger  ber  ©djule  öon 
gulba  beaeid^nen;  SWeinioerf  »ar  ja  in  ben 
©d^ulen  JU  ^alberftabt  unb  §Ube§]^eim  erjogen,  an 
bereu  ©pi^e  jmei  ©d^üler  üon  SabanuS  SDiauruS, 
^a^mo  unb  9lltfrieb,  ftanben.  9tud^  ßrjbifd^of 
Umöan  öon  93remen  loar  ©oml^err  in  $aberbom 


unb  gelangte  1012  burd^  ÜReinioeriS  Smpfe^Iimg 
5U  feiner  ^ürbe.  SBaS  aKeinwer!  mit  ebler  Ita^ 
eigennü^igf eit  für  bie  öugere  ©teOung  feiner  SMift 
unb  bie  ©uftentation  religiöfer  3nftüute,  bnid^ 
feine  ©orge  für  bie  religiöfe  93ilbung  feines  SolM, 
burd^  feine  ^rd^en*  unb  ftlofterBauten,  burd^  fä* 
neu  ©inn  für  bie  Jhtnft,  burd^  fein  DerbienftTtd^ 
äßirfen  für  bie  ^ebung  beS  Unterrid^tS«  unb  6tB- 
bienwefenS  getl^an,  fi^ert  il^m  einen  t^xttmM 
^la^  in  ber  Seilte  ber  93ifd^öfe  jener  3eit  fe 
erl^ölt  Dielfad^  baS  ^röbicat  l^eilig,  bod^  ift  er  is 
baS  neue  Proprium  Paderbomense  t)on  1884 
nid^t  aufgenommen,  fiiteratur:  Vita  Meinwerd 
aus  bem  12.  Sal^tl^unbert,  auS  reid^em  urimb- 
lid^en  anaterial  unb  ber  nod^  lebenbigen  munb* 
liefen  Ueberlieferung  gefd^öpft,  t)on  einem  utt" 
befannten  SKönd^e  beS  ftlofterS  Slbbingl^of,  in 
Mon.  Germ.  Script.  XI,  104  sq.;   ©d^oftcn 
bagu  Don  SBromer  S.  J.  unb  9ioten  öon  Diw 
l^am,  SBenebictiner  t)on  äßerben,  Neuhusii  1681; 
Schaten,  Annales  Paderbomenses,  NenhiUb 
1693;  Säeffen,  ®efd^.  beS  SäiStl^umS  $aber6on^ 
^aberbom  1820.  »gl.  aud^  (Siefebred^t,  ®ef(|. 
ber  beutfd^en  ftaiferaeit  n,  Sraunfd^».  1875; 
C)irfd^-$abft»a3re|lau,  3a]^rbüd^er  beS  beut^ 
^eid^eS  unter  J)einrid^  11.;  93re|lau,  3(4r6u(|(r 
beS  beutfd^en  Steid^eS  unter  j^onrab  IL  [äBunn.] 
'pSei^m,  el^emaligeS  SiStl^um  in  @a4|n. 
ftaifer  ^einrid^  I.  grüiü)ete  930  in  ber  k)on  &m 
beaol^nten  ®  egenb  ber  obem  Slbe  bie  Surg  SRiSnl 
um  bie  fäd^fifd^e  ^ctrfd^aft  in  biefec  @egenb  )B 
befeftigen  unb  für  bie  Ausbreitung  beS  (Sin^ 
tl^umS  einen  feften  $un!t  gu  geminnen.  Um  bot 
le^tem  3^^^  beffer  ^u  erreid^en,  nal^m  Otto  bcr 
©roge  bie  ©rünbung  eines  SiStl^umS  bafettft  is 
AuSfid^t  unb  bejtimmte  966  9Rei|en  )um  S3ifd# 
ft^.  Auf  ber  ©^nobe  p  Statenna  967  marb  gugld4 
mit  bem  ßr^bistl^um  ÜRagbeburg  baS  IBiSt^ 
3Rei|en  errietet  unb  als  ©uffraganbistl^um  ben 
erfteren  unterftellt.  3n  einer  Urhinbeöom  19.0c« 
tober  967  febte  Otto  bie  ©renken  beSfelben  feji  unb 
botirte  eS.  S)er  erfte  Sif d^of  »or  SBurd^rbt  (gejl 
969),  ben  ber  erfte  grabifd^of  t)on  ÜRagbrtwg 
968  loei^tc.  Solcolb  (geft.  992),  befonberS  ober 
eibo  (geft.  1015),  traten  t)iel  jur  SSefel^rraigber 
SBenben.  Unter  benfolgenbenS9ifd^öfenifibefoiibff8 
ber  l^L  Senno,  ®raf  üon  SBolbenberg  (1066  W 
1106),  JU  nennen,  ben  $app  ^abrian  VL  152S 
canoniftrte.  Sr  ftanb  in  ben  j?ämpfen  feiner  Släi 
auf  ©eiten  ©regorS  VII.  unb  ttwr  l^od^etrijtft 
megen  feines  l^eiligen  SebenS,  foioie  loegen  |eii« 
apoftolifd^en  ^iffionStl^ötigfeit  unter  ben  wx^ 
nid^t  befel^rten  SBenben.  SefonberS  feit  ber  fc* 
bauung  beS  aßei^ener  2)omeS  (unter  SBi£^  !• 
1285)  würbe  er  ber  ©egenftanb  l^ol^er  SScr^nwj- 
Obfd^on  bie  »ifd^öfe  öon  9)ieiBen  fein  gro^ 
Territorium  l^atten,  loaren  fie  bo^  Äeid^SfütPa; 
feit  bem  13.  3a]^r^unbert  l^atten  fte  boS  SRin«' 
red^t.  ®ie  ©iöcefangrenje  i|i  unfid^.  SÖ  Jtf» 
11.  3al^r]&unbert  beftanb  ein  gemeinfd^ftiüi^ 
Seben  ber  ©HftSgeiftlid^en  mU  bemSBifd^of,  feitbea 


ÜReland^tl^on. 


1198 


ä^,  tmb  es  bilbete  ftd^  ein  felbftänbi- 
DicojpiteL  Unter  bem  bebeutenben,  mtl« 
freigebigen  Sifd^of  ^ol^onnl.  (1342  bi§ 
ber  bie  ^Berl^öltniffe  be§  Stiftet  rDof)U 
:  feinem  9lad^foIger  überlieg,  tuurbe  1365 
bifi^of  Don  ^rog  burc^  Urban  V.  ^um 
gen  )iä))ftlid^en  fiegaten  in  mel^reren  ^iö- 
ad^  in  9Rei|en,  ernannt  unb  ba§  Suffro» 
n^äünil  bed  SBiSt^umS  p  aßagbeburg 
kn.  Mein  gerabe  in  btefer  3eit  erf d^einen 
löfe  Don  Steigen  in  enger  93erbinbung  mit 
nrg,  unb  tl^atföd^Iid^  blieb  e§  beim  ^Iten. 
HWof  gWcoIauS  0.  Pr.  (1377—1392) 
bad  93iStl^um  bagegen  eng  mit  $rag  Der« 
imb  ber  @r}bif d^of  Don  SRogbeburg  fud^te 
[tr  gfeljbe  feine  Sed^te  über  SKcigen  su  »ol^« 
Wof  li&imo  Don  Äolbij  (1398—1410) 
)ft  ein  93öl^me  unb  befe^te  bie  Dorjüglid^« 
iifyn  @teUen  beS  iSiStl^umd  immer  me^r 
fönen  feiner  92ation.  Xl^imo  lebte  meift 
;  unb  Heg  baS  @tift  Derfommen;  barum 
SRorlgraf  SBil^elm  I.  Don  @ad^fen,  ber 
ittfter  ber  S)omtird^e,  Dom  ^Cip\i  eine  iBuUe, 
dd^  1399  (unb  1405)  bie  Sefttmmung 
35  oufgel^oben  unb  äßeigen  unmittelbar 
rfifid^  @tul^I  unterfteDt  nmrbe.  2)arüber 
offener  ffrieg  mit  Sr^bifd^of  ©üntl^ier  Don 
ui^  meld^er  bie  le^tere  93eftimmung  nid^t 
ten  iDonte.  Sr  mugte  [\ä^  aber  fügen,  atö 
^e  fein  SBiffen  Shtbolf  (gefl  1427)  jum 
gen)äl^(t  tt)urbe.  Unter  Sol^ann  ^ofemann 
151)  Derormte  unb  Denoilberte  bie  Se« 
g  beS  99i§t^um§  burdg  bie  Einfalle  ber 
;  bad  unterbiet,  »eld^eS  Srjbif  d^of  (Süntl^er 
eigen  QuSfpra^,  mürbe  natürlid^  nid^t  be« 
Unter  ben  beiben  93rübem  J^aSpar  (geft. 
mb  ©ietrid^  Don  ©d^önbom  (geft.  1476), 
tere  befonberS  roat  ein  geleierter,  tüd^tiger 
eri^olte  ftd^  ba§  @tift  mieber.  Sol^ann  VI. 
-1518)  xoax  ein  guter  ^auSl^aner,  aber 
len  ging  in  meltlid^en  S)ingen  auf.  SBäl^» 
mit  ^er^og  @eorg  um  ber  fianbeSl^oieeit 
1  Stift  toillen  in  ©treit  lag,  crf anntc  fein 
{er  Sol^ann  VIL  Don  ©d^lcinij  (geft. 
korgS  SanbeS^ol^eit  an  unb  fanb  an  bem« 
afür  eine  @tü^e  gegen  ba§  einreigenbe 
tun,  bem  er  bur^  Strenge  gegen  ©eiftlid^e 
n,  toxt  aud^  burd^  bie  ß^anonifation  unb 
ig  beS  1^1.  Senno  )u  meieren  fud^te.  3o« 
IL  Don  aWaltil  (geft.  1549)  fonnte  trofe 
t  SBiDenS  unb  Dieler  SRül^en  ber  9{euerung 
l^c  ^err  merben,  ba  nad^  ®eorg§  £obe 
ein  Siad^f olger  peinrid^  über  be§  Sif ^ofS 
tioeg  ben  ^roteftantiSmuS  einführte.  S)cr 
d^of  äo^onn  IX.  Don  ^augmi^  reftgnirte 
S  Stift  in  bie  ^änbe  be§  2)omca))iteI§  5U 
ttnb  bie  Söcularifation  beS  SiStl^umS 
\ify  bamit  Don  felbft,  ba  ftd^  Sol^ann  VH 
er  SonbeSl^ol^eit  ber  93ifd^öf e  im  Stift  be« 
ttc  9)amit  erfolgte  aud^  bie  DöDige  $ro« 
ntng  bed  Stiftes  unb  be§  33i§t^um§.  ($gl. 


f 


Gersdorf,  Codex  diplomaticus  Saxoniae  re- 
giae,  2.  ^p\t^l,  Urfunbenbud^  beS  äod^ftifteö 
aneigen,  I— m,  Seipsig  1864  ff.;  g.  ÜKad^a« 
tfd^cf,  ©efd^.  ber  «ifd^öfe  beS  C^od^ftifteS  TOeigen, 
©reSben  1884.)  [SBofer.] 

Mttand^tt^on,  ^l^ilipl),  langacittger  greunb 
unb  ©enoffe  ßutl^erS,  lourbe  am  16.  gebruar  1497 
in  bem  bamatö  furpfälaifd^en,  ie^tbabifd^en  Stöbt- 
Äen  ©retten  bei  SBru^fal  geboren.  Sein  93ater, 
®eorg  Sd^ioaräerb,  ein  "gefclidtter  unb  lool^r&aben« 
ber  SOBaffcufd^mieb  unb  Scüftmeifter  bc§  Äurfürfien 
^l^ilipp  Don  ber  ^falj,  ftammte  auS  ^eibelberg, 
mar  aber,  als  er  ^Barbara,  bie  Xod^ter  beS  93ür» 
germeifterS  Solfiann  SRcuter  Don  Sretten,  heiratete, 
in  biefe  Stabt  übergepebelt.  ®er  erfte  Unterrid^t 
mürbe  W^ipp  in  ber  ©aterBabt  ju  X^eil,  inbem 
ber  ©rogDater  für  feinen  6nfel  einen  tüd^tigen 
^auSIel^rer  beftälte.  SBeitere  SluSbilbung  erl^ielt 
er  bann  in  ^forjl^eim.  ^fö  ber  ©rogoater  imb 
ber  SSater  rafd^  nad^  einanber  im  October  1507 
geftorben  maren,  50g  bie  ©rogmutter,  eine  Sd^me« 
fter  beg  ^umaniften  Sol^ann  Steud^Iin,  in  il^re 
^eimat  unb  nal^m  brei  il^rer  Snfel  mit  ftd^;  unter 
biefen  mar  aud^  ^l^ilipp.  2)erfelbe  !am  fo  in  eine 
ber  trefflid^ften  S(|ulen  ber  3^it  unb  entmidtelte 
d^  fel^r  rafd^.  ^uger  feinen  fiel^rem  mirfte  aud^ 
ein  ®rogo|eim  Steud^Iin  auf  il^n  ein.  S)iefer  !am 
Don  Stuttgart,  mo  er  bamafö  älid^ter  beS  fd^mü- 
bifd^en  SunbeS  mar,  öfter  na^  ^forjl^eim  unb 
befd^enfte  feinen  ©rogneffen  mit  Sudlern.  9(18 
berfelbe  gum  SDanfe  bafür  mit  feinen  SD^tfd^üIem 
eine  Don  äteud^Iing  lateinifd^en  Sombbien  auf« 
fül^rte,  manbelte  biefer  in  ^nbetrad^t  ber  @e« 
manbt^eit,  meldte  jener  babei  an  ben  Xag  ge« 
legt  l^atte,  ben  Dermeintlid^  barbarifd^en  9{amen 
in  ben  gried^ifd^en  Sneland^t^on  um,  unb  fo  fd^rieb 
ber  Präger,  ol^ne  ^toeifel  beS  2Bol^Qaute§  megen, 
il^n  fpöter  immer.  2^m  SUter  Don  )m5If  ^af^* 
ren  bejog  Sneland^tl^on  bie  UniDerfttöt  ^eibel« 
berg;  am  14.  October  1509  mürbe  er  immatri» 
culirt,  unb  burd^  Sefud^  ber  IBorlefungen  mie 
burd^  eifriges  ^riDatftubium  mad^te  er  groge  gort« 
fd^ritte.  Saugen  ftnb  bie  )mei  lateinifd^en  ®e« 
bid^te,  meldte  äBimpl^eling  1510  in  feiner  Sd^rift 
auf  ben  Sob  ©eilerS  Don  ftaiferSberg  unb  in  ber 
Sd^rift  Contra  turpem  libellum  Philomusi  de- 
fensio  theologiae  scholasticae  pm  Srudfe 
braute,  fomie  ba§  SaccalareatSe^amen  in  ber 
Slrtiftenfacultät,  meld^eS  er  bereits  im  Sommer 
1511  mit  erfolg  beftanb.  Sein  ßl^rgeia  rid^tete 
fid^  fof ort  audd  auf  ßrmerbung  be§  üKagiftertitetö. 
99ei  feiner  3ugcnb  lonnte  aber  bem  SBegc^ren  nid^t 
fo  batb  entfprod^en  merben,  unb  bie  9lbmeifung 
beftimmte  il^n  neben  anbcren  ©rünben,  §eibclberg 
au  Derlaffen.  9luf  ben  Satl^  Sftcud^HnS  unb  feineä 
^forjl^eimcr  Sel^rcrS  Simler,  ber  Dor  ßurjem  als 
$rofc|]or  bcS  Scd^tS  nad^  Mbingen  gefommen 
mar,  manbte  er  fid&  nad^  biefer  UniDerfttöt  unb 
marb  bafelbft  am  17.  September  1512  immatri« 
culirt.  Sei  feinem  gifcr  unb  Talent  erlangte  er, 
als  erfter  unter  elf  Kanbibatcn,  bie  3Dlagifiermfirbe 


1199  3)leIaniJ^t^on.  1200 

bereits  am  25.  ^miliar  1514  unb  mit  i^i  baS  btfreimbetcn  Oecokm^rab,  bomalfi  Vräriga  ii 

9te^t,  in  (einet  99urfe  ffiottcfungen  gu  fallen.  ®ie  SlusSburg,  einen  SScri^t  übet  biefelbe,  unb  aä  ei 

Sßeiiobe  bea  SemenS  mar  bamit  jinar  iii!(5  nic^t  bnrob  Bon  SÄ  angegrijfen  rourbe,  f^tieb  et  tait 

abge[d)Io|[en.    %uf  bte  freien  ffünfte  folgten  bie  Defensio  Phil.  Melanchthoois  contra  Job. 

^ü^eren  auiffenfi^aften,  unb  aRetanc^t^on  befd^äf-  Eckium  theol,  professorem.  S)ie  @d^  ^ 

tigte  H  "i^*  '^"^  t*"^  ">"  t*"  ""*"  "^"^  onbem,  bd  Sullier  unb  (einen  ©efrnnungSßenofjen  gBn^ 

fonbetn  er  mibmete  (ic^  bei  feinem  SSiffenSburft  ^lufnafimc.  S^elantj^tbon  mürbe  bctbin^Wniiikin 

oDen,  ber  S^eotogie,  bet  SuriSf  xubetij  unb  ber  fid)  noc^  ntelit  mit  töeologifdien  Stubien  ju  bc 

aWebicin.  Slnneben  aber  begann  immerbin  bereits  fdjafttgen.uTib  bemühte  (i^  nun  auct),o^3'«iW 

baS  Seiiren.  6t  erdatte  junäd^ft  ffiirgü  unb  %t-  auf  S?utl)ct§  Kat^,  um  einen  @rab  in  ber  i^b^gf 

renj.  9lla  fe.  Sebel  1516  ftaib,  erlieft  er  ben  fdjen  ^Qcultat.  ^m  19.  ©eplember  1519  BniÄe 

■  Auftrag,  Bntntlicb  Sloquenj  unb  @efd|id&te  ju  er  jum  ütBiildjen  SaccalareuS  ptamouirt.  Snbet 

U\)Kn,  maä  oamaie  mittels  erflärung  bei  lateini«  SliS^iutation,  bie  er  babei  ju  galten  ^otte,  Mt(  s 

({ben  Elaffifcr  gef^ab.  3n  bem  litetarifd^en  SBer-  (ic^  entfii^ieben  ouf  ben  ©taubfiuntt  beS  ©(brift« 

ein  ber  Jßerfargenoffeit  gab  er  aucb  Unletriibt  über  princif  §.  Iiie  uns  crbaltenen  äliefen  lauten;  Qu« 

griecdif^e  ®rammalil,  über  9t^ttotiI  unb  Sia*  Catholicum,  praeter  ardculos,  quos  acriptm 

lettil.  ^ugleid^  mar  er  literatifc^  tbätig.  ^13  @Dt'  probat,  non  dt  necesee  alios  credere.  D«inde 

tectot  ber  %n§b'I'n'f$'n  Siruderet  titTfa|te  er  concilionim  auctoritatem  ecriptur&e  anctoii- 

ißarrebcn  gu  mebteren  @cE|nften;  er  gab  femei  täte  vinci.  E  quibue  fit  citra  haereaifl  crimeo, 

1516  bie  Sb^cnif  be§  *)1aucIeruS  in  Derbeffertei  non  credi  TraneeubBtantiationem  aut  Chi- 

QteflaltberauS,  DeröffentltibtelSlSeinegriec^if^e  racterem  (indelebilem)  aut  eimilia  (C.  E.I, 

©rammatit  u.  bgl.    ©ein  ßrfolg  unb  fein  Sin-  138).  6r  mar  nunmehr  SDhtglieb  gtoeier  gdol' 

(eben  Baren  (o  groß,  bofi  bie  Uniuerfitöi  Sngol-  täten,  ebenfo  §umanift  alä  Sb^olofl«-  ©o^  ^ 

ßabt  tbn  gu  geroinnen  fu^te;  allein  auf  9teuc^IinS  er  es  atS  3:beoIoge  bei  bem  erlangten  @rabeie> 

Siatb  fti^Iug  et  ben  Stuf  aus.  SIIS  bagegen  biefei  menben  unb  mat  nie  gut  SSemetbung  um  baS  Si» 

Dom  fmtfätflen  »on  ©aibfen  im  Srü^iabi  1518  torat  gu  bemegen.  ^nijberbft  btS  itfl^jlenäa^ 

um  Sqeicbnung  »tvelet  ®<ele^rten  für  ben  gtiec^i«  Uerebelidite  er  fid(|  mit  Aalbarina,  ber  Xo6^  W 

fj(Knunbbebrttif<benUntertt£|t  aufberneugegtün'  SSittcnbetger Sürgennei^erS  fftapp.  SSDatniP 

beten  Uni&erfitSt  SBittenberg  gebeten  mürbe  unb  berum  fiutlier,  ber  ibn  baju  Deranlagte.  £r  foHte 

füi  ben  grie<bifd)en£el)rftubl  (einen  DIeffen  in  Sßot-  burd^  bie  ^eirat  fefter  an  SSittenb«g  gebmiba 

f^Iag  bradite,  übemabm  er  bie(en  fiebr^bl  ii")>  metben,  uiu  bet  Sl!otä  uutbe  crteicbt.   Wäa» 

blieb  (ortan  bei  ber  neuen  $od(ifd)uIe,  obmofil  man  i^t^on  blieb  an  ber  ©eile  SutberS  unb  nurb  fiii 

ibn  auf  ber  S)ut^Tei(e  bur^  &ei)]gig  ba(elb^  gu*  ei(rigftet  ESertbeibiger  unb  ber  tücbtigfle  &tiim 

rüdgubalten  (ucbte  unb  aui!^  fjiätet  me^rfa^e  %n>  (einet  &bre.  Sr  ttat  (ofort  1521  mit  gmei  S^ 

fhengungen  machte,  ibn  babin  unb  an  anbete  ten  für  ibn  ein,  mit  bet  Didynii  Faventii i» 

Orte  gu  gießen.    Vim  25.  Sluguft  1518  traf  er  K.  Luthero  adv.  Thomam  Placentänrnn  on- 

in  SSittenbetg  ein.    &d|on  einige  2iabre  (ruber  tio  gegenübet  ben  3Ingtiffen  beS  Somimcannl 

mar  bet  Aam^f  gmijc^en  ben  ^umaniften  unb  ben  3:boma3  9!babinue  SlobistbuS  »on  ^iacenga,  bI> 

©^olaftüem  auSgebro^e«,  ber  fogenannle  SReuc^«  mit  ber  Adversue  theologomm  Paiisinwmi 

lin'fdde  ©treit.  3}telan<btbDnS  ©tubien  furoobl  ais  decretum  pro  Lathero  oratio  gegenüber  In 

(eine  Dermanbtfd(iaftli^en  Sßegiebungen  brachten  eS  3)eruttbeilung  feiner  Sebte  butc^  bie  ©otbonK 

mit  fi^,  bag  er  (i^  ou(  bie  ©eite  ber  Steueren  @egcn  Snbe  beSfelben  ^ti^r^  Det&ffenlluble  etbit 

gellte,  unb  mte  bie  9Intritt@rebe  geigt,  melibe  et  in  Loci  commuuee  renun  theologtoamm  wa 

SBittenberg  Diet  Sage  na^  (einer  Slntun^  ^iell,  hypotheees  theologicaa,  bie  etftt  S)i)gmatil  tn 

tbat  et  biefefl  mit  üttei  gntfc^iebenbeif.   Um  fo  neuen  2et|re.  3n  biefem  tSüi)  waten  bie  eij* 

leidster  \itf\oi  et  fic^  in  bem  ueitem  @eifteeiQm))(,  tbümlid^teiten  bet(elben  mit  mebt(acber  $oleB3 

ber  bamnIS  au<b  bettits  begonnen  bntte,  ebenfalls  gegen  bie  alte  Ait^e  in  gufarnmenfajfenba  Sup 

an  bie^euetet  an,  unbbaf  eiberreligiöfengfrage  fteDung  gegeben;  eS  uat  au8  bet  (^inme M 

nii^t  ftemb  bleiben  uoDle,  uenn  ibm  au<b  naib  3iSmetbtie(eS  betUorgemad^fen  unb  f<^Io|  ^ii 

feinet  SrnStung  bie  Xbeologie  beigeit  gumiber  bet  Slnorbnung  an  bie  ©entengen  beS  Sombo^ 

mar,  Berriet^  et  (ofort  burrfi  (eine  aSotlefungeu.  an.   S)ie  ©d^rift  faub  großen  ÜSeifaU;  biS  162ä 

Sluier  ben  griediifii^en  ßlaffilem  erflätte  er  einige  erfd^ienen  17  ausgaben.  !Dleland|tbonbdemit|i4 

SBüt^erbeSÜieuenSeftamentäunb,  inbem  er  neben  barin  toHftänbig  gur  2ebw  SutberS.  ©elbfl  l« 

bem  Unterriibt  im  ©riei^ifc^en  auib  ben  in  bet  ^e-  baiten  ©S&e  Bon  her  Siotbmenbigfeit  oIM  9» 

bräif^eu  ©ptüc^e  übernahm,  einige  Sßfötmen.  9IlS  (ibebcnS  unb  betUnfteibeit  beS  men(d|lid^3BilW 

es  1519  jur  SeijJgiget  Süsputation  tam,  begleitete  bat""  ftinfi  ^t\\aU.  6r  ontmortet  gleich  im  1» 

er  Sulber,  unb  menn  er  aud&  an  bet  Sßettioiüitung  fang  ber  ©cbrift,  in  bem  ffofifel  De  hosäsä 

SElbft  (einen  9tntfieil  nabm,  fo  untcrftül)te  et  bot^  viribus  adeoque  de  libero  atbitrio,  anj  A 

len  SRefotmator  mit  (einen  Äennfnifftn  in  ben  Dor-  ^rage,  ob  bet  SQJille  frei  (ei:  Quando  quiden 

bereitenben  Unterrebuugen.  9Iaib  bet  SilputoKon  onmia,  quae  eveniunt,  necessario  juxta  din- 

Oetfafite  et  (üi  ben  Bon  Tübingen  b"  mit  i^m  nam  praedeetinationem  eveninnt,  nulla  «t 


ÜRelonä^tl^on. 


1202 


s  noBiarae  libertas.  SIu^gaBe  ber  Loci 
rgeflolt  oon  ^litt  1864;  2.  SIup.  k)on 
0. 

Oenbung  ber  Loci  föUt  in  eine  3^t 
\n  SBittenbero  groge  SBemegung  l^errf  d^te. 
begann  im  »erbft  1521  gegen  Snefje 
c  )u  eifern;  bie  Sluguftiner  oefd^Ioffen, 
meffe  a6)ufd^affen,  utib  k)erlie|en  ^a^U 
Mofter.  S)q8  SSorgel^en  erregte  mel^rfad^ 
SRelond^tl^on  ober  befürwortete  bie  Sien« 
ber  9benbma]^I§feier,  unb  ed  f d^ien,  al3 

toeiter  gelten  tuollte.  2)ie  SQBiebertcmter, 
Inbe  be§  3a]^e§  1521  t)on  3)t)idau  l^er 

nmd^ten  mit  il^ren  Sieben  gegen  bie 
'e  unb  Don  ben  (Singebungen  beS  ®eifte§, 
^fil^ftig  fein  moOten,  großen  Sinbrud 
id^t^on.  Sr  mar  unftd^er  unb  oermirrt. 
)u  einem  f  örmlid^  Umfturj  gu  fommen, 

berfelbe  aud^  burd^  baS  Sinfd^reiten 
m  im  tJfräl^ial^r  1522  bie  äßartburg 
^gemenbet  mürbe,  fo  erl^ielt  menigftenS 
bienfi  ie^t  bie  ©eftalt,  meldte  SRelan« 
^  gemänfd^t  l^tte.  S)ie  auf  bad  Opfer 
i  Zl^eile  in  ber  SReffe  mürben  auSgelaffen, 
imimt,  ie  nad^bem  e§  k)erlangt  mürbe, 

über  unter  beiben  ©eftalten  auSgetl^eilt. 
on  trug  jtd^,  ba  Sutl^er  nad^  SBittenberg 
^  mar,  mit  bem  ®eban!en,  feiner  tl^eo» 
le^ötigfeit  )u  entfagen  unb  ftd^  gau) 
nidmuS  )u  mibmen ;  bie  @d^mörmereien 
iter  l^en  i^n  in  ben  fird^fid^en  Singe» 

^oft^i<4  gemad^t.  Sutl^er  trat  aber  fei» 
iben  energifd^  entgegen.  @rmoHtefogar, 
id^tl^on  bag  ®ried^ifd^e  aufgebe  unb  nur 
treibe,  unb  f e|te,  menn  aud^  nid^t  SHIeS, 

fo  Diel  burd^,  ba|  bemf elben  im  Slnfang 
S  1526  mit  einer  ®e](|alt§}ulage  ber 
Inftrag  ertl^eilt  mürbe,  neben  ber  grie* 
nrlefung  eine  biblifd^e  ju  Italien.  2Ke- 
bel^elt  fo  fein  boppelteS  Sel^ramt  bei, 

aud^  feine  ^au))tt]^ötigfeit  gemö|  ber 
n  Stimmung  in  biefer  3cit  ben  clafft» 
lien  galt,  fo  filierten  i^n  bod^  bie  Ser- 
m  feßft  mieber  auf  bie  religiöfe  ^rage 
d  er  1524  bie  ^eimat  befud^te,  traf  er 
iJUtmeg  mit  bem  Sanbgrafen  $l^ili{)t> 
Sufommen,  unb  auf  beffen  Sluff orberung 
bie  ^©umma  ber  erneuerten  eöangcli» 
".  ffia  er  üon  ben  Säuern  ber  ßur« 

SonbeSl^erm  al§  @d^ieb§mann  t)or« 
tmxAt,  t)erf a^te  er  bie  Sd&rift  „SBiber 
bcrSouerfd^aft".  6r  fprid^t  ftd^  barin, 
d^  bem  dürften  jur  99iIUg!eit  unb  Sarm« 
rfttl^,  im  Singemeinen  gegen  baS  9$or» 
Bauern  aus.  Srfd^riebfogar  bie  garten 
Dod  Segelten,  k)on  ber  Seibeigenfd^aft 
ein^  1^  feinen  @d^ein;  [a  e§  möre  t)on 
1%  ein  fold^  milb,  ungezogen  SSoI!,  als 
im  ftnb,  nod^  meniger  t^reil^eit  l^ötte, 
t;  cS  ift  ein  fold^  mut^miOig,  blutgierig 
Dentfd^en,  ba|  man^S  billig  Diel  l^örter 


Italien  foUt."  9ll§  ber  Sanbgraf  Don  Reffen  im 

terbft  1526  auf  ber  ©^nobe  Don  §omberg  jur 
inrtd^tung  eineS  neuen  ®otte§bienfte8  fd^ritt.  Der« 
fa|te  SReland^t^on  ein  ©utad^ten,  in  meld^em  er 
möglid^fte  @^onung  beS  SBeftel^enben  anempfal^L 
©ein  Sftatlft  fanb  fein  ©el^ör ;  bagegen  lonnte  er 
für  Äurfad^fen  eine  einflu^rei^ere  Il^ätigfeit  üben, 
als  für  bag  Sanb  1527  eine  JHrd^euDifitation  be« 
fd^loffen  mürbe.  6r  fej^te  bie  fünfte  feft,  über 
meldte  bie  ©eiftlid^en  geprüft  merben  foUten,  lei« 
tete  felbft  bie  IBifttation  in  S^üringcn,  bem  einen 
ber  Dier  ©prengel  beS  Sanbe§,  unb  Derfa|te  nad^« 
l^er  bie  Slrtifel,  nad^  benen  bie  meiteren  Sesirfe  ju 
Difltiren  feien.  S)iefe  ©d^rift,  baS  fog.  SiptationS« 
büd^lein,  erregte,  al§  ju  milb  gegen  bie  alte  jfird^e, 
mel^rfad^  Slnfto|  unb  gab  mit  il^rer  Seigre  Don  ber 
93u|e  )u  bem  Slntinomiftenftreit  tlnla^  (Dgl.  b.  Slrt 
SlntinomiSmuS).  SlnbererfeitS  ift  fie  infofem  be« 
beutfam,  afö  in  il^r  bie  fielpre  Don  ber  ^rabeftina« 
tion  unb  bem  freien  äßillen  gegenüber  ben  Loci 
gemilbert,  ®ott  nid^t  mel^r  für  ben  Url^eber  ber 
©ünbe  erflört  unb  eine  gemiffe  greil^eit  ber  SBal^l, 
in  93e3ug  auf  bie  fogen.  bürgerlid^e  ©ered^tigfeit, 
anerfannt  mar.  3m  3.  1529  erfd&eint  SUlelan« 
d^tl^on  mm  erften  3Rale  auf  einem  SReid^Stag.  3nt 
0erbft  beSfelben  Sal^reS  begab  er  fid^  nebft  fiutl^er 
im  @ef olge  feinet  fianbeSl^erm  nad^  SRarburg  gum 
Siolloquium  mit  ben  ©d^meigem.  S)a  jener  äieid^S« 
tag  in  ber  9{äl^e  feiner  ^eimat,  in  ©peier,  ab« 
gehalten  mürbe,  benu^te  er  bie  ©elegenl^eit,  um 
bie  ©einigen  )u  befud^en.  ©eine  9Jhitter  foQ  il^n 
bei  biefem  93efud^e  gefragt  l^aben,  maS  fie  bei  ben 
©treitigfeiten  ber  ©elcl^rten  glauben  foue,  unb  er 
foQ,  nad^bem  er  fte  il^re  ®ebete  l^atte  l^erfagen 
laffen,  fie  Derfld^ert  l^aben,  menn  fie  fortfal^re,  fo 
gu  glauben  unb  gu  beten,  fo  bürfe  fie  l^offen,  feiig 
gu  merben. 

SOSö^renb  ÜReland^tl^on  bei  ben  SSerl^anblungen 
be§  Sal^reS  1529  nid^t  befonberS  l^erDortrat,  follte 
er  auf  bem  Sieid^Stag  Don  SlugSburg  1530  eine 
um  f 0  bebeutenbere  ©tellung  einnel^men.  9tad^  bem 
faiferlid^enSluSfd^reibenfoute  auf  bemf  elben  emft» 
lid^  über  bie  religiöfe  grage  beratl^en,  „oäit^^,  fo 
gu  beiben  Sl^eilen  nid^t  red^t  fei  ausgelegt  ober  ge« 
lanbelt,  abgetl^an"  unb  bie  ßinl^eit  mieber  l^er« 
geftellt  merben.  S)er  Äurfürft  Don  ©ad^fen  liefe 
befel^alb,  um  eine  SRid^tfd^nur  für  fein  93er]^alten 
gu  laben  unb  bie  SRöglid^feit  einer  Stüdtfel^r  gur 
alten  ffird^e  prüfen  gu  lönnen,  imgrül^ja^r  1530 
gu  £orgau  burd^  feine  Sl^eologen  einige  Slrtifel 
aufftellen.  2Keland^tl^on  l^atte  an  ber  Arbeit  l^er« 
Dorragenben  Slntl^eil.  S)ie  meitere  3lufgabe,  bie 
Slrtifel  in  bie  gum  SSortrag  auf  bem  9teid^§tag 
paffenbe  g^orm  gu  bringen,  fiel  i^m  gang  gu.  Sut^er. 
ber  als  ©eöd^teter  nid^t  in  SlugSburg  erfd^einen 
fonnte,  erl^ielt  bie  ©d^rift  gmar  gur  ctmaigen  3le« 
Difton  gugefd^idt,  nal^m  aber  feine  Slenberung  Dor. 
S)ie  SBeratl^ungen  mit  ben  Ideologen,  in  benen 
ber  Seit  enbgültig  feftgcftcüt  mürbe,  fül^rten  fd^mer» 
lid^  gu  erl^eblid^en  Slenberungen,  unb  maS  ber  fäd^» 
fifd^e  jfangler  SBrüdf  „leinten  unb  Domen  brau  gu 


1203 


3Rtlanä)if)on. 


1204 


formen"  tanb,  bctrof  fid^cr  nur  Uniücfcntlid^cS. 
@o  gel^ört  bie  Sci^ritt  ÜReland^tl^on  oHetn  an,  unb 
jic  erlangte  unter  aßen  feinen  arbeiten  bie  größte 
Sebeutung.  3nbcm  fte  fofort  öon  peben  Surften 
unb  itotx  ^eid^§ftäbten  unterjeici^net  unb  balb  nod^ 
t)on  weiteren  @tcmben  angenommen  mürbe,  marb 
fic  bie  §au})tBc!enntni6fci&rift  ber  beutfd^en  ^ro« 
teftanten,  bie  nad^  il^r  felbft  ben  9lamcn  95efenner 
ber  3[ug§burger  ßonfeffion  erl^ielten.  SJleland^tl^on 
bemül^te  fid^  in  berfelben,  ben  ©egenfa^  fo  gering 
al§  möglid^  erfci^eincn  ju  laffcn.  S)a  fte  gleid^« 
mol^I  nid^t  angenommen  merben  fonnte  unb  man 
beiberfeit§  einen  93rud^  beforgte,  bat  er,  um  ben 
iJrieben  mo  möglid^  juerl^alten,  feinen  SanbeS» 
l^erm,  junöd^ft  nur  auf  jmei  fünfte  ju  bringen, 
auf  ba§  Slbenbma^I  unter  beiben  ©eftatten  unb  auf 
bie  &)t  ber  ©eiftlid^en.  ®er  ßurfürft  geftattete 
il^m,  l^ierüber  mit  bem  pä})ftli(i^en  Segaten  ju  ter« 
l^anbeln.  2Bic2KeIand^t]^onberid6tet  ernärte(5am= 
peggio,  in  biefen  fünften,  bie  Serl^eiratung  ber 
^önd^e  aufgenommen,  nad^geben  ju  lönnen; 
©id^ereS  aber  mollte  unb  fonnte  er  nid^t  t)er= 
fpred^en.  ®Ieid^  biefer  SSerl^anblung  filierte  aud^ 
ba§ienige  Kolloquium  nid^t  sum  3^^^/  toeld^eS 
fpäter  angeorbnet  mürbe,  unb  bei  »eld^em  SKe« 
land^t^on  unb  @d  bie  tl^eologifd^en  ^auptrebner 
waren.  SDleland^tl^on  »oUte  jmar  bie  Hoffnung 
auf  Sinigung  no^  nid^t  gan^  aufgeben.  S)a  er 
inbeffen  fal^,  bafe  tt)enigften§  öorerft  nid^t§  ju  er» 
reid^en  fei,  fd^ritt  er  im  9luftrag  ber  Surften  ^ur 
Slbfaffung  einer  9IpoIogie  ber  ßonfefpon  gegen« 
über  ber  fatl^olifd^en  Sonfutation.  2)iefelbe  mar 
im  erften  ©ntmurf  üollenbet,  al§  am  22.  ©eptem« 
ber  ber  9teid^§abfd^ieb  t)erfänbigt  mürbe,  gelangte 
aber  auf  bem  äleid^Stag  nid^t  ^ur  Serlefung  unb 
erl^ielt  in  93ölbe  eine  neue  ©eftalt,  inbem  ÜKelan« 
d^t^on  fofort  auf  ber  Südfreife  fie  umzuarbeiten  be« 
gann.  SDie  ©d^rift  erfd^ien  im  grül^ia^r  1531  im 
S)rud  unb  mar  tiel  entfd^iebener  ge|alten  al§  bie 
©onfcffion.  aWeland^tl^on  bemerft  felbft,  er  l^abe 
ber  ^ö|igung  entfagt;  ba  man  il^n  nid^t  aU 
fjfriebenööermittler  moHe,  fo  merbe  er  tl^un,  maS 
bie  &aä)t  erforbere,  unb  bie  Seigre  treulid^  »er« 
tl^eibigcn.  S)er  SRi^  mürbe  unter  biefen  Umftänben 
größer  unb  fd^ärfer ;  ber  95rud&  rüdfte  immer  nöl^er. 
3)od^  mürbe  ju  Sßümberg  1532  Qfriebe  gefd^loffen: 
bis  sur  Sntf d^eibung  be§  SoncilS  ober  eines  neuen 
3leid^§toge§  follte  fein  Sfjeil  ben  anbem  angreifen. 
3n  ber  nun  folgenbcn  iJriebcnSperlobe  benu^te 
SKeland^tl^on  bie  neue  SluSgabe  feines  Kommen» 
tarS  jum  Slömerbrief,  um  in  ber  äBibmung  an 
ben  ffurfürften  öon  SKains  biefen  jur  5ortfe|ung 
ber  tJfriebenSöerfud^e  ju  ermal^nen.  ©o  menig  er 
Unter^anblungen  traute,  meldte  nur  jmifd^en  melt« 
lid^en  gürften  ober  Satiren  ftattfanben,  fo  fel^r 
münfd^te  er,  bafe  fid^  geifMid^e  Surften  unb  ge- 
leierte Sl^eologcn  am  ßinigungSmerfe  betl^eiligten. 
gbenfo  mürbe  er,  als  1533  in  ber  3lngeiegen^eit 
ein  pöpftlid^er  5WuntiuS  nad^  ©eutfd^lanb  fam, 
burd^  baS  6!onciI  in  ^nfprud^  genommen.  (Sx  mar 
im  ©egenfaj  ju  ben  übrigen  $roteftonten  für  bie 


Setl^eitigung ;  nur  foDe  man  fid^  ntd^t  jum  Sot* 
aus  jur  Untermerfung  öerppid^ten.  ©ein  Sot^ 
brang  inbeffen  nid(|t  burd^,  unb  onbererfeitS  lom 
baS  Soncü  t)orerft  nid^t  )u  ©tanbe.  SaS  Co^ 
loquium  femer,  baS  auf  IBorfd^Iag  beS  Jhuprßm 
Don  ajlaiu)  unb  beS  ^er^ogS  oon  ©adbfen  1594 
in  SDreSben  abgehalten  mürbe  unb  an  bem  aiu| 
SReland^tl^on  jR^  betl^eiligte,  l^atte  feinen  SrfD% 
SS  mürbe  in  ääölbe  abgebrod^en,  ba  ber  fur|a4- 
ftfd^e  j^an^ler  anbermeitige  ©efd^afte  l^tte  ober 
Dorfd^ü^te.  3liä)i  beffer  ging  eS  bei  ben  SJer^onbi 
lungen  mit  t^ranfreid^  unb  @nglanb,  meld^  un 
biefelbe  Seit  ftattfanben.  ÜKeland^tl^on  ^  fä 
bie  äßonard^en  ber  beiben  Söttber  ©uta^ten  ab* 
5ufaffen,  mürbe  aud^  Don  beiben  ^u  perfönlid^ 
Sefpred^ung  eingelaben,  fonnte  Jebod^  bem  »ift 
feine  golge  leiften,  ba  fein  SanbeSl^crr  bie  grtaii- 
ni|  jur  Keife  üermcigerte. 

^IS  biefe  Serl^anblungen  ju  @nbe  gingen,  M 
baS  Soncil  miebcr  in  ben  Sorbergrunb.  ^ßauIIE, 
meld^cr  injmif d^en  auf  KlemenS  VIL  gefolgt  toai; 
lie^  fid^  baSfelbe  mel^r  angelegen  fein  unb  fd^dk 

1535  ben  SBifd^of  SergeriuS  ^u  Unterl^Mmblungei 
mit  ben  ^roteftanten  nad^  S)eutfdeianb.  3)ie  m 
^neland^t^on  t)erfa|te  Sntmort  lautete  ie|t  ni^t 
gerabep  ablel^nenb,  bod^  gab  bie  (£rf(änm  af 
bererfeitS  nur  geringe  ^Öffnungen.  9lSbaS(&nid 

1536  mirflid^  auSgef ^rieben  mürbe,  begannen  p 
©d^maßalben  im  t^ebruar  1587  neue  SBerot^nngei 
über  bie  !9et^eiligung,  unb  bie  unoerfiN^«^ 
©timmung  gemannDonftönbigbieOberl^anb.  Hiß 
land^tl^on  mugte  fid^  untermerfen,  unb  ba  biett> 
faffung  ber  ©d^rift  über  bie  ©emalt  beS  $a|i{l4 
meldte  bamalS  befd^Ioffen  mürbe,  oon  Sut^uegn 
Jhanfl^eit  nid^t  übernommen  merben  fonnte,  mäe 
fte  il^m  übertragen.  SHeLoci  tt\vifycm  injimfii^ 
eine  neue  ^Bearbeitung.  S)ie  neue  SfuSgabe  etfd^ 
1535  unb  mar  bem  jlönig  Don  Snglanb  getpft* 
met.  S)er  ©angift  inberfelbenber  ndmlid^w 
in  ber  alten;  im  Ucbrigen  aber  jeigen  ftd^  er^ 
lid^e  ^enberungen.  S)ie  ^otemif  trat  iwcM,  Me 
SrinitätSlel^re  unb  bie  6|riftoIogie  toor  j^t  oa}- 
genommen,  bie  Seigre  Dom  freien  SSBiüen  imb  te 
^räbeftinatton,  mie  fd^on  früher  im  SSifitatuwI- 
büd^Iein,  gemiß)ert,  bie  Slbeitbrnal^ISIel^re  ollgei«^ 
ner  gefaxt  ober  abgefd^möd^t,  fofem  bie  geipi^ 
anittldeilung  Sl^rifti  unb  bie  innere  ©emebifw 
mit  il^m  als  baS  SBef entlid^e  beS  ©acramentS  bai^ 
gefteüt  mar.  3)ie  neue  Slbeubmal^lSIel^re  begtfiabde 
eine  9lnnäberung  an  bie  fd^mei^erifd^  unb  ote» 
beutfd^en  ^Reformatoren  utü)  l^atte  ftd^  oud^  vato 
bem  Sinflul  ber  IBer^anblungen  mit  benfdtai 
auSaebilbet.  2)ie  oberbeutfd^en  ©table,  xvÜf 
ÜRitglieber  beS  fd^malfalbifc^en  SunbeS  wm 
Derftanben  fid^  anbererjeitS  1532  ju  ©d^ttetafatt 
jur  Unterjcid^nung  ber  3lugSburger  Konfeffmn,«* 
unter  biefen  Umftänben  mar  nod^  eine  »eitete  (S» 
gung  unter  ben  5leuercm  ^u  l^offen.  SKelandW* 
mar  il^r  inSbefonbere  geneigt,  unb  auf  SWwfa 
beS  fianbgrafen  Don  C^effen  fanb  im  Seccnte 
1534  smifd^en  i^m  unb  93u|er  Don  @tra|bin| 


205 


9ReIand^t]^otL 


1206 


mt  Seflnred^ng  }u  jtoffel  flatt.  3tn  t^rül^jol^r 

536  tarn  eö  ju  einer  Serotl^ung  ber  beiberfeitigen 

Ü^Iogen  in  SBtttenberg,  unb  ba  e§  fur^  juDor 

hi|er  gelungen  nxir,  bie  Sd^tDetjer  ^u  bem  93e" 

mitirif  )u  bejUmmen,  bog  im  ^benbrnal^I  SBrob 

üb  SBein  ^toor  S^^^  f^i^/  ba|  Sl^riftuS  aber 

nnit  feinen  Seib  unb  fein  93(ut  ben  ©laubigen 

i  Spti^t  )um  etoigen  Seben  barbiete,  fd^ien  Die 

Inft  gunfd^en  ben  Sutl^eronem  unb  ben  ß^i^d" 

onetn  ttÜ^t  ntel^r  unäbem)inblid^  ju  fein.   3n 

ar  5^Qt  tmirbe  bie  Don  9neIan(^t|on  oerfa^te 

ormet  bie  SSBittenberger  Soncorbia,  t)on  beiben 

]^en  angenommen,  unb  fo  mar  menigftenS  auf 

nige  3^  ber  ^nebe  gefid^ert.  äBöl^renb  aber 

od^  btefer  Seite  l^in  Stulpe  eintrat  erl^ob  \\ä)  @treit 

ntcc  ben  fiutl^eranem  felbft,  unb  ^Reland^tl^on 

üftbefonbere  fal^  fid^  Angriffen  auSgefe^t.    3nt 

ietpe  Sut^erS  moute  er  jmar  t)on  einer  Serbienft« 

i^teit  ber  äBerfe  nid^tS  mif|en ;  im  Sntereffe  ber 

Stttßd^Iett  aber  glaubte  er  bie  92otl^menbigfeit  ber» 

idben  betonen  p  foDen.  €r  bejeid^nete  bie  guten 

Serie  olS  eine  conditio  sine  qua  non  bei  ber 

Sc^tfertigung,  unb  al§  biefer  @a|  t)on  feinem 

(oDegen  Sruciger  in  ber  iBorlefung  vorgetragen 

mbe,  trat  ber  ^faner  SorbatuS  t)on  9äemed  mit 

(eftigfeit  gegen  il^  auf.  ^ud^  bie  SrÜörung,  bie 

(K  Uta  ^ofprebiger  @d^en!  t)on  t^reiberg,  einem 

(|enifigen  @d^Ier,  auf  ^Befragen  abgab,  bog 

■n  Mtiger  unterrichteten  fieuten,  um  ^ergemi| 

jv  iKnneiben,  baS  9(benbma]^I  mol^I  unter  Siner 

Scpolt  reichen  fönne,  ftie^  bei  biefem  auf  SBiber» 

1^;  man  ttntterte  papiftifd^e  Senben^en  bei 

i|B.  €elbft  ber  Slrgmol^n  beS  ^ofeS  mürbe  er* 

«gt,  unb  menn  infolge  einer  berul^tgenben  Sr* 

Btang  Sutl^  bie  Sac^e  k)orerft  nid^t  meiter  t)er- 

frigt  iimrbe,  fo  befd^Io|  man  bod^  balb  nad^l^er, 

iii  )B  befragen.  S)a§  S3er]^5r  unterblieb  ^mar,  ba 

Mq^  lo^en  Unmol^IfeinS  am  anberaumten  Sage 

M  i^  nid^t  unterhielten  fonnte ;  aHein  e3  blieb 

iuttr^in  eine  @)iannung  }uräd.    Sutl^er  fagte 

Wm  ben  gfreunb,  ber  feit  mel^reren  Salären  feinen 

«B  jelbjlönbiger  »erfolgte,  eine  gcl^eime  SKil- 

SÄmg.  SJleland^tl^on  feinerfeitS  fanb  für  gut, 

>it  feiner  9nfid^t  etmaS  ^urädjul^alten  unb  alle§, 

W  ben  Sleformator  uiä)  feine  ftrengen  ©ejut- 

gygcnoffen  reijen  fonnte,  ju  öermeiben.  S)ie 

SrÜkI  ton  ben  guten  SBerfen  al§  conditio  sine 

Cnon  ber  SRed^tfertigung  mürbe  aufgegeben. 
in  ben  Loci  Dom  Saläre  1535  enthaltene 
^  bie  SBerfe  feien  jum  emigen  Seben  not^men- 
g,  fofem  fie  notb»enbig  auf  bie  SSerföl^nung 
F^  muffen,  mürbe  in  ber  SluSgabe  Dom  Saläre 
1588  bol^  abgeonbert,  ba§  neue  geiftige  Seben 
««at^g.  ©twter  begnügte  er  ftd^  fogar,  ju  fagcn, 
icree^orfam,  b.  1^.  bie  ®ere(^tig!eit  be§  ®e- 
|J|M/  fei  ndtl^ig. 

tut  n&^e  ^$ötigfeit  galt  auger  feinem  Sel^r« 
ttS  l^astptföd^Ii^  bem  ^ergogtl^um  @ad^fen  unb 
nmatibenburg.  3mS)ecember  1538  batte  SRe» 
nl^n  fid^  an  einem  SoSoquium  ^u  S)re§ben  ju 
^tgen,  auf  bem  einige  Steformen  berat^en 


merben  foKten.  ®a§felbe  löste  pd^  ^mar  in  Solbe 
auf,  aI3  ber  fäd^fifd^e  9iatb  ®eorg  t)on  Sarlomi^ 
ben  Eintrag  einbrad^te,  man  folle  bie  ßird&e  in  ben 
©taub  fcjen,  in  »cld^em  fte  pd^  800—900  3a|^re 
befunben  f^ait.  Mein  ber  2:^ron»ed^Jel  im  grub» 
jabr  1539  führte  SKelant^tbon  mieber  in'8  Sonb. 
S)er  öerjog^einrid^,  meld^er  bamal§  feinem  93ru« 
ber  ©eorg  in  ber  §errfd^aft  folgte,  mar  ganj  ber 
Steuerung  ^uget^an  unb  erbat  p(|  su  ibrer  Sin» 
f ül^rung  Xbeologen  au§  SSßittenberg.  ^neland^tbon 
fiel  bie  SReform  ber  Uniüerfität  Seipjig  ^u.  S)er 
ffurfürft  Soad^im  11.  ton  Sranbenburg  berief 
il^n  fd^on  1538  gu  einer  93efpred^ung  nad^  93er(in, 
unb  als  er  1539  mit  ^uffteOung  einer  neuen 
jhrd^enorbnung  umging,  lieg  er  ibn  abermals  ju 
ftd^  lommen.  ^ud^  bie  S^erbanblungen  mit  Sug» 
lanb  erneuerten  ftd^  in  biefer  Seit.  §einrid^  YUL 
bemarb  fid^  um  bie  Slufna^me  in  ben  fd^malfal« 
bifcben  äunb  unb  t)erlangte  mieber^olt  bie  ^b- 
fenbung  t)on  Sl^eologen,  namentlid^  SReland^tbonS. 
®ie[er  forberte,  ba  il^m  bie  Seife  nid^t  geftattet 
muroe,  ben  jfönig  brieflid^  gur  93oUenbung  beS 
angefangenen  SBerfeS  auf.  S)urd^  bie  fed^S  SIrtüel 
§einricbS  öom  Sabre  1539  mürben  aber  bie  freunb« 
lid^en  Segiebungen  mieber  gelöst,  unb  Sneland^tbon 
fd^rieb  im  Auftrag  feines  SanbeSberm  eine  €{" 
poftutation  ober  Strafprebigt  an  ben  jfönig. 

aiS  im  Srübiabr  1539  ju  Sranffurt  amifd^en 
ben  religiöfen  Parteien  ein  15monatIid^cr  gfriebe 
gefd^Ioffen  mürbe,  marb  jugleid^  eine  ^eratl^ung 
über  bie  Union  in^uSfid^t  genommen.  S)er^au))t« 
tbeil  ber  Arbeit  pel  protejtantifd^erfeitS  SKelan« 
d^tbon  5U.  ^IS  ber  jhtrfürft  Don  @ad^fen  mit  bem 
fianbgrafen  k)on  Reffen  auf  ben  1.  änörg  1540 
eine  Serfammlung  nad^  @d^malfalben  berief,  um 
5U  ermägen,  „mie  bie  ^ugSburger  Sonfefpon  unb 
Apologie  mit  göttlid^er,  b^i^iger  @d^rift  ju  t)er' 
tbeibigen  unb  inmiemeit  in  etlid^en  äu|erlid()en 
©ad^en  mit  ®ott  unb  ©emiffen  nad^jugeben  fei", 
mürbe  er  mit  Slbfaffung  eines  ©utad^tenS  beauf- 
tragt. S)aS  SteligionSgefpröd^  felbp  mürbe  guerft 
nad|  @))eier,  megen  einer  $eft  aber  alSbalb  na^ 
^agenau  im  SI{a|  angefagt.  ^Reland^tbon  ge« 
langte  übrigens  ni^t  ba^in.  @r  bcttte  furg  guDor 
mie  fiutber  pd^  bemegen  la^en,  bem  Sanbgrafen 
t}on  §epen  gur  Eingebung  einer  gmeiten  (Sf^t  neben 
ber  f^on  befte^enben  feine  3uftimmung  gu  geben, 
unb  biefe  9iad^giebigfcit  fomie  bie  ßeibcnfd^aft  beS 
Surften  bereitete  ibm  jejt  fold^en  ffummcr,  ba|  er 
bei  feiner  fd^möd^Iid^en  92atur  balb  naö)  eintritt 
ber  Seife  in  eine  fd^mere  flranfl^cit  pel.  Snbejfen 
mar  feine  ^nmefenbeit  in  ^agenau  aud^  nid^t 
nötbig.  TOan  ftanb  nod&  in  ben  Soröerl^anWungen, 
als  bie  gange  @ad^e  abgebrod^en  unb  ein  neues 
Kolloquium  nad^  SBormS  auSgefd^rieben  mürbe. 
Se^tereS  begann  am  14.  3anuar  1541.  TOelan« 
(btbon  unb  6d  mürben  gu  ©pred^em  gemöblt,  unb 
auf  ©erlangen  ber  ^roteftanten  mürbe  bem  ®e« 
fpräd^  bie  ÜugSburger  ßonfefpon  gu  ©runbe  ge« 
legt.  SKcland&tbon  brad^te  bie  SluSgabe  öon  1540, 
unb  Sdf  gab  nad^  anfönglid^er  Sinjprad^e  pd^  gu« 


1207 


SJleland^t^on. 


1208 


[rieben,  Qfö  il^m  erüärt  tourbe,  ba|  in  bcr  neuen 
5(uflage  in  ber  ©ad^e  nid^tö  gcänbert,  fonbemnur 
linbere  unb  Harere  SQBorte  ongemenbet  morben 
feien.  S)ie  IBerl^anblungen  bauerten  aber  aaä)  in 
2Borm§  nid^t  lange,  ^m  18.  Januar  mürbe  ber 
faiferlid^c  Sefd^eib  mitget^eüt,  biefelben  feien  ob» 
5ubred^en  unb  ouf  bem  Steid^Stag  gu  äiegenSburg 
f ort5ufe|en.  ^eland^tl^on  l^atte  ftd^  bemgemö|  na^ 
einiger  3eitbort]^inäu»enben.  SBeil  er  in  äBormS 
bie  ^au))tlaft  getragen  l^atte,  beantragte  ber  Jhtr« 
fürft  bei  bem  eöangelifd^en  ©unb  ein  ©cfd^enf  für 
ll^n.  3luf  ber  anbem  ©eite  Iie|  er  il^n  in  StegenS« 
bürg  burd^  feine  Statine  genau  itbertt)ad^en.  @r 
fürchtete,  ber  Sanbgraf  öon  Reffen  werbe  »egen 
feiner  2)oppele]^e  je^t  5U  größeren  Sonceffionen 
fid^  l^erbeilaffen  unb  aud^  ^Jteland^tl^on  jur  97ad^« 
giebigfeit  beftimmen.  ®ie  bebeutenbften  SRebner, 
menn  aud^  nid^t  ntel^r  bie  einsigen,  maren  mieberum 
9}leIand^t|on  unb  6d,  unb  5ur  @runblage  ber 
iBerl^anblungen  biente  ba§  fog.  StegenSburger  ^nä^, 
einSefenntni^,  baS  in  ber  Ie|ten3eitt)onDr.  @rop* 
per  aus  fföln  in  Serbinbung  mit  93u^er  unb  bem 
foiferlid^en  Siatl^  SSelttoid^  ald  UntonSfd^rift  aus- 
gearbeitet iDorben  »ar.  ^I§  ba3  ®efpräd^  am 
22.  3Rai  nad^  25tögiger  S)auer  ol^ne  eigentlid^en 
(Srfolg  enbigte,  inbem  man  mol^I  aber  einige 
fünfte  ftd^  terglid^,  über  anbere  aber  ftd^  ni^t 
Derftönbigen  fonnte,  erl^ielt  SReland^tl^on  mit  feinen 
SoÜocutoren  Don  ben  proteftantifd^en  ©tönben 
ben  Sluftrag,  i^re  !9eben!en  über  baS  SRegenSburger 
Sud^  unb  bie  barüber  gef)fIogene  ^anblung  ab^u« 
geben.  SIIS  bann  Su^er  bie  ^cten  be§  ®efpröc|e8 
mit  lobenben  Semerlüngen  aber  bie  gute  Slbfid^t 
beSSSermiitlungSbud^eS  Deröffentlid^te,  Deranftattete 
oud^  SJleland^tl^on  eine  Ausgabe,  in  meld^er  er  bem 
Äaifer  für  feine  frieblid^e  ©efinnung  banfte,  ju« 
gleid^  aber  bie  ®rünbe  enttoidelte,  au^  benen  bie 
$rotef!anten  ni(^t  me^r  nad^geben  fönnten. 

^er  äleid^Sabfd^ieb  k)on  StegenSburg  toieg  bie 
95ifd^öfe  jur  SSomal^me  einer  d^riftlid^en  SRefor» 
mation  an.  ®er  ßrjbifd^of  Don  ftöln,  ®raf  §er« 
mann  Don  äßieb,  unterzog  fid^  bem  Auftrag  um 
fo  el^er,  tDeil  er  nun  feiner  Hinneigung  ju  ber 
SReuerung  praftif d^en  9lu§brudf  geben  f onnte.  ®ie 
9lu8arbeitung  eines  5Ref  ormenttourf  eS  lourbe  95u|er 
unb  9ReIan^t]^on  übertragen.  S)ie  Sd^rift  ge« 
langte  bei  bem  äBiberftanb.  ben  bie  ©eiftlid^fett 
ber  ©rjbiöcefe  leiftete,  8»ar  nid^t  jur  ©urd^fül^rung ; 
fie  »urbe  aber  für  SOteland^t^on  bebeutfam.  3)er> 
felbe  loar  in  ber  legten  S^Ü  öon  ber  fiutl^er'fd^en 
Slbenbmal^lSIel^re  immer  entfd^iebener  abgef  ommen, 
unb  er  l^atte  mit  feiner  Suffaffung  infofem  felbft 
auf  ben  „Reformator"  ©influfe  gewonnen,  als  er 
benfelben jur  ©inftellung  ber  6IeDation  ber  Öpftie 
nad^  ber  Konfecration  su  beftimmen  »u^te.  SBäl^« 
renb  aber  Sutl^er  l^ier  nad^gab,  trat  er  anberer» 
feitS  mit  feiner  ganzen  Sd^roff^eit  l^erDor.  91IS 
93. 9ßtieri  in  einem  ©d^reiben,  in  bem  er  um  SJcr» 
»enbung  für  bie  ^rotcftanten  im  SJenetianifd^en 
hat,  ben  aud^  nad&  Italien  gcbrungenen  9lbenb« 
mal^lSfheit  beflagte  unb  Don  einer  IBermittlungS» 


formel  ^Reland^tl^onS  fprad^,  weld^e  burd^  Sujfet 
Sugefagt  morben  fei,  liel  fiut^er  in  feiner  SntiDott 
Dom  13.  3uni  1543  feinem  alten  ®roQ  gegex 
bie  ©d^wei^er  Dollen  Sauf.  ^IS  ber  ffötner  Kefotn- 
entmurf  1544  gebrud^  würbe,  inweld^embienoR 
^uffaffung  gu  beftimmtem  SluSbrudt  gebrad^t  tDor, 
würbe  fein  Unwi&e  nod^  größer  unb  wanbte  ftd^ 
jugleid^  gegen  Sneland^t^on.  2)erferbe  fprac^  Don 
ber  92ot]^wenbigfeit,  nod^  in  feinem  Üitfx  auS* 
wanbem  su  muffen.  3n  ganj  Seutfd^Ionb  txtß 
breitete  ft(|  baS  @erüd^t  Don  einem  Srud^  dwif(^ 
ben  beiben  ^nönnem.  S)od^  !am  eS  nid()t  fo  toeit 
S)aS  „itux^t  9e!enntni|  Dom  l^eiligen  ^tcroment 
wiber  bie  ©d^wörmer'',  weld^eS  Sutl^er  nun  ani* 
gelten  Iie|,  branbmarfte  ^war  Sttnngß  unb  Oko» 
lampab  als  jfe^er  unb  ©eelenmdrber ;  9Relaiu(* 
t^on  unb  93u^er  würben  aber  in  ber  ©d^rift  ni^t 
genannt,  unb  burd^  SSermittlung  beS  Sonbgra^ 
Don  Reffen  würbe  eine  SSerfö^nung  l^erbeigefu^ 
Sutl^er  fonnte  ben  um  feine  ©ad^e  Derbienten  Wip 
ftreiter  nid^t  Don  \iä)  ftogen.  SMefer  beobod^ 
wieber  eine  forgf öltigere  3unldt|oItung. 

93alb  traten  wieber  größere  Slufgaben  an  ü^ 
l^eran.  9US  ber  Jhtrfürft  Don  ©ad^fen  ben  SBüin- 
berger  Xl^eologen  befallt,  baS  für  ben  Steid^tag  1»« 
SSßormS  beftimmte  Sebenlen  }u  Derfaffen,  mk 
bie  ^uSfül^rung  ber  Slrbeit  il^m  übertragen.  Sie 
©d^rift  geftaltete  fid^  p  einer  S)arftelhmg  M 
äBefenS  ber  proteftantif d^n  JHrd^e  unb  erl^ieü  bot 
92amen  „SBittenbergerSReformation".  ©ieunuie 
mit  ^inweglaffung  ber  ©teile  über  bie  bifd^fG((e 
®ewalt,  bie  eine  Sonceffion  )u  entl^Uen  f^io, 
auf  bem  äieid^Stag  übergeben.  Sine  Serot^ 
würbe  Weber  über  fie  nod^  über  einen  onbemSoi* 
fd^Iag  angefteüt.  S)er  j?aifer  wünf d^te  einen  nem 
93erfud^,  auf  bem  nöd^ften  gu  ätegenSburg  ju  (oI" 
tenben  Sleid^Stag  burd^  ein  SoUoquium  beibeX^ 
}u  Derföl^nen.  äßeland^tl^on  erj^ielt  mit  Snmger 
ben  9ef e|l,  fid^  jur  Slbreife  bereit  )u  l^olten.  Seäie 
©efunbl^eit  erlaubte  il^m  inbeffen  bie  Steife  si^ 
S)aS  Kolloquium  felbft  würbe  nad^  furger  Sans 
abgebrod^en.  SBäl^renb  beSfelben,  am  18.  gtoor 
1546,  ftarb  Sut^er.  SReland^tl^on  l^ielt  bie  ob- 
bemifd^e  £rauerrebe  auf  il^n,  unb  im  folgcnbo 
©ommer  fd^rieb  er  bie  iSiograpl^ie  beS  ^waM 
als  SBeigabe  gu  bem  gweiten  Xl^eil  ber  lateimji|a 
SBerfe  beSfelben. 

3loä)  in  bemfelben  äal^re  brad^  ber  fd^on  losgr 
brol^enbe,  biSl^er  aber  fietS  l^intongel^tene  fiiics 
aus.  S)a  aud^  baS  gweite  StegenSburger  Sotb* 
quium  bie  erfel^nte  ßinl^eit  nid^t  brad^te,  befall 
ber  jfaifer,  jur  ®ewalt  gu  fd^reiten.  Stelom^ 
l^atte  feinem  fianbeSl^erm  f^on  im  Slpril  1M6 
ein  @utad^ten  über  baS  3ttä^t  ber  ©egenwclr  a^ 
gugeben.  Sr  ^ielt  biefelbe  {e^t  nid^t  mel^,  tk 
frül^er,  für  unerlaubt.  €r  bemühte  fid^  caiiS^,  oB 
bie  9tad^rid^t  Don  bem  Sntfd^Iu|  beS  ftoifeiS  ci» 
traf,  feine  ^^eunbe  gur  ^uSbauer  gu  ermo^ 
Um  auf  weitere  Jheife  in  biefer  Siid^tung  etnp 
wirfen,  gab  er  femer  Sutl^erS  „SBamung  on  fcte 
lieben  S)eutfd^en''  Dom  Sa^re  1530  mit  cina 


!09 


HJleland^tl^on. 


1210 


iftigen  Sortä)e  l^erottS.  9(ud^  l^ielt  er  felBft  in 
üttotberg  oitS,  nad^bem  fd^on  jal^Iretd^e  ^er» 
icn  geflol^en  kDoren,  unb  k)erlieg  bie  @tabt  erft, 
I  bad  feütblid^e  ^eet  Dor  betf elben  anlangte  unb 
jur  Uebergobe  aufforberte.  @r  begab  \xd)  nad^ 
rtfl  unb  fpötet,  aI3  er  ftd^  l^ier  nic^t  mel^r  ftd^er 
^,  tiad^  Srounfd^meig  unb  92orb^aufen.  ^18 
er  ber  neue  ifurfürft  9Rori|^bie  UniDerjUöt 
d)er]^erf}ente,  feierte  er  nad^  SBittenberg  ^urüdt 
b  Uteb  bafelbfi.  Vergebend  fud^ten  i^n  bie 
5^e  beS  enttl^ronten  jhtrfürften  für  bie  in  3eno 
u  }u  grunbenbe  @d^ule  )u  geminnen.  Sbenfo 
rg^It4  tporen  bie  Semül^ungen  anberer  f$fürften 
iDcfeii,  il^n  in  ber  Seit  jener  Girren  unb  9löt]^en 
i  t^re  Unii^erfUöten  )u  )iel^en.  SBittenberg  mar 
n  }tt  fe^r  }u  einer  stoeiten  ^eimat  getoorben, 
B  ftd^  Don  il(im  trennen  ^u  Tonnen,  unb  bie  Uni« 
r{nät  bafelbft  erfd^ien  il^m  al§  ju  bebeutfam  für 
c  Sod^e,  bie  er  als  bie  redete  anfal^,  aU  ba^  er 
pit  bie  bringenbften  @ränbe  il^r  l^ötte  feine  Sienfie 
ifaAe^Qnnen. 

m  burd^  ffarl  V.  auf  bem  SReid^Stag  txm 
hglburg  1548  baS  Snterim  aufgeftdit  mürbe, 
nUite  fid^  SReland^tl^on  juerjt  gegen  bie  ff ird^en« 
tüwmi,  ha  menigftend  ein  X^eil  unannel^mbar 
jd.  !Dnrd^  ben  furfürjUid^  Statl^  Sl^riftop)^  t)on 
moroik  lie|  er  ftd^  jmar  umftintmen.  3tt  bem 
BiWfe,  Den  er  an  benfelben  rid^tete,  fprad^  er  fid^ 
in  misen  für  bie  9nne]^mbarfeit  ber  Formel 
OL  9xtx  Don  ber  Anrufung  ber  ^eiligen  moOte 
aon^  je^  nid^tS  »iffen,  unb  tn  ^Betreff  ber 
ttnienSIel^re  l^offte  er  eine  SSerbefferung.  2)a8 
täoäfim  aber,  baS  er  l^emad^  ab^ufaffen  l^atte, 
oH  ber  ihirfürft  Don  feinen  X^eologen  eine  %eu^e» 
ong  aber  bie  Sinfül^rung  beS  Interims  verlangte, 
fd  »ieber  entfd^iebener  gegen  bie  Orbnung  auS, 
nb  bei  biefer  Stimmung  mürbe  auf  bem  fianbtag 
101  Steilen  für  jhtrfad^fen  eine  SieDifton  be« 
HMen.  SReland^tl^on  übemal^m  bie  Prüfet  oon 
NT  Sced^tfertigungi,  bem  ®Iauben  unb  ben  guten 
Bedm  unb  gab  ber  Slrbeit  bie  le^te  f$form.  2)ie 
^nttfkmtifd^  Seigre  mar  barin  unbebingt  feft« 
flWm.  Sejüglid^  ber  öu^eren  @ebröu^e,  mie 
i^,  Sfaften,  gemiffer  ©efönge,  ftird^enomat, 
tnr  bagegen  im  ^ntereffe  ber  (Sinigung  9tad^- 
iitiufdt  gegen  bie  fatl^olifd^ejhrd^esugefagt.  Wan 
fmk  btefe  ®ebröud^e  menigftenS  al§  9lbia))l^ora 
lönd^en  p  fönnen.  S)ie  ^ä^t  iam,  nad^  mei> 
iRm  Ser^onblungen  gu  ^egau,  Sorgau  unb  Seile, 
not  (Sxibt  beS  3abre§  1548  auf  bem  fianbtag 
^  Seiftifi  V"^  Sbfd^Iug.  2)ie  Vereinbarten  %r» 
9d  nruAen  }mar  nid^t  alle  Deröffentlid^t.  S)a8 
^  über  ben  ©otteSbienft,  meld^eS  l^emad^  er» 
iffm  nmrbe,  lieb  bie  9rti!el  über  ben  ^[t  unb 
ie  Si^fe,  fomie  über  bie  le^te  Oelung  meg. 
ilcid^l^I  enegte  ba§  3Ber!  bei  ißielen  großen 
noflkn  nnb  gog  ÜReland^t^on  eine  gflut  Don  Sn» 
if^  in.  S)er  ^auptgegner  mar  ber  Sn^rier 
tattl^  SfladuS,  ber  ^auptl^erb  ber  Oppofttion 
t  etdöi  SRagbeburg.  |)icr|er  ftebelte  glaciuS 
n  SBittenberg  über,  als  er  feinen  ffampf  be- 


gann, meldten  man  ben  Slbiapl^orificnftrcit  ober 
ben  ©treit  über  ben  g^orrodC,  nad^  bem  nun 
mieber  eingefül^rten  ftird^engcmanb,  nannte. 

aiS  na^  hirjer  3eit  baS  goncil  Don  SBoIogna 
nad^  Srient  jurüdtoerlegt  mürbe,  bötten  bie  ^ro» 
tejianten  auf  8  IReue  Stellung  ju  il^m  ju  ncl^men, 
unb  SJleland^tl&on,  ber  mit  3lnberen  barüber  be« 

Sagt  mürbe,  fprad^  ftd^  unter  ben  obmaltenben 
mftänben,  freilid^  au(|  mit  ben  entfpred^enben 
Sautelen,  für  bie  I99efd^id(ung  au8.  S)e8  SOBeitem 
Derfa|te  er  auf  SJefel^I  bc§  fturfürftcn  eine  gr« 
flörung  ber  9lug§burger  Konf effton,  bie  Repetitio 
Gonfessionis  Augustanae.  2)ie  @d^rift  foDte 
in  Iricnt  Dorgelegt  merben,  unb  bie  furfürjöid^en 
Statine  fanben  ftd^  in  ber  Sl^at  bafelbft  ein.  Wf 
land^tl^on  aber  fal^  baS  Soncil  nid^t.  €r  ging  erl^al« 
teuer  Reifung  gemög  nur  bis  92ümberg,  unb  mäl^« 
renb .  er  bafelbft  no^  auf  meitem  95ef el^l  martete, 
brad^  ber  Arieg  ber  ^rotefianten  gegen  ben  jlaifer 
au3,  meld^er  einerfeitS  sur  SSertagung  beS  SoncilS, 
anbererfeitS  im  SugSburger  gricben  1555  jur 
beftnitioen  9lner!ennung  ber  SlugSburger  Son« 
feffion  fül^rte.  Sie  ©d^ifterl^ebung  flößte  ÜKelan» 
d^t^on  groge  SBef orgni^  ein.  €r  fürd^tete  eine  neue 
SWeberlage  ber  ^Sroteftanten  unb  münfd^te,  um  ben 
ftaifergubefänftigcn,  einen  fd^nellen  Qfricben.  ®er 
SluSgang  beS  jhieged  mar  aber  biefeS  ÜRat  ein 
anberer. 

9uger  ienen  SSer^anblungen  unb  kämpfen  }mi> 
fd^en  ffatl^olifen  unb  ^roteftanten  }ogen  ÜRelan« 
d^tl^on  gleid^geitig  gal^treid^e  @treitig!eiten  unter 
ben^roteftanten  fclbft  inüKitleibenfd^aft.  ©icfelben 
fnüpfen  ftd^  Dor  Willem  an  bie  9tamen  SlnbreaS 
Opanber,  granj  ©tancar,  Sol^anneS  ^fefpnger 
unb  ®eorg  3Ra|or,  unb  eS  fei  auf  bie  begüglid^en 
Slrtifel  Dermiefen.  3)urd^  ben  ^rebiger  SSeflp]^! 
in  Hamburg  mürbe  1552  femer  ber  ^benbmal^lS* 
ftreit  erneuert.  t$flaciu8  enblid^  fe|te  ben  Stampf 
naä)  ben  Derfd^iebenften  ©eiten  l^tn  fort,  mo  er 
bei  SReland^tl^on  eine  ^bmeid^ung  Don  ber  Seigre 
fiutl^erSmal^mal^mobermitterte.  ©eitl556mad^te 
er  gmar  einige  SSerföl^nungSDorf^Iöge  unb  fteüte 
einige  Slrtifel  für  ein  SoUoquium  auf.  3)a  aber 
^eland^tl^on  auf  ben  Eintrag  nid^t  einging,  meil 
eS  meniger  auf  eine  ^udeinanberfej^ung  alS  auf  eine 
Untermerfung  abgefel^en  mar,  }og  ftd^  ber  Jlampf 
fort.  9lud^  baS  ©d^iebSgerid^t  ber  5J5rcbigcr  Don 
Hamburg,  Sraunfd^meig  unb  Süneburg,  bem  ÜKe« 
land^tl^on  fid^  fd^Iie|Iid^  untcrmerfen  mottle.  Der» 
mod^te  ben  gfrieben  nid^t  l^erjuftetten.  ®ie  ftluft 
mürbe  im  ©egent^eil  tiefer  unb  meiter,  inbem  nad& 
ber  Berufung  be§  glariuS  nad^  3ena  bie  bortigc 
UniDerfität  fid^  ganj  auf  bcffcn  ©eite  ftettte,  unb 
ber  ®egenfa|  befd&äftigte  SKelond^t^on  bis  an'8 
6nbe  feines  SebenS.  ®ic  ^Ingelcgcnl^eit  nal^m  il^n 
1557  in  aOSormS  in  3lnfprud&,  alS  bafelbft  nod^ 
einmal  ein  SeligionSgcfpräd^  Deranftaltet  mürbe, 
mobei  bie  S^eologcn  Don  3cna  im  Auftrag  ber 
fäd^fifd^en  ^ergoge  ein  Sefcnntnife  Dorlegten,  baS 
Don  i^m  utü)  feinen  ©cftnnungSgenoffcn  nic^t  an» 
genommen  merben  lonnte  unb  burd^  ii^r  ISorgel^ 


1211 


^tlanä^if)on. 


1212 


f d^Hcpd^  bic  Shiflöfung  bcr  SJcrfammlung  öcran= 
Iahten.  ^läbannbcr^crjOöKl^nftop]^  öonffiürtcm» 
Scrg  im  3ntercj|c  bcr  ginigung  eine  (Scncralf^nobc 
In  SSorfd^Iag  hxaä^it,  IbcfürJoortctc  9KcIan(i|t]^on 
eine  tJürftenöerfammlung,  unb  im  grül^ial^r  1558 
tturbe  an]  bem  grantfurter  Seid^Stog  eine  6ini» 
gungSf ormel,  toeld^e  auf  ®runb  feines  (Sutad^tenS 
öerfa^t  worben,  öon  fed^§  gürfien  unterjei(|net. 
3)icfer  fog.  granffurtcr  SRecel  roaxb  inbe|  im  §er» 
^ogtl^um  @ad^fen  nid^t  nur  nid^t  angenommen, 
fonbem  aud^  auf  einer  ^l^eoIogenDerfammlung  ju 
SOBeimar  einer  fd^arfen  Kenfur  unterjogen  unb  im 
Anfang  beS  3a]^re§  1559  überbie|  mit  bemßon» 
futationSBud^  beantwortet,  ba§  mit  ben  ©ecten 
unb  Strtl^ümem  ber  Seit  aud^  9KeIand^t]^on§ 
Seigre  öerurtl^eilte.  3ulejt  öeranftaltete  er,  toäl^« 
renb  er  gleid^jeitig  bie  öom  §er§og  öon  Sägern 
1558  erlaffenen  änquifitionSartifel  betömpfte,  ouf 
SSeranlaffung  beS  KonpftoriumS  öon  Seipjig  eine 
©ommlung  ber  ^auptfd^riften,  ttjeld^e  feine  fiel^re 
cntl^ielten.  Snbeffen  erlebte  er  bie  SSeröffentlid^ung 
bed  Corpus  doctrinae,  mie  baS  Sßerf  betitelt 
würbe,  nid^t  mel^r.  6r  ftarB  am  19.  ^pril  1560, 
brad^te  eS  alfo  tro^  feiner  Sd^möd^Iid^feit  unb  l^öu» 
pgen  ffränflid^fcit,  ungead^tet  feines  raftlofen  2lr« 
beitenS  unb  ber  öielen  ftämpfe  unb  SQBiberwärtig« 
feiten,  meldte  er  ju  Beftel^en  l^atte,  auf  ein  Sllter  öon 
63  Salären.  ©eine®attin  mar  fd^on  1557  geftorben. 
ßbenfo  maren  il^m  jmei  ftinber  im  3:obe  t)oran= 
gegangen,  ein  ©ol^n  unb  feine  lod^ter  Suno,  meldte 
mit  ®.  ©abinuS  t)er^eiratet  mar.  2)agegen  über» 
lebten  il^n  fein  ©ol^n  ^l^ilipp  unb  feine  ^od^ter 
SJlagbalena,  bie  ®attin  beS  ^rjteS  JtaSpar  $eucer. 
SBie  biefe  ©fijje  feines  SebenS  jeigt,  mar  SRe« 
land^tl^on  Don  ^auS  auS  ^umanift.  Sr  nimmt 
als  f  old^er  nad^  SraSmuS  bie  erfte  ©teile  in  S)eutf  d^» 
lanb  ein,  unb  bei  feinem  gro|en  Jalent  unb  feiner 
unermübUd^en  ^rbeitsluft  ermarb  er  fid^  als  Seigrer 
mie  als  ©d^riftfteller  ein  l^ol^eS  Slnfel^en.  (5r  er» 
florte  unb  ebirte  jal^Ireid^e  ßlaffifer  unb  öerfafete 
trefflid^e  grammatifdfte  ßel^rbüd^er;  er  mibmete  pd^ 
ber  2)ia(eftif  unb  Sil^etorif,  unb  au^er  ber  ©prad^« 
miffenfd^aft  betrieb  er  mit  ßtfer  Sie  ipi^ilofopl^ie 
in  bem  ©inne,  in  meld^em  feine  3^*  P«  öerflanb. 
Sinen  mid^tigen  93eftanbt]^eil  ber  $]^iIof opl^ie  bi(« 
bete  bamals  bie  ^l^^ftf  ober  9}atur!unbe,  unb  in 
biefer  fprad^  il^n  l^auptföd^Ud^  bie  Slftronomie  an. 
SHe  ©temfunbe  marb  aber  bei  i^m  jugleid^  ]ur 
©tembeuterei.  ®ie  ©tettung  ber  §immeISförper 
beutete  nad^  feiner  SKeinung  fündige  Segeben« 
Reiten  an.  S)ie  ®efHme  foOten  aud^  auf  bie  Sem« 
^ramente  ber  3D>!enfd^en  Sinflu|  l^aben,  ouS  il^rem 
©taube  bal^er  bei  ber  ®eburt  eines  JfinbeS  beffen 
t)or]^errfd^enbe  IReigungen  unb  mit  il^nen  feine 
©d^idtfale  )u  bestimmen  fein.  S)em  entfpred^enb 
fielUe  er  fomol^I  für  feine  IMnber  olS  aud^  für 
anbere  $erfonen  bie  IRatiDitöt.  S)ie|  mar  eine 
SBerirrung,  meldte  er  iroax  mit  mand^en  feiner 
Seitgenoffen  gemein  l^e,  meldte  aber  aud^  einige, 
nomentlid^  Sut^er,  an  il^m  tabelten«  ©eine  übri« 
gen  Seiffatngen  litten  gro^e  93ebeutung  für  feine 


3eit.  ©eine  grammatifd^en,  rl^etortfd^n  unb  iß* 
lofopl^ifd^en  ©d^riften  mürben  beinal^e  in  oUro 
©d^ulen  beS  proteftantifd^en  3)eutfd^IanbS  einge- 
fül^rt  unb  erl^ielten  ftd^  tl^eilmeife  fe^r  lange;  ^ine 
lateinifd^e  ©rammatif  Uf^cmptüt  ftd^  in  &i4{ai 
bis  1734.  ^Uentl^alben  begrüßte  man  il^  in  ba 
proteftantifd^en  ©taaten  als  Seigrer  beS  Soto 
lonbeS,  Praeceptor  Germaniae.  2)er©d^Ian, 
ben  er  ben  SifitationSartifeln  t)om  3a^re  1527 
beifügte,  f anb  mie  in  ©ad^fen  f o  in  anberen  @egen> 
ben  2)eutfd^(anbS  Singang.  ©eine  ©d^ulbu^er 
Derbreiteten  ftd^  felbft  über  bie  beutfd^e  @ren)c 
^inauS. 

äReland^tl^on  mar  aber  nid^t  blo^  ^umomp. 
aSit  ber  Ueberpebelung  nad^  SQBittenberg  mürbe  <r 
jugleid^  Sl^eologe.  ^IS  f old^er  ftonb  er  smar  in 
libl^öngigfeit  Don  Sutl^er,  fofem  er  ivatadß  nur 
beffen  8e|re  annahm  unb  Dertrat.  Snbem  er  oiec 
eine  größere  ® elel^rfamfeit  in  ben  3)ienfi  ber  91««« 
rung  [teilte,  gemann  er  neben  {enem  feine  eigene 
Sebeutung.  3n  ben  SSerl^anblungen  jmifd^  ben 
ffatl^olifen  unb  iproteftonten  blieb  er  feit  1530  ber 
tl^eologifd^e  äBortfül^rer  ber  9}euglaubigen.  Ueto' 
bie^  fd^ritt  er,  mie  oben  gejeigt  morben,  ©erai  «r 
anä^  im  ©anjen  bei  ber  fie$re  beS  SJleiflerS  bel^arrte, 
im  Saufe  ber  3cit  bod^  in  einjelnen  $un^n  üler 
biefelbel^inauS.  Sfteiüd^fonnteer  feine  abmei^enben 
Slnftd^ten  nid^t  burd^fe^en.  Sei  bem  äBiberffmi^ 
Sutl^erS  mu^te  er  fte  ^urüdtnel^men  ober  imi* 
Italien,  unb  bereitete  ftd^  mit  i^nen  nur  Unornie^ 
lid^feiten.  ©ein  SSerl^ältnil  ju  Sutl^er  trübte  p^ 
@r  flagt  einmal  über  eine  beinal^  fd^m))fri^ 
^ed^tf d^aft,  bie  er  ju  erbulben  l^abe.  ^e  ftrengm 
Sutl^eraner  griffen  il^n  fpöter  mit  einer  f^eftigWt 
an,  ba|  er  auf  feinem  Sobbette  Srofl  in  ber  ^• 
nung  fud^te,  t)on  ber  rabies  theologorom  befielt 
}umerben.  S)er  $unft  fallt  aber  gleid^mol^bet 
feiner  SBürbigung  in'S  ® emid^t :  bcrf elbe  geigt,  ba^ 
er  ber  Seigre  Sutl^erS  ft^  nid^t  blinblingS  l^ingflb. 

SBenn  er  aber  bei  biefer  Seigre  ftd^  nid^t  Dölfig 
beruhigte,  fo  liegt  anbererfeitS  fein  @runb  ^ 
gmeifeln  t)or,  ba|  er  ber  Steuerung  im  @angenwt 
Uebei^eugung  sugetl^n  mar.  3n  ben  UnionS* 
Derl^anblungen  legte  er  }mar  mel^rfad^  eine  SM* 
giebigfeit  an  ben  Sag,  meldte  mel^r  ober  iDcmga 
auf  eine  IBerläugnung  berfelben  ^tnouSjuIoip 
d^eint.  3ti  ber  ÄugSburger  Conf ef fion  ffl^rt  er 
emer  ben  1^1.  Sluguftin  als  3^9^  für  bieSta^' 
ertigungSlel^re  Sutl^erS  an,  mäl^b  er  bod^  to#/ 
)a|  ber  ftird^enlel^rer  eine  anbere  Suffoffung  w» 
trete.  3n  einem  SBrief  an  Srenj  öom  9Rai  1581 
bemerft  er  oud^  auSbrüdtlid^,  ba|  er  pd^  auf  9bi0B^ 
Pin  nur  megen  ber  allgemein  Don  il^m  g^^ 
3Reinung  berufe  (C.  R.  H,  501).  5)iefe  3»9  P 
nid^t  rü|mlid^;  in  ber  obfd^mebenben  ^taff  ^ 
geben  pe  inbeßen  feinen  SemeiS.  2)ie  fSIp^ 
Berufung  auf  %uguPin  ip  eine  {tttTtd^  ©d^roSt^* 
3eneS  fd^monfenbe  Serl^Iten  ift  auf  eine  gei# 
Unentfd^iebenl^eit  besei^arafterSunbbieSd^ttierir 

feit  ber  3eitt)er^öltnipe  jurfid^ufül^ren.  Sr  glouHe 
geraume  3cit,  mit  ber  neuen  X^Iogie  inm^^ 


218 


andanbti 


Melanla. 


1214 


X  to^olil^  Rixift  bleiben  gu  lönntit,  unb  ba 
n  b«  SBrud^  ^iffam  anlant,  [o  wai  tx  tettit,  als 
e  Koti  t8  ttfotberlt,  bcm  ^rieben  unb  bet  ©e- 
einf^ft  }u  li€b  firitlit^e  ginri^tiingni  ^inju- 
^cn,  bic  fttncm  itfoxmatDri[c^en  i&lanbpunft 
Mit  tii^t  cntfpiai^eii,  a6nranb«;er{eitSaui$nic^t 
m  untintTÖQlic^  ju  fein  fd(|ienen.  SKon  mag  ]d- 
\t  barm  unb  Datiii  auf  ^anbtungen  tti  i^m 
1^,  ttitlift  gegen  feine  aufrichtige  Ue^etjeugung 
nba^t  megen.  3nt  @an)cn  alber  luirb  biefelbe 
äfi  ju  beftieittn  ftin,  unb  bei  bei  3Bid(ittgfeit, 
d^  bie  €o(^t  für  bie  SBeud^eilung  feinet  S^zi' 
B  fyd,  tarnt  aui)  betjenige  nii^t  mit  @tillf ^meigen 
trübet  ^inffieggetien,  tueti^er  beti  3nl)0lt  feiner 
ebrqni^ngni^lalSnc^ltganjuertennenbermag. 

3u  ben  Ktf  onnitlen  nafim  5Dielaiii$t£)on  in  ber 
lälera  3eit  eine  freunbltd^ere  ©leQung  ein;  biefe 
KU  bie  natürlit^e  gfolge  feiner  ©t^wenhing  in  bet 
Ificnbrno^ISle^te.  $Dn  ber  ^nerlennung  ber  @e- 
riffenSfrei^eit  6tiel&  er  a6er  immerhin  nD(^  loeit 
stfonL  Cr  biDigte  nic^t  nut  bie  Einrichtung 
gtimie,  er  ö)ünfd)te  auc^,  ha6  ©c^mentfelb  unb 
itntt  Sn^ngei  but^  bie  strenge  bet  dürften  ju 
9(iiiRn  jetrieEien  mürben;  et  Cetlangte  fogar, 
iai  bie  @egner  bet  ^ajoriften,  bie  bod)  bie  enl> 
t^tdxnflen  £utbtrantr  Daten,  Don  bet  meltlic^en 
ftaailt  mit  Seibeäftrafen  ^timgefuc()t  mürben  (C. 
S.  n,  133.  579.  798).  Ht  fle&t  alfo  in  biefet 
Sqie^g  auf  feinem  anbetn  @tanbpunft  als  baS 
KätelflUet,  unb  menn  bie  angeführten  Süge  info- 
Itnni^t  auffoDen  mcgen,  oB  fte  bet  aBgemetnen 
li|(%oiunifl  ber  Seit  entjpre^en,  fo  finb  fieonbcret' 
HSbo^  bebeutfam,  meiljie  jeigen,  roiemenigbie 
fog.  Xef otmatoren  einen  <Srunbfa|  Dertralen,  ben 
Utipen  fo  ^äufig  jufc^reibt. 

Siteratur.  Opera MelanchthoniB,  ed. Sret- 
ubeider  et  Bindeeil,  im  Corpus  Beforma- 
toum  I— XXVIII,  Lipsiae  1834—1860; 
J.  CunerBriiiB,  De  Ph.  Melauchthonis  ortu, 
WuTitae  curriculo  etc.,  Lipsiae  1566  (etfte 
liittii)>(ie) ;  &.  Sd^mibt,  $^.  «Dlelanc^t^on,  £eben 
ab  auSgemdbUe  ©cbriften.  eiberfelb  1861;  R. 
telftibti,  ^^.  «Dlelan^tbon  alä  Fraecepior 
Qtnnamae,  SSetlin  1889  ($b.  VH  bei  Monu- 
■aUGermaniaepaedag.);  3.  SloSinget,  3)ie 
fcfBrmatiim  I,  349—408,  SegenSburg  1846. 
W  bie  OMittie  Siteratut  fei  auf  gattfelbet  oet» 
•kfet,  bet  ©,  621 — 645  ein  aniia^emb  Doli- 
ntäg/tS  ffltrjeitöni&  berfeKen  bietet,  [d.  gunt.]  i 

Ibbmkrr  (EoI)at)f el  ?),  ^  i  o  n  t)  § ,  einet  bet 
"i  Stfi>nnatoten,  mutbe  in  Ulm  geboten  unb 
W  bafdbfi  in  baS  3)DmtntcanetnDftet.  ^ai$ 
^ol  Suftieten  entmii^  er  au3  bem  Orben  unb 
(Anitttc  liinp  in  @d|maben  unb  in  ber  $fal} 
kmati^n,  bi§  er  einen  Muf  nac^  grnnlfurt 
■tiO.  am  4.  3imi  1524  fanb  in  ber  Sattl^olo' 
ifaMb^  bafelb^  bie  erfte  lut^eiif^e  ^tebigt 
WL  3b  Sctbinbune  mit  9Igere^eimec  fpieCte  tt 
■b  lufbietuns  alltt  Semagogenfünfle  ben  91f 
lOKlDi,  nmt^  gegen  !ßafift  unb  SIetuS,  läfterte 
lit  3Rtf{t  snb  bafi  Wtatifaciament,  fpmd^  guEe^t, 


I  um  f^netl  nufjuräumen,  übet  aUe  ffolbolüen  ben 
'  33ann,  bat  ntemanb  mit  tfinen  umgeben  ober  i^nen 
elmaS  Herlaufen  bürfe.  3^0  i^im  ber  !Rot&  x\oä)  Diel 
ju  longfam  Borging,  ^ef te  er  ben  ^pobel  auf,  „mit 
bet  3auft  ju  Bottenben",  ma§  bie  Obrigfeit  ni^t 
t£)ue.  3eJI  toutben  bie  flird^en  geftüiml,  bie  ÜtllÖre 
jertrümmert,  ^riefle:  mifeb anbell.  5)abeilag3)[e- 
lanbet  f elbfi,  meil  et  bet  jmingtif^en  ^Ibcnbrna^IS- 
le^re  geneigt  nwt,  mit  feinen  EoDegen  in  petcm 
^aher  unb  jog  ftdi  Bom  SDiagifitat  einen  SJetmeiS 
n)egenfeiner9}er^ältnifteiumraeiblti^en@ef(^led£|te 
ju.  et  fagte  barauf  (1534)  berSlobl  benffiienft 
auf,  ging  na^  Reffen  unb  marb  b'«  olB  Öof- 
ptebiget  beS  Sanbgrafen  $[|ilt)i)}  eine  ^auptflü^e 
be8  ißtoteftantiSmuS  in  groinglif^er  Stiftung, 
mä^renb  er  im  SBerte^re  mit  ben  SBittenbergem 
feine  iroinglifi^e  ®efmnung  Berbarg  unb  biefc^mal" 
falbifc^en  3initel  unterjeicbnete.  SBiS  jum  tia^xt 
1539  ^tte  et  beteits  btei  StQuen,  alle  noi^  am 
Seilen ;  bie  jwei  etften  ^otte  er  ebne  roeilete  re^t- 
lic^e  götmli^feiten  oerftogen,  65  mar  bober  aud| 
ganj  in  ber  Öibnung,  hol  er  an  ber  ©p^  jtner 
lefjifi^en  Sifieologen  ftanb,  meldte  bie  Söigamie 
i^reS  gürfien  gult)ie|en  unb  baS  hierüber  au§> 
gefleüte  ©uta^ten  Sutf)et8  unb  SHelani^tbani 
unterfdiritben,  Dorauf  it)m  bie  S^re  ju  S^etl 
mürbe,  bie  2:tauung  !ß|ilipp3  mit  !DIargatet^a 
Don  bet  @oaI  Botnebmen  ju  bütfen.  @r  flarb 
1561.  9!od&  einet  aJlUtbeilnng  3&<^"9  (©elebtfen- 
SepfonlH,  Seipj.  1751, 391)  legte  et  eine  ©amm- 
iung  Don  Sc^nanlen  unb  ^Inetboten  an,  nield^ 
fpätet  (1600—1626)  patf  Berme^rt  unter  bem 
Xitel  Joco-Seria  in  mef)reten  ISentunen  Bon  fei> 
nem  miebet  latbalifdl  geworbenen  @nlel  Otto  Wt- 
lanber  (geff.  1640  alS  taiferli^et  feofratl)  in  Sö^« 
men)  l^eraulgegeben  nmrben.  (Sgl.  ^üKinger, 
Meform.  II,  210  ff.;  E.  Witte,  Diarium  bio- 
graph.  I,  Gedani  1688,  ad  31.  Dec.  1640; 
i*.  ®obe!e,  ©runbriB  gut  ©efc^.  bet  beutfi^en  SJidd- 
Iung.  2. 9IufI.,  U,  SlreSb.  1886, 129.)  [Sc^öbl.] 
3iur«iiii»,  b  ie  b'-  beren  üiame  auf  ben  31.  ©e- 
cembet  im  tömifdEien  OTatfqtoIogium  ftel|t,  mot  bie 
gntelin  einet  anbem  9Jte[ania,  meiere,  obne  getabe 
bie  RtdOlii^e  SBetebtung  als  ^eilige  ju  genießen, 
JU  ben  großen  gtauen  beS  c^rifttii^en  5IIterlbum§ 
gebätt.  3)ie  ältere  Welania,  au3  einer  retdien, 
abeligen,  mit  bem  ^1.  Selij  Bon  ^liola  Bermanbten 
^mitie,  führte  nac^  bem  äiobe  tf|teS  @emaf|IS, 
Dom  23.  3a^re  an  (365),  juerft  in  9tom  ein 
ftteng  aScetif^eS  £eben,  ging  im  ^.  371  nat^ 
Slegqpten,  bie  boiligen  3J!öncbe  ju  befud^en,  baute 
in  3etufa(em  ein  Älofier,  flieg  butcb  i^re  gtöm» 
migfeit  fo  febr  in  ber  äßerebning  ber  Siömer,  bafe 
i^t  einmal  bet  9lbel  einen  glanjenben  Ginjug  in 
Wom  bereitete,  blieb  aber  ni^t  ganj  frei  Dom  58er- 
hadEite,  bei  ben  origeniftifd^en  ©treitigfeiten  für 
bie  SBertretet  beS  3rttl)um8  5ßartei  genommen  ju 
baben.  ©ie  ftnrb  am  8.  3uni  410  jU  3ftufalem. 
äSom  bl-  9Iuguftinu§,  bem  b'-  ^JJaulin  bon  Siola 
u.  31.  nirb  fte  febi  getübmt.  ^ebenfalls  übte  fie 
auf  i^te  ßnieltn  unb  beten  Si^oil"  ben  idd^I- 


1215 


5incld^iabcö  —  SReld^itcn. 


1216 


tlftätigftett  ßtnflufe.  Z^x  ©ol^n  ^uBUcoIa,  bcffcn 
firsicfiung  fic  frommen  Seigrem  übcriaffen,  l^attc 
Silbina  gcl^ciratet  unb  t)on  il^r  au^cr  einem  ©ol^n 
383  eine  Sod^ter,  bie  iüngere  2Relania,  erboltcn. 
S)ic|e  mürbe  an  ^inian  öerl^eiratet.  Seibe  ©atten 
entfd^loffen  fld^,  nad^  bem  frül^en  Sobc  il^rer  ftin« 
bcr,  boS  ® clübbe  ber  gntl^attfamf ext  aBjnlegen ; 
fle  entäußerten  fld^  beS  großem  Sl^eileS  il^rer  ©üter 
äu  ©unftenber  Firmen,  f  d^enften  allen  il^renSHaöen, 
bie  Don  ber  @abt  ©ebraud^  mad^en  moQten,  bie 
tJreil^eit  (man  fpric^t  t)on  8000)  unb  lebten  in 
fclbftgefd^affener  2lrmut  tl^eifö  in  Stößen  unter 
Seitung  be«  1^1.  $aulinu8  t)on  5Rola,  tl^eilS  in  Sa« 
gafte  beim  1^1.  Sll^piuS,  tl^eilS  in  Serufalem,  mol^in 
|ie  im  3.  417  gegangen  maren.  5Rad^  bem  Sobe 
i]^re§  ©atten  übemal^m  ÜRelanta  bie  fieitung  eines 
oon  il^r  gegrünbeten  ftlofterS  in  Serufatem  unb 
ftarb  am  81.  ©ecember  439.  (SSgl.  Tillemoiit, 
Mömoires  X,  591  bs.  821  ss.  XIV,  232  es. 
745  88. ;  Sutler,  Seben  ber  SBäter,  beutfd^  öon 
»äß  u.  SBeiS  XIX,  160  ff.)  [Sd^röbl.] 

^tmabts,  ber  ^l.,  f.  amiHabeS. 

iRet^ifebe^  (P7=5"^=!^» ,  LXX  MeXxweSex) 

erf^eint  in  ber  ©eneftS  atö  ffönig  t)on  @alem 
(nad^  $f.  76, 3  l^ebr.  unb  Jo8.  Antt.  1, 10, 2  f.  t>.  a. 
Serufalem)  unb  }ugleid^  a\%  $riejter  ©otte§  be§ 
^öd^ften  5ur  Seit  Slbral^amS  (©en.  14, 18).  «18 
Slbral^am  t)on  feinem  @iege  über  Sl^oborlal^omor 
unb  bie  mit  il^m  t)erbünbeten  jf önige  jurüdfgefel^rt 
toar,  brad^te  il^m  UReld^ifebed^  99rob  unb  SBetn 
entgegen  unb  fegnete  il^n,  unb  Slbrol^am  gab  tl^m 
ben  3(^nten  Don  ber  gemad^ten  93eute  (®en«  14, 
18—20.  ^br.  7, 1.  2).  S)a8  unermartete  Cr- 
fd^einen  eined  JtönigS  in  &inaan  }ur  3^tt  STbra« 
^amS,  ber  mie  Slbral()am  ben  loal^ren  ©ott  t)ere(rt 
unb  fogar  ^ricfter  beSfelben  ift,  l^t  üon  itf^tx  Sc» 
fremben  erregt.  ®enn  baß  ber  ©ott  SOleld^ife« 
t^täfi  berfelbe  fei,  mie  ber  ©ott  Slbral^md,  er^eQt 
au8  ber  gan}  gleid(;en  ^JeAeid^nungSmeife  beiber: 
r?»i  c-Ä»  rrsp  v^n  V»  (®cn.  14,  19.  22).  SMe 
mtnigen  Sporte  aUt,  auf  xotld^  [xä^  bie  ®eneft8 
in  ^treff  bicfer  merfrtürbigen  ^rfon  befd^rönft, 
laffen  biefelben  in  einem  rötbfel^ften  Sid^te  er- 
fd(;einm  unb  geben  auf  eine  Wenge  t)on  S^gen, 
bie  man  aufmerfen  möd^te,  feine  Sntmort.  SNi  bie 
©eneftd  feine  Altern,  feine  ^'»erfunft,  feinen  Sn» 
fang  unb  fein  Sebendenbe  be8  Vleld^ifebcd^  fennt, 
fo  erfdbeint  er  in  ibr  mirflid^  al8  draTcup,  d{&i;To>p, 

TsXoc  cYoiv«  unb  infofem  al8  al^nXidf  gemod^tbem 
€obne  ®otte8«  d^of&otwjjLevoc  TtjS  uuo  tou  Osoü 
(5»ebr.  7, 3).  ^ben  biefe  feine  ß^d&einungSöeife  in 
ber  @eneft8  b^t  ^nlaß  i^eben,  baß  er  f $on  frübe 
018  SQpu8  be8  mefftanifc^  %>^e{ifr>  unb  itomg> 
tbum8  betradfetet  tourbe.  Sdbon  $f.  109,  4  et^ 
fdxint  er  unter  biefem  ®efidbt8punfte.  unb  f^br. 
7,  1  ff.  ttnrb  er  ou^fübrlicb  unter  bemfelben  be« 
banbeU,  unb  auf  @runb  biefer  tppit(&en  ^cbent- 
famfeit  bie  grbübenbeit  be4  iMeflertbum8  gljnpi ' 
über  ba8  krititd»  '^ejlertbum  nacbgeimefen.  ge|» 
terc8  UNir  nämltcb  untmmrgfnb,  5U  jener  $oU* 


fommenl^eit  ju  führen,  bie  erreid^t  toerben  foBle; 
fonft  möre  nid^t  ftatt  feiner,  nad^bem  e8  beieits 
lange  beftanben,  einanbere8$rieftert]^mnad^b(t 
SBeife  äReld^ifebed^S  eingefül^rt  toorben.  S)ie  & 
l^abenl^eit  be8  le^tem  ergibt  fid^  f d^on  au8  bem  Sta* 
men  äReld^ifebed^:  er  ift  ffönig  ber  ©ered^tigfcit 
unb  ffönig  be8  t^riebenS;  bann  erfdbeint  fie  in  fei» 
nem  SSerl^öItniß  ju  Slbrabam :  er  l^t  btefen  gefegnä 
unb  Don  tl^m,  unb  bamtt  gemiffermaßen  Don  Setii 
f elbft,  ben  Sel^nten  genommen,  unb  erf d^t  f ^on 
infofem  meit  l^d^er  al8  fte;  enblid^  beutet  frise 
munberbare  Srfd^einung§meife  in  ber  ®enefi8  auf 
ein  fortmöl^renbeS,  ununterbrod^ene8  unb  etmge§ 
$rieftert]^um  l^in,  unb  nad^  ber  mit  einer  eibfi^a 
SSefraftigung  Derbunbenm  Sinf e|ung  be8f elben  (${. 
109, 4)  ift  ber  neue  ^obepriefter  feinem  ^(Jerfonm« 
med^fel  mel^r  untermorfen,  unb  ift  ber  9rt,  tvie 
er  fein  muß,  menn  burd(|  fein  %nt  ba8  beabfid^ 
tigte  3icl  f oH  erreid^t  »erben  f önnen.  S)oS  9Jffl^ 
in  Setreff  biefer  ißunfte  ift  bei  ben  9u8Iegem  nod^ 
jufel^en.   Slu8  bem  Semerftm  erl^eHt  Don  fdbfi 
ba8  Sergeblid^e  imb  Unftattl^afte  ber  Semül^ 
in  irgenb  einem  bef annten  SRanne  ber  iSraditifd^ 
iBorgef d^id^te ,  etttm  in  ^enod^  ober  Sem  ober 
Q^i^axa,  äReld^ifebed^  auSfitwigjumad^CBochait; 
Phaleg.  L  2,  c.  1 ;  Deyling,  Observatt  saer. 
n,  71  sq.).  99ei  bm  SRabbinm,  3.  S.  $jeii)N)- 
jlonatl^n,  im  jemfalemifd^  Sxnrgum,  bei  iasäji 
5U  ®  en.  14, 1 8,  l^ben  f old^  Semü^ungen  xadji  g^ 
rabe  Diel%efrembenbe8;  Don  d^rifUid^  @ele^ 
aber,  mie  fiigWoot  (Opp.  1, 15. 212)  u. «.,  joBc 
man  im  Sngefid^te  Don  $f.  109, 4.  ^ebr.  7,1  ff. 
bergleid^  nid^t  ernnirtm  muffen.  —  Ueber  Vt 
antitrinitarifd^  €ecte  ber  SReÜ^if ebed^ümer  f.  b. 
%rt.  Sl^obot,  ber  SBec^Ier.  [ffieltt] 

^tiUfjUeu  ober  9)telef  iten  (Don  n^is,  JHmg), 
b.  i.  foniglid^  (foiferlid^)  ©efmnte  ober  ^ftNntel 
untrben  Don  ben  SRonop^^fitm  (f.  b.  Sri)  in  ba 
$atnar(l^ten  We^onbrien,  9ntiod^ien  niÄ  Stn* 
falem  bie  ortl^obos  gebli^enen  ®ned^  genasitt 
meld^  bie  ^d^Iüife  beS  emicUd  Don  etakc 
bon  ongenommm  ^tten.  S8  toor  bieß  ein  6|)ot^ 
name,  meil  bie  ^^tifer  Don  ber  Snftd^  arf* 
gingen,  baß  bie  Ortl^boitn  nur  bnrd^  bie  (SaxA 
be8  ff  aiferd  HRorcion  ^nr  Snna^e  biefer  9ef4# 
gejnnmgm  morben,  unb  nml  fie  fo^,  ba|  bk* 
felben  ^d^  be8  befonbera  Coiferfid^  QäfaH/Afx^ 
freuten,  nwlbixnb  fte  f elb  ji,  naoienUtd^  indct  Sv 
fünian  unb  3ufttn  IL,  nidbt  0^  ^tftigtrit  ttP 
folgt  nmrben  (Thonuussm.  P.  L  Üb.  1,  e.  16,  il9; 
$billi|^.  ft.'3L  n,  58;  ^cfele,  emic>ecf4.  ü. 
577).  Seit  Songnn  nnrb  ober  biefer  9Iane  ns 
nodb  anf  bie  in  Serien  nnb  Segpiitcn  mit  bcc 
römifdben  ftird^  Deremtgtcn  ®ncd^ni  (xo^ttofM, 
bie  au(b  @röci>*9Reldbtten  ^eißciL  3n  bicfaiSinK 
ttntrbe  ber  Snäbnnt  f^l^^  ^n  bem  jur  dntSiov 
cen)*  KL  unb  ^imoituA' nL  kbcnbcn  ^ßatriön^ 
9iicolau§  DcnlUexanbria  gebrambt  (Le  QoieB, 
Or.  cbr.  III.  7S6:  berMbe  icbct  II,  lS4dai4 
Den  einem  meldbttikben^Satxioitbat  bQ8ixn9.3#' 
bimbert  in  (Fbolboa  tti^aab,  ]dm^  ixm  ben  %» 


217 


aKcId^ttcn. 


1218 


torianem  mit^ilfeber  Jfl^oßfenunterbrüdttDurbe). 

tttd^bcm  bie  tnelcj^itif  d^en  Ißatriard^ote  ^e;;anbnen 

nb  Serufalem  fd^on  unter  ben  betreffenben  ^r» 

ifcitt  )ur  ©prod^e  gefotnmen  fmb,  hxauä^t  l^ier 

WC  t}on  ben  untrten  ©ried^en  gel^anbelt  5U  werben, 

kIc^  einen  Don  Slont  anerfonnten  antiod^enifd^en 

hitriatd^en  l^aben.  —  92od^  in  ben  ^ogen  be§ 

3ntlQriu8  geno|  $ettu§  III.  Don  ^ntiod^ten  bie 

kmeinfd^ft  bed  römifd^en  Stul^IeS  (Dgl.  Leo- 

18  DL  Ep.  ad  Petr.  Antioch.  p.  168,  ed.  WiU). 

tad^bem  ^  bie  gried^ifd^e  ftird^e  SonftontinopelS 

nt  ber  abenblänbifd^en  getrennt  l^atte,  mürben 

ttd^  bie  gried^ifd^en  ft ird^  ber  genannten  $q> 

iin:d^e  in  biefe§  @d^i§ma  l^ineingejogen  unb 

lieben,  ba  bie  auf  bem  Slorentinum  ^u  @tanbe 

jdommene  Union  ber  grted(|ifd^en  unb  römifd^en 

tird^  fid^  toieber  }erfd^Iug^  bi§  ju  Anfang  bed 

L8.  äal^^nnbertd  gönjlid^  Don  ber  lateinifd^en 

Ittz^e  getrennt.   Sin^elne  ber  gried^ifd^en  $q- 

tnard^  Don  Sonftanttnopel,  SKesanbrten  unb 

litUM^ien  jeigten  nneberl^olt  ©eneigt^eit  5U  einer 

nmon  unb  nmrben  Don  9tom  an^  bnju  oufge« 

nmtert,  e8  !am  jebod^  eine  mirflid^e  Sereinigung 

njl^  )u  €tQnbe.   9}ur  im  antiod^enifd^en  $q> 

tnanl^e  mürben  naml^afte  Srfolge  eneid^t.  ^m 

Cnbe  beS  17.  gal^rl^unbertS  bemül^ten  ftd^  ber 

fqbifd^f  Sut]^9miu§  Don  S^ruS  unb  Sibon, 

bambte  $atnard^en  Stl^nafiuS  lY.  unb  Si^riSuS 

n  Ue  iKtpftlid^e  ^nerfennung.  2)a3  Don  il^nen 

torgelegte  ®Iaubendbefenntni|  erfd^ien  jebod^  in 

Som  nid^t  DoObmnten  befriebigenb,  unb  fo  er« 

iidien  fte  ba§  ^Qium  nid^t.  Obmol^l  eine  ©pnobe 

^  Sonfbrntinopel  1722  bie  ^ntiod^ener  burd^ 

b^Iimg  ber  ^lateinifd^enffe^ereten''  Donil^ren 

IbdoRSpIänen  abzubringen  fud^te  (Asseman.  B.  0. 

m  639),  nmrbe  1724  ein  frül^ercr  Sögüng  ber 

9ötiQganba,  P.  @erQ))]^in  %ana^,  5um  ^atriar  d^en 

(QD^It,  ber  ben  92amen  S^rilluS  UI.  annol^nt. 

Stt^bem  er  in  Wtm  ben  Snforberungen  be§  römi» 

HnStu^Ied  ®enüge  geleiftet,  erl^ielter  Dorlöuftg 

Ott  Inerfennung.   Siber  erfi  qI§  ftd^  feine  ®e> 

hum  oSfeitig  bemöl^rt  unb  er  ftanbl^aft  ben 

^ofifd^  Glauben  Dertl^eibigt  l^atte,  fo  baft  er 

^  bem  neuen  fd^i8matifd^en$^triard^en@t)lDefier 

Hit  itfß  feiner  treugebliebenen  Sifd^öfe  nad^  bem 

!mon  ^ie^en  mu^te,  erl^ielt  er  1744  au^  ba§ 

Mmm  (BoU.  Bened.  XIV.  I,  190  unb  Ap- 

P«mL  388  sq.).  2)ie|  ift  ber  Urfprung  be§  $a» 

toonj^  bei  ben  ®räco«^eId^iten,  unb  feitl^er  gab 

4  ^nUpöl^renb  gried^ifd^"fat|oIifd^e  $atriar(|en 

^intiod^ien  (Le  Quien  U,  774  sqq. ;  Moroni, 

Kaan.  XLTV,  151  sgg.).  «I§  nad^  ber  ab- 

btthmg  beS  ^atriord^en  e^riKug,  bie  in  3iom, 

MI  OQiie  pfipjUid^e  ©enel^migung  erfolgt^  al§ 

QgSttig  angefel^en  mürbe,  ber  $riefter  3gna) 

Mk  fam  9lad(ifoIger  ermol^It  morben  mar,  cafftrle 

BRBenSXm.  biefeSBal^I  (1760)  unb  fe^te  traft 

H  ScDoIutionSred^ted  ben  Srsbif^of  maimu^ 

oi^ieiapolid  ald  ^atriard^en  ein  (Bull.  Propag. 

7,  81  sq.).  9lad^  beffen  ^ob  bcfiöHgtc  er  1764 

n  regelmfilig  ermöl^Iten  Srjbifd^of  ^^eobofuiS 

tirAcnlccieoii.  YIIL  2.  ?Iufl. 


Don  93er^tu§  al8  9?ad^foIger  (ib.  85).  9hm  be« 

möd^tigte  ftd^  ber  ungültig  gemöl^Üe  ^atriord^ 

3gna}  beS  ^atriard^atS  (1765);  er  mürbe  aber  ej« 

communicirt,  unb  ber  $apft  rief  gegen  biefen  Ufur» 

pator  felbft  bie  mcltlid^e  SDlad^t  an  (Bull.  cit.  IV, 

101).  auf  2l^eobofiu§  folgte  1789  P.  «tl^anarmS 

(Siofor,  Don  ^iu8  VI.  beftötigt  (ib.  IV,  209  sq.). 

e^rtnuS  IV.  ©iagi,  feit  1794,  mürbe  1796  mit 

bem  $aOium  gefd^müdft,  ebenfo  SgapiuS  SRattar, 

ßr^bifd^of  Don  ©ibon,  feit  1797,  geft  im  3anuar 

1812.  Unter  festerem  lebte  ber  ßrjbifd^of  @er« 

manu§  abam  Don  ^iera))oli8,  ber  bei  ben  @ei* 

nigen  gro^e§  anfeilen  geno^,  aber  al§  greunb  beS 

©dpio  SRicci  (f.  b.  9lrt.)  in  beffen  ©inn  mirfte 

unb  Dielen  falfd^en  Seigren  Eingang  Derfd^affte. 

$iu§  VII.  Derbot  mieberl^olt  (1816  u.  1822) 

beffen  Jfated^iSmuS  unb  anbere  feiner  @d^riften, 

mie  aud^  bie  Sel^auptung,  bie  Sonfecration  merbe 

nid^t  burd^  bie  6infe|ung§morte  Sl^rifti  bemirft. 

@d^on  1802  l^atte  er  ben  (Sr^bifd^of  ©ermanuS  an» 

gel^alten,  bie  ^uUe  Auctorem  fidei  unb  ba§  SreDe 

gegen  @9bel  )u  unterfd^reiben.  Unter  bem  @influffe 

biefeS  ®ermanu§  mar  1806  bei  bem  Jtlofter  jfar« 

lapi^a  (Sarcaf ö)  in  ber  2)iöcefe  Ser^tuS  eine  @Qn« 

obe  gel^alten  morben,  meldte  Diele  SDecrete  im  @inne 

ber  ©9nobe  Don  ^iftoja  (f.  b.  3lrt.)  f eftfieOte.  ©ie 

arabifd;en  Scten  mürben  1810  obne  93efragen  beS 

römifd^en  ©tul^tS  Deröffentlid^t,  fpöter  in  Som  ge« 

prüft  unb  am  3. 3uni  1835  cenfurirt  (Bull.  cit.  V, 

125sq.;  Coll.Lac.n,5558qq.).  $apft$iu§Vn. 

bot  MeS  auf,  ben  ^atriard^en  mie  aud^  ben  92ad^« 

folger  beS  @ermanug,  99apu§  ^aractengi  (DgL 

über  bie  SBal^I  beSfelben  ^ergenrötl^er  in  SeringS 

«rd^iD  f.  ff.^Sft.  Vn,  352  f.),  im  ©tauben  ju  be- 

feftigen,  möl^renb  er  aud^  bei  ben  Sel^enfd^em 

Defterreid^S  unb  granfreid^S  um  §ilfe  für  bie 

infolge  ber  Sufrei^ung  be§  fd^iämatifd^en  $a» 

tnaxä)ak^  in  Eonftantinopel  Don  ber  ^Pforte  fd^on 

Derfolgten  ®räco»9J{eId6iten  ftd^  nad^brüddid^  Der« 

menbete  (1818,  Bull.  Propag.  IV,  369—371). 

Sine  jmeite  ©^nobe  Don  1812  befd^Io|  bie  (5r» 

rid^tung  eines  gemeinfamen  ©eminar§  für  bie  gan^e 

92ation,  toa%  bie  ^ropaganba  beftötigte.  2)ie  Sr« 

rid^tung  gefd^al^  unter  ^atriard^  SgnatiuS  ©arrouf 

(©aronf),  ber  im  gebruar  1812  ermäl^It  unb  6. 9io« 

Dcmber  1812  getöbtct  mürbe.  3^m  folgten:  SKa» 

cariuS  SaD«  (1813—1816);  3gnaa  d^aitan  ober 

ffattan  (1817—1833);  SDZajimu§3na3lum(1836 

bis  1855),  ber  auf  einer  ©tjnobe  ju  axn«3:ra} 

(1849)  25  ®i§ciplinar»eanone§  erlief  (Collect 

Lac.  n ,  579  sq.) ;  glemcnS  Sal^uS ,  beftötigt 

1856,  refignirt  1864,  unb  ber  gegenmörtige  $a» 

triard^  (Sregor  3u|juf,  feit  1865,  Dörfer  Sifd^of 

Don  ^toIemaiS,  mie  fein  SSorgöngcr  (Dgl.  Garns, 

Ser.  Epp.  457 ;  ^ergcnröt^cr,  Ä.»®.,  3.  Slup., 

m,  500.  994  f.). 

S)er  Patriarcha  Antiochenus  Melchitarum, 
ber  114000  in  ©t)rien,  ÜJ^cfopotamien  unb  6ara» 
manien  jcrftreutc  ©laubige  unter  fid^  l^at  (0.  Wer- 
ner, Orbis  ten\  catholicus,  Frib.  1890,  153 ; 
nad&  ben  «nnalen  3. 33erbr.  b.  ®I.,  ©tra^b.  1857, 


1219 


iölctd^tten- 


1220 


238,  jäl^Itc  man  1843  nur  50000),  rcfibtrtc  bi§ 
1840  auf  bem  Serge  fiibanon  ju  2lintra8  (2lxn 
Sara j) ;  bann  liefe  er  fld^,  nad^bem  er  einige  3cit 
in  2ltej)j)0  repbirt  l^atte,  ju  ®ama8cu§  nieber. 
ßrtoäl^U  tt)irb  er  in  feierli^er  Scrfammlung  öon 
f  ommtlid^en  (Si^bif  d^öf  en  unb  Sif  d^öf  en.  ®ie  äBal^I. 
acten  merben  an  bie  ^ropaganba,  meld^er  ber  ^a» 
triard^  unterftel^t  eingefenbet  unb  bem  ^op^t  mit 
ber  Sitte  um  Seftötigung  unterbreitet.  ®er  ®e= 
tDÖl^Ite  l^at  bie  professio  fidel  pro  Orientalibus 
(Bull.  Propag.  IV,  36. 88)  einjureid^en  unb  ben 
Dbebienjeib  ju  Iciften.  Sei  ungültiger  SBal^l  be« 
öolöirt  bie  dmennung  bc§  ^atriard^en  an  ben 
$al)ft.  S)erfelbe  l^at  bie  öon  bem  EleruS  ber  ein» 
seinen  ©iöcefen  ertoäl^Iten  Sifd^öfe  gu  bejtätigen 
unb  ju  confecriren,  nad^bem  fle  ben  Dbebienjeib 
unb  ba§  @(auben§befenntni|  abgelegt.  Si§n)eilen 
ttnrb  er  an^  Don  ätom  au§  beauftragt,  erlebigte 
SiStpmer  ju  befe Jen,  bef onberS  mo  feine  SBal^I  ju 
©taube  fommen  fonn,  mie  1828  für  Scirut  (Bull, 
cit.  V,  40)  unb  1831  für  §ierapoIiS  (ib.  72). 
Safe  er  aud^  Sifd^öfe  t)erfejen  fann,  fd^eint  au8 
einem  (Sriafe  KIemen§'  XI II.  l^eröorjugel^en  (ib. 
rv,  96).  tJemer  l^at  er  ba§  Sed^t,  mo  immer  pd^ 
gried^ifd^e  ffatl^olifen  befinben,  für  fte  Pfarrer 
einäufejen.  Sufeerbem  l^at  er  SSolImod^t,  bie  9la« 
tionoif^nobe  ju  berufen;  aud^  fann  er  öom  gaften 
biSpenjtren,  aber  nid^t  in  perpetuum,  ebcnfo  in 
mel^reren  Cl^efad^en  S)iSpenS  ertl^eilen  (ib.  UI, 
98).  ©onft  geniefet  er  biefelben  Sed^tc  über  bie 
il^m  unterftcl^enben;,  mit  ben  gemöl^nlid^en  dpu 
fcopalbefugniffen  auSgeftatteten  ißrälaten,  mie  fte 
ein  TOetropoIit  über  feine  ©uffraganen  l^at  (§er« 
genrötl^er,  «rd^iö  f.  UM.  VH,  340).  «tö  ^flid^t 
liegt  il^m  ob,  afle  jel^n  Saläre  in  SRom  ju  er» 
fd^einen  ober  im  SSer^inberungSfaHe  einen  ©tett« 
Vertreter  ju  fenben  unb  Serid^t  über  bie  Suftönbe 
feines  ^atriard^atS  p  erftatten  (Moroni  1.  c.  157). 
S)ama§cu§  ift  bie  ^öcefe  be§  $atriard^en,  bie  er 
burd^  einen  S5icar«Sifd^ofobminiftrirenIöfet;  mei« 
ter  l^at  er  ^tod  mit  bem  bifd^öflid^enSl^arafterbe« 
fleibete  ©eneralöicare  juftairo  unb  ju  3erufalem, 
ba  er  fraft  pöpftlid^er  Sonceffton  al§  ^bminiftrator 
aud^  bie  3uri§biction  über  bie  Ängel^örigen  feines 
Situs  in  ben  ^atriord^aten  Sllejanbrien  unb  3eru- 
falem  au§}uüben  ^ai  (Moroni  1.  c.  161. 162). 

Slufeer  S)amaScu§  unterftel^en  bem  ^atriard^en 
nod^  12  2)idcefen,  t)on  benen  %Uppo,  Smefa  unb 
3:i)ru§  ßrjbifd^öfc,  Seirut,  SoSra,  ^eliopoliS  ober 
Saalbef,  gfar jul  ober  S^W%  3erufalem,  §auran, 
©ibon,  ^totemaiS  unb  %x\po\\  Sifd^öfe  ju  SSor« 
ftel^em  l^aben.  S)ie  Sr^bifd^öfe  ^aben  nur  ben  Sitel 
öor  ben  anberen  ©uffragancn  öorauS.  Unter  biefen 
Sifd^öfen  jäl^It  man  über  330  ^rieftcr  (1843 
fd^on  180),  meldte,  fowcit  fte  bem  aSeltcIeruS  an- 
gehören, bie  öor  ben  nieberen  SBBeil^cn  gefd^Ioffcne 
gl^e  fortfejcn  bürfen.  5lßan  finbet  jebod^  menige 
öerj^eiratete  ißriefier  bei  ben  2ReId(;iten,  ba  bie 
meiflen  ^Pfarreien  öon  ffloftergeiftlid^en  öerfel^en 
toerbcn.  (Jrjogen  mirb  ber  KleruS,  ber  öon  ben 
®abcn  feiner  ©emeinbe  lebt,  in  bem  ©eminar 


Tlaxiä  Serfünbigung  )u  ^intraS,  boS  17  ^> 
pldje  bietet.  Sine  l^d^ere  miffenfd^ftlid^eSi^ 
beft Jen  nur  bie  im  ©eminar  ber  ^o))aganba  et* 
jogenen  ißriefter  unb  einige  äteguloren ;  bie  f^ 
logifd^en  ^aitptmerf e  beS  ^benblanbeS  toerben  in 
$atriard^at  nur  in  arabifd^en,  )u  3erufalem  ge* 
brudften  Ueberfejungen  gelefen  (§ergenr5t](|er,  m 
«rd^it)  f.  RM.  Vn,  338,  «um.  9). 

2)ie  fflofter  ftel^en  unter  bem  SHöcefonbifc^ 
ober  mo  fein  fold^er  ift,  unter  bem  ^ßotrian^ 
3)ie  SRönd^e,  bie  ftd^  nur  burd^  bie  Xonfur  obet 
@!orona  oon  ben  fd^iSmatifd^en  unterfd^ben,  t^ 
len  ftd^  in  ^mei  SaftIianer«Songregationen,  in  bie 
Dom  l^eiltgen  Sriöfer,  meldte  Sr§bifd^of  Sutl^^miul 
Don  S^ruS  1715  befonberS  für  Srjiei^ung  junger 
SIerifer  grünbete,  unb  in  bie  beS  l^I.  3ol^anmS 
Sapafta  in  ©ol^air  (©d^umeir),  um  1700  am  Si- 
bonon  gegrünbet,  in  SRom  mit  ber  SHx(fyt  ©.  Slark 
in2)omnica  befd^enft  unb  mel^rfad^  oon  ben  $a^ 
ften  a))))robirt.  S)a  in  ber  lejtem  Songregatüi 
bie  SaftHaner  Don  Slteppo  fid^  eine  Oberl^eirfd^ 
über  bie  Dom  Serge  fiibanon  anmafeten  unb  bor» 
aus  Diele  S^\\it  l^erDorgingen,  trennte  ftd^  biefcKc^ 
gans  ö^tüid^  mie  bei  ben  SRaroniten  (f.  b.  9it), 
in  ^mei  f^ractionen,  bie  aleppinifd^  unb  Mo* 
bitifd^e,  »aS  ®regor  XVI.  1832  genel^migte.  Die 
^Kongregation  Dom  l^eiligen  Sriöfer  l^ot  8  KQ^ 
unb  21  ^of))i5e  mit  ettta  400  SRönd^n,  bie  fo|l 
alle  $faneien  Derfel^en.  3tn  ©anjen  ^fß  nun 
19  JJIöfter,  barunter  3  9^onnenfIdfier  na^bec 
Siegel  beS  1^1.  SaftliuS  (Dgl.  nod^  ^gew^ 
a.  a.  D.  Vra,  75  f.). 

2)ie  Siturgie  unb  bie  ©))enbung  ber  fß\^ 
©aaamente  gefd^ie^t  nad^  gried^ifd^  StitnS,  ba 
neben  burd^auS  unmefenffid^en  9(btt)eid^na^iint 
ber  ^ra^iS  ber  lateinifd^en  JKrd^e  übereitpnni 
S)iefe  miO  9tom  fel^r  ftreng  eingel^alten  taü^ 
^IS  ber  ^atriard^  barum  nad^fud^te,  bafe  om  S" 
banon  unb  2lntiIibanon,  entgegen  ber  gried^ifij« 
?PrajiS,  mel^rere  SReffen  töglid^  auf  bemfelbenÄ» 
tare  gelefen,  unb  an  ben  Sßod^ntagen  ber  Ouobto* 
gejima,  an  benen  fonft  nur  bie  $röfanctifiaitei« 
meffe  geftattet  möre,  bie  missa  perfecta  tute  in 
ber  lateinifd^en  jhrd^e  bargebra(|t  merben  bürf^ 
»urbe  biefeS  ©efud^  Don  Senebict  XIV.  1748 
abf  d^lögtg  befd^iebenunb  bie  Sin^oUung  ber  grie^i' 
f d^en  ghibrif en  eingef d^orft  (BidL  Bened.  XIV^ 
1, 178).  @S  foa  aber  bie  SoIfSmeinung,  ba|ai 
^riefter  baS  gfaften  bred^e,  mld^tt  fid^  bet  H» 
einem  anbem  ißriefter  fd;on  an  bemfelben  %of 
gebraud^ten  $aramente  unb  JHrd^engerft^  b* 
biene,  fröftig  befömpft  merben.  3)od^  ttriib  wt 
einem  frül^em  Sefd^Iuffe  (Decr.  Gongr.  nrop>S> 
31.  Mart.  1729)  geftattet,  bafe  m^rere  Wm 
in  loco  Ecclesiae  apto  errid^tet  tt)erben,  unbb4 
beim  SDlangel  an  Sltören  unb  bei  grofeo:  9q# 
Don  $rieftem  mel^rere  berfelben  ba,  mo  eine  \BUf 
©emol^nl^eit  eingefül^rt  ift,  auf  bemfelben  IM 
5uglei^  mit  bemSifd^ofe  ober  einem  anbem^ßcii> 
fter  in  ben  l^eüigen  ©emonbem  ber  Selebtanki 
unb  mit  DoUftänbtger  9lecitation  bn  Sihtrgie,  ai4 


21 


5IKcId^om  —  5DlcIctiuö. 


1222 


-  GonfecrationStoorte,  goit}  tote  (ei  ber  !ßrie[ter« 
1^  gefd^ie^t,  mttcelebtiren ,  tote  menn  fte  e§ 
An  tl^ten.  SHefe  Opfer  f öttnen  bte  einzelnen 
iefkr  nad^  ber  SReinung  berienigcn,  bte  frei» 
lige  Oblatbnen  bargebrad^t  l^aben,  nppltctrett. 
igeocn  genügt  eine  blo^e  ^injufügung  Don 
trtiRln  nid^t  um  für  jmei  Serfd^iebene  ju  a))))Ii« 
m,  ebenfo  menig  blof e  Sommemorotion  (Bull. 
.  178). 

(Skfofiet  nHrb  bei  ben  äReld^iten :  a.  in  ber  großen 
lobragefima  oor  Oftem ;  b.  $u  S^ren  ber  fei« 
en  %po{UI  am  SRontag  nad^  Srinttatid  big  jum 
{k  $etri  unb  ^uli;  c.  oierjel^n  Soge  oor 
orift  ^immelfol^rt  (1. — 14.  2luguft);  d.  oier« 
\  Xoge  oor  SBeil^nod^ten  (15.  92ooember  bi§ 
:.  S)ecember).  ^I^er  ift  l^äu^g  bei  il^nen  Don 
ter  tnerfod^  Ouabragefimo  bie  Siebe,  obgleid^ 
t  Sül^I  ber  Xage  nid^t  bie  gleid^e  ift.  ©eioöl^n« 
f^voittb  bid ]um @onnenuntergong  gefaftet.  S)a§ 
omfitQgSfajten,  ben (Sl^orfamStogauggenommen, 
i  Sielen  ein  ®egen[tanb  be§  vlbfd^eued.  91m 
litttDod^  unb  S^itag  l^alten  fie  ^bdtinen}  oon 
MfSi,  Siem  unb  Socticinien,  oiele  ouc^  oon 
ÜMm  (^ergenrötl^er  o.  o.  0. 194).  ^u^er  ben 
oeitS  genannten  @d^riften  ogl.  nod^ :  SOtejer,  2)ie 
te|»g.  I,  432—438;  ©ilbemagl  SSerfaffung 
er  IHrd^en  be«  Orients  281—287;  G.  Petri, 
.•Oii)e  cattoL  m,  14—21.  [5Re]^er.] 

|bl#a«t,  f.  SRolod^. 

9bfttni$,  3lamt  imxtt  Stfd^öf e  beS  4.  Sal^r« 
imbertfi,  an  meldte  fid^  i(ot\  lönger  bouembe 
)4iSmen,  ba§  eine  (frül^ere)  in  ^eg^pten  unb 
BS  anbere  (fpdtere)  in  ^ntiod^ien,  anfd^Ioffen. 
.Ser  tDO^Urfprung  bed  ög9ptifd^«meletia« 
if^en  €d^t8ma8  ift  megen  ber  93erfd^ieben* 
nt,  ia  beS  SBiberfprud^d  unter  ben  OueOeU' 
Q^ri^^  fd^toer  )u  ermitteln.  3)en  erften  $(a^ 
Ria:  ben  Hier  iMaffen  ber  OueUen  nel^men  bie 
Nnbomentalurfunben  ein,  meldte  erft  oor  150 
Witen  tH)n  Scipio  SRaffei  entbedt  unb  im  ^apxt 
788  Don  i^m,  fpöter  Don  ätoutl^  (Reliquiae 
wie  in,  381  sq.)  l^erauSgegeben  morben 
iab.  €ie  flnb  fömmtlid^  lateintfd^,  aber  fid^tltd^ 
Uafe|ungen  au8  bem  ©ried^ifd^en.  Sl^re  ^ed^t« 
A  ipi  Don  niemanbem  bezweifelte  il^re  SBid^tig» 
QtiÄcr  Don  Sllen  anerfannt  morben.  S)ie  be« 
ttknbße  biefer  brei  Urfunben  ift  ein  @d^reiben, 
kU(cS  bie  Dier  ögqptifd^en  Sifd^öfe  C^ef^d^iuS, 
liuS,  X^oboruS  unb  ^^üeaS  (ioo|l  ber 
beS  Sd^eibenS)  mäl^renb  ber  biodetia« 
Sorfolgung  auS  bem  fferfer  an  3ReIetiu§ 
Aß  rii^teten,  beoor  fid^  biefer  nod^  DöHig  Don 
er  8M^  (Utrennt  l^tte.  S)ie  gmeite  Urhtnbe  ift 
K  taije  9iad^d^t  toeld^e  ein  alter  Slnon^muS 
«eipat«cteitf}üde  anl^öngte,  beS  3nl^a(t§:  3Re- 
M  boie  fiä^  Don  ben  Dier  Sifd^ofen  nid^t  »ar« 
8  faffen^  ^be  Dielme^r  felbft  in  ^lesanbrien 
ie6|Mltnng  Derurfad^,  ^efter  aufgefteUtu.  bgl. 
ie  Mite  Utbtnbe  enblid^  ift  ein  @^reiben,  toel» 
8  Cr^Mfd^  ^ßetruS  Don  Slle^anbrien  an  feine 
nehm  riqtete^  um  Dor  ÜReletiuS  ju  toamtn. 


—  2lu8  bief en  DueBen  refultirt  nun  goIgenbeS : 
1.  SReletiuS  mar  Sifd^of  in  ^egQpten,  unb  ^mar 
SU  S^copoüg  in  ber  X^ebaiS.  Sr  benu^te  bie  3eit 
mo  eine  gro^e  Sn}a]^l  anberer  ög^ptifd^en  Sifd^öfe 
um  be§  ©laubenS  millen  im  ©eföngniffe  f q|,  unb 
nal^m  in  fremben  @prengeln,  mal^rfd^einlid^  in  ben 
2)iöcefen  ber  Dier  obengenannten  feifd^öfe,  gegen 
aüt  lird^Iid^e  Orbnung  unb  @a^ung  geiftltd^e 
Sßeil^en  Dor.  2.  Sin  S^otl^faH  lag  baju  nid^t  Dor, 
unb  menn  er  Dorl^anben  gemefen  möre^  fo  l^ötte 
äReletiuS  bei  ben  gefangenen  Sifd^öfen  ober,  menn 
biefe  fd^on  tobt,  bei  ßrjbifd^of  ^ßetruS  Don  Älejan» 
brien  bie  3uftimmung  )u  folgen  Orbinationen 
nad^fud^en  foHen.  3.  3Bo  ber  Sr§bifd^of  $etrud 
ftd^  bama(§  aufgel^alten  l^abe,  fagt  feine  ber  brei 
Urfunben;  aber  e§  gel^t  au§  ber  }meiten  unb  britten 
^erDor,  ba^  er  nid^t  in  Sllejanbrien  felbft  anmefenb 
mar,  aber  aud^  nid^t  im  jferfer  fa^.  @oaate8 
erjöl^It,  ^etruS  l^abe  ftd^  mäl^renb  ber  Serfol« 
gung  gejlüd^tet;  bie  ^aä^nä^i  ift  mid^tig,  meil  fie 
eine  mid^tige  ©runblage  gur  ftritifirung  ber  übri- 
gen OuellennQd^rid^ten  biJbet.  4.  Üebrigen§  ad^tete 
3KeIetiu8  nid^t  auf  bie  ßrmal^nungen  ber  Dier  ein« 
geferferten  Sifd^öfe,  ging  Diclmel^r,  mie  bie  jmeite 
Urfunbe  fagt,  nad^  bereu  Sob  (unb  in  $etru§'  ab» 
mefenl^eit)  felbft  nad^  SHejanbrien,  Derbanb  ftd^  ba 
mit  ^riuS  unb  Spbor  (bamalS  jmei  Saien),  ex» 
communictrte  bie  Don  $etru8  befteUten  bifd^öf« 
lid^en  Sifttatoren  unb  meil^te  ^mei  anbere.  5.  Srj» 
bifd^of  $etru8  tooxnit  barum  (in  ber  britten  Ur- 
funbe) Don  feinem  @ecef[uS  auS  feine  ©löubigen 
Dor  aller  ©emeinfd^aft  mit  SOleletiuS.  —  S)a8  9Jer» 
gelten  beS  3ReIetiu§  mar  fomit  unbefugtes  Sin» 
greifen  in  frembe  S)iöcefcn,  Derbunben  mit  un« 
erlaubter  Srtl^eilung  geiftlid^er  äBeil^en;  ber  ®runb 
3U  Seibem  aber  mar  meniger  augenblidHidbe  9lotl^ 
ber  Jlird^e,  al§  Dielmel^r  ^nmagung  unb  Sl^rgei}. 
9}leletiud  mar  nömlid^,  mie  6))i))$aniu§  (Haer. 
68, 1)  unb  S^eoboret  (Haer.  fabul.  4,  7)  fagen, 
ber  bem  ale^anbrinifd^en  am  Stange  nöd^fte  %i» 
fd^ot  aud^,  mie  ed  fd^eint,  auf  biefen  fd^on  länger 
eiferfüd^tig  unb  mollte  nun  beffen  3lbtoefen]^eit 
benu^en,  um  felbft  ben  5lßeifter  unb  ißrimaS  in 
2leg9pten  fpieten  §u  fönnen.  —  S)ie  jmeite  fflaffe 
Don  OueOennad^rid^ten  bilben  einige  ^eu^erungen 
beS  1^1.  atl^anafiuS  unb  be«  ffird^enl^iftoriferS  ©o« 
crateS.  Sltl^anafiuS,  ber  mit  ben  TOeletianem  l^äu« 
fig  Derfel^ren  mu|te,  fagt  (Apol.  c.  Arian.  59) : 
„®iefer  (^etruS)  l^at  2ReIitiu§  (MeXmoc),  »el» 
(^er  Dieler  Uebertretungen,  befonberS  aber,  ba|  er 
ben  ®ö^en  geopfert  l^abe,  überfül^rt  mar,  auf  einer 
S^nobe  abgefegt.  SRelttiuS  aber  nal^m  nid^t  gu 
einer  anbem  ©^nobe  feine  Suftud^t,  fud^te  M  aud^ 
nid^t  )U  Dertl^eibigen ,  fonbem  Deranla^te  ein 
©d^iSma  . . .  6r  fing  balb  an,  bie  fflif^öfe  ju 
löftem,  Dor  allen  $etru§,  barauf  ^d^iQaS  unb 
nad^^er  Snexanber"  (bie  jmei  5Rad^foIger  $ctri). 
3n  ber  £pist.  ad  episcopos  Aegypti  c.  22 
fagtatl^anafiuS:  „SieWefttioner  finb  Dor  55  3a]^* 
ren  atö  ©d^iSmatifer,  bie  5lrianer  aber  Dor  36  3a]^» 
ren  afö  ^äretifer  erflärt  morben."  «nbere  ©tetten 


1223 


SRelcttuS. 


1224 


beim  1^1.  2lt]^anafiuS,  fotoic  Bei  ©ocroteS  (Hist. 
Eccl.  1,  6)  fagcn  ungcfäl^r  ba§  Slämlid^c.  ®a§ 
S33i(i^tigftc,  »aS  un8  bic  jttjcite  fflaffe  ber  DucHcn 
Berietet,  ift  fonad^:  1.  5lßelctiuS  l^oBc  in  einer 
SSerfoIgunö  ben  @öjen  geopfert.  ®ie  tJnnba« 
mentalurfunben  toiffen  ]^tert)on  ntd^t§;  aud^  ber 
^I.  ßpipl^aniuS  loBt  SKeletiuS  in  fold^em  ®rabe, 
bal  er  il^n  tdä^i  im  leifeften  SSerbad^t  einer  ^o« 
ftajle  gel^oBt  l^aben  !ann.  9tIIein  ^tl^anafmS  fann 
SReletiuS  bod^  unmöglid^  Derleumbet  l^aben!  'üliä^i 
BIo|  bte  ÜRoroI,  auc^  bie  jflugl^eit  t)txboi  bie|. 
S)a§  aOSa^d^einli^fte  ift  befe^alB,  bafe  über  3Ke. 
letiu§  aUerbingS  fold^e  ©erü^te  gingen,  xoit  öl^n« 
lid^e  ba^umal  ia  aud^  über  anbere  Stfd^öfe,  5.  S. 
@ufebiu8t)onSöfarea,  ouSgeftreut  mürben.  2.  3)q§ 
jmeite,  baS  mir  Don  ber  jmeiten  OueOenflaffe  er« 
fal^ren,  ift,  bafe  SReletiuS  bie  Sifd^öfe  ?Petru8, 
äc^iHaS  unb  Slicsanber  öon  Sllejanbrien  f d^mäl^te, 
löfterte  unb  verfolgte.  3.  2lud^  über  bie  6nt» 
fte]^ung§5eit  be§  meletionifd^en  @d^igma§  erl^olten 
mir  5iemlid^  fidlere  Suffd^Iüffe.  ^tl^anafluS  fagt 
in  feiner  Epistola  ad  episcopos,  bie  SReleKaner 
feien  öor  55  Sauren  al§  ©d^iSmatifer  erflärt  mor» 
ben.  5Run  fd&rieb  aber  2lt^anafiu8  biejen  Srief 
entmeber  356  ober  361,  folglich  fiele  ber  Anfang 
beS  meletianifd^en  @d^i§mQ§  in  ba§  Sal^r  301 
ober  306.  ®a  nun  aber  gerabe  öon  303—305 
bie  biocfettanifd^e  SSerfoIgung  mütl^ete,  unb  bag 
meletianif d^e  @(i^igma  nad^  bem  3^ugni^  ber  gun« 
bamentalurfunben  möl^renb  ber  Verfolgung  ent« 
ftanb,  fo  »erben  mir  faum  irren,  menn  mir  feinen 
Urfprung  in  bie  Saläre  303-— 305  öerlegen.  4.  ®a| 
9Ke(etiu8  unbefugter  äBeife  ^riefter  in  fremben 
S)iöcefen  gemeint  l^abc,  fagt  bie  jmeite  Duellen» 
flaffe  nirgenbS;  aber  in  ber  ^ngobe  beS  Sltl^ana» 
fiuS,  „aWeletiuS  fei  öieler  SSergel^en  übermiefäi 
morben",  fonn  aud^  baStJragttd^e  mit  inbegriffen 
fein.  5. 6benfo  menig  liegt  ein  SQäiberfprud^  barin, 
bafe  Sltl^anafiuS  t)on  einer  Seruril^eilung  beS  3Ke» 
letiuS  burd^  eine  ögQptijd^e  S^nobe  fprid^t,  mö)^» 
renb  bie  t^unbamentalurfunben  baDon  fc^meigen. 
Sediere  er^äl^Ien  ja  überl^aupt  nur  bie  erften  an- 
fange be§  @d^t§ma§.  2)agegen  berid^tet  aud^ 
©ojomenuS  (Hist.  Eccl.  1, 15),  ffirjbifd^of  $etru8 
öon  Sllejanbrien  l^obe  bie  TOeletianer  ejcommu» 
ntcirt  unb  i^e  Saufe  nid^t  ijugetaffen.  SDBir  muffen 
befennen,  ba§  nad^  ber  rid^tigen  ^uffaffung  ber 
fte^ertauffrage  (f.  b.  Srt.)  ber  Sifd^of  l^ier  ju 
flrenge  öerfu|r;  aber  man  borf  babei  nid^t  öer« 
geffen,  ba^  bamal§  bie  @t)nobe  Don  ^rleS  (314) 
nod^  nid^t  i^re  berül^mte  Sntfd^eibung  gegeben 
batte  (f.  b.  ^rt.  SlrleS).  —  3n  einem  öotten  ®cgen» 
faj  5U  ben  bcibcn  erften  Duenenfloffen  fielet  bie 
britte,  nämlid^  bie  grjäl^Iung  bei  (Jpipl^aniuS 
(Haer.  68,  1—4).  6r  fagt:  „3n  9Iegt)pten  be- 
flcbt  eine  Partei,  bic  SKeletianer,  meldte  öon  einem 
93ifd^of  ber  3:]^eboi§  mit  5Ramcn  MeXr^Tto?  il^ren 
9iamen  erl^alten  fjat  6r  mar  ein  oril^obojer 
9J?ann  unb  l^at  fid^  in  ^Betreff  be§  ®Iauben§  nie 
in  einem  fünfte  öon  ber  ffirdje  entfernt.  6r  fjdt 
ein  ©d^iöma  öerurfad^t,  aber  ben  (Slauben  nid^t 


öerönbert.  3ut  3«it  ber  IBerfoIgung  mar  er  jn« 
gleid^  mit  $etru§  (oon  ^lesonbrien)  unb  anbeten 
eingeferfert  morben.    Sr  ging  ben  übrigen  9i* 
f d^öfen  ^eg9))ten§  Dor  unb  l^atte  feinen  9tmig  un- 
mittelbar nad^  $etru§  Don  9Iesanbrien.    Siele 
ber  Sl^riften  maren  bamal§  in  ber  Verfolgung 
fd^mad^  gemorben,  l^atten  geopfert  unb  f&fixn 
barum  fejt  bie  Eonfefforen  unb  ÜRar^rer  an, 
bamit  fte  il^rer  Sieue  megen  Srbarmung  finben 
möd^ten.  Sinige  bat)on  maren  @ofi>aten,  SnbcR 
SIerifer,  $riefter  unb  2)iaconen.    S)arauS  ent« 
ftanb  feine  Heine  Semegung  unb  Vermirrung  unter 
ben  2Rartt|rem  felbfl,  inbem  bie  fönen  fogtei; 
man  bürfe  bie  ©efaOenen  nid^t  jur  Suge  ^^oijl^ 
bamit  nid^t  aud^  Rubere  burd^  biefe  fd^neOe  9Bi^ 
aufnal^me  }ur  ®  laubenSDerlüugnung  terfu^  nrnr* 
ben.  S)ie  Veril^eibiger  biefer  Snftd^t  Rotten  gute 
©rünbe.  e§  maren  bie|  UReletiuS,  $eleu8  u.  1, 
unb  il^re  Sinftd^t  ging  babin,  erfi  nad^  beenbigter 
Verfolgung  möge  man  bie  ®efaOenen  mieber  pi 
Vuie  julaffen,  bie  SIerifer  }ebod^  bfirften  niendS 
mel^r  in  il^re  Remter  i^urüdhreten,  fonbem  mülta 
in  bie  commiinio  laicalis  (f.  b.  Sri)  Mrft^ 
merben.  S)er  1^1.  $etruS  aber,  mitleibig,  ime  er 
mar,  bat  bringenb :  Sa|t  unS  bod^  bie|elb«i  osf- 
nel^men,  menn  fte  Steue  jeigen,  unb  i^nen  et« 
Vu^e  beftimmen,  um  fie  mieber  mit  ber  Sttdlft  fß 
Dereinigen.  9Bir  moDen  fte  nid^t  )urüdfio|en,  (n4 
nid^t  bie  €lerifer,  bamit  fie  nid^t  aud  @^am  nsb 
megen  ber  Sänge  berStitganjtid^Derloreng^ot... 
^u8  biefer  SJleinungSDerfd^iebenl^  entftotb  nn 
eine  ©paltung.  m^  nömli^  ber  Grabifd^of  $eM 
bemerfte,  baf  fein  menf d^enfreun^Ud^  Vorf^ 
t)on  9J{eIetiu§  unb  feinem  Snl^ange  burd^  nst^ 
angenommen  merbe,  f  0  l^öngte  er  im  fierfer  fetnei 
SJlantel  mie  einen  Vorl^ang  auf  unb  Iie|  M 
einen  2)iacon  Derfünben:  SBer  meiner  SMnng 
ift,  fomme  l^ierl^er;  mer  e§  aber  mit  SReletiuS  Iß» 
ge^e  5U  il^m.  S)ie  3J{eiften  traten  auf  aRdeW 
©eite,  SDBenige  nur  5U  IßetruS.  ©eit  biefer  3* 
l^ielten  beibe  Sl^eile  il^re  ©ebete,  Ot)fer  vaib  fei» 
monien  abgefonbert.    ^Darauf  mürbe  ^ßetmS  ge* 
martert,  unb  e§  folgte  il^m  9Ie|anber.  aRektnS 
aber  mürbe  mit  Slnberen  oerbannt  unb  §n  ben 
pl^aneftfd^en  Vergmerfen  (in  ^löftina)  bennt^ 
©d^on  im  fferfer  unb  auf  bem  SBege  in  bie  9er» 
bannung  befteQte  er  überaD  Slertfer,  Sifü^dfe. 
^riefter  unb  ©iaconen,  unb  grünbete  befoiä« 
^rd^en.  2)ie  ^nl^önger  be§  $etrud  aber  nmmia 
il^reffird^e  bie  fat^oUfd^e;  bie  Steletioner  bogegeo 
bejeid^neten  il^re  @emeinfd^aft  ald  bie  SM9t  ber 
9)tartQrer.  äReletiuS  reiste  nad^  SleutlM'^^' 
Qi%a  unb  2lcliü  (3erufa(em)  unb  meil^te  übeal 
Klerifer.  Sänge  ^tit  mu|te  er  in  ben  93erg»erta 
bleiben,  unb  anä)  in  biefenfonbertenfl(!^  feine  If 
l^önger  unb  bie  be§  ^etrud  ftrenge  Don  einanbei 
ab,  fo  ba|  fte  nid^t  mit  einanber  beteten.  üM 
mürben  beibe  Sl^eile  befreit,  unb  ÜReletiuS  Wrtt 
nod^  lange,  f 0  ba^  er  mit  Stlejanber,  bem  9tafr 
folger  be§  Sifd^of§  $etru8,  gfreunbfd^aft  ^ottemib 
für  ben  firc^Iid^en  ®Iauben  fe^ir  bef orgt  mor.  fe 


!25 


3ReIetiu§. 


1226 


Ue  in  Sltsonbrien  unb  l^atte  bort  eine  befonbere 
ixd^ ;  auc^  roax  er  ed,  ber  ben  Sifd^of  SHe^anber 
n  ber  fte|erei  bed  9riu8  juerft  in  jfenntni^ 
pt."  —  TOan  pe^t,  gpipIftaniuS  erjap  bie 
od^  loefentlid^  onberd,  al§  9lt^anaftu§  unb  bie 
tmbamentalurfunben.  2)ie  SSeranlaffung  ^unt 
c^ifima  iDöre  il^m  jufolge  ein  @treit  }tt)ifd^en 
MttinS  unb  $etru8  über  bie  SBieberaufnol^me 
r  lapai,  befonberS  ber  gefoUenen  Slertfer^  ge* 
!fen,  tDobei  SReletiuS  itoat  nid^t  fo  ftreng  qI§ 
t  SloDationer,  ober  hod^  ftrenger  ah  fein  gar  ^u 
über  Sr}bif4of  geurtl^etlt  unb  ba§  äted^t  foft  un* 
rfeimbor  auf  feiner  Seite  gel^abt  l^ötte.  üßan 
I  barum  fcj^on  öfter  bie  SSemtutl^ung  au§* 
^pro^^,  (Epi^l^niuS  l^abe  XDof)l  eine  t)on  einem 
teletianer  l^eniil^renbe  Sr^öl^Iung  jur  ©runblage 
cncr  eigenen  S)arfteIIung  gelabt  unb  f o  SReletiuS 
a  {u  gflnftig  bel^belt.  Slber  DieÜeid^t  lä^t  fxä) 
ne  nod^  beffere  ^^potl^efe  auffteüen.  92a^  ber 
ngobe  bei  Spip^^^  nomlid^  grünbete  ÜReletiuS 
if  bem  SBege  in  bie  93ergtt)erfe  eine  ©emeinbe 
ner  Partei  in  Sleut^eropoIiS.  ®ie|  ift  nun  aber 
letobe  bie  ®eburtdf)abt  be§  1^1.  Spipl^aniud^  unb 
0  V^  iDol^rfd^etnlic^  biefer  felbft  in  feiner  Sugenb 
lon^e  9Re(etianer  perfönlid^  gefannt.  9}atürli(i^ 
jUlen  fte  bie  ßntflel^ung  il^rer  $artei  im  gün« 
jfigScn  Sid^e  bar,  unb  Spi^l^aniuS  nal^m  bann 
per  in  fein  93ud^  baSjenige  auf,  maS  er  in  frül^e« 
mi  Seiten  Don  feinen  meletianif d^en  SanbSleuten 
Knumnnen  l^tte.  @§  fann  fid^i  nur  fragen,  mU 
^A  Snred^t  auf  ®Iaubtt)ürbig!eit  bie  Srjäl^Iung 
ki^rip^niiuSl^be.  SBenngleid^  fid^  k)ie(e  ftir» 
4n4ifbn!er  für  biefelbe  unb  gegen  Stl^anafiuS 
ntfi^ieben  ^aben^  barf  feit  Sntbedfung  ber  t^un« 
hnuntolurfunben  fein  S^oeifel  fein,  ba|  Spi))]^a« 
in8  gerabe  in  ben  mid^tigften  fünften  ni(^t  baS 
UtKge  traf.  a.  3lad^  Spip]^aniu§  nxir  SReletiuS 
nUA  mit  $etru8  im  fferfer.  9(u8  ben  Sfunba* 
aniQinrtunben  bagegen  gel^t  ^erDor^  ba^  }ur  3eit 
ba  (Entße^g  bed  @d^i§ma8  f omo^I  $etru§  al§ 
VtMxA  nid^t  gefangen  niaren.  b.  3laä^  @pi« 
^HfBBnsA  tDurbe  $etrud  t)on  SKq^anbrien  gegen  bie 
fafii  9ir  in  milbe  geh)efen  fein;  aber  feine  ißöni* 
Üalcononed  (Mansi,  Concil.  I,  1270)  jeigen 
itiin  einem  anbem  Sid^te,  seigen,  ba%  er  gerabe 
bie  rid^ge  9Ritte  beobad^tete  unb  ganj  M^d^o* 
i9|ifd^  nad^  bem  ®rabe  ber  SSerf d^ulbung  audp  Der« 
!#ene  (Srabe  ber  !Bu^e  feftfe^te.  SSBer  längere 
Sä  linburd^  Dualen  erbulbete,  enblid^  aber  bod^ 
NB  ber  6d^mö^  bed  gfleifd^eS  befiegt  touxtt,  foQte 
iflbcr  be^anbelt  werben,  al3  tott  nur  fur^e  3^it 
te  gor  nid^t  miberflanb.  2)er  Sanon  10  in§* 
«fbnocre  verbietet,  gefallene  @eiftlid^e  lieber  in 
^  Semter  auf^unel^men,  unb  t)em)ei§t  fte  in  bie 
oomnmio  laicalis.  ^tru§  leierte  alfo  l^ier  ge« 
ibe  ha9,  »äs  nad^  ßpipl^aniuS  Don  SJleletiuS  ge« 
ibcrt  unb  Don  $etru§  beftritten  n)orben  märe. 

C)ripl^ud  Iä|t  fid^  aber  aud^  nod^  anbere 
s^  Stt  €d^u0)en  tonraten  unb  behauptet,  $etru§ 

boatdS  im  iferfer  gemartert  n)orben,  mäl^renb 
d^  ben  Sfunbamentalurfunben  unb  nod^  me^r 


nad6  Sltl^anafmd^  ber  l^ier  baS  SUd^tige  miffen 
mu|te,  $etrug  nad^mal§  au§  feinem  @eceffug  ju« 
rüdtfel^rte  unb  auf  einer  S^nobe  SJleletiuS  au§  ber 
ftird^engemeinfd^aft  ouSf^Io^.  d.  gemer  fott  nad^ 
@pi))^aniug  auf  ^ifd^of  $etrud  unmittelbar  9lle- 
sanber  gefolgt  fein,  möl^renb  bod^  smifd^en  beiben 
^d^iUaS  auf  bem  @tuj^Ie  fa^.  e.  Snblid^  foU  nad^ 
Spi))|^aniu§  ber  @d^igmatifer  SJleletiuS  mit  bem 
ßrjbifd^ofe  Slcjanber  im  beften  ßinöemel^men  ge» 
ftanben  unb  i^n  auf  bie  §ärefie  bc§  ^riuS  auf« 
merffam  gemaci^t  l^aben;  aber  auS  ber  ganzen 
Stellung,  melci^e  2RcIetiu§  gegen  ben  grjbif^of 
Don  ^lesanbrien  al§  fold^en  einnal^m,  unb  auS 
bem  ganzen  Serl^alten  ber  SKeletianer  in  ber  aria« 
nifd^en  Slngelegenl^eit  gel^t  l^erDor,  bag  bie  3laä^« 
rid^t  be§  i)l  ^tl^anaftuS  Diel  mel^r  ©lauben  Der« 
bient,  nömlidd  9ReIetiu§  l^abe  ben  Sifd^of  ^lesan« 
ber  ttrie  beffen  SSorgönger  gef(i^maf)t  unb  Derfolgt. 
®egen  bie  brei  genannten  OueUenflaffen  [teilen 
bie  fpäteren  5Ra^rid^ten,  bie  Dierte  ftlaffe,  ent« 
f(i^ieben  jurüdt.  @ie  fmb  jünger  unb  meit  meniger 
auSfü^rlid^.  9ßa§  aber  unter  if)nen  nod^  einige 
93ebeutung  Derbient,  nömlid^  ein  paar  !ur5e  92o« 
tt$en  bei  @o}omenu§  unb  2:]^eoboret  (Hist.  eccL 
1,  8;  Haer.  fabul.  4,  7),  ftimmt  mit  ber  S)ar« 
fteUung  ber  gunbamentalurfunben  unb  tl^eilmeife 
be§  ifi.  ^tl^anafiug  überetn  unb  ift  anä)  fd^on 
oben,  al§  ergön$enb,  benu^t  morben;  loäl^renb 
2lugujiin  in  feiner  ganj  furjen  SSemerfung  über 
bie  TOeletianer  Dom  Urfprunge  biefer  ©ecte  gar 
nid^tg  fagt,  im  Uebrigen  aber  mol^I  ßpipl^aniuS 
babei  jur  IBorlage  l^atte  (Aug.  Haer.  48). 

S)ie  gro|e  Sebeutung  beS  meletianif d^en  @d^i8» 
mag  Deranla^te  natürlid^  bie  9licöner  @9nobe, 
aud^  l^ierüber  i^re  Sntfd^eibung  }u  geben,  unb  fte 
tl^at  e§  in  folgenber  Sßeife:  „ÜRan  mu|te  aud^  nod^ 
über  3Re(etiu§  unb  bie  Don  il^m  ©eioeil^ten  Der« 
l^anbeln^  unb  mir  moHen  eud^,  geliebte  Srüber, 
melben,  ma§  bie  S^nobe  l^ierüber  befd^Ioffen  l^at. 
Sa  bie  S^nobe  äRilbe  Dorl^errfd^en  lie^  (benn 
genau  getu)mmen  mar  9J{eIetiu§  feiner  92a^fid^t 
mert^),  fo  mürbe  befd;Ioffen,  berfelbe  folle  in  fetner 
@tabt  bleiben,  aber  feine  SJlad^t  l^aben,  Sßei^en 
$u  ertl^eilen  ober  ©lerifer  )u  mäl^Ien;  aud^  bürfe 
er  }u  fold^em  S^tdt  meber  in  ber  Umgegetü)  nod^ 
in  einer  anbem  ©tabt  fid^  aufl^alten.  9^ur  ber 
Sitel  eines  Sifd^ofd  bleibe  il^m,  bie  Don  il^m  be« 
ftdlten  Klerifer  aber  foHten  burd^  eine  l^ciligere 
§änbeauflegung  gefräftigt  (b.  1^.  nxä^t  auf^S  9ieue 
orbinirt,  fonbern  nur  reDalibirt,  Dgl.  Tillemont, 
Memoires  VI,  art.  12  sur  le  Concile  de  Nicee) 
uttb  bann  jur  Äird^engemeinfd^aft  jugelafjen  mer« 
ben,  unb  jmar  fo,  ba|  fte  6|re  unb  ®ienft  be« 
l^alten,  aber  immer  in  jebem  Sprengel  ben  Don 
93if  d^of  aiejanber  auf  gepellten  Elerifem  nad^ftel^en 
foOten.  3ebo(i^  l^ötten  pe  feine  9efugni|  (bei 
SBal^Ien  ju  geiftlid^en  Remtern),  bie  i^nen  gefallige 
$erfon  ^u  mö^Ien,  ober  92amen  in  SSorfd^Iag  ju 
bringen,  ober  irgenb  titoa^  ^u  tl^un  ol^ne  3uftim> 
mung  be§  fatl^oUfd^en  lBifd^of§,  b.  i.  be3j[enigen, 
ber  unter  bem  Stfd^of  ^le^anber  pel^t.  2)ieienigen 


1227 


aJlclctiuS. 


1228 


aber,  toeld^e  burd^  bie  ®nabe  ®otte§  unb  auf  euer 
QitM  l^tn  an  feiner  Spaltung  tl^eilgenommen 
l^aben  unb  untabelig  in  ber  fatl^olifd^en  ftird^c  ge« 
blieben  ftnb,  biefe  foQen  aud^  ba§  Ked^t  l^aben,  alle 
aSal^Ien  öorjunel^men,  bie  jum  ßlericate  SBürbi» 
gen  öorjufd^Iagen  unb  2ine§  nad^  ben  ©efe^en  unb 
Serorbnungen  ber  Äird^e  ju  t^un.  äBenn  aber 
einer  biefer  fird^Iid^en  Seigrer  [tirbt  fo  joll  einer 
ber  9Jeuaufgenontmenen  (ber  TOeletianer)  in  feine 
©teile  öorrüden,  jebod^  nur,  tüenn  er  würbig 
fd^eint  ba§  SSo«  il^n  roa^t  unb  ber  Sifd^of  öon 
2l(ejanbrien  feine  Supimntung  gibt.  2)a§  ®e» 
fagte  tt)urbe  allen  TOeletianem  eingeröumt;  5lße» 
Ietiu§  felbft  aber  ba§  ®Iei(i^e  5U  geftatten  (b.  1^. 
ba^  er  tt)ieber  actiöer  Sifd^of  »erben  föiine),  fanb 
bie  ©^nobe  nid^t  für  gut  toegen  feiner  öon  An- 
fang an  beteiefenen  Steigung  jur  ©tdrung  ber 
Drbnung  unb  wegen  feines  öorfd^netten  ©inneS, 
fo  ba^  il^m^  weil  er  bie  gleid^en  Unorbnungen 
wieber  auf's  IReue  ftiften  fönnte,  feine  ©ewalt 
unb  feine  ©elbftänbigfeit  mel^r  öertiel^en  werben 
fotte"  (Epistola  Synodi  bei  Socrat.  1, 9;  Theo- 
doret.  HistEccl.  1,  8).  SBal^rfd^einlid^  mit  be» 
onberer  5Rüdfid^t  auf  baS  mttniai  beS  WeletiuS, 
id^  bem  Vorränge  ^le^anbrienS  5U  entjiel^en^ 
Mte  bie  S^icöner  ©pnobe  aud^  il^ren  fed^Sten 
Sanon  auf,  ber  alfo  anfängt :  „2)a§  alte  §erfom« 
men  in  ^eg^pten,  Sib^en  unb  in  ber  ^entapolis, 
ba^  nämlid^  berSifd^of  öonSIejanbrien  über  alle 
anberen  Sifd^öfe  ®ewa(t  l^abc,  foll  feftgel^alten 
werben"  (Mansi  II,  670).  S)ie  ©^nobe  l^attc  ge« 
robe  burd^  i^re  2RiIbe  bie  Weletianer  ju  gewinnen 
gel^offt;  biefe  Hoffnung  ging  jebod^  nid^t  in  6r= 
füHung,  fonbem  nad^  bem  9iicänum  waren  bie 
SReletianer  nod^  ärgere  gf^inbe  ber  iKrd^e  als  ju« 
öor  unb  fügten  il^r  nun  im  SSunbe  mit  ben  9lria« 
nem  taufenbfad^en  ©d^aben  5U.  '^aä^  bem  Srfolge 
urtl^eilenb,  l^atte  barum  Sltl^anafiuS  gan^  äted^t 
wenn  er  ausrief:  „SQäoDte  ®ott,  baf  bie^  (bie 
^(ufnal^me  ber  9J{eletianer  burd^  baS  92icänum) 
niemals  gefd^el^en  wäre !"  (Apologia  c.  Arian. 
c.  71.)  3n  berfelben  ©teile  erfaljrcn  wir  aud^  öon 
il^m,  ba|  Sifd^of  Slejanber  jur  Sofljiel^ung  beS 
nicänifd^en  SBefd^IuffeS  öon  WeletiuS  ein  9Ser jeid^« 
ni^  feiner  Sifd^öfe,  ^riefter  unb  S)iaconen  Der« 
langte,  bamit  berfelbe  nid^t  in  Site  nod^  weitere 
Drbinationen  öome^men  unb  fo,  bie  SWcäner 
3ugeftänbmf[emi^braud^enb,  ber  JHrd^e  nod^  eine 
Stenge  unwürbiger  ßlerifer  auflaben  fönnte.  9Ke« 
letiuS  übergab  oud^  in  ber  Xl^at  baS  gewünfd^te 
SSei^eid^ni^,  unb  ^tl^anaftuS  nal^m  baSfelbe  fpäter 
in  feine  oben  angefül^rte  Apologie  gegen  bie  Stria« 
ner  auf.  ®ie  Partei  jäl^Ite  l^iemad^  in  Sleg^pten, 
SReletiuS  mit  eingefd^Ioffen,  29  «ifd^öfe  unb  l^atte 
in  ^leranbrien  felbft  4  ^riefier,  3  ©iaconen  unb 
einen  Ü}ZiIitärgeiftIid&en.  2KeIetiuS  fteKte  aUe  biefe 
perfönlid^  bem  ßr^bifd^ofe^Iejanber  öor,  unb  biefer 
reöalibirte  ol^ne  S^ti^tl  il^re  Drbination,  wie  eS 
bie  ©pnobe  öon  9iicäa  angeorbnet  l^atte.  S)er 
SBerorbnung  beS  S^icönumS  gemö^  lebte  SKeletiuS 
hinfort  in  ^feiner  ©tabt",  b.  |.  suS^copoIiS;  nad^« 


bem  aber  Sifd^of  SHejanber  geftorben  war,  bm 
burd^  Vermittlung  beS  gufebiuS  öon  WcoraÄieii 
(f.  b.  Srt.)  bie  für  bie  ftird^e  überhaupt  unb  |fir 
^tl^anaftuS  inSbefonbere  fo  fd^öblid^e  93erbinbimg 
ber  TOeletianer  mit  ben  Slrionem  ju  ©tanbe,  311 
ber  5meIettuS  felbft  nod^  perfönlid^  mitgeioirft  ^ 
(Athanas.  ApoL  c.  59;  Epiphan.  Haer.68,  6; 
Theod.  Hist.  Eccl.  1,  28).  SBann  er  geftotkn 
fei,  ift  unbefannt ;  ju  feinem  9lad^f olger  aber  J^ 
jeid^ncte  er  feinen  greunb  Spl^anneS,  weld^  im 
Saläre  335  öon  ben  Sufebianem  auf  bem  Sonril 
äu  3:9ru8  beftätigt,  öon  ffaifer  gonftantin  aUx 
in'S  e^il  gefd^idft  würbe  (Sozom.  Hist  EccL 
2,  31).  ^u^erbem  ragten  unter  ben  9KeIetumcra 
l^eröor  Sifd^of  SrfeniuS,  weld^em  5lt^anafinS  an« 
geblid^  eine  ^anb  abgel^auen  l^tte  (f.  b.  9(rt  9t(a> 
naftuS);  SBifd^of  gallinicuS  öon  ^elufmm,  ber 
bef onberS  auf  ber  ©t)nobe  öon  ©arbica  als  ®egwr 
beS  ]^I.  Sltl^anaftuS  auftrat;  ber  Sinfiebler  ^^ 
nutiuS,  ber  mit  bem  glei^namigen  SertJ^gir 
ber  ^riefterel^e  auf  bem  92icänum  wol^I  nid^  der- 
wed^felt  werben  barf,  unb  ber  öorgeblid^  $riep«r 
3fd^t)raS,  weld^er  5U  ben  ^auptanflögem  tmb  Mt* 
terften  gfeinben  beS  1^1  at|anafiuS  gel^örte.  IWri* 
genS  beftanb  bie  meletianifd^e  ©ecte  no^  mnUe 
9Jlitte  beS  5.  Sal^rl^unbertS,  wie  ©ocrateS  (1, 8) 
unb  SJ^eoboret  (Hist.  EccL  1, 8)  olS  SeitgenoJIeB 
auSbrüdlid^  bezeugen,  fie^terer  fprtd^t  inSbefoite 
öon  meletianifd^en  üRdnc^en,  weld^e  oud^  oMn 
Aberglauben,  jübifd^e  Sßafd^ungen  u.  bgl  auf- 
genommen ptten  (ögl.  Haer.  fabul.  4,  7).  %4 
ber  9Jtitte  beS  5.  3a|r]^unbertS  enbltd^  öerfi^toi» 
ben  bie  9KeIetianer  auS  ber  ©efd^id^te. 

n.  2)aS  meletianifd^e  ©d^iSma  in!» 
tiod^ien.  ^a(t^  ber©Qnobe  öon  9ttcäa  nal^lrie 
eufebianifd^e  gartet,  als  Patronin  ber  %aam, 
alSbalb  SRad^e  an  beren  ^auptgegnem,  mib  ber 
@rfte,  ben  fte  burd^  f alf d^  Auflagen  unb  änMgM 
aller  Art  im  3.  330  ftürgte,  war  Suflat^infi  m 
Antiod^ien  (f.  b.  Art.).  S)er  ersbifd^5f(td^  34^ 
ber  ^auptftobt  AftenS  würbe  nunmel^  bem  Sit* 
d^enl^iftorif er  6uf ebiuS,  ber  ebenfalls  ]ur  $artei  ber 
6uf ebianer  gel^örte,  angetragen;  er  lehnte  ü^nieboil 
ah,  unb  eS  würben  nun  l^intereinanber,  toSfoA 
ßuftatl^iuS  in  ber  SSerbannung  lebte,  mäfstn 
Sufebtaner  m  Sifd^öfen  öon  Antiod^ten  eri^ 
^^xt  SReil^enfoIge  war  fd^on  ben  Alten  nid^t  gous 
befannt  unb  würbe  barum  öon  il^nen  öerfcitiebei 
angegeben.  SßeitauS  ber  größte  S^eil  ber  ontid' 
d^enif d^en  ®emeinbe  fal^  bie  Abfe^g  beS  (^ 
tl^iuS  für  ungered^t  an ;  aber  bie  SJlaffe  fie|  P4 
baS  ®efd^e]^ene  gefaQen  unb  erfannte  fadif^  1^ 
eingebrungenen  eufebianifd^en  99ifd^ofe  an;  ci» 
fräftige  9Hinorität  bagegen  erblidte  in  6uPot^ 
nod^  immer  il^ren  re||tmä^igen,  wenn  au4|K^ 
triebenen  95if(|of,  trennte  fid^  öon  ber  übrijei 
®emeinbe  unb  l^ielt  in  $riöat|aufem  i^ren  eijp 
neu  ®otteSbienft.  Aud^  bemül^te  fid^  ber  l^LSU^ft* 
naftuS  öergeblid^,  ben  Suftatbianem,  wie  man  jk 
nannte,  eine  ftird^e  in  AnHod^ien  burd^  faiferfit^ti 
©prud^  }u  öerfd^affen  (Sozom.  3,  20).  @o  fbnik 


29 


a)lelcttu§. 


1230 


€cui^  \ify>n  einise  S)ecennten,  als  SubopuS. 

bisherige  orionifci^e  ober  eufebianifd^e  Stfd^of 
t  Vtttio^ien,  t)on  biefetn  ©tul^Ie  entfernt  unb 
f  ben  oon  Sonftantinopel  erl^oben  mürbe.  Sine 
Sidiod^en  in  Slnmefenl^eit  be3  JfaiferS  Son» 
nttuS  tierfammette  S^nobe  xoSSfitt  nun  (860 
X  aei)  SReletiuS  aum  Stfd^ofe  Don  ^ntio^ien. 
zfdbe  ftommte  oud  URelitene  in  Jl^Ieinannenien, 
r  einiae  3eit  9if (i^of  Don  @e(afte  gemef en,  l^atte 
!r  biefe  Stelle  toieber  niebergelegt  unb  )u  S3eröa 
S^nen,  toie  e§  fd^int,  olS  Ißriootmann  gelebt. 

UKtr  ein  SJlann  oon  l^ol^en  Sugenben  unb 
)%tm  Snfel^en,  aber  in  feiner  tl^eologifd^en  9tid^« 
tg  bifil^er  nic^t  fd^orf  ausgeprägt,  fo  bag  bie 
ioner  il^n  ju  ben  Sl^rigen  söl^Iten  unb  ^e  eS 
psdiTUf^  XDQxm,  bie  i^n  auf  ben  Stul^I  Don  ^n« 
ifim  erl^oben,  in  ber  ^offnung,  feine  9)Ziß)c 
b  Zugetd)  toerbe  aud^  Sie  ortl^obo^en  Semol^» 
c  bicfct  Stabt  für  fie  gewinnen,  ^uf  ber  an» 
m  Seite  aber  nxiren  au^  bie  Ortl^obosen,  na» 
mS&S^  bie  auf  ber  SBal^If^nobe  anmefenben 
f^oscn  Sifd^fe,  mit  ber  SÖBal^I  fel^r  jufrieben, 
eS  fie  SMetiuS  als  red^tglöubig  fannten;  fie 
mgm  be|balb  borauf,  ba|  über  bie  gefd^el^ene 
3q$1  fogleid^  ein  fe{te§  unb  für  bie  3ufunft  bin» 
aditf  Socument  aufgenommen  loerbe  (Theod. 
BsL  Eccl.  2,  27 ;  Sozom.  4,  28).  SS  ift  bem» 
oi^  niibt  toobi  rid^tig,  maS  @ocrateS  (2,  44) 
igL  ba|  9ReIetiuS  früher  baS  arianifd^e  @9m« 
ita  üon  @eleucia  untei^eid^net  l^be.  3n  ben 
o^Dor^anbenen  Unterfd^nften  (Mansi  HE,  322) 
tß  fein  9faime,  unb  bie  ©elel^rten  ber  oerfd^ie» 
«Pen  Sftid^tung  l^en  il^  gegen  fold^e  Auflage 
t  ter^etbigm  unternommen.  @o6aIb  ÜReletiuS 
ttoSfß  toar,  berief  ibn  ber  jfaifer  gionftantiuS 
n4  ein  befonbereS  @d^reiben  nad^  Sntiod^ien, 
ri»  Ott  er  ^ier  anlam,  mürbe  er  mit  ungeioö^n' 
i^  Sderlid^eU  empfangen.  Mt  Sifd^öfe,  bie 
Wgen  Clerifer  unb  oiel  SSoR  gogen  il^m  ent» 
tgOL,  unb  felbf!  3uben  unb  Reiben  tooHten  ben 
edi^nten  SReletiuS  fe^en  (Theod.  1.  c).  3m 
ifimge  bielt  er  auS  Älugl^eit  nur  mora(if(|e  $re« 
^  (Sozom.  4,  28) ;  f obaß)  er  aber  prooocirt 
«be,  feine  bogmatifd^e  9lnfid^t  an  ben  Xag  }u 
igni  tl^t  er  es  mit  großer  Sntf d^Ioffenl^eit.  2)er 
Ittifar  botte  namlid^  oerlangt,  er  unb  einige  an« 
m  Sifd^bfe  foDten  über  @pr.  8, 22 :  ^2)er  §err 
«t  mid^  gefd^ffen  im  anfange  feiner  3Bege'', 
nU^  3Ü^  fpi^<i<b  ®eorg  oon  fiaobicea  gan^ 
Kinnfd^,  borouf  tlcaciuS  oon  Söfarea  mel^r  ge« 
1^;  SReletiuS  bagegen  trug  bie  ortl^obo^e  Sefre 
fl^  bottlti!^  unb  flar  oor  unb  erntete  bafür  reid^» 
m  SetfaO  ber  Sul^örer.  Um  aber  aud^  bie 
iripid^  XrittttötSlel^re  jugleid^  fQmboIifd^,  burd^ 
le  Seiion  baquftellen,  ftredCte  er  juerft  brei  gfin» 
t  mb  bann  nur  einen  auS,  um  an^ubeuten, 
I  Ue  2)rä  einS  feien  (Theod.  1.  c).  Sosome» 
i  (L  €.)  er}fi^tt  ben  ^ergong  alf o :  ^IS  ^eletiuS 
I  ott^bo^  (Süanüm  fo  offen  betannte,  ^aht 
'  arimdfd^  Srd^biacon  il^n  an  ber  gfortfe^ung 
hica  molen  unb  ibm  barum  ben  SDhtnb  ju»  I 


gel^olten.  9JlctetiuS  ober  l^abe  jejt  juerft  brei,  bann 
einen  Singer  auSgeftredtt,  um  fo  menigfienS  burc^ 
Seid^en  feinen  ©lauben  anjubeuten.  ®ie  berühmt 
geworbene  ^rebigt  l^at  ßpipboniuS  (Haer.  73, 
29)  aufbeioal^rt ;  eS  ift  nid^t  ju  oerfennen,  ba|  eS 
bier  bei  allem  guten  äBillen  an  bogmatifd^er  @d^örfe 
gebrad^.  —  ®ie  golge  biefcS  red^tglöubigen  Se» 
fenntniffeS  beS  5lßeIetiuS  mar,  ba|  in  ^ntiod^ien 
mieber  fel^r  SSiele  }um  fird^Iid^en  Glauben  jurüd» 
febrten,  mie  ßl^r^foftomuS  in  feiner  ßobrebe  auf 
WeletiuS  (Opp.  ed.  Maur.  n,  519)  bezeugt;  bie 
^rianer  bagegen  festen  eS  burd^,  ba|  !DleIetiuS, 
meil  er  nid^t  miberruf  en  mollte,  f  d^on  na^  30  Sagen 
auf  Sefel^I  beS  Jl'aiferS  mieber  auS  Slntiod^ien 
vertrieben  unb  in  feine  SSaterftabt  oermief en  mürbe. 
S)er  oftenfible  ®runb  mar  ber  SSerbad^t  beS  @a« 
beUianiSmuS,  mie  bennbefanntlid^aOeortl^obosen 
Seigrer  oon  ben  ^rianem  für  Sabellianer  auSgc» 
geben  mürben,  ^u^erbem  mürbe  gegen  SJleletiuS 
geltenb  gemad^t,  ba|  er  einige  oon  feinem  fßox" 
iönger  abgefegte  (mal^rfd^einlid^  ortbobose)  $rie« 
ter  mieber  eingefe^t  l^abe  (Sozom.  1.  c. ;  Ghrjs. 
.  c;  aud^  ^ieron^muS  [Chronic,  ami.  Dom. 
364]  fprid^t  Don  biefer  ^acf)e,  ift  j[ebod^  gegen 
SßeletiuS  ungünftig  unb  mal^rfd^einli^  ungerecht). 
Sofort  mürbe  oon  ben  ^rianem  SujoiuS  jum  9i- 
fd^of  Don  ^ntiod^ien  befteOt;  baburd^  entftanben 
je^t  brei  Parteien,  Slrianer,  (Suftatl^ianer  unb  f  olc^e 
Ortl^obose,  meiere  biSl^er  (30  äabre  lang)  mit 
ben  ^rianem  ftird^engemeinfd^aft  gel^abt,  j[e^t  aber 
nod^  9JleIetiuS'  Vertreibung  ftd&  oon  biefen  trenn« 
ten  unb  in  einer  jhrd^e  ber  ältjtabt  ibren  eigenen 
©otteSbienft  l^ielten.  @omobl  bie  euftatbianifd^e 
als  bie  meletianifd^e  ^rtei  mar  red^tglöubig,  unb 
fte  bioergirten  oon  einanber  bIo|  im  SuSbrude, 
inbem  bie  @uftatbianer  nur  oon  einer  göttlid^en 
^9))oftafe  fprad^en  (meil  fte  baS  äBort  ibentifd^  mit 
oö(j{a  =  äBefenbeit  nal^men),  möl^renb  bie  SKele» 
tioner  oon  brei  göttlid^en  ^9))o|iafen  (im  @inne 
oon  ^erfonen)  rebeten.  9lber  fdjon  ber  bl.  Sltl^a» 
naftuS  erfannte,  ba^  beibe  Sl^eile  in  ber  ®aä^z 
einig  unb  nur  im  äBorte  getrennt  feien  (Episi  ad 
Antiochenos  c.  5  sqq.).  SS  lag  barum  ber 
SQBunfd^,  biel  ärgerliche,  unter  ben  OrtJ^obojen 
felbft  eniftanbene  @d^iSma  balbigft  }u  ^eben^  febr 
nal^e,  unb  auf  Setreiben  beS  SBifd^ofS  SufebiuS 
oon  SSerceÜi  (f.  b.  Slrt.)  befd^Io|  alsbolb  eine  ©^n« 
obe  }u  Slle^anbrien^  eine  Siommijfion  jur  Sd^Iid^* 
tung  biefeS  ©treiteS  ju  befteDen.  SDer  l^ifeige  St» 
fd^of  ßucifer  oon  EoIariS  (f.  b.  3lrt.)  aber  ging 
eilenbS  felbft  nad^  ^ntiod^ien,  um  burd^  eine  neue 
Stfd^ofSmabl,  mie  er  meinte,  ben  fjrieben  l^erju» 
fteOen.  Sr  meibte  aud^  in  ber  %f)ai  ^auIinuS  $um 
93ifd^of,  aber  nur  bie  ßuftat^ianer  erfannten  ibn 
an,  unb  baS  ©d^iSma  blieb ;  ja  eS  gab  je^t  f actif d^ 
smei  ortl^oboje  Sifd^öfe  in  2lntiod^ien,  inbem  balb 
barauf  aud^  SJleletiuS  nad^  bem  Sobe  beS  Son« 
ftantiuS  unter  SuIianuS  ^oftata  (f.  b.  ^rt.)  mieber 
jurüdtfcbrcn  burfte  (Theod.  Hist.  Eccl.  3,  2; 
Socr.  3, 6. 9).  jiunmebr  mürbe  3KeIetiuS  oon  ben 
meiften  2Rorgenlönbcm,  $ouünuS  bagegen  oon 


1231 


ajlclctius. 


1282 


ben  tneiften  Sbenblänbem,  namentlid^  anä)  t)0n 
Stl^anoftuS,  anerfannt.  Se^terer  erüörte  ftd^,  al§ 
er  ju  Slntiod^ien  toar,  cntjd^icbcn  für  ^ulinuS, 
bcr  il^m  ein  ©lauBenSbcfenntnife  übcneid^t  l^attc 
(Epiph.  Haer.  77,  21),  öerttmrf  jebod^  anä)  bic 
Drt^obojtc  ber  9KeIetiancr  n^t.  9n§  balb  borauf 
ffaifer  S5a(cn§  bic  Drtl^obojen  verfolgte,  würbe 
anä)  2Reletiu8  Joieber  (ein-  ober  jtoeimal)  ejtUrt, 
ttJäl^renb  $auKnu§  in  3lntiod^ien  bleiben  burfte. 
Um  biefelbe  ^tii  gab  ^ä)  aber  93aftliu§  ber  ®ro^e 
oUe  SRül^e,  ba§  antiod^enifd^e  @d^i§ma  ju  lieben, 
unb  trot  be^olb  mit  2ReIetiu§  unb  ^t|anaftu8, 
mit  bem  römifd^en  unb  anberen  abenblönbifd^en 
Sifd^öfen  burd^  Sriefe  unb  ©efanbte  in  lebl^aftcn 
Serfel^r,  öormiegenb  9Keletiu§  begünftigenb.  9lber 
bie  ©ad^e  lata  tn'S  ©toden,  unb  in  Som  nnirbe 
IßauIinuS  qI§  ber  red^tmo^ige  IBifd^of  anerfannt. 
3a  ber  $atriard^  $eter  t)on  ^tejanbrien  erflörte 
SJleletiuS  fogar  für  einen  ^öretifer  (Basil.  Epp. 
214.  216.  266).  «IS  borauf  ©rattan  jur  Regie- 
rung fom,  rief  er  bie  Verbannten  ortl^obojen  93i« 
f4|öfe  jurüd  unb  Derorbnete,  ba|  bie  ftir^en  ben 
Slrianem  abgenommen  unb  benjenigen  eingeräumt 
merben  foUten,  meldte  mit  2)amafu§  t)on  Sßom  in 
ftird^engemeinfd^aft  ftänben.  ©ie^  (Jbict  in  9ln« 
tiod^ia  ju  t>oUixü)m,  mürbe  ber  taiferlid^e  ®eneral 
©apor  beauftragt,  unb  fomol^I  bie  ©uftatl^ianer 
ol8  SOleletianer,  ja  aud^  bie  ^poDinariftcn  (f.  b. 
2lrt.),  meldte  unterbeffen  ebenfalls  in  Sintiod^ien 
eine  (Semeinbe  unter  il^rem  Sifd^of  SSitoIiS  ge« 
grünbet  l^atten,  bemül^ten  ftd^  nun,  il^re  SRe(|t« 
glaubigfett  unb  Uebereinftimmung  mit  $apft  2)a» 
mafuS  nad^jumeifen  (Theod.  Hist.  Eccl.  5, 2. 3). 
SßeletiuS  aber  fd^Iug  bem  93ifd^ofe  $aulinu§  einen 
SSergleid^  öor,  beS  Snl^altS:  fie  mottten  beibe  ju» 
gleid^  mit  einanber  baS  bifd^öflid^e  9lmt  in  Sn« 
tiod^ienöermalten;  mcnn  aber  ber  6ine  flerbe,  fotte 
ber  Rubere  ber  einzige  Sifdftof  werben  unb  feine 
neue  SSBal^r  ftattl^aben.  92ad^  X^l^oboret  l^ötte  $au<- 
linuS  biefen  SSorfd^Iag  ni(|t  angenommen,  nad^ 
bem  3c«9ttiffe  ber  ©^nobe  öon  Üquileja  bagegen 
(um'8  3a]^r  380,  f.  Mansi  m,  623.  631)  l^ötte 
er  eingeftimmt.  UebrigenS  übergab  ©eneral  @a« 
pot  iefet  an  9J{eIetiu§  bie  ffird^en  t)on  «ntiod^ien, 
bie  Sbenblönber  bagegen,  namentlid^  bie  bereits 
genannte  ©^nobe  Don  «quileja,  beren  ^aupt  ber 
$1.  SlmbroftuS  mar,  fprad^en  fid^  für  ^auIinuS 
aus.  3D>!eIetiuS  aber  meil^te  nun  oud^  für  benad^« 
barte  (Semeinben  mel^rere  Sifd^öfe,  fo  nnmentlid^ 
ben  berül^mten  ®iobor  (f.  b.  ^rt.)  jum  Sifd^ofe 
Don  SarfuS.  Um  biefelbe  3(it  l^atte  Sl^eobofmS, 
bamalS  nod^  ®eneral  beS  ffaiferS  ©ratian,  im 
Sraume  eine  Siflon,  als  ob  üßeletiuS  üon  2ln« 
tiod^ien,  ben  er  nod^  nie  gefeiten  l^atte,  il^m  ben 
Äaijermantcl  uml^önge.  3n  ber  Sl^at  mürbe  Sl^eo« 
bofiuS  aud^  gleid^  barauf  t)on  ®ratian  5um  9Rit« 
faifer  für  ben  Orient  angenommen  unb  berief  nun 
ungefäumt  bie  S3ifd^ö|e  feines  SieidfeeS  gu  einer 
großen  ©tjnobe  nad^  ßonftantinopel  (im  3. 381), 
bie  fpäter  alS  jmeite  allgemeine  anerfannt  mürbe, 
^^lud^  SWeletiuS  fanb  fid^  babei  ein,  »urbc  t)om 


jfaifer  alSbalb  als  ber  im  Xraume  (Befd^  n» 
tonnt  unb  in  l^ol^en  Sl^ren  geleiten  (Theod.  5, 
6. 7).  3Bie  billig,  nal^m  SReletiuS,  fd^  alS  $a- 
triard^  Don  «ntiod^ien,  auf  biefer  ©qnobe  einen 
]^ert)orragenben  Stang  ein,  ja  er  foS  fogar  eine 
3eit  lang  ben  Sorfi|  bafelbft  geful^rt  l^ben;  on^ 
mar  er  eS,  ber  bamalS  ben  ^I.  ®regor  Don  9Ia)iai9 
jum  Sifd^of  Don  Sonftantinopel  meil^te.    Sbec 
möl^renb  nod^  bie  ©Quobe  bauerte,  fkrb  9Mtin§ 
in  g^onftantinopel.   ®ro^e  Siebner,  mie  @regor 
Don  3l\)^a,  l^ielten  Sobreben  auf  i^n,  fein  Seu^ 
nam  aber  mürbe  mit  Dieler  tJfeierlid^feit  nad^  Sn* 
tiod^ien  gebrod^t.    Slud^  ift  SRelettuS  nad^moK 
bmol^I  Don  ber  lateinifd^en  nne  Don  ber  grient* 
d^en  jKrd^e  als  ^iliger  Derel^rt  morben.  (Udber 
ben  fd^einbaren  SBiberfprud^,  ha%  Slom  frü^ 
WeletiuS  nid^t  alS  Sifd^of  anerfannte,  nad^  feinem 
Sobe  aber  als  ^eiligen  eierte,  Dgl.  Ballerini,  De 
vi  et  ratione  primatus  etc.  327.)   92ad^  9M" 
tiuS^  Xoht  l^ielt  aber  feine  Ißartei  nid^t  an  ba 
frül^er  befprod^nen  Verträgen  fefl,  »eil  ia  $q» 
linuS  bief  elben  nid^t  angenommen  l^abe,  unb  toäl^ 
barum  auf  einer  ©Qnobe  ben  biS^gen  $riePer 
t$flaDian  }um  meletianifd^en  Sift^ofe.    gflotib 
felbft  mar  el^mals  ein  eifriger  Snl^önger  beS  d» 
ftatl^iuS  gemefen  unb  l^atte  biefen  fogar  in  bie  1^ 
bannung  begleitet.  2)agegen  biOigte  er  eS  vai/i, 
ba^  bie  Suftatl^ianer  ftd^  Don  ber  übrigen  6e* 
meinbe  trennten,  unb  aud^  Suftatl^iuS  felbfi  fd 
biefer  äReinung  gemefen  fein,  yiad^  bem  ^be  M 
le^tern  fteOte  ft$  gflaDian  auf  aßeletiuS"  @eüe 
unb  mar  ^ugleid^  ftetS  ein  eifriger  SSert^eibiger  ha 
Ortl^obosie.  Salb  nad^  feiner  Sr]^ebung)mn8i" 
fd^of  gab  jebo^  eine  römifd^e  ©^nobe  im  %  382 
bie  Sntfd^eibung,  ba|  nid^t  er,  fonbem  ^anTnntf 
red^tmö^iger  Sifd^of  fei,  unb  mit  gfloDion  fo»o|( 
als  feinen  gfreunben,  namentlid^SHoborDonZoi» 
fuS,  feine  ffird^engemeinfd^aft  unterl^alten  nxtlm 
bürfe.    3a  felbft  morgenlänbifd^e  »if^öfe,  wie 
@regor  Don  Stajiau),  tabelten  eS,  ba|  biemeldia> 
nifd^e  $artei  in  ^ntiod^ien  burd^  i^re  neue  8i« 
fd^ofsmal^l  baS  ©d^iSma  Derlöngert  l^be.  So* 
gegen  fprad^  ftd^  eine  ©Quobe  p  Sonflantiiio|)d 
(382)  entfd^ieben  für  gflaDian  auS.  Se|terer  ^ 
aud^  bei  Xl^eobofmS  bem  ®ro|en  in  ^ol^er  @in# 
unb  mad^te  fid^  um  bie  ©tabt  ^ntiod^ien  fel^Mt» 
bient  burd^  bie  Steife,  bie  er  jurSefänftigungM 
megen  Umftürjung  feiner  ©ilbföulen  (887)  «» 
}ümten  JlaiferS  untemal^m.  Sl^rpfoflomuS,  »d> 
d^en  glaDian  jum  $riefter  meil^te,  tourbe  vi# 
mübe,  feine  Sugenben  }u  rül^men  (DgL  bie  9^ 
beS  Kl^r^if oftomuS  bei  feiner  ^riefterme^  unb  fei« 
Sieben  über  bie  Silbfäulen).    Um'8  Sa^r  888 
ftarb  ^ulinuS,  ber  SBif  d^of  ber  ßufiatl^ianer,  r^ 
bem  er  juDor  für  feine  fleine  ©emeinbe  ben  ^ 
fter  ©DagriuS  jum  Sifd^of  befignirt  ^attt  ^ 
jebod^  bie  SomproDincialbifd^öfe  bei  feiner  im 
ntd^t  mitmirften,  unb  er  aud^  nid&t  Don  brei  9^ 
fd^öfen  bie  SBeil^e  erhielt,  fo  mürbe  et  nur  w« 
Sßenigen,  aud^  nid^t  Don  ben  SDbenbIdnbem,  ott 
red^tmö^iger  SBifd^of  anerfannt,  obgleid^  Iej)teit 


»8 


iUlcatc  —  3RcUto. 


1284 


Ine  @9nobe  ju  Snpuo  6efd^Io|  nun,  bie  @nt> 
lettmng  be§  Streitet  jiDifd^en  t$flQk)iQn  unb  @t)a» 
iuS  bem  93tf(J^ofe  Don  ^(e^anbnen  mit  feinen 
n^ganen  ju  überloffen,  meil  biefe  nod^  feine 
oitei  genommen  l^ötten  (Ambros.  £p.  56,  2) ; 
lein  t$tot>iaii  tl^t  ©d^ritte  bei  bem  j^aifer,  um 
efcr  UnterfuiJ^ung  ^u  entgelten.  Sbenfo  mugte 
ben  bereitd  auSgefprod^enen  SSefel^I  be§  jf aif erg, 
(gen  bieftr  Sad^e  )^önlid^  in  SRom  ju  tx]ä)tU 
n,  tDieber  rüdgöngig  ju  mad^en.  3a  Sl^eoboftuS 
mahnte  |e^  f ogor  bie  ^benblönber,  SIak)ian  al3 
iljftma^igen  S3ifd^of  an}uerfennen.  93alb  barauf 
neb  SmtgriuS,  unb  eS  gelang  ie^t  glaDian,  bie 
ki^l  eines  neuen  93ifd^of§  ju  l^inteitreiben  (So- 
nt  5y  15);  ben  DdUigen  t^rieben  ben)irfte  aber 
f  (E^fojtomuS  nad^  feiner  Srl^ebung  auf  ben 
Mfi  Don  €onf)antinopeI.  3uerft  gewann  S^r^* 
fßoimid  feinen  Sonfecrator,  Sl^eop^uS  Don 
ücsonbrien,  ba|  er  Don  feiner  Oppofition  gegen 
loDian  abponb,  unb  fd^idte  bann  im  93ereine  mit 
fhiDian  eine  2)et)utation  nad^  Stom,  um  ba§  gfrie* 
rnltoert  aud^  ^ier  ju  betreiben.  3n  ber  Sl^at 
0^  ie^  ber  $a))f}  @inciug  im  3. 398  ^oDian 
I  feine  ftird^engemeinfd^aft  auf.  Unerad^tet  aber 
fkikrian  j[e|t  allgemein  anerfannt  mar,  blieb  bod^ 
oä^  in  9ntiod^ien  felbft  ein  Heiner  S^eil  ber  Su» 
st^ioner  in  l^ortnöctiger  ^bfonberung.  92ad^  ^a» 
um  folgte  ^orpl^qr,  ber  toieber  mit  ben  Slbenb« 
falbern,  aber  nid^t  megen  ber  meletianifd^en  ^aä)t, 
nbcm  loegen  Sl^rQfoftomuS,  in  Streit  geriet^, 
tnb  auf  il^n  um^d  Sal^r  412  93ifd^of  Sllesdnber, 
«i  bem  @4i3ina  nun  in  ben  Salären  413—415 
iiDdaigesenbemad^te.  S^eoboret  (5, 35)  er}ö]^It 
»ic(  alfo :  «^le^anber  jeic^nete  fid^  au§  burd^  ^§« 
cfe  unb  SBeiSl^eit,  burd^  ftrengeS  Seben,  93ereb> 
omfeit  unb  taufenb  anbere  Sigenfd^aften.  SDie 
bflotl^ianer  Derbonb  er  burd^  bie  Jhoft  feiner 
Rd)e  nnb  Srmal^nung  mieber  mit  bem  übrigen 
^di^ier  ber  Stiz^  unb  Deranftaltete  ba^u  ein  be» 
'oabereS  fjefl  SKit  feinen  eigenen  ^rieftem  unb 
im  ipg  er  nömlid^  an  ben  Ort,  mo  ftd^  bie 
Eifiat(ianer  Derfammelt  l^atten.  2)iefe  fangen  ge> 
nbc^folmen;  er  aber  na^m  fte  möl^renb  beffen 
nfr  lie|  bur(|  bie  Seinigen  bie  nämlid^en  Se> 
fbge  onfKmmen  unb  50g  nun  mit  ben  Suftntl^ia« 
ttm  nnb  ben  ©einigen  Dereint  in  f eierlid^er  $ro« 
ctjlion  in  bie  groge  ^auptürd^e  ^urüd.  3uben  unb 
Woaer,  bie  bie^  \ä^,  feufjten  barüber."  ®a§ 
iidctianifd^  @(^i§ma  ober  mar  ie^t  glüdflid^  be» 
^  nadiibem  e§,  Don  (Suftatl^iuS^  SSertreibung  an, 
Kj^re  (880—41 5)  gebauert  ^atte.  [D.  C)efele.] 

VMUe,  f.  ÜRalta. 

<jlkfif#,  gried^ifd^er  j^ird^enfc^riftfteller  bed 
^  Sol^^nnbertS,  mar  93ifd^of  Don  @arbe§  in 
!|Men,  loirb  um  195  Don  ^ol^frate^  Don  (Spl^e« 
« (bei  Eos.  Hisi  £ccL  5,  24)  ben  bereite  ent» 
tinfenen  großen  Siebtem  (|ie7dtXa  (TTot/eia)  ^fien§ 
igtißifit  unb  ftonb  laut  SertuOian  (bei  Hier.  De 
r.  ilL  c  24)  gu  Anfang  beS  3.  ^Q^r^unbertS  bei 
^Sielen  im  Stufe  unb  ^nfel^en  eine§  ^ropl^eten. 


9?ä^creS  über  feinen  2ebcn€Iauf  ifl  nid^t  befannt. 
®ie  S^ugniffe  be§  aitert^um§  über  il^n  fmb  ju» 
fammengeftcÜt  bei  J.  C.  Th.  de  Otto ,  Corpus 
apologetarum  christianorum  saeculi  secundi 
IX,  Jenae  1872, 374  sqq.  fflleüto  l^at  eine  reid^e 
unb  Dielfeitige  literanf d^e  S^ötigfeit  entfaltet.  Sin 
SSerjetd^ni^  feiner  ©d^riften  gibt  ßufebiuS  (H.  E. 
4, 26)  unb  im  ^nfd^(u|  an  i^n  ^ieronpmuS  (1.  c). 
9lur  geringfügige  93rud^ftüde  l^aben  fi(|  auf  unfere 
^age  gerettet.  ^u§  ber  ^ologie,  meldte  ^elito 
um  170  an  Äaifcr  SDlarc  3lurel  rid^tete,  l^at  6ufe« 
biu§  (1.  c.)  eine  längere  ©teile  aufbemal^rt.  (Jinige 
anbere  gried^ifd^e  Fragmente  bei  de  Otto  1.  c. 
413 — 418.  6in  ncueS  gried&ifd^c§  gfragment  über 
bie  S^aufe  bei  Pitra,  Analecta  sacra  U,  Paris. 
1884,  3—5.  3m  3.  1855  »urbe  burd^  9B.  gu- 
reton  (Spicilegium  S3rriacum :  containing  Be- 
mains  of  Bardesan,  Meliton,  Ambrose  and 
Mara  Bar  Serapion.  Now  first  edited  with 
an  English  translation  and  notes,  London 
1855)  eine  ft)rifd^e  ^Ipologie  l^erauSgegcben,  meldte 
bie  ^uffd^rift  trögt:  „SRebe  beS  ^^ilofop^en  aJle« 
lito,  melier  Dor  ffaifer  2lntoninu8  erfd^ten,  ju 
il^m  rebete,  um  i^n  jur  grfenntni^  ®otte§  ju 
fül^ren,  unb  ben  äBeg  ber  SQBabrl^eit  il^m  jeigte". 
S)en  3n^a(t  bilbet  eine  SBBiberlegung  beS  ^ol9» 
t]^ei§mu§  unb  be§  @ö^enbienfte3.  3)iefe  ^ologie 
ift  Don  ber  burd^  SufebiuS  bejeugten  Slpologie 
5Re(ito^8  nad^  Snl^alt  unb  tJorm  Derfd^ieben;  fte 
fann  aud^  ntd^t  (unter  ^inmeiS  auf  bie  @d^Iu|» 
morte  ber  Sluffd^rift)  mit  ber  Don  6ufebiu§  er» 
möl^nten  ©d^rift  Welito'S  Ilepl  dXYjdetac  ibenti» 
ficirt  werben ;  überl^aupt  fprid^t  für  bie  SSerfaffer« 
fd^aftaWelito'Snurbie^luffc^riftunbbieUnterfd&rift. 
®od^  mag  ber  SSerfaffer  immerl^in  ber  3«^  ber 
Apologeten  angel^ören.  Ser  fQrifd^e  AuSbrud  ift 
gemanbt  unb  ^ie|enb  unb  mei§t  burd^au§  feine 
5(näeid&en  einer  Ueberfejung  auf.  (SSgl.  %i).  9MI« 
befe,  Uebcr  bie  ^ologie  unter  WelitonS  Flamen  in 
Sureton§  Spicilegium  Syriacum,  in  ben  Sal^rbb. 
für  protcft.  Sl^eoL,  Sa^rg.  1887,  345—346.) 
^lu^er  biefer  Apologie  Deröffentlid^teßureton  gteidfe» 
jeitig  nod^  Dier  f^rifd^e  Fragmente  unter  2ReIito'8 
5Ramen:  ,,2lu§  ber  ©d^rift  über  ©eele  unb  Seib", 
„Au§  ber  ©d^rift  über  baS  ftreuj" ,  „Ueber  ben 
©tauben''  unb  „SSon  aJlelito"  (über  ba§  Seiben 
be§  §crm).  6ben  biefe  tJragmentc  treten,  mre 
jucrft  3.  9)1.  Sotteritt  (Modem  Criticism  and 
Clement's  Epistles  to  Virgins . . .  with  Appen- 
dix containing  newly  found  versions  of  Frag- 
ments attributed  to  Melito,  Edinburgh  1884, 
107—114)  bcmerft  l^at,  anbermeitig  unter  bem 
5Ramen  bc§  Sifd^ofS  ^lejanber  Don  ^lejanbrien 
(geft.  328)  auf.  (Sgl.  ®.  ffrüger,  2ReIito  Don 
©arbeS  ober  ^le^anbcr  Don  ^Icjanbrien?  in  ber 
Seitfd^rift  für  miffenfd^aftl.  X^eol.,  Sa^rg.  1888, 
434_448.)  mt  Don  ßureton  unter  2ReIito'8 
9Jamen  mitgctl^eilten  Btixdt  (mit  5lu§naf|me  be§ 
Dierten  gfragmcntcS)  finben  fid^,  Don  6.  Sftenon 
bearbeitet,  fprifdft  unb  lateinifd^  aud^  in  $itra'§ 
Spicilegium  Solesmense  II,  Par.  1855.  D.  Otto 


1235 


aRelf. 


1236 


gibt  glcid^fans  fömmtlid^c  ©tüdc  f^rifd^  (l.  c.  497 
ad  512)  unb  latcinifd^  (419—432).  6inc  bcutfd^c 
Ucberjc^ung  bcr  ^Ipologic  (mä^  htm  ©^rifd^en) 
t)on  SB.  SBcItc  in  bcr  Sl^col  Duortalf d^rift,  3a^rg. 
1862,  384 — 410;  eine  Ueberfe^ung  no(^  ber  Ia> 
tcinifd^en  Ueberfcjung  ö.  Dtto'§  t)on  SS.  ®rönc 
in  ber  93ibl.  bcr  Äird^cnöäter,  Äcmptcn  1873.  — 
ßarbind  ^itra  öeröjfcntlid^tc  eine  umtangrcid^e 
latcinifd^c  Clavis  Scripturae  unter  3MeUto'§  9Zq» 
nten,  juerft  in  längerer  3:estgeftalt  mit  fpätercn 
Suföfeen  unb  ©d^olicn  (Spicü.  Solesm.  II.  in, 
pars  1)  unb  fobann  in  fürjerer  unb  urfprüng« 
fidlerer  t^orm  naä)  einem  cod.  Glaromontanus 
eaec.  X  (Anal,  sacra  II).  3n  biefem  SOtanu» 
fcripte  ift  ba§  SBerf  öon  fpätcrer  ^anb  über« 
fc^rieben:  Miletus  Asianus  episcopus  hunc 
librum  edidit.  2)a§ielbe  ift  aber  nid^t  tttüa  eine 
Ueberfe^ung  bejU).  Ueberarbeitung  unb  ©rttjeite« 
rung  ber  öon  6ufebiu§  al§  ©d^rift  IRcIito'S  an« 
geführten  KXefc,  fonbem  ein  öermutl^üd^  erft  im 
faroUngifd^en  3citalter  auS  ben  SBerfen  lateini» 
fd^er  JHrd^endöter,  namentlid^  aud^  be§  ^l  ^ugu» 
ftinu§,  ^ufammengeftellteS  ®Iof[ar  5U  biblifi^en 
9lu§brüd(en,  meldten  eine  m^ftifd^e  SSebeutung  eig« 
neu  foH.  lieber  bie  ^bl^öngigfeit  be§  SQBerfeS  öon 
9luguftinu§  {.  Bulletin  critique  1885,  n.  3,  p.  47 
k  52  (D.  SRottmanner)  unb  n.  10,  p.  196—197 
(S.  S)u(^e§ne).  Sin  armenifd^eS  Fragment  (öier 
Seilen)  „^u§  bem  «riefe  aHelito'S  an  gutropiuS" 
bei  Pitra,  Anal,  sacra  IV,  16.  292.  SSon  bem 
l^in  unb  lieber  unter  SReUto'S  5ßamen  erfd^einen» 
ben  Sud^e  De  transitu  beatae  Mariae  virginis 
toar  fd^on  1, 1074  bie  SRebe.    [Sarbenl^eteer.] 

SSetft  (WöIf),  berül^mteS  »enebicHnerftift  an 
ber  ©onau  in  5lieberöfterreid^,  entftanb  fd^on  im 
10.  Sal^rl^unbert.  3113  ber  SBabenberger  fieopoß) 
ber  erlaubte  im  3. 984  bie  93urg  aRcH  (3HebiIif) 
ben  Wägbaren  entriffen  l^atte,  f d^lug  er  l^ier  feinen 
eigenen  bleibenben  ©i^  auf  unb  errid^tete  ein  ©tif t 
für  Kanonifer  an^  bem  SBeltprieflerftanbe.  Unter 
ber  Regierung  feines  ©o^ne§  ^einrid^  I.  trug  eS 
ftd^  ^Vi,  bag  ber  irlänbifd^e  ftönigSfol^n  Soloman^ 
auf  einer  ^ilgerreife  nod^  Serufalem  begriffen,  ju 
©todferau  auf  ben  argwolftn  l^in,  ba|  er  ein  öer» 
!at)pter  ftunbfd^after  ber  SSöl^men,  SKö^rcn  ober 
5lßog9aren  f ei,  am  17.3ulil012  an  einem  Saum 
gel^enft  mürbe.  S)a  tnbe^  an  bem  Seid^nam  Solo« 
man§  jmei  Saläre  l^inbur^  allerlei  munberbare  6r» 
fd^einungenfid^  geigten,  fo  fal^  man  ba§  begangene 
Unred^t  ein,  uerel^rte  ßoloman  al§  l^eiligen  5War» 
t^rer,  unb  3Karfgraf  |)einrid^  liefe  am  13.  Dctober 
1014  Koloman§  nod^  unöermeSte  Seid^e  in  feier» 
lid^em  3uge  in  ba§  ©tift  9WeIf  bringen  unb  ^ier 
beife^en.  @inige  Saläre  l^emad^  mürbe  aud^  bie 
fieid^e  ® ottl^almS,  eines  treuen  2)iener§  be§  f)l  Solo« 
man,  ber  feinen  öerfd^munbenen  §erm  überatt  auf» 
gefud^t  unb  jule^t  bie  ßunbe  öon  feinem  Sobe  er- 
halten l^atte,  öon  bem  S)orfe  9Mauer  (mo  @ott« 
I)alm  ftarb)  nad^  bem  unmeit  gelegenen  ©tifte 
aWeff  gebrad^t.  aRarfgraf  «balberi  (geft.  1056) 
fd^enftc  bal^in  eine  anfel^nlid^c  ffreujpartifel;  2Rarf« 


graf  Smft  bereid^erte  e§  mit  ber  San}e  beS  1^1  Sbm« 
ritiuS  unb  einem  3lrinfbed^er  beS  (L  UMd^  Don 
3lug§burg,  unb  trug  überbiefe  bem  ©tifte  bie  ^en> 
fd^aft  Sßeifenborf  auf.  ©o  öermel^rte  fid^  baSts* 
feilen  beS  ©iifteS,  baS  bem  1^1.  $etruS  unb  $auls3 
gemeint  mar  (^u  bereu  92amen  man  borni  aud)  bie 
be§  l^eiligen  ^reujeS  unb  be§  f)t  Solomon  f^), 
immer  mel^r;  mar  e§  ja  aud^  fojufagen  bie^offn^ 
ber  3U  SRelf  refibirenben  93abenberger,  todd^  1^ 
bis  auf  fieopolb  ben  ^eiligen  (f.  b.  Srt)  il^re  9io3^ 
ftätte  l^atten,  meSl^alb  nod^  j[e|t  baS  9nben!en  an  Ue 
l^ier  rul^enben  S3abenberger  aSjäl^rUd^  am  12.0c> 
tober  mit  einem  ^rauergotteSbienft  unb  mit  eiser 
©penbe  an  100  3lrme  öon  bem  ©tifte  feierlid^  be- 
gangen mirb.  Sine  gro|e  SSeränberung  gefd^^  mit 
bem  ©tifte  im  3. 1089  am  läge  be§  l^L  Senebict; 
ftatt  ber  frül^eren  Sianonifer  sogen  smölf  Senebic* 
tiner  an^  bem  Jl'Iofter  Samba^  mit  il^rem  Vtk 
©igibolb  in  bie  ©tiftslird^e  ein,  um  baöon  fnr 
immer  S3eft(  )u  nel^men,  mie  e§  9Rar!graf  Seo> 
polb  in.  im  ßinöerftänbnife  mit  99if d^of  SKtmana 
öon  $af[au  beftimmt  l^atte.  Seopolb  IIL  toar  ber 
le^te  93abenberger,  ber  ju  SRelf  feine  äiul^ejiätle 
fanb,  inbem  fein  ©ol^n  Seopolb  (TV.)  ber  ^^ 
ftd^  eine  neue  ätefibenj  auf  bem  Jtal^Ienberg,  mi' 
meit  SQßien,  erbaute.  Mein  barüber  öergafe  ha^ 
lige  fein  tl^eureS  9ReIf  ntd^t;  l^ier  liefe  er  ftd|  1104 
mit  bem  9litterfd^meri  jum  Jheug^uge  umgädeB 
unb  1106  trauen,  l^ier  betete  er  oft  im  61^ 
mit  ben  ÜRönd^en;  biefeS  ©tifteS  einlitnftepi 
öermel^ren  mar  feine  gfreube ;  oud^  baute  er  Üe 
©tiftSfird^e  öom  ©runbe  neu  auf  unb  ermirlte  für 
baS  ©tift  bei  bem  ^ßa))fte  bie  Ss^mtion  öon  bcr 
bifd^flid^en  SuriSbiction,  mo^u  ber  IBifd^f  tU« 
rid^  l.  öon  $affau  gerne  bie  ^anb  bot  Unter  ben 
abte  grd^enfrib  (1121—1163)  üetfafeteeinSRei- 
!er  Senebictiner  bie  fog.  altefte  ober  alte  Strömt 
öon  mtü,  unb  erd^enfrib  f elbfl  i{t  l^öd^ft  wü^ 
fd^einlid^  ber  Serfajfer  ber  Acta  s.  Colomanni 
Mart.  abt  ftonrab  L  öon  SBijaenberg  (1177  W 
1203)  fd^rieb  bie  unter  feinem  Flamen  befinnte 
Sl^ronü  ober  liefe  fie  bod^  unter  feiner  Snleitnng 
öon  einem  ^Reifer  ©tiftSl^erm  ^ufammentiogai 
(Breve  chronicon  Austriae  Mellicense  ^ 
Brevis  historia  principum  Austriae);  unter 
il^m  gab  e§  ju  SRelf  anä^  fd^on  eine  IHoflcrfi^ 
S)er  liebreid;e  «bt  feabmar  (1212—1217)  iw 
befferte  bie  Älofter-Snfirmerie.  Unter  bem  Sfe 
SBaltl^er  (1224— 1247),  ber  in  feinem  Siegel« 
einer  Urfunbe  öom  Saläre  1232  unb  in  einem  Ä" 
mölbe  in  einer  gleid^jettigen  §anbfdjrift  ber  6tif* 
bibliotl^ef  infulirt  erfd^eint ,  mürbe  mitten  unter 
Kriegen  bie  SSibliotl^ef  öermel^rt.  ißal>P  Äcp* 
ber  IV.  \pxa^  1255  baS  ftlofter  öon  ber  aSerKab- 
lid^feit  frei,  geiftlid^e  ^:ßerfonen,  »eld^,  imt  (&► 
pfel^lungSfd^reiben  beS  $a))fteS  ober  p^ß^ 
Segaten  öerfe^en,  il^ren  UnterJ^aß  fud&ten,  anj|i" 
nehmen  unb  mit  ©tiftspfrünben  gu  öerforpn, 
aufeer  menn  ein  pci})ftlid^e§  ©d^reiben  einen  ew- 
geinen gkiU  auSbrüdtlid^  für  eine  Sudnol^me  MU 
biefer  $roöi{tonSbefreiung  erfloren  mürbe.  $(4l 


iTIIL  tdfyXiit  1295  bem  Stifte  bie  gni- 
d^ienb  «im3  fifiei  ba§  Ganb  Der^ängten 
des  btt  Mrf^Ioilentn  i^tr^t^üren,  o^ne 
!  unb  lontnt  @tfaRg  unb  mit  ^u^jc^liegung 
wnnttn  obet  3ntetbtcirlen  @otte3bitnft  ju 
Sdi  14.  fflufluft  1297  teitoanbelte  eine 
mmflbaafflDfter  fammtffitt^e  unb  »iblio- 
rintn  »f^^flufcn.  91bl  Ulric^  H.  (1306 
24)  rettete  bun^  jetne  Sreue  ben  ©erjog 
i  bm  ©cdönen;  über  infolge  feiner  an- 
tgcn  für  tltnebric^  fnm  baS  Stift  na^e 
ins  Srniut  oufgelfi^t  ju  luerben.  3n  biefei 
i^itlt  baS  @tift  bie  ^ilfeleiftenbe  9}enniK- 
fi  btn  Aie^em  gemogenen  Sifi^ofg  Sern- 
m  5ßa|fau  (geft.  1314),  wofür  bie  banN 
VtUtt  ibm  voä)  iegt  cQiä^rU^  eine  3a^itS> 
Um.  3n  flaufbriejen  loiib  ber  genannte 
ci^  IL  üaä)  ]ä)on  a\S  Süift  betitelt;  in 
fle  toat  ber  fflbl  Don  iDteH  aI8  SßrintaS 
»crdfterteic^i|t^en  ©tnnbe  unb  al8  ^lÖfeS 
lotenponbeS  anerlannt.  Um  1S62  ji^rieb 
Xei  SttflS^n  eine  Historia  fimdationiB 
n  Mellioensiß ;  ein  anberer  anonymer  ajtri- 
1^  einen  !Beri^t  Don  ber  ffreui)}arti(el  gu 
nb  bti  «Dtelftr  @Hfte^en  Semt)arb  ärud^- 
A  bit  @rf(^id^tt  b(§  fei.  @ott^aIm.  Unter 
idiri^  lU.  (1371—1378)  befanb  ft^  baS 
in  fo  timirigen  Umftanben,  ba|  ^er^og 
;  HL  tfl  ju  feiner  ^tbminiftration  gog.  — 
cutenber  ^tnbepuntt  jum  33effeni  tröt  mit 
itbiumgen  ber  jfonftanjer  Sijnobe  gur  Sit- 
fftlöfierein.  9Jbt  ÜlicolouS  ©erringet  öon 
(1418—1425),  SReforaiQlor  auä)  anbcrer 
litf^r  flI5ftcr,  ^^ite  bie  %efonn  gu  Tita 
m  befonbtte  3i"be  biefrä  ©tifts  toar  ba- 
llet bem  abie  felbft,  Speler  Don  Sofen^eim, 
KT,  btt  fammt  bem  Slbte  9iicDlaul  unb 
anbertn  3>eutji^en  im  Senebictinetflofter 
V  in  Italien  ben  äi^ten  Senebiciinergeift 
t  fyittt  unb  nun  baS  @tift3))etl  qC3  ^Scet 
irift^tlter  tKi^errli^te,  foluie  mehrere  bay* 
Flif^,  Segemfcc.  99tncbtctbeuem  unb 
[tqi^,  inglcid)«!  @t.  $eter  in  @aljburg 
it.  Unitt  anberen  SBerttn  beifa|tt  ei  ein 
üJe  rosenin  sacrae  scripturae  b.  f).  uer- 1 
Sn^alteanjeigen  überlebet  ^a^M  ber  gan*  j 
«en  Si^rift;  er  ftarb  1440.  3ler  beutf^^e 
Sun^ntb  $euger  toar  gleichfalls  eine  I 
WS  Stift».  3n  ben  3abren  1422—1424 
i  git  SKell  bei  BortreffÜ^t  i)!icotau§  oon 
bü^l  auf,  ber  ebenjo  fromme  ate  gelebrte 
er  UniDerfität  unb  &inonicu@  Don  ©t.  ©te- 
1  Sßien,  Slbgeorbncter  be^  ^erjogS  Ütl- 
.  beim  ßoncil  ju  fionftniij  unb  Seförberer 
Icmformation;  er  unterrii^tele  bie  jungen 
cn  in  ben  pt)iIofDp^if(^en  unb  IlieDlDgif(^en 
(aftnt,  firebigtt  oft  unb  mirfte  bur^  fein 
tDic  bur^  feine  ©i^riften  auf  bie  @tift§' 
\^  (dl[am  ein.  Utaäj  bem  Sobe  btS 
üälouS,  unter  ii>e%m  IDlelf  ein  93ertini- 
odt  bct  @tle!^rt(n  Oefterrei^S  unb  ber 


1238 

I  ßenltalyunft  ber  Senebictinenefnrm  burd^  Defter- 
mdj.  ibmjem  unb  ©(^maben  geraorben  B3ar,  fejte 
Sa  eifiuic  9tbt  Ceon^arb  Don  Straubing  (1426 
[li-;  U:;:.!),  ju  Straubing  in  Sägern  geboren,  baS 
UictoniumwiSniert  fort  unb  |6Qtte  bit  greube,  bal 
nud)  uiilei  i^m  mefirere  feiner  ©tiftSöerren  jur 
Stcformnlion  unb  SJor^anbfc^aft  anberer  fflöfter 
crtomi  iimrben.  Unter  bem  Ible  g^ri^on  giben- 
ftciner  (1433—1451)  unb  beffen  5RQci)|olgem  bi§ 
gegen  ba§  Gnbe  beS  15.  So^r^unbettS  leuiitettn 
iii-s  Släcctcu,  ©c^riftfteDer  unb  fllofteneformo- 
töten  bie  aJMftr  ©lifts^ietien  Sodann  ton©i>eier 
{ficit.  1405),  flonrab  Bon iSeifenfelb  (geft.  1460), 
ytiriflopt)  2iti  Don  3§n9  (geft.  um  1472),  mtU 
djior  Don  Sttinbetm,  na^^er  3Ibt  Don  Saiblingen 
(geft.  1474),  SBolfgang  Don  ©ttier  (geft.  1491) 
u.  ^)i.  Üietüiibere  §en)oifiebung  Derbimen  üßattin 
uoii  Seugiiig  (geft.  nat^  1483),  ber  unter  3lnbttm, 
niif  ber  'iiaSltt  ©pnobe  alä  Stotar  önroefenb,  bie 
Tuitiunes  pro  regula  &.  Benedict!  Serfafitc, 
lüDriu  er  öcu  SJorfcblng  mehrerer  ißafler  ißäter  be- 
[iiiunftc,  bie  ©enebidinerreform  bIo&  auf  bie  9}t- 
Dbaiil)tung  ber  brei  @elübbt  gu  bef^ränlen  unb 
alle-j  Uebiige  ber  SBiUtür  ber  Snofterpräloten  p 
übtrtaffen,  imb  Sodann  ©(I)(ittbo(!&er  auä  S^on« 
gau  (geft.  1482),  Sierfoffer  go^l^'t^ft  ©d&riften, 
üon  bcnen  ein  bebeutenber  Sbeil  fi4  ouf  bie  €r- 
lüulenmg  ber  Sfiegcl  beS  ^1.  ©entbiet  unb  auf  bie 
OrbeiiSrcfotm  btäie^t. 

IJie  fog.  Sfifformation  bea  16.  Sa^r^unbertfl 
brnd;te  auc^  baS  Stift  gu  SDtelf  an  ben  !Ranb  bcS 
iicrbcrbciiä.  gingang  funb  boS  neue  goangelium 
.^iierj!  bei  bun  StiflSuniert^anen,  o6glei(^  9lbl  ©i« 
gisimmb  inltr  (1504—1529)  bit  Inna^me  ber 
iutl)eri)dieii  ftt^ati  unter  Strafe  ber  Kjcommuni- 
foiiiMi  imterfagtt;  bagegen  fltlong  eä  bitfem,  feine 
3ttit^l)n-ri;n  im  lat^olifc^  ®Iouben  fotoo^t  toie 
lind)  in  treuer  iSeobad|tung  ber  fflofterbiScifilin  gu 
frtfnllen.  'HUx  untti  feinen  Sta^folgtm  $lacibu3 
£[^aifer  (1 546—1549)  unb  Sodann  Don  ©c^Bn« 
bürg  (1549 — 1552)  famen  bereits  andfi  bti  ben 
iDcnigen  ßopttutoren  Utbertritte  unfittlit^er  ©üb- 
jede  5um  ßut^ert^iume  Dor;  baju  gefenten  fi^  unter 
beii  Siebten  ÜJlic^ael  ©rien  (1555—1564)  unb 
Uvbuii  I,  ^tcmtag  (1564—1587)  3Ki|5eaigfeiten 
mii  bcu  Siirgem  beS  lliarfttS  ÜKel!.  @ro&t§off- 
luinticn  fehlen  fonjobl  btr  btffete  S^eil  btr  Stifts- 
lierieu  a\i-  anä)  bit  Hat^olilen  auf  ben  abt  ÄoSpat 
.^lofnimni  (1587—1623),  ber  gu  Ofi^ifnfurt  in 
i>vim[eii  geboren  unb  ein  Steunb  beS  6arbinaI8 
ftkälnrnv  (f.b.ait.);  man  täufc^tt  fi^  ni^t,  btnn 
■■Jlbt  ijüfinumn  gab  bem  ©tifie  eine  belfere  ©iS- 
ciylin,  unier  i^m  blühten  bie  fllofterftubien  miebtt 
Hilf,  er  fudite,  wieroobl  DergebenS,  eine  Eongre- 
Hdtion  ber  bflerreif^ift^en  Stnebictinediefttr  gu 
bciüirfen,  betrieb  mit  giftr  unb  6rfolg  bit  ^er- 
flcUung  ber  lat6ofiic&en  Meligion  bei  btn  ©ttftS- 
uiitertljnncn,  biente  breiffaifem  ununlttbtoi^n  qIS 
ytiilli  unb  fiiopetrat^Siiräfibent  unb  ertoarb  pc^  um 
Ccftcrrcii^  grofee  SBtrbitn^e.  ©ein  Slatftfolfltr, 
'Jlbl  3!eiuer  oon  SJanbau  (1623—1637),  üuä 


1239 


SKcIIo  —  Memoria. 


1240 


^oberborn  gebürtig,  toanbcitc  in  ^of monnS  ^pn* 
rcn  unb  rief  bie  öfterrcid^ifd^e  93encbtctiner«Kon« 
gregation  in'8  ßcben;  ber  ürd^Iid^en  äBiffenfd^aft 
|oIb,  jd^idte  er  melftwtc  feiner  ©tiftSgeiftüd^en  nad^ 
Stent  in  ba§  beutfd^e  SoUegtum  unb  an  bie  Uni' 
Derfität  ©al^burg.  Unter  bem  ^bte  SSoIenttn  6m» 
bainer  (1637 — 1675),  einem  5lßann  öon  gro|cm 
®eift,  red^tfd^affenem  äBanbel  unb  auSgejeid^ncter 
©elel^rfamfcit,  jeid^nete  ftd^  unter  bcn  geleierten 
9KeIfer  ©tiftS^enen  ßubwig  ßngel,  geb.  ^u  äBa« 
gram,  $rofe^  gu  TOe«  1654,  fpätcr  $rofeffor 
juris  canonici,  9tegen§  be§  erjbif d^öflid^en  Semi« 
nar§  unb  ^rofanjler  ber  UniDerfttät  5U  Salzburg 
(geft.  1674),  befonber§  burd^  feine  oft  aufgelegten 
Sßerfe  an^  (Collegium  universi  juris  canonici 
unb  Manuale  parochorum) ;  folDie  bann  unter 
bem  patriotif  d^en  unb  trepd^en  2lbt  ®  rcgor  aOlüHer 
(1679  —  1700)  bie  gttjci  ©ttftSl^erren  «nfelm 
©d^ramb  (geft.  1720),  SSerfaffer  be§  Chronicon 
MeUicense,  unb  ^^iübert  §ueber  (geft.  1725), 
Herausgeber  ber  Austria  ex  Archivis  Mellic. 
ülustrata  unb  anberer  SDBerfe.  —  2Kit  bem  ^btc 
»crtl^olb  ».©ietmo^r  (1700—1739)  begann  ein 
goIbcneS3eitaIter  in  ber  ©efd^id^te  beS  uralten  ©tif» 
te§.  SDBie  Weif  etnft  alS  txn  ©eminar  öon  bebten  für 
öielc  fflöfter  glänzte,  fo  tturbe  e§  unter  ©ietma^r 
ein  ©eminar  öon  ©clcl^rien  unb  eine  9lfabemte 
ber  öfteneid&ifd^en  ©efd^id^te.  9ln  ber  ©pije  ber 
bamaligen  2)Zelfer  ©elel^rten  ftanben  bie  ©ebrüber 
SSeml^arb  unb  ^ieron^muS  ^ej  (f.  b.  art.).  Se» 
fonbere  ßrioä^ung  öerbient  aud^  2Rartin  ffropf 
(geft.  1779),  ber  SSerfaffer  ber  BibUotheca  Melli- 
censis,  Vind.  1747.  —  Mmälig  rüdftc  inbe^ 
„bem  golbenen  S^Walter"  baS  eifemc  eincS  l^il« 
lofen  ^uf  fIärung§be§pDti§muS  nad^,  unb  nal^e  ftanb 
c§,  ba^  felbft  bie  gel^eiligte  ©ruft  ber  Sabcnbcrger 
fammt  i^ren  SQääd^tem  ber  }ofe^)]einifdeen  Defor- 
mation jum  Opfer  gefallen  ttöre.  3m  gegenwär- 
tigen Söl^rl^unbert  fam  bann  infolge  ber  fron« 
jöfifd^en  ffriege  öiel  ©d^toercS  über  ba§  ©tift; 
Mapoleon  I.  bagegen  fc^rte  öfter  ju  3KeIf  ein  unb 
jeigte  fid^  bem  Stifte  immer  fel^r  gnäbig,  benn  bie 
SSenebictiner,  fagte  er,  l^aben  fid&  um  bie  SBiffen- 
fd&aften  öerbient  gemad^t,  unb  meine  ©enerale 
:^aben  gro^entl^eite  bei  tl^nen  jiubirt.  2Ittctn  alle 
©türme  überftanb  baS  ©tift  unb  »irb,  eingeben! 
be§  ßobeS,  baS  il^m  etnft  $apft  ^iu8  VI.,  als  er 
bei  feiner  SReife  nad^  S33ien  im  ©tifte  übttnaä)tttt, 
be^ügltd^  ber  genauen  2)i§ci))Iin  unb  eifrigen  Pflege 
ber  äBiffenfd^aften  eril^eilte,  ber  l^etltgen  3tt>edfe 
feiner  ©tiftcr  nie  öergeffen  unb  als  öfteneid^ifd^eS 
5WationaI]^etIigt^um  mit  ffIofter»9?euburg  unb 
anberen  öier^unbertjäl^rigen  nod^  lebenbigen  S)enf« 
mälem  ber  öfteneid^ifd^en  ©efd^id^tc  nod^  lange 
blühen.  (95gl.  %  gf.  fteiblinger,  @efd^.  beS  Sene- 
bicttnerfÜftS  aJlel!  in  9Weberöfterreid^,  feine  Se- 
fi]^ungen  unb  Umgebungen,  2  93bc.,  SDäien  1851 
bis  1869;  ©eb.  Srunner,  SBenebictinerbud^, 
SBüi^b.  0.  3.,  261  ff.)  [©d^röbl.] 

^JTo  (NVjtt,  NJtt,  axpa)  wirb  im  %  %.  öon 
ber  SSuIgata  immer  als  ßigenname  gebrandet,  toäl^- 


renb  eS  urfprünglid^  ©attungSname  ift  unb  mn 
eine  Saftion  bebeutet.  3n  biefem  ©imte  ^l|t  bal 
SBori  SRid^t.  9,  6. 20  öon  einem  »efefligun^toerf 
in  ©id^em ;  bie^  mu|  f o  grofe  gewefen  fein,  ba| 
eS  einen  ©tabtt|eil  für  fid^  bilbete,  unb  ba|  We 
95ett)o]^ner  beSfelben  als  «s  itt-n-is,  familia  (urbiB) 
Melle,  ben  übrigen  ©id^emiten  gegenübergeßdtt 
werben  tonnten,  ©anj  äl^nlid^  war  eS  in  ben 
alten  ©ion  unb  fpötem  3erufalem ;  aud^  l^et  i^ 
f anb  fid^  eine  uralte  Saftion,  weld^e  S)aDü),  no^ 
bem  er  ben  ©ion  eroberi  l^atte,  ^um  3RitteI|mdt 
ber  „©aöibSftabt"  wöl^Ite  (2  ©am.  5,  9.  1  SpoL 
11,  5).  S)iefelbe  warb  öon  ©alomon  weiter  ooS* 
gebaut  (3  ftön.  9,  15.  24;  11,  27)  unb  bei  ei«, 
tretenbem  SSerfaH  öon  ©aed^iaS  wieber  erneuert 
(2  $ar.  32,  5) ;  ^ier  Warb  3oaS  on  einer  ©teB^ 
bereu  SSefd^reibung  4  ffön.  12,  20  unöerftönbfid^ 
bleibt,  erf (|lagen.  3laä^  ber  ©efangenfd^ft  rocA 
baS  wid^tige  SoUwerf  wieber  aufgebaut,  woib  dkt 
[pöter  ben  Israeliten  öer]^öngni|öoS^  benn  JM» 
ift  ol^ne  3ö3eifel  bie  axpa  (dxpöiroXic,  an),  ii 
weld^er  ftd^  bie  ©Qrer  f eftfe^ten  imb  ben  Tto^ 
bäem  24  Saläre  trogen  tonnten.  (©.  b.  Art  Sot« 
falem  VI,  1321.)  [Äaulen.] 

Memoria  im  f  epulcralen  ©inne  l^atte  miiüi 
Se^ug  auf  bie  ©rabfd^rift,  bie  }ur  {leten  Srinac- 
rimg  (memoriae  aetemae,  {i'Vi^fJiiQC  x^f^t  ^ 
Oderici  Diss.  44  sq.)  aufgefteHt  würbe.  3n  bk> 
fem  ©inne  l^aben  l^eibnifd^e  unb  d^rifUid^e  M" 
fteine  memoriam  posuit  ober  fecit  olS  ft^iundin 
mit  titulum  posuit,  fecit.  Sin  ungarifd^etZüd 
lautet:  aetemitatis  memoriam  posuit  (Coip. 
Inscr.  lat.  III,  n.  3354).  93alb  bebeutete  dba 
baS  Sßori,  wie  auc^  H-v^H-^t,  {iw^fieibv,  ni<l^  Ho^ 
bie  ©rabfd^rift,  fonbem  baS  ganje  ®rob,  mb 
5War  fowol^I  bei  Reiben  wie  bei  Sl^rifien.  Sk 
©ried^en  übemal^men  eS  in  biefer  SBebentmig  oK 
^Y)|jL6piov.  3n9lfrtta  tragen  d^riftlid^e©rabf4rifiei 
mit  iBorliebe  baS  memoria  am  Jtopfe,  unbpn 
in  bem  ©inne  öon  ©rab,  SRaufoleum.  3«  ßdi 
war  über  einen  ©rabeingang  gef abrieben:  Coeme- 
teria  memoriae  genüs  Lepidiorom  (BemoTi 
Becueil  des  inscr.  romaines  de  rAlgerM) 
n.  2031),  WO  coemeterimn  ouf  bie  einjelnts 
©räber,  memoria  auf  bie  gan^e  ©rabanlagege^ 
^ud^  baS  ©rabgeböube,  bie  cella  unb  boS  eulii- 
culum  werben  mit  cella  memoriae,  cubicolnm 
memoriae  bejeid^net  (de  Bossi,  Bulleti  186^ 
95).  ^uffaHenberaSeifewirbbabeinid^tboSiAeie 

Subiculum,  weld^eS  ad  confrequentandam  sm- 
moriam  quiescentium  biente,  fonbem  boS  untere 
Subiculum,  wo  ber  Sobte  rul^te,  öerftonben  (D^ 
de  Bossi,  Boma  sott,  m,  425.  474  s.).  9>f 
einer  l^eibnifd^en  Snfd^rift  öon  Ißorto  1^  el: 
Gubiculum  quod  est  supra  memoriam.  9to* 
mentlid^  nannten  bie  afrttanifd^en  Sl^rijien  bei 
SocuIuS,  wo  ber  fficrftorbene  brigefe^  iji,  mit  S8w» 
liebe  memoria  (ögl.  Mabillon,  Acta  SS.  0.  S. 
Ben.  saec.  III,  1,  80;  Aug.  Civit.  Bei  22, 8» 
11. 12),  unb  eS  tann  bal^er  nid^t  befremben,  bo| 
Slltarciborien  auf  il^rer  gront  bie  SBegeid^mms 


1241 


Memoriale  rituum  —  SMcnanber. 


1242 


memoria  tragen,  infofem  ia  ber  Sltor  mit  fei* 
nem  Zegurium  auf  boS  9Rartt|rergrQb  jurücfmetSt 
(Roma  sott.  III ,  487  s.  490  s.).  3n  biefetn 
€time  fprid^t  OptatuS  t)on  ÜRileDe  (Schisma 
Donat  2,  4)  t>tm  bett  memoriae  duoniin  Apo- 
stolonim  }u  9tom.  SRerliDÜrbig  ftnb  meistere  afri* 
fanifd^  3nf(i^ritten  (}u  OrIean§t)ine  t)on  406  unb 
in  SRfgroun),  toelci^e  Don  Stentorien  ber  ^pofiel" 
firßen  -^ßetruS  unb  $aulu8  in  ^frifa  fpre^en. 
Sq  nun  bie  fed^te  €Qnobe  ^u  Sortl^ogo  Dom 
6ctitem6er  401  im  17.  Eonon  (§efele,  6onc.« 
8cfd^.,  2.  «uft.  n,  84)  bie  Serftörung  aller  me- 
moriae martyram  befal^I,  in  loeld^er  nici^t  tovd' 
W^  SRart^eneliquien  aufbeiool^rt  toerben,  fo 
gUmbt  be  Slofft  (BuUett.  1877,  105),  ba^  l^ier 
brandea  (f.  b.  %rt.)  unb  öl^nlid^e  an  ben  ®rö(em 
ber  Spoflel  in  9tom  angerül^rte  Steliquien  Dor- 
^onben  nxnren.  [gft.  X.  ffrau§,  9t.'S.] 

Memoriale  ritunm,  in  officieüen  Sriaffen 
md^  paiTum  Rituale,  parvum  Caerimoniale 
jrnonnt,  ifl  ba§  iüngfle  ber  liturgifci^en  SBüd^er  be§ 
römifd^  9titu3.  fSfür  bie  fjfunctionen  an  3Ranä 
Bid^tmel,  am  Sifd^^ittmo^^  $aImfonntag  unb 
m  ben  brei  legten  Sagen  ber  ^attooä^t,  ^u  bereu 
BoOsug  bie  9lubri!en  beS  9nipe  bie  ^fftfteu}  be§ 
SiaconS  unb  €ubbtacon8  erf orbem,  fd^reibt  ba8> 
Itfbe  bie  rituelle  92orm  Dor,  nad^  n^eld^er  fie  Don 
einem  eingelnen  ^riefter  Dor^unel^men  fmb.  @§ 
Mtbe  1725  auf  !BeranIaf|ung  93enebict3  xm., 
nad^  toeld^  eS  aud^  in  ber  Siegel  benannt  n)irb, 
fk  Jbit  Heineren  ^farrfird^en"  ber  ©tobt  SRom 
l^cninSgegeben  unb  Don  $iu§  YII.  burd^  2)ecret 
ber  Stüencongregation  Dom  31.  3uli  1821  aO* 
gemein  für  jene  $farr!trd^en  Dorgef daneben,  in 
iDdd^  bie  Dom  SRiff ale  gef orberten  9niniftranten 
mtfk  in  ®ebote  {teilen.  S)en  neueren  r5mifd^en 
mib  SRe^Iiner  ausgaben  be§  SRömifd^en  Stituafö 
ip  boS  IRemoriale  al§  Snl^ong  beigefügt;  al§ 
fdbpdnbige  fßublication  ifl  e§  1862  in  9iegen§> 
borg  (in  8*)  unb  1885  in  loumai  (in  18^)  er» 
f^tenen :  für  ben  ©ebroud^  ber  ßird^enbiener  cm- 
lipc^tt  ftd^  bie  in  9iegen§burg  gleid^^eitig  mit  ber 
Ialefanf(^  9u^abe  erfd^ienene  beutfd^e  lieber» 
{clpmg.  [St.  @d^rob.] 

|b»f  (is  (c|^  au§  tibtt ,  bal^er  aud^  qs) ,  bie 
Mtomie  ^uptflabt  be§  alten  unterögt^ptif  d^en  unb 
M  $|oimnetid^  be§  gangen  ögtiptifd^en  Sfteid^eS, 
k  Wien  Zefioment  überl^aupt  al§  9ie{)rafentantin 
teginitenS  gebrandet, }.  !B.  Of.  9,  6. 

Peimr«,  f.  SogoS  vm,  107. 

IßauAWj  ein  Iiturgif^e§  9ud^  ber  gried^i- 
\Sfa  Stitd^t.  2)a§  SBort  l^öngt  et^mologifd^  3u« 
fammcn  mit  jw^^  SRonb,  jiiqv  5IRonat,  jAYjviaToc 
nonoffid^  (Mensis  a  Innae  motu  dictus,  dum 
ib  Bole  profecta  rursus  redit  ad  eum  luna, 
quod  graece  olim  dicta  pt^i^vr).  Yarro,  De  ling. 
lii).  SRon  Derftel^t  unter  SRenaion  al§  Uturgi» 
V^oa  9ud^  bie  SBed^feltl^eile,  nield^e  an  ben  un« 
hmedid^  Sfefien  be§  §erm,  ber  3ungfrau  9Korio 
imb  oer  f^Iigen  im  Officium  divinum  (nid^t 
Dtrffe)  eines  bepimmten  SagcS  gu  rccitiren  ober 


}u  fingen  fmb.  ®a§fcI6e  SBort  bient  ba^er  aud^ 
jur  SBejeid^nung  ber  in  einem  9)lonate  treffenben 
SBed^feltl^cile ,  g.  35.  jiTjvatov  toü  Seircefißpfoü, 
unb  ift  im  jßlural  gleid^bcbeutenb  mit  mensualia 
als  Sitel  für  aUe  Monate  gufammen.  S)a3  ganje 
aOBerl  ift  falenbarifd^  georbnet,  umja^t  12  Sl^eile, 
entjpred^enb  ben  12  9J{onaten.  unb  erfd^eint  ge« 
ttjö^nlicl  in  3—4  83änbe  gebunben.  ^n  jebem 
einzelnen  läge  toirb  juerft  toie  im  römifd^en  SSre« 
Dier  ba§  gfeft  be§  XageS  Dergeid^et,  biSmeUen 
am  erften  be§  SMonatS  aud^  baS  Tüirtx6v  (tuitoc, 
Umri^^  ordo  divini  officii,  directorium) ;  ba« 
nad^  folgen  für  jeben  einjelnen  lag  auf  4 — 6 
Ouartblöttem  bie  Derfd^iebenen  ®ebet§'  unb  ®e« 

fangS-Iejte  ((JTiyrjpa,  565a,  mdr^,  xavwv,  xov- 
Tccxtov,  oTxoc,  eipfxöc,  OeoTOXtov,  xa^urfia)  unb 

bie  Sectionen  (ouvaSapta).  9Hebere  fjfefte  toerben 
toie  in  ber  römifd^en  Siturgie  ttjcnigftcns  com« 
memorirt,  j.  S3.  4.  JloDember  iavi^jit)  . . .  tü>v 

tepo)iapTUpcDV  Ntxav$pou  iiruxözou  Mupcov  xal 

'Epfjiafoü  irpejpüTspoü.  SBie  ba§  ftird^enjal^r,  fo 
beginnt  aud^  ba§  ^Renaion  mit  bem  1.  September. 
3n  gebrudfter  StuSgabe  erfd^ien  Dom  SRenaion 
1528  ©ecember  unb  3anuar,  1533  3anuar  gu 
SSencbig,  1551  gfebruar  unb  2Kärj  dtzh  t<ov 

'AvSpeou  xal  'laxcußou  twv  2irtveXX(ov,  1568 
m&^,  ^tprit  2Kai,  1591 3uU  unb  «uguft,  1592 
Dctober,  1595  3anuar,  1596gfcbruar.  ®ieerfte 
©efammtauSgabe  btefeS  liturgifd^en  93u^ed  er- 
folgte in  12  SBönbcn  gu  SSenebig  1596—1607 
(Dgl.  Bolland.  Act.  SS.,  ed.  Antv.,  Jun.  III, 
809).  S?on  bicfer  S^tt  an  tourbe  eS  nod^  aufgelegt 
Don  ben  9Dt5nd^en  ^icepl^oruS,  SQpriuS,  3cnaciu§ 
unb  bem  ©iacon  Il^eopl^^Iact:  September  1628, 
1648;  Octoberl628,  1648;  5RoDember  1626, 
1649;  ©eccmber  1602,  1627;  3anuar  1603, 
1629;  fSfebruar  1626, 1643;  SWörj  1626, 1643; 
9JpriI  1638;  3Bai  1625,  1642;  3uni  1626, 
1645;  3uli  1624,  1642;  «uguft  1625,  1642. 
Sine  meitere  ®efammtau§gabe  beforgte  1673  bis 
1674  ?licoIau§  ©aruS.  S)ie  neueften  ausgaben 
ftammen  au3  SBenebig  1843  unb  1873  unb  fül^ren 

ben  litcl  MrjvaTov  toü  2eirre|ißp(oü  . . .  irepie^^ov 
airajav  t9)v  dviQXOuoav  a^Tip  axoXou&tav,  |ieTÄ 

xai  T^c  7:pocBTQXT)c  TOÜ  TüTOxoü.  ffiiefe  ©bitioneu 
ftnb  gleid^  ben  römif d^en  liturgifd^en  Sudlern  rotl^ 
unb  f d^n)ar}  gebrudFt.  S)ie  bepglid^en  ^anbf d^rif > 
ten  finb  in  abenblönbifd^en  SBibltot^efcnfel^r  feiten. 
(IBgl.  Zaccaria,  Biblioth.  rit.  Rom.  1676,  I, 
88,  unb  befonberS  SSorrebe  be§  BapftoX.  KoutXoü- 
|ioü«j(avoc  5ur  SSencbiger  9lu§gabe  1843;  Nilles, 
Ealendarium  manuale  1879.)  [%nbr.  @d^mib.] 
^enanber,  ©ectenftifter,  ©^üler  be§  ©imon 
aWaguS  unb  mie  biefcr  au§  ©amaria  gebürtig,  mar 
einer  jener  öltcften  ®nofti!cr,  meldte  nod^  mit  ben 
Slpofteln  felber  in  Scrül^rung  famen,  unb  Dor  mel- 
dten bicfe  fo  nad^brüdflid^  mamen.  3m  ©an^en 
entfernte  fid^  SMcnonbcr  menig  Don  ben  gu^« 
ftapfen  feines  Scl^rerS.  Simon  9Mogu§  gab  fid^ 
als  eine  5Dlcn)d)tt)erbung  beS  fd&affenbcn  SOäelt« 
geifteS  auS,  unb  fo  wollte  aud^  SKenanber  ®ott« 


1243 


ajlenarb. 


1244 


tncnjd^  fein ;  Simon  SRoguS  fpicitc  ben  9Kcffio§, 
ebenfalls  aWenonber;  Ie|tercr  erteilte  feinen  ^n« 
gangem  eine  Xanfe,  bur*  wcld^e  fie  unfterblid^ 
werben  foHten.  3lu(^  otö  ßöwberer  wirb  SKenon» 
ber  gleid^  feinem  Sel^rmeifter  bargefteüt.  S3eibe 
hinterließen  Heine  ©ectcn,  bie  bi§  in'§  6.  So^rl^un« 
bert  fortlebten.  2Rit  Unred^t  l^at  man  ober  biefe 
©ccten  ben  d^riftlici^en  beige^äl^lt,  ba  fte  bod^  gor 
nid&t§  Kl^riftlii^eS  on  fid^  l^atten,  f  onbem,  tlfteilweifc 
burd^  ba§  gl^riftentl^um  üeranloßt,  fid^  ßl^rifto  unb 
bem  Kl^rijtentl^um  gcgenüberftellten;  leicht  begreif« 
lid^  ift  e§  iebo(|,  ba^  bie  ©imonioner  unb  5Dlenan= 
brianer  üon  ben  §ciben  oft  mit  ben  Kl^riftcn  öer« 
wed^felt  würben,  wie  ja  öon  il^nen  aud^  Suben 
unb  Kl^riftcn  oft  mit  cinanber  üermengt  würben. 
UebrigenS  fud^ten  ftd^  bie  ^nl^änger  biefer  ©ecten, 
befonbcrS  nac^bem  boS  Kl^riftentl^um  l^errfd^enbe 
Seligton  geworben  war,  in  bie  d^riftttd^e  ßird^e 
wirflid^  einjufd^Icid^en,  tl^eilS  um  ftd^  p  üerbergen, 
tl^eilS  um  tinbere  ju  ftd^  ^inüberjujiel^en.  Ueber 
TOenanber  unb  feine  ©ecte  \xt^t  3uftin  (Apol.  1), 
SrenöuS  (Adv.  haer.  1,  23),  3:ertuEiQn  (De 
anima  50),  gufcbiuS  (Hist.  Eccl.  3,  26)  unb 
e^pip^oniuS  (Haer.  22).  [©d^röbl] 

^eitatb,  S^icoIauS  §ugo,  ein  geleierter 
Sencbictiner  au§  ber  Kongregation  be§  1^1.  9)lau» 
ru§,  würbe  1585  gu  $ari§  geboren.  6r  geigte  oon 
ffinb  an  einen  emften  ßl^arafter  unb  große  Se» 
gabung.  SRad^  SSoHenbung  feiner  l^umaniftifd^en 
unb  pl^ilofopl^if d^cn  ©tubien  trat  er  am  3.  gebruar 
1608  ju  ©t.  ®eni§  in  ben  83cnebictinerorben  unb 
mad^te  bann  einige  Saläre  an  ber  @orbonne  ju 
$ari§  tl^cologifd^e  unb  literarifd^e  ©tubien.  ßrft 
am  10.  ©eptember  1612  legte  er  bie  feierli(^en 
®e(übbe  ab.  2)a  il^m  inbeß  ba§  bamalige  Seben 
in  ber  Slbtei  ©t.  ®eni§  nid^t  ftrenge  genug  fd^ien, 
fo  fd^Ioß  er  fid^  ber  SReform  an,  bie  feit  1600  ®om 
Sibicr  be  la  ^our  eiuäufül^ren  beftrebt  war,  unb 
50g  fid^  1613  in  bie  ber  SRcform  angel^örige  Slbtei 
©t.  SSanne  }u  SSerbun  äurüdt.  3laä)  nod^maligcm 
9Jot)tciat  nal^m  er  1614  baS  Orben§fleib  biefer 
SReform,  bie  balb  barauf  (1618)  al§  Kongregation 
ber  SKauriner  eine  fefte  Crganifation  crl^ielt.  ®om 
SJl^narb  würbe  nad^  einiger  Seit  burd^  feine  OU' 
ren  öon  SSerbun  wieber  nad^  $ari§  berufen  unb 
trug  l^ier  15  Saläre  lang  im  EoIIeg  bu  ©ugn^i  mit 
großem  ßrfolg  SH^etorif  üor.  ©einer  fd^wad^cn  ®e« 
funbl^eit  wegen  würbe  er  bann  in  bie  §auptnieber« 
laffung  ber  aWauriner  gu  ©t.«®ermain«be§«^rö§ 
toerfc|t  unb  lebte  öon  jefet  an  bort  in  großer  3u« 
rüdtgejogenl^cit  feinem  DrbenSberufe  unb  feinen 
©tubien,  Sorjüglid^  burd^  5Könarb  Würben  neben 
bem  oScetifc^en  Seben  in  ber  Kongregation  ber 
9Rauriner  jene  tiefen  ©tubien  angeregt  unb  ge» 
förbert,  burd^^  wetd^e  biefelbe  ftd&  fo  große  S?cr» 
bienftc  um  bie  äBiffcnfd^aft  erwarb  unb  fid^  für 
aUe  3eit  einen  berül^mten  ?lamen  fid^erte.  5Könarb 
ftarb  eines  gottfeligen  SobeS  im  aiter  oon  58  Salä- 
ren am  21.  3anuar  1644.  —  gr  »erfaßte  fol« 
gcnbe  SBerfe:  1.  Martyrologium  Sanctoruin 
ordinis  s.  Benedict!,  duobus  obserrationuin 


libris  illustratum,  in  quibus  contmenturmnl- 
tonim  sanctorum  vitae  nunquam  hactenus 
editae  et  praeclara  alia  antiquitatis  monii- 
menta,  Paris.  1629.  £ie  beigefügten  Srörle> 
rungen  unb  Siograplgien  geben  bem  SBerfe  1^^ 
SBertj^.  !D{enarb  woDte  im  Sluftrage  feiner  Cb^ 
ren  eine  erweiterte  ?luftage  beforgen,  alS  i^n  ber 
^ob  ereilte.  2.  Concordia  regiüanim,  auctore 
8.  Benedicto  Anianae  abbate,  nunc  primnm 
edita  ex  bibliotheca  Floriacensis  monasterö, 
notisque  et  observationibus  illustrata,  Park 
1638.  9{ebftt)ieIen9lnmerfungenunbSrflanmga 
fügte  ÜRenarb  aud^  eine  olte  Vita  beS  l^L  Senebid 
oon  ^niane  unb  gwei  ^Briefe  be§  ^eiligen  (a& 
einem  5Kanufcripte  M.  3.  3)ie  bebeutenbjJe  ^ 
blication  !D{enarb§  war  bie  be§  ©acramentatd  btf 
]^t.  ©regor  be§  ©roßen:  Divi  Gregorii  papae 
hujus  nominis  primi,   cognomento  magni, 
liber  Bacramentorum,  nunc  demum  correctior 
et  locupletior  editus  ex  missali  ms.  s.  Elign 
bibliothecae  Corbeiensis,  notisque  et  obs^ 
vationibus  illustratus,  Paris.  1642.    Sieft 
Ausgabe  würbe  aud^  oon  ben  SRaurinem  1705  ii 
il^re  $ubIication  ber  Opera  s.  GregoriiM.(III) 
aufgenommen,  ©ie  erflörten,  baß.  Med  ertoogo^ 
biefer  lejt  SWenarbS  ben  SSorjug  ocrbiene.  SWJ 
bem  Urt|^ei(  be§  @arbinal§  3:ommaft  unb  Sinm* 
tori^§  Ware  jebod^  ber  fpäter  (1675)  oon  ^wM 
l^erauSgegebene  Xe^t  oor^u^iel^en  gewefen ;  inbel 
wünfd^ten  bie  SRauriner  bie  geleierten  SrM" 
rungen  5ö?enarb§ ,  bie  fid^  on  feinen  2>jt  ob» 
jd^Ioffen,  5U  benu^en.  4.  ®egen  Sauno^  j^riei 
W^narb:  De  unico  Dionysio  areopagitaAthe' 
narum  et  Parisiorum  episcopo,  adTersus  Jo* 
annis  de  Launoy,  Constantiensis ,  theologi 
Parisiensis,  discussionem  Mületianae  respon- 
sionis  diatriba,  Paris.  1643.    3in  biefer  9b« 
l^anblung  fud^te  er  bie  fd^on  oon  feinem  OM^ 
genoffen  S)om  9RiUet  behauptete  Sbentitot  bd 
tireopagiten  2)ionQftu3  unb  beS  erften  SijÜ^ 
oon  ^ari§  aufredet  5U  Italien.  3)ie  3>i{feitatti»r 
bie  juerft  onon^m  erfd^ienen  War,  würbe  1644 
nad^  bem  Xobe  !D{enarbd  unter  feinem  Stames 
l^erauSgegeben.  5.  IBon  il^m  rül^rt  aud^  bie  erpe 
Ausgabe  be§  SamabaSbriefeS  l^er.   Soi  gn# 
fd^en  Seit  l^atte  ©irmonb  in  9bm  gefunben  wA 
il^m  }ur  SSerfügung  gefleOt,  9Rönarb  felbfl  fa^ 
eine  alte  lateinifd^e  Ueberfelung  gu  Soröd).  3)k 
fertige  ^Bearbeitung  würbe  oon  b'%d^  gumSndr 
gebrad^t,  S.  Bamabae  apostoli  (utfertor)  ep* 
stola  catholica,  ab  antiquis  olim  ecclefliMP^ 
tribus  sub  ejusdem  nomine  laudata  et  osoT' 
pata,  Paris.  1645.  (Sgl.  Biblioth^ne  geD^> 
des  ecrivains  de  l'ordre  de  s.  Benoitll;  Hin^ 
ter,  Nomencl.  liter.  I,  872.) 

^on  anberen  bebeutenben  aRdnnem  biefedSta* 
men§  oerbienen  l^ier  nod^  hn^  Srwäl^mmg:  l.SR^ 
narb,  SlaubiuS,  ein  frangdftfd^r  ®ek^ 
ber  ftd^  bef onberd  in  ber  ® ef d^id^te  mü)  9Iteri^usä* 
funbe  einen  9}amen  erwarb.  Sr  wot  geboren  {& 
©aumur  am  7.  S)ecember  1574,  ftubirte  )iiiou> 


245 


ÜRenoffc  ben  3§roeL 


1246 


tük  Ke^tötDiffenfd^ft,  jugleid^  ober  oud^  fleißig 
kfd^c^te,  tDor  bann  jel^n  Solare  in  ^ngerS  IBeam- 
c  imb  gab  biefe  Stellung  auf,  um  fu^  gang  bem 
»iubhun  )tt  nnbmen.  3uglet(^  fül^rte  er  ein  fel^r 
ccneeSSeben  unb  trat  als  feine  ®attin  1637  ftarb, 
9df  im  fetten  Saläre  in  ben  ^riefterftanb.  Sinket 
nigen  a^etif  d^  93ud^em  gab  er  mand^erlei  öltere 
i(|nnften  f^ttanfi,  toit  bie  Histoire  de  Beitrand 
Qgaeslin  escrite  Tan  1387  en  prose;  fd^rieb 
ne  gele^  ^bl^nblung  über  baS  9lm))]^it]^eater 
i  fbigerd  unter  bem  Xitel  Amphitheatri  An- 
^avensiB  Disqnisitio  novantiqua,  Andeg. 
587,  unb  Ruberes  über  bie  ©efd^i^te  unb  S)en!- 
&Ier  ber  ^roDing  9niou,  toa^  gum  %\)t\l  nod^ 
1  SRaratfcript  in  ber  öffentlid^en  SBibliotl^e!  }u 
jtgerd  aufbeUMl^rt  niirb.  %xd)  entbedte  er  bie  Der- 
itenen  iron  erften  93üc^er  beS  Opus  imperfectum 
•.  Angustini  contra  Julianum  unb  t)eröffent- 
#e  fie  1617  ju  ^riS.  3m  felben  Saläre  erfd^ien 
ict  und^te  Indiculus  s.  Hieronymi  de  haere- 
iüniB  Jodaeomm.  3n  l^ol^em  Sllter  ftarb  er  am 
20. 3anuar  1654. 

2.  IRenarb  ober  ^Re^narb,  Sfran},  ber 
ia^9  in  gfronfreid^  im  Anfang  be§  17.  Sal^r» 
ImdicrtS  old  bebeutenber  9ted^t§ge(e]^rter  galt, 
Mbe  um  1570  }u  @teIIenn)orf  in  gfneSIanb 
^oien  unb  flarb  gu  $oitier§  am  1.  SRör}  1623. 
6  ttar  in  jugenblid^em  %Iter  nad^  $oitier3  ge- 
bnnen  unb  leierte  bort  guerjt  bie  l^umaniftifd^en 
Stffmfd^aften;  bann  erl^ielt  er  einen  Sel^rftul^I 
kci  Siebtes  unb  bel^ielt  il^n  bi§  }u  feinem  Xobe 
iwt.  Sei  ©elegenl^eit  ber  Srmorbung  §ein« 
tUfiJY,  burd^  SiaDaiHac  fd^rieb  er:  Regicidium 
detestatom,  quaesitum,  praecautum,  Pictav. 
1610;  femer  öeröffentlid^te  er  ein  SCBer!  De  juri- 
bv  episeopormn  (1612)  unb  eine  @amm(ung 
Km  Seben,  Orationes  legitimae  (1614).  3lu^ 
tofogte  er  einen  großen  Sl^eil  ber  Sriöuterungen 
ism  Seben  ber  %  StabegunbiS,  totli^t^  $ibou| 
1621  ^uSgab. 

8.  SRönorb,  3ean  be  la  9}oä,  ein  franko" 
VififBt  ^rießer,  nmrbe  gu  92ante§  geboren  am 
28.  September  1650  unb  ftarb  alS  2)irector  be§ 
IrirPerfeminorS  bafelbp  am  15.  «pril  1717.  gr 
\Ak  {nerfl  bie  9ted^te  fhibirt  unb  jeid^nete  ftd^  al§ 
inger  Sbr>ofat  in  feiner  SBaterftabt  !Rante§  burd^ 
fnK  9ad^fom!eit  au3.  3ttbe^  t)erlie^  er  balb 
Mefe  ftmfba^,  trat  m  $arid  in  ba§  @eminar 
Gt  Slagloire  ein  uno  ftubirte  unter  Xl^omaf {in 
2|eobgie.  Stod^bem  er  gum  $riefter  gemeil^t  roax, 
UMc  er  nQ(^  9tante8  ^urüdt,  lehnte  mel^rnialS 
b^Bt^  9B3iiri)en  ah  unb  lebte  in  fel^r  erbauiid^er 
Wfe  iwn  feinem  t)äterlid^en  SBermögen.  (Sx  ^eid^» 
itle  fid^  aus  burd^  gfreigebigfeit  an  Srme  unb 
Rs^Ieibenbe  unb  burd^  Sifer  in  ber  SBefel^mng 
^  Srrg^ßubtgen ,  bei  nield^en  er  f omol^I  bur($ 
ne  Serebfamfeit  o(d  burd^  ba§  SBeifpiel  feiner 
^Igenbcn  mand^e  Srfolge  erhielte.  S)rei^ig  3al^re 
agflimb  er  bann  bem  $riefterf eminare  ^u 9{ante§ 
I  VfxKtot  WC  unb  Derfa^te  afö  fol^er  einen 
ito^Buutf^  ber  t>on  melieren  $if doofen  mit  IBei* 


fall  aufgenommen  unb  mel^rmalS  »ieber  aufgelegt 
würbe.  5lud^  grünbete  er  ju  5Rante§  ein  ftloftcr 
öom  guten  ^irten  gur  Slufnal^me  unb  SJefferung 
gefattener  gfrauenSperfonen.  ©eines  ßiferS  unb 
feiner  Sugenben  »egen  genoft  er  einen  l^o^en  9hif 
unb  gro6e  Serel^rung ;  inbeft  fällt  auf  fein  ßnbe 
ein  ©d^attcn,  ba  er  fid^,  nad^bem  er  1714  bie 
SBuKe  ünigenitus  angenommen  l^atte,  balb  bor« 
auf,  nad^  bem  lobe  SubwigS  XIV.,  ben  %pptU 
lauten  anfd^Io^.  Sr  mürbe  mol^I,  mie  fo  mand^e 
Slnbere,  öon  feiner  SSerirrungaurüdtgcfommen  fein; 
inbefe  ber  lob  ereilte  ibn,  clje  er  feine  unrecht« 
mä|ige  2(i)penation  jurüdtgenommen  l^atte.  ©ein 
Seben  würbe  1734  t)on  9R.  ©ourmeuj  gefd^rieben; 
biefer  aber  IJulbigte  janfeniftifd^en  Senbenjen,  bie 
ftd^  aud^  im  SBu(|e  geltenb  mad^en. 

4.3Kenarb,  Seon,  berimlS.Sal^rl^unbertalS 
©cfd^id^tSforfd^er  unb  5lltcrt]^um§fenner  fld^  einen 
rül^mlid^en  Atomen  erwarb,  würbe  am  12.  ©ep« 
tember  1706  gu  laraScon  geboren  unb  ftarb  }u 
!lJari§  am  1.  Dctober  1767.  ?lad&bem  er  feine 
l^umaniftifd^en  ©tubien  bei  ben  Sefuiten  }u  S^on 
gemad^t  unb  bann  ^u  louloufe  bie  äled^te  ftubirt 
|atte,  folgte  er  feinem  93ater  afö  ^räftbialratl^  ^u 
9{ime3.  Sr  lebte  inbe^  meift  }u  $ariS  als  S)e- 
putirter  feines  ^röftbiumS,  befd^oftigte  fid^  öiel 
mit  l^iftorifd^en  ©tuoien  unb  gab  t)erfd^iebene  ge* 
Icl^rte  SDBcrfc  ^erauS.  3m  3. 1749  würbe  er  OKit. 
glieb  ber  Academie  des  Inscriptions  )u  $ariS; 
aud^  war  er  SRitglieb  ber  ^fabemien  ^u  S^on  unb 
SWarfeille.  ©ein  §auptwerf  ift  bie  Histoire  ci- 
vile,  ecclesiastique  et  litteraire  de  la  ville  de 
Nimes,  avec  des  notes  et  les  preuves,  7  vols., 
Paris  1750—1758;  einen  l^eil  biefcS  SBerfeS 
bilbet  bie  fd^on  frül^er  (1737)  öon  il^m  l^erauS- 
gegebene  ©efd^id^te  ber  !Btfd^öfe  t>on  9}imeS.  Unter 
feinen  übrigen  ©d^riften  ift  nod^  feinSud^  Moeurs 
etusages  des  Grecs  (1745)  nennenswert)^.  (SSgl. 
Feller,  Dictionnaire  historique;  Höfer,  Biogr. 
göner.  XXXIV,  912  ss.)     [95.  Sungmann.] 

^enaffe  ben  Ssxaetj  einer  ber  bebeutenbften 
neul^ebräijd^en  ©(^riftftefler,  war  in  Portugal  ge« 
boren,  fam  aber  frül^jeitig  mit  feinem  SJater,  ber 
öon  ber  3nquifition  üerfolgt  würbe,  nad^  ?lmftcr= 
bam  unb  mad^te  bei  Erlernung  beS  ^ebröifd^en 
unb  ber  jübifd^en  äBiffcnfd^aften  f old^e  gortfd^ritte, 
ba^  er  f^on  mit  18  Salären  als  SRabbi  jum  S^ina« 
gogent)orfte]^er  gewöl^U  würbe.  Sr  l^atte  fd^on  mit 
15  3a]^rcn  angefangen,  öffentlid^  au  prebigen,  unb 
gab  mit  17  Sal&ren  eine  l^ebräifd^e  ©rammati! 
^erauS.  SJlit  21  3a]^rcn  l^eiratete  er  eine  lod^ter 
aus  ber  gfamilie  ber  Slbarbanel,  weld^e  t)on  2)ai3ib 
abftammen  foHte,  unb  bilbete  fid&  auf  biefe  9Ser* 
wanbtfd^aft  fo  öiel  ein,  bafe  er  auS  feiner  (Si)t  ben 
aWefftaS  öerl^iefe.  Iro^bem  üerfd^mä^te  er  nid^t, 
feinem  nid^t  glänjenben  ^auSftanb  burd^  bfirger« 
lid^e  SBef d^äftigung  auf jul^elfen,  unb  errid^tete  befe- 
wegen  in  feinem  §aufe  eine  l^ebräifd^e  ©rudterei, 
aus  weld^er  öiele  üor^üglid^  auSgeftattete  ©fidler 
l^erüorgingen,  unb  weld^e  fpäter  aud^  feinen  ©51^= 
neu  ben  Unterl^alt  gewäl^rte.  (Jbenfo  l^anbelte  er 


1247  ÜRcttbäcr  —  5mcnbcI§fol^n.  1248 

tiQd^  Sraplicn  unb  tourbe  bort  f clbfl  feine  ®e»  feit  beim  ©enuffe  einiger  freien  90littog§tij^e  feine 
fd^ofte  betrieben  l^oben,  n^enn  nid^t  feine  Dielfad^e  jfenntniffegu  erweitern  unb  feinen  SSßi^enSbucfiin 
Sl^Qtigfeit  il^n  in  Suropa  feftgel^olten  l^ötte.  3nt  befriebigen.  unfeinem 21. äal^renal^mi^enolut 
3. 1656  reiste  er  nad)  Snglonb  unb  würbe  Don  ein  reid^er  Seibenfobrifont  ^Ramend  Sernl^  in 
Sromwett  wol^IwoHenb  aufgenommen,  fa)^  ftd^  aber  Berlin  al§  ^auSIel^rer  bei  ftd^  auf  unb  fidUe  i^ 
bo^  nid^t  fo  gefeiert,  mie  er  erwartet  l^atte:  fo  1754  al§  Somjptoirfd^reiber  unb  Sorref))onbeit 
reiste  er  t)erftimmt  nad^  ^oHanb  ^urüd  unb  ftarb  in  feinem  ®efd^äfte  an.  3laä^  feinem  Sobe  ombe 
1657  in  5imbbeI6urg,  53  3a]^re  alt.  ®ie  3uben-  er  üon  beffcn  äBitttoe  gum  Seiter  unb  Sl^eill^ 
gemeinbe  in  ^mfterbam  reclamirte  feinen  Seid^nam  beS  ©efd^öfteS  ernannt.  SBal^renb  btefer  3tit  Mv 
unb  beftattete  benfelben  mit  t)ielem  ©epronge  auf  wenbete  er  alle  @tunben,  bie  il^m  bie  Srbeit  m 
il^re  ßoften.  SKcnaffe  wirb  üon  d^riftUd^en  S^iU  ©efd^äfte  freiliefe,  auf  feine  pl^üofopl^ifd^  ftfr 
genoffen  als  ebenfo  liebenSwürbig  wie  geleiert  ge*  bilbung.  Sr  war  ^utobibaft  im  r>oIIfleii  Sinne 
fd^ilbert  unb  foH  nac^  bereu  Urtl^eil  in  aufrichtiger  biefeS  SBorteS.  S)od^  trat  er  in  feiner  pl^ilofo))^ 
Sßal^rl^eitSliebe  bem  Sl^rtftentl^um  nid^t  fem  ge*  fd^enSBeltanfd^auung  in  bie^ti(i(|tungber£eit^• 
ftanben  fein ;  bod^  ift  le^tereS  f d^Wer  ^u  glauben,  SBoIff  f d^en  $^iIof opl^ie,  bie  bamalS  blül^te,  eis 
ba  ein  großer  Sl^eil  feiner  @d^riften  ))oIemifd^en  unb  blieb  biefer  burd^  fein  ganjeS  Seben  treu.  3)k 
unb  antid^riftlid)en  änl^alteS  ift.  äBol^I  aber  bef afe  erfte  @d^rift,  bie  t)on  il^m  in  bie  Oeffentlid^ 
er  eble  unb  milbe  Umgangsformen,  burd^  weld^e  trat,  fül^rte  ben  Sitel  „^l^ilofopl^ifd^e  @ef|n»(^' 
er  bei  ausgebreiteter  Sprad^enfenntnife  unb  pl^ilO"  unb  war  t)on  Seffing,  bem  er  baS  SRanufcript  Uta" 
fopl^ifd^er  93tlbung  bie  ^freunbfd^aft  bebeutenber  fanbt  l^atte,  ol^ne  fein  SBiffen  pm  2)rudt  befottet 
d^riftli(|en  ©elel^rten  gewann.  S)iefc  mußten  frei«  worben.  ßr  öertl^eibigte  barin  ben  Seibn^'W« 
lid^  eine  mafelofe  ßitelteit  bei  il^m  in  ben  jtauf  Optimismus  gegen  Voltaire.  93alb  barauf  (1755) 
nel^men,  bereu  Srtragung  5um  ©lädt  baburd^  erfd^ienen  „^Briefe  über  bie  Smpftnbungen",  UNma 
erleid^tert  würbe,  bafe  er  bief elbe  mit  ber  größten  bem  @ef ül^I  eine  mittlere  @teUung  jWifd^  fe* 
Offenl^eit^urSd^autrug.  Sr  l^interliefe  eine  grofee  fenntnife-  unb  93ege]^rungSt)erm5gen  antpetmefn 
3nenge  eigener  @d^rtften  in  l^ebröifd^er,  lateini-  wirb.  S)urd^  feinen  ^reunb  fiefftng  würbe  er  wä 
fd^er,  fpanifd^er,  portugieftfd^er  unb  englifd^er  bem  ^Berliner  ^ud^^anbler  unb  @d^riftftdbr9L 
@prad^e,  t)on  benen  mand^e  gleid^  in  mel^reren  92icoIaibe!anntunb9)lttarbeiteranber  toonbiefoi 
@i)rad^enerf(^ienen,  unb  aud^  einige  Ueberfe^ungen  l^erauSgegebenen  „SBibliotl^e!  ber  fd^önen  SBifKn* 
in'S  §onänbifd^e  unb  itf S  ®eutfd^e.  3u  nennen  fd^aften".  ©eine  ^auptfd^riften  aber  ffaib:  »¥4ö- 
finb:  El  conciliador  6  de  la  conveniencia  de  bon  ober  über  bie  Unfterbltd^feit  ber  Seele",  (,3<ni' 
los  lugares  de  las  escripturas,  Amsterdam  falem  ober  über  religidfe  9Rad^t  unb  3ubeid^' 
1632—1651;  De  resurrectione  mortuorum  unb  ;,9Morgenftunben  ober  SSorlefungen  uBerW 
LL.  III,  Amst.  1635;  Vindiciae  Judaeorum,  ©afein  ©otteS".  3m  „päbon"  unterrebctM 
or  a  Letter  in  answer  to  certain  questions  @ofrateS  mit  feinen  attif^en  gfreunben  M  p 
on  the  Nation  of  the  Jews,  Sonbon  1656 ;  brei  feiner  £obeSftunbe,  um  Don  t)erfd^iebenen  Geft^tt* 
Dorjüglid^e  l^ebröijd^e  93ibeIauSgaben,  1631, 1635  fünften  auS  bie  Unfterblid^fett  ber  @eele  ju  le* 
unb  1639  ju  Slmfterbam  erfd^ienen.    ®a8  ge«  weifen.  3n  ber  jweiten  ©d^rift  ^Sctufalem"  I^t 
fammte  Serjeid^ni^  feiner  pm  Sl^eil  ungebrudft,  9)lenbelSfo]^n,  baft  feine  ftird^e  ein  Sed^  ^oH 
jum  Sl^eil  unüollenbct  gebliebenen  ©d^riften  f.  bei  il^re  Se^rer  auf  ein  ©^mbol  ju  öerpjiid^tei  3"# 
Rossi,  Dizion.  stör.  11, 50,  unb  Fürst,  Biblioth.  unb  S3ann  ju  üben ;  benn  ©eftnnung  unb  Ueta» 
lud.  n,  354  sq.  (IBgl.  Bartolocci,  Magn.  Bibl.  }eugung  fielen  unter  feine  andere  SDlad^t.  ©loubeni' 
rabb.  lY ,  41  sq. ;  Carmoly ,  Manasses  ben  Bereinigung  fei  nid^t  ^olerau} ;  fie  fei  ber  rodtjfai 
Israöl,   une  biographie,  Bevne  Orientale,  ©ilbung  gerabe  entgegen.    Sfn  ben  ^Kotfi» 
Bruxelles  1842,  299  s.;  Biogr.  gön.  XXXTTT,  ftunben"  enblid^  fud^t  SWenbelSfol^n  ben  Sero«» 
145.)                                          [flauten.]  ^u  erbringen,  ba^  ein  l^öd^fteS  SBefen  via  ber 

^enbtor,  f.  SRanböer.  SBelt  angenommen  werben  muffe.  S)en  @pino}t8« 

ISSettbefofo^n,  SRofeS,  ^l^ilofopl^,  würbe  muS  befäm))ft  er. 
im  3. 1 729  in  ©effau  geboren ;  er  war  ber  ©ol^n      ®ie  83ebcutung9JlenbelSfo]^nS  für  feine3«t  W 

eines  armen  {übifd^en  ©d^ulIel^rerS  unb  ©efe^  barin,  bag  er  einer  ber  einf(u^reid^fien  Ztögennd) 

roIIenfd^rciberS,  weld^er  ben  ?lamen  9Jlof cS  fül^rte,  S?or!äm})ferberbamaIigen  ^^beutfd^SufHänBj', 

S)er  ©ol^n  würbe  ebenfalls  fo  genannt  unb  nal^m  b.  1^.  beS  reltgiöfen  !)toturaliSmuS  war;  feine  enge 

erft  in  ben  fed^jiger  3al^ren  bcS  öorigen  ^ai)X'  SSerbinbung  mit  Seffmg  unb  9?icoIai  ging anfibttfB 

l^unbertS  ben  ?lamen  SWcnbelSfol^n  als  tJamifien«  feiner  ©eifteSridfttung  l^erüor.  S)em  3«benJ4«i 

namcn  an.  S^ad^bem  ber  ftnabe  fd^on  frül^jeitig  blieb  er  treu,  fo  ba^  er  fogar  biefleinfteiiäbiiiSei 

burd^  ben  geleierten  Sabbi  gränfcl  in  ®cffau  in  Eerimonialgefeje  mit  pcinlid^fter  ©etDiffenJoftig- 

baS  ©tubium  ber  53ibel,  beS  Salmub  unb  beS  feit  beobad^tete.  3m  3ubent]eum  erblidtte  er  öto 

TOaimonibeS  eingefül^rt  worben  war,  folgte  er  in  l^aupt  bie  üor^üglidöfte'religiöfe  ?lnf(fyiuung,  nf 

feinem  14.  SebcnSjal^re  feinem  als  Dberrabbiner  mcntlid^  <mä)  auf  ben  ©runb  l^in,  ba^  eS  leint 

nad^  Serlin  berufenen  Seigrer  ebenfalls  bortl^in  unb  ® el^eimniffe  entl&alte,  unb  jeber,  ber  in  Slllem  n» 

fudt)te  mel^rere  ^a'f)xz  lang  in  öulcrftcr  ®ürftig=  fetner  SSemunft  folgt  unb  biefe  aKein  als  Sd^iriÄ» 


249 


SKcnbicantcn  —  SKcnboja. 


1250 


Sterin  in  ollen  fragen  onetlennt  ftci^  bamtt  ^u» 
^(tpnben  fönne.  Sc  ftarb  im  %  1786,  lebt 
m  im  »Station"  feines  S^eunbe«  Sefpng  fort.  — 
)k  bcfle,  nod^  ben  OrigtnalauSgQben  unb  ^onb« 
Reiften  t)eranflaltete  Ausgabe  feiner  fömmtlid^en 
Bciik  mürbe  r>on  feinem  Snfel  93eniamin  SRen« 
Afo^n  1848  unb  1844  beforgt.  (!BgI.  9ß.  ftoQ- 
iTing,  atofed  aßenbetöfol^nS  pj^ilofopbif^^e  unb 
sligiöfe  ®runbfä^  im  f)inbli(l  auf  Sefftng  bor* 
eßdlt  1856 ;  3load,  ^onbmörterbuci^  Sur  ©e» 
ffOfit  bcr  $]^iIofo))^ie  591  ff.)         [@tö(II.] 

fBmkiamfeft,  f.  Settelorben. 

9tellki|V^  ein  in  Spanien  verbreiteter  9}ame, 
»t  triele  ftird^fürflen  unb  ®  elel^rte  geffil^rt  l^oben. 
n  ben  berühmteren  Srögem  biefeS  ^iomenS  ge* 
)rm:  1.  9Ifon§  ©onjale^  be  ^Dtenbosa 
.  8.  Aug.  Siefer  leierte  an  ber  UniDerfttöt  gu 
iaiamanca  Xl^eologie  unb  n)urbe  t)on  ^l^ili))))  n. 
m  Sei^ttxiter  unb  Wmofenier  enoöl^U;  er  ftorb 
^on  1591.  Sr  l^interlieg:  Quaestiones  quod- 
tMtieae  (20)  partim  scholasticae,  partim  ex- 
Mdtiyae,  fammt  einer  Relectio  de  universali 
hristi  dominio  ac  regno,  quod  rerum  habet 
i  qua  Dens  et  qua  homo  est,  Salm.  1588, 
don.  1608.  3bnt  tvirb  nod^gerül^mt,  bo^  er 
Sl,  bomold  nod^  auSnoj^mStDeife,  eines  eleganten 
üb  gefd^dDoIIen  Stiles  bei  f^olaflifd^en  f^ra» 
m  iebient  ^be. 

2.  antonSScobarQ  ÜRenboja  (f.  b.^rt. 
V,  892). 

8.  ^ranciScuS  be  SJlenbo^a,  geleierter 
Icfnit  au%  Siffabon,  ouSgeieid^net  bur(|  l^ol^en 
\bd  ber  ®eburt,  aber  nod^  mel^r  burd^  fein  SBi^en 
nb  gninblid^  gfrömmigfeit.  3u  Soimbra  leierte 
r  ^^ilofopl^ie,  unb  ^u  St)ora  erflörte  er  bie  bei- 
ige ed^rift  (Sr  flarb  ben  3. 3uni  1626  im  ^Iter 
Oll  543abren.  gür  $rebiger  bered^net  ftnb  feine 
lOmmentarionim  ac  discursuum  moralium  in 
JLBegamtomim,  Lugd.  1622—1631,  Col. 
.638.  1634  u.  ö.;  Yiridarium  sacrae  et  pro- 
iaae  eraditioms,  Lugd.  1632,  Colon.  1633. 
Sgl.  de  Backer  U,  406;  Hurter,  Nomen- 
jator,  ed.  2, 1,  315.) 

4.  Son  biefem  ift  ^u  unterfd^eiben  ein  anberer 
IfranciScuS  ÜRenboga  mit  bem  3unamen 
So&abilla,  Sarbinal  unb  Srjbifd^of  Don  IBa» 
enda,  aud  gröflid(|em  ©efd^Iec^te  1508  geboren, 
irß.  1566.  2)iefer  gab  burci^  eine  ^bl^anblung 
)6Ters  et  naturali  quadam  cum  Christo  uni- 
ifte,  quam  per  dignam  eucharistiae  suscep- 
ionem  fideles  consequuntur ,  bie  burd^  ^b» 
triften  Derbreitet  nmrbe,  ^u  einer  toiffenfd^af tlid^en 
Stmtfroge  Snla^,  an  ber  ftd^  bie  größten  Xl^co- 
ngen  bet^eiligten.  92ic.  StntoniuS,  ber  fte  einge» 
EJim  imb  obgefd^eben  l^at,  ja  il^ren  ^rud  in 
Entfi^t  fteSt,  itann  fte  nid^t  genug  (oben.  Quo 
md  magiB  eraditum,  fagt  er  in  feiner  Biblio- 
liaea  faispana  nova  I,  448,  doctimi,  in- 
eoioBimiy  elegans  atque  undique  perfectum 
onfieere  humana  industria  valeat,  non  facile 
\X0nnL 

ftfr^oCcxilDii.  Tm.    2.  stuft. 


5.  tJranciScuS  Sarmiento  5Kenbo8a 
Don  93urgoS,  mit  21  Salären  fd^on  $rofeffor  beS 
canonifc^en  Sed^teS  ju  ©atamanca,  brad^te  jtDöIf 
Saläre  in  SRom  als  pöpftlid^er  Stubitor  gu  unb  tourbe 
nad|  feiner  SRüdffel^r  93ifd^of  juerft  1574  Don 
Slftorga,  bann  1580  Don  3aen.  Ipier  ftarb  er, 
nad^bem  er  feine  §eerbe  burd^  überaus  tugenbl^afteS 
Seben  erbaut,  im  3. 1595.  au^cr  anbercn  juri« 
bifd^en  SOßerlen,  bie  gu  93urgoS  1573  unb  1575 
unb  in  aftorga  1577,  bann  gefammelt  gu  9lnt- 
loerpen  1616  erfd^ienen,  mad^te  er  fid^  bemerfbar 
burd^  feine  @d^rift  De  redditibus  ecclesiasticis 
ad  Pium  V.  gegen  ben  berühmten  SWartin  Sigpil« 
cueta,  gemö^nlid^  5laDarmS  genannt  (f.  b.  9lrt.), 
worin  er  nac^juioeifen  fud^t,  ba^  bie  glerifer  nid^t 
burd^  bie  ®ered^tig!eit,  toxt  jener  ©elebrte  bel^au))» 
tete,  f onbem  nur  infolge  ber  Siebe  unb  Sarm]^er5ig= 
feit  gel^alten  feien,  baS,  waS  il^nen  nad^  Slbjug  ber 
ftoften  für  il^ren  ftanbeSgemä|en  Unterhalt  übrig 
bleibe,  unter  bie  Strmen  ju  Dert^eilen.  (93gl.  N.  An- 
tonio, Bibl.  hisp.  nova  I,  476.) 

6.  SolftanneS  ^alofos  t)  SKenboja,  f.  b. 
«rt.  $alaf oj. 

7.  ^etruS  ©alajar  beaWenboja,  em» 
pger  ©efd^id^tsforfd^er,  gebürtig  Don  Solebo, 
ftommerberr  uno  in  canoniflifd&en  Sfrogen  SRatl^« 
geber  beS  SarbinalS  unb  ßrgbif ^ofS  Ouiroga  Don 
Xolebo,  ber  il^n  aud^  gum  ©eneralDicar  unb  S)om* 
berm  ernannte,  ftarb  1629  im  2llter  Don  80  Sauren, 
ßr  Derlegte  ftd^  befonberS  ouf  bie  ffiurd^forfd^ung 
Don  Urfunben,  mlä)t  ftd^  auf  abelige  ^familien 
bcjiel^cn.  ©einem  Sfleije  Derbanfcn  tt)ir  unter  2ln« 
berem:  Cronica  del  Cardenal  Don  Juan  Pa- 
rera,  Arzobispo  de  Toledo,  Toledo  1603;  £1 
Glorioso  Doctor  S.  Ildefonso,  Arzobispo  de 
Toledo,  ib.  1618 ;  Cronica  del  Gran  Card,  de 
Espafla  D.  Pedro  Gonzalez  de  Mendoza,  Arzo- 
bispo de  Toledo,  Patriarca  de  Alexandria, 
ib.  1625.  (N.  Antonio,  Bibl.  hisp.  nova  II,  235.) 

8.  ^etruS  ©onjalej  be  SDUnbo^a  ftammte 
aus  einer  l^od^abeligen  fjfamilie  (1428),  ber  ©))a» 
nicn  Diele  grofee  SJlönncr  Derbanft.  ^einrid^  IV., 
fiönig  Don  Saftilien,  betraute  il^n  mit  ben  mid^tig- 
ften  ©taatSgefd^öften  unb  9lemtem  unb  txtoaxh 
x^m  1473  ben  ^urpur.  3m  3.  1474  lourbe  er 
@r^bifd^of  Don  ©eDiOa  unb  1482  ßr^bifd^of  Don 
2:oIebo.  fSf^rbinanb  bem  flatl^olifd^cn  leiftcte  er 
loefentlid^e  ®icnfte  im  Äricge  gegen  bie  Wauren, 
ber  mit  ber  grobcrung  Don  ©ranaba  unb  beren 
Vertreibung  ouS  ©panien  cnbete,  jcid^nete  fid) 
felbft  in  Derfd^iebenen  ©d^Iad^ten  auS  unb  Derfal^ 
aud^  baS  el^reuDoHe  ^(mt  eines  JtanjIerS  Don  Sa« 
ftilicn  unb  Seon.  6r  ftarb  ben  11.  Sanuar  1495. 
SKan  pflegte  i^n  gctoöl^nlid^  ben  Earbinal  Don 
©panicn  ju  nennen. 

9.  ^etruS  ^urtabo  beSJlcnboja,  ge» 
lel^rter  Sefuit,  geb.  ju  Salmafeba,  burd^  30  3a|re 
tl^eilS  5U  93a0abolib,  tl^eilS  ju  ©alamanca  $rO' 
fcffor  ber  fd^olaftifd^cn  3:]^eotogie,  Derbanb  mit 
tiefem  SBifjen  eine  sarte  grömmigfeit  unb  Sein« 
l^eit  beS  ©cwificnS,  fo  ba^  er  täglid^  Dor  bem 

4^ 


1251 


3KcncIouS  —  3Keniu§. 


1252 


©d^Iofengcl^en  Bcici^tcte.  @r  ftarb  ben  10.  9to» 
ücmbcr  1651.  ^ufeer  einer  Philosophiauniversa, 
bie  p  S^on  1624  bereits  in  fed^Ster  ^luflage  er- 
fd^ien,  öerfo^te  er  Disputationes  de  Deo  ho- 
inine  sive  de  incamatione  Filii  Dei,  Antv. 
1634,  unb  Scholasticae  et  morales  disputa- 
tiones de  tribus  virtutibus  theologicis,  2  voll., 
Salm.  1631.  [§urter  S.  J.] 

'^enetans  l^ei^t  im  ^loeiten  Snad^abäerbud^ 
ein  unred^lmöfeiger  ^ol^erpriefter  p  Serufolem, 
ttjeld^erunter  3tntiod^u§6pi|)]^one§  (um  1 72  ö.  Kl^r.) 
bog  2lmt  für  boS  Serfprcci^en  einer  grofeen  ®elb« 
fumme  üon  bem  f^rifd^en  fiönig  erlangte.  ®a8» 
felbe  bcfleibete  bamolS  Sofon,  bcr  eS  ebenfottS  für 
öicIcS  (Selb  üon  Stntiod^uS  ßpip^aneS  an  \\ä)  gc« 
brad^t  l&atte  unb  nun  bie  ücrbiente  ©träfe  erl^iclt. 
5RQd^  3of cpl^uS  »ar  SWenelauS  ein  jüngerer  83ruber 
be§  red^tmö^igcn  §o^eni)riefter§  DnioS,  ben  ber 
ältere  ©ruber  3af on  öcrtrieben  IJatte ;  nad^  bem 
5toeiten  3Kad^abäerbud&  aber  (4,  23)  toar  er  ein 
83rubcr  be§  Senjaminiten  Simon,  ber  als  lemiJel« 
t)orfte]^er  ben  j{5nig  @eleucu3  }ur  $Iünberung  be§ 
3:empelfd^a|e§  eingelabcn  l^atte  (3, 4  ff.).  ®a  9Re« 
nelauS  ba§  t)erfprod^ene  @elb  ni(|t  einlieferte,  toarb 
er  beS  angemaßten  ^mteS  mieber  entf  e|t  unb  mugte 
feinem  99ruber  fi^ftmad^uS  toeid^en,  brad^te  aber 
\)oxf)tx  eine  ^Renge  golbener  ©efö^e  au§  bem 
lempelfd^al  bei  Seite  unb  fe|te  mit  §ilfe  ber« 
felben  eine  nid^tSttJÜrbige  Il^ötigfeit  fort.  ®en 
forifd^en  ©tattl^alter  9lnbronicuS  öon  SarfuS  be« 
ftad^  er,  um  burd^  benfelben  mit  bem  ft5nig  auS« 
gef öl^nt  gu  »erben ;  unb  al§  OniaS  feinen  3iauh 
offenbarte,  öeranlafete  er  SlnbronicuS,  il^n  umju» 
bringen,  ©einen  ©ruber  S^fimad^uS  leitete  er  ju 
ber  nömlid^en  Unreblid^feit  gegen  ben  Sempel« 
fd^aj  an,  meldte  er  felbft  geübt  l^atte.  3m  Un- 
willen barüber  erregte  baS  93oIf  einen  Slufftanb, 
bei  tocld^em  Stifimad^uS  getöbtet  ttjurbe.  SRene» 
lauS  würbe  l^ierauf  t)erflagt,  wu^te  aber  burd^  ©e» 
ted^ung  feine  f^reifpred^ung  }u  erlangen  unb  fonnte 
td^  nun  t)ermittelft  beS  geraubten  @oIbe§  wieber 
als  ^ol^erpriefter  in  3erufalem  bel^aupten.  9IS 
fold^er  fül^rte  er  aud^  Slntiod^uS  Spipl^aneS  in  baS 
§eiligt^um  beS  JempelS  unb  war  il^m  bel^ilflid^, 
ben  @d^a^  beSfelben  ju  plünbem  (5,  15).  9IS 
3uba8  bie  l^eilige  @tabt  wieber  genommen  l^atte, 
warb  feiner  SteUung  natürlid^  ein  @nbe  gemad^t, 
unb  SJlenelauS  Derfd^winbet  auS  ber  ©efd^id^te 
bis  3um  ^eran}ug  beS  Slntiod^uS  Supator  gegen 
bie  3nbcn  (13, 1).  3«  i^t^^m  gefeilte  er  ftd^,  um 
feine  SRönfe  weiter  ju  fpinnen  (13,  3),  warb  aber 
burd^fd^aut  unb  mu^te  eines  elenben  ^obeS  fterben 
(13,  5.  6).  —  Ob  ber  2  SWad^.  11,  29  erwähnte 
5DlencIauS  biefelbe  ober  eine  anbere  ^erfönlid^feit 
ift,  fann  nid^t  ermittelt  werben.         [Raulen.] 

^ieneies^  «lejiuS,  0.  S.  Aug.,  geb.  ju 
Siffabon  1556,  war  ^ofprebiger  unb  ©rjbifd^of 
üon  ®oa,  ^rimoS  öon  Dftinbien  unb  mel^rmalS 
SSicefönig  üon  ^Portugal,  ©eine  ^ol^e  ©teHung 
bcnujjte  er  jur  SBcfebrung  ber  ©d^iSmatifer  unb 
Ungläubigen,  ©o  f(|idfte  er  nad^  Slet^iopien  ben 


Sefuiten  ©i(t)iuS  unb  nad^  Werften  9ugufiine^ 
9Rifftonare.  Sr  felbft  reiste  nod^  ben  nolaboti- 
fd^en  3nfeln,  um  bie  3rrgIauBigen  unb  bie@(^ 
matifer  bafelbft  wieber  mit  ber  fat||0lifd^  Sttxüft 
SU  Dereinigen.  Sr  l^ielt  gu  btefem  Stoede  @9mta 
in  S)iampur  unb  @oa  unb  grünbete  Diele  ^onetoL 
©ein  SBirfen  War  t)on  größtem  ©egen  beglettd, 
weil  er  felbft  mit  bem  beflen  Seifpiele  oorangini. 
9tud^  errid^tete  er  in  ®oa  mel^rere  iHdfler  tl^ 
für  ©ü^erinnen,  tl^eilS  fiir  arme  Sungfrouen.  Uu) 
Suropa  1611  gurüdgcrufen,  würbe  er  gmn  (&|- 
bifd^of  t)on  ©raga  in  Portugal  ernannt  unb  tm 
j^önig  ^l^ilipp  lU.  gum  oberften  3ta£^  unb  (&)- 
fangler  berufen.  (Sx  ftarb  am  3.  9Rat  1617  vib 
l^interlie^  1.  baS  fieben  einiger  berül^mten  9hip* 
ftiner  t)on  Portugal ;  2.  baS  fieben  beS  l^iligmä^ 
gen  P.  fiubwig  üon  SMontoia  0.  S.  Aug.;  3.  ine 
@ef d^id^te  ber  ©pnobe  t)on  ^iamt)ur.  (SgL  Ossm- 
ger,  Bibl.  August.  80  sq.)    [fteUer  0.  S.  An^] 
Genius,  3uftuS  (3oft  ÜRenig),  ein  XfytiAogt 
ber  ^ugSburger  Sonfeffion,  würbe  im  3.  U9i 
(nad^  Slnberen  erft  1499)  gu  Sulba  gAoren.  9aif 
bem  er  in  ßrfurt,  wo  er  fid^  bem  jheife  ber  &unft« 
niften  ff.  SHutian  unb  ßoban  ^effuS  at^^i 
15169Ragifter  geworben  war,  ging  ernad^SBittrn* 
berg,  erl^ielt  1523  bie  ©teile  eine  S>iaa)nS  |i 
SRü^lberg  bei  ©otl^a,  würbe  1525  Tonern 
grfurt,  1529  Pfarrer  unb  ©uperintenbent  ii 
Sifenad^  unb  1546  aud^  ©uperintenbent  für  @ol^ 
3m  3. 1 52  7  nal^m  er  mit  9Reland(|t^on  unb ivkm 
bie  ffirc^ent)ifttation  in  Sl^üringen  dor  unb  fjßüit 
1536  Slntl^eil  an  ber  Soncorbie  ber  oberl&nbif^a 
Sl^eologen  mit  ben  fäd^ftfd^en.  3n  ber  %xq^  M 
fieipgiger  3nterimS  ftanb  er  auf  ber  Seite  bet* 
jienigen  ^l^eologen,  weld^e  fid^  gegen  baSfeDe  fp 
flörten.  SBalb  barauf  würbe  er  in  bie  Ofionbri- 
f d^en  ©treitigfeiten  Derwidtelt.  So  gab  er  bie  bm 
Senfuren  ber  fürftlid^-föd^ftfd^en  X]^eologen  oaf 
baS  9e!enntni|  unb  eine  eigene  Sd^rift  gegen  ßt 
ald^^miftifd^e  Il^eologie"  OftanberS  (f.  o.  Sit) 
l^erauS.  3m  3. 1553  würbe  er  Dom  Äurfüritai 
Sol^ann  Qfriebrid^  öon  ©adfifen  mit  einigen  anbeten 
Xl^eologen  nad^  Königsberg  gefd^idft,  um  bie  ge« 
nannten  SReligionSflreitigfeiten  auSguglet«!^  vtb 
bie  Dfianbriften  gu  befefren.  Da  aber  biefe  ^ 
fifd^en  ST^eologen,  wie  ^landf  fogt,  ;,ein  XKÜffA 
ffe^ergerid^t  aufteilten  unb  fid^  l^erouSnol^meii  wS 
fid^  bis  ie|t  felbft  nod^  ntd^t  ber  $apfl  f^ 
genommen  l^atte",  f  o  l^atten  il^re  Senäl^ungenm^^ 
nur  feinen  ßrf olg,  f onbem  bie  SSerwirrung  iro* 
burd^  biefelben  nur  nod(|  üergröfeert.  9la4  f** 
SRüdfel^r  geriet]^  9JleniuS  mit  «mSborf  (f.  hM) 
in  ©treit,  weld^er  il^n,  ba  er  ber  SeAaimroai 
aJlajorS  (f.  b.  «rt.)  als  eines  Äe|er8  nidjt  W- 
treten  wollte,  bei  feinem  f^ergoge  alfi  einen  3H(^ 
riften  benuncirte,  ber  in  aßen  feinen  ^ßrribigteabie 
9iot]^wenbigfeit  ber  guten  SIBerfe  gur  ©eß^tw«* 
trage.  Jlad^bcm  er  fid^  bie  unwürbigftai  $»«• 
buren  l^atte  gefallen  laffen  müRen,  würbe  et  wo 
^mte  fuSpenbirt ;  man  t)erbot  il^m,  bie  flongd  yi 
betreten,  unb  nal^i«  ^W^  ^^^  f^^n  tnl^er,  ate» 


253 


SDlcnnaS,  bcr  ijl.  —  aWcnno. 


1254 


iaI8  ein  ^onbgeläbbe  ob,  bo^  er  t)or  SluSgong 

!r  Unterfiui^g  tiid^t  entjliel^en  tuoKe.  St  tuurbe 

in  tK>r  eine  S^nobe  nai)  Sifenad^  citirt,  too  er, 

id^m  er  flc^  }iU)or  auf  genügenbe  SBeife  über 

ine  Crt^obosie  erflört  unb  nod^bem  Me3  für  il^n 

ncn  gunfKsen  SuSgong  nel^tnen  }u  tuollen  ge- 

^iencn  l^tte,  betmod^  auf  ^m§borf§  Setnül^en 

n  einen  %uffa|  unterf abreiben  mu^te,  loeld^er  auf 

e  frftnfenbfte  äBeife  fo  abgefaßt  toar,  ba^  bie 

nterfd^rift  bie  gorm  eines  äßiberrufS  befommen 

Die.  S)o  nun  ^mSborf  aud^  nad^l^er  immer  nod^ 

!gen  il^  bei  bem  ^ofe  intriguirte,  fo  t)erUe^ 

ceniud  im  3. 1557  ©otl^a  unb  begab  ftd^  nai^ 

Ap%\q;  l^ter  erhielt  er  auf  SVleland^tl^onS  6m» 

fcl^hmg  eine  ^rebigerfteHe,  flarb  aber  fd^on  im 

ilgenben  3a]^re  (11.  Suguft  1558).  SBon  feinen 

k^riften  toaren  mel^rere  gegen  gflaciuS  unb  Ofian« 

er  gerietet  g.  99.  bie  ,;S3eranth)ortung  auf  9R. 

flacii  äOprid  giftige  unb  unnial^rl^afte  ^erläum» 

ung  rnib  Säflerung",  1557;  „©erid^t  berbittem 

Bo^rl^eit  auf  bie  unerfinblidlen  Sluflagen  be§  SR. 

rladi  SO^rid  unb  beS  ^erm  9}ida§  Don  ^m§> 

otf-,  1558;  ^iBon  ber  ©ered^tigfeit  bie  üor  ®ott 

,ilt,  miber  bie  neue  ald^Qmiftifd^e  @d^rift  Ofian» 

let«*',  1552.  Rubere  Schriften  flnb:  Comment. 

n  lib.  Samuelis  et  Acta  Apostolorum,  1531 ; 

3om  CKorcismo,  ba^  er  bei  ^aufe  mol  mag  ge* 

HNtitd^  loerben,  1552;  !Bom  ®eifte  ber  SBieber« 

finfer,  1544  u.  a.  3u  em)ö]^nen  ift  nod^  feine 

Sd^rift  Son  ber  ^Bereitung  jum  feiigen  Sterben 

mb  feine  $rebigt  93on  ber  @eligfeit  (1556),  ba 

)RQbe  fie  tl^m  befonbere  ißerfolgungen  ju^ogen. 

KnSborf  fül^rte  al3  SBeioeid  ber  ^eterobo^ie  i|ire§ 

BeifofferS  aud  il^en  f olgenbe  @ö|e  an :  SReniuS 

^,  ,ba|  biejenigen,  n)eld^e  feiig  h)erben  tooHen, 

tBimedknr  bü|en  unb  il^r  Seben  in  fteter  Su^e  ^in» 

hingen  muffen;  ba^  ber  l^eilige  ®eift  in  ben  ®Iäu» 

Kgen  anfalle  @ere(|tig!eit  unb  fieben,  toaS  itoax, 

|o  tage  ttir  in  bem  fünbigen  f^eifd^e  tt)anbe(n, 

Vfoa^  unb  unDoQfommen,  aber  bod^  jur  @elig- 

fÄ  tumni^t]^  fei  unb  fünftig  nad^  ber  Sufftel^ung 

iMlenbet  merbe;  bag  benjenigen,  fo  ol^ne  aöe  @efe| 

vd)  ffierf^  allein  burd^  ben  ©Tauben  an  ^l^riftum 

jefig  mAm,  bod^  Donnötl^en  fei,  ftd^  t)orjufe]gen 

inb  }n  lauten,  bat  fi^  ^^^  @e(ig!eit,  fo  il^nen  ol^ne 

d(ft  Serbtenjt  ou9  ®nabe  toiberfal^ren  ift,  burd^ 

i|Mid(|e  Sünbe  toiber  ®ott  unb  il^r  ®en)iffen 

^  mieberum  verlieren,  fonbem  fte  üielmel^r  in 

^nm  ^ergen,  gutem  ®en)iffen  unb  ungefärbtem 

Afatben  erl^alten  unb  barin  beftel^en  unb  bleiben 

•ijm*.  (!Bg(.  ©alig,  f^iftorie  bcr  9lug§burger 

Wfejfiwi  m,  ftafle  1735, 46  ff.  378  ff. ;  ^ondt, 

*e|4  bc9  inroteft.  Se^rbegrip  IV,  Sei»)^.  1790, 

8«  ff,  898  ff.  512  ff.;  ®.  2.  ©d^mibt,  3uftu§ 

ttaäa,  ber  Steformotor  Sl^üringenS,  2  93be., 

Ma  1867.)  [3.  9i.  Srifd^ar.] 

fbimM,  ber  1^1,  $atriard^  t)on  Sonftanti> 
Upd,  ^ommte  aud  Sle^aubnen  unb  mar  Sor* 
Pe|er  be8  fliofierd  unb  $ilger]^auf  e§  jum  Hl,  ©am» 
m  in  (Eonflantinopel,  als  ber  SRonopl^i^ftt  ^n- 
^imnS  L,  rotlü^  bie  ^triard^almürbe  an  fic^ 


geriffcn  l^atte,  üon  bem  in  ber  ©tobt  eben  an- 
mefenben  $apfte  tttgapct  abgefegt  mürbe.  ®ie  SBa^I 
be§  ftaiferö  äuftinian  fiel  nun  auf  3Kenna§,  unb 
gJapft  «gapet  ert^cilte  bem  ®  enjöl^Itcn  am  1 3. 9Jlör  j 
536  bie  bifd^öflid^e  äBeil^e.  9){enna§  mar  ber  erfte 
unter  ben  orientalifd^en  ^atriard^en,  meld^er  t)on 
einem  römifd^en  ^apfte  jum  SBtfd^ofe  confecrirt 
morben  mar.  Sieg  alle§  berid^tetc  %gapet  ben« 
ientgen  93ifd^öfen,  meldte  mit  bem  abgefegten  Sin* 
tl^imuS  in  SSerbinbung  ftanben,  unb  ertl^eilte  ber 
tiefen  SBiffenfd^aft,  bem  unbefd^oltenen  SebenS« 
manbel  unb  bem  unermübeten  Sif er  beS  neuen  ^a* 
triardfeen  großes  Sob  (Mansi  Vin,  921 ;  Migne, 
PP.  lai  LXVI,  48;  ögl.  Baron.  Annal.  ad 
ann.  536,  n.  17  sq.;  Pagi,  Critica  ad  ann.  536, 
n.  5).  Sul^ig  oermaltete  bcr  fromme  unb  raftloS 
tl^ötige  ünennaS  bie  J7ird|e  t)on  Sonftantinopel, 
bis  beim  äBieberermad^cn  be§  ®rcifai)itclftreite§ 
(f.b.  3lrt.)  ber  bröngcnbe  ©türm  auä^  i^n  mit  fid^ 
fortriß.  S)er  monop^pfttifd^  gejtnnte  unb  rad^- 
jüd^tige  2:^eoboru§  9l§fiba§,  SBifd^of  t)on  göfarea 
in  ßappaboden,  mu^te  ben  ßaifcr  Suftinian  ju 
bcmcgen,  ha%  er  gegen  bie  brei  ffapitd  }ucrft  bad 
fog.  tl^eologifd^e  6bict  (544)  unb  fpöter  ba§  neue 
ßbid  (551)  öeröffcntlid^te  unb  beiben  burd^  ®cs 
malttl^ötigfdt  ®dtung  }u  Derfd^affcn  fud^te.  2)er 
bebro^te  IßennaS  unterjeid^nete  bie  ßbicte;  $apft 
SSigiliuS  aber,  ber  jmar  bem  erften  mit  bcr  ßlau- 
fei  ,,gan3  ol^ne  9)eeintröd^tigung  be§  @ondI§  oon 
Sl^alccbon,  unb  bamit  ber  ©treit  baburd(|  cnb> 
lid^  bdgelegt  merbe",  bdgetreten  wor,  oermei« 
gerte  fpäter  ftanbl^aft  bem  bröngenbcn  j^Qifsc 
gegenüber  bie  SiHigung  ber  ßbide,  fejte  ben  S5i« 
fc^of  Sl^coboruS  9l§üba§  ab  unb  fd^Io|  ben  $a- 
triard^en  DJennaS  unb  bie  gleid^gcfinnten  ©ifd^öfe 
üon  bcr  ßird^engemeinfd^aft  au§  (14.  Kuguft  551 ; 
Baron.  Annal.  ad  ann.  551,  n.  6  sq.).  3e^t 
fanb  9Jlenna8  ®elcgen^eit,  feine  Siebe  jum  tJncben 
unb  feine  fird^Iid^e  ®eftnnung  gu  sdgen  unb  burd^ 
%nerf ennung  beS  popftlid^en  Urtl^eilSfprud^ed  mie« 
ber  gut  )u  mad^en,  ma3  er  früher  burd^  ©d^möd^e 
gefcblt  l^atte.  6r  untermarf  fid^  unbebingt  bem 
römifd^cn  ©tul^Ie  unb  erflärte  mit  mcl^reren  S3i« 
fd^öfen  fd^nftlid^,  ba§  pe  bie  öier  allgemeinen  6on« 
dlicn,  auf  benen  bie  $äpfte  burd^  il^re  Segatcn  ober 
SSicarien  ben  SorftJ  gefül^rt  l^ätten,  unb  bie  91n« 
orbnungen  be§  römijd^en  ©tu^IcS,  mdd&e  ben 
®Iauben  betröfen  uno  bie  ©t)noben  beftötigten, 
annäl^men  unb  bie  faiferlid^cn  ®caete  mißbillig- 
ten (Mansi  IX,  62).  9Dtenna§  erlebte  nur  nod^ 
toenige  rul^ige  Sage ;  er  fiarb  im  9luguft  bc§  3a]^rc§ 
552,  nod^bem  er  16  Saläre  unb  6  9Ronate  bie 
ßir(^c  t)on  ßonftantinopcl  regiert  ^atte.  ©omo^l 
bie  Sateiner  im  9J?arti^rologium  am  25.  als  aud^ 
bie  ©ned^cn  im  SKenologium  am  24.  Sluguft  üer« 
Clären  ilftn  als  ^eiligen.  (95gl.  BoU.  Acta  SS., 
Aüg.  V,  164  sq.)  L®.  Sinf^aufer.] 

'^ennOj  ©imoniS  (©imonSj),  baS  ^auf)! 
ber  nac^  il^m  SWennonitcn  genannten  Partei  unter 
ben  SBiebertäufem  (f.  b.  5lrt.),  mürbe  1492  (al. 
1505)  ju  SBitmarfum,  einem  ®orfe  bri  grancfer 

4^^ 


1255  ajiti 

in  SrieSlanb,  fleboren.  9Kit  cEner  äitmlict)  hütftigen 
nllgtnKm  toiffeni^a(tti(i|tn  unb  tfieclogiichen  !Bil= 
bimg  trat  er  in  btn  getftlid^tn  ©tanh  unb  inutie 
im  3- 1516  (1524)  ßaplm  ju  Gingium  unb  um 
1531  SplarrCT  ju  jßitmarfum.  llnt(ti)ig,  in  ber 
allgtmeiiien  rtligtofen  Snucgung  bie  Sdbftänbig- 
feit  beS  Utt^eilS  ju  betnotiTcn,  lie^  «r,  loie  |o  Diele 
anbete,  j!i$  Bon  ilir  fortretfeen.  6t  fing  ün,  hie 
©egenTOart  g^tifti  im  fieiligen  9lbenbniai)le  ju  be- 
gtotifeln,  obwohl  er,  liiif  er  in  feinem  „SluSgong 
QUg  bem  9lJo))flt^um"  naiö  flefte^t,  bomol^  iti  bet 
^eiligen  Sdirift  no^  fel^t  wenig  beroonbert  wa\: 
äejil  etP  las  er  fleiBiger  in  t^r,  boneben  aud)  in 
Sut^etS,  äBu^erS  unb  SInberer  ©i^riftcn  imb  fnnb 
balb,  „büfe  mit  betrogen  wüten  burc^  ©ofien^ 
bienft  (bt  OTelfe),  falfd^e  Saufe  unb  9lbcnbinal)l". 
6r  prebigte  gegen  biefe  gntfteQungen  be^  reinen 
9Sorte3,  blieb  aber  gleif^mo^I  hdÜ)  in  feiner  fiirrtje. 
atS  bie  Sßiebertoufer  in  SRünfter  (153S)  ju  niiili)en 
onfingen,  fa!^  er  in  bem  ganjen  UnRic|üi  nicfii  ]o 
\ait  Srttpmer,  all  Dielme^r  einen  btr  i^uttn  Sac^e 
l^blii^en  Si^tiil'^tnuS.  ^Dad)  geuraltfanier  Unler^ 
brüdung  ber  Unruf)en  in  3]Iünftei  (1585)  maiibien 
fi$  t^eili  einige  babei  Setfieiligte,  nieObbe  (Ubbo) 
$^ili))e}  unb  S)atnb  Sotii},  t^etlS  folc^e,  meldjc 
bon  Slnfang  gegen  baB  Unmefen  in  SRiinftet  ge- 
mefen  nwren,  an  ÜRenno  olfl  an  einen  „tPangeli- 
\äfm  ?lJrebiger,  i)er  fc^on  Sßielen  bie  ^)Q^lfl  lieben 
©reuel  entf)üQt  babe"  (auSgang  au§  bcm  ^mU 
itfomt  55),  unb  biongen  in  i^n,  an  bie  S|ji^e  bcv 
gemöfeigten  Sß?iebetläufet  ju  Ireten.  ^ieß  fül)rtc 
1536  [einen  öffenllit^en  „Sluiflang  auS  bem  ^oiift^ 
Hum"  _^bel  Obbe  ^bilifSJ  erlldeilte  iljin  auf'a 
9Ieue  bie  Saufe.  ÜWit  ber  größten  Eingebung  niib 
unter  Bieten  petfönlid^en  ©efa^ren  mibmelc  er  (idj 
nun  hurd^  ©(i^fiftf"  ""b  tprebigten  bcn  Snuf' 
gefimiten  in  grieSIanb,  ®röningen,  ©clbem.  Siol- 
tanb,  fflrabant,  ^olftein  unb  Sßefipinitcn  mib 
mürbe  bober  üon  ibnen  al9  Selirer  unb  Obctijantil 
«netlannt.  Sa  aber  TOenno  felbp  ju  wenig  Itjcc- 
logif^  flebitbet  unb  bie  Saufgefinnten  fiir  roeitcre 
bogmaliit^e  (Sutroicflimfl  jn  wenig  befül|igl  woren, 
fo  fam  e9  nufeer  ber  Slufnol^me  einiget  [aiiiDUjdjen 
SJogmen  oue  bem  friibem  ©tanbpunfle  ffltcnno'l 
JU  nid)t8  ?lnberem,  al§  ju  einer  SDtilbEruiig  btr 
fanatifc^en  SßJiebertQuferei  in  einen  ibenlifirenb- 
m^ftifcben  ©eparctiSmuS ,  ber  jebDct) ,  mie  ofine 
(effen  bogmatifii^cn  §allpun(l,  fo  au(t|  Düne  wnbf' 
l^aft  Bereinigenbe  firnft  mar  unb  ein  gcriiiflcTi  in 
mehrere  Sßarteien  fc^on  bei  Sebjeiten  ÜKcnno'S  nidit 
Ber$inbem  fonnle.  —  SRenno  lefnle,  bie  ©iinbe 
abamS  erbe  fi^  fort,  i^re  golge  fei  ber  %oh;  ber 
ginjelne  aber  Werbe  nur  nwgen  feiner  cioencn 
€ünben,  nidit  infolge  ber  Sibfünbe  uerbnmint. 
6r  legte  ein  gro^eS  ®ewi(i6*  "uf  bie  iT"'fieit,  beren 
39ebeutung  bafier  audi  in  (einer  91cd)lfcrli{ning§' 
leiere  gut  @eltung  Tommt,  wenn  et  biefe  nid^l  bloß 
bur^  @Iauben,  fonbem  au$  bureb  d:>cl)oriant  ju 
©tnnbe  tommen  unb  hen  ©louben  in  gulni  3i?cr!cn 
(bcfonberS  in  föribeilung  Bon  gutem  9\üH|,  *!U- 
mojenfpenbung  unb  Aronfenbefud))  alS  Seiiflniffen 


:nD.  1K6 

unb  grüßten  be§  ®Iauben§  t^ätig  fein  läßt.  Det 
re^tfertigenbe  ©loube  Wanbele  bcS  ^ei^  um  unb 
mac^e  au3  einem  Ungerechten  einen  wa^^  @t> 
teebten.  9hir  jwei  6acramente,  bie  Saufe,  j^ 
nur  für  Srna^fene,  bie  glauben  unb  bu^fecüg 
fein  tbnnen.  unb  ba3  tabenbma^I,  ^be  S^üfbü 
eingefetit.  ^en  ifinbem  babe  er  bo§  ^immeliti^ 
obne  Snnfe  Ber^eifien.  3)ie  Saciamente  feien 
äuBete,  fmnlie^c  ^anblungen,  neld^e  bie  mmäa- 
btoc^en  Bon  S^tiftuS  auSgebenbe  ^elligenbe  Ptoft 
nut  anzeigen  unb  uerftnnbilben,  ni^t  aber  mit- 
t^eilen.  91!§  notbwenbige  Serimonie  ttfd^ien  i^ 
bie  gufewafcbung  leijenber  SScüber.  S)ie  (fit^ 
jei  bie  gorlppanjnng  beä  5fieitE)eS  6^ripi:  fie  ffäx 
aeltefte  unb  ßebrerbes  ©orl8,  bie  bure^  bie^oito 
aupegung  ber  aelieften  conftrmirt  werben.  3n 
Weitem  6inne  gehören  jut  jhrc^e,  tum  SmilK 
@Dtte3,  a&e  (Srlä^ten.  ^ugfertige  feien  in  trii 
fiird)engemeinfdiaft  Wieber  aufzunehmen.  Slti 
Obrigteit,  bie  Bon  @ott  ift,  l^abc  jebet  €(re  nti 
@e^ot{am  in  allem,  uaS  nid|t  bem  Sßorle  ISottil 
uiwibä  if),  gu  leiten,  ffiieg  nnb  ßibt  feien  ba 
S^riflen  unbebingt  Berboten.  S)ieft  Staren  ^ 
2)iennD  in  bem  i.  3. 1539  tierouSgegebenen  ,g[i» 
bomentbudie  Dom  regten  t^rifllii^tn  @Iiiutia' 
(beffen  ^Quptinbalt  bei  8CI1711,  Eutorise  Hoi- 
nonitanun  plenior  deductio  141 — 145)  bn' 
gelegt,  ©ie  fanben  aber  Don  91nfang  an  unttibe« 
Süufgefinnlen  jelbfl  ©egner.  SateiBburg  mib  ^ 
^Inbnng  rebeten  noi^  immer  Bon  ISrgreifnng  bc( 
©cbwerteS  @Iiä,  Ausrottung  ber  @otHofen  ai) 
@rricE)tung  eine§  neuen  Sieid^  bei  ßlmiMge^ 
wöbrenb  »oDib  3ori§j  (f.  b.  51rt  3orifieii),  jB* 
fd^en  ibm  unb  HJfenno  Dermittelnb,  meinte,  diKik 
beteinfi  bie  3eit  tommen,  wo  alle  gür^  ber  SiAi 
i^ie  jfronen  freiwillig  nieberlegen,  biS  ba^  «te 
feien  fie  ju  bulbeu,  unb  bie  ®Iöubigen  'ifitim  ^ 
ju  ge1)on!(ien.  Rubere  Slifferenjen  entflanbtn  äa 
5ffienno'§  St1}Tt  Don  beiüRenf^werbungbeie* 
neS  unb  übet  baS  Sterbot  ber  €^e|^{ibung;  V^ 
lonnten  ton  ÜRenno  im  3. 1547  ouf  ber  Sif 
fammlnng  jn  Gmben  nur  norübergebenb  <* 
gegli^en  werben  unb  oetanla^ten  ibn  jut  ^ewi* 
gobe  me^reter  fleineten  ©Triften  (Schwi  L  t 
162).  6ine  bonetnbe  ©paitung  führten  oie^ 
auf  entflonbenen  ©tteitigteiten  übet  bieSülti^ 
be§ ÄitcbenbonneS  fterbei,  benn  Re  l^ingen  mitbs 
9lnerfcnnung  ober  Verwerfung  oer  fr^cm  fi»* 
tifii^en  iRi^iung  jufnmmen.  iÖlenno  fprac&  pifi  i> 
jwei  ©enbif^reiben  (Schyn  152. 157)  für  9* 
be^altung  be€  Cannes  in  fi^Wereren  ^äSm,  jibaj 
erft  nacd  breimaliger  Qrma^nnng,  übrigenl  mt 
für  SBieberaufna^me  ber  ^ugfertigen  ouS,  buk 
aber  bie  SoStreunung  bet  „Ratten  SBannert"  (8» 
minger  unb  SBeftfriefcn)  Don  bei  mUbtm  Sßodä 
(Sicntfdie  unb  Ofifriefen)  nit^t  Der£|ötm-,  jii  ii 
3. 1557,  al§  bie  ©(td)e  auf  einet  jablm^9ct> 
fommlnng  ju  ©troSbutg  wieber  angeregt  »od» 
war,  lie|  fid^  ber  )d)ma(^e  ffltenno  hvxä)  3)idti4 
^li^ilipSg  ä"  t"«  fieiigcm  ^Infie^t  fottteifeen  »• 
nat!^  and^  auf  geringere  9)erget|en  bie  ©traft  M 


157 


3ßenno. 


1258 


mticS  gffe|t  roax;  bie  ©emcinfd^aft  mit  ben 
cnnomtenin^Rö^ren,  in  ber  Sä^xotii,  in  Sd^tDa* 
I  unb  im  SreiSgau  mürbe  (1559)  gonj  auf« 
loben.  Stefe  folgen  aud^  in  ben  befteUten  iBer* 
i^cm  unb  in  9(nberem  eine  äiüdf el^r  }um  $opft' 
im.  SRenno  äberlebte  bief e  Spaltung  nid^t  lange ; 
fiarb  im  3. 1559  (1561)  juOIbeSloe  im  ^ol- 
:ntf (^  auf  bem  Sanbgute  eine§  SbelmanneS, 
:  htm  Qud^  t)on  fielen  Saufgeftnnten  t)erfoIgten 
anne  eine  Sufiud^tSflütte  gegeben  l^atte.  ©eine 
b  feinet  tlnl^nger  Sage  mar  aud^  baburd^  ftetS 
le  fe^  bebro^te,  meil  man  bie  SSorfteOung  t)on 
X  mänfterifd^n  @reue(n  immer  nod^  auf  bie 
mf gesinnten  über}utragen  pflegte,  miebennnod^ 

bei  Soncorbienformel  bie  äBiebertäufer  neben 
d^^toenff  elbtanem  unb  ^rianem  al§  ffe|er  beseid^« 
t  unb  dS  fold^e  in  SRöl^ren,  ^reugen  unb  in 
r  €d^nieiA  ]^ingerid|tet  mürben.  Sßel^rere  @d^rif> 
1  aRenno'd  (Schyn  1.  c.  170—172),  namentlid^ 
r  ^SuSgang  au^  bem  $apftt]^um",  maren  ber 
Überlegung  Jener  ftd^  ftetS  mieberl^olenben  IBe« 
^Ibigung  gemibmet  unb  noc^  ber  Snennonite 
Mj^  mibmet  biefem  ®egenftanbe  in  ber  Historia 
[ennonitamm,  Amstelod.  1723, 131  sqq.,  ein 
gened  fiopitel,  in  meld^em  er  bie  SRennoniten 
legen  i^  Sermerfung  ber  jfinbertoufe  nur  al3 
ie  bun^  bie  SBalbenfer  (?)  (vermittelte  CJfortfe^ung 
et  elften  S^riften  be^eid^net. 

^e  f(^n  ermöbnten  S)ifferenjen  ber  Xauf* 
lefmnten  fisirten  fn^  in  bem  ®egenfa^  t)on  t^fei« 
len  ober  IBlamingem  unb  SBeftfrtefen  unb  (groben 
Dbcr  Sßaterlönbem  unb  Oftfriefen.  3ene  l^ielten 
an  ber  alten  Orbnung  unb  mürben,  meil 
bie  gänjüd^  Untertaud^ung  (Onberbompeling) 
nö^g  hielten,  oud^  S)ompeIerd  genannt,  möf' 
nib  ji^  biefe  mand^rlei  9RiIberungen  erlaubten. 
SBdqe  $ebanterie  ftd^  burdd  ba§  @an}e  l^inburd^» 

fe}eigte  fid^  gerabe  in  bem  Snomente  red^t  äugen» 
lUi^,  Qld  beibe  Zl^eile  jmeien  i^rer  Seigrer, 
So^  SiOernd  unb  Siebbert  @errit§  (®erarbi), 
«ne  Sntfd^ibung  burd^  Sompromig  übertragen 
|Böm(1567).  ®er  3lu§)prud^  lautete  ba^in,  beibe 
SWe  follten  auf  bie  ftniee  fallen,  ftd^  um  S3er» 
gitofl  bitten  unb  bann  in  brüberlid^er  fiiebe  unb 
timrot^t  leben.  SDie  SBaterlänber  fnieten  juerft, 
Momten  i^  @d^ulb,  baten  um  SBerseil^ung  unb 
Men  mieber  ouf.  9I§  aber  nun  auc^  bie  93Ia» 
■iiger  niebergefniet  maren  unb  mieber  auffielen 
Mtoi,  erflorte  SCBillemS,  il^r  ^luSjprud^  ge^e  ba> 
¥*,  bo^  bie  93Iaminger  nic^t  t)on  fe(b[t  aufftefjen, 
Nbern  mit  ber  pcaib  aufgerid^tet  merben  foQten. 
2Me^  beuteten  bie  Sedieren  ba^in,  al§  foQten  fie 
Sb^  }tt  feinem  9(mte  in  ber  @emcinbe  gcmöl^It 
Betben,  miberriefen  bal^er  il^re  ^Ibbitte  unb  t)er> 
iMrffli  ben  gongen  Sompromi^.  2)ie  Trennung  mar 
|rii|er  dS  gnoor.  SUmöIig  fteUte  fic^  aber  bod)  mic» 
«boBSebürfnig  nad^  fefterer  ^Bereinigung  ^erauS 
ab  fn^e  gur  ^bf  affung  t)on  f  ^mbolif  d^en  Sd^rif  ten 
in.  3)08  erfte  ©loubenSbefenntniB  ift  ba§  matcr> 
tnbif<!^,  ton  3o^n  be  SRic§  unb  Siebbert  ®cr- 
IS  im  3. 1580  t>erfa^t.  tiefem  folgte  bad  Don 


Outerman,  9)lennonitenIe]^rer  ju  ^orlem,  im  3. 
1626  öerfa^te,  baS  19  anbere  Seigrer  unter jd^rieben. 
6§  mürbe  ben  ©eneralftaaten  überreicht  unb  Der* 
fd^affte  ben  SKennoniten  in  ben  $RieberIonben  @e« 
miffenSfrei^eit.  IRad^bem  einmal  ba3  Sin^eitS* 
gefü^I  burd^  biefe  @^mbo(e  erftarft  mar,  bemirfte 
e3  in  meiterer  9tu§bei)nung  aud^  bie  ^Bereinigung 
ber  bisher  getrennten  Parteien.  S3on  ber  5lmfter« 
bamer  ©emeinbe  ging  bie  Anregung  au§:  ob  benn, 
fo  fragten  fie  in  einem  Sircularfc^reiben  (1627), 
bog  ftd^ere  ^enngeic^en  ber  f^inber  @otteS,  ber  in 
Siebe  tl^ätige  @Iaube,  ben  !93Iamingem  ober  äEßater» 
lönbem  abgefprod^en  merben  fönne?  burd^  meldte 
SBorte  ber  l^eiligen  @d^rift  eS  verboten  fei,  ba| 
beibe  Sl^eite  uneben  machten?  ®iefem  ©d^reiben 
folgte  1629  bie  fogen.  ^cäfentation,  burd^  meiere 
aUe  gerftreuten  ftinber  (Sotte§  emftlid^  5ur  6inig« 
feit  aufgeforbert  mürben.  ®iefe  ©(^reiben  ber 
%mfterbamer  SVlennoniten  erl^ielten  ben  92amen 
Deigmeig  be§  griebenS  unb  mürben  auf  einer  S3er- 
fammlung  gu  5lmfterbam  (1630)  oon  ben  oereinig« 
ten  tJriefen  unb  S)eutfd^en  angenommen,  ©o  ent« 
ftonb  bie  britte  f^mbolifd^e  ©c^rift,  gu  meld^er  balb 
barauf  (1632)  oI§  bie  5rud|t  einer  S)orbred|ter 
©i^nobe  bie  oierte  fam,  burd^  meiere  fid^  bie  $ar> 
teien  no^  mel^r  einigten.  S)en  ©c^lu^  bilbet  bie 
im^al^re  1664  gu  Serben  abgel^altene  große  S3er« 
fammlung  t)on  Se^rem  unb  SDiaconen  ber  t)er« 
einigten  Slaminger,  grief en  unb  Seutf d^en,  meldte 
bie  feit  1626  erfd^ienenen  Sefenntnifefc^riften  al3 
f ^mbolif d^e  Sudler  anerfannten.  3I)re  SJerf d^ieben- 
^eit  ift  unbebeutenb,  meil  fie  nur  ben  3werf  Ratten, 
bie  Differenzen  über  93ann  unb  i^ird^enjud^t  me^ 
burd^  Umgel^ung  ober  gegenfeitigeS  Siacbgeben  old 
burc|  beftimmte  begriffe  auf  jufieben  (ügL  Schyn 
1.  c.  78—115).  5lber  tUn  biefe  ^rinciplofigfeit 
f ülgrte  al§balb  ^u  neuen  ©egenföi^n,  oIS  eS  ftc^  um 
bie  ^lufred^tbaltung  ber  ©pmbole  l^nbelte.  S)em 
äBefen  eines  fird^Ii^en  ©^mboIS  entgegen  meinten 
einige,  baft  jeber,  meldte  bogmatifc^en  Slnfid^ten 
er  ou^  l^abe,  mcnn  er  nur  bie  ^eilige  ©d^rift  an« 
nel^me  unb  fromm  lebe,  in  bie  ©emeinfc^aft  auf« 
genommen  merben  fönne ;  eS  maren  bief eS  bie  re« 
monftrantifd^  ©cfinnten,  oon  il^rem  Raupte,  einem 
^Irjte  in  ^mfterbam,  aud^  ©aleniften  genannt; 
il^re  (Segner  liieren  üon  il)rem  5lnf ül^rer,  bem  Slrjte 
^poftool  in  ^Imfterbam,  bie  5lpoftoolen.  3ene 
l^atten  jugleid^  eine  focinianifd^e  Set)re  oon  ®ott 
unb  gl^riftua,  unb  für  biefe  gerabe  foflte  SRaum 
gefd^afft  merben,  möl^renb  bie  ^poftoolen  an  ber 
Seigre  Wenno'S  über  Xrinitöt  unb  9)ienfc^merbung 
ftreng  feft^iclten.  ®ie  Dbrigfeit,  an  meldte  fi(§ 
beibe  Sl^eile  menbeten,  entfc^ieb  mel^r  ju  ©unften 
ber  le^teren.  ©leid^mol^l  blieben  bie  (Saleniften 
im  Sefi^e  be§  reid^cn  ftird^enoermögenS,  meil  fie 
fic^  bereit  erflärten,  bie  ^Ipoftoolen  ftet§  al§  95rü« 
ber  onjufel^en,  ma§  ju  ermiebcm  biefen  baS  ®e- 
miffen  oerbot.  ©ie  trennten  fic^,  600—700  an 
ber  SaU,  unb  bilbcten  eine  eigene  (Semeinbe.  ?lUe 
Scrfuc^e  5ur  Sßicbcrocreinigung  (1684)  maren 
fru(^)tIo§.  ©pntcr  benujten  bie  reformirten  2^0« 


1259 


aJlcnod^iu§  —  ajlcnologtum. 


1260 


logen  in  ben  ©eneroljiaotcn  bicfcn  SttJiejpoIt  ju 
totcbcrl^oltcn  Eingriffen  auf  bie  üon  il^nen  ftet§  otö 
ffejer  angefe^encri  3:aufgeftnnten  (in  ben  ^af)xtn 
1722, 1738, 1741);  bie  ©ac^e  tarn  üor  bie  @taa« 
ten,  rotlfy  bie  Unterfud^ung  über  bie  Sed^tglau« 
bigfeit  bcr  SlQufgefmnten  in^nfprud^  nal^men  unb, 
wie  natürlid^,  im  iSinnc  bc§  calüinifd^en  Scl^r« 
begriffS  entfd^iebcn.  —  ®er  ®otte§bien[t  ber  lauf« 
gefinnten  ift  Don  aQem  öu^em  ©d^mud  entblößt 
unb  befielet  in  ©ebct,  (Sefang,  ^rebigt  unb  ffatc« 
d^ifationen.  3wr  Saufe  ift  jmcimal  im  Saläre  ber 
ad^te  Sag  Dor  bem  l^eitigen  ^benbma^Ie  eingelegt. 
SBenn  bie  Säuflinge  geprüft  ftnb,  unb  bie  ®c» 
mcinbe,  ber  fic  DorgefteHt  worben,  gegen  il|re  9luf » 
nal^me  nid^tS  ju  erinnern  ^at,  fo  werben  bon  einem 
ber  5lelteften  (biefe  aBein  fmb  5ur  93ertt)altung  ber 
©acramente  befugt)  jtoei  ^rebigten  gel^alten,  in 
toeld^e  ba§  üoüftänbige  ©laubenSbefenntnife  auf- 
genommen ift.  ^ierauf  toirb  üon  ben  Täuflingen 
t)or  ber  ©emeinoe  ba§  @Iauben§be!enntni^  ah» 
gefragt  unb  unter  ^uSfpred^ung  ber  Saufformel 
breimal  etmaS  SBafjer  au§  einem  fteinemen  ffruge 
auf  ba§  ^aupt  be§  SöuflingS  gegoffen,  mit  bem 
äBunfd^e,  ba|  S^riftu§  felbft  ben  ©etauften  mit 
bem  l^eiligcn  Seifte  unb  mit  geuer  taufen  möge.  ® er 
^eltefte  lü^t  bie  92eugetauften  unb  nennt  fie  lieber 
©ruber  ober  liebe  ©d^toefter.  ®ie  geier  be§  Slbenb» 
mal^IS  l^at  gro^e  9tel^nlid^!eit  mit  ber  t)on  3^ingU 
angeorbneten.  2)ie  gfugtoaf  d^ung  ift  jekt  abgef  d(|aff  t. 
—  Sie  ^auptfijc  bcr  9Rennonitcn  jmb  nod^  jejt 
bie  9iieberlanbe,  wo  fic  127  ©emeinben  IJaben. 
3n  §olftein  unb  $reu^en  würben  fie  am  frütieften 
gebulbet.  3m  3. 1827  fmb  ftc  in  ^reufeen  öom 
6ibe  als  3«igw  ^c.  cntbunben  morben,  wenn  be« 
glaubtgte  S^ugniffe  über  il^ren  untabet^aften  SBan« 
bei  beigebrad^t  ftnb.  3n  ©übru^Ianb  l^aben  fte  feit 
1803  mel^rere  Kolonien  angelegt,  be^gleid^en  in 
Ungarn,  ©iebenbürgen  unb  ber  5ö?oIbau.  3n 
®eutfc^Ianb  finben  fie  fid^  befonberS  im  6Ifa|,  in 
bcr  ba^rifd^cn  ^falj,  am  SRicbcrrl^ein  unb  in  Si- 
tauen ;  in  Qftanfrcid^  ju  SRanc^,  Soul  unb  in  ber 
tjranc^c-ßomtö;  in  ber  ©d^meij  in  ben  ftantoncn 
^cm,  Safcl  unb  9icuf d^ätel.  9Im  jal^Ircidjftcn  fmb 
fic  in  ben  SSercinigten  ©taaten  (tttoa  175  000) 
unb  in  ßanabo  (etwa  25  000).  (93gl.  Opera 
Mennonis,  Amst.  1646 ;  H.  Schyn,  Historia 
Christianorum,  qui  Mennonitae  appellantur, 
ib.  1723  (au§  bem  §onänbifdben  überfejt),  unb 
Historiae  Mennonitarum  plenior  deductio,  ib. 
1729 ;  ©tarf,  ©cfd^id^te  bcr  Saufe  unb  ber  Sauf- 
gcfmnten,  Seipsig  1789;  ^unjinger,  ®aS  Scii» 
gionS»,  ff ird^cn«  unb  ©d^ulwefcn  ber  aWennoniten, 
©peier  1830;  Blaupot  ten  Gate,  Geschiede- 
nis  der  Doopsgezinden,  3  voll.,  Amsterdam 
1839—1847.)  [©d&arpff.] 

^eno^ins^  ©tcpl^an,  S.  J.,  ßjegct,  war 
bcr  ©ol^n  beS  bcrül^mtcn  3icd^t§gclc^rten  Sacob 
SDZenod^iuS  (gcft.  1607).  gr  würbe  geboren  ju 
$übua  1576,  trat  mit  17  Sauren  in  bie  ©cfcll. 
]d)a\t  3c)u  unb  warb  ^rofcffor  bcr  gjegefe  unb  bcr 
Woral.  Slufecrbcm  ücrfal^  er  im  Drbcn  bie  wid^« 


tigftcn  Slcmtcr,  bcnn  er  würbe  nid^t  nur  Cbm 
t)crfd^icbcncr  @ioIIcgicn,  fonbem  aud^  $rot)in)iat 
unb  ^Iffiftcnt  beim  ©cncral  für  Stauen.  6r  jteb 
l^od^bctagt  }u  9tom  om  4.  ^^bruor  1655.  9h((t 
ol^nc  !Ru^en  ift  feine  Brevis  explicatio  sensos 
literalis  s.  Scripturae  ex  optimis  quibusqne 
auctoribus  per  epitomen  coUecta  seu  com- 
mentarii  totius  Scripturae,  Colon.  1630,  loelt^ 
il^rcr  fflarl^cit  unb  IBünbigfeit  wegen  felbfl  m 
®rotiu§  f cl^r  gef d^ö^t  unb  eben  be^l^alb  oft  miebei 
aufgelegt  würbe.  Seiber  fmb  aber  bie  fpäteren  Auf- 
lagen fo  fcl^Icrl^aft,  ba%  !aum  eine  ftc^  finbet  in 
bcr  Soumemine  nid^t  20  {Jfel^Ier  auf  beinah  iebet 
©eite  nad^weifen  fonnte.  2)e^wegen  beforgte 
Soumemine  eine  neue,  weld^e  wegen  il^rer  rei^ 
l^altigcn  3ugabcn  ein  wal^rer  Thesaurus  biblicw 
geworben  ift ;  in  il^r  finb  alle  ^tlfswiffenfd^ 
5U  einer  grünblid^en  Auslegung  ber  fettigen  S^nft 
burd^  bie  bis  bamalS  erfd^ienenen  gdiiegenfienSlN 
l^anblungcn  vertreten.  Sic  erfd^ien  p  $ariS  1719 
in  2  Soliobänbcn,  Senebig  1722,  «lop  raib©fBt 
1825—1829  in  15  Octaübonbcn.  erwoiranig 
berbienen  femer:  Hieropoliticum  sive  instita- 
tiones  politicae  e  s.  Scripturis  depromptse, 
LL.  m,  Lugd.  1625;  Colon.  1626,  öerbefjertt 
unb  t)erme]^rte  Ausgabe;  Institutiones  oecono- 
micae  ex  ss.  literis  depromptae,  LL.  II,  Lngd. 
1627,  in  t)crmc]^rter  Auflage  italtenifd^  VeneL 
1656 ;  De  republioa  Hebraeorum  LL.  Till, 
Paris.  1648,  ein  gcIel^rtcS,  aber  felteneS  SBerf, 
nid^t  ol^ne  Sebeutung  für  bie  biblifd^  9c^ 
logic ;  Historia  sacra  della  vita,  attioni,  do^ 
trina,  miracoli,  passioni,  morte,  risurettione 
e  salita  al  Cielo  del  N.  Bedentore,  Salvatore 
G.  C,  2  voll.,  Roma  1633;  Historia  Sacra 
degli  Atti  degU  ApostoH,  ib.  1654.  (SgL 
de  Backern,  1248;  Hurter,  Nomend.  litv^ 
ed.  2, 1,  442.)  [§urtcr  S.  J.] 

SSettotoginm  l^ci^t  in  ber  gried^ifd^  ftä^e 
bicScgcnbc  (X^yoc,  ß^ä^Iung),  welche,  na^SRo« 
natcn  ((jliqv)  unb  Sagen  georbnet,  bcdS  Seben  bo» 
icnigen  ^eiligen  cnt^ölt,  bie  liturgifd^  in  eiscD 
ganzen  Öffidum  gefeieri  ober  bod(|  conunemotitt 
werben.  SBcil  ba§  ftirc^mjal^r  bd  ben  ®tixijß, 
cntfprcd^cnb  bem  SInfang  ber  3nbictionen,  mit  bei 
1.  ©eptember  beginnt,  fo  ifi  oud^  im  URenoIognn 
ba§  initium  in^ctionis  auf  biefen  Sag  Mde^ 
93on  bem  9)lcnaion  unterfd^eibet  ftd^  bo8  SRtnO' 
logium  baburd^,  ba|  e§  nur  ba§  Seben  unb  bie 
Sdben  bcr  ^eiligen,  nid^t  aber  oud^  bie  fflc#I' 
tl^ctle  i]^rc§  Officium^  entl^ält;  Don  bem  Q^^w^ 
rium  ift  c§  baburd^  unterf (Rieben,  ba|  ed  mtr^' 
ligcnlcgcnbcn  aufnimmt.  3)er  Sejt  ber  l^b« 
fd^riftlic^en  unb  gebmdttcn  SKenoIoglen  rowp 
ä^nlid^  nad^  Seit,  Ort  unb  SSerfaffer,  tmein 
91benblanbe  ber  3n]^alt  ber  Segmben.  ©ebtiA 
SluSgabcn  würben  beforgt  ju  ^ariS  1573  wb 
SInton  Eontiu§  nad^  einem  ju  SSenebig  1535  «• 
fdjicncncn  ©jcmplarc;  ferner  1592  r)on®.®ew 
brarb  unb  1604  üon  jg)cinrid(|  EanifmS,  $rof^ 
in  3ngoIftabt,  nad^  einer  latetnifd^en  Uebeifeknus 


1261 


SWcnot  —  DKenfalgut. 


1262 


beS  Sarbfaiaß  €trIetuS  (Antiqq.  lectiones  Y). 
Dlasimud  Sllarguniul»,  93ijd^of  ber  Snjel  ept^era, 
il&erfe|te  baS  ^enologium  in  bie  neugriec^ifd^e 
Stnroc^  unb  liel  eS  1592  unter  bem  3:itcl  üuv- 
K&£pta  gtt  Senebig  bruden.  2)iefe  SluSgabe  fanb 
Qcrbceiümg  unb  mürbe  nad^  bem  Zobe  bcd  ÜJlar« 
guniuS  1629  t)on  9(nton  ^ineliud  ju  SSenebig 
nod^gebrudt  (Sottfrieb  @tber  brad^te  baS  SRe- 
nologium  felbjl  in  SBerfe  unb  Deröffentlid^te  e§ 
1727  SU  Seipsig.  fßon  aUtn  ^anbfd^riften  befa^ 
bicjiemge  am  meinen  Snfel^en,  meldte  nod^  Saarow 
nfatd  (ad  a.  886,  n.  14)  t)on  ftai[er  Saftliug 
SDlacebo  ober,  no^  Seo  ^üatiuS  unb  Ugl^HuS, 
Hon  SafUiud  ^orpl^QrogenituS  gegen  Snbe  be§ 
10.  äo^r^nbertd  angeorbnet  unb  t)on  ben  3Slaltm 
$antaIeoti^  Simeon,  SRid^.  Sloc^emito,  ©eor* 
giud,  SRenoS,  Simeon  Slad^emita,  URid^ael  ^ar* 
mid  unb  92eftor  mit  430  SRiniaturgemälben  auS* 
gefi^mäcft  mürbe.  äBenn  oud^  biefe  ©emölbe  un- 
feitm  ftunfigefd^mod  nid^t  mel^r  entfpred^en,  f  o  ftnb 
ft  bennod^  für  bie  ©efd^id^te  ber  SRart^rien,  ber 
litur^ifd^  @emönber  unb  felbft  für  bie  fiunft- 

Öd^ul^e  t)on  ^ol^em  SBerttie.  2)er  Originolcobes 
n  in  2  SBanben  Don  Sonftantinopel  in  ben  93e" 
fi|  beS  SRoUanber  ^ergogS  Subot)ico  @f or}Q,  unb 
oünl^  btn  Sorbinal  @fonbrato  gelangte  ber  erfte 
Zl^,  toeld^  bie  ^eiligen  oon  September  bi§ 
Februar  enthielt,  unter  ^ul  Y.  in  bie  t)aticanifd^e 
Sibliotl^L  S)er  gmeite  Zl^eil  mit  ben  Segenben 
um  SOtärg  bid  ^uguft  mürbe  für  verloren  ge|alten, 
US  ber  nad^malige  ^apjt  @(emen§  XL  benfelben 
ii  btr  Sibliotl^f  bed  ftlofierd  ®rotta  ^rrata  ent- 
bedtc^  il^n  als  17)ä]^riger  Süngling  abfd^rieb  unb 
gcdltent^eild  in'S  Sateinifd^e  überfe^te.  2)iefe  6nt- 
bedhing  benu|ten  bie  Herausgeber  ber  Acta  Sanc- 
tonim  unb  liegen  baS  SRenoIogium  für  äRärj 
(1668)^  Sfrü  unb  SRai  in  gried^ifd^em  Urtexte  ie 
bem  crflen  Sanbe  bief er  9Ronate  in  il^rer  %uSgabe 
tNirbtudkn.  (Sleid^^eitig  benu|te  $etruS  SrcubiuS 
ben  erßen  Zl^eil  beS  bafiliantfd^  Sobe;  in  ber 
Saticana  )ur  UeBerfe|ung  in  baS  Sateinifd^e  unb 
terdffentli^te  feine  etmaS  oberflöd^Iid^e  Arbeit  in 
Ibüia  Sacra,  ed.  Ughellus  YL  S)urd^  biefe 
^licationen  mürbe  ber  SBunfd^  nad^  bem  f8t» 
QC  beS  ganzen  SRenoIogiumS  in  gried^ifd^er  unb 
bletmf  (^  Sprad^e  immer  lebl^after  unb  !am  unter 
bm  ^ßonti^coten  SIemenS'  XI.,  ^nnocen^'  XUL 
tmb  SenebictS  XTTT.  burd^  ben  SarbinalpreSbQter 
bmibak  )ur  tluSfül^rung,  inbem  mit  augerorbent« 
Sd^  Opfern  bie  gried^ifd^n  Zppen  unb  bie  ^a^U 
ttiSfta  Äupferftid^e  l^ergeftellt  mürben  (f.  b.  9trt. 
A.cta  Sanctormn ;  Üta^brud  bei  Migne,  PP.  gr. 
CXVn).  an  miffenfd^aftlid^em  SBcrt^c  mirb  biefe 
Sammlung  übertroffen  oon  bem  unter  rufftfd^em 
Eittl  t^erdffentlid^ten  Calendarium  Orientale 
eompleium,  2  voll.,  Moseav.  1875.  1876, 
bcffcn  Herausgeber^  Slrd^imanbrit  @ergiuS,  nid^t 
loangcr  als  500  gried^ifd^e  unb  |{at)i|d^e  H^inb« 
fd^riften  berglid^.  (93gl.  Menologium  Graeco- 
ram,  op.  Annibalis,  Urbini  1727,  in  praefat.; 
Zaccana,  BibL  rit.  H,  89.)  [^nbreaS  @d^mib.] 


:3Sen0t,  2Kid^aeI,  0.  Min.,  $rofeffor  ber 
Xl^eologie  an  ber  ^orifer  ^fabemie  unb  angefel^e* 
ncr  ^rebiger,  lebte  in  ber  erftcn  §älfte  beS  16.  Sal^r- 
l^unbertS.  8r  fd^rieb  jmei  Ouabrogefimalen,  baS 
erfte  über  bie  ßpifteln  ber  gfaftenjeit,  meld^eS  ju 
^ariS  gebrudft  ift  mit  bem  ^itel  Fratris  Micha- 
elis Menoti,  zelantissimi  praedicatoris  ac  b. 
theologiae  professoris  Ord.  Min.,  perpulcra 
epistolarum  quadragesimalium  expositio  se- 
cundum  ferias  et  dominicas  declamatarum  in 
famosissimo  ac  devotissimo  Conventu  Fra- 
tnim  Minorum  Parisiensium  an.  D.  1517. 
SSorl^ergel^t  ein  Tractatus  de  foedere  et  pace 
ineunda  media  poenitentia.  Sin  ^meiteS  Oua« 
bragefimale  mit  bem  Xitel  Aureum  opus  Evan- 
geliorum  in  Parisiorum  Academia  declama- 
torum ...  ift  }u  $ariS  1519  fel^r  corrupt  ge> 
brudtt,  beffer  1530  bei  3ean  ^etit.  ©baraglea 
(Suppl.  ad  Script.  0.  M.)  neigt  bal^in,  i^m  baS 
^u^  Le  miroir  des  Dames  }U5uf  d^reiben,  meld^eS 
auf  bitten  ber  Königin  äol^anna  t)on  einem  gfran* 
ciScaner  gefd^ricben  ift.    [3g.  Seiler  0.  S.  Fr.] 

'^ienfaigtti  (bona  mensae,  de  mensa)  l^ei^t 
im  ftirc^enred^te  berjenige  Zl^eil  beS  ftird^enguteS, 
meld^er  ^um  Unterl^Ite  fird^Iid^er  ^erfonen  ober 
gu  äBerfen  ber  Siebe  beftimmt  ift.  1.  Mensa  ca- 
pitularis  unb  mensa  episcopalis.  @o 
lange  an  ben  @tiftsürd^en  baS  gemeinfd^aftlid^e 
Seben  (vita  canonica)  möi^rte^  mürbe  ber  SebenS« 
unterl^alt  f omobi  beS  93if d^of S  als  ber  Sopitularen 
aus  bem  gemeinfamen  StiftSgute  beftritten.  SllS 
aber  feit  bem  10.  unb  11.  Sal^rl^unbert  baS  cano» 
nifd^e  Seben  ftd^  auflöste  unb  bie  Sanonifer  eigene 
SBobnungen  bejogen,  fpäter  aud^  ben  gemeinfamen 
%i]ä^  aufgaben  unb  |eber  feinen  gefonberten  ^auS* 
l^alt  führte,  ba  mürbe  eine  Sl^eilung  beS  oorbin 
gemeinf  d^aftlid^en  Xaf  elguteS  bergeftalt  beliebt  ba| 
berlBifd^of  feinen  eigenen  Sntbeil  (baS  bifd^öflid^e 
Safelgut)  unb  baS  Sapitel  ben  feinigen  (baS  Sa» 
pitelgut)  erl^ielt.  2)er  für  bie  @tiftScanoni!er  auS- 
gemorfene  ^ntl^eil  mürbe  fofort  mieber  nad^  ber 
3abl  ber  Ie|teren  unb  mit  9tüdfftd^tna]^me  auf  bie 
orbnungSmö^ige  ^bftufung  ber  2)ignitöten,  ^er* 
f onate  unb  einfad^en  &monicate  in  rin}elne  ^or« 
tionen  ^raebendae)  auSgefd^ieben.  2)ie  9)er« 
maltung  beS  SapitelSDermögenS  führte  gemöbnlid^ 
ber  tropft ;  bie  ^bminiftration  beS  bif d^öf lid^en 
9RenfaIguteS  beforgte  ein  eigener  ^auSbeamter 
(vicedominus ,  SH^bom),  ber  t)on  bem  93ifd^of 
befteHt  mürbe  (Carol.  M.  Capit.  I.  a.  802,  c.  13; 
Lothar.  L  Capit.  a.  824,  c.  9).  SSeröufeerungen 
an  ben  ©tiftSgütem  forberten  ju  i^rer  ^ültigfeit 
nid^t  nur  ben  KonfenS  beS  8if(|ofS,  fonbem  aud^ 
fämmtlid^er  gopitularcn  (c.  1.  2.  3.  8,  X  3, 10 ; 
c.  2  in  YI  3,  9).  »ifd^öflid^e  Jafelgüter  fonnten 
nur  mit  päpftlid^er  93emifligung  üeröu^ert  merben 
(c.  8,  X  3, 13),  eine  Sorfd^rift,  bie  au^  jejt  nod^, 
mo  ein  ©ifdbofftubl  in  liegenben  ©ütern  botirt  ift, 
gcfejlid&c  ©cltung  bat  ba  biefe  SSerpflid^tung  in 
ben  ©ubjcctionScib  (f.  Sifc^of),  ben  bie  ßrjbifd^öfe 
unb  Sif^öfe  bem  apoftoUfd^en  ©tul^l  ju  leiften 


1263 


SWcnfd^. 


1264 


l^obcn,  aufgenommen  iji.  UcBer  bic  ©cftoltung  ber 
Dotationen  ber  3KetropoIitan»  unb  ® omftif täfird^en 
in  ncuefter  S^it  feit  ber  SCBiebercrrid^tung  ber  bi- 
fd^öflid^en  ©tül^Ie  unb  (S.apM  in  ©eutfd^Ianb  f. 
b.  9lrt.  ©otation  ber  ßird^enämter. 

2.  Mensa  pauperum.  S93ie  e§  fd^on  in  ben 
crften  Seiten  ber  ßl^riftenl^eit  eine  ^au^itangelegen» 
fjeit  ber  ffird^e  war,  für  bie  Slrmen  ber  ©emeinbe 
ju  forgen,  unb  toie  bie^flcgeberfelben  einem  eigenen 
ordo  clericorum,  ben  S)iaconen,  übertragen  toar, 
fo  tt)urbe  fpöterl^in,  al§  bie  eigentlid^  gemeinfame 
^u§fpeifung  berfelben  (mensa  pauperum)  au^er 
Uebung  fam  unb  ba§  SScrmögen  ber  Äird^e  immer 
üerfd^iebenartiger  unb  anfel^ntid^er  würbe,  ein  be« 
ftimmter  (gcwöl^nlid^  ber  üierte)  Sl^eil  ber  6in« 
fünfte  ju  ^rmenfpenben  au§gefd^iebcn.  Um  aber 
bei  ber  SSertl^eilung  biefe§  3lImofen§  feftere  3ln« 
]^alt§punfte  jur  Seurtl^eilung  ber  ©ürftigfeit  unb 
SBürbigf  eit  ber  cinjcinen  Qfamilicn  ober  Snbiijibuen 
5U  gewinnen,  würben  an  ben  ^aut)t!ircl^en  eigene 
SSerjeid^niffe  (Slrmenmatrifcl)  gcl^aiten,  worin  ber 
@tanb,  bie  ^rmut§t)er]^ä(tniffe  unb  bie  SRoraUtöt 
ber  Unterftü^ungSbebüittigen  gewiff  cnl^aft  öerjeid^« 
net  waren.  ®o  bie  ftirc^e  öon  jel^cr  bic  9lrmen 
al§  il^re  befonberen  $fIegebefo]^Ienen  betrachtete, 
fo  fd&ärften  nid&t  nur  allgemeine  unb  ^arttcular« 
Koncilien  bie  ^pid&t  ber  äßol^Itl^ätigfeit  ben  ©lau- 
bigen überl^aupt  unb  Dor^üglid^  bm  ©eiftlic^en 
ein,  fonbem  aud^  ^öpfte  unb  93ifd^öfe  ermal^nten 
bringenbfi  baju  unb  gingen  mit  il^rem  83eifpiele 
t)oran.  Set  ber  9u§bilbung  ber  @apitelt)erfaffung 
an  ben  2)om-  unb  SoQegiatürd^en  ging  ba§  ^mt 
ber  Strmenpflegc  an  bie  Kapitel  über,  unb  reget« 
mä^m  würbe  oon  bem  bifd^öflid^en  3:afelgute  unb 
ben  Kopitclf onb§  ein  beftimmter  Xl^eil  für  bic  Der« 
fd^iebencn,  in  ber  Segel  fel^r  ergiebig  auSgeftatteten 
SBol^Itl^ötigfeitSanftaltcn  jurüdgelegt  unb  biefer 
ScrmögenStl^cil  nad^  feiner  Seftimmung  fortwöl^« 
renb  ber  ^rmentifd)  (mensa  pauperum)  genannt. 
5ln  ben  ©tiftsfird^en  l^atte  gewö^nlid^  ber  ^ropft 
aud^  biefe  SermögcnSmaffe  ju  abminiftriren;  an 
ben  ^farrfird^en  würben  ein  ober  mel^rerc  ®e« 
meinbegliebcr  unter  Sefpicienj  unb  Sontrolc  beS 
Pfarrers  al§  5lrmenppeger  aufgeftettt,  bic  bcm 
SBifd^of  alljä^rlid^  auf  beffen  SSifitationSrcifcn  SRcd^« 
nung  jteHten.  ®abci  beftanb  bic  6inregiftrirung 
in  bic  Slrmcnmatrifcl  nod^  lange  S^it  fort.  3n  ben 
ncucften  3eiten  jog  man  bic  SBol^It^ötigfeitSanftal- 
ten  grö^tentl^eife  jum  SReffort  ber  Staats»  unb 
@emeinbet)erwaltung,  unb  bie  X^eilnal^mc,  weld^c 
bie  Pfarrer  afö  ftänbige  2KitgUeber  ober  9Sorft|cnbe 
an  ben  SocaI«^rmenppcgf  d^af  ten  nod^  l^abcn,  fommt 
il&nen  regelmäßig  nur  in  ber  6igenf(^aft  üon  ßiüil» 
ftanbcSbeamtcn  ju.  (SSgl.  b.  9lrt.  ^rmenpffege, 
d^riftlid^e.)  [^ermaneber.] 

SSettf(49  «in  irbifd^e§,  fmnenfälligeS,  üemunft« 
begabtes  SBcfcn.  ©eine  9^atur  conftituirt  fid&  burd^ 
eine  irbifd^e,  organifd^e  SeibUd^feit  unb  burd|  einen 
mit  ber  Seiblicftfeit  öerbunbenen,  t)emünftigen®eift. 
©0  ift  ber  ÜKenfd^  baS  Sinbeglieb  jwifd^en  ber 
finnenfälligen  (materiellen)  unb  ber  überfinnlid^en 


(geiftigen)  SDßelt;  er  fielet  jwifd^cn  bciben  inberSKtte 
unb  t)ereinigt  baS  ©eiftige  unb  Seiblid^  in  fetneia 
ßinen  SCBefen.  —  I.  Setrad^tet  man  ben  SKenfd^ 
gunöd^ft  nad^  feiner  leiblid^en  Seite,  foenoeät 
ftc^  ber  menfd^Iid^e  Seib  als  ein  Icbcnbiger  )DrQQ> 
niSmuS.  9IS  f old^er  beftel^t  er  auS  tnelen  unb  t)ei> 
f c^iebenen  Singelorganen  unb  Organf Qftemen,  tm 
benen  feines  unabhängig  für  fid(|  baflel^t,  üon  htm 
t)ie(met)r  iebeS  feinen  Seftanb  unb  feine  SBirffan* 
feit  nur  in  bem  ©angcn  unb  burd^  baS  ©ange  ^ 
unb  bie  in  biefer  il^rer  ®anj]^eit  ba}u  beftimmt 
finb,  Xräger  beS  organifc^en  SebenS  gu  fein,  ß 
ift  baS  Jhiod^enfQftem,  weld^eS  bcm  menf^Iid^ 
Äörper  feine  f efte  @tü^  gibt  unb  gugleid^  bcA  @e« 
l^öufc  bilbet,  in  weld^em  bie  übrigen  Organe  ein- 
gefd^loffen  ftnb.  Snncrl^alb  beSf elben  fungiren  \k 
^lutorganc:  baS  i^erg,  bie  Slbem,  bic  Sunge,  bimt 
weld^e  baS  Slut  in  Umlauf  gebrad^t  wirb  —  boS 
Slut,  aus  weld^em  ber  game  ftörper  ftd^  näl^ 
unb  baS  fomit  baS  cigentlid^e  SebcnSelementbtf 
Ie|tem  bilbet.  3m  2)ienfte  bcS  93IutcS  unb  ber 
Slutorganc  ftel^t  wieberum  baS  92ö]^r'  unb  SnS- 
fd^eibc-Organf^Pem,  beffen  3wedt  eS  ift,  baSSIat 
f elbft  5U  nä|ren  unb  gu  ergöngcn,  f o wie  bic  für  feCM 
unbraud^baren  ober  unbraud^bar  geworbenen  Se« 
ianbtl^cilc  auSjufd^eiben.  ^n  bie  Sungen  fd^Iie|ai 
tc^  bann  bie  @timm>  unb  ©prad^organe  an,  nib 
über  baS  ®  anjc  f  c^t  ftd^  baS  9{cr)}enf9ftem  out  toel« 
d^cS  im  ©cl^im  feinen  9)2ittelpunft]^at.  ^rip^erif(| 
}um  ©cl^im  t)er]^alten  ftd^  bie  ©tnnenorgane  mib 
bic  5IRuSfeIn,  infofem  bic  fenforifd^cn  unb  motö» 
rifd^en  9tert)en  in  fclbe  auslaufen.  S)urd^  fie  tritt 
ber  SVlenfd^  in  Sommunication  mit  ber  ös^ 
reu  SBelt. 

©einem  Seibe  nad^  ftcl^t  fomit  ber  ÜRenfd^  mit 
bem  ^l^ierc  auf  gleid^er  Sinie,  benn  aud^  baS  Vjixt 
esiftirt  alS  Icbcnbiger,  antmalifd^er  Organismus. 
SDcnnod^  aber  weist  f  d^on  bic  leiblid^c  Sonf  ormotion 
beS  äncnfd^en  entfc^ieben  barauf  l^in,  ba|  bieftr 
nid^t  einfad^  als  ein  tl^icrifd^cS  SBefcn  betraf 
werben  fönne,  fonbem  ba|  er  Dielmel^r,  in  ber 
©anjl^eit  feiner  Statur  betrad^tet,  einer  1^1^ 
über  bic  beS  Sil^iercS  l^inauSgc^cnben  SefenSori^ 
nung  angelfiört.  Wxi  nöd^ften  fielet  bem  SRenfd^ 
was  bic  IcibUd^e  Sonformation  anbelangt,  in  ber 
t^ierifd^cn  Orbnung  ber  Slffc.  Slber  eS  iß  eil 
l^immclwcitcr  Unterfd^ieb  gwifd^cn  bcm  Sffen  mA 
bem  3Kenfd^en  felbft  in  ber  ®onf ormation  beS&i« 
beS.  2)ieß  erweist  ftd^  fd^on  barauS,  bo|  ber 
Snenfdd  Don  92atur  auS  gur  aufredeten  Haltung 
unb  5um  aufredeten  ®angc  beftimmt  ift,  ber  Iffe 
bagegen  nid^t.  S)ie  Hüftbeine  finb  nämlid^  M 
il^m  t)iel  länger,  guglei^  aber  aud^  t)iel  fdemäd^^ger, 
als  beim  3Jlenf(|cn.  Ucbcrbicß  ftnb  fie  fladj,  jo 
baß  i^re  SDBänbe  faft  in  6iner  ßbcnc  mit  bem  Jhen^ 
bein  liegen,  wöl^^cnb  fie  beim  äßenfdeen  ni^  im 
auswärts,  fonbem  aud^  üorwärtS  gebogen  ftnb  unb 
l^ierburde  einen  §albring  bilben,  ber  in  ber  auf» 
redeten  §altung  jur  Unterftüfeung  beS  Äumpitf 
wcjentlidec  ©ienfte  Iciftet.  3)iefe  IBefdioffen^übe« 
SedfenS  weist  beutlid^  barauf  l^in,  bo|,  nrie  ber 


265 


aRcnfc^. 


1266 


taifd^  }nm  aufredeten  ®Qnge,  f  o  ber  9ffe  ^um  t)ier- 
^ffn  mit  gefenitem  Stöxptt  beftimmt  ift.  ^ferner 
itcirfdeeibet  ftd^  ber  gfu^  be§  Slffen  t)on  bem  be§ 
!enf(^  toef entlid^  boburd^,  bo^  er  nur  an  feinem 
Item  Zl^eile  mit  bemfelben,  am  üorbem  aber  mit 
:  l^anb  übereinfommt ;  bie  größere  fiönge  unb  Se* 
glid^eit  berS^^^"  unb  ^ittelfu^fnoc^en  bient 
ar  txeff  Hde  gumftlettem,  nid^t  aber  jum  aufredeten 
mge,  mö^renb  biefer  beim  ^Reufd^en  burd^  bie 
iten  Sfu6e  mit  i^ren  furgen,  fteifen  3^^^n  DoU* 
ntrig  gefid^ert  ijL  3ubem  fe^en  ftd^  beim  ^ffen 

SiDeiföpfige  @deen!elmu§fe(,  ber  Sdeneiber« 
tl,  ber  f ($Ianfe  unb  l^albfeienige  SRuSfel  f o  tief 
t  llnterfdeenfel  an,  ba|  er  immer  in  ben  ftnieen 
iammengefunfen,  alfo  gur  t)önig  aufredeten  @tel> 
m  mifa^ig  ifl.  9Ba§  femer  bie  Dorberen  ®(ieb> 
ilen  bed  Slffen  betrifft,  f o  l^aben  bief e  itoax  einige 
J^nlid^  mit  benen  be§  SRenfdeen,  aber  fte  ftnb 
(^  anbererfeitS  tt)ieber  toto  coelo  t)on  biefen 
cfdeieben.  @o  ftnb  bie  feitlic^en  SBemegungen  be§ 
orberormeS,  nield^e  burd^  bieSreie^ug  ber  Speid^e 
ib  ber  an  iie^  befeßigten  ^anb  um  ba§  gUbogen- 
in  beiDirft  merben,  bei  bem  ^ffen  totxi  bef d^ränf- 
t;  er  Dermag  nid^t,  bie  ^o^I^anb  gan^  nad^  Dom 
i  lehren  mü)  ben  S)aumen  gang  nad^  au^en 
t  Rotten,  tDoS  ber  meufd^Iideen  ^anb  fd^on  einen 
i>|en  Sorjug  oor  ber  feinigen  gibt.  9lu§  ber 
htffelonorbnung  ergibt  fid^  bann  meiter,  ba^  bie 
Ibftönbige  99en)egli(|!eit  ber  gfinger  beim  äffen 
s^(^  befderdniter  ift  old  beim  SOteufdeen,  unb 
bgmig  unb  @tred(ung  ftetS  gemeinfc^aftlide  t)oU> 
i^  toerben  muffen,  ba  me|rere  in  ber  menfde- 
(^  fymh  oorie^nbene  üeine  93euge-  unb  @tred- 
nSftln  einzelner  t^inger  gang  fel^I^n,  anbere  mit 
Jttmber  oerfdemoljm  ftnb,  fo  bafe,  tt)cnn  ber  ^ffe 
lobingS  an  bm  iBorbergliebma^en  eine  »aie^e 
lonb  b^t,  biefe  an  Semegliii^feit  bod^  ber  menf  d^» 
4tn  meit  nod^fte^t  unb  alfo  aud^  in  il^^en  Sei* 
angen  »eit  befc^rönfter  ift.  Seim  ftlettcm  bient 
ei$m  ald  ein  DorgüglideeS  äßerfgeug;  fte  n^öre 
kl  burd^auS  unt>erm5genb,  bie  t)ielen  munber» 
am  Arbeiten  ber  meufdeiid^en  §anb  p  Derrideten 
vb  anSgufüie^u,  aude  menn  ber  ^ffe  f onft  bagu 
ffffl^  n)dre.  %n  meiften  aber  tritt  bie  ©upe* 
inität  bed  IRenfdem  t)or  bem  ^ffentQpu§  l^srüor 
Bber64öbelbilbung  unb  im  ©eftc^t.  2)er  meufd^» 
'^  64öbel  geid^net  fid^  t)or  bem  @deäbel  aud^ 
^ncnf^enäbnlideftenSIffen  im  enDad^fenen  3u' 
^  bürde  feine  meit  bebeutenbere  6ntn)idRung 
^^inumtiecil^  unb  ba§  ßurüdfftnfen  ber  ffiefer> 
|de  ans.  ^ad  (Sefidet  bilbet  nur  ben  geringem 
3ifym%  beS  @deäbeUieeUe§,  »öie^enb  bei  ben  X^ie» 
^  ande  beim  ^ffen,  baS  gerabe  ©egentl^cil  ftatt« 
4et  S)er  §imt^eil  ift  beim  SKenf deen  üicl  ^öfier 
WBt,  bie  Stirn  fteiler;  bie  Äicfem  ftnb  nidet 
tumjenfdrmig  oorgegogen,  unb  tt)ä]e^enb  ber  @e« 
tt9&mi!d  bei  bem  9Renfdeen  jmifdeen  70®  unb 
^f^monft,  betragt  er  bei  bem  ermadefcncn  Orang 
c  SO*  unb  bei  bem  ©deimpanfe  f)öde]tcn§  35®. 
X  9)biS!eIo|>|)arat  be§  ®efidete§  befielt  femer 
tn  SRcnfde^  avS  Dielen,  felbftönbig  beweglichen 


SJhiSfeln,  woburde  biefe  ju  einem  fdeneHcn  unb  ge« 
treuen  SRepej  ber  innem  pf^deifdeen  Segungen  unb 
25ä«gfeiten  ^ödeft  befähigt  ftnb.  Seim  äffen 
bagegen  fommen  aufeer  ben  ©deiiefeem  be§  SlugeS 
unb  beS  3Kunbe§  fauptfädeUt^  nur  gtuei  ftarfe 
SDhi§Wpartien  üor,  meldee  baS  Sö^ncfletfceen  be« 
wirfen ;  Don  ibnen  leölt  ftde  blofe  ein  SRuSfel  ge« 
trennt,  beffen  Seftimmung  e§  ift,  ben  9Wunb  ju 
fpi|en.  So  Dermag  ber  5lffe  blofe  ©rimaffen  ju 
fc^neiben,  bie  fein  9WienenfpieI  f o  wiberlide  madjcn, 
wäie^nb  bagegm  bie  ebelften  ®efüf|Ie,  bie  man« 
nigfaltigften  ©emüt^sbettjcgungen  pde  in  bem  au§« 
bmdf§Dottcn  ^ntli^  be§  9Renf c^en  abfpiegeln,  ® cm« 
nade  ift  baS  §aiH)t  be§  TOenfdecn  ungleide  ebler, 
fdeöner  unb  gemifferma^cn  ibealcr  geftaltet,  al§  ber 
ftopf  be§  2f|iere§,  junädeft  be§  «ffen.  »eim  2Ken. 
fdeen  ift,  toie  gefagt,  ber  ©deäbelbogen  weit  ge- 
wölbt; baburde  rüdfen  bie  ftinnlaben  unter  bie 
©time  jurüdt;  bie  9iafe  erie^bt  fic^  au8  ber  leori- 
jontaten  Sage,  bie  fte  bei  ben  Spieren  leöt,  jur 
fenfredeten;  bie  Äugen  erbalten  neben  ber  5Rafe 
DoIIen  9laum  an  ber  Dorbem  f^flödee  be§  breiten 
©deöbelS ;  bie  ftief er  treten  unter  bie  SRafe  jurüdt 
unb  concentriren  fide  ju  fdeöner  3KunbbiIbung ; 
baS  ©anje  wirb  überwölbt  bürde  bie  breite,  bo^» 
anfteigenbe  ©time.  S)cr  Slidt  be3  ÄugcS  ift  nicet 
meie^  ftum})f,  blöbe  unb  gciftloS  wie  ber  bc8  Sie^C" 
re§;  au§  bem  Äuge  be§  5Kenf(^cn  leudetct  Dicimetir 
ber  Abel  eine§  leö^^nt  SebenS  ^tx\)ot. 

9lu§  allem  bem  ifterfidetlide,  ba^berSJlenfde,  aude 
wmn  man  i^n  blo^  nade  f^iuf'^  leiblideen  ©eite, 
nade  fciuer  leiblideen  Sottformation  betradetet,  eine 
fiit)eriore  ©teflung  über  bem  %i)mqt]äfltdik  ein- 
nimmt unb  eine  leö^^re  SBefenSorbnung  ftgnali« 
ftrt.  S)a3  ©(eidee  ergibt  ftde.  Wenn  man  ba§ 
öu^ere  SSerbalten  be§  SKenfdeen  ju  ber  umgeben- 
ben  5Ratur  in^S  Äuge  fo^t.  3n  iie^^  erfdeeint  ber 
3Kenfde  mit  bem  Sie^rafter  einer  gewiffen  Uni- 
Dcrfalitöt.  ®ie  Derfcbiebcnen  S^ierarten  fmb  ftet§ 
auf  eine  beftimmte  Art  ber  Smöiemng  angewiefen 
unb  mit  bem  barauf  bejüglideen  3nftincte  Der- 
feben,  fowo^I  wa§  bie  SBaie^  ber  Staie^ungSmittel 
als  bie  Art  unb  SBeife  iie^er  Erwerbung  betrifft. 
(Sbenfo  pnb  fte  bejüglic^  iie^eS  ©tanbquartierS 
mciftenS  auf  beftimmte  ©egenben  ober  wenigftenS 
auf  beftimmte  3onen  befderönft,  namentlide  folange 
ber  SKenide  beten  Verbreitung  nidet  förbert.  ®er 
TOcnf^  bagegen  !ann  füf  S  6rfte  an  jcbe  Art  Don 
SRabrung  ftde  gewönnen  unb  mit  jeber  ftde  begnügen, 
fowie  er  auä)  bie  SKittel  unb  SBege  pnbet,  jeglidee 
S^aie^ng  ftde  ju  Dcrfdeaffen.  güf  §  3^cite  befi|t 
er  eine  erftaunlicbe  ÄccIimatifationSföbigfcit.  6r 
erträgt,  wie  faum  ein  anbereS  SBefen,  §i^e,  ftälte, 
Xrodfeniecit  unb  5Räffe,  bie  Suft  ber  |)odegebirge 
unb  ber  Weberungen,  ©elbft  in  Sänbem,  wo 
größere  3:biere  faft  gänjlide  Dcrmi^t  werben,  wie 
in  gjcubollanb,  ftnbet  fide  ^^^  9Renfde  unb  !ann 
bort  leben.  —  S)cr  ?Kenfde  beutet  femer  bie  ganje 
9^atur  für  feine  3tocdfe  auS.  3ci/  e§  waltet  fogar 
in  if)m  ein  eigentbümlideer  S)rang,  bie  9Jatur  in 
jeber  §infidet  auszubeuten.  Qfür  baS  %^\tt  \)aUn 


1267 


TOenjd^. 


1268 


bic  mcifteu  ®ingc  gar  feinen  SBertl^.  68  beborf 
üorjüglid^  nur  ber  SJol^rung,  unb  biefe  liefert  i^m 
entttjeber  bQ§  f5fleijd^  anbercr  Siliere  ober  bie  ^flan» 
genweit.  ®er  5IRenf(^  bogegen  mad^t  öon  allem, 
tt)a§  bie  9Jatur  bietet,  ben  au§gebe^nteften  ®e* 
braud^.  2Ba§  immer  ba§  Silier  an  fic^  l^at,  fjleifd^, 
Änod^en,  ^aut  u.  f.  tt).,  beffen  ffräfte  unb  3n« 
ftincte  üermenbet  er  nad^  Umftönben  für  feine 
Sroecfe.  Unb  f o  gibt  e§  oud^  in  ber  ^Panje  nid^tS, 
tt)a§  nid^t  irgenbmic  unb  irgenbtt)0  im  menfd^li(|en 
§au§]^alte  eine  SRoUe  ju  fpielen  l^ötte.  ßbenfo  bc« 
nu^t  ber  TOenfd^  bie  Stoffe  ber  unbelebten  5Rotur 
für  ftd^,  fomol^I  jene,  toeld^e  auf  ber  Dberfläd^e  ber 
6rbe  bem  Sluge  fid^  barbieten,  oI§  jene,  bic  in 
i^rem  @d^o^e  t)erborgen  finb,  toxt  ba§  Srg  in  ber 
Sel§aber,  ba§  ©teinfalj  unb  öerfd^iebeneS  Slnberc. 
2ßa§  nur  immer  bic  5Ratur  an  Stoffen  unb  ifräf« 
itn  crfd^lie^t,  ba§  mu|  bem  9Jlenf d^cn  gu  S)ienftcn 
fielen. 

®er  aWenfd^  mad^t  enblid^  öon  ben  Slaturbingcn 
©ebraud^  in  einer  SBcife,  wie  f old^e  an  gar  feinem 
2^iere  beobad^tet  wirb.  ®a§  linier  nimmt  bic 
®aben  ber  5Ratur,  wie  fic  finb ;  c§  mei^  nid^t§  üon 
gcf  ödsten  ©peif  en  unb  f  ünftlid^  bereiteten  ®  ctränf  en; 
eS  weig  nichts  Dom  ©ebraud^c  beSSfeuerS;  e§  fer* 
tigt  fid^  feine  3nftrumente,  um  mittelft  biefer  etwas, 
was  eS  bebarf,  für  feinen  ©ebraud^  l^ergurid^ten. 
®er  aWenjd^  bagegen  bereitet  fid&  feine  ©peif  c  fünft« 
lid^,  weip  ftd^  geiftige  ©ctränf c  fammt  anberen 
©enu^mittcln  für  feinen  ©ebraud^  ^crjurid^ten  unb 
bebient  fid^,  felbft  wenn  er  bis  gur  Stufe  ber  SBilb« 
l^cit  l^crabgcfunfcn  ift,  beS  gfcuerS  für  feine  3wedtc. 
6r  nimmt  nid^t  nur  bie  ©aben  ber  SRatur,  f  onbem 
er  gwingt  Ic^tere,  fic  il^m  ju  liefern.  6r  adtcrt, 
föet  unb  pflanjt ;  er  lid^tet  SDBölbcr  unb  trodCnet 
Sümpfe  aus ;  er  göl^mt  bic  Jl^icrc  für  feinen  ©c« 
braud^;  er  bef leibet  fid^,  um  fid^  gegen  bie  wibrigen 
©inpffc  beS  ÄlimaS  gu  fd^ü^en,  unb  weife  ber 
5Watur  jene  Stoffe  abjuringen,  wetd^e  für  feine 
93efleibung  biencn  fönnen,  infofem  er  fclbe  für 
biefen  3tüedt  l^crrid^tct  unb  umformt.  6r  bereitet 
fid^  SSßerfgeuge,  bie  geeignet  ftnb,  il^m  in  ber  Ar- 
beit gu  biencn  ober  felbc  gu  erlcid^tem.  6r  befi^t 
gwar  nid^t  bic  Störf e  beS  Söwen  unb  bie  Sd^ncQig* 
feit  beS  ^ferbeS,  aber  er  weife  fold^c  aWittcI  ju  er» 
finben  unb  fid^  gu  fd^affen,  bur(|  weld^c  er  bie 
Stärfe  bcS  Söwen  unb  bie  Sd^nelligfeit  beS  ^fer« 
beS  weit  übcrl^olt.  Unb  eine  fold^e  SBeife  beS  ®c> 
braud^cS  ber  5Raturbingc  ftnbct  fi^  nid^t  etwa  blofe 
bei  ciDilifirten  SSölfcm,  fonbem  aud^  bei  ben  2Bil« 
ben  jeigt  ftc  fid^,  wenn  aud^  nid^t  in  glcid^em  Um« 
fange  unb  in  gleid^cr  SoHfommcnl^cit.  —  SluS  bem 
©efagtcn  ergibt  fid^  ber  Sd^Iufe,  bafe  im  9)][enfd^cn« 
gefd^Ied^tc  eine  l^ö^crc  SBefenSorbnung  ju  Sage 
tritt,  an  Weld^e  baS  Sl^icrgcfd^Icd^t  nid^t  l^inan» 
rcid^t. 

II.  Um  aber  ben  SWenfd^en  nad^  feiner  gangen 
©röfee  unb  nad^  ber  öollen  SSBürbe  feiner  92atur 
fcnnen  gu  lernen,  mufe  fid^  ber  bctrad^tenbe  Slirf 
auf  fein  SnnercS  rid^ten,  auf  bic  geiftige  Seite 
feines  SBcfenS.  S)rei  ScbenSfrcifc  nämlid^  finb  im 


Sneufd^cn  gu  unterfd^eiben:  ber  orgonifd^  Icibrul^ 
ber  bic  ({Functionen  bcS  t)cgetatü)cn  fiebenS  in  ^ 
f (^liefet;  ber  fenfttioe  ober  onimalifd^c,  in  weld^ 
bie  ftnnlid^c  gmpfinbung  unb  Sßal^mcl^mung,  boS 
ftnnlid^e  Sege^ren  unb  bie  wiHfürlid^c  Seioeging 
bcfd^loffen  finb,  unb  cnblid^  ber  intellccttt»  SebettS* 
freiS,  ber  baS  2)enfcn  unb  baS  freie  äBotten  ob* 
fafet.  Unb  l^icr  mufe  nun  bie  ^f^age  entf^ 
wcld^cr  9trt  baS  $rincip  fei,  baS  in  biefem  W 
fad^en  ScbcnSfrcifc  fid^  wirffam  erweist. 

2)a  tritt  nun  bie  matcrialiftif d^e  Soctrin  ]^> 
öor  mit  ber  Scl^auptung ,  ber  aJlcnf^  fei  «a 
rein  materielles  SBcfcn.  gin  übennatericfieS  ^ 
cip,  eine  Seele,  bic  öerfd^ieben  fei  öom  Seibe,  jn 
in  i^m  nid^t  anguncl^men.  S)er  Seib  lebe  caS  ^ 
unb  burd^  fid^  aUcin.  SBaS  man  Seele  nenne,  fti 
in  concreto  nid^tS  Weiter  als  baS  ©el^im.  So* 
burd^  nömlid^,  bafe  bic  9Ratcrie  im  $rogef^  i^ 
6ntwi(!lung  gu  jener  organifd^en  Sonformatimi 
fid^  crl^obcn,  wie  fclbe  im  ©el^im  unb  Stoeir- 
f^ftem  repröfentirt  ift,  werbe  fie  befol^igt  gn  Jena 
^l^ötigfciten,  weld^c  wir  olS  bic  pf^d^if d^  hqaif' 
nen.  Mepfqd^ifd^enSl^ötigfciten  feien  bol^mil^ 
weiter  als  organif c^c  Zpötigfeiten  beS  ©el^imfi  inb 
bcS  92ert)enf QftemS,  alfo  burd^ouS  materieller  9» 
tur.  —  3Rand^c  üon  ben  SSertretem  biefer  «ttteria« 
liftif  d^cn  S)octrin  gefallen  fid^  barin,  biefen  @nnib- 
gebanfen  in  möglid^ft  rol^r  ©eftalt  gum  HuSkai 
gu  bringen.  So  begeid^ct  SRoIef^ott  ben  Sc" 
banfen  als  eine  ^l^oSpl^orcSceng  beS  @e^; 
SSogt  nennt  il^n  eine  Secretton  beS  ©el^kni  \k 
auf  gleid|e  Sinic  gu  fteUcn  fei  mit  ber  Sbfonbomg 
ber  ©alle  auS  ber  Seber,  beS  UrinS  auS  ben  S»> 
ren ;  nad^  Süd^ner  ift  ber  ©ebonfe  ,,bcr  (^ 
t)ieler  mit  Sigenfd^aften  unb  ihoften  begoMs 
Stoffe",  unb  es  ift  ba^cr  baS  ©el^int  oIS  S)en^ 
mafd^inc  mit  einer  S)ampfmafd^ine  gu  Mglei^eVr 
bei  wcld^er  ber  Effect,  weld^en  fte  l^ertwcbiiiigt 
aUerbingS  nid^t  berfelbc  ift  mit  bem  Sampfe,  ba 
ftc  auSftofet,  aber  bod^  immerl^in  nur  ein  moteiidkt 
Effect  ift  unb  bleibt.  Sie  Sd^wierigfett,  ioeI4e 
bic  grage  barbictet,  wie  eS  benn  überfianpt  ndg* 
lid^  fei,  bafe  auS  ber  9Raterie  l^erauS  einpf94<l<(^ 
Seben  ftd^  entwidtlc,  glaubt  ^ödfel  bamtt  I5fen  ^ 
f  i^nnen,  bafe  er  bic  9ltomc,  auS  todfyn  bebmntltil 
alle  anatcric  beftc^cn  fott,  felbft  mit  pf94iH« 
Jhaf  ten,  wenn  aud^  in  f  cl^r  bcpotengirter  %oim,  ail> 
ftattet  (g5laftü>wlcn).  ©aburd^,  meint  er,  feie»  er- 
möglid^t,  bafe  burd^  mannigfaltige  Sombtnotin 
f  old^er  mit  pftjd^ifd^cn  Jhäften  auSgefkäetattto« 
SQßefen  cntftcl^en,  benen  ein  auSgebilbeteS  pfi^ 
$eS  Seben  gufommt,  baS  ober  bod^  im  SBejen  gor 
nid^tS  SlnbcrcS  fei  als  med^nifd^  Sewegmg. 

S)afe  biefe  matcrialiftifd^e  S)octnn  unmögfi^ 
wal^r  fein  f önnc,  liegt  auf  ber  ^anb.  SP  «^ 
lid^  baS  S)enfen  nid^ts  weiter  als  eine  makm 
tJunction  beS  ©cl^imS,  bann  fonn  aud^  ber  (fc" 
banf e  nur  ein  materielles  ^robuct  fein.  J)ie|  ^ 
l^aupten  aud^  bic  93crtreter  beS  ajlaterialiäw* 
^ber  baS  ift  unmöglid^,  benn  ber  wefen«ul^% 
rafter  beS  inteHectiöcn  ©cbonfcnS  ifi  bie  SBj^ 


1269 


Ü)Unf4 


1270 


letnl^eit.  2>ec  Snenfd^  bilbet  in  feinem  S)enfen 
Ü^emeiiie  begriffe,  unb  au§  biefen  ergeben  fid^ 
ann  oDgemeine  $rinci))ien.  Sin  rein  materielles 
trobuct  fami  ober  unmöglid^  ben  ßl^orofter  ber 
iÖgcmeitiJ^t  l^aben;  bog  ift  an  fid^  eoibent.  ßbenfo 
nut  caiä^  bad  äBoUen  nid^t  eine  rein  materielle 
Punctum  fein ;  benn  SBoUen  l^ei^t  ftd^  f elbft  be« 
tmmen.  Sin  rein  materieUed  SBefen  fann  aber 
ic  fi(^  itih\t  }U  einer  Sl^ötigfeit  beftimmen;  benn 
i  ijt  |U  feiner  Xl^ötigfeit  ftetS  a  priori  beftimmt 
urd^  leine  Statur,  refpectiDe  burc^  ba§  9taturgefe|, 
q5  in  biefer  begrünbct  ift.  S)iefe§  allein  beftimmt 
en  (S^ralter  unb  bie  äiid^tung  feiner  S^ötigfeit; 
I  fd^Iiegt  fomit  alle  @elbftbeftimmung  t)on  t)om* 
crtin  aud. 

Sßan  fagt  oQerbingS,  bie  Sntmidlung  be§  in- 
dlcctiMi  Seben§  l^atte  im  SRenf  d^en  gleid^en  @d^ritt 
Kit  ber  Snttt)idRung  be§  ®e^im§ ;  eine  Störung 
«i  (S^imlebend  fül^re  aud^  eine  Störung  ber 
Denlfimdionen  mit  ftdd ;  bie  oUmöIige  ^bnal^me 
icS  ®d^imIebenS  l^be  aud^  bie  aUmöIige  9lbna^me 
m  inteOectiDtn  S^unctionen  ^ur  fl^olge  u.  f.  m. ; 
Nmmfi  tnüffe  man  bod^  offenbar  fd^Ue^en,  bag  baS 
Se|un  felbfi  ba§  ^rincip  beS  inteOectiDen  SebenS 
m  9Renf4en  fei  Mein  biefer  @d^Iu^  ift  unrid^- 
ig.  9iiS  ben  gegebenen  ^römiffen  fann  nämlid^ 
mr  fo  Diel  gefd(f(offen  merben,  ba^  baS  ©el^im  in 
iner  getmf^  Sßeife  mitmtrfenb  ftd^  berl^alte  ^u 
m,  iiiieOectik)en  Sebendfunctionen,  unb  ba§  fteUt 
riemanb  in  Slbrebe.  S)a8  ®el^im  ift  nömlid^  ba3 
Senteolorgan  be§  fenfttiDen  SebenS;  ba§  2)enfen 
%  aber  t)on  htm  finnlid^en  Srfennen  infofem  ah» 
jängig,  old  bie  inteüectiDe  ßrfenntni^  ftd^  nur 
Ȇben  fann  ouf  ber  @runblage  ber  ftnnlid^en,  ba 
ik  aSgemeinen  ^Begriffe  nur  t)om  @innlid|en  abd« 
DEi^irt  merben  lönnen.  2)iefe  Slbbängigfeit  be§ 
iMbäiDen  2)en!en3  Don  ber  ftnnlid^en  Srfennt« 
n|t^ötig(eit  bringt  ed  nun  mit  fid^,  bag  bie  6nt« 
ndhuig  ber  S)eiü!raft  mit  ber  Sutmicüung  ber 
ianlid^  Srfenntni^fraft  gleid^en  Sd^ritt  l^ölt, 
mb  ba  biefe  Mtere  mieberum  Don  ber  @ntn)idflung 
«8  ®e]^imd  abhängig  ift,  mittelbar  aud^  mit  ber 
Mun^Dmtg  bed  Ie|tem.  ßbenfo  bringt  e8  jene 
n^gigfdt  mit  fi^,  ba^,  menn  burd^  eine  franf- 
lafle  Sffection  bed  @e]^im§  bie  fmnlid^e  Srfennt- 
ri(t^dtig{eit  irgenbmie  geftört  mirb,  biefe  Störung 
k^  aaäf  auf  ba§  S)enfen  l^inüberoerpflangt,  unb 
0  im  Uebrigen.  S)a8  allein  ift  fomit  au§  ben  ge- 
jcbenen  ^rdmiffen  5u  fcblie^en.  SBer  me^r  fd^Iie^t, 
)er  betoeidt  i^u  Diel  unb  barum  nid^t§ ;  benn  e§ 
lücbe  bann  folgen,  bag  Jebe  Snftrumentalurfad^e 
pigleid^  $nncipa(urfadbe  möre. 

(Sine  ^ol^t  ber  materialiftifd^en  ^uffaffung§> 
leife  beS  SRenfd^enmefenS  ift  e§,  ba^  bie  materia- 
i^d^  S)octrin  aud^  bie  S)cfcenben5tbeorie  auf 
m9Rettfd^antt)enbetunb  bel^auptet,  berSRenfd^ 
iomme  Dom  S^iergefd^Ied^te,  5unäd)ft  Dom  ^ffen 
i.  Stufenmeife  feien  bie  böigeren  Wirten  ber  Sebe- 
cfen»  fei  eS  burd^  l^eterogene  3eugung^  fei  e§  burd^ 
imiSmutatiim,  auS  ben  nieberen  entftauben ;  biefer 
HDjel  ^be  ft(^  fortgefe^t  bis  l^erauf  5ur  ^Sffen- 


fpecieS,  unb  aud  biefer  l^abe  ftd^  bann  enblid^  bie 
5Dienfd^enfpecieS  l^erauSgcbilbet.  ®ie  9(rt  unb 
SBeife,  mie  fold^ed  gefd^aii,  mirb  beifpielSioeife  in 
folgenber  braftifd^'erluftigenben  SBeife  befd)rieben. 
3m  Saufe  ber  3^it  marb  e§  mand(|en  Don  ben 
attmeltlid^en  äffen  paffenber,  meniger  auf  8äu« 
men  unb  me^r  auf  bem  Soben  }u  leben,  fei  e§,  ba^ 
in  ber  äBeife  jener  ©efd^öpfe,  ftd^  einen  Unterl^alt 
5U  Derfd^ffen,  ober  in  ben  Serbältniffen  be§  @e- 
burtSlanbeS  ein  äBed^fel  eintrat.  Sietteid^t  med^felte 
ba§  j^lima;  e§  me^te  lalt  ftatt  l^eig;  ober  e§  mud^fen 
meniger  Söume ;  ober  folc^etjfräd^te,  bie  ba  mudifen, 
ttmren  für  ben  @5efd^mad  jener  äffen  nid^t  lodenb 
genug.  @ie  ftiegen  alf  o  Don  ben  Daumen  auf  ben 
%oben  l^erab.  ®amit  mu^te  nun  aber  notl^menbig 
ibr  fförperbau  ftd^  önbem,  um  ben  neuen  93ebin> 
gungen  ibreS  SDafeinS  ^u  entfpred^en.  2)a  fte  nöm* 
lid),  um  auf  bem  Soben  leben  ^u  fönnen,  genötl^igt 
maren,  fid|  gegen  feinblid^e  SRaubtl^iere  ju  Dertl^ei« 
bigen,  fo  mußten  fie  fä^ig  merben,  SBaffen  anju« 
fertigen,  ©teine  unb  ©peere  mit  wirf Ud^em  3tDede, 
b.  ]^.  nad^  einem  Don  il^nen  felbft  in'S  äuge  genom* 
menen  3icle  gu  fd(jleubem,  fid^  mit  ©teinen  ober 
if  eulen  5U  Dertl^eibigen,  i^re  93eute  an}ugreifen  ober 
auf  anbere  äBeife  il^re  Stal^rung  ju  erlangen.  S)em" 
gemäg  mürbe  eS  für  fte  in  Slüdfid^t  auf  biefen 
3toed  Dortl^eill^aft,  eine  aufredete  Haftung  gu  ge« 
minnen  unb  fomit  smeifügig  ^u  merben.  Setbe 
arme  unb  ber  ganje  obere  Sl^eil  be§  fförperS  mu^« 
kn  nömlid^  ^u  bem  gebadeten  3^^<I^  f^^^t  totxhtn, 
unb  ba^u  mar  erforberlid^,  ha%  fie  feft  auf  i^ren 
Qfü^en  ftanben.  ©o  nal^men  benn  jene  Äffen  bie 
aufredete  $)altung  an;  i^re  ^ü^e  mürben  abgeflad^t 
unb  bie  gro^e  3^^^  etgent]^ümlid(|  Derönbert,  ob* 
mol^I  biefeS  ben  SSerluft  ber  Jhaft  beS  SrgreifenS 
nad^  fid^  50g.  2)ie  f^änbe,  je^t  meniger  gu  fold^ 
rauher  arbeit,  mie  Saumnettem,  benujt,  erlangten 
eine  größere  t^einl^eit  unb  äuSbilbung  unb  mürben 
5U  SRenfd^en^önben.  S)a3  !Beden  mürbe  breiter, 
baS  aiüdgrat  eigentl^ümlid(|  gebogen  unb  ber  ffopf 
in  Derönberter  Sage  befeftigt.  2)aS  @ebim  nal^m 
an  @röge  ju,  unb  inf olgebeffen  entmidelte  fid^  Der* 
nünftige  ©eifteSfraft.  ®iefe  äffen  Derloren  bie 
^aare  unb  enblid^  aud^  ben  ©d^man^,  ba  fie  i^n 
nid^t  mel^r  ^um  änl^öngen  an  93äume  ober  ^um 
jjfül^len  brandeten.  Unb  fo  entftanb  au§  bem  äffe- 
burd^  eine  9tei]^e  unfül^Ibarer  äbönberungen  enbn 
lid^  ber  5!Henfd^. 

SDian  barf  fold^e  ®inge  nur  lefen,  um  fid^  un- 
mittelbar barüber  flar  5U  fein,  ba|  man  eS  l^ier 
mit  einem  bloßen  ^l^antafiefpiel  i^u  tl^un  l^abe. 
SBcnn  e§  ftd^  um  bie  tl^atfäd^Iidien  Semeife  für  bie 
äbftammung  be§  5IRenfd^en  Don  bem  äffen  bon« 
bett,  fo  ftebt  eS  mit  fclben  nidftt  am  beften.  5Ölon 
beruft  fid^  beifpielSmeife  barauf,  ba^  unfere  SSor« 
fal^ren  urfprünglid^  im  3"Pa"^c  t^icrä^nlid^er 
JRol^eit  unb  SDBilbl^eit  fid^  befanben,  ma§  äugen« 
fd^cinlid^  barauf  l^inmcife,  ba6  bie  2Kenf(ben  fidft 
urfprünglic^  au§  ber  Xbier^eit  l^crauS  entmidfelt 
bütten.  äüein  biefe  ^3:batfad^e"  fte^t  feineSmegS 
gef d^id^tlid)  feft ;  benn  e§  meieren  ftd^  auf  aUen  @e« 


1271  anetif^ 

bitten  bet  g^Dtf^ung  ooit  Xog  gu  Sag  bie  ^metfe 
bajüt,  bofe  in  ber  Dor^iftoriidien  3tit  boS  aRen- 
i^enfle[(^le^t  eine  ^o^e  SuHurftufe  eingenDtninen 
I)at,  Don  melt^tt  ts  fieratigtluntin  ift.  bag  alfo 
bie  3BtIti^eit  nidit  her  ur(prüngtic&e  3uf'aiib  be§ 
Woifi^en  war,  jonbmi  räft  geiDorben  ifl,  5Kan 
beruft  fic^  Jtrnre  barauf,  ba{i  ber  menl^Ut^e  Sm- 
brgo  in  feiner  entniiiKung  progtelliu  burt^  3"- 
ftänbe  binbur^gt^e,  bte  im  Slllgemeinen  einem 
giftb«,  einem  ämp^ibium,  einem  Sßogtl  unb  heu 
niebemt  Säugettiieteti  gleii^en,  unb  {diliegt  bar* 
QU§,  ba6  ber  ÜJtenJc^  oui^  urfprüngli^  erfl  baS 
lejitt  3te{ultat  in  ber  ouffteigenben  Sinie  ber  3(rten 
gemejen  fei.  9Iber  roie  e8  f'^  flucf)  immer  mit  bei 
DorauSgeftellten  Sßrümiffe  Berballen  möge  (fie  rtiirb 
Bon  bei  S|SbDii''^''GK  trineSroegS  in  biejer  SlUge- 
mein^eil  jugeftanben),  fo  fie^i  man  boc^  auf  ben 
ersten  Süd,  bafe  ber  barauS  gc:,ogene  Sdilufi  fo 
lange  alS  ein  bIo|  niQtüiIidicr  tielrad)tet  meib^n 
mu6,  als  ni^t  buri^  pofitioe  Jfjaliaifien  beftätigl 
ift,  bal  urfprüngtirf)  bie  5IIenirf)enentn)icflung  burd) 
gifcb,  SImpbibium,  EBogel  unb  ©öugetfiier  bif' 
but^gegangen  fei.  Unb  folc^e  pofitiDc  Sbotfatöen 
laffen  fi<b  eben  nii^t  finben.  'iflan  \\\ä)t  au^erbem 
in  ben  ©ebirglfc^iibten  her  Ihmett  narfi  foffilen 
ÜKenfibenfibäbtln,  inbem  man  bofft,  in  hiefen  einen 
attmäligen  Utbergong  com  Sljfen  jum  5B!enf(^en 
ju  entbeden.  9lber  man  b«  jcilrfie  6(f)äbcl  bi^ 
jeft  ni(f)t  gefunben,  unb  alle  folcbe  angebliilien 
llunbe  bol'en  M  nacbtröglidi  ali  Siäufibungen 
berouSgefteClt.  SDlan  beruft  ficbenbliib  auf  bie  jog. 
lRitrDlepb>'l'ti  nnh  meint,  in  bei  ^itiDfepbalie 
fei  ein  ÜßüctfaU  in'S  ^ffentbum  gu  erbliden.  9lber 
bie  neueften  UnterfucEiungen  b^ben  ^erauSgefteUt, 
ba6  baS  ®ebim  ber  TOitioIepbalcn  auc^  nitbt  im 
ßntfemteften  einem  ülffengebiroe  abnlii^,  cielmebt 
bui^QuS  onberä  bef^affen  ift,  bog  olfD  bie  ÜJltfro- 
Icpbalie  nur  einen  patbolDgifdien  ^b'"^''''^'^  b^^'n 
tann.  Sebnli^  oerbält  eS  \idj  nuib  mit  ben  anbe> 
ren  „ffleroeifen",  mtl^e  füi  bie  tbieiifrf)c  9Ibflam- 
mung  bcS  DJienftben  beigebratbt  merben. 

in.  ®ie  mQleriaIifti|(|e3)octrin  oon  bem  SßJefen 
beS  !DiEnf(!fien  ift  in  jeber  SBejiebung  unboltbac. 
3)er  gnenfc^  ift  nitb'  "n  blofe  molerieHeS  SBefen: 
eS  lebt  in  ibm  ein  (Seift.  Sr  befielt  aus  Seib 
unb@eele,  fojmar,  ba|biefeWenfdt|en|eeIeal3 
eine  uom  Seibt  mefentliib  uerfcbiebene,  immaterielle 
unb  geiftige  ©ubftanj  gu  betraibten  ift.  SS  ift 
ba§  niäii  bloB  eine  Ba^rbeit  btä  @tauben@,  fon- 
bem  eS  lö^t  f\ä)  bie  Smmateriatität  unb  ©eiftig- 
leit  bet  Oenftbenfeete  auib  pbüofi'b^'f'^  ii"^  '^Di* 
benj  ermeifen:  €3  ift  bin  nic^t  geboten,  biefeS 
auSfübrliii)  bargulfiun,  aber  einige  Inbeutungen 
mögen  boi^  gegeben  werben.  S)ie  SmmQterialitat 
unb  ®eiPig!eit  ber  aJtenftbenfeele  ergibt  fifb:  »■  51m3 
bem  ®enlen.  I)ai  SJenfen  ift  für'B  6rfte  eine 
überorganifdie,  immaterielle  Sbätigfeit;  benn  un- 
fere  ©rfenntnife  ift  niibt  auf  bie  moterieQen,  förper« 
lieben  ®inge  befibiänft ;  wir  fönncn  oielmebr  mit 
unterem  Genien  auÄ|  jur  6rfenntni6  beSjenigen 
uns  erbeben,  tsaS  übe:  aQe  @rfabning  binauS' 


1272 


liegt  unb  überfinnli^er,  immaterieHtr  Slotur  iit. 
SBir  erlmnen  ferner  aurf)  bie  moteriellen,  löq«. 
liiben  Singe  niibt  blo^  nad)  ibrer  malenclicn  obä 
I6rperlirf|en  grftbeinung,  fonbem  mit  brinjn 
benfenb  in  bereu  3nnere§  ein,  mir  erfennen  beten 
QU  ficf)  inteHigible  fflefenbeit  unb  erbeben  unS  bif 
buicb  gur  @rfenntni6  tie§  ungemeinen.  S^ic^niiit 
aber  ganj  unmöglich,  wenn  unfer  Sknftn,  eSenjo 
nie  bie  fmnlidlie  &:tenntni§tbätigleit,  aefenUii^ 
an  ein  leiblicbeS  Organ  gebunbtn  mäte,  nmm  ä 
nicbt  eine  äberorganif(be,  immattrieOe  3:bätig[tit 
märe.  güt'§  ^mitt  ift  baS  S)enfen  eine  einfoie 
Sbätigleit,  mäbrenb  jebe  organif^,  materidlc 
3:bätig(eit  fletS  combinirt  ift  aus  mebmtn  ftlc 
menten,  roeld&e  jur  ^erOorbringung  einei  befHmn- 
ten  Sßirfung  concurrirtn.  iBetrad^tcn  toir  nur  bit 
SegriffSbilbung !  5Der  SSegriff  fommt  iebenfdü 
nur  baburc^  ju  ©tanbe,  bofe  bie  confKtutitwi 
üflerfniale  ber  Sefenbeit  eines  3)inge$  in  ab»- 
tracto  JU  einem  einbeiilitben  ©ebüttftn  infannnta- 
gefaxt  werben,  ^ki  wäre  aber  niibi  nt^Iii^, 
wenn  baS  'SMxtm  nicbt  ein  burcbou§  einfa<berSrt 
Bäte.  SBore  er  gufammengefejt,  fo  blieben  joR 
^erfmalt  immer  gef  (bieben  Bon  einanbet ;  ju  einnn 
einbeitlidien  ©ebnnlen  tonnten  fie  nie  gufammetf 
geben,  analog  oerbält  eS  fi(b  mit  bem  llrtteile. 
aBenn  baS  3)enten'im  Uitbeile  einen  SSegriff  tm 
bem  anbem  bejaht  ober  Bemeint,  fo  ift  folibeS  mn 
baburdi  mSglid),  bag  ein  unb  berf elb<  S)tnfact  bit 
beiben  begriffe  umfaßt,  ba|  aljo  bie  2)niltbi% 
teit  eine  burdiouS  einfa^e  ift.  3>aS  @(Iti^  g^ 
Dom  @4luffe.  3ft  nun  aber  baS  ^nfen  toejentliit 
eine  überorganif(be  unb  einfoebe  Sib^tigfcit,  jo  in4 
au(b  baS  Eßrincip,  aus  weli^em  biefe  Sb^tig^ 
berootgebt,  ein  immaterielles  unb  einfai^eS  9^ 
cip  fein ;  benn  jebeB  SÖeftn  lann  nur  tbätig  fein 
in  jTraft  unb  gemäg  feiner  3Iatur;  Don  ber  %äa 
ber  3:böfigfeit  mirb  alfo  au^  auf  bie  Slafnt  M 
^principe,  auä  roeltbem  fie  b«oorgtbt,  gefc^Iofl* 
werben  tünnen  unb  miifjen.  ESmu^alfoimSH»' 
filmen  ein  immateriefleS,  einfach  $tind)i  —  l* 
©eele  —  epftiren. 

b.  tuSbemSBoIIen.  3)a8 SSoDen  ift  glei^ 
falle  als  eine  überoigonifcbe,  immatetiellt  S^itiC 
feil  JU  beltaebten.  ^nn  tut'S  Stfle,  obgeftba 
baoon,  bafe  ber  SBille  ni^f,  wie  baS  fimilti^Se' 
gebien,  auf  befonbete  ©iitet  alä  foltbe  g#,  fw 
bem  DieCmebr  auf  baS  @ute  im  DUIgetneineti,  M* 
ber  ÜBiile  nii^t  blog  ftnnlidde,  fonbttn  auib  Sit^ 
finnliibe,  immaterielle  ©üter  an,  mo8  ganj  lonnig' 
iiib  wäre,  wenn  boS  SBollen  nur  eine  organifÄ 
materieKt  3:bäHg(eit  wäre,  ^üx'i  3wtite  ifl  * 
a:batfad)e,  bafe  bei  aöiQe  gar  böufig  in  aBitn- 
fprud)  tritt  mit  ben  ©Irebungen  btS  fmnlidio 
IBegebrungäOetmfigenS,  bafe  er  anbete«,  fa  &■!■ 
gegengefefeteS  Bon  bem  mÜl,  maS  boB  ^nnlifSt 
SegebningSDermögen  anftrebt.  Sßäte  ober  W 
Sßollen  eine  organifcbe,  materielle  SbÖtifiH  f 
fönnte  biefe  @rfd)einung  gor  ni^t  Doiloinnuii- 
jienn  bonn  mürbe  ber  aSiße  mit  bem  finnliibeii 
SSegebningSDermögen  inSinS  jufammtnfallcn,  unb 


aJlenf^ 


1274 


>iefeI6e  Xl^ötigfeit  famt  mit  ftd^  f  elbft  nid^t 
fpru^  treten.  gür^S  2)ritte  enblid^  tft  ba§ 
>e8  SRenfd^en  ein  freies.  SSßir  beftimmen 
i  naä^  eigener  SBol^I  für  biefeS  ober  jened; 
t  ip  freies  ©clbfibeftintmungSöermögen. 
:e  jold^  gfreil^eit  beS  SBiQenS  möre  un- 
toemt  baS  SBoHen  eine  organifd^e,  ntate- 
Stigfeit  tt)äre,  nrie  baS  oben  jd^on  nacl^« 
tDorben.  3ft  nun  aber  baS  SBoUen  eine 
nifd^,  immaterielle  Sl^ätigfeit,  fo  muffen 
xuS  ben  nömlic^en  @d^Iu^  ^iel^en.  äBir 
i^Iie|en,  ba|  baS  ^rincip,  auS  teeld^em 
Itigfeit  l^erüorgel^t,  ein  immaterielles,  gei- 
mdp,  ba|  alfo  im  ÜJ^enfdien  eine  im- 
t/  ßtifligc  Seele  anjucrfcnnen  ift. 
S  bem  Selbftbemu^tfein.  @(i^on 
fod^  genommen  ift  baS  @elbftbett)u|tfein 
anter  SSemeiS  für  bie  ©jiftenj  einer  im« 
wi,  geiftigen  ©eele  im  ÜKenfd^en.  ®aS 
oultfein  ift  nömlid^  baburd^  bebingt,  ba| 
tib  ouf  uns  refiectiren,  unf er  eigenes  ©elbft 
enftonbe  unf erer  (Srf enntni^  mad^en.  SBöre 
Srfennen  eine  b(o^  materielle  Function 
xtiS,  bann  möre  eine  fold^e  Slefiesion  beS 
ouf  fid^  unmöglid^.  S)enn  jebe  materielle 
[  erhielt  immer  eine  SBirfung,  bie  au^er 
en  ip ;  nie  aber  fann  fie  birect  in  fld^  felbft 
1.  ®erabe  bief eS  alfo,  ba|  wir  ein  ©elbft- 
in  l^aben,  bemeiSt  ba^  baS  2)en!en  eine 
eDe,  überorganifd^e  Sll^ötigleit  fei,  unb 
alfo  für  pe  ein  immaterielles,  geiftigeS 
in  uns  annel^men  muffen  —  bie  ©cele. 
)eloä]^r(eiPet  unS  baS  @elbftben)u^tfein 
irtn)ä|renbe  perfönlid^e  Sbentitöt.  2Bir 
beum^t,  ba^  mir  je^t  ganj  biefelbe  $er* 
bie  mir  el^ebem  gemefen,  ba^  in  Sejug 
t  ^erfönlid^feit  als  fold^e  nie  bie  min« 
ierung  eintritt.  9lun  fielet  eS  aber  pf^t)' 
feft,  ba|  unfer  Seib  in  fteter  fubftantiefier 
img  begriffen  ift,  \>ai  alfo  Ic^terer  feinen 
m  Sepanbtl^eilen  nad^  burd^auS  nid^t  mel^r 
P,  ber  er  t)or  einiger  Seit  gemefcn.  SBöre 
IRenfd^  nid^tS  meiter  als  ein  materielles 
1  6inne  ber  materialipifd^en  ®octrin,  fo 
n  einer  perfönlid^en  Sbentität  gar  nid^t  bie 
unb  fönnte  bal^er  aud^  ein  Semu^tf ein  Don 
erfönlid^en  3bentitat  in  unS  gar  nid^t  auf« 
)ie  )>erf önlid^e  Sbentitöt,  mie  pe  unS  burd^ 
pbemu^tfein  gemöl^rleiftet  ift,  fann  alfo 
unb  nur  barin  l^aben,  \>ai  in  unS  ein 
prtnci})  lebt,  toeld^eS  einer  fubpantieüen 
lung  nid^t  fällig  ip  unb  baber  bei  aller 
enSSermanblungPetSbaSfelbcblcibt.  ®ic^ 
Dieberum  nur  unter  ber  95ebingung  fein, 
te  einfädle,  immoterielle  unb  gciftige  @ub« 
(Rne  fold^e  muffen  mir  alfo  im  9Wen» 
)tDenbig  annel^men,  unb  mir  nennen  pe 
[e. 

S  Pel^t  olfo  feP,  ba^  ber  TOenfd^  nid^t  ein 
TieDeS  SBefen  ift,  f onbem  bo^  in  i^m  ein 
fd^ieben  Dom  Scibe,  lebt,  ©erabe  barouf 


berul^en  nun  bie  bolzen  $rörogatiDe,  meldte 
ber  aUenfd^  oor  bem  Zi^itxt  DorauS  l^at,  unb  bie 
ber  SRaterialiSmuS  auS  feinen  ^rincipien  umnög« 
lid^  m  erflären  Dermag.  ffiaS  erfte  ip  bie  reit« 
giöf  e  Slnlage.  ®er  2Renfd^  farni  jur  grfennt« 
ni|  ©otteS  als  beS  UrgrunbeS  aUer  2)inge  pd^ 
ergeben  unb  gu  il^m  in  ein  religiöfeS  SSer^ältnife 
treten,  il^n  lieben,  oerel^ren  unb  anbeten.  SBaS  auc^ 
bie  materialiftif^e  ©octrin  oon  biefer  religiöfen 
SInlage,  üon  ber  SReligion  überl^au^)t  l^alten  mag, 
fo  oiel  ip  pd&er,  ba&  eine  religiöfe  Anlage  im  SWen« 
fd^en  fd^Ied^terbingS  unerflörlid^  märe,  merni  feine 
9?atur  als  eine  rein  tbicrifd^e  ju  betrad^ten  fein 
mürbe.  3tn  Siliere  finbet  fid^  feine  ©pur  baüon. 
UmfonP  fud^t  S)armin  bie  Anfänge  ber  religiöfen 
Einlage  fd^on  im  Siliere  ju  pnben.  „SBir  feigen", 
fagt  er,  ^aud^  im  §unbe  eine  Slnnäl^erung  ju  bem 
religiöfen  ©emütj^Sjuftanbe,  unb  gwar  in  feiner 
tiefen  Siebe  ju  feinem  §erm,  begleitet  Don  öoll« 
pönbiger  Untermcrping,  etmaS  gurd^t  unb  oieHeid&t 
anberen  ©efü^len.  SJian  fann  fagen,  ba|  ber  ^unb 
feinen  §erm  als  einen  ©ott  anfeile."  ®a  l^ötten 
mir  alfo  in  ber  Sl^at  eine  „^unbereligion" !  2lber 
mie  foÜ  man  pd^  baS  jured^tlegen?  3ur  SReligion 
gel^ört  bod^  eine  Srfenntni^  ©otteS  unb  eine  be« 
mu^te  SSerel^rung  unb  ^tnbetung  beSfelben.  Sr« 
fcnnt  benn  aber  ber  §unb  ben  §erm  als  feinen 
©Ott,  unb  ip  eS  eine  bemühte  SSerel^rung,  bie  er 
il^m  barbringt?  3)lit  fold^en  ^l^antapen  foUte  man 
bod^  nid^t  in  bie  Deffentlid^feit  treten. 

S)aS  }meite  ip  bie  fittlid^e  Anlage  beS 
aRenfd^en.  alle  ffiefcn  biefer  pd^tbaren  SBelt  pnb 
bel^errfd^t  burd^  baS  ©efe^  ber  92atur.  2)aS  Silier 
folgt  feinem  3nftinct;  burd^  biefen  ip  att  feine 
Sl^ötigfeit  ein  für  allemal  unb  unabönberlid^  ge« 
regelt.  3m  SJlenfd^en  bagegen  fünbigt  pd^  ein  ©e- 
fej^  an,  meld^eS  pttlid^e  gorberungen  an  il^n  Pellt; 
nid^t  baS  92aturgefe^,  f onbem  baS  pttlid^e  ©e« 
miff en  nimmt  baS  SRe^t  für  pd^  in  Slnfprud^,  il^n  in 
feinem  Sl^un  unb  Saffcn  ^u  leiten.  ®iefe  pttlid^e 
Anlage  märe  mieberum  eine  gang  unerflörbare  6r» 
fd^einung,  menn  ber  SWenfd^  mit  bem  ^itvt  bem 
SBefen  nad^  auf  gleid^er  Sinie  pönbe;  benn  bann 
mü^te  aud^  feine  Sl^ätigfeit  auSfd^lie^lid^  auf  bie 
burd^  ben  SJnpinct  geregelte  SSefriebigung  feiner 
©innlid^feit  gerid^tet  fein,  mäl^renb  borfi  baS  in 
feinem  3nnem  pd^  auf  ünbigenbe  pttlid^e  ®efe|  i^ 
oerppid^tet,  nid^t  miHenloS  ber  ©innlid^feit  pd^ 
l^injugeben,  f onbem  le^teremitparfer^onb  unter 
baS  SKad^tgebot  ber  Semunp  ju  beugen.  9lur 
unter  ber  SorauSfe^ung,  bo^  ber  SWenfd^  nid^t 
reines  linier  ift,  fonbem  bur(|  ein  l^öl^creS,  gei« 
PigeS  ^rinci^),  baS  in  il^m  lebt,  über  bie  Silier« 
l^eit  pd^  erl^ebt,  lä^t  pd^  biefer  l^ol^e  SSorjug  beS 
SKenfd^en,  ber  in  ber  pttlid^en  Anlage  gegeben  ift, 
erflören.  SlKcrbingS  meint  ®armin,  bie  pttli(|e 
anlöge,  ber  moralifd^e  ©inn  unb  baS  ©emiffen 
fönne  aud^  auS  bem  Sl^ierlcbm  pd^  betauScnt« 
midfeln.  „3P  nämlid^",  fo  fagt  er,  „einSbiermit 
gut  auSgcbilbetcn  focialen  SnPincten  begabt,  fo 
müRcn  es  für^S  (Frfte  jene  focialm  3npincte  baju 


1279 


ajlcnfd^. 


1280 


einen  Seben§})rmcip;  nur  übt  bieSecIc  bicfe  SebenS« 
tl^ätigfeiten  quo  burd^  öerfd^iebene  ihöfte;  bie  öege« 
totiöen  burd^  öegetatiöe,  bie  fcnfitiöen  burd^  fen« 
jitiüc  unb  bie  inteUcctiüen  burd^  inleHectiöe  fträfte, 
bie  il^r  immanent  ftnb  unb  quS  il^rem  SBefen  l^er« 
öorpie^en.  3n  fold^er  äBetfc  ift  oljo  ber  3Wcnf(^, 
obglei^  an^  Seib  unb  ©eele  beflel^enb,  bod^  ein 
burd^QuS  einl^eitlid^eS  SBejen,  unb  gerabe  qI§  fol» 
d^e§  fielet  er  an  ber  ©pi^e  ber  fid^tbaren  SBelt. 

VI.  ®arau§  ergibt  ftd^  nun  öon  felbft,  tt)Q§  öon 
ber  urfprünglid&en  (Entftel^ung  be§5IKen» 
fd^en  gu  Italien  fei.  2lu§  htm  il^iergef^Ied^te  fann 
ber  9Jienfd&  nid^t  abftammen,  weil  ber  öemünftige 
©eift  in  il^m  eine  fold^e  6ntfte]^ung§weife  abfolut 
abweist.  S)ie  ©eele  als  immateriefie  unb  einfädle 
©ubftanj  fonnte  nur  öon  ®ott  gefd^affen  fein. 
6ine  ßntwidflung  berfelben  auS  ber  SKaterie  ift 
abfolut  unbenfbar.  SBaS  bagegen  ben  Seib  be« 
trifft,  fo  fonnte  aud^  er  nid^t  auf  bem  SBege  ber 
©efcenbenj  au§  einem  3:]^ierleibe  ftd^  entwideln ; 
benn  abgefel^en  baöon,  ba^  bie  ©efcenbenjtlieorie 
übcrl^aupt  eine  ^^potl^efe  ift,  bie  fid^  nid^t  be» 
grünben  Iö|t,  würbe  man  unter  ber  gebadeten 
SJoraugfe^ung  bie  Sfrage,  wie  c§  benn  fomme,  ba^ 
ber  menfc^Ud^e  Seib  fo  genau  unb  bi§  in^§  fleinfte 
®etail  l^inein  für  bie  ©eele  organifirt  ift,  gar  nid^t 
beantworten  fönnen.  SSielmel^r  ift  anjune^men,  bafe 
aud^  ber  Seib  urfprüngltd^  Don  @ott  au§  ber  SJia» 
terie  gebilbet  unb  für  bie  ©eele  organifirt  worben 
fei.  3Jian  fommt  fomit  wiffenfd^aftlid^  auf  ba§ 
gleid^e  Sefultat,  wie  bie  Offenbarung  eSlel^rt:  For- 
maTit  Dominus  Deus  hominem  de  limo  terrae, 
et  inspiravit  in  faciem  ejus  spiraculum  Titae, 
et  f actus  est  homo  in  animam  viventem  (Gen. 
2,  7).  ®er  in  fold^er  SBeife  entftanbene  SKenfd^ 
ift  bann  in  ben  ^roje^  ber  Sfortpflanjung  einge- 
gangen; au§  bem  crften  3JienfdE|en  fmb  bie  93öl!er 
entftanben,  bie  aUmölig  über  bie  ganje  Srbe  ftd^ 
ausbreiteten  (ögl.  ben  9lrt.  ginl^eit  beS  2Renfd^en- 
gcfci^Ied)te§). 

VII.  Dbgleid^  nun  aber  ber  TOeufd^  ein  einl^eit- 
lid^eS  SBefen  ift,  baS  auS  Seib  unb  ©eele  beftel^t, 
fo  ift  feine  @jiftenj  unb  fein  Seben  nad^  ber  in» 
teöcctiöen,  geiftigen  ©eite  ^in  bod^  nid^t  auf  biefe 
irbifi^eScitUd^feit  bef  darauf  t,  fonbem  reid^t  barüber 
l^inauS.  ®enn  ber  2Renfd^  ift  feiner  ©eele  nad^ 
unfterblid^,  unb  jwar  öon  9?atur  an^,  b.  1^.  bie 
5Ratur  ber  ©eele  bringt  eS  mit  ftd^,  ba|  fte  nid^t  ju» 
gleid^  mit  bem  Seibe  baS  ©afein  üerliert,  fonbem 
unfterblid^  ift.  ßorruptibel,  fterblid^  fann  nämlid^ 
nur  ein  fold^eS  SBefen  fein,  welches  au§  SWaterie 
unb  Sform  ^ufammengefe^t  ift,  unb  bie  Korruption 
beftel^t  l^ier  barin,  ba|  ein  fold^eS  SBefen  feine 
fubftantiefle  Qform  öerliert  unb  infolgebeffen  feine 
materiellen  SBeftanbtl^eile  au§  il^rer  burd^  bie  gorm 
bebingten  Serbinbung  fid^  löfen  unb  in  anbere 
formen  übergel^en.  ^eftel^t  bagegen  ein  SBefen 
nid&t  aus  SKaterie  unb  go^^m,  ift  eS  eine  imma» 
terielle,  einfädle  ©ubftanj,  fo  ift  eine  fold^e  6or« 
ruption  bei  il^m  unbenfbar.  ®ie  mcnfd^lid^e  ©eele 
ift  aber  eine  fold^e  immaterieBe,  einfad()c  ©üb« 


ftanj  —  eine  forma  snbsistens  — ,  folgtt^fora 
fie  ber  Korruption  unb  ^uflöfung  m(|t  mita> 
liegen;  fie  ift  ibrer  92atur  nad^  incomtptibel mb 
ftirbt  nid^t  mit  bem  Seibe. 

S)ie  SJlenfd^enfeele  ift  jebod^  nid^t  blo|  inconu))* 
tibel  in  bem  ©inne,  ba|  fte  nadb  il^rer  Srernrnng 
üom  Seibe  ibre  ffigiftenj  beibebält,  fonbem  fi<  ifl 
aud^  unfterblid^  in  bem  ©inne,  ba|  fie  nad^  ben 
%oht  beS  SeibeS  als  felbftbewu^teS,  erfennenbeS 
unb  woUenbeS  SBefm  fortlebt.  MerbingS,  bie 
öegetatiöen  unb  fenfttiöen  SebenSfunctionm  fann 
bie  ©eele  nur  in  SSerbinbung  unb  einl^itlidj  mit 
ben  bagu  georbnetm  Organen  beSSeib^  ausüben. 
SBenn  fie  bal^er  öom  Seibe  getrmnt  ift,  fo  wä^ 
biefe  SebenSfunctionen  aufboren;  fteförntennur 
mel^r  ber  $oten}  nac^  in  ber  ©eele  bleiben.  S8aS 
bagegen  bie  intellectiöen  SebenSfunctionm,  b(ä 
S)enfcn  unb  SBoHen  betrifft,  fo  fmb  biefe,  ttieiwt 
wiffen,  ni(^t  an  leiblid^e  Organe  gebunben,  fonbem 
muffen  als  überorganifd^e,  rein  immaterielle SeBesS- 
tl^ötigfeiten  betrad^tet  werben,  ©inb  fie  aberbirfeS, 
bann  fönnen  fte  t)on  ber  ©eele  aud^  bann  tio4 
ausgeübt  werben,  wenn  fte  öom  Seibe  getrennt  ifL 
©olange  bie  ©eele  als  forma  substantjalis 
mit  bem  Seibe  bereinigt  ifl,  ift  fte  aUerbingi  in 
il^ren  inteUectiöm  SebenSfunctionen  Don  ben  fenp' 
tiöen  infofem  abl^öngig,  als  baS  inteOectiM  geben 
ol^ne  öorauSgel^mbe  ^et^tigung  unb  Sntioid* 
lung  beS  fenfttiöm  nid^t  ^ur  SSetl^gung  unb  fot* 
widFlung  gelangen  fann,  weil  bie  ©eele  in  i^tec  is« 
teUectiöen  Srfenntni^  öon  ber  ftnnlid^en  obJ^ongig 
ift.  ^ier  ift  eS  alfo  ganj  naturgemäß,  ba^  Dean 
bie  fenfttiöen  SebenSfunctionen  ftftirt  fmb,  une  in 
©d^laf  e,  ober  wenn  eine  ©tömng  in  bm  Organen 
beS  fenfttiöen  SebenS,  nammtlid^  im  ©e^ime,  et»* 
tritt,  biefeS  nidgt  ol^ne  Sinflu^  auf  baS  inteOediiK 
Seben  bleiben  fann,  ba|  alfo  aud^  baS  inteHectine 
Seben  fiftirt,  refp.  geftört  wirb,  unb  fogar  ein 
©diwitiben  beS  ©elbftbewugtfeinS  eintreten  lonn. 
3ft  aber  bie  ©eele  öom  Seibe  getrennt,  bann  ^ 
biefe  ^bbangigfeit  beS  intellectiöen  öom  fenfttiöen 
Seben  aufgehört;  il^r  inteOediöeS Seben  fte^tbonn 
parallel,  b.  1^.  auf  gau}  gleid^er  ©tuf  e  mit  bem  2^ 
ber  übrigen  formae  separatae,  ber  Sngel,  unb  iß 
bal^er  als  ein  continuirlid^  felbflbewugteS  {ubenhn. 
S)aS  ift  bie  Unfterblid^feit  ber  SBenfdM««^«- 

MerbingS  ift  l^ierju  bie  gotterl^altung  ber  Seele 
öon  ©eiten  ©otteS  öorauSgefe|t;  berni  obnebkfe 
göttlid^e  Srl^altung  würbe  MeS,  aud^  bie  SHen* 
fd^enfeelc,  wicber  in^S  9Hd&tS  jurüdfftnfttu  Sber 
an  biefer  göttlid^en  Srl^altung  ift  nid^tju^Detfebi, 
wie  aus  bem  i^olgenben  erbeUen  Wirb.  SBie  ndof 
lid^  ber  9Renfd^  nid^t  ein  rein  materielles  äBefenijlr 
fonbem  ein  l^öl^erer,  öon  Obm  fommenber  fleip 
in  i^m  lebt,  fo  fctOt  aud^  feine  SubbefKnununil 
nid^t  in  bicfe  S^itlid^feit  l^erein,  fonbem  öietaelr 
in  ein  jenfeitigeS,  überjeitlid^  Seben.  S)ie  ^ 
befiimmung  beS  2Renfd^en  ift  nömli^  bie  Slni' 
feligf eit,  unb  jwar  nid^t  eine  unöollfommene,  fflj 
bem  bie  öoHfommme  ©lüdffeligfeit.  S)enttbiejeip 
eS,  auf  weld^e  alles  Sl^un  unb  Saffen  beS  2Ren[ii» 


1281 


9Renfd^. 


1282 


(tenieben  Don  Statut  auS  l^htgerid^tet  ift.    2)er 
eifid[eß^t8trie(  im  anenfd^en  ift  uniDiberftel^- 

er  ^jit  ober  imterld^t  tl^ut  unb  unterlö|t  er  nur  ^u 
bcm  S^mäz,  van  glMid^  ^u  merben.  @d  mu|  fo« 
mit  für  ben  SRenfd^  ein  l^öd^fted  ®ut  geben, 
Irnrd^  beffen  Srreid^ng  er  DoDIommen  glüdlic^ 
iDirb.  SHefeS  fein  l^öd^fled  ®ut  fonn  ober  nid^t  in 
biefe  3^K$^^  l^reinfaDen ;  benn  lein  irbif d^e§ 
®iit,  |a  feine  nod^  f o  gro^e  Summe  irbifti^er  ©fiter 
tami  il^  Do&bmmen  glfidlic^  mad^en.  3a  er  ift 
oft  um  fo  unglfidHd^er,  ie  grö|er  bie  Summe  ^eit» 
Hd^  ®äter  i||,  loeld^e  er  beft^t.  3ubem  mu^  bie 
lM>OIommene  @ludfeligleit  al§  fol^e  perennirenb 
fein :  bemt  bie  9u§ftd^t  auf  i^ren  einfügen  SSerluft 
toSrbe  ben  ÜRenfd^en  lieber  tief  unglfidCIici^  mad^en. 
%M  irbifd^  Seben  aber  enbet  mit  bem  £obe  unb 
mit  bem  boron  ge!nfit)ften  SSerlufte  aller  irbifd^en 
(Sfiter.  S)ag  j^dd^fte  ®ut  bed  aßenfd^en  mu^  alfo 
über  biefe  3^i4^^  l^inaudliegetu  eS  famt  nur 
Oott  fein.  3n  ber  DoUfommenen  Srfemttni^  unb 
SiAe  ®otted  aEein,  fofem  fte  eh)ig  bauemb  ift, 
bmn  bie|enige  DoDfommene  ©lüdtfeligfeit  liegen, 
jn  loeld^ier  ber  ülienf  d^  al3  )u  feiner  Snbbeftimmung 
ttm  fflaim  auS  l^ingeorbnet  ift.  S)er  äßenfd^  l^at 
fomit  biefeS  ßnb^iel  feines  2)afein3  erft  im  jen« 
leitigen  Seben,  in  meld^ed  er  nad^  bem  Sobe  bed 
SeificS  eintritt,  m  geloörtigen.  @ein  gegentt)örtige§ 
SAcn  fyd  nur  ber  Vorbereitung  für  baS  jenfeitige 
SAcn  jn  bienen.  S)er  9Renf d^  mu|  l^ienieben  inner» 
ioHb  beS  Serufdfreifed,  in  melt^en  ®otte§  SSor» 
f^mg  il^  einfe^,  geteiffenl^aft  die  il^m  Don  ®ott 
ai^egten  $f[id^ten  erfiUIen,  bamit  er  baburd^ 
fein  (Sid>giel  im  ienfeitigen  Seben  erretd^e.  ^ud^ 
as^  er  biefe  eurige  ^lu^eligfeit  in  ®ott  erreid^en 
flinnen,  fonß  roäxt  ber  9Renfd^  allein  unter  allen 
Oefd^fen  (Lottes  oon  92atur  au3  Don  ®ott  auf 
Äi  3id  ^ingerid^tet  morben ,  ba§  für  il^n  uner» 
md^bar  ifl,  ttnid  mit  ber  unenbltd^en  Siebe  ®otte§ 
;  benn  ber  SWenfd^  märe  in  biefcr  SSorauS» 
bog  unglfidRid^fle  ®efd^öpf,  ba§  bie  ßrbe 
SS  mu|  alfo  aud^  bie  Seele  emig  Don  ®ott 
aAoIten  loerben.  @o  ift  benn  ber  ÜJlenfd^  in  ber 
Jjpt,  toie  ber  ffated^iSmuS  fagt,  ba§  Domel^mfte 
9ima  ®otted  auf  Srben.  3liä)i  blo^  }eid^net 
er  ftd^  burd^  ben  ®eift,  ber  in  il^m  lebt,  Dor  allen 
onbcren  SBefen  biefer  SDBelt  au3,  fonbem  fein  3)a« 
Mn  unb  Seben  ift  aud^  nid^t  auf  biefe  ^düxä)^ 
leit  aOein  befd^rdnft,  mie  foId^eS  bei  ben  übrigen 
Befen  fiottftnbet,  fonbem  er  mirb  erft  in  einem 
enfeitigen  Seben  }u  feiner  ganzen  SSoUfommenl^eit 
U^ctilieben.  Um  biefe  )u  erreid^en,  bagu  foHen 
im  cSk  übrigen  ®efd^5))fe  ber  fi(|tbaren  SBelt  afö 
DWttcl  bienen, 

VnL  SiSl^  l^ben  mir  au§fd^Iicpd^  im  ®e- 
idt  ber  noturlid^  Orbnung  un§  bemegt.  Slber 
ler  Sbntfd^  fielet  tl^otföd^Iid^  nid^t  in  ber  blo^ 
utBiiid^,  fonbem  in  ber  übernaturlid^en 
Drbnitng,  unb  menn  mir  il^n  Don  biefem  ®e« 
id^tg|mnPe  au8  betrad^ten,  fo  erfd^eint  er  un§  nod^ 
9dt  ipSin,  als  er  eS  in  ber  natürlid^en  Orb« 


nung  an  ftd^  fd^on  ift.  3)a§  Sl^rifimtbum  lel^rt, 
ba|  ber  eme  uRenfd^  Don  ®ott  mit  ber  l^eilig* 
mad^enben  @^nabe  auggefiattet  unb  baburd^  in  ein 
übematfirlid^eS  SSerl^öItnil  gu  il^m  gefegt  morben 
ift.  2)urd^  bie  l^eiligmad^enbe  ®nabe  ttmrbe  feine 
SÜatur  über  ftd^  felbft  erl^oben,  imb  feine  gnb- 
beftimmung  mar  nun  nid^t  bIo|  bie  natürliche 
®lüdffelig!eit,  mie  fte  in  ber  natürlid^en  ßrfennt» 
nife  unb  Siebe  ®otte§  begrünbet  ift,  fonbem  Diel« 
mel^r  bie  übematürlid^e  ®lüdfelig!eit,  meldte  in 
ber  übematürlid^en  ^(nfd^auung  ®otte§  (visio  Dei 
per  essentiam)  unb  ber  barauS  l^erDorgel^enbm 
übematürlid^en  Siebe  bcftel^t.  SRit  biefem  über« 
natflrlid^en  Seben  Derbanbm  fid^  in  il^m  bie  DoD« 
fommene  Unterorbnung  ber  ©innlid^feit  unter 
bie  SSemunft,  fo  ba|  eine  Sluflel^nung  ber  erftem 
gegen  bie  lejtere  auSgef d^Ioffcn  mar,  femer  bie  Sei» 
benSloftgleit  unb  bie  Unfterblid^Ieit  aud^  bed  Seibe§. 
®er  2Renfd^  f ollte  aber  in  ber  ®nabe  erft  bcf eftigt 
merbcn,  menn  er  bie  ^fung,  meldte  ®ott  il^m 
auflegte,  beftanben  l^ötte,  bamit  bie  emige  über« 
natürlid^e  ®lüdtfelig!eit  für  il^n  nid^t  bIo|  ®nabe, 
fonbem  aud^  SSerbienft  märe.  2)iefe  Prüfung  be« 
ftanb  barin,  ba|  ®ott  il^m  ein  jpofitiDeS  @efe^ 
auflegte,  Don  beffen  SBeobad^tung  e§  abfangen  f oUte, 
ob  er  in  feinem  urfprüngliAen  3uftanbe  bleibm 
ober  aber  beS  festem  Derluftig  gel^m  foHte.  9Der 
SJienfd^  l^at  jiebodi  biefe  Prüfung  nid^t  beftanben. 
6r  f)at  baS  ®efe^  ®otteS  übertreten,  er  l^at  ge« 
fünbigt,  unb  infolge  ber  @d^uU>,  meldte  er  baburd^ 
inmrrirtc,  ift  er  aller  feiner  frül^ercn  Sorjüge 
Derluftig  gegangen.  S)a  er  aber  ber  9tepräfentant 
feines  ganged  ®efd^(ed^te§  mar,  fo  ift  @(^ulb  unb 
©träfe  feiner  ®efeje8übertretung  aud^  auf  alle  feine 
9Jad&!ommen  übergegangm  —  bie  ßrbffinbe. 

S)a3  ift  ber  ®mnb  baoon,  ba|  ber  9Rmfd^ 
ungead^tet  ber  l^ol^en  iEBürbe  feiner  92atur  bod^ 
in  feinem  inteüectuellen  unb  fittlid^en  Seben  fo 
tief  finfen  fann,  mie  ®efd^id&te  unb  täglid^e  6r« 
fabmng  eS  fo  böuftg  bezeugen.  3)urd^  bie  @ünbe 
mürbe  feine  Srfenntni^  getrübt  unb  fein  iEBiDe 
gefd^mäd^t,  unb  fo  fommt  eS,  ba|  bie  SRenfd^m 
einerfeitS  Don  ber  SBal^rl^eit  abirren  unb  anbe« 
rerfeits  Don  bem  ©ittengefeje  in  fo  meitem  Um« 
fange  ftd^  emanci))iren  lönnen.  iBegeugt  \a  bie 
©efd^id^te,  bafe  bie  2Renfd^en  el^ebem  bie  ©rfennt« 
ni^  be§  maleren  ®otte8  faft  gang  Derlorcn  l^attcn 
unb  gum  abfurbeften  ®ö^enbienft  l^erabfanfen,  unb 
bafe  fte  femer,  maS  il^r  intettectueöeS  unb  ftttlid^eS 
Seben  betrifft,  tl^eüweifc  bi§  gur  Stufe  ber  SBilb« 
beit  begenerirten.  S)ie  täglid^e  ßrfal^mng  legt  ein 
faum  minber  betrübenbeS  3^9"i6  ob  Don  ber 
intellectuellen  unb  fittlid^en  ©ntartung  fo  Dieler 
TOenfd^cn.  ßbenfo  liegt  in  ber  ©ünbc  ber  ®mnb 
boDon,  ba|  ba§  pl^^fif d^c  Ucbel  in  fo  breiten  ©trö» 
men  über  bie  TOenf d^en  pd^  ergofe,  bafe  ber  ©d^merg 
an  bie  Sfufefol^Im  be§  SKcufd^en  ftd^  bangt  unb 
nid^t  Don  if m  loSläfet,  fo  lange  er  bienicben  meilt. 
es  ift  bie  ©ünbc,  biefeS  moralifd^e  Uebel,  meldte 
aud^  baS  ))b9ftfd^e  Uebel  alS  ©träfe  in  bie  SBelt 
gebrad^t  \)ai,  fo  ba^  eS  mie  ein  ®ef))enft  ben 

41 


1283 


3Jttn\if. 


1284 


9nen{(i^en  überall  betfolgt  unb  il^tn  feine  StxaUm  in 
ha^  ^tx]ä)  fd^Iögt,  oft  getabe  in  bem  Slugenblitfe, 
XDO  er  eS  am  nienigfien  t)ermut]^et.  S)a§  finb  bie 
©c^ottenfeiten  beS  menfd^Iid^en  ©ofeinS.  @ie  be« 
tul^en  tl^atfäci^Iici^  nici^t  in  feiner  Siatur,  fonbem 
in  ber  ©ünbe.  9lber  ber  9Wenf d^  f ollte  nid^t  immer 
unb  eh)ig  unter  bem  S)rude  ber  ©d^ulb  ftel^en.  SMe 
®ä)vXb  fönte  nad^  bem  Slat^fci^Iuffe  ®otte§  getilgt 
unb  ber  SRenfd^  mieber  mit  ®ott  Derföl^nt  werben. 
2)arum  ftieg  ber  Sol^n  ®otte§  Dom  ^immel  nieber 
auf  bie  erbe  unb  nal^m  Jhte(i^t§geftalt  an,  um  in 
feiner  menf(i^Ii(i^en  9?atur  unb  naci^  berfelben  ®ott 
genugsutl^un  für  bie  @d^ulb  be§  SRenf d^en,  inbem  er 
fein  Seben  jum  SSerföl^nung^opfer  für  bie9Wenf(i^en 
Eingab.  9Ba8  burd^  bie  ©ünbe  jerftört  toorben, 
baS  foHte  tticber  aufgerid^tet,  ber  SKenfd^  fottte  in 
bie  übematürlid^e  Orbnung  lieber  ^urütfgefül^rt^ 
ber  Sugang  ju  feinem  ewigen  übematürlid^en  6nb» 
jiel  fottte  i|m  luieber  eröffnet  »erben. 

3n  Kl^rifto,  bem  ©ottmenfd^en,  ifi  bie  menfd^» 
lid^e  92atur  in  einer  SBeife  geabelt  toorben,  weld^e 
otte  unfere  Segriffe  überfteigt.  68  läfet  fid^  nid^t§ 
^öl^ereS  benfen  o(§  bie  l^poftatifd^  Union  einer 
gefd^öpflid^en  92atur  mit  bem  ©ol^ne  ® otte§.  deiner 
gefd^affenen  9?atur  ift  eine  fold^e  StuS^eid^nung  Je 
p  S^eil  getoorben;  bie  Sngel,  obgleid^  il^rer  9{Qtur 
nad^  weit  erlauben  über  un§,  ftnb  baoon  ouSge» 
fd^Ioffen.  S)a8  ift  \>a^  mysterium  magnum,  auf 
ba§  man  gleid^fattS  ba§  2Bort  be§  SlpoftelS  an« 
wenben  !ann:  „68  l^at  e8  fein  9luge  gefeiten,  fein 
Ol^r  gel^ört,  unb  e8  ift  in  feine8  SRenfd^en  ^er} 
gefommen'',  tDa8  @ott  ®ro^e8  getl^an,  ba  er  bie 
menf d6Iid^e  5Jatur  gur  l^^poftatifd^en  Union  mit  ber 
^weiten  ^erfon  in  ber  ©ottl^eit  emporl^ob. 

SIber  ebenbe^l^alb  ift  aud^  burd^  Sl^riftum  bie 
menfd^Iid^e  9?atur,  mie  fte  in  unS  ßl^riften  fld^  re« 
präfentirt,  gu  i^rcr  el^emaligen  ®röfee  unb  SBürbe 
toieber  erl^oben  toorben.  ®er9Wenf(|  ift  als  ßl^rift 
nid^t  mel^r  auf  feine  JJatur  attein  geftettt;  au8  bem 
Opfer  ßl^rifti  fliegt  jene  l^eiligmad^enbe  ®nabe, 
iDoburd^  bie  ©d^ulb  be8  ÜWenfd^en  getilgt  unb  bie 
menfd^lid^e  9?atur  ttJieber  über  fid^  felbft  empor« 
gel^oben  wirb.  ®er  aWenfd^  ttjanbelt  nid^t  mel^r  in 
ber  ginftemi^  unb  im  ©d^atten  be8  Sobe8,  fon« 
bem  im  Sid^te  ber  göttlid^en  S03af)r]^eit  unb  ®nabe. 
®ur(^  biefe  wirb  er  bem  m^ftifd^en  Seibe  Kl^rifti 
eingegliebcrt;  er  fd^öpf t  barau8  ein  übematürlid^e8 
Seben  unb  mirb  jum  2lbbilbc  ßl^rifti,  be8  ®ott« 
menfd^en,  felbft.  9lttcrbing8,  ieneunbebingteUnter- 
orbnung  ber  ©innlid^f eit  unter  bie  SBemunft,  wie  fte 
im  erften  SOtoifd^en  öor  ber  ©ünbe  obwaltete,  ift  im 
erlösten  SKenf d^en  nid&t  wicbergefebrt.  ®ie  99egier« 
Kd^feit,  obgleid^  ber  Sleat  beS  93öfcn  üon  il^r  ge= 
nommen  würbe,  ift  geblieben,  unb  in  jfraft  biefer 
ift  aud^  ber  erlöste  SMcufd^  „gum  SBöfen  geneigt 
Don  Swgcnb  auf".  2lber  biefe  93egierlid^feit  fann 
unb  fofl  bem  aWenfd^en  ba^u  bienen,  burd^  fteten 
ftampf  in  ber  fittlid^en  Sugenb  unb  SSottfommen» 
l^eit  immer  Weiter  ju  fd^reiten,  fo  ba|  ber  ®Ianj 
ber  ©ittüd^feit,  ber  il^n  umgibt,  nur  um  fo  inten« 
fiöer  wirb,  ©en  Äopf  ber  ©d^lange,  fagen  bie 


IKrd§ent)öter,  l^at  Sl^riftuS  }ertreten,  ben  ©d^if 
(bie  Segierlid^feit)  bagegen  l^at  er  jurüdgebj^ 
bamit  wir  burd^  ben  ßampf  mit  ben  Segierbaiin 
®uten  geftöl^It  würben.  2)ie  Sugenb,  weld(|e  um 
uns  baburd^  erringen,  ift  ni(^t  etwas  Unfru^* 
bareS;  il^r  wol^nt  ber  Sl^arafter  beS  SerbienjicS 
bei;  bie  l^immlifd^e ^enlid^feit,  weld^e  ber9Renf(| 
l^ierfür  su  gewärtigen  l^at,  wirb  um  fo  größer  feii^ 
je  größer  baS  SKafe  ber  SSerbienfte  ift,  wdd^  c 
burd^  jenen  ßampf  mit  ber  Segierlid^feit  unb  bmd^ 
ben  baburd^  bebingten  tJfortfd^ritt  in  ber  Sugenb 
unb  fittlid^en  SSottfommenl^eit  ftd^  erworben. 

Sbenfo  ift  bie  fieibenSlofigfeit  unb  bie  kibfii^e 
Unfterblid^fcit,  wie  fie  bem  erften  SKenfd^en  öor  bet 
©ünbe  5u  %f^til  geworben,  im  erlösten  SRenf^ 
nid^t  wiebergefel^rt.  %ud^  nad^  ber  Sriöfung  ip 
fieiben  unb  Srübfal,  ift  ber  ©d^merj  ber  Snl^il 
beS  SRenf  d^en  l^ienieben ;  aud^  je^t  nod^  mu^  er  hmSj 
bie  bunflen  Pforten  beS  SobeS  l^inburd^gel^en,  m 
5um  Sid^te  }tt  gelangen.  Slber  ©d^merj  tmb  Xob 
fönnen  unb  fotten  für  il^n  wieberum  nur  WäA 
fein  5ur  Sriangung  ber  ewigen  Jhone.  Sl^rifü 
Seiben  unb  %ob  waren  baS  Opf er^  baS  er  brod^ 
um  nid^t  blog  genug}ut^un  für  bie  ©d^uß  be§ 
2Renfd^en,  fonbem  um  aud^  für  pd^  feffip  luu^ 
feiner  menf^Iid^en  92atur  bie  iBerl^errlid^ung  in 
®ott  5u  Derbienen.  Slud^  bie  Seiben,  ber  ©^mei) 
unb  ber  3:ob,  weld^e  wir  SRmfd^en  auf  ta& 
nel^men  muffen,  fönnen  unb  fotten  Opfer  fein, 
bie  wir  ®ott  bringen,  um  baburd^  bie  einige 
^enlid^feit  ^u  gewinnen,  ©ie  werben  eS  ba* 
burd^,  ba^  Wir  He  mit  bem  Opfer  Kl^rijli  üet» 
binben,  fie  auS  Siebe  }u  ®ott  auf  unS  nel^, 
fie  ftanbl^aft  ertragen  unb  il^nen  baburd^  ben 
Opferd^arafter  aufprögen.  Sarin  liegt  mi^  jene 
l^immlif d^e  Xröftung,  bie  unS  in  Seib  unb  ©d^ 
nid^t  fleinmütl^ig  werben  Iö|t,  fonbem  Dieln^ 
ogar  l^immlifd^c  greubigfeit  in  Seib  unb  £riib« 
a\  unferem  ^erjen  einflögt.  SBenn  bie  pejjimv' 
tif d^e  $]^iIofop]^ie  ber  Sleu^eit  für  bm  @^et} 
beS  SebenS  feinen  £roft  l^at  unb  bem  SDlenfd^ 
nur  anl^eimgeben  fann,  baS  „SIenb  beS  S)ofeinS' 
als  ein  blinbeS  SSerl^öngnil  über  fid^  erge^n  p 
laffen,  ol^ne  baburd^  auS  ber  ^^ffung  su  fonunen, 
fo  finbet  bagegen  ber  Kl^rift  im  ©d^merje  eine 
®nabe  Don  ®ott,  burd^  weld^e  er  eine  um  jo 
größere  ©eligf eit  im  SenfeitS  pd^  erwerben  fim 
unb  f d^öpft  aus  bief em  ®ebanfen  Dottrn  Zxs^  für 
baS  „eienb  beS  S)afeinS". 

3)aS  alfo  ift  ber  5IKcnfd^  geworben  burdj  bie 
erlöfung.  ®er  2Renf (f|  als  gl^rip  ip  in  wk^  w* 
l^öl^erem  ®rabe  baS  beDorjugte  ®efd^öpf  ®otte8, 
als  er  eS  fd^on  feiner  5Ratur  nad^  ifl.  SBenn  et 
aud^  feinem  Seibe  nad^  bem  Sobe  DerföDt  wü) 
feiner  bie  SSerwefung  wartet,  fo  l^at  er  bo^  bie 
göttlid^e  Serl^cigung,  ba|  er  aud^  biefem  feinem 
Seibe  nad^  ni(|t  ewig  im  Xobe  bleiben  werbe.  8tnP 
wirb  ber  Sag  fommen,  ba  aud^  ber  SeiB  wid« 
auferftel^en  unb  mit  ber  ©eele  pd^  wieber  öereiw» 
gen  wirb,  um  im  öerflärten  3ufianbe  an  ber  ewi« 
gen  §errlid^feit  ber  ©eele  tl^eiljunel^men.  SH^tbie 


[285                                 SRtnfdimerbune  —  ÜRenfing.  1286 

Sctit  aDein  Bat  bo8  ®ute  ^teniebtn  wi^n  unb  corfiot  beftätigt  (Concord.  Vindob.  17.  Febr. 
ftm  bae  Soff  gdanH)|t,  fonbren  ber  ajlnif^  oB  1448).  SBon  bitfem  fflec^te  btr  Alternativa  men- 
«tej  au^  Mt  Srib  trat  baran  t^tüßtnDimnoi ;  eium  pnb  auibtütflitf)  bit  6Bl)erEn  SDignitäten  b« 
DOS  afeimbei  Qlfo,  toenn  ou^  btr  2(ib  bertinfi  ffinm-  uttb  EDtttgtQtftifte,  unb  nat^  bet  frf|on  be- 
llt bct  doigen  ^trrli^Itit  t^eilnimmt,  bit  bem  {lelienben  ^la^iS  bie  ©cdiaig^ämtcr  unb  Soien- 
[Rmfi^^  baS  Slingen  naii  Sugtnb  Cn^eigen  jiatTonatSbtne^denau@geiu)mmm.3)ur^bttiKue' 
DOtbim!  ©Ott  ip  nii^tfl  unmBglirf).  grlonnau^  ften  goncorbate,  mDburdd  bie  popfüiddoi  MtfoDate 
tie  inftitutni  X^ile  bei  fieibeS  mitbei  fammeln  fiber^aupf  bebeutenb  altcrirt  tnuTben,  t|l  auä}  mit 
mb  fit  lum  IBnl^tttli^ungSTdbe  jufammcnfügen,  ber  Alternativa  mensium  eine  toeferttlid^e  älcc 
tut  tt  e|<bem  btn  fieib  beS  Wenfd)en  auS  ber  Sibe  änbening,  mie  Qnbemärt§,  {d  in  ^tut|(^{anb  uoi- 
lebilbct  fyA.  @D  l^t  bet  1DIen[[^,  an  bie  Sfiige  bet  (jcganticii.  luib  t^re  Slnmmbung  ift  nid)t  nur  au9' 
td^tbaren  S^öpfung  gefteOt,  jugleid^  na^  feinem  j^ließiic^  mif  bie  einfachen  gannnicate  ber  3)Ie- 
loiura Sein,  na(^ Seib  unb  @eele,  bie  QuSft^t  auf  troiiolitan^  nnb  ^omca))iteI  befc^ränft,  fonbem 
in  ^^«e8,  eu>meS  Seben,  in  HKlt^em  er  erft  }u  iei-  grögtenilieil^  gang  aufgegeben  rooiben.  9Iur  in 
tnwmjtn  Soutnbung  gelangen  foK.     [@t&dl.]  ^^tieii^cn  bc)c^t  ber  $a)}ft  nebft  ben  ^onwrofiftticn 

JßtMf/^Mttbtat  (iiicamatio) ,  f.  S^riftul.  bie  in  ben  obigen  ünonaten  tiacanten  @!anr)nicate 

Bon  leli^iBf en  ©tnoff tnjc^af ten  unter  bem  (SuHe  De  aalute  animanim,  bei  Weiss,  Corp. 

Eitd  bei 3Kenf ^nitrbung  jinb  ju  nennen:  1.  Sine  jiir.caii.hod,  84),  iebo^nurinberaSeife,  ha&et 

Emgreoation  bon  Siftercienferinnen;  f.  b.  bem  uom  ßMge  befignirten Sßri>))ft  ober€am)ni- 

lit  eipttcienferorben m,  386.  —  2.  grauen  cuS,roennbie®efQnblf(^üftba83boneitötöjeugni| 

K89Icif4geti]orbenenSBi>rtee(Beligieuses  beSfelben  corgelegt^,  bie ^frilnbe  Detlei^t,  ofine 

h  Verbo  inoamä),  geptftet  1625  jn  Spon  gur  babei  eineä  SBepgnationarec^teS  bei  ÄönigS  gu  et- 

Sei^nmg  bei  6*illflft*ii  Socramentei  Bon  3d-  mahnen;  inSBo^em  ift  bie  Sefefeung  .ber  in  ben 

^unu  äBoria  S!|ägatb  b(  9)IateI  (geft.  1670),  bau  fßapalmonaten  erlebtgten  €anonicate,  feit  1841 

MoR  VIQ.  1633  beflStigt.  fSar  bet StebDlution  auci  bie  Ernennung  beS  ^rcpfteS,  bem  flantg 

b(fa|  btr  JDrben  ^äuftr  gu  SlDignon,  ©renoble,  überlaffen  (Concord.  Bavar.  Art.  X,  bei  Weiss 

Eljon,  Sloquemaun  unb  ^nbuge.  3e|t  gerfäßt  bie  l.c.122);  in^annoDer  unbinberobetr^einif^en 

Ben^tllf^ft  in  gtoei  Slbt^ellungen,  Don  benen  ßir^emirDOing  i^  bie  {löpflli^e  ^ItematiDe  gonj 

Irit  tute  ^oufur  beobacbtet  unb  {Stäbchen  ergtefit  aufgegeoen09uffenImpenBaBJR.PP.sollicitndo 

(Soenra  hospitaliöres  on  auxiliaires  dn  deu-  unb  Ad  dominici  gregis  cnBtodiam,  bei  Weias 

Dtane  ordre  du  Yerbe  incame),  bie  anbere  205.  169),. unb   in  Oefteraeid^  f^on  Dorlängß 

fhodc  au|er^Ib  bei^oufeiOerfiFlegt.  @tebefi^t  burt^  Aaifer  ^o^tpf)  IL  befeitigt  (f.  f.  aOer^Bc^fte 

^ibifti  in  ben  SHBcefen  SSourgeä,  SimogeS,  Spon  enlf^IieBung  Dom  7.  OcL  1782).   (SßgL  b.  «tt 

10.  (Sgl. H41yot-MigneIII,874B.,rV,  1544s.  Koncorbate.)                            [Sßetmaneber.] 

1563;  Keller,  Los  congreg.  relig.  en  France  ^lUttfing   (audi  SKenfing!),  So^anneS, 

120.  224.  226.  246.  266.)       [ißeiffel  S.  J.]  0.  Pr.,  ein  entf^icbener  ©egnet  bei  fiutÖert^mS, 

■essespspalesbilbeneinenS^eilbertiäpft'  Don @eburt ein Sai^fe,  tratl497  inbenSomini- 

Si^  SteftTDote.  Unter  ben  Siotbe^olten  begüglii^  canerorben,  mirTte  na^  Stlangung  bei  Sioctor- 

«r  Bef^ptng  Don  erlebigten  Jht(%enämtem  tomntt  grabei  oB  fiectot  ber  ^eologie  in  Ulm,  too  et 

n^  mn  Seftimmung  Dor,  uelc^e  in  boä  gmi-  gum  %  1514  genannt  toiib,  lehrte  bann,  nat^bem 

^  9(ipii  SRortin  V.  unb  bet  beutfc^en  Station  bie  lut^erif^e  ^eniegung  ouSgebtat^en  mar,  nae^ 

118  gn  flonftonj  obgefi^Ioilene  Soncoibat  auf-  ©ac^fengurüdunbrneiUeimS^ominicanerconoente 

■nommen  toorbcn  u>at,  bog  auger  jenen  Air(f)en'  (bei  ben  ^aulinem)  gu  Seibgig.  Um  bai  3a^i 

g^nt,  beim  fBerleil^ung  f^cit  bur$  befonbere  1526  befteQte  i^n  bie  Sütjtin  3}targaret^a  Don 

lefccMtt  bem  ))dt)fllic^  Stuhle  guftänben,  au^  ^n!)alt,  meiere  für  i^te  Sb^ne  ^o^annei,  @eorg 

Lc  CoSatton  oQet  übrigen  tpfrünben  (bie  Soien-  unb  ^oadiim  bie  Stegentfc^aft  fülirle,  gum  ^of- 

itnmatfi-  unb  nieberen  Seet)orgSpfrünben  aui-  prebiget  in  SJeffau.  Gr  unterfKtlste  bie  gürpin  in 

enotninen)  guifc^en  bem  !ßapfle  unb  bem  oibent-  i^ren  £9emü{)ungen,  bie  religiöfen  9!euerungen  oon 

<^«n39eiIei|einaif|!Dtonatennie^feInfoI[ie.  9Iur  i^rem  Sanbe  fem  gu  Rollen,  unb  Berfolte  für  bie 

teDignUQten  an  ben®om»  unb  Eonegiatftiflem  springen  bie  f4üne©i^rift:®runbtlidiebnlerric5fe: 

■Uten  aiK(  fortbin  butc^  canonif(^e  ÜSablen  befegt  fBaSegnfrommerS^riftenDonber^eQligenßirc^en, 

Kib«!  (Concord.  Constant.  a.  1418,  g  9).  iDtan  Don  bei  Sßetcm  lere,  ünb  ^eqligen  f^rifft  I)üllen  foL 

anntt  biefe  Uebereinfunft  bie  Altomativa  men-  HuS  ©Bttli^en  ^rifften  geJiDgen  Bnb  bemeret, 

imn.  ^tentodg  not  ber  $apft  berechtigt,  bie  in  42  SSlätter,  23.  gebr.  1528.  Seiber  tmirben  nad^ 

en  nnfleroben  SRonaten  (1.  8.  5.  7.  9.  11.,  b.  i.  bemaobebergürflin  (1530)  bie  ©öl)iie  ber  ffinibe 

lannar,  ffifii},  SRai,  3uli.  September,  Ttouem-  untreu.  Sltenfing  no^nte  al3  S^l^eologe  1530  bem 

«t)  tuamt  iDcrtMnben  SBeneficien  p  oertei^en,  unb  üugSburger  tRei^Stage  bei  unb  erlangte  Don  Aaifei 

9  cntfktnb  ber  begriff  ber  pÖpftlicEien  SJtonate.  Aarl  V.  bie  Erneuerung  bei  <S(^ugbriefeg,  uelc^ 

EMrfd  StcAt  bcfi  römif^  Stuble^  nurbe  gnar  ffarl  IV.  1355  unb  1359  ben  Slominicanem  in 

mq  bie  Sofilei  €qnobe  beanßanbei,  ober  burd)  Seutf(f)lanbauigef(eßt^atte.  ßrnabmbannfeinen 

MB  w&bat  aßitnet  (voigo  ^fi^nffenburger)  Son-  31ufent!)ält  in  grantfurt  a.  C,  mürbe  (cor  1538^ 


1287 


SWerari  —  SWcrcier. 


1288 


ilBeil^bifd^of  Don^alberftabt  unb  erf  d^ten  al§  f  old^er 
1541  auf  bem  SSßormfer  SteligionSgefpröci^.  @ein 
Xobedjol^r  lö^t  ^ö)  nid^t  genau  beftimmen;  Stfen- 
grein  (Catalog.  testium  veritatis,  Diling.  1565) 
nennt  il^n  nod^  jum  Saläre  1547.  —  aRenfmgS 
reid^cS  t^eologifci^cS  ißjiffcn,  baS  in  feinen  ©(i^riften 
burd^  reinen  @tü  unb  g(üdFIi(i^e  ^anbl^abung  ber 
beutfd^en  Sprad^e  unterftü^t  tt)urbe,  mad^te  if n  3U 
einem  bebeutenben  ^olcmif er,  beffcn  SBert)^  freilid^ 
l^eute  )u  tt)enig  geaürbigt  ift.  Seine  erften  poUmi' 
fd^en  @d^riften  h)enben  ftd^  gegen  fiutl^er^  Angriffe 
auf  bie  l^eÜige  9Ref[e.  SS  ftnb:  De  sacerdotio 
ecclesiae  Christi  catholicae  oratio  ad  clerum 
Parthenopolitanum  adversusLutherilibelluin 
de  abroganda  missa  unb  Examen  Bcriptura- 
rum  et  quae  adversus  Sacerdotium  Ecclesiae 
libello  de  abroganda  Missa  per  M.  Lutherum 
sunt  adducta  oratio  secunda,  s.  1. 1527  (Der» 
meierte  Ausgabe  ßöln  1532^  mteberum  burd^  SÜ^eo» 
bor9WcnfingfföInl681);bannbiebeutfd^en@d^rif« 
ten:  93on  bem  Seftontcnt  Kl^rifti  DnferS  §enen  önb 
@eUgntad^er§,  bem  l^od^Iöblid^en  ^beU  pm  lanb  ^u 
©ad^f  en  fampt  allen  ßl^riftgletobigen  ffieiüfd^er  Sta- 
tion ^u  gutt  gef  d^eben  Dnb  au|gangen,  bemeret  mit 
©ötlid^er  fd^rifft,  tröftlid^  Ju  lefen,  6  Sogen  1526, 
unb  S5on  bem  opffer  ßl^rifti  ^n  ber  5Kejfe:  Slllen 
Cl^riftglambigen  2)eutfd|er  Station  not  ^u  xoVf\m, 
benen  ^u  SDlagbeburdC  ^nn  fonberl^e^t  ^u  gut  ge- 

id^rieben  onn  auggangen.  SBemeret  mit  ©ötlid^er 
d^ffte,  SV.  Sogen,  1526.  Sutl^er  ging  auf  biefe 
©d^riften  nid^t  ein,  fonbem  l^öl^nte  nur  1528  in 
feinem  Sendete  öon  beiber  ©eftaß  (iffialrfi  X,  1 635) 
il^ren  SSerfaffer  afö  ben  armen  raud^enben  Sranb, 
ber  öom  geuer  ^u  Sem  übergeblieben  (Jlnfpielung 
ouf  ben  1509  an  öier  2)ominicanem  in  Sem 
»egen  eines  religiöfen  SetmgeS  öolljogmen  Qfeuer» 
tob);  bagegm  fd^rieben  gegen  SDtenfing  ber  lutl^e- 
rif^  gemorbme  ^ropft  iEB^benfel^e  t)on  ^alberftabt 
unb  ber  ajjoftafirte  Sarfüger  Qfri^el^anS  in  SWagbe» 
bürg;  il^nen  biente  äßenflng  mit  einer  BepHca 
9u|f  ba§  ttmtige  tmb  t^nd^rifllid^e  fd^anbbud^I^n 
ßberbarbtS  SB^benfel^e . . .  Dnb  ^an§  gri^el^anS 
...  Die  l^e^Iige  2Ref[e  belangenbe,  18  V«  Sogm, 
1526,  morauf  tt)ieber  ^ntmort  unb  ©egenantmort 
erfolgten.  Sirect  gegm  Sutl^er.  ri^tete  fid^  bie 
12  Sogen  ftarfe  ©c^rift  Son  ber  Koncomitantien: 
t)nnb  ob  ^iefud  S^riftuS  t)nger  l^erre  pm  ©acra» 
ment  fe^nS  maren  l^e^Iigen  leibs  bnb  bluts  bolfom« 
men  fe^,  gfranif.  1529.  ®a8  Sal&r  1528  brad^te 
brei  ^olemilen  gegen  9?ic.  3lm8borf  in  9Wagbe» 
bürg :  Som  ©lamben  bnb  guten  ilBerfen,  maS  bie 
vermögen  jur  red^tfertigung  unb  feligfeit,  Kl^rijt» 
lid^e  Duberrid^tung  ber  |)rebiger  ber  ßr^bif^öff- 
lid^en  ftird^e  ju  aWagbeburgf,  maS  fte  boröon  ge» 
lert  l^abm,  1528;  Sefd^eibt:  Ob  ber  ©laube  allein 
on  alle  gute  tottdt  bem  menfd^en  genug  fet|  gur 
feligle^t,  46  Slötter,  Seipaig  1528 ;  unb  grret« 
tunge  beS  Kl^rijHid^m  bcf^e^)bt§:  ben  (Slauben 
t)nb  gute  wer!  belangenbe,  8  Sogen,  1528.  31I§ 
bann  SWenfing  1530  im  ©efolge  be§  ßurfürftcn 
3oad^im  t)on  Sranbenburg  auf  bem  Slugdburger 


9ieid^§tage  erfd^ien,  Derf agte  er  sugleid^  mitSBin« 
pina,  Steborffer  unb  SlgerSma:  ®egen  bie  be* 
fanntnug  9R.  Sutl^erS  . . .  Jhtr|e  tmb  e^riftenTut 
önberrid^t,  augSfpurg  1530;  biefer  S^rift  folgte 
bann  Antapologie  Srft  te^I,  bed  anberen  ortideä 
Sutl^erf  d^er  conf  ejjlon,  jattopt  ber  frafftlofen  Did>  in- 
gegmnbeten  ^l^ilippi  wland^toniS  Spologiä,  Ue 
@rb{unbe  t)nb  etlid^e  anber  fei^ner  faKd^  lej^rPni 
belangenb,  Eonfutation,  62  Slätter^  gfranif.  a.0. 
1533,  unb  Som  oorbimfte  Dnb  red^tfertigungen: 
be§  glaubend :  lieben,  Dnb  guter  toerdr,  m^  tndes 
boju  bienftlid^  lel^rfiutfen.  Snb  ouff  ben  ^S>üßn 
onb  Sierben  artidel  Sutl^erifd^er  confeffion,  ©rnniit 
$1^.  9ReIant]^oni§  ^ologia  ünferd  gegentootti^ 
Slnber  te^D,  144  Slötter,  ryoUzttbtt  1535.  So* 
jmifd^en  föUt  nod^:  Sormelbunge  ber  mmxnl^ 
Suterf d^er  dage,  bie  }u  e^ner  befj^önunge  tpaSi  tm* 
gel^orf am§ :  ^re  geioiffen  eDangelin  Dub  gotteS  looit 
(als  mölte  fte  bie  ^e^Iige  le^ferltd^  SRaiePot  bo 
oon  brengen)  funoenben,  mit  an^ei^gunge  tote  W 
meßltd^e  öberleit  Qu  fad^en  bie  religion  belangen, 
e^n  aufffel^n  l^aben  foH,  granffurt  1532.  (SgL 
Echard,  Bibl.  Praed.  II,  84;  ©alig,  ^ijtoric 
ber  ^ugSfpurg.  gonfeffion  I,  239  ff.;  3.  S^t 
Sedbnann,  ^iftorie  be3  gilrflent^.  ^xifyxii,  3edp 
1710,  XI^I.  6,  Rop.  7,  §  5  u.  i^.  7,  flöp.  3; 
[©trobel]  2iter.  ÜKufeum  I,  Slttborf  1777, 824ff.; 
21.  ®.  ©d^mibt,  «nl^alt.  ©d^riftfl..Sc5i!on,  »em. 
bürg  1830,  253  ff.)  [©trebet.] 

:^toritti,  im  %  %,  1.  ber  oft  genannte  btttie 
©ol^n  Seoi'S,  ber  ©tammöater  ber  leoitifd^ 
«btleilung  ber  3Wcrariten  (®en.  46,  11.  9ta. 
4,  33).  —  2.  ©er  Sater  ber  Subitl^  aii§  be« 
©tamme  ©imeon  (3ub.  8, 1). 

^S^ercolor,  f.  SKariuS  2Rercator. 

^erceborier  (S.  Mariae  de  Mercede),  f.  Sto« 
IaScu§. 

^ndn  ober  <jU:^S^ci^(Mercenis),  Seon, 
proteftantif d^er  §ebraijt  unb  6seget,  mar  }tt  a^ 
fang  beS  16.  So^tl^unbertS  in  ber  franjöjlfi^o 
©tabt  UsäS  bei  92ime§  geborm  unb  flarb  bofeUP 
1570.  Sr  l^atte  guerft  in  ^oipon  unb  Sottlini^ 
bie  Siedete  ftubirt,  fä|[Ite  ftd^  aber  unmiberjlept 
3um  ©prad^ftubium  l^ingejogm ;  nad^bem  er  be^ 
^alb  eine  3«itlang  eifrig  hali  ©ried^ifd^e  betrWa 
l^atte,  oerlegte  er  fid^  ganj  auf  baS  ©tubtum  btf 

tebräifd^en  unb  ber  biefem  junöd^fl  fte^eidw 
prad^en,  beS  Sl^alböifd^en,  be§  ©Qrifd^imbb(§ 
SRabbinif d^en.  3«  iit]tm  Sxotd  begab  er  pdj  ««I 
^aris  unb  marb  erft  ber  eifrlgjie  ©d^üler  beS  k« 
rül^mten  granj  Satable,  barni  1546  beffenJM* 
folger  am  College  royal.  6r  galt  für  ben  flt5fl« 
ff enner  be§  §cbräifd^en  gu  feiner  Seit  tmb  Jwrt  ta 
feine  ©tubicn  immer  fo  öertieft,  bafe  er  für  bie 
äußere  SBcIt  ganj  unbraud^bar  ttmrbe.  ©iefette 
fam  gleic^mol^I  an  il^n  l^eran,  aß  bie  ^uqjimüxo^ 
Iriege  auSbrad^en.  Sr  pd^tete  ftd^  nad^  Senäig 
unb  blieb  bort  bis  jum  ^rieben  }u  @t.  (SemwiB; 
als  er  bann  tt)teber  na(^  ^ßartS  reifen  toollte,  too^ 
er  in  feiner  §eimat  Don  ber  ^efi  ergriffen  vxb 
ftarb.  %u^er  einer  9uSgabe  be§  d^lböifd^  Xoc« 


1289 


aWetcoruS  —  ÜJlctobad^. 


1290 


gnm  3ona£^  ($ori3  1557  unb  1559)  f)ai  man 
Mm  \afym  iaUxtA]d^  (Kommentare  }u  allen  proto« 
commifd^en  Süii^em  beS  %  %.  unb  }um  St)an« 
«thtm  3RMffix&,  unter  benen  bie  Srllörung  beS 
SBnd^  3ob  ofö  ber  DoQIommenfte  gilt.  @ie  jinb 
db  burd^  öu|erf}e  ÜUU^temj^ett  unb  au3f(i^Iie^' 
Ad^  C&drtenmg  bed  grammatif d^en  @tnne§  gelenn« 
MASfuL  Sine  ^eil^e  bIo|  grammatifd^er  ober  lest' 
iolifd^  Arbeiten  oon  il^m  Dergeid^net  bie  Biogr. 
gÄiÄ-.XXXV,  14.  CBgLSieftel  (Sefd^.  be83LI. 
in  ber  d^rtjU.  Äird^,  3ena  1869, 799.)   [»aulen.] 

9brctms,  Suliud,  0.  Pr.,  geb.  gu  Cre- 
mona  in  Oberitalien,  mar  ein  tfid^tiger  $$iIof  o))]^ 
unb  ein  oudgegeid^neter  3:]^eoIoge,  babei  in  ben 
ttdüid^  9Biffenfd^aften  mol^I  erfal^ren.  9{ad^bem 
er  längere  3^t  in  tierfd^iebenen  @tubienanftalten 
feines  OrbenS  gemirlt,  marb  er  gum  ©el^ilfen  be§ 
Qkneralonnmiflard  ber  ^nquifition,  P.  SSinceng 
Spnto,  nad^  Stom  berufen^  bann  al§  3nquifitor 
|iaft  nad^  SRantua,  fpöter  nad^  ^at)ia  unb  9Rat« 
fanb  gefanbt  3n  biefem  f d^mterigen  Amte  ermarb 
er  fid^  burd^  feinen  Ilugen  @tf er  bie  9d^tung  aUer, 
Ue  mit  il^m  in  SBerül^mng  famen.  6r  ftarb  gu 
IRaOonb  im  3. 1669.  2(n  ber  tl^eologifd^en  SBelt 
i^  et  betonut  burd^  fein  SBerl  Basis  totius  theo- 
logute  moralisy  hoc  est,  praxis  opinionum 
limitata  adversus  nimis  emollientes,  aut  plus 
aequo  ezasperantes  jugum  Christi,  Mantuae 
1658.  Par.  1659.  Bruxellis  1663;  in  bemfelben 
iKitrat  er  in  ebenfo  entfd^iebener  a(§  gemanbter 
Seife  ben^robabilioriSmuS.  2)er3efutt2:eriIIu3, 
lAgletd^  fein  ®egner,  urtl^eüt  über  btefe  @d^nft: 
If ercori  anctoritatem  multi  facio ;  solus  ex 
omnibiis  praeter  Fagnanum,  quaestionem 
kanc  a  fündamentis  examinavit,  summaque 
enm  modestia,  solide  et  absque  passionis  im- 
petu  libmm  suum  composuit  (Fundam.  to- 
fchis  theoL  mor.  q.  22,  n.  34).  fßon  t)er{d^tebenen 
Seiten  angegriffen,  Deröffentlid^te  9Rercoru3  gu 
feiner  Sert^ett^igung:  Solutiones  trium  nodomm 
in  opere  de  opinionum  praxi  limitanda  agen- 
kumi  juxta  oensuram  D.  N.  [Nicolii]  de  N. 
doeioriB  parisiensis,  Ticini  1663,  uüh  Apo- 
eriaia  pro  doctrina  de  probabilitate  Prosperi 
Pagnani  adv.  apologiam  Joa.  Caramuelis, 
ib.  1664.  (93gl.  Echard  et  Quötif ,  Script. 
ord.  Praed.  n,  629 ;  Hurter,  Nomenciator  I, 
244.)  [Urbanp  0.  SS.  R.] 

TßnauAmSj  f.  XriSmegifhtS. 

Werid,  Sngela,  f.  Urfulinerinnen. 

Meritiun,  f.  SSeri^ienfL 

'9Ud$'S^nfÜMSf  Sacob,  a§cetifd^er  @d^rift- 
^dkr,  nmrbe  am  24.  Suli  1597  gu  ^orft  im 
^emoRgen  ^ergogti^um  ©elbem  geboren.  Ilaä^ 
bem  f^m  Xobe  feines  IBaterS  fam  er  nad^  Sibln 
n^  eriangte  l^ier  fd^on  1616  ben  Snagiftergrab. 
3b  3. 1619  empfing  er  bie  $rieftermet|e  unb  im 
fsigcnben  Solare  bie  fletne  unb  arme  $f arrei  SDlaria 
im  Scfd^  (in  pasculo),  mit  meld^er  eine  SHcarie 
0»  S)ome  t)erbunben  mar.  SHS  @ee(forger  mirfte 
rt  SbecouS  fegenSreid^  fomol^I  burd^  feine  lel^r- 


reid^en  unb  falbungSt^oDen  ^rebigten  als  burd^ 
feine  aScetif d^en  Sd^rif ten.  SSor  ^Ilem  lag  il^m  am 
^ergcn,  bie  Serel^rung  beS  1^1.  aitarSfacramenteS 
überall  gu  t>erbreiten.  ®egen  fid^  mar  er  öu^erft 
ftrenge  unb  nitt  t)öllige  Slrmut  unb  gro^e  lBu^< 
merfe.  ^IIS  er  einen  t)erlaf[enen  Jhanlen  £ag  unb 
5lad^t  gepflegt  l^atte,  tourbe  er  oon  beffen  ftran!« 
l^eit  ergriffen  unb  ftarb  eines  l^eiltgen  £obeS  am 
21.  «pril  1644.  98on  feinen  ©d^riften  Enchi- 
ridion  officii  divini,  1623;  Monita  sapientiae 
christianae  ad  mores  et  vitae  spiritualis  officia 
omnemque  pietatis  cultum  utilia,  1629 ;  Fa- 
sciculus  myrrhae  et  thuris,  1630;  Paradisns 
animaelectissimis  omnigenae  pietatis  delicüs 
amoenus,  1630  [einem  l^enlid^en  ®  dbetbud^] ;  Yia- 
ticum  quotidianum  christiani  hominis,  1633 ; 
AphorismiEucharistici  L  e.  piae  et  sacrae  cele- 
brationis et  communionis  monita,  1638,  ftnb 
nod^  im  19.  Sal^rl^unbert  neue  ^(uSgaben  unb  aud^ 
beutfd^e  Ueberfe^ungen  Deranftaltet  morben  (Dgl. 
Thesaurus  librorum  rei  catholicae,  ilBürg» 
bürg  1850^  535).  Sie  Septem  tubae  orbis 
christiani  ad  reformationem  ecclesiasticae 
disciplinae,  1635,  entl^alten  aScetifd^e  ^bl^anb» 
lungeuDon^emarbuS,  ®regorbem®rogen,  Sl^r^» 
foftomuS,  ^roSper,  ©atoian,  $etruS  2)amiant 
unb  93IefenfiS.  älufeerbem  lieferte  TOerlo  eine  ®c« 
fammtauSgabe  beS  1^1.  ^emarbuS,  RUn  1641,  unb 
ber  meiflen  @d^riften  beS  fei.  Zl^omaS  Donffem))en, 
ebb.  1643.  (Sgl.  H.  Orombach  S.  J.,  Idea 
sacerdotum  seu  vita  Jacobi  Merlo-Horstii  pa- 
rochi,  Colon.  1655;  Hartzheim,  Biblioth.  Co- 
loniensis,  Col.  1747, 148  sq.)      [©treber.] 

;SBerobai6  ober  "^nobai^  (^"«'^^,  mI'i», 
tjnshs,  babpi.  Maruduk),  im  91. 1.  ber  urfprimg» 
lid^e  Socalgott  t)on  ^aUl,  beffen  SSerel^rung  feit 
bem  9luffd^munge  biefer  ©tabt  immer  allgemeiner 
im  babplonifd^en  9leid^e  mürbe  unb  fpöter  oud^  in 
^Ifl^rien  Eingang  fanb.  Sr  galt,  gteid^  bem  |el» 
lenifd^en  3«uS,  als  „ber  SSatcr  ber  ©ötter  unb  ber 
SWenfd^cn"  unb  mirb  befemegen  3er.  50,  2  neben 
Sei,  bem  in  ö^nlid^er  ^eife  )n:omot)irten  Socal> 
)ott  t)on  9{i)))}ur,  als  Siepräfentant  ber  bab^loni- 
d^en  Snad^t  angefül^rt.  9lad^  9Rerobad^  nannten 
Id^  bab^lonifd^e  gfürften  unb  ®ro^e,  ha  in  SBab^^ 
bnien  unb  Slff^rien  äberl^au{)t  bie  Sigennamen 
mit  ben  ®5ttemamen  gufammengefe^t  mürben, 
©d^on  um  1 320 1).  6il^r.  er) d^eint  auf  ben  3nf d^riften 
ein  ffönig  Snambufbalibbin,  t)on  bem  nur  ber 
5lame  befannt  ift.  «uS  fpäterer  Seit,  ba  Sab]}» 
tonien  ben  Slff^rem  gebord^te,  nennen  bie  feil- 
fd^riftlid^cn  Urfunben  einen  bab^lonifd^en  gürjhn 
SDlarubufbalibbin,  ber  baS  alte  nationale  Sieid^ 
mieber  l^ergufteOen  fud^te  unb  fid^  mirflid^  unter 
©argon  gmölf  Sal&re  (721—710),  unter  ©en« 
nad^erib  nod^malS  neun  SDlonate  in  Sabi^lonien 
bel^au^tete.  2)iefen  Ufurpator  nennt  bie  l^eilige 
©d^rtf  t  in  augenf  d^einlic^er  Uebereinfiimmung  9Re- 
robad^'Salaban  (3f.  39,  1) ,  mie  aud^  4  ffön. 
20, 12  ^erguftcBen  ift.  ®erfelbe  fd^idtte  eine  ®e« 
fanbtfi^aft  an  Sged^iaS  nad^  3emfalem,  angeblid^ 


1291 


SRerom  —  IRerfefitttg. 


1292 


nm  t^  SU  feiner  ®enefitng  txm  j^toccec  Staaä* 
1^  ®Iüd  ^u  münfd^en.  CffenBoriDarbieiecSiDed 
nur  ein  iBortoonb,  unb  bie  etgentlid^  Vb'jfläj/t  was, 
einen  9nid>e^enoj|en  gegen  ^jf^rien  p  genmmen; 
hefyx  äfaiaS'  SSorgel^  gegen  Sjei]^'  nnßnge§ 
dntgegenlommen  (4ft5n.  20, 16  ff.).  Cbgleid^  biefer 
Sorf oQ  erß  nad^  ber  Sdagemng  SemjdemS  bnrd^ 
@eimad^ertb  erj^^tt  toixb,  fo  l^mbert  bod^bcr^u« 
{dmmen^ong  an  beiben  SteOen  nid^t  i^  \u^^ 
gefd^el^  gtt  beiden,  fo  ba|  er  mit  beriioeitenSr» 
l^^ung  9)toubn!6altbbin§  in  Secbinbmig  jn  brin« 
gen  unb  in  ba§  3q^  704  ober  703  nt  nerlegen 
fein  ttnrb.  [xünlen.] 

9tamK,  f.  aReer. 

9br»«e,  in  ber  Snlgota  Süd^  5,  18  un« 
rid^tig  dS  Sigennome  gefönt  ftaä  rrüo  -nih-m 
,^ö^  ber  Sanbfd^',  b.  i  Zobor. 

'^tafeHxt^  el^aligeS  Sid^nnt  in  Sad^en. 
3»  ben  gegen  bie  Sinf  oEe  ber  Ungarn  mm  ^Ntin» 
rid^  L  gebauten  Surgen  gel^ört  cmd^  SRerfeburg 
an  ber  @aale,  in  be^  92a^  er  983  ben  erflen 
gro^  @ieg  über  bie  Ungarn  errang.  93or  ber 
@<j^Iad^t  auf  bem  Sed^f^  todäft  955  am  Sage 
bed^SaurentinS  gef plagen  mürbe,  gelobte  OttoL 
biefem  ^eißgen  ju  S^nren  bie  Stifümg  eines  9i§» 
4umS  }n  IRerfeburg.  @d^  beßanb  bafelbfi  ein 
ffloßer,  ba§  ben  9tamen  be§  ffi.  SaurentiuS  trug, 
ätö  3o]^anne§  XIL  im  3.  962  jugleid^  mit  ber 
Srrid^tung  beS  Sr^biS^innS  Stagbeburg  bie  be§ 
SiSt^umS  SRerfeburg  geneigte.  Mein  erß  967 
eoj^  bem  Sondl  gn  9laoenna  unb  na^  bem  £obe 
bed  Sifd^ofd  Sernl^  t)on  ^aOerftabt,  ber  bie 
geforberte  ^tretung  Don  @ebiet3tl^en  feines 
@in:engefö  für  baS  neue  Sidt^um  Dermeigert  l^tte, 
forattebiefederridltämerben.  SS  mürbe  bemfelben 
ber  ^oggau  unb  baS  iJfriefenfelb  bis  an  bie  ^elme 
am  linfen  Ufer  ber  Saale  unb  am  red^tot  baS  Sanb 
bis  gur  3Mbe  suget^ilt  9balbert,  ber  erfte  St}> 
bifd^of  oon  IRagbeburg,  meiste  968  Sofo,  ber 
frü^aRdnd^  beS  ffloflerS  6t  emmeram  bei  Ste* 
genSburg  mar,  jum  eiflen  Sif d^f  Don  SRerfebmrg 
(968—970).  ffiejfen  9?ad^foIger  ©ifeler,  meld^ 
981  erjbifii^of  Don  SRagbebicrg  mürbe,  erlangte 
eine  popfUi^  SuIIe  Dom  10.  September  981, 
meld^  baS  193iSt]ium  SRerfeburg  aufi^ob  unb  fein 
@dtet  unter  bie  SiStl^ämer  SRagbeburg,  falber» 
ftabt,  aReigen  unb  3ei|  Dert^te.  S)ie  Sakrale 
mxAt  in  eineXbtei  umgema^tt  unb  Ot^rab  als 
Xbt  aufge{leIQ.  Salb  iebo^  brad^  fid^  überall  bie 
Ueberjeugung  Sa^n,  ba|  bmnit  ein  gro|eS  Unred^t 
gef d^e^  fei  unb  ®if eler  ben  $apfi  urie  ben  fiaifer 
(intergangen  l^abe.  Vergebens  Derfuc^te  Otto  IL 
bie  SBieberl^erjtellung  beS  SiStj^umS ;  feine  Sec^ 
fud^,  mie  bie  ^nrid^  IL,  fd^terten  an  ©ifelerS 
l^artnadigem  9}iberfprud§,  ber  flug  unb  mit  Sr» 
folg  allen  beSfaUjtgen  €d^tten  ber  beiben  Paifer 
auSgumeid^  Derjknb.  Srji  nad^  feinem  £obe 
(1004)  fornite  ber  ftaifer  binrd^  eine  Urfunbe  beS« 
felben  3<4teS.  bie  Dom  $apfl  beflotigt  mürbe,  bie 
SBtd)er^r{lenung  burd^fü^ren.  3^aS  9?iSt^  er« 
(ielt  in  bem  laiferTtd^  fiaplan  SBigbert  (1004 


bis  1009)  mieber  einen  eigenen  Oberl^irten.  Sig* 
bert  i{i  befonberS  burd^  bie  ®rüid)ung  ber  6tp> 
bibliot]^  berül^mt  gemorben,  meld^  bie  bdamita 
Steße  aus  ber  altbeutfd^en  Siterotur  l^nifd^Seit 
aufbema^rt  ^.  ^l^m  folgte  SHtl^mor  (gefi.  1019), 
ber  Serfaffer  ber  befamtten  Sl^rontf.  S)ie  folgen" 
benSifd&öfe,  meift  Sprößlinge  ber  füftifd^enSbcä- 
gefd^Ied^,  l^ben  nur  feiten  über  bie  @reiip 
}ifct&  SiStl^S  l^inauS  il^re  SBirffamfeit  ausge- 
be^ unb  innerl^  berf elffien  eine  ^ortogenbe 
SBirffamfeit  ebenfo  menig  entfoUet  9htr  etmt, 
S^ilo  DonZrotl^  (1466—1514),  rag^  nid^mr 
bmrd^  feine  lange  Stegierung,  f onbem  aud^  be|o»> 
berS  burd^  bie  Srbauung  beS  großen  Sd^Io^cS  n^ 
ben  Umbau  beS  SomeS  }u  SRerfebi^  l^edMC. 
Sein  92ad^foIger  ^olf  Don  Slnl^att  (gefL  1526) 
fol^  bie  Int^erifd^  Seuitgung  in  fein  S^tJ^etH" 
brtngot;  burd^  eine  SSifttationSreife  (1524)  jn^ 
er  ba:feKen  entgegen^umiden.  Seine  9la4f#r 
SincentiuS  Don  S$(eini|  (gefL  1535)  unb  €tg^ 
munb  Don  Sinbenau  (geft  1544)  maren  jmor  no^ 
fat^olif d^,  aber  ber  9Ranget  an  ^riefiem  mA  mii 
ber  S)ru(I,  meld^  Don  ben  9tad^bargebietnt  (a& 
geübt  mürbe,  gaben  ber  Neuerung  größere  SU« 
bel^nung.  SigiSmunb  fud^te  bie  Sd^u^^enf^oft 
an  ^einrid§  b.  3.  Don  Sraunf d^meig-aSo^enNttld 
SU  übertragen;  alS  berfelbe  aber  1542  Donbes 
f  d^alfolbiic^  SunbeSgenoflen  auS  f  eimm  Sanbe 
Dertrieben  mod)en  mar,  mm^e  baS  Sutl^etfi^ 
mie  überall,  fo  aud^  in  IRerfeburg  gemaltfam  d» 
geführt  92ad^  beS  Sifd^ofS  £obe  Derfu^tm  \k 
fat^olifd^  gebliebenen  Soml^erren,  bie  9B(^  dneS 
fat^olifd^  99ifd^ofS  gu  erreid^:  TOorijf  m 
Sad^fen  erjmang  aber  bie  SBa|l  feines  SmbeiS 
3uguf}  als  ^bminiftrator  für  bie  meltli^  Sei* 
maltung  unb  beS  gfürflen  @eorg  Don  9.vfyäiä 
SoabpiJbr.  SiefeS  neue  Stegiment  oTüt  bnt^  Ue 
Sd^ad^t  Don  3Ru]^Iberg  einige  Untodteed^ung.  ^ 
}og  Sugufi  legte  „bei  fo  fd^meren  Soufat"  bte%* 
minißrotion  beS  Stiftes  unb  $ihß  @eorg  feiiie 
„geifUid^  Superintenbeu)''  nid>er  mit  baSec" 
ma^rung,  baß  bie  3{eIigion  unb  ber  @otttSbie4 
mie  er  burd^^ugußgeorbnetmorbenfei^nid^iii' 
geanbert  merbe.  9tun  mürbe  SRi^oel  ^dUag 
(f.  b.  9rt),  genannt  SiboniuS,  SBei^bifd^  M" 
aRains,  1550  burd^  Sinfluß  beS  i^aifelS  oB  Si^ 
f4of  Don  SRerjeburg  poftulirt  Sbid^em  beifeih 
1561  suSBienDerfd^ebenmar^  Derlosigfte  eine  bi' 
ferlid^  93otf ^ft  bie  SBa^  eines  neuen  tat(oGf4a 
93if4ofS;  ihtrfürß  Suguß  Don  Sa(^  aberef 
Smang  bie  SBa^  feineS  ad^t)ö(rigen  So^  9^ 
sauber  als  ^bminiffanotor,  unb  a&  berfdie  1565 
ßarb,  führte  ber  Jhtrfürß  einfad^  bie  SbüimP»' 
tion  beS  Stiftes  fort  and^biefofgenbennwa» 
ffacatoren  mürben  ftetS  auS  bem  f&d^ft^&nft 
genommen,  mogegen  Sad^fen  Decfprod^,  ole  te^ 
unb  greifen  beS  Stiftes  )n  ei^alteiL  SoS  ^ 
beS  Stiftes  \uifctt  ben  Xitel  ^fbiltrter  «birii^ 
{trator.  3m  3. 1652  ec^ett  ber  «bmhripmbic 
j  ebnjtianL  benSitel^eniog  tHmSod^fen^N^ 
bmrg;  alS  biefer  Stebei^iDeig  Donfliirfad^  1738 


1293 


SKetfennc  —  SKeruIa. 


1294 


otMarb,  fom  baS  Stift  toieber  an  baS  ßurl^auS, 
M)d)  iel^ielt  eS  ferne  gefonberte  @ttft§regienmg  Bt8 
mi  SBtener  Songre^.  9htn  fatn  ber  gtö^te  Sl^eil, 
ap  brel  SMertel,  an  ^reufeen  (ffreiS  SWerfcBurg), 
)cr  Kejl  blieb  bei  6od^fen  (Xl^eil  beS  Jhetfed  Sei))« 
[ig).  Sie  fatl^olif^e  Steligion  mar  injtDtf (|en  au3> 
lerottet.  ferfl  in  neucjter  Seit  entftanbcn  burd^ 
Bemü^g  beS  Somfatiu3«iBereind  Heine  9Rif» 
iDn8))farreien  in  SWerfcburg  unb  Süjen.  (S5gl. 
Ifon.  Gem.  SS.  X,  163 sq.;  9rd^it)  ber  ®ef. 
w  äüerc  beutfd^e  ©efd^d^tSfunbe  XI,  146 ff.; 
BäjßXitdtl,  ^ifior.«to))ogr.  ^efd^reibung  beS  ^oä)' 
«fte«  SKerfeburg,  ^He  1858.)         [SBofer.] 

9btf€imc,ullarin,  Sl^eologe unb  ^l^ilof opl^. 
mtcbe  geboten  gu  Oi^ö  (SDlaine)  am  8.  September 
1588.  Sr  ffatbirte  gu  Sa  ^6ö)t  unb  an  ber  @or> 
iomie  in  5ßariS,  trat  1611  in  ben  Drben  ber 
Dtinimen^  leierte  an  berf (i^iebenen  OrbenSanftalten 
mb  fiarb  am  1.  September  1648  }u  $arid,  tocä)' 
mb  er  pd^  bei  feinem  ©tubienfreunbe  ®eScarte8 
nfl^ielt  Unter  feine  bebeutenberen  SBerfe  jöl^lt 
tum  feine  QuaestioneB  in  Genesim,  Par.  1623 
nur  fiber  bie  fed^d  erften  Rapxitl),  in  tt)el(]^en  er 
3tter  Snberem  ^i^  über  bie  l^ebröifd^e  unb  grie* 
^d^e  9Rufif  Derbreitet ;  au§  bief en  @tubien  ent» 
tonben  ouSf ül^rlid^ere  SBerfe  über  3Rn%  bie  il^ren 
[bfd^Iul  fonben  in  Harmonicomin  libri  Xu, 
^ar.  1686,  frangöfifd^  L'Harmonie  universelle, 
ontenant  la  thöorie  et  la  pratique  de  la  mu- 
iqne,  2  yols.,  ib.  1636.  3m  erften  SBerfe  mar 
ud^  fein  ffompf  gegen  gemiffe  pl^ilofopl^if d^e  S^xU 
i^hmgen^  inSbefonbere  gegen  bie  ^berroiften, 
I^eiften,  ffieiften  unb  Eibertincr^  bereits  fignali- 
ixt  unb  mürbe  fpöter  in  Derfd^iebenen  @d^nften 
Ktter  geffl]^.  9Kd^t  unbebeutenb  ftnb  aud^  feine 
Serbienfte  um  SRatl^ematif^  ^mU  aRed^anif 
L  f.  m.  6in  Scrjcid^ml  feiner  ©d^riften  finbet 
id^  bei  Nicöron,  Mem.  XXXm,  146.  (SSgl 
3.  Hauröau,  Hist.  litier.  du  Maine  I,  Paris 
L845,  321.)  [©treber.] 

Wetfmlu^  Stulman.  f.®ottedfreunbey,897f. 

ISKntfta^  angeluS  (ßngel  be  ÜWerle),  ein 
ßriefier  in  ben  9heberlanben,  beff  en  Abfall  Dom  ßa» 
j^IidSmuS,  $ro}e^  unb  SebenSenbe  im  16.  Sal^r» 
imibert  rtel  Sluffel^en  erregte,  mürbe  im  3. 1482 
(n  Sriele  in  ^otianb  geboren.  Sr  manbte  fid^  bem 
Sfnbium  ber  3:]^eoIogie  unb  be§  ßir(^enre(!§te§  gu 
tnb  begab  fid^  mit  22  Salären  gur  meitem  %u§» 
Klbnng  nad^  ^riS  an  bie  ©orbonne.  3m  3. 1508 
!tmQib  er  ftd^  ba§  Sicentiat  in  ber  Sll^eologie  unb 
}äfdt  bann  in  fein  98aterlanb  jurüdt.  3^  Utred^t 
vicAt  er  am  5.9pril  1511  gum  ^riefter  gemeil^t 
mb  etl^ielt  nun  in  feiner  Sktterftabt  ^rieSe  eine 
Stellung  afö  SanonicuS  unb  apoftolifd^er  3loiax. 
Im  1530  mürbe  i^m  t)om  greil^erm  Sooft  Dan 
Ihn^ningen  bie  ^atronats-^farre  ^eenoliet  über» 
XQaoL  Smmifd^en  aber  l^atte  ftd^  Werula  Dom 
Betft  ber  9ceuerung  anfteden  laffen.  SSon  SSor» 
xtfi^itflen  gegen  bie  SSuIgata  erfüllt,  glaubte  er 
m  Itrtest  ber  b^Iigen  ©d^riften  bie  Seigren  ber 
bg.  Sle^mnatoren  ju  pnben,  laS  fortmäbrenb 


bie  ©d^riften  berfelben  unb  manbte  fid^  mel^r 
unb  mel^r  Don  ber  fird^Iid^en  Seigre  ab.  ©d^on 
um  1540  ging  baS  ®erü(^t,  Snerula  bege  büre» 
tifd^e  ©efinnungen,  unb  eS  mürbe  aud^  Don  ber 
fir^Iid^en  93ebörbe  eine  9lrt  Unterfud^ung  einge» 
leitet;  bod^  l^atte  bie|  bei  bem  Qä^njj^,  ben  ber 
einffaifercid^e  gfreiben  Dan  Äru^ningen  ibm  angc= 
beil^en  liefe,  nod^  feine  meitercn  folgen.  9118  aber 
bie  6errf(|aft  an  ben  jungem  ©o^n  3obonn,  ber, 
mie  jeine  @)emablin,  ber  fat^olifd^en  Sleligion  fel^r 
ergeben  unb  für  bie  ßr^altung  berfelben  eifrig 
beforgt  mar,  gefallen  mar,  fanbte  berfelbc  über 
SWerufo  einen  93crid^t  an  bie  ©tattbalterin  ber 
SWeberlanbe,  SWaria  Don  Ungarn,  infolge  beff  en  eine 
Unterfud^ung  eingeleitet  mürbe.  3u^t  bötte  9We= 
ruia  im  9lugufi  1552  ein  SSerbör  Dor  gl^riftian 
be  SBaart,  ®  eneraI))rocurator  am  ^of  Don  ^ollanb, 
gu  befleißen;  bann  begab  fid^  im  wpxü  1553,  afö 
©ubbelegat  be§  @enera(inquifttord  Stuarb  2:a))))er, 
ber  ßanonicuS  unb  ^rofeffor  ju  Sömen  granj 
©onniuS  mit  anberen  Beamten  nad^  ^eeuDliet, 
um  bie  meitere  Unterfu^ung  ju  leiten.  TOeruIa 
mufete  feine  TOanufcripte  übergeben,  mürbe  mel^r» 
fod^  Derbört  unb  aud^  Deranlafet,  fid^  fd^riftlid^  über 
feinen  ©lauben  ju  erflären.  3ufoIge  ber  Unter» 
fud^ung  beauftragte  ©onniuS  ben  ^atronatSl^erm 
Dan  ifru^ningen,  2Reru!a  in  gelinber  §aft  ju 
balten;  balb  barauf,  am  4.  3uni,  mürbe  er  auf 
^efebl  be8  |)ofe§  Don  ^oHanb  nad^  bem  ^aag 
in'§  ©efängnife  abgeführt.  3ubefe  ttmrbe  ibm  auf 
gürfprad^e  ber  3nquifitoren  ©onniuS  unb  ^er> 
mann  Dan  Setl^mat^e  im  S)ecember  bie  ^ropftei 
Don  Setl^Iebem  im  ^aag  }um  ^ufentl^altSort  oxi^ 
gemiefen.  S)a  2ReruIa  bei  feinen  irrigen  Se^ren 
bel^arrte  unb  bie  Sngelegenbeit  im  Sanbe  grofee§ 
Sluffel^en  erregte,  mürbe  bie  Unterfud^ung  im  fol» 
genben  3obre  1554  mit  großem  ßmfte  meiter» 
geführt.  2)ie  ©tattl^alterin  befallt,  bafeber  ©eneral« 
inquifitor  Stuarb  %apptX  felbft  bie  ^ngelegenl^eit 
in  bie  §anb  nel^me.  SDiefer  begab  fid^  alfo  nebft 
bem  berül^mten  Sl^eologen  3Dbocu§  StaDefte^n 
(3:Uetanu§)  unb  anberen  Beamten  nad^  bem  ^aag. 
SRan  gab  ftd^  alle  3SlSS)t,  Titaila  )ur  Srfenntnife 
feiner  böretifd^cn  Meinungen  unb  gum  iKJibcrruf 
gu  bemegen;  ben  @enannten  fd^Iofe  ftd^  in  biefer 
Segiebung  mit  lobenSmertl^  feifer  aud^  9WcoIau§ 
Dan  9?ieumlanb,  Sitularbifd^of  Don  Hebron,  an. 
Sänge  maren  alle  95emü^ungen  DergebenS,  unb  im 
September  mürbe  Don  ber  mcltlid^en  ©emalt  ber 
©d^arfrid^ter  fd^on  beauftragt,  bie  Vorbereitungen 
für  bie  ^inrid^tung  be3  l^artnädfigen  3nlebrer§ 
gu  treffen.  S)a  gelang  eS  enblid^,  ibn  gu  einer  6r« 
flärung  gu  bemegen,  ba|  er  in  Dcrfd^iebene  3tr« 
tbümer  gefallen  fei,  unb  fo  mürbe  feine  l^örtere 
©träfe  über  ibn  Derbängt,  atö  bafe  er  feiner  ©teile 
entfc^t  unb  gu  Ieben§länglid^cm  ©emol^rfam  Der» 
urtbeilt  marb.  ©o  fam  er  im  3. 1555  nad^  Sömen 
in'S  fflofter  ber  geüiten.  S)a  eS  fid^  aber  balb 
berauSftcntc,  bafe  er  an  benbüretifd^enSebrenfefi« 
bielt,  fo  fab  ftd^  ber  ©eneralinquifitor  SRuarb 
Sapper  genötbigt,  bie  Unterfud^ung  mieber  aufgu» 


1295 


aWerg  —  aoiefo. 


1296 


nel^men.  Zro^  oller  iBemul^ngen  bermo^te  bet« 
jelbc  nid^t  SKcruIa  jur  iKJa|r]^cit  jurüdgufül^ren : 
Darauf  lie^  er  il^n  itn  %  1556  no^  loeiter  naq 
Belgien  l^inein  in  bte  Wtitx  Sief jleS  bringen,  m  ber 
tnä^ÜQt,  ani^  aß  9§cet  gef d^ö^te  W>t  Submig  t)on 
SBIotS  unb  feine  ®enof[en  ben  l^artnödigen  @ret§ 
5u  belel^ren  trad^teten.  2)a  Med  Dergeblid^  n)ar, 
bra(]^te  man  TOeruIo  am  4.  Sunt  1557  nad^  SWonS 
(Sergen)  int^ennegau,  unbbie3nqutfltorenjieHten 
burd^  Unterrebungcn  nod^  einen  leiten  SSerfud^  on. 
SWeruIa  l^ielt  inbe^  an  feinen  Shnrtpmern  f eji,  unb 
fo  fallen  fle  fid^  genötl^igt  il^n  atö  Snlel^rer  ju 
t)erur^eUen.  Sr  tt)urbe  begrabirt,  bem  aeltlid^en 
?lnn  iibergeben  unb  nad^  ben  beftel^enben  ©efe^en 
5um  @d^eiter]^aufen  berurtl^eilt.  2)ie  ^inrid^tung 
aar  fär  ben  24. 3uni  beftimmt  tourbe  inbe|  no($ 
bis  jum  27.  3uli  l^inauSgefd^oben.  Sn  biefem 
Sage  aurbe  ÜJleruIa  airflid^  ^um  Slid^tpla^e  ge* 
filiert,  ba§  Urtl^eil  tarn  inbe|  ni^t  )ur  ^uSfül^rung. 
®a  nämlid^  bor  ber  SoIIftredtang  SKeruto  ouf  f«* 
neu  iKJunf d^  nod^  bie  ßrlaubnife  erl^ielt  eine  SBeile 
jum  ®ebet  nieberjufnieen,  jlarb  er  bort  auf  bem 
Siid^tpla^  eines  plö^Iid^en  XobeS ;  mal^rfd^einlid^ 
l^atte  il^n  infolge  ber  @d^tt)öd^e  unb  tlufregung 
ein  Sd^Iagflu^  getroffen.  2)ie  fieid^e  nmrbe  na^ 
einigen  ©tunben  verbrannt.  —  ®aS  Seben  unb  baS 
©efd^itf  SRemla^S  tt)urbe  t)on  Derfd^iebenen  pro» 
teftantifd^en  9luctoren  gefd^Ubert,  unb  er  felbft 
unter  bitteren  SuSföüen  auf  bie  3nquifitoren  als 
ein  SSefenner  ber  SBal^rl^eit  gefeiert.  Subeffen  trifft, 
toit  aus  bem  ©efagten  l^erüorgel^t,  bie  änquifi' 
toren  lein  ißormurf;  fie  l^atten  aQeS  SRögliqe 
getl^an,  um  ben  ®reiS  bor  einer  @trafe  ju  be« 
magren,  bie  il^n  nad^  ben  beftel^enben  ©efe^en 
treffen  mufete.  ©ebrudtte  ©d^riften  l^atte  ajlerula 
nid§t  l^erauSgegeben ;  in  3Ranufcri))t  l^interlie^  er 
eine  9Wenge  ©riefe,  ?ßrebigten,  aScetifd^e  unb  t^eo- 
logifd^e  ^bl^anblungen,  3.  $.  Omnes  posse  trac- 
tare  et  loqui  de  verbo  Dei;  De  non  invocan- 
dis  Sanctis  etc.  2)iefelben  werben  aufge^öl^lt  in 
ber  fog.  Historia  tragica,  meldte  $aul  ^erula, 
$rofcJ|or  ber  ®efd^id|te  an  ber  Uniöerptöt  ju 
Serben,  im  3. 1604  l^erauSgab.  (Sgl.  P.  Merula, 
Fidelis  et  succincta  commemoratio  remm  ad- 
versus  Angelum  Merulam  tragice  gestamm 
ab  Inquisitoribus,  Lugduni  Batayorum  1604 ; 
van  der  Aa,  Biogr.  Woordenboek  der  Neder- 
landen  Vm,  2,  205.)         pB.  3ungmann.] 

91^9  }^^  9ugSburger  Xl^eologen.  1. 9 1 0  9S 
SW  er  j  S.  J.,  KontroöerSprebiger,  würbe  am  27.3fe» 
bruar  1727  }u  2)onSborf  in  Sd^maben  geboren, 
ffatbirte  in  9ugSburg  unb  9Ründ^en,  trat  l^ierauf 
1744  in  bie  ©efettfd^aft  3efu  unb  erl^ielt  1763 
bie  2)omfan)eI  in  Augsburg,  meldte  er  22  Saläre 
lang  mit  großem  fiobe  Derfal^.  Sin  ^ugenleiben, 
tt)eId^eS  ^lU^e^t  Srblinbung  l^erbeifül^rte,  ndtl^igte 
i^n  1785,  fid&  gurüd(}ujie|en.  6r  ftarb  am  8.  De» 
tober  1 792.  SKer j  toar  ein  fd^Iagf ertiger  ^olemifer 
unb  bertl^eibigte  fowo^I  in  ^rebigten  mie  in  flei» 
neu  ©trcitfd^riften  bie  fatl^oHfd^e  Seigre  nid^t  tte« 
niger  gegen  lutl^erifd^e  Eingriffe  als  gegen  bie  fog. 


Sufflörung  unb  bie  iofe))]^inifd^  3titßrtann0. 
S)ie  meiften  SontroDerSprebigten  Don  1764  M 
1784  mürben  alsbalb  bem  2)rud(e  übergeben  nb 
ermud^fen  }u  einer  @ammeIauSgabe  t>on49önbe8, 
Augsburg  1785  (92eubrud[  olS  @ömmtlid^  (Eon^ 
troöerSprebigten,  ftöln  1811).  ©onebcn  rebigWe 
er  bie  92euefte  Sammlung  iener  @d^riften,  bie  m 
einigen  3al^renl^er  über  t)erfd^iebenemid^tige@e^ 
ftönbe  gur  Steuer  ber  SBal^rl^eit  im  2)rud(e  ecj^ 
neu  ftnb,  40  93be.,  «ugSb.  1783—1788.  Siek 
ber  9uffä^e  lamen  auS  feiner  $eber.  (SgL  de 
Backer,  Les  ecrivains  de  la  Comp,  de  Jkm 
8.  V. ;  gSaaber,  ßeg.  baier.  ©d^rif tft.  I,  2,  SugA. 
1824,  26 ff.;  eine  Sifte  unb  «nal^fe  feiner  ^ 
bigten  unb  Suffä^e  in  ber  dttrten  SReueffen  Somm^ 
lung  XX,  1785,  ©tüdt  5 ;  ögl.  nod^  boS  9iegiPer 
in  95b.  XL.) 

2.  ^l^ilip))  $aul  9Rers,  auS  SugSburgg^ 
bürtig,  ffatbirte  in  Sena  unb  (Strasburg  ))rotePaii> 
tifd^e  Zl^eologie  unb  trat,  nad^bem  er  SOtagifter  ge- 
morbenmar,  aIS$rebigtamtScanbibatinfte^Im 
@tra^burg  auf.  31IS  er  SBeiSlingerS  gfri^  Sog^ 
ober  ftirb  (1722)  gu  miberlegen  fui^  mtfdp^ 
brad^ten  il^n  feine  @tubien  gur  fatl^oIifd^lKd^. 
3n  Augsburg  legte  er  am  12.  9uguft  1725  btf 
©laubenSbelenntni^  ah,  ftubirte  bann  foti^oKtte 
3:]^eoIogie,  mürbe  ^riefier  unb  ^arrer  in  Säfi!» 
fo^en,  bann  in  Augsburg,  ßr  ftarb  an  le^nn 
Orte  am  15.  Dctober  1754.  gr  tjerfo^  The- 
saurus biblicus  i.  e.  dicta  et  exempla  biUkt 
seu  concordantiae  reales,  Aug.  Vind.  et  One* 
cii  1733,  bem  alS  jmeiter  21^1  ein  Onomasth 
cum  biblicum  seu  index  ac  dictionaiinm  Ur 
storico-etymologicum,  Aug.  Vind.  1 738,  fDlgtt 
2)aS  ]^au))tfäd^Iid^  a(S  ^anbbud§  für  $rebign  b^ 
ftimmte  SBerl  erl^ielt  Diele  Auflagen  (editio  teriii 
italica,  Cremonae  1824).  Sin  anbereS  Stat 
Quodlibet  catecheticum,  b.  i.  ißollfommenernik 
DoQftänbiger  Sil^riflenlel^rer,  auS  mel^r  bann  20  ber 
berül^mteften  6i|riftenle$rer  pfammengetragen,  er^ 
fd^ien  in  5  IBönben  }u  «ugSburg  1752.  ftif  Me 
Singriffe,  bie  gegen  feine  ^ßerfon  infolge  ber  Srnf 
t)er^on  gefd^al^en,  fd^rieb  er  SBie  man  in  benSSdb 
fd^re^t,  fo  miberl^altS,  S)i(ingen  1732.  gfibr  fei» 
^farrfinber  t)erfa|te  er  eine  SrQörung  ber  Sh^ 
cerimonien,  «ugSburg  1751.  (Sgl.  Veith,  KU 
Augustana,  Aug.  1793,  Alphab.  X,  175  sqf.; 
g«ä&,  Eonöertiten  IX,  415  ff.)         [©trdht.] 

^fa  (3^-<»),  im  %  %.  ein  ffdnig  ntm  9M 
5ur  3^it  ^d^abS  unb  feiner  beiben  92ad^foIger,  ber 
bem  ßönig  t)on  3SraeI  tributpffid^tig  mar  (4itli. 
3,  4).  %(S  9d^ab  gefallen  mar,  benu|te  er  \k 
@d^mad^e  beS  Od^ojiaS,  um  ben  Xribut  )tt  W 
gern;  nad^bem  aber  3oram  ben  5Cfyam  befHcgoi 
latte,  mar  es  eine  t)on  beff en  erfien  Sorgen,  b« 
SJloabiter  p  bemütl^igen.  Sr  tierbunbete  fid^  USß 
mit  3ofap|at  t)on  3iü)a,  gegen  ben  SReja  bctrii 
frül^er  einen  erfolglofen  Angriff  gemad^t  1^ 
(2  $ar.  20),  unb  bie  vereinigten  ^eere  }i>gentni 
baS  tobte  ajleer  l^erum  jium  Sinf  aE  in  9Roab.  MbSb» 
toegS  ftiel  aud^  ber  fiönig  Don  Sbom  mit  frims 


197 


SWcfa. 


1298 


tRttb&ftm  }u  ben  SSecbünbeten.  2)ie  ÜRoabitet 
^  fid^  ju  einem  unüberlegten  Angriff  t)erleiten, 
olge  be^  fle  eine  gro^e  9{ieberlage  erlitten. 
efa  fluttete  ftd^  na$  feiner  feften  ^lau^tftabt 
t-9)fa>ai  unb  marb  fogleid^  eingefd^Iojfen.  3Rit 
n  9Jtüf^  ber  SSerjmeif&tng  berfud^te  er  nun  mit 
0  aRoim  einen  Ausfall,  um  fni^  an  bem  ßöntg 
n  <Ebom  }u  räd^en;  ba  er  ober  QU(i^  k)on  biefem 
iHg  jurüdEgemiefen  mürbe,  opferte  er  auf  ber 
labtmiuter  feinen  erftgeborenen  Sol^n,  ben  Sl^ron« 
q/a,  feinem  ®5|en  CamoS.  2)iefe  ©reueltl^t 
td^  einen  fold^  Sinbrud  auf  bie  Selagerer, 
g  fie  bie  Belagerung  aufl^oben  unb  mieber  in 
rc  ainber  jogen  (4  Rbn.  3,  27). 
3n  neuerer  S^it  l^at  ber  9lame  üliefa'S  burd^ 
tot  oni^Iogifc^  gfunb  eine  unermartete  9e« 
Ktnng  gemonnen.  9lod^  unter  Od^ogtaS  l^atte 
tcfa  feinen  9bfaII  Don  ben  SSraeliten  burd^  eine 
idilffiule  «t  ^bon  gefeiert.  S)a  biefelbe  au3 
)iDa}em  Safalt  angefertigt  mar,  lonnte  fte  fid^, 
n  mcitig  befd^&bigt,  an  ber  alten  Stelle  big  auf 
ufere  SDoge  erlitten.  3m  3. 1868  marb  fte  Don 
an  beutfd^  SRifjtonar  fflein  bei  bem  l^eutigen 
>iUn  »lerfl  mieber  aufgefunben,  unb  biefer  fe^te 

nooS  preu^ifd^e  Sonfulat  baDon  in  ßennt- 
lie  93emä|ungen  bedfelben,  in  ben  9efi^ 
li  S)cnftnald  ju  gelangen,  litten  feinen  Srfolg, 
emi  fan  3. 1869  erl^ielt  ber  franjöftfd^e  2)rago> 
lan  Clermont-®anneau  burd^  Araber  92ad^rid^t 
0B  bem  Stein  unb  }ugleid^  einen  unDoIIfomme- 
m  ^jkipierabflatfd^  ber  barauf  angebrad^ten  3n» 
Mt  2>ie|  oeratüa|te  aud^  il^n  gu  Semül^ungen, 
14  m  ben  Sejt|  bed  @teind  gu  fe^en;  biefelben 
jdten  aber  norerft  nur  ben  Srfolg,  ba|  bie  Araber 
Kr  (Begenb,  um  ben  ooraudgufel^enben  ^(adereien 
«4  bie  Xurlen  }u  entgelten,  ben  @tein  ger- 
^Ibgen.  2)a8  l^arte  SRaterial  miberftanb  inbe^ 
jSfam  StrfUrungSoerfud^en,  unb  e§  erl^ielten 
|i4  bebeutenbe  Städte,  mel^.  obgleid^  au(|  bem 
Bußfd^  9teftbenten,  So))itön  SBarren,  $apier- 
Acäde  Don  benfelben  gebrad^t  mürben,  bennod^ 
lot  mib  nod^  in  franjöftfd^en  %efi|  übergingen 
nb  ie|t  im  fiouDre  t>ereinigt  ftnb.  uRit  ^ilfe  be§ 
BfkB^  um  bem  unt)erfe]^rten  2)en!mal  genomme« 
Kn^ßai^ttrobnatfd^  ift  e§  möglid^  gemorben,  au3 
Hefen  grogmenten  fo  giemlid^  ben  gefammten  %tit 
te  3ii|d^ft  iufammengufteHen.  Irttif d^  gu  bear* 
Uai  tcib  fd  erflSren.  S)ie  erfte  SSeröff entlid^ung 
nelSacpmile'd  g^f <^  burd^  ben  ®raf en  be  SSogüe 
hber  64rift  Lettre  ä  M.  le  Comte  de  Vogü^ 

EGh.  äermont-Oanneau,  Paris  1870.  ®t^x 
bomad^  erfd^ien  in  2)eutjd^Ianb  ba§  Öfter» 
^QMmmm  tum  @d^Iottmann,  S)ie  @tege§föule 
IRe^i  ftömgd  ber  SRoabiter,  ^aUe  1870,  gu» 
m^  mit  einem  Sendet  Don  $etermann,  Ueber 
k  li^finbung  ber  moabitifd^en  3nf  c^rift  be§  Üb' 
IgB  Sttfa,  imb  92ad§tragen  Don  ©dilottmann  in 
rSeitfdJrift  ber  3>eutfd^  morgen!.  ®cf.  XXIV, 
170,  253.  438.  640,  unb  meitcr  eine  2:ran§- 
ilitUm  in  ben  2:|eoI.  @tub.  unb  jhit.  1871. 
6.   Scittmn  ifl  bie  Siteratur  über  biefen  merf« 


mürbigen  gunb  au^erorbentlid^  angemad^fen,  ol^ne 
gerabe  Diel  9?eue8  mel^r  gebrockt  gu  l^aben.  ffiie 
legten  erflärungen  ber  2Refa-3nfd^rift  flnb  Don 
5RöIbe!e,  ifiel  1876,  unb  Don  ©menb  unb  ©orin, 
greiburg  1886,  erfd^ienen;  femer  gcl^ört  bagu  Don 
Klermont-®anneou  ber  artifcl  in  ber  Revue  Ori- 
tique  1875,  37,  166—174,  unb  Examen  crit. 
du  Texte  im  Journ.  Asiat.  Janv.  1887,  72  ä 
112 ;  SRenon  im  Journ.  des  Savants  1887, 158 
ä  164 ;  SRölbcfe  im  Siter.  gentralbl.  8.  3onuar 
1887,  59—61;  Driver,  Notes  on  the  Hebrew 
Text  etc.,  Oxford  1890,  p.  LXXXV ;  SDSindHer, 
ßeüinfd^riftl.  lejtbud^  gum  «.  I.,  Serlin  1892, 
100  ff. 

2)er  fo  befamtt  gemorbene  3:est  Derbient  bie  il^m 
gemorbene  ^ufmerffamfeit  gunöc^ft  als  öltefte  femi- 
tifd&e  3nf(f|rift,  meldte  eS  über]^au^)t  gibt;  benn 
fte  ftammt  au8  bem  ^a^xt  896  D.  gl^r.  Sfö  fold^e 
gibt  fie  für  bie  ®ef^i(|te  ber  femitifd^en  ©d§rift 
bie  mid^tigften  ^(nl^altspunfte  unb  gugleid^,  meil  in 
ber  gemeinfamen  ©prad^e  ^löftina^S  abgefaßt, 
ein  ^iß)  Don  ber  bamaßgen  SSefd^affenl^eit  bed 
^ebröif  d^en,  meld^ed  gu  f el^r  mid^tigen  @d^(üff  en  be- 
red^tigt  (Raulen,  Sinl.,  3. 9ufl[.,  54).  Sbenfo  mid^- 
tig  utü)  intereffont  finb  bie  SBetel^rungen,  meldte  au3 
bem  nunmel^r  ermittelten  Snl^It  ber  3nf d^rift  gu  ge» 
minnen  finb.  9u§  bemfelben  ergeben  ftd^  nid^t  nur 
miHf  ommeneSeftötigungen  Dieler  altteftamentlid^en 
Angaben  über  SRoab,  f  onbem  er  Dereinigt  jld^  aud^ 
mit  ben  entfpred^enben  biblif  d^en  Angaben  gu  einem 
Haren  ®ef  d^id^t§biß>e,  meld^ed  bie  lejteren  erft  DoU« 
fommen  Derftel^en  unb  bie  3uDerIäf flgleit  ber  bibli» 
fd^en  ®efd^td^te  fd^ö^en  lel^rt.  SRefa  nennt  ftd^ 
„benSiboniten",  meil  er  ©tammfürft  Don®ibon 
mar,  fo  ba^  ftd^  baraud  ber  ©tanbort  be§  2)enN 
ma(§  erüört.  ©ein  93ater  Samoggab  mar  burd^ 
Smri  Don  S^rael  al§  SSafaU  über  gang  SJloab  ein« 
gefegt  morbcn,  unb  bicfe  mar  bie  Urfad^e  be«  Iri» 
but§  Don  100000  ißjibbem  unb  100000  Som- 
mern, ben  er  jäl^rlid^  an  S^rael  entrid^ten  mu^te. 
3laö)  ^d^abS  Xoht  beftörften  il^n  bie  ^roJbl^eten 
feines  ®otte§  Samod  in  feiner  Sbftd^t,  Don  3§tael 
abgufaOeu;  er  befeftigte  bal^er  bie  moabitifd^en 
Orte  Saalmaon  unb  ffirjiatl^aim  unb  eroberte  bie 
beiben  iSraelitifd^en  ©täbte  Sltarotl^  unb  5Rebo, 
bereu  Semol&ner  er  als  D})fer  für  Eamo§  fd^Iad^» 
tcn  Hefe.  9lu§  9lebo,  mo  fid^  eine  „^öl^e"  befanb, 
nal^m  er  bie  ©efäfec  3«l^oDa'8  unb  meil^te  fie  fei- 
nem ®otte.  ®icfe  3lDe3  ifl  in  ber  furgcn  5Rotig 
4  ßön.  1, 1  angebeutet.  Suf  bie  9Jad^rid^t  l^ier- 
Don  gog  Dd^ogiaS  gegen  il^n,  fc^tc  ftd^  in  ber  ©tabt 
Sal^ag  nörblid^  Don  S)ibon  feft  unb  fud^te  Don  ba 
au§  baS  Sanb  gu  untermerfen ;  allein  „eS  Dertrieb 
il^n  6amo§  Don  feinem  9lngeftd^te",  ungemife  mie; 
Dd^ogiaS  mufete  mit  §inter(offung  einer  Sefa^ung 
in  Sal^ag  ftd^  gurürfgiel^cn  unb  ftarb  balb,  mie 
4  ßön.  1, 2  ff.  angegeben  ift.  9hm  eroberte  3Wefa 
Sal^ag  unb  fud^te  baS  2anb  nörbüd^  Dom  Simon 
burd^  93efeftigung  feiner  ©tobte  gu  Uf^avOßitXL 
Sngmif^en  maren  aber  bie  gbomitcr  Don  ©üben 
l^er  in  2Koob  eingefallen,  unb  er  mufete  nun  biefe 


1299 


ÜRefenguQ. 


1300 


öertrcibcn,  um  feine  ^errfd^op  ju  ^xä^mt;  bolzet 
ber  @xoU  gegen  (Sbom,  ber  il^n  fpöter  )u  einem 
berjttJeifelten  ©(i^ritte  trieb.  SBol^rfti^einlid^  Jül^rte 
er  biefen  ffiinfcdtt  auf  ben  6influ&  be§  mit  DqojioS 
Befreunbeten  Sofapl^öt  jurütf  unb  ]n6)it,  öon  fei» 
nen  ßrfbigen  gefd&ttJeHt,  biefen  burd^  ben  2  ^ar. 
20, 1  enä^Iten  Ueberf oH  ju  beftraf en.  §ier ju  leifte« 
ten  bie  ßbomiter  nur  gezwungene  §ilfe  (SS.  20),  fo 
bo^  ^ä^  ber  SS.  23  berid^tete  ©treit  im  Sager  öor 
Serufolem  leiti^t  begreifen  lä^t.  ©eitbem  beftanb 
blutiger  ^afe  jtoifd&cn  2Roab  unb  Sbom  (^mo§ 
2, 1),  uno  e§  erHärt  fid^  bie  SSereitwilligfeit,  mit 
xotid)tx  ßbom  fid^  an  SoramS  unb  3ofaj)]^at§ 
ftriegSjug  betl^eiligte.  Ueber  ben  SSerlauf  be§ 
ffriegeS  fann  natürlid^  bie  3nfd^rift  niti^tS  ent« 
Italien,  unb  fo  mu|  man  öorerft  barauf  öerjid^ten, 
Sici^t  über  bie  bunfeln  SBorte  4  ßön.  3,  27  ju  er« 
l^alten,  mlä)t  bie  SSuIgota  überfe^t :  facta  est  in- 
dignatio  magna  in  Israel.  [jfaulen.] 

9tefenttt9,  S^föng  ^blH})}),  ein  janfe» 
nifüfd^  gefinnter  ^riejier/  brffen  ©Triften  in  ber 
zweiten  ^ölfte  beS  18.  3ct^9unbert§  }u  l^eftigen 
@ontrok)erfen  ^nla^  gaben,  würbe  am  22.  ^uguft 
1677  guSSeauDaiS  aud  geringem  ©taube  geboren. 
S)urd^  ©tipenbien  auS  milben  ©tiftungen  unter» 
ftü^t,  mad^te  er  feine  ©tubien  guerft  gu  S3eaut)ai§, 
bann  feit  1694  ju  ^ariS.  Um  1700  würbe  er 
^rofeffor  ber  SR^etorif  im  ©olleg  feiner  SSaterftabt; 
fpäter  leierte  er  gu  $ari§  am  SoUege  be  SSeauDaiS. 
§ier  ernannte  il^n  ber  SRector  beöfelben,  Koppin, 
gu  feinem  ©teKöertreter  unb  übertrug  i^m  bie 
ftated^efe  für  bie  Söglinge  berSlnftalt;  biefewarb 
bie  SSeranlaffung,  ba&  er  balb  mel^rere,  in  ba§ 
fated^etifd^e  Öfad^  einfd^tagenbe  ©d^riften  berfafete. 
6r  f(f|Iofe  fic^  bort  ben  ianfeniftifd^en  Senbengen 
an  unb  mu|te  1728  ba§  Kotteg  wegen  feiner 
Dppofition  gegen  bie  ßonftitution  ünigenitus 
öerlaffen.  3nbe^  blieb  er  gu  ^ariS,  erwarb  fid^ 
al§  gcwanbter  ©d^riftfteller  einen  5Ramen  unb 
ftarb  bofelbft  im  l^ol^en  alter  öon  86  Salären  am 
19.  gebruar  1763.  —  68  erfd^ien  öon  2Röfen- 
m)  guerft  1728  ein  W)xx%  ber  ©efd^id^te  unb 
2Rora(  be§  Sllten  3:eftamentS  in  einem  SSanbe, 
eine  ©d^rif t,  bie  öon  bem  geleierten  SRoUin  afö  ein 
öorgüglid^eS  ^anbbud^  empfol^Ien  würbe,  ffiinige 
Saläre  fpöter  öeröffentlid^te  SKefengu^  in  10  S3än» 
ben  einen  Slbri^  ber  (Sefd^id^te  be§  ?lUen  Sefta» 
mentS  mit  ßrüärungen  unb  Srwögungen,  fowie 
eine  5lu§gabe  beS  5Reuen  SeftamentS  mit  furgen 
9lnmer!ungen.  ®ann  erfd^ien  in  6  SSänben  ano- 
nym fein  befanntefted  Slßerl  Exposition  de  la 
doctrine  chrötienne  ou  Instruction  sur  les 
principales  verites  de  la  religion,Utrecht  1 744. 
®a§  im  (Seifte  beS  SanfeniSmuS  gefd^riebene  SDBerl 
entl^iclt  mannigfad^e  Srrtl^ümer,  unb  bie  Dppofi« 
tion  gegen  bie  SuHe  ünigenitus  trat  in  il^m  mel^r» 
fad^  ^ert)or.  So  würbe  e§  im  3.  1752  im  Dic- 
tionnaire  des  livresjansemstes(n,  136—141) 
fd^arf  fritiftrt  unb  bie  irrigen  Seigren  l^eröorgel^oben ; 
öon  ber  Snbejcongregation  warb  eS  bann  burd^ 
ein  S)ecret  öom  21. 9lot)ember  1757  verboten.  2)ie 


ianfeniftifd^e  Partei  inbeg  ful^r  fort,  boS  Shut 
unter  ben  größten  SobeSerl^ebungm  angupietfn 
unb  eS  mel^r  unb  mel^r  gu  Derbreiten.  3n  9iaßa 
mad^te  fid^  befanntUd^  in  jener  $eriobe  ber  foQd^ 
Sufnörung  bie  Oppofition  gegen  bie  fird^ 
Wuctoritöt  unb  eine  fectirerifd^  Senbeng  befonbcii 
geltenb,  unb  f o  würbe  tro^  beS  SSerboted  bcS  SM 
gu  92eapel  t)on  mej^reren  ©eiftlid^n  in'd  StdBe* 
nifd^e  überfe^t.  2)ie  Ueberfe^ung  tovabt  Don  pi 
©ominicanem  approbirt,  1758— 1760  mit  8fr 
nel^migung  ber  Slegierung  gebrudft  unb  fanb  ii 
Italien  eine  groge  SSerbreitung.  Sine  S^em» 
ciation  ber  italienifd^en  Ueberfe^ung  an  bie  3i> 
quifttion  Würbe  t)on  ber  ueapoUtanifd^enKegiennu 
fel^r  übel  aufgenommen,  unb  aI3  Slemend  Ha 
bie  ^bfid^t  funbgab,  jene  Ueberfe|ung  gu  decbifr 
ten,  würbe  bagegen  Med  in  ^Bewegung  ^f(|t 
Slud^  unter  ben  angefel^enen  ^raloten  unb  iaA» 
nölen  fanb  ba§  S3ud^  feine  ®5nner  unb  Ser^B' 
biger ;  bie  Abneigung  gegen  bie  ©efellfd^  3^ 
weld^e  bamalS  aud^  in  l^öl^eren  iheifen  fi^  in^ 
geltenb  mad^te,  war  wol^I  ber  ^ottptgrunb  ficMe 
S9egünftigung  be§  SBerleS.  2)a3  SebenRi^e  ii 
bem  SSud^e,  |ieg  ed,  fönne  Derbeffert  werben,  m 
Uebrigen  fei  e3  für  t)a^  SSoß  ein  Dortreffß^cS&lP' 
bud^.  Unter  ben  SarbinöIenbedl^etligenOfficinl 
war  au^er  Orft  befonberS  ^f^nei,  ein  offen 
unb  l^eftiger  ©egner  ber  Sefuiten,  gegen  bolScfr 
bot.  %n  üiaffionei  rid^tete  oud^  aRefmgiq  fAs 
ein  ©d^reiben,  um  bie  SSerurtl^ung  gu  Detl^iÄen. 
®er  $apft  beftimmte  nun  gwölf  Xleolooen,  nte 
benen  lein  3e|uit  war,  um  baS  SDBerf  grSsWi|  |l 
unterfud^en,  unb  aUe,  au^er  einem  Sttnortto^ 
urtj^eilten,  eSfönben  fid^  in  bemfelbenjotridei» 
feniftifd^e  3rrtpmer,  ba|  eine  einfädle  Sctiq|fr 
rung  nid^t  tl^unlid^,  fonbem  eine  SSennl^cibBi 
nötl^ig  fei.  3n  ber  barauf  folgenben  @i]fimg  kt 
Sarbinöle  beS  l^eiligen  Officium^  am  20. 9m 
1760  ftimmten  befungead^tet  mel^rere  g^W 
SSerbot,  unb  ber  $apfi  bel^ielt  ftd^  bie  le^  tt^ 
fd^eibung  t)or.  S)iefe  Sntfd^eibung  fanb  bonsttn 
Slbfd^Iu^,  ba|  Siemens  XnL  burd^  ein  8aK 
t)om  14.  3uni  1761  baS  SSud^  Derbot:  ft^ 
erlief  er  eine  SDtal^nung  an  bie  S3ifd^5fe,  ftiM 
anbem  a(§  ben  Slömif^en  Jfatec^iSmuS  |b  (k 
braud^en.  2)et  Sarbinal  ^afftonei  fo)^  ^S 
©eaetör  ber  S9ret)en  gendtl^igt,  auS  ffani^i^ 
©el^orfam,  obgleid^  fe|r  ungern,  boS  S)e(ni  pi 
untergeid^nen.  SJian  brad^te  feinen  bolb  bonnf 
nad^  furger  ftranf^eit  erfolgten  lob  mitMefcrfr 
gelegen^eit  in  SSerbinbung.  2)ie  Sonfenipen  fflt^ 
barin  eine  ©träfe  ®otte§  für  feine  @4ttiU|^; 
?Inbere  l^ielten  bafür,  bafe  ber  l&eftige  Seibm^&ri 
anlajfung  gum  3:obe  be3  Sarbinald  oewefei  f(L 
3nbe^  bei  feinem  l^ol^en  Sttter  t)on  79  3Wreii»« 
fein  @nbe  burd^  einen  ©d^Iagfiug  an  mib  für  M 
nid^ts  Ungewö^nlid^eS,  wennglei^  bie  l^geflfr 
mütl^Sbewegung  bagu  mag  beigetragen  l^abo.  - 
Sine  t)on  bem  S)ominicaner  ^atiqgi  tjerbcffRie 
3lu§gabe  be§  993er!e§  erfd^ien  nod^  im  3. 1761 
gu  SSenebig  unb  fanb  feine  weitere  S9eanfiaidwi|^ 


1801 


SRefopotamien. 


1802 


3m  Uebrigen  aber  festen  bte  ber  ^(uctoritat  be§ 
BopftcS  fdnblid^  gefilmten  ^öfe  Don  yitopü  unb 
Cpanien  ber  Seröffentlid^ung  unb  ^(uSfül^mng 
M  pd)>fQici^  S)ecrete§  manci^e  ßinbemiffe  ent» 
Kgen;  bie  janfeniftifd^e  gartet  oel^ouptete,  ba§ 
wcai  fei  huti)  bie  3efuiten  gegen  bie  ^bfici^t  ber 
Dtel^l^I  ber  Sarbinöle  bed  l^etUgen  OffictumS 
et|nt|t  toorben,  unb  man  ful^r  fort,  ba§  SBer! 
DlefenguQ'd  }u  loben  unb  3U  lefen.  —  Sin  92ad^» 
ipiel  sur  SJerurt^eilung  biefeS  $ud^e§  rief  nad^ 
ifariger  3<it  nod^  ba§  SSorge^en  be§  OratorianerS 
SesToo  ^erDor.  Siefer  feierte  1768  in  einer  @d^rift 
[>e  claris  catechismis  baS  SBer!  9)^efenguQ'§ 
iB  baS  auSgegeid^netfte  aller  fated^etifd^en  ^anb* 
ifid^.  WS  berfelbe  nun  1782  Don  ber  nea))o(i= 
nnifd^en  Stegierung  ^um  Sifd^of  Don  ^otensa 
xnatmt  umrbe,  nenoeigerte  $iu3  VI.  bie  ^eftöti* 
rpoQ,  bis  ©errao  bie  in  jener  unb  anberen  feiner 
»elften  entl^altenen  @ö|e,  meldte  bie  Sted^te  unb 
Mifi  Snfeben  bed  l^eiligen  Stul^IeS  Derle^ten,  miber» 
cnfen  l^be.  9lad^  längeren  SSerl^anblungen,  bei 
imeit  €errao  fid^  »iberftrebenb  seigte,  iDurbe  bie 
Rngelegen^t  in  milber  SBeife  baburd^  beenbet, 
boftSerrao  imSuni  1783  burd^  ein  allgemeine^, 
\fßa  MrgelegteS  gformular  feine  Untermerfung  unter 
bk  Sudoritöt  unb  Se^rgemalt  beS  $apfteS  bezeugte, 
mrauf  feine  ^raconifation  am  10. 3uli  beSfelben 
^ofyct%  erfolgte.  —  SRöfengup  felber  fd^rieb  ein 
Mänoire  justificatif  du  livre  Exposition  de 
la  doctrine  chrötienne ;  toenigftenS  mürbe  baS* 
[dbe  na4  feinem  Sobe  al§  ein  Opus  posthumum 
DIU  einem  Avertissement  1763  Dom  W)be  Se» 
toenc  oerdffentlid^t  ^u^er  ben  genannten  @d^rif- 
In  Derfolte  SDtefenguQ  nod^  Entretiens  sur  la 
rdigioii  in  einem  ^nbe,  einige  Heinere  @d^rif » 
In  in  Segug  auf  bie  9uUe  ünigenitus,  ein  Seben 
bc«  Sifd^ofS  Don  99eauDai§,  92icolau§  be  SuaenDal 
C1651— 1679),  unb  jal^lreid^cSciträge  auber  Vie 
ieB  Saints  in  6  99änben,  bie  ber  %bbe  @ouiet  l^er» 
nBgob.  (fBgl.  Picot,  Mem.  ü.  IV ;  (Sorbara, 
Scnhmirbig!.,  bei2)öllinger,  Seitr.  g.  JHrd^engefd^. 
ni;  »eufd^,  3nbes  U,  1251.)  |1B.  3ungmann.] 
^ßUf$f0tavÜ€n  (MeaoroTafjLia),  ein  geogra« 
^Jd^ier  ^ame,  ber  erft  p  We^anberS  be§  ©rogen 
Seit  cntfUinb,  ift  Don  ber  Septuaginta  in  bie  l^ei= 
Bge  Sd^rift  eingeffll^rt  unb  Don  ber  Sulgata  bei» 
kfoUen  oorben.  S)er  Stqmologie  nadi  bejeid^net 
btf  SBort  ein  }mifd^en  @trdmen  liegenbeS  Sanb ; 
«04  b^tn  @prad^gebraud^  ift  l^ierbei  nur  an  bie 
jriOingdfiröme  Supl^rat  unb  2:igri§  gebadet  mor» 
boL  S9lefo))otamien  nutzte  bemnad^  ber  ganje 
Ifaibeccotnples  (ei|en,  loefd^,  Don  ben9(ten  mit 
Qicr  €anbu]^  Derglid^en,  jid^  füblid^  Dom  Sau- 
QSgebirge  gmifd^en  Su^l^at  unb  Sigrid  bi§  ju 
ksen  3ufammenflu|  erftredt  ober  früher  bis  an 
imp^i^aReerbufenerftredtbat.  S)iefe  ^f^öd^e 
ifab  je^  mit  giDei  Derfd^iebenen  9?amen  benannt, 
MI  pe  burd^  eine  an  i^rer  fd^malften  @teUe  Dom 
lK|>l^|iat  sum  Sigrid  gezogene  Sinie  in  ^mei  %f)txlt 
lerlegt  ofd^nt.  S)er  füblid^e  Sl^eil  h)irb  mit  ber 
eafeitfi  an  ben  Supl^rat  anfto^enben  Sbene  5u« 


fammcn  3ra!  9lrabi  genannt  unb  biefe  früher  ©i- 
ncar  ober  ©ennaar  ({.  b.  Srt.).  ®er  nörblid^c 
S^eil  aber  beiftt  jejt  gl  ©fd^epreb,  r,bie  Sufel", 
unb  bie^  ift  nad§  bem  utfprünglid^en  ©prac^- 
gebraud^  ba§  nömlid^e  Sanb,  tt)eld^e3  bie  Slaffifer 
Snefopotamien  genannt  l^aben.  3tDar  ift  ber  U^ 
tere  9kme  an^  tt)o]^I  ungenau  unb  nur  feiner 
ßt^mologie  gemö^  gebrandet  morben,  fo  ba^  3ra! 
3(rabi  baruntcr  mitDerftanben  ttjurbe.  So  toirb 
Strab.  16, 5  ©cleucia,  Plin.  H.  N.  6, 26  (30)  Sa- 
b^lon,  ©eleucia  unb  ba§  alte  Sred^  ^u  SRefopota- 
mien  gered^net,  unb  im  nämlid^en  ©inne  tt)irb 
aud^  in  ber  l^ciligen  ©d^rift  (Spg.  7,  2)  baS  d^I» 
bäijd^e  Ur  nad^  SWefopotamien  Dcriegt.  5Rur  irr» 
tl^ümlid^  ift  angenommen  »orben,  aud^  3ubitb  5, 7 
merbe  ba§  Sl^alböerlanb  ober  Sab^Ionien  ^u  ^lefo« 
potamien  gered^net;  fomol^I  nad^  ber  ^Igata  al§ 
nad^  ber  ©eptuaginta  mirb  l^ier  eind  Dom  anbem 
beutlid^  unterfd^iebcn.  (Sgl.  SÖßoIff,  ffiaS  SSuc^ 
3ubit]^  137.)  3m  ungemeinen  ift  bei  ben  «Iten 
bie  Sebeutung  beS  9Jamcn8  nur  bie  angegebene, 
fo  bafe  bcrfclbe  Don  ben  Ueberfe^cm  beS  ^Iten 
SeftamcnteS  rid^tig  angemenbct  er)d^eint.  6r  ftebt 
nömlid^  in  ber  ©eptuaginta  unb  ber  SSuIgata  für 
bie  bciben  9?amen  crnn:  d^n  unb  cn«  ^tib  (@cn. 
24,  10;  31,  18),  wel^c  im  ®ebraüd&  baSfelbe 
bcbcuten  nni  ben  allgemeinen  5lamen  9lram  (f.  b. 
2lrt.)  fperialifiren  foUen.  ®ie  jweite  Sejeid^nung, 
tt)elc|e  „Sieflanb  Don  9lram"  im  ©egcnfa^  ju  bem 
bergigen  %^t\i  be§  aramäifd^en  Sänbercomplcgcö 
bebeutet,  ift  inbe|  Don  ben  Ueberfe^em  mand^mal 
mitDerftanben  morben.  S)er  SKeganbriner  »ie  ber 
bl.  §ieroni)mu§  geben  on»  conftant  mit  2üp(a 
unb  Syria  mtebcr.  ®a  nun  "^s  an  ber  ©teile 
®en.  48,  7,  offenbar  burd^  ©rf/reibfe^Ier,  allein 
für  ÜWcfopotamicn  ftebt,  fo  l^aben  beibe  d'x«  i^b 
mieberbolt  burd^  tj  MsaoiroTafifa  Süptac,  Meso- 
potamia  Syriae  überfcjt  (®cn.  28, 6  u.  ö.).  6in 
anbered  SDJifeDerftönbnife  ift  baburd^  b^^beigefübrt 
toorben,  ha^  mitunter  anftatt  Dr-^ns  o*:«  blofe  cn« 
fielet ;  bcnn  bc^mcgen  ift  an  einjelnen  ^teflen  ©i)= 
rien  ftatt^Jicfopotamien  gefegt  morbcn.  ®en  lieber» 
gang  bilbet  Mid^t.  3,  8. 10  Sopia  iroTaficov,  »0= 
fiir  in  ber  Sulgata  95.  8  Mesopotamia,  5J.  10 
aber  Syria  fielet,  ©o  ftebt  aud^  ®en.  28, 7  in  ber 
SSuIgata  Syria,  tOO  bieLXX  MeaoTroTafJLia  Süpta; 

bat.  Uebercinftimmenb  geben  bann  beibe  Ueber» 
fc^ungen  Df .  12, 13  (12)  c-y<  rrvo,  ba§  nur  für  i-b 
cnj5  fielen  foH,  mit  i:eo(ov  iopiac,  regio  Syriae 
ttJieber.  ®er  umgefel^rte  gebier  fielet  ^f.  59  Tit. 
in  ber  SBuIgata,  meldte  für  ci-d«"^^«^  =:":"i?  «=■:«  *^«?. 
ns^s  Mesopotamiam  Synae  et  Sobal  ]efet, 
mäbrenb  bie  LXX  ricbtig  Tf,v  MejoT:oTap.tav  2u- 

pta^  xal  d)v  Slüptav  2ofiaX  l^at  uub  3ubit]^  3,  1 

bie  SSuIgata  benfelben  9luSbrud  rid^tig  überfe^t : 
Syria  Mesopotamiae  et  Syria  Sobal.  Sie  $c» 
f(|ittbo  brandet  im  ^Iten  3:eftament  bie  beiben 
5Jomen  """^na  cnx  unb  c"^«"»  rc  im  ©anjen  fo, 
mie  ber  l^ebräifd^e  Scjt ;  im  9ieuen  Seftament  fielet 
ber  fpätcr  aKgemein  geworbene  9Jame  v"»"^  n-'s 
apg.  2,  9 ;  7,  2. 


1303 


SDtefopotomien. 


1304 


S)ad  fo  benannte  Sonb  ift  eine  Sbene,  meldte 
nur  im  5lorboftcn  längS  be§  SigriS  eine  niebere 
§ö]^enf cttc,  ba§  l^cutige  ©tnbf (i^ar,  ben  Mons  Sin- 
garas  ber  Sllten,  befi^t.  Sie  ift  arm  an  SD8af|er 
unb  wirb  nur  öon  jwei  Slebenpüffcn  beS  6u^)]^rat 
burti^ftrömt,  bem  ß]&aBora§  ober  §abor  (f.  b.  9lrt.), 
bem  l^eutigen  Äl^abur  mit  feinen  3upf[en,  unb 
bem  SBeliaS,  bem  ie^igen  93e(if^e,  meld^er  nid^t  in 
ber  l^eiligen  ©ci^rift,  aber  mol^I  in  afjprifd^cr  ßeil» 
infd^rift  al§  BaHchu  ober  Belichi  t)or!ommt.  ISon 
Sinjelnamen  be§  ganzen  fianbeS  Xüixt  in  ber  ^ei- 
ligen ©rfirift  unb  auf  aff^rifci^en  ®enhnalen  bie 
Sanbfd^aft  ©osan  (f.  b.  9lrt.X  bei  ben  Klafflfem 
äW^gbonia,  im  Jlorbofien  ertoäl^nt.  Sewol^ner 
SMefopotamienS  luaren  öorjugSmeife  bie  eigent- 
lid^en  9lramöer,  toeld^e  au^  bie  aff^rifti^en  3n- 
fd^riften  mit  biefem  5lamen  onfüi^ren,  unb  öon 
beren  ©prad^e  fd^on  ®en.  31,  47  ein  d^arafteri« 
fttfd^eS  ®enhnal  entl^ält.  (©.  b.  ?Irt.  ®^albäif(t|e 
©prad^e  u.  Siter.,  unb  ögl.  Sixabo  2,  31.)  ®er 
Soben  bed  fianbeS  Dereinigt  aUeSebingungen  }ur 
größten  grud^tbarfeit  in  ji^/  fann  biefe  aber  mcgen 
abnormer  flimatifd^er  )8er]^ältnif[e  nur  in  ber 
furzen  3(it  nad^  ben  grül^ial^rSregen  entmitfeln; 
ber  fel^r  gro^e  Unterfd^ieb  }tt)ifd^en  ber  SBinterlälte 
unb  ber  ©ommerl^i^e,  fomie  bie  tt)oI!enIo|e  ®(ut 
be§  ^immelS  mol^renb  ad^t  ober  neun  SRonaten 
laffen  ie^t  nur  eine  fpärlid^e  SSegetation  gebeil^en 
(ögl.  ßaulen,  ßatl^olif  1865, 1,  72  ff.).  3m  «Iter- 
tl^um  mu^  bie|  anberd  gemefen  fein;  benn  nod^ 
}ur  3(it  ber  (Slafftfer  toar  SDlefopotamien  reid^  an 
SBälbem  unb  an  SBeibetriften  (Dio  Cass.  68, 26 ; 
Curt.  5,  1, 12),  ein  Seid^en,  ba^  entmeber  burd^ 
bie  bamaligen  natfirli^en  IBerl^Itniffe  ober  burd^ 
bie  Sultur  beffere  Ilimatifd^e  3uftänbe  bewirft 
nKiren.  9ber  aud^  frül^er  wirb  ßlima  unb  Soben- 
ertrag  in  ben  nörblid^en,  bem  ©ebirge  benad^barten 
Sanbftrid^en  bejfer  getocfen  fein  als  in  ben  füb- 
lid^en  ©teppen.  SBenigftenS  fommen  nur  au§  bem 
9lorben  auf  äg^ptifd^en  unb  ajf^rifd^en  3nfd^riften 
92amen  t)on  ©tobten  Dor,  meldte  auf  eine  weiter 
gef örberte  Kultur  fd^Iie^en  fof|en.  Sit  ber  l^eiligen 
©d^rift  wirb  fd^on  aud  bem  nömlid^en  SJ^eil  t)on 
2Re}ot)Otamien  ju  uralter  Seit  eine  ©tabt  ßl^arran 
ober  ßaran  genannt  (®en.  11, 31;  24, 10);  bod^ 
!ann  biefe  gu  ber  Seit,  ba  pe  guerft  erwöl^nt  wirb, 
nod^  feine  ©tabt  in  unferem  ©inne  gewefen  fein, 
weü  eine  nomabifd^e  Seoößerung  bafelbft  wol^nte. 
Um  1000  ö.  Kl^r.  war  biefe  freiließ  anberS,  ba  naä) 
ben  aff^rifd^en  Snfd^riften  §aran,  im  glufegebiet 
beS  §abor  gelegen,  ein  §ouptfife  beS  9Monbgotte8 
©in  war.  3u  biefer  3eit  beftanb  aud^  fd^on  9lifl» 
bis,  baS  ebenfaKS  an  einem  9lebenflufe  beS  §abor 
lag,  fowie  ?lrraj)d^a,  Slmib  ©angara,  ba§  jur 
Körner jeit  ©ingara  l^iefe,  unb  baS  4  ßön.  19, 12 
genannte  SRefepl^.  ©onfl  aber  fd^eint  SKefopota- 
mien  ftets  arm  an  ©täbten  geblieben  ju  fein,  unb 
ber  gröfete  2:|eil  beS  SanbeS  war  Don  92omaben 
burd^gogen.  @o  erfd^eint  SDtefopotamien  aud^,  ba 
es  guerft  in  bie  ©efd^id^te  eintritt.  Slbral^am  no» 
mabifirte  in  ^aran  als  ©d^eif^  ober  ©tammeS* 


furft,  unb  als  er  mit  feinen  Seuteit  unb  feisa 
^eerben  nad^  Sanaan  weiter  gog.  Blieben  fcne 
ISerwanbten  im  fianbe  bei  i^rer  angeflammten  8»^ 
fd^öftigung.  ©owol^I  bie  Srautw^ung  um  Sk 
becca  als  bie  ©(^id(fale  3acob8  in  9Refo))Otainai 
laffen  nur  auf  nomabifd^e  3u{i^b^  ouq  im  Stu- 
ben t)on  SRefopotamien  fd^Iiefeen.  SBoS  über  Vk 
Xf^itxtoüt  SnefopotamienS  b^tmt  ifl^  fu^  fß 
bemfelben  Slefultat.  ©d^on  ®en.  31,  39  iß  M 
bem  SSerluft  ber  beerben  burd^  wilbe  Xl^  \k 
Siebe ;  bie  clafftf ^en  ©d^rif tftdler  ffil^n  nBke 
Sf el,  ©traufee,  ^agellen  intb  Sdwen  qIS  befontal 
^ufig  in  SRefopotamien  Dorfommenb  an,  fo  h^ 
l^iemad^  baS  fianb  nur  wenig  ber  Sulto  enir 
fefel^ften  SSeoöIferung  unterzogen  Würben feinbn. 
3war  ift  atid^t.  3,  8  t)on  Sl^ufan  Stof^it]^  ok 
einem  jfönig  Don  SRefopotamien  bie  Stebe;  aOdi 
biefer  ift  nid|t  als  C^errfd^r  über  baS  gonje  So* 
5U  benfen,  fonbem  als  ein  fleiner  g&fl,  bcrii 
92orbweften  in  ber  m^t  beS  SeliaS  über  eiii|e 
©tämme  l^errfd^te.  ©old^er  „StbmQt"  wetbea  ort 
ber  ©egenb  füblid^  Dom  £auruS  fd^on  mond^  M 
ben  ög^ptif  d^en  ßönigen  ber  18. 2)9nafHe  genml 
weld^e  jid^,  iebenfaUS  mit  Unredbt  tfil^men  bie> 
felben  unterworfen  )u  l^ben  (So.  SRe^er,  (BcH. 
beS  antertl^umS,  ©tuttg.  1884,  263).  €ett  b« 
9.  Sal^l^unbert  D.  (S^r.  aber  fielet  ber  gonje  Jte* 
ben  Don  SRefopotamien  bis  }ur  9Rmümng  W 
jfl^abur  unter  aff^rifi^em  einfiufe.  ©d^S^ 
$ilefar  L  (um  1100)  l^atte  feine  erobenngB 
weftwörtS  bis  über  ben  QvipfiXQi  (m^qth^i&jtP 
ber,  ßeüinfd^r.  95ibl.,  »erlin  1, 1889,  33);  M 
gelang  eS  ben  fleinen  ^errf d^em  in  ber  Sti^e  W 
eu))]^ratS,  jid^  Wieber  felbftänbig  su  mad^  I|i» 
nafirl^abal  oe|nte  (um  875)  feinen  ©iegäbmf  >i^ 
Tigris  weftwdrtS  bis  gum  ftl^bnr  ouS  (a.  a.  Ol 
97).  ©almanaffar  IL  untemal^m  859  einen  gA* 
Sng  gegen  ,,bie  ©tobte  am  ^üx^"  (ebenb.  IK. 
171);  auf  biefe  Eroberungen  pod^i  ber  offi^ 
Sfelbl^err  4  Sibn.  19, 12.  ©eitbem  gibt  c8  ttefh 
lid^  Don  IRineDel^  bis  }um  Su))]^rat  $tn,  nanoi^ 
lid^  aud^  in  ber  Sanbf d^aft  ®ogan,  affQrifd^  6lal^ 
l^alter  unb  tribut))f(i(|tige  gtirften.  &  lonäci 
wirffame  ÜRittel  angewenbet,  vm  baS  n5tbGi|t 
SRefopotamien  in  ^ff^rien  eingugliebem.  S^V 
baDon  finb  nod^  l^eute  bie  ©d^utü^ügel  mn  SBlen 
R^ahwc,  weld^e  bie  Stefie  einer  SRenge  Don  M 
f  duften  aff^rifd^er  ^erfunft  bebedkit,  unb  wdSjßU 
bem  l^eutigen  Slrban  eine  Steil^e  off^rif^  AnP* 
werfe  neben  Ueberreften  ög^)tifd&er  Cultnr  geSefri 
l^aben  (Layard,  Discoy.  chap.  VJLU).  SM  m^ 
lid^e  SRefopotamien  blieb  Don  fe|t  on  bi  benSSnBP* 
Derfel^r  burc^  ben  3nnfd^en]^QnoeI  gqogen^  ttcHis 
td^  Don  Seg^pten  über  Sabel  bis  )um  23grii  f^ 
tredCte,  wöl^renb  baS  füblid^e  &UpptiüaBb  ttf 
pörlid^en  92omaben  unb  f d^weif enbem  Sßflbc  fm 
«ufentl^aU  biente.  SBeld^  ©d^dffole  ^f^ 
mien  nad^  ber  3(^dning  beS  off^rifd^  W/ß 
l^atte,  ift  aus  SRangel  neubob^tonifd^  (Md^ 
inf elften  nid^t  befannt.  3m  ®an)en  blieb  Vm 
potamien  immer  ein  geogropl^f d^,  fdn  poVäSjlfi 


805 


aßeSraim  —  aRc8ro|). 


1806 


hgriff ;  bie  emgebten  Seflanbt^eile  bedfelben  unter- 
mn  Uibtfiot^iftt ,  ad^menibifd^er,  moceboni- 
Icr,  feleucibifd^  ^errfd^aft,  unb  fpöler  bilbete 
fantmefopoiatnien  für  äal^r^unberte  ein  @trett- 
^ed  )imfd^  ben  ii^m  benachbarten  f^ürften  unb 
m  Swmern,  biSSaracaÜa  ed  217  enbgültig  bem 
tarifcl^  Steid^  eint)erleibte.  @eit  bent  legten  Dor» 
prißlid^  Sta^l^bert  litten  fid^  befonberd  Diele 
inbcn  in  SRefopotamien  angeftebelt,  fo  ba^  aud^ 
Kt^  fräl^ieitig  bie  9{ad^rid^t  Dom  Sl^riftentl^um 
Ara^t  umrbe  (^g.  2,  9;  Dgl.  Jos.  Antt.  12, 
,  4).  epdter  foQ  ber  1^1.  3ubad  Xl^abböud  feine 
Birifäinfeit  bortl^in  audgebel^nt  l^ben.  @eit  bem 
.  Sol^^unbert  beftanb  f d^on  eine  SReil^e  Don  99id- 
ffincnt  im  nörbUd^  SRefopotamien  (f.  Garns, 
er.  Episc.  487);  bod^  fielen  biefelben  fpöter 
m  Stmiop^Qfitidmud  anl^eim,  unb  biefer  feiner» 
ttl  erlog  bem  ©d^ttert  ber  l^eranftürmenben 
Inübtt.  Ueber  ben  je^igen  3uftanb  SRefopota» 
iknS  f.  Sorften  9Hebu|r§  Steife  nad^  Arabien  U, 
86  ff.  406  f[.  093gl.  Oppert,  Exp^d.  scient. 
n  M^sop.,  Par.  1863,  2  vols. ;  SRitter^  Srb- 
nbe  XI,  §  46  ff.)  [ff oulen.] 

9b»fiitai  (o:'!!^»),  ber  l^bröifd^e  !Rame  für 
hgMrten,  iß  im  %.  X.  Don  ber  @e))tuaginta  unb 
icr  Snlgata  ba  beibel^olten,  n>o  ed  fi^  um  bie 
(tMidogifd^e  Sinorbnung  feiner  IBettol^ner  l^anbelt 
001.10,6.18.  l^r.  1^8. 11). 

fitofff,  aud^SRafd^to^oberSRafd^tl^o^ 
leamnit  ber  au8ge)eid^netfte  SSerbreiter  unb  IBe« 
efHgcr  beö  S^ftentl^mS  in  Armenien  gegen  ba§ 
nbe  bc8  4.  unb  in  ber  erften  ^ölfte  be§  5. 3a]^r- 
piü|a18,  toar  ber  @ol^n  eined  gettiffen  SBarban  ^u 
Mtf  in  ber  armenifd^  ^roDinj  Saron,  tttoaxb 
Vi  fd^  in  frfil^er  Sugenb  bebeutenbe  ffenntniffe 
B  ber  gried^fd^  Siteratur  unb  erlernte  au^erbem 
mit  bie  f9rif<!^  unb  bie  perftfd^e  ©prad^e.  äBegen 
Mtt  6)nrad^!enntniffe  unb  feiner  fonftigen  Xüd^» 
ipeit  unb  (Sefd^ftSgenmubtl^it  tomit  er  balb  Don 
ICH  bctui^mten  armenifd^en  ^atriard^en  92erfe§ 
«n  9tofia  gum  Secretör  gettäl^It  unb  bel^ielt  biefe 
EUk  bis  gum  Xobe  bedfelben.  IRod^l^er  nal^m  er 
ii4  3n'd>^  beS  (S^iliard^en  SraDan  beim  armeni» 
^a  StbmQ  SBeramfd^ul^  eine  SecretörSftelle  an, 
MRcnttid^  toeil  mand^e  Sriaffe  perftfd^  ausgefertigt 
mAm  mu|ten.  Ser  löniglid^e  S)ienft  gemalerte 
|b  jdM)d^  M  feinem  Streben  nad^  l^öl^eren  @ixitm 
ftodg  Sefriebigung.  unb  er  entfagte  balb  (895) 
ks  Snm^Iid^Ieiten  beSfelben,  begab  ftd^  in  ein 
Sbfier  wob  bett>og  aud^  nod^  Diele  Rubere  ju  glei- 
4«  Sd^ritte.  äei^t  übte  er  gegen  ftd^  bie  größte 
Ctraige,  litt  junger  unb  2)urft,  nöl^rte  fid^  mit 
9dtaktn,  trug  ein  ]^ene§  ®emanb,  fd^Iief  auf 
ib^  (Erbe  md)  brad^te  feine  meifte  3eit  mit  ®  ebet, 
Mod^ng  unb  Sefung  ber  l^eiligen  @d^rift  ^u. 
labbern  er  in  f old^  SBeife  eine  ]^o|e  Stufe  d^rift- 
Ijler  6ifenntm|  unb  Xugenbübung  erreid^t  l^tte, 
Kiff^Io^  CT  fid^,  für  bie  Sl^rijitianiftrung  berjenigen 
lcgeid)cn  txm  Armenien  unb  ben  angrenjenben 
liibent  sn  ttrirfcn,  tt>eld^e  nod^  tl^eilmeif  e  ober  gan^ 
m  ^^OSndlfvm  ergeben  loaren.  3u  biefem  3toed!e 


begab  er  fid^  }uerft  in  bie  Sonbfd^ft  ©ogl^tl^n  ober 
©oltl^n  gttifd^n  bem  Srased  unb  ber  ^roDing  ber 
©iunier  unb  geioann,  inbem  er  feine  Seigre  mit 
mand^en  SBunbem  befrößigte  unb  namentlid^  Diele 
SBcfcff ene  Don  ben  böfen  ©eifiern  befreite,  bie  gange 
®egenb  für'd  Sl^riftentl^um.  Spöter  fe^e  er  fid^ 
mit  5RcrfeS'  9ladJfoIger,  bem  $atriard^en  Sfaac 
bem  (Sro^en,  in  engere  SBerbinbung,  erfanb  für  bie 
armenif d^e  ©prad^  ein  Slpl^bet  (im  3.  406)  unb 
fa^te  fogleid^  ben  Sntfd^lui  gunöd^fl  bie  l^eilige 
@d^rift  unb  bann  aud^  anbere  nnd^tige  @d^nften, 
namentlid^  bie  SBerfe  gried^ifd^er  unb  f^rifd^er 
ftirdjenfdjriftftener  fotoie  gricdjifd^er  glaffifer,  in 
bie  armenifd^e  Sprad^e  gu  überfejen  (f.  b.  9lrt. 
9lrmenifd^e©prad&eu.ßiteratur).  ÜRitDicIer2Rü]Je 
tl^eitö  Don  Seiten  3Redro))d  unb  feiner  Sd^üler, 
tl^eifö  Don  Seiten  bed  ^atriard^en  3faac,  lam  ed 
aflmälig  bal^in,  ba^  burdb  feine  neue  Srfinbung 
f on)ol^I  bie  biblif  d^en  Sd^riften  afö  aud^  eine  3Renge 
anberer  SBerfe  DoQ  (^riftUd^er  Unteüoeifung  unb 
Anleitung  gu  einem  gottf eßgen  fieben  bem  armeni- 
fd^en  SSoIIe  gugönglid^  gemad^t  unb  baburc^  gu» 
gleid^  bie  frül^eren  im  Sntereffe  be§  $eibent|um3 
unb  ©ö^enbienflcS  Dcrfafeten  Sd^riften  Derbrängt 
mürben.  3ugleid^  bilbete  ^egrop  mel^rereSd^üler, 
bie  nad^  feiner  ßntfemung  in  feinem  ®eifte  fort- 
tt)irf  en  f onntcn,  unb  unter  SBeil^ilf  e  beS  ^atriard^en 
unb  beS  ffönigS  mürben  Diele  Sd^ulen  gur  Unter« 
meifung  ber  äugenb  gegrünbet. 

9{ad^bem  in  fold^er  &eife  bie  nötl^igen  SSorfel^« 
Hingen  getroffen  maren,  begab  ftd^  SReSrop  in  Se« 
gleitung  einiger  feiner  auSgegeid^netften  Sd^üler  auf 
neue  3Rif fionSreifen.  Suerfjt  befud^te  er  micber  bie 
fianbfd^aft  ©oltl^n,  um  feinem  frül^em  bortigen 
SBerfe  neuen  99eftanb  gu  geben,  ging  bann  in  bie 
$roDing  ber  Siunier  unb  lie^  ni^t  ab  mit  Seigren 
unb  Untermeifen,  befonberS  aud^  ber  3ugenb,  bid 
er  il^ncn  au§  il^rer  eigenen  3Ritte  einen  Sifd^of 
geben  f onntc  in  ber  ^crf on  cineS  frommen  ^ricfterS, 
92amen§  ^naniaS,  ber  bad  em))f angene  SBerf  meiter- 
fül^rtc.  ©arauf  erfanb  er  aud^  für  bie  ben  2lr- 
meniem  benad^barten  (Seorgier,  bereu  Sprad^e  mit 
ber  armenifd^en  Demmnbt  mar,  eine  SBud^ftaben* 
fd^rift,  ober  Dielmel^r  er  änberte  bie  bereite  er« 
funbene  fo,  ba^  fte  aud^  für  bieSprad^e  ber  (Georgier 
braud^bar  mürbe,  unb  begab  ftd^  bann  in  il^r  Sanb, 
um  in  äl^nlid^cr  SBeife,  mic  in  Armenien  felbft,  bie 
nod^  Dorl^anbenen  SRefte  bed  ^ibentl^umS  unb 
©4^^^^^  auSgurotten  unb  malere  d^riftlid^e 
ßrfcnntni^  unter  bem  SSoÜc  gu  Derbreiten.  '?fla^^ 
bem  er  biefen  3JDcd!  glüdflid^  crrcid^t  l^atte,  begab 
er  fld^  miebcr  in  fein  Saterlanb  gurüd,  ftattete  bem 
^atriard&cn  Sfaac  über  ben  grf olg  feiner  Xl^ätig» 
feit  Serid^t  ab  unb  „aing  bann  mieber  uml^er  in 
aSV  ben  Drtf d^aften  uno  ©egenben  beS  armenifd^en 
SanbeS,  bie  er  f d^on  frül^er  gcorbnet  unb  für  ßl^ri« 
ftuS  gemonnen  l^atte,  um  gu  meden,  gu  erneuern, 
gu  bcfeftigen"  (®oriun,  beutfdj  Don  SBelte,  22). 
5Rad^  Seenbigung  biefer  Arbeit  bcfd^Io^  er,  anä^ 
in  Äleinarmenien,  ba§  bamalS  unter  bem  gried^i- 
fd^en  Äaifer  ftanb,  ben  d^riftlid^en  ®eift  neu  gu 


1307                                                   anedro)).  1808 

beleben,  unb  begab  ftd^  ^u  biefem  Sel^ufe  junöd^ft  unb  ut^öl^Iige  @d^aaren  Don  9Rdnd^  ein  wA 

nai)  Sionftantinopel,  um  jtd^  Dom  ff  oijer  unb  Dom  n)ie3  il^nen  in  bebauten  unb  unbebauten  (Segenbc^, 

^atrior^en  bie  nötl^igen  SSoSmad^ten  ju  einer  er-  auf  Sbenen  unb  Sergen,  in  ^öl^Ien  unb  3dlai 

foIgrei(^en  SQSidfamfeit  geben  ju  lo jfcn.  913  er  bie«  il^re  SBol^nung  an.  2)iefen  }eigte  er  bann  Don  Seit 

jelben  erhalten  l^atte,  rid^tete  er  auf  bem  neuen  in  3^it  an  ft(|  felbft  il^r  SSorbilb,  inbem  er  eMge 

@d^au))Ia^  feiner  Sl^ötigfeit  mieberum,  nne  anber«  Schüler  au§  il^ren  ffI5ftem  nal^m,  mit  il^nenSerg^ 

toäit^,  fein  ^auptabfel^en  auf  ©rünbung  Don  @(!^u»  ^ö^Ien  unb  ©rotten  bettol^e,  iDobei  fie  bie  t^ 

len  unb  Untermeifung  ber  Sugenb  unb  lourbe  ba-  lid^e  IRal^rung  mit  Speifen  unb  jtröutem  etfejjta 

bei  Don  ben  n)eltlid^en  SOtad^tl^abem  be§  Sanbed  in  unb  fu^  fo  in  abf d^ujöd^enben  Sntbel^nmgen  äbto^ 

aSer  äßeife  unterftü^t.  93alb  barauf  befam  er  burd^  l^infd^auenb  auf  ben  Sroft  ber  o})ofblif4en  SBode: 

einen  albanifd^en  ^riefter,  9}amen§  ^Benjamin,  ,;SBenn  id^  fd^mad^  bin  megen  QfyciiM,  boBS 

ißeranlaffung,  aud^  ben  (fautaftfd^en)  Albanern  ben  merbe  id^  ftarl/  unb:  ,,Sieber  min  id^  mid^  ts^ 

@egen  feiner  SBirffamfeit  jujumenben.  9{ad^bem  men  ber  Sd^möd^e,  bamit  bie  Jhaft  Sl^rifU  in  «ir 

er  Don  jenem  $riefter  bie  Dom  3lrmenifd^cn  ab^  mol^ne"  (a.  a.  D.  35).  918  ber  ^ßotriord^  3j(MC 

meid^enben  Saute  ber  albanifd^en  @prad^e  fennen  im  3.  440  ftarb,  foUte  SReSrop  fein  ^aäjUdgs 

gelernt  ^atte,  mad^te  er  feine  IJSud^ftabenfd^rift  aud^  merben.  @r  mar  jebod^  fd^mer  }ur  Ueberno^ 

fürbiefeSprad^ebraud^bar.  S)annDerIiegerffIein'  eine§  fold^en  9mte3  ^u  bemegen  unb  übemo^d 

armenien,  nad^bem  er  ben  ©emeinben  ^uDor  nod^  aud^  inberSl^atnid^tinbefinitiDerSBeife,  fonben 

tüd^tigeS3orftc]|erau§  feinen  ©d^ülcmgcgcbenl^atte,  nur  proDiforijd^,  bi§  ein  ^triard^  gemöp  jcii 

ging  nad^  ©rogarmenien  ^um  $atriard^en  3faac  mürbe,  ma8  aber  begreifKd^  möl^renb  feines  &bnl 

unb  ^umffönig  9rtafd^e§,  ber  injmifd^en  unter  nid^tmel^rgefd^al^.SrfoIgteol^nel^infeinemgfreniibe 

perfifd^em  Sin^u^  feinem  93ater  SBeramfd^apul^  unb  SSorgönger  nur  aKju  balb  na^.  @eine  la^ 

gefolgt  mar,  gab  micberum  SRad^rid^t  über  bie  6r«  lofe  Sl^ätigfcit,  Derbunben  mit  ber  fteengflen  tt- 

folge  feiner  3:|ätigf eit,  tröftete  unb  ftärfte  bie  3ög=  cef e,  erf d^bpfte  enblid^  feine  ffraft,  unb  er  ftort  f^oi 

haften  unb  SSBanfenben  unb  begab  ftd^  bann  in  bie  im  folgenben  3a^re  (441)  nad^  einer  furgen  ftnodi 

|)auptftabt  Don  Albanien,  bem  |eutigen  ©d^irman.  ^eit,  umgeben  Don  feinen  ©d^ülem,  inbem  er  jt^oA 

§ier  begannen  3lr§mag]^,  ber  Äönig,  unb  3ere«  mit  gen  §immel  erl&obencn  §änben  alle  3nä* 

mia§,  ber  93ifd^of  beS  fianbe§,  foglei^,  afö  il^nen  bletbenben  unb  ftd^  felbft  ber  ®nabe  @otte§  tm 

SneSrop  bie  iBud^ftabenfd^rift  jeigte,  bag  Sefen  ju  pfal^I  unb  um  99eiftanb  für  fie  flel^te.  WiffceA 

lernen,  unb  liegen  an  Derfd^iebenen  Orten  @d^ulen  beffen  jeigte  ftd^  über  bem  i^(m\t,  toorin  er  tN)l> 

5ur  Untermeifung  ber  3ugenb  errid^ten.  3^emia§  enbete,  ein  meitftral^IenbeS  fiid^t  in  gform  einl 

überfe^te  bie  l^eilige  Sd^rift  in'§  9Ibanif d^e,  unb  ffreu^eS ,  meld^eS  nid^t  tttoa  fd^eK  mieber  D» 

ber  ffönig  gab  in  einem  Sbict  unter  fd^arfen  fd^manb,  fonbem  nod^  über  ber  S^obtenba^b&d, 

S)rol^ungen  ben  SSefel^I,  allen  ©b^enbienft  auf^u«  bi§  fte  in'3  ®rab  gefenft  mürbe,  fo  bag  bie  ynqe 

geben,  aSe  auf  il^n  bejüglid^en  Sinrid^tungen  ju  Derfammelte  93oI!§menge  e§  fal^  unb  Diele  Unglfi» 

^erftbren  unb  nad^  ben  fie|ren  unb  @a^ungen  be§  bigefid^  taufen  liegen.  S)ie  unirte  armenifd^ini^t 

Sl^riftentl^umS  ju  leben.  9{ad^bem  f o  %Ut^  auf  er«  nennt  il^n  im  Sanon  ber  l^eiligen  ÜReffe  md)  fdot 

münfd^te  SBeifc  georbnct  unb  ben  ftird^en  tüd^tige  fein  Qfeft  am  19.  gebruar. 

93orfte^er  gegeben  maren,  entfernte  ftd^  9Jte§rop  9Re§ro))  mirfte  aud^  für  bie  92ad^melt  fegenSteUl 

mieber,  ging  über  ©eorgien,  mo  er  ben  ®Iauben§>  burd^  feine  @d^riften.  Sr  Derfagte,  mie  dorin 

etfer  neu  anfad^te,  nad^  ©rogarmenien  jum  $a«  ftd^  oüSbrüdft,  „Diele  flare  onmut^tge  Sieben,  DU* 

triard^en  Sfaac  ^urüd  unb  mar  fortan  in  SSer»  artig  burd^  bie  Srleud^tung  unb  ftraft  ber  ))rotri^ 

binbung  mit  biefcm  burd^  Seigre,  ©d^rift  unb  Sei»  tifd^en  ©d^riften,  DoD  Don  allem  ® emürje  beS  m^ 

fpiel  5um  @egen  ber  armenifd^en  ffird^e  tl^ötig.  reneDangeIifd^en®Iauben§.  SSerftönbli^nnbleU^ 

©ein  ^au})tbeftreben  ging  -einerfeitS  auf  Sein»  fagUd^fürbieUnmiffenbcnunbanbiblifd^Älng« 

erl^altung  ber  fatl^olifd^en  Seigre,  anbererfeit§  auf  ^angenben,  maren  fte  im  ©tonbe,  fie  gu  ertteAi 

il^re  eifrige  Setl^ötigung  im  Seben.    S^  erfterer  unb  anzutreiben  unb  5U  bef eftigen  in  ber  ^of^na| 

^infid^t  mar  feine  SBad^famfeit  mie  gegen  ben  auf  bie  gegebenen  Serl^eigungen''  (a.  a.  O.  34)l 

GJöj^enbienft,  fo  aud^  gegen  iebc  Srrlel^re  gerid^tet.  ©ie  galten  lange  S^it  aß  Derloren,  ^ben  fldj  dff 

SBöl^renb  feines  Slufcntl^aUeS  in  Äleinarmenien  bö<^ft  mal^rfd^einlid^  in  93rud^ftürfen  in  ben  be» 

8. 93.  rul^tc  er  nid^t,  bis  ber  Sitlel^rer  SarbarianuS,  1^1.  ®regor  bem  ßrleud^ter  jugefd^riebenen  w* 

ber  burd^  fein  SJKttel  mel^r  jur  gcfunben  Seigre  1737  ju  ßonftantinopcl  unb  1838  ju  SSewÄ 

jurüd^ubringen  mar,  fammt  feinem  ^nl^ange  auS  l^erauSgegebenen  Sieben  unb  Sebren  er|oItai  (W* 

bem  Sanbc  Dertrieben  mürbe.  21IS  fpätcr  in  ©rog»  Setter  bei  SKrfd^I,  $atroIogie  ni,  SOteinj  1884 

armenicn  ein  gcmiffer  2:]^eobiuS  eine  ©d^rift  Doli  219ff.;Uebcrfetungber9lebenDon3.3Dt©d^ilr 

Srrlel^ren  Derbreitete,  traf  i^n  baS  gleid^e  ©d^idffal,  SegenSb.  1872).  ®S  merben  il^m  audj  ouget  ber 

SnbercrfeitS  fud^te  SReSrop  überall,  mo  er  auf  fei«  armcnifd^en  Ueberfejung  beS  9}euen  lejtawBÄ 

nen  Dielen  3Ki|rionSreifen  t^ötig  mar,  baS  9lnad^o»  unb  einem  armcnifd^en  ßud^ologium  nod^  Dide  i« 

reten»  unb  SWönd^Sleben  p  förbem.  ©oriun  fagt  bcnarmenifd^cnffiri^cnbüd^ementl^altene^^raw« 

biegfaÜS,  nad^bem  er  juDor  gelegentUd^  mand^e  ein«  (Dgl.  Avedichean ,  Sülle  correzioni  fatte  « 

jelneSeifpiele  angeführt:  „ffiieberumfül^rte  er  Diele  libri  eccl.  armen.,  Venez.  1868,5)  gugefd^H 


W9 


aneffalianer  —  aRefeaj)t)Hcotion. 


1310 


ib  eben  bief e  Jtird^enbäd^er  rül^ren  in  il^rer  ie^tgen 
inti^tung  toenigfiend  ber  ©runbloge  nod^  t)on 
Bt  uiib  bem  ^atriord^en  Sfaac  l^er  (Quadro  della 
Dtia  letteraria  dl  Annenia  estesa  da  Mons. 
acido  Jukias  Somal,  Yenez.  1829,  14  sg.; 
ladro  delle  opere  di  vari  autoii  anticamente 
idotte  in  anneno,  Venez.  1825,  7—9).  ^u§' 
^rlU^ereS  finbet  ftd^  in  ber  SebenSbefd^reibung 
Icfirot^  ^on  ®oriun,  Senebig  1833,  beutfd^  Don 
lette.  Zübingen  1841.  [äßelte.] 

Vrfiifbmer,  oud^  3)laff alioner  (Ma^^aXtavoO, 
Tß  nod^  inütr  ben  SSejei^nungen  ßuc^iten^  Su« 
cmtten,  fiampetianer  Dorfommenb,  erf feinen  um 
t  SRitte  beS  4.  Sal^tl^unbertS  in  Serien  unb  ^r» 
nrien  als  eine  m^ftifd^-fonotifc^e  @ecte,  bie  ft(^ 
ttäf  eine  fd^mörmerifd^e  tröge  t$römmigfett  burd^ 
icn  Iranl^ften  ^ong  )um  Stnfteblerleben  unb 
inl^  eine  einfeitige,  blo^  im  ©ebete  ba§  ^eil 
intabt  Sficefe  ouSgeid^nete.  S)ief e  @ecte,  in  man« 
en  Stüden  ben  Subianem  (f.  b.  ^rt.)  öl^nlid^,  Der- 
iA  eft,  avA  ber  latl^olifd^en  jhrd^e  f  örmlid^  au§}u« 
Reiben,  unb  ^ieltbenS^aroftereineroffenenffe^erei 
m^  forgfameSerl^eimlid^ungi^rer  ©runbfö^e  Don 
4  fnne.  2)a  bei  il^nen  eine  ofterm^ftifd^e  3lti* 
mg  jur  Sinfomleit  unb  )u  einem  unfloren  3urüd« 
i^nt  bc8  SRenfd^  in  M  felbfi  ober  )u  einem 
Riefen  €)>iritualtdmu§  oer  Dorl^errfd^enbe  3ug 
m,  bief  er  3ug  ober  aud^  in  fpöteren  3citen 
ei  monil^  bem  gefunben  fird^Kd^en  Seben  abge« 
mieten  Stid^tunaen  ftd^  toieberfanb^  fo  ift  e§  er» 
ixliil^,  ttontm  oiefe  @ecte  ftd^  mel^rere  3a]^r> 
mbecte  lang  nad^einanber  erl^olten  tonnte  unb  ju 
eif^iebenenSeiten  unter  Derötd)erter®e[taltimmer 
riÄer  auftaud^te.  9{od^  im  14.  So^rbunbert  finbet 
■m  bie  &p\vc  ber  SRejfalianer  toteber  bei  ben 
lif&if^en  3R5nd^en,  bie  man  megen  i^rer  tröu- 
Krifd||en  93efd^ulid^feit  bie  ^.Shtl^ben"  ober  bie 
.Siobdbefd^er''  (6[L^ak6^\jyoi)  ober  oud^  Su- 
^ftm  nannte  (f.  b.  Sri.  99arlaam),  mlä)t  ber  Srj- 
ii{4of  tum  Xl^effalonid^  ®regor  ^alomdS  gegen 
k  Angriffe  beS  9Rdnd^§  ^arlaom  eifrig  oertl^ei- 
ifiL  S)m  Siamen  SReffoIioner  leitet  man  ge- 
i4iilt4  ob  Don  bem  f^rifd^-d^alböijd^en  äBorte 
rm,  baSSetenbe  bebeutet,  bem  bann  im  @ned^i» 
Hfen  MSrmaif  e&x^}tevoi  entfprid^t.  SpipboniuS 
nfe  Z^boret,  bie  93elam))f er  biefer  @ecte,  b<^ben 
hiifelbe  nä^  befd^rieben^  unb  ba§  Soncil  oon 
l||cfufl  ]M  ^^  Derurtl^eUt.  9{ad^  bem  Serid^te  beS 
lfiÄ(|ntud  entftonben  bie  SJteffalianer  um  bie  3tit 
MAnfetSSonftontiuS;  aber  fd^on  Dörfer  gab  e§ 
tetit  (eibnifd^er  SReffalianer,  bie  an  mehrere 
tNter  glaubten,  ober  nur  Sinen  ®ott  unter  bem 
Sna  beS  «^SUmöd^tigen"  Derebrten,  ba^er  aud^ 
CipiemUen  (Sobenbe)  genannt.  @ie  bauten  fdtU 
\IUjix,  bie  oft  bend^rifUid^en  jfird^en  öbnlid^  toaren, 
2|Pe  il^  robgefönge  auf  ®ott  abfangen.  S)a§ 
CÜf^  tMm  jubifd^  unb  l^eibnijd^en  Elementen, 
^i|cA  fie,  bie  loeber  Sl^riflen  nod^  Suben  maren, 
■i^m  CuItuS  geigten,  mad^te  fte  geböjfig  unb 
4k  fte  ber  Verfolgung  ber  Obrigfeit  au§.  Stiele 
^mn  ^gerid^tet  ut&  bann  al§  9Jlartt)rer  Don 


ibren  aJlitbrfibem  Dere^rt,  loe^^alb  biefe  fid^  9Kar- 
t^rianer  nannten,  ©nige  l^iefeen  aud^  ©atanianer, 
»eil  fte  ben  ©atan  aI8  einen  fürd^terlid^en  Q^inb 
anbeteten,  um  i^n  gu  befönftigen.  Sie  neueren 
ÜReff altaner  batten  nad^  ©pipbaniuS  mit  ben  älteren 
jmar  bie  Sitten  gemein,  toaren  aber  obne  atte 
©runbfäje,  bem  3rrt^ume  öerfaHen  unb  unter  fid^ 
burd^  fein  bogmatifd^eS  95anb  feft  oerbunbcn;  um 
gu  ibnen  ju  gehören,  genügte  eS,  ^u  fagen,  ba^  man 
an  ßbnftuS  glaube  unb  ber  aOBelt  entfagt  bätte. 
©ie  liebten,  gleid^gültig  gegen  irbif d^e§  SJefi Jt|um, 
baS  Dagirenbe  Seben  unb  fd^Iiefcn  auf  ben  ©trafen 
ol^ne  Unterfd^ieb  beS  ®efd^led^t§  untereinanber;  fte 
ftredtten  bie  §änbe  gum  Settel  au§,  baS  gfaften 
rannten  fie  nid^t,  oon  ber  SBürbe  gl^rifti  bitten 
fte  ganj  unbeftimmte  SSorfteHungen ;  bagegen  toar 
ibnen  ba§  95ctcn  3ine8  in  allem,  ba§  Unterbred^en 
beS  ©ebcteS  burd^  «rbeit  toar  ©ünbe.  SBabrfd^ein» 
Ud&  bitten  fte  biefen  SDli^oerftanb  ber  ©ittenlebre 
K^rifti  oon  9Kani  (f.  b.  ?lrt.)  in  $erfien  einge« 
fogcn.  SRod^  umftänblid^er  befc^reibt  Stl^eoboret 
(Haer.  Fab.  4, 11)  ben  Sb^rafter  ber  ÜJleffalianer. 
iStad)  bicfcm  ^iftorifer  biegen  fte  aud^  ßntbufiaften, 
Segeifterte,  tocil  fte  burd^  einen  böfen  ®cift  ange« 
trieben  »ürben,  ben  fte  für  ben  beiligcn  (Seift  l^iel« 
ten,  beffen  ®  egenttart  fte  ftnuKd^  empftnben  toollten. 
Dbfd^on  fte  ftc^  nid^t  öon  ber  ©emeinfd^aft  ber 
j^ird^e  getrennt  feben  mollten,  fo  galt  i^nen  bod^ 
ber  ©ebraud^  ber  Saufe  unb  ber  gud^anftie  al§ 
unnü^  unb  tt)irfung§Io§ ;  benn  ba§  ®ebet  aUein, 
Icbrten  fie,  tilge  bie  ©ünben  unb  bcftege  ben  icuf el, 
ben  (nad^  il^rer  2Reinung)  jeber  SDlenfd^  oon  9lbam 
ererbe.  S)urd6  ba8  ®thtt  lomme  ber  beilige  ©eift 
an  beffen  ©teile,  biefer  befreie  ben  Seib  oon  attcr 
fieibenfd^aft  unb  bie  ©eele  oon  ber  Steigung  }um 
93öfen,  me^b^^^  ^on  ha  an  toeber  fjfaften  no$  eine 
befonbcre  ©ittenlebre  mel^r  nötbtg  fei.  31^r  Dor« 
geblid^er  ©eifteStrieb,  ein  $robuct  i^rer  unfaubem 
SinbilbungSfraft,  oeranlagte  fte  oft,  plö^Iid^  auf« 
jufpringen  unb  )u  tanken,  um  fo  mit  ben  böfen 
©eiftem  in  einen  jfampf  fid^  einjulaffen.  ^ud^ 
rül^mten  fte  fid^  göttltdfier  ©eftd^te  unb  Offen» 
barungen.  Mem  ^nfd^eine  nad^  marenbieSReffa« 
lianer  oerunglüdte,  la^e  äRönd^e,  bie  au§  beti 
manid^öifd^en  ©runbfö^en  ftd^  fo  oiel  betlegten,  al§ 
fte  ju  einem  unt^ätigen  unb  unfaubem  Seben  gu« 
träglid^  glaubten.  SKebrere  gübrer  ftanben  an  ibrer 
©pi|e,  oorjüglic^  ein  gcwiffer  9lbelpbiu§,  oon  bem 
fte  aud^  Slbelpbioner  biegen;  anberc  §äupter  »aren 
©ifd^of  ©uftatbiuS,  ©aboeS,  ©abba§,  §erma§unb 
©inteon.  ®ie  SDieffaliancr  Dcrbrciteten  ftd^  aB« 
mälig  über  gan^  ©pricn,  ^ampb^Iien  unb  Spcao» 
nien.  9luf  ffird^enoerfammlungen  erlief  man  ©traf» 
gefe^e  toiber  fte,  in  bereu  golgc  fie  oerjagt  unb 
ibre  ftlöfter  oerbrannt  würben.  Sb^oboftuS  ber 
Süngere  begriff  fte  428  unter  bem  gegen  ftcfecr  er» 
laffenen  ©efe^e ;  beffenungead^tet  erbiciten  fte  ftd^ 
bis  auf  fpötere  Sabrbunberte,  unb  eS  ift  fein 
Stoeifel,  bafe  fte  im  12.  Sabrbunbert  in  ber  ©ectc 
ber  Sogomilen  (f.  b.  5lrt.)  wieber  auflebten.  [S)ük.] 
^t^afpRcaüonj  f.  Opfer  ber  SReffe. 


1311 


SKefebud^  —  SWcffe. 


1812 


^fiiu^,  f.  ÜRiffale. 

IgBeffe  (Missa)  ijl  bie  t)ortt)aItenbe  IBejeid^nung 
beS  cud^ariftifd^cn  Dt)fer8  unb  feiner  Uturgifd^cn 
tJfeier,  fomie  bed  fjformulard,  nod^  loeld^em  bieje 
^ter  Ott  ben  einzelnen  Sagen  Derlöuft  1.  Missa 
in  bcr  Sebeutung  t)on  d^riftlid^er  Dt)ferfcier  fommt 
Dereinjelt  bereits  im  2.  Sol^rl^unbert  Dor;  ftd^er 
bejeugt  ift  ber  IRame  bei  bem  1^1.  ^mbroftuS  ^p.  20 
unb  Sermo  25)  ut^  in  ber  Peregrinaüo  Silviae 
gegen  9lu§gong  beS  4.  Sal^rl^unbertS.  ©eit  ®re« 
gor  t)on  Sour§  unb  bem  1^1.  ©regor  bem  ®ro^en 
ift  Missa  bie  ftel^enbe  unb  allgemein  gebröud^Iid^ 
äejeic^nung  für  bie  geier  beS  l^eiUgen  Ot)ter8  ge- 
tooxhtn.  2)a§  SBort  ift  nid^t  Don  k%>s,  nod^  aud^ 
t)on  fiu7)(7tc  ober  gar  Don  bem  beutfd^en  mäss,  f on- 
bem  Don  mittere  abzuleiten  unb  afö  ©ubftantiD« 
form  ftatt  missio,  nid^t  al3  $artici))ium,  n)0su 
ecclesia,  concio,  hostia  ergänzt  »erben  mü^te, 
in  faffen.  ©eine  nöd^fte  Sebeutung  ift  Sntlafjung 
einer  ^erfammlung,  bie  auf  @runb  einer  amtlid^en 
Berufung  ^ufammengetreten  ift  unb  barum,  xoxt 
bie  red^tlid^en  fjformen  im  ftaatlid^en  unb  bärger» 
Hd^en  Seben  be§  römifd^en  SSoIIed  e§  f  orberten,  aud^ 
amtlid^,  mit  einer  gennffen  t$eierlid^feit  gefd^Ioffen 
unb  aufgel^oben  »erben  mu^.  @o  »urben  Don 
alters  i)tx  bie  SSerfammlungen  bed  ©enats  unb 
ber  Somitien  mit  einer  eigenen  ßnüaffungSformel 
beenbigt.  Sin  öl^nlid^ed  l^erfal^ren  mu^te  ftd^  bei 
ben  gotte§bienftlid^en  SSerfammlungen  ber  römi« 
fdl^en  Jtird^e  um  fo  mel^r  geltenb  mad^en,  ba,  fo» 
lange  bie  ffated^umenatSprapS  in  Uebung  ttar, 
bie  ffated^umenen  jienen  nur  bi§  jur  Sefung  ber 
^eiligen  SBüd^er  unb  bi§  ju  bem  baran  ft(|  an- 
fd^Ue^enben  Sel^rDortrag  beimol^nen  burften;  e§ 
mar  ba^er  notl^bienbig,  biefelben  Dor  93eginn  ber 
eigentlid^en  Opferl^anblung  burd^  3uruf  be§  am» 
tirenben  ©iaconS  gu  entlaffen.  S)urd^  eine  jtoeite 
Sntlaffung  mu^te  gleid^ertoeife  am  @d^Iuffe  ber 
^eiligen  ^anblung  ben  ©laubigen  bie  Srlaubni^, 
fxä)  ju  en^emen,  ertl^eilt  »erben.  ®ie  SBegcid^nung 
Sntlaffung  ging  bann  afö  9{ame  auf  ben  Sl^eil 
beS  ®otte§bicnftc§ ,  beffen  9lbfd^Iu&  mit  jenem 
Missa  est  angefünbigt  »urbe^  unb  Don  bem  Sl^eil 
»eiterl^in  auf  bie  gefammte  l^eUige  ^anblung  über; 
fo  gemann  bad  ^bStractum  Missa,  öl^nlid^  ben 
liturgifd^en  9}amen  Collecta,  Processio,  Statio, 
einen  ber  Slnfd^auung  beS  SoHeS  entfprcd^enbcn 
conaeten  @ebalt  unb  Derlor  in  ber  fjfolge  feine 
©runbbebeutung  bis  bal^in,  ba^  eS,  gumal  in  ber 
9form  ber  ÜJlel^raal^I  (Missae),  Segei^nung  für 
ben  öffentlid^en  ©otteSbienft  über]^au})t,  für  baS 
feierlid^e  ©tunbengebet  unb  für  einzelne  Xl^eile 
beSfelben  »urbe.  Sieben  ben  Missae  matutinae 
unb  Missae  vespertinae,  ber  SJlatutin  unb  $e§» 
ptt,  »erben  bei  Saffian  unb  in  ber  SRegel  beS 
1^1.  Senebict  felbft  bie  Scfungen  be§  canonifd^en 
OfficiumS  aJlcffen  genannt.  ®a  ba§  l&eilige  Opfer 
baS  ^auptmoment  ber  geftfcier  über]^au})t  btibet 
fo  lag  e§  nal^e,  ba^,  »ie  eS  Dom  frül^en  SRittelalter 
an  gefd^a)^,  aud^  ber  geft«  unb  geiertag  feffift  mit 


Missa  bejeid^net  »urbe ;  ba  »ettad^  ju  bm 
^auptfeften,  }umal  }u  Jhrd^metl^  unb  ^fto)- 
ciniumSf efien,  bad  93oII  Don  aOen  Seiten  ja^ 
menftrömte  unb  infolge  beffen  an  fold^  top 
frül^ieitig  Sal^rmörlte  angefe|t  »uiben,  fo  ging 
ber  9iame  9Reffe  auf  bie  mi^altung  beS  3o^ 
morfteS  felbfi  über;  bejeugt  tfl  3Reffe  in  1^ 
mercantilen  93ebeutung  feit  bem  14.  äal^l^unbot 
—  S)ie  Srflömng  Don  Missa  im  Sinne  DonSi" 
enbung^2)arbringung^  Eingebung  (transmisno), 

0  ba^  e§  fo»ol^I  bie  Smporfenbung  ber  ©ddtkec 
Slöiäigen  ju  @ott,  aß  caxq  bie  Sarbringung  M 
burd^  bie  Sonfecration  auf  bem  9Itare  gegeitttfir* 
tig  gemorbenen,  auf  benfelben  l^rabgefanbtenttri 
Härten  ©ottmenfd^en  Dor  ber  göttlid^en  9RQie|üii 
bejeid^e,  fo»ie  im  @inne  Don  dimissio  (=  le- 
missio  peccatorum,  9lad^lag  ber  ©unben  ndi 
©ünbenftraf  enX  ift  et^mologif  d^  unb  ^iftorifd^  mlji 
»ol^I  begrünbet.  2)a8felbe  mu|  Don  ber  StflSnni 
gelten,  »eld^e  baS  ©enben  auf  bie  Seitröge  p  ba 
^QQptn  ober  auf  bie  SSerti^eilung  ber  SuIogicnlie> 
jiel^t,  »ie  aud^  Don  bec|enigen,  »eld^  bad  €tmm 
»ort  mittere  im  ©inne  Don  SSerrid^ten  auffo|t 
»onad^  Missa,  entf))red^enb  bem  Izvzonp-^  eis* 
fad^l^in  bie  ^mtSDerrid^tung,  9mt  (alt^o^bodfil 
ambaht)  bejeid^nen  foD.  9{euerbin88»iud>eM]88a 
mit  Schüo  unb  Siloe  (=  missns)  in  Sedtnhni 
gebrad^t  unb  bal^in  erHdrt,  bag  bomit  bie  0|)fa" 
feier  als  bie  ^anblung  bejeid^net  xonAt,  in  öd> 
d^er  bie  Opferfenbung  S|ri&i  fid^  emeuett  ba 
mitopfemben  ©laubigen  bie  Sntla^ng  Don  &» 
ben  unb  ©ünbenjtraf en  ge»ö]^rt  imb  bie^  %i^ 
la^  am  ©d^Iu^  ber  ^m  hwcä)  Ite  missa  ed 
feierlid^  angefünbigt  »irb. 

2.  S)ie  Sinfe^ung  unb  erfie  gfeier  ber  (etfiga 
SReffe  »urbe  Don  SbrifhtS  bei  bem  Ie|ten  $af|4* 
mal^I  DoO^ogen,  }u  oeffen  StituS  bamafö  fi^em^ 
ba§  grofee  ^aDel  ($f.  112—117)  gel^  3* 
^nbeutungen  ber  l^eiligen  ©d^rift  geben  leine  ^at 
9lu§htnft,  ob  ber  ^err  99rob  unb  SBein  nmnittrf> 
bar  nad^  einanber,  ober  fd^on  im  Serlmtf  bd 
SJtal^Ied  ba§  93rob  unb  bann  am  ©d^btjfe  bd 
S^cM  ben  Rtl^  confecrirt  l^abe,  nod^bnn  er  md> 
l^er  ben  Süngem  bie  SBeifung  gegeben,  bo|  (dk 
Don  bem  einen  confecrirten  Srobe  effen  unb  otf 
bemeinen  confecrirten  ff  eld^etriidenfoDten.  Scbei* 
faO§  ging  ber  )»eifad^en  (Sonfecrotion  ber  afle 
S^eil  be3  ^aUel  DorauS,  fo  ba^  bie  gfeier  ber  ifi' 
ligen  Sud^ariftie  im  Sönaculum  bi^  Sob«  nb 
S)an!gebet  eingeleitet  »urbe;  an  bie  Sonfecraiii« 
fd^Io^  fid^  fobann  ba§  93robbred^  unb  bie  lal' 
tl^eilung  beiber  confecrirten  ©ubftongen  an  bie 
Sünger  (bie  S^ommunion)  an.  2)ie  9pofid  b* 
gingen  bie  eud^ariftifd^e  S^ier  oemö^  bem  bf* 
trage  be§  ^erm  unb  im  9nfd^Iu|  an  bie  Dont|i 
Dorgejeid^nete  Orbnung.  Wi  Seftonbt^  bo» 
felben  finb  im  9{euen  Xeftomente  erttäl^:  Me 
©d^riftlefung  unb  ber  ßel^ortrag  ber  fl|«Pi 
(apg.  2, 42;  20,  7.  1  S^eff.  5,  27.  6ol  4, 16. 

1  Xim.  4, 13),  ber  ^ßfolmengefang  (?H)g.2,46f. 
(Spf),  5, 19  ff.),  »itt-  unb  ©onfgebet  («pg.  2,44 


Xitn.  2, 1  ff.),  bte  ^arbtingung  t>on  iBrob  unb 
Bein  (Offtrtoiium),  fottii«  anbeter  @aben  für  baS 
OBthifonK  SicBrinuuit  unb  jm  Unttrp|ung  bet 
dncn  (Wpß.  2,  46.  1  (Sor.  10, 16;  11,  20 ff.; 
6, 2),  bif  eonftafltiDn  unttr  S^onffagiing  (eäya- 
vttU)  wib  ©(giuma  aß  ©tbä^i^feter  Drö 
'jabH  brt  ^cim,  bdS  Sref^tn  bt§  SrobeS  unb 
[c  eoanmuiüm  (%pg.  2,  42.  46;  20, 7.  1  Soi. 
0, 16 ff.;  11,  20 ff.),  ea  finb  biefe  bit  §auft- 
t9ai^>tl)cÜt  btr  SBeifrier,  mric^e  fi^on  in  Stni« 
ibm  BOT  bcr  Si^ßi^nng  ber  91pDfle{  in  düt 
Wi  in  Qttiraud^  flonbtn  unb  Don  aütn  ^a- 
dn  Ttttät  i^rei  3ei^cnung  feftge^alten  mui' 
tt^  bit  banim  au(^  in  btn  oeif^iebmen  fiihii< 
int,  md^  fic^  in  bet  ifolge  auSbilbeten,  ds 
B>  au§  bn  Utiitutgit  übeifomment ,  gemein' 
(ofUi^  St^gul  gleidimä^ig  bema^rt  finb.  Sßie 
ic  CnturicDung  bei  ÜRegfeiei:  bm  ber  apofloli' 
1)a  3cit  on  bid  %u  bei  ^uSgefialtung  bei  man- 
tafalttont  Situigien  im  4.  unb  5.  Sta^t^unbeit 
4  im  einzelnen  DoUjog,  toiib  taum  naijuAellen 
m.  &\^1i<Si  ^oben  fil^on  bie  StpofJel  feloei  in 
n  tum  i^m  gegiünbeten  unb  jtleileten  Siirä)tn 
iifct  Seiet  eine  ben  öitlid^en  !Ber^äItRi||en  unb 
OB  e^aiatter  btS  SSoOti  mtfpie^enbe  @e^It 
tgtBni,  fo  bo|  eine  33eifc^ieben!|eit  f^on  in  bei 
pl^Iifi!^  3eit  obnatten  mugte.  S)ie  SBeitei- 
Stnnig,  Seiei^eiung  unb  üuSgeftaltung  bet  STieB* 
lia  anf  bet  afiofblifii^en  @tunblage  ging  bann 
Bi4  bie  Stf^öfe  oflmältg  oor  fid^.  S)ie  Uebung 
eiftnisen  ftii^en,  nel^e  ocn  Anfang  an  in  grä^e* 
»  fbife^en  flonben  ober  ftüt)jeittg  gu  grdgerei 
tAoitams  gelangten,  mat  fiti  bie  »on  itinen  auS- 
tgoneencn  unb  il)nen  unterfieQten  ^r^en  maV 
Atnb;  fo  bilbett  fiiii  in  ben  ^)atriarc^al|prengfln 
ob  bnz^  gon^e  ifir^en))rDDinjtn  ein  fin^eitli<!)fr 
Vbataäi  auS,  unb  tS  entftanben  bie  Detf^tehenen 
Üngien,  meldte  Die  alt^eigebru^te  unb  bereif- 
(jt  Ol  (Seihing  «raten,  aI3  ber  ifir^e  &ffentlid|e 
Imfnmiing  unb  boTIe  ^^lei^eit  gewährt  tsurbe. 
!)ttfc  nuninigfaltigen  QRcgliturgien  oeteinigen  fie^ 
tttm  fonifitt^ue  nad)  ju  jtiiei  Stämmen,  beni 
(t  onentatif^en  unb  bem  ber  abenblänbifiben 
Bn^  S)ie  ältefie,  im  a^ten  99u[^  bet  apo\ltf 
^^eon^tionenDotlpnhigertjaitctiemüi-fien:- 
lÄifd^  Siturgie  ifl  bie  f^on  fcE)c  au§gcbet)nte 
InncBttnif^e,  nxlc^e  mit  bem  Scri^le  ^uftin^ 
Ber  bie  geiei  ber  €uc^atiftie  im  (Sinftange  fle^t. 
et  biefdbc  bie  urf))iüngli[f)  apoftolif^e  Silurgie 
■kbttgibt  unb  n>äl|tenb  bet  btei  ftftcn  Sa^Tliun' 
Mt  in  bei  Ait^e  allgemein  befolgt  iDuibe,  [o  bag 
i4  eiß  in  4.  3a^rl|unbett  auS  il)r  bie  Siturgien 
to  tii^Intn  Ain!^en))tDt)ingen  entmicfelicn,  miig 
i^tngepdU  bleiben.  Untet  !ef)teten  finb  bie  nic^^ 
igeitn  bie  be«  1)1  Slpo^lS  3acotiu3,  nää)t  bem 
Sptogel  bun  ^erufalem  eigen  mar,  bie  uon  91Ie> 
Bbiitn,  beten  elfte  O^iffung  bem  ^I.  3}!arni3  ju- 
tttiitlicuniirb,  bieberflirtSenongonflanlincHKl, 
Ope  but^  ben  :^L  SBofiliuS  unb  ben  ^1.  3o^<in- 
91  C^t^foflonutB  refotmitt  mürbe  unb  in  bei 
toy^^  Air^  bie  meite^e  ^etbteitung  fanb, 

Cbd^Olf«.  TUL  2.  Run. 


ffe.  1314 

biE  armenifcfee  beS  !)I.  ©tegor  SHuminator,  bie 
jqro-c^albäifd^t  ber  p.  IbbäuS  (Itwbbaue)  unb 
5inari3.  (*BgI.  b.  Stt.  Situtgien  oben  ©.  17  ff.) 
—  3m  iH&eiiblanbe  befjauptete  Don  Stltetä  ^et  bie 
tomiii^e  Sihitgie  ben  5Borrang;  neben  it|i  waren 
bie  jog.  mojQiabifctie,  bie  gaUiconifi^e  unb  bie  om- 
brofiaiiifdje  auf  engere  ©ebictc  bc|d)ränlt.  SBelii^ 
Siilmittlimg  bie  Dom  ^I.  ißetruS  in  Stom  gegtün' 
bete  Siturgie  Dutil^  bit  erpen  Sotitfiunberte  l&in  r» 
fn^ten  i)nt,  obtt  ob  aui^  Jiet  bie  clemcntinif^ 
Siturgie  befolgt  unb  bon  $Qt>fl  Samafufl  bui^ 
DDÜflänbigc  llmbilbung  erft  ju  bei  fortan  gelten< 
ben  römiji^eu  Situtgic  umgeflaltet  ttmtbe,  witb 
(ine  roo^l  niiftt  }u  IBfeube  gftoge  bleiben,  ©id^er 
ift,  bau  b'^  Jii^  3^t  beS  ^otiftei  ®antafu3  I.  be- 
fte^enbe  ^legorbnung  bun^  bie  ^53^t  Seo  I., 
@elaftu§  unb  9)igiIiuS  Steformen  erfutir.  ©obami 
i)ßt  $apft  @iegoi  bet  ©ro^e,  toie  fein  SSiogtop^, 
ber  Iiiacon  3o^anneS  (2, 17),  berii^tet,  „ben  ge- 
Infianifcben  TOe^cobes  in  Sin  SSu^  jufammen- 
gcbrüiigt,  wobei  er  SßieleS  auSgeloffen,  SBenigeS 
gciiubcrl,  6-inigea  für  bie  Srlilutetuim  bet  eoan- 
gelijif)eu  Sefcftüile  jinäugetban".  33ie  $täfattonen 
unb  bie  auf  baS  ftirt^enjafit  bejüglii^en  Sufäfte 
im  Sanon  mürben  auf  eine  gelinge  3tif)I  befc^ränfl; 
im  ^nnon  mürben  bie  SDorte  dieequenoBtros  etc. 
iinb  mit  bemfelben  bal  ®ebtt  beä  ßettn  mit  bem 
gm6oli§mu§  eingefügt.  33ie  römifdle  Situtgie  lam 
in  ber  ©eftnll,  tDeli^e  {fjz  gur  3eit  ©regorS  I.  gt- 
gcbcti  loürbcn  mar,  aümälig  im  gangen  ^benblanbe 
in  ^iifnnt)rTie;  nur  in  ber  maüünbiftöen  ßii^t 
blieb  bfr  ambrofianif^e  unb  in  ber  Goiporiä- 
Phrifti-ffüiiclle  ju  Solebo  ber  mogarabifi^e  SHitu« 
kflclien.  Xic  Situigien  bei  öfteren  Drbenfmb 
troti  tlcijier  iüerfii&iebentieiten  einfaift  greaDrianifcft. 
"ilad)  ©rcgor  bem  ©ro|en  l^at  bie  römifd^e  SKefe' 
orbnung  eine  beträäillic^e  Menbetung  nid^l  me^r 
erfahren;  nur  bal  ©ta^etgebtt,  ba9  ©loubenS- 
bcteimtnifi,  bie^tiHgebete  jurDt'ffningmitSluS' 
nafinie  bet  ©ecrete,  einige  bie  Kommunion  ein- 
leittnbenunb  begleitenben  ®ebete,  ba§  ©cblu^gebel 
Placeat  mit  bet  grl^eilung  beS  Segen§  unb  enb- 
lifE)  ber  ^tolog  be«  Sotjannei-fioangetiumS  finb 
ttfl  im  a^etloufe  be8  3)littelaltcr§  in  ben  Ordo 
aufgenommen  morben.  SDie  Don  bem  ^eiligen 
^apft  5Jiu§  V.  bunftgefü^rte  Reform  bei  ffllif- 
fale  (1568)  ^tte  nit^t  ben  S'^oti,  ben  gregoria' 
nifc^en  9titu§  a^uänbem,  fonbem  i^n  unler  ige- 
rürffit^tigung  unb  gr^oltung  bet  jüngeren  3"? oje. 
mel^e  butd)  allgemeine  ^lufna^me  te^ttii^  befeftigt 
erfdjienen,  miebett)eriuftellen.  S)er  3uttiad6§  an 
ajteffen,  mcldje  neue  ge^e  mit  fic^  Ätai^ten,  ^at 
nur  bie  gormulote  geme^tt,  in  her  ÜReßorbraing 
|cl6ft  ober  (einerlei  äenberung  Deranlaßt. 

■;.  5)ie  ®c&ete  unb  derimonien,  roel^e  bei  jeber 
HJcfsfeier  mieberlefjten  unh  faum  einen  Slßeditel  er- 
fflljreTi,  l)üt  ba§  SKiffalc  in  bem  Ordo  Mieaae 
unb  Canon  Missae  alS  ein  fle^enbe§  iformulor 
iuiammengefteCt.  3n  hnSjelbe  werben  an  ben  ein- 
äclnen  Sogen  unb  ^nläffen  bie  biefen  eigenen  ®e- 
bete  unb  Pefungen  eingeji^altet,  ttiie  bie^  tn  hea 


1315 


ÜReffe. 


1316 


Derfd^iebenen  Sl^eilen  be§  90tt|fale  k)orgefe]^en  ift. 
2)aburd^  entfielet  ein  SBed^fel  in  ben  iDle^formu- 
(arcn  unb  in  bcr  SKe^fcier  fclbfl.  ®cm  SagcSoffi» 
cium  entfpred^en  bie  Missae  de  Tempore,  totl6)t 
fid^  nad^  bem  Verlaufe  be§  Jhrd^enj[a^re§  richten, 
unb  bie  Missae  de  Sanctis,  be)tt).  de  Fesüs, 
tocld^e  ben  einfoDenben  geften  eigen  finb.  ®ie« 
ienigen  SWeffen/  beren  gformular  einem  befonbem 
anliegen  (yotum)  einf^Iie^Iid^  ber  Sfürbitte  für 
bie  SSerftorbenen  Sed^nung  trägt,  nennt  bie  Situr» 
gi!  Missae  votivae,  unb  gttar  Missae  yotivae 
privaiae,  »enn  e§  fidl^  um  ein  ))ri))ated,  unb 
Missae  votivae  solemnes,  n)enn  eg  M  um  ein 
ßffentlid^eg  anliegen  l^anbelt.  (Sofern  ba§  l^eilige 
Dffer  in  ©egenttart  ber  ppid^tmä^ig  jum  ®otte8» 
bienfte  tierfommelten  ©emeinbe  (bal^er  ber  9{ame 
auva&c,  collecta)  unb  mit  beren  Xl^eilnal^me 
(burd^  (Sefong  ber  bem  (Sf)Ox  jufallenben  Xl^eile, 
t)or  alters  aud^  burd^  Oblation  unb  Sommunion) 
gefeiert  mirb,  l^ei^t  bie  (^eier  Missa  publica,  bei 
^rd^Iid^en  Korporationen  Missa  conventualis  im 
©egenfo^  in  ber  Missa  privaia  (aud^  Missa 
quotidiana),  toeld^e  ber  ^rtefter  ol^ne  ©efang  unb 
Qugere  @oIemnitöt,  gemiffermo^en  afö  px\t)att 
Uebung,  Ue§t.  3m  ^Itertl^um  nal^men  bie  einer 
ftird^e  ongel^örigen  ^riefter  in^gefammt  burd^  Son» 
celcbration  mit  bem  eigentlid^en  Eelebronten  an 
ber  3feier  einer  unb  berfelben  2Reffe  tl^otigen  9ltt« 
tl^eil,  tt)ie  aud^  bie  übrigen  Steriler  je  nad^  i^rer 
9Bei|eftufe  mitbetl^eiligt  n)Qren.  S)ie  Soncelebra« 
tion  mel^rerer  ^riefter  n)urbe  im  SSerloufe  beS 
aWitteloIterS  immer  feltener  (ogl.  S.  Thom.  Aq. 
Summa  theol.  3, 82, 2) ;  nad^  ber  geltenben  2)i§- 
ciplin  ift  biefelbe  einjig  nod^  bei  ber  ßrtl^eilung 
ber  ^ricjier«  unb  ber  95ifd^of§toei]^e  juläfrig  unb 
Dorgefd^rieben.  93on  jener  93et]^eiligung  be§  ge» 
fommten  KleruS  an  ber  (Jeier  beS  l^eiligen  DpferS 
l^at  ftd^  bie  (^orberung  erl^alten,  ba^  5ur  Missa 
solemnis  ttenigftenS  £>iacon  unb  @ubbiocon  con» 
curriren  muffen  unb  eine  größere  äußere  ©olem» 
nität  (®cfang,  Sncenfation,  größere  3ö^^  öon 
aitarferjen)  eintritt.  SDie  »Keffe,  meldte  mit  ®e« 
fang  be§  ^riefter§  imb  beS  S^oreS,  aber  ol^ne 
SBet^eiligung  öon®iacon  unb  ©ubbiacon  gefeiert 
tt)irb,  bie  Missa  cantata,  ift  al3  @rfa^  ber  Missa 
solemnis  ju  betrad^ten  unb  nimmt  an  einzelnen 
SSorred^ten  berfelben  tl^eil.  S)ic  Kelebration  ber 
l^eiligen  3)leffe  ol^ne  ieglid^e  ^fftften^,  bie  Missa 
solitaria,  unterfagte  bereits  ba§  Soncil  Don  SJlaiu} 
Dom  Saläre  813 ;  ba§  SSerbot  »urbe  auf  oerfd^ie* 
benen  S^noben  erneuert  unb  auf  einen  meitem 
UmfreiS  auSgebel^nt.  Sin  Diel  gerügter  SOti^braud^ 
im  SRittelalter  n)aren  bie  Missae  bifaciatae,  tri- 
faciatae  etc.,  hield^e  in  ber  SBeife  gel^alten  ront* 
ben,  ba^  berfelbc  Kelebrant,  um  mel^rere  3tttcn» 
tionen  ju  pcrfoloiren,  jttei  ober  mcl^rere  SWcfe« 
f  ormulare  unmittelbar  nad^  einanber  oom  3ntroitud 
bi§  gum  Sanon  DoOftönbig  Ia§,  ben  Sanon  aber 
mit  ber  Konfecration  nur  einmal  anfd^Io^.  ®ic 
Wecitation  ber  ganzen  SJleffe  ol^ne  Dblation,  Kon« 
fecration  unb  Kommunion,  bie  fog.  Missa  sicca. 


fd^eint  im  SOtitteloIter  eine  beliebte  Slnbad^tSäiimg 
gemefen  m  fein,  totlä^t  bann  afö  6rf(4  fui  bie 
ttirflid^e  uRe^f eier  galt,  menn  biefe  nid^t  )u  ermSg* 
Hd^en  ttar,  toit  bei  Seerbigungen  unb  (l^)mMo> 
neu  am  9}ad^mittag  (f.  Durandus,  Bat.  4, 1, 33), 
bei  (Seefal^rten,  »o  bag  Qäfioardtn  beS  @d^ 
bie  Kelebration  nid^t  }ulie|  (Missa  nautica),  boim 
aud^  bei  5ffent{id^en  Sagben  (Missa  vemitonA). 
3n  einzelnen  Softem  »ar  e§  ben  (SeijUid^  oB 
^flid^t  auferlegt,  nad^  ber  Kont)entuaImef{e  \k 
Missa  sicca  aI3  pnt)att  9nbad^t§äbung  in  ba 
Seilen  ju  l^alten.  —  3n  ber  obenblonbifdjjai  Ärile 
toxxb  am  Kl^arfreitage  unb  in  ber  morgen^lnbifd^ 
an  oKen  Xagen  ber  (^aftengeit  au^er  @am8t^ 
unb  @onntag§  bie  SJtejfe  nid^t  gefeiert,  fonbok 
nur  bie  Don  ber  Dorl^ergel^enben  SReffe  1^  auf« 
beuial^rte  Kud^ariftie  Don  bem  Kelebranten  m!^ 
einem  f eierlid^en  9litu§  genoffen ;  ba  biefer  auS 
ein}elnen  Xl^eilen  ber  9)le|liturgie  jufommmgeMi 
unb  berfelben  öl^nlid^  gejtaltet  ift,  fo  mirb  Viqt 
t^eier  Missa  praesanctäcatomm,  XeixoupxlaTaiv 
icpoT]7ia(7(iev(ov,  genannt;  bie  truQanifd^@9iube 
(692)  !ennt  biefelbe  unb  il^ren  9lamen  oIS  ciSj/O' 
fömmlid^. 

4. 2)ie  Kintl^eilung  ber  3Re^f  eier  in  Missa  eate- 
chumenorum  unb  Missa  fidelinm  ifi  burd^  Me 
altd^riftKd^e  ^rcanbi§cipUn  Deranlo^t  unb  bomit 
l^iftorif d^  bered^tigt.  Sngebeutet  ifi  biefeße  in  ber 
93emerfung  bed  %  ^uguftinuS  (Sermo49,8): 
Ecce  post  sermonem  fit  missa  [=  dimissio] 
catechumenis :  manebunt  fideles.  Siefe  Visto' 
fd^eibung  finbet  ftd^  aud^  bei  ben  mitteloltecrt^a 
2:]|eoIogen^Ie£anberDon&aIe§,9Ibertbem®cofen 
unb  S)uranbu3;  Ie|terer  |ebt  l^erDor:  Missae  of-. 
ficium  in  duas  prmcipaJiter  dividitor  parftes^ 
videlicet  in  Missam  catechumenorum  etlGs- 
sam  fidelium.  Missa  catechumenorum  abln- 
troitu  usque  post  Offertorium, . . .  Missa  veio 
fidelium  est  ab  Offertorio  usque  ad  Post- 
communionem  (Rat.  4,  1,  45  sqq.).  3)ie{dta 
feigen  gleid^mol^I  im  allgemeinen  Don  biefer  Stei* 
lung  tt)ie  Don  ber  l^iftorifd^n  Suffaffung  ber  üta^ 
gie  überl^aupt  ab  unb  gliebem  im  Snterejfe  ber 
m^ftifd^en  S)eutung  bie  l^eilige  E^anblung  in  tikr 
ober  fteben  ^auptabfd^nitte  uno  biefe  loiäiet  ii 
jal^Ireid^e  Unterabtl^eilungen  ob.  ^ranbuS  (Lc^ 
50)  fü^rt  aud^  bie  an  1  %m.  2, 1  fid^  anfd^iele»' 
ben  Dier  Xl^eile  ber  Stetige  nad^  ouf :  a.  Obseoa- 
tio  (föeld^e  Dom  Kingang  bis  ^ur  ©ecret  rei^Oi 
b.  Oratio  (biS  jum  Pater  noster),  c.  Postalatio 
(bi§  5ur  Kommunion)  unb  d.  Oratiarum  aetio 
(bie  9{ad^übungen  bi§  jum  @d^Iu^  eni^olM). 
Dbtool&I  jene  Stoeitl^eilung  eine  red^tfid^  oberbö- 
ciplinöre  Sebeutung  nid^t  mel^r)^,  foerfd^ji' 
bod^  aud^  Iiturgif(|  unb  rituell  burd^ouS  gcte^* 
fertigt.  3n  aKen  fiiturgien  1^  n&mlid^  bie  91^ 
feicr  in  il^rem  erftcn  Sl^eile  burd^  bie  Sedloi«» 
meldte  neben  ber  gemeinfamen  ©ebetSübung  ^ 
fonberS  l^erDortreten,  einen  Donoaltenb  bibac^^ 
Kl^arafter.  Snfolge  beffen  bittet  berfdbe  bie  Sw* 
feier  ber  ©löubigenmeffe  unb  !ann  botum  on^ 


1817 


5Wcffe. 


1318 


Si4  Jßütmf^t"  genormt  iDetben.  3ur  eigettt» 
n  C^erfeier  fielet  fie  in  bemfelben  SSetl^öItnii 
mi)t  im  Seben  mtfeted  ^erm  bie  Sel^rtl^ötigleit  jur 
Infotifentng  am  Iheuge.  S)ie  liturgifd^e  Snet* 
leiimnig  bUftr  Sll^Imtg  ift  nod^  ie^t  in  ber  feier- 
tUtjfm  $ontiftcaImejfe  QU§gef))rod^en,  inbem  näm* 

aber  Sifd^of,  abgefcl^en  Don  bem  Staffelgebet 
ber  3ncenfation  bed  «(tared,  bie  aRe^Uturgie 
Mi  fjom  Offettorium  auf  feinem  Xf^xont  (feiner 
Eat^cbroX  iebod^  bie  eigentßd^e  0]^ferl^anbIung 
U^  bis  )um  Sd^Iu^fegen^  toit  ieber  ^rieftet,  am 
nttore  twntimmi  —  Sie  ©löubigenmeffe  (^sa 
MeKam)  f e|t  fid^,  il^tem  Sßefen  entfpred^enb,  aud 
pDei  ^oupttl^en,  bem  0))feract  (Sonfecration) 
nb  Dem  Opfermal^I  (Sommunion),  jufammen; 
bem  erfien  biefet  Xl^eile  gel^t  naturgemög  bie  3u- 
raffamg  ber  0))f ergaben^  baS  Off ertorinm  mitben 
OpfenmgSgebeten  Doran.  ^ffen  mir  biefe§  ald 
rtan  feibftönbigen ,  roam  aud^  untergeorbneten 
Z^etl  auf ^  f 0  ergibt  fid^  f olgenbe  (SKeberung  ber 
IGesa  fidelium:  a.  bie  0))ferung,  b.  bie  Son- 
ftoatiim  unb  c.  bie  Sommunion^  tDoran  fid^  afö 
6d^Iu|t]^U  d.  bie  ®ebeteunb  Uebungenanfd^Uegen, 
M^  bie  SReffe  gu  ßnbe  fül^ren. 

5.  S>ie  l^eiligf eit  ber  ^anblung  verlangt,  ba^  ber 
leletomt  tu>n  f d^tterer  Sünbe,  Cenfuren  unb  ärre* 
IBlarÜfttenfrei  fei;  burd^))ofttit)eIird^Iid^e93orfd^ft 
|l  an§  (El^bietung  gegen  bad  l^eilige  @acrament 
tf  jejnninm  naturale  geforbert,  unb  mit  9iäd« 
d^  auf  bie  für  bie  £)))ferf eier  Dorgefel^ene  Xaged« 
tt  ift  iKctangt^  bog  ber  ^riefier  baS  ber  ^lad^t« 
it  ong^örenbe  Officium  (9Ratutin  unb  Soubed) 
ir  ber  (Edebration  perfobirt  l^abe.  2)er  nöl^em 
feortcreitung  bient  baS  betrad^tenbe  ®ebet,  fon)ie 
€  gkflimmung  beS  SBiüenS.  bad  l^eilige  Opfer  ju 
lOäüqen  unb  beffen  t$räd^te  in  einer  beftimmten 
V^^i  Ontention  im  engem  @inne)  aufzuopfern. 
B  tnünbUd^SorbereitungSgebete  gibt  ba§  SRiffale 
nf  mdn  efater  Sntipl^on  }ufammengefa^te  $fat- 
M  mit  fieben  Orationen  an  bte  ^anb,  Don  mli)vx 
d^  um  ben  ©nabenbeijtanb  bed  l^eiligen  ®eifte§ 
ti^cn.  UmSrrungenunb  Störungen  bei  ber  l^eiligen 
mblung  t)or}ubeugen,  fyxi  ber  Selebrant  Leiter- 
in baSbetreffenbeSRe^formuIarburd^Sufel^en.  SHe 
^cnAttMifd^g  foD  neben  ber  natürlid^en  S)ecen} 
■d^  Ott  f^mbolifd^e  ^anblung  bie  innere  93er« 
iHinig,  nömlid^  baSSerlangen  f  5rbem,  badOpfer« 
foct  mib  ben  Opferact  rein  unb  maf elloS  ^u  doQ- 
U^  9tad^bem  f obonn  ber  ffeld^  jugerfiftet  ift,  legt 
«r  Cdeirant  bie  l^ißgen  (Settönber  an.  3ß  für 
it  Htngtfd^  ^anblungen  überl^aupt  eine  eigene 
SiittHeB^ung  geforbert,  bie  ben  ^riefter  al§  ben 
Diener  (Bpfli  unb  SBemnilter  ber  »eilSgel^eimniffe 
«rfldlt  fo  mu^  für  bie  im  ftrengjten  @inne  prie« 
kfÜd^  ^onblung,  für  bie  SRe^feier,  um  fo  mel^r 
im  eigene  (BeUKmbung  emmrtet  »erben.  S)ie  f^m- 
i^Sf^t-oScetifd^  Sebeutung  biefer  ®en)anbftüde  i{} 
R  bcK  einjelnen  Orationen  auSgebrüdt,  tteld^e  ber 
Pridcr  imb  mit  nneri^blid^en  Slenberungen  aud^ 
ler  8tfd^  jn  fpred^en  l^at,  mäl^renb  er  biefelben 
Bdcgt.  Sa  bie  f^mbolif d^  Suff affung  mel^rfad^en 


Srllörungen  Slaum  gibt,  fo  fann  eS  nid^t  befrem- 
ben,  ba^  ba§  ^ontificale  ben  einzelnen  ©etoönbem 
mit  fpecieHer  »egiel^ung  auf  bie  i^nen  entfpred^en- 
ben  SBeil^eftufen  eine  Seutung  gibt,  meldte  oon 
ber  Suffaffung  ber  SRiffalorationen  me^rfad^  db» 
n)eid^t.  3u  ber  aRe^ftetoung  gel^dren  junöd^ft  bie 
linnenen  ^aramente:  1.  baS  Sburnttalt  (amictus, 
f.  b.  «rt.  amict  I,  739),  tocfdJeS  atö  „§elm  beS 
^eiled"  }unöd^fi  auf  baS  ^aupt  gelegt  mb  bann 
auf  ben  3ladtn  l^erabgelaffen  toxti ;  2.  ba§  bis  auf 
bie  gü^e  reid^nbe  Oberfleib  mit  anfd^Iie^enben 
Sermeln,  nad^  ber  fjfarbe  9Ibe  genarmt,  toeld^ed 
an  bie  Steinigung  im  Slute  Sl^rifti  unb  an  baS 
l^immlifdje  Sfeierfleib  mal^nt  (f.  b.  «rt.  «tte  I, 
404) ;  3.  ber  (Sürtel  (cingulum),  gunäd^ft  Der- 
anlaßt  burd^  baS  prattifd^e  93ebürfni^,  bie  Silbe 
aufjufd^ürjen,  n)irb  unter  ber  Sitte  angelegt,  ba^ 
ber  Selebrant  geiftig  mit  fiauterfeit  unb  Sntl^alt« 
famfeit  gegürtet  toerbe  (f.  b.  «rt.  m,  366).  Sie 
§arbe  ber  nad^  ben  t)orgenannten  @tüd!en  anju- 
Iegenben$aramente,für  meldte  berbeoot^ugteStoff 
Seibe  ift,  foH  bem  Officium  ober  Anliegen  ent« 
fpred^en,  tt>eld^em  ba§  9Re|formuIor  eigen  ift  (f.  b. 
«rt.  garben,  liturgifd^e  IV,  1229);  e§  flnb  biefe 
4.  ber  SRanipel,  eine  am  linfen  %rm  }u  tragenbe 
!Binbe,  el^mafö  ein  @d^n)ei^tud^,  ba§  bie  arbeiten 
unb  Wf^vx  f^mboliftrt  unb  auf  bereu  fiol^n  l^in* 
»eist  (f.  b.  «rt.  Vm,  614) ;  5.  bie  ©tola  (f.  b. 
^rt.),  bie  anfangs  ein  blo^eS  Ornament  mar,  bann 
ba§  SlmtSlleib  beS  S)iacon3  unb  $riefter§  tourbe, 
an  ba3  im  ^arabiefe  oerlorene  JHeib  ber  Unfterb« 
lid^Ieit  erinnert  unb  auf  bie  (^reube  ber  Sttigfeit 
l^intteidt ;  enblid^  6.  bie  Safel,  toeld^e  in  ben  Sht- 
brilen  nad^  il^rer  bi§  gum  9u§gang  bed  SRittel- 
alterd  gebräud^Iid^en  gorm  casula,  planeia,  Dom 
SSoIt  aber  fd^led^tl^in  3Re|gett)anb  genannt  ttirb, 
n)eil  biefeS  $arament  nur  bei  ber  9Re^feier  ge« 
brandet  toirb  unb  oor  allen  anberen  @tüden  am 
meiften  in  bie  ^ugen  föEt;  biefelbe  gilt  afö  Sym- 
bol bed  3od^ed  bed  ^erm,  n)eld9ed  ber  ^riefier  laut 
ber  Oration  fo  tragen  ttiO,  ba^  er  bed  ^erm 
©nobe  gctoinne  (f.  b.  9lrt.  Casula  ü,  2044).  — 
^uf  bem  (Sauge  gumSlltare  toie  aud^  nad^  ber  %ntt 
auf  bem  Stüdftoege  l^t  ber  Selebrant  bad  ^aupt 
bebedt  (ber  Sifd^of  bei  ber  feierlid^en  ^ontifical« 
l^anblung  mit  ber  SRitra,  ber  ^riefter  mit  bem 
Siret;  bie  äRitglieber  ber  alten  Oroen  mit  bem 
Slmict  begtt).  ber  burd^  bad  ^mict  tierl^üllten  ffa- 
puge)  unb  trögt,  toenn  il^m  nid^t  üßiniftranten  }ur 
@eite  {teilen,  ben  ffeld^  felber.  9{ad^bem  er  ben* 
felben  auf  bem  SItare  bereitgeftellt  unb  bad  ^Riffale 
aufgefd^lagen  l^at,  beginnt  er  tot  ben  @tufen  bed 
Sntard  ftebenb  bie  l^eiligc  (Jeier, 

6.  I.  S)ie  Missa  catechumenoram, 
SSormeffe.  —  ®ie  einlcitenben  ©ebete,  loeld^e  in  ber 
^olfdfprad^e  ©tufen«  ober  Staffelgebet  ge- 
nannt »erben,  tocil  ber  ßelebrant  fie  üor  ben  Slltar- 
ftufen  fprid^t,  tragen  in  ben  9htbrifen  ben  9{amen 
Confessio,  entfpred^enb  il^rem  ölteftenunb  l^aupt« 
föd^lid^en  lBe{}atü>t]^eil,  bem  @d^ulbbe!enntni^.  2fn 
ber  öltem  3rtt  t)errid^tete  ber  Selebrant,  to(U(Ct!0& 


1319  SWeffe.  1820 

ber  El^or  bcn  3ntroitu8  fang,  öor  bcn  Slltarftufen  unb  ttjcitcr^in  aud^  bc§  ScIebrontetL  3)a  bie  3u« 

au^er  bem  @ünbenBefenntni|  ftille  ®ebete.  @ett  cenfation  nur  in  ber  feiernden  !lßeffe  emtriit,  fo 

bem  11.  äal^rl^unbert  betet  er  abn)ed^jeTnb  mit  bem  l^at  fie  Dormiegenb  ben  Stotd,  bie  S^erli^Iät  p 

aniniftronten  ben  42.  $falm  (Judica).  S)q3  $er»  erl^ö^en;  bie  weitere  99ebeutung  eined  fQmboKjd^ 

langen  bed  pd^tigen  S)atnb  nad^  bem  ^eiligtl^um  9lcted  ber  Serel^rung  unb  Anbetung  ifi  nid^t  aaS> 

unb  jeine  Suöerfld^t,  ba^  er  erhört  »erbe,  toirb  gefdJIo||en. 

l^ier  burd^  bie  bem  ^Qlm  entnommene  9lnti))]^on      7.  S)en  ]ptcxtlUn  Singang  bilbet  bk 

Introibo  ad  altare  Dei  ju  bem  d^riftlid^en  ^eilig-  ^falmobie  mit  ber  SageSoration,  S^f<^  ^^i^ 

t^nm,  ber  Opferftötte  unb  ber  freier  bed  l^eiligen  ber  SRefponforiengefang  be§  Kyrie  eleison  ndi 

Opfers  in  IBe^iel^ung  gebrad^t.  3n  ben  Semporal-  bie  gro|e  S)0£otogie  eingefd^oben  jfatb.  S>ie  ^ 

meffen  ber  $affton3}eit  unb  in  ben  SRequiemS«  mobie  toitb  burd^  einen  meift  ben  ^almen  (mge* 

mejfen  fönt  ber  ^falm  auS,  unb  ed  nrirb  bie  ^nti»  l^örigen  %ttt  eingeleitet,  mlä^tt  an^  in  ber  9B^ 

pl^on  allein  gefprod^en.93orbemn)urbebiefer$faIm  be§  9}ortrage§  burd^  ben  ©^or  al§  Sntipl^on  fU^ 

baß)  in  ber  @acriftei,  balb  auf  bem  SBege  5um  barfteUt.  S)ie  SSejei^nung  Introitos,  toeU^  bieje 

SItare  recitirt;  bie  3ne^orbnung  ber  S)ominicaner,  ^ntipl^on  im  aRiffale  trögt  (in  ber  am^oftcmi^ 

ffartl^öufer,  Sarmeliten  unb  be§  ambrojianifd^  Siturgie  l^ei^t  fte  Ingressa),  beutet  borauf  ^ 

atituS  jeid^net  nod^  je^t  nur  einige  $JaInti)erfe  Dor.  ba^  ber  (Sefang  berf elben  fourie  beS  ba)u  ^Mf 

Sin  ©d^ulbbefenntnif  bei  bem  93eginn  ber  3Re|-  gen  ^falmeS  Dor  alters  ben  feierlid(|en  ?^  bei 

feier  tennen  alle  Siturgien.  @d  f oII  baSfelbe  in  Selebranten  au3  ber  Sacrifiei  }um  Sttor  beg^ntde 

äSerbinbung  mit  ber  gegenjeitigen  fjfürbitte  al8  unb  ba^  bamit  bie  gfeier  ber  ÜRejfe  begann;  boljiet 

@acramentale  bie  bei  ber  l^eiligen  fjfeier  betl^eiligten  bejeid^nen  jid^  aud^  je^t  no^  ber  Selebrant  m 

^erfonen  reinigen  unb  l^eUigen;  e§  mirb  bal^er  )u«  bie  SJttniftranten  bei  ber  Slecitation  biefer%di|d)M 

nöd^ft  t)om  Selebranten  unb  bann  aud^  t)on  ben  mit  bem  Ihreusjeid^en.  9lad^  bem  (Sbtgang^iDOcte 

SJHniftranten  gefprod^en  unb  nad^  ber  med^fel-  beS  Sntroitug  merben  aud^  bie  etnjelnen  9h|- 

feitigen  t^ärfprad^e  mit  bem  @ebet  um  @ünben-  formulare  unb  meiterl^in  au§ge}eid^nete  liturgrji^ 

nad^Ia^  (absolutio)  gef d^Men,  ba§  ber  Selebrant  Sage  beS  JKrd^nial^reg  benatmt.   iBon  bem  in 

allein  fprid^t  unb  mit  bem  ffreuj^eid^en  befröftigt.  SUtertl^um  fid^  baran  anfd^Iiegenben  au8gd)eia' 

2)ie  tiefe  SSerbeugung  (im  Orient  bie  ^roftra»  ten  ^almengefang  ift  burd^  flüi^ung  beS  9te|* 

tion)  mö^renb  ber  Slecitation,  fomie  bad  @d^Ia«  orbo  nur  nod^  ein  SBerS  mit  ber  2)osoIogie  nä) 

gen  an  bie  IBruft  bei  bem  breimaligen  99e!ennt»  ber  mieberl^olten  Sntipl^on  geblieben.  SHe  Sin^ 

nif[e  ber  eigenen  SSerjd^uIbung  finb  ber  natürlid^e  fül^rung  biefed  Einganges  in  bte!Dle^Iiturgieimdi 

^uSbrud  ber  Sleue  unb  ber  Su^gefinnung  (f.  b.  bem  ^apft  Söleftin  (geft.  432)  jugefd^rbdben.  9Ü 

art.  Confiteor  m,  882).  ®em  auüerptltlid^en  su  feiner  Seit  fd^einen  bie  biblifd^  Sefungen  te 

SSertrauen,  ßrl^örung  ju  finbcn,  geben  bie  93er»  JRe^feier  eröffnet  ju  ^aben  (f.  b.  Art  SWbitaJ 

ftfel  unb  bie  beiben  ©tillgebete  ^ugbrud,  meldte  VI,  837).   S)ie  aiteffe  bed  (Sl^amStagS  vi 

burd^  jene  eingeleitet  merben,  unb  meldte  ber  Sele»  ber  ^fingftoigil  mirb  burd^  bie  feterlid^  SBofjet» 

braut  beim  ^uffteigen  }um  Elitäre  unb  bei  ber  meil^e  eingeleitet;  ein  SntroituS  l^ot  infolgdieffn 

Snfunft  an  bemfelben  fprid^t,  um  für  fid^  DoO«  inbiefenbeibenSRe|fenIeine@teIIe;bieber^ßfii#' 

lommene  ateinigung  Don  aller  @ünbenmalel  )u  er«  t)igil  |^at  einen  eigenen  S^troituS  nur  bom^  tom 

Selben.  2)a§  @taf[elgebet  mit  biefen  Orationen  ift  fie  prioatim  unb  t)on  ber  SBeil^el^nblung  getienil 

ie  Ie|te  SSorbereitung  beS  ^riefterS  unb  l^at  afö  celebrirt  tt)irb. 

fold^e  einen  mcl^r  privaten  S^arafter,  ber  fld^  aud^      3Kit  bem  Stufe  Kyrie  eleison  refponbirte  ge- 

in  ber  9tecitation§tt)ei je,  fomie  barin  funbgibt,  baf  mag  ber  Siturgie  ber  apoftolifd^  SonfUtutiona 

ber  QX^ox  möl^renb  bejfen  bereits  ben  äntroitud  ba§  fßolt  )u  ben  (gebeten  über  bie  ffated^encn; 

fingt.  2)eraUar!ug,  meld^er  anbiejmeiteOration  ber  Sittruf  blieb  in  Uebung,  old  infolge  ber  ge- 

fid^  anfd^Uegt,  ift  ^unöd^ft  burd^  bie  ^inloeifung  önberten  S)i§cit)tin  jene  gfurbitten  megfielen.  ^ 

auf  bie  im  Altäre  rul^enben  ^Reliquien  oeranlagt,  3eit@regor8be§®ro^enfd^eintabmed^feInbKpe 

Mt  fid^  obtt  gleid^faÜS  al§  felbftönbiger  Set  ber  eleison,  Christo  eleison  gefimgen  utd)  bieneni' 

ißerel^rung  beS  SltareS  unb  S^rifti  bar,  ben  ber  malige  9lnrufung  ftel^enb  geworben  3U  fein.  3> 

aitar  re^röfentirt  (f.  b.  3lrt.  ftug).    ©eit  bem  ber  golge  ift  ber  breimalige  Sittruf  an  iebe  ber 

12.  Sal^rl^unbert  ift  e§  ©ebraud^  gcmorben,  in  ber  bret  göttlid^en  ^erf onen  gerid^tet  ®iemltteIaBo* 

feierUd^en  9Jteffe  unmittelbar  nad(f  bem  Staffelgebet  (id^en  fiiturgif er  gaben  }u  bie(er  Dtem^  vaäf^ 

ben  5Utar  p  incenftren.  ©iefcr  SRituS  erfc^eint  fa^e  m^ftifd^e  Deutungen.   S)ie  SJedtotio«  W 

als  eine  gebröngte  SBieberl^oIung  ober  Erneuerung  j^^rie  föSt  toie  bie  anberen  ©efongpdk  }mM 

ber  3ncenfation,  toeld^e  bei  ber  Sinloeil^ung  bed  bemS^ore  }u  unb  l^att>erfd^ene,  nad^banSeP* 

Sttar§  fo  bebeutung^ooS  afö  SQSeil^el^anblung  l^er«  d^arafter  med^fetnbe  ©angedtoeifen;  ber  SdAnvt 

Dortritt.  SBie  iene  mirb  bief elbe  aud^  l^ier  über  ber  l^at  iebod^  aud^  für  fid^  {tiS  biefe  Städte  }u  ftnti^; 

ganzen  fjflöd^e  ber  9lltarmenfa,  juerft  über  bie  SRud!»  nur  in  ber  feierlid^en  SKejf e,  »eld^  an  bie  fttow 

feite,  bann  über  bie  Derbere  ßante,  ^u  beiben  @eiten  be§  Sl^arfam§tag§  unb  ber  ^fingibigil  ji^  ^ 

unb  bem  Unterbau  (stipes)  entlang  vorgenommen  jd^Kegt,  recitirt  ber  Selebrmtt  hai  fti^e  nUf^ 

als  eine  Suftration,  eine  neue  Segnung  be§  SUarS  ^{al^ered  f.  in  b.  Slrt.  Kyrie  eleison  YII,  1269. 


821 


SWcffc. 


1322 


S>ie  tmd^  il^rem  Singang  Gloria  unb  englifd^et 
ofegefong  (hynmus  angelicus)  genannte  gro^e 
Nosologie  (f.  b.  9rt.)  in  ben  feftlid^en  SOteffen  }u 
icttiren,  mar  fett  ®regor  bem  (Stoßen  ein  93or- 
i^t  bcr  SSifd^öfe;  nur  am  Ofterfefte  toox  bieg 
ud^  ben  ^riefiern  erlaubt ;  feit  bem  Ausgang  beS 
1.  äal^rl^unbertS  aber  mirb  ol^ne  Stüdfftd^t  auf 
m  Stong  beS  Selebranten  ba9  @Ioria  regelmäßig 
n  oDen  feßlid^en  Xagen  gefprod^en,  in  beren 
Ratutin  boS  Te  Deum  recitirt  »irb.  Wte  9iu- 
cidßen  l^oben  bie  l^ierfür  geltenbe  Siegel  in  ben 
toS  gefo^^* 

Noo  est  Glo.  sme  Te:  sine  Te  non  dicitur  Ite. 

9i8  )ur  Steuifion  beS  ÜRiffale  burd^  $iu8  V. 
fnben  trfelfad^,  n>ie  in  ben  3ntroitu§  unb  bad 
t^e,  fo  aud^  in  bad  @Ioria  Xxoptn  eingefd^altet; 
i  le|terem  fd^nen  fold^e  an  ben  9)larienfeften 
Igraietn  Sblxi^  gemefen  }u  fein.  S)ie  ^orticular- 
tiffolien  Dor  ^S  Y.  fäl^ren  bie  mit  Sobftunid^en 
Kf  bie  f eligfle  Sungfrau  ertoeiterte  2)osofogie  unter 
er  Sqeid^ung  Gloria  de  Domina  in  ben  maria- 
tf^en  aReffen  auf.  Sri  ber  Stecenfion  be§  Smffale 
stA  ^ßtuS  V.  umrben  Don  ben  frul^er  üblid^en 
ift  Sntonotionen  }um  @Ioria  nur  Dier  bribel^alten. 

Seinen  8bfd^Iu|  finbet  ber  SntroituS  in  ber 
hxüßu,  iDeldbe  bem  Xagedofficium  ober  ber  be- 
tffmbett  HReffe  rigen  ifi :  il^  !ßame  goQecte  (col» 
leU  =  ooDectio),  meld^er  in  frül^efter  3ett  aud^ 
X  gefdmmten  9Re|f der  beigelegt  ttmrbe  unb  fjpöter 
if  bie  ton  gefaßten  Orationen  äber]^au))t  über» 
ng,  $  gefd^id^tUd^  barin  begrünbet  ba|  in  ber 
M^  befi  Wter^md  bie  93erfammlung  ber  ©lau- 
gen inm  SotteSbienfi,  fri  ed  Dor  bem  SuSjuge 
rocessio)  aud  bem  SBerfommlungdori  }u  ber 
c  bie  Sfeier  beftimmten  ftird^e  (siatio),  fei  eS 
i^  ber  %nfunft  in  biefer^  mit  ber  Oration  eröff» 
t^  bo8  ®ebet  über  bie  Derfammelten  ©laubigen 
ratio  ad  collectam,  i  e.  super  populmn  col- 
ctuni)  gefprod^  tourbe  (f.  b.  Slrt.  SoUecten 
I,  603).  2)er  Dtame  mirb  aud^  burd^  bie  furge 
iffimg  beS  ®ebete§,  fonrie  barauS  erflöri,  baß 
e  anliegen  ber  @(öubigen  bereinigt  in  ber  Sol- 
le ®ott  vorgetragen  »erben.  9n  fid^  l^at  bie 
teffe  nur  eine  (SoOecte;  ein  einfaOetd)e§  fjfefi 
ib  ber  Sl^arafter  ber  fird^Iid^en  3rit  t)eranlaffen 
Mn!^,  baß,  ttrie  im  canonifd^  Offidum,  loeitere 
)taSmta  (Sommemorationen)  eingelegt  merben, 
e  bomt  in  Unterorbnung  unter  bie  SageScoÜecte 
i  einer  ®m)))>e  unb  burd^  eine  gemeinf d^aftlid^e 
»d^In^fonnel  gennffermaßen  ju  einem  einzigen 
\Aät  nereint  merben.  S)urd^  il^re  ))rögnante 
iqie,  il^ren  f Qmmetrif d^en ,  burd^meg  in  einer 
peigjßebrigen  $eriobe  (üRotü)  ber  Sitte  unb  Sitte 
DbP)  bnr^gefäl^rten  Sau  unb  ben  d^arafterifü* 
^9i^  finb  biefelben  anri{}em)er!e  liturgift^er 
Kdion.  S>ie  Snfprad^  ifi  an  ben  Sater,  feiten 
I  ben  6o^  nie  an  ben  l^eiligen  ®etft  ober  bie 
lo^eiHg^  2)rrifaltigleit,  nod^  aud^  an  bie  $ri« 
pen  gerii^  Ser  Sd^Iuß,  »eld^er  burd^  ben 
mdcsi  nobifiari  tobcb,  geftaltet  ftd^  boplogifd^ 
i  einem  Sob^S  ber  a&erl^eiligften  2)reifaltigfeit. 


2)ie  begleitenbe  ^anblung  ift  ber  Jhtß  bed  ^ItareS 
gur  Sereinigung  oeS  ^riefterS  mit  gl^riftuS,  toeld^e 
burd^  ben  mit  audgebrriteten  Rauben  gefprod^e» 
nen  SegenSmunfd^  Dominus  vobiscum  (f.  b. 
art. ;  in  ber  bifd^öflid^en  SJleffe  Fax  vobis)  ber 
©emeinbe  mitgetJ^eilt  n)irb,  unb  bie  mit  lautem 
Oremus  an  biefe  gerid^tetc  Sufforberung,  in  ba§ 
©ebet  bed  ^riefterg  einguftimmen,  fomie  baS  ald 
©ebetSl^altung  beS  l^öd(|ften  Wtertl^umd  in  ben 
Oranten  ber  ffatafombenbilber  bejeugte  Sm{)or« 
lieben  ber  ^önbe  unb  sum  @d^Iuß  bad  3ufammen- 
legen  berfelSen  U)ie  )ur  Sefröftigung  bed  t)ertrauen8- 
kJoUen  ©ebeteg.  ^n  Sußtagen  mirb  ber  Suffor* 
berung  Oremus  ber  3uruf  Flectamus  genua 
oorangefd^idft  aI3  SOtal^nung.  burd^  törperlid^e  Ser- 
bemüt|igung  bad  ©ebet  n)irffamer  ^u  mad^en. 

8. 2)ie  Sefungen  aud  ber  l^eiligen  @d^rif t 
folgen  unmittelbar  auf  bad  gemeinfd^ftlid^e  ©ebet; 
iie  bilben  ben  ^au^ttl^eil  ber  Missa  catechume- 
norum  unb  geoen  in  Serbinbung  mit  bem  m  bie- 
felben fid^  anfd^ließenben  fiel^roortrag  biefer  einen 
n)efentlid^  bibactifd^en  S^arafter.  S)ie  für  bie 
©(öubigen  toit  für  bie  9{eulinge  im  ©tauben,  bie 
ßated^umenen,  jur  @täi^ng  im  ©lauben  unb  jur 
Sförberung  bed  d^riftlid^en  fiebend  notl^menbige  Se- 
lel^rung  gel^t  naturgemöß  ber  rigentlid^en  Opfer- 
l^onblung  Doran.  3n  bem  regelmößigen  Serlauf 
ber  9)leßfeier  n)irb  junöd^fi  in  einem  ber  l^eiligen 
Sd^rift  mit  ^uSfd^Iuß  ber  @t)angelien  entnomme- 
nen äbfd^nitt  bie  ^eüsbotfd^aft  beriefen,  meldte 
burd^  bie  Sorlaufer  unb  S)iener  bed  §erm  ergangen 
ift.  2)iefelbe  mirb  unter  Angabe  beS  biblifc^en 
Sud^ed,  bem  fie  angel^öri,  afö  Lecüo  angdKtnbigt 
unb,  ba  jie  meift  au§  ben  ©enbfd^reiben  ber  ^oftel 
gejogen  tft,  S))iftel  genannt;  baS  Slteril^um  nannte 
fte  Apostolus,  meU  burd^meg  in  ber  Siturgie  ber 
@onntage,  mie  nod^  j[e^t,  bie  Sriefe  bed  1^1.  ^u- 
Iu§  )um  Sortrag  lamen.  Sn  einjelnen  2xigen  l^at 
ba§  Sntffale  }tt)ri,  an  ben  OuatemberfamStagen, 
ben  für  bie  Orbination  beftimmten  2xigen,  fed^g 
Sectionen,  }n>ifd^en  benen  bie  rinjelnen  SBeil^e- 
grabe  eril^eilt  merben.  SHe  Sectionen  werben  ol^m 
befonbere  gf^ierlid^Irit  im  rinfad^en  Stecitationg- 
ton  borgetragen.  SBritere  SuSfül^rungen  bieten 
bie  3lrtt.  Sectionen  (VH,  1595)  unb  Aposto- 
luB  (1, 1152).  auf  ben  Sortrag  beS  Sectorö  re- 
fponbirie  ber  Sl^or  big  )um  5.  Sal^rl^unbert  mit 
rinem  $falm,  Psalmus  responsorius,  Cantus 
responsorius  unb  einfad^  Besponsorium  ge- 
nannt, ber  mit  bem  fjeflgegenfianoe  ober  ber  Se- 
beutung  ber  3^efi}rit  im  ßinflong  ftanb  unb  auf 
bie  Serfünbigung  beS  Sbangeliumg  überleitete. 
2)iefer  ©efangtl^eU  mürbe  bann,  aß  fid^  eine  ffür- 
5ung  ber  Siturgie  olg  notl^menbig  ermieS,  auf  }mei 
Serfe  befd^ränft  unb  behielt  fortan  ben  9lamen 
©rabuale  (f.  b.  art.),  toeil  ber  Sorfänger  (Kan- 
tor) ben  i|m  jufaOenben  %ti^  auf  ober  bor  ben 
Stufen  beg  ambo  bortrug,  ober  aud^  mril  bie  SRe- 
citation  ben  ©ang  beg  Sectorg  bon  bem  ambo 
}um  ß^elebranten  unb  ben  ©ang  beg  2)iacong  bbm 
aitare  jum  ambo  begleitete.  2}n  ber  ©eptuagefimal- 


1823 


SKeffe. 


1824 


unb  Sfaftenjeit  toirb  an  ben  liturgifd^  auSge- 
)eid^nelen  Sagen,  nömlid^  am  Sonntag,  9)lon- 
tag,  9nittn)od9  unb  Sfreitag,  unb  an  ben  f^ften, 
fotPie  ftetS  in  ben  9iequiem8nte|fen  ba§  ®rabuale 
burd^  eine  grd^ere  3^^^  ^on  ^fa(mt)erfen,  ben 
Sractud,  enoeitert.  Siefet  ^tUi  ftd^  al§  93uB«  unb 
Xrauergefang  bar;  feinen  9lamen  gab  il^m  bie 
Steife  bed  SSortragd,  ber,  ol^ne  burd^  anti))j^oniren« 
ben  Sl^orgefang  unterbrod^en  ju  merben,  in  einem 
3uge  (uno  tractu)  Dor  fid^  gel^t.  9ln  ben  Sonn- 
tagen unb  fSfeften  bec  freien  3eit  bed  jhrd^nial^red 
(per  anhum)  toirb  an  bad  @rabuale  ein  Ißfalm- 
Derd  angef ddlojf en,  ber  mit  boppeltem  Mehtja  an- 
l^ebt  unb  in  einem  9[0elu)a  au&flingt  (versus  alle- 
liyatious)  unb  ber  f^fefifUmmung  aud^  in  feiner 
®angedU)eife  9(udbrudC  gibt.  3n  ber  £){ler)eit 
\tempu8  pasohale)  föOt  bod  ®rabuale  fort,  imb 
t%  tritt  m  btm  fefllid^  WOeluia-Skrfe  ein  {toei- 
ttr,  in  Meluja  audflingenber  ^rd  büt^u ;  biete 
^toei,  Don  Dierfoddem  Meluia  umfd^Ioffenen  Skrfe 
beiden  bod  öflerlid^  ober  größere  Meluio.  (33gL 
b.  ^rtt.  9Ileluia«®efang  I,  551,  unb  ©robuole 
V,  98L)  3m  SKittelalter  erfuhr  bo«  (Srobuole 
ber  i^fle  eine  ^udbebnung  boburd^,  baft  bem  test- 
lofen  9)eunuL  ber  Jubilaüo,  in  wldia  ber  61^ 
ttie  Siibluftr^lbe  beS  9Ilelu]a  iubilirtnb  meiter» 
fübrtt*  ein  r^tbmifd^r  Sc^  (Sequentia)  unter- 
gelegt nntrbe.  ^lon  biefen  SequeuAen.  toeld^  in 
ben  einzelnen  JKr^en  bis  ju  einer  rainn  ju  uberi 
febenben  jabl  ftcb  me^rtnu  ^nb  burd^  ^^x&  V. 
in  bot  rtoifdbe  IRiffole  nur  fimf  (an  Cfien» 
%^ftngfleii,  $n>bnUidbnam^  om  grtttag  ber  €<|imetk 
Jen  ^riä  unb  im  Siequiem)  aufgenommen  nwr- 
b^L  ^r  :Kamt  tSrobaale  ging  bann  oadb  olS 
Stiel  auf  bo«  «udb  über.  boS  bte  ecfongßädte  mit 
ibrtn  Singtteifen  en^ält  UKldbe  bei  ber  We^feict 
i»on  bem  ISbor  unjutrogen  ftnb.  Sie  Xcctkittoit 
ber  ben  I^Mn^ieB  entnommenen  vaA  ein^ 
^fMmgelium  gewomtni  $ericope  i^  foooU  bsrd) 
Vn  iluftrog  unb  Seticen.  loeldber  beia  Seoor  er^ 
tbeütioirb.  buid^bie  j^KÜtttioffiKDenc  besSeibe«! 
octt^  ^t*  >!ectoxd  i^ttooil  bnnb  Mae  mb  ber ! 
^iildttbitiKn  jytUmtg^  burdb  bte  ¥erebnin^  »el^e  I 
bem  iKtli^en  S<^  mit  ber  ;^DceB^itic«»  Ihem  4^^ 
}eid^ni  nnb  bem  JWH  edmeKs  mccb,  }otmt  bsnft 
ben  iSebciutt^  bieuKufrer  Jhr|cn  osige^eiiteeL  J 
iS.  bie  iptcidbB  "Sn^tbrn  in  i>.  teL  dKtiöon ' 
VU.  1594.  uä»  iScim^imiilT.  104^.>  —  ^ ; 
b«nS^  ^cft  t^Hxrr^^lkä^ttB^  os  &nm*  mb  $eie> 
m^  aoA  ber  mtnitbrn  M  fernngriimnl  ^ 
^Kbertes  &ebiDi9c&^  vne  jjeiBluili'i^u  iiipf w.  $xc* . 
^i|p  mb  i^rurfriaesL  SKci>e]t  isjbzsutm  msD  Sik 

Btfi)ttl^ft'i  111  HUI  B|pg!t  Pt>MIAIkS  ^ffUBOSL   WU  «Did 

bem  l$^al^L  ml  ice  säAc  nrat  Hiuce  iisii.  nnB> 
^en  im  ^«ftt?it  Ihcr  ftcdhc  bem  bcs  Wtz&frQgfli 
53|)KmöMnRt  JLncB.  gefcr'TPg  nietlien. 

9.  Si£l  aKoia;:  »cjgjhinmnwwirinifiifte  Sml^* 
Msim  v^  r«?  «iy*  uuiüt  tat  Crrest  m«tSB?2eiiii  ob 

ftacr  JiVtfh.HiHaag  >c$  ^lLsbl  <S joci^  Dini  Sjirta 
>^9  >.  a  ^ct  Mta  n%adeft  jaftrten^eag  ts 


©allien  unb  bann  in  2)eutfd^lanb  in  bie  Sitmgtt 
ber  äKeffe  aufgenommen,  in  %om  burd^  ^afiflSe- 
nebictym.  (1014)  eingeful^rt  ober  ü^  toiebet 
eingefiil^rt  m93e!enntni^be§@IaubenfieitoU^ 
e§  gemi^erma^en  au§  bem  Qbangeltnm  mib  fd^li(|t 
ben  bibactifd^en  Sl^eil  ber  l^igen  9Uffe  db.  Sh 
ber  ambroftanifd^en  Siturgie  fyit  e§  feine  @tilbng 
oor  ber  $röf ation,  in  ber  mojarobifd^  nad^  boo 
Pater  noster.  S)er  römifd^  9Re|ori>nmig  p- 
folge  toxxb  baSfelbe  an  ben  Sonntagen  fottne  n 
benjenigen  |^|ten  gefprod^,  beren  @ebeiimn| 
im  Srebo  edoöl^nt  ifi,  ober  bie  in  ni^erer  9» 
aiebung  }ur  SSeriunbigung  beS  &laabeo&  fäfti, 
f obaim  bei  einjelnen  Sefilid^eiten  bIo|  megen  hA 
fefUid^en  (SbarafterS.  (@.  b.  %tt  Credo  m,  118% 
unb  ®Iauben8be!enntni^  V,  679.) 

10.  IL  S)ie  Missa  fidelium,  bie  C|lfc^ 
feier.  2)ie  ^dtt  beS  beOigen  Opfer^,  mc^cS  ii 
ber  Sauf ecrotion  oonjogen  mirb  imb  in  bem  Opfok 
mabl,  ber  Sommunion,  feinen  Vbfdfbii^  foM, 
forbert  eine  £arbrtngnng  unb  S^rnPiig  bs 
Opfergaben,  9rob  unb  SBcin,  mobi^  Mcje  p 
Opf erdementen  benimmt  med)cn;  Mefcl^UiBi 
(Cpferung)  bilbetbenerßenS^baMianMi- 
Uom;  ber  gmeite  nmfa^  bte  CoofcccutiiMifEiK 
(Somm,  etiOmeffe),  ber  britte  baS  C^fmikli 
(Communion);  einige  "Koc^öbiiBgeK  Mba  Im 
€d^In|.  S)ie  Oblation  mtzb,  afüifi^  bcmG» 
gcmg ber flated^Bmenenmene,  laiWaffdiinikt 
Skdmobie  imb  einem  ber  Soficcte  taßaaäBkBk 
@ebete,  ber  @eact ;  n^  B]d>  3ai|^  MqBflei 
betSgttebem  ooD^ie^  fid^  btt  Sasfcnpom  bs 
Slemeitte  bnnft  bk  ^Hmbtsngeit  snb  |Hbi8cfel> 
Übungen  be^  CeJtfrantra  Sie  ^^oIiiuiMi  ipfA 
oem  io.  oApr^BBoerx  oni  etacK  ^css  üf^mmi 
tpddben  ber  Selebcnnt  loioct,  iiB^hnii  er  äfe  6^ 
kitnng  inTSeaetDoBnuBTobBOOKBibOn* 
mas  gepUKben  bx^  kUmt  tctiuci  ni^  te  tHß 
Mbrcnb  ber  CMizöitk  nsgi;  Iki^er  ber  5hie 
Offertoriiim.  2er  Socdioa  md  die  SMpmfk 
^rCcn  baS^elbe  oS^  cxk  ^mJAtfctn  ^k,  Bdfc 

o^er  l)er  jeii  l)C!$  ihnftes^xftte^  *'"Hi^*^  9i^ 
9ei$  tft  briftuwi^  2)c  beääges  €4cft  labnihi 
dtoen  ShsyumakceK  Iter  IpPfaMt  e— 1 
(^is  neftcDÜctage^,  leüHJUiuiäsBciigEft  Cpü^ 
rmt  t^  ^ET  XfiinzcBänenc  enps  gdUidoL  3b 
$rtck.  ndäe  je  CbiotimK 


ytra4  loift  pr  ^  jatmcc^*  JLL  «^  IIMI 
fiestd ;  jüT  jeit  dcssüd''  TL 

Tesi  saBCG&si&ar  aaü  >Bl 
Tnnftifi  ^tnDcic  *nft  3n  II.  3< 
rem:  ir..i.be!i  3iic  uc!uu 


^fL"iniii3e3t  ^esTije  üub  m 
iuiuu  3iii^  $t  )eir  Xs  ^: 


9Reffe. 


1326 


tbet,  tote  es  fritl^er  Dielerorts  geBröud^Iid^ 
Sinrüfhmg  ber  Opfermaterie  gleid^  nod^ 
[felgebet  fiatt^  imb  eS  loirb  mä)  bem  Offer» 
ytOD  unb  SBein  in  einer  einzigen  Oblation 
®e6ete  Snscipe  sancia  iSrinitas  offe« 
siftem  bie  2)arbringung  t)on  93rob  unb 
ienS  ber  ©löubigen  Qu|er  Uebung  gelom- 
nrirb  baS  für  bie  SRe^f eier  }u  t)em)enbenbe 
rob  in  ®efiQlt  fleiner  bünner  Sd^eiben 
I  eigens  bereitet.  @d^on  im  12.  Sal^r- 
fd^nen  biefe  im  Sbenbtonbe  bie  ©eftalt 
ber  Deiner  SRünjen  gel^obt  5U  l^aben  unb 

I  teligi5fen3ei(i^en,  bem99iß)e  ober  ^omtn 
tmSgeflattet  gettefen  5U  fein,  n)ie  eS  nod^ 
^  einen  red^tsfröftigen  ©ebroud^  geforbert 
Opferbrob  nnrb  auf  einer  flad^en,  benff eld^ 
i  Stiele  (^atene),  meldte  einzig  jur  IBe- 
)  ber  ^oßie  beftimmt  ift,  ^um  ^Itore  ge» 
•bonn  nai)  ber  9tecitation  beS  OffertoriumS 
[i  bie  Opferintention  beS  ^riefierS  quS> 
A  ® ebet  off erirt  unb  unter  3ei(i^nung  eines 
Qitf  baS  Sorporale  niebergelegt.  S!)ie  $a- 
fl  nnrb  bann  bis  gur  93red^ung  ber  con« 
6ofHe  befeitigt.  SBein  unb  SBaffer  ttier- 
tleinen  Sel^öltem  (urceoli,  ampullae) 
^;  baS  erforberlid^e  Ouantum  SBein  gie^t 
lleitenbe  Oration  ber  Selebrant,  in  ber 
n  SReffe  aber  ber  2)iacon  in  ben  Sttlä) ; 
et  bei  ber  SBeimifd^ng  beS  SBaff erS,  mel^e 
ierlid^  !Dlef[e  ber  Subbiacon  oomimmt, 
ir  bie  burd^  baS  SBaffer  f^mbolifd^  be}eid^« 
tfd^ennatur,  b.  i.  für  ben  ^lebranten  unb 
nmmiconten,  baS  consortium  divinae 

(2  $etr.  1,  4).  ®oS  OblotionSgebet, 
n  ber  feierlichen  SReffe  gugleid^  mit  bem 
len  oud^  ber  S)iacon  fprid^t  fielet  ©Ott 
er  bie  im  ittli^  entl^altene  Oblation  too^U 
oufnel^me  unb  ben  gur  Opferfeier  93er- 

II  fottie  ber  gangen  SBelt  gum  @egen  ge- 
i^.  3u  ben  materieSen  Opferelementen 
)d9  oIS  geifüge  Opfergabe  no(^  bie  @elbfi" 
;  beS  $riefterS  unb  ber  ©laubigen  l^ingu- 
[Hefe  tt)irb  in  ber  Oration  In  spiritu  hu- 
!  förmlid^  auSgefprod^,  unb  fogleid^  mirb 
te  3^{buig  ber  gu  confecrirenben  9Jta- 
burd^  beenbigt,  ba^  über  beibe  Elemente 
tS  ®ebetSn)ort  unb  baS  jheuggeid^en  ber 
BotteS  erfleht  n)irb.  3n  ber  feierlid^en 
Itt  fobonn  bie  Sncenfation  ein  als  @ebetS- 
\  Segnung  ber  Opfergaben,  alS  Suflration 
cS  unb  aOer  an  bem  l^eiligen  Opfer  9e« 
L  3)ie  ftanbtoafd^ung  (f.  b.  3lrt.X  gu» 
sanla^t  ourd^  bie  perfönlid^e  Entgegen« 
er  Dpfergaben  feitenS  bcS  Selcbrantcn  im 
ta,  unb  ber  biefelbe  begleitenbe  $falm  ifi 
f,  SRal^nung  unb  gugleid^  (Sebet  bag  ber 
I  nudeHoS  baS  ^Uge  Opfer  feiere.  S)ie 
et^igfie  2)retfaltigleit  gerid^tete  Oration 
sancta  Trinitas,  bie  im  Sßortlaute  mie 
1^  bie  ^Uung  beS  Selebranten  als  ebenf 0 
A  tiriet)ertrouenSt)oneS  ©ebet  ftd^  barfteüt. 


fa^t  bie  Dorl^ergel^enben  Sitten  um  gnäbige  9uf« 
nal^me  guf ammen  unb  f prid^t  bie  SntentionbeS  eud^a« 
riftifd^en  Opfers  fpecidU  auS:  baSfelbe  mirb  gefeiert 
als  m^ftifd^  Erneuerung  beS  SeibenS,  ber  9uf« 
erftel^ungunb^immelfal^rtunfereS^erm,  guS)^ 
ber  heiligen  unb  enblid^  gu  unferem  eigenen  ^eile. 
@d^fie^(id^  mirb  bie  beim  beginne  ber  Oblation 
an  bie  ©löubigen  burd^  Oremns  gerid^tete  SRal^« 
uung  gu  gemeinfamem  @ebete  in  ber  Sufforberung 
Orate  fratres  erneuert;  bie  ©löubigen  entfpred^en 
burd^  bie  üßinifkanten  berfelben  mit  bem  ®ebete 
Suscipiat.  Sofort  fd^Ite^t  ber  Selebront  bie  bem 
9Jte^formuIar  eigene,  fon)ie  bie  burd^  einfaUenbe 
Sommemorationen  veranlagten  @ecreten  an,  toeld^ 
eine  ber  SageSf eier  entfpred^enbe  ®nabe  alS  Opf er- 
frud^t  gum  ©egenftatü>e  l^aben;  il^rer  3<>^I  unb 
SReil^enfoIge  nad^  [teilen  fle  im  Sinflong  mit  ben 
SoUecten.  S)ie  Setret,  fo  genannt  oon  ber  SBeife 
ber  Slecitation,  mar  bis  in'S  9RitteIaIter  l^inein 
baS  eingige  ritueO  oorgefel^e  OblationSgebet :  im 
Sacramentar  ©regorS  beS  ©ro^en  l^ei^t  fie  Ora- 
tio super  oblaia. 

11.  S)ie  ^räfation.  9Bie  bie  ©ebete  gur 
Oblation  burd^  ben  ©ebetSgru^  Dominus  vobis- 
cum  unb  bie  Sufforberung  Oremus  mit  erl^obener 
Stimme  ober  im  ©efangSton  eingeleitet  merben, 
fo  Hingen  fie  aud^  in  einer  laut  gefprod^enen  ober 
gefungenen  Sd^Iu|f ormel  auS,  gu  toeld^er  bie  ©e- 
meinbe  mit  Amen  gufUmmenb  ontmortet.  SHefe 
SBorte  bilben  bie  Ueberleitung  auf  bie  Slcclama* 
tionen  Sorsum  corda,  Oratias  agamus  unb  bie 
entfpred^enben  Slntmorten  ber  ©löubigen ,  momit 
baS  S)anTgebet  anl^ebt,  baS  ttml^rfd^nlid^  Don 
^apfi  SamafuS  I.  ober  um  feine  Seit  gu  bem  gfefte 
unb  ber  Sr^flgeit  in  Segiel^ung  gebrad^t  unb  gu 
einem  Dom  danon  getrennten  ©ebetSgliebe,  gut 
^röfation  (Sonoort  unb  Singang  beS  Sanon), 
auSgeflaltet  mürbe.  SBöl^renb  bie  gried|if d^  utd> 
bie  orientalifd^en  Siturgien  nur  eine  ^fation 
l^aben,  erl^ielt  im  Sbenblonbe  oOmälig  lebe  ^fi« 
meffe  eine  eigene,  fo  ba^  im  fog.  Sacramentarium 
Leonianum  bie  S<^^\  ^^  auf  267  belöuft.  3n  ber 
ambrofianifd^en  imb  mogarabifd^  Siturgie  bel^ielt 
lebe  ÜJceffe  eine  eigene  $röf ation ;  aud^  in  üerf (|ie« 
benen  ffird^en  beS  römifd^  StituS  finben  fid^  bis 
in'S  12.  Sol^rl^unbert  no^  gal^Ireid^  ^röfationen, 
obgleid^  in  Stom  felbft  feit  ©regor  bem  ©ro^en 
nur  9  ober  10  im  liturgifd^en  ©ebraud^  geblieben 
maren.  2)iefen  auS  bem  Wtertl^um  überlieferten 
^röfationen  mürbe  gegen  Snbe  beS  11.  ^N^l^l^un« 
bertS,  mal^rfd^einlid^  auf  ber  S^nobe  Don  $ia« 
cenga  (1095)  gur  Srftel^ung  ber  gürfprad^e  ber 
f eligften  Sungfrau  für  ben  erften  Jheuggug ,  bie 
marianifd^  beigefügt,  fo  bag  baS  ÜRiffale  feitbem 
11  ^rofationen  bcfijt:  1.  In  Nativitate  Domini; 
2.  In  Epiphania  Domini;  3.  In  Quadragesima; 
4.  DePassione  et  de  s.  (>ace;  5.  InPaschate; 
6.  In  Ascensione  Domini;  7.  In  Pentecoste; 
8.  In  Feste  SS.  Trinitatis;  9.  In  Pestis  et  Mis- 
sis  Yotivis  B.  Mariae  Y. ;  10.  In  Pestis  Apo- 
stolorum  unb  11.  In  Pestis  et  Penis  per  an- 


1827 


gjlcffe. 


1328 


nmn,  tot\ä)t  anä)  Praefatio  communis  genannt 
koirb.  2)ie  niBricoIe  Säe^eid^nung  Praefatio  bo- 
lemnis  unb  Praefatio  ferialis  bejiel^t  fid^  auf 
bie  @ange§tt)eife ;  ben  an  ©efangjiguren  reid^em 
feftlid^enSontuS,  totlä^tx  neben  biefenbetbenSßetfen 
beftaiü).  l^at  bie  ))iani{d^e  Stecenfion  be§  äRiffale 
fallen  laffcn,  einzelne  IKrdJcn  unb  ©iöcefen  aber 
l^aben  ftd^  benfelben  erl^alten.  2)em  aUgemetnen, 
oben  unter  11  em)ö]^nten  t^ormular,  nad^  mltf^tm 
bad  S)anfgebet  ol^ne  $ert)or^ebung  eines  befonbem 
inbert^eftfeiergebotenenSJtomentedbemißaterburd^ 
S^riftuS  (per  Christum  Dominum  nostrum) 
bargebrad^t  loirb,  geben  bie  Stubrüen  bie  entfpre- 
d^enbe  99ejeid^nung  Praefatio  communis;  il^r 
ölterer  Xitel  Praefatio  quotidiana  »eist  in  lieber* 
einftimmung  mit  ber  3luffd^rift  In  Pestis  et  Pe- 
nis per  annum  unb  ber  biefer  beigegebenen  ru» 
bricalen  Seftimnumg  barauf  l^in,  ba^  fie  in  allen 
Sneffcn  gu  fpred^en  ift^  für  meldte  »eber  burd^  bie 
S^eftgeit  nod^  burd^  ein  einf aQenbed  fjfeft  eine  eigene 
$röfation  geforbert  n)irb;  an  ben  Sonntagen, 
toeld^e  nid^t  in  einer  bejonbem  S^eftjeit  [teilen,  ift 
ftatt  ber  F^aefatio  communis  erft  feit  1759  j[ene 
Don  ber  oHerl^eUigflen  2)reifa(tigfeit  oorgef daneben. 
Saburd^,  ba^  bie  2)an!fagung,  n)eld^e  ber  99ebeu- 
tung  bed  gefted  ober  ber  S^eftgeit  entfpri^t,  in 
prägnanter  f^faffung  in  biefed  allgemeine  (Formular 
eingefd^altet  unb  gum  %f^6l  unter  93erbröngung 

ieined  @a^baue§  loetter  enttoidelt  tonxbt,  ftnb  bie 
len  gejien  unb  Sfeftjeiten  eigenen  ^räfationen 
ouSgeftaltet  n)orben.  S)ie  ^räfation  n)irb,  ba  fie 
Qud^  ®ebet  ber  ©laubigen  ift,  im  ©efangton  unb 
in  ber  Sefemeffe  mit  lauter  (Stimme  vorgetragen; 
ber  Slufforberung  Sursum  corda  unb  ber  Sleu^e* 
rung  bed  S)anle§  entfprid^t  baS  Srl^eben  ber  §önbe, 
XDxt  baS  Dorüberge^enbe  (galten  berfelben  sum 
©d^Iuffe  bed  3uruf3  Gratias  agamus  bie  9n« 
betung  aud^  nad^  9u|en  funbgibt  —  S)ad  @d^Iu^- 
gUeb  ber  ^räfation  Dereinigt  ben  S^elebranten  unb 
bie  Derfammelten  ©laubigen  mit  ben  ^immlifd^en 
^eerfd^aaren,  toeld^e  ®otte§  9Jtaj[eftat  unaufl^örlid^ 
pxti]m  (3f .  e,  2  ff.) ,  unb  leitet  baS  SriSagium 
(hymnus  seraphicus,  in  ber  ^röfation  felbft 
hymnus  gloriae  Domini  genannt)  ein,  n)eld^e§ 
ber  Selebrant  l^alblaut  fprid^t,  loöl^renb  fofort  ber 
Sl^or  ed  in  feierlid^em  ®efange  recitirt.  2)a§  brei« 
malige  Sanctus  mit  bem  erften  Hosanna,  baS  ber 
Selebrant  in  gebeugter  Haltung  unb  mit  gefalteten 
Rauben  ffrid^t  diU  bem  breieinigen  ®ott;  bad  Be- 
nedictus  mit  bem  gmeiten  Hosanna,  ba§  ber  6ele> 
braut  aufredet  ftel^enb  betet  unb  ber  Sl^or  erft  nad^ 
ber  SBanblung  anßimmen  foÜ  (Caerem.  Episc.  1, 
8,  70  sq.)/  ijx  an  ben  ©ottmenfd^en  gerid^tet,  ber 
im  ^immel  tl^ront  unb  in  ber  baß)  f  olgenben  Son« 
fecration  als  0))f erlamm  gegentoörtig  n)irb.  S)a^ 
ber  Selebrant  bei  ben  Sd^Iu^morten  über  fid^  bog 
3eid^en  beS  JheujeS  mad^t,  ift  burd^  ben  Sd^Iu^  be§ 
Oblationdacted  ober  burd^  ben  unmittelbar  f  olgen- 
ben Singong  in  ben  Sonfeaation3<6anon  motiDirt. 
12.  S)er  Sl^eil  ber  Siturgie,  toeld^er  Don  bem 
@anctu§  unb  bem  ©ebete  be§  ^»erm  begrenzt  »irb. 


trägt  ben  9?amen  Canon  (SRegel,  9?orm:  f .b.!te.) ; 
er  umf d^Iie^t  bie  eigentlid^e  Opferfeier ;  Die  in  ben- 
felben ent^aUenen  ©ebete  unb  ^anblungen  ^ 
ba§  ganae  3a]^r  l^inburd^  ftel^enb,  iebem  9Bc4{d 
unb  mit  SluSnal^me  weniger  SBorte  bem  Sinfbi| 
ber  fird^Iid^en  S^xt  unb  ber  einaelnen  gfefle  ent« 
sogen.  Sr  ift  bie  unoerönberlid^e  gform  ber  0)^ 
lanblung  in  ieber  SReffe,  möge  biefe  ftitt  ober  mit 
grö^tmöglid^er  anderer  geier  begangen  toecboi, 
unb  meiter^in  ber  öltefie  »eflonbtl^eil  ber  3)le^ 
Uturgie,  ber  feit  ©regor  I.  feinerlei  Umge{}altinig 
erfal^ren  l^at.  ©erfelbe  befielet  ber  (feflanrag  bei 
SribentinumS  gemö^,  cum  ex  ipsis  Domimye^ 
bis  tum  ex  Apostolorum  traditionibus  ac  san- 
ctorum  quoque  Pontificum  püs  institutioiiÜNU 
(Sess.  XJLMy  De  Sacrif .  Missae  cap.  4).  SBieunb 
burd^  rnen  er  aümölig  feine  fefte  ©eftalt  geioomien 
l^at,  tmh  laum  uad^amoeifen  fein.  2)enfeI6en  ^ 
ber  Selebrant  aQein  unb  gmor  old  StiOgebet  (bo^ 
bie  beutfd^e  Se^eid^nung  (Stiümeffe)  ju  fpre^k 
Obgleid^  bie  ©ebete  bie  gange  ©emeinbe  betüd* 
ftd^tigen,  toxxb  berfelbe  toeber  burd^  ben  biege* 
meinfamen  ©ebete  fonft  einleitenben  3uruf  Oro- 
mus  eröffnet,  nod^  aud^  burd^  irgenb  einen  Seriell 
mit  ben  anmefenben  ©laubigen  unterbrod^;  bon 
9)oI!e  ift  einzig  am  ©d^Iuffe  ein  guftinnnaM 
Amen  }ugen)iefen.   2)iefe  JDlomente  beuten  db 
barauf  |in,  ba^  ber  SSoHjug  bed  SanonS  bem 
$riefier  a&ein  sulommt  unb  oudf d^Iie^id^  pn^ 
(id^e,  im  fhengften  Sinne  liturgifd^  ^anbbmgiP; 
biefe  93ebeutung  legt  il^m  aud|  ber  ^am  Aetio 
bei.  S)ie  ftille  SRecitation  fielet  meiterl^in  mit  ben 
tiefen,  unbegreiflid^en,  unau§f))red^Iid^en  ®dfm* 
ni|,  bad  fid^  l^ier  DoÜ^iel^t,  im  ßinHang  unb  i|t 
gugleid^  für  bie  ©laubigen  STlal^ung,  in  S^rfuii^ 
unb  Sammlung  an  ber  l^eiltgen  gfeier  tl^eiijn«^ 
men.  3n  ben  eingelnen  ©ebeten  ifi  ba,  m  oBJ 
bie  0))f ergaben  fpecieQ  l^ingemiefen  niirb,  oier 
biefe  ba§  £h:eus}eid^en  }u  mad^en,  unb  gtoor  feit 
ännoceu}  IH  im  Q^an^en  25mal.  Sor  ber  SoR' 
f eaation  f oüen  biefe  3ei$en  bie  Opfergaben  tteil^ 
unb  l^eiligen;  nad^  ber  Sonfecration  ^aben  ^ 
tomn  au^  nid^t  augfd^Iie^Uc^,  bod^  }unad^fibie 
ftgnificatiDe  IBebeutung,  ba^  ba§  O^fer  berSRefje 
bie  Erneuerung  be§  Opf erd  am  Jheuje  fei  (f.  b.  9d 
Transsubstantiatio).  —  2)er  Sanon  fydtmtk 
nad^  ber  Sonfecration  je  brei  Orationen,  toel^t 
eigeng  gefd^Ioffen  merben  unb  fo  ofö  felbpfiiibiae 
^nU  ftd^  barfteUen;  im  9RiffaIe  f^  tritt  bieje 
©lieberung  aQerbingS  infolge  bereingef&stenSb' 
brifen  unb  ber  baburd^  mobiftcirten  Sntei^unctioB 
für  baS  3luge  weniger  Har  l^erDor.  —  ffiie  erpebm« 
glieberige  Oration,  n)eld^e  burd^  ben  SingangTe 
igitur  ftd^  enge  an  bie  Snrebe  in  ber  ^ßrfifation 
auf 4Iie^t,  ge^t  ba^in,  ba^  ©Ott  bad  Opfer  »# 
geföflig  annehmen  unb  fegnen  tooDe.  3in  ecPea 
mitht  totxbtn  ald  biejenigen,  benen  boS  M^ 
Opfer  5unad^ft  }um  ^eile  geretd^en  fo&e,  U^ 
net :  bie  Äird^e  im  SHIgemeinen  unb  il^  Step* 
fentanten,  ber  $apft  unb  ber  2)iö€efanbii^/ 
miä^t  eigens  genannt  merben,  fomie  im  nciten 


1829 


aJlcHe. 


1330 


tbntcriS  oOe  ted^tglöubigen  »ifd^öfe  unb  SSerfün- 
Uget  M  (SloubenS,  b.  i.  bte  übrigen  Obet^irten. 
eai  itotüt  &V\A,  bad  fid^  afö  ^arent^efe  in  ben 
EaiMiu  ber  Orafion  einfügt  baS  fog.  9Jtemento 
[jir  Die  Sebenben^  ift  gürbitte  fär  fold^e  ^erfonen, 
(Mcen  ber  ^efter  nomentUd^  ju  gebenten  t)eran- 
(o^  iß,  f otoie  für  biejenigen^  meldte  burd^  il^re  9n« 
BKfen^  unb  9Ritfeier,  fei  e§  al§  Soncetebronten 
ober  faifolge  ber  S^arbringung  Don  Opfergaben, 
m  ber  i^tttioen  9^er  nöl^er  bet^eiligt  finb.  S)ie 
namenfltd^  SJeseid^nung  ber  einzelnen  ©laubigen, 
Dd^e  in  bem  Xe^te  Dorgefel^en  ift  erinnert  an  bie 
Sitte  beS  Sltertl^umS,  an  biefer  Stelle  auS  ben 
tAft^fyn  bie  9lamen  berienigen  su  beriefen,  beren 
M  bon  l^igen  Opfer  biefonberS  gebadet  totthtn 
joDte.  SHe  Sorticipien  Communicantes  et  vene- 
rmtes  im  Singang  bed  britten  @ebet3gliebe§  Der« 
nnben  biefed  nad^  ber  einen  Vn\\ä)t  mit  bem  Dor« 
leiBe^enben  Supplices  rogamus  unb  offerimus 
nb  begränben  bie  eben  auSgefprod^enen  a&um« 
iffenben  (Sebete  burd^  ben  ^inmeiS  auf  bie  ®e> 
icitifd^  ber  heiligen.  9laq  ber  anbem  Slnftd^t 
ber,  tueld^e  jid^  auf  ben  Sprad^gebraud^  berSSuI» 
ata  Beruft,  {ie|en  Die  ^artidpidf ormen  afö  $rö« 
icot  ftatt  beSverbum  fimtuin(DgI.9löm.  12, 6  ff.). 
iS  toerben  neben  ber  feligften  Jungfrau  bie  i)ü* 
gm  fipofiet  mit  «uSnal^me  bed  ffi.  äRattl^iad, 
er  crft  nad^  ber  Sonfecration  genannt  »irb,  unb 
»öif  HRort^rer  namentlid^  aufgefül^rt,  »eld^e  in 
tom  infolge  il^rer  SBflrbe  unb  nal^n  SSejiel^ung  )u 
er  l^tgen  @tabt  ber  l^dd^ften  SSerel^rung  fid^  er- 
ccnlen.  2He  Ueberf d^rif t  Infr a  acüonem  (=  infra 
Janonem)  ift  bfo^eS  9Rerfseid^en,  ba^  an  ein}el- 
icn  Zagen  l^ier  tt)enige,  ber  t^^eftf eier  entfpred^enbe 
Borte  eiiQufd^Iten  finb.  iBiS  jur  SRecognition 
icB  atiffole  burd^  ^iud  V.  ftanb  biefer  Germer! 
Aäj/t  im  Xeste  beS  SanonS,  fonbem  nur  in  bem 
Jfonnular  ber  betreffenben  Sage  unb  nad^  ber  ^rö» 
otion  aber  bem  eingulegenben  Se^te. 

S)te  }tt)eite  Oration  nimmt  mit  bem  jurüd« 
scifenben  igitor  bie  im  beginne  ber  erften  Ora« 
ion  midgef)n:od^ene  Sitte  um  mol^IgefäUige  ^uf» 
Rolbnie  bed  Opfers  mieber  auf  unb  bejei^net  im 
Borte  unb  in  ber  begleitenben  ^anblung  (9lu§- 
^rednng  ber  ^änbe  über  bie  Oblaten)  ba§  Opfer 
Uli  unfer  ©fi^nopfer,  um  beffentmiOen  ®ott  un§ 
^ienieben  ben  ^rieben  Derleil^en,  und  Dor  ber  §ölle 
küNil^ren  unb  ben  SluSertDöl^Iten  beigefeüen  ttoQe. 
—  SJie  britte  Oration  fül^rt  bie  Sitte  um  gnäbige 
Imo^  beS  Opfers  tonitx  bol^in  au§,  ba^  bie 
|B  confecrirenben  @ubf}ansen  in  |ebem  Setrad^t 
«{egiiet  unb  in  baS  gleifd^  unb  bag  Slut  unfereS 
l^ecnt  oemxmbett  totthtn. 

SHe  Confecration.*  2)a§  Ie|te  ®ebet  enbigt 
bU^>  nrie  ju  emxnrten  to&xt,  mit  ber  bo^ologifd^en 
64bi|form :  eS  fd^Iie|t  ft^  Dielmel^r  ber  Serid^t 
tter  bte  (Sinfe^g  ber  Sud^ariftie,  mit  Qui  pridie 
"^  pncnb,  ttne  ein  einf ad^eS  l^iftorifd^eS  ^Referat 
boS  Cngfte  an.  2)er  Selebrant  DoE^ie^t  in  bem- 
bcdnnd^,  bo^  er,  afö  Organ  ß^l^rifti  unb  bie 
[on  iS^fä  barßellenb,  ben  Sinf e|ung§act  aüd 


ber  Sergangenl^eit  in  bie  ©egemoart  Derfe^t  unb 
bie  Don  Sl^riftuS  gefprod^enen  SBorte  nid^t  blo^ 
historice,  fonbem  aud^  assertive  n)ieber]^oIt 
ben  ^ct  ber  Sonfecration;  al§  Organ  unb  @tet(> 
Dertreter  Sl^rifti  nimmt  er  barum  aud^  bie  einjelnen 
^anblungen  genau  fo  Dor,  roit  Sl^riftuS  fie  Der» 
rid^tet  l^at.  9lad^  ieber  ber  beiben  Sonfecrationen 
mad^t  er  audl^  fofort  einenget  ber  Anbetung  burd^ 
Jhtiebeugung  unb  erl^ebt  bie  confecrirte  ©eftalt  ba» 
mit  bie  ©laubigen  il^re  Anbetung  barbringen.  2)ie 
SIeDation  ber  l^eiligen  ^oftie  unb  ba§  ^ur  An- 
betung mal^nenbe  (Sd^Üen^eid^en  ift  burd^  bie  §ö« 
refte  SerengarS  Deranlafet  unb  feit  jener  S^t  au» 
gemeiner  ©ebraud^  im  ^benblanbe;  bie  STeoation 
be§  jfetd^ed  ift  feit  bem  14.  Sal^rl^unbert  l^insu« 
getreten.  2)ie  gried^ifd^e  ffird^e  ^at  einen  SIeDa« 
tionSrttuS  fur^  Dor  ber  Sommunion. 

S)ie  erfte  Oration  naä)  ber  Sonfecration  befielet 
gleid^faüS  auS  brei  ©liebem,  beginnenb  mit  Unde 
et  memores,  Supra  quae  unb  Supplices.  3nt 
Anfd^Iuffe  an  bie  SBeifung  bed  ^erm,  ba^  bie 
Opferfeier  }u  feinem  ©ebö^tniffe  gel^alten  totxitn 
foüe,  l^ebt  baS  erfte  ©Heb  l^erDor,  ba^  bie^  reine, 
l^eilige  unb  mafellofe  Opfer  bed  fiebenSbrobeg  unb 
beSßeld^eS  be§  ^eiled  sum  ®eböd^tnif[e  beS  SeibenS, 
ber  äluferfiel^ung  unb  ber  ^immelfalbrt  be§  |)erm 
©Ott  bargebrad^t  n)irb;  im  imiitn  ©liebe  f^Iie^t 
ftd^  bie  Sitte  an,  er  moKe  baSfelbe  aud  unferen 
Rauben  als  unfer  Opfer  gnöbig  annel^men,  xoit  er 
aud^  bie  Dorbilblid^m  Opfer  Abels,  Abral^amS 
unb  SReld^ifebed^S  aufgenommm  l^abe,  unb  im 
britten  ©liebe  folgt  bie  Sitte,  bafe  er  biefe  Oblation 
„burd^  feinm  l^eüigen  Kugel",  toomnter  ber  l^ei« 
lige  ©eift  föirb  Derftanbm  »erbm  müf[m,  auf 
bem  l^immüfd^m  Altare  barbnngen  loffe,  auf  ba^ 
alle,  meldte  an  biefem  Altare  (am  Opfermal^le) 
tl^eilnel^men,  bie  Sülle  beS  @egmS  erlangen  (f.  b. 
Art.  ßpifleftS).  —  Son  ber  l^eiligm  geier  foH  aud^ 
jenen  S)ienem  ©otteS  ©nabe  }u  tl^eil  merbm, 
tteld^e  bereits  auS  biefem  fieben  abgefd^ieben  ftnb; 
für  fie  betet  ber  Eelebrant  in  ber  gweiten  Oration, 
bem  fog.  JRemento  für  bie  Serftorbenen.  SiS 
in'S  12.  äal^rl^unbert  teurben  an  biefer  @telle  bie 
SRamen  ber  Serjftorbenm,  für  bie  ber  ^riefter  eigens 
beten  unb  opfern  foSte,  auS  einem  Ser^eid^niffe 
abgelefen;  ein  namentlid^eS  ©ebenfm  Stn^elner 
ift  aud^  ie|t  nod^  in  bem  Se^t  ber  Oration  an« 
gejeigt.  —  9lad^bem  ber  ^riefter  aKer  gebadet  l^at, 
tteld^c  in  baS  l^eilige  Opfer  empfol^len  toaren,  barf 
er  auä)  feiner  eigenen  Sebürfniffe  gebenfen;  für 
jtd^  unb  biejenigen,  meldte  bei  ber  Selebration  als 
iOlitcelebrantm  ober  üßiniftranten  nöl^er  betl^eiligt 
finb,  fielet  er  in  ber  britten  Oration  im  Sertraum 
auf  ©otteS  Srbarmung  um  einen  Antl^eil  an  ber 
(Seligfeit  ber  l^ciligen  Apoftel  unb  SKart^rer,  in« 
bem  er  ftd^  bemütl^ig  als  @ünber  befennt  ber  nid^t 
auf  fein  eigenes  Scrbimft  Dertraut.  Son  bm  ^ei« 
ligm  merben  neben  bem  l^eiligen  Söufer  Sol^anneS 
fteben  URart^rer  mit  ginfd^lufe  beS  ApoftelS  9Jlat« 
tl^ioS  unb  ebenfoDiele  l^eilige  graum  genannt 
berm  ^amtn  aüe  )u  Stiom  in  ^ol^  Sael^rung 


1831 


ÜReffe. 


1332 


ftanben.  ^ter  iDie  Dor  ber  Sonfecratton  iDecben 
nur  SOlart^rer  aufgcfül^rt;  bic^  erflärt  ftd^  ba^cr, 
ba^  ber  S^anon  {eine  fefte  @e{la(t  angenommen 
l^otte,  bet)or  ben  Sefennem  bie  liturgifd^e  SSer« 
el^rung  suerfonnt  n)urbe.  S)iefur3e@egen3formeI, 
in  toeld^e  bie  ©d^Iugioorte  ber  Oration  gunäd^ft 
üBergel^en,  bütfte  Don  bem  (Sefiroud^e  l^errül^ren, 
an  biefer  ©teile  bie  Sulogien  unb  onbere  Statur- 
erjeugniffe  für  ben  ©ebroud^  ber  ©laubigen  ^u 
fegnen,  toit  nod^  je^t  am  ®rünbonnerStage  an 
biefer  Stelle  bie  fBtxf^t  be§  Jhan!en5Ie§  einge» 
f galtet  toxtt.  S)urd^  Sl^riftuS  ftrömt  ben  3Renfd^en 
aSer  @egen  5u;  burd^  il^n  mirb  aud^  bem  SSater 
unb  bem  l^eiligen  ©eifie  aUe  Sl^re  unb  äJer^err« 
lid^ung  ju  tl^eil;  bie^  f))red^en  bie  @d^Iugn)orte 
be§  Sonon  au3,  bei  m}ä)tn  ber  ^riefier  bie  Beiben 
®e[talten  in  bie  ^öl^e  l^ebt  (bie  fogen.  Heine  @Ie- 
oationX  inbem  er  fo  burd^  eine  fi^mbolifd^e  ^anb« 
lung  auSbrüdCt,  n>a§  bie  SQSorte  bed  Se^ted  in 
i$orm  einer  2)o|oIogie  enthalten.  2)a3  (StiUgeBet 
tt)irb  fobann  laut  unb  f eierlid^  mit  ben  legten  Por- 
ten beS  gen)d]^nlid^en  OrationSfd^lu^eS  beenbigt, 
mo^u  ba§  $oI!  einl^eüig  mit  Slmen  einftimmt. 

13.  ®er  lejte  Sl^eil  ber  ÜRe^feier  umfaßt  bie 
entferntere  unb  nöl^ere  Vorbereitung  auf  ben  ® enu^ 
beS  aüerl^eiligften  @acramented  unb  Den  Set  ber 
Kommunion.  2)ie  SSorbereitung  l^ebt  nad^  ber 
Sufforberung  jumgemeinfamen  ©ebete  (Oremus) 
mit  bem  SSaterunfer  an,  toeld^eS,  biefer  9lufforbe« 
rung  entf))red^enb,  Dom  ^riefter  laut  gef))rod^en 
n)irb.  S)aSfeIbe  fte^t  in  aOen  fiiturgien  5n)i{d^en 
ber  Sonfeaation  unb  ber  Kommunion,  unb  jtoar 
balb  Dor,  baß)  nad^  ber  93robbred^ung ;  in  ber 
römifd^en  Siturgie  l^at  ©regor  I.  ed  unmittelbar 
an  ben  @(^Iu^  bed  Sanon  angereil^t.  2)ie  Sin« 
Ieitung3n)orte,  meldte  ber  Snfd^auung  beS  SUer- 
tl^umS  gemö|  bie  Stecitation  begfelben  als  ein 
SBagni^  begeid^nen^  gu  bem  eingig  ber  Auftrag 
beS  §erm  bered^tigen  !ann,  ftnb  in  ber  Sfajfung, 
tt)ie  Pe  im  SKiffale  [teilen,  bereits  gur  Seit  beS 
1^1.  S^prian  befannt.  S)ie  le^te  Sitte  n)irb  Don 
bem  ^olfe  burd^  ben  9)lini{banten  ober  ben  S^or 
gefprod^en,  meld^eS  babur^  aud^  feinerfeitS  bem 
@ebete  beS  Selebranten  guftimmt  unb  fobann  in 
bem  Dom  ^riefter  ftill,  nur  am  Sl^arfreitag  laut 
recitirten  femboIiSmuS  (3wfaJ,  6r»eiterung; 
f.  b.  9lrt.  emboIiSmuS  IV,  439),  ber  in  bie  3eit 
Dor  ©regor  I.  l^tnaufreid^t,  weiter  entfaltet.  SQSöl^* 
renb  beSfelben  l^ält  ber  Selebrant  bie  bis  ba^in 
bef eitigte  ^atene  bereit,  um  bie  l^eilige  ^oftie  gum 
Stoede  berSred^ung  bamit  aufgunel^men  unb  ba- 
nad^  bie  eingelnen  Stadt  auf  biefelbe  niebergulegen. 
2)ie  Sred^ung  ber  &oftie  loirb  ttäl^renb  beS  laut 
gef))rod^enen  ©d^IuffeS  beS  (SmboIiSmuS  Dorge» 
nommen.  @ie  ift  gunöd^ft  eine  Ütad^al^mung  beffen, 
maS  S^riftuS  bei  bem  legten  Sbenbmal^Ie  getl^an 
^at,  fQmboIiftrt  n)eiter]^in  feinen  O))fertob  unb 
mu|  Dor  Mem  n)ie  beim  legten  SlBenbmal^Ie  als 
Snfflnbigung  unb  3urüftung  beS  Opfermal^IeS 
aufgefaßt  tottbm.  @ie  finbet  ftd^  als  l^erDor- 
ragenber  StituS,  beffen  9lame  gur  IBegeid^nung  ber 


gangcn2Re6feier(Srobbred^ung  [f.  b.ltrt,lfraclao 
panis,  xXaotc  tou  aprou)  biente,  in  aDenfiitucgttn. 
S)ie  Sl^eilung  ber  l^eiligen  {)o{lie  in  brei  ^tk 
^at  il^re  gefd^id^tlid^e  99egränbung  borin^  b<^  in 
^Uertl^um  ein  ^^eU  ber  confecrirten  C^fetgobeii 
gur  Kommunion  beS  Selebranten  unb  ber  9tiiri> 
ftranten,  ber  anbere  gur  Sommumon  ber  ®l&t* 
bigen  biente  unb  ein  britter  Don  bem  SBifd^  an 
bie  SfiliaÜird^en  gum  3^i$^  ber  ©kntbenSgemetB* 
fd^aft  überfanbt  n)urbe.  9Rit  ber  britten  fieinmt 
^artilel  mxita  unter  bem  §fnebenSiDunfd^  Fax 
Domini  sit  semper  vobiscum  brei  Jheuggeid^ 
über  ben  Sitlä)  gegeid^net,  unb  eS  n)irb  bie  ^* 
tifel  bann  mit  bem  l^eiligen  93Iut  Dereinigt  Siefe 
SSermifd^ung  ber  l^eiligen  @pedeS,  beren  Son- 
berung  für  baS  Opfer  geforbert  ift,  erinnert  fp* 
bolifd^  baran,  ba^  bie  Trennung  Don  ^iA\äi  nnb 
IBIut  nur  eine  m^ftifd^e  ift,  baS  DerO&rte  §leif(t 
unb  93Iut  aber  untrennbar  Dereinigt  ftnb.  ^be* 
gleitenbe  ®  ebetSfprud^  begeid^net  biefe  Sermifil^ 
als  commixtio  et  consecratio ;  bie  SBor^  fnib 
enttt)eber  im  concreten  @inne  gleid^  commixtom 
et  consecratum  gu  f af[en,  ober  consecratio  U» 
geid^net  einfad^  ben  Dorüberge^enben  ^d  berSe^ 
mifd^ung,  infofem  baburd^  bie  confecrirten  @(* 
ftalten  in  ein  neues  Sein,  in  ein  neues  Ser$ölis$ 
gefegt  tterben,  unb  gtear  mit  Stüdffid^t  auf  boS 
accipere,  auf  ben@enu^beS]^eUigen@acrmneitte3. 
2)ie  nöl^ere  ißorbereitung  auf  bie  CommunioB 
beginnt  ber  Selebrant  bamit,  ba^  er  im  ^inbliil 
auf  baS  in  ber  gebrod^enen  ^oftie  bargefieIIteO|)fa» 
lamm  unb  auf  ben  beDorftel^enben  ®enu|  beSfeÄen 
in  ber  breimaligen  Snrufimg  Agnus  Dei,  tDeIi|e 
^fi  @ergiuS  I.  (687—701)  als  (S^orgefong 
gur  93egleitung  ber  Sred^g  ber  ^oflie  in  ben 
99le|rituS  eingefügt  l^aben  foO,  um  (Irbarmenunb 
um  ^neben,  in  ben  SRequiemSmeffen  bagegen  nmUe 
emige  Shtl^e  ber  Serjiorbenen  fielet  3)ie  Sitte  tat 
iJfrieben,  mlä^t  bereits  im  SmboIiSmuS,  bann  in 
bem  @egenStt)unfd6  Fax  Domini  unb  im  Agnus 
Dei-@ebete  il^ren  ^uSbrudC  fanb,  entfaltet  ^  in 
bem  folgenben  @tillgebete  (ber  fog.  Oratio  pro 
pace)  gu  einer  Oration  vm  ben  ^rieben  für  tte 
jhrd^e  unb  toirb  feitenS  ber  am  l^igenO|)fcr 
Setl^eiligten  burd^  ben  griebenSfuI,  bie9uSf)mi4^ 
ber  Serföl^nung  unb  Siebe,  beböftigt  3n  boi 
9lequtemSmef[en  unterbleibt  mit  bem  @dMe  unt 
ben  (^rieben  aud^  ber  griebenSfu^.  3n  gto^  vet- 
teren Orationen,  bie  fid^  bereits  im  11.  3a^ 
l^unbert  Dorfinben  unb  bis  gur  Stecomrition  bc8 
römifd^en  9Rif[aIe  als  ^riDatgebete  beSSelebiQni» 
balb  Dor,  balb  nad^  ber  64)mmunion  gefinnKl^ 
n)urben,  bittet  ber  ^riefier  für  fid^  um  mürbigen 
unb  gnabenreid^en  ®enu^  beS  l^eiligen  Sacnf 
menteS.  92ad^bem  er  fobann  unter  bem  ^olndoflctt 
Panem  coelestem  accipiam  etc.  beibe  X^ber 
l^eiligen  ©ojtie  ergriffen  l^t,  toieber^U  er,  inbe« 
er  fte  über  ber  ^tene  ptt,  Dom  Setmtgtf ein  feinet 
Untoürbigfeit  burd^brungen,  aber  au4  »oS  Sei" 
trauen,  breimal  baS  93efenntni^  beS  $att)>tnttmttel 
(3Ratt|.  8,  8) :  Domine,  non  som  dignns  el^ 


1833 


aJleffc. 


1334 


Skid  Ot)ferma^l  bie  l^eilige  g^ommunion  unter 
kiben  defkOen^  bUbet  einen  integrirenben  93e- 
fbobfi^  ber  SRe^feier ;  ballet  1^  ber  Celebront 
am  SUore  ftd^  f eiber  bie  Sommunion  gu  fpenben; 
mr  ber  ^ßapjl  empf  öngt,  menn  er  feierlid^  celebrirt, 
ik  l^ige  Sommunion  auf  feinem  Xl^one.  2)ad 
ctaiifd^  SRiffab  fd^reibt  sum  (Senu^  jeber  ©ejtaU 
bie  Sitte  Dor^  ba|  burd^  bod  l^eüige  @ücrament  bie 
Seeb  )ttm  l^irnmlifd^  SBernörung§Ieben  bettol^rt 
Mrbc  SDlon^e  Stiffolien  t>ox  $iu8  V.  l^atten,  »ie 
bofi  ber  3)ominic(mer  unb  bie  mo^orabifd^e  Siturgie 
Bo4  1^1^^  ^^  ein}ige,  ben  @enu^  beiber  ©ehalten 
pifammenfoffenbe  §ormeI  unb  lefen  ftatt  animam 
Bieam  fnrgmeg  me ;  einen  SlnUang  on  biefe  §for« 
nd  1^  bo8  $ontiftcole  betoal^rt^  inbem  ed  ben 
Bi^oj  bei  ber  Spenbung  ber  Somntunion  an  bie 
Rcttgeoeil^ten  oud^  te  fiatf  animam  tuam  fpred^en 
a^  SnbieSommunionbedCelebrantenfd^Io^ftd^ 
lon  Snfong  an  bie  ber  ©laubigen  an.  ^at  baS 
EoncU  don  Xrient  (Sess.  XXU,  c.  6  De  sacrif. 
kf iBsae)  ben  SBunfd^  ouSgefpro^en,  ba^  in  oEen 
Reffen  bie  omoefenben  ©löubigen  contmuniciren 
tM^iOK  fo  gibt  baS  römifd^e  SKtuale  im  Sinflang 
nit  best  SRiffale  bie  SBeifung,  „ba^  bie  gom- 
mmion  ber  Slöubtgen  in  ber  l^eiligen  SReffe  fo> 
inrt  nad^  ber  beS  ^riefterS  fiattfinben  foH,  ba  bie 
Se&cte  nad^  ber  Sommunion  fid^  nid^t  blo^  auf 
)m  Cdebronten,  fonbem  aud^  auf  bie  Sommuni- 
unden  begiel^en''.  S)ie  in  biefem  fjfalle  t)or  ber 
Spciibmig  }u  fpred^enben  ©ebete  (Confiteor  mit 
Der  Sbfolution,  Ecce  Agnus  Dei  unb  Domine, 
Don  Burn  dignuB)  l^at  ba§  fpätere  SOtittelalter 
mii  bem  äütuS  ber  ftranfencommunion  in  bie 
SRelfeiereingef duftet.  2)adforgföItigeSuf(ejenber 
etuw  Don  ber  ^oftie  abgelösten  f^ragmente  Dor 
bem  (Semiffe  bed  l^eiligen  9Iute§^  bann  bie  $uri» 
ficatioit  bed  ffeld^ed,  ber  Ringer  unb  bed  9Jtunbe§ 
nd^nen  ben  Selebranten  unb  bie  Sommunicanten, 
nne  eS  bie  begleitenben  ®ebete  ald  IBitte  au^* 
fticed^,  bo^  fie  bad  aUerl^eiligfte  @acrament  mit 
reina  Seele  oufnel^men,  bamit  ed  bauembed  ^eU§* 
mittel  für  bie  feiige  Snngfeit  fei  unb  fortan  feine 
6fiiibeinnalel  an  ber  @eele  l^afte. 

14.  3)ie  Sommunionfeier  mirb  öl^id^,  nne  ber 
bedelle  (Eingang  ber  Sißeffe  unb  bie  Opferung, 
ranl^  ^almobie  unb  ®Att  umf d^Ioff en.  SBöl^renb 
bec  Sonnmmion  ber  @Iäubigen  n)urbe  in  ber  JKrd^e 
bcS  Sltert^umd  ein  $falm  mit  feiner  Sntipl^on  je 
Mid^  ber  Sauer  ber  ©penbung  ganj^ober  }um 
Z^  Dom  Sl^ore  gefungen.  2)a  im  ä^erlauf  beS 
SKttdäUerS  bie  Sommunion  ber  ©laubigen  möl^» 
(cnb  ber  SRe^eier  immer  feltener  towcht,  fo  trat 
OBd^  in  biefem  ©efang  eine  Jlürjung  ein:  ber 
9fidm  tan  in  SBegfaO,  unb  e§  blieb  nur  bie  vlnti- 
pjjim  flbrig^  bie  i^  frül^er  üblid^en  92amen 
Antipbona  ad  commonionem  Derlor  unb  ein» 
fod^l^  Commonio  genannt  iDurbe;  biefelbe  toax 
(Mtan  nid^t  mel^r  bb^  Dom  (Sf^ot  unb  jmar  nid^t 
kP  nod^  ber  Smmnunion  beS  $riefterd  ju  fingen, 
Imibeni  osd^  Dom  Selebranten  nad^  DoDenbeter 
ipmiflcotlmi  nnb  gblution  }u  recitiren.  9tn  biefelbe 


fd^Iie^t  fid^,  eingeleitet  burd^  ben  Wtarfu^  unb  ben 
®ru^  Dominus  vobiscum,  ein  ber  SoIIecte  öl^n« 
lid^ed  ©ebet  an,  n)eld^ed  balb  mit  balb  o^ne  99e}ug- 
na^me  auf  ben  Smpfang  bed  l^eiligen  @aaamented 
©otted  ©nabenbeiftanb  erfleht.  ^Bereits  im  ©ela« 
ftanum  trögt  badfelbe  ben  jeiner  ritudlen  ©tellung 
entfpred^enben  9lamen  Postcommunio,  \otlä)tt  im 
SRiffale  beibel^alten  ift.  3n  f^cmbfd^ften  unb 
^articularmiffalen  toirb  baSfelbe  Complenda,  b.  i. 
ba3  lekte,  bie  Öpferfeier  fd^Iie|enbe  ©ebet  genannt. 
S)ie  $oftcommunion  entfprid^t  ber  SoOecte  unb 
@eaet ;  e§  ift  barum  aud^  bie  So^lfl  unb  Stetigen' 
folge  ber  SoQecten  unb  ©ecreten  ma^gebenb  für 
bie  Orationen,  meldte  ber  bem  9Re^formuIar  eige- 
nen $oftcommunion  beizufügen  fitä).  3n  ben  §e« 
rialmeffen  ber  40tögigen  $ifa{)en)eit  ift  nad^  biefen 
Orationen  ein  als  Oratio  super  populum  be- 
jeid^neteS  ©ebet  5u  fpred^en,  bad  für  fid^  allein 
mit  Oremus  unb  Humiliate  capiia  vesiara  Deo 
eingeleitet  unb  felbftänbig  gefd^Ioffen  tofarb.  3n  bem 
©elafianum  ift  aud^  an  @onn-  unb  fjfejitagen  mit 
SuSnal^me  ber  ^eiligenfefh  eine  Oratio  super 
populum  Dorgejeid^et;  feit  ©regor  bem  ©ro^en 
ift  bief ed  ©ebet  auf  bie  ertt)ä]^nten  Serien  bef ^ränft. 
^  bemfelben  l^at  man  einmal  ein  ©ebet  für  bie» 
jienigen  erfennen  toollen,  meldte  ni^t  communi- 
cirten,  ba  bie  ^oftcommunion  nur  fiir  bie  Som» 
municanten  gelte,  bann  aud^  einen  Srfa^  für 
bie  Segnung  ber  Sulogien  ober  bie  eigentlid^e 
Sd^Iu^benebiction,  enblid^  ein  ©ebet  um  be- 
fonbem  fBeiftanb  in  bem  inten^em  SKngen  gegen 
Den  böfen  f^^inb,  in  toeld^ed  bie  ©löubigen  burd^ 
bie  gfaftengeit  gefteDt  finb  (Dgl.  Sl^al^ofcr,  Si- 
turgif  II,  297).  ®a  biefe  Dration  aud^  ber 
ißeSper  jener  (Serien  (mit  Sudnal^me  ber  @am3> 
tage)  angel^drt,  fo  n)irb  il^re  SRecitation  in  ber 
SReffe  n)o^I  barin  begrünbet  fein,  ba^  an  biefen 
Sagen  ber  93e§perbienft  an  bie  ^lige  3Reffe  ^d^ 
anf^Io^  unb  bie  ©löubigen  nid^t  fogleid^  am 
@d^Iu^  ber  SReffe  entlaffen  n)urben,  fonbem  nod^ 
an  biefem  Officium  tl^eilnal^men.  @onad^  n)äre 
biefe  Oration  ein  Srfa^  bed  Sedperbienfted.  3tt 
ber  ^ften^eit  ift  jene  aöe  Uebung  nod^  barin  an* 
gebeutet,  ba|  an  ben  pferien  bie  SSedper  Dor  9Rittag 
gebetet  unb  im  Sl^orbienfi  f of ort  an  bie  Sonoentual- 
meffe  angefd^Ioffen  n)irb,  unb  ba^  in  ber  SReffe  bed 
Sl^arfamgtagS  an  bie  ©teile  ber  S^ommunion  unb 
^oftcommunion  bie  SSedper  felbfi  eintritt.  9Rit 
bem  Dominus  vobiscum  f d^Iie^en  bie  ©ebete  nad^ 
ber  Sommunion  ab. 

15.  ®er  ©d^Iu^  ber  Opferfeier  ttmrbe 
Don  jiel^er  ben  ©löubigen  burd^  feierlid^en  3uruf 
angefünbigt.  3n  ber  römifd^en  JHrd^e  lautete  biefer 
ttml^rfd^einlid^  fd^on  in  öltefter  3eit  loie  nod^  ie^t 
Ite  missa  (=  dimissio)  est.  S^^rer  IBebeutung 
gemö^  toirb  bie  entlaffungSformel  gegen  bad  9)oIf 
|in  gefprod^en,  mlä)t^  mit  Deo  gratias  antmortet, 
inbem  e§  feinen  S)anl  für  ben  @egen  funbgibt, 
ben  bie  Öpferfeier  gcbrad^t  l^at.  S3iS  in'S  11.  Sal^r- 
l^unbert  mar  bie^  bie  einzige  @d^IuMormeI;  im 
a)KffaIe  ift  fie  für  f eftltd^e  Sage  mU  fed^  tmd^  bem 


1335 


ajlcffe. 


1836 


gfcftd^arafter  toed^fclnben  ©ongcSweifcn  öorgejctd^» 
nct.  3m  aJMttcIoltcr  !om  für  bic  Soge,  mlä)t  feinen 
fep^en  ßl^araftcr  l^oien,  ftatt  ber  gntloffungä- 
fotntel  ber  3^^!  Benedicamus  Domino,  ber 
}um  2ßtore  l^in  gefprod^cn  »irb,  in  ©cbroud^, 
tool^I  als  C^inlabung,  au^  an  bem  jtd^  onjd^IieBen» 
ben  ©ebetSofflcium  tl^eilaunel^men.  ®aS  aRiflale 
jeid^net  fünf  bem  liturgifd^en  SRang  ber  ajlc^feier 
nnb  ber  fird^Iid^en  Seit  entfpred^cnbe  ©angeSmeifen 
t)or.  ®ie  SequiemSmejfen  f^lie^en  mit  ber  fjür« 
bitte  für  otteSSerftorbenen:  Requiescant  in  pace. 

3n  bem  ©^lu^gebet  Placeat  ttneberl^olt  ber 
Selebrant  bie  bereits  bei  ber  Opferung  unb  nad^ 
ber  Konfecrotion  auSgefprod^ene  Sitte,  ba^  ber 
oflerl^eiligften  ffireifaltigfcit  fein  Sl^un  bei  bem  ]^ei« 
ligen  Op^tt  gefotten  unb  ba§  Opfer  felbft  iJ^m 
unb  ben  ©laubigen  SSerföl^nung  qttoä^xtn  möge. 
2)a§  ®ebet  flnbet  ftd&  feit  bem  11.  Sa^r^unbert 
in  öerfd^iebenen  SKe^büd^em  ofö  ^riöatgebet  be§ 
$riefter§  bei  bem  SQBeggange  t)om  Altäre;  in  ben 
römifd^en  JRituS  würbe  baSfelbe  burd^  ^iuS  V. 
enbgültig,  unb  jmar  öor  bem  ©egen,  eingcfiigt.  3)er 
2tttarfu^  ift  burd^  ben  ©d^Iu^  ber  Oration  öer- 
anla^t,  tte^l^alb  er  aud^  in  ber  äiequiemSmeffe 
nid^t  unterbleibt,  unb  fielet  sugleid^  in  Segiel^ung 
}u  ber  nadpfolgenben  ©egenfpenbung.  3)er  ®e« 
braud^,  bo|  ber  ^riefter  am  ©d^lu|  ber  SKeffe 
ben  ©egen§munfd^  Benedicat  vos  über  bie  ©lau« 
bigen  fprid^t  unb  mit  bem  3^t$^  beS  Jheu^eS 
belräftigt  erfd^eint  jur  3«it  beS  aJlicroIoguS  oll« 
gemein  übKd^,  wöl^renb  bis  bal^in  in  @aU\m, 
©panien  unb  t)ielfad^  oud^  in  3)eutfd^Ianb  nur  bie 
Sifd^5fe,  unb  itoax  naä)  bem  €mboIi§mu§,  ben 
©egen  fpenbeten. 

S)er  ©ebraud^,  nad^  ber  Sntlaffung  unb  ©eg« 
nung  nod^malS  eine  ^ericope  au§  Den  St)angelien, 
fpecieU  ben  Singang  beS  3o]^anne§>C^t)angeliumS 
ju  lefen,  !am  crft  feit  bem  13.  Sal^rl^unbert  all« 
mölig  in  Sufnal^me.  9lod^  DuranbuS  (Bat.  4, 
24,  5)  ftellt  biefe  Kecitatton  bem  »elieben  be§ 
(Jelebronten  anl^eim.  S)ie  befonbcre  SSerel^rung, 
meldte  fd^on  gur  S^xt  be§  1^1.  ^uguftinuS  unb  gu* 
mal  im  Mittelalter  bem  Prolog  be§  1^1. 3o]^anne§ 
ertoiefen  mürbe,  mad^te  bieStecitation  beSfelben  aud^ 
an  bief  er  ©teile  gur  a&gemeinen  ®  emol^nl^eit,  meldte 
burd^  $iuS  V.  fanctionirt  unb  in  ben  2Jle^ritu8 
förmtid^  eingefül^rt  mürbe.  3m  ^ontiftcalamte 
recitirt  ber  93iwof,  nad^bem  er  bie  6inieitung§= 
f ormel  auf  ber  Stxingelienfeite  gefprod^en  l^at,  ba§ 
Süangelium  möl^renb  be§  ®ange§  t)om  ^Itar  gum 
Sl^rone.  ^n  ben  tieften,  meldte  auf  einen  ©onntag 
ober  auf  eine  gröf ere  fjerie  fallen,  mirb  ftatt  jenes 
$robg§  ba§  SageSeDangelium  entfpred^enb  ber 
legten  Section  in  ber  2Jlatutin  gelefen.  9H§  ©d^Iu^- 
mort  mirb  nad^  biefem  St)angeltum  refponbirt: 
Deo  gratias. 

16.  ffier  ßelebrant,  ber  gemürbigt  mürbe,  baS 
l^eilige  Opfer  gu  feiern,  unb  an  feinem  ®nabenf d^a| 
ben  näd^ften  unb  reid^ften  Slntl^eil  l^at,  mirb  na^ 
SSo&enbung  be§  l^eiligen  DienfteS  aud^  in  privater 
9lnbad^t8übung  l^ierfür  ®ott  loben  unb  preifen.  3u 


biefem  Smetf  ift  bie  SRecitation  be§  fogen.  acce|fe§ 
(Gratiarum  actio  post  missam)  auf  bem  SBeg^ 
t)om  Altäre  gum  Orte,  mo  er  bie  ^aramente  ciblt^, 
üorgefel^en.  3)erfelbe  befielet  auS  bem  ®efange  Ut 
brei  Sünglinge  im  g^uerofen  (®an.  3)  unb  bem 
150.  $falm.  3n  biefen,  ben  8aube§  be§  Sonn* 
tagS  entnommenen  Sobgef ongen  f orbert  ber  S(^ 
brant,  in  ber  Srfenntni^,  ba^  er  für  Rd^  oDebi 
®ott  nid^t  gebül^renb  bauten  !önne,  cSk  ®efd^|^, 
bie  unfreie  Kreatur,  bie  ÜKenfd^meß  unb  bie 
l^immlifd^en  ®eifter,  jum  greife  ®otteS  auf.  SKe 
bie  3)arfteIIung  ber  3ünglinge  im  g^uerofen  in 
ben  jfatafombenbilbem  9ifom§  unb  i|r  Sonticum 
in  bem  fonntöglid^en  !DlorgenIob  fomie  in  ba 
SJleffe  ber  Ouatemberfam§tage  an  ben  @d^ 
®otte§  in  ber  Verfolgung  mal^nte,  fo  foH  ^ier  i^ 
Sobgefang  unb  ber  in  ben  Orationen  tctDSfygk 
Seiftanb,  ben  ®ott  il^nen  unb  bem  1^1.  SaurentinS 
in  ben  gfeuerqualen  ermiefen,  ben  Eelebranten  öer» 
gemiffem,  hai  bie  $eier  be§  l^eiligen  Opfers  @(^ 
gegen  bie  SSerfud^ungen  beS  begonnenen  iogei 
unb  ®nabe  unb  ©egen  gum  Siigetoerf  Kdk 
©0  geleitet  bie  2)an!fagung  ben  S^ronten  axä 
ber  leiligen  ©ammlung  in  bie  ^ligung  feinet 
SageSarbeit. 

17.  S)a  in  ber  ÜKe^feier  nid^t  bIo|  ber  0|)fa> 
tob  be§  ^erm,  fonbem  baS  gange  ßi^fm^ 
mer!,  ba§  opus  redemtionis  nostrae  (Secrk 
Dom.  9  p.  Pentec),  gel^eimni^öott  erneuert  toiri), 
0  l^at  ftd^  t)om  frül^en  Sßittelalter  an  eine  n))' 
iif d|e  Srnörung  ber  SJle^f eier  auSgebilbet,  roäift 
in  i|ren  einzelnen  Il^eüen,  mit  bem  3ntroitu8  Je« 
ginnenb,  eine  S)arfteIIung  ber  ^auptmomente  beS 
SebenS,  SeibenS  unb  ber^erl^enlid^ungbed^mx 
erfennt.  S!)uranbu§,  meldber,  mieonbereSitingifa 
be§  anittelalterg,  biefe  grüdrung  im  SingelneB 
burd^fül^rt,  gibt  biefer  Sluffaffung  in  iJürje  SW» 
brutf:  Missae  officium  tarn  provida  reperitor 
ordinatione  dispositom,  ut,  quae  per  Chiistom 
et  in  Christum,  ex  quo  de  coelo  descendü 
usquedum  in  coelum  ascendit,  gesta  sunt, 
magna  ex  parte  contineat,  et  ea  tam  yerbis 
quam  signis  admirabili  quadam  specierepne- 
sentet  (Bation.  4,  1,  11).  S)iefe  (Sxttömfi' 
meife,  meldte  für  bie  ^nbad^t  be§  ßielebronten  laib 
fitr  bie  Erbauung  be§  aSoIIeS  fe^r  gute  2)ienPe 
leiften  fann,  l^at  feit  Sinfül^rung  beS  Sud^bntM 
in  ®ebetbüd^em  t)ielfad^  SSermertl^ung  gefmiben. 
Sflad^  biefer  ffieutung  fteflen  ber  ®ang  beS  ^ep«ii 
jum  «Itare  bie  «nfunft  ßl^rifli  in  ber  fJterf*» 
Werbung,  ba§  ®Ioria  bie  ®eburt  O^rifH,  Me(W- 
lecten  fein  t)erborgene§  Seben,  bie  ©d^riftlefuagn 
fein  öffentUd^eS  SQBirfen  bar ;  baS  Offertorlnment- 
fprid^t  bem  ©njug  beS  ^erm  in  Serufoten,  ber 
Kanon  feinem  Seiben,  bie  SSermif d^g  bec  alte" 
l^ciUgften  ©eftalten  feiner  Sluferflel&ung,  bieJw 
munbn  ber  ^immelfal^rt  unb  ber  ©d^tn^feieB 
ber  ©enbung  oed  l^eiligen  ®eifte§.  Sin  Sidtog 
an  biefe  SrnörungSmeif e  fann  in  bem  nu^ordbif^^ 
9Re^ritu§  barin  gefunben  merben,  ba|  bie  M^ 
^oftie  in  neun  Zl^eile  gebrod^en  mirb,  meU^  ein)w 


387 


aJleffe. 


1338 


id^  einem  ber  (Sel^eimniffe  au§  bem  Seben  btö 
ttm  Don  bet  3Renf d^merbung  (corporatio)  bi§  ju 
iner  enrigen  ^rrfd^ft  (regnum)  benannt  merben. 
-  Sine  Jüngere  ^uffoffung  fc^Iie^t  in  ber  m^fti» 
jm  S>eiäung  baS  verborgene  unb  öffentlid^e  Seben 
eftt  ou8  unb  htiitp  bie  gange  9Re^feier  au§« 
ylie^Ii^  auf  baS  Seiben,  ben  %oi  unb  bie  SSer» 
xrRd^g  be§  ^erm^  fo  bog  ber  Eingang  be§ 
Tieftet^  an  ben  SItar  bem  ®ange  be§  perm  an 
si  OelBerg  unb  baS  @^lu^et)angelium  oer  @en« 
nm  beS  ^eiligen  ®eifte§  am  $ftngftfefte  ent> 
(ridQt  SHefer  9(uffaffung  entfpred^enb,  merben 
id^  bie  ein}elnen  $aramente  auf  bie  SeibenS» 
leri^euge  belogen. 

18.  3n  ber  apofiotifd^en  3^t  mu^te  baS  l^eilige 
))>fer  in  ben  ^öufem  ber  Sl^riften  gefeiert  n)er' 
m,  ipeU^e  ffir  größere  Serfammlungen  auSreid^en 
mnten.  Salb  aber  nmrben  eigene  SRöumlid^feiten 
t  ben  Rufern,  f otoie  aud^  be jonbere  ^Bauten  l^er* 
efo&t,  U)eld^  einsig  für  bie  freier  ber  Siturgie 
eftimmt  nwiren.  S^  3«it  ber  Verfolgung  be« 
i^rftnfte  {U^  bie  Opferfeier  auf  f old^e  Orte,  meldte 
biigermo^en  @id^i^eit  boten.  @obalb  bem  (Sil^ri» 
tcn^um  freie  Uebung  gen)äl^rt  mar,  erl^oben  fic^ 
ffenüid^  ftird^en,  mie  baS  99ebürfni^  e§  erfor« 
«rte.  3)er  ®otte§bienfi  nal^m  mel^r  unb  mel^r 
inen  5ffentlid^en  Sl^arafter  an,  unb  e§  mürbe  a&> 
(emeine  Siegel,  ba|  bie  l^eilige  SReffe  orbnung§» 
nfi^  nur  in  f old^en  SRöumen  gefeiert  merben  bfirf e, 
Ddd^  auSfd^Ue^Iid^  für  ben  ©otteSbienji  beftimmt 
mb  jttbiefem  Qm^^  eigen§  benebidrt  ober  gemeil^t 
inb.  SereitS  baS  Soncil  t)on  Saobicea  (can.  58) 
leAot  bie  9^ier  ber  SJleffe  in  ^riüatl^aujem.  S!)ie 
S^noben  bed  3Ritte(aUer§  bel^ietten  ben  Sifd^öfen 
M  Siedet  t)or,  gur  Srrid^tung  t)on  ^au§oratorien, 
poufifopenen,  in  meldten  bie  9Ref|e  gefeiert  merben 
änne,  bie  Srlaubni^  ^u  ertl^eilen.  S)urd^  ba§  Zriben« 
timtm  (Sess.  XXll,  De  observ.  in  celebr.  miss.) 
mnte  boS  geltenbe  SRed^t  eingefül^rt,  monnd^  ba§ 
^eSige  Opfer  nur  in  Jhrd^en  unb  öffentlid^en  Ora< 
torien  (oratoria  publica),  meldte  für  immer  unb 
n^d^Ke^Iid^  pm  gotteSbienftlid^en  ®ebraud^e  be» 
^intmt  imb  meiterl^in  confecrirt  ober  minbeftenS 
^endrtcirt  fein  müjfen,  in  ^riDatoratorien  jebod^ 
mr  auf  ®mnb  eines  fpecieOen  pöpftlic^en  3n* 
MitSi  gefeiert  merben  barf.  9n  biefem  Orte  ift 
)axm  bie  Stätte,  an  meld^er  bie  Opferfeier  ftatt» 
mfinbenl^at,  ber  confecrirte  unb  mit  bennötl^igen 
fr^xbemiffen  auSgeftattete  ^Itar,  fei  biefer  ein 
ilfcare  fixmn  im  ^rengen  Sinne  ober  ein  9lltar> 
lerSP^  ba§  erji  burd^  bie  Einfügung  be§  fog. 
khaie  portatile,  eineS  confecrirten  ^ItarfteineS, 
fn  einem  TOe^altar  mirb  (f.  b.  art.  SKtar  I, 
S84).  S>ie  augftattung  be§  ^ItareS  für  bie  mt^- 
feiet  ifi  in  ben  allgemeinen  9htbnfen  be§  ÜRiffale 
[Bnlir.  gen.  tit.  XX)  im  Singeinen  aufgefül^rt. 

19.  9i§  in  baS  äRittelalter  l^inetn  mar  e§  im 
KenUdnbe  geftattet  unb  t)iel  geübt  bag  ein  unb 
)er{d6e  $rie{ler  mel^rmalS  an  einem  2:age  ba§ 
bringe  Opfer  feierte,  [ei  e§  au§  perfönlid^er  Sn» 
Kuäfi,  ober  meil  feelforglid^e  SBerl^öItniffe  baju 


SBeranlajfung  gaben,  ©eit  bem  12.  Sal^rl^un» 
bert  aber  mürbe  e§  ®efe^,  bafe  jeber  $riefter  tag« 
lid^  nur  einmal  5U  celebriren,  unb  einzig,  menn 
ein  mid^tiger  ®runb,  eine  causa  necessitatis, 
öorliege,  eine  jmeite  SKeffe  ju  feiern  bere^tigt  fei. 
93om  6nbe  be§  13.  äal^rl^unbertS  an  f predigen  Die 
@Qnoben  nur  nod^  t)on  ber  ^meimaligen  &Iebra« 
tion  an  bemfelben  Sage  (SBination).  Mmälig 
mürbe  aud^  biefe  causa  necessitatis  naiver  unb 
enger  beftimmt,  fo  ba^  nad^  bem  geltenben  Sted^te 
bie  Sination  nur  an  fold^en  Zagen  ftattl^aft  ift, 
an  benen  bie  ®Iöubigen  Derpfiid^tet  finb,  ber  l^ei« 
ligen  SReffe  beigumol^nen,  unb  bann  auc^  nur 
unter  ber  99ebingung,  bag  anberS  eS  einer  beträd^t« 
liefen  S^V^  ^on  ®Iäubigen  unmöglid^  ift,  il^er 
$Pid^t  nod^gufommen  (f.  b.  9Irt.  93inotion  ü, 
841).  3)a§  3Bei]^nad^t§feft  l^at  t)on  mterg  l^er  baS 
IBoned^t  bemal^rt,  bag  jeber  ^riefter  breimal  cele« 
briren  barf.  ^nx  Spanien  unb  ^ortugol  ^at 
Senebict  XIV.  im  3. 1746  baS  bort  befte^enbe 
^erfommen  beftötigt,  ba^  am  Merfeelentage  |eber 
$riefter  brei  SQfleffen  für  bie  SSerftorbenen  gu  lefen 
befugt  ift.  3)en  Äird^en  beS  Orientes  ift  bie  mieber« 
l^olte  Selebration  an  Sinem  £age  burd^  benfelben 
^riefter  fremb. 

9W§  aiageSgeit  für  bie  SKe^feier  ift  fd^on  in  ben 
erften  Sal^rl^unberten  bie  SKorgenfrul^e  fo  bet)or« 
Sugt,  bag  bie  Selebration  ^ur  ^lad^t^eit  alS  Sud« 
na|me  erfd^eint.  Seit  bem  5.  Sal^rl^unbert  iji  für 
bie  feierlid^e  2Jleffe  an  Sonn«  unb  fjefttagen  bie 
britte  Stunbe  al§  canonifd^  fiel^enb  bezeugt.  9n 
ben  Sfafitagen  burfte  bie  SJlal^Ijeit  erft  nad^  ber 
9lon,  menn  ber  ® otteSbienft  mit  ber  SJlefef eier  unb 
bem  ftd^  baran  anfd^Ue^enben  93eSperofftcium  be« 
fd^Iofien  mar,  genommen  merben,  eine  $ra|i8, 
meldte  bi§  in'S  2KitteIaIter  l^inein  beftel^en  blieb. 
99alb  mürbe  e§  aber  in  ben  geifUid^en  @(enoffen« 
fd^often  S5raud^,  an  biefen  Sagen  bie  9lon  mit  ber 
SWeffe  unb  SSeSper  auf  ben  SSormittag  ju  öerlegen, 
um  bo§  fjfaften  ju  erleid^tem.  ®ie  5lamen  ber  Hei« 
neu  §oren  verloren  bie  Sebeutung  beftimmter 
ZageSgeiten  unb  mürben  einfad^l^in  Segeid^nungen 
ber  einzelnen  ,,®ejeiten".  Sbie  3«it  für  bie  Kon« 
üentmeffe  mürbe  fortan  nid^t4iad^  ber  ©tunbe 
be§  Zages,  fonbem  nad^  ber  ^ore  be§  canonifd^en 
OffiriumS  beftimmt,  fo  ba^  bie  SDSeifung,  bie 
3Keffe  ti\m  nod^  ber  9lon  ju  celebriren,  nur  be« 
fagt,  biefelbe  fotte  auf  bie  Kccitation  biefer  poxt 
folgen,  nid^t  aber,  fie  fofle  erft  in  ber  3«t  jmifd^en 
ajlittog  unb  «benb  ftattfinbcn.  S)ie  aUt  Srabition 
ift  für  bie  Korporationen,  benen  ba§  Sl^orgebct 
obliegt,  in  ben  allgemeinen  Subrifen  be§  SJliffale 
(tit.  XV)  als  gefejlid^e  5Worm  fijirt,  berjufolge 
bie  ßonöentmeffe  an  ben  gfafttogen  nod^  ber  5lon, 
Ott  ben  gemöl^nlid^en  tjferien  unb  ben  festa  sim- 
pUcia  nadl^  ber  ©ejt,  an  ben  ©onn«  unb  fjeft« 
tagen  ober  nad^  ber  Serj  gefeiert  merben  foH.  ffiie 
Sotiömeffen  treten,  meil  fie  nid^t  mit  bem  SageS« 
officium  im  Suföwmenl^ang  ftel^en,  nad^  95eenbi« 
gung  ber  öormittögigen  §oren,  b.  i.  nad^  ber  9lon, 
ein.  3lm  aBei^nad^tafeftc  fd^lie|t  fid^  bie  erfteSKeffe 


1339 


aJleffioS. 


1340 


in  nocte,  um  SnUtemad^t  an  bie  SRotutin^  bie 
5tDeite^  in  aurora,  axi  bie  $rim  an,  möl^renb 
bie  ^auphneffe,  in  die,  ber  allgemeinen  Stegel  ent« 
fpre^enb,  auf  bie  Serj  folgt,  fjür  bie  aRcfefeier 
überl^aupt  ift  burc^  allgemeine  93orfc^rift  bie  S^xi 
Dom  ZageSanbrud^  (i§  ^um  SRittage  (ab  aurora 
usque  ad  meridiem)  f  eftgeje^t  unb  im  3uf ammen* 
l^ong  bamit  geforbert,  bap  ber  Selebrant  Dorl^er 
^atutin  unb  SaubeS  gebetet  l^abe.  3)ie  3(ttbauer, 
mel^e  bie  einzelne  ^e^feier  beanf))rud^t,  ergibt 
jid^  barouS/  ba^  iebe  Serimonie  genau  mU)  märbig 
QUdgefül^rt  unb  ieber  %ttt  DoUftänbig  unb  in  bem 
entfpred^enben  Slone  (clara  voce,  submissa  voce, 
secreto)  gefprod^en  begm.  gefungen  merben  mug. 
Die  SRoraliften  fe^  bamad^  für  bie  $rit)atme{|e 
je  nad^  bem  f^ormular  20  ÜRinuten  big  eine  l^albe 
@tunbe  an  (Conf.  S.  Alph.  de  Lig.,  Theol.  mor. 
VI,  400). 

20.  2)ie  Mangel  unb  SSerfel^en,  meldte  bei  ber 
3Re^f eier  fid^  einftetten  fönnen,  bel^anbelt  baS  SKif « 
fale  im  Singeinen  in  einem  ^bf d^nitte  ber  aUgemei« 
nen  tRubrif  en  (De  defectibus  in  Missarum  cele- 
bratione  occurrentibus).  „S§  fönnen  SRöngel 
Dorl^anben  fein  begüglid^  ber  SRaterie  ober  ber  Sform 
ober  beS  Selebranten ;  begügßd^  beS  Ie|tem  l^in- 
fld^tfid^  ber  Sntention,  ber  ffiispofttion  ber  ©eele 
ober  beS  SeibeS.  fjel^lt  bie  redete  SCflaterie  ober  fjorm, 
fotoie  bie  3ntention  ober  ber  priefterlid^e  Sl^orafter, 
]o  mirb  ba§  @acrament  nid^t  conftcirt:  anbere 
^el^Ier  fönnen  Dorfommen  in  ber  Darbringung 
felbft;  einige  l^inbem  jmar  bie  Sonfidrung  beS 
©acramenteS  (bie  ©ültigfeit  ber  D<)f erf eier)  nid^t, 
fönnen  ober  @ünbe  ober  9lergemi|  jur  fjolge 
l^aben" ;  eS  fönnen  SJlängel  obmalten,  bei  beren 
SSorl^anbenfein  bie  Selebration  nid^t  erlaubt  ift. 
2)a§  Sniffale  gibt  ba§  IBerfal^ren  an,  meld^eS  in 
ben  einseinen  SfäUen  beobad^tet  mxtm  xtm^,  bamit 
bie  gültige  unb  »ürbige  9^ier  be§  l^eiUgen  Opfers 
gefid^ert  iperbe.  [ft.  ©d^rob.] 

ünctus)  ]^ei|t  ber  ©efalbte  be§  §erm,  meld^er 
Don  ®ott  ben  erften  SJlenfd^en  al§  Sriöfer  Der« 
f<)rod^en  unb  ben  SSöIfem  in  ber  fJüBe  ber  3«t 
gefanbt  morben  ift.  S)ie  Salbung  n)urbe  nad^  ber 
«norbnung  ®otte§  am  ^ol^enpriefter  (6?;.  29,  7; 
40, 13.  SeD.  8, 12)  unb  am  tl^eofrotif^en  Äönige 
DoK^ogen.  S)iefer  mürbe  Dor^ugSmeife  ber  ©efalbte 
be8  §erm  genannt  (1  @am.  2, 10. 35 ;  10, 1  ff.). 
$f .  2,  2  marb  ber  9{ame  auf  ben  Derl^ei^enen  Sr« 
löfer  unb  ©ol^n  ®otte§  übertragen.  9ln  ber  ©teile 
3f.  45,  1  mirb  biefelbe  Segei^nung  Don  S^ruS 
gebrandet,  meil  er  öl^nlid^  einem  tl^eofratif d^en  ff ö» 
nige  ben  SBi&en  ®otteS  am  auSermöl^Iten  SSoÜe 
p  DoÜgiel^en  l^atte  unb  als  99efreier  beSfelben  auS 
ber  bab^Ionifd^en  ®efangenfd^aft  ein  S^puS  beS 
felöferS  geworben  ift.  93ei  $f.  104, 15  ift  ber 
$Iurol  ®efalbte  in  einer  ^araDele  mit  ben  $ro« 
pl^eten  gebrandet.  3n  ber  ©teile  ©an.  9,  25  ift 
Christus  dux  ber  für  bie  mefftanifc^e  Seit  Der« 
l^ei^ene  SJleffiaS  ober  ®efalbte.  3n  ben  fpäteren 
iübifd^en  ^ocrQpl^en  (^enod^)  unb  in  ben  Sar« 


gumin  Don  OnfcIoS  (au  ®en,  49, 10.  Smn.  24, 
17)  unb  Don  Sonatl^n  (gu  ben  ^ropl^en)  ijl  ba 
9iame  SneffiaS  ober  ft5nig«9Reffia8  für  ben  ttmoß 
teten  Sridfer  allgemein  ublid^.  3m  9{euen  ZePo« 
ment  fielet  gemöfnlid^  baS  gried^f d^  X^mz6^  mt 
smeimal  im  ÜJhmbe  l^ebröifdb  Stebenber  Meoo&c 
&o%  1,  41;  4,  25).  ffiie  3bee  Dom  SKeffioS  bo 
Sulunft  ift  bie  ®runblage  ber  ganzen  aUteftamoilk 
lid^en  Offenbarung,  baS  S^l  beS  alten  Sitiibd 
Die  iBermirflid^ung  ber  3bee  ift  ber  SegenPod» 
ber  neuteftamentlid^en  unb  lebten  Offenbaimio. 
3)ie  aSerl^eigung  beS  ÜRefftaS  bel^errfd^t  bie  gaqe 
SQBeltgefd^id^te  Don  il^rem  Anfang  oiS  }u  il^ 
glüdtlid^ften  ?lbfd^ru6  (1  6or.  15,  22  ff.).  ^ 
Sntmidnung  mar  aber  nad^  bem  Slatl^f dj^Iuffe  (M^ 
teS  mit  ber  ®efd^id^te  beS  auSermeü^lten  SoÜel 
Derbunben,  meiern  bie  Offenbarungen  @otte§  gsi 
l^örten,  memt  aud^  ber  ^auptgebanfe  ber  &ldfioq 
als  Srbgut  auS  bem  ^rotoeDongelium  feinem  Soft 
gana  fehlte. 

I.  2)er  SReffiaS  ber  Israeliten  no^  ben 
Eliten  Seftamente.  S)er  baS  gange  Site  Zeftanot 
bel^errf d^enbe  ®runbgeban!e  finbct  in  ben  Dec^ 
benen  $erioben  ber  jübifd^en  ©efd^id^te  {e  eiam 
ben  IBerl^öttniff en  unb  bem  ®ange  ber  Sntmuflinii 
entfpred^enben  Derfd^iebeneu  Slitöbrudf.  S>ie  ade 
3eit  bietet,  Dom  ^rotoeDangelium  auSgd^,  elf 
gemeine,  auf  bie  Srlöfung  beS  SSoIIeS  vaib  bp 
SJlenfd^en  burd^  einen  Don  ®ott  ermedtten  SUer 
begüglid^e  SSerl^ei^ungen  (foterologifd^);  feit  ba 
JtönigSjeit  beginnen  bie  meffmnif d^^^e^ungn 
im  engem  ©inne,  infof em  ber  2Ref ftaS  oß  RÜi 
unb  ©ieger  bargefteut  mirb ;  in  ber  ptop^f^^i^ 
3eit  mirb  mit  bem  fiegreid^en  ^rriebenSfibrßeii  bol 
Silb  beS  ftd^  auf opf emben  $riefterS,  beS  benm^^ 
gen  ffönigS,  beS  $ro))]^eten  unb  SegrünbetS  M 
neuen,  geif}ig«fittlid^n  99unbeS  Derbunben.  Sk 
nad^propl^etif d^e,  begm.  nad^ilif d^  3^  \^j^  M 
))rot)]^etifdj|e  99^0)  burd^  ©d^riftgelel^rfamfeit  vi 
9())ocal9i)tiI  ben  SSorfteUungen  ber  3eit  an}U)w||aL 

1.  2)ie  patriard^alifd^e  3eit.  SyieOndla 
iir  bie  S)arfteIIung  beS  ÜRefftaSbilbeS  in  ber  10^^ 
ien  3eit  bilben  bie  iBüd^er  !DlofeS\  SHe  neuePe 
proteftantifd^e  ftrit«  ifi  faft  einfiimmig  in  ber  8«^ 
merfung  ber  Sutl^enticitöt  bief er  Sudler,  gd^  akr 
in  äal^Ireic^e,  gum  ^eil  einanber  birect  mäx^ 
f pred^enbe  SSermutl^ungen  über  bie  gef d^d^tfid^S^i^ 
ber  ^faffung  berfelben  auSeinonber.  9m  bol 
fd^eint  il^r  feft^uftel^en,  ba^  Dor  bem  8.  3# 
^unbert  feine  ber  Ouellenf d^riften  beS  $entaiea9 
(^e^ateud^S)  in  ber  ie|igen  gönn  Dori^onben  twu 
SS  ift  l^ier  nid^t  ber  Ort,  auf  bie  fubiecüDen  (Snnbe 
biefer  beftructiDen  Jhitif  nöl^er  eittgugel^;  bot 
mag  menigftenS  bie  99emerfung  $Ic^  ftnben,  b4 
bie  bel^auptete  fpätere  mfaffung  beS  $eniata# 
mit  ber  allgemeinen  unb  unbefHmmten  Soffungbet 
mefpanifd^en  SQBeiSfagungen  um  fo  toeniger  j»  »t* 
einigen  ift,  meil  mit  ber  ÄönigSjeit  mifBoät^ 
bie  conaete,  inbiDibueUe  SRefftaS^offnungbieoH* 
tractere  SSorfteDung  ber  frül^emSett  faftffmjD*' 
bröngt  unb  ben  gu  ®runbe  Hegenben  ®ebantai  fo 


Ml 


OKeffioS. 


1342 


9iami  d^fteriftrt  %at,  ba|  an^  eine  aific^t« 
^  SiJidEbotmtng  in  ber  fp&tem  S^xi  ein  2)ing 
r  Unmdgli^fett  gemefen  tuöre.  SBir  l^aBen  olfo 
d^  tioi  bogmotifd^,  fonbem  aud^  gejd^id^tlid^ 
i  tioOe  Ked^t  bie  @d^nften  9Rofe§'  atö  OueOen 
r  fitefien  3tit  gu  benu^en.  9n  ber  Spi^e  ber 
ii|eii(EittimdRung{le]^tba8$rotoet)angeIium, 
e  crfie  frol^  99ot|d^att  t)on  bem  }u!ünftigen  Sr« 
jer  (<Bfn.  8, 15).  2)er  ^  fprad)  sur  Solange: 
Inb  SMnbf^ctft  XDiU  iq  fe^  smijd^en  bir  unb 
n  SEBeibe  unb  gmifd^en  beinern  @amen  unb  il^rem 
smnt;  fie  (er,  wn)  wirb  bir  ben  Äopf  gertreten, 
h  bu  mirj!  il^rer  §erfe  nad^fleDen  (bie  Sferfe 
zd^|cn,  germolnten)."  2)ie  legeten  ftimmen 
ein  mit  einonber  überein,  ba^  l^ier  bem  SRen* 
cngef^Ied^te  nad^  bem  fd^meren  ^aUt  be§  erften 
lareS  mit  ber  Slnbrol^ung  ber  Strafe  gugleid^ 
\  Serl^eigung  ber  SrUfung  gegeben  morben  ift, 
id^  aber  in  ber  näl^em  Srüörung  ber  fßtt* 
ilmtg  }icmIid^t)on  einonber  ab,  inbem  bie  einen 
fe  Crlöfung  on  bie  IRac^Iommenfd^aft  ber  f^rou 
tdfox^t,  bie  onberen  an  einen  inbit)ibuenen 

Smmen  berfelben  lnü))fen.  Dem  entfpred^enb 
bie  einen  l^ierin  bie  oOgemeinfte  unb  un* 
Ummtefle,  aber  erfüOungSgef^id^tlic^  angefel^en 
^  bie  ollumfaffenbfte  unb  tieffte  mefftanifd^e 
riSfagung,  onbere  bie  SUeS  com))enbi5S  gufam« 
nfaffenbe  Serl^ei^ung  erlennen,  toit  e§  feine  an« 
»  mel^  im  gangen  SIten  Seftoment  gebe,  fo  ba^ 
e  anbeten  nur  aß  S^plication  be§  $rotoet)an' 
muA  }U  betrad^ten  mören.  hierin  lommen  mie» 
r  ilpei  estreme  Stid^tungen  gujammen,  bie  fri» 
Sft,  meld^  bie  jel^oDiftifd^e  Ouelle  in  bie  pxo' 
dif^  3rtt  l>erlegt,  unb  bie  ftrengglöubige,  meldte 
\  ixobitiDnelle  Snftd^t  bis  gum  iSBud^ftaben  pxt^t 
ne  mfll  l^ier,  im  @egenfa|  gu  ber  rein  t)oIitij^« 
tionolen  Hoffnung  unter  SaDib,  eine  geläuterte 
«ffiaStbee,  anfiatt  be§  nationalen  Jtönigtl^umS 
t  (Begenmart  einen  SuSblidf  in  bie  ferne  3ufunft 
t  ein  get{Kg«fittIid^  Steid^  finben.  S!)ie  anbere 
i^^famg  beurnnbert  Dielmel^r  bie  unergrünblid^e 
At  (BotteS,  toeld^er  mit  bem  99eginn  ber  menjd^» 
(cn  €itnbe  unb  beS  menfd^lid^en  Sobe§  einen 
ofiaitigen  SudbttdE  in  ba§  ^eil  unb  feine  S3o&» 
bong  eröffne.  Seibe  mel^r  öu^erlid^  in  ber 
kd^mq  beS  ^rotoeüangeliumS  gufammenftim« 
eaben  SrfUrunaen  unterfd^eiben  ftd^  mieber  w^ 
lUid^  baburd^^  ba|  bie  fritijd^e  Srflärung  nur 
K  Sqiel^ung  beSf elben  auf  ba§  gange  93oI!  gu» 
U,  bte  gUiäige  eine  Segiel^ung  auf  einen  per« 
«lid^  Sriöfer  mit  Harer  ^nbeutung  beS  Ram« 
itf  imb  @iegeS  geltenb  mad^t.  3)od^  famt  !aum 
R  3>QrifeI  fein,  ba|  beibe  SrRörungen  gu  totxi 
i^m.  SMe  $erfon  unb  ba§  SQBerf  beS  (SrlöferS 
Ä  wnifyc  angebeutet  als  begeid^net.  2)a§  entf d^ei« 
nbe  oKippLo^  semen  ift  plilologifd^  unb  fprad^« 
^unäd^ft  allgemein,  collectiütfd^  gu 
\t  aber  ieben  iRad^fommen,  alfo  aud^ 
B  SteffiaS^  ein.  gär  SeibeS  gibt  ber  ^l  $aulu§ 
K  eaUbomq  (9»m.  9,  7.  ®al.  3,  16).  S)ie 
cflnli^s  S)eutung  l^at  aber  aud^  in  @en.  4, 25. 


1  ©am.  1,  11.  2  ©am.  7,  12.  1  $ar.  17, 11 
infofem  eine  SSorauSfe^ung,  afö  bie  Snoedung 
eines  ©amenS  für  eingelne  männlid^  iRad^Iommen 
gebrandet  mirb.  Sud^  baS  3ertreten  beS  JtopfeS 
pa^t  be^er  gu  einem  ßingelmef  en  als  auf  ein  gangeS 
©efd^Iec^t  ober  fßoit,  toit  Um  mä)  bie  LXX 
baS  (Jireppia  mit  olMq  mieber  aufnehmen.  ®er 
©d^Iangenabftomm  famt  ebenfo  menig  nur  co&ecti- 
öif^  gebeutet  werben,  berni  bie  fidj  „for^eugenbe 
93erfud^ungS«  unb  ©änbenmad^t  unb  il^re  eingebten 
6rf(^einungen"  fönnen  blo^  gemeint  fein,  menn 
fte  in  ber  ^ad^t  beS  Söfen,  meld^eS  t)on  ber 
©d^Iange,  b.  j^.  bem  2eufel,  in  ber  SRenfd^l^eit 
ergeugt  mirb,  ij^ren  ®runb  l^aben.  S)iefe  ift  aber 
ber  Seufel  mit  feinem  ^nl^ange  unb  mit  ben  Don 
il^m  aSerffi^rten  (3o]&.  8, 44).  3ft  baS  ^aupt  beS 
S5öfen  ein  perfönlid^eS  SSBefen,  bie  „alte  ©d^Iange'^ 
(apoc.  12,  9;  20,  2),  fo  mirb  aud^  auS  bem 
SQBeibeSfamen  ein  perfönlid^eS  SBefen  l^erüorgel^en, 
baS  bie  ©d^Iange  überminbet.  2)a^  ber  ^ampf 
nid^t  ol^ne  l^eftige  ©egenmel^r  ablaufen  mirb,  geigt 
ber  gmeite  Sl^eil  beS  ©a^eS,  meld^er  nod^  ftörfer 
l^erDortritt,  rnenn  man  baS  gleiche  l^ebröifd^e  SBort 
beibemal  gleid^  ilberfe^t.  MeS  SSBeitere  mirb  erft 
aus  ber  fpötem  Offenbarung  unb  auS  ber  Sr« 
fü&ung  k)erftänblid^.  SnSbefonbere  gilt  bie^  aud^ 
t)on  ber  99egie]^ung  auf  baS  ^eil  beS  SSoIfeS  3s« 
raet.  SIIS  SunbeSöoIf  mu^te  jreiftd^  SSrael  l^off cn, 
ba^  ber  ®ott  ^immels  unb  ber  Srbe,  melc^er  mit 
bem  93oI!e  einen  Sunb  gefd^Ioffen  l^atte,  ftd^  aud^ 
mittels  äSraelS  ber  SQBelt  o^enbaren  unb  baS  ^ei( 
anbieten  merbe.  S)iefeS  ^eil  geigt  fid^  fd^on  |ter 
als  eine  Ueberminbung  ber  ©ünbe.  ®en.  4, 1 ; 
5,  29  Bnnen  menigftenS  als  SeloeiS  für  bie  mef- 
ftanifd^e  3)eutung  betrad^tet  merben.  Die  Erfüllung 
nal^m  auf  biefe  erfie  SQBeiSfagung  feine  Stüdtftd^t, 
meil  bie  fpöteren  beutlid^eren  SQBeiSfagungen  ein 
beffereS  SemeiSmittel  barboten.  3m  iReuen  Zefla« 
ment  fann  Stöm.  16, 20  eine  Segiel^ung  oorliegen. 
Die  Skrfuc^ungSgefd^id^te  (SJlarc.  1, 13)  unb  ber 
jtampf  beS  ^erm  mit  bem  ©atan  Qtif).  12,  31 ; 
13,  27.  Suc.  22,  3.  44)  geigen  bie  StuSfül^rung 
ber  SSerl^ei^ung.  —  Die  Sargumin  finben  im 
$rotoeoangeIium  eine  99egie]^ung  auf  ben  9RefftaS, 
in  beffen  3^t  ein  ^eilmittd  gegen  ben  93i^  ber 
©d^Iange  gegeben  merbe.  Die  ^öter  gelten  auf 
eine  Crflärung  nid^t  ein,  fonbem  beginnen  ben 
93emeiS  mit  Sbral^am  (Aug.  De  civ.  Dei  16, 12). 
©eit  aicuin  greift  bie  d^riftologif d^e  Deutung  $la^. 
5RicoIauS  t)on  2t)ra  gibt  neben  ber  f^mbolifd^cn 
Deutung  9luguftinS  t)om  ßampfe  beS  SReufd^en 
mit  feiner  ratio  inferior  bie  d^riftologifd^e,  inbem 
er  mulier  =  Maria  fefet.  Sutl^er  meist  lejtere 
Segiel^ung  ab,  erflärt  aber  ben  SBeibeSabjkmm 
t)on  ber  jungf räulid^en  6mpf ängnife  (J^rifti.  Defto 
nad^brüdNid^er  üert^eibigten  bie  ffat^olifen  nad^ 
ber  93ulgata  (ipsa)  bie  SBegiel^ung  auf  Sßaria  ober 
SKaria  mit  i^rem  ©ol^ne. 

Dem  ® ang  ber  SluScrtoäl^Iung  unb  Offenbarung 
f olgenb,  gicl^t  ber  l^cüige  ©d^riftfteüer  immer  engere 
Äreife  unb  befd^äftigt  fid^  gule^t  nur  nod^  mit  ber 


1343 


aJleffiaS. 


1344 


©ef^id^te  be§  ouSemöl^Iten  ißoße§.  SSon  Slbam 
gel^t  bie  mefftanijd^e  Hoffnung  auf  bie  Stnie  (BtÜß, 
t)on  9loc  ouf  bcffen  ©o^n  ©cm  über.  ®cr  ©egcn 
Sloc'S  (9 ,  26)  über  bcn  <)Ptd^ttrcucn  ©cm  bü« 
bet  bie  Einleitung  su  ben  bcn  Patriarchen  gege« 
benen  iBerl^ei^ungcn  unb  leitet  bie  bem  SRenjd^en« 
gefd^Ied^te  im  allgemeinen  geworbene  äBei§fagung 
auf  baS  fleinere  ®ebiet  SincS  ©efd^Ced^teS  über. 
S)ief  e§  ®  ef  d^Ied^t  l^at  9  b  r  a  1^  a  m  pm  ©tammt)ater. 
S^m  l^at  ®ott  berl^ei^cn,  ba^  in  feinem  Flamen 
aUe  ©efd^Ied^tcr  gefegnet  »erben  (®en.  12, 3;  18, 
18;  22,  18).  ®iefe  SScrl^eifeung  tourbe  für  3faac 
unb  Sacob  wiebcrl^olt  (26, 4;  28, 14).  %xä)  l^ier 
fann  nid^t  blo^  bie  Stebe  fein  t)on  einer  jal^Ircic^en 
beglüdten  5Ra^fommenf^aft,  benn  in  aDen  brei 
SBeiSfagungen  finb  bie  beiben  ÜRomente:  gro^e 
9tad^!ommenfd^aft  mie  bie  ©teme  am  ^immel  unb 
ber  ©anb  am  äReere  unb  bie  ©egnung  aller  SSöKer 
bur^  Slbral^am,  bejm.  feinen  Sbfiamm.  S)iefe  er« 
flört  \\^  am  beficn,  wenn  ber  ©egen  burc^  ein 
©lieb  be§  mftammS  ben  S5ö«em  au  3:]^etl  mirb. 
S!)a§  ,,@efegnetn)erben"  mag  pl^üologifd^  (megen 
beS  mit  bem  5Wif  l^at  abwe^felnben  §itpael  22, 18; 
26,  4)  =  ftd^  gegenfeitig  fegnen  genommen  wer- 
ben fönnen,  aber  baS  Slip^al  (12, 3;  18, 18;  28, 
14)  jeigt  jebenfallS,  ba§  bie  pafftöe  S)eutung  ju« 
nöd^ft  liegt.  ®er  SDSed^fel  öon  „in  bir"  mit  „in 
beinem  9lbftamm"  ober  ,jin  bir  unb  beinem  ?ttb« 
flamm"  öermel^rt  nid^t  bie  J)erfönlid^e  Scjicl^ung 
unb  ben  ^u§gang  be§  ^eilS  Don  Slbral^am  unb 
feinem  2lbftamm,  fonbem  eS  mirb  burd^  biefe  erft 
ein  DoIIer  ©inn  gemonnen.  2)ie  „^al^Ireid^cn  Der» 
»anbten  SRebenSarten  im  Sitten  Seftamcnt,  in  mel» 
d^en  ol^ne  SluSnal^me  ein  SJlenfd^  in  bem  ©inne 
ein  ©egen  genannt  wirb,  ba^  man  überall,  wo 
man  ©egen  f))enben  will,  il^n  als  99tlb  göttlid^ 
©egenS  anfül^rt"  (®en.  48,  20;  ©d^ulj,  Sl^eol. 
723),  cntfd^eiben  gewife  nid^t  gegen  bie  mefflanifd^e 
3)cutung.  SBöre  mit  biefem  ©egen  ^bral^amS 
nur  gefagt,  ba|  überall,  wo  in  ber  SSöKerwett  ein 
©egen  auSgefprod^en,  ein  ©egen  l^ingenommen 
wirb,  ba  3lbra^am  unb  feine  9lad^fommenf d^aft  al8 
ba§  3beal  be§  ©egenS  erwöl^nt  werben  foflen,  fo 
würbe  bie  gro^e  l^cilSgefd^id^tlid^c  Scrl^eigung  }u 
einem  gewö^nlid^en  SBorbilb  l^erabgefcjt,  wäl^renb 
pe  bod^  als  für  afle  Seiten  wirffam  bargeftellt  wirb. 
SBöre  biefe  SDSirffamfeit  aber  barin  ju  fud^en,  ba^ 
ftd^  aus  bem  ©egen  Slbral^amS  in  feiner  5Rad^» 
fommenfd^aft  nad^  ber  gefammten  9lnfd^auung  ber 
alten  SBett  mittelbar  aud^  bie  Slncrifcnnung  be§ 
®otte§  biefer  fjamilie  als  beS  wal^ren,  l^eilbringcn« 
ben  ®otteS  ergibt,  fo  wären  bie  fteilSgüter  bcS 
©egenS  bod^  tf  eilweife  anerfannt.  gine  üoHc  @r« 
füHung  fann  aber  nur  in  ber  Snbjeit  erwartet 
werben,  wenn  alle  SBölfer  im  Keid^e  beS  OKeffiaS 
beS  ©egenS  Slbral^amS  fid^  erfreuen  (ügl.  3f.  44, 5. 
3er.  4,  2).  S)er  ©egen  3faac§  (®en.  27, 29)  bc« 
grenjt  ben  Slbftamm  Slbral^amS  bereits  enger,  in« 
bem  er  bem  3acob  bie  Öerrfd^aft  über  bie  Sößer 
unb  fclbft  über  feinen  trüber  unb  beffen  9lad^- 
fommcnf^aft  oerl^ei^t. 


9lod^  naiver  bc^eid^net  3ocob  in  feinem  ©egen 
über  3uba  bcn  ©tamm,  auS  weld^  berSttf* 
fmS  l^erDorgel^en  wirb.  „3uba,  bid^  werben  braie 
Srüber  loben  ...  ein  j[ungcr  Söwe  ift  Suba;  i» 
Seute,  mein  ©ol^n,  erl^ebft  bu  bid^.  Stul^enb  Xw^ 
bu  ba,  wie  ein  Söwe  utü)  wie  eine  Sdwin;  rsa 
wirb  il^n  auffd^redfen?  9lid^t  weid^  wirb  boS 
©ce))ter  Don  3uba  unb  ber  ^eereSfüxfi  Don  feines 
Senben,  bis  ber  fommt,  ber  gefanbt  werben  fdl, 
auf  ben  bie  SSölfer  l^offen  (Don  3uba,  unb  ba 
tjffil^rcrfiab  jwifd^en  feinen  3fü|en,  bis  ba(  €30 
fommt  unb  il^m  jufollt  ber  ©el^orforn  ber  Sdlhr). 
Sr  binbet  an  ben  SBcinftodf  fein  ^füllen,  an  W 
SRebe  feine  Sfelin;  er  wafd^t  im  3Beine  fein  @ctoanb 
unb  im  9lut  ber  Trauben  feinen  SRontel.  @d^ 
ftnb  feine  %ugcn  als  ber  Sßein,  unb  feine  3^^ 
weiter  nod^  alS  9Kild^"  (®en.  49,  8—12).  Sc 
Urtejt  l^at  nS->w,  bie  LXK  tä  dicoxe(fieva  afcjp, 
bie  ^ulgata  missus  qui  mittendus  est  (nSv). 
lieber  bie  SDeutung  beS  ©d^ilo  ifi  man  nod^  r^ 
einig.  S)ie  trabitionette  iübif d^  unb  d^rijUi^  &> 
flärung  beutet  baS  SBort  Dom  3Ref{iaS,  wofür  on) 
ber  3ufa|  Don  ber  Hoffnung  ber  !B5lfer  fprid^t 
92euere  Ssegeten  wollen  baS  3Bort  geogrot)^ 
nel^men:  ,,biS  bog  er  nad^  ©ilo  fommt  rnib  i^ 
SufäntberSc^orfamberSBölfcr''  (Seli^fdi).  «Bda 
mit  SRed^t  beseid^nen  9tü)ere  biefe  2)eutung  für 
f d^led^tl^in  unl^altbar,  benn  fie  erflört  toAn  baS 
©cepter  3uba^S  nod^  bie  Scfd^rSnfung  bcSfelba 
bis  sur  Snfunft  in  ©ilo.  Sbenfo  wenig  entf|m^ 
biefe  S)eutung  bem  ©egen  über  bie  onbmn  BÜß 
3acobS,  ber  jid^  auf  il^r  SooS  im  canoonitifd^ 
Sanbbcft^  be^icl^t.  S)emgemag  mug  ©ilo  auf  eine 
f))ötere  ©te&ung  beS  ©tammeS  3uba  gd^  Sie 
Sebeutung  ©ilo  =  ÜReffmS  l^ot  oud^  ben  Se* 
banfengang  für  pd^ ,  infofem  baS  fjül^ren  be8 
©ce<)terS  im  mcffianif  d^en  SReid^  einen  ^jcrfönfi^ 
Sröger  f orbert.  SDScnn  bie  iübtf d^e  ßjegefe  (Sank, 
Onkelos,  Targ.  jer.,  Syr.),  fowie  iififccM, 
ßpl^röm,  Sarl^ebröuS,  ©aabia  überfe^en:  donee 
veniat  Messias  cujus  est  regnuin,  fo  fomt  loe» 
nigftenS  bie  Deutung  nid^t  gang  unamtel^mto 
fein,  benn  aud^  9lquila  unb  ©Qmmad^uS  ((p  diso- 
xeixat  T,  ii  ßa(jtXe(a)  uub  bie  $ef dJittl^O :  is  cujus 
ülud  (regnmn)  est,  unb  aud^  bie  LXX  (fo;  h 
IXOiQ  Tot  diroxerpieva  aöx^  xa\  aör^c  icpooSoxCi 

idvaiv)  gelten  Don  bemf elben  ®ebanfen  ouS,  toewi 
aud^  bie  letzteren  bie  $erfon  beS  SReffiaS  nid^t  m 
mittelbar  ^um  ©ubjcct  mad^en.  2)emu)d^  ijt  bie 
p  ®runbe  liegenbe  Deutung  beS  ^'hy  =  (7») 
i^  "»öK  \pxaä)lx(f)  faum  su  rcd^tfertigen,  ba  fe 
21,  32  wal^rfd^einlid^  nur  eine  Umbei^g  b^ 
aOSorteS  ifi.  ®ic  Slblcitung  Dom  Vw,  h^v  unb  rhi 
(Targ.  jer.  L,  Jepheth,  Abuln.,  Eimehi;  tigL 
Sabe  1, 1, 95  f.)  =  5Rad&geburt  ifi  nid^t  blol  f^t 
gezwungen,  fonbem  aud^  für  ben  ©ol^  3ubtf 8  fejt 
unebel  unb  aud^  bann  nid^t  ganj  paffenb,  totm 
man  barin  ben  ®cbanfen  beS  SBcibeSabflomniS. 
bcS  atbftammS  Sftral^amS,  weitcrgcfül^rt  finbet 
©al^cr  ift  eS  am  beften.  mit  ben  meiflen  6Metm 
ben  ©d^ilo  nid^t  a))peDatiD  =  Stu^ftott  (btö  ec 


1845 


9ReffiQ8. 


1346 


bmmt  gur  Shtl^eftott) ,  fonbem  afö  Sigenname, 
«tteted^  b<m  nfe>w  (ögl.  1  $ar.  22,  9) ,  in 
peU^  bie  Snbung  aigelürgt  mürbe,  =  tröget 
ibcr  93nnget  ber  Stulpe,  gfrieblid^er,  ^ebenrei($er 
tt  neigen,  momit  baS  kommen  ber  ^ebenSjett 
nb  bie  SoOenbung  bed  ©otteSreid^eS  fär  bie  Snb« 
ett  ((Ben.  49, 1)  burd^  einen  gfrieben^fürften  auS 
em  Stamme  3uba,  b.  1^.  burd^  ben  ÜReffiaS,  an« 
elfiitbigt  loirb.  ^emt  ber  anef{ia§  tt)irb  anä) 
nbertoärtd  gfriebe  ober  gfriebenSfürft  genannt 
DW4.  5,  5.  (&p%,  2, 14.  3f.  9, 6.  3ad^.  9, 9  f.). 
Me  SttDartung  ber  93511er  (exspectatio  gen- 
um)  loflrbe  bie  mefftonif c^e  Hoffnung  jtärf er  l^er* 
»treten  laffen,  möl^renb  ber  „©el^orfom  ber 
ffiBer^  bad,  umS  bem  SfriebengfOrfien  jufftat, 
S)^  eiHärt.  SSemerlenSmertl^  ift  nod^  bie  3eit- 
rfthmnung:  J>x%  baS  Scepter  t)on  3uba  genom* 
len  ttrtrb".  SBol^I  ift  feit  bem  Sgil  öon  einem  Äö« 
igi^um  3uba'§  im  {trengen  @inne  feine  Stebe 
id^,  aber  aud^  unter  frember  Oberl^ol^eit  f^at  ba§ 
toD  39rael,  in  meld^em  t)ome]^mIid^  ber  @tamm 
nba  t>ertretim  mar,  ein  felbftänbigeS  tl^eoIratifd^eS 
>laatsmefen  gefül^rt  unb  unter  ben  3Rad^bäem 
od^  einmal  feine  Unabl^dngigfeit  erfäm))ft.  Srfi 
itt  ber  römifd^en  C^errfd^aft  im  %  63  D.  S^r., 
leU^  fpftter  burd^  bie  Sbumöer  (^erobeS)  auS» 
fSbt  nmrbe,  l^örte  bie  t)oIitifd^e  @elbftänbigfeit 
nf.  (Es  ifl  bal^er  nid^t  no^menbig,  megen  beS 
Ibmgeis  eines  nad^e^ilif  d^en  ftönigtl^umS  bie  3eit» 
cfHimmmg  onberS  gu  beuten,  obmol^I  an^uerfennen 
|t  bo^  baS  "iy  =  bis,  nid^t  gerabe  baS  Snbe  an« 
[den  mu^.  SS  !ann  oud^  bie  ^ortbauer  beS 
frU^enSreid^  im  neuen  3erufalem,  baS  emige 
iteffionifd^e  Sleid^  unter  bem  Scepter  beS  auS  bem 
Stamme  3uba  fommenben  SfriebenSfürften  be« 
etibnen« 

2.  S>ie  3eit  beS  ©efe^eS.  S)ie  Befreiung 
jStoelS  aus  ber  Jhted^tfd^aft  in  ^tq^ptm  ift  ein 
BoAilb  ber  ^Befreiung,  Sriöfung  unb  Heiligung 
WS  gangen  SSoQeS  t)on  ber  Jhted^tfd^aft  ber  @änbe, 
nu^  toerni  man  t)on  ber  t^pifd^en  Sebeutung  für 
KiB  «eben  3efu  abfielet  (Of.  11, 1.  3Ratt]^.  2, 15). 
)n  ber  SunbeSf d^Iie|ung  unb  ben  t)on  äel^oüa  bem 
BoO^  babei  gegebenen  Serl^ei^ungen  (Set).  26, 42 
riS  45.  Deut.  20, 1-6)  mirb  bie  ©eüS^offnung 
n  tagt  Serbinbung  gu  bem  SunbeSDoI!  unb  ^u 
m  Seobad^g  ber  ®ebote  gebrad^t.  3^^^  tritt 
rte  dn|erlid^e  nationale  Hoffnung  auf  ben  @ieg 
fter  bie  ^mbt  unb  auf  bie  Eroberung  beS  ge« 
obten  £anbeS  in  ben  SSorbergrunb ,  aber  fd^on 
mn!^  bie  Sebingung  ber  93eobad^tung  ber  gött« 
id^  (Bebote  mirb  bie  fittlid^e  unb  religiöfe  @eite 
)eriiieffianifd^S3er]^ei^ung  angebeutet.  3)aS3t^I 
)eS  »nnbeS  ift  bie  SSerj^Iid^ung  ©otteS.  Me 
EBelt  nm|  fetner  l^enlid^feit  mU  merben.  Die 
Stege  beS  iSraelitif^en  SSoßeS  über  bie  l^eibnifd^en 
BSBkt  ffaib  SBeiSfagungen  auf  ben  legten  @ieg 
kS  (SotteSreid^.  SBie  baS  SSot!  burd^  ffampf 
nb  Setben  jum  Siege  gefül^rt  mirb,  mie  SJtofeS 
Aß  dS  ihtöblein  ber  ©efal^r  be§  SobeS  auS- 
(efc|t  nnb  tmr  burd^  eine  bef onbere  S^ügung  ber 


göttlid^en  Sßorfel^ung  gerettet  mirb,  mie  er  in  bie 
aOSüfte  fWel^en  unb  beim  3ug  burd^  bie  SBüfte  oft 
ben  3otn  ®otteS  ertragen  mu^te,  {a  baS  gelobte 
Sanb  nur  öon  ber  Qfeme  fd^auen  burfte,  fo  mu|te 
aud^  baS  §eil  erft  erfömpft  unb  t)on  ber  fernen 
3ufunft  ermartet  merben.  Der  SRetter  felbfl  mu^te, 
mie  alle  ©otteSmönner  als  Xt^pm  beS  3u!finf- 
tigen,  nad^  bem  ®efeje  ber  göttlid^en  Siebe  mib 
®ered^tig!eit  burd^  Seiben  jum  ©iege  mib  pr  6err- 
lid^feit  gefül^rt  merben  (SRöm.  8,  17).  5Reben 
aJlofeS,  bem  ^ropl^cten  ®ottc8,  mar  in  bem  t)on 
®ott  befteüten  ^o]^en))riefter  ^aron,  a(S  bem  fßtt* 
mittler  gmifd^en  ®ott  unb  bem  SSoIfe,  ein  X^DmS 
beS  emigen  ^ol^enpriefierS  gegeben,  meld^er  ®ott 
burdj  ein  fünbelof eS,  reineS  Op^tt  terföl^nen  lann. 
93on  fad^Iid^en  Sippen  ift  unter  ben  bauemben 
Einrichtungen  baS  ^affal^kmm,  unter  ben  geit- 
meiligen  bie  eiserne  @d^Iange  (%m.  21)  gu  nen« 
neu.  93eibe  l^ängen  mit  ber  munberbaren  Rettung 
beS  SSoßeS  auS  ^eg^pten  sufammen. 

Die  eigentlid^e  meffianifd^e  SßeiSfapng  mirb 
in  biefer  $eriobe  tmr  burd^  bie  SßeiSfagtmg  93  a> 
laamS  (9him.  24, 17  ff.)  unb  SKofeS'  (Deut.  18, 
15— 18)  fortgefüH  2)er  moabitifd^e  SSSal^rfager 
mirb  burd9  jtönig  Salal  berufen,  um  ben  ^ud^ 
über  äSrael  auSgufpred^en,  a&ein  t)om  ®ei{te  ®ot> 
teS  getrieben  öerffinbigt  er  ben  ©egcn  3SraeIS: 
„^ä)  fel^e  il^n,  aber  nid^t  jie|t;  id^  fd^aue  il^n,  aber 
nid^t  nal^e.  Sin  Stent  gel^t  auf  auS  3acob,  ein 
Sce^ter  erl^ebt  fid^  auS  äSrael  unb  ^erf d^mettert  bie 
Prften  ^oabS  unb  t)ertilgt  alle  Söl^ne  ©etl^S. 
Unb  6bom  mirb  fein  95efljt]§um  fein,  ©eir  mirb 
ben  Qfeinben  (Israeliten)  als  6rbe  jufaHen,  tmb 
Israel  mirb  fld^  matfer  Italien.  SuS  ^acoi  mirb 
ber  öerrfd^er  fein  unb  mirb  vertilgen  bie  Ueber- 
bleibfel  ber  ©tabt"  (3tam.  24,  17—19).  Die 
Berufung  auf  Sacob  jeigt,  ba§  ber  Snl^alt  ber 
SBeiSfagung  im  SBef entlid^en  nid^t  über  ben  Segen 
beSfelben  l^inauSgel^t,  ober  immerl^in  finb  einzelne 
9Romente  barin  enthalten,  meldte  eine  meitere  SuS« 

ild^t  gemöl^ren.  Denn  eS  mirb  bie  Qdt  beS  §err« 
d^erS  aus  bem  ©tamme  3uba  in  bie  ferne  3u!unft 
t)erlegt  unb  ber  Rarnp]  mit  bem  ^eibentl^um  t)or« 
auSgefagt.  DaS  mefftanifd^e  Stei^  mirb  errid^tet 
auf  ben  Srümmem  ber  l^eibenmelt.  Die  SBeiS« 
fagung  ift  abfld^tlid^  etmaS  bunfel  gel^alten,  aber 
ber  @tem  beutet  bod^  auf  eine  glönsenbe  perfön* 
lid^e  grfd^einung  (SWattl^.  2,  2).  SSBie  ber  ßerr- 
fd^er  aus  bem  ©tamme  3uba  öfter  auf  Dat)iB  be« 
jogen  mürbe,  fo  l^aben  aud^  bie  3uben  ben  Stttn 
Don  Dat)ib,  ober  bud^flöblid^  öon  Daöib,  m^jiifd^ 
t)on  bem  SKeffiaS  gebeutet.  Der  Slnl^ang,  ben  jtd^ 
ber  falfd^e  3ReffiaS  95ar«Eod^ba  unter  §abrian 
t)erfd9affcn  tonnte,  bemeiSt  nod^,  mie  gelöupg  ben 
Subcn  biefe  Deutung  beS  ©ternS  gemefen  ift. 

Die  t^pif  d^e  S5ebeutung  ber  $erf  on  unb  Sl^ätig« 
feit  anofeS'  für  ben  OKeffiaS  mirb  in  ber  SOSeiS« 
fagung  eines  neuen  ^ropl^eten  birect  auSge« 
fprod^en.  „ßinen  $ro^)]^cten  auS  beinem  SSoße 
unb  aus  beinen  SBrübem,  mie  mid^,  mirb  bir  ber 
§err  ermedten,  ben  f ollft  bu  l^ören,  —  mie  bu  Dom 


1347 


mt\\ia 


1848 


§crm  om  §oreb  erfiel^t  . . .  Sincn  ^xop^tim 
werbe  id^  il^nen  ouS  ber  3DWtte  il^rer  93rfiber  er- 
»edcn,  lote  bid^,  unb  il^m  bie  SQBorte  in  feinen 
SKunb  legen,  unb  er  wirb  ju  i^ncn  rebcn,  wqS  ic^ 
il&m  befel^Ien  werbe"  (S)eut.  18, 15. 18).  $ro« 
pl^et  ift  l^ier  nid^t  in  bem  fpätem  engem  Sinne, 
fonbem  ber  SBorttebeutung  gemä|  in  bem  aH« 
gemeinen  Sinne  ju  nel^men.  2Kofe8  wor  nid^t  ein 
^ropl^et  nad^  bem  gemöl^nlid^en  SRaPab,  fonbem 
oö  ©efonbter  unb  Wiener  ©otteS,  ber  bem  SBoIfe 
ben  aBtllen  ®otteS  offenboren  unb  bo§  fßolt  sur 
grf  üttung  bcSf  elben  anleitm  mu^te.  ®orau§  erflärt 
fi(^/  bofe,  obmol^I  bei  ber  eigentlid^en  ^ropl^etie 
ber  propl^etifd^e  Kl^orafter  im  93ifte  beS  SReffioS 
gurüdtrot  bo4  fpöter  ber  ÜBefflaS  ober  fein  5Jor« 
löuf  er  al§  ^ropl^et  ober  ber  ^ropl^et  erwartet  würbe 
(SWatt^.  16,  U.  3o]^.  1, 25;  6,  U;  7,  40.  «pg. 
3,  22 ;  7,  37).  S)ie  3ubm  l^oben  ben  ^ropl^eten 
entWeber  coHectiö  öon  ber  Stiftung  beS  ^ropl^eten- 
tl^umS  ober  fucceffw  t)on  ben  einjelnen  pd^  folgen« 
ben  $ro<)]^eten  erflört,  eine  SrHörung,  weld&e  ftc^ 
oud^  l^euhutage  großer  3uftimmung  )u  erfreuen 

!lQt.  SBiu  man  aber  biefelbe  aud^  aT§  ©runblage 
ür  bie  befonbere  3)eutung  gelten  laffm,  fo  farni 
man  boc^  ber  concreten  3)arfteIIung  unb  bem 
$ara&eIiSmu§  mit  SJlof e§  nur  baburd^  gan^  geredet 
werben,  ba^  man  einen  beftimmten  ^ropl^eten  nad^ 
3nofe§'  Sorbilb,  weld^er  ftd^  in  SBunber  unb 
Seid^en  al§  einen  befonbem  ©efanbten  ©otteS 
auSgewiefen  l^at,  annimmt,  f^ür  bm  Sl^arafter 
beS  9Reffia§  ift  aber  biefe  SD8et§fagung  aud^  info« 
fem  öon  93ebeutung,  als  fte  bie  Dffmbamng  ©ot- 
te§  unb  bm  neum  93unb  burd^  ben  au§  bem  Stamme 
3uba  ]^ert)orgegangmen  SJleffiaS  Derl^ci^t  unb  ba- 
mit  t)on  ber  irbif^en  unb  nationalen  Seite  auf 
ba§  religiöfe  unb  fittlid^e  SBefm  beS  meffianifd^m 
^eü§  l^inweiSt. 

3.  ©ieSeitberÄönige.  9lad^bem  3Srael 
als  sal^lreid^eS  iBoI!  nad^  Ueberwinbung  unb  tl^eil* 
weifer  aSemid^tung  ber  ]^eibnifd^enS5öKert)omSatü)e 
Sanaan  Sefi|  gmommen  unb  bie  f^rüd^te  beS 
SanbeS  in  fjrieben  ju  geniefem  angefangen  l^atte, 
war  ein  guter  Sl^eil  ber  ben  ^äitvn  unb  bem  2Ko« 
fe§  geworbenen  Serl^ei^ungen  erfüllt.  ®a§  tl^eo- 
Iratifd^e  Jfönigtl^um,  weld^eS  ben  nad^  ial^r^unberte« 
longm  j}ömf)f m  gefid^erten  S8eft|  erhalten  unb  baS 
Staat^wefen  orbnen  foUte,  war  ganj  geeignet,  eine 
SSorfteHung  öon  bem  Seid^e  beS  fjürften  au§  bem 
Stamme  3uba  p  gebm,  befonberS  als  ber  auf 
93ef el^I  ©otteS  öon  Samuel  gefalbte  S)  a  ü  i  b  auS 
bem  Stamme  3uba  jum  Sl^rone  bemfen  worben 
war.  S)iefe  tl^eilweife  erfüHung  foHte  ein  Unter- 
pfanb  für  bie  grfüuung  be§  ©anjen  in  ber  3u« 
fünft  fein,  bie  öufeerlid^e  fepung  foHte  bie  ibeale 
ßrfüUung  f^mbolifiren.  SDSar  au^  ber  fJriebenS- 
fürft  unb  baS  mefftanifd^e  SReid^  mel^r  ober  weniger 
eng  mit  ben  irbifd^en  ^offnungm  t)er!nü^)ft,  fo 
fel^lte  e8  bod^  nie  an  ftinweifungm  auf  bie  l^öl^eren 
©üter  ber  meffwnif^en  3cit.  68  war  öon  ^n« 
fang  an  eine  d^arafteriftif^e  gigmtpmlid^feit  ber 
gJroi)]^etie,  ba|  fle  Srbifd^eS  unb  §immlifd^e8. 


9la]^e§  unb  f^emeS  mit  einanber  Derbonb,  um  h» 
burd^  bem  ftnnlid^en  ^enfd^en  einen  Sporn  pm 
mutl^igm  ^anbeln  unb  ein  Unterpfanb  §um  g^ 
bulbigen  ^offen  ^u  geben.  Srat  aud^  ni^t  fdten 
ber  f^aQ  ein,  ba^  über  ber  augmblidflid^  fto 
lid^en  99efriebigung  ba§  l^öl^ere  3^^  i>^  b^^  ^ 
ber  3ufunft  t)ergeffen  ober  mi^ad^tet  würbe,  fa 
forgte  bod^  ©ott  balb  wieber  bafür,  ba|  fid^  3S> 
rael  feiner  Aufgabe  erinnerte.  So  war  aud^  nod) 
ber  99eft^ergreifung  be§  SanbeS  bie  f^eibemodt 
feineSwegS  gan}  überwunbm  unb  baS  Stiebenfi' 
reid^  nid^t  einmal  in  ^alöftina,  gefd^wdge  bem 
unter  ben  ißöllem,  gang  l^ergefteOt.  S)a]^er  beginnt 
ie|t  im  Snfd^lu^  an  baS  bereits  SrfüOte  unb  Sr- 
reid^te  eine  neue  Steil^e  mefftanif d^er  SQBeiSfagmtgea, 
weld^e  ben  SRefftaS  unb  ba§  mefftanifd^e  Xei^  in 
einem  l^ellem,  kum  Sl^eil  üeränbertm  Sid^te  a> 
f^einm  laffen.  ®en  SluSgangSpunft  biefer  ^eriobe 
bilbet  2  Sam.  7,  infofem  l^ier  für  bm  bereits  aS 
$ro))]^eten  unb  ^o^en))riefier  gegeid^eten  Stej* 
fta§  ber  föniglid^e  Sl^arafter  unb  bie  ^bftammnB| 
aus  bem  ^aufe  S)ak)ib3  geltenb  gemad^t  nM. 
S5on  ba  an  bilbet  ber  baöibifdje  SKeffinS» 
ftönig  bie  öoffnung  SSraelS.  ®at)ib  erfcjeiat 
als  bie  unentbel^rlid^fte  99ebingung  iebeS  woi^ 
©lüdf§,  als  ber  wid^hgfte  %m^  ^  SSoHenbeif, 
bem  er  tro|  ber  föniglid^en  ^errlid^feit  aud^  ba* 
burd^  gleid^t,  ba^  er  burd^  Seiben  unb  ffampf  jjst 
^errfd^aft  gelangte  unb  immer  wieber  bie  £eiben9* 
geftalt  annel^men  mu^te.  2)ie  SeibenSpfalna 
3)at)ibS  geigen  bm  Ramp^  beS  t)on  ©ott  erwöJ^Um 
SQ3erf}mgS  gegen  bie  burd^  bie  Sünbe  bem  gfeinbe 
verfallene,  in  Saul  re))röfentirte  weltlid^  ^o^ 
einen  Ramp]  gwifd^en  bem  Samen  beS  SBeiM 
unb  bem  Samm  ber  Sd^lange,  einm  ffam^if  M 
fiöwen  aus  3uba  gegen  bie  gottfeinblid^m  SRäd^ 
3ft  ber  ©ebanfe  üon  bem  ftellöertretmbm  Selben 
ber  ©ered^ten  (©en.  18,  23  ff.  ?him.  25, 10  jf.) 
unb  ber  SSBirfung  il^rer  fjürbitte  (gj.  32,  30  fi.) 
uralt  unb  t^))if d^  für  ben  SRefftaS,  fo  werben  Ml 
in  ber  $erf on  S)at)ibS  bie  Seiben  beS  SReffioS  (iS 
in'S  ßrugelne  tl^eilS  öorgebilbet,  tl^eilS  unmittettor 
t)orauSt)erfünbigt,  wie  eS  blo^burd^  eine  befonbere 
pgung  ©otteS  möglid^  war.  ^f.  21  iji  baS 
^lagelieb  t)on  ber  JheugeSmarter  unb  würbe  boa 
^erm  felbft  gum  Sterbegebet  gewöl^lt  (9M)* 
27,  46) :  „O  ©ott,  mein  ©ott,  warum  f^  b« 
mid^  öerlaffen?''  (33. 2.  7—9. 14. 17.)  «ber  ,p- 
beuten  unb  gum  ^erm  fid^  befel^ren  werben  w 
feinem  Sngefid^te  ftd^  alle  Snbm  ber  Srbe,  nnb 
werben  anbeten  alle  ©ef d^led^ter  bet  ^ößer.  Senn 
beS  &erm  ift  baS  jfönigtl^um,  unb  er  ]M4^ 
über  bie  Söller"  (S5.  28.  29).  ^.  3?  Wirb  ba8 
gro^e  Opfer  am  fireug  für  bie  Sünben  ber  Seit 
an  Stelle  ber  öorbilblid^en  altteftamenÖid^Ortet/ 
wcl^e  ©Ott  nid^t  gefallen,  öorauSgefagt  (SS.  7  ff. 
§ebr.  10,  5 ff.;  ügl.  1,  3).  gin  «lagelieb  3)ö- 
öibS  ift  aud^  ^f.  68,  worin  bie  «läge  beS  Snl- 
berS  (ftettöertretenben  Serföl^nerS)  SS.  1—13  in 
ben  $Ruf  um  Erbarmen  übergel^t  (SB.  14— 22)  nnb 
Sergeltung  »erlangt  (95.  23—29),  aber  bcrei» 


[849 


JKeffiaS. 


1350 


ttm  ^Sknät  für  bie  \xä^x  au  ertDartettbe  ßrl^örung 
wrtfd&mten  taim  (S5.  30-37.  3o^.  19,  28  ff.). 
Ebcttfo  ffatb  in  $f.  15  ba§  fieiben  unb  bie  S3er> 
lerrlid^ng  bed  3Re{fia§  t)orQu§gefa9t.  ,,®enn  bu 
ofarft  meine  €eele  nid^t  laffen  im  2:obtenrei(i^,  mtrfi 
lecnem  ^(i^en  bie  SSermefung  nic^t  au  fd^ouen 
jeben-'  (S5. 10.  3H)g.  2,  27;  13,  35  ff.),  ffiie 
[finfte  oSgemeine  S^nobe  l^at  bie  ^falrnen  2.  8. 
L5.  21.  44.  109  ffir  birect  mefrtanifd^  erflött. 
ikttvib  tmtrbe  aber  burd^  bie  ^Ufe  ®otte8  ben  Sei« 
Ml  cniriffen  unb  auf  ben  Zitron  über  3§rael  ge- 
^t  SBieberbott  gibt  er  feiner  ^reube  unb  feinem 
T&mS  gegen  (3ott  in  begeifterten  Siebem  SuSbrud, 
todd^  toeit  über  fein  eigene^  jföntgtl^um  l^inauS 
mf  boS  P5nigtl^um  in  feinem  ^aufe,  auf  ben 
(Soften  Pdnig,  toeld^er  auS  feinem  ^aufe  l^erüor* 
Hel^  tDirb,  liinmeifen.  $f.  2  }etgt  smor  ®at)ib 
non  gtinben  umringt  aber  auc^  al§  Sieger  über 
oOe.  (Er  finbet  fd^on  megen  93.  7 :  ,,9Rein  @ol^n 
Hp  btt,  lernte  l^abe  id^  bi$  geseugt",  nur  im  SRef» 
fiaS  feine  ganje  Erfüllung  (^ebr.  1, 5;  5, 5.  ^g. 
18,  83).  SHefer  ift  ber  @efalbte  be§  ^erm  (93. 2) 
in  befonberem  SRage.  93gt.  aud^  $f.  20 ;  67  (Sin» 
^olimg  berSunbeSlabe);  96,  6;  117,  22.  @inb 
«4  $f.  95—97. 101  mel^r  foterologifd^en  3n- 
toBfi,  infofem  Dom  Jtommen  tit^om'^  su  feinem 
Solle  bie  Stebe  ift,  fo  bienen  fte  in  SJerbinbung 
»it  ben  anberen,  in  meldten  ein  jtönig  auS  bem 
^oufe  3)atrib8  Derl^ei^en  mirb,  aum  Semeid,  ba^ 
U^  fftoig  ber  ©efanbte  ®otteS,  @ott  felbft  ift. 

"  96  unb  101  iperben  j.  85.  in  §ebr.  1,  6. 10; 

|.  67  in  S))]^.  4,  8  ol^e  SQBeitereS  auf  (S^riffatS 
»gen.  @ott  unb  ber  ffönig  ber  SSerl^ei^ung  ftnb 
eine  $erfon.  SBaS  in  bem  einen  $falm  an  ben 
IMnig  StSraelS  gefnu))ft  mirb,  !ann  alfo  mit  f^ug 
mb  9ttäfi  in  einem  anbem  $falm  an  ^el^oDa  ge- 
tsäpft  »erben.  2)er  sugleid^  mit  ber  SunbeSlabe 
($f.  67, 19)  im  ®efangni|  gemefene  Stel^oDa  ift 
tan.  anberer  als  ber  @tein,  ben  bie  99au(eute  t)er- 
looifen  l^en,  ber  aber  nunmel^r,  feit  bie  Sabe  auf 
&ßn  anfgefldlt  morben  ift,  sum  iSdftein  gemor» 
benip. 

tä  log  im  äBillen  ber  göttlid^en  SJorfel^ung, 
boK  bie  93er]^ei|ung  be§  SRefftaS  t)on  bem  SJater 
oq  ben  Qdfyx,  auf  ben  ^bftamm  übergel^e.  93on 
Sbcal^  gfaig  ber  Segen  auf  Sfaac,  t)on  3faac 
osf  3ocob,  tKm  äacob  auf  3uba  über.  3m  Stamme 
3nba  toirb  er  2)at)ib  gu  %J)txl  unb  gel^t  t)on  il^m 
osf  feinen  Sol^n  Salomon  über.  S!)a§  falo' 
mitäfä^  A&nigt^um  mit  feiner  $rad^t  unb  »err» 
fid^  ifl  eine  n)efentlid^e  Srgöngung  ber  burd^ 
ride  fiftmpfe  unb  äBibermärtigfeiten  getrübten 
^eccf^oft  S)atnb8.  ^ieg  mirb  aud^  2  ®am.  7 
A  $ktr.  17)  l^erDorgel^oben.  ®ott  münfd^t  nid^t, 
ba|  S)alrib  ben  %mpü  baue;  aber  er  mirb  bem» 
fdOben  einen  Sbftonm  ermetfen  unb  il^m  baS  jfönig» 
finm  bereiten.  ,yS)iefer  mirb  meinem  92amen  ein 
«mS  bmten,  unb  id^  merbe  ben  Sl^ron  feines 
leid^  feßfteSen  auf  emig.  3d^  merbe  il^m  93ater 
ttb  er  mir  Sol^n  fein. . .  Unb  beftönbig  mirb  bein 
^onS  feto,  unb  bein  Steid^  bis  in  Smigfeit  Dor 


beinem  ängefid^te,  unb  bein  Sl^ron  feft  immer« 
bar"  (55. 13-16).  ©aöib  bau«  alSbalb  ®ott 
für  baS  §eil,  meld^eS  nic^t  bloft  il^m,  fonbem 
aud^  feinem  ganzen  ©efd^Ie^te  auf  emig  öerl^et^en 
ifl  (S.  25).  S)ie  SBerl^eifeung  beginnt  alfo  mit 
Salomon  (1  $ar.  22, 9  f.  3  Äön.  5, 5),  mirb  aber 
auf  feine  Slad^f olger  auSgebel^nt  (^f .  88,  30  ff. ; 
131, 11  ff.).  $f.  88,  36  ff.  erl^ält  baS  ^auf  emig" 
eine  autl^entifd^e  Srflörung:  „Sinmal  l^abe  id^  ge» 
fdjmoren  in  meiner  ßeiligfeit  —  fottte  S)at)ib  td^ 
belügen?  Seine  ^Rad^f ommenf d^aft  f oll  mäl^ren  fat 
gtoigfeit,  unb  fein  Sl^ron  mie  bie  Sonne  öor  mfe 
unb  mie  ber  ^onb,  ber  bereitet  ift  auf  emig,  unb 
ber  3euge  im  §immel  ift  treu."  Mt  öoffnung 
ift  an  baS  ff önigtl^um  gefnüpft,  unb  biefe  Hoffnung 
mirb  nid^t  gu  Sd^nben  merben.  2)aS  Pönigtl^utk 
mirb  tro|  a&er  2)emüt]^igungen  unb  SSerf olgungen 
nie  gang  untergel^en,  fonbem  einft  neu  aufleben- 
SBie  menig  man  bered^tigt  ift,  l^ierin  überaS  nur 
baS  gefd^id^tlid^e  ffönigtl^um  ^at)ibS  unb  feines 
®  efd^led^tS  gu  Derftel^en,  geigt  baS  Ie|te  Sieb  2)at)ibS, 
in  meld^em  bie  Hoffnung  auf  baS  tJfortbeftel^en  uer* 
geijtigt  unb  ibealiftrt  ift  (2  Sam.  23).  Stag  an^ 
$}.  1  ber  ©efalbte  beS  ®otteS  Jacobs  nic^t  mef*' 
fianifd^  gu  beuten  fein,  fo  tritt  bod^  in  bem  ge- 
redeten ^errfd^er,  mit  meld^em  eine  glüdHid^e  3w" 
fünft  erblül^en  foQ,  bie  mefftanifd^e  SSerl^eigung 
l^erDor.  SS  ift  nid^t  ein  gemö^nlic^er  S))roffe  beS 
®  ef  d^Ied^tS,  fonbem  ein  ®  ef  anbter  ®  otteS.  „  3SraeIS 
®ott  l^at  gu  mir  gerebet,  gebrod^en  l^at  ber  Starte 
SSraelS :  fein  mirb  ein  ^errfd^er  ber  SKmfd^en,  ein 
geredeter  |)errfd^er  in®otteSfurdet,  mie  berSRorgen« 
rötl^e  Si(|t  beim  Sonnenaufgang  9RorgenS  ol^ne 
SBoIf  en  glül^t  unb  mie  nad^  Siegen  $f[angen  fproff  en 
aus  ber  grbe"  (S5. 3. 4).  Sud^  eingelne  ^falmen, 
meldte  gum  2:ieeil  SDaDib  felbft  guge{($rieben  merben, 
oerfünben  nad^  bem  99ilbe  SalomonS  ben  ermar« 
teten  ÜReffiaS  unb  fJrlebenSfürften  unb  fd^ilbem 
baS  gfriebenSreidJ.  $f .  8  »irb  öom  «pojiel  (1 6or. 
15,  26.  §ebr.  2,  6)  auf  bie  meufd^Ud^e  Slatur  in 
Sl^riftuS  angemanbt  unb  t)om  ^erm  felbft  für  ein 
Sreigni^  in  feinem  Seben  Dermenbet  (ÜRattl^.  21, 
16).  ®er  Sd^lufeöerS:  „6err,  unfer  f^err,  mie 
l^enlid^  ift  bein  Slame  auf  ber  gangen  6rbe",  ging 
ja  erft  im  griebrnSfürftm  (B^riftuS  gang  in  Er- 
füllung. $f.  44  mag  in  ber  SSermöl^lung  Salo« 
monS  mit  ber  Sod^ter  ^l^arao'S  ober  einer  anbem 
^od^geit  einen  gef(|idetli(|m  Snla^  l^abm;  ieben- 
^US  erl^ebt  er  fid^  aber  meit  über  bie  ®t\ßx(f^U, 
mcnn  er  bie  mtiftifd^e  Bereinigung  beS  fJriebenS- 
fürften  ber  3ufunft  mit  ber  erlösten  SKeufd^l^eit 
fd^ilbcrt.  ,,2)ein  Sl^ron,  o  ®ott,  ift  in  gmiglett 
ber  ©wigfeit;  Scepter  ber  ®ered&tigfeit  ift  beineS 
ateid^eS  Scepter.  ®u  liebeft  SRed^t  unb  fyi^tft 
gfreöel ;  bamm  l^at  gefalbt  bid^,  ®ott,  bein  ®ott, 
mit  Sreubenöl  über  beine  ®enoffen"  (55.  7.  8). 
S^onOrigeneS  bemerft  (0.  Geis.  1, 56),  er  l^abe 
bamit  einen  3uben  in  SSerlegml^eit  gebrad^t  ffier 
Sd^Iu^öerS:  „®ebeirfm  werben  fiebeineS5Ramen8 
Don  ® ef d^Ie^t  gu  ® ef d^Ied^t.  Damm  merben  55öIIer 
bid^  l)reifen  in  gmigfeit  unb  gu  aller  geit**,  geigt 

43* 


1851 


SReffiad. 


1352 


bie  gettlid^e  unb  rSuml^e  SuSbel^nung  bed  Steid^eS 
beS  t)0n  ©Ott  gefalbten  ©otteS.  ^f.  71  ift  tDol^I 
Don  S!)Qt)ib  auf  @Q(omon  im  ^inblid  auf  ben 
SKcffiaS  als  ben  gricben§fürficn  öcrfa^t.  ^®ott, 
beine  ©ered^tfame  gib  bem  jtönige^  unb  beine  ®e« 
red^tigfeit  bcm  ÄönigSfol^ne,  um  p  rid^tcn  bcin 
fßaa  m  ©ered^tigleit  unb  beine  ^rrnen  im  Sted^t" 
(S.  2).  ,,3[ufge]^en  wirb  in  feinen  Sagen  ©ereiö^- 
tigfeit  unb  be§  SfriebenS  SfüHe^  bis  nic^t  mel^r  m 
ber  SKonb"  (35. 7).  ,,Unb  l^ulbigen  werben  il^m  aUe 
jfönige  ber  Srbe,  oäe  93öl!er  werben  il^m  bienen" 
(35.11.  aRatt^.24— 11).  „Oefegnet  fei  fein  5Rame 
in  aQe  Stit;  ^ngefid^tS  ber  @onne  bauert  fein 
9lame.  Unb  eS  werben  gefegnet  in  il^m  alle  @tömme 
beS  SanbeS ;  aQe  S5öl!er  werben  il^n  titt^tttliä^m" 
(35. 17).  enblid^  ift  in  $f.  109  eine  l^enlid^e  ^ro» 
pl^etie  beS  ©otteSlönigtl^umS  unb  be§  ewigen 
^ol^enprieftertl^umS  niebergelegt  ,,SS  fprad^  ber 
len  }u  meinem  ^erm:  @e|e  bid^  }u  meiner 
ted^ten,  bi§  iä)  lege  beine  ^inbe  als  Sd^emel 
beiner  gffige.  2)ein  mäd^tigeS  @cepter  wirb  ber 
^err  auS  @ion  auSftredfen;  l^errfd^e  inmitten  bei« 
ner  gfeinbe"  (95. 1. 2).  ,,g8  fd^wur  ber  §err,  unb 
niemals  reut  e§  il^n:  S)u  bift  ^riefter  auf  ewig 
nad^  ber  Drbnung  SKeld^ifebed^S"  (S5.  4.  §ebr. 
5,  6;  6,  20;  7, 1—27).  3ule|t  Wirb  er  ©erid^t 
l^alten  unter  ben  SSöIfem.  SDtit  Unred^t  l^at  man 
^f.  44. 109  wie  ^f.  2  ben  mefflonifd^en  ß^arafter 
bestreiten  wotten,  weil  ber  ,,ifönig  ber  Sulunft" 
fel^Ie;  benn  wo8  ift  ber  fjfirft,  befjen  Sl^ron  in 
(Swigfeit  befielet,  ber  ©eri^t  l^ölt  über  bie  ftönige 
unb  a5öKer,  anberS  aK  ber  Pönig  ber  Sufunft? 
S)iefe  ^falmen  finb  aber  aud^  ni^t  bIo|  t^pif d^, 
fonbem  erl^eben  ftd^,  wenn  gleid|  na(|  ber  @(ewo](in» 
^eit  ber  ^ropl^etie,  unter  SSilbem,  bie  ber  glor« 
reid^en  ©egenwort  be§  bat)ibifd^en  ffönigtl^umd 
entlel^nt  ^nb,  )u  ber  ibeaten  $erfon  be§  länftigen 
©efalbten,  weld^er  }ur  9ied^ten  be8  SSaterS  fi^t. 
Sol^I  ftellt  ftd^  ba8  meffianifd^e  9teid^  bem  9uge 
beS  $ro))]^eten  als  gegenwörtig  bar,  aber  eS  ift 
tim  bie  pro))]^etif(^e  ©egenwart,  weld^e  t)on  ber 
ßwigleit  ©  otteS  beftimmt  wirb.  S)aS  ewige  ^riefter- 
tl^um  aber  wäre  nod^  weniger  auS  ber  ffönigSibee 
erwad^fen.  ®enn  fann  man  aud^  2)abib  unb 
©alomon  afö  ^riefler«Äönige  auffaffen,  fo  barf 
bod^  bei  il^nen  t)on  feinem  ewigen  ^rieftertl^um  bie 
SRebe  fein. 

4.  ®ie3eitber$ro^]^eten.  S)ie§err- 
lid^feit  beS  bat)ibifd^«faIomonifd^en  JlönigStl^roneS 
l^atte  ben  3Srae(iten  erfl  DoÖfommen  baS  @\nd 
beS  auSerwäl^Iten  S5oße8  jum  93ewu^tf  ein  gebraut. 
6S  ift  begreiflidj,  bafe  fie  gern  bei  biefer  glüdttid^en 
©egenwart  öerweilten  unb  il^ren  ©inn  mcl^r  auf 
baS  irbifd^e  ©lüdf  als  auf  baS  religiöS^fittlic^e 
Sbeol  ber  mefftanifd^en  3uhinft  rid^teten.  3)od^ 
beweist  bie  fjolgejeit  ba^  ber  meffionifd^e  ©e« 
banfe,  weld^er  in  ®at)ib  neu  erwedft  worben  war 
unb  eine  beftimmte  9tid^tung  erl^alten  l^atte,  nie 
gonj  erlofd^en  ift.  SBären  wirflid^,  wie  öielfod^ 
angenommen  wirb,  bie  ©ebanfen  beS  95olIeS  unb 
beS  ßinjelnen  t)or  bem  8.  Sal^rl^unbert  auSfd^Iie^* 


(id^  auf  bie  ©egenwart  gerid^tet  gewefen,  fo  pte 
aud^  nid^t  bie  unfelige  Trennung  beS  SleiqtS  unb 
baS  3ufammenbred^en  beS  SSoKeS  bie  ^Se^nfit^ 
nad^  einem  jufünftigen  t)oQenbeten  ^eil  {iüet 
wetfen  fönnen'',  benn  nur  baS  Breuer,  weld^unttr 
ber  Sfd^e  fortglül^t  Icnm  wieber  angefad^tioexben. 
SS  erging  bem  95olfe,  wie  eS  bem  ©lutSid^  oft 
gel^t.  es  Derga^  ©otteS  ©ebote  unb  95er]^ei|ungen. 
aber  baS  UngludE  flellte  bie  alte  C^offmmg  bc|b 
lebenbiger  t)or  feine  @eele.  S)ie  ^ropl^eten  1^ 
tro^  beS  95erfaIIS  ber  öugem  f^errlid^fett  ein 
unerfd^ütterlid^e  Hoffnung  auf  baS  sufünftige^eü 
feft}ubalten  unb  im  SSoKe  gu  erwedEen  geum^ 
2)ie  ^(runb^üge  il^rer  mefftanifd^en  äBeiSfagmigen 
waren  einerfeits  ber  auS  bem  ^oufe  2)aDibS  1^ 
üorgel^enbe  Srlöfer  unb  baS  Uieid^  ©otteS  nnb 
anbererfeitS  bie  ^erbeifül^rung  beS  ^eifö  burd^  St» 
f)ot>(L  Seibe  ©eoatrfen  Dereinigen  nd^  ober  wie  in 
ben  ^falmen  in  bem  burd^  ©ott  fel&fl  gefonbten 
bat)ibifd^en  P5nig»!IRefftaS,  obwol^I  biefe  ißereim« 
gung  mel^r  fad^lid^  als  formell  Dottjogen  i{L  Skitnb 
ober  ^aDibS  @o]^n  l^aben  Ofee  unb  SmoS  in 
Suge ;  baS  mef jtanif d^e  9ieid^,  bie  SSBieberoufrid^ 
tung  beS  baDioifd^en  SteidgeS ,  ol^ne  gerobe  bot 
SReffiaS  auSbrüdüid^  }u  nennen,  aber  bod^  Sß 
DorauSfe|enb,  9bbiaS,  3oel,  aJUd^aaS,  SfoiaS; 
bie  anberen  {teilen  entweber  Sel^oDa  m^r  in  ben 
95orbergrunb  OeremiaS,  Sjed^iel),  ober  nenneK 
ben  aKefpaS  auSbrfidKid^  (3)aniel). 

Sei  ben  alteren  ^ropl^eten  ift  ber  Sßd  jn^ 
nöd^ft  auf  bie  beffere  Sulunft  beS  SSoßeS  9* 
rid^tet.  S)iefeS  foO,  fittlid^  geläutert,  nad^  ber 
Unterwerfung  ober  SSemid^tung  ber  gfeinbe  unter 
einem  möd^tigen  unb  weifen  jfönig  auSbem^aufe 
3)aDibS  regiert,  ein  glüdflid^eS  Seben  in  ^mm 
unb  in  ©ered^tigfeit  genießen,  ©ewöl^nlid^  M 
bie^  als  ein  jtommen  Sel^oDa'S  ^  feiF 
nem  93olfe  bargefte&t.  S)iefeS  Pommen  in  ber 
DoHen  l^errlid^feit  beS  JfönigS  ift  ber  Sag,  bei 
Sag  beS  &erm,  jener  Xag,  ber  %a%  beS  SßeÜ' 
gerid^tS.  Sr  ift  ein  Zag  beS  @d^redfenS  unb  ber 
3eid^en,  bem  gewaltige  95orboten  in  ber  9lalnr 
DorauSgel^en  werben.  3n  biefem  ©erid^t  witb  baS 
95ol!  SSrael  geftd^tet  unb  gereinigt,  nur  ein  Se? 
bleibt  übrig  unb  belel^rt  ftd^.  S)er  Sag  beS  $erm 
ift  aber  nod^  mel^r  ein  ©erid^tstag  für  bie  ^ml» 
äSraelS,  ber  Xag  ber  95ergeltung  unb  Slad^e  über 
alle  a5öller.  @o  mannigfa^  aud^  baS  Silb  Doriitt 
ber  ©runb^ug  bleibt  berfelbe  unb  fe|t  fid^ou^btt 
ben  fpöteren  $ro))]^eten  bis  }u  SDtaladliaS  fort  Seit 
bem  Seginn  ber  3(i1^teuung  3SraelS  wi»  eSbanx 
eine  ftel^enbe  SSorfteÜung,  ba|  baS  95oß,  tteld^ 
ber  ^eibenwelt  ^ur  99eute  gefdlen  ifl,  }urüdt!^ 
f oO.  92ad^  biefem  ©eburtstag  unb  ©erid^t  iß  boS 
Snbe  ber  Sage,  bie  le^te  3^  gelommen.  SM 
eintreten  berfeßen  wirb  Derfd^ieben  bargefUH 
Sntweber  wirb  Dom  ^efftaS  DorauSgef^,  hc^  ^ 
felbft  bie  Snbjeit  bringe  ober  ba|  er  in  i^  «• 
fd^eine.  S)ie  gnbseit  felbfi  ifl  bie  bleibenbe  unb 
Dcrflörte  Sntwidtlung  ber  irbifd^en  35erptnifr 
baS  ©egenbilb  ber  S^öpfung.  ©ott  wirb  in  Ston 


858 


3nefflo8. 


1854 


lol^en  in  tpefenl^fter  ©emeinfd^aft  mit  feinem 
kXk,  tirte  fASf^  niemals.  Seit  Sofias  etfd^eint 
irfeS  neue  SBerl^ältni^  ju  ®ott  als  eine  neue^ 
ftpere  SunbeSfd^Iie^ung  ©otteS  mit  SSrael,  als 
ine  neue  Steligion^  in  bie  ßerjen  ber  SRenfd^en  ge- 
trieben, dS  ein  etoiger  Sunb.  Mz  finb  ®otteS« 
el^ite  unb  Dom  l^eiligen  ©eifi  erfflllt.  2)iefem 
eiligen  SBoQe  merben  aue  SSöKer  }uftrömen.  9u^ 
le  fiu^ere  iRotur  l^at  baS  ®a(batSgen)atd)  ange* 
ogen ;  eS  gibt  nid|t  me^r  Uebel,  Seiben,  SSemic^« 
mg.  2>ie  gonje  9BeIt  foH  frol^Iotfen  über  bie  Sr« 
l^fimg  asraelS.  S)aS  Silb  beS  SReffiaS  nimmt 
Btmer  lebenbigete  gfarben  an.  93or  Mem  l^t  eS 
ie  (Beßolt  eines  baDibifd^en  JtönigS,  bie,  anfftng- 
i^  nnr  in  Umriffen  entmorfen,  dlmölig  mit  ber 
(onsen  Serfönlid^feit  ouSgeräftet  toirb.  @obann 
Msben  Die  einjelnen  Sigenfd^aften  beS  SReffiaS* 
fdnigS  genauer  ge^eid^net,  bie  fibermenfci^ßd^e 
|5tilicl^  $atur  neben  ber  menfd^Iid^en,  auS  einer 
Jungfrau  genommen.  Sener  eignen  bie  großen 
BBuiäertl^en,  biefer  Smiebrigung,  Seiben,  Xob 
mb  Suferfiel^ng. 

SBenn  nic^t  ber  öltefte  ber  $ro))^eten,  bie  @d^rif  * 
en  l^erlaffen  l^aben,  fo  hoä)  einer  ber  ötteften  ift 
IbbiaS  (Obabia).  Sei  il^m  finbet  fid^  guerft 
wt  .Sag  beS  §erm  über  aEe  mittt"  (S.  15). 
BKmt  nrirb  Demi^tet,  aber  ,,auf  bem  Serge  @ion 
otrb  Xettung  fein,  unb  er  mirb  ^eilig  fein,  unb  in 
BeR|  toirb  nel^men  baS  ^auS  3acob  bie,  mlä)t 
H  im  ©efl|  litten"  (SS.  17).  S)ie  StuSwanberer 
Ht  Sölpe  äSraelS  merben  surudRommen.  „Unb 
Retter  »erben  l^tnjiel^en  auf  ben  Serg  @ion,  }u 
n^ten  baS  ®ebirge  Sfau,  unb  fein  mirb  bem 
gmn  baS  Pönigtl^um"  (93. 21).  Sbom  ift  tQ))ifd^ 
m  bie  f^eibenmelt,  meldte  burd^  ben  SRefftaS  ge» 
nietet  mirb,  benn  biefer  befinbet  fid^  unter  ben 
Rettern  unb  errid^tet  baS  neue  jtönigt^um.  3  o  e  I 
mb  9 mos  finb  in  öl^nlid^er  SBeife  foterologifd^; 
ie  -^ben  ebenfo  bie  t)on  ba  an  ftönbigen  !D2erf* 
nok:  Sor]^ert)erfünbigung  beS  ©erid^ts  ^el^oDa^S 
iottol^I  über  bie  l^eibenmelt  als  über  bie  abtrunni» 
jennnb  ungel^orfamen  äSraetiten,  unb  SSerl^ei^ung 
ioeS  gUldtid^  trofheid^en  3sitaIterS,  baS  m^ 
)em  (Serid^tSt)oII}ug  für  bie  ^t^oM  treu  gebliebe- 
len  äSraeliten  anbred^en  mirb.  Sei  3oeI  fommt 
)er  Xag  beS  ^erm  gunöd^ji  als  ®eri^t  über  bie 
mge^orfamen  SSraeliten  in  Setrad^t,  aber  bie 
\b  M^^ren,  merben  gerettet.  „@o  edennet  il^r, 
Uli  in  ädroelS  SRitte  id^  bin,  unb  id^  bin  ber  ^err, 
ter  (Sott,  unb  f onfi  feiner ;  unb  nid^t  n)irD  p 
Sd^anben  toerben  mein  So»  in  Smigfeit''  (2, 27). 
VUb  bomad^  koirb  eS  gef d^el^en :  ausgießen  tottbt 
^  meinen  ®eifi  auf  aQeS  3fleif4  unb  meiSfagen 
esben  eure  Söl^ne  unb  3:ad^ter"  u.  f.  m.  (2, 28). 
>iefe  SuSgietung  fyit  eine  relative  Erfüllung  in 
aijal^Ireid^en  ^oDl^en  gefunben,  totlS^t  ^el^oda 
t  38rael  ertoedtt  l^at;  aber  bie  t)oIIe  SrfüUung 
ot  erfi  ein,  als  am  erften  ^ftngftfefie  baS  neue 
froel  mit  bem  ®ei{}e  oon  oben  erfüOt  mürbe 
Ip0.  2, 16—21).  ®en  SKittetounft  ber  ganjen 
BeiSfagung  unb  baS  Sorbilb  für  bie  fpöteren  $ro- 


pl^eten  bilbet  baS  ®erid^t  über  bie  Reiben  (ttop.  3), 
infofem  l^ier  bereits  baS  meffianifd^e  ®erid^t  uiü» 
baS  Snbgerid^t  (im  Xl^ale  3ofa))]^at)  mit  einanber 
öerbunben  unb  beibe  in  frifd^en  garben  gemalt 
finb.  3ubage]^tunt)erfe]^auSbem®erid^t]^or. 
„Ss  mirb  bemol^nt  in  Smigfeit  unb  3erufalem  Don 
@efd^led^t  su  ®ef d^ted^t.  Unb  fül^nen  merbeid^il^r 
Slut,  melc^eS  id^  nod^  nid^t  gefü^nt  l^atte,  unb  ber 
§en  mirb  SBol^nung  neljmen  auf  Sion''  (8, 20f.; 
ogl.  8, 17).  «mos  bejeid^net  biefe  ©errfd^ft  cmf 
@ion  nö^er,  inbem  er  einen  2)ambiben  als  ibttt» 
fd^er  nennt  unb  bamit  ben  meffianifd^en  3ug  beut* 
lidber  l^erDorl^ebt.  Sel^oDa  ift  jugleid^  ber  RMq 
aus  bem  ^aufe  DaDibS;  ber3RefpaS  t)ereinigt  bie 
irbifdbe  unb  l^immtifd^e  PönigSmürbe.  9ta^bem 
baS  ©erid^t  iiber  bie  SöKer  unb  bie  abtrünnigen 
©öl^ne  SSraelS  geleiten  ifi,  t)erf)}ri(^t  ber  ^err : 
„%n  jenem  Sage  merbe  id^  aufrid^ten  bie  Mite 
2)at)ibS,  meldte  }erfa&en  ift;  unb  mieber  meroeid^ 
gubauen  bie  Süden  il^rer  SRauem,  unb  baS,  maS 
eingeftüqt,  rid^te  idj  auf:  unb  id^  baue  fte  miAer 
mie  in  ben  Xagen  ber  Sorgeit;  auf  ba|  fie  als 
Sefi^  erl^alten  bie  SRefte  t)on  3bumöa  unb  aSe 
^Rationen,  meil  auSgef))rod^en  ift  mein  9{ame  über 
fie,  fprid^t  ber  §err,  meld^er  bie^  öottbringt"  (9, 
11.12).  SBie  äoel  fd^ilbert  «mos  nun  neben  bem 
geifügen  @egen  baS  irbifd^e  ®IüdE,  toeld^eS  an  ben 
parabiefifd^en  3wfiönb  erinnert. 

S!)en  Uebergang  in  ben  $ro))]^eten  beS  8.  Sal^r» 
l^unbertS  bilbet  O  f  e  e.  Sr  ift  für  ^Srael  ein  Un- 
glütfsbote,  mie  SeremiaS  für  2[uba,  lä^t  aber  über 
bem  trüben  ®emöt{e  ber  3u!unft  bod^  mieber  bie 
@onne  ber  ^opungen  teud^ten.  @o  fel^r  baS  SoH 
in  @ünben  t)erftridt  ift,  bie  Serl^ei^ungen  ®otteS 
merben  bod^  in  Erfüllung  gelten;  aber  eS  mirb  ein 
neuer  Sunb,  ein  neues  SReid^  ®otteS  in  ben  ^er}en 
fein.  „Unb  id^  f d^Iie^e  mit  il^nen  einen  neuen  Sunb 
an  jenem  Sage . . .,  unb  i^  oerlobe  bid^  mir  auf 
emig  in  ® ereqtigfeit  unb  Sted^t  unb  in  Srbarmung 
unb  ®nabe.  Unb  id^  t)erIobe  bid^  mir  in  Xreue,  ba« 
mit  bu  erfennft,  bafe  id^  ber  ßerr  bin"  (2, 18—20). 
„Samad^  ober  merben  ft^  bdfe|^ren  bie  Sbfyxt 
äSraelS  unb  fud^en  ben  f)erm,  il^ren  ®ott,  unb 
2)at)ib,  il^ren  P5nig,  w&  jagenb  fommen  gum 
^erm  unb  m  feinem  ®ute  am  Snbe  ber  Slage" 
(3,  5).  S)iefe  ©teile  l^at  Sonatl^an  im  Sargum 
nad^  öd^t  j[übif(^er  «uffaffung  t)on  bem  9Ref jiaS, 
bem  @o]^ne  S)at)ibS,  bem  bie  Suben  gel^ord^en, 
erflärt.  «u^erbem  lommt  S)at)tb  als  ber  iRame 
beS  aRefflaS  nod^  3er.  80,  9.  gj.  84, 23;  37,  24 
Dor.  2Rit  bem  8.  ^Q^rl^unbert  mirb  beutUd^er  nid^t 
nur  allgemein  bie  Stettung  burd^  3e]^ot)a  unb  baS 
bat)ibif^e  fiönigtbum,  fonbem  aud^  bie  Stettung 
burd^  einen  t)on  ®ott  gefanbten  Jtönig  mie  S)aoib 
öerl^eifeen.  ffiiefe  ifi  jmar  eine  notl^menbige  fjol- 
gerung  auS  bem  Sorl^ergel^enben,  ba  fid^  bie  3iü)m 
bei  il^rer  fireng  monard^ifd^en  ®efinnung  gor  fein 
ateid^  ol^ne  einen  Jlönig  an  ber  ®))i|e  beulen  fonn* 
ten,  fo  ba^  Sel^oöa  iebenfallS  auf^  Crben  einen 
Stettöertrcter  l^aben  mu^te ;  aber  fie  erfd^eint  in 
il^rer  t>6ikn  Riaxf^txt  alS  eine  ^ortfül^rung  ber 


1855  an«f] 

meffianif^en  Offenbunmfl.  S)aa  ^eraniia^en  bet 
ffoitn  JFatafho^^€  uon  Slffur  madfte  bie(e  be^ 
^mmten  SQJeiäjaaunflen  not^inenbig.  SJqS  ©eric&t, 
uelc^ee  DOT^et  in'S  illtl"'  ^ofip^ot  Utriegt  mutbe. 
voSgitlit  fti^  ie|t  in  ^|fur,  unb  übet:  bem  g^ 
btmüt^igten  gtcinb  ergebt  fi^  baS  l^erclic^e  Silb 
bei  SRttterS  für  SSroel,  beS  iERejriaS.  Ser  §oupl- 
ptop^et  biejtc  Sßeriobe  Ijl  SfoioS,  btr  eoatt' 
Btlift  unter  ben  ^lop^etm,  init  i^in  bereilS  Sluan^ 
ftitiu§  gmonnt  ^Qt.  6r  ätic^net  riner|rit§  bie  Stettm 
ieB  aneiriQS  KQ^  (rinei  @ott!ieit  unb  SDtenfctj^ett, 
im  Stanbe  ber  Sinitbrigung  unb  Srljö^ung  unb 
^lenlidbltit;  anbaerffitä  baS  me||iflm)($e9tejc^  mij 
ben  brEilemttm,  hemptop^etift^en,  I)ü^enprieftcr= 
filmen  unb  löniglt^en  Slmt.  S)er  ÜDlcffiaS  ift  ein 
Spione  3e^0M'§  Ol-  4,  2;  Dgl.  2  Sam.  23, 
3—5)  unb  ein  Sei§  au§  bem  SKutielftDcfc  3f)ie 
(11,  1. 10;  53,  2);  eine  gruc^t  ber  (5rbe,  jo  bnfi 
er  gu  ©Ott  unb  ju  bem  aKenl(^en9ejd)lcdjl  in  ijlcici) 
enger  SBejie^ung  fle^t.  5Bie  mtnf(f)li(^e  'Jinhit  luicb 
noc^  ittt^er  beftimmt  bunj^  bal  3"^en,  rotli^cä 
ber  §err  buri^  3|(riaS  bem  ftönig  äd^a  j  Don  3iiÜq 
geben  lieg.  „®arum  mirb  berfietr  ielb(t  cudj  ein 
3ei^  B*'""-  ©ie^e.  bie  Sungftau  raicb  em= 
pfongen  unb  einen  ©o^n  gebären,  unb  Jein  3ianic 
mirb  genannt  »erben  ffimmanuel"  (7,  14).  -llUt 
93erfu(|e,  bieIeS3"i^'n  anbets  alSburcEjbieiimg- 
froulit^e  ©eburt  bei  9Jle|fiaS  ju  erllditn,  Jinb  qc- 
jc^eitert  Stber  baS  3QJort  nE^»  not^  bet  3u= 
lamtnentiang  finb  butd&  eine  „Junge  grau"  ju  ei:= 
(lären;  benn  e§  niitb  iejt  ungemein  jugegcben.  bufe 
biefeS  Wort  nur  Don  einer  Unoei^eirotcten  flehen 
tami  (®en.  24,  43.  ©£.  2, 8.  Sßf.  67,  26.  S^o^cl. 
1,  3;  6,  8.  ©pr.  30,  19),  Ja  bieoorne^mcreSe^ 
jei^nung  für  eine  Sungfrau  alB  "Vf^^  ift.  SJer 
Sufommen^ang  entf(^eibet  aber  bur^au€  jiir  bie|e 
SBebeutung,  mcU  bie  ©ebiirt  einer  jungen  grau, 
fei  eS  ber  bei  $ropf|eten  (Ogi.  8, 3. 18)  ober  einer 
onbcm,  bem  S^j  befannten,  in  tetner  aBcijc  nl§ 
ein  3ei^en  ober  etmaS  aSunberbateä  beseii^net 
neiben  tonnte,  »ie  benn  nud)  bie  e^tgetift^e  Sirabi- 
tion  butc^QuS  für  biefe  Meinung  fprid^it,  obwoldl 
bie  3uben  bie  ©teHe  ntd]l  meflinnifd^  erliärten. 
€8  oerfte^t  fi6  boc^  nirl)l  „non  felbfl",  baB  bie 
3ungfrou  nur  buri^  iBeniiü^tung  ju  biefer  ©ebutl 
geloräen  loQ.  ifnüpft  fid)  aber  bQ§  Seichen  nur 
„an  Flamen  unb  ©djidfal  beS  Äiubcy",  fo  ift 
toiebei  nic^t  einjufe^en,  roaS  an  einem  gereöfin- 
liijben  ffinbe  SBefonberrö  fein  fottte.  SE)ct  6iiiiuüiib, 
bop  bie  meflianifc^e  Deutung  baä  3*id)en  aui[)£&en 
mürbe,  weit  jle  boB  6reigni|  in  eine  }tmt  Suhmfl, 
bie  feÖijt  iDteber  nur  im  @iauben  erfaßt  inerben 
liSnntc,  »erlegte  unb  fomit  felbft  ttiieöer  einer  3Jer- 
börgung  bebürftt,  ^ol  Born  ©toubpuntte  ber  mef= 
fionifc^en  S)eutung  ou§  nenig  ju  bebeiitcn ;  benn 
i)ie  3uben  lebten  burd&ouä  im  ©tauten  an  bn§  jn- 
tünfti9e§€iI3SrQeIS,tobfl|biebe|tinimlc3üorQu§= 
fage  be§  ^rop^eten  für  9Ic^  einet  SJerbiirgung 
bet  gBtflid^en  §ilfe  glei^  fein  mu^fe.  Sfl  nber 
im Dlamen Emmanuel,  „©ottmitunä",  ba§traft= 
lUfft  3ei{^en  ber  aBeiSjagung,  fo  lami  baiunter 


ins.  \m 

nid^t  blog  eine  gemö^nliti^e  öilft  (8, 10)  gcinei&t 
jein,  (onbem  le^tere  ift  eben  our^  bie  SJet^tifemj 
beS  Emmanuel  garantirt.  3n  bem  9Imncn  tiä 
ffinbtB  lann  baS  !SolF  bie  ©tmi^eit  ^oben,  14 
über  allen  biefen  Seiben  bie  cnige  3ulunft  äiiaffi 
unb  fein  ^eil  ft^meben,  benn  M  berfelbc  ai| 
benjenigen  bejietit,  in  welchem  ©Ott  DolUatnnn 
mit  feinem  Sßallc  ift.  Sßo^l  ^at  ber  ^  im^ 
mgar  geboten,  i^ren  @o^n  äif^i^xitui^  OAnuO 
ju  nennen,  aber  ni^t  nur  ift  Immanuel  aOgemfr 
ner,  fonhem  ber  Dlome  ge^t  audtf  toie  dUe  SReffiat 
nomen  oon  ber  :^eil3gefd|i(^tli^en%ebeutuiig(a[l 
©(^ilo,  ffiaöib,  ©o|n  3)aBib3,  flönig,  2W)cen 
©profe,  SReiB  u.  1.  ftnb  ber  Seitgef^^  ent- 
nommen, führen  aber  über  jie  ^inauB.  So  g^t 
bie  $e3ei(^nung  Emmanuel  ouii^  Don  beiiSeibi» 
bung  ©otteB  mit  feinem  SJoIte  im  ällten  Sindt 
aus,  meist  aber  auf  eine  SOtiUiifli^g  bttfei 
©egenuiait  im  ^ßd)^en  Sinne  ^in.  Wcä  Wp 
als  ein  jfommen  ^e^oba'B  |u  feinem  9}oIIe,  w> 
uiDf)I  äel^ocn  f^on  mit  i^m  ift,  bejeii^l  tacnbei 
ift,  toiib  jet)t  als  ein  Rammen  bui^  ben  gott' 
menf(^Ii<^en  3Jtef|ii)3  näfier  eiflart  unb  in  btcfii 
Haren  %}er^ei&ung  aucC)  ein3ti<i)nt  fürbenfieiB' 
glauben  ber  ©egenmart  gegeben. 

Siiefe  Erflärung  mirb  burc^  ba§  golaenbebiin^ 
auB beftatigt.  ^nn SfaiaS Uerfpri^t flop. SnntiS 
au(^  bem  3ebnftümmereid)  ben  IDIeffiaB  auf  tiai 
i^rone  ®acibB  (9,  1—5)  unb  fagf  DonmS,  H 
beifelbe  fogar  im  @aliläa  ber  Reiben  juerfl  # 
treten  meibe  (9, 1.  2.  OTatt^.  4.  15. 16).  Sit 
baS  9iorb-=  unb  Sübrei^  ift  berfeßie  Setter  in  Si* 
ftc^t  gefielt.  Sia^eimugau^  flap.7bei9lef{iai 
baS  oei^eifeene  3"!^"  fein.  Emmanuel  ift  bielcjl« 

§  Öffnung  in  großer  9!Dt^,  feine  IRuller  ip  liit 
ungfrau  auB  SiabibS  ^ouB,  bie  3Ruttei  W 
aitelfiaB.  aSirlönnen  befe^alb  9, 1  ff.alSeinefc 
[lörung  ber  Jungfrau engeburt  betrachten.  .Sem 
ein  ffinb  ift  unS  geboren,  unb  ein  So^  ißuni 
gcf^enlt;  unb  gelegt  ift  bie  ^enf^fl  oufftiK 
Sdiultem,  unb  fein  ^amt  miib  genannt:  SSinwP 
boier,  Watl^,  ©ott,  ©taifer  (ftorfet  ®olt),  !Biät 
bei^hinft,  S^riebenBfüql  ^Re^renUiirtifi^fiiit 
§ei^d(|aft,  unb  beSg^iiebenS  wirb  ItinEnbef«; 
ouf  "SIMM  3:f)ron  unb  in  beffen  3t^ä)t  nriib  R 
[i^n,  um  t&  JU  feftigen  unb  ju  p^enbur^St^t 
unb  ©eiei^tigreit  bon  je])t  on  biB  in  En^feit;  tn 
Eifer  beB^eim  bei&eeif^aaien  miib  biefeS  tuit 
bringen"  (9, 6.  7).  $te|innblatmmd)t^ii!^ 
fein,  {onbem  i|t  Emmanuel,  nxiS  ^  jmln^^ 
florier  @oH  (bgl.  10,  21)  eiflätt  toiib,  benW 
um  fo  loeniger  bie  metop^^fif^e  SSebtstung  tt* 
ftreiten  fann,  alB  ber  euige  Jlönig  boc^  au4  <>>4' 
anberS  oIB  gättlic^  gebeutet  utrben  toim.  !>>' 
tarnen  in  i^rem  3ufanunen^anBe  entfpre^flN 
bem  ^läbicat  tieö;  unb  ergeben  ben  äRtfl^ni^ 
nur  JU  einem  „im  Stamen  unb  in  ber  SSüuk  Sollt) 
»oltenben  unb  iiertfc&enben",  fonbem  gn  eiW 
mirnidien  gättli^en  SBefen.  3>er  aUefftoS  eif^ 
mie  alB  ooHenbeter  flSnig.  fo  alS  KitBaimtm 
©Ott.  MeibingS  »irii  11,  2  ff .  oon  bem  Xeü 


L857 


SKcffioS. 


1358 


Mid  ond  betn  be§  @tatnnteS  unb  ber  3^eige  be« 
»übten  SBuiqelftotfe  3e{fe  aur  ätettung  ]^ert)or> 
pto^t,  gefagt:  «,Unb  rul^en  toirb  auf  il^m  ber  @etft 
>cd  ^etrn,  ein  ®eip  ber  ginfid^t  u.  f.  tt).,  unb  er« 
[finen  nntb  il^n  ber  ®eift  ber  gfurd^t  be§  ^erm'' ; 
ibcr  bieg  beumdt  nur,  bog  ^immltjd^eS  unb  3r> 
^m^^  ©öttlid^eg  unb  9Renf(f Kd^eS  auf  §  Snnigfte 
nu  einanber  Derf d^lungen  ftnb.  S)ie  @albung  mit 
Dem  ]&eUtgen  ©eift  (61,  1.  Suc.  4, 18)  ift  bereits 
tmnl^  bie  ißerbinbung  be§  ©öttlid^en  mit  bem 
VtmWx^  gegeben.  S)a§  ©öttlid^e  im  SReffiag 
n  Qutrbingd  als  bie  SfüQe  be§  auf  il^m  rul^enben 
ekifted  @otted  bejeid^net,  aber  bie  gfüEe  be§  gött- 
0^  iSeifted  ift  eben  ®ott  felbft.  2)ie  nun  f ot« 
genbe  €4ilberung  be§  Steid^eS  ber  ©ered^tigfeit 
unb  bed  SfriebenS,  tt)e^e§  ber  SRefftaS  l^erfteUen 
tofad),  n)öre  aud^  nid^t  möglid^,  toenn  er  nid^t  in 
anbertr  SBeife  als  bie  ^xopf)tttn  ben  ®etft  ®otteS 
befftge^  nid^t  ®ott  felbfl  märe. 

2^aia§  |at  aber  nod^  ein  anbereS,  tiefergrei- 
fenbeö  Silb  beS  ÜRefflaS  gejeid^net  burd^  meld^eS 
er  gon)  ber  Soangelift  unter  ben  ^ropl^eten  ge» 
IDDtben  ift,  baS  S8ilb  be3  leibenben  9Reffta§. 
bat  er  Hop,  24—27  auf  bie  bem  grfd^einen  beS 
vleffiad  t)orauSge]^enben  Seiben  für  baS  93oI!  l^in« 
gemiefen  unb  bamit  bie  Seigre  t)on  ben  SBel^en  be§ 
aReffwS  öorbereitet,  fo  l^at  er  Rap.  40—60  bie  Sei- 
ben beS  aRefftaSfelbftanfd^auIic^  gefd^ilbert.  ^Her- 
btngS  nennt  er  nid^t  ben  SKefftaS  felbft,  f onbem  ben 
ftn^t  ®DtteS  (42, 1 ;  49, 1  -9 ;  53, 1  ff.),  aber  eS 
ip  gerabe^u  unmöglid^,  bie  concrete  @d^ilberung, 
nmnentlid^  in  Stop.  58,  Don  einem  SoIIectiüum  5U 
beuten.  2)ie  $erfon  feines  Jhted^teS  ®0tteS  fte^t  fo 
fd^  im  ÜRittelpunft  beS  SilbeS,  bag  alle  Allegorie 
mib  @9mbolif  ben  2)ienft  üerfagt.  f^reili^  ift 
Q]i4  bad  fßdU  ®otteS  mie  ein  @o]^n  ®otteS,  fo 
ein  «ned^t  ©otteS  (41,  8  f.;  44,  1  ff.;  ögl.  3er. 
80,  10;  46,  27  f.);  aber  eS  ift  biefeS  als  baS 
ottSertoöl^Ite  SSoK  Israel,  als  baS  geiftige  ^Srael 
ber  3ulunft,  meld^eS  feine  @))i^e  im  ^uSermäl^tten 
Sotted  "fyd,  als  ber  3:q))uS  beS  ®efalbten,  beS- 
ienigen,  n^eld^er  in  einziger  SSßeife  ber  Sol^n  beS 
BotorS  ift,  an  metd^em  ber  SSater  fein  SBol^I« 
Kfallen  1^  9lud^  menn  man  bie  $ro{)]^eHe  in  bie 
Inbgeit  beS  Si^US  verlegen  unb  bie  Seiben  unb  bie 
^eunlel^r  beS  SJoKeS  barunter  üerftel^en  moDte,  mie 
§  bie  neuere,  Dor  bem  übematürlid^en  Sl^aralter 
WC  SGBeiSfagung  fd^eue  Jhitif  mi&,  märe  eS  bod^ 
nandglid^,  eine  Srflärung  beS  anfd^aulid^en  f8xU 
icS  |u  geminnen.  iRaturgemög  tritt  baS  ^Ub  beS 
lotitbifd^  9ReffiaSf5nigS  surüdC  (t)gt.  aber  58, 
L  4):  es  erfd^eint  Sel^oöa  felbft,  ber  fein  So«  burd& 
im  ®efalbten  Porefc^  (S^ruS)  auS  ber  ®efangen« 
iffcl{t  rettet,  eS  aud^  in  ber  Snbjeit  retten  mirb 
mn^  feine  ffraft,  meld^er  burd^  Seiben  in  bie 
berdid^eit  eingeigt;  aber  Jlorefd^  ift  bod^  nid^t  als 
SgentHd^  9ReffiaS  bargefteüt,  nid^t  als  ffönig  beS 
mledodi^tten  iBolfeS.  Sr  ift  nur  baS  Don  ®ott 
enoS^Ite  SBerlaeug  für  bie  ^Befreiung  beS  SSoKeS, 
tUfi  ber  Xröger  ber  ©otteSl^errfd^aft,  nid^t  baS 
Bi^  jnr  (Srleud^tung  ber  Reiben.  9Benn  baS  99ud^ 


gSbraS  (1, 1)  fagt,  ®ott  l^abe  ben  ®eift  beS  g^ruS 
ermedtt,  um  jenes  SDSerf  ju  öoHbringen,  ber  SKonard^ 
aber  in  feinem  €bict  bejeugt,  ®ott  l^abe  il^m  be« 
folgten,  ben  Xtmptl  ju  bauen,  fo  ift  mol^l  an  3f. 
44,  28;  45,  1—7  (ögl.  Jos.  Antt.  11,  1,  2) 
SU  benfen.  3n  biefer  il^m  t)on  ®ott  übertragenen 
Aufgabe  ift  er  ein  SSorbilb  beS  aWeffiaS,  unb  beg= 
megen  mirb  il^m  baS  el^renbe  ^räbicat  ®efalbter 
gegeben,  ©amit  man  aber  nid^t  glaube,  er  fei  ber 
lefete  ©erftetter  beS  SoBeS,  mirb  45,  8  ff.  eine 
SBeiSfagung  öom  maleren  SKeffiaS  in  begeisterter 
Bpxaä)t  beigefügt,  bie  fld^  burd^auS  nid^t  auf  g^ruS 
bestellen  Iä|;t  (ögl.  SBinbifd^mann,  Söroaflrifd^e 
©tubien,  1863, 134).  g^ruS  pa^tt  aber  ju  einem 
fold^en  Silbe  befonberS,  meil  er,  mie  DariuS,  mel« 
d^er  ben  Sem|)elbau  mieber  geflattete,  Slnl^änger 
ber  saratl^uftrifd^en  ^Religion  mar  unb  felbft  einen 
^effiaS  ermartete.  S)a  Daniel  bamalS  nod^  in 
»ab^Ion  lebte,  fo  ift  g^ruS'  »efanntfd^aft  mit 
ber  ^ro))]^etie  als  einer  längft  beftel^enben  um 
fo  leidster  begreiflid^.  SS  ift  aber  burc^auS  nid^t 
fo  unermartet,  menn  SfaiaS  ben  leibenben  Äned^t 
als  „bie  tieffte  unb  }ugleid^  bebeutungSt)o&fte  aller 
®eftalten  beS  «Iten  SeftamentS"  eingefül^rt  IJat. 
S)enn  feit  bem  ^rotoeDangelium  ift  baS  Seiben  ein 
d^rafteriflifd^eS  SRoment  beS  SrlöferS,  beS  ®e> 
redeten.  S)ie  l^eilige  ©efd^id^te  ift  ein  Kommentar 
JU  biefem  ®efej  ber  göttlid^en  SBorfel^ung ;  Sbel, 
3faac,  3ofet)i  ORofeS,  ®at)ib  finb  3eugen  bafür; 
S)at)ib  gibt  bemfelben  in  ben  SeibenSpfalmen  SuS* 
brudt.  Tbii  man  alfo  nid^t  gerabeju  ermarten, 
ba^  ber  als  SRittler  jmifc^en  ®ott  unb  ben  ÜRen- 
f  d^en  öerl^ei^ene  JKefftaS  bemfelben  ®efeje  ber  gött« 
tid^en  SBeltregierung  untermorf  en  merbe  unb  Seiben 
unb  Sob  als  $reiS  ber  6rlöfung  erbulbe?  3ft 
t)o&enbS  baS  in  ber  jhted^tf  d^aft  in  ^egqpten  f  d^mad^» 
tenbe  fßolt  felbft  ein  SSorbilb  beS  SeibenS,  fo  be- 
greift eS  fi(|  um  fo  mel^r,  ba^  }ur  3^it/  QlS  baS 
Unglütf  mieber  über  baS  SoK  l^erein  jubred^en  brol^te 
unb  bie  @d^ulb  beS  SSoKeS  einen  ®rab  erreid^t 
l^atte,  ba^  alle  menfd^lid^en  gfürfpred^er  unt)er« 
mögenb  maren  (43,  27  f.;  ögl.  3er.  11,  14; 
15,  1  f.  ej.  14,  14  ff.),  ein  $rop^et  öon  ®ott 
ermedft  mürbe,  meld^er,  öom  felbftDerfd^ulbeten  Sei« 
ben  beS  S3olf eS  auSgel^enb,  bie  freimiQig  jum  SBol^le 
feines  SSolfeS  übernommenen  Seiben  beS  SKeffiaS 
JU  fd^ilbem  l^atte,  um  baburd^  bem  j^eimgefud^ten 
Solle  einen  Sroft  im  Seiben  unb  eine  Hoffnung 
in  ber  Serbannung  ju  gemöl^ren.  SDlüff en  bie  Sei- 
ben 3SraelS  menigftenS  t^pifd^  für  baS  §eil  ber 
SBelt  gefagt  merben,  fo  liegt  fein  ®runb  öor,  }u 
bejmeifeln,  bog  ber  ^ropl^et  baS  So»  t^^rtfdb  für 
ben  aKeffiaS  genommen  unb  ben  SKeffiaS  nad^  oetn- 
felben  bargefteHt  l^abe.  6S  ift  unrichtig,  bag  ber 
leibenbe  ©otteSfned^t  nid^t  gemeiSfagt  merbe,  fon» 
bem  feine  Seftimmung  bereits  erfüllt  l^abe;  eS 
genügt  aber  aud^  nid^t,  als  baS  ©id^ere  unb  Älare 
nur  bie  i^pi]ä^  Sebeutung  biefer  ®ef}alt  gelten  }u 
laffen.  ®ie  ©arfteHung  ift  bermagen  concret,  bag 
Pe  nur  üon  einer  ^erfönlid^feit,  unb  jmar  öon 
einer  jufünftigen,  öerftanben  merben  fann.  3n  ber 


1359  9KtV 

^outitilcQc  52, 18  lü  5S,  12  ifl  |lc^tt  bcr  Svtii 
beS  EBonci  astael  flbeift^ritten. 

äBJö^renb  Wstier  ae^oM  lelift  ftincm  SBoltc  §eil 
unb  ©nt^ltgleit  btifpioc^cn  i)at  unb  a(^  .(Jöiiit^ 
in  ©Ion  einjie^eii  roid,  fäirt  btr  Sprop^et  52,  13 
fort:  „©ieK  «nfi^Hg tolrb ^anheln mein ffiiecljt, 
niib  ijßi^  ftetgen  unb  ftt^  ergeben  unb  fe^t  txifaiitn 
fein,  ©leid^mie  EÖiele  ftounten  übet  biet),  jo  rairb 
fein  HnSfe^en  unter  ben  5Dtenf[^en  ent^ertlidif  (ein 
urt)  feine  ©eftalt  unter  ben  iUenjdienKnberTi.  tf  r 
Wirb  befprenflen  Biele  SSölfer"  u.  J.  w.  5Daiiii 
58,  2  |f.:  „gr  fteigt  empor,  mie  einiSei§  upr  ihm 
unb  wie  eine  SBurjel  qii§  bürftenbem  Sanbe ;  iiid]l 
ifi  ©c^fln^eit  an  ttim  unb  nic^t  Sierbt,  bog  wir  nu| 
i:^  [c^auten.  unb  nicE)t  SuSftl^n,  bal  mit  fein  be- 
geben. . .  SOo^rli^,  unfm  ihoidtieiten  ijat  et 
gttragtn  unb  unferc  Sdinterjen  ouf  fic^  gelabcn, 
unb  au^  mir,  mit  (liellen  itin  niie  für  einen  ?lu§= 
fajfigtnunb  gefc^logen  Bon  ©otl  unb  niebergcbriitit. 
€t  ober  ip  twttounbet  unferer  SKiffel^oten  incgcti, 
jftf  erlagen  roegennnfetirSßerße^enibieSi'ttltigmig 
ju  unferem  Srieben  ifi  auf  i^m,  unb  bun^  fciiiE 
©trienien  mürben  »ir  gelieiJt . .  .  gelegt  fiul  her 
$etr  auf  i^n  bie  ©diulo  Don  une  allen,  gt  tft 
geopfert,  reell  er  fett^  gemottt,  unb  t^ut  feinen 
HRunb  nit^t  auf. . .  ^uS  bet  Sebrüngnig  unb 
aus  bem  ©triebt  ifi  et  l^inueggegangen,  fein  @e= 
f^let^t  —  mer  niltb  eS  auf  jä^Ien  1 . . .  Unb  er  tatrb 
geben  ©ottlofe  für  fein  ®rab  unb  ben9ietd]eii  für 
feinen  Sob;  be^^Ib,  nett  er  Unre^t  nlifl  gctf)aii 
unb  SiTug  ntd^t  mar  in  feinem  Ounbe.  llitb  bor 
©err  tODUte  i^n  jermotmen  im  Seiben ;  roenn  er 
ba^lngegeben  fein  Seben  afö  ©ünbopfer,  roirb  er 
flauen  bnuembe  ütat^fDmmenfdiaft,  unb  b(§  §errn 
SBolIen  gelingt  burd)  feine  ^nb.  3)afiir,  bag 
gebulbet  ^ot  feine  ©tele,  toirb  er  ft^auen  unb  fidj 
föttigen;  burij^  feine  flenntni|  wirb  mein  gewebter 
Stntäft  5Jtele  reij^tfertigcn  unb  »irb  berevi  ajiiffe' 
traten  tragen.  S)arum  gebe  ic^  i^m  oK  Slnt^etl 
93ielt,  unb  ber  ©tarten  Seute  wirb  er  tfictlcn, 
bojflr,  bafe  et  Eingegeben  in  ben  3;ob  fein  Sit&en 
ma  p  Uebelt^ätetn  gejä^dltnitb,  unbeibiciSiin^ 
ben  äJicIet  getragen  unb  för  bie  Uebellfiaicr  JJüc 
ipred^  geworben  ift."  3f.  52, 13—15  tanii  als 
Ueberfi^rift  betrübtet  werben,  53,  4  lös!  bn-5 
DUt^el  bet  SeibenSflfPalt.  Er  war  ©tetlDerlreler 
be8a6ae|flIlenenffnec&teS®otte9.  3^  ttifft  alles 
in  oetfciiärftem  3Ra6e,  niaS  fein  aUolt  trifft  (1  Syclr, 
2,  24),  et  wirb  jum  ©d^ulbopfer  (93.  10).  Sau 
SttfOBa  Urheber  ber  Seihen  ip,  fagt  öiidj  ^i. 
21, 16;  68, 27.  S)er er^ö^te,  auS bem  ©eridil  £iil= 
nommene  ÜKefflaB  lebt  cmig  (9,  6.  Sjjf.  loi,  28. 
feebr.  1,  11).  S3.  10  Bejeugt  bie  Verlängerung 
Set  Sage  ppf.  89,  8),  SB.  12  bie  feenUd^tetf.  gg 
iß  unrnfigtlc^,  baS  tief  Derfdiulbetefoolf  al§  fd^ulb^ 
lofen  leibenben  6tlBfer  gu  6ettad(ften,  unmögli^, 
©rob  unb  ÖertU^feif  Bon  einem  SoHediöbegriff 
»u  beuten.  -Cet  5(Jtop^et  ^at  BielmeSt  im  ®eipe 
Ben  leibenben  ÜJleffiaa  geflaut,  wie  et  fi^  für  bie 
©ünben  beS  SJoIte«,  b«  gonjen  SBelt  aufopfert 
imb  Wien  boS  ^eil  ttuirbt.  Set  leibenbc  j^ncittt 


1860 

@otteS  iß  ein  Sßtleflei,  bei  ba8  (B#e  Opfti,  feil 
eigenes  Seben,  untet  ben  gt5|ten  Selben  unb  in  bti 
Hefften  ©^mo^  für  bie  ÜJlenf^en  boibringl  ndi 
bttbut^  fein  5Bolf  red^lfertigt,  l^eillgt  butfl  fem 
SÜBiffen  (scientia  eua),  oB  ein  Sid^l  bet  Reiben 
(42,  6;  49,  6.  9),  ba  er  im  ®eiße  ©otteS  I^ 
unb  baS  prDp^etlf<^e  3Imt  ausübt  €t  iß  im^ 
ff Önig,  ber  nerflott  unb  heilig  nlt^t  nur  für  fH 
bie  gfrüc^te  feine§  SeibenS  genie&f,  fonbem  bra 
Sßactem  au€lt)etlt  unb  bie  ^errlid)feit  bcS  ntnea 
EReii^eS  ben  Slölfem  Derfünbigt.  „Suble,  bu  Ih- 
fru^tbare,  bie  bu  nic^t  gebarft;  lobfinge  udi 
jau^je,  meiere  bu  ni^t  gehellt;  benn  mc^t  finb 
hlr  ©b^ne  als  betet,  mtläft  ben  SRonn  :^t  fpti^t 
bet  ^tn"  (54, 1).  51un  bef^teibt  bet  ^to^ 
baS  äußere  unb  innere  @lüd  beS  ttidsttn  ScQil 
buril^benimmerwäErenbeni0unb(ffap.55, 60.61. 
62.  66).  3n  biefer  beDorßelienben  3"»  beS  Un- 
glüdi,  wo  lein  Honig  regierte  unb  fein^o^o- 
priefter  feinen  SJienß  nerfo^,  mufete  bet  ^imnri* 
auf  ben  Kinftigen  flönig,  §o^enprieper  unb^po 
pbeten,  welcher  bie  ^eCTlit^feit  3«rael8  wiebet^ 
ßellen  Wirb,  Don  IntenfiUer  !SQ)liiung  fein.  Slofil 
unb  ©amuel  Waren  Jhied)te  ®oHe6,  Slatnb  ßtOt 
M  in  ben  Slienft  @otteS  CPf.  39,  7)  unb  nennt 
fi$  ihie^t  @ottea  (!ßf.  17,  1),  SfaiaS  niib  m 
@ott  ffne^t  genannt  (20,  8),  aber  oKe  Statift 
®oHe8  fmb  untein  (64,  5  f.;  ügl.  59, 12);  ein  ei» 
iiger  ßnei^l  ©DtteS  mar  frei  oon  feber  ©d^  uiüi 
tonnte  bie  ©c^ulb  fü^nen,  bie  ©iinbc  nat^loffn, 
wcl^e  nur  @oH  nai^ioffen  (ann  ($f.  14,  2;  18, 
13 ;  31,  5 ;  102,  12.  3f.  44,  22.  3et.  31,  3i; 
33,8).  €r  üüein  Tonnte  bem  Seibenben  unb  3Je^ 
folgten  filtere  Sfiettung  Ber^elSen. 

3falaS'  3cltgenoffe  <£Rt^äa3  fd^ilbeit  mit  bei 
^bi^jicn  Stu^brüden  baS  meffianifdie  flCnigt^ 
na4  feiner  irblf^en  unb  ^iinnilif^en  ©elte.  fier 
aiteffiaS  Ift  ©atiibä  ©o^n,  ha  feinem  aSn^ens 
gleich  ]ut  3eit  bet  Hefflen  ^ebtängnift  Don  StA 
eriuerft  loerbcn  Wirb,  um  feinem  iSoHe  ^eilimb 
SRettung  ju  bringen,  ©ein  ©fammort  iß  bie  ullt 
S)aDibSftaht  igetble^em,  aber  et  ift  Don  SmigfeiL 
31m  enbe  ber  Slage  wirb  ber  Serg  be8  ^jerra  flt- 
fefiet  fein  auf  ber  !8erge  @tpfel  unb  ergaben  ^ 
^ügel,  unb  }u  l^m  werben  iBblfer  fhSmen.  Senn 
oon  ©bn  wirb  auSgetien  cm  ®efe|  unb  beS  ^enn 
Sßiort  Den  Serufalem.  Unb  er  wirb  ruhten  jm- 
f^en  ben  Vollem.  I^toat  mlrb  ©ton  geiü^ltgt 
(3, 12;  4,  9;  5,  1),  aber  In  ber  Hefflen fernWin' 
gung  gebt  ein  Stetter  unb  gTorrela)er  ÜBnig  auf 
iBetfle^em  ^erDor.  „Unb  bu,  Sgct^lefiem  Sp^ 
bift  lu  Dein,  um  unter  3uba'3  Süufenben  ju  fein, 
boc^  wirb  mir  ouS  bir  ^erDorge^  ber,  weiset 
§crrf(i^tr  fein  wirb  übet  äsroel;  unb  feine  S* 
gänge  finb  bon  Stnbeginn,  Don  ben  Xagett  ba 
Üioigfeit  I)cr,  ffiarum  wirb  et  fie  preisgeben  W 
jur  3eit,  in  loeli^et  bie  ©ebärerin  gebüten  vAA; 
unb  bie  Sitcftc  feinet  Brübet  mcrben  p^  tontba 
}u  ben  ©ö^nen  3SraelS.  Unb  er  ßt^t  unb  »eiW 
in  bei  Jhäft  beS  ^erni,  In  bei  ^olgeit  b(3  3iamei 
beS  ^ettn,  feines  ©otteS;  unb  ße  Ivetben  ß^  ^ 


$1                                                      mt^laS.  1362 

mt,  bkQ  a  boim  fic^  tMr^tnti^tn  uttb  iiS  gu  SßoQtt  man  bitfe  $eiiobe  bis  jum  Snbe  beS  S^US 

©ttnjni  beretbc"  (5,2 — 4).  ffiit  3uben  atebieSritbetabgefc^ttiäi^lenSeftQltbKSmeiPüB- 

tt«n  (ui8  b«  ajetbanmmß  jutüiHeliren,  «nb  Se-  Hoffnung,  bit  3«'  ber  §offiiun8  auf  jtttlid^  Er« 

0  Vn^^t  in  ©ion  üÄer  fie.  3)ec  aßet^fel  ittii«  neutning  eineä  neuen  ©unbeB  bejeic^nen,  fo  mir&le 
a  3c^Da  unb  bem 51Ke(jia8  trflärt  fit^niirauS  üarlHembiefeSSorauSiejiunaberädlicötißttretben. 

1  götüi^en  SBtfen  beS  SJatribSjol^ne«.  SBenn  9lur  Qu(®runb  beröoffnunfl  auf  einen  »Itflidien 
loba  wnb  btt  anefpaS  riö^ten  unb  auf  ©ton  a)lelfla§Qlä@oltmenf(t)ennMittS  inBflI%  mit  «t 
nun,  fo  1)ttt  ha  SBtrt«  bem  ©o^nc  boS  ©trl^t  3ln(un[t  beSjelfien  ein  iHeic^  bet  ftitlit^en  Smeuf 
md>en  unb  i(in  gu  feiner  SRtc^ten  flefejt.  grd-  nina  unb  aSiiebeteeburt,  einen  neuen,  auf  bieSiQjeln 
ip  ©Ott  fein  Oott,  (lonbeU  et  in  ©otteB  fltaft,  beS  ^enenS  gefdiriebenen  Sunb  ju  erwarten.  33er 
tt  i^  SottcS  ßolgtt  STome  a[§  €(!^mu(I  unb  trfte  biefer$rD|)tieteni^3tremiai,  berl}Dn629 
rtjoBcttHmtuS  folgt  ni^tbag  er  blo|er3)1enfd^  M9  566  urop^egeit  l^t.  @i  metSfagt,  bafs,  na^ 
ein  (Sntttfifntij^t,  toit  die  tJrommen,  nut  Der-  bem  mit  se^ontaS  bie  ffSnige  aus  bem  @efd)Ie(|te 
Jic^  buT^  bit  @nabe.  S)enn  bie  iSeibinbung  ^atiihs  i^i  gnbe  erreid)t  fiabtn  (22,  30 ;  Dal.  S}. 

(BStfliii^  itnb  aRenld^Ii^eti  bringt  tS  not^>  17,  22 ;  21,  25—27),  bae  $olI  feinem  AOnige 

itti0  mit  ß(^,  ba§  bafi  Sei^Itnlg  gu  3e^oba  Sianib  bienen'ioitb,  melden  @ott  eraeden  wirb. 

id^icbenouSoebiAÄueibennm^te,  unb  bie  Stuf'  S)iefer  mirb  ein  gerechter  unb  Derflänbigtr©prof|t 

«  bc6  Sßiofilettn  Vxa  tS  nit^t,  baS  @e^eimnig  SouibS  [ein.   „@ie^e,  3:age  Fommen,  ffiric^t  ber 

lüfttn,  foitbtnt  me^t  nur  aiigubeuten.  Sbenfo  ^en.unbi^merbe^abibeinengerectitcnSfriiffen 

i  Die  Äuäbrücte  „Bon  altera  ^er,  <mi  ber  Urjeit  enoeden,  unb  ^errfc^en  mirb  er  oIS  flflnig  unb 

gm"  nn^  bem  ©))radögebrQuc&  (7,  14.  20;  mitb  lueife  fein,  unb  er  übt  SSei^t  unb  ®ere^- 

51, 9)  ni^t  o^ne  SSeitereS  auf  eine  emige  ^ei-  tigleit  auf  utben.  3n  jenen  Sagen  niirb  3uba 
ift  gu  begießen,  aber  btt  3u|antmen^ang  unb  btt  erl&it  ntrben ,  unb  3SraeI  uirb  in  3ut)erftd|t 
8enf<4  guc  itbif^en  ^erfunft  laffen  ^tei  feint  nol^nen ;  unb  biefi  ift  ber  ^ame,  mit  meld^em  f\e 
>ete ffieutung  gu  (©Dr.  8, 23).  aRontannau^  i^n  nennen  »erben:  §err,  unfer  (Setediter"  Oe- 
b«  SuSbifide  in  Berfi^iebtnem  ©inne  erflüren.  ^ODO,  unfete  ©etei^tigltit,  23,  5.  6),  Slamit  ifl 
18  eifie  (Stieb  fann  auf  ben  Anfang  bei  (Se-  nii^t  ttuw  gejogl,  Se^oBa  fei  ber  iDieflioS,  fou- 
lt«^ im  SParobie«  gutüifae^en.  infofem  bie  bem  ber  SHeffiaä  merbe  fo  genannt  werben,  toeil 
ffionif^c  SBtiSfagung  bort  i^ren  Slnfong  gt-  in  ilim  unb  !)ur(t  i^n  @ott  aI3  bie  ©ert^tig- 
nmien  nnb  fid|  biü^  ^  SBoit  btt  EBer^eifiung  Feit  feintS  SoßeS  fc^affenb  erfannl  nirb  (Bgl.  $[. 
:t8CtifIiingt^t($ieiDn.,e9tin);  bann mug aber  21,  32;  39,  10.  11.  3f.  51,  5;  53,  11).  S}ie| 
I  gtpcitc  @lleb  eine  neuere  £Bebeutung  ^aben,  it\a,i  beutlic^  30,  9:  „Slienen  nerben  fie  bem 
0  bie  nrirfli^e  Snigftit  begeidinen.  S'emgemäi  ^c'mi.  intern  ®Dtt,  unb  SoDib,  ifirem  ffBnige, 
tmi  5,  2  bie  irbifi^  unb  ^immlifd^e  ^blunfl  iue(d)cuii^  i^neneitotden  werbe"  (Bgl.  Ofee  3,  5). 
JL  3f.  4,  2),  SB.  3  bie  amitlet,  SB.  4  f.  bie  X^Ü-  ^udj  bie  SSegie^ung  auf  SBrael  ift  tco%  33,  16 
ifeitbeflSBeffiaS  als  eines  gnmten©olamDn  bar«  nicf)!  guläffig;  btnn  bort  ip  oielmeir  eintSInnjen» 
[ieüt  3!rt*®eMrerin  tarnt  nic^t  auf  bie  iDC&ter  biinii  unferer  ©teEe  auf  3erufalem  gemocht,  weil 
ioB{4,9f.)fieä0ßenrotrben,n)eiIber3utammen'  3§riiel  unb  Serufalem  fl^  ber  Born  3J(e^aa  ge« 
ng  mit  99et5Ie§em  unb  boS  unmittelbar  ä^otgenbe  brachten  ©erec^tigleit  erfreuen.  91u8  ber  Segeii^ 
>  Serbinbung  mit  bem  SÜleffiai  oerlangt  unb  nung  fann  nic[)t  unmittelbar  gefolgert  Werben,  bai 
bemfalfö  ber  gurücfweifenbe  9IrtifeI  nic^t  fel^Ien  ber  SneffiaB  gSttlidier  <Ratur  fei  (Bgl.  @en.  33, 20. 
ifte.  Ca  ift  au^  bit  SparoKele  ju  3f.  7,  14;  fij.  17,  15);  aber  wenn  30,  21.22  gefagt  miib: 

6tnitfo  me^r  gu  bea^ttn,  al@  bie  ©c(iilberung  „©ein  ©ebieter  wirb  ^erauSge^en  aus  feiner  Witte, 

1 3fricben8iei^6  SB.  4  ff.  mit  3f.  9,  7  ff.  überein*  unb  ii!^  laffe  i^n  na^en,  unb  er  tritt  ^eran  gu  mit, 

mmL  Somit  ifl  id>er  baS  „^erfiorge^en"  wirf'  bennWerifte§,ber  fein  ^ergeinfe^t,  mir  guna^en? 

(  Ott  bot  .Sdiorentoetbcn"  beftimmt  ODtatt^.  ]pniii  ber  £ierr.   unb  i|r  Werbet  mir  gum  SBoIfe, 

.  8),  baS  ,mit'  aber  meist  auf  bie  gSttIi(|e  ünit*  unb  ic^  meibe  eud)  fein  gum  @olt",  fo  wirb  bo^ 

bbng  ^  3)abur0  wirb  bie  unmittelbare  Sgf  {in  befonbereS  SSetf|äItni|  beS  WefflaS  gu  ^e^Dba 

^nu  uufSotobabel,  neiden  in  SBabglon  ge*  angebtutet,  wie  eS  f  ein  aiüenfc^  f  ür  ^c^  in  Slnf  pru^ 

na  «  (tlM'-  SRopJ.),  hinfällig.  91u^  fon^  nehmen  fann.  3n  ßap.  31  gibt  ber  «Prophet  eine 

U)  tiTgtiibS  ber  3)IeffiaS  als  ©ol^n  eines  ge*  BufammenfaffungbermeffianifiibenSBeiSfagungen. 

y^ffld^  MStmuOrtigen  ffSnigS  baigeftellt,  ob*  ^aS  gtenb  btS  StoIfeS  'i)at  aufge^Srt,  bie  iXeit^e 

»V  Ue  $to|)^tten  Ben  3tituntetf$ieb  gern  un-  Spfiraim  unb  3uba  ftnb  wiebet  Bereinigt  in  ber 

«■41(1  Mm.  Siebe  ©otteS  unb  teuren  auS  ber  ®efangenfd)aft 

wtft  SBeiSfagungen  bei  affqtifd^en  3cit  bt-  gurüd  nai$  ©ion.  Oit  bem  3JleffiaS  beginnt  bag 

^ißKii  bcn  j^Ö^etranft  bet  mejfianife^en  SISeiS-  neue  9tei^  beS  ©egenS  unb  beS  SlilctS.   „StBie 

jVngen.  Xüe  folgcnben  ^ropl^eten  tonnten  bem  longe  mit^  bu  bi^  oerlieren  (herumtreiben)  in 

raffuttObe  aus  btt  3eil  gge^iaS' nur  noi^  un'  SBegierlidireiten,  abtrünnige  3:Dt!^ter?   3)enn  eS 

gmBii^  3üge  beifügen.    3|re  ffieisfagungen  f^affei  bet  §ett  iJieueS  auf  Stben:  tinaßtiSwitb 

»»WnwJStbeiftanblii^  unter  SßorauSfeBungbeä  einen  5D!flnn"  umfd)lie|en  (31,22).  33iefe  aäJeiS« 

**  äfnlaS  unb  SRii^aS  entworfenen  SBilbeS.  fagung  ifl  bunttl,  ^e^t  aber  in  mef|1anif^  3>'' 


1363 


aJleffiaS. 


1364 


fantmenl^ang.  Creare  (barä)  meist  auf  eine  neue 
göttlid^e  Schöpfung,  auf  ehoaS  Slu^erorbenllid^eS, 
SBunberbarcS  l^in.  ®a  mon  nun  bei  SeremiaS  bie 
Sefanntf^aft  mit  3jaia§  unb  9Ric^öQ§  annel^men 
niu|,  fo  ift  bie  Sejiel^unö  ouf  bie  SKenfd^werbung 
ioenigften§  afö  bie  annel^mbarfte  Srflärung  ^u  be> 
trad^tcn.  ®amit  beginnt  ber  neue  95unb,  weld^er 
olSbalb  angefilnbigt  mirb.  „Sielte,  Zage  fommen, 
]pxxä)t  ber  ^err,  unb  id^  fd^Iie^e  mit  bem  ^aufe 
äSrael  unb  mit  bem  ^aufe  3uba  einen  neuen 
SBunb. . .  3c^  lege  mein  ®efej  in  il^r  SnnereS, 
unb  ouf  il^r  ^erj  fd^reibe  xd)  felbe§,  unb  ic^  bin 
il^nen  ®ott,  unb  fie  »erben  mir  jum  SSolfe  fein, 
unb  nid^t  belel^rt  fortan  jiemanb  feinen  Tlöd^ften 
ober  einen  feiner  Srüber,  fpred^enb:  6r!enne  ben 

§erm!  ®enn?ine  werben  mid^erfennen,  öonbem 
leinften  bis  jum  ©rösten,  fprid^t  ber  §err.  ®enn 
id^  merbe  vergeben  il^re  @(!^ulb  unb  i|rer  @ünbe 
nid^t  fürber  gebenfen"  (31,  31  ff.).  SDBä^renb  bei 
ben  älteren  ^ro<)]^eten  ^rieftert^ium  unb  (JuItuS 
mel^r  jurüdKreten,  unb  ber  äußere  Sult,  tt)ie  il^n 
bamalS  bie  3uben,  nid^t  ol^ne  Sinmifd^ung  t)on 
©öjenbienft  trieben,  öerurtl^eilt  mürbe,  meil  bie 
Dpfergefmnung  fepe,  tonnte  3eremia§  bie  alte 
SSeiSfagung  t)om  emigen  ^o]^en))riefter  nad^  ber 
Orbnung  9ReId^ifebed^§  mieber  aufnel^men.  6r 
lennt  nic^t  nur  ba§  leüitif d^e  ^rieftertl^um,  f onbem 
t)er]^ei^t  aud^  bem  bat)tbif(|en  Jlönig  felbft,  ba^  er 
©Ott  naiven  bürfe,  o^ne  p  fterben. 

S  5  e  d^  i  e  I  f ül^rt  ba§  SBeUen  ® otteS  unter  ben 
SKenfd^en  weiter  au8  unb  öerbinbet  eS  mit  bem 
Äommen  beS  ®at)ibiben  (ftaj).  34).  ©obann  ftettt  er 
Aap.  40—42  baS  meffianifd^e  SReid^  unter  ben  Sil« 
bem  be§  neuen  3§raeI8,  SerufalemS  unb  SempcIS 
bar.  @r  üerbinbet  ba§  föniglid^e  ^mt  be§  aRefftaS 
nod^  enger  mit  bem  <)ricftcrli^en,  inbem  er  für 
biefeS  bie  3$orbiIber  in  ber  Sinrid^tung  beS  Sultu§ 

!inbet.  ®iefer  ^eilige  pricfterlid^e  ©farafter  gilt 
^m  als  Snbjiel  ber  mefftanifd^en  SJerl^eigungen. 
3e]^ot)a  mirb  üom  anarfe  ber  l^ol^en  ^eber  nel^men 
unb  einfe^en;  öon  il^rem  SBipfel  wirb  er  einen 
jarten  S^^^%  abbred^en  unb  il^n  pjlanjen  auf  l^ol^en 
unb  erl^abenen  8erg.  9luf  lol^em  8erg  3§rael§ 
wirb  er  il^n  ))f(ansen,  unb  er  wirb  auSfd^Iagen  einen 
©proffen  unb  wirb  fjrud^t  bringen  unb  werben  ju 
einer  großen  ßeber,  unb  wol^nen  werben  unter  ii^r 
a&eiBögel,  unb  ieglid^eS  ©eftügel  wirb  im  ©d^atten 
t]^rer3weigeniften(l  7, 22— 24;t)gl.  21, 25—27). 
©Ott  felbft  wirb  wieber  baS  §irtenamt  über  feine 
beerbe  übemel^men  unb  feine  ©d^afe  fammeln  auS 
ben  SSölIem  unb  fte  auf  ben99ergen  SSraelS  weiben 
(Äaj).  34).  „Unb  id^  werbe  erwedten  über  pe  einen 
t^irten,  ba^  er  fie  weibe,  meinen  Äned^t  S)at)ib; 
ber  wirb  fie  weiben  unb  fofl  il^nen  fein  jum  ©irten. 
3d^  aber,  ber  §err,  will  il^nen  fein  jum  ©ott,  unb 
mein  ßned^t  ©aöib  fott  prft  fein  in  i^rer  SRitte. 
3d^,  ber  §err,  l^abe  gefprod^.  Unb  id^  werbe 
fd^lie^en  mit  il^nen  einen  gfriebenSbunb  unb  werbe 
üertilgen  bie  rei^cnben  2biere  auS  bem  Sanbe" 
u.  f.  w.  (S5.  23  ff.).  „Unb  id^  werbe  i^nen  er« 
wedten  einen  ©proffen  jum  Shil^me,  unb  filrber 


f ollen  fie  nid^t  l^inweggerafft  werben  burd^  junger 
im  Sanbe  unb  nid^t  mel^r  ^u  tragen  l^aben  ©d^mo^ 
ber  ßeibent)öl!er.  Unb  erlennen  werben  fie,  ba| 
id^,  Ber  §err,  il^r  ©ott,  mit  il^nen  bin,  tmb  f« 
finb  mein  SSolf,  baS  §au§  3Srael,  fpridbt  ber  ßert, 
©Ott"  (S.  29.  30).  ©Ott  Wirb  fein  ©oH  jurö* 
fül^ren  unb  glücflid^  mad^en,  nad^bem  eS  Sn^ 
getl^an  l^at  (36, 24  ff.).  „Unb  mein  ftned^t3)aöft 
wirb  RMq  fein  über  fie,  unb  ein  ^irte  über  pe 
alle ;  in  meinen  9ied^ten  f o&en  fie  wonbeln  mb 
meine  ©ebote  l^alten  unb  erfüllen  . . .  imb  SosA, 
mein  Jhted^t,  ift  il^r  prft  in  Swigfeit  Unb  Vi 
fd^lie^e  mit  il^nen  einen  OfnebenSbunb,  ein  etoiget 
sBunb  fei  er  mit  il^nen,  unb  id^  fefitge  tmb  ine$n 
fte  unb  f e^e  mein  ^eiligtl^um  in  il^re  SRitte  oif 
ewig.  Unb  mein  3elt  wirb  bei  il^nen  fein,  unb  i^ 
wiU  il^nen  ©ott  fein^  unb  fte  follen  mein  Soff  febi 
Unb  erfennen  foUen  bie  92attonen,  ba^  id^,  ha 
Öen,  eS  bin,  weld^er  3§rael  l^eiligt,  wenn  ob 
^eiligtl^um  auf  ewig  in  il^rer  3JMt  fein  urixb' 
(37,  24—28:  ögl.  39,  22  ff.).  68  ifi  fainnp 
bezweifeln,  ba|  Sjed^iel  l^ier  an  bie  ewige  (SstfioQ 
beS  aJiefftaS,  nid^t  an  bie  Swigfeit  ber  S^nop 
gebadet  ^at  ©erabe  weil  er  nid^t  eine  Stii)d* 
perfönlid^feit  unter  bem  gfürften  SSraelS  im  tage 
|at,  fann  er  nid^t  einen  Jtönig  in  getodl^t^ 
©inne  meinen,  fonbem  nur  ben  SReffioS,  be|{a 
Silb  ber  ftönig  ift.  3)ie  Snorbnungen,  wel^e  er 
ben  neuen  %tmpa  unb  für  ben  neuen  Opfff* 


bti 


ienft  treffen  mu^,  laffen  ben  jfönig  als  vm 
^o]^en))riefter  erfd^einen,  weld^er  fein  Soll  mit  Sott 
t)erfö^nt  (44,  2  ff.).  3n  bem  SRenfi^enfo^  ukc 
bem  Silb  beS  Sl^roneS  (1,  26)  ift  wol^d^«^ 
ber  t)om  |^immel  fommenbe  ©ol^n  ©otteS,  m 
bem  wir  bei  ben  folgenben  ^ropl^eten  ^^ 
erfal^ren,  gemeint. 

S)aniel,  ber  fd^on  im  3-  606 unter  benpi* 
f d^en  ©eifeln  nad^  Sab^lon  gebrad^t  worben  mar, 
^atte  ftd^  burd^  feine  SBeiSl^eit  unb  ©el^rgobe  eine 
anfel^nlid^e  ©teQung  beim  ^ofe  beS  Sttmfi  {s 
erwerben  gewußt.  2)urd^  Deutung  ber  £nnin^ 
gefid^te  ber  jtönige  9{ebucabne5ar  unb  Saltofiat 
würbe  il^m  ©elegenl^eit  gegeben,  ben  ©ang  bei 
©ef d^id^te  unter  ben  Silbern  t)on  bec  ©tatue  wk 
ben  Silieren  t)orauS3ut)erfünbigen  unb  baS  SttaoF 
men  beS  meffianifd^en  Steid^eS  am  Snbe  berSn^ 
5U  weiSfagen.  Obwol^l,  mel^r  wegen  beS  ©tanfc» 
a|eS  beS  yaticinium  post  eventnin  alS  anS^ 
torifd^en  ©rünben,  biefe  SBeiSfagung  t>tm  oQa 
^orp^^r)  unb  neuen  SRationaliflen  oft  in  bie  3* 
beS  ff5nigS  ^ntiod^uS  Spipl^aneS  txriegt  »itb,  (d 
Unnen  bod^  unmdglid^  bie  Diet  Xeid^  k»om  (# 
lonijd^en,  mebifd^en,  perpfd^en  unb  gned^if^ite 
Dom  bab^lonifd^en^  mebo-perfifd^,  gned^ifte 
utd)  f eleucibif d^en  erflärt  werben,  fonbem  bie  ttw 
tioneUe  Srflömng  Dom  bab^lonif d^  ^^'^'^JSf! 
f  d^en,  macebonif  d^«gried^ifdjen  unb  liwif^ojj^ 
ift  allein  im  ©taube,  ben  ^ebotdengong  beSSMtcS 
narjulegen  (ffiüfterwalb,  2)ie  aSBdtreid^  unb  bo* 
©otteSreid^,  greib.  1890;  PUlout,  Danidelle 
Bationalisme  biblique,  Ghamb^iy  1890).  S)tf 


«Ott  t 


•itttc  3W{5  wirb  nur  infofem  oK  baS  rBmilc^e  Sc-  ßcltgt  butc^  3efioDQ.  3efu8  ßSriftuä  i(l  b«  Siiro^ 

|ttt((net,  alSeS mit  biefem  beginnt:  aber  tBI)Qt  (ine  unb  ©runbflein  in  einer  Sperfon;  et  rairb  öer- 

tBweBrmjte  3)oun  bis  an  boä  enbe  ber  Seiten,  reorfen,  inbem  er  burcd  fein  SBoK  um  ber  ©ünben 

SM  füi^  fflei^  ip  baS  meHiQnt[c^e,  aber  nid)t  ttiillen  tetbet  (3j.  53,  5),  aber  bieietrigen,  Hielte 

He|  mfi  mit  ber  groeittn^Inhinft  bt§a)le[fiQa  be-  ifjn  öemiorfen  tiaben,  raerbcn  jerfi^mettcrt  (2uc. 

jhoienbt,[i)nbemba§beibeterPen91nrunft8runb"  20,17.18.  gtpg.  4,  11.   ISor.  3, 11;  10,4. 

aättft,  Otli^tS  in  baä  ifiei^  ber  ^ertli^Ieit  über-  ^i).  2,  20).  2)a9  mefiianifi^e  JRei^  ifi  bur^ 

nUrt,  tttnn  tä  auc^,  tnie  gemä^nli^  in  ber  pro-  ben  o'Eine  Sutb""  tieä  aWenfcfien  erWcdten  aJleJTmS 

l^itif^  S))ro(^e,  mit  ben  Sarben  beS  lehttm  gcgriinbtt  morbtn,  niäd(i§t  an  ju  einem  bie  Söelt 

oft  ip.  gjon  bleiern  ffiei^f  wirb  ffap.  2  gefagt :  umfaficnben  SReirfie,  bis  eS  aUe  SBeiPOfjner  ber  Erbt 

t  ben  Sjigen  jener  Keii^e  (Äönige)  nirb  bet  umfc&liefet,  nm  bann  in  baS  Sei^  ber  ftcrrlic^feit 

1  bcS  §immels  ein  Kric^  ernteten,  meld)e8  überjugelien  unbjo als  eroigeS SRei^ fortjubauem. 

fn  Etvigfeit  ni^t  ger^Srt  toecben  nirb  unb  beFJen  Ss  ift  auf  ber  Sibe  bem  SBolIe  bei  ^eiligen  ge> 

^cnfc^  einem  atüiem  SBoRe  nic^t  gegeben  toeiDen  geben,  benn  bie|e  ftnb  auS  ber  3Renge  au8ge{onbät, 

Ktib ;  (9  toiib  aber  aQe  iene  Stetere  jertrümmem  Sott  gemeint,  ein  Ideiligee,  fönigltc^el,  prieflet- 

inb  gennolmen,  unb  es  toirb  beßel^en  in  €mig-  Ii(!^eS®e[(f)Ie[^t(l$etr.2,9).  daraus  folgt  Ieine8< 

!ttt"  (33.  44),   3m  7.  ffopitel  wirb  aber  beri<|'  megS,  bafe  ni^t  an  einen  pcrfönlirf)  erfc^einenben 

et:   ,@ieK  mit  ben  9SolIen  be3  ^imutelS  tarn  ÜJlemaS  }u  beuten,  unb ba^ nur bieäBeltlierrf^ 

sie  eines  Vttn^fyn  ^Dl)n,  unb  er  gelangte  bis  ber  kommen  gemeint  fei.  @$on  bie  93ergleiiif)ung 

in  bem  SIten  an  logen,  unb  öor  beffen  ^In-  mit  ben  wettli^en  SRonar^ien  oerlangt  fürbaS 

|cful^  braute  man  i^n  bar.  Unb  er  gab  bemfelben  meffmnift^e  9ieid|  gteiibfaSS  einen  jf ünig  unb  ^ü^' 

Dbiqt  snb  ^errliii^reil  unb  JtSnigtt)um,  unb  aQe  rer.   ^ie  p^antaftift^  tnäre  eS  aber  aud),  baS  mit 

BBKer,  ©lamme  unb  3"ti9«i  foÜen  ilim  bienen;  ber  aBeItIieTrfiiiüftjuMobnenbe5Sunbe§Don  unter 

irine  Sla^t  ip  ewige  Wac^t,  bie  nicf)t  genommen  bem  Silbe  bes  ÜJIcnjc^enfo^ne«  auf  ben  SSJotten 

irtd>,  gleiqlDie  fein  flbnigl|um,  baS  nie  ju  ®cunbe  beä  ^immei§  tammen  ju  fe^en  1 
irtt"  (S.  13.  14).   „aber  bie  öciligen  ©ottcS,       2>er  DJ? enfd)enfo^n  beutet  im  ®Egenfa|  ju 

M  SSn^5cf)fien,  werben  baä  ff5nigt!)um  em=  ben  3:f|ieren  ber  QSeltrei^e  auf  bal  meffmnifd^ 

pfongcn  unb  werben  baS  ffSnigf^um  behalten  auf  Stei^  als  ein  we|entlid(i  ^Siftiti.  entgegengefe^teS 

[toig,  in  oOe  emigteit"  (EB.  18).   „S>a3  ffanig°  Steic^  bin.    ^  er  auf  ben  SSoIten  be9  $im' 

^an  läitt  unb  bie  3na(^t  unb  bie  ^errlit^Ieit  beS  mel§  lommt,  fo  ift  er  nit^t  ein  bloger  Mtn^ify, 

tHotat^umi,  welches  unter  bem  ganjen  pimmel  fonbem  l^at  nur  ba§  Dluefe^en  eines  SJIenftben, 

ip,  Brtrh  bem  äöoKe  ber  Zeitigen  beSMerbiW&ften  „toie  ein  ^ölctif^enfofin"  j  benn  in  ber  ffloHe 

mgÄtn,  beffen  ÄBnigt^um  ein  ewiges  fl&ntgl|um  Dffcntmrt  fidj  föott,  ®er  ^immlifd(|e  TOenf^enfo^n 

iP,  mtb  bem  «He  ffönige  bienen  unb  geborttfen"  ift  filJD  ©otl  unb  9Kenfc^  äusl'ii^-  "^W  2Iu(- 

(S.  27).  ^M  SJleffiaS  ift  in  ffop.  2  unter  bem  fnjiniig,  meldje  bure^  ben  ^inweiS  auf  baS  ewige 

eObe  eine«  ©teineS,  in  ffap.  7  unter  bem  ©itbe  Seii^  (2,  35.  44;  7,  14.  18.  22.  27)  betätigt 

dnrt3»eitf^fi'tl"*8bargeflent.  „3)emgemä^5flp  loirb,  ift,  loie  wir  gefe^  ^olbm.  but^  bie  bifl- 

ta  fl€|^^,  büfe  fidt)  Dom  Serge  ein  ©tein  loS»  fietige  ^>rrl3t)etic  wol^l  begrünbet,  wenn  auc^  nic^t 

avi^*»  ^t  nid^t  buri^  §änbe,  unb  jermalmt  bat  fo  beutlid)  aii-'-iiefpro^en.  Siegbi^Ib  [|at  man  eS 

X^indi  ©ifenunb  (jrj  unb  ©itber  unb  ®olb;  nictit  crft  t)ei  £i9riftgelctirfanireitbeiiumefien,  bafe 

Sott  ber  ®ro6e  ^t  bem  ftänige  gejeigt,  Wa8  ber  SBegriff  beS  ÜKeffiaS  mebr  metüpbgfifiil  ober 

braomt  nrirb  nacEitiec;  unb  wa^r  ifl  ber  ^raum  m^ftif^  würbe,  ober  gat  bie  Selire  oon  ber  $rfi- 

axb  guMtlÖffig  feine  S)eutung"  (2,  45;  t)gl.  34),  epftenj  ber  ©eelen  alä  ©ranbtage  ju  betratbten. 

IH«(rt  Siib  ip  bur^uS  nii^t  fo  Quffallenh,  qIS  9[)ientcbenfoH®at)ib5fof|n,lSotteSto&nbiIbeneine 

rt  auf  ben  erpen  Slicf  fc^einen  lönnte.  Sier  $ial-  jnfammenfiQngenbe  SKeitie,  wie  aß-39racl,  baS  gei- 

MiBfagt:  ,3>a©tein,  ben  bie  Sauleute  berWorfen  ftige  3SraeI,  ber  SKefpaS.  3)«  ®aBib§fot)n  ent- 

(Acn,  ip  jum  Cctpein  geworben"  (117,  22).  fprid^it  bem  ffönig  über  3Srael,  ber  3Kenfc^enfD^n 

yUM  bemerft  öbnlicEi  (28, 16) :  „5DQrum  fprid^t  bem  §erm  über  aUt  Stationen,  bem  §errfc^er  ber 

■qo  ber  $ierr :  ©ie^e,  i^  bin'S,  ber  in  ©ion  einen  SQJell.  Sie  Sabqlonif^e  ®efangentcbap  ^atte  ge« 

&tbi  flffliüi^et  fyit,  einen  ©tein  ber  ©cwä^iung,  jeigt,  baB  boS  mefPanijc^e  SReid^  bie  6nben  ber 

(tarn  Opid&en  ecTftein  feper  ®riinbung."    Unb  erbe  juSreujen  bofim  wirb.  ffia|  ber  iDienf^en- 

ct^ bie meffianiff^e  Segiel^unfl  51, 1  ff.  feftp ;  fofin  ber SERefpaS  ift,  qtljt  fc^on  au3  bem Serbält- 

JS^aaa  anf  ben  g^IS,  auS  bem  i^r  genauen,  auf  nil  beS  funpen  SHeiiifea  jum  Dierten  ^erOor  unb 

Me  ^^mg,  au3  ber  igi  gegraben  feib.   ©^auet  Würbe  Don  [ebet  Don  ber  jübifi^en  unb  d^irtflli^en 

a^mbaifym,  euem  Sater,  unb  auf  ©ora,  bie  Stabition angenommen.  3)er beftünbige ©ebraud^ 

(KQ  S^mtn,  Wie  idt)  ben  ginjigen  i^r  berief,  berSe3eicbnungfürl56'^P"^'<"'"™rbepiebigenb 

wA  qn  f^nete  unb  i^n  mehrte.  Sllfo  tröpet  ber  au§  bicfem  Sotgang  bei  SJoniel  erflött  »erben 

6etl  ©on  mib  trBpet  aD' ibre  krümmer."   Son  (DgLÜKattb.  8,  20)  unb  ipumfot^arafteripift^er, 

epJUtmt  tp  Sac^tiag  ju  Dergleichen  (3,  8  ff. ;  atS  nur  SefuS  Don  p^  felbp  baS  Bort  gebraust. 

t  7).  gfflt  ffioDib  unb  6f|fiP"§  9'6t  '^  *i"f"  5iur  ©tepbanuS  gciraudtit  baS  SQJort  Dom  uet- 

Btmi^  unb  Sdpein  b(^$aufeS@ottee,  auf  ©ion  ftärten  ültenf^eniobn  (^g.  7,  56).  3He  Sngel 


1867 


aReffiaS. 


1368 


Qtn  ®xQbt  nneberl^olen  baS  SBort  be§  ^erm  (8uc. 
24, 7).  S)ic  ßjcgeten  fd^toanfcn,  ob  fic  ®an.  7, 13 
Don  ber  erftcn  ober  jtoeitcn  Slnfunft  beuten  foHen. 
S)ie  ^meite  Snnal^me  l^at  gro^e  äBa]^rf(i^einU(i^!ett 
für  fid^,  menn  man  baS  Reine  ^om  unter  ben  ^el^n 
Mtnttn,  nne  not]^n)enbig,  ntd^t  t)on  Sntiod^uS 
St)t))]^ane3,  fonbem  Don  bem  Snttd^rift  beutet,  unb 
fümmt  gut  mü  Sölattl^.  25,  31  überein.  «ber 
mä)  ber  gonjen  altteftamentli(i^en  SBeiSfagung, 
toeld^e  ntrgenbS  fo  unterfd^eibet,  gel^t  ber  änfunft 
be§  SRef jiaS  über]^au))t  ein  ©erid^t  DorouS,  xotli^^ 
nid^t  mit  bem  SBeUgerid^t  ^ufammenföllt  fo  ba^ 
aaä)  2)an.  7  f d^merlid^  baS  Snbgerid^t  6ef d^rieben 
toirb.  3m  9leuen  Seftoment  toirb  ber  aJleffiaS 
nad^  feiner  erjten  Slnfunft  SRenfd^enfol^n  genannt 
unb  erl^äU  atö  fold^er  Dom  SSater  ba§  ©erid^t 
(30)^.  5, 22. 27),  fo  ba&  baS  ßubgerid^t  ber  jwei» 
ten  ^nfunft  anl^eimföQt.  2)a3  kommen  auf  ben 
äBoKen  !ann  allgemein  bie  93er]^errHd^ung  bed 
SRefpaS  bebeuten,  tütlä)t  er  burd^  fein  Seiben  Der» 
bient  l^at  ($f.  2,  7—11.  SOtattl^.  26,  64.  3o]^. 
12, 28;  17, 1),  in  ber  Stuf  erftel^ung  unb  §lmmel» 
fal^rt  erl^ielt  unb  in  feinem  3leid^  auf  ßrben  offen- 
bart, bis  er  ^eS  untenoorfen  l^atunb  n)ieberIommt 
Sum  Oerid^t  (1  Kor.  15,  24  ff.).  S)aS  Äeid^  beS 
aWenfd^enfol^neS  wirb  Stop»  9  nod^  nöl^er  borge» 
fteUt.  ^ier  brid^t  fid^  2)aniel  }ugleid^  mit  einer 
bis  jie^t  in  Der  $ro))|etie  unbefannten  ftlarl^eit 
über  ben  50leffia8  auS  (^ieron.).  3)aniel  bittet 
©Ott,  er  möge  bie  70  3a]^re  ber  ©efongenfd^aft 
(Dgl.  3er.  25,  12;  29,  10)  abfürjen  unb  bem 
fßoltt  Derjeil^en.  Slföbalb  erl^ölt  er  burd^  ben  @ngel 
©abriel  bie  ®ett)ä]|rung  ber  Sitte.  „68  fmb  70 
äBod^en  abgefürjt  über  bein  Sod  unb  über  beine 
l^eiUge  @tabt,  um  ab}ufd^Iie^en  ben  9(bfaD  unb  ^u 
enbigen  bie  @ünbe  unb  }u  tilgen  bie  @d^ulb  unb 
l^er^ufül^ren  emige  ®ered^tig!eit  unb  p  erfüQen 
©efid^t  unb  SBetSfagung  unb  ^u  falben  ben  ^ei- 
ligen ber  ^eiligen  (baS  ^eilige  ber  ^eiligen)." 
9lad^  bem  Urtexte  ift  baS  Merl^eiligpe  gemeint 
unb  biefeS  alfo  auf  ba8  Steid^  beS  SRefftaS  }u  be« 
Stellen;  benn  bie  ®en)ö]^rung  gel^t  in  aQen  Steilen 
über  ben  unmittelbaren  3*dc*  ber  Sitte  (S.  17) 
l^inauS.  (Sgl.  3f.  4, 5. 3cr.  3, 17.  gj.  37, 26. 27.) 
S)ie  @albung  gefd^iel^t  aber  burd^  ®ott  in  ber 
mefflanifd^en  3elt  ($f.  44,  8.  3f.  61, 1).  3)ie 
Se}ie]^ung  auf  ben  SReffiaS  felbft  als  ben  ®e[alb« 
ten  unb  ben  ^erm  unb  baS  ^aupt  feiner  Jcird^e 
ttmrbe  fd^on  Don  ben  Sätem  beDorjugt.  S)ie  fpä« 
teren  S^egeten  loaren  nur  barüber  nid^t  einig,  ob 
biefe  @albung  burd^  ben  l^eiKgen  ®eift  bei  ber 
aWenfd^werbung  ober  bei  ber  S^wfe  anjufcjen  fei. 
3m  tjfolgenben  gibt  ber  6ngel  eine  naivere  ®r« 
üorung  für  bie  3rtt  ber  ßrfd^einung  bcS  SWeffiaS. 
„SBtffe  alfo  unb  Derftel^e :  Dom  ßrlaffen  beS  9luS» 
f})rud^S,  bafe  3erufalem  wieber  gebaut  werbe,  bis 
auf  gl^riftuS,  ben  fjürften,  werben  7  SBod^en  unb 
62  äBod^en  fein ...  unb  nad^  ben  62  äBod^en  wirb 
Kl^riftuS  getöbtet  werben,  unb  eS  wirb  fein  Solf 
nid^t  fein,  weld^eS  il^n  Derläugnen  wirb  (wirb 
g^riftuS  getöbtet  werben,  unb  jwar  für  fid^).  Unb 


bie  @tabt  unb  baS  ^eiligtl^um  wirb  ierfUten  eil 
Solf  mit  einem  fjfürften,  ber  ba  tommen  wirb,  tnb 
fein  Snbe  ift  Serwfiftung  (in  @turmfbtt),  mb 
nad^  Seenbigung  beS  JhiegeS  bie  feflgefe|te  Sei^ 
öbung"  (S.  25.  26).  „SefefHgen  ober  wiA  ba 
Sunb  für  Siele  Sine  Ü&oä^,  unb  in  ber  ^(Ofte 
ber  äBod^e  wirb  aufl^ören  Sd^lad^topfer  unbSjmf»' 
Opfer;  unb  im  Tempel  wirb  fein  ber  @reuelbct 
Serwüftung,  unb  jum  ©d^luffe  unb  }um  Snbe  loÜ 
bauem  bie  Seröbung  (unb  über  bie  @reud}inK 
!ommt  bie  Serwüftung,  unb  bis  }ur  befd^ffesa 
Serl^eerung  träufelt  fie  auf  bie  Serwüfler)."  SBk 
3ö]^lung  ber  3a)^reSwod^  tann  nid^t  Don  S.  2 
ober  Don  einer  $rop]^etie  eines  frül^em  ^opl^ 
aud^  nid^t  Don  S.  24  auSgel^en,  fonbem  1^  mit 
ber  ßrlaubni^  }um  Aufbau  3erufaIemS  }n  be- 
ginnen. 3n  ber  Srlaubnij^  beS  S^ruS  ift  ober 
Dom  Srbauen  ber  @tabt  feine  9tebe,  aud^  bie  bd 
S)ariuS  begiel^t  ftd^  blo^  auf  ben  Xempelbau.  ^Mfa 
tann  eS  ftd^  nur  um  baS  7.  ober  20.  3o^  bei 
SlrtaprseS  l^anbeln  (ßsbr.  7.  3lt^.  2,  7-9); 
S)abei  ift  eS  aber  wieber  fraglid^^  ob9rtaseise8l 
ober  n.  (SRnemon,  geft.  359)  gemeint  ifi  (tigL 
gegen  le^tem  SSBinbifd^mann,  3ot.  Stub.  130). 
2)aS  7. 3a]^r  beS  Srtaser^eS  I.  fiel  wal^rfd^emTu^ii 
baS  3a]^r  457.  SBenn  man  ba^u  69  Sal^reStDO^es 
=  483  3a]^re  jöl^lt,  fo  erl^ött  man  779  a. «. 
ober  26  n.  ßl^r.  Rubere  nel^men  für  baS  7.  Sk^ 
baS  3al^r  299  a.  u.  unb  erl^alten  782  a.  o.  obet 
29  n.  ei^r.  SBieber  9(nbere  finben  ouS  297  bol 
3a]&r  780  ober  27  n.  gl^r.  3n  biefcm  fUcißa 
bewegt  ftd^  bie  gl^ronologie  über  bie  Xaufe  3e^ 
2)ie  anbere  3ö^^ung,  Dom  20. 3a]^r  beS  SrtaseQfS 
auSgel^enb,  ifl  bie  gewöl^nlid^e,  mug  aber,  en^ 
gegen  ber  l^erfömmlid^en  Sl^ronologie,  Don  eint 
!IRitregentfd^aft  beS  Slrta^er^eS  feit  474  rt^oei 
unb  bewegt  ftd^  jwifd^en  457—454,  waS  29—82 
ober  33  n.  Sl^r.  ergibt,  innerl^alb  weld^er  ®reiqa 
baS  2:obeSia]^r  3efu  gefud^t  werben  mui  3t 
Serpltni^  )u  ber  Unft^erl^eit  ber  ganzen  (Sf^aoB^ 
logie  fmb  beibe  Stefultate  nod^  }iemlid^  geium; 
iebenfaQS  ftimmt  bie  Sted^nung  fo  gut,  ak  maneS 
Don  einer  allgemeinen  ^ropl^etie  erwarten  fön. 
3)a^  bie  3erftörung  3erufalemS  nid^t  unmittelbiB 
nad^l^er  erfolgt  ift,  bilbet  ebenfo  wenig  einen  ß» 
wanb  gegen  bie  Stid^tigfeit,  als  bie  Ser}5getiiii| 
beS  äBeltgeri(|tS  bie  eSd^atologifd^  Sieben  bei 
§erm  beeintröd^tigen  !ann. 

9(uS  ber  nad^eiilif d^en  3eit  finb  nur  brei  ^ 
pl^eten  befannt :  SggöuS,  3<^4<^^  itnb  Sbiki> 
d^iaS.  SlggöuS  gibt  wöl^renb  beS  SmieS  m 
3erufalem  blo^  eine  allgemeine  Sd^ilbermig  bec 
3ufunft.  „S)od^  nun  fei  getroft,  Sotobobel,  teWjl 
ber  ^en,  unb  fei  getroft,  3efu8,  ©o^n  3oH«i 
bu  l^ol^er  ^rieftcr! ...  Unb  id^  erfd^üttere  bie  Sa- 
fer alle,  unb  f ommcn  wirb  ber  allen  Sölfetn  fe* 
f el&nte  (f ommen  wirb  bie  SluSlef e  aDer  SöBtor),  «* 
id^  erfülle  biefeS  ^auS  mit  ^enli^feü  . .  (M 
wirb  fein  bie  ^errlid^feit  biefeS  Jüngern  ^ooftfl 
mel^r  benn  bie  beS  erfien,  fprld^t  ber  ^  bct 
^eerf  d^aaren ;  unb  an  bief  em  Orte  werbe  id^  gfrieboi 


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einen  ©icgclring;  bcnn  tc^  l^abc  ti±  cr=  rsr  üir.  itz=ir.zi2:z 
ri(i^tber^enbcr§eerfd^aQren"(2, 22b:5  'M'  4..  S*=:2:r=2f 


) — 14)  an  bie  alten  i^rop^etcn  (Srr:^.  ^Iricrirr  L.^n    .Izl  :r  r=  um:  is 

led^t)  anjd^lie^t,  aber  me^r  als  3l^:rǤ  rf  p::  irurnr  r:  n:=:  Lzzr   :   rsr  r=-= 

i  augenblidfüd^e  Scttung  burti^  3P'-----  --^-  ^~  i?=m 

)  l^inauSweiSt.  Semcr!cn§roeri^  i'i.  t  :5  :i^  :-s  r.c3in.  iizrr 
tftimmt  bem  mäd^tigen  fjüqicn  ben  anncr.. 

1 2Keffta§  gcgcnübcrfteUt.  ,,8obprc;ie  rrr  5:rri   xn  r»iJ2r  n  .rJ -rr  rr  31:: 

,  Softer  ©ion !  3)enn  jielie,  ii  trr.r.e  £c  nirr  -.r  n  -■•   s^ 

me  SBol^nung  in  bcinet  9)httc,  fprii:  brr  ^s  o=:h  >:h  v^rr  rir 

l,  10),  gebt  jttjar  Dom  SJBicbcrau^Lrii  ttl  IE    '  ^ri  ri^r  rrr  =: 

aus,  tpirb  aber  biirci^  bie  SS.  11  ccr  cir«  ^rsi^rizr:::  Lci>£f  t=rrr: 

rfc^rung  ber  9?ölfcr  unb  bas  S?/l2  c:«  rr.  kzi  'jl 


^^— 


'•••TWW' 


Sßo^ncn  ©ottc§  im  l^ciligen  Sar^c  vzZ  onil  ^ztl  =1  ±rr  r 
noäblten  3cru|nlcm  auf  bie  meincrrlic  :ht.  &::r.  ^r  «rzn  n.  --.-  f**^    — - 
?gebebnt.  3m  3.  ßapitel  fommt  ttc  (ri^  :»Er  cr'rciar  !u  rz,    rc*  ^ 
§obenpriefter§  Sojua  l^inju,  fo  bcB  !'rr  iir^  r»=i»r  Ä=ir  ±r:  =-  t"-  r,.%  ■ 
ba§  9lmt  bc§  Surften  (3orobabtl.i  ir^   iru  -^r  x:  ■""     ■«  ■   ■■■■     ^r.  z=zr 
»nprieftcrS  in  Siebe  unb  ffriebcn  uerch:::.  iar.  r:.  zzr  i.  ■■  -^^    —  — -  _- 
,nb  9laron  in  einer  $erfon  ift.  „Siebe,  :±   i?nia::rmE-    i::  tttt  _:r  "=r.  r^ 

mnien  laffen  meinen  ffned^t,  ben  Srrr^cr.  n«.  S-n:!^  r    ■" — ^ rr  »: 

) ;  beun  fiel^c,  er  ift  ber  Stein,  tDclÄrr.  :r 

jor  Sofuc ;  auf  bem  einen  Stein  fln^  f.cbrr 

Söd^er);  ficbe,  id^  meiple  ba§  SiUdst! 

i  CLWl,  unb  id)  nebme  binwcg  bie  2i::Ir 

mbe«  an  einem  3:age"  (3,8.9).  „Sicrn. 

m,  Sproffe  ift  fein  9Jame,  unb  an 'cir.c:  inrzj  on:  i«>-^-  ■     .  u> 

irb  biefer  fproffcn  unb  erbauen  ben  xenu»«: 

)crm.  Unb  biefer  »irb  erbauen  ben  ScziäI 

^crm;  unb  biefer  toirb  §errli6!n:  c-  m  ifm:    !r 

mb  fici^  nieberlafjcn  unb  ^errfc^en  cu^  11:;=  '' 

one,  unb  er  ujirb  $rieftcr  fein  au?  ictneir 

unb  Sat)^  bc§  iJriebenS  Wirb  fein  ^tri^icr. 

eiben"  (6,  12.  13).  Ser  9KeiTiai  r:  r»- 

3f.  4,  2.  3er.  23, 5;  33, 15j  urt  B:?:r 

7,  22.  3f.  28,  16)  in  einer  ^*errr  m 

eine  fiebenfad^e  SSermunbung  on  ra?r 

'ur^  fein  Seiben  wirb  bie  Sünbcrrlsaa».! 

i,  aber  nad^  bem  ff ampfe  fommt  td»  hri. 

9,  11  f.  3ffön.4,25.  ü}«di.4,4..  ür 

baut  ben  Scmpel  unb  ftiftel  rtr.  Sieit 

?bcn§,  beffen  ftönig  unb  ^rimc  r  r 

;.  12,  29.  iPf.  109,  1.  Cfferi.  l  i'l 

iten  SI)eiIe,  ber  aber  nit^t  fc  »mr  trm:  

bftid^t,  ba^  er  mit  ber  neuem  ftrnif  tue:  -wmmmama^ti''^i=^.  '^^^ 

^n$rop]^eten5uge{d^riebent9er&si3mcL  j^^xt^säsa^.   »^  ^^^^}^ 

Id^  ber  ^ropl^et  in  l^ol^em  rn)r«CQKrr3E2flB9HBu.  ^  ^  ^^<0 

3  Don  ber  ©egenwart  i^ur  fenier  48&E:iä^rtMMHk.  .-'i^^  ^^^^ 

im  meffianif^en  SReid^.  fc  ir  in    i  f  mi  1     "T~  ^il^^  ©off* 

be§9neffia§  über  bie  ^eniD'.  ifi^^MMHVMMKi.  .lodden.  %a^ 

:  bie  ungel^orfamen  Sö^ni  S 
mirb  al§  l[)eilige§  SSoI!  ; 
n  @€rtc^t  über  S^ama&cul 
el^r,  Softer  Sion!  StoSühl  . 
Sielte,  bein  ff  önig  bnnnitr 


1371                                                      aileffioS.  1372 

bta93unbeSflifleft  ffli  gWi^Wieutnib l&oltoi,  man  96, 7;  97;98;  101.  3ocI3, 17-21.  ^.2Ah 

mitbbo^ra^HäUfliien  Mimen,  ba^gmiit^enbem  24;  27;  35,  4.  10.   Sg.  34,  11  ff. j  43,  2.7. 

fietm  ber  ©etrfi^Qren,  Weimer  baä  Kommen  be«  Saä).  11, 12—14),  btaieifen,  bo^  bet  2Refjiafl  tH 

SunbeSoißriS  BreKinbigen  lä^t,  unb  bieftm  ein  ein  g&ttlit^eä  SüBefen  gebad)!  toirb.    (Er  i^  bs 

Untetfd^ieb  befielt  S)a  o^t^in  bie  ganje  Kei^e  gmmanucl  (2St.  7, 14),  ber  flarfe  ®ott  {3|.9,6), 

bet  SBeiSlagungen  als  befannl  »orauajufc&en  ift,  bec  ?luSetraäI|lte  ®ottö  (3f.  42,  1  ff.),  btr  Swi 

fo  fann  an  bet  grfc^einiing  bt§  OTeffiaS  in  fit^t-  bet  ©ere^iigfeit  (3er.  23,  6),  ber  flBnifl  im 

tiarer,  menfrfjüi^cr  ®eftatt  nii^t  gejmeifelt  werben,  emigteit  (aJiid^.  5,  2),  bet  aJIenfcfienfa^  tod^ 

aSitlme^t  mnfite  bie  flötttic^e  Statut  ^erüorgel)D6en  oom  §immel  lommt  unb  eine  ewige  fe€rrfi^rft(& 

tMtben,  um  SIrael  juDerfi(f)l[id)en  Smft  ju  ge'  ^ält  (2)an.  7, 13.  14).   IIS  aufgabt  bcS  Si^ 

mähten.   .iSi^^e,  i^  fenbe  eu^  @Iia§,  ben  ^ro*  fiaS  nitb  ba§  f5nigli(t)e,  baS  pzo^1)tü\ä)t  nÄ 

Poeten,  bcoor  ber  lag  beS  §erm  fommt,  bergrofe  ba8  ^o^eptiefterliii^e  amt  tejeitfinet  5BaS  Haä^ 

unb  fmif^tbare;  unb  er  wirb  jurüilnienben  baS  §er$  tit^e  Smt  ift  BotBeteifef  burc^  ben  @tgen  3oai* 

ber!8äteräubmflinbem,unbbü3§etäbetÄinbet  ü6er  3uba  unb  ben  ©fem  auS  Sacob  unb  td^ 

m  i^ten  Sßätetn,  auf  ba^  i^  nid&t  lomine  unb  bo§  in  3!)alJib  unb  ©alomon  eine  t^eilmeife  gtfüHiog. 

2anb  fc^Ioge  mit  Samte"  (4, 5. 6;  ügl.  3f.  40, 3.  Sliefe  raerben  nun  baS  fflorbilb  für  boi  Sffleflt* 

aKatt^.  17,  10.  2uc.  1, 17).  gnbliii^  meist  OTq-  fönig,  ber  balh  ®aDib,  balb  ©o^n  ©aüibS,  (alt 

la^iaS  1, 10. 11  auf  baS  immetß)äl(irenbe  Opfer  Aönig  ber  JTönige  genannt  tuirb  unb  bie  etiii|t 

beS  9ieuen  ©unbeB  ^in.  „3^  ^aSe  !cin  ©efolleu  Sauer  beS  baöibifd^en  flönigt^umS  fiii^ett  (3  flh. 

an  eu4  }P'^¥  b«  ^t^  ber  öeerfc&Qaren,  unb  11,  39.  3f.  55,  3.  gj- 17,  22—24).  SlaSfdfc 

nel^me  lein  O^fer  an  auS  euem  ^ünben.  S^enn  nirb  met)r  unb  me^r  ibeali^t  (Sßf.  2;  20,  5.7; 

tarn  IKufgange  ber  ©onne  HS  junt  Untergange  44;60,7;71;109),inbember^efftaBaIS€itei>- 

nirb  mein  ^ame  gro^  merben  unter  ben  fOöltem,  fürft,  tneldierbiefeinblic^eSSettiumSiJEKtntlfnM 

unb  an  ollen  Orten  mitb  meinem  Flamen  geopfert,  T$ii|e  mai^t  CPf.  2 ;  109),  unb  als  ^nebenSfmft 

oefpenbet,  unb  jwat  ein  reineä  Opfer."    2)tefe  bet  in  götlliiier  ©ereii^tigfeit  bie  ewige  ftenfi^ 

SBeiSfagung  ift  nur  im  ^eiligen  aWe^opfer  ber  flifjrt  unb  alle  SBöKer  unter  feinem  ©cepler  tw 

rat^olif^en  ffirc^e  erfüttt.  SßJeber  bie  Söerbteitung  einigt  (Spf.  71),  bargejlellt  wirb.   S)ie  ^roliSet« 

ber®DtteSerIenntni|  burdd  bie3uben  in  betffiia-  nieiäfagen  bie  Sßjiebet^erfteltung  bet  jerfolfcw 

fpota,  no(^  bie  geifHgen  Opfer  ber  Sänften  niet-  ffönigSliütte  (am.  9, 11.  Of.  3,  5),  bie  feiwc 

ben  bem  SSortlaute  irgenbffiic  geredet.  @ie  ift  aBer  rung  bilrd^  einen  ©prog  au§  bei  SBurgel  äcfje 

um  fo  bejeidinenber,  als  fte  ben  ©dE|Iu|  bet  $to>  (3f-,  ißic^.,  @j.,  3a[^.),  buid)  einen  neuen  Simb 

p^etie  bilbet  unb  baS  eraige  ^rieftett^um  beS  ^Dtel*  in  @etec^tigleit  unb  ^eiligfeit  (3et.,  (£}.,  ^ai^). 

^ifebec^  etflätt.  2)ie  3uben  werben  auS  ber  @efangenf(^  «4 

5.  ^ufammenfoffung.   SJon  bem  SJleffiaS  ©ton  jurücffeliren,  wo  bei  ÜÜeffiaSfönig  boB  ncn 

i^  bie  menfdilid^e  unb  bie  g5ttlid)e  ^er-  ^tii)  beä  tfriebenS,  ju  bem  bie  SSölIei  (ede^ 

fonBorauSgefagt.  9(18  3JIenfii^  ftammt  ber  aJlef-  Jörnen,  grünbet.  ©ein  9ieid&  wirb  bauem,  W 

Ras  Dom  Sffieibe  (®en.  3,  15),  quS  bem  Slb-  Sin  §iit  unb  Sine  geerbt  fein  wirb.  aggUl 

flamm  91tira^am8,  3|aac§  unb  SacobS,  quS  bem  Sa^arioS  unb  ÜRalarfiiaä  behalten  bitfe«  im 

Stamme  3uba  (@en.  49, 10)  unb  auS  bem  öaufe  SJaniel  Weiter  ausgeführte  ©ttb  beS  meffimrifiSa 

3)aDibS(91m.9,ll.Of.3,4.5.3er.2S,5;30,9;  ftBnigt^umS  bei,  3at^na8  jrigt  a6ei  btfoiJwl 

33,15.  gj.29,21;  34,23;  37,22ff.3a43-8;  benbtmüt^igengriebenSförften.  9Sie mfpniiieOit 

6,  12;  12,  8ff,),  ttiirbinbet33acih§|labt  SSet^.  bieei»fungaaer2)tenfd)enfleweiSfagt,atefpte 

Ie^m(imi4.5,2)Boneiner3ungfrou{3f.7, 14;  baS  flönigt^um  me^t  alS  i6taelitif^e§ bdriW 

9,  6.  San.  2,  45)  na^  SJer^nö  Pon  C9  3abre§.  outhe,  fo  be^nte  fii)  ber  ©efi^tMieiB  feit  k 

loo^en  (San.  7)  geboten,  opfert  fi^  als  ffnedit  ptop^etifii^  3eit  miebet  tteiter  aus.  ©<^cl 

©otteS  füt  fein  SBalt  (5pf.  68,  9.  22;  40,  10  anfänglich,  als  foHten  bie  feinblii&en  ©eiben » 

68,  21;  54,  4.  5;  70,  10.  11;  26,  12;  2i;  nic&tft  wetben  (3f.  H,  H.  aJli*.  4,  U-U. 

17. 19.  3f.  50,  6|  52;  53.  Sc*-  H- 12),  wirb  3q*-  9.  "  ff.),  fo  würbe  bo*,  bem  SeMslm 

in  Serufalem  Don  f  nnem  SDorie  ^inweggerafft  (San.  Patriarchen  füt  alle  SÜSlia  entfp  te^enb,  btn^tiba 

9,  26),  oeifauft  unb  butii^fio^rt  (3ac^.  11,  12;  für  bie  gnbjeit  §affnung  auf  gtlö^  fmui/i 

13,  7),  wirb  aber  wiebec  oon  ben  Sobten  nuf-  (3f.  42,  4;  51,  5.  m^.  4, 1  ff.;  7,  161.  3» 

erwcift  (^f.  15,  9f.  Df.13,14.  Sßf.  109,  1).  3,17;16,19f.   ©op^.  2,  11;  3,  9.  M* 

ftinfl^tli^  ber  gBttlirf)en  DJatur  ge^i  fc^on  aus  20  ff.).  Sie  Sßaifer  rannen  neSen  bem  erjigäot«« 

ben  mefflanif^n  ^fotmen  unb  bem  legten  Siebe  ©o^ne3e:^ol)o'S  (Se.  4,22)  ®ott  bleuen  Of.li 

SnPibS^eroot,  ba|beiimefria5t)on®ott  gefanbl  22^.  3er.  48,  47;  49,6.11.39.  €t29,15ü 

unb  gefatbt  wirb,  ber  §err  fetfift,  bet  ©o^n  ©ntteS  unb  werben  in  bie  S^toltatie  aufgenommm  W 

ift  (2 ©am.  7, 13. 14.  Sßf.  2,  7;  44,  7;  71,17;  11,  10;  55,  5;  56, 1  ff.  3et.  12,  14ft.  S» 

88,  27.  28:  109,  1  ff.  3et.  3,  16  f.  Bat.  3,  2,  44.  S''^-  2,  13;  14,  9).  30«  SßöQei  W* 

36—38).  Sie  jQ^Iteit^en  ©teilen,  in  welchen  Don  fal)ren  nod^  ©ion  (3f.  2, 2—4;  43, 19;  48, 20; 

einem  ffommen  3el)0Ua'S  gu  feinem  Solle  in  bet  51,  4;  66,  23.  3a4  14,  16),  »o  btiSbfiii* 

ßnbgeit  gemeiSfagt  nirb  (Spf.  67,  19;  95,  18;  ffönig  ber  ftSnige  ip  (3f.  35, 4.  gj.  26, 7.  iB«. 


S7B  mt\ 

,  3.  7.  1  SSbt.  7, 12).  eint  oIlQtmtine  Uniuer- 
bnonan^ie  o^e  notionale  $t[(^TäTihmg  ifl  baS 
n^id  bte  mtlftantf^Jtünist^ume  (3  StM.  8, 
Iff.  3f.  19,23—25;  25,  6  tf.;  26, 15  ff.;  56, 
—8.  3«.  12,  15—17;  16,  19—21.  iBopf). 
,  9.  «g.  47, 22.  Sj)6. 13,  II  R.;  U,  6. 7.  «gl. 
u^  9)^ftget,  3)ic  i$n|llii$t  Ssi^alologie  in  ben 
itabicn  i^  Offenbarung  im  %.  iL  ^.  X.,  ilftei- 
na  1890,  71  ff.). 

%>ta  )>rDt>]^etif(!^t  Xml  ifl  (eidtS  S)tut.  18, 
S.  18  n«  DmraugQcfagt.  9tuf  biefm  Sprofi^tten 
lien  oKe  Sßro^ten  btS  Üllten  Xtftamntl^  ^in< 
itoüfen.  S)n  SRef^S  iß  tin  »on  (Sott  gtfonbter 
in>)>^,  nxl^  Kt^t  unb  ©m^tigtctt  jirebigt 
Ib  übt  (3Dd  2,  23),  Bttoi  bit  grftniihii&  ®ot- 
I  bringt,  fo  ba|  fie  ISotMgtlE^rtt  finb.  ßr  iff 
n  Bote  bei  fro^  ^lotf^oft  für  bie  3iiben,  ein 
U^  gm  Stleu^tune  bei  Reiben,  bie  in  ft^inffei' 
ift  nnb  lobesf^en  frten  (3|.  40—66).  Wa- 
it^ioS  fyü  no^  bei  ^oqen  Sebeutung  beS  prD° 
^ft^  SmtcS  gebälgt,  inbem  er  btm  SRelfiae 
Ett  großen  3ßiDp^eten  Clioe  jum  fSoiläufer  gitit. 
M  ^o^e))riefterIi^e  ^mt  trat  anfangs  ju- 
Ut  o6tDol|I  in  änelc^febed^  unb  in  laion  3iof 
Vbet  gegeben  toaien  unb  baS  auSemä^Ite  3!oIt 
tit  feinem  ^o^ientiriefter  unb  feinen  £»ifen  al3 
ti(ftedt(^e8  unb  ISniglidiee  !8oIt  galt  Sie  5}er' 
nlcdt^nng  bee  Itt]itifd)en  €u]tu§  unb  bie  ^ei- 
png  bcS  SQoHeS  jum  @ötl''''>i'"f'  Ratten  Diel  baju 
cigrtmgni,  ba^  bei  ^falmift  unb  bie  $ii)))I|eten 
tc  Untigen  Ofifei  al8  einen  ©reuel  ooi  bem  ^erm 
qcidttdni.  Se  folgt  aber  ^ierauS  nidfit,  ba|  fie 
«m  emem  traie^li^en  9mte  beS  <DIefflai  nic^l^ 
g^^  VoKttn  unb  für  baS  meffianifc^e  tRci^  nur 
■S  oOgemeine  $ritflert^um  lannten.  @^on  bie 
pflbH^  SsSbiude  Dom  neuen  @ion  unb  3eni' 
tfrm.  Ihm  ber  SBallfo^rt  bei  SßBIIer  gum  neuen 
^(QiflQmn  loeifen  bontuf  l^in,  ba^  tS  fi^  nicC)t 
m  mt  Sbj^ffitng  Jebee  SuItuS,  fcnbem  nur  um 
ib  ^erpeSimg  eineS  neuen,  bem  uniDetfaliflififiEn 
IvttaSni^  ber  9Ba:^r^eit  unb  ®eret^lig(eit  ent* 
bCM^mben  (EnttuS  Rubeln  fonnte.  ®a3  pneftei^ 
H^Snt  umrbt  benn  oud)  com  ^falmißen  (109) 
mfy  bet  Oäinung  SQtel^febet^S  Dorauägefagt, 
■OM  Sfokd  in  b«n  großen  Opfer  beS  Jhtec^teS 
BolM  ogrtiftnb  barge^eüt  unb  Don  ben  fpäteren 
fa^i^eten  fitr  ba8  mefjiantfdie  Sieid;  gcforbcri. 
Elbmi  3«emifl8  lennt  ni^t  fclD&  ScDitenpriefter, 
iment  Mr^ei^  bemSJaDib-fiömg,  ©ott  nnije" 
|l  bStfen,  o^ne  gu  perbtn  (SO,  21 ;  33.  18  tf.). 
ftfi^  betraget  bnt  l|ieiligen.  pTiefietlidjen  (^I)q- 
aStt  im  Silbe  b«  !ERtffia8  □!€  ben  n)tc()tigftm 

r[;  da^oiiaS  Mieinigl  ben  dürften  3riro&a6cI 
ba  ^D^«i))ne^  äofue  in  bem  Wc|fia§ ; 
BUn^ioS  aber  fie^t  boS  getäuteric  ScDilctilltuni 
im  alten  9riebenS>  unb  fiiebeSbunb  @otteB  mit 
tof  emenem,  nötige  Selef)ning  ft)tnben  unb 
galtefcrfenntnift  oeibreiten.  ®er  $ritfter  ber 
Uaeit,  bet  QotteSengel,  tilgt  bie  @(^ulb  ber 
Bhmcn  nnb  giftet  ein  reintS  0))fer  für  aSe 


'iai.  1374 

^e  Se^re  Don  bem  gBttlid^en  Sorte  unb  ber 
gettlidien  aSeie^eit  in  ben  (ßfclmen  unb  ben 
aßei§l(ieit§fiü^em  tBnnte  eine  münfcfienSmert^e  6r- 
gängung  ju  ber  SlarfleKung  bei  fie^re  Dom  ÜMef- 
fiaS  bieten;  ba  fie  aber  im  SHten  Se^ament  nir« 
genbB  unmittelbar  mit  ber  metfiani|d(|en  aBtiS- 
^gung  Derbunben  ift,  fo  nrirb  ^ier  auf  hie  Ortifel 
SSripüs  unb  Sogoa  üerwiefen.  91uB  bemfelben 
®runb  finb  ^ier  auifi  bie  fpäteren  (beutetocanoni* 
fc^en)  Beie^itSf^nften  ni^t  befonbetS  }u  berad> 
Mtijen.  ©ie  bef^ftigen  fid^  toeniger  mit  bem 
lD2effiaS  atS  mit  bet  €pecuIation  über  oaS  gOtllidbe 
SSefen  unb  Sßirfen,  über  baS  ®e|e&  unb  flttlic^ 
ßeben.  3t|t  3toed  ip  Bormiegenb  bibaflifi^ ;  fie 
^aben  bie  aügemrine  Senbenj  jener  3eit,  bie  gtorm 
be§  ©ejefeS  für  alle  SQer^ältnifle  geltenb  ju  mad(ien. 
3)oc^  Birb  ba§  OffenbarungSprincip  naä)  bem 
OefeJ)  unb  ben  ^projiSeten  Doraulgefet|t.  S)er  ©i- 
toribe  gibt  eine  Ueberficöt  über  bie  ganje  meffioi- 
nifdie  ffleil)ri6ung ,  über  ben  ©egen  9lbrabani8 
(44, 22  ff.),  übet  ben  Uon  ©ott  unb  ben  aJlenf^ 
geliebten  «Dlofeä  (45, 1  ff.),  ben  »unb  mit  ffiaoib 
(45, 31 ;  47, 1  ff.)  unb  fafit  alte  mefentli^en  Tto- 
mente  berfelben  iufammtn:  bie  gnnartung  eineS 
©trüfgeri^tSübet  bie§Eiben(32, 18. 19;  33, 1  ff.), 
bie  ßrlöfung  2t8toeI5  Don  feinen  Uebeln  (50, 24ff.), 
bie  ©ommlung  ber  3*'1l«uten  (33, 11),  bie  ewige 
3>auer  beS  SoIfeS  (47,  25;  44,  13),  [a  ber  ffig. 
naftie  ffiooibs  (47,  13.  22  ff.),  bie  aSieberfunft 
he§  gliaä  (48, 10).  enblic^  ift  ffap.  51  (3J.  14; 
„3rf)  rief  jum  §errn,  gum  SJater  meine«  ^erm, 
ba|  er  mi(^  nid)t  Uerlaffe  am  Xa^t  meiner  99e> 
brängnil  unb  in  ber  3eit  beS  Uebeimutt|8  D^nt 
fiilfe",  nar^  bei  Daticanif^en  SeSart)  fo  Don  mef' 
jianift^en  3been  burc^tränlt,  ba^  man  beim  ©ira- 
ciben  eine  DoKe  ftenntni|  beB  prop^etifc^en  ÜJIef- 
fiaSbilbeB  annehmen  mu&,  obwohl  ber  SDleffiaB 
nirgenb8  aU  ©ünbentilget  unb  SBoDenber  be8 
baUibif^en  flönigltiumB  bargeftetlt  mirb.  3m  Sucft 
bei  aBeiS^eit  neiben  gettß^nlid)  bie  ungetedbten 
Seiben  be8  ©ered^ten  (2,  12 — 20),  meldte  allef 
bingS  bie  3üße  beS  am  Jheuje  geftorbenen  ©e* 
reellen  beut! ic^  erfennen  laffen,  mefpanif  i$  gebeutet ; 
allein  fo  menig  biefe  aiel^nlic^feit  ju  Oerfennen  ijl, 
fo  fic^er  fjjrii^t  bo^  ber  3iif'"ii'"*n^niifl  für  bie 
allgemeine  ^aifteUung  bei  Seiben  be§  ©eierten 
unb  bei  ©elo^nung  im  SenfeitB.  Siie  SBemeifung, 
bafi  ben  berjÜDibenen  ©ercdliten  baB  @end(it  über 
bie  Reiben  übertragen  wirb  (3,  8;  5,  1),  bient 
bemfelben  3tDede.  SuIeJ^t  i^  aud)  in  ben  ^aifys* 
baerbfi<^em  bie  Hoffnung  38raeI3  eitnä^nt.  ©ott 
mirb  bie  3Eiflie«ten  3Biael8  mieber  ju  einem  SJoTft 
fammeln  (2  ÜDIat^.  2,  18);  biefeS  SBoH  mirb  emig 
befielen  (2, 14, 15),  unb  ber3:^ron2)abib8  raitb 
einig  bauem  (1,  2,  57).  5Bie  prop^etif^e  Hoff- 
nung i|I  1,  4,  46;  14,  41  auSgefptodien.  3)a| 
ein  näl^reS  eingeben  nid^t  ftattfanb,  pngt  mit 
ben  flömpfen  bei  ©egennart  gufammen.  3n  ber 
£S)ieber^er(leIlung  beS  unabhängigen  Steid^eS  unter 
3oIianne8  &QKonuB  mar  nenigpen8  bie  irbifd^e 
^effiaS^ofpiung  einigermaßen  befriebigi 


1375                                                    ajleffio«.  1S76 

n.  S)er  50leffta8  beS  f))ätern  3uben-  nc§  entllcibet.  gmÖcmjenjciBtoBerWefegddJtIt 

tl^umS.  S)en  Sbfci^Iu^  bcr  tnefftonifd^en  §off»  3ufammenfaffung,  je  mcl^r  jte  M  öon  bm  jitt» 

ttungcn  tnüffcn  xovc  bei  bem  fpötcrn  Subentl^um  gefd^id^tKci^cn  ßinficibungen  loSfagt  bcjto  bat» 

unb  im  9lcucn  Seftamente  fudden.  §ier  l^onbcft  li^er  bie  gciftige  Sluffaffung.  Äoimtc  mon  frfflj« 

c8  ^ä)  junäd^ft  um  bie  Suben  aur  Seit  ßl^tifti,  nod^  bei  einjcinen  aSßeisfagungen  jtoeifeln,  ob  jk 

benn  ba§  \pQitxt  Subent^um  mu|;te  iDenigftenS  im  tDeitem  ober  im  ftreng  begrifflid^  @iraie » 

polemifd^  auf  bie  SrfüHung  in  Sl^riftuS  9tüdjfi(i^t  meint  feien,  fo  mürbe  fe^t  infolge  beS  gefd^ 

nel^men.  gür  bie  3rit,  toel^e  unmittelbar  ber  6r»  lid^en  ©ongeS  bet  Offenbarung,  »enigflenl  ^ 

fc^einung  ©l^rifü  Doranging  unb  naci^folgte,  toirb  bie  geleierten  ftreife  ber  S^Jeifel  ouSgefd^ojiiM. 

mit  Unred^t  ba§  iBorl^anbenfein  ber  mejftanifd^en  S)a§  „emig''  für  bie  ^erhtnft  unb  f^errfd^aft  M 

Srniartung  beftritten.  2)iefelbe  n)ar  im  ®egen»  ÜRefftaS,  meld^eS  fd^on  bei  oen  ^opl^eten  tnelo> 

tl^eil  fel^r  f o$  gefpannt,  jia  e^altirt ;  nur  barf  man  pj^Qf^f d^  s^  hmttn  ift  n)irb  ie^t  gotu  ber  3ttt  ent» 

iie  nid^t  attein  bei  ben  {übifd^en  ©d^riftgelel^rten,  rürft,  baS  ^räbicat  ^^©ott"  im  Douen  Sinne  auf 

)em  ©efd^id^ifd^reiber  Sofepl^uS  unb  bem  Sl^eo«  ben  JKefflaS  angewanbt,  ber  „©ol^n  ®otte8*  aß 

f opl^en  $Po  f ud^en ,  f onbem  mu^  t}or  ^Dem  en)iger  Sol^n  etfiört.  2)er  ÜReffiaS  ft|t  gur  9te4> 

bie  apocalQptifd^e  Siteratur,  nield^e  ber  nationalen  ten  ©otteS  atö  (Sl^rentl^eilne^mer  an  feiner  bof 

Sel^nfud^t  nad^  bem  SKefftaS  il^re  Sntftel^ung  öer«  fd^of t,  atö  ftönigSpriefter  nad^  ber  Orbnung  llW» 

banft,  in  Setrad^t  ^iel^en.  3tt)ar  ift  eS  \ä)totx,  für  d^ifebed^S,  ber  au§  einer  Jungfrau  geboren  \mA, 

biefe  Siteratur  aud&  nur  annäl^emb  eine  jutreffenbe  baS  $eU  beS  S3oIfe8  wirft,  bie  ^errfd^aft  über  ob 

©l^ronologie  ju  geben,  aber  f o  öiel  ftel^t  bod^  feft,  Sölfer  fül^rt  unb  burd^  bie  Suferftel^ung  SDM 

ba^  bie  ©runb^üge  biefer  Seigre  giemKd^  nal^e  an  erneuert. 

ba§  Slufl^ören  ber  meffianifd^en  ^ropl^etie  l^erau"  1.  2)ie  Sargume  be§  OnfeloS  unb  3onai^ 

reid^en  unb  fid^  nieit  über  ben  Sob  Sl^rifti  l^inaud  nierben  itoax  neuerbingS  in  il^rer  fpfttem  Stebactios 

ol^ne  d^riftlid^en  Sinflug  fortentmideU  l^aben.  2Bir  bem  3.  ober  4.  äal^rl^unbert  n.  (S^r.  gugefd^etai; 

niollen  n)eniger  ©emi^t  auf  bie  ale^anbrinif d^e  fie  ftnb  aber  in  il^ren  ®runb)ügen  to)eit  ölter  w& 

Sibelüberfe^ung  (LXX)  legen,  obmol^l  biefelbe  l^aben  unS  ben  ^iieberfd^lag  ber  iübif d^  Udo» 

uuDerfennbar  t)on  ber  fpötem  jiübifd^en  C^egefe  lieferung  über  ben  ÜRefftaS  unb  ba§  }ulim[tige 

beeinflußt  ift  unb  baS  Seftreben  t>txxäif),  bie  t}or"  ^eil  na^  bem  Sufl^ören  ber  ^ropl^etie  überftefd. 

nieltlid^e  3^ugung  be§  SDlefftaS  au3  bem  göttlid^en  Sie  bezeugen  aber  ben  aSgemeinen  @lauben  ob 

SBefen  beutlid^er  ]eert)ortreten  ju  laffen  (®en.  49,  bie  mejftanifd^e  ^Berl^eißung.  Oft  toid)  burd^  eims 

10,  91um.  24,  7.  17.  gSf.  109,  3.  3f.  9,  6;  SufaJ,  »ie  aJlefftaS,  ftönig-5mef fiaS,  barmif  IJm- 

Sangen,  Subentl^um  396  f.),  weil  in  alejanbrini«  gemiefen ,  baß  bie  l^erlömmlid^e  grflönmg  ei« 

fd^cn  Greifen  au(^  nid^tiübtfd^e  3been  ju  Umfd^rei-  SBeiSfagung  auf  ben  9Dleffia§  in  ber  Stdie  «• 

bungen  beS  UrtejteS  öeranlaffen  fonnten  j  bagegen  !enne.  @o }.  S.  im  largum  OnfeloS'  ®en.  49, 10: 

mußte  im  jübif^en  SSolfc  felbft  ba§  5mefrta8.  „bis  jur  3eitbe8  aKeffiaS'';  5Rum.  24, 17:  ,8 

bemußtf ein  mit  feiner  bef onbem  Se^iel^ung  auf  toirb  aufftel^en  ein  ftönig  auS  Sacob,  unb  eS  viA 

bo8  baötbifd^e  ffönigtl^um  unb  eine  übematürlid^e  ftd^  erl^eben  ber  SJlefftaS  auS  SSraeL''  S)o8  tfl» 

©rfd^einung  lebenbig  erl^alten  worben  fein  burd^  gere  Sargum  f)at  17  ©teilen  beS  ^entateud^,  bot» 

bie  nad^c^ilifd^e  ©^nagogeneinrid^tung.    Sin  bie  unter  ®en.  3, 15,  auf  biefe  SQBeife  meffianifd^  o» 

©teile  ber  propl^etifd^en  ^robuction  war  bie  93or-  flört.  S)a3  Sargum  Sonatl^anS  l^at  fold^  ^intoei« 

Icfung  beS  ® efeJcS  unb  ber  ^ropl^eten  in  ben  fungen  3. 93.  ju  3f.  4, 2 :  „3u  jener  3eit  »n*  b« 

©^nagogen  getreten.  S)ie  geleierte  fjorfd^ung  fud^te  5lRefpa8  beS  §erm  jur  grcube  fein";  )U  3f.  9, 6; 

baS  3)etail  beS  propl^ettfd^en  3uhinft§bilbe§  bog-  11, 1. 6;  28, 5;  42, 1;  52, 13:  „Sie^  ^  »** 

matifd^  feftjul^alten  unb  im  ganjen  Solfe  ju  Der»  toeislid^  Rubeln  mein  ffned^t  SKeffloS*;  ju  3«. 

breiten  unb  ju  befeftigen.  ®ie  meffianifd^en  $fal«  23,  5,  too  3emad^  =  SJleffiaS  erflärt  »tri);  eSi 

men  mürben  mel^r  unb  mel^r öon ber 3eitgefd^id^te  33, 15.  Of. 3, 5;  14, 8.  ÜJHd^. 4, 8j5, 2.  30^. 

losgelöst  unb  einzig  auf  ben  Äönig,  weld^er  ber  3,  8:  „©iel^e,  id^  fül^re  l^erbei  einen  aRann,  3R* 

3nbegriff  atteS  Äönigtl^umS  in  3Srael  fein  foHte,  fiaS  ift  fein  9lame" ;  10,  4.  ffiod^  tp  becSRff» 

übertragen  ($f.  2;  44-  71;  109).  ®ie  SeibenS«  fiaS  nid^t  mit  bem  oft  gebraud^ten  aRemro  (SBort) 

pfalmen,  toeld^e  öom  Seiben  S)at)ib8  ouSgingen,  ^u  üertoed^feln.  ®er  SJlemra  erfd^eint  als  SSwÄ 

aber  baS  Seiben  unb  ben  ©ieg  beS  aJlefpaS  f^il-  ßrlöfungSöermittler,  aber  nidW  0I8  SWefPoS.  S)^ 

bcrten,  würben  auf  bie  burd^  Seiben  unb  <?ampf  feriftbergefe|gebenbeßned^tÖotteS^berba8SfeH 

äu  öoDjiel^enbe  SBeltüberminbung  unb  Reiben«  3)at)tbSaufri^tet  unb  regiert  ;berSDlemro3elJottrt 

befel^rung  burd^  ben  a)ZefftaS  bejogen  ($f.  8;  15),  aber  bewirft,  ba&  eS  überl^aupt  fo  toeit  fmti 

fo  fcl^r  oud^  baS  93olf  öor  einem  leibenben  SKef«  3)iefe  Seigre  ift  ein  «uSflu^  beS  öBem  0o!W" 

fiaS  fd^auberte  unb  bal^er  ^f.  21  unb  68  nid^t  aH-  begriffeS,  infofem  biefer  o|ne  «nnal^e  foHer 

gemein  öon  bemfelben  erflörte.  3)aburd^  würben  SSermittlung  mit  ber  §eilSg^d^id^te  unb  bem  gW» 

bie  einjelnen  aWomente  beS  50leffiaSbilbeS,  meldte  lid^en  SBalten  in  il^r,  fomie  mit  bem  perfBuTu^« 

in  ben  poetifd^en  unb  propl^etif^en  ©d^riften  nie-  SSerfel^r  jwif d&cn  ®ott  unb  feinem  SBoBfe  nkjt  »et* 

bergelegt  ftnb,  pjirt  unb  ju  einem  ®anjcn  »er«  cinbar  war.  aJlit  bem  altem  targumif^en  ßotW- 

einigt,  mand^mal  freilid^  aud^  l^reS  rid^tigen  ©in«  begriff  ift  biefe  Seigre  erlofd^m,  abtt  baffe  bie 


877 


Ü)lcffia8. 


1378 


Si^ina  Sel^otKi'S  gekaud^t  morben.  SSgl.  On« 
ilod  %uin.  23,  21 :  „S)a§  SBort  3e^ot)a'§,  il^reg 
)ottۤ ,  ift  il^re  ^ilf e ,  unb  bie  @(i^ed^ina  il^reg 
Idirigd  ift  unter  t^nen/'  3JtefftaS  unb  SOtemra 
lerbcn  ju  3{.  9,  5.  6  flar  unterfd^ieben,  aber  ber 
Refjtad  l^at  bte|  mit  bem  9Jtemra  gemein,  ba^  er 
ot  tetnem  Eintritt  in  bie  SBelt  jenfeits  im  ^im» 
tel  esiftirt,  unb  }mar  gunöti^ft  (einem  Flamen  nad^, 
.  (.  ed  toor  @otte3  SSBiae  t}on  Smigfeit  l^er,  ben 
Reffiad  gu  f^ffen  unb  in  bie  SSBelt  ju  fenben. 
)€ingemö^  mu|  ber  Wemra,  meld^er  ftet§  in  ber 
kfdf^id^te  ber  Offenbarung  loirffam  n)ar,  aud^ 
lUDd^  ben  gleid^  il^m  emigen  SRefftaS  n)ir!en,  fo 
0^  biefe  @pecuIation  auf  bie  Seigre  ))om  SBort 
nb  Don  ber  SBeiSl^eit  gurüdmeiSt,  aber  bie  innere 
krbinbung  gmifd^en  bem  emigen  SBort  unb  bem 
etflid^,  menfd^Iid^en  SOtefftaS  nod^  nid^t  er* 
ntnt  ]^t. 

2.  Unter  ben  %))ocaI^))fen  gilt  ba§  93ud^ 
>eno(l^  aß  bie  öUefie.  2)ie  ©runbjd^rift  mirb  in 
ie  amtte  beS  2. 3a^r^unbert§  )).  S^r.,  etma  140, 
erlegt,  bie  ©ilberreben  in  bie  le^te  3«it  be§  ^e» 
obeS.  (Sntl^olt  aud^  bie  @runbf^nft  am  menig- 
ten  SRef ftonifd^eS,  {o  lö^t  ftd^  au§  il^r  bod^  in  SSer- 
linbung  mit  ben  SBilberreben,  meldte  ol^ne  d^rifi» 
i^nt  ßinflul  ftnb,  bie  mefjtanifd^e  @rtt)artung 
)e§  bamaligen  ^ubentl^umS  erfennen.  2)enn  ber 
Berfoffer  ijt  nid^t  etma  nur  einer  ber  menigen, 
Ddd^  im  2.  Sal^rl^unbert  nod^  an  bie  3ufunft  be§ 
Refßad  glaubten,  fonbem  er  ^eigt  und ,  ba|  baS 
lUnbige  3^rael,  h)eld6e3  tro^  ber  (Sabbucäer  bie 
Re^a^I  bed  IBoUed  bilbete,  auf  ben  a^efftaS  als 
icn  Sefreier  l^offte  unb  il^n  mit  ibealen  Silbern  bar* 
WIte.  3n  ber  ®runbfd^rift  toirb  Don  ben  70  §err« 
d^eiten  aI8  ben  3^ten  Don  70  böfen  l^eibnifd^en 
fixten,  benen  bie  ^erbe  S^raelS  ausgeliefert  ift, 
Krid^tet  SMefe  Seiten  muffen  erfüllt  fein,  el^e  bie 
BoOenbung  fommt.  9{ad^bem  bie  70  ^irten  unb 
)te  abtrünnigen  ©lieber  SSraelS  in  eine  feurige 
tiefe  gemorfen  ftnb,  n)irb  bie  neue  ©otteSgemeinbe 
n  bem  neuen  3erufalem,  loeld^eS  Dom  ^immel 
)eni6gebrod^t  mtrb  (j^ap.  90),  gefammelt,  unb  ber 
Kefftod  erfc^t,  als  meiner  gfarre  geboren;  aDe 
Ediere  flel^  il^n  an  alle  3eit.  S)er  aKefpaS  ift 
ibet  ber  ©ered^te,  ber  SluSermö^Ite,  SDtenf  d^enf  ol^n, 
Sefalbte,  Sol^nbeSSBeibeS,  @o]^n®otteS  (105,2). 
S^  bie  @onne  gefd^ffen  mar,  mürbe  fein  92ame 
(eniinnt.  (Er  ift  auSermöl^It  unb  Derborgen,  el^e 
»ie  SBett  gefd^ffen  morben,  unb  mo^nt  unter  ben 
Sdjgen.  SJn  ben  Süberreben  (37—71)  mirb  ber 
Reffuid  befonberS  im  Slnfd^Iu^  an  baS  Sud^  2)a- 
od  gefd^Ubert  S)er  aWenfd^enfol&n  ift  ber  SWeffiaS, 
Kil  ftommen  Dom  ^immel  mirb  im  eigentlid^en 
Same  genommen.  3n  il^m  mol^nt  ber  @eift  ber 
BeiS^  (3f.  11,  2);  er  grünbet  bie  ©emeinbe 
Kr  (Beredeten,  in  bereu  SRitte  er  mol^nt,  unb  ju  ber 
^  tKrßorbenen  ©ered^ten  burd^  bie  ^uferfte^ung 
mgutommen.  SBeil  er  ber  SBcIt  Sid^t  unb  ^eil 
rmot^  fo  loerben  aUe  Srbbemol^ner  i^n  Derel^ren. 
•  IHe  um  bie  SKitte  beS  2.  Sa^r^unbertS  öcr- 
iBie iäbifd^ SibpIIe  ift  tro^  beS  ,,]^erfömmli^en 


©d^manlenS"  unb  troj  ber  nal^eliegenben  Se« 
aiel^ung  auf  baS  jäbifc^e  SSoIf  unb  ben  2)aDibS« 
fpro^  3orobabeI  oon  9KeffiaSl|offnungen  ganj  er- 
füOt.  Ob  3,  286  ff.:  „3)ann  mirb  (Sott  Dom 
^immel  l^er  einen  iJönig  fenben,  unb  er  toirb  rid^« 
ten  einen  jeben  SWenfd^en  im  55lut  unb  im  (Slans 
beS  fJfeuerS",  Don  ß^ruS  bie  SRebe  ift,  bleibt  me« 
nigftenS  unftd^er,  unb  ob  ber  ©ol^n  (SotteS  3, 
775  für  ben  Sempel  @otteS  burd^  eine  falfd^e 
SeSart  l^ereingefommen  ift,  unb  bie  x6pT)  3,  784 
bis  786  auf  Serufalem  ftatt  auf  bie  SDtutter  beS 
SReffmS  }u  begiel^en  ift,  mu^  bal^ingefteUt  blei« 
ben  (ogl.  Sangen  401  ff.) ;  leJtereS  ift  aber  mit 
SRüdfpd^t  auf  3f.  7, 14  unb  bie  4.  (Scloge  SirgüS 
bod^  fel^r  untoal^rfd^einlid^.  S)ie  SBal^rfd^einlid^« 
feit  ber  mef ftanif d^en  Sluffaffung  toirb  baburd^  ge« 
fteigert,  ba|  ber  ganse  Slbfd^nitt  3,  652—794 
pgeftanbenerma^en  faft  ganj  meffianifd^  gel^alten 
ift.  „SSon  Slufgang  l^er  (©onnenaufgang)  toirb 
©Ott  fenben  einen  Äönig,  toeld^er  aEem  ftrieg  ein 
Snbe  mad^en  toirb,  bie  Sinen  töbtenb,  ben  ^nbe> 
reu  bie  gegebenen  95er]^ei|ungen  erfüHenb  — ;  er 
toirb  bieg  nid^t  nad^  eigenem  Siatl^e  tl^un,  fon* 
bem  ben  Sefel^Ien  ®otteS  aufolge  (652—656).  gr 
toirb  aOe  Reiben,  meldte  gegen  ben  Sempel  an« 
ftürmen,  beftegen;  bie  Äinber  ©otteS  toerben  in 
SRul^e  unb  fjrieben  leben,  bie  ^eibeuDöIfer  toerben 
©Ott  erfennen  unb  loben,  feinem  Sempel  ©oben 
fenben  unb  fein  ©efe^  annel^men.  Unter  allen 
jfönigen  ber  Srbe  toirb  ^fnebe  l^errfd^en.  Unb 
©Ott  toirb  ein  etoigeS  Steid^  aufrid^ten  über  aOe 
SKenfd^en.  S)ie  ^ropl^eten  ©otteS  toerben  baS 
©d^toert  nieberlcgen,  benn  fie  fmb  SRid^ter  ber 
2Renfd^en  unb  geredete  Könige.  3n  biefer  ©d^rift, 
toeld^e  bie  alejanbrinifd^e  ^uffaffung  nid^t  Der« 
läugnct,  ift  eine  glüdflid^e  SWitte  jtoifd^en  ber  f(eif(^« 
lid^en  Sluffaffung  ber  meiften  ^Paläftinenfer  unb 
bem  unjübifd^cn  ©pirituaKSmuS  ber  Sllejanbriner 
jur  ©orftcEung  gefommen.  S)aS  jüngere  ©ib^IIen« 
ftüdf  (3, 36—62),  unter  ber  ©etoaltl^errfd^aft  beS 
Antonius  unb  ber  iMeopatra  in  Sleg^pten  Derfa^t, 
ertoartet  ben  Snbrud^  beS  ©otteSreid^eS  auf  Srben 
unb  baS  jtommen  beS  JlönigS,  ber  auf  etoig  ieg« 
lid^eS  Sanb  bel^errfd^en  toirb.  „SBann  9tom  aud^ 
über  ^eg^pten  l^errf^en  toirb,  SlHeS  ju  ßinem  l^er« 
rid^tenb,  toirb  aud^  baS  größte  9lei(|  beS  unfterb- 
Ud^cn  Ä()nigS  unter  ben  SWenfd^en  erfd^einen.  6S 
toirb  ein  reiner  9Kann  baS  ©cepter  über  bie  ganje 
6rbe  ergreifen  in  alle  ©toigfeit  in  ber  nä^ftcn 
3eit."  —  SDßie  l^ier,  fo  fmb  aud^  in  ben  falomo- 
nifd^en  ^Pfalmen  ber  perfönlid^e  SKefftaS  unb 
bie  3bee  bcS  Äönigtl^umS  ©otteS  unmittelbar  Der« 
bunben.  3)icfclben  ftammen  auS  ber  3«it  ber 
SRömerl^errfd^aft  nad&  bem  Sobe  bcS  ^ompejuS 
(gtoalb,  Deisler,  Drelli:  beS  «ntiod^uS  gpipl^aneS) 
unb  geigen  eine  glü^enbe  SWefftaSl^offnung,  toie 
man  fie  oorl^er  nid&t  fannte.  ©ie  ertoarten  ben 
ffönig-aJlefftaS  unb  Derbinbcn  3el&oDa  mit  bem 
©aoibSfol&n;  benn  ©Ott  felbft  ift  SSraelS  ftönig, 
unb  baS  Äönigt^um  3)at)ibS  gcl^t  nid^t  auS.  tie- 
fer flönig  ift  ein  ©efalbter  beS  §crm ,  ber  ^ert 

4i 


1379 


aWefflaS. 


1380 


fcIBft  ift  fein  Äönig.  ffiod^  bcf d^ränfcn  pe  Pd^  nid^t 
auf  bie  ffönigc  bcS  §Qufc8  3)at)ib§,  fonbern  er« 
»arten  fe^nfüd^tig  einen  einzigen,  öon  ©ott  burci^ 
ben  l^eiligen  ©eift  möd^tig  unb  n)eife  gentad^ten, 
fünbelofen,  frommen,  l^eiligcn  JKefftaS,  ber  3§tael 
reinigen  unb  befreien  »irb,  inbem  er  bie  fjeinbe 
nid^t  mit  äußeren  SBaffen,  fonbern  burd^  baS  SBort 
feines  aKunbeS  fd^lägt  (17,  39;  ögL  3|.  H,  4), 
unb  ber  ein  öu^ereS  9teid^  unter  ben  ^eiligen 
aufrid^ten  »irb  (3, 16;  14,  2  ff.;  18,  11).  — 
3n  ben  Anfang  ber  d^riftlid^en  ^era  reid^t  bie 
AsBumtio  Mosis,  beren  SSerfaffer  in  begei« 
pertcn  Porten  ben  ^nbrud^  be§  5Rcid^e§  ©otteS 
öerfünbet.  „S)ann  wirb  fein  Seid^  unter  aller  Erea« 
tur  erf d^einen,  unb  ber  Teufel  mirb  ein  6nbe  l^aben, 
unb  bie  Sraurigfeit  toirb  mit  i^m  bal^ingcl^en. 
Senn  eS  n)irb  fi$  ber  ^immUfd^e  t)on  bem  @i|e 
feines  SReid^eS  erl^eben,  unb  er  wirb  auSgel^en  öon 
feiner  ^eiligen  SBo^nung  mit  ©rimm  unb  3om 
um  feiner  ftinber  »illen  . . .  3)enn  crl^eben  toirb 
fid^  ©Ott,  ber  ^b6)\k,  ber  aflein  gmige,  unb  »irb 
]^ert)ortreten  unb  a0e  Reiben  jüd^tigen  unb  alle  il^re 
®ö|en  öemid^ten.  S)ann  »irft  bu  glüdflid^  fein, 
SSrael,  unb  toirft  auf  ben  9Ja(Ien  unb  bie  Qflügel 
beS  ablerS  treten."  S)er  mcjpanifd^e  Äönig  »irb 
nid^t  erttjöl^nt.  Ob  ber  ©runb  barin  liegt,  ba^ 
ber  SSerfaffer  ber  gartet  ber  3^1oten  angel^öi^te, 
toeld&c  nid^t  ein  monard^ifd^eS,  fonbern  ein  bemo» 
fratifd^  öerfafeteS  Sleid^  wünfd^te,  ift  ferner  p  ent« 
fd^eiben.  3e  mel^r  bie  baDibifd^c  Sinie  in  S5er» 
geffenl^eit  gcratl^cn  war,  befto  notl^wenbiger  mu^» 
ten  fid^  bie  ^Öffnungen  auf  ein  unmittelbares 
eingreifen  Sefoöa'S  fteigem.  S)aS  etma  in  bie« 
felbe  3ctt  fallenbe  Sud^  ber  SuBiläen  nennt 
gleid^faüS  ben  meffianifd^en  ffönig  nid^t,  fd^ilbert 
aber  in  allgemeinen  Umriffen  baS  ©lüdt  ber  3S« 
raeliten,  meldte  ftd^  bef eieren,  unb  t)er]^ei^t  bem 
©amen  3acobS  bie  SBeltl^enfd&aft. 

3.  Slu^erbem  l^aben  mir  für  bie  mefflanlfd^en 
^Öffnungen  ber  3uben  jur  Seit  ßl^rifti  baS  S^uö« 
nife  öon  3ofei)^uS,  ^^ilo  unb  bem  9leuen  Sefta« 
mente.  Ser  rationaltftifd^e  ©efd^id^tfd^reiber  3o« 
fepl^uS  tl^eifte  itoax  felbp  biefc  Hoffnungen  nid^t, 
mu|  aber  bod^  bie  gemaltige  Erregung  unter  ben 
Suben  feiner  3«it  aner!ennen  unb  fülirt  ben  ^uS« 
brud^  beS  jübijd^en  ftriegeS  auf  bie  falfd^en  2Ref» 
fiaSermartungen  jurüdf  (Bell  Jud.  4,  6,  3 ;  6, 
2, 1,  nad^  ®an.  9, 24 ff.  2»id^.  4, 11  ff.;  5, 1  ff.). 
Um  ftd^  bei  9$eSpafian  unb  Situs  in  ©unft  ju 
fejen,  l^attc  ber  Kriegsgefangene  bie  SBeiSfagung 
Dom  2RefpaS«Äönig  auf  biefc  bejogen  (6,  5,  4). 
2)ie  Diel  bel^anbeüe  (Stelle  über  Sl^riftuS  (Antt. 
18,  3)  seigt  iebenfaHS,  bafe  bamalS  ber  aKefpaS- 
glaube  allgemein  unter  ben  3uben  Derbreitet  mar. 
$]^ilo  f onnte  in  feiner  alejanbrinif d^en  ^l^ilof opl^te 
etgentlid^  feinen  SKefpaS  braud&en,  meil  il^m  baS 
©ebürfni^  nad^  geiftig-fittlid^er  ©rlöfung  mie  nad6 
l)oIitifd^er  ^Befreiung  fehlte.  6r  pnbet  baS  3beal 
beS  ©ered^ten  fd^on  in  ben  SräDötem,  befonberS 
in  ^bral^am,  SKofeS,  ©alomon  u.  %,  Dermirflid^t. 
©ein  ©9flem  ift  auf  bem  fpiritualiftifd^  erflörten 


©efe^  aJiofeS^  aufgebaut  unb  feine  SSd^Iogie 
nad^  S)eut.  28  gebilbet.  SDennod^  ftnben  fid^  bei 
il^m  itüti  ©teilen,  meldte  befunben,  ba^  aud^  unter 
ben  ale^anbrinif  d^en  3uben  ber  mefftanifd^  @IauBe 
fortlebte  unb  felbft  ber  Sl^eofopl^  benfelben  feinem 
©Qftem  einigermaßen  an))af|en  mu^te.  Sr  finrü^ 
(De  execr.  9,  ed.  Mang.  U,  435)  Don  einer  „g5tt' 
Kd^en,  übermenfd^Iid^en  Srfd^einung"',  meld^,  nur 
ben  ©eretteten  ftd^tbar,  baS  auS  ber  Swi^remrag 
gefammelte  3Sraei  unb  überl^aupt  alle,  toelc^  ^ 
)u  ©otteS  ©efe^  befel^ren  unb  burd^  il^re  Sugenb 
ftd^  auSjeid^nen,  in  baS  l^eilige  Sanb  ^urüdtfi^ 
mirb.  ^aS  ©lüdC  ber  3urüdgef ehrten,  meld^nit 
ben  iübifd^«  nationalen  f$farben  eines  irbifd^ 
©lüdfeS  unb  griebenS  gefd^ilbert  mirb  (De  praem. 
et  poen.  14sqq.,  Mang.  U,  421 — 428),  ^  aIIe^ 
bingS  nid^t  bie  äBirhtng  beS  baoibifd^  StM^ 
t^umS,  aber  bod^  mirb  ber  pegreid^e  UeberuMer 
ber  Reiben  mit  ber  ^eußerung  beS  ^Dhttl^  unb  bei 
j(5r))erfraft,  moburd^  bie  3uben  in  ber  ^eil^ 
il^rcn  gfeinbcn  furd^tbar  fein  merben,  Derbuiü)en.  fe 
fagt  (1.  c.  16)  bei  ber  erflörung  oon  9him.  24,7: 
„^enn  auSgel^en  mirb  ein  SJlann,  fagt  bie  SBeifi« 
fagung,  meld^er  ju  f^elbe  giel^t  unb  Ihieg  fiij^ 
unb  große  unb  Dolfreid^e  Stationen  be^mingt  in* 
bem  ©Ott  jelbft  ben  |)eiligen  Jeine  ^ilfe  fcnbet 
S)iefe  bepelzt  in  unerfd^ütterlid^er  ffü^n^  mib 
in  unbejmingbarer  jhaft  beS  SeibeS,  Don  iDeld^eii 
gigenfd^aften  iebe  für  pd^  ben  gfcinben  funl^ 
ift,  benen  aber,  menn  pe  Dereinigt  pnb,  miß 
SBiberftanb  p  leiftcn  Dermag."  Seibe  Stellen 
geigen  miteinanber,  baß  ein  iäermenfd^Iid^,  \m 
©Ott  gefanbteS  SBejen  baS  SoR  in  baS  1^ 
Sanb  surüdtfül^re.  SS  !ann  als  ^ül^rer  nid^t  bIo| 
ber  SogoS  ober  bie  ©d^d^ina  fein,  fo  fd^ver 
aud^  im  ©^ftem  ^l^ilo'S,  meld^eS  feine  SeriÜ^ 
mit  ©Ott  unb  nod^  meniger  eine  SRenfd^iseibung 
fennt,  ein  mirflid^er,  auf  ßrben  erfd^eincnbft 
TOefpaS  ju  benfen  ifL  ®ie  Slejanbriner  »oD- 
ten  feinen  pd^tbaren  TOefpaS,  bie  ^läpinenfer 
feinen  religiöfen,  fonbern  nur  einen  politij(Sen 
fennen. 

4.  IBon  ben  gefpannten  nationalpolitifd^  ^ 
martungen  ber  ^aläftinenfer  Jener  3wt  geben  bie 
6DangeIienunbeftreitbare3eugmffe.  3nSbefw- 
bere  jeigt  bie  Sorgefd^id^te  3efu,  baß  in  ben  Am» 
f en  ber  frommen  SSraelitcn  jener  3eit  ber  SKejjioS 
fel^nlid^P  ermartet  mürbe;  benn  onbentfollS  l^ätm 
bie  betl^eiligten  ^erfonen  bie  götttid^  Offen- 
barungen unb  Sßeifungen  gor  nid^t  DerpoiÄcn. 
3)er  gngel ,  meld^er  3od^riaS  bie  ©ebnrt  be8 
3o]^anneS  anfünbigt,  DertoeiSt  ouf  ben  Swönfer 
eiiaS  (Suc.  1, 17).  S)er  ©ngel  ©obriel  wiSe$t 
ber  feligpen  3ungfrau  einen  ©ol^,  »eld^  Wt 
ben  Sl^ron  feines  SSaterS  S)aDib  geben,  nnb  ber 
über  baS  §auS  3acobS  l^errfd^  toirb  (1, 82.83). 
3ofep]^  mirb  Dom  6ngel  über  feine  3^oii^  bwj 
SSermeifungauf  3f.7, 14berul&i9t(9Ratl%.l,20ff.). 
3ad^aS  pebt  im  Benedictus  bie  (grlBfung  fnr 
baS  Solf,  baS  S^til  für  baS  ^uS  2)aDtbS  oÄn* 
men,  fo  mie  eS  Don  «nf  ang  ©ott  biod^  ben  Www 


381 


9ReffiaS. 


1882 


tx  l^Uigen  $ro))]^eten  mfünbigt  l^t  (Suc.  1, 
8  ff.).  @elbjl  ber  @tetS  Simeon  ermattete  ben 
:xü\k  äSroelS,  unb  er  l^atte  üom  l^eiligen  @etfte 
ie  Offenbarung  erhalten,  er  mibt  ben  2:ob  nid^t 
fymtn,  tf^t  er  ben  3Jtef{tad  be§  f)erm  gefeiten  l^abe. 
id  er  boS  JKnb  auf  bie  %rme  genommen  l^otte, 
etete  ec :  „3tm  enüöffeft  bu,  ^rr,  beinen  S)te« 
ex  im  gfneben;  benn  meine  ^(ugen  l^aben  baS 
^I  btr  SBelt  gefeiten,  tütlfy^  bu  aQen  9$öl!em 
eztitet  l^ft,  ein  Sid^t  ^ur  Srleud^tung  ber  Reiben 
nb  eine  ©enlid^feit  be§  ©olfeS  SSrael"  (2, 25  ff.). 
t)ie  SBittme  9nna  ^rfptad^  t}on  i^m  }u  aUen^  bie 
uf  bie  Srldfung  SSraelS  karteten"  (2,  38).  m 
ie  SBtifen  au8  bem  SRorgenlanbe  gefommen 
Dorcn,  um  ben  neugeborenen  ftönig  ber  3uben 
in}ubeten,  gaben  bie  ^o]^en))rtefier  unb  ©d^rift- 
telegen  nad^  mä^.  b,  2  Setl^Ie^em  al§  ©eburtS- 
irt  beS  9RefPa8  an  (9Ratt^.  2,  6).  2)er  Säufer 
ül^  fid^  nad^  3f.  40,  3 — 5  aI3  ben  üerl^ei^enen 
Borl&ufer  be8  aReffmg  ein  (iaiait^  d,  8.  Suc. 
\,  4).  S)a8  iBolt  meinte,  er  fönnte  ber  3ReffiaS 
du  (Suc.  3, 15).  Sen  ®e[anbten  au^  3eru{alem 
^  Slol^nned  ^ur  ^ntmort :  „^ä^  bin  nid^t  ber 
Keffiaö''  Ool^.  1,  20;  8,  28).  ßbenfo  öemeinte 
a,  bo^  er  SliaS  ober  „ber  ^ropl^et''  fei,  üielmel^r 
fei  er  ber  t)on  3faia8  t}orau§gefagte  9iufer  in  ber 
Säfte,  «uf  bie  gfrage:  „SBag  taufft  bu  alfo, 
»emi  bn  nid^t  ber  SOteffiad,  nod^  SliaS,  nod^  ber 
^tmfytt  bifl?"  (1,  25)  antwortete  er:  „3d^  taufe 
mit  SBaffer"  u.  f.  ».  (1, 26  f.).  SlnbreaS  berid^tet 
feinem  Sruber :  „Sir  l^ben  ben  SJtef flaS  gefun« 
ben'  (1,  41).  ^l^UippuS  melbet  bem  9{at^anael: 
JSka,  mm  mel^m  ÜRofeS  im  ®efe^  ge{(|rieben 
(Kit  imb  bie  ^ropl^eten,  l^aben  nur  gefunben'' 
(1,  45).  Slotl^anael  aber  fagt  ju  3efu:  „SWeifter, 
hl  bifl  ber  @o]^n  @otte§,  bu  bift  ber  ftönig  3§' 
melÄ*  (1,  49).  SHe  ©amariterin  am  3acob§« 
bnmnen  fagt:  „3d^  mei^,  ba^  ber  SOteffiaS  fom* 
men  nrirb,  ber  (B^ftuS  genannt  mirb ;  menn  er 
gelmmnen  fein  mirb,  fo  mirb  er  un§  Me§  t}erfün" 
ben''  (4,  25).  3n  ber  X^at  n)iffen  mir,  ba^  bie 
Samariter  au8  bem  $entateud^  (®en.  49,  10. 
!&ent.  18, 15. 18)  bie  t><>ffinmg  auf  einen  Srtöfer 
erfc^toffen  unb  bemal^  l^atten.  3a  il^re  SRefftaS* 
ibee  loar  reiner  ald  bie  ber  3uben,  meil  fte,  t}on 
l^oKtifd^  XuSmüd^fen  befreit ,  nur  ben  jdro))]^eti» 
Men  Sl(Knafter  fef^telten.  Ser  Sal^eb  (^efel^rer, 
Sbberbringer  ober  SBieberlel^renber)  mirb  im  S^rie« 
km  geboren  unb  la^t  fein  fiid^t  auSftral^Ien.  ^enn 
tt  ^maaoäifit,  offenbart  fid^  fein  ®\an^.  3e]^ot)a 
ntft  il^  unb  unterrid^tet  i^n  in  feiner  Seigre.  2)er 
itaaait  an  ben  9ReffiaS  beftel^t  bei  il^nen  bis  l^eute 
ort  €ein  Stome  ift  el  SRul^bQ,  ber  g^ül^rer;  6000 
|a^  noA  Srfd^ffung  ber  SBelt  mirb  er  erfd^einen, 
nf  bem  @ori}im  baS  @efe|  3Jtofe3',  bie  ^eiligen 
irtöX^  tmb  boSSRanna  ftnoen  unb  aÖeSöIfer  }um 
m^ctn  (SHonben  befel^n.  2)er  Sal^eb  gilt  il^nen 
ber  niil^t  für  größer  atö  aßofeS.  @ie  fd^reiben 
im  mir  eine  SebenSbauer  oon  110  3al^ren  )u, 
aä^  beten  9blanf  er  fterben  unb  neben  bem  ®a- 
l|im  feto  (Shrob  finben  mirb.  92ad^  Serflu|  beS 


7.  3al^aufenbS  folgt  baS  ßnbgerid^t.  —  S^aS 
93oIf  mie  bie  3)ämonen  rebeten  3e|um  atö  ©ol^n 
ffiaoibS  an  (9natt^.9,  27;  12,  23;  15,  22;  20, 
30  f. ;  21, 9. 15.  SRarc.  10, 47  f.  Suc.  18, 38  f.). 
3)ie  ^l^rifäer  gaben  bem  §erm  auf  bie  fjrage, 
ttmS  fle  oom  SWeffiaS  l^alten,  »effen  ©ol^n  er  fei, 
aur  «ntmort :  „S)at)ib8"  (TOatt^.  22,  42.  5marc. 
12,  35.  Suc.  20,  41).  SDarauS  erHärt  eS  fid^, 
ba|  baS  fBolt  3efum  ^um  Könige  machen  moUte 
(30)^.  6,  15;  ögl.  12,  13)  unb  beim  ©injug  in 
3eru|'alem  bem  ©ol^ne  S)at)ibS  juiubelte  (SRattl^. 
21,  8  ff.).  3)ie  SSoIfSmaffen  maren  barin  einig, 
ba|  ber  SJlefftaS-flönig  balb  fommen  muffe,  aber 
fle  flritten  fwi^  barübcr,  ob  er  mirflid^  in  3efu  er- 
fd^ienen  fei,  meil  fte  über  bie  ^erfunft  be§  ^DteffmS 
unb  3efu  nid^t  im  jtlaren  maren.  iBeibe  3Rei- 
nungen  ber  fpätem  iübifd^en  Sl^eologie  maren  oer* 
treten,  ©ießinen  fagten:  (är  ift  e8  ni^t,  benn  „t)on 
biefem  miffen  mir,  mol^er  er  ift;  wenn  aber  ber  ITOef- 
fta§  fommt,  fo  mei^  niemanb,  mol^er  er  ift"  Qoi). 
7,27).  «nbereaber  fagten:  „3)ieferiftber3Keffw8", 
unb  mieber  Rubere  fagten:  „ffommt  oieüeid^t  ber 
3Reffia8  au§  ©alilöa?  ^at  nid^t  bie  Sd^rift  ge« 
fagt,  ba|  ber  SReffmS  auS  bem  %bftamm  2)aoibd 
unb  \>on  bem  2)orf  Setl^Iel^em,  mo  2)at)ib  mar, 
fommenmirb?''  (7,41.42.)  3)er  Slufent^aft  in 
®alilöa  unb  ^tagaretl^  (1,  46)  fd^ien  bem  fönig« 
lid^en  ©efd^Ied^te  gu  miberfpred^en  unb  l^atte  bei 
ber  SRenge  bie  9Jleinung  ermedt,  ba^  3efuS  aud^ 
bort  geboren  fei.  Die  ^ol^enpriefier  gaben  menig- 
ftenS,  als  fte  i^ren  ^ReffiaS  t)erlaugneten,  bem  aO« 
gemeinen  ®Iauben,  ba^  er  au3  föniglid^em  @e« 
fd^Ied^te  ftamme,  SluSbrudf.  „SBir  l^aben  gefunben, 
ba^  biefer  bad  iBoI!  oerfü^rt  unb  oerbietet,  bem  ff ai- 
fer  Steuern  ju  geben,  unter  bem  Sorgeben,  er  fei 
ber  ftönig,  ß^riftuS"  (Suc.  23, 2).  ^$ilatu8  fagte 
3U  i^nen:  Suemffönig  foll  id^  freudigen?  Sie 
^ol^enpriefter  antmorteten :  2Bir  l^aben  feinen  Äö» 
nig  QlS  ben  ftaifer"  &o^.  19, 15).  3)ie  3nfd^rift 
am  ftreuj  (19,  19)  unb  ber  ©pott  ber  3uben 
(2Ratt]^.  27,  42.  üRarc.  15,  18.  Suc.  23,  85  bis 
87)  bemeifen  ben  aQgemeinen  ®Iauben  ebenfo.  2)a^ 
bie  3uben  baS  ))rot)]^etifd^e  9mt  im  SReffiaS  an« 
eriannten,  gel^t  fd^on  auS  ber  9(nfrage  an  3o]^an« 
neS,  ob  er  ber  $ro})^et  fei,  l^eröor  (3o]^.  1,  21). 
3ad^ria8  nennt  il^n  einen  ^xopf)ttv\  beS  ^öd^ften 
(Suc.  1,  76).  „(Ein  großer  $rop^et  ift  unter  unS 
aufgefianben,  unb  ®ott  l^at  fein  SSoIf  l^eimgcfud^t", 
fprad^en  bie  Seute  nad^  ber  Stuf ermedtung  be§  3üng- 
KngS  Don  9laim  (Suc.  7, 16).  S)ie  3uben  fagten 
nad^  ber  munberbaren  ©roböermel^rung :  „S)iefer 
ift  mal^rl^aft  ber  ^ropl^et,  toeld^er  in  bie  SBeU  fom« 
men  fott"  (3o^.  6,  14).  „Siele  aber  oon  bem 
Solfe  glaubten  an  i^n  unb  fagten:  äBirb  mol^I  ber 
TOefflaS,  menn  er  gefommen  fein  mirb,  größere 
3eid^nt)errid&ten  als  biefer?"  (7,  81.)  „9ll§nun 
bie  Seute  au8  bem  Soße  bief  e  SReben  gel^ört  l^atten, 
fagten  fte:  ffiiefer  ift  toal^rl^aftig  ber  gSropl^et" 
(7,  40.  52).  ®te  «ufforberung  ber  3uben,  3efuß 
folle  ein  Seid^en  »ie  aRofeS  mirfen  (6, 80  ff.),  geigt, 
bog  ÜRofeS  als  Organ  ber  göttlid^en  Offenbarung 

44* 


1383 


aWefftaS. 


1384 


unb  SBunbcrtl^ätcr  baS  93orbiIb  bc8  mcfpanifd^cn 
^xopf)tttn  mx  (ögl.  2uc.  4,  23 ;  7,  22  ff.  39. 
mattf).  11,  4  ff.;  12, 38 ;  16, 1).  SaScnn  bennoci^ 
öcrfd^icbcne  Scmiutl^ungcn  auSgcfprod&cn  würben, 
fo  tarn  bic6  ballet,  ba|  jtoijd^cn  „einem"  nnb  „bem" 
!Pro|)]^eten,  amifd^en  bem  propl^etifd^cn  SSorläufer 
unb  bem  ^ropl^eten  f elbft  bic  aWctnungen  l^in  unb 
l^cr  fd^toanften.  SDal^er  l^telten  bie  6inen  3efum  für 
ben  iöufcr,  9(nbere  für  (Slia^,  5lnbcre  für  Sere» 
mioS  ober  einen  ber  Sßropl^eten  (SKattl^.  16,  14). 
®a§  §ofanna  beim  ginjug  in  3crufalem  galt  aber 
wie  bem  baöibijd^en  Äönig,  fo  bem  großen  $ro« 
pl^cten.  „®iefe8  ift  ber  $rop]^et  3efu§  öon  9?a- 
latti^  in  ©aUIaa"  (aWattl^.  21,  11.  46).  S)ie 
6mmau§tt)anberer  fagen  gu  bem  5luf erftanbenen : 
j,3cfu§  Don  ^lojaretf  toax  ein  ^ßropl^et,  mäd^tig 
in  %i)ai  unb  SBort  öor  ®ott  unb  feinem  ganjen 
SSoIfe"  (Suc.  24, 19).  —  ffiaS  priefterlid^e  «mt 
toor  ben  3uben,  wel^e  bie  fittli^e  Sriöfung  Der« 
fanntcn,  am  toenigften  f^mpatl^ifd^.  ffiod^  toirb  bie 
^ouptfunction  ber  (Sünbenüergebung  ))on  ben 
kommen  3§taeliten  ertoö^nt.  3ö(^ariQ§  preist 
olS  SttJedt  ber  ©rlöfung,  „um  ju  geben  bie  Äennt« 
ni|  beS  §eiI8  feinem  Solfe  in  ber  Vergebung  il^rer 
©ünben;  nad^  ber  l^erjlid^en  Sarml^erjigfeit  un« 
fereS  ©otteS,  in  »eld^em  un§  l^eimgefud^t  l^at  ber 
Aufgang  auS  ber^öl^e"  (Suc.  1, 76—78).  3)en- 
felben  ©ebonfen  brüd!t  ©imeon  mit  ber  Slufrid^« 
tung  Siekr  (2,  34),  «nna  mit  ber  grlöfung  beS 
SoIfeS  au§  (2, 38).  3lud^  ben  3Beg  biefer  grlöfung 
öon  ber  ©ünbe  burd^  Seiben  unb  Sob  l^at  ©i« 
meon  bereits  ongebeutet,  inbem  er  öon  bem  ftinbe 
fagte,  eS  fei  gefe|t  jum  Qfaflc  unb  jur  Sluferftel^ung 
SSieler  in  3SraeI,  unb  bie  ©eele  feiner  JDlutter 
toerbe  ein  ©d^toert  burd^bringen  (2, 34. 35).  Ucbri« 
genS  toor  biefer  (Staube  an  ben  leibenben  6rlöfer 
unter  ben  3^itgenoffen  3efu  !aum  vertreten.  SBeber 
bic  3uben  nod^  bie  3ünger  fömten  bic  SeibenS» 
weiSfagungen  ertragen.  „SBir  l^aben  auS  bem 
®efej  gel^ört,  ba^  ber  2KeffiaS  bleibt  in  6tt)tgfeit, 
unb  mie  fagt  biefer,  ba^  ber  aJlenfd^enfol^n  erl^öl^t 
merben  muffe?  SBer  ift  biefer  SKeufd^enfol^n?" 
(30)^.  12, 34.)  3)en  3üngem  fagte  3efuS  breimal 
fein  Seiben,  feinen  Sob  unb  feine  Sluferftel^ung 
t)orauS,  aber  feinmal  n)urbe  er  t)erflanben;  ber 
feurige  ^ßetruS  tt)ieS  biefe  SBciSfagung  fd^roff  ab 
(SDtattl^.  16,  21  ff.;  17,  21  f.;  20,  17 ff.).  SucaS 
betont  biefeS  SRidfttöerfte^en  abftd^tfidft  (18,  34) 
unb  bcridbtet  nod^  t)on  ben  nad^  SmmauS  gel^» 
ben  3ängem,  fie  l^ätten  gefagt:  „SBir  j^offten,  ba^ 
er  3Srael  erlöfcn  »erbe ;  aber  l^eute  ift  ju  attem 
bem  fd^on  ber  britte  Sog,  feitbem  baS  gefd^el^en 
ift"  (24,  21).  S)ie6  ftimmt  mit  bem  aHgemeinen 
©taub  ber  mefftanifd^en  ^opungen  jener  S^it 
überein.  3*oa^  würbe  ber  SJerfu^  gemad^t,  bie 
Seigre  t)om  leibenben  SWefftaS  in  ber  bamaiigen 
3eit  nad^äuweifen  (SBünfd^e,  1870),  aber  berfelbe 
fann  nid^t  als  gelungen  bcjeid^net  ujcrben.  ©clbft 
baS  Sargum  Sonat^anS,  toeld^eS  3f.  53  auf  ben 
TOeffiaS  bejiel^t,  beutet  gerabe  jene  Serfc,  »eld^e 
öom  Seiben  beS  ftncd^teS  ®otteS  |anbeln,  nid^t  öom 


SJiefflaS,  fonbem  ))on  3SraeL  2)aS  poRtifd^  unb 
nationale  3ntereffe  l^t  aUeS  Rubere  in  ben  ^intet> 
grunb  gebrangt.  @rft  fpäter  nmrbe  ber  @eb^ 
an  baS  Setben  beS  SnefftaS  bei  ben  3uben^eMf(^ 
2)iefe  Sl^atfad^e  beweist  mit  bem  92euen  Ze^* 
ment,  bafe  nur  lang  geförberte  abpd^tlid^e  W^ 
beutung  ber  betreffenben  SBeiSfagungen  boS  to- 
pngni|t}oQe  3Ri^erftönbni|  erzeugen  unb  dl' 
gemein  ))erbreiten  fonnte.  Sbenfo  fd^wer  tourbee§ 
ben  3uben,  bie  göttlid^e  3lat)xx  beS  SRefftaS  mit 
ber  äußern  (Srfd^einung  ^u  t}ereinigen.  @o  oft  ba 
^en  ftd^  göttHd^  @igenfd^aften  ober  SN^te  bti» 
legt,  fud^en  fte  il^n  wegen  SlaSp^emie  in  tobten 
(aWarc.  3,  1—6.  ^o^.  8,  59;  10,  31).  Stottbie 
unreinen  ®eifter  unb  bie  erleu^teten  Sünger,  dba 
biefe  nur  langfam,  erfannten  bie  l^öl^ere  9iotur  in 
e^riftuS.  2)ie  Sermutl^ung  beS  SSerfud^,  SefnS 
möge  ber  ©o^n  ®otteS  fein  (^aUf).  4,  3.  6), 
unb  bie  Slnreben  ber  ®eifter:  „^u  bift  nxi^rlM 
ber  ©ol^n  ®otteS"  (SKarc.  3, 12;  5,  7.  Suci 
41 ;  8,  28)  jeigen  bie  SSerbinbung  beS  •©ojn«! 
®otteS  mit  bem  ©obnc  ®at)ibS.  ^latfymoü  nennt 
ebenfo  neben  bem  Könige  3SraeIS  ben  ©ol^nSot* 
teS  (3o]^.  1,  49).  93on  bem  SBefcnntniffe  beS^ 
truS:  „2)u  bift  6^]^rifhtS,  ber  ©o^  beS  lebenbigoi 
®otteS"  (2Katt^.  16,  16 ;  ögl.  14,  33),  fogt  ber 
^err,  ber  Sater  im  ^immel  l^e  eS  il^m  geoffen* 
bort ;  aber  bie  natürlid^e  SSorouSfe^ung  toor  M 
im  jübifd^en9JlefftaSgIauben  gegeben,  ^ud^  92att^ 
fagte  5U  3efu:  „3d^  glaube,  bag  bu  bift  Sl^riffaid, 
ber  ©ol^n  ®ottcS,  ber  in  biefe  SBdt  gefommen  iff 
(30)^.  11,  27),  unb  ber  ^ol^priefier  befc^möit 
3cfum,  Mi  bu  uns  fagft,  ob  bu  bifl  ber  Sl^tijhiS, 
ber  ©ol^n  ®otteS"  (3Katt^.  26,  63.  SRarc  li 
61 ;  ogl.  Suc.  23,  85.  SDtattl^.  27,  40). 

S)aS  meffianifd^e  9teid^  fonnten  ^d^bie3tt> 
ben  nur  in  ^alöftina  unb  3erufalem  benfen.  Sie 
^erfteüung  beS  Sieid^eS  3SraeI  in  alter  ^tad^ 
unb  ^errlid^feit  galt  als  3i(I  ^Q^  mefftanifd^ 
SReid^Sl^offnungen  («pg.  1, 6.  Suc.  24, 21.  Wotti. 
20,  21).  m  SSorauSfe^ung  l^ierfür  tourbe  bie 
Befreiung  beS  SSoIfeS  öon  feinen  Qfeinben  ertoaitet 
(Suc.  1,  52.  71.  74,  nad^  $f.  146, 6.  3f.  35,  i 
3er.  23, 6 ;  80, 10).  S)er  §a&  gegen  bie  Äömei* 
l^errfd^aft  l^atte  immer  mel^r  jugenommen  mib  ben 
ßrtoartungen  ein  beftimmteS  3iel  gefett.  S)erSJet* 
fud^,  3efuS  jum  ftönige  ju  mad^  (30)^.  6, 15), 
unb  bie  Sefürd^tung  beS  ©pnebriumS,  bag,  loenn 
fte  gegen  3cfuS  nid^t  einfd^reiten,  Sitte  an  iljn  gtai» 
ben  unb  bieSRömer  fommen  unb  ^unfern  Ott  nnb 
unf  er  SSoIt"  »egnel^men  werben,  f  owte  ber  Stotl^  beS 
ftaipl^aS:  „es  ift  beffer  für  eud^,  bafe  gin3Renf(4 
fterbc  für  baS  ^olt  unb  nid^t  baS  gonje  SoIt|H 
®runbe  ge^jc"  (3o]&.  11,  47  ff.),  geigen  hxt^fiif 
grabige  politifd^c  ©pannung.  ^ie  SnSage  gegen 
3efuS  (Suc.  23,  2)  ift  atterbingS  falf<^4uibwirb 
aud^  öom  Sanbppeger  geringfdjiäjig  be^onbelt 
beweist  aber  bod^  bie  attgemeine  f^offramg  m 
ein  irbif d^eS  3)^ef fiaSreid^.  ®ie|  erl^ttt  ou*  anä 
ber  Qfrage  über  ben  3inSgrofd^n  (SKottJ.  22, 
16 ff.;  ügL  17,  24 ff.)  unb  auS  bem  SSeneJm« 


S85 


SWcjfioS. 


1386 


!S  SolfeS  beim  Sirtjug  in  Serufdem.  ^ud^  an* 
rre  Stad^rid^ten  über  bie  ))0litif(j^«reltgiöjm  Se» 
cgmigtn  utr  3^t  ber  $rocuratoren  bi3  ^um  %u§- 
md^  bed  ffriegeS  beliötigen  bie[e  ©öl^rung.  2)ie 
tlf<l^  SOtefftoffe^  tDie  3:|eobo3  (3lpg.  5,  36)  unb 
sr  «eg^ter  (21, 38),  l^ötten  jonft  nid^t  Saufenbc 
Dt  fid^  fammeln  fönnen,  al§  fte  bie  Sofung  ^ur 
kfreiimg  t)on  bem  Sod^e  ber  Stömer  ausgaben 
igpL  Jos.  Bell.  Jud.  6,  5,  4).  2)ie  Sefd^rönfung 
riS  meffionifd^en  9teid^e§  auf  bie  Israeliten  tritt 
Ift  {tot!  ]^ert)or.  2)er  WeffiaS  ift  ein  jfönig  ber 
«ben  (TOattl^.  2,  2.  2uc.  23,  3.  Sol^.  1,  49 ; 
9^  19. 21).  Solennes  mirft  ben  ^l^ariföem  unb 
pobbucöem  t)or,  ba^  fie  als  @ö^ne  ^bral^amS 
1^  ein  Snred^t  auf  baS  Sieid^  ju  ^aUn  glauben 
mana^.  3, 9),  unb  3efu8  tritt  biefer  engl^erjigfeit 
ntgegtn  ^attl^.  8, 12).  2)ie  canaanöifd^e  grau 
xab  tS  feOftftoerftanbUd^,  ba^  ber  !Die{fta§nurau  ben 
erlocenen  Sd^fen  bed  pavM  3§rael  gefanbt  fei, 
nb  xoUl  fid^  mit  bem  Slbfall  begnügen;  „berni  aud^ 
ie  ^änbd^en  freffen  Don  ben  @tüden,  meldte  Dom 
tif^  ibrer  ^rren  faflen''  (15, 26  f.).  3ol^.  7, 35 
mm  man  eine  ^nbeutung  ber  alten  Seigre  finben, 
a|  ber  ÜReffiaS  bie  3uben  au§  ber  S^jftreuung 
ia4  ätrufalem  }urüdffäbren  merbe.  (Sin  Seigren 
nter  ben  Reiben  n)irb  nod^  red^t  Deräd^tlid^  be- 
lonbett  unb  fann  aud^  nad^  ^Slatt^,  10,  5;  15, 
14;  24,  20  gar  nid^t  in  bem  ®eftd^t§freiS  ber 
itiben  gelegen  l^ben.  S)ie|  fd^Io^  aber  nid^t  au§, 
)a|  bie  ^iben,  meldte  \d)on  bamalS  jal^Ireid^e 
ßrofelqten  lieferten,  }ur  Srfenntni^  beS  n)a]^ren 
BotteS  tommen  unb  n)enigften§  inbirect  am  mef> 
ianifd^  ^eil  tl^eilnel^men  mürben  (Suc.  2,  31. 
J2;  7^  2  ff.).  ®ie  Samariter  fagen:  „SBir  felbft 
laben  gel^ört  unb  miffen,  ba|  biefer  mal^rl^aftig 
wr  ^cUanb  ber  SBelt  ijl"  ßo]^.  4, 42).  ^u^  au§ 
er  ^ßotabel  Don  ben  Arbeitern  im  äBeinberg 
Rtttt^.  20,  1—16)  lö^t  fid^  fd^Iiefeen,  bafe  bie 
«Dorsugttn  Suben  ben  Reiben  nid^t  jebe  2:^eil- 
atme  am  meffianifd^en  ^eil  Dermeigerten.  2)a8 
te^bnifd^  Sleid^  mürbe  nad^  2)aniel  Himmelreich 
»umnt.  2)e^alb  tonnten  Solennes  unb  SefuS 
it  ber  äkrffinbigung  ber  92ä^e  beS  ^immelreid^eS 
re  ^ßrebigten  beginnen,  unb  fo  ift  ber  SuSbrudf  für 
tfi  9Ratt^3eDangeIium  d|ara!teriftif d^.  SHe  leidet 
FemAore  Sefämpfung  fübifd^er  Seigren  in  ben 
eligläten  (SRattt  5,  3  ff.)  beutet  aber  bie  fßtx- 
:^Iid^ung  biefeS  ^immelreid^eS  bei  ben  2tuben 
L  9uf  ben  Glauben  ber  3uben,  ba^  ber  SJief- 
ifi  unb  boS  meffianifd^e  Sieid^,  \a  felbft  baS  neue 
nmfalem  (Dgl.  ®aL  4,  25)  im  ^immel  Dor* 
btibet  feien,  meist  aud^  bie  Untenebung  barüber, 
I  bie  Xaufe  bed  3o|anne3  Dom  ^immel  fei 
JtatX^.  21,  25).  ®ie  »ufee,  meldte  ber  Käufer 
nd^  forbert,  fann  nad^  iübifd^er  Snfd^auung 
if  bie  robbinifd^  SSorfiedung,  ba^  ber  3Dteffla§ 
p  bramte,  memt  3§rael  ftd^  befel^rt  l^abe,  3urüdf> 
sfSl^  toerben.  2)ie  ^nbrol^ung,  ba|  ber  3Jtef» 
oft  feine  Zenne  föubem  merbe,  entfprid^t  bem 
kri^t  bed  SReffiad  über  bie  ungel^orfamen  @öl^ne 
lira^  S)e|^Ib  f^aüt  ba§  rul^ige  unb  bemüt^ige 


^luftrcten  3efu  nid^t  blo^  bie  Subcn  abgcfto^en 
(Suc.  17,  20  ff.),  fonbem  aud&  bei  ben  Süngem 
beS  gefangenen  SäuferS  ©cbenfen  enegt  (ÜKattb. 
11, 1—6;  DgLSd^anj,  Slpologlein,  29ff.).  ©iel- 
leidet  barf  man  au§  ber  Srmäl^nung  be§  ®aff« 
ma|l§  im  mefjiantfd^en  Sieid^,  bei  meld^em  bie 
©lieber  beS  SReid^eS  mit  Slbral^am,  3faac  unb  Sa« 
cob  ju  aifd^e  ft^en,  tro J  be§  SorbilbeS  bei  3faia§ 
auf  ben  ®kuben  ber  3uben,  ba^  bie  aufermedften 
(geredeten  am  SReid^e  ®otte§  tl^eilnel^men,  fd^Iie^en. 
%ud^  bie  Sünger  l^aben  biefeS  ^immelreid^  nod^ 
Siemli^  irbifd^  aufgefaßt  {3Rait^.  18,  Iff.;  20, 
20 ff.  Suc.  22,  24 ff.;  24,  21).  ®ie  gciftig-ptt- 
lid^e  Seite,  bie  ^eiligfeit  unb  ©ered^tigfeit,  tritt 
im  Benedictus  ju  Sage  (Suc.  1, 68  ff. ;  2, 25. 30). 
5.  2)ie  iübifd^en  Hoffnungen  maren  burd^  bie 
fd^redHid^e  ftataftropl^e  im  3.  70  nid^t  Dcmid^tet. 
SJielmel^r  geigen  bie  beiben  9))ocal9))fen,  meldte 
nad^  ber  S^rftörung  3erufalem8  gefd^rieben  toor» 
ben  finb,  biefelben  toieber  Icbenbig.  S)ie  9(|)oca« 
Impfen  ©arud^S  unb  gSbraS'  (4  68br.)  Der- 
fünben  eine  Qdi  furd^tbarer  5Rotb,  allgemeiner 
©ebrängnil  unb  fd^reddid^er  ftriege.  SBer  Don 
aQen  biefen  Uebeln  nod^  übrig  bleibt,  mirb  in  bie 
Hänbe  be§  SWeffiaS  überliefert  merbcn  (^Ipoc.  Sar. 
70, 2 — 10).  S)enn  biefer  mirb  geoffenbart  merben 
unb  bie  @(|aaren  be3  legten  Sßeltreid^S  Demid^ten. 
S)er  Ie|te  gürft,  ber  no§  übrig  ift,  mirb  gefeffelt 
unb  nad^  @ion  gebrad^t  merben;  ber  SOtefftad  mirb 
i^n  feiner  ©ottlofigfeit  überfül^ren  unb  ibn  tobten 
(39,  7  bis  40, 2).  ®ann  mirb  er  bie  Sölfer  Der- 
fammeln  unb  rid^ten.  2)a§  Seben  Derleil^t  er  ben» 
ienigen,  meldte  ftd^  bem  Slbftamm  3acob8  unter- 
morf en  l^aben ;  bie  anberen  merben  Dertilgt.  Sann 
mirb  er  fid^  auf  ben  Sbron  feined  SReid^eS  fe^en  in 
emigfcit  (73, 1 ;  Dgl.  40,  3).  ®er  fjfriebe  mirb 
erf d^einen,  Jhimmemi|  unb  Xrübfal  merben  meieren 
Don  ben  9Renf d^en,  unb  gfreube  mirb  l^errf c^en  auf 
ber  ganzen  6rbe.  9lad^  Slblauf  biefer  fjfreubenäeit 
fommt  bie  ^uferftel^ung  unb  baS  ®erid^t.  3m 
4.  iBud^  ggbraS'  ftreitet  ber  anenfd^enfol^n  als  Söme 
gegen  ben  SlMer  beS  römifd^en  Sieid^eS.  SRit  i^m 
fommt  bie  SBraut,  baS  neue  3erufalem.  SHe  jel^n 
Stämme  merben  in  baS  f^Aü^t  Sanb  ^urüdRel^ren« 
2)er  ©efalbte  mirb  baS  93oI!  @otteS  im  l^eüigen 
Sanbe  bef d^ii|en  unb  erfreuen  unb  il^m  Diele  2Bun« 
ber  feigen.  ®iefer  ©otteSfol^n  l^errfd^t  400  3al^re 
mit  ben  Seinen ;  bann  ftirbt  er  unb  alle  SDlenfd^. 
9(ber  nad^  bem  ©erid^t  fommt  eine  neue  SBelt,  bie 
Sobten  merben  auferftel^en,  ber  ^öd^fte  mirb  ©e» 
rid^t  l^alten  unb  bie  ©uten  belol^nen  unb  bie  95fen 
beftrafen.  §für  ben  3Jlcffw§  ift  bie  ^röejiftenj 
gan}  beutK(^  DorauSgefe^t.  3)a^  biefelbe  nur  auf 
bem  aEgemeinen©runb  ber  ^räesiftenj  ber  Seelen 
rul^e  unb  nid^t  auf  baS  „©öttlid^e"  in  Kl^riftuS  ju 
bejiel^en  fei,  mu|  bod^  bejmeifelt  merben,  benn  bie 
ibeeHe  e^iftenj  beS  SWefpaS  bei  ©ott  ift  nid^t  mit 
ber  realen  ßyiftenj  feiner  Seele  ju  Dermed^feln. 
S)ie  Seele  ift  allerbingS  au8  ber  3«^^  ber  allge- 
meinen Seelen  auSgemä^lt  unb  mit  biefen  })räeji» 
ftent,  unb  erft  bie  f))ätere  jübifd^e  {Ideologie  f^ai 


1S87  Mtffioa. 


1888 


bit  Sßräfpftmä  ^^  iDirfli^tn  iÜIejriai  im  ®artett 
Sben  angoiDmmen ;  ober  bieft  SGerfu^e  beliieifoi 
jebenfaflä,  wie  nienig  man  mit  einem  rein  menf^' 
liefen,  irbiic^en  SDlcffiaS  jufrieben  War,  SDa6  Dom 
ftrtng  iübi|(^en  ©tanbpunlle  au3  baS  guttuest 
Sßefen  im  Unlerfi^ttb  Dom  aUatet  raroei  ju  be- 
greifen  Bar,  ^inbtrt  tiic^l,  ba&  SJfrfuctie  baju  ge- 
macht mürben,  %üäi  bü3  5)f«ortreten  au8  bem 
Eßei^orgenen,  nielc^eS  t)ier  nie  in  ben  Silbern  ^e- 
no^8  gelehrt  Birb,  flitic^t  bafür.  3hit  ein  über- 
iibifd^i  IDteifiai  fann  p\b^\\^  am  Sage  beS 
(Seri^tS,  blofe  ben  SiuSemiä^lUn  offenbar,  ffti- 
Borlteten.  Sintn  foltfien  5EReffia8  ^at  anc^  bie 
öorcöriftlic^  3"'  9f(i»int,  unb  not^  in  ber  legten 
^ßeriobe  Bor  g^rifhiS  mar  biefer  ©ebonfe  nic^t 
Böllig  Berwifdit.  3n  biefet  Spocol^pfc  finben  fiä) 
aüü)  bie  SBeben  beS  !IRe|fiaR,  votl^t  ben  JTetm  jum 
[(rätem  9)ieI(iaS,  ©ofin  beä  gofepl),  bilben.  ®ie 
mefftantfc^e  3cit  getiürt  bem  aiüv  oütoc  an,  n»8 
fpätti  bie  gemöbnlii^e  Se[)re  nurbe.  €nbli^ 
fann  f)itr  aud(|  no0  baS  tägliche  ©ebet  bei  3uben, 
ioS  @<i^Dne  @Sre,  tpel^eS  in  feiner  jt^tgen  gaf* 
fung  bis  in  baS  3a](it  100  n.  Siir.  jurii{!rei^t, 
genannt  werben.  68  entl&ält  eine  SBitte  um  Samm- 
lung ber  Serflreuten,  2Biebereinfel)ung  bei  ein- 
■feeimifc^n  Obiigteit,  äBiebereibauung  3EnifaIem8, 
um  ©enbung  be8  ©a^neS  5BüBib8  unb  Sufiit^- 
hing  feines  Sfteii^eS  unb  SBiebeiliciflenung  beS 
OpfertuItuS  in  Seiufalem. 

6.  J^fli  bie  fqftcmatifc^e  lEJaiftellung 
b«  SneffiaS^offnungen  beS  fpätem  3ubcntf|ume 
btf^ränlen  nii  un8  auf  eine  fuijt  ©figjt.  'Sxr 
tneffianif^cn  ßilSfung  ge^t  eine  3tit  bei  ülot^ 
unb  ^rongfal  boroiiS,  wie  e8  im  „3:og  beS  ^erm" 
unb  in  befonberen  S^it^fn  btB  ©trit^tS  DorauS- 
gefagt  ift  (Of.  13,  13.  5Dan.  12,  1).  3)aiau3 
bilbete  f  d^  bie  itljtt  Bon  ben  „SDel^en  be8  ültef- 
fiaS",  toili^t  feiner  @e6urt  DDrau8gt^en  Weibtn. 
®ie  Weiben  bui^  un^eilDerfünbenbe  3^i$En  am 
^immel  unb  auf  bei  gibe  angegeigt  (@ib.  3, 
795—807.  2  2Kü(^.  5,  2.  3;  Job.  Bell.  Jud. 
6,  5,  3 ;  4  g8br.  5, 1—13 ;  6, 18—28 ;  13, 31  ff. ; 
DgL  nnatt^.  24.  8).  Untei  ben  ISIenf^cn  meibcn 
bie  SBanbe  bei  Oibnung  geläSt,  unb  @ilnbe  unb 
®ottloftgttü  ^eufd^cn  auf  gtbtn  (SBai.  70, 2—8. 
4e8bl.  6,  24;  9,  1—12;  13,  29—31).  ®er 
unmitlelbaien  Iflntunft  be8  SJteffiaS  ge^it  eiiaS  al8 
aSotiaufei  PorouS  (3JIor.  4,  5.  6.  ©ir.  48,  10 
bis  11).  5Jo4  finb  aufeer^alb  beS  9Ieuen  Sefla- 
ments  (fiiattd.  17, 10)  bieiübei  nui  ^Inbeutungoi 
Dotlftanben  (4  68br.  6,  25).  gifl  in  ber  3Jüfc&na 
finb  nähere  Siaii^iicdten  gegeben  (Edujoth  8,  7; 
Baba  mezia  3,  4. 5).  üfun  erfc^eint  bei  9Jtefria8 
felbp,  um  ©eiic^t  ju  Ratten  über  bie  Reiben  unb 
bie  abtrünnigen  Suben.  S8  ift  uniirfitig,  ba^  na^ 
jübift^ei  SBuffaffung  bei  OTeffmä  eifl  naä^  bem  ©e- 
liij^t  (omme,  unb  ba^  erft  burt^  ben  Sinflug  be8 
l5]&iipenidum3fi^bieJ8orfiet[unggebiQiet|iabe,ber 
9KeffiQ8  werbe  ©erit^t  galten  über  feine  Seinbe. 
Sßielme'^i  ift  bie&  übeiall  feftgebalten ;  nui  in  bet 
©tunbf^rift  beS  »ud^  ^enot^  {90,  16-38) 


finbet  fi$  bie  gegentl|tiligc  91nftt^t.  ^  een>ü|it- 
li^  giame  heS  9Keffia3  ift.  bet  ÜRefiiaSJfiin^ 
ibee  entfprec^enb,  ber  @tfalbte,  (DteffioS  (^48, 
10;  52,  4.  SBar.  29,  3  u.  a.  4e8bi.7,  28.29; 

12,  32),  giiet^if^  Xpinät  xupfou  (^.  6q1.  17, 
SG;  18, 6. 8),  ^ebräifc^  «h'*«  obet'E  »a^o  (lau 
gume);  in  bei  ÜKifc^na  rr-Bo  (Bentcbot  1,S) 
unb  «n'ia  (Sota  9,  15),  ffienfc^fotin  (§m. 
46,  1—4;  48,  2  u.  0.),  ?[u8ettoä^Itfr  (45,  S; 
49.  2  u.  a.),  ©D^n  ©otteS  (105,  2.  4e§k 
7,  28.  29;  13,  32.  37.  52).  eimnat  fornmiW 
Semai^  „©o^n  bei  aB«be8'  Bor  (|»en.  62, 5). 
„So^n  ^DibS"  War  geiBS^nlic^.  ^ie  @ebnt  )a 
iSet^Ie^em  wirb  im  Saigum  ju  ÜDic^.  5, 1  bc 
rietet.  Sieft  Flamen  fßnnen  nur  einei  b^öma- 
ten  ©injefperfflnlit^ffit  brigelegt  njeiben.  Siiefrit« 
ift  !DIenf[^enfoI)n  unb  SotleSfo^n,  wtnn  oo^bit 
iltamen,  i^re  SJebeutung  unb  ajr  Sti^Itnifi  iii4l 
BoUftänbig  buic^fc^aut  merben.  ®ilt  tS  oie  Xtgtl, 
bafi  bei  3)?effio8  als  menfd^Iid^ei  JTSnig  unb  ^■ 
fc^ei,  bei  mit  befonbern  Jhaft  ®otleS  ausgerüpd 
ift,  auftreten  wirb,  fo  ifl  borf)  biefe  SluSrSPniig 
fe^c  Derfc^ieben  baigefleOt.  3n  ben  ©ib^inoi 
(3, 49 :  <äpä:  £vaQ  unb  ben  falomonif (^  ^fnlinai 
tiitt  bei  menft^Ii^e  ffönig,  b«  bui4  ben  ^figa 
@eift  mit  ana^t,  SßeiS^eit  unb  ©nrn^tiglnt  lai- 
gelüftet  ift  (Sßf.  17,  2),  in  ben  SJorbtrgruniij  a 
ben  Silbtneben  beS  genod^  unb  in  4  Ssbral  mirt 
bie  ^läejiftenj  betont.  ®ei  SleffiaS  wirb  gemmiiJ 
001  bem  ^tim  bei  @eifter;  et|e  bie  ©onne  m^litE 
3etdöen  gefdEiaffen  lourben,  ip  er  ouSemfi^It,  ifiMt 
bei  SBelt  gefc^affen  unb  Wirb  biS  in  Snighübn 
@ott  fein  (§en.  48,  3.  6;  tgl.  4  CSbr.  12, 32; 

13,  26.  52;  14,  9).  «n  einen  äfd^aifya^- 
flu|  i^  bei  ber  fc^ioffen  ©leEung  gu  jener  3nt 
g«:  ni^t  gu  benten.  ^ie  Xargume  ^obcn  bei  3|. 
7, 14.  aili^.  5,  2  ni^l  einmal  bie  Sungfrano- 
geburt  erwäbnl  unb  aud^  bie  ^arab^rafe  fon  3i, 
9,  2  gweibeutig  gegolten.  ©aS  eifd(ieiiieB  W 
WeffiaS  gefcgie^t  t>I3pdb  ouS  ber  aieiboigoAril 
l&eroot  (4  e8br.;  Sarg.  ÜJlii*.  4, 8),  »aS  bie  «c 
burt  nii^t  auSfi^Iiegt.  @in  Rainp\  beS  ^SUrffiiA 
gegen  feinblic^e  iüläd^te  wirb  fofl  übetaS  «t^ 
(©ib.  3,  633  ff.  4  gSbi.  13,  33  ff-),  boi^  i|l  mii- 
unter  bie  ©emeinbe  ©otteS  bol  erfte  3iel  btr  Sf 
feinbung  (^en.  90, 16).  3)n§  Surf)  öenwft  (J(l 
18. 19)  unh  befonbeia  bie  Assuintio  (10),  i» 
weldfiei  bei  5Reffioe  ni^t  genniml  wirb,  luflen  tii 
Seficgung  bet  geinbe  buri^  ^cijota  gef i^e^en,  lii 
anbeten  bui^  ben  SEReffiaS  (©ib.  3, 652  if.;  Philu. 
Depraein.etpoen.l6;  5Pf.S(iI.  17,  27.39).  Jr^ 
bei  9bO"'?P^  ftSbraS'  unb  ben  SBitbendwi  5*" 
noi$S  gef^ie^t  bieg  buid^  einen  Ui^efpniit  ^ 
gjtefriaä,  in  bet  apocal^pfe  SBatud^  unb  ben  Iw 
gumen  butd^  ftrieg  (40, 1.  2 ;  72,  6).  &p  u«* 
ber  SJemid^tung  bet  ©ottlofen  beginnt  bie  meffi«' 
nif^e  Seit  beä  0rieben8.  S)ae  meffianifi^  9m 
wiib  auf  ©ion  einigtet,  toei^alb  DorSlIemS»' 
falem  erneuert  wiib  (4  e8bi.  9,  8),  Man  e8  «■■ 
webet  gereinigt  wirb  ($f.  ©al.  17, 25. 33)  obeni» 
neues  3etufalem  Dom  ^immel  bmimt,  nm  «d 


1869                                                   aneffiai.  1390 

€).  40—18.  3f.  54, 11  ff. ;  60.  VßQ.  2.  7—9.  tinen  Dotläuftgen  Suftonb  btt  Oual  an  (bm.  22. 

3mö^.2,6— ISübgrieiftftDurbe.  esbefiniibf^oii  4  63bt.  6,  49— 56;  Sn^i^e  ©.  41).  S)ie  er^t 

twt  tnüm  im  $anibitä  itnb  tourbe  Sbrntiam  ilroitn,  roo^I  bit  öllcfte,  Bon  bei  aufeifit^ung  btr 

sab  HRofel  auf  btm  EBcigt  ©inai  gegeigt  (Dltioc.  ©ercc^ten  ftnbet  fic^  $f.  @al.  3, 16;  14, 2  ff.  unb 

»ot.  4,  2—6).  «u^  esbros  \a^  fS  im  ©efii^t  mar  ^n\i<i)t  ber  ipfjorijätr  (Jos.  Antt.  18,  1,  3; 

(4  esbr.  10,  44.  59).  es  wirb  ba3  alte  3eni-  Bell  Jud.  2,  8,  14) ;  bte  anbete  Sonn,  Ben  ba 

(ulfm  an ^tnlii^rrit  meit  übertreffen  (^en.  53, 6;  ?lu|er|lel)itnfl  Sder,  6et  fetnoii^, ?lpoc.  Soor.,  4  SB- 

90,  28.  29.  4  esbt.  7,  26).   3n  baSfelbe  wer-  btaS.acftatnentbetgiüBIf^QtriQrt^enunbünif^na. 

btit  bte  3fflroiten  üuä  ber  ^eibenroelt  jiirüÄ-  S)tt,nieI(^ebtn!inetfiQnit(^en3teitlieeinebefd6täntt« 

l^nn  (?f.  ^i.  11;  17,  28.  34.  SBuc^  SBar.  4,  Sauer  gefien  (SIpoc.  iSar.,  4  gSbraS),  lehren  ein 

36.37;  5,5—9).   SRodi  4  gsbt.  finb  bie  je^n  aÜgemeineS  ©eri^t,  bai  ®Dlt  übet  afle  ünenfi^en 

€tilinine  In  ein  btS  ba^in  unberoobnteS  fionb  Üla-  ^ält.  ®Dd|  galt  attgonein,  ba%  aät  ftommen  38« 

mens  SjORt^  gegogen,  um  bott  i^te  ©efejse  ju  be-  raelittn  an  ber  juhinftigen  SSeSt  t^tifiiabni.  ffioB 

obati^ttn  (13,39—47).  %n  bet@t)i|^  bei  neuen  Uttbeil  tnttb  na ^  bcn  SBeiten  gefällt,  »el^tinben 

9tri(!^  pel)l®Dtt  (©ib.  8,  704—706.  717.  756  ^immlif^enSBü^emaufgefc^ritbenrmb.  3)ie®ott- 

bi«759.  5ßf.Sal.l7,l;18,l;38;51);  bel^alb  lofoi  toerben  in  bo3  (ewige)  3euet  ber  ©(^enna 

Btib  tS  bös  ^nä)  @otteS  genannt  (@ib.  3,  47.  »erlogen,  bie  @etei$ten  in  baS  ^iatabieä  auf- 

48.  Sßf.@aI.17,4;  Ass.Kos.lO.l.S).  Sc^ulii^  genommen  netben,  m  fie  bie  ^jeflät  ©ottcfi 

ttie  bei  ben  ^rofi^ten  miib  balb  blo|  bie  ^n-  unb  feiner  Sngel  fd^uen  tnerben. 

alnumng  äerufalemS,  balb  bie  Singlieberung  in  in.  Sei  ^effiaS  beS  bleuen  3:eilamen- 

bitX^hatit  gcEetirt.   Sit  f)eiben  fif|iden  i!)re  ttä.  SieetfiiQungbermeffianifd^enSBeiSfagungen 

Ooben  in  ben  Xtmfiet  unb  toanbcln  na^  bem  ®f  in  (Stiri^S  ift  nefentltdi  anbete  erfolgt,  al3  baS 

(4  (©ib.  3,  698—726),  unb  Sott  rillet  ein  ffiälae  Subent^um  etmartete,  auä)  onberä,  aie 

9tei4  über  aDe  SRenfc^oi  auf  (766—783).  Sie  mau^t  ber  3eifgefd)i[^te  entlel^nten  Silber  bn 

Xaflcnb^ften  unb  S^rommen  etlangen  bie  fien-  ^lop^eten  tiermut^en  Ite|tn.  Sei  foimtSe  Untet- 

f^ft  über  bie  SSJelt,  unb  bie  ?lnbeten  untetffierfen  fi^eb  unb  bie  fa^Ii^  Uebtreinpimmung  btS  nrtrt« 

^  il)nen  au8  gfun^t  (Philo  1.  c),  ober  bie  hei-  liitien  HleffiaS  mit  bem  Mr^fienen  wirb  im  9teuen 

bcn  ^iitlbigcn  bf m  SneffiaS,  meil  fie  erlennen.  ba^  3:eftamentbabur^na[()geiiiiefen,  bageinerfeitibaS 

Sott  i^m  äna^t  txilie^en  ^at  ($en.  90,  30.  37 ;  gange  %Ite  Seftament  als  eine  gufammen^angenbe 

48,  5;  58, 1.  $f.  ©al.  17, 32—35.  ©ib.  3, 49.  gtolortige  5proff|tHe  unb  SJotbereilung  auf  Sfiri. 

«)iOt  !Bor.  72,  5.   Sarg.  San.  3a^.  4,  7).   3»  ftu8  bargefiellt  (3o^.  5, 46.  ÜRotl^.  11, 13.  2ue. 

ba  Assnmtio  foH  3ärael  auf  ben  9taden  beS  24,  44.  ^pq.  3,  18.  24)  unb  bie  einjelnen  Si- 

KblnS  treten  (10,  8).  —  Sa3  innere  Sebcn  im  lebniffe  unb  äBerle  bem  @angen  eingegliebert  toer- 

mcfftonifi^  £Reic^  nitb  aie  ein  3uftanb  ber  ben,  onbererfeite  aber  ber  naqreSiitnbieftiSDtiS' 

^rräbc  unb  SBornie,  bn  (Sete^tigteit  unb  Siebe  fagungenim®egenfa|jubenitbif^2neffuB^off> 

bargtftellt.  ©ttb^  bie  milbtn  X^iere  ^aben  i^re  nungen  ber  3uben  eif^loffen  miib.  SnBbefonbnt 

ro^  9IatuT  Abgelegt  unb  bienen  bem  Mmf^en.  niib  ber  leibenbe  Slttffial  mit  feinem  bie  SBelt 

mt  SäK  ijl  Don  ungemeiner  grud^tbarf  eit ;  SBofil-  betf iS^nenben  Opfer  am  ffreug  in  ben  SJtittelpunlt 

ftnb  unb  Üeberftug  ^leirf^  überall.  Sa§  fiebnt  beS  gangen  meffianifc^enSebenS  gefteDt.  ^infi^t- 

b(c^eUigen®emetnbeifleinfotttDä^tenbet@ottee'  lic^  beSSReidieS  ift  bie  ftrengt  Unterf^eibung  gmi- 

inafi  @elbft  bie  au3  ben  ®räbem  etftonbenen  fd&en  bet  er^en  unb  imtiten  Unhinft,  jn>ifd&en  ber 

Senaten  SSraelS  werben  an  biefem  ©lüde  ((feil-  Smiebrigung  unb  SSet^etrli^ung  Don  Weitttogen* 

nt^mtn.  SaSftIbe  ift  Don  ewiger  Sauet  (©ib.  3,  ber  Stbeutung  unb  guglei<!^  Ißeianlaffung  ju  einer 

49. 50. 766.  Sßf.  ©al.  17, 4.  ^en.  62, 14).  So^  ßfluterung  ber  gangen  glij^lologie. 

Btd)  ^ufig  nod^  eine  ^B^ere  ©eligleit  erwartet  l,3nbetSßetfon3efufinbbie3DeiSfagungen 

(«boc.  »at.  40,  3.  4  gäbt.  7,  26  f. ;  12,  34).  übet  bie  §erlunft  unb  bie  grfd^einung  he§  «DleffiaB 

Sotnil  ift  bie  Smeuerung  ber  Sßelt  oerbunben,  witfti^  in  grfüDung  gegangen.  Sefui  ift  auS  bem 

bie  entweber  mit  ber  mefrionifc^  Seit  (&en.  45,  ®ef^Ie^te  SoüibS  (fflatt^.  1, 1.  6.  2uc.  1,  27j 

4.  5)  ober  nai^  «blauf  betfelben  i4  I5§br.  7.30.  2,4;  3,31.  «pg.  13,  22.  23;  15,  16.  Möm. 

SI)  beginnt.  ^ietnuB  entftaub  bie  Unterji^eibmig  1,  3),  geboten  guSet^leliem  im  ©tamme3uba 

jlpif(^  bet  gegenwärtigen  unb  ber  gutimfltgeH  (iDialt^.  2, 1.5.8.  Suc.  2, 1— 10).  ©t  trat  aber 

»tltjcit  (nin  csi»,  «in  c^i>),  ^[t  meffianififie  nit^l  in  ber  gewSlinli^tn  SBtife  in  baB  ®ef(^Ie(^t 

3tit  Würbe  balb  gu  jener,  balb  gu  biefer  gcredtinet ;  ein,  fonhem  würbe  öom  ^eiligen  ©eifte  in  einer 

bie  JHtert  Hnf^uung  mar  für  leJtereS ;  man(^mar  3iiugfrau  ergeugt  (ßuc.  1,  31—35.  iDlatt^.  1, 

mit  Pe  mä)  alB  3mifd&ent>eriDbe.  SHot  bem  legten  20.  23).  Set  DIame  3efue  —  SRetter,  §eilanb, 

SeriiSt  erfolgt  bie  afigemeine^tuferfieljung.wel^e.  welker  i^m  gegeben  würbe  (aHlaltt).  1,  21.  Suc. 

tnl  ben  SabbucÄem,  bamalB  allgemein  geglaubt  1,  31),  erinnert  an  ben  grlöfei  beS  SBolteB  Don 

Wmt.  3n  ber  Swifd^engeit  na^m  man  für  bie  beffen  ©ünben.  ffleift  (flönige)  au§  bem  ÜKorgen- 

abttef<l6iebenen@ere(l&ten,  toroeitfieniii^tgur3:b«l'  I^nb  tamen,  Bon  einem  ©tem  geleitet  (ühim.  24, 

nomine  am  mefpanif^en  Seiche  aufetmetft  worben  17),  nad&3erufa[em,  um  ben  neugeborenen  ftönig 

ftini,  eine  Dorlöufige  ©eligFeit,  für  bie  Ungerechten  ongubeten,  unb  gogen  nad)  !Betl|Ie§em  (Snit^.  5, 2. 


1391 


5Dlcffia8. 


1S92 


SJKattl^.  2, 5. 6),  um  al§  93crtretcr  beS  ^cibentl^umS 
($f.  67,  30.  32;  71,  10.  3f.  49,  7;  60,  3.  10) 
bcm  51!ncffia§«if önig  ©cfd^cnfc  barjubringcn.  3)ie 
glud^t  nad^  ^eg^pten  unb  bte  Stüdfel^r  burd^  ®ot« 
tcS  C>y^  ictgtcn  bcn  SKcffiaS  aI8  bcn  ^ntitt)t)u8 
be§  jübifd^en  9$oIfeS,  ba§  ©ott  aU  feinen  Sol^n 
au8  acg^pten  berufen  l^atte  (ajlnttl^.  2,  15.  Df. 
11,  1).  S)cr  ftinbermorb  ju  Set^Ie^cm  gab  ber 
fliage  ber  Sll^nfrau  SRadftel  eine  neue  ©eleud^tung 
(2, 17  f.  3er.  31, 15).  ®a8  SBol^nen  in  5Rajaret§ 
öeronlafete  ben  ßoangeliften;  an  ben  ©pro|  unb 
bü§  5Rei8  au8  ber  SBuräel  3effe  ju  erinnern  (2, 23). 
m  »orlöufer  ift  il^m  nid^t  gliaS  fclbft  voraus- 
gegangen, fonbem  ein  öon  ®ott  gefanbter  !Pre« 
biger  im  ©eift  unb  in  ber  ffraft  be§  eiiaS  (2uc 
1,  17.  aWattl^.  11, 14;  17,  12.  13.  SKarc.  9, 3. 
12).  6r  felbft  tourbe  bei  ber  Saufe  üom  SSater 
im  §immel  alä  ber  geliebte  ©ol^n  erflärt,  an  mU 
ä}m  er  fein  SBol&Igef ollen  l^abe  (aWattl^.  3, 17). 
S)a§  ^ebräereöangelium  (Epiph.  adv.  H.  30, 13), 
Sufttn  CD.  c.  Tr.  88. 103)  u.  %  fanbcn  l&icrin 
eine  Scjiel^ung  auf  !Pf.  2,  7,  n)a§  um  fo  leidster 
möglid^  War,  al§  ber  l^cilige  ©eift  auf  3cfu8  l^erab« 
!am  unb  über  il^m  blieb  Qof).  1,  32)  unb  ber 
§err  felbft  ju  Slajaret^  3f.  61, 1  auf  fid^  bejog. 
„S)er  ©eift  ©otteö  ift  über  mir,  be^l^alb,  »eil  er 
mxd)  gefalbt  l^at,  Slrmen  bie  fro^ie  Sotfd^aft  ju 
bringen,  mid^  gefanbt  l^at,  5u  t)er!ünbigen  ©efan« 
genen  ^Befreiung  unb  Slinben  ©efid^t,  ju  entlaffen 
9}ertt)unbete  in  fjfrei^eit,  }u  t}erfünben  ba§  ange* 
nel^me  ^a^x  beS  ©eilS"  (2uc.  4, 18. 19).  3u  bie- 
fem  ©eifte  war  er  im  Sempel  ju  Serufalem  auf- 
getreten, um  il^n  öom  Unfug  beS  §anbel§  ju  rei- 
nigen, unb  feine  3ünger  erinnerten  fid^  an  baS 
SEßori:  „Der  6ifer  für  bein  §au8  öerje^rt  mid^" 
($f.  68, 10).  ©eine  öffentlid^e  2Bir!fam!eit  be- 
gann er,  nad^bem  er  ben  ©atan  befiegt  l^atte,  in 
©alilöa  am  @ee  ©enefaretl^,  auf  ba^  erfüOt  werbe, 
wag  burd^  ben  ^ßropl^eten  3foia8  (9, 1  f.)  DorauS- 
gefagt  würbe:  „Sanb  3<ibuIon  unb  Sanb  9lep]^- 
tl^ali,  ber  ©eeweg,  über  ben  3orban,  ©aUIäa 
ber  Reiben:  ba§  ^olf,  weld^eS  in  gfiuftemi^  fag, 
^at  ein  großes  Sid^t  erblidt,  unb  benen,  bie  im 
SobeSIanb  unb  ©d^atten  fa^en,  ift  ein  Sid^t  auf- 
gegangen" (9Katt]^.  4,  15.  16).  SBie  3efu§  in 
ber  Sergprebigt  jeigte,  ba^  er  als  ^ropl^et  er- 
fd^ienen  war,  um  baS  ©efe^  unb  bie  ^ropl^eten 
3U  erfüSen,  baS  ©efe^  nid^t  aufjul^eben,  fonbem 
3U  Dergeiftigen ,  bie  ©ered^tigfeit  im  ftttlid^en 
SBefcn  beS  SKenfd^en  ju  begrünben  unb  bie  9luf- 
gabe  beS  9)lenfd^en  in  baS  ©ammeln  Don  ©d^ö^en 
für  baS  ewige  geben  im  ^immel  ju  verlegen,  fo 
offenbarte  er  fid^  burd^  feine  SBunbertl^aten  als  ben 
öerl^ei^enen  ^ropl^eten,  weld^er  „unfere  ©d^wad^» 
l^eiten  auf  fid&  nal^m  unb  unfere  ffranf^eiten  trug" 
(SKott^.  8,  17.  3f.  53,  4).  gr  ging  uml^er  in 
allen  ©tobten  unb  ©brfern,  k^rie  in  i^ren 
©Qnagogen,  üerfünbigte  bie  fro^e  Sotfd^aft  beS 
feiles  unb  l^eiltc  jebe  ftronf^eit  unb  jiebcS  ©e- 
bred^en  (aWattl^.  9,  35).  ©e&l^alb  fonnte  er  bem 
gefongenen  Säufer  auf  bie  ?lnfrage,  ob  er  eS  fei. 


ber  ba  fommen  folle,  ober  ob  man  ouf  einen  m 
bereu  warien  foHc,  bie  3lntwort  geben:  „9Ä 
feigen  unb  Sal^me  gelten,  ^uSfa^ige  werben  letn 
unb  Saube  l^ören,  Sobte  flel^en  auf,  unb  ?(nncn 
wirb  baS  SoangeKum  geprebigt.  Unb  glü(!jdig 
ift,  wer  an  mir  fid^  nid^t  ärgert"  (TOattl^.  11, 5.6. 
3f.  35,  5;  61,  1).  3)iefe  einfädle,  otteS  «uffe^tn 
Dermeibcnbe  unb  Derbietenbe  mefftanifd^  %ija^ 
feit,  bie  fo  fern  t)on  bem  9luftreten  beS  erwarteten 
9J{ef ftaS«ff önigS  ber  ^l^arifäer  war,  bie  Ausübung 
einer  göttUd^en  ^rärogatioe  in  ber  Vergebung  ha 
©ünben  unb  bie  ^errfd^ft  beS  !Dtenf^enfo$ne§, 
wie  ftd^  3efuS  nad^  S)an.  7, 13  felbft  gern  nannte, 
über  ben  ©abbat  erbitterten  bie  teitenben  ftret|e 
ber  3uben  berma^en,  ba|  fte  ben  Sntfd^lu^  fo^ 
il^n  JU  tobten  (ÜRattl^.  12, 14).  ScfuS  lie^  fu» 
aber  nid^t  Don  bem  wal^ren,  Dom  SSater  im  ^im* 
mel  Dorgejeid^neten  unb  burd^  bie  ^ropl^eten  t)o^ 
auSgefagten  mefftanifd^en  SBege  abbringen,  tiid* 
mel^r  fud^te  er  in  ben  Smpfänglid^  burd^  eines 
geiftig-fittlid^en  ßinflu^  baS  ber  gtro^en  SKenge 
unbefannte  neue  ©otteSreid^  }u  grünben  unb  jn 
befeftigen.  „©iel^c,  mein  ffnedjt,  ben  id^  erwo^It 
an  bem  meine  ©eele  SBol^lgef aOen  f anb ;  i(^  toill 
meinen  ©eift  auf  il^n  legen,  unb  er  wirb  ben  881» 
fem  Siedet  Derfünben.  Sr  wirb  nid^t  janfen  unb 
nid^t  fd^reien,  nod^  wirb  man  feine  ©timme  l^ren 
auf  ben  ©äffen.  (Sin  jerfnidtteS  SRol^r  wirb  erntet 
gerbred^en  unb  einen  glimmenben2)od^tnid^tan§' 
löfd^en,  bis  er  baS  Siedet  l^inauSfül^rt  jum  @iege, 
unb  auf  feinen  9Jamen  werben  SBölfer  l^ojfen" 
maü^.  12,  18-21.  3f.  42,  1—4).  M 
Sieid^  ®otte§  fommt  nid^t  mit  ^omp,  unb  num 
wirb  nid^t  fagen:  fiel^e  ba  ober  bort  ift  eS;  benn 
ftel^e,  baS  Stetc^  ©otteS  ift  innerl^alb  Don  eu^' 
(Suc.  17,  20.  21),  b.  1^.  in  eurem  3nnem  ober 
in  eurer  SJiitte,  ol^ne  ba|  il^r  bei  euren  irbifd^ 
Hoffnungen  baS  bereits  erfd^ienene  9teid^  beS  alten* 
f  d^enf  ol^neS  wal^rgenommen  unb  erfannt  fyiht  3)en 
Ungläubigen  Derweigert  3efuS  baS  meffiani|(^ 
3eid^en.  @S  wirb  bem  böfen  unb  el^ebred^f^tn 
®efd|led^t  fein  3^i^^n  gegeben  werben  als  ba§ 
3eid^en  3ouaS%  bcS  ^ropl^eten.  „SQBie  3ono§ 
brei  Sage  unb  brei  9täd^te  im  Sandte  beS  ^ifd^ 
war,  fo  wirb  aud^  ber  SRenfd^enfol^n  brei  %si^ 
unb  brei  9Jäd^te  im  ©d^o^e  ber  6rbc  fein"  (JRott^. 
12,  39.  3on.  2, 1).  Son  nun  an  rebet  3eftt§ 
5um  Solfe  nur  me^r  in  ©leid^niffen,  bamÜ  jie 
fel^enb  nid^t  feigen  unb  l^örenb  nid^t  l^örennod^tier» 
[teilen ,  unb  el  erfüllt  fid^  bie  SßeiSfagung  beS 
3faiaS  (SKattl^.  13, 14  ff.  3f.  6,  9  f. ;  DgL  H 
12, 40.  9lpg.  28, 26. 27).  „3)ie|  rebete  3e|u8  in 
©leid^niffen,  bamit  erfüUt  werbe,  waS  bur^  ben 
^Propl^eten  gefagt  ift:  3d^  werbe  meinen  SRunb  i« 
© leid^niffen  öffnen  unb  werbe  ouSfd^ütten,  »aS  wr« 
borgen  ift  feit  ber  ©d^öpfung"  (TOatt]^.  13, 34.35. 
^f.  77,  2).  S)ie  ^arifäer  unb  il^re  «n^nger 
baben  burd^  il^re  Seräu^ertid^ung  beS  ®efe|e§  ben 
©eift  beS  ©efe|eS  Demid^tet,  wie  3faia8  fagt:  ,5)ic» 
feS  SSolf  el^rt  mid^  mit  feinen  Sippen,  fein  ^erj  ober 
ift  fem  Don  mir"  (9Katt]^.  15,  7.  3f.  29, 13). 


aWelliaS. 


1894 


btgitmt  3e[u§  oud^  baS  Seiben  unb  ben 
SRenf^enfol^ineS,  bie  er  mteberl^olt  ange- 
itte  (3o]&.  %  19;  3, 14;  6,  51.  71 ;  7,  34; 
8),  in  brcigliebriger  (Stufenfolge  immer 
rauSsufagen.  SucaS  t}erfQumt  nid^t  bei- 
bo|  e§  bon  ben  $ro))]^eten  t)orau§t)er- 
fci  (18,  31  ff.  3f.  50,  6;  53,  3.  4.  11. 
2. 17;  68,  22).  3n  gleici^cr  SDßeife  bc- 
bcr  ^luferftonbene  auf  bie  ^ropl^cten. 
nU^t  @i]^n)tu3  bieB  aUe§  leiben  unb  fo  in 
Tlic^feit  eingel^en?  Unb  er  erflärte  il^nen, 
tb  t)on  9Rof e§  unb  Don  allen  ^ropl^eten  in 
^ften,  baS  über  il^n  ©cmeiSfagte"  (2uc. 
Seöor  aber  bie  Erfüllung  biefer  boppelten 
ungen  nad^  feinem  SSBiQen  unb  in  ber  t)om 
{Hmmten  @tunbe  begann,  foQte  einerfeitS 
\  nod^  einmal  nad^  bem  $ro))^eten  feinen 
m  3Wcffia8«ftönig  begrüben,  onbererfcitS 
Parteien  bie  fd^redRiti^en  ^folgen  i^reS 
n  Unterfangend  gegen  ben  @efalbten  be3 
nb  ben  @ot)n  ®otte§  Dor  ^ugen  feigen. 
g  ber  SSorauSfage  gemö^  auf  einem  SfelS- 
X  ber  ©cite  be§  SWuttertl^iereS  in  3eru» 
u  »Saget  bcr  Soc^ter  ©ion :  ©ie^e,  bein 
mmt  5U  bir,  fanftmüt^ig,  Ji|enb  auf  einem 
einem  fjüllcn,  bem  ©pröpling  eine§  Saft« 
iRott^.  21,  5.  3ad^.  9,  9).  S)ie  SKenge 
[UDiSfürlid^  ber  S3a^r]^eit3eugnig  geben: 
la  bem  @o|ne  2)aoib§!  ®e))riefen  fei,  ber 
it  im  9iamen  beS  ^erm!  ^ofanna  in  ber 
(5Katt^.  21,  9.  ^f.  117, 26.)  SOäic  beim 
)er  2Bir!famfeit  reinigte  er  mieber  mit  mef« 
:  !Dlad^tt)oQfommen]^eit  ben  Sempel  unb 
i^en:  „Sg  ftcl^t  gef daneben:  mein  ^au§ 
ktl^auS  genannt  merben;  il^r  aber  ma^t  e§ 
SäuberW^Ic"  (21, 13.  3f.  56,  7.  3er.  7, 
L  ben  über  ben  3ubel  beS  $oI!e§  unmiUi« 
enprieftem  unb  ©d^riftgelel^rten  fagte  er 
)abt  ii^r  nid^t  gelefen:  9lu§  bem  SRunbe 
unbigen  unb  ©öuglinge  l^aft  bu  Sob  be« 
[21, 16.  $f.  8, 3.)  3nbem  er  fie  bann  an 
d^^  öom  SBeinberg  (21, 33  ff.  3f.  5, 1) 
len  t)on  ben  ©auleuten  öermorf  enen  Stein, 
[um  edtftein  geworben  ift  (21,  42.  $f. 
f.;  ogL  9lpg.  4,  11),  erinnerte,  fagte  er 
le  Sertoerfung  unb  iBerbammni^  ))oraud. 
%  @otted  n)irb  il^nen  genommen  unb  einem 
geben  loerben,  meld^ed  bie  f^rfic^te  be3> 
)IIbringt  3"ni  ©d^Iuffc  ber  ©treitreben 
len  aber  3efu§  au§  ber  ©d^rift,  ba|  er 
a  beS  feerm  beS  SQSeinbergS  (21, 37),  ber 
fotte§  ]ei.  „Wvt  nennt  nun  2)at}ib  im 
n  einen  §erm,  inbem  er  fagt:  6§  fprid^t 
}u  meinem  ^erm:  ©e^e  bic^  ^u  meiner 
bid  id^  beinc  fjfeinbe  unter  beine  f^ü^e 
Icnn  alfo  ©aöib  il^n  ^erm  nennt,  toie  ift 
>o]^?  Unb  feiner  fonnte  il^m  ein  SBort 
t,  unb  üon  ienem  £age  an  magte  niemanb 
n  ettoaS  ju  fragen"  (22,  43—46.  $f. 
Sad^em  3efu§  fid^  felbft  am  93orabenb 
ol^efieS  aI3  91ntitQpu§  be§  $affa^Iamme§ 


bejeid^net  unb  baS  neue  SKal^l  ber  Siebe  eingefe|t 
^^\it,  n)ei§fagte  er  ben  Abfall  ber  3ünger  na$  ber 
geftnalime  be§J)irten  (26,  31.  3ad^.  13,  7)  unb 
Iie|  fi(^  ol^nc  SBiberftanb  feftnel^men,  auf  bafe  bie 
©Triften  erfüEt  mürben  (26,  54.  56.  Älagel  4, 
20).  ^I§  3nba§  bie  golgen  feineS  Serratl^eS  fal^, 
toarf  er  bie  30  ©ilberlinge,  um  meldte  ber  öirte 
t}erratl|en  morben  mar  (SJiattl^.  26,  15.  3od^* 
11, 12),  in  ben  Sempel  3)ie  ^ol^enpriefter  gaben 
aber  ba§  991utgelb  für  ben  3ldfer  eineS  SöpferS 
aum  Segräbnife  ber  fjfremben  (27,  7  ff.  3ad^.  11, 
13).  S)ie  ©olbatcn,  meldte  3efuS  jmif^en  jmei 
Uebeftl^ätem  (Suc.  23,  33.  3f.  53,  12)  freujig« 
ten,  tl^eilten  feine  jfleiber  unter  ftd^;  ben  unge> 
nöl^ten  SiodC  moDten  fte  aber  nid^t  jeneigen,  fon« 
bem  marfen  ba§  Soo3  über  il^n,  bamit  bie  ©d^rift 
erfüllt  »erbe:  „©ie  jcrtl^cilten  meine  ftleibcr  unter 
fid^,  unb  über  mein  @)emanb  marf en  fie  baS  SooS'' 
(3o]^.  19,  04.  $f.  21,  19).  S)ie  ^ol^enpriefter 
läfterten  ben  ®ulber  unb  fprad^en:  „6r  l^at  auf 
®ott  vertraut;  er  möge  il^n  nun  retten,  menn 
er  miß;  benn  er  fagte,  er  fei  ber  ©ol^n  ©otteS" 
(Sölattl^.  27,  43.  $f.  21,  8.  9).  Um  bie  neunte 
©tunbe  rief  aber  3efu§  mit  lauter  ©timmc:  9Kein 
©Ott,  mein  ®ott,  marum  l^aft  bu  mid^  öerlaffen?" 
(SWattl^.  27  >  46.  ^f.  21,  2.)  ^Unb  3efu§,  ba 
er  mu|te,  ba|  Wt^  bereits  DoUbrad^t  fei,  fprad^: 
3d&  bürfte;  bamit  bie  ©d^rift  erfüllt  merbe"  (3ot|. 
19, 28.  $f.  68, 22).  „Unb  3efu§  rief  mit  lauter 
©timme:  Sater,  in  beine  ^önbe  lege  id^  meinen 
®eift"  (Suc.  23, 46.  gSf.  30, 6).  Ueber  bie  Deff- 
nung  ber  ©eite  aber  bemerft  ber  gDangelift,  e§ 
fei  gefd^elien,  ba&  bie  ©d^rift  erfüttt  merbe:  „6in 
Sein  merben  fie  nid^t  jerfd^lagen",  unb  mieber: 
„©ic  merben  auf  ben  fd^auen,  meldten  fie  burd^« 
bol^rt  l^aben"  (3o]&.  19,  36. 37.  ßj.  12, 46.  $f. 
33,  21.  3ad^.  12,  10). 

2)urd^  Seiben  jur  ^errlid^feit  galt  aud^  für  ben 
SKefftaS,  ja  für  i|n  ganj  befonberS  (3o]^.  17, 1  ff. 
$^il.  2,  6—11).  S)urd^  bie  9tuferfte|ung  unb 
^immelfal^rt  erljielt  baS  Silb  beS  leibenben  Sr» 
]&fer§  erft  einen  befriebigenben^bfd^IuB.  S)a  ging 
erft  baS  $rotoet}angeltum  gan^  in  Erfüllung;  ber 
©d^Iange  mürbe  ber  ßopf  gertreten,  ber  ^50e  ber 
©ieg  entriffen,  bem  2:obe  ber  ©tad^el  genommen, 
«tö  am  erftcn  ^fingftfefte  bie  SOäeiSfagung  3oetö 
Dom  ^uSgie^en  be§  l^eiligen  ®eifteS  in  Erfüllung 
gegangen  mar,  fagte  $etruS  gu  ben  erftaunten  3u' 
§örem:  „%^xi  l^at  ®ott  aufermedft,  inbem  er  bie 
©d^merjen  beS  ZobeS  löste,  meil  eS  nid^t  möglid^ 
mar,  ba|  er  Don  bemfelben  feftgel^alten  merbe;  benn 
2)aDib  fagt  mit  SSegug  auf  il^n:  3d^  fe^e  meinen 
^erm  beftönbig,  »eil  er  ift  ju  meiner  SRed^ten, 
bamit  id^  nid^t  »anfe.  S)arum  ift  mein  ^erj 
frol^,  unb  meine  3unge  jubelt;  aber  aud^  mein 
Qfleifd^  nod^  »irb  in  Hoffnung  rul^en,  »eil  bu 
meine  ©eelc  nid^t  in  ber  Unterwelt  laffen  »irft, 
nodft  beinen  ^eiligen  95er»efung  fd^auen  (^g.  2, 
25  ff.  ^f.  15,  8—10.  9lpg.  13, 35).  „Sa  S)a« 
Dib  $rop^et  mar  unb  »u^te,  bag  il^m  ®ott  ge^ 
f d^moren  ^atte,  feinen  £^ron  ju  befe^  mit  Ofnid^t 


fein«  Senbtn  (?ßf.  131, 11),  fo  ^t  er  In  SBorau§- 1 
fidit  oon  ber  tttujerftc^una  G^rifti  gefprocEieii,  baß  . 
n  nirf)t  ber  Unteimelt  ü6erla((en  fei  unb  (ein  rflti^i) 
bie  SBertoefung  nit^t  [e^e.  91a{^bem  tr  jur  SRed^- 
tcn  ©olltS  erlöst  roorben  unb  er  anä)  bie  3)er- 
^tifeung  bcf  tieiligen  ®Eifle3  uom  SJoter  in  6m- 
pfang  gtnommen,  |d  ^at  er  baS  auigegof^en,  tuaS 
i^r  ba  feilet  unb  ^üret.  Senn  S)at)tb  ift  ni^t  jum 
£limmel  aufgeftiegtn;  er  |agt  aber:  €S  f^irt^t  ber 
^err  gu  meinem  &erm:  jetfe  bic^  ju  meiner  91t$' 
ten,  bii  id^  beine  §einbe  unter  beine  ^üge  legt"  (2, 
34.  35.  ^f.  109,  1).  gbcnlo  teruft  ^ä)  ^etniS 
auf  Sleut.  18, 15.  @en.l2,3;  22. 18  (Dg!.®ar. 
3, 8);  Ep^üippus  erdärt  bem ffämmtrer  3i-  53,  7 f. 
(«pg.  8,  32  fl.);  Sliautu§  tmift  fic^  ouf  bie  Er- 
füllung berSerl^eiftungen  in  beratuferfte^ung  {9Ipg. 
13,  32  f.  fCf.  2,  7  i  Dgl.  §e6r.  1,  5.  3f.  55,  3). 
„S)enn  i^  Iiabe  eud(|  uor  9iaem  überliefert,  »a§ 
auc^  ic6  empfangen  fiate,  ba^  E^riM  fö'^  unf"^' 
Sünben  gef^orben  ift  nai^  ben  Sd^riften,  unb  ba^ 
er  begraben  »uibe,  unb  bag  er  am  britten  S^age 
auferwedt  ftorbcn  tft  nad&  ben  ©(i^riften"  (1  Sor. 
15,  3.  4).  ffiiefee  Sßkr!  (SotteS  ift  fo  gro^.  ba^ 
bas  SßJort  be9  ¥ropI)tten  Änmenbung  finbet: 
„©e^et,  i^r  SBeräc^tet,  nmnb«t  tuä)  unb  wrgel)ri ; 
benn  ii^  uotlbringe  ein  SBerl  in  euren  iagen,  ein 
äßerf,  baS  i^r  nimmermehr  glauben  merbet,  nenn 
man  eS  eut£|  erjäl)»"  (§a6.  1,  5.  Wpg.  13,  41). 
2.  lieber  bie  9(aturen  unb  bie  Scmter  E^ri^ 
finb  bie  5lrtt.  E^fluä,  erl&fung,  3efu§,  SogoS 
ju  Dtrglei^en.  Ein  $unlt  ift  aber  bitr  befonberS 
fierborgutieben:  bieSe^re^efu  DomSteid^e  ©ot- 
te9,  iceldie  burc^  bie  Unterfc^eibung  jtDifc^  ber 
erflen  unb  itoeilen  9tntunft  einen  toefentlic^en 
Unterft^ieb  jum  erwarteten  SReic&  oufweist.  3roor 
beben  ouc6  bie  ^ropbeten,  befonbetS  bie  fpäteren, 
iDie  3mntia§  unb  Sjec^iel,  ben  geiftig-fittlif^en 
eboi^aler  bei  9teid^e§  ©oHeS  im  bleuen  Sunb 
nai^brüdlidd  fieniDTge^otien ;  aber  ber  ganjen  $rO' 
p^etie  tft  eS  eigent^ämlid^,  bie  Bufunft  mit  ber 
@egenniart  ju  »ecbinben  unb  baS  meffiontfdEie  SReic^ 
oie  ein  !Reid|  ber  ^errli^teit,  be§  @[ü^  unb 
bei  5Srieben§  mit  ber  (erften)  «ntunft  be8  «KeffiaS 
beginnen  gu  laffen.  91u(|  nenn  nod^  eine  bB^ere, 
jeiiftitige  ©eligteit  ertsartet  mirb,  gef^te^t  tS  nid^t 
auf  ®runb  einer  jttieiten  Slnhinft  be§  TOeffiaS. 
©et  Uebergang  oon  bem  Jejiigin  SBeltalter  in  baS 
jutünftigc  wirb  aber  mit  ber  3eif  bo^  immer 
florier  betont  unb  oon  einem  tounberbaren  art 
®oHe§  erhofft.  Saä  ÜJtifeuerfiänbnife  ber  Sßro- 
Pbetie,  bie  oDerbingS  ben  limmlif^en  Sinn  jum 
SJerflänbnil  erforberte,  ^at  nebfl  ber  gefnmmten 
pDlitifi^en  SRid^tung  nerf^ulbel,  bafe  bie  Suben 
ber  Weinung  waren,  e8  müf|e  alsbalb  mit  ber 
9lntunft  be3  SDleffiaS  ein  parQOiefifct)e§  Seben  fei- 
nen Anfang  nehmen,  9lun  b"'  Strar  3efu8  wo^l 
flrant^ilen  gebeilt,  Sobte  oufemedt,  Seufel  au8- 
getrieben,  hungrige  gefpeist;  aber  toie  er  felbfl  ft(^ 
emiebrigle  unb  bem  Seiben  unb  Xob  unterwarf, 
fo  wollte  er  au(^  biefe  folgen  ber  ©ünbe  au3  bem 
Steid^e  ®otte3  nid(it  entfernen.  Er  ^atte  feine  Wa^l 


iiaS.  1396 

über  fie  gejeigt,  l^atle  in  feinem  SJorbilbc  ui^  ii 
feiner  ®nabe  bie  geiftige  Ueberroinbung  grie^; 
aber  ba§  SReid^  ber  ©etigfeit,  wo  jebe  Sbräw  * 
geroif^t  wirb  unb  flranfbeit  unb  lob  nii^t  miSf 
^errf^en,  ^at  er  in  ba§  3enfctl§  unb  itn  tK£n 
Umfang  in  bie  3eit  nadti  fetner  gmeilen  Inbiift 
ütrlegt.  ©einSJei^  ift  nid)t  t>on  biefer  SBett  Oti 
18, 36),  unb  er  ba^er  ber  SBelt  »er^afet  (7, 7),  ntt 
feine  Sünger  (15, 19  ff.  3JiaH^.  10,  24.  8iit.6, 
40).  S)aä  9iei^  @otte«,  tueldtiee  3efu§  auf  (SAa 
geftiflet  fyit,  foK  burdb  99u^e  unb  älugenb  trii 
©laubigen  für  ba§  SReicE)  ®oäeS  im  ^linnnel  Wf 
bereiten.  3)ie  Seinen,  flinblic^en,  ©anftmüt^ 
Sßarmbei^igen,  Srauemben,  ©etet^ten,  SätrfolBta 
^aben  %^eil  am  ^immelreicb-  SloS  @eb(4  ie 
@oMe§'  unb  ^üd^ftenliebe  ift  baS  @mnbgef4  tri' 
felben ;  an  il^m  tiangen  baS  ®t\t^  unb  bie  $0' 
Poeten.  S)ie  Jhaft  jur  Erfüllung  brSfelben  niit 
bem  @täubigen  bur^  baS  iBab  ber  SBiebergetint 
o^ne  Welcf|e§  niemanb  in  baS  9)ei^  @otteS  ei» 
ge^en  Tonn.  Derlie^  unb  bur^  baS  SSa^l  In 
Siebe  immer  wieber  erneuert  unb  Derme^rt  Kt 
gättlid^e  Jhaft  ift  e§,  burc^  weld^e  baS  9Iet^  9m 
fict)  üu^erlid^  aulbreilel  unb  innedi^  um»imWl 
unb  Mrebelt  («Diattb-  13,  31  ff.),  fo  bo|  eS  oB 
bö^fteS  Aleinob  ertauft  (13,  45  f.)  imb  ODH  ken 
@eliKiItigen  an  fi^  geriffen  wirb  (11, 12).  tk 
Slpoflel  »erlünbigten  biefee  Sleidi  @otte§  mäit 
3uben  unb  Reiben  (9lpg.  8,  12;  19,  8;  20, 25; 
28,  31).  ©ie  bejfitbnen  boBfelbe  a»  ein  9ri4 
baS  nid)t  Sranf  unb  ©petfe  ifl,  fonbem  @mSr 
'  tigteit  unb  abriebt  tm  Eiligen  ®eif!  (Stöm.  14,17). 
E3  ifl  ein  Seid^  be«  göttlid^  @obne3,  in  »tl^ä 
@Dtt  bie  Gläubigen  t)erfe|t  (tat,  inbem  et  fie  ml 
bet  «Dlad^t  ber  gin^mil  befreite  (SoL  1, 13). 
®er  ontle  SBefiJf  belfefben  beginnf  aber  etfi  nü 
bem  3:obe  ober  biclme^r  mit  ber  aBiebeifamft  M 
^erm.  3efuS  ^al  fetbfl  wieber^olt  feine  Ifmafit 
als  Snfong  für  ba3  Sittt^  ber  ^errli^feit  oma^ 
gefagt.  „ES  toirb  bet  ^enfi^tnfo^n  tommen  ii 
ber  ^ettlic^Ieit  feines  S)aterS  mit  feinen  ßngdx, 
unb  bann  wirb  et  jebera  oergelten  iw^  fei- 
nen SQerfen.  SBabritc^,  i^  fage  eu^,  einige  tm 
btefen,  wel^e  ^ier  fteben,  Werben  ben  Xob  mH 
toflen,  bis  fie  ben  SRenf^enfol^n  in  fdn  SM  tov 
men  feigen"  (HRatlb-  16,  27).  SWmi  fnibel  te 
S!BeItemeuetung(^ltngeneiie)pott,  inAbetWe» 
f ^f o^n  wirb  @tridbt  galten  &o^.  5, 27  ff.),  bA 
bie  Upofltl  auf  }w51f  tl^onen  tiic  glpNf  @tfine 
3StaeIB  rid^ten  (iDtatt^.  19,  28).  „SBani  ote 
ber  ajlenfd^enfobn  in  feiner  ^eixlit^  ImB»* 
wirb  unb  aüt  feine  Engel  mit  i^m,  bomt  wirti  b 
auf  bem  S^rone  feiner  §errlid^[eit  filKO.  i»li  « 
werben  alle  SSöKer  oor  il|m  »crfammtU  tDeri«. 
unb  et  wirb  fie  oon  einanber  fd^tiben,  oie  te 
^irt  bie  ©c^afe  oon  ben  SSden  trcmH'  u.  f  n 
(5)lalti  25,  31  ff.).  Einem  ieben  wirb  neraolW 
nat^  feinen  Sßerten ;  inBbefonbert  moi^t  bei  0* 
bie  SBerfe  ber  leiblid^en  unb  geijtlii^  ^äf 
berjigteit  naml^aft.  Sitfefiitn  ^ooen  ata  i^ 
®runb  in  ber  religiös- jiWic^  ©trinmtufl.  ^^ 


1397 


aOZeffiad. 


1398 


Btebe  unb  SSorml^ersigfeit  n)ie  er  in  ber  iBerg» 
prebigt  gejetgt  l^t.  9Die  ^poftel  lieben  biefen  ^unf t 
bcfonberö  f^ttiox.  jfein  Un^üd^tiger,  &ithxti^tx, 
Rnaboifd^önber,  ©einiger,  ©ö^enbiener  u.  f.  id. 
tDteb  boS  Sleid^  @otteS  erben  (Spl^.  5.  5.  1  Sor. 
6,  9;  15,  50.  ®d.  5,  21).  gür  bic  gfrommen 
unb  (Sered^ten  ift  ber  Zag  ber  prüfte  ein  Zog 
bcr  fjfreube,  für  bie  Söfen  ein  Sog  beS  Sd^redenS 
C»öm.  5,  17 ;  8, 17.  2  Xim.  2,  12.  3ac.  2,  5. 
2  ^.  1. 11).  S)er  §err  felbft  l^t  bie  jünger 
auf  bie  SBol^nungen,  meldte  er  il^nen  beim  93ater 
im  ^immel  bereiten  toerbe,  l^ingemiefen  (3ol^.  14, 
2.  8.  SKatt^.  24,  3.  37.  39).  ®ie  apoftel  fan- 
bell  in  biefer  Hoffnung  ein  ^QU))tmoti))  bed  d^rift« 
liSim  ®IaubenS,  ben  l^öd^ften  Xroftgrunb  in  ben 
Beiben  biefer  SBelt  (1  Eor.  15, 23.  1 2^eff.  3, 13; 
4, 15;  5, 23.  2  S^cf}.  2, 16.  3ac  5,  7  f.  2  gJetr. 
i,  1 1 ;  8, 4).  3)ie  Seit  ber  anfunft  ^ai  aber  3efu8 
obfii^tUd^  unbe^mntt  gelaffen.  „^  Setreff  jene§ 
ZogeS  imb  ber  @tunbe  mei^  niemanb  etmad,  aud^ 
ni^t  bie  Sngel  be§  ^immeld,  aud|  nid^t  ber  @ol^n, 
foid^em  aMn  ber  IBater"  ORott^.  24,  36.  42. 
44.  50).  IQielmel^r  mirb  ber  ^err  fommen,  toxt 
ber  Sieb  in  ber  92ad|t,  fo  baf  bie  Jhted^te  ftetd 
IBX  Xe(^c^ft  bereit  fein  unb  Oel  in  ber  Sampe 
(oben  muffen.  SBeil  3efud  fd|einbar  feine  SQßie« 
beifimft  ben  Sängern  nod^  ju  il^ren  fiebjeiten  in 
«iiSftd^t  gefieEt  (^attl^.  16,  28)  unb  in  propl^e- 
tif^er  SBeife  bie  SQBeiSfogung  über  bad  ©erid^t  mit 
ber  SBeiSfagung  über  bie  3erft5rung  ^terufalemS 
becbunben  l^t  &laüf).  24, 29.  aRarc.  13, 24.  Suc. 
21,  25),  fo  bilbete  Jid^  bei  SRond^en  bie  aJleinung, 
ba|  bie  ^rufie  amalh  ftattfinben  merbe,  obwohl 
3efiiS  nic^  unterlaff en  l^atte,  auf  eine  längere  $auf e 
Itinjutoeifen,  mie  bie  ©leid^iffe  Dom  ^immelreid^ 
(Wattig  13),  Dom  untreuen  ^ed|t  (24,  48)  unb 
ton  ben  flugen  unb  tl^örid^ten  2[ungfrauen  (25, 5) 

Seit  Sie  apoftel,  loeld^e  felbft  ben  3eit))unft 
t  U)tt|ten,  fteOten  fd^on  im  Sntereffe  beS  fttt« 
fid^  Bebend  bie  $arufte  aI3  nal^e  beDorftel^enb 
bar^  fo  bog  $aulu§  im  ^meiten  33riefe  an  bie 
Z^alonid^er  bie  ©laubigen  megen  ber  unter- 
bcffen  Serfiorbenen  tröften  unb  $etru3  (2, 3, 1  ff.) 
Mnr  uBerf)xnmten  ßnoartungen  nmmen  mu^te. 
SMe  ftird^enDdter  l^ben  feit  Suftin  jmifd^en  ber 
cpcDTi]  unb  deuTspa  rapoucna  unterf^ieben,  aber 
Quf  ®ntnb  ber  SpocalQpfe  Dielfad^  bie  balbige 
ScSnbung  eines  neuen  ^eid^ed  em)artet  (Sl^iliaS- 
nmS),  bis  bie  Sl^ftianifirung  be§  römifd^en  @taa* 
M  icigte,  ba|  @ott  mit  ber  civitas  Dei  auf  (Srben 
imbm  fOftd^ten  l^be. 

S>ie  3cU]^,  meldte  ber  gmeiten  ^nfunft  be§ 
DlefftaS  DorouSgeben  merben,  ent|pred^en  ben  Don 
^tn  ^^pfj^ta  für  baS  mejftanifd^e  (Serid^t  gemein» 
iogtat  Seidben.  SRattl^öuS  gibt  Hop.  24  bie  aud- 
vfjitliSfitt  €d^ilberung  biefer  S^id^^n  auf  ber  6rbe 
od)  am  ^immel,  b^It  aber  ba§  ßnbgerid^t  unb 
ric  3ccftötung  3erufalem§  nid^t  ftreng  au§ein» 
iiAer.  9uf  ßrben  entfiebt  eine  allgemeine  92ot]^ ; 
junger,  ^pie{!  unb  ßrbbeben  löfen  alle  Orbnung 
nf ;  efi  ^rif(j)t  eine  fd^redflid^e  Safterbaftigfeit  unter 


ben  ajlenfd^en,  ein  Ärieg  Sitter  gegen  äHe  in  Qfa- 
milie  unb  ©taat.  6in  attgemeiner  Slbfatt  folgt, 
fo  ba^  felbft  bie  9lu§em)ö^lten  nmnfenb  mürben, 
menn  iene  Zage  nid^t  abgefürgt  mürben.  S)ann 
fommen  gemaltigc  ßreignifje  am  ^immel ;  ©onne 
unb  SKonb  merben  Derftnftert,  bie  (Sterne  fatten 
Dom  §immel  u.  f.  m.  „®ann  mirb  baS  3^«^«« 
beS  anenfd^enfol^neg  am  ^immet  erfd^einen,  unb 
e§  werben  Hagen  atte  Oejd^led^ter  ber  ®rbe,  unb 
fte  merben  ben  ÜRenfd^enfol^n  auf  ben  SSßolfen  be§ 
^immel§  mit  9)2acbt  unb  ^errlid^feit  fommen 
feigen.  Unb  er  mirb  feine  ®ngel  mit  großer  ^Jo« 
faune  auSfenben,  unb  fie  merben  feine  Sludermäblten 
aus  ben  Dier  äßinbrid^tungen  Don  einem  @nbe  beS 
§immetö  bi§  jum  anbem  fammeln"  (25,  29.  31. 
1  %^t%  4,  15  f.  2  %^.  1,  7  ff.  Sgl.  b.  %xt 
(Serid^t  unb  ^^berger,  S)ie  d^riftlid^e  ۤd^atoIogie, 
1890,  190  ff.),  eine  auffattenbe  ^arattele  bat 
biefe  ^arufie  mit  ber  erften  ^nfunft  beS  SKeffwö 
barin,  ba|  ibr  gleid^fattS  ein  SSorldufer  Dorangebt, 
aber  freilid^  nid^t,  um  bcm  9)2enfd^enfo]^n  ben  äBeg 
p  bereiten,  fonbem  um  bie  Sßelt  gum  9lbfaD  Don 
ibm  p  Derleiten.  3efuS  fagt  DorauS,  bap  falfd^e 
aHeffiafJc  auftreten  merben  (9Hatt]^.  24,  5. 11); 
ber  ^oftel  ä^^anneS  begeid^net  ben  |)auptre))rä* 
fentanten  biefer  feinblid^en  SOtad^t  als  Slnti^rift 
(1  3ob.  2,  18.  22 ;  4,  3.  2  3ob.  7) ;  ber  «^joftel 
^iauIuS  bat  über  bie  3^t  unb  bie  £b<itigfeit  beS« 
felben  Slnbeutungen  gegeben  (2  %i^t^.  2;  DgL 
Dffenb.  13  u.  b.  art.).  «ud^  bie  apocal^pfe  Sa- 
rud^S  (40)  fennt  biefe  SßeiSfagung.  3n  fpöt* 
rabbinif d^en  Cuetten  f ommt  für  biefen  SQBiberf ad^er 
beS  aSoIfeS  SSrael  ber  ^uSbrudf  SlrmiluS  (Slo- 
muIuS?)  Dor;  ebenfo  mirb  nad^  Sg.  38.  39  baS 
SQßieberauftreten  beS  ®og  unb  9]>}agog  ermartet 
(Dffenb.  20,  8.  9).  ffiie  »ird|enDäter  l^abcn  bie 
mirflid^e  grfd^einung  beS  ßliaS,  in  beffen  ®ei{l 
unb  »raft  ber  löufer  bie  crfte  »nfunft  beS  SBief- 
fwS  Dorbereitete,  für  bie  gmeite  Slnfunft  für  toal^r- 
fd^inlid^  gel^alten. 

aJKt  »ed^t  bot  nid^tS  bie  alten  Sl^rißen  fo  fel^r 
Don  ber  ©laubmürbigfeit  beS  SbriftentbumS  über« 
geugt,  als  biefe  munberbareSSorberettung  beS  fiebenS 
unb  SBirfenS  Sl^rifti  im  ©angen  unb  im  Singel« 
neu.  Ser  Sinmanb,  ba|  biefeS  93ilb  ber  SBeiS- 
fagung  nad|conftmirt  fein  fönnte,  fam  ibnen  gar 
ni^t  in  ben  Sinn,  meil  fie  eine  fold|  gutreffenbe 
9lad^btlbung  in  ber  gefd^id|tlid^en  unb  befannten 
3eit  für  unmöglid^  erad^teten;  bie  Dielf ad^e  t^ifd^ 
^ermenbung  einzelner  ©tetten  fonnte  fte  nid|t  irre 
mad^,  benn  eS  erfd^ien  ja  baS  gange  ^Ite  Zefta» 
ment,  3Bort  unb  2:bat.  als  eine  gufammenbangenbe 
aSeiSfagung  unb  Vorbereitung  auf  baS  meffia- 
nifd^e  SReid^.  ©inb  bieiübifd^enTOeffiaSl^offnungen 
jener  3^it  ein  fd^Iagetü)er  IBemeiS  bafür,  ba|  baS 
SDleffiaSbilb  burd^  bie  2[ünger  Sbnfti  meber  burd^ 
benm^ten  nod^  burd^  unbemu^ten  ÜJ^ltbuS  erft  1^- 
geftettt  gu  merben  brandete,  fo  geigt  ber  Unterf d^ieb 
gmifd^en  ber  Srfüttung  unb  ber  formellen  2)ar« 
ftettung  ber  SßeiSfagungen  unb  ben  irbifc^en  S)eu* 
timgen  ber  3uben  gang  flar,  ba|  eS  unmdglid^ 


1399 


3Kcffia§. 


1400 


flcttjcfcn  toärc,  ein  foIc^cS  93ilb,  toie  c8  in  El^riftuS 
SBirftid^fcit  angenommen  l^atte,  naä)  ben  95Bci§- 
fagungen  ju  erfinben.  3e  mel^r  fid^  ScjuS  ben 
^errfd^enbcn  ^Injd^auungen  ber  Suben  entgegen- 
fteflte,  befto  offenbarer  lüurbe  bie  Sl^atfad^e,  ba^ 
er  nici^t  ber  2)Zeffia§  ber  jübifd^en  ©rtoartungen 
mar,  fonbem  feine  2)Ziffion  au§  einer  ber  jübi« 
fd^en  Seigre  unbefannten  ober  tocnigftenS  öerfann» 
ten  Duelle  ableitete.  ®ie  %lia^ai^t,  ba^  bie 
SDlel^rjal^I  ber  3uben,  toie  öorauögefagt  loorben 
ift,  ben  2Hejfia§  öertoorfen  l^at,  unb  baf  felbft  bie 
3ünger  nur  ollmälig  5um  Serftönbni^  ber  SKef« 
fianität  3cfu  im  l^ö^em  Sinn  gelangten,  beweist, 
bafe  bie  grfüßung  ber  ffieisfagung  erft  ben  xoai)' 
reu  ©inn  erfennen  lie^,  aber  nur  benjenigen, 
meldten  Sl^riftuS  ober  fein  ®eift  bie  ^ugen  öff« 
nete  (8uc.  24,  27.  32.  45).  »ei  ben  Suben  lag 
eine  ^ü0e  über  bem  ®efe^  unb  auf  ber  Sefung 
be§  9llten  SunbeS,  tooburd^  il^nen  öerl^üttt  blieb, 
ba^  berfelbe  in  Sl^riftuS  abgetl^an  ift  (2  Sor. 
3,  14).  ®ie  3ünger  crl^ielten  aber  ben  l^eiligen 
©eift,  tteld^er  il^nen  ben  ©inn  ber  ©d^rift  offen« 
barte,  fo  ba|  i^r  Unglaube  unb  ffleinglaube  in 
f  efte  3ut)erftd^t  unb  tobeSDerad^tenbe  Uebergeugung 
überging.  ®ef;]^alb  erfannten  fie  nun  ntd^t  blo| 
ba§,  mag  unmittelbar  t)om  SRefftaS  DorauSgefagt 
n)orben  ift,  fonbem  fte  n)u|ten  aud^  bie  gange 
Offenbarung  unb  ©cfd^id^te  be§  9llten  93unbe§ 
unter  biefem  ©efid^tSpunfte  ju  betrad^ten.  @ie 
unterfd^ieben  nid^t  [treng  jttjifd^en  S^itgefd^id^t« 
lid^em  unb  SKeffianifd^em ,  jtoifd^en  3:9})ifd^em 
unb  Megorifd^em,  obn)ol^l  bie  Derfd^iebene  Sita- 
tionStteife  einen  Unterfd^ieb  ber  3lntoenbung  er- 
fennen lögt,  fonbem  fte  gingm  baüon  au3,  ba| 
alle  ^Jrop^eten  genjeiSfagt  l^aben  (SKattl^.  11, 13). 
®ie  SBelt  ift  allein  für  ben  9Keffia§  gefd^affen; 
olle  ^ropl^eten  l^aben  allein  t)on  ben  €agen  bed 
9Keffia§  geweiSfagt  —  galt  aud^  bei  ben  alten  5Rab- 
binen  (Sanh.  98  b.  99  a).  SllleS  ift  um  unfcreS 
§cile§  millm  gefc^ricbm  (1  6or.  9, 10).  SSßirb 
man  bal^er  bei  ber  Seurtl^eilung  einzelner  Kitate 
gmifd^en  ber  mörtlid^en  unb  gefd^id^tlid^en  Sebeu- 
tung  unb  ber  meffianifd^en  ^nmenbung  gu  unter- 
fd^eiben  l^aben,  fo  bleibt  bod|  bie  munberbore  Er- 
füllung ber  ganzen  öoffnung  ^SraelS  in  (S^riftuS 
ein  unmiberleglid^er  Semeis  für  baS  übematürlid^e 
SSßefen  bc§  SBlefftaS  unb  feines  SBerfeS.  3n  il^m 
l^at  ftd^  ber  ®mnbgeban!e  ber  SEBeiSfagung  erfüllt: 
©Ott  ift  mit  ben  SKenfd^m,  unb  bie  SKenf^en  ftnb 
mit  ©Ott.  3n  faum  geal^nter  SOßeife  gab  baS  ©e- 
l^eimni^  ber  SRenfd^merbung  beS  ©otteSfo^neS  bie 
S5fung  beS  Problems  für  baS  gange  SRenfd^en- 
gefd^led^t.  Sebürfte  eS  aber  nod^  eines  93emeifeS, 
ba^  in  SefuS  ber  Jhied^t  ©otteS  unb  ber  ©o^n 
©otteS  ber  SBeiSfagung  erfd^ienen  ift,  fo  mürbm 
il^n  bie  fpäteren  Kabbinen  mit  il^ren  ftunftftüdfen, 
baS  5»id^tcrfd^eincn  t^reS  SWeffiaS  mit  ben  SBciS- 
fagungen  in  Uebereinftimmung  gu  bringen,  lief em. 
IV.ffieraWeffiaS  beS  no^d^riftlid^enSu- 
bcntl^umS.  ®ie  3uben  l^aben  il^ren  2)ZeffiaS  an 
boS  ff reus  gcfd^logen.  3ur  ©träfe  mürben  fte  burd^ 


ben  römifd^en  Ärieg,  gu  beffen  l^rtnödiger  gort- 
f ü^mng  falfd^e  äJ^effiaSl^offnungen  iDefentliiJ^  bei' 
getragen  l^atten,  als  92ation  unb  ^eiliges  SoS 
fammt  ber  l^eiligen  ©tabt  unb  bem  Tempel  De» 
nid^tet.  ^lle  Hoffnungen  ber  3uben  fd^ienen  bQ> 
mit  gefnidtt  gu  fein.  6S  fel^lte  aud^  nid^t  an  Stab« 
binen,  meldte  bie|  offen  auSfprad^.  @o  fogte 
9t.  Sod^anan  ben  ^l^urta :  „Sl^er  mirb  ®ra§  mtf 
beinen  SBangen  mad^fen,  olS  ba|  ber  SRefpoS 
fommt"  (Hieros.  Taan.  4,  8 ;  ©röj,  ©efd^ 
ber  Suben  IV,  2.  «ufl.,  150).  ^\M  ber  3unp 
be]^aut)tete :  „6S  gibt  feinen  9WefftaS  für  ^toA, 
toeil  fte  löngft  il^n  genoffen  l^abm  in  bm  Saga 
beS  gged^iaS"  (Bab.  Sank  99).  ^ber  bie  SRd^ 
gal^l  badete  anberS.  2)ie  3uben  l^offten  miber  hie 
Hoffnung  auf  einen  gufünftigen  SReffiaS,  ja  bie 
^abbinen  mad^ten  bief e  Seigre  erft  redl^t  gum  Sngd* 
punft  beS  iübifd|en  ©laubenS  unb  tmi^  bolb 
baS  gange  SSolf  bafür  gu  geminnen.  Me  ^m» 
fud^ungm,  meldte  baSSSolf  trafen,  murbmalSSto^ 
gei(^en  ber  na^enben  (Srlbfung  gebeutet  (Misduu 
Sota  9, 12  ff.).  Sie  aRefftaSl^offnung  mürbe  M 
93ar«Eod^ba  (©ol^n  beS  ©temS ;  9hun.  24, 17) 
nod^  einmal  SSeranlaffung  gu  einem  Dergmeifelten 
S^iftengfampf  gegen  bie  römifd^e  ^trx^i^a\t  (Sifaf 
menger,  ßntbedtteS  3ubentl^um,  1711,  n,  654  f.). 
2:ro$bem  fid^  bief  er  ©ol^n  beS  ©temS  ofö  einen 
©ol^n  ber  Süge  ermiefen  l^atte  uiü)  aUe  ^o^^tmi^ 
verloren  f d^ien,  l^ielt  aud|  ie|t  bie  ^Rtf^x^l  m 
aWeffiaSglauben  feft.  SR.  3ofej)]^  flettte  ber  »e« 
mfung  auf  Sged^iaS  im  erften  ^axß  bie  SBeiS" 
f  agung  3o(i^*  9, 9  im  gmettm  H^ntS  gegenüber.  Wt 
feigen,  mie  auS  bem  Slalmub,  fo  ouS  ben  9{od^(^ien 
ber  SSöter,  ba|  ber  äJtefftaSgloube  allgemein  not 
„@S  mußten  aud^  bie  3uben^  ba^  ber  Stejpofi 
(Sl^riftuS)  f  ommen  merbe,  ba  gu  tl^nm  bie  ^ 
pl^eten  rebeten ;  benn  oud^  je^t  ermartcn  fte  jeine 
änfunf t,  unb  gwif d^en  il^nen  unb  unS  befiel^  Wn 
anberer  ©treit,  als  ba^  fie  nid^t  glauben^  bo|  er 
fd^ongefommen  fei",  bemerft3:ertuHian(ApoL21). 
®er  Salmub  beftättgt  biefe  Eingabe.  9L  ©imeon 
ben  3od^ai,  ber  SSerfaffer  ber  SKifd^o  im  2. 3o^ 
l^unbert,  leiert,  bag  bie  gange  ©d^ft  Dom  Sbffiat 
fpred^e  (Schottgen,  Hör.  talm.  IE,  praef.  §  13). 
S)iefe  Seigre  fei  fo  mid^tig,  ba|  ol^ne  fie  baS  gonfe 
©9fiem  ber  äl^eologie  nid^tig  fei,  Der  SetoeiSfÄ: 
bie  Srfd^einung  beS  ÜRefftaS  mar  aber  fi^oer  |i 
fül^ren,  mefel^alb  fd^on  bamalS  etngelne,  in  fpöte» 
rer  unb  neuefter  3cit  öiele  Stabbinen  gugabeti,  bc^ 
entmeber  ber  SKef fiaS  f d^on  erfd^ienen  ober  loemf 
ftenS  bie  SBeiSfagungen  ©en.  49, 10.  S)an.  9, 24 
erfüttt  unb  bie  3lngeid^en  vorübergegangen  |ei» 
muffen  (Sanh.  97  b ;  Schar  78 ,  2 ;  ftim^i, 
3ard^i,  «barbanel,  SR.  ©aabio.  Sgl.  Schöttgen 
n,  489;  gifenmenger  H,  647  ff.),  ffiie  gefiW«« 
©rfd^einung  mirb  entmeber  in  Cged^'  3^  9^ 
fe^t  ober  un|)erfönlid^  gefaxt.  SBeil  aber  bie 
ßjifteng  ber  jübifd^en  SReligion  an  biefet  %to^ 
l^öngt,  fo  mürbe  biefe  üon  ber  ÜRe^rgo^^l  nie  p- 
gegebm.  3l&re  Serlegenl^eit  fonb  barin  ein« 
^uSbrudf,  ba6  fte  eS  verboten,  bie  Seit  beS  SKef* 


401 


3Kcffia8. 


1402 


laS  mtd^ured^nen  (SBeber,  ^Itf^nagog.  2:]^eotogie 
«5 ;  &PP,  2c6en 3cfu IV,  281  ff.;  etfcnmenger 
1, 676  ff.).  a»an  fud^tc  nun  bic  9Hcfpo§]^offnung 
le^  ober  mentger  )u  ibeoliüren  unb  fteüte  bte 
lirfunft  bed  SRefftoS  mit  bem  Sßeltenbe  sufammen. 
\u  hm,  h)a8  ®ott  Dor  ber  äßelt  gefc^affen  f^at, 
[e^drt  Qud^  ber  9lQme  be§  ^efftad  (Beresch. 
«bba  1).  Sr  foU  am  @nbe  ber  SBeltgefd^id^te, 
Kiitt  aQe  pröe^flenten  Seelen  in'§  menfd^Iid^e 
Dafein  getreten  fmb,  l^erDortreten  unb  3§rael  gum 
Ibfc^Iu^  bringen.  @eine  Snfunft  ift  ber  ©egen- 
tanb  bed  @IaubenS  unb  unablöffigen  33eten§  3§- 
iield.  Sd  ifi  fomit  bie  Hoffnung  auf  ben  9neffta§ 
(BoeO  mtb  bod  (Sebet  um  benfelben  ein  toefent- 
td^  SSeftanbtl^eil  altjübifd^er  ^Religion  unb  ^l^eo- 
ogie  (9Beber  333).  SRittelalterlid^e  Siabbinen, 
11  benen  felbfl  ÜRaimonibeS  gö^It,  l^aben  nod^  auf 
»en  SRejfuid  ald  ben  SEBieberl^erfteÜer  ber  babibi« 
ä^  äRonard^ie  für  2@rael  gel^offt  (Edersheim, 
Jesaa  the  Messiah,  2.  Ed.,  1, 78).  SnaimonibeS 
fi!^  ( Jad  chasaka  1, 46)  )u  ben  SRenf  d^en,  meldte 
m  ber  @eUgfeit  feinen  Zl^eil  l^aben,  bie  (Spihtreer, 
rie  Serlöugner  bed  ®efe^ed  unb  biejenigen,  meldte 
>ie  Xuferfiel^ung  ber  lobten  xoxt  aud^  bie  3ufunft 
)c8  (ErlöferS  löugnen  (ßifenmenger  n,  272  f.). 
Steberl^olt  traten  im  ÜJlittelalter  unb  bi§  l^erauf  in 
M 18.  äal^rl^unbert  falfd^e  SRefftaff e  auf  unb  »ug- 
m  fii^  einen  Snl^ang  )u  üerfd^affen  (@if enmenger 
$55  ff.).  Vbtt  bei  ber  l^ol^en  ^ebeutung,  meldte  bad 
Befe|  f d^on  in  ber  3^t  ber  @d^riftgelebrfamf eit  ge« 
tDomien  ^e,  unb  bei  bem  ma^gebenben  Slnfe^en, 
)effen  ftd^  ber  Zalmub  bei  ber  fpötem  Subenfd^aft 
xfrcttte,  begreift  ed  fid|,  ba|  bie  SReffiaSl^offnung 
Ib  ber  SBiffenfd^aft  weniger  gur  ©eltung  fam  ald 
im  (SUnAen.  S)er  iübifd^e  S)ogmati!er  be§  9Rit» 
tdolterd,  3of.  Sllbo,  fagt  in  feiner  ®(auben§Ie]^re, 
)ie  SReffiadlel^re  fei  fein  iübifd^§  S)ogma,  f onbem 
lel^  ber  ^offnungSIe^re  an;  ber  ®Iaube  an 
)en  SRefftaö  mürbe  ber  funbamentalen  ^etisbebeu« 
tmg  bcd  @efe|e3  Eintrag  tl^un  (SSßeber  @.  XXXI). 
fif^egen  toaren  Diele  SRabbinen  be§  SRittelalterS 
ber  SReinung,  ba|  ber  SReffiaS  nad^  ^erufalem  ein 
nencd  ®efe|  bringen  merbe  (Sifenmenger  I,  270). 
3ft  ber  9tegei  mirb  ba§  gufünftige  SOßeltalter  i)on 
htt  fp&tem  Xl^eologie  nid^t  üon  einem  3uftanb  auf 
ber  febe^  f onbem  oom  jenfeitigen  SerKörungS- 
{ißanb,  meld^  erft  na^  ber  ^uferftel^ung  be- 
Biniit,  erflört.  S)ie  9{abbtnen  l^aben  nad^  bem 
Sed^tagen)erf  bered^net,  bag  bie  gegenmärtige  SBelt 
SOOO  3a^re  bauem  merbe  (t)gl.  2  ^ietr.  3,  8). 
led^net  man  mit  ber  fjpötem  ^l^eotogie  bie  Zage 
es  SSefftaö  gum  fünftigen  SBeltalter,  f o  brid^t  bie 
lefftanifd^  3eit  mit  bem  Slblauf  oon  6000  3ab» 
*n  an;  redtet  man  fte  mit  ber  alten  Xl^eologie 
im  gegenmörtigen  aSßeltlaut  fo  mirb  nad^  bem 
xHamb  biefe  S^xi  in  brei  ^erioben  get^eilt: 
DOO  3a]^  ol^ne  ®efe^^  2000  3n^re  unter  bem 
)(fe|  imb  2000  Sa^re  meffianifd^e  3eit.  S)iefe 
idte  alfo  löngft  angebrod^en,  aber  ber  3Ref)la§ 
um  tocgcn  ber  Skrfünbigungen  be§  ^oIfe§  ntd^t 
rfd^iKiL  Sr  famt  erft  fommen.  menn  ba§  SJoIf 


93uge  tl^ut  unb  ba§  ®efe^  t)onfommen  erfüOt 
(gifenmenger  n,  652.  670  f.  678  ff.;  SBeber 
333  f.).  ©e^l^alb  jogen  bie  Suben  nodi)  in  fpäte» 
rer  3^it  (17.  unb  18.  Sal^rbunbert)  l^äufig  nad^ 
3erufalem,  um  bie  Slnfunft  beS  ÜReffia§  burd^  ibr 
®ebet  5u  befd^leunigen  ober  bort  gu  fterben,  bamit 
fxe  bei  ber  änfunft  beSfelben  aufermedft  mürben. 
aSenn  biefeS  irbifd^e  meffianifd^e  SReidft,  toeld^eS 
bie  Wonard^ie  3§raetö  bebeutet,  mäl^renb  bie  l^eib- 
nifd^en  SReid^e  f ortbeftel^en,  abgelaufen  ift,  f o  folgt 
ber  Untergang  biefer  SSßelt  unb  bie  @d^öt)fung 
einer  neuen,  in  meld^er  bie  Sebürfniffe  aufboren. 
2)emgemög  ift  e§  notl^menbig,  bog  man  ben  Unter« 
fd^ieb  jtoifd^en  ben  alten  unb  neuen  Suben  ftetS 
im  ^uge  bel^alte.  3ene  träumen  nod^  oon  einem 
irbifd^en  Sieid^,  obmol^I  fie  nid^t  mel^r  gans  fidler 
pnb;  biefe  laffen  mit  bem  5Rcffia§  bie  ©nbjeit 
eintreten  (Schöttgen  II,  489 ;  (Sifenmenger  11, 
647  ff. ;  aSBebcr  335). 

®cr  2Reffia§  erfd^eint  plö^Iid^  (Bab.  Sanh.  97). 
Sa  aUe  Termine  abgelaufen  finb,  fo  l^öngt  bie 
^ä)t  nur  nod^  an  ber  ^ufee  unb  ben  SBerfen 
33rael§.  9efonber§  mid^tig  ift  bie  Sinl^altung  beS 
@abbatgefe^e3  unb  anberer  guten  SBerfe.  S)od^  ift 
bie  ^Öffnung  auf  biefe  SBerfe  nid^t  fel^r  gro|;  benn 
ba  eine  oöQige  äBürbigfeit  Derlangt  mirb,  fo  f önnte 
ber  SReffiaS  überl^aupt  nie  fommen  unb  mürbe 
aud|  nid^t  fommen,  menn  ftd^  ®ott  nid^t  felbft 
burd|  einen  Sib  gebunben  f)ättt.  SMe  ^ngeid^en 
innerl^alb  ber  SSöIfermelt  ftnb  bie  „SOBel^en  beS 
3}Uffia§".  ^ber  aud^  in  3§rael  tritt  ein  großer 
fittUd^er  SSerfaH  ein.  3n  ber  Sfömilie  mirb  griebe 
unb  feintrad^t,  3u^t  unb  &ixhaxMt  aufgelöst. 
tJalfd^e  SReffiaffe  erfd^einen,  MeS  öerarmt,  oerföflt 
ber  ffe^erei  unb  gibt  bie  Hoffnung  auf  ben  SKeffiaS 
auf  (gifenmenger  11,  698  ff.).  ®er  fd^einbare 
SBiberfprud^  ^mifd^en  biefem  allgemeinen  3etfött 
unb  ber  gforberung  ber  Sufee  unb  SBürbigfeit  für 
ben  Sm))fang  bed  SRefftad  mirb  burd^  bie  Seigre 
bon  6lia§,  bem  Vorläufer  be§  SReffiaS,  auSge« 
glid^en.  6r  mirb  baS  SSoIf  mieber  ju  ®ott  menben 
unb  äußere  unb  innere  Orbnung  l^erfteQen.  %n 
biefer  Dorbereitenben  3:]^ätigfeit  be§  @Iia§  nel^men 
aud^  anbere  ^rojibeten  t^eil:  SBlofeS,  3föia§,  3ere« 
miaS.  @o  lang  @Iia§  nid^t  f ommt,  mirb  au(^  ber 
S!Reffia§  nid^t  fommen  (Just  D.  49).  Sener  f ommt 
aber  erft  bor  bem  aflgemeinen  ©erid^t  (Schöttgen 
n,  533  sqq.;  Lightfoot,  Her.  talm.  384.  609. 
965 ;  gifenmenger  II,  696).  ^ber  ba§  fd^redflid^e 
®e]^eimni^,  marum  ber  SRefftaS  fo  lange  nid^t 
fommt,  ift  bamit  bod^  nid^t  gelöst,  um  fo  meniger, 
meil  bie  SHabbinen  felbft  nad^  Sa^-  h  3.  ^f.  84, 4 
miffen,  baft  ®ott  eS  ift,  mel(^er  fein  SSolf  3u  fid^ 
befel^ren  mirb.  —  ®er  ibeeD  (im  ^arabie§)  präeji- 
flirenbe  ÜReffiaS  (gifenmenger  I,  316  f.;  Eders- 
heim  H,  304.  672  ff.)  tritt  auf  bem  SSBege  ber 
Seugung  au§  bem  §aufe  ®abib§  in  ba§  irbijd^e 
S)ajein  ein,  mefebal^  ^^  nad^  feiner  Slbftammung 
nie  anber§  al§  ©obn  3)Qbib§  ober  allenfalls  ©ol^n 
^eres'  (®en.  38,  29)  genannt  mirb,  unb  jjmar 
ift  er  ein  (Sobn  2)übib§  in  feiner  anbem  SSJeife 


1403  ÜReffia«.  1404 

al§  alle  anbeten  ©öl^ne.   S)tefe  rein  menf d^Ud^e  feiner  SDlutterburd^  Stürme  entrüdtworben  (Hier. 

9Jotur  be§  jübifd^en  5Keffia§  bejeugt  jd^on  %tt)\>f)0  Berach.  5;  ßifenmenger  ET,  653;  Edereheim  I, 

beiJust.D.49:7vavTecf^[iercT6vXptoT6vavdpcü-  175).  gr  wöd^St  in  ber  ^auptjtabt  be§  »ei(i«8, 

irov  iS  dvOpcüTTOJv  i:poj8oxüip.ev  ^evr^decjöat  xal  Som  (3f.  21,  11.  ßbont  =  SRom  ®en.  36,  43. 

riv  'HXiav  yptaat  aur^v  eXöovra.  ®cr  ÜRejfiaS  3ram  =  Som),  auf,  bereitet  ftd|  cmf  fein  Smt tot 

tt)irb  al§  ein  anberer  Sjed^ia^  angefel^en.  Sr  ifi  ber  burd^  @tubium  unb  Uebung  be§  ®efe|e§,  otoo^ 

fiöttje  au§  3uba,  ber  ©ol^n  ®aöib§ ;  bcnn  er  wirb  er  unmittelbor  bie  gfüfle  ber  grfenntnife  1^  %v^ 

aus stoei Stämmen  l^eröorgel^en.  SeinSJaterftammt  bem  ift  er  öott  3öd^tigung3leiben,  benn  Seiben ftnb 

au§  Suba,  feine  SOlutter  au§  3)an.  Seibe  Stamme  notl^menbig,  um  ein  üollenbeter  (geredeter  }u  xofp 

tragen  ben  Flamen  fiöme.  ®od^  toirb  ber  9Heffia§  ben.  S)a^  er  gans  fünbeloS  fei,  ift  nid^  gejagt, 

aUmöIig  p  einem  übermenfd^Iid^en  SBefen.  3^^^^  ^^^  i>ur^  Seiben  mirb  er  geläutert,  unb  bu^ 

beweist  bie  ©teflung  über  ^bral^am,  jo  felbft  über  SBol^Itl^ätigfeit  unb  SBarml^erjigfeit  bereitet  et  ^ 

benSngeln  nid^t  notl^menbig  baS  ubematürUd^e  üor  (Bab.Sanh.  98  a).  Sein  SerufSname  ift  @od, 

SBefen ;  benn  felbft  bie  ©ered^ten  finb  größer  al§  grlöfer,  neben  SKofeS.  3Bie  ÜRofeS  baS  8ol!  onS 

bie  6ngel.  SR.  Samuel  ben  9Jad^mani  fprid^t,  ba^  Äcg^pten,  fo  wirb  er  SSrael  auS  ber  ©efotig«- 

SR.  So^anan  gefagt  l^abe :  „3)rei  merben  mit  bem  fd^aft  l^eimfül^ren.  3)ie^  gel^t  nid^t  ol^ne  ein  ©en^t 

92amen  beS  l^eiltgen  unb  gebenebeiten  @otteS  ge«  ixin  bie  SQßeltmad^t,  mie  einft  über  ^l^oroo.  Sani 

nannt,  bie  (geredeten,  ber  SKeffiaS  unb  Serufalem."  »irb  er  Serufalem  unb  baS  §eiligt]^um  wid« 

Sür  ben  TOcffiaS  folge  bie&  au8  3er.  23, 6  (Bava  ^erftellen,  baS  SReid^  über  bie  93öl!er  oufrufttM, 

bathra  75, 2).  %ber  mxm  bem  SRefftaS  bie  l^öd^fte  3Srael  burd^  baS  ®efe^  erneuern  unb  gulett  bie 

SBeiSl^eit,  ©ered^tigfeit  unb  ^el^nlid^eS  beigelegt  burd^  9bam  verlorene  ^errlid^feit  gurudgetoi 

mirb,  fo  mu^  er  bod^  ein  l^öl^ereS  SBefen  fein.  2)amit  gel^t  bie  geitlid^e  ^enlid^feit  beS  SJleffiaS 

68  fd^eint,  ba^  bie  SRabbinen  im  ®egenfaj  jum  über  in  bie  ©lorie  ber  (Imigfeit.    6ine  VMxf 

Sl^riftentl^um  ben  göttlid^en  Sl^arafter  ignoriren  bred^ung  burd^  Seiben  unb  Sterben  looflten  hie 

tooUten.  6in  abfid^tlid^  Säugnung  beSfelben  auS  alten  3uben  nid^t  zugeben;  bie  %abbinen  l^aütn 

biefem  @runbe  lö^t  ftd^  befonberS  Hier.  Taanith.  l^ierfür  gar  feinen  Sinn  (Edersheim  1, 164£). 

n,  1  erfennen:  „SS  fprad|  SR.  ^bibal^u:  Sagt  S)ieffraftbe8!Dleffta§beru]^tnad^i^nenni(|t,Biie 

ein  SKenfd^  ju  bir,  ,®ott  bin  id^*,  fo  lügt  er;  bie  ^ropl^etie  leiert,  auf  feinem  Sü^nopfer,  fo»- 

,beS  3Kenf(|en  Sol^n  bin  id^*,  fo  wirb  er  eS  ju-  bem  auf  feiner  perfönlid^en  ®ered^tigfeit.  ®itie 

lejt  bereuen ;  ,i(i^  fabre  gegen  5)immel*  —  l^at  er  l^at  er  fid^  burd^  feine  ^eiligung  jum  ®ienft  (S^M 

eS  gefagt,  fo  tt)irb  er  eS  nid^t  beftätigcn."   S)a»  öor  feinem  3luftreten  in  ber  Deffentlidjfeit  enoor* 

gegen  pnben  fid^  in  ft)öteren  SKibrafd^im  auS  bem  ben,  »ie  aud^  bie  fpöteren  3uben  onne^en  (ftifen« 

6.3al^rbunbertunbim93ud^eSo]^armand^eSäJe,  menger  11,  757  f.).  Um  aber  ben  Haren  tejt 

meldte  ein  übermenfd^lid^cS  SBefen  be§  TOefpaS  su  3f.  53  unb  3ad^.  12, 10—12,  auf  ttelt^cn  fi* 

leisten  fd^einen.  So  toxtb  im  Bereechith  rabba  bie  Sl^tiften  nad^btüdlid^  betiefen,  nid^t  gonj  im> 

ber  ®eift  ®en.  1,  2,  ju  ®en.  28,  10  ber  S3erg  berüdffid^tigt5ulaffen,erfannmanfeitbem3.3#' 

3ad^.  4,  7  auf  ben  JJleffiaS  bejogen.  6ine  fpötcre  l^unbert  einen  SDleffiaS  öon  geringeter  SSütbe, 

Xalmubbegeid^nung  ift  äJtetatron  (pi^Tot  Öp6vov  n)eld^er  bem  eigentlid^enüRefftaS  DorauSgel^inib 

B.  p.eTÄ  Tüpavvov).  Ob  eine  fpötere  ßntttjidflung  burd|  feinen  3:ob  bie  Sünben  SStaelS  fü^aen 

ber  pl^ilonifd^en  SogoSlel^re  bis  jur  3bentification  mu^.  SDicl  ift  ber  SKeffiaS,  ber  So)^  beS  3ofcrt^ 

beS  SRefftaS  mit  bem  SogoS  ftattgefunben  i^ai,  ift  aud^  Sol^n  SpbraimS  genannt,  tt)eld^er  bie  )e^ 

}n)eif ell^af t ;  aber  fd^on  Suftin  bemerft  mit  SRed^t,  Stämme  l^eimfül^rt,n)ö]^renb  ber eigenflid^9ReniaS 

toenn  bett)iefen  fei,  bafe  3efuS  ber  9KeffiaS  gemefen,  auS  3uba  flammt.  „Unfere  SRobbinen  le^,  bo^ 

fo  folge  feine  ©otteSfol^nfd^aft  üon  felbft  barauS.  ber|)eilige5ubem9RefftaS,»eld^erfünftigge0ffe» 

3e  l^öber  bie  SRabbinen  ben  9)lefftaS  ftellten,  befto  bart  mirb,  fagen  mirb:  ^eifd^e  t)on  mir  itQ^ 

weniger  toax  eS  il^nen  möglid^,  bei  bem  rein  menfd^»  etmaS,  id^  toxU  eS  bir  geben  ($f .  2,  8).  ffiemi  er 

lid^en  9RefftaS  ftel^en  }u  bleiben  (Edersheim  I,  nun  fielet,  ba^  ber  ÜJteffiaS,  ber  Sol^nSofepH^B* 

175  f.).  gebrad^t  ift,  fo  mirb  er  )u  il^m  fagen:  ä^bqelre 

S)er  Ort,  fomie  aKeS  9{ö]^ere  über  feine  gfamilie,  üon  bir  nid^tS  5(nbereS  als  boS  Seien*  (SucccÄ 

bereu  SBol^nort  unb  Umftönbe  finb  unbefannt.  @r  52  a).  3laä^  ber  fpötem  Xl^eologie  f ammeft  ber 

fommt  aus  einem  anbem,  b.  1^.  fremben,  unbe»  Sobn  3ofe})]^S  bie  gel^n  Stdmme  unb  fä^tt  fit  in 

fannten  Ort.  S)iefe  Seigre  beS  SSbraSbud^eS  unb  ber  bie  bem  Sanbe  3Sroel  benad^barten  Sdnber  9ff9rio 

3:argume  ift  aud^  bei  3uftin  »ieberl^olt  auSge-  unbSlegpptenunb  DonbaouSinboSl^igeSanb, 

fpro^en.  „@!]^riftuS,  tt)enn  er  aud^  geboren  ift  unb  n)irb  aber  t)on  ®og  unb  9Ragog  gelobtet,  mb 

irgenbn)0  fn^  befinbet,  ift  bod|  unbefannt;  ja  er  ^mar  um  berSünbe  beS^oufeSSeroboomSioSa 

fennt  pö^  felbft  nid^t  unb  l^at  feine  2Rad^t,  bis  ber  (gifenmenger  I,  481.  721;  n,  708  ff.  720  ff. 

^ropliet  gliaS  fommt,  il^n  falbt  unb  offenbart"  744  ff. ;  Edersheim  H,  484  f.),   3)er  ffieP» 

(D.  8. 110).  S)ie  talmubifd^e  Sl^eologie  nimmt  felbft  bringt  bie  ©rlöfung  SSraelS  «nb  We  erPe 

an,  ber  SWeffiaS  fei  jur  3«it  ber3erftörung  3eru-  Äuferflel^ung  (ber  ®ered^ten?).   8r  befreit  W« 

falemS  in  93et(|le]^em  geboren  morben,  l^abe  ben  felbe  öon  ber  <hied|tfd^aft  ber  Sölfer.  ®a8  xbmSff 

SRamen  SKenac^cm  (Sröfter)  empfangen,  fei  aber  Seid^  mufe  ausgerottet  toerben.  3)en  §amrtfei«b 


405 


9H€ffta8. 


1406 


xmüufi  toirb  er  burd^  baS  Sßort  feines  SKunbeS 
nb  burc^  ben  i^ani^  feiner  Sippen  tobten,  Stom 
ber  lerflören.  9lun  »erben  bie  ßerftreuten  ge- 
tmtneU  unb  in  ben  ^immet  gefül^rt.  9?a(^  ber 
luferfte^ung  ber  Xobten  (für  bie  3uben)  beginnt 
oft  mefnanif d^e  3titQtter.  S)q§  gan}e  33rael  bringt 
VC  SRefftod  )ttr  öu^em  Serl^errUc^ung  unb  ^err* 
^ft  unb  )ur  getftigen  SoUenbung.  Somit  be- 
innt  bod  eiDige  fieben.  Sim  Snbe  bed  mefftoni» 
(fett  3^italter8  folgt  baS  le^te  unb  oDgemeine 
krii^t.  Senn  ie^t  nurb  ^terufalem  »ieber  !|er> 
e^at;  ber  SRef^ad  ^errf d^t  über  bie  ganseSOßelt. 
Me  SBeltDöIfer  merben  qIS  fold^  »eiter  e^ftiren; 
e  toerben  ntd^t  fubaifirt;  nur  einzelne  treten  ein, 
(ciben  aber  tributär  (SSßeber  347  ff.;  Sifen» 
iniflcr  n,  720  ff.  750  ff.  760  ff. ;  Edersheim 
[y  710 ff.:  List  of  old  Testament  passages 
lesBianically  applied  in  ancient  rabbinic 
fritings). 

V.  ®er9WefftQ§au|er^Qlbbe8Ärei. 
ed  ber  Offenbarung.  Sie  Hoffnung  ber 
Renf<!^  auf  ein  beffered  3^toIter  roat  ebenfo 
Kgemein  als  bie  Trauer  um  ba§  t)erlorene  gol» 
rae  3citalter.  @ie  grünbete  ftd^  einmal  auf  bie 
imlle  (Erinnerung,  ba|  ber  SRenfd^  einft  beffere 
leiten  erlebt  unb  nueber  beffere  ^u  ermarten  l^obe, 
>bann  ouf  baS  allgemeine  @ünbenben)u|tfein, 
kU^  bad  SSerlangen  nac^  Srlbfung  in  ber  9Ren- 
l(ieiibnifl  uniDinfärlid^  erzeugt.  Siefe  |)offnung 
I  nif^t  nur  bei  Dielen  %ölfem,  felbft  bei  ein^el» 
m  9BiIben  ber  oceanifd^en  2htfeln  (Sanbmid^* 
ifcln),  in  bod  ®emanb  eines  SJlQtl^uS  ge!(eibet, 
tdä^  an  bie  @cene  mit  ber  @d^Iange  im  ^ara» 
icS  erinnert,  fonbem  öu^ert  ftd^  l^öufig  aud^  in 
em  Silbe  eined  perfönlid^en  Srlöfer§,  meld^er  mit 
em  j|äbifd(Kn  9RefftaS  mel^r  ober  meniger  ^el^n- 
t^rfeit  aufbeiSt. 

1.  Sie  inbifd^enüReffiaSl^offnungen 
ib  im  SHfl^idmuS  }um  9(u§brudf  gefommen, 
Rm  bie  ältere  Seigre  oon  bem  SRittler  j^ifd^en 
h)tt  unb  ben  9Renf d^en  in  Sllitl^ra  unb  Slgni  fteUt 
KT  bie  allgemeine  Seigre  ber  äleligion  oon  ber  93er* 
ütlmig  bar,  loenn  aud^  bei  ^gni,  meld^er  bie 
oOe  bei  SRit^ra  ubemal^m,  bie  ^rieftertoürbe  fel^r 
;  ben  Sorbergrunb  tritt,  fo  bog  er  als  bad  oon 
r  ®ott^  ben  9(riem  gefanbte  Sid^t,  als  ber 
rldfer  xmn  @ünbe  unb  @d(iulb,  al§  Ütetter  unb 
licber^erßeller  be«  gfreunbfd^ftd»  unb  Sruber» 
lÄcS  itmfd^  ®ott  unb  ben  SDlenfd^en  erfd^eint. 
«m  to  einem  ^Qmnud  felbft  ber  Sßunfd^  au§« 
tftSUtt  toirb,  ba^  er  in  9Renfd^gefia(t  al§  $rie« 
c  fUfy  auf  Srben  nieberlaffen  möge,  fo  bemeist 
r%  oOcrbingS  baS  fel^nfüd^tige  ISerlangen  ber 
iber  uaSf  (Erldfung  imb  SSerföl^nung,  aber  ber 
tcnffic^  meffianifd^e  ®ebanfe  ift  bod^  erft  im 
imc  iHni^anben.  Sr  fam  erft  im  SSifl^nuiSmuS 
r  Srfd^cimmg.  Siefer  bilbet  neben  bem  @ü}ai§> 
bS  eine  ber  großen  Steligionen,  meldte  ben  !|eu- 
fta  fmibniSmuS  be^errf^en.  Ser  Urfprung  bet- 
r  li^  im  Snnhin,  fie  l^ben  aber  il^re  SSurjeln 
btx  alten  tHnAro^anifd^en  SSoHSreligion.  ^i* 


ftorifd^  fidler  beglaubigt  tritt  und  ber  SBifl^nuiSmuS 
erft  feit  bem  12.  Sa^rl^unbert  entgegen.  SSifl^nu 
ift  im  9iig*SBeba  ein  Sonnengott  oon  unter- 
georbneter  93ebeuttmg,  ift  aber  im  Saufe  ber  3eit 
5U  einer  fel^r  bolzen  @teQung  in  ber  inbifd^en  äleli- 
gion  emporgeftiegen.  (£r  oerbanft  biefe  Stellung 
feiner  93egegnung  mit  ffrijl^na.  Sie  Sßerbinbung 
be^tt).  Sbentification  briber  ift  burd^  bie  Seigre  non 
ben  Sloatara  ober  Serförperungen  (nid^t  2tncar- 
nationen)  bed  Sifl^nu  ^u  erflären,  \Dtlä)t  in  ben  92a- 
tionalepopöen  SRababl^arata  unb  Siama^ana  oer- 
benlid^t  fmb.  Sie  3al^l  ber  Sioatara  ift  i)erf d^ieben, 
10, 22,  24;  bo(^  ift  10  bie  gemöl^nlid^e.  3n  ben 
öier  erften  l^atte  SSif^nu  bie  ©eftalt  eines  S^iereS, 
5uerft  eines  gifd^eS,  alS  meld^er  er  bad  @d^iff  beS 
SRanu  in  ber  großen  Sßafferflut  rettete;  bann  riner 
@d^ilbfröte,  alS  meldte  er  ben  @öttem  auS  bem 
Weer  eine  Slngal^I  tDttt^t)oUtx  @d^ö^e  lieben  l^alf. 
^IS  Sör  beftegte  er  einen  böfen  Sämon  unb  brad^te 
bie  @rbe  auS  bem  SBaffer  mieber  gum  l93orf(^ein; 
als  SRannlöme  befreite  er  bie  Sßelt  oon  bem  ^od|e 
eines  fret)el^af ten  Zuraunen.  2tm  f olgenben  SOBelt* 
alter  übenoanb  er  einen  anbem  SEßütl^erid^  in  ber 
®eftalt  eines  3ii>ctgeS.  Sie  fed^Ste  SSerförperung 
mar  bie  als  $erafu  ätama,  eines  Sral^manen,  ber 
bie  Uebermad^t  ber  jfriegerfafte  iiemid^tete.  Sie 
ftebente  S3er!örperung  mar  ein  anberer  Kama,  ber 
(Semabi  ber  @ita,  ber  gfeinb  Siaoana^S,  ber  $elb 
beS  9lamaQana,  beffen  92ame  in  gan}  Snbien  ge* 
feiert  mirb.  Sie  ad^te  mar  jhifbna,  bie  neunte 
IBubbba,  bie  gel^nte  ift  nod^  gu  ermarien.  SBenn 
bie  IBoSbeit  in  ber  SBelt  il^ren  ^öl^epunft  erreid^t 
bc^en  mirb,  fo  mirb  SJifl^nu  als  Haiti  auf  ben 
äßolfen  erfd^einen,  um  bie  93öfen  gu  ftrafen  unb 
bie  (Suten  gu  erlöfen.  Sr  mirb  eine  allgemeine 
Umgeftaltung  ber  Singe  l^erbeifü^ren.  Sitte  ff aften 
merben  oerfd^minben,  unb  eine  attgemeine  SBerbrü« 
berung  ber  SKenfd^en  mirb  ftattfinben.  §ier  fmb 
beutli^  bie  Sigenfd^aften  rineS  SRefftaS  gu  er» 
fennen.  Senn  l^ifbnu  erfd^eint  als  ein  ©Ott  i)om 
^immel,  unb  menn  er  aud^  nic^t  als  Sncama- 
tton,  fonbem  burd^  Sinmol^nung  unter  ben  9Ren« 
fd^en  perfönlic^  mirb,  fo  mirb  biefe  perfönlid^e 
erfd^einung  namentlid^  in  ber  SBerförperung  als 
Ärifl^na  bod^  fo  realiftifd^  befd^rieben,  ba^  fte  ber 
3bee  eines  SriöferS  ber  9Renfd^brit  entfpri^t.  Sine 
Segiel^ung  gu  bem  erften  9Renfd^enpaar,  meld^ 
burd^  feine  ©ünbe  (SSermifd^ng)  baS  2Renf(^en» 
gefd^Ied^t  in^S  Unglüdf  ftürjte,  tritt  f^itt,  mie  faft 
bei  atten  berariigen  ©agen  unb  SR^t^en,  auf- 
fattenbermeife  gu  2:age.  Sie  (SItem  ber  9Ii)atara 
finb  immer  fo  giemlid^  biefelben  unb  treten  nur  in 
einer  anbem  ®eburt  unb  mit  anberm  92amen  auf. 
9ei  Jhifl^na  l^ei^en  fie  Siafubeoa  unb  Seoafi;  ur- 
fpriinglid^  bie&en  pe  ffafpopa  unb  Siti  (abiti). 
@o\t  ift  alfo  in  menfd^Iid^er  ®eftalt  gu  ben  9Rm« 
d^en  gefommen,  unb  bie  Seigrer  berfelben  (®um) 
inb  bie  f og.  Sncamationm,  bie  lebenbigm  SteprA« 
entanten  ber  ®ottbeit.  93iS  auf  ben  beutigen  Xag 
)offen  bie  3nber  auf  biefe  gel^nte  Stbatara.  Sie 
mächtigen  SSoIfSreligionen,  in  benen  fjfrömmigfeit 


1407 


aWeffiaS. 


1408 


ßcgcn  einen  crIöfcnbctt®ott,  benölüdttid^enffnfl^na, 
gegen  Bitoa,  ben  l^öd^ften  ^erm,  mond^mal  aud^ 
gegen  5lbit^,  ben  iSonnenl^enfd^er,  geübt  wirb,  jei- 
gen  ben  tiefem  3ug  ber  fpätem  entarteten  inbifd^en 
SReligion  ju  einem  ©rlöjer.  ®ie  Ucbereinftimmung 
in  ber  ©arfteUung  biefer  Sncomationen  mit  ber 
(i^n[tli(i^en  Seigre  ift  oft  tauf (i^enb ;  bod^  lö^t  fic^ 
beim  9)^angcl  fidlerer  l^iftorifd^er  Slngoben  nid^t 
bemeifen,  ba^  bie  d^riftlid^e  fie^re  barauf  einge« 
wirft  l^at.  ®a§  umgefel^rte  Serl^öltnil  ift  aber 
nod^  weniger  an^unel^men,  ba  e§  gefd^i^tlid^  unb 
fad^Iid^  feinen  fi(f)em  ©runb  l^at  (A.  Eoussel, 
L'incamation  d'apr^s  le  Bhagavata  Purana, 
Science  cath.  1891,  N.  8.  9).  ©ie  *Än§fü^. 
rungen  @d^ure'§  (Bevue  des  deux  Mondes, 
1888,111, 285  SS.),  ttJonad^  bie  Segenbe  Ärif^na'8 
un§  in  ber  Duelle  felbft  bie  3bee  ber  Sungfrou» 
9Hutter,  be§  2)Zenfd^«®otte§  unb  ber  3:rinität  er« 
f äffen  laffe,  bejeid^net  felbft  SBartl^  (Revue  de 
rhistoire  des  religions,  1889, 1, 161)  alS  ein 
©ewebe  üon  ßrfinbungen^  wie  fte  fid^  nid^t  ein« 
mal  ein  2)id^ter  in  ber  93ebanblung  ber  ©efd^id^te 
erlaube.  2)ie  3ncamation  be§  93ubb]^a  ift  infofem 
bon  befonberer  93ebeutung,  al§  bamit  eine  l^eute 
Diele  SniUionen  t)on  93efennem  ^ö^Ienbe  ^Religion 
bargeftellt  wirb.  Subbl^a  woUte  wirflid^  eine  @r- 
löfunj^  t)on  bem  Uebel  ber  SEßelt  bringen,  aber  eine 
griöfung,  weld^e  in  ber  SSerod^tung  ber  irbifd^en 
®inge  gipfelt  unb  im  allgemeinen  9iid^t§,  im  91ir» 
Dana,  ausläuft.  @r  bietet  eine  ©rlöfung  ol^ne  6r» 
löfer,  eine  93efreiung  ol^ne  Setter  an.  6r  repräfen« 
tirt  nid^t  ben  grlöfer  öon  ber  ©ünbe  ber  SBelt, 
fonbem  l^öd^ftenS  benSefreier  unter  ber83ebingung, 
ba^  man  feine  (Sebote  befolgt,  um  ^um  üoUfom* 
menen  aSßiffen  ju  gelangen,  bem  einzigen  SKittcl 
be§  §eU§.  ©ein  ffommen  auf  6rben  ift  feine  3n« 
camation,  weil  er  feinen  l^öd^ften  ®ott  anerfennt, 
fonbem  eine  einfädle  3:ran§migration.  ©eine  ®e« 
burt  wirb  in  einer  läd^erlid^en  i^bel  er^öl^lt,  Welche 
tti(^t  eine  entfernte  ^el^nli(^feit  mit  ber  ©eburts» 
gefd^id^te  be§  §erm  l^at.  6§  ift  bal^er  ein  Qf^^eöel 
gegen  bie  ®ef(|id^te,  wenn  neueften§  wieber  Sur« 
nouf  mit  ?lnberen  ben  ©tifter  be§  ßl^riftentl^umS 
als  einen  abenblönbifd^en  Subbl^a  barfteUt  (t)gl. 
^arb^,  ©ilbemagl  über  ben  Subbl^iSmuS).  ®ie 
mobeme  ©d^wörmerei  für  ben  IBubb^iSmuS  l^at 
gerabe  barin  i^ren  tiefften  ®mnb,  ba^  ber  ^Jeffi« 
miSmuS  ftd^  )u  ber  wal^ren  Srlöfung  in  Sl^riftuS 
nid^t  erfd^wingen  fann.  ®aber  fc^meid^elt  e§  bem 
ftoljen  ©elbftbewu^tfein,  ha^  ber  SKenf(^  fein 
eigener  grlöfer  fein  f ott.  „©elbft  ift  ber  §err  öon 
felbft."  3a  biefe  ^^antaften  bleiben  nod^  \)\nttt 
bem  afiatifd^en  93ubb]^i§mu§  ^urüdf;  benn  biefer 
nimmt  eine  Seilte  öon  93ubb]^a§  an,  weld^e  bie 
Seligion  ftetS  wieber  erneuern,  unb  erwartet  bie 
^Infunft  eines  neuen  Subbl^a  mit  9^amen  aWai« 
tret)a,  ben  ©aftjamuni  felbft  öerfünbet  l^aben  foH 
(Spiegel,  «öefta  I,  37 ;  3.  ©.  f.  9J^.  ®.  IE,  467). 
2.  2)ie  d^inef if d^en  SDleffiaSl^offnungen 
würben  oft  gerül)mt  unb  werben  l^eute  nod^  oiel 
befprod^en.   ©iefelben  fönnen  aber  nur  als  all« 


gemeine  ßrwartungen  einer  Crlöfung  gelten.  S)ie 
®eutung  beS  grofeen  „^eiligen"  öon  einem  )u  et» 
Wartenben  (Srlöfer  \)at  f\ä)  als  ein  IBlifeöerftönbmi 
l^erauSgeftellt.  3n  ben  cononifd^en  93ä(^ern  ber 
ß^inef en  ift  öfter  öon  einem  großen  ^eiligen  bie 
Sebe.  „SMe  Sölfer  erwarten  ben  öeüigen,  \m 
eine  welfenbe  ^flanje  ben  Segen."  l5efonber§  ^ 
biefer  ®ebanfe  im  Xf^ung^jung  (Seigre  öon  ber 
5Kitte),  ber  ©d^rift  eines  ©d&ülerS  beS  (EonfuciaS, 
burd^gefül^rt.  2)er  „fünfHge  ^eilige"  wirb  als  3«. 
begriff  aller  UJoHfommenbeiten  bejetd^net.  „6eine 
3:ugenb  wirb  bie  SEBelt  umf äff en,  wirb  ^UeS  lebenbig 
mad^en,  SlUeS  befeelen  unb  fid^  bis  p  Sll^ian  (^iai» 
mel)  erl^eben. . .  ©aber  ber  ©prud^  aller  ^i^ 
l^unberte :  ®ie  SBege  ber  SJoÜf ommen^eit  werbea 
nur  befud^t  werben,  wenn  ber  gro|e  ^ligepe 
burd^  bie  ©pur  feiner  QfüSe  geweift  l^oben  mirb.* 
S)iefer  ^eilige  wirb  feit  öielen  3abrl6Miit>«^«i  «* 
wartet,  bamit  er  bie  SSölfer  Überrebe.  6onfirt|e 
ift  i^m  gegenüber  nur  ein  SBeifer.  ^6S  ifl  bem 
großen  ^eiligen,  bem  ^eiligen  aller  3a^r^imberle 
unb  aller  SSölfer  öorbel^alten,  aEe  ©troblen  ber 
SßeiSl^eit  ju  öereinigen  unb  bie  fßoütovmtaiai 
aller  iugenben^ueneid^en."  ©ieganjeSaSeltiöitb 
ibm  93eifaQ  flatfd^en.  li^ein  Sanb  wirb  eS  geben, 
wo  nid^t  fein  Same  gefegnet  unb  geeiert  wirb.  Side 
@elebrte  f)ahm  biefe  äBorte  auf  Sonfutfe  ob* 
wenben  wollen,  obwol^l  man  bem  Se^te  @e&Kilt 
antl^un  mu^ ;  aber  bie  meiften  Srflörer  beuten  {k 
öon  htm  ^eiligen  ber  JKng  (canomfd^en  SüdKr). 
SS  gel^t  barauS  l^eröor,  ba|  man  feit  ca.  6000  3q> 
ren  in  Sbina  auf  bie  ^nfunft  eines  ^eiligen  tocx» 
tet.  Sonfutfe  felbft  foll  ben  ^uSfprud^  get^ 
l^aben,  ha^  ber  wa^re  ^eilige  im  Occibent  er^ei* 
neu  werbe,  ß^l^inefifd^e  ©d^riften  beftötigen  bieje 
Sad^rid^t.  Sonfutfe  foQ  nämlid^  ^u  bem  SRinipä 
p  gejagt  baben:  „3d&  b^be  gehört,  bafeimferna 
äbenblanb  ber  wa^re  ^eilige  erfte^en  werbe,  ber, 
obne  felbft  ju  regie^n,  aller  SSerwirrung  ftaieni; 
ber,  obne  ju  fpred^en,  unbebingten  ®lauben  ein* 
flögen ;  ber,  o^ne  bie  ®eftalt  ber  Singe  §u  tw 
änbem,  einen  Ocean  öerbienftlic^er  ^nblmigeB 
erzeugen  wirb.  9{iemanb  fennt  feinen  Samen; 
aber  IHen  (i(^)  l^at  gebort,  ba^  nur  er  ber  xocSftt 
^eilige  fein  werbe."  2)ennod^  ift  biefe  93e§ie^ 
beS  „^eiligen"  auf  einen  ÜKeffwS  nad^  berSrobi« 
tion  beS  ^irotoeöangeliumS  anwerft  problemdtfi(i 
benn  ber  ^oraliSmuS  ber  d^ineftfd^en  Sdi^ 
5ur  3^it  beS  Sonfutfe  fprid^t  bürdend  bafür,  hei 
ein  ^eitgenöffifd^er  ^eiliger,  bem  feine  9xüfixiifi 
bie  b^d^fte  ©tufe  ^uerfennen  wollten,  gemeint  ifL 
^arle^  f^ai  benn  aud^  fd^lagenb  nad^gewiefen,  b4 
obige  ©teile  ftd^  in  einem  99ud^e  etneS  &ßtA 
beS  2ao-tfe  befinbet  (8il^«tfe,  fonft  unbefarait)  »ö 
auf  einen  gleid^^eitigen  ^eiligen  belogen  ift,  toeU^ 
fein  anberer  als  2ao«tfe  felbft  fei  (ContaroTene, 
Lyon  1888,  15  Oct.,  196  ss.).  Sid^t  öiel  beffer 
ift  eS  mit  bem  „b^i^iö^^  ^Menfd^en*  im  £»>■ 
te^fing  beS  2ao»tfe  bcfteUt.  6S  ifl  ansuerfeiiiÄ 
ba^  in  biefem  93ud^e  wirflid^  ein  @eift  webt  wi* 
rf)er  in  öielen  9leu^erungen  an  ben  et^ifc^n  $ro« 


1409 


SWcfftaS. 


1410 


i^etiStmtS  beS  SfoiaS  erinnert.  2)ie^  gilt  Qud^ 
lom  letbenben  ®ere$ten.  92a(i^bem  Soo-tfe  bie 
tMSfjfüt  mit  l^ellen  färben  gefd^Uberi  f)at,  gibt 
r  boS  3beal  berfelben  in  bet  perfönli(]^en  &ix* 
teng  btr  SBeiSl^eit,  im  l^eiligen  3Rtn\ä)tti,  mlä^tx 
lOe  anberen  ©efd^öpfe  an  ^eiltgfeit  unb  (Shm^ 
aafi  ber  Sugenb  übertrifft.  93tele  Sl^arafterjüge 
ximiem  on  3f.  11, 12 ;  50,  4  ff.  56.  gr  ift  fanft- 
nutJ^tQ  unb  DoO  Selbfiüerlaugnung,  mtlb  unb  ge- 
lulbig,  ber  ibeale  ffönig  Zao'H  (Zugenb).  Sr  er« 
orfi^t  bie  ^er}en  ber  ^enfd^en  unb  ift  fiets  ein 
pttcr  delfer  feiner  ©efd^öpfe,  nimmt  bie  ©d^ulb 
>c<  getommten  Solfed  t)or  bem  ^öd^ften  auf  ftd^ 
'S.  tf.  Strauß  u.  Zorna^,  Sao-tfe'3  Zoo-te'fing, 
L870 ;  &f^  im  Sa^rb.  für  ^l^ilof opl^ie  u.  fpecu- 
iiHM  XMogie  1, 1887,  453  ff.).  SOßol^I  ift  oud^ 
^er  eine  92Q($n)irifung  ber  Uroffenbarung  Qujuer» 
kaxun,  aber  ber  ^eilige  ift  öl^nlid^  mie  ber  äbeal» 
neiifd^  $Iato^d  eine  $erfonification  ber  SBeiS» 
^  unb  ^eiligfeit,  tteld^e  t)on  ben  ^eiligen,  toit 
Bao-tfe  fdbfi  einer  mar,  abgtral^iri  morben  ift. 
3n  einer  concreten  $erf önlid^f eit  eined  jutünftigen 
Dleffiad  lommt  ed  nid^t.  S)a^  man  mit  ber  Ser« 
»icfltd^g  beS  3beal§  ber  ^eiligfeit  aud^  eine 
ceine  Steßgion  ol^ne  ®ö^en  unb  Aberglauben  er« 
Bortete,  entfprid|t  gan§  ber  etl^tfd^en  Auffaffung 
triefet  (i^efifd^  9teIigion3p]^iIofot)!|ie,  in  bereu 
S#Rn  bod  SBefen  (Sottet  faum  me!|r  einen 
^fonb. 

8.  9uf  feflerem  93oben  rul^t  ber  9)leffta§glaube 
bei  ben  tränier n.  S)enn  biefe  fennen  ntd^t 
mr  ben  ®ott  (be§  Sid^te^)  SRit^ra  al§  ben  9Jlitt> 
bt  )ttnfd^  (Sott  unb  ben  SRenf d^en,  fonbem  aud| 
einoi  befonbem  Sriöfer  Cao^yä9  (©ofiofd^)  am 
Silbe  ber  3eiten.  2)ie  Se^re  Don  bemfetben  bangt 
infonnnen  mit  ber  fiebre  t)om  Umtenf^en,  ©a^ö» 
maiatl^  Ser  Urmenf d^  einerf eit§  unb  ber  @oftof d^ 
anbcterfeitS  loerben  afö  bie  Anfangt«  unb  €nb« 
Irnnfte  beS  ÜRenfd^engefd^Ied^teS  unb  feiner  ®e» 
f^ic^te  bqeid^et.  Au3  beS  Srfteren  fieib  unb 
€amen  ge^  ade  9)lenfd^en  bert)or,  ftnb  aber 
bnrd^  bie  am  Urmenfd^en  unb  feinen  3^ad^foIgem 
«übte  ®emalt  bed  S)ömon§  bem  2:obe  unb  ber 
miDefimg  unteril^an.  S)er  @oftofd^  erl^ölt  feinen 
8nb  au9  biefem,  Dom  Urmenfd^en  berftammenben 
8cneratton8pro}e|,  aber  auf  au^erorbentlid^e  SSßeife 
hord^  S^^'^uftra'S  @amen  au§  einer  Sungfrau, 
teU^  bie  Sinübemnnbenbe  genannt  n)irb.  SBenn 
)k  aus  bem  Urmenfdben  entfprungene  Steil^e  ber 
i^äfitänUt  DoHenbet  fein  mirb  unb  ber  anbere 
Enbinmft  im  @oßofd^  erfd^eint,  fo  n)irb  ©apö- 
uio^^  fid^  bei  oer  ^uferfte!|ung  ^uerft  erbeben. 
t)er  Sbnne  @ojiofd^  erfd^eint  in  ben  Seiten  be§ 
Ibcfia  itnb  im  sBuQbel^efd^  tbeilS  für  eine  einzelne 
krfon,  Ibeil^  für  ben  S^epräfentanten  einer  ^at» 
mg  Don  SRenfd^en,  unb  bebeutet  ben,  ber  l^etlen, 
ntai,  befrud^ten  loirb,  alfo  ben  Setter,  Crlöfer, 
^er.  ®en  Flamen  eines  ©ol^ncS  3a^^ot]^uftra'§ 
c^tt  et,  meil  er  auf  munberbare  SBeife  auS  bem 
Samen  biefed  l^öd^ften  ^ropl^eten  berüorgeben  f oD. 
ytt  €ame  bedfelben  mirb  nömlid^  üon  ^ajata 

•ffd^cabsifoii.  Ym.  2.  8uft 


9lairpö  aufbemal^ri  unb  ber  Obl^ut  ber  ^a^ata  9(nä« 
bita  anöertraut.  ©crOrt,  tt)o  barauS  ber  ©ofiofd^ 
erzeugt  merben  foE,  mirb  Kar^vare  Oanirantha 
(fleiner  ©ce)  genannt.  SBal^rfd^einlid^  mürbe  ber 
ffeim  afö  im  ^ffer  beS  @ee8  liegenb  gebadet,  fo 
ba^  Don  ben  barin  babenben  Jungfrauen  einft- 
mald  eine  befrud^tet  merben  mirb.  ®iefe  glüdClid^e 
unb  l^eilbringenbe  Jungfrau  mirb  ben  geboren, 
ber  aÜen  pa%  oon  ©eiten  ber  ©ömonen  unb  SKen- 
fd^en  Demid^tet.  €§  ift  bie  Siufgabe  biefe§  ©ofiofd^, 
ben  auf  baS  menfd^Iid^e  Seben  burd^  bie  auS  ber 
@ünbe  jtammenbe  ^ermefung  gerid^teten  ^a|  ber 
2)ämonen  gu  befömpfen  unb  bie  bem  2:obe  Der* 
faDenen  Seförperten  neu  ju  befrud^tcn,  )u  beleben 
unb  jur  Sluferftel^ung  Dorjubereiten.  3w  Reifem 
unb  ®  enoff  en  bei  biefer  Sßieberbelebung  l^at  er  ®  öt« 
ter,  unter  il^nen  §aoma,  fomie  15  reine  SKönner 
unb  15  reine  gfrauen,  meldte  be^l^alb  ben  Sob  nid^t 
fdl^auen,  fonbem  an  einem  unbefannten  Ott  auf 
i^re  enblid^eSeftimmung  marien.  ©al^er  ift  öfter 
Don  §eilem  in  ber  Web^abl  bie  Webe.  S)a§  3tel 
ber  ^bötigfeit  beS  ©ofiofd^  beftebt  in  ber  %po= 
fataftafe,  fo  ba|  er,  aüeroingS  mit^ilfe  beS^ura» 
majba,  als  ber  aSeltemeuerer  erfd^eint.  ®ie  Tren- 
nung ber  ®uten  unb  93öfen  bauert  nur  bis  gur 
$eriobe  beS  großen  JfampfeS  gmifd^en  ^bura« 
magba  imb  Agro-mainpuS.  SDiefem  jtampf  mirb 
bie  f  d^on  Don  ^^eopomp  im  4.  Jabrl^unberi  D.  Sl^r. 
als  iranifd^e  Seigre  bezeugte,  im  SlDefta  begrünbete 
9luferfte]^ung  ber  Xobten  Dorangel^en.  S5on  ben 
brei  SKal  3000  Jabren  ber  gangen  ©efd^id^te  beS 
®egenfa^eS  beS  guten  unb  böfen  ®otteS  gelten 
nur  bie  legten  3000  Jal^re  als  bie  eigenttid^e 
flampfeSgeit.  3n  jebem  biefer  Jal^rtaufenbe  er- 
fd^eint  einer  ber  brei  ©öl^ne  Saratl^uftra'S  als 
^iropl^et.  2)er  le^te,  ber  eigentlid^e  ©oftofd^,  ift 
ber  größte.  6r  DoHbringt  in  57  Jal^ren  bie  9luf» 
erfie|ung.  3)arauf  fommt  baS  ®erid^t,  bie  ©d^i« 
bung  unb  bie  ©träfe.  9lad^  breitägiger  Reinigung 
folgt  bie  allgemeine  Steinigung.  3)er  ©oftofd^  Doli« 
bringt  ein  Opfer  (meinen  §aoma),  baS  atte  Wen« 
fd^en  Derjüngt.  Sarauf  n)irb  bie  gro^e  @ei)ler« 
fd^lad^t  gef dalagen,  meldte  mit  ber  SSemid^tung 
beS  ^^riman  unb  feiner  ®ötter  enbigt.  3w^ejt 
mirb  bie  ^öHe  felbft  gereinigt  imb  ber  guten 
©d^öpfung  eingefügt  unb  bie  6rbe  erneuert.  3tt« 
bem  biefe  SSßieberl^erfteUung  ber  9Belt  burd^  ein 
großes  Opfer  beS  ©ofiofd^  bewirft  mcrben  fott, 
mirb  bemfelben,  ber  als  ©ol^n  beS  großen  ^ro« 
pl^eten  felbft  ein  ^ropl^et  ift,  gugleid^  ber  priefter« 
Itd^e  Sb^rafter  guerfannt  unb  eine  gro^e  ^el^nlid^« 
feit  mit  bem  ^riefterf önig  SKeld^if cbed^  gugef d^rieben 
(SBinbifd&mann,  SKitl^ra.  ein  Seitrag  gurTO^t^en« 
gefd^.  beS  Orients,  in  ben  Slbl^anbl.  f.  b.  ftunbe  beS 
2Jtorgenl.,  Seipg.  1859, 1,  §eft  1, 1 —90 ;  ©crfelbe, 
3oroa[trif  d^e  ©tubien,  l^rSg.  D.  ©piegel,  Seri.  1 863, 
238—258;  ©piegel,  ^Dcfta,  Seipg.  1852/63, 1, 
30  ff.;  m,  LXXV;  ®erf.,  granifd^c  Slltertl^umS« 
funbe,  1873,  II,  153  ff.).  —  Sielfad^  mirb  ange« 
nommen,  ba^  in  biefer  Seigre,  meldte  mit  ber  bem 
iranifd^en  ©t)ftem  fremben  ?luferftebungSlebre  eng 


1411 


SWeffioS. 


1412 


ücrtunbcn  ift  ein  fcmitijd^'iübif ci^cr  ßinflu^  ju  er« 
fcnncn  fei;  allein  c§  gilt  ieJtalS  feftftcl^enb,  ba^  bie« 
fclbe  fcl^r  alt  ift.  SBBenn  aud^  bic  ©injclj^citen  erft  in 
{t)ätcren  ©d^riften  (IBunbel^ejd^)  ertoöl^nt  werben, 
f  0  l^oben  bodi  nad^tociSbar  bie  ©d^reiber  beS  Slüefta 
ftd|  bie  ^ä^t  ganj  fo  gebadet.  3ft  aber  bie  gan^e 
3bee  iranif(|,  fo  reid^t  fie  weit  über  ben  jübifd^en 
ffiinfiul  l^inauS.  Son  aff^rien  unb  Sab^lonien 
fann  fie  aber  ebenf o  wenig  ftammen,  bo  bic  mejfia» 
nifd^en  Hoffnungen  biefer  Seligionen  öiel  aflge« 
meiner  lauten,  obmol^l  bic  Ä oSmologie  biefer  (Se- 
miten jur  weitem  ^uSbilbung  ber  eranifd^en  Reli- 
gion beigetragen  l^aben  fann.  S§  bleibt  alfo  nur 
bic  Ännal^mc  übrig,  bafe  bei  ben  ^Jcrfem,  weld^e 
aud^  bie  Seigre  t^om  93öfen  in  ^l^riman  weiter  au§- 
gebilbet  l^aben,  bie  grlöfungSlel^re  auf  (Srunb  ber 
Uroff enbarung  fortgepflanzt  unb  fortgebilbet würbe. 
®ie^  bered^tigt  um  fo  mel^r  ju  ber  Qfolgcrung, 
ba^  biefelbe  frül^cr  ben  inbogermanifd^en  Sölfem 
gemeinfam  war,  al§  aud^  bie  nal^e  t)erwanbte  Seigre 
bom  SKitl^ra  mit  ber  inbifd^en  Seigre  Dom  SKitra 
eine  gro^e  äel^nlid^feit  aufweist.  3ti  93etrcff  ber 
9luf erftel^ung  ber  Xobten  mad^t  Spiegel  ben  Unter» 
fud^ungen  SSßinbifd^mannS  ba§  3ugeftanbni^,  ba| 
na(^  benf elben  über  bief e  Seigre  im  9loefta  fein  Smu 
fei  mel^r  beftel^en  fönnc;  bod^  will  er  ben  femitt- 
fd^cn  Urfprung  feft^alten  (Cran.  ^Itert^umSf.  n, 
166  f.).  ®er  SKeffiaSglaube  ber  Warfen  l^at  au(^ 
fpäter  fortgelebt.  3ur  3eit  ber  ©affaniben  l&aben 
bie  Sl^riften  gefunben,  ba^  3oroafter  öon  ßl^riftuS 
geweiSfagt  l^abe  (Assemani,  Bibl.  Or.  T.  UI, 
P,  n,  229.  316),  sur  3eit  beS  TOani  würbe  öon 
ben  ^crfem  ber  ^araflet  fo  gut  erwartet  atö  öon 
ben  ei^riftcn  (Spiegel,  ^üefta  I,  307;  »e&ler, 
2Kani,  »erlin  1889,  I,  246  ff.).  «uS  ben  alt- 
manic^äifd^en  6)ebet§f  ormeln  erfel^en  wir  aud^,  ha% 
äl^nlidl  wie  bie  alten  ^erfer  ju  SKitl^ra,  ©raofl^a 
unb  anberen  ©öttern  um  ©rlcud^tung  unb  §eil 
beteten,  fo  bic  SKanid^öcr  unb  fpötercn  ^erfer  um 
Erfüllung  ber  Ser^ci^ungen  jlel^ten.  3)ic  Siturgie 
ber  manid^öifd^en  @)ebetc  l^ei^t  ba§  „®ebct  be§ 
§eil§berfünbiger8,  weld^er  5Kani  felbft  ift.  Cr 
Wirb  als  ber  Qfül^rcr,  ber  ^araflet,  ber  6)efanbtc 
beS  Sid^tS  fammt  feinen  §ecrfd^aarcn  (ßngeln)  be- 
}eid^net.  ©efanbter  be§  Sid^tS  l^ei^t  er  al§  ber 
lejte  unb  l^öd^ftc  im  Keid^c  ber  Sotcn  ©otteS". 
Sicfe  ^uSbrüde  ftimmen  nid^t  nur  mit  manböifd^en 
®cbet§formeln,  fonbem  aud^  mit  altbabplonifc^cn 
(Sötterl^pmnen  übercin.  ®ie  ^räbicate  beS  Si(|t- 
fönigS  unb  bcS  Urmenfd^cn  l^aben  bic  größte  Slcl^n- 
lid^feit  mit  altbab^Ionifd^en  ©ö^en.  S§  fmb  na- 
mcntlid^  gjräbicatc  beS  gjlarbuf  (SKcrobad^),  bc§ 
göttlid^cn  SJlittlerS  im  altbab^lonifd^cn  65ötter- 
fQftem  (be§  ©onnengotteS  ©ama§  unb  bc§  SRonb* 
gottcS  ©in),  wie  fold^c  bie  Äeilinfd^riften  jcigen. 
3n  Sitt^pmnen  an  SKarbuf  unb  feinen  SSater  6a 
l^ei^t  e§  fclftr  l^öufig,  fic  möd^ten  burd^  i^r  tiefe« 
SBiffen  unb  i^re  95orfd^riften  „Teilung"  bringen, 
©elbft  in  einem  §^mnu§  auf  benaffabifd|cn®öttcr- 
mittler  ©ilif»mu]^l«f]^i,  ber  fpöter  öon  ben  Sab^i« 
loniem  mit  bem  SRarbuf  öon  ääabplon  ibcntificirt 


wirb,  l^ci^t  e§:  „ßrflgeborencr  bcS  6a,  betb« 
5urüdFleiteft  (in  il^re  Orbnung)  ^immcl  imbSibe, 
Senfer  be§  ^immelS  unb  ber  6rbc,  ©d^pfer,  ber 
bu  bie  Xobten  j^um  Seben  crwedcfl. . .  2)u  b^ 
bie  belebcnbe  ffraft,  bu  bift  ber  Srrcttcr,  ber  Sans* 
l^er  jige  unter  ben  @5ttem,  ber  bic  £obten  §um  £Äei 
erwedft.  2)er ffranfe  möge  öon  feinem  ©ic^tj^k* 
freit  fein !  §eile  bie  $eft,  ba§  ^^^bcr,  bie  ®^äßm 
u.  f.  w."  (ßenormant,  S)ie  ®e]6cimwiffcnfdj.9fiöß, 
3enal878,  198 ff.;  Äcfeler,  aKaniI,252f.).  @ 
gcl^t  barauS  !|cröor,  bag  bic  3ranicr  wie  bie  ^{f^rier 
unb  Sab^lonicr  ben  ©laubcn  an  ben  Setter,  (h* 
löfer,  §cilbringcr  gemeinfam  l^attcn;  aber  bic  Srö« 
bilbung  biefeS  ®laubcn§  für  bic  Sub^eit  ift  bei  ben 
3ranicm  fo  eigcntl^ümlic^,  ba^  an  feine  SttOd^mniQ 
gebadet  werben  fann.  —  ©c^^alb  fann  e§  mi/i 
auffaHcn,  ba^  fid^  bei  ben  neueren  arabifd^  m^ 
perfifd^cn  ©d^riftficllem  bic  ©age  öon  ben  pw« 
abamitifd^en  ©oli^mancn  finbet,  weld^c  an  bie  dt* 
]^eibnif(^en  Xrabitioncn  beS  wefllid^en  ^ftenS  rm 
ben  jcl^n  Urfönigen  öor  bcr©intflut  erinnert  (St« 
gourou^  S)ie  SBibel  unb  bie  neueren  Sntbcdm^ 
aHains  1885, 1,  208).  9Hit  ber  ®cfd^i(^te  biejft 
©olQmancn  ift  bie  $rop]^C5eiung  cincS  lunftip 
grlöferS  in  SSerbinbung  gebrad^t  unb  biefer  tk 
bei  ben  $erfcm  unb  3nbiem  eine  Sc^iel^ung  jun 
Urmenfd^en  gegeben.  Sincm  bcrfclbcn  antiDorten 
bie  @öttinncn  beS  ©d^idfalS,  „ber  öollfominene 
©ieg  über  biefen  Siefcn  (ben  ®ämon  unb  Söejen 
^nt|alu§)  fei  einem  anbem  ©ot^man  aa&  ben 
92ad^f  ommen  %bam§  öorbel^altcn,  ber  i^n  in  feinen 
©cl^orfam  bringen  unb  il^n  am  Seben  firafcntDurbe, 
falls  er  fid^  weigern  würbe,  il^m  ben  6ib  ber  Irene 
5u  leiften''.  3)er  ^erferfönig  Zl^amura)  fyiittm 
SSogcI  ©immorg,  bem  SSogcl  bcS  $arabiefeS  bei 
ben  Arabern  unb  Werfern  ( W^ig  ber  Segipter), 
nad^bcm  er  in'S  ^iarabieS  öcrfc^t  worbcn  fei,  ei» 
fal^rcn,  ba^  bie  SBclt  bereits  ftebcn  ipcrioben  eriebt 
^abc.  ,,S)aS  3eitaltcr  ^bamS,  in  bem  wir  unS  jejft 
befinben,  mu^  7000  3al^rc  bauem,  bic  einen  6?dnl 
öon  3ct]^ren  bilben,  unb  id^  l^abc  fd^on  sw5lf  fol4^ 
SReöolutionen  gefeiten,  ol^nc  ^u  wiffen,  wicöielenrir 
nod^  fold^er  bcöorfte!|en."  ^68  werbe  noij  ein 
anberer  (©ol^man)  auS  SibamS  ©cfd^lcd^t  erf^et* 
neu,  ber  fie  aÜe  an  aWaicftät  unb  on  TOad^t  äbe^ 
treffen  würbe,  unb  nad^  il^m  werbe  fdncrme^osf 
Srben  erfd^einen"  (Süfen ,  ®ic  Srobitionen  bei 
ÜHcnf  d^engef  d^led^tS,  2.  «ufl.,  ÜRün  jlcr  1869, 870). 
äBie  weit  |icr  ©alomon  unb  ber  mol^ommebmiil^t 
^errf d^er  eine  Slollc  fpielen ,  lä^t  ftdj  nw^  bi^ 
ftimmen;  fpätcrer  ßinpufe  if!  iebenfallS  unöcnneib» 
lid^  gewefen,  aber  fidler  ift,  bafe  bicSbecberttÖea 
Sc^rc  beS  Orients  öom  Urmenf^cn  unb  (Srldfei; 
Si^tbringer  entfprid^t. 

4.  2)arauS  folgt  öon  fclbft,  bag  aud^  ber  3^^ 
lam  feinen  SWcffiaSglaubcn  ^at.  SRol^mmeb  gö 
id^  felbft  nid|t  für  ben  ÜRcfpoS  auS,  ober  M 
ür  einen  ^ropl^cten  öl^nlid^  wie  2Rofe8  unb  84* 
tuS,  öcrwenbetc  bal^cr  bic  Seigre  öom  ^arafleten. 
2)urd^  fein  Srfd^cinen  War  j[ebod^  bic^offmmgon! 
einen  grlöfcr  nid|t  öollftanbig  crfüut  3wtti« 


1418 


9Wcfjia8. 


1414 


Stwm  robb  SefuS  als  SRefftoS  unb  bie  Sungfrou 
SRocia  oß  feine  SOtutter  anerlannt  (Sure  3. 19. 
57. 66),  ober  ber  J^xopf^ti  »irb  il^m  gleic^gefteUt 
mb  kwn  einem  weiteren,  fünftigen  (Sx\b\tt  ift  feine 
Sebe.  C^e  onbere  Sieligion  old  ber  33Iam  ftnbet 
hiiie®nQbe.  9Hd^töbefton)eniger  ertt)Qrten  bie  mo» 
^ammdNmifd^en  SSöIfer  bod^  einen  9Jleffta§.  (Segen 
boS  (Enbe  ber  SBelt  foH  ein  lOOOiö^rigeS  Steid^ 
imter  einem  il^rer  alten  gfürften  errid^tet  mxbtn. 
SRo^l  ber  10. 3mam^  ber  im  %  255  ber  ^ebfd^ra 

goren  umrbe,  foO^d^  irgenbmo  oerftedt  l^aben, 
et  am  Snbe  ber  SBelt  tt)ieber  erfd^einen  werbe, 
nn  im  SSerein  mit  2[ffa  ober  3efu8  ben  Sintid^rift 
{u  betömpfen  unb  bad  lOOOiöl^rige  Steid^  §u  be« 
grfinben.  Sid  in  bie  neuefle  S^it  finb  oorgeblid^e 
vfa^biS  aufaeftonben  unb  l^aben  bie  arabijd^en 
BöOnr  )um  mieg  aegen  bie  Ungläubigen  ^u  ent- 
Pommen  gemußt.  Ss  l^öngt  biefe  Seigre  mit  bem 
6treit  }mifd^en  ben  Gliben  unb  Slbolfiben  gu» 
[ommen.  SaS  ÜBort  3mam  (f)au))tanf  ül^rer)  tourbe 
in  befonberer  SEBeife  auf  ben  red^tmö^igen  $enf d^er 
mS  bem  ^aufe  Sili'g  angetoanbt.  ^13  nun  bie 
Kad^ommen  9Ii^§  nid^t  mel^r  nad^sumeifen  maren, 
enttoidfelte  ftd^  bie  Seigre  oon  bem  verborgenen 
3mam,  ber  gu  feiner  3(it  erfd^einen  tütxbt.  S)ie 
Seit  fei  nie  ol^ne  3mam :  ^bam  mar  ber  erfte, 
Ut  toor  ber  3mam  in  feinen  Zagen;  aber  e§  gibt 
Seiten,  in  benen  ®ott  ben  Smam  verborgen  l^ölt, 
in  boten  man  fi^  aber  auf  feine  ^nfunft  oor« 
boeitcn  mu|.  ^a|  biefe  Seigre  gum  lBorn}anb  oon 
Reoofaitionen  gemad^t  merben  fonnte,  leud^tet  ein. 
t^tföf^Iid^  ift  e§  mieberl^olt  gefd^el^en.  S)er  jf l^a- 
!fc  f^afim  au3  bem  ^auf e  ber  gfatimiben  lie^  fid^ 
m  3. 1017  fogar  al§  Sncamation  ber  (Sottl^eit 
tnd^  einen  idraelitifd^en  S)ai  (äJlifftonar),  ben 
Cittfcn  3>ara5i,  ausgeben.  S)a§  SSoIf  oei^olgte 
ber  ben  Soragi,  ber,  nad^  ^fien  fliel^enb,  in  ber 
iboiumgegenb  ber  Stifter  ber  Brufen  mürbe. 
DB  titt^  borauf  ^fim  gel^eimni^ooD  oerfd^manb, 
Qbete  fid^  oud^  oon  il^m  bie  Segenbe,  er  fei  nid^t 
M,  fonbem  merbe  mieber  erfd^cinen.  3n  $erfien 
nt  in  ben  40er  Salären  ^li  äJlo^ammeb  mit  ber 
hcditgt  eined  neuen  ®lauben3  auf.  @r  legte  pd^ 
en  9bimen  Sab  (X^ure  gur  Srfenntni^  ®otte§) 
d  unb  erftörte  fid^  fpöter  für  eine  Sncamation 
cc  ®ott]§eit  ßr  mürbe  1848  gefangen  genommen 
sb  erfd^offen.  Sie  neuefien  SRal^biS  im  @uban  ftnb 
lenigfiend  ein  Semeid  für  ba§  gfortmud^em  beg 
olfd^  @Iauben3. 

5.  9e9Q)>ten  tl^eilt  mit  ben  Sraniem  unb  ben 
Semiten  ben  ©lauben  an  bie  9luferfte!|ung  ber 
tobten  unb  an  bie  einfüge  SSieberl^erfteUung  ber 
Dinge.  Ob  bamit  ein  befonberer  3J{effta§gIauben 
Ufommen^angt,  ifl  fel^r  fraglid^.  3)ie  Oftri§>3p' 
^onifim^t^,  mel^e  bamit  in  Serbinbung  gebrad^t 
oixb,  iß  tro|  bed  ffam))fed  beS  OftriS  mit  bem 
i0fcn  %itpfj^on  nid^t  barauf  gu  begiel^en.  @ie  ift 
ridne^  bie  mt^tl^ifd^c  SDarfteQung  be§  burd^  ben 
Ril  bcbingten  id^lid^en  SBed^felS  im  92inanbe. 
N  ift  mdglid^,  ba|  bie  oon  2)iobor  (in,  73)  be» 
iil^tdc  €age  über  baS  Orafel  be§  Supiter  9mmon 


auf  eine  fpätere  meffianifd^e  ©eutung  ber  DfiriS- 
m^tl^e  l^inmeiSt.  @r  berid^tet  nömlid|,  ^mmon 
l^abe,  al§  er  auS  feinem  Sieid^e  vertrieben  mürbe, 
feinem  93oIfe  vorauSgefagt,  nad|  einer  bcftimmten 
3eit  merbe  fein  ©o^n  ffiion^fuS  (DfiriS)  jur 
SSelt  f  ommen,  feine  oöterUd^e  ^errf  d^aft  mieberl^er» 
fteHen,  ftd^  )um  ^errn  ber  gangen  bemol^nten  @rbe 
erl^cbcn  unb  für  einen  ®ott  crflärt  merben.  3)ie 
Sleg^ipter  crmartcten  biefe  „SBiebcrl^erftellung"  jur 
3eit  ^lesanberS,  unb  fo  mirb  ed  oerftönblid^,  ba| 
fid^  SUe^anber  für  ben  @o]^n  bed  2[u))iter  ^mmon, 
b.  i.  OftriS  (S)ion9fu3),  ausgeben  fonnte  (Süfen 
283.  372).  3nbe6  ^at  biefe  «uffaffung  in  ber 
ögQptifd^en  Steligion  feinen  tiefem  ®runb.  9Iud^ 
bie  auf  einer  Dlebeninfd^rift  oon  KamfeÖ  ü.  ge« 
funbene  mefftanifd^e  ^nbeutung  ift  problematifd^. 
3n  berfelben  merben  ^oru§  unb  @et,  bie  atö  jmei 
altögtiptifd^e  ©ottl^eiten  OieUeid^t  oerfd^iebene  @ei' 
ten  bcSfelbcn  SBefen§  rcpräfentirten,  cl^e  fie  in  einen 
fcinbftd^en  (SegenfaJ  gefteflt  mürben,  ju  einer  ®e- 
ftalt  oerfd|mol5en  unb  von  biefem  ^ott  gejagt: 
„SKint  §orut  ©et,  beffen  6rf(^einung  Qf^eben 
bringt. . .  ®ic  ^nxi)t  (g^rfurd^t)  üor  il^m  errcid^t 
©icilien,  fein  9lame  freist  in  allen  2änbcm'' 
(Cngetb.  2or.  Qfifd^er,  §eibentbum  unb  Offen« 
baruug,  ÜJlaina  1878,  328). 

6.  Sei  ben  ®  r  i  e  d^  e  n  offenbarte  ftd|  baS  Ser* 
langen  nad^  Sriöfung  aus  ber  Jhted^tfd^aft  ber 
©ünbe  in  ben  ^R^tl^en  über  fieto  (Satona)  unb 
^poUo  unb  über  ^rometl^euS.  SOßte  überaQ,  ift 
biefe  Hoffnung  in  Serbinbung  mit  ben  erfien 
SK^tl^en,  f^itx  be§  erften  SBeibeS,  gcbrad^t,  bereu 
92ad^fomme  ber  @d|Iange  ben  jfopf  vertreten  foH. 
fiatona  ift  bie  erfte  fterblid|e  gfrau,  nad|  SHobor 
im  §9pcrboröerIanbe  (^arabicfe)  geboren,  mu^ 
megen  il^rcS  QfalleS  als  Serfto^ene  uml^erinen, 
möl^renb  ber  ^aä^t  ^i^tl^o  il^r  nad^fteUt;  benn  eS 
ift  il^r  bie  Ser^ei^ung  gemorben,  ba|  von  il^rem 
©amen  ber  abftammen  foD,  meld^er  bie  ©d^Iange 
beftegen  ober  tobten  foU.  @ie  gebiert  als  er^e 
9Hutter  baS  Stt^iHingSpaar,  unb  9^)ono  beftegt  bie 
©d^Iange  ^i^tl^o.  S)aS  apoainifd^e  Orafel  fül^rt 
biefe  ^\)if)t  in  bie  3^t  vor  ^)ono  jurüdt  unb 
fd^reibt  ^e  ber  Urmutter  Sl^emiS  ^u.  ^m  6nbe 
beS  cifemen  S^italterS  foH  3lpoßo  miebcrfel^rcn 
unb  baS  golbene  3^italter  berfteUen.  Sin  öl^nlid^eS 
Silb  bietet  ^erafleS,  meld^em  an  ber  SSßiege  ge« 
meiSfagt  mürbe,  ba^  er  bie  SSßelt  von  ben  böfen 
2Köd^ten  befreien  merbe.  ®ic  t)Iaftifd^e  ffunft  i)at 
au(^  oft  bargeftettt,  mie  bie  ©iganten  von  §erafle8, 
von  9(tbene  ober  von  ^t>ono  beftegt  merben.  SQgeiter 
fül^rt  bie  SK^tbe  von  ^rometbeuS,  bem  erften  ©terb« 
lid^en.  Snfolge  feines  fJalleS  von  ®ott  geftraft 
unb  an  ben  greifen  gefd^miebet,  fprad^  er  baS  i^m 
von  berSlb^miS  anvertraute  Orafel  auS,  ba^  einft 
beS  3suS  ^errfd^aft  aufboren  merbe,  unb  jmar 
merbe  bieg  bemirft  merben  burd^  ben  ©ol^n,  ben 
3euS  aus  bem  ©amen  beS  SBeibeS  erzeugen  merbe; 
benn  berfelbe  merbe  möd^tiger  fein  alS  biefer ;  bann 
merbe  aud^  ^romet^euS  burd|  jenen  ©o^n  beS 
3euS  felbft  erlöst  merben.  ®a  mit  $romctbeuS 

45* 


1415 


aWeffioS. 


1416 


(unb  ^anboro)  bie  Uebel  auf  bie  SOBelt  gefommen 
finb,  fo  ^cnfd^tc  bamal§  baS  cifcmc  Scttaltcr,  ba§ 
unglüd lid^ftc  üon  oflcn  (§cpob).  3l6cr  mä^  9lcfd^9« 
Iu§  tDQt  ben  9Ren{(i^en  Don  ^rometl^euS  ftatt  ber 
SSorouSfid^t  bie  j^offnung  ö^W^ttfl,  bafe  am  6nbc 
bc§  cifcmen  S^italtcrS  bie  SBiebcrl^erfteHung  beS 
golbenen  erfolgen  toerbe,  unter  einem  neuen  Äöntg, 
ber  ftatt  beS  3eu§  ba§  ©cepter  ber  ©ered^tigfett 
fül^ren  tt)erbe,  3ltö  biefer  ftönig  tourbe  öon  ben 
9Keiftcn  ^poHo,  ber  ^ropl^et  unb  §elfer  ber  2Ken« 
f d^en,  betrocj^tet.  SWit  t^m  tt)urbe  jugleid^  bie  ®tfe, 
bie  Sod^ter  ber  3:]6emi8,  ober  biefe  felbp  auf  Srben 
crttjartet.  $Rod^  mel^r  würbe  aber  bie  ffirlöfung  beS 
erften  TOcnfd^en  ^rometl^euS  bem  ^erafleS  §uge« 
fd^rieben.  2)amit  ^rometl^euS  aud|  t)om  Xobe  be- 
freit unb  jur  Unfterbfid^fcit  ^urüdtoefüfirt  Werbe, 
galt  e§  für  notl^ttjenbtg,  bafe  ein  ^ott  freiwillig 
für  il^n  in  ben  ^ob  ginge.  ®ie6  tl^ut  ber  Kentaur 
Sl^eiron,  ber  al§  Sol^n  be§  jhonod  Don  ^erafled 
getöbtet  wirb,  feine  Unperblid^feit  aufopfert  unb 
für  $rometl^eu§  in  ben  ^abed  l^inabfteigt.  S)a« 
burd^  ift  $romet]^eu§'  Srlöfung  t)oQbrad|t,  unb  er 
!ann  wieber  jum  ewigen  Seben  in  ben  ^immel 
eingel^en.  9lefd^9lu§,  ber  S)id^ter  ber  ,,@d^ulb 
unb  @ü]^ne",  l^at  biefen  äJt^tl^uS  §um  ®egen- 
ftanb  feiner  Sragöbie  gemad^t.  Sr  geigt,  wie 
$romet^eu§  burd^  ben  gfeuenaub  fällt  unb  ben 
3om  ber  ®ötter  auf  fld^  giel^t,  wie  er  beftraft 
wirb,  ba§  Oraf el  ber  X^emiS  auSfprid^t  unb  burd^ 
§erane§  erlöst  wirb,  nad^bem  3cu§,  beffen  6nt» 
tl^ronung  vereitelt  worben,  öerföl^nt  ift,  ^ro« 
metl^euS  ift  öom  3ome  beS  (SotteS  getroffen  unb 
an  ben  pfeifen  beS  jfaufafu§  gefd^miebet.  9Rit  i^m 
trifft  3o,  bie  leibenbe  erfte  5Dlutter,  sufammen, 
weld^e  üerftogen  uml^ertrrt.  $romet]^eu§  Derfünbet 
il^r  bie  weiteren  Seiben,  öerl^ei^t  il^r  aber  aud|  bie 
enblid^e  Befreiung  burd^  ben  Don  il^r  abftammenben 
@o]^n,  ben  fte  al§  Jungfrau  burd^  Serül^rung  be§ 
@otte8  geboren  werbe.  Sbenfo  werbe  erfelbftDon 
feinen  Seiben  befreit  werben  burd^  ben  au§  i^rem 
©amen  entftammenben  ®otte§fol^n,  im  britten 
©lieb  nad^  gel^n  anberen,  unb  3^ud,  fein  Unter* 
brüdter,  werbe  geftürjt.  ffier  ©tammöater  $rome- 
tl^euS  ift  l^ier  aI3  SRepröfentant  be§  gangen  ÜRen* 
f(^engefd^Ied^te§  bargefteUt.  2)iefe§  wollte  felbft  ben 
Dl^mp  erftürmen,  würbe  aber  gur  ©trofe  an  ben 
l^arten  pfeifen  beS  ©d^idffal§  gefd^miebet,  um  ben 
gflud^  ber  alten  ©d^ulb  gu  tragen,  big  ftd^  ber 
©ol^n  eines  (SotteS  feiner  erbarmt  unb  eS  burd| 
feinen  %oh  i)on  ber  ©d^ulb  befreit  unb  wieber 
gur  Unfterblid^feit  beruft.  —  3)ie  ^Jl^ilofojjl^en 
laben  bie|e§  allgemeine  93ewu^tfein  ber  @(^ulb 
unb  SrI5fung§bebürftigfeit  mel^r  profaifd^  gum 
^uSbrudf  gebrad^t,  inbem  fte  üergweifelnb  on  ber 
©elbftDerDoIHommnung  be§  SJ^enfd^engefd^Ied^td 
eine  93efferung  nur  öon  ber  Vermittlung  eine§ 
®ottc§  erl^offen,  ber  ben  9Kenfd^en  ben  Slnfang 
unb  3:t)pu§  ber  wal^ren  ®ered^tig!eit  geige,  bur($ 
ba§  ©agwifd^entreten  eines  X670C  Tic  Oeto;  ($Iato). 
^lato  entwirft  ein  3beal  öon  bem  gufünftigen 
©ered^ten,  weld^er  bie  Seiben  ber  TOenfd^en  auf 


ftd^  nimmt,  baS  gro^e  9Ie]^nlid|feit  mit  bem  ge* 
reiften  ftned^te  ©otteS  bei  SfaiaS  geigt  (Pbael 
65, 116).  ^ud^  ©ofrateS  meinte^  eS  feibaSSefk, 
rul^ig  abguwarten,  bis  einer  fomme,  ber  unS  be* 
lel^re,  wie  man  gegen  ©ott  unb  bie  SRenfd^fi^ 
Derl^alten  foU  (Plato,  De  rep.  2,  361 ;  ApoL 
Socr.  117).  SlriftoteleS  unb  2lnbere  beflagenbie 
Unwiffenl^eit  ber  SJlenfd^en  in  göttlid^en  ^gen. 
©elbft  ^orag  ruft  ouS :  „SBeld^en  ber  ©ötter  jol 
baS  93oI!  bem  einftürgenben  9ieid|e  gu  ^ilfe  rufen? 
S8em  wirb  Supiter  bie  Aufgabe  geben,  baS&fier 
gu  fül^nen?  SBir  {leiten,  0  fomme  enblid^,  @d^ 
^oUo''  (I  Carm.  2, 29).  2)aS  ©efül^I  ber  @ott- 
entfrembung,  bie  ©el^nfud|t  nad^  l^öl^erer  Offes* 
barung  ift  bem  legten  Sa^rl^unbert  ber  alten  9M 
überl^aupt  eigen.  S)a]^er  ift  eS  begreiflid^,  ba|  bie 
iübifd^e  ©ib^Ue  Don  ber  ©eburt  eines  götüid^ 
ffinbeS  fo  großen  Entlang  fanb  unb  bie  Stömergitt 
3eit  Sl^rifti  aDgemein  einen  l^errfd^er  auS  ben 
Orient  erwarteten,  ©ueton  ergöl^It  (Vesp.  4),  «8 
fei  feit  alten  3^ten  im  gangen  3Rorgen(anb  ber 
alte  unb  f efte  ©laube  Derbreitet  gewefen,  ba|  }s 
jener  3^it  Seute  auS  Suböa  fid^  ber§errfd^ftie> 
möd^tigen  werben  (percrebruerat  Oriente  toto 
vetus  et  constans  opinio  esse  in  fatis,  nt  eo 
tempore  Judaea  profecti  rerum  potiientor). 
5Diefe  3^ad^rid^t  lel^int  fid^  an  bie  beS  XacitnS  an 
(Hisi  5, 13 :  Pluribus  persuasio  inerat ...  fore, 
ut  yalesceret  Orions  profectique  Judaearemm 
potirentur).  S)ie  etruSfifd^en  ©el^er  litten  fd^on 
unter  ©uUa  eine  DoDftönbige  Umötü>erung  ber 
SBelt  unb  eine  gang  neue  Orbnung  ber  Singe 
propl^egeü  (Plut.  SuDa  7,  7,  8).  SJirgü  «idjwt 
bie  aQgemeine  ©timmung  in  feiner  4.  Sdoge, 
wenn  er  aud^  oon  einem  geitgefd^ic^tlid^n  Sre^ 
niffe  auSgel^t  (©eburt  eines  ©ol^neS  beS  Sonfnß 
^ioQio).  92un  enbigt  baS  eifeme  3^italter,  loieber 
erblül^t  bie  golbene  3^t  auf  bem  SrbfreiS.  @(^ 
bri(^t  bie  langji  geweisfagte  3«t  on,  ®ie  3Renj(i- 
l^eit  erneuert  fid^  l^errlid^.  fo  wie  fie  Don  Snfosg 
gewefen.  2)ie  2:ugenb  feiert  gurüdC^  baS  ©ef^Ie^t 
erl^ebt  fid^  neugeboren  Dom  ^immel ;  bie  polfSi 
ber  ©ünben  werben  getilgt  unb  ein  )xirabie{ij4er 
3uftanb  beginnt  (Magnus  ab  integro  saedomm 
nascitur  ordo.  Jam  redit  et  virgo,  redeimt 
Satumia  regna.  Jam  nova  progenies  eado 
demittitur  alto.  Tu  modo  nascenti  puero,  quo 
ferrea  primum  Desinet  ac  toto  surget  gens 
aurea  mundo,  Casta  fave,  Lucina:  tuus  jam 
regnat  Apollo).  Sgl.  aud^  Cicero,  De  di?.  2, 
54;  De  rep.  3,  6;  De  nat.  Deor.  2,  28. 

7.  Sie  aWeffiaSl^offnungen  anberer  Sölftr  gejen 
nirgenbS  über  ben  JheiS  allgemeiner  Se^M^ 
na($  Srlöfung  unb  m^tl^ifd^er  ^orfteSmigberfdta 
l^inauS.  3)ie  ©ermonen  l^aben  öl^nli^  toie bie 
©ried^en  bie  often  ÜRenf d^en  unb  ben  C^I5fer  p 
einanber  in  99egie]^ung  gebrod^t  Sie  beiben  &W 
ber  erften  gltem  Dbin  unb  3frigga  flnb  8oIbr 
unb  %r)x  (Sl^or).  2:]^or  tritt  als  aSefämpfer  ber 
alten  ©d^Iange  ber  Xiefe  auf.  aber  beflegen  wiib 
er  fte  erft  in  ber  ©ötterbömmerung,  b.  1^.  am  Ssbe 


1417 


aWcfjina. 


1418 


bet  ie^igen  SBeltjeit.  Sin  {ängerer  meffianifd^er 
^ccdS  ber  @Qge  ift  ber  gleidl  jhtf^na  unb  ^erafleS 
in  ein  fpötered  SBeltoIter  t)er{e|te  beutfd^e  @igurb 
ober  Sigfrib.  SHe  @age  beginnt  feine  Stamm» 
lafd  mit  bem  ®enu|  be§  %p^t%  um  feine  96- 
fhumnung  mit  bem  SfaQe  im  ^arobiefe  in  S3er> 
binbtmg  )u  bringen.  @igfrib  erfd^eint  aI3  m^tl^i» 
[((er  9Refftad,  erlegt  bie  böfe  Sd^Iange,  erobert 
bot  Derlorenen  unb  Don  ber  ©anlange  geraubten 
golbenen  ^ort  beS  erften  ©olbalterd  tt)ieber  unb 
rrldSt  bie  Denounfd^ene  ©d^ilbiungfrau  93run]^ilbe. 
Hber  her  Unuberminblid^e  iDirb  Don  feinem  il^m 
Derbrfiberten  ®egner  |)ögtn  ober  ^agen  getöbtet. 
He^nlic^  ergebt  ed  bem  SQßoIfbietrid^  in  ber  ober- 
bcntfd^  @age,  ber  aber  am  Snbe  ber  Sßelt  al§ 
crlöfenber  ^elb  loieberfommen  foO.  Sinen  be* 
[onbcm  ÜRefjiaS  ermarteten  bie  ©ermonen  in 
Sibar,  einem  ©ol^ne  Obind  unb  ber  Unieftn 
Sribr.  S)ief er  Sibar,  ber  5IRä((tigfte  nöd^ft  %^ox, 
ecifttrt  Bis  bal^in  im  Verborgenen  (ber  „üerfd^mie- 
grne  Sfe")  unb  toirb,  nad^bem  gegen  ba§  ßnbe 
bie  Ungel^euer  ber  t$infiemi|  nod^  einmal  über  bie 
Erbe  loSgelaffen  fein  tt)erben,  ben  @ieg  baüon- 
tragen,  inbem  er  bem  böfen  ®ämon,  bem  genrirS» 
iDoIfe,  auf  ben  ffopf  unb  in  ben  Stadien  tritt  unb 
i^  fo  Demid^tet.  S)ann  tovch  er  bad  erfte  golbene 
SeUalter  mieberJ^erftellen.  S)ie  @age  üon  9rtur 
imb  ^rciDal  fann  hiermit  Derglid^en  merben.  3n 
)tx  beutf d^-feltifd^  Sage  geigt  ftc^  nid^t  blo^  eine 
le^td^feit  mit  ber  ^rometl^euSm^tl^e,  fonbem  eS 
ritt  aud^  ber  alte  3ug  ber  Sage  Don  ben  feinb« 
idtm  Sritbem  (9bel«jf ain)  bef onberd  beutlid^  l^er» 
or.  —  93on  ben  übrigen  S3öl!em  feien  nur  bie 
Xesicanet  unb  Peruaner  nod^  enoöl^nt. 
idbt  fyAm  bie  Hoffnung  auf  ein  beffereS  3rit' 
tter  ge^gt.  S)ie  ÜResicaner  glaubten,  i^r  @ott 
^Utegakootl  fomme  auf^d  92eue,  ftelle  baS  frühere 
ilüd  loieber  (er  unb  fd^affe  bie  SRenf d^enopf er  ah. 
t>te  Peruaner  (atten  bie  Sage,  ba|  bie  ^errfd|af t 
er  3nca  ouf(5ren,  aber  ber  Urmenfd^  Sirafod^a 
fö  neuer  ^errf ((er  n)ieber  erfd^einen  tütxht.  2)e^- 
otb  ttmrben  bie  Spanier  in  3Rttko  unb  $eru  al§ 
ie  Don  ®ott  gefanbten  Stetter  empfangen.  93on 
cn  99emo(nem  ber  SanbiDid^infeln  tt)irb  ä(nUd^ 
ieri((tet:  fte  (aben  ben  SQgeltumfegler  Soof  afö 
i5(ere8  SBefen  begrübt  unb  nad^  feiner  Srmor» 
mnq  bie  ®ebeine  beSfelben  Dere(rt. 

Siteratur.  Sif enmenger,  SntbedPte§  3uben« 
ffam,  2  aSbe.,  Königsberg  1711;  Schoettgen, 
lorae  hebraicae  et  talmudicae  de  Messia  im- 
pensae,  n,  Dresdae  et  Lipsiae  1 742 ;  ^engften* 
lerg,  eirifiologie  beS  9. 99.,  3  IBbe.,  IBerl.  1829 ; 
tttad,  Sie  meffmnifd^n  @m}artungen  unb  Sin» 
^tm  ber  3ritgenoffen  3efu,  2:(eol.  Ouarialf ((r. 
1886:  »übe,  6(riftoIogie  beS  «.  2.,  3  Sbe., 
DMnftac  1850— 1851;  Seindfe,  Sie  mefpanifd^en 
BeiSfägnngen  bei  ben  großen  unb  fleinen  ^ro* 
Hfdm,  4  »be.,  ©ie^en  1859-1862;  Colani, 
Mras-Ghrist  et  les  croyances  messianiques 
lesontemps,  2<»  öd.,  Strasb.  1864;  Sangen, 
DoB  3ubent(um  in  gkilöftina  jur  3eit  g^rifti. 


greib.  1866;  S(olurf,  ®ie  $rop(eten  unb  i(re 
SBeiSfagungen,  2.  ^ufl.,  ®ot(a  1867;  Castelli, 
H  Messia  secondo  gU  Ebrei,  Firenze  1874 ; 
SBeber,  Softem  ber  altfpnogogalen  palöftinifd^en 
2(eoIogie  auS  Zargum,  SKibrafd^  unb  Zalmub 
bargefteflt,  Seipj.  1880;  Sö(l,  ©(riftologie  beS 
91.  S.  ober  9lu§Iegung  ber  mid^tigften  meffiani« 
fd^cn  ffieiSfagungen,  SBien  1882;  Drelli,  ®ie 
altteftamentli^e  ^eiSfagung  Don  ber  SSoQenbung 
beS  Sfleid^eS  ©otteS,  SBien  1882;  Edersheim, 
The  Life  and  Times  of  Jesus  the  Messiah, 
2.  ed.,  Lond.  1884;  Sd^ürer,  ®efd^.  beS  jübifd^en 
SSoIfeS  im  3citalter  3efu  g(rifti,  2.  «ufl.,  2.  l(eU, 
Seips.  1886;  Sd^ul^,  9lltteftamentl.  Ideologie, 
4.  aup.,  ®ött.  1889 ;  Sedter,  ®ie  SSßeiSfagungen 
als  Kriterien  ber  Offenbarung,  SKainj  1890; 
Dealer,  3:(eologie  beS  21.  2.,  3.  «ufl.,  Stuttg. 
1891 ;  IBalbenfperger,  ®aS  Selbftbettu^tfein  3efu 
im  Siebte  ber  mcffianifd^en  Hoffnungen  feiner  3«tt, 
2.  aup.,  Strasburg  1891;  Sd^enj,  ®ie  priefter« 
liä^t  3:(atigfeit  beS  SDlefftaS  nad^  bem  ^irop(eten 
3faiaS,  »egenSb.  1892.  [«ßaut  Sd^anj.] 

'SBefflna,  Stabt  unb  SrjbiSt^um  auf 
ber  3nfet  SiciHen.  ®ie  auf  bem  nörblid^« 
ften  3:(eile  ber  Dftfüfte  SicilienS,  gegenüber  ber 
Sübfpi^e  Italiens,  an  ber  nad|  i(r  benannten 
Sßeerenge  gelegene  Stabt  9}{e{ftna  (ie^  urfprüng* 
Ii((  als  ficulifd^e  Stabt  3ancle  (Zot-pdi),  auf  SKün- 
Jen  aud^  AofvxXe),  fpöter  aber,  nad^  ber  ^nfiebelung 
ber  SReffenier  auS  St^egium,  9Re{fana,  SReffanion 
(Medcn^vTj).  Sis  5u  6nbe  beS  17.  3o(r(unbertS 
roax  fte  ^auptftabt  unb  Si^  ber  Stegierung  Si* 
dlienS.  ^eute  ift  fie  bie  giueite  Stabt  ber  3nfel  unb 
(at  als  fold^e  80000  Sintt)o(ner;  bie  gange  Stabt* 
gemeinbe  jä^It  126500  Seelen.  S3on  ber  3^" 
ftörung  burd^  baS  gro^e  Srbbeben  Don  1783,  nad^ 
mii)tm  fie  planmäßig  aufgebaut  tourbe,  ftnb  faft 
feine  Spuren  me(r  ^rig,  tt)o(I  aber  Don  ber  furd^t« 
baren  Ueberfd^tt)emmung  Dom  14.92oDember  1823. 
®ie  Sat(ebrale  in  gotifd^er  33auari,  1197  Don 
ßrgbifd^of  93erarbuS  eingeweiht,  ift  ber  Assumtio 
B.  M.  V.  bebidrt  unter  bem  Sitel  Della  Lettera. 
SS  tüxxi  nömlidl  ein  angeblid^  Don  ber  feligften 
3ungfrau  an  bie  SKeffiner  gefd^riebener  ©rief  in 
ber  (lat(ebrale  aufben}a(ri,  um  beffentmiUen  nod^ 
jä(rlid^  baS  fjeft  „Unferer  lieben  Qfrau  mit  bem 
Srief"  gefeiert  wirb  (Ott,  3Jlarianum  1572  ff.). 
%u|er  ber  Sat(ebrale  gibt  eS  nod^  an  50  JHr- 
d^en,  barunter  eine  gried^ifd^e  unb  eine  jfapeüe 
für  bie  fleine  proteftantifd^e  ©emeinbe,  bann  Diele 
jflöfter,  ein  er2bifd^öfIi((eS  Seminar,  ein  (S^m* 
naftum  unb  bie  Accademia  Carolina,  eigent* 
lid^  eine  fog.  UniDerfttöt,  1596  gegrünbet  unb 
1838  erneuert,  bereu  93ibIiot(e!  befonberS  reid&  an 
gried^ifd^en  §anbfd^riften  ift.  9Jad^  ber  Srabition 
f  oU  ber  (l.  ^auIuS  baS  S3iSt(um  9)leffma  gegrünbet 
unb  ben  (I.  Sad^^IuS,  beffen  Orbination  am 
25.  3onuar  gefeiert  »irb,  als  erftcn  SBifd^of  ein» 
gefegt  (aben.  Rubere  laffen  biefeS  93iSt(um  burd^ 
ipapft  2eo  L  (440—461)  erri((tet  fein;  ttirflid^ 
erfd^eint  451  auf  bem  Sondl  }u  S(alcebon  ein 


1419 


SKcffina, 


1420 


Sifd^of  3o]^antic8  Don  SKcffina.  SSßiebcr  «nbcrc 
nel^mcn  erft  6ucarpu§  um  500  al§  crftcn  93if(^of 
on,  ml^tm  bi§  868  nod^  fc(]6§  weitere  folgten, 
tüorauf  biefer  ©ij  in  bcn  bamaligen  friegertfc^cn 
3eiten  für  mel^r  oI§  200  Sa^rc  einging.  Um  biejc 
Seit  gingen  aud^  nod^  imti  ober  brei  »weitere  alte 
Sifd^ofSfi^e  ein,  weld^e  im  Umfange  beS  l^eutigen 
©prengels  TOeffma  lagen,  ßiner  baöon  war  6aro» 
nia,  ba§  alte  Alaesa  ober  Haiesa  fAXatja,  *AXe  ja), 
päter  Charinum  ober  Carina,  am  TOeere  bei  9Ki* 
tretta  (nad^  Moroni,  Dizion.  LXXVIII,  25  toöre 
5llefa  in  bem  ganj  nal^e  bei  ©aronia  gelegenen 
ijleden  Sofa  ober  Xufa  p  fudjen).  S)iefe  ©tabt 
würbe  gegen  (Snbe  be§  6.  3a^t]^unbert§  93i§t]^um 
unb  fommt  in  ber  Not.  Leon.  al§  Dioec.  Alensis 
t)or  (ögl.  übrigens  Dragonteo  Selinunte,  Storia 
d'Alesa,  antica  cittii  di  Sicilia,  Palermo  1753, 
con  lettera  di  D.  Schiavo  sul  preteso  vesco- 
vato  d'Alesa).  6inanbere§war  2:aormina,Tauro- 
menium,  Golonia  Augusta  Tauromenitana, 
jwifc^en  SWeffina  unb  Satania  gelegen.  S)iefe§  foH 
bur(^  ben  1^1.  ^etruS  bcn  1^1.  ^ancratiuS  al§  erften 
93ifc^of  erhalten  l^aben;  nac^  il^m  werben  nod^ 
genannt:  6oagriu§,  ber  1^1. 5ffia£imu§,  ber  1^1. 9lico. 
®er  erfte  fidlere  Sifd^of  erfd^eint  aber  erft  447  unb 
l^atte  bi§  903  nod^  jel^n  5ßad^f olger.  93if d^of  Sad^a- 
rtag  Sopl^uS,  weld^er  bem  $atriard^en  $|otiuS 
günftig  gefmnt  war,  erl^ielt  öon  biefem  ben  Sitel 
eines  ©rjbifd^ofS ;  bie  Not.  Coelest.  f ül^tt  iebod^ 
biefen  @i|^  atö  Suffraganat  üon  ©^racufa  auf. 
®er  lefete  SSifd^of,  ^rocopiuS,  feit  903,  wirb  in 
©icilien  al§  ^eiliger  öerel^rt  (ügl.  Moroni  LXXTT, 
243  sq.).  3lud^  in  SKi)lö,  bem  l^eutigen  ÜKilasjo, 

tafenftabt  an  ber  9lorbfüfte  (SicilienS,  foK  nad^ 
inigen  ein  93ifd^of§fiJ  gcwefen  fein  (ögl.  95in- 
terim,  ®enfw.1, 2,  527).  9lad6bem  bie  ©aracenen, 
weld^e  ben  Sifd^ofSfi^  öon  SWefpna  jerftört  l^atten, 
burd^  ben  9iormannen  9toger  au§  biefer  ©tabt  öer« 
trieben  worben,  fteHte  biefer  eble  ®raf,  ber  fid^  ba§ 
SBieberaufblül^en  be§  Sl^riftentl^umS  fel^r  angelegen 
fein  lie^,  ben  bifd^öflid^en  ©tu^l  1081  wieber  l^er, 
aber  öorerft  in  2:roina  ober  Sraina  (Trayna, 
Troynapolis,  bei  93interim  Trojanopolis),  einer 
unweit  öon  TOeffina  gelegenen  ©tabt.  ®em  ®i« 
fd^of  Don  Slroina  unterfteüte  bann  tRoger  au^er 
ben  ©tobten  aKileftum,  SRemacta  u.  a.  aud^  2Kef« 
fma  (Moroni  LXXIX,  78  sq.).  Sifd^of  SRobert, 
ein  Serwanbter  beS  ®rafen  SRoger,  öerlegte  1090, 
unter  Supiinmung  beS  $apfte§  Urban  ü.,  ben 
©ij  öon  Sroina  nad^  bem  altem,  je^t  wieber 
beöölferten  SBleffina  jurüdf,  feine  9la^folger  be« 
l^ielten  aber  nod^  eine  Seitlang  bie  Sitel  beiber 
©i^e  bei.  ©o  unterfd^ricb  fid^  j.  93.  ber  93ifd^of 
SBiD^elm  (1122—1126):  Ego  Willelmus  Mes- 
sanensium  et  Troinensium  tertius  Episcopus. 
«nacletn.,  ber  ©egenpapft  Snnoccnj'  II.  (1130 
bis  1143),  fott,  um  bie  »ifd^öfe  für  feine  Partei 
3U  gewinnen,  unter  anberem  aud^  SD^cffma  jur 
Metropole  erl^oben  unb  il^r  bie  jwei  neu  errid^tetcn 
93i§tl^ümer  Sipari  unb  Kefalu  als  ©uffraganate 
unterfteUt  l^aben  (Cantelius,  Metropol.  448  ad 


450).  2)ief e  SBürbe  unb  ®ewalt  würbe  bem  %« 
fd^of  öon  9Keffina  1139  burt^  nn  S)ecret  3imo« 
cenj'  n.  unb  burd^  bie  Sateranf^nobe  wieber  ent« 
sogen,  grft  Sllejanber  in.  reflituirte  1170  bem 
93ifd^of  ben  3:itel  unb  bie  Sted^te  eines  (Ersbii^ofi 
we|]^alb  fid^  ber  bamalige99ifd^of9hcolauS  (1166 
bis  1182)  als  Nicolaus  Dei  gratia  sacrosanctae 
Messanensis  Ecclesiae  primus  Archiepiscopos 
unterfd^rieb.  $apft  SuciuS  HL  bejtdtigteboimbie 
SOIetropolitanred^te  ÜKeffma'S  über  gefalu,  gipoti 
unb  ^atü.  S)ie  Not.  Coelest.  ful^rt  biefe  Sttf« 
fraganate  fo  auf:  Cepheüonensis,  PactensiB 
(urfprünglic^er  ©i^  in  T3mdari8,  ögl.  Moroni 
LXXV,  183),  S.MarciMüetum  (PMüevensb), 
Cataniensis.  ßigent^ümlic^erweife  ift  fiipariäbet> 
gangen,  wa^rfd^einlid^  weil  eS  bamalS  nod^  ben> 
felbcn  Dber^irten  mit  ^Jatti  l^atte;  aud^  biennter 
$apft  Sol^ann  XXII.  gefertigte  Notitia  überg^t 
nod^  Sipari  unb  l^at  bei  S.  Marci  Milevensis 
ben  3iifo^  quod  est  Domini  Papae.  S)aS  SiS» 
t^um  ©.  5Dkrco,  baS  alte  Agathymum  ob« 
Agathyrsiim,  auf  ber  Dlorbfüfte  ©icilienS  jtoi* 
f  (^en  ^^nbaris  unb  Salacta,  würbe  erft  im  1 2. 3<il^' 
^unbert  enid^tet  unb  balb  mit  ber  SWetropoleunirt 
(G.  Petri,  L'Orbe  cattol.  1, 318).  §eute  unttr- 
ftel^en  ber  ÜKetropole  SKeffma  twd^  bie  SiSt^üraer 
Sipari,  $atti  unb  baS  erft  am  7.  SKärj  1816 
em(f)tete  SiStl^um  92icofta.  3ur  JKrd^enprotmi| 
5DJcffina  gel^ören  aber  au^erbem  nod^  bie  Prae- 
latura  nullius  ©.  Sucia  bei  SRela  unb  ber  Sr^i- 
manbrit  SS.  Salvatoris  in  IDleffma. 

®ie  ^Jrölatur  ©.Sucia  belSDtcla,  inbergtobt 
gleid^en9^amenS,  weld^ebeiSRela^^o,  etwa309Sig* 
lien  weftfübweftlidl  i)on  Sßefftna  liegt  unb  fjfk 
über  5000  ginwol^ner  jöl^lt,  entftanbauffolöenbe 
SBcifc.  3hl  f rü^efter  ßeü  war  l^ter  baS  Sogbgebut 
ber  ficilianifd|en  Äönige;  biefe  fteDten  für  ft^  mb 
für  bie  anf önglid^  wenigen  SSewol^ner  einen  $fanet 
auf,  bem  fie  üerfd^iebene  Privilegien  Derf^offttn. 
^IS  bie  93ewo]^ner  ftd^  na^  unb  nad^  t)ennel)Tt(n, 
bilbeten  bie  notl^wenbig  geworbenen  ^ilfSgeifttt^fli 
beS  ^ifarrerS  ober  SlbteS  eine  ^rt  S^itel,  ba§  ^ 
mit  feinem  SSorftanbe  immer  mel^t  ieglid^Drbiiw« 
rtatSgewalt  entzog.  Svdti^i  fud^te  ber  anmö(^ti9e 
gappeKano  SKaggiore  beS  ffönigS  fie  feiner  3»^ 
bietton  ju  unterwerfen,  allein  SSoß  unb  ®eni8 
wel^rten  fid^  bagegen,  unb  eine  SSereinbanmg  jw» 
fc^en  bem  l^eiligen  ©tu^l  unb  bem  ff önig  beßinuntt 
bann  im  3uni  1818 :  Nella  chiesa  di  S.  Locii 
di  Milazzo  ^  reintegrato  1'  antica  abbaziaresi* 
denziale,  con  quelle  preminenze  e  gitnis* 
dizioni  che  ha  godute  dalla  sua  prima  remo* 
tissima  origine  sino  all'  anno  1801,  e  nello 
stesso  modo  e  nella  stessa  forma  che  le  go* 
deva  nella  detta  epoca.  äßeiter  erl^ob  ber  $a|»? 
burd^  ®ulle  üom  27.  ©eptember  1819  ben  ${ttim 
üon  ©.  Sucia  jum  Sitularbifd^of,  unb  öon  bajffl 
erfreute  er  fid^  in  aDweg  ber  Sed^te  unb  ber  SBüt^ 
eines  Sijd^ofS  über  12  000  ©eelcn,  weld^  in  aijt 
Pfarreien  einget^eilt  fmb  (G.  Petri  1.  c.  320  sq.). 
9Jad^  ben  legten  Sal^rgöngen  ber  Gerarchia  cattol 


U21 


SJlc^mcr  —  2Kc|ncr. 


1422 


iß  äbrigend  ber  (£r}btf(^of  üon  ÜRefftna  Q))ofto- 
fijdber  Slbminiftrator  biefer  $rälatur. 

^e  giDeite  ber  genannten  ^rölaturen  f^ai  fol- 
genbeti  Ursprung.  ®raf  äloger  gelobte,  menn  er 
Sitefftna  ben  SorQcenen  entreiße,  eine  ff ird^e  ^u 
SJ^ren  beS  ßrlöferS  ba{eI6ft  ju  erbauen.  92ad^  er- 
langtem Siege  baute  er  nid^t  bIo|  bie  ffirc^e 
SS.  Salvatoris,  fonbem  babei  au(|  ein  grogeS 
iHofter,  n)elc^ed  Sapanermönd^e  be§  gried^ifd^» 
tmirten  Stiütd  big  auf  unfere  Zage  inne  l^atten. 
^t  ^6t  ober  Slrd^imanbrit  ({.  b.  ^rt.)  tt)urbe  balb 
bad  fyxvo^t  aller  gried^if  d^en  jf  (öfter  @icilien§^  beren 
®üter  unter  feine  Slbminiftration  famen.  3tn  SJer« 
laufe  ber  3eit  tourben  \f)m  41 9lbteien  ober  ff löfter 
untettDotfen,  für  toeld^e  er  bie  Siebte  ober  ff lofter» 
oberen  su  befteUen  ba§  SRed^t  l^atte.  2)a3  Som- 
menbotarmefen  ri|  inbe^  aud^  l^ierein.  Xitel  unb 
äuridbiction  famen  an  einen  9BeItgeiftHd|en,  tt)a]^« 
mtb  bie  SJlönd^e  fein  eat>itel  bilbeten.  SRittelg 
öreöe  öom  23.  gebruar  1635  tt)ie8  Urban  Vni. 
bem  Srd^imanbriten,  ber  fid^  fd^on  löngft  oon  jeg» 
\\d^  2hiridbiction  be§  ßr^bifc^ofS  esemt  gemad^t, 
eine  eigene  SDidcefe  mit  quaft-eptfcopaler  2}uri§- 
biction  an^  in  unmittelbarer  ^bpngigfeit  oom 
beiligen  Stul^le;  bie  9)l5nd^e  erl^ielten  alS&ipitel 
boS  $nt)ilegium,  bei  eintretenber  @ebiSt)acan) 
einen  Sopitularüicar  au§  il^rer  SRitte  ^u  n)ä]^len, 
mcli^  bis  5ur  3nftaIIation  be§  neuen  Slrd^i» 
manbriten  fungire.  ^eute  umfaßt  bie  3)iöcefe 
beS  Archimandrita  SS.  Salvatoris  Messinae 
8  Srd^ipreSbQterate  ober  $faneien  mit  gegen 
20  000  Seelen  (ogl.  Lubin  1.  c.  216 ;  G.  Petari  1.  c. 
321  sq.).  3)er  ^rd^imanbrit  ift  burd^  $erfonal- 
mtiim  Qttd^  $rior  oon  @.  ©iorgio  bi  SriocaliS  (Mo- 
roni LXXX,  334).  3lu|er  biefer  $rölatur  beftanb 
in  Vteffina  bis  auf  bie  neuefteS^it  nod^  eine  grie« 
^f  d^  Collegiatf  ird^e  @.  SRaria  bei  ©raffeo^  meiere 
antonomaflifd^  cathoUca  l^ie^,  meil  fie  fd^on  oon 
WtecS  l^er  bie  fiiturgie  in  griec^ifd^er  @prad^e, 
ober  na(|  römif d^em  SRituS  unb  in  azyma  mit  la» 
teinif^ien  ^ramenten  feierte,  fogleid^  ben  gre> 
gorionifd^en  ffalenber  annal^m  unb  ba§  3)ogma 
ixmt  9u§gang  be§  l^eiligen  ®eifte§  aud^  au§  bem 
Bof^nt  ftetd  t)on  il^rem  Sleru§  vertreten  lie^.  93e- 
nd>ict  XIV.  beftötigte  burd|  Sonftitution  Bomana 
Ecdesia  t)om  18.  man  1743  (BuUar.  I,  118. 
119)  bie  Siedete  biefer  ffird|e  unb  il^reS  Don  ber 
gefammten  ©eifilid^feit  gemäl^lten  ^rotopapa. 

9bit  legten  Srjbifd^öf e  SKeffma'S  waren :  gfranj 
Hon  ^^müa  äJillabicani  feit  1823,  Sarbinal  1843, 
geß.  14.  3uni  1861.  3lad^  einer  Sebisoacan^ 
t)on  fed^  äal^ren  folgte  il^m  am  22.  pfebruar  1867 
ber  Sifd^of  oon  Saltagirone,  fiubn^ig  92atoli,  ber 
am  24.  Sfebmar  1875  ftarb.  ®er  gegenwärtige 
74.  Crsbifd&of  ift  Sofepl^  ©uarino,  geb.  1827,  al§ 
(Srjbifd^of  Don  S^racufa  t>röconifirt  1872  unb 
tranSferirt  2. 3uli  1875.  ©eine  einfünfte,  weld^e 
ftSfj^  80  000  @cubi  betrugen,  belaufen  ftd^  faum 
nod^  ouf  6000,  finb  aber,  wie  fd^on  im  15.  Sal^r- 
l^bert,  nod^  auf  1000  ffammergulben  ta^irt. 
9m  IRetropolitancapitel  befte^t  au§  3  S)tgni' 


töten,  15  Eanonifem,  mel^reren  Senefiriaten  unb 
anbercn  ^Jrieftcm  unb  Slerifem.  3n  129  Pfar- 
reien, baoon  11  in  SBlcffma  allein,  unterftcl^en 
i^m  263  500  ©laubige.  (®gl.  C.  Morabito,  Series 
£pp.  Messan.,  Neapoli  1669 ;  P.  Samperius, 
Messana,  12  tit.  illustr.,  Messan.  1742,  2  t.; 
Sicilia  sacra  I,  314  sqq.;  Moroni  XLIY,  298 
ad  306 ;  Cappelletti  XXI,  559  sqq. ;  Oams, 
Ser.  Epp.  949  sq.)  [9le]^er.] 

'SKe^mer,  SlloQS,  tl^eologifd^er  @d^riftfteller 
unb  ®i(^ter,  mar  geboren  gu  Diaffereut  im  Ober« 
inntl^ale  (lirol)  am  11. 9looember  1822  als  ©o^n 
einfad^er  Sanbleute.  S)er  95ater  mar  „eine  ftille 
SofertSnatur",  bie  SHutter  eine  tiefreligiöfe  unb 
l^od^begabte  t^frau.  3^r  ©ol^n  ^loQS  legte  bie 
clafftfd^en  unb  pl^ilofop^ifc^en  ©tubien  in  3nn§« 
bmdf  aurüdC,  mo  aio^S  Qflir  (f.  b.  art.)  fein 
Seigrer  für  Siteratur  unb  9left^etif  mar.  3m  3a^re 
1843  bcjog  SKe^mer  bie  tl^eologifd^e  ®iöcef an- 
Scl^ranftalt  in  ©rijen:  an  biefer  mirften  ba- 
malS  bie  brei  großen  aHänner  unb  jpöteren  93i« 
fd^öfe  SSincenj  (Saffer,  granj  3ofe|)]^  SRubigier 
unb  3ofep]^  geiler  (f.  b.  2lrtt.)  als  $rofef joren. 
(Sin  befonberS  inniges  SSerl^öltni^  bilbete  fic^  jwi« 
fd^en  ®affer  unb  ÜKe^mer.  3la^  ©mpfang  ber 
^rieftermeil^e  (1847)  mirfte  er  ein  3al^r  in  ber 
©eelforge;  tm^erbft  1848  berief  il^n  feinSifd^of 
Seml^arb  ©alura  (f.  b.  3lrt.)  als  $rofeffor  ber 
neuteftamentlid^en  6|egefe  nad^  Srijen.  SÖle^mer 
mar  ein  t)or)üglid^er  Sieget;  leiber  begann  fd^on 
im  3. 1852  feine  (Sefunbl^eit  ju  manfen,  unb  öier 
3al^re  fpöter  mufete  er  feine  SSorlefungen  gang  ein« 
fteflen.  3m  ©eptember  beS  3a]^reS  1856  begab 
er  fid|  auf  ben  SRatl^  ber  Slerjte  nad|  3talien,  ver- 
lebte ben  SBinter  in  tSfloreng,  baS  fjrül^ial^r  in 
5Rom  an  ber  Seite  feines  öäterlid^en  QfreunbeS  Qflir, 
bie  l^ei^en  Sommermonate  in  9lbano  unb  ftarb 
bafelbft  am  23.  Sluguft  1857.  Qt  ml^t  in  ber 
bortigen  Satl^ebrale.  l93on  ÜRe^merS  tl^eologifd^en 
©d^riften  ffil^rt  §.  §urter  (Nomencl.  liter.  III, 
1079)  folgenbe  an :  Introductio  in  LL.  N.  T., 
Oeniponti  1858 ;  Srflörung  beS  3ol^anneS-St)an* 
geliumS,  ebb.  1860;  6rflärung  beS  SriefeS  an 
bieOalater,  95ri|en  1862;  grnärung  beSSBriefeS 
an  bie  Koloffer,  ebb.  1863;  erflärung  beS  erften 
(Sorintl^erbriefeS,  3nnSbrurf  1857;  ©efd^id^te  ber 
Offenbarung,  Qfreiburg  1857,  2  Sbe.,  unb  fügt 
bei:  Oninia  haec  opera,  quae,  si  ultimum  ex- 
cipias,  post  auctoris  mortem  impressa  sunt, 
produnt  interpretem  pium,  eniditum,  saga- 
cem.  Erat  quoque  insignis  plane  poeta,  ut 
apparet  ex  paucis  poematibus,  quae  lucem 
yidenint,  atque  ex  aureo  ejus  diario.  Sine 
3luSgabe  ber  ©ebid^te  TOe^merS  erfd^ien  1891  in 
5»atal.  (Sgl.  Sllo^S  ^Jie^mer,  gjrofeffor  ber  X^eo- 
logie  ju  ärijen.  ©in  ficbcnSbilb,  gejeid^net  nad^ 
bejfen  Xagebud^,  ©riefen  2C.  öon  3.  ®.  Sonbanf, 
l^erauSgegeben  bon  3.  ß.  TOitterru^ner,  2  93änb- 
d^en,  Srijen  1860—1862.)     [aHitterrutner.] 

^e^nex  (rid^tiger  37^eSner,  mansionarius) 
ober  ftüfter,  f.  (SuftoS  m,  1263. 


1423 


SWcMtiftungcn  —  aWcfeftipcnbium. 


1424 


^t^fiiHnnitn  (fandationesmissaruin)finb 
fcftc  SScrmäd^tniffc  öon  ®ütem  ober  Kapitalien, 
aus  beten  9lenten  eine  beftimmte  ^njal^I  l^eiliger 
SDleffen  für  ben  Stifter  ober  nad^  beffen  frommer 
^IReinung  regelmäßig  unb  in  perpetuum  gelefen 
werben  müfjen.  6ine  teftamentartfd^  angemicfene 
Summe  lu  einmaliger  ^ierjoloirung  einer  ^ngal^I 
oon  TOeffen  l^at  lebiglid^  ben  Sl^arafter  öon  SKa« 
nualftipenbien  (f.  b.  folg.  9lrt.).  2Rit  93ejug  auf  bie 
regelmäßige  äBieberfel^r  unterfd^eibet  man  täglid^e, 
xo'öä)tnilx^t,  monatUd^e  ©tiftungSmeff  en  unb  Sal^r« 
meffen  ober  Slnniüerfarien  (f.  b.  9lrt.).  SBenn  jur 
^erfolöirung  fold^er  ©tiftungSmefJen  ein  eigener 
Seiftlid^er  geforbert  n}irb,  fo  l^at  bie  Stiftung  ben 
ßl^arafter  eines  einfad^en  SenepciumS;  bod^  muß 
fte,  n)enn  fte  redgtlid^  als  fold^eS  gelten  foQ,  i)om 
Sifd^of  jum  Sitel  eines  ffird^enamteS  erl^oben  fein. 
^Iteßftiftungen  ftel^en  als  buri^auS  ürd^lid^eS  Kigen« 
tl^um  unter  ber  Sermaltung  ber  ftird^e.  ®er  93i« 
fd^of  gibt  bießrlaubniß  5ur^nna!|me  einer  SKeß» 
ftif tung  unb  fann  für  eine  f ol(^e  einen  äJ^inimalfa^ 
feftftellen.  2)urd^  ben  SonfenS  beS  93if(f)ofS  toirb 
bie  Stiftung  perf ect  unb,  abgefel^en  öon  befonberer 
fjfacultät  beS  l^eiligen  Stul^leS,  unabänbcrlid^.  3n 
neuerer  3^it  ^at  man  in  einzelnen  Säubern  (3.  93. 
in  Defterreid^)  bie  Slnnal^me  öon  SBleßftiftungen 
ebenfo  iDie  überl^aupt  ben  Snoerb  t)on  ^ird^engut 
an  eine  ftaatlid^e  ©enel^migung  ober  jhtnbmad^ung 
gefnüpft.  93egreiflid^  finb  SWeßftiftungen,  wie  alle 
leJtmiDigen  SSerfügungen ,  mit  ftrenger  (Sewijfen- 
Ijaftigfeit  nad^  bem  erflärten  SOBillen  ber  Stifter 
5U  erfüllen.  9lud^  wenn  ber  ßrblaffer  nur  eine  be- 
ftimmte Slngal^l  oon  SDleffen  regelmäßig  5U  lefen 
oerf  ügt  l^at,  ol^ne  baß  er  eine  Intention  angegeben, 
fmb  bie  betreffenben  9Ke|fen  bod|  für  ben  Stifter 
8U  applicircn  (S.  C.  C.  18.  Mart.  1668).  ©emäß 
Sorfd^rift  beS  ^apfteS  3nnocenj  XH.  (gonflit. 
Nuper  1697)  follen  bie  an  jeberftird^e  geftifteten 
SKeffen  bejw.  ©otteSbienfte  auf  einer  in  ber  Sacri» 
ftei  befinblid^en  StiftungStabeUe  Derjeid^net  fein. 
2)iefe  93orfd^rift  tourbe  mieberl^olt  eingef c^ärft  unb 
foH  bie  pünf  tlid^e  SrfüEung  ber  StiftungSobliegen« 
Reiten  tl^unlid^ft  ftd^er  fteUen.  KS  ift  canonif(!^e 
Segel,  baß  bemjenigen,  tt)eld^er  eine  geftiftete  SKeffe 
bält,  aud^  menn  er  fubftituirt  ift,  bie  t)olljtänbige 
Ouote  beS  StiftungSertragS  aufäOt;  baS  Siedet  jur 
^uSnal^me  muß  bemiefen  n^erben.  WS  93emeiS  gelten 
entmeber  bie  äBorte  ber  Stif  tungSurfunbe  felbft  ober 
baS  Sad^üerl^ältniß  ber  Stiftung,  fljfär  9Re[fen, 
meldte  nid^t  ben  ®  egenftanb  einer  einf ad^en  Stiftung 
bilben,  fonbem  auf  einem  93eneftcium  als  ein  mU 
beffen  Dotation  unirteS  onus  rul^en,  brandet  ber 
93eneficiat  bem  fubjMtuirten  $erf  olöenten  nid^t  baS 
Stipendium  ad  rationem  redituum  beneficii, 
fonbem  nur  baS  in  ber  S)iöcefe  als  SKinimum  be- 
ftimmte ÜJlanualftipenbium  ju  reid^en  (S.  C.  C. 
in  Monacens.  25.  Jul.  1874).  2)ieß  ftnbet  nic^t 
auf  bie  Stiftungen  änwenbung,  meldte  ber  ^Jfarrer 
burd^  feinen  ffaplan  oottsiel^en  läßt  (S.  C.  C. 
28.  Mart.  1859 ;  18.  Jul.  1868),  mo^l  aber  auf 
bie  SKeffe  pro  populo,  falls  ber  Pfarrer  genötl^igt 


ift,  biefelbe  burd^  ben  jfoplan  l^aUen  gu  loffen.  0^ 
ftiftete  9)leff en  bürfen  o]^ne5h)ingenben@nmbinK 
in  benienigen  Jhrd^en  ober  an  benjenigen  Site 
gel^alten  merben,  mofür  fte  gefliftet  finb;  boi!^  Ions 
bierDon  in  Einzelfällen  ber  93if(^of  bispenjtiai 
(Conc.  Trid.  Sess.  XXI,  c.  7  De  ref.;  SesB. 
XXV,  c.  5  De  ref.).  6ine  perpetuirlid^  Sran§{eti« 
rung  geftifteter  2Jieff en  ift  bem  l^eiligen  Stu^l  tejo» 
t)irt,  unb  bie  Srlaubniß  bagu  tt)irb  ben  Sif^dfn 
nur  geitföeilig  belegtrt.  3)ie  geftiftete  SSerpjIid^ 
5u  einer  täglid^en  SReffe  bleibt  nad^  aDgemeina 
äluSlegung  beßioegen  nid^t  unerfüllt,  meilbeiboja 
SSerpfiid^tete  baS  eine  ober  anbere  9Jlal  bie  (eUi§e 
SKeffe  unterläßt  ober  für  eine  anbere  3ntentum 
applicirt;  nur  bürfen  in  einem  3a^re  nic^me^ 
als  14  fold^er  3:age  toxtommtn.  3{t  eine  SRe^ 
ftiftung  für  alle  Sonn-  unb  tSfeiertage  gemac^, 
fo  muß  bie  betreff enbe  ^eff e  au(^  an  ben  obgefe^ 
geiertagen  gebalten  »erben  (Pii  VIL  Litt  W 
temae  charitati  10.  ApriL  1818);  iebo(^  ec* 
tl^eilt  ber  l^eilige  Stubl  ben  Sifd^öfen  auf  Srfud^ 
bie  ijfacultät,  begügli^  ber  ^rul^meßftiftungen  ob 
biefen  Sagen  bie  9l{)plicationS))fIid^t  }u  erlaffen. 
Selben  bie  Sinfünfte  einer  Stiftung  ol^ne  Sd^uO)  beS 
5um  ®enuß  93ered^tigten  gan}  verloren,  fo  börtoiu^ 
bie  9)erpf(id^tung  gur  ^erfotoirung  ber  gefüftden 
SReffen  auf;  eine  bloße  SSernngerung  ber  Sinfönfte 
bagegen  fann  nur  für  bie  fird^lid^e  Obrigfeü  ein 
®runb  gur  Stebuction  merben.  Slud^  eine  €► 
l^öl^ung  beS  justum  Stipendium  für  9Ranual«  ober 
geftiftete  Steffen  burd^  ben  IBifd^of  gibt  bem  Sene« 
Maten  nid^t  baS  Siedet,  bie  3(^1  ber  ge^ftden 
uJleffen  5U  rebuciren.  ^S  Urfad^e  gur  Xebuctiim 
ber  für  SSerftorbene  in  einer  ffird^e  ge^ftetm 
SReffen  gilt  ^rieftermongel  ober  Snttt)ertl^  bc8 
®elbeS.  SaSbierju  ben^ifd^öfen,  bebten  unb  0^ 
benSgeneralen  oom  Xrienter  Soncil  (Sess.  XXV, 
c.  4  De  ref.)  eingeräumte  Siedet  mürbe  Doti  Vx* 
bau  Yin.  (Decr.  Cum  saepe  contingat  21.  Jan. 
1625)  mieber  bem  at)oftolifd^en  Stiele  refennrt 
(IBgl.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioeces.  5, 10; 
12,  25;  Ferraris,  Bibl.  s.  y.  Missa,  art2; 
Marc,  Institt.  mor.  Alphons.  II,  n.  1617; 
Lehmkuhl,  Theol.  mor.  n,  n.  202  sq.;  $pi|)e, 
Sel^rbud^  beS  Jfird^enred^tS,  2.  9ufL,  SlegenSbnrg 
1871,  552  ff.;  Sommer,  Snftitutioncn  beS  to« 
tl^olifd^en  ftird|enred^tS,  2.  «ufl.,  Sreiburg  1 8. 
1892, 688.)  [ftoulen,] 

'SKeH^enbiititt  l^eißt  ein  ^Irnofen,  todi^ 
bem  ^riefter  ^u  bem  3^^^  gegeben  mirb,  boß  er 
ben  fogen.  fructus  specialis  einer  ]^eiligen9Ref(^ 
ber  Intention  beS  ®eberS  gemäß  Dertoenbe.  Süe 
SReßfiipenbien  fmb  ein  Srfa|  für  bie  fnil^ 
Oblationen  (f.  b.  «rt.),  meld^er  felbftoerflönbai 
gemorben  ifi,  f eitbem  biefe  ni^t  mel^  bem  SleniS, 
fonbem  bem  celebrirenben  ^riejler  jug^toenbä 
merben,  unb  feitbem  bie  3<i^I  ber  $ciDatmei|en 
bie  ber  öffentlid^en  ÜReffen  übertoiegt  (Sin  foUM 
Sllmofen  ift  bemnad^  ein  Seitrag  §um  fiebenSuntet» 
l^alt  beS  ^riefterS  unb  fann  als  fold^  mit  9t# 
oon  bem  ermartet  »erben,  meld^er  biel^llfebeJ 


1425 


SJletQpl^raftcS. 


1426 


Prie|to8  DbrgugStoeife  in  Slnfpruci^  nimmt  (1  Sor. 
h  18).  hiermit  ift  jebe  9trt  t)on  Simonie  beim 
Re|fKpem)ium  ouSgefd^Ioffen  (S.  Thom.  Summa 
lieoL  2,  2y  q.  100,  art.  2  ad  2).  äBenn  ein» 
ülitige  Soneid^er  ^nftd^ten  äußern,  meldte  auf 
jnefmonijlifd^e  SluSIegung  be§  @ti))enbium§  l^in» 
wikn,  fo  ifl  ed  @ad^e  be§  SeelforgerS  ober  aud^ 
)e8  ein))fangenben  ©eijllid^en,  fold^e  Sluffaffungen 
in  berid^tigen.  ^e  jhrd^e  l^at  bem  im  8.  So^r« 
iaabttt  aufgefommenen  ©ebraud^,  9Jle^fti))enbien 
(n  gebcn^  immer  ftiQfd^meigenb  ^ugeftimmt  unb 
ntr  bie  bobei  mdglid^en  SRifbröud^e  unter  ftrenge 
Strafe  gefteSt  (Conc.  Trid.  Sess.  XXII,  Decr. 
Ib  observ.  etc.).  Obmol^I  ba§  @ti})enbium  eine 
tde  Sarreid^ung  ift,  f  o  bebeutet  bod^  bie  Snnal^me 
)cS{cIbtn  für  ben  ^riefter  bie  Singel^ung  eineS  Son* 
xactS  imo  t)er))f[id^tet  i^n  unter  einer  fd^meren 
Sunbe,  ber  3iitention  be§  ®eber§  ^u  entfpred^en. 
EBefentlid^  ift  l^ierbei  bie  2)arbringung  ber  |eiligen 
Dbffe  SU  bem  t>onbem  ®eber  gemünfd^tenSttiede, 
l.  99.  ffir  einen  93erftorbenen  ober  jur  Sl^re  eine§ 
beiligm;  eS  f5nnen  aber  aud^  Umftönbe  }u  ber 
Berppid^tung  gel^ören,  a.  S.  bie  SBal^I  ber  Sie» 
(siemdineffe  ober  ber  SReffe  Don  einem  ^eiligen. 
Bitb  rine  fold^e  ouSbrüdtlid^  t)erlangt,  fo  mu^  ein 
ittigneter  Xag,  5. 93.  ein  semiduplex,  abgemartet 
Derben;  ift  eine  fold^e  Sebingung  nid^t  beigefügt, 
9  genügt  ber  ^riefter  jebeSmal  burc^  bie  SReffe 
Hl  XüQtS,  aud^  menn  ber  StituS  bie  93otit)meffe 
Idubt;  ebenfo  !ann  er  bie  StequiemSmeffe  pro 
[vis  o|)))Iiciren.  %IS  fliOfd^meigenbe  93ebingung 
Ü  bei  ieber  Sorreid^ung  eines  @ti))enbium§,  ba| 
e  l^lige  9Reffe  mdglid^ft  balb  gelefen  merbe. 
ß  hit  Sefung  ber  SJleffe  megen  eines  augenblidC« 
1^  SnIiegenS,  }.  S.  einer  unmittelbar  bet)or« 
il^enben  9iieberfunft,  verlangt  morben,  f 0  barf  fte 
d^t  oufgefd^oben  merben,  unb  ber  Suffd^ub  über 
n  gefotberten  3citpun!t  l^inauS  mürbe  jur  Sie« 
tniion  tierpfiid^iten.  t$für  meniger  bringenbe  t^fölle 
6t  ed  über  bie  2)ouer  be3  ?luff d^ub§,  meldten  ber 
ric^r  ol^ne  red()tmö|ige  9!b]^altung  eintreten 
ffen  borf,  feine  fird^Iic^e  93eftimmung,  unb  bie 

Siäfitn  ber  SRoraliften  fmb  in  biefer  C^inftd^t 
eilt;  bod^  fann  eS  al3  sententia  communior 
r§rid^et  toerben,  ba^  ber  9!uff d^ub  nid^t  über  ^mei 
tonote  bouem  barf.  9Iu§  d^riftlid^er  Siebe  mollen 
icle  Se^rer  nur  einen  SJlonat  geflattet  miffen, 
lemi  bie  9Ref[e  für  einen  fürjlid^  ^erftorbenen  5U 
:fen  iß.  S)er  Suffd^ub  fann  natürlid^  t)erlöngert 
Ktbcn,  toenn  ber  @eber  be§  @ti})enbium§  barein 
ufibtfldDid^  ober  ftiSfd^meigenb  einmiUigt;  le^tereS 
Mxe  ber  goll,  menn  er  Stipenbien  für  eine  größere 
bijQl^I  ttm  9Reffen  rei^t,  al§  in  jmei  9)ionaten 
lelefen  tterben  fonnen.  2)ie  ©rö^e  be§  Stilen» 
^um§  für  eine  einzelne  l^eilige  ^effe  ift  f aft  überaK 
ns4  (^edommen.  unb  OrtSgebraud^  geregelt;  bod^ 
Idtben  pa  Serl^utung  mand^er  Uebelftönbe  bie 
Bif^iyfe  meift  eine  9RinimaIta^e  f eftgefe^t,  meldte 
m  i^i^m  Srmeff en  anl^eimgeftellt  ift.  2)iefe  Saie 
Nirf  bn  ^efier  onnel^men  unb  begel^ren,  aud^ 
er  fo  reid^  ip,  ba|  er  feinen  3uttjad^§  ju  fei- 


nem SebenSunterl^alt  bebarf.  SJlel^r,  ald  biefe  %ait 
beträgt,  barf  nid^t  geforbert,  mol^I  aber  angenom- 
men toerben.  SQBerben  on  bie  S)orbringung  ber 
l^eiligcn  SKeffe  läftige  93ebingungen  gefnüpft,  j.  95. 
eine  fpöte  ©tunbe  ober  ein  meiter  SSßeg  ^u  einer 
beftimmten  Äird^e,  fo  fonn  ber  Kelebrant  bc^» 
toegen  ein  größeres  ©tipenbium  begel^reu;  auS 
bemfelben  ®runbc  borf  für  ein  §od^amt  mcl^r  aU 
für  eine  ftifle  SDleffe  »erlangt  merben.  ©imonie 
ober  märe  c§,  ein  größeres  @ti})enbium  für  eine 
3Jlef[e  an  ))riöilegirtem  Slltar,  öor  einem  munber- 
tl^ätigen  93ilbe  u.  bgl.  5U  forbem.  S)er  $riefter 
mu^  fo  öielc  l^eilige  SDlcffen  lefcn^  atö  er  Btiptti» 
bien  empfangen  l^at,  aud^  menn  er  biefelben  unter 
ber  Saje  angenommen  l^at ;  eS  ift  il^m  fd^mer  »er- 
boten, mit  giner  SJieffe  jmcien  ©tipenbien,  eöen- 
tueU  burd^  Sneinanberfd^ieben  t)erf(^iebener  !Die^- 
f ormulare,  ju  genügen,  ff ann  ber  erfte  ^riefter  ben 
übernommenen  93erpf[id^tungen  innerl^alb  ber  ge- 
l^örigen  S^it  nid^t  genügen,  fo  mu^  er  einen  anbem 
um  Uebema^me  ber  Serpfiid^tung  erfud^en  unb 
bemfelben  ba§  unt)erfür5te  ©tipenbium  übertragen; 
burc^  einen  9b}ug  am  93etrage  mad^t  er  ftd^  beS 
mercimonium  missae  stipendiorum  fd^uJbig. 
9!ud^  ben  JKrd^enfabrifen  ift  nid^t  erlaubt,  bie  in 
ber  jhrd^e  abgegebenen  @ttpenbien  um  bie  ffoften 
t)on  SSßad^S  unb  SSßein  ^u  t)er!ür5en.  ßrlaubt  ift 
bie  93erfür5ung  nur,  menn  ber  jmeite  ßmpfänger 
ungebeten  biefelbe  anbietet,  ober  menn  e§  bei  einem 
befonberS  großen  ©tipenbium  offenbar  ift,  ba^ 
ber  Ueberfd^u^  lebiglid^  ber  5ßerfon  be§  erften  Sm- 
pföngerd 5ugebad^t  gemefen  ift.  2)a§  Sinfammeln 
größerer  Mengen  Don  ©ttpenbien  ju  92eben}meden, 
5. 95.  um  burd^  Uebermeifung  berfelben  fid^  für  ge- 
lieferte 93üd^er  unb  Sßeine  bejal^It  ^u  mad^n,  ift 
auSbrfidtlid^  verboten  (S.  C.  Conc.  13.  Aug.  1874) ; 
ift  bamit  eine  93erfür5ung  ber  ©tipenbien  »erbun- 
ben,  fo  tritt  bie  in  ber  IBuIIe  Apostolicae  sedis 
moderationi  convenit  (f.  b.  Slrt.)  öorgefcl^ene  6j« 
communication  ein.  (95gl.  Berlendis,  De  oblatt. 
et  stipendiis,  Yen.  1743;  g.  36.  ©(^mib,  SKcB» 
Opfer,  SRe^application  unb  9)ie|{tipenbien,  $affau 
1834;  g^]^illip§,  Sel^rb.  be§  ffird^enred^tS,  2.  ?lufl., 
SiegcnSb.  1871,  549  ff.;  Marc,  Theol.mor.Al- 
phons.  n,  n.  1608  sq. ;  Lehmkuhl,  Theol.  mor., 
ed.6,n,n.l97sq.;  95ering,  Srd^iDf.fatl^.Äird&cn- 
rcd^t,  31.  5.  LXU,  1892,  265.)       [ffaulcn.] 

'^dapt^xafleSf  ©imeon,  gried^ifd^er  $eili- 
geräiograpl,  mirb  öon  Sinigcn  fd^on  in  ba§  9., 
Don  ben  angefel^enften  fatl^olifd^en  ©elel^rten,  mie 
2eo  MatiuS,  93onanbuS,  93ogi,  9iatali§  aieian- 
ber  unb  Ruberen,  in  baS  10.,  Don  95afiIicD§!ii  on 
ba§  6nbe  bc3  10.  unb  Don  ßafimir  Dubin,  ber 
jmifd^en  einem  altem  unb  einem  jungem  9Jieta- 
p]^raftc§  unterfdfeeibet,  gor  erft  in  ba§  12.  Sol^r- 
l^unbert  gejejt.  diejenigen,  meldte  il&m,  mol^l  nad^ 
ber  rid^tigftcn  »nfi^t,  ba§  10.  Sal&rl&unbert  an- 
»eijen,  biDcrgiren  mieber  über  fein  ©eburtS«  unb 
fein  2obe§ja]^r,  fomie  über  bm  3eitpun!t,  mann 
©imeon  feine  95iograp]^icn  p  fd^rciben  begonnen 
^abe.    $agi  (In  crit.  Baron.  IV,  ad  a.  975) 


1427 


a»et]^obtften. 


1428 


löfet  i^n  noa^  über  ba§  Sol^r  975  ]^inau§  leben, 
nod^bcm  er  il^n  um  913  ben  Slnfang  feinc§  äBer!e3 
^at  tnad^en  loffcn.  SKetajjl^rafteg  foll  am  §ofc  5U 
Konftantinopel  l^ol^c  äBürben  befleibet  l^abcn  unb 
bei  2eo  bcm  SBeifcn  (886—911)  unb  Konftantin 
$orp]&9rogcmlu§  (912—959)  in  großem  Slnfel^en 
geftonben  fein.  ®en  Sunomen  SKetopl^rafteS  er« 
|ielt  er  boöon,  bo^  er  bie  Seben  ber  ^eiligen 
mctapl^rafirtc,  b.  1^.  umarbeitete  unb  in  neues  ®e« 
ttjanb  fleibete,  in  ber  Slbfid^t,  burd^  eine  gefälligere 
unb  cntfpred^enbere  gorm  bie  Sefer  anjujiefen, 
Srrtpmer  ju  öerbeffem,  unb  falfd^e  unb  unttür« 
bige  Segenben  ^u  t)erbröngen.  äBie  man  ftel^t,  ift 
alfo  5Dietap]^rafte§  fein  blofeer  ©ammler  öon  Se- 
genben unb  ^eiligengefd^id^ten,  ber  lebiglid^  l^ie 
unb  ba  5u  ben  f^on  t)or]^anbenen  eine  99emer» 
fung  ober  Serid^tigung  angebrad^t  l^ätte.  3n  fei» 
ncm  SBerfe  finben  ftd^  mel^rere  Seben  ber  ^eiligen, 
bie  er  megen  il^rer  Srefflid^feit  einer  Umarbeitung 
nid^t  untermarf ;  anbererfeitS  »erfaßte  er  aud^  mel^« 
rere,  bie  nod^  gar  feinen  ^Bearbeiter  gcfunben  l^attcn, 
fonbem  blo^  auf  münblid^er  ^rabition  berul^ten. 
6§  ift  aber  fcl^r  fd^mer,  namentlid^  anzugeben, 
meldte  99iogra|)]^ien  il^m  angel^ören,  meil  man  auf 
feinen  92amen  t)iele  gefd^rieben  l^at^  bie  il^m  nid^t 
eignen,  unb  meil  manil^n  l^äufig  al§  ben  ^erf affer 
afler  jener  Segenben  annal^m,  bie  in  ber  Ueberfd^rift 
feinen  ^uctor  nennen.  Seo  %Uatiu§  fd^reibt  il^m 
Don  ben  Dielen  |)unberten  ^eiligengefd^id^ten,  bie 
feinen  9?amen  fiil^ren,  122  ^u  unb  fprid^t  il^m 
anbere  559  ah.  $apebroef  (Boll.  1. 1.  Maji  in 
Ephem.  6raeco-Mosc.  p.  XL)  bcmerft,  beinal^e 
alle  Heiligenleben  be§  9neta))]^rafte§  gel^örten  5U 
ben  SRonatcn  (September  (bamaI5  9Infang  be§ 
gricd^ifd^en  3Q^re§),  Dctober,  5Roöember,  S)e« 
cember,  toenige  jum  3anuar,  nur  einzelne  jum 
t$ebruar  unb  !D2är};  t)on  anberen  SRonatenl^atman 
nod^  einige,  allein  ber  ganjc  ^eiligen-Sal^reScurS 
ber  gried^if  d^en  j^ird^e  rül^rt  ni(|t  Don  9neta))]^rafte§ 
f)er.  ^u8  bem  SWorgenlanb  f amen  bie  meta})|rafti« 
fd^en  Segenben  aud^  in  ba§  Sbenblanb  unb  fanben 
in  ben  Sammlungen  Don  95.  Sif  omani,  ©uriuS, 
ben  IBoKanbiften  u.  Sl.  Slufnal^me.  3)a  inbe|  bie 
Quellen,  bie  ber  Slrbeit  beS  SKetapl^rafteS  }u 
@runbe  liegen,  bejüglid^  il^rer  ©laubmürbigfeit 
el^r  Don  einanber  abmeid^en,  unb  ba  er,  mie  e§ 
d^cint,  bie  gu  feiner  Slrbcit  nötl^ige  ®abe  ber 
<  ?ritif  in  l^inlänglid^cm  SKa^e  nid^t  befa|,  f 0  man« 
gelt  feinen  ©efd^id^ten  eine  claffifd^c  Suctorität, 
unb  fie  finb  bal^er  Don  ben  SSoHanbiftcn  nur  mit 
Sorfid^t  aufgenommen  morben;  allein  fie  Derbienen 
feineSmegS  jene  megmerfenbe  ©eringfd^äfeung,  mo« 
mit  man  gett)ö]önli(|  Don  il^nen  fprid^t.  3m  Uebri« 
gen  mxbtn  SWetapl^rafteS  nod^  mehrere  anbere,  min« 
ber  mid^tige  ©d^riftcn  beigelegt,  bie  jebod^  gröfeem- 
t^eilS  einem  jungem  ©imeon  angel^ören.  ©ie  finb 
juglcid^  mit  ben  Segenben  jule^t  gebrudft  bei  Migne, 
PP.  gr.  CXIV-CJXVI.  (Sgl.  Allatius,  Diatriba 
de  Simeonum  scriptis,  Par.  1664;  Psellii 
Oratio  panegyrica  de  Sim.  Metaphr.  hti  ©u= 
riu§  3um  27. 9^oD. ;  BoUand.,  Praefatio  in  tom.I. 


Januarii ;  Natal.  Alex.,  Hist.  eccL  saec.  IX 
et  X,  c.  3 ,  art.  23 ;  bie  ruffifd^e  Sbl^hng 
Don  ®r.  S3afiIieD§fij[,  lieber  ba$  Seben  unb  bie 
SBerfe  be§  ©Qmeon  Tltiiüfyx.,  im  äouznol  beS 
aWinift.  f.  S3olf§aufnärung,  ©t  ^eterSb.  1880, 
379  ff.;  Jhiimbad^er,  ®ef(|.  berb9}ant.Siteratitr, 
aRünd^en  1891,  68  f.)  [©d^bL] 

^itt^obifltn  ]^ei|t  eine  in  Snglonb,  in  ba 
englif  d^en  Kolonien  unb  in  ben  ^Bereinigten  ©tootai 
Smerifa'S  meit  Derbreitete  ©ecte.  S)er  92ame  ttnirbe 
5unöd^ft  fpottmeife  einem  Don  Sl^orleS  SSeSlei)  ge* 
grünbeten  frommen  6Iub  Ojf orber  ©tubentenW« 
gelegt,  meldte  fid^  feit  bem  3Q^re  1729  anbejUmm* 
ten  libenben  ber  äBod^e  5U  Derfamme&i  pffegto, 
um  bie  l^eüige  ©d^rift  5U  lefen  unb  fid^  5ur9eob' 
ad^tung  einer  frommen  SebenSmetl^obe  gu  enmm> 
tem.  S)ie  SRetl^obiften  f elbft  erfloren  il^  Staen 
bal^in,  ba^  fte  fold^e  Seute  feien,  mel^e  nad^ba 
in  ber  93ibel  aufgefteUten  SRetl^obe  leben. 

S)er  eigentlid^e  ©tifter  ber  genannten  ©edeiP 
Sol^nSBeSle?  (1703—1791).  gr  ttwr  hn&lß 
be§  entf  d^ieben  l^od^fird^Iid^  geftnnten  $farretS  txm 
QpXDDxff)  in  ber  englifd^en  Sraffd^oft  Sincolnf^ 
9Iuf  feine  religidfe  ßr^iel^ung  übte  feine  Ü^ttü^^ 
gebildete  31luittt  ©ufanna  geb.  SnneSle^  einen 
grölen  Sinflul  au§.  gS  ifl  für  bie  @efd^^  btf 
9Ret]^obi§mu§  bemerf enSmertl^,  ba|  biefe  gfnnt  M 
ben  Don  il^r  gel^altenen  ^auSanbac^ten,  loo^asii 
©emeinbemitglieber  S^tritt  l^otten^  nad^  b«:Sa> 
lefung  einer  $rebigt  mit  ben  Sttloefenben  über 
il^ren  ©eelenjuftanb  ^ufpred^en  pflegte,  änfetnen 
17.  Saläre  trat  Sol^n  in  baS  ej^rifl  @^ur4  Col- 
lege in  O^orb  ein,  ftubirte  mit  großem  Srfi^ 
bie  Slaffifer  unb  em))fing  im  3.  1725  bie  on^ß* 
canijd^e  S)iaconat§mei]^e.  3m  folgenben  3<4^ 
1726  erlangte  er  eine  ©tellung  (ein  ^fdlotof^) 
im  Sincoln  S^ollege  ju  Osforb,  tDofeKfl  er  nm 
einige  Qtxi  ©rted^ifd^  leierte.  93oIb  ging  er  aber 
nad^  ßpmortl^,  um  bort  feinem  Soter  im  ^^ifta» 
amt  5u  l^elfen,  erl^ielt  tt)äbrenb  biefer  Seit  in  3. 
1 728  bie  anglicanifd^e  ^rieftertoeil^e  unb  fe^  erP 
im  92oDember  1729,  bie|mal  5U  löngeremSnfenl^ 
f)alt,  nad^  O^orb  }urüd(.  S)ortnmrbeeraISboIbbie 
©eele  be§  eben  Don  feinem  jungem  SBruber  (S^ 
gegrünbeten  6^1ub§,  beffen  anfangs  toenige  Stit* 
glieber  ein  ftreng  a§cetifd^e§  Seben  fül^rten,  betetet^ 
fafteten,  l^äufig  ba§  Sbenbmal^I  empfingen,  loK 
unb  j^ranfe  befud^ten  unb  Denoal^rloSte  Piiber 
unterrid^teten.  Sm  3. 1735  unternahmen  bie  bei» 
ben  93rüber  eine  Sieife  nad^  ber  englifd^  SoM 
@eorgien  inSlmerifa,  um  unter  benSnbunen 
unb  @^oIoniften  al§  Ißrebiger  5U  tpirlen.  2)ie  Seift 
mar  für  il^r  innere^  Seben  namentlid^  be|^  be* 
beutungSDoU,  meil  fte  auf  bem  ©d^iffe  mit  einigeB 
ebenfalls  naä)  ©eorgien  reifenben^erm]6utanb^ 
fannt  mürben,  bereu  SBanbel  il^nen  etnSbbilbte 
erften  apoftolifd^en  ©emeinbe  iu  fein  fd^en.  la 
bie  3nbianer]^öuptlinge  im  Äriege  nwren  vA 
bie  ßoloniften  fid^  burd^  bie  §ärte  unb  lörf* 
lofigfeit  ber  beiben  SBeSie^S  Don  il^nen  obgePpln 
füljlltcn,  fonnten  fie  in  ©eorgien  xaäjß  wi** 


U29 


aSet^obiften. 


1430 


mtb  feierten  nod^  Snglanb  ^urüd.  Sol^n  lonbete 
bofelbft  am  2.  Sebruar  1738.  3n  Sotibon  trat 
er  in  Skrbinbimg  mit  $etcr  Soleier,  einem  l^er- 
üortagenben  BUtgliebe  bcr  ^erml^uter,  utib  no^m 
mm  gati}  beten  ^nftd^t  an,  bo^  M  ber  malere 
Gläubige  bed  SRomenteS  bettit^t  fein  muffe ,  in 
nkifym  itad^  Dorl^errfd^enben  jermolmenben  @e- 
fü^len  feine  Sted^tfertigung  (ber  S^urd^brud^  ber 
wuxbt  ober  bie  Srtt)edFung)  ftattgefunben  ^obe, 
in  beten  Segleitung  ^eil§gemi|l)6it  unb  ein  über* 
irbifd^  beglüdtenbed  ©efiil^I  t)on  g^reube  unb  f^riebe 
in  bie  @eele  be§  93e!e]^rten  ein^iel^e.  Sol^n  äBe§- 
lep  erl^iett  nod^  feinem  eigenen  3«ugwife  biefe  ®e« 
toiKieit  am  24.  SKai  1738  9lbcnb§  8»/*  U^r  in 
einer  ©efeflfd^ft  in  SllberSgateftreet  in  Sonbon, 
»öl^renb  jemonb  fiutl^erS  93orrebe  5um  SKömerbrief 
DorlaS.  ©ein  Sruber  l^atte  brei  Soge  frül^er  einen 
fil^id^en  ®nabenbemei§  erl^alten.  3n  bemfelben 
äd^re  befud^te  Sol^n  Seutfd^lonb  unb  blieb  einige 
3«it  in  f)erm]^ut.  IRod^  Snglonb  jurüdfgefel^rt, 
prebigte  er  unter  großem  Sulauf  ^unöd^ft  in  fion» 
mm  unb  Sriftol  in  einseinen  englifd^en  jhrd^en 
ntib  bann,  ald  bie  le^teren  il^m  t)on  bem  Staate* 
denid  Derfd^loffen  mürben,  im  {^freien  t)or  Dielen 
Saufenben  Don  Su^örem.  «m  12.  SD^oi  1739 
aruiü>ete  er  bie  erfte  metl^obiftif d^e  Rapt&t  in  fdxi* 
pl,  unb  im  3. 1740,  nad^bem  er  fid^  oon  ben 
^emt^lem  megen  bereu  antinomiftifd^er  unb 
qnietiftif d^er  3rrt|ümer  getrennt  l^otte.  eine  metl^o» 
bffüfd^  (Sefellfddaft  in  SRoorfielbS  in  Sonbon.  SBon 
mm  an  ifl  bie  ©efd^id^te  feinet  SebenS  mit  ber  be§ 
Oletl^obiSmud  aufS  Snnigfte  Derflod^ten.  2)a§ 
nU^mlid^  S^ugni^  mu|  Sol^n  äBeSle^  gegeben 
loerben,  bo^  er  ftd^  be§  t)on  ber  englifd^en  Staats« 
lir^  Demad^Iöffigten  SolfeS  mit  glül^enbem  @if er 
für  baS  Seid^  ®otted  unb  ba§  ^eil  ber  @eelen 
angenommen  unb  für  bie  religiö§«moraIifd^e  Pflege 
befifelben  gemirft  l^at.  93on  feinem  aniffionSeifer 
(engt  ber  Umftanb,  ba^  er  Sal^r^el^nte  l^inburd^  faft 
täglid^  40  englif d^e  SReilen,  gemöl^nli^  5U  $f erbe, 
reiftte  mib  fel^r  oft  mel^rmalS  an  einem  Xage  pre« 
bigte.  Sr  fuddte  aud^  fd^rtftfteUerifd^  ju  mirfen; 
hme  SBerfe  fäUen  14  Säänbe  (^u§gabe  1873). 
3m  3.  1752  l^eiratete  er  eine  SBittme  mit  Dier 
Itinbem^  trennte  ftd^  aber  fpöter  t)on  il^r,  ba  bie 
6^  rnigludflid^  nmr.  2)ie  ganje  Organifation  beS 
9)let]^obiSmu§  ifl  Sol^n  äBeSIe^  ^u  t)erbanfen,  roaf)' 
tcnb  fein))oetifd^  angelegter  Sruber  &)axl^  (1708 
bis  1788)  ]^au4)tfad^li$  nur  ber  ^^mnenbid^ter 
ber  €ecte  mürbe. 

Slft  Sal^nbred^er  unb  großer  ^rebiger  berfelben 
iP  <Skorg  SBl^itefielb,  geb.  am  16. 2)ecember  1714 
d8  @o]^  eines  @aftmirt]^e§  5u  @Ioucefter  in  Sug» 
lanb,  )u  bejeiddnen.  92ad^  fd^meren  ä^ertrrungen 
(alte  biefer  befd^Ioffen,  ftd^  bem  geiftli^en  @tanbe 
fa  mibmen,  unb  mar  im{)erbfte  1732  in  baS  $em* 
brofe  SoIIege  in  Osforb  aufgenommen  morben. 
CoA  fd^Io^  er  fid()  bem  mel^rermöl^nten  metl^obifti« 
[d^  Siub  an,  fd^mäd^te  aber  feine  ©efunbl^eit 
bunl^  übertriebene  aScetifd^e  Uebungen  fo  fel^r,  ba^ 
er  im  3. 1735  bie  UniDerptät  ücriaffen  mufete.  3m 


folgenben  3o^re  ^um  ©iacon  gemeil^t,  fing  er  afö« 
balb  in  ©loucefter,  Sonbon  unb  Sriftol  an  ju 
prebigen  unb  ri|  alle  Su^örer  mit  pd^  fort  burc^ 
bie  ©d^önl^eit  feiner  ©timme,  bie  trefflid^e  Slction 
unb  bie  9Kad^t  ber  Ueberjeugung  —  meit  toeniger 
burd^  ben  3n^alt;  benn  bie  un§  erl^altenen  $re» 
bigten  fmb  ungenießbar.  3m  3. 1738  folgte  er 
einer  fd^on  frül^er  an  il^n  ergangenen  ©inlabung 
SBeSle^'S,  nad^  ©eorgien  ju  fommen,  feierte  aber 
nod^  in  bemfelben  3a|re  nad^  Sonbon  ^urüd,  um 
für  ein  t)on  ij^m  5U  ©at)anna]^  in  ©eorgien  ge» 
grünbeteS  SBaifenl^auS  5U  fammeln  unb  bie  angli« 
canifd^e  ^rieftermeil^e  ^u  empfangen,  ©pöter  l^at 
SBl^itefielb  nod^  fed^Smal  ^merUa  befud^t,  einige« 
mal  auf  jmei  ober  brei  3o]^re ,  unb  ift  bort  }u 
SRembent)  in  ben  bereinigten  ^iaaim  am  30.  ©e})« 
tcmbcr  1770  geftorben.  ^attt  SB^itepelb  fd&on 
üor  feiner  ?lbreife  nad^  Slmerifa  mit  großem  6r« 
folg  geprebigt,  f o  fanb  er  nod^  um  fo  großem  3u» 
lauf  unb  Slnl^ong  nad^  feiner  3tüdtte](ir  im  3. 1738. 
@r  mar  aud^  ber  erfte  ber  SRetl^obiften,  meld^er  im 
tJreien  prebigte.  S)ieß  tl^at  er  nämlid^  juerft  am 
17.  gebruar  1739  öor  einigen  ^unbert  ffö^Iem 
in  jHngSmoob,  unb  ^mar  mit  außerorbentlid^em 
6rf olg.  3o]&n  SBeSle^  folgte  feinem  Seifpiel,  unb 
balb  prebigten  99eibe  auc^  in  Sonbon  oor  meift 
20  000—30  000  Sul^örem.  Saufenbe ,  bie  nie 
in  bie  jfa^elle  eines  2)ipenterS  gegangen  mören 
ober  bie  ©d^meUe  einer  ©taatsfird^e  iiberfd^ritten 
bätten,  brängten  pd^  je^t  an  ben  ^rebiger  l^erau; 
^aufenbe  oon  92eugierigen  mürben  angeleitet,  pd^ 
mit  il^rem  ©eelenl^eil  ^u  befd^äftigen.  ^ar  cS  3n« 
ftinct  ober  mar  eS  99ered^nung:  meber  SBl^itepelb 
nod^  SBeSleQ  moUten  eine  neue  jfird^e  grünben, 
moUten  il^re  ^rebigten  unb  ^nbad^tsübungen  an 
bie  ©teile  beS  anglicanifd^en  ®otteSbienPeS  fte&en; 
Seibe  betl^euerten,  gel^orfame  ©öl^ne  ber  ©taatS» 
iixäjt  5u  fein,  unb  bebauerten,  baß  man  pe  auS  ber 
©taatsfird^e  l^inauSgemorfen  unb  pe  ge^mungen, 
eigene  93et||äufer  ju  erridftten.  S)ie  tiefer  blidfen- 
ben  3^itgenoffen  ließen  pd^  burd^  biefe  99etbeue» 
Hingen  nid^t  töuf d^en ,  benn  pe  fallen  red^t  mobl 
baß  SBeSle^  unb  bie  anberen  $rebiger  beS  SRetl^o* 
bi^muS  pc^  ben  93ifd^öfen  unb  ^fanem  nid^t 
unterorbnen,  nid^t  eintröd^tig  mit  il^nen  mirten 
moKten,  unb  baß  SBeSle^  bie  Dielfad^  ungeklärten 
^rebiger  feiner  SRid^tung  für  geeigneter  jur  Sei« 
tung  ber  ©eelen  l^ielt  al§  bie  ipfaner. 

3m  3. 1741  fam  e§  ju  einem  93rud^  jmifd^en 

3o]^n  SBßeSle?  unb  äBl^itepelb,  meil  lejterer  in 

treng  calüiniftifd^er  SBßeife  bie  Seigre  öon  ber  ab» 

oluten  ^röbepinotion  oortrug,  erfterer  pe  be» 

ömpfte.    3nfolge  biefer  3:rennung  serpel  ber 

Wetl^obißmuS  in  jmei  Smeige,  ben  meSleijanifd^en 

unb  ben  caloiniftifd^en.  ©er  Ic^tere  erl^iclt  Unter« 

tü^ung  burd^  bie  Don  SBl^itepelb  p  feinen  3ln« 

id^ten  befel^rte  fromme,  aber  l^errf  d^f  üd^tige  ®ropn 

Don  §untingbon ,  meldte  für  feine  ati^änger  ffa« 

pellen  baute  unb  auSpattete.  Srojbem  blieb  biefer 

Smeig  l^inter  bem  mcSle^anifd^en  an  Umfang  unb 

^ebeutung  meit  surüdC  unb  ip  l^eutjutage  }um 


1431  anet^obißen.  1133 

flroBra  Xf)nl  mit  bet  cBangelit^en  (niebertirc^'  iSrtn  ©toff  oufl  SßJeSIe^'S  Büdnern  rab  Itfolgta 
litten)  5ßflrtei  btr  tnglif^cn  Slaatälitctic  Mt-  inMtmbieilKel^obeaßeSleg'S.  Äeinn.bmB* 
einiflt  unb  nur  no^  in  SBoleS  Den  einig«  Se-  It?  nic^t  gElirüft  unb  tür  tiicfflig  era(|trt,  uiirtt 
beulung.  ffiet  ipvtbißtftoff  ber  ÜJid^cbiftoi  ifl  als  ?ßtebiger  (ingefitKl:  jtbet,  ber  frint'rignii 
ft()r  bejc^rünlt:  bo9  Unßlüct  brc  ©ünbe,  baS  üßcge  ge^en  rooDle,  icmtDe  imcrbittlitf)  ßeraofirejdl 
©lud  tüQ^tet  Stömmiafeit ,  bie  Siot^rotnbtßfeit  obtr  abgtfeW.  ©d  lam  eS,  bofi  in  btt  8t^  imi 
btt  !8elelinmg  unb  SßJiebergeburi,  ba§  ifl  ber  3n-  ^itbighnetbDbe  bie  grc^tt  ginfBrmigfeü  Ijenfdilt 
ijolt  ber  meifilen  ^rebigten.  @eiabe  biefe  SBa^r-  ^§  nun  bie  oben  genannten  ©tfeüf^fttn  H 
Reiten,  mit  erfiiiüttembem  gmfle  norgetragen,  mtfirten,  liiurbf  überall  eine  geWilfeSaWbetfdbn 
mußten  auf  bie  ungebilbete,  flrünblic^en  Unter-  gu  einem  Sßejirfe  ober  einer  fflunbe  (circnit)  !»■ 
ii(titB  entbefirenbe  Xltenge  ben  grämten  Hinflug  cinigtunbeinemiebenbicfeiSBeiirfeme^rmSeiff 
üben,  ^tti  hörten  fie  faßbare,  i^ren  xj^^ig"  {nebiger  jugeroiefen,  neli^e  in  bemfelbennic^tBf 
feiten  ongeiiofele,  auf  ben  Effect  beret^ete  Spre»  niger  nte  ein  unb  nicötme^roISbrei Sattel"»*» 
bigten,  bie  ju  fe^ir  gegen  ben  feiten,  nüchternen  unb  bie  einjelnen  ©e(ellf^iiften  ju  befct^en  Ifiba. 
Son  ber  anßlicanif^en  Sßrebiger  abflacben,  ül§  S3ieD6erauffid^t  fu^rt  ein  Sprebiger  M  SqitW, 
hol  fie  ben  Dteij  ber  Sleu^eit  BerfebU  Ratten.  ®ie  iiielrfierbeufäuIageSuperintenbtntfiei^iailleSKtt' 
Stegei^etung,  welcbe  biefe  ^rebigten  tnedten,  mar  telja^re  befugen  bie  t)irebtgnfämmtli^t.fflii|i(ii' 
oft  nur  Dorüberge^enb ;  ber  9)efcl|iung  folgte  Diet'  unb  bef])re4en{iil(imitjebemSingeInat^fti»l 
fac^  ein  3tiidfaQ  auf  bemgu^e;  baS  ©tonnen,  ©ettenguflanb.  Sm  @d)Iu|  be6  93iertdla^  fi» 
iSrüUen,  bie jhömpfe  unb  CDnmiIftt)i{d()en3udungen  btt  eine  iSerfontmlung  bt8  EBtgiifeS  ^att,  niRl' 
ber3u6ärer,namentli(^inbenSprebigtfnbe§S!tetn  il6erbieffiQ|fenfütiret,SBem)alter,(SuratmTn,8(«t 
SSJeSteo,  gaben  ben  ©egnem^lntüfigum  ©polt;  in  unb  SHeifeprebiger  uerlreten  finb.  3«^ bis  jBaiijig 
ben  Slugen  bei  9)ot!eä  aber  muc^S  baS  Slnje^en  ber  ber  genannten  ©ejirfe  büben  einen  .v^tntf, 
ajlet^obifien  uon  XaQ  ju  Xag,  fficil  e§  bie  auf>  beffen  1))rebiger  auf  jöfirli^en  SiftrictSDeifanaB' 
faHenbcn  (Srf^einungcn  alS  29unbei  unb  göttlidEie  lungen  jufammenfommen,  um  namenttid)  bit  $n> 
©nabenenoeife  betral|ttte.  2)er  überaus  abergläu*  btgcrcanbibaten  }u  prüfen ,  etmaige  9)ergc^  eti* 
bif^  ifiieSteq  lehrte  bobci  feine  ^ub^'^fi^'  S<^  i'^^^'^  ^rebiger  gu  unterfui^en,  bie  f^ulbigei 
nntütüt^e  ffiorfommniffe  alS  ÜBunber  unb  ©traf-  gu  fuSpenbiren  unb  über  ffopeOenbau  ju  entfiel 
geriefte  gu  betrachten.  ben,  3«  olm  Sragen,  melt^e  ben  ©tanb  ber  gp 
33aS  bie  Organifation  beS  39)et^obi3niuS  nangen,  bie  SQermaltung  u.  bgl.  betreffen,  ^oÄn 
angebt,  fo  bUben  bie  @tunblagen  beSfelben  bte  Saien,  g.  ES.  bie  üßermalter  ber  Sejiite,  mit  ia 
fog.  „Ofefenfi^aften",  meiere  nac^  bem  ^Dhifter  einer  $rebigcm  beratbenbe  unb  entfdieibenbe  Stinmic. 
Don  äßeSIeQ  im  S.  1739  gu  £onbon  gegrünbeten  Slie  b^^fti  mel^obiftij^e  Eßcrfammlung  ijt  \» 
©efeüft^Qft  eingetic^letunb  balb  inganjengtanb  jä^tlii^i  gufammentrelenbe  ßonfennj.  3)ie  ettn 
tetbreitet  waren,  ©injige  Sebingung  gur  9(uf-  Sonfetengen  ^itli  SÖJeSIe?  feit  1744  ^ouptfO^ 
nabme  mar  ber  Sßunfd)  beS  3lufgunel)menben,  bem  be^ufS  SBeftimmung  Bon  Sebrpunften ;  beim  er  ip 
lommenben  ^omt  gu  entgegen  unb  Bon  feinen  gierte  bis  bat)*"  fling  unbeftf)ränft.  3m  3. 1784 
©unben  befreit  gu  werben,  ^ie  ©efeSfcbaf ten  ger-  Würben  aber  bie  Steckte  unb  ${lti$ten  bä  Sn- 
fallen  in  „fflaffen"  con  te  10 — 12  Spevfonen.  Se^  fereng  Bon  i^m  bnrc^  eine  GrfläningSiiiftiiibi 
tere  ftetien  unter  einem  ßlaffenfü|rei  Geader),  (Deedofdeclaration),  meiere  er  int  C)Dcrlini)ltt> 
netzet  bie  iDIitgliebet  ber  fflaffe  einmal  in  ber  gerirfitsbof  (EigIiconrtofcIiancery)nieberi^ 
SBJoi^e  befudfien  mufe,  um  fic^  na^  i^rcm  geiplic^en  geregelt.  Slaburrf)  würben  ^unbett  Jprebiger  mit 
Sfortfe^ritte  gu  etfunbigen  unb  fie  ju  ermuntern,  gu  bem  SHee^te,  ftd&  felbfi  ouS  ber  SReibe  ber  JHrift' 
tröften  ober  ju  tabeln.  autt)  batberÄIoffenfü^rer  prebiger  gu  ergangen,  oIS  oÄerfle  ißermaltinigS' 
bie  ©elbbeiträge  feinet  Älaffe  eingufcmmeln  unb  be^örbe  beS  ffiflet^obiSmuB  eingefe|t.  SJiefe  So- 
fie ben  SJerwaltem  (stewarde)  öer  ©tfelljdiQft  faffungSurtunbe  ift  aber  bie  Seranlaffung  inäa 
einguf)3nbigen.  3ur  ©ii^erung  btS  IBcftjjeS  bet  ©tteitigfeiten  unb  ©paltungen  unter  ben  SB* 
mettiobiftifi^en  ffapeUen  fmb  fut  jebe  bet  leijleren  leganem  geworben,  in  welchen  fic^  bie  ßonfa«! 
Kuratoren  (tniBteea)  eingefejit,  anfangs  fefjlte  i^re  in  ffiejug  auf  ©cfeggebung  unb  Cjetnii» 
ea  SßeSleg  fef)r  on  Sprebigem,  ba  ft^  bie  dSeifl=  ausjt^Iaggebenbe  Sfiebeutuiig  gcwodtt  ^.  «i*i 
liefen  ber  ©toalStiri^e  oon  i^m  femliieltm.  33d^=  biefetbergebractitenßcnfereng,  nle{(^OOTbem0^ 
bolb  na^m  er  fett  1741  ouS  ben  oon  i^m  befe^tlen  fefee  olS  rcdilücbe  ffiefi^erin  cHtr  metjoWpiW» 
anannem  ibm  tauglid^  f^einenbe  ni§  „Cnien^elfer"  flinken  unb  bc§  @emein^aftaBenn5flai8  fflt  if 
ober  „Sflienpiebiger"  an.  SBenige  bEtjelben  De-  fictjt  feil  bem  3at)re  1877  eine  gweite,  btetejuii' 
fafeen  ^ü^ere  Silbung  ober  fanöcu  midiljct  Seit,  jentatioe  Eonfereng,  welker  240  Oeipli^  ml 
Sbeologie  gu  flubiren;  aber  eines  fialten  fie  aor  ctenfo  Biete  ßaien  angeboren.  SMeftlbe  Beti^ 
bem  anglicantf^en  gleruS  DotauS:  ffiebefcrtigfeit,  jn^rliffe eine SßSocbe  überbicallgemeinmSIngelee»' 
sBolfSt^ümtic^tcit  unb  ©egeiftetung.  ©ie  waren  f)"lt"  bet  ©edt.  3bte!8et*iüj|E  UBteriiegenofe 
entreebet  an  bem  Orte  tliQlig,  Mo  fte  anföffig  bet  Seflüligung  ber  erftetwäljntcn  legalen  6«' 
waren,  ober  würben  als  Meifeprebiget  ouSgef  aubl.  feteng ;  fo  ifl  biefe  nod)  immer  bet  eigenHii^  KiB* 
mt  nahmen  f\d)  aßeSIe?  gum  Sßorbilb,  f^öpften  punft  beS  ÜRetliobiSmufi. 


188 


ajletl^obifien. 


1484 


Seigre  unb®otteSbienft]^abentDemg@iQen« 
ibnßd^ed.  SBeSIe^  toax  eine  überaus  praftifd^e 
otiir  imb  tt>enig  geneigt,  bie  Ie|ten  Sonjequenjen 
iS  feiner  Seigre  Dom  lebenbigen  Glauben  }u  ^iel^en ; 
focbert  bie  guten  SBerle,  er  t)em)irft  bie  ftarre 
rfibcjünationSIel^re  SafoinS,  l^ot  aber  baS  fßtv 
iltni^  ber  ®nabe  5ur  greil^eit  nirgenb§  berührt; 
[bß  über  ben  Segriff  ber  ©laubenSgen^i^l^eit  unb 
e  UniKrlierbarfeit  berfelben  ifl  er  fid^  nid^t  Aar 
tDorben.  Ueber]^u))tfd^n)an!teen)ielfa(i^.  t^frül^er 
irad^ete  er  bie  bifd^öflid^e  @ett)alt  otö  t)erf^ieben 
m  ber  priefterlid^,  jpater  löugnete  er  ben  Unter« 
^  unb  ertl^eilte  bie  ^rieftertoeil^e  unb  93if d^ofS* 
ei^  S)a8  eine  ÜRal  fagt  er:  mt  einmal  bie  SBir* 
ngoi  beS  l^eiligen  ®  eifteS  Derfpürt,  f ann  nid^t  mel^r 
nbtgen;  ein  anbereS  9RaI  merben  bie  @ünben^ 
;  toeld^  ein  DoQIommener  S^l^rift  f aUen  fann,  un- 
eimtOige  Uebertretungen  genannt.  2)ie  an  unb 
X  fid^  ut^fUmmte  unb  ^meibeutige  Sebre  be§ 
nglicantSmuS  mirb  nod^  mel^r  üerflüd^tigt.  Ser 
iotteSbienfi  ber  SßeSle^aner  ifl  f e^r  elaftif d^ ;  in 
n  @täbten  nö^ert  er  [xä)  mt^x  bem  anglicani' 
)m,  in  ben  2)örfem  l^at  fid^  bie  urfprünglid^e 
infad^l^  unb  @d^mud(oftg!eit  erl^alten.  ^uf  ba§ 
Tdii^  mirb  iebodd  nod^  immer  gro|e§  ©emid^t 
legt  9n  ben  iebed  Cuortal  ftattftnbenben  Siebes» 
|lm  nel^men  nur  bie  ÜRitglieber  tl^eil;  burd^  ben 
n  erjlen  SamStag  be§  neuen  Sal^reS  gel^altenen 
ntibeiBgotteSbienfl  meinen  fid^  bie  ^tglieber 
Dl  SHenfte  ®otte§  unb  geloben  treue  Erfüllung 
ter  ^flid^ten. 

SB08  bie  ein5elnen  metl^obifKfd^en  @ecten  an« 
\fi,  fo  l^ben  fafi  alle  bie  Seigre  gemein,  bie  Or« 
nifotion  unterfd^eibet  ftd^  meifl  nur  in  9lebenföd^« 
^;  ba^er  fommt  benn  aud^  baS  99eftreben,  bie 
sden  loieber  }u  Dereinen.  3nbem  l^ier  Don  ben 
en  bereits  ermöl^nten  menig  jal^Ireid^en  calDtni« 
id^nSJletl^obiflen  obgefel^en  mirb,  bleibt  tjfolgen- 
l  jubemerfen: 

1.  Sie  SBeSle^aner  ftnb  ber  in  Suropa  jal^I« 
t^e  S'^^Q'  Smerifa  mirb  meiter  unten  be« 
nbett. 

2.  SHe  ^9leue  Serbinbung"  ber  SBcSle^aner 
t  ium  ®rünber  Sllesanber  JtiH^am,  einen  $re« 
jer^  ber  1796  feines  ^mteS  entfe^t  mürbe  unb 
jff^Sfyc  5000  ÜRitglieber  }um  Abfall  bemog. 
en  Seien  ifl  in  bemfelben  3Jla^t  mie  ben  ®eift« 
^  @i|  unb  Stimme  in  ber  S^onf eren)  in  geift« 
fjim  fomol^I  QtS  meltlic^en  Sngelegenbeiten  ein- 
dbtmt. 

8.  ®ie  Sr^aniten  ober  Sibeld^riftcn  fmb  im 
il^  1815  Don  einem  Ißrebiger  9kmenS  93rQan 
grimbet  unb  in  SommalliS  unb  bem  SBeften 
nglanbS  }ablreid^. 

4.  S)ie  ^Urfprunglid^en  (primitiDcn)  SKetl^o» 
ßen'  Dennarfen  bejal^Ite  Ißrebiger,  al^mten  bie 
Smerifa  üblid^en  SagerDerfammlungen  nad^, 
o|  beS  SBiberfprud^  ber  Sonferen^,  unb  bilben 
It  1810  eine  gal^Ireid^e  @ecte,  bie  großen  @influ| 
it  35ie  ^Urfprünglid^en  SGßcSIe^aner  SrIanbS", 
d^e  ftd^  feit  1816  Don  i^ren  93rübem  trennten. 


meil  fte  eS  für  inopportun  l^ielten,  bag  il^re  ^rebiger 
bie  ©acramente  fpenbeten,  l^aben  fid^  feit  1878  mit 
bem  ©oupt^meig  mieber  Dereinigt. 

5.  mt  ^Sereinigte  freie  ßird^e  ber  SWetl&obifien'' 
mürbe  1857  gebilbet:  a.  auS  oen  proteflantifd^ 
anet^obiften,  meldte  [td^  1828  Don  ber  9Rutter« 
fird^e  trennten,  meil  Die  S^onferen^  ben  ®ebraud^ 
einer  Orgel  in  einer  JYapeUe  5U  fieebS  geftattet 
batte;  b.  auS  ber  93erbinbung  ber  meSle^anifd^en 
SKetl^obiflen;  c.  auS  ben  deformem  feit  1849. 
®egenüber  ben  t$fortfd^ritten  beS  bemofratifd^en 
@eifteS,  meld^er  aUz  @d^id^ten  ber  englifd^en  ®efeS« 
f  d^aft  burd^brang,  f  onnte  ftd^  baS  outofratifd^e,  Don 
SBeSleQ  eingeführte  StegierungSf^ftem  nid^t  :|alten, 
unb  namentUd^  mußten  bem  fiaienelemente  3^* 
geftönbniffe  gemad^t  merben,  gegen  bie  ftd^  bie 
Sonferen^  DergebenS  ftemmte.  2)ie  Saien  fanben 
an  ^rebigem  mie  ßDerett  unb  SBarren,  meldte  mit 
bem  miHfürlid^en  Sorgel^en  beS  tJfübrerS  ber  Son« 
ferenj,  Dr.  SBunting,  unjufrieben  maren,  SSer« 
bünbete,  unb  ^mangen  biefelbe  }ule)t,  freilid^  nad^- 
bem  bie  Trennung  fd^on  DoK^ogen  mar,  in  DoHS- 
tbümlid^ere  Sahnen  einjulenfen.  äBarren,  ber 
t^ül^rer  ber  liberalen  Partei,  trat  balb  nad^  feiner 
Trennung  Don  ber  Snutterürd^e  in  bie  @taatSfird^e 
über;  aber  bie ©ecte,  bie  er  gebilbet,  beftanb  fort, 
unb  bie  Sonferen},  meldde  biSl^er  {eben  Singriff 
5urüd(gef dalagen,  mu^te  eS  erleben,  ba|  Don  1849 
bis  1855  über  100000  SRitglieber  in  anbere 
flird^en  übertraten,  unb  ba^  }mei  neue  @ecten  ftd^ 
bilbeten,  bie  „^Reformer"  unb  bie  „SReformirten 
ü)let]^obiften^  bie  fid^  1857  Dereinigten.  Sl^re 
Serfoffung  ifi  eine  bemofratifd^e. 

6.  6ine  Heine  Slnjal^l  ber  leitem  ©ecte  Dermei- 
gerte  ben  9nfd^lu|  unb  nennt  fid^  „SBeSle^anifd^e 
fficform^Union". 

S)ie  aWetl^obifien  Smerifa'S  ftnb  Dormie« 
genb  SBeSle^aner,  bie  jebod^  unter  Sifd^öfen  fleben. 
Slid^arb  Soarbman  unb  Sofepb  ^ilmoor  pnb  bie 
crftcn  JRifponare,  meldte  SBeSle^i  nad^  ämerifa 
fanbte;  il^nen  folgten,  ba  fie  gro|e  Sortfd^ritte 
mad^ten,  anbere,  unb  1784Dr.6ofe,  benSBeSle^ 
Sum  Sifd^of  (1784)  gemeint  l^tte.  S)ie  Sifd^öfe 
ber  bereinigten  Staaten  unterfd^eiben  fid^  Don 
ben  ©uperintenbenten  ber  ©iftricte  in  ßnglanb 
fafi  nur  burd^  ben  9?amen ;  fie  merben  Don  ber 
Konferenj  gemöblt  unb  fönnen  il^r  2lmt  nid^t 
ausüben,  menn  fie  nid^t  als  ffieifcprebiger  functio« 
niren.  Sie  ertbeilen  bie  SSßeil^n  unb  entfd^eiben 
fd^merere  Sted^tSfälle.  Slnbere  Unterfd^icbe  fmb  un« 
bebeutenb. 

S)ie  ,aKetbobiftifd&«proteftanttfd^e  ffird^e''  er« 
fennt  feine  93if d^öf e  an  unb  räumt  ben  Saien  großem 
ginflu^  ein.  2)ie  ©flaDenfrage  fül^rte  )u  einer 
Srennung  ber  Äird^e  beS  ©übenS  Don  ber  beS 
9lorbenS. 

S)ie  „SGßeSle^anifd^^metl^obiftifd&eÄird^e"  trennte 
fid^  Don  ber  bifd^öflidften,  meil  fte  bie  ©flaDerei 
grunbfä^Iid^  Dermarf,  1843.  3m  fetten  3abre  bil« 
bete  fid^  bie  „9lfrifanifd^e  bifd^öflid^«met]^obifiifd^e 
ßird^e"  für  bie  9Zcflcr;  eine  anbere,  bie  ftd^^SionS- 


1485                                              ÜJItt^cbiflen.  llSe 

üi^t"  nennt,  murbt  in  ^en  ^oif  1819  für  bte  unb  1)abm  burc^  i^re  fiuntanifdbe  SttfOQt  oA 

gjtger  geöriinbet,  lebenSfto^tn,  lei^tfinnigen  Wenjc^tn  D[t  ^aäfa 

aßeiftQu8  3)eutf^n  befielt  bie©edtber  „Set-  ztmaäft,  Wtläjt  i^w  5Ctr6rec^en  imt«  btr  ffloSt 

rlnigten  Sriibtr".  ©ie  !|a6tn  SBifc^fe  unb  jä^r-  bet  g^römmiBldt  Oeibergen.    "Snt  6|fccttiaj(6tKt 

lic^e  epnfCTHijen  unb  batiren  Dom  3a(ire  1800.  i^ittr  Sprebigten  ^ot  bie  ©leirfiflültigfrit  gegen 

©leii^n  3)atumS  ifl  bie  „Soangdifc^e  ©(mein-  liefere  SßSalir^eiten  grolgeäDfl"';  l'"  wnfii^ 

ft^ft" ,  bie  naä)  i^rem  ©rünber  3II6rec^t,  einem  uon  Älnffen,  in  benen  baS  SDMiglieb  bem  ^tä/m 

Stutf^en,  oui!^  ben  ^tarnen  „^aibred(|tebriibcr"  eine  ©eniffenärec^enj^aft  ablegen  unb  feinen  Xnbel 

fü^rt.  entgegennehmen  mu|,   ^at  }ur  Unaufn^ügfett 

SRiffiDncn.  Sßä^renb  bie  Inglicaner  unb  unb  eitler  @eTbftbe|t)icgtlung  unb  nur  in  filtf 
bie  fi^ottifdden  unb  irifi^en  SßreSb^teriancr  in  ben  nen  Säuen  jur  Konten  ©eI6fter(mntni|  unb  ?»■ 
erfien  So^^unberten  nac^  bei  Sief ormation  e§  fic^  mutl)  geführt,  ©ieaü^eorie  üon  berfüi)fbarmfc 
nie  beifnUen  liefen,  Reiben  ju  be!e|ren  ober  ou^  Iffirunn.  naä)  her  man  erft  ein  OoHfornmenetB^ 
nur  i^rer  in  ben  englifd^en  Kolonien  }crfhevten  toirb,  l)Qt  auf  bieSrjie^ungberfftnbernacftttcilig 
SloubenSgencffra  fiif)  anjunetimen,  ^aben  fic^bie  gewirft.  %to^  ber  Sdiulen,  tro^  beS  (Mufisn 
Snetfiobiften  fd^on  fiutie  mit  ^eibenbcle^rung  be>  iKel)gion§unterrid)t3  ifl  ni^lS  8etD6]^nIi4a,  oU 
ft^äftigt.  ^uä)  in  lalbolif c^en  Sänbem  fui^ten  fte  bag  bie  j^inber  eifriger  ^etfiobiflen  in ontitR SUc 
$rD))Qganba  gu  mad^en,  fo  in  graiAeid^  fett  1790,  d^en  übertreten  ober  bem  Unnlaubtn  anlitimfaflea. 
mo  fie  unter  ber  )irDle^antifct)en  SebSlferung  einige  DIiTi;enb§  treten  fo  Diele  @eiftlid|e  ju  aiibcm 
Oortfc^rille  mnt^ten.  3n  Sleulfd^Ianb  fut^len  fie  ftirrf)eit  über  0bcnDibmenfl^ttltIfI^(^S9tf^ifft■ 
burtf)llmeriIQnifc5e5Beutf^e6i^fIu6  jugeminntn;  gungen.  Sü§  emige  einerlei,  ba§  ©i^^offl» 
ff)Ster  Inmen  SJ^et^obiften  auS  Snglanb,  bie  be*  bewegen  in  bemfelben  engen  ffreifi  nntg  fti 
fonberS  in  SDiirtemberg  fid)  ?Inbänger  ju  emerben  toal^r^aft  gebilbete  3)tänner  auf  bie  S)auet  unnnfr 
fuc^ten.  3m  eifag  genionnen  feit  1854  bie  ^In-  ftebliii  fein.  Seine  ^uptftü^  finbet  ber  SRel^ 
ganger  ber  Metliodist  Episcopal  Cburch,  feit  biSmuS  an  feiner  feften  Organifatton,  bie  ntbn 
1870  bie  311briflt|t8  {aibrec^tS&rüber)  3tu8biei-  ben  geiftli^en  aud&  aeitlidie  SBo^It^oltn  »eririit 
hing,  an  SÄü^^rigleit  fe^It  eS  nic^t,  aber  bie  33eul>  benn  ber  gjIel^Dbip  lält  feinen  Sruber  ni^t  ia 
ft^enfinb  Weit  Oemiinfliger  unb  laffen  fiii^  Weniger  ©tic^e;  erBerf(i^afflil|m9(tbtü,nMnnerein^H^ 
oon  äußeren  6inbriid(en  beflimmen  als  bie  (äug«  werter,  ffunben,n)enn  et  flüufnitmnift,  unb  aoBaf 
[dnber.  3Iu§  ben  eingaben  ber  Wet^obiflen  1ä|t  i1)nin©cbu^gegenannajer.  ^fiibenSBo^t^ab» 
fi^  fdgnier  beurlt)eilen,  nie  Diele  ifirer  ^clc^rten  ben  em])fte{)ll  f\ä)  ber  Slet^obiSnniS ,  öeil  ^ 
engtifc^r  ober  ameritanifdtier  abhinfl  finb,  wie  feine  fociale  ©leHung  ßinfCui  auf  bie  ütii^Eii^ 
Diele  üäjtt  ^euif({)e.  3n  ©fanbinauien  rii^mt  fic^  Angelegenheiten  Derlei^t,  Den  et  onbcrsni]  wäf 
ber  Unet^Dbi^mug  gro|er  grfülge;  biefelben  Wer-  ^Slte.  Sei  ben  nicberen  Älaffen  I)at  bie  ^ISarmte 
ben  auf  bie  ^Bete^rung  ber  fc^Webifcfien  unb  bäni-  bie  9KetI)obifien  öerbrüngt. 
fi^en  ginmanbeter  in  Amerifa  ju  befc^tänlen  fein.  EOJit  geben  bie  etjamber«  EncyclopMÜi 
S^rtrt  beften  SBirfungStreiä  ftnben  bie  SDliffionare  (1891,  VII,  J61)  entnommene SabeUe.  ^^ 
ber  Detfd^iebenen  met^obiftifc^en  ©ecten,  wele^e  berUn^änger  i[i  natürlid^  grBfeet  oiabieberfflü- 
über  ungebeure  pecuniäre  OTittel  Derfügen,  in  ben  gliebet,  unter  benen  bie  ffinber  ni^t  einijerei^ 
englifc^en  fiolonien,  befonherS  in  Sflnbem  mit  finb. 

tormiegenb  proteftanlifdfier  SBetöllemng  wie  Su"  „„„„„„„  s„  o™  i  ,        a>  ^           «m.    » 

flralien  unbSanabü,  iDoFie.  ®Qn!bet5ia(^läfr.g.  ""'"""""  ""  ^'""'"-       ^"■'"-        ^  *>^ 

leit  ber  ©taatSfin^e,  ft*  ftftfehen  (onnten.  3)et  l-iBJ«Ie5an"  -  ■  -  englanb  .  .  .  1975  5UJ« 

etfte  ÜRiffionar,  weither  in  Sufttolien  fanbete  ^\t^„.„  '  *    1?1  «?« 

(1815),roar©amuetSeig5;ntt(^aBefiinbientturbe  ^SXk' '    ^n     lai 

bet  !IJlelbDbi§mu§  gebnn^l  buti^  Jlal^anael  (Sil-  sSVia  '  '    178   3687» 

bert  1760;  in  3nbien  fingen  bie  SDIet^obifien  ju  JEBeflinbien    .     88   4800 

prebigenan  1813,  in  e^ina  1847,  in Ifriln  1811.  Huflrölien  .  .    605   780» 

5>ie  Semü^ungen  ber  ajiet^obiften  in  ben  romoni-  2.  üleue  »etbinbung 

fc^en2änbemIBnnenübergangenwerben.®teunten  bei  SFtet^obi^cn  .  Snglanb  ...    181    3S4tt 

folgenbe  SabeBe  jeigt  bie  SortfeEiritte,  melctie  fie  3tlanb    ...       8     lOW 

gemöd^l  Saben.   abie  erfotge  ber  TOel^obifien  im  »liffionen  .  .       7     149s 

Unlerri^t  unb  in  ber  SßSiebeibelebung  bei  religio.  3.  fflibel^riflen  .  .  .  englanb  .  .  .    179   26«« 

fen eifetS puti  Otm Wnßticonem  mibloä  anerfonnt  ,  „  ,  ^    ,.^         aufltalwn..      89     S7SI 

warben;  in  ber  S^at  ^oben  fie  ouf  bie  niebrigen  *■  Sf'fÄ"**        W"*"  ""''  ,n«  T<uwi 

Älaffentröftigeingewirftunbieöenhielruntfu^t,  ,  ^'t^o^R'"  •  -  ■    an.ffionen  .  1038  194874 

Enlbeiligung  bea  ©onnlags,  ausgelaffenöeit  unb  SXn  "^  ^' in  h,r  f,,lm„t    «ufi   741(9 

Sd&amiDfigreit  einen  erfotgreic^en  (Weg  geführt.  ®"""*"'    "  '  "  Zl^^Zt    "§   S 

abermieeSna^i^rerSe^r-unbSBete^ningiroeife  g  SEOfgieömiifäe «[. 

nn^tonberS  fein (onnte,I|Qben  fie  boäSaper unter  form-Union  .  .  .           —            U     868J 

bie  OberfEädie  getrieben,  feineeuegS  äbetnmnben,  ^((lenbenten  .  .          —           _    60(9 


SKctl^obiuS,  bcr  1^1.  —  SJletl^obiuS  t)on  Eonfiantinopel. 


1488 


öflid^e  ffird^en  ber  ^Bereinigten  ©toa« 
Imerifa  finb  bie  folgenben: 

isinifl  ber  B^oeige.  Ijßrebioer.    SRUglieber. 

•bi^-bifd»öf[.  Stirbt. 

n 14135    2093985 

6üben 4530    1102926 

nifd^e  btfd^.>metl§ob. 


2550 
2110 
1729 
1121 
1566 


405000 
314000 
165000 
137  697 
195278 


40 


8660 


^*^*fl«-  A 


tttfd^e  3i<>nS^i^4c  • 
^e  amertl.  Stixtü^t  . 
lelifd^e  ©emetnf^aft 
ligte  iBtübet  .... 
tigung  bet  ameril.« 
I.  Ihr^e 

bifd^öfUd^eJfird^en: 

tdtnims  ber  3tt><toe. 

\Vi^-pxüit%  mrd^e    .  .    1570    129263 

Kr^en 2502      61314 

Hf4e4üt4et)on(Sanaba    1558    217  770 

atUT.  L.  Tyerman,  Life  and  Times 
Wesley,  3  vols.,  London  1872;  The 
ife  of  G.  Whitefield,  2  vols.,  Lond. 
b  ebenfo  grünblid^  al3  unbefangen,  SMgg« 

fotoie  afic  älteren  93iograj)]^en  einfeitig, 
ig  John  Wesley's  Journals.  Irefflid^e 
i^!  äBeSle^'S  unb  beS  Snetl^obiSmuS  f. 
',  History  of  England  in  the  18^  Cen- 
1878),  549  foU.  3ltö  ©ef^id^tfAreibcr 
il^obiSmuS  ftnb  5U  nennen:  @eorge 
357,  «beieteöenS  1868,  ^olben  1877. 
rreid^  ift  bie  Don  ÜJ^etl^obiften  l^erouS« 
Cyclopsedia ,  by  John  Mc  Clintock 
les  Streng,  New  York  1867—1887, 

[91.  3inimermann  S.  J.] 
aUttS,  ber  1^1.,  f.  ^väu^  u.  aJlet^obiuS. 
obiits,  ^atriard^  Don  S^onftantt- 
Befenner,  tt)urbe  in  ber  ^xotxttn  §älfte 
^rl^unbertg  ^u  @QrQcu§  au§  reid^er  unb 
er  Qfamilie  geboren.  S)cn  bamatö  üb» 
fenfd^af tlid^en  Unterrid^t  erl^ielt  er  in  fei« 
ptabt.  SJad^SSoHenbung  feiner  ©tubienbe- 
I  als  angebenber  3Ran%  reid^lid^  mit  ®elb 
m6)  Sonftantinopel,  um  bafelbft  im  ^of* 
n  @l\xd  p  mad^en.  6in  SJlönd^  jebod^, 
inen  §er5en§tt)unfd^  mittl^eilte,  beftimmte 
meltU^en  Sl^ren  5u  entfagen  unb  9R5nd^ 
u  6r  trat  in  ein  fflofter  ju  Eonftanti« 
)  lebte  ber  ^Scefe,  bis  unter  2eo  bem  3lr» 
L4  ber  Silberfturm  auf  *§  9Zeue  auSbrad^. 

ber  büftem  3^t,  bie  unter  biefem  Äaifer 
n  92ad^folgem  SJtid^ael  bem  @tammier 
•p^üuS  (814—842)  über  bie  gried^ifd^e 
reinbra(|,  trat  aWetbobiuS  in  ^ort  unb 
lonnl^aft  für  bie  Silberberebrung  ein  unb 
|alb  reid^en  Slntbeil  an  ben  Derfd^iebenen 
it  ©trafen,  meldte  über  bie  93ilberfreunbc 
würben.  5Jad^  ber  gemattfamen  6nt» 
üb  Sjilirung  be§  ^atriard^en  9Zicep]^o- 
I  begab  fid^  Stetl^obiuS,  mie  Diete  anbere 
mbe,  nad^  SRom,  toal^rfd^eintid^  im  Sluf« 
Patriord^en,  um  ^ßapft  ^afd^ali§  I.  (817 
über  bie  IBorgönge  in  ß^onftantinopel  ^u 


unterrid^ten.  2)a  in  f8t)iarn  aDe  Silberfreunbe 
graufame  Verfolgung  ^u  ertoarten  Ratten,  Wieb 
SWet^obiuS  öorerft  in  3lom,  tt)0  er  fein  aScetifd^^ 
flöfterlid^eS  Seben  fortfe^te.  92ad^  ber  Srmorbung 
Seo^S  unb  ber  Sl^ronbefteigung  SRid^aelS  beS 
Stammlers  (821)  reiste  SKetl^obiuS  mit  ©d^rei- 
ben  beS  $a))fleS  (t6(iouc  SoYfxaTixouc,  ^toi  ^pouc 
dpboBo^ia^  luapo^  rou  iraiua  Xaßcov)  nad^  S^janj, 

um  ben  neuen  Äaifer,  mie  er  boffte,  auf  ben  rech- 
ten SBeg  }u  bringen  unb  bie  Sßiebereinfefcung  beS 
vertriebenen  9JicepboruS  }u  ertoirfen.  äuein  feine 
©rtoartungen  foHten  bitter  getäufd^t  »erben,  isiad) 
Smpfang  ber  pöpftlid^en  ©^reiben  unb  Slnl^örung 
beS  unerf d^rodenen  ÜJlönd^S  mürbe  biefer  beS  9luf « 
rubrS  angeflagt,  mit  70  ©todCfd^Iägen  ge^üd^tigt 
unb  bann  mit  einem  SWiff etbäter  auf  einer  3nf el  ber 
^ßropontiS  (9tntigoni)  in  ein  ©rabmat  eingefpent 
3n  biefem  gröp^en  jf erfer  fd^mad^tete  SRetbobiuS 
fieben  Saläre  lang,  bis  er  burd^  eine  allgemeine 
Slmneftie,  meldte  ftaifer  SWid^ael  Dor  feinem  Sobe 
nod^  erlaffen  l^atte,  befreit  mürbe,  gfafl  ^um  ©felett 
entfteKt  unb  bie  SBunbmate  S^b^fti  am  eigenen 

Seibe  tragenb  (tÄ  (rrfYixata  tcuv  toü  Xpiarou 
radiQfiaTcov  oSxeCcp  im^epöftevoc  vcufiaTt),  erfd^ien 

SWetbobiuS  mieber  unter  ben  Sebenben;  nur  fein 
SJhttb  unb  feine  ©tanbl^aftigfeit  für  SSertl^eibigung 
ber  Silber  mar  ungebrod^en.  UeberaQ,  aud^  im 
SSerfel^r  mit  ben  SBürbenträgem  am  ffaiferbof/ 
trat  er  unerfd^rodCen  mie  ^uDor  burd^  SBemunft« 
grünbe  mie  mit  ©d^riftfleöen,  unb  ^mar  üielfad^ 
nid^t  obne  @rf olg,  für  bie  Silbertierel^rung  ein.  ^(S 
nun  unter  Sb^opbiluS  ein  neuer  ©türm  gegen  bie 
Silber  unb  il^re  Sercbrer,  unb  jmar  b^ftiger  als 
unter  aKen  feinen  SSorgängem,  loSbrad^,  mu^te 
aud^  SWetbobiuS  auf  S  9Jeue  getroffen  merben.  6r 
mürbe  üor  ben  ffaifer  gerufen,  ber  il^m  zornent- 
brannt fein  bilberfreunbUd^eS  Serbalten  unter 
ünidgael  t)ormarf  unb  namentlid^  tabelte,  ba^  er 
ben  $apft  p  einem  ©d^reiben  an  ben  jfaifer  be« 
ftimmtl^abe.  SRetbobiuS  entgegnete  rul^ig:  „SBenn, 
0  ftaifer,  baS  Silb  in  beinen  9ugen  fo  mertl^IoS 
ift,  marum  öertügft  bu  benn  mit  ben  Silbern  ®bnfti 
nid^t  aud^  }ugleid6  bie  beinigen,  bamit  bu  öl^nlid^ 
mie  ©^rifhis  geebrt  merbeft?  ©tatt  beffen  lo^t 
bu  bcin  Silb  täglid^  mebr  öeröielfomgen."  Sott 
SButb  über  bief eS  treffenbe  SBort  lie^  ibn  ber  ftai» 
fer  mit  ©todtf(bIägen  tractiren  unb  bann  in  ein 
unterirbifd^  ©eföngni^  beS  $aIafieS  merfen. 
Sr  mürbe  j[ebod^  beS  92ad^tS  Don  befreunbeten  pm» 
ben  mieber  ]^ert)orge5ogen  unb  genaS  unter  forg* 
lid^er  ^Pflege.  S)aS  gaftUd^e  §auS  aber,  baS  ftd^ 
beS  muttiigen  SefennerS  fo  liebeDoH  angenommen, 
mürbe  Dom  Äaifer  mit  ©üterconfiScation  beftraft. 
®a  er  jebod^  fab,  ba^  ber  d^riftlid^e  ©treiter  burd^ 
pl^^fifd^e  Ouaten  ni^t  ju  befiegen  fei,  öerfud^te 
er,  il^n  burdft  greunbftd^feit  unb  ©^meid^elei  für 
pd^  ju  geminnen.  6r  lie^  i^n  abermals  in  ben 
^alaft  fommen,  öerfebrte  in  leutfeliger  SBeife 
mit  ibm.  liefe  fid^  ©rünbe  unb  ©d^ftfteEen  üor» 
legen,  fomie  ßinmenbungen  löfen  u.  f.  m.  S)iefe 
(Selegenl^eit  benu^te  SJletl^obiuS,  um  auf  bie 


1439 


ÜRetl^obiuS  Don  £)l9m))u3,  ber  1^1. 


1440 


ganjc  Umgebung  bc8  ÄaiferS  dnaumirfcn,  fo  bafe 
fclbft  Icjtercr  fid^  bcffcrcr  einftd^t  crfd^Itc|cn  ju 
tooHcn  fd^ien.  ®a  önbcrtc  fid^  plöjlt^  bte  Sage 
burd^  ben  lob  beS  ffdferS  am  20.  Sanuar 
842.  ©eine  ©emal^Iin  3:i^eobora  reftituirte  atö 
3letd^§öertt)eferin  bie  Silber,  $atriard^  3o'^anne§ 
tourbe  al§  ßinbringling  entfejt  unb  3Wet|obiu8 
als  geleierter  unb  ftanbl&after  SSertl^cibiger  ber 
Silber  an  bcffen  ©teile  erlauben,  ©erfelbe  berief 
alSbalb  eine  ©^nobe,  auf  miä^tx  bie  Slbfe^ung 
be§  ^atriard^en  Sol^anneS  feierlid^  beflötigt,  bie 
Sefd^Iüffe  ber  fiebenten  allgemeinen  ©^nobe,  ber 
g»eiten  ju  TOcäa  (787),  erneuert  unb  ber  Sfono- 
flaSmuS  obermalö  öenoorfen  tourbe.  3ur  freubi» 
gen  ßrinnerung  an  bie  glüdflid^e  Ueberwinbung 
ber  Silberftürmerei  nmrbe  ba§  gcft  ber  Ortl^obojie 
eingeführt,  ba§  aHiöl^rlid^  am  erften  ©onntag  in 
ber  tJfaftenjeit  burd^  feiertid^e  ^roceffion  unb  6r« 
neuerung  be§  3lnat|em§  über  bie  Sfonofloften  be- 
gangen werben  foHte.  3um  erjten  SWal  tourbe  baS« 
felbe  nad^  Seenbigung  ber  ©^nobe  am  19.  ^t' 
bruar  842  gefeiert,  ^auptbeftreben  beS  neuen 
^atriard^en  toax  nun,  überall  bie  legten  Stefte  be3 
SilberfturmeS  ^u  tilgen  unb  t)or  ^em  üonoflaftif d^ 
gefmnte  Sifd^öfe  unb  Siebte  burd^  Drtl^oboEe  ju 
erfejen.  hierbei  fd^eint  er  aber  ju  fd^roff  unb  }u 
rigoros  Derfal^ren  }u  fein,  fo  ba^  ftd^  gegen  i|n 
eine  mäd^tige  Dppofition  bilbete,  bie  in  ein  förm- 
lid^eS  ©d^iSma  auSjuarten  brol^te.  S)ie  miberlid^fte 
Ausgeburt  biefer  O))))ofttion  loar  mol^l  bie  infame 
Sef^ulbigung,  ber  ^atriard^  l^abe  ftd^  mit  einer 
tJfrau  vergangen.  ®iefe  fonnte  jebod^  TOetl^obiuS 
leidet  entfräften,  unb  bie  betreffenbe  grau  geftanb 
l^ierauf  aud^,  burd^  bilberfeinblid^e  ®egner  be§  ^a» 
triard^en  mit  @elb  beftod^en  unb  ^ur  £üge  t)erleitet 
morben  ^u  fein,  ©old^e  unb  ^nlid^e  Singriffe 
jel^rten  neben  ben  Dielen  ©orgen  unb  SJKil^en 
ben  ol^nebie^  burd^  bie  Seiben  ber  SSerfotgung 
gefdett)ödeten  jförper  rafd^  auf.  SRetl^obiuS  er» 
franfte  an  SBafferfud&t  unb  ftarb  am  14.  3uni 
846.  Aura  5Ut)or  (am  13.  SKärj)  l^atte  er  nod^ 
bie  irbif d^en  Ueberrefte  fcineS  im  djil  üerporbenen 
SSorgängerS  SWccpl^oruS  in  feierlid^er  ^Srocefjion 
nad^  ßonfiantinopel  terbrad^t.  3um  SRad^foIger 
l^atte  aJietl^obiuS  ben  pi.  SgnatiuS.  3)afe  aWetl^o« 
biuS  aud^  fd^riftfiellerifde  tl^ötig  gemefen,  wirb  att- 
gemein  berietet;  aUein  Don  mand^en  ber  il^m  ^uge« 
fd^riebenen  ©duften  erfd^eint  bie  Sluctorfd^aftmcl^r 
al§  jtoeifeieaft.  Unter  9lnbercm  toerben  il^m  ju« 
gcfd^rieben  ein  Encomium  S.  Dionysii  Areo- 
pagitae ;  ein  Encomium  S.  Agathae  virg.  et 
mart. ;  Canones  poenitentiales ;  bann  Derfd^ie» 
bene  ^omilien,  fo  In  eos,  qui  dicunt,  quid 
profuit  filius  Dei  crucifixus;  De  concursu 
Simeonis  et  Annae  in  templo;  In  ramos  Pal- 
marum etc.  (Sgl.  Leo  Ailatius ,  De  Metho- 
diorum  scriptis  diatriba,  in  S.  Hippel,  opp. 
II,  89—95,  Hamb.  1718;  Cave,  Historia 
lit.  II,  30;  Fabricius-Harles,  Biblioth.  graec. 
Vn,  273—274;  Migne,  PP.  gr.  C,  1231  ad 
1326.)  [ftnöpfler.] 


3ltd9obitt$DonOl9m))u8,  ber]^L,gne4i^ 
f  $er  ftird^enf  d^riftfteÜer  au§  ber  smeiten  ^fte  bcS 
3.  Sal^rl^unbertS,  ift  erji  in  jüngflerSeit  gunenen 
Sl^ren  gefommen.  €ufebiu§  l^at  (Dermutl^lid^  in» 
folge  feiner  Soreingenommenl^t  für  OrigeneS  xbA 
tt)iber  beffen  @egner)  !aum  ben  9lamen  biefe! 
©d^riftfteUerS  ertt)ö]^nt,  unb  eS  fteSen  bal^Mt 
toenigen  3^il^it  bei  ^ieron^muS  (De  virr.  äL  83) 
bie  tt)id^tigfte  CueSe  über  benfelben  bor.  S^e 
Duelle  aber  ift  nid^t  burd^meg  ^uDerlöffig.  Sk 
Angabe,  ÜRetl^obiuS  fei  Sifd^of  Don  Ol9m|mS  is 
Speien  unb  fpöter  Sifd^of  Don  S^ruS  (m  $^ 
nicien)  getoefen,  bürfte  in  il^rem  jtteiten  2^ 
auf  einem  Srrtl^ume  berul^en.  2)ie  fpöteren  Stim- 
men, meldte  ÜRetl^obiuS  al§  Sifd^of  Don  $daio 
(in  Speien)  bejeid^nen^  bürften  ühttfyxopi  feimn 
©lauben  Derbienen  (f.  2:1^.  3al^n  in  ber  S^ii\äfäjt 
für  ffird^engef^.  Vm,  1885—1886,  15—20). 
92ä]^ere§  über  ba§  Seben  be§  Reuigen  erfoj^ren  toir 
nid^t.  ßr  ftarb  ben  Sob  eine§  ^RoxtXjm^,  idien» 
faU§  in  ber  Verfolgung  unter  aßa^iminuS  S)(^ 
nad^  ber  gemöl^nlic^en  ^nnal^me  im  3.  311.  3n 
fd^dner  unb  gefd^madboUer  ©prad^e,  berid^ 
^ieron^muS  tt>eiter,  fd^eb  SOtetl^obiuS  adversom 
Porphyrium  libros  et  Symposium  decem  Ti^ 
ginum,  de  resurrectione  opusegreginmcontn 
Origenem  et  adversus  eumdem  dePythonissa 
et  de  autexusio  (Ilepl  tou  aÖTe^ouvCou),  in  6e- 
nesim  quoque  et  in  Cantica  canticonun  com- 
mentarios  et  multa  alia  quae  YiQgo  lectitan* 
tur.  Son  aOen  biefen  ©ddriften  ift  nur  ba§®ojl* 
ma^I  ber  jel^n  Jungfrauen  (2u(xiü6atov  ^  ixpl 
^TveCac)  DoHftönbig  im  Urtexte  erl^alten.  liW 
unb  Einlage  ber  ©d^rift  ftnb  bem  ^®affana^Ie' 
$Iato'S  entlel^nt.  SBäl^renb  {ebod^  $Iato  ben 
€ro§  )um  ©egenftanbe  ber  Xifd^reben  maijit,  Iä|t 
ÜRetl^obiuS  eine  jebe  ber  gel^n  Jungfrauen  et» 
Sobrebe  auf  bie  jungfröulid^e  ffeufd^l^  l^oIteB: 
bie  unbefledtte  Jungfröulid^feit  fte^e  l^od^  ü^  ben 
el^elid^en  ©taube,  fte  muffe  als  baS  DotDomniene 
d^riftlid^e  Seben  gelten  (E.  Carel^  S.  MeÜiodii 
Patarensis  Convivium  decem  virginum.  Tbe- 
sis,  Paris.  1880.  lieber  ba§  ®ebid^t  am  @d^ 
ber  ©d^rift  Dgl.  jhumbad^er,  ® ef d^id^te  ber  b^^ 
Siteratur,  OTünd^en  1891,  305,  unb  bie  bort  ob« 
gefül^rte  Siteratur).  Son  bem  gried^ifd^en  tx^ 
ber  ©d^riften  über  bie  Sluferjte^ung  (Ilepid«; 
(rraoewc)  uub  Über  ben  freien  SBiBen  (Ileplwö 
aÖTeSoüjfoü)  ftnb  größere  Fragmente  auf  unS  ge» 
fommen.  Jl^rem  ganzen  Umfange  nad^  HegeB 
biefe  ©d^riftcn  in  einem  attflaDifd^en  Corpus  Me- 
thodianum  Dor,  meld^eS  jüngft  ®.  91  Sonttidf^ 
(9netl^obiu3  Don  Ol^mpuS.  I,  ©d^riften,  Sriango 
unb  Sei))3ig  1891)  in  einer  beutfd^  Ueberf^ 
ber  abenbidnbif  $en  SBiffenf  d^ft  ^ugongltd^  mift 
S)ie  ©d^rift  über  ben  freien  SBillen  (beiSonweW 
1—62),  in  tJform  einc§  ®iaIoge8  Dcriaufenb,  be» 
fäm))ft  ben  gnoftifd^en  SualiSmud  unb  Setec» 
mini§mu§;  eine  anfangtofe  SKaterie  alS  $nnci> 
be§  Söfen  laffe  ftd&  nid^t  annehmen,  ba8  Boje 
fei  aus  bem  freien  SBitten  beS  SRenfd^en  ^^ 


^tixopf^anti,  Sr}6tfd^of  t)on  ©m^rno. 


1442 


m.  S>iebefrembenbeSrfd^inunQ^bag€ufe« 
?raepar.  evang.  7,  22,  bei  Migne,  PP. 
1, 569—584)  einen  großem  abid^nitt  ber 
t  fiä^m  ©d^rift  (SSontoetfd^  15—38) 
it  aus  ber  ©d^rift  eineS  gemiffen  ünasimuS 
(Snbe  beS  2.  Sal^tl^unbertS)  llepl  ttjc  SXt)c 
t,  imrb  nteift  bal^in  erflört,  bo^  ÜRef^obiuS 
X  ©teUe  aus  ünosimuS  gej^öpf t  l^obe.  9üd^- 
nrb  eS  lool^I  fein,  an^unel^men,  bo^  bent 
j^ißotifer  irgenb  ein  Srrtl^um  »iberfol^ten 
in  SBal^rl^eit  bie  S^rift  beS  ^l  ÜRet^obiuS 
rgelegen  Jjait  (f.  Sal^n  in  ber  Seitjd^rift  f. 
igetd^.rX,  1887—1888, 224—229).  SSon 
agenber  Sebeutung  ift  bie  in  brei  SBüd^er 
ilte,  glei^faQS  in  baS  ®emanb  eines  ®e- 
aefleibete  @d^rift  über  bie  Sluferftel^ung 
etfd^  70—283).  3la^  SluStteiS  ber  grie» 
Ueberrefte  ift  ber  f(at>ifd^e  %tit  beS  }tt)eiten 
«  britten  Sud^eS  freilid^  tt)eniger  Ueber» 
olS  ^uSjug.  2)ie  fd^on  im  SCtertl^ume 
|d^ö|te  @^rift  toenbet  ^d^  mit  aOem  ilad^» 
egen  bie  Don  OrigeneS  Derfod^tenen  Seigren 
r  $röesiftens  unb  bem  SünbenfaÜe  ber 
Don  bem  fieUie  als  il^rem  fterler,  Don  ber 
\ä^  Sßemid^tung  biefeS  SeibeS  u.  f.  f.  2)er 
I  fei  ein  geifitg-Ieiblid^eS  SSßefen  unb  als 
burd^  ®otteS  C^^nbe  gebilbet.  SBeil  ber 
n  loefeiülid^er  Seftanbtl^eU  beS  SRenfd^en 
tnüfle  aud^  er  unDergöngltd^  fein  (oödiv  6 
zraUDC  ^  x^HP^^  iicoUi  1, 47, 4;  S9onn)etfd^ 
S)er  Sob,  bie  Trennung  Don  @eele  unb 
A  eine  tjfolge  ber  @ünbe;  tSfnid^t  ber  Sr- 
fei  ^Bereinigung  beS  mibematürlid^  ©e» 
t,founeßmeuerungunb93er!Iörung.  ^u^er 
iben  genannten  ©Triften  umfaßt  bie  fla» 
Himmlung  nod^  Dier  Heinere  Sbl^anblungen : 
baS  Seben  unb  bie  Demünftige  ^anblung 
ctfd^  63—69),  Ueber  bie  Unterfd^eibung  ber 
t  (290—307),  Ueber  ben  ^uSfaJ  (808  bis 
lieber  ben  »lutegel  @pr.  24, 50  LXX  (330 
)),  bie  brei  (enteren  Domnegenb  ))araneti' 
enbeu}.  9n  ber  ^ed^tl^eit  biefer  Xractate 
4  in  ber  Sl^at  nid^t  rätteln  laffen.  IBon 
^blung  über  ben  tluSfa^  l^at  9ontt)etfd^ 
ried^fd^e  S^ragmente  entbedft,  meldte  tt)ie' 
bie  Snnal^me  Don  JNir^ungen  unb  ^uS« 
cn  im  flaDifd^en  Sejte  gebieterifd^  forbcm. 
8  (Bibl.  cod.  235,  PP.  gr.  GUI,  1137 
t8)  bietet  6jcer})te  auS  einer  fonft  nid^t  er« 
n  @d^ft  beS  ^l  SRetl^obiuS  über  bie  ge* 
enffiinge  (llepl  täv  7evt)tü)v),  meldte  oud^ 
ntptaufgabe  in  ber  ^olemi!  gegen  OrigeneS, 
ifffen  Sel^  Don  ber  gtoigfcit  ber  (®eifter«) 
^ud^  5u  l^aben  fd^eint.  Snblid^  ftnb  nod^ 
fit  ber  ©treitfd^rift  gegen  ^orpl^^riuS,  eines 
3itarS  über  baS  99ud^  3ob  unb  einer  (Sd^rift 
e  SRort^rer  p  nennen.  S)ie  §omiUcn  De 
ne  et  Anna  unb  In  ramos  Palmarum 
ne  3tt)eifel  unterfd^oben.  ®ie  fog.  Reve- 
m  8.  Methodii,  eine  mid^tige  OueQe  ber 
Jküiäftn  ffaiferfagen,  merben  ju  6nbe  beS 

fodtttünu  tul   2.  Kufl. 


7.  Sal^r^unbertS  entftanben  fein  (®.  D.  3eafd^tt)i|, 
SSom  römif d&en  ff aif ertl^um  beutf(|er  ^Ration,  gin 
mittefalterü(|es S)ramo,  2t\pi,  1877,  43 ff.;  über 
bie  ßntfiel^ungSjeit  f.  ®rauert  im  §ift.  3a||rb.  ber 
®örreSgef.  1892, 105f.).  SWetl^obiuSbarf  olsberbe- 
beutenbfte  unter  ben  d^riftlid^en  @d^riftfteOem  feiner 
3eit  be^eid^net  »erben.  t$fär  feine  l^ol^e  Begabung 
unb  feine  daffifd^  SBilbung  jeugt  eine  iebe  feiner 
@d^riften.  SBefonbereSead^tung  Derbient  fein  ebenfo 
entf d^iebeneS  loie  erf olgreid^eS  auftreten  gegen  beri 
DrigeniSmuS.  Ueber  feine  SrinitötSleJire,  inS- 
befonbere  feine  Stellung  }um  @uborbinatianiS« 
muS,  geftatten  bie  erl^altenen  @d^riften  fein  ftd^ereS 
Urtl^eil.  —  @ine  Sammlung  biefer  ©d^riften  Der- 
anftaltetc  juerft  ®ananbi  (BibL  vet.  Patrum  DI, 
663—832,  Dgl.  Prolegg.  p.  LI— LIV;  abgebr. 
ba  Migne,  PP.  gr.  XVm,  9—408) ;  eine  neue 
Ausgabe  lieferte  Sal^n  (S.  Methodii  Opera  et 
S.  Methodius  Platonizans.  Edidit  A.  Jahnius, 
HaHs  Sax.  1865.  4».  [Pars  1 :  S.  P.  N.  Me- 
thodii Episc.  et  mart.  opera  omnia  quae  qui- 
dem  Integra  supersunt  ac  deperditorum  reli- 
quiae.  Pars  2:  S.  Methodius  Platonizans 
sive  Piatonismus  SS.  Patrum  ecclesiae  grae- 
cae  S.  Methodii  exemplo  iUustratus]).  93on« 
iDetf  d^  (a.  a.  O.)  gibt  nid^t  bIo|  eine  beutfd^e  Ueber« 
fe|ung  ber  fIaDif(|en  Sammlung,  f onbem  aud^  bie 
gried^tfd^en  Seilte  mit  SuSnal^me  beS  ®aftmal^lS 
unb  ber  unäd^ten  Sd(|riften.  Sie  gried^if d^en  Se^te 
aber  erfd^einen  l^ier  Dielfad^  berid^tigt  unb  beben« 
tenb  bereid^ert,  tl^eilS  um  bie  in}mif d^n  Don  $itra 
(Analecta  sacra  m,  602—612.  617—626) 
Deröffentlid^ten  {^frägmente,  tl^eilS  um  biSl^er  un- 
befannte  Stüde.  ^nä)  bie  (Don  $.  ÜRartin  l^er« 
ausgegebenen  unb  überfe^ten)  f^rifd^en  unb  arme« 
nifd&en  Srud^ftüdfe  bei  ^Jitra  0-  c.  IV,  201  ad 
209. 434—441)  fmb  toenigftenS  berüdtfid^tigt  unb 
Dertt)ert]^et  morben.  3n  einem  smeiten  Sanbe  miO 
93ontDetfd^  eine  Unterfud^ng  ber  in  bem  erften 
entl^altenen  Sd^riften  folgen  laffen.  Ueber  bie 
?luSgaben  ber  Bevelationes  S.  Methodii  (meldte 
in  ben  genannten  ßbitionen  fel^len)  f.  Fabricius- 
Harles,  Bibl.  gr.  VH,  269—271.  Ueber  SKe« 
tl^obiuS  im  Mgemeinen  l^anbeln  ®.  S^ntfd^el, 
S^etl^obiuS  Don  Ol9m))uS  unb  feine  ^l^üofopl^ie 
(3noug.»S)iff.),  2t\pi\q  1879;  «.  ^anfott),  SKe« 
t^obiuS,  Sifd^of  Don  OIt|mj)oS,  im  ffatl^otif  1887, 
I,  1—28.  113—142.  225—250,  aud^  fcparat 
erfd&ienen,  SWoinj  1888.         pBarbenl^emer.] 

^tttopt^aue^^  Sr^bifd^of  Don  Sm^ma,  treuer 
%n|önger  beS  $atriar^en  SgnatiuS  Don  Sonftan« 
tinopel  »äl^renb  ber  pl^otionifd^en  SBßirrcn.  SBie 
93aroniuS  nad^  Sol^.  Siuropalata  berid^tet  (ad  ann. 
843,  n.  1),  märe  feine  SRutter  jene  unglüdflid^e 
ijrau  gemefen,  bie  fid^  burd^  ben  bitberfeinblid^en 
$atriardgen  Sol^anneS  Don  Sonflantinopel  unb 
feinen  Slnl^ang  befted^en  lie^,  gegen  ben  5ßotriar« 
d^en  SKetl^obiuS  (f.  b.  3lrt.)  bie  fd^amlofe  anflöge 
iDcgen  SSergemoItigung  juerl^eben.  S)arouS  mürbe 
fid^  ergeben,  bo^  SJlctropl^oneS  auS  einer  gfamilie 
ber  5>auptfiobt  entfproffcn,  fidler  aud^  bort  feine 

46 


1443 


Ißctrop^aneS  ffritopuIoS. 


1444 


SluSbilbung  erl^alten  unb  in  ben  bortigen  Sie* 
ru§  eingetreten  ift.  9lä]^erc§  über  fein  Seben  toirb 
nid^t  berid^tct.  Sbcnfo  unbefannt  i[t  bie  ^ixi,  in 
»eld^er  er  Sr^bifd^of  t)on  @mQma  mürbe.  ^u§ 
feinem  Sd^reiben  an  ^atriduS  SJlanuel,  in  totU 
d^cm  er  870  bic  tJfrage  beantwortete,  toarum  $1^0« 
tiu§  auf  berad^ten@9nobe  abgefegt  mürbe,  ergibt 
ftd^,  ba|  er  857,  al§  3gnatiu§  burd^  SarbaS  Der» 
bröngt  mürbe,  bereite  Si^bif  d^of  Don  ©m^rna  mar. 
91I§  fold^er  ftanb  er  treu  5U  bem  red^tmö^igen  ^ßa« 
triard^en  SgnatiuS ;  felbft  als  bie  SWeiften  burd^ 
alle  möglid^en  SRittel  ber  SSerfül^rung  fd^üe^Iid^ 
für  ben  3ntrufu§  fld^  geminnen  liefen,  mar  SWctro« 
pfymt^  unter  ben  menigen  (fünf)  (Stanbl^aften 
(iv  otc  ^v  xd7(o).  Mein  burd^  ein  öon  ^JJl^otiuS 
fd^riftlid^  abgegebenes  SSerfpred^en,  er  merbe  3gna« 
tiuS  als  red^tntägigen  ^atriard^en  anerfennen,  il^n 
aud^  in  feiner  Seife  bebrängen,  nod^  bebrängen 
laffen,  liefen  ftd^  aud^  nod^  jene  t$fünf  beftimmen, 
auf  (Seite  beS  $|otiuS  ju  treten.  ?IIS  j[ebod^  le^« 
terer  baS  gegebene  Serfpred^en  brad^,  traten  SWetro» 
pl^aneS  unb  feine  {^freunbe  aisbalb  mieber  Don  il^m 
prüdC,  belegten  il^n  auf  einer  SSerfammlung  in  ber 
ärenenürd^e  5U  Sonftantinopel  mit  99ann  unb  ^b* 
fe^ung,  ftd^  felbft  aber  mit  S^communication,  faUS 
fie  je  ben  ©nbringling  anerfennen  mürben.  SIS 
fte  ^l^otiuS  megen  feines  t$fret)elS  gegen  SgnatiuS 
perfönlid^  (xata  Trp^cxwicov)  SBorl^alt  mad^ten,  mür- 
ben fte  Don  il^m  für  abgefejt  erflärt  unb  burd^ 
faifcrlid^e  ©emalt  ejilirt.  Sin  Sll^eil,  barunter 
SRetropbaneS,  mürbe  mit  Letten  belaben  in  fd^auer« 
lid^e  fferfer  gemorfen  unb  nad&  einiger  3^it  ttJie 
SgnatiuS,  in'S  gjil  gefd^idCt.  ©id^er  blieb  SWctro» 
pb()iteS  Derbannt  bis  jum  Sturze  beS  $]^otiuS 
(September  867).  SSBie  SgnatiuS,  fo  burftcn  iejt 
aud^  feine  gfreunbe  auf  i^re  ©tül^Ie  jurüdCfel^ren. 
SllS  Srjbifd^of  Don  Sm^ma  mar  !D2etrop^aneS 
auf  ber  ad^ten  ©^nobe  ^u  gonflantinopel  869  an- 
mefenb.  gr  eröffnete  in  Slnmefenljieit  beS  ffaiferS 
unb  ber  päpftlid^en  Segaten  bie  fed^Ste  @ilfung 
mit  einer  l^errlid^en  Siebe  unb  nal^m  an  ber  SJer- 
urtl^eilung  beS  ^l^otiuS  l^erDorragenben  Sntl^eil. 
©d^Iimmerc  S^xUn  famcn  für  SWetropl^aneS  mie- 
ber nad^  bem  Sobe  beS  SgnatiuS  (Ddober  877). 
^l^otiuS  mürbe  Don  bemfelben  ffaifer,  ber  il^n  ge- 
ftürst,  jurüdfgeruf en  unb  f ogar  Don  ^JJapft  Sol^an- 
neS  Vlll.  bebingungSmeifc  anerfannt.  Sro J  eines 
faft  brol^enben  SricfeS  beS  ^ßapfteS  an  SWetropba« 
neS  unb  fdne  greunbe  glaubten  biefe,  $]^otiuS 
il^re  9lnerfennung  Derfagcn  ju  müjfen,  Dermutl^- 
lid^  infolge  ibreS  obigen  93ef ^luffeS  in  ber  Sfrenen- 
fird^e.  @ie  mürben  bafür  mal^rfd^dnlid^  Don  i^ren 
©tül^Ien  Dertrieben;  menigftenS  erfd^ien  auf  bem 
Saftercondl  879  ein  Sifd^of  5JicdoS  Don  ©m^ma, 
möbrenb  ÜRetropl^aneS  franf  in  Sonftantinopel 
meilte.  ^uf  Eintrag  ber  päpftlid^en  Segaten  fanbte 
baS  Soncil  eine  S)eputation  Don  brei  Sr^bifd^öfen 
an  ibn  (26.  Januar  880),  um  nad^  ben  ©rünben 
feiner  Trennung  Don  $botiuS  ju  fragen.  S)a  feine 
^Intmort  nidfet  befriebigenb  auSpel.  fprad^en  bie 
Segaten  bie  Sscommunication  über  il^n  auS,  beren 


^nerfennung  er  Dermeigerte.  SS  t{l  fragTi^/  ob 
er  ben  jmeiten  ©turj  beS  $^otiuS  (886)  nod^  ei* 
lebte  unb  abermals  5U  feiner  ^rbe  {urüdfe^ 
burfte,  ober  ob  er  Derbannt  Don  il^r  gefbjAea. 
älu^er  obigem  ©d^reiben  an  ben  ^ßatricmS  Sto- 
nuel  (gried^ifd^  unb  lateinifd^  bei  Mansi  XY1,414; 
latdnifc^  bei  Baron,  ad  a.  870,  n.  45  sq.)  toota 
SJletropl^aneS  in  einigen  ^anbfd^riften  noc^  trict 
SBerfe  5ugef daneben,  bie  aber  fd^onburd^benXitd 
(gegen  bie  92eumanid^äer  [b.  1^.  SRömer]  unb  vkt 
bie  Processio  Spiritus  sancti  ex  solo  Patre) 
il^ren  pbotianif  d^en  Sl^arafter  oenatl^en  unb  hoxm 
unmöglid^  Don  SJletropl^aneS,  bem  entfc^iebenftn 
®egner  bcS  $botiuS,  Derfa^t  fein  fönnen.  (S^ 
Fabricius-Harles,  Biblioth.  graeca  XI,  700; 
Hanckius,  De  byzant.  script.  11, 263;  Ondin, 
Oomment.  de  script.II,  43 ;  ^efele,  Sonc>@ef4# 
2.  Slufl.,  IV,  234  f.  388  f.  478).    [Änöpf(er.] 

'^Mx^t^aues  <fttifo]m(d$,  ^atriard^  tna 
älleianbrien,  mürbe  5U  93err]^da  in  SJlacebomen 
am  Snbe  beS  16.  Sal^rl^unbertS  geboren,  ©eise 
religiöfe  unb  miffenfd^aftlid^  SuSbtIbung  fud^  er 
bei  ben  9)tond^en  auf  bem  93erge  ^tl^oS  unb  mA 
bort  aud^  felbft  9)lönd^.  3um  Seigrer  l^tte  er  bea 
erbitterten  @egner  SlomS,  3]^a|imuS  Sßargumsl, 
unter  beffen  Sinflu^  fd^on  S^nHuS  SucariS,  ber 
fpätere  ^atriard^  Don  Sonflantinopel  0.  b.  9rt), 
geftanben  mar.  SS  ift  mol^I  nid^t  unbered^tigt,  <aä 
bem  Umftanb,  ba^  ber  nod^  ^iemlid^  junge  9Roii4 
5um  ^rotoft^nceüuS  beS  $atnard^en  Doni^nftan* 
tinopel  befteUt  mürbe,  auf  beffen  l^erDorrogenbe 
geiftige  ^Begabung  5U  fd^Ue^en.  91S  bal^r  S9- 
riOttS  SucanS,  bamalS  $atnard^  Don  Slesonbrifii^ 
in  ber  nd^tigen  Srfenntni|,  ba^  ein  ©d^eSfampj 
nur  mit  tüddtig  gefd^ulten  ®eifiem  erfolgrei^  §c 
fül^rt  merben  fönne,  Dor  ?UIem  bie  miffenfd^ftß^ 
Setl^argie  in  ber  gried^if d^en  jtird^e  }u  l^n  ixc 
fud^te,  rid^tde  er  fein  Slugenmerf  auf  iRetropl^aiKS. 
SDemfelben  9ufna][ime  in  Snglanb  5u  Derf^iofoi, 
manbte  ftd^  SucanS  1616  bneflid^  an  ©eorgSb- 
bot,  anglicanifd^en  99ifd^of  Don  SanterburQ.  S(»t 
Unterem  mie  aud^  Don  ftbnig  3o€ob  I.  Don  d^- 
lanb  marb  ber  miffenSburftige  ®ned^  freunbT^ 
aufgenommen  unb  ffaibirte  bann  Don  1618—1623 
an  ber  UniDerfität  Öiforb  l^uptfäd^lid^  tl^eoIogij(^ 
2)iSdpIinen.  93on  Snglanb  begab  er  fid^  no^ 
2)eutfd^Ianb,  mo  erDerfd^iebeneproteftantifd^$o4" 
f deuten  befugte,  f 0  bie  au  aitborf,  SBittenbog,  lü- 
bingen,  ^elmftebt  u.  a.  9n  le^teremOrte  Denoeie 
er  faft  ein  Sal^r  (1625).  UeberaQ  lief  er  ben  d^- 
brud  dneS  geiftigbegabtenunb  lernbegierigen  SRas" 
neS  5urüd(,  mie  auS  ben  Sleu^erungen  Derfd^iebw 
proteflantifd^er  2:]^eoIogen,  mit  benen  er  in  9e* 
rübrung  fam,  }u  erfd^Iie^en  ift;  bod^  fd^int  tax» 
©eite  burd^  bie  Sonfeffton  ber  anbem  befonbot 
angezogen  morben  ^u  fein.  3n  ^mfldbt  {losb  er 
namentlid^  mit  ben  ^rofefforen  (Sonring,  ffaii^ 
unb  ffonrab  ^omeiuS  in  SSe^el^r  unb  Deifagteonf 
ibre  Slnregung  1625  eine  Darlegung  beS  @ix» 
benS  ber  gned^ifd^-ortl^obosen  Jhrd^eunterbemXittl 


1445 


anetropollt  —  SJlctropontlcum. 


1446 


c^c  xal  dbrooToXnc^c  (lat  Confessio  catholicae  et 
ipostolicae  in  Oriente  ecclesiae).  Sarin  tt)erben 
idcn  ®lau6end)mn!ten  oud^  eine  Sleil^e  Don  Seti* 
nonien  unb  liturgijd^en  IBorjd^riften  jur  Bptaä^t 
jÄrad^  SHeed^rift  trögt  felbftDerfiönblid^  lebig- 
!iil^)iri))Qten  S^arofter ;  fte  »urbe  Don  9netro))]^QneS 
ntf  (Srfud^  ber  genannten  $erfonen  niebergefd^rie« 
xnunbtKrbliebaud^inberen&önben.  3m^.l661 
mn^  biefelbe  unter  obigem  2:itel  t)on  ^ol^anneS 
^omeiitS,  bem  @o^ne  ^onrabS,  nad^  bem  ^uto» 
^1^»  baS  in  ber  SBibliotl^ef  ju  SBoIfenbüttel  auf« 
nXDoSißct  taith,  }u  f^Imftebt  publidrt  mit  lateini- 
iffx  Ueberfe|ung  unb  einer  SSonebe  t)on  ^ermann 
Eonring.  3}on  S)eutfd^lanb  begab  ftd^  ÜRetro» 
)^e8  nad^  ißenebig,  mo  er  einige  3^it  (bis  ^um 
Raffet  1628)  als  Se^rer  ber  gried^ifd^en  @))rad^e 
oixtte,  unb  feierte  bann  nad^  ®rie^enlanb  ^urüdf. 
Um  boS  3a^r  1630  umrbe  er  ^um  $atriard^en 
Hm  Slesonbrien  erl^oben,  tl^eilte  aber  al§  fold^er 
UncSiDegS  bie  ®eftnnungen  beS  ^atriard^en  fiu- 
uiiS  6d  beffen  $rotefianttfirung§t>erfud^en.  ^oU' 
iültiger  Semeis  l^ierfür  ift  bie  Xl^atfad^e,  ba^  er 
m  ber  im  3. 1638  ||u  Sonftantinopel  gegen  Su- 
mnS  gel^Itenen  großen  ©Quobe  tl^eünal^m  unb 
ilS  ^triard^  t)on  Sle^anbrien  baS  ^natl^em  über 
lenfelben  mitunterfd^rieb.  Sr  ftarb  im  3. 1641. 
Seine  mid^tigfie  ober  beffer  feine  allein  mert^» 
oOe  @d^ft  ift  bie  genannte  'OfioXo^Ca  ober  Con- 
BBsio;  obmo^I  reine  $rit)atarbeit,  l^at  jie  bodft 
inige  Sebeutung  für  ftenntni^  be§  @Iauben§  unb 
es  Bebend  in  ber  gried^ifd^en  ff ird^e,  Dor  Mem 
ber  jur  Sonftatirung  ber  Xl^atfa^e,  ba^  $ro' 
ftontiSmuS  unb  ortl^obo^e  jhrd^e  tro^  aKen  Sin* 
fil^erungdt)erfud^en  meit  audeinanberftel^en.  3n 
8  mofoilartig  an  einanber  gereil^ten  ffa|)iteln 
unbelt  bie  @d^rift  Dom  ©laubenSf^mboI,  Don 
er  Sd^fung,  Don  ber  ÜRenfd^merbung  @otte3, 
m  ber  ^räbefünation,  Don  ben  fteben  @acra« 
«den  im  allgemeinen  unb  im  93efonbem,  Don 
en  ^fpx  (geboten,  Don  ber  JHrd^e,  Don  ber  f8iU 
t>  nnb  SteliquienDerel^rung,  Don  ber  Anrufung 
er  heiligen,  bem  {^faften,  bem  ÜRBnd^tl^um  unb 
on  Dem  ®ebet  für  bie  IBerftorbenen.  @S  fol» 
.en  voä^  gtoei  Rapiitl  über  rituelle  Sefttmmungen 
ctreffS  oer  Stellung  beim  @e6et  im  9[0gemei> 
icn  (nad^  Often)  unb  am  Sonntag  unb  mal^renb 
ler  OfterjeÜ  im  SBefonbem.  3m  Sd^Iu^fapitel 
idgt  eine  Sd^ilberung  ber  überaus  beüagenS* 
ottOftn  Sage  ber  gried^ifd^en  ffird^e  unter  farace» 
ü^d^a  (Semoltl^errfd^ft  unb  ber  ?luSbrud(  ber 
^ofmnig  ouf  balbige  Sriöfung.  SBenn  in  ber 
d^tift  mand^ortS  SonniDeu}  ober  beffer  Sd^o« 
anig  {nroteflontifd^er  abmeid^enber  ^nfd^auungen 
ridjit  fja  Derfennen  ift,  fo  ift  bod^  ber  Stanbpunft 
«r  od^obosen  JKrd^e  im  allgemeinen  gemalert ; 
ceOi^  tritt  berfelbe  l^er  nid^t  fo  entfd^ieben  l^er« 
or^  nrie  bei  ber  Sel^rbarfteUung  beS  ^ogilaS  (f. 
K  flu.).  Sita  l^uSgegeben  mürbe  bie  Confessio 
RbortMm  ()erm.t$r.e^rifi.SBei^enbom  ^um  S)rud( 
loibeceiteten  SnSgabe  Don  ß.  3.  ffimmelS  Monu- 
Mntft  fidei  eeclesiae  orientalis,  pars  II,  1  sqq., 


Jenae  1850.' —  Slu^er  genannter  Confessio 
ftnb  Don  9Jletro))l^aneS  nod^  einige  anbere  Heinere 
Sd^riften  unb  %b|anblungen  Dorl^anben,  bie  mei» 
ften  möl^renb  feines  Sufentl^altS  in  3)eutfd^Ianb 
gef  daneben.  So :  1 .  Oratio  panegyrica  et  dogma- 
tica  in  nativitatem  Domini  Dei  et  Servatoris 
nostri  J.  Chr.  latine  versa  per  G.  Queccium, 
Altdorphii  1626.  —  2.  Besponsio  ad  quae- 
stionem  clarissimi  et  doctissimi  viri  N.  N.  de 
dicto  apostolico :  Spiritu  ambulate  ( 6al.  5, 16), 
translata  in  lat.  linguam  a  Melch.  Bindere, 
Norimb.  1626.  —  3.  Epistola  de  pronuncia- 
tione  literae  B,  gebrudft  im  ^nl^ange  ^u  2)an. 
Sc^menterS  Oratio  de  pronunciatione  literae 
thau  raphatae,  Noriberg.  1626.  —  4.  Epi- 
stola ad  Andr.  Dinnerum,  in  Georg.  Bicbteri 
epistol.  select,  Norimberg.  1662,  p.  729.  — 

5.  ^Beiträge  ju  bem  Glossarium  graeco-bar- 
barum  beS  Sol^.  SWeurfiuS,  l^erauSgeg.  Don  3o^. 
®eorg  gfriebr.  grangiuS  unter  bem  Sitel  Metroph. 
Crit.  emendationes  et  animadversiones  in  J. 
Meursii  Glossarium  etc.,  Stendal.  1787.  — 

6.  De  Yocibus  quibusdam  liturgicis  epistola, 
ed.  Jo.  Jerem.  Crudelius,  $rogr.  DonSüterbog^ 
1739,  aud^  SBittenberg  1740.  —  7.  ßmei  weitere 
Sd^riften,  bie  er  mal^rf d^inlid^  nad^  feiner  äiüdtfel^r 
Derfa^t,  ermäl&nt  9IicoL  ßomnenuS,  nömKd^  eine 
Antipanoplia  unb  eine  Oratio  in  eos,  qui  omnia 
innovant.  (Sgl.  Fabricius-Harles,  Biblioth. 
graeca  XI,  597  sqq. ;  Aug.  Dietelmair,  De 
Metrophane  Critopulo,  hujus  academiae  quon- 
dam  cive,  tandem  patriarcha  Alexandrino, 
Altorfii  1769;  SB.  ®a6,  Symbol«  ber  gried^. 
ffird^e,  Serlin  1872,  64 ff.;  Andren.  Demetra- 
copulos,  Graecia  orthodoxa,  Lipsiae  1872, 
154.)  [ffnöpfler.] 

"^kettopoUt  ]^ei|t  berjenige  Sr^bifd^of,  meld^er 
fir^Iid^e  3uriSbiction  ni^t  blo^  über  feine  eigene 
Siöcefe,  fonbem  aud^  über  mel^rere,  )u  einer  ftir- 
d^enproDin^  Dereinigte  SuffraganbiSt^ümer  beft^t. 
ßrjbifd^öfe  ol^ne  Suffragane  fönnen  biefcn  Sitel 
nid^t  führen.  (Sgl.  baS  5Rä^ere  im  «rt.  (&^. 
bifd&of  IV,  868.) 

'PtebcapotUaniixi^t^  f.  SatJ^ebralürd^e. 

'^iettopoRticum^  9lame  einer  geiftlid^en  99e« 
l^örbe.  3ur  Sermaltung  ber  geiftli^en  2)i^cefan« 
^ngetegenl^eiten  fielet  bem  Sifd^ofe  ein  Sftatl^ScoI« 
legium  jur  Seite  unter  ben  9Jamen  Drbinariat 
unb  Officialat  (f.  b.  ?lrtt.).  Se^terer  9tame  (frül^er- 
l^in  l^öufig  mit  erfterem  f  i^non^m  gebrandet)  be}ei(^« 
net  nad^  neuerer  ßinrid^tung  ber  getf}Ii(|en  ®e« 
rid^tSfteüen  in  ber  Siegel  eine  auSf d^Iie^Itdii  für  bie 
contentiöfen2)iSci})Iinar'  unb  Sl^eftreitfad^en  bejm. 
für  lejterc  aflein  conftituirte  bifc^öflid^e  Sel^örbe 
(Konpftorium).  Sie  f^at  tl^eitS  nur  ein  votum 
consultativnm,  menn  ber  Sifd^of  felbft  bem  ®e« 
rid^te  })röfibirt  unb  bie  Urt^eile  fottt,  tl^eilS  mirb 
i^r  burd^  ben  Sifd^of  bie  Urtl^eilSföDung  über« 
tragen.  Somol^I  für  bie  2)iSct))Iinar>  als  aud^ 
für  bie  ßl^eftreitfad^en  bilbet  baS  Dom  2Ketroj)0« 
Uten  ober  ßr^bif c^ofe  für  feine  ganje  ftird^enpro* 

46  • 


1447 


lDle|. 


1448 


öinj  angcorbnete  EoDegium  bic  jttjeitc  ober  Slp^jel- 
lationSinftanj  unter  bem  gemeinfamen  %xmm  SWe» 
tropolüicum,  bo§  ebenfalls  balb  nur  votum  consul- 
tatiyumbeft|t,  bolb  felbftönbigentfd^eibet.  9n  bieje 
geiftlid^eObergerid^tSftelle  gelten  alfo  auf  bem  SBege 
ber  ^Berufung  afle  geiftlid^en  S)i§ci<)Iinar«  unb  gl^e» 
ftreitfad^cn,  toeld^e  bereits  üon  ben  betrcffenben 
Drbinartaten  bejm.  Officiolaten  ber  ©uffrogon» 
bifd^öfe  als  in  erfter  Snftanj  rtd^terlid^  entfd^ieben 
»urben.  SBeilaberber  ßrjbifd^of  nid^tnurbieOber- 
leitung  ber  il^m  unterftellten  ©uff  raganbifd^öf  e,  f  on» 
bem  sugleid^  eine  eigene  2)iö€efe  (bie  ßrjbiöcefe)  gu 
üertoolten  l^at,  fo  mufe  fein  SKetropoIitan-Diatl^S« 
coUegium  entmeber  jugleid^  al§  S^onftftorium  erfter 
Snftanj  (für  le^tere)  unb  alS  SKctropoIiticunt  (für 
bieftir^enproöin5)fungiren(DgI.S)umont,©anim» 
lung,  2.  ^ufl.,  335),  ober  ft^  in  jmei  gioSegia 
ober  ©cnate  tl^eilen,  tooöon  ber  eine  für  bie  S)i§« 
ci<)Iinar»  unb  ©l^eftreitfad^cn  ber  eigenen  grjbiöcefe 
bie  erfte  Snftanj  auSmad^t,  ber  anbere  aber  für  bie 
gegen  bie  Sonftftorien  ber  ©uffraganbisti^ünter 
ergriffenen  ^Berufungen  bie  itotxtt  Stnftanj  (baS 
Appellatorium  in  causis  tarn  disciplinaribus 
quam  matnmonialibus)  bilbet.  S)a|  aber  baS 
9Retro))oIiticum  aud^  bie  SlppeOationen  gegen  ßr« 
fenntniffe  beS  ergbifd^öflid^en  OffidalatS  an  ftd^ 
nel^men  unb  oberrid^terlid^  entf  d^eiben  fönne,  toiber« 
fprid^t  ber  SRatur  ber  erjbif  d^öf  lid^en  ®  erid^t§barf  eit. 
S)enn  fottjol^l  bie  SuriSbiction  be§  crjbifd^öflid^en 
OfficialatS  al§  aud^  bie  be§  in  jttjeiter  SÜftanj  er« 
fennenben  SKetropoIitangerid&teS  ift  eine  rein  man» 
birte  unb  sioar  bcnfelben  ßrjbifd^of  Dertretenbe, 
b.  i.  im  9?amen  unb  Auftrag  be§felben  orbent» 
lid^en  9lid^ter§  ouSgeübte  (Serid^tSbarfeit.  ßine 
Berufung  aber  ab  eodem  ad  eundem  ift  unftatt- 
l^aft.  ßS  lö^t  ftd^  aud^  nid^t  fagen,  ber  Of ficial  ober 
baS  ei^bifd^öflid^e  Dfficialat  vertrete  in  ber  eige« 
nen  2)iöcefe  ben  ßrabifd^of  als  bloßen  Sifd^of, 
ba§  SWetropotiticum  aber  ben  ßrjbifc^of  als  fol« 
d^en ;  benn  ber  ßr^bif d^of  ift  eben  aud^  ats  Orbi« 
nariuS  in  eigener  ßrjbiöceje  ber  ßrjbifd^of,  fein 
S)oppeImürbenträger.  SBol&I  fönncn  unb  muffen 
»eltlid^e  SRegenten  conftitutioneK « monard&ifd^er 
©taatcn  il^ren  SanbeSgerid^tSl^öfen  üerfaffungS- 
mö^ig  bie  lanbeSl^errlid^e  SuriSbictionSgemalt,  in 
mel^rfad^e  SJnftanjen  formirt,  als  ein  felbftönbigeS 
unb  t)om  ßinfluffe  beS  ©emaltgeberS  unabl^ängi« 
geS  amtSred^t  überlaffen  ober  manbiren;  aber  bie 
ffird^enfürften  tooHen  unb  bürfen  fid^  nid^t  ber 
il^nen  nad^  ber  SSerfaffung  ber  fatl^olifd^en  iKrd^e 
perfönlid^  äuftel^enben  ©ettjaltfütte  in  analoger 
SBeife  entäußern,  gfolgerid^tig  ift  ba^er  bie  Kog- 
nition unb  ßntfd^eibung  ber  Berufungen  t)on  ben 
ßrfenntniffen  unb  Serfügungen  ber  ergbifd^öflid^en 
Dfficiatate  bem  Sifd^ofe  bejm.  bem  geiftlid^en  ©e» 
rid^t  einer  anbem  SDiöcefe  (j.  95.  für  bie  ßrjbiöcefe 
fföln  aur  Seit  bem  95ifd^ofc  oon  3Rünfter)  über- 
tragen.  5HS  britte  Snftan^  mu^  bann  ber  l^eilige 
©tul)l  angegangen  merbcn,  fofcm  biefer  nid^t  ju- 
dices  in  partibus  befteHt.  ©o  ift  5.  93.  für  baS 
ßrjbiSt^um  fjreiburg  jur  3eit  ber  ©ifd^of  Don 


Stottenburg  pöpfilid^  belegirter  Dtid^ter  )iDeiter3ti* 
ftanj,  möl^renb  ber  ßr^bif  d^of  t>on  ff5In  als  i^i!^ 
belegirter  SRid^ter  britter  änfians  fungirt  3Hel|)« 
peOation  nad^  9iom  ift  übrigens  ieber^eit  oud^  \ifym 
in  ber  jmeiten  Snftanj  juläffig.  [^ßermonebet.] 
;SSe|  (Mediomatrix,  in  ber  ^erobingeijeit 
Mettis,  fpöter  Metae),  ein  bem  papßlidden  €\äjk 
unmittelbar  unterfteQteS  99iSt^um  in  Sotl^ringoL 
I.  S)ie  römif  d^e  Seit.  ®ie  ©tobt  (Divodnnm 
Mediomatricorum),  ber  politifd^e  ^auptort  ber 
feltif d&en  95ölf erfd^af t  ber  9Kebiomatri!er  auf  einer 
^nl^ö^e  smifd^en  SRofel  unb  ©eiOe  (lot^ringifc^ 
©aale),  mürbe  feit  ber  ßroberung  burd^  ßa{ar  ber 
militörifd^  mid^tigfte  5ßla^  beS  erf!en  belgifd^ 
®a0iettS.  2)ie  ©trafen  Don  fi^on  über  9Re^  lob 
Srier  an  bie  äi^eingrense  unb  Don  SteimS  nod^ 
©tra^burgl^attenl^ieril^renJheujungSpunft  Sq§ 
ßl^riftentl^um  mu^  fd^on  fel^r  frül^e,  minbef[en§§ur 
3eit  beS  |l.  ärenöuS,  im  Sanbe  Derfünbet  toorben 
fein.  Ser  fiangobarbe  $auluS  2)iaconuS,  xodSfa 
auf  99itten  beS  99ifd^ofS  Slngilram  gegen  ßnbe  beS 
8.  äal^rl^unbertS  eine  @ef(|id^te  ber  9Re^  Si* 
fd^öfe  fd^rieb  (Mon.  Germ.,  ed.  Pertz,  EUuinoT. 
1829  fol.,  Scriptt.  n,  260  sq.),  fü^  bie 
äleil^e  berfelben  fogar  bis  auf  bie  opo^üji^e 
3eit  l^inauf  unb  nennt  als  1.  99ifd^of  ben  ^Sie- 
mens (gfeft  23.  9loDember ;  ßrl^ebung  26. 9(^1 
1090),  einen  ©d^üler  beS  «poftelS  $etruS.  Siefs 
93ifd^of,  meld^em  bie  ©rünbung  beS  Oratoriinnl 
^um  1^1.  ©tepl^anuS  (ßatl^ebrale)^  jum  1^1  ^ßeM 
ad  arenas,  ^um  l^eiligen  jfreu)  in  monte  Jotis 
unb  ber  JhQpta  gum  1^1.  Sol^anneS,  beS93egrM|> 
planes  ber  erften  Bifd^5fe^  ^ugef daneben  tßt^ 
bürfte  iebod^  erft  nadg  93eginn  beS  8.  Sal^unberä 
l^ier  gemirft  l^aben.  2)ie^eiligenfrone  erlangte  bk 
SRe^rjal^l  feiner  nöd^ften  Siad^f olger ,  f 0  2.  ber 
1^1  ßöleftiS  (14.  October)  unb  3.  gfelii  L  (2L8e- 
bruar),  meldte  il^n  als  ©eföl^rten  begleitet  j^dto^ 
bann  4.  IßatienS  (8.  Januar),  Don  vkii^  ber 
93au  ber  j^ird^e  beS  1^1.  ^ol^anneS  unb  ber  übrigei 
^poftel  extra  muros  l^errül^ren  foll ;  5.  SictnrL 
unb  6. 93ictor  n.  (gemeinf  ameS  Qfeft  23.©eptember); 

7.  ©^meon  (geft  16.  gebr.;  im  8.  So^tlM«*» 
bie  ^bteifir(|e  @t.  5ßeter  ju  ©enoneS  übertragen); 

8.  ©ambatiuS ;  9.  diufuS  (unter  2)ro90  nadft  ObaB" 
l^eim,  S)iöcefe  äBormS,  übertragen);  ICSbelp^iä 
(28.3lpril);  11.  gfirminuS  (IS.auguji);  12. 2e- 
guntiuS  (18.  fjebruar)  unb  13.  Suctor  (9.  «ugu©. 
Ueber  bie  Seit,  meldte  biefe  99if d^öfe  QuSfünen  bc- 
ftel^en  fel^r  Derfd^iebene  ^lnfi(^ten.  ßin  bem  oben- 
genannten SBerfe  beS  2)iaconS  $auluS  beigefügts 
^ifd^ofSfatalog  gibt  biefen  13  93ifd^öfen  eine  St* 
gierungS^eit  Don  300  ^al^ren ;  bamit  {Umint  bk 
fiocaltrabition  überein  ^  monad^  ber  l^L  Suctsc 
ein  3citgenoffc  beS  f^l  ©erDotiuS  Don  longea 
(338—384)  gemefen  fei.  ©erDatiuS  foB  i^m  bie 
3erftörung  ber  93ifd^ofSftabt  burd^  einen  9ai» 
bareneinfaQ  gemeisfagt  baben;  Factor  felbfi^ 
im  3.  346  ber  ffölner  ©tinobe,  intt)eld^»il(W 
ßupl^rateS  (f.  b.  9lrt.)  abgefegt  tourbe,  beigenw^foL 
'^Raö:)  ben  ^cten  biefer  ©t^nobe  loar  aber  tri# 


149 


!IRe|. 


1450 


jaüüt,  fonbftn  SBidor,  alf  o  bcr  on  5.  unb  6.  ©teile 
nurnnte  iBictor  I.  ober  93ictor  II.  in  Roin  an» 
ffenb ;  ebenfo  legt  ®regor  Don  Sour§  ben  ge- 
(oniten  SSatboreneinfaK,  toeld^er  bie  3^ii^öntng 
m  3Re|  im  ®ef olge  l^otte,  erft  bem  ^unnenfdnige 
[ttilo  (451)  }ut  Soft.  3n  ber  Segenbe  beS  ^eiligen 
Raröjrerö  SioariuS  (geft  25.  9loüember;  6r- 
Aung  ber  ^Reliquien  in  @t.  SSincenj  5u  9Jte^ 
7. 3ufl  1884),  »eld^er  bie  ©tabt  gegen  attila  su 
rrtl^bigen  jud^te,  ift  l^inmiebenim  gar  feine  Sn* 
nüung  enti^Iten,  ba^  ein  SBifd^of  für  ÜJte^  gerabe 
i  biefer  3<it  Dorl^anben  mar  (Abbö  de  Tinseau, 
le  de  St.  Livier,  Metz  1886).  3la^  ^uctor 
icrben  nod^  als  93if  (^5f  e  genannt :  14.  ber  1^1.  Sepli» 
ufi  ober  e^IeHuS  (80.  3uli) ;  15.  ber  |l.  UrM- 
ja  (20.  9Rärj);  16.  SonoIuS;  17.  ber  1^1.  Se- 
üttiuS  (29.  Cctober);  18.  SonfoIinuS  unb  19.  ber 
L  SlomanuS,  ber  erfte  Sifd^of,  beff en  SegierungS- 
!Ü  omiäl^emb  beftimmt  »erben  fann  (ettoa  452 
iS  488).  ®egen  Snbe  feines  fiebenS  mürbe  ber 
tejl  ber  SUmerl^errfd^aft  in  ©aUien  burd^  ben 
Heg  ei^IobioigS  über  ©QagriuS  (486)  befeitigt, 
Rb  SRe^  fiel  an  bie  t$fran!en. 
n.2)iefrän!ifd^e3eit.  5)a8  ©ebiet  be§ 
rßen  belgifd(|en  ©oUienS,  beffen  romaniftrte  99e> 
5Serung  fo  iitnüiä)  aOgemein  bem  ^eibentl^ume 
itfagt  l^tte,  empfing  ie|t  burd^  bie  ©ermanen 
it  neues  SSoßSelement  mit  anberer  Sprad^e  unb 
nbetem  ^eibentl^ume.  SBo  bie  Eroberer  ftd^  in  ge« 
offenen  ©ruppen  anfiebelten,  mie  bie  {^franfen 
n  9fa>rben  unb  bie  Sllomannen  im  Oflen  beS  2)i5" 
fangebieteS,  erlangte  beutfd^e^pra^e  unb  beutfd^e 
»itte  baS  Uebergemid^t;  bie  99ifd^ofSftabt  felbft 
lieb  aber  oonoiegenb  romanif^,  felbft  als  ÜRe^ 
u^6]^IobnngS2obe(511)  SlnfangS  neben  SReimS 
ab  Xrier.  fpdter  (feit  561)  auSfd^Iie^Iid^  C^aupt- 
übt  beS  öfflid^en  Steid^Stl^eileS  (^uftraften,  Fu- 
rien) geioorben  mar.  %xt  langfam  marb  baS  f)ei« 
mt^um  ber  ©ermanen  }urüd(gebröngt ;  bis  tief 
f%  7.  Sh^rl^unbert  finben  fid^  nod^  bie  ©puren  beS* 
Ken  (ogl.  Vita  S.  Arnulfi),  unb  erft  aümölig 
»B}OS  fid^  bie  Sl^riftianiftrung  ber  IBoIfSanfd^au- 
sgen  unb  Sitten.  2)ie  erften  99ifd^5fe  in  btefer 
leit  fiub  bie  fß,  20.  ^l^onimiuS  ober  $]^ronimuS 
Jep  27. 3uli);  21.  ©rammatiuS  ober  El^romatiuS 
25.  apriO  vm  22.  Sgatl^anber  ober  ?lgatl^imber 
LI.  SRoi),  nad^  $auIuS  alle  brei  t)on  l^eüenifd^er 
[bßammung^  meldte  bie  Saläre  488 — 525  auS« 
illen.  9uf  ber  @^obe  ju  @^Iermont  (535)  mirb 
8.  ein  l^L  ^eSperiuS  ober  ©peruS  (23. 3luguft)  ge« 
rnrnt;  il^  folgte  24.  beriet.  SSiSicuS  (tivoa  543  bis 
68,  gfeji  17.  april),  öon  SSenantiuS  gortunatuS 
jmrm.  3, 13)  megen  feiner  Sugenben  gepriefen; 
eifelbe  SenantiuS  nennt  (Vita  S.  Badegundis  1 3, 
2)  jum  Sa^re  544  einen  25.  sanctum  Gundul- 
im,  poet  factum  Mettis  Episcopum,  meld^er 
lUtbnigS  in  ben  99if  d^of  Sliften  übergangen  mirb ;  er 
Sifte  ibentifd^  fein  mit  bem  in  ber  ©egenb  t)on 
tonroeS  t)ere]^rten  Sinfiebler  ©unbulf,  »eld^er  in 
nrr  Wotij  (BoU.  gum  17. 3uni)  als  Sifd^of  öon 
bbiDlottum  (ftatt  3Rebiomatri|)  bejetd^net  mirb. 


® aS  Sel^Ien  feines  9lamenS  in  ber  95if d^of Slifie  mu|, 
ebenfo  mie  baS  tJ^^Ien  ber  fpäteren  Sifd^öfe  San- 
berid^  unb  93enno,  barauS  erflört  merben,  ba^  er 
nac^  furjem  @pifcopate  ftd^  »ieber  bem  Sinfiebler- 
leben  meil^te.  gS  folgten:  26.  ber  1^1.  gJetruS  L 
(27.  ©eptember);  27.  «giulf  ober  aigulf,  burd^ 
feine  aWutter  S)euteria  (?)  ein  finfel  gl^lobtoigS, 
unb  28.  ber  1^1.  3lmoaIb  (599—607),  ein  en!el 
gl^IotarS  I.  (Seft  17.  ^pril).  dt  würbe  ©rün- 
ber  beS  fpöter  nad^  il^m  genannten  fflofterS  bei 
©aarbrfiden.  S^t  fetten  3eit  entftanb  burd^  einen 
1)1.  ^moalb,  genannt  SBobagiftI,  im  93erein  mit  ben 
^n.  S)ignuS  unb  Unbo  baS  JHofter  St.  Martim 
Glanderiensis  ^u  Subeln.  SSieüeid^t  ift  biefer  %v 
noaIb-93obagifiI,  ber  93ater  beS  fpötem  99ifd^ofS 
Smulf ,  ibentif d^  mit  bem  99ifd^of e  Slmoalb.  Neffen 
9lad^foIger,  29.  ber  %  ^appoIuS  (607—611), 
grünbete  oor  ben  SRauem  ber  ©tobt  baS  fflofter 
Sanctorum  Innocentium,  feit  bem  11.  ^a^t* 
l^unbert  @t.  ©^mpl^orian  ber  ©d^otten  genannt; 
unter  il^m  entftanben  aud^  bie  gfrauenflöfter  St.  Petri 
ad  MonialeB  (aux  NonnaiiiB)  burd^  bie  l^eilige 
abtiffm  SBalbraba  (5.  SBiai)  unb  SS.  Petri  et 
Sulpicii  burd^  bie  1^1.  ©lobcpnbiS  (25.  3uU). 
92a^  feinem  Sobe  befteUte  auf  SBunfd^  beS  93ol!eS 
Rbmq  Xl^eobebert  n.  feinen  2)omönenoem)aIter, 
30.  ben  %  «mulf  (611—627),  jum  Sifd^ofe. 
lieber  biefen  fottol^I  als  ©taatSmann  loie  alS 
Jhrd^enf  ürft  ]^ert)orragenben  ©tammoater  beS  furo« 
lingifd^en  ^aufeS  f.  b.  2lrt.  1, 1442.  «IS  amull 
auf  baS  SiStl^um  627  reftgnirt  l^atte,  würbe  fein 
aSermanbter,  31.  ber  1^1.  «bbo  I.  ober  ©oöricuS 
(19.  ©eptember),  fein  9lad^foIger  (627—643). 
S)ief er  übertrug  642  bie  ©ebeine  feines  SSorgöngerS 
in  bie  «poftelfird^e  t)on  9J2e^,  meldte  fortan  alS 
©tiftSfir(|e  ©t.  Slmulf  erfd^eint.  3^m  wirb  aud^ 
bie  Srbauung  ber  Jhrd^e  ©ro|-©anct'$eter  (ad 
imagines)  jugefd^rieben.  Unter  32.  bem  1^1.  ©obo 
(644—654,  Seft  8.  aWai)  grünbete  ffönig  ©igi- 
bert  m.  (geft.  656)  bie  Slbtei  ©t.  SKartin  in 
campis.  SS  folgten :  33.  ber  1^1.  Sl^lobulf  ober 
ei&ilbulf  (654—694),  ein  ©ol^n  beS  1^1.  «rnulf 
(§feft  8. 3uni),  toeld^em  fein  ©d^üler,  ber  ijiL  Srubo, 
baS  im  ^aSpengau  (S)i5cefe  Songem)  geftiftete 
fflofter  ©ard^ing  (fpöter  @t.  Sronb)  als  eigen- 
tl^um  ber  SWe^er  Äird^e  überwies;  34.  ber  l&I.  San« 
berid&  0.  S.  B.  (694-697);  35.  ber  1^1. 2lbbo  H. 
(697—707);  36.  aptatuS  ober  «ptabiuS  (707  biS 
715);37.gfelijn.(715);38.ber]^l.©igibalb(716 
bis  741),  ©rünber  ber  Slbtei  9leuweiler  im  glfa| 
unb  ßmeuerer  ber  oom  1^1.  SriboUn  um  509  ge« 
ftifteten  Sbtei  CeUa  Nova  (Hilariacum),  fpöter 
©t.  9Jabor,  l^eute  ©t.  Sloolb  genannt.  Unter  il^m 
wirfte  ber  1^1.  ^irminiuS  0.  S.  B.  alS  Regionär- 
btfd^of  (episcopus  in  Castro  Melcis,  Dieüeid^t 
a)tebeIS]^eim  bei  S^^i^nidCen)  namentlid^  in  ber 
Umgegenb  ber  oon  il^m  gegrünbeten  9btei  ^om- 
bad^  (Gamundias).  Siner  ber  bebeutenbften  99i- 
fd^öfe  ber  SWe^er  ftird^e  würbe  39.  §ruotgang  ober 
gl^robegang  (f.  b.  3lrt.)  0.  S.  B.  (742—766), 
©taatSmann,   ^Reformator  beS  SJUnd^IebenS, 


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mti. 


U52 


©rünber  bcr  abtci  ©or^c  (um  748),  öom  ^opftc 
mit  bcm  ^Pallium  auSöcjctd^nct.  3lüä)  längerer 
©ebiSöacanj  folgte  40.  ber  1^1.  Slngilram  (f.  b.  9lrt.) 
ober  gngelrom  O.S.B.  (768—791),  bisher  SRönd^ 
gu  @t.  9Jabor  utib  al§  Sifd^of  au(|  Slbt  öon  ©e« 
none§  unb  ©t.  Ironb,  öon  ffarl  bem  ®ro|en  784 
jum  Srjfoplan,  öon  §abrian  I.  jum  Slpocriflor 
ernannt  unb  mit  bem  Pallium  befd^enft.  ®a  er 
megen  feines  ^ofamteS  nid&t  regelmäßig  in  feiner 
S)iöcefe  refibiren  fonnte  (ber  SRegionarbifd^of  Ero» 
tolb,  ein  ©d^otte,  fd^eint  il^n  al§  SSßeil^bifd^of  Der» 
treten  ju  l^aben),  ermirfte  il^m  ber  ßönig  öom 
ipQ})fte  bie  erforberlid^e  S)i§l)en8.  9lad^  feinem 
am  26.  Dctober  791  ^u  ßönigSberg  Qe^t  Uj- 
San^a  in  Ungarn)  auf  ffarl§  ^Daren^uge  erfolg» 
ten  Sobe  blieb  ber  5me^er  Sifd^ofgfhil^I  über  24 
(al.  27)  ^af^xt  unbefejt,  ol^ne  baß  ber  ©runb 
bieferSSerjögerung  red^t  erfid^tlid^ift;  man  nimmt 
an,  ba§  bie  Seid^niff e  ber  bif d^öflid^en  SWenfa  jum 
Sau  ber  Don  Sl^robegang  begonnenen  Satl^ebral» 
hrd^e  öermenbet  mürben,  mä^renb  ber  fd^on  ge» 
nannte  ßrotolb  unb  ber  ^btbifd^of  SJlaguIf  t>on 
©or^e  bie  S)iöcefe  öermalteten.  6rft  unter  Äaifer 
Submig  I.  mürbe  mieber  ein  Sifd^of  befteHt:  41.  ber 
1^1.  ©unbulf  n.  (816—822,  geft  6.  @ei)tember). 
S)iefer  mol^nte  821  ber  ©^nobe  Don  S)ieben]^ofen 
(SlJionDiUe,  Theodonis  villa)  bei.  Sl^m  folgte 

42.  S)rogo  (823—855),  ein  ©ol^n  beS  ffaiferS 
ff arl,  bisher  ^xo\i^  beS  ©tifteS  ©t.  «rnulf.  ©ein 
93ruber  fiubmig  befteSte  il^n  jum  9letd^§!an5ler  unb 
ermirfte  il^m  baS  Pallium.  ®rogo  fteflte  ba§  ftlofter 
SnaurSmünfter  im  Slfaß  mieber  l^er  unb  übertrug 
ba^in  bie  ®ebeine  feiner  SSorgänger,  ber  fß.  6ö« 
leftiS  unb  9uctor;  nad^  Obeml^eim  überbrad^te  er 
ben  Seib  beS  1^1.  5Rufu8,  reformirte  baS  fflofter 
©t.  Sronb  (838)  unb  meil^te  831  ben  ^I.  2ln§gar 
().  b.  ^rt.)  jum  erften  (Srjbifd^ofe  Don  Hamburg. 
3n  ben  Derf^iebenen  Äämpfen,  bie  ffaijer  2ubmig 
5u  beftel^en  ^atte,  ftanb  S)rogo  ftet§  treu  auf  ©eite 
feine§  SruberS.  SWit  bem  grjbifd^of  ig>etti  Don 
Irier  leitete  er  885  bie  ©^noben  Don  ©iebenl^ofen 
unb  9Ke^,  mo  Submig  mieber  in  bie  ^errfd^aft 
eingefül^rt  unb  ßrgbifc^of  Sbbo  Don  SteimS  feined 
93i§t]^um3  entfe^t  mürbe.  2)a  bie  9leid^§gefd^öfte 
il^n  oft  Don  feiner  SDiöcefe  ferne  l^ielten,  leiteten  bie- 
felbe  meift  bie  ßl^orbifd^öfe  2lmalariu8  (f.  b.  9lrt.) 
unb  Santfrieb.  5Rad&  bem  Xobe  be§  ÄaiferS,  ber 
in  S)rogo'§  Slrmen  ftarb,  ernannte  ^Papft  ©er» 
giuS  II.  ben  SDtej^er  Sifd^of  844  jum  apoftolifd^en 
Sicar  Don  ©allien  unb  ©ermanien.  Slfö  fot^er 
fül^rte  er  844  auf  ber  9ieid&§ft)nobe  ju  3cu^  (Ju- 
dicium) ben  SSorjiJ,  obmo|l  bie  übrigen  Sifd^öfe 
bie  neue  SQSürbe  nid^t  anerfennen  moKten.  6r  er« 
tranf  855  beim  tJifd&en  ju  Sujeuil  in  Surgunb 
unb  mürbe  im  ©tifte  ©t.  Slmulf  neben  ber  flönigin 
§ilbegarb  unb  ffaifer  Submig  beigefe^t.   Unter 

43.  ^bDentiuS  (855—875),  Dörfer  ^ßropft  Don 
©t.  9lmulf,  mürbe  Sotbringen  getbeilt,  unb  aWeJ 
fam  870  an  Submig  ben  ©eutfd^en,  ben  §erm 
beS  Oftreid^eS ;  unter  44.  SBalo  ober  SDBoIa  (876 
bi§  882)  mürbe  aud^  bcr  übrige  Sl^eil  Sotl^ringenS 


bem  beutfd^en  Steid^e  einDerleibt ;  uftter  45.  Sto« 
bert  L  (883—917),  einem  fd^mäbtfd^  «beugen, 
ber  in  ©t.  ©allen  SRönd^  gemorben  mar,  ViMt 
Sotbringen  (895—900)  ein  fettftänbtgeS  Seii^, 
!am  bann  nad^  bem  ^be  be3  legten  bei^d^ 
Karolingers  mieber  ^u  ^ranfreid^  unb  mürbe  er^ 
burd^  ffönig  &einri(|  L  unter  S5ifd^of  46.  SBitger 
ober  SBitgeril  (917—927),  biSl^er  «bt  Don  gt 
©eorgen  im  ©(^mai^malbe,  ^um  beutfd^en  9lei^ 
gesogen. 

m.  2)a§  SiStbum  aU  Xbeil  be§  beut* 
f d^en  9leid^e§.  ffönig  ^einrid^ I.  ernannte  xuxSi 
SBitgerS  Sob  ben  au3  ^o^em  ©efd^Ied^te  ent* 
fproffenen  ©npebler  47.  S3enno  ober  Senebid  (927 
bi§  928,  f.  b.  ^rt.  ginfiebeln  IV,  325)  ^um  »i- 
fd^ofe.  S)od^  fd^on  im  ^meiten  3abre  mürbe  Semto 
in  einem  Sufftanbe  ber  aRe|er  Derftümmelt  unb 
geblenbet,  fo  ba^  er  refigniren  mu|te  unb  in  bie 
geliebte  Sinfamfeit  }urüdffebrte  (geft  3.  Shtgnft 
940),  mäbrenb  48.  Slbalbero  I.  (928—962),  6oJn 
beS  ©rafen  äBigrid^  unb  ^olbbruber  {$friebri(^L 
Don  SBar,  fein  9?ad^f olger  mürbe.  S)iefer  ftonb  an« 
f önglid^  auf  ©eite  be§  ^erjogS  ©ifilbert  Don  8ot^ 
ringen,  meld^er  fid^  gegen  Otto  L  b.  ®r.  erJ^ob, 
trat  aber  nad^  ber  9iieberlage  beS  ^ei^ogS  auf' 
rid^tig  }um  Könige  über,  ©ein  fegen§reid^  WM 
umf a|te  Dor  «Kem  bie  Steform  ber  fflöfter,  fo  \xi 
er  ben  Xitel  eine§  Pater  monachorom  erhielt 
Sr  reformirte  930  ^uerfi  ba§  Klofier  ©orje,  befjen 
«bt  SinoQ)  ebenfo  mie  ber  ©d^ottenabt  Sobros, 
«bt  Don  SBafor  (äBalcourt),  i^n  bann  bei  bei 
äleform  anbererKIöfter,  fo  beS  jum  1^1.  gfelis  adBa- 
silicas,  ber  «bteien  Sanctorom  Iimocentimn, 
©enoneS,  ©t.  Ironb,  @t.  ©loffmbe  u.  o.  unter» 
ftü^ten;  in  ©t.  9mulf  fe|te  er  an  ©teile  ber  So- 
nonüer  Senebictiner  au§  ©orje.  9ud^  im  politi» 
fd^en  fieben  jeigte  er  fid^  afö  eine  b^ormgenbe 
$erf önlid^feit,  gemann  großen  Sinflu|  auf  ^tüfr 
f^noben,  fo  948  5u  3ngelbeim,  unb  erlan^^e  tm 
Kaifer  aud^  bebeutenbe  IBergobungen  für  feine  Siö« 
cefe.  3lad)  feinem  Sobe  (26.  Slpril  962)  leitete 
ber  %  Sruno  Don  ftöln  einige  Seil  bie  2)i5cefe 
unb  lenf te  bann  bie  SBa^I  auf  49.  3:b^^<>ri4 1- 
Don  ^amalanb  (964—984),  fßtop\t  Don  fßmi 
©obn  beS  fränfifd^en  ©rafen  Sberbarb  unb  bec 
9lmalrabe,  einer  ©d^mefier  ber  l^eiligen  Äftrigin 
ÜKat^ilbe.  S)iefer  berDorragenbe  ftird^enförj!,  in 
beffen  armen  bcr  bL  93runo  ju  SfteimS  ftarb,  wiri) 
Don  ben  Seitgenoffen  eine  Sendete  ber  SBiffenfi^üft 
genannt ;  er  gehörte  ju  ben  einflu|reid^fien  9b# 
gebem  ber  ff aifer  Otto  L  unb  IL,  na^m  flß  an 
ibren  Stbmer^ügen  unb  brad^te  auS  Stauen  Dide 
Sleliquien  nad^  ÜRe^;  er  gribibete  968  bie  Sbtei 
©t.  aSincena  ienfeitS  ber  aWofel  unb  ermie§  fid^aß 
© önner  Dieler  ff löfter  unb  ffird^en.  3nbem  Otto  E 
tbm  unb  feinen  Slad^folgem  977  bie  Siegalien  to' 
lieb,  traten  Don  ie|t  an  bie  aße^er  9if45fe  in  bie 
Dieibe  ber  SReid^Sfürften. 

aWit  ber  erbebung  be§  gürfttifd^ofS  50.  Sbol- 
bero  n.  Don  »ar  (984—1005),  eine«  ©o^neS 
beS  öergogS  griebrid^  I.  Don  Obcrlot^gen,  ber 


1458 


3Re|. 


1454 


bttrd^  bie  ftaifertn«SBUttDe  X]^eo))]^ano  Don  SSerbun 
iia4  3Dte|  tranfiferitt  toarb,  beginnt  eine  neue  ^e« 
riobe  in  ber  (Sefd^id^te  ber  m\^\i  Don  ÜRe^.  3laä) 
(m^  l^enf^te  lange  t$fneben,  inbem  faft  fed^d 
9a^]^u^)erte  (984—1552)  bie  S)i^cefe  bem  beut- 
Steiil^  ongel^örte ;  im  3nnem  enhoidelte  ftd^ 
[rnrion  ein  felbpnbiged  lird^Iid^eS  Seben;  bie  99i« 
^fe  folgten  nid^t  mel^r,  xoxt  e§  feit  ben  3^Uen 
ftorolinger  fa^  Kegel  getoorben  toat,  bem  foi« 
fedtd^  ^ofe  unb  mürben  nur  feiten  in  bie  ))oU" 
tifdben  Smegungen  ber  Seit  l^ineingejogen.  S)afär 
entftanb  ober  aUmälig  ein  @egenfa^  ^mifd^en  ber 
8uxgerf d^,  mlä^t  am  Suff ddmunge  be§  beutf d^en 
6täbtdDefen8  in  l^ol^em  IDla^e  Snt^eil  nal^m,  unb 
)iinf<l^  ber  meltlidden  ^enf  d^ft  ber  t$fürfttifd^5f  e. 
S)er  feL  Sbalbero  mar  t)or  Mem  barauf  bebad^t, 
bie  toon  Slugn^  auSgel^enben  9tef  ormen  be§  Jllofter» 
toefenS  in  oer  2)i5cefe  }u  unterftü^en.  äl^m  sur 
6^  fianben  barin  ber  3rof d^otte  §ingeniu§,  Slbt 
tum  @t.  @^fmp](|orian  unb  @t  ^tlii  (geft.  um 
1002X  unb  SBin^elm^  «bt  Don  SHion  unb  @t.  9r- 
nnlf.  ®raf  ^ugo  Don  SgiSl^eim  unb  SDagSburg 
piftete  gegen  Die  !EBenbe  beS  Sal^rtauf enb§  baS  93e- 
ndiicttnerinnennofier  §u  Reffen  (Hissa)  bei  ©aar» 
taxg,  ber  Sifd^of  felbft  ein  gleid^eS  jtlofter  }ur 
Ifi.  SRaria  in  3Re|  unb  DoUenbete  bie  Jtlöfler  }u 
Stotmünfier  unb  Spinal  (S))inoI,  S)iöcefe  Xoul)^ 
acunbete  SBobltl^gfeitSanftalten  unb  ermorb  fid^ 
ononl^  feine  ^^fiebigfeit  unb  t$frömmig!eit  äuge« 
meine  Serel^rung.  SBöl^renb  feines  @pifco))ate§ 
loe^  er  über  1000  $riefter.  92ad^  feinem  Xobe 
iwdtte  fein  Sruber,  ^ergog  2)ietrid^  L  Don  Ober» 
lot^ringen,  feinem  unmänbigen  ©ol^ne  Sbalbero 
\M  Sidtl^  fidlem  unb  befteOte  51.  2)ietrid^  IL 
iMRi  Susemburg  }um  einfimeiligen  Sbminiftrator. 
S>iefer^  ein  Sruber  ber  1^1.  jhtnigunbe^  nal^m  aber 
fdbjl  Dom  Sidt^umeSeft^  (1006— 1047).  jtönig 
^cinriil^  IL  moSte  biefe  uncanonif  d^e  Srl^ebung  fei- 
sel  ©d^umgerS  nid^t  bulben.  2)ietrid^  tmpMt  ftd^ 
in  Serbinbung  mit  feinen  Srübem  gegen  ^einrid^ 
waSb  wäpox  fetnenftüc^tigenSruber  ^inrid^,  ^ersog 
Mm  Sehern,  in  9Ke^  auf.  9hm  50g  aber  ber  jtaifer 
mit  einem  f^ere  Dor  bie  @tabt.  Obmol^I  3Re^  tro^ 
breiiöl^ger  93elagerung  nid^t  eingenommen  merben 
bnnte,  littbie  ganselDlofelgegenb  ^mif  d^en  Xrier  unb 
9te|  l^ort  an  ben  tiolQtn  beS  @treite§.  @nbUd^  Der« 
mittelte  ber  l^L  ^Kribert  Don  jtöln  eineSuSföl^nung. 
Sietrid^  tmtrbe  Dom  SBanne  gelöst  unb  begann  ie|ft 
ben  Keubon  ber  gegenmörtigen  Satl^ebrale  (1014; 
Sdlenbung  erft  1546),  in  meld^er  er  aU  foftbore 
Shfiquie  einen  Srm  bed  @d^u|patron§,  be§  ^l  ©te» 
pf^aaxia,  nieberlegte.  3m  3. 1033  meil^te  er  bie 
Kxäft  ber  Dom  elfofftfd^en  ®rafen  Stbalbert  geftif« 
ietoi  Senebictinerabtei  Sufenborf  (Bouzonyille) 
0.  b.  9Heb;  }u  gleidSfer  3eit  entftanb  baS  f^rauen- 
Bo^Paellanun  ininsula  (lesPucellesenrile) 
bei  mjL  6ein  9}effe  unb  92ad^foIger,  52.  mal* 
berom.  DonSujemburg  (1047— 1072),  ©tubicn» 
genoffe  beS  fpötem  $a|)fie§  Seo  IX.,  ein  frommer 
md>  als  feiig  ge^efcner  Sifd^of,  ftiftcte  ju  TOcJ 
boB  SoIIegiatcapitel  SS.  Salvatoris  unb  erlangte 


Don  ben  Äaifem  ^einrid^  in.  unb  ^einrid^  IV. 
Derfd^iebene  ^riDilegien,  1065  aud^  bte  ©raffd^aft 
Saarbrüden. 

3n  fd^Iimmer  Seit  mürbe  ber  ©ad^fe  53.  §er- 
mann  (1073—1090),  Dorl^er  ^top\t  ju  2üttid&, 
ein  ©d^üler  be§  ^I.  ^nno ,  Dom  jf  5mg  auf  ben 
Sifd^of Sffat]^  erl^oben.  ÜRit  SSeginn  beS  großen  3n- 
DeftiturftreiteS  l^atte  er  ftd^  5mar  nod^  an  ber  $f  eubo» 
f^nobe  p  SBormS  (1076)  betl^eiligt,  trat  aber  fd^on 
in  bemfelben  Saläre  auf  @eite  be§  $a|)[teS  @re« 

Sor  vn.  unb  meigerte  ftd^  entfd^ieben,  oen  Dom 
faif er  ernannten  ggilbcrt  jum  6r jbif  d^of  Don  Sricr 
JU  confecriren.  S)ie  foiferlid^e  Partei  Dertrieb  il^n 
nun  aus  !D2e^;  er  pd^tete  }uerft  nad^  IBerbun  unb 
50g  fxd^  bann  in'S  fflofter  ©t.  Sronb  gurüdC.  «uf 
bem  SReid^tage  ju  ÜRains  mürbe  1085  über  il^n 
bie  ^bfejung  auSgefprod&en  unb  ffialo  EL,  2lbt 
Don  ©t.  amulf,  an  feine  ©teile  gefegt.  93ifd^of 
S)ietrid^  Don  SSerbun  ertl^eilte  biefem  SntrufuS  bie 
SBeil^e :  bod^  fd^on  nad^  }mei  3al^ren  mürbe  SBalo 
Dertrieben  unb  untermarf  ftd^  reumütl^ig  feinem 
Sifd^ofe.  Sfhm  erl^ob  §einric^  einen  SÖlönd^  Don 
@t.  Sronb,  95mno  Don  6alm  (1088—1089), 
)um  SBifd^of.  S)iefer  mad^te  ftd^  bei  ben  9ße|em 
fo  Derl^a^t,  bafe  er  getöbtet  mürbe,  ^ermann,  ber 
tnamifd^en  in  Stauen  Suflud^t  gefud^t  l^atte,  feierte 
ie^t,  Dom  ^opfte  mit  bem  Pallium  unb  ber  äBürbe 
eines  a))oftoIifd^en  Segaten  auSgeftattet,  nad^  3Re^ 
jurüdC,  ftarb  Jebod^  bereits  am  4.  SKai  1090,  nad^- 
bem  er  jmei  Soge  Dorl^er  in  ber  3lbteifird^e  ©t.  gfelij 
ad  Basilicas  (fortan  ©t.  SIemenS)  bie  Steliquien 
beS  erften  Wejer  Sifd^ofS  erl^oben  l^atte.  SBäl^renb 
nun  biefird^Iid&e^rtei  juerft  54.S3urd&arb(1090), 
S)onH)ro<)ft  ju  Irier,  unb  nad^  beffen  balbigem 
lobe  (ober  SRüdftritt)  55.  ^oppo  Don  2aad&  (1090 
bis  1103),  ard^ibiacon  ju  Xrier,  mäl^Ite,  ernannte 
ber  Äaifer  56.  Slbalbcro  IV.  (1090—1118)  jum 
93if(^ofe.  $oj)J)o  gelangte  erfi  1093  in  ben  SepJ 
beS  ^iStl^umS  unb  erl^ielt  Dom  päpftlid^en  Segaten 
^ugo2u9ne^bie9ifd^ofSmei]^e.Ünteri]^mmarbbaS 
auguftinerftift  ©t.  ^eterSberg  (St.  Pierremont) 
errid^tet  unb  Don  Urban  n.  1096  beftdtigt;  Dom 
ftaifer  aber  mürben  bie  bifd^dflid^en  ®üter  im  ^aS« 
pengau  confiScirt  unb  an  ben  ®rafen  9mulf  Don 
Sooj  als  fielen  gegeben.  92ad^  $o))j)O^S  Xobe  fanb 
äbalbero  IV.,  ber  fid^  f d^on  Dorl^er  mit  bem  ^ßapfle 
auSgeföl^nt  l^atte,  allgemeine  Snerfennung  (1104); 
bod^  fd^Io^  er  Jd^  mieber  gegen  $afd^alis  n.  an 
bie  foiferlid^e  Partei  an  unb  mürbe  1115  auf  ber 
©^nobe  JU  SReimS  burd^  ben  Karbinallegaten  ff  uno 
Don  ^rönefie  abgefegt.  9?od^  brei  Saläre  bel&auptete 
er  fid^  im  SiStl^ume,  mu^te  aber  bann  bem  neuen 
Sifd^ofe  57.  Sl^eotger  Don  SWe]^  (1118—1120), 
bisher  9Ibt  Don  ©t.  ©eorgen  im  ©d^marjmalbe, 
meid^en.  9lber  biefer  fonnte  nid^t  in  bie  ©tobt 
einjie^en  unb  ftarb  29.  Slpril  1120  ju  Klugn^, 
morauf  "^ap^t  galijtuS  H.  feinen  Steffen  58.  ©te- 
pl^an  Don  Sar  (1120— 1 163)  jum  »ifd^of  befteÜte 
unb  felbft  i^m  bie  SBeil^e  ertl^eilte.  ©tepl^an,  bem 
ber  $a))ft  aud^  baS  5ßaQium  unb  bie  SarbinalS> 
mürbe  Derlicl^en  l^atte,  burfte  erftnad^  Slbfd^Iu^  beS 


1455  9)1  e^.  1456 

9Bormfer£oncotbQteSfemenSin}ug  in 9J{e|  polten,  imb  üt9Re|  ehte  Ütieberlaftung  ber  Znnitana. 

Säl^renb  dne§  betDegten  Spif copated  fteUte  er  feine  Unter  bem  f olgenben  Sif d^ofe  62.  ftonrab  ton 

ttettlic^e  £)Utf)0^ni  in  ber  ©tobt  unb  auf  ben  95e-  ©(fyjrfenberg  ober  ©d^ened  (1212—1224),  ysp 

ft|ungen  feiner  Jhrd^e  mieber  l^er,  jerftorte  mel^rere  gleid^Sifd^of üon@peier itnbftanjIerSfnebnti^E, 

Slaubburgen^botirte  Diele  beftel^enbej^löfter  unb  er«  liefen  fid^  bie  erften  gfronci^aner  unbDomim* 

rid^tete  bie  SoUegiotftifte  St.  Xl^eobalb  unb  @i  coner  (@tep^  Don  9)le|  umr  einer  ber  ©efö^iteB 

ÜJ^aria  ätotunba  in  9){e|,  f  omie  mel^rere  $riorate.  bed  l^L  2)ontinicu8)  in  ber  2)idcefe  nieber.  63. 3o« 

2)ie  neu  gegrünbeten  Orben  ber  ^römonftratenfer  l^onneS  L  Don  ^Spremont  (1224 — 1238)^  Doi^ 

unb  Siftercienf er  f anben  ^ufnal^me  in  ber  2)iöcefe.  93if d^of  Don  SSerbun,  mar  ber  erfie,  toeld^  m^ 

2)en  Unteren  nmrben  bie  alte  ^btei  @t.  99enebict  f d^Iie|Iid^  Dom  Sapitel  ertool^tt  ttmrbe.  Salb  m^ 

int  Sßabergau  (en  Wofivre)  unb  bie  9{eugnin«  feinem  SRegierungSontritte  l^otte  er  eine  blutige 

bungen  fjfreisborf^  SBeilerbettnad^  unb  ©türmet«  g^be  mit  Simon  Don  Seiningen  megen  ber  beffm 

bronn  übergeben,  »öl^renb  bie  $ramonftratenfer  Derflorbener  ©emal^Iin  ®ertntb  Don  S)ag§btti§* 

bie  Stifte  ^eilig  Jheu)  Dor  9){e|,  Suftberg  unb  9)le|unbi^remerften®ema^l£]|eobaIbDon2ot^ 

SaliDal  bef e|ten.  SDer  ^if d^of  f elbft,  ein  gfreunb  be§  ringen  übertragenen  bif d^flid^en  Selben.  2)urd^  bot 

^L99em]^arb4tarbimeiftercienferneibe.Sein92effe  9rieben§fd^Iu|  Don  11S27  behielt  baS  SiSt^um  bie 

59.  Sietrid^m.  Don99ar  (1164—1171),  bi§^er  ®raffd^aftunbSogteiaRe|mitbenbapge^örenbeit 

$rimiceriu3  ^u  9)le|,  »urbe  burd^  !aif erliefen  Sin«  Sd^Üffem  (Saarburg,  3^ir!f!ein  u.  f.  f.),  übergoi 

fing  gum  99if d^of e  erl^oben.  3nt  Streite  Sarba«  aber  bem  ®raf en  Simon  bie  ©roffd^ft  2)aQSbmg 

roffa'§mit9lIe£anberin.ftanb2)ietrid^bem^apf!e  als  Selben.  2)er  Sifd^of  enoarb  aud^  SBlarfoI  mili 

}ur  Seite,  Iie|  fid^  aber,  um  ben  Jtaifer  nid^t  gu  taufc^te  1231  9){aibiäre3  bei  9)louffon  Dom  91^ 

reigen,  nid^t  confecriren.  Siud^  60.  gfriebrid^  Don  tl^um  Süttid^  für  ba§  meitenthgene  St.  S:ronb  ein. 

^lu^ofa  (1171—1179)  blieb  dnfad^er  glectuS,  64.  3acob  Don  Soti^ringen  (1239—1260),  6o^ 

bod^  mu|te  er  1173  bem  Dom  jtaifer  eingefe|ten  be§^ei^og8  9nebrid^n.,einau§ge)eid^neter^' 

2)ietrid^  Don  Sotl^ringen,  $ropfl  Don  St.  t)xe,  lat,  erbaute  ein  Saften  gu  Sifd^fSl^omburg,  ei> 

einem  Steffen  be§  JtaiferS,  n)eid^en.  2)ie  Sateran«  rid^tete  bafelbft  unb  }u  Saarburg  SoUegiat^fle 

fqnobe  Don  1179  fprad^  barum  über  Sietrid^  bie  unb  forberte  bie  9lieberlaffungen  ber  9ug^tfKne^ 

^bfe^ung  auS,  unb  ^nebrid^  fonnte,  ba  fein  @eg«  eremiten,  Sarmeliten  unb  Slariffen  gu  9Re|,  fotme 

ner  balb  barauf  ftarb,  in  bie  2)iöcefe  gurüdffel^ren.  ber  Sßill^elmiten  gu  ®rafent^al.  3)er  Sürgerfd^ 

2)od^  fd^on  im  September  beS  3a]^re§  1179  Der«  gegenüber  bel^auptete  er  energifd^  bie  UmbeS^ 

fd^ieb  er  l^od^betagt.  liefen  Siedete  utü)  trat  i^r  aud^  fonfi  entgegen, 

Sie  Sleid^Sftabt  Tlt^  er^iett  burd^  ben  folgen«  ba  bie  Stabt  gu  jtaifer  ^friebrid^  n.  I^ielt,  too^ 

benSifd^of  61.99ertram,  aud^99artoIb  (1179  bi§  renb  ber  99ifd^of  für  ^einrid^  »adpe  unbftönig 

1212),  eine  neue  StabtDerfaffung,  inbem  ber  93i-  Sßill^elm  $artei  nal^m.  Sl^m  folgte  fein  Seiter 

fd^of  1180  eine  gonftitutipn  über  bie  Sßal^I  ber  65.  pilipp  Don  fjflörd^ingen  ober  ^orange  (1261 

SKeifterfd^öffen  (Maitres-Echevins),  unter  bereu  bis  1264);  er  refignirte  tt)egen  ber  ftetigen  Qfe^ 

^Regiment  bie  Sürger  ftel^en  foUten,  erlieg;  anbere  (geft.  al§  Sl^efaurar  beS  2)ome§  1297)  unb  e^ 

SSerorbnungen  betrafen  bie  Sinfej^ung  ber  2)rei«  l^ielt  burd^  Urban  IV.  als  9{ad^f olger  66.  SBü^elm 

gel^nerbel^örbe  (les  Treize),  bie  t^ül^rung  Don  amt«  Don  Xrainel  (1264—1269).  Somol^I  biefer  nrie 

lidlen  ^rotofoHen  in  ieber  Stabtpfarre  u.  f.  U).  67.Saurcng  Don2ciftenberg(1270 — 1279)  lagen 

SBenngleid^  ber  Sifd^of  im  ^rincip  ^err  ber  Stabt  in  meift  unglüdflid^en  geloben  mit  ben  ßerjogen 

blieb,  fo  erlangte  bod^  burd^  biefe  SSerbriefungen  bie  Don  Sotl^tingen  unb  ben  @rafen  Don  Sor,  bie 

Sürgerfd^aft  immer  größere  Selbftönbigfeit,  big  ftd^  aud^,  nad^bem  68.  äol^anneS  IL  Don  glonbeni 

ettoa  ein  SKenf d^enalter  f päter  bie  ®ef d^Icd^ter,  ein«  (1280—1282)  nad^  Sütti^  tranSferirt  tt)ori)enttar, 

gct^eilt  in  fünf  Sippen  (Paraiges),  loogu  fpöter  unter  bem  glüdflid^em  69.  Sord^arb  Don  ?toe8me8 

no(^  bie  ®emeinbürger  (le  Commun)  ald  fed^te  (1282—1296)  fortfe|ten.  ^lad^  beffen  Zob  twp 

Sippe  famen,  bie  öffentlid^e  @mali  au3fd^Iie|Iid^  eine  Partei  be§  SapitelS  ben  SanonicuS  X^eoiolb 

an  fid^  brad^ten.    gin  Don  Sertram  angelegtes  Don  93ar  (fpöter  Sifd^of  Don  Süttid^),  bie  lol^- 

SafteH  gu  Sic  mürbe  f d^Iie|Iid^  an  SteUe  ber  Stabt  gif d^e  $artei  aber  ben  Sol^n  ^friebrid^  beS  {fallen, 

ber  aWittelpunft  beS  l^od^ftiftlid^en  gürftentl^umS  »ifd^of  gricbrid^  Don  Orleans,    »onifog  Vffl. 

unb  bie  ftönbige  Seftbeng  ber  Sifd^öfe.  Scrtram  Dermarf  beibe  unb  ernannte  70.  ©erl^orb  wm 

felbfl,  meld^cr  guDor  als  ganonicuS  Don  St.  ®c«  SRelingen  (1297—1302),  biSl^er  Slrd^ibiocon  )n 

reon  1178  gumgrgbifd^of  Don  93remen«§amburg  gambra?.    9?ad^  il^m  »äl^Ite  baS  gapitel  ein« 

ertoöl^It,  aber  auf  ber  Sateranf^nobe  1179  als  fiimmig  71.  SRainalb  Don  Sar  (1302—1316), 

fold^er  nid^t  anerfannt  loorben  mar,  erl^iclt  burd^  ber  mieberum  mit  C)ergog  Sl^eobalb  Don  Sot^rin^ 

ben  ifaifer  baS  SiStl^um  5Kc|.  S)a  er  fid^  aber  gen  in  einen  unglücflid^en  ffrieg  geriet)^,  «tö  »4 

meigcrte,  ben  Don  Ofricbrid^  inoeftirten  SRubolf  Don  feinem  Sobe  abermals  bie  lot^ringifd^  $aitei 

SBiebalSgrgbifd^ofDonSrieranguerfcnnen,  iDurbe  gegen  bie  Don  Sar  ftanb,  erl^ob  ^app  3ol^ 

er  aus  feinem  ©istl^ume  Dcrtricben  unb  fonnte  crft  neS  XXn.  Don  3lDignon  auS  72.  ^einridj  L  belo 

1189  gurüdffel^rcn.  Unter  il^m  entftanb  bie  3lbtei  Xour  (bu  ^in),  einen  Sruber  beS  2)aupl^> 

SBcmeSmeiler  (SSameüillcr)  für  giftercienf emonncn  l^ann  II.  Don  SicnnoiS,  gum  93if d^of e.  3)iefer  näß 


:457 

fit  tri(^  bie  ^S^tmt  ÜEßeifien,  (onbem  gog  nur 
1818—1324)  bie  Uinlüiifle  bei  3ütfteittt)uni8  an 
U^  Otitootil  Sne^  itim  gc^ulbigt  ^atte,  ixa^it  er 
«[  Stobt  im  ßi]in;ife  gegen  bie  Sü^en  Don  Irier, 
inttmliuig,  Sol^nngcn  unb  93ai  leine  ^il|e,  fon- 
cm  Mtbanb  ftc^  mit  tfiien  0cinben.  S)a|  ei  enb- 
14  abbanltt,  tvai  für  $i31^um  unb  @tabt  eine 
Edfifnng  (fein  Xob  erfolgte  1329).  IJrieben  Dei- 
nittelte  73.  Submig  L  bon  ^oitieiS  (1325  bis 
.827),  Server  £Bifd)r)f  oon  8angre§.  Sliefer  jog 
14  abn  balb  nac^  HRcntöIimot  in  bet  S)au)ibine 
nüd,  no  et  auc^  ftarb.  Sein  Sii^uefleifii^n 
'i.  «b^emar  Don  Ünonteil  (1327—1361),  ein 
riegcrif^SItf^Df,  fännifte  gegen  SRabulf  üon  £o- 
^aen,  jnpirte  Hai  im  SBÜt^ura  gelegene  berjog- 
i^  @i^|  Sf|&teau'@alin8  unb  erjtoong  bur^ 
cn  €Ug)i[m$£int'^!Dtouffiin  1351  einen  tjrie- 
ni  mit  £ot^ngen,  fumie  mit  ®iaf  SRobeit  bon 
Jor.  «B  ffoifer  ffort  IV.  auf  bem  Keic^etag  ju 
Rc|  1356  bie  @olbene  SSuIIe  erlieg,  umiben  bei 
Ufern  Snlogam  1. 3anuai  1357  a]xäf  oKe  Siedete, 
hei^eiten  unb  Sefigungni  bei  ffii^e  bon  Wt%  it- 
ati0t  abwart  It|lea:^at  10011361  ein  Sanb- 
iebntfioeitiag  mit  Su^emburg  unb  ben  benac^' 
BrtmSüT^  3>erfoIgenbea3ifi$Df  75.  3o^an' 
tSIU.  DonSBienne  (1361— 1365)  geriet^  mit 
en  Süigent  Don  SFlel  in  Streit  nnb  lieg  fii^  beg' 
olb  na^  Sofel  tronSferiten,  mö^tenb  76.  ®iel- 
14»  T.  (IV.)  Saqei  Don  So^ipaib,  bieget  SSifi^of 
im  SSormB,  no^  3ße|  tarn  (1365  —  1384). 
Mthic^,  ipd^  bei  Pari  IV.  in  grofeet  ®unfl 
mü>,  bcQlritete  1367  benffaifei  auf  bemj^egS' 
ngt  vai)  Cberitolien,  übernahm  mefirmalS  (Se* 
ntbtf^ften,  erlangte  1376  oon  @TegoT  XI.  bie 
Inerfennung  befl  jum  rihnifd^en  ffänig  geioäblten 
Saud  Don^Qtimen,  gemann  biebifdCtiJflid^e  @tabt 
IRaifal  bon  btn  Lothringern  jurüd,  muibe  aber 
eOff)  mit  ben  ^Bürgern  oon  ^tij  in  Streit  ber* 
iridttt.  fo  ba| «  bie  Stabt  brei  Sa^re  long  (1373 
ni  1876)  mit  bem  Sntetbicte  belegle. 

%m^  bai  @ct)t§ma,  welches  1378  bei  bei 
Dopptlna^I  ber  «[Säpjie  Urbon  VI.  unb  61e- 
noiS  VIL  ouSbra^,  touibe  aut!^  Wt^  in  gioet 
Ereilt  fitffulten.  Sie  Süigerfcbaft  untemarf  fi<^ 
1379  bet  Obdritnj  ßlemenS'  VII.  unb  betjagte 
NB  ffid^Mfi^of  aJettram  O.  Pr.,  melc^er  ju  Ui- 
ioB  l^cQ.  Cbao^  ffSnig  SBenjel  i^n  1380  nai^ 
IRc|  jntndfü^rte,  mu|tc  ei  auf's  9?tue  meinen. 
Itt  Bun  99tf(^f  S)iciH[^  ge^oiben  toar,  ernannte 
liian  VI.  mit  ^u^mmung  be3  ffönigd  77.  Sfiiel- 
BOBK  %iiSß  Son  Settenbuig  1384  jum  fßi- 
^ofe ,  ndl^ienb  ßlemenS  VII.  ben  Wr^ibiacon 
NW  ei^oitree,  78.  ben  fei.  $etni3  II.  oon  Sujem- 
)Bcg  (1884—1387),  einen  €o^n  beS  ©lafen 
Sbbio  ODit  SignQ,  oufflellte.  S)ieFer  lourbe  in 
HÜ^  mit  99eQei|terung  aufgenommen,  ^ielt  in  @C' 
Btinf^nft  mit  bem  9Seit|bif^ofe  eine  StiäcefnU' 
lifitatiim  ob,  ging  barni,  alä  ei  1385  jum  ^ai- 
Auäbiaten  erhoben  mürbe,  nai^  Woignon,  too  er 
«  2.  3ult  1387  ftaib.  S^er  fpätere  recblmägige 
jßotißlfömtnSVn.  \ptai^  i^n  nm  4.WpriI1527 


Wtfi.  1458 

feiig.  ^aä)  beS  SaibinafS  Abgang  noQte  RMg 
SKJenjel  für  Sifii^of  Sbielmonn  eintreten,  abei  bei 
BonElemenS  ernannte  unb  buif^  baS  lol^ringif^e 
gerjogg^uS  unlerftiigte  79.  Stabulf  bon  SoucQ 
(1387—1415)  gog  in  me|  ein,  raä^ienb  S^iel- 
mann  nui  in  einem  fleinen  3lt)eile  be§  beutfc^ 
fpredienben  3)iäcefangebiete3  9nerlennung  fanb. 
aiabulf  eroberte  !8if<^of§^Dmburg,  ftrafte  baS  auf* 
ftänbifcfte  ©aarburg,  jlnang  1407  ben  @rafen 
griebrii)  bon  ültürä,  ibm  aI8  2et)enSfienn  bet 
©raffcbafl  ©uarwerben  ju  bulbigtn,  Oermittelt* 
1391  ben  ^rieben  »tbifd^en  SBoham  bon  £uEem- 
bürg  unb  Mt^  unb  erlangte  1401  non  PiJntg 
Wuptedtit  bte  SRegalicn.  Huf  bemÄonpanjet  Son- 
eil  mürbe  ei  1415  nad^  *noQon  tranSferirf ;  bort 
ftorb  et  1424.  ©ein  *Rad)fDlgei  80,  ffontüb  H. 
%ager  bon  SSopparb  (1415—1459)  na^m  mä) 
I  ben  jf onflanjet  ^efd|Iüffen  im  !Bereine  mit  91bt 
3o^anneS  Stöbe  bon  3:ner  bie  9tef onn  ber  fflb^er 
energifd)  in  bie  ^onb.  9Begen  ber  @d)ulbenlafl, 
mel^e  !NabuIf  burc^  feine  bieten  ffriege  bem  EBie- 
tbume  ^interlaffen  ^atte,  ertiob  er  Dom  SleruS  mit 
© enetimigung  bee  $apfte3  Snartin  eine  Abgabe  Don 
12000  (Bulben  unb  löste  bie  meiften  berpfonbe« 
ten  ^lüte  beS  SBiSt^umS  roieber  ein.  3u  SSic  boute 
et  ben  Obfetbanten  ein  Älofter  (fein  Sßei^bifc^of 
3obanneS  gronquelop,  gefl.  1452,  gel^örte  bem 
^ronriScanerotben  anX  5Kit  Sifünniwiiig  bei 
gopitel^  bcfteÜte  er  1457  al§  Soabjutor  mit  bem 
Meiste  ber  ^Jarftfolge  81.  @eorg  L  bon  Sßaben 
(1459—1484),  müttetli^erfeitS  berloanbt  mit  ben 

terjogen  bon  Sottiringen.  3:rot;bem  tbä^Ite  ein 
^eil  beS  6apiteI3  na^  ffonrabS  3:ob  Ulri^  bon 
©alm-SBlanfenbetg.  SßiuSlL  cofftrte  biefeSÖal^t, 
unb  ©eorg  tiielt  in  aJleJ  einen  prunftiollen  Sin- 
jug,  (am  ober  fc^on  1461  mit  ber  Sütgerfc^aft  in 
gonflicl,  ©tefe  nämlii^  trat  auf  ©eite  beS  bon 
$iuä  n.  gebannten  9Kainjer  ffurfürfien  3)ietbet 
Don  3fenburg  (f.  b.  art.),  mäbrenb  ber  Sifc^of  ben 
bom  $at)p(  beftdtigten  Slbolf  Don  ^affau  an* 
erlannte.  3>ie  SKc^rbeit  beSSieruB  fÄtlog  jiÄ)  bei 
Sürgcrfcbaft  an;  baä  Slomcapilet  mu|te  fiä)  1462 
nai^  ^ont'4'3)tDuffon  unb  bann  nai^  !Sic  gurüd« 
jieben;  $iu3II.  unb  $auIII.  belegten  bie  ©tabt 
^  mit  htm  Snterbict,  unb  erfi  1466  icutbe  bie  Ein- 
'  tracbt  »ieber  l)(rgefle(It.  ©eorg,  ber  nie  bie  Son« 
'  fecration  emp^ng,  blatte  aiS  tiiilitige  äitei^bifi^afe 
3fambert  0.  Pr.,  SleRberiuS  Üiatalig  unb  ©imon 
be  JHubo  0.  Cann.  3m  3.  1481  fanb  eine  SJifi- 
tation  otlet  RlBfter  unb  ffirctjen  in  IBlt^  flatt. 

IV.  S)a83ürflbt§t6um  unter  bem^aufe 
flol^tingen.  9iacb  ®eorgS  Sob  moflte  bei  größere 
3:b(il  be8  SapitelS  mieber  auf  Ulrid^  bon  ©alm> 
SBIanlenberg  jurüiHommen,  boiid  ^^H  iRtno' 
;  tu3  H.  bon  Sottiringtn  erjmang  bie  Wat)l  feineS 
I  D^eimS  82.  §einri^  II.  bon  Sotbringen-fflaube» 
Imont  (1484—1505),  bisher  »ifcbofS  bon  Se- 
'  rouane.  Söiit  i^m  beginnt  eine  fdilimme  Speriobe 
für  boS  SBiSttium,  nielcbeS  über  120  3abre  lang 
buicb  Soabfutorie-,  Ktcceg-  unb  SegregbuDen  bem 
^aufe  Sol^ringen  berblteb,  o^ne  bo|  bem  ÜapM 


1459 


9Rc|. 


1460 


ein  cinaige^  Tlal  freie  SBol^t  5ugef oKen  toäre.  gaft 
feiner  ber  auS  biefem  ^Qufe  l^eroorgegcmöcnen 
^rälQten  beobQd^tete  bieSReJibenappid^t;  jie  brod^» 
itn  bie  ^errfd^af ten  unb  ®üter  be§  SiSt^umS  jum 
großen  Jl^cü  burd^  Selel^nung  ober  SSerpfänbung 
an  x^xt  gamilie,  liefen  fid^  burd^  9lbminiftratoren 
unb  SBeii^bifd^öfe  vertreten  unb  galten  mel^r  afö 
weltti^e  Surften,  benn  al§  geiftfid^e  flirten,  wenn» 
gleid^  feinem  entfd^ieben  unfird^Iid^e  @eftnnung 
ober  anpö^iger  Seben§ttjanbel  ooqutoerf en  ift.  ®  oc§ 
lä^t  fid^  aud^  nid^t  öerfennen,  bafe  gerobe  biefe 
95erbinbung  mit  bem  mäd^tigen  ^erjogS^aufe  öiel 
beitrug,  bie  ®iöcefe  im  SBefentlid^en  bem  fotl^oli» 
fd^en  ©iQuben  gu  erl^alten.  93ifd^of  ^einrid^  be- 
ftettte  1500  mit  3uftimmung  beS  gopitelS  qI§ 
Soobjiutor  ben  faum  breijäl^rigen  @o]^n  feines 
Steffen  SRenatuä;  Stlejanber  VI.  gab  1501  l^ierju 
bie  Seftötigung.  91I§  nun  §einrid^  1505  auf  feiner 
f)errfd^aft  3oint)iSe  ftarb,  übemal^m  ba§  Sopitel 
bie  SSormunbfd&aft  unb  äibminiftration  beS  93i8- 
tl^umS  für  ben  jugenblid^en  9lad^foIger  83.  3o» 
l&anneS  IV.  tjon  SSaubemont  (1518— -1543  unb 
1548—1550).  ffliit  Seginn  feiner  ©ro^öl^ng- 
feit  ttjurbe  Sol^anneS  aud^  S^nt  (Sarbinal  erl^oben. 
S§  fielet  xo6f)\  einzig  in  ber  Ihrd^engefd^id^te  ba, 
bag  auf  Sine  $erfon  fo  biete  llird^enpfrünben  ftd^ 
öereinigten.  S)er  Karbinal  üon  Sotl^ringen  unb 
pöpftli^er  fiegat  für  fiotl^ringen,  Sar  unb  bie 
SürftbiStl^ümer  SDle^,  Soul  unb  95erbun  (les  Trois- 
Evdches)  tourbe  au^erbem  and)  Sifd^of  tion  3:ouI 
(1517),  Serouane  (1518),  9iarbonne  (1520), 
a)ie»SaIence  (1521),  SSerbun  (1523),  Su^on 
(1524),  SReim§(1533),  «»9(1536),  29on(1537), 
«gen  (1541)  unb  9iante§  (1542)  unb  mx  3Ibt 
Don  ©orje,  fjecamp,  ßlugn?,  SRarmoutier,  ©t. 
Ouen  unb  ©t.  SRanfu^.  ©eine  SReftbenj  l^ielt  er 
meift  am  ^ofe  bed  übmqß  ^xan^  L  ober  als  beffen 
©efanbter  an  ber  römif^en  Kurie.  3n  aJleJ  ber» 
traten  il^n  bie  SBeil^bif  d^öf  e  ßonrab  ^a^en  0.  Carin. 
(geft.  1529)  unb  ßugnin  be  SRofiöreS  (geft.  1533). 
«IS  ber  Sarbinal  1525  jum  erften  SJtale  nad^  3Rt^ 
tarn,  fanb  er  baS  95oIf  nod^  fanatifirt  bon  ben 
^rebigten,  loeld^e  ber  apoftafirte  «uguflinermönd^ 
äol^ann  (^l^ätelain  bafelbfi  gel^alten  l^atte  (tier» 
bräunt  12.  Januar  1525  ju  5}ic).  Obmol^I  baS 
ßapitet  ftd^  energifd^  ber  9leuerung  entgegenfejte, 
fanb  biefelbe  tl^eilS  burd^  einige  Somel^me  in  ber 
©tabt,  befonberS  SRobert  be  |>eu,  tl^eilS  burd^  ben 
Konbottiere  SBill^elm  öon  gürftenberg,  in  bejfen 
Begleitung  fid^  mV)tlm  garel  (f.  b.  «rt.)  befanb, 
größere  «uSbreitung.  ÄaiferffarIV.,  meld^er  1541, 
1544  unb  1546  bie  SReid^Sftabt  befud^te,  bemirfte 
eine  SDtagiftratSDerorbnung,  burd^  loeld&e  bie  Se» 
loegung  tttoa^  aurüdfgebrängt  tourbe.  S)er  ^röbi- 
cant  SBatrin  S)uboiS  muftte  bie  ©tabt  öerlaffen. 
9lad^bem  ber  Karbinal  fc^on  1529  feinen  5Reffen 
84.  SlicoIauS  öon  Sotl^ringen,  einen  ©ol^n  be§ 
^er^ogS  «nton,  gum  Koabiutor  ernannt  l^atte, 
übergab  er  bemfelbcn  1543—1548  ba§  SiStl&um 
aRefeunb  1544aud^ba8g3i§t]6umS3erbun.  5Rico- 
laus  aber  refignirte  auf  beibe  ^frünben  (alS  ®raf 


Don  SSaubemont  trat  er  1549  in  ben  (S^ejianb), 
toorauf  ber  Karbinal  bie  «bminiftration  üottSle^ 
mieber  übemal^m  (1548 — 1550)  unb  )um  Coob- 
iutor  feinen  9ieffen  85.  Karbinal  ftarl  I.  öonSuife, 
genannt  Karbinal  öon  Sotl^ringen  (1550—1551 
unb  1555 ;  f.  b.  «rt.),  befteHte.  ©iefer  ober,  tod» 
d^er  fein  KqbiStl^um  SReimS  beibel^alten  l^otte,  üb(^ 
trug  mit  93orbebaIt  ber  toeltlid^en  «bminiftratioii 
unb  beS  SlegreffeS  baS  IBiStl^um  an  86.  (änbtnol 
SRobert  IL  Don  Senoncourt  (1551—1555),  Si« 
fd^of  DonStieti,  Kmbrun,  «rIeS,  Xouloufe,  (£^ä(on§ 
unb  «u^erre.  Stöbert  berbünbete  fid^  mit  ben  Sd* 
bem  Stöbert  unb  JtaSpar  be  ^eu  unb  ermoglid^  auf 
biefe  äBeif  e,  bag  Jtönig  ^einrid^  n.  Don  ^onfreiil, 
bem  bie  beutf^en  ^rotefianten  für  bie  sugejagte 
^ilfe  gegen  ben  llaifer  fd^on  lönger  bie  btl^nngi' 
fd^enSifd^ofSftöbte  Derfprod^n  l^atten,  aml8.9[)ml 
1552  mirflid^  feinen  Kinjug  in  S)te|  galten  fonnte. 
S)er  Äönig  nötl^igte  bie  miberftrebenbe  Surget» 
fd^aft  aum  Xreueibe  unb  fe|te  als  ^SicoriuS  bei 
^eiligenSlömifd^enSteid^eS"  einen  {önigIid^@on' 
oemeur  ein.  «IS  ffarl  V.  nun  gegen  bie  Stobt 
Bog,  gerftörte  ber  ^ergog  t)on  ®uife  gur  befjeni 
SJertl^ibigung  bie  Dor  S)te|  gelegenen  ^Idfler  nnb 
Ihrd^en,  um  fie  fpöter  innerl^alb  ber  SRouem  urie* 
ber  5u  ernd^ten  (@t.  KlemenS,  ©t.  Smulf  u.  f.  D.). 
2)er  ftaifer  mu|te  uuDerrid^teter  2)inge  abgie^; 
ie^t  tt)urben  aud^  bie  bestätigten  alten  Sle^e  ber 
©tabt  berieft ;  feit  1553  fe^te  ber  ftbnig  felbft  bie 
SKeifterfdööffen  ein.  »ifd^of  Stöbert,  beim  SoDe 
bereits  tief  Derl^agt,  fud^te  bie  bifd^öflid^  $op 
in  ber  ©tabt  mieber  gur  ®eltung  gu  bringen  unb 
fiel  nun  aud^  beim  jtönige  in  Ungnabe.  Sr  ent* 
fagte  ie|t  bem  SBiStl^ume  1555;  KarbinoISoiI 
Don  Sotl^ringen  nal^m  ben  SSiStl^umStitel  totaler  an 
unb  befteHte  87.  ^rang  be  IBeaucaiie  be  ^^guilbni 
(1555 — 1568)  unter  benfelben  Sebingungen,  wie 
feinen  Vorgänger,  gum  Sifd^ofe.  3tn  SJerein  mit 
bem  IBifd^ofe  trat  Karbinal  ffarl  aOe  obrigfett* 
lid^en  Ste(|te,  meldte  IBiSti^um  unb  Sifd^of  in  ber 
©tabt  SJte^  unb  i^rem  @ebiete  befa^en,  an  bie 
frangbftfd^e  Jhone  ah.  Kapitel  unb  Stagijhat 
mußten  il^re  KinmiDigung  bagu  geben.  S)er  Siiebe 
Don  KateaU'KambrefiS  (1559)  beftätigte  fobonn 
bem  abm%  Don  f$ranfreid^  bie  ©d^irmDogtei  (Sb* 
Docatie)  über  feine  „SunbeSgenoffen"  ber  ©Aiefe 
Don  Snefe,  Soul  unb  SSerbun,  ol^ne  bomit  bie  bis« 
l^erige  Steid^angel^örigfeit  unb  Steid^Sfionbfd^ 
ber  brei  99iStpmer  gu  önbem.  93ifd^f  %tia^, 
meld^er  am  Koncil  Don  3:ricnt  %J)6i  genomnei 
l^atte,  fam  1564  in  feine  ffiißcefe,  in  tteld^  »• 
gD^ifc^en  bie|)örefte,  unterpfet  burd^ben@ouM^ 
neur  93ieiIIeDiUe,  gro^e  t^ortfd^ritte  gemad^  ^ 
«IS  nun  baS  Kapitel  il^n  gur  Stefibeng  oufforbeite, 
refignirte  er  1568  (geft.  1591)  imb  ubergob  mit 
3uftimmung  beS  «bminifIratorS  ßorl  Don  Soft* 
ringen  baS  ^istl^um  an  88.  SubmigH  Don£oi^ 
ringen,  Karbinal  Don  ®uife  (1568—1578),  fej- 
bif^of  Don  ©enS.  «ud^  biefer  fom  erj!  1571  m 
SJleJf ;  ingmifd^en  lie^  aber  ber  «bminiitrator  Jtel 
bur^  Sifd^of  $feaulme  Don  Serbun  eine  S)i^ 


1461 


mti^. 


1462 


cfonbifitation  öomt'ömen  unb  mt^mt  %nutn- 
BP«  rtfonnimi.  SJon  ftünig  ffoil  IX.  mürben 
fnigt  gtgm  bit  proUftQUlifc^t  SReligtonaübung  in 
Krtgtri^tdeSerorbiiuiigentmiitH.  ÜJac^bem  bi§. 
Itt  f4o^  f "''  ihrdinigüta:  an  Saiblingen  gefom- 
am  Warm,  mürben  jegt  auc^  1571  bie  bifcfiäfltc^en 
Baltnm  ben  ^träogen  Dmi  Sot^ringen  unb  1573 
5t.  ^laiOT  unb  ^omfiurg  -  bem  ^auje  @ui|e  aU 
Jeben  flbertragen;  bie ©Dm^etttn,  melcEie fii^ petS 
tnf  bie  beutf^en  ^oncoibate  beriefen,  gaben  erfi 
[576  gu  bei  [e|ten  Ißeräugeniiig.  {omie  jui  9]et- 
ifAnbnng  ber  SafteUanei  ^abubingen  (eingelüit 
L619)  i^  3iiftiiiimung.  ®ie  beiben  ßarbinäle 
xnmtRtcn  mit  pä^i^O^er  @ene^migiing  1573  }unt 
Soabjutoi  ben  erft  1567  Btioienen  ©o^n  bee  ^er- 
[ogS  oon  Sot^Tingen,  89.  Raxl  IL  ttcrn  Sotbringen, 
ytt  1578—1607  baä  SiSt^um  innt  ^attc.  SuS 
»ißS  ®CTeratotcar  unb  aBti^bifc^of  Slnton  3our- 
rier  {fl(R.  1610)  unb  »ifrfiof  SBouSmotb  Don  Scr- 
>un  (gefl.  1584)  befiielten  bie  geiftlitfie  fieihing 
ytt  3Hdcefe,  oäbtenb  bie  ttieltlicfie  Sbminiftrahon 
im  Stamm  beS  a9t|ii^of3  Don  SBouSmarb  unb  im 
Ramen  beS  SopttelS  Dom  SiDm;)Täccntot  3.  Slne^ 
M8  1585  geführt  würbe,  ©ij^otflarl  würbe  1589 
EaiWnal,  1591  papptic^er  Segat  unb  1592  ou^ 
BiWof  ton  ©tragburg,  1602  ^iriniaä  ber  gol' 
legiatnr^  ju  iRanjig,  momit  bie  Sbleien  ©t.  aJiar- 
Hn  in  corapis  unb  ©orje  Bereinigt  würben.  3>i 
?Pont-i^9)louf|Dn  ftif  tele  er  ein  ©eminat  für  1 2  (Sie- 
ttfer,  fieberte  bie  ^ieberlaffungen  ber  iöiintmen 
nnb  Äopujiner  ju  üfleö,  üeranftallete  1605  eine 
2)Ukefanf9nobe  unb  toirttc  ani)  fonft  Derbienfllid). 
Sttbtr  toiberfe|tc  M  ba»  Kapitel  ber  Dum  $apftt 
fetfD^Ienen  vifitahon  unb  ber  SkriSffentlit^ung  btr 
JJtöctfonfiotuten.  iTönig  ^cinric^  IV.  geroö^rie 
1592  rnib  1597  ben  ^roleftanlcn  in  Wt^  freie 
SWialonaübung,  bie  fit  bis  jur  3luf6cbung  beS 
iSika  Don  <Rantr9  (1685)  genoffen.  Sil  üatl 
Bai)  langem  Seiben  am  24.  vlocembei  1607  ge* 
mbta  UKit,  wählte  baS  €opiteI  ben  iUcgitimen 
€o^  iti  ffSntgS,  ^einri^  Don  Sourbon.  Str 
$ap^  gab  i^m  aber  wegen  fein«  Sugenb  nur  eine 
Coabjutorit-  unb  ^(ce|bulle  unb  übertrug  bie  ^b- 
miid^iatton  bem  Don  ben  Hanonifem  pofiulirten 
90.  «imii8  b'eatotS,  Sotbinal  Don  ©iorq  0 .  S.  B. 

e-1612).  Sli(fernQ5ml609feinen2Bo^n" 
w  3)iöcefe,  ^ielt  im  folgenben  3a^re  eine 
t  nnb  füfirte  baS  iSmift^e  SBreuier  ein.  3I@ 
tt  \Am  1612  JU  SSic  Jlorb,  folgte  Irojf  ber  iDIin- 
bVQii^gteit  bet  goQbjutDr  91.  ^einrii^  HI.  Don 
Bntibon,  ÜJIarquiS  be  SBemeuil  (1612—1652). 
3ra  3. 1621  übemafim  bieftr  bie  ^bminipration 
bei  SiSt^nmS,  mä^tenb  feine  ©uffragnne  !J!icoI. 
«oefrtean  0.  Pr.  (f.  b.  9Irt.) ,  bann  Stephan 
^bigrt,  fpdttr  9if(^of  Don  a)lar|eillt,  unb  ünarlin 
9tnirif|c  0.  Min.  bie  SliQcefe  mufttr^aft  leiteten. 
So?  oHe  alten  Äläflet  mürben  reformirt;  bie  ^Be- 
BtbtctituiQbteien  traten  ber  Kongregation  Dou  ©t. 
Hamid  bei  (f.  b.  9lrt.  SBenebictincrorben  II.  348), 
Mt  SngufKnerabtei  ©t.  ißeteiäberg  ber  Gongre- 
gatton  oon  Unferm  ^eilanbe  (j.  b.  ^rt.  Canonici 


reguläres  H,  1834).  9ieue  fllSper  entfianben, 
fo  ber  SBenebictiner  ju  ©te.  Sarbe  Dor  bet  ©tabt, 
bet  Earmtlitcn  in  ffliejf,  ber  SDiinimen  gu  Slieuje, 
Siomenq  unb  iBaffing,  ber  Acpujiner  }u  S)tc, 
ffiieben|oftn,  ©aarburg  unb  ^i^ä),  Sefuiten- 
coHegien  ju  iUej  (1622)  unb  S8udenf|eim ;  ebenfo 
Derbretteten  fid)  JJrouenoiben  unb  meibliii^e  5on- 
gregationen,  wie  bie  Dom  fei.  SßetruS  gfourier  ge- 
piftetenSanoniffen  U.  S.  5rau  (f.  b.  ?Irt.  IV,  1936) 
ju  JReh^  üiomenti,  Säuiien^eim,  Sieuje ;  ßarmeli- 
teffen,  gronciScanerinnen,  Urfulinen,  Bijitontinnen 
ju  ÜJlelj,  ©omtnicanerinnen  ju  Sic,  Slariffen  ju 
Sieben^ofen ,  ißenebictinerinncn  ju  iDiontign^. 
Sffiälirenb  be8  SOjä^rigen  ffriegeä  litt  SDte^  weni- 
ger, als  bie  fc^mer  i)eimgeju(l)ten,  jum  Stieil  gatq 
terwüfteten  iDtfiringifi^en  ^iöcefangebiete,  beten 
ber  ^1.  Sitncenj  ton  Jßaul  fic^  annahm,  ^mä)  ein 
Sbict  SubmigS  xm.  Würbe  in  <Dtetf  ein  tünig' 
lieber  @eri^t3l|of  (Parlament)  eingefe|)t  unb  ba* 
mit  bei  le^te  Sleft  ber  Autonomie  ber  frühem 
SKeit^äftobt  befeiHgt.  Siurc^  ben  »eftfälifc^en  ^rie- 
ben  (am  SDleJ  1648  befinitio  an  grantreid),  ju- 
gleid^  au(^  ba3  6o(f)fti|t,  obmol)!  beffen  58ifrf|Bfe 
bis  jur  franjäftfd^en  SteDoIution  noct)  ben  Sitel 
tfürflen  beS  ^eiligen  9t5mif(^  Sltii^tS  lDeitei> 
führten. 

V.  gtanjäftfc^e  §ertfc^aft,  ^einrid^  Don 
SBourbon,  ber  nie  bie  Selben  empfangen  ^attt, 
entfagte  1652  bem  Siltt|ume,  1669  feinen  übri- 
gen ^frünben  unb  parb  als  ^erjog  unb  $air  Don 
gtontceif^  1682,  91ai!^  feiner  SRefignatlon  erfolgte 
eine  16iä^rige  ©eblSGacanj,  ba  fiubntgXIV.  bie 
SBefefeung  ber  brei  loltiringif^en  SiStliümer  für  pi^ 
beanfpru^te,  Wä^renb  Stom  an  ber  burii^  bie  beut* 
f^n  Soncorbate  plpulirten  freien  @apitelSwa^I 
feft^ielL  Ser  $opft  DerDeigerte  banim  ben  oom 
ffönige  ernannten  unb  Dom  ßapittl  na^trSgli^ 
populirten  ÜSifc^bfen,  Sarbinal  SuliuS  XRajarin 
(1653—1658),  Stanj  Sgon  Don  0öt[tcnbtrg 
(1 658— 1663),  fpüter^ßrpbifcÖDf  Don  ©tra|burg, 
unb  beffen  iBtuber  SSilbelm  Sgon  Don  gQiptnbtrg 
(1663—1668;  f.  b.  Hrtt.),  bie  EonpHnationä- 
bullen,  ^er  tü^tige  SBei^ifd^of  $etru8  Seba- 
der  0.  8.  B.  unb  ber  (SopilelSDicar  SlaubiuS  be 
SBruillarb  beGoutfan  leiteten  unlerbeffenbieSlia- 
,  cefanoerwaltung.  2fn  biefet  Seit  meitle  bet  be- 
rüfimte  Äauäfltebnet  3.  SB.  Solfuef  (f.  b.  Ktt.) 
als  ajombeit  unb  Jlri^lblaton  in  OTef  unb  bielt 
feine  SontroDerfen  mit  bem  5[!rebiger  ber  ^ßroteftan- 
ten  Sßoul  Serrg.  gnblii^  terlie^  ^Uejanber  VD. 
bem  Äünige  1664  als  3ubult  auf  SebeuSjeit  bie 
ßmennung  für  bie  fol^ringif^en  SiSt^ümer,  Ele- 
ment IX.  bebnte  1668  biefeS  3nbult  aui)  auf  bie 
folgenbcnffönigeauS.  ©emäfeblefeS^ßriDlIcgiumS 
ernannte  Bubroig  XIV.  92.  ®eorg  II.  b'Slubuffon 
be  la  SeulDahe  (1668—1697),  bisher  erjbifiiof 
Don  6mbrun.  ©eorg,  ber  ben  Sifel  eineS  grj- 
bljt^ofs  beibetilell,  führte  georbuete  Settjältniffe 
berbel,  übergab  ein  neugeplfleteS  Äranfeu^auS  ben 
barmberilgen  SBriibem.  erric^lete  ju  Ültelj  ein  ©emi- 
nur  unb  bolirfe  ba§  ju  ^jDni-ä-5)touifon  bepe^enbe. 


1463 


SRe^. 


1464 


gr  ftarb  qI§  ©enior  be§  frQn5öfifd}en  6<)ifcot)Qte3 
unb  l^attc  al§  5WQ(]^foIgcr  93.  ^cinric^  ftorl  bu 
gambout,  ^crjog  öon  eoislin  (1697—1732), 
Jeit  1710  aLCabctntfcr,  1711  ^air  Don  Sranfreid^ 
unb  Sllmojcnier  beS  ftönigS.  ©icfcr  jcic^nctc  fid^ 
in  fd^toercn  Sitten  burd^  feine  öro|e  greigebigfeit 
aus,  hanit,  um  bic  Sürgerjd^aft  öon  ber  ßinquar« 
tierungSloft  ju  befreien,  bie  md)  il^m  benannte 
ffaferne,  l^ielt  1699  eine  ©^nobe  unb  gab  1713 
ein  neues  3MtuaIe  l^erauS.  ©eine  berül^ntte  93ibfio- 
tl&ef  oermad^te  er  ber  Slbtei  ©t.  ®ermain»beS=^re§ 
(bie  au§  bem  99ranbe  1793  geretteten  X^eile  be« 
finben  fid^  je^t  in  ber  ^arifer  Jlationalbibliotl^ef). 
Seiber  [teilte  fotool^I  er  toie  fein  9?ad^f  olger  94. 6Iau- 
biuS  be  9louoro9  ®raf  üon  ©t.  ©imon  (1733 
bis  1760),  öorl^er  S3ifd^of  öon  9lo9on,  fid^  in  ben 
Janfeniftif^en  SBirren  auf  ©eite  ber  Appellanten; 
ein  öon  felaubiuS  erlaffener  Hirtenbrief  lourbe  in 
SRom  cenfurirt.  ©effcn  aOBol^U^ötigfeit  »irb  ge» 
rül^mt;  bei  ber  ^ungerSnotl^  1753  fd^enfte  er  ben 
armen  30000  SiöreS.  Cr  grünbete  unter  bem  Sitel 
Maison  de  charite  pour  les  pretres  in  2Re| 
baS  nad^  i^m  genannte  ^riefterfeminar,  beffen  Sei» 
tung  bie  fiajariften  übemal^men.  Unter  il^m  mürbe 
aud^  baS  g^orl^errenftift  ©t.Subtt)ig  in  9Re^  ein- 
gerid^tet  (1736—1761).  ©er  lefete  gürftbifd^of, 
95.  Subtoig  3of  epl^  oon  aWontmorenc^-Saöal  (1 761 
bis  1802),  tjor^er  »ifd^of  DonOrWanS  (1753)  unb 
gonbom(1757),  feit  1784garbinal,  fü]^rtel778 
ein  neues  Sreöier  an  ©teile  beS  römifd^en  ein,  baS 
bis  1858  im  ©ebraud^e  blieb.  9luS  ben  Abteien 
©t.  ajiaria  unb  ©t.  ^eter  in  ^Ke)  bilbete  er  1761 
ein  loeltlid^eS  ßanonijf enftift  gum  $1.  Subtoig.  Seim 
AuSbrud^e  ber  Stetiolution  flüd^tete  ber  Siarbinal 
in'S  AuSIanb ;  bie  eiboertoeigemben  ^riefter  »ur« 
ben  fdfetoer  oerfolgt,  mand^e  getöbtet.  ©elbft  ber 
„conftitutioneEe  Sifd^of  bcS  TOofelbepartementS", 
9licoIauS  gfrancin,  mu^te  1793  in'S  ©efängni^ 
wanbem ;  ber  S)om  würbe  jum  Sempel  ber  Ver- 
nunft enttoeil^t,  bie  ffird^engüter  conpScirt,  ffird^en 
unb  ff  löfter  geplünbert  unb  ju  ©pottpreif  en  öerf  auf  t. 
S3ci  feinem  Untergange  l^atte  baS  SiStl^um  im 
SBefentlid^en  nod^  ben  Umfang  beS  alten  @ebieteS 
ber  9Rebiomatrifer.  S)ie  SReformation  l^atte  jtoar 
mand^e  @emeinben  in  ben  öftlid^en  Sanbcapiteln 
Sudfenl^eim,  ©t.  Arnualb,  ^ombad^  unb  5Reu- 
münfter  an  pd^  gebogen,  bod^  »urbe  im  17. 3al&r- 
l^unbert  in  t)ielen  bie  tat^olifd^e  SleligionSübung 
»ieber  l^ergeftellt,  unb  in  ben  Sl^eitcn,  bie  jum 
©cbiete  ber  Sßfalj,  nad^  9laffau,  ©alm  u.  f.  f.  ge- 
l^örten,  ein  ©imuUaneum  gebilbet.  S)ie  S)iöcefe 
toat  in  Dier  Ard^ibiaconate  getl^eilt:  Ard^ibiaconat 
5Kcj^  mit  bem  9lrd6ipreSbi)tcrate  SDlefe,  2  Sanb- 
capiteln unb  67  Pfarreien ;  Ard^ibiaconat  aJlarfal 
mit  8  Sanbcapiteln  unb  247  Pfarreien ;  9lrd^i- 
biaconat  9?ic  mit  5  Kapiteln  unb  110  ^faneien, 
unb  Ard^ibiaconat  ©aarburg  mit  6  Kapiteln  unb 
176  ^faneien.  —  S)aS  ©omcapitel  gum  1^1.  ©te- 
p^an  l^atte  5  ©ignitöten  (^rimiceriuS  ober  ^ropft, 
S)ecan,  ^röcentor,  ffangler  unb  J^efourar),  4  ^er» 
fonate  (bie  4  9lrd^ibiaconcn)  unb  feit  9lbfd^affung 


beS  gircatorS  (1601)  8  Dfficien  (©d^loiüaß, 
SuftoS  unb  Almofenier).  3)ie  3a]^I  ber  ^roienben 
iDurbe  1384  öom  Aoignonefer  KlemenS  VH.  auj 
40  rebucirt.  Subföig  XVI.  gab  ben  Sopituloten 
1777  bie  AbelSmfirbe  unb  baS  SRed^t,  ein  $ectoioIe 
5u  tragen.  92eben  bem  2)omcapiteI  l^e  Stobt 
unb  ©iöcefe  1792  nod^  11  SoHegiatpifte,  SSegn- 
lärcapitel  0.  S.  Aug.,  9  Slbteien  ber  Senebictraet, 
4  Abteien  ber  Kiftercienfer  unb  3  Slbteien  ber  ?fto« 
monftratenfer.  —  3n  politifd^er  Sejiel^ung  ^ 
baS  S)iöcef  angebiet  gum  Xl^eile  (@tabt  unb  gürfto" 
t^um  9Re^  unb  t^tangöftfdl'Susemburg)  unterbot 
föniglid^en  Parlamente  ju  9J{e| ;  im  Uebrigen  ge* 
l^örte  eS  ju  ben  f^ergogtl^ämem  Sotl^ringen  imb 
93ar  (feit  1766  franaöpf*),  8U  Sujemburg,  ^fülj. 
3toeibrüdfen  unb  92aff au,  in  ben  Steid^graffd^ftoi 
2)agSburg,  ffried^ingen,  ©alm  unb  anberenSeic^ 
territorien.  3n  ftrd^Iid^er  ^in^d^t  unterjtanb  3R4 
t)on  ben  olteften  3^i^^n  bis  pm  3al^re  1801  ber 
aJletropole  Srier. 

VI.  9leuefte3ett.  SWü  «bf d^lufe  beS  (Jon. 
corbateS  1801  würbe  9Re|  »ieber  als  ^\SÜfm 
l^ergeftellt  unb  ber  SRetropoIe  Sefan^on  rntter* 
georbnet.  3laä^  ber  neuen  Sircumfcription  tnu^le 
eS  bebeutenbe  Xl^eile  feines  @ebieteS  an  £ner, 
IRaing,  ©tra^burg  utü)  Ständig  abgeben,  tüjß 
bagegen  anbere  @ebiete  ber  9lad^barbiocefen  mib 
umfaßte  bie  ^Departements  ber  SRofel,  ber  äBoIber 
(el^emaltgeS  ^et^ogtl^um  Su^emburg)  unb  ber  9^ 
bennen.  3n  tJ^olge  ber  SSereinbarung  beS  itbvxcß 
Subtoig  XVm.  mit  SRom  (1817—1821)  nrarbc 
eS  auf  baS  1815  neu  abgegrenjte  ^Rofelbepart^ 
ment,  ungeföl^r  ein  2)rittel  ber  Dorl^ergel^enbes 
SluSbel^nung ,  befd^rönft.  Sei  SuSful^rung  b(§ 
SoncorbateS  erging  aud^  an  ben  legten  t$ürftbt{(^j 
t)on  9Re^,  Karbinal  SRontmorencQ,  bie  Sufforbe* 
rung,  fein  SiStl^um  in  bie  ^anbe  beS  $(#3 
5urüd(5ugeben.  Sr  protepirte  bagegen  unb  blieb 
bis  JU  feinem  Sobe  (1808  ju  aitona)  in  b(t 
Oppoption,  n)urbe  aber  burd^  pöppiid^e  SSai^t' 
DoQfommenl^eit  entfe^t;  als  erper  Sifd^of  ber  neuen 
©iöcefe  (in  ber  alten  SReil^e  ber  96.)  »urbe  $etet 
gfranj  Sienaime  (1802—1806)  ernannt.  Sieiet 
nal^m  tl^atfröftig  bie  Organifation  beS  99iSt^innSi 
inSbefonbere  bie  Siegelung  ber  $farrt)er]^alttnjie. 
in  bie  ^anb.  (SS  folgte  97.  SnbreaS  3of4»^ 
Sauffret  (1806—1823),  ein  tüd^ttger  ^tÄiget 
^IS  ®ro|almofenier  beS  JtaiferS  nal^m  er  inel* 
fad^  ^ntl^eil  an  ben  fird^enpolitifd^  SerM^ 
lungen  jtt)if  d^en  jf  aif  er  unb  $app.  9}apoleontD0llte 
il^n  1811  auf  baS  (JrabiStl^um  «is  beförbemimb 
ernannte  für  SWeJ  fd^on  einen  neuen  SBifdJof  &m- 
reut.  2)a  aber  $iuS  vn.,  folange  er  in  Sopo« 
leonS  ©efangenfd^aft  mar,  allen  ernannten  ®" 
fd^öfen  bie  SnPitution  öermeigert  fyüte,  tmi|te 
Sauffret  nad^  92apoleonS  ©turj  mieber  nad^  ^ 
jurüdfel^ren.  3n9Ke|  grünbete  er  1807  bu(&w- 
gregation  ber  ©d^mePem  ber  1^1.  S^rifttana  für 
aiugenbunterrid^t,  ebenfo  ju  Qforbad^  bie  Cottpe- 
gation  öom  1^1.  ?lnbreoS,  f  örberte  ba§  3nPü«t  ber 
©d^meftem  Don  ber  gßttlid^enSDhitterfi^opWata 


aKe|. 


1466 


onlen-  unb  Armenpflege,  beforgte  1820  eine 
lufiaabe  ber2)iöce{anftQtuten  unb  eriDeiterte 
jkc^feminarien.  98.  3acob  f^ronj  IBeffon 
—1842),  ein  frommer  ©reis,  gab  1827 
ted  S)t5€e|an))ro))num  ^um  Sretiier  beS  &ir« 
9Rontmorenc9,  t)ereintgte  ba§  fleine@eminar 
m  ^riefterfeminar,  grünbete  1884  ein  ^ouS 
e  grauen  inm  guten  ^irten  unb  t)erbanb 
^c^tt)ej}em  ton  gfonteno^  unb  f^orbad^  su 
leuen  Kongregation  ber  @d^ix)eftem  t)on  ber 
^en  SSorfel^ung  ju  $eltre.  99.  $aul  @eorg 
i  S)u  $ont  beS  2oge8  (1843—1886),  üorl^er 
atoicar  DonOrIöan§,  geb.  1804  ju  9tenne§ 
ner  bretontfc^en  SlbelSf amilie,  bemied  in  ben 

fd^merer  ^^rüfungen  (Sil^olera  1849  unb 
.  Prieg  1870—1871)  eine  l^elbenmütl^ige 
ferung  unb  gettjöl^rte  unerfc^öpflid^e  geiftige 
taterieUe  f^ilfeleiftung.  @ein  betröd^ttid^eS 
iDermögen  tt)ibmete  er  gan^  ben  SSilbungS- 
ten,  tt)O^It]^ätigen  unb  fir(|lid^en  3^^^^^. 
.  1845  legte  er  ben  ©runbftein  bed  JtlofterS 
.  ei^ri^ana,  1849  ben  beS  SBaifenl^aufeS 
imjlantia;  aud^  ber  Steubau  bed  fflofterS  t)om 
g>irten  Derbanft  il^m  feine  gntjlel^ung  (1856). 
854  üoOenbete  ftnabenfeminar  @t.  AloqfmS 
»ntign^  bei  5KeJ  —  ein  l^errlid^eS  ©ebäube — 
»tete  er  felbft  aI8  bie  Jhone  feines  äBirfenS. 
i.  1853  brad^te  er  barml^erjige  ©d^toeflem 
eforgung  beS  3ud^t]^ciufeS,  ebenfo  jhanfen* 
ttn  Don  ber  ^offnung  nad^  SJte^.  Sr  f5r« 
nod^  Jhäften  oie  Sinfül^rung  ber  SRebem« 
ti  )u  Xeterd^en  unb  ber  ^efuiten  in  ber  alten 
St  Clemens  p  9Re|,  erlebte  aber,  bag  biefe 
9lnftalten  nad^  ber  ^Bereinigung  mit  S)eutf d^- 
L871),  mli^t  aud^  eine  neue  Sircumfcription 
ifd^Iul  an  bie  territorialen  Umgeßaltungen 
»Ige  l^e  (1874),  ein  Opfer  beS  fog.  Kultur- 
A  würben  (1872—1873).  Kbenfo  entftan- 
tcberlaffungen  ber  Sd^föeftem  t)om  l^eiUgen 
t  )u  9)lontignq  unb  ber  @d^ulbrüber  beS 
2a  @alle  )u  ^eauregarb  bei  SDiebenl^ofen 
nbertoärtS.  9?od^bem  ber  el^rmürbige  Si- 
icreitS  1854  unb  1867  ju  SRom  getoefen, 
er  oud^  tl^eil  an  bem  aK^meinen  Koncil  im 
n  1870  bis  gum  AuSbrud^  beS  beutfd^- 
ftfd^  JhiegeS.  S)aS  lBret)ier  beS  CarbinalS 
DittmorencQ  warb  1858—1859  iDieber  burd^ 
mifd^  (mit  einem  Siöcefanproprium)  erfe^t, 
iöcefanftatttten  mürben  1869  neu  l^erauS« 
n.  Sei  bem  fegenSreid^en  Sßirfen  beS  IBi« 

ber^  wie  einft  ber  ^Regierung  fiubmig  $^i« 
imb  ÜtopoIeonS  HL,  fo  aud^  nad^  1871  ber 
cn  gegenüber  eine  eble,  freimüt^ige  Unab« 
[fett  gu  magren  unb  baburd^  bie  l^ö^fte  Ad^- 
lOer  fid^  )u  ermerben  mugte,  geftaltete  ftd^ 
Sid^geS  Sifd^ofSiubilöum  1868  sn  einer 
iofHfd^  OtKition  aEer  @tönbe.  9^ad^  fei« 
Cobe  (18.  ^luguft  1886)  folgte  i^m  fein 
VC  ©eneralrtcar,  feit  1881  ßoabjutor  unb 
«fdjof  100.  Submig  m.  Qledf,  geb.  8.  gc 
1824  }U  Stieberbronn.  Ad  multos  annos! 


auf  ®runb  beS  gronffurter  griebenSfd^IuffeS 
(1871)  mürbe  ÜKe^  oon  ^iuSlX.  am  7.0ctober 
1874  t)on  ber  ftird^enproDinj  Sefan^on  abgetrennt 
unb  bem  a})oftoIifd^en  ©tu$le  unmittelbar  unter- 
ftettt.  3n  Solge  ber  SJerönberung  ber  SanbeS- 
grenzen  famen  bie  5um  9Rof elbepartement  gehören« 
ben  Xl^eile,  meldte  bei  g^anfreid^  blieben,  an  baS 
SiStl^um  Planet)  unb  Xoul,  möl^renb  bie  beutfd^ 
geworbenen  Jheife  Sl^&teau-SalinS  unb  @aar« 
bürg  t)on  £ouI  ju  S^e^  gejogen  würben ;  f omit 
entfprid^t  bie  2)i5cefe  bem  reid^SIönbifd^en  Se* 
jirfe  Sotl^ringen.  3luf  6222  qkm  göl^It  ^e  gegen 
490  000  »ewol^ner,  barunter  440000  ftatl^olifen. 
S)aS  »iSt^um  l^at  (1892)  50  Pfarreien  erfter  unb 
SWeiter  ffloffe,  577  ©uccurfalpfarreien,  3  gjpofx- 
turen,  1  «nuejürd^e  unb  80  gilialen.  ©aS  «rd^i« 
biaconat  3Jltii  f)ai  9  ^Ird^ipreSbqterate  unb  170 
^f  aneien ;  baS  ärd^ibiaconat  ®  iebenl^of  en  6  3lrd^i- 
preSbqterate  unb  121  Pfarreien;  baSSlrd^ibiaconat 
@aargemünb  8  9rd^i))reSbt)terate  unb  146  $far« 
reien;  baS  Slrd^ibiaconat  @aarburg  unb  @^]^&teau« 
@aIinS  10  aird^ipreSbqterate  unb  190  Pfarreien. 
2)ie  ^rd^ipreSb^terate  entfpred^en  ber  politifd^ 
Sintl^eilung  nad^  ffantonen;  ber  Pfarrer  beS 
9rd6i|)reSb9terateS  ift  gugleid^  Sr^priefter  beS  be- 
treffenben  SanbcapitelS.  ffieltpriefter  gibt  eS  (1892) 
790.  S5on  DrbenSprieftem  finb  nur  mel^r  gran« 
ciScaner  in  SJ^e^  anwefenb.  S)aS  2)omcapiteI  be- 
fielet aus  8  S)om^erren  unb  einer  unbejiimmten 
Sa^l  t)on  Sl^rencanonifem.  S)ie  gwei  @eneral« 
t)icare,  bie  wirüid^en  Soml^erren  unb  bie  Pfarrer 
erfter  unb  jweiter  iMafJe  werben  Dom  Sifd^ofe  im 
SinDemel^men  mit  ber  ^Regierung  ernannt,  wä^- 
renb  bie  Sefe^ung  ber  @uccurfalen  bem  SSifd^ofe 
aQein  ^uftel^t. 

93on  mönnlid^en  Orben  l^aben  nur  bie  f^randS* 
caner  unb  bie  ©d^ulbrüber  beS  el^rw.  Sa  @aQe  je 
ein  f^auS  in  !IJle|.  2)ie  dauptanftalt  ber  ©d^ul- 
brüber  in  Seauregarb  bei  2)ieben|^ofen  würbe  1878 
aufgelöst  unb  infolge  beffen  il^re  SoßSfd^uIen 
wettlid^en  Seigrem  übergeben.  SJon  graueninfti« 
tuten  beftel^en  für  Sflobd^enunterrid^t  bie  ©d^we« 
Peru  ber  1^1.  ßl^riftiana  ju  ÜKeJ,  öon  ber  SSorfel^ung 
)u  @t.  äol^ann  Don  Safel  unb  Don  ber  ISorfel^ung 
5U  $eltre  unb  bie  Sd^weftem  ber  d^riftlid^en  Seigre; 
für  fltanfenppege  unb  Slrmenbienft  SJincentinerin- 
nen  unb  Sorromäerinnen,  fleine  ©d^weftem  ber 
armen,  gfranciScanerinnen  Don  ber  1^1.  Slanbina, 
©d^weftem  Don  9lieberbronn,  Don  ber  Hoffnung, 
Don  ber  Srbarmung,  Dom  guten  ^irten  unb  Don 
ber  göttlid^enilKutterfdeaft;  enblid^  SJifitantinnen, 
2)amen  Dom  l^eiligen  ^er^en  unb  @^armelitef[en 
5U  9ne|  unb  SSenebictinerinnen  gu  Oriocourt  bei 
®elme.  Slm  tpriefterfeminar  ©t.  ©imon  su  SKe^ 
beftel^t  ein  DoUftönbigeS  pl^ilofopl^ifdeeS  unb  tl^eo« 
logif d^eS  Sel^rinflitut ;  ein  ffnabenfeminar  (bif d^öf- 
li^eS  ®t)mnaftum)  befinbct  fid^  ju  aJlontign?,  ein 
bifd^öflid^eS  Snftitut  ^u  »itjd^,  ein  bifd^öflid^eS 
SouDict  für  bie  ©d^üler  beS  ftaatlid^en  S^ceumS 
äu  aWeJ;  bie  S)om)c^uIe  ©t.  amulf  in  5IKeJ  fte^t 
unter  geiftlid^er  Seitung. 


1467 


SDtcuIcn  —  9Regico. 


1468 


VII.  ©  ^  n  0  b  c  n.  auf  einer  SReid^§ji)nobe  590 
mürben  ßr^bifd^of  SlegibiuS  t)on9ieim§  föegen^od^« 
öerrotl^eS  abgefegt  unb  bie  ^rinjeffinnen  Kl^robi« 
c^ilbe  unb  Saftna,  9lonnen  ju  ^oitierS,  Dom  Äir- 
c^enbanne  gelöst.  Unter  Sl^robegang  mürben  758 
auf  einer  @qnobe  8  Sopitel  über  2)i§ci))Hn  unb 
canonif d^eS  Seben  erlofjen.  gr^bif d^of  ®rogo  leitete 
835  bie  ateid^Sf^noben  ju  SDiebenl^ofen  unb  ^Rti^, 
auf  benen  JtoiferSubmig  feierlid^  reftituirt  »urbe, 
unb  844  bie  ju  3eu|.  gine  S^nobe  su  5me|  859 
Uimdtt  bie  ^uSjö^nung  stoifd^en  Derfd^iebenen 
farolingijd^en  ffönigen.  6ine  unter  bengrjbifd^öfen 
t)on  Srier  unb  ff  öln  863  gu  aJie  J  gel^altene  ©^n« 
obe  löste  bie  Sl^e  gmifd^en  Sotl^ar  U.  unb  Xl^eut« 
berga ;  SlicotouS  L  öermarf  biejen  Sefd^Iufe.  3n 
einer  SReid^Süerfornmlung  869  »urbe  ftarl  ber 
ffol^Ie  Ql§  9lQd&foIger  im  SReid^e  Sotl^arS  IL  burd^ 
§incmar  öon  SReimS  gefrönt  3n  ber  S(btei  ©t.  9lr» 
nulf  fanb  888  unter  (Jr^bifd^of  SRotbob  öon  Xrier 
eine  ^roDinjialftinobe  ftott,  meldte  13  SononeS 
gegen  Uebergriffe  berSaienpotrone  unb  anbere5Ki|» 
bräud^e  erliefe.  —  9?on  ©iöcefanf^noben  finb  gu 
ertoäl^nen  bie  1605,  1610  unb  1699  gel^altenen. 
©egenmörtig  finbet  aKjö^rlid^  unter  bem  Sorfi|e 
beS  Sifd^ofä  eine  ®iöcefanfi)nobe  ftatt,  an  »el^er 
bie  S)om|enen,  bie  Snitglieber  beS  geiftlid^en  Statines 
unb  fämmtlid^e  ßrjpriefter  ober  al§  ©tettoertreter 
berfelben  bie  ©efinitoren  ber  Sonbcapitel  tl^eil- 
nel^men. 

Ym.  Siteratur.  A.  Calmet,  Histoire 
de  Lorraine,  nouv.  ed.,  7  volß.,  Nancy  1745 
ä  1 757 ;  Le  Cointe,  Annales  ecclesiasticiFran- 
cormn,  8  voll.,  Par.  1665 — 1683 ;  M.  Meurisse, 
Hist.  des  evSques  de  Teglise  de  Metz,  Metz 
1634;  Fran9ois  et  Nie.  Tabouillot,  Histoire  de 
Metz,  6  vols.,  Metz  1 769—1 790 ;  Gallia  Christ. 
Xm,  2.  ed.,  Par.  1874,  677  sqq.;  Clouet,  Hist. 
eccles.  de  la  province  de  Tröves,  Verdun  1844 
4 1851 ;  Fr.  Chaussier,  Les  eveques  de  Metz 
du  10®  au  13®  siöcle,  in  ber  Revue  eccles.  de 
Metz,  1890—1892.  [Sritfd^O 

'SSeuCm,  Dan  ber,  f.  9RoIanu§,  3ol^anne§. 

Mexico,  füblid^fter  ©toat  in  Storbomerilo,  in 
Ürd^engefd^id^tlid^er  93e)ie]^ung.  99ei  ber 
großartigen  SJölfertoanberung,  »eld^e  in  SWittel» 
amerifa  com  6.— 13.  Sal^rbunbert  öon  Jlorben 
nad^  ©üben  ftattgefunben,  festen  ftd^  jule^t  bie 
Sljtefen  in  ber  l^eutigen  ^unbeSrepubli!  SRe^ico 
feft.  ©ie  unterwarfen  fid^  nad^  unb  nad^  aQe  be* 
nad^barten  ©tömme,  bel^nten  bie  ©renken  il^reS 
Steid^ed  big  an  beibe  Oceane  au§  unb  grünbeten 
1335  bie  ^auptftobt  3:enod^titIan  ober  SJ^esico. 
2)ie  Sl^tefen  bef afeen  nid^t  geringe  Sultur,  fannten 
bie  ©d^reibfunft  unb  bie  aJlalerei,  brad^ten  betoun- 
berung§tt)ärbige  Jhmftoerfe  l^erDor  unb  l^atten  einen 
DoHfommenem  jtalenber  als  bie  ®ried^en;  fie  übten 
aber  aud^  einen  blutig^fd^uberl^aften  ©ö^enbienfl 
(Dgl.Lord  Eingsborough,  Mexican  Antiquities, 
9  vols.,  Lond.  1831 — 1848,  unb  Alex.  Lenoir, 
Parallele  des  anc.  monuments  mexicains  avec 
ceux  del'Egypte,  de  l'Inde  et  du  reste  de  Tanc. 


monde,  in  bem  ©ammelmer!  Antiquites  mexi- 
caines  I,  Paris  1834,  unb  barin  bie  Suffi^lüfje 
über  bie  alte  me^canifd^e  SDl^t^oIogie,  todd^  feli> 
f ame  ^nf  lange  tl^eilS  an  pl^önicif ^en ,  t^8  an 
inbo»ögqptif(|en  ß^uItuS  entl^ölt).  ^emanbo  Soitq 
toax  e§  bann,  ber  1519  ©ponienS  flagge  unb  os^ 
ba§  Jheus  l^ier  aufpflanzte.  2)enn  !aum  1^  es 
baS  große  unb  fd^öne  Steid^  für  ©panien  erobeit 
fo  ließ  er  ftd^  bie  Slugbreitung  be§  Sl^rißent^ 
unter  ben  SResicanem  angelegen  fein.  Suf  bie 
erften  aJliffionare,  bie  gfranciSconer  (feit  1522; 
über  bie  erfte  Kl^riftianifirung  f.  b.  3lrt.  Sünoito 
1, 720  f.,  unb  über  bie  ^frage,  ob  ber  l^Iige  ^ 
ftel  Xl^omaS  in  SJle^co  gemefen,  bgL  bef.  9(nB> 
berger  ^aft.«©I.  1882,  S«r.6),  folgten  bie  ©mmai. 
caner  (1526),  bann  bie  5Kerciarier  unb  feit  1583 
bie  ^uguftiner.  31I§  1572  ani^  bie  Sefuüen  1^ 
famen,  nmren  bie  meiften  ßingeborenen^  toaair 
tend  in  ben  üon  ben  Solonifien  be^ol^nttten  isa^ 
tredfen,  getauft,  unb  bie  reid^Iid^  gef egnete  X^äig- 
'eit  ber  SefeEfd^aft  erftredfte  ftd^  in  biefen  ®t^ 
ben  mel^r  auf  Unterrid^t  unb  ffran!enpf[ege.  3i 
ben  anberen,  Don  ben  ©poniem  bamal§  nc^  nutt 
bel^errfd^ten  Gebieten  beS  nörblid^en  SRepco  hop 
gegen,  »ie  aud^  in  ^Kalifornien  unb  9leu*9Repai^ 
mol^in  nod^  feine  9)li)ftonare  gefommen,  entfaltda 
bie  Sefuiten  eine  bettJunberungStoärbige  SRifjiiniS« 
tptigfeit.  Um  ba§  3a^r  1600  maren  f d^on  pr# 
ootte  ßird^en,  Älöjier,  SBaifenl^äufer  u.  f.  lo.  ge- 
baut unb  ba§  gan^e  iBicefönigreid^  in  flÄenSä« 
cefen  eingetl^eilt:  SRe^ico  (ern(|tet  1527, 9Retn^ 
1546),  $uebla  ober  ilojcalo  (1519),  Oaiocöober 
^ntequera  (1535),  aRid^oocan  (1536),  (Sfpßpa 
(1538),  ©uobalajara  (1548),  ^ncaiaa  (1561); 
bagu  !am  1620  nod^  S)urango.  S)ie  OrbeiS* 
geiftlid^en  toaxtn  um  biefe  3^it  fd^on  fel^  yäfF 
xtid),  unb  fie  UKiren  e§  oud^,  toeld^  unter  boi 
©d^u^e  ber  meift  ou§  il^rer  !Dlitte  J^orgegange" 
neu  99if  d^öf  e  ftd^  ber  t)on  eingelnen  ©^xmiem  f^wt 
bebrüdtten  unb  als  Seibeigene  bel^nbelten  Snbuna 
annal^men.  ©o  l^atte  e§  fd^on  ber  erße  8i{(W 
t)on  Xlascala,  3uliu§  @arceS  0.  Pr.,  fid^  l« 
®runbfa|e  gemad^t,  ben  3nbionem  {uerß  fMn 
unb  SBef ^ü^r  unb  bann  erfl  aßiffbnar  unb  9i* 
fd^of  gu  fein,  unb  feinem  93eifptele  folgten  bie 
meiften  SRiffionare  unb  Sif d^öf e.  Sr  nxir  eS  (n4 
ber  im  S3erein  mit  fiaS  &ifa3,  SKBeira  ba  €o|tti 
gun,  Xoribia  unb  Slnberen  bei  ffaifer  ftarl  Y.  dl 
bem  übnxQ  Don  ©panien  einen  für  bie  Sfreil^  ba 
3nbianer  günfiigen  Sntfd^ib  enoirtte.  Sud^  94| 
$aul  in.  erflörte  bie  3nbianer,  toeld^  tum  bei 
erften  Eroberern  al§  unDemunf tigcS  SoD  (jg/BtiB 
sin  razon)  bargefteHt  tt)orben,  für  t)eniiiiifü|t 
@ef d^öpf e  unb  befallt,  fie  ald  f old^e  ju  b^oM 
(t)gl.  Lorenzana,  ClonciL  Mexic.  in  ba  S» 
leitung,  unb  S)ie  fatl^ol.  Ihrd^e  in  ben93aeim|lit 
©taaten  31.»%.,  ätegenSburg  1864,  498  f.).  Siel 
ben)irfte,  ba|  ftd^  in  ÜJte^co,  tote  in  bem  anben 
DormalS  fpanifd^en  SlmerUa,  bid  lernte  eine  }# 
reid^e  inbianif d^e  99et)ölferung  erl^alten  1^,  to^ 
burd^göngig,  bis  }um  auftreten  bft  greimmucm 


baftibp,  ja  ttot  btTfeltm,  im  Singtmeinen  bn  ta- 
ttoli^en  ifiid^e  trta  anfängt,  unb  aus  müä)tr 
Pttt  btt  ßtfllte  S^ril  bet  ©eifttid^frit  ^ttanflcbilbel 
Detben  loiralt  unb  fann.  S)ie  ffir^e  (eI6ft  btlanb 
fii(  ^  bis  gegen  Snbc  btS  18.  3a^t^unbertg  in 
rinn  fiän^gm  Sage.  3)ie  er^  Sßunbe  mürbe  il)T 
geft^gm  tmi[^  bit  Suf^ebung  beS  3t{uitenorben§. 
Hot  3ffiriteii  mußten  1767,  jum  gtöfeten  !Ra^- 
t^t  bei  Sonbtä,  baSftlbe  öerlaffen.  gine  [(^me- 
iere 3Bunbe  mürbe  bei  ftirc^  beigebracht  burd) 
Mt  folff^  $^ilDfo4)^ie  unb  lufflütung,  meiere 
bomalS  Oom  fflhitterlanbt  auS  in  bie  ölten  Solo- 
via  niigef[^muggelt  uurben.  Spanien  mu^te  eS 
tAa  balb  ftllift  bügen ;  benn  baburc^  ^atte  eS  feine 
fnSft«  fuß  ^crmttit(!^  terfi$lD||enen  €aIonien  (ogE. 
Ai^^potU.  SBlüttci  Ln,  1863,  949  ff.)  nit^t 
Mo|  bcnt  Unglauben,  fonbem  auc^  ber  tmlitifdien 
If^totion  btr  omeritonifc^en,  englifc^en  unb  fron- 
Itpfi^  g^rtimaurerei  erüpet.  Wtift  burc^  biefe 
^itif^  Sgitation  qI8  burc^  baö  91u9ftieuen  beS 
IbtglanBtnS  tmuben  bit  3nbianer  in  unjäglic^es 
Bmb  flefHirjt  (Dgl.  3ß.  SDlenjel,  ®efc^.  btr  ntueften 
Seit,  ©tuttg.  1860, 313  f.)-  ©ie  jeiglen  übrigens 
l^n  bei  bttn  trpen  Sufftonbe  gegen  baS  iDtutttr- 
Imb,  urit  fc^r  fie  Im  S^riftent^um  bcfefttgl  maren, 
jErabe  fo,  loit  fie  tS  noi^  ^eule  an  ben  Xaq  legen, 
xo^  fo  langet  ä)li|regieiiing  i^rei  freimaurcrifd^en 
PrÄftbtnten. 

Koii^btin  im  3. 1821  bit  fännlic^t  So^rtigung 
Mnn  Wntterlanbt  erfolgt,  conftituirtt  fii$  ^nesito 
L828  die  3öber(itit»-!Rt|)ubIt[.  3)ie|  Uai  baS 
BatbctmÄ^tigtnntmblifanifi^tnlliQrtti,  mtlc^e 
y^  WorttnoS  DbetO^i^cialiftcn  nannte,  gegenüber 
MBWCDfefoB  obtt  Stntiali^en  (nact)  bem  ioplftl' 
m  (in  ehigefü^tn  9litu3  btr  ^reinmureiti,  bem 
poriei  tntb  bem  f^ottifc^en,  benannt).  Sie  ^en> 
l4aft  bicjtt  Sorteien,  oon  bentn  immer  bie  eine  bie 
nbcn  von  otr  Xegiening  ju  Derbrängtn  fu^te, 
KT  nichts  loeniger  alä  ^Ifam  für  äüe^ico,  brad^te 
■OMcntli^  bie  ffir^e  in  Eßerac^tung,  begünftigtt  bie 
I)e»oia(i|atton  unb  niDtSirtc  bDÖtnbS  allt  Stan- 
MI-  mb  Stactmtnttift^iebe  (SQ.  3IttnjeI  a.  a.  O. 
U7).  SHt  ®tip^trit,  bit  ^obt  boran,  mar  auS 
pia*  (Bntnbt  immer  auf  Seite  btr  S^cofefoS 
ntb  Pt>ftttc  mo^I  20  QMiDUtn  Dollars  für  t^re 
Mfilif^  Stfhtbungtn.  1E)it  golge  mar,  bag  bie 
nodfau»,  fobalb  fie  ölt'S  Shiber  tamtn,  bie  @ei{l- 
Cqfcit  maft  btanbfii^a^en  unb  ibr  3ulc|t  ben 
poitn  oeft(  loegna^mtn.  UebrigtnS  tümmerten 
filf  Mbe  um  bie  ^errf^aft  ftreitenben  Matteten 
Mrifitt  tnn  bie  ftir^e  alB  um  ba9  ffirc^engut. 
n  tint  antpUutioncIle  ^cte  1824  bt^mmtt.  bag 
Mt  Ito^olif^  Steligion  bit  tinjig  gebulbtte  in  ber 
pbcndion  fei,  glaubte  man,  für  bie  Shxfy  fei  nun 
HObnnmnt  Shi^e  unb  @id^er!)eit  eingetreten,  um 
io  m^,  als  ^Sfibent  aSictona  am  30.  October 
1824  tiR  offitieKtS  Sd^reibtn  nad^  Stom  fanbte, 
wOfyM  Seo  XIL  am  30.  ^uli  1825  frninblid^ 
wanftBWlele  (*äamS,  @tft^.  bei  j^ir4e  (S^rtfti  im 
19.  3<4t^intbert,  3imebni<I  1856,  UI,  681). 
lOttii  ia  ben  foIgeiÄien  3a:^rtn  mu^tt  bie  ftir^e 


EiCD.  1470 

I  um  fo  me^r  leiben,  mtU  bie  @eiftlic()leit,  namentliii^ 
bie  SBifi^iSft,  fo  jutommengtidimoläen  maren,  ba^ 
fie  unmöglit^  genügen  fonnten.  3>a  infolge  beffen 
^  nii^l  blo6  bie  bifi^öf  liefen  Oiitictionen  unterblieben, 
fonbem  aud^  jebe«  geregelte  Rrcblit^e  Stben  unter- 
brod&EU  mar,  entftanb  in  allen  ©d^i^ten  b«  ©e- 
itDft^aft  gro|e  Unjufritbcn^eit.  Slie  bei  ftit^ 
fo  ftinhli^  gefinnten  ^ortinoS  fo^en  fi^  gulrtt 
gqmungcn,  btr  Stgierung  )u  geftatten,  ba&  fit 
mit  ©rigor  XVI.  eine  gontiention  fc^tol  jum 
Swedte  bei  SBeft|ung  bei  triebigten  Siat^ümer. 
9118  biefe  Sonbtntion  16.  Mai  1831  al8  Staats- 
geftg  ;iubliciTt  mürbe,  erlitt  fit  oon  boppelttr  Seite 
Angriffe.  Sie  Unücdilidtien  im  Sanbe  btft^ulbigttn 
bie  Sttgtetung  tned^lifc^tr  !)iadE)giebig(eit,  meil  fie 
nid^t  onf  auabriirflid&tr  9!nerlennung  ber  Wef  ublil 
unb  ilireS  StationalpatronotS  beflanben  ^abt. 
©^jonien  hingegen,  nelc^eä  fein  Se^t  auf  OTesico 
aucb  in  (ir(^lt$et  ^infic^t  immer  nud^  geltetib 
motzte  (Spanien  erlanntt  bit  SRepubüI  Wt^co 
erft  am  24.  September  1836  an),  fa^  biefe  gon- 
uention  ungern,  meil  fie  feine  ^ntionatSre^te  be- 
einträchtige, gab  fi^  aber  jule|t  jufiieben  (9Jeutfte 
®ef^.  btr  flirre,  9lug8b.  1844,  11,  824 f.;  §er- 
genröt^er,  Spaniens  SSeitjonblungen  n,  f.  m.,  im 
ärctiiD  für  loi^ol.  Äirct)enre(^t,  l^erau§g.  ».  IJreib. 
u.  33!op  be  SonS  unb  gering,  XU,  1864;  Dl.  &. 
VI,  56  ff.).  ©rtgoiXVI.  bedeute  aud)  1831  für 
bie  Stegutaren,  nelci)t  al@  Vermalter  uon  Pfarreien 
Don  btr  flSfterli^en  3uc^t  abgemii^en  maien,  einen 
apDftoIifc^en  äüfitatoi  in  ber  ^rfon  beS  9ifc|)Dfg 
t!rianj1|iauISSaSquej  uon  $uebla  (Xla^cala);  aÜein 
bit  ^oitinoS,  feit  1 833  mit  bem  $iäfibenttn  Santa 
Slnna  miebei  am  Shiber,  Eiegen  tS  gu  Itiner  9ttform 
fommen.  Siftrfüdfitig  auf  ben  Sinf[u|  bt@  SItruS, 
^obtn  fie  fofort  allt  fflöfttr  auf,  fücularifirttn  bie 
!DIiffionen,  confiScirttn  it|i  Sigtnt^um  für  ben 
Staat,  beiaubten  f o  bie  Snbianer  aUti  SilbungS- 
mittel  unb  lunbigten  fogac  bem  $apft  ben  ©t^oi- 
fam  auf.  ällleS  bieg  bunten  fie  jeboc^  nui  auf 
Ummtgen  erreid^en,  meil  bie  Sn^Sngltt^teit  beS 
Zolles  an  feine  Airc^t  unb  ben  btiligen  Slu^l  ju 
tiefge^enb  mar.  SStr  nä^fle  5|Jräfibtnt,  ^errera 
(feit  1848),  brang  jur  Orbnung  btt  fir<^(ic^en 
angelegenleiten  auf  bie  ©rri^tung  einer  gtuntio- 
tur  für  5DIeiico,  welcbe  f^on  ©regot  XVI.  6ea6- 
fi^tigt  bitte,  unb  meldte  anä)  1851  unter  5[iräfi- 
bent  5Irifta  eifolgle.  SliS  iebnc^  bieftr  Sßräfibent 
1852  Unterbonblungen  übet  btn  ab[^Iu|  tineS 
lEoncotboteB  einleitete,  mürbe  et  geftürjt  unb  Santa 
anna  abermals  5ßräfibent.  Siefer  begann  nun 
bie  Äir(f)t  no(^  mebr  ju  Berfolgen  als  früber,  unb 
btr  $a|}fl  flogte  batübet  in  ber  Mocution  Dom 
15.  Secember  1856.  gbenfo  mufete  51Jiu8  IX.  in 
btr  ^IDocution  Dom  SO.  September  1861  flagtn, 
bog  bie  SRegitrung  bie  ffitc^tn  geplünbert,  @rau- 
famttiten  gegen  OrbtnSptrfonen  wrübt,  bie  Si- 
fc^Öfe  roilHürlidl  oerbannt  (fie  moren  meift  nadti 
Som  gefloben)  unb  bie  ungerec^teRtn,  Dom  igai 
gegen  bie  ffleligion  angcfülllen  @tftie  erlaffen  fyibt 
(ain^io  fürtat^oLffiii^enrei^tVII,  1862;  91.  g. 


1471 


SKc^er. 


1472 


t 


1, 117).  3n  ber  ipcitcm  Mocutton  öotn  16. 5IKärj 
1863  fonntc  swar  bic  fo  notl^tocnbigc  SSermcl^runö 
ber  SiStl^ümer  publicirt  aber  nod^  fein  erfreulid^e^ 
95ilb  t)on  ben  fird^fid^en  ßwPönben  aJlejico'S  ent« 
iporf en  »erben  (Slrd^iö  für  fat^ol.  Stxxä^znxtä^t  IX, 
1863;  5R.  g.m,  433  ff.).  31I§  ttm  ein  3a^r 
fpQter  baS  mepcanifd^e  93oIf  bem  eblen  Sr^l^ei^og 
SWajimilian  Don  Dcflerreid^  als  feinem  ffaifer  ju» 
jubelte,  fd^icnen  beffere  Sage  für  bie  Äird^e  »ie 
r  ben  ©taat  anbred^cn  5u  »ollen;  leiber  warb 
teg  burcl^  ba§  bef fagenSmertl^e  Snbe  biefeS  l^elben» 
mütl^igen  Äaijer§  vereitelt.  9Wit  ber  olten  bürger- 
lid^en  Sfliföre  50g  aud^  bie  alit  fird^Iid^e  Sßirtl^« 
fd^aft  »ieber  in  SKegico  ein,  unb  e§  ift  bis  l^eute 
nod^  nid^t  oiel  beffer  geworben.  (93gl.  befonberS 
nod^  ffat^oüfd^e  ^Kifftonen,  greiburg  1875, 107  f. 
194 f.;  1889,  22  f.) 

S)ie  l^eutige  f  ird^Iid^e  Sintl^eilung  ergibt  ftd^  auS 
nad^ftel^enber  %abtSit,  ju  ber  nur  ju  bemerfen  ift, 
ba|  au|er  ben  oben  genannten  erften  SiStl^ümem 
im  vorigen  Sal^rl^unbert  nod^  errid^tet  würben: 
SinareS  (1777)  unb  ©onora  (1779).  «IS  1863 
ouS  ber  einen  ^ird^enproDin)  brei  gebilbet  würben, 
fmb  bann  neu  errichtet  worben  bie  fieben  ©iöcefen: 
lulancingo,  Oueretaro,  Sera  Kruj,  6]^ila|)a,  Qa« 
mora,  Scon,  3acatecaS.  Später  würben  nod^  er- 
rid^tet:  Kiubab  Sictoria  ober  laumalipaS  (1870) 
unb  SabaSco  (1880). 


9(reatin 

SBeböHe« 

{ßfar< 

qkm. 

rung. 

reien. 

GrsbiSt^um  Svtesico     .... 

684008 
21460 

4649421 

710679 

774 
142 

eiSt^um  Slntectuera    .... 

70646 

741274 

128 

0       (S,b\apa9 

»       dbüapa 

»       fttubab  Cictoria   .   . 

73000 

262029 

32 

69231 

363193 

63 

76000 

140137 

87 

„       aneriba  ober  g)ucatan 

127000 

392728 

70 

,,       Xahaico 

80000 

110000 

14 

H       Xlatcala 

86902 

922944 

160 

«       Xutanctngo    .... 

18039 

434096 

64 

0       fßtva  Grus  ob.  3alapa 

62820 

682441 

64 

Qtnhiit^um  (Suabalaiara    .   . 

1934006 

8733288 

868 

c.  80  771 

802600 

f    4 4n 

83{0tbujn  (^olitna 

c.  37  004 

72691 

c  112 

^^^^    w^^    ^^^  ^r9^rww           ^mr  ^^ ^  •  ^^  •  ^^F                        V                 V                 V                  *                 V 

«r       Surango 

341437 

422103 

43 

«r       SinareS 

218600 

846326 

86 

«       6inaIoa 

93730 

201918 

? 

0       6onoTa 

200846 

143924 

66 

0       3acateca9     .... 

0.70000 

C.460000 

22 

ii{t<9<ii9ro9<ti|  W4o<c<s 

160026 

8471967 

171 

(Urgbidt^um  SVli^oacan    .    .   . 

0. 80  000 

884106 

68 

Sist^um  fieoit 

32600 

968113 

22 

«r       6an  Suis  Jßotoft  .    . 

67826 

616486 

83 

»       Oueretaro     .... 

10200 

203260 

22 

m       Santora 

c.  30  000 

C.400000 

36 

|Uf.  in  ben  22  Stöcefen  ane^ico^d: 

2670019 

9864660 

1  1213 

©aju  fommt  nod^  baS  apoftolifd^e  93icariat9lieber- 
Kalif ornien,  errid^tet  burd^  Sreoe  Quod  Catholici 
nominis  bonum  oom  20.  Sanuar  1874,  baS  auf 
155  200  qkm  30198  ©eelen  jöl^It.  5Kieber-6aIi. 
fomien  ftanb  feit  1840  unter  bem  Sifd^of  Don 
©an  ®iego  unb  fam  1852  infolge  ber  Abtretung 
Ober  «Kaliforniens  an  bie  SJereinigten  Staaten 
unter  ben  erjbifd^of  Don  SKegico,  bis  eS  felbftän» 
bigeS  Sicariat  würbe.  SDBeiter  pnbcn  fid^  in  ber 
SRepublif  5Kejico  fieben  unter  ber  ^ropaganba 
ftel^enbe  ilKiffionScoHegicn  ber  SranciScaner-Ob- 
ferüanten.  6S  finb  bie^  innerl^alb  ber  betrcffenben 


2)iöcefenaRifftonSmittelt)unItefurbteetwa  100000 
eingeborenen,  !aum  jur  ^ölfte  getauften  9BqQ)* 
bewol^ner  (Dgl.  Missions  catliol.  1891,  493). 
kluger  ber  bereits  angefül^rten  Siteratur  iji  v^ 
5U  Dergleid^en:  A.  de  Alcedo,  Diccionariogeogr.- 
bist,  de  las  Indias  Occid.  6  America,  5  toII, 
Madrid  1786—1789;  Lorenzana,  Eist  de 
Nueva  Espana,  escrita  por  su  esclareddo 
conquistador  H.  Cories,  aomentada  con  otro6 
documentos  y  notas,  Mexico  1770;  Ade 
Humboldt,  Essai  politique  sur  le  royamne  de 
la  Nouvelle-Espagne,  4  vols.,  Paris  1827; 
Prescott,  Hist.  of  the  Conquest  of  Mexico, 
3  vols.,  Paris  1844,  aud^  beutfdj  Seipsig  1845, 
2  Sbe. ;  Moroni,  Dizionario  di  erudiz.  storioo- 
eccles.  XLIV,  289  sgg.,  Ven.  1847;  LXVHI, 
175  sg.,  Yen.  1854;  Balluffi,  L' America  an 
tempo  spagniola,  Aiicona  1843,  auS  bem  äta* 
Ueni)d^en,  I,  1.  ^älfte,  SEßien  1848;  Brasseur 
de  Bourbonrg,  Hist.  des  nations  civiüsees  du 
Mexique  et  de  TAmerique  centrale,  4  toIs., 
Paris  1858;  g.  ft.  ^.  greil^crr  D.  atd^t^le« 
(preu|ifd^er  @efanbter  in  ^e^co),  2)ie  &i|eta 
unb  inneren  politifd^en  3ujlänbe  ber  SepuBfif 
SWesico,  Serlin  1859;  3.  S5B.  3».  5DtarfMi,  lie 
d^riftl.  aKifponen,  auS  bem  engl.,  aRoinj  1863, 
m,  183  ff. ;  Clem.  de  Jesu  Mungnia  (Sifrol 
Don  SRid^oacan) ,  Defensa  ecles.  en  el  Obis- 
pado  de  Micboacan  desde  fines  del  1855  a 
1858  6  sea  Coleccion  de  representaciones  j 
protestas,  2  voll.,  Mexico  1858 ;  Gh.  Cahro, 
Annales  bist,  de  la  revolution  de  rAmeriqiie 
latine,  3  vols.,  Paris  1864;  G.  Ferry,  Les 
revolutions  du  Mexique,  Paris  1864;  Loms 
G.  de  Yidal  y  Rivas,  Biograpbie  da  general 
Santa  Anna,  Paris  1863 ;  Cuadro  geogr.,  esU- 
dist.,  descript.  e  bistör.  de  los  Estados  imi- 
dos  Mexicanos  por  A  Garcia  Cubas,  Mexieo 
1884 ;  Carta  gen.  de  la  Bep.  Mexicana,  Guada- 
laxara  1885;  O.  äBemer  S.  J.,  ftotl^.  ftii^eii' 
atlaS,  greiburg  i.  ».  1888,  72—74.  [9le§er.] 
3Se?er  (SBiHicuS),  abom,  0.  S.  B.,  ant« 
Sbam  Don  St.  äBenbelin  unb  ^bam  non 
S^wilre  genannt,  ^t  unb  ßlo{ter*9iefotinatot, 
legte  um  1430  im  Stifte  Don  @t.  aRottl^  W 
Srier  baS  OrbenSgewanb  beS  l^L  Senebict  os. 
3n  il^m  erjog  biefe  %btei  einen  ber  bebeutob' 
jlen  ^eftauratoren  beS  beutfd^en  {HofierwefeiiS  'm 
15.  äal^rl^unbert.  3m  September  1454  ttotb 
9Jlet)er  %hi  beS  unter  feiner  amtwirfung  14i8 
reformirten  ff (ojlerS  ©ro^-SRortin  in  ffölB  vA 
wirlte  nun  über  40  ^al^re  in  weiten  ftretjcn  för 
bie  (Erneuerung  ber  Dielfad^  DerfoSenen  W/^ 
lid^en  SiScipIin  —  „gütig  unb  freunbfid^  gegei 
bie  ©Uten,  ober  aud^  ftreng  unb  entf^^ieben  bei 
SBiberfpönfHgen  gegenüber"  (wie  ein  etnxiS  Job* 
gerer  Sl^ronift  Don  @t.  SRartin  Don  i^  fcigt); 
babei  in  feinem  ganzen  SBanbel  unb  Suftida 
felber  ein  IBorbUb  ber  Orbnung  unb  Sinfad^ 
weld^c  er  bei  feinen  OrbenSbrübem  wieber  ^eiji" 
fteUen  fid^  beftrebte.   pr  biefe  »eform^ötigieit 


U73 


3JltlQtX. 


1474 


eröffnete  fid^  il^m  ein  bejlo  größeres  ^tX6,  jie  l^öu« 
figec  er  borauf  begüglid^e  Sluftröge  unb  SSoQmac^- 
ten  em))ftng,  balb  Don  ben  (burd^  baS  ffon« 
fhnqer  Concil  tt)ieber  eingefül^rten)  $rot)tn5iaI« 
captteln  ber  99enebtctiner  avß  ben  (in  biefet  ^in> 
Ri^  t>ereinigten)  IhKi^enprotiin^en  ff  öln  unb  Xrier, 
Dolb  txm  ber  99ur§felber  Songregotion  (f.  b.  Sri. 
SitrSfelbe),  bolb  Don  Derfd^iebenen  SStfd^öf  en,  unter 
benen  namentlid^  ber  Sr^bifd^of  ^ermann  t)on 
ftöln  (1480—1508)  i^n  f^ö^te  unb  au§aeid^nete. 
€4on  1467  erfd^eint  er  urfunblid^  qI§  ,,$rot)in« 
lialjnrafe«  unb  ©eneralöiptator"  für  bie  ftlöfter 
fetned  OrbenS  innerl^alb  ber  genannten  beiben 
9Retro|)oIitQn{)}rengeI.  2)e^gleid^en  präftbirte  er 
1474  bem  gu  @t.  ^ntoleon  in  fföln  abgel^altenen 
$roinn5iaIcQ))iteI.  92icolQu8  t)on  Siegen  begeid^« 
net  in  feinem  Ghronicon  eccles.  unter  bem  ^Ql^re 
1476  ifyx  unb  ben  W)i  (Süntl^er  t)om  $eterSberge 
W  €rfurt  alS  bie  bamaligen  „^öxüßitt"  ber  SurS- 
fdber  SongregQtion.  3Jl\i  bereu  1469  geftorbenem 
Stifter^  bem  ^urSfelber  ^6t  3ol^Qnne§  t)on  ^ogen. 
(Dar  SReqer  bereits  1464  t)on  bem  münfterif^en 
8tfd^ofe  äol^onn  t)on  SSatiem  nod^  Sßeftfalen  be- 
ntfcit,  um  in  fiteSbom  beffere  3uftönbe  angubal^- 
iieii.  Sbenfo  betl^Iigte  er  ftd^  auf  ben  Sßunfd^ 
M  Sr)bifd^ofd  Sol^anned  t)on  Xrier  bei  ber  Ste« 
[onn  beS  iMoPerS  Saad^^  in  meld^eS  er  bel^ufS  Um« 
Kftoltung  bed  Sont)ent§  1471  ad^t  Snitglieber 
lebieS  eigenen  JMoflerS  fd^idtte.  S)ie  au§gebe|nte{te 
tmb  eingreifenbfte  Zl^ätigfeit  inbeg  entmidtelte  er 
in  ben  S)i5cefen  Utred^t  unb  fföln.  3n  erfterer 
Kiifitirte  er  1483  fomol^I  bie  aRönner-  al§  bie 
gfcouenUbfier  t>om  Orben  beS  1^1.  Senebict.  3n  ber 
anbem  gelang  eS  il^m^  au^er  ^raumeiler  (1467), 
Z)eu|  (1491),  ben  Ütonnenflöftem  @t.  ^gatl^a 
In  min  (1459),  SRoIanbStoertl^  (1466),  ®räf- 
taS^  (1471),  namentlid^  aud^  im  3.  1474  bie 
tcid^Sunmittelbare  Slbtei  SBerben  gu  reformiren. 
Sn  le^teremOrteübemal^m  er  n)ä]^renb  ber  nöd^- 
fkn  3al^e  felbfl  bie  ^functbuen  eines  W>k^.  3n 
fASfi  toenige  anbere  JMöfter  mürben  Sd^üler  t)on 
Q^  mtd  @t.  ÜRartin  afö  ^thit,  ^rioren  ober 
EontMmtualen  entfanbt,  mlä^t  bann  mit  bem  Sid^te 
f^  Zugenb  aud^  baS  ber  Sßtffenfd^aft  in  {ene 
übertrugen.  S)enn  gteid^  bem  il^m  befreunbeten 
nUe  @xmi^tt  gu  Srfurt  mu^te  aud^  er  neben  ber 
Ucefe  baS  Stubium  unb  literarifd^e  Seftrebungen 
M  fehlen  OrbenSbrübem  unb  3ögltngen  mit  glüdf  « 
Bil^  Srfolg  }u  beförbem.  Seine  eigene  litera« 
rifd^  S^ötigldt  erjlredfte  ftd^  ]^au|)tfäd^Iid^  auf  ba§ 
IKtd^enred^t  unb  auf  ba§  ffloftenuefen.  ^u^er 
einem  Liber  de  rectoribus  christianis  et  regu- 
Kb,  quflms  respublica  est  gubemanda,  ad  Her- 
mmnuimi  Goloniensem  archiepiscopum  toxh- 
nete  er  biefem  einen  Tractatus  de  statu  archi- 
episeoporam  et  episcoporum  et  patriarcharum. 
^rner  Derfa^  er  Sbl^blungen  über  bie  brei 
Oibenfigelubbe,  bie  ^btSföal^Ien,  bie  fflofterDifita» 
tionen,  be^gleid^en  Derfd^tebene  aScetifd^e  Sd^riften. 
Eein  Tractatus  de  septem  gradibus  spiritua- 
aaoensioms  in  Deum  tt)urbe  nebft  meiere« 


reu  feiner  Orationes  capitulares  fpöterl^in  bem 
bcfannten  P.  93.  ^cg  jur  Slufnal^me  in  beffen 
Bibliotheca  ascetica  jugcfteUt.  —  Sein  an  ibc» 
betten  unb  SSerbienjten  rcid^eS  irbifd^eö  Sagemer! 
befd^Iol  aWe^er  am  17.  gebruar  1499  in  bem 
nämlid|en  fflofter,  »cld^eS  faft  feit  einem  l^alben 
Sa^rl^unbert  feiner  Seitung  anöertraut  mar.  3n 
einem  metrifd^en  Clogium  feine«  iüngem  3eit- 
genoffen  3ol$.  99u|bad^,  ^riorS  ju  Sood^,  »irb  er 
mit  äied^t  gerül^mt  afö  Servator,  vindex  Dux 
relligionis  avitae.  (SJgl.  Trithemii  Annal.  Hir- 
saug.,  St.  Gallen  1690,  U,  576 sqq.;  Hartz- 
heim, Bibliotheca  Coloniensis,  Colon.  1747, 
4  sqq. ;  J.  H.  Kessel,  Antiquitates  monasterii 
s.  Martini  majoris  Coloniensis  =  Monumenta 
bist.  eccl.  Colon.  I,  Colon.  1862, 154  sqq.  imb 
bie  bort  372  sqq.  obgebrudtten  Urfunben.  Sfemer 
bie  ßl^ronifen,  9leaoIogien  :c.  ber  burd^  il^n  refor» 
mirten  ff  löfter,  unter  9lnberem  in  b.  Slnnalen  b.  ^ift. 
SSereinS  für  ben  9«eberr^ein,  ©eft  18  ff.)  [güelt.] 
SK^get  (fo  fd^reiben  bie  95rüber  felbft,  nid^t 
3Wetger),granj,  Sofepl^unb^aul,  geleierte 
Senebictiner.  31^r  9?ater  Sol^.  ßl^riftopl^  mar 
Äed^tSgelel^rter,  ^rof  effor  unb  angefel^ener  ^ofratl^ 
bei  mehreren  Stetd^fürften.  fjfrans,  geb.  gu  3ngoI- 
ftabt  am  25.  October  1682,  trat  nad^  ben  geeig« 
neten  SBorftubien  in  ba§  Senebictinerflofter  St. 
Seter  ju  Salzburg  ein  unb  legte  bort  bie  emigen 
@eläbbe  am  8.  September  1651  ab  gugleid^  mü 
feinem  Srttber  Sofepl^,  ber  ju  (Sid^ftött  am  5.  Sep« 
tember  1685  baS  Sid^t  ber  SBelt  erblidt  l^atte.  9lud^ 
ber  iüngere  Sruber  ^aul,  geb.  ju  Cid^ftätt  am 
23.  3loöember  1687,  folgte  il^nen  ebenbal^in  unb 
legte  an  feinem  ®eburt§tage  1653  gleid^faUS  bie 
DrbenSgelübbe  ob  —  mol^I  ein  felteneS  ftleeblatt. 
Sin  ber  SBenebictiner-UniDerfttöt  Salzburg  uoO« 
enbeten  bie  S3rüber  il^re  l^öl^eren  Stubien  uiü)  jeig- 
ten  fid^  burd^  il^re  l^erDorragenben  ®eifte§anlagen 
fomol^I  mie  burd^  il^re  gebiegene  ©elel^rfamfett  unb 
x^römmigfeit  al§  mürbig  unb  beföl^igt,  balb  nad^ 
il^rer  ^rieftermeil^e  felbft  ben  Sel^rfful^I  ju  beftei- 
gen  ober  mid^tigere  Remter  im  fflofter  ju  vermal- 
ten, burd^  SBort  unb  Sd&rift  bie  afabemifd^e  3u» 
genb  §u  untermeifen  ober  in  feelforglid^er  Il^ätig- 
feit  meitere  ßreife  ju  erbauen.  1.  Sfranj  mu^te 
mieberl^olt  ^l^ilofopl^ie,  bann  aud^  SRoraltl^eoIogie, 
S^mbolif  (Eontroöerfe)  unb  ßjegefe  leieren  urü) 
mar  längere  3cit  93eid^tt)ater  auf  htm  5Wonnberge, 
bann  Sfloöigenmeifter  ju  St.  ^eter.  S(m  liebften 
befd^äftigte  er  fid^  mtt  aScetifd^er  Siteratur.  @8 
ftnb  gmar  einige  pl^ilofopl^ifd^e  unb  tl^eologifd^ 
Sd^riftd^en  t)on  il^m  befannt,  aber  mel^r  gerul^mt 
ftnb  feine  a§cetifd^en9lrbeitcn:  Philosophia  sacra 
(Saljb.  1678)  an^  bem  gfranäöfifd^cn  be§  Stopn» 
gincrS  3öo  t)on  ^ari§;  Dioptra  politices  reli- 
giosae  (Saljb.  1694)  au8  bem  Qfrangöfifd^en  beS 
SDlaurinerS  fie  Sontat;  Exercitia  spiritualia 
(Saljb.  1695)ebenfo;  Succinctae  meditationes 
christianae  (Saljb.  1695  f.,  4  Sbe.)  auS  bem 
granjöfifd^cn  bc§  aJlaurinerS  Klaube  SMartin; 
Via  regia  juventutis  (tJfranff.  1699)  and  bem 

4T 


1475 


ajlcjsofanti 


1476 


gtaficnifc^en ;  §ctligc§  Scncbictmcr»3a]^r  (SKün» 
d^cu  1690,  2  »be.)  quS  bem  Sateinijc^cn  u.  f.  f. 
Sranj  ftarb  am  11.  ©ccember  1701. 

2.  Sofep]^  ^attc  an  bcr  Uniöcrfttät  ebenfalls 
^l^ilofopl^ie  unb  meistere  x$ö(j^er  ber  %^tolog^t, 
namentlid^  ßjegefe,  ju  leieren ;  l^iertür  »erfaßte  er 
bie  Institutiones  Sacrae  Scripturae  (Saljb. 
1680).  ttcld^e  3iegelbauer  (Hist.  rei  Ut  IV,  62) 
irrig  Sfranj  gufd^reibt.  3m  Älofter  öerfal^  3oJep^ 
lange  ba§  ^riorat  in  löblid^fter  SBeife,  toxt  aud^ 
baS  Slmt  eines  ^rofonglerS  an  ber  UniDerfttät. 
atufeer  anberen,  Heineren  ©d^riften  bearbeitete  er 
befonberS  bie  Historia  Salisburgensis,  tonnte 
baöon  aber  nur  bie  erften  öier  93ü^er  fertig  brin- 
gen, ba  feine  fcl^möd^Iid^e  ©efunbl^eit  größere  9ln> 
ftrengung  öerbot;  auf  einer  SBaUfal^rt  nad^  6in= 
flebeln  erlag  er  feinem  Seiben  am  16.  October 
1683  im  ©ttfte  St.  ®aHen.  6ein  SBer!  fül^rten 
t^rans  unb  $aul  }u  @nbe  unb  gaben  eS  1692 
l^erauS. 

3.  $aul  burd^lief  bie  nömlid^e  Sal^n  als  Seigrer 
an  ber  Uniöerfitöt  unb  als  Seiter  religiöfer  9Jer= 
eine.  9lm  löngften  l^atte  er  bie  fc^olaftifc^-bog* 
matifd^e  Xl^eologie  ju  bodren,  unb  fo  fam  eS,  ba| 
er  nad^  93eröffentUd^ung  mel^rerer  einfd^Iögigen 
Sractate  bie  Theologia  thomistico-scholastica 
Salisburgensis  (2  fßht.,  Augsburg  1695  unb 
1719)  als  fein  paupixotxt  l^erauSgob.  (SSgl.  SR. 
JRittermüHer,  2)ic  §au})toertreter  ber  t]^eol.»p^ilof . 
SBiffenfd^aft  an  ber  Seneb.=Unit)crf.  Saljburg,  in 
ben  ©tubien  u.  SKittl^eil.  auS  bem  S3eneb.»Drbcn 
1884,  I,  135  ff.)  ©e^r  gelobt  tourbe  überbie^ 
$aulS  Sacra  historia  de  gentis  hebr.  ortu 
(SlugSb.  1700);  aud^  finb  öon  il^m,  loie  öon  fei» 
nen  Srübem,  mehrere  afabemif(|e  unb  religiöfe 
SReben  bem  S)rud(e  übergeben  toorben.  6r  ftarb 
am  12.  «pril  1702.  —  ÖJabinon  fd^äjte  biefe 
geleierte  3:riaS  fel^r  l^od^,  befud^te  fie  perfönlid^, 
als  er  1683  feine  SRcife  burd^  ©eutfd^lanb  mad^te, 
nannte  fte  animas,  quales  neque  candidiores 
terra  tulit,  ben  P.  3ofep]^,  ber  bamalS  ^rior  unb 
^rofanjler  ber  Uniöerfität  ttjar,  inSbefonbere  üni- 
versitatis  Salisburg.  praecipuum  omamen- 
tum,  unb  fd&ieb  fel^r  befriebigt  oon  ©t.  ^etcr,  ob» 
tDol^l  feine  9lnftd^t  über  baS  3dtalter  beS  1^1.  SRu« 
ptxt  öon  3ofep]^  befämpft  lourbe.  (Sgl.  Chroni- 
con  novissimum  monast.  ad  S.  Petnim  Salisb. 
606  sq. ;  Viri  insignes,  quos  Eichstad.  genuit, 
Eichstad.  1799, 326  sq. ;  Hist.  ünivers.  Salisb. 
378;  Viri  iUustr.  Monast.  S.  P.  SaHsb.  m, 
73  M.-S.)  [SraunmüDer  0.  S.  B.] 

WmofMÜ^  3ofet)]^,  Sarbinal - $riefter, 
ber  größte  tpoli)glott  aller  S^ten,  tourbe  geboren 
am  19.  ©eptember  1774  in  ber  burd^  3al&r]^un« 
berte  fo  berül^mten  UnioerfitätSjtabt  ^Bologna,  too 
fein  ©eburtSl^auS  burd^  eine  ©ebenftafel  auSge» 
geid^net  ifi  ©ein  SJater  granj  »ar  ©d^reiner  in 
örmlid^en  S5er]^ältniffen  unb  fonnte  nur  fümmerlid^ 
Icf  en  unb  f  d^reiben,  galt  aber  als  mcd^anif  d^eS  ®  enie ; 
bie  SKutter  entflammte  einem  öerarmten  Sroeige 
ber  altabeligen  gfamilie  S)att'  Dlmo  unb  »ar  eine 


gebilbete,  geiftreid^e  unb  babei  tiefreligiofe  gtou. 
^on  mel^reren  ffiiü)em  bief er  (Sf)t  blieben  nur  gtoei 
am  geben,  neben  3ofe))]^  bie  um  jel^n  ^a^t  ottetc 
©d^toefter  Serefe.  S)er  Heine  3ofert  ^Küte  jem 
britteS  SebenSial^r  nod^  nid^t  DoHenbet,  als  i^bk 
Sltem  einer  SRaeftra,  »eld^e  fd^on  etnxiS  oltm 
ffinber  in  ben  Slementargegenftänben  unterrid^tete, 
ant)ertrauten,  nid^t,  bamit  baS  JKnb  am  Unknid^ 
tl^eilnel^me,  fonbem  nur,  um  eS  an  bie  ©d^ulemib 
bie  SRu)^  gu  getoöl^nen.  911S  aber  bie  fiel^rerin  ie- 
merfte,  föie  gefpannt  ber  ffnabe  il^r  gul^öre,  tw 
fud^te  fte  eS,  aud^  i^n  über  baS  ißorgetragene  ^ 
befragen,  unb  3ofe))]^  um^te  f d^U  unb  ri^tig  |& 
antworten,  fßon  nun  an  tt)urbe  er,  obföo^l  loeit* 
aus  ber  3üngfte,  orbentlid^er  ©d^üler  bn  unten 
Slbt^eilung.  3u  ber  l^öl^em  ^btl^eilung,  in  loeld^ 
ber  ^riefter  ^l&ilipp  ßicotti  Unterrid^t  gab,  lendt 
er  neben  ben  Slementarfäd^em  bie  ^nfangSgcusbe 
ber  lateinifd^en  ©prad^e.  2)er  Dortreffli^e  2e^ 
mad^te  bie  Sltem  auf  bie  augerorbentlid^,  ja 
föunberbare  Begabung  il^reS  ©ol^neS  oufmeif' 
fam  unb  ermunterte  fte,  benfelben  bie  1^5^ 
©tubien  mad^en  gu  laffen.  2)er  Skiter  1^  bo* 
gegen  feine  Sebenfen  unb  münfd^te,  ba^  3o{et)( 
tool^l  einen  foliben  Unterrid^t,  aber  nur  in  jenen 
gföd^em  beföme,  bie  il^n  beföl^igten,  als  SRed^onifa 
fein  99rob  }u  tierbtenen.  3um  ©lüde  l^e  bk 
SWutter  eine  beff  erc  ginfid^t  unb  fümmte  bem  Säote 
nid^t  bei.  2)a  legte  ftd^  ein  ebler  ^rieftet  beS 
Oratoriums  (^^ilippiner),  3o]^onn  93.  »efpigü, 
in'S  SRittel  unb  ertoirfte  bie  3ufHmmung  beS 
gjaterS.  P.  SRefpigl^i  unterrid^tetc  feinen  Sdjäl» 
ling  juerft  felbft  unb  t)erfd^afftei]^m  bann  bie  Si^ 
na^me  in  bie  Don  3ol^.  ^^anj  gfiommelli  1616 
gegrünbeten  Scuole  pie  di  Bologna,  in  loel^en 
ber  Unterrid^t  unentgeltlid^  ertl^eilt  mürbe.  Ite 
ben  Seigrem  an  biefer  Slnftalt  befanben  pd^  aii4 
brei  SRitglieber  ber  ®efellfd^aft  3efu,  toel^  anS 
bem  fpanifd^en  ^merifa  nad^  bem  Aird^enjiaate 
gefd^aff t  morben  toaren.  SS  nxnen  bie  Sflifftonon 
P.  Immanuel  Slponte,  ein  ©panier,  P.  SKaroÄ 
@Scobar,  gebürtig  auS  ®uatemala,  unb  P.  Soten} 
3gna)  Xl^^ulen,  ein  ©d^mebe.  93on  biefen  nab 
einigen  anberen  ^rofefforen  erlernte  SRe^ofanti 
neben  ben  ©d^ulf öd^em  bie  fpanifd^e  ©pra^,  fo« 
toie  bie  9lnf angSgrünbe  ber  mepconifd^  unb  eini* 
ger  fübamerifanifd^en  3biome.  S)ie  Stljfttt  f^aXboi 
eine  ^ergenSfreube  an  bem  jiugenblid^  ©(Per, 
ber  mit  einer  fd^neKen  ^uff äff ungSgabe  ein  nw^ 
SRiefengeböd^tni^  tierbanb.  Sin  Seifpiel  l^iettNm 
ergä^lt  aRanaDitt  (f.  u.).  S)er  ^ßrofeffor  ber  grie#F 
fd^en  ©prad^e  gab  aReggofanti  ben  Originoltest 
beS  SBerfleinS  Ilspl  ttJc  lepa>(7uvT)cbeS|L&(t9{o« 
ftomuS  in  bie  §anb ,  begeid^nete  i^m  eine  {b« 
fällig  auf gefd^lagene  ©eite  unb  münfd^te,  ba^  er  jie 
lef e  unb  bann  auSioenbig  recitire,  um  ^  {etci 
tt>ie  t)iel  er  fid^  bat)on  ju  merfen  im  ©tot&e  tobt 
aRej^ofanti  las  bie  il^m  be^eid^nete  Seite  bd)ä4^ 
burd^,  gab  baS  93ud^  jurüd  unb  recittrte  brnrnbol 
©elefene  SBort  für  SBort.  (&x  iäfßt  bomoIS  }ioliif 
3al^re.  2)er  aud^  poetifd^  reid^  begabte  3üng&a| 


U77  SWesjofanti.  U78 

ttrleb  feine  ©d^ularbeiten  mit  SSorliebc  in  gebun«  ben  alten,  fei  e§  in  bcn  mobemcn  ©prodfeen,  il^n  aö 

teiei  Xebe,  ein  SSerfal^ren,  baS  er  and)  fpöter  nod^.  Seigrer sul^aben. 3m ^oloftebeS @xa'\tn3Raxt§icalä)i 

http  ate  ^älot  unb  ßarbinal,  beibehielt :  eS  q^-  »ar  er  nid^t  f o  f aft  Seigrer  als  f>auSfreunb.  ® er  ® raf 

preit  noäf  Xaufenbe  feiner  SSerfe  in  ben  t)erfd^ie>  {leKte  il^m  oud^  feine  gerabe  an  ©prad^merfen  reid^- 

benfien  ©prad^en.  —  Slad^bem  er  bie  95orftubien  faltige  Sibliotl^ef  gur  Verfügung;  jubem  bejud^- 

inr  93e}ie]^ung  ber  Uniüerfitöt  t)oIIenbet  l^atte,  tt)ib>  kn  red^t  oft  üomel^me  grembe  bad  gröflid^e  fyiu%, 

mcte  er  pd^  burd^  brei  ^a^xt  unter  ber  Seitung  unb  fo  gab  ed  für  il^n  ©elegenl^eit  feine  ©prad^« 

beS  geW^en  ^ofejforS  Sofep]^  SogK  mit  beftem  fenntniRe  ju  erweitern  unb  neue  ju  fammeln.  Cine 

Srfolge  ben  ))]^iIofop]^ifd^en  S)i3ci))Iinen  unb  be«  anbere  ©elegenl^eit,  Bpxa^tn,  bie  er  bigl^er  wenig 

tHxA  fid^  am  Snbe  berfelben  um  ben  2)octor»  ober  gar  nid^t  fannte,  ju  lernen,  boten  i^m  bie  mit 

grob ;  berfette  warb  i^m  bei  öff entlid^em  3lcte  unter  franf en  unb  öerwunbeten  Äriegem  angefüllten  ©pi- 

ftürmifd^m  ^plauS  guerfannt.  Sin  Sugen«  unb  töler  lBoIogna'3,  befonberS  im  3. 1799  infolge 

O^rmaeuge^  ^rofejfor  ©antagata^d^Iic|t  Jemen  ber  blutigen  ©d^Iad^ten  swijd^en  bcn  granjofen 

>ieB^ügIid^  Sendet  mit  ben  SBorten :  Quis  einerfeitS,  ben  Oefterreid^em  unb  SRuffen  (unter 

lutem  aaditorom  voces ,  adstantium  clamo-  ©uwarow)  anbererfeitS.  S§  lagen  in  ben  Saga» 

■es  et  frequentissimi  consessus  multiplicia  retten  neben  S)eutfd^en  Sged^en,  $o(en,  ähtffen, 

estiinoma  exprimere  valuisset?    ^Uetn  ber  Jh:oaten,©(ot)enen,  SRagQaren  unb  SRumönen  bunt 

ugettblid^e  2)octor,  ber  eben  15  Saläre  ^Sffik,  burd^einanber.   S)a  erfd^ien  er  al§  barml^ergiger 

Dar  infolge  ongeftrengter  Arbeit  mit  feinen  ßröf«  ©amaritan,  um  üorerft  ©d^ülcr,  bann  bei  ben 

m  SU  &tbe  unb  fo  gefd^wöd^t,  bag  er  bie  ©tu«  fatl^oUfd^m  ©olbaten  lBeid^tt)ater,  bei  ben  ^fatl^o» 

»im  für  längere  Seit  unterbred^en  mu^te.  9iad^  Iifenburd^freunblid^cn3u|<)rudö2.röfterju  werben. 

oiebercrlangter  ©efunbl^eit  wanbte  er  fid^  ber  ganb  fid^  irgenb  eine  ©rammatif,  ein  SBörterbud^, 

tfftoloqjit  )u.   Sin  SRitfd^üIer,  ber  Srgpriefter  ein  ff ated^i§mu§  einer  bie^begüglid^en  ©prad^e,  fo 

Dlottti,  weld^  ben  Sarbinal  überlebte,  bezeugte,  benu|te  er  bie  92ad^t  (er  f d^Iief  regelmäßig,  aud^  in 

)a%  ^d^  biefer  in  allen  xjfäd^em  ber  Sl^eologie  unb  ben  frül^eren  unb  fpäteren  Solaren,  nie  mel^r  al§ 

m  rdmifd^en  Siedete  fo  l^eroorgetl^an  l^abe,  als  l^ötte  brei  ©tunben),  um  ftd^  ba§  gu  feinem  3^edfe 

X  alle  feine  ffräfte  auf  iebeS  einzelne  oerwenbet.  nötl^ige  ©prad^material  gu  befd^affen.  2)iefe  men« 

Ca  9Res)ofanti  nad^  SSoQenbung  ber  tl^eologifd^en  fd^enfreunbUd^e  3:ptigfeit  brad^te  i^n  mit  ben 

Stubien  nod^  t)iel  gu  jung  war,  um  bie  ^riefter-  Dfficieren  in  freunbUd^en  SSerfel^r.  ®erfelbe  würbe 

iDtt^  gu  empfangen,  blieb  il^m  3eit  unb  SRu^e  für  il^n  fel^r  lebrreid^,  fei  e§,  um  bie  rid^tige  SluS- 

Kintg,  fid^  oorgugSweife  mit  ©prad^ftubien  gu  be«  fprad^e  eines  2ibiomS  gu  erlernen,  fei  eS,  um  neue 

[duftigen.  (St  erweiterte  feine  ffenntnijfe  begüglid^  ^uSbrüde  gu  l^ören.  ^efonberS  war  bie^  ber  SfaH 

ber  femitifd^en  ©prad^en,  laS,  ja  ftubirte  ieben  oom  3uni  1799  —  nad^  ber  ©d^lad^t  an  ber  Sre« 

mcicd^fd^  Elafflfer  unb  warf  fxd)  aud^auf  baS  bia  —  bis  §ur©d^Iad^tt)on5Karcngo(3uni  1800), 

etubium  ber  neueren  ©prad^en.  S)en  erften  Unter«  wo  Bologna  in  ben  ^änben  ber  Oefterreid^er  war 

ci^t  im  3)eutf d^en  l^atte  er  f d^on  oon  bem  oben  unb  auS  ben  oerf d^iebenften  Säubern  (Suropa^S  ftd^ 

oiDdl^nten  P.  2:^9ulen  erl^alten.  Snblid^  würbe  er  zeitweilig  in  biefer  ©tabt  t)iele  gfremblinge  auf« 

am  23.  September  1797  mit  päpftlid^er  S)iSpenS  hielten,  totli^t  Sne^jofanti  auffud^te,  ober  t)on 

jmn^rieftergeweil^t,  ad^t  Sage  frül^er  aber  infolge  weld^en  er  aud^  wo^I  aufgefud^t  würbe;  benn  er 

ciiicr  glänjenben  SoncurSprüfung  als  ^rofeffor  liebte  eS,  fid^  in  ben  i^m  fd^on  befannten  ©pra« 

bor  ^btöifd^en  ©prad^e  on  ber  Unioerfttät  feiner  d^en  gu  üben  ober  eine  neue  5U  lernen.  3m  ^dfyct 

Satoßabt  ongefteHt.  Sebod^  fd^on  nad^  wenigen  1 803  befferteftd^  feine  materielle  Sage;  am  29.  Sa» 

Dtmiaten  wmbe  er  abgefegt,  weil  er  ben  oon  ben  nuar  würbe  er  S^oabiutor  an  ber  Biblioteca  del 

fconsöfifd^enS^l^örbengeforbertenSibnid^tleiftete  Tlstituto  di  Bologna;  am  4.  Stooember  erl^ielt 

mib  att  ttntertl^n  beS  ^ßopfteS  nid^t  leiften  burfte.  er  bie  SeftaÜung  als  $rofeffor  ber  orientalifd^en 

SMc  ndd^fifolgenben  Saläre  waren  für  il^n  eine  3eit  ©prad^en,  fowie  für  baS  ©ried^ifd^e.  Um  biefe  3eit 

iHdl  Sorgen  unb  Sntbel^rungen.  93ater  unb  ^Jlutter  lernte  er  ^erfifd^,  3Rauro«^rabi(d^  unb  3:ürfifd^. 

Mreit  nod^  am  Seben ;  ber  erftere,  alt  unb  gebred^«  S)a  er  als  ^ol^glott  bereits  einen  europäifd^en 

04,  tonnte  mit  feiner  §änbe  Arbeit  wenig  ocr«  Shif  bcfa^,  wünfd^teffaifer??apoIcon(1806)febr, 

btOBCii ;  bie  bejial^rte  SRutter  war  erblinbet  unb  bie  ben  ru^mreid^en  W>hatt  nad^  $aris  gu  sielten. 

S^mttltt  feiner  ©d^wefter  war  fo  jal^Ireid^  geworben  SOtegsofanti  lej^nte  biefeS  el^renbe  Slnerbieten  mit 

(6  S5^e  unb  6  IBd^ter),  ba|  il^r  ®atte ,  ber  aller  §öflid&feit  ab :  feine  aufrid^tige  ©ejd^eiben« 

$ciöddmuid^  3of.  an.  SninareDi,  fte  mit  feinem  l^eit,  baS  SRigtrauen  auf  feine  geiftige  99egabung, 

geringen  Serbienfie  nid^t  ju  emöl^ren,  nod^  weni«  bie  Siebe  gur  ^eimat,  bie  tJ^reube  am  Sel^ramt  unb 

ger  bie  JKnber,  befonberS  bie  talentt)o(Ien  jhtaben,  bie  garte  ^nl^önglid^feit  an  feine  Sfamilie  bewogen 

eqk]^  )u  laffen  üermod^te.  So  f oUte  aJleggofanti  il^n  bagu.  —  6in  neuer  ©d^Iag  traf  il^n  im  %  1 808. 

fm  oOe  fläl^nxiter  werben,  unb  er  fal^  ftd^  barum  Sin  beeret  t)om  18.  9^ooember  unterbrüdtte  bie 

gn5t^,  burd^  t)iele  ©tunben  beS  XageS  ^rioat«  Sel^rfangelber  orientalifd^en  ©prad^en,  unb  SReggo« 

bcMoiiengu  geben.  SBol^I  waren  bie  oome^mftengfa«  fanti  erhielt  eine  ^enfton  oon  1000  mailänbifd^en 

niRen  ber  Stabt,  SRareScald^i,  ^attaDicini,  Senti«  Sire,  gleid^  350  f!.  öfterr.  SBöl^r.,  b.  1^.  ben  britten 

iWjBßo  n.  9L,  l^erglid^  frol^,  für  il^re  jf inber,  fei  eS  in  Sl^eil  feines  ® el^alteS.  !Rot^gebrungen  ertl^te  er 


1479 


SWejjofantl. 


1480 


nun  toicber  ^riöotunterrid^t  unb  lebte  jurüdgejogen 
feinen  ©tubien.  9?ebft  feinem  SieblingSfad^e,  bem 
Stubium  ber  tjerfd^iebenften  ©prod^en,  betrieb  er 
md)  ha§,  ber  Slrc^öologie,  StumiSmatif,  Sjlronomte 
unb  St^nügrapl^ie  unb  galt  and)  l^ierin  balb  als 
^eröorragcnber  ©elel^rtcr.  ®ie  gfranjofen  l^otten 
bie  obenertDQl^nte  Biblioteca  dell' ]btituto  mit 
ber  Unit)erfltöt§bibIiot]^ef  Dereinigt  unb  9)2e3)ofQnti 
)um  goobiutor  beS  IBibliotl^efarS  Slbbote  ^ojjetti 
ernannt  (28.  aWors  1812);  brei Saläre fpöter  tourbe 
er  beffen  9la^folger  unb  erl^ielt  nun  freie  SBol^- 
nung  im  UnioerfitätSgebäube.  3m  3. 1814  öer- 
toeilte  ^iu§  VH.  bei  feiner  Südfe^r  auS  granf- 
reicl^  einige  3:age  in  Bologna  unb  moHte  benSRann 
feigen,  iveld^er  il^m  treu  geblieben  unb  ani)  ben 
fd^meid^ell^aften  Stuf  92a))oIeon§  nad^  $ari§  ob- 
gelel^nt  l^atte.  S)er  $a))ft  fa^te  eine  ipal^re  Se- 
munberung  für  biefen  eblen  (Sf^axafttx,  für  bad 
@enie  unb  bie  au^erorbentlid^en  Jtenntniffe  biefeS 
9Jtanne§;  barum  lub  er  il^n  |)erfönli(j^  ein,  mit 
il^m  nad^  9lom  gu  fommen,  um  bort  ba§  tt)id^tige 
Slmt  eined  @ecretör3  ber  ^ropaganba  5U  über» 
nehmen.  SHIein  SRegAofanti  bat  ben  $a|)ft  be« 
mütl^igfl,  il^m  biefe  Sajt  ntd^t  aufgubürbeu:  er 
l^abe  bisher  ein  gurüdgegogeneS,  nur  ben  @tuoien 
gemibmeted  fieben  geführt,  iDöl^renb  il^n  ber  glon» 
Senbe  $o{ten  in  9lom  in  einen  Strubel  mid^tiger  unb 
Ideifler  ©efd^öfte  fd^Ieubem  mürbe.  StmaS  fpöter 
lie|  ber  $a^ft  bief e  Sinlabung  burd^  ben  Sarbinal 
SonfaIt)i  mieberl^olen,  allein  gleic^faüS  ol^ne  Sr» 
folg;  ÜResjofanti  fonnte  fid^  nid^t  entjd^Iie^en,  feine 
Saterftabt  gu  Derlaffen.  ^Dagegen  nal^m  er  bie  Sr> 
nennung  gum  $rof  cfjor  ber  orientalif  d^  Sprad^en 
an  ber  l^eimatlid^en  Unioerfttät  mit  nml^rer  f^ergen^ 
freube  an.  ^u|er  benObliegenl^eiten^  bie  il^n  afö 
$rofe{for  unb  SSibliotl^efar  in  ^nfprud^  nahmen, 
mar  er  aud^  al§  Seid^tDater,  namentlid^  ber  oielen 
gfremben,  fortmöl^renb  tbotig;  man  nannte  il^n  aH« 
gemein  il  confessore  dei  forestieri.  3eben  freien 
Shtgenblidf,  unb  itoax  meijt  bis  tief  in  bie  92ad^t 
l^inein,  benu^c  er  )u  jeinen  Sprad^  unb  Siteratur» 
^bien.  Sie  großartige  unb  an  ^rad^tmerfen  reid^e 
SSibliot)^!  lodfte  Diele  Sfrembe  gum  SSefud^  an ;  bie 
meiflen  litten  e§  aber  auf  ben  berül^mten  Siblio* 
tl^farabgefel^en.  @oerfd^ienenberba9enfd^j^ron« 
prins  Submig  (1812),  ber  preußifd^e  gncbrid^  SBil- 
l^elm  unb  ber  f d^mebif dfie  0§car  (1 828),  im  3. 1 819 
aber  ber  jtoifer  oon  Oefterreid^  Sfrang  L  mit  einem 
oielfprad^igen  befolge.  SJon  anberen  IBefud^em 
feien  nur  ertoabnt  ber  gelehrte  £ane  9)loIbed^  unb 
ber  tüd^tige  $^^^^9  g^riebrid^  3acob§  ouS  ®ot^ 
(1825).  Set^erer  berichtete,  bag  Stessofanti  bie 
©renglinie  s^ufd^n  t)enDanbten  Sprad^en  genau 
5U  befHmmen  unb  in  ieber  berfelben  fcfi  unb  fidler 
aufzutreten  miffe.  Ser  £idf|ter  2orb  $t|ron  mürbe 
fein  €d^äler  im  9teugned^ifd^  (1823) ;  er  nennt 
ibn  „einSprad^umnber,  einen  ^nareu§  ber  Sebe, 
eine  manbefnbe  SSibliot^ef . . .  Siefer  Wann  l^tte 
)ur  3(it  beS  IBaueS  be§  babplonifd^en  ^burmeS 
al^  allgemeiner  Solmetfd^  leben  foUen :  er  iil  ein 
mobreS  SRirafel  unb  bobei  ol^ne  ^umaBung*. 


Anfang  SRai  1881  fd^idtte  ba§  über  feinen  %tf- 
ftanb  fd^ulbbemu|te  99oIogna  eine  Deputation  noi^ 
Stom,  um  bem  neugemdl^Iten  ißapft  ©regorXVL 
feine  f^ulbigung  bargubringen.  SRes^ofantitDoretn 
Sflitglieb  berfelben ;  benn  man  mu^e,  bia|  ber  $app 
f  d^on  al§  Siarbinal  gappeSari  mit  il^m  in  einem  rxf 
traulid^en  Sriefmed^f el  ftanb.  ®regor  ernannte  iljp 
f of ort  5um  f^audprölaten  unb  opoßoUf d^  ^lotD" 
notar  unb  brang  in  il^n,  nad^  Stom  )u  überfuMa. 
2)iefe8  SRal  glaubte  ÜRejgofonti  bem  fo  entfd^ 
benen  SBunf d^e  be§  ^ßapfteS  entfpred^en  ju  müjjen. 
S)er  l^eilige  SJater  freute  ftd^  beffen  unb  ergol^Ite  bötn 
f elbjl,  ba|  ftd^  9Regjofanti,  freilid^  erfi  «nad^  einei 
langen  Belagerung",  ergeben  1^.  am  30. 0(« 
tober  gelangte  er  in  Segleitung  feines  Steffen  (So- 
ietan  unb  feiner  9tid^te  änno  äßinareOt  nad^  Sbm, 
mo  il^m  ber  fßapfi  im  Ouirinal  eine  äBo^nnng 
anmieS  unb  il^n  oorerft  ^nm  &nu)nicu§  in  3Raia 
ÜRaggiore  ernannte.  —  9tom  ttuir  nun  für  9Re)|i>> 
fanti  bie  rid^tige  Statte,  ftd^  in  ben  ü^m  fd^  be* 
fannten  @prad^  gu  üben  unb  aud^  nod^  neue  )b 
lernen.  S)a  fanb  er  SoQegten  ober  ^ofpisien  tn* 
fd^iebener  Stationen  unb  oor  Mem  baS  Goll^inin 
ürbanum  ber  ^ropaganba  mit  S^B^ingen  oiS 
aUen  fünf  Sßelttl^eilen.  9tur  für  bie  d^inep^ 
@prad^e  fanb  er  in  9tom  vorläufig  feinen  S^; 
barum  begab  er  ftc^  auf  einige  3tit  nad^  Steopel,  w 
auf  Sapo  bi  SRonte  tunge  e|inefen  gu  3Sä\psmm 
l^erangebilbet  merben.  9m  15.  SRai  1833  nmrbe 
SReggofanti  erfter  SufbS  ber  iMiticamf^SiWo' 
tbe!  unb,  um  btefer  nol^  gn  fein,  SononiaiS  m 
@t  tßeter.  ®Ieid^eitig  ernannte  i^n  ber  $o|rP 
gum  Sonfultor  ber  leiligenSongregotion  prSÖc 
rection  ber  Uturgifd^  Süd^c  ber  orieiäifiHa 
jtird^e.  9m  12.  ^bruor  1838  oeirte  i^n  $a)# 
®regor  XVL  gum  Sorbinolprießer  vaib  mieS  tti 
als  ^itularfird^  @.  Onofrio  auf  bem  SoinaiU 
an.  Solange  SResgofonti  ^rölat  mar  (1831 M 
1838),  nannte  man  ii^n  l^fig  Monsignor  LiiMh 
siniere,  meil  er  fein  Sinfommen  grögtcn^eiB 
ben  9rmen  gumenbete;  aud^  bei  feiner  €laiM* 
erl^ol^ung  mu^  ber  $apfl  bie  notJ^ioenbigeB  W* 
lagen  befreiten.  Sofort  mürbe  ber  Carboud  ym 
$raf ecten  ber  eben  ermaßen  Songregation,  fm 
}um  9RitgIiebe  ber  ©enerolcongrcgotion  ba$a* 
paganba  ernannt  unb  ben  SongregotiimenbcS  3» 
bqc,  ber  l^igen  Stiten  unb  bei  ^[kiifnng  bcc  Sk 
fdE)öfe  gugetbeiU.  Sinmo^reS^^^^benf^beifeiKi 
Srbebung  bereiteten  ibm  bie  Sbimncn  ber  $io^ 
ganba:  fie  gratulirten  ibm  in  53  üaid|iebaBi 
Sprad^,  unb  ber  &iibtnal  banfte  i^iaa  in  bs 
nämli^Kn,  in  mel^  er  begrüß  mtncben  wl 
Saß  er  bie  Dielfad^n  Cbliegen^eüen  femeS  (o|a 
Berufes  auf  baS  @emif}eiii|Kiftepc  erfüllte,  fol 
nur  ermol^t  merben;  man  nannie  ffyi  mäj/t  fiß 
®nmb  un  santo  vivente.  —  SRi^faitfi  W 
Don  3ugenb  auf  f^MibUd^  imb  nn^>ei^tt  \ißn 
fron!  gemefen.  S^ie  funj^tbarcn  (Erngniffe  |nS«i 
im  3. 1S4S,  ber  aRou^Imoib  an  Stfgr.  $daa 
unb  am  iRtnifter  Stoin.  bie  glmbt  beS  $opjicS,  Mr 
^rodomirung  ber  Stepubli!  n.  f.  m.,  nrnfTsn«^ 


1481                                                  <mic^äa8.  H82 

hine  @tfunb^nt  xtoi^  tne^r.  3nt  3nuuai  1849  tDaIif<i^,Oui(i)ua(ba39IItt)etuanif4t).Sa}uIamni 
Mptl  ii)n  eine  Sungntenljünbung  mit  gafirifc^em  noc^  iiHitig^enS  50  Slialette  biefer  Spinaen,  bit 
gitber.  3)tr  e^mürbige  Sßatient  ertannle  fttncn  rr  geläufig  rebete.  —  Suf  bie  grofle,  oie  Mt^o^ 
iibttttüilfm  Bu^imb  unb  bereitete  fi^  }u  einem  fanti  im  Stanbe  mor,  fo  niete  Sfiia^eit  auhu- 
fdigm  (£nbt.  6r  ^ielt  mit  feinen  §Q««ßenoIlen  faffen,  gafi  «  jelbft  folgenbe  Sinttrort:  „3c^  be- 
eilte neimtägigc  Slnbai^t  gum  1^1.  Sofep^,  feinem  tioi^te  biefe  ©ptaij^engabe  ali  bejonbeteS  @e|[^en( 
9tatnfni'  imb  bejonbem  ©ddufpatron,  itnb  em-  ©olteä.  ©oft  gab  mir  boS  dflerfeinfle  ©proben« 
ppng  bann  mit  rii^mibtr  anbackt  bie  b*ififl™  S'^ör,  jo  ba&  mein  O^r  jeben  Saut  ober  <Bä)OÜ 
€lnbefacramente.  91m  15.  iDIärj  1849  ent-  qu§  bem  ÜJtunbe  eineS  3Inbtm  gonj  itnan  auf- 
ff^ief  er  otme  oUtn  SobeSfampf  ru^ig  im  §tmi.  fängt  unb  aud^  behält;  eine  folc^t  ©^mieg-  uiÄi 
Seine  leiten  SBorte  maien:  Fioiamo  con  nn  £8iegfamfeit  ber  @ptac^uetf}euge ,  ba^  i^  jebe 
Gloria  Patri  I  Andiatno,  andiamo  presto  in  <Silbe,  jebcä  SBort  genau  wiebergeben  fonn;  ein 
Paradiflo.  —  Ser  ^ini^ei  bei  llnterrid^ll,  @^e-  aii^erorbentlic^  treuei  ®ebäd|tni| ,  buri$  uele^eS 
mrtii,  bot  {i(^  an,  ben  Utirbinal  mit  Ttpublifani-  ein  get)Brtee  ober  gelefene8  9Sort  für  immer  feft- 
f^em  $omp  begraben  ju  laffen.  Sie  lOermanbten  ge!)alten  wirb ;  enblid)  bie  ^i)ig(eit,  ben  OrganiS* 
nitfen  bitf(9  Stntrbitten  jurüd.  unb  fo  Uurbe  bie  muSbereinjelnen@fira^eno^ne!Diü^ejuerfa[|en." 
tibq^E  ^uUe  beS  giofien  räanneS  bei  einbred^tnbei  (SQgl.  A.  Manavitt,  EeqnisBe  historique  sur  le 
Siu^t  beS  17.  ÜDlärj,  nur  Don  ben  IQennanbtcn  unb  Cardinal  Mezzofanti,  Par.  1853 ;  C.  W.Baaeel, 
bct  nehten  Sienerf^aft  begleitet,  ttn<^  @.  Onofrio  The  Life  of  Cardinal  Mezzofanti,  Lond.  1858 
abetffiljrt  unb  bort  on  ber  ©eife  3:orquQto  Safio'S  unb  ital.  SBoIogna  1859.)  [iffiilterru|ner.] 
bcigefcit.  Sine  einfache  ÜRarmorplatte  btdtc  an-  ^{i^iias  (■h-^-'d),  im  91.  %.  1.  ein  $rop^et 
f&ndij  bog  @rQb:  im  «Diäi^  beS  3a!)re3  1885  }ur  3eit  ber  ffbnige  Sd^ab  Dott  ^Srael  unb ^ofa* 
ntHK  in  bcifelben  ffii^e  ein  müibigeS  Slbnument  p^at  Don  Subn,  ber  ben  SiigenCünften  ber  falfc^en 
tnri^tct.  !(uf%tft!)IbeeearbinaIS2.!m.^$arD$i,  $rop^eten  im  nbrbli(^en  9tei(^e  mit  entfctiieben- 
QkneraltricatS  @t.  ^eiliglcit,  tdurbe  bei  biefer  @e-  ^eit  entgegentrat  unb  bafiii  mancherlei  Ungema^ 
Itstti^  in  @egennart  einer  au3  gtip^en  unb  }u  erbulbcn  bitte  (3  ßbn.  22, 8—28.  2  !ßar.  18, 
wnUtd^  SlUlgliebem  beflebenben  Eommiffion  bet  7—27).  —  2.  einer  Don  ben  ^ofbeomten  in  3ubö, 
Soig  geSffnet,  um  einem  Jett  3abren  Derbreiteten  toelt^e  JSofop^al  burc^'e  Canb  fi^tdte,  um  feinen 
Ocrfi^  ju  begegnen.  6§  uerlaulele  nomlit^,  man  Untertfinnen  baS  ®e|ef  be§  Öerm  einjufi^ärfen 
^obe  ber  iBeiii^e  Dor  ber  einfargung  ben  ifopf  ab-  {2  ißar.  17,  7).  —  3.  iut  ßeit  beS  Sßrop^elen 

Cmmen,  um  OTejjofanti'e  ©tljim  einer  genauen  SeremiaS  ein  ©obn  ©amariaä'  unb  enfel  befi 

[^  ju  unterjiebtn,  9hin  fanb  fii^  aber,  wie  ®e^[imf[^reibfrSiSüpI)an,  nwli^etbernftönigSoa" 

bec  notarielle  SommiffionSberit^t  fagt,  ber  gan^e  fim  Dinc^ri^t  Don  bem  3nt)alt  beS  SBuc^eS  Seit* 

Sn^nam  nac^  36  3abren  noc^  unoerfe^tt,  o^ne  je  miaS'  brachte  (3er.  36,  11—13).     [Paulen.] 

diialfamirt  getoefen  ju  fein.  —  XUejjofanti'g  4.  SJIic^äag  Don  ^oraft^i,  einer  betneine* 

Vtoffxipf),  S.  SS.  !Ru^eI,  loeli^et  ganj  juDerläf-  nn  ^rop^ten,  fii^rt  im  maforetbili^en  %t^  ben 

figt  SmS'i'ft'  ^^^  ^  ®^°^  t*«  SSoÜtommen-  9tamen  iDK^a  —  "=■■=,  eerfürjt  auS  »n;o-'«,  §ie- 

fdt  fantmdle,  toomit  ber  grofie  Singuift  bie  lon^muS  laS  mit  ben  ©eptuaginta  n^s-x:,  toeg- 

tbqdnen  €prai!^en  be^rrf^te,  gibt  über  beffcn  toegen  er  ben  Stamen  mit  Michaeaa  (Mi^aia;) 

©prai^IenntniiK  folgenbcä  ©i^ema :  1,  ©prnd^cn,  gibt.  SDieSBebeutungip:  „SBerifttoieSeSoDob?" 

Bdi^e  er  mit  fclteuerSBoQfommenljeil  rebele,  ntattn  Oögl.  gjlic^ael  —  „SQJcr  ift  aie  @ott?")  ^iero- 

^räifi^,  fflobbiniji^-^ebtäiic^,  5lrabifct),  &^U  ngmuS  Ü6etfe|te  aber  ben  iRcmen  mit  humilitaa, 

fcif^,  ÄDptifd),  ^IrnKnijc^  (alt  unb  neu),  ^erfifi^,  toeil  er  i^n  Don  1=«  ober  t-^  (jt^niintien,  einfinten) 

Ifirlifc^,  DHbanefifc^,  3JtQlicfij4,  ©riet^iji^  (alt  ^eileitele.  Su""  Unterft^iebe  uon  bem  oben  1.  ge- 

nnb  neu),  2ateinif^,  3talienifi^,  Spaniftit),  ^ortu=  nannten  ^ropbeten,  fomie  überhaupt  Don  onberen 

«eftfc^.  SranjDrii(^,  Sieutfii),  ©c^iüibifd),  3)öni|^.  Speifonen  gleiches  9iiiinenB,  ^ei&t  unfer  Spropbet  ber 

noUhnbif^,  Sldmif^,  Gnglifd^,  3lli)riid),  S8uf=  Öorofl^ile;  er  mar  nämlii^  gebürtig  auS  äßore« 

Wd).  5ßDlnif4  &itä)i\^,  9Jiagqarijdi,  5£iinerif(lf ;  Wi\  »eld^er  Ort  1,  14  in  ajerbinbung  mit  ber 

ferner  Sijrifi^,  ©cej,  SImarinna.  ^inbopanifc^,  Sp^iliftetfiabt  ®at5  ertoä^nt  mirb,  alfo  im  ©üb- 

©ujarati  (oflinb.  Sbiom),  SaBfifcb,  Sßalai^ifcft,  mcflen  beS  ßanbeS  gefui^it  »erben  mu&.    iWa^ 

gaüfornifdi ;  2.  Sprachen,  bie  er  jclien  unb  nicni»  ©ierongmuS,  ber  übrigen§  ÜKoiaftbi  f^reibt,  mar 

gtr  DoIUpmmen  nbete,  waren  ffurbiji^,  Georgia-  OToref^et^  noäj  ju  feiner  3eit  eine  Heine  Ort» 

iä\i),  ©erbif^,  Sulgarifii^,  gigeunerifi^ ,  Sße-  fi^aft  in  ber  9iä^e  öon  gleutfjeropoliS ,  alfo  in 

gBomfi^,  <8alla3,  ^golefifdg,  ^ejiconif^  ßfii-  SubSa,  fübmeftlidb  Don  Serufalem.  —  Wiijüafi 

kitff4,  Sßnuanifi^i  3.  ©platten,  bie  er  unDoQ-  fc^eint  fiauptfü^Ii^  im  Sleicbe  3uba  gemirtt  ju 

tpaiiBni  rtbete,  uuren :  Singalefif^,  iBirmanif^,  ^aben ;  benn  nieDof)!  er  auc^  Don  ©amaria  rebet, 

9atNnrif4. 3rI3nbif(6,  ®Qlif4  SJelaroarifdi,  E^ip-  fo  tritt  er  \>od)  nidit  mie  WmoS  auf,  fonbcm  er  loill 

Mmq  ;  4.  Sprachen,  bie  et  nur  auä  SBüdöem  ftu-  3uba  mit  bem  ^inroeiS  auf  baS  bef^Ioffenc  ©li^id- 

bid  ISiiüte,  nmren:  ©an8(rit,  aRalaiücb,  2onfine-  fal  beS  nörblid)en  5Rrif!)e§  roamen.    9Jai!^  3er. 

Wt^,  SoWtönbifd^,  3hit§eniii§,  ^nefifc^,  Settifd^,  26,  ISf.flanberingerufalembeiflßnigunbffloIl 

Soqtnt^iiiu^f^,  £ibetantfc^,  3@länbif^,  (£om-  in  tio^ein  ^n|ef|en.  2)iefe  ©teile  beutet  au4  on. 


1483 


SWid^äaS. 


1484 


ba6  feine  SBirffornfeit  für  3ubQ  nid^t  gonj  frud^t» 
lo§  iDar.  ®ie  S^ii  feiner  S^ätigfeit  fällt  nad^  ber 
Ueberfd^rift  1,  1  in  bie  SRegierung  ber  ftönige 
3oat]^an,  ^ä)%  unb  (^^t^ia^,  3la^  1, 6  ift  ©a» 
maria  nod^  nid^t  jerftört ;  olfo  l^at  ber  ^ropl^et 
baS  Sol^r  722  (biefe  3ö1&I  barf  man  troj  SorniH, 
6inL  in  baS  «.  X.  181,  tool^I  bod^  feftl^olten) 
nid^t  mel^r  erlebt  ober  ift  iBenigftenS  fo  fpät  nid^t 
mel^r  tl^ätig  getoefen.  6r  fd^eint  unter  g^ed^iaS 
frieblid^en  iobeS  geftorben  ju  fein.  6r  xoox  alfo  ein 
SeitgenoffebeS  3faia§;  bie|  bezeugt  aud^  feinSJud^, 
ba§  fid^  üielfad^  mit  bem  93ud^e  3fciiQ8^  berül^rt. 
®a§  Sud^  aWid^öQS' jerfättt  in  7  ffopitel,  öon  benen 
ba§  1.  unb  2„  bann  ba§  8.,  4.,  5.,  unb  mieber 
ba§  6.  unb  7.  jufammenge^ören,  fo  ba^  man  brei 
Steile  5u  unterfd^eiben  f)at,  ttjie  faft  alle  neueren 
Crflärer  annel^men.  ®ie  brei  Sl^eile  mad^en  pd^ 
fd^on  baburd^  fenntlid^,  ba^  jeber  mit  „|)öret"  ein« 
geleitet  xovcb,  %abtl  unb  ^rol^ung  auSfprid^t  unb 
mit  einer  mefftanifd^en  95er]^ei|ung  abf^Iie^t. 
©d^egg  (®ie  fleinen  ^rop^eten  454)  meint,  bie 
erfle  SRebe  ber  3eit  be§  Soatl^an,  bie  jtoeite  ber 
bed  %ä)a^  unb  bie  britte  ber  be§  Sjed^iaS  ^utoeifen 
JU  muffen,  ©id^er  erfd^eint,  ba^  ber  ^ropl^et  in 
feiner  ©d^rift  ein  ©ummarium  feiner  münblid^en 
SInrcben  gum  3c"Ötttff«  für  bie  Suhinft  geben 
»iH;  benn  bie  gefprod^ene  ^ropl^etie  ift  für  bie 
©egenmort,  bie  gefd^riebene  für  bie  Sutunft  be» 
ftimmt. 

ültid^aaS  tt)ei§fagt  gunöd^ft  ben  f d^on  feftgefe^ten 
Untergang  be§  nörblid^en,  tt)etter]^in  aud^  ben  be§ 

Süblid^en  Seid^eS,  bie  Verbannung  ber  SSraeliten, 
)ann  aber  bie  SBieberbegnabigung  be§  SSoIfeS  ® ot» 
M  unb  bie  anfunft  unb  SBirffamfeit  beS  aRefpaS. 
®er  ©ebanfengang  ip  folgenber.  1, 1:  S)er  aß» 
möd^Hge  @ott  tritt  auf  aI3  Siid^ter.  Unl^eil  unb 
SSenoüftung  t)er]^ängt  er  afö  geredete  ©träfe  über 
©amaria,  fpöter  aud^  über  Serufalem  unb  aUe 
Ortfd^aften  im  ©üben.  2 :  Urfad^e  biefeS  ©traf» 
gerid^teS  ip  bie  allgemeine  Ungered^tigfeit  beS 
S}oße§,  namentlid^  bie  ^abfud^t  unb  UnterbrüdCung 
beS  5Räd^Pen.  fjalfd^  ift  bie  ßwöerfid^t,  ber  man 

ätd^  l^ingibt:  ber  ^ropl^et  lügt  nid^t  gleid^  9ln- 
»eren.  Sine  SBiebererl^ebung  ip  bamit  nid^t  au§« 
gefd^Ioflenj  bereinp  tt)irb  ®ott  bie  ©einen,  »ie 
ein  |)irt  bte  f)eerbe,  fammeln.  U,  3 :  Rotten  bie 
Sorftel^er  be§  SoIfeS  il^re  ^pid^t  getrau,  fo  föme 
nid^t  ba§  l^erbe  ©efd^idt.  3lber  man  lieg  pd^  tön» 
f d^en  burd^  falf d^e  ^ropl^eten,  bie  immer  nur  ®ün» 
ftigeS  5U  öerfünben  iDu|ten.  ©o  mug  benn  3Wi» 
d^äa§  in  ber  llraft  be3  @eipe§  ®otte3  auftreten 
unb  ben  Untergang  be§  Xem))el§  unb  ber  l^eiligen 
©tabt  weisfagen.  4:  grp  nad^  langer  3eit  erfte^t 
ein  neues  ©ion,  ju  bem  bie  SSöIfer  ber  ganjen 
ßrbe  ^)ilgem.  SSorerft  mug  baS  Soll  ®otteS  eine 
l^arte  Suge  überpel^en,  mufe  nad^  Sabi)lon  man« 
bem  unb  öon  ben  öeiben  pd^  migl^anbeln  laften. 
Slber  e§  ip  unöermüftlid^,  e§  überwältigt  fogar  bie 
§eibenDöIf er.  5 :  SiuS  bem  ©täbtd^en  Set^Iel^em 
tt)irb  nämlid^  ein  ffönig  l^eröorge^en,  ber  eine 
fJfriebenSl^errfd^aft  für  bie  ganje  6rbe  l^erbeifül^rt. 


m,  6:  ®ott  l^ält  bem  SBoRe  feine  SBol^IÜ^  m, 
bie  fd^Ied^ten  S)anf  gefunben  l^aben.  äSrael  tx* 
fennt  feine  ©ünbl^aftigfeit  an  unb  ip  }u  Opftn 
bereit.  3lber  ber  ^rop^et  fagt  im  9lamen  @otte8: 
Sleugere  Opfer  genügen  nid^t ;  ®ott  verlangt  tx» 
3ffiem  innere  SRed&tf d^affenl^eü  7 :  S)aS  Sott  botf, 
menn  e§  99u|gepnnung  annimmt,  auf  ®cM 
Varml^ergigfeit  l^offen.  SSßeil  ober  üorerp  bie 
©träfe  fommen  mu^,  fo  untermirft  pd^  bie  glmi« 
bige  ®emeinbe  unb  bittet  nur  um  ®nabe  f^  bie 
3u!unf  t,  bie  il^r  aud^  jugepd^ert  ttrirb.  2)er  $10* 
pl^et  fd^Iiegt  mit  einer  glül^enben  Sobpreipmg  @ot« 
te§  unb  mit  bem  3lu§brud(  ber  3u^^id^^  bo^ 
®ott  bie  alten,  ben  ^atriard^en  gegebenen  Set* 
]^ei|ungen  erfüllen  ttjerbe.  —  S)er  %tit  be§  3Ri« 
d^äaS  tt)eid^t  bei  ben  ©eptuaginta  jiemlid^  op  ton 
bem  ber  SRaforetl^en  ab,  unb  man  ertennt  mf^ 
bog  ber  ben  LXX  tiorliegenbe  l^ebröifd^e  %tj^  nid^t 
genau  bem  maforetl^ifd^en  entfprad^,  loomit  aber 
nid^t  gefagt  ip,  ba|  er  beffer  toar.  93.  Shjffel 
(Unterfud^ungen  über  bie  Xestgepalt  unb  SetJ^t« 
^eit  beg  93ud^e§  Smd^a,  Seipjig  1887)  gibt  ber 
©eptuaginta'Ueberfe^ung  baS  3<^ugni|,  treu  imb 
pnngemäg  gu  fein,  Dermirft  aber  baS  SSePrebeo, 
au§  ben  ©eptuaginta  unb  anberen  alten  SJerponen 
einfad^  burd^  9Rüd(überfe|ung  einen  „reinen  Ui^ 
te^t"  gemimten  gu  moKen.  2)ermaforet]^fd^3:est 
ip  na$  ben  grünbUd^en  Unterfud^ungen  Don  Spfj^ 
mx  nid^t  DöQig  fel^Ierfrei,  aber  im  SSkfentlid^ 
Mt  er  pd^  „a\^  treue  Ueberliefenmg  be§  urpmlng' 
id^en,  Dom  ^ropl^eten  SRid^a  felbft  auSgel^enben 
%tiW  bar.  2)ie  ©umme  ber  iBorfd^Iage  Sbp 
}ur  SSerbePerung  biefeS  SeiteS  befd^ränS  pd^  auf 
fünf  SBörter  utü)  ein  paar  geringe  ©treid^imgai 
unb  (Sinfd^altungen,  bie  im  ^efentlid^en  btali^ 
unbefd^öbigt  lapen.  2)ie  SBuIgata  ip  Dom  mafore' 
tl^if d^en  Sejte  nur  unbebeuten])  öerf d^ieben. — Sä 
neuere  jhitif  mill  faum  bie  ^älfte  unfere§  9it^ 
aj^id^öaS  gugePel^en,  alle§  Uebrige  oI§  fpätere  3»' 
fäje  erflären.  gmalb  (in  ber  2.  SluSg.  feiner  J^ 
pl^eten  beS  «.  S.",  1867)  fprid^t  ba§  6.  unb  7.  flc- 
pitel  aJ^id^öaS  ab.  SßeEl^aufen  (in  ber  4.  «nflber 
ginieü.  in  ba§  «.  S.  0.  Slee!,  1878)  loiE  in  SbfA 
55. 9  u.  10  ganj  befeitigen,  Aap.  6  unb  7, 1—6  in 
bie  3rtt  be§  SKanaffeS  unb  7, 7  ff.  in  baS  gplDtr-- 
fe|en.  ©tabe  (im  l.Sal^rg.  feiner  Seitfcftr.ptr bie 
alttepamentl.  äßiPenfd^.,  1881)  "^at  oud^  boS  %m 
4.  unb  5.  ffopitel  Derbäd^tigt,  b.  1^.  als  $rdmd 
fpäterer  Ueberarbeitung  be§  9Rid^äad  erllört;  er 
tt)in  nur  Aap.  1—2, 11  unb  Stop.  3  als  öd^t  an« 
erfennen.  Slel^nlid^  öerf äl^rt  Somill  (6inL  in  boS 
a.  S.,  1891),  inbem  er  nur  Aap.  1—3  üor  722, 
6,  1  bis  7,  6  in  bie  3eit  beS  aRanaffeS,  aBeS 
Uebrige  in  bie  gried^ifd^e  3cit,  etttw  300—250, 
fe|t.  Ueber  fold&e  ffritif  fagt  fogor  »eu|  i®^ 
beS  a.  S.,  1881,  313),  Pe  grünbe  pd&  ^^oiipt- 
fäd^lid^  auf  bie  logifd^e  Slnalqfe,  toeld^  überall 
SBiberfprüd^e,  Derf^iebene  ®epd^tSpunfte  vl\.^ 
entbedtt  l^aben  mill",  unb  gePel^t  feinerfeitS,  baj 
er  nid^tS  ©old^eS  gefunben  ^abe.  Sl^Pel  l^t  in 
feiner  ©d^rip  über  SRid^äaS  (f.  0.)  bie  9ut^ 


1485 


Wxä)atl 


1486 


beS  XesteS  (@.  199—282)  genau  unterfud^t  unb 
ffi  ju  bem  ßrgebniffe  gelangt,  ba^  ftd^  bad  ganje 
SBud^  unb  inSbefonbere  aud^  bie  beftrtttenen  @teUen 
tcd^t  gut  «^aud  Der  aff^rif d^en  $eriobe  l^erauS  t>tt* 
Men,  ia  biefelbe  forbem''.  SBenn  }.  f8.  4, 10 
Ott  Skrbonnung  nad^  !93ab9lon  emöl^nt  toirb,  fo 
1^  bie|  felbfl  t)om  rationaliftifd^en  @tanbpunft 
aus  nid^td  ^tuffaüenbed,  totxl  bie  affprif d^en  ^en- 
fd^  feit  745  ft(^  93abel  untemorfen  unb  Sin- 
lool^ner  beS  ßupl^ratlanbeS  nai)  SSorberaften  t)er- 
pfbmgt  litten,  bie  bann  burd^  Sdraeliten  erfe^t 
iDerbm  fonnten  (t)gl.  @(^raber,  jfeilinf d^riften  unb 
«.  S.,  2.  «ufl.,  276.  449;  SR^l  226).  ©al^er 
bunte  SRid^öad  fid^  eine  2)ep()rtati()n  nad^  93abQ- 
lon,  felbft  tt)enn  er  nic^t  t)()m  ©eifte  ©otteS  er» 
leud^tet  gemefen  tooxt,  red^t  mol^I  t)()rftellen.  SBer 
eine  3nfpiration  unb  äBeiSfagung  für  möglid^ 
ffilt,  ift  burd^  nid^tS  ge)tt)ungen,  fpötere  3ufä^e 
iax  @d^ft  bed  ÜRid^öaS  an^unel^men.  (Su^er  ben 
ßinleitungSmerf en  unb  ben  f c^on  citirten  ©Triften 
f.  bie  Kommentare  t)on  @d^egg,  2)ie  fleinen  ^rop)^. 
uberf.  u.  erfl.  ü,  äßünd^en  1854;  Enabenbauer, 
ComiiL  in  Proph.  min.  I,  Par.  1886;  Trochon, 
Lespetitsprophätes,  Paris  1883;  Säur.  Steinte^ 
SReff.  aBeiSfagungen  bei  ben  ißropl^.  ni,  ©iegen 
1861;  ®erf.,  ®er  iJJropl^et  ÜKid^a,  95eitr.  5.  CrH. 
beS  a.  X.  IX,  ©ie^en  1874;  femer  Sagpari,  lieber 
9Kd^  b.  ÜRoraftl^iten,  S  W^nia  1852 ;  Boorda, 
CoDim.  in  vat.  Michae,  Lugd.  Bat.  et  Lips. 
1869;  Maurer,  Gomm.  in  Y.  T.  11,  Lips.  1836; 
;,  «leine  ^ropl^eten,  Seipaig  1838;  fteü, 
$rop]^eten,  Seipsig  1866;  ihiobcl  ^ro- 
^ctiSmuS  n,  93re§Iau  1837 ;  igyengftenberg,  S^ri- 
ppfojgie  I,  SSerlin  1854.)         [@eifenberger.] 

IftU^aet  (}»t^y  quis  ut  Dens?),  in  ber  |ei' 
D|en  &fydU  1.  ein  S^raelit  aus  bem  Stamme 
Sfer,  Soter  eines  ber  jmölf  nad^  Sanaan  gefanbten 
ftunbf^fter  (9hmi.  13,  14).  —  2.  ber  Sol^n 
SU^d,  riner  ber  im  Oftprbanlanb  angeftebelten 
®abüen  (1  $ar.  5,  13).  —  3.  ein  iBorfal^re  beS 
den  ©enonnten  (1  ^ar.  5,  14).  —  4.  ein  Seöite 
ma  ber  Steil^  beS  ®erf  on,  SSorf  al^re  %p]^3  (1  ißar. 
6, 40).  —  5.  einer  ber  fünf  ©öl^ne  beS  Sjral^ia 
ans  bem  ©tamme  Sffad^ar  (1  ^ar.  7,  3).  — 
6.  ein  Senjaminit,  92ad^!omme  Saria^d  (1  $ar. 
8, 16).  —  7.  einer  ber  „Surften  über  Saufenb  in 
Sbmaffe",  meldte  ftd^  ju  Sat)ib  nad^  @iceleg  ffüd^* 
iden  (1  ^.  12,  20).  —  8.  ber  ©atcr  9lmri'§, 
eines  @tamme3fürften  in  äffad^ar  »äl^renb  ber 
abgierung  ffiaöibS  (1  ißar.  27,  18).  —  9.  einer 
bet  651^  beS  JtönigS  äaf apl^at,  toeld^e  t)on  il^rem 
9ntber  3oram  getöbtet  mürben  (2  $ar.  21,  2. 4). 
—  10.  ber  SJater  eincS  ber  Begleiter  ßSbraS' 
(1  esbr.  8.  8). 

11.  Siner  ber  t)()me]^ntften  Sngel.  3m  91.  %. 
trid>  berfette  nur  ^gürft"  genannt  (®an.  10, 13. 
21 ;  12, 1),  mobei  feine  ßngelnatur  al§  befannt 
tNnron9gefe|t  mirb ;  ba§  91.  X.  fprid^t  biefelbe  au§, 
inbem  Vhd^el  Offenb.  12,  7  als  prft  t)on 
Ciigdn  angefül^rt  unb  3ub.  9  ßrjengcl  genannt 
trtib  fl.  b.  art.  IV,  869).    «n  bicfe  ©teilen 


fnüpft  ftd^  ber  ®Iaube  ber  jhrd^e,  toit  er  in  ber 
Srabition  fortlebt,  ol^ne  je  burd^  eine  Sel^rentfd^ei« 
bung  normirt  }u  fein.  S5ei  ®an.  10, 13  offen« 
bart  SRid^ael  bem  um  bie  3urüdp^rung  feined 
IBoIfed  flel^enben  ^ropl^eten  im  ©eftd^te,  ber  gfütft 
(b.  i.  ©d|uteeift)  beS  Seid^eS  ber  iJJerfer  l^abe  fei» 
neu  !93emü]^ungen  für  bie  enblid^e  ßrfiUIung  biefeS 
©cbetcS  toibcrftanbcn:  „Unb  ficl^e,  SDlid^ael,  einer 
ber  öomcl^mftcn  Qfürften,  fam  mir  ju  C^tlfe'';  ögL 
9J.  21 :  „9licmanb  ftcl^t  mir  bei  atö  ajlid^ael,  euer 
gfürft."  ®iefcS  Attribut  toirb  ®an.  12, 1  bem 
ßngel  mieberl^olt  beigelegt :  „9Jlid^aeI,  ber  gro^e 
gfürft,  ber  für  bie  ©öl^ne  beineS  SSolfeS  ftcl^t". 
^ad^  Anleitung  biefer  ©teilen  mürbe  t)on  ben 
93ätem  ber  1^1.  ^id^ael  als  ber  ©d^u^geift  beS  and» 
ermöl^Iten  93oIfe§  betrachtet  (t)gl.  Dionys.  Areop. 
De  caelest.  hierarch.  c.  9 ;  Hieronymus,  In 
Daniel,  c.  10;  Chrysost.  De  laudib.  S.  Pauli 
homil.  2).  2)ad  fpötere  nad^d^riftlid^e  ^ubentl^um 
bilbete  biefen  ©lauben  in  feiner  äBeife  meiter  and 
(ögl.  ©frörer,  Sal^rl^.  beS  ©eilS  1, 371  ff. ;  SBebcr, 
©Qftem  ber  altf^nagogalen  palöftinenftfd^en  Xl^eo» 
logie,  Seipsig  1880,  165. 168).  ®iefelbe  Sin« 
fc^auung  liegt  aber  fd^on  ber  ©teUe  im  93riefe 
3uba  5u  ©runbe,  mo  t)on  feinem  jfampfe  gegen 
ben  Xeufel  megen  9Jlofed'  Seid^nam  bie  Siebe  ift. 
auf  bie  ©teße  Offenb.  12, 7  enblid^  (68  entftanb 
im  igyimmel  ein  großer  ©treit:  SRid^ael  unb  feine 
ßngel  fömpften  gegen  ben  2)rad^en  u.  f.  m.)  grün- 
bet  ftd^  ber  fd^on  frül^e  auSgefprod^ene  fromme 
©laube,  ba^  ber  l^eilige  Sr^engel  anä)  ber  l^imm- 
lifd^e  ©d^u^geift  ber  ($riftlid^en  JNrd^e  fei.  2)iefe 
SReinung  ftnbet  fid^  im  Pastor  Hermae  (SimiL 
8, 10  lat.  ed.  Hilgenfeld,  Lipsiae  1873:  Haec 
autem  lex  filius  dei  est  praedicatus  . . .  Po- 
puli vero  stantes  sub  umbra  hi  sunt,  qui  au- 
dierunt  praedicationem  ejus  et  crediderunt. 
Nuncius  autem  ille  magnus  et  honestus  Mi- 
chael est,  qui  populi  hujus  habet  potesta- 
tem  et  gubemat  eos).  2)od^  f d^eint  biefed  attri» 
but  fonft  bei  ben  SSötem  bem  Srjengel  nid^t  l^öufig 
beigelegt  }u  merben.  3n  einer  Siebe  bed  ®iacon 
unb  Sf artopl^Qlas  ber  großen  JKrd^e  }u  Sionftan» 
tinopel,  ^antaleon  (Lipoman.  In  fest.  S.  Mich.), 
mirb  ber  l^eilige  ßrjengel  gepriefen  ald  berjentge, 
ber  ben  S^riften  gum  ©iege  t)er]^ilft,  ber  il^re 
jtird^en  erfreut,  ber  bie  ©tabt  ber  Stömer  befd^ü^t, 
ben  Äaifer  gegen  bie  Sarbaren  bewaffnet  u.  f.  m. 
aud^  bei  9licep]^oru8  eaUiftuS  (H.  E.  7,  50)  fagt 
ber  1^1. 99Md^aeI,  ba  er  bem  jtaif er  Sonftantin  bem 
©ro^cn  erfd^eint,  öon  fid^  auS:  „3d^  bin  5Ki(^aeI, 
ber  l^ecrfül^rer  beS  ^crm  ber  igycerfd^aaren,  ber 
Sefd^ii^er  bc5  ©laubenS  ber  Sl^riften."  68  !ann 
nid^t  geläugnet  merben,  ba^  bie  anfd^auung,  mo« 
na^  ber  1^1.  aWid^acI  aI8  ber  ©d^u^geift  beS  d^rift» 
lid^n  SoIfcS  aufgefaßt  mirb,  ber  l^eiligen  ©d^rift 
gans  gcmä^,  ba^  fie  eine  ganj  natürlid^e  gol« 
gerung  barauS  fei.  S)ie  Rxxi)t  felbft  fd^eint  fic  ju 
aboptiren,  inbem  fie  auf  baS  geft  beS  Sr^engel^ 
(29.  ©eptembcr)  bie  antipl^on  aufgenommen:  Mi- 
chael Archangele,  veni  in  adjutorium  populo 


1487 


Wiä^atl,  Orben  unb  Songregationen. 


1488 


Bei  (2. 9loctum  nad^  bem  römifd^en  93ret)iet).  Sin 
anbetet  ftommet  ©laube  bagegen,  bet  ben  l^eiligen 
6t§engel  al§  ben  fSfül^tet  bet  ©celcn  in'§  iJJata» 
bie§  t>txt\)xi,  f)at  entf (^{ebenen  ^uSbtud  in  bet 
Situtgie  etl^alten,  unb  jtoat  im  Officium  beS 
^fteS  (praepositus  paradisi,  in  bet  2. 92octutn; 
constitui  te  principem  super  onmes  animas 
BUBcipiendas,  in  ben  SaubeS;  enblid^  in  bet  Missa 
pro  defonctis :  Signif er  sanctus  Michael  re- 
praesentet  eas  in  lucem  sanctam).  liefet 
^omme  ®Iaube  gtünbet  fi(^  auf  bie  etmöl^nte 
©teDe  bet  Dffenbatung  (12,  7),  inbem  biefefte 
oud^  f^mbolifd^  t)on  bem  Jtontpfe^  ben  Sucif et  ftetd 
gegen  bie  ffitd^e  unb  il^te  tteuen  ffinbet  fül^tt,  ge- 
beutet ttmtbe ;  btefe  leiteten  nomlid^  bef c^ü^t  9Jh« 
d^ael  t)ot  feinen  ^ngtiffen^  l^auptföd^Iid^,  ido  fte 
biefed  SeiftanbeS  am  metften  bebütfen,  im  Xobe. 
9Jlan  ftnbet  biefe  9Jleinung  f  d^on  ftül^e,  fo  bei  S3eba 
(Hist.  Eccl.  Angl.  5, 19),  SupatbuS  (Vita  S.  Ar- 
nulfi),  99()nat)entuta  (Legenda  S.  Francisci  c.  9). 
Uebet  bie  l^ietatd^ifc^e  ^angotbnung,  tueld^e  bet 
l^eilige  St^engelinne  l^abe,  maten  nid^t  immet  bie« 
fetten  Meinungen  in  bet  ftitd^e  geltenb.  SBä)^« 
tenb  5.  93.  bet  1^1.  Saftliud  (Homil.  de  angelis) 
il^n  übet  alle  Sl^öte  bet  ßngel  fe^t  (toxt  aud^  fpötet 
$antaIeon,  ^Hwptci,  fiautent.  Suftiniani,  @al« 
meton,  SeHatmin  u.  91.).  lä^t  il^n  bet  englifd^e 
Seiltet  (Summ.  1,  q.  113,  art.  3,  in  Opera  X, 
346^,  Antverp.  1612)  Mofe  ben  ßtften  in  bet 
legten  l^ietatd^ifd^ien  @tufe  bet  ßngel  fein.  2)od^ 
bie  SJlel^t^al^I  bet  Seiltet  unb  bie  Jtitd^e  fettfl 
in  il^tet  l^etligen  Situtgie  (princeps  militiae  an- 
gelorum,  quem  honorificant  angelorum  cives) 
neigt  fld^  bet  etftetn  Meinung  ju.  SHe  l^ietbei 
entftel^enbe  Unflatl^cit  ift  auf  bie  imSltt.  ßtjcngel 
IV,  869  betül^tte  Setfd^iebenl^eit  jutüdf^ufü^ten. 
SBenn  enblid^  bet  1^1.  Xl^omaS  unb  nad^  il^m  Sin» 
bete  bie  SOteinung  auffteUten,  bag  auf  ba§  ©ebot 
beS  i&ettn  l^in  (2  Il^eff .  2,  8)  SKid^ael  ben  Slntt. 
d^tift  (unb  Iroax  auf  bem  Oettetge)  tobten  tuetbe, 
fo  bejicl^en  fie  fid^  eben  hiebet  auf  jene  ©teilen, 
in  tt)eld^en  bet  St^engel  ald  bet  befonbete  Iam))f« 
getüftete  ®ä)\xi}tx  bet  d^tiftlid^en  ®aä)t  etfd^eint. 
Sl^tiftlid^e  igyeete  sogen  al§  IBettl^eibiget  bet  d^tift- 
Ii(|en  Qaä^t  ftitl^et  gerne  mit  @t.  39Zid^aefö  93iQ) 
auf  bet  S^al^ne  in  ben  fltieg,  militätifd^e  Otben 
tt)ä^Iten  il^n  }um  Button  u.  f.  tt).  2)ad  g^eft  bed 
%  9Jlid^aeI  tt)itb  in  bet  JHtd^e  am  29.  ©eptembet 
gefeiett.  (Settö^nlid^  leitet  man  beffen  Utfptung 
Don  bet  Stfd^einung  be§  St^engelS  auf  bem  99etge 
®atganu§  l^et,  meldte  nad^  Sinigen  im  %  493, 
mal^tfd^einlidjet  abet  um^3  Sal^t  520  (Acta  SS. 
BoU.  Sept.  Vm,  57)  fld^  eteignet  l^at.  Mein 
99intetim  l^at  batauf  aufmetffam  gemad^t,  bag  baS 
3feft  t)iel  ftül^et,  im  ©actamentatium  beS  l^L  Seb 
nämlid^,  öotfommt  untet  bet  ^luffd^tift:  Pridie 
CaL  Octob.  Natale  Basilicae  AjigeÜ  in  Sala- 
ria.  Otationen  unb  ^täfation  bejie^cn  fid^  auf 
ben  ]^I.  9Jlid^aeI  unb  beuten  nid^t  blog  auf  einen, 
fonbetn  auf  mel^tete  ben  l^ciligen  Cngeln  geioeil^te 
Otte;  bie  putalität  bet  SWefefotmuIate  enblid^ 


bezeugt,  bag  baS  fifeft  aud^  fd^on  ftäl^  mu|  g^ 
feiett  tootben  fein.  Sap  fommt,  bo^  bie  @nc« 
d^en,  toeld^e  ebenfalls  biefeS  ^ft  feiern,  fid^  tn^ 
auf  bie  Apparitio  in  monte  Gargano  bemfes, 
fonbetn  t)ielme^t  auf  öltete,  fd^on  in  ftü^ete  Seit 
faHenbe  SBunbetetfd^einungen,  befonbetd  auf  bie* 
jenige,  toeld^e  in  bet  t)on  Sonftantin  bem  @to^ 
in  bet  iBotftabt  t)on  S39}an}  etbouten  unb  t)on  ^ 
MtxaiQXiov  genannten  JHtd^efid^  eteignet.  2)a|Smi* 
ftantin  biefe  JHtd^e  etbaut,  betid^tet  ©o^omensS 
(H.  E.  2,  3;  ögl.  Niceph.  CaUist.  7, 50);  S^w« 
pl^aneS,  betSl^tonogtap|,  enoöl^ntnod^  eine  anboe, 
in  mlä^tt  ebenfalls,  mit  SebtenuS  bend^tet,  SSBus* 
bet  gefd^el^en  fein  f ollen.  SBal^tfd^einlid^  ifl  e§  bem* 
nad^,  ba^  baS  Sf^ft  getabe  in  biefet  3cit  entfUmben. 
9lbenbIönbifd^eJ?aIenbatienbeflatigen  biefe  9nft^ 
inbem  fie  bie  Apparitio  auf  bem  ®atganu§  (mf 
ben  8. 3Rai  oetlegen,  an  bem  e§  oud^  j[e|t  t)on  ba 
JHtd^e  gefeiett  mitb  (in  ben  Sectionen  bed  9tet)ie:§ 
f.  bie  ©efd^id^te).  Sinket  ben  ettodi^nten  Stfd^* 
nungen  beS  Stjengefö  l^at  ba§  Wter^um  no(^  ie* 
fonbetS  ba3  9lnben!en  an  smei  anbete  äBunb(^ 
etfd^einungen  aufbemal^tt,  namlid^  1.  App.  in 
monte  S.  petra  Tumba  (im  8.  3a^t]^tn&ert), 
auf  bem  93etge  oon  ©t.  SRid^el,  einet  faum  etfteig- 
lid^en  g^elfenjadCe  am  SReete  bei  SRouen,  too  boO) 
einet  bet  betul^mteften  äBaUfal^rtSotte  entjlonb; 
2.  App.  in  monte  Hadriano  (nad^  SotomuS 
jtoifd^en  607 — 615),  auf  bet  (SngelSbutg,  too  bet 
Stjengel  bem  Rupfte  etfd^ien,  fein  ©d^mert  in  bie 
©(|eibe  ftedCenb,  momit  et  bad  Snbe  tfet  $ejl  an> 
lünbigte.  3n  S)eutfd^Ianb  mutbe  SRid^aeß  Sejl 
eingefül^tt,  unb  itoax  al§  f^feiettag,  um  bie  3nt 
jtatld  beS  ®to^en.  3Ba§  bie  Slbbilbungen  betzifit 
fo  etfd^eint  @t.  SRid^ael  meift  als  93eftegec  beS 
Seufefö,  mie  et  il^n  mit  bet  San^e  burd^fi5|t,  mit 
bem  ^nfi  auf  i^n  ttitt  obet  il^n  feffelt  unb  in  ben 
Slbgtunb  fttltgt.  Oft  etfd^eint  et  oud^^  bie  Sage 
beS  ®etid^td  in  ^dnben  l^altenb,  lootin  et  eine 
©eele  gegen  einen  SSetbammten  obet  gegen  ben 
Xeuf et  abwiegt.  3u  bemetlen  ift  nod^ ,  ba|  in 
S)eutfd^Ianb,  befonbetS  aud^  burd^  ben  l^L  Soni* 
fatiuS,  t)iele  bem  äBuotan,  bem  ftiegerifd^  @otte 
bet  ©etmancn,  l^eilige  Otte,  befonbetS  Setge,  bem 
1^1.  9Jlid^aeI  gemeü^t  tt)utben,  eine  toeiSbeitboDe 
Oefonomie  unfetet  etften  3l)>ofieI,  toeld^e  bie  Orte» 
oon  benen  fld^  ba§  93oI{  nid^t  ttennen  tonnte,  bnn^ 
d^tiftlid^e  Jtitd^en  l^eiligten  unb  oon  bet  1^ 
nifd^en  Sfabel  auf  bie  d^tifilid^e  3Ba^tbett  ^ 
toiefen,  auf  bie  il^te  ©öttetle^te  aud^  xa  iW 
entfteQten  3ügen  nod^  beutete.  (33gL  Molanns, 
Histor.  SS.  imag.  et  pictur.  3,  40;  3Rta^ 
gl^tiftlid&e  ©^mbolif,  2.  9luf[.,  H,  127  ff.  Heber 
baS  gfeft  f.  Sintetim,  S5enftoütbig!eüen  V,  1,465; 
t)gl.  aud^  Comel.  a  Lapide  in  Daniel.  10, 13; 
12, 1.)  [ftetlet  (ffaulen).] 

^i^aetf  Otben  unb  Songtegationen  unter 
bem  9lamen  beS  fe^engelS  SKid^aeL  L  aitte^ 
otben:  1.  Slngeblid^  mutben  im  Sfronfenreiiie 
4815Dflid^aeI§tittet  oom  beiligenSolb« 
g  e  f  ö  I  e  (chevaliers  de  St.  Michel  de  la  Sie. 


1489 


3Jlid^aeI  ßeruIartuS  —  TOtd^ael  öon  Kcfcna. 


1490 


bnponle)  g^f^ftet,  um  baS  Oelgefög  )u  lauten, 
Dcl(9c8  ber  Sage  nad^  bem  ^L  SRemigiuS  burd^ 
ine  Xottbe  Dom  ^immel  l^er  gebracht  ttmrbe,  al§ 
lihtig  (El^Iobmig  bie  Xoufe  em))ftng  (f.  b.  Slrt. 
Imindlen  I,  765).  SHefer  atittemben  |at  iebod^ 
ue  beftanben,  unb  bie  t)erf(i^iebenen  Stad^rid^ten 
iber  il^  gnmben  ftd^  nur  auf  bie  Xl^atfad^e,  bag 
m  bn  Sbtei  Samt-Kem^  in  SteimS  lel^enS^flid^' 
ige  Sorone  in  fpdter  3eit  (etnm  feit  1610)  ba§ 
miä^  Siedet  befa|en,  bie  ©fangen  be§  Salbad^inS 
u  Rotten,  toenn  ber  3(bt  baS  Oelgef d^  beS  f)l  Ke» 
itgiuS  jur  Ordnung  ber  fran^öfifc^en  Könige  l^er» 
fünio.  (Moroni  XXVI,  262.) 

2.  S)er  fran}öfifd^e  SRitterorben  t)om  1^1.  SJli- 
)ae(,  geftiftet  1469  t)on  Subtoig  XL,  galt  nad^ 
iüb\ä^  bed  ©temorbend  unb  t)or  Srrid^tung 
t§  OrbcnS  t)om  ^eiligen  ©eifte  (1578)  al§  ber 
oniel^fie  aller  fran^öftfd^en  Orben.  SBöl^renb 
er  Sieflauration  erneuerte  il^n  1825  jtarl  X.  auf 
ix}e3eit.  (HelyotVm,  1721,  370.) 

3.  S)er  ba^rifd^e  SRtd^aelSorben  tt)urbe 
721  ttm  fturfürften  3ofep]^  SIemend  t)on  jtöln, 
)crsog  Don  93a9em,  5ur  ^ufred^tl^altung  bed  latl^o- 
ifd^  (glaubend  gegrünbet.  ^apft  ißiuS  YIL  be* 
tatigte  il^  1802.  Unter  Subioig  I.  ttmrbe  er  1837 
K  einen  Serbienfbrben  umgeuanbeü  unb  unter 
DttD  L  1887  reorganifirt. 

n.  lieber  bie  Kongregation  t)om  1^1.  9Jtt" 
f^atl  SU  SRurano  f.  b.  Slrt.  Samalbulenferü, 
L747  f. 

m.  lieber  bie  Xbd^ter  U.  S.  S^rau  t)on 
>et  £iebe  ober  Dom  1^1.  SJtid^ael  f.  b.  3(rt. 
»ebc  Vn,  2005.  [»eiffel  S.  J.] 

liiAuf  femtorists,  f.  SeruIariuS. 

fiiMef  DonSefena,  g^ranciScanergeneral, 
Ikorteiganger  bed  JtaiferS  Subttig  be§  Sägern, 
^SfyA  feinen  Seinamen  nad^  feiner  ®eburt§ftabt. 
Rq4  bem  Sintritt  in  ben  ÜRinoritenorben  mad^te 
Et  ferne  Stubien  }u  $an8,  mürbe  SRagifter  ber 
E^Iogie  unb  oerfa^te  mel^rere  e^egetifd^e  9lb> 
^Mungen  über  bie  l^eilige  @d^rift  unb  ben  Ma- 
gister sententiarum.  fßoU  ©tolj  auf  ben  SanbS' 
nasn  berid^tet  ber  Snnaltft  Don  (Sefena,  mie  au§> 
iqeii^net  Sruber  SRid^ael  in  aSen  SBiffenf d^aften, 
MunenÜid^  in  ber  Xl^eologie,  gemefen  fei,  unb  mie 
in  ber  ganzen  SBelt  laum  feines  ©leid^en  gefun- 
ben  toäbt  (Annales  CaeBenates,  bei  Muratori, 
Beriptores  rerum  Italicarum  XIV,  1147  ad 
1148).  3m  3. 1316  mürbe  er  ©eneral  beS  Orbend^ 
BBterpfAte  ald  fold^er  bie  Säemül^ungen  be§  $ap- 

&3o9(mned'  ICKVL,  gegen  bie  @piritualen,  unb 
e  ^dHid^  bie  öugere  Sinl^eit  be§  £)rben§ 
Brid)er  ^  (f.  b.  «rtt.  5lrmut  I,  1393  unb  3o- 
(amieS  XXn.).  9[IS  bann  bie  tl^eologifd^e  Son> 
tioDecfe  fid^  er^ob,  ob  e^rifht§  unb  bie  ^oftel 
Kgeni^um  befeffen,  lieg  ft^  9)2id^ael  Derleiten,  mit 
bem  ®eneralcapitel  su  Perugia  am  4. 3uni  1322, 
BS^renb  eine  Dom  $a^{te  eingefe^te  Sommiffton 
bie  9rage  nnterfud^te,  eine  an  bie  ganje  @;^riften- 
^  gend^e  SrÜörung  abzugeben,  bie  Se^aup» 
Img,  d^rifhid  unb  bie  ^oftel  l^ötten  fein  (Sigen» 


tl^um  befefjen,  fei  nid^t  l^öretifd^,  fonbem  gefunbe 
Seigre  ber  Jtird^e ;  am  7. 3uni  folgte  nod^  ein  um- 
fangreid^ereS  9ctenftüd(  über  benfelben  ©egenftanb 
(Baynald.  Ann.  XV,  242  sqq.,  ad  a.  1322,  n.  53. 
54).  3o]^anne8  XXH.  mifebtUigte  biefe  erflärung 
unb  entfd^ieb  bie  g^rage  am  12.  9loDember  1323 
(f.  b.  %rt.  3(rmut).  9Jlid^aeI  geigte  ftd^  ^unöd^ft  bem 
$a))fte  miUf öl^rig.  9(uf  bem  ® eneralcapitel  )u  S^on 
1325  tourbe  eine  SSerorbnung  erlafjen,  bafe  unter 
©träfe  beS  ÄcrferS  bie  Angehörigen  beS  OrbenS 
Don  ber  römifd^en  JKrd^e  unb  ber  ^erfon  bed  $ap« 
fteS  unb  feinen  ßonftitutionen  nur  el^rerbietig  unb 
Dorfid^ttgrebenfoHten.  Sbenfoentfprad^  ber  ®eneral 
ber  Suff  orberung  be§  ^apfted,  mel^rere  ißroDinjiale 
il^reS  ämted  5U  entl^eben  unb  burd^  anbere  }u  er« 
fe^n.  ^Uein  aHmöIig  l^atte  aud^  er,  ttrie  Diele  feiner 
OrbenSbrüber,  fid^  Subrnig  bem  Sägern  (f.  b.  2lrt.) 
angefd^Ioff en  unb  mar  mit  ben  ©l^ibeDinen  Stauend 
in  SJerbinbung  getreten.  3o]^anne§  berief  i]^n  beS- 
l^alb  am  9.  Sunt  1327  pro  certis  negotüs  nad^ 
^iDignon.  SWid^ael  folgte  ber  3lufforberung  erft 
nad^  einem  l^alben  Solare,  angeblid^  megen  Jhan!- 
l^eit.  9lm  1.  ffiecember  traf  er  in  9lDignon  ein. 
2)er  $apft  empfing  il^n  gütig  unb  gab  il^m  Der- 
fd^iebene  auftrage  betr.  bie  2)i§ci))Iin  bed  Orbend; 
lebod^  nmrbe  il^m  bebeutet  bog  er  ol^ne  pöpftlid^e 
Srlaubni^  3lDignon  nid^t  Derlaffen  bürfe.  ©eine 
Haltung  in  ber  Sirmutfrage  !am  erft  am  10.  ^pril 
1328  5ur  ©prad^e.  3tt  ®egenmart  Don  Sarbi' 
nälen  unb  DrbenSbrübem  überhäufte  il^n  ber  $apft 
mit  l^erben  Sormürf en  unb  Derbot  il^m  unter  ©träfe 
ber  S^communication  Don  neuem,  bie  Sude  ^u 
Derlaffen.  SWid^ael  blieb  bei  feiner  Slnftd^t  unb 
legte  fie  in  einem  am  13.  3lpril  im  5Ktnoriten» 
flofter  5U  ^Dignon  auf  genommenen  jßrotofoH  nle- 
ber,  in  meld^em  Don  Sol^anneS  XXU.  nur  bie 
Siebe  ift  als  Don  ,,bem,  meld^er  fid^  ißapft  nennt''. 
®amit  l^atte  er  bie  abfd^üffige  IJSal^n  offenen  Un« 
gel^orfamS  betreten.  2)er  $apft  ernannte  einen 
^u§f d^u^  Don  Xl^eologen,  um  gegen  il^n  als  einen 
öretifer  Dor^ugel^en,  nmS  nad^  bem  ermöl^nten 
rotofoIIburd^auSgered^tfertigtmar.  3umOrben8' 
capitel,  meld^eS  am  22.  SRai  in  IBologna  )uf  ammen- 
trat  tourbe  SJtid^ael  nid^t  entlaffen;  Dielmel^r  er> 
l^ielt  Sarbinal  93ertranb  be  Xune  ben  Stuftrag, 
baSfelbe  ^u  leiten  unb  bal^in  ^u  mirfen,  ba^  SJlid^ael 
feines  3lmteS  entfejt  merbe.  3)ie  Serfammelten, 
burd^  ben  jtönig  Stöbert  unb  bie  jtönigin  ©ancia 
Don  Steapel  ermuntert,  gingen  iebod^  l^ierauf  nid^t 
ein.  Snstoifd^en  mar  fein  DrbenSgenoffe  ^ter 
atainalbucct  Don  Submig  sum  ©egenpopft  ein« 
gefegt.  Sluf  bie  9lad^rid^t  l^ierDon  befd^Io^  aud^ 
SWid^ael,  offen  ju  2ubmig  überzutreten,  unb  entflol^ 
am  25.  ÜJlai  mitOccam  unbSonagratio  (f.  b.  3lrtt.) 
Don  5lDignon  na^  $ifa.  ^m  9.  3uni  !am  er  bo- 
felbft  an ;  aflein  fd^on  am  6. 3uni  fprad^  ber  $apft 
ben  Sann  über  bie  glüd^tlinge  au§  unb  entfette 
SJtid^ael  feineS  @eneralated  (Mart^ne-Durand, 
Thesaurus  11,  749 ;  gidfer,  llrfunben  jur  ®e» 
f d^ic^te  beS  StömerjugeS  jf aif er  Submig  beS  SSa^em 
n.  130).   3n  $ifa  begannen  nun  SRid^ael  unb 


1491 


SJlid^aelScotuS. 


1492 


feine  Sreunbe  ben  literarif^en  Äompf  gegen  bcn 
$apft.  3n  einem  Sd^reiben  an  ben  Orben  fuc^te 
er  feine  gflud^t  ju  red^tfertigcn;  bei  ber  Sf^inbfelig» 
feit  So^onnS  gegen  il^n  fei  fein  Seben  bebro^t 
gemefen  (bei  Muratori  XIY,  Annales  Caese- 
nates  1148  sq.,  t)om  1.  3uli).  3n  einem  toei« 
tem  ©d^rciben  Dom  18.  September  erflärte  er 
ben  $apft  für  einen  j^e^er  unb  legte  gegen  feine 
Slbf e^ung  93erufung  an  ein  allgemeine^  Soncil  ein 
(Baluze246).  ^m 2 I.September  traf  aud^Submig 
in  ^ifa  ein;  HKid^ael  unb  feine  ©enoffen  mußten 
il^m  miüfommene  93unbe§genof[en  fein.  ®ie  Sin« 
gäbe  t)on  ber  Ernennung  9J{i(^aeId  5um  99if(i^of 
t)on  Oftia  burd^  ben  @egenpapft  ift  unrid^tig. 
@id^  nod^  immer  al§  red^tmö^igen  ©eneral  be§ 
£)rben§  betrad^tenb,  t)erbot  SRid^ael  am  28.  3lo* 
t)ember  ben93efud^  be§  t)omißapfteunb  bem  OrbenS» 
t)icar  Sarbinal  93ertranb  auf  ^fingften  1329  nad^ 
^ariS  einberufenen  ©eneralcapitelS,  ba  ber  in  ber 
ÖrbenSregel  feftgefe^te  S^ifd^cnraum  öon  einem 
Kapitel  jum  anbem  nod^  nid^t  öerfloffen  fei.  Sodann 
aber  als  ^öretifer  nid^t  ba§  äled^t  l^abe,  ein  ]oU 
d^c§  gu  berufen;  er  felbft  orbnete  eincS  auf  $fing» 
ften  1331  an.  3lm  12.  ®ecember  erlief  er  eine 
neue  SlppeUation,  meldte  an  bie  Spren  ber  (£a> 
tl^ebrale  ju  ^ifa  gel^eftet  tourbe.  3n  einer  großen 
SSerfammlung  am  folgenben  Sage  ergriff  er  baS 
SBort,  fud^te  bie  |)örefie  be§  ^apfteS  gu  bemeifen 
unb  Deriad  ein  faiferlid^ed  2)ecret,  in  toeld^em  ber» 
f elbe  für  abgefegt  erflärt  mürbe.  %m  ©rünbonnerS» 
tage  beS  folgenben  Sal^reS  (1329)  erneuerte  ber 
$apft  aud9  bie  aber  SRid^ael  auSgefprod^enen  Sen» 
teuren;  baS  ©cneralcapitel  fprad&  feinerfeitS  bie 
Slbfe^ung  beSfelben  au§.  2)er  $apft  lie^  aud^  eine 
@d(|rift  gur  SBiberlegung  ber  3trt]^ümer  be^felben 
üerfaffcn  (Dgl.  Saticanifd^e  Slcten  jur  beutfd^en  ®e- 
fd^id^tc  in  ber  3ßit  Äaifcr  SubmigS  be§  IBapem, 
3nn§brud  1891,  n.  1232.  1235. 1248);  ob  baS 
bie  am  16.  92ot)ember  1329  erlaffene  SuUe  Quia 
vir  reprobus  ift,  nm^  jtoeifeD^aft  erf d^einen.  3Wit 
£ubmig  jog  aud^  aJlid^ael  nad^  2)eutfd^Ianb  unb 
nal^m  ju  Snünd^en  feinen  SBol^nfi^.  SSon  l^ier  auS 
erlief  er  am  26.  SKära  1330  eine  Appellatio 
magna  gegen  bie  gule^t  genannte  SuQe;  er  fteUte 
eine  Seilte  Don  §ärefien  jufammen,  meldte  ber 
^apft  fid^  l^abe  ju  ©d^ulbcn  fommen  laffcn.  3n 
einem  9htnbfd^reiben  an  ben  Orben  t)om  24.  Ja- 
nuar 1321  ääl^It  er  brei  ©d^riften  auf,  toeld^e  er 
gegen  bie  Srrtpmer  So^anneS'  XXn.  l^abe  Der» 
f äffen  laffen ;  er  befiel^lt,  bicfelben  ju  publiciren. 
SBeitere  9lppcBationen  folgten  (ögl.  SJaticanifd^e 
Slcten  n.  1671,  not.  2).  3ll§  ber  neue  ©eneral 
©erl^arb  Dbo  unb  öiele  OrbenSbrüber  il^n  auf» 
forberten,  jur  ßinl^eit  mit  ber  ßird^e  jurüdtaufel^rcn, 
erlief  er  unter  bem  25.  Slpril  1331  ein  ©d^reiben 
an  ba§  ©eneralcapitcl  be§  OrbenS  ju  ^erpignan, 
in  toeld^em  er  aud^  bel^auptete,  er  fei  in  ber  Stn« 
l^eit  mit  ber  ffird^e  unb  bem  Orben  oerblieben. 
S)a8  gapitel  öerl^ängte  über  il^n  bie  9lu8jto^ung 
au§  bem  Orben  unb  bie  ©träfe  emigcn  ©efäng« 
niffc§  (ögl.  Eaynald.  Annal.  XV,  420  sqq.  ad 


a.  1331,  n.  8—16).  ffiiefe  ©träfe  tonnte  notfir« 
lid^  ebenfo  menig  ooUgogen  merben,  toie  fiü^ 
^ufforberungen  be§  $apfte§,  il^n  gefangen  juti^ 
men  (a.  95.  SSaticanifd^e  Slcten  n.  1105.  1288). 
9Rid^ael  mar  e§  aud^,  ber  in  ©emeinfd^  mit 
Sonagratia  ben  SoncilSplan  SubmigS  im  3(^ 
1334  betrieb  (a.  a.  O.  n.  1663).  99et  ben  fpött^ 
ren  äleconciliationSoerl^anblungen  toor  2ubtmg  be- 
reit, il^n  fallen  gu  laffen  (Dgl.  a.  a.  O.  n.  1841). 
6r  ftarb  gu  SJlünd^en  am  29.  3lot>mbn  1B42, 
aller  äBal^rfd^einlid^feit  nad^  unauSgeföl^nt  mit  ber 
jlird^e.  9lm  23. 3lpril  noc^  befleUte  er  jmei  9tün- 
d^ener  Bürger  5u  ^rocuratoren  ber  OrbenSguier 
unb  befunbete  burd^  biefe  SRa^gel,  toeld^er  fm> 
lid^  iebe  tl^atföd^lid^e  93ebeutung  gebrad^,  nod^  eis- 
mal  feinen  SEßiberfprud^  gegen  ben  $apft  unb  bes 
red^tmögigen  OrbenSgeneral;  baS  OrbenSfiegel 
übergab  er  an  Occam.  S}oat  nnrb  anbererfdtS 
behauptet,  er  fei  reumütl^ig  geftorben,  toie  os^ 
ein  SBiberruf  Don  ü)m  ejiftirt  (bei  Muratori,  Scr. 
m,  2, 513  ff.) ;  allein  berfelbe  ifi  al3  unöd^t  oiqa« 
feigen  (t)gl.  Raxl  aJlüSer,  2)er  jfampf  Submi^  bei 
sBa^em  mit  ber  röm.  @)urie  I,  370  ff.,  Saibinga 
1879).  ßlemenS  VL  nennt  il^n  am  9.  «ugufl  1346 
,dampnate  memorie'  (SSatican.  Scten  n.  2295). 
©eine  älul^eftätte  fanb  er  in  ber  SranciSconetfinie 
gu  SOWnc^en.  (93gl.  Waddingos,  Annales  Jßr 
norum  HI,  Lugdun.  1636,  passim;  SiQbr, 
S)ie  literarifc^en  äBiberfad^er  ber  ^öpfte  }ur3ä 
Submig  be§ SäaperS,  fieip^ig  1874;  3Raxcm,^ 
tl^eil  ber  SRinoriten  am  jfampfe  jtDtfd^  8im% 
Submig  lY.  oon  fBa^ttn  unb  g^opft  Sol^nnXXE 
(®öttinger  ®iffertation),  Cmmerid^  1874;  ©«bei 
na^,  SJtid^ael  oon  Saefena,  IBreSlauer  SiffertotioB 
1876;  (Subel,  ©efc^id^te  ber  oberbeutfd^  SSino- 
riten«^Jrot)ina,  SBürgburg  1886.)       [SBunn.] 

^id^aet  $cofst$,  ein  mittelalterlid^  pl0- 
^P%  9^9^^  ^^^  ^^  12-  Sa^rl^unbertS  gebmn, 
oll  )u  ^almearQ  in  ber  fd^ottifd^en  ®rafj<Mt 
t$ife  feine  ^eimat  gel^abt  unb  bal^er  ben  Seu 
namen  „©cotuS''  erhalten  l^aben.  ©einen  eifln 
Unterrid^t  erl^ielt  er  in  S)ur]^am ;  bann  begab  et  p4 
auf  bie  UniDerfitöt  Osf orb  unb  ft>öter  nad^  $anS. 
Sine  entfd^iebene  Steigung  }og  tl^n  }u  bon  3» 
bium  ber  9taturmiffenfd^aften  l^in,  toorin  rc  ^ 
ausgebreitete  jtenntniffe  ermorben  l^aben  foIL  ime> 
mol^l  anbererfeitS  Slbert  ber  ®ro^e  nid^t  fo  gii^ 
ftig  über  il^n  urtl^eilt,  inbem  er  i|n  ber  Ifadün^ 
ni|  in  ben  Slaturmiffenfd^aften  unb  mt^MpbA* 
lid^er  Auslegungen  befd^ulbigt.  92ad^bon  er  Ke 
berül^mteften  ©d^ulen  beS  AbenblanbeS  befugt 
l^atte,  begab  er  fid^  nad^  ©panien,  mo  bieSBifja* 
fd^aften  nid^t  nur  unter  ben  ©aracenen^  foiÄen 
aud^  an  ben  |)öfen  ber  d^riftlid^en  Surften  blnl^ 
S)ie  jf enntnil  ber  arabifd^en  ©prad^  taoaA  ff 
ftd^  l^öd^ft  mal^rfd^einlid^  5U  Xolebo,  toeü  er  fto 
feine  Ueberfejungen  öerfafete.  S)iefe  unb  foK 
aftronomifd^en  Jtenntniffe  ermarben  i^  bie  @ni| 
^riebrid^S  11.,  ber  il^n  (um  1232)  an  feinen  ^ 
in  ©Icilien  berief  unb  in  großen  S^ren  ffiSL 
©eine  aftrologifd^en  Steigungen  btad^ten  9^  cte 


U93 


üRid^ael  ©ibontuS. 


1494 


in  ben  9hif  ber  3<nt6eret.  S)ante  fprid^t  in  feinem 
Inferno  cant.  20,  116 — 117  Don  feinen  ftennt- 
mjfen  in  bcr  TOagie,  unb  anä)  f onfl  ifi  feine  ^erfon 
oon  einer  SRenge  t)on  ®a%tn  umgeben,  tot\ä)t  \xä) 
auf  angeblid^e  magifd^e  jfünfte  bejiel^en.  2)a§jienige, 
tDobunl^  ftfl^  Tlx^ati  @cotud  einen  9lamen  in  ber 
(Befd^d^te  ber  äBiff  enfd^aft  gemad^t  f)at,  fmb  bie  t)on 
i^  Deronfialteten  Ueberfe^ungen  alter  grted^ifd^» 
pffüo]opi^V{i^  SBerfe,  nomentlid^  ariftotelifd^er 
6d^ftenunb  oDenciftifd^er^aropl^rafenberfelben. 
2)Qbur(i(^  trug  er  bogu  bei,  bag  bie  ariftotelifd^e 
^l^Iofopl^ie  il^rem  gan}en  Umfange  nad^  in  ben 
cäenblänbif  (^en  d^riftlid^en  @d^ulen  befannt  mürbe. 
®erabe  btefeS  ifl  e§  aixä),  ma§  i^m  Sloger  Säacon 
no^tu^t.  Sr  überfe^te  sunöc^ft  ein  Don  ben 
pöteren  Sd^olaflifem  l^öufig  benu^teS  a[tronomi> 
d^  SBerl  eines  gemiffen  SlbatenagiuS  ober  Slba» 
egne.  Süperbem  aber  —  unb  bad  ift  ba§  ^aupt» 
fS^Ud^pe  —  überfe^te  er  bie  Xl^iergefd^i^te  be§ 
SrifbteleS,  fomie  beffen  @d^riften  De  coelo  et 
mundo  unb  De  anima.  Sr  überfe^te  aber  nid^t 
unmittelbar  au§  bem  gried^ifd^en  Xe^te,  fonbem 
nad^  ben  orabifd^en  Ueberfe^ungen  ber  gebadeten 
SBerfe;  menigftenS  bienten  il^m  biefe  al§  igyilfS« 
mittel  }ur  Ueberfe^ung,  megl^alb  er  benn  aud^, 
Brie  SKorgott  im  „Äatl^oU!"  (Sal^rg.  64,  ©.  19) 
fagt,  ben  9lrifioteIe§  nur  im  ®emanbe  be§  Trabis* 
nmd  miebergob.  2)amit  t)erbanb  9Jlid^aet  @cotu§ 
ond^  Ueberfetungen  t)on  arabifd^en  @)ommentaren 
m  SriftoteieS,  nomentlid^  t)on  Kommentaren  be§ 
fbierroeS,  fomie  oudb  t>on  felbftänbigen  @d^riften 
bd  le^tern.  hierbei  foH  er  fid^  ber  |)ilfe  eines  ge» 
tanften  Suben,  9lamen§  ^nbreaS,  bebient  l^aben. 
€clb{iftnbige  Sd^riften  foH  SRid^ael  @cotu§  gleid^- 
faDS  gefd^eben  ^aben,  aber  fie  fd^einen  t)on  feiner 
Sebeiüung  gemefen  }u  fein.  (S3gl.  Sourbain,  ©e* 
N^id^  ber  ari|toteI.  @d^ri^en  im  9JlitteIaIter: 
^^d^gen  über  Slter  unb  Urfprung  ber  lat. 
Kcberfe^gen  bed  9[nftpteteS,  beutfd^  t).  @ta]^r, 
133 ff.;  Leclerc,  Hist.  de  la  medecine  arabe, 
Par.  1876,  U,  451  ss.;  Benan,  Averro^s  et 
rAverrolsme,  Par.  1852, 206;  SBüftenfelb,  3)ie 
Ueberfelungen  arabifd^er  SBerfe  in  ba§  Sateinifd^e 
Mt  bem  11.  Sal^rl^unbert,  ©öttingen  1877  [©on- 
bcrabbr.  aus  ben  ^b^anblungen  ber  jtönigl.  ®e» 
fdlfd^  ber  SSBiffeufd^aften  ju  ©öttingen  XXn, 
1877];  Haureau,  De  la  philos.  scolast.,  Par. 
1850, 1,  467  88.)  [©tödtt.] 

^Ubattf  mit  bem  Seinamen  ©iboniuS, 
le^  Sifc^of  t)on  9Rerfeburg,  naml^after  X^eo- 
loge^  tombt  1506  in  SangenenSlingen  bei  ©ig« 
noringen  geboren,  ©ein  g^amilienname  mar  ^el« 
btng.  3in  3. 1525  bejog  er  bie  UniDerfitöt  Sü« 
Ungen  unb  ermarb  bort  um  SBeil^nad^ten  1528 
ben  SRogiftergrab  (Dgl.  Urf.  )ur  ®efd^.  ber  Uni» 
derfität  Xübingen  au§  ben  Sauren  1476—1550, 
aabingen  1877, 638).  3m  3. 1531  mürbe  er  auf 
(Empfehlung  be§  ®ombecan§  3ol^anne§  Don  Sm» 
bevg  )u  ÜRaing  SRector  ber  bortigen  ^omfd^ule  unb 
1583  aud^  ^ilfSprebiger  am  S)om.  S3on  1536 
btt  1550  ttxn:  er  Pfarrer  am  S)om  unb  t)on  1538 


bis  1550  sugleid^  aud^  äBeij^bifd^of ;  in  ben  3a]^ren 
1541  unb  1544  mürben  il^m  au^erbem  Sianoni« 
cate  an  ben  ©tiften  ©t.  aWauritiuS  unb  ©t.  ©te« 
pl^an  in  SRaina  augemiefen.  S)ie  bifd^öflid^e  SBeil^e 
emi)fing  er  t)on  bem  ßrjbifd^of  öon  SKainj,  Kor« 
binal  älbred^t  t)on  Sranbenburg,  am  4.  ^uguft 
1538  in  «fd^affenburg.  9118  ffieil^bifd^of  führte 
er  ben  Xitel  eines  99if$of§  t)on  ©ü)on,  me^l^alb 
er  l^öufig  unter  bem  3lamtn  ©iboniuS  Dorfommt 
3m  SBinter  1540—1541  mol^nte  er  bem  SReli» 
gionsgefpräd^  ju  SBormS  bei.  3m  3. 1543  nal^m 
er  an  ben  t)on  bem  fei.  $etru§  t$aber  in  SRain^ 
gel^altenen  geiftlid^en  Cgercitien  tl^eil.  3lm  25.  ©ep« 
tember  1543  promoknrte  il^n  bie  SRain^er  Uni» 
Derfitöt  5um  2)octor  ber  Xl^eologie.  3m  Sf^ül^ict^i^ 
1545  begab  er  ftd^  ald  ^rocurator  beS  franfen 
SarbinalS  unb  ßr^bif  d^ofS  mred^t  (geft.  24.  ©ep- 
tember  1545)  jum  ßoncil  nad^  Srient:  bei  ber 
Eröffnung  bed  Soncild  am  13.  2)ecember  1545 
mar  er  ber  einzige  au§  ®eutfd^Ianb  anmefenbe 
Sifd^of.  SBä^renb  feines  Slufentl^alteS  in  Srient 
lub  il^n  ffaifer  Äarl  V.  am  2.  5Rot)ember  1545 
t)on  ®  ent  auS  )um  StegenSburger  SteligionSgefpröd^ 
ein;  ba  er  aber  t)on  bem  neuen  SRain^er  Sr}» 
bif (|of^  ©ebaftian  t)on  ^eufenftamm,  auS  Orient 
)urädfberufen  mar,  lel^nte  er  bie  ßinlabung  beS 
J^aiferS  ab  unb  feierte  im  Einfang  beS  3al^reS  1546 
nad^  SOtaina  }urüd(.  3m  Sluftrage  beS  JtaiferS, 
ber  il^n  5um  faiferlid^en  Statine  ernannte,  betl^ei- 
ligte  er  fid^  an  ber  Slbfaffung  beS  bogmatifd^  unb 
politif  d^  Derfel^Iten  fog.  9lugSburger  3uterim  (f.  3n- 
terim,  SlugSburger;  über  ben  ^Intl^eü  ^elbingS 
an  bemfelben  ögl.  ^aftor,  SReunionSbeftrebungen 
unter  Äarl  V.,  greiburg  1879,  360  ff.),  «ud^ 
l^ielt  er  möl^renb  beS  äleid^StageS  )u  SlugSburg  in 
ben  3a]^ren  1547—1548  auf  SOSunfd^  beS  ftaiferS 
im  SlugSburger  ®ome  eine  Keilte  t)on  $rebigten, 
Domel^mlid^  über  bie  l^eilige  99leffe  unb  anbere 
SontroDerSlel^ren.  9lad^bem  er  im@ommer  1548 
t)on  Augsburg  nad^  SRaiu}  gurüdCgefel^rt,  ffil^rte 
^elbing  }U  gfranffurt  a.  9Jt.  perfönlid^  baS  3nterim 
ein  unb  conefponbirte  am  18.  ©eptember  1548 
mit  bem  jfaifer  über  eine  ber  fatl^olif d^en  Steligion 
möglid^ft  günftige  9lrt  ber  Cinfül^rung  beS  3n- 
terim  (ögl.  ü.  ffiruffel  [f.  u.]  157  f.).  3m  ^txt^t 
1548  begann  er  mit  anberen  t)om  ßr^bifd^of  ©e« 
baftian  beauftragten  ®eiftlid^en  eine  SSifitation  ber 
Pfarreien  unb  ftlöfter  ber  HKainjer  (Srjbiöcefe. 
^ei  bem  t)om  6.  bis  24.  SJlai  1549  abgehaltenen 
SJlainser  ^roDin^ialconcil  unb  ben  Vorarbeiten 
für  baSfelbe  betl^eiligte  er  ftd^  in  l^ertorragenber 
SBeife.  @an^  ober  bod^  ber  ^auptfad^e  nad^  fein 
äßerf  ift  namentlid^  ber  öon  bem  ©oncile  für 
bie  ^fancr  unb  ©eelforger  ber  ftird^nproöinj 
liierauSgegebene  groge  lateinifd^e  Jtated^iSmuS.  3m 
3. 1549  öeröffentlid^te  er  aud^  nod^  einen  fleinem 
lateinif d^en  Jtated^iSmuS.  %IS  ber  lutl^erif d^e  ^ergog 
unb  nad^malige  fturfürft  5luguft  üon  ©ad^fen,  t)on 
1544—1548  meltlid&er  mminiftrator  bcS  SiS« 
tl^umS  aJlerfeburg,  auf  9lnbrängen  beS  ffaiferS  auf 
biefe  feine  Slbminiftratur  t)er}i(^ten  mu^te,  empfal^t 


1495 


miäfütl  @tboniuS. 


1496 


ber  Äaifcr  burd^  ein  ©d^rcibcn  t)om  11.  Slugujl 
1548  bcm  SJomcopitcI  ju  SMcrfcburg  bcn  SKainser 
SSßeil^bifd^of  3Jixä)at\  ^elbtng  al§  einen  geeigneten 
Sanbibaten  für  ben  bortigen  99if(i^of§ftul^I.  %iä) 
befal^I  er  bem  fturfürften  5Kori^  öon  ©ad^f cn.  bem 
aSruber  be§  ©er^ogS  Slnguft  bnrd^  ein  ©einreiben 
Dom  22.  ffiecember  1548,  in  feinem  Flamen  bie 
^oftulotion  beS  SKainser  aBei|bifd^ofe§  bei  bem 
3Kerfeburgcr  ®omcopiteI  ju  beförbem;  inbemge« 
nannten  ©einreiben  be^eid^net  ber  jfaifer  ^elbing 
als  einen  „erfal^renen,  gefd^itften  Sl^eologen,  el^r» 
baren  SSSefenS  unb  SBanbelS,  ber  burd^  feine  ©d^id» 
lid^feitffirfal^miSnnblBefd^eibenl^eitberSReligionS« 

Sac^e  merflid^en  92u^en  jd^affen  unb  fonberlid^i  aud^ 
>e8  fturfürften  Sorl^obcn  mit  Seförberung  unb 
^ufnd^tung  bed  3nterim§  roo^l  ju  ftatten  fommen 
©erbe".  Mein  ber  fturfürft  fud^te  nad^  toie  t)or 
bem  ©d^eiben  be§  ßaifcrS  bie  ^oftulation  §el» 
bing§  )u  l^intertreiben.  9lid^t§beftott)eniger  fielen 
unter  bem  Sinfluffe,  meldten  ber  Jtaifer  auf  ba§ 
SaDitel  übte,  bei  bem  SSSa^Iacte  am  28. 3Kai  1549 
^elbing  bie  ©timmen  f ömmtlid^er  Soml^enen  ^n, 
mit  SuSnal^me  be§  feitl^erigen  geiftlid^en  Soab» 
lutorS  be§  ^ersogS  tluguft,  be§  t)on  fiutl^er  am 
2.  Sluguft  1545  unter  ^fftftens  aJleland^tl^onS  unb 
anbercr  lutl^erifd^en  ©eiftlidden  im  SWerfeburger 
ffiome  }um  ,;93ifd^of"  öon  SWerfeburg  orbinirten 
Sfürften  ® eorg  ^ulnl^alt.  S)a  bie  pöpftlid^elBeftaü- 
gung  ber  ^oftulation  ^elbingS  bis  5um  16.  ^ril 
1550  fid^  t)er)5gerte,  unb  bann  aud^  nod^  93er- 
l^anblungen  }n)ifd^en  il^m  unb  bem  ÜJterfeburger 
ffiomcapitel  gefül^rt  tourben,  fo  tonnte  er  erft  am 
2.  2)ecember  1550  t)on  feinem  99i§t]^um  99eft^  er« 
greifen.  iBorllebemal^me  ber  ^Regierung  mu^te  er 
ftd^  auf  ^Betreiben  be§  ©eniorS  be§  SapitelS,  be§ 
tSfürften  ®corg  ju  Slnl&alt,  eiblid^  t)erppid^ten, 
„ol^ne  S3ortt)iffen,  älatl^  unb  IBetoilligung  eines 
ganzen  ®eneralcapitel§''  ;,in  ber  Sleligion,  tt)ie  er 
biefelbe  je^t  im  ©tifte  finbe,  ni^tS  ju  änbem" 
unb  namentlid^  aud^  bie  t)er]^eirateten  $rie{ter  in 
il^ren  Slemtem  ju  belafjen  (ögl.  grauftabt  [f.  u.]  208 
bis  244).  ®urd^  feine  Il^öUgfeü  für  baS  Snterim, 
feine  $rebigten  auf  bem  Sleid^Stage  }u  SlugSburg 
über  bie  S()ntrot)erSle]^ren,  feine  auf  ®runb  beS 
Snterim  aud^  für  bie  $roteftanten  ber  SKainjer 
ffird^enproöinj  bcftimmten  Jfated^iSmen,  foioie 
burd^  feine  Sanbibatur  für  ben  93ifd^ofSftu]^I  beS 
grögtent^eilS  lutl^erifd^en  SiStl^umS  SRerfeburg 
unb  feine  ßrl^ebung  auf  benfeCben  mar  §elbing 
eine  unter  ben  ^roteftanten  in  ffieutfd^Ianb  fel^r 
befannte  unb  fel^r  t)erl^a^te  ^erfönlid^feit  getoorben. 
@egen  ben  großen  Jtated^iSmuS  ^eß>ingS  fd^rieb 
ber  lutl^erifd^e  Sf eologe  Sol&ann  SBiganb  in  TOanS» 
felb  bie  ©d^rift  Ex  Sidonii  Gatechismo  majore 
. . .  Commonefactiones  annotatae,  quae  osten- 
dunt,  qualem  reformationem  jam  Episcopi 
Pontificii  moliantur  (SKagbeburg.  1550).  9Ja» 
mentlid^  aber  mar  eS  ber  fanattfd^e  ^olemifcr  fjfla- 
ciuS  Sn^ricuS,  ber  §cU)ing  in  ja^lreid^en,  5um 
Xl^cil  birect  gegen  il^n  gerichteten  ©d^riften  in  ^cf« 
tiger  SBeif  e  angriff  (ögl.  baS  SJerjeic^m^  ber  ©c^rif « 


ten  beS  fJflaciuS  bei  ^reger,  gflaciuS  SB^rioö, 
erlangen  1859—1861,  H,  589  ff.).  «uS  ber 
Seilte  biefer  ©treitfd^ripen  feien  l^ier  ermä^: 
Confutatio  Catechismi  larVati  SydonisE^- 
Bcopi  (s.  L  1549;  beutfd^,  Sßagbeburg  1550); 
äBibberlegung  ber^rebigten  Don  ber  aüer^ig^ 
Slntid^riftifdden  Missa  beS  frembbenSifd^offSoon 
©9bon,  aJlein^if d^en  SBet^bifd^off  (9Ragbdin9 
1550).  ©egen  bie  «ngriffe  beS  QflaciuS  fügte 
^elbing  ber  Ausgabe  feines  fleinen  fiatei^iSinsS 
t)on  1552  eine  Defensio  auctoris  adversus  ea- 
lumnias  cuiusdam  Matthiae  Ulyrici  bei,  iDorasf 
fyiaciuS  in  neuen  ©treitfd^riften  edoieberte.  (Ehu 
berf elben  trögt  ben  litel :  ffurfee  anttoort  SR.  glacü 
SU^r.  auff  beS  SarDen  SSifd^op  t)on  ©Qbon  ^ot^« 
plereQ,  2)amit  er  feinen  Slntid^riftifd^en  S(£^ 
mum  Dertebingen  mil.  Stern  etIid^e5ffentIid^M^ 
felfd^ung  ®otteS  mortS  auS  beS  ©ibon^  Sud^... 
(o.  O.  u.  3.)  SflaciuS  begnügte  ftd^  übrigens  in 
feiner  $oIemif  nid^t,  blo^  bie  ©Triften  mib  bie 
öffentlid^e  SBirffamfeit  beS  99if(^ofS  an)ugret[eii; 
f  onbem  fud^te  il^n  aud^  burd^  arge  SSerböd^ttgunip 
unb  offenbare  SSerleumbungen,  bie  er  gegen  fem  ftt* 
lid^eS  Seben  rid^tete,  in  ben  ©taub  ^u  }i4cn.  Sirfrn 
SSerböd^tigungen  unb  SSerleumbungen  gegenäto 
bemerft  ber  proteftantif(^e  ©(^riftfteQer  granfiabt 
(f.  u.)  ©.  234 :  „§elbing]^atte  bei  feinen  Seitgenojja 
baS  Sob  eines  geleierten  unb  brat)en  a7lanne§;bi( 
Slnfd^ulbigung,  als  l^abe  er  unftttlid^  gelebt,  toirb 
fo  lange  auf  fid^  berul^en  muffen,  bis  fte  einen 
beffem  ©emöl^rSmann  alS  t^flaciuS  finbet"  U 
Sifd^of  oon  SKerfeburg  (1550—1561)  fud^te  t;* 
bing  burd^  SJHIbe  unb  ©d^onung,  burd^  eifr^ 
unb  flugeS  $rebigen^  burd^  SSerufung  tüd^ 
latl^olifc^er  ^rebiger  an  ben  2)om  Don  äßerfebntg 
unb  anbere  ^ird^en,  burd^  Seutfeligleit  mib  bni^ 
SBol^Itl^ätigfeit  gegen  Slrme  unb  9lot]^Ietbenbe  bie 
lutl^erif d^en  ©eifüid^en  unb  baS  lutl^erifd^e  SoO  in 
feinem  SSiStl^um  mieber  für  bie  ff ird^e  gu  geummen. 
älud^  erlieg  er  eine  ben  eigentl^ümlid^  Sd^" 
niffen  beS  SiStl^umS  ftd^  fel^r  accommobiitsbe 
Instructio  Visitatorum  (f.  biefelbe  in  UnfÜ^* 
bige  Stad^rid^ten  t)on  alten  unb  neuen  tl^Iogif4a 
©ad^en,  Seip5igl715,  394ff.).  «Dein  gegenfifa 
ber  ÜJtad^t  ber  föd^ftfd^en  lutl^erifd^en  gfür^  mb 
gegenüber  ben  ßinpffen^  meld^  bie  lutj^aifd^ 
©eiftlid^en  auf  baS  IBoIf  übten^  l^otten  feine  8c« 
mül^ungen  menig  Srf olg  (Dgl.  aud^  ben  Srief  f^ 
bingS  an  ffarl  V.  üom  7.  October  1551  ü 
t>.  ffiruffel  775).  Um  baS  ©tift  mad^te  er  ^ 
burd^  gute  iBermaltung  ber  ©tiftSgüter,  bieinboi 
fd^malfalbifd^en  jhiege  fel^r  gelitten  l^en,  mb 
burd^  mand^erlei  Stauten  Derbient.  3nben3<4^ 
1555—1557  mo^nte  ^elbing  ben  ateid^Stagen  in 
9(ugSburg  unb  älegenSburg  an.  Sine  fe^r  eii> 
greif enbe  Sl^ötigfeit  entmidelte  er  im^Herbjie  1557 
an  ber  ©eite  beS  feiigen  $etru§  SoniffaiS  mb 
anberer  fatl^olifd^en  Sl^eologen  auf  bem  Stdiguml' 
gefpröd^  ju  SBormS.  3n  ber  fed^ten  ©i^nig  ob 
20.  ©cptcmber  fteUte  er,  nad^  einem  in  ber  fitaftü 
©i^ung  vorausgegangenen  ^intt>eife  beS  $cM 


1497 


ÜJlt^ael  S^ncellud. 


1498 


EmtiftuS  auf  bie  Dielfad^en  SSerönberungen  ber 
Hugfifatrgif d^  Sonfeffion,  an  bie  proteftantif d^m 
EoIIoaitoren  bie  gforbenmg,  fie  müßten  fid^  in 
Bemog]^  beS  älegenSburger  Keid^gtagSabfd^iebeS 
DOC  mem  baruBer  beutli^  erflären,  ^06  fte  bie 
SiomgKaner  unb  SalDinijlen  in  ber  Seigre  Dorn 
Sacmment  bie  Oftanbrijlen  in  ber  Seigre  t)on  ber 
Rcd^tf ectigung,  bie  gflacianer  in  ber  Seigre  de  servo 
Brbitrio  imb  t)on  ben  guten  Sßerfen  unb  bie  $t« 
carben  in  onberen  t)ielen  fünften  t)on  ber  lug§« 
bin^fd^SonfefftonQU§fc|löffen".  SDiefe  t$orbe« 
nmg  rief  juifd^en  SJleland^^on  nebft  feinen  ^reun» 
Den  unb  ben  ^nl^ängem  be§  gflaciuS  einen  l^eftigen 
Streit  l^or^  ber  ben  Slbgug  ber  gfladaner  t)on 
SEBotmS  unb  bie  Suflöfung  bed  übrigens  t)on  t)om' 
^oein  oudfid^tdlofenäteligionSgefpröd^ed  jur  gfolge 
^atte.  3m  ^inblid  auf  biefen  burd^  bie  gforbe« 
nmg  ^elbingS  l^erDorgerufenen  @treit  ber  ))ro« 
teßmitqc^  Sll^eologen  auf  bem  SBormfer  IReli» 
lumSgefj^öd^  bemern  ber  ))rote{tantif d^e  ^ifiorif er 
Dbrnrenbred^:  „&  toax  bie  Jhift§  be§  beutfd^en 
Ihroteflantigmud.  iBon  j[enem  SugenblidC  an  be» 
^imit  bie  Sbbe,  bie  rudCIöufige  93ett)egung,  ber  9ln» 
fang  bed  !Riebergange§  ber  ))r()teftantif(|en  @trö> 
mmg  in  S)eutf d^Ianb.  inmitten  ber  ^rotejtanten 
BKir  ber  unDerföl^nlid^e  ©egenfa^  ber  Derfd^iebenen 
^logifd^  Stiftungen  offengelegt"  (f.  SRauren» 
bieget  in  D.  Säbels  C^ifbr.  Seüfd^rift  L  [92.  ^, 
ETV],  SRund^en  u.  Seipaig  1883.  42;  f.  aud^  bie 
iO  ff.  ongefül^rte  fiiteratur  über  ba§  äBormfer  Sieli- 
nonSgefpräd^  t)()n  1557).  9lad^bem  C)^ß>iii9  }u 
Oßcm  1558  Don  feinem  t)iel|ö]^rigen  ®önner,  bem 
Rotfec  Sftrbinanb,  }um  Jtammerrid^ter  ber  Steid^S* 
bumnergerid^te  in  @peier  ernannt  tDorben  toox, 
fc|te  er  in  SDterfeburg  einen  iBermaltungSratl^  ein 
Bnb  too^nte  nun  abmed^f  einb  in  @peier  unb  9Bien. 
3n  3. 1561  tt)urbe  er  lBorft|enber  be3  9leid^§' 
(o^Nd^  in  3SBien.  Um  |ene  3^1^  Derfa^te  er  ge« 
i^nfam  mit  3uliu§  t)on  $flug  für  jlaifer  gferbi« 
nanb  ein  (Sutad^ten,  in  meinem  er  ftd^,  unb  jmar  in 
etnec  nod^^Diel  tueiter  gel^enben  SBeife  al§  fnil^er  in 
boRSngSburger  3nterim§bud^e,  für  bie  @eftattung 
bei  ^ßriefierel^e  unb  ber  Sommunion  unter  beiben 
fieBttUen  mtdfprad^  (t)gL  Wä}.  3gn.  €d^mibt, 
Ckfd^te  ber2)eutfd^enyn,  232  ff..  Ulm  1786, 
MO  fiBiigenS  bad  ®utad^ten  irrig  ^um  2^a^re  1563 
oiqefe|t  iß),  ßrft  55  äal^re  alt  ftarb  ^elbing 
am  30.  September  1561  unb  tt)urbe  im  @t.  @te« 
danSbonte  in  SBien  beigefe^t.  92ad^  feinem  Xobe 
pd  baS  Sidtl^um  SRerfeburg  infolge  einer  ^per» 
peiBirß^en  eapituIaKon''  an  Jhirfad^fen  (f.  b.  Irt. 
SRerfebnrg).  ^^ingS  mel^rf ad^e  tl^eologif d^e  9Jlig« 
griffe  finben  m  ben  toitttn  unb  fd^toierigen  3eit« 
iKcpdIinif{en,  in  loeld^en  er  lebte  unb  toxxlit,  il^re 
Crildnnig  unb  bis  }u  einem  gemiffen  @rabe  il^re 
Cn^d^ulbigung.  SIS  ^rebiger  gel^ört  er  5U  ben 
h^bai  feiner  ^L  @eine  $rebigten  seidenen  ftd^ 
oaB  burd^geMidEte93ertt)enbungber  l^eiligen  Sd^rift, 
imdtifd^  (»Aatiltn,  lid^tDoHe  S)arfteIIung  unb 
eine  fel^  flie^enbe,  überjeugenbe  unb  etnbringenbe 
6|n»il^  gfolgenbe  $rebigtmerle  (bie  genauen  unb 


öoaftänbigenlitcl  berfetten  f.  beiSBinter  [f.u.]  9  f.) 
fxnb  Don  il^m  im  ffirudfe  erfd^ienen:  6ated^i§mu§, 
geprebigt  im  SDome  ju  aJlaina  öon  1542—1544 
(TOaina  1551, 1553, 1557,  1561,  1585;  latei- 
nif(ö  ftöln  1562,  Sömen  1567, 1577,  9lntmerpen 
1593);  ^^oftifle  (poftl^um  SWains  1565  u.  ö.,  aud^ 
1587);  ^rebigten  über  öerfd^iebene  6ontrot)er8« 
leieren,  gel^alten  im  2)ome  gu  9ug§burg  1547 
(Ailingen  1551);  Siinfjel^n  ^rebigten  über  bie 
l^eilige  3Reffe  nebft  einer  ®rünbonner§tag8-  unb 
einer  g^rol^nleid^nomSprebigt,  gel^alten  im  2)ome 
SU  augSburg  1547—1548  (3ngoIftabt  1549), 
Iateinifd&  ßöln  1549,  «ntmerpen  1593);  ^rebig- 
ten  über  ben  ^ropl^eten  3ona§,  gel^alten  im  2)ome 
auSWerfeburg  um  1551  (TOainä  1558).  SSon  ben 
oben  ertoäl^nten  lateinifd^en  Äated^iSmen  trögt  ber 
gro^e  ben  Xitel:  Institutio  ad  pietatem  christia- 
nam  secundum  doctrinam  catholicam  (SJlain} 
1549),  ber  fleine:  Brevis  institutio  ad  pietatem 
christianam  secundum  doctrinam  catholicam 
(TOaina  1549,  1550,  1552,  1561,  «ntmerpen 
1555,  fransöfifd^  ^riS  1563,  beutfd^  9Rainj 
1555, 1557  unb  in  aWoufang,  ftatl^oüfd^e  Raif 
d^iSmen  be§  16.  Sa^rl^unbertS,  aRainj  1881, 365 
bid  414).  ^ud^  fd^rieb  ^elbing  Sacri  canonis 
missae  paraphrastica  explicatio  cum  declara- 
tione  ceremoniarum  (9lug§burg  0.  %,  ißariS 
1550,  anttoerpen  1559).  —  Siteratur:  Georg. 
Christ.  Joamiis,  Rerum  Moguntiacarum  I, 
128  sq.  844  sqq.;  II,  443  sqq.,  Francof.  ad M. 
1722 ;  l^ieran  f (fliegt  ftd^  al3  m.  93anb  Don  bem- 
jelbcn  SSerfaffer:  Scriptorum  Historiae  Mogun- 
tinensi  cum  maxime  inservientium  Tomus  no- 
Yus,  Francof.  1727, 312  sqq.;  Id.,  Tabularum 
litterarumque  veterum  Spicilegium,  Francof. 
1724,  568  sqq.;  Jo.  Seb.  Severus,  Par- 
ochiae  Moguntinae,  Aschaffenburg.  1768,  7; 
Id.,  Memoria  Propontificum  Mogimtinorum, 
Aschaffenb.  1763,  27 sqq.;  Corpus  Reforma- 
torum  in,  IV,  Vn,  IX  passim;  SSriefe  unb 
bieten  aur  ©efd^id^te  beö  16.  Sal^rl^unbertS  I  (SBei« 
träge  gur  äleid^Sgefd^id^te  t)on  t).  Trüffel),  9Jlünd^en 
1873,  157  f.  573.  775 ;  ®erf.  in  ben  abl^anb- 
lungen  ber  l^iftorifd^en  JHaffe  ber  ba^rifd^en  ^fa« 
bemie  ber  SQSiffenfd&aften  XIH,  W>ff^.  2, 145  ff., 
SWünd^en  1876;  XVI,  9lbt^.  1,  1  ff.,  ebb.  1881, 
abtl^.  3,  181  ff.,  ebb.  1883;  grauftabt,  2)ie  ein- 
f ül^ng  ber  Deformation  im  ^od^ftif te  SDlerfeburg, 
fieipaig  1843,  208—264;  TOoufang,  aRainjer 
Äated^iSmen,  üKaina  1878,  36  ff.  66  ff.  (9lbbrudt 
aus  bem  ffatl^olü,  Sal^rg.  1877,  H,  80  ff.  179 
bcaio.  181  ff.) :  SQäintcr  in  ben  aJlittl^eilungen  beS 
SSereinS  für  ^efc^id^te  unb  Slltertl^umSfunbe  in 
^obenaoHem  XV,  ©igmaringen  1881—1882, 
1 — 15.  [^unbbaufen.] 

^ii^aeC  $9ncelbi5,  ^riefter  unb  SRönd^  ber 
Äird^e  öon  Scrufalem,  SJertbeibiger  ber  Silber« 
t)erebrung,  befleibete  unter  $atriar^  SbontaS  (808 
bis  820)  baS  5(mt,  t)on  meld^em  er  feinen  Sei« 
namen  l^at.  3n  biefer  @teUung  fd^eint  er  bis  }um 
%oht  beS  ^atriard^en  t)erblieben  ju  fein,  loorauf 


1499 


TOtd^aeliS  —  üRi^aS. 


1500 


er  \iä)  naä^  Sonftantino))eI  begab.  |)ier  tourbe 
er  Sorflanb  eines  ÄlojierS.  ÄlS  fol^er  toar  er 
in  tertrautem  Serfel^r  mit  bem  9lbte  Sl^eobor 
©tubita;  ©riefe  beS  le^tem  an  il^n  fmb  no^  öor» 
l&anben,  unb  in  einem  berfelben  (Baron.  Aimal. 
eccl.  XrV,  219,  ad  ann.  835,  n.  42  sqq.)  fpenbet 
er  i^m  großes  Sob  megen  feinet  offenen  unb  mutl^i« 
gen  gintretenS  für  bie  Silber.  ®erabe  megen  biefeS 
bilberfreunblid^en  SSerl^altenS  l^otte  er  f  d^on  mit^a« 
triard^  9Hcep]^oru8  unb  ^bt  Sl^eobor  t)iele  S)rang« 
fole  p  erbulben,  unb  biefelben  fteigerten  fid^  nod^ 
unter  ßaifer  '£f)to\if)\M  (829-842).  3mei  bp- 
jantinifd^e  ®ef(^id^tfd^reiber,  ein  anonymer  gort« 
f  e^er  be§  2:]^eop]^Qne§  (Theophanes  continuatus, 
ed.  Bekker,  Bonnae  1838 : 1.  3  De  Theophilo 
c.  15)  unb  feine  OueHe  ®eneftu§  (ed.  Lachmann, 
Bonnae  1834,  74),  berid^ten  gleid^möjig/  bafe 
SKid^ael  mit  öielen  anberen  TOönd^en  oom  ftaifer 
tn'§  ©eföngni^  gemorf  en  mürbe,  meil  er  burd^  lange 
SRigl^anblung  i|re  ©tanbl^aftigfeit  bred^en  moOte 

(t^  iroXü)rpovt(p  xaxcüdet  6:rdf$at  jXTj^a^cüjjLevoc, 

mie  erfierer  l^injufügt).  Ob  5Kid^aeI  infolge  bie= 
fer  SRi^l^anblungen  unb  mann  er  geftorben,  lö^t 
ft(^  nid^t  feftftetten;  gemö^nlid^  mirb  835  als 
Xoht^ia^x  angegeben,  aber  ol^ne  fidlere  Stnl^altS« 
pnnik.  —  6§  merben  il^m  mcl^rere  ©d^riften  bei« 
gelegt,  beren2lut]^entie  aber  nid^t  burd^meg  feftftel&t. 
Smeif etöol^ne  ift  er  SSerfaff er  ber  Confessio  fidei, 
bie  unter  feinem  9lamen  überliefert  ift  als  AtßeXXoc 
icepl  T^c  6pbo86\otj  irtarewc,  morin  ein  9lbfd^nitt 
über  bie  93ilbert)erel^rung  entl^alten  ift  (Montfau- 
con,  Biblioth.  Coisliniana,  Par.  1715,  90  sq.). 
Cbenfo  fielet  feine  9luctorf^aft  feft  betreffs  ber 

M^BoSoc  irepl  T^c  T(üv  X^^wv  dovrof Jecdc,  bie  Diel« 

fad^  unter  bem  9{amen  beS  ©eorgiuS  SefapenuS 
gebrudft  mürbe.  6in  ©rief  be§  Patriarchen  %^0' 
maS  t)on  Scrufalem  gegen  armenifd^e  ^äretifer, 
t)on  Sl^eobor  9lbucara  arabifd^  »erfaßt  unb  ton 
5Kid^ael  in'S  ©ried^ifd^e  überfe^t,  l^anbelt  über  baS 
d^alcebonenfif(^e  ©^mbolum  gegen  bie  SKonop^p« 
fiten.  Sei  anberen  ©d^riften,  bie  jum  Sl^eil  nur 
l^anbfd^riftlid^  öor^anben  fmb,  ift  feine  Sluctor» 
fd^af t  jmeifeH^aft.  ffiiefelben  merben  in  ben  ^anb» 
fd^riften  üielfad^  einem  TOid^ael  SWonad^uS  juge« 
fd^rieben;  ba  aber  ber  9lame  5Kid^ael  unter  ben 
SWönd^cn  mel^rfad^  öorfommt,  ift  eS  fraglid^,  ob 
9Jlid^aeI  ©QuceUuS  barunter  terftanben  merben 
borf.  ^ierl^er  getreu  eineflobrebe  aufffiion^fiuS 
Sreopagita,  ein  Encomium  über  bie  ßngel  unb 
Crjengel,  öerfd^iebene  Sieber  auf  bie  f cligfte  3ung» 
frau  unb  anbere  ^eilige,  aud^  ein  SebenSbilb  beS 
SlbteS  Sl^eobor  ©tubita.  (SSgl.  Fabricius-Harles, 
Biblioth.  graecaXI,  186 sq.;  Cave,  Scriptor. 
eccl.  hist.  lit.,  Basil.  1745,  II,  19  sq.;  Oudin, 
Comment.  de  script.  eccl.,  Lips.  1722, 11, 43; 
Mart.  Hankius,  De  byzant.  rer.  scriptoribus, 
Lips.  1677,  676 sq.;  ftrumbad^er,  ®efd^.  ber 
btijant.  fiiteratur  [f)anbb.  ber  claff .  SHtcri^umSmiff. 
IX,  1],  TOünd^en  1891,  280.)       [ffnöpfler.] 

^ii^aefis,  mel^rere  proteftantifd^e,  als  Säibel» 
fritücr  befannte  Sl^eologen.  1.  Sol^ann^ein- 


rtd^aWid^aeliS,  $rof eff  or  ber  S^eologie  gu^ofle, 
geft.  bafelbft  1738,  öeranftaltete  eine  fritif(]^«u|. 
gäbe  ber  l^ebräif d&en  Sibel,  §aHe  1720  (f.b.«rt 
SibelauSgaben  II,  592),  unb  mad^te  ftd^  bur^  Ue 
Annotationes  uberiores  in  HagiographosYei 
Test.,  3  voll.,  Halae  1 720,  befonnt.  ~  2.  «nbd« 
ben  äBerfen  l^atte  beffen  ©d^mefterfol^n  S^rijiiaii 
93enebict  9Jlid^aeliS,  ebenfalls  Se^rer  ber  S^ 
logie  unb  ber  orientalifd^en  ©prad^en  su^ofle, 
geft.  bafelbft  1764,  einen  beträd&tlid^en  «nt^ 
^erfelbe  fd^rieb  au^erbem  Tractatio  critica  de 
variis  lectionibus  N.  Test,  caute  coUigendis 
et  dijudicandis,  Halae  1749.  —  3.  IBerü^mtec 
als  beibeift3o^annS)at)tbaßid^aeIiS,  6o(s 
Don  gl^riftian  Senebict  TOid^aeliS,  geb.  1717,  jeit 
1745  ^rofeffor  au  ©ötttngen,  geft.  1791,  eimr 
ber  auSge^ei^netfien  proteftantifd^en  SSibelforfd^ 
feiner  S^it  ber  aber,  obgleid^  er  immer  öcrpd^, 
im  ©inne  feiner  JKrd^e  ju  leieren,  mit  dollem  Sted^ 
oon  ben  mel^r  oril^obojen  ^rotePonten  olS  Slenem 
angef el^en  mürbe  unb  burd^  feine  ^ol^lreid^n  ©4# 
ten  nic^t  menig  ju  iener  ungläubigen  unb  bepiac« 
tiDen  SRid^tung  in  ber  proteftantifd^en  Xl^Iogie 
unb  93ibelesegefe  beitrug,  meldte  il^n  bei  feison 
Sobe  bereits  überflügelt  ^atte.  (£r  überfe|it  unb 
f  d^rieb,  t)on  ben  Snglänbem  angeregt,  ^arop^rafn 
mel^rerer  Il^eile  ber  l^eiligen  ©d^rift,  überfejte  M 
Ute  unb  9leue  2:eftament,  fd^rieb  eine  Sinleituag 
5U  beiben  2:eftamenten,  ©upplemente  gu  ben  ^ 
bräifd^en  9B5rierbüd^em,  rine  orientolifd^  m^ 
e^egetifd^e  93ibliotl^ef,  Slnmerhtngen  unb  Sb^onb* 
lungen  \n  Somtl^S  ^orlefungen  über  bie  ^tge 
2)i^tfunft  ber  ^ebröer,  eine  93eurt^etlung  to 
SOtittel,  meldte  man  anmenbet,  bie  auSgeftorb« 
l^ebröifd^e  ©prad^e  5U  Derftel^en,  über  bie  S^egejcle 
9RoftS,  baS  mofaifd^e  yttä^i,  einen  gntmurf  ber 
t^pifd^en  ©otteSgelel^rtl^eit,  eine  Srflörung  b<r9e> 
gröbni^«  unb  luferftel^ungSgef d^id^te  Sl^rijK  no4 
ben  t)ier  SDangeliften ;  fogar  eine  2)ogmatiI  wA 
eine  5Koral  »erfaßte  ber  freifinnige  95ibelforf^ 
natfirlid^  mit  ejegetif  d^er  greifinnigfeit  unb  milffir» 
lid^er  SSel^anblung  ber  d^riftlid^en  ©laubenS*  vaA 
©ittenlel^re.  (S3gl.  ©d^rödfl^,  Jhrd^engefd^d^  fä 
ber  Deformation,  Ti)l  VI.  VH.  Vni,  Seipj.  1807 
bis  1808 ;  SebenSbejd^reibung  beS  Sol^.  S)«».«!- 
d^aeliS,  t)oni]^m  felbft,  mit3lnmerfungent)on^a|ie8> 
!amp,  Rinteln  u.  Seip^ig  1793.)      [©d^t] 

"gii^as  (""^s"^«),  im  ^.  %.  ein  38taefit  m 
befannten  ©tammeS,  t)on  bem  in  jfap.  17  n.  18 
beS  älid^terbud^eS  er^öl^lt  mirb,  baB  er  einen  m 
gefepd^en  ®otteSbienft  eingerid^tet  l^abe  unb  b(t* 
burd^  Urfad^e  einer  meiter  gel^enben  Serimmg  p 
morben  fei.  S)er  ©ammler  biefeS  iBud^  jc|t|i 
ber  betreffenben  Srjöl^lung  mieberl^olt  l^tnju,  ba| 
„bamalS  fein  ftönig  in  SSrael  mar"  (1 7, 6;  18, 1), 
morauS  man  fd^lief en  barf,  bog  btefeS  Sud^  f4^ 
nad^  Sinfül^rung  ber  JfönigSmürbe  abgefaf^  w 
ben  ift,  unb  baf  bie  Sßol^lt^aten  einer  gefe|Ii4<* 
Orbnung  burd^  ben  @egenfa|  ju  einer  frfitea 
3eit  ]^ert)orgel^oben  merben  foHen.  S)ie  ftogW^ 
@in3eler}ö]^lung  gibt  für  bie  bejeid^neten  SBcn^lc» 


501 


SRid^eltaner. 


1502 


»cU^e  ein  uBerouS  tt)td^Kge§  S3ilb  t)on  ben  S^' 
Snben  ber  SRid^terperiobe  ge6en^  feine  beftimmte 
)rii  an;  ba  aber  gelegentUd^  bie  Sntftel^ung  be§ 
tamcnS  SRad^el^  2)Qn  ober  Sandloger  er» 
)ä^  mxxb  (18, 12),  eined  9lamenS,  ber  in  ber 
«nbl^tdgefd^id^te  SamfonS  (»id^t.  13,  25)  be- 
Atd  ald  belannt  t)orau3gefe^t  mirb,  fo  föQt  ber 
kriauf  ber  ßr^aj^lung  toenigftend  in  bie  S^  ^ox 
Somfon.  ®te  einzelnen  Umfiönbe  ber  IBegeben» 
eit  erläutem  ben  mieberl^olt  gebroud^ten  SluSbrud, 
0^  ht  ber  Kid^terjeit  „jeber  tl^at,  mad  i^m  bad 
te^te  bfinfte".  2)ie  ßinrid^tungen  SRofeS'  unb 
lofue^d  »oren  balb  in  92id^tod^tung  geratl^en,  unb 
A  ber  gefe|Iofen  3^it  tonnte  Qud|  bie  Steligion 
sibfi  i]^  Keinl^eit  nid^t  betonieren.  @o  »o^nte 
ia4  17,  7  dn  Seoit  iu^tü)kf^tm,  ba§  bod^  feine 
Setntenftobt  loar ;  betf elbe  toanberte  fpäter  (93.  8) 
mrc^  bad  fianb,  um  irgenbtt)0  ein  Unterfommen 
a  finben,  unb  lie^  ftd^  oon  SRid^aS  )um  $riefter> 
lienft  ht  einer  gon^  gefe^mibrigenSBeife  anwerben; 
mb  er  toor  nid^t  ehoa  eine  untergeorbnete  $cr« 
Snlid^fett,  fonbem  ein  birecter  9lbföntmling  be§ 
Bcfe|0e6er8  (18, 30).  anid^od,  ber  ein  aufrichtiger 
Bm^rer  ael^oüaS  »or  (17, 13),  l^atte  bod^  über 
eine  refigififen  ^ftid^ten  fel^r  unflarc  unb  irrige 
ftorfieniungen ;  er  Iie|  eben  im  2)ienfte  be§  toal^ren 
BotteS  ein  gegoffeneS  99ifi)  oon  bemfelben  auf» 
^en  unb  rid^tete  in  feinem  igyaufe  ein  ^eiligtl^um 
Brit  0)>f erbienft  ein,  baS  in  jeber  äBeif e  ungef e^Iid^ 
Mt;  neben  bem  toal^ren  ®ott  aber  oere^rte  er,  toxt 
Bobon  unb  Stad^el,  aud^  bie  Xl^erap^im  (17,  5). 
Kn  entfe|Ud^  S3iß)  oon  Slnard^ie  gibt  aud^  ber 
Sog  den  600  ®aniten  )ur  @roberung  eines  neuen 
Bo^^  (18, 11) :  gemilbert  n)irb  bie^  nur  burd^ 
MeSrniögung,  ba^  hierin  eine  oerfpötete  ober  nad^« 
Mglid^  SrfMung  be§  ben  Israeliten  frül^er  ge« 
mnien  ®eboted  erblidK  werben  fann.  ^a^  bie 
Soniten  ftd^  in  ben  99eft^  ber  bei  anid^aS  oor» 
tt^mbenen  Heiligtümer  festen  unb  aud^  ben  babei 
nngtroiben^efter  übemal^men,  }eigt,  mie  menig 
Mi  mofaifd^e  ®efe^  fd^on  bamalS  bie  ©emütl^er 
bc^d^te.  @o  ift  bie  (Srjö^Iung  oon  SJHd^aS 
»0^1  geeignet,  Stimmung  für  einen  ffönig  ^u 
«o^nt,  ber  mit  ftorfer  ^anb  bem  ®ef e^e  ^d^tung 
Muffen  fonnte.  [jiPauIen.] 

fUi^imer,  eine  proteflantifd^e  @ecte,  toar 
g^^t>onicif^Tl\(i)ati^a^rL  2)erfelbett)urbe 
iB  €ol^  eines  Säuern  in  Slltborf  bei  99öblingen 
fai  ffiärtemberg  am  2.  t^bruar  1758  geboren. 
9oa  Statur  fel^r  religiös  geftimmt,  glaubte  er  in 
friaem  17.  Saläre,  }u  einem  l^öl^em  Seben  tmtdt 

tfem,  nnb  al«  er  einige  3eit  fpäter  allein  auf 
B  gfdbe  arbeitete,  in  einer  breiftünbigen  Sifion 
ciae  ^euii^a  über  bie  göttlid^en  2)inge  erl^alten 
a  ^oben.  (Sx  oefud^te  oon  ba  an  regelmäßig  bie 
Bccfainmlungen  ber  ^ietiften  unb  fül^rte  einen 
Pmtg  einmogenen  fiebenStoanbel.  SDiefeS  IBer* 
itOm  ipQ  i$m  bei  bem  93ater  Xabel  unb  ©daläge 
fL  St  lie|  fid^  aber  baburd^  nid^t  beirren,  unb 
Hk^bcm  er  einige  3^it  an  anberen  Orten  als 
tmtl^  gebient  l^e,  ließ  man  il^n  getoöl^ren.  Sr 


xooUtt  fid^  ganj  bem  göd^ften  toibmen  unb  trat  beß- 
l^alb  nie  in  ben  S^eftanb.  3ta(S^  einer  jtoeiten  Sii» 
fion  um  1780,  bie  ftcben  SBod^en  bauerte  unb  oon 
ber  er  äße  feine  tiefere  ßrfenntniß  l^erleitete,  trat 
er  aud^  als  Spred^er  in  ben  93erfammlungen  auf. 
6r  l^atte  großen  3wlauf.  SDaburd^  tourbe  aber 
aud^  bie  Sel^örbe  jum  Sinfd^reiten  oeranlaßt.  3n» 
f  olgebeff  en  )og  er  juoerf  d^iebenen  ®  eifteSOertoanbten 
in  bie  gerne,  namentlid^  5U  Saoater  in  bie  ©d^meig. 
yiaä)  feiner  StüdRel^r  ließen  bie  IBeunrul^igungen 
nad^.  Sr  l^ielt  regelmäßig  iBerfammlungen,  em> 
pfing  eine  SDlenge  Sefud^e  unb  führte  eine  fel^r 
ausgebreitete  Konefponbenj.  3m  3. 1794  50g  er 
auf  baS  ®ut  ber  ^erjogin  SfranciSca  nad^  ©inb» 
lingen  bei  §errenberg  unb  ftarb  bafelbft  am  20. 3a» 
nuar  1819.  ginige  3eit  trug  er  ftd^  mit  bem®e« 
bauten,  eine  befonbere  ®emeinbe  }u  bilben,  unb 
nad^  feinem  Sobe  gelangte  ber  iJJlan  in  Äomtl^al 
bei  Stuttgart  gur  ^luSfül^rung.  3m  Uebrigen  trat 
er  gegen  bie  SanbeSfird^e  nid^t  f einbf elig  auf.  Sud^ 
feine  Sln^önger  trennten  fi^  nie  oöHig  oon  ber» 
felben,  toenn  fte  fid^  aud^  bei  Sinfül^rung  einer 
neuen  Siturgie  oon  il^r  einige  3^tt  gurüdgogen. 
@eine  Seigre  fteUt  fld^  als  eine  00m  d^riftli^en 
®Iauben  mel^r  ober  Weniger  abmeid^enbe  Sl^eo« 
fopl^ie  bar.  S)ie  ©reieinigfeit  ift  il^m  „nur  ßiner 
ein  einiger  ptxt",  bie  SKcl^rl^eit  ber  3eugen  „nid^t 
unterfd^ieblid^e  ^erfonen,  fonbem  Offenbarungen 
ber  C)enlid^feit\  3nbem  ®ott  fid^  in  fid^  felbft 
offenbart,  erfd^eint  er  als  ber  fereieinige.  5luS 
biefer  innem  Offenbarung  ge^t  jugleid^  bie  un» 
fid^tbare  SBelt  ^erüor,  bie  Sngel«  unb  ©eifiermelt. 
S)urd^  bie  ßrl^cbung  unb  ben  3föK  2uciferS  tritt 
ber  Sid^tmelt  femer  ein  unfid^tbareS  Weid^  beS  Söfen 
an  bie  Seite.  SluS  biefen  gmei  unfid^tbaren  SBeltcn 
ift  bie  ßd^tbare  gufammengefe^t  morben,  unb  btefe 
entftano,  inbem  öJott  in  bemSMenfd^en  ml^en  tooHte. 
S)a  ber  9Jlenfd^,  burd^  @atan  oerfü^rt,  gmeimal 
fiel,  gunöd^ft  inbem  er  ein  93ilb  feineSgleid^en  gur 
®efd^Ied^tSoerme]^mng  l^aben  rnoUte,  unb  bann, 
inbem  er  ben  Sodfungen  ber  ibm  gefd^enften  @f 
bilfin  nad^gab,  mußte  eine  Sriöfung  eintreten. 
g^rifhiS,  bie  gentralfraft  in  beS  Sic^toaterS  ©d^oß, 
mürbe  beßmegen  9Jlen)d^.  Um  ein  taufenbiöl^rigeS 
iReid^  SU  grünben,  mirb  er,  unb  gmar  in  na|er 
3eit,  mieberfommen.  ®ann  folgt  ber  große  ®e« 
rid^tS»  unb  geuertag,  tauf enb  Softe  mäl^renb,  l^er- 
nad^  bie  93erbammniß  für  ©atan  unb  bie  ®ott- 
lofen,  meldte  fid^  bis  babin  nod^  nid^t  l^aben  rei« 
nigen  laffm,  fieben  gmigfeiten,  je  7000  3o)^re 
bauemb,  enblid^  bie  SBieberbringung  aBer  ®inge, 
burd^  meldte  aud^  ber  ©atan  no$  feiig  mirb.  S)ie 
©peculation  fielet  gmeifelloS  in  ^b^angigfeit  oon 
ber  Sl^eofopbie  S3ö|me^S ;  bod^  nemtt  ^abn  biefen 
nirgenbS.  6r  fü^rt  feine  Se^re  ftets  auf  bie  l^eilige 
©d^riftunbaufbieunmittelbaregrleud^tungjurüd, 
berm  er  fid^  t^eilbaftig  gemorben  glaubte,  ©eine 
©d^riften,  ©riefe,  Kommentare  über  biblif  d^e  Sudler 
unb  Sieber  tourben  nad&  feinem  Sobe  oon  feinm  2ln» 
bangem  l^erauSgegebcn,  1 5  Sbe.,  Tübingen  1 819  ff . 
(S3gl.  ©tubien  ber  eoangelifd^m  ®eiftl.  SBürttem« 


1503 


SJlid^I  —  Micrologus. 


1504 


6crg§  XI,  1, 115-168;  g^r.  Volmer,  S)ic  ®c= 
mcinfd^aftcn  u.  ©cctcn  2Bürttembcrg§,  Srciburg 
1. ».  1877.)  [gfunfj 

^i^U  5luguflin,  Can.  reg.,  ganonift  ttjurbc 
1661  gu  aJlün^en  geboren^  trat  1680  in  baS  Sl^or* 
l^errcnftift  3nbcr§borf  unb  tourbc  bafclbji  1687 
^ricfter.  SRod^bem  er  an  bcr  UnÜJcrjitdtSDilingcn 
ba§  SDoctorat  in  ber  $]^iIofop^ie,  ber  Sl^eologie 
unb  ben  beiben  Siedeten  erlangt  l^atte,  nnrfte  er  5U» 
erft  als  Seigrer  ber  DrbenSderifer  in  3nber§borf, 
bann  afö  SJicar  an  ber  bem  ©tifte  incor|)orirten 
5^fami  SlSpad^.  3)er  9hif  feiner  großen  SRcd^tS- 
!enntnt[fe  t)eranla^te  fotool^t  t)iele  geiftlid^e  Sor» 
porationen,  atö  aud^  ^rofcfforen  unb  Slböofaten, 
il&m  f (i)tt)ierigc  SRed^t§f öKc  ju  unterbreiten :  bie  S3i» 
f (i)öfe  öon  Sreijing  unb  ßöln  unb  ber  Sürftabt  bon 
Kempten  befteUten  il^n  als  gei[ttid^en  9tat^.  @eine 
erfte  größere  (Sd^rift  toax  Jus  et  justitia  juri- 
dico-theologice  tractata,  Aug.  et  Diling.  1697. 
®ro6e§  9lufje]^cn  erregte  bie  fd^arffinnige  unb  ein« 
fd^neibenbc  ©d^rift  Discussio  theologico-juri- 
dica  discussionis  immerito  assertae  problema- 
ticae  ad  decantatam  legem  amortizationis, 
quam  ad  finem  tomi  primi  commentariorum  in 
jus  bavaricum  posuit  D.  Caspus  L.  B.  Schmid, 
Aug.  1698 ;  Romae  1699.  ©iefer  fd^arfe  «n« 
griff  auf  bie  in  5Rad^al^mung  ber  ©runbfö^c  eines 
Subtt)ig  Xrv.  aufgefteHten  SlmortifationSgefe^e 
Sa^ernS  erbitterte  bie  Regierung  berartig,  bo^  pe 
bem  1704  ijum  ©tiftspropfte  getoöl^Iten  Serfaffer 
bie  ßsciufiöe  gab.  3Jlid^I  feierte  nun  auf  feine 
ißfarrei  5urüd(.  @S  folgte  eine  Theologia  cano- 
nico-moralis,  3  voll.,  Aug.  et  Dil.  1710  ad 
1712;  tl^eologif d^e  ©treitf(^riften  gegen  ben  iJJro» 
teftanten  3.  3B.  Säger  unb  gegen  ben  5(uguftiner 
SeSDrou,  bann  eine  Sertl&eibigung  berSSutteUni- 
genitus  gegen  OueSneU  (Landish.  1719,  beutfd^ 
^ug§b.  1721).  m^  gfrud^t  feiner  ©eetforgStl^ättg. 
feit  erfd^ienen  2  93änbe  ^rcbigten,  ?llte  SBeife,  bem 
fatl^olifd^en  S3oIfe  erbaulid^  ju  prebigen,  3lug§b. 
1725—1728.  er  ftarb  im  3Uter  öon  90  Salären 
auf  feiner  ^fanei  am  14.  «pril  1751.  (S3gl.  93aa« 
ber,  2ej.  ba^er.  ©d^riftftcller  ü,  1, 9Jug§b.  u.  Seipj. 
1825,  194  f. ;  6.  ®raf  gugger,  ®efd^.  b.  «lofterS 
3nber§borf,  TOünd^.  1 883, 95  f.  160.)    [©treber.] 

^ii^oC  d^T^X  im  31.  S.  bie  jüngere  lod^ter 
©aul§,  fpätere  ®ema]^Iin  ®at)ib§.  Se^tcrem  l^atte 
©aul  urfprünglid^  feine  ältere  lod^ter  SKerob  ju» 
gefagt,  aber  mol^I  nur  in  ber  ßrioartung,  er  loerbe 
im  Äriege  fallen,  el^e  e§  ju  einer  &)t  fommen 
fönne;  alS  bie^  nid^t  gefd^a|,  gab  er  ^erob  mort« 
brüd^igerioeife  einem  anbem  TOanne  9lamcn§  §a« 
briel.  S)amit  ermud^S  für  9D2id^oI  eine  frol^e  §off« 
nung;  benn  fie  mar  ebenfo,  wie  il^r  ©ruber  3ona« 
t]^a§,  3)aDib  feit  ber  erften  Segegnung  mit  inni» 
ger  Siebe  jugctl^an  (1  ©am.  18,  20.  28).  2lud^ 
biefe  badete  ©aul,  al§  e§  i^m  befannt  tourbe,  jum 
SSerberbenffiaöibS  au  benujen,  unb  oerfprad)  i^m 
bie  jüngere  lod^ter  gegen  eine  Seiftung,  meldte 
S)at)ib  unfehlbarem  %ot>  entgegenjufül&ren  fd^ien 
(18,  25).  aBiber  ertt)artcn  aber  löste  Saöib  bie 


il^m  geftellte  Aufgabe,  unb  ©auf  tuor  nun  um  feU 
ne§  eigenen  ^nf  e|en§  toiHen  genötl^igt,  il^m  Wid^ 
als  ®attin  }u  geben.  9ll§  fold^e  hmcifyctt  bl- 
eibe ®at)ib  bie  nömlid^  innige  Snl^gli^, 

0  bag  fie  bei  ben  9la(|fteIIungen  ©oulS  gtgn 
il^ren  ®ema]^l  mit  eigener  ®efa^r  beffen  S^cnS* 
retterin  tourbe  (19,  11  ff.).  Qfreüid^  unnbefii 
begmegen  ein  Opfer  ber  ^Ibneigung  i|re§  SaioS 
gegen  2)at)ib,  inbem  ©aul  il^re  S^  »ilUnäG^ 
löste  unb  fie  einem  anbem  üRanne,  ^UmtA 
^l^attiel,  5ur  ®ema]^Iin  gab.  3)ie^  tuor  f^oi 
gefd^el^en,  al§  2)at)ib  ftd^  entfd^Io^,  gu  einer  0»^ 
bem  SSerbinbung  su  fd^reitm  (25, 39-— 44[dedä 
=  l^atte  gegeben]).  %I§  aber  nod^  ©ouIS  Sobe 
Slbner  eine  änna|erung  an  SDoDib  Detfud^,  fbdk 
biefer  al§  erfte  93ebingung,  bol  i^m  feine  rd^ 
mäßige  ®attin  tt)iebergegebm  uierbe;  ba  S^toi 
fetl^  ba§  gefd^el^ene  Unre^t  nid^t  biQigm  totndi; 
löste  biefer  fofort  bie  ^toeite  ungültige  (S^  niete 
auf,  unb  SRid^oI  marb  tt)ieber  }u  2)atnb  ge^^d 
(2  ©am.  3, 15).  2)ic  groge  Siebe  aber,  tod^jptpi 
il^rem  SRanne  tmg,  warb  fpäter  Urfad^,  ba|  fie^ 
t)erle^  fül^Ite  unb  il^m  eiferfüd^tige  SBori^ofiiiigai 
mad^te,  als  er,  bem  SDrange  feines  frommen  ^ 
amS  gemög,  t)or  ber  Slrd^e  getankt  l^otte;  gur  6M> 
bafür  blieb  fie  zeitlebens  finberloS  (6, 16-2S. 

1  ißar.  15, 29).  SDemnad^  ift  an  ber  ©teile  2  6aL 
21,  8,  mo  t)on  fünf  ©öl^nen  SIMd^olS  bie  Siebe  ^ 
ein  ©d^reibf eitler,  unb  eS  mug  baf elbft  fOltaib  d» 
gefegt  merben,  ttiie  aud^  ber  92ame  beS  bort  genanria 
@attm  ^abriet  nal^elegt.  [Adslcn.] 

Micrologus  ift  im  ©inne  tion  SuSpg  ober 
t)on  hn^er  Ueberftd^t  ber  Slitel  mel^rerer  vMf 
alterlid^m  Sßerfe.  SSerül^mt  ift  ber  Miorologa 
de  ecdesiasticis  observationibus,  einfiok* 
bud^  5ur  Srflömng  ber  fa^olifc^  Sitmgte  (n 
ber  S^oner  93öterauSgabe  Max.  bibliothecaToi 
patr.,  Lugdun.  1 677,  XVni,  469  sq. ;  betlfigM^ 
PP.  lat.  CLI,  974  bea».  979  sqq.).  9ta4  dy* 
ner  Eingabe  fd^rieb  ber  Serfaffer  balb  no^  ta 
^be  beS  ^apfteS  ®regor  VIL  (1085)  wA  W 
99ifd^ofS  ^nfelm  Don  Succa  (1086).  VUm  ^ 
auf  t)erfd^iebene  ^erfonen  auS  biefer  3tit  oft  9» 
faffer  geratl^en,  namentlid^  auf  3t)o  oon  (S^aM 
(f.  b.  ^rt.).  ^a^  ber  Histoire  Htt^raire  ds  h 
France  (X,  Paris  1756,  143)  fott  ber  9»» 
loguS  nur  ein  ©tüdf  auS  3t>o^S  grd|etem  SSM 
De  officiis  ecdesiasticis  fein,  ttieU^  vt^ 
ungebrudtt  in  Sambetl^  ftd^  finbe.  Sod^  g^  te 
SRicrologuS  in  ber  2)eutung  ber  Siturgic  tridiai|> 
temer  5u  SBer!,  als  3t)o  in  feinen  Stdxs  ikt 
liturgifd^e  ®egenftanbe.  9lad^  ben  neuen  lU» 
fud^ungen,  bie  in  ber  Revue  Ben^dane  Bs 
bie  l^onbfd^riftlid^e  Ueberliefenmg  ange^dt  M» 
ben  fmb,  mirb  be^l^alb  SSemolb  Don  AonPfliq  0. 
b.  ^rt.)  als  mal^rfd^einlid^er  93erfaffer  wimm 
men.  3n  jfap.  1—23  bel^anbelt  ber  Secf^«! 
flarem  Sinblidf  in  bie  gefd^id^tlid^e  (Enttoidtal 
bie  l^eilige  9Jleffe,  mie  fte  gu  feiner  3ett  in  9tSa 
gefeiert  mürbe  (juxta  gaUicanum  ordin€Bi);ii 
ftap.  24—29  mirb  Seit  unb  Siturgie  ber  Dm 


atibbenbot))  —  Stibrafd^. 


1506 


der,  ht  Hop.  80—62  baS  gefammte  fKt- 
c  mit  Serädftd^tigimg  ber  treffenben  Offi« 
:  Sorftellung  gebrad^t.  S)er  SSerfaffer  betont 
loft  bte  «uctoritOt  beS  (»fipftlid^en  Stul^IeS 
lU^  ber  liturgif d^en  Snorbnungen ;  er  ifl 
d^iebener  ®egner  loiinürlid^er  ßrtDeiterun« 
:  Siturgie,  geftattet  aber  bie  SeibdbaUung 
jfaAiger  locoler  ©etDol^l^etten,  auq  toemt 
t  römifd^en  ©ebraud^  abtoeid^en.  (Sgl. 
ius-Mansi,  Bibl.  lat.  mediae  et  infim. 
i,  Flor.  1858,  V,  76 ;  I^aD^ofer,  ^onb« 
VC  fatl^olifd^en  Siturgil  I,  ^reiburg  i.  9. 
67 ;  @.  Säumer  unb  ®.  aRorin  in  ber 
B^^ctine,  Mai  et  Sept  1891.)  — 
lenl^mt  nmrbe  baS  tiroa  50  Solare  t)or]^er 
nbo  t)on  9re5so  berfa^te  ^anbbud^  be§  litur- 
(Befangen,  Micrologus  de  disciplina  artis 
te  (f.  b.  3lrt.  V,  1858).  [©treber.] 
^knibory,  3acob,  Sll^eologe  unb  ^i{to> 
geb.  )u  Ootntarfum  (ißroDing  Ober^jlel) 
37,  geji.  ju  Äöln  am  13.  3anuar  1611, 
)  feinen  erften  Unterrid^t  bei  ben  ^xcAtx* 
pt  S^oHe,  tt)o  äol^onned  S^^giuS,  ^ol^an» 
tgiud  unb  Sote  ^po8  (Soetl^tuS  ßpo)  feine 
tooren.  hierauf  gling  er  nad^  RUn  unb  er- 
at ÜRontonerg^mnaflum  ba§  2)octorat  ber 
)p1^\z  unb  ber  3uri§))ruben5,  fornie  ba§ 
it  ber  Ideologie.  Sm  3. 1580  mürbe  er 
id^folger  ©ropperS  (f.  b.  Srt.)  ®ecan  ber 
9Dtariö  ad  grados.  infolge  ber  religiöfen 
,  bie  burd^  bie  Haltung  be§  Sr}bif d^ofS  Otto 
!|  in  Jl5In  entftonben,  ging  SRibbenborp 
kfifalen  unb  loirfte  bort  an  Oerfd^iebenen 
[failten.  9fö  er  enblid^  nad^  jföln  jurüdC- 
Derliel^  il^m  ba§  2)omca))iteI  1601  eine  für 
t  beflimmte  ^röbenbe  ant  SDome,  nad^bem  er 
596  3)ecan  }u  @t.  Snbrea§  getoorben  toax. 
>en  (Soabjiutor  g^erbinanb  Don  Sägern  tt)urbe 
^rolanjler  ber  Unioerfttöt  befteHt;  tt)ieber> 
Dteibete  er  aud^  ba§  Stectorat  berfelben.  @ei> 
riftjteHerifd^en  Slul^m  ertoarb  er  ftd^  l^aupt» 
burd^  ba§  9Ber!  De  celebrioribus  universi 
iLcademüs,  }uerft  in  2  Sudlern  )u  ßöln 
^orft  1587  auggegeben,  bann  in  4.  9uf- 
i  ®.  ©^olinuS  1602  bis  auf  8  Sudler  oer- 
9n  baSfelbe  barf  man  feine  Historia  mo- 
I,  CoL  1603,  unb  bad  merftoürbige  @am« 
(  Lnperatorum,  Eegum  et  Principum 
imommqueTiroruin  Quaestiones  Theo- 
I,  juridicae  et  politicae  cum  pulcher- 
'esponsionibos,  Col.  1608,  reiben.  ^I§ 
feiner  Sel^rtl^ätigfeit  fd^rieb  er  De  officüs 
Süds  Ubri  duo,  prior  de  Magistromm, 
e  Anditomm  officüs,  1 570.  (Sgl.  Hartz- 
BibL  Colon.,  Col.  1747,  150  sq.;  Fop- 
BibL  Belg.,  Bruxell.  1789, 1,  529 sq.; 
b»  Mein.  p.  s.  k  l'hist.  litt,  des  Pays-bas, 
in  1770,  in,  103  ss.;  Lindebom,  Hist. 
Daventr.,  CoL  1670,  381  sq.;  Delprat, 
iideI.OTerdeBroederschapy.  G.  Groote, 
in  1856,  81.)  paiberbing!  %f)x\m.'] 
otfcriton.  yni.  2.  Kufi. 


9tibk0(9,  biebreiul^n,  f.admaelbeneiina. 

9Hbra^  («ll»)  ]$ei|t  bie  Srforfdbung,  boS 
Stubium,  inSbefonbere  bei  ben  3uben  bie  Srfor- 
f d^ung  bed  geheimen  Sinnes  ber  l^ettigen  @d^ft 
ober  bereu  oUegorifd^  SuSIegung.  eiiod  SeDita 
f agt  im  Sesilon  )u  ihl  (quaesivit,  inquisivit) : 
Midrasch  appellatnr  explicatio,  quae  sen- 
sum  litteralem  non  sequitur.  SS  ttierben  aber 
nid^t  alle  oDegorifd^en  Sommentare  ber  3uben  über 
bog  aite  Xeftament  unb  bie  aotifd^  Smbrafd^im 
genannt,  f  onbem  nur  bie  alten,  toeld^  in  bie  3^ 
ber  jäbifd^  @d^ulen  in  ^löfHna  unb  inSabQ- 
Ion  fallen  unb  t)om  2.  big  }um  11.  Sal^^unbort 
n.  Sl^r.  Don  Seigrem  ober  3^glingen  iener  Sd^ulen 
oerfa^t  tt)orben  finb,  toeil  fi^  biefer  gel^eime  @imt 
ober  biefe  allegorifd^  SuSIegung  l^uptfäd^Iid^  otrf 
bie  münblid^e  Sd^ultrabition  grfinbete,  »eld^e  burdj 
bie  3erf!5rung  ber  genannten  Sd^ulen  im  11.  Sol^r- 
l^unbert  unterbrod^en  tourbe.  3nt  engem  Sinne 
werben  nur  biejenigen  aüegorifd^en  Auslegungen 
9Ribrafd^im  genannt,  toeld^e  M  mit-SrOärung  be8 
®efe|eg,  fotool^l  beS  gefd^riebenen  aI8  bed  mflnb« 
lid^en,  ober  ber  Xl^ora  unb  ber  SRifd^na,  be« 
f äff en,  unb  Don  ÜRif^no'Sel^rem  (2:]^annaim)  unb 
9)iifd^a«Srnärem  (Smoraim)  oom  2.  bis  }um 
Snbe  beS  5.  äa^rl^unbertd  n.  (Sf^i.  Derfa^t  toor» 
ben  flnb.  ^ierl^er  gel^ören  namentlid^  unb  t)or« 
gugdtoeife  f olgenbe  9Ribraf d^im  aber  bie  Sl^ora : 

1.  SMed^ilta  («nV-s»),  ein  Kommentar  über  baS 
^meite  IBud^  SRofig,  unb  jmar  l^mtptföd^Iid^  über 
oiejienigen  RapM,  meldte  bie  9iitualgefe|e  ent« 
Italien;  er  mirb  bem  Stabbi  SSmael,  einem  @d^filer 
beS  3uba  ^affabofd^  (f.  b.  Art.),  beg  @ammlerg 
unb  Orbnerg  ber  SDlifd^na,  ca.  200  n.  ®^r.,  ju« 
gefd^rieben  unb  ift  gebrudft  mit  einer  lateinifd^en 
Ueberfe|unginUgolmi  Thesaur.  antt  sacr.XIY; 

2.  ©ippra  («ibo)  unb  ©ipl^ri  C-^ßo),  gtoei  Kom- 
mentare, ber  erfie,  aud^  X^orat)^  €o|^nim  genannt, 
über  bog  britte,  unb  ber  gmeite  über  bog  fünfte 
SBud^  ajtofig,  beibe  oon  9tabbi  Stab  (geft.  243 
n.  Kl^r.),  gleid^faQg  @d^üler  beg  2htba  igyaffabofd^ 
unb  ^orfiel^er  ber  @d^ule  }u  @ora,  Derf a^t ;  fte 
pnb  gebrudö mit lateinif d^wUeberfetung in Ugo- 
lini  Thes.  (ber  erfte  in  t.  Xlv  unb  ber  jtoeite  in 
t  XV);  3.  ^epfta  («np-'OD),  ein  Kommentar  über 
bog  britte,  vierte  unb  fünfte  IBud^  SRofig,  meld^er 
bie  Srflörungen  ber  alten  Stabbinen  aug  ben  erften 
d^riftlid^en  Sal^rl^unberten  jufammenjient;  er  toirb 
bem  Slabbi  Kol^ana,  einem  @d^üler  beg  genannten 
Stab,  gugefd^rieben  unb  ift  gebrudtt  mit  lateinifd^ 
Ueberf c^ung  in  Ugolini  Thes.  XVL  «in  SRibraf d^ 
aur  SKifd&na  ift  bie  Sofa^jl^tl^a  («wjoin),  audj 
bie  gro^e  ÜRifd^na  genannt,  meld^  aug  58  Xrac« 
taten  befielet  unb  tl^eUg  nod^  3ufö|e  }ur  SRifd^na, 
tl^eüg  eine  Srüärung  beg  t)erfd^Ioffenen  Sinneg 
berfelben  entl^ölt  unb  bem  Slabbi  Sl^iia,  aud^  einem 
@d^üler  beg  3uba  l^aRabofd^,  }ugefd^rieben  mirb. 
9tabbi  3acob  Kl^agtg  fprid^t  ^q  barüber  in  feinet 
93onebe  gu  S3erit|ot]^  fo  aug:  Postquam  com- 
positi  essent  sex  ordines  (Mischnae)  con- 
venientique  ordine  dispositi  per  tractatns  et 

48 


1507 


SWieS  —  üRigojjl 


1508 


capita  et  sectiones  minores,  vidit  B.  Ghija 
discipulus  Babbenu  Hakkadosch,  quod  verba 
Mischnae  occlusa  sint,  neque  sufficiant  ad 
restinguendum  sitim;  ideo  conBcripsit  To- 
saphtha  i.  e.  Additiones  ad  Mischnam  et  de- 
clarationes  sensus  ejus.  @te  ift  gebrudtmü 
lateinif^er  Ucbcrfcjunö  in  Ugolini  Thes.  AVIL 
ad  XX.  snie  btef  e  Kommentare  leiten  aud^  SSorattl^a 
(wn-'^na),  b.  1^.  aufecrl^att  ber  ©d^ule  entjlanbene 
©Triften,  im  ©egenfa^  jur  9Kif(|no,  todd^e  boS 
ent|ött  n)Q3  in  ber  ©d^ule  t)or9etra9en  tourbe,  alfo 
mit  öffentlid^er  Sluctoritöt  berfel^cn  toax,  toä^rcnb 
bie  anberen  nur  al§  ißrit)QtQrbetten  ber  ®ele^rten 
ju  betrad&ten  ftnb.  5Ra6bi  %  ßl^oötS  faßt  (L  c): 
Sic  et  E.  Chija  et  B.  Oschaja  et  sapientes 
alii  composuerunt  Baraithoth,  b.  e.  vi  etymi 
M-n  quod  denotat  extra,  instituta  extra  scho- 
lam  Babbi  nata.  @ie  l^oben  bal^er  aud^  nid^t  bie 
unbebingte  Geltung  tuie  bie  9Jlifd^na. 

3m  meitem  @inne  aber  l^ei^en  aud^  bie  aOego« 
rifd^en  Kommentare  über  bie  übrigen  93ü(^er  be§ 
%  X.  9Jlibrafd^im,  tooDon  bie  berül^mteften  folgenbe 
ftnb:  1.  ®er9Jlibraf(^  iRabbot)^  über  ben^entateud^ 
iinb  bie  fünf  TOegiflot^  (»utl^,  gftl^er,  ßlagclieber, 
feol^eSlieb  unb  ^rebiger),  eine  Sammlung  ber  6r» 
fiärungcn  üon  Se^rem  über  biefe  Sudler  au§  ber 
3eit  Dor  bem  @d^Iu^  be§  Xalmub  (f.  Bossi,  Diz. 
Btor.  n,  100) ;  2.  ber  TOibrafd^  ©amuel;  3.  ber 
aKibraf(|  Sel^iflim,  b.  i.  über  bie  ^falmen,  and^ 
©d^od^er  lob  genannt ;  4.  ber  SKibrafd^  SKifd^le, 
b.  i.  über  bie  ©prüd^e  ©aIomon§ ;  5.  ber  SJlibraf d^ 

§iob ;  6.  ber  SWibraf^  Sefaia ;  7.  ber  SWibrafd^ 
ona ;  8.  ber  TOibrajd^  g§ra ;  9.  ber  SKibrafd^ 
S)tbre  §aiiamim,  b.  i.  über  bie  gl^ronü.  (®a8 
S?ä]^ere  über  biefe  f.  bei  Sunj,  ©otteöbienftt.  S3or» 
träge  ber  3uben,  1892,  274  ff.)  —  9lud^  bie 
SWifd^na  unb  bie  ©emara  fann  man  atö  5Kibrafd^ 
}um  ^entateud^  betrad^ten,  unb  fte  mürben  aud^ 
SKibrafd^  genannt  (ßunj  a.  a.  O.  52);  ebenfo 
bie  largumim,  toenigftenS  einen  S^eil  berfelben, 
toeld^er  fid^  mel^r  mit  grflänmg  al§  mit  Ueber» 
fc^ung  Der  altteftamentlid^cn  SBfid^er  befd^äftigt 
(f.  b.  Srt.  Sibelübcrfe^ungen).  3n  bem  Snl^alt  ber 
SKibrafd^im  fmb  ätoei  Elemente  mefentlid^  Don 
einanber  ju  unterfd^eiben ,  nömlid^  bie  ^alad^a 
(P^k^,y  SRegel,  Slid^tfd^nur)  unb  bie  ^aggaba  ("^an, 
®efagte§,  narratio).  SDie  ^alad^a  ift  bie  aucto» 
riftrte,  gleid^fam  autl^entifd^e  9lu§Iegung  be§  ©e» 
fe^eS,  ausgegangen  öon  bem  ^ol^enpriefter,  ober 
bon  bem  ©Quebrium  burd^  feine  Sntfd^eibungen 
bei  9lntt)enbung  beS  ®efe^e§  gegeben,  ober  öon 
ben  ©d^riftgele|rten  in  ber  ©d|ule  vorgetragen ; 
lejtere  l^ei^t  aud^  ©d^ematl^a  (Nnr^©,  b.  i.  ®e« 
l^örteS;  f.  Sunj  a.  a.  D.  45),  meil  fie  in  ber  ©d^ule 
aus  bem  IDlunbe  eines  Sel^rerS  gel^ört  unb  barin 
recipirt  fein  mu^te.  ©ie  ift  binbenb  unb  barf  nid^t 
beftritten,  fonbem  mu^  im  Seben  befolgt  merben ; 
bal^cr  mirb  fie  erflärt  als  traditio  decisa,  usu 
et  consuetudine  recepta,  et  approbata,  se- 
cundum  quam  incedendum,  et  vivendum  est 
(Sanhedr.  91,  2  bei  Castellus,  Lex.  heptagl. 


I,  854  ▼.  T^^hr:),  2)ie  ^ggaba  l^ingegen  ifi  eine 
nid^t  auctoriftrte  Auslegung,  gmor  auSgegangm 
t)on  benfelben  ©d^riftgelel^rten  ober  Stierem  her 
©d^e,  aber  als  ^ridatarbeit  berfelben  ou^cr* 
l^alb  ber  ©d^ule ;  bal^er  ]^ei|t  fie  oud^  blo^  etlNS 
©efagteS,  nid^t  @e^örteS  (in  ber  ©d^ule).  i^ 
aber  aud^  nid^t  binbenb,  fonbem  fomt  als  ^ 
oatmeinung  ober  ^uSfage  befhitten,  angenonu 
men  ober  t)ertt)orfen  merben,  je  nad^bem  man  pe 
begrünbet  finbet  ober  nid^t.  2)tefe  ^aggaba  ip 
eS  jebod^  t)or5ugSmeife,  toeld^e  ftd§  mit  beroDei 
gorifd^en  SluSIegung  befaßt  unb  biefelbe  in  $an^ 
beln,  S^abeln,  ©agen,  ©efd^id^tSer^ol^Iungen,  no* 
ralijirenbe  !93ele]^rungen,  metapl^^ftfd^e  Sdtod^ 
tungen  u.  f.  m.  einfleibet.  (SSgl.  Sunj  37  ff.  180. 
314  ff. ;  S)effauer,  Sefd^on  Stabbanon,  Srlongca 
1838,  214.)  [SDBe^.] 

^ie$,  SacobeUuS  t)on,  f.  ^uftten. 

tBit<>ii^  ®raf  Sl^riftop]^  ^ntonoos, 
^err  )u  ^aal  unb  ©onnentl^um,  Srjbifd^of  m 
SBien,  ftammte  auS  einem  ebenfo  alten  oI§  bc 
rühmten  ®efd^Ied^te.  (£r  erblidEte  baS  Sid^t  ba 
aSBelt  am  14.  Dctober  1714  gu  Irieni  Sda 
IBater  mar  SSinceng  ®raf  9Riga}5i,  guerft  HbjiM 
beS  ißringen  Sugen  Don  ©ado^en,  bann  Se9i^ 
rungSratl^  in  SnnSbrud;  feine  9Rutter  Sotioio 
ftammte  auS  bem  @efd^Ied^te  ber  fjfreil^rren  t>o» 
^rato.  5Kigaj5i  fül^Ite  ben  Seruf  jum  $riePa* 
ftanbe  unb  mUtmete  fid^  bal^r  ben  t^eologifd^ 
©tubien  im  Collegium  Germanicum  gu  Son. 
ßr  mürbe  2)om]^en  gu  93n£en,  fpäter  }u  Xtient 
unb  bann  $rior  bei  ©t.  Seonl^arb  }u  ^org^ 
unb  oon  ©t.  Segib  in  IBalfugana.  ©d^on  in 
3. 1 745  mürbe  er  Üubitor  ber  Stota  für  bie  bentj^ 
92ation  in  9lom,  unb  l^atte  als  f old^er  bie  Sufgc^ 
bie  ©pannung,  meldte  ^mifd^en  SRom  unb  äBia 
berrfd[)te,  5U  befeitigen.  S)er  Srjbifd^of  bonSte^eb, 
Sarbinal  b^^Ifaca,  mal^Ite  il^n  1751  gumSoob* 
jutor;  infolge  befjen  empfing  er  bie  Sifdjoftoiie 
mit  bem  Xitel  eines  Sr^bifd^ofS  bon  Sort^ 
IBeoor  er  aber  nad^  SJted^eln  lam,  fanbte  i^  bie 
Äaiferin  33lam  Xerefta  als  il^renSeboOma^^tigtai 
nad^  ©panien  an  ben  §of  SerbinanbS  VL;  bort 
unter^eid^nete  er  1.  3uni  1752  ben  SSertrag  MB 
^ranjuej  jmifd^en  ©panien  unbOefierreid^.  SSB^ 
renb  er  nod^  in  ©panien  meilte,  mürbe  er  {ni 
93if d^of  oon  SBai^en  in  Ungarn  ernannt  (20.  &lf 
tcmbcr  1 756) ;  !aum  l^atte  er  fein  SiStl^nm  bdreta, 
als  aud^  f d^on  feine  Ernennung  ^um  t)fürßei^b%M 
üon  aSien  erfolgte  (TOörs  1757).  SnbeRen  bfi» 
er  nod^  25  ^af^xt  lang  sugleid^  Sbminipixitar 
öon  SBaiJen  unb  mirfte  bafelbfl  fo  biel,  ba| 
bort  fein  92ame  unDergeglid^  fein  mirb.  Sr  bcnde 
ben  ^om,  bie  äteftben),  fttf tete  ein  §auS  fie 
bie  ^iariften,  ein  abeligeS  Konbict,  6  neue  %o» 
l^crrenftellen ,  ein  fflofter  für  bie  borml^riig« 
Srübcr,  baute  30  Äird^en,  20  ^farrl^öfe  in» 
15  ©d^ulen,  brad^te  12  000  neue  ©teuertrfgB 
in^S  SiStl^um  u.  f.  m.  Um  [o  mtfyc  f d^me^te  tf 
il^n,  als  il^n  Ifaifer  3ofep]^  IL  in  berle^etä)er  %ocB 
nöt^igte  (22.  ©ecember  1785),  bie  «bminlflratiai 


1509 


SKigetiuS  —  TOignc. 


1510 


}im  SQBoi^  iriebcrgulegcn.  —  9(m  22.  Sloöcmbcr 
L761  ernannte  i^n  SIemen§  XUI.  auf  93itten 
)er  ffotferin  gum  Sarbinal;  im  SRai  1768  fe^te 
fyax  bie  ffoif erin  felb[t  in  ber  ^uguftinerfird^e  baS 
:offyt  fBxttt  auf;  balb  batauf  t)erlie]^  fte  il^m  aud^ 
XiS  ®ro|freug  be§  Stepl^onSorbenS.  ÜJtigos^i  na^m 
1774  an  bcr  SDBol^I  bc«  ^apfleS  ^iuS  VI.  ^Intl&eil 
imb  emmrb  ftd^  im  &)nclQt)e  burd^  feine  JHug^eit 
mib  fein  liebendtDÜrbiged  Säenel^men  bQ§  3utrauen 
ya  Sarbinöle  unb  baS  bet  bourbonifci^en  iböfe. 
Seinem  9mte  als  !93if(i^of  lebte  er  mit  t)oUtx  ^in- 
jebung,  er  forgte  für  Orbnung  unb  ^nftono  in 
!>eii  fiird^en^  erfd^ien  perfönlid^  beim  SSor-  unb 
iRad^mittagdgotteSbienfte,  begleitete  oft  boS  poä^^ 
ixmrbigfle  5U  ben  jtranlen  ober  brockte  biefen  felber 
bie  l^Uige  SBegi^el^rung.  ßr  prebigte  oft  in  9Bien 
itnb  gab  feine  ^rebigten  im  S)rude  l^erauS.  %uä) 
im  SBiener  Sr^bi^tl^um  grünbete  er  eine  SRei^e  t)on 
tßfarren  unb  erbaute  ßird^en.  3n  SRöbling  lie^ 
tt  ein  Ss^rdtienl^auS  bauen,  in  loeld^em  jöl^r« 
lid^  bie  ^ölfte  beS  SIeruS  geiftlid^e  Uebungen 
moAen  mu|te.  ®ie  ©eijtlid^en  jud^te  er  ftetS  im 
ffiiffen  unb  in  ber  g^römmigfeit  ju  t)ert)oIIfommnen, 

tioeld^em  3^^dCe  er  Slnreben  unb  ^Prüfungen 
t  bie  Srmal^nungen  beS  1^1.  Üaxl  SBorromöu§ 
anf  d  dlmt  l^erauSgeben  lieg,  bie  igyerau^gabe  eine§ 
Imed^dmu3^  fott)ie  bie  ^rudRegung  be§  römi» 
\fyn  ftated^Smud  unb  bie  Ueberfe^ung  beSfelben 
kforgte.  Sm  Ofterfonntag  be§  3a^re§  1782  affi» 
Etirte  er  nebft  ben  Sarbinölen  Satl^^ani  unb  ^rjan 
bcm  ^ßapfle  $iu3  VI.  im  @t.  ©tepl^anSbom  beim 
^od^amte.  @ein  öOjal^riged  ^riefterjiubiläum  be» 
er  in  9Karia«3^tt  in  aller  ©tißc.  —  ©d^mere 
lomen  für  W\%%^x,  al§  in  Oefteneidd  bie 
gSperiobe  anbrad^,  ba  er  mit  biefer  3lid^« 
tiiii0  als  treuer,  fird^Iid^  gefmnter  Sifd^of  burd^auS 
|t4  ttid^t  t)erfianbigen  tonnte.  Sr  tt)id^  in  ber  93er« 
G^igung  ber  Xe^te  ber  jfird^e  nur  ber  ©emalt. 
Dtati  bnn  ibn  mit  t)onem  ^tä^it  einen  unblutigen 
Start^rer  nennen,  fo  t)iel  litt  er  unter  ben  trau» 
eigen  3^^^ttniffen,  in  benen  für  bie  ^bl^altung 
ber^er}-3eftt«9nbad^t  Strafe  gejal^Itmerbenmu^te 
wabmt  Sblöffe  }u  t)er!ünbigen  t)erboten  mar.  @elbft 
bcA  Sreüier  ttnn:  onfibgig  unb  foUte  t)on  ben  @eift» 
ßdj^  nid^t  mel^r  fo  gebetet  Serben,  tt)ie  e§  bie 
lrad^tH)rf  d^rieb,  inbem  einige  ^eiligenbiograpl^ien, 
Bie  bie  tion  ®regor  YII.,  ^|oma§  99edet  u.  %, 
niSgemeqt  morben  maren.  Sine  ganje  äleil^e  t)on 
Bttpcm  ttmrbe  aufgel^oben  unb  ber  @otte§bienft 
M  mtf  unbebeutenbe  jfleinigfeiten  genau  Dorge« 
f^ric&en.  S)a^  ba§  alle§  SRiga^ji  fd^tt)er  em» 
^tnb,  Iä|t  fid^  beulen.  Sr  bat,  bef d^mor,  mamte, 
no^te  bie  emfteften  SSorfteQungen;  bod^  ^alf  ^UeS 
JÜOfi.  (Er  mu^te  ftd^  nid^t  blo^  pöbel^aftefte  99e' 
d^impfungen  t)on  ^ügellofen  ^ampl^Ietiften  ge* 
ancn  (offen,  fonbem  felbft  Äaifer  Sofepl^  IL  frönfte 
(n  loi^erl^olt  auf  bie  bitterfte  SBeife.  SBenn  aud^ 
DK^Sji  gegen  bie  ©emalt  nid^tg  au^rid^ten  tonnte, 
jo  ]^  er  bod^  tnel  Unl^eil  t>txf)üitl  ^an  fonn  ftd^ 
M  tbig^d  gor  nid^t  t)orfteUen,  mldjc^  entftanben 
vän,  tocxa  ftatt  3Riga})i  ein  millföfiriger  a^ann 


bamalS  Sr^bif  d^of  t)on  äBien  gemef en  iDÖre.  9Riga3}i 
tarb  am  14.  %pxxi  1803,  89  3a^re  alt.  ßin 
d^Iid^ter  Stein  bedtt  fein  @rab  im  @t.  ©tepl^and« 
bom.  (Sgl.  gölefttn  SBoIfSgruber,  g^riftop^  «n- 
ton  ßarbinal  SKigajji,  gürfterabifd^of  t)on  SBien^ 
©aulgau  1891.)  [aRaurerJ 

9tigeüit$,  ein  fpanifd^er  Mretifer  be§  8.  Sal^r« 
l^unbertS,  beffen  Slnl^änger,  Die  aJMgetianer,  pd^ 
bef  onberS  in  ber  ^roDin^  ^ätica  ausgebreitet  l^atten, 
behauptete,  2)at)ib  fei  bie  Sncamation  ®otte§  bed 
93ater§,  ißauluS  ber  incamirte  l^eilige  @eift,  toaü 
er  auf  ^.  44,  2  unb  ®al.  1,  1  ffü^en  tooHte; 
®aöib,  3efu8,  ißauluS  —  brei  förperlid^e  ^er« 
fönen  —  bilben  für  il&n  bie  Srinität,  toeld^e  er  fld^ 
fabellianifd^  als  eine  ^erfon  badete,  fifemer  rül^mte 
fxä)  2Rigetiu§,  ol^ne  @ünbe  5U  fein,  unb  tt)oUte 
t)on  ben  ^rieftem  bie  offene  ©d^ulb  (ba§  Kon- 
pteor)  nic^t  gebetet  toifjen,  ba  fie  enttoeber  feine 
©ünbe  l^ätten  unb  fomit  al§  Sügner  erfd^ienen, 
ober,  tt)enn  fte  @ünber  mören,  abgefegt  werben 
müßten.  3n  feinem  rigoriftifd^en  6ifer  gebot  er, 
ebenfoioenig  mit  @ünbem  toxt  mit  Ungläubigen 
jemals  ju  effen,  unb  erflärte  bie  ffird^e  ju  SRom 
allein  alS  bie  l^eHige  unb  mafellofe.  @eine  ^n» 
l^änger  toxä^tn  aud^  in  ber  Ofterfeier  t)on  ber  übri» 
gen  ftird^e  il^rer  Seit  ab,  inbem  fie,  loenn  ber 
14.  9Jifan  auf  einen  ©amStag  fiel,  baS  Ofterfeft 
erft  ad^t  Sage  fpäter  begingen.  ®egen  SKigetiuf 
er^ob  fid^  ßr^bifd^of  SlipanbuS  t)on  Solebo  unb 
öerurtl^eilte  biefe  Srrtpmer  auf  einer  ©^nobe  gu 
©eöiHa  um  baS  Sal^r  782.  3n  ber  SBiberlegung 
marf  SlipanbuS  il^m  ^riSciUianiSmuS,  fottie  eine 
SSermengung  beS  ®öttlid^en  unb  aJlenfd^Iid^en  in 
©l^riftuS  öor,  l^ulbigte  babei  aber  felbft  einer  anbem 
§ärepe,  meldte  unter  bem  9iamen  ^boptianiSmuS 
oefannt  ift.  (Sgl.  Hadr.  I.  Epp.  in  Cod.  Card, 
n.  95—97,  bei  Mansi,  Conc.  Xu,  807  sq.,  unb 
Migne,  PP.  lat.  XCVIH,  333  sq.  374;  Eli- 
pandi  Epp.,  bei  H.  Florez,  Espaöa  sagrada  Y, 
543.  555;  Migne  1.  c.  918  unb  CI,  1330; 
Saul.  Cordub.  ad  Alvar.  862,  bei  Plorez  XI, 
166 ;  Enliuber,  Dissert.  de  Adopt  §  1,  in  Al- 
cuini  Opp.  ed.  Proben ;  §efele,  2:üb.  Duart.*« 
©d^r.  1858,  86  ff. ;  gonc..®efd^.,  2.  9lufl.  HI, 
628  ff.)  [3of.  6arb.  ©ergenrötl^er.] 

'SSigti^  Sacob  ^aul,  ^ublicift  unb  t)er« 
bienter  SSerleger,  lourbe  am  25.  Dctober  1800  gu 
©t.  fjlüur  in  ber  Sluöergne  geboren,  mad^te  feine 
©tubien  }u  Orleans,  öerfal^  eine  Seitlang  eine 
Sel^rfteUe  am  SoQeg  Don  Sl^ateaubun  unb  erl^ielt 
1824  bie  ^rieftermeil^e.  Sinige  Saläre  toirfte  er 
als  ©eelforger  in  ber  SDiöcefe  Orleans,  ging  aber 
bann,  ba  er  wegen  feiner  ©d^rift  De  la  liberte, 
1833,  mit  feinem  Sifd^ofc  SBrunault  be  Seaure» 
garb  in  ^Differenzen  gerat^en  toar,  nad^  $ariS. 
pm  grünbete  er  nod&  in  bemfelben  Saläre  bie  StxU 
fd^rif  t  L'ünivers  religieux  (fpäter  einfad^  L'Uni- 
vers  genannt),  legte  jebod^  fd^on  1836  bie  SRebac= 
tion  nieber  unb  tt)ibmete  fid^  gang  einer  öon  il^m 
in'S  Seben  gerufenen  SSerlagSanftalt  5U  ^etit* 
SKontrougc  bei  $ariS.  ©ein  $Ian  toax  nid^t,  neue 

48* 


1511  Stlignt. 

lUeiarifi^t  SSnfc  gu  tincmlaffni,  fonbem  bie  gei> 
fiitutra  €^(  bn  tat^olif<]^en  33ergangen^dt  ju 
fatnnielii  unb  htm  SMenftt  bei  JHii^e  unb  ber 
aBiJIcnf^ft  gugängli^  gu  machen,  mit  ßilfe 
jdiTte^et  anUotbdtn,  unter  ben«n  ftii^  auc^  t>e> 
beutettbt  ÜHanner  bc§  ?(u§lanbe3,  wie  §ergen- 
röt^  unb  31o|,  bef  anben,  Betinirflid^te  ÜDligne  mit 
ftounenSmeit^er  Jhif)n't|dl  unb  au|eroibentlii$em 
©([drille  (eine  »ritumfafftnben  Unteme^mungett. 
3}a3  ^ouptnetf,  baS  feinen  Siamen  buni^  ganj 
Surofa  ttug,  roai  eine  Scmntlung  allei  grtfc()i- 
Wen  unb  loleinijii^en  SJäter  unb  flir^enfc^rift- 
fteDn  Don  ben  <i9D^oIi[c^en  3eiien  bi§  gur  gliititen 
^Slftc  beS  9J£ttttIaItfce  (Patrologiae  curaus  com- 
pletus  aen  Bibliotheca  uniTerBalifi,  integra, 
nnifonniB,  commoda,  oeconoinica  omnium 
SS,  Patrum,  Doctoniin,  Scriptonunque  ecclo- 
ei&BUcoruDi  sive  latlnonim  sive  graecorum, 
Par.  ISMaqq.).  ©ie  ganje  ©ammlung  ift  in 
Juri  ©erien  eingit£ieilt,  eine  Seriea  latina,  1844 
bii  1865,  niel^e  in  217  »önben  mü  4  SBÖnben 
bei  leii^^Qltigften  Snbiceä  Don  3:ertul(ian  bis  gu 
$atift  Sfnnocenj  m.  (1216)  teiii^t,  unb  eine 
Series  graeca,  1857—1866,  tDelc^e  in  161 
^Snbtn  bie  €ii|nft|lener  son  ben  a|)D^li[iI|en 
äiätent  an  bie  gum  Soncil  uon  ^oieng  umfaßt, 
ißon  lejittrer  SciieS  tmirben  gnei  ausgaben  '^ti* 
gelteQt,  eine,  »eldiie  ben  grie4i(c&en  Sejt  mit  btt 
lattiniji^en  Ueberjetmuß  enthält,  unb  eine  gtoeite, 
unDoKenbete,  neli^e  blos  bie  latcinift^eUebeifeBung 
bietet.  JKtgijifi  gur  Seriee  graeca  bf arbeitete  SO' 
rot^US  ©ctlOlarioS  (KXeU  llaTpoXo^Cat  xal  ßuCdv 
nvoiv  aiifjpa^£<av,  ijTot  Euperrjpiov  Travrujv  tüIv 
aofip>t)i.)i.a^o>i  TÜv  dEf<i>v  T|ti.üiv  i^aTEpniv  .  .  . 
-ntpu/ofieviuv  iv  rf  iv  llapurfoic  ixSo&c(^  Ilti- 
TfoXo^Mf  önä  Mcpfou,  Iv  'Aö^vaij  1879,  unb 
Tauieibv  T^e  IlaTpoXoYCac  -^toi  ouUoi;^  t5v  iv 
t^  utnpoXofVf  TÜ  UJti  Mi'j^vfou  |v  Ilaptarät;  Jx6o- 

dsfau    TTEpiEJJOJl^VtO   VXUpttOT^pUV     IvVOliÜV  ,     VfÖ-- 

otüjv  xdl  ÖKoS^uEwv,  iv  '^^■^a^i  1883,  I.  S8b.). 
3)aS  gonge  SBert,  mtliSfti  in  einem  fe^r  ^anbü^en 
^omuite  (®ro|i}clflti)  unb  gu  beifpitlli>§  btdigem 
$nift  erft^ien  (bei  ber  ©efammtabnatime  tojittt 
dn  93anb  ber  Series  latina  5  gr.,  ber  Series 
graeca  8  gr. ;  ^eute  ift  ber  *|3rei8  ber  erften  Serie 
Bai  ffiop^iettf,  btr  gweiten  baS  ©reifacfee),  umfaßt 
nict)t  nur  atleS,  nas  in  ben  früheren  SBäterfamm- 
Titngen  mitget^eitt  roorben  ifl,  nioiet  für  jeben 
eingelnen  ©c^riftfitHer  fletS  naH)  ber  beften  aus- 
gäbe gegriffen  würbe,  fonbem  beriidfii^ttgl  audti 
jttfinafe  gingeHiuWicationen  biS  gur  neueflen  3"'. 
bringt  Diele  neue  IHitt^eilungen  auS  ^anbi^riften 
unb  fnmmelt  in  ben  gtnleitungcn,  SDif|ertüHonen, 
9loten  unb  JRegiftem  ein  reichhaltiges,  bisher  ger- 
flreuteS  ober  in  SBibtiotfielen  begrabenes  3Jlaterittl. 
^on  anberen  greßeren  ©ammetroerfen  jinb  bejon- 
berS  ju  erUätinen:  Scripturae  eacrae  cutsub 
completDB  ex  commentarüe  omnium  perfe- 
ctieeimisuBquehabitiB,  28  voll.,  1860— 1862, 
Borin  für  [ebeS  Suc^  bet  ^eiligen  ©^rift  ber  befte 
&nnmentäi  aug  alter  ober  neuer  3eit  auSgeuä^lt 


1512 

unirbe;  DemonetrationBerang^Iiquee,  20Tok, 
1860  SS.,  eine  SuIotninetiPtllungu^  Uibtifetang 
a))oIogetifd)er©i^riftenDonll79iuctomi(nDn2» 
tuUian  unb  OrigeneS  bis  gut  9Rittt  beS  19.  ^r4^ 
^unberte]  gegen  bie  uerfd^iebrnen  angrifft  auf  M 
g^riftent^um;  Theologiae  cnraos  compleAai, 
28  ToU.,  1840—1845,  bie  beften  Sradate  übet 
bie  eingetnen  %'i)t)m  ber  Iat:^oIif^@IaubenS-imli 
©itlenle^re  ent^altenb;  Summa  aurea  de  landi- 
buB  B.  Mariae  V.,  coUeg.  J.  J.  Bonnuu, 
13  voU.,  1866  sq.,  eine  ©antmlung  btS  Sefln. 
toaS  über  bie  onerfetigPe  Shingfrou  unb  i^  Sn- 
errang  in  bogmaüji^,  aScetifd^,  ^iftorif^  St- 
jie^ung  le  g^c^rieben  moiben  i^ ;  Collectioii  it 
tegrale  et  universelle  des  OniteniB  saoM, 
102  Tok.,  1844—1866,  bie  bebeultnbflen  Sn- 
ftungen  ber  fmngöjifc^cn  Aangelrebnn  feit  tirä 
äa^r^unberten  Mtttnb.  S)ancbm  etfi^ientn  ncn 
ausgaben  bei  3BerIe  beS  tii.  3:^omaS  unb  ba 
^I.  Xerefto,  gefammeltt  Effieife  Don  Sorbind  Se- 
ruKe,  DonOlier,  SBourbaloue,  Sofjuet,  5)ia|riln, 
Olei^ier,  SBoubon,  fflaubranb,  ^ergier,  be  itiefi?, 
Sefranc  be  ^ompignon,  'ÜSfgnier,  S^'^boull,  tu 
Soifin,  ©erarb,  be  aRaiftre  u.  f.  f.  SStfonbrnfe- 
Miät)ii"ng  Derbienl  au^  bie  grofee  Enoyclopei« 
tli^ologique  in  brei  ©erien  gu  52,  53  nb 
66  Sänben,  1844—1866,  ndi^  in  me^  oR 
100  alp^abetifdC)  georbnelen  Sto^^Iagebö^en 
fämmtHc^e  ®cbiete  becSll^oIogie,  bann  tier$^ 
\tp^k,  ber  @ef^td^,  bet  Stßtunotffenfd^oftni,  f» 
ffieit  fie  über^ait))t  für  einen  X^tologtn  in  iSetiBi^ 
lommen  fönnen,  umfaßt.  eingeIncbiefnDietisit- 
naires  de  la  ecience  religiease,  tocl^  Qtat 
SQorlagen  ^ben,  neiben  i^ren  EEßert^  b^ultnii 
onberc  fmb  leiber  mit  fold^er  Sflü^tigtCit  (c^epdt 
tDorben ,  bal  man  fit  enttöuf d^t  auS  bet  bau 
legt,  ajtit  Sem  SlerlagSgef^äfte  Mtbanb  btn 
ajitigne  eine  3°6I  t">"  ÜSerfpötten,  in  benen  fear 
lid^e  Uten|ilien,  inSbefonbtre  Orgeln  unb  ^ 
moniumS,  leligiOfe  Silber  unb  @^^ni|tDa1e,  ^ 
gefteüt  tnurben ;  ben  gangen  Somple);  nannte  er 
Ateliers  catholiqnea.  3m3.1868getfU)rteei> 
große  tJ^er§tirutift  bie  Einlage;  ber  @^<tb'<if'' 
me^r  als  6  iDIillionen  granttn  betrafen  ^m 
!Bon  ben  SJerlagSmerTen  lourbe  mit  iDtme  gnettil; 
bie  ©tereotqpplalten  gur  ^trolooie  gingoi  fAuS 
lic^  JU  ©runbe.  gtie  <Dligne  jtin  Untente^M 
mieber  nac^  bem  gangen  Umfange  erneuern  finA 
brachte  ber  beuif^-froi^Bfif^  JMeg  ttcut  IbdiP 
bret^ungen.  9u^  mit  btr  tirii^ne^  %^|BdK  flC 
riet:^  HJIigne  in  6anfiict.  S)er  gtjWf liiof  Bon  SßiÄ 
unterfagtc  i^m  bie  g^ottfü^tung  beS  (Sef^ftA  b* 
bie  tanonif  d^en  üBe|hmmungen  einem  SIenlet  fabfi 
^anbelSuntemeldmungen  nic^t  geßatttn,  unbbnt 
über  i^n  ft^Iie^Iif^  bie  ©uSpenfiDn  mS.  W^ 
Derbol  ilim  ein  rämifcbeS  2)eciet  oont  9.3]tcaiB 
1874.  Yxä)  femet  3]lIeßftifenbTen  übertDcifen  ^ 
bie  !Dtcf|en  burc^  ©ei^Iid^e  petfolbimt  gu  Ia|fak 
meli^en  er  bafür  EBüc^er  ober  onbert  SS^oonn  Bp 
ferte.  2Rignt  ftorb  am  24.  Odober  1875.  (S|l 
Polybiblionl,  Par,  1868, 59;  XIV,  1875,459; 


1518 


gjlilante  —  gWiIet. 


1514 


6.  Vapereau,  Dictionn.  des  Contemporains, 
Par.  1880,  1290;  ffotaloge  beS  aJligne'jd^en 
SerlaaS.)  [@treber.] 

IßOÜmUj  $iu3  Xl^omod,  Ord.  Praed., 
neopoIUanifd^  X^tolo^t  imb  IBif  d^of  t)on  SafteU» 
omore,  lehrte  löngere  3^t  l^inburd^  bie  Sl^eologie 
b^  ^L  Xl^omaS  an  ber  UniDerfttöt  t)on  9tea))el 
mb  befa|  in  biefer  SteQimg  baS  SSertrauen  fo« 
tool^I  beS  Jt5nigS  afö  aud^  beS  ßr^bifd^ofd  t)on 
Sleopd,  beS  (Sarbinald  Spinelli.  9lm  9. 3Jlax  1 748 
tDQtb  er  }um  93ifd^of  t)on  ^ifteUamore  ertoöl^It 
imb  als  fold^  ftarb  er  bereits  am  9.  Slpril  1749. 
Sein  bebeutenbfted  äBerl  {inb  feine  Exercitationes 
dogmatico-morales  in  propositiones  proscri- 
ptas  ab  Alexandro  VJi.,  ab  Innocentio  XI.  et 
ab  Alexandro  YIII.,  3  voll,  Neapoli  1737  ad 
1740,  bie  l^uptfäd^Ud^  ouf  drangen  beS  Sar* 
btnalS  @|nneUi  t)eröffentli(i^t  nmrben.  SBeiter  be- 
folgte er  eine  neue,  toegen  il^rer  reid^Itd^en  fritifd^en 
mb  tl^Iogifd^en  Snmerfungen  gef^ö^te  3lud« 
gäbe  ber  Bibliotheca  sancta  t)on  Sixtus  Se- 
nenais,  2  voll.,  Neapoli  1742.  ^u^erbem  fd^rieb 
er  no^:  Vindiciae  regularium  in  causa  mo- 
umsticae  paupertatis,  ib.  1 740 ;  De  viris  iUustri- 
bas  Gongregationis  S.  Mariae  Sanitatis,  Ord. 
Praed.,  ib.  1745;  Orazioni,  ib.  1747;  De  Sta- 
bÜB,  Stabiana  Ecclesia  et  Episcopis  ejus, 
opus  posthumum,  ib.  1750.  (S3gl.  Hurter, 
Nomendator  n,  1294.)      [UrbonQ  C.  SS.  B.] 

9IU4^elfem  f.  gfaftenlpetfen. 

9U(be,  SSinceng  Sbuarb^  tifürfter}btfd^of 
Don  SBien^  als  ^ßöbagog  t)iel  genannt,  tourbe  am 
11.  aRoi  1777  auSrünn  t)on  bürgerlichen  Sltem 
aAoren.  Sr  befud^te  baS  ® ^mnaftum  feiner  ^ter» 
poU  unb  ntad^te  feine  p]^iIofo))]^ifd^en  @tubien  gu 
Olmiit  unb  äßien.  3n  le^terer  @tabt  trat  er  in 
bofi  Cuericalfemtnar,  umrbe  Sonrepetitor  ber  orten» 
lolif^en  @prad^en  unb  sugleid^  $raf ect  im  Sllum» 
Bote  unb  ftated^t  ber  $fam  ^tlerd^enfelb.  ^aä)" 
bcm  er  1800  bie  ^rtefterttKtl^e  empfangen  l^atte, 
MRifie  er  in  SBien  als  Sooperator  unb  übemal^m 
1802  boS  9mt  eineS  jfatedgeten  in  ber  9tormaI« 
(i^nle  bei  @t.  9nna  unb  im  I. !.  €it)tI'9Jlöbd^en" 
kjcnfionat,  bis  jlaifer  Sf^anj,  toeld^er  an  ber  SBiener 
unidctfitöt  bie  neue  fiel^rfan^el  ber  Srjiel^ungS« 
tmibt  gefd^en  l^tte,  i^m  biefe  $rof effur  über» 
Inig.  3n  bitfer  SteQung  f d^rieb  er  ben  erften  IBanb 
[ebM  SBerfeS  ^Sel^rbud^  ber  allgemeinen  Sr» 
lU^nnsShmbe"  (1811);  bod^  nöt^igte  il^n  eine 
(4>Kre  ihanl^  jur  Aufgabe  beS  Se|ramteS.  ßr 
Mibe  ie|t  $faner  ju  SBoIfpafftng  in  ^lieber* 
Mmtid^;  l^er  fd^rieb  er  ben  )tt)eiten  S3anb  feiner 
fqid^imgSbmbe  (1813).  2)aS  SBer!  ift  jfatfer 
Moni)  L  getoibmet.  fBon  1814  bis  1823  mar  er 
6lärtt>farrer  in  ffremS;  1823  marb  er  t)on  ffatfer 
ium  Sifd^of  t)on  Seitmeri^  unb  1831  ^um 
lifd^of  Don  aSien  ernannt.  6r  ftarb  1853. 
fettft  fel^  fporfam,  mad^te  er  für  arme 
mtb  Seigrer  eine  naml^afte  (Stiftung,  auS 
did^  l^unbert  ®  eifilid^e  unb  ebenf  ot)ieI  Seigrer 
]ß  100  ®itlben  belommen. 


SJtilbe^S  Sr^iel^ungSfunbe  fu^t  auf  ben  ®runb* 

8|en  ber  neuem  $abagogt{  unb  p^t  fid^  auf  bie 
ntl^ropologie.  3ti  ber  Einleitung  befprid|t  er  bie 
Anlagen  beS  SRenfd^en  unb  bereu  Sultur,  bel^an« 
belt  fobann  bie  pl^Qfifd^e  unb  im  jtoeiten  ^aupt« 
ftüd(  bie  intellectueDe  Silbung,  int  britten  bte  ®e> 
fül^lSanlagen  unb  im  t)ierten  baS  IBegel^mngS« 
t)erm5gen.  Sr  loar  auä^  ein  bert)onagetü>er  $ra!« 
tifer;  in  ber  Jtated^fe  toar  er  SReifter,  unb  fein 
Sel^rton  loar  ber  angemeffenfte^  fo  ba^  er  unter  bie 
praftifd^eften  @d^ülmönner  }u  }ö]^Ien  ifl.  SRilbe'S 
SBirffamfeit  lonnte  nid^t  ol^ne  Stnmirfung  auf 
jüngere  Jhöfte  bleiben.  @ein  bebeutenbfter  Sd^filer 
ift  ber  fiel^rerbtlbner  in  $rag  gfrau)  ^ermann, 
beffen  @d^riften  „Srgiel^ungS'  unb  Unterrid^S« 
lel^re",  ^®ie  UnterRaffe"  unb  „®er  ©prad^-  unb 
©ad^unterrid^t  in  ben  arnttelüaffen  ber  SSoSS- 
fd^ule''  gro^e  Verbreitung  gefunben  l^aben.  %IS 
1877  bie  SBiener  ^öbagogen  ben  lOOiäl^rigen 
©eburtStag  SDWIbe'S  feierten,  mürbe  feine  6r- 
^el^ungSlunbe  t)on  ^rofeffor  34)mberger  auf S 
vltut  herausgegeben.  (SSgL  3.  9[.  ©injel.  äleli« 
quien  [§irtenfd()reiben,  ^rebigten,  Snftructionen 
unb  Seftament]  t)on  SSincen^  Sbuarb  SRilbe,  mei' 
lanb  tjfürfterjbifd^of  öon  SBien,  nebft  einem  ^briff c 
feines  SebenS,  ^Srag  1853.)  [SKaurer.] 

^itet  (M(Xv)Toc),  eine  ber  berül^mteften  @töbte 
an  ber  fletnaflatifd^en  ffüfte,  fd^on  t)on  ^omer  (D. 
2, 868)  als  @tabt  ber  tarier  genannt,  marb  fpöter 
t)on  ben  3oniem  in  99eft|  genommen  unb  be- 
beutenb  t)ergrögert  (Strab.  14,  5).  @eit  bem 
7.  3a]^r]^unbert  t).  S^r.  mar  eS  eine  ber  blül^enb» 
ften  ^anbelSftöbte ;  feine  ©d^iffe  ^ogen  meftmörtS 
bis  Spanien,  nod^  l^äuftger  aber  norbmörtS  bis  in 
baS  fd^mar}e  3Jlttt  unb  grünbeten  an  beffen  jhiften 
mte  anbermartS  eine  Wenge  t)on  jlolonien  (Plin. 
H.  N.  5,  31).  %x^  }ur  gried^ifd^en  ^l^Uofopl^ie 
unb  Sefd^id^tfd^reibung  mürbe  t)on  SRilet  auS 
imif  Tl^aUi,  (SabmuS  unb  ^efatäuS  ber  ®mnb 
guegt  ®ie  Slüte  ber  @tabt  marb  in  ben  ^erfer» 
friegen  ferner  gefd^öbigt  unb  t)on  Sle^anber  bem 
®ro^en  gan^  Demid^tet;  immerl^in  aber  blieb  SRilet 
eine  ^anbelSftabt  {meiten  9langeS,  ba  il^re  günftige 
Sage  ieberjett  5ur  ^uSnu|ung  aufforberte.  S)iefe 
Sage  mirb  su  ber  3^tt/  ba  URilet  in  bie  Reuige  ®f 
f d^id^te  eintritt,  t)on  ber  Slpoftelgefd^id^te  genau  be« 
jeid^net.  Suf  feiner  gmeiten  Steife  !am  ber  1^1.  $auIuS 
au4  nad^  SJlilet  (^g.  20, 15),  unb  auf  feiner 
Steife  nad^  9iom  mu^te  er  2:rop]^imuS  Iran!  baf  elbft 
)urüdHaffen.  @o  erfal^ren  mir,  ba^  eS  füblid^  Don 
Spl^efuS,  auf  bem  äBege  t)on  bort  nad^  Serufalem, 
unb  in  ber  geraben  ^d^tung  oon  Spl^efuS  nad^ 
SoS  lag.  9lad^  bem  gried^ifd^en  2e£t  mar  eS  eine 
SageSfal^rt  oon  bem  SSorgebtrge  Zrog^Uium  ent- 
fernt. 2)ie  Sitten  befd^rieben  SKiletS  $ofttion  ge- 
nauer  bal^in,  ba^  eS  am  lamifd^en  SReerbufen, 
80  @tabien  fübmörtS  t)on  ber  ÜRunbung  beS 
ajlöanber  lag.  3ur  3eit  beS  SlpoftelS  fd^eint  iebod^ 
SJKIet  fd^on  feine  maritime  Sage  t)erIoren  )u  l^aben ; 
benn  burd^  faculöre  ^ebung  unb  bie  ^Qlutnonen 
beS  ajläanber  ift  ie^t  bie  SteHe  ber  oUen  Stobt 


1515 


9RiUtu§,  Sraiii  —  5DMaö. 


1516 


über  fünf  ©tunben  iDcit  öom  SKecrc  entfernt  unb 
iebenfoflS  meil  bicfe  Seränberung  ju  römifci^er  Seit 
fd^on  begonnen  l^otte,  fci^reibt  ©trabo  0.  c.)  9Küet 
üier  §)äfcn  ju.  Sei  ben  ©ried^en  unb  SRömem 
bienten  bie  SWUefier  fprt(i^tt)örtli(!^  jur  Sejeid^nung 
verlorenen  ®Iü(!§ ;  bei  ben  Kl^riften  finb  fie  un« 

ilerblid^  geworben,  ttjeil  ber  1^1.  ^aulu§  bei  il^nen 
)ie  rül^renbc  Slbfd^iebSrebe  l^ielt,  totlä^t  5lpg.  20, 
18  ff.  mitgetl^eilt  ift.  ®amol8  gel^örte  9KiIet  aur 
römif(i^en  ^roöinj  Wfia,  obtool^l  ber  Soben,  auf 
bem  e§  log,  ben  SRamen  Karia  nie  verloren  l^otte. 
3n  ber  fpätem  ©efd^id^te  mirb  2KiIet  jel^r  ttjenig 
ertoäl^nt;  öom  3.  bi§  jum  9.  Sal^rl^unbert  beftonb 
fidler  ein  S5i§t^um  bofelbft.  Unter  ben  SSätem 
ouf  bem  Koncil  öon  9Wcäa  mar  aud^  Sifd^of  @u« 
febiuS  öon  33WIet.  »ifd^of  pt)adntf)  von  SWUct 
wirb  auf  ber  ©^nobe  ju  Konftantinopel  unter 
2Renna8536  alöantoefenb  ermäl^nt;  Sifd^of  ®eorg 
Don  SWilet  untcrfd^rieb  baS  Quinisextum.  @in 
aSifci^of  @()ip]^aniu§  Don  SKilet  unterfci^rieb  auf 
bem  pcbenten  allgemeinen  Konctt  787  nid^t  unter 
ben  SBif(i^öf en  Don  Karten,  f onbem  unter  ben  ©rj» 
bifd^öfen,  al§  ob  er  ben  SKetropoIitanrang  be= 
l^aiiptet  l^ätte,  wäl^renb  für  ben  wirflid^en  SKetro« 
^oliten  Don  ßarien  ber  ©iacon  3:]^eop]^t|toctu§  al§ 
locum  tenens  unterzeichnete  (Le  Quien,  Oriens 
Christ.  I,  919).  ®ie  Uebenefte  ber  ©tobt  fmb 
iejt  in  einem  Dom  SKöanber  am  gu^  be§  SatmuS« 
bergeS  gebilbeten  ©ee  begraben.        [ffaulen.] 

^Üetns,  Sranj,  Slpocal^ptif er ,  lebte  im 
Anfang  be§  16.  3a]^r^unbert§  ju  Qflorenj  unb 
weiSfagte  auf  ba§  Sol^r  1530  ba§  auftreten  beS 
3lntid^rifte8  unb  eine  Doflftänbige  SSemid^tung  ber 
fatl^olifd^en  ffird^e.  ®ie  ^roDinjialf^nobe  Don 
fjflorenj  Dom  Sa^re  1517  Derurt^eilte  atte  feine 
©d^riften,  bie  gebrudtten  unb  ungebrudtten,  bi§  fie 
burd^  ben  a))oftoIifd^en  ©tul^I  ap))robirt  würben, 
Äub  orbnete  il^re  SBerbrennung  an.  ®rei  ©d^riften 
werben  in  bem  Urtl^eil  befonberS  genannt,  ©ie 
fül^rten  ben  Sitel:  Convivium,  Quadrivium, 
Expositio  Psalmorum.  (93gl.  Mansi,  Conc. 
Supplem.  V,  407 ;  Fabricius,  Bibliotheca  la- 
tina  med.  et  infimae  aetatis,  ed.  Mansi,  U, 
197.)  [gunf.] 

;3Si(eftt$,  Situs,  Apologet,  ftammte,  ba  er 
fid^  ben  Seinamen  ©amunbianuS  gibt,  wol^I  au§ 
©münb  in  ©d^waben,  ftubirte  im  Collegium  Ger- 
manicum  gu  9tom,  erlangte  ben  tl^eologijd^en 
©octorgrab,  war  1580,  wie  feiner  gegen  ben  pro« 
teflantif d^en  ^rebiger  Soban  in  Erfurt  gerid^teten 
©d^rift  De  feste  corporis  Christi  ju  entnel^men 
ift,  ©oml^err  ju  95re§Iau  unb  ßanonicuS  an  bem 
Kottegiatftift  @t.  ©eDeri  in  @rfurt,  würbe  ]pättx 
gjropp  beS  ©tifteS  ©t.  TOorit;  unb  ®ecan  beS 
©tifte§  8.  Mariae  ad  gradus  in  SKainj.  ©eine 
Ueberftebelung  in  biefe  ©tobt  war  1593  wol^I 
bereits  erfolgt,  ba  feine  in  biefem  Saläre  erfd^ienene 
©d^riftDe  sacramentis,  mille  sexcentierrores, 
Taniloquia  et  cavillationes  eorum  qui  hoc 
tempore  ab  Ecclesia  secesserunt  Catholica, 
cnm  brevi  eorum  refutatione;  plerique  col- 


lecti  ex  Eemnitio,  bem  SJiainjer  ©d^oIajÜcuS 
3.  ©d^weiß)arbt  Don  Kronberg  gewibmet  unb  bie 
aSibmung  Don  SKaiuj  auS  batirt  ift.  S)a§  er  im 
beiben  fflürben  bafelbft  erlangte,  crfel^en  wir  ou§ 
bem  ^itel  ber  Brevis  discussio  et  refatatio 
sexcentorum  errorum,  quos  duo  Praedicantes 
Saxonici  Tilemannus  Heshusius  et  Joannes 
Olearius  Pontificiis  hoc  estGhristianis  Catlio- 
licis  vanissime  hactenus  attribuerunt,  oon 
Saläre  1604.  SBie  auS  bem  SSorwort  l^erDorgd^, 
fonnte  fid^  5DliIetu§  jur  SBeröffentlid^ung  bicffr 
©d^rift  nid^t  entfd^Iie|en;  ba  er  aber  in  jenon 
Saläre  im  5luftrage  feines  Srjbif d^ofS  in  9lom  ab« 
wefenb  war,  gab  fie  ber  JDiainjer  93ud^brudfer?übra 
l^erauS.  9lfö  fernere  ©d^rif ten  fü^rt  3cbler  in  fei« 
nem  UniDerfaÖejifon  nod^  an:  Speculum  catholi- 
cum;  Theses  de  justificatione;  Speculum  Je- 
suiticum  pro  Jesu.  [8fun!.] 

;SSi(eiie,  ©tinoben  bafelbj!,  f.  9lfrifanif(^ 
©tinoben. 

^gSidc  Don  ßremfier,  Sfteformprebiger  ber 
Dor|ufitifd^en  3«tt  in  SBöl^men,  flammte  ouS  ftrem« 
jler  in  JKäl^ren,  wo  er  feine  Sugenb  jubrad^te  unb 
um  1350  ein  ßanonicat  erlangte.  (Ser  %m 
aWiliö,  gef}n:od^en  SRiBitfd^,  wirb  öewö^nfid^  oK 
Saufname  betrad^tet  unb  wöre  bann  als  ffaotfd^ 
Ueberfe^ung  beS  92amenS  ^manbuS  )u  erüaren; 
eS  finbet  fi$  jebod^  in  $rag  aud^  nod^  bie  eigen* 
pnbige  Unterfertigung  Joannes  Milicius  m.) 
SBiS  1362  gehörte  aniliö  ber  ^offanaleiflortö  IV. 
an  unb  erfd^eint  aud^  als  99egleiter  beS  j^aijeI§ 
auf  feinen  Seifen  in  SDeutfd^Ianb  1359—1362; 
babei  war  er  SanonicuS  an  ber  Sotl^brole  p 
©t.  SSeit  in  $rag,  ^ule^t  aud^  ©acrifla  (@^ 
bewal^rer)  unb  9trd^ibiacon  bafelbj!.  6nbe  1363 
legte  er  aDe  biefe  glönjenben  unb  eintrcgUd^ 
Remter  nieber,  um,  wie  er  bem  feinen  ÄücBriü 
bebauemben  ßrjbifd^ofe  antwortete,  „anflott  an 
ben  erften  ^löjen  gu  p|en,  pd^  Heber  bem  Solfc 
burc^  $rebigen  beS  SBorteS  ®otteS  väißSi  )n 
mad^en".  9lad^bem  er  fid^  bann  ein  l^IbeS  3W^ 
lang  in  ber  erjbif d^öflid^en  ©tabt  Sifd^ofteini^  im 
^rebigen  geübt,  feierte  er  wieber  nad^  ^rag  ^ttiäl 
unb  prebigte  l^ier  gucrft  bei  ©t.  SWcoIouS  auf  ber 
ffleinfeite,  bann  bei  ©t.  Slegib  in  ber  Äftflobt. 
3lnf angS  erregte  er  mit  feiner  ?Prebigt  in  ber  (qtä^ 
fd^en)  ^oßSfprad^e  el^er  ^nfbg  als  ^xltuäfo»; 
er  Ue^  ftd^  j[ebod^  bur(|  nid^tS  abfd^reden,  uid)  balb 
würbe  fein  @rf olg  bemjienigen  gleid^,  weld^  m 
biefelbe  Seit  ffonrab  Don  SBalbl^aufen  (f.  b.  SA) 
mit  feinen  beutfd^en  $rebigten  in  ber  ul^tn^n 
§au))tftabt  erntete.  So^W^iä^t  unb  auffalcme 
Sefel^rungen  gefd^al^en,  unb  als  er  tfigüd^  mäfc^ 
malS  in  Derfd^iebenen  Jtird^en  ))rd)tgte,  fe^ße  d 
il^m  nie  Weber  an  Sul^örem,  nod^  an  ©toff,  b« 
er  mit  au^erorbentlid^er  (Sewanbtl^eit  fletS  anfi  ber 
l^eiligen  ©d^rift  unb  ben  fBütem  beigubringei 
wugte.  SSiel  wirlte  er  burd^  fein  SBort  imb  bm4 
fein  SSeifpiel  apoilolifd^cr  fflrmut  unb  €iwfa^ 
befonberS  aud^  auf  lungere  ^ßrie^er  unb  6tid»> 
renbe  ein;  biefen  prebigte  er  gewö^i^  toteirafd^ 


1517 


mim. 


1518 


unb  bemnSd^jl  ertDarb  er  ftd^  aud^  nod^  bie  tl^m 
bid^er  fe^lenbe  gertigfeit  im  ©cutfd^cn,  um  bamt 
oud^  in  biefer  Sptod^e  ebenfo  ^äu^g  ju  ))rebtgetL 
9Bie  er  mm  burd^  bie  ßrfenntni^  ber  9lid^tigfeit 
oQed  öu^em  ©langes,  ben  bie  jtird^e  in  ber  (Spoä^t 
ftarlöIV.  bei  fo  öieljod^cr  innerer  SSerberbni^  gc« 
no|.  Suerft  auf  biefe  IBal^n  gefül^rt  morben  roax, 
fo  befepigte  jtd^  in  il^m  bei  weiterem  6inblidfe  in 
bie  ®ebred^en  oJIer,  namentlid^  ber  l^öd^ften  @tanbe 
imb  bei  SSergleid^ung  biefer  (Srfd^einung  mit  ben 
in  ber  SpocdQpfe  gegebenen  Snbeutungen  immer 
mc^  ber  (Sebanfe,  ba|  ber  ^ntici^rift  bereits  ge» 
boren  fein  muffe,  unb  burd^  ^Kombination  Don 
TOott^.  24,  15  mit  ®an.  12,  11.  12  toofite  er 
bomi  gefunben  l^aben,  ba^  baS  SEBeltenbe  5h)ifd^en 
1365  unb  1367  eintreten  werbe.  Um  fo  bringen» 
ber  tourben  ie|t  feine  SJlal^nrufe;  xoa^  immer  er 
bem  ®ei{}e  uno  ber  Seigre  Sl^rifti  SBiberfpred^enbed 
oorfanb,  bod  be^eid^nete  er  al§  SBerl  bc§  ^nti* 
d^fled;  jQ  einft  beutete  er  fogor  mit  bem  Ringer 
imf  ben  ffaifer  unb  erflörte  in  ^nwefenl^eit  Vieler, 
biefer  fei  ein  großer  3lntid^rift.  §)ierauf  erl^ielt  er 
Iwm  ßrsbifc^of  einige  3eit  Jterferl^oft  ol^ne  jebod^ 
bcffen  ime  aud^  beg  JfaiferS  ®unfi  DöUig  ^u  t)er> 
Seifen.  (Einigermaßen  an  feinen  Erfolgen  in  $rag 
Uer)tt)eifelnb,  befd^Ioß  er  bann,  nad^  9tom  ^u  gelten, 
mn  bem  topfte  felbft  feine  Sl^eorie,  bie  er  auf 
1^^  (Eingebung  surüdfül^rte,  t)orguIegen.  Sei 
feiner  «nfunft  in  SRom  im  3U)riI  1367  würbe  bort 
eben  bie  SRüÄunft  UrbanS  V.  auS  Slöignon  er» 
ttxirtei  918  biefe  ftd^  tjer^ögerte,  üinbigte  9J{iIia 
tnxd)  Snfd^Iag  an  @t.  $eter  an,  bog  er  über  bie 
Vidunft  beS  Sntid^rified  prebigen  wolle.  2)a  aber 
ingnrifd^en  bie  $rager  ÜJtenbicanten,  bie  il^m  wegen 
c9dfid^t8IofenSabel3  beS  Röfterlid^enlBefi^eS  löngft 
ffom  waren,  aud^  fd^on  über  il^n  nad^  9tom  be- 
xiäfitt  b<itten,  fo  würbe  er  ie^t  auf  Sinfd^reiten  be§ 
änquifitord  einer  ftrengen  ^aft  in  Sra  Soeß  über« 
geben.  (Srft  bie  Slnfunft  beS  $apfte8  befreite  il^n 
baraufi;  ber  Sarbinal  Don  SIbano  geigte  fid^  il^m 
frennbfd^aftlid^  gefinnt  unb  ermöglid^te  tl^m  bie 
Sfidfel^  nad^  $rag.  §ier  nal^m  er  feine  frül^ere 
fßrebi^l^tigfeit  wieber  ouf  unb  fammelte  neuer« 
UngS  lungere  $riefter  um  ftd^.  ^laä^  bem  3:obe 
ftomcobS  Don  SBalbl^aufen  übemal^m  er  beff  en  @telle 
on  ber  beutfd^en  ^auptpfanürd^e  oon  Sll^e^n  unb 
|nDd)igte  je^t  tSgli^  (ier  in  beutfd^er,  bei  @t.  ^egib 
m  qd^ifd^  @prad^e.  Sabei  blieb  er  feiner  frül^em 
Siqtung  treu,  nur  verfolgte  er  fein  3iel  jcfet  pro!» 
t^il^:  burd^  IBelel^rung  ber  @ünber  woUte  er  ba§ 
Bcne  Setttfolem  ber  ^ocaltipfe  in  feiner  Umgebung 
Mcttrirnid^en.  Um  mit  bem  eigenen  IBeifpiele  wie« 
bcc  lioranguleud^ten,  genoß  er  nie  mel^r  tl^Ieifd^  nod^ 
Sein^  befaß  nur  ein  einziges  Jtleib,  in  bem  er 
on^  f^Iief/  babete  nid^t  unb  geißelte  ftd^  öfters. 
Sa§9e!e]^ngSwerf  begann  er  bei  ben  ißerloren« 
P»,  ben  dffentlid^en  S)imen,  unb  erjielte  binnen 
poA  ^iafycttt  bie  Sefferung  Don  mel^r  al8  300  fol« 
4cr  ^ßerfonen.  (Ein  C)<iuptft^  ber  Unjud^t  in  $rag 
hxir  bamold  baS  SSenebiger  ©äßd^en,  unweit  Don 
St  fkgib,  nad^  äJlattl^iaS  Don  Sanow  Yenetiae 


Dom  SDienfte  ber  SSenuS  genannt,  auf  SKiliöS 
unb  feiner  ©enoffen  anbringen  Keß  Äarl  IV.  1372 
baS  größte  unb  fd^Iimmfte  ber  bortigen  §äufer 
äerflörcn,  unb  SKiliö  errid^tete  Don  ©ammelgeftem 
an  biefer  ©tätte  ein  §au8  für  Süßerinnen,  eine 
ftapeUe  ju  6^ren  ber  1^1.  SKaria  SKagbalena,  ber 
1^1.  Stfra  unb  ber  1^1.  ajlaria  Don  3legt|pten  unb 
nod^  ein  anbereS  §au8  für  fid^  unb  bie  ?Priefler, 
bie  il^n  in  feinem  fflerfe  unterftüfeten.  Slllmälig 
würben  nod^  27  anbere  §)äufer  oer  Umgebung 
baju  gef auf t  unb  gleid^f aU§  gcfäubert ;  l^ier  wor 
nun,  wie  SRattl^iaS  Don  Sattow  fagt,  baS  „fünb- 
l^af  te  Sabel"  aerftört  unb  bie  .fd^arfad^rotpe  Sefiie, 
ber  eine  purpunotl^e  ®ime  präfibirte",  überwun- 
ben  worben.  3n  ber  neuen  @rünbung  bagegen 
würbe  baS  „neue  Serufalem"  gefunben,  unb  fte 
erl^ielt  aud^  wirflid^  biefen  9{amen.  ^ier  würbe 
fortan  burc^  3RiIi5  unb  feine  ®eno(jen  töglid^ 
ein»  bis  fünfmal  geprebigt,  brei  ?Priefter  l^örten 
töglid^  Seid^t,  unb  bie  Snfaffen  ber  anftalt,  wie 
aud^  auswärtige,  würben  eifrigfi  jum  öftem  6m« 
pfange  ber  l^eiligen  Sommunion  angel^alten.  3Mxi 
felbft  prebigte  außerbem  mand^en  Sag  aud^  nod^ 
an  Dier  anberen  Orten  unb  fd^rieb  täglid^  minbe« 
fienS  eine  ^rebigt  nieber,  bie  bann  fofort  200«  bis 
300mal  copirt  würbe;  babei  fanb  er  nod^  3cit, 
bie  für  ben  Unterl^att  feiner  Süßerinnen  nötl^igen 
©eiber  ju  fammeln.  ©o  nal^m  bie  3«^^  ber  Se« 
teerten  täglid^  ju,  unb  in  ber  ganzen  @tabt  fül^r- 
ten  jejt  Diele  fjraucn  ein  muflerl^ft  frommes 
fieben  unb  empfingen  inSbefonbere  läufig  bie  ©a« 
aamente.  ®a  begannen  bie  SKenbicanten  wieber 
fflage  gegen  SKiliö  ju  erl^eben,  baß  er  aUe  Drb- 
nung  burd^bred^e  unb  ^falfd^eS  Ie|re.  Sud^  bie 
^Präger  ^Pfaner  l^ielten  Satl^  wiber  il^n  unb  fd^icf- 
ten  bann,  bo  fie  Dom  Srjbifc^of  ein  ftrengeS  6in- 
fd^rciten  nid^t  erwarten  mod^ten,  jwölf  ?lnflage- 
punfte  nad^  StDignon,  weld^e  ber  ^Präger  SKagifter 
fflonfot  bort  bem  ?Papfte  Dorlegen  f ofite.  3n  ben 
SWöIf  artifeln  wirb  TOiKö  befd^ulbigt,  baß  er  ge- 
prebigt,  ber  Slntid^rift  fei  f d^on  geboren ;  baß  er  bie 
geiftltd^en  3infcn  Don  Drtfd^aften,  §äufem  unb 
SBcinbergen  alS  SBud^er  unb  Jeben  geiftUd^en  $ri- 
Datbeft^  als  unerlaubt  erllört;  baß  er  bel^auptet, 
iebermann  fei  Derpflid^tet,  täglid^  ober  bod^  jwei- 
mal  wöd^entlid^  ju  communidren;  baß  er  in  „3e- 
rufalem"  jwei  neue  Kongregationen,  eine  für 
gfrauenSperfonen,  bie  anbere  für  ?Priefter,  mit  eige« 
ner  Srod^t  unb  SRegel,  lejtere  unter  bem  5lamen 
De  yita  Apostolormn  gegrünbet  unb  ber  Don 
$apft  Sol^anneS  IX.  auf  f  oI($e  OrbenSgrünbungen 
gefegten  S^communication  mit  ber  Entgegnung 
getrost,  er  werbe  fid^  burd^  ben  Äaifer  Dertl^eibigen; 
baß  er  ,,3erufalem  jur  ?PfarrfeeIforge  mad^en  ge« 
woQt  unb,  als  il^m  baS  nid^t  bewilligt  würbe,  ben 
ganzen  KlcruS  bis  jum  ?Papfte  l^inauf  gefd^maJ^t" ; 
baß  er  aUen  f$frauenfd^mud(  Derboten,  boS  ©tubium 
ber  freien  ftünfte  in  öffentlid^er  prebigt  olS  f d^wer 
fünbl^aft  erflört  unb  enblid^  fid^  gerül^mt,  er  l^be 
mel^r  9Kcnf d^en  bef el^rt  als  Kl^riftuS.  3n  3lDignon 
würben  biefe  Auflagen  fel^r  emft  genommen,  unb 


1519 


Milites  poenitentiae  —  ÜRilL 


1520 


unterm  13.  Sonuar  1374  crgittg  eine  SuHe  ®re» 

f[or§  XI.  an  bcn  fraget  ßrjWf^of  mit  ber  3luf- 
orberung,  f of ort  einjufii^reiten.  SJlüiß  rourbe  nun 
burd^  ben  änquifttor  Dorgelaben,  oppeUirte  aber 
an  ben  $Q))ft  unb  Begab  fid^  nad)  Soignon.  2)ort 
iDurbe  er  mieber  t)om  Sarbind  t)on  ^Ibono  auS- 
}eid^nenb  bel^anbelt  unb  bie  jf löger  mußten  t)er« 
ftummen;  am  21.  SKai  burfte  er  öor  ben  ßarbi» 
nölen  prebigen,  bann  aber  erfran!te  er  unb  flarb 
„am  Jage  beS  1^1.  ?Petru8"  1374  ju  Slöignon. 
äu§  feiner  t)on  einem  3eitgenoffen  t)erfa^ten  unb 
bei  Salbin  (Bohemia  sancia)  abgebrühten  9io- 
grapl^ie,  toie  aud^  auS  bem,  n)a§  fein  @d^üler  9Rat> 
tl^iaS  t)on  3anott)  (f.  b.  ^rt.)  über  il^n  ]ä)xtxli, 
Uud)itt  ba§  Seftreben  l^erDor,  9t(Ie§  an  il^m  un« 
t)erföngß(i^  unb  im  f(i^5nften  Sid^te  erf(i^einen  ^u 
lafjen;  nad^  ber  Siogropl^ie  l^ötte  aud^  ber  Sar- 
binal  t)on  ^Ibano  i|n  aU  ber  ^eiligfpred^ung 
märbig  erfldrt.  S§  fann  iebod^  nidl^t  überfeinen 
mxitn,  ba^  fein  falfd^er  SK^fticiSmuS  unb  SRigo« 
riSmuS,  mel^r  nod^  feine  Selbftüberfd^ö^ung,  in 
toeld^er  er  nid^t  nur  bie  rüiffcufd^of tlid^en  ©tubien, 
fonbem  überl^aupt  bie  Don  ber  jtird^e  Dorge}eidn- 
nete  Orbnung  geringer  a^ittk  als  feine  eigenen 
Singebungen,  t)iel  SSebenflid^eS  unb  ©efäl^rtid^ed 
an  fid^  l^aben  unb  mit  ben  SSerirrungen  ber  Spo- 
cal^ptifer,  Slpoftofifer,  Segl^arben  unb  (SotteS« 
freunbe  mand^e  öerböd^tige  Sel^nUd^feit  auftoeifen. 
@ein  Unternehmen  l^atte  benn  aud^  feinen  IBeftanb ; 
bie  aus  %xla%  ber  pöpftlid^en  SuIIe  gegen  feine 
(Senoffen  gefül^rte  Unterfud^ung  lieferte  jwar,  fo« 
toeit  man  bat)on  Jtenntni^  beft^t  fofi  gar  feine 
ßrttjeife  für  bie  Segrünbung  ber  ^ttjölf  9lrtifel; 
bod^  tt)urben  bie  $rager  Pfarrer  burd^  ben  @ene« 
raloicar  ongewiefen,  biefelben  öffent(i(|  ju  beföm- 
pfen.  unb  ein  6rla|  be§  grjbifd^ofS  öerbot  Jebem 
ba§  ^rebigen,  ber  nid^t  burd^  fein  ^mt  baju  be- 
red^tigt  toäre.  ©eitbem  begann  „Serufalem"  fid^ 
aufjulöfen,  unb  nod^  im  ©ecember  1374  fd^enfte 
ftarl  IV.  aUe  ©eböube  ber  «nftalt  bcn  giftercicn» 
fem  für  tl^eologifd^e  ©tubienjroedfc.  ®ie  17  Sa^re 
banad^  erf  olgenbe  Stiftung  ber  „Setl^kincmSf  apeUe" 
untoeit  jener  ©tätte  (ögl  b.  3lrt.  §u8)  fonnte 
einigermaßen  an  „Serufalcm"  unb  feine  DoIf§» 
tl^ümlid^en  ?Prebiger  erinnern.  (Sine  birecte  S3e» 
giel^ung  itoifd^en  aJlilii  unb  ^ud  ift  iebod^  nid^t 
mal^mel^mbar.  ^u8  nennt  ober  citirt  Jenen  nie ; 
in  ber  ^rebigttoeife  }eigt  £)u§  nur  al§  ©Qnobal- 
rebner  einige  SSerwanbtf d^aft  mit  il^m,  unterf d^eibet 
fid^  aber  fonft  t)on  il^m  fd^on  baburd^,  baß  er,  möl^- 
renb  SDUIiö  bie  Saftcr  dier  ©täube  geißelt,  öor- 
)ug§toeife  bie  ® ebred^en  beS  SIeruS  bloßfteüt.  ^iod^ 
»eiter  roeid^t  ^u§  in  ber  Slnfid^t  über  ben  3lnti« 
d^rift  ab.  SKiltö  erblidft  biefen  in  attem,  »aS  roiber- 
d^riftlid^  toar,  ^u8  aber  finbct  il^n  allein  in  ber 
$erfon  beS  gJapfte«.  —  SSon  ©d^riften  aJlittöS 
finb  befannt :  Libellus  de  Antichristo,  t)erfaßt 
in  ber  römifd^en  §aft  öon  ÜJlattl^iaS  öon  Sanow 
in  fein  §aupttt)erf  De  regulis  V.  et  N.  Test, 
aufgenommen;  eine  latcinifd^e  ^oftille  Gratia 
Dei,  nod^  in  aainireid^cn  ^anbfd^riften  öorfinbli^. 


Sine  gSoftiOe  unb  ein  Sud^  „lieber  bie  Sebt&no- 
niffe  ber  Jhrd^e"  in  qed^ifcler  ©prod^e  ttmri)« 
fpöter  gebrudCt,  famen  aber  auf  ben  3nbe£.  i^ 
3orban-$aIacf9,  S)ie  SSorlöuf  er  be§  &ufitatt|innS, 
Seipjig  1846;  Tomek,  Dijepis  mösta  Pralij, 
b.  i.  ©efd^id^te  gJragS,  in,  Prahy  1875,  mit 
Senu^ung  biSl^er  unuenoertl^eter  $rager  Sonp- 
ftoriafacten.)  [Suffd^J 

Hilites  poenitentiae^  f.  Süßeroriten  n.  10. 

^SSUt»  Sol^n  ©tuart,  einengUfd^er$]^iIofo()t 
au§  jüngfler  3eit/  toaxb  1806  ju  Sonbon  al§  ber 
oltefte  ©ol^n  beS  ^^ilofop^en  3ame8  SM  geboten 
unbt)onbiefemfeIbftunterrid^tet.  Srflubirte2btn^ 
prubenj  unb  f d^Ioß  ftd^  in  feiner  Suffaffung  m 
SRoral,  Sted^t  unb  ©taat  an  SeremiaS  Sent^ 
an,  infolge  beffen  er,  tDie  biefer,  im  moraüfc^en, 
Sted^tS«  unb  ©taatsteben  ben  UtilitariSmuS  jini 
$rincip  erl^ob.  2)ann  folgte  er  feinem  Sater  in 
feinem  Smte  bei  ber  änbifd^en  Sompagnie  att 
@^]^ef  ber  inbifd^en  Sonefponbett),  bet^eütgte  fu^ 
aber  aud^  an  ber  9tebaction  ber  t)ereüiigten  Loih 
don  and  Westminster  Review.  913  er  im  ä 
1858  burd^  bie  ^uf^ebung  ber  ^nbifd^en  (£om> 
pagnie  Dom  ©taatsbienfie  frei  mürbe,  l^ielt  er  fu^ 
meiftenS  }u  St)ignon  auf,  mo  er  mit  feiner  Xod^ 
ein  {urüdfgejogeneS,  bloß  ßterarifd^en  arbeiten  ge* 
mibmeteS  fieben  führte.  2)od^  mürbe  er  im  3. 1865 
in  baS  Parlament  gemäl^It.  dt  ftorb  im  2f.  1873. 

amn§  nterarifd^e  X^ötigfeit  erjhredte  ftd^  ouf 
$oIttif,  9lationaIöfonomie  unb  ^l^ilofop^ie.  «S 
^olitifer  trat  er  auf  in  feiner  ©c^rift  Ck)nsideii- 
iaons  on  BepresentaÜTe  govemment,  in  tod- 
d^er  er  bemofratifd^e  Slnfd^auungen  Dertrat  Wi 
9lationaIöfonom  bagegen  DeröffentUc^teer  einSiut 
unterbemSitelPrinciplesofPoliticalEconomy, 
in  meinem  er  ein  ©Qftem  ber  92ationaI5fonomiepi 
begrünben  fud^te.  3n  feiner  Sigenfd^aft  oüS  $^ 
lofop]^  enbUd^  fd^rieb  er  eine  ©d^rift  unter  bem 
Sitel  System  of  Logic,  rationative  and  in- 
ductiTe  (1843),  toeld^eS  mol^I  aU  fein  ^uptiDetf 
betrad^tet  merben  fann.  S)er  ©runbgebonfe  feiner 
„Sogif"  läßt  fic^  bal^in  beftimmen,  baß  baS  ge^ 
f ammte  miffenfd^aftlid^e  SSerfa^ren  auf  bie  3nbuc- 
tion  äu  grünben  fei.  SDiefer  ©ebanfe  ifl  info» 
fem  nid^t  original,  afö  aud^  ber  $ofttitrifimsS 
in  f$franfreid^  bie  gefammte  miffenfd^ftlid^  SRcp 
t^obe  auf  bie  ^nbuction  befd^ranfte,  oon  bem 
@runbfa^e  auSgel^enb,  bie  ^^ilofopl^ie  1^  nült 
ben  Urfad^en  ber  Srfd^einungen  nad^)ttforf(l^ 
fonbem  nur  bie  allgemeinen  ®efe^  ber  oorfiegof 
bm  Zl^atfad^en  auf  bem  SBege  ber  3nbuction  {B 
ermitteln.  9JliE  ift  Don  biefem  tran}öfifd^  $o- 
fttit)i§mu8  beeinflußt  morben,  toie  er  bemi  ein 
großer  SSerel^rer  %  (lomit%  beS  SegrünberS  beS 
franjöftfd^en  $ofttit)iSmu§,  unb  mit  il^m  perfön- 
lid^  befreunbet  mar.  Um  nun  feinen  (Sriinb' 
gebanfen  burd^^ufül^ren,  gel^t  ÜRill  in  eine  loeit' 
f d^meifige  unb  minutiöfe  Unterfud^ung  beS  mcnft* 
lid^en  S)enf en§  ein  unb  fud^t  nad^}umeifen,  baß  iv 
allen  Operationen  beS  S)enfen8  bie  Snbuction  Me 
erfte  Slolle  fpiele,  unb  baß  alle  anbetmeUtgen2)enl' 


521 


iUlillenarlet  —  5Dl{lnct. 


1522 


pcrotionen  in  Ie|ter  Snflan}  auf  fie  jurfidrsufül^ren 
nb  burd^  Jte  bebingt  feien.  S)er  @Qllogt§muS/ 
^  er,  gept  }mar  Dom  allgemeinen  }um  Sefon« 
cm  fort ;  aber  er  löst  ^^  }ule^t  bod^  mieber  in 
tnbuction  auf.  S)enn  eine  allgemeine  SEBal^rl^eit 
I  am  Snbe  bod^  bIo|  ein  9(ggregot  Don  ein}elnen 
Bal^^ten,  ein  umfoffenber  SuSbrucf,  tooburd^ 
bat  unbeflimmte  Sn^al^I  Don  einzelnen  3=ä(Ien  auf 
inmol  be|a]^t  ober  oemeint  mirb.  SBir  füllten  unS 
cred^tigt,  ouS  beobad^eten  f^föUen  }u  fd^Iie^en, 
a^  ba8,  mad  mir  in  biefen  ^^Een  toal^r  fonben, 
n  oDen  dl^id^en,  nod^  f o  jal^Ireid^en  gföllen  toaf^x 
rt.  93ermittel{l  iener  fd^ö^baren  Sinrid^tung  ber 
Bpiafy,  bie  und  erlaubt,  Don  SMelem  fo  ^u  fpre« 
^  als  mm  baS  SSiele  nur  Sind  toöre,  Der- 
cid^inen  loir  alSbann  alled,  maS  mir  beobad^tet 
tahtn,  fammt  bem,  maS  mir  aus  unferen  Seob« 
td^tungcn  folgern,  in  einem  furjen  9u§brud  unb 
laben  und  fo  nur  eined  eingigen  Urtl^eilS  anftatt 
iner  enblofen  S^^^  S^  erinnern.  2)ief e§  oügemeine 
Irt^  menben  mir  bann  auf  ba§  6in}elne  an,  unb 
Kid  ift  baS  @d^Iie^en.  MeS  Sfolgem  gefd^iel^t  fO" 
ntt  Dom  Sefonbem  auf  baS  IBefonbere.  ungemeine 
bttirile  finb  blo^e  ^ufgeid^nungen  fold^er  bereits 
imad^ten  fifolgerungen,  furge  ^formeln,  um  bereu 
io4  VMf)x  )u  mad^en;  bie  obere  $rämiffe  eines 
B^giSmuS  ifi  f  olgUd^  eine  berartige  gformel,  unb 
)cr  €41u|  ifi  nid^t  eine  auS  biefer,  fonbem  nad^ 
)icfer  Sformel  gezogene  Sfolgerung,  inbem  baS 
obOid^  logifd^  vtntecebenS,  bie  $römif[en,  bie 
D^ad^  ^nb,  auS  benen  baS  allgemeine  Urt^eil 
md^  Snbuction  erfd^loffen  mürbe.  S)iefe  Xl^at- 
nvStm  unb  bie  inbtDibueUen  ^cXit,  bie  fte  Itefer> 
m,  mögen  Dergeffen  morben  fein;  aber  ein  ißer- 
irid^l,  ein  Stegifter  bleibt,  unb  nad^  ben  Angaben 
riefeS  ^egiflerS  mad^en  mir  unfern  @d^Iu|,  ber  in 
cber  dinfid^t  ein  @d^Iu^  auS  Dergeffenen  ^l^at- 
dfytn^L  ^reilid^,  in  bem  SRa^e,  als  eine  äBi[fen« 
i^  burd^  C^äufung  Don  Snbuctionen  ftd^  mit 
bU$en  o&gemeinen  @a^en  bereid^ert,  mirb  fte  be> 
mdin,  metl  eben  auS  biefen  allgemeinen  @a^en 
M  Süqelne  bekud^tet  unb  erflört  merben  fann. 
2kl  e8  liegt  in  ber  natürlid^en  Senbeng  ieber  SBiff  en« 
Aoft,  auf  biefem  SBege  bebuctiD  ju  merben.  ^ber 
m  SStffenfd^ft  ifl  begmegen  bod^  nid^t  meniger 
ibncüD;  benn  j[eber  @d^ritt  in  ber  S)ebuction  ifi 
maux  mi^  eine  3nbuction.  S)ie  SBiffenfd^aft  ift 
mc  bebuctiD  in  bem  93er]^ältni|,  als  fte  bejugttd^ 
siact  neuen  9rt  gölle  burd^  ein  SSerfal^ren  @d^!ü{|e 
|iä^  lairn,  meld^  SSerfal^ren  biefe  gf^IIe  unter 
iBt  Snbuctionen  bringt,  unb  jmar  baburd^,  ba^ 
leßimmt  mirb,  ba|  tjföiDle,  bei  benen  man  nid^t 
rtrect  bcobad^ten  fann,  ob  fie  bie  erforberlid^en 
Kcrbnale  beft^en,  nid^tsbeftomeniger  Snerfmale 
xm  biefen  SRertmalen  l^aben  (System  of  Logic, 
ikrfe|t  tum  @d^iel,  I,  262). 

Siicfe  fd^mer  DerfiänbUd^en  SuSfübrungen  brau- 
ten inmt  meiter  Derf olgt  gu  merben ;  eS  ifl  ebenf o 
|CMd|,  ba|  bie  Snbuction  nid^t  ber  einzige  2Beg 
icr  nriffctifd^ftlid^  Srfenntnt^  fein  fann,  mie 
of  biefe  Sogif  ber  pofitiDiftifd^en  SBeltanf d^auung 


? 


auf  ben  Seib  gefd^nitten  ifl.  SBenn  ber  ^oftti" 
DiSmuS  über]^aut)t  eine  Sogif  l^aben  foll,  fo  fann 
eS  nur  bie  SRiU'fd^e  fein.  3ht  feiner  religiöfen 
S)octrin  fd^Hegt  ftd|  benn  aud^  aniE  im  SBefent" 
ßd^en  gau)  ber  pofttiDifiifd^en  aßeltanf^auung 
an  unb  bcfennt  pd^  fomit  jum  SlgnofticiSmuS, 
miemol^I  er  in  einigen  fünften  baDon  abgumeid^en 
fid^  bemüßigt  ftnbct.  6r  Iic|  nämlid^  im  ^af^xt 
1865  eine  ©d^rift  erfd^cincn  unter  bem  Sitel  Au- 
guste Comte  and  the  Positivism,  morin  er 
ben  frangöpfd^en  ^ßofitioiSmuS  einer  ftritif  unter- 
mirft.  ®cr  Urfprung  ber  ®ingc,  meint  er  ba,  fann 
nur  übematürlid^  fein ;  benn  bie  ©efe^e  ber  9tatur 
fönnen  nid^t  Sted^enfd^aft  geben  Don  i^rem  eigenen 
Urfprunge.  S)arauS  folge,  ba^  man  aUerbingS, 
fo  tauge  man  iin  iSereid^e  ber  @pecialmiffenfd^af ten 
ftd^  bemcge,  eine  erfte  mirfenbe  ober  ginalurfad^e 
nid^t  in  ben  miffenfd^aftltd^en  Salcul  l^ereinjiel^en 
bürfe,  ba^  aber,  menn  auS  ber  S)omäne  biefer 
©pecialmiReufd^aften  l^inauSgetreten  merbe,  }cber« 
mann  bie  greil^cit  l^aben  müfje,  M  eine  SKcinung 
über  ben  Urfprung  ber  SBelt,  über  bie  erfte  mir« 
f enbe  unb  über  bie  t$inalurfad^e  ber  SDinge  ^u  bU- 
ben,  menn  aud^  niemanb  im  @tanbe  fei,  für  feine 
Snjtd^t  einen  genügenben  SemeiS  ju  führen.  S)a8 
]^ei|t  bod^  mo^I  mit  anberen  SBorten:  ^ie  miffen« 
fd^aftlid^e  Srflörung  beS  UniDerfumS  ift  burd^^u- 
l^rcn  ol^ne  eine  erfte  mirfenbe  unb  ginalurfa^e, 
.  ]^.  obne  ®ott  l^erbej^u^iel^en,  meil  mir  Don  einem 
®ott  überbaupt  nid^ts  miffen  fönnen.  3ft  aber 
baS  UniDerfum  Dom  at]^eifti}d^en  @tanbpunfte  auS 
erflört,  bann  bot  jcber  bie  Qfreibeit,  in  baS  un« 
befanntc  9Jleer  beS  Ueberfmnlid^en  einen  ®ott  l^in- 
einpbid^ten  unb  ftc^  eine  beliebige  äieligionSan« 
fd^auung  ^u  bilben,  menn  er  au^  nid^tS  baDon 
bemeif cn  fann.  S)aS  fann  ber  pofttiDiftif d^e  3tgno- 
ßiciSmuS  fid^  immerl^in  gefallen  lajfen.  3n  feinen 
fpötercn  SebenSial^ren  fd^eint  ftd^  SKilI  ber  SRetigion 
micbermebr  genähert  5u  laben.  —  Siteratur:  gr. 
aitbauS,  3.  ©t.  a«ifl,  in  ,Unfcre3cit"  X,  289  ff.; 
H.  Taine,  Le  positivisme  anglais,  etude  sur 
Stuart  Mill,  1864;  9loadf,  §anbmörterbuc^  jur 
©cfd&id^te  ber  «pi^ilofop^ie  597  ff. ;  ©ruber  S.  J., 
S)er  $ofttiDiSmuS  Dom  %oit  %  Spornte'S  btS  auf 
unfcre  Sage,  greib.  1891,  104  ff.)  [Stödfl.] 
:3SUreiiati<r,  f.  ei^iliaSmuS. 
tSiftter,  3  0 1^  n ,  apoftolifd^er  ffiicar  in  6ng- 
lanb,  geboren  am  14.  Dctober  1752  ju  fionbon, 
bcfud^te  bie  ©rf)ule  ju  6bgbafton  bei  Sirmingl^am, 
bann  nod^  ein  Sal^r  bie  SInftalt  Don  ©ebgleQ  $arf 
unb  begab  fid^  im  Sluguft  1766  mit  gmpfel^IungS- 
bricfen  beS  Sifd^ofS  ßl^aHoncr  (f.  b.  «rt.)  nad^ 
S)ouai  unb  empfing  bafelbft  nad^  abfolDirung 
ber  pbilofopl^ifd^en  unb  tl^eologifd^en  ©tubien  bie 
^rieftcrmeibe.  ^a^  ßnglanb  jurüdtgcfel^rt,  mar  er 
1777  JU  Sonbon  in  ber  ©eelforge  tl^ätig,  mürbe 
aber  fd^on  1779  alS  ?Pfaner  nad^  SBin^cfler  be- 
rufen, «m  1.  ÜJlärs  1803  ernannte  il^n  ?piuS  VH. 
5um  Sitularbif  d^of  Don  Saftabala  unb  gum  apoftoU" 
fd^cn  Sicar  beS  SBcftbiftrictS.  «m  22.  ajlai  em* 
ppng  er  in  SBtnd^efier  burd^  Sifd^of  S)oii(ib^ 


1523 


aJltltlobeS,  ber  ^l 


1524 


(H)oftoKf(i^en  SSicar  be§  Sottboncr  ®iftnct§,  bic 
Sifc^ofSttJcil^c.  SKilncr  entfaltete  ni^t  ottein  eine 
QuSgebel^ntc  unb  fegenSöotte  |)aftorene  3:]^ätig!eit, 
fonbem  erwarb  fi(f  ein  §)om)tt)erbienft  um  bie 
ftird^e  in  ©rofebritannicn  burd^  fein  SBerl^alten  in 
ber  tJroge  toegen  be§  irifd^en  9Seto§,  meldte  im 
innigften  S^fowi^^wl^öng  mit  ber  ßmancipation 
ber  ffatj^ofifen  in  bem  Snfelreid^e  ftonb.  ©urd^  fein 
umfid^tigeS  unb  entfd^iebeneS  auftreten  al§  ^gent 
ber  irif d^en  Sif d^öf e  öerl^ütete  er  f  otool^I  eine  ©pal« 
tung  unter  ben  ffatl^olifen,  al§  aud^  bie  ber  Äird^e 
nad^tl^eiligen  3ugeftänbniffe,  befonberS  l^infid^tlid^ 
ber  93if d^ofSemcnnungen.  ®ie  fd^iSmatif d^e  Partei 
ber  Siand^arbiften,  beren  D|)i)ofition  gegen  ba§ 
jtoifd^en  ?Piu8  VII.  unb  bem  erften  KonfuI  9la» 
pciiton  Sonaparte  1801  gefd^Iojfene  franjöftfd^e 
Koncorbat  gerid^tet  war,  fanb  an  SWilner  einen 
energifd^en  ©egner  (1808).  —  3lud^  atö  ©d^rift= 
ftetter  erwarb  fid^  JKilner  einen  5lamen.  6ine§ 
feiner  ^aupttoerfe  ift  bie  ©efd^id^te  Don  SBind^efter 
1798,  tt)cld^e  Don  feinen  grünblid^cn  l^iftorifd^en 
ftenntnifjcn  tt)ie  üon  feinem  ftunftfmn  ein  mU- 
gültigcSSeugnifeablegt.  ®ic  Eingriffe  beS  Dr.  ©tur» 
geS,  $räbenbar§  unb  ftonjIerS  Don  SBind^efter, 
auf  baS  genannte  SCßer!,  fottjie  beffen  gel^äffige 
auSfätte  auf  bic  fatl^olifd^e  ßird^e  unb  ben  «ßapft 
toiberlegtc  SKilner  eingel^enb  unb  grünblid^  in  feinen 
„^Briefen  an  einen  ^frünbncr",  1800  (beutfd^  Don 
^eter«H  fSfranff.  1829).  SBie  biefe,  fo  ift  auc^ 
bie  fd^on  feit  längerer  ß^it  fertig  geftettte,  aber  crft 
1818  crfd^iencne  ©d^rift  „S\^l  unb  @nbe  religiöfer 
gontroöerfen''  (beutfd^  Don  Sieber,  granff.  1828) 
opologetifd^'polemifd^en  Snl^oftS.  SBeibc  ©d^rif» 
ten  bezeugen  ben  ©d^arffmn  unb  bie  Selefenl^eit 
i^re§  SerfafferS,  tteld^er,  ttjol^l  betoanbert  in  ber 
fatl^olifd^en  wie  in  ber  protcftantifd^en  Siterotur 
®ngIonb§,  mit  ben-  flarften  unb  überjeugenbften 
5lrgumenten  bie  SSertl^etbigung  ber  fatl^olifd^en 
ftird^e  fül^rtc  unb  babci  jugleid^  bie  Snconfequenj 
unb  Unmal^rl^eit  be§  $rote[tanti§mu§  beleud^tete. 
©eine  Derfd^iebenen  ©(^riftcn  bejüglid^  be§  irifd^en 
95eto§,  befonber§  feine  Serid^tigung  ber  SKemoiren 
be§  &i)axM  Sutler  (f.  b.  5lrt.),  feien  l^ier  nur  furj 
ermäl^nt.  ^ludji  fel^r  gebiegene  a8cetif(|e  ©d^riftcn, 
Öirtenbriefe,  intereffante  ©riefe  ftnb  oon  il^m  Dor- 
fanben.  —  Sfmperfönlid^en  Umgang  Iieben§tt)ürbig 
unb  felbft  in  feiner  ^olemif  ftetS  gemeffen  unb 
l^öflid^,  ermarb  fid^  Sifd^of  SWilner  bie  ^od^ad^tung 
unb  Siebe  Don  §)o]^en  unb  9lieberen  unb  ftonb  bei 
lorieS  unb  SBl^igS  in  gleid^em  Slnfel^en.  6r  ftorb 
om  19.  april  1826.  (SSgl.  Husenbeth,  The  Life 
of  the  right  rev.  John  Milner,  1828,  Dublin 
1862.)  [93rüdf.] 

SKlfftabes,  berl^l.,  gJopft  (811— 314),  mirb 
irrtpmlid^  9KeId^iobe§  genannt,  ttjöl^renb  bie  römi« 
fd^en  Seugniffe,  Dor  Mem  bie  pl^ilocolionifd^e  De- 
positio  episcoporum,  ber  liberionifd^c  i?otoIog 
unb  ber  Liber  pontificalis,  il^n  übereinftimmenb 
2JliItiobe8  nennen.  6r  wor  laut  bem  Liber  pon- 
tificalis 9lfrifoner  unb  folgte  auf  ^opft  gufebiuS 
am  2.  3uli  311.  ©o  gewi^  mie  biefeS  S)atum 


ift  oud^  fein  XobeStog,  ber  11.  Januar  314  (CataL 
Liber.  bei  Duchesne,  Lib.  pont.  1, 8 :  Mütiades 
ann.  HI  [lie§  ü,  Duchesne  p.  CCXLIX]  iilY! 
d.  Vlil,  ex  die  YI  nonas  Julias,  a  conBulata 
Maximiano  YIII  solo,  quod  fuit  mense  sep. 
Yolusiano  etRufino,  usque  in  in  id.  januaiiu, 
Yolusiano  et  Anniano  cons.).  3n  fein  ^^ 
tificot  f otten  bie  für  bie  Jhrd^e  fo  bebeutungdüoDa 
Sreigniffe  ber  Sinnol^me  9lom§  burd^  ffaifecSm* 
ftontin  nod^  bem  ©iege  über  9)}a£entiu3,  foioieber 
3:olcromebictc  beSfclben  unb  be§  SDWtfoiferS  2te 
niu§  gu  @)unften  ber  Sl^riften.  Seiber  ift  feine  JMe 
über  bie  Sl^eilnol^me  be§  ^ßopfteS  an  biefen  So^ 
gongen  bemol^rt.  S)erLib.  pont.  berid^tetftattbeffn 
f el^r  f$fraglid^e§  über  feine  gefe^gebenbe  Xl^ütigfrit: 
er  l^obe  boS  t$o[ten  an  ©onntogen  unb  SonnerStogn 
Derboten,  meil  bie  Reiben  (!)  an  biefen  Sogen  ^ 
ligeS  gfoften  l^ielten;  er  l^obe  bei  ber  (&v&tdixa% 
Don  !Dlonid^öem  in  ber  ©tobt  ongefongen,  boS 
fermentum,  b.  1^.  Don  il^m  confecrirte  Oblotioneq, 
an  bie  $f orrfird^en  9lom§  ju  f enben.  SDieeweine 
bie  onbere  Angabe  ift  otterbingS  ein  Steves  ms 
©etool^nl^eiten,  meldte  ^ur  3^it  ber  ^foffung  M 
Lib.  pont.  c.  580  bereits  in  ber  rdmifd^  JKnl^ 
beftonben.  §)iftorifd^en  ©oben  l^ot  ba§  gingreifa 
be§  $apfte§  aJliltiobeS  bei  ber  SSerurt^eilmtg  ber 
©onotiften.  ffiie  legieren  batten  fid^  an  Ätjft 
Sonftontin  gemenbet,  um  Don  ben  meltlid^  @e< 
n)olt]^obem  einen  Sntfd^eib  )u  ©unfien  i^ 
©d^iSmoS  unb  bie  SSermerfung  beS  Cäcilion  p 
erlongen.  S^onftontin  Deranlo^te  eine  ©Qnobe  $s 
Stom  Dor  9Jliltiobe§.  ©ein  be^üglid^er  ISrief  m 
ben  lejtem  fotoie  on  (beffen  ^Ird^ibiocon?)  SDta* 
cu§  ift  nod^  bei  6ujebiu§  (Hist.  eccL  X,  5, 18, 
Migne,  P.  gr.  XX,  c.  886)  erlitten  uiü)  1^  * 

Slbreffc  MiXTiaÖT)  lirKJxöircü*  Pa>(ia(cDV  xalMdfpxip. 

®a§  ©d^reiben'^eigt,  bo|  Sonftantin  in  bie  li^ 
gelegcnl^eit  felbft  fid^  nid^t  etnmifd^t,  fonbem  We 
Sntfd^eibung  bem  befugten  SRid^ter  überlagt  Sie 
©Quobe  fonb  5U  9tom  im  3. 313  in  domo  Faustae 
in  Laterano  fiott.  S)er  Soteranpoloft,  gule||t  io 
Seft^  Don  Sonftontin&Semol^lin  g^ufta,  uxirdfo 
fd^on  bomolS,  mie  e§  fd^eint,  ber  römtfd^  SMft 
gef  d^enft  morben,  f  d^on  bomofö  Stefiben)  ber  $ö|ipt 
Unter  gWiltiobeS'  SorftJ  tt)urbe  göcUian  fidge» 
fprod^en,  SDonotuS  bogegen  Derurtl^eitt,  ttdi^ei 
!Befd^lug  mUtiaitS  bem  ftoifer  mittl^eilte  (ogt 
§efele,  gonciliengefd^.,  2.3lufI.I,  200).  (Bun^ 
ben  Dom  topfte  unb  ber  ©Quobe  jmei  9if<(Sft 
nod^  ^frifa  gefenbet,  um  bort  ben  &üfd^  fi 
Dertünbigen.  Snbeffen  lebte  bie  ©treltigfeit  mix 
aniltiobeg'  92o^folger  ©QlDefter  L  um  f o  Idbl^ 
mieber  ouf  (f.  b.  3lrt.  ©onotiSmuS).  —  SRütiobc» 
mürbe  im  Sömeterium  be§  CoHiffatS  unioeit  ber 
$opftfr9pta  beigefe^t;  aller  SEBol^rfd^tnltd^teitin^ 
l^ot  fid^  biefe  ©tötte  bei  ben  Ausgrabungen  ge* 
funben  (de  Eossi,  Born.  sott,  n,  188  egg.; 
Dgl.  106  sg.).  92ur  unöd^te  ©einreiben  ftnb  m 
^opft  3J?iltiabe§  überliefert;  man  fel^  fu  bei  JaiK» 
Reg.  Rom.  pont.,  2.  ed.,  p.  28  [Don  n.  *171 
bi§  »173  a.].  SDer  ^fl  ift  bereits  im  4.  SW«» 


1525 


aJliltiabeS,  Äird^enfc^riftficUer  —  aßilton. 


1526 


^bert  als  ^eiliger  in  bie  Depositio  episco- 
porum  eingetragen:  Uli  idus  januarias  Mil- 
tiadiB  in  Gallisti.  [^.  ©rifor  S.  J.] 

'gntütiheSj  a))oIogetifd^er  Jhrd^enfd^rtftfteder 
bcd  2.  3a]^]^unbert§,  t)ert^eibigte  boS  fat^olifd^e 
O^flentl^um  gegen  Reiben,  3uben  unb  SJtonta- 
Riften,  i^  aber  nur  au§  t)erein)elten  92ad^nd^ten  ber 
filteren  fird^Iid^en  ©(i^riftftctter  bcfannt.  ©iefcftcn 
filib  gef ammelt  bei  X.  de  Otto,  Corpus  apologeta- 
mm  christiaiionun  saeculi  secundi,  Jenae, 
JX,  1872,  364-373.  LÄauIen.] 

9iil%  ftarl  t>on,  pöpfilid^er  9luntiu§  }u 
fiut^  Seit  toar  ber  ©ol^n  eines  fäd^pf d^en  ©bei- 
mxmtSi,  erl^ielt  feine  93ilbung  ju  fföln,  würbe 
S)oin]^en  in  HKainj,  Srier  unb  TOeifeen,  fiebcite 
1514  ober  1515  tmd^  9iom  über,  tuurbe  bafelbft 
päppiid^  ftommerer  unb  9lotar,  biente  ben  fäd^= 
ftfd^  dürften  oI§  STgent  unb  n)urbe  im  ^erbft 
1518  als  IRuntiuS  na$  2)eutf(i^Ianb  gefd^idt.  Sr 
foüte  bem  fturfürften  Don  @o(i^fen  bie  golbene  9to  je 
fibeneid^en,  um  bie  fid^  berfelbe  feit  brei  Salden 
bciDorbcn  l^atte,  unb  bei  biefer  ©elegenl^eit  Der» 
fsd^,  ben  auSgebrod^enen  religiöfen  Streit  bei" 
nlegen.  3u  bem  IBe^ufe  befd^ieb  er,  at§  er  in 
IBmburg  anlangte,  }unöd^ft  Se^el  auS  2t\pm 
in  fi(fi.  9I§  berfelbe  mit  ^inhjeiS  auf  bie  gefö|r> 
Iti^  Sage,  bie  il^m  nid^t  geftatte,  fein  j^lofter  ju 
Dcdoffen,  ftd^  entf  d^ulbigte,  unterl^anbclte  aWiltia  im 
Snfang  Sönuar  1519  mit  Sutl^er.  ®iefer  Der« 
\fmä^  U^m,  )u  fd^weigen,  f aU§  feine  ©egner  f d^mie» 
gen,  ben  ^^^  feiner  bemütl^igen  Unterwerfung  ju 
Mrfid^em,  in  einer  @d^rift  baS  93oI!  }um  ®e» 
l^om  gegen  bie  römifd^e  ftird^e  auf juf orbem  unb 
fcfaie  @a^  bem  Urtl^eü  eines  beutfd^cn  SSifd^ofS 
m  nnterfteHen.  hierauf  begob  fid^  SKilti^  nad^ 
Seipjtg,  um  bort  mit  Se^el  gu  unterl^anbeln.  @r 
lie|  benfelben  als  ben  3lnfttfter  beS  Unl^eilS  l^art 
an  imb  bebrol^te  il^n  mit  bem  3ome  beS  ^apfteS, 
fo  bap  ber  balbige  Sob  beS  S)ominicanerS  mit 
Uefec  Sel^anblung  in  ^ufammenl^ang  gebrad^t 
mnbe.  f»ierauf  t)erfägte  er  fid^  nad^  j^oblenj  )um 
fcjbif  d^of  oon  Srier,  ber  als  ©d^iebSrid^ter  in  5luS- 
ffal^  genommen  ttmr.  S)erfelbc  fonnte  aber  fein  Ur* 
QetI  irid^t  abgeben,  meil  ber  fturf iirft  öon  ©od^fen 
iaäftt  bie  Sriaubnig  jur  Steife  junäd^ft  Dertoeigerte, 
nnb  n)etl  bei  ber  Sntwidtlung  ber  S)inge  eine  iBer> 
n^nng  beSfelben  auc^  fpäter  nid^t  ^u  ©taube  lam. 
SU  SRÜtij  bimn  jur  Ueberreid^ung  ber  Slofe,  bie 
iiqiDtfd^  in  SDeutfd^Ianb  angefommen  ttmr,  nad^ 
Co^en  jurüdffel^rte,  befprad^  er  pd^  nod^  zweimal 
«it  fintl^,  im  October  1519  ju  Siebenwerba, 
im  October  1520  gu  Sid^tenburg.  Sin  grfolg 
mnbe  nid^t  erhielt.  2)ie  93ett)egung  ^aUt  einen 
tiefem  ®ntnb,  als  bog  fle  mit  fold^en  IBerl^anb' 
fangen  l^e  )um@tinftanb  gebrad^t  »erben  f  önnen, 
mb  9Rittig  lieg  eS  )u  fel^r  an  JTIugl^eit  unb  3:act 
f^kn,  um  eine  SBenbung  berbei^ufül^ren.  3laä) 
einem  btrgen  9luf enthalt  in  9tom  feierte  er  1522 
miebernad^2)^tfd^l<ntb  jurüdf  unb  fanb  am  20.  ^O' 
Mnber  1529  burd^  einen  UnglüdfSfaH  im  Wain 
tri  @teinau  feinen  £ob.  (Sgl.  3.  jf .  ©eibemann. 


Äarl  ö.  a)Wti5,  S)reSbcn  1844;  ^efcle«§ergen- 
röt^er,  6onälien=®cf(^.  IX,  1890.)     [gunf.] 

;^itton,  äo^n,  befannt  als  englifd^er  S)id^ter, 
weniger  befannt  als  ^olitifer,  würbe  am  9.  ®e- 
cember  1608  gu  Sonbon  geboren,  ©ein  Urgro|« 
Doter  ^enr^  SKilton  fowie  fein  ©rogoater  Slid^orb 
äJlilton  maren  überjeugungStreue  Jtatl^olüen  gu 
©tauten  in  Dxforbfl^ire  unb  l^atten  befewegen  fei- 
nen SJater  Sol^n  enterbt,  als  berfelbe  baS  neue  S9e- 
fenntnig  annahm.  Sejerer  ftebelte  bal^er  nadfi  2on« 
bon  über  unb  befleibete  bafelbft  baS  9mt  eineS 
9lotarS.  ©einem  ©ol^n  Sol^n  gab  er  eine  [treng 
religiofe  Sr^iel^ung,  bei  Uield^er  aber  aud^  fd^ön« 
geiftige  ginpffe  ber  funftliebenben  fjamilie  jid^ 
geltenb  mod^ten.  3m  3. 1621  worb  er  in  bie  ©t. 
^aulSfd^ule,  1624  in  baS  Christ  church  College 
5U  Sambribge  aufgenommen.  3n  le^terem  n^ib« 
mete  ber  frül^reife  Süngling,  ben  bie  SJlitfc^üler 
wegen  feines  SluSfcl^cnS  bie  Lady  of  Christ 
church  nannten,  ftd^  bis  1682  ben  claffifd^en 
©tubien  mit  bebcutenbem  6rf olge.  3u  biefer  Seit 
fd^rieb  er  jal^lreid^e  ©elegenl^eitSgebid^te,  in  mel« 
d^en  baS  religiofe  Slement  oorwaltete.  ©arunter 
oerbienen  grwäl^nung  feine  Oben  auf  bie  Sifd^öf e 
Soncelot  SlnbremS  öon  SCßind^efter  unb  9WcolauS 
gfulton  öon  61?,  bie  ^arapl^rafen  öon  $falm  114 
unb  136,  benen  \id)  Bearbeitungen  anberer  $fol» 
men  im  Souf  ber  3cit  auf  d^loff  en  (Poetical  Works 
332—348),  f omie  Oben  auf  bie  ©eburt  unb  Se« 
fd^neibung  beS  §eilanbS.  S)a^  er  mit  SSorliebe 
baS  ©tubium  ber  ^]^ilofo()]^ie  getrieben,  bezeugt 
fein  lateinifd^eS  ©ebidjit  in  Somben  „auf  bie  pla» 
tonifd^e  3bee,  mie  »riftoteleS  ftc  öerftanben"  (P. 
W.  315—321).  gbenfo  gro|  Wie  feine  Siebe  ju 
ben  ßlaffifem  tt)ar  aber  aud&  feine  Slbneigung  gegen 
bie  fat^olifd^e  ftird^e;  berfclben  liel^  er  einen  leb- 
l^often  ^luSbrudf  in  fed^S  loteinifd^en  ©ebid^tcn  auf 
bie  ^uloeröerfd^toörung  (In  Prodition  bombar- 
dic,  P.  W.  366—369),  fowie  in  mand^en  feiner 
©d^ulreben.  9lamentlid^  ttjar  il^m  bie  ©d^olofli! 
öer^a^t,  „pe  ftammt  auS  mönd^ifc^en  ^ö^ilen''. 
9lad^  Seenbigung  ber  ©tubien  befd^lo^  SDIilton, 
Siterat  ju  »erben,  um  auf  biefe  SBeife  in  bie  rc« 
ligiöS-politifd^eSettjegung,  bie  unter  Äarll.  (1625 
bis  1649)  immer  weitere  iheife  gog,  unbel^inbert 
eingreifen  ju  fönnen.  3u  §)orton  in  Sudting- 
l^amfl^ite  auf  bem  Sanbgut  feines  SSaterS  lebeno, 
öerfa^te  er  1634  in  italienifd^er  ©prad^e  bie  ®e» 
bid^te  L'Allegro  unb  H  Pensieroso,  meldte  bie 
aBeltonfd^auung  beS  SebenSfrol^en  unb  beS  ©d^toer« 
mütl^igen  barfteüen.  ®iefe  an  ©entimentalität 
fheif  enben  lt)rifd^en  ßrgüffe  ragen  l^eröor  burd^  rei- 
jenbe  ©d^ilberung  ber  9latur.  3uSbefonbere  aber 
^bejeugen  bie  SJerfe  beS  Pensieroso  eine  ^eriobe, 
in  meld^er  ein  9li6  im  geiftigen  Beben  ber  9lation 
fid^  nod^  abmenben  lie|"  (Gardiner  VH,  272). 
®er  fd^led^t  öerl^cl^ltcn  auSgelaffenl^eit  ber  93ül^ne 
gegenüber  öcrt^cibigte  SKilton  in  bem  für  ben 
&rofen  3o]^n  ggcrton  öon  SBribgewoter  1634  öer« 
faxten  9J?oSfenfpiel  Comus  ben  ©a^,  aud^  bie  ®e- 
banfenfünbe  fei  öerboten,  auf  SRein|eit  ber  Slbfid^t 


1527 


TOilton. 


1528 


unb  3lbcl  ber  ©eftnnuttg  fommc  SlIIcS  an.  SDie 
empörcnbc  ©trenge,  mit  rocld^cr  grjbifd^of  Saub 
(f.  b.  9trt.)  feine  totl^oftftrenben  ßerimonicn  ber 
giatton  aufäwong,  trieben  in  ffierbinbung  mit  ben 
SSetle^ungen  ber  93erfaffung  burd^  jfarl  I.  ben 
2)id^ter  in  baS  Sager  ber  Puritaner,  ißon  antifen 
8frei^eit8ibeen  unb  ber  l)Iatoni}(l^en  Sbcenlel^re  er» 
füllt,  trat  ajlilton  ju  Jener  ^Partei  über,  bie  mit 
Den  2)ogmen  beS  %ngUcani§mu§  aufräumte  unb 
fiatt  ber  Kerimonicn  fittlid^  Strenge  auf  il^r  93an« 
ner  fd^rieb.  3m  Lycidas,  einer  6Iegie  auf  feinen 
öerftorbenen  greunb  fting  (P.  W.  276),  geißelte 
er  1637  „bie  Wirten,  bie  auf  ©trol^pfeifen  !raft« 
lofe  SKelobien  fiö^naCTcn,  mäl^renb  bie  ©Aafe  leer 
auSgcl^en".  ®ie  öegeifterung  für  bie  Kenaiffance, 
toeld^e  glifabet^§  Seitatter  öergolbete  unb  ben 
Sid^tem  il^reS  ^ofe3  il^r  ©epröge  aufbrüdte,  führte 
SKilton  nad)  Statten,  ^ier  öermeilte  er  öom  SJlai 
1638  bi§  8um  Sluguft  1639,  befud^te  u. «.  ©alilei 
(Masson  [f.  u.]  1, 736)  unb  trat  in  enge  SBe}ie]^ung 
m  SucaS  §oIfteniu8  (f.  b.  9trt.),  bem  «ibliotl^efar 
ber  SJaticana,  bem  er  nad^mafö  in  ©riefen  Semeife 
rül^renberS)an!barfeitgab  (Masson  1, 747).  9iod^ 
Sonbon  l^eimgefel^rt,  t)erfo(|t  äJliUon  ben  ^urita- 
niSmuS  in  einer  Steige  öon  tJIugf d^riften.  ffiie  puri« 
tanifd^e  Srofd^üre  Smectymnuus,  fo  benonnt  t)on 
ben  SlnfangSbud^ftaben  ber  SRamen  il^rer  Serfaffcr, 
oertl^eibigte  er  geiftoott  in  ber  Srofd^iüre  Of  Refor- 
mation  touching  Church  Disciplme.  „3n  n)un- 
bert)o((em  äil^Qtl^muS  ber  @pra^e  !am  bie  3bee 
5ur  ®eltung,  ba^  geiftige  ^ollfommenl^eit  nid^t 
burd^  bie  SCßirffamfeit  förperlid^er  ©inne  erreid^bar 
fei"  (Gardiner  IX,  391).  ®a§  ©anjc  ift  burd^- 
fäueri  öon  einem  falfd^en  ©piritualiSmuS,  meld^er 
bie  finuKd^e  Jlatur  be§  9Jlenfd^en  öerfennt.  3n  ben 
unn)ürbigen  Srofd^üren  bagegen  Of  Prelatical 
Episcopacy  (1641)  unb  The  Reason  of  Church 
Government  urg'd  against  Prelacy  (1642) 
fuc^te  ÜKilton  bie  ifirc^engemalt  auf  bie  ©tufe 
einer  bloßen  grmal^nung  unb  SSermamung  l^erab« 
5ubrüd(en  unb  be}eid^net  eS  als  ben  (Srunbfd^aben 
ber  englifd^en  ^Reformation,  ba|  bie  anglicanifd^e 
ftird^e  bie  bifd^öflid^e  Serfaffung  au§gebilbet  unb 
fid^  baburd^  ber  Iat|ioIifd^en  Jtird^e  genöl^ert  l^abe. 
Snjmifdöen  l^atte  er  fid^  in  feinem  35.  Saläre  mit 
ajlar?  Jörnen,  ber  Sod^ter  eines  SanbebelmonnS, 
Dermöl^It.  S)ie  Sl^e  mar  unglüdtlid^;  fd^on  nad^ 
SDlonatSfrift  öerliefe  bie  ©attin  ben  l^errifd^en,  in 
falfd^en  äbealen  befangenen  ©emal^l  unb  feinde 
ju  il^ren  gltem  l^eim.  Sergebfid^  fud^te  ÜBißon  fte 
gurädt^uffll^ren  nnb  fd^rieb  bal^er  nod^  1643  ju 
©unften  ber  Sl^efd^eibung  The  Doctrine  and 
Discipline  of  Divorce  restored  to  the  Good 
of  both  Sexes,  meldte  bie  Trennung  t)om  IBanbe 
mit  bialcftifd^en  ftunPgriffen  öertl^eibigte  unb  ba« 
burd^  großes  9lergcmi^  enegte.  S)erfclbe  ®eift 
maltet  in  feinem  Judgment  of  Martin  Bucer  con- 
ceming  Divorce  (Gardiner,  Civil  War  IE,  6). 
3n  ber  2:^at  erblidtte  IKüton  in  ber  &)t  lebiglid^ 
„einen  ^auSl^altungSöcrtrag,  eine  öonber  SReligion 
unabl^ängige  ginrid^tung"  (Saufe  IV,  58).  aWitt- 


lermeile  l^atten  bie  $reSbQterianer  im  i,Iangen^ 
lament"  bie  Oberl^anb  erlitten,  bemiefen  fi^  okc 
ebenfo  unbulbfam  mie  il^re  93org&nger  vab  f8^ 
ttn  ftrenge  !Büd^ercenfur  ein.  3m  @egenfa|  ^tep 
bege^rie  aJlilton  t)oaftönbige  ^re^freiJ^  in  ber 
@^rift  Areopagitica,  ^meil  gute  Sudler  ni^ 
nü^en  fönnten,  menn  nid^t  au($  böfen  freier  Snf 
geftattet  mürbe'',  ^x  meitere  Saläre  (1645  tt 
1649)  Derbrad^te  Witon  m  miffenfd^Ii^  State 
unb  fc^rieb  möl^renb  berfelben  eine  Hiatoiy  of 
England,  meldte  biS  )ur  normamtif  d^en  Srobomi 
reicht;  biefelbe  marb  aber  erft  1670  DeröffentTt^t 
9l(S  bie  repubUf onif d^e  $artei  }ur  ®emalt  fom,  tmnk 
er  gum  ©e^eimfd^reiber  beS  ©taotSratl^  für  bieI(H 
teinifd^en  Ausfertigungen  ernannt.  SnbttferStd« 
lung,  meldte  er  möl^renb  ber  gangen  republifonif^a 
3eit  befleibete,  oeröffentlid^te  er  1649  bie  f^ontm 
bem  3:obe  IFarlS  I.  begonnene  ©d^ft  The  Tennn 
of  Eings  and  Magistrates,  morin  er  bie  ^imi4" 
tung  ^eS  Jti^nigS  auS  ®rünben  beS  9{atune((tl 
unbebingt  gu  red^tferiigen  fud^t.  änbeffen  uxir  bei 
©prud^  gegen  baS  Siedet  beS  Sanbed  gefoDt,  vA 
bei  fold^em  93orge^en  fd^ien  bie  ©id^rl^  leM 
englifd^en  Bürgers  bebrol^t.  Skil^er  t)erfa|te  bet 
93ifd^of  Don  @£eter  anonym  bie  ©d^ft  Eik« 
basilike,  morin  baS  IBilb  beS  gemorbetenftduigl 
unb  feiner  Seiben  bem  SSoIfe  Dorgefül^rt  toinbt 
es  galt  als  poft^umeS  SBer!  be§  ^dnigS  H^P 
unb  f  anb  im  SSolf e  bie  meitefte  fßerbreitung.  Siitjei 
Sinbrudt  fud^te  äJlilton  burd^  eine  ©d^rift  Eik(Hio- 
klastes  )u  gerftören,  unb  alS  ©almafmS  b<mnf 
1681  mit  ber  Defensio  regia  antmortete,  ic|ie 
er  biefer  bie  Defensio  pro  populo  anglicaa» 
entgegen,  eine  OppofttionSfd^rift,  mel(^  in  gai) 
Suropa  begierig  gelefen  nmrbe  unb  in  bie  bo|ft 
reife  3eit  ben  jf  eim  ber  feitbem  nid^t  enbenbenrd»* 
lutionören  Semegung  pflangte.  S)aS  9ud^  wA 
in  t$ran!rei(^  Dom  genfer  Derbrannt,  in  fogloiA 
aber  Dom  Parlament  mit  1000  $fb.  ©tei^  Uß 
lol^nt.  S)ie  genannten  mie  einige  anbere  Xei&i^ 
fd^riften  biefer  Sj^^  Derratl^n  immer  Don  9iam 
ben  leibenfd^aftlid^en  Puritaner;  feine  Sneanii 
trieb  il^n  aud^  gu  f  o  angeftrengter  Srbeit,  bo|  c^ 
nad^bem  er  f^on  in  Clurist  church  Collie  fcis 
klugen  übermütig  gefd^möd^t  l^otte,  im  3. 16S1 
DoUftönbig  erblinbete.  3m  Stampft  }tDtfd^  ffün| 
unb  SSoH  fianb  9JliIton  auf  ©eite  beS  mtOL 
"Slaä^  i^m  beft^t  baS-^arlament,  meil  e8  bie  8^ 
fe^e  erlögt,  eine  l^ö^ere  ®emalt  aß  ber  JKma,  ber 
fte  blojs  DoUgiel^t  (Slanfe  m,  138).  2)en  Mf^ 
lifd^en  9J{itbürgem  gegenüber  bemied  äRQton  )^ 
lebenS  ben  engberjigften  fjfanattSmuS,  ber  fogor  ii 
ber  ©d^rift  Of  true  Religion,  Heresy ...  aal 
what  best  means  may  be  us'd  against  thi 
Growth  of  Popery  (1673)  förmlid^  jur  Uito 
brüdFung  beS  alten  ®IaubenS  aufforberte. 

99ei  ber  3uriidtfä^rung  ftorls  IL  marb  Wäm 
in  baS  $riDatleben  Dermiefen  unb  leierte  mm  p 
ber  ®eifteSrid^tung  feiner  3ugenb  jumidt.  Scr 
ißerfd^melpng  Don  9ienaiffance  unb  S^riflenfl^ 
in  ber  ©eele  beS  erblinbeten  S)id^ter8  entftmng 


üntnben. 


1530 


1 1658  unb  1665  afötelig-.gfesepoS  „®a§ 
R^orobieS"  (Paradiselost),  tPeld^eS^JRtl" 
dtrul^m  begrünbete.  SBal^rfd^einltc^j^atil^m 
mbcrm  öl^nlid^en  Searbeitungen  bibUfd^er 
ber  ^Sucifer"  3oft  Dan  ben  SSonbetö  ate 
e  gebient.  3n  ber  ^t>nn  entfagte  ber  2)td^ter 
im  unter  Snlel^nung  an  Sbmunb  @penfer. 
Jamben  finb  ebenfo  melobif d^  tote  mannig> 
3n  }m5If  Sudlern  bel^anbelt  ba§  SpoS  ben 
r  Sngel,  bie  SSerfül^rung  unb  bie  @änbe  ber 
en  nebft  il^rer  ^Vertreibung  ouS  bem  !ßara- 
[ud^  baS  ®el^eimni^  ber  Sribfung  ift  l^inein« 
u  3um  Sl^eil  fielet  baS  @ebid^t  unter  bem 
(  ber  fatl^oUfd^en  Seigre,  mü  SDtilton  an 
ti^  beö  SßiUenS  unb  ber  einfod^en  S3or- 
mmung  fefi^ölt.  aber  al§  d^riftli(|ed  Qpo^ 
Donte'd  ®5ttlid^  Somöbie  gebellt  gu  mer- 
rbient  e8  be^^alb  bod^  nic^t.  @o  |od^  bie 
gie  beö  1^1. 3:|oma§  ba§  Derjerrte  ®Iauben§- 
ber  Puritaner  übenagt  ebenfo  l^od^  fielet 
über  amiton.  Denn  „SUHIton  gel^ört  ju 
bie  nod^  meiter  gingen  al§  einft  bie  Stefor« 
j*  (SRanfe  V,  172).  3n  ber  1825  aufgcfun« 
Sd^rift  De  doctrhia  christiana  libri  duo 
;  aRUton  bie  3BefenggIei(i^]^eit  be§  @obne8 
II  SSater  unb  bcfennt  jid^  al§  Strioner.  %i6) 
[orenen  $arabie§  ^entfprid^t  bie  (Seftalt  be§ 
l  ber  bogmatif(i^en  Stuffoffung  beS  SuctorS" 
V,  178).  gine  tiefere  erfaffung  ber  ®e« 
fe  fud^t  man  Dergeben§.  aJUUonS  @atan 
^rttnbe  ein  gewaltiger  Staatsmann,  feine 
Pnb  intereffante  Seute,  bie  äufeerft  Demünf « 
Am  fyAitn,  unb  Sbam  ein  el^renl^after 
nan.  ,,S)er  Ungel^orfam  be§  SReufd^en  unb 
5fung§plan  werben  f o  flar  unb  mit  f o  menig 
imn  bargelegt,  mie  in  einer  J)uritanifd^en 
["  (®reenn,  170).  ©e]^r  l)einlid^  berül^rt 
mgel  an  ^^SSerftänbni^  für  bie  tieferen  ®e« 
fe  ber  Seele",  fomie  ba§  gellten  be§  „mar» 
ifi^ilS  an  allem,  maS  menfd^Iid^  ijt",  möl^» 
e  folte  Suffaffung  ber  Sugcnb  ben  ©toidS» 
m  au8brudf  bringt  (®reen  U,  1 71).  3nbefe 
bem  ®ebid^t  ni^t  an  einzelnen  großartigen 
L  S5on  ergreifenbcr  SBirfung  ift  ber  2ob» 
ber  (Sngel  an  ben  @o]^n  ®otte8,  fomie  ba§ 
imb9Korgengebetber©tammeItem.  3)urd^ 
\&Sßäi  gezeichnete  lanbfd^afttid^e  Silber  ift 
i  einem  tiefen  93ebürfni§  ber  englifd^en 
de  entgegengefommen.  SBeit  l^inter  biefem 
el^t  „S)a8  miebererlangte  ^arabieS"  (Para- 
gained)  unb  Samson  Agonistes,  in  totU 
Ann  er  feinen  t)ieIt)erf(i^IungenenSeben§gang 
«m  8.  aiooember  1674  ftarb  aWilton  unb 
1737  in  ber  SBeftminfler-Slbtei  feine  blei» 
Rul^fiötte.  Unter  ben  ®cfammtau8gaben 
Berle  finb  gu  nennen:  Paradise  lost  and 
'd,  aad  other  Poems,  with  notes  of  ya- 
kuthors,  by  Th.  Newton,  3  vols.,  Lond. 
-1752;  Wc»rks  (in  prose)  historical, 
il  and  miscellaneous  (with  notes  by 
,  2  toIb.,  Lond.  1753;  Prose  and  Poe- 


tical  Works,  printed  from  the  original  edi- 
tions,  with  life  of  Milton  by  J.  Mitford,  8  vols., 
Lond.  1851 ;  The  Poetical  Works  of  John 
Milton,  Leipsic  1834;  Opera  omnia  latine, 
Amstel.  1698.  (IBgl.  Massen,  Life  of  J.  Mil- 
ton, 3  Tols.,  Lond.  1859;  Oardiner,  Hist.  of 
England  1603—1642,  10  vols.,  Lond.  1884; 
Oardiner,  History  of  the  great  Civil  War, 
2  vols.,  Lond.  1889 ;  5lorrenberg,  Mgem.  ®efd^. 
ber  fiiteratur,  3  SBbe.,  SKünfler  1884;  ftörting, 
®runbri^  ber  ®efc^.  ber  engl.  Siteratur,  ÜRünfler 
1887;  5Ran!e,  ßnal.  ®t]ä)Wt  IV  u,  V,  Seipsig 
1871 ;  ®reen,  ®efd^.  bed  engl.  SSoHeS,  beutfd^  t)on 
ftird^ner,  2  5Bbe.,  Serlin  1889.)  PBetteSl^eim.] 
^SSinbett,  el^emaligeS  SiStl^um,  Derbanft  feine 
®rünbung  ^arl  bem  ®ro|en.  S)er  Ort  finbet  fid^ 
Suerfi  798  atö  SRinba  unb  aJHnlt^un  ermäl^nt 
(Einhard,  Mon.  Oerm.  I,  185;  Sacomblet,  Ur« 
funbenbu^  für  ben  Sliebenl^ein  I,  7).  fficr  erfie 
Sifd^of  §ercumbert,  aud^  §erumbert,  Heribert, 
Srcanbert  genannt,  mirb  juerfi  im  3. 803  auf  ber 
!BerfammIung  5u  @al)  ermöl^nt.  2)ie  @tiftung§' 
urfunbe  be§  IBiStl^umd  ift  bisher  unbefannt;  bie 
eigentßd^e  Sinrid^tung  beSfelben  mirb  auf  ber  ge« 
nannten  !BerfammIung  gefd^e^en  fein.  S§  gel^brte 
gur  UKetropoIe  ftöln.  3m  Sanbe  ber  Sngem  gc» 
legen,  erflredtte  fid^  ber  Sprengel  nad^  Dften  über 
bie  Sller  l^inauS  bis  nad^  gelle,  nad^  Sßeften  bid 
gur  ^unte;  umfd^Ioffen  umrbe  er  t)on  ben  IBid« 
tpmcm  SBremen,  Serben,  §ilbe§]^eim,  S^aberbom 
unb  OSnabrücf.  3)a8  fpätere  meltlid^c  ©ebiet  bil- 
bete  ettoa  ben  öierten  Sl^eil  ber  3)iöcefe.  S)er 
1^1.  öercumbert  ftarb  813.  3^m  folgte  2.  ber 
ijH,  §arbmarb  bis  853,  meld^er  ber  Uebertragung 
ber  Reliquien  beS  ffi.  93itu§  nad^  SorüeQ  beimo|nte. 
Unter  bief en  beiben  Sifd^öf en  lebte  ju  2JUnbcn  ber 
l^eilige  S)iacon  SReimelpl^uS.  Unter  bem  3.  9i- 
fd^ofe  3)tetrid^  L  mürbe  baS  grauenfiift  SBunftorf 
gegrünbet,  meld^eS  ftönig  Submig  am  14.  October 
870  beftättgte.  SDietrtd^  na^m  873  an  ber  SBeil^e 
beS  2)omeS  )u  Rbln  unb  an  ber  bafelbft  abgel^al" 
tenen  ©^nobe  tl^eil.  6r  mürbe  am  2.  gebruar  880 
mit  SKarquarb  Don  ^ilbeSl^eim  Don  ben  Jlorman- 
nen  bei  Ebbekstorpium,  bem  l^eutigen  Sbftorf, 
jmifd^en  Süneburg  unb  Kelle,  getöbtet.  Sluf  bie- 
felbe  aSeife  erlitt  ben  Sob  ber  4.  Sifd^of  SBolf^er 
885.  5.  S)rogo,  bis  902,  mirb  auf  mel^reren 
©^noben  feiner  Seit  genannt.  Unter  feiner  5Re« 
gierung  entftanb  baS  bem  l^l.  $ctruS  gemeil^te 
9lonnen!lofter  SDlöIlenbedf,  für  meld^eS  ifaifer  ?lr- 
nulf  am  13.  Suaufl  896  gu  gord^l^eim  einen 
©d^ufebrief  auSfteUte.  gS  folgten  6.  «balbert  I. 
(bis  905),  7.  Sem^arb  (bis  914),  8.  Sotl^ar  (btS 
927),  üorber  3lbt  öon  Sorfd^.  ©ortl^er  ftammte 
aud^  ber  9.  Sifd^of  gücrgiS  (bis  950),  toeld^er 
ebenfalls  auf  mebrcrcn  ©tinobcn  erfd^eint.  Unter 
einem  bicfer  Sifd^öfe  werben  mol^l  bie  SRcliquien 
bcS  1^1.  ©orgoniuS  öon  Sorfd^  nad^  5Dlinben  ge« 
fommen  fein.  3m  3-  947  brannte  bie  ®omfird^e 
mit  einem  großen  %f)txl  ber  ©tabt  nieber.  3)en 
neuen  S)om  meil^te  10.  ber  1^1.  ^elmmarb  955 


1531 


ajlinben. 


1582 


unter  Slfi'iftens  bcr  SBijd^öfc  S)obo  öon  ^aberbom 
unb  S)ro90  öon  DSnobrürf  ju  ß^ren  bcr  l^ciligen 
SKart^rer  ©orgoniuS,  2aurcntiu§  unb  Slcjanbcr. 
Unter  il^m  ttjurbc  ba§  Slonnenflofter  Sifd^berf  gc- 
ftif tet.  er  [tarb  958.  11.  Sanbmart  (bi§  969) 
»eilte  öiel  am  ^ofe  Dtto'8  L ,  ber  am  7.  Sunt 
961  }u  Qford^l^eim  bie  frül^eren  ©ercd^tfomc  be§ 
StStl^umS  beftätigtc,  baSf  elbc  öon  frember  ®  eri(i^t§» 
barfeit  befreite  unb  benßanonifem  bie  freie  SBal^I 
be§  9if(i^of§  geftattete.  fianbhjart  begleitete  Otto 
auf  feinem  SRömerjug  jur  ftaifcrfrönung,  ttjar  mit 
Siutpranb  öon  Kremona  ©efanbter  beSfelbcn  an 
Sol^anneS  XII.  unb  betl^eiligte  ftd^  aud^  on  ber 
römif(i^en  @i)nobe  }ur  ^bfe^ung  beS  $a^fte§  am 
6.  9loöembcr  963.  «uci^  ber  12.  Sifd^of  SBilo 
(bis  996)  ttjeilte  öiel  am  faiferlid^en  §ofe  unb  cr- 
]&ielt  öon  Otto  n.  unb  III.  reid^e  Sefijungen  für 
fein  SiStl^um.  Sluf  bem  Serge  SBebefenftein  grün» 
bete  er  ein  SRonncnflofter,  be|fen  erfte  ^btiffm  bie 
1^1.  3:etti)igi8  würbe,  ©ein  5Ra(i^f olger  13.  Sam» 
marb  (bis  1002)  öerlegte  baSfelbe  um  baS  ^a^x 
1000  in  bie  ©tabt.  14.  ®ietrid^  n.  (bis  1022) 
grünbete  ein  ßoHegiatftift  jum  1^1.  3o^annc§  bem 
eoangeliftcn.  ®er  jum  93if(i^of  gemeinte  ®om« 
ptop\i  SUberid^  ftarb  öor  erl^altener  ßonfecration. 
Unter  bem  15.  Sifd^of  ©iegbert  (bis  1036)  feierte 
ftonrab  H.  baS  SCßei^nad^tSfefl  ju  SKinben.  S)er 
SBifd^of  ftiftete  mit  feinen  eigenen  ©ütern  baS 
SWartinSftift  gu  ÜJlinben.  16.  ©er  ^l  Sruno,  ®raf 
öon  SEBalbedf,  öorl^er  SanonicuS  ju  Ulagbeburg, 
grünbete  1042  baS  Wauri^flofter  auf  bem  SBerber 
öor  ajlinben  unb  bcfe^te  eS  mit  Senebictinem  auS 
bem  Sol^anneSflofter  äu9Jlagbeburg;  1435  murbc 
eS  in  bie  @tabt  an  bie  ©imeonSfird^e  öerlegt. 
1046  roeil^tc  Sruno  bie  Äird^e  beS  1004  burd^ 
ben  3)larfgrafcn  ®ero  geftifteten  9lonnen!lofterS 
Äennabc.  6r  mürbe  1050  öon  einem  ©d^Iag» 
anfaQ  getroffen  unb  blieb  btS  gu  feinem  3:obe  im 
Saläre  1055  beS  ©cbrauc^eS  feiner  ©lieber  be« 
raubt.  Unter  IT.gilbert  (1055—1080)  brannte 
1062  bei  anmefenlfteit  §einrid^  IV.  abermals  ber 
©om  ah ;  nad^  ^e^n  Sauren  mürbe  ber  9}eubau 
eingcmeibt.  gilbcrt  na^m  1076  an  ber  ffierfamm» 
lung  JU  SSormS  tl^cil  unb  unterfd^rieb  ben  befann« 
tcn  ^bfagebrief  an  ©regor  VII.  3la6)  feinem  2obe 
ttwl^lte  bie  Partei  §einrid&S  IV.  ben  ^ilbeSl^cimer 
ßanontcuS  IBolfmar,  bie  )>öpftlid^e  ben  Sompropjl 
»cin^arb,  S^er  Untere  ftarb  10S9,  worauf  g?oI!- 
mar  unangef ödsten  regierte.  (Sx  foll  1095  öon 
Glerifem  crmorbet  toorben  fein.  ^S  folgte  20.  UU 
ridb  (bis  1096),  bann  21.  SSibelo.  Sicfer  ftonb 
auf  Seite  J^einndj^S  IV.  gegen  feinen  ©o^n  unb 
würbe  bafür  öon  bem  päpftU(^en  Segaten,  ^ifd^of 
©ebbarblll.  öonÄonftan5, 1 105  gebannt  unb  ent« 
fe^t.  ?ln  feine  Stefle  mürbe  22.  ©ottfdbalf  ermo^lL 
©ie  ©önobe  ju  2roöeS  im  3- 1107  macbte  bicfeS 
5ttHir  riicfgangicu  bocb  rourbe  ©cttidjaU  öon  oein« 
riiä)  V.  geid)u»\  unb  crfl  naÄ  beiien  5cbe  1112 
mar  SSiöclo  mieber  unbeftrittcncr  ocrr  t)c4  ¥iS» 
tbumS.  (?r  ftarb  am  2S.  S^ecembcr  1120.  Unter 
25.  SlVmer  öon^ücfeburgaioo— 1170»  trur^e 


baS  gemeinfd^aftlid^  Seben  ber  Cononifer  auf* 
gelöst.  2)erfelbe  l^ielt  ju  gfriebric^  L  unb  ittt^ 
1160  an  ber  ^fterf^nobe  su  ^ia  tl^eiL  3nbaB> 
felben  Saläre  meil^te  er  ben  burd^  abeniuüigä 
IBranbunglüdf  jerftörten  S)om  ein ;  öon  bem  moai 
errid^teten  93au  bürfte  bie  SBeflfront  beS  ie^ 
S)omeS  l^errül^ren.  26.  ^mto  öon  99Ianienton 
(1170-1185)  mad^te  1175  eine  9Baafa]^rt4 
Sompoftela  unb  fd^Io^  beibiefer  ©elegenl^enia 
t$ratemitätSöertrag  mit  ber  bortigen  jrad^  Ji 
bem  Jtampfe  jmifd^en  t$riebrid^  I.  unb  ^emti^ 
bem  Sömen  mar  feine  ©tettung  fd^toierig,  bo^ 
mugte  er  fid^  in  Ruger  Sßeife  bie  3freutibf4# 
beiber  ju  erl^alten,  trat  aber  fd^He^id^  auf  SieüK 
beS  JtatferS.  92ad^  ber  Mebermorfung  fymaiß 
erl^ielt  ber  Sifd^of  bie  l^ergogUc^e  ©ettnitt  in  fenmi 
©ebiete.  27.  Sl^ietmar  (bis  1206)  mirb  alS  b» 
liger  öerel^rt.  Unter  29.  jfonrab  I.  öon  2)iep^ 
(1209—1236)  fam  1230  ber  Scgat  (Earbinl 
Otto  nad^  9)linben  unb  gab  eine  Keilte  öon  9a^ 
orbnungen  für  baS  SiStl^um ;  babei  würbe  cS  k 
awölf  3Ir(^ibiaconate  getl^t  3m  3. 1236  famn 
bie  Dominicaner  na^  3Rinben.  2)urd^  bie  um* 
wol^nenben  Ferren  erlitt  boS  ©tift  mon^e  Ser^ 
lufte.  32.  SQSibefinb  I.  öon  §09a  (1252—1261) 
wu^te  bafür  burd^  bie  Erwerbung  ber  ©rafi^oft 
©tenöebe  öon  bem  ^erjog  öon  ©ac^fen  unb  bet 
©tabt  Hameln  öon  bem  9bt  öon  gfulba  Scfot  p 
fd^ffen  unb  feine  Srrungenfd^ftm  jtegret^  nit 
ben  SBaffen  }u  fd^ü^.  jtömpfe  mit  ben  feinbi 
lid^en  92ad^barn,  bie  für  baS  ©tift  trid^t  feltoi  mit 
großer  Sinbu^e  enbeten,  füllen  aud^  bie  3nt  pm 
9la^foIger  auS.  Um  in  iS^nen  ftanbl^Iten  jn  fön* 
neu,  mußten  bie  Sifc^öfe  ^u  Serpfanbungen  nb 
gu  93erau|erungen  ber  ©tiftSgüter  Upct  ^nfbi^t 
nel^men.  ^ud^  tamen  fte  ötelfad^  mit  bcrnod^ni- 
abl^gigfeit  ^ebenben  ©tabt  HJ'Midicn  in  S^b^^ 
feiten.  9lad^  bem  %ott  33.  ftuno'S  öon  ^ßvs^ 
(1266)  wählte  baS  Copitel  Solquin  öon  €^ 
lenberg:  tro^bem  bief  er  f d^on  einige  3nt  bie  b^' 
(id^en  (^fc^fte  mtSgeüibt  l^tte,  wu^te  i^  & 
mens  IV.  ^ur  Slefignation  ^u  bewegen  unb  emomde 
ben  Dominicaner  34.  Otto  (bt§  1275),  bcr  brf 
SiStbum  fraftig  gegen  bie  92ad^barB  öer^e&riglt 
DaSfelbe  tbat  37.  Subolf  (1295—1304).  9U| 
bem  3:obe  38.  ©ottfriebS  öon  SBoIbefl  (1304  M 
1324)  erfolgte  eine  swiefpoUige  aS3d^  Die  9h> 
jontot  beS  eopittlS  wollte  ben  ©ubbioom  2ib> 
wig  öon  Sraunfd^weigsSimebitrg;  ben  SReß  te 
©timmen  er^ieU  bei  Domprop^  Snnriag  M 
^gelenborfteL  ber  aber  wegen  eines  begaogan 
WorbeS  irregulär  war.  2e$ttrec  legte  eine  9dr 
glcmenS*  V.  öor,  nacb  welker  er  bt^«tjht  MB. 
Diefelbe  würbe  in  Söignon  al§  gefüj«^  exfoiiit 
unb  10  warb  Subwig  befiatigl;  iid)cB  anobe  s 
eifriger  flnbönger  Subwig^S  bei  Si^em,  mib  \bm 
:  Siegif  nmg  w<ir  für  biiS  ¥i§tbnni  nidbt  cßSS/^ 
,  Umgeben  öon  feinDveligen  5ia4boxn.  |n  bcBCB  b* 
I  fcnberS  bie  ©ra^en  lon  ^cpa  nnb  ©<!baneita| 
!  gebonen,  bras  Sobwig  5a  wenig  Usm#  vA 
(Energie,  h  ^c§  er  ndb  gmcxbigt  kib.  mncn  9» 


;88 


üßinbett. 


1534 


m  auf  Dier  Solare  bie  SBormuttbfd^Qft  über  ba§ 
idtl^m  )u  übertragen,  ^etnrtd^  Don  ^erforb 
d.  Potihast  238)  Und)Ut  aum  ^al^re  1344  über 
imiiltuationes  et  decertationes  pro  regnis  et 
nsGopalibus  unb  fogt  }toei  l^ötten  um  ^nben 
ftritten.  9Ran  fyit  borauS  gefd^Iojjen,  bo^  im 
nannten  3al^re  fid^  bort  jtoet  !Bifd^5fe  gegenüber 
ftonbtn  (!Dtüaer,  S)er  Jtompf  Subh)tg§  b.  ^Bo^em 
,  130),  bod^  ift  bat)on  n^ts  92Q^ere§  befonnt; 
an  fyit  be^l^alb  biefe  SBorte  ganj  attgemein  ge- 
utet  unb  für  9Rinben  fpecieE  an  bie  ©egen« 
nbibatur  IBruningS  gebadet,  ber  no(i^  lange  gegen 
tbtmg  agitirte  (Sinfe  in  ber  3«tfd^i^-  für  öaterl. 
cfd^id^te,  SRünfter  1890,  224).  »ud^  öon  einer 
^pptltoa^l  nad^  bem  1346  erfolgten  Sobe  Sub« 
ifiS  ift  nid^t§  befannt.  @ein  92ad^foIger  mar 
).  ®er]^arb  L,  ®raf  Don  @d^auenburg  (bi§ 
Sctnuar  1353),  meld^er  eifrig  unb  aud^  mit  6r« 
(g  bcmül^t  mar,  beffereSuftänbel^crbeiäufül^ren; 
)äf  mu^te  er  bem  2)omca))iteI  einen  bebeutenben 
tnflul  auf  bie  äiegierung  einräumen.  @d^on  am 
L  3anuar  1353  ert^eilt  Äarl  IV.  ju  granffurt 
im  Ciflercienfer  S)ietri(i^  ftogelmeit,  Sifci^of  öon 
ic^Iefimig,  bem  @o^ne  eines  Xud^mad^erS  au§ 
tobal,  bie  Segalien.  3)erfelbe  l^ielt  fid^  faft  ftän- 
g  am  ^ofe  jfarls  auf,  beffen  üaniltx  er  mar, 
u>  nmrbe  auf  beffen  Sitten  aud^  am  20.  3uni 
J61  Don  3nnocenj  VI.  auf  ba§  grsbist^um 
bigbeburg  tranSferirt  (Martene-Durand,  The- 
inniB  n,  1004).  3um  9lad^f olger  ernannte  ber 
opfl  ben  SSicar  ©ietrid^S  42.  ©erl^arb  II.,  ®raf 
rn  S^uenburg;  berfelbe  fam  am  28.  September 
)66  auf  einer  gal^rt  in  baS  l^eiüge  fianb  um. 
).  ®raf  Otto  Don  SBettin,  bur(|  pöpftlid^e  $ro» 
fiim  ernannt,  ftarb  fd&on  am  17.  3uli  1368. 
Rter  44.  SBibeünb  n.  (bis  1384)  fam  am  16. 92o- 
nber  1377  ftarl  IV.  nad^  SKinben  unb  fuc^tc 
raebenS  bie  @tabt  }um  ©el^orfam  gegen  ben 
ifd^of  iurüdPpfül^ren.  92ad^  ftebenmonatlic^er 
acanj  mdblte  ba§  Sapitel  ben  IBruber  beS  oer« 
ndbenen  Sifd^ofS,  45.  Otto,  einen  fel^r  ftrcitbaren 
bften,  ber  mel^rere  3Jlak  in  ©efangenfd^aft  ge« 
e^,  aus  ber  er  ftd^  nur  mit  großen  Summen 
fcn  tonnte;  er  fharb  1.  Januar  1398.  @egen 
n  iH)m  Sopitel  gemablten  S)om))ro))ft  SBiD^elm 
m  93ufd^e  ernannte  IBonifaj  IX.  ben  Sd^maben 
>.  SRarfmorb  bon  SRanbedf;  berfelbe  Derlie^  aber 
|on  im  folgenben  Saläre  Dor  ben  ^iad^fteüungen 
incd  (SegnerS  äJlinben  unb  nal^m  baS  SiStl^um 
im|tan}  an,  morauf  SBill^elm  bie  pöpftlid^e  IBe- 
tttgmig  erl^ielt.  92ad^  feinem  3:obe  (1402)  mie» 
itf^lk  ftd^  baSfelbe;  gegen  ben  Dom  Sapitel  ge« 
Selten  Gttfytth  Don  IBerg,  S)om))ropft  ju  übln, 
mber  beS  $aberbomer  Sifd^ofS,  ernannte  ber 
^  Otto  IV.  Don  SRietberg ;  ber  ffampf  smifd^en 
ibm  nmrbe  er{l  Snbe  1404  gütlid^  beigelegt. 
ittD  fiarb  am  4.  October  1406.  Sei  ber  5Weu» 
i^l  fom  ed  gu  argen  Sumulten,  inbem  bie  @tabt 
m  Catritel  einen  Sanbibaten  aufbröngen  mollte ; 
4  blieb  biefeS  ftanbl^aft  unb  möl^Ite  ben  ^bt  | 
lidfoanb  Don  SorDe^,  einen  &xa^tn  Don  §aUer»  I 


münbe,  ber  jmar  als  Ihieger  tüd^tig,  aber  gum 
Sifd^of  menig  tauglid^  mar.  S)urd^  ben  }um  Soab« 
jutor  unb  ünitregenten  angenommenen  SIbert  Don 
bot)a  geriet]^  baS  SiStbum  in  eine  äieil^e  Don 
ftämpfen,  namentüd^  mit  OSnabrücf.  Unter  Gil- 
berts aUeinregierung  (1436—1473)  mürben  bie 
äußeren  unb  inneren  SSerl^öItnifje  beS  SiStbumS 
me|r  unb  mebt  }errüttet.  SSom  20.  3uli  bis 
9.  Sluguft  1451  meilte  SHcoIauS  SufanuS  als 
pöpftli^er  Segat  in  äJlinben  unb  erlieg  eine  Sn« 
jal^I  b^Ifamer  SSerorbnungen  (f.  Uebinger  im  §ift. 
3a]^rbud^  Vm,  649—651).  gtmaS  beffer  mürbe 
eS  unter  ber  ^Regierung  51.  §einrid&S  III.,  eines 
®rafen  Don  ©d^auenburg  (1473 — 1508).  ©ein 
9lad^foIger  mürbe  52.  ber  tcft  16iä]^rige  Qfrang  I., 
@obn  beS  C^ergogS  ßeinric^  Don  Sraunfd^meig- 
SBolfenbüttel.  ©eine  Siegierung  ift  auSgef äÜt  mit 
äußeren  Jhiegen  unb  inneren  Unrul^en,  meldte  baS 
©tift  tief  fd^äbigtcn  unb  baS  bifd^öfUd^e  «nfe^en 
arg  fd^möd^ten.  @S  fam  fo  meit,  bog  bei  belegen» 
beit  ber  §iIbeS]^eimer  ©tiftsfebbe  baS  Kapitel  eine 
9leuma]^l  beabfid^tigte,  unb  ba^  einige  Sa^re  fpäter 
ber  SBruber  beS  Sif^ofS,  ^erjog  §einrid^  ber  3ün- 
gere,  fid^  in'S  SKittcl  legen  mußte;  nad^  einem 
9ieceg  mußte  t$rang  bei  aUm  ©tiftSangelegen« 
beiten  fteben  Sbgeorbnete  auS  bem  Kapitel,  ber 
Kitterfd^aft  unb  ben  ©tobten  augiel^en.  6r  ftarb 
am  29.  9loDember  1529  an  ben  fjolgen  feiner 
^uSfd^meifungen.  Unter  einem  fold^en  Sifd^of  fanb 
bie  Deformation  guten  93oben.  S)a  bie  SKinbener 
meijienS  in  SBittenbcrg  unb  Selpgig  ftubirten,  fo 
mürbe  bie  Sebre  SutberS  balb  im  Sanbe  befannt. 
«m  8.  aWai  1526  fd^loß  baS  Kapitel  ein  Sünb- 
niß  mit  bem  Srjbifd^of  Kl^riftop)^  Don  Sremen  gum 
©^u^  miber  bie  neue  Se^re.  fjranj  felbft  blieb 
bem  fatl^olifd^en  ©lauben  treu,  maS  man  Dielfad^ 
auf  9ied^nung  feines  SruberS  fe^te;  aber  er  tbat 
aud^  nid^tS  gegen  bie  ^teuerer.  92od^  gu  feinen 
Sebjeiten  nal^m  bie  Sermegenbeit  bcrfelben  in  ber 
©tobt  JKinben  fo  gu,  baß  fie  furj  Dor  feinem  Sobe 
ben  $farrbof  gu  ©t.  ©imeon  [türmten  unb  bort 
einen  ^rebiger  einfetten.  SEBenige  Sage  nad^  bem 
lobe  beS  93ifd^ofS  erneuerten  fi^  bie  Unrul^en,  fo 
baß  ber  KleruS  bie  ©tabt  Derlaffen  mußte.  2)aS 
Kapitel  mäl^lte  am  10.  gebruar  1530  au  $etcrS- 
bogen  gegen  ben  ^erjog  ^pi^ilipp  Don  Sraun- 
fd^meig,  einen  Keffen  beS  Dorigen  ©ifd^ofS,  53.  ben 
ffölner  ®omberm  granj  Don  SCßalbcdf;  biefer 
fonnte  erft  nad^  einigen  Salären  in  ben  rul^igen 
SefiJ  feines  SiStl^umS  gelangen,  ©cit  1532  mar 
er  aud^  Sifd^of  Don  SKünfter  unb  OSnabrüdf.  3n 
ber  ©tabt  JKinben  l^atte  unterbeffen  bie  neue  Sebre 
bie  Oberl^anb  gemonncn.  93ei  ben  Unruben  nad^ 
bem  Sobe  fjrana'  I.  mar  bort  ein  SluSfd^uß  Don 
36  aWännem  beftcBt  morben,  meld^er  baS  Setbt  ber 
neuen  Sebre  Dertreten  follte.  3llS  ^rebiger  mürbe 
SRicolauS  ffrage  berufen,  ben  felbft  ^amelmann, 
ber  entfd^iebenfte  9lnmalt  aller  reformatorifd^en 
(Srößen,  als  menig  gelebrt,  mulbmillig  unb  lieber* 
lid^  bejeid^nct  (Opera  genealogico  -  historica 
de  Westphalia  et  Saxonia  inferiori,  ed.  Was- 


1535 


SKinbcn. 


1536 


serbach,  Lemgo  1711).  Unter  feiner  f^ül^rung 
ttmrben  oUe  Rvc^tn  mit  ^uSnol^me  be3  2)ome§ 
für  bie  Sutl^craner  in  S5eft^  genomnien ;  eine  öon 
tl^nt  ausgearbeitete  JNrd^enorbnung  tourbe  1531 
als  @tabtge{e^  angenommen.  9iad^bemßrage  1535 
loegen  feines  jügeUofen  unb  unrul^igen  SebenS> 
toanbelS  DertrieBen  morbcn  toax,  trat  ©erl^arb 
Demifen  an  feine  ©teUe,  ber  überl^aupt  in  SBeji» 
falen  eine  rül^rige  Sl^ätigfcit  entfaltete,  ^uxd)  \i)n 
trat  2Jlinben  bem  f d^maMbif d^en  Sunbe  bei.  ®ie 
Vertriebenen  unb  beraubten  ®ei{lli(i^en  l^atten  ftd^ 
an  baS  9tei(i^Slammergerid^t  gemanbt;  baSfelbe 
entfd^icb  jmar  ju  ©unften  berfelben,  allein  bie 
@tabt  fümmerte  fid^  ni(i^t  barum.  %m  9.  October 
1538  tourbe  jle  be^l^alb  in  bie  JReid^Sad^t  erflärt, 
bie  bann  1541  Don  ftarl  V.  fuSpenbirt  ttjurbe. 
ffier  Sifd^of  fud^te  im  ©el^eimen  bie  neue  Seigre 
nad^  ftröften  ju  förbem.  S^at  empfing  er  1540 
unb  1541  bie  l^öl^ercn  SCßeil^en,  fud^te  aber  1542 
um  bie  Sufnal^me  in  ben  fd^malfalbifd^en  9unb 
nad^  unb  l^alf  bie  @tü^e  beS  Jfatl^oIiciSmuS  in 
Jlorbbeutfd^Ianb,  ^erjog  ^einrid^  ben  Süngem 
Don  SBolfenbüttet  vertreiben.  9?ad^  Seftegung  ber 
©d^malfalbencr  feierte  er.mieber  ben  ftatl^olifen 
]^ert)or  unb  tt)ir!te  auf  bie  ©tabt  SKinben  bal^in 
ein,  ba6  jle  fid^  am  9.  fjcbruar  1547  einem  fai« 
ferlid^en  §eere,  meld^eS  bie  SReid^Sad^t  Doüftredtte, 
ergob.  3ur  ßinfül^rung  beS  SnterimS  mürbe  am 
18.  gcbruar  1549  eine  SDiöcefanf^nobe  ju  2üb- 
bedfe  gel^alten,  bie  aber  il^renStoetf  nid^t  eneid^te. 
®er  Klerus  mar  bereits  fo  meit  l^eruntergefommcn, 
bafe  p^  nid^t  einmal  ein  ©eiftlidSier  fanb,  ber  bie 
fiblid^  ^rcbigt  l^iclt,  fonbem  bafe  ber  fpöter  pro« 
teftanttfd^  gemorbene  ^amelmann  auS  OSnabrüdf 
ba^u  verfd^rieben  merben  mu^te.  S)urd^  ißerftellung 
unb  5Kad^geben  gelang  eS  fjranj,  fid^  in  feinen  brei 
IBiStpmem  5U  bel^aupten ;  bod^  geno|  er  meber 
bei  ffatl^olifen  nod^  bei  ^roteftanten  Sl^tung  unb 
SSertrauen.  ©ein  ^Privatleben  mar  l^öd^fl  auS- 
jd&meifenb  (f.  Sanjfen  HI,  520).  3nfoIge  eines 
ueberf  olleS  beS  C^er^ogS  §einrid^  von  SCßoIfenbüttel, 
ber  bie  Sl^eilnal^me  an  bem  ftriege  gegen  i^n  räd^en 
ttjottte,  mujte  er  ju  ©unften  beS  britten  ©ol^neS  beS 
^erjogS,  54.  SuIiuS,  am  23.  ^pril  1553,  refigni- 
ren.  ^a  bie  bciben  älteren  93rüber  beS  lejtcm  bei 
©ieVerSl^aufcn  (9.  3uli  1553)  gefatten  maren,  fo 
banfte  berfelbe  fd^on  im  folgenben  Saläre  ab,  um 
fpäter  bie  Regierung  beS  ^ei^ogtl^umS  übemel^men 
Sufönnen.  SDie^lbbanfunggefd^al^äuÖunPen  feines 
D^eimS  55.  ©eorg,  SDompropfteS  ju  fföln,  fpäter 
aud^  Sr^bifd^ofS  Von  SremcnunbSifd^ofS  vonSScr« 
ben  (f.  b.  ärt.  Sremen).  Unter  beffcn  jmeibeutiger 
SRegierung  mad^te  ber  ^roteftantiSmuS  immer  wei- 
tere Qfortf d^ritte ;  fonft  mar  ®eorg  ein  tüd^ttger 
Dlegent,  ber  fid^  nad^  ffräften  bemül^te,  Drbnung 
gu  fd^affen  unb  bie  Verpfänbeten  ©tiftSgüter  ein« 
julöfen;  er  ftarb  1566.  ©ein  5Rad^f olger  56.  §er» 
mann,  ®raf  von  ©d^auenburg,  legte  jmar  baS 
tribentinifd^e  ®laubenSbcfenntni6  ab,  worauf  er 
vom  Zapfte  beftätigt  mürbe,  regierte  aber  vollftän« 
big  als  proteftantifd^er  gürft.  «IS  be^l^alb  baS 


im  @an}en  nod^  fatl^olifd^  S)omcapitd  Omtiai 
IV,  446)  mit  bem  IBifd^of  von  ^olberfiabt,  ^e^ 
^einrid^  äuliuS  Von  SBraunfd^meig-SSoIfeiäiUtd, 
in  IBerbinbung  trat,  refignirte  er  am  29.  Somr 
1582,  worauf  bief er  (57.)  gemol^It  mürbe.  £ikt 
l^atten  ftd^  bie  ffatl^olüen  in  i^m  getäufd^t  Q.  Ül 
%rt.^alberßabt);  am  15.  9Rörs  1583  erli^  a 
eine  SBerfügung,  bag  nur  bie  9(ugSburgif(^  So» 
feffton  geprebigt  werben  bürfe.  9lS  er  1585  A' 
banfte,  war  bie  fatl^olifd^e  aUeligion  im  Sank 
nal^e^u  vemid^tet.  2)ie  ju  ben  Satä)emberinQoi> 
fd^wetgifc^en  C^erjöge  gel^örigen  Zl^eile  ber  £U(i|e 
waren  burd^  ben  Uebertritt  berfelben  }um  $»> 
teftantiSmuS  f  d^on  voriger  verloren  gegangen,  ijjeß 
50g  Smft  von  S3raunfc^weig«Süneburg  gd^drtetm 
Slnfang  an  ^u  ben  bebeutenbßen  Sn^ongent  te 
neuen  Seigre;  in  SBolfenbüttel  fam  1568  ^vaSi, 
ber  frühere  SBifd^of  von  SDtinben,  jur  Segictaag 
unb  führte  bort  bie  Steformation  burd^.  ^cz|Dg 
Srid^  II.  von  99raunfd^weig«j{alenberg  trat  1546 
5um  ßatl^oliciSmuS  ^urüd;  nad^  feinem  Zobe 
(1584)  fiel  fein  Sanb  an  SBoIfenbutteL  aRit  ben 
burd^  ben  Srgbifd^of  Von  fföln  im  Suftrag  be§ 
$ap|teS  nad^  jweiiö^riger  ©ebisvacanj  enumntoi 
58.®rafenDtto  Von  ©^auenburg  (1587—1599) 
fam  5War  wieber  ein  offener  ftatl^olif  auf  ben  Si* 
fd^ofsftul^l,  jebod^  tonnte  er  infolge  von  SttifKö- 
feiten  mit  ben  ©täuben  für  bie  !atl^olif(^  Öciäft 
wenig  tl^un.  Sud^  l^atte  ftd^  im  2)omcopiteI  ei» 
bebeutenbe  proteftantifc^e  $artei  gebilbet,  loel^t 
eS  burd^fe^te,  ba|  1597  berproteftontifd^^erjog 
Kl^riftian  von  93raunfd^weig«fiüneburg  gum  Soob- 
jutor  gewäp  würbe,  ber  bann  (59.)  1599— 16S8 
regierte,  iebod^  wenig  im  ©tifte  weüte.  S)ie  imj 
1604  beabftd^tigte  92teberlaffung  ber  Sefuiten  f 
SJltnben  fam  infolge  von  ©ewalttl^gfdten  ber 
93ärgerfd^aft  nid^t  gu  ©tanbe.  3um  6mnim{{ar 
)ur  Surd^fäl^mng  beSSleftitutlonSebicteS  von  1629 
war  für  ben  nieberfäd^ftfd^en  JheiS  ber  SBifd^f  Mi 
OSnabrüdt,  gfrar^  Sßill^elm  von  SBortenberg,  e^ 
nannt,  weld^er  im  ©eptember  bie  ^rotefioitoin 
ber  ©tabt  ajlinben  auf  }Wei  JKrdden  befd^iönftt 
«m  12.  äanuar  1630  würbe  er  vonUrban  vm 
5um  Sifd^of  von  HJlinben  ernannt  imb  aud^  m 
ftaifer  Qfcrbinanb  II.  anerfannt ;  als  eifriger  (60.) 
Sifd^of  befd^lie^t  er  bie  9teil^e  ber  aRinben'fitei 
Oberl^irten  (über  il^n  vgl.  ®oIbfd^mtbt  SdoS« 
gef d^id^te  beS  KarbinalS  ^tonj  SBil^Im  von  Vkxp 
tenberg,  DSnabrüdf  1866).  gr  war  enrjHi^fc- 
mül^t,  bie  fatl^olifd^e  ^Religion  tmeberi^et}ufidai 
berief  Sefuiten  nad^  SRinben  unb  l^ielt  boit  ob 
15.  October  1632  eine  3)iöcefanf9nobe,  wM 
ber  $aberbomer  SBeii^bifd^of  ^elling  oIS  ©^no- 
balrebner  fungirte.  S)od^  verl^niberten  bie  Cxtig" 
nifje  beS  30iö]^rigen  JhiegeS  bie  weitere  Sbpitn* 
rung  beS  ßatl^oliciSmuS.  9m  23. 9fa>vember  1684 
mugte  ftd^  bie  ©tabt  ÜRinben  bem  fdM^tf^A 
®eneral  ^ergog  ®eorg  von  Srounfd^weig  fx^JAa, 
unb  jwei  2:age  fpäter  erl^ielten  bie  $rotefMi 
bie  iKrd^en  aurüdf.  3m  weftföKfd^  ^rieben  f« 
baS  weltlid^e  ®ebiet  an  IBronbenburg,  wdd^  on 


i 


1587 


aKinimcn  —  aKlnuciuS  gelij. 


1588 


15.  OdoBer  1649  bat)on  93eft|  ergriff;  ^rott} 
ffiil^Im  ful^rte  ben  %M  ofö  SBtfd^of  Don  aotinben 
fort  3)0  in  bem  3lümaliaf)x  1624  baSlBiStl^um 
nnb  bie  @tabt  fafl  gons  )>rot6fi(mtif  c^  gehjefen  tsm, 
f 0  UicB  für  bie  Aotl^olif en  toenig  su  retten ;  Der« 
gebend  l^tte  ftd^  ber  f8\\d)o\  (emü^t  für  SRinben 
dn  onbered  Slormalial^r  ober  Sbhjed^Slung  jtm- 
ffl^  fatl^olifd^en  unb  ))roteftantif(i^en  SBifd^öfen 
imr4)ufe^.  2)en  ffot^oKf en  blieb  nur  ber  S)om 
gnStinben^  an  bemfelbenll  Sa))iteI{teIlen(t)on  18), 
9  SSicorien  unb  4  gommenben.  Sie  änl^aber  bie- 

Stellen  unb  beren  ^auSgeno^en  bilbeten  ben 
itbeßonbtl^eU  ber  fatl^olifd^en  (Semeinbe  5U 
)en.  Qm  SBol^mel^mung  ber  @eeIforge  für 
Utfdben  l^otte  baS  (Sattel  äefuiten  unb  quc^  99e» 
ncbictiner  ouS  bem  JHofter  ^bingl^of  ^u  ^ober« 
bom  ongeftellt.  SSon  1712— 1716  totrftent$ran« 
dBcaner  bort  (SBoIer,  gfronciScaner-aJltfllonen 
714).  Sugerbent  tt)Qr  fot^olifd^  bad  Senebidiner" 
Bofler  )u  @t.  @imeon  in  SRinben^  toeld^eS  1696 
mit  ber  Wtei  ^uQSburg  im  ^alberftöbtif d^en  Der« 
einigt  U)urbe  unb  mit  biefer  oud^  unterging.  Sei 
ber  @äcuIarifation  im  Einfang  biefe§  3al^rl^un» 
bcrtS  nmrbe  boS  S)omca))iteI  eingebogen.  2)urd^ 
bie  93uIIe  De  salute  animarum  !am  bie  el^e« 
nialige  S)iöcefe,  ml^t  bisher  jum  norbifd^en  93i- 
cariat  gel^ört  l^atte,  )um  größten  Sl^eil  an  $Qber« 
fmta,  boS  übrige  burd^  bie  93uIIe  Impensa  Boma- 
nomm  an  ^ilbeSl^eim.  Su§  ber  Siteratur  ift  l^er« 
tiorsu^eben:  Sulemann,  SJhnben^fd^e  ©efd^i^te, 
gtinbcn  1746—1748;  JRettberg,  ftir(i^engefd^id^te 
Zeutfd^IonbS  II;  Erhard,  Eegesta  historiae 
Westfoliae,  Monasterii  1847;  ^olfd^er,  Se- 
fd^bung  be§  Dormaligen  IBiStl^umS  SlUnben, 
SRfinfter  1877;  @d^r5ber,  Sl^roni!  be8!Bi§t^um§ 
wob  bec  etobt  aRinben,  SRinben  1886;  für  bie 
Sbf ormotionSgeit :  ffampfd^ulte,  ®efd^.  ber  Sin« 
fn^rung  beö  $rote{tanti§mu8  im  fStttiä^t  ber  je^i« 
gen  $roD.  Sßeftfolen,  $aberb.  1866.     [Sßurm.] 

Jiiiristett,  f.  ^rona  Don  $aula. 

Mintmi  tratres  infirmorum,  f.  Obregon. 

ffilifbcanUn,  f.  ^folutl^en. 
ores  clerici  reguläres,  f.  f^fran}  Sa« 
nicciolo. 

'gUM^ßen^  f.  Ordines  unb  SDomiceUaren. 

Jiiiiorifeit,  f.  ^ranciSconerorben. 

Sii»!,  S)iöcefe,  f.  SRol^ilett). 

'gUnmdns  ^etU,  SRarcuS,  ber  eifte  la« 
Icinif^  Apologet,  Derftanb,  tt)ie  faum  ein  an« 
betcr,  bie  d^riftlid^e  äieligion  gegen  bie  Angriffe 
ber  ^eibemoelt  in  ber  fd^önen  3=^rm  ber  clafft« 
f4en  Sd^riftfteller  ju  Dertl^eibigen.  93on  feinem 
Sdben  iß  faß  nur  baS  belannt,  toaS  au§  feinem  2)ia« 
log  Octavius,  ber  einzigen  Don  il^m  erl^altenen 
6d^ft,  )u  erfal^ren  ift.  (Sx  mar  ^eibe  Don  ®e« 
bad,  ^otte  bie  iuriftifd^e  Saufbal^n  betreten  unb 
iDor  gu  9bnn  in  einem  öffentlid^en  9mte  tptig. 
Bie  fein  Sugenbfreunb  £)ctaDiu§,  mar  aud^  er 
noa  ben  bmblöufigen  SSorurtl^eilen  ber  Siömermelt 
beteeffft  ber  angeblid^en  SSerbred^en  bei  ben  Sl^riften 
i^ercfd^  unb  mad^te  fid^  il^rer  gerid^tlid^en  93er« 


folgung  ol^ne  alled  Sßerl^ör  fd^ulbig  (Oct.  c.  28). 
%xä^  nad^bem  „ber  9lebel  beS  ^eibentl^umS  Dor 
il^m  senonnen  unb  er  Don  ber  liefe  ber  ^infter- 
ni^  }um  Sid^te  ber  SEBeiSl^eit  unb  SBal^rl^eit  empor« 
getaud^t  mar"  (c.  1),  mirfte  er  nod^  auf  bem  ^omm 
in  SRom  al§  9ied^tganmalt  (c.  2;  Dgl.  LactantiuB, 
Inst.  5,  1 ;  Hieronymus,  De  Tiris  illustr.  58 ; 
beSgl.  Epist.  70  ad  Magnum).  9löl^ere8  über 
il^n  iß  nid^t  befannt.  9lad^  ber  SReinl^eit  feines 
@tils  gu  fd^Ue^en,  ßammte  er  auS  3talien;  bod^ 
iß  eS  eine  leere  !Bermut]^ung  Dan^oDend  (f.  u.), 
ba^  er  in  SBreScia  geboren  fei.  9lcit  Unr»^t  iß 
aud^  au§  ben  SBorten  bed  SäciliuS:  Girten- 
sis  nostri  testatur  oratio  (c.  9,  6) ,  gefd^Ioffen 
morben,  SRinuciuS  fei  ein  ^Ifrilaner  getoefen,  ba 
ße  nur  im  @inne  bed  SöciliuS  gefagt  ßnb  unb 
bie  l^eibnif d^e  9leIigion3gemeinf d^  anjeigen.  SS« 
ciliuS  mag  immerl^in  ein  ^frUaner  gemefen  fein 
(Dgl.  c.  31, 2).  OctaDiuS  aber  mar,  bad  fei  gleid^ 
l^ier  bemerlt,  bamalS  aß  3uriß  in  SlfrUa  tl^ötig; 
benn  er  mar  über  ba§  9Reer  nad^  9lom  gefommen 
(. . .  Octavii  disserentiB  de  navigatione  nar- 
ratio;  c.  3,  4).  SRinuciuS,  ber  SSerfaßer  ber 
Sd^u^fd^riß,  ßanb,  urie  mir  auS  biefer  felbß  er« 
feigen,  auf  ber  ^öl^e  ber  ))]^iIofoD]^ifd^en  unb  äftl^e« 
tifd^en  IBitbung  feiner  3eit  unb  fd^rieb  aud^  für 
®ebilbete.  Sr  l^atte  ßd^  bie  gan}e  antile,  fomol^I 
gried^ifd^e  al§  römifd^e  Siteratur  ju  eigen  gemad^t 
(Dgl.  c.  21)  unb  bur^  baS  Stubium  ber  clafßfd^ 
S)id^ter  unb  ®efd^id^tfc^reiber,  ber  SC^etoren  unb 
$]^iIof  opl^en  auf  eitiged  Sßißen,  @prad^gemanbt]^eit 
imb  hinßgered^te  3)iale!til  gemonnen. 

L  2)ie  Slpologie  Octavius  iß  bie  ölteße 
auf  un§  gefommene  d^rißUd^e  @d^u|fd^rift  in  la- 
teinifd^er  @prad^e  unb  iß  nad^  9lrt  oer  S)i§t>uta« 
tionen  Sicero^S  in  bialogifd^er  t$orm  Derfa^t.  Sie 
entl^ält  in  fnapper  gfaßung  unb  in  mol^Iburd^bad^ 
ter  Orbnung  aUeS,  ma§  bie  Reiben  im  2.  äal^r« 
l^unbert  gegen  bie  d^rißlid^e  ^Religion  Dorbrad^ten, 
unb  maS  bie  ^ologeten  ermieberten.  Wt  „Qt^tti 
ba§  S^rißentl^um  unb  feine  iSelenner  beßel^enben 
ißorurtl^eile  unb  Sinmenbungen  merben  barin  mit 
Sebenbigleit  unb  @d^e  bargelegt,  aber  aud^  mit 
®eiß,  @d^arfßnn  unb  Ser^jamleit  afö  nid^tig 
ermiefen"  (3:eußel«©d&mabe,  ^cfd^id^te  ber  röm. 
ßiteratur,  5.  3luß.,  Seipaig  1890,  927—928). 
S)ic  tjorm  lel^nt  ßd^  an  bie  clafßf^en  SSorbilber, 
befonberS  an  bie  lateinifd^en  tiuctoren  Cicero, 
fiiDiuS,  S3irg«,  DDib,  libuH  an.  3)er  ©tu  Der« 
xäti)  ©efd^madf  unb  Slegan^  unb  lä^t  ßd^  nur  mit 
ber  reinen  SDarßeüung  be§  SactantiuS  Dergteid^en, 
megl^alb  SRuralt  mit  Siedet  bemerf  te :  Majore  etiam 
quam  Lactantius  jure  christianns  Cicero  dici 
potent  Minncius  (ed.  Turici  1836).  9tl§  SSor« 
lagen,  au§  benen  er  mörtlid^e  Zitate  entnal^m,  be« 
nu^te  er  bejonberS  Sicero'S  brei  IBüd^er  De  natura 
deonim  unb  bie  ^Wtx  De  divinatione.  3)a8 
Sl^rißentl^um  iß  im  Octavius  an  bie  ©teile  beS 
@toici§mu§  getreten,  mcld^em  S!Rinuriu§  Dor  fei« 
ner  Sefel^rung  ol^ne  Stoeifel  jugetl^an  mar.  ®ar« 
au§  erllören  ßd^  au^  bie  ^nRönge  an  ©eneca'd 

49 


1539  aJltnuciuS  Sfelts.  1540 

@d^riften  De  Providentia  (t)gt.  c.  36  sq.)  itnb  über  ba§  3:ran8fcenbentale  }u  6eft|en  borgöBen. 

De  superstitione,  tote  einige  un§  erl^altene  ^ftog*  S)urd^  bie  SSere^nmg  ber  ®5tter  fei  9lom  px 

tncntcbtefe§öerlorenen93ud^e§betDeifen.©eine3eit=  äBeltl^errfd^aft  gelangt;  bolzet  erfd&eine  eS  gerotjlcn, 

genoffen  übertrifft  SOWnuciuS  an  femigem  3lu§=  in  banfbarcr  3lnerfennung  il^reS  S(^u|eS  bei  ba 

brud  ol^ne  $run!  unb  SEBi^elei.  ßaum  h)irb  man  angeftammten  äieligion  ber  Sl^rnen  In  t)erble3en 

ben  %on  eines  ^roDinjialen  oemel^men,  am  oller"  unb  ben  fiaatSgefäl^rlid^entiltl^eiSmuS  ber  @^dpen 

menigften  aber,  toit  man  frül^er  angenommen  l^at,  gu  t)ertt)erfen,  toie  benn  oud^  bie  Stl^ener  bie@ot> 

fog.  afrifanif d^eS  Sotein.  —  Die  SSeronlaffung  teSIäugner  au§  ©tabt  unb  Sanb  Dcrtrieben  litten. 

gurSlbfaffungberSlpoIogiemarnoc^SKinuciuSfoI«  ®ie  griöolität  ber  gl^riflen,  weld^  bie  6ötttt 

genbe.  äBäl^renb  ber  ^erbftferien,  ba  bie  ©efd^öfte  unb  ®ö^eno))fer  t)erabfd^euten,  fei  um  fo  mphtm 

auf  bem  gorum  mieten,  l^atte  jid^  DctaöiuS  3a»  ber,  meil  fte,  au8  ber  unterften  §efe  be§  SSoIIeS 

nuariuS  jum  93efud^c  feines  SugenbfreunbeS  9J?ar»  entfproffen,  abfd^eulid^en  Saftem  fröl^nten:  her 

cuS  aJlinuciuS  tS^lii,  mit  bem  er  bie  juriftifd^e  Slutfd^anbe.gefd^Ied^tlici^enSluSfd^weifungen,  einet 

Saufbal^n  unb  bie  ^efel^rung  gum  S^l^riftentl^um  t)erh)erfli(i^en®e]^eimlel^re,ber9lnbetungeine§@e' 

gemein  l^atte,  über  bie  @ee  md)  fftoxa  begeben,  freugigten,  ber  JKnberfd^Iödbterei  unb  tl^^ejlif^ 

Scibe  gfreunbe  mad^ten  nun  eines  SageS  mit  bem  SKa^Ijeiten  (c.  9).    äl3  Scloeife  l^ierfür  mod^ 

Reiben  S^öciliuS  9lataIiS,  ber  mit  SRinuciuS  in  (SöciliuS  bie  ©e^eiml^altung  il^reS  SuItuS,  ine 

9tom  in  einem  ^aufe  mol^nte,  einen  9tuSpug  nad)  näd^tlid^enSufammenfünftcbenTOangelonöffent» 

ber  §afenftabt  feftia,  um  ein  ©eebab  ju  nel^men.  lici^en  Sempein  unb  9tltären,  fomie  bie  SSBiber« 

SEßäl^renb  fie  am  9KeereSftranbe  bal^inmanbelten,  ftnnigfeit  il^rer  ©loubenSIel^re  geltenb.  SIS  tw> 

warf  KäciliuS  bem  Silbniffe  ber  ög^ptifd^en  ®ott«  nunfttoibrig  erfd^einen  i^m  bie  ©inl&eit  mib  ffl« 

l^eit  ©erapiS  einen  ^anbfu^  }ur  t)ere]^rungSt)oIIen  gegenmart  ®otteS,  ber  Untergang  ber  SBelt  bnr^ 

ajegrü^ung  gu.    OctaöiuS,  l^ierüber  entrüftet,  S^er,  bie  ^luferftel^ung  beS  9Kenf d^nleibeS  tum^ 

mad^te  SKinuciuS  9Sortt)ürf e,  ba|  er  feinen  Sreunb,  bem  lobe,  bie  SSermerfung  ber  Seic^enoerbremnmg, 

ber  grobfinnlid^em  ®5^enbienft  l^ulbige  unb  am  bie  göttlid^e  SuSerhja^Iung,  meldte  ber  fiel^  Dom 

Irenen  läge  über  ©teine  jtolpere,  in  feinem  ^n»  t$atumgIeid^!ommeunb®ott5umungere(^tenXi(l^ 

toal^ne  belaff e.  hierüber  Derbroff cn,  l^atte  KöciliuS  ter  ftemple.  95ei  biefen  Ungereimtl^eiten  fotttoi  hie 

"  r  bie  Unter]^altung  ber  beiben  ßl^rifien,  meldte  Kl^rijtenil^reSeligionalSbieSluSgeburteinerfranf« 

d^  mit  ünbftd^er  9lait)etät  an  munterem  flnaben-  l^aften  ^l^antafie  aufgeben,  bamit  nid^t  9Ut»cibe^ 

piel  ergöjten,  meberSluge  nod^  Dl^r.    S)arflber  mörd^en  atte  Seligion  t)erbrängten(c.  10—13). — 

jur  SRebe  gefteHt,  mad^te  er  auS  feinem  SSerbruffe  3n  ber  Smif d&enrebe  (c.  14. 15)  belobt  SDWna» 

fein  ^el^I  unb  erbot  ftd^,  bie  angeftammte  l^eib»  ciuS  als  ©d^iebSrid^ter  bie  Stebegemonbtl^eit  bcS 

ntfd^e  SReligion  gegen  DctaöiuS  gu  Dcrtl^eibigen.  KäciliuS,  bemcrft  aber,  nid^t  Äebepnmf,  fonbeni 

2)ie  ^erauSforberung  jur  S)iSputation  n)urbe  an-  SBal^rl^eit  fei  baS  3i^I  ber  2)iSputation. 
genommen,  unb  bie  brei  t$reunbe  liefen  fid^  auf      2.  OctaDiuS  3anuariuS  ergreift  nun  baS  Sott 

bem  fjelfenbamm  am  SKecreSftranbe  nieber,  SJH«  jur  SSertl^eibigung  ber  d^riftUd^en  Seli« 

nuciuS  in  ber  SKitte,  bamit  er  groifd^en  ben  ©trei-  gion  unb  fül^rt  fie  mit  SRul^e  unb  SBürbe.  SSro» 

tenben  unparteiifd^er  ©d^iebSnd^ter  fei.  2)ieg  bie  erft  DermeiSt  er  auf  bie  SBiberfprüd^  beS  SäciliuS, 

Einleitung  (c.  1 — 4).  —  SDaS  SeligionS»  ber  bie  6i;iflen}  ber  ®ötter  mit  ben  ©feptifdn i« 

gefprä^  felbft,  meld^eS  SRinuciuS  fpöter  nad^  3^^^f^I  ft^Q^  unb  bod^  am  ®dtterglauben  na4 

Octat)iuS'  SBeggang  aufgeid^nete  unb  in  bie  gegen-  ber  Irabition  ber  Stömer  als  einer  noti^lDenbigea 

n)örtiget$orm  brad^te,  gerföQtnaturgemöl  in  jmei  unb  nü|Iid^en  äieligion  feftl^alte.  f»ierauf  rocSfA 

§auptt]^eile ,  in  bie  Apologie  beS  ^eibentl^umS  er  bie  gfreil^eit  ber  ©Triften,  über  irbtfd^  imk 

(c.  5 — 15)  unb  in  bie  ^ologie  bcS  S|riftent]^umS  l^immlifd^e  S)inge  ju  p^ilofopl^iren,  ba  bie^  fein 

(c.  16—38).  Sediere  erreid^t  faft  ben  breifad^en  3Konopol  einer  beöorjugtcn  SÖlenfd^enflafje^  {otf 

Umfang  ber  erftem.  IBeibemal  ift  ber  ^ologie  bem  einnatürlid^eSlBebürfni^beSbenfenbenSei« 

bittere  $oIemif  beigemifd^t.  2)ie  gtoei  legten  fta-  fteS  fei,  begrünbet  f obann  eingel^enb  ben  d^rip^at 

pitel  bitten  ben  gpilog  (39.  40).    1.  gäciliuS  TOonotl^eiSmuS  (c.  16—20),  fritijlrt  ben  ^I^- 

fül^rt  bie  Sertl^eibigung  beS  römifd^-^eib-  tl^eiSmuS,  ber,  mie  ©ul^ememS  nad^geioiefcn,  coA 

nifd^en  $oIt)tl^eiSmuS  unb  befd^uttigt  bie  ber  93erg5ttemng  ber  fetten  unb  ff 5mge  ber  Sor» 

®^riftm  beS  Sttl^eiSmuS,  ber  ©taatsfeinblid^feit  jeit  entftanbenfeiunb  gerabe  biebenKl^ripeninit 

unb  ©ittenlojtgfeit.  §)ierbei  gel^t  er  öon  ber  ©f epftS  Unred^t  angebid^teten  2a|ler  im  ®cf olge  ^ 

aus,  meld^er  Damals  bie  SDlel^raal^I  ber  ®ebitteten  (c.  21—28).  9Son  ber  ?PoIemif  feiert  er  nnder 

l^uttigte,  unb  bel^auptet,  bie  SBal^rl^eit  laffe  ftd^  gur  ^pologetif  gurüdP  unb  miberlegt  bie  oon  ben 

bei  ber  grünblid^ften  fjorfd^ung  nid^t  erfennen ;  ®cgnem  erl^obenen  Slnfd^uftigungen  ber  (S^rtP» 

Dom  Senfeitigen  gebe  eS  feine  juöerläfftge  ftunbe.  ?Punft  für  ?Punft,  inbem  er  ben  l^ol^en  ®xci>  9fm 

3ugteid^  läugnct  er  mit  ben  gpifurecm  bie  gött-  ©ittlid^f eit  unb  bie  Semfinftigfeit  il^rer  ©loubal» 

lid^e  Sorfel^ung  unb  SBeltregiernng.  Sei  ber  Un-  leiere  in'S  fiidbt  ftellt.  SOWt  Peigenber  Segeipenn« 

gemi^l^eit  ber  Singe  fei  eS  friöole  Slnma^ung  unb  gibt  er  bem  ®cbanfcn  3luSbrudt,  ba^  bie  gl^rigei 

unöerjeil^lid^e  Dbcrpäd^lid^fcit  ber  ßl^riften,  menn  bei  aller  ^Irmut  unb  gntfagung  reid^er  unb  gß*« 

fte,  aller  pl^ilofopl^ifd^en  Siftung  bar,  ®ett)i6]^eit  lid^er  feien  als  bie  Reiben,  ®ie  toofyct  ®ott«l- 


P 


1541 


aKinucluS  gcUs. 


1542 


nfcmitmfe,  ble  cbclfic  ©ittcnrcinl^cit,  ber  innere 
9riebe  mü>  bie  fidlere  |)offnung  auf  fünfttge  @eltg» 
fett  moc^e  fte  fd^on  ^ienieben  uial^rl^aft  glüdflid^. 
6d^ie|Ud^  tt)enbet  er  ftd^  gegen  ben  @feptici§mu§, 
mtt  bem  fein  @egner  begonnen  l^at,  unb  meist 
borouf  l^in,  bo^  oud^  bie  $]^Uofo))]^en  biefer  Sd^ule 
bie  Sajter,  gegen  »eld^e  fic  eifern,  felbft  begel^en, 
iDdl^fenb  bie  ß^riften  il^re  @törfe  nid^t  in  SBorten, 
fonbem  im  fittlid^en  SBanbel  ftnben.  hierauf 
fd^lielt  er  feine  @d^u^rebe  mit  ben  SBorten :  „2a^t 
uns  bem  91berglauben  fteuem,  bie  ®ottIofig!eit 
fu^en  unb  an  ber  molaren  SReligion  fürberl^in 
fcft^alten"  (c.  38).  3la(i)  einer  langen  ^aufe  er» 
fldrt  ftd^  £üciliu§  beftegt  unb  mänfd^t  OctQt)iu3 
®Iud  }um  @iege,  ftd^  felbfi  aber  ®Iüd  baju,  ba^ 
et  übet  ben  ärrtl^um  erl^oben  unb  t)on  ber  ßinl^eit 
imb  Sorfel^ung  ©otteS,  fomie  t)on  ber  Unfd^ulb 
unb  @ittenreitiü^eit  ber  S^^riften  überzeugt  toorben 
feL  Sebod^  erbittet  er  ftd^  naivere  ^uffd^lüffe  über 
einjelne  ^fragen  ju  feiner  Dollftänbigen  ^elel^rung 

&ben  nöd^ften  Sag.  3Rinuciu§  gibt  ber  gemein» 
en  Sfreube  SuSbrud.  5Run  treten  fie  in  frol^er 
Sttmnnmg  ben  Sluduieg  an,  SöciliuS  über  feine 
SSefd^rung,  DctaöiuS  über  feinen  ©ieg,  SKinuciuS 
fibcr  SeibeS  erfreut  (c.  39. 40). 

SDcr  ©iaiog  übertrifft  burd&  (unftfertige  Kom» 
twfttbn  unb  anmutl^ige  S^arfteÜung  alle  übrigen 
8tN)Iogien,  fomol^I  bie  gried^ifd^en  xoit  bie  lateini- 
\i^,  unb  seid^net  ftd^  aud^  l^inftd^tUd^  be§  ^nl^altS 
bttid^  obj[ectü)e  IBetrad^tung  unb  unbefangenes  Ur* 
t^  aus.  gform  unb  Snl^alt  beftätigen,  ba|  99li« 
midud  pl^Uofop^ifd^e  IBilbung  unb  bie  ftrenge 
Stillung  eines  äuriften  befa^. 

n.  9tbf  id^t  unb  ^IaubenSftanb))un!t  beS 
SlinuciuS.  @d^on  öfter  ift  eS  aufgefallen,  ba^ 
SKnitciuS  (eine  ©d^riftfteSen  in  feine  Sinologie 
eitigef[od^ten  ^at  unb  fpecififd^  d^riftlid^e  2)ogmen 
fSbn  @ünbe  unb  Sriöfung,  über  Srinität  utü)  6^ri» 
PoloQte,  über  ®nabe  unb  ^eilSmittel  nid^t  t)ortrögt. 
Sdbft  ba,  100  man  eine  nöl^ere  S)arfteIIung  beS 
^(dpid^ien  SuItuS  ertoarten  foQte,  fielet  er  l^ieroon 
ä  tmb  begnügt  fid^,  bie  Sel^auptungen  unb  S3or- 
ipfixfe  ber  ®egner  ^u  miberlegen.  2)iefe  @rfd^ei> 
nom  erllört  ftd^  jur  ®enüge,  menn  ber  3toed  unb 
ber  SeftrbeiS^  für  meldten  er  fd^rieb,  im  Sluge  be» 
|aBen  unrb.  SRinuciuS  fd^rieb  für  bie  gebilbete 
iUmtmÜt,  unb  }mar  für  fold^e  Sefer,  meldte  an 
9nieen  ber  Stellgion  Sntereffe  ^aiUn  unb  mit 
biet  ^otfd^  $]^Uofo))]^ie,  mte  fte  in  ben  @d^riften 
Ctoo'S  unb  @eneca^S  vorgetragen  ift  tool^I  t)er" 
iMEUt  ttxiten.  an  biefen  Greifen  mollte  er  bem 
C^nRentl^um  Singang  Derfd^affen.  hiermit  mar 
i^  feine  Aufgabe  oorgegeid^net.  3n  meifer  $e« 
n^^iotiig  fagt  er  bal^er  nid^t  mel^r,  als  er  nötl^ig 
tat  um  Sinl^eit  unb  f^fürfel^ung  ©otteS,  fomie 
bie  @tttenrettd^eit  ber  t)ielt)erleumbeten  d^rifilid^en 
flHott&enSgenoffenfd^aft  ^u  bemetfen.  ©erabe  biefe 
lefaiiirte  ^Itung  mu^te  einen  eigentpmlid^en 
Sd)  mb  eine  l^obe  Snjiel^ungSfraft  auf  bie  mabr» 
Mt  gebilbeten  Siömer  ausüben  unb  fie  t)eranla{f en, 
M  nä^  ffenninil  über  bie  d^riftlid^e  Sleltgion 


au  öerfd^affen.  SBie  fein  3ritgenoffe  3uftin  fud^te 
aud^  er  bie  Sinl^eitSpunfte  ^mifd^en  ^eibentl^um 
unb  Sil^riftentl^um  auf,  um  ben  ©egnem  eine 
golbene  IBrüde  }um  Uebergang  in  bie  Steigen 
ber  ßl^riften  p  bauen.  SDie  ©rörterung  ber  d^rifi« 
lid^en  2)ogmen,  meldte  ^ciliuS  mit  feinen  fßox* 
mürfen  berül^rt  ^ätte  feinen  potd,  ber  d^rifttid^en 
Seligion  ben  ©ieg  über  bie  l^eibnifd^e  in  Der« 
fd^affen,  nid^t  geförbert,  fonbem  in  l^ol^em  ©rabe 
gefdQöbigt.  ^ixx  bie  fpecififd^  d^riftlid^en  Seigren 
utib  religiöfen  ^nftitutionen  f^atkn  bie  ))l^iIofos 
p^ifd^  unb  jurifttfd^  gebilbeten  Slömer  mebcr  ©irai 
nod^  SBerftönbnife.  SJorerft  mußten  bie  ©runb- 
lagen  l^ierfür  gefd&affen,  bem  d^riftßd^en  SKono« 
tl^eiSmuS  bie  SBege  gebal^nt  unb  bie  l^errfd^enben 
SSorurtl^eile  jerftört  werben.  3u  biefem  S^tdt 
fiellte  SJlinuciuS  bie  neueSteligion  als  p]^iIofo))]^ifd^e 
©d^ule  bar  (fo  SöciliuS  c.  11, 6:  sectae  vestrae, 
unb  Octat)iuS  c.  40,  2 :  sectae  nostrae).  (Sx 
fd^Iug  l^iermit  ein  öl^nlid^eS  SScrfa^rcn  ein  toie 
bie  gried^ifd^en  9U)oIogeten,  meldte  nad^  ii^rem 
Uebertritt  5um  Kl^riftentl^um  fortmöl^renb  ben 
$]^iIofo|)]&enmanteI  trugen  (5.  S.  Suftin;  Dgl. 
Tertull.  De  pallio).  ffiafe  ber  SSerfaffer  ftd^  fei- 
ner 3urüd]^altung  mol^I  bemüht  mar,  gel^t  auS  ber 
©d^Iufebemerfung  l^eroor :  KäciliuS  fagt  l^ier,  ba| 
aUerbingS  in  ber  ^auptfad^e  (summa  quaestio- 
nis)  ginl^eit  ergielt  fei,  onbere  fünfte  jebod^  )u 
feiner  „völligen  Selel^rung"  meiterer  Stufflärung 
bebürften.  ©ei  ber  SSilbung  beS  ffierfafferS  l^ötte 
man  öon  einer  mangeH^aften  ©arfteBung  ber  d^rifl» 
lid^en  Sebren  bei  il^m  nid&t  reben  follen;  bie  logifd^e 
S)urd^fü]^rung  feines  Sl^emaS  fd^Iie^t  im  SSorauS 
bie  IBel^anblung  ber  d^riftßd^en  2)ogmen  unb  beS 
SuItuS  aus.  aJlinuciuS  möre  ftd^  felbfi  untreu 
gemorben,  menn  er  anberS  gel^anbelt  l^ütte.  SBol^l 
überbad^t  ift  aud^,  ba^  er  fid^  meber  auf  ©d^rift" 
te^te,  nod^  auf  bie  ©ibQtten,  bereu  Unöd^t^eit  il^m 
ol^ne  3tt>«fc^  befannt  mar,  beruft.  SQBenn  3uftin 
unb  anbere  gried^ifd^e  älpologeten  anberS  l^anbel« 
ten,  fo  fann  an  i^nen  ber  tnappt  ©til,  bie  ftrenge 
Slnorbnung  beS  ©toffeS  unb  bie  logifd^e  ©ebanfen« 
folge  mie  an  SKinuciuS  nid^t  gerühmt  merben. 
S)a^  übrigens  9J{inuciuS  bie  obengenannten  S)og» 
men  beS  ^l^riftent^umS  mol^I  fannte  unb  bie  un« 
üerfölfd^te  apoftolifd^e  ßel^re  üortrug,  gibt  ber  Octa- 
vins  me^rfad^  5U  erfennen.  9Son  ber  SBerel^rung 
beS  ffreujeS  unb  öon  ber  göttlid^en  9latur  beS  ©e- 
freujigten  fprid^t  er  c.  29,  2 — i:  „9lid^t  ,ein 
ffierbred^er*  ober  ,6rbenfo]^n'  ift  eS,  an  ben  bie 
Sl^riften  als  il^ren  ©ott  glauben.  3a,  bebauemS« 
mertl^  ift  ber,  beffen  ganje  Hoffnung  auf  einem 
fterblid^en  ÜJlenfd^en  berubt;  benn  aß  feine  ^ilfe 
ift  mit  bem  2obe  beS  JÄenf d^en  ju  gnbe."  Sie 
9lot]^mcnbigfcit  ber  ©nabe  beutet  er  c.  11  bamit 
an,  ba^  bie  ©d^ule  ber  g^riften  alleS  Sl^un  ©ott 
äuf d^reibe ,  mie  5lnbere  bem  ©d^idfal ;  ba^  nid^t 
ber  freie  Sntfd^Iu^,  fonbem  bie  9i[uSermä]^Iung  für 
baS  ©^riftentl^um  geeignet  mod^e.  2)ie  Seigre  t)on  ber 
rcolen  ©egcnmart  ßl^rifti  in  ber  l^eiligen  Sud^a- 
riftie  ifl  beutlid^  auS  ber  SJerjermng  bief  eS  ©eljeim« 

49* 


1543 


3WinuciuS  Qfclis. 


1544 


nijlcs  c.  9  jtt  erfenncn.  6in  nöl^crcS  ßingel&ett  (ögt 
c.  30.  31)  auf  d^riftBd^c  %mpt\  unb  «Itäre,  auf 
ßud^ariftic  unb  Di)fcr  l^ötte  il^n  jum  SJcrratl^cr 
bcr  d^riftlid^en  ®c]^cimnif|c  qmaä)i.  §tcmad^  ift 
bie  SBel^auptung  SRid^arb  JHl^nS  }u  beurtl^eUen, 
^üt  bcr  ©d^u^f^rift  bc§  aRtnuciuS  QfeKj,  im  Sc 
fonbem  in  ber  Siebe  be§  DctoöiuS,  fei  nid^tS  2ln« 
bereS  alS  ein  2lu§bru(f  bcr  pcrfönttd^cn  Sluffoffung 
il^reS  l^cibnifd^  gebilbcten  SerfafferS  aufd^cn"  (S)cr 
OctaviuB  beS  SJl.  gfclis,  eine  l^eibnif^^pl^ilofo« 
})]^ifd^c  atuffgffung  öom  (S^riftentl^um,  Seipaig 
1882,  ©.  vm).  hieran  ift  nur  fo  öicl  »al^r,  ba| 
ber  mit  bcr  Poifd&en  ^]^iIofo})]^ic  öcrtraute  g^nft 
Dom  ©tanbjjunfte  bcr  l^errf d^enben  3«itp^i^of o^j« 
aus  ben  d^riftUd^en  ÜRonotl^ciSmuS  al§  ba§  allein 
toal^rc  j)]^ilofo()]^ifd^e  ©Aftern  ju  red^tfertigen  unb 
bie  lanblöufigen  Stnllagcn  be§  gl^riftcntl^umS  ju 
n)iberlegen  fud^t,  um  bie  gcbilbcte  SSömcrtoelt  bem 
Kl^riflentl^um  geneigt  unb  für  meitere  SBcIel^rungen 
(Dgl.  c.  40)  ettH)fängIid^  ju  mad^en.  Me  Setoeife, 
wcld^c  er  Dom  ©tanbpunfte  ber  Vernunft  für  bie 
d^riftlid^e  SSeligion,  für  bie  ßinl^cit  unb  ^Proöibcnj 
®otte§  geltcnb  mad^t  gel^ören  ebenfo  tool^I  bem 
Kl^riftcnt^umc  als  bem  ^eibcntl^ume  an ;  fic  finb 
jic^t  nod^  braud^barc  Argumente  unb  toerben  tl^at« 
fäd^Iid^  in  ber  d^riftlid^cn  9icIigion8p]^Uofo})]^ie  unb 
3ll)oIogctit  too  t>om  natürlid^en  6rf enntni|l)rincip 
ausgegangen  toirb,  nod^  l^eutc  t)tmtxtf)tt  Stin 
einziger  ©a|  beS  SKinuciuS  Derftö^t  gegen  bie 
d^riftHd^e  ßcl^re.  Sic  JRed^tfertigung  ber  cinjelnen 
@ö^e  bei  SlUnuciuS  gegen  bie  SBcl^auptung  einer 
l^eibnifd^»})]^iIofop]^ifd^en  9tuffaf|ung  be§  Kl^riften» 
^umS  l^at  Otto  ©friflenberger  unternommen  in 
feinen  ,,©tubien  jur  ^l^ilofopl^ie  ber  |)atriftifd^en 
3eü"  (Sal^rb.  f.  $^iIof.  u.  f|)ccul.  Sl&eol.,  l^erauS- 
gegeben  Don  ß.  Eommer,  3.  Sol^rg.,  ?Paberbom 
1889,  104. 146.  260).  ®abei  ift  im  Sluge  su 
Bel^alten,  baj  SJlinuriuS  SSurift,  nid^t  Il^cologe  Don 
tJoc^  mar;  f^on  SactantiuS  l^at  jutreffenb  bemerft: 
Hnjus  über,  cui  Octavio  iatulus  est,  declarat, 
quam  idoneus  yeritatis  assertor  esse  potuisset 
(Minucius),  si  se  totum  ad  id  studium  con- 
tulisset  (Lactantii  Instit.  div.  5,  1). 

m.  ©elbftänbigfeit  unb  3lbfaffung§- 
jeit  beSOctavius.  ®a über  SJlinuciuS' naivere 
SebenSDcrl^öItniffc  unb  Uterarifd^e  3:]^ätigfcit  otte 
9lad^rid^ten  fel^Icn,  tonnte  bis  l^eute  barüber  ge= 
ftrittcn  merbcn,  ob  SertuIIian,  beffen  ©d^riftcn  baS 
®cl)räge  bcr  Originalität  an  fid^  tragen,  ober  2JU= 
nuciuS  SfcÜE  bcr  SRul^m  gebühre,  bcr  erftc  latci« 
nijd^e  ftird^enfd^riftftcncr  pfein.  Unftreitig 
löfet  fid^  in  ©cbanf  cn  unb  SluSbrudf  eine  auff  ollcnbc 
SSermanbtf d^af t  ^mifd^cn  bem  Apologeticum  3:cr« 
tuIIianS  unb  bem  Octavius  bcS  aKtnuciuS  nid^t 
Derfcnncn;  biefe  ift  aud^  bis  jum  Ucbcrma^  nad^= 
gemiefen  unb  burd^  parallele  ©cgenübcrftellung 
anfd^aulid^  gcmad^t  morben.  hierbei  mürbe  freUi^ 
Dielfad^  bie  SKöglid^fcit  überfeinen,  ba^  beibc 
©d^rififtctter  auS  gcmcinfamer  brittcr  OucDc  ge« 
fd^öpft  l^aben  fönncn.  ScbenfaDS  ift  cS  Dcrfel^It, 
mit  JReitl^ma^r  (bei  ajlöl^ler,  ^atrol.,  SRcgcnSb. 


1840,  791)  aus  bem  Spalter  XertuOtanS,  „bcr 
feinem  ganzen  SBcfen  nad^  in  ®eifl  unb  ©(»rod^ 
origincB  ift  unb  frembe  ^formen  )u  cotriren"  txc 
fd^mol^t,  auf  feine  $rioritöt  p  fd^Iiegen  unb  o^ 
SBeitereS  gu  bcl^aupten,  aJlinuciuS  gfelis  l^be  »oaS 
bem  Apologeticum  ol^ne  Sngabe  ber  €Mt 
©tcHen  in  feine  ©d^rift  eingeflößten*.  SHe  cte« 
ren  Herausgeber  unb  ^Kommentatoren  festen  on^ 
oft  ben  SScrfaffer  beS  Octavius  nad^  SeduHum 
unter  Berufung  auf  ben  ffi.  ftieron^muS,  bcr  b» 
Slcil^e  ber  tateinifd^en  ffird^enfd^ftfteQer  mitI4t^ 
rem  beginnt  (De  virr.  ill.  53.  58).  afflein  ^ 
rouQmuS  lagt  aud^  fonft  bie  d^nologifd^  Dd)* 
nung  Dcrmi^cn  ober  l^at  ftd^  in  feinen  Angaben 
geirrt.  3.  SDaniel  Dan  §oDen  nmr  ber  erjie,  xoA' 
ßcr  aiUnuciuS  für  baS  öltefte  @Iieb  bcr  Wf 
nifd^cn  $atriftü  erflärte  unb  auS  ©rünben,  tod^e 
bie  genaue  jf enntni|  ber  bamaligen  3^itDec^* 
niffe  behmben,  in  bie  3cit  beS  ÄaiferS  SMok 
^urcl  fc^te  (Epistola  hi8t.-crit.  de  vera  aetate, 
dignitate  et  patria  M.  Minuc.  FeL,  in  fctnci 
Campensia,  Campis  1766, 1  sqq.,  abgebnidtii 
SinbnerS  2.  ^uSgabe  beS  ^nuc.  g^lqr.  Longo* 
salissae  1773,  261  sqq.).  9ug.  SldSler  durale 
fid^  in  feiner  Sibliotl^ef  bcr  ffird^cnDäter  (Seipjij 
1776)  bal^in,  bafe  er  ben  Octavius  beS  3K.pj 
nid^t  für  eine  9{ad|al^mung  Don  2:ertuIIianS  Apolo- 
geticum l^altcn  fönne.  ^cl^nli^e  Urti^eile  fflUefi 
Sugtmirm  in  feiner  Ueberfe^ung  (fymi.  1824), 
Heinrich  9Reier  in  feiner  Commentatio  de  IGn. 
PeHce  (Turici  1824),  Sübfcrt  in  feiner  «uSgoh 
beS  Octavius  (fieipaig  1836),  9Hebu]^  in  fraer 
SluSgabc  Don  M.  Clorn.  Frontonis  BeL  (BeroL 
1816, 189,  not.  3),  fomie  in  feinen  ftL  ©!Wto 
(2.  ©amml.,  Somt  1843, 56),  6.  D.  aRuroIt  (E 
Minucii  Felicis  Octavius,  Turici  1836,  fto- 
leg.),  bie  Sitcrarl^iftorücr  ®.  Scml^arb^,  SB.  6. 
3:cuffel  u.  9t.  Scml^arbt)  fe^t  il^n  toeit  Dor  ler* 
tuttian  unb  munbcrt  fld^,  ba^  il^n  3ofe))]^  ©coSgec 
für  einen  Scitgenoffcn  iertidlianS  l^ett  unb  We 
nod^  unter  ^cliogabaluS  (218 — 222)  J^enAcift 
(®runbri6  bcr  röm.  Sit.,  5.  SSearbcitung,  Stanm« 
fd^mcig  1872,  978).  2euffcl=@<]^mabe  (5.  «rp. 
928)  fc^en  ben  Octavius  gieid^jeitig  mit  bem  SR» 
ratorif(5cn  fSfragment,  alfo  um  baS  3W^  170. 
SRit  miffcnf^aftlid^er  ScmeiSfroft  unb  mit  be^ 
grfolge  ermicS  in  neuerer  3^it  Sbolf  &€d  W 
^ronologifd^c  Priorität  beS  Octavius  Dor  b« 
Apologeticum  beS  SertuIIian  in  feiner  Wifj^b" 
lung  „2:ertunianS  Serl^ältni^  ju  2».  fJWfe'  Ö« 
ben  m^anbl.  bcr  !gl.  fäd^f .  ©efefifd^ft  ber  SM|j» 
fd^aften  XH,  pl^ilol^lftift.  ftlaffe  V,  &iw.  18« 
bejm.  1870,  321—386).  ßbertS  gäcmetefäJjno» 
bog  m,  Sclis  aus  giccro'S  93ud^  De  nataft 
deorum  Diele  ©teilen  entleiht  l^abe,  unb  balZff* 
tullian  im  Apologeticum  Don  !D2inuciuS  db^&qh 
fei,  fanb  faft  allgemeine  3uftimmung.  llitfer  5h» 
bereu  traten  il^m  bei  %f).  SMm,  melier  im  Octa- 
vius anflöngc  an  getfuS  (SelfuS'  SOBal^  SB«t 
3ürid^  1873,  151  ff.)  finbet,  «Ib.  fymi  {i» 
tuIIianS  Seben  unb  ©duften,  Erlangen  1877), 


1545 


aJlinuciuS  gfcliy. 


1546 


g.  £ubtoi9  (»urPanS  Sal^rcSbcrid^t  XIV,  1878, 
117),  ®.  3lat]&.  Sonmctfd^  (®ie  ©d&riftcn  Scr- 
tulliand  nad^  ber  3cit  i^rer  älbfaffung  unterfud^t, 
3nau8.-®incrt.  öon  ©orpat  Sonn  1878,  21), 
9em]^.  S)om6art  (in  f.  2.  SuSgabe  bejm.  Ueber» 
fe^g  bed  Octavius,  {Erlangen  1881,  Stnieitung 
e.  Xm),  JR.  flü^n  (in  ber  oben  emäl^ntcn  ©iffer- 
toHon,  2eil)jig  1882,  SSorm.  ©.  V). 

SB.  i^rtel  hingegen  f  od^t  SbertS  iBetoeiSfäl^rung 
unb  Kefultat  an  (Seitfd^rift  für  bie  öfterr.  ©qmn., 
20.  3ö]&rg.  1869,  348—368),  ol^nc  jebo^l  bic 
Sb^angtgfeit  bedäJlinuciuS  Don  SertuUion  5U  be- 
haupten. Sr  tt)ill  bie  Serül^rungen  bed  Octavius 
mit  bem  Apologeticum  barauS  erflören,  ba^ 
SRimtdud  unb  ^ertuHian  unabl^ängig  oon  einan- 
bcr  eine  öltete  lateintfd^e  Slpologie  benu^t  l^ötten, 
eilte  f)9potl^efe,  meldte  bie  f^frage  nid^t  entj^eiben 
hnm  unb  o^ne  ^mingenben  ®runb  nid^t  l^ötte  auf» 
gefkOt  »erben  foQen.  S)q§  Apologeticum  ^eige 
bcn  Sor^ug  einer  fd^örfem  unb  tiefem  ©ebanfen- 
cnttmdlung,  ber  Octavius  l^abe  baS  SSerbienft 
einer  onmutl^igen  glatten  SluSbruäSmeife,  tteld^e 
bem  Suctor  l^ie  mü>  ba  ben  töufd^nben  @d^ein 
ber  Originalitöt  Derleii^e.  Sn  ^artel  f d^Io|  ftd^ 
&  S)efjau  (Ueber  einige  änfd^ri^en  auS  Sirta,  in 
9cnned  XV,  1880,  471  ff.)  an,  »eld^er  ben  5la- 
nen  SöciliuS  92atan§,  ber  ftd^  auf  6  au§  ben 
äd^imi  211—217  fiammenbenSufd^riften  in  ben 
Statacn  beS  alten  Sirta  Qe^t  Sonfiantine)  Dorf  anb, 
Vit  bem  SöcüiuS  92ataIüS  unfereS  S)iaIog3  tben« 
tificirt  unb  fo  bie  9lbfaffung  beSfelben  in  bag 
8. 3a]^]^unbert  l^erabrüdCt.  ^ud^  (&.  Jllugmann 
(3enaer  2ü.-3eitun8  V,  1878, 56)  unb  §.  SRöufd^ 
(8erL  pl^üol.  SBod^enfd^rift  1884,  333)  erflörten 
M  gegen  bie  99e)oei§fraft  ber  SluSfül^rungen 
CbertS,  meld^r  auf  bie  £enben5  unb  ben  S^arafter 
bct  beiben  Slpologien  ba§  größte  &miä)t  gelegt 
^.  S.  Bäfv^  fud^te  ber  3lnftd^t  C)artetö  bie 
toiffmfd^Iid^  IBegrünbung  5u  geben  unb  fd^Io| 
mi  ber  9rt,  toxt  üninuciuS  ben  Sicero  unb  Ser» 
talian  mit  SSermif d^ung  ber  urfprünglid^en  OueUe 
berntt^te,  bag  ZertuUian  bem  9R.  ^\ii  vorgelegen 
^fibt  (SHe  9bfaffung§5eit  ber  Apologie  Octavius 
bcS  9R.  Sfelis,  in  ben  Sal^rb.  für  proteft.  Sl^eol. 
Vn,  2eipg.  1881,  485—506).  3uglcid&  »ifl  er 
fan  Octavius  eine  genaue  ®(|ilberung  ber  3^it' 
Ml^&Itmf[e  Dor  SluSbrud^  ber  biodetiantf d^en  3$er> 
fo^ng  finben,  fo  bag  berfelbe  ^mifd^en  300  unb 
808  terfa^t  lo&re.  hingegen  trat  ^.  ©demente 
ttM)er  fär  bie  ^ßriorität  be§  m.  ^tlxi  ein,  inbem 
cc  onS  ben  @teDen  beiber  SBerfe,  meldte  auf  an> 
bccc  Oudlen  surädtjufül^ren  feien,  genau  5U  unter- 
fd^cibeit  fttd^t,  loeld^e  von  beiben  SSerfionen  bem 
Ordinal  mn  nöd^ften  fielet  unb  ber  anbem  ^u 
Annibf  liegen  fann  Oal^rbüd^er  für  prot.  Sl^eol. 
n,  1888, 263).  «udft  g.  I.  SRcdf  trat  für  gbcrtS 
ewctfiful^rung  ein  (3».  gelis  unb  SertuOian,  in 
bor  a^L  Ouartalfd^r.  LXVm,  £übing.  1886, 
64—114).  (Sx  iiti^i  bie  Don  @bert  angefül^rten 
^^axoBüttt  ber  beiben  ftird^enf d^riftfteller  nod^matS 
ii  Setiad^  toeU  er  mit  ftarl  ^o^.  92eumann  in 


ber  Slecenfion  öon  P.  bc  gfelicc'8  Etüde  sur  TOc- 
tavius  de  Minucius  Felix  (Bleis  1880)  ber  Sn* 
ftd^t  ift,  ba|  SbertS  SRefuItate  „einer  tl^eilmeifen 
Segrünbung  bebürftig,  aber  aud^  fö^ig  feien" 
(Sl&eol.  Sit.-3eitung  VI,  1881,  ©p.422).  hier- 
mit f d^ien  bie  (SontroDerf e  ju  (Snbe  geführt  ju  fein. 
Mein  neuerbingS  Dert^eibigte  gr.  ^U^elm  in  fei« 
ner  ©iffertation  De  M.  FeUcis  Octavio  et  Ter- 
tulliani  Apologetico  (Vratislaviae  1887,  aud^ 
im  II.  99b.  ber  SreSlauer  p^ilol.  Slbl^anblungen 
1888)  abermals  ^artelS  3luffteIIung.  Unter  @ut- 
l^eigung  ber  ÜJleti^obe  @d^tt)enfe'3  fud^t  er  auS  ber 
^ergleid^ung  ber  benu^ten  lateinifd^en  unb  grie- 
d^if($en  ^uctoren  ben  Sett)eiS  5U  erbringen,  ba| 
^-  S^Ks  gleid^^eitig  mit  S^ertuUianS  Apologeti- 
cum ober  fogar  nod^  fpöter  an(|ufe|en  fei.  äß.  t>. 
^artel  l^ölt  ben  SemeiS  bimd^  biefe  „gelungene  unb 
eingel^enbe  Slbl^anblung"  für  erbrad^t  unb  fud^t  ben- 
felben  burd^  @egenüberfteUung  Don  Seiten  au8 
£ertunian3  ©d^riften  Ad  nationes  imb  Apolo- 
geticum mit  bem  Octavius  )u  erl^ärten  ($atri* 
ftif d^e  @tubien  in  5U  TertuU.  Ad  nationes,  in 
ben  @i|ung§ber.  ber  faiferl.  ^fabemie  ber  Sßiffen- 
fd^aftcn,  p^ilof.-^ift.  ftlaffe  CXXI,  ffiien  1890). 
S)ie3cit  berSbfaffung  ift  annäl^emb  burd^ 
bie  ^mei  befprod^enen  Snftd^ten  über  bie  Priorität 
beS  Octavius  ober  be§  Apologeticum  angebeutet. 
S)a§  Apologeticum  ift  gegen  Snbe  beS  2. 2hi]^« 
l^unbertS,  nad^  SSonmetfd^  im  3. 197,  nad^  C^bert 
um  198,  nad^  ^rtel  nid^t  nad^  199  oerfagt.  ^ier- 
nad^  umre  ber  S)iaIog  beS  9)1.  gf^Iis,  faSS  er  nad^ 
SertuUianS  @d^u^fd^rift  Derf  a|t  möre,  )u  SluSgang 
beS  2.  ober  )u  Anfang  beS  3.  äal^rl^unbertS  anju- 
fe^en.  Signet  man  i^m  aber  bie  ^rioritöt  ju,  fo 
ift  er  öor  bem  3a]^re  197  Derfa|t.  Sl^.  fteim 
fommt  ber  SBal^rl^eit  nal^e,  nenn  er  im  Octavius 
bie  3eit  beS  SRarcSlurel,  einSSUb  ber  Saläre  150 
bis  180  ftel^t,  töufd^t  ftd^  aber,  rnerni  er  in  bem« 
felben  eine  99e(ömpfung  beS  SetfuS  erblidtt.  S)a 
er  biefe  ©treitfd^rift  auf  baS  äal^r  178  anfe|t,  lögt 
er  ben  Octavius  hm  t)or  180  oerfagt  fein  (Sd- 
fuS'  ffial^reS  ffiort,  3ünd&  1873,  154).  3fafl  auf 
bie  gleid^e  3cit  fommt  %  ßbert,  iebod^  au§  anbe- 
ren  ©rünben.  Sie  9lrt,  toie  beö  Sronto  im  Octa- 
vius gebadet  tt)irb  (c.  9  u.  31),  fe|t  biefen  Stl^etor, 
ber  um  168  ftarb,  als  eine  oHgemein  befannte  $er- 
fönlid^feit  Don  großer  Suctoritöt  DorauS:  bieg 
fann  nid^t  lange  3^t  nad^  feinem  Sobe  ber  ^oä 
gemefen  fein.  3fcmer  pnbet  6bert  im  Octavius 
nid^t  blog  in  ftofflid^er  SBe^iel^ung,  fonbem  aud^ 
in  ber  ^rt  ber  opologetifd^en  SSel^anblung  eine 
fold^e  SSermanbtfd^aft  mit  ber  Supplicatio  pro 
Christianis  beS  ^tl^enagoraS,  bag  er  in  ein  unb 
bcmfclben  3citraum  mit  il^r  gef^eben  fd^eint 
S)iefe  ift  aber  177  Derfagt.  @o  tt)irb  man  mit 
gbcrt  auf  ben  Slnfang  ober  bie  SRitte  ber  ad^tjigcr 
Saläre  beS  2.  Sal^rl^unbertS  gefül^rt.  ffiie  Sielen- 
lid^feit  beS  Octavius  mit  ber  genannten  @d^u|* 
fd^rift  in  ©ebanfen  unb  ijform  ift  nid^t  )u  oer- 
fennen,  aber  bie  ^bpngigfeit  beS  ÜRinuciuS  t)on 
Sltl^enagoraS  faum  p  bereifen.  S5fd^  (SR.  tJfelii^ 


1547 


aJlipl^iBofet]^  —  aJliröuS. 


1548 


SSerl^öItnig  gu  Stl^enagoraS,  tu  ben  Sal^rb.  f.  prot. 
Sl^col.  Vm,  1882, 168  ff.)  ^at  bcn  3ufammen- 
l^ang  barjulegen  Derfud^t  @(i^toenfe  aüx  (eftreitet 
bcnfcffien.  SScrf.  bicfe§  glaubt  bic  ©Qtiruug  be§ 
OctaviuB,  t)on  feiuer  Priorität  überzeugt  auf  ba§ 
Sal^r  160  aufcjeu  ju  foHcu.  ®afür  fd^ciueu  i|^m  bic 
im  ©ialog  gcfd^iföerte  Sage  bcr  Sl^rifteu,  bic  öcr= 
l^öltui^mögigc  Shil^c,  meldte  im  Octavius  5U  Sage 
tritt,  uub  bie  tjorm  bcr  bamalS  gangbaren  3ln» 
f d^ulbipngen  gegen  bie  ß^l^riften,  tteld^e  bei  %ti)t« 
nagoraS  balb  barauf  ttrieberfel^ren,  bei  SertuBian 
aber  fd^on  eine  Derönberte  ©eftalt  angenommen 
l^aben,  ^u  fpred^en.  ®ie  erfte  Apologie  SuftinS, 
um  140  Derfa^t,  nic^t  aber  bie  3tt)eite,  meldte 
jmifd^en  161  unb  166  föQt  tt^itb  im  Octavius 
DorauSgefe^t.  Sa^u  f ommt  nod^  ein  entf d^eibenber 
®runb.  Um  bic  ßinl^cit  ®ottc3  unb  bcr  SBcIt» 
regicrung  ju  bctocifcn,  urt^eilt  3K.  Qfclij  fo  ab» 
fäfiig  öon  einer  ©oppelrcgicrung  (c.  18,  5),  bafe 
Die  @d^u|fd^rift  nid^t  möl^renb  einer  fold^en,  faum 
aud^  nacl  einer  fold^en  Dcrfa^t  fein  fann,  meil 
bann  eine  f o  f d^onungSlofc  @prad^c  nid^t  ungeftraft 
geblieben  tt)ärc.  S)oppeIregicrungen  aber  beftanben 
in  atom  jttifd^en  161  unb  169  unb  atoifd^cn  177 
unb  180.  S)emnad^  ift  unfer  S)iaIog  t)or  ba§  Sal^r 
161  auäufc^en. 

Siteratur.  3u  bcr  bereits  naml^aft  gcmad^ten 
Sitcratur  fei  goIgenbcS  beigefügt  S)ie  einstge  bcn 
S)ialog  cntl^altcnbc  §anbfd^rift  (auS  bem  9.  Sal^r» 
l^unbcrt)  beftnbet  ft^  in  bcr  Sibliot^c!  }u  $ari§ 
als  n.  1661  unb  ift  ein  ®efd^en!  bc§  ^apfteS 
fico  X.  an  Jlönig  tSxatti  I.  Don  gfi^anfrcid^.  %u3 
biefer  flo%  bic  Editio  princeps,  mlä)t  ^auftuS 
@abäu3  au3  S3ri£en  im  %  1543  ^u  Stom  Dcran- 
ftaltctc  unb  nadft  bcr  SBcif  d^rift  be§  ßobcj  (Amobii 
Liber  VJUL  explicit,  incipit  über  VUUL  feliciter) 
als  ad^teS  93ud§  bc§  apoIogetifd^^poIcmifd^cnäBcrfcS 
bc§  ^mobiuS  (AdversuB  nationes  liber  Vll) 
öcröffentlid^tc.  Unter  bemfclbcn  Jlamcn  erfd^ien 
bcr  S)iaIog  in  ben  ausgaben  t)on  ®elcniu§  (S3af el 
1546),  eraSmuS  öon  SRotterbam  (SBafcI  1560). 
6rft  granj  Salbuin  entbedte  ben  Strt^um  unb 
gab  ben  Octavius  unter  bem  5lamcn  feines  ttal^» 
rcn  SSerfafferS  l^crauS  (§eibclberg  1560).  ®al= 
lanbi  (Bibliotheca  vet.  patnim  11,  377  sqq. ; 
ögl.  baju  p.  XLIII)  legte  bie  3(uSgaben  öon  S)a= 
öiftuS  (Cantabrig.  1707  et  1712)  au  ®runbe. 
9tnbere  jal^Ircid^c  gbitionen  fmb  in  bcr  wertl^öotten 
2.  SluSgabc  tion  Sinbner  (M.  Minucii  EeKcis 
Octavius  rec.  a  Jo.  Gottl.  Lindnero,  cum 
praefatione  D.  Jo.  Aug.  Emesti,  ed.  U,  Longo- 
salissae  1773),  in  9ß.  @.  SeuffelS  ®efd^id^te  bcr 
röm.  Sit.,  5.  9lup.,  930,  unb  in  bcr  genannten 
ffiiffcrtation  öon  flül^n  ©.  VI  aufgcää^lt.  Son 
bcn  neueren  feien  enoä^nt:  Sübfcrt,  latcinifd^  unb 
bcutfd^,  Seipaig  1836;  6.  öon  SWuralt,  3ürid^ 
1836;  aJlignc  in  feiner  Patrol.  lat.  IH,  231 
ad  360, 1844;  §oIben,  Sambribge  1853;  Deisler, 
Lipsiae  1847  (in  ®crSborf§  Bibliotheca  pa- 
trum  eccl.  latinorum  selecta  XIII);  jfa^fer  (in 
üßum  schoL),  ^berbom  1863;  mit  fritifd^cm 


^parat  S.  ^alm  im  Corpus  scriptomm  ecde- 
siasticonim  latinorum  U,  Yindobonae  1867; 
^.  ^urter  in  Sanctorum  patnim  opuscula  se- 
lecta XV,  Oeniponte  1871 ;  95. 3)ombart,  lato, 
nifd^  unb  beutfd^,  2. 3lu8g.  Erlangen  1881;  3.3. 
Komeliffcn,  Lugd.  Batav.  1882;  (Smü^a^, 
Lipsiae  1886.  S)cutfd^c  Ueberfc^ungen:  3.@. 
SRu^wurm,  |)amb.  1824;  3.  §.  95.  Sübfcrt,  2«^ 
1836;  Mefer  (Sammlung  bcr  öltejten  unb  Doc* 
nel^mftcnSlpologctcn  beS  6briftcnt]&um§  11),  im 
1865;  mo\ß  93icringcr,  »cmptcn  1871,  unbbit 
fd^on  crtoäl^ntc  öon  ©ombart  1881.     [Pi^n.] 

ISBiyQiBofefi}  (r^^^-.B»,  MepL<pißo<j^),ünSLl 
fomol^I  ein  @o]^n  ai§  ein  6n!el  @auld.  Sijieicr 
mar  Don  @aul§  9tebcnfrau  SlcSpl^a,  bcr  So^ia 
^ia'8,  geboren  unb  gcl^örtc  ncbft  feinem  Snäct 
Slrmoni  }u  ben  ficbcn  Opfern,  »cld^e  S!)aoib  oä 
@ü]^ne  für  @auI3  Unred^t  an  bie  ©abaonitcn  )sr 
§inrid^tung  auslieferte  (2  ©am.  21, 1—9).  &► 
tercr  mar  ein  ©ol^n  Sonatl^anS  unb  lebte,  feit  fw« 
nem  fünften  äal^rc  infolge  eines  SfoOcS  an  ben 
gfü^cn  gelähmt  (2  @am.  4,  4),  nad^  bem  ixk 
feines  ®ro^t)atcrS  unb  93atcrS  verborgen  guSobo^ 
bar  bei  einem  gemiff cn  SOtad^ir.  2)Qt>ü>  er^ictt  et^ 
burd^  @iba,  einen  ^ofbcbienftctcn  @auls,  fimibe 
Don  feiner  Spficnj  unb  bemicS  an  tl^m  feine  Znae 
gegen  ^onat^an ;  er  50g  il^n  an  feinen  §of,  \i^aäk 
if)m  bic  ®ütcr  feines  ®ro|))aterS  unb  bcfielttt 
©iba  als  95ermaltcr  berfelben  (2  ^am.  9, 6  ff.). 
SBcim  ^uSbrud^  bcr  ^bfalom^fd^en  95crfd^m5nQi| 
fud^tc  @iba  feinen  ^erm  bei  bem  ftBnigc  dS 
ffronprötenbenten  ju  Dcrbad^tigen  unb  erreid^ 
aud^  feinen  3^^dt;  S)at)ib  fprad^  il^mbaSgoi^ 
95cfi^t]^um  ^mipl^ibofctl^S  su  (dgl.  2  @am.  16, 
1—4).  S)ic  Snfd^ulbigung  UKtr,  tuic  eS  fd^tilr 
nid^t  gau)  grunbloS ;  SOtipl^ibofet]^  mieS  fic  }tDoi 
in  bcr  gfolgc  als  93crlcumbung  t>on  ftd^  ab  vsb 
t)crftd^crte  S)at)ib  bcr  gcgcntl^ciligen  ©cftmiuR^ 
bie  er  burd^  feinen  treulofen  jfned^t  l^abe  Uäßx^ 
moUen;  er  erl^iclt  jcbod^  nur  bie  ^alfte  bn^ 
ft^ungen  jurüdE,  n)ä|renb  @iba  bie  anbere  läf(M 
burfte  (ögl.  2  ©am.  19,  25—80).      [SBdlt] 

^ix&M  (Sc  aJlire),  SlubertuS,  einmnbie 
JKrd^engcfd^i(|tc  Dcrbicnter  ©d^ftftcQer,  nmibeii 
93rüffel  1573  geboren,  mad^te  feine  @tubicn  11 
S)ouai  unb  Sömen,  murbc  1608  eammtcuS  {i 
^ntmerpen  unb  guglcid^  bafclbfl  bei  feinem  OnH 
bem  95ifd^of  3o|ann  aJUräuS,  ©ecretör;  in  b« 
^olgc  mürbe  er  ^ofprebiger,  ^umonier  unb  9tiG»> 
tl^efar  bei  bem  Sr^l^cr^og  albert  Don  OefteocUI 
unb  im  3. 1624  S)ombe^ant  p  9ittoetpen.  W 
fold^cr  ftarb  er  bafelbft  1640.  @eiti  gan}eSSeiai 
mar  fd^riftftcQcrifd^cn  arbeiten  )um  Seften  ba 
ftird^c  unb  feines  93aterIanbcS  gemeint  (B  tm 
\i)m  babci  mcl^r  um  bic  @ad^e  als  um  bie  %8m 
5U  tl^un,  unb  er  bctl^ötigtc  einen  emfigen  9s^ 
fd^ungSgeift,  ol^nc  jcbod^  bcr  ©eiumigCeit  ni 
Ariti!  immer  bie  gcbül^rcnbc  SRed^nung  ju  tuga- 
Unter  feinen  Dielen  @d^riftcn  mögen  ong^^^ 
merben:  1.  Bibliotheca  Ecclesiastica  (Sci^ 
nun  Ecclesiasticorum),  jmet  tJfoQastnc  ^ 


1549 


SRiramionen  —  ajliranbula. 


1550 


tDOt^ett  1689 — 1649;  <mf  S  9lcuc  l^erouSgegcben 
in  fecunburg  1718  Don  Sol^.  ^16.  f^a6rictu§, 
Ott  tfyn  in  ber  SSorrebe  ba§  groge  Sob  fpenbet: 
Vir  et  hoc  et  tot  aliis  monumentis  in  lucem 
editis  non  minus  de  veteri  memoria  quam  de 
posteiitate  omni  insigniter  promeritus ;  2.  De 
statu  religionis  christianae  per  totum  orbem, 
Heimst.  1671 ;  3.  Notitia  episcopatuum  orbis 
dnistiani,  Antw.  1613;  4.  Geographia  Eccle- 
siastica;  5.  Codex  regularum  et  constitu- 
üoniim  clericalium;  6.  Chronicon  Cisterciense 
(tDortn  mtd^  eine  Slbl^anblung  über  ben  Urfprung 
ber  93eguinen),  Gel.  1614;  7.  Origines  coeno- 
bionmi  Benedictinorum,  Garthusianorum  etc. ; 
8.  Opera  historica  et  diplomatica,  Elogia 
iUnstrium  Belgii  scriptorum,  Chronicon  re- 
mm  Belgicarum,  Chronicon  remm  toto  orbe 
gestarom  etc.  etc.  SlQe  ürd^enl^iftonfd^en  Sßerfe 
erfd^enen  gefammelt  in  4  gfo^ianten  5U  Srüffel 
1723—1748.  [©d^röbl.] 

9titaiitiiiiteii,  f.  ©enoDefanerinnen. 

fBitiutbitlii  unb  Soncorbia^  ^ol^ann 
$ico  @rQf  Don,  gefeiert  afö  literarum  prin- 
mib  phoenix  ingeniorum  saeculi,  toax 
»ren  am  24.  f^bruar  1463  qI§  iüngfteS  t)on 
Äinbem  beS  reid^unmittelbaren  regierenben 
drof en  (Siooannt  gronceSco.  6ine  fetner  Sä)tot' 
fUm  toar  bie  9Ruttec  Don  Sllberto  ^to,  @rafen  Don 
Catpi ;  bie  brei  Söl^ne  erbten  gemeinfam  bie  Däter> 
lU^  ^errf(i^aft.  äol^onneS,  auSgejeiii^net  burd^ 
ciiie  gerobe^u  ))]^önomenoIe  geifüge  Begabung, 
on^exgetDöl^nlid^e  Sd^önl^eit  ber  @^einung  unb 
bcjoubembe  Si^endtt)ürbigfeit  bed  Sl^orofter^,  er* 
(tdt  bie  forgföltigfie  SuSbilbung.  @d^on  als 
ftnobe  erregte  er  ^uffel^en  burd^  feine  Setftungen 
in  9td)e-  m/b  S)i(i^tfunft  loie  burd^  ntufifalif^eS 
Zdknt;  er  componirte  mit  @efd^idt,  unb  feine 
Slelobien  erlangten  Seliebtl^eit.  3m  ^inbliä  auf 
fefaie  l^ol^e  ^Begabung  loarb  er  für  bie  geiftlid^e 
Sanfbo^  beflimmt,  unb  er  begann  als  14|a]^riger 
äSngltng  ju  Bologna  bad  @tubium  beS  canoni» 
Üben  Sied^teS ;  allein  nad^  jmei  Salären  fleißiger 
wiett  loanbte  er  fid^  unbefriebigt  ^um  @tubium 
te  $l^iIofop]^e  unb  Sl^eologie  erft  in  tjfenara, 
bonn  in  ^ßobua  unb  in  $ari3.  @ed^  Saläre  fpöter 
ttcmbte  er  fid^  in  gflorena  ber  pilof opl^ie  $Iato'd 
IR;  biefe  fui^e  il^n  gu  ben  Seigren  ber  ^Qtl^agoröer, 
Vjjttn  }ur  ftabbalol^,  um  berentmiOen  er  bann 
tekOi^,  ei^alböif d^  unb  «rabif  d^  lernte,  m  feine 
fld^  iDerben  (Slia  bei  ajlebtgo,  Sel^uba  9lbar- 
taü  nnb  ber  auS  Sonftantinopel  eingemanberte 
3od(anan  SDleman  genannt  (S.  ©eiger,  Steud^Iin 
167).  Um  tl^reS  ®elb  l^atte  er  fid^  bie  gel^eimen 
^70  0iid^  bed  SSbraS"  tttooxbm,  Don  »eld^en 
tmiti  eii^S  IV.  brei  l^tte  in'S  Sateinif d^e  über- 
Inigm  [offen.  2)a  er  in  ben  ©el^eimniffen  biefer 
UloMif d^  91{)ocr9t)]^en  bie  »ertl^DoIIften  ^rgu- 
■CBle  für  bie  d^rifUid^e  Sal^l^eit  entbedt  5U  l^aben 
fßaaUt  nnb  Don  {ugenblid^er  Slul^mbegierbe  nid^t 
iKingcr  aß  Don  Segeifierung  für  bie  Siffenfd^aft 
ftMOm  nmrbe,  fünbigte  er  1486,  nod^  nid^t 


24  Saläre  alt,  p  Siom  eine  öffentlid^e  S)i§))utation 
über  900  Sl^efen  an,  tteld^e  in  einer  für  bie  Seit- 
genoffen  aUeS  9Rag  überfteigenben  mSbel^nung 
ba§  gan^e  ©ebiet  menfd^Iid^en  3Bif[en8  umfd^Io^en. 
3ln  aKen  ^od^fd^ulen  Suropa'S  tt)urben  bie  Sl^efen 
befannt  gemad^t,  unb  ^ico  erbot  ftd^,  für  aus- 
wärtige S)iS))utatoren  bie  Jloften  ber  Steife  unb 
beS  Slufentl^aßeS  felbft  5U  tragen.  S)ie  erften  400 
iener  Sl^efen  waren  Sel^rfö^e  berül^mter  S^eologen 
ober  ^^üofopl^en,  bie  f olgenben  500  aber  secun- 
dum  propriam  opinionem,  j[ebod^  mit  ber  6r« 
flörung  eingeleitet,  ba|  $ico  nid^tS  als  mal^r  ober 
n)a]^rf(|etnlid^  l^inftdlen  tt)oDe,  maS  bie  l^eilige  !a- 
tl^olif  d^e  Jhrd^e  unb  il^r  ber^eitigeS  Ober]^au;)t  nid^t 
als  foId^eS  anerfenne.  SSon  ben  einzelnen  @ö|en 
waren  62  auSbrüdlid^  tabbaliftifd^,  26  jum  Zfeil 
ber  fabbaliftifd^enünagiegewibmet;  anbere  waren 
bejeid^net  als  paradoxae  dogmatizantes  unb 
paradoxae  conciliantes.  Swc  Slntünbigung  ber 
S)iSputation  war  bie  Sriaubnig  beS  $apfteS  ein* 
gel^olt,  aud^  waren  bie  £]^efen  einigen  geleierten 
Sl^eologen,  Wie  SonfranceSco  3lrIotti,  SBifd^of  Don 
SReggio,  Dorgelegt  worben ;  lejtere  f d^einen  feinen 
Slnfto^  an  benfelben  genommen  )u  l^aben.  3laä^* 
bem  aber  bie  ungewöl^nlid^e  ^rt  ber  ^nfünbigung, 
bie  ^erfönlid^feit  beS  S)iS))utanten,  Wie  aud^  bie 
@toj^affe  unb  ber  @deau;)Ia^  ber  S)iS))utation 
allgemein  großes  Sluffel^en  erregt  l^atten,  tonnte 
baS  ^nftö^ige  mand^er  ber  auf  gefteDten  ©öke  Weber 
unbemerft  bleiben,  nod^  Don  ber  fird^Iidfen  S5e* 
l^örbe  unbead^tet  gelaf[en  werben.  Snnocenj  Vin., 
obgleid^  Pco  ))erfönlide  gewogen,  unterfagte  ftiO« 
f d^weigenb  bie  S)iS))utation,  inbem  er  bie  ^nf ekung 
beS  ZageS  l^inauSf d^ob,  überwies  aber  juglei^  bie 
Prüfung  ber  @äje  einer  Eommiffion  DonSifd^öfen, 
Zl^eologen  unb  Sanoniften.  S)ie  Seratl^ungen 
biefer  ß^ommtffton,  benen  tl^eilweif e  aud^  ber  $a))ft 
unb  $ico  felbft  beiwol^nten,  enbeten  mit  bem  Ur« 
tl^eil,  ba%  mand^e  ber  aufgefteDten  @ö|e  6meue« 
rung  alter  Srrtl^ümer  ober  Segünftigung  ber  iübi* 
fd^en  Seigre  enthielten,  einige  l^öretifc^,  anbere  hae- 
resim  sapientes  feien  (Civiltil  Catt.  1883,  S.  12, 
n,  616  sg.).  S)ie  Zl^efen  würben  in  cumiüo  Der« 
urtl^eilt;  sugleid^  aber  würbe,  ba  bereu  SSerfaffer 
eiblid§  feine  Unterwerfung  erflärt  l^atte,  beffen  guter 
?lame  fid^ergefteHt  ^ico  50g  fid^  nad^  3franfreidJ 
jurüdt,  aber  baföbarauf  erf(|ienfeine  Apologia,  baS 
^SBerf  Don  20  Jläd^ten"  (83  goliofeiten  im  S)rudO. 
in  weld^er  er  fid^  im  Mgemeinen  Dertl^eibigte  md) 
13  befonberS  angefod^tene  @a^e  in  fird^Iid^em 
©imte  ju  erflören  fud^te.  S)a  bieg  gegen  ben  ah* 
gelegten  ©b  unb  bie  ber  fird^Iid&en  gntfd^eibung 
fd^ulbige  Sl^rfurd^t  5U  Derftogen  fd^ien,  citirte  il^n 
ber  $apft  nad^  Stom,  geftattete  (be^w.  befal^I)  il^m 
aber  bei  ber  Sffüdffe^r  auS  granfreid^  ben  9luf» 
entl^It  in  Slorens.  §ier  fanb  er  an  Sorenjo  be' 
ajlebici  einen  eifrigen  ®önner;  berfelbe  gab  iljm 
ein  fd^öneS  Sanbl^uS  bei  ^iefole  ^um  ©efd^ent 
unb  Derfd^affte  il^m  baS  fforentinifd^e  ^Bürger« 
red^t,  fowie  er  aud^  burd^  feinen  ©efanbten  beim 
l^eiligen  ®ivS)U  unauSgefe^t  für  gan}Iid^  unb 


1551 


aWiranbula. 


1552 


eJ^rctttJoIIc  fjfretfjjredjung  gJtco'S  Qätig  mar.  ®r 
crretd^tc  bicfe  crft  1493  unter  aiejonber  VI.,  ber 
$ico  Don  Sd^ulb  unb  Serbad^t  DöQtg  freifprad^ 
unb  il^n  übcrbic^  öon  bcr  etwa  incurrirtcn  geift« 
lid^en  @trafe  ad  cautelam  abfoltitrte.  S3ei  $ico 
l^atte  bic  unerwartete  SSerbemü^igung,  bie  1486 
tn  bem  Slugenblide,  ba  er  bem  l^öd^ften  3^^^  H^^^ 
Stu^mbegierbe  nal^e  fd^ien,  über  \S^n  l^ereingebrod^en 
XOQX,  eine  DoDe  Ummanblung  bemi^.  S3i8  bal^in 
toax  fein  Sugenbleben  ntd^t  ^edtenloS.  S)ie  feinem 
frül^en  3üngling§alter  ange]^5renben  erotifd^en  &t» 
bid^te,  tl^eilS  lateinifd^,  tf eil§  italienifd^  abgefaßt, 
tt)urben  ie^t  jum  Sl^eil  Don  il^m  Demid^tet.  ^ud^ 
bie  übrigen,  bie  er  in  fünf  S3üd§er  georbnet  unb  toie« 
berl^olt  ber  geile  unterworfen  |atte,  Derbot  er,  troj 
il^rer  l^ol^en  QformDoHenbung,  in  bie  Deffentlid^» 
feit  ju  bringen.  Qfür  immer  entfagte  er  jejt,  wie 
bcr  Mul^mfud^t,  fo  ben  SiebeStönbeleien,  um  nur 
nod^  für  ®ott  unb  bie  &a6)t  ber  jKrd^e  ju  leben. 
Sin  ©teile  ber  SSerirrungen  traten  SBerfe  ber  SKilb« 
tl^ötigfeit,  ®ebet  unb  j^afteiung.  @ein  ^au|)t» 
fhtbium  galt  nun  }unöd^ft  ber  l^eiligen  Sd^rift, 
für  bie  er  ftd^  f o  begeifterte,  bafe  il^m  aJlofeS  unb 
ißautuS  nid^t  blo|  burd^  ben  Snl^alt  il^rer  Sorte, 

ionbem  aud^  bur^  ffraft  unb  Sd^önl^eit  ber  Siebe 
)ie  gefeiertften  SRebner  unb  ©d^riftfteDer  ju  über- 
ragen fd&ienen.  3m  3. 1491  überliefe  er  fein  ööter» 
lid^eg  Srbe  l^alb  burd^  Jlauf,  l^alb  burd^  @d^enfung 
feinem  Steffen  unb  öertl^eilte  einen  großen  Sl^eil 
feines  Vermögens  an  bie  Srmen.  ©einen  3luf« 
entl^alt  nal^m  er  abwed^felnb  bei  gf^rrara,  wo  er 
ein  Sanbgut  erworben,  unb  bei  ^orenj.  ©eine 
SebenSweife  war  einfad^,  iebod^  ol^ne  ebler  SSor* 
nel^m^eit  gu  entbel^ren.  93erm5gen§t)erwaltung  unb 
Sontrole  ber  Sienerfd^ft  t)emad^Iafftgte  er  tnbefe 
auf  bebenllid^e  Seife,  ©einem  ^ang  p  freiem 
®eifte§ffug  wiberftrebte  nid^t  nur  afleö  ftleinüd^c 
unb  ^eoantifd^e,  fonbem  aud^  aUeS,  waSOrbnung, 
SRegelmöfeigf eit  unb  ©tabilität  in  fid^  f d&Iofe.  SBeber 
öon  flriegSbienft  nod^  öon  g^e,  öon  Megierungö» 
gefd^äften  nod^  Don  geiftlid^en  SBürben  wollte  er 
befel^alb  l^ören;  le^tere,  bie  i^m  wieberl^olt  an« 
geboten  würben,  wies  er  weit  öon  fld^.  dagegen 
war  er  ber  jartefte  unb  liebenSwürbigfte  Qfreunb. 
92ie  in  feinem  Seben  war  er  ^omig;  ben  ®Ieid^« 
mutl^  ber  ©eele  glaubte  er  über]^au))t  nid^t  verlieren 
)U  fönnen.  SKit  öielen  l^eröorragenben  TOönnem 
feiner  Seit  ftanb  er  in  tiertrauten  Sejiel^ungen,  fo 
mit  bem  Karmeliten»®id&ter  SBaptifta  SKantuanuS, 
bem  abte  SKatteo  Sofft,  bem  ^latonifer  OKar- 
piiuS  gicinuS,  bem  §umaniften  §ermoIauS  83ar- 
BaruS.  6ine  befonberS  innige  Qfi^eunbfd&aft  öer« 
banb  il^n  mit  bem  öumaniften  €ngeIo  ^olitiano. 
6r  wirfte  auf  feine  §rcunbe  in  öortl^eiD^after  SBeife 
ein;  wandle  belehrte  er  öon  einem  lodfem  Seben; 
gicinuS  l^eilte  er  öon  ber  Äftrologie,  ^olitiano 
bewog  er  ju  emfterem  })]^iIofop]&if^en  ©tubium. 
SSon  beutfd^en  ©elel^rten  fmb  Äonrab  ^eutinger 
unb  ber  SanonicuS  Sl^omaS  SBoIf  mit  il^m  be» 
fannt  geworben.  SReud^Iin  befud&te  il^n  1490  in 
Sfloren)  unb  fd^eint  mand^erlei  Slnregung  öon  il^m 


erl^alten  ^u  l^aben ;  berfelbe  ^ptai^  öon  i^  Peifi 
nur  in  SluSbrüd!en  ber  Serel^rung.  S^  ^ßico'd 
nöl^erem  SefanntenfreiS  gel^örte  au$  ©aöonoroli^ 
ber  aud^  mit  ben  übrigen  !DtiranbuIanen  in  (tief* 
lid^em  IBerfel^r  ftanb.  Sluf  $ico'S  Setretben  (die 
fiorenjo  be^  3Rebici  bem  SomimcanermJhid^  Ok 
StüdRe^r  nad^  f^Iorenj  geftattet  SBal^rfc^ekhl^ 
unter  feinem  Sinfiufe  entf^lofe  ftd^  ber  ®raf,  k 
ben  S)ominicanerorben  einjtttreten,  fobolb  er  nn: 
bie  ^vm  92u^en  ber  ©eelen  begonnenen  literarifd^ 
SIrbeiten  würbe  ^ußnbe  gefü^l^aben.  SiefeOea 
waren  jebod^  fo  großartig  lutb  weit  auSfd^ouenb, 
bafe  fte  einen  normalen  SJlenfd^en  ttod^  m^me 
Sal^rjel^nte  auf ^S  Slngeftrengtefte  bef d^fHgt  ^tai 
würben.  ©aöonaroIa'S  wieberl^oIteS  S)rängen  §n 
fofortigem  gintritt  blieb  öergebenS,  aber  eine  bnn^ 
SeiSfagungen  bef annte  $erf on  f agte  ouS,  pr  Seit 
ber  fiilien  werbe  $ico  auS  ©aöonaroIa'S  ^anb 
baS  OrbenSQeib  nel^men.  SIIS  mit  bem  Sinjng 
JfarlS  Vm.  in  Sfloren^  baS  Silienbonner  entfaltet 
würbe,  lag  $ico  an  töbtlid^em  ^ithtt  bantiebec 
Umfonft  fanbte  ber  jtönig  bem  ®ele^rten,  ben  er 
öon  $ariS  l^er  fannte,  feine  Seibör^te.  $ico  fknb 
mit  aUen  Sln^eid^en  ber  lauterften  t$fromnng!eit 
nad^bem  er  nod^  öon  ©aöonarola  baS  ftletb  be§ 
1^1.  SominicuS  begel^rt  imb  erl^alten  l^atte,  am 
17.  gioöember  1494  imSHter  öon  32  3a]&ren.  Seine 
ganje  unbeweglid^e  ^abe  l^atte  er  tefiamentorif^ 
bemSIrmenl^auSin^renjöennad^t.  ©eineSeid^ 
würbe  im  OrbenSl^abit  neben  ber  feines  gfreunbc^ 
^olitiano  in  ber  JKrd^e  ©an  SRarco  beigefe|t;  ein 
gemeinfamer  greunb,  ber  ^umanift  Seneöieni, 
öerfafete  für  beibe  bie  ©rabfd^rift.  ©aöonarola 
]a^  ^ico^S  ©eele  in  ben  Dualen  bcS  g^euerS, 
weil  er  bem  Shife  jum  OrbenSftanbe  ntc^t  gt* 
folgt  fei,  unb  öerfünbigte  bieg  öffentlid§  öon  ber 
fianjel,  wöl^renb  er  $ico'S  großen  Sigenfd^fteo 
unb  lauterer  ©eftntmng  öoUe  ©ered^tigfeit  wibe^ 
fal^ren  lie§. 

$ico'S  erfie  arbeiten  nad^  feiner  Sefel^nmg 
galten  ber  l^eiligen  ©d^rift  ©ein  m^ftifd^fobba* 
liftifdl^er  Heptaplus,  eine  ftebenfad^e  Srflönmg 
beS  mofaifd^en  ©d^öpfungSberid^teS,  ift  als  &>n»> 
mentar  unbrauchbar,  als  tieffinnige  S3etrad(^ 
aber  eines  großen  @ei{teS  nid^t  unwürbig.  ©eine 
©d^rift  5ur  Sert^eibigung  ber  Sulgota  gegen  bic 
3uben  ift  öerloren,  ebenfo  eine  ottbere  für  bie 
©eptuaginta.  9htr  in  Se^ug  auf  bie  $falmm 
fonnte  er  fid^  mit  ber  Ueberfe^ung  ber  TiXX  md|t 
aufrieben  geben;  er  wollte  in  berfelben  mel^  oB 
600  Ueberfe^ungSf eitler  finben  unb  f elbfl  nad^  ben 
Urtexte  eine  öerbefferte  Ueberfe|ung  anfertigen. 
9lid^tS  öon  berfelben  ift  erl^alten;  oud^  fein  @d^ 
d^en  über  bie  3citred^nung  ift  öerloren.  SS  war 
fein  ^lon  gewefen,  in  berfelben  SBeife,  wie  brf 
©ed^Stagewer!,  bie  ganje  ^eilige  @^rift  ober  bo4 
baS  9teue  Seftament  auSjulegen;  abtt  tmr  bie 
erflärung  beS  15.  $falmS  ift  erl^aßen.  9le6pben 
befd^öftigte  il^n  ber  ^lan  etneS  großen  apologc 
tifd^en  äBerfeS  gegen  bie  fteben  tJfeinbe  ber  ftir^t: 
SteligionSlofe,  Suben,  ®(^|enbiener,  Sto^anane« 


1653 


SniranbulQ. 


1554 


ymtt,  ^öretifet^SBerglduBige  (^ftrologen,  9lecro- 
nanten  it),  9{amend^rtften  (meldte  glauben,  ol^ne 
jnie  SBerle  m  üben).  9hir  ein  geringe^  93ru(^ftüä 
M  großen  SBerfed  ift  auf  un§  gebmnten;  ed  finb 
12  tK>ii  bot  geplanten  13  Sudlern  gegen  bie  3(ftrO" 
logen,  in  toeld^en  €tembeuteret  unb  DemonbteSSer- 
xnmgen  betömpft  »erben,  eine  für  j[ene  ßeit  toid^« 
ige  SuUurerfci^einung.  9lu§fd^Ue^U(^  ))]^iIofop^if(l^ 
ft  bie  Deine  @d^ft  De  ente  et  uno,  in  meld^er 
ßico  ber  SReinung  ber  ^latoniler  entgegentritt,  al§ 
ei  no^  ber  Slnfd^auung  ^lato^g  ber  begriff  ber 
Einl^  einfacher  unb  aDgemeiner  al§  berS3egriff  beS 
Seins  unb  bal^  bemfelben  logifd^  Dorl^erge^enb, 
jgentlid^  baS  eingige  £ran§fcenbentale,  baS  f  omol^I 
Sott  M  ber  Sreatur  gutontme.  $ico  geigt,  bag 
ßlato  mit  ber  rid^tigen  Slnfni^t  beS  SlriftoteleS 
ibereinftintme.  ßr  felbft  betennt  fid^,  in  Ueber- 
inßiimnung  mit  ber  Sd^ule,  gu  ben  t)ier  SranS« 
cenbentolen  ens,  unum,  Terum,  bonum,  ober 
yen  brei  aOgemeinen  Attributen  be§  @eienben,  er« 
hiert  i^ren  SBegriff  unb  il^re  logif d&e  Aufeinanber» 
olge  unb  erHört,  toit  eS  gu  t)erfte]^en  fei,  »enn 
lad^  9kricenna  aud^  res  utü)  aliquid  bagu  gered^- 
tet  uierben  (gang  öl^nlid^  toit  ber  f)l  %f)oma^  De 
rer.  q.  1,  a.  1).  S)en  65Iang))unft  biföen  bie  Au§- 
ifi^nsngen  über  baS  Sßefen  ©otteS,  »orin  gegeigt 
oitb,  in  UKld^em  @inne  bie  transcendentalia  aud^ 
Sott  gufommen.  SBieberl^oIt  gel^t  bie  pl^ilof opl^ifd^e 
Interfud^ng  in  gottbegeifterte  93etrad^tung  über, 
h^t  ober  fonfl  burd^ouS  auf  bem  S3oben  ber  @d^o- 
iaßiL  S)ie  @d^rift  erl^ielt  eine  ijfortfe^ung  burd^ 
yie  Sinmenbungen  bed  gil^ilofopl^en  Sol^.  Antonio 
Sooentino  Don  ^^<i^0/  ^^^  breimal  nod^  oon 
Ißico  felbft,  bad  oierte  9RaI  nad^  beffen  Sobe  tion 
dnem  Wcffen  beantwortet  mürben.  SBon  fonpigen 
Sd^riften  Derbienen  nod^  Srmöl^nung  bie  S^ebe 
Dedignitatehominis,  meldte $tco  für  bie  römifd^e 
DÜ)mtatton  1486  vorbereitet  ^atte,  unb  eine  (Sr» 
Urung  bed  SSaterunferg.  Au§gegei(|net  fd^ön  nid^t 
aar  binrd^  eble  S)iction,  fonbem  burd^  gf^nl^^it 
M  (Bebonlend  unb  ber  Smpfinbung  fmb  feine 
ia$  üieltierbreiteten  ^reunbeSbrief e.  ® ange  ®t5^e 
im  99bmttfcri))ten,  an  meldten  er  Sag  unb  9ta^t 
IHnAeitet  l^tte,  finb  nie  an^d  Sid^t  gefommen,  ba 
dse  fru^  fd§5ne  ^anbfd^rift  burd^  bie  ^aft  be§ 
Stl^ietbeiid  gur  Unleferlid^feit  Derberbt  mar  unb 
ibobiel  bie  d^tifd^e  Unorbnung  in  feinem  f d^rif t» 
ii^  9tad6Ia^  ben  92effen  an  ber  ÜJlöglid^feit  einer 
tcranSgobe  t)ergmeifeln  lie^. 
9Ht  bem  Uebergrogen  unb  Augematürlid^en 
i  ^^Uo'9  »egabung  l^ielt  bie  aßaglofigfeit  feined 
StffenSbttrfleS  unb  feines  ArbeitSbranged  gleid^en 
^d(iriit  9tie  Iie|  er  ein  IBud^  ungelefen,  beffen 
r  ^db^ctft  merben  fonnte.  SMele  Saufenbe  oon 
knbi  goÄ  er  für  Sudler  aud,  unb  überbie^  tl^at 
mnv>  be'  SRebici  baS  !DUgIid^{ie,  um  il^m  fold^e 
t  Mrfdkiffen.  $ico  mar  DöQig  gu  ^aufe  in  ber 
MJ^toflif  mie  in  allen  tifeinl^eiten  be§  ^umani§- 
010;  in  ber  ffenntnil  ber  l^ibnifd^en  ^l^ilofopl^ie, 
mal  ^lato'd.  Tonnte  er  mit  jiebem  metteifem; 
wc^  6)nnid^fenntniffe  übertraf  er  bie  meiften  fei« 


ner  3sitgenof|en ;  feine  jtenntni^  ber  JNrd^euDöter 
erregte  Staunen,  unb  feine  rafd^  gearbeitete  Sipo« 
logie  legt  Don  feiner  patriftifdften  SSelefenl^eit  be« 
rebteS  3«ugni|  ab.  6r  rühmte  fid^,  bap  er  feiner 
@d^ule  angel^öre  unb  an  feinen  fie^rer  gebunben 
fei,  fonbem  aSe  @d^ulen  unb  Stid^tungen  fenne 
unb  au§  aQen  baS  &uU  unb  SBal^re  fid^  aneigne. 
Sl^arafteriftifd^  bei  il^  ift  baS  SBeftreben,  in  ben 
Seigren  ber  Derfd^iebenen  Auetoren,  bie  fd^einbar 
miberftreitenben  AuSbrüde  beifeite  laffenb,  ben 
eigentlid^en  Htm  unb  @inn  ber  Seigre,  ober  bod^, 
mag  Sal^reS  unb  Stid^tiged  in  ber  Seigre  entl^al« 
ten  mar,  gu  erfaffen  unb  fo  bie  @egner  mit  ein« 
anber  gu  Derföl^nen.  Sr  arbeitete  emftg  an  einer 
fold^en  Serföl^nung  gmifd^en  gilato  unb  AriftoteleS; 
nur  ber  Xob  unterbrad|  biefe  Arbeit.  Sbenfo 
glaubte  er  gmifd^en  Zl^omaS  unb  ScotuS,  gmif d^en 
ADerroeS  unb  ADicenna,  S^aled  unb  deraclit 
u.  f.  m.,  menn  nid^t  Qfriebe,  fo  bod^  SOSaffenftitt- 
flanb  l^erbeifül^ren  gu  fönnen.  93on  befonberer 
SBebeutung  bei  einem  SKanne  Don  fo  uniDerfalem 
®eift  unb  fo  freier  SRid^tung,  an  ber  ©d^mette  einer 
neuen  Seit  ift  f^ne  gro^e  Auffaf[ung  unb  glön* 
genbe  Sert^eibigung  ber  ©d^olaftif  (Ep.  ad  Her- 
molaum  1485  u.  a.  a.  O.).  $ico  mirb  balb  aI8 
ai^eofop]^,  balb  als  ffabbalift,  balb  al§  Sleuplato- 
nifer  begeid^net.  83rudter  glaubt  genau  baS  SRid^tige 
gu  treffen,  inbem  er  il^n  befd^reibt  aI8  ^mobemen 
©pncretiften,  b.  5.  behaftet  mit  jener  Ausartung 
(pestis)  ber  $]^Uofot)l^ie,  meldte  Don  ben  9!eu- 
platonifem  AIejanbrienS  gu  ben  ßl^riften  beS 
Orients  unb  Don  biefen  burd^  $feubO"S)ion^  gu 
ben  Occibentalen  übergegangen"  fei.  pco  felbft 
inbeg  moQte  burd^auS  ni^t  gleid^er  9li(|tung  mit 
$feubo=S)ion^S  fein,  miemo^l  er  aud^  bei  biefem 
baS  ®ute  anerfannte.  ffiie  fabbaliftifd^en  SSer« 
irrungen  abgered^net,  bürfte  man  ^ico  begeid^nen 
als  d^riftlid^en  SK^ftifer,  ber  an  tl^eologifd^er  Sd^u» 
lung,  an  ©ebanfenfüHe  unb  Siefe  ber  Smpfinbung 
mit  jcbem  anbem  fid^  mef[en  fann.  SeHarmin 
(De  Script.  Eccl.  ad  ann.  1490,  Colon.  1613, 
428)  meint,  gu  einer  großartigen  literarifd^en  83e» 
beutung  l^abe  il^m  nid^tS  AnbereS  gefel^It  als  bie 
Seit  ber  Steife,  ©ne  SebenSbefd^reibung  ^ico'S, 
Don  feinem  Steffen  Derfaßt,  ift  feinen  gefammelten 
2Berfen  beigegeben,  ©iefelbe  mürbe  Don  bem  feL 
ai^omaS  TOore  in^S  ßnglipe  übertragen.  S)ie  fpä- 
teren  biograp^ifd^en  Arbeiten  über  i^n  finb  fl)ärlid^ 
unb  gum  S^eil  l^öd^ft  geringfügig.  (S5gl.  Tira- 
boschi,  Stör.  deUa  Letter.  VI,  1,  282  sg.;  g. 
SWeinerS,  SebenSbef  d^r.  berül^mter  SWömter,  Sürid^ 
1796,  n,  1  ff.;  A.  ©tödfl,  ®efd&.  ber  ^il.  beS 
SmitteIaIterS,aRaing,»ird^^eim,  1866,m,  167f.; 
.  ^offner,  ©runblinien  ber  $]^iIofo:p]^ie,  SKaing, 
ird^^eim,  1881,  n,  682;  ®.  Sitter,  ®efd^.  ber 
d^ftl.  pHofop^ie,  Hamburg  1850,  V,  291  ff.; 
J.  Brucker,  Hist.  crit.  Philos.,  Lips.  1743, 
IV,  1, 55 ;  ©re^iborf,  ®aS  @t|ftem  beS  ^ic.  SRir., 
aRarburg  1858.  S)aS  SSergeid^niß  ber  Ausgaben 
feiner  SOSerfe  bei  SKeinerS  a.  a.  O.  106  f.  unb 
Graesse,  Tresor  V,  283  s.    ^ico'S  l^ebr&ifd^e 


1555  ^Dtirjam  —  Missa.  1556 

ganbf^itften  DerieicE)net  3o{)-  S^rift.  S&iolf  (Bibl.  nai^ten,  €t)t)}^Qnie,  Oftem,  ßfirißi  liimmtt^ 

Hebr.  I)  na^  3.  ©öfforelfi,  unb  fp^ngften,  ODtgejtii^net,  faim  (lier  ob«  onfetr 

ÜRitanbulQ  unb  ßoncorbia,  äo^-Stan-  btm  ermö^nttn  3:ribuum  burc^  Sßfaltn  116,  ioi 

ci8cu§,©olönbtS®altotto3Jtitinü>ulQunb9icffe  Wrätflen  Cobpfalm,  etfe^l  iwrbm,   ©olmiBftiit 

beS  ajorigen,  ht^tn  aiat^folfler  in  bet  J^crrjc^oit,  WtcDncilioKon  b(t  ^pänitenttn  am  (Srünboiuttri- 

6rte  unb  Herausgeber  Bon  beffen  literQrijiient  tog  ubliii^  mar,  würben  oom  ®ijcE)of  unb  ffiiw 

Siac^Ia^,  Siogrop^  beSjelben,  glei^fallg  ©idjtev,  Slififttnj  bie  brei  aJtiftrere}ifaImen  über  bit  in  k 

ftu^lbawt  Sd6rift[teDer  unb  eifrigtr  ^Ipologet,  ßiri^e  »ieber  eingeführten  Sü^er  flef(iri)c|i»n.  3« 

greunb  unb  SBiograpl^  ©ooonarolQ'a,  ftanb  in  bcn  bem  SKituS  benedicendi  et  abBolvondi  potraks 

Äätn))fen  unter  3uliu§  IL  auf  Seite  btS  Itiop-  et  agroe,  welchen  Senebict  XTV,  unter  bitSoif 

^;  Seo  X.  überreii^te  er  gegen  Snbe  beS  £ateran°  bictionen  bei  röntifi^m  9iitual9  (fit.  8,  cap.  31) 

uncill  1517  {eine  elegant  gefc^riebene  Siebe  De  eingereiht  l^at,  fc^!ie|l  fid()  in  ber  Einleitung  biefs 

reformandiB  moribus  unb  erlangte  au$  Don  bic^  O^eier  an  bie  Sitonei  Don  allen  ^eiligen  unb  in 

fetn$a)}ftt  1519einbefonbere§@i$u|£riDilegium  äffentli^e  ©c^uIbbeFcnntnig  baS  Miaerere  m, 

für  eine  91euau§gabe  ber  gejammelten  SBerte  feines  melt^eg  ber  Delegat  über  ben  SleruS  unb  ba€  Soll 

O^eintä.  ^1@  0ürft  mürbe  er  mieber^oit  aus  ber  jurecitiren^at.  ^ie$faImobie,n}eIct)tbie@lDdm' 

©errfi^oft  öertrieben  unb  raieber  ringejegt,  jultlft  roei^e  eröffnet,  beginnt  mit  hemjelbcn  ^ifalme.  Sri 

bon  feinem  Steffen  mit  bemaffneter  §Qnb  über»  Segnungen  unb  SSSeifiungen  ift  in  ber  Segel  Mm 

fuQen  unb  netift  feinem  JRteflen@o^ne  am  15.  Oc<  bemS^or  in  Vertretung  ber  ganjen  @emeinb<  bd 

tober  1533  ermorbet.  3Jlit  SBiflibolb  Spirl^eimer  Miserere  ju  reciliren,  toäfirenb  ber  Sifi^Df  ober    , 

unb  Quberen  beutfd^en  Gtlebritäten  flonb  er  in  5PTieft*r  bie  Suftration  mit  SBei^lnaffer  Dollji^ 

brieilid)em  Sßerft^r.  (SSgl.  Fei.  Ceretti,  n  Conte  ©ie  SBeil^ie  beä  9Htür3  beginnt  mit  ber  niido- 

Giovanni  Francesco  I.  Pico,  Modena  1885;  Rollen  feierli^enSeJprengungbeSfelben;  bieSeg" 

TiraboBchi,  Stör,  della  Letter.  itaL  VII,  1,  nung  beS  @runbfteine§  unb  ber  @runbmaueni  ji 

354  sg. ;  äJerjddinil  ber  Schriften  bei  Graeaae,  einem  JHrc^enbau,  bie  Segnung  ber  ffirdie  inb 

Tresor  V,  284.)  [O.  Sßfiilf  S.  J.]  beS  Äircd^ofs  unb  beren  SReconciliotion,  bie  aJenf 

^ttiam, ).  Hiaria  im  91.  %.  biction  btS  aBD^n^aujeS  erforbem  als  UKfentTi^ 

SSiCÖie  (-f-k)  ,  im  1.  3:.  ber  bab^Ionifd^e  Kct  bie  aipeifton,  nieli^e  jebeämal  Don  ber  Sed- 

5iamc  bei  jübifi^en  $agen  an  9)abudtiDbonofDr§  totion  be§  Miaerere  begleitet  wirb,  33«  fomttöf 

§Dfe,  ber  fonft  33ii\ati  6ie|  (3)an.  1,  7;  3,  12).  lirfic  ^auptgottcSbienft  toirb,  um  bie  ®läu%i 

SBifwtr'Jlf'e),  imS.S.  1.  einUrenfelSebi'S,  bur^  ein  ©acramentale  ber  3;^eilna5me  am  jei- 

©o^n  Djieli  (Sj.  6. 22.  Seo.  10, 4).  —  2.  einer  ligen  Opfer  ttürbig  ju  raacden,  mit  berÄSpei^ 

beräiingünge,  miiie  fiei  ber  jreeiten  aSegfü^rung  eröffnet,  meiere  Dom  biliare  au9  über  bie  gin* 

ton^äraclilen  nad)SnbgIon  jum^agenbienftbei  ©emrinbe  ftc^  erftredt,  rod^renb  ber  50.  ^j"!* 

91abud(|obono[or  beftimmt  mürben  (^an.  1,6;  f o  weit  gefprod^en  wirb ,  ali  e§  bie  3)ouer  bet 

2,  17;  3,  88.  1  aWarf).  2,  59).  —  3.  ein  Setiit  Saperpon  trforbert;  in  ber  öfttrliij^  3eit  teilt 

in  ber  Umgebung  gibrag'  (2  gsbr.  8,  4).  an  |eine  SteQe  ber  117.  ${alm  (Confitemiiü)' 

SSif^tto,  f.  Salmub.  Sei  ben  meiften  bi(|er  ßult^anblungen  ifl  bie  %• 

Miserere  begeid(inet  als  StnfangSmort  über*  dtation  beS  ^falmeS  junäi^ft  burc^  bie  bemfebit 

^aupt  ben  50.,  ben  55.  unb  ben  56.  $falm,  o^ne  entnommene  Sintiplion  Asperges  me  Denmla^; 

toeilem  3ufab  aber  regclmitgig  ben  50.,  baS  SJug-  bie[t  ift  benn  auc^  jur  liturgifc^en  gorm  genwäxn, 

lieb,  raeldieS  Souib  bit^tete,  al8  et  gur  Sifenntni^  meiere  bei  ben  meipen  Segnungen  bie  Hfipeiftm 

feiner  fi^neren 93trfünbigung  gclommen  mar.  ^  al3@acramentalebeftimmt{f.b.9IrtAspergefliiH 

ber  erften  §älfte  (SB.  3—14)  Jpricbt  ber  reumütl^ige  1, 1497).  S)er  Sßfalm  fclbft  bietet  in  feinem  ä^Qß 

Sünbcr  bie  D ertrau enSuoQe  SSitte  um  Sünben-  unb  SSortloule  mannigfai^e  SBe}ie^ungen,  wßif 

natE|lQ&  unb  boHtommene  SReinigung,  in  ber  gmei-  feinem  ©ebrout^e  bei  ben  erwfitinttn  Snlfiffcn  m 

ten  (5J.  15—21)  ben  9)Dr|a^  ber  ©enugt^uung  tiefere  Deutung  geben,  aiä  SBufert"!»'  "'*'*  W 

unb  be§  bußfertigen  Seben§  auS.  3n  ber  Diei^e  Miserere  im  ffloßer  gu  ber  üblii^cn  SliSdpIin  gt* 

bet  fieben  Su^falmen  fte^t  er,  ber  biblifd^en  fprod)en;  in  pricaten  ut^  BffenQi^  afaibo^m 

Kritienfolge  im  $faltet  entfpred(ienb ,  an  üierter  erfc^eint  berfelbe  neben  btm  $fabn  De  profondii 

Steße.  JUebenberffierOenbung,  mel^e  etjugEeidö  als  ba§  beDorjugte  ©ebet  ber  Sürfprat^  für  Wf 

mitbenSußpfalmenfinbet  (i.h.arl.!Bu6pfalmen  fflerporbenen.  SBieerfürbittmeifefürSefienbewi 

n,  1614),  tritt  er  fclbftänhig  überaus  I^öupg  in  abgeworbene  ju  Dcrmenben  ift,  le^rt  bie  ^L  SRi^ 

bie  Siturgie  ein.  3ni  ©ebetSofpcium  eröfptet  er  tilb  Lib.  spec.  grat  2,  2.  [ft.  ©^b.] 

bie  SaubeS  ber  Sonntage  in  ber  Stptuagepmal-      Uissa,  ber  liturgif i^e  9!ame  beS  ^eili^  3b^ 

geit,  fomie  aller  ^tnm  außer  ber  Ofte^^eit  unb  opferS,  mirb  nai$  beffen  Stellimg  tm  litinelf^'B 

heS  SßbtenofficiumS,  te^rt  bann  in  ben  ferialen  Slienpe,  nücb  ritueEen  Söerfd^ieben(iettra  ober  j* 

$recee  ber  SQeSper  mieber  unb  befi^Iießt  am  %n-  fälligen  äußeren  Umpänben  bur^  numni^aBig' 

buum  ber  6^Qtmo(!|e  jebe  eingeine  ^ore.  3n  ber  ^Benennungen  nd^er  beftimmL   3>ie  l&es  {Ä- 

S)anlfapng  no^  ber  6auptmal|Ijeit  ift  er  täglidti,  blica  aeu  solemnis  tmirbe  na^  ben  tBorilltn 

mit9ti^na^meber^oc^feftlicE)enäßDi$enuDnaBei^-  OrbineS  unter  Set^igsng  go^Iret^tr  Eltnb 


557 


Missa. 


1558 


ec  ttteberen  unb  l^öl^eren  SBeil^egrobe  mit  ®efang 
e8  (EeleBrantcn  unb  feiner  SKiniftronten,  joiüic 
e8  Sl^ored,  ber  schola  cantonim,  qI§  feier> 
iftt,  pfliii^tmö^iger  ®otte§bienft  ber  ©enteinbe 
egattgetu  3m  ^ttelalter  tmirbe,  meil  ben  ©lau» 
igen  an  @onn>  unb  geiertagen  gur  ßrfiUlung 
ed  JKrd^gebote§  bie  ^^td^t  oblag,  in  tl^rer 
(forrfird^  ber  Missa  publica  beijumol^nen,  bieje 
Itd^  Missa  major,  praecipua,  generalis,  com- 
nmis,  alia,  Smt  ^od^amt  fpöter  qu(^  Missa 
arochialis,  ^forrmeffe,  genannt,  ^it  le^terem 
tarnen  tt)irb  gegenwärtig  in  einzelnen  S)iöcefen 
le  SKeffe  bejeid^net,  weld^e  ber  Pfarrer  für  feine 
torod^anen  a))))Iicirt;  ba^  bie^  bie  ^auptmeffe 
in  muffe,  ifi  particulare,  bem  gemeinen  Siedet 
id^t  entfpred^enbe  ©emol^nl^eit.  3u^  Missa  so- 
aniniB  gel^ört  nad^  ben  geltenben  Sefttmmungen 
le  Sffif^en)  bed  S)iacon3  unb  ®ubbiacon§,  meldte 
leU^loie  ber  Selebront  beftimmte  Partien  ber 
Inrsifd^en  Se^te  im  ©efangStone  vorzutragen 
dien,  f omie  bie  Set^eiligung  eines  @öngerd^or§, 
leld^  bie  il^m  jufaHenben  Se^te  gleid^faHS  afö 
ü^cnig  ouSfül^rt.  SMe  ijfeierlic^feit  bebingt  fer- 
et  eine  größere  3«^^  öon  Slltarlid^tem  unb  bie 
tncenfation  beim  SntroituS,  @t>angeHum  unb 
)ffertorium :  Missa  solemnis  in  communi  sensu 
icitor  illa,  quae  omnem  solemnitatem  habet, 
antns,  thuris,  ministronim  sacrorum  earum- 
ae  cerimoniarum,  quas  praescribunt  Bubri- 
ae  Missalis  (Gavanti-Merati,  Thesaurus  I, 
«rs  1,  observ.  praelim.  XXX ITT).  2)ie  Dom 
Hfd^of  mit  ber  t)om  Cerim.  Epp.  Dorgejeid^ne« 
%  Sfeierlid^feit  celebrirte  Missa  solemnis  l^ei^t 
Graa  ponüficalis.  SBirb  bie  ÜKeffe  ol^ne  S)ia- 
nt  unb  @ubbiacon,  j[ebod^  fo  gefeiert,  ba^  bie 
im  ®efong  beftimmten  ^l^eile  Don  bem  Sele- 
canten  unb  bem  S^ore  gefungen  werben,  fo 
mimt  i^r  bie  9ejei(|nung  Missa  cantata  ^u ; 
rt  ben  Siturgifem  bed  Mittelalter^  l^ei^t  btefelbe 
in  mib  tDieber  Missa  media,  meil  fte  ber  ^eier- 
d^fett  nad^  ^Wif  d^en  ber  Missa  solemnis  unb  ber 
Gssa  privata  fielet.  Sin^elne  ©Quobalbeftim» 
nmgen,  toie  3. 93.  bie  be§  üonc.  prov.  Colon.  Don 
860,  f orbem,  ba|  bie  ^auptmeffe  an  @onn-  unb 
feiertagen,  »eld^er  ber  größte  äl^eil  ber  $farr« 
emetnbe  beimol^nt,  al§  Missa  cantata  gehalten 
lecbe.  @tifte,  SoDegien  unb  Sapitel  fmb  Der* 
[Bd^,  tdglid^  eine  unb  on  ben  auf  eine  größere 
Me  f dienben  f^feften  ^wei  be^m.  brei  f olenne,  bem 
iQgeSofficium  entfpred^enbe  Steffen  im  ^nfd^Iug 
s  eine  beftimmte  ^ore  bed  canonifd^en  Of^cium§ 
I  friem;  bie^  ift  bie  Missa  conventualis  ober 
Gflsa  capitularis,  tt)eid^er  bie  @:or))oration  al§ 
\Vlft  beitDOl^nen  mu^.  S)ie  93e5eid^nung  Missa 
rivftia  f&r  bie  Dpferf eier,  meldte  ol^ne  bie  er» 
iS^^iten  Solemnitöten  celebrirt  mirb,  ift  nebft 
m  ^teid^bebeutenben  Flamen  Missa  peculiaris, 
peeialis,  sii^ularis,  familiaris  barin  begrün» 
%  ba|  biefe  Selebration  nid^t  in  SSerbinbung  mit 
tr  an  ©onn-  unb  gfeiertagen  pflid^tmä^ig  jum 
sOigen  Ofyfx  t)erfammelten  ©emeinbe  ftattfinbet. 


fonbem  gett)iffermagen  ))riDate  ^nbad^tSübung  bed 
$riefterS  ift.  3m  SlUcrtl^um  nannte  man  biefe 
2Reffe,  meil  fte  aud^  an  ben  Sagen  celebrirt  tt)urbe, 
an  meldten  bie  Sl^eilnal^me  an  bem  l^eiligen  £)))fer 
nid^t  geboten  xoax,  mitunter  Missa  quotidiana. 
S)a  in  berfelben  nid^tS  gefungen,  fonbem  9lDe§ 
einfad^  nad^  bem  9Re|bu^  recitirt  mirb,  l^eigt  fte 
aud^  Missa  lecta,  plana,  bassa,  secreta,  ftiUe 
ober  Sefemcffe.  Ucbrigenö  ift  ber  öffentlid^e  6^a« 
rafter  aud^  ber  ^rioattneffe  nibriciftif  d^  baburd^  ge« 
malert,  ba^  minbeften§  ein  SRiniftrant  zugegen  fein 
mu|,  melier  bem  Selebranten  p  refponbiren  unb 
IM  bienen  l^at.  2)ie  Missa  soUtaria,  toeld^e  ber 
^riefter  ol^ne  jeglid^e  Slffiften^  feierte,  ift  bur(^  Der« 
fd^iebene  ©^noben  be§  2RittelaIter8  Derboten.  ffiie 
Missae  de  tempore,  de  festis,  f omie  bie  Missae 
de  sanctis  entfpre(|en  bem  Sagedofficium,  xoxt 
baSfclbe  in  bem  ftalenbarium  beftimmt  ift;  jene 
gel^ören  ber  ürd^Iid^en  ^txi  in  circulo  anni,  biefe 
ben  einf aBettben  §eiligcnf eften  an.  ®ie  SBenennung 
berüdCfid^tigt  einzig  ba§  SRe^formuIar  unb  fielet 
Don  ber  3feierlid(|!eit  ab,  meldte  bie  Selebration 
begleitet.  ®ie  Setnporalmeff e  ift  ie  nad^  bem  SageS« 
officium  eine  Missa  dominicalis  ober  Missa 
ferialis;  mit  9tüdffid^t  auf  bie  ürd^Iid^e  3^it  |^ie^ 
fie  im  3RitteIaIter  Mfissa  quadragesimalis,  Missa 
de  jejuniis,  Missa  paschaUs,  bie  beS  ^^rün» 
bonner§tag§  toegen  ber  Oelioeibe  Missa  chris- 
maHs.  S)ie  Missa  Totiva  (f.  0.  @p.  1315)  l^ei^t 
Missa  Yotiva  privata  unb  Missa  votiva  so- 
lemnis, obne  älüdfftd^t  barauf,  ob  biefelbe  ftUI 
ober  mit  äu^erlid^er  QfcictUd&feit  gebalten  wirb. 
3u  ben  SSotiDmeffen  gel^ören  u.  a.  bie  SKef[e  bei 
ber  S^eeinfegnung  (l^üssa  nuptialis ,  im  römi« 
fd^en  SOtiffale  Missa  pro  sponso  et  sponsa),  fo- 
tt)ie  bie  9Ref[en,  meldte  in  f d^ioar^en  ^aramenten  für 
bie  SSerftorbenen  celebrirt  unb  nad^  bem  Eingang 
be§  3ntroitu3  Missae  de  Bequiem,  aud^  Missae 
defunetorum,  Missae  animanmi  genannt  toer« 
ben.  Trentenarimn  ober  Tricenarius  S.  Ore- 
gorii,  gregorianifd^e  SWeffen,  nennt  man  eine  Serie 
Don  30  9Ref[en  für  SSerftorbene,  toeld^e  an  30  ftd^ 
unmittelbar  folgenben  Sagen  gelefen  toerben,  eine 
Uebung,  tocld^e  burd^  ben  SBeridgt  (SregorS  beS 
(Srofeen  über  ben  Sob  beS  SKönd^eS  3ufht8  (Dia- 
log. IV,  55)  Deranlafet  ift.  SKit  SRüdfftd^t  auf  bie 
SageSaeit  ber  Kelebration  unb  i^re  Stellung  im 
canonifd^en  Officium  fpred^en  bie  mittelalterlid^en 
j^lofterftatuten  Don  einer  Missa  nocturna,  Missa 
de  galli  cantu,  Missa  matutina  ober  matuti- 
nalis,  meldte  gegenüber  ber  aud^  Missa  diei  ge* 
nannten  SonDentual-  ober  ^aiiptmeffe  aI3  Missa 
minor  be^eid^et  mürbe;  au^  eine  Missa  vesper- 
tina  ober  serotina  tt)irb  ermö^nt,  bie  an  ^^ft« 
tagen  in  SSerbinbung  mit  ber  SSeSper  ober  dd 
Missa  sicca  o^ne  @onfecration  unb  Sommu* 
nion  gebalten  würbe  (f.  Gavanti-Merati  L  c. 
LXXXIV).  S)ie  SKeffe,  bereu  3ll)t)lication  mit 
einem  freibönbig  gegebenen  @ti))enbium  (Stipen- 
dium manuale)  au§bebungen  Wirb,  nennt  bie 
ürd^Iid^e  @))rad^e  Missa  manualis,  Missa  ad- 


1559 


Missa  conventualis  —  SDliffale. 


1560 


ventitia;  bagegen  tft  Missa  fimdata  ober  Missa 
legata  btejentge,  beten  aüjöl^rlid^e  Setebration 
für  immer  ober  auf  längere  3eit  burd^  eine  blei» 
benbe  Stiftung  ober  teftamentarifd^e  SBeftimmung 
gejtd^ert  ift;  Missa  annualis  l^ei^t  in  S)ocumen* 
ten  beS  SKittelalterS  bie  SKeffe,  toeld^e  auf  ©runb 
eines  SBenefiriumS  täglid^  für  beffen  ©tifter  gelefen 
»erben  mu^.  S)ie  SBe^eid^nungen  Missa  cate- 
chumenomin  unb  Missa  fidelium  (Missa  sacra- 
mentomm)  für  bie  ^aupttl^eile  ber  SRe^Iiturgie, 
Missa  praesanctificatonmiy  Missa  bifaciata 
unb  trifaciata,  Missa  sicca  unb  Missa  venatoria 
f.  oben  im  3lrt.  TOeffe  ©p.  1315  f.    [ft.  ©(i^robj 

Missa  conveiLtuälis  l^ei^t  bie  bem  ^od^' 
amte  in  ben  ^farrfird^en  analoge,  gewöl^nltd^ 
feierlid^e  2Keffe,  toeld^e  in  ®a})iteln  unb  Drben§» 
gemeinben  mit  Sl^orbienft  töglid^  nad^  einer  be» 
ftimmten  ^ore  bargebrad^t  wirb;  fie  mirb  für  bie 
betr.  ©enoffenfd^aft  applictrt,  unb  ^u  il^rer  3ln« 
l^örung  muffen  fid^  aKe  SRitglieber  berfelben,  tteld^e 
nld^tred^tmö^ig  öerl^inbert  pnb,  im  K^or  einfinben. 

Missa  gpregoriana,  f.  @regor.  3Reffen. 

^iffa(e,  SRegbud^,  ein  93ud^  mit  fämmtlid^en 
©ebeten,  Sefungen  unb  Sejtftürfen,  meldte  bei  ber 
fjfeier  ber  l^eiligen  SDleffe  unb  einzelnen  mit  ber» 
fetten  in  Swfootmcnl^ang  fte^enben  Functionen 
redtirt  »erben  muffen,  f ott)ie  mit  ben  rubriciftifd^en 
SSorfd^riften,  votlä^t  bei  ber  51!Ke^fcier  überl^aupt 
unb  an  einzelnen  3:agen  unb  geften  inSbefonbere 
}u  beobad^ten  ftnb.  ^i§  in  ba§  SJ^ittelalter  l^inein 
toaren  bie  öerfd^iebenen  Sejte  mit  SHüdffid^t  auf  bie 
bei  ber  fjfeier  tl^ätigen  ^erfonen  auf  mel^rere  SBüd^er 
öertl^eiÖ,  ttie  aud^  jejt  nod^  bei  ber  f eierlid^en  SJleffe 
neben  bem  SKefebu^e,  beffen  ber  ßclebrant  am 
Slltare  bebarf,  ein  jtoeileS  für  bie  SDliniftranten 
jum  Sortrage  ber  Sefungen  (Sectionarium)  unb 
eigene  Kl^orbüd^er  für  ben  ©efang  be§  K^oreS 
(Drbinarium,  ©rabuale)  erforbertfinb.  ©ieSejte, 
ttjeld^e  ber  ßelebrant  attein  bei  ber  SJlefefcier  unb 
anberen  facramentalen  §anblungen  ju  fpred&en 
l^atte,  entj^ielt  ber  Liber  sacramentonun,  Liber 
mysteriorum,  aud^  fur^toeg  Sacramentale  ober 
Sacramentarium  genannt;  bie  übrigen  SobiceS 
trugen  nad^  il^rem  Snl^alte  öerfd^icbene,  nid^t  im« 
mer  gleid^möfeig  gebraud&tc  5^amen:  ba§  Anti- 
phonale, Besponsale  ober  Graduale  entl^ielt  bie 
©efangftüdte,  meldte  ber  ©l^or  jum  gingang,  jmi» 
fd^en  ben  Sefungen,  ju  bem  Dffertorium  unb  ber 
Kommunion  öorjutragen  l^atte;  in  bem  Lectio- 
narium  ober  Apostolus  unb  bem  Evangeliarium 
ttwren  bie  öon  ben  SKiniftrantcn  ^u  recitirenben 
Sefungen  jufammengeftellt.  3ebe§  biefer  83üd^er 
mar  ein  liber  Missalis.  SBo  aber  bie  9J{eff e  ol^ne 
bie  Slffiftcnj  öon  SKinifiranten  unb  Sl^orfängem 
celebrirt  mcrbcn  mufete,  unb  ber  Eelebrant  fettft 
SllleS  ju  recitircn  l^atte,  führte  bie  Jlotl^menbigfeit 
baju,  bie  jur  SKe|feier  erforberli^en  Sejte  au§ 
biefen  öerfd^ebenen  SJlefebüd^em  ju  einem  SBud^e 
in  oereinigen,  meld^eS  Missale  plenarium,  bann 
einfad^l^in  Missale  genannt  mürbe.  S)erartige 
DoUftönbige  ^ßegbüd^er  ftnb  nad^meiSlid^  feit  bem 


6.  Sal^rl^unbert  im  ®ebraud^.  Seit  bem  12. 3o^ 
l^unbert  mar  bie  römifd^e  Siturgie  im  ®ro^  vab 
©anjen  nal^m  im  gefammten  ^ßenbl^ibe  in 
Uebung;  im  Sinjelnen  aber  befianb  eine  gro^ 
SSerfd^iebenl^eit.  i^ird^en))rot)tn5en  unb  Sidcefot 
befa^en  unter  i^ren  eigenen  liturgifd^  Süd^m 
aud^  eigene  ÜJliffalien.  SHefe  übergroße  Stomig« 
faltigfeit  unb  Dor  Mem  ber  Umftanb,  ba^  neioi 
auffälligen  rituellen  ^meid^ungen  Dielfad^  canäi 
unl^altbare  3ufö|e  in  bie  liturgif d^  93ud^  toatea 
aufgenommen  morben,  Deranla^ten  Sif^öfe  tmb 
meltlid^e  dürften,  nad^bem  derein^elte  Sefornttia* 
fud^e  bie  Sinl^eit  nid^t  einmal  l^otten  anbauen 
tonnen,  auf  bem  Soncil  Don  Orient  gu  beantragen, 
bag  bie  SSöter  be§  SoncilS  bie  liturgifd^  Süc^ 
reformiren  unb  im  SuItuS  bie  ßii^eit  l^erfteQm 
foHten.  ®a§  ßoncil  betraute  in  ber  18.  ©ijung 
(16.  gebruar  1562)  eine  ßommiffion  mit  biejet 
tluf gäbe  unb  übermieS,  ba  biefe  fte  nid^t  l^atte  üoll' 
cnben  fönnen,  in  ber  ©d^lufefijung  (4.  See.  1563) 
bie  Vorarbeiten  unb  bie  »eitere  ©orge  für  biefe  8n« 
gelegenl^eit  bem  ^apfte.  S)er  (Sarbinal  93ernatbin 
©cotti  unb  ber  Sifd^of  Don  ©t.  %]ap%  Xi^m(& 
©olbmeQ,  beibe  au3  ber  Kongregation  ber  ^ü^ta' 
tiner,  ^u  bereu  SRitarbeitem  aud^  ber  Karbind 
SBiU^elm  ©irlet  unb  ber  ©elel^rte  3ultu§  $oggi 
(bei  Zaccaria,  Biblioth.  rit.  1, 116)  gel^örten,  be^ 
enbigten  il^re  unter  $iuS  IV.  begonnene  Arbeit 
unter  ^iuS  V.  3^re  9luf gäbe  mar  nic^t,  ein  neu«§ 
9Jtegbud^  }u  Derfafjen,  f onbem  auf  ©nutb  ber  Da* 
ticanifd^en  unb  anberer  ^uoerlüf  figen  SobiceS,  f  ooie 
alter  unb  bemöl^rter  ©d^riften  über  ben  SRituS,  boS 
römifd&e  SWiffale  „entfpred^enb  ber  9iorm  unb  bem 
9tttu§  ber  l^eiligen  SSöter  mieberl^rjuftenen*;  be» 
red^tigte  Srmeiterungen,  meldte  in  ben  ©ebetts 
unb  im  StituS  ftd^  au§gebilbet  l^atten,  fanben  Se- 
rüdfftd^tigung,  fo  ba^  einzelne  Kerimonien  imb 
©ebete,  mel^e  bem  ältert|um  fremb  maren,  in 
bie  SRegorbnung  enbgültig  aufgenommen  mürben. 
$iu8  V.  fül^rte  bie  neue  Äecenfion  atö  Missal« 
Romanum  ex  decreto  Concilii  Tridentim  re- 
stitutum  burd^  bie  93uEe  Quo  primum  Dom 
14.  3uli  1570  mit  ber  SBeftimmung  ein,  ba| 
aUentl^atten,  mo  nid^t  feit  200  Salären  ein  eigener 
9litu§  beftel^e ,  biefeS  SRiffale  au3f d^Iiepd^  snb 
ol^ne  ieglid^e  ^enberung  5U  gebrau^n  fei;  bie 
^ftimmung  foQte  in  %om  nad^  einem  ^Roiuä, 
in  Stauen  nad^  brei  unb  barüber  l^inanS  iutt( 
fed^S  SWonaten  in  ftraft  treten.  3luf  ©nmb  be8 
burd^  bie  genannte  IBuQe  anerf amtten  äted^teS  'fyiba 
bie  alten  Drben,  mie  bie  ffartl^äufer,  ffiominia^ 
ner  u.  a.,  fid^  im  93eft^  unb  ©ebroud^  eigcnet 
SDliffalien  erl^alten:  mit  ber  ombroftonifd^n  2i^ 
turgie  blieb  aud^  oa3  ambroflanif d^  SDKffoIe  im 
SRailönber  ©prengel  beftel^en.  2)iefe  ))articuIateK 
9Dte|büd^cr  finb  in  biefem  Slrtifel  nid^t  weiter  h» 
rüd!)td^tigt.  Sro^  ben  in  ber  Sinfül^nmgSbuIe 
f eftgefe^tcn  Slormen  unb  ©trafen  l^abennod^  ben 
^nbeutungen  ber  93uBe  KlemenS'  VIIL  Cum 
Sanctissimum  Dom  7.  3uU  1604  bie  Snufer 
ftd^  miEtürlid^e  Slenberungen  geflattet,  f o  in^fon^ 


9RiffaIc. 


1562 


i  bie  @efang§ftfiäe,  für  meldte  bie  SRecenfion 
V.  ben  SBortlaut  ber  3tala  beibel^alten  l^atte, 
est  bet  1590  U^to,  1592  Deröffentlid^ten 
to  aufgenommen,  bie  gptjleln  unb  goange« 
ilfteHt  unb  leitete  mit  ungemöl^nlid^en  @in« 
i  oerfel^en.  S(emenS  YUI,  lie^  bolzet  burd^ 
rbtnale  9aroniu§  unb  93eUotmin,  ben  9iu« 
m  ©QDQnti  unb  biet  ©elel^rte  baS  pianifd^e 
t  neuerbingS  reDibiren  unb  on  einzelnen 
1  öerbcffem,  unb  Dcröffentlid^te  bie  neue  SRe« 
i  butd^  bie  ermöl^nte  SSuUe  im  %  1604. 
Urban  VIU.  tt)urbe  fobonn  nad^  bcm  öon 
V.  unb  ßlcmen§  VUi.  reformirten  SBreDier 
io8  9JhffaIe  einer  britten  2)urd^{td^t,  mlä^t 
iu))tföd^Iid^  auf  bie  Stubrifen  erftredte,  un« 
ti,  unb  mit  ber  93uIIe  Si  quid  est  Dom 
)tember  1634  qI§  autl^entifd^e  SSorloge  für 
ncudKegung  ))ublicirt.  S)ie  SRitglieber  ber 
rr  jttjeiten  unb  britten  SReoifton  betrauten 
iffion  finb  bei  SKerati  (ju  Gavantus,  The- 
9  n,  2,  1  add.)  aufgefül^rt.  SBöl^renb 
:e  ©iöcefen  il^re  eigenen  9QfHffaIien  neben 
imifd^en  beibehielten  unb  biefem  mel^r  unb 
onformirten,  l^aben  oom  6nbe  be§  17.  Sal^r» 
18  an  mel^rere  SBifd^öfe  in  granfreid^  unter 
influffe  ber  3on|cni[ten  neue  SBreoiere  unb 
ien  gefd^üffen,  meldte  erft  um  bie  SRitte  be§ 
>en  äal^rl^unbertS,  bor  Sllem  infolge  ber 
)imgen  ©uerangerS  (f.  b.  2lrt.),  burd^  bie 
roufnal^me  ber  römifd^en  Siturgie  befeitigt 
!•  S)ie  arbeiten  S5enebict§  XTV.  bcrül^rten 
ituale,  ^ontiftcale  unb  ba§  Cerimoniale 
^porum,  nid^t  über  baS  SDliffale.  Umftellun» 
ber  5Rei^enfoIge  ber  3Kef Jen,  ©infd^altungen 
ilörergformulare  unb  ö^nlid^e  Slenberungen 
iffale  erlaubten  ftd^  beutf d^e  Herausgeber  unb 
er  in  ber  erften  §älfte  beS  laufenben  Sal^r» 
iS;  biefe  ausgaben  toaxtn  iebod^  ccaä^  in 
fyx  ^infid^t  f 0  menig  mujtergültig,  ba|  fie 
»d^äbigung  in  meiteren  Jheifen  nid^t  berur« 
,  obgleid^  einzelne  6gem})Iare  aud^  je^t  nod^ 
4t  werben.  3118  Seo  Xm.  bei  ber  Ser» 
ng  ber  ^eiligenfefte  ftd^  oeranta^t  fa)^,  bie 
ung  ber  sufoSig  beJ^inberten  gfefte  gu  be« 
'en,  ertoieS  fid^  bie  Slbönberung  ber  aUge» 
i  imb  @pecial»9hibrüen  unb  bamit  aud^  eine 
lecenfion  be§  SreoierS  unb  be§  SKiffale  als 
mbig.  S)ie  neue  92ormaIauSgabe  (editio 
0  bÄ  SDWffale,  meldte  fortan  jebem  9leubrud! 
tnbe  gelegt  werben  mufe,  erfd^ien  1884,  unb 
>ei  8r.  ^uflet  in  SRcgenSburg,  in  el^renber 
tmungöonbeffenffirudleiftungen.  ®a89Wif» 
yffnen  bie  6inf  ül^nmgSbutten  ^iu§^  V.,  Kle« 
Vm.  unb  UrbanS  VIIL,  weld^e  in  älteren 
Ben  meifi  nur  fummarif d&,  in  ber  gfolge  aber 
nbig  mitgetl^eilt  ftnb  unb  f o  mit  iebem  9!eu- 
rte  für  bie  älecenfion  unb  ben  ®rudt  gelten- 
W^tögnmbfo^  gewifferma^en  öon  neuem 
ircn ;  an  biefelben  mu^  fid&  bie  ^l)robation 
dkittanud  beS  S)rud(orteS  anfd^Iie|en.  S)ie 
Um  SBeifungen,  meldten  eine  äleil^e  Don 


2)ecreten  ber  Stitencongregation  DorangefteOt  tft, 
tonnen  als  (Einleitung  beS  !DlePud^eS  betrad^tet 
werben;  biefelben  umf äffen:  1.  S)ie  ^bl^anblung 
über  bie  fird^Iid^e  3^tred^nung  (De  anno  et  ejus 
partibus)  unb  im  Slnf  d^Iu^  baran  bie  Tabelle  ber 
beweglid^en  ^fte,  um  wel^e  baS  ffird^enj^al^r  ftd^ 
bewegt  (Tabula  paschalis  imb  TabeÜa  tempo- 
raria),  fowie  ben  Äalenber  ber  ftel^enben  gefte; 
2.  bie  aDgemeinen  9htbrif  en,  unb  3.  bie  S)arftäung 
beS  SlituS  ber  ÜKefefeier.  ffiiefe  beiben  Sl^eile  wür- 
ben Don  3o]^.  S9ur^arb  (f.  b.  3(rt.  unb  ben  Aatl^otil 
1884,  314)  aufammengefteDt  unb  1502  in  SRom 
gebrudtt ;  bem  römif d^en  SRiffale  ftnb  biefelben  in 
einer  SSenebiger  SluSgabe  Dom  ^al^re  1536  bei- 
gefügt; unter  ber^uffd^ft  Bubricae  generales 
unb  Bitus  servandus  in  celebratione  Missae 
(Bitus  celebrandi)  nal^m  $iuS  V.  fte  in  baS 
aWe^bud^auf ;  in  ben  Don  ElemcnS  Vni.  unb  Ur- 
ban VIEL  burd^gefü^rten  SReDifionen  würben  fie 
im  Sitel  abgegliebert  unb  ^um  Sl^eil  erweitert. 
S)aran  fd^Iie^en  ftd^  4.  bie  SOßeifungen,  weld^e  bei 
etwa  Dorfommenben  S)efecten  ju  beobad^ten  ftnb, 
unb  5.  bie  ®ebete  jur  SSorbereitung  unb  ®an!« 
fagung.  S)ie  ben  Rbxpn  beS  aJHffale  bilbenben 
SQfte^formuIare,  weld^en  bie  Bubricae  speciales 
eingefügt  ftnb,  fd^Iiefeen  fid^  in  il^rer  Slbtl^eilung 
unb  äfolge  ben  Dfficien  beS  SreDierS  an.  ffiaS 
Proprium  Missu-um  de  Tempore  orbnet  bie 
3Keffen  unb  bie  cinjelnen  Sage  eigenen  befonberen 
Functionen  (©cgnungen,  ^roceffionen)  für  ben 
Verlauf  beS  ffird^enial^reS  nad^  ben  Sonntagen 
unb  ben  entfpred^enben  3Bod^;  eS  beginnt  mit 
bem  erften  Sonntage  beS  SlbDentS  unb  f^Iie^t  mit 
bem  legten  (24.)  ©onntage  nad^  ^fingften.  S)ie 
ftel^enben  SJle^gebete,  weld^e  alS  Commune  Mis- 
sarum  betrad^tet  werben  !5nnen,  nömlid^  ber  Ordo 
Missae  mit  ben  wed^felnben  ^röfationen  imb  bem 
Canon  Missae  fammt  bem  bem  Selebranten  ju- 
faüenben  SantuS,  ftnb  Dor  bemOfterfotmtag  ein- 
gefe^t  unb  f^mboliftren  burd^  biefe  @teUung,  ba^ 
bie  ©el^eimniffe  beS  icaoxa  oraupwcnixov  unb  beS 
iraoya  dlva(rra<jtji.ov  in  ber  SWeftfeier  erneuert  wer- 
bett.  2)aS  Proprium  Missarum  de  Sanctis  be- 
ginnt mit  ber  Sigil  beS  «nbreaSfefteS,  nad^  wel- 
d^m  ber  gintritt  beS  ^bDentS  fid^  regelt,  unb  ent- 
l^ölt  in  ber  Reihenfolge  beS  bürgerlid^n  JlalenberS 
bie  t$formtiIarien  unb  ÜRe^tl^Ue,  weld^e  ben  Dom 
SSerlaufe  beS  ffird^enjal^reS  unabl^öngigen  geften 
eigen  ftnb;  bie  «uffd^rift  biefeS  SJ^eileS  ift  barin 
begrünbet,  bafe  bie|  Dorwiegenb  §eiligenf efte  finb, 
SWifd^en  benen  nur  Wenige  Qf^fte  beS  fterm  ein- 
treten. 3n  bem  CommimeSanctorum  finb  9Re|- 
formularien  für  bie  einzelnen  j{laf[en  Don  |)eiligen 
in  ber  Stangorbnung  ber  Sitanei  Don  aDen  ^eiligen 
jufammengefteHt ,  auf  weld^  jurüdfjugretfen  ift, 
inj of em  für  ein  §eiligenf eft  feine  eigene  ÜKeff e  ober 
eigene  ÜKefttl^eile  Dorgefel^en  ftnb.  3)a  in  biefen 
tJfäUen  in  bem  $ro))rium  auf  baS  Commune  Der- 
wiefen  wirb,  fo  mu§  bei  bem  ®rudfe  beS  SDWffale 
baS  6!ommune  Dor  bem  $ro))rium  l^ergefieHt  unb 
infolge  beffen  aud^  eigenS  paginirt  werben.  @S  ftnb 


1563 


aWiffalc. 


1564 


in  bicf  cnt  %f)txU  9Weff  cn  Dorgcfcl^cn  für  bie  SSigtl  ber 
^poftelfcfte,  für  bie  geftc  ber  ^Ölort^rcr  (mit  cigc« 
nen  9Jlcffcn  für  bie  Dfterseit),  ber  Sefenner,  unb 
itoax  folc^er,  meldte  Sifd^öfe  ober  Äird^enlel^rer  unb 
fold^er,  weld^e  ol^ne  bifd^öfli^cn  ß^arafter  fmb, 
cnblid^  ber  3ungfrauen  unb  ber  ^eiligen  grauen. 
®em  Kommune  ift  angel^ängt  bie  3Wef[e  für  ba§ 
Seft  unb  bie  jäl^rlid^e  ©ebä^tnifefeier  ber  Äird^= 
»eil^e.  6S  folgen  bann  bie  für  befonbere  3lnläjfe 
unb  Slnliegen  öorgefe^enen  SBotiömeftenmit  35  Ora- 
tiones  diversae,  tteld^e  nad^  ber  SageSoration 
eingelegt  merbcn,  fowie  oicr  gormularien  für  SRe» 
quicmSmeffcn  nebft  12  Orationes  diversae.  3for» 
mularien  für  bie  öfter  öorfommenben  Senebictio» 
nen  bilben  ben  Sd^Iu^  be§  SKiffale,  bem  neuer» 
bing§  bie  SSotiömeffen  angefügt  finb,  »eld^e  ben 
feit  1883  für  bie  freien  SQBod^entage  gematteten 
95otit)officien  entfpred^en.  —  S)ie  in  einem  3ln« 
^ange  bereinigten  SKeffen  gel^örcn,  mie  bie  ent» 
fpre^enbcn  Dfficien  im  ^nl^ange  be§  93ret)ier8, 
nid^t  ber  gefammten  ff ird^e  an,  fonbem  l^aben  ein« 
jig  in  foI(|cn  Sejirfen  ©eltung,  für  toeld^e  fie  fpe« 
nett  apjjrobirt  fmb.  ®a  fie  nid^t  einzelnen  ®iö= 
cefen  ober  DrbenSgenoffenfd^aften  auSfd^Iiefelid^ 
eigen  fmb,  Dielmel^r  in  ganzen  ffird&enproöinjen 
unb  Sönbcm  Slufnal^me  gefunben  l^aben,  fo  fönnen 
biefe  gformularien  nid^t  ttol^I  auf  bie  S)iöcefan= 
oberDrben§proprienbefd^rän!t  bleiben.  ®er  erfte 
Anfang  eine§  fold^en  Appendix  pro  aliquibus 
locis  finbet  fid&  im  17.  Sal^rl^unbert  in  ben  JUttf» 
falien  ber  ®rudterei  öon  ^lantin  in  Slnttterpen, 
tt)eld^e  sunöd^ft  ^m\  ober  brei  für  bie  fpanifd^en 
unb  öfterreid^ifd^en  ifronlönber  bewittigte  SDleffen 
ol3  Slnl^ang  mittl^eilten.  S)iefer  ^ppenbis  mürbe 
oQmölig,  ^umeift  aber  um  bie  SRitte  be§  laufenben 
Sal^rl^unbertS,  burd^  bie  SSerleger  im  Snterejf  e  eine§ 
örö|em  Slbfa^eS  beträd^tUd^  ermeitert.  ®ie  $ro« 
))rien  finb  bie  officietten  Swfammenftettungen  ber 
einer  ©iöcefe  ober  ®enof)enfd^aft  eigenen  SWejfen, 
toeld^e  gormularien  au§  bem  ^nl^ang  beS  SOWffale 
ofö  Missae  ex  Indulte  apostolice  celebrandae 
für  il^ren  Sereid^  opjjrobirt  unb  erlaubt  fmb. 

S)a8  Slltcrtl^um  unb  ba§  3Dtittelalter  öermanbten 
lux  ^erftettung  ber  ^um  liturgifd^en  ©ebraud^e 
beftimmten  ®obice§  baS  auSgefud^tefte  SWaterial 
unb  ftatteten  bief elbcn  in  ©d^nf  t  unb  ©d^mudt  auf 
ba§  ©orgfältigfte  au8.  ^ud^  in  ber  erften  ^eriobe 
be§  S3ud^brude3  maren  bie  SRiffalien  burd^meg 
$rad^tleiftungen,  bereu  3Huftrationen  im  legten 
gSiertel  be§  19.  Sal^rl^unbertS  als  SKufter  unb 
Vorlagen  jur  SluSftattung  liturgifd^er  Sudler  3ln- 
erfennung  fanben  unb  gro^entl^eite  micber  erneuert 
»orben  pnb.  ®ieffeit§  ber  SUpen  mürbe  bie  go« 
tifd^e  ©d^rift  beöorjugt,  bis  fie  gegen  6nbe  be§ 
16.  Sal^rl^unbertS  burd&  bie  claffifd^e  ©d^riftform, 
bie  fog.  Slntiqua,  öottftönbig  öerbrängt  mürbe. 
6rft  im  17.  gal^r^unbert  begannen,  mo  nid^t  bie 
ßird^e  felbft  bie  Sorge  für  bie  §crfteHung  ber 
Uturgifd^en  Sudler  in  ben  Rauben  bel^iclt,  aud^ 
bie  öerfd^icbenen  Steuerungen  unb  ted^nifd^enOber« 
Päd^lid^fciten:  j)rofaner®rudt,  2Begfattenber  rotl^en 


gfarbe,  fd^led^teS  gJapier  (3afob.  Sic  «mt|l  in 
©ienfle  ber  Äird^e,  2.  «ufl.,  21 7).  3n  ben  lejtot 
SDecennien  l^at  iebod^  ein  an  bie  fird^lid^  %)► 
f d^riften  fid^  anlel^nenbeS  erf olgreid^e§  ©treben  bm 
liturgifd^en  Srudberfen  überl^oupt  imb  bemSR^ 
fale  inSbefonbere  eine  be§  l^eiligen  S)ienfie§  tDn> 
oige  innere  unb  öugere  SluSftattung  gegeben.  SoS 
reid^  ittuftrirte  SKiffale  in  gotifd^cr  ©d^rift  öonS^ 
in  SBien  (1861  u.  1872)  l^at,  ol&ne  ben  öerbientm 
^bfaj  SU  finben,  ben  ©inn  für  fünfllerifd^e  §o* 
ftettung  gemedtt;  bie  feit  1875  crfd^ienenen  jnä^» 
tigen  fieiftungen  öon  ©effain  in  aWed^eln,  ffiei 
clöe  in  Soumai  unb  ^ujtet  in  JRegenSburg  ermög» 
lid^en  e3  aud&  ben  ärmften  ffird&en,  ein  mürbig^ 
93ud^  auf  ben  ^Itar  p  legen.  Um  aud^  ben  ^> 
banb  f oftbar  l^erjuftetten ,  mürben  bie  ^dl§emen 
Sud^berfel  bis  in^S  13.  Sal^rl^unbert,  mo  eS  ju  et» 
möglid^en  mar,  öorjugSmeife  mit  ßlfenbeintafefa 
auSgeftattet,  fpöter  mit  SRetattplatten  (®olb«  unb 
©ilberbled^)  überwogen,  in  meldte  ^len  unb  (Sbd» 
fteine  gefaxt  maren;  „als  nad^  ßrftnbung  bei 
Sud^brudferfunft  bie  Sudler  l^öufiger  utü)  tDol^> 
feiler  mürben,  überwog  man  bie  ^olgbedfel  ber 
^rad^tbönbe  mit  gemebten  unb  geftidtten  @eiben> 
ftoffen,  befd&lug  bie  gdten  mit  SKetatt,  bie  SRitte 
oft  mit  einer  ^tetattDignette  unb  fügte  metaEem 
Slaufuren  l^inju;  (Sinbonbe  in  gepreßtem  Seber 
unb  Dergolbete  ©(^nitte  gel^ören  erft  bem  16.  Sk^ 
^unbert  an"  (Dtte,  §anbbud^  ber  fird^l.  ÄunP« 
ard^äologie  beS  9DWttelalterS ,  4.  SlufL,  Seiftig 
1868,  131).  Ueber  bie  ginbonbe,  meld^  bi« 
92eu}eit  mit  gefpaltenem  Seber,  gepreßten  2)edai 
unb  geftampften  bled^emen  Sef  (flögen  fabrümö^ 
liefert,  fül&rt  3afob  (a.  a.  D.)  mit  Sied&t  «löge. 
93ei  bem  ®ebraud^  am  Altäre  ifi  als  Unterlage  bd 
ID^iffale  ein  $olfter,  ffiffen  (cussinus;  Bubr. 
gen.  20)  Dorgefd^rieben,  fomol^l  um  baS  Sud^  jn 
fd^onen,  als  aud^  um  ben  Se^  bem  ^uge  leistet 
Sugönglid^  ^u  mad^en;  nad^  bem  Cerim.  I^p. 
(1, 12,  15)  fott  beffen  Ueberjug  öon  ©eibe  frai 
unb  in  ber  ^arbe  mit  ben  ^aramenten  überein« 
ftimmen.  3ln  ©tettc  biefer  Unterlage  ifl  giemfi^ 
attgemein  baS  praftifd^  mel^r  bemäl^rte  ^ult  (pol- 
pitum,  lectonle)  getreten,  baS  in  ^ol)  mie  ta 
SDletatt  ftilgered^t  gestaltet merben fonn.  S^^xSß 
ftattung  für  ben  ©ebraud^  gel^ört  aud^  baS  ategip« 
ober  ©ignaculum  mit  einer  auSreid^enben  ^ 
öon  3Rerfbänbcm,  meldte  bieungeftörteStecitatio« 
ber  einjelnen  Seite  erleid^tem  unb  fidlem.  M 
Cerim.  Epp.  (1.  c.)  »erlangt  meiterl&in,  boj  b(ö 
Uniffale  mie  aud^  bie  Don  ben  SRinijIranten  fl 
gebraud^enben  93üd^er,  baS  S))iftolare  unb  Stxm« 
geliare  (Sectionarium),  mit  ©eibe  öon  ber  goih 
ber  $aramente  umfleibet  feien.  ffiiefeS  int^ 
mentum,  aud^  camisia  genannt,  ift  bem  @ebnm^ 
faft  gans  fremb  gemorben ;  jur  3(it  beS  ©oixmti 
mar  biefer  ©d^murf  unb  beffen  SBebeutung  in  ba 
jf ird^en,  meldte  burd^  genaue  ObferDan^  ftd^  auS- 
Seid^neten,  nod^  fel^r  mol^l  bcfannt :  Convestitar 
Missale  ab  accuratioribus  proprio  intego- 
mento  coloris  Missae  intervenientis  tum  ad 


.565 


ÜJli^l^eirat  —  Missio  Spiritus  Sancti. 


1566 


leeorem,  tum  ad  reverentiam  in  eo  conten- 
iomm  (Thesaaras  I,  2, 1  d).  Sine  ^ntoeifung. 
Die  bie|  Sud^Deib  j^erjufteUen  fei,  f)ai  ber  1^1.  Raxl 
BonomöuS  in  feiner  Instructio  fabricae  et 
mpeUectüiB  eccl.  lib.  2  (Acta  Eccles.  MedioL, 
liifig.  don  1599,  629)  gegeben.      [ff.  Sd^robJ 

9ti||9rttaf  (disparagium)  ^ei^t  nid^t  nur  bie 
B^  einer  freien  $erfon  mit  einer  unfreien  ober 
eiBeigenen  (eine  SSerbinbung,  meldte  ]oto6t}l  ba§ 
j^mifd^e  olS  bad  germonifd^e  Sted^t  fd^tter  berbot), 
onbem  aud^  nad|  neuerem  @prod^ge6raud^e  bie 
S^  einer  erloud^ten  ober  l^od^abeligen  ^erfon  mit 
iner  ^rfon  unter  il^rem  @tanbe,  gleid^Diel  ob 
»Ott  nieberem  Slbel  ober  Dom  Sürgerftonbe.  SBenig« 
ienS  galt  bie  ^eirat  eined  ^od^abeligen  mit  einer 
Burgerlid^  nad^  ber  3Ba]^Ica))itulation  bedffaiferd 
fori  Vn.  («rt.  22,  §  4)  unftreittg  olS  SKi^l^eirat. 
Die  Sel^ouptung  ober,  ba^  oud^  bie  Serbinbung 
iner  ^erfon  niebem  3(beI3  mit  einer  unobeligen  eine 
IRt|]^rQt  im  ftrengen  9ied^t§ftnne  beS  3Borte§  fei, 
ß  f 0  tt)enig  begrünbet  oI§  bie  mettere  SSel^ouptung, 
«I  ein  Slbeliger  burd^  bie  betrat  einer  $erfon  au§ 
»ent  Souernftonbe  feines  VbelS  Derluftig  merbe. 
lAn'fynipt  muffen  bie  bürgerlid^en  SBirfungen 
jiKt  unfUmbedmö^igen  (SS)t  nad^  ben  betreffenben 
ionbeSgefe^en  beurtl^eilt,  unb  mo  biefe  fd^meigen, 
nul  gemeinred^tlid^  angenommen  merben,  ba^  bie 
jfnnt  Den  @tanb  be§  ÜRanneS  annimmt,  ^ebenfalls 
iber  ift  eine  fold^e  @^e,  menn  fte  fonft  an  feinem 
xennenben  ^inbemiffe  leibet  unb  in  trtbentinifd^er 
$Drin  gefd^Ioffen  ift,  in  foro  ecclesiae  eine  DoO" 
l&IttgeSi^e.  S§  gibt  eine  ÜJlenge^bl^anblungen  über 
riefen  ®egenftanb;  Dgl.  befonberS  bie  Don  Sel^n- 
ycnff,  »erlin  1792,  unb  Don  S.  3f.  ®ierf,  §alle 
1888.  [^ermaneber.] 

IDssio  canonlca,  f.  Sel^ramt. 

IDsslo  Spiritus  »ancti  (@enbung  beS 
letligen  ®eifte§)  ift  gemä^  bem  auf  Sd^rift 
tnb  Söterlel^re  ftd^  grünbenben  fird^lid^^t^eologi- 
ü^  Sprad^gebroud^  ber  emige,  immanente  3lu§« 
ong  bed  l^Iigen  ®eifie§  Don  ^ater  unb  &of)n  mit 
{(nid^ung  auf  einjeitlid^eS  3^^^  ober  eine  SBirfung 
t  oer  Sreotur.  Sine  naivere  SrHörung  unb  »e* 
cuiibung  biefer  Definition  erforbert  eine  Unter« 
tlfyanQ  über  ben  »egriff  unb  bie  Srten  ber  @en« 
mgai  gBttlid^er  $erfonen  überl^aupt  unb  fpecieD 
in  bie  Derfd^ebenen  @enbungen  ber  britten  gött» 
d^  ^ßerfon,  fomie  bereu  »ebeutung  unb  3Birf» 
ndeit  auf  creotttrlid^em  ®ebiete. 

L  ©egriff  unb  ßintVi^w^Ö  ^^^  Ö^tt- 
l^ett  @enbungen  im  Stllgemeinen. 
.  SBieberl^oIt  l^^t  e3  in  ber  l^eUigen  Sd^rift,  bag 
er  @€ifyn  ober  ber  l^eilige  ®eift  in  bie  SBelt  ober  ^u 
m  Stoifd^  gefenbet  merbe,  be^m.  bag  ber  SSater 
eil  &fyx  unb  ben  l^eiligen  ®eift,  ober  ber  Sol^n 
eil  l^igen  (Seift  fenbe  (Dgl.  über  bie  @enbung 
e8  Soldes  SBeiS^.  9, 10.  3o^.  3, 17. 34;  4, 34; 
.  28.  24;  6,  29.  40.  44.  58;  7,  28. 29;  8,  26. 
9. 42;  10, 36;  20, 21.  ®al.  4, 4;  über  bie  @en« 
img  beS  l^igen  ®eifte3  $f.  103,  30.  SBei§]^. 
,  17.  SllC  24, 49.  3o]^.  14,  26;  15,  26;  16,  7. 


®al.  4, 6).  3laä)  l^ermeneuti)  d^er  Siegel  mfiffen  biefe 
unb  öl^Iid^e  @teUen  im  eigentlid^en  @inne  Der- 
[tauben  merben,  f o  ba^  Don  ben  göttlid^en  ^erfonen 
im  maleren  unb  eigentlid^en  @inn  be8  SorteS  eine 
actiDe  ober  pafftDe  missio  audgefagt  loirb.  Um 
aber  ben  »egriff  missio  in  feiner  ^nmenbung  auf 
®ott  rid^tig  ju  Derftel^en,  muffen  für'ä  ßrfte  alle 
UnDoDf  ommenl^eiten  negirt  merben,  meldte  ben  unter 
®efd^öpfen  etma  Dorfommenben  @enbungen  an* 
l^aften;  für^S  3n)eite  mug  afö  bogmatifd^eS  gfunbo* 
ment  DorauSgefe^t  toerben,  ba|  Sater,  @o]^n  unb 
l^eiliger  ®etft,  Don  benen  bie  actiDe  ober  bie  ))affiDe 
Senbung  auSgefagt  mirb,  stoar  breireal  Derfd^iebene 
göttlid^e  ^erfonen,  aber  l^inftd^tlid^  il^reS  SSefenS 
mie  il^reS  93ßir!en3  nad^  %u^en  l^tn  nid^t  blo^  8U 
einer  fpecifif  d^en,  fonbem  ju  einer  numerif  d^en  diu« 
l^it  Derbunben  ftnb  (Dgl.  bie  Slrtt.  ®eift,  ^eiliger, 
SogoS,  2rinität).  ?ll§bann  lä|t  fid^  mit  ben  Sl&eo- 
logen  bie  missio  divinae  personae  in  folgenber 
SBeife  begriffUd^  entmid!eln.  S)a  j[ebe  eigentlid^e 
@enbung  irgenb  einen  Ausgang  beS  ®efenbeten 
Dom  ©enbenben  in  fid^  fd^Ke|t,  in  ®ott  aber  fein 
anberer  3lu§gang  al§  ber  be§  UrfprungS  einer  $er» 
fon  Don  ber  (be^U).  ben)  anbem  angenommen  mer« 
ben  barf,  f o  mug  bie  göttlid^e  @enbung  Dor  9UIem 
ba§  UrfprungSDerl^altni^  ber  gef  enbeten  $erf  on  5ur 
fenbenben  be^eid^nen.  Sa  femer  bei  ieber  magren 
@enbung  ber  ®efenbete  am  3^^!^  ^^^  @enbuna 
auf  irgenb  eine  SBeife  anmefenb  mirb,  fo  mu| 
anä)  in  ber  göttlid^en  @enbung  eine  befonbere  9e« 
^iel^ung  ber  gefenbeten  ^erfon  ju  bem  creatfirlid^en 
£erminu§  ber  @enbung  angenommen,  be^m.  biefe 
Se^iel^ung  in  il^ren  Segriff  mitaufgenommen  mer* 
ben.  SBeil  aber  iebe  göttlid^e  $erfon  f d^on  Dermbge 
il^reS  2Befen§  (bejtt).  il^rer  Unerme^Iid&feit)  aÖ- 
gegenmärtig  ifi,  fo  fann  bie  burd^  eine  Senbung 
§erbeigefü]^rte9i[ntt)efen]6eit  berfelben  bei  ber  Kreatur 
nur  in  einer  neuen,  ^bittn  SBeife  il^rer  ®egentt)art 
in  ber  le^tem  befteljien.  ©o  fann  man  fagen: 
Missio  personae  divinae  ejusdem  est  per  ori- 
ginem  processio  cum  habitudine  ad  terminum 
temporalem,  ober  mit  Zl^omaS  (S.  theol.  I, 
q.  43,  a.  2  ad  8):  Missio  includit  proces- 
sionem  aetemam  et  aliqrdd  addit,  scilicet  tem- 
poralem efifectum.  ^iemad^  ift  e§  unjureid^enb, 
unter  ©enbung  blofe  ben  innergöttlid^en  §erDor« 
gang  einer  ^erfon  Don  ber  anbem  ju  Derftel^en, 
mie  einzelne  SSäter  menigftenS  fteüentoeif e  ben  93e« 
griff  erhört  l^aben  (Dgl.  Petavius,  De  Trinit. 
1.  Vm,  c.  1,  n.  2—3).  ®iefe  ^uffaffung  Der- 
mag  baS  jtoeite  SRoment  im  begriffe  einer  eigent* 
Ud^en  ©enbung,  bie  Sejie^ung  jum  SerminuS, 
nid^t  geltenb  ju  mad^en  unb  entfprid^t  aud^  nid^t 
ber  SRebemeife  ber  l^eiligen  ©d^rift  (Dgl.  3o]^.  8, 42; 
16,  28).  9Ran  barf  unter  ©enbung  aud^  nid^t 
blo^  ba§  öu^ere  SBirfen  ®otte3  Derßel^en,  meld^eS 
®ott  äberl^au))t  jufommt,  aber  einer  einjelnen  al3 
fenbenb  ober  gefenbet  be^eid^neten  ^erfon  nur  etma 
a))))ropriirt  mirb,  mie  anbere  Sater  ut^  Sl^eologen 
flellmweife  geleiert  l^aben  (Dgl.  Petavius  1.  c. 
n.  4 — 6 ;  Suarez,  De  Trin.  1.  XU,  c.  1,  n.  5). 


1567 


Missio  Spiritus  SanctL 


1568 


Ütur  in  einem  nettem,  uneigentUci^en  @inne  tann 
man  nad^  ber  getoöl^nlid^en  Seigre  ber  Sl^eülogen 
auf  baS  augergöttlid^e  (einer  einzelnen  ^erfon 
a|)i)toprürte)  SDßirfcn  beS  ®reieinigen  bie  Scjeid^« 
tmng  missio  onttenben,  mu^  aber  l^ierbon  bie 
eigentlid^e  missio  ftrenge  unterfd^etben. 

Um  bie  SSoOtommenl^eit  ber  @enbung  göttltd^er 
^erf onen  gegenüber  Wofe  menf d^fid^en  ©enbungen 
red^t  5U  Derftel^en,  fmb  inSbef onbere  f olgenbe  ÜKo- 
mente  l^erDor^ul^eben.  2)a§  SSerl^öItni^  ber  gefen- 
beten  göttli^en  $erfon  jur  jenbenben  ift  nur 
ein  UrfprungSöerl^ältni^,  feinerlei  Slbl^ängigfeitS« 
öer^ältni^  in  ber  SDßeije,  ba^  bie  fenbenbe  $erfon 
burd^  einen  93ef el^t  ober  oud^  nur  burd^  einen  Statl^ 
auf  bie  gefenbete  einen  ®inf(u^  ausüben  fönntc. 
ffiarum  gefd^iel^t  ber  SluSgang  ber  gefenbcten  ^er» 
fon  öon  ber  jenbenben  l^ier  nid^t  secundum  im- 
perium,  aud^  nid^t  secundum  consilium,  f  onbem 
nur  secundum  originem.  SSermöge  ber  t)oU« 
fommenen^crid^orejebergöttlid^cn^erjonen  trennt 

!xä)  bie  gefenbete  ^erfon  nid^t  irgenbwie  öon  ber 
enbenben,  meber  bem  Orte  nod^  ber  D^ötigfeit 
nad^.  Sie  göttlid^e  @enbung  ift  überl^oupt  nid^t 
mit  einer  localen  Bewegung  öerbunben,  fie  ift  nur 
eine  neue  Setl^ätigung  ber  fubfiontieDen  ®egen» 
wart  ber  gefenbeten  $erfon,  toeld^e  eine  neue  SBir« 
hing  in  ber  Kreatur  jur  golge  l^at.  S)ie  Iftierburd^ 
iuDoIöirte  SSeränberung  trifft  aber  nid^t  ®ott,  fon» 
bem  nur  ba§  ©efd^öpf.  ©leid^mol^I  mu^  man  bie 
©mbung  fclbfi  infofem  etwas  3^itlid^e§  nennen, 
als  fie  eben  im  Unterfd^iebe  öon  ber  ewigm  pro- 
cessio  als  fold^er  bie  ^ejiel^ung  ^um  aeatürlid^en 
unb  ^eitlid^en  ZerminuS  begriffli^  in  ftd^  fd^Iie^t. 
^uS  bem  rid^tig  t)erftanb'enenS3egriffe  ber  missio 
divinae  personae  ergeben  ftd^  Don  f elbft  f olgenbe 
KoroDarim.  9lur  biejenigen  göttlid^en  ^erfonen 
fönnen  actio  fenben,  öon  benen  anbere  ^erfonen 
auSgel^m,  alfo  ber  SSoter  ben  ©ol^n  unb  ben  l^ei« 
ligen  ©eift,  ber  ©ol^n  ben  l^eiligcn  ®eift  ber  l^ei» 
Hge  ®eift  aber  feine  anbere  ^erfon.  9lur  bie» 
Jenigen  ^erfonen  fönnen  gefenbet  werben,  meld^ 
aus  anbcrcn  l^eröorgel^en,  alfo  nur  ber  ©ol^n  unb 
ber  l^eüige  ®eift,  nid^t  aber  ber  SSater,  me^l^alb 
aud&  bie  ©dftrift  nirgenbS  fagt,  bafe  ber  SJater 
gefenbet  morben  fei.  ^cine  göttlid^e  $erfon  fann 

Sd^  felbft  im  eigmtlid^en  Sinne  beS  SBorteS  fen» 
en,  mol^I  aber  fann  jebe  ber  Kreatur  fid^  geben 
ober  fd^enfen,  Jebe  jur  Kreatur  fommen  unb  i^r 
einwol^nen  (ögl.  unten  n.  III,  1).  Kl^riftuS  als 
SWenfd^  Wirb  ebenfowol^I  öom  l^eiligen  ©eifte  wie 
Dom  SSater,  öon  ®ott,  öon  ber  gongen  Srinität  gc= 
fenbet;  als  ®ott  ift  er  im  cigentlid^en  ©inne  nur 
gefenbet  öom  SSater,  Dorn  l^eiligm  ©eifte  aber  nur 
im  weitem,  uneigcntlid^en  ©innc,  infofem  bie  33e= 
wirfung  ber  3ncamation  bem  l^eiligen  ®eifte  ap« 
propriirt  werben  fann. 

2.  3m  SSorauSgel^enben  ift  fd^on  angebeutet  unb 
aud^  genugfam  erläutert,  ba^  bie  göttlid^e  missio 
eine  actiöe  ober  eine  poffiöc  fein  fann.  3e  nad^  ber 
^erfon,  bie  in  einer  ©enbung  nod^  Slu^cn  l^cröor« 
tritt,  fann  man  weiterl^in  unterfd^eiben  bie  ©en« 


bung  beS  ©ol^neS  Dom  SBater  unb  bie  Senbimg 
beS  ^eiligen  ©eifteS  Dom  iSater  unb  ©ol^t  SoS 
^erbortreten  ber  gefenbeten  gBttlid^m^erfmttia^ 
Su^m  in  ber  eigentlid^en  ©enbung  fann  wiebenm 
in  boppelter  äBeif e  ftattfinbm^  entweber  al§  fo 
f  d^einung  ber  göttlid^n  $edon  in  einem  ton  % 
reeQ  oerfd^iebenen  ftnnlid^en  Silbe,  ober -als  Sin* 
gelten  ber  göttlid^  $erfon  in  eine  Demünftige 
Kreatur,  um  unfid^tbar  in  il^r  )u  wol^nen  unb  ^ 
il^r  5U  fd^etden.  ^ierauS  ergibt  M  bie  wid^tigPe 
Kintl^eilung  ber  göttlid^en  ©enoungen  in  mis- 
siones  extemae  sive  yisibües  unb  missicmefl 
intemae  sive  invisibiles.  Seibe  Srtm  fornom 
barin  überein,  ba^  fie  gef d^el^m  )ur  Offenbanmg 
ber  göttlid^en  $erfonen  unb  il^rer  SuSgönge,  jar 
befonbem  äRitt^eilung  ber  göttUd^en  ^ßerfonen  on 
bie  Kreatur,  }ur  Heiligung  unb  (übernaturlid^) 
Sefeligung  ber  Demün^gen  Kreatur,  ©ie  unter» 
f d^eibm  ftd^  baburd^,  bog  erftere  in  einem  ftnnH^ 
93ilbe,  le^tere  in  einer  geiftigen  Sßirfung  fid^  üol* 
giel^t,  femer  baburd^,  ba^  in  ber  erftem  eine 
$erfon  ol^ne  bie  anberen  fid^  offenbaren  fann, 
wöl^renb  bei  ber  le^tem  nie  eine  ^ßerfon  o^nebk 
anberenl^erDortritt,  begw.eiidel^rt  (ogL  unten  n.111, 
1.  6).  S)ie  fid^tbare  unb  unftd^tbare  ©enbrni^ 
fiel^en  in  einem  berartigm  Serl^oltnil  )u  einanbet, 
ba|  erftere  ftetS  barauf  l^ingeorbnet  ifi,  ledere  p 
bewirten  ober  als  sugteid^  eintretenb  ober  fd^ 
eingetreten  ^u  Deranfd^aulid^m  (ob  aud^  baS  ji#> 
bare  ^ert)ortreten  einer  göttlid^en  $erfon,  wel^ 
eine  erft  gufünftige  unft^tbare  ©enbung  anbeutd 
als  ©enbung  bejeid^net  werbm  fönne^  ober  ms 
als  Krfd^einung  [apparitio],  ift  fhceitig;  DgL 
Suarez  1.  c.  c.  4,  n.  5  sqq.),  bog  folglid^  erßm 
nie  ol^ne  bie  le^tere  Dorfommt,  wö^renb  umgef^ 
nid^t  jebe  unft^tbare  ©enbung  mit  einer  ftd^tboim 
üerbunben  fein  mu|  ober  öerbunben  iji.  —  3t 
nad^  ber  ißerbinbung,  in  weld^  in  einer  ftc^» 
baren  ©enbung  bie  gefenbete  $erfon  mit  einer  ft]ni> 
lid^en  ©ubftang  alS  htm  SRebium  il^rer  SBirffom* 
feit  tritt,  i^  bie  fid^tbare  ©enbung  entweber  eine 
fubftantieQe  ober  nur  eine  f^mbolifd^e,  repröfento« 
tit)e.  —  2:]^atfäd§Iid^  l^at  eine  fubfiantieüe  fid^toe 
©enbung  ftattgefunben  in  ber  Sncomation  btf 
©ol^neS  ®otteS,  begw.  in  ber  l^^poftatifd^  Str* 
einigung  ber  Sßenfd^l^eit  äefu  mit  ber  t>om  Sota 
]^ert)orge]^enben  SogoSperfon,  unb  nur  l^ier,  toBiF 
renb  bie  ftd^tbaren  ©enbungen  beS  l^eiUgien  ©eipeS 
bloM^tnboIifd^er,  barfteaenberSlrtfinb.  Swijiia 
ber  fubftantiellen  aRiffion  beS  ©ol^neö  in  ber  3»' 
camation  unb  benfqmboIifd^mSnifftonenbeS^ 
ligen  ©eifteS  befielet  inbeg  ein  wefentßd^  üUitP 
f  d^ieb  nid^t  blo^  ]^inftd^tli(|  ber  ^rt  ber  Serbinlnng 
ber  gefenbeten  $erf on  mit  ber  gef d^ffenen  ftn» 
lid^en  ©ubftau),  f onbem  aud^  l^inftd^tlid^  ber  Sauet 
unb  beS  StiJcdfeS  jener  93erbitd)ung.  3n  ieberSe« 
^iel^ung  ragt  bie  erftere  l^inauS  aber  bie  lejfteia 
fte  ftellt  ftd^  überl^aupt  bar  als  bie  missio  p^  et' 
ceÜentiam,  weld^e  ©mnb  unb  3i(t  IbbiO)  nnb 
iBoHenbung  aller  anberen  fid^tbaren  unb  ui#t> 
baren  ©enbungen  ift.  S)a  aber  eine  v!5fyxt  w 


1569 


Missio  Spiritus  Sancti. 


1570 


llettung  ber  in  bet  ^Jlenfd^merbung  ftattRnbenben 
missio  beS  ©ol^neS  ®otte§  (überl^aupt  ber  Sen« 
mmgen  bed  @o]^neS)  nid^t  l^ierl^er  gel^ört  (ogl.  bte 
KrtL  ®&rijhi8,  grlöfung),  f o  ift  jof ort  ubcrsugc^en 

Selngel^cnberen  Erörterung  ber  Derfd^iebenen 
tbaren  tt)ie  ber  unftd^tbaren  @enbungen  bed  l^ei« 
[igen  @ei{}e§. 

IL  S)ie  fid^tbaren  @enbungen  be3  l^ei* 
(igen  (Seified.  3tt  feiner  unenblid^en  SBeiSl^eit 
ber  Url^eber  ber  geijHg-ftnnlid&en  StQtur  beS 
tenfd^en  benf elben  in  ber  SBeif e  feinem  natärlid^en 
KDie  ubematürlid^en  Snb^iele  entgegen,  bag  er  im 
Sid^tboren  unb  @innlt(|en  ben  @m)ei3  bed  Un- 
ßc^tbaren  unb  @eifitgen  il^m  t)or  3(ugen  fül^rt. 
8otM  unfid^tbare  ©el^eimntff  e  f  oQten  borum  burd§ 
jic^tbore  3^i^^  manifeftirt,  fein  SBefen  unb  feine 
immanenten  ^roceffionen  in  ben  fid^tboren  Srea- 
btren  irgenbmie  abgebilbet  ober  Qud§  bie  unftd^t» 
baren  Beübungen  ber  göttlid^en  $erf onen  in  irgenb 
koeU^  fid^tboren  Singen  t)eranfd^auU(i^t  merben. 
So  iaq  eS  aud^  im  ^lone  ber  göttlid^en  SSorfel^ung, 
ba|  ber  ^eilige  (Seift  olS  baS  innergöttlid^e  ^ro» 
buct  ber  tt)ed^felfeitigen  Siebe  beS  SSaterS  unb  beS 
6o^ed  unb  qIS  bie  in  ber  Heiligung  ber  Der» 
mmftigen  Sreatur  innerlid^  Derliel^ene  ©obe  feine 
SnobenttnrlfQmleit  mit  finnfäUigen  3^^^^  be« 
fjfiAU  unb  t)erQnfd^auIid^e  (t)gl.  Thom.  S.  Th.  I, 
q.  43,  a.  7).  —  Sin  foIdbeS  fld^tbareS  hervortreten 
ber  gkrf on  beS  l^iligen  @eifie§  l^at  im  Eliten  Sefta« 
mente  tDOl^I  nod^  nid^t  ftattgefunben;  bogegen  ift 
ber  l^eilige  ®eift  im  bleuen  Zeftament  mieberl^olt 
ßd^bor  gefenbet  »orben,  unb  ^mar  in  befonberS 
hri^tigen  SRomenten  ber  @efd^id^te  3efu  Sl^rifti^ 
ipie  ber  (Srünbung  feiner  jKrd^e. 

1.  3n  ber  ©efd^id^te  3efu  g^rifK  iji  ber  l^ei- 
ßge  @eifi  fid^tbar  Dor  Mem  gefenbet  »orben 
bei  ber  Xaufe  im  Sorban,  qI§  er  in  specie  co- 
hmibae  Dom  ^immel  l^emieberftieg  unb  auf  3efum 
berabfam  (SRott^.  3, 16.  ÜWarc.  1, 10.  Suc.  3, 22. 
3ol&.  1, 32).  ffiiefe  ^erabhinft  be§  beiligen  ©nfieS 
Kur  nid^t  ettoa  blo^  eine  imaginäre  SSijton,  fonbem 
ein  realer  unb  objectiDer  Vorgang,  bei  bem  n)ir 
tum  mo^I  nid^t  an  eine  mirütcle,  lebenbige  Saube 
fn  benfen  l^aben,  fonbem  nur  an  einen  nad^  bem 
BUbe  einer  £aube  geformten  jf örper.  S)urd^  biefe 
©eiAung  be§  f^tili^tn  ©eifteö  foHte  ßl^ri- 
feierlid^  unb  öffentUd^  eingetoei^t  werben  in 
re^amt ;  e§  follte  femer  manifcflirt  werben, 
ber  l^ige  ®eip  auf  bie  ©eele  3efu  fd^on  im 
Dbmiente  il^rer  Smpfdngni^  unfid^tbar  l^erab* 
Kbmmen  fei,  fotoie  ba|  er  unftd^tbar  auf  alle 
Setobgefenbet  merbe,  wel^e  burd^  ba§  Sacrament 
bcc  3^e  ©lieber  Sbnfti  toerben.  S)a^  aber  ber 
^eißge  @kifi  ^ier  gerabe  in  ©eftalt  einer  Saube 
gefeiäet  nmrbe,  bafür  laffen  ftd)  mit  ben  SSötem 
nd)  Zl^Iogm  bie  mannigfad^ften  Songmen^« 
uSnbe  angeben.  S)ie  Zaube  ift  nad^  gemöl^nlid^er 
ibifd^ammg  bo8  jartefte  unb  lebenbigfte  @9m- 
M  beS  l^igen  ©eijted  an  ftd^  mie  be§  t>on  ber 
Eonff  an  in  Sl^riftuS  wirfenben  ©etfteS  wegen 
Ifym  Itnfd^  unb  S^einl^eit  (ugl.  Cant.  2,  10. 


14  u.  ö.),  i^rer  Sanftmütig  unb  Einfalt  (ögl. 
mattf^,  10,  16),  i^rer  Sörtlid^feit,  bie  nur  baS 
©irrm  ber  Siebe  fcnnt,  il^rer  Siebe  jur  grcunb« 
fd^aft  unb  ©efeflfd^aft,  il^rer  gfmd^tbarfeit,  il^re« 
f d^neDm  unb  bod^  ml^igen  3fluge§.  Sie  tann  Sym- 
bol be§  ^eüigm  ©eifteS  um  f o  mel^r  fein,  weil  fte 
ein  Iet)itifd§  reineö  il^ier  ifi  unb  in  ber  l^eiligm 
©efd^id^te  fd^on  einmal  bie  Serföl^nung  ber  SBelt 
mit  ©Ott  angefünbigt  l^t,  al8  fie  nad^  ber  Sint« 
flut  mit  bem  Oeljweig  oIS  tJfriebenS«  unb  neuem 
Seb^nSjeid^m  erfd^ien  (Dgl.  ®en.  8, 11). 

SSßie  bie  Saufe  im  Sorban,  fo  biföete  aud^  bie 
Serflämng  auf  bem  Serge  Sabor  einen  entfd^ei- 
bmben  SBenbepunft  im  irbifd^en  Seben  3efu.  S8 
ift  nun  jwar  nid^t  auSbrüdRid^e  Seigre  ber  Sd^rift, 
ba|  ber  l^eilige  ©eift  bei  ber  SSernömng  Sl^rifti 
fid^tbar  gefenbet  worben  fei;  benn  bie  l^ierbei  er* 
fd^einenbe  Sid^twolfe  fann  aud^  erflört  werben  als 
Stimbol  ber  ÜWaiepät  ©otteS  (ögl.  (St  40,  32). 
SBol^I  aber  lel^rm  Diele  Söter  unb  Sl^eologen  d.  99. 
ambroftuS,  SBeba,  Sl^omaS,  Suarej  u.  91.),  bafe 
bei  ber  SSerflörung  Sl^rifti  ber  l^eilige  ©eift  sub 
specie  nubis  lucidae  (Dgl.  ÜJlatt]^.  17,  5)  ftd^t« 
bar  erfd^ienen  fei,  unb  anä^  bie  JKrd^e  fagt  in 
il^rem  Officium  auf  baS  geft  ber  ißerflömng  K^rifti 
(6.  Sluguft)  in  Besp.  2,  Noct.  I:  In  splendenti 
nnbe  Spiritus  sanctus  visus  est.  SMe  Sid^tWoQe 
fann  aI3  Symbol  be§  l^eiligen  ©eifted  betrad^tet 
werben,  infofem  jue  beffm  jugleidp  erleud^tenbe 
unb  befmd^tmbe  Sir!fam!eit  anbeutet  unb  ein 
3eid^en  t)on  ber  überfirömenben  ^üQe  ber  SBal^r« 
beit  unb  Seigre  Sl^rifti  ift  (t>gl.  bie  Stimme  bed 
SSaterS:  S^nl^öret!),  unb  infofem  fie  nid^t  minber 
bie  t>one  SSerl^errlid^ung,  ju  weld^er  ^riftuS  felbft 
unb  wir  burc^  C^riftuS  gelangen  foQen,  bebeutet. 

2.  3n  ber  ©rünbungSgefd^id^te  ber  ftird^e  ijl 
bie  l^erDorragmbfte  fid^tbare  Senbung  be§  l^ei« 
ligen  ©eifteS  erfolgt  am  ^fingftfefte,  afö  ,,plö^Iid^ 
ein  83raufen  cntftanb  wie  eines  bal^infa^renben 
gewattigm  SBe^enS,  unb  Sfeuerjungen  ftd^  auf 
jeben  ©injelnm  nieberlie^cn,  unb  9UIe  erfüllt 
würben  mit  bem  5^lig«t  ©eifle"  (ögl.  9lpg.  2, 
1 — 4).  6§  mu^  feftgel^alten  Werbm,  ba^,  wie 
baS  äraufm  (sonus)  unb  baS  gewaltige  SBel^en 
(adveniens  spiritus  vehemens)  andere  SSor« 
gonge,  fo  aud^  bie  i^euerjungen  (linguae  igneae) 
objectiDe  unb  nid^t  rein  imaginäre  @rfd^einungm 
warm,  wenn  aud^  3luguftinu8  jweifelt,  ob  bie 
t$feuer)ungen  tbxptcWä^  ober  blo^  Difionör  gewefm 
feien  (De  Trin.  1.  II,  c.  6).  Sür  bie  ganje  ärt 
unb  2Beif  e  ber  fid^tbaren  ©eijteSf  enbung  am  ^pngft« 
fefte  gebm  bie  SSäter  unb  Sl^eologen  bie  mannig« 
f ad^ftm  Kongmenjgrünbe  an.  ®a8  ©raufen  f oUte 
l^temad^  anbeutm,  ba^  je^t  baS  @t)angelium  feier- 
lid^  promulgirt  werbe  (t)gl.  ben  ^ofaunenfd^H  bei 
ber  ©efe^gebung  auf  Sinai  6j.  20, 18);  baS  ge« 
waltige  SBe^en  foKte  ein  3^^^^  ber  ffraft  unb 
SBirffamfeit  beS  l^eiligen  ©eifteS  fein.  ®ie  geuer« 
jungen  enblid^  follten  baS  ©laubenSlid^t  unb  bie 
SiebeSglut  f^mbolifirm,  weld^e  ber  l^eilige  ©eijt  in 
bie  ^er^en  ber  9t))ofteI  unb  ber  mit  il^nm  Dereiniq« 


1571 


Missio  Spiritus  SanctL 


1572 


ten  ©laubigen  ergießen  toürbe ;  fie  joHtcn  ferner, 
gefenbet  bon  bem  ^d^  offcnborenben  SBorte,  bie 
Kroger  biefeS  SBorteS  an  bie  SQßelt  feierli^  in 
SSerpfiici^tungnel^men  unb  il^nen  bie  @ai>t  ber  l^er^- 
entjünbenben  SRebe,  inSbef  onbere  aud^  bie  ©prägen» 
gäbe,  Derlei^en.  ®ie  93ebeuhmg  biefer  ©eifteS« 
fenbung  für  bie  ®ef d&i^te  ber  ftird^e  liegt  borin, 
ha%  fie  bie  unbejtoeifelbare,  toeil  öu^erlid^  fni^t- 
bore  Erfüllung  einer  Dom  ^erm  loieberl^olt  unb 
nacj^brurffam  gegebenen  SSerl^eipung  ift  (ögl.  Sol^. 
14,  26;  15,  26  f.;  16,  7  f.  Suc.  24,  49.  Slpg. 
1,  4.  5.  8),  unb  ttjeiterl^in  eine  großartige  93e« 
glaubigung  ber  neuen  SReligion  bilbete,  bafe  fie 
femer  ben  ^pofteln  bie  intenfiöe  mic  ejtenfiöe 
püe  be§  l^eiligen  ©eifteS  Derlie)^,  fte  auSftattete 
mit  allen  jur  ©rünbung  unb  ^um  93eftanbe  ber 
Äird^e  notl^ttcnbigen  unb  nüjlid^en  SSoHmad^ten 
unb  juglcid^  eine  innere  ©eifteSfenbung  in  bie 
Öerjen  ber  Slpoftel  unb  ber  erften  ©laubigen  im 
©efolge  l^atte. 

^ie  ftd^tbare  @enbung  beS  l^etligen  ©eifteS  am 
^fingftfefte  f^attt  il^r  ^rälubium  fji^on  am  «uf» 
erftel^ungStage  be§  6erm,  als  er  bie  aipoftcl  an« 
]^au(|te  unb  fprad^:  empfanget  ben  l^eiligen  ©eift! 
(3o^.  20,  22.)  5lad^  ber  gewölftnlic^en  grflärung 
i^at  ber  §err  au^  l^ier  feinen  ©eift  fid&tbar,  näm- 
lt(^  sub  specie  flatus  gef  enbet.  S)er  ^aud^  (Obem) 
beS  ^erm  foQte  anbeuten  baS  SBefen  unb  bie  per« 
fönlid^e  ©gentpmlid^feit  be§  l^eiligen  ©eifteS,  bie 
fd^on  in  feinem  ^erfonalnamen  Spiritus,  nveüjia 
liegt.  SBie  ©ott  einft  mam  ba§  Seben  unb 
na^  ber  C^rHörung  Dieler  93öter  aud^  bie  ©nabe 
burd^  einen  §aud^  öerlie)^,  fo  gibt  ß|riftu8  burd^ 
^n^aud^en  ben  l^eiligen  ©eift,  auf  baß  (im  93uß« 
facramente)  bie  geiftig  Sobten  belebt  unb  aller 
aWenfd^cn  ^cr^en  Don  ber  ©preu  ber  irbifd^en  unb 
fleif  d^lid^en  93egierlid^feiten  gereinigtioerben  fönnen. 
®er§err  öerleil^t  aber  am9luferftel^ung8tagenod^ 
nid^t  Die  ^üSe  beS  l^eiligen  ©eifteS :  er  f enbet  i^n 
feinen  3üngem  nur  in  reid^erem  SRaße,  al§  fie  f d&on 
juDor  il^n  befaßen,  unb  mit  SBejiel^ung  auf  einen 
beftimmten  S^Jedf,  bamit  fie  nämlid^  bie  frül^er 
(ÜKattl^.  18, 18)  Derl^eißene  ©ettjalt,  ©ünben  nad^« 
julaffen,  im  l^eiligen  ©eifte  ausüben  fönnten. 

EBie  il^r  ^rälubium,  fo  l^atte  bie  fid^tbare  ©en« 
bung  beS  l^eiligen  ©eifteS  am  $fingftf efte  DieQeid^t 
aud^  il^r  ^oftlubium.  93iele  SSöter  unb  S^eologen 
leieren  nömlid^,  baß  ber  l^eilige  ©eijl,  tt)ie  auf  bie 
erften  ©laubigen  in  Serufalem,  fo  aud^  auf  bie 
ßrftlinge  ber  ©laubigen  in  ©amaria  unb  nid^t 
minber  auf  bie  Srftlinge  ber  ©löubigen  auS  ben 
reiben,  b.  i.  auf  SomeliuS  unb  feine  Umgebung, 
[d^tbar  unb  unter  ö]^nlid^en3eid^en  mie  am  ^fingft« 
fefte  l^erabgefenbet  »orben  fei  S)ie  Kebemeife  ber 
©d^rift  (Dgl.  bef.  91pg.  8,  17—18;  11,  15)  ift 
einer  folc^cn  3luffaffung  entf d^ieben  günftig.  Sßei« 
tere  fld^tbare  ©eifteSfenbungen  berid^ten  un§  bie 
OffenbarungSurfunben  nid^t  mel^r.  ©peciett  fönnen 
bie  ^«iligen  ©acramente  nid^t  al§  fid&tbare  ©en« 
bungen  beS  l^eiligen  ©eifteS  bejeid^nct  toerbcn. 
S)amit  foQ  aber  bie  aJlöglid^feit  nid^t  gelöugnet 


fein,  baß  ber  l^eilige  ©eift  auf  einzelne  Migt 
fid^tbar  |erabgefenbet  morben  fei;  bod^  l^obm et* 
maige  fold^e  ©enbungen  nur  menfd^lid^e  (Setoi^ 
l^eit  unb  werben  nie  ©egenftonb  be§  ©lau^benl 

(Sgl.  über  bie  fid^tbaren  ©enbungen  be§  l^ei« 
ligen  ©eifieS  Lombard.  I.  sent.  dist.  16;  ba|& 
bie  Kommentare  Don  Thomas,  Bonaventura, 
Dionys.  Carthus.;  femer  Suarez,  De  trin. 
1.  12,  c.  6;  über  bie  ©enbung  in  ©eftalt  bet 
Saube  Salmeron,  Comment.  in  evang.  hisi 
et  in  Act.  Ap.  IV,  pars  1,  tr.  7;  iÄer  bie  Sen« 
bung  am  ^fingftfefte  Salmeron  L  c.  XII,  tr.  11; 
Lorinus,  In  Act.  Ap.  2, 1—4;  loeiterl&in  ftnb 
in  Dergleid^en  bie  S^egeten  }u  ben  betreffenba 
©d^ftfiellen  unb  bie  Säter  unb  Sl&eologen  in 
il^ren  Sieben  auf  bie  Saufe  Sl^rifH,  auf  ba§  ^^m^ 
feft  u.  f.  U).) 

in.S)ie  unfid^tbaren  ©enbungenbeS 
l^eiligen  ©eifteS.  S)ie  ftd^tbaren  ©nibungai 
be§  l^etligen  ©eifte§  bilben  nur  bie  t$folie  ber  v» 
fid^tbaren.  SBeil  biefe  le^teren  ein  fo  erbaboeS 
unb  troftreid^eS  ©el^eimniß  unfere§  ©loubenS  in 
fid^  f daließen,  f o  ifl  eine  genauere  Srdrtenmg  ber» 
felben  um  fo  notl^menbiger,  al§  biefer  Sel^rpuA 
oft  nid^t  gel^örig  gemürbigt  unb  Derftanben  vmA, 
gfreilid^  fe^en  fi^  einem  tiefem  93erfianbniß  }pa 
feine  genügen  ©d^mierigfeitm  entgegen.  —  ®a| 
unfid^tbare  ©enbungen  beSl^eiligen  ®eif!e§  inSSiili 
lid^feit  ftattfinbm,  bebarf  l^ier  feines  befo^wn 
9>lad^tt)eife3  (Dgl.  barüber  oben  n.  I,  1  unb  bie  fo- 
glei(|  an^ufül^rmben  ©d^rift-  unb  SJaterfUIai). 
@§  fei  nur  ba§  SBid^tigfte  sufammengefteOt  xbk 
bie  93ebeutung  unb  Sragmeite,  bie  Äraft  unb 
Sßirff  amf  eit  ber  unfid^tbarm  ©eiftegfenbungen  ^tSF 
fid^tlid^  ber  93egnabigung  unb  93efeligung  ber  Der» 
nünftigen  ©ef(|öpfe. 

1.  aSor  Meni  ift  e§  auf  ©runb  ber  &fß 
unb  ber  SSäterlel^re  ^mar  nid^t  gerabe  als  formdleS 
S)ogma,  mol^l  aber  al§  fidlere  tl^eologifd^  SSBo|^ 
l^eit  feft^u^altm,  baß  bur(^  bie  unftd^tbare  Sal- 
bung bie  $erfon  be§  l^eiligen  ©eifteS  felbp  ber 
Demünftigen  Sreatur  gegebm  ober  gefd^enlt  umi) 
unb  berfelben  ttjal^rl^aft  einmol^nt,  fo  baß  bie  fot" 
male  Sßirfung  ber  unfid^tbaren  ©enbung  den  bie 
reale  ßinmol^nung  (inhabitatio)  beS  gefenbetai 
l^eiligen  ©eifte§  in  ber  Demünftigen  &eatiir  ip. 
S)ie  beilige  ©d^rift  leiert,  baß  ber  p  fenbenbe^ei' 
lige  ©eift  in  ben  jungem  (unb  ©lüubtgen)  fAäa 
»erbe  (Dgl.  So^.  14, 16—17. 26;  15, 26;  16,7); 
fie  f d^ilbert  baS  ^erabfommm  be§  l^igen  @#S 
in  einer  Sßeife,  baß  berfelbe  ald  inneres  dom 
ber  ©laubigen  erfd^eint  (Dgl.  3o]&.  20,  22. 28. 
91pg.  2,  1-4;  5,  32;  8,  17;  10,  44-45; 
15,  8 ;  19,  6.  mm,  5, 5.  1  6or.  2, 12.  1 1^* 
4,  8.  1  3o]&.  3,  24;  4, 13),  mag  fie  i^n  «4 
nid^t  auSbrüdflid^  donum  Dei  nennen,  fonbemii 
biefer  äSe^eid^nung  nur  bie  ©mnblage  bieten  (^ 
3o]^.  4,  10.  apg.  8,  20.  ^ebr.  6,  4).  *4« 
©teHen  ber  ©d^rift  lehren  eine  innige  unb  boaetibe 
SSerbinbung  beS  l^eiligen  ©eifteS  mit  ben  SBcgv 
bigten,  inbem  fie  fagen,  er  toerbe  in  unft  aäy 


Missio  Spiritus  SanctL 


1574 


en,  etpie  unS,  mol^ne  in  und  afö  in  feinem 
tiptl  u.  bgl.  (ögl.  ^pg.  2,  4;  6,  5;  9,  17; 
24.  mm.  S,  9. 11.  15.  IKor.S.  16—17; 
19.  2  gor.  6,  16;  13,  13.  ®d.  4,  6.  (Sp^. 
12 ;  5,  18.  2  Sim.  1,  14.  Sit.  3, 6.  1  Sol^. 
50.  27).  3loä^  anberc  ©teilen  bcr  ©d^rift  fie- 
len ben  l^eiligen  ®eift  qI§  bad  ©iegel,  mit 
.  bie  ©ered^tfertigten  befiegelt  finb,  unb  als  baS 
U)  Unterpfanb  ber  l^immlifd^en  ®torie  (Dgl. 
or.  1,  22;  5,  5.  dpf).  1,  13. 14;  4,  30). 
\  ben  SSätern  fönnte  für  eine  wefenl^ofte  6in« 
iramg  bed  l^eiligen  ®eifte§  in  ben  SSegnabigten 
SBoQe  Don  3sugniff en  ongefül^rt  werben  (Diele 
Den  bei  Petavius,  De  trin.  1.  8,  c.  4—7; 
>ina88iii,  De  incarn.  1.  6,  c.  10—20),  be^- 
d^  au3  ben  ©d^riften  ber  S^eologen  unb  oud^ 
ascetcn  Quer  SaJ^rlftunberte.  —  SKit  bem  un» 
imc  gefenbeten  l^eiligen  ©eifte  tto^nt  ben  93e« 
bigten  aber  aud§  ber  ©ol^n  unb  ber  SSoter 
tcrer  oÜerbingS  nid^t  infolge  einer  missio)  ein. 
8  ift  im  Mgemeinen  flare  fiel^re  ber  ©d^rift 
1 3o]^.  14, 20 — 23;  bejüglid^  ber  6intt)o^nung 
©ol&neS  a\x6^  ^o%  15,  5-6.  ®qI.  2,  20; 
9. 8p]&.  3, 17.  SRöm.  8, 1. 9. 10.  OffenB.  3, 20) 
Uel!erlieferung  (ögl.  unten  n.  6). 
L  S)amit  aber  ber  l^eilige  ©eift  unfid^tbar  in 
oermmf tige  Sreotur  gef enbet  merben,  bejU).  mit 
tx  unb  ©ol^n  berfelben  einmol^nen  fönne,  mu^ 
fyc  loegen  ber  neuen  Stelation,  in  bie  fie  vermöge 
©enbung  5um  l^eiligen  ®eifte  tritt,  aud^  ein 
nr  neuen  SBe^iel^ung  entfpred^enbeStJfunbament 
lorgebrod^t  merben.  SDiefeS  fimdamentum 
ktioius  mu^  eine  reale  Ummanblung  im  Innern 
vernünftigen  Sreatur  iuDoIoiren.  S§  ^^Q^ 
nr  (einen  Umfiönben  ein  bIo|  äußeres  Sßol^l- 
Jlen  ober  eine  blo^  öu^ere  Slcceptation  be§ 
nfd^  Don  ©eiten  @otte3.  S)ie^  ift  gemein» 
e  Seigre  ber  Xl^eologen  mit  nur  gan^  wenigen 
{nal^men  (5. 93.  ©regor  t)on  Stimini  In  I.  sent. 
;.  14,  q.  1,  concl.  3).  ®ie  göttlid^en  ©en» 
gen  l^ben  ober  niemals  eine  Se^ie^ung  ^ur 
.  natürlid^en  Sßeltorbnung,  fte  be^meden  Diel- 
ft  nur  bie  Surd^fül^rung  unb  SSoSenbung  ber 
nuttfirlid^en  Orbnung,  mie  au§  allen  t)on  il^nen 
bdiiben  ©d^riftfteQen  Har  l^ertiorgel^t.  Sben 
lim  mu|  aud^  bie  im  S^nem  ber  Kreatur  als 
JbAingung  ber  göttlid^en  ©enbung  ftattfinbenbe 
rmmblimg  ton  übematürlid^er  %ct  fein.  SBenn 
id^  iDeiter  fragt,  tt)eld^eS  ba§  ^unbament  ber  in 
iimem  ©enbung  inooloirten  neuen  Sdejiel^ung 
9Renfd^  3u  @ott  fei,  ober  morin  bie  Don  ber 
itmng  geforberte  Ummanblung  beSfelben  be« 
t,  fo  onttoorten  bie  Sl^eologen  mit  Sl^omaS 
th.  I,  q.  43,  a.  3) :  Secundum  solam  gra- 
11  gratom  facientem  mittitur  et  procedit 
iporaliter  divina  persona.  9Rit  ber  l^eUig« 
^fyaäxn  ®nabe  muffen  nad^  getoöl^nlid^er  Seigre 
imtbcn  fein  bie  ^abituS  ber  t^eologifd^en  Zu» 
^tn,  befonberS  ber  habitus  caritatis,  unb  bie 
im  bc8  ^eiligen  ©eifteS.  2)er  bogmatifd^e  93e« 
I  nun  für  bie  nal^egu  einftimmige  Seigre  ber 


Sl^eologen,  ba%  bie  l^eiligma^enbe  ©nabe  mit  ben 
fie  begleitenben  ©oben  ber  nöd^fte,  j[a  ber  eingige 
formte  Zitel  ber  innem  ©enbung  unb  Sintt)0$" 
nung  beS  l^eiligen  ©eifteS  fei,  lieat  in  ber  gongen  9rt 
unb  SBeife,  nie  ©d^rift  unb  ^öter  Don  ben  Un- 
teren reben  unb  fte  beftimmen.  S)urd^  bie  innere 
©enbung  mirb  ber  l^ilige  ©eift  in  ber  Demünftigen 
Sreatur  auf  eine  neue,  l^öl^ere  SBeife  gegenttörtig. 
Jlad^  ber  flaren  fiel^re  ber  ©d^ft  pnbet  aber  biefe 
l^öl^ere  Slrt  ber  ©egenuart  nur  in  ben  ©ered^ten 
unb  Segnabigten  ftatt  (Dgl.  3o]&.  14,  16.  23. 
SRöm.  5,  5.  1  gor.  3, 16—17;  6, 19.  ©al.  4, 6. 
1  3o!^.  4,  16  u.  a.  @t.),  nid^t  in  ben  ©ünbem 
(tgl.  2Bei8^.  1,  4—5.  ©pr.  15,  29);  folglich  ift 
ber  S3efi|^  ber  ]^eiligma(^enben  ©nabe  bie  notl^- 
toenbige  ÜSorouSfe^ung  ber  innem  ©enbung  unb 
ßintool^nung  beS  l^eiligen  ©eifieS.  —  ÜKit  ge» 
ringen  ^uSnal^men  (3.  S3.  S^ajetan  In  I.  q.  43, 
a.  3)  begeid^nen  bie  %S)tolOQm  biejenige  innere 
©enbung  ober  Sintt)o]^nung,  meldte  bie  l^eilig» 
mad^enbe  ©nabe  im  Snnem  be§  SRenfd^en  gum 
f  ormeQen  3:itel  l^at,  als  eigentlid^e  unb  toüfommene 
unb  unterf  d^eiben  ^ierton  eine  untoHf  ommene,  acci* 
benteQe,  ind^oatite,  meldte  mit  irgenb  meldten  an« 
bereu  übematürli^en  ©oben  im  SRenfd^en  ter» 
bunben  ift.  ©0  fann  man  fagen,  mit  bem  über- 
natürlid§en©lauben  unb  ben  übrigenS)iS))ofttionen 
gur  9{ed^tfertigung  fei  bie  innere  ©enbung  beS  l^ei« 
ligen  ©eifteS  tnd^oatit  ober  untoQfommen  gegeben. 
9lud^  bie  jenige  ©enbung  beS  l^eiligen  ©eifteS,  meldte 
blo|  mit  d^ariSmatifd^en  ©oben  ().  9.  $ropl^etie, 
3nfpiration)  im  ®efd^5pfe  terbunben  ift,  mu|  als 
untoDfommene  ©enbung  gelten,  meldte  abgielt  auf 
bie  Segnabigimg  unb  SBefeligung  temünftiger 
Kreaturen  utö)  l^ierin  erft  ilftre  SSollenbung  fttd)et. 
tJfolglid^  ift  aud^  bie  ©enbung  beS  l^eiligen  ^eifteS 
gu  ben  SSorftel^em  ber  JHrd^e  unb  feine  ßinitol^s 
nung  in  benfelben,  f  ott)eit  ed  ftd§  l^ierbei  blog  l^anbdt 
um  bie  SluSmirfung  d^ariSmatifd^er  ^mtSgnaben, 
nur  eine  untollf ommene.  S)agegen  finbet  eine  toH* 
fommene  innere  ©enbung  beS  l^eiligen  ©eifteS  nid^t 
blo^  bei  ber  erften  !Dtitt|eilung  ber  l^eiligmad^en* 
ben  ©nabe  ftatt,  fonbem  bei  jeber  SBermel^rung, 
bei  jeber  intenfit  ober  e^tenfit  Ibidem  SSerleil^ung 
ber  ©nabe;  gang  befonberS  aber  beim  Uebergang 
ton  ber  ©nabe  gur  ©lorie  erfolgt  eine  neue  @en* 
bung,  ein  neues  ftommen  unb  Sinnol^nen  beS 
l^eiligen  ©eifieS.  S)iefe  Sluffaffung  entfprid^t  gang 
unb  gar  ber  SRebemeif e  ber  ©d^rift  unb  ber  JKrd^e 
unb  tt)irb  nur  ton  9tuig  Pe  Trin.  disp.  109, 
sect.  4)  infomeit  befömpft,  alS  er  bie  ©enbung 
beS  l^eiligen  ©eifteS  bei  SSermel^rung  ber  ©nabe 
nur  eine  accibenteHe  nennt. 

3.  ©leid^toie  aber  bie  toQfommene  innere  ©en« 
bung  unb  Sinmol^nung  beS  l^eiligen  ©eifteS  nie 
erfolgen  fann  ol^ne  bie  äRittl^eilung  ber  l^eilig» 
mad^enben  ©nabe,  fo  ift  aud^  umgetel^  mit  ber 
^eiligmad^enben  ©nabe  bie  unfid^tbare  ©enbung 
beS  l^eiligen  ©eifteS  n)efcntlid^  mitgegeben.  ®enn 
gleid^ttrie  bie  l^etligmad^enbe  ©naoe  baS  ^unba- 
ment  beS  in  ber  innem  ©enbung  gegebenen  neuen 


1575 


Missio  Spiritus  SanctL 


1576 


S5crl^ärtniff€§  be§  ÜJJcnfii^en  ju  ®ott  ift  fo  ift  jte 
auä)  bQ§  iprincip  be3  übcrnotürlid^cn  2eben§  in 
un§,  inbem  ftc  un§  ®ott  al§  unfcr  eigen  fd^enft,  il^n 
al3  Dbject  unfereS  6rfcnnen3  unb  liebenben  ®e« 
nuffeS  borbietet  unb  un§  boS  Slnred^t  gibt  bicjen 
unfern  S3efi^  im  onbern  Seben  öottfommen  unb 
bauernb  5U  genießen.  ®ie  ®nabe  ift  ein  SRed^tö» 
titct  ein  reette§  Unter})fanb  auf  bie  3lnfd^Quung 
®otte§;  eben  atö  fold^er  SRed^tStttel,  als  foId^eS 
Unter})fanb  ifl  fie  bie  ©cnbung  ober  ßintool^nung 
ex  parte  termini,  f olglid^  finb  bie  ®nabe  unb  bie 
innere  ©enbung  innerlid^  notl^toenbig  öcrbunben. 
€§  bebarf  barum  anä)  feines  befonbem  freien 
Slatl^fd^IuffeS  ®otte8  mel^r,  toenn  mit  ber  gef(i^affe« 
neu  bie  ungefd^affene  ®nabe  ober  bie  innere  ©en» 
bung  beS  feiligen  ®eifte§  öerbunben  toerben  fott. 
9J}ag  aud^  bie  gefd^affene  ®nabe,  abstroct  betrad^« 
tet  bie  ungefd^affene  nid^t  in  fi^  f d^Iiefeen,  fo  ift 
bo2^  mit  ber  toirflid^en  93erlei|ung  ber  erftem 
aud^  bie  le^tere  notl^toenbig  mitgegeben.  2(u8  bie» 
fem  ®runbe  mu|  e§  a\%  fidlere  Seigre  gelten,  ba| 
5U  aQen  ®ered^ten  aUer  Stxkn,  inSbefonbere  au^ 
5u  ben  ®ered^ten  be§  Sitten  SunbeS,  ber  l^eilige 
@eift  innerlid^  gefenbet  tourbe  unb  i^nen  ein« 
tool^nte.  ®ie  »nfid^t  beS  $etaöiu3  (De  Trin.  8, 7), 
ba|  öor  bem  ?Jfingftfeft  jtoar  bie  ®aben  be3  l^ei» 
Hgen  ®eifte8,  nid^t  aber  ber  l^eilige  ®eift  felbft 
gegeben  tourbe,  fo  ba|  ber  l^eiUge  ®eift  in  ben 
altteftamentlid^en  ®ere^ten  iroax  roidtt,  aber  nid^t 
fubftontieH  i^nen  eintool^nte,  eine  3lnfid^t,  toeld^er 
in  neuerer  Stxi  %  @d|oIs  (De  inhabitatione 
Spiritus  Sancti,  1856,  86  sqq.)  unb  ^albn)eg§ 
aud^  §.  @d^ell  (S)a§  SBirfen  be§  breieinigen 
®otte§,  1885,  279  ff.  809  ff.)  gefolgt  fmb,  tnU 
beirrt  jeber  fpeculatiö-tl^eologifd^en  Segrünbung. 
Slud^  ftid^l^oltige  pofitiöe  S3ett)eife  fmb  für  biefe 
«nfld^t  nid^t  bcijubringen.  Saßcnn  e§  3o]^.  7,  39 
l^ei^t:  Nondum  erat  Spiritus  datus,  quia  Jesus 
nondum  erat  glorificatus,  ober  tt)enn  Sl^riftuS 
überl^aupt  bie  innere  ©enbung  be§  l^eiligen  ©eifteS 
erft  als  nad^  feiner  ^immelfal^rt  erfolgenb  Der« 
l^ei^t  fo  ift  bomit  feineStoegS  gefagt,  ba|  ber  l^ei« 
lige  Seift  ben  öord^riftlid^en  ©ered^ten  in  feinerlei 
SBeife  bei  ber  SRed^tfertigung  gefenbet  loorben  fei. 
(SS  ift  bomit  nur  angebeutet,  ba|  ber  l^eilige  @eift 
öom  ^fingftfefte  an  intenfit)  tt)ie  ejtenfiö  reid^tid^er 
unb  unter  befonberen  S^id^en  unb  SDBirlungen  er- 
tl^eitt  n)erbe,  ba|  bie  DoQe  jhaft  unb  Sebeutung 
feiner  fubftantietten  ©egentoart  in  ber  ©eele  je^t 
erft  offenbar  geworben  fei,  fott)ie  bafe  ber  l^eilige 
®eift  ie^t  aud^  gefenbet  tt)erbe  Don  (^l^riftuS  als 
bem  menfd^getoorbenen  ©ol^ne  ©otteS,  unb  ba^  er 
ben  ©etauften  im  Unterfd^iebe  öon  ben  ©ered^ten 
beS  Sitten  93unbeS  infofcm  in  befonberer  SBeife 
angel^öre,  als  er  frof t  il^rer  Singtteberung  in  Kl^ri« 
ftuS  ber  ©eift  il^reS  ^aupteS  ift.  SRe^r  als  biefeS 
bett)eifen  aud^  biet)on$etat)iuS  beigebrad^tenSJäter« 
ftetten  (Athanasius,  Orat.  1.  [al.  2]  c.  Ar. 
n.  47.  50 ;  Chrysost.  In  Act.  2,  1  sqq.,  hom.  4. 
n.  2;  In  Rom.  8,  15,  hom.  14,  n.  2—3;  Au- 
gufitin.  In  Ps.  81,  n.  1 ;  Senn,  [spurii]  de  temp. 


126,  n.  1 ;  182,  n.  4;  185,  n.  2;  Greg. Naz. 
Orat.  41  [al.  44],  n.  1 1 ;  Cjrill.  Alex.  In  Joan. 
7,  39  [ed.  Aubert.  IV,  474.  475] ;  Thesaur. 
assert.  11  [tom.  V,  pars  1,  104 — 106])  im 
©runbe  nid^t  (ögl.  Franzelin,  De  Deo  trino, 
thes.  48). 

4.  SBenn  fomit  feftftel^t,  ba|  bie  ]^eittgma(!^eiüx 
©nabe  unb  bie  innere  ©enbung  beS  l^eiligen  ©eipcS 
unjertrennUd^  öerbunbenfmb,  fo  fragt  cS  fid^tteitcr, 
tt)ie  bie  in  ber  ©enbung  inöolöirte  ©egentoort  be§ 
l&eiligen  ©eifteS  im  3nnem  beS  aWenfd^en  unb  Me 
93ereinigung  beS  SRenfd^en  mit  bem  Igeüigen  ©eijte 
in  fid^  felbft  nol^er  ju  beftimmen  finb.  9lad^  SScr» 
nunft  unb  Dffenborung  ift  ©ott  öermöge  feiner 
Unerme^ttd^feit  aflgegentoortig,  unb  ^toax,  toit  bie 
Sl^eologen  nöl^er  erllören,  per  potentiam,  prae- 
sentiam  et  essentiam.  ^ber  auf  ©runb  biefer 
©egenn)art  roo^ni  ber  ^eiUge  ©eift  ben  9Renf^ 
no(^  nid^t  ein  unb  befielet  nod^  feine  eigentlii^ 
Union  beS  Snenfd^en  mit  ©ott.  2)ie  @enbung  vak 
6inn)o]^nung  mu|  bemnad^  eine  befonbere  ^egen- 
xoaxi  beS  l^eiligen  ©eifteS  im  SRenfd^en  begrünbo^ 
bie  aOerbingS  aud^tt)ieberum  im  em))]^atifd^@tntt 
als  ©egentt)art  i^erl^aupt  be^eid^net  loerben  km. 
Um  ben  nöl^em  SRobuS  biefer  ©egenioart  ju  er» 
faffen,  ift  l^ier  öorauSjufe^en,  ba^  ©ott^  obtoo^I 
er  allgegentt)ärtig  ift,  bennod^  nid^t  überall  auf 
gleid^e  SJeife,  fonbem  in  jeber  Kreatur  auf  tine 
i^rer9iatur,  il^rem  ©nb^iele,  il^rcmSJermögenent* 
fpred^enben  SBeife  gegenwärtig  ift.  Slud^  in  ben  9^ 
^nabigten  ift  barum  ©ott  auf  eine  il^rem  ©nabcn* 
taube  entfpred^enbe  SBeife.  2)a  fpecieü  ber  l^ge 
Seift  in  ber  unfid^tbaren  @enbung  itnb  SintDofi' 
nung  ftd^  ben  S9egnabigten  fd^enh,  fo  ifi  er  in 
benfelben  nid^t  bIo|  gegenmörtig  als  Urheber  unb 
Srl^alter  il^rer  5Ratur,  fonbem  als  Object  ilJreSi« 
©nabenftanbe  begritnbeten  Seft^eS.  2)a  ober  ein 
))erfönlid^er  ©eift  einem  anbem  ))erfönlid^®eipe 
fid^  nur  Eingeben  !ann  als  ©egenftatd)  beS6» 
lennenS  unb  liebenben  ©enuffeS,  fo  fd^enftpd^ber 
^eilige  ©eift  ben  S3egnabigten  oISCbjectunb^Kl 
il^reS  in  Srlenntni^  unb  Siebe  ftd^  betl^tige^ 
©nabenlebenS;  er  tt)irb  in  il^nen  gegenioärfig 
sicut  cognitum  in  cognoscente  et  amatam  In 
amante,  n)ie  bie  Sl^eologen  mit  Sll^omaS  (S.  tL 
I,  q.  48,  a.  3)  leieren.  IBoIIfommen  unb  ^ge^ 
fd^iel&t  bie|  aÜerbingS  erft  in  ber  visio  unb  Ca- 
ritas beatifica  (ber  SOtenf  d^en  xok  aud^  ber  Sngel), 
aber  unt)oU!ommen  unb  unffar,  in^oatÜK  vA 
antici))ationStt)eife  aud^  in  ber  cognitio  unb  o- 
ritas  viae.  $[Ran  barf  aber  biefe  Srt  ber  (Segfli* 
toart  beS  l^eiligen  ©eifteS  nid^t  toieber  babutdjl»« 
Püd^tigen,  ba^  man  fagt  l^ierburd^  fei  berfelbenk^l 
notl^menbig  realiter  unb  per  essentiam  gegeR« 
mörtig,  fonbem  nur  im  S)en!en  unb  im  äBStai* 
affecte  beS  Segnabigten,  n)ie  einzelne  @d^IaPtt 
(ögl.  Vasquez,  In  1.  part.  disp.  30,  c  3;  b 
1.  q.  43,  a.  3)  meinten.  SS  tt)ürbe  ia  bieSrratnc 
nid^t  mel^r  ben  l^eiligen  ©eift  felbft  als  Obicd  i^ 
ertennenben  unb  liebenben  %eft|eS  fyAin,  wa 
berfelbe  nur  in  il^rem  S)enfen  Dorgefidit  tmb  ii 


-  .  10 

"  •_.  c8 

—  id^e 

—  -  -  et* 

"  utib 

—  :n8« 

ibet 
den. 
üben 

afcsicrz-:        -—   -  ültöan 

le  tow-sr^:!  -::-  -^wei^elTi.  ^ 

BLÄcr.!:--   _.-..  ..^aülttft feinte 

■  ÜBE  BESC -L.-  «tV* 


2^    - 


t.>.  to. .. 


(ttfRaniciit 


•     m 


1579 


Missio  Spiritus  SanctL 


1580 


3Rtn]äfytxi  3eju  mit  bem  SogoS,  bcr  SSerbtnbung 
öon  Scib  unb  @cc(c  im  SWcnj^cn,  bcr  SScrbinbung 
öon  3Kann  unb  SBcib  in  ber  6l^c)  fcl^r  öiel  bei» 
jctragen  ^ai  ju  einem  tiefem  unb  attfeitigen  SSer» 
tänbnil  ber  ©nabeneintool^nung  be§  l^eiligen  ®ei» 
ieS  imb  ber  Sragtoeite,  Äraft  unb  SBkffamfeit 
berfelben  (ögL  bie  fiontroöcrfe  jtoijd^en  ©raube» 
ratl^,  3eitfd^r.  f.  taÜ).  %^tol  1881, 283  ff.;  1883, 
491  ff.  593  ff.;  1884,  545  ff.,  unb  ©d^eeben, 
ßat^olif  1883, 1,  142  ff.  H,  561  ff.;  1884, 1, 
18  ff.  n,  465  ff.  610  ff.). 

6.  ÜJKt  ber  eben  berührten  i^roge  ^ongt  nad^ 
gemiffen  Se^iel^ungen  l^tn  nod^  eine  anbere  5u« 
fammen,  nömlid^  ob  bie  qI§  formale  SBirfung  ber 
unftd^tbaren  @enbung  eintretenbe  inhabitaüo  be§ 
l^eiligen  ©eifteS  irgerfemie  eine  perfönlid^e  ßigen« 
t^ümlid^feit  (ein  proprium)  be§felben  fei,  ober  ob 
fte  aUen  brei  göttlid^en  $erf onen  in  gleid^er  SBeife 
5u!omme  unb  bem  l^eiligen  ©eifte  nur  appropriirt 
»erbe.  ®ie  grage  fann  nid^t  bie  fein,  ob  ber  ]^ei= 
lige  ©eift  aUein  ben  ©ered^ten  einn)o]^ne,  benn  bie 
Gintoo^nung  ber  brei  ^erfonen  ift  flare  Seigre  ber 
Offenbarung  (ögl.  oben  n.  HI,  1) ;  aud^  baS  fonn 
nid^t  fraglid^  fein,  pb  bie  in  ber  @inn)o^nung  in» 
öotoirte  Serönberung  (Segnabigung  ober  S3efeli= 
gung)  ber  Demünftigen  (Kreatur  baS  9Ber!  be§  l^ei« 
ligen  ©eifteS  attein  ober  ba3  SBer!  aller  brei  $er« 

ionen  fei,  benn  aud^  biefe  i$rage  ift  entf  d^ieben  burd^ 
laS  bogmatifd^e  ^siom :  Omnia  opera  Dei  ad 
extra  sunt  tribus  personis  communia.  t^rag» 
li^  fann  nur  fein,  ob  ba§  burd^  bie  Sinttol^nung 
entftel^enbe  neue  93er]^ältni|  ber  Sreatur  gu  ©ott 
irgenbtoie  ber  $erfon  be§  ^eiligen  ©eifteS  allein 
eigentl^ümlid^  fei  ober  nid^t.  Jhtr^  auSgebrüdCt: 
i$raglid^  fann  nid^t  fein,  ob  bie  Sinmol^nung 
efficienter,  fonbern  nur,  ob  fie  terminative  ein 
proprium  be§  l^eiligen  ©eifteS  fei.  Sinige  £^eo« 
logen  l^aben  nun  gemeint,  ber  Segnabigte  trete 
burd^  bie  Sinmol^nung  beS  ^eiligen  ®eifte§  in  eine 
biefem  allein  eigentl^ümlid^e  IBe^ie^ung,  analog  ttie 
infolge  ber  Sncamation  bie  menfd^Ud^e  5Ratur  3efu 
5um  @o]^ne  ©otteS  in  ein  biefem  aUein  eigen« 
t^ümlid^eS  93er]^ältni|  getreten  ift.  @o  leierte  $e* 
tat)iu§  eine  befonbere  SJerbinbung  be§  ©ered^ten 
mit  ber  ißerfon  be§  l^eiligen  ©eifteS,  fanb  biefe 
Scrbinbung  (mal^rfd^einlid^)  barin,  bafe  ber  l^eilige 
©eift  aflein  ofyxt  93ater  unb  ©ol^n  (fei  e§  mit,  fei 
e§  ol^ne  gratia  sanctificans)  bie  ^ormalurfad^e 
unferer  ©otteSfinbfd^aft  fei,  unb  begrünbete  feine 
Slnfd^auung  mit  Dielen  93aterfteUen,  nad^  meldten 
ber  ^eilige  ©eift  donum  be§  SJaterS  unb  be§ 
@o^ne§  unb  vis  sanctificatrix  ber  ©ottl^eit  ift 
(De  Trin.  8, 6).  Sl^m  folgte  ©d^ola  (1.  c.  69  sq.). 
©d^ecben  ift  ber  3lnfic^t,  ber  innerlid^  5u  einer 
ßreatur  gefenbete  l^eilige  ©eift  })räge  fid^  in  ber« 
felben,  toie  nad^  feiner  göttlid^en,  fo  nad^  feiner 
l^^jpoftatifd^en  ©igentl^ümlid^feit  au§  unb  vermittle 
fraft  feines  ^erfonald^arafterS  bie  ßintool^nung 
be§  ©ol^neS  unb  S3ater§,  unb  l^ierin  eben  liege  ein 
proprium  be§  l^eiligcn  ©eifteS  (W^jfterien  §  27  ff.; 
S)ügmati!  I,  §  125;  n,  §  169),   ©d^ett  fügt 


5U  $etat)iu§'  ©rünben  nod^  ba§  Argument  l^itp, 
bie  Sinmol^nung  fei  bem  l^eiligen  ©eifte  infofem 
relatit)  (im  relativen  ©egenfa||e  5u  feinem  @enba) 
eigen,  al§  er  infolge  feiner  pafpöcn  ©cnbung  öon 
SSater  unb  @o]^n  inbenSSegnabigten  tDo]^(3Birbn 
beS  breieinigen  ©otteS  437  ff.  471  ff. ;  S)ogmata 
n,  84  ff.).  2)ie  gemö^nlid^e  Seigre  ber  2:i^eologen 
ge|t  aber  bal^in,  ba^  bie  inhabitatio  allen  btti 
^erfonen  burd^auS  gemeinfam  fei  unb  bem  l^eiligen 
©eifte  nur  appro})riirt  »erbe,  infofem  fie  eine  gon^ 
befonbere  Sel^nlid^f eit  mit  feinem  $erf onald^to 
l^abe.  |$a^t  man  ben  eigentUd^  gfragepmift  M 
in'g  ^uge,  unb  ertoögt  man  genau  bie  bogmatifd^ 
Sel^rfö^e  unb  aud^  bie  l^erfömmlid^e  t$eologif(^ 
Stebemeife  l^inftd^tlid^  ber  Sinl^eit  be§  göttlich 
SBirfmS  nad^  au|en,  fotoie  ber  Proprietäten  ba 
göttlid^m  $erfonen  unb  ber  Appropriationen,  {o 
fd^eint  nur  biefe  festere  Snfid^t  l^altbar  ^u  fein. 
MerbingS  ift  ber  einmol^nenbe  (ober  paffiD  ge« 
fenbete)  l^eilige  ©eift  perfönlid^  t)erfd^ieben  üos 
Sater  unb  ©ol^n,  bie  il^n  (actio)  fenben.  ^S>atos& 
folgt  aber  feine§tt)eg§,  ba^  aud^  bie  SimDOJ^nung 
bem  l^eiligen  ©eifte  irgenbmie  allein  eigmtpmli^ 
fein  muffe.  S)ie  @enbung,  meld^  bie  SintDol^tning 
be§  l^eiligen  ©ei^e§  als  formale  SBirfung  ](ferbei* 
fül^rt,  fd^liefet  begrifflid^  ^toeierlei  SBerl&oltnijfe  m 
ftd^:  ba§  be§  ©efenbeten  sum  @enber  unb  bog  be§ 
©efenbetm  sum  XerminuS  ber  Senbung.  3fi  Qu4 
in  erfterem  IBerl^öltnil  ein  realer  Unterfd^id)  ge> 
geben  (smifd^  ©eift  unb  SSater  unb  @o]^),  fo 
folgt  bod^  feine3tt)egS,  ba|  biefer  Unterfd^i^  aaii 
in  baS  le^tere  IBerl^öltni^  ftd^  irgenbtoie  l^inäber 
erftredfe  ober  ba|  ber  gefenbete  l^ilige  ©eifi  ineiite 
il^m  aUein  eigmt|ümli^e  IBejiel^ung  trete  jum  iei> 
minus  ber  Senbung.  SBol^I  aber  liegen  in  tm 
^erfonald^arafter  beS  l^eiligen  ©eifteS  raom^ 
fad^e©rünbe,  tt)eg]^alb  bie®nabeneintt)o]^mmgto 
l^ö^ft  paffenber  ^eife  i^m  sugefd^rieben  toerben 
fann.  SDer  l^eilige  ©eift  ift  bie  innergöttlid^  fffiO' 
fiatifd^e  Siebe;  barum  fönnen  il^m  bie  SBerleber 
göttli^en  Siebe  nad^  9Iu|en  gugefd^rieben  korrboL 
SDer  l^eilige  ©eift  gel^t  Dom  Sater  unb  @ol^  aiä 
per  modum  amoris:  feine  innergöttlid^  ^obsc* 
tion  burd^  bie  loed^felfeitige  Siebe  be§  ^tecS  unb 
@o]^neS  ift  Dorbilblid^eS  ^rincip  ber  au|erg5tt* 
lid^en  Segnabigung  unb  IBefeligung  beS  ®efd^ö|^ 
burd^  bie  unfid(|tbare  @enbung  be^m.  Sinmo^nimg 
ber  göttlid^en  ^erfonm;  bamm  fann  biefe  8e« 
gnabigung  unb  Sefeligung  il^m  oIS  bem  !ßrobuctt 
ber  innergöttlid^cn  Siebe  jugeeignet  loerben.  iBer 
l^eilige  ©eift  ift  ber  immanmte  perfönlid^  Xff« 
minus  ber  notionalenSiebebeSSaterS  unb @0^; 
bamm  fann  man  mitSKed^t  fagen:  SSaS  immer 
SJater  unb  @ol^n  nad^  Au^en  ^in  auS  Siebe  »irfen, 
baS  mirfen  fte  im  l^eiligen  ^eifle  ober  burd^  ben 
l^eiligen  ©eift.    6noägt  man  fo  ben  ^erfonnl« 
^arafter  beS  l^eiligen  ©eifteS,  fo  ift  eS  f^  will 
begreiflid^,  bafe  ©d&rift,  Sätet  unb  «trd^  regd« 
mö^ig  il^m  bie  ©nabmeinmol^nung  in  ben  (Seitd^ 
ten  sufd^reiben,  unb  e§  bebarf  }ur  Srflönmg  bei 
betreffenben  @teUen  feineStt)egS  ber  Amu^me,  iene 


IfiSl                                                 aRiffion.  1583 

eintool6mmgfriirgenbtirtteinproptitimbt8(iei'  aHtginSfdra' (t)9l.3o5.17,18— 21).  ®ti|or. 

ngm  ®d(l«.  Jam  bitftm  Auftrag  i^reä  göltlic&m  HReifierfl,  fyxbm 

Siterotut.  3)ie9JätetbfiDiefmß«ßenüBrebni  bte  31f  ofttl  unb  bnrra  9JQt^folfltt  btn  ©omen  be« 

Sabdlianem  auB  bem  Stgriffe  btt  @enbung  ben  StungeliuinS  unter  allni  SJ51Iem  auegtflnut,  unb 

naiftt  Unttif^tb  bn  göttl^Ktt  ^eilontn,  gleid|-  titS  aü\  ben  l^cutiaen  Sag  ^t  bie  le^nnbc  ffhr^e 

nrit  {te  gtgtnüber  ben  Sriontm  jetgten,  ba^  bie  biefen  ^Beruf  als  felbpoeißänblid^  $pii!(lt  «t^t 

Stnoimg  teinetlei  SKßcfetöinftnontät  bei  gtfen-  ^iät  bei  Stte^ng  bei  iBSItei,  bie  voä)  in  tftn> 

beten  $erfonen  im  Sei^tUtniB  ju  ben  fenbenbtn  flemig  unb  3:obe§| c^tten  fitoi,  i^  aber  bei  toefent- 

inoolDiie.  SuSfü^iti^  $anbelt  Don  ben  gBttlid^  li^e  ^eiuf  ber  ffiii^  noq  ni^  erfüQt;  fit  foD 

©enbungen  juerft  Augustinus,  De  Trin.  l.  2  aaä)  baS  beieiiS  begiiinbete  ©otleäreitö  ouf  Srben 

ad  4.  ipetru§  SombotbuS  etöttert  unfeie  fielen  in  ei^alten  unb  im  3nnein  immer  ^eitli^  miS- 

1,  sent.  diflt.  14— 18 ;  i^n  commentirten  einge^enb  bauen,  ffiefefiafii  (e^en  mir  in  ber  ganjen  ©ejc^td&te 

Thomas,  Bonaventura,  Dionys.  Carthus.,  bei  Siiäft  mit  ber  gninblegenben  ^ttS  anä)  bie 

Ertina  etc.  Sßon  ben  @enbungen  bei  gSttlid^n  er^oltenbe,  ouSbouenbe  unb  Ititenbe  Xt|ätigMt 

SßofDntn  ^nbelt  X^omaS  aettci^in  8.  th.  1,  mcfentlii^  mit  einanbet  Derbunben,  nur  ba|  in 

q.  4S.    ^teiju  lieferten  nieberum  Sommentaic  bem  einen  3tittaum  me^i  biefe,  in  einem  anbcrn 

bie  Sabnantioenaes,   Joannes  a  8.  Thoma,  me^r  jene  X^ätigleit  ^eruortnlt  unb  in  t^ien  Si- 

Qonet  (Clyp.  theo!,  thom,  tr.  6,  disp.  13)  etc.  gebni||en  bie  inneie  ^errlic^feit  bei  flirre  ojfen- 

aSciter  finb  gu  nennen  Buiz,  De  Trin.  diep.  108.  bart.  9JuS  bei  ei^altenben  S^äligleit  bei  iMr^e 

109;  Suarez,  De  Trin.  1.12;  Petavius,  De  ge^t  obei  eine  jmeite  Sit  ber  3JiijfiDn3l6äfigfeit 

Trin.  1.  8 ;  Don  neueien  X^eologen  ©c^eeben,  ^emoi.  ©er-  c^iiftlif^  ®Iaube  follfe,  mie  spopp 

SRlffleiien  be3  €^riftentt|um8,  tfteiburg  1865,  UrbonVIII.  in  Der  ercctionibulle  beS  %topa> 

g  27— Sl^Dgmotit  I,  ^reiburg  1873,  §  125;  gonbafeminorS  bom 3a^re  1627  jagt,  „ni<^t  blo^ 

iReutgcn,  kt^ioL  bei^Borg.  II,  SRün^er  (2.%[ufl.  in  Jene  ©egenben  bringen.  Hielte  tqeUSbUT^rfium* 

1872if,  7.%bt^.,  6.  ^ouptfl.;  Id.,  Institut.  tlieoL,  li^  Entfernung,  t^eüS  buid^  bie  baiborifc^eSßUb' 

BatiBbon.'l881,  1,  707  sqq.;  Franzelin,  De  ^  i^  SBeuo^ner  Don  ber  übrigen  ®efell{^ft 

Deo  trino  (ed.  2,  Rom.  1874),  tbes.  42—48;  getrennt  tDOten  unb  aoÜt  nie  baS  fii^t  beefelben 

b.  &ä)tZ,  S)a§  SÜBirfen  be§  breieinigen  ©otteS,  em))f(mgen  Ratten,  jonbetn  felbfl  in  jene  Sänbet 

iRain)  1885;  S?DgmatifII,$abeib.  1890, 82ff.  Uorbringen,  benen  eiiebem  ber  ®Ianj  be§  ßDon' 

€(MCteI[  über  bie  innere  Senbung  unb  @inmD^>  geliumS  geleuchtet  ^atte,  bie  aber  miebet  buiiig  bie 

ttmtg  b<8  Eiligen  ®ei(le§  ^^nbeln  Thomassin,  ginftemiffe  ber  ^ärejie  einge^fllit  ober  burd^  bie 

De  incam.  6,  10  sqq. ;  A.  Scholz,  De  inliabi-  @iniiiüi$e  ber  Reiben  bemüllel  norbcn  finb,  fo 

tatkine  Sp.  S.,   Wirceb.  1856;  6.  ©ctiäjlcr,  bog  M  in  ibnen  nur  no^  fttSili^e Uebene|ie  befi 

Statur  unb  Ucbematur,  9)Iain}  1865,  42  ff. ;  P.  e^nftenttiumS  erfwlten  1)abtn°.  SHe  ffin^e  fann 

Oberdoerfer,  De  inhabitatioue  Sp.  8.,  Tor-  unb  baif  nie  gleichgültig  bagegen  fein,  t»emifoI$e, 

naci  1890;  ^|bergei,  S)ic  (Senbung.  ^erabtunft  toelt^e  i^r  fi^Dn  ange^Srt  baben  unb  auf  iwlitie 

iinb®nabendntiio^nungbe^1|ciligen®eifle3,3:^eo'  fie  buid^  bie  2:anfe  ein  unCeräugerlie^  Steigt  er- 

logifA '  pniltif c^e  Wonat&j^rijt ,  ^affnu  1892,  langt  ^ot,  Don  i^rem  ©e^orfam  fic§  entfernen  m^ 

^eft  5—8.                                  i^lgberger.]  in  i^rei  abtrünnigfeit  oom  gepflonjten  fiebena- 

inilRMl,  SuSfenbung  dinftlii^er  üebret  CDIif-  bäum  uerloren  geben.  ^oiauS  entfpringt  bie  Onif- 

fionan)  jnr  äßerbreitung  bcä  61)riftentbumä,  ift  fionStliätigteit  jur  SßiebeigetDinnung  ber  Don  b« 

H)  aß  al8  bie  Äiitl&e  felbjt,  bje  auf  bem  ^IJrinciii  ftin^e  getrennten  ©ecten  unb  9ieIigionS)»iteien. 

bnSDKflimiberutit  (f.b.Sil.  fiinfieVII,4SSf.);  SSeifer  ge^  au8  ber  er^altenben nnb auSbouenben 

Rt  tp  SmnSgtfel  mie  SebenSbtbingung  ber  ffirc^e.  Si^äti^eit  ber  ffird^e  nnäf  eine  britle  3(rt  Bon  ÜHif« 

S^ere  ift  ja  mÜ)»  InbeieS  als  eine  Don  ®ott  fißn8t|iätig(eit  ^eioor.  SBie  bei  §eilanb  felbfi  buic^ 

anttsc^tnbe  ©enbung  an  bie  einjtlnen  ÜRenfdien,  uerf^iebene  ©leid^niffe  e8  fc^on  angebeutet,  fu^t 

nie  an  gonge  Stationen,  um  jeneS  ^eilige  ^uer  fi(^  im  Saufe  bei  Seit  tmäf  innerhalb  ber  ^rift* 

btS  Darren  ®Iauben8  unb  ber  ^nplic^en  Siebe,  lid^enSSelt  einUnd^riftnitl^umunb3[Qtbcrd)ri{ien> 

Iptli^  facr  aStltl^eilanb  auf  bie  ISrbe  gebraut,  t^m  einjufcEileii^en,  fo  ba%  ISingelne,  gange  ^> 

einer  ^et6  gefteigerten  @eelenga^l  beigubringen  unb  milten,  @emeinben,  befonbere  StSnbe,  felbft  gonge 

on^ai^.  S)er  Stifter  ber  Air(^e  felbft,  3efu8  SJoIISmoffen  in  baS  ärbifc^e  Derfinlen,  religiü 

Cl^Pufi,  mar  ber  erfte  ÜRiffionar,  ber  gro|e  ®e-  unb  morolif^  Iierabtommen  unb  on  einem  ^b^em, 

faübte  ®ottte  (^ebt.  3, 1),  unb  tote  ibn  ber  SSaler  mo^iboft  ftttliciien  Seben  göngli^  Deijmeifeln.  So 

gtfonbt  fyü,  fo  fanbte  ei  feine  2Süngei  (3o^.  20, 21)  bie  f^ic^e  au^  bugegen  nicE)t  gleid^giiltig  fein  tarnt 

tntb  grünbett  baS  ^oftolat  aI8  ben  flanal,  buit^  unb  barf,  tritt  an  fie  bie  tneitere  Aufgabe  ^eion, 

Jvi^ta  feine  £e^  nnb  feine  ©nabenfc^ä^e  ben  biefelben  au3  bem  Sd^lafe  gu  toeilen  unb  ju  er- 

VUMm  mitget^eilt  meiben.   Hie  tüpoftel,  b.  i  f^üttcm,  fotuie  allgemein  Iterrfc^enbe  Uebeljiänbe 

oB  vtiffiimare  beS  @lauben8  (tR5m.  1, 5),  foQten  buid^  geiftige  unb  leibli^e  ^rforge  gu  ^ben,  ben 

fit  ^fatdüsge^  in  oDt  SBelt  unb  lefiren  (tut  Wolter  üffentlidben  ®eifl  umguftimmen  unb  midier  einen 

(SRÖtl^.  5,  14)  unb  foUten  fo  ben  rii^renben  feflen  @runb  gur  fegenSietdien  ^ßoration  für 

Smtf4  btS^onbSinSifüKung  bringen:  „bafi  bie  3uhinft  gu  legen.  3)iefe  Ie|tgenannte  Srt  Der 


1588 


SKiffiotu 


1584 


5Kif jbnStptigfcit  begreift  man  unter  bem  5Ramen 
ber  „innttn"  ober  „SSoRSmiffton",  mx\  fle  an  baS 
eigene  d^riftliii^e  SJolf  geri(i^tet  ift  unb  oI§  au^er« 
orbentlid^eS  SOWttel  5ur  6meuerung  unb  2(uf« 
frifd^ung  beS  religiö§"ftttli(i^en  SebenS  in  ben  d^rift' 
Kd^en  ©emeinben  ober  einjelnen  ©täuben  bient. 
2)ie  beiben  erftgenannten  Srten  ber  ÜJlifftonStl^Qtig' 
fett  unter  ben  abtrünnigen  unb  befonberS  bie  unter 
ben  Reiben  bejeid^net  man  bogegen  als  ^^aulere" 
ober  ^ouStoärtige  3Ki|fion".  Seibe  öereinigen  pd^, 
toief^onbemerft,  in  bemfeIBengemeinfQmen3tt)edfe, 
tt>ie  fte  Qud^  au§  berfelben  gemeinfamen  OudDie  l^er« 
vorgegangen  ftnb. 

A.  9leu|ere  SRiffion,  unb  gtoar  L  ber  fa« 
tl^olifd^en  ftird^e.  1.  ungemeiner  lieber« 
blidt.  3n  ben  erften  d^riftli^en  Sa^rl^unberten, 
tt)o  fogufagen  nod^  bie  gange  SBelt  3JiifftonSlanb 
toQX,  l^atte  bie  JKrd^e  ft$  im  Umfange  be§  römi- 
fd^en  Weid^eS  erft  ein  eigenes  bleibenbeS  ©ebiet  gu 
erfäm})fen,  beöor  an  ein  aWiffionStoefen  im  l^euti- 
gen  <5inne  gebadet  merben  fonnte.  UebrigenS  l^aben 
bie  $öpfte^  ftetS  eingebenl  i^red  ^IpoftoIatS,  bie 
ja  als  Sfla^folger  ^etri  ben  gifd^erring  mit  bem 
ne^auSn^erfenbenSlpoftel  als  i^r  (Siegel  nid^t  um« 
f onft  führen,  öon  9lom,  ber  SBiege  aUer  SMifftonS- 
untemel^mungen  auS,  gar  balb  mit  apoftolifd^er 
93oIImad^t  auSgeräftete  ^ifd^öfe  unb  ^riefter  nad^ 
®egenben  gefanbt,  n)0  biefe  erft  eine  ^eerbe  um 
jtd^  fammeln  foQten.  @oId^e  Stegionarbifd^öfe 
fanbten  bann  toieber  anbere  SBifd^öfe  unb  ^ricfter 
aus,  MeS  in  ©emeinfd^aft  unb  unter  ber  oberften 
Seitung  ber  9iad^foIger  beS  9lpofteIfürpen.  S3efon« 
berS  als  burd^  @ränbung  ber  großen  ÜJlönd^S« 
orben  bie  gu  ÜJlifftonSuntemel^mungen  f o  not]^tt)en" 
bigen  weiteren  Arbeiter  gett)onnen  toaren,  fanbten 
bie  ^ä|)fte  bie  beften  ©öl^ne  biefer  Drben  auS, 
um  baS  Sid^t  beS  ©laubenS  tt)eiter  gu  Derbreiten. 
®ie  erften  toaren  bie  SBcnebictiner,  »eld^e  ißapft 
®regor  ber  ®ro^e  nad^  Britannien  unb  anbe» 
ren  Säubern  fanbte,  unb  toeld^e  bort,  tt)ie  in  3ta« 
lien,  fofort  aud^  ißflangfd^ulen  d^nftlid^er  @Iau« 
benSboten  anlegten.  9Jlit  bem  d^riftlid^en  @Iauben 
verbreiteten  fie  überaQ  gugleid^  bie  Sultur  beS  93o« 
benS  unb  bie  $Pege  öon  ftunft  unb  SBiffcnfd^aft. 
9Rit  ben  Jheuggügen  begann  bann  ein  neuer  ^uf« 
fd^tt)ung  beS  2RifftonStt)efenS.  3n  bie  öon  ben 
K^riften  eroberten  ©ebiete  fanbten  bie  ^äpfte  fo« 
fort  aud^  ©laubenSboten  unb  grünbeten  überall 
neue  SiStl^ümer  ober  erneuerten  bie  untergegan« 
genen.  ÜJlit  befonberem  @ifer  mürbe  bamalS  aud^ 
an  ber  SDBieberöeretnigung  ber  fd^iSmatifd^en  ®rie« 
d^en  unb  ber  öerf d^iebenen  ©ecten  beS  Orients  ge- 
arbeitet unb  l^ier  mürben  bod^  Stefultate  erreid^t, 
bereu  SBid^tigfeit  erft  je^t  red^t  flar  ftd^  l^erauS« 
guftellen  beginnt,  greilic^  gingen  im  Orient  öiele 
ßroberungen  für  bie  ftird^e  mieber  öerloren,  unb 
aud^  in  mand^en  europäifd^en  Säubern  mar  unter« 
beffen  baS  SDiiffionSmerf  etmaS  erlal^mt;  allein  eS 
erftanben  aud^  neue  OrbenSgenoffenfd^aften,  meldte 
ftd^  für  bie  Verbreitung  beS  ©laubenS  befonberS 
eigneten ,  nämlid^  bie  93ctteIorben,  unb  burd^  fie 


begann  bie  9)liffu)n  aUüberoII  mieber  oufguilü^eiu 
2)ie  i$ranciScaner  bef c^loffen  f d^on  auf  i|irem  ei^en 
©eneralcapitel  (1216),  in  alle  SSBelt  SWijjionQrf  ja 
fenben,  ,,um  gu  l&eilen,  maS  gebrod^en  ijl,  gmtd^t  ju 
leiten,  maS  in  bie  3tre  gel^t",  mie  eS  in  bereu  3n« 
ftruction  l^ei^t.  3u  gleid^cr  Qnt  gogen  aud^  bie 
©öl^ne  beSl^l.  S)ominicuS  auS,  um  unter  ben^eiben, 
SRol^ammebanem  unb  3uben  baS  jftreug  aufjn« 
rid^ten  unb  bie  ©d^iSmatifer  unb  ^äretifer  auf  \n 
SBeg  beS  §eiIS  gurüdfgufül^ren  (Instr.  Humberti, 
bei  Holsten.,  Cod.  reg.  monast  lY,  153).  ®icfe 
beiben  Orben  mirften  fegenSreid^  im  Often  6u« 
ropa'S  unb  brangen  felbft  in  afien  meit  öor.  Sei« 
ber  öereitelte  l^ier  ber  immer  me^r  öorbröngeiüK 
ÜJlol^ammebaniSmuS  grö^tentl^eils  il^re  Semü^« 
gen,  unb  überbte|  öerlor  bie  JKrd^e  burd^  bie  fog. 
Sieformation  öiele  i^rer  JTinber  aud^  im  ^Ibeiib* 
lanbe.  Sßäl^renb  aber  l^ier  bie  ^Rationen  öon  ber 
ÜRutterfird^e  abfielen  unb  ftd^  gu  ©onberbdtemit« 
niffen  formirten,  breitete  fic^  bie  Äird^e  mit  nie 
bagemefener  SRad^t  in  ben  eben  entbecften  San* 
bem  ber  neuen  SBelt  auS,  unb  in  biSl^er  gat^  mt* 
befannten  ©prad^en  ertönte  nad^  menigen  3o^ 
gel^nten  baS  Sob  beS  SrlöferS.  2)amaIS  metteifeitea 
in  ben  neu  entbecften  ©ebieten  alle  geifUid^enOr* 
ben  um  ben  SSorgug,  ber  JKrd^e  bie  meiften  @eekn 
gemonnen  gu  l^aben,  unb  nun  famen  gu  ben  %f 
guftinem,  2)ominicanem,  i$ranciScanem,  ftotm« 
ginem  unb  (^rmeliten  aud^  bie  3efuiten,  tklfy 
au^er  ben  brei  gemöl^nlid^en  ©elübben  nod^  \}k 
meitere  l^ingufügten:  ut  quidqiiid  modernus  et 
alii  Bomani  Pontifices  pro  tempore  existentes 
jusserint,  ad  profectmn  animarum  etFidei 
propagataonem  pertinens,  et  ad  quascmiqoe 
provincias  nos  mittere  voluerint,  sine  lüla 
tergiversatione  aut  excusatione,  illico,  quan- 
tum  in  nobis  fuerit,  exequi  teneamur  (bei 
ÜKeier,  ^ropag.  I,  58).  5Rad^bem  fo  baS  §eiß- 
gef(|öft  ber  2Rifrionirung  eine  größere  SluSbe^wog 
angenommen,  faxten  aud^  bie$ö))ftebaSfeIbeem' 
fter  in'S  Suge.  ©d^on  ©regor  XHT.  (1572  WS 
1585)  berief  eine  ftönbige  Kommiffion  öonbtri 
Karbinälen,  meldte  für  bie  aKiffwnSbeburhriJieju» 
nöd^ft  unter  ben  3Raroniten,  ben  ©laöen,  ©titi^, 
Set^iopiem  unb  Seg^ptem  gu  forgen  f^cAit,  eine 
eommifpon,  meldte  ßlemenS  VIIL  (1592  M 
1605)  burd^  neue  2RitgIieber  öermel^rte  unb  regel» 
mäßige  ©i|ungen  abgalten  lie|.  ©o  mar  bie  3bee 
einer  Sentralbel^örbe  für  baS  aRifponSmerl  M 
Seben  getreten,  ber  j?eim  gur  Kongregation  bei 
$ropaganba  (f.  b.  Slrt.)  gegeben ;  biefe  erri^ 
©regor  XV.  im  3. 1622.  ©enfelben  ©fet  für 
bie  aWiffton  begeugte  aud^  fein  Slad^folger  fc» 
bau  Vni.,  melier  baS  biSl^er  ©efd^ffene  bnt^ 
bie  ©rünbung  beS  Kollegiums  ber  ^o)>agotibci» 
meld^eS  junge  Seute  auS  allen  Säubern  gu  fünftigeR 
SKiffionaren  l^eranbilbcn  follte,  öeröoDfonraÄ 
5Iud^  bie  öerfd^iebenen  Orben  fieüten  il^re  gu  SKf» 
fionarcn  befonberS  auSgebilbeten  ^ejler  ber  $»• 
paganba  ftets  gur  Verfügung,  unb  eS  ijl  fd^met  $a 
entf d^eiben,  meiern  auf  bem  bamaligen  3lti{fi0n§* 


85 


SDliffion. 


1586 


be  ber  SBorjug  gebül^rt;  äbrigenS  vermag  an 
iJ^enbem  Sifer^  an  l^ol^et  perjöttlid^er  Sugenb, 

Soiffi  ber  QuSgefonbten  SRifftonare  unb  ber 
ort^rer  lool^I  fein  Orben  mit  bem  ber  Sefuiten 
len  Skrgleic^  au8}u]^QUen.  Sbenf o  f(i^mer  ift  eS, 

unlerf Reiben,  tteld^e  9{ation  be§  fotl^oUf^en 
tropa  am  tl^ötigften  unb  erfolgreid^ften  für  bie 
tffiim  geioirft  l^be,  ba  l^ier  Italiener,  2)eutfd^e, 
panier^  $ortugiefen  unb  gfrangofen  gleid^bered^« 
I  um  ben  SSonang  ftreiten.  3ebenfoII§  mu^ 
m  aber,  ttenn  man  ben  gangen  Erfolg  ber 
i^nSt^ätigfeit  in^S  Sluge  fa|t,  ben  Bpccaittn 

Serein  mit  ben  2)eutjd^en  einen  93orgug  gu« 
eimen^  ba  fie  bie  gro|artigften  unb  bauernb« 
n  (Erfolge  errungen  l^aben.  Sin  großer  Sl^eil 
n  Smerüa  unb  ein  Xl^eil  OceanienS  ift  burd^ 
i  Spanier  unb  S)eutfd^en  befel^rt  morben.  3la* 
müid^  toat  eS  Oefteneic^^  unb  unter  feinen 
nmingen  Dorgüglid^  SSöl^men ,  baS  eine  unsöl^- 
le  9tmge  9Rifftonare  in  bie  neue  SBelt  gefenbet 
l,  fo  ba|  bie  ^ölfte  ber  fömmtlid^en  Sefuiten» 
ffumore  in  Slmerifa,  auf  ben  ^l^ilippinen,  3Ra« 
tnett  unb  Carolinen  au§  2)eutf^en,  namentlid^ 
B  Oefleneid^em,  beftanb.  Srß  als  bie  poli« 
ijit  Sodßfung  2)eutfd^lanbS  Don  Spanien  ftatt» 
ib,  unb  no4  uiel^r  nad^  Sufl^ebung  beS  3e« 
ImorbenS,  tt)urben  bie  frangöftfd^en  unb  italie* 
1^  SRif^nare  Donoiegenb.  9II3  bann  infolge 
t  frongdftf d^en ,  Zitron  unb  Wtar  umprgen« 
R  XetH)lution  bie  JhiegSflamme  in  ber  Sl^riften« 
it  umtl^te  unb  nic^t  blo^  Suropa  erfd^ütterte, 
sbnn  felbft  bie  3Reere  ftörenb  übergog,  als 
euer  bie  ffird^e  il^rer  alten  Steid^tl^ümer  beraubt 
ib  fo  bie  Duellen  i^rer  äBoj^Itl^aten  erfd^öpft 
nmn,  litten  Dor  SDem  aud^  bie  SDJifftonen  bar* 
iter.  SS  tourben  nid^t  blo^  bie  reid^en  ^ilfS« 
tttel  J^imoeggenommen,  tteld^e  bie  Siebe  ber  mäw 
%ta  unb  ber  Sifer  ber  dürften  unb  IBif d^öfe  ge» 
imnelt  —  felbft  bie  $ropaganba  mürbe  gum 
:o|en  Xl^  il^rer  Sinfiinfte  beraubt  — ,  fonbem 
I  ttmd>en  au^  bie  Steil^en  beS  SIeruS  gelid^tet 
nb  burd^  Sufl^ebung  beS  $ropaganba'@eminarS 
nb  ber  iHöfter  bie  ^fianjfd^ulen  ber  9Jliffionare 
aftet  S)aS  Slpoftolat^  toeit  entfernt  auf  neue 
tobenmgSonftalten  gu  finnen^  fonnte  nur  mit 
to|er  9Rü^  bie  SteUungen  behaupten,  bie  il^m 
0^  geblieben.  9htr  l^ie  unb  ba  fal^  man  nod^ 
xige  burd^  Slter  unb  Arbeit  niebergebeugte  3Rif« 
onore,  einige  bem  Bä^mxit  ber  IBerf  olgung  unb 
OB  gfenerj^l^I  ber  Derjel^renben  @onne  entfom« 
lene  (Breife,  meldte  mit  n)e^mät]^igen  Zoranen  bie 
#ntngSlofe  Sutunft  bemeinten  unb  mit  ber 
^mer}^aften  Uebergeugung  bem  Sobe  entgegen- 
1^  ba|  mit  il^nen  bie  gfrüd^te  eineS  oft  l^unbert« 
^rigen  ffttmpfeS  unb  Sieges  oerfd^minben  f outen. 
Hier  fold^  ttmflänben  bilbeten  ftd^,  nad^bem 
td^  bie  Centralcommif  jtonS'^nftalt  in  Stom,  bie 
ropogonba^  nad^  ber  Steftauration  beS  jfird^en» 
olcS  (1814)  burd^  $iuS  VH.,  freilid^  nur  mit 
|crori>cittfii^  Opfern  unb  SRül^en,  in  il^ren 
en  Sionb  jnrfidtDerf e^t  morben,  in  oerfd^iebenen 


fatl^olifd^en  Säubern,  in  erfter  Sinie  in  granfreid^, 
bann  au(|  in  Oepeneid^,  Satiem,  ißreu|en  (Sad^en) 
unb  in  ber  ©d^meig  (Sinfiebeln),  freimillige  S8er« 
eine,  bie  bem  Spoftolat  mieber  bie  irbifd^n'^ilfS» 
mittel  ber  5Räd^ftenKebe  öerfd^affen  ttoHten.  2(uf 
biefe  äBeife  fonnte  ben  Derma^rloSten  ünifftonen 
toieber  aufgel^olfen,  bie  öerlaffencn  tonnten  mieber 
aufgenommen  utib  überbie^  Diele  neue  gegrünbet 
merben,  unb  fo  fonnte  baS  ^oftolat  ungeftört 
)um  Segen  aller93ölfer  feines  SmteS  malten.  2)er 
tl^ätige  Sifer  für  bie  SDKffionen  ijl  feitbem  in  ber 
gangen  fatl^olifd^en  9BeIt  im  3une]^men  begriffen, 
unb  ein  93oIf  nad^  bem  anbem,  mie  neueftenS  aud^ 
bie  SSemol^ner  Don  ÜJlesico  unb  Sübamerifa,  mirb 
baDon  erfaßt.  %xä^  mürbe  ber  innerl^alb  ber  ^löfter 
mie  in  ber  SBeltgeifHid^feitfortfeimenbe  Seruf  gum 
^[poftolate  burd^  neue  SntfaltungSmittel,  nament- 
lid^  burd^  ©rünbung  Dieler  neuen  Seminarien 
(f.  u.)  gur  SuSbilbung  unterrid^teter  unb  Opfer« 
miUiger  @IaubenSboten,  fe^r  begünftigt  unb  er« 
blül^te  mit  neuer  jhaft.  3a  neben  ben  alten  Orben, 
bie,  mie  befonberS  bie  3e|uiten  feit  il^rer  SBicber» 
j^etiiellung,  il^re  el^emaligen  Stellen  im  ©ebiete  ber 
9Jlifjioncn  mieber  einnehmen,  blül^en  biele  neue 
Songregationen  auf  (f.  u,),  bie  mit  fold^em  Sifer 
ftd^  bem  ^poftelamte  mibmen,  ba|  eine  S^xi  fom« 
men  mirb,  ba  pe  ben  ältcften  ©enoffenfd^aften 
nid^t  an  ähil^m  nad^ftel^en  merben.  92amentlid^  feit 
bem  ^onttficate  ©regorS  XVI.  na^m  baS  9Jlif» 
flonSmefen  einen  au^erorbentlid^en  9luffd^mung, 
unb  ber  fatl^olifd^e  ©Taube  brang  in  gar  oiele  il^m 
biSl^er  üerfd^Ioffene  Sauber  ber  Srbe.  Sin  d^araf» 
tenftifd^ergugiftbaS,  mie  fc^onunter  ©regor  XVI., 
fo  aud^  unter  $iuS  IX.  unb  nod^  mel^r  unter 
i2eo  XTTT.  l^ertjortretenbe  Streben,  nid^t  blo^  apo» 
ftoUfd^e  SSicariate,  fonbem,  mo  eS  immer  angelet, 
fo  balb  als  möglid^  fefte  Sifd^ofSft^e  gu  errieten 
unb  baburd^  ben  iungen  d^rifilid^en  ©emeitü)en 
einen  feften  fird^üd^en  ^alt  gu  geben.  3a  mie  in 
ben  3wten  ber  Slpoftel  unb  ber  erften  ^äpfte  fielet 
man  je^t  l^öuftg  mieber  Sifd^öf e  in  ein  ^eibenlanb 
giel^en,  um  bie  §eerbe,  meldte  fie  meiben  f ollen,  erft 
um  fld^  gu  fammcin.  Sd^on  unter  ©regor  XVI. 
mürben  mol^I  70  neue  SSistl^ümer  unb  apoftolifd^e 
Sicariate  errid^tet,  ebenfo  unter  $iuS  IX.,  uiü) 
Sco  TTTTT.  errid^tct  l^eute  nod^  in  jebem  ^a^xt  bereu 
mel^rere.  3wm  3luffd^mung  beS  aKifftonSmefenS 
trug  aud^  bie  genauere  Organifation  oer  ißropa« 
gatä)a-Songregation  bei,  meldte  ^tuS  IX.  in  ge- 
trennte Slbtl^eÖungen  fonberte,  bie  eine  für  baS 
SKifflonSmefen  ber  lateinifd^en  iKrd^c,  bie  anbere 
für  baS  ber  orientalifd^en  dliten.  S)aS  SBad^Stl^um 
ber  auSmärtigen  SRifjionen  im  19.  Sal^rl^unbert 
ijl  bereits  in  Ben  Slrtifeln  über  bie  eingelncn  Srb» 
t^eile,  fomic  über  eingelne  Sönber  ober  ^roöingen 
bargefteHt;  ebenfo  ift  in  bem  Slrtifcl  iKrd&engebiet 
(Vn,  527)  über  fämmtlid^e  Terrae  Äüssionis 
eine  tabenarijd^e  Ueberfid^t  gegeben,  auf  meldte  ^icr 
einfach  öermiefen  merben  fann. 

®ic  SKiffton  unter  ben  3 üben  ift  biSl^er,  meil 
fte  ft(^  nid^t  gut  in  bie  2)arfteIIung  ber  SRi^Pon 


1587 


SRiffion. 


1588 


unter  bcn  Reiben  einfügen  l\t%,  übergangen  mor« 
ben,  unb  ba§  9lötl^ige  barüber  ntu^  l^ier  nod^gel^olt 
tt)crben.  3n  ben  meiften  urd^riftlid^en  ©emein« 
ben  öon  Äleinofien,  ©ried^enlanb,  Sreta  u.  f.  tt). 
bilbeten  bic  3ubcnd^rtften  ben  ©runbftotf.  SOWt 
bemSlufftanb  be8lBar=6o(i^ba  (j.  b.  «rt.  1, 1199  ff.) 
l^örte  bogegen  bie  majf enl^afte  3un)enbung  ber  3u« 
ben  }um  ^l^nftentl^utne  auf,  unb  fie  Derfd^an^ten 
ft(]^  t)on  ba  an  l^tnter  ben  ftarfen  3(iun  ber  %xa* 
bitton  unb  be§  Xalmub,  ber  bi§  5ur  ©egenn^art 
eine  fd^tter  ^u  überf(i^reitenbe  ©d^ranfe  gur  Sin« 
nal^me  be§  (^^ri{lent!^unt§  für  fie  gemorben.  2)ie 
jtird^e  1)ai  aber  bie  Sefel^rung  ber  Suben  nie  au|er 
3lugen  gelaffen ;  bie^  bctüeist  fd^on  3uftinu§  ber 
5IKart5rer  in  feinem  ©efpröc^  mit  bem  Suben 
Sr^pl^on  im  2.  unb  SertuKian  mit  feiner  ©d^rift 
Ady.  Judaeos  beim  SBeginn  be§  f olgenben  ^af)X» 
l&unbertS.  fiaffiobor  nal^m  in  feiner  ^falmenauS« 
legung  aud^  SRüdCfid^t  auf  bie  Sefe^rung  ber  3uben 
(ügL  Expositio  in  Psalm.  81,  Conclusio,  Yen. 
1729  [Opera  H,  267]),  unb  ffaifer  Shiftinian 
bef  al^I,  ba|  bie  3uben  in  i^ren  ©Qnagogen  ftd^  einer 
griec^ifd^en  ober  lateinifd^en  Ueberfe^ung  be§  Ur« 
testet  bebienen,  bagegen  ftd^  ber  l^aggabif d^en  SIu§* 
legung  enthalten  f  oHten.  S)ie|  gef  d^al^  aber  meniger 
be^l^alb,  bamit  fie  befto  el^er  gum  SSerftänbni|  ber 
d^riftlid^en  SBal^rl^eit  gelangten,  afö  au§  politifd^en 
SKotiöen.  Segen  gemalttl^ätige  Sefel^rungen  nal^* 
men  bie  köpfte  bie  ^uben  ftetS  in  @d^u^  (ogl.  ®  rae^, 
®efd&.  ber  3uben  V,  2t\pi.  1861, 41).  SDlerftoürbig 
ift  eS,  ba|  iübifd^e  ißrofel^ten  öon  iel^er  ben  eifrig» 
ften  aWiffionStrieb  enttoidfelten,  fei  eS  au§  SKitleib 
mit  il^rem  93oIf,  ha  fie  am  beften  bie  geiftige  armut 
unb  SDüne  be§  talmubijd^en  äubentl^umS  einfallen, 
fei  e§,  bo^  gerobe  il^re  Selanntfd^aft  mit  bem  %qU 
mub  unb  mit  ber  ©enftoeife  unb  ben  Sitten  ber 
Suben  il^nen  bie  ßintoirfung  auf  i^re  ©ruber  leidet 
ju  mad^en  fd^ien.  ®ie|  geigt  fid^  fd^on  im  7.  Saj^r» 
lunbert  an  bem  ^rofel^jten  unb  Sifd^of  SuUan 
öon  3:oIebo  (geft.  690),  ber  gegen  bie  Suben  baS 
SBerf  fd^rieb:  De  sextae  aetatis  comprobatioiie 
contra  Judaeos.  Slud^  äftbor  öon  @eöiUa  öer* 
fafete  bamalS  gmei  Sudler,  toorin  er  bie  d^riftfid^en 
©laubenSIel^ren  au§  bem  Sllten  Seftomente  belegte 
unb  ben  Slad^toeiS  lieferte,  ba^  baS  Sctpttt  öon 
3uba  gemid^en.  ©omuel,  jübifd^er  Äabbi  öon 
SWarocco^  ber  1085  ju  Solebo  6|rift  getoorben, 
f d^rieb  in  arabifd^er  ©prad^c  an  einen  Mabbi  3faac 
um  1077,  nod^  el^e  er  getauft  mar,  einen  Lib.  de 
adventu  Messiae,  quem  Judaei  temere  ex- 
pectant  (1528  gu  SSafel  unb  bann  mel^rmalS  ge» 
brudtt).  6ine  SDliffionöfd^rift  gibt  e§  aud^  öon 
$ebro  2lIfonfo,  tocld^er  1106  in  D§ca  getauft 
löurbe,  fotoie  öon  feinem  3citgcnoffen  Samuel  3e» 
l&uba.  ®er  ^I.  Ma^munb  öon  ^ennaforte  fül^rte 
baS  ©tubium  ber  l^ebräifd^en  ©prad^e  unb  ber 
talmubifd^en  ©d^riften  in  ben  ©ominicanerorbcn 
ein,  f})eciett  gur  SRiffionStl^ätigfeit  unter  ben  3u« 
ben.  ®er  erftc  eigentlid^c  SDhffionSprebiger  toar 
ber  Dominicaner  $abIo  ßl^riftiani,  ein  befel^rter 
^t  aus  3Jlontt)eUier,  ber  befonberS  in  ©üb« 


f ranfreid^  ben  Suben  ))rebigte  unb  mit  il^neii  in 
ben  ©^nagogen  biSputirte.  S)er  literorijd^  unb 
münblic^e  j^ampf  mit  ben  Sb^binen  toor  bamal§ 
überhaupt  an  ber  SageSorbnung  unb  l\v&  tti^ 
ol^ne  Srfolg.  IBefonberd  frud^treid^  löor  bie  gro^ 
2)igt)utaaon,  toeld^e  ber  ©egenpapft  SenebictXm. 
gu  Xortofa  im  3. 1412  in  68  @i|ungen  V>to 
lie^.  S)abei  öertraten  bie  gelel^rteften  Stobbinen, 
befonberS  ber  jübifd^e  2)ogmati!er  Stabbi  3o{e)4 
^Ibo,  IBerfaffer  be§  93ud^e3  ber  ©runblel^ren  (@e- 
pl^er  Sf^arim),  bie  iübifd^e  SReligton  gegen  ben  ge^ 
tauften  Suben  unb  Seibargt  SenebictS,  ^ieronpnS 
a  ©.  |$ibe  (Sofue  öon  Sorca),  unb  gegen  Snbteiä 
Seitran.  S)iefer  ©egenpapft,  meld^  fletS  ein  lel^ 
l^fteS  Sntereffe  für  bie  IBefel^rung  ber  3iü)en  an 
ben  Sag  legte  unb  ftd^  felbft  in  ^Sputotionenntit 
ben  Stabbinen  einlief,  öerorbnete  1415  in  einer 
ouSfül^rlid^en  IBuHe,  unter  ^innieiS  auf  bie  in 
^ragonien  eingetretenen  Sefel^rungen,  ba|  bk 
äuben  iä^rlid^  breimal  bie  SSortröge  tüd^tiger 
d^riftlid^er  $rd)iger  über  ben  erfd^ienenen  Slhf- 
fia§,  über  bie  fd^meren  SSerirrungen  unb  boS 
^arte  fiooS  i^reS  SSoIIeS  angul^ören  gegolten  fein 
foOten.  Sud^  ba§  IBaSler  (SoncU  befal^I  in  ber 
19.  ©i|ung  (7.  ©eptember  1434),  an  ben  Oden, 
tt)o  gal^Irei^e  Snben  feien,  tüd^tige  ^rebiger  angn« 
ftellen  unb  iene  gum  SBefud^  ber  d^riftltd|en  ^ 
bigt  gu  gmingen.  2)er  l^L  IBincentiuS  gfecminS 
entmidf elte  n)o|l  bie  größte  S^ättgfett  in  ba  Snben* 
befel^mng ,  ba  er  in  ©panien  oDetn  mel^r  al4 
20  000  für  ba§  Sl^riftentl^um  geUNnot  ^ier  k* 
fonberS  l^atten  bie  3uben  bebeutenben  SBol^IfM 
ermorben  unb  burd^  i^ren  SBud^  öiele  (eftige 
ßlagen  l^eröorgerufen.  2)ie^  ttxtr  nid^t  bIo|  bK 
SJeranlajfung  gu  ben  Subenöerfolgungen,  fmtan 
aud^  gu  bem  regen  Sifer  für  il^re  ^ehl^rung,  totil 
man  fie  auf  biefe  äßeife  unfd^äblid^  tna^  )b 
fönnen  glaubte,  äßeniger  Sifer  als  in  ©panieo 
mürbe  in  gfranlreid^  für  bie  IBefel^rung  ber  3nben 
g^g^gt/  ycL  l^ier  trat  oft  eine  bebenflic^  SBoditbe 
für  biefelben  gu  Sage,  ©o  lieg  g.  93.  3ubit$,  bie 
gmeite  ©emal^Iin  fiubmigS  beS  frommen,  bie  döf* 
linge  öon  ben  3uben  fegnen.  S)ageQen  lieft  m* 
mig  ber  ^»eilige  1240  eine  2)iSpttt(äion  giDtf^en 
bem  $rofel9ten  S)unin  unb  bem  Stabbi  äe^iel 
öeranftalten ,  infolge  beren  24  SBagen  iubi|d^ 
©d^riften  öerbrannt  mürben;  Shtnin  1^  ben 
Xalmub  als  bie  f^auptquetle  beS  SBiber^mbS  ber 
Suben  gegen  baS  (^^riftentl^um  begetd^  9»4 
9licolauS  öon  S^ra  trat  in  SontroöerSfc^rifia 
gegen  bie  Suben  auf.  3n  Stalten,  mo  ft4  bie 
Suben  beS  meiften  ©d^uJeS  erfreuten,  ttwten  ^ 
bie  93e!e]^rung  ber  3uben  bie  ^ßöpfte  unb  öerfd^iie« 
bene  DrbenSgeiftlic^e  fel^r  eifrig;  öon  leiteten 
braud^en  blo^  Sllberto  bi  Sroponi,  Sermirbino  bi 
i$eltre,  Sobann  Sapiftran,  ber  1^1.  SomentiuS 
öon  93rinbift  unb  SlngeluS  ^ierofol^mitonsS  ge» 
nannt  gu  merben.  3n  9bm  felbft,  mo  öiele  3u^ 
gu  aQen  Seiten  getauft  mürben,  mar  bie  Sinnig 
tung  getroffen,  ba^  fie  möd^lid^  ober  loemgPeni 
mel^rmalS  im  äa^re  in  ben  JKrd^  ober  ts  i^ 


1589 


antifion. 


1590 


Synagogen  eine  d^riftl^e  ^rebigt  l^ören  mußten; 
)tc|  tmirbe  in  Qon)  Europa,  felbft  aud^  unter  ben 
(hrotcponten^  bis  in  baS  Dorige  ^o^rl^unbert  l^erein 
tod^eal^mt.  6in  eigene^  Snftitut  sur  93e!e|rung 
)er  äuben  mürbe  1549  Don  $aul  m.  gegrünbet 
mb  t)on  ©regor  XIIL  öermel^rt  unb  erweitert. 
|itu§  V.  taufte  fclbft  mej^r  als  l^unbert  geleierte 
tnb  reid^e  3uben,  mobei  Sarbinöle  unb  $rö« 
itten  bie  ^tl^enfteUe  vertraten.  Sei  bem  fton» 
)an|er  Sonett  baS  fid^  aud^  mit  ber  @ad^e  ber 
Sttbenbefel^rung  befc^öftigte,  l^ielt  ber  getaufte  3ube 
t^bülb,  S)ominicaner  unb  ^rofeffor  ber  Sl^eo- 
Dgic,  1416  eine  beifäHtg  aufgenommene  Sebe, 
iiü>  oud^  ber  1^1.  ftarl  IBorromöuS,  ber  biefe  ^a^t 
mf  feinem  aWailönber  ©oncil  im  3. 1565  bel^on« 
ytltt,  forberte  feine  ©etftltd^feit  jum  6ifer  in  ber 
Befel^rung  ber  Suben  mieberl^olt  auf.  @eit  bem 
L6.  äü^l^unbert  fanben  bann  in  Sttalien  ^a^U 
:dfy  93elel^rungen  gerabe  Don  geleierten  unb  Dor» 
lel^men  Silben  ftatt,  unb  biefe  wirften  mit  SBort 
nä>  Schrift  auf  il^re  93rüber  ein.  %IS  aud^  in 
Sngbmb  Diele  Suben  baS  Sl^riftentl^um  annal^men^ 
DoDte  fie  ftönig  SBiD^elm  ber  Stotl^e  um  1100 
fmnqtn,  mieber  jum  Subentl^um  ^urüdf^uf eieren; 
td|  aOer  2)ro^ungen  blieben  aber  bie  ^efe|rten 
lanbl^ft  ffaum  funbert  äal^re  f))äter  fonnte  ba» 
jegen  ber  $rior  Stid^orb  Don  ^ermonbfeQ  ein 
(^pital  für  äuben,  bie  ftd^  befel^ren  tt)oOten, 
»nid^ten,  unb  bie  S)ominicaner  inOsf  orb  eröffneten 
rine  öl^id^e^nftolt  of  Converts,  tt)ie  aud^  ^ein« 
i4  in.  in  fionbon  ein  eigenes  ^auS  ^ur  9Iuf« 
lol^me  unb  Pflege  Don  $rofeIt)ten  errid^tete.  2)ie« 
t§  ^auS  uxir  fo  bef ud^t,  bag  balb  g^iltalanftalten 
legntnbet  merben  mu|ten.  SBöl^renb  ber  Stegie» 
img  beS  IKnigS  Sbuorb  I.  n)urben  allein  500 
ßrofelQten  getauft,  bagegen  mu^te  er  aber  aud^  im 
iafyct  1290  nid^t  weniger  als  16  500  Sfuben  Wegen 
EBiul^ierS  unb  SRün^föIf  d^ung  beS  SanbeS  Derweif  en. 
Sn  Seutfd^Ianb  gab  eS  frül^er  feine  auf  bie  Suben 
prid^eten  aKiffionSbeftrebungen,  tool^I  aber  95er» 
idgimgen  unb  3n)angStaufen  berfelben.  @ie  fud^« 
m  burd^  bie  Saufe  ben  93erf olgungen  ju  entgelten, 
odd^  bie  jheu^süge,  bie  SatareneinföDe  unb  ber 
iJ^ttorseXob  über  fte  brad^ten.  2>ie  beutf d^en  93i« 
^dfe  tme  bie  $öpfte  nal^men  fte  in  Sd^u^  unb  l^in« 
)erten  i^re  gän^Iidde  Ausrottung  (Dgl  @.J)er)berg« 
$cftntel  in  ben^rfd^ungen  ^ur  beutfd^en  Sef  d^id^te, 
CXni,  ®öttingenl883, 157).  ®ie  biSl^er  gefd&il- 
)ertenS3erp[tniffebauertcnfortbiSäurfranjöfifd^en 
Resolution,  weld^e  ben  äuben  bie  Smancipation 
nod^te.  €eit]^  l^ben  swar  mand^e  93ef el^rungen 
hj^g^funben,  allein  ba  fid^  befannterma^en  bie 
DKJ^n  nid^t  an  baS  iübifd^e  SSoR  als  foId^eS, 
onbern  nur  an  ßinjeln^  wenben  fann,  gibt  eS  im- 
«cr  nur  ©ngelbefel^rungen.  SQSenn  bie  ^rotejian- 
»I  )n  Rogen  l^ben,  ba|  unter  benen,  weld^e  ftd^ 
lam  ^roteftontiSmuS  befel^rten,  immer  aud^  f old^e 
t^  finben,  weld^e  ben  IBrud^  mit  bem  Salmub 
lU^  ond  religiöfen  ÜRotioen  DoÜjiel^en,  unb  bereu 
Imm^  beS  Sl^riftentl^umS  barum  aud^  feine 
x^i^e  iß,  fo  l^at  bie  lat^olifd^e  JKrd^e  bie|« 


faQS  !aum  eine  ftlage  gu  erl^eben.  SBefannt  finb 
bie  Sefel^rungen  eines  ®rad^,  eines  Dr.  Siber» 
mann,  ber  beiben  StatiSbonne  unb  fiel^mann,  eineS 
Sauer  u.  f.  xo,  (Dgl.  Mofentl^al,  ßonDertitenbilber 
m,  1).  SBie  S>rade  fo  matten  aud^  bie  übrigen 
nad^  il^rer  Aufnal^me  in  bie  fatl^olifd^e  Jhrd^e  eS 
pd^  }ur  Stuf  gäbe,  für  bie  Sefel^rung  il^rer  f  rül^eren 
©laubenSgenoffen  gu  toirfen.  S)ie  beiben  StatiS» 
bonne  (f.  b.  9lrt.)  grünbeten  gu  bem  6nbe  Slnfialten 
in  $ariS  unb  3erufalem,  tocld^e  in  großer  SBIüte 
[teilen  unb  fd^on  mand^e  Sefel^rung  lerbeigefül^rt 
l^ben.  3)ie  betreffenben  Srfolge  werben  in  ber 
SBelt  weniger  bemerft,  weil  bie  männlid^  wie 
bie  weiblid^en  93ef  eierten  grö^tentl^eilS  bem  DrbenS« 
ftonbe  fid^  wibmen.  S)ie  beiben  Sel^mann,  bie  als 
$riefter  ber  2)iöcefe  S^on  ftd^  Don  $iuS  IX.  gur 
STOiffton  unter  il&ren  93rübem  beDonmäd^tigen 
liefen,  wanbten  fid^  jur  3rtt  beS  Daticanifd^en 
SoncilS  an  ben  $o))f},  bamit  er  aud^  bie  Suben 
gum  ßoncil  einlabe,  unb  Deröffentlid^ten  gugleid^ 
eineSd^rift  „SHe  aWefftaSfrage"  (beutfd^  SRaina 
1870).  gine  ßinlabung  erging  gwar  an  bie  3uben 
nid^t;  wöre  aber  baS  Soncil  fortgefe^t  worben,  fo 
wären  fidler  bei  ben  93ef d^Iüff en  über  bie  SMifflonen 
aud^  biefe  nid^t  übergangen  worben. 

©ieSRiffton  unter  ben  SKol^ammebanern  ift 
feit  bereu  Auftreten  in  ber  ©efd^id^te  nie  Demad^« 
iöfftgt  worben.  ^lamentlid^  infoige  ber  ftreuggüge 
Derfud^te  man  bie  IBefenner  beS  3Slam  für  baS 
ßl^riftentl^m  gu  gewinnen.  @o  wiffen  wir  g.  95., 
ba|  ©amonaS,  Sifd^of  Don  (Saga  in  ^alöftina, 
ber  im  12.  Sal^rl^unbert  lebte  unb  Don  SRo^am« 
mebonem  getöbtet  würbe,  ein  ©efprad^  befd^rieb, 
baS  er  auf  einer  SReife  nad^  ßmefa  mit  einem  9Jlo» 
l^ammebaner  über  baS  AltarSfacrament  gel^alten 
(gebrucft  als  Disceptatio  cum  Ahmede  Sara- 
ceno  8uper  veritate  corporis  et  sangoims 
Christi  in  Sacramento  Eucharistiae,  graec.  et 
lat.  ed  F.  Ducaeus,  Par.  1624  unb  mel^rmalS). 
®er  9Senetianer  anaftafiuS,  3Könd^  im  ftlofler 
anid^aelSberg  bei  SlDrand^eS  (geft.  um  1085),  pre« 
bigte  im  Sluftrag  ©regorS  VII.  in  Spanien  ben 
ÜRol^ammebanem  baS  Sl^riftentl^um,  freilid^  ol^ne 
naml^aften  ßrfolg.  5Rad^  ßroberung  ber  legten 
mourifd^en  @tabt  würbe  gwar  l^ier  ben  392auren 
bie  93eibe]^altung  i^rer  IReligion  gewöl^rt,  aber 
nad^  einer  93erfd^wörung  berfelben  warb  il^nen  nur 
(1498)  bie  SBal^I  gwifd^en  ^uSwanberung  unb 
Sefel^ng  gelaffen.  SWand^e  liefen  ftd^  taufen, 
waren  aber  alS  @d^eind^riften  ber  JHrd^e  nur  um 
f 0  gef öl^rlid^er ;  übrigens  waren  bie  SBefel^rungen 
unter  il^nen  im  ©angen  feltener  als  unter  ben 
f})anifd^en  Suben.  3n  ben  anberen  Säubern,  in 
benen  bie  SWol^ammebaner  bie  §crrfd^aft  l^atten 
unb  nod^  l^aben,  war  bie  SRifftonStl^ätigfeit  auS 
Derfd^iebcnen  ©rünben  biSl^er  faft  ol^ne  Wcfuttat. 
SBie  Karbinal  SaDigerie  fagt  (^nnalen  ber  ®Iau» 
benSDerbreitung,  Strasburg  1855, 190  ff.),  ift  ber 
2Ro!&ammebaniSmuS  wal^rl^aft  ein  3Keifterwer!  beS 
böfen  ©eiftcS.  6r  befriebigt  gleid^geitig  bie  l^öd^= 
ften  93ebürfniffe  wie  bie  ntebrigften  Sriebe  unferer 


1591 


liji: 


3tafur  uitb  feffelt  fo  bcn  Wenf^en  in  aU  feinen 

Setlmhäften.  3)ui^  btit  Dom  SubailmuS  eni^ 
lehnten  @lQub«n  an  einen  einjigen  @ott,  an  ^l'■ 
SBcto^nung  unb  Seftrafung  im  fiintttfltn  Scbii'. 
burd)  bflä  (Sebet  unb  bie  teligiöie  Stf^ulidjti  -. 
bie  oft  jur  feurinften  aSegeiftenitig  fi^  fteigtrt,  '. 
friebigt  tc  bai  Sebürfni^  unterer  ^iatur,  jirf: 
i^rem  @cl^i))}fer  al3  ber  Quelle  Qlle§  ^ö^ern  l'c! - 
gu ergeben;  bui^  bie  J^riCoIität feiner iSoriit'.'' 
bagegen,  bur^  bcn  freien  Sauf,  ben  et  ben  ■■: 
lofen  9lul|<^iDeifungen  ber  ©inne  lä|l,  buv 
®e|ej  bes  ^eiligen  ffritgeS,  berbieUnterhv;' 
bie  ^lünberung,   baS  erbormungilofe  '.' 
oller  majaä,  b.  i.  berer,  mel^e  bem  3Sl.' 
^ulbigen,  gu)fiet|it,  fc^lügt  ber  SRo^ammet' 
[eine ^niiünger  in^Banbe,  treibe  menfti)!: 
nii^tä  treiben  tonn,    ©oü  er  jetfollci! 
bie|  nur  auS  i^m  felbft  fontmen,  b.  5-  i- 
ner  ©nmbfätfe,  feines  ©d^idfalßlaubi:^ 
©itlenUErbf  rbmffe§,  welche  ii&erotl  un^ci . 
5eit,  91uflöfunfl  unb  Slob  erjeugen.  Ud 
gen  bie  Wotiainmebaner  überaQ  bie 
tfln^änglic^feit  an  i^ren  glauben  uii 
geringfte  Uebung  beSfelbtn.    Sic  : 
nuc^en  ibrerfeitS  über  bie  StfiUlunii 
männifc^n  ßtefegeS;  fie  fyittta  fn. 
bie  neuep«  ^tM  eine  fttengt  Eenfuv 
»ete^e  aUt  in  türlifc^er  ßber  ombi;, 
gefcbriebenen  SBerte  burc^juge^en  ui^ 
^otte,  ob  fie  nid)t§  enthielten,  tDn=  . 
ober  ber  Stegiening  gutoiber  fei,  IUI' 

tt  niemaß,  ba|  unter  ifjnen  $rofcl' 
^riftcntfium  gemai^t  nmtbtn.    ?>i: 
$rebigen  Dor  iDIotiammebanem  kü\ 
unb  fein  1Ra\a  barf  e8  mögen,  mit  eiiu; 
üffentlid)  über  SKeligion  gu  biBpuÜv,", 
SBertnegen^eit  iDurbe,  befonberS  recim 
bie  3)etrügeieten  i^reS  ^rop^eten  cnllnn 
fogleit^  mit  bem  Siobe  beftraft,  Slud) 
SontroDer^fdlirift  öffentüi^  erfd^eincn, 
fieben  beS  ißerfofferS  gu  gefä^rben.  S. 
Dom  3SlQm  blieb  mit  bem  3:obe  bebrof 
bie  neucfte  3eit.  Som  SInfong  biefeS  3af 
an,  ba  bie  ^iffionen  fic^  oudg  in  ben  n 
banif^en  Sänbem  auSbe^nlen,  unitben 
Dielen  SRenegoten,  bie  mieber  gum  €^ri| 
jurüdte^rten,  bie  SCöp^t  obgef^Iagen, 
1854  nutben  in  bet  eutopäifc^en  ^i 
9]Ro§lemin  »e gen  i^et  ^felinmg  jum 
t^um  bingeri^tet.  Stfl  feit  1854  tniib 
Sobeiftrofe  bie  SBerbannung  ner'^ängt.  fin., 
bienen  fii^  bie  iDio^ommeboner  felbft  ofleitj 
um  neue  ?ln£|Qnget  für  il^re  JReligifln  ju  ge 
®et  aJtijfiDnor  6ugen  ^ore  etjä^It,  mit 
@eiit  bei  ^cofclQtent^umä  unter  ben  W 
noi)  in  bcii  öietjigei;  Sagten  lebenbig  mor. 
barf  nur  bie  luije  f^oimel  ,W.a^  ifi  SlQo^  u^i 
3)1ofiammcb  fein  ißtofi^et',  ober  baä  no^  tn^  p 
lüräerc  DUurum,  b,  i.  ,3ift  bin'S',  auSiptd^en.  b 
fo  ijüt  man,  fnll#  gmci  9}to^lemin  (ilä  ^cugtnltti 
iitfeS  @Iaubeii£bc(enntnii|cä  Doi^onben  finb,  bie  I  bft 


1593 


ÜKiffion. 


1594 


gefeilt.  ®ie  SDKfponarc  begrüben  überaß  bie  ^n» 
niefenl^eit  ber  d^riftlid^en  Solonialmöd^te  mit  mol^« 
ter  ®enugt]^uung,  ba  fte  ber  Ausbreitung  beS 
S^ftent^umS  großen  SJorf(i^ub  leiftet ;  o^ne  il^ren 
B^ui  to&xt  oft  ber  blo^e  Aufettt^alt  in  tnand^en 
(Begenben  nid^t  ol^ne  ©efol^r.  @rmut]^igenb  für 
He  Stifftonore  ift  aud^  bie  äBa^mel^mung,  ba^ 
bie  9Ro§Iemin  aümölig  jur  Smftc^t  gelangen,  bie 
O^rißen  feien  nid^t  ibnnht,  alg  mlä)t  fte  i^inen 
immer  t)or!amen,  fonbem  SRenfd^en,  meldte  il^nen 
aufrid^tig  unb  au§  reiner  Siebe  @ute§  tl^un  moQen. 
SHe  d^iftlid^e  Siebe  unb  baS  Seifpiel  aUein  ift  eS 
otul^,  burd^  tteld^e  bie  3Ro]^ammebaner  }u  gewinnen 
ftnb.  @eit  neuerer  3(it  l^aben  fte  beibeS  aud^  ftetS 
Dor  Sugen,  inbent  bie  SRif  jionare  unb  bie  fte  unter- 
fiä|mben  Orben§fd^n)e{tem  bie  Sd^n^ad^en  unb 
ffranfen  ))flegen,  bie  man  i^nen  anvertraut,  bie 
Srmen  unterftü^en  unb  bie  jfinber  unterrid^ten. 
an  Pleinafien,  ©^rien  unb  Werften  ftnb  fretlid^ 
xu)^  lotnige  berartige  9(nftalten,  bagegen  fd^on 
mehrere  in  Sonftantinopel,  Algier,  SripoUS  unb 
Scgt^rten;  ]|ier  merben  befonberS  in  ben  SRifftonS» 
fd^en  neben  ben  d^riftlid^en  aud^  Diele  jübifd^e 
ntb  mol^mmebanifd^e  ffinber  unterrid^tet.  9EÖa§ 
Me  SRifpon  auf  biefe  SQSeife  erreid^t,  ftnb  aller« 
bingd  nid^t,  mie  eS  einige  münfd^en,  unfluge  unb 
eüige  Sefel^rungen,  tt)eld^e  nur  SSorbereitung  sum 
SBieberabfaQ  xoöxtn ;  eS  ift  ein  bauer|^of teS  ®ute, 
eine  entfernte  SSorbereitung  ol^ne  Srfd^ütterung  unb 
0^  @ffa]^en,  gur  aUmöligen  Ummanblung  ber 
mol^mmebanifd^en  SBelt.  S)er  @ame  mirb  einft« 
loeilen  auSgeftreut,  ba§  SBad^t^um  f oUen  Anbere 
beforgen ;  Dor  AQem  ift  eS  bie  @orge  @otte§,  an 
bcm  t)on  il^m  beftimmten  Sage  fein  SBer!  aud^  in 
Uefcn  Seelen  )u  t)onenben.  (SBid^tigfie  Siteratur 
bet  äußern  3Rif  fion  ber  f at^olif  d^en  ßird^e :  Thomas 
a  Jesu  0.  Carm.,  Thesaurus  sapientiae  divi- 
nae  in  gentium  ömnium  salute  procuranda, 
AntT.  1613;  C.  Hazart  S.  J.,  Kerckelyke 
hist  Tan  de  gheheele  wereldt,  4  voll.,  Antw. 
1667—1671 ;  beutfd^:  ftird^en-Sefd^id^te,  b.  i. 
Ca£^I.  Sl^riftentl^um  burd^  bie  gan^e  Sßelt  auS- 
9*Kttet,  3:1^1.  1.  2.  3,  Slbtl^.  1.  2,  baöon  ber 
1.  H^il  in  3.  «ufl.,  SSBien  unb  3Künd^en  1727, 

1725  ui;^  1701 ;  3.  ©tödficin  S.  J.,  ®er  neue 
SBeB-So::  r.;it  aUerl^anb  Wad^rid^ten  beren  SKif» 
fionarien  S.  J.  u.  f.  U).,  %ug§purg  unb  @ra^ 

1726  ff.  (Stödßein  ftarb  nad^  Verausgabe  be§ 
24.  Il&eifö;  bie  PP.  SIKe^cr,  ^robft  unb  ff  euer 
\dfim  baS  SBerl  fort  bi§  sum  38.  Sl^eil) ;  ^en» 
rion,  WIgem.  ®efd^.  ber  ta\^.  SKifftonen  bis  auf 
Ue  ncuefle  3^it,  au3  bem  gfran^bfifd^en,  4  Sbe., 
e^^off^fen  1845—1852;  Dr.  ^.  SBittmann, 
®lc  ^crrlid^feit  ber  ftird^e  in  i^ren  SWiffioncn  feit 
ber  ®(miBenSft>altung,  Augsburg  1845 ;  2)erfelbe, 
«Igem.  @efd^.  ber  taü^.  SWifftonen  t)om  13.  äal^r« 
(mbett  an,  2  »be.,  ebb.  1846-1847;  6.  aWi- 
i^,  SHe  SdDer  ber  @übfee  unb  bie  @efd^.  ber 
Motcßmü.  unb  fatl^ol.  SRifftonen  unter  benfelben, 
IKBnfter  1847 ;  Dr.  V.  ^al^n,  &t]ä).  ber  fatl^ol. 
UHffimcn^ittln  1857— 1865, 5®be.;  a.2B.2R. 


5marf^att,  ®ie  d^riftl  2Riff.,  i^re  ©cnbboten,  i^re 
aWetl^obe  unb  i^re  erfolge,  beutfd^  9Jlains  1863, 
3  93be. ;  ß^.  ^.  Äalfar,  S)en  fatl^ol.  3Kiffton§« 
§iftone,  ftopen^agen  1862,  bcutfd^:  ©efd^id^te 
ber  römifd^'fatl^olifd^en  9Jliffion,  erlangen  1867; 
Djunkovsky,  Dictionn.  des  Missions  cathoL, 

2  vols.,  Paris  1864;  Annales  des  Missions 
Franciscaines,  feit  1860  in  boppefter  Ausgabe, 
italienifd^  unb  belgifd^  [Sömen];  Missions  Domi- 
nicaines dans  l'extröme  Orient,  2  vols.,  Paris 
1865;  P.  Bocco  da  Cesinale,  Storia  della  Mis- 
sione  dei  Cappuccini,  Bom.  1867  sgg.,  biS  je^t 
6  Sbe. ;  Missiones  cathol.  cura  S.  Congr.  de 
Propag.  Fide  descriptae,  erfd^einen  jol^rlid^  feit 
1886.  aaäal^reOueEentoerfefinbaud^,  toie  bie  frül^e« 
ren  Lettres  ödifiantes  et  curieuses,  escrites 
des  Miss,  ötrangeres,  mläjt  in  Derfd^iebenen 
ausgaben,  gule^t  in  $ariS  1843,  erfd^ienen  unb 
in  baS  Stalienifd^e,  ©panifd^e  u.  f.  m.  überfe^t 
n^urben,  bef  onberS  bie  Annales  de  la  propag.  de 
la  foi,  bie  feit  1822  )ä^rlid^  in  6  ^eften  ju  S^on 
herausgegeben  unb  überbie|  in  Dier  beutf  d^en  [neue» 
ftenS  aud|  in  Salzburg  für  Oefterreid^«Ungam] 
unb  je  einer  englifd^en,  fpanifd^en,  })ortugiefifd^cn, 
bretagnifd^en,  baSfifd&en,  polnifd^en,  ffamönbifd^en 
unb  l^ottänbtfd^en  Ueberfe^ung  in  265  700  gjem« 
})Iaren  verbreitet  werben;  baSfelbe  gilt  oon  ben 
feit  1868  baran  fid^  onfd^Iie^etiben  Les  Missions 
catholiqnes.  Bulletin  hebdomadaire  illustre 
de  rOeuvre  de  la  propag.  de  la  foi,  beutfd^ 
u.  b.  %.  ®ie  fatl&olifc^en  SKifflonen.  SlluPr.  SKo- 
natfd^rift.  Q^reiburg  im  Sr.,  feit  1873.  93on  htn 
öerfd^iebenen  flelneren  SDKfJtonSblättem  enoäl^nen 
tt)ir  nur  „®aS  l^eilige  Sanb",  al§  baS  §aupt« 
quellentoerif  für  bie  SKifftonen  beS  SKorgenlanbeS, 
feit  1857  in  jäl^riid^  6  ^eften  ju  fföln  erfd^einenb. 
3ln  SKiffionSatlanten  ftnb  gu  nennen:  G.  Petri, 
L'Orbe  catt.  ossia  aÜante  geogr.-stor.-eccl., 

3  voll,  Rom.  1858,  mit  133  Äarten,  unb  P.  O. 
SBemer  S.  J.,  ftatl^ol.  SOWff.-SltlaS,  greib.  1885, 
19  harten,  unb  frangöf.  Ausgabe  D.  SSalenen 
©roffier,  ebb.  1886,  fottie  O.  aOSemerS  ftatl^ol. 
Äird^enatlaS,  ebb.  1888,  unb  beffen  Orbis  ter- 
rarum  catholicns,  ebb.  1890.)         [9Je]^er.] 

2.  SKiffionSanftaltenunb  ©enoffen« 
fd^aften,  beren  SWitglieber  in  ben  fatl&olifd^en 
aKifftonen  tl^ätig  ftnb,  nebft  Angabe  ber  biefebejüg» 
liefen  Sejirfe.  a.  SWiffionSinftitute  Don 
SQ5eH})rieftern  (CoUegia  saecularia) :  1)  S)ie 
^ropaganba  in  Korn  (Collegium  ürbanum),  ge« 
grünbet  t)on  Urban  VUI,  1627  burd^  bie  »uüe 
Inunortalis.  SS  Werben  S^^^W  oDer  SBeltgegen» 
ben  in  baSfcIbe  aufgenommen,  befonberS  auS  ben« 
jenigen  Sänbem,  meldte  in  SRom  feine  ^nftalten  für 
biefen  S^td  beft^en.  ®ie  auSgefc^uIten  Sllumnen 
werben  bann  als  ©laubenSboten  in  il^re  §eimat 
ober  nac^  Sebürfni|  aud^  in  attbere  Sauber  ent« 
fenbet.  S^re^nja^l  beläuft  ftd^  (1891)  auf  138. 
2)  ®aS  iJöpftli^e  Seminar  ber  Stpofiel  $etruS 
unb  ^auIuS  in  Äom  für  auSmärtige  SKiiftonen. 
©rünber  biefeS  ©eminarS  ift  ber  römifd^e  $rie(ter 


1595 


SKiffion. 


1596 


$ctcr  aöattsim.  ^ap^  ^iu3  EX.,  bcr  c8  f reigcbigft 
unterftü^te,  beftötigte  boSfelbe  burc^  IBrete  Dom 
21.  Sunt  1874.  S)ie  3öglmöc  bcfud^cn  bic  $ropa- 
gonba;  nur  bic  d^incpfd^c  ©prad^c  mirb  in  i^rcm 
©cminar  gcIcl^rt.  91I§  SBirfungSfrciS  ift  bcn  l^icr 
oug^ubilbenben  Unifftonaren  ba§  opoftolifti^e  SSica» 
riat2RittcI«©d^enjt  ongcioiefcn.  3m  ©cminor  leben 
ie^t 9 «lumnen,  in ber 9Ri|fion  IS^riefter.  3)®q§ 
englijd^e  goflegium  in  9tom.  ®ie  3ögUnge,  gegen« 
»artig  26  an  ber  3a^l  ftubiren  ^^i(ofo})]^ie  unb 
Sl^eologie  an  ber  gregonani|(i^en  Uniöerjttät  (ögl. 
b.  «rt.  III,  633  f.).  4)  ®aS  fd^othfd^e  ßonegtum 
(ebb.  635).  ®ie  3ögUnge,  bermalen  19,  betreiben 
p]^iIofop]^if(]^e  unb  t|eo(ogijd^e,  bejonberS  fird^en« 
red^tfic^e  ©tubien  an  ber  obengenannten  Uniöerft» 
tat.  5)  ®a§  irifd^e  SoHegium  (ebb.  635).  ®ie 
Sllumnen,  berjeit  36,  befud^en  bie  SSorlejungen  an 
ber  ^ropaganba.  6)  ®a§  für  bie  bereinigten  Staa- 
ten 5Rorbamerifa'8  oon  ^iuS  IX.  1859  errid^tete 
Kollegium.  ®er  S^zd  roax  unb  ift,  in  Slmerifa 
ben  einl^eimif^en  ^leruS  5U  lieben  unb  bie  Steinzeit 
be3  @Iauben§  ^u  förbem.  2)ur(]^  ba§  apoftoUfd^e 
©d^reiben  Ubi  primum  öom  25.  October  1884 
tturbe  ba§  Kollegium  al§  ein  Pontificium  erflört. 
S)ie  Söglinge,  gegenwärtig  65,  befud^en  bie  pl^Uo» 
fopl^ifd^en  uiü)  t^eologifd^en  SSorlefungen  in  ber 
$ro]3aganba.  Sie  fö^igften  berfelben  bürfen,  ba 
pd^  bie  aKittel  gemeiert  l^aben,  mit  ßrlaubni^  il^rer 
Orbinarien,  nad^  Slbfotoirung  ber  gettöl^nlid^en 
©tubien  nod^  lönger  in  Stom  öerweilen,  um  fid^, 
namentlid^  im  canonifd^en  Sted^t,  tl^eoretifd^  unb 
praftifd^  weiter  auS^ubilben.  7)  S)a§  Kollegium 
öon  Sonoba  in  SRom,  eine  ©d^ö})fung  ^apjl 
2eo'§  Xm.  e§  würbe  am  11.  9^oöember  1888 
eröpet.  ©ein  3toedf  ift,  ^rieftem  ober  Klerifem 
aus  ben  „oereinigten  canabifd^en  ^roöinjen"  eine 
^öl^ereSilbung  ju  öerfd^affen.  ®ie  21 3öglinge  be« 
fud|en  bie  Sorlefungen  in  ber  ^ropaganba.  8)  ®a8 
Stioner  Kollegium  für  afrifanifd^e  SKifponen,  ge» 
grünbet  ju  S^on  im  3. 1856  öon  SKfgr.  aRel» 
^ior  3ofep]^  be  aWarion  Sr^fiHac,  3;itu(arbifd^of 
Don  $rufa.  S)a§  ©eminar  Derforgt  gegenmörtig 
ein  SSicariat  (bie  Seninfüfte)  unb  Dier  a})oftoüfd^e 
^räfecturen:  bie  ber  ©olbfüfte,  bie  am  obem 
^iger,  bie  Don  SDal^ome  unb  bie  ad  ostia  Nili. 
3u  biefem  ©eminar  gel^ören  brei  ,,apoftoUfd^e 
©d^ulen" ,  toODon  ftd^  eine  ju  Korf  in  3rlanb, 
5Wei  in  granfreid^  befinben.  3m  S^joner  ©eminar 
werben  bie  Alumnen  in  ben  p]^ilofo))]^ifd^en  unb 
tl^eologif  d^en  ^ää)tm,  f  owie  in  benjienigcn  ©prad^en 
unterrid^tet,  bereu  ßenntnil  für  bie  genannten 
2Rif ftonSgebiete  nöt^ig  ift.  ®ie  gal^l  ber  SögWnge 
beträgt  bermalen  72.  9)  ®a3  9JlaiIönber  ©eminar 
für  auswärtige  aJKffionen.  ®iefe3  wurbeim3. 1850 
auf  ben  SBunfd^  ^iu3'  EX.  Don  ben  infubrifd^en 
Sifd^öfen  gegrünbet.  ®er  eifrigfte  Seförberer  unb 
größte  SBol^It^öter  war  SlngeluS  SRamajjotti,  ba» 
maliger  Sifd^of  Don  ^aDia  unb  f päterer  ^atriard^ 
Don  Senebig.  S)ie  erften  Zöglinge  wohnten  in  ber 
©tabt  ©aronno,  aber  fd^on  im  3. 1851  fiebelten 
p  nad^  aßailanb  über.  ^I§  Alumnen  werben  iunge 


$riefter  ober  aud^  Klerüer,  weld^  bem  $nefter> 
tl^ume  nal^eftel^en,  aufgenommen  unb  in  benfirt!^ 
lid^cn  SBiffenfd^aften,  f owie  in  bcr  cnglifd^  mib 
ber  d^ineftfd^n  ©prad^e  unterrid^tet.  WS  älHjjionS- 
gebiet  fmb  ben  l^ier  gebübeten  aRiffionaren  ange» 
wiefen:  bie  SDiocefen  ^Qberabab  unb  ft^nogore 
(früher  KentraI=S3engaIen)  unb  bie  Sicariate  OP- 
Sirma,  9iorb«  unb  ©üb'^onan  vmb  ^ongtong.  Sut 
3eit  befinben  ftd^  58  aj^iffionare  in  ben  genannten 
©thkitxi]  im  ©eminar  felbft  bereiten  ftd^  15  Vtm* 
neu  JU  biefem  Spoftolate  Dor.  10)  S)aS  ^arifer  Sc» 
minar  für  auswärtige  aJliffwnen,  gcgnhibet  1663. 
©ein  3wedt  ift  bie  SSerbreitung  beS  KDangeliuml 
unter  ben  Reiben,  ©egenwärtig  wirlen  871  ajlifjb« 
nare  auS  biefem  ©eminar,  unter  il^nen  28  Sifi^öft, 
in  folgenben  apoftolifd^en  SBicoriaten:  aiorb*,  SRit« 
tel«  unb  ©üb«3apan,  jtorea,  Xibet,  aRanbfd^^ 
Oft",  SBeft«  unb  ©üb»©etfd^en ;  ^unan,  ftuei« 
tfd^eu,  Jhtangfi,  ftuangtong,  ©üb*  unb  Sßeß» 
iongfing ;  ©üb«,  SBeft»  unb  9lorb»Kod^in^^ 
Kambobia,  ©iam,  aJlalacca,  9lorb«  wib  €öb> 
Sirma,  ^onbid^er^,  aR^fore  unb  Koimbator. 
S)aS  ©eminar  jäl^It  feit  feinem  iBeflanbe  bereiü 
77  aWart^rer.  S)ie  3llumnen,  gegenwartig  259, 
ftubiren  in  bemfelben  ^l^Uofopl^ie,  Sogmotit 
aJtoral,  ftird^enred^t  unb  Siturgil.  11)  S>o§  @t- 
minar  ju  SSerona,  gur  Kl^riftianiftrung  Kenlnil* 
Slfrifa'S  Don  aRfgr.  ©aniel  Komboni  1867  g^ 
grünbet,  e^fiirt  nod^,  obwol^I  M  ber  gegen* 
wärtige  apoftolifd^e  93icar,  IBifd^of  ©ogäro,  nad^ 
ber  Kroberung  beS  ©ubän  burd^  bie  SRal^billen 
(1883)  mit  feinen  aTlifftonaren  unb  }a(Ireid^ 
Söglingen  nad^  ^eg^pten  l^erabjiel^en  mu^te,  m 
baS  Slpoftolat  in  jtairo,  ^eluan,  @e§ira  nnb 
©uafin  f ortgefekt  wirb.  3tn  SnfWiit  ju  Stonn 
beftnbet  M  ein  S)u^enb  Zöglinge.  12)  S)aS  pö)^ 
tid^e  Kollegium  für  Albanien.  2)a  bie  albanijd^ 
©iöcefen  feine  ^riefterfeminarien  bcfafeen,  ging 
SWfgr.  3o]^anne8  Sopid^,  SBifd^of  Don  ©cobto, 
1858  baran,  ein  foId^eS  für  gottg  Albanien  in 
feiner  Steftbenjftabt  gu  errid^ten  unb  eS  ben  Sefniten 
JU  übergeben.  ®ie  öfterreid^ifd^eSRegierungbepritt 
bie  jtoften.  S)aS  @ebäube  war  ber  SBoDenhung 
nal^e,  als  eS  Don  ben  aRol^ammebonem  gerfiM 
würbe;  iebod^  erftanb  balb  ein  neues,  ba  CePec» 
reid^  wieber  bie  aRittel  befc^affte.  S)ie  Sdgfingt 
ie^t  27,  werben  ebenfalls  auf  Oefierreid^  itoftoi 
erhalten.  13)  SaS  amerifanifd^e  Koneginm  ber 
unbefledften  Kmpfängni^  )u  Sdwen,  gegi^nbet  im 
3. 1857  Don  bem  l^oc^w.  f>erm  ^ter  »inbeta* 
el^emaligem  aRifftonar  unb  ©enerolDicor  beS  S» 
f^of S  Don  S)etroit  in  aiorbomerüa,  S)ie  35#ige, 
S)eutf d^e,  93elgier  unb  f^ollänber,  muffen  bei  i^ 
eintritt  bie  p^Uofopl^if^en  ©tubien  fd^im  DoDenM 
l^aben  unb  bilben  ft^  bann  wöl^tenb  breier  SMti^ 
als  aRiffwnare  für  bie  ^Bereinigten  ©taoten  %»*• 
amerif a^S  auS.  3n  bief en  befinben  ftd^  gegemoärtig 
418  aRiffionare,  unter  il^nen  10  9SifdJ5fe;  i» 
KoEegium  felbft  fmb  63«lumnen,  14)S)a8eBg' 
Kfd^e  KoOegium  ju  Siffabon,  geftiftet  1622  m 
bem  portugiefifd^en  Sbelnumn  $eter  be  Konün^ 


SKiffiotu 


1598 


ige  Snglönber^  toeld^e  in  bemfelben  gränb- 
terrid^tet  unb  na^  erl^altener  ^neftertDdl^e 
oftel  in  il^  ^tmai  ttitfen  foUen.  S)q§ 
um  befleißt  nod^  unb  ^öl^It  gcgenttörttg 
imnen.  15)  2)qS  englifd^e  SoQegtum  5U 
olib  (CoUegium  S.  Albani,  Angliae 
nartyris),  meld^ed  im  %  1589  Don  bem 
nP.  Kobert  $arf  on  mit  Unterftü^ung  Jtönig 
pd  II.  }u  bemfelben  3^^^^/  ^i^  b<i^  i^ 
n  gegrünbet  unb  ben  SSätem  ber  ®efeQ» 
tefu  anvertraut  hmrbe.  9iad^  beren  93ertrei« 
an  3.  1767  traten  SBeltpricftcr  an  i^re 

Ser  ffönig  ernennt  ben  IRector.  S)ie  Qafjii 
gßnge  ift  bermalen  32.  16)  S)aS  SoUegium 
ikß&aU  m  ®mua,  gegrünbet  im  %  1855 
tar!grafen9nton99rignoIe«@aIe  unb  feiner 
iHn  «rtemifia  5Regroni.  $iuS  IX.  beftöUgte 
ifiung  unb  übergab  bie  fieitung  beS  3nfti» 
m  ^5IRiffion8.^eftem''.  5)ie  SUumnen, 
19  für  auswärtige  ÜJHf ftonen,  metben  na^ 
tmng  il^rer  @tubien  Don  ber  $rot)aganba 
tibet.  9u|er  biefen  merben  nod^  8  3^9^infi^ 
2)iöcefen  SigurienS  in  biefem  Snftitute  au§» 
t.  17)S)a§irifd^Soaegiumin^ari3fiammt 
91 16.  äal^rl^unbert;  eS  marb  geftiftet.  mäl^« 
Snglanb  bie  Verfolgung  mütl^ete.  2)ie  äug- 
ten 3^Iinge  (eieren  als  $riefter  in  il^r  SJater« 
tcüd;  gegenmörtig  finb  80  im  Kollegium. 
ad  (Seneral'SoDegium  Don  $uIo>$inang, 
t  um  baS  ^al^r  1666  Don  ber  Societas 
ensis  pro  Missionibus  exteris  ^u  ^iutbia, 
uptftabt  Don  @iam.  ms  biefe  im  3. 1767 
:  tpurbe,  liefen  ftd^  bie  apoßolifd^en  SJicare 

bem  SoUegium  in  §on'2)ät  (Sambobja), 

ifftt  barauf  in  9Siram))atnam  bei  ^onbid^er^ 

ae^t  (1807)  ouf  ber  3nfel  $ulo»$tnang 

2)iefe  mar  1786  Don  ben  Snglönbem 

oorben.   S)a§  Kollegium  blül^te  auf  unb 

no(^;  ed  5ö^It  gegenmörtig  90  ^lum» 
ib  beforgt  folgenbe  ÜRiffionSbejirfe:  ftorea, 
tong,  Äuangfi,  ©üb«iongfing,  Dfi«6o» 
m,  bie  §albinfel  SWalacca,  ©üb«.  Oft«  unb 
Sirma.  19)  S)a3  SoQegium  ber  l^eiligen 
le  in  3ltapd,  gemöl^nlid^  ba§  d^ineftfd^e  ge- 

©ein  (Srünber  ift  ber  el^rmürbige  ®iener 
;  aRat£^öu8  SRipa.  ^opft  SBenebict  Xm. 
)te  es  burd^  SreDe  Dom  4.  ^uguft  1725, 
id  Xn.  am  7.  «pril  1 732 — ju  bem  Stoede, 
Hin  ptuge  Sl^inefen  gu  SRiffionaren  in  il^rem 
(mbe  gebilbet  mürben,  ©egenmörtig  befinben 
Zöglinge  im  Kollegium.  20)  2)aS  fci^ottifd^e 
inm  in  SSaÜabolib  mürbe  1627  Don  bem 
d^  Sbelmann  SBiD^elm  ©emple  unb  feiner 
^  (Skmdfßn  SRaria  be  SebeSma  in  SRabrib 
bd  unb  ben  Sefuiten  übergeben,  'ülaä)  IBer« 
lg  berfelben  traten  f d^ottif(i^e  SBeIt))nefier  an 
adle  unb  fiebelten  1771  nad^  SSoIIaboIib 
)ie3^Iinge,bermaIen27,!e^rennad^9(bfoI» 
bet  pbilofopl^ifd^en  unb  tbeologifd^en  @tu- 
I  ^[tefeper  in  il^  fd^ottifd^e§93aterIanb  aurüdE. 
08  €i«3of4)]^d^Uegium  Dom  ^eiligen 


^txitn  für  ausmörtige  ÜRiffionen  juSM-^ia  bei 
iSonbon.   ®rünber  biefcd  SoQegiumS  ift  9Rfgr. 

terbert  SJaugl^an,  bamalS  (1866)  Sifd^ofDon 
alforb  in  Snglanb,  |e^t  ßr^bifd^of  Don  SBeft* 
minfter.  68  mcrben  in  baSfelbe  S^S^inge  au8 
allen  Stationen  aufgenommen  unb  gu  9Jlifftonaren 
auSgebilbet,  unb  gmar  a.  für  einige  9Rifgonen 
ber  5Reger  in  ben  Vereinigten  ©taaten  Don  Slorb» 
amerila ;  b.  für  bie  9Kaori»ÜKifflon  im  füblid^en 
Sl^eile  «udKanbS  in  5Reu-©eeIanb ;  c.  für  bie  ÜRif « 
fton  SRabraS  inOftinbien;  d.  für  bie  a))ofioIifd^e 
^^Sröfectur  Äafiriftan-Äafl^mir ;  e.  für  bie  apofto- 
Ufd^e  $röfectur  Sabuan  auf  Someo  (3RaIeften). 
3u  biefem  SoSegium  gel^ört  aud^  baS  Don  jS^^' 
pelb  bei  SiDert)OoI  (CoUegium  S.  Petri).  Su  aKitt- 
§in  erl^Iten  bie  S^g^inge  Unterrid^t  in  ben  ))]^iIo- 
fopl^ifd^en  (burd^2  ^al^re)  unbij^eologifd^engfäd^ 
(burd^  4  3a]^re);  in  grefi^fielb  mibmen  ftd^  bie  jün- 
geren Sllumnen  4  2^a|re  lang  ben  nieberen  ©tubien. 
SDie  Saf)l  ber  3ögKnge  im  erftem  Kollegium  be- 
trägt 22,  im  le^tem  37.  22)  ®a8  ©t-Sofepl^S» 
©eminar  unb  baS  CoUegium  Epiphaniae  Do- 
mini  — beibc  für  bie  SRegermiffion  in  9lorbamerü a 
—  fmb  ebenfattS  Don  SÖlfgr.  Herbert  SSaugl^an  gu 
Baltimore  in'8  Seben  gerufen  toorben.  3m  erftem 
merben  biefelben  ©tubien  mie  in  SRiU-^itt  be- 
trieben, im  le^tem  bie  Uterae  humaniores  geleiert. 
anjal^I  ber  ^ttlumnen  8  unb  50.  —  6ine  tSfüiale 
errichtete  aWfgr.  SSaugl^an  im  3. 1890  gu  SRoofen- 
baal  in  ^ottanb  unb  eine  gmeite  im  3- 1891  gu 
Srijen  in  Sirol ;  bie  QaXfi  ber  Söglinge  ift  7  unb  9. 
23)  ®a8  ©cminarium  gu  ©tet|I  in  ^ottanb  für 
auSmörtige  SKifftonen  (aRifftonSgcnoffenfd^aftDom 
göttlid^en  SBort),  gegrünbet  1875  Don  bem  l^od^« 
toürbigen  6erm  Smolb  3flnfen.  ®ie  ©tubien 
bauem  12  Saläre,  Don  benen  5  ben  ©^mnafial-, 
2  ben  pl^ilof opl^ifd^en  unb  5  ben  tl^eologifd^en  2)i8- 
dplinen  gemibmet  finb.  2)iefem  ©eminar  ift  ba§ 
apoftolifd^e  SSicariat  ©üb-©d^antung  iuKl^ina  als 
aJlijflonSgebiet  angemiefen ;  ber  erfte  apoftolif d^e 
SSicar  bof  elbft  ift  3o^nn  «aptift  «nger,  feit  4. 3o- 
nuar  1886  Sitularbifd^of  Don  Selepte.  3)a8  ©e- 
minar  gäl^lt  brei  KoÜegien,  nämli^ :  a.  baS  in 
©te^I  (S.  MichaeUs  Arch.)  mit  225  Sßumnen; 
b.  ha§^  Don  aRaria-Kngeriborf  bei  9Bien  feit  1889 
(S.  GabrieUs  Arch.)  mit  90  Söglingeu:  c.  baS 
in  SRom  (S.  RaphaeUs  Arch.)  mit  8  9)(ifftonS- 
canbiboten  feit  1888.  S)ie  3a|^I  ber  au8  biefen 
9(nftalten  l^erDorgegangenen  ^riefler  ift  bermalen 
60,  Don  benen  24  in  ©te^I,  9  in  aR.-engereborf, 
4  in  SKom,  21  (mit  einfd^Iu|  be§  apoftolifd^en 
93icarS)  in  K^ina  tl^ätig  finb;  burd^  (entere  mür- 
ben Don  1882  bi§  1891  über  25000  deiben- 
finber  in  Xobcdgef al^r  getauft.  3^^^  ^rießer  auS 
©te^I  finb  in  Argentinien  (@übameri!a). 

ß.  SRiffionSinpitute  Don  SReguIaren 
(CoUegia  Regularium).  1.  S)aS  Kottegium  beS 
i)l  gibeliS  0.  Capnc.  in  9tom,  gegrünbet  1841 
für  Söglinge  au3  dien  ^Rationen,  bie  fid^  ben  auS« 
märtigen  ^fftonen  mibmen  motten.  S)urd^  bie 
Sufl^^ung  f  0  Dieler  ff  (öfter  unb  ganger  $roDingen 


1599 


SKiffion. 


1600 


bc§  DrbcnS  in  Stolicn  unb  onbcriüörtS  roax  bicfcr 
genötl^igt,  in  bcn  SDWffioncn  fclbft  Snftitutc  5U  er» 
rid^tctt.  6§  bcftcl^cn  bcren  bereits  jtüei:  a.  ®q§ 
QpoftoIif(^e  änftitut  be§  Orients,  feit  1883,  jäl^tt 
4  DrbenSl^äufer,  in  ^l^ilippopel  ein  feropl^ifd^eS 
©eminor  mit  53  ©eminariften ;  in  ©an  Stefano 
bei  ßonftantinopel  eines  mit  einem  9loöiciat;  in 
©Opa  (Bulgarien)  eineS  mit  einem  tl^eologifd^en 
©tubium;  in  ©ubjä  bei  ©m^ma  eineS  mit  })]&ilo» 
fopl^if d^em  unb  tl^eologijd^em  ©tubiat.  b.  3n  9Ku|« 
t)ore  (Dftinbien),  grjbiStl^um  9lgra,  ejiftirt  ein 
9loöiciat  mit  11 3öglingen;  be^gWd^en  ift  in  ber 
©iöcefe  Mal^abob  ber  weite  ©iftrid  öon  Settial^ 
im  3. 1889  ber  norbtiroIifd^enftoj)ujiner=OrbenS» 
proöinj  übergeben  toorben;  e§  tt)irfen  bort  bereits 
10  aJliffionare,  unb  feit  1892  ift  bie  ^roöina  jur 
apoftolifd^en  ^räfectur  erl^oben.  3ti  allen  SKif« 
fionen  biefeS  DrbenS  finb  gegenwärtig  409  SOWf» 
fionare  (293  ^riefter  unb  116  Soienbrüber)  tl^ätig, 
unb  ämar  in  oflen  fünf  SOSelttl^eüen.  3m  3. 1886 
^atte  ber  Orben  6  a))oftoIif  d^e  iSicariate  unb  14  apo» 
ftolifd^e  ^räfecturen  als  9RiffionSgebiet.  —  2.  ®oS 
Kollegium  ©.  3pi>ori  ber  irifd^en  ty^onriScaner  in 
5Rom,  gegrünbet  öon  P.  SucaS  SQSabbing  0.  S.  Fr. 
1625,  beftähgt  öon  Urban  Vm.  am  13.  5Ro- 
öember  1625.  ®ie  3öglinge  foflen  in  il^rem  S3ater« 
lanbe  unb  in  ber  nöd^ften  Umgebung  il^r  Spofto« 
lot  üben.  3efet  jö^It  bie  Slnftalt  12  Söglinge.  — 
3.  S)aS  ßoUegium  ber  ^uguftiner  auS  3rlanb  in 
9lom.  ^apft  Slle janber  VII.  l^at  ben  auS  ber  §ei« 
mat  öertriebenen  3rlänbem  im  3. 1650  eine  3u« 
flud^tSftötte  in  Stom  gewöl^rt.  (Sbtn  würbe  für  bie 
3lnftalt  bei  ben  „©aüuftionifc^en  ©arten"  ein 
neues  ^auS  erbaut.  S)aS  ^oOegium  erjiel^t  ÜJKffio» 
nare  für  3rlanb,  gnglanb  unb  3luftralien.  S)ie 
Sal^I  berSHumnen  ift  je^t  12;  fie  betreiben  t)]^iIo« 
fopl^ifd^e  unb  tl^eologif^e  ©tubien.  —  4.  S)aS 
goÜegium  öon  ©d^eutöelb  bei  93rüffel  für  bie 
Alumnen  ber  Congregatio  a  Corde  Immaculato 
B.  M.  V.  ®icfe  Songregation  würbe  im  3. 1863 
öon  bem  l^od^würbigen  §erm  il^eolJl^iluS  SSerbieft 
in'S  Sebcn  gerufen.  ®er  ^anpi^md  ift  bie  93e« 
fel^rung  ber  Ungläubigen,  bef onberS  ber  Kl&inefen. 
®urd^  ©ecret  öom  1.  ©ej)tember  1864  würbe 
biefen  aRifpondren  bieSRongoIei  —  feit  1878  in 
brei  apoftolifd^e  SSicariate  get|eilt  —  unb  feit  1888 
baS  apoftoIif(^e  95icariat  beS  belgifd^en  Kongo  in 
Slfrifa,  unb  neueftenS  bie  aKifpon  öon  3»n  (®e4i) 
in  (Sf)xm  übertragen,  ©egenwärtig  bepnben  fid^ 
in  biefen  SWifftonen  82  ^riefter  unb  68  Sllumnen 
ber  Kongregation. 

7.  8für  bie  SDKffionen  im  ® ebiete  ber  0  r  i  e  n» 
taüfd^en  SRiten  gibt  eS  in  Som  jwei  Kolle- 
gien ;  baS  erfterc,  CoUegium  Graecorum  et  Eu- 
thenorum,  öon  ©regor  XIII.  gegrünbet,  mu|te 
1798  wegen  jjolitifd^er  SSerl^öltniffe  gefd^Ioffen 
werben,  würbe  aber  1845  wieber  eröffnet.  9Jad^» 
bem  ^iuS  IX.  bie  §ierard^ie  ber  Rumänen  in 
Siebenbürgen  wieber  l^ergeftellt  l^atte,  beftimmte 
er,  ba|  in  biefem  Kottegium  aud^  4  rumönifd^e 
Klerifer  erjogen  würben,   ©egenwärtig  ejiftiren 


jwei  Alumnate  für  Klerifer  beS  gried^ifd^-bulgon» 
f  d^en  Situs.  S)ie  Sllumnen,  bermalen  23,  bef ud^ 
bie  SSorlefungen  in  ber  ^ropaganba.  —  Sa§ 
zweite,  CoUegium  Leonianum  pro  Armenis, 
errid^tete  Seo  XIII.  burd^  baS  93reöe  öom  1. 9täq 
1883  Benigna  hominuin  parens.  2)aS  SoI< 
legium  jöl^U  gegenwartig  22  Sllumnen,  wel^ 
ebenfalls  in  ber  ^ropagonbo  unterrid^tet  totAm. 
Su^er  ben  S^glingen,  weld^e  auS  biefen  ge* 
nannten  3nftitnten  als  ©laubenSboten  f^tcbou 
gelten,  gibt  eS  aud^  ^al^lreid^e  SJhfftonore,  weld^ 
öerfd^iebenen  Orben  ober  anbeten  religiöfen 
©enoffenfd^aftenongel^ören.  äBirwoHenbie 
wid^tigeren  berf elben  unb  il^re  SRiffionSgdbiete  1^ 
anfül^ren.  1.  S)ie  93enebictuS»SKiffionS*i®cnoffen" 
fd^aft  gu  ©t.  Ottilien  in  Oberba^em,  gegnhibä 
öon  P.  ^nbreaS  Slmrl^ein  0.  S.  B.  3m  3. 1887 
würbe  il^r  bie  neugegrünbete  opoftolifd^  ^|köfec> 
tur  ©üb«©anftbar  übergeben.  3^e  erfte  Wif« 
ftonSfiation  $ugu  würbe  öon  ben  ouffiönbifi^ 
Arabern  serftört;  gweiSSrüber  unb  eine  SHffimiS« 
fd^wefter  erlitten  babei  ben  SRartertob.  2)ie  wiie 
SKifponSftation  bepnbet  pd^  (1890)  inber  wid^ 
l^afenpabt  S)ar»eS»©aIaam  unb  }ö]^It  gwn  9Kif< 
ponSflöfter.  2.  2)ie  algerifd^e  SRifPonSgefeilfd^ 
(bie  fog.  9Bei|en  IBöter)  beS  KarbinalS  Saöigene, 
im  3. 1868  öon  biefem  juerft  für  9(gter  gegrun* 
bet,  öerbreitete  pd^  über  baS  ftabQlenlonb  snb 
bie  äBüfte  ©al^ara  (opopolifd^e  ^r&fednr  bet 
©al^ara  unb  beS  frangöpfd^en  ©ub&n)  unb  ttutbe 
bann  im  3.  1878  öon  $a})P  Seo  XTTT.  noit 
3nner«Spn!a  entfenbet  2)ort  bep^t  pe  a  txiS 
apoftolifd^e  $roöicariat  beS  obetn  Kongo;  b.  M 
opopolifd^e  SJicariat  beS  SSictoria-lR^anfa  (8im^ 
xtxd)  Uganba) ;  c.  baS  apoflolifd^e  )93icariat  Xos^ 
ganiifa;  d.  baS  opoPoIifd^e  SSicariat  Un^on^embe 
unb  baS  $roöicariat  ^t^a^a.  3.  2)ie  SSoter  dobi 
l^eiligen  ©eip  (1703)  unb  öom  l^eiligen  $eip 
SKariö  (1841 ;  f.  b.  3lrt.  V,  218).  3n  S)ent|> 
Oftafrifa  bep^en  biefe  äJüter  hit  Stationen  Sa« 
gamo^o,  ÜRanbera,  SJll^onba,  Songa,  SRrogoto, 
am  ^limanbfd^aro.  9{ud^  auf  englifd^em  @e* 
biete  ip  biefe  ©enoffenfd^af t  tJ^ätig  in  ber  8Ri|« 
ponSftation  9)Zombaffa,  wogu  aud^  baS  SBits* 
Sanb  unb  bie  ©omali^lfüpe  gel^ört.  3n  ffieP» 
afrifa  bep^en  bie  SSöter  groge  SRifponspotimifli 
auf  portugiepfd^em  ©ebiete  ($roöin}  öon  Angola, 
©t.  Soanba,  am  obem  Kongo).  9u|er  ben  ge- 
nannten ©ebieten  pnb  pe  aud^  tl^otig  am  Qaatß 
gal,  in  ©enegambien,  ©ierra  Seone,  in  OPinbien 
($onbi(^er9,  StabraS  u.  f.  w.).  4.  S)ie  öom  feTtgen 
^adotti  geftiftete  Kongregation  bet  ^ßaHottimi* 
aWifpon  für  Kamerun  (SBePafrila).  Snffomenm 
würbe  1890  eine  apoftolifd^e  ^fectut  errid^ 
unb  bie  erfte  ÜJKf ponSftation  ingfogotown  er5{fnd 
5.  S)ie  Xrappiften  l^aben  iHdftet  in  Kngkmb,  11 
Kanaba,  in  ben  bereinigten  Staaten  öon  920cb* 
amerifa ,  in  Slfrila.  ®ef onbcrS  blu^b  iP  b« 
öon  P.  (Slbt)  gfrans  ^fannet  im  3.  1882  {b 
ajlariannl^ifl,  S)iöcefe  SRatal  in  ©übafrifa,  ge« 
grünbete  SKifpon  mü  12  güialen.  SDerfelbe  ^ 


aSiffton. 


1602 


on  frfil^er  ju  SBonjaluTa  In  SBoSnicn  ein 
nrfloftcr  tn'8  Scben  öcrufcn.  6.  ®cr  im 
gegtünbeten  apoftolifd^en  Se^rgefeQfd^aft 
ic  opojtolifd^c  ^räfcchir  in  9lorb»9lf|am 
lu  7.  93cncbictincr  finb  in  'S^a^a,  in  bcn 
tcn  ©toQtcn,  im  3nbianer»2erritorium, 
•or  aU  SRiffionarc  t^ötig.  8.  ®ie  ,,aRin- 
über"  arbeiten  l^auptfäd^Iid^  in  ^aläjüna, 
mb  5Rorb"9leg^pten.  9.  ®ie  ,,3Kinbercn 
)on  ber  Obferüan^"  l^oben  il^re  onSge» 
SWiffionSgebiete  in  9lorb « ©d^antnng, 
SRorb-S^anft,  ©onon,  §upe  (fficft-, 
5ji-ftu})6,  fämmtlid^  in  gl^ina),  in  STOa« 
ripous,  9teg5})ten,  5Rorb»@9rien,  auf  ben 
nen  unb  in  ämerifa.  10.  ®ie  granci§« 
nDentualen  finb  in93o§nien,  inberüRol» 
^onftantinopel  unb  ^brianopel  aU  @Iau« 
n  t^ötig.  11,  ®ie  ÜRiffionSgebiete  ber 
rt  pnb:  Stbefftnien,  ^erpen,  iKangft,  ^e« 
:fd^e-Äiang,  Serien,  Bulgarien,  Xürfei 
frifa.  12.  S)ie  1836  gegrünbete  Eongre« 
rt  aWariften  l^ot  il^r  apoftoIifd^eS  StrbeitS- 
»em  ©d^iffer-tlrd^ipel,  in  5Reu»KaIebonien, 
S5iti-3n|eln ,  in  ßcntroI-Dceanien,  in 
on  unb  in  ßl^riftd^urd^.  18.  S)ic  Oblaten 
ifiedten  ßmpfängnil  üben  il^r  Slpojio« 
^aba§!a«!D^a(!en3ie,  Solumbia,  Solombo, 
Haia\,  ©t.  Gilbert,  SranSooal,  amOranje« 
.  14.  S)ie  ^affioniftenfmb  in  ben  englijd^en 
n  unb  in  Sufarcft  tl^ötig.  15.  ®ie  fran- 
Salejianer  nrirfen  in  5Ragapore  unb  SJija« 
,  bie  italienifd^en  in  ^atogonien.  16.®ie 
er  ber  $ic))u3-®efeUfd^aft  Dom  l^eiligen 
rbeiten  al3  @Iauben§boten  auf  ben  ÜRar- 
unb  @anbtoid^«3nfeln  unb  auf  Sal^iti. 
jr  bie  SRifponen  ber  Sefuiten  genügt  bie 
ng,  ba|  über  1600  «Priefter,  750  ©d^o« 
nb  fajl  1000  «ruber  ber  ©efeHfd^aft  3efu 
fünf  ffielttl^eilen  aß  ©laubenSboten  mit 
b  ©c^rift  tl^ätig  fmb. 
nl^ang  fönnen  nod^  einige  Sereinejur 
:itung  be§  ©laubenS  unb  einige 
jlid^e  3«itf<^>^iften  genannt  werben, 
©pifee  ber  erfteren  fielet  ber  öon  S^on, 
2.  dr  l^at  jum  Smät,  bie  fatl^olifd^en 
re,  toel^e  jur  95erfünbigung  be§  ßöan« 
in  bie  fernen  Sönber  jie^cn,  mit  ®ebet 
)  JU  unterftü^en.  ®ie  großartigen  jäl^r» 
Anal^men  belaufen  fid^  bur(i^f(]^nittli(|  auf 
(Mionen  3franc§.  3n  ben  ;,3lnnalen  ber 
rna  be§  ©laubcnS"  erfd^eint  anjäl^rlici^ 
m>l\ä^tt  9u§meiS  aller  eingefammelten 
nbtenSlImofen.  ®a3öorgcf(i^riebene®ebet 
i  einem  SSaterunjer  unb  englifd^cn  ®ru|, 
u  öerrid^ten  mit  ber  furjen  Anrufung: 
I)  3£aJ)er,  bitte  für  un§.  —  ®er  Seopol» 
in,  gegrünbct  im  3. 1 829  ju  2Bien,  i)ai  ben 
ie  fatl^olifd^en  aWiffionen  in  9lorbamerifa 
^i^.  —  ®er  Subtt)ig§«9}hjfton§öerein 
m  l^Ktt  fid^  t)on  bem  S^oner  SSereine 
«n  getrennt,  um  bie  Datcrlönbijd^en  9}hf» 


fionare  ungel^inberter  unterftüfeen  gu  fönnen.  — 
Son  großer  Sebeutung  ift  berSSerein  ber  l^eiftgen 
ftinbl^eit  3efu.  ®ie  großen  ßinnal^men  ermög« 
lid^en  e§  ben  ÜWifponaren^  Sauf enbe  Don  SBatfen« 
linbem  erl^atten  unb  ergiel^en  gu  fönnen.  —  3n 
ftöln  ejiftirt  ber  SSerein  jur  Unterjtü^ung  ber  armen 
5Regerfinber.  ®er  apoftoUfd^e  SSicar  unb  Sifd^of 
S)aniel  Somboni  nannte  biefen  SSerein  mit  9ted^t 
ben  SRöl^rtjater  feiner  ÜRifflon.  68  erfd^eint  ein 
3a]^re8berid^t  biefeS  SSereinS.  3nS5erona  rief  URfgr. 
Komboni  im  3. 1872  einen  5Jerein  für  feine  cen« 
tral»afrifanifd^e  SDKfflon  in'8  Seben  unter  bem 
Sitel  AsBociazione  del  Buon  Pastore  unb 
jugleid^  bie  3^itfd^rift  Annali  della  Associa- 
zione  del  B.  P.  ©eit  9  3Q^ren  erfd^eint  jte, 
iö^rlid^  in  6  ^eften,  unter  bem  Sitel  La  Nigrizia. 
—  SSon  Vereinen  gu  ©unften  ber  öerfc^iebenen 
ÜJHf  jionen  loären  nod^  gu  nennen :  ber  JEaDeriuS« 
SSerein;  ber  KIaöer«S5ercin  für  bie  IRegermiffion 
in  2(mcrifa;  ber  „Slorbamerifanifd^e  SSerein"  für 
bie  3nbianer;  ber  Silberöerein  für  Kl^ina;  ber 
^alöftina-Serein.  —  SSon  einfd^IögigenSeitfd^rif« 
ten  ift  bie  öon  SDlitgliebcm  ber  ©efeKfdlaft  3efu 
l^erauSgegebene  „3)ie  fatl^olifd^en  ÜRiffionen"  un« 
ftreitig  bie  gebiegenfte,  belel^renbfte  unb  mol^I 
aud^  Derbreitetjte.  S)iefe  S^itfc^rift  erfd^eint  in 
franjöpfc^er  ©prad^e  feit  1868;  in  italienifd^er 
feit  1872;  in  beutfd^er  feit  1873;  in  l&onönbifd^er 
feit  1876;  in  fpanifd^er  feit  1880;  in  polnifd^er 
enblid^  feit  1882.  — S)aS?IJHfPon8]^au8  in  ©te^I 
öcröffentfid^t  feit  18  3a^en  au8  feiner  eigenen 
S)rudferei  bie  gebiegene  9Ronatfd^nft  ber  ®  laubenS« 
Verbreitung:  Äleiner  ^erg»3efu-©ote.  —  ßbenfo 
erfd^einen  in  ber  S]^oma8*%quin8"93ud^brudEerei 
ber  Srap))ipenabtei  gu  SRariannl^in  gmei  93Iötter: 
SSergißmeinnid^t  (9. 3a^rgang)  unb  ©t.  3ofep^|8« 
blättd&en  (7.  3a^rgang),  um  ben  greunben  unb 
SSßol^Itl^ätem  ber  ftaffem-tUlifrion  fortmä^renb 
Serid^t  gu  erftatten.  —  3«  SBien  erfd^eint  feit 
3  3a]^ren  in  ber  ©t.»SRorbertu§»®rudferei  bie  fa« 
tl^olifd^e  3Konatfd^rift  „gd^o  auS  Slfrifa"  für  alle 
gfreunbe  ber  3lntiffi[aöerei«Sett)egung.  3n  ber 
St.  Joseph's  Press,  Mill-Hill,  London,  erfd^etnt 
feit  9  3a^tcn  öierteljäl&rig  ein  intereffanteS  §eft 
unter  bem  Sitel  St.  Joseph's  Foreign  Missio- 
nary  Advocate.  A  Quarterly  Illustrated  Be- 
cord.  —  ©elbft  jäl^rlid^  erfd^einenbe  ffalenber  mir« 
fcn  als  ftille  Sröffionare,  inbem  pe  baS  3nterePe 
für  bie  ©laubenSöerbreitung  erlitten  ober  neu  an- 
regen, g.  99.  ber  ©t.»Dttilien=5roifpon§»ffaIenber, 
ber  ©t.»9Kid^aeI§«ftaIenber  (©te^I),  ber  aWariann« 
l^iDer  ffalenber  (9Jatal  ©übafrifa).  (Sgl.  Mis- 
siones  Gatholicae  cura  S.  Congr.  de  Propa- 
ganda Fide  descriptae  in  a.  1891;  ^at^ol. 
5mifpon§««tIa3  t)on  D.  aSßemer  S.  J.,  Qfreiburg 
i.  93.,  §erber,  1885 ;  Orbis  terrarum  catholi- 
eus  etc.  elucubratus  per  0.  Werner  S.  J., 
Friburgi,  Herder,  1890.)      [9}Httcrru|ner.] 

3.  3:^ötigfeitbcr3Kiffionarefürei- 
t)irifation  unb  aSiffenfd^aft.  ©eIbp5Ra« 
))oIeon  I.  mußte  gePel^en,  baS  9tom  ber  ^ö^fte 


1603 


SRiffion. 


1604 


Dermöge  mit  feinen  t)on  ber  ^ropoganba  ouSge» 
fanbten  SKijfionQren  einen  toeit  großem  unb  nad^» 
faltigem  ßinf][u|  ouS^uüben.  ofö  boS  Stom  ber 
alten  ßäfaren  mit  ben  in  oller  SBelt  jerftreuten 
Sölilitärcolonien.  S)ie|  gilt  nid^t  bIo|  iji  93ejug 
auf  bie  ginfül^rung  ber  Sölfcr  in  ba§  n)a|rc®otte8- 
reid^,  fonbem  aud^  in  Se^ug  auf  bie  Kiöilifation 
berfelben.  Unb  in  ber  %f)al  toer  tt)äre  aud^  mel^r 
baju  geeignet  al§,  ber  fatl^olifd^e  HHifftonar?  @o« 
balb  ber  junge  SKann  feinen  93eruf  erfonnt,  in 
einem  SKifflonSfeminar  ober  ftlofter  bie  nötl^ige 
9(u36ilbung  erlangt  unb  bie  ^rieftermeil^e  erl^alten 
f^ai,  f d^redfen  il^n  toeber  §inbemiffe  unb  ©efal^ren, 
no(^  ber  meift  DorauSftd^tlid^e  balbige  Sob  Don  gr* 
greifung  feines  Serufe§  ab.  6r  öer^id^tet  auf  alle 
tlnnel^mlid^feiten  be§  |$amilienleben§^  Derlö^t  feine 
biSl^erige  Qfamilie  unb  fein  SSaterlanb  unb  reist 
t)on  3u^^^td^t  auf  bie  3uftimmung  berer^  loelc^e 
bie  SSorfel^ung  il^m  ju  Oberen  gegeben,  unb  ge« 
ftörft  bur^  beren  @egen  ab,  um  baS  (Süangelium 
benjenigen  ©tämmen  5U  öerlünben,  bie  er,  o^ne  fte 
nod|  5u  fennen,  bod^  fc^on  als  bie  ©einigen  be» 
trachtet.  SWan  begreift,  wie  SKeufd^en  burc^  ß^r« 
geij  ober  Segeifterung  ju  Untemll^mungen  ge» 
trieben  werben  tonnen^  beren  ©urd^fül^rung  nid^t 
ol^ne  ©efal^r  ift.  6in  bel^erjter  Qforfd^er  tt)irb  im 
3ntereffe  ber  2Bif[enfd^aft  ferne  Sänber  bereifen, 
baS  aber  nur  für  furje  Stit,  l^öd^ftenS  für  einige 
3aj^re.  ®ann  feiert  er  jurüdt  an  ben  Ort  feiner 
SDßiege,  öeröffentU^t  feine  ßntbedCungen  unb  erfreut 
\\ä)  einer  »ol^löerbienten  Serül^mtl^eit.  ®er  latl^o» 
lifd^e  SWiffionar  bagegen  öerlo^t  fein  55aterlanb 
für  immer,  ober  wenn  er  je  mieber  in  baSfelbe 
gurüdfberufen  toirb,  fo  ift  eS  nur  für  einige  9lugen» 
blide,  unb  er  toirb  bort  nid^t  fein  ®rab  finben. 
6r  ift  öielfad^  allein,  mitten  unter  barbarifd^en 
Sölfcm,  mie  verloren  in  unerme^lid^en  Sänber» 
ftrid^en,  jebeS  menfd^lid^en  SrofteS  beraubt  gleich 
bem  f)L  3fJ^anci§cu§  XaöeriuS  auf  ber  3nfel  ©an» 
cian.  6r  legt  meift  feine  ©prad^e  unb  feine  na» 
tionalen  ®ebräud^e  ob  unb  bequemt  ftd^  ben  @e* 
bräud^en  rol^er  barbarifd^er  93öl!er  an,  bie  er  ba» 
burd^  emporjul^eben  fud^t,  bie  i^m  aber  feine  Siebe 
unb  Stufopferung  meift  lange  mit  bewußtem  §affe 
loj^nen.  SßaS  l^ölt  nun  ben  fatl^olifd^en  SRifftonar 
mit  ööttiger  Eingebung  feiner  $erfon  in  ben  i^attm 
Slrbeiten  feines  ®erufeS  aufre(|t?  Umfonfl  toürbe 
man  bie^  in  menfd^lid^en  IBered^nungen  fud^en; 
er  l^at  Dielmel^r  eine  innere  ©timme  gel^ört,  eine 
©enbung  Don  Oben  erl^alten;  ber  ftd^tbare  ©teil» 
Vertreter  ßl^rijti  auf  ßrben  l^at  biefelbe  beftötigt, 
unb  öon  ba  an  gel^ört  er  nid^t  mel^r  ftd^  felbft  an. 
6in  ©olbat  ber  Eingebung,  tt)irb  er  nötl^igenfallS 
auf  feinem  ißoften  ben  3:ob  finben,  unb  füp  er 
jumeilen  feinen  9Jlut5  finf en,  f 0  tt)irb  er  fid^  mieber 
aufraffen  bei  bem  ©ebanfen  an  ben  Sol^n,  ber  nad^ 
einigen  Jagen  ber  ftämpfe  unb  Seiben  l^ienieben 
feiner  wartet.  Salier  fd^redft  er  nid^t  jurüdf,  baS 
meift  burd^  Sllter  unb  Sefd^merben  gebleid^tc  §aupt 
ber  SDButl^  beS  §eibentl^umS  bargubieten,  unb  |o 
ainfer  S^l^tl^unbert,  baS  in  gemiffer  IBegiel^ung  bei 


allem  Steid^tl^um  fo  arm  ift^  mit  itm  fütlii^ 
©lange  ber  erften  ^a^rl^unberte  gu  Der^lid^. 
S)ie^  ift  nid^t  tftoa  eine  blo^  Dorübergel^enbe  St> 
fd^einung,  benn  fte  jiel^t  fi(|  burd^  Sal^rl^nberte 
^in ;  unb  fo  ftnb  l^eute  noc^  bie  mel^r  olS  20  000 
SDKffionSpriefter,  bie  unter  bem  ©d^u|e  beS  ^fl« 
tl^umS  unb  unter  ber  Seitung  Don  mol^l  350  ^j> 
ftonSbifd^öfen  in  allen  Dier  ^immelSgegenben  tmi> 
fen,  beftrebt,  bie  gefunfenen  SSölfer  nidftt  blo|  in 
baS  ©otteSreid^  eingufül^ren,  fonbem  fie  guglei^ 
ober  guerft  gu  einem  menf^lid^en  2)Qfein  gu  e^ 
lieben.  3n  biefer  Segiej^ung  l&abcn  bie  ÜJHfponoit 
3lu|erorbentlid^eS  geleiftet,  ol^ne  irgenb  auf  iAi- 
fd^en  Sol^n  ober  ^nerfennung  Dor  ber  SBelt  }u 
a^ten.  9liemalS  befc^rat^en  fie  fid^  barouf,  o^e 
Unterlaß  an  ber  IBefel^rung  ber  SBilben  gu  arbeiten; 
fte  miff en,  ba|  ein  neu  befe^rteS  !Bol!  einem  fti^ 
gleid^t,  beffen  Srjiel^ung  man  in  allen  Sn^eilenmit 
ben  erften  unb  einfad^ften  S)ingen  beginnen  mul. 
@S  l^at  gar  leine  93egnffe  Don  ben  nü|[id^e8 
fünften  unb  SBiffenfd^aften;  barum  errid^ten  W 
9Jliffu)nare  gleid^  anfangs  überaQ  @d^ulen  lo^ 
unterrid^ten  bie  JHnber  in  ben  gemöl^nlid^  @d^ 
fenntniffen,  bie  jhtaben  noc^  befonberS  in  Sonb- 
bau  unb  Derfd^iebenen  ©etoerben,  ttföl^renb  W 
Snöbd^en  meift  Don  OrbenSfd^meftem  ju  ben  fb 
il^r  @efd^led^t  paffenben  l^öuSlid^en  arbeiten  an* 
geleitet  werben,  ^ud^  ben  Snoad^fenen  geben  fk 
Anleitung  gu  allen  fünften  unb  gu  allen  SBetta 
beS  ©ewerbflei^eS,  gu  allen  med^anif  d^en  unb  toib* 
mirtl^fd^aftlic^en  S)ingen,  bie  il^nen  Don  9hi)a 
fein  fbnnen.   hierbei  gelten  fie  i^nen  mit  i^ 
eigenen  bemutü)erungStDärbigen  ^etfpiel  tma. 
93om  9Jlorgen  bis  gum  ^benb  finb  bie  SRifftonorc 
am  SBerfe,  wie  gemeine  Saglöl^ner,  unb  nur  p 
gewiffen  ©tunben  unterrid^ten  fie  bie  SBUben  is 
ber  ^Religion.  S)ie  SiiDilifation  !ann  ja  ben  SSüben 
nur  baburd^  beigebrad^t  werben,  bog  man  ^e  »r 
Arbeit  unb  nomentlid^  gum  ^dfetbau  anleitet  CS 
brandet  aber  @ebulb  unb  Diel  ®ebufi>,  um  oiS 
einem  armen  SBilben,  ber  gor  feinen  Segrijf  M 
europöifd^er  Slrbeit  ^ot,  \a  Dielf od^  bie  Arbeit  oB 
für  ben  3Jlann  entel^renb  unb  entwärbigenb  m 
fielet  —  bie  grou  i|t  meift  baS  Safi^  W 
SRonneS  — ,  einen  3Kaurcr,  3inintermanniLf.E 
gu  mad^en.  ^ie  ©efd^id^te  ber  Slebuctionen,  nxüte 
bie  äefuiten  in  ©übomerifo,  namentlid^  info» 
guoQ,  unb  oud^  in  9Jle^co  unb  onberodxfi  » 
gelegt,  wieber^oltfid^  ouc^^eutgutagenod^,  nama^ 
lid^  in  großartigem  Woßftobe  burd^  bie  Siropir^ 
in  ©übofrifo. 

S)ie  Sntfftonore  entgiel^en  oud^  felbfi  ber  innoi' 
gönglid^  notl^wenbigen  Stulpe  einige  ©tunben,  va 
eine  genoue  Sefd^reibung  beS  SonbeS,  in  bempt 
weilen,  gu  fertigen  unb  eine  ÜRenge  (Segenpiik 
gum  S3orf d^ein  gu  bringen,  weld^e  ben  noti^tDeid^ 
weife  ungulönglid^en  tJforfd^ungen  bet  Seiferitt 
unbefonnt  geblieben.  S)er  mö^tige  Suffd^mi 
ben  bie  @eograp]^ie  unb  bie  bomit  Derbmibas 
SBif[enfd^aften  genommen,  ift  Dielfod^  benW^ 
noren  gu  bonf en.  S)ieB  gefte^t  felbfi  Sitte  A 


:  in  fem«  @t|i!^tt^le  btr  Stbrunbc  (1861, 
^ibt:  „ßeutjulQge  fitib  ti  Corjügli^ 
unb  tDilteRf t^f tlic^e  SnteiefTen,  mel^cbaS 
»tr  Srbfunbe  eiweilem :  bamölB  (im  SDlithl- 
«t  es  SReligion  unb  ffitt^e,"  ©t^on  btt 
ifatiuS  mutbe  uon  bem  !pi4)fte  aufgefoiberl, 
tiStoeife  ber  SJöHet,  bie  er  beliii^t,  gu  be- 
l  (Bibl.  max.  PP.  XKI,  233).  ÜKino. 
i)  ^Dmiuicanei  Ratten  fc^on  in  bei  ÜJtilte 
^a^r^unbcrti  bie  Mongolei  unb  Siatarei 
itib  befc^rieben,  unb  'SpitnQtl  jagt  ju  Snbe 
.gtn  Satiiflunbertä:  „^QeS,  aaS  mir  jur 
1  e^ina  miffen,  ifl  aus  ben  200jäE)ngen 
n  ber  Hiijrionarien  8.  J.  ju  uns  flefommen; 
i  reeiHäupgfte  SfBerf  über  flttma.  bie  Spari|er 
r«e  concem.  les  Chinoie,  1718,  13  %be. 
ifl  au3  itiren  aSerii^ten  erwoc^fen"  {@efc^. 
ttigften  gtogropt).  Snthechingen,  2,  Süufl., 
842,  25).  Slurtt)  3)hIfiDnare  mor  über- 
lie  erfte  ffunbt  Don  btm  Sanbe  dat^ai 
,  ba3  Don  einem  t)Sf[ii$en  unb  htnft^ei^i' 
k  betiiofint  merbe,  nad^  Suropa  gebningtn. 
i)t  ünijfionarc ,  nt\i)t  mit  ^Beginn  bcS 
ItfiunbertS  naä)  Snbien  tarnen,  jerftöiten 
m  3rriE)um,  üI§  ob  fit^  baS  Sefllanb  btn 
:en  Vi^xmi  gegenüber  bepnbe  (»gl.  ffunft- 
n  ben  ®(Iebrten'?lnäeigen  ber  bttpr.  Stab. 
1 21).  ein  beutfd&tr  3e(ui(,  gofep^  Sitfen- 
[^eb  eine  DoUflänbige  @ecigrapf)if  Don 
in  laleinif^er  ©prai^e,  nobur^  er  bie 
IT»  bei  SanbeS,  in  »eitlem  er  \\ä)  feit  1743 
Iten  ^altc,  me^r  färbtrte,  alSMäbobinfeit 
Ibeching  bur(^  bie  ^oitugiefcn  gefdje^en 
inanberErbeutJ(t)et3eiuit,  S^omonn,  gab 
lie  trfte  genaue  ftunbe  übet  bie  ffüfte  üon 
'o.  9Ioc6  inneueftetSfit^abenbieilftiflio- 
K  unb  ®abet,  (oiDie  ifire  iKni^fDlget  in 
ie  geogtoptiifi^'"  ""b  etlinogiop^ilc^en  3u- 
mer  ber  eurDpäiji^en  3Biffenirf)aft  fremben 
oielfad)  aufgehellt  (cgi.  Huc  et  Gäbet, 
irs  d'un  voyage  dans  la  Tartarie,  le 
et  la  Chine,  2  vole.,  Paris  1850  u.  ä., 
Cfaristianisme  en  Chine,  en  Tartarie 
Tiibet,  4vo1b.,  Paris  1857).  OilkI)  heute 
burc^  bit  ÜJJiifionare,  wie  bie  <SSeDgrapfiie 
'i^irf)te,  fo  au^  bie  ©ebräiic^e,  bie  gpradje, 
übt  Don  Oegenben,  rotiäjt  öi(l[ncfi  nnd)  nie 
)äif^er3u&  betreten,  funbgema((it.U'lniirf|c 
fnungen  unb  @ebräu(5e  finb  no^,  irie  in 
'0  btfonbers  in  Saa§,  jforea,  in  btr  Xa- 
itet  ben  inntrofritonifi^en  Sjölfern  u.  f.  ni. 
n,  meiere  unS  nur  burc^  bit  apofto{i|(^en 
'  natt)  längerem  ^uftntfialt  unter  i^nen, 
Don  rojc^  burctiretjenhen  (5rfDr(i^em,  genou 
UKTbtn  fönnen.  Wtl^  reii^altige  Ze- 
igen unb  €ntbeifungen  tfieüen  un@  aut^ 
i^t,  nitl^e  bit  iDliffionart  an  bie  $ro* 
:  ober  an  boS  ffierl  ber  ©laubtnSDerbrei- 
BQon  tinfenben.  immer  nod)  mit,  bit  man 
D  tKTQeblid^  ober  mcnigfienS  nii^t  mit  glei* 
oS^fy^  Oon  ^ed|tE)tit  unb  @enauig[eit 


fud^en  würbe!  3n  bte(er  SBejitliung  ifl  ftl^r  inter« 
tJlant  baS  „91lbum  ber  fQt6oUf(^en9Jiiificinfn",  eine 
auä  Knial  be§  päpfllidEien  Subiläumä  (1887)  Mt- 
f  a|te  unb  btm  ieiligen  Sater  Seo  XIII.  alfl  ^ulbi- 
gung  con  ber  ©laubenauerbrettung  am  So^teBtoge 
(einet  Spriefterweilit  ju  Siilen  gelegte  Stbeit,  }u 
btren  9In|trtigung  bie  9Ipoflel  afier  Srbt^tile  bei- 
getragen  Ijoben  (tgl.  annalen  b.  2J.  b.  @I.  1888, 
436).  Sßobl  noi)  intereffanter  ifl  baS  ÜNuleuni  btt 
^ropoganba,  wie  baB  in  iRom,  f  o  au^  baS  in  Sqon. 
SehtereS  würbe  erfl  1689  in  einem  griJfeem  Slaumc 
aufgefltnt  unb  (atalDgirirt.  $)er  Äatalog,  ber  flir 
fi(fl  aUtin  fc^Du  eint  ungemein  anjitbenbe  Sectuve 
bilbet,  }erfänt,  loit  baS  ^Dhifeum  felbft,  in  jwei  ^b- 
t^cilungtn;  bie  eine  ifl  ben  Steliquien  ber  SItar- 
t^tet,  bit  anbete  btn  ©ammlungtn  au8  fetnen 
Öönbetn  gtwibmet.  ©et  g^Knf^vQnl  mit  ben  Wf 
liquien  entl)ält  mit  5BIul  getränfte  ffleiber,  ünaritr- 
tttrütuge  tiner  großen  S^^l  "on  SBIutgeugtn,  bie 
in  <S,i)ma,  Songfing,  Oceonien,  3Ifti(a  für  btn 
@Iautitn  gepotbtn.  Slit  ärotite  Wit^eüung,  für 
9]atuniiif|en|c^aft,  @tograpt)it  unb  ISflIttrfunbe 
Pon  bo&em  aBerifie,  enthält  meifroürbige,  in  fer- 
nen Sänbem  auägefübrte  fflalereien,  ängriffS« 
unb  SBertlftibigungBwaffen  btr  eingeborenen  bei- 
ber  6emifpt)äten,  ©öjenbilbtr,  *DIartfra3ert|tuge, 
©ton*  u-  f-  "'-  angtfit^te  beten  man  ben  ganjtn 
grbball  an  ficfi  Borütiergt^en  fiet)t  (ugl.  SInnaltn 
b.  3).  b.  m.  1889,  343  f.). 

@erabe  Wtil  bie  Snifflonare,  obf^on  bei  i^nen 
bit  materiellen  unb  tDiffenlddaftlic^en  Snttteffen  bie 
Ittfte  Stedc  einnehmen,  bo^  fo  Diele  $etbitn{le 
au^  in  biefer  ^infli^t  etwotben  baben,  tt^elten 
flt,  mit  eiiemols  bie  3efuittn  PP.  Sicci,  €^ 
a  f.  w.  burcb  bie  cbinepfc^tn  ffüifer,  au^  in  neue- 
fler  Seit  öielfadieanetfennunß,  üoräHtm  in  Sronl- 
reii^,  ba8  i^te  SJetbienfle  aUetn  ju  fc^S^en,  obti 
aud)  auSjubtuten  wuftte.  @o  erhielt  b<i8  SBett  btr 
©laubenSDtttirtihing  in  fiQon  tun  ber  1855  fflt 
bie  aOgemeint  SStltauSftellung  in  $an8  gtbtlbeten 
,  3ur^eineS)tn(mfinjejut5(netftnnungbtr3)itnffe, 
I  bie  (8  het  3nbuflrit  gtleiflet  ^at.  3Bie  P.  Soblet 
!  S.  J.,  OTifflonat  in  ÜRabagoätar,  Don  bet  topo- 
'  grap^tifc^enSejtllfdiafl  an  ber  Sorbonne  eine  tigent 
HUebailte,  nodt  bet  ebrenmebaillt  bie  EiBt^fte  St- 
fofinung,  für  feine  bebeutenben  topogtop^ifdien  ar- 
beiten in  ben  iproDinjen  Smerina  unb  itetfUeofi 
etbielt  (^nnaitn  1BB7, 202),  fo  mürben  neuefltn8 
Don  berftibtn  ©tfeÜf^aft  mehrere  anbert  Qltiffio« 
nare  au8gejeid|net  (Dgl.  ^nnaltn  1889,  352  f.; 
1890,  119  f.  271  f.);  ja  mant^ie  Wifftnf^aftli^ 
©tfcQf^aften  laffen  fl^  gtrnbtju  über  bit  ntutfitn 
wiflenf^aftlidien  unb  geograp^ifi^en  9Irbeittn  btr 
ajiifflonart  bei  i!)ten  ßonferenjen  befonbttS  refe- 
riten.  ©o  bejei^tt  j.  ©.  ber  Seftrtnt  btt  gto- 
gropbifi^tn  ©eftöf^ofl  in  £gon  im  Sffiinttr  1889 
auf  1890  aI8  n)id)tige  geogropfiif^c  ffarltnarbtit 
ben  atlaS  ber  26  bet  ausmärtigen  SDIifflon  oon 
$ariS  auDertrauten  SDiffionSgtbiett  unb  bit  giogt 
DoQflänbige  ffarte  üon  ßambobja  btä  P.  @ueBbon; 
als  ©pta^tii^tS  ben  fftimcr-^ictionnairt,  beffen 


1607 


aWiffion. 


1608 


SKonufcri^jt  öon  bem  nömlid^en  P.  ©ueSbon  crft 
nad^  jd^njäl^riger  Slrbcit  DoUenbct  tüutbe;  bann  bie 
SBörtcrbüd^cr  unb  bic  ©rammottf  bcr  ^oruba« 
fprod^e,  fotoie  boS  grofee  franjöfifd^^mabegoffifd^c 
SBörterbud^,  toeld^eS  gIetd^faU§  erft  l^erauSgegeben 
würbe.  3m  ©ebict  bcr  mctcorologifti^cn  SBiffen» 
fd^aft  tourbcn  bic  9lamen  bc§  P.  S)c§gobin§  unb 
ber  geleierten  3efuitcn»®irectoren  ber  Obfertmtorien 
in  @ifa«it)ci  (K^ina),  SombaQ,  ßalcutta,  Darjen» 
ling,  ©^bne^  el^renoott  angefülirt  unb  nähere  Sc« 
rid^te  über  bog  mid^tige  meteoroIogif(!ee  unb  aftro« 
nomifd^e  Objcrtotorium  gegeben,  toeld^eS  P.  Kajet 
in  Slananarioa  eben  erbauen  liefe.  ®er  SReferent 
ertüäl^nt  enblid^  bie  fd^önen  Sendete  über  bie  ^ine« 
ftfd^e  SJaturgefd^id^te,  toeld^e  ber  Sa^arift  P.  ^er» 
mann  SDaoib  eingef  enbet,  tl^eilt  einen  Srief  mit  öon 
P.  Sambue,  ber  fid^  mit  ©eibenbau  bcfd^öf  tigt,  unb 
berid^tet  über  bie  Sorjd^ungSreifen  mel^rerer  SKif fio» 
nare  (ogl.  »nnalen  1890, 66  f.).  SJBeld^e  Anregung 
crl&ielten  alf o  bie  geleierten  SO^itglieber  biefer  ©efefl» 
f  d^af  t  in  einer  einjigen  @i^ung  burd^  bie  ÜJ^if ftonare ! 
S)ie  ©prad^enfunbe  inSbefonbere  öerbanft  ben 
SRifftonaren  aufeerorbentlid^  Diel.  Ser  fatl^oIM^c 
5Ki)  jionor  fte^t  freilid^  nid^t  im  ©ienft  einer  tüiffen» 
fd^aftlideen  ©efeKjdeaft,  f onbem  betritt  in  meit  er« 
^abenerer  ©enbung  bieSKiffionSlänber;  aberaud^ 
in  ber  Pflege  ber  ©pradetöinenfdeaft  foll  fid^  ba§ 
labora  beSfelben  betl^^tigen  unb  l^i^t  ftd^  aud^  in 
glänjenber  SOBeife,  wie  in  ben  legten  Sal^^^unberten 
(ögl.  barüber  befonber§  3.  ©al^lmo^ti  S.  J.,  ®ie 
©prad^funbe  unb  bie  SKiffionen.  6in  ^Beitrag  jur 
©l^örafterifti!  ber  alten  !atl|0lifdeen  3Riffion§tI|ätig» 
feit  [1500—1800],  Sreiburg  1891),  fo  aud^  nod^ 
in  biefem  3a^riew"^^rt  betl^ötigt,  fo  bafe  jid^  bie 
Sfad^geleie^en,  tDeld^e  ftd^  mit  ber  ©ef^i^te  ber 
©prademiffenfdeaft  in  le^ter  ^tit  befd^äftigten,  in 
ben  aUermeiften  Sfäüen  öeranlafet  fal^^n,  öu  erfter 
©teile  auf  bie  Slrbeiten  ber  fatl^olifdeen  3Kiffionare 
^injumeifen.  3a  bie  öergleideenbe  ©pradeiöifjen» 
fd^aft,  biefer  ©tolj  be§  19.  3aiei^iew'^^^^^^/  tourbe 
gerabeju  burd^  einen  ÜJiiffionar,  ben  fpanifd^en 
SSefuiten  §ert)a§,  begrünbet.  6r  fammelte  groben 
oon  300  ©prad^en  unb  ©rammatifen  öon  40  <Bpxa* 
d6en  (ogl.  über  i^n  SDal^Imann  a.  a.  0. 118  ff.). 
Sbenfo  öerfafete  ber  ßarmelit  gra  SJaolino  bi 
©an  93artolommeo  bie  erfte  ©an§frit»®rammatif, 
meldte  1790  ju  SRom  crfd^ien.  ©efel^^Ib  fonnte 
Sraffeur  be  93ourbourg  in  ber  Einleitung  ju  feiner 
Bibliotheque  Mexico-Guatein  (Paris  1871) 
mit  SRed^t  fagen :  ,,aBir  f önnen  bie  SBalimeieJnwwg 
mad^en,  bafe  mit  menigen  tHuSnal^i"^^  ^i^  ©ram« 
matifen,  aBörtcrbüd^er,  tÄbieöi^i^^ui^O^J^  über  ^pxa= 
d^en  unb  ©itten  ber  Sölfer,  öon  toeld^en  töglidj 
bie  aBiffeufd^aft  neue  ^uffd^Iüffe  gewinnt,  i^ren 
Urfprung  ber  geber  einiger  befd^eibenen  DrbenS« 
leute  öerbanfen."  ©elbft  SOBiUecIm  öon  ^umbolbt 
fprid^t  „öon  ber  je^t  fd^on  jaft  ju  einer  Sibliot^ef 
angefdewoHenen  ßol^^  öon  ©rammatifen,  SSocabu« 
larien,  S33örterbüdeem,  weld^e,  öorau§  ben  ja  feiten 
lange  irgenbmo  fell^often  SReifenben,  TOijfionare, 
^xüt}n  faft  allein  fatl^o^if^c,  barunter  nid^t  wenige 


3ef  uiten — aud^  ein  Serbienft  ber  ^ropaganba  —, 
neuerbing^  in  löblid^er  ^n^al^^  au(^  ))rotefiantlid)e 
SSerfaffer  l^öben"  (Ueber  bie  95erfdeiebenl)cü  b« 
meufd^I.  ©prad^e,  2.  «ufl.  öon  ^ott,  SSerttn  1880, 
1, 136).  ®ie  proteftantifd^en  fu|en  übrigens,  ttie 
bie  aufrid^tigeren  unter  il^nen  felbfi  gefielen,  öiti« 
fade  ouf  ben  SSorarbeiten  ber  fatl^oUft^en  9Rifiio« 
nare.  68  ift  eben  nid^t  fo  leidet,  eine  ©prac^c,  |ra 
weld^e  Weber  eine  ©rammatif  nod^  ein  SBörtet^ 
bude  ober  ein  anbere§  Hilfsmittel  öorliegt,  ben 
ÜKunbe  ber  SBilben  SBort  für  SBort  abgulaufd^. 
unb  5War  meift  eine  ©prad^e,  weld^e  oft  gan^lid^ 
ber  5utreffenben  SBörter  entbehrt,  um  überfmnlüi^ 
93egriffe,  öor  ^0em  bie  ber  Sleligton,  au^subrüden. 
(Sine  fold^e  ©prad^e  ju  fi^iren,  fann  crft  gefd^eien, 
wenn  nad^  eingel^^ben,  forgföltigen  ©tiU>ien  ber 
genaue  unb  unjweibeutige  ©inn  ber  eingeben 
Sßörter  unb  Segeidenungen  mit  ©id^er^t  feft= 
gefteHt  ift.  ®ie  SKiffionare  waren  e§  nun,  wel(ie 
bie  fd^wierigften  3biome  unb  ©prad^en  bewältigten 
unb  binnen  wenigen  3aie^en  in  allen  SRiffionI« 
gebieten  eine  reid^e  Siteratur  entfalteten,  nid^t  bIo§ 
in  ^anbfd^riften,  fonbem  aud^  im  ©rudße.  SBie 
fd^on  feit  1545  in^merifa  eigene  SOtifftonSbnufe« 
reien,  bie  erften  in  biefem  SOBelttie^ilc,  cntftonben, 
bann  in  3apan,  auf  ben  ^^ilippinen  u.  f.  w.  (ogl 
S)aieimann  a.  a.  O.  6),  fo  finben  wir  aud^  ^e 
node,  abgefeie^n  öon  ber  gro|artigen  ^ßropagonba- 
©rudferei  in  SRom,  öiele  ÜJiiffionSbrudereieiu  SBir 
nennen  nur  bie  in  ©iam,  ©ifa-wei,  ^uIo»^inang, 
S93eft*Sodeindeina,  SeropolQ,  Saffnopatam,  boim 
bic  in  Xripoli  (fpanifde«arabifde,  fcU  1888),  3)o- 
far  in  ©enegambien  (aBolof»©crcr"93ambara« 
fprad^c),  9iatal,  9narianniei^  (2xappiflcnbnufe> 
rei),  ÜHabagaScar,  ©anfibar,  cnblidebicinSeinit 
(Untemeie'nwng  ber  3cfuiten)  unb  SKofuI  ($oli|» 
glottenbrudfcrei  ber  2)ominicancr).  Se^tere  nmibe 
öon  3Rfgr.  ?lmanton  junädeft  für  UntcrridSß* 
jwcdfe  gegrünbet,  brurfte  feit  1860  Scfebüd^, 
©rammatifen,  ©efdeidet?«,  ©eograpl^i^  imb  Sie» 
d^enbüdeer,  bann  aud^  J^ated^iSmcn^  fowie  & 
bauungg-  unb  93eleie^ng§fderiftcn  in  arobif^ei 
unb  f^ro'dealböifdeer  ©prad^c.  S)urde  biegRi« 
gebigfeit  be§  &irbinal§  ^onoportc  fomttc  fle  aaäi 
bie  erfte  öoUftönbige  le^iligc  ©d^rift  in  orabif^et 
©prad^c  unb  1888  ba§  %ltc  Scftamcnt  m  d^* 
baifd^er  ©prad^e  erf deeinen  laffen;  gu  gIcideerSoi 
würbe  ein  f^rifdeeS  93reöier  in  Singriff  gcnomia« 
(ffatie.  aJttffionen,  Sreiburg  1888,  151).  &m]ti 
ging  au§  ber  3efuitenbrudferci  ju  ®ctrut  eine  aro« 
bifc^e  93ibel  mit  neuen  Settern  unb  eine  gro|e 
Saie^  fpradeiideer  unb  literarifdecr  ^ilfSmtttel  i<r« 
öor.  kleinere  3:l|eile  ber  leeiligen  ©d^rift  gab  $»■ 
fcfjor  SRitterru^ner  gu  SSrijen  in  ben  ^upti)iö» 
leften  ber  95ari«®infafpra^e  nade  ÜHanufcriptoi 
öon  einzelnen  IRifftonaren  neben  einem  SBörtet« 
bude  unb  einer  ©rammatif  l^erauS  (ögL  ^rnioIeH 
b.  93.  b.  ®l.  1871,  109;  1878, 197  ff.).  aBemge 
3al)re  öorie^r  würbe  öon  S.  Sionbetti  ein  Eraa- 
geliarium,  Epistolar.  et  Lectionar.  aztecum 
sive  mexicanum,  ex  codice  antiquo  mexican. 


SKijfion. 


1610 


'  reperto  cum  praefat.,  Interpret.,  ad- 
,  glossario  (Milano  1858)  l^erauSgegeben, 
er  berühmte  f^ronciSconcr  SBcm^orbin  bc 
jun  (1529—1590.  SKiffionor  in  2Rcjico) 
t  ^lat.  P.  Scnouj,  aRijfionor  in  ©cncgam« 
einreibt:  ;,S33ir  brudcn  gegenwärtig  bie  93i- 
utut  b.  i.  fletne  93ilberbibel,  in  ber  ffiolof« 
j  »ieber  ob"  (Slnnolen  ber  Scrbr.  beS  ®I. 

253).  3für  bie  iBiti»3nfeIn  Iie|  ber  apo» 
le  Sicnr  Sibol  neucftenS  neben  anberen 
ten  einen  ^brife  ber  goangelien  in  ber  San» 
ad&e  bruden  (ftatl).  9Hif|.  1888,  178;  ^n- 
1888,  293).  hiermit  fmb  nur  einige  Sei- 
QuS  ber  neucften  Seit  angefül^rt,  um  ju  jei» 
öie  bie  ÜJiijftonare  Je^t  no(i^  beforgt  finb, 
Snfongd  93ü(i^er  in  ber  SonbegfprQd^e  für  bie 
rtueUe  unb  religiöfe  C)^^ung  i^re§  @ebiete§ 
t  ju  laffen,  unb  »ie  fte  eS  aud^  nid^t  unter« 

bie  l^eilige  ©d^rift  gan)  ober  t^eiltueife  in 
treffenben  fionbeSfprad^en  ju  öerbreiten.  ©ie 

nur  baS  Seifpiel  ber  älteren  ÜJiifftonore 
loeld^e  eS  nie  unterließen,  befonberS  bie  l^ei« 
d^rift  in  fremben  ©prad^en,  nomentUd^  burd^ 
)l9gIottenbruderei  ber  ^ropoganba,  brudfen 
en,  bejm.  felber  ju  bruden.  Dl^ne  aUe  ein» 
93ibeln  in  ben  Derfd^iebenen  ©prod^en  auf* 
en,  glauben  tt)ir  bieß  um  f o  mel^r  l^erDor» 
(u  f  oflen,  »eil  bie  proteftantif  d^en  93ibelgef  eK« 
n  ftd^  Dielf Qd^  rül^mett,  qI§  ob  fte  überaQ  bie 
tioe  biefefaÜS  ergriffen  l^ätten.  aKarfl^all 
im  erftenäanbc  feiner  „ßl^riftl.  SDWffionen" 
SingongS  an  ber  ^anb  Don  lauter  proteftan» 
Sluctoren  nad^,  baß  bie  SSorftel^er  ber  Sibel» 
l^aften  nid^t  nur  jum  betrübenben  @d^aben 
8  ß^riftentl&um  unreife  unb  nuj^Iofe  lieber» 
len  in  fiönbem  öertl&eilten,  toeld^e  bie  SSor» 
»er  ff  ird^e,  lange  beöor  biefe  ®  efeflfd^aften  in'8 
getreten,  mit  einer  treuen  Ueberfejung  au8« 
et  l^atte,  fonbem  baß  fie  aud^  öiele  berfelben 
I  übernommen  unb  bann  alS  xi)x  eigenes 
in  Umlauf  gefegt  l^aben.  @o  l^at  fd^on  1818 
itif d^ .  au^länbif d^e  »ibclgefeUfd^aft  1500 
tlore  beS  armenif^en  ^Iten  2:eftament8  t)on 
led^itariften  auf  ber  Snfcl  @.  Sajaro  bei 
ig  aufgekauft,  um  fic  unter  ben  Armeniern 
iürfei  5U  öerbreiten,  unb  ju  gleid^em  Stüedfe 
fte  bie  fatl^olifd^e  am^arifd^e  Ueberfe^ung  für 
itien.  9lu(|  bie  arabifd^c  Ueberfejung,  »eld^e 
Jefellfd^af t  frülier  in  ©tjrien  t)erbreitete,  toar 
71  )u  9lom  gebrudtte,  auSbrüdflid^  )um  ®e> 

ber  arabifd^en  6l|riften  beftimmte  $rot)a» 
*t&u8gabe.  ^ie  fatl^olifd^e  tatarifd^e  Ueber» 
ift  beinal^e  500  Sol^reoor  ber  proteftantifd^en 
ntlid^t  morben,  unb  bie  d^ineftfd^e  mel^r  als 
ol^rc  frülier.  ^amarb  f anb  ein  ©jemplar  in 
ftfd^  ©prad^e,  „baS  SBcrf  irgenb  eine§  rö« 
fatl^olifd^en  SJliffionarS,  tt)enigften§  feinem 
tnge  mäi''  (ebb.  92),  unb  ba§  ©leid^e  gilt 
m  tamulifd^en,  annamitifd^en,  malaiifc^en 
ielen  anberen  (ögl.  aud^S.  Bagster,  The 
of  every  Land,  Lond.  1860). 


n.  Sleußere  2Riffion  bei  ben  ^roteftan« 
ten.  S)ie  SOWffionSmirffamfeit  ber  ^roteftanten 
unterfd^eibet  ftd^  Don  ber  fat^olifd^en  l^auptfäd^lid^ 
in  jmei  fünften.  (Sinmal  entbehrt  fte  DoQftänbtg 
ber  einl^eitlid^en  Seitung,  inbem  jebe  S)enomina» 
tion,  unabl^öngig  Don  allen  anberen,  ja  Dielfad^ 
bief en  entgegen,  bie  Verbreitung  gerabe  i^rer  Se^re 
anftrebt.  Sann  fud^en  alle,  menn  aud^  nid^t  ein* 
)ig,  fo  bod^  in  erfter  Sinie  ba§  Sl^riftentl^um  burd^ 
^uSt^eilung  ber  l^eiligen  ©d^rift  ju  Derbreiten, 
bal^er  il^r  enger  ^nid^luß  an  bie  SBibelgefellfd^aften 
(f.  b.  ^rt.  n,  647  f.).  UebrigenS  mürben  bie  $ro- 
teftanten,  nad^  i^rem  eigenen  @eftänbniffe,  il^rer 
SSerpflid^tung  )ur  2:i^eilna]^me  am  S93er!e  ber  99e« 
fel^rung  ber  Reiben  ftd^  nur  langfam  bemußt  unb 
l^aben  im  Sanken  aud^  menig  @r^eblid^e§  geleiftet, 
fo  fel^r  fte  ftd^  aud^  il^rer  Erfolge  rül^men.  @8 
liegt  fd^on  im  ®eifte  einer  9leligion8gefellfd^aft, 
meldte  ouS  ber  ^roteftation  gegen  bie  ffird^e  ^er» 
vorgegangen  ift,  baß  aW  i^xt  £l^ötigfeiten  Don 
bem  ©eifte  biefer  ^roteftation  geleitet  toerben. 
S)ieß  ift  namentlid^  ber  f^aU  bei  ben  Don  il^r  au8» 
gel^enbcn  ÜHifftonen.  Dieienigen  proteftantifd^en 
Staaten,  meldte  ©eemad^t  befaßen,  mie  bie  Sng» 
länber  unb  ^ottönber,  gingen  9infang§  nur  barauf 
au§,  fatl^olifd^e  Kolonien  ^u  Demid^ten,  unb  ba8 
baran  ftd^  fnüpfenbe  ÜHifftonSmefen  beftanb  in 
nid^td  ^nberem  a\%  in  ber  Serftörung  ber  fatl^o- 
lifdl^en  ff ird^en,  in  ber  gemaltfamen  ?Jertreibung 
ber  fatl^olifd^en  ÜNiffionare  unb  in  ber  92öt]^igung 
ber  bereits  befel^rten  6intool|ner,  ben  proteftanti« 
fd^en  92amen  ansune^men;  fo  im  Saplanb,  auf 
Sei^lon,  ^Imboina  unb  ben  übrigen  ÜHoluffen, 
gormofa  u.  f.  m.  9ln  eine  SSefel^rung  unb  an 
eigentlid^e  Untermeifung  mürbe  nid^t  gebadet;  für 
biefeS  fd^mierige  SBer!  maren  aud^  i^re  $rebiger 
nid^t  fel^r  geeignet.  Ueberbieß  gaben  bie  erftim 
fiutl^eraner  unb  SalDiniften  Dor,  fie  l^ätten  in  i^rer 
9iä^e  nod^  genug  ©öl^biener  5U  befel^ren,  folc^e 
alf 0  nid^t  in  fremben  Srbtl^eilen  )u  fud^en.  6inige 
proteftantifd^e  9Riffton8gef^id^tf(^reiber  bel^aupten 
gmar,  Sutl^er  felbjt  l^abe  fd^on  iebe  ©elegenl^eit 
ergriffen,  um  jur  9lu8fenbung  Don  ^rebigem  tmter 
bie  9lid^td^riften  auf^uforbent;  allein  nirgenbS 
meist  er  auf  bie  ÜHiffion  unter  ben  Reiben  l^in. 
Ser  ®eban!e,  bie  Don  ben  ^pofteln  angefangene 
$rebigt  aud^  unter  ben  mirflid^en  Reiben  fortgu* 
fe^en,  lag  il^m  ganj  fem;  unter  Reiben  Derftanb 
er  ftetS  nur  bie  ßl^riften  feiner  Seit.  DaSfelbe 
mar  ber  fjall  bei  ßalDin.  5Rur  ginjelne  maren  eS, 
bie  anfangs  baS  9nifftonSmerf  gu  betreiben  fud^ 
ten ;  fo  mürbe  fd^on  1557  Don  ©enf  auS  ein  erfter 
SWiffionSDerfud^  in  95rafilien  gemad^t,  ber  aber 
mißlang.  Sagegen  gef d^a^  etmaS  1559  für  bie 
Sappen  in  ©(^meben.  S)ie  9JKffton  beS  fiübedfer 
^eter  ^e^ling  in  ^Ibefftnien  um  1635  l^atte  nur 
Dorübcrgel^enben  Srfolg,  mie  bieß  au^  bei  einjelnen 
SSerfud^en  Don  ßnglänbem  ber  fjall  mar.  Um 
1664  moHte  ein  auS  Defterreidft  Dertriebener  Sfrei» 
^err,  3.  g.  D.  SBclj,  eine  ^^SefuSgefeafd^aft"  pm 
Seften  ber  Reiben  grünben,  mürbe  aber  Don  feinen 


1607 


aniffion. 


1608 


9Kanufcri^)t  öon  bcm  nämlid^en  P.  ©ueSbon  erft 
nad^  jel^njäl^riger  Sirbeit  t)oIIenbet  föurbe;  bann  bie 
SDBörterbüd^er  unb  bie  ©rommattf  ber  ^oruba» 
fprad^e,  fotoic  boS  gro^c  fransöfifd^smabcgofftfd^e 
SBörterbud^,  toeld^eS  gleid^faUS  erft  l^erauSgegeben 
tDurbe.  3m  ©ebiet  ber  meteorologifd^en  Sßiffen« 
fd^aft  tourben  bie  9lamcn  bc§  P.  S)e8gobin8  unb 
ber  geleierten  3efuiten»®irectoren  ber Obfcrtmtorten 
in  @ifa«tt)ei  (K^ina),  SombaQ,  ©alcutta,  SDarjen« 
ling,  ©Qbne^  el^renöott  angefül^rt  unb  nähere  Se» 
rtd^te  über  bQ§  iDtd^tlge  meteorologtf(!^e  unb  aftro» 
nomifd^e  Dbferüatorium  gegeben,  tocId^eS  P.  Kajet 
in  Sonanariüa  eben  erbauen  lieg.  S)er  Sleferent 
erttJÖIint  enblid^  bie  fd^önen  93erid^te  über  bie  d^ine» 
fifd^e  ^Raturgejd^id^te,  iDcId^e  ber  Sajarift  P.  ^er» 
mann  ®at)ib  eingefenbet,  tl^eilt  einen  93rief  mit  öon 
P.  ßambue,  ber  ftd^  mit  ©eibenbou  befd^äf  tigt,  unb 
berid^tet  über  bie  Qforjd^ungSreif en  mel^rerer  SKif fio» 
nare(t)gl.3lnnalenl890,  66  t.).  SQBeld^e  Anregung 
erl&ielten  alfo  bie  geleierten  SO^itglieber  biefer  ®efett« 
f d^af  t  in  einer  einjigen  ©i^ung  burd^  bie  SKif fionare  l 
S)ie  ©prad^enfunbe  inSbefonbere  öerbanft  ben 
ÜKijfionoren  augerorbentlide  öici.  ®er  fatliolif^e 
5!Ri)  jionor  ftebt  f  reilid^  nid^t  im  ®  ienft  einer  toiff  en« 
fd^aftlideen  ©efeKjdeaft,  fonbem  betritt  in  toeit  er« 
l^abenerer  ©enbung  bie  9Kiffion§länber;  aber  oud^ 
in  ber  Pflege  ber  ©pradetoiffenfdeaft  foH  fid^  baS 
labora  beSfelben  betl^^tigen  unb  l^^^t  fid^  aud^  in 
glängenber  SBeife,  toie  in  ben  legten  Sa^r^unberten 
(ogl.  barüber  befonber§  3.  SDa^lmann  S.  J.,  ®ie 
©prad^funbe  unb  bie  SKifftonen.  6in  ^Beitrag  jur 
©l^nrafterifti!  ber  alten  fatieoIifdeenSWiffionStieötig- 
fat  [1500—1800],  greiburg  1891),  fo  aud^  nod^ 
in  biefem  301^1^1^""^^!^  betl^öttgt,  fo  bag  jid^  bie 
rSai^qtUi)üzn,  mld^t  fid^  mit  ber  ©ef^id^te  ber 
@pradett)iffenjdeaft  in  le^ter  Seit  befd^äftigten,  in 
ben  aUermeiften  Sfätten  öeranlagt  fal^^n,  an  erfter 
©teile  auf  bie  Slrbeiten  ber  fat^olild^en  3Kijfionare 
^injumeifen.  3a  bie  öergleideenbe  ©pradett)ifjen* 
fd^aft,  biefer  ©tolj  be§  19.  3aie^^wwbert§,  würbe 
gerabeju  burd^  einen  ^Kiffionar,  ben  fpanifd^en 
Sefuiten  §ert)a§,  begrünbet.  6r  fammelte  groben 
Don  300  ©prad^cn  unb  ©rammatifen  öon  40  ©pra» 
d6en  (ogl.  über  i^n  ffial^Iinann  a.  a.  0. 118  ff.). 
6benfo  »erfaßte  ber  ßarmelit  gra  SJaoüno  bi 
©an  SSartoIommeo  bie  erfte  ©an§frit*®rammatit 
meldte  1790  ju  SRom  erfd^ien.  SDegl^alb  fonnte 
Sraffeur  be  93ourbourg  in  ber  ©inleitung  ju  feiner 
Bibliotheque  Mexico-Guatein  (Paris  1871) 
mit  SRed^t  jagen :  „äBir  fönnen  bie  SBa^rneiemung 
mad^en,  bag  mit  menigen  tHuSnal^'"^^  ^i^  ©ram« 
matifen,  SOBörterbüd^er,  ^bie^^iblungen  über  ©|)ra= 
d^en  unb  ©itten  ber  Sölfer,  öon  toeld^en  töglid^ 
bie  aBiffeufd^aft  neue  ^luffd^Iüffe  gett)innt,  i^ren 
Urfprung  ber  geber  einiger  befd^eibenen  DrbenS« 
leute  öerbanfen."  ©elbft  aOBill^^lm  öon  ^umbolbt 
fprid^t  „öon  ber  je^t  fd^on Jaft  ju  einer  Sibliotl^cf 
angefdett)oIIenen  Sal^I  öon  ©rammatifen,  SSocabu» 
larien,  SBörterbüdeem,  toeld^e,  öorau§  ben  ja  feiten 
lange  irgenbmo  fell^aftcw  SReifenben,  5ERi)fionare, 
f rül^f r  faft  allein  fatieolifd^e,  baruntcr  nid^t  toenige 


3ef  uiten — aud^  ein  Serbienft  ber  ^ropaganba  —, 
neuerbing^  in  löblid^er  ^n^al^^  au^  proteftantljc^ 
SSerfaffer  l^oben"  (Ueber  bie  SSerfd^iebetiie^it  fe« 
meufd^l.  ©prad^e,  2. 9lup.  öon  ^ott,  SSerlin  1880, 
1, 136).  ®ie  proteftantifdeen  fu|en  übrigens,  ttie 
bie  aufrid^tigeren  unter  il^nen  felbft  gefielen,  öid« 
fade  owf  ben  SSorarbeiten  ber  fatl^olifc^en  9Kiflb» 
nare.  6§  ift  eben  nid^t  f 0  leidet,  eine  ©pra(^,  jur 
meiere  xothtx  eine  ©rammotit  nod^  ein  3Börter= 
bude  ober  ein  anbereS  Hilfsmittel  öorliegt,  ben 
3Kunbe  ber  SBilben  SQBort  für  SBort  abjulaufdecn, 
unb  ^toax  meift  eine  ©prad^e,  meldte  oft  gön^li^ 
ber  jutreffenben  SBörter  entbel^^^,  um  überfinnli^ 
^Begriffe,  öor  Slüem  bie  ber  Weligion,  auSjubrüden. 
Sine  fold^e  ©prad^e  ^u  fi^iren,  fann  erft  gef^e^n, 
wenn  nad^  eingel^^ben,  forgföltigen  ©tubien  ber 
genaue  unb  unjmeibeutige  ©inn  ber  einzelnen 
SBörter  unb  SSejeidenungen  mit  Qxä^txf^tit  feji« 
gefteHt  ift.  ®ic  SKiffionare  toaren  e§  nun,  tteldje 
bie  fdetöierigften  3biome  unb  ©prad^en  bemoltigten 
unb  binnen  toentgen  3aie^cn  in  allen  9JUffion§« 
gebieten  eine  reid^e  fiiteratur  entfalteten,  nid^t  hbi 
in  ^anbfderiften,  fonbem  aud^  im  ®rudte.  Sie 
fd^on  feit  1545  in^lmerifa  eigene  TOiffionSbrudt« 
reien,  bie  erften  in  biefem  SQSelttieeile,  entftanbcn, 
bann  in  3apan,  auf  ben  $^ilippinen  \l  f.  tt.  (ugL 
S)aieintann  a.  a.  O.  6),  fo  finben  tt)ir  aud^  f^ 
nod^/  abgefeie^n  öon  ber  großartigen  ^ropogcmba« 
©rudferei  in  SRom,  öielc  9Hif fionSbrurfercien.  SBir 
nennen  nur  bie  in  ©iam,  ©i!a«tt)ei,  ^ulo^^iiurag, 
SOßeft-Sodeindeina,  93erapolQ,  Soffnopatom,  boim 
bie  in  Sripoli  (fpanifde«arabifc^,  feit  1888),  S)a« 
far  in  ©enegambien  (aBolof«©erer»95ambara« 
fprad^e),  5Ratal,  ÜJiariannieitt  (Sjappiftcnbrade« 
rei),  ÜHabagaScar,  ©anfibar,  enblidebieinSJeinit 
(Untemeiewung  ber  3cfuiten)  unb  SKoful  (^oixi' 
glottenbrudferei  ber  ^Dominicaner).  Se^tere  lourbe 
öon  5IKfgr.  ^manton  junödeft  für  Unterru^ 
jtoedfe  gegrünbet,  brurfte  feit  1860  2efebiu|er, 
©rammatifen,  ©efdeidet§»,  ©eograpl^i^  unb  %* 
d^enbüd^er,  bann  aud^  JfatedeiSmen,  foaie  6r* 
bauung§a  unb  Seleie^ngSfderiften  in  arobij^ 
unb  {Qro»dealböifdeer  ©prad^e.  S)urde  biegfiei« 
gebigfeit  be§  SarbinalS  93onaparte  fonnte  fie  aaäi 
bie  erfte  öoUftönbige  l^eilige  ©d^rift  in  arabif^ei 
©prad^e  unb  1888  ba§  ^Ite  Seftament  ind^» 
böi|deer  ©prad^e  erfd^einen  laf{en;  5U  gleideerSci^ 
mürbe  ein  f^rifd^eS  93reöier  in  ^ngnff  genommen 
(ffatie«  aKiffionen,  Sreiburg  1888,  151).  dberrfo 
ging  au§  ber  3efuitenbruderei  5U  ®eirut  eine  aro« 
bifc^e  95ibel  mit  neuen  Settern  unb  eine  groje 
Saie^  fprad^lid^er  imb  litcrarif d^er  Hilfsmittel  i«« 
öor.  kleinere  3:1^^ ilc  ber  l^eiligen  ©d^rift  gab  ^ 
fefjor  SKitterru^ner  5U  Srijen  in  ben  HöupÖ^iß» 
leften  ber  93ari»®infafpra^e  nad^  ÜRanufcripte» 
öon  einzelnen  IRiffionaren  neben  einem  SBörler» 
huä)  unb  einer  ©rammatif  l^erauS  (ögl.  ^bmoki 
b.  S3.  b.  ®l.  1871,  109;  1878, 197  ff.).  SSenise 
Sabre  öorl^c^  mürbe  öon  S.  Sionbelli  ein  Evan- 
geliarium,  Epistolar.  et  Lectionar.  aztecam 
sive  mexicanum,  ex  codice  antiqno  mexican. 


1609 


SKijfion. 


1610 


nuper  reperto  cum  praefat.,  Interpret.,  ad- 
notat,  glossario  (Milano  1858)  l^erouSgegeben, 
baS  ber  berül^nite  f^franciSconer  Sem^iarbin  be 
©a^gun  (1529—1590,  aHijfionar  in  TOcjico) 
öerfa|t  f)at  P.  Scnouj,  üKijftonot  in  ©cnegam» 
Wen,  jd^reibt:  ^SBir  brudcn  gcgenmärtig  bic  93i- 
bal«93utut,  b.  i.  flcinc  Silbcrbibcl,  in  bcr  SBoIof« 
fpTod^e  »ieber  ab"  (Slnnolcn  bcr  SScrbr.  bcS  ®l. 
1878,  253).  pr  bie  9}iti.3nfeln  liefe  bcr  at)o« 
ftolif^c  93icar  Sibal  neueftcnS  neben  anbercn 
©d^riften  einen  Slbrife  bcr  goongelien  in  ber  San« 
beSfpra^c  bruden  (ftall^.  9Hiff.  1888,  178;  ^n- 
nolen  1888,  293).  hiermit  ftnb  nur  einige  Sei« 
fpiele  Qu8  bcr  ncueften  Seit  ongcfül^rt,  um  ju  sei« 
%tn,  tt)ie  bic  ^Kiffionorc  ic^t  no(i^  beforgt  finb, 
gleid^  SlnfongS  SSüd^er  in  bcr  Sonbe^fprod^e  für  bie 
üüeUectucne  unb  rcligiöfc  ^ebung  i^rc§  @cbicte3 
brudfen  ju  laffen,  unb  mic  fic  cd  aud^  nid^t  unter* 
laffen,  bie  l^ciligc  @d^rift  gau)  ober  t^ciltueifc  in 
ben  bctreffenben  SanbeSfprad^cn  ju  verbreiten.  Sie 
Q^en  nur  baS  93eifpiel  ber  alteren  ÜHiffionare 
nadj,  meldte  cS  nie  unterließen,  bcfonber§  bie  l^ci« 
lige  @d^rift  in  frcmbcn  ©prad^cn,  nantcntlid^  burd^ 
bie  ^ol^glottcnbrudferci  bcr  ^ropaganba,  brudfen 
5U  laffen,  be^n).  felber  )u  bruden.  Ol^nc  aUt  ein« 
gelnen  ^Bibeln  in  ben  Derfd^icbenen  @prad^en  auf« 
Sit}ö]^Ien,  glauben  mir  bieg  um  fo  mc^r  l^crDor« 
^cben  )u  f  oOen,  tt>cil  bie  proteftantif  d^n  93ibeIge{eU[« 
^ften  fid^  Diclfad^  rül^mcn,  al§  ob  jlc  überall  bic 
3intiatiDe  bicfefaUS  ergriffen  l^öttcn.  ünarfl^aO 
»eist  im  erften  SSanbc  feiner  „ßbnftl.  SWiffionen" 
gpkid^  Eingangs  an  ber  ^anb  Don  lauter  proteftan« 
tifd^n  Sluctorcn  nad^,  bafe  bie  Sorftcl^cr  bcr  99ibcl« 
gefdlft^aften  nid^t  nur  )um  betrübenben  @d^aben 
|wr  baS  S^rifientl^um  unreife  unb  nuj^Iofc  Ucber« 
fc|migcn  in  fiönbcm  Dcrt^cilten,  meldte  bie  93or« 
f  orge  bcr  ifird^e,  lange  bcöor  biefe  ®  cf  cHf  d^aftcn  in'8 
fieben  getreten,  mit  einer  treuen  Ueberfc^ung  aus« 
gefiattet  l^atte,  fonbem  bafe  fte  aud^  Diele  bcrfelbcn 
chifod^  übernommen  unb  bann  als  il^r  eigenes 
aSer!  in  Umlauf  gefegt  l^abcn.  @o  l^at  fd^on  1818 
bie  bntifd^«ou§lönbifd^e  «ibclgcfcnfd^aft  1500 
Ssemplore  beS  armenif(i|cn  ^Iten  2:eftament8  Don 
bni  ^Wed^itariflen  auf  bcr  Snfel  @.  Sajaro  bei 
Senebig  aufgefauft,  um  fte  unter  ben  Armeniern 
in  ber  Surf  ei  5U  Derbreiten,  unb  ju  glcid^em  3toedfe 
faufte  fte  bie  fatl^olifd^c  aml^orifd^c  Ueberfe^ung  für 
Sbefftnien.  9lu^  bic  arabifd^e  Ucberfc|ung,  föcld^e 
bicfe  ©efeUfd^aft  frül^cr  in  ©tjrien  Derbreitete,  »ar 
bie  1671  gu  9lom  gcbrudtc,  auSbrüdflid^  jum  ©c« 
iraud^  ber  arabifd^cn  Sl^riften  beftimmte  $ro))a« 
gattba*9uSgabc.  2)ie  fatl^olifd^e  tatarifd^c  Ucber« 
f^mg  ift  bcinal^e  500  Solare  Dor  bcr  proteftantifd^cn 
tindf^lid^t  morbcn,  unb  bie  d^ineftfd^c  mcl^r  als 
200  3a]^re  frül^er.  §att)arb  fanb  ein  ßjcmplar  in 
fbigaleftfd^  Sprad^e,  ,,baS  äBerf  irgenb  eines  rö> 
miM'fatl^olifd^n  !Dti{ftonarS,  toenigftenS  feinem 
Uxfpnmge  mä^''  (ebb.  92),  unb  baS  ©Icid^e  gilt 
Hon  ben  tamulifd^cn,  annamitijd^en,  malaüfc^en 
md)  Dielen  anbercn  (Dgl.  aud^S.  Bagster,  The 
Bible  of  every  Land,  Lond.  1860). 


n.  Sleufecrc  ÜJliffion  bei  ben  ^roteftan« 
ten.  Die  SOWffionSmirffamfeit  ber  ^rotcftanten 
unterfd^eibet  ftd^  Don  ber  fat^olifd^cn  l^auptjöd^lid^ 
in  imx  fünften.  (Sinmal  cntbcl^rt  fie  Dollftänbig 
ber  einl^eitlid^cn  Seitung,  inbem  iebe  Denomina« 
tion,  unabhängig  Don  allen  anbercn,  ja  Dielfad^ 
biefcn  entgegen,  bie  Verbreitung  gerabc  i^rer  Sc^re 
anftrebt.  Dann  fud^cn  alle,  muri  aud^  nid^t  ein« 
)ig,  f 0  bod^  in  erfter  Sinie  baS  Sl^riftcnt^um  burd^ 
^uStl^cilung  ber  ^eiligen  @d^rift  5U  Derbreiten, 
bal^cr  il^r  enger  ^njc^lug  an  bie  ^ibelgcfellfd^aften 
(f.  b.  ?lrt.  n,  647  f.).  UebrigcnS  tourben  bie  ^ro- 
teftantcn,  nad^  il^rcm  eigenen  ©cftänbniffc,  il^rcr 
SScrpflid^tung  jur  Sl^cilna^mc  am  SBcrfc  bcr  95e« 
fcl^rung  bcr  Reiben  fid^  nur  langfam  bemüht  unb 
l^abcn  im  ©anjen  auc^  n)cnig  Sr^eblid^eS  gclciftet, 
fo  fel^r  fie  ftd^  aud^  il^rcr  grfolge  rül^mcn.  6S 
liegt  fd^on  im  ©eifte  einer  SRcligionSgcjclljd^aft, 
meldte  ouS  bcr  $roteftation  gegen  bie  ffirdie  l^er« 
Dorgegangen  ift,  bog  aW  il^rc  2:l)ätig!eiten  Don 
bem  ©eifte  bicfcr  ^rotcftation  geleitet  merben. 
S)ic^  ift  namentlid^  bcr  f^all  bei  ben  Don  il^r  auS« 
gc^enben  ÜJiiffionen.  S)icienigen  proteftantifd^cn 
Staaten,  meldte  @eemad^t  befa|en,  xok  bic  Sng» 
länbcr  unb  ^oflönber,  gingen  anfangs  nur  barauf 
aus,  fat^olifd^c  Kolonien  ju  Demid^ten,  unb  baS 
baran  ftd^  fnüpfcnbe  ÜJliffionStocfen  beftanb  in 
nid^tS  5lnbercm  als  in  ber  S^ifftöning  ber  fatl^o« 
lifd^cn  Äird^en,  in  bcr  gctoaltfamen  Vertreibung 
bcr  fatl^olifd^cn  ÜJiiffionarc  unb  in  ber  9Jötl^igung 
ber  bereits  befc^rten  gintoo^ncr,  ben  protcftanti« 
fd^cn  9^amcn  anguncl^mcn;  fo  im  Saplanb,  auf 
Sei^lon,  ^mboina  unb  ben  übrigen  9nolu!fen, 
gormofa  u.  f.  to.  9ln  eine  93efe^rung  unb  an 
eigentlid^e  Untern)eifung  tourbe  nid^t  gebadet;  für 
biefeS  fd^micrige  SBcr!  föaren  aud^  il^re  $rcbiger 
nid^t  fe^r  geeignet.  Ucbcrbicg  gaben  bie  erften 
Sut^crancrunbßalDiniftcnDor,  fie  l^ätten  in  i^rer 
3lä\)t  nod^  genug  ©öfccnbicncr  5U  bcfcl^ren,  foldjc 
alfo  nid^t  in  fremben  ferbtl^eilcn  ju  fud^cn.  6inige 
proteftantifd^c  WifftonSgefc^id^tf^reiber  bel^auptcn 
gtoar,  Sutl^cr  fclbft  l^abc  fd^on  jebc  ©elcgcnl^eit 
ergriffen,  um  jur  3luSfcnbung  Don  ^rebigem  unter 
bie  9Jid^td^riftcn  aufsuforbem;  allein  nirgenbS 
meist  er  auf  bic  ÜKiffion  unter  ben  Reiben  l^in. 
SDcr  ©ebanfe,  bie  Don  ben  ^Ipoftcln  angefangene 
$rcbigt  aud^  unter  ben  ttirflid^en  Reiben  fortju« 
fe^en,  lag  il^m  ganj  fem;  unter  Reiben  Derftanb 
er  ftetS  nur  bie  ß^riften  feiner  S^i^-  DaSfclbe 
»ar  ber  gaU  bei  ßalDin.  9Jur  ginjelne  toaren  eS, 
bie  SlnfangS  baS  SWiffionStoerf  ju  betreiben  fud^« 
ten;  fo  tourbe  fd^on  1557  Don ©enf  auS  ein  erfter 
ÜKiffionSDerfud^  in  Srafilien  gemad^t,  ber  aber 
mißlang.  Dagegen  gefd^al^  etmaS  1559  für  bie 
Sappen  in  ©^toeben.  Die  9Hijfion  beS  fiübetfer 
^eter  ^e^ling  in  ^Ibcffmien  um  1635  l^otte  nur 
Dorübergcl^enben  6rf  olg,  loie  biefe  üudj  bei  einzelnen 
SSerfud^en  Don  ßnglänbcm  ber  Sfall  loor.  Um 
1664  moHte  ein  auS  Dcfterreid^  Dertriebener  3rei= 
l^err,  3.  (J.  d.  SBcIj,  eine  ,,3efuSgefeflfd^aft"  pm 
SBeften  bcr  Reiben  grünbcn,  tt)urbc  aber  Don  feinen 


1611 


aiiffion. 


1612 


®lauben§96nof{en  oerlad^t,  tDa§  bie  Stellung  ber 
gefammten  bamdigen  lutl^erifd^en  SHx^t  5U  ben 
ÜJiifponen  d^aroftedfirt.  6r  jclbft  begab  fid^  al§ 
ÜJliffionar  mä)  Surinam,  ftarb  aber  balb.  Sluti^ 
ber  ^l^ilojop]^  Seibni^,  glcic^  bem  greil^emi  öon 
SBelj  burd^  bie  ©rfolge  ber  3efuiten  aufmerffam 
gemad^t  arbeitete  ein  ^roject  jur  ßlirifttaniftrung 
ßl^ina'S  au§,  ba§  aber  nie  jur  5lu§fü]^rung  tarn. 
^[bgefel^en  öon  benboflänbifd^en  ©eefal^rem,  toeld^e 
auf  ben  oftafiatifd^en  3nfeln,  ber  ©übfüfte  3n« 
bienS  unb  t^eilmeife  aud^  in  Sraftlien  il^re  ©taatS» 
ürd^e  befannt  ju  mad^en  fud^ten,  toaren  bie  95riten 
bie  erften,  toel^e  in  i^ren  amerifanifd^en  Solonien 
baS  aDüffionSmerf  organifirten.  ®a  nämlid^  bie 
Puritaner  unb  Duäfer  fid^  ber  umtt)o]^nenben 
SRotI|]^äute  eifrig  annal^men,  tt)urbe  ba§  SKutter» 
lanb  jur  SfJad^eiferung  aufgeforbert;  e§  tooHte  na« 
mentlid^  aud^  im  Sntereffe  feiner  §errfd^aft  über 
bief  e  Kolonien  bie  gingeborenen  ju  K|riften  mad^en. 
C)ier  prebigte  feit  1646  Sol^n  gliot  (f.  b.  «rt.  IV, 
378  ff.),  unb  1647  bilbete  fid^  eine  burd^  ^arla« 
mentSacte  beftötigte  anglicanifd^e  ©efeUfd^aft  jur 
Ausbreitung  be§  eiiriftentl^umS,  au§  berfid^  1701 
eine  anbere  „jur  9lu§breitung  be§  göangeliumS" 
enttt)idelte.  SWcl^r  afö  bie  Slngttcaner  toirften  au§ 
innerem  ©ränge  bie  ^erml^uter  unb  5!Ret]^obiften, 
bie  aber  ben  rollen  SBilben  nid^t  gel^örig  entgegen« 
jufommen  öerftanben.  ffönig  griebrid^  IV.  (1699 
big  1730)  Don  ©önemarf  fuc^te  anäi  in  feinen 
Kolonien  baS  Söangelium  ju  öerbreiten  unb  ftif» 
tcte  1704  namentli^  für  ©tabt  unb  (Sebiet  öon 
2:ranquebar,  föeld^eS  bie  bänifd^«oftinbifd^e  §an« 
belScompagnie  fd^on  1620  an  fid^  gebraut,  eine 
5!Jliffton.  S)a  er  in  feinem  Sanbc  feine  aWiffio« 
nare  bafür  fanb,  toanbte  er  fid^  an  %  ^  grandfe 
in  ^aUe,  ber  il^m  bie  jtoei  Sl^eologen  Bartl^olo« 
mäu§  3ic9^wbalg  unb  §einrid^  ^lütfd^au  fanbte. 
Sfranfe  l^atte  nämlid^  ein  pietiftifd^eS  SWiffionS» 
inftitut  gegrünbet.  3i^9^t^<^^9  ^^^  $Iütfd^au 
famen  1706nad^2:ranquebarunb  tauften  bafelbft 
35  Reiben,  griebrid^  IV.  errid^tete  1711  eine 
weitere,  nad^l^er  (1736)  öon  Kl^riftian  VI.  öer« 
meierte  Stiftung  für  biefe  ÜJliffion.  3n  Sfoptn* 
Iiagen  tourbe  1714  ein  förmli^eS  5Kiffion§coKe« 
gium  gegrünbet,  unb  bi§  1778  foU  bie  3^^^  ber 
@Jetauften  im  ©ebiet  öon  Sranquebar  auf  15743 
geftiegen  fein.  3lu§  tiefer  SKiffion  gingen  öier 
anbere  l^eröor:  (Jubbalore,  Kaicutta,  üjJabraS  unb 
3:rid^inopoI^.  9lud^  auf  ben  bänif d^en  3nfeln  SBeft« 
inbienS,  St.  %^oma^,  Ste.  ßroij,  St.  3ean,  pre« 
bigten  bänifd^e  9Jlifftonare  ben  SJegerfflaöen.  gür 
bie  meift  nod^  beibnifd^en  Sapplönber  tt)urbe  eine 
9Hiffion§fd^ulc  in  S)ront]^eim  angelegt.  3n  bem 
5u  Sd^toeben  geprigen  3:i^eile  fiapplanbs  öer» 
fud^te  ber  fd^webifd^e  ffönig  Qfriebrid^  I.  ba§  §ei» 
bent^um  auSjurotten ;  er  befal^I,  afle  Sapplänber 
fottten  bei  fferferftrafe  fid^  über  ftird^enbefud^  unb 
ßmpfang  be§  Abenbrnal^IS  auStoeifen.  ©rönlanb 
warb  1721  mieber  aufgefud^t,  unb  e§  xoaxh  eine 
5ERiffion  bort  errid^tet.  Pfarrer  §an§  ßgebe  auS 
9Jortt)egen  xoixtit  bort  unter  Sciftanb  ber  bänifd^en 


Eoloniften  unb  il^rer  SRegierung.  ffionemor!  bot 
aud^  bie  erfte  §anb  jur  5IKiffion  ber  Srüber« 
gemeinbe,  tt)eld^e  1732  nad^  SBefUnbienunb  1733 
nad^  ©rönlanb  u.  f.  to.  ÜJiiffionare  ouSfanbtc.  An- 
geregt öon  biefen,  begannen  aud^  bie  SHet^obiftcn 
in  Slmerifa  unter  ben  Reiben  5U  toirfen.  S)amal§ 
grünbete  $rofeffor  Kaflenberg  in  ^alle  ein  3n^« 
tut  5ur  Sefel^rung  ber  3uben  unb  iKol^ammebo« 
ner  (1728),  baS  aber  nur  geringe  Qfrüd^te  trug. 
6ine  größere  Sebeutung  erl^telt  baS  protcilan« 
tifd^e  2Ki)fion§tt)efen  erft  feit  ber  fran^öfifd^cn  Se« 
oolution.  Um  biefe  3rit  toar  ber  ®eift  jener  ro^en 
unb  öerf plgung§jüd^tigen  ^olemif,  toeld^e  bi§  ba« 
l^in  ben  ^roteftanti§mu§  befeelt  "i^attt,  gebrod^en. 
93efonber§  gnglanb,  toel^eS  öon  biefer  Seit  on 
al§  Seemad^t  5U  einem  entfd^iebenen  UebergemiiJ^t 
gelangte,  trat  sugleid^  in  ein  gan^  neue§  Stabium 
feiner  innem  religiöfen  6nttt)idflung  unb  ttolltt, 
nad^bem  e§  öugerlid^  )u  einer  meltgefd^id^tlid^ 
®rö6c  geworben  »ar,  aud^  feinen  ©lauben  au§« 
breiten  unb  fo  bie  Sd^mad^  be§  Sectenglaubtn§ 
öon  fid^  abwenben.  So  entmidfelte  ftd^  öon  biejer 
3eit  an  ein  eigentlid^S  freies  ÜHiffion§mefen  in^r 
unb  mel^r  in  ben  öerfd^iebenen  protcftantifd^ 
Säubern,  inbem  biepbiJQnf^ropifd^enSeftrebungtn 
unb  bie  bamaligen  gfreil^eitSibeen  aud^  im  Reiben 
ben  SSruber  erfannten  unb  ben  bisher  öon  ß|n^ 
betriebenen  Sflaöenl^anbel  befämpften.  ?lber  erft 
im  19. 3al&r^unbcri  regte  fid^  unter  ben  ^rotejion« 
ten  ber  Sinn  für  93efe|rung  ber  Ungläubigen  in 
größerem  9na|e.  S§  waren  jebod^  junäd^ft  ni^t 
bie  Regierungen  (bie  englifd^e  leiftete  fogar  bem 
©ö^enbienft  in  Oftinbien  SSorfd^ub),  f onbem  $ri« 
öatgefeKfd^aften,  Weld^e  fn^  ber  ^eibenbcfc^nmg 
annal^men.  So  bilbeten  bie  SSoptiften  eine  9Hif« 
fionSgefenfd^aft  für  Bengalen  (1792);  bie  6üb« 
fee«3nfeln  nabm  bie  1795  gegrünbete  Sonboner 
aRifponSgefeUf ^aft  in  Angriff.  95eibc  überflügelte 
balb  bie  1799  pnäd^ft  für  Seftafrifa  gegrüi&ett 
bifd^öflid^«fird^lid^e  TOiffionSgefettfd^aft  unb  ebenfo 
bie  1814  organifxrte  S5Bc§Iet|anifd^e  TOiffion^gefdl« 
fd^aft.  ®ie  3^^^  i^i^f«  ©efettfd^aften  öermeirte 
fid^  öon  ba  an  rafd^,  ba  jebe  Denomination  ju 
il^ren  bi^l^erigen  Aufgaben  aud^  bie  ^eibenmiffimi 
l^injufügte.  So  entftanb  1817  bie  ber  ©enerol^ 
Saptiften,  1829  bie  ber  fd^ottif d^en,  1840  bie  ber 
irifc^en  unb  1845  bie  ber  englifd^en  ^reSbpteria« 
ner.  5Reben  biefen  allgemeinen  ©efeüf^often  imn> 
ben  nod^  befonbere  gegrünbet,  wie  bie  ber  Ängli« 
caner  für  bie  fübamerifanifd^enüKifponen  (1844), 
bie  ber  englifdfeen  Uniöerfttäten  für  bie  central» 
afrifanifd^en  ^Kiffionen  (1859),  bie  Glüna  Inland 
Mission  (1865).  S)amit  öerbunbene  tJfrouenöereim 
fe^en  fid^  ben  Unterrid^t  inbifd^er,  f^rifd^ier,  ög^ 
tifd^er  u»  f.  w.  TOäbd^en  5um  3^1;  «tue  mebici» 
nifd^e  9)Uffion  bilbet  Slerjte  für  ben  3Kifpon§bierifL 
^ud^  nimmt  man  fid^  in  ©nglanb  öielfad^berSu» 
ben  an.  —  SSiel  geringer  al§  im  britifd^  Sei(Je 
ift  bie  3:]^eiluabme,  wel^e  bie  ^roteftanten  be§  5«P« 
Ianbe§  ber  9)liffion§fad^e  entgegengebrad^t  l^ben. 
9lbgefe]^en  öon  ber  SDhffion  ber  ®rübcrgemei«be 


1613 


antffion. 


1614 


ind)  bet  im  92iebergan9  begriffenen  ^aüe'fd^en 
amffton,  entftanb  erft  1797  bie  nieberlonbifd^e 
KifRonSöefeKfd^aft  unb  1800  bie  aKifponSfci^uIe 
bed  995]^men  3äni!e  in  Berlin,  rotlä^t  leitete  bie 
33erliner  SWiffionSgefettf^aft  öorbereitete ;  bann 
1815  in  gSafel  bie  erfte  anif fionSgcfeUfd^aft,  toeld^e 
baS  9Riffton§tDefen  in  SDeutfd^Ianb  emporbrad^te. 
SBoO)  traten  il^r  eine  ^arifer  (1823),  eine  »er- 
liuer  (1824),  eine  rl^einifd^e  (1828),  eine  norb» 
beutf4eaRifrton3gefeaf(i^aft(1836)  aur  @ette.  Ser 
^rebiger  S.  ^ann§  niad^te  bann  1849  fein  ^er* 
manndburg  ^um  !D2itteIpunft  einer  neuen,  Solo« 
nifotion  mit  ^iffion  Derbinbenben  3:]^atigfeit.  ^ud^ 
lu  ®redflum  in  ©d^leStoig  (1876)  unb  in  9leu« 
fird^n  bei  TOörS  (1882)  »urben  5!Kiffion§gcfen. 
f duften  gegrünbet.  ©elbft  bie  greibenf enben  grün« 
beten  1884  einen  Mgemeinen  eöangeIifd^»l)ro« 
tefiantifd^en  ÜRiffionSDerein.  SDaju  fommen  nod^ 
gfrauenDereine  fürSbin<</  Sttbien,  ^alöftina,  S&ia* 
comf|en»3lnftatten  für  baS  9Rorgenlanb  u.  f.  tt). 
Sie  beutf d^en  9Rifftondt)ereine  t)erfammeln  fidQ  feit 
1846  in  periobifd^en  ®enera(t)erfammlungen  an 
M:fd^ebenen  Orten.  9leben  S)eutfd^Ianb  ift  fy>U 
lanb  fe^r  t^ötig  geworben  in  ^Betreibung  beS  9Slif> 
ftonStoerfeS.  ®ie  gro^e,  1797  gegrünbete  ©efeH« 
f<^ft  fyit  aber  bie  proteftantif^en  ffreife  auf  bie 
Siauer  nid^t  feft^ul^alten  Dermod^t;  fte  serfplitterte 
ftd^  nod^  ben  berfd^iebenen  größeren  Senominatio« 
nen  in  jel^n  »eitere  SJereine,  loeld^e  in  ber  Snfel« 
toelt  Oftaftend  t^atig  ftnb.  9(ud^  bie  fcanbinabi« 
fd^  Keic^e  blieben  nid^t  ^urüd.  SDönemar!  l^at 
feit  1821  eine  aWiffionSgefeßfd^ft  für  ©rönlanb 
nnb  für  ba%  XamilDoI!  in  ^nbien,  ©darneben  feit 
1856  eine  SSaterlanb^ftiftung,  ber  fid^  1874  ein 
herein  ber  @taat§fird^e  unb  1878  ein  SnifftonS» 
bimb  ^ugefeOte.  Sine  nonregifd^e  9Riffion§gefeU« 
fd^  arbeitet  feit  1842  unter  ben  3ulu  unbSna» 
bqgaffen  unb  eine  finnlönbifd^e  SJhffton  feit  1859 
unter  ben  ODambo.  9(ud6  bie  ruffifd^en  Sutl^eraner 
begannen  eine  eigene  9Riffton.  ^ie  Hugenotten 
gfranfreid^  grünbeten  1823  bie  $arifer  aKiffton, 
toeld^  unter  ben  SSafuto  unb  auf  Sal^iti  mirft. 
«tt  fie  fd^Io^  ftd^  1882  ein  9Jlifftonar  ber  italie- 
irifd^n  äBalbenfer  an.  Snblid^  l^aben  bie  ^ttu 
fixid^  ber  malfd^en  @d^mei)  1881  ftd^  gu  einer 
Mission  Romande  Dereinigt,  bie  au8  einer  1874 
im  SSaabtIanbe  entftanbenen  9Riffton  ftd^  gebilbet 
imb  in  IranSöaal  i^re  S33ir!famfeit  entfaltet.  — 
9m  rül^rigflen  ftnb  in  Setreff  ber  auswärtigen 
SRiffton  bie  Jlorbamerifaner.  SDer  großen  2on» 
boner  SefeSfd^aft  entf))rid6t  l^ier  ber  Don  ben  6on» 
gregationalifien  unb  ^reSb^terianem  1810  ge> 
grimbete  American  Board ;  1877  trennten  fid^ 
bie  ^reSb^terianer  baDon  unb  bilbeten  eine  bef on» 
ba:e  (BefeUfd^aft.  9(ud^  bie  Derfd^iebenen  anberen 
S)enominationen  grünbeten  gleid^faüS  befonbere 
SRifftondgefeafd^aften;  fo  1814bie$apHfien,  1819 
bie  aRet^obiften,  1821  bie  gpifcopalen,  1837  bie 
Bu£^eraner,  1857  bie  §onänbifd^»SReformirten 
IL  f. ».  3nfotge  ber  ©flaöenfragc  fpaltcten  ftd^  bann 
sDe  biefe  @efeOfd^aften  in  füblid^e  unb  nörblid^e. 


SDie  ÜKifponStl^ättgfeit  aller  biefer  ©efettfd^aften 
ift  boppelter  «rt.  (Sinerfeitä  fd^Iiefet  fle  fid^  bem 
®ange  ber  europäifd^en  ßintoanberung  an.  hier- 
bei !ann  Don  einer  eigentUd^en  9niffton  !aum  bie 
SRebe  fein;  c8  ift  mc^r  nur  eine  3lnftebelung  üon 
Denominationen  unb  bereu  ^rebigem  unter  bereite 
d^riftlid^er  SBeööHerung.  SBBo  ber  ^rotefiantiSmuS 
auger  Qnxopa  ^u  ^ebeutung  gelangt  ifi,  gefd^al^ 
bieg  f ap  immer  infolge  europäif d^er  ßintoanberung, 
moburd^  Sugleid^  bie  religiöf  e  ©ecte  unb  il^r  Partei« 
ftreben  mit  in  bie  ßoloniallänber  öerpflangt  tourbe. 
6ine  ]^öd^fl  auffallenbe  Cfrf^^einung  ift  e§  übrigens, 
bag  überall,  mo  fold^e  proteftantifd^e  Solonial* 
beöölferungen  fid^  nieberliegen,  bie  Urcintool^ner  in 
fd^onungSlofer  SBeife  ausgerottet  morben  fmb :  in 
?lmeri!a,  in  3(uftralien  unb  auf  ben  ©übf  ee«3nf  ein. 
3(IIe§,  toaS  in  biefer  ^inftd^t  ben  fpanifd^en  9ln« 
fieblem  in  Slmerifa  öorgetoorfen  toirb,  ift  gering- 
fügig gegen  baS,  maS  bie  proteftantifd^en  Slnfiebler, 
namentlich  bie  C^nglönber,  gegen  bie  Ureinn)o^ner 
ftc^  SU  @d^ulben  fommen  liegen.  Ueberbieg  nal^- 
men  unter  ben  @))aniem  l^elbenmüt^ige  unb  o))f er« 
toittige  Sifd^öfe  unb  $riefter  bie  dingeborenen 
ftetS  in  @d^u^  gegen  bie  ©elüfie  ber  Sinftebler  unb 
miefen  bie  Beamten  unb  ©tattl^alter  als  Patrone 
ber  UnterbrüdPten  auf  il^re  $flid^t  l^in,  möl^renb 
bie  ))roteftantifd^en  ^rebiger,  tl^eilS  »eil  il^nen 
SÖlutl^  unb  ©eeleneifer,  tl^eilS  weil  il^nen  ben  93e» 
amten  gegenüber  ^nfel^en  unb  ^d^tung  fehlten, 
nid^tS  für  bie  Eingeborenen  auSguri^ten  Dermod^« 
ten.  @o  fam  eS,  bag  im  fatl^olifc^en  ^merifa  tool^I 
40  aRiHionen  gingeborene  gerettet  unb  faft  aUe 
5um  Sil^riftentbum  befebrt  ftnb,  wöl^renb  in  bem 
proteflantifd^en  Sl^eü  öon  Slmerifa  3  SWillionen 
Ureintool^ner  bis  auf  bürftige  SRefte  üemid^tet  finb. 
3n  benjenigen  Kolonien  aber,  too  bereits  georbnete 
©taatSeinrid^tungen  öorgefunbcn  mürben,  toie  in 
9liebercanaba  unb  Dftinbien,  bejianb  bie  l)rotefian« 
tifd^e  iDliffionStl^ätigf eit  junöd^ft  barin,  für  bie  5er- 
ftreut  fid^  nieberlaffenben  ©efd^öftsleute,  SSeamten 
unb  ÜJUIitörS  JKrd^en  unb  @d^ulen  5U  grünben 
unb  $rebiger  ansufteUen,  toaS  überall  Don  Seiten 
ber  Regierung  gef  d^el^en  ift.  So  entftanb  baS  erfte 
anglicanifd^e  SiSt^um  in  (Saicutta,  bem  fpäter 
no^  öicie  SSiStl^ümcr  in  Oftinbien,  Sluftralien, 
^merifa  unb  ^frifa  nad^folgten.  ^on  ba  auS 
mürben  bann  aümölig  aud^  unter  ben  unterjod^ten 
SSöIferfd^aften  SDWfftonen  begrünbet.  @o  mürbe 
befonberS  Oftinbien  ber  Summelplafe,  auf  bem 
bie  aJMffionSbcftrebungen  ber  Dcrfd^icbenartigfien 
proteftantifd^en  ^Denominationen  ftd^  burd^freujten 
unb  ^eute  nod^  burd^freujcn.  SDamit  fommen  loir 
ju  ber  sioeiten  9lrt  ber  proteftantifd^en  5KifftonS» 
tl^ötigfeit,  nämlid^  ber  felbftänbigen,  auger  bem 
Sereid^e  ber  Kolonien.  6S  mag  mol^I  ni^t  leidet 
ein  fatl^olifd^eS  Sanb  geben,  in  toeld^cm  ber  $ro» 
teftantiSmuS  nid^t  fein  9)lifftonStoefen  ober  öiel= 
mel&r  feine  ^rofel^tenmad^erei  treibt.  SBefonberS 
marb  feit  1848  bie  „goangcUfation"  3taIienS  an- 
gcftrebt,  ebenfo  Don  ©ibraltar  auS  bie  ©panienS 
unb  Portugals.  DaSfclbe  gilt  üon  ben  fiänbem 


1615 


X 


ÜRiffiott. 


1616 


ber  fd^iSmotifd^en  ©ricd^en  unb  oricntalifd^en 
©ccten,  ia  bi§  ju  ben  3ubcn  ))xnah,  für  bercn  93c« 
fel^rung  ha%  QngUcQmf(i^«))reu|ifd^e  ^töt^um  in 
Scrujalcm  gegrünbet  tourbc.  ®icfc§  mit  120000 
©ulben  au^geftottete  93i§t^um  fül^rte  übrigen^  5U 
@treitigfeiten  ^mifd^en  ^ngliconem  unb  beutfd^en 
$rote{lanten  unb  gewann  aber  bie  gfamilie  be§ 
Sifd^ofgl^inauS  feinerlei  größere  %(u§be|nung.  Slud^ 
bie  eigentlidien  auSttärtigen  ÜJ^ifftonen  l^atten  nir* 
gcnb§  größere  SRefuftote,  xoxt  auä)  bie  SSerbreitung 
jal^Uof  er  SBibeln  nirgcnbS  eine  nennenStoertl^e  SBir« 
hing  ^erüorgebrod^t  l^at.  3^^^  tuaren  in  S^ino 
jc^r  tüd^tige  SKiffionare  tl^ätig,  toie  ÜHorrifon 
(feit  1807),  ©ü^laff  (feit  1826).  aber  öiele  toarcn 
mel^r  @ele^rte  ofö  ^oftel  2(n  ^früa  mad^te 
Siüingftone  Diele  Sntbedfungen  gur  Sereid^erung 
ber  Srbfunbe,  allein  ber  ÜHiffionar  trat  öor  bem 
Sforfd^er  föeit  jurüdf.  ^oä)  n)aren  bie  SRetl^obiften 
unb  ^a))tiften  in  bem  Sa))Ianb  unb  auf  üJlaba- 
ga§car  in  il^ren  SSefel^rungSDerfud^en  glüdCIid^. 
@eitbem  bie  SBetretung  ber  ffüften  Don  Sl^ina  unb 
^Qpan  nid^t  mel^r  mit  SebenSgcfal^r  öerfnüpf t  ift, 
l^aben  ftd^  anä)  |ier  ^al^Ireid^e  proteftantifd^e  SRif- 
ftonare  gegeigt  unb  l^aben  namentlid^  Diele  SBibeln 
in  ba§  innere  begSanbeS  gefanbt;  aber  au^  l^ier 
ift  faum  ein  ßrfolg  ftd^tbar.  9m  meiften  drfolg 
fd^ienen  fte  in  ber  @übfee  errungen  )u  l^aben,  auf 
Sal^iti,  ben  ®efettfd^aft§»,  greunbfd^aftS»  unb  an- 
bereu  3nfeln,  too  fid^  ber  proteftanttfd^en  ÜHiffwn 
ein  toeiteS  gelb  eröffnet  l^atte.  Sflicin  fte  toiriften 
l^ier  nur  jum  SSerberben  unb  tl^eiltoeife  jum  Unter« 
gang  ber  eingelnen  SSöIferfd^aften.  SBie  S.  ÜRid^e* 
m  in  feiner  Sd^rift  „SDie  SSölfer  ber  ©übfee" 
(2Rünfter  1847)  nad^toieS,  l^aben  bie  meiften  eng« 
lifdl^en  unb  amerifanifd^en  9nifftonare  überall  in 
bie  inneren  Slngelegenl^eiten  ber  fleincn,  burd^ 
^arteifömpfe  entgleiten  Staaten  ftd^  eingemifd^t, 
bcnjenigen  gfirften  unterftüjt,  toeld^er  il^nen  am 
mö^tigften  )u  fein  fd^ien,  unb  bann  bur^  ben  an 
i^re  Partei  gcfeffelten  ©ieger  eine  9lrt  ©l^riflcn« 
tl^um  eingeführt,  baS  bur(|  bie  ftrengften  Straf« 
gefe^e  burd^gefü^rt  unb  aufredet  erhalten  tDerben 
foüte.  Ueberbie^  toax  bie  Sel^anblung  bief er  Sßilben 
eine  fo  grunbüerf eierte,  ba^fienid^tnur  moralifd^, 
fonbem  aud^  P^^ftfd^  barüber  )u  ©runbe  gingen, 
unb  nur  bie  !at|oiifd^e  ffird^e  fam  nod^  gur  re(|ten 
Seit  5U  §Ufe,  e|e  ber  ganje  Stamm  ber  Oceanier 
auSgeftorben  mar.  S)a§,  waS  bie  proteftantifd^e 
ÜKijfion,  toie  in  Smerifa,  fo  aud^  in  ber  ©übfee 
angerid^tet,  brid^t  über  ben  93eruf  be§  ^roteftan« 
ti§mu8  für  baS  9Riffion8tt)efen  ben  Stab.  ®ie 
öerl^eirateten,  mit  Sorge  für  SBBeib  unb  iKnb  be« 
lafteten  SKiffionare,  oft  nur  auf  ©etoinn  bebad^t, 
ermeifen  im  ©angen  ftd^  fel^r  föenig  tüd^tig,  unb 
bie  ungcl^euer  großen  für  fie  uerauSgabten  Sum» 
men  ftel^en  in  feinem  SSerl^ältniffe  gu  il^ren  Sei« 
ftungen.  2Rit  toeit  geringeren  5DtttteIn  l^aben  bie 
SKijfionen  ber  fatl^olifd^en  ftird^e  weit  ®rö^ere§ 
unb  93Ieibenbere§  ju  Staube  gebrad^t,  unb  jal^I« 
reidftc  proteftantijd^c  Stimmen,  bie  TOarfl^all  (S)ie 
d^riftl.  SRifponen,  beutfd^  SKoina  1861 ;  ogl.  aud^ 


31.  SSBifeman,  Unfrud^tbarfeit  ber  Don  ben  $to> 
teftanten  unternommenen  üJlif  ftonen,  beutfd^  Sug^ 
bürg  1835)  gefammelt,  geftetien  bie  Srfol^figteit 
ber  proteftantifd^en  3Kifftonen  unbefangen  pL  SKe 
oft  nur  burd^  ©efd^enfe  gewonnenen  92eop^Qtener* 
toeifen  fid^  eben  feiten  ftanbl^ft.  —  SMe^  mu|te 
DorauSgefd^idt  werben,  el^e  ber  Staub  ber  gegen« 
wörtig  tätigen  proteftantifd^en  9Riffimt§ge^> 
fd^aften  bargefteUt  werben  fann;  le^tereS  gef^it^t 
int  ^olgenben  l^auptfad^Iid^  auf  @)runb  beS  9Betie§ 
„Die  coangel.  aJKffion  Don  §.  ©unbert"  (gdiD 
unb  Stuttgart  1886). 

$ritif^e®efenfd^aften,unbg)oara.jol(^, 
bie  mit  ber  gpifcopalürd^e  aufantmenl^öngen:  1.  So- 
ciety for  tlie  Propagation  of  the  Gospel  in 
foreign  parts,  ^u3breitung§gef eEfd^ft ,  1701 
gegriinbet,  unterl^ielt  544  SDRifftonarc  in  9ioib« 
amerUa,  SBeftinbien,  ©u^ana,  Süb«  unb  SBeP* 
afrifa,  auftralien,  Sßeufeelanb,  DfUnbien  unb  fe?« 
Ion  unb  l^at  9niffton§bifd^5fe  in  93omeo,  (E^ina, 
^Qpan,  ZinneDeli,  ^awaüunbüRabagaScar;  (Em* 
nahmen:  1791  nur  52160  aWorf,  1821  f^ 
257160  m.  unb  1884:  2200795  ÜR.;  Orgon: 
The  Mission  Field  unb  Quarterly  Papen. 

2.  Universities'  Mission,  erft  1858  infolge  tm 
Ü3orträgen  Dr.  SiDingftone^S  an  ben  englif^n 
UniDerfitöten  gegrünbet;  22  orbittirteunb  14Saien« 
SÖliffionare  in  Dftafrifa  unb  Sanfibar;  giraio^ 
men:  280731 3R.;  ÜRonaigblatt:  Central  Africa. 

3.  SKelanepfd^e  aJKffton,  1849  burd^  SSifd^of  Sel- 
WQu  auf  Sßeufeelanb  gegrünbet,  auf  Dielen  Snfeln 
tl^ätig;  einnähme:  171 057  SK.  4.  Oxford  Mis- 
sion, eine  fatl^olifirenbe  ^btl^eilung  ber  unter  1. 
genannten  9u§breitung§gefeIIfd^ft,  1881  entfton« 
ben,  mit  aRifftonS^auS  ber  „Srubcrfd^ft  beS 
1^1  $aulu8"  in  ßalcutta;  brei  aWifftonare  Der» 
banben  fid^  1882  )u  einer  Oxford  Brotherhood 
of  iJieEpiphany  unb  Derpflid^teten  ftd(|  jur  (S^ 
lofigfeit.  ^ud^  bie  Cowley  Fathers  finb  eine 
ritualiftifd^e  Sfbtl^eilung  ber  ^uSbreitungSgefefl- 
f d^aft.  5.  ^er  Mackenzie  Memorial  Fund  uider> 
flü^t  bie  au§breitung§gefellfd^aft  mit  70000  WS 
80  000  SK.  jä^rlid^  burd^  Sammlungen  mittelp 
be§  Organs  Net ;  anbere  Sereine  f orgen  für  Älei» 
bung,  ffird^enparamente  u.  f.  w.  9UIe  biefe  unter 
2. — 5.  genannten  SInftalten  fiel^en  mit  ber  ?üi8- 
breitungSgef eUfd^aft  in  einem,  wenn  oud^  lofen  ^' 
fammenl^ng.  Selbftänbig  ift  wiebcr  6.  Chtffch 
Missionary  Society,  1799  Wegen  beS  inbepen* 
bentif(^en  (|]^ara!ter§  ber  Sonboner  Sniffton  tm 
ben  (5pifco|)aIen  für  eine  aKiffion  ^in  afrifa  imb 
im  Dften"  gegrünbet,  mit  üniffwnSfd^uIe  in  38- 
lington  unb  aWiffionS^auS  in  SaliSbur^  Squon. 
mit  216  Stationen,  228  orbinirten  unb  35  SoieR« 
mifftonaren  in  Oft«  unb  SOBefiafrifo,  9leufeelaub, 
Snbien,  6et|Ion,  ÜHauritiuS,  ßl^ina,  3apan,  98orb« 
amerifa,  ^aläftina,  9leg^l)ten  unb  ^ften ;  (Rn« 
na]^menl805:  236403».,  1855:  2 286 860  3R., 
1884:  4630820  SW.  (1878—1887  im  ©onjen 
43380000  Sm.,  baDon  mel&r  atö  10  gMionen 
ausgaben  für  SSerwaltung,  für  ^eranbilbimg  ber 


617 


aRijjton. 


1618 


DKf^nore  unb  natnentlid^  für  ^enfionen  an  bie 
DKf  jlonare  unb  beten  aSBitttoen  unb  iKnber) ;  Dr« 
lan:  Church  Missionary  Intelligencer.  3n 
Berbinbung  mit  biefer  ©efeKfd^oft  jiel^en:  7.  S)ie 
Thurch  of  England  Zenana  Missionary  So- 
»ety,  mit  441020  9R.  ßtnnal^men;  bann  nod^ 
mbere  SSereine,  fo  für  Sr^ie^ung  ber  meiblic^en 
^genb  bie  Missionary  Leaves  Association, 
jc^nbet  1879;  ginnol^men:  203052  SR.;  Or« 
{on:  Missionary  Leaves.  8.  South  American 
üissionary  Society,  feit  1851,  gletd^fam  al§ 
Jortfejung  ber  1844  burd^  ßopitän  ©arbiner  ge» 
(nmbeten^$atagomfd|en9Rifftondgefenfd^Qft",  im 
Jftutrianb,  in  ^roucanien  unb  f  onft  in  Sübomerif  a 
|ötig,  mit  SSifd^öfen  an  ber  @))i|e;  Sinno^imen: 
599618  3K.,  bagegen  «uSgaben:  352631  2».; 
Drgan:  South  American  Missionary  Maga- 
ine.  9.  Moslem  Missionary  Society ,  1861 
(egrunbet  öon  Dr.  SÖKil^Ieif  en«^moIb,  erft  in  3at)Q, 
Httm  in  ®o})Ianb;  (Einnol^men:  co.  8000  501.  — 
K  SRiffionen  ber  9ionconformiften:  1.  Baptist 
k>eiety  for  propagating  the  Gospel  amongst 
he  Heathen,  gegrünbet  1792,  mit  einer  gro^* 
trtig  angelegten  Sel^ranftalt  in  Bengalen,  93  5[Rif> 
ionaren,  54  eingeborenen  $rebigem,  213  Skxin« 
\ü\^  unb  40982  enuo^fenen  JKrd^engliebem 
n  Sorbertnbien,  Seilen,  ^amaica  unb  onberen 
Dcpinbifd^en  Shtfeln,  SBeftafrifo,  Sl^ina,  3a))Qn; 
tnicr  ben  SRifjbnSgebieten  figurirt  neben  99re> 
agnc  unb  ätolien  aud^  92om)egen;  Sinnal^men: 
L  866  560  3R. ;  Organ :  Missionary  Herald. 
l  S)ie  General  Baptists,  bie  ftd^  1769  loS« 
[etremit  unb  1816  eine  befonbere  ÜKiffion  gegrim« 
»et,  ^oben  7  Stationen  in  Oriffa,  zeitweilig  aud^ 
n  e^ina;  Sinnal^men:  153890  9R.;  Organ: 
jreneral  Baptists'  Magazine  and  Missionary 
^beerver.  3.  Baptist  Zenana  Mission,  arbeitet 
n  änbien,  88  fjfrauen  unb  88  SSibelfrauen;  Sin» 
uil^men:  124 180  9ß.  4.  Wesleyan  Missionary 
h>eiety,  gegrünbet  1814,  462  Stationen,  526 
DKffiimare,  2059  ©e^ilfen,  91 276  ffird^englie- 
«r,  108801  ©d^ulen  (bej».  nad^  ablöjung  SBcft- 
nbiend:  285,  287, 1548,  29091  unb  54678), 
n  €ub«  unb  SBeftafrifa,  ^uftralien  unb  $oI^» 
oficn,  Ceylon,  Snbien,  ß^ina,  ÜHittelamerifa ; 
Einnahmen :  2  926 160  SJl. ;  Organ :  Wesleyan 
tCflsionary  Notices.  @in  Ladies'  Auxiliary 
P  feit  1858  huxi^  Sel^rerinnen  unb  Sibelfrauen 
n  dU^Ion,  3nbien  unb  tlfrtfa  t^ötig.  Sinnol^men : 
110580  9R.  5.  Welsh  Calvinist  Methodist 
Society,  gegrünbet  1840,  n)ir!t  unter  ben  Al^aft 
n  Sffcnn,  66  ®emeinben,  2055  Sommunicanten, 
fölB  Snl^ger,  8500  @(i^ulen;  Stnnal^men: 
0.80000  SR.  6.  Primitive  Methodist  Missio- 
uupy  Society,  feit  1810,  in  Sluftralicn,  9Jeufee- 
anb  imb  Sübafrifa  feit  1848  tl^ötig;  Sinnol^men: 
«3780  9».  7.  United  Methodist  Free  Chur- 
ihes  home  and  foreign  Missions,  gegrünbet 
.857,  58  aRifftanare,  7845  fftrd^cnglicber,  8128 
Silber  in  Oft«  unb  9Beftafri!a,  SomoicQ,  92eufee« 
nb,  e^tna;  (Einnal^men:  226142  m,  8.  Metho- 


dist New  Connexion  foreign  Mission,  gegrünbet 
1860,  in  g^ina;  einnahmen:  212359  SR.  9.  Co- 
lonial  Missionary  Society,  unterftü^t  in  Sanaba 
unb  5Reufeelanb  nur  bie  fd^on  gegrünbeten  ffir« 
d^en;  einnahmen:  72000 2R.  10. Presbyterian 
Church  in  England  foreign  Mission,  gegrün* 
bet  1865,  28  orbinirte  9Mijfionare  unb  ein  aWif- 
fxonSarjt  in  3nbien  unb  ß^ina  (gformofa);  ©in- 
nal^men:  310500  9R.;  Organ:  Recordofthe 
Presbyterian  Church  in  England.  11.  Lon- 
don Iküssionary  Society,  1795  !ur)  nad)  ber 
©rünbung  ber  93aptiften»®efenfd^aft  entftanben, 
mit  ÜKiffxonSfd^iff,  148  aRiffionaren  unb  16  TOtj- 
fionSfrauen  in  ber  ©übfee,  ©üb«  unb  Oftafrifa, 
3Rabaga8cor  (29  ÜRifftonare,  69  eingeborene  or- 
binirte ©el^ilfcn,  3663  eingeborene  ^reblger),  3n- 
bien  (25  Stationen,  43  aRijftonare),  fe^ina  (9  Sta- 
tionen, 25  SRifponare),  SSritifd^  ©u^ana  unb  feit 
1871  aud^in5Reu-®uinea;  ginnal^men:  2474873 
5Rarf;  Organ:  The  Chronicle  of  the  London 
Missionary  Society.  12.  Zenana  Mission  ber 
fionboner  ©efeüfd^aft,  ^at  feit  1882  in  Snbicn  ein 
fie^rerinnenfeminar.  13.  China  Inland  Mission 
ber  reöitwliftifd^en  görbung,  1865  burd^  §ubfon 
ia^Ior  gegrünbet,  150  SJliffwnare,  barunter  49 
Sraucn,  12  eingcb.  orbinirte  ©el^ilfen,  36  @öan- 
geliften,  37  ^rebiger,  mit  64  Stationen  in  14  in- 
neren ^oöinjen  Sl^ina^S;  ginnal^men:  359171 
SRarf;  Organ :  China's  Missions.  14.  Congo 
Inland  Mission,  ging  1872  auS  bem  East  Lon- 
don Institute  for  home  and  foreign  Mis- 
sions ^erDor,  trat  aber  @!ongo  1884  an  bie  ame- 
rifanif(|e  93a|)tiftcn-9Rifrion8gefeKf(!^aft  ah  unb 
begann  eine  neue  üRiffton  in  ffab^Iien  unb  9Ra- 
rocco;  Organe:  Dlustrated  Miss.  News  unb 
Begions  beyond.  15.  Friends'  foreign  Mis- 
sion, Duäfermiffion,  gegrünbet  1866,  in  3n- 
bien,  SKabagaScar,  Serien  unb  ^löftina  (l^ier 
2  Stationen,  93rumana  unb  S^amaOal^,  unb  tttoa 
7  S<3^ulen);  ©innal^men:  260  000  SIR.  —  c.  Un- 
terftü^enbe  ©efeflfd^aften :  1.  Society  for  pro- 
moting  Christian  Knowledge,  gegrünbet  1698, 
meift  als  erfte  englifd^e  ®efeUf(i^aft  angeführt, 
\oüä)t  lange  bie  ^atte'fd^e  ÜRiffton  in  Oftinbien 
förberte  unb  l^eute  fömmtUd^e  ^eibenmiffioncn 
unterpjt;  ginnal^mcn:  ca.  300000  9R.  2.93ri- 
tifd^e  unb  auSlänbifd^e  »ibelgefeUfci^aft  (1804), 
toeld^e  bieSibel,  1884  in  4161032ejenH)laren, 
über  bie  ganje  6rbe  l^in  öerbreitet;  ginna^men: 
5  075  318  9R.  3.  Religious  Tract  Society 
(1799),  verbreitete  1884  79  379  350  Sd^riftcn 
in  Dielen  Sprad^cn;  ßinnol^men:  4025315  5K. 
4.  Turkish  Missions  Aid  Society  (1855)  jur 
Unterftü^ung  ber  SRiffion  unter  ben  SRol^amme- 
banem;  ginnal^men:  50000—80000  SR.  jö^r- 
lid^.  5.  Lebanon  Schools  Society,  gegrünbet 
1852  für  Sd^ulen  in  Serien  unter  freif^ottifrfien 
3RifPonarcn,  ca.  80  000  ÜR.  jäl^rlid^e  ausgaben ; 
bie  British  Syrian  Schools  and  Bible  Mission, 
gegrünbet  1860  öon  Qfrau  3:]^ompfon,  l^at  eine 
ginnnl^me  öon  120  000  ÜR.   6.  Christian  ver- 


1619 


ÜKiffion. 


1620 


nacular  Education  Society  for  India  (1858), 
Sorftanb  Dr.  SÖlurbod^,  ^at  Sc^rcrfcminarc  ju 
©inbigat  Sl^mcbnogor  unb  9lmritfar  in  Snbien 
mit  140  Söglingcn  unb  2500  ffinbem  in  bcn 
©c^ulcn;  barauS  jinb  bereits  770  Sc^ulmeifter 
l^eröorgegangcn  unb  über  10  IRittionen  ©d^riften 
in  18  ©proben  öerbreitet  tt)orbcn;  ßinnal^imen: 
196  000  3R.  7.  Society  for  promoting  female 
Education  in  the  East  (1834),  37  ÜJiijfionarin- 
nen,  16968  ffinbcr  in  ben  ©(|ulen,  1654  Ser« 
nenbe  in  ben  3enana§  in  ©l^ina,  3apan,  Snbien, 
9JlQuritiu§  u.  f.  tt).;  Organ:  Female  Mission 
Intelligencer.  8.  Indian  female  Normal  School 
Society  (1852),  38  ^Irbciterinnen  unb  114  93ibel= 
fraucn  in  Snbien,  i)at  aud^  Sel^rerinnenfeminare, 
3Käb(!^enfd^uIen,  äratlid^e  SDKffionen,  3«ittna-ÜHif » 
fion  unb  Sibelöerbreitung;  ßinnol^men:  206000 
aKarf.  3m  3. 1879  l^ot  fxä)  bie  fd^on  oben  ge« 
nannte  3cnana«3Rif  fion  ber  cnglifd^cn  ffird^e  bauen 
abge3tt)eigt,  inbem  öon  ben  300  §)ilf§t)ereincn  260 
5U  biefer  neuen  ©efeUfd^aft  übergingen;  bie  Church 
Mission  miU  mit  biefen  beiben  ©efeUfd^aften  ^anb 
in  §onb  gelten.  9.  The  Native  AMcan  Mis- 
sions Aid  Association,  1879  Don  ^a\ot  SNalan 
gegrünbet  jur  Unterftüjung  ber  SKiffionare  in 
^frifa;  Organ:  Africa.  10.  Zenana  and  Me- 
dical  Mission  Home  and  Training  School  for 
Ladies,  in  tt)cld^er  Slerjtinnen  öon  Dr.  ©rifptl^ 
auSgebilbet  »erben,  bie  bann  an  oerfd^iebene  ®efeS> 
f d^aften  abgegeben  toerben,  ift  eine  neue  ©cmeinbe, 
n)ie  anä^  11.  bie  London  Medical  Missionary 
Association.  —  d.  3n  ©d^ottlanb  unb  3rlanb : 
1.  Etablished  Church  of  Scotland,  1824  eigent* 
lid^  au8  jtoei  längft  eingegangenen  ©efeflfd^aften 
cntftanben.  ®ie  eine,  Glasgow  Mission  Society, 
1796  für  SBeft«  unb  ©übafrifa  gegrünbet,  fpaltete 
fid^  1837  baburd^,  ba^  bie  meiften  ber  aHifftonare 
fid^  auf  bie  ^difel  ber  @taat3ürd^e  Derpflid^ten 
tDOÜten,  tööl^renb  bie  SRinberl^eit  fid^  aI3  Glas- 
gow African  Mission  Society  neu  conftituirte ; 
1844  gingen  erftere  jur  fd^ottifd^en  greifird^e  über, 
(entere  1847  ju  ben  bereinigten  $redbt|tertanem. 
S)ie  ^xotxit  ©efeUfd^aft  föar  bie  Scotish  Mission 
Society,  toeld^e  il&reSlrbeit  1885  an  bie  fird^Iid^e 
äRiffion  unb  bie  legten  6  Stationen  in  3Qniaica  an 
bie  ^Bereinigten  ^re§bt|terianer  abgab.  S)ie  ftaatS« 
fird^lid^e  9JKffxon  unterjog  fid^  1829  bur(^  ben  nad^ 
3nbien  gefanbten  Dr.  ®uff  ber  \)b\)txn  (englifd^en) 
@r5ie]^ung;  banad^  tDurben  Colleges  errid^tetin 
Somba?  unb  ^una(1835)  unb  in  9Habra§(1837). 
§eute  nod6  toirfen  bie  ca.  80  ÜKiffionare  in  ben 
großen  ©tobten  3nbien§,  bann  in  ßl^ina  unb 
Oftafrifa ;  baneben  gel^t  eine  3ubenmiffion  unb 
^(rbeit  in  ben  Kolonien;  ßinnal^men:  650674  ÜH.; 
Organ :  The  Church  of  Scotland  home  and 
foreign  Miss.  Record.  2.  Ladies'  Association 
for  the  Advancement  of  female  Education  in 
India  (1838)  unterhält  SBaifenl&äufer  unb  «IKäb« 
d^enfd^ulen  auf  ben  Stationen  ber  ©taatSfird^e ; 
ßinnal^men  über  60000  2K.;  Organ:  News  of 
female  Missions.     3.   United   Presbyterian 


Church  (1835),  62  europäifd^e  unb  20  einge- 
borene SDWffionare  auf  76  Stationen  in  ©übafttta, 
Samaica,  3:rinibab,  3nbien,  IRorbd^ino,  SojKm, 
aud^  in  ©panien;  ginnal^mcn:  786380  SR.; 
Organ :  The  Miss.  Record  of  the  U.  Pr.  ChurcL 
4.  Zenana  Missionary  Society,  8  Slrbeiteriraien, 
bie  t^eilmeife  ber  ärjtlid^en  $ra;i3  obliegen,  unb 
66  ©el^ilfinnen;  ©innal^men:  96  720  SR.  5.  Free 
Church  of  Scotland  Mission  (1843);  abgefe^n 
öon  ber  3ubenmif|ion  arbeiten  in  25  ^aupt«  imb 
104  Slu^enftationen  53  orbinirte  SKiffionare,  unter 
biefen  14  Eingeborene,  8  Sler^te,  jur  §älfte  6m« 
geborene,  39  Se^rer  unb  815  fonftige  ©epfen, 
mit  6  Colleges  unb  250  anberen  @d^ulen  in 
3nbicn,  ©üb«  unb  Oftafrifa  unb  auf  ben  9ien« 
^ebriben;  gmna]^menl844:  128060  551.,  1885: 
1 228  740  an.,  n)05u  no^  604  800  aW.  auä  ben 
aJKfftonSftationen  famen;  Organ:  Free  Church 
Monthly  and  Miss.  Record.  3m  Sufammen* 
l^ang  mit  biefer  ®efeEfd^af t  ftel^en  nod^ :  6.  Ladies' 
Society  for  female  Education  in  India  and 
South  Africa  (1825),  mit  12  meiblid^en  m^ 
naren;  ginnal^men:  156721  Srt.  7.  Livingstone 
Central  African  Trading  Company  fud^t  burd^ 
^anbel  bem  aRiffionSintereffe  )u  bienen  unb  ^ 
itDti  S)am))ffd^iffe  auf  bem  Sd^ire.  8.  Medical 
Miss.  Society  (1848)  in  Sbinburg  toirft  in 
Sl^ina,  ^Qpan  unb  3nbien,  meifi  im  5Dienfie  Qn« 
berer  ©efeUfd^aften.  9.  Beformed  Presbyterian 
Church's  Mission  (1842),  SRiffion  ber  fogen. 
SoDenanterS,  mirfte  juerft  in  Sanaba  unb  anf 
9leufeclanb,  jejt,  an  bie  greifird^e  angefd^loffcn, 
auf  ben  92eu]^ebriben.  10.  Irish  Presbyterian 
Church's  Mission  (1840),  8  SRifftonore  üi®u* 
garat;  Sinnal^men:  249260  SR.;  Organ:  Mis- 
sionary Herald  of  the  Presb.  Church  in  Ire- 
land.  ^Ue  bief e  biSl^er  auf ge5ö]^Iten  3Jlif^nSgejdI< 
fd^aften  englifd^er3unge  erl^ielten  burd^  70  Vereine 
im  3. 1884:  1 216  535  ^P).  ©t.  ober  24830  700 
üßarf ;  baju  trugen  bei  bie  ^ngliconer  491647 
^fb.  St.,  Slnglicaner  unb  9?onconformiften  iw» 
eint  182085  ?ßfb.  ©t.,  englifd^c  unb  wöIfc^Kott« 
conformiften  341046  $fb.  ©t.,  fd^ottifd^e  unb 
irifd^e  ^reSb^terianer  193203  ^fb.  ©t.,  8aff^ 
lifen  8544  ^fb.  ©t. 

©eutfd^e  aRiff ionSgefellfd^aften.  I.Sie 
Srübcrgemeinbe  (f.  b.  ?lrt.  Sinjenborf)  begann 
1732  ^re  ORiffton  auf  ©t  Sll^omaS  unb  fonnte 
1882,  nad^bem  pe  1201  SRiffionare  auSgefanbt 
i^r  150ia]^rigc«  3ubiläum  feiern,  ©ie  ^t  (1884) 
145  ÜRifftonare,  951  ©el^ilfen,  81 258  g^rifte 
28116  gommunicanten,  216  ©d^ulen,  16  938 
©d^üler  in  99  ©tationen,  befonberS  auf  benwefl« 
inbifd^en  3ttfeln.  ©efammtaufmanb  über  1  SM.; 
bat)on  »erben  aber  auf  ben  ÜRifftonSflationen  felbjl 
burd^  feanbel  unb  (Setuerbe  Vi  aufgebrad^t,  ba^et 
©innafme  nur  377 176  Tl.,  bie  jubem  meifl  au8 
ou6erbeutfd^en  (Semeinben  flammen;  Organ:  3Rif« 
fionSblatt  au§  ber  S3rübergemeinbe.  2.  ©xragt» 
Ufd^e  aRiffion^gefeüfd^aft  ju  Säafel,  al8  SRutter  ber 
neueren  beutfd^cn  SIRiffion^befhebungen  angefe^ 


L621 


aRiffion. 


1622 


Bil^on  1800  I^Qtte  Sönife  in  SSerltn^  angeregt  burd^ 
nt  englifd^e  aKifftonägefeUfd^aft  eine  flcine  5Dttf« 
lonSfd^uIe  mit  7  Söglingen  gcgrünbet.  SluS  biefer 
»on  i^m  bis  gu  feinem  Sobe  (1827)  geleiteten  unb 
Hüxn  eingegangenen  %nfta(t  gingen  Diele  !D2iffto« 
tare  in  ben  Dicnft  ber  9Jicbcrlänber  unb  6ng» 
änbcr^  ton  benen  bie  befannteften  fmb :  Sl^cniuS, 
Rplonber.  bie  beiben  ?llbred^t,  ©d^melen,  ^ocalt 
mb  ©u^laff.  SDie  SBur^eln  ber  SaSIer  ©efeU- 
d^ft  ftnb  aber  mel^r  in  3Bürtemberg  p  fud^en. 
Rac^  bcm  SSorbilbe  beS  3äni!e'fd^en  SnftitutS  grün« 
)ete  gr.  ©pittler  im  SSerein  mit  g.  ©tcinfopf  unb 
J^r.  Slum^rbt  1815  eine  aJliffionSf d^ule,  in  ber 
Hbfid^t,  9Rifponare  für  anbere  ©efeflf^aften  auS» 
iubilben.  SDer  erfte  3nf pector,  Sluml^arbt,  gett)ann 
iQinentlid^  $ietiftenfreife,  öor  allen  bie  würtem» 
iergifd^en,  bie  bi§  l^eute  bie  eigentlichen  3:räger 
)e9  gSaSler  aJlijponSmerfeS  geblieben  finb.  ®em 
Itoeiten  Snfpector,  aBill^.  ^offmann  (1839),  gelang 
^,  oud^  bie  gro^e  unb  gebilbete  S93elt  bafür  gu 
ictoinnen*  er  fugte  aud^  1844  eine  SSorfd^uIe  bei, 
ttm  bie  ÜJttfftonare  grünblid^er  au§bilben  ju  fönnen. 
Ber  britte  Snfpector,  3oten^an§  (1849—1879), 
(lehnte  ba§^  SBerf  meiter  au3  unb  fonnte  mit  einem 
wifytn  Segat  ein  gro^e§  !D2iffton§]^au§  in  $afel 
bauen.  Um  1869  !am  e3  an^  ^ux  ©rünbung  ber 
DKffionSl^fanbelSgefcKfd^aft  unb  ber  Snbuflriewerf« 
lötte,  meldte  ^arafteriftifd^  für  bie  %a§Ier  SlRif- 
um  geworben  finb.  Unter  bem  l^eutigen  Snfpector 
S^.  Deisler  fxnb  102  SÖKfponare,  339  ©el^tlfen, 
17053  gl^riften,  170  ©d^ulcn  mit  6798  ©d^ülem 
in  88  Stationen  in  3lfrifa  unb  Snbien;  ginna)^« 
men :  719  503  TO.,  «uSgaben :  772  824  aJl. ;  Or- 
gane :  &)angeli[d^er  ^etbenbote  unb  @t)angelifd^e§ 
SDtifftonSmagqin.  3.  SDangelifd^'lutl^erifd^e  SJlif' 
fimtSgefeafd^aft  su  Seipsig  (1836).  Sie  ältefte 
continentale  URiffion,  in  toeld^er  beutfd^e  ÜKiffto« 
nare  gettnrft,  ift  bie  bänifd^^oHe^fd^c  (f.  b.  3(rt. 
8ftan(!e  IV,  1689).  Später  pel  baS  ganje  grbe 
ber  ^Üe'fc^en  $ietiften  an  bie  englifd^e  @efell' 
^ft.  @eU  1819  beftanb  ein  eDangelifd^^Iutl^eri- 
[4er  aRiffionSöerein  in  SDreSben,  im  9lnfd^Iu6  an 
bie  Sanier  aRiffton.  m  ftd^  biefer  ißerbanb  balb 
löste,  entftonb  in  ® reiben  felbft  (1832)  eine  9Hif. 
[umdfd^ule  unb  1836  ein  ^J]?iffion§feminar,  unb  im 
nfiiitltd^3a]^recanftituirteftd^aud^bieet)angelifd^a 
btt^rifd^e  aRifftondgefeOfd^aft.  ^I§  gnglanb  1847 
DOtt  S)dnemar!  Sranquebar  erfauft  l^atte,  trat  baS 
Mbrifd^e  9Rif jlonScoIlegium  aud^  bie  bortigen  ®e« 
neinben  on  bie  S)re§bener  ©efeüfd^aft  ab.  Unter» 
beffen  toar  fd^on  1846  biefe  ©efeUfd^aft  burd^ 
Dr.  ®raul  nad^  8eip}ig  t)erlegt  nDorben,  inbem  er 
fit  f^xtt  jum  anittelpunftc  ber  lutl^crifd^en  ÜKif- 
RonSbejhebungen  ju  mad^en  fud^te,  unb  1879  ent« 
panb  ein  neue§  !Dtijfton§feminar  in  fieipjig,  balb 
banad^  ein  n>eitere§  in  $oreiar  bei  Xranquebar, 
RK)  We  Seminariften  beutfd^  lernen,  ginnal^men: 
SOS  802  !K. ;  Organ :  göang.«Iut^cr.  aRiifionS« 
Matt.  4.  berliner  gjHffionSgefcIIfd^aft  (1824),  Jcit 
1830  mit  einem  eigenen  9Jliffion§femtnar,  fanbte 
1834  bie  erpen  SDKffionare  nad^  Sübafrifa,  tt)o 


bi§  1864  nur  1218  Reiben  getnonnen  tt)urben; 
neueften§  fam  baju  nod^  Santon  in  gt)ina,  ba§ 
ber  ^^e^inefifd^e  ^auptöerein"  1872  anbieÖefeü« 
fd^aft  öon  ©armen  abgetreten.  3n  ©übafrifa  finb 
^eute  45  §aupt«  unb  57  Slufecnftationen  (6  ©^n« 
obalfreife),  56  orbinirte  ÜKiffionare,  49  befolbete 
unb  231  unbefolbete  einl^eimifd^e  ©el^ilfen,  14600 
©emeinbeglicbcr;  in  Kanton  5  aRiffionare,  33  ein« 
l^eimifd^c  ©el^ilfen,  798  (Semeinbeglicber;  ßin- 
nal^men:  356349  SR.;  Organ:  berliner  TOif» 
fion§berid^te.  5.  SRl^einifd^e  (Sarmener)  üKiffion. 
6in  fleincr  SSerein  bilbete  fid^  fc^on  1799  in  (Slber- 
fclb,  toeld^er  „5Rad^rid^ten  öon  ber  SluSbreitung 
be§  3leid^e§  3efu  in§befonbere  unter  ben  Reiben" 
^erauSgoi) ;  ber  Sanier  Snfpcctor  93Iuml^arbt  grün- 
bete bann  in  Sarmen  einen  SSerein,  ber  fxd|  ju« 
näd^ft  an  »afel  anfd^Iofe.  ?«§  1825  eine  aJlif» 
ponSanftalt  errid^tet  toorben,  conflituirte  ftd^  1828 
bie  SRl^einifd^e  2Jliffu)nSgcfenfd^aft  burd^  SJerbin« 
bung  ber  Sereinc  öon  SSarmen,  ©Iberfelb,  fföln, 
SJBefel,  SaüenSberg  u.  f.  to.  unb  fanbte  1829  bie 
erften  ÜRiffionare  nad^  Sübafrifa.  §ier  l^at  bie 
©efeüfd^aft  l^eute  26  ^aupt-  unb  11 3luM<itio« 
neu,  35  orbinirte  unb  3  nid^torbinirte  ÜMifftonare, 
44  befolbete  unb  72  unbefolbete  ©el^ilfen,  14024 
©emeinbegliebcr;  bann  in  9iieberlänbifd^*3nbicn 
24  §aupt«  unb  42  ^lufeenftationen,  30  9»iffio» 
nare,  56  befolbete  unb  137  unbefolbete  ©e^ilfen, 
8770®emeinbcglieber;  inSliina  1  Station  unter 
ben  $unti(8ufuang)  mit  5  ^lu^enPationen,  3  ÜKif- 

iionaren,  7  (Sel^ilfen,  211  (Semeinbegliebem,  ju» 
ammen:  52  §aupt«unb  583lu6enftationen,  68  or» 
binirtc  unb  3  Saienmijfionare,  106  befolbete  unb 
199  unbefolbete  ©el^ilfen,  24823  ©emeinbeglieber 
unb  8483  ©d^üler.  ginnal^men :  336  709  9». ; 
Organ:  SeridCit  ber  3ll&einifd^en  ÜKifponSgcfell- 
fd^aft.  6.  5Rorbbeutfd^e  (Sremer)  ÜKif ftonSgefell« 
fd^aft,  1836  gleid^faUS  an^  Heineren  9Riffton8. 
oereinen  entftanben,  grünbete  1837  eine  neueftenS 
»ieber  eingegangene  SKiffionSfd^ule  in  Hamburg 
unb  fanbte  1842  bie  erften  ÜMiffionarc  nad^  9Jeu» 
feelanb ;  ^auptgebiet  feit  1847  SBeftafrifa ;  l&eute 
4  Stationen,  8  ÜRiffionare,  18  eingeborene  ®c« 
l^ilfen,  350  (Semeinbeglieber.  ©nnal^men:  80710 
9Rarf;  Organ:  2Konat§blatt  ber  9Jorbbeutfd^en 
aJlifrionSgefeflfd^aft.  7.  ©ofener'fd^e  2Riffion.  3o^. 
©o^ner  (f.  b.  ^rt.  V,  848  ff.),  ber  al§  eSjä^riger 
©reis  fxi)  öon  ber  berliner  ©cfeHfd^aft  au§  con= 
fefftonellen  unb  anberen  ©rünben  trennte  unb  ben 
©runbfafe  liatte,  ba^  SKiffionen  fid^  felbft  unter« 
Italien  fouten,  bilbete  tüd^tige  ^anbmerfer  au§  unb 
fanbte  in  jel^n  3a]&ren,  meift  im  SDtenfte  anberer 
©efellfd^aften,  80  Smiffionare  au3  nad^  ^uftralien, 
Snbien,  Siorbamcrifa  unb  SBBcftafrifa ;  im  gtoeiten 
Sal^rjel^nt,  nad^  feiner  Serbinbung  mit  bem  §ol« 
länbcr  §elbring,  fanbte  er  25  Arbeiter  in  ben  in* 
bifd^cn  llrd^ipcl,  33  an  ben  ®ange§  unb  5U  ben 
ff]^ol§.  3lai}  feinem  3:obe  (1858)  trat  an  feine 
©teile  ein  Kuratorium  unb  ein  Snfpector;  bie 
eigentl^ümlid^en  ©runb|ök  bc§  ©tifterS  tourben 
nQ(!^  unb  nad^  öerlaffen,  unb  eS  ift  nur  nod^  bie 


1623 


ÜJiiffion. 


1624 


®Qngc§-  unb  btc  ff^oI§»5!Jliffion  bcibd^oUcn,  mo 
in  11  ©totionen  20  5mifrionarc,  224  @cl|üfen  unb 
30 963 Soften  finb;  einnahmen:  149643  5K.; 
Organ:  S)ic  Sicne  auf  bcm  TOi"fion§fcIb.  3m 
engen  3ujammen^ange  mit  bcr  ©ofener^fd^en  5Wif« 
fton  ftel&t  bie  Dftfriefifd^e  9)liffion§gefenWaft  ein 
DJlittelbing  jtüifd^cn  ©ejeUfci^att  unb  SSerein,  üon 
$aftor  tJifd^er  1834  gcgrünbct  nad^bem  bie  oft= 
fncfifd)cn  gürften  fd^on  ^unbert  3a^rc  juöor  ba§ 
9Wi|lion§interefye  geppegt  unb  mit  ^aflc  in  93er» 
binbung  ge[tanbcn ;  fie  untcrftü^t  öerfd^iebene  @t- 
fcüfd^aften,  be]onber§  bieSofencf  fd^e;  (Sinnal^men: 
15000—18000  m,  $aftor  3anf|en  grünbete 
aud&  1884  eine  SSorjd^uIc  für  lutl^erijd^e  3Jlifjxon§» 
anftaltcn.  8.  §ermann§burger  SJliffton,  öon  ^a» 
ftor  2.  §ann§,  bem  ©oI|n  unb  9?ad^foIger  öon 
61.  §arm§  (f.  b.  ^rt.  V,  1515  ff.).  1849  begon» 
neu,  fanbte  1853  12  SKifponare  mit  8  goloniften 
auf  einem  eigenen  ÜHiffion§|d^iff  „ßanbace"  nad^ 
5«atar  (^eute  51  Stationen,  60  TOilftonare,  10  336 
©emeinbeglieberX  bann  1866  nad^  Snbien  (1 0  Sta- 
tionen, 11  aniffionare,  27  ©el^üfen,  ca.  860  ®c» 
taufte),  ^luftralien,  9^eufeelanb  (feit  1875)  unb 
^crficn  (1880);  ginnal&men:  254852  2)1.  gegen 
356873  öom  3al&re  1883;  Orgon:  §ermonn§- 
burger  ÜJliffionSblatt.  9.  pigermiffion  auf  ©t. 
Srifd^ona,  gegrünbet  1848  burd^  ©pittler,  ber  fid^ 
oon  ben  93a§Iern  trennte;  frül^er  SKiffion  unter 
Suben  unb  ftopten  in  Stegtjpten,  je^t  nur  nod^ 
unter  ben  ©aHaS  in  ©d^oa,  2  SWiffionare,  400 
9iamen(^riften ;  3lu8gaben :  2032  SR.  ©d^ncüerS 
f^rifd^eS  SBaifenl^ouS  in  Serufalem  ift  felbftänbig 
geworben  unb  unterl^ölt  aud^  eine  SRiffton;  Sin» 
nahmen  gegen  38  000  SR.  10.  ®er  Serufalem« 
oerein,  im  Swfömmenl^ang  mit  bem  beutfd^»eng« 
lifd^en  93i§t|um,  gegrünbet  1852  auf  9lnregung 
®obat§,  bebient  unter  protection  be§  preu^ifd^en 
jlönig§]^aufe§  l^auptföd^Iid^  bie  eöangelifd^e  2)ia- 
fpora  in  ^alöftina ;  2  ©tationen,  1  SKiffionar, 
6  ©e^ilfen,  3  ©d^ulen;  «u§gaben:  26340  3Jl. 
11.  ©d^Ie8tt)ig*§oIfteinifd^e  ober  93redflumer  SWif» 
fionSgejettfd^aft.  §ier  tnurbc  baS  SKiffionSinter» 
effe  fd^on  burd^  61.  §arm§  angefad^t,  eine  eigene 
©efefljd^aft  aber  erft  1876  burd^  ^aftor  3enfen 
gegrünbet  mit  5Kiffion§]^auS  5U  93redHum,  2  ÜKeilen 
nörblid^  öon  ^u jum ;  1 88 1  mürben  bie  erften  4  ÜMi j» 
fionare  abgefanbt  nad^  Sumatra  unb  93aftarlanb; 
jejt  2  Stationen,  4  5Kiffionare,  1  ©el^ilfe;  gin- 
na^men:  36400  9W.;  Organ:  Sd^le§tt)ig»^olfteU 
nifc^eS  9Jli)fion§bIatt.  12.  «Reufird^er  aRtfrtonS» 


t.  1883)  in 
talt,  ba  nid^t 


anftalt,  gegrünbet  öon  2.  ®ott  (ge 
5Reutird^en  bei  9Rör§  al8  ®Iauben§an 
collectirt,  nur  gebetet  toerben  foE ;  9Rijfion§l^au8 
1882  eingerid^tet;  SKiffionare  in  3aöa;  Organ: 
aRifponS»  unb  §eibenbotc.  13.  9Riffion8anftaIt 
in  5ReubetteI§au,  bilbet  feit  1843  ^rebiger  für  bie 
©cutfd^en  ^merifa'8  unb  2luftralien§,  bie  oud^ 
unter  ben  gingeborenen  mirfen.  14.  SlUgemeiner 
eöangelifd^=^proteftantifd^er2Riffion§öerein,  gegrün« 
bet  1853  in  iJranffurt  burd^  ben  ^rotcftanten« 
öercin  unb  bie  fd[)n)ei5erifd^e  Meformpartei,  fud^t 


unter  bem  ^rotectorate  be§  ®ro^]^er)og§  öon  SlBei« 
mar  d^riftlid^e  Kultur  unter  ben  ciöüi|lrten  öeibeti* 
öölfem  ju  öerbreiten  unb  ba§  3ntcreffe  für  bie 
l^eibnifd^en  (Sulturöölfer  in  ber  ^eimat  su  löeden; 
ber  erfte  ÜRiffionar  ging  1885  nad^  3opan;  D« 
gan :  9Riffion8bIatt  be§  allgemeinen  eöang.«prote(t 
9Riffion§üerein8.  —  Die  beutfd^en  Qfrauenöereine, 
meldte  ben  3Riffionen  bienen,  finb:  1.  grauen» 
9Riffion§öcrein  für  K^ina,  gegrünbet  1850  öon 
^aftor  ftnaf ,  mit  ginbel»  unb  aOäaif en^au§  in 
^ongfong;  5lu§gaben:  15091  9R.  2.  groucn» 
öerein  für  Säilbung  be§  tt)eiblid^en  ®efd^led^t§  int 
ÜRorgenlanb,  gegrünbet  1842  im  §aufe  bergnm 
SRinifter  gi^l^om,  fenbet  2e]^rcrittnen  nadft  3n« 
bien  u.  f.  m.,  meldte  meift  im  ^nfd^Iu^  an  englif(^ 
SRifponen  tptig  pnb;  einnahmen:  11 200  3».; 
Organ:  SRifponSblatt  be§  5raucnöerein§.  3.Äoi« 
ferömertl^er  S)iaconiPenanftaIt  für  ihanfen»  unb 
SQBaifenl^äufer,  fenbet  feit  1851  2)iaconiPen  na4 
$alöpina  (ffranfenl^auS  unb  SRöbd^enfd^uIe  «Xo' 
litl^a  Äumi"  mit  110  arabifd^en  aRäb(%en),  Si^ 
rien,  Smtjrna,  Sleg^ptcn.  —  3m  3. 1883  unte» 
l^ielt  SDeutf  d^Ianb  unb  bie  Sd^mei)  520  SRifponoit, 
bie  178700  ©emeinbeglieber  unter  pd^  l^otten; 
ber  ®efttmmtaufn)anb  betrug  2  Vi  3Rtttionen;  m^ 
Dr.  ®runbemann  beliefen  pd^  bie  ginna^men  m 
13  Vereinen  auf  2  707  812  Tl.,  baten  ober 
308000  au3  gnglanb,  5Rorbamerifa,  ipoüaslb, 
Slu^lanb ,  Sd^toeben  u.  f.  tt).  unb  285  000  an^ 
ber  Sd^toei^. 

Rubere  feftlanbif d^e  ®ef ellf d^aften,  imb 
itoax  a.  9iieberlönbifd^e:  l.NederlandscheZen- 
deling  Genootschap  vor  voortplanting  en  be- 
vordering  van  het  christendom  bijzonderen 
onder  de  heidenen.  ^nt.  SBaIöu§  grünbete  fi^on 
1622  in  2eQben  ein  Seminar  )ur  ^uSbiß^ung  \m 
SRifponaren  für  bie  Kolonien;  bie  9Wiffion  ömrbe 
aber  öon  ber  StaotSfird^e  fo  betrieben,  Mi  ^ 
nirgenb§  etmaS  9led^te§  )u  Staube  braute''.  Siß 
1797  entftanb  burd^  Dr.  Sl^.  öan  ber  ffemp  in 
SHotterbam  eine  pietiftifd^e  ®efeafd^aft  unb  1810 
ein  Seminar,  au§  bem  balb  SRifponare  nad^  ben 
SKoIuffen  unb  3nbien  abgingen.  3n  le^ttr  ^ 
l)ai  ba§  3uterePe  für  biefe  ®  efeflfd^  abgenommen 
unb  ein  neuer  SSerein  pd^  gebilbet.  Sinna^mea: 
ca.  120000  aR.;  ^öd^fte  ginna^me  1860: 163720 
yRaxt;  Organe:  Maandberigten  utü)  Mede- 
deelingen  v.  N.  Z.  2.  De  doopsgezinde  Vo^ 
eeniging  tot  bevordering  van  Evangelie  y&' 
breiding  (SDiennonitenmijpon),  1840  gegrünbet, 
3  SRifponare  in  3aöa  unb  Sumatra;  Sinnagmen: 
ca.  25  000  SR.  3.  Het  Java  Comite,  gegriinbet 
1851  in  Sataöia  al§  SSerein  für  innere  unb  onSett 
2Rifpon,  feit  1855  mit  §iIf§comite  in  «mperbom; 
ginna^men:  ca.  25000  3R.;  Org.:  Gefllustreeard 
Zendingblad  unb  Java  Cent.  4.  DeErmelosdie 
Zending  Genootschap,  gegrünbet  1856  öon^o* 
Por  SBitteöeen,  gab  9Rif  ponare  ab  an  bie  r^einijc^ 
Sattamifpon  unb  ip  tl^ötig  auf  3Qöa  unb  in 
^leg^pten  unter  ben  ff  opten ;  ginnal^men :  ca.  20000 
9)lar!;  Organ:  Ermelosch  Zendingblad.  5. De 


SKiffiott, 


1626 


.  Zendingvereeniging,  1859  gegen  bie 
getDOtbene  Zendeling  Genootschap  ge» 
:;  9  amfponarc  in  SBcfljaDa  mit  300  ®c- 
;  Sinnaldmcn:  ca.  80000  2K.;  Organ: 
nderNederl.Zendingyereeniging.  6.  De 
itBcheZendiiigsyereeniging(1859);  10 
mrcin5Reuguinea;  6inna]^men:89 109SDI. ; 
:  Berigten  van  de  U.  Z.  7.  De  Nederl. 
nneerde  Zendingvereeniging  (1860), 
flmflerbam ;  5  9)lijfionare  im  mittlem  Soöa, 
ietauftc;  ginnal^men:  ca.  20000  9H.;  Or» 
Heidenbote  unb  Heidenpening.  8.  De 
lg  der  christelijk  gereformeerde  Eerk, 
i  ber  1839  gegrünbeten  confef  jionellen  Qfrci» 
m39atak)ia  unb  ©uraba^ä;  (Sinnal^men: 
(Rarf.  9.  Het  Zendinggenootschap  der 
)rgemeente  te  Zeist,  eigentlid^  3tt>eig« 
)er  Srübergemeinbe  in  ^erml^ut ;  6inna$» 
0.  36  000  9K.  10.  Evang.-luther.  Ge- 
hap  voor  In-  en  üitwendige  Zending, 
)et  1882  in  ^mftcrbam;  eine  aWifpon  in 
ra.  11.  ®a8  S)epo!er  9lationaI=®e^iIfen« 
:  auf  3aüa,  feit  1872  burd^  ©amm» 
in  ber  ^eimat  unterftü^t,  unter  ^ufftd^t 
w«  unb  be§  ®entraI«®omite.  3m  ©anjen 
bie^innal^men  aUer  nieberlönbifd^en  Ser« 
84  auf  540000  3Sl,  bered^nct.  —  b.  Scan- 
^t  ®efeUfd^aften :  1.  Danske  Missions 
p,  gegrünbet  1821  im  Slnf^Iu^  an  bie 
Wiffion,  erft  feit  1864  t^ätig  in  3nbien; 
men :  30  000  ÜJI.  2.  Svenska  Mission 
Gtpet.  3n  @d^U)eben  nmrbe  f(!^on  1599 
arl  IX.  eine  9Riffton  unter  ben  l^eibnifd^en 
unternommen;  im  17. 3a]^r]^unbert  manbte 
^bolf  n.  feine  9(ufmer!famfeit  ben  3n» 
i  in  92orbamenfa  )u,  unb  obgleid^  englifd^ 
en,  blieb  bie  fd^tt)ebifd^c  ÜKiffion  in  9Jcu« 
n  am  ©elamareftu^  bi§  1831.  gin  TOif- 
itt  entftanb  1818,  eine  fleine  aHifponS- 
oft  1829  in  ©otcnburg  jur  Verausgabe 
ifponSfd^riften;  aber  erft  1835  fam  eS  unter 
3tt)eigberg!  jur  ©rünbung  ber  „©d^toebi« 
Hffu)n§gefcflfd^aft\  toeld^e  ]^aui)tfä(i^li(i^  bie 
9Kif fion  unb  bie  ber  Srübergemeinbc  unter« 
6ine  1845  gegrünbete  Sunber  ©efellfd^aft, 
t  9Rifftonare  an  bie  2ei^)jiger  ©efeKfd^aft 
bereinigte  pd^  1855  mit  ber  ©c^mebift^en 
^ft,  meld^  le^tere  1876  an  bie  ©taatSfird^e 
Ig.  S)ie  flaat8fird^li(!^e  ÜJiiffionöerbanft  il^re 
ung  bem  SDompropft  3:oren  unb  Dr.  SBi» 
^ielt  1874  bie  föniglid^e  »eftätigung  unb 
iter  bem  ßrjbifc^of ;  fie  l^at  ein  Snftitut  ju 
unb  erft  5  Stationen  in  ©übafrifa ;  Dr» 
KffionSjeitung  ber  ©d^toeb.  90liffton§gefell« 
8.  Evangeliska  Fosterlands  Stiftelsen 
onbdftiftung),  1856  angeregt  burd^  $aftor 
frg,  l^uptfäd^lic^  für  innere  ÜKiffton,  feit 
ntd^  für  ^eibenmijfion  in  Dftafrifa  unb 
inbien ;  3  ©tationen,  7  2Jliffionare ;  Sin« 
;:  157000  ÜJl.;  Organ:  5miffion§5eitung. 
toebifd^  5Kiffton§bunb  mit  ©cminar  in 


ffriftinel^amn,  eröffnet  1878,  für  2apl)lanb  unb 
Kongo.  5.  grauenuerein  für  ü)iiffionen  in  ßl&ina, 
feit  1850  in  ©todf^olm,  unterftü^t  bie  »aSler 
aRiffion  in  g^ina  mit  2000  SR.  6.  3öntö})inger 
Serein  (1853),  gibt  an  fed^S  üerfd^iebene  ©efctt- 
fd^aften  je  2000  SR.  jäbrlid^.  3m  ©anaen  bringt 
©d^toeben  für  öufeere  TOiffion  {ä^rli^  394000  501. 
auf.  7.  Norske  Missions  Selskap.  ©d^onl827 
gab  eS  ein  9lürtt)egifd^e§  ÜRiffionSblatt,  baS  für 
bie  SSrfibergemeinbe  arbeitete;  ber  erfte  SKiffionS« 
berein  entftanb  bann  1827  in  ©tatumger,  balb 
nod^  anbere,  bie  ftd^  oHmölig  Dereinigten;  nur  ber 
in  ffriftiania  nal^m  bis  1846  eine  ©onberfteQung 
ein.  S)ie  ©efeHf^af t  l^at  ein  eigenes  aJliffionSfd^iff. 
3m  3ulu»  unb  Slatallanb,  too  14  äRiffionare, 
nmrben  1856  bie  Srftltnge  getauft,  l^eute  250  ®e« 
taufte;  in  TOabagaScar  (feit  1867)  pnb  6446 
©etaufte  unb  30000  Äinber  in  ben  ©d^ulen;  ©in« 
nal)men:  375750  972.;  Organ:  Norsk  Missiöns- 
tidende.  8.  Finska  Missions  Sällskapet,  1859 
in  foelfxngforS  gegrünbet;  4  2Riffionare,  1881  bie 
grfuinge  getauft;  ginnal^men:  79561  SR.  9.  £u« 
t]^erifd^«ruffifd^e  SÖliffion.  SDie  Sutl^eraner  SRufe« 
lanbS  unterftü^ten  lange  nur  beutfd^e  ©efeKfd^aften 
unb  eröffneten  erft  1882  eine  aWiffionäfd^ule  in 
SReöal,  äunö^^ft  für  innere  SÖliffion.  —  c.  Qfran- 
göftfd^e  ©efeSf d^af ten :  1.  Societö  des  Missions 
evangöliques($arifer®efeafd^aft),  entftanb  1823 
aus  Heineren  93ereinen,  tteld^e  bie  SSaSler  9Rif« 
fion  unterftü^ten,  unb  mirft  im  S3afutolanb  in 
SOßeftafrifautäauf  Zal^iti;  Sinnal^men:  251 143 
9Rar! ;  Organ :  Journal  des  Missions  evang. 
2.  Mission  Bomande,  gegrünbet  1874  Don  ber 
tDaabtlönbifd^en  gfreifir^e  in  ber  franjöftfdben 
©d^tDeis;  6  SRifftonare,  7  ffated^eten  unb  250  @e« 
taufte  in  Salbefia  (SranSDaaO ;  Sinnal^men: 
43000  9R.;  Organ:  Bulletin  Missionnaire. 

Simerifanif^e  ©efellfd^aftcn:  1.  Ameri- 
can Board  of  Conunissioners  for  foreign  Mis- 
sions, furjmeg  SBoarb  genannt,  oormiegenb  con« 
gregationaltftifd^,  gegrünbet  1810  mit  ©ij  in 
^ofton,  modte  ^d^  juerft  ber  Sonboner  ©efeEfd^af t 
anfd^lie^en;  nad^bem  aber  1872  bie  Sinnal^men 
Don  4000  2R.  auf  54  445  SR.  geftiegen,  betrieb 
f«  felbftönbige  aRiffton  in  3tibien,  balb  aud^  auf 
Se^lon,  unter  ben  Snbianem  in  5ttorbamcrifa,  in 
©m^ma,  auf  ^amaii.  In  Sl^ina,  Armenien,  SQBeft« 
unb  ©übafrifa,  ^opan,  ^aläftina,  9Rejico,  aud^  in 
Oefterreid^  unb  ©panien  u.  f.  tt).;  b^ute  l^at  fie  in 
21  ©ebieten  79  §au^)t«  unb  747  ^ufeenftationen, 
158  aRiffionare,  10  «erste,  102  3ungfrauen, 
142  eingeborene  ^aftoren,  369  fonftige  ©el^ilfen, 
292  ©emeinben  mit  21 176  ffird^engliebem,  913 
©d^ulen  mit  33  860  ©d^ülem.  ®abei  fmb  bie 
felbftänbig  geioorbenen  ©ebiete  nid^t  gered^net,  mie 
bie  Hawaiian  Evang.  Association,  bie  unter 
Oberleitung  beS  Soarb  eine  mifroneftfd^e  5IRif« 
fion  mit  45  ©tationen  unb  3461  ffir4iengliebem 
W>  ©ie  f^aftt  1873  nod^  341  2Riffionare  unb 
9)Uffionarinnen,  945  eingeborene  ©el^ilfen  mit 
über  1 800  000  2R.  einnahmen ;  ^eute  2033  692 


1627 


ÜKiffion. 


1628 


ÜJlarf;  Organ:  Mission  Herald.  3n  Serbin^ 
bung  mit  bcmSoarb  fielet  aurfi  2.  Women'sBoard 
of  Missions  (1869),  mit  89  ?lrbcitcrinncn;  6in= 
nal^mcn:  531000  ÜÄ.;  Organ:  Life  and  Light 
for  Women.  3.  American  Missionary  Asso- 
ciation, jc^t  in  3ltto  ^oxt,  cntftanb  1846  in 
Sllban^  junäd^ft  für  bic  SKiffion  unter  bcn  9Jc« 
gern,  Snbiancm  uub  Kl^inefcn  in  Slmerifa,  über» 
nal^m  bann  öon  einem  frül^em  SSercin  bie  1841 
begonnene  9)lijfion  im  ©^erborolanb  (ffiejlafrUa). 
Unter  ben  ß^inefen  in  ©an  QfranciSco  l^at  ftc  21 
Se^rer  (5  d^inefifd^e)  unb  198  ßommunicanten, 
unter  ben  Snbianem  eine  SWiffion  unb  ein  Seigrer» 
fcminar  in  §anH)ton,  für  5Reger  8  Unioerfitäten, 
12  l^ö^iere  unb  48  gemöl^nlic^e  ©d^ulen,  89  ®e« 
meinben,  im  ©angen  60  ÜJiiffionare,  200  Seigrer 
unb  Sel^rerinnen;  ©innal^men:  1247  806  5K.; 
Organ:  American  Missionary.  3n  SSerbinbung 
mit  biefer  ©efeflfd^aft  fielet  4.  Women's  Home 
Mission  Association.  5.  American  Baptist 
Missionary  Union ,  1814  ju  ^I|ilabelp]^ia  ge» 
grünbct  unb  t^ätig  in  Sirma  feit  1816  unter 
ben  ffarenen  (480  ©emcinben,  100  orbintrte  ein« 
geborene  ^aftorcn,  25  607  ffird^englieber),  in 
Snbicn  feit  1817  (26400  ftird^englieber),  in 
affam,  e^ina,  ^apan  (8  gjiijfionare,  6  ©e^ilfen) 
unb  6ongo«3nIanb  (7  Stationen,  18  SWiffionare), 
jufammen  1160  (Semeinben,  117491  Getaufte, 
208ÜJHfrtonare,  1720  eingeborene  ^rebiger.  S)iefc 
®cjcllf(^aft  ift  auäi  in  (Sried^enlanb ,  Spanien, 
®cutf d^lanb,  ©d^toeben  unb  Su^Ianb  tl^ätig ;  öer« 
^iebene  anbere®efellfd^aftenbc!lagcnaberba§rü(f» 
id^tSlofe  Uebergreifen  baptiftifc^er  Arbeiter  in  ba§ 
öon  ilftnen  befe^te  ®ebtet.  ßinnal^men:  1582797 
Tlaxt ;  ausgaben :  1 785  260  SR. ;  Organ :  Bapt. 
Miss.  Magazine.  3m  Sufammenl^ang  mit  il^r 
ftel^t  6.  Women's  Bapt.  Miss.  Union,  mit 
224  528  5m.  ßinnalimcn.  7.  Freewül  Baptist, 
gegrünbet  1833  unter  nid^tcaloiniftifd^en  SBap= 
tiften,  ift  gegen  „baS  aJlietl^lingjQftem  bcjal^lter 
aWiffionare"  unb  arbeitet  im  Driffa»©|)ra(i^gebiet ; 
8  ©tationen,  566  ffird^englieber,  18  eingeborene 
®cl|ilfen ;  ginnal^men :  ca.  72  000  2Jl.  8.  Fo- 
reign Missions  of  the  Southern  Baptist  Con- 
vention, bie  fid^  infolge  ber  ©flaocnfrage  öon 
benen  im  SJorben  trennte  (1845),  mit  ÜJiiffionen 
in  Kl^ina,  afrifa,  3Kejico  unb  93raftlien;  6in« 
nal^men:  325158  5K.;  Organ:  Foreign  Mission 
Journal.  9.  Seventh  day  Baptist,  miffioniren 
feit  1843  in  S^ina;  ginnal&men:  ca.  18000  TO. 
10.  Baptist  foreign  Missionary  Society  of 
Ontario  and  Quebec  (1866),  6  ©tationen  unter 
bcnXeluguS  (SSorberinbien),  1394ßommunican- 
ten;  ginnal^men:  ca.  40000  9D^.  11.  Women 
of  the  Canadian  Baptist  Church,  ginna^men: 
9800  Tl.  12.  Board  of  foreign  Missions  of 
the  Presbyterian  Church  in  the  U.  St.  of 
America  (North),  1837  au§  früheren  SScreinen 
entftanben,  arbeitet  unter  ben  3nbianem,  bann  in 
SBeftafrifa,  3nbten,  ©t^ricn,  ^erften,  3apan; 
108  männlid^e  unb  209  weiblid^e  2Kijftonare, 


7600  ßommunicanten ;  ginnal^men:  2799182 
aJlar!  (bic  l^öd^ften,  bie  eine  amcrifanifd^e  ®efcll« 
fd^aft  je  erreid^t) ;  Organ :  The  foreign  Missio- 
nary. 13.  Presbyterian  Women's  Board  of 
foreign  Missions,  127  5lrbeiterinnen;  guino^« 
nahmen:  508713  ÜH.,  bcjm.  mit  fünf  anbeten 
meiblid^en  PfSgefenfd^af  ten  902  398  3M.  14.  Fo- 
reign Mission  of  the  Presb.  Church  (South), 
gegrünbet  1862,  neben  innerer  IDhffion  in  ü}lejico, 
Srafilien,  3talien  unb  ©ried^enlanb  aud^  in  o4^ 
rer  t^ätig  unter  ben  3nbianem  9iorbameri!a'§,  in 
Sl^inaunbaBeftafrifa;  ginnal^mcn:  549  728  9R.; 
Organ :  The  Missionary.  1 5.  Board  of  foreign 
Missions  of  the  United  Presb3rt.  Church  of 
North  America,  eineS)enominatbn,  bie  erfl  1858 
burd^  3ufammentritt  Don  5tt)ei  anberen  entftanb, 
^at  9Rijftonen  in  3nbien  unb  Seg^pten,  12  9Kij« 
fionare,  9  eingeborene  $rebiger^  26  ®emeinb«i, 
3363®ommunicanten;  ginnal^men:  3059183R. 
1 6.  Presbyterian  foreign  Miss.  Society,  frü^r 
Western  foreign  Miss.  Society,  feit  1845  in 
Siberitt  3  ÜKif fionare.  17.  Reformed  Presby- 
terians  in  the  U.  St.  (1859),  3  2Kifftonare  in  69« 
rien,  136  Sommunicanten;  ©innal^men:  31459 
2Kar!,  basu  für  d^inefifd^e  aWiffton  6504  OR.  imb 
für  füblid&e  IKiffton  13956  9Ä.;  Organ:  Our 
Banner  for  Christ's  crown  and  covenant, 
Philadelphia.  18.  Foreign  Missions  of  the 
reformed  (Dutch)  Church  of  America ,  1857 
al§  ^Denomination  entftanben,  arbeitet  in  K^ina, 
3nbien  unb  ^apan  mit  1 2  §aupt»  unb  1 28  ^ußen« 
ftationen,  37  ©emeinben,  2843  Sommunicanten, 
95  ©d^ulen,  2028  ©d^ülem,  5  ©eminaren,  144 
Söglingen,  18  fflttfftonaren,  23  ©el^üfen,  18  or« 
binirten  unb  156  nid^torbinirten  eingeborenen  8r» 
beitem.  S)ie  ©efeflfd^aft  l^at  aud^  eine  mebicinifc^ 
^Ibt^eilung.  einnahmen :  352  524  3W.  19.  Wo- 
men of  the  Reformed  (Dutch)  Church,  mit 
6236  aji.  einnahmen.  20.  Cumberiand  Pres- 
byterian Church  (1876),  ©i^  in  ©t.  2oui§, 
neben  innerer  ü)liffion  auSmärtig  tl^tig  im  3n» 
bianergebiet  (6  5!Jliffionare)  unb  3aj)an  (2  9Kij* 
fionare);  ßinnal^men:  62390  9W.,  mit  Home 
Mission  130355  9W.;  Organ:  Missionary B«- 
cord.  21 .  Women's  Board  of  foreign  Mie^ons 
of  the  Cumberiand  Presbyt.  Church  (1879), 
teuert  5U  ber  obigen  ©umme  23926  9W.  bei  uiü) 
enbet  Sel^rerinncn  au8.  22.  Board  of  Conunis- 
sioners  for  foreign  Missions  of  the  Reformed 
Church  in  the  U.  St.,  feit  1878  in  ^orriSbiirg 
(^a.),  tl^ätig  in  ^opan,  wo  fie  fid^  ben  brei  |ntS» 
bQterianifd^cn  ffird^en  angef^Ioffen.  23.  Pres- 
byterian  Church  in  Canada ,  t^Qtig  unter  ben 
3nbianem  (3  SJttffionare),  auf  gormofa,  in  &n« 
tralinbien  (3  5Ki  jponare)  unb  auf  ben  SReu^briben 
(1  aRifponar,  3  ftird^en  unb  89  ©emetnbeglieber); 
anifftonSfd^iff  „3o^nffnoE";  (Jinnal^men:  147000 
ÜKarf.  24.  Reformed  Presbyt.  Church  of  Not» 
Scotia,  1  aJliffionar  auf  ben  ^leul^cbriben;  6tn» 
nahmen :  43  704  ÜJl.  25.  Methodist  Episcop»! 
Church  (North),  gegrünbet  1819;  ajlifftonen 


1629 


aRiHion. 


1680 


unter  3nbianem,  in  Sibcria,  ßl^ina,  Sapon/ 
Subinbien,  übetbie^  in  Sulgarien^  2)eut{d^lQnb, 
Sd^iDet^  Sd^toeben,  Ütortoegen,  SResico  unb  Uru» 
gna9 ;  206  SRifftonare,  43  ^ftouen^  242  einge* 
borene  ^afloren,  31 196  ©emeinbeglieber,  14  947 
Bd^vätt;  (Einnal^men:  2  924  500  3R.,  tüoöon 
1 200000  9R.  für  innere  ORiffion;  Organ:  The 
Gospel  in  all  Lands.  26.  Methodist  Episc. 
Women's  foreign  Miss.  Society,  mit  46  2Kit« 
{tonohnnen,  6  ^oftntölem,  15  ffoftfd^ulen,  150 
onberen  @(^en,  3  SSßaifenl^äufem,  220  93ibel« 
fronen ;  ©innol^men :  431 730  UM. ;  Organ:  Hea- 
then  Women's  Friend.  27.  Methodist  Episc. 
Church  (South),  1845  entftanben  infolge  ber 
@flaDenfrage,  tl^ötig  in  Sl^ina  mit  SoUeg  in 
Bä^Q^ax  unb  unter  ben^nbianem;  10  SRifflo« 
nore  (d^rafteriftifd^  ift,  ba^  biefe  nie  bie  @prad^e 
ber  (Eingeborenen  [Snbianer]  gelernt) ;  ginnal^» 
nten:  134  082  SJl.  ^ie  Sfrauencongregation  biefer 
@efeafd^ft  28.  Women's  Miss.  Society  ^at 
5  SRifftonorinnen,  ebenfo  t)iele  SBibelfrauen  unb 
10  ©i^ulen;  einnahmen:  100438  SR.  29.  Me- 
thodist Church  of  Canada,  ift  feit  1824  tl^ötig 
unter  ben  Snbianem  ouf  ben  ^ermubaS  unb  in  3a» 
txnt;  82  9RifftDnare,  3600  Sommunicanten;  Sin« 
normen:  200000  9R.;  Organ:  Canadian  Me- 
thodist Miss.  Notices.  30.  Evangelical  Asso- 
ciation, frül^er^Ibred^tSbrüber,  3^^i9be§  bifd^of» 
fid^  9Ret]^obi§mu3,  feit  1876  t^ätig  in  Sapan, 
1^  aud^  einen  Sftauenoerein.  31.  Methodist  Pro- 
testant Church,  ein  anberer  3^^i9  beS  genann» 
tcn  aRet^obiSmuS,  mirft  feit  1880  in  3a))an.  unb 
gUKtr  burd^  2  Arbeiterinnen  ber  32.  Women  of 
the  Methodist  Protest.  Church ;  Sinnal^men : 
5520  SR.  33.  Sut^erifd^e  ®eneralft)nobe^  SRiffton 
im  Zelugulanb  (1842)  unb  in  Siberia.  4  ÜRiffto« 
nore,  2  $aftoren,  8682  ©etaufte,  2358  @d^üler 
in  289  ©örfern ;  ginnal^men :  242  307  SR.;  Or« 
am:  Sut^er.  ORifftonSioumal.  Sie  bamit  Der» 
mntbene  fjfrauenmif  fton  34.  Women  of  the  Evang. 
Lntheran  Gen.  Synod  (1881)  ^at  12687  SR. 
Cimuil^men.  35.  GeneraJ  Council,  1867  abge» 
fonbert  oon  ber  ©eneralf^nobe  (ftreng  lutl^erif^), 
toirft  im  Xelugulanb,  1156  @etaufte ;  Sinnal^men : 
30000  SR.  36.  2)eutfd^«e))ang.  WifftonSgefeU« 
\äfo^,  übemal^m  1883  bie  Don  3Ri{ftonar  fiol^r  in 
Centrolinbien  begonnene  9Riffton.  37.  Protestant 
Episcopal  Church  in  the  ü.  St.,  1820  in  $^ila- 
bdpffia  begonnen,  tt)irft  in  3Beftafri!a,  Sl^ina, 
3a)Kni^  fyiiix,  befonber§  aber  unter  ben  Snbia« 
uent;  (Einnol^men:  450000  9R.;  Organ:  Spirit 
^Missions.  Sin  ^rouenDerein  biefer  Softer« 
fo^  ber  anglicanifd^en  ift  unter  ben  Snbianem 
unb  Siegern  tl^dtig;  Sinnal^men:  80  000  SR. 
88.  Women's  Union  Miss.  Society,  confef> 
ftonSIoö,  ^t  52  Slrbeiterinnen  in  Snbien,  Sl^ina, 
Sopon,  ßQpem,  Seg^pten  u.  f.  xo.;  Sinnal^men: 
116000  m  39.  ©efeUfd^oft  ber  Disciples  of 
Christ  ober  Foreign  Christian  Miss.  Society, 
1^  6  Stationen  auf  Samaica  unb  feit  1 882  eine  in 
Snbien;  (Einnahmen:  105264  SR.  2)ie  f^rauen- 


miffion  berfclben  40.  Women  of  Disciples  of 
Christ  ober  Christian  Women's  Board  of  Mis- 
sions l^at  29934  ^R.  einnahmen.  41.  United 
Brethren  Miss.  Society,  met^obiftifd^^  mit  @i^ 
in  ©a^ton  (O^io),  toirft  in  ©^erboro  (ffiefl- 
afrifa);  1526  ffird^englieber;  ginnal^men:  51 135 
ÜRarf,  in  ber  bagu  gel^örigen  gfrauenmif fion  20  000 
SRarf.  42.  American  Commission  on  Native 
Missions  (1883),  au8  (Singeborenen  beftel^enb,  in 
Ol)t)ofition  jum  Slmerifan.  SSoarb.  —  S)ie  ^me- 
rUaner  felbft  bered^nen  i^re  5IRiffion8gefeKfd^aften 
auf  35—50,  benen  fie  975  orbinirte,  129  2aien- 
miffionare  unb  1102  eingeborene  $rebiger  ^u» 
t^eilen,  mäl^renb  bie  Don  europöifd^en  ®efeü[d^aiten 
geleiteten  3Riffionen  5ufammen  1780  orbinirte, 
549  Saienmiffionare  unb  2241  eingeborene  $re- 
biger  göl^Ien.  Sl^re  jöl^rlid^en  Sinnal^men  fd^ä^en 
bie  amerifanifd^en  ©ejenjd^aften  ouf  13682452, 
ja  fogar  auf  17323  726  SR.,  toä^renb  bie  euro» 
päifd^en  24812948  SR.  einnahmen  l^aben.  !Rad^ 
bcm  i)rotePantifd^en  ^aftor  ©ainton,  ber  DoH  3ln« 
l^ängiid^feit  an  bie  ÜRiffionen  feiner  ffird^e  im 
Saläre  1889  eine  Heine  ©d^rift  erfd^einen  He^, 
foUen  bie  Sinnal^men  Don  14namentlid^  aufgegöl^I* 
ten  (SefeÜfd^aften  fogar  37111210  Sr.  betragen 
l^aben.  3ugleid^  fügt  er  bei,  ba^  bie  gange  6in« 
na^me  aUer  titoa  100  proteftantifd^en  ÜRifponS« 
gefcüfd^aften  für  ba8  3a^r  1888  getoi^  50  ÜRüI. 
3franc§  betrage.  2)iefe  3iffcr  ift  nic^t  übertrieben, 
ba  aud^  baS  Organ  ber  9Ret^obiften  bie  @efammt* 
einnal^me  auf  62  ÜRitt.  Qfr.  anfd^Iägt.  ©aintou 
föl^rt  bann  wörtlid^  fort:  „6§  ift  nid^t  ju Derwun« 
bem,  menn  mit  fold^en  fabell^aften  ©ummen  ber 
^roteflantiSmuS  überalll&in,  nid^t  nur  ju  ben  6ei« 
ben,  fonbem  aud^  nad^  granfreid^.  Stalten,  Oefter= 
reid^,  Spanien  unb  befonberS  in  ben  Orient  feine 
ßmiffäre,  feine  toanbemben  $rcbiger,  feine  Sibel« 
colporteure,  bie  £)onig  im  9Runbe  unb  ®o(b  in  ben 
^änben  l^aben,  ^nbet,  unb  toenn  arme  flatl^olifcn 
unb  ©d^iSmatifer,  burd^  bittere  3loi))  ge5tt)ungeu, 
mand^malfid^  gum  proteftantifd^en®Iaubenbefel^ren 
laffen;  mag  aber  SBunber  nel^men  mu^,  baS  ift  ber 
geringe  6rfoIg  bei  ben  Reiben"  (flatl^.  iKrd^engtg., 
©alsburg  1890, 486).  3118  ^eibend^riften  »erben 
Itoax  im  ©angen  bered^net  über  2  ÜRiOionen,  näm* 
lid^  90870  in  aSBeftafrifa,  195100  in©übafrifa, 
8570  inOftafrifa,  273400  auf  5Rabaga§car  mit 
ÜRauritiuS,  449  200  in  SSorber«  unb  79  860  in 
^interinbien,  107000  auf  bem  5lrd^ipel,  40200 
in  g^tna,  13  300  in  3apan,  278  950  in  ber  ©üb« 
fee,  260  084  in  SSßeftinbien,  64  750  in  9Jorb«  unb 
42870  in  ©übamerifa;  bagu  fommen  nod^  42690 
aus  ßl^rifien  unb  9!Ro8lem8  in  Sorberaften  unb 
in  ber  Sürfei  gefammelte  ^roteftanten.  Unter  bie- 
fen  2  SIRiflionen  fmb  aber  nur  gegen  645000 
„ßommunicanten"  ober  etgentlid^e  ß^riften,  unb 
Itoax  gölten  bie  amerifanifd^en  ©efeUfd^aften 
248  079  unb  bie  europäifd^en  396  717  Com- 
municants,  unb  unter  biefen  ift  aud^  ttieber  bie 
grofee  3ö^I  ber  begaf|Itcn  Agenten  unb  il^rer  fjo« 
milienange^örigen  inbegriffen.  SDie  meiflen  biefer 


1631  Smi( 

anflcbli^ot  fiitc^oiflliebet  bejlt^en  qu§  iog.  na- 
tive  Christian  adherenta,  b.  i.  tingcbotttteit  ^H' 
^ängftn,  iDo^l  fouiel  als  ßated)umenen.  %et  bem 
nm  24.  auguft  1892  in  ©tuttßart  abgefiattenen 
SBibel-  unb  aJltfrionSfefte  iprad^  «Kiirionat  ^t[\t 
auSSaltD  baDon,  ba|  bi(feä3a{)t  baS  lOOjä^dQc 
SSubiläumSfep  btr  tDangdif^en  aWilfion  Jei,  unb 
bnriil^tete  bann  ttititer:  ®if  Oitr  9i)iifftone(it|eII- 
fdda^ttn  am  Slnjang  bitfel  Sa^rljunbcrtä  fiütttn  fic^ 
fluf  lOOötnntldit;  ftattlöOaJIiifionarntjeitnje&t 
3000,ftattV.Ü)iia.iä^ili^ereinna^men40aJtiII., 
ftaH  50000  SBeft^tlen  jf^t  3  Wiü..  polt  10  ein- 
geborenen Sprebigem  jegl  3000,  ftatt  300  ein- 
geborenen ©e^ilfen  je«  30000.  3n  386  ©pro- 
^n  mcrbe  ^eutc  ba§  Soangelium  ge^Jtebigt.  3m 
Dotigen  Sa^re  feien  90  000  Reiben  getauft  morben 
(Staatä-ainäeiger  f.  SBürtemberg  1892,  %  198, 
©.  1321). 

Ueberbliilt  man  alle  btefe  Dielen  unb  Detfc^tebc 
nen  @e[eDfc^a|ten,  bie  me^r  al§  rcid^ü^  untcrftü^t 
[inb,  fo  borj  man  raofjl  jagen,  bafe  ber  Slufwanh 
an  ijjtrfonal  unb  ©elbmitteln  im  SBerl^ättnife  ju 
ben  eräielten  Sni^ten  too&l  metir  als  groft  eifi|einl, 
nub  §.  ©unbert  (a.  a.  O.  56)  geflebt  telbfl,  bcfe 
bebeutenhe  ütängel  bei  biefer  ganjen  Arbeit  ju 
a:age  trelen:  „Sitt^t  nur  gibt  ei  (c^tDQi^e,  ja  un- 
mürbige  2Kif(ionare,  bie  ganje  91tt  bes  SJereinS- 
QKfen§  unb  bte  groge  3^t|^lt^eit  brr  |)rotepan> 
tifi^en  €t)nftent)eit  bringen  e@  mit  fid),  ba^  un- 
gemein Diele  Shä\tt  jerf))Iittert  merben  ...  Um 
nur  Sinei  gu  fagen:  mani^e  ffirc^en  (b.  i.  Denomi- 
nationen) |uci)en  ntd^tblog  Reiben,  ^Ko^ommeba- 
ner  unb  3ubcn  gu  S^ri^o  gu  führen,  fonbem 
fhengen  fi[^  aui$  an,  $roteftanten  anbem  ilamtnS 
gu  i!^rer  tjfaibe  gu  befe^ren;  fie  mi}fioniren  ou^  in 
@uropo,  auf  bem  Sebiete  frember  ober  bod^  Der- 
nianbter  ©emeinfi^aften  —  biQigemeije  follte,  maS 
in  bietet  IHii^tunB  gefd^ie^t,  oon  bei  Slrbeit  unter 
ben  Reiben  ftreng  gefonbert  tocrben."  Slnbere 
iUiängel  ber  protcftanlifc^en  Üfiiffionattiätigteit  be- 
lonte  ber  Sommitjat  für  bie  beutfc&en  SBefitungen 
in  Oftafrifa,  nümltt^  bie  unbere^tigte  unb  un^eil- 
fliflenbe  politifi^e  Stoße,  toelÄie  fic^  roie  bie  eng- 
[ifc^en  aui^  bie  beutji^en  proleftantifi^enaKilfionare 
anmaßen,  ßr  üerglicb  heren  intrigonteS  treiben 
nic^t  eben  ju  i^rem  SBort^eil  mit  ben  Kultur  unb 
©ittlic^feit  fbrbemben  Semü^ungen  ber  opferfo^i' 
gen,  unetmiiblifb  toirtenhen  (at^oüf^en  SDliftiO' 
nare.  @r  begetctinete  hie  legieren  afö  ©runbpfeiler 
ber  (Sicilifation,  fprod)  unoerbo^len  qu3,  bafi  bie 
protepantiji^en  ÜKiJlionQre,  englifc^e  raie  beutfc^e, 
fein  ^erf  gerabcgu  erfi^nierten  unb  ^inberten,  unb 
Derfidierte,  bag  bie  auf  ba3  9)ii{fiDnilDefen  auf- 
getoenbeten  Summen  in  ber  X^at  loeggemoifen 
feien,  ja  ba^  biefe  ^erren,  flatt  ben  gingebonnen 
JU  nu^en,  buri^  i^repolitifii^e  Agitation  nic&tS  al5 
Unheil  anftifteten.  (gin  anbere3  OTttglicb  be5  aSig' 
mann'jtben  SJerroaltungi-SeneralftaBS  in  Slfrila 
meinte,  bie  (Srfolge  ber  proteftantiji^en  Wiffionare 
feien  fifton  befe^alb  gering,  meil  fie  e§  nii^t  fo,  wie 
bie  Iat(|oIif(lKn  3}!ijfionare,  Derftänben,  bem  @inne 


unb  ben  @ittcn  ber  Reihen  fid|  angubequtmm 
(ffat^ol.  flirc&enäeihing,  ©algBurg  1890,  423). 
S)ie|  barf  nicbt  SBunber  nehmen ;  benn,  »ie  ein  An 
tifet  in  Terre  sainte  an§^t|rt:  „Die  erfle^gt 
eines  ptoteftantifc^en  ÜlJliffionaiä  an  feine  Uni- 
f enber  oor  feiner  Mbieife  ift :  SIßie  Diel  gtbl  üf 
mir?  33er§immel  fommi  babei  nit^t  in  Betraf; 
ben  ®lauben ,  neli^ei;  ja  aQein  not^aenbig  ^ 
ba§  ^immelreicb  )u  erl^aUen,  finbet  ber  $rDtcftaiil 
babeint  av(^,  unb  berfelbe  ni))^igt  ibn  nii^l,  in 
fremben  SänbemCpfer  unb  Entbehrungen  aÜetJn 
JU  fachen.  5Eaber  fcbiiSt  er  feint  a}iifflonafl|äti8f(it 
nac^  bem  ©elbtoert^,  unb  feine  SHiffionäfteUe  ift 
um  fo  üiel  metir  nsertb,  je  beffer  fit  be jQl)lt  nriit. 
Der  protefiantif^e  iDiiiponar,  befonberS  ber  a^ 
\\\ä)t,  ift  ftet§  in  jioei  50ienfc^en  gu  treuen:  tu 
ben  Agenten  ber  Siegierung  unb  in  bttt  eigetil> 
li^en  @!auben§boten  [ober  beffer:  ben  Sgenlea  bei 
ajibelgefettfc^tt).  3)or  Mem  ip  er  Slgenl  bn  Sc 
gierung;  für  ^e  mu^  er  genriffe,  bure^  fiontmd 
bebungene  ©ej^fte,  fornot)!  polüifiiöe  qB  com- 
metrielie,  beforgeii,  unb  ber  ©taat  qtaäifct  i^ 
imb  feiner  gamilie  bofiir  freie  5ßaffage,  beBMÜ' 
neten  Si^uJ)  unb  einen  beftimmttn  3a^re§gc^ 
®er  proteftanlifit)e  ÜJliffionar  ift  ba^r  Oot  SUrai 
>5änbier,  fei  eä  ouf  eigene  Stec^nung  ober  für  feint 
^luflroggcber.  ©rfl  in  groeiler  Sinie  erinntrt  n 
fiiÖ,  bal  er  aiit^  ©laubenlbote  fein  fofl,  Bofäi 
ibn  ja  fdnc  «ibelaefenfdjaft  fenbet.  gBü9  eiP 
er  (jicrfiir?  'Hui)  S'«  »irb!bü8  ©e^limSSn- 
tragetoege  beftimmt.  SBir  ^aben  gontmete  über 
12=.  15.,  20-,  SOOOOgr.  gefeiten;  roenigfr  oU 
10000  gr.  ift  aber  baS  @ebalt  niemals,  txäiii 
ift  au[()  bie  fflage  beS  onglicanif»)^  Sif^fSni 
Sonbon  erflMidö,  meldte  er  im  SÖoqa^  (b.l  1889| 
in  einer  33erfammlung  erhoben,  bai  ber  engTifi!^ 
ISIeruS  fi^  fo  miglicb  fle^t,  toeil  eS  Pfarrer  gibc, 
beren  Sintommen  10000  3r.  nicbt  Überftrige.  ,60 
ift  erllärlid^,'  fu^t  ber  SBtfd^of  fort,  ,ba|  uinm 
jungen  Seute,  tselc^  fii$  ber  Xlitologie  nibmcn. 
lieber  ben  fremben  SÜiifftontn  hienen  alS  bem  SHat- 
terlanbe,  ba  fi'  bei  roeitem  rei^üc^et  geIol)nt  um- 
ben'"  (ffotti.  Äird&enjeitung  a.  a.  O.  486).  63 
märe  no^  gut  um  bie  proteftantifdben  Sltifftanen 
befteüt,  tDcnn  nur  Sanbibaten  bei  2;^eoIogit  ba^ 
abgefenbet  mürben;  QÜeinbanomentlicEi  unter  ba 
©tubirenben  an  ben  proteflantifc^en  beufft^  Um' 
oerfitäten  bie  Meinung  ^^t,  ber  9ffif  fionSbienl 
eigne  ficb  nur  für  Souem,  SSeingäitner  unb  ^wnb" 
raetfer  (ogl.  TOerg  in  ben  ©tub.  u.  Steil  1866, 
836),  fo  befielt  leiber  i^r  <Dliffion8petfonal  jos 
<  %f^t\i  aui  „Sc^miebe-  unb  ^ätlergefellen ,  bnun 
I  ani)  bie  not^bürftigfle  Silbung  abgebt"  (@d)niei' 
|ger,  ?lu3  bem  Orient,  2.  ?lufl.,  65);  „SW" 
i  flitfer  unb  ©c^neibcr,  bie  in  ffutopa  91^1'  ^ 
ülabel  Derloffen  l^aben,  prebigen  in  Sfrila  mA 
anberSmo  ben  ihnbem  S^amS  auf  itire  Seife' 
(ajieier,  Weifen  in  Süboftifa  182).  ®e6^ 
üufierte  noc^  jüngfteinpreSb^terionifi^Sßrtbigei 
aui  ©i!^ottlanb:„llnfere  proleftantif^SenDfjöi' 
I  fiJtiaften  begnügen  fi^  nur  ju  oft  btmrit,  fieutn 


1633 


SDlifflon. 


1634 


ber  mtttelmä^ig{}en  Silbung  bte  bürfttgften  in« 
Unbtfd^  utö)  bie  fernliegenben  gefal^tDoIIeten 
OttSlönbifd^en  SRifftondftellen  su  überladen.  2)ie 
fatl^oltf d^e  ftirc^e  bagegen  möl^It  gerobe  il^re  beflen 
Ihäfte  für  fold^e  Stellen  au§.  gönbe  biefeS  Set* 
al^ren  oud^  bei  un§  Slad^l^mung,  fo  mürbe  bie  Sl^ri- 
Haniftrung,  nad^  meiner  Ueber^eugung,  Stiefen* 
d^e  mo^en''  (iiai%  JKrc^enseitung  1891,  6). 
S)ie  Stiffion  unter  ben  3uben  tarn  bei 
ben  ^roteftonten  aud^  erft  in  ber  legten  3^^  itt 
tb^o^me.  Sutl^er  felbft  meinte  ia,  einen  3uben 
belehren  fei  gerabe  fo  unmbglid^,  oIS  ben  Teufel  be« 
feieren.  3m  17.  ^al^rl^unberte  mürben  }mar  fd^on 
Hon  (Einzelnen  Sfonbd  ^ur  Snbenbefel^rung  geftiftet 
aber  erft  ber  $ieti§mu§  unb  bie  93rübergemeinbe 
brachten  bie  ^ubenmifftonen  empor.  Samuel 
£idber!ü]^n  auS  ber  93rübergemeinbe  mirfte  Don 
etnxi  1740  on  DoIIe  30  Saläre  unter  ben  3uben, 
unb  ^rofeffor  Saüenberg  in  fyiXit  grünbete  fd^on 
1728  ein  Institutum  Judaicum,  bQ§  bi§  1792 
beftonb  unb  mel^r  qI§  20  Stifftonare  auäfanbte. 
91Ü  infolge  ber  großen  Ummöljungen  be§  vorigen 
Sol^l^unbertS  aud^  bie  geiftigen  Serl^dltniffe  ber 
3uben  umgemanbelt  mürben  unb  burd^  Sefftng  unb 
9Renbeldfo^n  neues  geiftige§  Seben  unter  il^nen 
nxid^  gemorben  mar,  aud^  aQmöIig^bfel^r  unb  So§« 
fagimg  ber  3uben  pom  2:atmub  ftattfanb,  liefen 
fUt^  1816—1843  aUein  in  ben  aä^i  alten  ))reu^i- 
fd^  ^roDinjen  3984  3uben  taufen,  unb  bamal§ 
enoa^te  ein  großer  Sifer  für  bereu  93efe]^rung. 
SHe  bie^faQg  entftanbenen  Derfd^iebenen  ®efeU> 
Mafien  ber  $roteftanten  ftnb :  a.  ^m  britif d^en 
9ieid^  unb  in  Smerila:  1.  London  Society 
for  promoting  Christianity  among  the  Jews 
(1808);  fie  ^atte  1880  in  ßuropa  28,  in  3ipen  3, 
fai  afrifa  6  Stationen  unb  136  SKifftonare,  meldte 
fett  1872  3959  3uben  befel^rten;  Sinnal^men: 
704060  3K.;  ftauptfd^rift  ift:  M'Caul's  Nethi 
woih  Olam,  ober  2)er  malere  Israelit,  in  jal^I- 
loftn  Ssemplaren  in  l^ebröifd^er,  englifd^er,  beut- 
le unb  frangöfifd^er  Sprad^e  Derbreitet.  2)ie 
<BefeIlf d^ft  gibt  einen  jd^rlid^en  Sftapport  unb  "Ulaä^* 
rid^ten  l^ouS,  1813—1815  in  Jewish  Eeposi- 
tcory,  1816—1832  in  Jewish  Expositor,  1833 
bid  1881  in  Jewish  Intelligence,  bann  in 
Dibre  Emeth  ober  Stimmen  ber  äBal^rl^eit, 
86  Sol^gänge.  2.  ÜJtiffion  ber  JKrd^e  in  Sd^ott- 
lanb  (1840),  26  3lrbeiter  auf  6  Stationen  in  ber 
Zfirlei  unb  Sleg^pten ;  Sinnal^men :  ca.  140  000 
9Ratf ;  Organ:  The  Church  of  Scotland  Miss. 
Becord.  3.  Sritifc^e  ©cfeflfd^aft  (SHffcnterS), 
fett  1842,  ^ot  27  Arbeiter,  lauter  ^rofelpten,  auf 
19  Stationen  in  Snglanb,  ©eutfd^lanb,  Deftcr« 
teuj^,  @d^mei^,  Shtglanb,  Sürfei  unb  9^orbafn!a, 
toelc^  1879  im  (Sanken  15  3uben  tauften;  6in« 
naiven:  137000  SR.;  Organ:  The  Jewish  He- 
rald. 4.  ^reie  ßirc^e  Don  Sd^ottlanb  (1843),  auf 
5  €tatimten  23  Arbeiter ;  (Sinnal^men :  160  000 
9Raif ;  Organ:  The  free  Church  of  Scotland. 
5.  ^btjterioner  üon  3rlanb  (1843),  4  Statio- 
in  6uro|Hi  unb  3lfien  mit  12  5Irbeitem;  6in» 

fiir^eiiUsUoiL  ym.    2.  STufl. 


nal^men:  über  60000  SR.;  Organ:  The  Mission 
Herald  of  the  Presbyt  Church  of  Ireland. 
6.  Unirte  ^reSb^terianer  in  Sd^ottlanb ,  SRiffto- 
neu  in  Spanien  unb  3llgier.  7.  ^reSb^terianer 
inSnglanb,  2  9)liffu)nenin2onbon;  ßinnal^men: 
140000  9K.  8.  Sonboner  Stabtmiffion,  3  SKif- 
fionare.  9.  3tmerifanifd&e  fird&lid^e  ©efellfd&aft  für 
Ausbreitung  beS  ßbriftentl^umS  unter  ben  3ubcn, 
gegrünbet  1879  burd^  ^ftor  fflerber  in  Anna» 
poliS  (SDlb.);  fie  gibt  feit  1880  l^erauS:  S)er  greunb 
SöraelS  jur  ^Belebung  unb  Seförberung  ber  SKif« 
fu)n  unter  ben  3SraeIiten.  —  b.  3n  S)eutfd^Iattb 
unb  ben  angrenjenben  Sönbem:  10.  berliner  ®e« 
f eUfd^aft  5ur  99eförberung  be§  Sl^riftentl^umd  unter 
ben  Suben  (1822);  fie  arbeitet  mit  ber  Sonboner 
®ef eHf d^af t,  l^at  aud^  f elbfl  3  HJlifftonare  unb  einen 
Kolporteur;  ©innal^men:  17000  SR.,  baöon  1200 
9Rar!  öom  ^iacd ;  Organ :  griebenSbote.  11.  SRl^ei- 
ni|d&-meftfäüf d&er  herein  für  33rael  (1844),  4  Ar« 
beiter;  ßinnal^men:  15000  SR.;  Organ:  SKif« 
fionSblatt  be§  r]&ein.»meftfäl.  SereinS  für  38rae(. 
12.  SDangelifd^'Iutl^erifd^er  SentralDerein  für  SRif« 
fion  unter  38rael  in  Sad^fen,  Sägern,  Reffen 
u.  f.  m.,  gegrünbet  ju  Seipgig  1849 ;  bie  Seele  mar 
2)eli^fd^,  ber  aud^  ba§  9ieue  Zeftament  in  ba§ 
^e6raif d^e  überfe^te ;  1  3Riffu)nar;  Sinnal^men: 
100003K.;  Organ:  Saatauf  Hoffnung.  13.aBür« 
tembergif d^er  SSerein  für^Srael  (1874),  1 5IRiffio. 
nor  unb  ^rofel^tenl^auS  in  ^tUiaä^  (früher  in 
ßannftatt);  ßinnal^men:  7200  3R.  14.  Serein 
ber  f^freunbe  3§rael§  in  99afet,  nur  Unterrid^t  unb 
Pflege  ber  ^rofel^ten;  ßinnal^men:  12000  SR.; 
Organ:  Slatt  ber  greunbe  3Sraeß,  feit  1837, 
bann  L' Ami  d'Israel,  Journal  trimestriely  Ge- 
növe  et  Bäle.  15.  Stormegifd^  ober  Stat)anger 
aRifpon  (1846),  ol^ne  eigene  ilRiffbnare ;  6in- 
nal^men:  28000 SR.;  Organ:  Missions-blad  for 
Israel,  Kristiania.  16.  Sd^mebifd^e  ÜRiffion 
(1874),  2  aRiffionare ;  einnahmen:  6000  SR.; 
Organ :  Tidning  för  Israel,  Stockholm.  17.  De 
Nederlandsche  Vereeniging  yoor  Israel,  1861 
in  Slmfterbam  gegrünbet,  2  ÜRiffionare;  Sin* 
nal^men:  10000  SR.;  Organe:  De  Hope  Is- 
raels unb  De  Ladder  Jacobs.  18.  3n  9fai^" 
lanb  ift  su  St.  Petersburg  feit  1864  ein  Slf^l  für 
jübifd^e  aRäbd^en.  19.  S)ie  baltifd^e  9Riffion  für 
3§rael  in  9$erbinbung  mit  ber  lut^erifd^en  ßird^e 
ber  rufftfd^en  Oftfceproüinsen  (1865),  7  Arbeiter. 
20.  aRiffion  beS  ^ftorS  Qfaltin  in  ftif dienern,  feit 
1846,  mit  ffoted^umenenl^auS,  in  SSerbinbung  mit 
ber  Sonboner  SRifponSgefellfd^aft.  —  3m  ©anjen 
fmb  unter  ben  3uben  tl^ötig  270  Arbeiter,  mol^l 
5ur  ^ölfte  jübifd^er  3l6ftammung,  meldte  im  3a^re 
1880  etma  630  3uben  tauften;  im  Saufe  be§ 
19.  3a]&r^unbert3  mürben  etma  100000  getauft. 
2)te  3a|re§einna]^men  aller  ©efeSfd^aften  ^ur  lBe> 
fel^rung  ber  3uben  betragen  1 400  000  SR. 

Siteratur  ber  proteftant.  5IRiffionen.  Su^er 
ben  bereits  angcfül^rten  SKiffionSseitfd^riften  unb 
3a^re§bend^tcn  fmb  befonberS  nod^  gu  nennen: 
®.  ®.  ftnapp,  ©cbröngter  Slbrife  einer  aUgem. 

52 


1635 


aWiffion. 


1686 


Jjrotcftant.  TOffionSgcfd^.,  ^oDc  1816;  g^t.  ®. 
Sluntl^arbt  SScrfud^  einer  allgcTn.  SKiffionSgefd^. 
ber  ftird^e  g^rifti,  5  %^U.  in  3  ®bn.,  Safel  1828 
bis  1837,  unb  beflen  ^anbbud^  ber  aßiffionS» 
gcf d^id^te  unb  5IKiffion§gcogra})l^ie ,  3.  3tu§g.  mit 
6  ftarten,  ^alto  1862;  3.  ?).  »raun,  Beiträge 
gur  ®t\ä).  ber  ^eibenbefel^rung,  4  Sl^le.,  aitona 
1835—1841;  fl.  ®.  ©d^mibt,  flurjgefafete  Se- 
benSbefd^r.  merftoürbiger  aWiffionare ,  6  Sbd^n., 
Seijjjig  1836—1842;  W.  Noel,  Christian  Mis- 
sions  to  heathens  Nations,  Lond.  1842 ;  S. 
©t.  Steger,  ®ie  proteft.  SKifRon  unb  beren  ge» 
fegneleS  aSBirfen,  2.  3lufl.,  §of  1844;  ©erfelbe, 
S)ie  cbangelif d^e  SKiffton  unter  Reiben  unb  3uben, 
3  %\Ht„  §atte  1857;  3.  SBiggerS,  @efd^.  ber 
et)ang.  SJtiffionen,  2  SBbe.,  ^omburg  unb  ®oi^a 
1845 ;  SBBoDmann,  ®ie  SRiffton  ber  eöang.  ßird^e, 
2.  auf!.,  Oueblinburg  1848;  a.  Dftertag,  Ueber« 
fid^llid^e  ©efd^id^te  ber  proteft.  SOWffioncn  bon  ber 
äteformation  bi§  jur  ©egenmort,  @tuttg.  1858; 
^erjogS  SReolenc^flop.,  2.  %ifl.,  X,  33—118. 
Ueber  bie  3ubenmtffionbefonber§:  S.  6t.  Steger, 
S)ie  eöong.  3ubenmi|pon,  ^oDe  1857 ;  (Sf^x,  ff. 
ffalfar,  SSrael  unb  bieffirc^e.  ©efd^id^lli^er  Ueber« 
blidC  ber  IBefel^rungen  ber  3uben  ^um  Sl^rtftentl^um 
in  allen  3a5r^unberten,  beutf(|  üon  SKid^elfen, 

tamburg  1869.  3u  bemerfen  ift  nod^,  ba^  Diele 
f  felljd^aften  aud^  eigene  Stianten  il^rer  9Kif jtonS» 
gebiete  l^erauSgaben,  fo  bie  93Q§Ier  einen  Don 
3ofen]^an8  1858,  bie  Srübergemeinbe  1860,  bie 
Sonboner  ®]^urd^=aRiffton  1862;  bann  gab  Dr. 
(Srunbemann  nid^t  bIo|  eine  gro^e  ,,9Ri){ion§« 
xoMaüt"  l^erauS,  fonbem  au^  einen  „Mgem. 
3Rifflon§atla8",  ©ot^a  1867  ff.,  ber  Diele  ge- 
fd^i^tliÄe  unb  ftatiftifd^e  eingaben  entl^ält;  meiter 
einen  „ff leinen  9Jliffion§atla§'',  KalttJ  u.  ©tuttg., 
2.«ufl.  1886;  ebenfo  3.  ^a%  aRiffionSatlaS, 
ffopenl^agen  1883—1884. 

in.  ®ie  SRiffionen  ber  gried^ifd^en 
ff  i  r  d^  e ,  fpeciett  ber  ruffifd^en  ©d^iSmatif er.  ®ie 
gried^tfd^e  ffird^e  ift  feit  il^rem  Abfall  Don  9tom 
mel^r  unb  mel^r  in  ßrftarrung  Derfunfen,  rüdt^alt» 
loS  ber  Staatsgemalt  l^ingegeben,  unb  mirb  nur 
burd^  biefe  roxt  burd^  ben  ^^ationall^a^  bei  größter 
innerer  Ol^nntad^t  nod^  aufredet  gel^alten;  aber  an 
Eroberungen,  au^er  burd^  brutale  @(en)alt,  toit  in 
SRufelanb  unb  im  ®ienfte  ber  ^oliti!,  l&at  fie  längfk 
nid^t  mel^r  gebadet.  9iur  bei  ben  SRuffen  finben 
fid^  nodft  einzelne  Untemel^mungen  biefer  9lrt,  bie 
ober,  mie  bemerft,  mel^r  Dom  rufftfd^en  ©taat§» 
intereffe  geboten  ju  f ein  f d^einen,  we^l^alb  fie  nid^t 
Don  ber  ffird^e,  fonbem  Don  ber  Regierung  geför» 
bert  toerben.  ®iefe  Untemel^mungen  maren  aber 
bis  auf  bie  neuefte  3cit  mel^r  nur  barauf  gerid^tet, 
biejenigen  jum  gintritt  in  bie  ortl^oboje  ffird^e  gu 
bemegen,  meldte  anberen  Konfeffionen  jugcl^örten, 
als  nid^td^riftlid^e  SSöUer  ju  befel^ren.  äBie  bie 
Suffen  bie  ffatl^olifen,  Unirten  unb  ^roteftanten 
tl^reS  Seid^eS  befel^ren,  ift  fattfam  befannt,  mcniger 
bagegen,  ba^  fie  aud^  eigentlid^e  99^iffton  ju  be> 
treiben  angefangen  l^aben.  @o  lange  fie  baS  an 


92orbamerifa  Deräu|erte  WaSfa  befa|en,  nuu^ttn 
fte  f d^on  Sierfud^e,  bie  SBilben  biefer  @egenben  für 
baS  ©d^iSma  ju  gewinnen,  unb  fatü)ten  i^ 
einen  99ifd^of,  ber  aber  unDerrtd^teter  Sad^e  nnebo 
öbjog.  3n  ©iberien  ift  bie  SKtffion  mel^r  3Ä<« 
gierungSfad^e;  bagegen  ging  fie  im  9Üat  unb  in 
^apQXi  Don  einer  9Riffu)nSgef eOf d^  ouS,  bie  unter 
ber  protection  ber  ffaiferin  fielet.  SHefe  (Sejea« 
fd^aft  adelte  1886  bereits  7169  actiDc  aJHtgfieber 
unb  ift  aud^  nad^  il^rer  Slrt  in  otiberen  @egeiibm 
tl^ötig.  2)ie  SRiffton  in  Sopan  fd^eittt  neuefit^ 
mieber  auf  gegeben  tt)orben  ^u  fein;  menigfienS^ 
93ifd^of  9licoIai  bie  in  Xofio  begonnene  ffii^ 
nid^t  ausgebaut  unb  baS  Sanb  »teber  Dedafjei 
2)agegen  |ei|t  eS  im  officieOen  99erid^t  biefer  @e< 
feDfd^aft  über  bie  3Kiffion  im  aitai:  „UnfereSRij. 
ftonare  ftnb  gemol^nt,  nid^t  auf  ©d^tDierigfeiten  p 
ad^ten,  meldte  bie  Statur  bietet,  nod^  fid^  bmni^ben 
tifanatiSmuS  beinen  ju  laffen,  ber  bie  3tabc* 
gläubigen  erfüUt.  2)an!  biefer  ßigenfd^t  1^ 
biefelben  gro|e  Srfolge  ju  Dergeid^nen.  Sie  mo^ 
ten  SReifen  Don  im  ©anjen  30857  SEBerfl  im  «tai 
unb  befe^rten  639  ©eelen.  2)ie  28  ©d^en  ber 
SRifftonare  tt)urben  Don  498  ffnabenunb  236  mb* 
d^en  befud^t."  Sin  uuDerböd^tiger  3^9^/  ^ 
©oloiDiem,  ersöl^It  bagegen:  „3n3Qpanfanenbie 
meiften  $riefter,  fobaä  fte  bie  SBei^  tifyiüa, 
Don  ber  rufftfd^en  ffird^e  ah,  um  felbfiönbig  eise 
SanbeSürd^e  Dorjubereiten.  3n  ©iberien  aber  ip 
bie  99ele]^rtmg  nur  eine  fd^einbore.  SßaS  bie  ^ 
ben  Dorl^er  geglaubt,  baS  Italien  fte  qu(^  meiß  no^* 
l^er  f eft,  unb  Don  einer  3lenberung  beS  SebenS  ^ 
burd^auS  leine  Siebe.  3n  ^Begleitung  Don  30  nit 
9teDolDem  unb  Sangen  bemaffneten  ff ofolen  fomnt 
ber  SRifftonar  in'S  2)orf.  2)ie  Sonbibaten  jur 
Xaufe  fammeln  ftd^,  ein  furger  Unterrid^t  folgt 
unb  bie  Saufe  toirb  gef penbet  —  mit  einer  ^ 
gäbe  Don  5  ähibetn,  einem  $aar©tiefeln  unb  einen 
^el^e."  2)e^]^alb  meinte  einfd^iSmatifd^»^ 
einem  fatl^olifd^en  $faner  in  ©iberien  gegenüber: 
,,Unfere  SViifftonare  foDten  toit  @ie  aOeiir  übenH 
l^infommen  unb  feine  ÜRul^efd^euen;  bannSMa 
mir  uns  DieHeid^t  aud^  bie  Srf olge  Derf))red^  Ue 
aDen  fatl^olifd^en  3Rifftonen  eigen  gu  fein  fd^inci.' 
(!Bgt.  über  aUeS  biefeS:  ffatl^oL  aJliffionen,  Stn* 
bürg  1889, 136.) 

B.  3nnere  ÜRiffion.  I.  3n  ber  fat^oli- 
fd^en  ffird^e.  9{ad^  ber  SingangS  gegebnen Se* 
gripbefKmmung  l^at  bie  innere  3Rif^  baS  ii 
ber  ff ird^e  felbft  nod^  gebliebene  ober  im  Sanfe  ber 
3ett  mieber  möd^ttg  gemorbene  Un-  unb  Wbff 
d^riftentl^um  befonberS  burd^  baS  Spo^M  ber 
Siebe  gu  überminben.  2)amit  ift  gugleid^  baS  jid 
unb  baS  ©ebiet  ber  innem  SRiffion  anaebcäet 
2)ie  ©efd^id^te  ber  ffird^e  geigt  unS,  ba^  ®ott  bei 
fl^einben  feines  SReid^eS,  ob  fie  nun  abftd^id^  ober 
unabftd^tlid^,  Dereingelt  ober  Dereint  ftd^  gegen  bol* 
f elbe  erl^oben,  {tetS  gro|e  unb  l^erDormgcnbe  SUbn 
ner  entgegengefteDt  l^at,  bie  Dor  Mem  bunl^  ete 
l^eroifd^e,  ftd^  felbft  l^inopfembe  Siebe  gn  (Bfö^ 
unb  ben  ©eelen  gemetl^t  unb  gel^eiligt  ttxnen.  O^ 


1637 


aWiffion. 


1638 


bog  bie  frül^eren  gal^rl^unbcrte  l^ier  berührt  totx» 
bttt,  Iö|t  fid^  fagen,  bo^  bie  auftoud^enben  großen 
Strlel^ren  immer  bie  fte  belämpf  enben  SRönner  f an« 
ben;  fo  Dom  ÜRittelalter  an  befonberS  am  ffi.  Sem* 
^rb,  am  1^1.  t^fran^  Don  Sfftft,  am  1^1. 2)ominicu8, 
am  ^l.  Sincen}  ^f^^nuS,  an  Sol^onn  Don  Sa))i' 
fhran,  an  93ert|oIb  Don  ätegenSburg,  am  l^L  ttaxl 
Sorromöud,  am  1^1.  gfranj  Don  @aleg  u.  f.  id.  2)ie 
®efeflfd^ft  3efu  loat  ber  le^te  gro^eOrben  biefer 
*W.  3)er  1^1. 3gnatiu§  Don  Sopola  fämpfte  befon« 
berS  gegen  ben  eingetretenen  ©laubenSabfaE  unb 
rettete  S)eutf c^Ianb  für  bie  f at^olifd^e  ßird^e.  (Spöter 
tcat  bie  innere  SRiffton  j^auptfäd^Iid^  in  ben  Äampf 
gegen  ben  3nbifferenti§mu§  in  ^laubenSfad^en 
UI&  bie  Srfd^Iaffung  im  d^riftlid^en  Seben,  toit 
biejer  l^eute  nod^  il^r  ^uptgiel  bilbet.  Slu^er  ben 
3efuiten  mar  eS  befonberS  ber  1^1.  SSinceng  Don 
|kml,  meld^r  ber  innem  SRiffion  bie  }ule|t  ge» 
nannte  beftimmte  Sttd^tung  gab^  inbem  er  fte  jur 
SoIfSmiffton  auSgeftaltete.  2)ie  erfte  99^iffton,  bie 
er  feiner  Seit  als  Heilmittel  bot,  l^ielt  er  1617  ju 
SfoÜeDille,  unb  ber  Srfolg  toax  au^erorbentlid^. 
S)arauf  ftiftete  er  gu  biefem  3^^^^  ^ine  eigene 
«ongregation  (f.  b.  «rt.  Sajariften  VH,  1562). 
€einer  9SBei§l^eit  entging  eS  aud^  nid^t,  ba^  bie 
Stiffton  nur  einen  Dorübergel^enben  @rjfoIg  l^aben 
toerbe^  rnerni  ber  Suratcleru§  baS  SBerf  nid^t  mit 
(Eifer  unb  Salbung  fortfe^e.  2)eg]^alb  fd^lug  er 
in  Serbinbung  mit  mel^reren  93if ^öf en  für  ben  Sie* 
mS  geiftlid^e  Uebungen  ober  S^ercitien  (f.  b.  ^rt. 
IV,  1130  ff.)  Dor.  9lod^  in  feinem  78. 3a^re  l^ielt 
er  SRifponen,  unb  Dor  feinem  1660  erfolgten  Sobe 
Rotten  bie  SRifftonSpriefter  in  i^franfreid^,  Stalten, 
ffMm  unb  ärlanb  fd^on  über  1000  SO^ifftonen 
gellten,  ^eute  nod^  rnirlen  fte,  toit  in  ber  auS» 
ttNfotigen,  fo  aud^  in  ber  innem  aWijfton  l^öd^ft 
fcgenSreid^.  3n  Stalten  fUftete  ber  1^1.  ^If onS  Don 
Signort,  im  ^inblidC  auf  ba§  Denoal^rloSte  ^irteu' 
tolt  bie  @eno{fenfd^aft  ber  Stebemtoriften,  um  ben 
Srmen  baS  Soangelium  gu  Derfünben  unb  bem 
Mrtoffenen  fßolU  burd^  SRiffionen,  fated^etifd^e 
Sde^ngen  unb  geiftlid^e  Uebungen  5u  ^ilfe  5U 
fommen.  9ud^  anberen  einüd^t^Dollen  frommen 
SRönnem  mar  e§  bei  bem  C^rfalten  ber  maleren 
4ri^id^  Siebe  in  ben  ^erjen  f o  Sieler  nid^t  ent- 
gangen, ba^,  ie  nad^  Sebürfni^  beS  Orte§  ober 
MX  3^/  ^i^  ^bl^altung  ber  SRiffionen  ober,  ma§ 
gleii^fons  )ur  innem  9Riffton  ge][)ört,  ber  Unter* 
ri4t  ber  illeinm,  fomie  bie  letblid^e  unb  geifttge 
9fiege  ber  %rmen  unb  ffranfen,  meldte  bie  Sxx^t 
|B  tttner  3^^  9<in}  auS  bem  ^uge  gelafjen,  nod^ 
ttKiter  auSgebe^nt  merben  follte.  ^laä^  ber  einm 
mb  anbem  Seite  l^in  Derbienen  Srmöl^nung :  ber 
Oriien  ber  Il^eatiner,  ber  burd^  feine  ^rcbtger 
nd>  9Rifftonare  gugleid^  eine  ^flan^fd^ule  be§ 
UH^em  SlemS  ttmrbe.  9Rit  il^m  Dereinigten  ftd^ 
jpäkt  bie  SomaSler ,  meldte  ftd^  ber  ßr^iel^ung 
armer  SSkiifentinber  mibmeten.  S)te  jf apu^iner  unb 
8anmbtten  mürben  bef  onberS  für  9Rif  fionen  inner* 
l^olb  ber  d^rifUid^  Sönber  Dermenbet.  3)ie  ^aupt- 
Icnbenj  ber  Dom  1^1.  ^^ilipp  9^eri  geftifteten  Ora* 


torianer  mar  S5ol!§bilbung  unb  SSoHSl^eiligung. 
2)ie  beiben  3tDeige  ber  Sarmeliten  l^aben  fid^  bur^ 
aufopfembe  Sl^tigfeit  in  ffranfenpflege  unb  Un« 
terrid^t  auSgeseid^net  unb  nad^  il^rer  S^eform  eine 
%u§bel^nung  über  faft  aDe  lat^olifd^m  Sänber  er* 
galten.  SHe  Dom  1^1.  i^franj  Don  @ale§  im  Serein 
mit  ber  1^1.  §ranci§ca  Dond^antal  1610  gegiftete 
Kongregation  ber  ©alefianerinnenftellte  ftd^  neben 
ffranfenpflege  aud^  bie  ßrgiel^ung  ber  Äinber  jur 
Aufgabe.  2)ie  nömlid^e  2:enben3  Derfolgten  bie 
Urfulinen  unb  bie  meiften  bamal§  eiitftanbenen 
i^frauencongregationen,  bie  in  aUen  latl^olifd^en 
Säubern  ^lufnal^me  fanben.  ®ie  $iariften  ttmr« 
ben  fpecieD  für  ben  Unterrid^t  in  ben  ©d^len  ge« 
grünbet,  ebenfo  bie  SSäter  ber  d^riftlid^en  Seigre, 
meldte  nid^t  blo^  ftinber,  fonbem  ^rme  unb  Un» 
miffenbe  überl^aupt  untenid^ten.  SDie  Srüber  ber 
d^riftlid^en  Siebe  ober  SSarml^erjigen  ©ruber  Der« 
pfltd^ten  fid^  5ur  unentgeltlid^en  Jhanfenpftege. 
@o  l^at  bie  fat^olifd^e  ffird^e  in  bem  (Selübbe  ber 
freimiHigm  Strmut  unb  @elb{tentäu^emng  Dom 
SDWttelalter  an  jal^llofe  ©enoffenfd^aften  für  %r« 
men»  unb  ffranfetipjiege  gefd^ffen,  bie  ber  Un* 
glaube  l^eute  nod^  bemunbert,  bie  er  aber  nid^t  be* 
greifen  fann.  ©elbft  SSoltaire,  ber  meinte,  „bie 
Don  ber  römifd^en  Kommunion  getrmnten  9}ölfer 
al^mten  bie  d^riftlid^e  92äd^ftenUebe  nur  uuDoH* 
fommen  nad^",  \a\)  ftd^  im  §inblid(  auf  bie  freie 
jerfönlid^e  SiebeSarbeil  ber  DrbenSgeno  jfmf  d^aften 
einer  3cit  ju  bem  2lu8fpm(^e  gejmungen:  „SSiel* 
eid^t  gibt  e§  auf  Srben  nid^tS  ©rö^ereS  al§  ba§ 
Opfer,  baS  ein  jarte§  ©cfd^led^t  mit  feiner  ©d^ön* 
l^eit,  äugenb  unb  oft  erlaud^ten  ®eburt  bringt,  um 
in  ben  Spitälern  jenen  ^Ibfd^aum  alles  menf^lid^en 
ßlenbe§  ju  linbem,  beffen  ^Inblidt  f o  bemütl^igenb 
ift  für  unfern  ©tolj  unb  fo  empörenb  für  unfere 
aaSeit^lid^feit"  (Sur  les  moeurs  HI,  139). 

S3erf olgt  man  biefeS  befonberS  über  Qfranfreid^, 
Stalten  unb  ®eutfd^lanb  auSgebel^nte  innere  SRif* 
ftonSmefen  bis  5um  6nbe  beS  Dorigen  unb  ^um 
Anfang  biefeS  Sal^rl^unbertS,  fo  finbet  man  stoar 
eine  furje  Unterbred^ung  burd^  bie  franjöfifd^e  Sfte« 
Dolution  unb  bie  jmifd^en  ben  d^riftlid^m  3Räd^ten 
entbrannten  ftriege.  Mein  felbft  toäl^renb  biefer 
ftriege  nod^  Deranftaltete  ^Rapoleon  I.  auf  ffoften 
ber  Segiemng  SSolfSmifftonen  in  ben  SiStpmem 
Iro^eS,  ^oitierS,  Sa  Kod^eDe  unb  3ReJ.  5Rad^ 
ber  SReftauration  im  %  1815  tratm  bann  mehrere 
^riefter,  befonberS  bie  2lbbe§  SegreS*S)uDal,  SRau« 
fan  unb  Qforbin-Sanf  on,  ju  bem  Smedte  juf  ammen, 
ben  burd^  bie  SReDolution  geiftltd^  fo  Demml^rloSten 
$roDinjen  SKif jionen  ju  l^alten  unb  SRänner  für 
bie  innere  SRiffton  in  Qfranfreid^  l^eranjubilben, 
bie  fog.  aRifftonSpriefter.  Snfolge  il^reS  SBBirfenS 
entftanben  in  Dielen  SiStl^ümem  befonbere  ©efetl* 
fd^aften  für  ben  nämlid^en  3tDedf.  ©ie  ©eiftlid^* 
feit  fe^te  i^re  SRifftonStl^ätigfeit  aud^  ttml^rmb  ber 
anfänglid^  il^r  feinbfeltgen  Segiemng  ber  3uli» 
reDolution  jum  Segen  beS  Steid^eS  unb  ber  ©renj* 
länber  fort.  ®ie  9Riffionen  im  6lfa^  inSbef onbere 
l^aben  ein  großes  9?erbienft  um  bie  Srl^altung  unb 

62  • 


1639  aRlfftOtt.  1640 

Smeuerung  be§  fatl^oltfd^en  ®Iau(en§  unb  Se(en§.  um  l^intDteberum  Don  biefem  lietlenbe  unb  fül^enbe 

3n  ben  anbeten  romantfd^en  Staaten  l^atten  ftd^  93ele^rung  unb  Sßittel  gu  einem  neuen,  genug« 

bie  Stifftonen  gletd^fadS  f orterJ^alten,  aber  meiften^  t^uenben  Seben  entgegenzunehmen.  S)en  @^14 

nur  für  ba§  niebereißolf;  bie  l^ö^eren  (Staube  be«  ber  Stiffton  bilbet  bie  Erneuerung  be§  Sanf> 

^enf(^te,  xoxt  überall^  DöQtge  ©leid^gültigfeit.  3n  gelübbeS,  bie  Uebergabe  ber  ®emeinbe  an  bie  1^> 

9tom  felbft  entftanb  fogar  burd^  Ra^pat  93uffaIo  lige  Jungfrau,  bie  abbitte  unb  3>anf)agung  tioi 

eine  neue  Kongregation,  bie  Dom  foftbaren  93Iute  bem  aDerl^eiligften  @aaamente,  bie  ßnic^tung 

(f.  b.  9lrt.  n,  932),  tt)eld^e  fid^  oon  Anfang  an  cineS  iheujeS  ober  ber  Stationen,  bie  feierii^e 

gau)  ber  !Bon§mi|fton  mibmete.    ^ud^  in  bem  Srtl^eilung  be§  9Riffton§abIaffe§  unb  bie  @etto 

ütäjiixd)  freien  Scigien  Müßten  bie  SSoIfömifflonen  feier  für  bie  in  bie  gtoigfeit  eingegangenen  6ta, 

mä^tig  auf ;  ebcnjo  tourben  fie  in  ber  ©d^ttjeij  Satten,  ftinber,  ©ejd^ttJifter  unb  greunbe.  ®i^ 

t)or  bem  ©onberbunbsfriege  eifrig  abgel^alten.  3n  furje  Serlauf  einer  SSoIfSmiffion  mit  oK  i^ 

2)eutf(i^Ianb  toixtttn  neben  ben  granciScanem,  äBal^rl^eiten  unb  S^l^atfad^en  mod^t  fie  }u  eins 

Rapn^inttn,  2)ominicanem  bor  aDem  bie  äefuiten.  OueDe  beS  @egen§  für  bie  SJlenf d^l^eit,  fo  ba| 

?luf  bie  Regierung  ber  ftaiferin  SRaria  Serepa,  felbft  ber  proteftantifd^e  (Sefd^id^tfd^reiber  SRer^d 

bie  in  Defterreid^  bie  innere  Wijfion  begünftigte,  über  bie  SBirfungen  ber  nad^  ber  SReüoIution  bcS 

folgte   bie   ungünftige  SlufflärungSpcriobe  3o«  Sal^reS  1848  abgel^altenen  3Riffu)nen  fid^  gu  bm 

fej)|§II.    S)ie  SRegierung§art  unter  bem  ®eut»  ^uSfprud^egesmungenfal^:  ^S)ie!at]^oUjc^3Rij= 

fd^en  93unbe  berfd^örfte  ben  2)rudC  ber  geiftlid^en  fionen  l^atten  t^eilS  al§  Silber  beS  surüdfgefel^ 

^olijei  auf  ffird^e  unb  fird^Iid^eS  fieben,  unb  menn  @eelenfrieben§  einen  l^ol^,  unDergleid^Iid^  9^, 

aud^  bie  dürften  Oefteneid^S  unb  SaQemS  bie  9ie'  t^eil§  offenbart  ftd^  in  i|nen  fo  Diel  fitaft  bed  9^ 

bemtoriften  berief en,fofonntenbiefebod^  nur  unter  giöfen  unb  ©ittlid^en  mitten  in  ber  gorruptwi 

beftönbiger  ^Infeinbung  öon  ©eiten  ber  Seamten  ber  3fit  ba^  feinanwefenber,  felbft  ber  mitSi»' 

unb  Sid^tfreunbe  mirlen.  Srft  nad^  ber  SteDoIution  urtl^eil  basugetreten,  ftd^  eine§  ^eiligen  ©^owif 

beS  Sal^red  1848  burften,  ganj  ungel^inbert  Don  5u  ertoel^ren  Dermod^t  fyit    9ud^  3u^^to  M 

biefer  Seite,  ätebemtoriften,  3e)uiten,  Ropuiintt  etmngelifd^en  SefenntniffeS  UKiren  tief  ergri^ 

unb  i3franci§caner  bie  burd^  bie  Stürme  ber  9teDo*  unb  befannten,  ba^  l^ier  nid^t§,  nmS  ifynm  ftaA 

lution  ber  j^ird^e  entfrembeten  SoÜSmaffen  lieber  unb  feinblid^  fein  tonnte,  Dorgefommen,  fonbcn 

5U  gewinnen  fud^en.  ©ro^artige  ÜRiffionen  U)ur*  ein  nml^rl^a^  eDangelifd^er  ®eift  in  a))oflori{4ff 

ben  Deranftaltet  Don  Stabt  ju  Stabt  unb  Don  (£infad^|eit  unb  jhaftft^  offenbart  l^atte.'  .9to 

®orf  5u  ®orf,  toie  in  Sö^men  unb  Sirol,  fo  am  fie^t,"  fö^rt  Wenjel  fort,  „mie  bie  alte  SRittt» 

äil^ein,  in  SBeftf alen,  Sägern,  Saben  unb  SBürtem-  lird^e  im  Sortl^eil  ift,  ba  fie  fold^e  SReettngS  ffoiHa 

berg.  'Jlaä)  Vertreibung  ber  3efuiten  unb  ber  an«  fann  ol^ne  bie  minbefte  35eforgni|  Dor  einer  ft* 

geblid^  mit  il^nen  Dermanbten  Stebemtoriften  l^örte  fd^meifung  ober  Söd^erlid^feit    93or  htm  tiej^ 

bie  Slbl^altung  ber  SRifftonen  burd^  biefe  ^mar  auf,  Smft  il^reS  @aaament§  ber  Suge  mei^  jdier 

ia  fie  tourbe  eine  3citlang  fogar  ganj  Derboten,  Spott  unb  jebeS  SSerbred^en." 
tt)ie  e3  in  Saben  l^eute  no^  ber  gfaE  ift;  bagegen      SoQ  j[ebod^  ba§  burd^  falfd^  Unterric^  vA 

mürbe  anbermörts   neueften§   ben  ffopu^inem,  ftttlid^e  Senoilberung  mieber  emxid^fene  ^dbo* 

f$franci§canem  unb  Senebictinem  bie  Slbl^altung  tl^um,  baS  ftd^  au^erlid^  al§  (^riftentl^  gebedxt 

Don  9nif ftonen  mieber  geftattet,  unb  felbft  SBelt«  mit  ber  SBurjel  ausgerottet  merben,  f o  genügt  1» 

t^riefter  traten,  mie  Dielfad^  g.  S.  in  SBürtemberg,  Solfömiffion  feineSmegS  aSein;  fie  ebnet  nur  Mt 

atö  9Riffton§i)rebiger  unb  Spercitienmeifter  auf.  äßege,  gibt  nur  ben  ®eift  ber  Umlel^r  imb  9e!((* 

äl^rem  SBefen  nad^  befielet  bie  SoIfSmiffton  in  rung.  SoD  bie  Setel^mng  Don  Unglauben  ni 

einem  S^cIuS  Don  Su^rebigten  unb  Su^übungen,  Sünbe  ^um  d^riftUd^en  ®Iauben  luib  £ebai  Ue 

bie  in  einer  f ortlauf enben  äteil^e  Don  £agen  Don  Sefferung  träger,  genu^füd^tiger^rmengmnSifll 

einigen  burd^  ben  Ordinarius  loci  beDoDmöd^tigs  unb  jur  S))arfam!eit,  mie  egoiftifd^er  Steid^  fß 

ten  ^rießem  (99^i{ftonaren)  5ur  Selel^rung  unb  d^riftlid^en  Sarml^ergigleit  eine  bauer^fte  ta» 

Sefel^rung  ber  Sünber,  ^ur  SBieberermedfung  be§  ben,  fo  muffen  bie  ^rd^  unb  beren  Organe  ii 

d^riftlid^en  ®Iauben§Ieben§  gel^alten  merben  (9)lif«  Serein  mit  allen  ®utgeftnnten  baS  Segomnt 

fion§t)rebigten).  Sin  fold^er  S^cIuS  Don  Setrad^-  meiterbauen.  ^ud^  l^ier  öffnet  fid^  für  bie  im» 

tungen,  geiftlid^en  Uebungen  unb  SSortrögen  l^at  9)li{fton  ein  großes ,  meit  ouSgebel^nteS  gfdb  ker 

bie  Snoedfung  be§  Su^geifteS  ^um  gemeinfamen  Xl^ötigfeit.   ^ie  bie  mönnlid^  imb  toeibli^ 

Siele,  f 0  bafe  ber  Sünber  jerfnirfd^t,  aber  nid^t  Der»  DrbenSperfonen  ber  geiftigen  unb  feiblicl^  SM 

nid^tet,  fonbem  nadft  ber3«fnirfd^ung  mieber  em»  il^rer  9lebenmenfd^en  Don  jel^  pdl^  gumOpfaiP 

porgel^oben  mirb.  S§  Dereinigen  fid^  aDe  Stimmen  brad^t  l^aben  unb  immer  nod^,  |q  DoÜ^SI^iger  nk 

ber  Smigfeit  unb  be§  ®emiffen§,  bajs  aud^  ber  Diel»  eifriger  al§  ie  einmal,  fid^  ^um  0))fer  bringen,  {t 

iö^rige  ^eröd^ter  be§  Su^faaamentS  nid^t  miber*  muffen,  befonberS  in  ^eutfd^latib,  feit  9u^d^ 

fielen  fann,  pd^  felbft  erfennen,  fein  Vergelten  bereuen  ber  meiften  für  bie  innere  SRifpott  fonp  fi^äti§» 

unb  fein  ganje§  fünbl^afteS  Seben  einem  Diedeid^t  Orben§genoffenfd^aften,)e^tS0B«Itprie{lerunb8aa 

Dorl^er  nie  gefel^enen  99eid^tDater  ol^ne  SRüdtl^alt  mit  Dereinten  jfröften,  burd^  moteridle  unb  geiPif 

unb  Sd^am  in  einer  ®eneralbeid^t  befennen  mu^,  SRittel  bal^in  mirfen,  ba§  burd^  bie  93oII§mipi 


641                                                       aniffton.  1643 

iMonntne  neut  Seien  auf  bie  einjtintit  Alanen,  btf  Siebe  für  ba§  !0d1T.  feine  Getben  iinb  !Bebürf' 

nf  fwuSanne  unb  Jhanfe,  auf  Dfeit^  imb  ^e*  niffe  Deiloien  unb  barum  auä)  baS  ^olt  \\d)  xlfi 

t|nibe,  auf  miHetlofe  ^onbloerfer  unb  Srlieiter,  entftembet,  SJie  inneu  ÜKiffton  ifl  ber  BebeniüCt, 

üf  SejeUen  unb  Se^ilinge,  quf  93ere^elic^te  unb  in  unb  butt^  meieren  bie  JfiicEte  fii^  je^t  miebti 

^lofe,  auf  6(tem  unb  Äinber,  auf  aunglinge  auf  ifeten  erften,  urfptünfllidiften,  eigenften  SBeruf 

ndt  Jungfrauen,  auf  SDorgefeWc  unb  Untergebene  lu  bejinnen  ieginnt . . .  SlaS  ift  eben  boB  !St- 

iiiiü6eiq)uteittn;  befonberS  mu^  baSjcrrütletei^-  beutenbe  an  bcm  je^t  untet  uns  beginnenben  Sfflerte 

itUitnIeben,  bie  ©tunbloge  unb  Ouetle  fo  Dielen  ber  tnnem  3JIijfiim,  ba&  biefelbe  jeneS  lange  un« 

IcbtlS,  gehoben  unb  flebeffett  »erben.   So  wirb  berüilfictitigie  Sebürfnig,  beffen  fernere  Sßemaifr' 

lic  innere  SWiffüm  jur  aUfeitigen  Sluäbilbung  ge-  läfftgung  für  bie  ffirc^e  teiiiöt  letal  werben  lümite, 

>ra4t,  tvcld^  bie  grollen,  fo  bro^enben  Stäben  junt  [dtitteliiuntt  feiner  S^ätigleit  mai^t  unb  au8 

«r  Viitigtii^'W^i^iu  feilen  berufen  ift.  Sliel  einer  ^rofefforen-  unb  ®eiftlid)IeitSCird)e  »iebcr 

tcf^^tfettSangcm.tiiieburd^bieOrbenSgenoFfen'  eine  ^olKtizäft  ju  machen  nerfpricEit."  €o  lautet 

^ftcn  unb  bur^  ttum^  SBruberf^ften  (f.  b.  ^rt.  ba3  @eftänbnig  eine€  ^rote^anten  (91ug§b.  9Qg. 

1, 1824  ff.),  fo  fiefonbetB  burc^  nerft^lebene  freie  Seitung  1849,  Srilage  ju  9}r.  190),  unb  ein  aje- 

Bmint,  tnie  ÜJlönner'  unb  aßüttemereine,  3üng-  ri^terflatter  über  SBiclieml  SBui^  „S)ie  innere 

iit8«-unb3ungfrouentiereine,  ©efellenuereineunb  ajliffion"  gefleht:  „S)a8  prottfiantifd^t  Sieutfcft« 

!^ing9))atronQt,  foufmännifc^e  Kongregationen,  lanb  Iji  in  ben  meiflen  3tt>eigen  biefer  aufopfern« 

Eltfa6ttl|«f  unb  SÜncenjuereine  u.  f.  m.  (f.  b.  9Irt.  ben  SiebeSt^ätigfett  fafl  tabula  rasa"  (in  S^oIudS 

Bccriiu,  foroie  bie  Slrtl,  über  bie  einjelnen  Drben  2it.  Änjeiger  Dom  äabre  1849),  ©iefe  Stimmen 

mb  Songtegationen,  namentlid^  neiblidie,  no  bie  au3  ber  St^i.  mo  fii^  baS  proleflanlif^e  S)eutf(!^- 

«ifd^ebenen  Wirten  ber  Siebe9tf|ätigteit  namhaft  lanbaufeineaOgenteineiBettiatigunganberinnem 

itmii^tlinb).  ©ie  fmb  befonberS  berufen,  bei  ber  ^Jlüiion  }u  bejinnen  begann,  flnb  ^ier  oorauS- 

jtrfetatng  bei  gfamilienlebenä,  bei  bem  june^men-  gefrf|ic(t.  Intil  mnn  gat  oft  lefeu  lann,  bafe  bie  tiitl- 

KB  feinblii^en  @egenfat(  gwif^n  Sinnen  unb  gefloliigc  21iäligtcil  ber  iunem  IRiffion  in  ber 

Krisen,  91rbeittm  unb  Arbeitgebern,  bei  bec  SSei-  Inlbaliff!)en  Sind)!  niii  bei  in  ber  „proteftontif^ 

Änngnnei Sudorität beS ®ef eheS,  an  bet  ^ri^-  nad;geliilbel"  fei.  (Ssfollnunnidit  geläugnet  nxi- 

UQtn  SBiebergeburt  ber  ©efetlfqafl  mitjutoirfen.  ben,  bop  einjcliicn  emften  ^roteflanten  bie  tief- 

Kc^  (onn  aber  nur  Dom  EBoben  ber  fftrc^e  au3  geE)enbe  ^ifferettj  jmif^en  Slufgabe  unb  tbatfät^- 

Kf^^t^  (Dgl.  befonberS  baS  älunbfc^reiben  ^ßa)ifl  iiii,n  SQ^icfung  iifin  ganj  an  ben  Staat  auSge- 

iüfi  XUL  über  bie  Arbeiterfrage  Dom  17,  *Dloi  üeftrttn  fiirdjc  fd)pn  talb  jnm  SBcnniltfein  lam, 

L891;batinaud^!Bu^,3lie^olßmif^onenIS51),  unb  bn^  bicje  fid)  be^^alb  jur  Aufgabe  matten, 

Det  Stoot  !onn  b'^in  nid^t  auSreicbenb  Reifen,  bif  „mitten  in  ber  (i^riflen^eit  Don  fibi^iflo  Slb- 

M  f^fifii^  unb  materielle  Xilittel  QÜein  fit$  alS  geinten,  burd^  Unraiffen^eit  t^m  gemgebliebe- 

ngettägenb  ermeifen.  9iur  bie  Äirf^e  unb  bie  onn  nen,  burfi  Unglauben  oon  i^m  9I6gefaIIenen  ober 

^  m^e^enbe  2iebe§t^ätigleit  i^rer  ©lieber  tonn  unter  uerfd^iebenen  ginfiüffen  öu^erer  9lDt^  mit 

fkt  l^elfen  unb  feilen  buri$  SSieberbelebung  beS  Abfall  EBebro^tcn,   fonio^l  einzelne  nie  ^SolfS* 

E^riflntt^nii  in  ben  ^erjen  ber  Steigen  toit  ber  gruppeu  unb  üßoIISmaffen"  für  baS  9)eiiii  6^fH 

limcB,  ber  9)Drgefehlen  mie  ber  Untergebenen,  nieber  jn  gewinnen,    €(^on  bem  &pmtr'\(!)m 

■bem  fie  befonberS  Dem  SReii^en  EBarm^erjigfeit  $ietiSniu3,  befonberS  mie  er  fic^  in  S.  p.  ^tanit 

oÄi  ^IftnbeS  Willeib  für  feinen  armen  Dtebcn-  unb  in  ber  Snibcrgemeinbt  dugerte,  gebührt  baS 

BOtf^  tinfibgt  unb  bem  ^imen  in  feinerer-  Sßerbienfl,  bit  freie  SiebeSt^ätigleit  gefürbert  gu 

■ort  ni^t  eine  Smiebrigung,  fonbem  einen  e^r*  liaben.  ^a§  ^aUef^e  ^ifen^uS  mar  baS  9)or> 

iora,  biir4S(rifK!Beif))ielunbfiebengebeiligten  bilb  für  ätinli^e  ^nftalten.    An  bie  Stelle  beS 

Etoidt  ^eigt,  i^n  gum  T$lei|e,  jui  @paifamreii  lebenbigen  aSorteS  ber  innem  ^Dhffion  bei  ben 

ndt  ®enfig|amlcit  anhält  unb  mit  il^m  itir  ÜSrob  ffat^oliFen  trat  liier  jebof^  balb  nur^  ber  tobte 

^fää,  nie  fit  es  immer  get^an,  fo  lange  man  ibr  Sui^ftabe,  bei  bur^  33ibel'  unb  Iractatengefell' 

MAfelte  trii^  genommen.    tSiaS  baS  lat^olif^e  fi^aften  Derbreitet  nurbe,  guerft  in  Snglanb  unb 

■tM^Dlat  bei  fiiebe  au^  ^eute  nod^  Dermog,  geigt  ^orbameiita,  bann  au^  in  Seutf^tanb  (Dgl.  aw^ 

Dom  SoCco,  bei  eHftei  beS  Oratoriums  brS  b,  Art.  S^nflentfiumSgefeDf^aft  lU,  200).  Sin- 

f.  gfning  Don  @aleS  (f.  b.  Irt,  Salefuner),  jelne  Anflalten,  nie  bie  StettungSanftalten,  toel^e 

IL  3nnere  SCriiffion  ber  ^ßroteftanten.  3ob.  Sa«  in  SBeimar  1813  in  Sut^rbofen,  bei 

Sil  ber  9Iame,fo  ift  au^  bie  ©eftaltung  ber  innem  ®raf  D,  b.  fRecIe  1816  in  ODerbql  unb  'SjüM- 

Niffiintbtiben SßrDteflantmganj neuem S)atumS.  1^,  3eUei  1816  in  !8niggen  (Si^niei}).  bie  ffö- 

pHiemonb  nriib  ISugnen  nollcn,  bog  baS  iBei*  nigin  ffat^arina  in  SIBurtembeig  1820  grünbeten, 

Httoi  ber  Uit^t  felbei  unb  ber  in  ibr  berufenen  bann  bie  Dielen  jfleinfinberf^ulen  u.  f.  m.  legten 

netlR  bie  gegetitoärtige  (b.  i,  bie  1848  gu  Sage  3(ugntg  ab  Donber3:bäligC(itaufbiefem®ebiele. 

■trctou)  Sage  bei  ®inge  jum  größten  5:^eil  ber=  3ii  Snglanb  iDurbe  bann,  roaS  fcüfitr  ßonarb, 

Kiatffi^  ^t.    Site  (pioteftontij^e)  ffirt^e  i^ai  SSiilberforce  unb  %ujlon  Uerfud^l,  in  no^  auSge- 

nSptlu^  bem  !ßorbiIbe  ber  alle ften  jtiri^e  ben  be^nlerer  Steife  Don  Sorb  ÜflileQ.  bem  ßtrjog  Don 

Bbat  tnd)  mit  bieftm  Dielfa(^  au4  iiaS  ^erg  unb  Argqle,  ßlifabet^  j^xi)  u.  a.  m.  fortgefe|t.  Wo« 


1643 


SRiffion. 


1644 


grünbctc  für  bie  3lrmcn  unb  gcijtig  SScrtool^rloStcn 
eine  ©tabtmiffion,  SKagbQlcnen=^n[taltcn,  9tad^t« 
af^lc  al§  Dbbad^  bcfonbcr§  im  SBinter  für  S5er» 
lajfcnc,  grcmblingc  unb  aSonbcrcr,  ©onntagS« 
unb  nicbere  ©d^ulcn  für  uml^crfd^mcifcnbc  ffinbcr 
u.  f.  VD.  Son  fionbon  au§  niurbe  in  ber  gfolge  boS 
ganjc  Sanb  mit  einer  3Jlcngc  fold^erSSereinc  über« 
5ogen.  an  Sd^ottlanb  begann  Sl^olmerä  unter 
ben  ^reSbpterianem  bie  ^Irmenpflege  toieber  auf 
ürd^Iid^er  93afiö  iju  organifiren.  3n  granfreid^ 
toax  befonber§  bie  ßöangelifd^e  ©ejellfd^aft  für 
biefe  Smedte  tl^ätig,  unb  ä^nlid^  mirften  in  §oI« 
lanb,  in  ber  ©d^meig,  in  ©darneben  unb  ®äne- 
mar!  i^txl^  einzelne  ^erfonen,  tl^eilS  gröjsere  93er« 
eine,  ©o  mar  e§  crft  ba§  Seitalter  ber  SReöoIu« 
tion,  meld^eS  bie  innere  Stef orm  ber  ))roteftantifd^en 
ffird^e  jur  burd^greifenben  Sl^at  entfaltete.  3n 
2)eut)d^Ianb  mar  e§  befonber§  bie  9tet)oIution  be§ 
3a^reS  1848,  meldte  grofee  SSolföjd^äben  in  ber 
Jjroteftantifd^en  ftird^e  bloßlegte  unb  ba§  Säebürf« 
ni^  ber  innem  TOiffion  allgemein  bocumentirte. 
©^on  öorl^er  maren  l^iergegen  einjelne  SSereine  ge« 
grünbet  unb  Slnftalten  in'§  Seben  gerufen,  mie 
1833  in  93erlin  ber  meiblid^e  JhanfenDerein  burd^ 
©o^ner  (f.  b.  «rt.  V,  848  ff.),  fpäter  mit  bem 
©lijabetl^enftift  öerbunben,  1836  bie  ®iaconifjen« 
anftalt  bon  gfliebner  (f.  b.  «rt.  HI,  1678  ff.)  unb 
1833  ba§  atau^e  §au§  in  Hamburg  t)on  äBid^em, 
lauter  Slnftalten,  meld^  anberen  Orten  jum  TOufter 
bienten.  SBid^cm  (geb.  1808)  begann  in  feiner 
93aterftabt  Hamburg  mit  12  üerma^rloSten  Jhiaben 
unb  fügte  balb  bem  urfprünglid^en  Slaul^en  ^aufe 
ben  Sienenforb,  bie  Qfifd^erl^ütte,  ba§  Slrbeit§|auS, 
^a§  Xl^urmgebäube,  baS  lanbmirtl^f d^aftlid^e  ®e« 
böube,  eine  93ud^l^anblung,  93u^brudCerei  unb 
Sud^binberei,  fpöter  bann  eine  Sniberanftalt,  ein 
$enfionat,  ©d^ulmeifterl^auS  u.  f.  m.  bei.  6r  mar 
aud^  t^ötig  für  bie  ©tiftung  be§  SentralüereinS 
für  bie  innere  SRifpon,  meld^er  1848  auf  bem 
ffird^entage  ju  9Bittcnberg  mit  99et^mann«^on» 
meg  a(§  ^orft^enbem  ju  ©tanbe  !am  unb  ber  bie 
bereits  beftel^enben  ^nftalten  unb  SSereine  in  or« 
ganifd^e  SSerbinbung  bringen  unb  bie  bi§]^erige 
iirbeit  ber  innem  SKijfion  ermeitem  f oDte.  S)iefer 
SentralauSfd^u^  miU  nad^  ben  ©tatuten  ,,iti3' 
befonbere  beftrebt  fein,  fold^e  ©ebiete  beS  SSolfö« 
lebenS,  bie  ber  SBirfung  beS  6üangelium§  ent» 
jogen  finb,  bemfelben  mieber  ju  öffnen,  bie  SGBerfe 
d^riftUd^er  SiebeStl^ätigfcit  anjuregen,  ifolirte  93e« 
ftrebungen  biefer  ^rt  mit  einanbcr  in  SBerbinbung 
ju  bringen  unb  mit  3iat^  unb  %^at  il^nen  ju 
Bienen",  ©eine  ßongreffe,  bie  in  üerfd^iebenen 
©tobten  2)eutfd^lanb§  Don  ba  an  abgel^alten  mur« 
ben  unb  nod^  abgel^alten  merben,  finb  bie  ©ammel« 
ftätten  unb  neuen  2lu§gang§pun!te  für  alle  bicfem 
©ebietc  angcl^örigen  S3eftrebungen  gemorben.  ©ie 
l^atten  aber  ju  flagen,  ba^  nid^t  blo^  ber  ürd^en« 
feinblid^e  Unglaube  bagegen  aufgetreten,  fonbcrn 
aud^  längere  S^xi  felbft  ba§  gläubige  ff ird^entl^um, 
ba§  „5um  Xl^eil  in  gcfe^lid^er  3tuffaf)ung  be§ 
ftird^cn«  unb  in  einjcitiger  Ueberfpannung  be§ 


SlmtSbegriffS  in  ber  innem  SRiffton  feine  befru(^= 
tenbe,  fonbem  eine  bie  lird^lid^e  ®mnbori)mnig 
untergrabenbe  unb  nicberrei^enbe  ?road^t''  ja^. 
^Umölig  !am  aber,  „ben  finftem  üRäd^ten  gegen^ 
über,  meldte  ben  ©turj  be§  ßl^riftent^umS,  bie 
93efeitigung  aller  äteligion  unb  iBemid^tung  cM 
menfd^lid^en  unb  göttlid^en  9ted^t§  alS  ^ebingimg 
beS  93ol!3glüdteS  unb  bie  ätebolution  ol§  bie  tDa^re 
SReligion  prodamiren",  bie  SBertjflid^tung  jur 
innem  SRiffton  immer  mel^r  ^um  93emu|tfein,  imb 
felbft  bie  amtlid^e  JKrd^e  5eigte  mel^r  Sntgegen> 
fommen.  ©o  entftanben  nad^  unb  nad^,  ö^nltd^ 
mie  in  ber  fatl^olif d^en  ßird^e,  ^nftaltm  unb  %i> 
eine,  meldte  ber  brol^enbm  SSermal^rlofung  unb 
@ntd^riftlic|ung  Dorbeugm,  onbere  ^ur  ^b^üfe 
Derfd^iebener  92ot]^ftänbe,  ober  fold^e  nad^  Seben§« 
altem,  ©täuben  bejm.  SemfSorten.  6§  befte^ 
befonberS:  ftrip})en,  ftleinfinberfd^ulcn,  KettüngS« 
l^äufer,  ©r^iel^ungSDereine,  Slrmm«  unb  Äranfei« 
pflege,  ^pege  ber  Sbioten  unb  epileptifd^, 
©onntagSfd^ulen,  ftinbergotteSbienjic,  Sel^rling««, 
©efetten«  unb  SünglingSöereine,  Verbergen  jur 
§eimat,  93ilbung§anftalten  für  mciblit^e  SHen^ 
boten,  aRägbel^erbergen,  ©tabtmiffioncn,  gürjorgf 
für  ftuctuirenbe^rbeiterbeoölfemng  (Slrbcüercolo« 
nien),  Äampf  gegen  95ettel,  Smnffud^t  unb  Sonn« 
tagSentl^eiligung,  gegen  $roftitution,  ÜRagbolenen* 
pflege,  ®ienft  an  ©efangenen^  ©orgc  für  beten 
ijamilien  unb  für  entlaff  ene  ©traf  gefangene,  Sibel«, 
Xractat'  unb  ©d^riftenüereine,  ^olfSbibliotldefen, 
ijürforge  für  bie  eoangelifd&e  ©iafpora  unb  für 
bie  2)eutfd^en  im  SluSlanb,  für  SluSmonberex  imb 
^u§gemanberte,  ©anitätSmefen^  unb  in  oOe  biefe 
^eftrebungm  l^ineinreid^enb  bie  ben  borml^igen 
trübem  unb  ©d^meftem  nad^geal^mtm  Srubo^ 
anftalten  unb  SDiaconiffenl^üufer;  überbie|  Seife« 
prebiger,  Seifeagenten  unb  S5erein§geifl(id^e.  6o 
großartig  ftd^  bie  3:]^atig!eit  ber  innem  SRiffumin 
^roteftantiSmuS  in  me^r  ober  meniger  gliufii^et 
^ad^al^mung  ber  fatl^oüfd^m  Sil^otigfeit  aud^  oxß' 
geftaltet  l^at,  fo  gilt  bod^  aud^  l^eute  nod^  ber  9n§« 
fpmd^  be§  ^.  %  ^uber :  „SSa§  ben  romanifc^ 
ffatl^olici§mu§  betrifft,  fo  tonnen  mir  {ebenfalls 
fo  Diel  au§  eigener  $(nfd^auung  unb  genügenbes 
Duellen  mit  3ut)erftd^t  bel^aupten,  ba|  bort  bie 
^erfe  d^riftli^er  99arm]^eqig!eit  in  bemüht  fin^ 
lid^emunb  fomit  d^riftlid^em  ©eifie  unb  entfpred^en« 
ber  formaler  unb  perfönlid^er  9u§f!attung  in  iscit 
großartigerer,  reid^erer  unb  mannigfaltigow:  %n* 
läge  Dorf anben  fmb,  atö  auf  unferer  Seite*  (3n« 
ncre  aRifpon  1864,  117).  —  «IS  mid^tigfle  2ite« 
ratur  über  bie  innere  ^tiffu)n  ber  ^[hoteflatttn 
muß  außer  ben  ißerl^anblungen  ber  ^ongreffe  fei! 
1849  unb  ben  gliegenben  SBlättem  o.  b.  »OHitn 
^aufe  oerjeid^net  merbm:  SBid^em,  9to^J^änbe 
ber  proteftantifd^en  fiird^e  unb  bie  innere  SRiffion, 
Hamburg  1844;  Südfe,  2)ie  }meifad^e,  innere  unb 
äußere  fflliffton  ber  et)ang.  ffird^e,  i^re  gleite 
^otl^mcnbigfeit  2C.,  Hamburg  1843;  ©raune,  Un« 
fere  Seit  unb  bie  innere  9Rxffion,  Seipjig  1850; 
§olIenberg ,  ®ie  freie  d^riftlid^e  Sl^ötigfeit  «nb 


1645 


aWltgift. 


1646 


bad  Rr^Ud^c  «mt  Serlin  1857;  Se^monn,  S)ic 
mnete  ÜRiffton  im  Sid^t  ber  ©efd^td^te,  SeipstQ 
1876;  ^og«  Scolcnc^fl.,  2.2luil[.,X,  18—33, 
tDO  bie  aefammte  Siteratur  angegeben  ift.  [Stellet.] 

9tu(|ift  (dos),  Qud^  äärautgabe  ober  ^etratS* 
gut  genannt  ift  ber  2htbegnff  aQe§  bedienigen,  toa^ 
ber  ei^emann  in  einer  ju  Sted^t  beftel^enben  &^t 
oon  ber  grau  ober  öon  einem  ©ritten  für  bie  grau 
^nt  Prägung  ber  gemeinf amen  el^elid^en  Saften  er* 
ftöW,  ober  toie  ©anti  (Praelect.  jur.  can.  IV, 
790)  näl^er  befinirt:  Dos  est  certa  pecuniae 
quanidtas  aut  res  sive  mobilis  sive  immobilis, 
ab  ipsa  uxore  vel  ab  alia  persona  data  vel  pro- 
mifisa  viro  in  occasione  matrimonii  ad  susti- 
nenda  onera  ejusdem  matrimonii.  1.2)adcan0' 
nifd^  Kec^t  be^anbelt  bie  SRaterie  über  bie  dos 
nur  gon^  fur^  im  vierten  93ud^e  ber  2)ecretalen  @re« 
gotd  IX.  (tit.  20) :  De  donationibus  inter  virum 
et  uxorem,  et  dote  post  divortium  restituenda, 
unb  nebenbei  ^erftreut  an  einigen  anberen  Stellen. 
3m  Uebrigen  fd^Iie^t  e§  ftd^  ben  ^eftimmungen 
hti  römif^n  9ted^t3  an  (Dig.  23, 2. 3. 5 ;  24, 3 ; 
Cod.  V,  11. 12. 13.  16.  22.  23  n,  f.),  bie  aud^ 
für  bie  SRoral  im  ©ebiete  bed  gemeinen  Sted^tS 
malgebenb  ftnb.  93ei  ben  ©efe^en  bed  Corpus 
jnr.  ciy.  tt)irb  aber  bie  Sf^t  be§  fpötem  römijd^en 
Xe^td  t)orau§gefe|t,  föonad^  bie  Derm5gen§re(|t« 
Itd^  @elbftanbig!eit  ber  grau  burd^  ba§  matri- 
monium  al§  f  oI^§  feine  ^eeintröd^tigung  erleibet. 
S)em  SRanne  fielen  Siedete  nur  auf  bie  in  bie  &)t 
mitgebrad^te  dos  ^u,  auf  ba§  übrige  ißermögen 
ber  grau  nur  fo  mett,  als  il^m  fold^e  t)on  biefer 
freitDiSig  eingeräumt  tt)erben.  2)agegen  mar  bem 
beutfd^  Siebte  eine  DermögenSre^tlid^e  felbftön« 
bige  SteQung  ber  Sl^efrau  in  ber  6^e  DoQftänbig 
fremb.  SlUed  ®ut,  ba§  fte  in  bie  (Si^t  brad^te, 
9aab  offtit  äBeitereS  unter  ber  9}ermaltung  beS 
sRanneS,  in  beffen  9Jhtnbium  bie  grau  trat,  ^ier« 
aus  reftütiren  bie  Derfd^iebenen  @ütereinigung§» 
unb  ®  ütergemeinf  d^af  t§  jQfteme  be§  beutf  d^en  3itdi% 
neiden  gegenüber  bii  bem  römifd^en  S)otaIfQftem 
boS  Vermögen  ber  grau,  fomeit  e§  nid^t  }ur  dos 
dS  f old^er  gel^örte,  f elbftänbig  t)on  biefer  t^ermaltet 
miri).  3ebod^  l^at  eine  S^ermifd^ung  beiber  Siedete 
an  Dielen  Orten  bal^in  geführt,  ia^  gefammte  9$er* 
mögen  ber  grau  aud^  ol^ne  befonbem  3Uation§act 
ofö  doB  }u  betrad^ten.  2)a  bie  gefe^Iid^e  Siegelung 
ber  9krnidgen§angelegen]^eiten  bei  Sbf^Iug  ber 
61^  §ur3uri§bictionbe3@taate§  gel^ört,  infofem 
fold^  ®efe^e  nid^t  baS  vinculum  matrimonii 
ober  ben  Seftanb  ber  (S^t  felbft  berül^ren,  fo  l^aben 
bie  bte^guglid^en  cibilred^tlid^en  ^eftimmungen 
ber  einzelnen  Sönber  aud^  für  ben  ©emiffenSbereid^ 
0crtifli4tenbe  ftraft,  felbft  menn  fte  ftd^  nid^t  mit 
ben  Snfd^uungen  beS  canonifd^en  SRed^tS  bedten 
umrben.  ©elbftoerftänblid^  bürften  berartige  5Ror» 
neu  toeber  bem  göttlid^en  noc^  bem  natürlid^en 
SU^te  toiberf)n:ed^en,  ba  fold^e  in  biefem  gaUe  eine 
eormptela  juris  mären  (c.  11,  X  1,  4). 

2.  S)ie  ffiotationSpfiid^t  berul^t  auf  bem  ®e» 
bottfen^  ba|  bie  ^d^ter  bie  SBeftedung  einer  9)iit- 


gift  al§  legten  Ict  ber  Alimentation  üon  ben  l^ierm 
SerpjKd^teten  forbem  fann.  Die  grau  l^at  bep« 
l^alb  ein  gefe^Iid^e§  unb  flagbareS  Siedet  auf  eine 
dos;  ber  Staun  aber  \)ai  ber  grau  gegenüber  fein 
foId^eS  ^td)t,  fonbem  nur  nad^  einigen  Statuten 
ben  ©Item  feiner  grau  gegenüber,  hierbei  ift 
iebod^  %oraudfe|ung,  bog  bie  grau  fein  eige« 
ne3  ]^inrei(!^enbe3  ißermögen  beft^t,  unb  ba^  aud^ 
fein  Ruberer  burd^  freimiUige  9)efteQung  ber  dos 
für  bie  SSerpftid^tcten  eintritt.  3ft  2ejtere§  ni^t 
ber  gall,  fo  liegt  bie  äJefteÜung  einer  SKitgift 
5una^ft  bem  93ater,  bann  bem  bäterlid^en  ®ro^» 
Dater  ob.  2)iefe  Sierpflid^tung  tritt  jeboi^  nad^  ber 
Seigre  ber  Sanoniften  (bgl.  Bei£fenstuel,  Jus  can. 
univ.  1.  4,  tit.  20,  n.  20  sqq.  nebft  ben  bafelbft 
citirten  Auetoren)  nid^t  ein,  menn  bie  Zod^ter  gegen 
ben  auSbrüdtlid^en  äBiUen  bed  S3ater§  eine  &)(, 
meldte  ber  gamilie  megen  @ittenIofigfeit  ober  ge* 
meiner  ^erfunft  beS  SKanneS  jur  ©d^anbe  gereid^t, 
eingeben  mürbe,  f  omie  aud^  nid^t  in  aEen  ben  gäUen^ 
in  meldten  bem  $ater  ein  gefe|Iid^e§  äte^t  ber 
Enterbung  guftel^t.  3ft  fomobl  ber  ißater  al§  aud^ 
ber  ©rofeöater  jur  Seftellung  ber  SKitgift  au^er 
©taube,  fo  tritt  biefc  SSerpfliätung  für  bie  aSutter 
ein,  unb  5ule|t  nad^  ungemeiner  Anfid^t  ber  Sa* 
noniften  für  ben  leiblid^en  Sruber  (Laymann  1. 3, 
tr.  4,  c.  13,  n.  5).  ©elbft  ein  ©eiftlid^er  fönnte 
für  feine  bebürftige  @d^mefter  bie  ÜRitgift  au3  bem 
©infommen  feines  SeneficiumS  beftreiten  (Lay- 
mann 1.  c).  92ad^  canonifd^m  9ted^t  ift  femer  ber 
SSerfübrer  einer  3ungfrau  üerpflid^tet,  fie  }u  b^i» 
raten  unb  auSjuftatten  (c.  1,  X  5, 16).  SDie  ^rajiS 
f)ai  iebod^  ^itxav&  eine  altematiDe  ^ftid^t  gemad[)t. 
SDaS  preu^ifcbe  Sanbred^t  (2.  %^U  2.  Sit.,  §  233ff.) 
fennt  eine  2)otation§pf(id^t  be§  ^BaterS,  et>entueQ 
ber  Stutter,  iebod^  nur  fomeit  eine  SluSftattung  jur 
^oäf^tit  unb  5ur  erften  @inrid^tung  beS  ^au§mefen§ 
erforberlid^  ift  unb  bie  j^oftm  berfelben  aud^  nid^t 
aus  bem  eigenen  Vermögen  ber  Sod^ter  ober  burd^ 
frcimiHige  ©efd^enfe  eines  ©ritten  bestritten  mer« 
ben  fönnen.  i)er  SSerfü^rer  einer  3ungfrau  ift  jur 
2luSftattung  in  beftimmter  §ö]^e  nur  bann  ber« 
ppiddtet,  menn  er  biefelbe  mit  ®emalt  (9?otbaud^t), 
in  putativer  Sl^e  ober  im  93rautftanbe  gefd^möngert 
bat.  "ilaä)  föd^pf^cm  SRed^t  (©äd^f.  S.  ®.-95. 
§§  1661—1663.  1551)  rul^t  bie  SSerpfßcbtung 
5ur  2)otation  in  angemeffener  §öbe  an  erfter  ©teile 
beim  etmaigen  %optit)t)ater,  nad^  ibm  beim  mirf« 
Ud^en  SSater,  jule^  bei  ber  SKutter.  S)er  Cod.  civ. 
fennt  eine  gefe^Ii^e  S)otationSt)fIid^t  nid^t  (C.  ciy. 
art.  204).  3n  Defterreid^  tragen  ßltem  ober 
@ro^eItem  bie  2)otationSpf[id^t  für  eine  93raut, 
bie  felbft  fein  ju  einem  angemeffenen  §eiratSgut 
binreid^enbeS  SSermögen  beft Jt  (Oeften.  99.  ®.»S8. 
§  1220).  SDie  ^'6\)t  ber  SKitgift  rid^tet  fid^  überall 
nad^  ben  ®efe^en  (^flid^ttbeil)  ober  htmf)i  auf  S3er» 
trag,  ober  fte  mirb  nad^  fianbeS»  unb  OrtSgebraud^, 
na^  bem  ©taube  ber  @ltem  2C.  bemeffen.  2)ie  Don 
ben  baju  iBerpflid^teten  befteUte  ÜRitgift  mirb  dos 
necessaria,  bie  Don  einem  S)ritten  gegebene  dos 
voluntaria  genannt.  Srftere  l^ei^t  ou^  dos  pro- 


1647 


SBitgift. 


1648 


fectitia,  leitete  dos  adventitia.  SEßirb  ber  9iüd» 
fatt  ber  dos  adventitia  an  bcnjcnigcn,  ber  fte 
freiiüfflig  bcftcHt,  im  gaDc  ber  «uflöfung  ber  e^e 
öertragSmä^ig  bereinbart,  fo  liegt  eine  dos  re- 
ceptitia  öor.  SllleS  Vermögen  ber  grau,  toeld^eS 
ni^t  bie  ©igenfd^aft  ber  dos  l^at  (S)otaIöertnögcn), 
ttnrb  ^orapl^emolgut  genannt.  ®aS  öom  SWanne 
befKmntte  SJcrmögen,  »eld^eS  er  ober  ein  ©ritter 
für  il^n  otö  ©egengabe  für  baS  ^eiratSgut  einjejt, 
l^ei^t  contrados,  antiphema,  ober  Sßiberlage, 
©egenöermöd^tni^.  S)ie  ©otationSbcfteünng  felbft 
gefd^iel^t  enttoeber  burd^  factifd^e  3u»enbung  be8 
al§  aRitgift  beftimmmten  SSermögenSbefianbtl^eileS 
(dotis  datio),  ober  burd^  ein  red^tlid^  geftd^erteS 
SSerfpred^en  auf  ©ettjäl^rung  eineS  fold^en  (dotis 
promissio),  ober  feiten§  ber  gfrau  ober  il^reS 
@(^ulbner§  ober  il^reS  bäterlid^en  ©emaltl^berS 
burc^  einfädle  3ufage  (dotis  dictio).  2)a§  bem 
ajlanne  gegebene  gültige  SSerfpred&en  gur  Stellung 
ber  SRitgift  »irb  bom  Redete  bereits  als  Stellung 
berfelben  betrad^tet,  fo  ba^  bie  Erfüllung  be§  SSer- 
fpred^enS  grfüöung  einer  beftel^enben  ©d^ulböer« 
binblid^feit  ift. 

3.  5Rad^  Uebergabe  ber  SKitgift  an  ben  SWann 
gel^ört  biefelbe  nad^  römtfd^ent  dted^t  i^nt  eigen* 
tl^ümlid^,  fo  ba^  er  barüber  ein  freies  ©iSpofitionS» 
red^t  beft^t.  Siegt  nur  eine  promissio  dotis  Dor, 
fo  !ann  er  nad^  ^bf d^lu^  ber  &it  bie  Uebergabe  ber 
berfprod^enen  SMitgift  auf  bem  SBege  ber  Älage  »er» 
folgen.  %ber  nid^t  blo^  bie  dos  felbft  gel^t  in  baS 
Sigentl^um  beS  9RanneS  über,  fonbem  au^  bie  auS 
berfelben  jüefeenbenßinfünfte.  Sebod^l^atberSKann 
bie  93er)){!id^tung,  bie  2)otalgüter  gu  erhalten.  2)e^« 
l^alb  barf  erSotalgrunbftüdtenid^t  öeröu^em;  be« 
jüglid^  ber  5Kobilien  l^aftet  er  für  ben  SGBertl^.  SBo 
hingegen  ©ütergemeinfd^aft  befielet,  geftaltet  ftd^ 
bie  ©ad^e  anberS.  SBirb  nur  ein  Stl^eil  beS  beiber« 
feitigen  93ermögenS  als  gemeinfameS  Stgentl^um 
beiber  ®atten  bereinigt  fo  ba^  ber  eine  Vermögens» 
tl^eil  ber  $rau  als  dos,  ber  anbere  Sl^eil  beS 
!ERanneS  als  contrados  (SBiberlage)  gilt,  fo  unter« 
fielet  biefer  ganje  Sl^eil  ber  5RuJnie^ung  unb  25er« 
maltung  beS  9[RanneS,  ol^ne  ba^  jebod^  le^terem 
irgenb  ein  ©igentl^umSred^t  übertragen  toürbc. 
Sejüglid^  beS  übrigen  ©onberguteS  bergfrau  fommt 
bem  IRanne  nur  bie  SSerttjaltung  ju,  infoioeit  bie 
3frau  aud^  biefe  nid^t  ftd^  felbft  borbel^alten  l^at. 
Dl^ne  i^ren  KonfenS  ift  jebe  Veräußerung  il^rer 
Immobilien  feitenS  beS  SQRanneS  ungültig.  Ueber 
bie  gfrüd^tc  ober  ©rrungenfd^aften  beS  gemeinfamen 
SSermögenS  biS})onirt  ber  SKann  allein ;  jebod^  ift 
er  im  ®e»iffen  gel^alten,  fte  gum  Unterl^alt  ber 
Qfamilie  ju  berwenben.  SEßo  l^ingegen  bolle  ®üter» 
gemeinfd&aft  beftel^t,  wo  alfo  baS  gange  SSermögen, 
toeld^eS  beibe  Seeleute  bei  Slbfd^luß  ber  g^e  be« 
ftjen  ober  Ȋl^renb  berfelben  auS  irgenb  einem 
Xitel  erttjerben,  gemeinfameS  gigentl^um  ift,  ba 
unterftel^t  baS  gefammte  SSermögen,  fomeit  eS  ni^t 
gefefelid^  ober  auf  ®runb  eineS  UcbereinfommenS 
auSDrüdflid^  ber  grau  borbel^alten  ift,  ber  SSer« 
waltung  unb  bem  5Riefebraud^  beS  SDlanneS,  ol^ne 


baß  il^m  iebod^  ein  Sigentl^umSred^t  }u!ommt  Ser- 
äußerungen unb  Selafhmgen  bebiiif en  beßl^lb  ftet§ 
ber  3uftimmung  ber  gfrou.  2)od^  beftel^en  (m^ 
l^ier  in  ben  einzelnen  Säubern  gefe|lid^  @oiü)n> 
l^eiten.  3laäi  preußifd^em  Sanbrcd^t  (2.  S^L, 
5.  abfd^n.)  fielet  bem  ajianne  bie  Sefugniß  ja, 
über  bie  (Subftang  ber  9Robilien  gu  beifügen,  je» 
bod^  unter  Haftung  gum  ebentueUen  Srfa^  S)o§ 
öftenei(^i{(^e  »ed^t  (95.  ®.«93.  §  1237  ff.)  en^Ü 
nur  bie  beftimmteSorfd^rift,  baß  ber2Wannaud^bo§ 
freie  SScrmögen  ber  grau  (^arai)]^emalbcrmögcn) 
gu  bermalten  l^abe,  f of em  le Jtere  nic^t  toiberfprid^ 
5Kad^  franjöfifd^em  Sed^t  (C.  civ.  art  1540  b.) 
leben  ß^eleute  in  ®ütergemeinfd^aft,  fönnen  über 
ftd^  burd^  Uebereinlommen  oud^  nad^  2)otolre(^ 
rid^ten,  infofem  nämlid^  auSbrüdBid^  ein  befhnun« 
teS  ^eiratSgut  (dos)  befteUt  wirb,  über  toeld^ 
bem  9J2anne  bie  SSermaltung  unb  ber  !Rießbraiu^ 
aufteilt,  baS  Sigentl^umSred^t  febod^  ber  grau  ber» 
bleibt.  MeS  anbere  93erm5gen  bleibt  freies  @iit 
ber  grau  (^arapl^emalgut),  ju  beffen  SSeräußenrng 
le^tere  jebod^  ben  SonfenS  beS  SRonneS  not^ioen- 
big  l^at.  3n  f8at)tm  unb  anberen  beutfd^en  Staa- 
ten befielet  t^ils  Dotalf^ftem,  t^eils  porticulört, 
tl^eilS  allgemeine  ®ütergemeinfd^aft. 

4.  Sber  aud^  ba,  wo  bem  ÜRanne  nod^  r5mi{($em 
Siedet  bie  ÜJhtgift  ber  grau  ^u  eigen  wirb  unb 
biefer  barüber  ein  2)iSpofttionSred^t  erlangt,  bleiM 
i|m  in  gewiffen  gällen  Die  SReftitutionSpjlid^t  be« 
5üglid^  ber  Subftang  ber  Snitgift  3a  }u  @unjten 
il^reS  dtüdfforberungSanfprud^eS  l^at  bie  grau  ein 
))ribilegirteS  ^fanbred^t  am  SSermogen  beS  9lan* 
neS.  2)aS  SüdtforberungSred^t  !ann  pe  aber  bonn 
geltenb  mad^en,  wenn  ber  SRann  berormt  ober  fein 
Vermögen  berf d^wenbet.  Seftel^t  jur  ©id^er^cEung 
ber  dos  bie  fogen.  contrados,  fo  fonn  bie  gron 
5ur  @id^erung  einer  Sntfd^äbigung  im  gaOe  emer 
ebentuellenVerfür5ung  an  il^rer  dos  bieSkräuBc 
rung  berfelben  berbieten,  be^w.  bie  @ad^e  bon  jebeoi 
Veft^er  als  ein  il^r  berpf önbeteS  ®ut  jurüdff orbem. 
yHä^t  aber  !ann  fte  einen  Stnjprud^  auf  bie  grui^te 
ber  ÜJlitgift  mad^en.  gungible  @ad^en  ^  in 
genere  5U  erftatten :  eine  gleid^e  Quantität  gleid^ 
Dualität.  9i[id^t  fungible  @ad^n  ftnb  in  spede 
Surüdtjugeben,  b.  i.  baSfelbe  Sad^inbibibuum,  ukI« 
d^eS  als  dos  überliefert  war.  3^  bieje  @a(^e  aber 
burd^  SBerfd^ulben  beS  SnanneS,  }.  f8.  burd|  Ser« 
äußerung,  nid^t  mel^r  bor^anben,  ober  ifi  f  e  bnr^ 
grobe  SSemad^löfftgung  ju  ®runbe  gegangen  ober 
befd^öbigt  worben,  fo  §at  er  ben  SBertl^  hn  Sod^ 
gu  reftituiren  begw.  @(^abenerfa|  )u  leifien,  ba  er 
für  baS  feiner  iBerwaltung  unterfle^enbe  @nt  ber 
grau  l^aftet  cum  diligentia,  qnam  suis  rebus 
adhibere  solet.  9{ot||Wenbig  gemad^ten  Sufwonb 
auf  biefelbe  !ann  er  in  Slbred^nung  bringen;  ein 
nüMid^er  ^ufwanb  ergeugt  nur  einen  ®egen* 
anfprud^,  nid^t  aber  ein  SRetentionSred^t  gür  bie 
©d^ulben  beS  3RanneS  ^at  bie  grau  mit  i^ter 
dos  nur  bann  miteinguftel^en,  wenn  biefelben  pi 
il^rem  ober  jum  gemeinfamen  Seften  ober  in  einem 
bon99eiben  gemeinfam  betriebenen  ®efd^ft  gemo(i^t 


1649 


SWit^ra. 


1650 


ftnb.  ^t  bie  t$tau  ben  SSermögen^Derfall  be§ 
VlanntS  rierurfad^t,  fo  !ann  fie  il^re  eigenen  t$or« 
benmgen  erft  naä)  99efriebigung  ber  ©laubiger 
mitenb  machen.  93ei  9ufU)fung  ber  (Si)t  burd^  ben 
xob  fäUt  bie  dos  an  bie  gfrou  bejm.  il^re  Srben 
paüd,  unb  imax  ©runbftüdte  fogleid^,  SRobilien 
nad^  einem  Sal^r.  Sei  t^eilmeif er  ©ütergemeinfd^aft 
be^lt  ber  überlebenbe  Zl^eil  fein  @onbergut  (dos) 
tmb  bie  ^Ifte  beS  möl^renb  ber  &)t  gewonnenen 
SBcrmdgenS.  2)ie  SRitgift  beS  Sierftorbenen  unb 
bie  anbere  ^olfte  ber  Srrungenf d^aften  föUt  an  bie 
Jtiitber  be}tt).  an  bie  Srben  beg  ^erftorbenen.  2)o(^ 
bcftel^en  aud^  l^ier  in  ^ug  auf  ba§  Sonbergut 
unb  bie  Srrungenfd^aften  bed  Setftorbenen  bejüg* 
lic^  ber  93ert^eilung  5tt)if(i^en  bem  überlebenben 
Sl^atten  unb  ben  Srben  beS  Serftorbenen  mand^e 
burd^  SanbeSgefe^e  ^erbeigefül^rte  3Robificatü)nen. 
Sfür  bie  ©d^ben,  bie  gemeinfd^aftlid^  gemad^t  finb, 
^Ktftet  bei  particulörer  (Sütergemeinfd^aft  5unöd^ft 
bie  (Emmgeufd^ft;  alle  Dorel^elid^n,  fomie  alle 
buzd^  Serfd^Iben  beS  einen  Sl^egatten  ober  in 
fernem  Shüereffe  gemad^ten  @d^ulben  laflen  ouf 
bon  Sonbergute  beS  betreffenben  (Satten.  93ei 
Dotier  ®ütergenteinfd^aft  l^aften  bie  Sl^eleute  foli- 
borifd^  für  aOie  @d^ulben,  fomol^I  el^elii^e  aI8  aud^ 
tHntf^lify,  fofem  ber  @d^ulbner  nid^t  ein  genü« 
genbed  Dorbel^Itened  ißermögen  befi|t.  Sei  ^uf* 
Ufung  ber  &^t  burd^  ben  Xob  tritt  ber  überlebenbe 
Xi^ü  allein  in  bie  ^ed^te  beS  ©anjen.  2)od^  aud^ 
l^ier  gibt  e§  tt)ieberum  in  ben  einzelnen  Staaten, 
befonberd  begügßd^  ber  2)iSt)ofttion§freil^eit  über 
ben  93ermdgen8ant|eil  be§  Serftorbenen  feitenS  be§ 
lUberlebenben,  particulaned^tltd^e  Seftimmungen, 
boren  j(enntni|  befonberS  für  bie  ®ei[tlid^en  be§ 
betr.  Sanbed  }u  ibrer  feelf  orglid^en  Xl^ätigfeit  not^« 
tnenbig  ifL 

Sei  Sd^eibung  ber  Sl^egatten  p  Seb^eiten  gel« 
ten  folgenbe  fird^nred^tlic^e  Seftimmungen.  Se* 
fie^t  bie  @d^ibung  in  Suflöfung  be§  e^elid^en 
Sanbed  (divortium  plenum),  j.  S.  tuegen  ^b- 
fd^u^  ber  ®^e  unter  Sorl^anbenfein  eines  tren« 
nenboi  S^binbemiff e§,  fo  ift,  totnn  fein  2:^eil  jur 
3ett  ber  Sb^f<^ß^|ung  ffenntni^  Don  ber  Ungül« 
tideit  ber  S^e  botte,  bie  dos  ber  $rau  5urüdf5U' 
erl^atten,  unb  bie  contrados  be§  Sl^emanne§  toirb 
frei,  e9  fei  benn,  ba|  getoobnl^eitSred^tlid^  ober 
t)ertxag8ntä^g  eine  anbere  ^uSeinanberfe^ungftatt« 
f&ibe  (c.  1,  X  4,  20).  3ft  bie  ©be  aber  mit 
Siffen  eines  Il^eileS  ungültig  gefd^loffen,  fo  »er« 
Ucrt  ber  fd^ige  %f)M  feine  dos  nebft  ben  loegen 
bet  (B^  gemad^ten  ©efdl^enfen.  SSBaren  betbe  in 
mala  fide,  fo  föEt  nad^  bem  gemeinen  ^tä)t  bem 
SiScuS  SeibeS  anl^eim  (i,  4  Cod.  de  incest. 
mroi.).  ®ebt  eine  ©d^eibung  nur  ber  ebelid^en 
SebienSgemeinfd^ft  (divortdum  semiplenum)  bor 
fid^,  fo  er^  |eber  %f)til  feinen  in  bie  6be  mit- 
gebcod^en  SermögenSantbeil  ^urüdf,  menn  bie 
ZrenmuiomitgegenfeitigerUebereinftimmungfiatt' 
fmbet  2)ie  gemeinfd^ftlid^en  (Srrungenfd^often 
«Derben  gleid^mo^ig  get^eilt  (c.  2,  X  4, 20).  Sil- 
be! bie  Ibfod^  ein  Sb^brud^  ober  ein  anbereS  Ser» 


bred^en  feiten«  beS  9Kanne8,  fo  fällt  bie  dos  nebft 
ben  Srautgefd^enfcn  an  bie  Qfrau  (c.  1,  X  4, 20). 
Siegt  ba§  Serbredften  aber  auf  Seiten  ber  grau,  f  o 
verliert  biefe  baS  äted^t  auf  dtüdfgabe  ber  dos  fei- 
tenS  beS  unf d^ulbigen  9ManneS ;  le Jterer  bleibt  im 
Sefifee  ber  aWitgift  (c.  4,  X  4, 20).  3)ie  toäbrenb 
ber  S^e  burd^  gemeinfame  Xb^ttgfeit  enoorbenen 
®üter  finb  gleid^mä^ig  ^u  tl^eilen  (c.  2 1.  c).  3ft 
eine  dos  besio.  contrados  nid^t  befteüt,  fo  verliert 
ber  fd^ulbige  S^il  ein  Siertel  feines  ganjen  Ser- 
mögenS  an  ben  unfd^ulbigen  %f^t\\.  Sei  ©üter- 
gemeinfd^aft,  fomol^I  particulörer  als  aud^  allge- 
meiner, tritt  an  einigen  Orten  gefejlid^  bie  Ib^i" 
lung  ein  mie  bei  Trennung  burd^  Sob ;  bei  @d^ulb 
eines  ibeileS  mu^  biefer  üon  bem  il^n  treffenben 
%\^txl  bie  ©träfe  (ein  Siertel)  entrid^ten.  ^n  an- 
beren  Orten  erl^äit  ieber  ßbegatte  feinen  in  bie 
&)t  mitgebrad^ten  Sl^eil  ^urüdf,  mo^u  ber  unfd^ul- 
bige  ®atte  au^erbem  nod^  ein  Siertel  beS  Ser- 
mögenS  beS  fd^ulbigen  (^begatten  binju  erbalt.  ^n 
einigen  Orten  bat  ber  unfd^ulbige  @atte  bie  SBabI 
5tt)ifd^en  beiben  Srten  ber  SluSeinanberfe^ung. 
©inb  ffinber  öorbanben,  fo  fommt  bem  unjd^ul» 
bigen  ®atten  nur  bie  9hijung  ber  Straffumme  für 
bie  ibm  obliegenbe  @r}iebung  ber  JHnber  ^u;  baS 
Sermögen  felbft  ift  ßigentbum  ber  le|teren.  3fnbe^ 
befleißen  aud^  f)itx  »ieber  für  einzelne  Sänber  par» 
ticularred^tüd^e  Seftimmungen,  nad^  loeld^en  bie 
2:b«tlung  ber  ®üter  ju  gef^eben  bot.  (Sgl.  ^r. 
2.-5R.  2.  Xb..  1.  Sit.,  §  748. 783 ff.)  —  ßttera- 
tur.  Slufeer  ben  im  Sejt  angeführten  ©teilen  beS 
Corp.  jur.  can.  unb  Corp.  jur.  civ.  ügl.  nod^ 
Reiffenstuel,  Jos  can.  uniy.  1.  4,  tit.  20,  nebft 
ben  übrigen  Kommentaren  ju  X  4, 20 ;  Ferraris, 
Bibl.  can.  v.  Dos ;  Sanchez,  De  matr.  1.  4, 
disp.  16;  grüner,  ffatl^.  9KoraItbeoIogie,  2.aup., 
gfreiburg  1883,  514  ff.;  Scd^mann,  ®aS  röm. 
3)otalreJbt,  ßrlangen  1868. 1867;  gj^b^arg,  ®aS 
röm.  ©otalred^t,  ®ie^en  1870.  Sgl.  auc^  b.  «rtt. 
Orben  unb  ^atronat.  [feiner.] 

'SBU 9^<t9  neben  ^b^ta-magba  bie  bebeutenbfte 
gute  ®ottbeit  in  ber  bualiftifd^en  ))erftfd^en  dteli- 
gion,  b^^t  nad|  ber  ®runbbebeutung  feines  9}a- 
menS  Qfreunb,  ©aftfreunb.  ©iefer  5Rame  pa^t  für 
ben  ©Ott  beS  bimmlifd^en  Sid^teS  in  feiner  großen 
©Ute  für  ben  aWenfd^en,  mie  aud^  bei  ben  3n« 
bem  alle  Sid^tgottbeiten  (tJfeuer,  ©onne,  SRorgen» 
rötbe)  tSfteunbinnen  genannt  würben.  ®er  per« 
fifd^e  aWitl^ra  b^t  jtoei  ©eiten,  eine  pb^P^a^if^^« 
unb  eine  moralifd^e.  ®ie  erfte  ©eite  tritt  im  alten 
arifd^en  9lationaIgott  mel^r  l^ertjor,  bie  anbere 
im  tbeologifd^en  ©^ftem  beS  S^^^ötbuftra.  3tn 
atbenblanbe  aber,  »obin  fpötcr  bie  Serel^rung  bcS 
morgenlönbifd^en  ©otteS  übertragen  mürbe,  b^t 
5Kitbra  fomobi  ben  öebifd^en  als  ben  jaratbuftri- 
fd^en  Kbötafter  faft  ganj  öerloren.  1.  ®er  alt- 
arifd^e  ©ott  2)9äuS,  bie  ©ottbeit  beS  glön^enben, 
^immelS,  trat  in  ber  bebifd^en  ^eriobe  immer 
mel^r  jurüdt,  um  einem  ©ötterpaar,  Sanma  unb 
ÜRitra,  $la^  ju  mad^en,  meld^eS  ft(^  in  bie  beiben 
Sigenfd^aften  beS  ^immelSgotteS  tl^ilte.   Wtsa 


1651 


aWit^ra. 


1652 


ift  bcr  (Sott  bc§  logcSIid^tc^,  SSaruna  ber  (Sott 
beS  näc^tUd^cn  ©tcmcnlid^teS ;  ÜKitra  ift  baS  l^imm« 
lifd^c  Sid^t,  SSatuna  bcr  ^immcl,  SKitro-SSoruno 
bcr  Icud^tcnbc  ^immcl.  Ob  in  frül^cftcr  3rit  5Kitra 
ober  SSüruna  mit  bcr  ©onnc  ibcntificirt  tourbe, 
läjst  fid^  nid^t  ntcl^r  f eftfteUcn.  6rft  gegen  ba§  6nbc 
bcr  öcbifd^cn  ^eriobe  würbe  SKitra  bcr  ®ott  bcr 
©onnc,  ajaruna  bcr  ftönig  be§  2lbcnb§ ;  SDWtra 
ift  bcr  Xaq,  SSaruna  bic  3laä)i ;  SKitro  ber  ® cbcr 
bc§  2id^t§,  SSaruna  bcr  ©penber  beS  Scgcnä,  bcr 
SBcl^crrfd^er  be§  SaSaffcrS.  Sic  finb  aber  al§  Sidftt- 
götter  cmd)  ®ötter  ber  p^^fifd^cn  unb  ftttlid^cn 
l^crrfd^oft,  Scl^crrf d^cr  bcö  M^,  3«wöcn  unb  SRid^» 
tcr  über  bic  3:!|atcn  bcr  SDlcnjd^en. 

2.  gür  bic  ^efd^rcibung  bc§  pcrftf^cn  3Rii%xa 
ift  man  junöd^ft  ouf  bic  canonifd^en  ©d^riften  ber 
^crfer,  boS^ücfta,  angcmicjcn,  bcffcnl^icringragc 
fommenbcn  SJbfd^nitt  man  nid^t  unter  bic  9[d^ä» 
menibcnjcit  (559 — 330  ö.  &)x.)  l^erabfc^cn  barf. 
®a  bcr  ältcftc  %i)txl  beS  ^öcfta,  bic  fünf  Sieber- 
Sammlungen  ber  &ai^a^,  Snitl^ra  nid^t  ermahnen, 
fo  l^abcn  mir  in  il^nen  menigftenS  eine  relative 
obere  ©renje.  S)icje  !ann  burd^  ba§  Scugni^ 
§crobot§  unb  bcr  Snfd^riftcn  infomeit  nä^er  be» 
ftimmt  merben,  ba^  im  5.  Sal^r^unbcrt  o.  ßl^r. 
SOlitl^ra  in  ^crfien  unb  TOcbicn  alS  allgemein  bc- 
fannt  unb  ücrcl^rt  angenommen  merben  barf.  äBcil 
ber  inbifd^e  S^itra  regelmäßig  mit  ißaruna  t)cr> 
bunben  ift,  f o  cmpficl^lt  e§  fid^  aud^  beim  pcrfif d^cn 
SKitl^ra,  oon  feiner  Serbinbung  mitll^ura = 3tfura 
auskugelten.  (£rfd^eint  SKit^ra  aud^  im  Slöcfta 
burd^gel^enbS  al§  ein  ©cfd^öpf  bc§  Sll^ura-masba, 
jo  geigen  bod^  bic  Qformen  ber  Anrufung  ein  äl^n» 
lid^e§  iBcrl^ältniß  bcr  ©Icid^ftcHung  mit  il^m  in 
bcr  frül^em  3cit  toic  in  3nbien.  ©piegel,  bem 
mir  hierbei  folgen,  beutet  jucrft  ll^ura,  baS  au» 
gemein  S^ttx  bebeutet,  üom  3upiter,  unb  SOWtl^ra 
t)on  bcr  ©onnc,  aber  ftd^cr  unrid^tig;  fpöter  Der* 
mutl^ct  er,  an  bic  ©teile  beS  SSaruna  fei  tKpam* 
napab  (©ol^n  bcr  ©cmäfler,  l^immlifd^cS  tJeuer) 
getreten.  S)armeftetcr,  meld^cr  Me§  r)om  ®e- 
mittcrm^tl^uS  ableiten  mill,  finbet  l^ier  einen  9teft 
einer  fe|r  alten  ^eriobe,  tt)o  Sll^ura  nid^t  auS» 
fc^Iicßli^  ein  ©d^öpfergott  mar,  fonbem  nod^ 
bic  lebenbigen  Attribute  be§  $immcI§gottc§  l^atte. 
2)amal3  mar  3}liÜ)xa  nod^  ntd^t  ®cfd^5pf  bc§ 
Sll^ura;  er  mar  mit  il^m  unb  in  i^m.  SKtt^ra  ift 
nid^t  nur  ba§  crfte  ©efd^öpf  ^l^ura'S,  fonbem  ein 
biefem  gleid^eS  SBcfen.  3c  mcl^r  aber  ber  ©d^ö» 
pfungSbegriff  in  ^^ura  concentrirt  mürbe,  befto 
mcl^r  muf te  ba§  93anb  jmifd^cn  99ciben  gelöst  mer- 
ben;  aber  immer  bema|rtc  SHitl^ra  nid^t  nur  feine 
l^ol^e  ©tcUung,  fonbem  er  mürbe  aud^  mcl^r  unb 
mc^r  ein  populärer  ®ott,  bcffen  pl^^fifalifd^c  ©eite 
menig  htaä^ki  mürbe. 

3laä)  bem  Soblieb  (Mihr-Yast)  ift  SKitl^ra  baS 
gefd^affene,  2HIc§  burd^bringenbc,  SJUcS  belcbcnbc 
Sid^t,  unb  jmar  in  feinem  Unterfd^ieb  öon  ©onnc, 
SWonb  unb  ©cftirnen,  eine  Unterfd^eibung,  meldte 
im  ^öefta  auSnal^mloS  feftgel^altcn  ift.  3Jlxi^ta 
fielet  unb  l^ört  Me§.  (Sr  ift  ber  fd^laflofe,  mac^« 


fame  3^uge  aller  (Scbanfcn,  SBorte  unb  SBerfe, 
ber  Sftcpräfentant  bcr  äBa^rl^cit,  (Sered^tigfeit  mü) 
Sirene,  ber  ^ort  beS  magbaifd^m  ®efe^  unb  fem 
Städter.  2)od^  ift  biefe  Sigenfd^aft  be§  3ont§  unb 
ber  Städte  für  einen  l^immüfd^en  ®entu§  nt^t 
jaratl^uftrifd^.  2)ic  garatl^uftrifd^cn  ©ott^cüen 
fpenben  nur  äBol^Itl^atm  unb  überlaffen  e§  ben 
böfen  ©ciftem,  Unglüdt  über  bie  SKenf^en  gu  tier« 
l^öngcn.  m  (Sott  bc§  Sid^teS  ift  äJht^ra  ein 
®egncr  aller  TOäd^tc  ber  Sinftcmi$,  befonbeö 
beS  böfen  ®otte§  ^l^riman  (9lgro«maint|u§),  rod^ 
ä)tt  bem  guten  ®ott  Ormugb  gegenüber  ha^  pox 
nid^t  gleid^  mäd^tige,  aber  bod|  unerfd^ffene  böje 
^rincip  be§  perfif^en  2)uali§mu3  Don  Sid^t  unb 
äfinftcmiß  barftcHt.  3)a  SRitl^ra  bie  ÜKorgcnfotrae 
ift,  f 0  bertreibt  er  ben  3)ömon  beS  langen  ©(^Iafc§, 
ben  2)ämon  ber  92ad^t  unb  bed  3u)bed.  3|m  ^ 
Sl^ren  f  oU  man  bie  f  d^äblid^en  Siliere  tobten  unb  bie 
SRcinigung  beS  fförper§  bomd^men.  ©eine  Ser- 
cl^mng  l^at  am  16.  icbed  SRonotS  ftattgefunben, 
gang  befonberS  aber  am  16.  Sage  beS  7.  !Eßonat§ 
miÜ^xa  (16.  ©eptember).  SDiefcS  gcft  ^icjj  3Jä^ 
rapan  ober  Snil^rjan  (b.  i.  bem  9)Ut^ra  gd^orig) 
unb  bauerte  fed^S  Sage.  HJlitl^ra  ttmrbe  cmä^  in 
näd^fte  ^erbinbung  mit  Sob  unb  9uferfte^ 
gefejt;  inSbefonbere  gilt  er  im  fpätcm  ^|Jarfi§ina§ 
atö  einer  ber  Sobtenric^ter.  S)ief  e  Sl^ätigf  eit  f d^ie^ 
ftd^  aud^  an  feine  anbere  fd^on  in  ben  ®atia%  b^ 
geugte  als  ©d^ü^  ber  SSeiMge  unb  als  93ennittlei 
unb  Slid^ter  naturgemäß  an. 

3.  ®iefc  gScrcl^mng  beS  SKitl^ra  in  Oft-(Sran 
Dcrbreitetc  ft^  über  SBeft*Sran,  Armenien  unb 
meit  über  Slftm  l^inauS  bis  nad^  9tom  unb  in  bie 
römifd^cn  ^rooingcn.  5IRit]^ra  erfd^eint  bereite  in 
ben  ßeilinfd^riften  «rtaierjeS'  n.  (404-361 
0.  g^r.)  unb  Irta^crscS'  HI.  (361—338).  Sa| 
gu  ^erobotS  3eit  bcr  ÜJlitl^racuItuS  in  ^r^enunb 
SKcoicn  beftanb,  bemeifen  f d&on  bic  SRamm  Wtca* 
bateS  (1,  110)  unb  SIRitrobateS  (3,  120  sqq.). 
^ud^  3Ecnopl^on  begeugt  ben  SJhtl^racuItuS,  inbem 
er  berid^tet,  baß  bie  Ißerfcr  bei  SKiti^ra  ((üyr.  7, 
5, 53;  Oec.  4, 24)  mie  bei  3eu8  fd^ttören.  S)a§» 
fclbe  berid^tet  ^lutard^  (Artax.  4;  Alex.  30),  ber 
a^copomp  (378—305  b.  gl^r.)  alS  feine  Ouefle 
neimt  (De  Is.  et  Os.  47).  ®uriS,  ein  Seitgenofje 
Sl^copompS  (340—276  ü.  &)xX  gibt  unS  eine 
9{otig  über  baS  geft  beS  ailitl^ra  (bei  Athen. 
Deipnos.  ed.  Eaibel  X,  434  e).  ^n  biefem  Sage, 
an  meld^cm  bic  ^erfer  bem  SKitl^ra  opfern,  fei  e5 
bem  jtönig  geftattet ,  ftd^  gu  beroufd^n.  lOIein 
an  biefem  Sage  tauge  aud)  ber  ffönig,  fonfl  ober 
ntcmanb  in  ^ften,  fonbem  ^Dc  enthielten  fid^  an 
biefem  Sage  beS  SangeS. 

(£S  mürbe  bereits  bemerft,  ba|  nad^  bem  %t)efia 
ber  Sid^tgott  Stit^ra  oon  ber  ©ornie  t)erfd^eben 
mar.  SlQcin  bic  Sermed^Slung  ber  ©onnc  mit 
^itl^ra  lag  gefäl^rlid^  nal^e,  unb  bie  fpöteren 
©d^riftftcller  pnb  biefer  ©efal^r  fömmtlit^i  unter« 
legen.  SurtiuS  unterfd^eibet  nod^  gmif d^en  ©omie, 
3R\\^xa  unb  gfeuer  (4, 13, 11),  aber  ©trabo  cor« 
rigirt  bereits  ben  §erobot,  inbem  er  bie  ©onne 


1653 


SWtt^ro, 


1654 


Don  ben  $erfem  ÜRitl^ra  netmen  lö^t  (15, 3, 13). 
Suf  ben  ^ol^lmd^en  9Ronumenten  au§  aEen  Sl^eilen 
btö  rdmifd^  ateid^d  tft  Deo  Soli  invicto  Mithrae 
im  ftel^nben  gformel  getDorben  (Timoth.  Fabri, 
De  Mithrae  dei  solis  invicti  apud  Romanos 
ciüta,  Mberfeldae  1883).  3lnx  Dereinjelt  tDte 
bei  92iceta3  unb  girmicuS  3Raittm%,  regt  ftd^  nod^ 
ein  3ö>eifel  an  ber  3bentität  ©eiber.  llrd^elauS, 
Sifd^of  Don  SoScar  in  3)}efot)otamien,  ^teronQ« 
muS,  ^aulinuS  Don  9ioIa,  9){artiQnu§  SopeUa 
|e|en  bie  äbentitöt  al3  oUgemein  (efonnt  Doroud; 
^f^d^iuS  unb  @uibQd  gloffiren:  Mt&pac  6  ^Xtoc 

icapa  üsp^atc  '  Mt&pT)c  6  irpwToc  iv  üepaaic 

Ococ.  ^ieronQmuS  berid^tet  Don  einer  auf  biefe 
Sbentität  begrünbeten  So^W^'  unb  Sud^ftoben- 
ntnßif,  ttjonod^  ber  92ame  Snitl^ra'S  in  ber  iJ^orm 
MEiePAS  bie  3#  365  entl^ält  unb  ben  Son- 
nenlauf bebeutet  (In  Arnos  c.  3).  Sine  ®emme 
{vereinigt  bie  92amen  Stitl^ra  (M(&paE)  unb  Slbro- 
saS.  Sl5te  ^enblönber  l^aben  übrigens  föa^rfd^ein« 
m  bieje  ^BorfteUung  Don  ber  3bentUat  aRit^ro'S 
imb  ber  @onne  ouS  bem  9norgenIanbe  erl^alten. 
93et  ben  Armeniern  ifl  fle  allgemein,  ©o  bemerft 
eUföud  (Hist.  Vart.  292,  ed.  Venet.),  bie  @onne 
fei  toegen  il^rer  gleid^mö^ig  Dertl^eilenben  $rei> 
gdbigfeit  ber  ®ott  Stitl^ra  genannt  morben.  Sluf 
ben  ÜRän^en  ffanerü%  eines  inbofc^tl^ifd^en  Rb' 
ntgd  um  bie  3^it  Sl^rifti,  ftnbet  fid^  abmed^felnb 
biejelbe  Sfiour  mit  @tral^Iennimbu3  als  3Riif^xa 
unb  als  ^lioS  bejeid^net.  XertuUian  berid^tet 
über  bie  $er{er,  ba|  fie  eine  auf  Seinmbnb  ge* 
motte  Sonne  anbeten  (Apol.  16).  3m  9leuper> 
fifc^  ]^Bt  Mihr  Sonne  unb  Siebe.  2)iefeS  [tarfe 
f;!erDortreten  ber  Sonne  ift  ein  3^t^^ti,  ba^  feit 
Der  Saffanibengeit  bie  etl^ifd^en  unb  geiftigen  ^e« 
oriffe  Dom  äBejen  beS  ©öttlid^en  Diel  Don  il^rer  ur« 
nnrünglid^en  äteinl^eit  Derloren  l^aben. 

Ueber  ben  Urfprung  beS  aRit^ra  bieten  bie  fpö* 
teren  Sd^ftfteuer  eine  eigentl^ümlid^e,  bem  Wlt^' 
ßerienbienft  entlel^nteZrabition.  Sieergöl^len,  ba^ 
bie  aRpften  fagen,  SRitl^ra  fei  auS  greifen  geboren. 
Sufün,  ber  ältefte3euge  bicfer  Ueberlieferung,  fielet 
barin  eine  bömonifd^e  9lad^ffung  ber  ^ropl^ejeiung 
©aniete  {2, 34  ff.)  Don  bem  Stein,  ber  ol^ne  9Ken« 
fc^en^änbe  Don  bem  großen  Serg  Io§geI5St  n)irb, 
mtb  ber  Stelle  bei  3faia§  (33,  13—19),  tt)o  Don 
(E^^S  DorouSgefogt  n)irb,  „er  merbe  mol^nen 
in  ber  l^ol^en  §ö^Ie  beS  feften  gelfenS"  (DiaL 
70).  Stoc^  bie  ^öl^Ie  beS  9Rit^ra  fei  bie  ©eburt 
Sl^rifH  in  beripöble  nad^geöfft  toorben  (1.  c.  78). 
Commobian  l^t  eine  Instructio  mit  ber  Ueber* 
fd^ft  Invictus Derf a^t,  meldte  beginnt:  Invictus 
de  petra  natus  si  deus  habetur,  Nunc  ego 
reiiceo;  vos  de  istis  date  priorem  (1,  13). 
3a(lrei(^  3^ugniffe  berid^ten  über  bie  i$eier  ber 
SR^Perien  in  ^ö^len.  ^uS  SubuIuS  ergäblt  $or- 
fW/  Sotoafitx  ^abt  eine  natürlid^e,  mit  Slumen 
nnb  OueSen  Derfel^ene  ^öl^Ie  in  ben  benad^barten 
Sergen  $erfienS  eingetoeil^t  gu  Sl^ren  beS  Sd^öpf  er§ 
nnb  SaterS  SQer,  beS  mUfixa,  unb  biefe  ^öl^Ie 
fei  ein  Silb  ber  Sßelt  gemefen,  bie  SRitl^ra  ge* 


fd^affen ;  il^r  SnnereS  l^obe  aber  in  f^mmetrif d^en 
^bftänben  ein  Sinnbilb  ber  foSmifd^en  ßlemente 
unb  ffümate  bargeboten.  3laäf  3otoafter  fei  eS 
aud^  bei  Slnberen  j^errf  d^enb  gemorben,  in  tl^ilS  na* 
türlid^en,  tl^eilS  fünftli^  gemalten  Sd^Iud^ten  unb 
^öl^Ien  bie  SBei^e  gu  ert|eilen.  SBo  man  Stitl^ra 
fenne,  mad^e  man  ben  ®ott  burd^  eine  ^öl^Ie  gnöbig 
(De  antro  nymph.  6.  20).  SBinbifd^mann  miU 
bieje  ®octrinen  Don  bem  felfengeborenen  SOWtl^ra 
unb  feinen  ^öl^Ien  auS  ben  im  ^Defia  entl^altenen 
Sd^ilberungen  Dom  Srfd^einen  SRitl^ra'S  auf  ben 
Sergfpi^en,  Don  feiner  n)eiten,  Don  ^]^ura*ma}ba 
unb  ben  Stmf^afpanbS  gefd^ajfenen  SBol^nung  auf 
ber  glänsenben  Sergl^ö^e  ^ara  ableiten.  2)aS  Sid^t 
erfd^eint  ^uerft  Dor  ber  Sonne  auf  ben  l^öd^ften 
^Berggipfeln;  ber  mi^tl^otogifd^e  finblid^e  ^uSbrudf 
bafür  fei:  eS  toof^nt  in  ber  ^öl^Ie  be§  99ergeS,  merbe 
Dom  Serge  geboren.  S)a  ber  9Jame  beS  SergeS  ein 
n)eiblid^er  ift,  f o  bctbe  ftd^  baran  um  fo  leidster  bie 
iBorfteDung  beS  ©eborenfeinS  auS  bem  pfeifen  ge* 
fnüpft.  S)amit  erflöre  fid^  aud^,  maS  armenifd^e 
92ad^nd^ten  (Elisäus  1.  c.  52.  58 ;  Dgl  aud^  bie 
gfabel  Don  ber  Sr^eugung  eineS  Sol^neS  burd^ 
^itl^ra  aus  einem  Seifen,  bei  Plutarch,  Mor.  ed. 
W3rttenbach  V,  1049)  Don  einem  toeibgeborenen 
^litf^xa  miffen.  ^u^erbem  Derfud^t  SEBinbif d^mann 
(SKit^ra  64)  eine  et^mologijd^e  ßrflärung  ber 
^bl^Ien  mit  ^tlfe  ber  SBur^el  9pa9,  fanSfr.  pa^, 
lat.  spec-io,  inbem  er  auf  bie  Don  i^m  bel^auptete 
3uf ammengebörtgfeit  Don  specus  (ülpian  in  ben 
Digest.  Justin.  43,  xxi,  1,  §  3:  specus,  locus 
unde  despicitur),  spelunca,  specio,  (ixoTuetv, 
(Txoirta,  (7x6ireXoc,  virsoc,  (nreXaCi  oTreXoc,  unb  bie 

95enennung9)Ht^ra'SaIS  „beS  Sparers"  l^inmeiSt 
3)ie  ^bl^Ie  beS  3Ritl^ra  mürbe  gugleid^  als  bie 
SBarte  gebadet,  Don  meld^er  l^erab  er  ^DeS  fielet 
unb  auSforfd^t  (Mihr-Yast  13, 45).  SebenfallS  ^at 
fpäter  baS  für  bie  ©ebeimniffe  geeignete  2)un!el 
ber  ^öl^Ie  )u  ber  äBabl  mitgemirft.  girmicuS 
SRatemuS  fagt:  Hunc  Mithram  dicunt,  sacra 
vero  ejus  in  speluncis  abditis  tradunt,  ut 
semper  obscuro  tenebrarum  squalore  demersi 
gratiam  splendidi  ac  sereni  luminis  vitent 
(De  err.  prof.  rell.  5 ;  Dgl.  Paul.  NoL,  Clau- 
dian.,  al.). 

2)ie  ^öl^Ie  ift  ber  Sd&aupla|  beS  StaubeS  ber 
SRinber.  ®er  ältefte  3euge  ift  StatiuS,  auS  ber 
3eit  ®omitianS  (Thebaid.  1, 719  sq.).  ßommo« 
bian  mirft  ben  aR^ftcn  Dor,  ba^  fie  i^ren  ®ott  als 
®ieb  abbilbcn,  ber  frembe  Sinber  in  §ö]^Ien  Der- 
ftedt  l^ielt  mie  gacuS,  ber  Sol^n  beS  SSuIcan.  ^or- 
pbpr  beutet  ben  Staub  Don  ber  Stad^tgleid^e  smifd^en 
SBibber  unb  Stier,  bem  eigentlid^en  Sije  beS 
Söhtl^ra ;  ben  Stier  be^eid^net  er  als  ben  ber  Äpl^ro« 
bite  unb  ben  SRaub  als  bie  gel^eime  SSeförberung 
ber  ©eneftS  beS  SlttS  (L.  c.  18.  23).  «m  beben« 
tenbften  über  ben  Slinbenaub  ift  bie  Stelle  beS  Qfir- 
micuS  9)latemuS  (I.  c);  nur  Dermifd^t  erUnjora» 
t^uftrifd^eS  in  feine  SarfteDung,  inbem  er  eine 
Sd^langengöttin  (3pS)  mit  90lit|ra  Derbinbet  unb 
IBetbe  jum  gfeuer  in  IBesiel^ung  f e^t.  Sin  $rop]^et 


1655 


5IRtt]^to. 


1656 


bc§f clbcn  l^abc  bic  bcäcid^ncnbe  3lnrcbc  überliefert : 

Mücrra   ßoüxXoiiiTjc ,    ut^  öeSi^  raxp^c  dYauoo. 

yiai)  Mihr-Yast  86  ift  ber  Raub  ober  öielmel^r  bie 
Befreiung  ber  öon  ben  ®ämonen  (®rufl&§)  ge« 
raubten  fiül^c  burd^  3Mf)va  ein  äd^t  jaratl^uflrif  c^er 
3wg/  ber  in  ben  Stetig  ber  älte[ten  arijd^en  3Jl^|t]^en 
gel^ört,  wie  ber  SRaub  ber  fful^,  bic  öon  Snbra  be» 
freit  wirb  (Eigv.  1,  6,  5),  unb  bie  Sinber  beS 
©er^on  jeigen.  3Ba§  bie  Äül^e  bcbeuten,  ift  ftrei» 
tig,  aber  wal^rfd^einlid^  ift  e§  bod^,  ba^  bie  üebifd^e 
SK^t^ologie,  in  toeld^cr  bie  ftül^e  bie  aSoIfen  fmb. 
eingewirft  l^at.  3m  ^öefto  würbe  biefc  9Ketopl^er 
moralijd^  unb  religiös.  äBäl^renb  l^icr  üonSöfen, 
meldte  bieÄul^  benS)ämonen  ausliefern,  gefprod^en 
wirb,  wirb  in  ben  SR^tl^en  baS  ©ud^en  ber  ge» 
fto^lenen  ^l^e  berid^tet,  weld^e  burd^  ba§  ®ebet 
in  ber  §ö]^le  bc§  SäuberS  gefunben  werben.  Slud^ 
bei  ben  Sraniem  finben  fid^  bie  geraubten  ffül^e, 
bic  „ftül^c  be§S3erge8",  unb  l^cutc  nod^  l^ci^t  per« 
fifd^  aSolfe  däyeh  =  Slöl^rcrin.  SBBir  l^abcn  alfo 
in  allen  Sinjclleiten,  l^erabgcftiegcn  auf  bie  @tufe 
ber  ficgenbc,  ben  alten  inbo«europäifd^cn  SJl^tl^uS 
öon  ^ani,  SSala,  ©erijon  unb  6acu§:  burc^  bie 
2)ämonen  geraubte  Stinber  werben  befreit  burd^ 
einen  $ero§. 

4.  S)er  aWitl^racultuS  lata  um'8  Sal^r  70  in'S 
3lbenblanb,  bcnn  ^lutard^  berid^lct  (Pomp.  24), 
bie  cilicifc^cn  ©eeräuber  (?)  l^ättcn  auf  bem  Ol^mp 
frembc  0))fer  bargebrad^t  unb  gel^eime  SBeil^ungcn 
DoQsogcn,  Don  weld^en  bic  beg  SRitl^ra  aud^  big 
bamalS  ftd^  erl^alten  hätten..  2)ief e  änpfterien  wur> 
ben  mit  ber  befannten  Seibenfd^aft  für  baS  6jo» 
tifd^e  unb  ©el^eimni^DoUe  aufgenommen,  wcld^e 
ben  Ausgang  be§  ^cibentl^umS  im  ffam))f  mit  bem 
aufgel^enbcn  Sid^te  bcS  S^riftentl^umS  d^arafteri* 
firt.  SRitl^ra  war  in  ber  ftaif erjeit  ein  fo  beliebter 
©Ott,  ba|  S)io  KafpuS  bem  ftönig  SiribateS  bei 
feiner  ihönung  in  SRom  bie  SBBortc  an  5Rero  in 
ben  2Runb  legen  fonnte,  er  fei  ju  i^m  gefommen, 
um  il^n  wie  TOitl^ra  anzubeten  (63,  p.  1029,  ed. 
Keim.).  Sucian  t)crft)ottet  biefc  orientalifd^en 
ajlobcreligioncn,  inbem  er  bic  ©ötter  fragen  lä^t, 
Wolter  ber  mcbifd^c  TOit^ra  l^ercingcrollt  worben 
fei  mit  feinem  5Rationalrodf  unb  feiner  3:iara,  ber 
nid^t  einmal  gricd^ijd^  oerftel^e  —  eine  3tnfpielung 
auf  bie  barbarifd^cn  Kamen  unb  SBörter  bei  feinem 
Kulte  (Deor.  conc.  9 ;  Jup.  trag.  8).  Qu  ^a« 
brianS  Seit  i)ai  ber  ©d^rijtftefler  ^allaS  ein  um» 
fangreid^cä  Sud^  über  SÖlitl^ro  berfa^t  (Porphyr., 
De  abst.  4, 16),  in  weld^em  er  bie  Seigre  öon  ber 
©eelenwanberung  mit  ber  oon  aWitl^ro  oerquidtt. 
SBon  ßubuluS,  ben  aud^  ^or})l^ör  citirt,  bemcrft 
§ieron^muS  (Adv.  Jovin.  2,  14),  er  f^aht  eine 
bänbereid^e  ©efd^id^te  SKitl^ra'S  gefd^rieben.  Ob 
berfelbe  mit  ^aUa§i  ober  mit  SoluS  SKenbefiuS, 
bem  Qfölfd^cr  bemofritifd^cr  ©(^riften  unter  ben 
erften  ^tolemäem,  ibentifd^  war,  läfet  fid^  faum 
cntfd^eiben.  ®ie  plaftifd}en  ®enfmäler  unb  bie 
3nfd^riften  bcweifcn  bie  weite  5lu§brcitung  be§ 
5Witl^rabienfteS  in  biefer  3cit.  SSon  KommobuS 
wirb  überliefert  (Lamprid.  Comm.  9),  ba^  er  bie 


mit^raifd^en  ©el^eimniffe  mit  SRorb  befledtt  ^be. 
Unter  ©cptimiuS  @cüeru§  gab  e§  ^riefter  invicti 
Mithrae  domus  augustanae.  3tn  3.  3a^r« 
l^unbert  war  Witl^ra  ber  ^auptgott  im  romifd^en 
5»eid^  (ögl.  gl.  »opiScuS  über  aurelion).  «od^ 
358  n.  &)x.  finben  wir  mitl^raifc^e  tJepfeiern. 
Julian  fud^te  in  ber  ^Belebung  be§  9Rit^rabien{te§ 
eine  SDßaffe  gegen  bo§  (S^riftentl^um.  ®cr  5R^t 
^imeriuS  würbe  um  362  m  Sonjlantinopel  in 
bie  TO^fterien  eingeweil^t.  S)er  ftaifer  l^otte  ber 
©onne  SKitl^ra  neue  ftampffpielc  eingeweiht  tmb 
fprid^t  üon  feiner  ^nbad^t  ^u  SJlitl^ra  (Julian,  ed 
Hertl.  201,  6—11;  202,  24  sqq.;  432,  1—6). 
3m  3. 378  lie^  aber  ber  praefectus  urbi  ©racd^ 
ba§  mitl^raif  d^e  ©peläon  gerftören  (Hier.  Ad  Laei 
ep.  107).  ®ie  ftird^enl^iftorüer  berichten,  ©corg, 
58ifd^of  üon  ^Uejanbrien,  l^be  unter  ©onftontiuS 
einen  Sempel,  in  beffen  ^Ib^lon  öor  Seiten  bie 
©ried^en  bie  SK^fterien  beS  SKitl^ra  gefeiert,  ge« 
reinigt  unb  al§  c^riftlid^e  ffird^  l^erge^eHt  Unter 
3ulian  würbe  ©eorg  baf ür  bei  einem  93olf Auflauf 
getöbtet  (@ocrate§  u.  @o}omenu§  bei  Fabri  1.  c 
48  sqq. ;  Photius,  Bibl.  285,  p.  483,  ed.  Bekker). 
Ueber  bie  SW^fterien  felbft  bemerft  ©uiba§  ouS 
alteren  Quellen,  bie  $erfer  bräd^ten  bem  ^tl^ra, 
ben  fie  für  bie  ©onne  l^ielten,  Diele  Opfer  bor;  e§ 
f  önne  niemanb  in  biefelben  eingeweil^t  werben,  o^e 
gewiffe  Stufen  ber  Strafen  burd^emad^t  unb  fid^ 
$eilig  unb  leibenf d^aft§lod  bewief en  }u  l^aben.  @re* 
gor  t)on  Kajians  wirft  3ulian  oor,  bo^  er  bie 
ÜK^fteriäi  ber§eiligen  berad^te,  ober  für  bie^« 
nigungen  unb  Süd^tigungen  ber  9)Ktl&ramt;fterien 
fd^Wärme  (Orat.  Stellt.  1  in  Jul.  6.  Migne,  PP. 
gr.  XXXVI,  989;  Or.  39,  5).  gliaS  Don  6reto 
fü^rt  jur  erften  unb  jweiten  ©teile,  9hceta§  $ur 
britten,  jwölf  SeinigungSftrafenan:  t^er,Äälte, 
junger,  S)urft,  ©ei|elung,  tJu^wanberungeniLa. 
^onnuS  fprid^t  gar  }u  ber  Orat.  Stellt.  2, 501  oon 
80  tl^eilS  leid^teren,  t^eilS  fd^wereren  Einigungen 
f ür  bie  @in}uweil^enben.  SRitbenW^fterienworen 
gewiffe  Sd^redfniffe  pr  ©tärfung  ber  ajl^pen  öet« 
bunben.  Sampribiu§  wirft  bem  ßaifer  SommobuS 
t)or,  ba^  er  bie  mitl^raifd^en  ^eiligtl^ümer  bun^ 
einen  wirflid^en  SRorb  beredt  l^abe,  wö^renb  nuni 
fonft  etwa§  ^ur  Erregung  Don  gurd^t  rebe  ober 
oorfteHe.  XertuUian  l^ölt  ben  d^riftlid^  ©olbaten 
ba§  99eifpiel  be§  ©olbaten  9Rit^ra^3  Dor,  weld^ 
bei  ber  Sinweil^ung  ben  auf  einem  ©d^wert  liegen« 
ben  unb  il^m  auf  ben  ffojpf  gefegten  i^ran$  auf 
feine  ©d^ulter  l^erabfd^ob  mit  benSBBorten:  ^9Wit^ 
ift  mein  ffrauj"  (De  cor.  15).  2)ie  ©ro^  fd^« 
nen  nad^  Xl^ieren  bejeid^net  worben  gu  fein  (Ady. 
Marc.  1, 13:  Sicut  aridae  et  ardentls  naturae 
sacramenta  leones  Mithrae  phllosophantnr). 
$orpl&9riu§  oerfnüpft  biefe  S^iemamenunb  S^ie^ 
geftalten  ber  Singeweil^ten  mit  ber  Seigre  k)on  bei 
©eelenwanberung.  S)ie  TO^ften  feien  Söwen  ge« 
nannt  worben,  bie  gfrauen  ß^önen,  bie  SSener 
SRaben,  bie  SSäter  3lbler  unb  f)abid^te,  unb  ber  in 
ben  ©rab  ber  Seonttfer  SingeweiJ^te  werbe  mit 
allerlei  Xl^iergeftalten  befleibet  (De  abst  4, 16; 


SWitl^ra. 


1658 


Her,  Ad  Laet.  ep.  107, 7),  fo  ba^  totr  eine 
»e  @efeIl{d^of t  eine  Srt  gfreimaurertl^um  mit 
Derfd^iebenen  ®raben  unb  Slbseid^en  tox  und 
ben  glauben.  3)ie  fieben  ©rabe  bei  §iero» 
S  flnb  ben  3obia!aIbilbem  entnommen.  2)ie 
gefialten  finben  ftd^  auf  f^mbolifd^en  2)Qr> 
igen  SDlit^ru'd  im  Sout)te  unb  iBoticon. 
ra,  ber  a\%  ein  Jüngling  im  ortentalifd^en 
Dl  abgebilbet  ift,  DoEbringt  in  ber  l^eiligen 
e  baS  allegorifc^e  Opfer  an  einem  Stier,  ben 
t  bem  Opferfc^tuerte  in  ben  92acfen  ftö^t 
nb  er  feinen  Äopf  em))onei^t.  2)em  l^erauS* 
mben  93Iut  ift  beigef (^rieben:  Nama  Sebe- 
od  bis  l^eute  nod^  ^metfeH^aft  bleibt  (l^eiliger 
}),  6in  §unb,  eine  ©d^Iange,  ein  ©forpion 
it  ft^  Don  ben  Dualen  bed  @tiere3;  ber 
eif  bed  le^tem  gel^t  in  ^el^renbünbel  über. 
Iaht  fijt  auf  bem  gelfen  l^inter  SKitl^ra.  S)ie 
t  (Senien,  mit  aufgerid^teter  unb  umgebrel^ter 
unb  über  bem  einen  ^elioS  mit  bem  9Kor» 
m,  über  bem  anbem  ©elene  mit  bem  3lbenb» 
il§  ®eleitem,  follen  Slnfang  unb  Snbe  be§ 
S  (Xag  unb  9kd^t?)  al§  Anfang  unb  Snbe 
Opfert  be^eid^nen.    §unb  unb  @Iorpton 

auf  bie  äal^reS^eit,  bie  @d^Iange  auf  bie 
bli(^!eit.  2)a^  biefe  iBorftettung  t)om  Xöbten 
Stieres  fo  „uneronifd^  alS  möglid^"  fei, 

löngft  bemerft.  2)o(l^  ift  fie  fe^r  alt,  benn 
nmt  fd^on  auf  altperfifd^en  SaSreliefS  bor. 
ic^t  ftnb  aud^  bie  2Borte  bed  Statins :  Tor- 
lem  cornua  Mithram,  Don  einem  fold^en 
\vi  beuten.  2)enn  an  ben  Stonb  (SactantiuS 
)uS)  ift  ebenfo  n)enig  ^u  beuten  als  an  ben 
faj  jum  fprifd^en  Stierbienft.  S^^ar  fennt 
[t)efta  einen  Urftier,  meld^er  Don  ^l^riman 
et  morben  ift;  aber  biefer  l^at  nid^tS  mit  bie« 
^flerien  5u  tl^un.  SBenn  auS  ben  ©liebem 
jtöbteten  UrftiereS  55  Sorten  Samenfömer 
2  Sorten  ^eilpflanjen  l^eröorgingen,  fo  ift 
)t  als  baS  Silb  ber  ^rud^tbarfeit  im  ©eifte 
rotl^uftrifd^en  äteligion  bargefteUt.  !Rid^tS« 
eniger  miffen  ttjir,  bafe  bie  fpäteren  ^erfer 
er  S)arfteflung  ber  ^ap  ben  ©öttem  blutige 

borbrad^ten,  meldte  il^nen  Ihaft  in  il^rem 
fe  gegen  bie  2)ömonen  (daevas)  verleiben. 
:  Xenopbon  emmbut,  ba^  fie  bem  3euS  Stiere, 
onne  ^ferbe  opferten,  unb  ba^  bie  mefopo« 
jen  Reiben  aud^  3Jlenfd^enopfer  fannten  unb 
ilute,  in  meld^em  bie  Seele  fei,  eine  reini» 
ftraft  5uf daneben,  ift  gleid^faHS  befannt. 
t  man  nod^  ben  fd^on  früb  bezeugten  d^al> 
n  Sinflul  binju,  f o  begreift  man  biefe  fpätere 
bung  (Claudian.:  Bituque  juvencosChal- 
Btravere  magi).  ^aS  ^ebürfnijs  nad^  Sei« 
l  burd^  93Iut  ift  ja  in  ben  5ablreid^en,  auS 
flen  ftammenbcn  Sauro»  unb  ftriobolien  feit 
äal^l^unbert  in  meiten  Jhetf  en  5um  luSbrudt 
nen.  ^IS  fömpfenber  unb  fiegenber  Sonnen« 
IS  ©Ott  bes  SebenS  unb  3:obeS,  als  9tetter  unb 
r  ber  Singemeibten  ^ur  Unflerblid^Ieit  unb 
\tfym%  fonnte  !IRitbra  leidet  fo  bargefteUt  I 


merben ;  feine  SSerebrer  erwarteten  SlleS  öon  il^m. 
2)en  d^alböifd^en  @influ^  betteist  aud^  bie  ^^oti) 
beS  OrigeneS  (C.  Geis.  6,  22),  eS  fei  in  biefen 
Sn^fterien  eine  f^mbolifd^e  2)arfte]Iung  ber  ^mei 
Umläufe  am  ^immel,  ber  gijfteme  unb  ber  SBan« 
belfteme,  unb  beS  Shird^gangS  ber  Seele  burd^ 
biefelben.  hieben  ber  Sluttaufe  gur  Vergebung 
ber  Sünben  maren  aber  nod^  anbere  Serimonien 
üblid^ ,  meldte  bie  Steinigung  unb  Störfung  ber 
Solbaten  beS  jptit^ra  begttedften  unb  ben  ^polo« 
geten  als  9lad^äffung  ber  d^riftlid^en  Sacramente, 
begm.  ber  barauf  bingielenben  SSorbilber  beS  Eliten 
SeftamentS  erfd^ienen.  Sufttn  er5äbIt(Apol.  1,66), 
ba|  Srob  unb  ein  äBafferbed^er  mit  entfpred^enben 
Sieben  bei  ber  SBeibe  aufgefteüt  merben.  SertuEian 
(De  praescr.  40)  fprid^t  Don  einer  Saufe  ber 
©laubigen  unb  einer  Sü^ne  ber  Sünben  burd^  ein 
93ab.  äRitbra  bejetd^ne  feine  Solbaten  auf  ber 
Stime,  feiere  bie  SDarbringung  beS  S3robeS,  bringe 
eine  ^bbilbung  ber  Suf erfte^ung  unb  erfauf e  unter 
bem  Sd^mert  bie  ftrone.  Sro J  üieler  f rembartiger 
93eimifd^ungen  b^ben  alfo  bie  SRitbram^fterien 
bod^  ibre  ©runblage  im  perftfd^en  SRitbracuIte. 
Sie  ftnb  aus  bem  oben  enoöbnten  Stitbrafeft  unb 
aus  bem  Opferbienft  beS  ©otteS  mit  SBeibraud^, 
beiligem  ^euer  unb  Stierblut  entfprungen,  beffen 
©ebetSformeln  nod^  vorliegen;  bodb  mürbe  im 
^benblanb  baS  i^feft  am  25.  2)ecember  unb  nid^t, 
mie  bei  ben  ^erfem,  öffentlid^  gefeiert.  2Bie  im 
©otteSbienft  überbaupt,  fo  fpielen  im  Stitbracult 
äBafd^ungen  unb  Süjsungen  gur  Steinigung  unb 
©enugtbuung  eine  Stolle.  2)a  SRitl^ra  felbft  als 
Rbniq  unb  jhieger  erf d^eint,  meld^er  bie  2)ömonen 
belömpft  unb  Demid^tet,  fo  muffen  aud^  feine  93er« 
ebrer  ftrieger  fein.  SBaffer  unb  SSBaffergef ä^e  fmb 
ein  ^auptbeftanbt^il  beS  garatl^uftrifd^en  SuItuS. 
2)aS  Srob  ftnb  bie  S)arunS,  bie  Ileinen  93robe, 
meldte  nod^  b^ute  ber  $arfe  barbringt  unb  bie 
unter  bem  Stamen  draonö  in  ben  Xe^ten  Dorfom« 
men.  ®er  §onig  mirb  Farg.  8,  22  ermäbnt. 
2)a|  aud^  SS^ein  bargebrad^t  lourbe,  begmeifelt 
äSSinbifd^mann  mit  Stnberen.  SuS  ben  oon  ben 
^ologeten  berDorgel^obenen  Slebnlid^feiten  mit  ber 
d^riftlid^en  Siturgie  gu  fd^Iie^en,  ba^  Ie|tere  eine 
^iad^abmung  ber  9)tQfterien  fei  unb  urfprünglid^ 
beim  Slbenbmal^I  blo^  93rob  unb  SBaffer  gebrandet 
toorben  fei,  »iberfprid&t  ber  ffiarfteKung  ber  apo« 
logeten  uttb  ber  ©ef^id^te  beS  Urd^riftentl^umS. 
5Dt9fterien  unb  eine  ärcanbiSciplin  mu|ten  aller« 
bingS  bie  Sbnßen  aud^  beft^en,  aber  andere  Ina« 
logien  flnb  nod^  nid^t  innere  Uebereinftimmung. 
2)er  ÜJtitl^rabienft  l^at  bie  93erubigung  beS  bur^ 
ben  ©ö|enbienft  unbefriebigten  ©emütbeS  unb  bie 
Störfung  ber  Hoffnung  auf  bie  Sluferftebung  be« 
gmedt.  2)abur^  !am  er  einem  tief  etnpfunbenen 
SBebürfniffe  jener  3^t  entgegen  unb  fonnte  bem 
ßbnftentbum  eine  Seit  lang  Eoncuneng  mad^en, 
mu^te  aber  unterliegen,  als  mit  bem  6nbe  ber 
ißerfolgungen  bie  ^abrbeit  beS  Sb^ftentbumS 
aller  SBelt  geoffenbart  mürbe.  —  Siteratur.  Qfrb. 
aBinbifdbmann,  TOitl^ra  (in  ben  Slbl^anblungen  für 


1659 


TOitra. 


1660 


bic  ffunbc  be§  TOorgcnlonbcS  1, 1.  ^cft),  Seipjig 
1857;  gfrb.  ©picgcl,  Äöcfla,  ©runbtejt  fommt 
bcr  §uat)Qrcfd^=Uebcrfc^ung,  3  Sbc,  SGBtcn  unb 
Scipaig  1853—1863;  ©crfclbc,  gr&nifd^c TOer- 
t^tnSfunbc,  3a3bc.,  Scipaig  1871— 1878;  ®cr« 
felbc,  ®ie  arifd^c  ^ertobc  unb  il&rc  Swftönbe  (in 
©njclbeitrögc  jur  allgem.  unb  öergl.  ©prad^iüifl., 
^cjt  2,  ficipsig  1887);  J.  Dannesteter,  Or- 
mazd  et  Ahriman,  Par.  1877  (in  Biblioth^ue 
de  l'ecole  des  haut,  ^tudes,  fasc.  29) ;  C.  de 
Harlez,  Les  origines  du  Zoroastrisme,  Paris 
1879 ;  Le  meme,  Avesta . . .  traduit  du  texte 
zend,  2«  ed.,  Paris  1881 ;  bic  ©d^riften  über 
bic  römift^cn  SW^ftcricn  f.  bei  Fabri,  De  Mithrae 
cultull8Bq.  [^.  ©(^anj.] 

'SSitta  (mitra)  l^ei^t  bie  ffopfbebcchtng,  beten 
fid^  in  f  eierlid^en  liturgifd^en  Functionen  ber  ^apft, 
bie  Sarbinölc  unb  bie  ^ifd^öfe,  fomie  aud^  bie  fog. 
infulirten  Prälaten  bebienen.  S)er  ^apft  trägt  nur 
bei  ber  ^roceffion  t)or  unb  nad^  bcm  feierlid^en 
®ottc§bicnft  unb  bei  ber  grtl^eilung  be§  ©egenS 
nrbi  et  orbi  bQ§  au§  brei  über  einonber  (iegenben 
Äronen  gebilbete  Xriregnum,  bic  fcgelförmige,  in 
eine  ©pi^c  auSIaufenbe  Siara.  2)ie  SKitra  fc^t 
fid^  Qu§  jmei,  in  ©cftalt  Don  SDrciedfcn  geformten 
©tofft^cilcn  (Sd^ilbem,  cornua)  gufantmen,  tocrd^c 
über  ber  ©time  unb  beut  ^interfopfc  gleid^mö^ig 
oufficigen  unb  burd^  einen  gutterftoff  mit  cinanber 
üerbunben  fmb.  SSon  bcm  untern  SRanbc  bcr  SRüdf« 
feite  fallen  jtoei  f d^male,  tttoa  itoti  ©pannen  lange 
©treifen  (vittae,  infulae)  über  ben  3ladtn  l^erab. 
SKitra  nannten  bie  (Sried^en  unb  Slömer  eine  bunt« 
farbige  ©d^örpe,  ttjcld^e  öon  ben  grauen,  jumeift  in 
Sften,  alS^opftud^  getragen  n)urbe;  in  bcr  ©prad^e 
beS  d^riftlid^en  ^Itcrtl^umS  mürbe  bann  t)iclfad^  ber 
©d^Ieier  ber  gottgcmcil^ten  Jungfrauen  mit  biefem 
JJamen  bejeid^net.  93ci  ben  fiiturgücm  be§  12.  unb 
13. 3a^r]^unbert8  l^ci^t  bie  bifd^öflid^c  9Kitra  aud^ 
infula,  Snfcl,  ein  9lamc,  toeld^cr  in  bcr  alten  3^it 
eine  aI8  ©d^mudt  um  ben  ff  opf  gelegte  93inbe,  mci» 
terl^in  eine  ff opfbebcdfung  t)on  meinem  ober  rotl^cm 
SGBoIIcnftoff  bebeutete.  3l(§  ted^nifd^eSejeid^nungen 
für  bic  liturgifd^e  ffopfbebedfung  ber  Sifd^öfe  finb 
beibe  9^amcn  glcid^bebeutcnb ;  ber  92amc  infiila  ift 
iebod^  in  bie  liturgif  d^en  Sudler  nid^t  übergegangen. 
®ie  5Witra  ber  gried^ifd^en  Sifd^öfe  l^at  feine  ^Icl^n» 
lid^fcit  mit  ber  Don  ben  $rölaten  be§  9{benblanbe§ 
getragenen;  nur  bic  ber  ^Irmcnier  fd^Iie^t  fid^  in 
tl^rcr  ijform  bcr  römifd^en  an.  S)ic  grage  nad^ 
bcm  5(Iter  ber  SWitra  im  liturgifd^en  ©ebraud^c  ift 
feit  bcm  17.  Sal^rl^unbert  üielfad^  erörtert  morbcn; 
il^ren  Urfprung  fül^rte  man  einerfeitS  in  bie  a})0« 
ftolifd^c  3cit  jurüdt,  auf  ber  anbem  ©eitc  moDte 
man  fte  nid^t  über  ba§  10.  ^al^rl^unbert  l^inauf« 
reid^en  laffen.  ®er  allgemeine  ©ebraud^  einer 
liturgifd^en  ffopfbcbcdfung  ift  in  ben  erften  neun 
Sal^rl^unbcrtcn  mebcr  burd^  unsmeibeutigc  litera- 
rifd^e  Seugniffe,  nod^  aud^  burc^  bilblid^e  S)ar« 
ftcHungen  auf  5Ronumcntcn,  SWünjcn  u.  bgl.  ju» 
öcrlöfftg  ermiefen;  ücreinjeltc  5Rad^rid^ten,  meldte 
Don  einer  fold(|en  ju  fpred^cn  fd^einen,  fmb  ent« 


meber  im  übertragenen  bilblid^en  ©inne  aufjih 
faffen  ober  befunben  eine  locale  unb  pcrfönliil^ 
©epflogenl^eit.  S)ie  älteften  nod^  erl^Itcnen^tmi 
gcl^ören  bem  11.,  menn  nid^t  bem  12.  So^rl^mibert 
an.  Sona  (Eerum  liturg.  1,  24, 14)  glaubt  bie 
beiben  genannten  Slnfid^ten  bal^in  t)ercinigen  p 
fönnen,  bafe  bieSRitra  in  il^rcr  jeJtübUd^gonn 
allerbingS  jungem  UrfprungS  fei,  ba%  aber  ft^ 
feit  bcr  ajjoftolifd^en  3^it  einzelne  Sifd^öfe  im 
liturgifd^en  S)icnftc  einen  befördern  ffopfft^murf 
getragen  l^ätten.  S)a8  erfte  fidlere  3«J9wi6  «^ 
ben  liturgifd^en  ©ebraud^  ber  9Witra  entpit  ber 
brittc  SBrief  ^op^  Seo'S  IX.  an  ben  (S^bifd^ 
Sberl^arb  Don  Sricr  Dom  Sal&re  1049.  5Ro^bcm 
ber  $apft  bemfelben  am  ^affionSfonntage  1049  ii 
ber  $eter§fird^e  bie  SRitra  aufgefegt  l^atte,  erteilte 
er  il^m  unb  feinen  5Rad^folgem  baS  SRed^t  bieft« 
©d^mudf  fortan  ^u  tragen:  Bomanamiiracapiit 
yestrum  insigniviinas,  qua  et  vos  et  succes- 
sores  vestri  in  ecclesiasticis  officiis  Bomano 
more  utamini,  semperque  vos  esse  Bomanae 
Sedis  discipulos  reminiscamini  (Migne,  PP. 
lat.  CXLin,  595).  S)aS  nämlid^e,  bcm  »if4o[ 
^balbert  Don  Hamburg  gemährte  3u9eftanbtät 
bie  mitra,  baS  insigne  Bomanorum,  gu  tragen, 
befunbet  berfelbc  ^apft  in  Ep.  77  (1.  c.  703),  tmk 
^apft  Sllesanber  H.  für  IBurd^orb  Don  Ignilbc^ 
ftabt  im  3. 1062.  §iemad^  mar  in  bcr  aRitte  M 
1 1.  Sal^rl^unbcrtS  ber  ©ebraud^  ber  SRitro  in  Son 
l^erfommlid^,  ein  mos  romanus,  unb  mürbe  oB 
^riDilcg  gunöd^ft  Sifd^öfen,  bonn  nod^  in  bos' 
felbcn  3<^]^r]^unbert  aud^  bebten,  im  folgenbei 
Sal^rl^unbert  fclbft  ^rieftem  unb  S)iaconen  foB» 
ganzen  Sa))iteln  Dcrlicl^en.  2)en  (Sorbinölen  \A 
bereits  Seo  IX.  ober  nad^  9lnberen  3nnocen§  R 
auf  bem  erften  Soncil  Don  S^on  1245  ben  Sc- 
braud^  ber  9Ritra  jugeftanben  l^aben.  !Bom  11. 
bi§  5um  13.  ^Q^r^unbert  mürben  aud^  rodffxäft 
dürften  mit  bem  glcid^en  9}orred^t  ouSgegeid^ 
2)a8  ^riDilcgium  mürbe  balb  ein  ©tanbedral^ 
bic  SRitra  ein  bcr  bifd^öflid^en  SBfirbe  afö  foUjja 
pftel^enbeS  Snftgnc  unb  ein  ba§  bifd^öflid^  SSf^* 
pen  au§}eid^nenber  ^cralbifd^er  ©d^mudL  SBen 
im  fpätem  9Rittelalter  ein  SBif d^of  öor  feiner  ftw 
fecration  als  bloßer  SIectuS  im  93ilbe  borgcjkS 
mirb,  erfd^eint  er  ol^ne  SRitra  ober  trägt  bicfA 
im  9Irmc  (Dgl.  Otte,  ffunftard^öologie  beS  9t.4U 
4.  3lufl.,  853). 

2)ic  Oration,  unter  meld^er  bem  neugetDd)in 
Sifd^ofc  unb  bcm  benebicirten  W)tt  bic  nmmttrf* 
bar  Dorl^er  gefegnete  ÜRitra  aufgefegt  \ü\A,  hcM 
biefen  ffopff^^mudf  al§  ^elm  beS  ^t\lt§,  aß  Sa» 
bilb  ber  geiftigen  äBel^r,  meldte  il^ren  S^rftger  sB 
S3orföm|)fcr  gegen  bie  SQßibcrfad^r  ber  ^EäSfäfA 
fd^irmt,  unb  mciterl^in  al§  3nftgne  ber  |o|ci 
3Bürbe  be§  Sifd^ofS,  mcld^er  glcid^  SRofeS  mit  bei 
Sid^tftral^Ien  bcr  ^enlid^feit  unb  3M^  ari* 
gcflattet  mirb  unb  gleid^  %aron  in  ber  %vm  äi 
|)o]^erpriefter  für  ba§  SSolf  maltet.  3n  biefetf?*' 
oolifd^cn  ^iluffajfung  erinnern  bie  gmci  XJeile  ker 
SRitra,  bic  cornua,  an  bie  beiben  2:epamnilf  ker 


1661 


aRittarcHi. 


1662 


^igen  @d^rift,  bmn  ftenntni|  ben  SBifd^of  ouS" 
seilen  mu^,  unb  an  bie  fiid^tbünbel,  xotiä^t  t)on 
bem  Slngejn^te  ÜRojeS'  (facies  comuta)  qu§« 
ftro^Itetu  »13  salutis  galea  mirb  bie  ÜRitra  aud^ 
in  bem  ®ebete  be^eid^net,  toeld^eS  ber  SBifd^of 
fptid^t,  toetm  er  bie  ^ontiftcalgemanber  anlegt. 
S)iefe  f^mbolifd^e  Sebeutung  mirb  bei  ben  Situr» 
gilent  bed  aßittelalterS  »eiter  auSgefül^rt  (f.  Du- 
randus,  Rationale  3, 13).  3n  ber  9tei]^enfoIge 
ber  für  bie  f eierlid^en  Functionen  gef orberten  $q« 
ramente  ift  bie  ÜRitra  baS  le^te  ©emonbftüdf,  nad^ 
beffen  Anlegung  bem  SBifd^of  ber  9ting  ongeftedt 
mtb  ber  @ta6  in  bie  ^onb  gegeben  mirb.  9lfö 
Xtfiger  ber  priefterlid^en  ^oagenmlt  ift  ber  9if d^of 
mit  ber  9Ritra  nid^t  blo^  bei  benienigen  gotteS« 
bienfUid^  ^Kinblungen  befleibet,  meiere  aud^  bie 
Sriefler  bebedtten  ^aupteS  üomel^men,  mie  bei 
^nxtfjtonen,  bei  bem  Eingänge  ^um  Altäre  unb 
tocim  er  benfelben  toerla^t,  wenn  er  auf  bem  Sl^rone 
fi|^  unb  bie  $falmen  unb  Sectionen  recitirt  teer« 
b«i^  fonbem  aud^  bei  fold^en  Functionen,  )u  bereu 
Soinal^me  ber  $riefter  baS  ^avipi  ^u  entblößen 
hcA,  bei  ber  Sncenfation  bed  SltarS,  bei  ben  @al« 
imtsen  unb  Sncenfationen  jur^ltar*,  JKrd^«  unb 
QUodeniDei]^,  bei  ben  2(nftntctionen  unb  ^bmo» 
nitionen,  tteld^  an  bie  ßrtl^eilung  ber  l^eiligen 
9Bei]^n  fid^  anfd^Iie^en,  bei  ber  Srtl^eilung  be§ 
€c0en8^  felbft  bei  ben  facramentalen  ^anblungen 
bcc  Xauf e,  ber  gfii^ung  unb  ber  Orbinationen ; 
ssr  bie  eigentlid^en  ©ebete  l^at  aud^  ber  SBifd^of 
Pctö  entblößten  fyxupM  su  fpred^en. 

2)a8  Cerimoniale  Episcoporum  (1,  17,  1) 
viüerfd^eibet  brei  ^rten  ber  ÜRitra:  1.  bie  Mitra 
nretiosay  tt)eld^e  mit  Sbelfteinen,  ©olb»  ober 
eOberpIatten  fo  au^geftattet  ifl,  ba|  baS  ©eteebe 
bdl  ®runbftoffed  faum  l^rDortritt ;  2.  bie  au§ 
Oolbbrocat  l^rgejieQte  ober  mit  geftidten  ober 
getoirften  3i^treifen  ouS  ©olbföben  üerfel^ene 
ICtra  aoriphrygiata  (=  aurifrisiata),  unb 
&  bie  Mitra  simplex  t)on  Weißem  ©eiben*  ober 
Stamenbamafi,  bereu  9tädfenftreifen  mit  rotl^en 
Scannen  abfd^ließen«  2)ie|e  fd^mudlofe  SRitra  wirb 

riäd^  inSSerbinbung  mit  fd^marjen  $aramenten, 
ber  Situi^e  für  bie  Serftorbenen  unb  am  Sl^ar« 
(ceUog  gebrandet;  bie  ^weite  foD  in  ben  S^iitn 
Tab  tat  ben  Sagen  ber  9uße  getragen  werben, 
ip^renb  bie  Mitra  pretiosa  fär  ben  feftiid^en 
BcitcSbienfi  t)orbe]^Iten  ift.  2)iefe  wirb  aber,  ba 
l|ie  Sudftattung  fie  )u  einer  SBürbe  fitr  ben  S^ele» 
kanten  mod^t  meiftenS  nur  ^um  ^Beginn  unb  am 
Cdfix^t  ber  Functionen  gebrandet  unb  fonft,  ne 
EpiflOopuB  nimis  gravetur  (Cerim.  Epp.  1.  c. 
■•  2X  burd^  bie  Mitra  auriphrygiata  erfe^t  toit 
n^  an  bie  SteOe  biefer  bie  Mitra  simplex  treten 
bnm.  SBäl^renb  SuronbuS  unb  fpöter  aud^  ber 
|L  And  SorromäuS  fär  ben  ©ebraud^  ber  9if d^öf e 
muc  s»ei  9rten  ber  ÜRitra,  bie  einfädle  unb  bie 
aplbgcmirfte,  lennen,  unterfd^eibet  ber  13.  römifd^e 
Di^  (ßxA  bem  13.  ^al^rl^unbert)  für  bie  päpft« 
B^  ftopeÜe  neben  ber  einfad^en  Mitra  alba 
lote  )toci  Xrten  ber  reid^er  toergierten:  bie  auri- 


VI 

l 


frisiata  in  circulo  et  titulo,  Weld^e  mit  einem 
an  bem  untern  SRanbe  ringsum  laufenben  gier» 
treifen,  bem  golbgewirftcn  ©timbanbc,  unb  einem 
enfred^t  burd|  bie  SRitte  beibcr  ©eitenfläd^en  ober 
§ömer  gelegten  öl^nlid^cn  Streifen  öerfcl^en  ift, 
unb  bie  Mitra  cum  aurifrisio  in  titulo  sine  cir- 
culo, weld^e  bloß  ein  auffteigenbcS  Surifripum, 
aber  fein  eigenes  ©timbanb  l^t.  ®ie  liturgifd^en 
gfarben  bleiben  bei  ber  SluSftattung  ber  SKitra 
außer  »etrad^t;  ber  juläfpge  ©toff  für  fte  ift  ein- 
5ig  ©olbbrocat  unb  weiße  @eibe  ober  Sinnen,  fjfür 
bie  Sierftreifcn  ift  eine  beftimmte  Qfarbe  nid^t  not» 
ge^eid^net.  Sei  einjelnen  Functionen  trögt  ber 
^pft  eine  SOWtra  öon  ©ilberftoff ;  mit  einer  fold^en 
wirb  aud^  beffen  Scid^e  bcflcibet.  ®ie  in  neuerer 
3eit  in  Stalicn  unb  Qfranfrcid^  beliebte  ^erftcDung 
ber  Mitra  simplex  für  99if(|öfe  au§  ©ilberftoff 
ftatt  aus  ©eibenbamaft  ober  Sinnen  bejeid^net 
^artinucci  (Manuale  SS.  Cerimoniarum,  Rom. 
1871, 5, 264 ;  6, 527)  alS  eine  wiBfürlit^e  9Jeue- 
rung.  Sa  bie  l^ierard^ifd^e  Orbnung  aud^  in  bem 
iiturgifd^en  Ornate  gewal^rt  werben  muß,  fo  foQ 
bie  ^tra  ber  SBBürbenträger  ol&ne  bif^öflid^en 
Sl^arafter  einfad^er  als  bie  ber  Sifd^öfe  unb  in 
ber  9tegel  nur  eine  Mitra  simplex  fein;  ^ubem 
fielet  ber  ©ebraud^  berfelben  bicfen  ©ignitären 
einzig  in  ben  j^ird^en  ^u,  weld^en  fte  abfcribirt 
mb.  93iS  in  baS  13. 3a$r]^unbert  würbe  bie  SRitro 
el^r  niebrig  gel^alten;  t)on  ba  an  erweitem  fid^  bie 
beiben  ©d^aufeiten,  bie  cornua,  t)or  Mem  in  ber 
^öl^enrid^tung ;  im  3(italter  ber  9tenaiffance  wür- 
ben biefelben  unförmlid^  l^od^  unb  mit  ©d^mud 
t)ielfad^  überlaben,  fo  baß  bie  t>on  bem  Cerimo- 
niale JBpp.  gewöl^rte  IRa^fid^t  im  ©ebraud^e  ber 
Mitra  pretiosa  einer  Srflörung  faum  bebarf. 
©eitbem  im  laufenben  ^al^rl^unbert  eine  würbigere 
unb  ber  liturgif d^en  ^aud^barf eit  bienenbe  $ara- 
mentif  eifrige  ^piege  gefunben  l^at,  ift  junäc^jt  in 
Snglanb  unb  ^eutf^Ianb  bie  ^otm  unb  ber 
©d^mudf  ber  SKitra  beS  13.  3o^r|unbertS  wieber 
inSlufnal^me  gefommen:  bie  ^ö|e  ber  ©d^ilber 
mißt  etwas  weniger  als  il^re  ^Breite ;  als  ©runb* 
fto^  bient  ©olbbrocat  (t)on  ber  Mitra  simplex 
obgefel^en),  ben  funftfertigc  Silbftidfcrei  mit  ftili» 
firten  Ornamenten  belebt;  bie  Sierftreifcn  werben 
mit  ©olbföben  unb  ©eibe  als  reid^e  9(unfrifien 
J^ergefteUt;  auf  einen  9efa|  t)on  $retiofen  unb 
platten  foftbaren  ÜRetaQS  muß  meiftenS  fd^on 
wegen  ber  geringen  SDfHttel  öerjid^tet  werben.  Ueber 
bie  wed^felnben  tJformen,  weld^e  ber  9JKtra  je  nad^ 
bem  l^errfd^enben  jhtnft^Ie  gegeben  würben,  t)gl. 
§efele,  Setträge  H,  234  ff.,  Tübingen  1864,  unb 
9fr.  93odf,  ©ef(^.  ber  liturg.  ©cwonber  n,  162  ff. 
u.  Safcl  XV  ff.,  Sonn  1866.)     [ff.  ©d^rob.] 

'9liffatrin(9^icoIauS3acob,  imOrben 
Sol^anneS  SenebictuS),  geklärter  ßamalbu- 
lenfer,  war  1707  am  2.  September  ju  Senebig 
geboren,  trat  Jung  in  ben  Orben  unb  legte  feine 
©tubien  3U  froren}  unb  9tom  ^urüdf.  3n  le^- 
terer  ©tabt  würbe  er  mit  Sarbinal  Ste^jonico, 
bem  fpätem  ^apft  glemenS  XIV.,  fcl^r  bcfreunbet. 


1663 


5mittclbin9e  —  5mittclfd^ulcn. 


1664 


6r  tt)arb  nad^  ÜJlurono  al§  Seigrer  bcr  g}]^iIo= 
fopl^ic  unb  Sl^eologie  gcfanbt  öerttc^  aber,  ä^n« 
li^  wie  btc  aJJaurincr,  ju  fcl^r  bic  fd^oloftifd^c 
aOletl^obe.  ©eine  Obern  fanbtcn  \^n  bal^er  balb 
nod^  Sreöifo  in  baS  Älofter  ©.  ^arifiuS.  §«^^ 
^atte  er  al§  »eid^töoter  Seit,  baS  ^rd^iö  unb  bie 
Sibliotl^ef  5U  orbnen.  Ueber  biefer  Sefd^äftigung 
enttDidtelte  fid^  bei  il^m  eine  fo  groge  Anlage  unb 
9Jeigung  ju  l^iftorif^en  ©tubien,  bo^  er  fid^  biefem 
3fa(|e  gänjUd^  wibmete.  @r  l^atte  babei  glänzen» 
ben  @rf olg,  f o  bafe  er  nid^t  blofe  bie  geleierten  9lr« 
beiten  Ruberer  förbem,  fonbem  felbft  bebeutenbe 
SBerfe  herausgeben  tonnte,  grttjurbe,  »0)^11760, 
jum  9lbte  öon  ©t.  aWid^ael  ju  SDlurano,  1765 
aud^  jum  DrbenSgeneral  gewählt  unb  feierte  1770 
nad^  gefe^Iid^  abgelaufener  ^mtsfül^rung  nneber 
in  ba§  iflofter  ^urano  ^urfidf,  um  bi§  ^u  feinem 
Sobe  am  4.  3luguft  1777  baSfclbe  al§  Slbt  su 
leiten;  bod^  l^inberten  il^n  bie  ©orgen  unb  ^r» 
beiten  ber  SSorftanbfd^aft  nid^t,  feine  l^iftorifd^en 
9lrbeiten  fort^ufe^en.  ©ein  überaus  rul^iger  unb 
fanfter  Kl^araf ter,  öerbunben  mit  großer  Arbeits» 
traft  unb  ©etoiffenl^aftigf eit  in  Senu^ung  ber  3^t 
mad^ten  e§  il^m  möglid^,  auf  bem  ©ebiete  ber  Site» 
ratur  nid^t  UnbebeutenbeS  ^u  fd^affen.  Sr  gab  ^u 
SSenebig  1748  l^erauS:  Memorie  della  vita  dl 
8.  Parisio  e  del  monastero  de  SS.  Crisüna  e 
Parisio  diTreviso;  fobann  1749  juSfaenga: 
Memorie  del monast.  della S.  Trinitä diFaenza. 
©ein  größtes  SBert  finb  aber  bie  Annales  Oamal- 
dulenses,  teeld^e  in  9  Folianten  ^u  Senebig  1755 
bis  1773  erfd^ienen,  nad^  bem  ÜJlufter  ber  An- 
nales 0.  S.  B.  t)on  SRabillon;  fte  reiben  bis 
1764.  Snswijd^cn  beröffentlid^te  er  gu  3Jenebig 
1771  in  gfol.:  Ad  script.  rer.  Ital.  Murat.  ac- 
cessiones  historiae  Favenünae,  benener  1775 
in  Sfol.  baS  ^nä)  De  litteratura  Faventinonim 
folgen  lie^.  3Jlan  ^at  t)on  i^m  aud^  in  gfol.  bie 
Bibliotheca  codd.  manuscr.  monast.  8.  Mich, 
de  Murano  mit  einem  Slnl^ange  über  bie  Sncunabeln 
jenes  ftlofterS.  (Sgl.  Tipaldo,  Biogr.  degH  Ita- 
Hani  iUustri  X,  Yen.  1845,  140—145;  Sage» 
mann,  SJiagajin  ber  ital.  Siteratur  IV,  SBeimar 
1780, 94—103;  §irfd^ing,  §ift.=Iit.  ßanbb.  V,  2, 
Seip8. 1801,  49—54.)    [SraunmüUer  0.  S.  B.] 

'SKiffetbiitfle,  f.  ^biat)]^ora. 

^iitttf^tUtn  (©elel^rtenf  deuten,  niebere  ©d^u» 
len,  ©pmnaften,  fi^ceen,  ecoles  secondaires,  in- 
struction  secondaire)  fmb  f old^e  ©d^ulen,  meldte 
für  ben  Unterrid&t  in  ben  allgemeinen,  ju  einer 
geleierten  unb  miffenfdeaftlid^en  93ilbung  nötl^igen 
Sorfenntniffen  beftimmt  finb  unb  fotool^I  biefe 
Silbung  überl^aulJt  als  inSbefonbere  bie  Vor- 
bereitung für  ben  UniüerfitötSunterrid^t,  fottJO^I 
ben  aßgemeinen  als  in  ben  einzelnen  gacultöts» 
tt)iffenf(|aften,  beamedten,  ©aS  SBefen  fold^er  3ln» 
ftaUen  unb  bie  befte  9lrt  il^rcr  ginrid(|tung  lernt 
man  am  einfad^ftcn  auS  ber  ^iftorifd^en  Setrad^- 
tung  beS  ©cgenftanbeS.  ®er  erfte  Anfang  biefer 
^rt  öon  ©d[;ulbilbung  gcl^t  für  unfere  europäifd^c 
Giöilifation  auf  bie  Seit  ber  ©ried^en  surüdt ;  fie 


nal^m  eine  f eftere  ©eftalt  in  ber  römifd^  Seit  ön, 
ging  auS  berfelben  unter  ber  $ftege  ber  ftird^  in 
baS  SOtittelalter  über  unb  l^gt  oud^  in  i^ei 
ie^igen  SBeife,  menn  fd^on  t)ielfade  üeronbert  imb 
ermeitert,  bennod^  bur^  eine  ununterbrod^eita» 
bition  mit  jenen  erften  Slnfängen  jufammen,  3n 
©ried^enlanb,  namentlidp  in  tU^en  unb  in 
ben  nad^  beffen  SBeife  lebenben  Xl^eilen  beS  9n^ 
d^ifd^en  SSolfeS,  toaren  öon  ber  Seit  an,  afö  bet 
Segriff  ber  aKgemeinen  ©Übung  (icaiSeta,  hj- 

xuxXioc  i7at$e(a,   oi  iXeu&ep(a>c  ireraiSeufiivot) 

im  9en)u^tfein  ber  ÜRenfd^en  beutlid^er  l^en»»' 
getreten  mar,  alfo  t)on  bem  5.  äo^rbunbert  m 
Sl^rifti  ©ebiurt  an,  ^^IgenbeS  bie  ©egenftönbe 
beS  ©d^ulunterrid^ts  für  bie  gebilbete  ffloffe.  3^ 
erft  fam  Sefen  unb  ©d^reiben  (^paiipLaTa)  iiä^ 
äted^nen ;  l^ieran  f d^Io^  fid^  baS  Sef m  Daterlmd»' 
f d^cr  Sinter,  gan^  bef onberS  ^omerS,  beffen  SpeR 
fomol^I  in  Se^iel^ung  auf  baS  Sefenlemen  ttrie  auf 
ben  ^alt  in  ben  gried^ifdgen  ©d^ulen  eine  S^ 
lid^e  93ebeutung  l^atten  toie  bie  biblifd^  ©efd^i^it 
in  unferen  d^riftlid^en  ©dgulen j  femer  9b^ 
(Sitl^erfpiel  unb  ©efang)  unb  ®9mnafitL  Isf 
bie  ©rammatil  (©prad^unterrid^t  imb  &däre  ba 
S)ideter)  folgte  bei  ber  im  Filter  etniaS  üorgerüdtn 
äugenb  (Spl^eben)  Unterrid^t  in  SRI^eton!  xab 
^l^ilofopl^ie  ^ufammen  burd^  bie  ©opj^ißen;  Üb 
barauf  aber,  als  in  ber  Seit  tmcl^  bem  ))eIopon»* 
ftfd^en  Jhieg  bie  Xl^eorie  ber  Kl^etorif  fid^  iik|c 
auSbilbete  unb  als  bie  Derfd^iebenen  p]^iIofo|>(if4a 
©deuten  fid^  auftl^aten,  ein  getrennter  Untenk^ 
in  ber  Stl^etorif  bei  ben  Xl^etoren,  in  ber  ^^Iß* 
fopl^ie  bei  ben  ^l^fopl^en.  S^  $]^o# 
mürbe  gered^net,  maS  man  t)on  9laturmiffenf(^dite 
unb  SRat^ematif  mu^te  unb  für  bie  aKgenieiK 
©Übung  5u  leieren  für  paffenb  l^ielt.  2)ie  naüir' 
lid^en  unb  Don  felbfl  fid^  ergebenben  ©tnbienbcS 
Unterrid^tS  maren  alfo:  ©rammatt! ,  fKjftaä, 
^l^Uofopl^ie.  Oeffentlid^e,  t>om  &taat  ern(^ 
unterl^altene  unb  geleitete  ©d^ulen  für  biefenUnto» 
rid^t  gab  eS  in  ber  daf fif d^en  gried^if d^  Seit  nutl 
fonbem  ^UeS  mar  ber  ^ritnitinbuftne  übedaffoi 
mobei  eS  in  fpöterer  Seit  oud^  Doriam,  ba|  ei» 
^elne  ©tabtgemeinben  berül^mte  Sel^,  befonboS 
ber  Xl^etorif  unb  ^l^ilofopl^ie,  auf  eine  gei# 
Seit  für  il^re  ©tabt  fommm  liefen  unb  bqol^ 
Sbenfo  menig  gab  eS  burd^  ©erorbnung  ober  fr 
fe^  geregelte  Selrpläne,  ©tubienüorfd^nfteniLbijL 
S)er  SJlangel  an  fold^en  ©eronftoltungen,  ofj« 
bereu  S)afein  mir  fürd^ten  tt)ürben,  in  bie  &► 
barei  }u  oerftnfen,  bemeiSt  bei  ber  i>e|ungead|t(t  f» 
meit  f ortgef d^rittenen  ©ilbung  in  ©ned^oilaiib  Vk 
glüdlid^e  geiftige  Organif ation  ber  ®ried^  witfi 
fold^er  anderen  antriebe  unb  9ld£^ignngen  vti/i 
beburften ;  pgleid^  gab  biefe  gong  frne  8^x901 
bem  Unterrid^te  einm  mal^rl^aft  liberalett  (Spante 
Su  SR  0  m  bef d^rönfte  man  ftd^  t)or  hcc  SeCon^ 
fd^aft  mit  ber  gried^ifd^en  ©iloung  bei  bemSuga^ 
unterrid^te  auf  baS  92ot]^n)enbigfte:  Sefen,  @^ 
ben,  9ted^nm.  ^u^erbem  lernten  bie  ftnaben  A 
92ationalIieber  unb  bieStoöIftaf  elgefe^  aii8loe>bi|. 


1665 


ajltttclfd^ulen. 


1666 


^öufig  fd^idften  in  btefer  frül^em  $ertobe  bie  t)or- 
nel^men  f^mUien  il^re  @ö]^ne  na^  Strurien,  um 
il^cn  bort  eine  bcffcre  Silbung  geben  ju  laffen. 
3m  6.  unb  7.  Sol^rl^unbert  ber  ©tobt  9tom  tarn 
gried^ifd^e  99ilbung  nad^  9tom,  unb  gegen  Snbe 
Set  Xepublil  geftoltete  fid^  ber  Sugenbunterrid^t 
ber  gebilbeten  l^Ioffen  unb  berjenigen^  meldte  fid^ 
}u  Semtem  in  ber  ätepubli!  befähigen  moUten, 
gon)  analog  bem  gried^ifd^en  93ilbungggange ; 
nur  tourbe  auf  ÜJhip!  unb  ©^mnaftif  nid^t  fo 
toiele  3rit  unb  Sorgfalt  toermenbet  h)ie  bei  ienem. 

äur  3ett  ber  SRepublif  unb  im  1.  Sal^rl^unbert  ber 
aiferjett  mar  mie  in  ©ried^enlanb  ber  2tugenb« 
imterrid^t  gang  ber  ^riöatinbuftrie  unb  ber  freien 
9BqI^I,  tueld^e  jebod^  in  ber  9tegel  ber  l^ergebrad^ten 
Uebung  folgte,  überlaffen.  Srft  unter  Sefpafian 
timcbe  ein  $rofeffor  t)om  &ciak  angefteöt  unb 
bcfolbet,  unb  itoai  ein  ^rofeffor  ber  SRI^etori!. 
S>ttfe§  ^rinci))  entmidfelte  fid^  fpdter  immer  weiter, 
crfhedtte  fid^  iebod^  nur  auf  bie  Seigrer  ber  ®ram> 
natu  (grammatici,  gil^ilologen ,  ^umanitötS- 
doffen),  ber  ätl^etori!  unb  ber  ^l^ilofopl^ie,  fpöter 
0IU9  ber  SuriSpruben}  unb  ber  SRebicin,  nid^t 
ober  auf  bie  @d^ulen  für  bie  ^nfangSgrünbe  bei 
ben  Sd^ulmeifiem  (©rammatifien),  loeld^e  @aä)t 
bcc  ^t)atinbujtrie  blieben.  Sine  fieitung  beS 
€d^mefen§  burd^  bie  SRegierung,  t)orgefd^riebene 
Stttbienpläne  für  bie  @d^üler  gab  e§  nid^t,  f onbem 
IDIcS  beruhte  auf  ber  Uebung  unb  ©emol^nl^eit, 
mld^  fid^  organifd^  im  Saufe  ber  3(it  gebilbet 
(atte.  9ud^  |ier  mar  ber  ©tufengang:  ©ram« 
vauntöt,  Kl^etorif,  ^l^ilofopl^ie  (mit  92atum)iffen' 
[djoftcn  unb  SRatl^emati!).  (Sgl.  Boeder,  De 
seholastica  Bomanotum  institutioiie ,  Diss. 
1^.,  Bonnae  1828;  gfrieb.  (Sramer,  ©efd^id^te 
Scr  drjie^ung  unb  beS  Unterrid^t§  I,  SIberfelb 
1882,  427  ff.)  Seit  bem  4.  unb  5.  Sal^rl^un. 
bcrt  glieberten  ftd^  bie  eben  genannten  Unterrid^t§> 

E^  in  bie  Jteben  freien  Itünfte  (artes  libera- 
b),  ttioDon  ©rammatit  SRl^etorit  fiogi!  (2)ia« 
USSX)  bod  fogen.  trivium  bilbeten ;  bie  übrigen 
Steile  ber  ^^ilofopl^ie,  aßat^emati!  unb  Slatur» 
lo^enfd§aften,  nämlid^  SKufif,  ^Iritl^metif,  ®eo- 
BUtrie  unb  Sfhonomie,  bilbeten  ba§  fogen.  qua- 
drivium.  (Sine  Ueberfid^tberfelben  bei  Martianus 
Capella,  De  nuptiis  Philologiae  et  Mercurii, 
Moet  bie  ©eograpl^ie  mit  ber  ©eometrie  t)erbun» 
bcnifl) 

SHefeSrt  ber  @d^ulbilbung  ging  in  bie  d^rifl* 
(idfte  3^^^  über;  fte  überbauerte  ba§  meftrömifd^e 
Srid^  unb  tt)urbe  burd^  baS  SRittelaÜer  trabitioneQ 
foüg^M  unter  t)ortt)iegenber  ober  faft  au§fd^Iie|' 
^tx  $flege  ber  jtird^e,  meldte  allein  eine  9iei|e 
Mm  3o|r$unberten  l^inburd^  bie  ©etel^rfamfeit 
imb  bie  aSiffen^d^aft  erl^ielt.  3unöd^{t  }ur  93U> 
^Bng  beS  SIeruS  mürbe  t)on  bem  6.  Sal^rl^unbert 
m  m  9benblanbe  burd^  (Soncilienbefd^Iüffe  Unter» 
1^  ber  Steriler  in  bem  trivium  unb  quadrivium 
mc^  bie  presbyteri  namentUd^  an  ben  33i|d^of§- 
i|cit  angeorbnet  (Thomassin,  Yetus  et  nova 
»eclesiae  disciplina  11, 1. 1,  c.  92).  fßon  ber» 


felben  Seit  an  mirfte  ber  Senebictinerorben  für 
ben  Sugenbunterrid^t.  3ur  3eitftarIS  be§  ©rofeen, 
meld^er  ba§  ©d^ulmefen  fel^r  beförberte  (Launoius, 
De  scholis  celebrioribus  seu  a  Carole  Magno, 
seu  post  eondem  . . .  instauratis,  Lutet.  Pa- 
ris. 1672),  unb  in  ber  näd^ftfolgenben  3eit  l^atte 
man  1.  bifd^öflid^e  ©d^ulen,  2.  ftlofierf^ulen  ber 
Senebictiner  (in  ©eutfd^Ianb  fel^r  berül^mte  ju 
©t.  ©aDen,  §irfd^au,  Qfulba,  Eorüeti  u.  a.;  f.  b. 
3lrtt.),  3.  ®om-  unb  ©tiftf deuten  (f.  b.  «rtrSom- 
unb  Älofterfd^ulen),  feit  gl^robegang  (f.  b.  3lrt.) 
ba§  canonifd^e  fieben  ber  ©eiftlid^en  eingefül^rt 
l^atte.  3n  biefen  ©deuten  mürbe  baSjenige,  maS 
ie|it  ben  fiel^rgegenftanb  ber  ©Qmnafien  unb  ber 
pl^ilof opl^ifd^en  gacultät  auSmad^t,  geklärt,  unb  bie 
alten  römifd^en  Slafftler,  an  mand^en  aud^  bie 
gried^ifd^en,  mürben  flei|ig  gelefen.  6ine  9ln* 
fd^auung  t)on  ber  bamaligen  ©d^ulbilbung  gibt 
9tabanud  9nauru§  in  feiner  ©d^rift  De  clerico- 
nun  institutione.  SRit  bem  Huftommen  ber  Uni» 
öerfitäten  feit  bem  12.  Sol^rl^unbert  traten  bie 
oben  genannten  ©deuten  ^urüd  unb  l^örten  tl^eil» 
meif e  auf.  ®a§  trivium  unb  quadrivium  bilbete 
nun  ben  fiel^rgegenftanb  ber  pl^Uofopl^ifd^en  ^a^ 
cultät,  ober  mie  fte  bamatö  ]^ie|,  ber  ©d^ule  ber 
^rtiften.  SieaUererftenSIemente  be§  fiateinifd^en 
leierten  augerl^alb  biefer  ^acultäten  einzelne  fie^rer, 
©eifilid^e,  lateinifd^e  ©tabtfd^uHel^rer.  SBalb  mür- 
ben mit  ^intanfe^ung  ber  übrigen  ©tubien  unb 
ber  flectüre  ber  ßlaffifer  bie  Sogif  unb  bie  übrigen 
Sl^cile  ber  ^I^Uofo^i«  nad^  ben  SQBerfen  beS  3lri- 
ftoteleS  ber  ^aujitgegenftanb  be§  Untenid^t§  an 
ben  Uniöerptäten.  ©eit  bem  14.  Sal^rl^unbert 
erl^ob  \iä)  in  Stalien  ein  neuer  Sifer  für  bie  See* 
türe  ber  römifd^en  Silafftfer  unb  feit  bem  15.  aud^ 
für  bie  ber  grie^ifd^en.  S)iefe  Stid^tung  mirfte  nad^ 
unb  nad^  aud^  anbermörtS,  namentUd^  in  Seutfd^ 
lanb,  auf  ben  Unterrid^t  an  ©d^ulen  unb  Unitoer« 
fitäten  ein.  3n  ben  9iieberlanben  unb  in  9Jorb- 
beutfd^Ianb  mirfte  in  biefem  ©inne  ber  jum  3medfe 
be3  äugenbuntenid^tS  gegen  Snbe  be§  14.  ^al^r« 
l^unbertS  geftiftete  geiftlid^e  Orben  ber  ^ieron^» 
mianer  (©regorianer,  ©ruber  beS  gemeinfamen 
Seben§),  bereu  berfil^mtefte  ©d^ule  p  Seüenter  in 
§oDanb  mar  (f.  b.  9lrt.  gfraterl^emn).  9lad^bem 
bie  claffifd^en  ©tubien  ftd^  fd^on  fe|r  öerbreitet 
unb  burd^  lebl^afte  Siebl^aberei  fcftgefe^t  l^atten, 
trat  bie  ihrd^entrennung  im  16.  äo^rl^unbert  ein, 
meldte  Diele  jtlofterf d^ulen  ^erftörte  unb  baburd^  im 
Snigemeinen  ben  geleierten  ©d^ulunterrid^t  Utiaä)» 
t^eiligte,  obgleid^  anbererfeit§  mand^  ©d^ulen, 
aber  nid^t  immer  mie  in  SGBürtemberg  unb  ©ad^fen 
aus  erl^altenen  alten  ftird^enmitteln  gut  botirt,  fon« 
bem  oft  mit  fel^r  örmlid^er  9lu§fiattung  gegrünbet 
mürben,  unb  einjelne  SJlönner,  mie  SKeland^t^on, 
5Weanber,  ©türm  u.  %,  burd^  ©ele^rfamfeit  unb 
©efd^madf  ben  ©d^ulunterrid^t  l^oben. 

S)urde  bie  ff ird^entrennung  fam  in  ben  geleierten 
©d^ulunterridet  al§  neueS  ^rincip  bie  ßinmirfung 
ber  3fürftcn  unb  meltlid^en  Regierungen  auf  ©d^ul- 
einrid^tungen  unb  aHerl^^nb  päbagogifd^e  ^erfud^e 


1667 


aKittcIf(J^uIen. 


1668 


naä^  fubiccttoer  5luffaf[ung,  toäl^rcnb  frül^cr  bic 
Seitung  her  ftird^c  unb  boS  gcftl^aUcn  an  ber  ob« 
icctiöcn  Jrobttion  in  ginrid^tungcn  unb  SKct^obc 
wirffam  toarcn.  3n  bcr  fatl^olif^cn  ffird^c  mad^= 
tcn  bic  ©d^ulcn  bc§  neu  gegrünbctcn  OrbcnS  ber 
Scfuitcn  (f.  b.  3lrt.)  jur  nämlid^en  3eit  gpod^e  unb 
»urbcn  felbft  öon  il^ren  ©cgncm  öielfod^  oner- 
tonnt  unb  gelobt,  ©icfe  ©d^ulen  fd^Ioffen  pd^ 
gons  an  ben  jeit  ber  alten  clafftfd^en  Seit  ein» 
gefül^rten  @tubiengang:  ©rammatif,  Üil^etorit 
^^ilofopl^ie  (Sogif  unb  ^I^^PO.  an.  31^re  gSorjüge 
beftanben  in  ber  gIüdCIi(^en  Serbinbung  einer  feften 
Organijation  unb  eines  genau  georbneten  Äel^r« 
))Iane§  mit  ber  biSl^er  blo^  auf  ^erfommen  6e» 
rul^enben  Srabition,  in  glüdlid^er  pöbagogifd^er 
SKetl^obe,  öomel^mlid^  aber  barin,  ba^  bie  ge« 
eignetften  flel^rer  jür  jebe  ©tette  au§  einer  großen 
^n^al^I  talentt)ouer^  au§  l^öl^eren  ^Rotiüen  ftd^ 
il^rem  93erufe  ganj  aufopfernber,  burd^  5Wa]^rung§- 
unb  tJamilienforgen  ungeftörter  Snbiöibuen  auS« 
gett)a|lt  werben  fonnten.  (@.  Ratio  etinstitutio 
Btudiorum  Soc.  Jesu,  im  Institutum  societatis 
Jesu,  Pragae  1795  unbjonft  oft  gebrudft;  ®er 
©ocietät  3Sefu  fiel^r«  unb  graiel^ungSpIan,  3  93be., 
SanbSI&ut  1813 ;  91.  Sl^einer,  ©eft^id^te  ber  geift- 
lid^en  grgiel^ungSanftalten  85  ff.)  ®em  gelehrten 
@d^ulunterrid^te  mibmeten  ftd^  t)on  ben  neu  ge- 
ftifteten  Orben  be§  16.  So^rl^unbertS  aud^  nod^ 
bie  Säter  beS  Oratoriums  t)om  ^l  ^^\\\pp  t)on 
9lert  (f.  b.  9lrt.),  toeld^e  inbeffen  feinen  allgemeinen 
©d^ulplan  unter  il^ren  Statuten  l^aben  (f.  Hol- 
stenii  Codex  regularum  monasticarum  VI, 
529  sqq.),  unb  bie  ^iariften  (Clerici  schola- 
rum  piarum),  geftiftet  öom  1^1.  Sofepl^  öon  Kala« 
fanja  (f.  b.  9lrt.),  einem  öomel^men  ©panier  öoH 
toa^rer  ©cgeifterung  für  grjiel^ung  unb  SReligion. 
ffier  auSfd^Iiefelid^e  3tt)ecf  biefeS  OrbenS  ift  bie 
Sügenbergiel^ung,  unb  in  ben  ßonftitutionen  be§« 
felben  ifi  ein  auSfül^rlid^er  ©^ulplan  be§  @t)rti» 
napalunterrid^tS  (Holsten.  1.  c.  VI ,  494  sq.). 
3n  bem  16.  Sal^rl^unbert,  bis  wo^in  baSjenige, 
nm§  in  ben  mittleren  unb  oberen  jtlaffen  unferer 
©elel^rtenfd^ulen  j[e|t  gelehrt  teirb,  p  bem  fiel^r« 
heiS  ber  9lrtiftenfacultät  gel^örte,  jweigten  pd^ 
öon  berfelben  für  bie  jungen  ©tubenten,  bie  in 
ben  Surfen  ^ufammenlebten,  eigene  SSorbereitungS« 
curfe,  SorbereitungSfd^ulen  (S>  (fo  )u  ^eibelberg 
unb  Sreiburg),  weld^e  ben  9lamen  $äbagogien 
erl^ielten  unb  ben  Einfang  ber  ©Qmnaften  bilbeten. 
3m  17.,  tl^eilwcife  fd^on  im  16.  Sal^rl^unbert 
mad^ten  ftd^  ©timmen  für  ba§  Stü^Iid^reitSprincip 
unb  für  größere  Serüdtfid^tigung  beS  praftif^en 
SebenS  geltenb,  unb  gegen  6nbe  be§  17.  unb  im 
18.  Sal^rl^unbert  zeigte  ftd^  juerft  in  proteftanti» 
fd^en  ©d^ulen  92orbbeutfd^Ianb3  ba§  Einbringen 
be§  fog.  aiealiSmuS  in  ben  geleierten  ©d^ulunter- 
rid^t  (SlmoS  6omeniu8,  Safebo»),  ttJö^renb  bie 
fatl^olifd^en  ©d^ulen  bei  ber  alten  Uebung  blieben. 
3m  18.  unb  19.  Sal^rl^unbert  folgten  allerlei  fiel^r- 
pläne  öon  ©eiten  ber  metften  bcutfd^en  SRcgie- 
ningen  mit  grtoeiterung,  oft  Ueberffittung  beS 


fiel^rfloffeS ;  ber  Unterrid^t  an  ben  ©d^ulen  fel^ 
blieb  bi§  Dor  etma  80  Salären  bei  Jtatl^olüen  unb 
^roteftanten  faft  auSfd^IielKd^  in  ben  iQ&^ 
geiftlid^er  fiel^rer.  Son  ben  alten  ©d^uleiiuiil^ 
tungen  l^at  ftd^  am  meißen  nod^  in  Snglonb  er- 
l^alten.  (Ueber  bie  ©efd^id^te  bed  ©eUl^ttenfd^« 
teefend  im  ^tUgemeinen  t)gL  Sul^fopf,  @ef4id^ 
beS  ©d^uImefenS  in  2)eutf(§Iattb  I,  93renten  1794; 
jtarl  t).  Staumer,  ®ef$.  ber  $abagogüt)om2Biebec> 
aufblül^en  claffifd^er  ©tubien  bis  auf  unfere  ^, 
4  93be.,  ©tuttgart  1843—1854,  »b.  I— m  ia 
5.  aufl.  ®üter§Io]^  1877— 1880;  31.  ^ptd^l  ®t- 
fd^id^te  be§  Unterrid^tSwefenS  in  S)eutfdeianb  ton 
ber  älteften  Seit  bi§  jur  SRitte  be§  13.  3o^^' 
bertS,  ©tuttgart  1885 ;  gr.  «ßaulfen,  (Bef^  b«§ 
geleierten  Unterrid^tS  auf  ben  beutf dgen  ©d^ulen  unb 
Unit)erfttöten  t)om  SluSgange  be§  ^ttelalterS  bis 
5ur  ®egentt)art  fieip^ig  1885 ;  !RageIgbade,  @9n- 
naftalpöbagogit,  3.  ^ufl.  t)on  ^utenrietl^/  Srlonp 
1879;  ^a^tler  S.  J.,  ©ie  SReform  unferer  ©p« 
naften,  in  ben  ©timmen  auS  SOt^Soad^  XVI  bä 
XIX,  gfreib.  1879—1880;  eine  ©ammümgbet 
tjerfd^iebenen  ©d^ulorbnungen  in  2)eutfdeianb,  bk 
©efd^id^te  einzelner  Unterridet§}tt)eige  unb  ei« 
3tci^t  pöbagogifd^er  SRiScellaneen  entl^^en  bietHNi 
j^arl  jf  eie^bad^  l^erauggegebenen  Monumenta  Ger 
maniae  paedagogica,  biSl^^r  14  Sbe.,  Saun 
1886—1892.) 

^u§  bem  ix§>^tx  ^Ingefül^^^^  d^^^  l^^rtjor,  b4 
bie  wefentUdee  @runblage  be§  gelel^^^  @<^ 
unterrid^tS  burd^  bie  9^atur  ber  miffeufd^aftSi^ 
93ilbung  unb  burd^  bie  l^if^orif^e  Snttouflung 
unferer  mobemen  Sultur  gegeben  unb  bal^^  caii 
bei  aQen  Unterfd^ieben  ber  Sauber,  3^i^/  ^ 
effionen  bod^  in  ben  mefentlid^en  douptfinbien 
eftgel^alten  teorbcn  ift  unb  nid^t  tuiufürTi^  anf> 
gegeben  »erben  tann.  ߧ  gel^ören  ^n  biefen  ulefait« 
liefen  ^auptftüdten:  ©prad^  (bie  bdben 
alten  clafftfd(|en)  unb  Siteratur  (®rammatil  unb 
Sll^etorif);  bieSIemente  ber  e^acten  SBiffeufd^often 
(SRatl^emati!  unb  92aturtt)iffenfd^aften)  imb  ber 
$]^iIofop]^ie.  2)ie  9ner!ennung  ber  Tlotl^tDenbt)' 
teit  ber  claffifd^en  ©tubien  al§  unerlagüd^  Sor* 
bebingung  ber  ©elel^rfamfeit  unb  afö  beflen  923» 
telS,  bie  allgemeinen  Srforbemiffe  einer  gefunbex, 
rid^tigen  unb  f d^önen  2)arfie0ung8n}etfe  f ennen  jn 
lernen  unb  fid^  anzueignen,  fomie  bie  SBud^ignud 
biefer  ©tubien  als  einer  gemeinfamen  Snmäage 
unb  als  eines  oemeinfamen  Serbinbungdmittö 
bet  europäifd^en  SiDüifation  barf  |Aod^  nid^,  nie 
f d^on  gef d^el^en  ift,  in  eine  einfeitige  Ueberf^^d|n]tg 
bis  gur  äerlöugnung  unb  ©eringfd^ölimg  ba 
d^riflßd^en  Sieligion  unb  Silbung  auSorten.  Sa 
für  bie  allgemeine  Silbung  ber  ©eelenitfifte  od) 
bie  pttlid^'öfil^etifd^e  Srsie^ung  ttnd^tigeni  fSß 
bilben  bie  literarifd^en  ©tubien  bonugtoeife  m 
ben  e^acten  SBtffenfd^aften.  2)er  ^aupi^sefid^ 
punft  mu^  bei  bem  gefammten  gelel^ni  @4>^ 
untenid^t  fein:  bie  formale  SSilbung,  ©tärlungba 
Srbeitgfraft,  ©emanbt^eit  beS  S)eiden8  unb  ber 
©prad^e,  nid^t  ^nl^äufung  einet  materiellen  SKofH 


1669  SRitttlfil^uItn.  1670 

ton  Slotijtn:  bo^r  tji  ber  Unlfrri^t  in  ben  Wea-  (S^tofoßtt,  Suriäpnibeng,  ÜKebirin)  angefanßen 

ntn  (Qkld^cqtt,  &to^zoif^it,  9tahiiS(fd^icf)tO  ha-  mirb.  Säbel  nirb  entoebci,  mQ3  bte  Stegel  ift, 

Bod^  tKT^Sltnigmägig  gu  be{(t)ränl«n.  gineanbert  bai  le^te  Slabium  (Sogif  unb  ^b^r'^  ^^t  Unt> 

mistige  %iaQt  i%  db  tneE)r  baS  ^rinci;)  beS  gldcCi'  oetrität  (p^ilofop^tld^t  i^cultät)  )ugtaitt{en,  ober 

witisn  (PnuiUanen}  Unterrichts  me^rtr«  2tf)>  qu(^  an  ben  ®elebrtenf^ulenfclb^  gegeben,  nxld^ 

\iid)a  neben  einonber,  namentliii^  her  ©prac^en  lejttre  bann  in  manctien  Sönbcm  (mit  inSBa^em) 

ntt)  Xtalien,  ober  baS  ^rincip  beS  ^tac^einonbec  nid^t@Qmnafttn,{onbtm£qcttn(na(!^bem9tam«i 

(beS  |uccel|ilKn  UnterriditS)  gelten  |ott,  ©emife  ip  eineS  ©pmnoflums  in  Wt^tn)  genonnt  werben. 

boß  festere  bei  nKÜem  bofi  SStfjere,  nod^i  her  fltlen  ®q§  onbere  ©pftem,   boS  beS  proteftanHfi^e« 

SBeift  bcc  latliDlifi^  €(^ulen  in  brei  €tabitn:  @<t|Ulmefen§  in  S)eiit|i$lQnb,  ^ält  nii^t  auf  einen 

1.  @nuiitnattt  (unb  Stehen) ;  2.  3U|etoiiI  (Stil-  (ol^en  rege[mä|igen  @ang,  fü^it  ben  Untetrii^t 

'bilbuttg,  Settün  bei  Slaffiler,  baS  ^Kernot^atn'  bis  }u  bem  biitten  @tabium  unb  überlägt  eS  bann 

bigße  aus  ©eografibit  unb  ©ef^ic^te) ;  3.  Sogit  bem  freien  ÜBiUcn  unb  ber  eigenen  SuSnwIiI  btS 

unb   $^q|it   (^albematif ,  Slatutniilfcnf^aften,  ©tubirtnben,  bie  bitfem  britten  ^o^en  Stobium 

Sß^Uofop^ie),  niDtiet  Cecture  ber  €laf[ilcr  fort*  angebbnnben  ^dier  auf  ber  Unititi|itat,  inutl- 

mt^i  wirb,    üia^  bie(er  TOel^obe  ei^itlten  bie  i^tr  Sleibtnfolge  er  »ilf,  neben  bem  ©tiüiium  btt 

3efuiten  i^re  großen  grfolge  in  ben  latbolilt^en  fperieHen  £8erui§miffenf<^Q|f  ju  betreiben. 
et^ulen  be3  16.— 18.  3al|rbunbert8  (Dgl.  $ad)t-       aSon  ber  grö|ten  SSi^tigEeit  für  bie  Sele^rten- 

Ur  0.  0.  O.  XVn,  25 [f.).  3n  ber ©egtnlDQrt  ifl  Wulen  ift  bie  SBUbungSiueife  unb  ©leDung  btS 

Jcbo^  in  S)eutf4Iiinb  unb  Oe{!errei(!^  baS  anbere  Se^rftanbeS.  2)ie  ältere,  bii  Dor  einem  2Ren- 

Srincip  }ut  ^ui^fü^rung  gelangt,  unb  eS  gießen  f<f|enalter  bei  beiben  Sonfeffionen,  bei  ffat^oIUen 

ni^  beim  Unterri^te  bie  gmci  grofien  ©luppen  unb  ^late^nten,  in  Seutf^Ianb  befte^enbe  33er' 

bei  6prai$en  unb  bet  iReoüen  neben  einanber  t|in.  binbung  bc5  ^cijrftatiüe-j  mit  bem  geiftli^en  ©tonbe 

SRan  ging  babti  Don  bem  ©ebanfen  auS,  ba|  bitte  jebenfaQ^  ben  £[<orjug,  bag  fit  bie  ^rmonie 

MtS  %kfonbcie  tmii)  eine  befonbeic  ßiajt  beB  jrotlc^en  ber  mi[feii{(^a|tiidjen  unb  religibfen  Sil' 

OcifltS  ivettt.  üBenn  nur  eine  Seite  beS  @t(Pt3  buiigfic!)eiteunbbefÖTbcrte;  au^^attemanbe^ere 

onfifi^ttglic^  in  Infpruc^  genommen  nerbe,  gebe  !Sürg[cl)a|t  bafiir.  Hcfircr  mit  päbagogife^,  nittit 

eine  3»'*  utrloten,  in  meiner  mä)  eine  anbere  b(o§  ii3ifienj(^QJtlicf|em  ©cirfiid  gu  erhalten,  meil 

€eite  ^fltte  gefault  toerbcn  liinnen,  unb  eS  loetbe,  biejenigcn,  iDClt^e  (ic^  in  ber  ilJrasii  weniger  bc 

fobalb  eint  neue  Sele^rung  unb  Uebung  pia|Iic5  mährten,  (oiDic  aud&  biejenigen,  atl6)t  bei  bem 

eintntt,  ber  ©eip  öor  ungeübnte  Sc^Biierigleiten  Seötgefdjäjt  ermatteten,  einen  iinhem  SBJirhmgS' 

ei^dU  unb  }itm  giflreifen  beS bleuen  unluftig  ge'  treiä  fanben.  ^ie  Seitung  beS  geltl^iten©^!' 

na^t  mefens  ift  nun  in  ben  nieifttn  Staaten  nat^  bem 

aßet  Untenit^t,  unb  foaut^  bei  fltIe(irteS(^uI'  (^Ijorafter  ber  centrolifitenben  9bminifiration  in 

aBlnti<$t,  mu$  mit  ber  ßijic^ung  btrbunben  ben^änben  Don 94egteiungSliebSiben,  mogegen  in 

fein.  Sit  ©mnblage  ber  gi^ie^ung  ift  bie  ftttlii^'  @nglanb  unb  in  DIoibamertta  foli^t  &(!^ulanfialten 

idiaibfe  ai&ung  beS  EborafterS.  Siefe  SSilbung  autonom  finb  obti  nur  unter  einer  aUgemeintm 

felbß  fonn  unb  foQ  bei  ber  ^ugenberäiebung  auS  fircblic^enSeitung  flehen.  2ßaS  fiili  auii^  gegen  eine 

B«4to;)olDgifii^en,päbagogifi^en,poIitifi4en®rün-  in  baS  ©pecieHe  eingreiftnbe  Seitung  Don  ©tittn 

ben  nur  buriib  innigen  an|4lu|  an  hie  paptioe  her  ©eliörben  fagen  lägt,  jo  mirb  ftc  hoc^  fap  luf 

Xcligion  her  ©efammtbeit,  melier  bie  juerjte^en'  trlägli^  ha.  uo  eine  fefte  Uebung  unb  tiabttio' 

ben  3nbisibuen  ange^ären,  angeftiebt  merben;  |ie  neQe  Sluctoritöt  ftt)It  unb  39}angelS  einer  folc^en 

m^  vmm  fie  gefunber  ^atur  fein  foU,  naä)  ben  ©ebrante  bie  fubiectibt  ÜBiUIür  bie  ISinfieit  ftärtn 

riAttgen  pSbogogtji^en  ©ninbiätaen  Don  confef|iO'  unb  baburd^  bte  SBirfung  beeinträi^tigen  mürbe. 

luem  S^nincr  (ein,  mu^  alfo  für  unS  jfat^O'  Sei  ben  Ititenben  @laal3bebörben  if)  barauf  ju 

Üen,  tDD^  ou^  unftre  religibjcn  Uebergeugungen  fe^en,  bag  ber  Witnirfung  bon  Sadimännem, 

ni»  ^l^ttn  unS  futiren,  bure^  1fln{i$lit^tn  an  fönte  defonberS  bem  Sinfluffe  unb  bei  !D1itIcitung 

Me  Jra^t  geleitet  unb  gefiedert  »erben.    91ii$t  her  ffiri^e  bie  ge^SiigeSied^nung  getragen  mirb. — 

■Alba  fyii  bii  ffir^t  tion  i^iem  Stanb^iuntte  au3  WuS  einer  großen  ^nja^l  tfKorctijcber  Serfe  übti 

Ue  $f(i4t  für  fit^it,  Unterriebt  unb  Srjie^ung  @inri(^tung  unb  Wtibobe  beS  gelehrten  @(^' 

fm  iMfiten  ^piiti^cn  Stifte  ju  forgen.  6int  fer-  unteiri[^t9bef^iänttniDirunSber3)aumerfpanmg 

aere  ^taq/t  ^nfi^tlic^  bei  Stnriiltung  btS  gt*  megen  nur  folgenbe  jmci  äßtrte  anjufü!|rtn,  bon 

UMm^^lii^txS  bcflt^linbtiSe|timmungbei  mclditn  boS  erflere,  ältere  als  Sttpräfentant  beS 

Btgraqima  jinifiifttn  btm  ©qmnafialunlf rri^l  unb  fatbolif^tn  Sc^ulmefenS,  baS  anbere  als  Sttprä- 

bcc  UnoerruiU.  Ca  gibt  harüber  im  Stügemeinen  fentant  beS  pioteflantiftiben  gelten  tonn:  Bollin, 

pkt  tSifitmt.  ^aä)  bem  eiftem,  äCtem,  ben  fa*  De  U  maniöre  d'enseigner  et  d'etudier  las 

l^afif^c*  €^tinriü^tungtn  ju  ©runbt  licgenbtn,  bellea  lettres  par  rappoit  ä  l'eBprit  et  au  coetu-, 

M^cn  bie  brd  oben  angegebenen  Stobitn  fefl-  FariBl726  (oftgtbmcti);  iS^tb.  ll^ierfdEi,  Utber 

g^ottoi  wtb  muffen  gänglici)  unb  in  her  angege-  ©ele^rtenf^uten,  Stuttgart  1826 — 1829.  (Sgl. 

IcäeR  Stei^olge  guiudgelegt  fein,  ebe  baS  ©tu-  au$  ^ad^tltr,  Sie  Sleform  unfercr  ©i)mnafKn, 

bboB  bcc  \pvMm  io{f|tn[(^ftß4en  SerufSfät^i  ^abetbom  1883.)  [3ell] 


1671 


SDiiantpv*  —  anoob. 


1672 


'SBijnqifcf,  ble  Jfotifbtbtifuns  btS  {ilbifc^en 
§o|MH)riefter3,  f.  öofeernritp«  VI,  169. 

9tiMA{3NSia),i;n9.£.  l.ÜlomeetneSSlamm' 
tuttre,  btS  ©a^neS  £ot§  Don  fetnei  Sltem  Xod^ler 
(&tn.  19,  37) ;  2.  eines  oon  biejem  albjlQmmtn- 
ben  aSoIte«  (guerfi  gj.  15,  15  u.  ö.).  lonp  TOoa- 
biter  genannt  (®en.  19,  37);  3.  bt«  uon  legieren 
bemolfenlen  SanbeB  (®en.  36,  35),  mtl^eS  in  bec 
SJuIgatü  ßenjö^nfit^  regio  MoabiüB  ^ü%t  (Stati) 
1, 1).  —  3)ie  illDabittt  ettDudjiftn  ßemeinji^afi- 
Iii!|  mit  ben  Slmmonitem  (f.  b.  Sirt.)  in  bem  @e' 
birge  (Qböftli^  com  tobten  aßtet  (Sen.  19,  3S; 
}u  einem  ÜjoIIe  unb  jogen  mit  bie[en  i^ren  ©tamm' 
utroonbten  norbraSitS.  IDlit  itinen  t^tilten  Äe  fi^  [o 
in  ba§  Sanb  gtpifc^en  %nton,  3flb&ac  unb  äorbon, 
baö  fie  jetbri  bie  füblid^e  ftolfte  bemo^nten.  2fn 
ber  ijolgt  aber  Junten  fi^  bie  meftjorbQni^en 
Slmoni^äer  ober  SImoriter,  melii^e  Don  ben  neu  an- 
getoniiRciieii  ^^iiiflcni  gcbiäiigi  würben  unb  eine 
anbere  ^eimal  fud^ten,  jnjiic^eu  SlDunDniter  unb 
SBonbiicr  ein,  fo  bafi  Itjitere  Qenot|iid  waren,  füb- 
luärtS  ju  jie^en ;  |o  erbielten  bie  aHoabiter  hai 
trud)tfiQreSerglQnb  jenleil  bt^  Simon  alsbauern- 
ben  SBobnfig.  9119  ibrc  ©übgrertje  ift  ber  3areb 
nnjiifeöen,  mog  berjelbe  mit  bem  3f.  15,  7  ge- 
nonnlen  aBeibenboct)  ibcnüicf)  fein  ober  nit^l.  ^Tio^ 
bm  fviificmi  l'cfi^evii  bc^icll  nM  bie  gBene  am 
Sorban,  neld^e  äeri^o  gegenüber  lag,  immer  ben 
giamen  „©efilbe  ÜJloabS"  (aNia  T\\zy_,  cam- 
pestria  Uoab).  S)a3  eigentli^e  Woal  aitr  mar 
mit  Sergen  ausgefüllt,  Don  benen  in  ber  ^eiligen 
@(^rift  mit  tarnen  nur  ber  $eor  ober  ^^ogor 
(i»B,g]um.23,28)unbbet91fiDrim(Dlum.21,ll) 
ange|ü^it  nerben.  ^u3  bem  neu  befej|len  Sanbe 
dertrieben  ober  tiemic^telen  bie  SJloobiter  befjen 
[emitif^e  Uriemo^ner,  bie  Smim  (©eut.  2, 1 1. 20), 
unb  traten  bai  @rbe  Dan  beren  Sultur  an.  O^ne 
3lDeifeI  nämli^  maren  biefelben  bereits  ie^^aft  unb 
finb  qI§  bieUrI|eberberunjä^Iigen@teinben(maIe 
feber  Slrt  onjufefien,.  toeldie  no^  ^eute  im  alten 
Sanbe  ÜKooti  Dorijonben  finb.  SebenfotlS  mürben 
bie  3Rodbiki  in  bem  bejeii^neten  Sanbe  ein  ader- 
bautreibenbeS  ^oll,  obne  belnegen  bie  ^ie^juc^t 
ju  Oemadliläfjigen;  benn  ju  iBeibem  bot  i^nen  bog 
Sanb  rei^e  (Sekgenbeit.  DJur  nac^  SBeften  l^in 
fäHt  ba§  ©ebirge  fii^roR  unb  fieilraanbig  in  bai 
tobte  aileer  ab;  noi^  Open  bin  bilbet  baSfelbe 
eine  aümcllig  fäf  fcnfenbe  ©ot^ebene,  eben  bie 
regio  MoabitiB  ßber  =«1»  n-;^.  ©omobt  bie 
Dielen  Sbol^^  "^^  <^^'^  ber  ERü^en  bie{ee  poäf 
ebene  fmb  überaus  fruddlbar;  ^oab  Innnte  babtr 
bie  ^remben  ernähren,  menn  brausen  ^ungtrS* 
notfi  t)enf(^te  (SRut^  1,  1);  cS  mar  rei^  an  Sßein 
unbObft  Of.  16,  8. 10),  unb  bie  Sriften  rearen 
mit  gabllofen  @i$afbeerben  bebedt,  }o  ba|  i^nen 
ein  folrfier  Sribut  aufgelegt  nierben  fonnte,  raie 
4  Hin.  3,  4  angegeben  ift.  IfluS  aßem  biefem  er» 
flärt  fi(6  baS  frübe  Sjorrommcn  unb  bie  groge 
2Renge  ton  Stäbten  in  OToab.  ^aiilitpabt  laor  91r 
(/.  b.  Wrt.);  [übmepiic^i  banon  tag  ffir  ÜJIoob  (-i«p 


3K'i»,  SSulg.  muruB  Moab),  an  ber  Steife  beS^> 
tigtn  flerel,  roeiter  ©ibon,  ^efebon,  Hroer  (j.  h. 
arlt.) ;  aufeerbem  roirb  3f .  1 5  u.  3«.  48  -noi^  eint 
Sßei^e  Don  meniger  bcfannfen  ©tobten  genaniiL 
©0  mett  gefc^iii^llic^e  jfcnntni|t  leicfit,  maren  bie 
ÜKoabiter  Bon  Äönigen  regiert.  3^rübj«ttg  erfiftei' 
nen  fie  einem  attfc^eulic^en  ®btyenbien{'t  DerfolIaL 
3f)re  nationale  @ott^eit  toar  ^^amoS,  mo^l  mit 
eine  anbere  ®e^altung  beS  canaamtif<j^  Saal 
unb,  injofem  er  aui^  Don  ben  ^mmonilem  Det> 
ebrt  mürbe  fiftic^t.  11,  24),  beS  ammonitif^ 
SDJoIo*.  SBie  legerem,  fo  mürben  out^  e^anirt 
aRenf^enopfer  bargebrac^t  (4  flBn.  3,  27.  Sm. 
2, 1),  unb  roie  SBaal  erf^eint  auc^  6^nu)5  UTiht 
bem  iHamen  ^BqoI  Sßeor  (lir^  V??,  Beelphegor) 
als  ©egenpanb  eines  unjiiii^tigen  Kultus,  bei  »ei- 
fern Sungfrouen  ibre  Unfi^ulb  preisgaben.  ®qS, 
maS  9Ium.  25, 1.  2  Bon  ben  5DIoübiterinnen  e^ 
ga^lt  wirb,  geigt  btutlicti,  meldien  einflu6  ein  fol- 
i^er  (Sßfeenbienp  auf  bie  ©itlen  beS  SÖoHeS  ge- 
übt ^at. 

3n  bie  lieilige  ©efcbi^te  treten  bie  aRoatitt 
bei  bem  Stüdgug  ber  äsraeliten  ou8  ^egqpten  eii. 
6b  mar  leglenn  Dtrboten,  aWoab  ju  ero&em  ober 
gu  fd^äbigen  (2)eut.  2, 9),  unb  fie  gogen  be^mega 
na<^  gütlichem  Slbtommen  (Stut.  2,  29;  29, 1. 
Std^t.  11,  25)  im  Often  Dorüber.  9]üii&bem  ate 
bie  amoritifd^en  Sleic^e  jerftSrt  maren.  glaubte  ba 
bamalige  ^oabiterlonig  ^alaf  Don  ben  gulünfti' 
gen  9Ioc&bam  für  bie  ©ic^er^eit  feines  eigtira 
©taateB  fürcbten  ju  muffen  unb  \ui)tt  begmegei 
bie  niifftbrenben  3Srae{iten  bi^  bie  magifln 
mittel  SBotaamS  ju  Derberben  (Dtmn.  22, 1  W 
24,  25).  ffiiefeS  gelang  frtilii^  nie^t,  olltin  Birf- 
fam  mar  EBalaamS  SHat^,  bie  SSrotliten  )u  bm 
unjüd&tigen  ®Bfeenbienfi  beS  95aal  ^or  ju  Bei* 
leiten  (25, 1—9).  Salb  nad)  Sofue'S  Sobe  wa- 
ben  bie  3Sracliten  für  18  Sahire  bem  moabüif^ 
ifSnige  Sglon  tributpflichtig,  bur^  Sob  aber  Bu* 
berfiei(3tit((t.3,12— 30).  Später  fd&einen,  Bii 
bas  !But|  Slufg  geigt,  fritbti^  Str^Itniffc  {mi- 
lchen 3Srael  unb  ailoab  btftanben  gu  ^aben;  mite: 
©aul  aber  ge!)bren  gu  ben  beguungenen  fräulii^ 
*ß5I!em  aud)  bie  5Dloabiter  (1  ©am.  14,  47). 
S>aDib,  ber  Urenlel  einer  5Dloabiterin,  fud^tt  laf 
ber  Slucbt  öor  ©oul  in  aJinab  eine  SufJu^t  mü 
Dertrautt  bem  bamaligen  ffönig  feine  Elten  « 
(1  ©am.  22,  3.  4).  65  fd^eint,  bo§  an  tekttw 
ein  Unre^t  Berübt  nnirbe ;  benn  na^bem  iotß 
gur  Siegiening  gefommen,  fiel  er  in  3iloob  ein 
entfaltete  t|ier  bie  ©direden  ein«  groufamenffritf 
fittirung  (2  ©am.  8, 2.  1  ^ar.  18, 2)  unb  imtn- 
marf  baS  Sanb.  Unter  ©alomon  cbtr  StrobsoB 
aber  mußten  fie  fi^  mieber  felbftönbig  gu  inai^ 
bis  91mrt  fie  Don  neuem  bem  nßrblii^  ^ti^itän- 
marf.  ©ie  blieben  nicbt  lange  tributpfli^g,  benn 
ajfefa  (f.  b.  Art.)  geTOann  troj  fi](iroatr  SSerin^ 
bod^  mieber  feine  ©elb^änbigfeit.  Unter  ^ 
gingen  bie  lIRoabiter  gum  Angriff  über  unb  pdtn 
in  baS  n&rbli($e  Keidi  ein  (4  Ron.  13, 20).  gmo 
ftt)te3crobDamII.itiren3taubjügtntine 


1673 


SRobena. 


1674 


oOein  balb  tarn  il^nen  boS  ^eran^iel^en  ber  ^f{9» 
Ter  ju  ftotten,  unb  e§  gelang  i^nen,  il^re  ©ren^e 
loeit  nad^  92(3rben  t)or)ufd^ie6en,  fo  bog  nad^  3f.  15 
unb  3er.  48  il^re  ^errfd^ft  fid^  aud^  über  Streden 
auSbe^nte,  toeld^e  lu  Shtben  unb  ©ab  gehörten. 
S!)a3  ganje  ©ebiet  biefer  @tömme  occupirten  fte, 
nad^bem  bie  Seteol^ner  bed  nörblid^en  9teid^e3  in 
bie  off^rifd^e  ©efangenfd^aft  abgefül^rt  morben 
tDoren,  mobei  fie  in  fluger  SSered^nung  bie  Ober* 
(ol^t  bed  aff^rif d^n  JtönigS  anedannten  (Sd^ra* 
ber,  fteilfd^r.  unb  «.  2e[t.  258).  3n  ber  legten 
Seit  beS  Steid^eS  3uba  geigten  bie  ÜRoabiter  aud^ 
Wefem  il^re  feinbjelige  ©ejinnung  (©o})l^.  2, 8  ff.) 
unb  leifieten  bal^er  bem  d^albäifd^enj{5nige  bereit* 
unllige  ^ereSf olge  (4  ftön.  24, 2).  3nbe|  unter- 
toarf  IRabud^obonofor  auf  feinem  fpätem  3uge 
uod^  9eg9))ten  bie  SRoabiter  fammt  ben  9mmo- 
nitem  (Jos.  Antiqq.  10,  9,  7).  @ie  benia^rten 
babei  il^re  nationale  Selbftönbigfeit,  benn  1  S§br. 
9,  1.  2  g§br.  13,  1  toerben  unter  ben  SSöIfcm, 
mit  benen  bie  3draeliten  ftd^  burd^  heiraten  toer* 
banben,  aud^  bie  SRoabiter  genannt.  SSon  9ln- 
tiod^uS  S))i))|ane8  tourben  [it  nid^t  bebröngt  t)iel- 
leid^t  toeil  ^e  bamalS  fd^on  (San.  11,  41)  unter 
ber  nabatäifd^en^errfd^aft  ftonben,  meldte  ftd^  be« 
l^arrlid^  nad^  9torben  t)orfd^ob.  91I§  bie  ÜRad^abder 
boS  Ofiiorbanlanb  ben  92abatäem  ju  entreißen 
flutten,  ntad^te  ^le^anber  3annäu§  (f.  b.  9lrt.)  bie 
woobiter  }in3])fli(|tig,  tonnte  aber  nur  einen 
Xl^il  i^reS  Sanoed  bel^aupten  (Jos.  Anüqq.  13, 
13,  5;  14,  2;  15,  4).  ÜJlit  bem  nabatäifd^en 
Stcid^  lam  bann  aud^  bie  SRoabitiS  105  n.  Sl^r. 
miter  römifd^e  ^enfd^aft,  unb  feitbem  geigen  bie 
aUnuen  ber  @tabt  %r  (9reo))oU§)  bie  Silbniffe 
ber  Söfaren.  Später  mu|te  bie  moabitifd^e  92a« 
timtalitöt  t)or  ber  9lu3breitung  be3  Sl^riftentl^umg 
mib  ber  SBanberung  ber  @abäer  nad^  9torben 
ndd^n,  unb  beim  auftreten  be§  3§Iam  fmb  bie 
SRoobiter  fd^on  au§  ber  ©efd^id^te  üerfd^niunben. 
8on  bem  SilbungSguftanbe  ber  3JloaUitt  in  ben 
le|tot  Sol^^unberten  il^reS  IBeflel^end  mürben 
sumii^Iei  Silbmerfe,  meldte  neuerbingS  auf  bem 
^cmoßgen  Soben  il^reS  fianbe§  gefunben  morben, 
3cu0ntB  oblegen,  mofem  ftd^  bie  9led^t^eit  biefer 
i^moabitifd^en  9(Itertpmer''  ermeifen  lie^e.  (Sßgl. 
atofeumüHer,  §anbb.  b.  bibl.  «Itertl^umSf.  [Sibl. 
©eogr.X  DI,  Seips.  1828,  49 ff.;  ftau|f(|  unb 
€octn,  ^e  ßd^tl^eit  ber  moabitifd^en  ^Itertl^ümer, 
etia^urg  1876;  Palest.  Explor.  Fund  1876, 
99;  1878,  41.88;  1879,  187;  1880,  249; 
1888,  186;  Conder,  Heth  andMoab,  London 
1883.)  [Kaulen.] 

IVobntii,  @tabt  unb  ffird^enprot)ina  in 
Oberitalien.  SDie  alte  feltifd^e  @tabt  SRobena 
(Mutiiui,  Motina)  in  Gallia  togata,  7  3Jlt\ltn 
^ibößlid^  ttm  ^rma  unb  13  norbnorbmeftlid^  t)on 
Sbrni),  mürbe  183  t>.  Sl^r.  römifd^e  Kolonie. 
Jlai^>€m  fie  unter  Sonftantin  bem  ©ro^cn  jer» 
BM,  aber  balb  mieber  auf  gebaut  morben,  marb 
Die  @tabt  in  ben  ffriegen  ber  ©oten,  93t)5antiner 
unb  Songobarben  auf  lange  S^ü  Deröbet.   @rft 


ftarl  ber  ©ro^e  belebte  pe  mieber  unb  lie^  fie  burd^ 
©rafcn  regieren.  3ln  ©tette  ber  lefeteren  traten  im 
12.  3a]^r]^unbert  bie  Sifd^öfe.  ©eit  1228  mar 
[le  öon  ber  fjamilie  efte  bel^errfd^t  unb  bilbete 
Den  ftem  beS  fpötem  ^er^ogtl^umS,  meld^eg  1452 
au  ©unflen  Sorfo'S  öon  6fte  gegrünbet  mürbe. 
3u  ÜRobena  fammt  SReggio  !am  1633  baS  pr- 
ftentl^um  Somggio  unb  1741  aud^  bog  C^erjog- 
tl^um  3Raffa«6anara.  5Rapoleon  I.  bereinigte  bie- 
feg  Sanb  mit  bem  ffönigreid^  3taUen,  jiebod^  er« 
l^ielt  bie  1797  öertriebene  ^errfd^erfamilie  e§  fd^on 
1814  mieber  jurüdf.  ©erjog  Sranj  IV.  (1814 
bis  1846)  mar,  obglei^  ber  Partei  beS  iungen 
3talien3  befonberS  berl^a^t,  einer  ber  tüd^tigjten 
italienifd^en  ^errfd^er,  ber  ba§  fianb  p  l^ol^em 
©lanje  erl^ob,  ben  Unterrid(|t  förberte,  bie  Älöfter 
begünftigte  unb  t)ieIe2Bopl^ötigIeit§anftaIten  grün» 
bete  (t)gl.  G.  Galvani,  Memorie  stör,  intomo 
la  vita  dell'  Arciduca  Francesco  IV.  d' Austria 
d'Este,  Duca  di  Modena  etc.,  Mod.  1854). 
auf  il^n  folgte  fein  ©ol^n  gfranj  V.,  ber  1859 
t)ertrie6en  unb  beffen  ^erjogtl^um  burd^  beeret 
SSictor  Smmanuelg  t)om  18.  ajlör)  1860  mit  ©ar» 
binien  t)ereinigt  mürbe,  ^eute  ift  bie  @tabt  Sßo» 
bena  @i|  eines  italienifqen  $röfecten  unb  ^ä^lt 
gegen  32  000  (bie  gan^e  @tabtgemeinbe  nal^eju 
60  000)  ßinmol^ner.  S)ie  auS  SKarmor  im  römi« 

id^en  @tile  erbaute  großartige  Satj^ebrale  mit  einem 
ler  fd^önften  ©lodtentl^ürme  3talien§  —  ber  melt- 
berül^mten,  96  m  l^ol^en  ©l^irlanbtna  —  ift  ber 
^immeISt5nigin  unb  bem  1^1.  ©eminianuS  gemeint, 
©ie  marb  1099  im  Auftrag  beraRarfgrofin  SKa« 
tl^ilbe  begonnen  unb  1184  t)on  $apft  SuciuS  lU. 
eingemeif t.  3n  ber  fel^r  großen  Jnr^pta  mirb  ber 
fieib  beS  ^I.  ©eminianuS  üerel^rt,  meld^er  1106  auf 
iBeranIaf[ung  ber  Sßarfgräfin  auS  ber  alten  Satire« 
brate  in  ben  bamals  fd^on  fo  meit  fertig  geßeOten 
2)om  übertragen  mürbe.  2)aS  t$feft  biefed  ©tobt» 
unb  93iSt]^umSpatronS  mirb  nod^  aDjal^rlid^  am 
31.  3anuar  mit  großem  ©Ian}e  begangen.  SSon 
ben  übrigen  gegen  50  ftird^en  finb  bemerfenS- 
mertl^ :  ©.  SSincenjo  mit  ber  ©rabfo^pcKe  ber  §er» 
}oge;  ©.  $ietro,  ehemals  Senebictinerabtei;  bie 
gotifd^e©.-3france8co-Äird^e;  ©.  3lgoftino,  aud^ 
©ta.  ÜRaria  $ompofa  genannt,  bei  meld^er  ber 
große  ©efc^id^tfd^rciber  Wuratori  (f.  b.  2Irt.)  1714 
bis  1750  als  ^ropfifungirte;  enblid^  ©.  ©iorgio, 
ein  reid^er  Sarodfbau  Dom  3ö^re  1600,  mit  bem 
oom  Siolfe  ]^od^t)ere]^rten  ^abonnenbilb  Beata 
Vergine  AusiHatrice  del  Popolo  Modenese. 
©onft  pnben  ftd^  außer  }a^Irei(|en  aufgel^obenen 
jtlöftem  mel^rere  SBo^Itl^ätigfeitSanftaUen  unb  eine 
ehemalige,  1683  gegrünbete  Unit)erfttöt,  meldte 
unter  ber  franjöfifd^en  §errfd^aft  in  ein  S^ceum 
üermanbett,  1832  auf gel^oben  unb  bann  bur(|  eine 
9ted^tS»  unb  mebicinifd^e  ©d^ule,  l^eute  mit  100 
©tubenten,  erfejt  mürbe. 

Sns  erfter  ©laubenSapofiel  in  a^obena  mirb 
öon  ßinigen  ber  ^I.  ^IpoBinariS,  öon  Slnbercn  ber 
]^I.  2)ion9fiuS  %eopagita  genannt.  SBal^rfd^ein- 
lid^  beruht  le^tere  Eingabe  auf  einer  Siermed^Slung 


1675 


SOtobena. 


1676 


mit  einem  onbem  ©ioimfiuS,  ber  cftoa  feit  325, 
fic^er  feit  339  biefen  Sif^ofSftul^I  inne  l^otte  mib 
megen  feines  6ifer§  in  ber  Sefel^rung  ber  Reiben 
unb  Slrioner  olS  ^eiliger  öerel^rt  mirb.  S)ie  locale 
Ueberlieferung  nennt  übrigen^  fd^on  um  103  ben 
Slömer  feletuS  atö  Sifd^of  öon  SKobena,  ber  nad^ 
©omS  erft  um  270  lebte.  S)ie  9lQ(i^fotger  beS 
1^1.  ®ion^flu§  moren  3lntoniu§  ober  3lntoninu§ 
unb  ber  |l.  ©eminionuS  (341—348),  ein  Seit« 
genoffe  be§  1^1.  SlmbrofiuS,  „glänjenb  burd^  ben 
Sul^m  feiner  SBunber",  mie  baSMartyrol.  Rom. 
fagt,  ber  aud^  ben  1^1 5Jt]^anafiu§  atö  SSerbonnten 
aufnol^m  (ögl.  C.  Cavedoni,  Cenni  stör,  intomo 
della  vita  etc.  del  8.  Geminiano  vescovo  e 
protettore  della  chiesaModenese,  Mod.  1856) ; 
bann  Sl^eobor  um  349,  ©eminionuS  TL.,  ber  390 
einem  Sondl  t)on  äJlailonb  beimol^nte,  ^l^eoboIuS 
nad^  397,  ©eminionuS  HI.  (420—452),  ©regor 
um  482,  SaffionuS  (gofftanuS)  feit  etma  501 
unb  erft  679  mieber  ^etruS  unb  ÜJlarinuö.  ©eit 
bem  Sifd^of  Sol^anneS,  öon  744  an,  ifl  bie  Seilten« 
folge  ber  Sifd^öfe  nid^t  mel^r  unterbrod^en.  Unter 
SlegibiuS  mürbe  1099  bie  neue  Satl^ebrale  be» 
gönnen  unb  unter  SlrbijiuS  (1179—1194)  ein- 
gemeil^t.  ©er  ßarbinalbifd^of  3o^anne8  SDlorone 
(1529  —  1550)  errid^tete  1542  baS  ©eminar. 
gafpar  ©elingarbi  (1593—1607)  befd&rieb  bie 
SReil^enf olge  feiner  93orgänger.  Unter  bem  93.  ®i» 
Wof8ranj9lemilian6ugini(1852— 1872)  mürbe 
iIRobena,  baS  unter  ber  Sßetropole  Xabenna  unb 
feit  1582  unter  Bologna  geftanben  l^otte,  t)on 
Pu8  IX.  jum  Sr^biStl^um  erl^oben.  2)ief er  neuen 
!DIetro))oIe  mürben  fammtlid^e  SiStl^ümer  be§  ^er* 
5ogt]^um§  ÜJlobena  unterfteDt,  nömlid^  Sarpi, 
©uaftaHa,  3Raffa  bi  Sarrara  unb  Sleggio.  9lm 
22.  9luguft  1855  mürbe  Sugini  }um  etften  Srs- 
bifd^of  ernannt.  ®er  gegenmärtige  britte  6rj- 
bifd^of  ift  ftarl  Sorgognoni,  geboren  p  Sologna 
am  3.  gioöember  1836,  grjbifd^of  öon  Urbino 
15.  Sanuor  1886,  tranSferirt  am  24.  SDlai  1889. 
6r  l^at  ein  6in!ommen  t)on  nur  3000  ©cubi, 
ftammertaje  150  ©olbgulben,  unb  in  181  Pfar- 
reien (38  Vic.  foran.)  gegen  200  000  Seelen 
unter  fld^.  ©eine  Vorgänger  maren  ßommenba» 
tarabte  beS  in  ber  jmeiten  ^älfte  be§  8.  2ial^r- 
l^unbertS  burd^  ben  1^1.  Slnfclm,  ©erjog  t)on  griaul, 
geftifteten  unb  neueflenS  aufgel^obenen  ftlofterS 
9lonantoIa  (f.  b.  3lrt.),  meld^eS  9  km  oon  9Kobena 
entfernt  liegt  (ögl.  H.  Tiraboschi,  Storia  deUa 
Badia  diNonantola,  Mod.  1 784— 1 785, 2  voU.). 
aSon  ben  ©uffraganbistpmem  ift  ba§  ältcfte 
SReggio  (Regiimi  Lepidi ;  Ogl.  F.  Azzari,  Com- 
pendio  dell'  historia  della  cittä  di  Beggio, 
Reggio  1623,  unb  C.  AfFarosi,  Memorie  istor. 
del  monastero  di  S.  Prospero  di  Beggio,  1733 
sino  1746, 3tom.),  meld^eSSiStl^um  na^  berSra« 
bition  bis  jur  3cit  ber  9lpofteI  l^inaufreid^t,  unb 
mit  meld^em  f  rü^jeitig  ber  alte  ©i^  Sre§ceIIo  (Bri- 
xellum ;  ögl.  üghelli  X,  30—32)  bereinigt  »urbe. 
e§  säl&It  in  245  Pfarreien  (32  Vic.  foran.) 
198000  ©eclen  (ögl.  Moroni  LVH,  33  ss.). 


(S,axpx,  inxä)  99uDe  ^iu§'  VI.  Inter  plurimas 
öom  1.  ©ecember  1779  ernd^tet,  l^at  in  31  $fat. 
reien  (5  Vic.  foran.)  56  000  ffiibcefanen  (Mo- 
roni X,  109  SS.),  ajlaffa  bi  ßanora,  burd^  Me 
^iu§'  Vn.  Singularis  Bomanorom  üom  18.  §e« 
bruar  1821  jum  SiStl^um  erhoben,  l^at  in  156 
Pfarreien  (19  Vic.  foran.)  114000  ©löuKge 
(Moroni  XLIH,  214  ss.).  ©uaftalla  tourbe  e^ 
burd^  SulIe  fieo'3  XII.  De  commisso  Nobis  Dom 
13.  ©eptember  1828  SiStl^um,  inbem  ber  ^M^ 
bie  öon  ©i jtu§  V.  gegrünbete  unb  bem  ifi.  ^etruS 
gemeinte  5lbtci  nullius  $um  Sifd^ofSfiJ  erl^ob;  eS 
ao^Itin  27  ^faneien  (7  Vic.foran.)  54  000  Seelen 
(Moroni  XXXm,  139ss. ;  t)gl.  au^  G.  B.  Bena- 
mati,  Istoria  della  cittä  di  Guastalla,  Parma 
1 6  74,  unb  J.  Affö,  Istoria  della  citta  e  ducato  di 
Guastalla,  Guast.  1785,  4  voll.  4»).  S)iegQii|t 
Äird^nproöinj  5äbltbemnad^tn640^farreienöber 
600000  ©iöcefanen.  3m  3. 1847  maren  in  ben 
10  ©tobten,  63  SRarftfiedfen  unb  464  ©örfemunb 
9BeiIembe§^er3ogt]^um§9Robena  575410@eelen 
(1858  fd^on  597652),  unter  bicfen  3586  ®eip» 
Kd^e,  2821  3uben  unb  212  «Proteftonten  (Stati- 
stica  generale  degli  Stati  Estensi,  dal  Bon* 
caglia,  Mod.  1849—1850).    «ufeer  ben  fffli( 
SDomcapiteln  gibt  e§  nod^  brei  SoUegiatfüfte.  ik 
tbeologifd^en  ©tubien  merben  an  ben  bifd^t^ 
©eminarien  betrieben,  mo  mand^mal  feffiß  \m 
93ifd^öfe  al§  Seigrer  eintreten  muffen,  ©o  lefen  ttir 
t)on  bem  im  3. 1863  oerftorbencn  Süfc^of  gajetaa 
Sattani  im  ©aljb.  ftird&enblatt  (1863,  ©.  74): 
jjUm  ben  S3ebürfniffen  feiner  ©iöcefe,  einer  ber 
örmfien  3talien§^  ^n  genügen,  tl^ot  Sifd^of  Sattant 
ma§  ju  i^rer  Seit  bie  Äird^enDäter  tl^aten;  er  trug, 
fo  langeerSifd^of  mar  (1850— 1863),  bieSRowt 
tl^eologie  unb  in  ben  legten  3a]^ren  aud^  bie$P^ 
fopbi^  in  feinem  ^riefterfeminare  Dor;  baiäeR 
fated^ifirte  er,  fo  oft  e§  nötl^ig  mar,  in  benftinja 
unb  ©dftulen."  2)ie  unter  ber  franjöpfd^  fya» 
fd^aft  eingesogenen  fflöfler  mürben  nad^  ber  Se» 
ftauration  mieber  l^ergefteüt,  unb  1840  gab  edia 
^erjogtl^um  14  2)lann§«  unb  9  gfrouenfiöP«, 
meldte  lefeteren  pr  §älfte  ßrjiel^ungSanllnitei 
maren,  unb  ^u  benen  balb  meitere  famen.  S« 
3efuiten  bitten  j^löfter  ^u  üllobena  unb  )u  Sbggio, 
ie  mit  einem  großen  SoSegium.  Unmittelbar  w 
ber  legten  J?Iofterftürmerei  burd^  $iemont  be^ 
ben  im  ^er^ogtl^um  SRobena  JMbfter  ber  S>oimm' 
caner,  QfranciScaner,  ftapujiner,  Scfuiten,  SWw»« 
toriften  unb  ©omoSfer;  bann  ber  2)omimcanenii* 
neu,  SSifitatinerinnen  unb  barml^o^igen  @d^ 
ftcrn.  (S8gl.  nod^  L.  Nedriani,  Hist.  della  citta 
di  Modena,  2  tom.,  Mod.  1666—1667;  Id., 
Gatalogo  de'  Vescovi  Modenesi ,  e  raeconti 
dell'  attioni  loro,  Mod.  1669,  4<>;  Muratori, 
Antiqq.  Italiae  med.  aevi  I — ^VT,  MedioliB. 
1738—1742;  H.  Tiraboschi,  BibHotecaMo- 
denese,  5  voll.,  Mod.  1781 ;  J.  Baraldi,  Oob- 
pend.  stör,  della  cittä  e  provincia  di  Modeoa, 
1846 ;   üghelli  H ,  73  sqq. ;    Moroni  XLV, 
286  SS.;  Gams,  Ser.  Epp.  757  sqq.)     [9le^J 


1677 


SWobePuö  —  m^Ux. 


1678 


9Mefhi$,  mel^rece  im  &eUtgent)er}etd^ntffe 
aufgeführte  Sifd^öfc.  1. 2Robeftu§,  bcr  20.  »ifd^of 
iHm  Srier^  gefi.  um  480  ober  486;  ^feft  24.  gfe- 
bmat  (BolL  Febr.  DI,  463  sq.).  —  2. 2Robeftu8, 
jnerfi  9bt  beS  ftlofterS  @t.  X^eobor,  t)erfa]^,  al3 
bie  Serfer  614  ben  ^atriard^en  ^ctj^ariaS  t)on 
Sentfalem  in  bie  (Sefongenfd^ft  führten,  bie 
abminifhotion  beS  SBidtl^umS,  mürbe  631  $q« 
triard^  unb  ftorb  16.  2)ecem6er  634.  Son  brei 
$rebigten,  bieergel^oltml^at  finben  ftd^^uSgüge 
bei  (üombefis,  BibL  Patr.  concionat.  I,  31  sq., 
unb  Migne,  PP.  gr.  LXXXVI,  3267  sq.  (SSgl. 
Le  Quien,  Or.  christ.  DI,  258.)  —  3.  aWobeftuS, 
genannt  ber  ^poftel  j^ömtl^end,  lebte  in  ber  jmeiten 
^fte  beö  8.  äal^rl^.  geft  5.  gebr.  (Sgl.  b.  «rt. 
Äämt^en  VE,  29.)  [Streber.] 

9bbrfbi$,  gried^ifd^er  ftird^enfd^riftfiener  in 
ber  itoeiten  ^dlfte  be§  Z.  äal^rl^unberts,  l^intertie^ 
eine  t)on  (SufebiuS  (H.  E.  4, 25 ;  t)gl.  4, 21)  fel^r  ge» 
räumte,  in^wif d^en  fpurloS  untergegangene  @treit« 
f <^ft  gegen  aWarcion  (f.  b.  Srt.).  Saut  ^ieron^muS 
(De  vir.  ill.  c.  32)  maren  im  4.  ^a^rl^unbert  aud^ 
no4  onbere  @d^riften  unter  ÜRobeftuS'  IRamen  im 
Umlauf,  meldte  {ebod^  in  unterrid^teten  Jheifen  nid^t 
olft  öd^t  onerfannt  mürben.  3laf)txt^  über  biefe 
€<l^riften  i{!  nid^t  befannt.       [SSarbenl^emer.] 

9bbiti  (McoSetv,  MT)5ee(fA,  bei  Sofepl^uS  Ma>- 
iUi,  N.  Uio^ai),  im  31.  %.  9lame  einer  ©tobt 
(3of.  XQ>(&T)),  aus  meld^er  bie  üHad^abäer  ftomm* 
ten.  äl^re  Sage  lö^t  ftd^  barauS  erfd^Iiegen,  ba^ 
man  t)on  il^c  auS  unmittelbar  in  bie  pl^iliftöifd^e 
Sbene  fam  (1  3Raä).  16,  4  ff.),  unb  ba|  fte  t)om 
aXeere  ouS  ftd^tbar  mar  (1  SRad^.  13,  29),  }mei 
Umflftnbe,  um  beren  miQen  bie  SSuIgata  fte  auf 
einen  Serg  t)erlegt  (1  ^Jlai^.  2, 1).  !Rad^  SufebiuS 
(in  Onomastica  ed.  Lagarde  I,  281)  lag  fte  in 
ber  9lö]^e  t)on  fi^bba  ober  S)io§poIiS,  unb  ju  fei' 
uer  3eit  mar  bafelbft  nod^  ba§  @rabmal  ^u  feigen, 
tveld^  ber  ÜRad^böer  @imon  für  feine  ^amilte 
errichtet  l^tte  (1  SRad^.  13,  27  ff.).  9iad^bem  auf 
(Bnmb  biefer  92ad6nd^ten  ÜRobin  frül^er  an  toer» 
fd^iebenen  anberen  Stellen  gefud^t  morben,  ift  e§ 
floierbingS  in  bem  l^od^gelegenen  2)orf  e  el  ÜRebiiel^, 
2  V4  @tunben  norböftltd^  t)on  fipbba,  miebergefun« 
ben  morben,  bei  meld^em  nod^  bie  9tefte  Don  ®i- 
mon§  $rad^tbau  t)or]^anben  finb.  (Sgl.  Guerin, 
Döconyerte  du  tombeau  des  Macchabees,  Re- 
Tne  archöol.,  N.  S.  XXIV,  1872,  265—277; 
&.  a35ttger,  2:o))ogr.«]^iftorifd^e§  Se^fon  gu  ben 
©duften  beS  fjlaö.  3of.,  Seipaig  1879,  187 f.; 
aMbefer«©ocin,  ^aläjüna  unb  ©^rien,  2.  %\i^„ 
SciMid  1880,  16.)  [ffaulen.] 

'gMtus  (Modrussa),  S)iöcefe,  f.  Slgram 
I,  852. 

^UOtoTf  äol^ann^bam,  jtird^enl^ifioriter, 
mürbe  geboren  ben  6.  SRai  1796  }u  SgerSl^eim 
immeitWergentl^eiminSSürtemberg.  SemiBater, 
etil  mol^Ibemittelter  ÜJlann,  befd^Io^,  ben  frü^e  ftd^ 
cntmilfdnben  glönjenben  ©eifte^anlagen  be§  @o]^' 
ncS  eine  entfpred^enbe  ^uSbilbung  5U  geben  unb  il^n 
ben  Stnbien  )u  mibmen.  S)er  junge  3Jlbf)Ux  legte 


ben  SurfuS  feiner  ®t|mnafialbilbung  )u  ÜRergent- 
l^eim  mit  ber  größten  9(uS}eid^nung  ^urüdf,  unb  mit 
«nfang  be§  ©tubienial^reS  1813—1814  trat  er  jur 
böigem  ^(udbilbung  an  baS  fi^ceum  ju  SQmangen 
über,  ©eine  eigene  üleigung  l^tte  um  biefe  3eit  \xä) 
ben  ßcbcnSberuf  bereits  gemop.  3m  feerbfte  1815 
ergriff  er,  mit  claffifd^er  SJorbilbung  |enlid^  au8« 
geftattet,  baS  ©tubium  ber  Xbeologie,  fe^te  baS* 
felbe,  nad^bem  bie  fatl^olifd^e  fiel^ranftalt  in  SU' 
mangen  ingmifd^en  (1817)  mit  ber  Unioerfitöt 
Tübingen  berfd^moljen  morben  mar,  in  le^terer 
unter  ben  ^rofejf oren  ©re^,  §irf d^er,  ©erbfi,  geil» 
mofer  fort  unb  beenbtgte  e§  1818  als  S^O^ing  beS 
SBill^elmgftifteS.  %m  18.  ©eptember  beS  folgen« 
ben  Sal^reS  empfing  er  bie  ^rieftermeil^e  unb  mit 
il^r  bie  ©enbung  p  einer  nad^l^er  fo  fegenSreid^en 
SBirffamfeit  in  bem  ©ienfte  ber  Äird^e.  5Rur  furje 
Seit,  faum  über  ein  Sal^r,  ftanb  ÜJlöl^ler  in  ber 
©eelforge;  e§  50g  il^n  5U  möd^tig  jurüdf  ju  ben 
©tubien.  9D«t  bem  §erbfte  1820  marb  er  nad^ 
feinem  SBunfd^  in  ba§  mit  bem  SBUl^elmSftift  oer* 
bunbene  $ra{)aranbeninftitut  aufgenommen  unb 
fd^on  ein  paarSRonate  fpöter  jum  ätepetenten  ber 
3lnfialt  ernannt.  3mei  So^re  lebte  er  nun  faft 
auSfd^Iie^Iid^  bem  ©tubium  ber  alten  clafftfd^en 
fiiteratur.  @§  mar  befonberS  baS  ®ebiet  ber  altem 
gried^ifd^en  ^l^ilofopl^ie  unb  ®efd^id^te,  meld^eS 
feinen  raftlofen  6if er  f effelte  unb  bef d^öftigte.  §ier 
fd^öpfte  er  oomel^mlid^  jene  formelle  Silbung, 
meldte  fpäter  ben  Seigrer  unb  tl^eologifd^en  ©d^rift« 
fieQer  fo  auSnebmenb  mol^l  gefleibet  l^ben.  2)er 
®ef d^madf  für  bie  clafftfd^en  ©tubien  unb  bie  barin 
gemad^ten  ^ortfd^ritte  l^atten  i^n  aud^  fd^on  fo  tief 
in  baS  Sntereffe  biefer  SBBiffcnfd^aft  l^neingejogen, 
bai  er  auf  bem  fünfte  ftanb,  um  eine  eben  erlebigte 
©tinrnaftal-fiel^rfteUe  nad^}ufud^en,  als  im  ent« 
fd^eibenben  ^ugenblide  bie  l^öl^ere  Sfügung  feine 
SebenStl^ätigfeit  in  ein  anbereS  ©eleife  überlenfte. 
9ln  bem  nömlid^en  Sage,  mo  baS  über  feinen  fünf« 
tigen  9emf  beftimmenbe  ®efud^  abgelten  follte, 
erhielt  er  t)on  ber  tl^ologifd^en  Sfacultöt  in  Tü- 
bingen ben  Antrag,  als  ^rtoatbocent  bie  erlebigte 
Sel^rftelle  ber  jHrd^engef d^id^te  mit  ben  oermanbten 
Qfad^em  ju  übemel^men.  SKöl^ler  ging,  ben  felbft« 
gemad^ten  SebenSplan  mit  einem  oon  feinen  Oberen 
gemöl^lten  oertaufd^enb,  auf  baS  anerbieten  ein, 
unb  fo  marb  er  unterm  8.  ©eptember  1822  für 
biefeS  tbeologlfd^e  Sel^rfad^  befignirt,  mit  ber  SBBei« 
fung,  burd^  eine  literarif d^e  Steife  jic^  barauf  nober 
t)or}ubereiten.  Sr  befud^te  ber  9teibe  nad^  bie  be« 
beutenbften  Uniöerfitäten  beS  nörblid^en  unb  füb« 
lid^en  ©eutfd^IanbS,  ©öttingen,  SBerlin,  $rag, 
2Bten,  fianbSl^t,  nid^t  ol^ne  oielfeitigen  ©eminn, 
S)ie  ßinbrüdfe,  bie  er  oon  biefer  miffenfd^aftlid^en 
SBanberung  mit  nad^  ^aufe  unb  5U  feinem  ^mte 
mitbrad^te,  midien  nie  mebr  auS  feiner  2)en!« 
meife  unb  feinem  SBBefen.  Saß)  nad^  feinem  9luf- 
treten  an  ber  Unioerfitöt  lieferte  er,  mie  jur  6in« 
lettung  in  feine  öffentlid^e  fiel^rtl^ötigfeit  unb  }ur 
SRed^tfertigung  ber  in  feiner  ^erfon  getroffenen 
3Ba|l,  bie  erfte  $robe  feiner  lir^lid^en  ®efinnung 


1679 


aRöl^Icr. 


1680 


unb  ntcrarifd^en  Süd^tigfeit  mit  feinem  Sudler 
©ie  etnl^eit  ber  ffird^e  ober  ba§  ^rincip  be§  ffo« 
tl^oUciSmuS,  Sübinöen  1825.  ®ie  aBürbigung 
blieb  il^m  nid^t  lange  au§.  „3n  Stnerfennung  fei- 
ner bisherigen  Seiftungen"  toarb  er  burd^  ©ecrct 
öom  le.ÜKärj  1826  jum  Qu|erorbentUd^en  $ro« 
feffor  ernannt,  unb  afö  er  gtt)ei  Saläre  fpätcr  einen 
il^m  geworbenen  el^renöoUcn  SRuf  an  bie  Uniöcrjität 
93re§Iau  auf  ben  auSbrüdtlid^en  aSßunfd^  be§  ÜHini» 
fteriumS  l^in  ablel^nte,  würbe  er  unter  bem  31.  ®e« 
cember  1828  jum  orbentlid^en  ^rofeffor  ber  Sl^eo» 
logie  beförbert.  ©teid^geitig  ttJoHte  aud^  bie  tl^eo« 
logifd^e  fjacultät  il&m  ein  ßeid^en  ber  9lnerf ennung 
bamit  geben,  ba|  fie  i|n  burd^  ©iplorn  t)om 
28.  Secember  als  Scriptis,  eruditionis  eximiae 
testibus,  et  munere  docendi  egregie  gesto 
probaüssimum  mit  ber  tl^eologif  d^en  SDoctorioürbe 
gierte,  ©einer  erften  ©d^rift  war  injwifd^en,  gum 
Sl^eil  nid^t  ol^ne  äußern  beftimmenben  ßinffufe. 
eine  jtoeite  gefolgt:  3lt]^anafiu§  ber  ©ro^e  unb  bie 
Äird^e  feiner  Seit  im  Äampfe  mit  bem  9triani§« 
mu§,  SRaina  1827.  ®iefe  förberte  bereits  einen 
ungleid^  tiefem  SReid^tl^um  bogmatifd^en  unb  patd' 
ftif(^en  SBiffenS  5U  Sage  unb  bot  mand^en,  meldte 
an  feinem  erften  ßrjeugniffe  Slnftofe  genommen, 
©toff  unb  ©elegenl^eit,  i^r  Urtl^eil  ju  berid^tigen. 
9är  bie  tl^eologifd^e  SSBiffenfd^aft  aber  marb  ba« 
burd^  eine  anbere  weit  mid^tigere  ßrfd^einung  Vor- 
bereitet. SKöl^Ier  l^atte  nid^t  blo^  bie  ©d^riften 
beS  fird^Iid^enSdtertl^umS,  fonbem  aud^  ben®eift 
ber  3^it^n,  toeld^er  fie  l^eröorgebrad^t,  mit  il^ren 
Srfd^einungen  tennen  gelernt.  Sr  fal^  bie  ftird^e 
ber  ©egenmart  t)on  öl^nlid^en  ©egenfö^en,  mie  fte 
bamald  bie  d^riftUd^e  SBelt  erfd^üttert  l^atten,  ge- 
fpalten  unb  gelöl^mt,  unb  biefe  SBal^mel^mung 
brängte  il^n,  mie  el^ebem  bie  beften  ©eifter  ber 
j^ird^e,  ber  ©ad^e  auf  ben  ©runb  5U  gelten.  Sr 
begann  um  bie  genannte  3^it  über  bie  Unter- 
fd^eibungSlel^ren  jmifd^en  ^atl^olifen  unb  $ro- 
teftanten  Sorlefungen  5U  l^alten,  meldte  bie  ^uf- 
merffamf eit  auf  fid^  jogen  unb  binnen  Äurjem  feinen 
9{amen  über  aüefiänber  Suropa'S  trugen.  93alb  er- 
fd^ien  feine  ©Emboli!  ober  S)arf}eDung  ber  bogma- 
tifd^en  ©egenfö^e  ber  j^atl^olüen  unb  ^rotefianten 
nad^  il^ren  öff entlid^en  S3e!enntnifef d^rif len,  3Rainj 
1832.  ©leid^  bei  feinem  erften  grfd^einen  mirfte 
.  biefeS  SBer!  mie  eleftrifd^  auf  bie  ©eifter  unb  gab 
ber  religiöfen  unb  fird^lid^en  ßontroöerfe  meit^in 
eine  übenafd^enb  neue  Slnregung  unb  SRid^tung. 
SDBäbrenb  aber  bie  ©^mboüf  öon  1832—1838 
in  ©eutfd^Ianb  in  fünf  Auflagen  fic^  öcriüngte 
unb  gleid^jeitig  in  granfreid^,  ßnglanb  unb  felbft 
in  Stolien,  in  bie  fremben  ©prad^en  umgefejt,  be« 
munbert  würbe,  trug  fie  in  ber  näd^ften  §eimat 
bem  SSerfaffer  fd^Iimme  gfrüd^te.  ©a^  bie  5pro» 
teftanten  ben  ©d^Iag  nid^t  rubig  l^inncl^men  mür- 
ben, ttwr  mobi  8U  erwarten,  ©ogleid^  begann  eine 
literarif  d^e  gebbe,  unb  e§  flellte  pd^  bem  TOöbler'f  d^en 
SBBerfe  eine  SReibe  größerer  unb  fleinerer  ©treit« 
fd^riften  entgegen,  wel(|e  auf  bie  SBiberlegung  be§ 
®an5en  ober  bie  ffritit  einzelner  fünfte  fid^  ein- 


liefen. 2)iebebeutenbfte  barunter  warDon@^n^ 
93aur :  2)er  ©egenfa|  beS  Jfatl^oliciSmuS  lud)  $to> 
teftantiSmuS  nad^  ben  ^rincipien  unb  ^Km))tbo$> 
men  ber  beiben  Sel^rbegriffe,  mit  befonwrer  Süd« 
pd^t  auf  W6f)Ux^  ©^mbolif,  Tübingen  1833. 
®ief e  war  barum  bie  intereffantefle,  weil  fie  in  btn 
Hugen  ber  $roteftanten  felbft  bie  fd^rffimiigfie 
unb  befriebigenbfte  Entgegnung  fein  foQte,  mib 
weil  fie  aunöd^ft  feitenS  SRö^lerS  eine  SRed^erti« 
gung  feiner  S)ar{tellung  t)on  bem  f  Qmbolif  d^en  Sei|i' 
begriff  beiber  Konfeffionen  pr  ^olQt  l^atte.  ©et 
SBaur'fd^en  jhiti!  traten  nömlid^  entgegen  feine 
9ieuen  Unterfud^ungen  ber  fie^rgegenfa|e  swif^ni 
ben  J^atl^olifen  unb  ^roteftanten,  Tlaxa^  1834, 
2.  aufl.  1835,  in  benen  er  nid^t  blofe  bie  anti» 
tbefen  beS  ©egnerS  beleud^tete,  fonbem  aud^  bie 
©Emboli!  mit  neuen  unb  fpeciefleren  gforfd^gen 
bereid^erte.  Mein  bei  ber  wtffmfd^aftlid^en  $0« 
lemi!  blieb  eS  nid^t.  Sie  SÜSenbung^  weld^  bie  e^ 
wedCte  gelehrte  Sontrot)erfe  na^m^  ^attt  ben  9ei^ 
be§  ))roteflantifd^en  Sl^eileS  ber  UniDerfitat  nid^ 
3n5]^ler§  fiel^rtl^ötigteit  warb  bamm  gunebmenb 
tjergöUt,  wo  mögli^  felbft  befd^ronft,  bie  HuSpi^ 
in  bie  3ufunft  getrübt,  ütatürlid^  warb  babttrd^ 
ber  SBunfd^  in  i^m  angeregt,  aufwärts  fid^  einen 
9Birfung3!rei§  5U  fud^en.  S)ie  preu^ifd^  ätegie* 
mng  fam  ibm  entgegm.  3Ran  fud^te  ibn,  nne 
frül^er  für  ^Breslau,  fo  ie^t  für  ^onn  ober  no4 
lieber  für  99lunfter  5U  gewinnen.  SHe  Serbanb* 
lungen  boten  Diele  SluSfid^t,  als  bur^  bie  Qkgai' 
borpeDungen  ber  ^ermefianer,  t>on  benea  ber  bo» 
malige  Sr^bifd^of  t)on  j^oln,  ®raf  t).  ©piegel- 
2)efenberg,  ftd^  leitm  lieg,  ber  $lan  ^um  }ttetten 
SRole  vereitelt  würbe.  2^  fud^te  i^n  bie  bo^rif^e 
9tegierung  nad^  3Rmi^  ju  }ieben^  unb  bieg  ge» 
lang.  2)urd^  2)ecret  vom  30.  Slpril  1835  tooib 
bie  3i^be  ber  £übinger  gfamltöt  an  bie  Subnrig« 
SOtajimilianS-Univerfität  t)er})flanjt  ©ein  9ß* 
minalf ad^  war  l^ier  ^war  neuteftamentlid^  Scegelt, 
unb  mit  biefer  begann  er  oud^  bafeCbft ;  no(^  einem 
frül^er  Vereinbarten  $lane  aber  übema|im  er  fiatt 
SöllingerS  l^auptföd^lic^  bieSortr&ge  über  ftir^en* 
gef d^id^te  unb  entwidtelte  barin  feine  volle  Steiger* 
fd^ft.  2)ie  9hi]^,  weld^  er  von  bo  an  in  einer 
Umgebung  fanb,  wo  ba§  ürd^lid^e  Seben  ungep^ 
fid^  entfaltm  burfte,  tbat  feinem  garten  ©cnwt^ 
fel^  wol^L  ©elbp  au^  feiner  getftigen  9ttd^ 
jagte  bie  Seränbemng  in  Sielem  gu;  eS  erübrigte 
nid^tS  als  ber  SBunfd^,  i^n  lange  feinem  Sel^rfhi^ 
erl^altm  ju  feigen.  S)iefer  warb  aber  Ieü)er  ni^t 
erfüllt.  6r  war  mit  fel^r  angegriffener  Srufl  Be* 
reitS  nad^  ^ünd^en  gefommen;  bie  1836  ^eieis* 
bred^enbe  ©eud^e  l^e  augerbem  fetner  ©efimbl^ 
nod^  weiter  5ugefe|t,  unb  fo  fal^  er  ftd^  goidtbigt/ 
im  ©ommer  1837  feine  SSorlefungen  aiiS)itf(|(n, 
um  im  milbm  ÜReron  Sr^olung  }u  fud^  wi 
fmd^tete  aber  wenig,  ^e  ftronflid^  f^ite  mit 
bem  ©potberbfle  wieber  ^umd,  unb  nur  um  fo 
em))finblid^,  alS  gleic^eitig  bie  befamiten  folgen« 
fd^weren  Sreigniffe  in  Kobt  fein  ®emüt^  in  ge- 
waltige ©)Kinnung  verfemten.   Sben  ber  Sdfiai^ 


1681                                                  ÜR&^Ier.  1682 

liid^R  Hin  91^eine  gtgtn  blt  ^Td^cil  ber  Idfiiilt-  nti^em  Snarmor  mit  granttnei  StnfalTung  auS- 

fAcn  ffit^  gefü^  mutbe  unb  unttlDattet  grofet  fltfii^rt  unb  neben  btm  5Iamen  mit  ber  2Snfc^nft 

wiftegunR  unb  ^OcTtDiiTung  nnriditete,  gad  inbeg  Defensor  Fidei.  Literarum  DecoB.  Ecclesiae 

btll91nflo6  jum  britttn  Sßerjuc^e,  ißläölEt  naä)  Solamen,  bejtic^nEl  bie  Äufieflätfe  beS  grofetn 

SprtaSen  ju  fuhren.  3n  ber  3eil  gtcfeec  ißeiligen'  S^toloßen,  btt  bmij  ®eift  unb  ©tmül^,  butd) 

V^t  als  (S  galt,  bie  ®emüt!)er  bur^  einen  Der-  @def)rjainftit  unb  fittlic^e  SBütbe  .bte  Siebt  unb 

ffi^ntnbcn  Hct  ju  befi^i<igtigen,  roaib  itim  am  Sug"  [einc§  3<ittiltc>^  gemorben. 

8.  SecemEiet  1837  neuerbingS  unb  unter  fe!)r  IdIB^I«  mar  grog,  babti  abei  fc^müd^tig  bmt 

glflnunben Sebingungen  ber*nntrogaemad^t,  eine  ttirpnbau;  feine  @efi^t8&ilbung  mar  fein  unb 

|ßn)feffur  in  Sonn  mit  ober  o^nt  ein  eanonicat  in  einne^menb,  ftine  Haltung  Doli  SBürhe,  (ein  SBe- 

AMn  onjunt^rnnt.  ÜKö^Ia  benrt^rilte  bie  imuli-  nehmen  im  Umgang  ein  @tmi|^  Oon  jartfüliltnbtt 

f(^  SBirrfalt  ju  flar  unb  lonnie  btren  ©ruiib,  3"l'orlDmmen5eitunbbeionnen€r5Dlöpi9Ung.  Sßon 

3«I  unb  Sebeutung  ju  gut,  alS  bafe  er  unter  9iatur  ouS  fe^i  Ie6I)aft  unb  erregbar,  ^atte  et  ju- 

fol^cn  UmftSnben  auf  baS  anerbieten  ^ättt  ein-  ne^menb  bte  Semegungen  feines  ®emüt^eS  unter 

gt^  Umten.  Sinige  ^uffä^e,  bie  et  bamol9  no^  bie  ©enalt  unb  ^errjdiaft  beS  SeifteS  gebracht,  in 

DnOffentlt^te,  bejeugen,  mie  er  bte  prfligi|(^e  $0*  ber  SIrt,  bafi  fctn  äu|erft  gemäßigter  unb  {anfter 

litil  in  @ad^  btrAtic^e  auffaßte,  unb  tote  er  ß^rafteii^m  allgemein  3ut>^auen  unb  julc^tfaft 

fdtji  über  ben  UuSgong  beS  ©treites  urt^tüte.  einen  ffleinamen  erwarb.  Serab(d)eute  er  aui^  oOe 

VBtbi  auc^abgefe^n  ()terüDn  lieft  i^n  \ä)m  feine  UncnfitiiiirbciiiiEitbEsStnneS.nioSRe^tunbSlja^r' 

Iribntbe  @cfunbtieil  nit^t  baron  beulen,  üermittelnb  ^cit  oiif  btm  Spiele  flanben,  (o  war  i^m  bcnnoc^ 

irab  «rfB^nenb  bort  aufjutieten,  felbp  im  Qiille  nof^  bieftn  bctjJriebebQSiSfuerjle.  ®icfe  Eigen- 

ba|  man,  mie  man  bei  biejet  Unfer^onblung  bur^-  Seit  ncbft  einem  fblen  SiQtgfeitSfmne  möchte  btn 

bilden  lieft,  bie  bt§  bol^in  gejdiü^tn  ncrinefianer  ©i^liilfd  jm  ffirflänmg  emer  S^atfadie  bieten, 

bcieitnrinig  aufop|em  reollte ;  er  lehnte  nb.  änbcji  raclt^e  DJtöfilEE  mertiuürhig  ^arafterifirt,  bie  näm- 

ou^  9RüncE)en  follte  fid^  feiner  nid^t  lange  ntel)r  Iti^,  baft  tro^  feiner  fo  entfdiieben  auSgefproi^' 

erfreuen.  3ni  3. 1838  lonnten  i^n  feine  Supr«^  tien  firdjltt^en  unb  ttieologildien  ®efinnung  ben- 

mrc  einige  Sßale  noc^  auf  bem  SatEiebcr  begrüßen,  noi^  !£ßdnner  Don  aSen  donfeffionen  uiib  gartet- 

tittt  Sruflentjünbung  uwrf  i^n  neucrbintiS  nuf  färben  ft$  an  i^n  menbelen  unb  in  ;ier|anltd^n 

bat  ftnmienlager,  unb  bie  Hoffnung  üuMeinc  (Fr-  unb  religi5fen,  in  ))i>lttifc^en  unb  literartfc^en  atn- 

(aUmig  fc^nxinb  aQmülig.   ^aä)  bem  9uef^Tud(t  gelegen^eiten  i^n  um  9tat!|  angingen.  €d  crflört 

bei  SU^tt  l^tte  man  faft  bie  ®eß)ift^eit  erlangt,  jid^  fetner,  baft  er  aud^  aufter  feiner  amtltd(|en  €tcl> 

ba|  ec  ben  SInftrengungen  feineS  9tmte§  nidit  me^r  lung  eine  magifc^e  Jhaft  üäer  feine  Umgebung  auS* 

gttM^fen  fei,  unb  baft,  falfi  fein  Seben  gefriftel  übte  unb  alleS,  maS  mit  ifim  in  ^erii^ning  fam, 

Dabtn  fönte,  bie  äBoIiH^at  einee  milbem  Altma9  in  feine  eigene  Slic^hing  t|ineinjog.  ^a§  @efagte 

i^  unentbehrlich  fei  ^tfe  Stü^ic^t  befltmmte  nirb  jumS^eilnoc^me^reinleuiltenb,  nenn  man 

ben  ffönig,  i^n  unterm  22.  Wäx^  o^ne  fein  ^n-  einen  iSlid  auf  feine  SilbungSgeft^i^te  toitft. 

fu^tn  auf  bie  eben  erlebtgte  5DigntlQt  beS  Slom-  SBoS  juiejt  in  ben  reiferen  Sauren  an  t^m  be- 

bccöitS  Don  SBütiburg  ju  befBrbem.  3Jlan  glaubte  raunbert  würbe,  ftanb  —  ba§  barf  niijt  iiberfe^ien 

i^tn  bamil  gfreube  ju  moegen,  allein  fein  ßeben  roerben— nif^t  oon  Anfang  ober  mit  ginemajiale 

f^ien  mil  feinem  93trufewcfenlIicE)ceniia(!)fen;  bie  fertig  in  i^m  ba,  fonbem  war  baS  ^robuct  Don 

Xxmnung  Donbtefem^atle  für  fein  ®emüii)  etwa§  Uebergängen  unb  Srfn^tungen,  bie  fein  Seben 

1)Ü^  S^merjlid^eS.  91u3  ber  SieconDaleScenj,  in  mannigfa^  burdijogcn.  SSai  fein  ^ei^  f'beqett 

b^  et  na^  überfianbener  Sntjünbung  eben  ein-  fledenloi  unb  ber  Sffia^rbeit  treu  ergeben,  fo  aar 

getitlen.  fanf  er  an  bem  3:age,  ba  er  bie  ^Berufung  bD(^  feine  ttieologifi^e  ßifcnntnift  nii^t  in  allen 

c^ell,  ouffeinSeibenäbettjurüd,  unbbretÜBod^en  Stufen  feine§  SllierS  glet(^  gelöuteit.    ÜBec  ben 

fpfitei  erlbete  t^n  nad)  bem  nieber^olten  Empfange  ^uftanb  ber  beutfi^en  UniDerfitäten  in  jenem  Seit- 

bn  ^tifigen  ©acramentc  ein  rafc^  f^teitenbeS  räume  fennt,  in  meldten  3nB^ler§  ÜSilbunggja^te 

3c(i^ber  fanft  au8  biefem  Beben  aml2.?ttiril  fallen;  wer  bn  weift,  wie  febt  ben ©d|Iag,  meiert 

1838.  g«  wor  am  ß^orfamätoge,  olB  et  betrnuett  bie  ftirc^e  getroffen,  i^re  Snftitute  unb  i^re  SQJiffen- 

Mnb  beweint  in  bie  ©ruft  gefentt  würbe.   Sein  fcbojt  mitempfinben  muftten,  unb  wienielSeit  unb 

Stdwnlen  ju  ermatten,  ^otle  ber  3JIagiprat  uon  Änftrengung  e8  toftete,  biefe  ton  ber eingebrmige- 

Ttäaifyta,  bamit  bie  ^iifle  beS  ouSgqeiddnettn  nen  Seimifd^ung  wieber  ju  fäubem,   mirb  bie 

aXanncS  unbetü^  bliebe,  ber  t^ieologifc^en  gaenl-  TOBglii^f cit  begreifen,  baft  biefe«  ungeflalte  SBefen 

tfit  ftine  IBrabßätte  gum  ©efi^enle  gemai^t.   (Sin  imSDrüberget)tn©d)attenouc^auf  3R5^IerSbiIb* 

btnli^tS  @rabmal,  auS  Seitlägen  faft  aller  beut*  fame  Seele  werfen  lonnte.  ^ai)  er  fanb  in  ber 

)ifm  fiänber  erricbtet,  prangt  auf  ber  Oftfeite  be«  näc^pen  Umgebung,  in  feiner  S^ule  bie  ©renjen 

Ständet  iTirt^bof^  über  feinem  Sarge.    €tn  bei  Üin^Iidien  leineSwegS  überall  fo  fc^arf  abge- 

&M^nef  —  bie  ^immeietSnigin  mit  bem  gött-  ^edt,  baft  feine  3ugenb  fi(^  baran  ^ätte  fl^er  oritn' 

ttä)ta  ftinbt ,   baS  bon  S^ö^IerS  Sngel  btffen  tiren  bürf en.  ÜEQunbem  barf  man  fi^  bo^er  aud) 

Si^ftnt  Öls  Siei^gcfdienle  aufnimmt  unb  ben  nid)t,  wenn  anfänglich,  ouc^  nai^  bem  Sintritlt  in 

tot  i^m  hrietiÄen  Setfaffet  bafiit  fegnet  — ,  in  ben  geiftli^en  Stanb,  feine  Uti^eile  übet  tirc^Iid;t 


1683  IRÖ^Iei.  16W 

Kinri^tungen  unb  Erf^einungen  nic^t  gang  ge-  ober  baSSprincili  bei ffat^oIiciSmuS.  Da|t8i^ 

flärt  iDQren ;  roo^l  aber  barii&er,  bap  jein  Streben  bon  her  einen  ©cite  gelungen  ifi,  baS  SBilb,  istl^ci 

burt^  bie  göttli^c  9)or|eöung  rnfi^er,  oIS  notfi  hen  feine  ©eele  erfüllte,  qui^  heu  ju  jeii^iien,  Imm 

umgebenben  SSer^ältniffen  ju  al|nen  war,  i^n  einem  niemonb  läugnen.  %iä)  ift  betonnt,  Brie  eben  bitfet 

3iele  entgegenfü^rte,  boS  anfängli^  au^er  feiner  erftt  SBerfud^  tro^  atter  iüängel  9nßo^  gab  jitr 

Sa^n  unb  felbfl  feinem  firtfjliAcn  ®efic[)i5lreife  ju  griinbli^em  SBelionbluitg  ber  ©ad^.  Wtein  ^ 

liegen  fd^ien.   ^ier  nur  ein  SBeieg,  Wie  i&ii  fein  bie  ©c^rift  an  Seglern  leibet,  wu^tt  naififtt  nie. 

©eniuä  öfter  fii&ctc.  ?llä  ju  Einfang  biefesSa^r-  manb  befferoIS  er  felbfl  auieinanbei^ufttfen.  Siele 

^unbertS  mit  ber  6iIoubcn§trafl  au^  bie  firi^Iic^e  Satire  fpäter  äußerte  er  nod^  oft  bem  ©t^bei  bie- 

3u^l  unter  bem  ß,Ieru@  Dielfni^  erft^Icfftc,  ftiegen  fe§,  mit  toelttier  SBegeifterung  unb  aufrichtigen  §iif 

fi#  bie  ©timmfä[]rer  be§  Seitgeifteä  belanntlii^  gebung  er  fi^  biefer  9Irbeif  geroibmet  ^abej  Der. 

DDrjügIi4  nn  cintr  ginririitiitig,  toeldie  ben  3>ie=  ^e&tte  aber  oudi  nid^t,  wie  er  julejjt  über  bem9^ 

nem  ber  Äiri^e  bie  §eiltg[eit  t^reS  9lmte8  ni^t  ftteben,  ju  f^ftemotifiren  unb  gu  otganiflren,  jum 

bloft,  fonbem  auc^  i^e  ©onberung  Bon  ber  SBelt  ©ii^tet  geworben  fei,  unb  ttie  bie  einfeitige  Se- 

unb  bie  anäuftrebenbe  Heiligung  bei  Sebeni  me^r  wunberung  be§  innem  ^rindpa  ber  lat^olifi^ 

als  irgenb  ettoai  9Inbere§  Bor  Singen  f)ält  —  an  Sin^eit  i^n  unuermerft  ju  einer  Betteten  ßon- 

bem  prieftertiti^en  Sölibate.  3n  Bieten  aut^  fonfl  ftrucfionSroeife  fortgejogen  ^abe.   5Benn  er,  nrie 

nidtt  uneblen  ®emüt^em  erregte  ber  Snlilid  ber  man  i^m  ju  einer  getoiffen  S^it  Don  ©eilen  bet 

2^ageierfc^einungen  einen  ffleinmut^,  ber  an  bie  ^ermefmner  ali  33ebingung  fetner  ^Berufung  an 

^iebertetir  einet  ^eiligen  ©efinnung  faum  met)r  eine  prcufeifctie  SWabemie  auferlegen  wollte,  bii 

lu  benfen  wagte  unb  ba^er  in  bie  QJteinung  ein>  Wi^gnffe  nii|t  farmeü  unb  bffentlidti  uiberinfei 

ftimmte,  ei  fei  beffer,  ein  Snftilut  nad^  ben  be^aup-  l|at,  fo  lag  bet  ©tunb  tljeili  borin,  bofe  i^  Wt 

fcten  Srnbetungen  ber  3eit  fallen  ju  laffen,  baä  einet  juftänbigen  SSeJÖrbe  ein  fol^  Slnßmiei 

nur  noc^  ju  beftef)en  fd)ien,  um  Don  ben  @inen  nic^t  war  grmad^t  worben,  t^IS  au^  batin,  bafi 

übertreten,  Don  ben  ^nberen  geldftert  gu  Werben,  er.  wie  ei  bem  bamaligen  Si^bifi^of  Don  AdIk 

Wi>i)\a  t^eille  für  fi{^  bie  Slnfi^ten  biefer  SSli-  ertlärte,  bie  Unri^tigleiten  in  borauffolgenb» 

batafeinbe  nid)t;  im  Segent^cit,  er  tcati^nen  Don  Schriften  benite  gurüdgenommen  fyiüt.   Srltb* 

Einfang  an  in  feinem  Umtreife  mit  eblem  ©inne  niff e  ber  ^rt  netfe^Iten  inbc|  il^rm  beffernben  gi» 

entgegen;  aOeinonberetfeiti  genügte  i^mbo^ouii)  biud  nic^t.    SHe  erfa^rung  letirte  i^n  Se^ 

nic^t,  was  man  gut  ißert^eibigung  geiBiS^nlt^  »or*  famfrit  im  Uttbeil  unb  ein  l^ilfameS  SRigltanex 

gubringen  pflegte,  unb  et  wat  e^er  geneigt,  ben  in  feine  bii  ba^tn  geioonnenen  ^infiii^ten.  2)i4a 

Urfprungbiefe^^iScitilinarfiatulianbetiwo,  au|er  Bertiefte  er  fi<^  na^  allen  fold^  SBadrnt^tnnimgcs 

bem  ßreife  beS  ebtifientliumi  fuii^en  gu  muffen,  wiebec  auf'ä  IHeue  in  feine  Ouelltn,  um  jn  beruft- 

iBei  feinen  clalfifi^en  Stubien  ^atfe  et  nebenbei  tigen, wainiangeCäaft,umanfdtigergnngtünb(ii. 

Ilierauf  Slüdfic^l  genommen.    SSie  ei  nun  aber  wai  me^t  ali  Innung  obei  Snfd^ouung  bd  @ti' 

monc^en  geiftünHen  gjlännetn  erging,  baß  fie  bei  ftei  benn  ali  raollbegriffent  SSa^t^  ^m  Dorjp 

bem  reblit^en  3orf(f)en  nai^  Sß)a^r|eit  bdu  ent-  fc^mebt  ^atte.  6r  war  june^menb  jut  Uebageugina 

gegengefe^ten  iRefuItateu  übenafilit  würben,   fo  gelangt,  baß  bie ftitc^eimmet im  ffie^te,  unb  bi( 

tongle  aui)  fDi&^icr  bei  einem  ni^t  erwarteten  fie  aucb  für  ben  wiffenfc^aftfii^en  Sorft^  bie  uif 

3iele  an.    Ü8)ir  oerbanfen  feinem  gorf^en  unb  ttüglit^e  gü^rerin  fei,  unb  fein  ®eifl  ließ  ft(^  tot 

©ammeln  übet  biefen  @egenftanb  einei  feiner  ba  an  in  bem  Wa^e  lieber  Bon  itirer  ^uctDritit 

ftüfiepen  unb  blü^enbften  Stgeugniffe,  nämlt^  bie  be^trf^en  •  als  er  mit  gereiftem  Sliif  fi^  ^ 

Sb^anblung  liebet  ben  gölibat  ber  @eiftli^cn,  SJIaterien  ber  3Biffenf<^ft  untertoarf.    Siflatfit 

guetft  im  Jlat^olil,  bann  au^  befonbeti  unb  iu=  auf  biefem  2Bege  in  t^m  fein  ©inn  für  bie  SuiftcÜ 

le^l  in  feinen  ®ef.  ©rf)tiften  I,  177—268  abgc  bei  fir^Iicf)en  SebraS  unb  ©trebenS  mä)  3nnti 

bruin.  9Ste  er  ftd^  aber  ^ter  burc^  eine  btelfai^  unb  9ußen,  fo  fuc^te  er  aud)  mit  aUer  J^caFt  fti- 

getrübte  3eit^inburd^arbeilett,  fo  brad}  er  ficb  nuii^  neS  @eniei  foweit  mbglii^  %nbm  Bot  ßinfriäi' 

Sa^n  in  Detwanbten  3weigen  ber  ^Mffenfc^aft.  leiten  gu  benagten  unb  bie  SBeimifii^ung  <Dq' 

Slie6rfi!^ütterungenberSi§cipIinf|Q!ten  fiä)  au(^  Ißfenber  6Iemente  im  SSerti^c  ber  SBiffenfcJaft 

bem  fftri^enre^te,  unb  gnnr  nid^t  erft  feit  feinen  abguf)alten,  wie  beifbielSWeife  in  bem  ©treit,  it 

Sagen,  mitget^eilt.  S)ie  5'ennirrung  fi^ien  ^ier  wel^  ber  fonft  talcntDotle  Sbbe  Soulain  bmt 

butd)  bie  Sodetung  ber  fiid;1i(^en  ^ertjältriiffe  etier  feine  p^ilofopbif^eu  ©d^riften  mit  feinem  n&ifiis 

im  ©teigen  als  im  Sauen  begriffen.  'Mu^tOiB^ler  Obern,  betn  Sif^of  Don  ©tralbinrg,  DenuiiM 

trug,  ali  er  in  biefem  gai^e.  noc^  ^riDotbocent,  würbe.  Sie  SüMnger  Quattalf^rift  Bom  ^äß 

guetp  auftrat,  bie  TOethnale  feiner  3eit  unb  ©d^ule  1835  t^eilt  hai  ©d(ireiben  mit,  welc^ea  bei  biifn 

an  fic^.   91bet  fein  nad)  iStarfieit  ringenbcr  ®eift  ©elegcn^eit  bie  tbeologifc^  gfacultät  an  SotttBB 

ließ  il)n  nii^t  tu^ien  unb  trieb  i^n,  eine  tteue  3In<  gerichtet  ^at.    9}Iü!^ler,  ber  Sßetfaffer  beifelben. 

fd)auung  uon  bem  Organismus  bet  lat^olifd^en  fi^enft  bem  totffenfc^aftlid^en  ©tteben  beS  SKonnit 

Jtirt^e  ju  gewinnen.   SuS  frinen  barübet  ange*  aUe  ^nerlennung,  bringt  bonn  aber  mu!^  bie  Son* 

fleHtenpatriftifd&en^orf^ungenerWud&SfeineDben«  troDerfc  unter  ben  bogmattfi^en unb  firdjfic^n 6p 

genannte  ©rftltngSftui^t :  ©ie  gin^eit  ber  ffirct|c  ftc&tspunft  unb  legt  it|m  mit  ebenfo  übftgei^iAei: 


1685 


SWö^ler. 


1686 


(Hatlgeit  bec  ©rfinbe  o»  Sinbringlid^feit  ber  Sor« 
ßdbmgen  nal^e,  lote  t)teIi]^nQufforbere,  imäntet" 
eRe  bet  Stvcd^  unb  bec  SDßijf enf d^p  felber  jur  93er» 
flfobigung  mit  bem  99if(i^ofe  ^urüdgufel^ren.  Um 
|o  tropfet  toax  ec  barum  anberetfeitö,  menn  er 
gcrabe  t)on  benen,  meldten  bie  Srl^altung  ber  Sin* 
f^,  ber  2)idci))Iin  xoit  ber  ®ere(^t{ame  ber  ftird^e 
am^ertrmtt  tft,  burd^  {d^ief e  ^uffaffung  ober  ^anb- 
l^obung  tl^rer  Smtdgetoalt  bur(^  d^arofterlofe  3laä)» 
gidbigteit  in  ben  mid^tigflen  fragen  ber  ffird^e, 
btnrd^  folfd^  $oUti!  in  ben  tinforberungen  ber 
todüid^  ®ett>alten  ben  frud^tboren  Jteim  ^u  ^er- 
B^niiflcn,  ju  3wicf})alt  8ur  SSenoirrung  unb  95c« 
immg  ber  ©laubigen,  mittelbar  aud^  ^ur  93efd^ö' 
bigung  bed  Staates  legen  fa)^.  Sr  l^at  fein  99e" 
benttn  getragen,  aud^  in  feinen  @d^riften  feinen 
96f(^  über  fold^e  Unmürbigfeiten  auS^ubrüdfen. 
SnbcrtrfeitS  fonnte  man  feine  ©efül^Ie  barüber 
bemeff en  an  ber  freubigen  99egeifterung,  mit  meld^ 
er  in  Ie|ter  S^ü  ben  eine§  99ifd^of §  au§  ber  beften 
^ßeriobe  ber  JKrd^e  teürbigen  SBiberftanb  begrüßte, 
bunt  ben  ber  Srjbifd^of  SIemenS  Suguft  t)on  übln 
bie  Sli^griffe  feinet  93org(inger3,  unb  man  barf 
betfc|en,  aud^  gar  vieler  anberen  beutf d^en  93ifd^öf e 
fehler  3rit  gutmad^te  —  „ein  ©tofe,  ber  jjttHir  ben 
gp^fifen  el^rmürbigen  ^irten  in  ffetten,  bie  ^erbe 
ober  aus  benfelben  l^erauSmarf '',  mie  baS  ^rag« 
mcnt  feines  legten  ^uffa^eS  pxop^tinit,  tteld^eS 
bie  Shind^er  ))oIitif(i(|e  Leitung  t)om  29.  Sa- 
nitär 1838  barüber  geliefert  l^at.  99ei  feiner  ®e- 
fiimung  unb  Stellung  l^at  man  eS  oft  auffaOenb 
gefunben,  ba^  Stolzier  ftd^  einer  tl^eologifd^en 
Streitfad^e  fem  gel^alten  l^at,  bie  in  feinen  Sagen 
fo  t)iel  ^luffel^en  gemad^t  unb  aud^  in  fein  fieben 
mel^r  als  einmal  tl^tig  eingegriffen  l^at  —  ber 
@ad^  ber  ^ermefianer.  @o  lange  biefe  Partei 
bcS  öu^em  @d^|eS  fid^  erfreute,  l^ielt  fte  ein  mi^- 
gfinfKgeS  9uge  auf  3Sa^ltt  gerid^tet.  Sl^re  Jhiti! 
tonnte  beS  @plitterlefens  in  bem  93üd^Iein  t)on 
,bcr  Sinl^eit  ber  ftird^e''  nid^t  fatt  unb  mübe  p 
ipcrben,  unb  maS  man  gefunben,  trug  man  gel^eim 
mb  offen  il^m  nod^  lange  nad^,  als  fein  Suge  löngfi 
gd^ftUt  unb  ungleid^  gefunber  toar  als  baS  feiner 
Rk^ter  am  Stl^eine,  bie  bereits  burd^  bie  com« 

eentefte  ^luctoritöt  unb  in  aller  ^orm  megen  il^rer 
cimtngen  maren  pred^tgemiefen  morben.  @ie 
Ratten  bie  @d^ulb,  ba|  SRö^Ier  ben  preu^ifd^en 
Be^nmßalten  Dorentl^alten  mürbe,  ©erabe  biefe 
Segmbefirebungen  ber  ^ermeftaner  aber  maren 
eS,  tote  @d^ber  biefeS  t)erbürgen  fann,  meldte  il^n 
(cpitmnten,  fid^  ber  Xl^ilnal^me  an  ienen  beflagenS- 
torr^ien  @treitig!eiten  gu  entfd^Iagen.  9Ber  ftd^ 
ertnicrt,  mie  bie  Sngeflagten  bie  Sontrooerfe  t)on 
ber  @ad^e  ab  auf  baS  ©ebiet  t)on  ^ßerfönlid^feiten 
ni^t  immer  ol^ne  ®  ef  d^id!  unb  ©lüdf  ^inüberfpielten 
wsA  boburd^  ben  mif[enfd^aftKd^en  ^anbel  l^illoS 
OCttDirrten,  ber  begreift,  mie  ein  auftreten  9Röl^- 
M,  cmd^ jur  3«t/  als  feine  ©d^rift  öon  „ber  6tn« 
^eif  ben  ®egnem  feine  SSaffen  me^r  bieten  tonnte, 
liefe  bod^  nur  l^tte  rei}en  unb  i^m  ben  @d^ein 
itert^önltd^enSnimofitötoerlei^en  fönnen,  gu« 


mal  ba  mirflid^  Urfad^e  bagu  auf  feiner  Seite  t)or« 
banben  mar.  Seine  Sinmif d^ung  fonnte  bal^er  bem 
Streite  99ebeutung,  aber  feine  Sntf d^eibung  geben, 
befonberS  aud^,  meil  bie  ^ermejianer  ia  befannt« 
Ud9  meber  in  ben  Streitpunften,  nod^  in  ben  $rin« 
ci))ien,  nod^  in  bem  93er]^öltniffe  gur  beregten  Bai^t 
feften  Staub  l^ielten.  9ud^  entging  ^Mfitt  nid^t, 
mie  bie  lebten  t$öben  jener  fird^lid^en  unb  tl^eo« 
logifd^  93emegung  oon  ben  ^örfölen  auS  ftd^  in 
baS  93ereid^  ber  ftrd^Iid^en  unb  meltlid^en  93er« 
maltungSftuben  fortfpannen  unb  gule^t  im  politi« 
fd^  ©ebiete  ftd^  toeriiefen.  So  fel^  er  bal^er  bie 
gange  ätid^tung  biefer  Sd^ule  im  ungemeinen  unb 
im  Sefonbem  mißbilligte  unb  über  baS  f$flad^e  unb 
S/üntel^afte  il^rer  Snl^önger  oft  mit  beißenbem 
SBi^e  fid^  öußerte,  fo  ließ  er  ftd^  bennod^,  obfd^on 
öfter  angegangen,  nid^t  beftimmen,  bie  literarifd^e 
unb  t]^eologif(|e  gfc^be  mit  benfelben  angufnüpfen, 
unb  bieß  nad^  il^rer  93erurt]^eilung  um  fo  meniger, 
meil  na^  bem  SRid^terfprud^e  eS  il^m  fd^ien,  baß 
ber  fortgefe^te  Streit  nur  Oel  in'S  Qfeuer  gießen 
unb  burd^  bie  möglid^en  SSBenbungen  unb  SBinfel« 
güge  ber  erl^i^ten  ©egner  bem  Snfel^en  beS  apo« 
ftolifd^en  Stul^IeS  el^er  ®efa]^r  bringen  als  ber 
Sad(|e  erfprießlid^  merben  fonnte.  Sieß  ifi  bie  reine 
Sad^Iage.  2)ie  ^ermefianer  bätten  auS  jenem 
StiUfd^meigen  ebenfo  menig  Sd^lüffe  gu  il^ren 
®unften  gießen  follen,  alS  Rubere  Urfad^e  batten, 
fein  StUIfd^meigen  i^m  gu  Derargen.  99emerfenS« 
mertb  ift  übrigens  nod^  in  ber  ®efd^id^te  biefeS 
aWanneS,  boß  nid^t  feiten  aud^  bie,  beren  Se^rfä^e 
er  mit  fo  glöngenbem  Srfolge  befämpft  bat,  bie 
^roteftanten,  tbeilmeife  Slnfprud^  auf  ii^n  mad^ten. 
3n  ibren  Sd^ulen,  fagten  fie,  babe  fid^  ber  S^m« 
botifer  gcbilbet,  auf  meldten  bie  fatbolifd^e  ^rd^e 
fo  ftolg  fei.  SnbererfeitS  b^^i  <2ud^  ftatl^olifen 
bie  Snerfennung  befrembet,  meldte  Sßöl^Ier  ben 
literarif d^  Srgeugnif[en  ber  ^roteßanten  oft  un« 
toerboblen  goOte.  SS  ifl  unlöugbar  etmaS  an  bie« 
fen  93eanftanbungen;  aber  audb  ber  ®runb  liegt 
nid^t  fo  tief,  baß  man  ftd^  barüber  nid^t  flar  mer« 
ben  f5nnte.  3MHtt  mar  gu  menig  felbfigenügfam 
unb  erßarrt  im  Sigenbüntef,  unb  t)iel  gu  unbe« 
fangen,  um  baS  92ü^Iid^  unb  Srefflid^e,  mo  er  eS 
immer  antraf,  gu  oerfennen  ober  auSgegeid^nete  Sei« 
fhmgen  Slnberer  t)omebm  gu  ignoriren.  2)aS,  maS 
bie  93öter,  mie  99aftUuS,  ®regor  t)on  92agiang 
u.  %,  beftimmte,  ben  fd^önen  ßrgeugniffen  ber  claf« 
ftf d^en  3eit  nid^t  fremb  gu  bleiben,  baS  leitete  aud^ 
SRöbler  guerft  in  feinen  clafpfd^en  Stubien  barauf, 
bie  fleiftungcn  })roteftantifd^er  ©elebrten  auf  biefem 
©ebiete  gu  fc^ö^en.  2)aß  er  fte  überfd^ö^t  babe, 
fann  il^m  nid^t  aufgebürbct  merben.  Sr  mar  mie 
SSBenige  vertraut  mit  ber  beutf d^en  Siteratur,  meldte 
man  bie  claffifd^e  gu  nennen  pflegt,  unb  meldte  gum 
großem  %^d\  unter  bm  $roteftantm  aufgegangen 
ift.  S)ie  Sd^önbeit  ber  formen,  bie  er  ba  erlemt, 
bat  fein  öftl^etifd^er  ©eift  in  feinen  eigenen  Sd^rif tcn 
febr  gut  nad^geabmt,  aUein  fein  Urtbeil  mar  burd^ 
ben  SReig  ber  gformen  nid^t  irre  geleitet.  „®ie  pro« 
teftontifd^e  Siteratur",  fagt  er  irgenbmo,  „ift  eine 


1687                                                       OTß^ltr.  1688 

grofat  Srf^finung  in  bec  ®tjd(|id)te  bei  ^Dttnf d^en,  logie  bie  J?att)Dltttn  mcfii  in  il^nt  ^ttnntnifjt 

übet  (in  ijödift  bunfler  %kd  in  bet  ®ef^i(^le  beS  teftpigt,  ober  bcn  «ßrottfiantiämuS  im  Sknmfitiriji 

S^riptnt^umä"  (SBtleu^tung  bcr  Sitiitf^ri(t  für  feiner  ©efenncr  metjr  trfc^üH'ert,  unb  ab  ba  om 

luffteb.  be§  E&libalä  btr  ®eifll.,  ©cj.  ©c^riflen  feinen  SBerlen  auägcgonßtne  3mpuI8  6e(limmtnb« 

1,261),  ®erabebiefeUn6e(aii9en^eUbtfQ^ifltei^n  nuf  ©nifaltung  unb  ^olhmfl  btr    fat^Dlifdp 

fo  auSne^menb  ju  feinem  fe^riflftellerifi^en  Sßirfcn.  Sd^riflftcÜer  ober  aUi  auf  bie  IRi^hing  btt  pas 

Unb  man  fann  D^ne  Sebenten  fagen.  ba^  eben  Icftanlifi^en  Silcratui  eingetnirft  ^6e.  ®timi  ifL 

biefe  SUlfeiKgMt,  uermiige  beten  5DliJl|Ier  fo  wofif  baß  bie  ^roteftanlen  fefiift  a*rne  einräumten,  ts 

Hitraut  mar  mit  ben  (£ijeugniffen  ber  $rote^n=  ^abe  leine  ber  Don  i^ien  jfor^ptiäen  geliefeitnt 

ten,  i^n  gerecht  unb  fällig  mad|te,  mit  @TÜnb-  ©egcni^riften  bie  Wfi^Ier'fi^e  S^mbolil  eiitit^ 

lic^Ieit  unb  Umfi^t  feine  ^eurt^tilung  bei  $to-  uiel  Weniger  übertreffen.  93on  bent,  maS  3Rd^ 

tefionti^muS  üorjulegen.  ÜJlacEite  bie  Unbefangen-  außcrbcmfürbieSäereiii^erungberÄird^ngeHi^ 

^cit  ben  ©pmbolifer  gerecht  unb  mä^ig  in  (einet  geteifttt,  toll  fi^  roenig  fagen,  ba  nur  ftagintii' 

ffritif  bei  gegnerifd^en  2e^rf?ftem8,  fo  ^aben  bie  tarifiiie  ^ßrolicn  f)ietüon  jur  öffentlte^en  fninb«  ge- 

fiat^Dlilen  noc()  einen  ®runb  me^t,  ftd^  bamit  fU'  langt  fmb.  9?nS  in  feinen  3Jbnogra))^ien  über 

frieben  ju  geben,  inbem  bie  ffenntnig  unb  9Bür=  ^tl|flnafiu§  ben  @rt)ßtn  unb  Stnjelm  Don  Soi' 

biflung  ber  (iroteftontift^en  Citeratur  unb  SBiffen'  tcrbiirn  unrlicgt,  muö  beniUta&flab  hierfür  gebni 

teaft  i^m  üüe  bieienigen  5Borl^eile  gereülitie,  icet^e  Sein  '^.Miui  mur.  bereinft  hie  gtgetini^e  feiner  Sof 

Die  eigene  ffir^e  au5  feiner  St^rift  gejogen.  fdjungen  jufammenjuftellen,  Kidju  er  orm  Bielen 

Ueber  bie  Seiftungen  5DiiJI)Ierä,  feine  Sebeutung  ©eiien  gebrängt  raurbe.  3)a  aber  eben  baa  Slöl- 

unb  feine  Stellung  jur  lalbolifi^en  Süeratut  mu|  lingcr'fi^e  ©efctii^tSraerf  an'S  Sic^t  ju  treten  oi- 

eS  erlaubt  fein,  fic^  türjer  gu  faffen,  ba  eS  nac^  fing,  fo  raenbele  ei:  ingraifc^en  feine  Sufmerlfambil 

biefer  Seite  nenig  aufzuhellen  gibt.    9118  ©e-  einem  befonbem  3'"(iQc  ju,  ber  it|m  nid|t  gern- 

lehrtet  nie  ai&  genialer  Center  glänjt  er  unter  genb  in  ber  Sittralur  berüdfiditigt  ju  fein  f^in 

ben  erften  (irc^Iic^en  Sttitiftfienem  feiner  3tit-  — betßrfc^etnung,  ^luäbilbungunbStelhragbtf 

©eine  grubilion  mar  tief  unh  toeitgteifenb,  Bit  in  ÜKönd^l^um^  in  ber  ffird^e.  3«  reifer  überijanp! 

ber  profanen,  fo  aut^  in  bet  fitc^lic^tn  Siteratur.  fein  ffienfen  murhe,  je  tiefer  unb  gelöuterter  feine 

©eiSrunhtonfeineriüinenfdiafllii^enSBilbungunh  JJorfii^ung  unb  grfabrungen,  befto  mörfitigmou 

Stiditung  mar  Dormiegeno  ^iftorift^.  3)ie  fpeculatiue  ber  3)eij,  inomit  bie  @rfi$etnung  bei  Wüni^ÜbeS 

unb  bogmatif^e  Seite  berfelben  war  bur^  bie  ßr-  i^n  angog.  „SSäre  iäj  noü)  jünger,  ober  bocb  ^ 

gebniffe  feiner  aus  ben  Tätern  gejogenenJtenntniffe  fo  Irönfli^,"  äugertc  er  oftbem  Sdireibet  bitfei, 

unb  Snf^auungen  nefentli^  bebingt  unb  geleitet,  „loie  gerne  mürbe  iä)  bie  ^bgefc^iebenbtil  ctnä 

GineDorlDegfpeculirenbeunbf^ftematifirenbeiHii^*  Älofteiä  ouffut^en!"   3n  ben  lebten  3<ilni  no^ 

tung  o^ne  biefe  @ninblage,  mie  fte  in  einer  gleit^*  baS  Stubium  bet  älttflen  Sefiqii^tSqutQtn  ühi 

geitigtn  ©i$ule  ju  3:age  getreten,  tcar  in  feinen  baS  IDlEnc^tbum  i^n  faft  naä)   eingig  in  9i' 

mgtn  eint  einfeitige  unb  relatin  unberechtigte  6f  fpni^.  unb  noc^  in  ben  If|ttn  SBo^  feinei 

ft^einung  auf  tot^DÜft^em  ©ebiete.  ®iefe  ifJofi'  fltantenlagerS  unterhielt  er  fi^  mit  greunben  an 

tiuität  feiner  t^eologif^en  iBorfleKungen  prägte Jn^  liebften  über  biefen  ©egenftanb.   @inc  ©eft^ic^ 

überaQ,  am  meiflen  in  feiner  S^mbolit  au%.  @in  be§  3niind)t!)um§  im  tRbenblanbe  batlt  tr  fid^  tun- 

SBerl  mie  biefe§  fonnte,  foDte  e@  im  legten  ®runbe  genommen  aI3  $robromuä  feiner  aUgemtinenflic 

befriebigen,  uiele  S^^agen,  meli^e  bie  @egennart  ^engef^i^lt  eorangtbcn  gu  laffen.   €t  tiatte  b^ 

aufroitft,  nicE)t  ignoriren,  unb  moQte  ber  EQerfaffer  icitS  ^anb  angetegi,  unb  maä  bie  lirdilitbe  S#» 

ftintn  Sf'cä  erreid()en,  fo  mu|te  er  aud^  über  eine  fc^aft  baDon  ttmarlen  butfte,  jeigt  ali  $rDbt  ba 

tief  bogmatifc^e  S!)arftcÜung  ^inan8get)en  unb  bie  Slnfang  berftiben,  totlt^er  int  gtotiten  iBanbe  bei 

SBa^tbeit  ber  rf)riftrat^Dlif<^en  Sel)rfä|e  in  i^rer  gefammelten  S(f)tiflen  nac^   bem    ootboiüniei 

^Ü^etn  Sin^eit  b^roortreten  laffen.   ^ie  Specu-  !DIanufcripte  abgtbrucEt  iß.   Sie  Ici|t  a^en,  im! 

lation  fonntt  infofem  i^m  nic^t  fremb  bleiben;  mit  if)m  ju  ©rabe  gegangen  ifl,    SKui^  in  bß 

aber  man  tonn  leitet  beobat^ten,  nie  er  aaä)  in  ©i^riftettlürung  foflte  i^m  baS  SBerbicnfl  m* 

biefer  Operation  überall  bie  gef(^i^tli(^En  ^olt-  mangeln.  Gr  ^atteeinpaaraHalinSWüni^mühi 

Bunlle  auffuc^t  unb  (t^tbar  mact)t,  um  ben  flefet  ben  Äbmetbrief  gelefen  unb  bebeutenbe  ©tubia 

baran  fortjuieilen,    5)ut(()  bieft  eigent^ümlicde  übet  biefen  SBrief  mit  ber  9Ibf\c^t  gemotzt  ö» 

©efc^itflii^feit,  meiere  fic&  aaä)  in  feinen  Bot-  Sommentatjuliefem.  Ktleinbieauifülitluigoa^ 

lefungen  offenbarte,  »uile  er  feinen  @Epofitionen  biefer  Arbeit  tourbe  bur$  fein  frül^eS  ^infi^iciba 

ein  @epräge  ber  Obfectioität  unb  bamit  eine  an-  oereitell.  ®er  UnterjeicEinete  Dtrfuc^tt  ti  ffeat,  bit 

fprec^cnbe  UeberjeugungSiraft  ju  oerlei^cn,  totli^c  me^i  fd^olienarligin  Slnnototionen ,  gunfi^fl  fö 

ba§  Vertrauen  ber  Sefer  feffelle,  i^m  ^uctotttät  ben  münblii^en  Vortrag  btred^net,  gu  oollaba. 

unb  feinen  S^riften  ben  ttac^^alttgften  Sinbrud  mu^te  aber  balb  bie  Uebergeugung  f^pfen,  bol 

ftd)eclc.  Sarin  liegt  baS  @e^eimni|  Don  bem  @in-  bie  Sefi^affen^eit  bet  Rapiere  eS  ni^t  mi(^ 

fluffe,  ben  er  auf  bem  lbeologifc^<litcrarifd^en  ©e-  mai^c,  fie  gu  »emotlftänbigen,  oline  ein  anbcRi 

bielt  übet  fein  S^itallet  auiübte.  €ä  ift  fd)mer  ju  äSert  barauS  ju  mai^n,  unb  mu|te  banim  vm 

fagen,  ob  er  mit  feiner  Sijmbolilunb  beren  Sipo*  $lane abfielen,  bieborliegenbtnScripttnguebiia. 


1689 


üßönd^tl^um. 


1690 


Xel^nlid^  Derl^ielt  eS  ftd^  oud^  mit  feinen  mif  bie 
$atroIogie  bepglid^n  @tubien  unb  @fi5jen.  S)er 
(Eingang  p  einer  t)on  il^m  beobftd^tigten  ®e{d^td^te 
ber  d^riftlid^en  ifiiteratur,  }unäd^ft  ber))Qtnfii|(i^en, 
toax  )u  oerlodenb,  ofö  bo^  man,  xoa^  üorl^onben 
tDor,  bem  $uBIifum  üorentl^alten  moQte.  Mein 
bei  naiver  2)ur(i(|ftd^t  fteUte  ftd^  l^erouS,  bo^  in 
bem  l^nbfd^riftlid^en  ^iod^Ioffe  bie  Ungleid^l^eit 
ber  Slaborote  nad^  3<^it  unb  Umfang  unb  @tU' 
bimn  ed  nic^t  geftattete^  ba§,  tt>a§  t)orIag,  ju  ebiren; 
unb  foOte,  nad^bem  ber  ^rud  einmal  begonnen 
uwr,  baS  Sud^  nid^t  ganj  unbefriebigt  la^en,  fo 
mu^te  Don  bem  Herausgeber  ba§  SRangeInbe  faft 
bis  3u  5tt)et  SDrittl^eilen  ergön^t  werben.  Snbtid^ 
traf  etUKid  9e^nlid^e§  aud^  fein  ^auptnier!,  bie 
@9inboIi!.  SBäl^enb  ba§  99ud^  t)on  allen  Seiten 
junel^menb  gepriefen  n>urbe  unb  mit  jebem  3a]^re 
eine  neue  Auflage  erlebte,  genügte  e§  i^m  felbft  nie 
nä^t  Smmer  toieber  t)on  92euem  nal^m  er  bie 
OueDenforfd^ungen  auf,  umüJlangel,  bieerbaran 
entbedt  l^atte,  ju  bcrbeffem.  ®ie  fünfte  5luflage 
foUte  naml^afte  3ufötf^  unb  ißerbefferungen  er» 
fol^ren.  Sr  mar  bamit  bis  gum  16.  Sogen  ge* 
lommen,  als  il^n  bie  jhanf^eit  um  ben  Sal^reS» 
anfong  1838  unterbrad^ :  er  liefe  bal^cr  ben  ©rudf 
ausfegen,  mit  bem  fefien  SSorl^aben,  mo  möglid^  in 
ber  Sspofttion  ber  Seigre  t)on  ben  @acramenten 
eine  tfeilS  nod^  tiefere  unb  erfd^ö))fenbere,  tl^eilS 
aud^  bem  lird^lid^en  fie]^rtt)puS  nod^  enger  angepaßte 
^{fung  JU  geben.  2)iefer  ®ebante  befc^öftigte 
t^  fel^r  in  ber  legten  3eit,  allein  er  üermo^te 
feinen  aSunfd^  nid^t  mel^r  in'S  9Ber!  5u  fe^en,  unb 
ba^  einSlnberer  nad^  feinem  SSerlangen  unb  feiner 
Vngabe  bie  ^anb  ba}u  leil^en  foUte,  fonnte  crn^ 
na^eliegenben  ©rünben  nid^t  gemalert  merben.  63 
iDiute  bol^er  bie  fünfte  Auflage,  bie  le^te  t)on 
feiner  ^nb,  ol^ne  irgenb  eine  ^enberung  t)om 
16.  Sogen  on  nad^  ber  oierten  abgebrudt,  unb 
eine  furje  SebenSffijje  beS  S5erfafjer§  t)on  bem 
Untei^eid^eten  beigefügt.  @eitbem  erlebte  bie 
Spmbolif  fünf  meiterc  tKuflagen.  9Jlö]^ler§  übrige 
*iffäje,  größere  unb  fleinere,  mürben  uon  ®öl- 
Knger  in  2  SBänben,  SegenSburg  1839—1840, 
tciouSgegeben;  feine  Sorlefungen  über  JKrd^en« 
aefd^tc^te  Deronentlid^te  ®am§  (9legen§burg  1867 
US  1870)  in  3  Sönben.  (Sgl.  2Bömer,  Sol^. 
8bam  anöl^ler,  9{egen§burg  1866;  9taid^,  Sr- 
gfinjmigen  }u  ÜRöl^lerS  ©^mbolif.  92ebfl  bem 
eebenSbilbe  ^Röl^lerS  t)on  Dr.  ^.  jfil^n,  Wainj 
1889.)  [SReitl^ma^r.] 

lUn^^Wf  ^^  Inbegriff  aller  6rf d^einungen 
unb  Sinrid^tungen,  meldte  ber  d^riftlid^  @eift  au§ 
Rd^  l^^rouSgebilbet  l^at,  um  in  einer  bef onbem  ®e* 
[lalhmg  bed  d^riftlid^en  SebenS  ben  allgemeinen 
Stoedt  beS  Sl^rifientl^umS  unb  bie  Sefhmmung  be§ 
einjelnenSRenfd^en  jur  SoUfommenbeit  }u  erfüllen. 
ZHefe  @eflattung  beftel^t  in  ber  grfüKung  ber  fog. 
ANmoelifd^  Statine  burd^  bie  @elübbe  ber  ^rmut, 
^a  ireufd^l^eit  unb  beS  ©el^orfamS.  S)a§  9}}öndE)» 
^um  lann  nid^t  als  etmaS  3ufälligeS  angefel^en 
ofrben,  aud^  nid^t  al§  ein  Sattem  be§  d^riftlid^en 


2eben8 ;  aber  aud^  nid^t  afö  ©elbfijmed,  fonbem 
nur  als  ein  SKittel  jur  ßrreid^ung  ber  allgemein 
d^riftlid^en  ßebenSaufgabe.  ©iefeS  ÜKittel  trägt 
feine  SRed^tfertigung  in  ftd^  felbft.  ®a8  ©runb- 
gefe|  aM  d^riftli|en  SebenS  ift  baS  ®efe^  ber 
Siebe,  meldte  aDeS  ®efe|e§  Erfüllung  ift,  unb 
meldte  in  Sejiel^ung  auf  bie  befonbercn  Serl^ölt» 
niffe  beS  SKcnfd^en  ju  ®ott,  ju  fid^  felbft  unb  ju 
bem  IRebenmenf  d^en  fid^  aud^  )u  bef  onberen  SebenS« 
normen  geftaltet.  Sa  nun  baS  OrbenS>  ober  jtlo* 
fterleben  al8  concrete  ßrfd^einung  beS  SKönd^tl^umS 
nad^  feinem  ®runbgefeje  unb  SmedCe  mit  bem 
Sl^riftentl^um  }ufammenföllt,  f  o  fann  bie  SBejiel^ung 
auf  ©Ott  feinen  befonbem  ©ifferenjpunft  jmifd^en 
bem  d^riftlid^en  überl^aupt  unb  bem  ^Rönd^Sleben 
bilben;  mol^l  aber  bieten  einen  fold^en  bie  beiben 
anberenSejiel^ungen.  2)ennerftere  ift  eineunmittel« 
bare,  für  ^Ue  gleid^  notl^menbige;  bie  le^teren  aber 
finb  mittelbare  unb  jur  Srreid^ung  beS  allgemeinen 
3tDedf§  nid^t  in  befonberer  SSeife  gleid^  notl^meu' 
bige.  9iad^  biefen  Sejiel^ungen  beS  SRenfd^en  ju 
fi^  unb  Ruberen  bestimmen  ftd^  bie  obiectiDen 
®runblagen  beS  Sßönd^lebenS ,  olS  mel^e  Don 
iel^  bie  ®elübbe  ber  Slrmut,  ber  jteufd^l^eit  unb 
beS  ©el^orfamS  gegolten  l^aben  (f.  b.%t.®elübbe); 
unb  ebenf 0  folgt  auS  il^nen  aud^,  marum  eS  gerabe 
nur  biefe  SDKttel  finb.  S)enn  im  ®e]^orfam  begibt 
\\ä)  ber  aWenf d^  feiner  f alf d^en  Obj[ectiöität :  burd^ 
bie  freigemö^lten  ®elübbe  ber  9lrmut  unb  fteufd^« 
l^eit  rniU  ftd^  ber  3nenfd^  Don  ben  Sanben  loS» 
mad^en,  mlä^t  il^n  an  bie  ülatur,  an  baS  Srbifd^e, 
an  bie  ®efellfd^aft  ber  ÜKenfd^en  im  3Hlgemeinen 
fetten,  um  für  ®ott  allein  ungejUrter  leben  ju 
f önnen.  ®enn  nur  SGBenigen  ift  eS  Derliel^en,  unter 
allen  jenen  irbifd^en  Serl^öltniffen  ju  leben  unb 
tro^bem  ben  Slidf  aud^  ftetS  auf  ®ott  unb  bie  Sr* 
reid^ung  ber  SebenSaufgabe  gerid^tet  )u  l^alten. 
Son  biefem  ®eftd^tS))unft  auS  bietet  fd^on  bie  l^ei« 
lige  ©d^rift  bie  SRed^tfertigung  ber  frei  gemäl^lten 
?lrmut  Cülattl^.  19,  21)  unb  ber  g^elofigfeit 
(1  6or.  7,  32  ff.).  Ueber  ben  ®el^orfam  l^aben 
mir  feine  befonbere  ßrflärung  ber  l^eiligen  ©(|rift; 
menn  fie  aber  baS  Sanb  ber  ®emeinfd^aft  unter 
ben  Kl^rifien  als  ein  fo  cngeS  barfteHt  unb  ©el^or- 
fam  nid^t  blofe  gegen  SSorgcfe^te,  fonbem  aud^ 
gegen  jured^tmeifenbe  unb  mal^nenbe  93rüber  leiert, 
fo  fann  eS  il^rem  ®eifte  nidfit  fremb  fein,  bafe 
jcmanb  pd^  im  Seben,  um  fidlerer  ju  ftel^en,  ber 
Seitung  eineS  Zubern  l^ingibt.  ®ie  3bee  beS 
aiiönd^tl^umS  fubjectiD  betrad^tet,  baS  SJlotiD  beS 
DrbenSlcbenS,  ift  bie  Siebe,  meldte,  als  $rincip  beS 
göttlid^n  SebenS  im  ÜKenfd^en  lebenbig  gcmorben, 
bie  fd^on  Dorl^anbene  SBillenSgemeinfdbaft  beS  Er- 
lösten mit  El^rifto,  bem  grlöfer  unb  ©nabenfpen» 
ber,  immer  inniger  ju  mad^en  fud^t.  3n  biefer 
@e]^nfud^t  nad^  l^öl^erer  SSoHfommenl^eit  unb  Sini» 
gung  mit  ®ott  ift  jene  3bee  ebenfo  unenbltd^  mie 
baS  objectiDe  ©cjc^  ber  Siebe,  ©al^er  brängt  fie 
eben  ben  SD^cnfd^en,  alles  Stbifd^e  abjuftreifcn, 
bamit  er  ©ott  allein  leben  unb  bienen  fönne.  ©ein 
3iel  ift  bemgcmöft  bie  Kcinlieit  ber  ©eele  unb  ein 


^bnüit^am. 


16dl 

in  SSort  unb  Wat  fii^  auSlJiägenbtt  tugenb^afln 
SBonbeL  (Et  faffet,  um  hie  «tgierben  htS  Seibeä 
ju  ertöbttn  unb  mil  bon  Srfpatten  Stnheren  Reifen 
gu  tBnnen ;  n  mülit  fic^  ab  unb  atbeilel  für  Sn- 
bett ;  et  Qd|tet  Itin  Sdien  für  nit^t§,  um  einen  an- 
bem  retten  ju  (Snnen ;  \o  ift  bie  2iebe  etfinbetiiiii, 
nii^t  um  uor  anbeten  ttn»i§  ju  gelten,  fonbem  um 
fi(^  JU  bet^Ötigen  unb  bitter  §eil  ju  mirlm.  SJon 
□er  irbif(^en,  {innlic^en  Siebe,  meldde  jnKir  im 
S^riftentfium  bur^  ba§  l^eilige  @acrament  btr 
S^e  gefteiligt  norben,  aber  btn  3]tnifd)(n  immer 
gum  grboi^oflen  jie^t,  fünftel  ber  ÜCReni^  fßt- 
fletlung  ber  in  ibm  Itbenben  gättlidien  £i(6e,  btjleit 
laum  ju  gebenten,  ba^  bet  ginhitt  in  bie  e^e 
Dielt  99(bür(nif(e  unb  ©orgen  fc^afft.  Slut^  bie 
©tfeHj^alt  ber  Sßdt  Wirb  1^  eil  iget  Siebe  jum  ffln- 
jloi;  ber  3)lenjd^,  bon  i^t  ergriffen,  jit^l  Jiii^  in 
bie  6infam(rit  in  ober  Qu|er  bem  §au|e  jurüdt. 
älliein  bitfeä  Streben,  ftc^  ab}ufi$lie|en,  tann  anä) 
leidit  ein  falf^eS  fein ;  leii^f  »irb  ber  9Kenji^i  ha- 
bei  Jeffiftfü^tig  unb  ttema^Iöffißt  bie  Siebe.  5Iur 
wer  gang  Jc^on  in  boS  gSftlii^e  Siebeäleboi  einge- 
gangen ift  unb  feft  batin  ftf^l,  tonn  tior  biefen 
@efa^ren  frei  {ein.  Smmer  bleibt  boc^,  wenn  auij 
unmerfbat,  ba§  39tbürfni|  ber  geiftigen  ®emdn' 
fti^oft  im  3)ien|d)en,  unb  ba§  S9eU)u§tftin  boDon 
^at  bem  3Rbnd)SIeben  erft  bie  ©eftalt  gegeben,  in 
ber  es  fic^  conjolibittt,  bie  ©eflalt  beä  engem  reli- 
giüfen  ißeueinS  Don  ©leii^gerrnnten  unb  ®Itic^- 
ftrefienben,  um  in  ©emeinfi^oft  ein  Seben  ^rift- 
lieber  aSoEtommenböt  ju  führen,  in  bem  alle  er- 
mutöigenb  unb  fräftigenb  auf  einanbet  mitten. 
SBSü^renb  btr  Sinjtlne  in  gänilidier  abfd|[ie|ung 
Bom  focialen  Stben,  in  ber  giniamftit,  leidjt  jeinem  i 
eigenen  ffirmeffen  folgt  unb  bie  grei^eit  jur  SBifl- 
lüt  gehaltet,  binbet  er  im  j^bfterleben  fie  an  eine : 
I|iy!tere  Wac^t  äuget  i^m  unb  geminnt  fie  erft  hierin 
tt>aI)iÖaft.  ®enn  bie  einjelne  ©emeinfc^aft  (Sierein) 
^eEit  ja  miebet  nit^t  ifolirt,  fonbetn  nie  Don  i^c 
aus  auf  bie  allgemeine  iFirt^e  jutätfgewirft  loirb 
(fei  e§  iiureö  blafeeS  SBeifpiel  ober  nähern  3!etfel)t 
mit  bet  Sffielf),  fo  mufe  fie,  nieil  auf  fitiiliii^et 
©tunblage  ru^enb,  ftetS  im  lebenbigen  Sufammen. 
^ange  mit  bet  Äirc^e  bleiben  unb  Don  i^r  bie  badete 
^eibe  empfangen.  SBJenn  bie  Siebe  fubjtctitie 
©runblage  beS  SRöntfiaiebenS  ift,  ]o  folgt  batauä, 
bafe  e§  bettiti  eine  gntmirflung  ber  fittlii^en  flrajt 
im  Singeinen  DotauSfe^t,  ber  baSfefbe  mä^It,  unb 
bafe  biefc  SßJaJl  eine  freie  fein  mug.  SBc  baS 
ailön^il^um  biefeS  nic^t  bead^tcte,  Derftanb  eS  fic^ 

Enid^t  unb  mugte  jum  SBerfalle  (ommen.  3e 
ler  übet  feneä  5DiotiD  im  ungemeinen  im 
ft^en  BorauSgefeJt  werben  batf  (SKattfi.  19, 
11),  beßo  jlrengere  Sebinguugtn  mußten  bem  in 
einen  3ni^n{^SDerein  Sintretenben  auferlegt  net> 
ben.  ^ti^lS  nibetfprid^t  bet  3bee  unb  SBurbe 
beS  üJtBnd^lebenS  me^t  als  bei  ^tottS  Ju  bem- 
felben.  S)ei  93etuf  muB  au^  ^iet  oon  Sott  lom* 
men.  3)ie  dlteten  ©qnoben  festen  bal^er  ein  be* 
ftimmttS  ?[Itet  feft,  baä  ber  Eintretenbe  &a6cn 
foUte  (17  3a^re;  fpätet  baS  25.  3a^t  auf  bcti 


britten  S^nobe  Don  Sartfwgo ;  baS  40.  na^  {pä> 
teren  gaCicanifi^en  unb  fpanif^en  Sqnobcn);  )b 
balb  Derbuntelte  fic^  bie  ri^tige  Slnf^auung,  obet 
man  magte  aus  DJtiiDerflanb  nit^t,  bie  SßitOi^ 
nac^  ber  rechten  9In|i$Quung  gu  gehalten.  %tmi 
bie  bem  TOönc^tbum  gu  @timbe  liegenbe  3b« 
eine  allgemein  menfd)Iid|e  \%  oIS  SiibeäfeEinen  btf 
iUIenfi^en  na^  immer  innigerer  EBcibinbung  mit 
®ott  but^  Äbftreifung  alleS  3rbif4en,  fo  iinb  bem 
ajlön^t^ume  Demwnbte  anfe^auungen  unb  fe- 
fdlcinungEU  aufeerfialb  bei  iJ^tiftenltiumS  (|.  fß.  bei 
bell  jübiidjen  Diniiräern,  bei  ben  3:^eta|>euteii  unb 
Sffäeni,  im  ^ieuplnloiii^itiuS  unb  in  ^eibnifc^ 
Dfeligionen)  nii^t€  16c!renibenbe€ ;  ober  erft  in 
6C)riftentt|ume  ift  bie  rtinfte  ^uffa^ung  unb  UnS- 
4irügung  jener  3bee  »ocbanben.  ^6ä)^  ön^ 
Ii(f)  Ware  rö,  moUte  man  baS  anöndöt^um  aH 
DJadja^mung  ioItI)cr  erjdjEinungen  onfe^  olw 
auä)  bie  befonbere  ^.'erniilaffung  feines  ^ietmf 
trelens  in  flimalifcben  ^er^ältnijfen  (9egi))itenS) 
füllen,  obgleich  ntd)t  bcftritten  uerbtn  foD,  ba| 
biefe  wie  jene  im  ^iujelnen  eingeBntß  ^ben,  am 
auii  befonbete  91nfid)leu  übet  3!et^tmffe  einet 
3eit  iaS  !DtiJn(fttbum  förbem  ober  lernen.  ®ie 
gntfteliung  bes  fDtßni^töuraS  ip  abet  nut  auS  Iw 
t^riftlic^n  anfcbauung  unb  jenem  fubjectiDen  SRd- 
tiDe  gu  erllären.  3n  feiner  erfien  @e{laltung  be- 
gegnet un§  baS  aJlön^t^um  bei  ben  Säceten  (f.  b. 
,  art.)  feit  bem  2.  3al)t^)unbett ;  biefe  blieben  atcr 
no^  inmitten  ber^milie  unb  bet  dfrifUii^^t' 
mcinbe.  SaS  dirifttid^  Utetf^um  \af)  in  iErm 
Seben  bie  jc^iünfte  ^lüte  beS  e^ti{tent^uniS.  3b 
3eit  ber  beciQnijcben  Süerfolgung  btr  g^ripen  (249 
bis  251)  floben  Ißiele  in  bie  SBüfit,  bie  i^nen  bilb 
lieb  muibe,  unb  blieben  au(I|  nad)  btnt  lEnbe  bei 
Sicrfolgung  ba  mobitn  (^ul  Don  3:^eben,  gt^ 
340).  Um  270  warnten  aber  Diele  ginfieblet  m^ 
inbtrSRa^e  ibrtr®Örfetin9Ieg9pten.  ffialftben 
in  ber  SBüile  niä()Iten  alSbotb  SBiele,  angejogm 
buri$  ben  tKuf  unb  bie  SBeiS^tit  btS  ^L  antomil 
(j.  b.  ?lrL),  unter  btffen  Seitung  Diele  Süngerii 
eingelnen  SQlo^nungen  ber  9etrad|tung  unb  im 
®ebele  lebten.  3näbnli^r  aßeifegtünbetento- 
moniuS  unb  SDlacariuS  ber  Gleitete  (f.  b.  Sitl) 
äütbn^efeQic^aften  auf  bem  nitrifi^n  99etge  ntb 
in  bei  |Ieti|cben  äSufie,  neli^  @egtnben  bolb  bk 
berübmleften  iDUnd)eft|e  waren ;  Don  btr  SäPt 
@aja  (f.  b.  Srt.  Dilation)  auS  Mtbttitttc  ^  tni 
3}!än$l^um  nai^  fßalöftina  (Stnoiniüpt,  Statte 
©grien,  ÜDleiopotamien,  *lJetfien,  armtnien  raö 
ifleinofien  (f.  b.  Srt.  Suftat^iuS  Oon  Sebof^)- 
Stbttn  anfangs  bie  TOöndit  in  tingtlnen  34" 
neben  einanbcr  (|.  b.  art.  Sauro),  me^  oIS  Sif 
fiebler  (f.  b.  atl.  anad|oreten),  fo  Dtreinigte  $01^ 
miuS  (um  325)  [oldit  guttil  in  tinet  gttneit^iiven 
SßJo^nung  (f.  b.  Itt.  ffloftet)  auf  bet  MiliBfel  I» 
benna,  gab  gemeinfame  Stegeln  (ou^  für  bit 
grauen,  welchen  beS  antoniuS  S^we^  Dof 
geflanben  fein  foU,  geltenb)  für  baS  gemeinf^ofl* 
lic^e  Seben  (f.  b.  att.  Sönobiten)  unb  brongbefat' 
btts  auf  ®e^ot|am  gegen  btn  äbt,  ber  gttofi^ 


1693 


Tlini)if^nm. 


1694 


»el^reren  fflöfiem  Dorfianb.  Sie  ®ränber  ber 
StlbfUx  gaben  überl^mipt  bie  im  ©anjen  tntlben 
SRegeln:  Sinfamfeit,  ^anborbeit,  toeld^e  in  ben 
figOptifd^en  ftlöftem  ben  größten  %f^t\\  be§  SageS 
ouSffiQte,  IBefci^rönfung  ber  förperlid^en  Sebürf» 
tiiff e,  geifUtd^  Uebungen  »Kiren  baS  Sigentl^ümlid^e 
beS  lulönd^IebenS.  S)a3  Sönobitenleben  erl^ielt 
Ibolb  benSBor)ug  Dorbem^nad^oretenleben;  oOein 
biefeS  bejianb  bod^  immer  neben  jenem  fort,  unb 

SKir  fo,  ba^  ßinjelne  ofö  %§ceten  in  ben  Stöbten 
rtlebten,  Slnbere  enge  3dlen  (Keclufen)  unb 
Gräber  (aRemoriten)  jur  äBol^nftätte  möl^lten,  ^n- 
bcre  gar  feine  fold^e  l^atten,  ^nbere  auf  @öulen 
iDOl^n  (Staaten  bis  in'S  12.  Sal^rl^unbert;  @9- 
mcon  ©t^ateS  feit  420 ;  f.  b.  9rt.).  Rubere  t)er- 
liefen  av^  bieffI5fter  lieber,  um  in  ber  Sinfam- 
bit  }u  leben.  99ebeutenb  mar  bie  ^njal^I  biefer 
SUnd^;  unter  beS  ^ad^omiuS  ^ufftd^t  §.  %.  ftan- 
ben  7000;  in  SWtrien  waren  gegen  50  Älöfter 
(Sozom.  6,  31).  ftaifer  SSalenS  gab  gegen  ba§ 
fibermö^ige  3uftrdmen  au  ben  ff löftem  @efe|e ; 
aUein  fte  maren  ol^nmöd^Kg  gegen  ben  ®eift  ber 
3eit,  unb  feine  IRad^foIger  trafen  btSmeilen  %n- 
orbnungen,  meldte  felbft  ben  SRigbraud^  förber- 
ten.  S)enn  menn  SSiele  t)on  bem  SSerberbniffe  ber 
SBett  in  baS  JHofter  getrieben  mürben  unb  ein 
iDQl^reS  l^igeS  Su^Ieben  f ül^rten,  f o  fud^ten  aud^ 
Siele  t)on  brüdfenben  Rauben  loS  ju  merben  unb 
eilt  bequemet  Seben  su  erlangen.  ®ro^  mu^te 
immer  nad^  ben  @d^ilbemngen  an^  bamaager 
Seit  ber  Sinbrudf  biejer  SebenSmeife  fein,  fo 
ba|  Diele  ^iben  gu  ben  äJtönd^en  famen,  il^ren 
6egen  »erlangten  unb  befel^rt  mürben,  befon> 
bcrfi  feit  ber  groge  j^eiage  SapuS  (f.  b.  ^rt.) 
in  ber  9lö]^e  Don  Söfarea  ein  fflofter  eingerid^tet 
(otte  unb  bie  fflöfter  in  ber  9}ä]^e  t)on  Stäbten 
imnttt  l^ftufiger  mürben.  9}oc^  me^r  mar  bieg  feit 
bot  5. 3abr|unbert  ber  SfaQ.  al§  e§  aud^  in  gr5ge> 
xcit  @t&bten  ftarf  beje|te  fflöfter  gab.  Slber  bie 
SRad^t  imb  Si^re  enegte  aud^  ^od^mutl^,  ber  bi§> 
mcilen  bie  bürgerad^e  ©efe^gebung  menig  ad^tete; 
onter  ber  SarDe  ber  Sftömmigfeit  barg  fid^  nid^t 
fdtenSauI]^eitunb@^Ied^tig!eit  möl^renb  Rubere 
bnrd^  übertriebene  SSceje  jur  iBerjmetflung,  jum 
Selbffanorbe,  jum  müflem  Seben,  jum  SBa^nftnn 
getrieben  mürben  (t)gi.  aud^  b.  ^rtt.  @arabaiten, 
St^cmoboten).  3BiQ)er  ^fanaHSmuS  lebte  unter  ben 
SRönd^en  auf,  ber  ftd^  oft  gegen  ba§  ^eibent^um 
riAteie,  aber  oud^  gu  ^arteüämpfen  ftd^  gebraud^en 
De|  md)  bie  fird^li^  bogmaKfd|en  Streiügfeiten  im 
5.  nnb  6. 3a]^r|unberte  anfd^ärte  unb  Derlöngerte 
(f.  b.  9rtL  Siodcur  unb  aRonopl^^ftten).  3lu4  bie 
(Kontemplation  verirrte  ftd^  in  überfd^möngad^em 
<Bcjv(l  unb  artete  in  ein  @))tel  mit  antbropomor« 
p^ißifd^  Silbern,  bismeilen  in  Abirrung  t)on  ber 
fttrd^eiO^  aus  (f.  b.  «rtt.  3lubianer,  ^Reffalia- 
ser,  (Eufiatl^S  t)on  @ebafte).  Slber  biefe  ^uS» 
Ortungen,  fanben  fd^on  gu  il^rer  3cit  berebte  Sabler, 
^  8.  SKIuS,  möl^renb  baS  gefammte  äJtönd^tbum 
and^  Öegner,  mie  3ot)inian  (f.  b.  Slrt.),  fanb.  S)er 
gUdtritt  Dom  Slönd^leben  galt  als  ©laubenS- 


unb  aDBiflenSfd^mäd^e,  mar  aber  in  ben  früheren 
Sal^rbunberten  bei  Ucbcmabme  einer  öffentad^en 
Suge  nod^  geftattet  (DgL  ConciL  Chalcedon. 
c.  16,  in  Collectio  Conciliorum  IX,  Paris. 
1644,  148). 

3Böbrenb  im  ÜRorgenlanbe  baS  SRönd^tl^um 
feinem  SSerfaKe  bereits  entgegenging,  lebte  eS  f^vcf 
ac^  im  ^benblanbe  auf,  mo  eS  burd^  ^tbanafmS 
(f.  b.  Slrt.)  befannt  mürbe.  6S  i^aitt  jmar  anfangs 
nur  getbetlten  SeifaQ  gefunben ;  allein  eS  erl^ielt 
möd^tige  ©d^ujrebner  an  3lmbropuS  (f.  b.  ^rt.), 
ber  bei  ÜKailanb  ein  ff lofter  grünbete,  an  ©ufebiuS 
Don  SerceHi,  ^ugufKnuS,  ^ieron^muS  (f.  b.  3lrtt.) 
u.  31.  aisbalb  mürben  bie  fflöfter  b^figer  im 
abenblanbe,  in  Stalten,  ®attien  (SourS,  SerinS), 
Snglanb  unb  Sfrifa,  Seutfd^lanb  unb  Spanten. 
SKand^e  Derliefecn  i^re^eimatunb  manberten  über'S 
9Reer  nad^  ^eg^pten,  um  ^tx  baS  beilige  Seben 
ber  Sftönd^e  fennen  gu  lernen  unb  biefeS  nad^gu- 
abmen  (KaffianuS,  f.  b.  Slrt.).  SWand^e  lebten  aud^ 
augerbalb  beS  fflofterS  als  SlSceten ;  fd^on  ^ugu- 
fün  aber  geigelt  berebt  bie  ^eud^elet  unb  baS  lafter> 
\)a^tt  Seben  b^nimgiebenber  SBöndfee  (f.  b.  9lrt. 
Gyrovagi).  S)ie  SebenSmeife  ber  abenblänbifd^en 
9)t5nd^e  mar  meniger  ftreng  als  bie  ber  morgen- 
lönbifd^en ;  i^re  ^auptbejd^öfagung  mar  Setrad^- 
tung;  Saffmn  unb  3luguftin  empfablen  allein 
|)anbarbeit.  3n  beiben  (Segenben  maren  bie  ^Rönd^e 
Saien,  meift  nur  ber  ^bt  ^reSb^ter;  bie  fflöfter 
maren  abhängig  Dom  Sifd^ofe.  S^emHonen  famen 
feit  bem  6. 3abrbunbert  in  5lfrif a,  feit  bem  7.  Sabr» 
bunbert  in  ®aOien  unb  im  ^orgenlanb^  Dor. 
^rübseiHg  nabm  man  aud^  ^ißönd^e  ju  Slerüent; 
baS  SDtönd^tbum  gaU  fd^on  Snbe  beS  4.  äabr^un- 
bertS  als  ^flanjfi^ule  beS  SleruS  unb  blieb  bieg 
im  SRorgenlanbe  immer.  S)en  grögten  ^uf f d^mung 
erbielt  aber  im^benblanbe  baS  äJtönd^tbum  bur(§ 
Senebict  Don  9lurfw  (6,  Sabrbunbert),  beffen  Siegel 
(529),  milbe  unb  Derftönbig  baS  Seben  ber  äRön^e 
regelnb,  fid^  rafd^  burd^  Stalien  unb  ®aQien  Der» 
breitete  unb  anmölig  aUe  älteren  Kegeln,  mie  5.  S. 
bie  beS  Siafftan,  beS  göfariuS  Don  SlrleS,  beS  bl.  &)- 
lumban,  Derbröngte;  unter  ben  ff löftem  entftanb 
ein  engerer  Serein  burd^  bie  ©leid^b^it  ber  SRegel, 
ber  erfte  SKönd^Sorben  (f.  b.  Slrt.  Senebictiner» 
orben).  SuSbrüdRid^  mürben  bie  9Rönd^e  burd^ 
bie  Siegel  unb  burd^  bie  ©elübbe  Derpflid^tet,  baS 
fflöfter  nie  ju  Derlaffen;  bieienigen,  meldte  baS 
fflöfter  Deraegen,  mürben  mit  (SemaU  jurüdf- 
gebrad^t,  (Sf^m  Don  9Könd^en  für  ungfilHg  erflört. 
S)cm  Vorgänge  gafpoborS  (f.  b.  9lrt.)  nad^folgenb, 
fübrte  man  aud^  frübe  gelebrte  Sefd^afügung  in 
ben  fflöftem  ein,  unb  rübmenb  gebenft  bie  9ladJ- 
meH  beffen,  maS  fte  für  @rbaltung  unb  Pflege  ber 
SBiffenfd^ft  tbaten.  Um  ftd^  gegenfeirtg  ju  unter- 
fiüjen  burd^  ibre  arbeiten,  mürben  im  SKorgen- 
unb  9lbenblanbe  (befonberS  in  Spanien)  5Dlönd^S- 
unb  9lonnennöfler  Derbunben ;  3uftinian  aber  ge- 
bot, biefe  ju  trennen.  3m  9lbenblanbe  maren  bie 
5Ronnen  (ju  ©regorS  b.  ®r.  Seit  3000  in  Stom) 
mbgad^ft  abgefd^loffen  (Dgl.  S^nobe  Don  Orleans 


1695 


^nönd^tl^um. 


1696 


549) ;  halber  crl^icltcn  ftc  anä)  feit  bem  6.  ^a^v 
^unbcrt  eigene  Äird^en. 

SBenn  nun  baS  SKönd^tl^um  6ei  ben  ©ermanen 
fid^  aiiä)  eine§  rajd^en  3luf6lü]^en§  ju  erfreuen 
f^atk  unb  bie  HKönd^e  burd^  tl^r  ftreng  aScetifd^eS 
geben,  fomie  burd^  il^r  eifrige^  SBirfen  bie  Siebe 
unb  Serel^rung  be§  95oI!e8  unb  ber  Surften,  2ln- 
fel^en  unb  bebeutenbe  Keid^tl^ümer  gemannen,  fo 
maren  bie  jtlöfter  bod^  bei  ber  bamaligen  Sage  be> 
beutenben  ©d^monfungen  ouSgefeJt.  3tn  fronfi« 
fd^en  5Reid^e  gerietl^en  fle  bei  ben  üerl^eerenbcn 
SinföUen  ber  @aracenen  unb  bem  rüdffid^tSlofen 
©d^Qlten  ffarl  a)larten§  in  ööttige  «uflöfung. 
Eifrig  arbeiteten  bie  Äönige  Äarlmann,  ^ipin, 
ffarl  ber  ®ro^e  unb  Submig  ber  f^fromme  unb 
unter  il^rem  @(|i^e  ber  gro^e  Sonif atiu§  u.  9.  an 

teilung  ber  Uebef,  an  ^erjteQung  ber  3ud^t  unter 
Ieru§  unb  9Kön^en  in  gfranfreid^  unb  ffieutfd^ 
lanb.  Um  biefe  3cit  geftaltete  fid^  aud^  baS  95er« 
l^öltni^  5tt)i(d^en  SIeru§  unb  !Dtönd^en  titoa^ 
anberS,  mo^u  Dor  Willem  todf^l  bie  @enbboten 
be§  Sl^riftentl^umS  au§  Snglanb,  meldte  äJtönd^e 
tt)oren,  beitrugen.  Slerifcr  unb  SKönd^e  füllen 
5iemli(^  5u(ammen;  ber  Unterfd^ieb  mirb  barin 
gefunben,  ba|  iene  Sleifdfe  effen,  leinene  SBBöfd^e 
tragen  unb  Sigentl^um  beft^en  bürfen  (@t)nobe 
üon  ^ad^en  817;  f.  b.  «rt.  «ad^cn  I,  4).  ®en 
Uebergang  Dermittelt  bie  t)on  S^robegang,  bem 
95ifd^of  üon  9KeJ,  feinen  Slerifem  aufgelegte  95er« 
pflid^tung  jum  gemeinfamen  canonifd^en  Seben 
(nad^  bem  95organge  be§  SufebiuS  t)on  95erceni 
unb  ^uguftinS),  »eld^e  auf  ber  genannten  ©pnobc 
5um  Oefek  für  ben  6Ieru§  überl^aupt  erlauben 
würbe.  ^Ue^ScetenfoHtenentmeberflöfterlid^  ober 
nad^  canonifd^er  95orf d^rift  (eben ;  befonbcrS  un« 
gern  fal^  man  aScetifd^e  grauenöereine  ol^ne  fefte 
Segel;  bal^er  galt  jene  Serorbnung  aud^  für  fte. 
@o  entftanben  ßanonifjen  unb  goüegiatftifte.  9Bie 
man  feit  bem  7.  3al^ri^unbert  bie  SWönd^e  immer 
mel^r  ju  ben  ßlerifem  red^nete,  fo  nal^men  aud^ 
fpäter,  befonberä  im  95erlaufe  be§  9.  Sal^rl^unbertS, 
bie  eierüer  immer  mcl^r  in  ben  fflöftem  m ;  am 
liebften  fallen  bie  ftlöfler  aud^  einen  95ifd^of  in 
il^rer  9Kitte,  obgleid^  bie  bifd^öflid^en  3(äe  bi§  jum 
10.  3a]^rl^unbert  bem  Drtäbifd^ofe  ftreng  referoirt 
würben,  ©d^on  bamatö  beid^tetc  baS  9SoIf  lieber 
bei  ben  SJlön^en,  unb  wir  finben  S)emonftrationen 
be§  SBeltcIeruS  gegen  gingriffe  jener  in  bie  pfarr« 
amtlid^e  9Birfiam!eit,  bie  jwar  bie  Sl^ätigfeit  ber 
2Könd^e  befd^ränfen,  aber  bie  Siebe  beS  95ol!e§ 
il^nen  nid^t  entgleisen  tonnten.  UebrigenS  tonnten 
bei  aßem  6ifer  ber  gfürften  unb  S^noben  nid^t 
aUe  TOifeftänbe  im  Drben§leben  gel^oben  werben ; 
bem  TOifebraud^e,  ba^  man  Äinber  jum  ffloflcr« 
leben  beftimmte,  ol^nc  baj  e§  biefen  fpäter  frei« 
ftanb,  auszutreten,  trat  nid^t  einmal  Äaifer  ffarl 
entgegen.  SBurbe  Ja  nid^t  einmal  ber  6anon  einer 
römifd^en  S^nobe  (826)  burd^gefül^rt,  ba^  fein 
Saie  mel^r  jum  Slbte  gewäl^It  werben  foHte.  2lber 
ber  §err  erwedfte  feiner  ftird^e  ftetS  TOänner,  weld^e 
eifrig  bie  Uebelftänbe  abjuftctten  bemül^t  waren. 


wenn  man  aud^  nid^t  bie  Jhranl^eit  bis  in  i^ 
9Burjeln  »erfolgte.  Ein  fold^er  war  93cuebict  öon 
Slnianc  (f.  b.  3(rt.),  beffen  ergön^enbe  grflonmg 
ber  Segel  95enebict8  üon  9lurpa  fpäter  biefer  m 
^nfel^en  gleid^gejlellt  würbe;  er  ftorb  (821)  mit 
bem  ähil^me,  SBieberl^erjteQer  ber  nöfterßd^Sn^i 
5u  [ein,  afö  Oberl^aupt  t)on  12  Kbteien.  Sfreilid^ 
fanb  aud^  er  Dielen  9ßiberfitanb;  95iele  wallten 
lieber  bie  canonif  d^e  Segel  unb  gaben  ben  Orben§» 
ftanb  auf.  3ubem  bauerten  Sommenbatarabte 
fort  (f.  b.  art.  «bt),  unb  waS  nu^ten  babei  bie 
Seid^tl^ümer,  Stnmunitätcn,  bie  SSerldl^ung  ber 
Seid^Sftanbfd^aft  an  bie  9ebte,  jubem  in  einer  fo 
wirrenöollen  S^t  tt)ic  baS  9.  Sal^r^unbert  für 
gfranfreid^,  ©eutfd^Ianb  unb  Stalten  war!  6S  be- 
frembet  bal^er  bie  trübe  ©(^ilbenmg,  wtld^  bie 
@9nobe  t)on  XroSlQ  (909)  mad^t,  toenig,  imb  wu|te 
fte  fein  Heilmittel,  fo  war  bod^  ber  9Rattn  fd^on 
geboren,  t)on  bem  neuerbingS  ber  fittlid^e  ©fer  in 
ben  Älöftem  gewedt  würbe.  SHefe  war  SBcrao,  ber 
910  bie  Seitung  be§  »lofterS  glugn?  (f.  b.  «rt)  et- 
l^ieU;  baSfelbe  würbe  bei  feiner  ©rünbitng  gieid^ 
unmittelbar  bem  $apfte  unterjtellt,  erlangte  burd| 
feine  l^eiligen  95orfte]Ser  (93emo,  Dbo,  TOaioüö, 
Obilo)  unb  feine  mufterl^afte  3)i§cipHn  |o^ 
Sul^m  unb  l^atte  Sfi^ialen  in  Stalieti,  @panim 
unb  ^olen.  S)urd^  bief e§  95eifpiel  angeregt,  refor« 
mirten  anbere  eifrige  aWänner  bie  ftlöper  im  tiörb= 
lid^en  Sfranfreid^,  in  glanbem  unb  fiotl^rm^ 
®er  ßifer  unb  bie  Sfrömmigfeit  in  ben  reformitten 
j?15ftem  l^ob  aud^  ba§  SRönd^tl^um  wteber  in  ber 
öffentlid^enaJleinung,  fo  bafe  feitSnbe  bcS  10.3#« 
l^unbertS  üiele  jerrütteten  3lbteien  wiebcr  l^ergepeflt 
neue  errid^tet,  nid^t  leidet  mel^r  einem  reformirten 
Älofier  ein  Saienabt  öorgefe^t  würbe,  äu^er  ber 
gjemtion  t)on  ber  bifd^öflid^en  ©erid^tsbörfeit  er» 
l^ielt  bie  Kongregation  üon  Slugn^  aud^  freie  Sßol^I 
ber  %Ait  unb  be§  93ifdSof§,  ber  eine  Oä^inotios 
üomel^men  follte  (995),  wöl^renb  frül&cre  ^« 
legien  au^er  freier  ^btSwal^I  nur  noä)  freie  ^ 
poption  über  jeitlic^e  ®üter  (gegen  mand^  &« 
brüdfung  ber  93ifdSöfe)  betrafen.  3n  3)eutf(^Ianb 
lie^  fid^  ber  1^1.  3lnno  t)on  Äöln  (f.  b.  9rt)  bie 
Seform  ber  Älöfter  fel^r  angelegen  fein,  na^bem 
üiele  95erfudSe  gefd^eitert  waren;  1069  wuri>eiia(( 
bem  SJhifter  üon  Klugn^  bie  Kongregation  ow 
^irfd^au  (f.  b.  3Irt.)  gegrünbet,  üon  wo  nad^  Jri» 
tl^emiuS  bie  Seform  üon  mel^r  aß  100  IMdpeni 
ausging.  3n  3talien  erneuerte  fid^  unter  bem 
ftttlid^en  95erberbni6  ber  Seit  ba§  olte  ?lna(^re!en« 
leben  bur^  ben  möd^tigen  99u|prebiger9tonmalb, 
ben  Stifter  ber  Kongregation  üon  Komalbon 
(1012),  unb  ben^I.  ©ualbert,  Stifter  ber  &m« 
gregation  üon  95anombrofa  (1036).  SnKnglonb, 
üon  wo  frül^er  fo  tüd^tige  ©loubenSboten  ouS« 
gegangen  waren,  fonnte  man  erfl  im  11. 3#* 
funbert,  nad^bem  bie  politifd^n  95er]SöItmf5e  ge» 
orbneter  waren,  an  eine  Segelung  ber  fir^iijia 
95er]SöItniff e  benfen.  3mmer  aber  pral^Ite  wo^roÄ 
be§  10.  unb  11. 3alSr^unbert8  Klugn^i  al§  ©runb« 
Pfeiler  beS  fird^Iid^en  SebenS,  unb  bei  fo  mondjica 


1697  SRÖnd 

€(^ttnifciten  ber  Qät  ütttl  gerobc  baS  fflojitt« 
leben  bie  glänjtnbften  StcEitfeiten.  S}ie  Winäit 
lebten  uo^l  oft  mi}|tinbei@tnfamldt.  tsenn  auc^ 
bieffläftcr  in  ben  rinjam^ni  ©egenbcn  mären; 
aber  fie  naien  eint  Stuäjtt  füi  bic  gange  SDtlt, 
itnb  faum  gab  eS  in  biefcr  3cit  "n  S^er^ültni^, 
bad  viäft  in  Säejie^ung  mit  bem  ÜÜlSnc^t^ume  ge- 
pattben  möre.  ^aäf  aUen  Orten,  auf  alle  9)er- 
^tniffe  niiHen  bieaDän^e;  fte  bradEtttn  ben  Rei- 
ben baS  Si(f|t  beS  etiangeliumS,  ben  Stiriften  ben 
grieben,  förberten  ©cmerbe,  ffünPe  unb  Sißiffen- 
f^ften;  bit  Alöftct  ftanben  iebem  offen,  ber  gei> 
tti^e  obei  leiblt^e  &iife  fu(^te.  3n  ^nnfennunQ 
iMften  uiurbcn  au(g  bie  ^Ti&ilesien  ber  fflSfier 
bnnur  ^a^Ireic^r,  bit  S^emtionen  ^äufigti,  abei 
bie  folgen  bauon  naren  ni^t  immer  mit.  ^nfe^tn 
unb  9lei4tpmer  lubtn  gu  fmnlittien  @enüf1en  ein, 
unb  bieft  führten  }um  g^O.  ^ud)  €lunq  traf  btef eS 
Sooft  unter  btm  Mtr^afttn  ütbtt  $Dntiu€.  3n>Q>^ 
fiatt  $ttniS  ber  S^inurbiet  (1122—1166)  bic 
Siu^t  unb  baS  ^nfe^  loitber  ^er,  allein  bie  Kon- 
gregation Don  Slun^  iDUibe  balb  uon  anbtren 
ItbenfiuoIIrteR  Drbtn  übtrflüeell.  3m  ®egtnfa^ 
gn  i^  mutbe  btrßifittcienftrorben  (1098)  gtgtün- 
bet,  btr  Bon  SBlelen  ftintr  apaftolifc^en  ginfalt 
tnegen  fctubig  begrii|t  murbt ;  er  erlangte  bur(^  ben 
%  »em^rb  (f.i.  ort.)  folc^e  Stbeutung,  ba^  er 
in  oUen  Sönbem  Suiol^a'^  Berbrettct  nurbe.  9iucE) 
fonfi  tbat  fiiii  ber  burc^  ®rtgor  VII.  erWedtc  firdE)* 
liii^  @eip  unb  fittli^e  (Sifer  in  bielfat^  SSe' 
Prebungen  tunb,  in  btn  ÄliJfirm  ftrenge  Suc^t 
tinjufü^rtn.  3)ie  jürben  uon  @rammont  (1073; 
f.  b.Srt.),  btr  an  aSctti|d|er  Strenge  alle  anberen 
fifiertrtffenbe  Orben  btr  ffiart^äufer  (1084;  f.  b. 
Sit.),  nieii^er  aud^  am  längfttn  bem  urf^inin glitten 
@eipe  treu  blitÄ,  ber  ßormeliten orben  (1156,  im 
13.3a^5unhertin6uropa),berSl)xümonftrQteiiter- 
(irben(1120)  jtugen  iebenbig  baBon.  I)ie  Orben 
her  Äntonifer  (1095)  unb  öofpitoli'tr  (Äreuj- 
^cnen,  1198  betätigt)  matten  fid^  jurbtfonbem 
Sufgabe  bie  Pflege  ber  an  peflartigen  Jhanftieiten 
BritMnben,  uie  fi^  oudE)  anbeie  £ßereine  üon  @eift' 
li^ni  unb  Saien  für  ben  Jhonf enbien^  in  Seprof eu' 
^fem  bilbeten.  Ser  Orben  Don  g^ontöbraub 
(1100)  fegte  fi^  jum  btfonbtm  Swerf  bie  SBejff ' 
nmg  ungu^tjgti  {fronen.  S)ie  ^Befreiung  ä)Ti\t'  ■ 
Ivfyx  befangenen  aue  ber  ^anb  ber  Ungläubigen 
tDor  baS  3itl  bei  OrbenS  ber  3:rinitariti  (XÜa- . 
^nriner,  1198)  unb  be§  OrbenS  ber  ^eiligen  Sung- ' 
fnu  de  Mercede  redempt.  captiv.(1218).  Sie 
Sitbc  )«m  9Ifi(^ßen  in  £ßert>inbung  mit  btr  Ine- 
gtrif^Stiditung  ber  Seit  rief  bie  getftItdE|en9Üttet« 
Dtbni  ii^i  Seben,  bie  aber  bei  i^rem  3tDeiIe  leichter 
ber  aSenwItliil^ng  Derfielen. 

2>a  bie  SBerme^rung  ber  Orben  baS  3]lland|g- 
blint  ni^t  ju  förbem  f^ien,  audi  manche  bebenN  | 
iicl^  folgen  ^atte,  befdilog  bit  Sateranfqnobe  oon 
1215,  efl  foKt  ^infort  fein  neuer  Orben  (religio) 
cingc^!|rt  nxrben.  Ißetn  rocr  fonnte  bem  SBirfen 
bcS  gSttli^  ©tiftte  @^ran(en  fe^n  unb  hem- 
men, tDdS  bie  Seit  forberte?  So  fa^  mä)  bie 
u  vni.  aeiufi- 


SBelt  fuije  3ttt  nac^  bem  Soncil  jüiti  Orbtn  bn> 
Bortreten,  ben  ber  tJranciScaner  unb  ben  ber  33o« 
minicanei  (f.  h.  artt.  IV,  1650  unb  IH,  1931), 
meiert  bur^  ein  preng  aictlifc^eS  2e6cn  Tid)  «uB- 
jei(!&neltn  unb  burrf»  oüfeitiges  ftetforglii^ea  SBir- 
Etn  trgänjttn,  mal  bie  Unfä^igftit  ober  Srüg- 
lieit  beS  äi$eltcltru8  unttrliti.  S&ttfer  blicHe  mit 
^eib  auf  bie  Settelmöndie ;  aQtin  bit  Siebe  unb 
93ere^rung  marb  i^nen  balb  aOgepiein  ju  t^til; 
bie  ^öfifle  Derlie^en  Uinen  bebeutenbe  tßrtDilegien. 
6eit  1230  nahmen  fie  oud^  &e^rpl)!e  auf  Uni» 
Dcrfitättn  ein,  obgltid^  eS  bit  SSieltgeiftlidien  ntd^ 
gerne  fallen.  @a  blieb  eine  Sponnung  pifc^en 
ben  SSeltgei^lii^tn  unb  btn  ältenbicantenorben 
bereiten,  meld^  namentlich  in  bem  ißorge^en  ber 
Sorbonne  f^rfen  9u§brud  fanb.  Saju  fam 
auä)  ßif erfüllt  jreif ^en  SJominicantm  unb  gton« 
ciScanem,  buri^  mand)t  £el)runterfd|itbe  gefürbtrt 
unb  trft  oQmätg  fii^  auSglei^tnb,  inbtm  ft^ 
bit  X^ätigfeit  ber  S]ominicantr  me^r  gegen  bie 
^äretifei  unb  on  bie  ^B^ertn  Stänbe,  bit  btr 
granciecantt  fa^  au3f4Iie|Itd^  auf  baB  nitbert 
^oIE  nutete.  OrbenS^o^mut^  unb  Su^  an  !Rei(!^> 
t^ümem  —  SeibeS  bem  Stifte  btr  Stifttr  fremb  — 
ff^tic^en  in  beiben  äBettelorben  frü^jeitig  ein  unb 
gaben  mandien  @runb  gu  klagen.  Ueber^aupt 
jeigt  eS  fit^  oielfad^  in  ber  ©efd^iil^ie  be8  SRönii« 
l^umi,  bai  9)iele  fi^  an  einen  Sltann  anfc^Ioffen, 
ber  Doli  gbttli^er  93egei^erung  unb  Siebe  toar, 
unb  na^  beffen  !Regtl  leben  moUttn,  o^ne  beffen 
@eift  gu  befi|en.  $iefe3  erflSrt  ebenfomofil  bit 
Spaltungen  im  Sranciäcanerorben,  bie  biS  in'fl 
15.  3at)r^unbert  bauerten  (@lia8  Don  Soitona, 
Antonius  Don  $abua,  ^c^annefi  Don  OliDo, 
öratictllen,  Eölefttnereremilen  u.  a.),  als  baS  op 
fni^jeitige  Slbroeid^en  eineS  OrbenS  Don  feinem 
urfprüngUt^en  ©eifte.  allein  mä^renb  in  ben 
älteren  Drbtn  bit  urjpriinglii^e  Segeifterung  ge- 
ff^tDunben  toar  unb  bie  ärgften  Älagen  über  baS 
jügtEIoft  ausfdimeifenbe  Seben  laut  mürben,  tourbe 
ber  Sinpufi  ber ©ettelorben  immer  größer;  länger 
er&ielt  fic^  bie  ftrenge  3uc^t;  btt  (f^olafiifc^e) 
$^Uofop^ie  unb  äi^eologie  fflurbe  Don  i^nen  am 
eifrigften  getrie6en.  ®aS  EoncU  üon  flonftanj 
DeTfö^ntebiegefpaltenen0ranci8caner;biefrrengere 
spartet  (©ruber  ber  regulären  ObferBanj)  erl)ielt 
ber  Slic^tung  bcB  SoncilS  gemäft  fogar  man^e  Se» 
günfttgung  Dor  ber  milbem  (conoentualen).  ®onft 
mirfte  ientfi  ßoncil  nur  onregenb;  eifriger  betrieb 
baS  ifiaSler  €oncil  unb  ÜlicoIauS  Don  (£ufa  als 
päpftli(!6er  Segat  (1450—1451)  eine  SReform  ber 
JTIÖfter.  9m  meiflen  mugte  gegen  ben  auf  bem 
ffonflanjer  Soncil  Don  einem  Eiftercienfer  gerecht« 
fertigten  l5igen6tfihber5DlDni^e,bieOuelIe  ber  Ita" 
ab^Öngigfeit  unb  Sügeltofigfeit,  eingeft^ritfen  »er- 
ben. Sielfac^  nichtige  ober  läc^rlic^e  ©ormänbe 
biaudlte  man,  um  eine  SKefoim  abjume^ien;  ^rt' 
nädiger  Sßiberftanb  mugtt  bismeilen  bur$  @e' 
nialtmittel  gebrochen  toerben.  'S>a  aber  bie  ^Reform 
nur  Don  geringem  ißefianbe  ftin  (onnte,  fo  traten 
bie  reformirten  ßlbfter  in  befonbertn  €ongrega- 


1699 


SOtönd^tl^um. 


1700 


lioTicn  jufammen,  tote  g.  S5.  btc  üon  SurSfcIbe 
(f.  b.  «rt.).  SU  toeld^cr  im  3. 1506  irid^t  toenigcr 
als  75,  im  3.  1630  fogat  142  5DlaTin§nöftcr 
gehörten.  %uä^  in  ben  Scttelorbcn  tourben  SRe« 
formen  öorgenommen,  toeld^e  öfter  auf  biefelbcn 
©d^toierigfeiten  fKefeen.  ©onft  übten  aber  bie 
SDlenbicanten  nod^  immer  bie  bebeutenbfte  SDBirf« 
famfeit,  fienteti  bie  Untäd^tigfeit  beS  SaßeltderuS 
ha,  too  fie  üorfam,  blo^  unb  famen  bal^er  immer 
öfter  mit  biefem  in  gonfliä.  Sie  ^öpfte  tonnten 
bagegen  nid^t  einf d^reiten ;  fte  l^atten  jubem  an 
jenen  im  SlUgemeinen  bie  treuefien  Anhänger  unb 
ertl^eilten  il^nen  bal^er  aud^  üon  Seit  ju  3eit  neue 
Privilegien.  ®ie  eifrigften  (Segner  toaren  aber 
immer  bie  ^arifer  ©orbonne  unb  bie  franjöp« 
fd^  Parlamente;  bittere  gfeinbe  tourben  aud^  bie 
ber  freiem  SRid^tung  in  ber  2Bij][enfd^aft  l^ulbi- 
genben  ^umaniften,  toeld^e  ftd^  für  mand^e  SSer» 
fejerung  burd^  Jene  l^rt  rodeten.  —  SSon  geringem 
ginflulfe  toaren  bie  im  Verläufe  beS  14.  3al^r« 
l^unbertS  neu  gegrünbeten  Orben  ber  £)Ut)etaner, 
Sefuaten  unb  ^ieron^miten;  t)on  größerem  ber  im 
13.  3öl^r]^unbert  gegrünbete  ber  ©erüiten  (ber 

!\^  aud^  mit  ben  Sluguftinerercmiten  unb  ßarme- 
iten  oI8  SBettelorben  conftituirte);  ber  ^Brigitten« 
orben  (1363)  für  ba§  nörblid^e  (guropa.  SQäeit- 
l^in  aber  verbreitete  ftd^  ber  Orben  ber  SDlinimen 
(f.  b.  «rt.  Sfrans  üon  $aula  IV,  1824),  bie  ftd^ 
burd^  emfteS  ftttlid^  Seben  auSjeid^neten.  ^13 
eine  gform  bed  SRönd^tl^umS  finb  aud^  bie  freieren 
SBereine  ber  SBeguinen  unb  Segl^arben  (f.  b.  9lrt.) 
angufel^en;  VoIIfommener  finbet  ftd^  ber  biefen  ju 
®runbe  Uegenbe  ®ebanle  burd^  bie  99rüber  be§ 
gemeinsamen  fiebenS  (J.  b.  9lrt.  gfraterl^emn  FV, 
1924)  auSgefül^rt,  toeld^e  felbft  auf  eine  neue  ®e« 
flaltung  be§  SD'lönd^tl^umS  l^in^ubeuten  f  d^ienen  unb 
^öd^ft  einflufereid^  auf  il^re  S^it  toaren. 

Sei  ben  ©ried^en  erhielt  ftd^  baS  3Rönd^t]^um 
in  feinen  üerfd^iebenen  ^formen,  fotool^I  in  ber  beS 
SönobitenlebenS,  für  toeld^eS  bie  Stegel  bed  1^1. 93a- 
fWiuS  allgemeine  9lorm  tourbe,  toie  in  ber  bc§ 
9nad^oretenIeben§  unb  l^ier  aud^  in  mand^en  aben* 
teuerlid^en  formen  (f.  Eustathii  Opp.  ed.  Tafel, 
189).  äßar  aud^  SRol^eit  unb  ©^einl^eiligleit 
unter  il^nen  l^errfd^enb,  fo  gingen  bod^  au§  il^nen 
oud^  bie  toenigen  tüd^tigen  Männer  l^eroor,  toeld^e 
We  gried^ifd^e  Äird^e  im  35er(aufe  il^rer  toeitem 
Snttoidflung  nod^  aufjutoeijen  l^at;  fie  toaren  unb 
finb  nod^  oft  ber  !IRitteI))un!t  be§  ürd^Iid^en  SebenS 
bei  ber  geringen  Silbung,  toeld^e  man  im  TOorgen» 
lanbe  antrifft.  3m  Mgemeinen  l^ängt  aber  bie 
®efc^id^te  be§  grted^ifd^en  äRönd^tl^umd  mit  ber  ber 
gried^ifd^enffird^e  innig  jufammen,  unbbaSSRönd^« 
^um  tl^cilte  baS  2oo8  biefcr  (f.  b.  art.  ®rie« 
d^fd^e  JFird^e). 

3laä)  bem  oben  ßrtoal^nten  toerben  toir  fd^Iie^en 
bürfen,  bag  jur  3eit,  atö  ber  ©turmtoinb  ber  burd^ 
Sutl^er  begonnenen  Sieformation  über  Suropa  l^in» 
gog,  aud^  viele  jtlöfter  verfallen,  bie  3ud^t  in  il^nen 
erf(i^Iafft  mar.  Aber  nur  toenige  toaren  bod^  fo  ge« 
f  aUen,  ba^  fte  ftd^  nid^t  mel^r  l^ötten  ergeben  fönnen. 


^efer  SSerfaH  toar  aud^  tool^I  nid^t  ber  fyaipu 
grunb,  ba|  mit  toenigen  9lu§na^men  ba,  too  ber 
^roteftantiSmuS  l^errfd^enb  tourbe,  bie  JHößer  fi^ 
leerten.  SaS  ganje  SRönd^tl^um  toar  nad^  ber  9n- 
fd^auungStoeife  ber  ^roteftanten  eine  und^rißluj^ 
Srfd^einung.  SBöl^renb  aber  in  Suropa  burd^  fie 
bie  SRönd^e  vertrieben  ober  gum  Sbfall  verleitd 
tourben,  toenbeten  fu^  bereu  Slide  über  (Smopa 
l^intoeg,  unb  bie  iöerfolgung  toarb  gum  Segen 
vieler  Reiben,  bennfeit  ber  3eit  nal^m  bad  3Riffbn§* 
toefenoenl^enlid^ftenauffd^toung.  Slber  ber  ©türm« 
toinb  biente  aud^  in  Suropa  gur  Steinigung;  viele 
emfte  unb  l^eilige  9Ränner  nal^men  em^  91^ 
formen  vor ;  bie  ffird^e  (Soncil  von  Xrient)  ^ 
ma^gebenb  ober  ermal^nenb.  ©o  ^enlid^eS  mir 
an  3.  99apt.  be  Sonceptione,  3ean  be  la  Sarrike, 
®  ongalej,  3ean  ®ibier  be  la  Sour,  ben  SRourinem, 
%nton  Se  Ouien,  Xerefta  von  Sepeba,  Sol^micS 
vom  ifreuj,  3:]^omaS  von  3efu§,  ^etruS  von  91* 
cantara,  ben  ffapu^inem  feigen,  fo  geigt  jtd^  in 
titn  fo  fd^önem  Sid^te  bie  innere  Jhaft  beS  d^rip- 
lid^en  ®eifte§  in  ben  neuen  Orben,  meld^  befon* 
ber§  in  3talien  unb  gf^anfreid^  auftraten  unb  bie 
ftttlid^e  Srgiel^ung  be§  SoHed  toie  ou(^  bie  ©orge 
für  beffen  leibliches  SBo^I  ftd^  befonberd  angelegn 
fein  liegen.  S§  toar  bie  gform  biefer  Orben  eine 
neue,  infofem  nid^t  fotool^I  9Rönd^e  oI8  SBelt« 
geifllid^e  ftd^  au|er  genauer  Srfüüung  il^rer  ©ton* 
bedpflid^ten  )u  einem  befonbem  3toe<f e  vereinigten. 
95or  atten  anberen  finb  bie  3efuitett  (f.  b.  Sri)  §n 
ertoöl^nen,  toeld^e  fd^neUftd^  ausbreiteten  unb  überall 
ber  negativen  Sieformation  im  pofitiven  ©innr 
eifrigft  entgegentoirften,  fo  bag  manvoni^nenoft 
mit  mel^r  Siedet  al§  von  ben  Sfroncidcanem  nnb 
S)ominicanem  fagen  tonnte:  man  fal^  burd^fiebie 
Srbe  verjüngt.  3^nen  folgten  bie  £^eatiner,  ineb^ 
fo  viel  5ur  ©ittenverbefferung  bed  Slerud  toitfien. 
bie  Samabiten,  bie  regutirten  SIerüer  von  ©t  SRo* 
iol  (©omaSfer)  unb  anbere  Kongregationen  für 
ben  ifranfenbienft,  bie  barml^ergigen  Srfiber,  W 
^iariften,  bieOratorianer  unb  bie  Songregationen 
ber  aJliffionSpriefter  (feit  1732  alSein3toeigber« 
felben  Die  Stebemtoriften) ,  bie  Slrappiflen.  3« 
toeiblid^en  ®efd^Ied^t  geigte  fid^  gleic!^  reger  (Bfcr, 
befonberS  in  gftanfreid^ ;  e§  mag  nur  auf  bie  llrfn- 
linerinnen,  bie  ©aleftanerinnen  unb  bie  bann« 
l^igen  ©d^toeftem  vertoiefen  fein.  SQBie  fegenl- 
reid^  unb  tool^Itl^ötig  alle  biefe  Orben  in  alai 
SSerl^öltniffen  be§  menfd^Iid^en  Sebend  toürften,  btf 
l^aben  Xaufenbe  erfal^ren.    SQßenn  bie  ®ef4i4^ 
fd^reiber  oft  einfettig  bie  ©d^attenfeiten  be8iR0ße^ 
lebend  l^ervorgel^oben  l^ben,  f o  barf  nid^t  vergejfen 
toerben,  bag  ber  ©d^atten  nur  befto  ftörler  tt* 
f  d^eint,  je  beller  baS  2i(|t  ift. — ©eü  bem  18. 3<*f 
l^unbert  tourbe  ber  ßeitgeift  bem^lRönd^tl^e  ünmer 
abl^olber ;  bie  Frivolität,  bie  %ufHönmg  nnb  ber 
Unglaube  mußten  aud^  von  9tatur  ouS  oeffen  ge* 
fd^toorene  gfeinbe  fein.  Rubere  fanben,  ba|  VitS0 
ber  gSevötterung  barunter  litte.  Süe  Sefuiten  fiden 
}uerft  als  ein  Opfer  vielf ad^er  Sabalen  (f.  3efmtai 

unbSIemen§XIY.);nad^9uflöfungber@efeW 


Ol 


aWörl  -  aRörlin. 


1702 


igte  bie  Kufl^eiitng  t)ieler  ff I5fier  anbetet  Otben 
Oefleneid^,  ^at^ttn,  ^xardttxä^,  ^ottugal, 
panien.  Slflehi  naä^  ben  9tet)oIuttonSftätmen 
!gte  oud^  eine  bem  SRönd^D^ume  günftigete  3^t; 
\  defeOfd^oft  3efu  toatb  miebet  |etge{teUt  unb 
it  anbete  ffI5ftet  unb  ftomme  ©enoffenfc^aften 
ionben  nnebet  obet  »utben  neu  gebilbet  iDöl^tenb 
tnnebetum  anä)  cm  mond^  Otten  bet  Ktd^en» 
nblid^e  (Skift  gegen  bie  ffI5jlet  unb  9R5n(i^e 
erte.  2)et  nömlid^  ®eift  geigte  {td^  aud^  miebet 
rr  eiftig  (befonbetS  gegen  bie  3efuiten)  in  ben 
tätmen  bet  9let)oIution  beS  3a^te8  1848  •  bod^ 
tnten  bie  Sktfolgten  )um  Xl^eil  balb  toieoet  in 
X  iRöftet  jutüdRel^ten  obet  fanben  anbenoöttd 
igang  unb  SBitffamfeit  tt'o  i^nen  beibeS  ftül^et 
rtte^tt  ttxit;  unb  »enn  aud^  bet  itteligiöfe  unb 
jhuctiDe  ®ei{t  bet  3^it  im  Mgemeinen  fott- 
ll^tenb  gegen  {te  mat,  fo  gab  ft^  bod^  infolge 
cbet  Stf al^tung  beteits  miebet  untet  ben  IBöIfetn 
i  md^tiget  3ug  }ut  Steligion  gu  etfennen,  unb 
tfer  jeigte  ft^  ou^  botin,  bo^  bie  toeltlid^en  ®e« 
ilteic  bm  OtbenSIeuten  immet  gtögete  gfteil^^it 
r  (Entfaltung  i^tet  fegenSteid^en  Xl^ötigfeit  ge- 
tteten.  Sinen  neuen  @tunn  gegen  bie  fflöftet 
b  Otben  btad^ten  in  einzelnen  Sonbetn  bie  ))oIi> 
il^  SSetänbetungen  feit  bem  Salute  1870.  3m 
t$re  1872  toutben  bet  Sejuiten»  unb  bie  i|m 
ettoanbten"  Otben  au§  bem  ©ebiete  bed  ^tnU 
en  9leid^ed  audgefd^Ioffen ;  bet  pteu^ifd^e  Staat 
noieS  fogat  im  %  1875  aüt  Otben  unb  otben§- 
nlid^en  Songtegationen  mit  ^uSnal^me  bet  blo^ 
r  ihonfenpflege  ftd^  n)ibmenben  au§  bem  Staate, 
^  biefelben  j|ebo(|  zitoa  jel^n  Salute  fpötet  untet 
ttgen  Sefd^tönfungen  miebet  gu.  3n  gftanfteid^ 
ntrn  auf  ®tunb  löngft  t)etaltetet  ©efe^e  mel^- 
t  OtbenSniebetlaffungen  aufgelöst  unb  eine 
il^  Don  SBetotbnungen  gegeben,  tt)el(^e  bie  SBit!* 
nfrlt  bet  Otbendleute  l^emmen  unb  ba§  fd^lie^* 
^SuSftetbenbetfelbenl^etbeifül^tenf ollen.  Sine 
[onbctd  ttoutige  StoQe  fpielt  bie  Stegietung  be§ 
dnigten  ätaliend  in  il^tem  ffam^  gegen  bie 
öfier  tmtet  SonftScation  Don  beten  ^ütetn.  Um 
erfrenlid^et  ift  bie  %ietlennung,  meldte  bie  Ot» 
A  unb  Songtegationen  in  anbeten  Sönbetn,  fogat 
i  nuj^tlat^^olif^en  Stegietungen  ftnben,  unb  bie 
xi^eit,  meldte  benfelben  in  ben  meiften  SJtifftonS- 
Mdcn  sugeftanben  »itb.  (IBgl.  Miraens,  Origg. 
onasticaram  LL.  X,  Tolos.  1678;  Marione, 
»•ntiqu.  monachomm  ritibus,  Lugd.  1690 ; 
Holatenius,  Cod.  regulanim  monast.  et 
mm.,  3  voll.,  Bomae  1661,  6  voll.,  Aug. 
md.  1759;  Helyot  Lle  P.  Hippolyte],  His- 
ire  des  ordres  monastiques ,  religieux  et 
iUtaires  etc.,  8  vols.,  Paris  1714—1719; 
Bürioiiy  Hist.  des  ordres  religieux,  Paris 
131,  nouY.  ed.  ib.  1835,  beutfd^  t)on  gfel^t, 
8be.,  Xfibingen  1845;  ^Röl^Iet.  ©efd^id^te  be§ 
iM^t^nmfi  in  bet  3cit  feinet  Sntftel^ung  unb 
ien  SnSbilbung,  in  beffen  ®ef .  @d^tiften  u.  9(uf« 
fta  n,  XegenSb.  1840,  165 ;  Montalembert, 
m  moines  d'Occident,  vol.  I— V  in  1.  Stuft., 


Paris  1860—1867, 5.  «uft.  1874,  voLVI  et  VH 
[©d^Iufe  1877],  beutfd^  D.  ft.  SBtanbeS  u,  3.  SKüDet, 
7  ©be.,  »egenSb.  1860—1878.)        [Od^.] 

'SBdrC,  ^aria  t)on,  f.  @tigmatifation. 

SUrtiit,  3  0  a  d^  i  m,  ein  lutl^etifd^et  2:]^ologe, 
nmt  1514  }u  SBittenbetg  geboten,  too  fein  SBatet 
^tofeffot  bet  9Retap]^fi!  toax.  St  ftubitte  guetft  }u 
SRatbutg  unb  jf  onftang,  bann  gu  SBittenbetg.  Dtad^ 
bem  et  1540  al§  ^tebiget  nad^  Sltnftabt  betufen, 
biefeS  9mteS  abet  1543  t)on  bem  bottigen  @tafen 
toithtx  entl^oben  »otben  toax,  mutbe  et  im  fol« 
genben  3a^e  Don  bem  9Ragifttate  gu  ®öttingen 
5um  $aftot  an  bet  @t.  3o^anni8>ftitd^e  etnannt. 
St  geigte  ftd^  1548  afö  l^eftigen  99e!ömpfet  bed  3n- 
tetimS  unb  mutbe  be^l^alb  auf  9ef e]^I  bed  ßetgogS 
t)on  Staun  jd^toeig,  rotli)tx  bie  ßinfü^tung  bed  3n- 
tetimS  bemetlfteUigen  moOte,  auS  ®5ttingen  ent- 
fernt ;  juetft  )og  et  nad^  @d^Iei^ingen,  bann  nad^ 
ff önigdbetg,  mo  il^n  ^etgog  ^Ibted^t  }um  $fattet 
an  bet  S)om!itd^e  ernannte.  3n  ben  oftanbtifd^en 
@tteitig!eiten  ju  ffdnigSbetg  bemied  aRdtlin  an« 
fönglid^  gtoge  9Rö^gung,  fo  bag  bet  ^etgog 
glaubte,  ben  tauglic^ften  9}etmittlet  gmifd^en  ben 
et]^i|ten  ^atteien  gefunben  gu  l^aben.  2)a  abet 
feine  Semül^ungen  nid^t§  ftud^teten,  Oftanbet  t)iel- 
mel^  in  tüdffid^tslofem  Zone  benfelben  entgegen« 
ttat,  fo  btad^  SDtötlin  je^t  nut  um  fo  l^eftlget  lod. 
St  beftieg  nie  mel^t  bie  ffangel,  ol^ne,  mie  $lanf 
fagt,  eine  Sabung  gegen  Oftanbet  getid^tet  gu 
^aben,  bie  et  mit  bem  öu^etften  Ungeftüm  l^etab« 
bomtette;  leitetet  antmottete  in  gleid^em  Sone. 
anötlin  txn&üz  Oflanbet  nid^t  blo^  aI8  93ifd^of 
füt  abgefegt,  meil  et  eine  nototifd^  itdge  unb  !e|e« 
tif  d^e  Seilte  üettl^eibige  unb  fid^  f  elbp  jum  3ntetim8- 
bifd^of  etnannt  j^abe,  fonbetn  fd^Iog  aud^  einige 
befannte  Slnl^önget  benfelben  Dom  Slbenbmal^Ie  au§ 
unb  btol^te  fogat,  et  metbe  (einen,  betnutOftanbetd 
^tebigten  befud^e,  in  ben  Seid^tfhtl^I  obet  als  Sauf « 
patl^  julaffen.  3n  einet  Don  i^m  l^etauSgegebenen 
SBibetlegung  bet  oftanbtifd^en  Sonfeffu)n  fud^te 
et  Oftaiü)et  afö  einen  Don  bet  gangen  JKtd^e  be« 
teitS  Detbammten  ffe|et  l^ingufteUen  unb  mied  jeben 
Slnttag  gu  einem  SSetgleid^e  mit  bemfelben  ab.  S)a 
bie  SSetfoIgung  nad^  OftanbetS  Xobe  fottbauette, 
f 0  etlie^  bet  ^etjog  ein  9Ranbat  an  alle  Sl^eologen 
unb  ^f  attet,  tootin  et  biefen  unb  bef  onbetS  SWötlin 
als  „bem  ^tincipal  beS  3tt)iefpalte8''  befallt  fidj 
„bei  SSetluft  il^tet  Slemtet  unb  bei  Stmattung  miH« 
ffltlid^et  unb  SeibeS-Sttafen''  aM  @d^md]^ene 
unb  SäfletnS  gu  entl^alten.  9RötIin  bejeid^nete  bie- 
fe§  39lanbat  aß  Dom  Teufel  eingegeben  unb  mutbe 
nun  nebfl  einigen  anbeten  bet  untul^igften  Seute 
feines  SlmteS  entfe^t.  92ad^  futjem  Slufentl^alt  in 
SDangig  etl^ielt  et  einen  Stuf  atöSupetintenbentnad^ 
Staunfd^meig.  93on  l^iet  fteUte  et  ben  ))reu^ifd^en 
$tebigetn  ein  aud^  Don  Sl^emni|  untetfd^tiebeneS 
gel^äffigeS  ®utad^ten  gegen  bie  ofianbtifd^e  Sel^e 
aus  unb  gtiff  ein  neues  9Ranbat  beS  f^etgogS  Don 
^^gen,  meld^eS  bem  Unmillen  gegen  bie  untul^- 
gen  Xl^eologen  SluSbtudf  gab,  abtxmalli  mit  aQet 
SRad^t  an.  !D{5tIin  na^m  aud^  an  ben  mafotifKf d^ 

54* 


1703 


3Ro0tIa3. 


1704 


unb  l^arbenberglfd^en  Stt^iPigfeitcn  ^ntl^cil  unb 
brong  f ogar  auf  bem  jf reistage  t)on  iBraunfd^iDeig 
auf  ^arbenbergS  SSerbommung.  3n  ben  flactani» 
fd^en  ©trcitigfciten  loar  er  früher  auf  bic  Seite  beS 
glactuS  getreten;  er  l^atte  an  bem  ©onfutationS« 
bud^e  gegen  ben  ©^nergiSmuS,  fomie  an  bem  ^oU 
loquium  5U  2Borm§  ^ntl^etl  genommen  unb  fud^te 
in  ber  SSerl^anblung  gtoifd^en  iJIaciuS  unb  9Ke« 
lond^tl^on  bie  Sblle  eines  iBermittlerS  einpnel^men. 
Suiejt  aber  warb  er  über  bie  unerträglichen  Sfor» 
berungen  ber  f^acianer  an  SReland^tl^on  uniDiUig 
unb  fprad^  fld^  fpäter  fel^r  l^eftig  gegen  bie  Seigre  beS 
SlaciuS  über  bie  grbfünbe  auS.  3m  3. 1566  l^atte 

iid^  bie  Sage  in  Königsberg  geönbert;  bie  Sanb« 
tönbe  t)on  ^reugen  brad^ten  eS  nömlid^  Mt  bei 
bem  alterSfd^mad^en  ^erjoge  bal^in/  ba^  ÜJcörUn 
jurüdgerufen  unb  jum  95if^ofe  üon  ©amianb  er» 
möl^It  mürbe,  meldte  SBürbe  er  bi§  gu  feinem  Sobe 
(1571)  inne  l^atte.  ttr  benujte  feine  neue  @tel» 
lung,  um  ben  OftanbriSmuS  burd^  eine  neue,  bie 
ofianbrifd^e  Seigre  auf's  ßntfd^iebenfte  öerbam« 
meröe  Se^rformel  auszurotten,  f o  ba^  ben  S3er» 
tl^eibigem  berfelben  fein  35orbe]^alt  mel^r  übrig 
blieb. — Unter  ben  ©d^riften  SKörlinS  ift  l^eröorju« 
lieben  Psalmorum  Davidis  enarratio;  Befuta- 
tio  mendacii  theologorum  Heidelbergensium 
de  Luthero ;  De  peccato  originis  contra  Mani- 
chaeorum  deliria.  Seine  übrigen  @d^riften  ftnb 
Dergeid^net  bei  Melch.  Adamus,  Yitae  theolog. 
etc.  germ.,  3.  ed.  Francof.  ad  M.  1705,  218, 
mo  aud^  fein  Seben  befd^rieben  ift.  (Sgl.  au^erbem 
©alig,  §iftorie  ber  augSpurgifd^en  ßonfefeion  n, 
926  ff.  1065  ff.;  IE,  52  ff.  646  ff.  751  ff.,  ^aHe 
1733  besm.  1735 ;  ^andf,  ®efd^.  ber  gntfiel^ung, 
ber  Seränberungen  2C.  beS  proteft.  Sel^rbegr.  IV, 
291  ff. ;  V,  1,  56  ff.  312  ff. ;  V,  2,  211  ff. ;  VI, 
60  ff.,  2eip5. 1796—1800;  ffiöflinger,  SRef orma= 
tion  n,  453  ff.,  StegenSb.  1848.)  —  Weniger  be- 
fannt  als  3oad^im  ^bxiin  toar  fein  ©ruber  5Kaji» 
milian,  meld^er  als  ^faner  in  ßoburg  auf  ber 
S^nobe  in  Sifenad^  mit  SImSborf  bie  Verbannung 
beS  aWeniuS  megen  beffen  majoriftifd^er  Seigre  be- 
trieb (f.  b.  2lrt.  aJleniuS),  Später  nal^m  er  nod^ 
einigen  ^ntl^eil  an  ben  fladanifd^en  unb  ftrigelifd^en 
©treitigfeiten  unb  an  ber  §eibelberger  S)iSputation 
über  bie  Stbenbmal^lSlel^re.  (Sgl.  ©alig  unb  ^landf 
in  ben  genannten  SQäerfen.)    [3. 91. 95rifd^ar.] 

^ogUit$,  $etruS,  SRetropoIit  t)on  Jhem, 
mar  ber  ©ol^n  beS  gürften  ©imeon  3loanott)itfd^ 
Don  ber  SBalad^ei  unb  mirb  mo^I  gegen  @nbe  beS 
16.  3a]^r]^unbertS  geboren  morben  fein.  9lä]^ereS 
l^ierüber  toie  aud^  über  feine  toiftenfd^aftlid^e  93or» 
bilbung  ift  nid^t  befannt.  ®a  il^m  ber  mäd^tige 
ßinflul  ber  2lbftammung  unb  beS  JReid^tl^umS  jur 
©eite  ftanb,  mar  eine  ^ol^e  ffird^enfteöe  für  il^n 
unfd^mer  ju  eneid^en;  er  mürbe  benn  aud^  öon  ben 
9iid^tunirten  im  3.  1632  jum  9)ietrot)oIiten  üon 
ßiem  ermäl^It.  ©eine  SBirffamfeit  fiel  in  eine  für 
bie  ortl^oboje  ffird^e  fritifd^e  ^eriobe:  auf  ber  einen 
©eite  brol^ten  bie  ^roteftantifirungSöerfud^e  burd) 
Ki;rilIuS  SucariS,  auf  ber  anbem  bie  großen  5!Kif» 


fionSerf  olge  ber  3efuiten,  namentlid^  in  ^olenmiter 
flönig  ©igiSmunb  m.,  il^ren  Seftonb  gu  unter« 
graben.  SBol^I  megen  ber  in  Sonfiantino)>eI  unter 
S^riHuS  SucariS  obmaltenben  SBirren  mürbe  er 
Dom  ^atriard^en  %^topf^ant^  öon  3erufalem  am« 
fecrirt.  3laijlbtm  er  fd^on  1629  ein  Liturgiarimn 
herausgegeben,  »erfaßte  er  als  ÜRetropoIit  eine  ein« 
gel^enbe  ortl^oboje  Sefenutnifefd^rift,  ober  bejfer, 
Iie|  fie  burd^  feine  Sl^eologen  Derfoffen.  S)ttn^ 
biefelbe  fottte  ben  Derfd^iebenen  ©trömungen  im 
Sol!  nad^  linlS  unb  nod^  red^tS  in  griec^ifd^ort^»)« 
bojem  ©eifte  §alt  geboten  tocrben,  me^l^alb  pe 
mel^r  populär  als  mijfenfd^aftUc^  gellten  ift,  gan§ 
naiji  ärt  unferer  l^eutigen  ffatec^iSmen,  mie  pe  aw^ 
factifd^  unter  bem  9lamen  ^ber  größere  ftoted^i§« 
muS  ber  SRuffen"  in  Slufnal^me  fam.  SttS  eigent« 
lid^er  SSerfaffer  ber  ©d^rif t  gilt  3faio8  Sjropl^imo« 
mitfd^  jfo^lomsfi,  %ht  beS  ^^icoIouSHoftatS  }u 
Äiem,  ber  fie  in  ruffifdjer  ©prod^e  nieberfd^eb, 
morauf  fie  bel^ufS  ^probation  unb  meiterer  Sct> 
breitung  in'S  SReugried^ifd^e  unb  in'S  Soteinijc^e 
übertragen  mürbe.  ÜRogilaS  ging  übrigens  mit  ber 
©d^rift  anwerft  üorpd^tig  p  SBerfe.  3unöd^p  be- 
rief er  1640  eine  $rot)in}ialf9nobe  nad^  jKao  mib 
Iie|  unter  feinem  iBorfi^,  in  Slnmefenl^t  Don  brei 
Sifd^öfen,  üon  üerfd^iebenen  gelehrten  unb  on» 
gefel^enen  6ileri!em  unb  Saien  bie  ©d^rift  genas 
befpred^en,  burd^beratl^en,  önbem  unb  erganp. 
hierauf  mürbe  fie  in'S  ©ried^ifd^e  überfe|t  unb  an 
ben  $atriard^en  $art]^eniuS  Don  Sottf£mthiopd 
(1639 — 1644)  gefanbt,  um  aud^  Don  i^m  oppr©« 
birt  ju  merben.  SRad^  einer  ft)nobaIen  Prüfung  |b 
Sonftantinopel  traten  1642  IBeDoUrnäd^tigte  ber 
rufftfd^en  unb  ber  gried^if d^en  JKrd^  §u  S^ffp  in 
ber  SRoIbau  jufammen,  um  bem  93kr!  bie  U^ 
gfeile  p  geben.  95on  ruffifd^et  ©eite  maren  an« 
mefenb:  3faiaS  Xropl^imomitfd^,  3ofep]^  fonono« 
mitfd^  unb  3gnatiuS  Xenomitfd^ ;  Don  gried^i{(|er: 
$orp]^t)riuS,  aWetropoIit  Don  9?icaa,  unb  9ReIdia§ 
©QriguS,  93ertreter  beS  $atnard^en  Don  Sonffamti^ 
nopel.  SBorin  bie  etmaigen  ^enberungenbeßtmben, 
miffen  mir  nid^t,  ba  Don  ben  SSerl^anblungen  )u 
3aff9  nid^tS  befannt  ift.  Sluf  ®runb  berfelben  er« 
l^ielt  aber  bie  ©d^rift  beS  9RogiIaS  unter  bem  iüd 

'Op^66o5oc  6jjLoXoYta  t^c  irforecüc  t^c  xadoXarj? 
xat  d:ro(rcoXtx^c  ixxXrjaiac  x^c  ötvaToXtxijc  16Ö 

bie  Approbation  aQer  Dier  grted^if  d^en  ^triar^en. 
3n  ber  rufpfd^en  Äird^e,  in  ber  jte  entponben, 
genog  bie  ©d^rift  Don  tinfang  an  großes  9nf^ 
unb  mürbe  ^ubem  burd^  $eter  ben  ®ro^  1723 
allgemein  recipirt;  fomit  bep^t  fie  ofle  ©gen» 
fd^aften  eineS  ft)mboUfd^en  93ud^  ber  griec^if^ 
ortl^obojenffird^e.  S)erlBerf affer  beSfelben,3Jto« 
polit  aWogilaS,  ftarb  am  81.  a)ecember  1647 
Auger  ber  Don  il^m  beforgten  rufftfd^  Ausgabe 
bie  1645  5u  j^iem  erfd^ien,  mar  bie  ©d^ft  m 
l^anbfd^riftlid^  Dorl^anben.  Srf!  1662  erfd^ien  p 
Amfterbam  eine  neugried^ifd^e  unblateinifd^%ä< 
gäbe  mit  einer  SSorrebc  beS  ißatriard^  9lectariri 
Don  3erufalem,  bie  öfter«  aufgelegt  ttwtrb.  Äod 
©ottlieb  ^ofmann  beforgte  eine  gried^if^Iotri* 


1705 


SDtol^ammeb. 


1706 


nifd^-bcutfd^c  «uSgabe,  SBrcSlou  1751, 6. 3-  Ätm- 
mel  eine  gried^ifd^Tateinifd^emitauSfül^rltd^en^rO" 
legomenen,  3ena  1843.  S)ie  Sd^rift  jerfättt  in  brei 
Steile,  fofem  ber  gefantmte  @toff  naä)  ben  brei 
göttlid^en  Sugenben,  Glaube,  Hoffnung  unb  Siebe, 
abgel^anbelt  toxth.  3nt  erften  Sl^eil  merben  bie 
®lQu6en8tt)Q]^r]^iten  nad^  bem  nicönifd^-conftanti- 
nopolitanifd^en  S^mbolum  bargelegt;  ber  }tt)eite 
%^  l^onbelt  t)om  ®ebet  im  ungemeinen,  t)om 
Saterunfer  im  93efonbem  unb  t)on  oen  ad^t  Selig- 
fetten; ber  britte  Don  Zugenb  unb  @änbe  unb 
il^nn  perfd^iebenen  Slrten  unb  ©ottungen  unb 
f^Iie|Iid^  t)om  S)ecaIog.  S)ie  @d^rift  ift  unftreitig 
mit  großer  Sorgfalt  unb  einer  bem  ©egenftanb 
ongemeffenen  3Bärbe  abgefaßt,  ol^ne  fd^arf  l^erDor- 
tzetenbe  ^olerni!  unb  ge^öfftge  SluSf  öOe  »eber  nac^ 
ber  einen  nod^  nad^  ber  onbem  @eite.  S)ie  Diel 
oentilirte  gf^age,  ob  bie  @d^rift  mel^r  proteftanti- 
fire  ober  lotl^olifire,  bürfte  gleid^  im  erften  @a|  il^re 
bünbige  Söfung  ftnben,  fof em  bort  auf  bie  Sf^age, 
WA  sui  enrigen  @eligfeit  not]^tt)enbig  fei,  bie  9lnt> 
toort  gegeben  »irb :  irfjnc  ^p09j  xal  Ip^a  xaXa. 

%t|er  ben  genannten  ausgaben  Don  |)ofmann 
tmb  ifimmel  Dgl.  nod^  SB.  iba%  S^mooli!  ber 
gried^fd^en  ffirc^e,  Berlin  1872,  69  ff. ;  Andron. 
Demetracopulos ,  Graecia  orthodoxa  etc., 
Lipöae  1872, 155.  [ihtöpfler.] 

ISBoSäwiiub  ober  SDlul^ämet  (ber  Gelobte, 
SobtDuroige),  eigentlid^  Sbul  ffafem  ben  SlbbaUa)^, 
ber  Stifter  beS  SStam  (f.  b.  art.),  mufe  nad^  fei- 
nem  Sl^after  unb  feiner  Sntmidfelung  tl^eilS  au§ 
tan  fforan,  t^eilS  auS  ber  Xrabition  (@unna) 
crfomit  toerben;  nur  mad^t  bie  festere  megen 
vieler  fabelhaften  Seimifd^ungen  eine  ftrenge  Jm« 
tit  notl^menbig.  S)ie  au^er  ben  beiben  genannten 
Onellen  liegenbe  ®efd^i(|te  !ann  nur  menig  l^in« 
jitffigen.  SRo^ammeb  »urbe  um  570  ju  39lecca 
g^oren.  Seinen  SBater  abbaüal^  Derlor  er  balb 
vaäf  feiner  ®eburt,  feine  9Rutter  Smina  in  fräl^er 
Sugenb.  Sr  »urbe  Don  ba  an  mit  feinen  Dier 
Olimen,  mu  Sxilib,  Slbu  Sal^ab,  ^bbaS  unb 
^mnga,  al§  Sol^n  feine§  ©ro^DaterS  9bbul> 
«otiäib  bel^nbelt  unb  loud^S  unter  biefem  jum 
Anaben  l^an.  SbbuImottaUb  mar  ber  Stamm- 
halter ber  l^fd^emitifd^en  fiinie  be§  Stammes  jto- 
xeifd^  unb  l^atte  als  fold^er  unter  ^nberem  baS 
Siedet  unb  bie  el^rmüroige  $flid^t,  bie  $i(ger  bei 
ber  ihioba  (f.  b.  9rt.)  ju  fpeifen ;  l^ierburc^  trat 
ond^  XDoljii  W6f)ammth  in  nal^e  IBe^ie^ung  ju  bem 
cmbtfd^  StationaH^eiligt^um.  Serfd^iebene  Kei- 
fen mit  Demxmbten  ^aufleuten  burd^  Arabien  unb 
bcffm  ndrblid^e  ©ren^Iönber  entl^üOten  il^m  meiter« 
^benllnterfd^ieb  jmifd^en  ber  einl^eimif d^en  ara- 
btfd^  unb  ber  iübifd^en  unb  d^riftUd^en  Steligion, 
nnb  er  l^tte  Skrftanb  genug,  um  an  biefem  ^a|- 
ffatb  bie  Seerl^eit  bed  in  gfetifd^iSmuS  ausgearteten 
@tembienfleS  ber  Araber  ^u  erfennen.  3nbe^ 
miterfd^ieb  er  fid^  möl^renb  ber  erften  ^älf te  feines 
SdbenS  in  nid^ts  Don  einem  getoöl^nlid^en  9Ren- 
fi^en.  Sin  erfter  3Benbe))un!t  trat  in  feinem  Seben 
ein,  als  bie  reid^e  40j[ä]^nge  JfaufmannSmittme 


Sl^abibfd^a  i^m  in  feinem  25.  SebenSial^re  megen 
ber  an  il^m  gerü]^mten  Zreue  il^re  f^anb  anbot,  fo 
ba^  er  auS  ben  immerl^in  örmlid^en  SSerl^öItniffen 
feiner  3ugenb)eit  in  eine  bel^aglid^e  Sage  Derfe|t 
mürbe.  S)er  glüddid^en  (Sf^t  entfpro^ten  fed^S  ftin- 
ber,  Don  benen  aber  nur  eine  Sod^ter,  gfatime, 
jpäter  aii'S  ©attin,  ben  SSater  überlebte.  S)urd^ 
feine  ^eirat  !am  SRol^ammeb  aud^  mit  Sl^abibf  d^a'S 
SSetter  SBarafa  in  SSerbinbung.  S)iefer  3Bara!a 
ben  9laufil  mar  Sl^rift  unb  l^atte  baS  Sllte  unb 
baS  IReue  Xeftament  gelefen,  angeblich  aud^  auS 
Ie|terem  SinigeS  in'S  ^rabifd^e  überfe|t;  inbe| 
barf  man  biefen  d^riftlid^en  6inf[u|  auf  SRol^am- 
meb  nid^t  überfd^ö^en.  Sie  Sinbrüdfe  Dielme^r, 
meldte  auf  il^n  beftimmenb  mirften,  maren  anberer 
Slrt.  3u  feiner  3eit  maren  in  ber  ^anbelsftabt 
5Dlecca  ,,bie  gefeflfd^aftlid^en  SSerl^öItniffeju  jenen 
©egenfäkn  l^erangereift,  meldte  leidet  ÜKerfmale 
bebeutetwer  ^anbelScentren  merben.  Siner  Jtlaffe 
Don  Steid^en,  Die  aQe  9Rad^t  in  Rauben  l^atte,  ftan- 
ben  )a]^Ireid^e  unter  bem  ^rudte  einer  unbarml^er- 
jigen  ^ud^ermirtl^fd^aft  leibenbe  Seft^Iofe  gegen- 
über ...  Um  fold^e  ©egenfö^e  unter  bem  ©eftd^tS- 
punlte  ber  auSgleid^enben  ©ered^tigfeit  aufjul^eben, 
betrad^tete  äJtol^ammeb,  ber  fomol^I  in  feiner  3u- 
genb  baS  SooS  beS  armen  SBaifen  gefoftet,  mie 
fpäter  fid^  ber  jtlaffe  ber  Seft^enben  genöl^ert  ^atte, 
als  baS  einzige  SCRittel,  ba^  jebermann  eine  be- 
ftimmte  Steuer  }ur  Unterp^ung  ber  Sebürftigen 
jal^Ien  muffe,  ^aburdb  !önne  eine  ©leid^l^eit  auf 
frieblid^em  SQßege  l^ergefteüt  merben,  ganj  entgegen 
allen  anberen  f  ocialiftifd^n  Seftrebungen  ber  93or- 
)eit,  bie  ftetS  eine  ftarle  2:enbeni  su  gemaltf amen  SBer- 
änberungen  ber  SJerl^ältniffe  befunbeten"  (©rimme 
[f.  u.]  14. 15).  ©emife  ift,  bafe  SKol^ammeb  bie- 
fem  ©ebanfen  lange  na^l^ing,  ol^ne  il^n  ju  öuBem ; 
mol^I  aber  badete  er  auf  baS  9RitteI,  ü^n  }u  reali- 
firen.  911S  fold^eS  erfd^ien  il^m  bie  Seigre  Don  einem 
enblid^en  ©erid^te,  „in  meld^em  ber  SKd^ter  ©ott 
fei,  unb  )mar  berjienige  ©ott,  ben  bie  SJleccaner 
Derlaffen  l^ötten,  meil  il^r  Streben  nur  auf  Steid^- 
tl^um  gerid^tetgemefenfei;  bennSteid^tl^umerjeuge 
©öjer&ienft"  (©rimme  15).  So  mar  ajlol^ammeb 
unter  bem  Sinfiug  ber  ii^n  umgebenben  ©eifteS* 
ftrömungen  gum  SDlonotl^eiften  gemorben.  rS^lqi 
man  ber  gemöl^nlid^en,  an  bie  Srabition  ftd^  an- 
fd^Ke^enben  ffiarfteHung,  fo  trat  im  16.  Saläre  fei- 
ner Verheiratung  tttoa,  alfo  in  feinem  40. 2ebenS« 
jial^re,  aud^  äu^erlid^  bie  äßenbung  an  SJlol^am- 
meb  l^erDor ,  meldte  fid^  f d^on  längft  in  feinem 
Snnem  Dorbereitet  l^attc.  ifranfl^aften  epileptifd^en 
SuföHen  Don  Sugenb  an  nid^t  fremb,  mürbe  er 
allmäUg  burd^  fein  9lad^grübeln,  befonberS  in  ber 
ginfamfeit  bcS  SergeS  §ira  bei  SWecca,  jum  Sifio- 
när,  fal^  ©eiftererf^einungen,  Don  bcren  SBirflid^« 
leit  er  überzeugt  mar,  unb  glaubte  ftd^  berufen, 
feine  «nfid^ten  als  SSlam  (f.  b.  9trt.)  ju  Derfün- 
bigen.  S)ie  enbgüUige  Berufung  fanb  er  in  einer 
ßrfd^einung,  meldte  fid&  für  ben  ßngcl  ©abriel 
ausgab  unb  il^n  in  ber  6infam!eit  beS  SergeS^ira 
aufforberte,  eine  bargebotene  Sd^rift  julefcn.  SBöl^« 


1707  aHo^ammeb.  1708 

nrä)  \ii)  btt  <Sx\iftie<tme  fhauBte,  ft^ritt  bie  ©r-  nac^einanber  feine  (Sotfin  6^obibfi|a  uitb  jtinen 

jd^einung  juraUUte  beSSergeS  bor  imb  rit|t  „O  D^eim  Mbu  Saliti,  bie  feine  feauptpütm  nnb 

Snoliammeb !  bu  bi^  bet  ©efanbte  @otteS,  i^  grmunterer  gtlnffen  moren.    33o^I  {mbigtt  r 

bin  tSabriel."     Slbet  auät  jefft  noc^  Oeimoditen  noä)  immer  eifrig,  6efonber§  auf  gn)|tn  fEwrttni 

trpS^QbtbfiftaunbESSaTafai|nfoiD(tt  jubringen,  unb  bei  anbeten  ^oltSanfammlungni,  aber  im 

bal  er  alS  Ißrebiger  ouftrot.  —  3n  SBabf^f't  bi'  ©anjen  ebne  ßrfolg.  Ueb«bit|  fctjeint  er  noi^  ptB 

man  pt6  bie  ©0[§e  anbera  torjufleDen.  ißon  ben  mitmditgfrinßErgjJut^loligEcitgeiänipftäu^aben; 

OorbejeiiiinetenSbeengeUMltig  erregt,  begann  Sno-  ba  trat  in  feiner  Sadie  eine  entfc^eibenbc  2Ben- 

Iiamtneb  benfelben  nc^  Hu|en  SSerbreitung  unb  bung  ein,  über  beten  Urfa^e  bet  ftoran  nur  An- 

©eltung  ja  oerfd^offen,  inbem  er  juetft  bei  feinen  btutnngtn  gibt,  »fiörenb  bie  3;rabition  fie  pfftof 

gömitiengliebem  unb  Steunben  bafür  toirffe  unb  tapeUDÜ  ju  einet  ^lintmeleretfe  QuSgepaltet  bot- 

Witten  Iie|.  91B  erfter  Slnbänger  wirb  fein  not^  Unter  btnbcftigftenanfeinbungen  feiten?  bet  Äo- 

in  jugenbEidEtein  Slltet  fte^enbet  SJettet  3li  benOlbi  reife^iten,  bie  für  if|t  ^eiliglbum  in  Sneeca  um 

Sütib  genannt;  ?lnbere  nennen  feinen greigelaffe-  ber  neuen  SReligion  füt^teten,  f^Io^  er  mit  73 

nen  3aib  ben  ^aiet^a.  Slet  erfle  ®Iäubigc  auS  feinet  @etteuen  anS  äatbrib  com  ©lamme  @^' 

frembem  @e|c^leij^t  mutbe  ber  ftaufmaim  Sbu  rabfd^,  beten  et  einige  bei  i^rcr  S{iilgtrfabtt  g^ 

Sett,  ein  fioffenbeS  SBiettjeug  für  ftiOe  ^ropa-  nonnen  bitte,  einen  ^unb  auf  bem  äulbigmiqf' 

ganba.  @o  entftanb  al3  er^  Srfolg  Don  3)lci'  bügel  IQfoba;  bann  Dediefi  er  mit  9du  ScFt  Die 

bannneb§$rebigtenein93unb,  fpSter  S&nb  @otteS  @tabl  SRecca  unb  folgte  feinen  Doiangegongcntn 

( ahd-All&h)  genannt,  ber  bie  ^rmenfteuer  entrie^  Snb&ngem  nat!^  bet  iStubt  Sat^rib,  in  ber  ^Igt 

tele  unb  ftcti  ju  tegelmägigen  ©ebetlüfiungen  Bet-  al  Silebina,  b.  b-  bie  ©tobt  (!DlD^ammeb§)  genamfl. 

pflid)tete.  gjtittelpuntt  bet  ©emeinbe  unb  SJeiter  S)iefeS  Steignifi,  bie  §eb|ii^ra  obet  ^üi^i.  bifliel 

aller  gemeinfamen  @ad^en  unr  notürltifi  Slliobani-  ben  %n8gang3punlt  füt  bie  3eitrei$nung  beS  3^ 

meb,  unb  für  i^n  marb  Don  entf^eibeiÄet  SBe-  km,  beten  beginn  auf  ben  16.  3uli  622  n.1^ 

beutung,  bog  i^m  aud^  baS  Slnnebmen unb  %u^  angefe|tmuibe.  ^ieetften}e^n3abrtberf>ä>f^ 

t^eilen  bei  @aben  gufiel.   @i  bitte  eneiti^t,  naS  brad)te  Wobommeb  in  äRebina  gu.   ^tei  bitte  tt 

er  geiDoDt,  unb  nun  fu^te  er  nod)  neuen  Sielen,  ben  £8oben  gefunben,  auf  bem  feine  Sn^tb&jft 

3u  einem  folcdcn  cerbalf  ibm  ber  ffeptifdie  Sf  "f  i^f'''  "nb  feine  ponc  auSgcfübrl  loetben  foraitra. 

bet  attetconet,  bü|  ba?  ©eric^t  fo  lange  auf  [ld|  „SBübrenb  SRecca  Bei  ffincr  ©taal^Derfaffimg  etri 

Borten  laffe.  3)em  gegenüber  mu^te  et  aueg  oer  b^^e  ^Kite  erteilet  l)nltc,  fo  boft  jebe  ptinripifCf 

gSttlidien  ffiarmbetsigteit  in  feinem  ©oftem  eine  äfeuetung  leid&t  alä  S^crfibKiftterung  be«  Se^tben' 

Stelle  gönnen,  unb  foraei^leUeinnic&t  gar  ju  langer  ben  »etfdätieenmetbEii  tonnte,  [)atte3Qtbrib,  bejftu 

3eit  bet  Sbitflftet  bet  uon  SDlDbimnttb  angeregten  ^Betölteiung  aus  Suben  unb  äWei  jtc^  TOibcritrtbm- 

Semegung ;  ftati  (Dciatet  SRefotm  mit  greifbaren  ben  Sraberftämmen  btftanb,  mit  feinen  biäl)(rigtii 

irbifiiien  fielen  entftanb  eine  Weligion  mit  mein»  (i^iuriifitiiiiöcn  fo  üble  (?tfabtungen  getnaifct,  bat 

pbgiijiiien  3nieilen.    S3ie  SBunbeSmitgliebet  ober,  fprlatjotitt^  5|Jrebigtn  gegen  ba§  alte  lOD^l  auf- 

Irie  (ie  jejt  beiden,  ©laubigen  (HßoSteniin)  boben  mertfame§ÖretfiiibenniuBle."  3n3otbri6fanbtr 

feitbem  bie  erfle  51Jpii^t,  an  bie  ffiogmen  ibreä  9Kei-  jic^  bafier  nutb  com  erften  Sage  an  f  o  fiiet,  boS  tr 

perB  ju  glouben; erft on ätneiter Stetleftebt bieffluB-  fpglcidj  feine  geifüge  Söütbe nlB  Hasiil  ÄUäh,  6c 

Übung  oon  guten  SÖJetfen  (Stimme  31).  9luf  biefem  funbttv  &oiu4,  unb  jcinc  irMfc^e  Sl^ürbt  als  i^a0 

©tanbpunft  uetfiel  SDlo^ommeb  auc^  ouf  ein  neueB  be§  Siinhe^  ^lemotteDrte  (©rtmme  50),  3m  3* 

SRittel,  fid^  unb  feine  äBeftrebungen  )u  empfeblen.  fammenleben  mit  ben  3uben  unb  ben  Kbriftoi^ 

6r  Derfapte  in  bunflem  2lu3btu(f  bie  fog.  Suren,  er  aber  ou^  ©elegenbeit,  feine  religiBfen  Jhtfi^ 

urfprünglie^  poetijt^  gefärbte  ©elbftgefpräd&e,  ttel-  gu  fläten  unb  bem  SBIom  eine  3orai  ju  geBo, 

i^n  et  aHmölig  bie  fform  götttii^et  IHnfptacben  an  toeli^e  ibn  ben  beiben  mouotbeijHfc^tn  3hItgioni 

ibn  felbft  gab,  um  auf  biefe  SBeife  feine  SInfttbten  ebenbütlig  etfc^einen  Iie|.  ÜJiit  bem  i^n  a^nafy 

ju  Berbreiten  unb  feinem  Sßillen  9Iad)bru((  ju  nenben  ©tbarfblitf  ging  er  foglei^  on'S  SSerl  fo 

geben.    2)iefe  ©uien  mürben  fpäter  gefammelt,  ba&  er  in  ^ebina  bie  erfte  'ÜRo^cSftt  grünbcn  vi 

unb  fo  entftanb  bet  ffotan  (f.  b.  9Itt.).   TOobam-  eine  ?lit  Siturgie  onorbnen  fonnte.  Äui^  gefet- 

mebB  SBcrte  Kiutben  Bon  ÜJianiben  ebtfur(5t§BDl(  gebetifc^e  Slnorbnungen  faBen  in  biefe  jjeit  *f 

aufgenommen,  mäbrenb  bie  ÜKeiften,  fogat  üon  fonbeiB  baS  im  fiebenten  Sib^e  ber  ^df(^  ep 

feinet  Betmanbtf^aft,  i^n  füt  einen  91arten  ettlär-  laffene  Sßerbot  be§  SffieingenufjtS.  3u  ben  ,SRd4* 

ten.  Sangfom  inbeg  mebrten  fid^  feine  9lnbänger,  bfd&irun"  ober  „51ü(btlinge"  genannten  ^nbönsc» 

(ebo^  meift  in  ben  untetflen  fflaffen  beS  SöolfeB;  auä  9)tecca  unb  ben  „^Infat",  b.  1j.  ^Ifetn,  ^ 

ber  SIbel  Onecca'i  bot  ^QeS  auf,  um  SRo^ammeb  Itdii  feinen  Ünbängem  au3  Ültebtna,  fonbcn  jiil 

JU  ijoliren  unb  ibm  jebe  SSiirIfamteit  in  bet  @tabt  nun  Biete  neue  binju,  „unb  nad^  Taum  einem  i/äpt 

unmbglidti  ju  matten,  fo  bog  er  fd^üefelicb  \\ä}  ge-  jäblte  et  bie  SKajotität  ber  ©tabtbetBO^na  fflte 

n&tt)igt  fab,  ber  Soubbeoälfetung  in  bet  91ät)t  ju  feine  91nbänger;  je^il  bitte  et  lein  %nibei  ffl» 

ptebigen.  ©o  aar  feine  Soge,  aud^  olB  ÜKönner  Don  muffen,  um  ni3)t  bie  bitteren  @efüble  gegeii  fei« 

6influ|,n)ieOmarunb§amäa,fi[5ibmanf^lDffen,  Sßaterflabt  inbenffiebonfenberlRa^,  beSlhiegti 

immer  no^  eine  gebrüdte.   3ubem  tetlot  er  turj  auSfItömen  ju  (offen.  9lber  ^ropbrt  unb  ftrieJB, 


1709 


ÜRol^ammeb. 


1710 


tote  reimte  pd^  boS  jufammen?*  (©rimme  59.)  3n 
einem  fc^Iou  angelegten  ®tmit  Don  SRo^regeln 
tonnte  SRol^ammeb  bie  eigene  3taä)t  ju  einem 
ffam)>f  für  Wla^  umgugeftalten  unb  fo  in  bem 
gcut)  frieblid^  gefinnten  Satl^tib  ben  Jhieg^gebanlen 
)uerfi  möglid^  px  maäjftn,  banad^  ftönbig  }u  er- 
litten. SUd  etfteS  äJtittel  l^ierju  biente  il^m  bie 
(Bnfe|ung  ber  Staaba  jum  ^eiligtl^um  beS  3§» 
lam,  iDobei  il^m  bie  Dor^nbenen  (Erinnerungen 
an  iß>xaf)caa,  ben  Stammvater  ber  Slraber^  in 
pl^nlafiifci^er  SluSfd^müdung  bel^ilflid^  fein  muß- 
ten. Ske  gfftlfd^ungen,  totlä^t  er  ftc^  l^ierbei  er- 
laubte, brad^ten  il^n  in  ®egenfa|  ju  ben  jal^Ireid^ 
in  Arabien  angefiebeUenäuben,  ein@egenja|,  ber 
für  biefelben  Derl^öngni^oQ  merben  foQte.  3Ba3 
i^nen  bet)orflanb,  für^igte  er  il^nen  perft  an^  in« 
bem  er  bie  ftibia,  b.  1^.  bie  ©ebetSrid^tung,  t)on 
äerufalem  nad^  SRecca  verlegte  (f.  b.  9rt.  jfaaba). 
Sein  nöd^fted  S^tl  iebod^  mar  bie  S)emüt]^igung 
ber  jforeifd^iten;  er  begeifterte  feine  ^nl^änger  gum 
«l^eiligen  ff  hege",  ber  ftd^  aÜerbingS  von  Staub« 
unb  $Iunberung§gägen  menig  unterfd^ieb,  aHein 
bem  ^nbel  ber  SDteccaner  au|erorbentIid^en  Sd^a» 
ben  verurfad^te.  @o  !am  e§  }u  ber  „Sd^Iad^t''  von 
Sabr,  in  ber  bie  Sfteccaner  unterlagen  (624). 
S>urd^  biefen  Srfolg  fü§Ue  ftd^  SRol^ammeb  fo  ge> 
(oben,  bo|  er  nun  unvermeilt  Kaubjuge  gegen  bie 
feflen  Surgen  ber  2tuben  untemal^m.  (eine  9e« 
lagerung  von  15  Sagen  brad^te  einen  ganjen 
@tamm  berfelben  in  feine  (Sematt,  unb  er  mürbe 
bie  700  ®efangenen  l^ben  niebermad^en  laffen, 
toemi  nid^t  bie  brol^enbe  S)a)mifd^enfunft  feine§ 
l^ervonagenbften  ^n^ängerS  i§n  )u  bloßer  (Ssili* 
nmg  berfelben  genötl^igt  l^tte.  2(nbeB  rüftete  ftd^ 
SRecca  }ur  3taä)z  in  großem  SRa^abe.  Obmol^I 
t9  feinem  ber  Seinigen  ju  Sat^rib  entgelten  tonnte, 
bo^  baS  offene  SDlebina  bem  geplanten  Angriff 
n\dft  }u  miberftel^  vermod^te,  moUte  bod|  ^o- 
l^ammeb  in  blinbem  ^iertrauen  auf  fein  @Iüdt  ben 
IMeg  nid^t  vergüten,  unb  fo  fam  e§  suerft  ju 
einem  Stampft  am  Serge  Ol^ob,  ber  mit  einer  9üe- 
berlage  SRol^iammebS  enbigte  (625),  bann  (627) 
gu  einer  Belagerung  3Rth\m%  beren  ©efal^r  er 
aber  glüdRid^  abjumenben  mu^te.  SiegeSfro)^  rief 
CT  ie|t  aus :  ,,SBon  nun  an  befriegen  nic^t  fte  mel^r 
im»,  fonbem  mir  fic!"  Suerft  aber  fottten  bie 
Subcn  nad^  feiner  Angabe  bafür  geftraft  merben, 
ba^  fte  ftd^  bei  ber  ^Belagerung  neutral  gel^atten 
l^fiüen.  ^rd^  feine  Sc^lau^eit  gelang  e§  il^m,  einen 
@tatnm  berfelben  ju  umzingeln  unb  gefangen  nad^ 
SRebina  gu  fül^ren.  ^ier  mürben  über  600  9Ran- 
ner  unb  @reife  auf  offenem  ^axlt  abgefd^Iad^tet, 
Sfiouen  unb  ftinber  in  bie  Sflaverei  verfauft,  bie 
orfammte  ^be  be§  Stammet  vertl^eilt,  mobei  ber 
^ropl^t  ben  Sömenantl^eil  erl^telt.  93on  nun  an 
tnl^te  ber  Jhieg  gegen  bie  Weccaner  nid^t  mel^r. 
aXe  Cntjd^ibung  brachten  bie  Saläre  628—630, 
innerbalo  melc^er  39lo^ammeb  mit  benfelben  einen 
ie^jöl^rigen  SBaffenftiOftanb  fd^Io^ ;  bie^  gefd^al^ 
bei  einer  ^ilgerfal^rt  nad^  3Jltcca,  meiere  er  an 
ber  S)ri|e  aller  feiner  ©laubigen  anfteUte.  Sine 


größere  ^ilgerfal^rt  folgte  im  Anfang  be«  Sal^reS 
629.  3m  näd^ften  Saläre  (630)  benujte  er  eine 
gelobe  ber  2Keccaner  gegen  einen  il^m  befreunbeten 
Stamm,  um  bieff  oreif  d^iten  voUftönbig  ^u  bemütl^i- 
gen.  SKecca  unterttwrf  fid^  unb  nal^m  ben  Sstom  an, 
morauf  ber  ^ropl^t  in  ber  ff  aaba,  bem  atten  (£en« 
trall^eiligtl^um,  bie  S)enfmöler  beS  StembienfteS 
jertrümmerte  unb  ben  moSIimifd^  ®otte§bienfl 
einrid^tete.  S)iefe  (Srf olge  mad^ten  il^n  f o  ftd^,  ba| 
er  nun  an  bie  SluSfül^rung  eined  großen  $Ianed 
badete,  ber  langfam  in  ü^m  gereift  mar.  tiefer 
aber  mar,  maS  aud^  bie  Xrabition  von  meiter« 
ge^enben  Sntfd^Iüffen  berid^ten  mag,  fein  anberer 
als  ber  voUftönbige  Seft^  SlrabienS  ((Srimme  123). 
(Sin  ftegreid^er  Sf^Ib^ug  gegen  bie  Stämme  füböft- 
lid^  vonSJteccaentfd^ieb  in^rabienfürSRol^ammebd 
Sad^e,  unb  nad^bem  bie  Sinfül^rung  fefter  9lb» 
gaben  von  Seiten  ber  Uebermunbenen  ftatt  ber 
frül^em  Seutevertl^eilung  bem  'i§lam  in  Arabien 
ben  Seftanb  geftd^ert  l^atte,  foUte  zint  großartige 
frieblid^e  SBaHfal^rt  naä^  SJtecca  im  jel^nten  Saläre 
ber  gflud^t  (632)  baS  SBerf  frönen.  (£§  mar  bie 
^bf^iebSpilgerfal^rt,  bei  ber  SRol^ammeb  nod^  viele 
Slnorbnungen  traf.  9tad^  äJlebina  jurüdtgefel^rt, 
erfranfte  er.  Sr  verfd^Iimmerte  fein  Uebel  baburd^, 
baß  er  jur  IRac^tjeit  fieberfranf  auf  ben  @otte§adfer 
5U  SRebina  ging,  für  bie  lobten  htitit,  il^nen  ®Iüdf 
5u  il^rer  9h^e  münfd^te  unb  ftd^  felbft  be§  naiven 
lobeS  freute.  IroJ  feiner  ßrfd^öpfung  nal^m  er 
nod^  an  bem  öffentlid^en  @ebete  tl^eil  unb  rebete 
gum  Solfe.  %tö  ber  £ob  nal^  mar,  fagte  er: 
,,S>ie  f^öUe  ftammt,  bie  Smpörung  nal^t  l^eran 
mie  ber  Ie|te  Xl^eil  einer  bunflen  9tad^t;  aber  bei 
(Sott,  i^r  Dürft  mir  feine  Sd^ulb  geben,  id^  l^abe 
nur  erlaubt,  ma§  berfforan  erlaubt,  unb  nur  ver- 
boten, maS  ber  fforan  verbietet.''  Unter  fo  büftem 
(Sebanfen  ftarb  er  ben  8.  3uni  632  )u  SRebina, 
mo  nod^  gegenmörtig  fein  ®rab  ift. 

lieber  SRol^ammebS  92atur  unb  (Sl^rafter  ift 
verfd^ieben  geurtl^eittmorben ;  eine  emfte  ®ef  d^id^td« 
f orfd^ung  fann  nur  ein  l^öd^ft  ungünftigeS  S3ilb  von 
il^m  entmerf  en.  ßr  mor  von  einnef menbem  9eußem, 
unb  bie  Xrabition  rül^mt  bemutätemb  feine  Sanft» 
mutl^  unb  SKilbe;  in  ber  %i^at  aber  mar  fein  Stuf • 
treten  unb  feine  ^anblungSmeif e  überall  von  einer 
SBered^nung  eingegeben,  meldte  ben  niebrigften  Sei« 
benfc^aften  unb  Slbftd^ten  biente.  Ob  er  von  feiner 
Senbung  felbft  überjeugt  gemefen,  crfd^eint  im 
Sid^te  ber  ©efd^id^te  fe^r  fraglid^;  fidler  iji,  bofe 
feine  Offenbarungen  immer  bann  erfolgten,  menn 
er  fie  gu  feinen  Smedfcn  nötl^ig  l^atte,  unb  bajß 
mand^e  berfelben  Slbcnteuer  mit  grauen  befd^öni« 
gen  mußten  (Sure  66,  1—6;  24,  4—5;  SBeil 
f.  u.],  (5inl.,  2.  aufl.,  44).  3m  Stnfang  maren 
eineSeftrcbungen  nid^t  ol^ne  ibealen  Anflug.  „SBaS 
id^  aber  auf  bem  l^arten  meccanifd^en  Soben,  unter 
beftönbiger  SUeberl^altung  burd^  bie  (Segner,  ju 
ebler  SBilbung  entfaltet  batte ,  verlor  in  SWcbina 
bei  größter  greil^cit  jucrft  feine  tjfnfd^^  ^^^^  f"we 
cble  9latur.  Sl^emalS  l^atte  ilRol^ammeb  nod^  als 
Reifer  ber  91rmen  für  i^r  SBol^I,  meiterl^in  als 


1711 


5Dlo]^QmmebantSmu8  —  SRol^ilett). 


1712 


ifncd^t  ®ottc8  für  bcffcn  SRcKgion  gearbeitet ;  in 
ajJcbina  mufetc  bie  SReligion  für  fein  Sntcreffe  ar» 
bciten,  htm  bcr  ftned^t  ®ottc§  gcftoltete  fid^  tncl^r 
unb  mel^r  ju  einem  |crrifd^en  S^rannen.  SBoj^I 
erl^ob  er  immer  nod^  ben  Snfprud^,  bafe  att  fein 
%i)nn  nur  ®ott  wnb  feiner  SReligion  gelte;  bod^ 
bie  l^iftorifd^e  Prüfung  fd^Iögt  biefer  SSel^ouptung 
in'8  ©efid^t  unb  fielet  barin  bie  ^l^rafe  cine§ 
ggoiften.  S)ie  ad^tjäl^rige  ^eriobe  bis  ju  SRecca^S 
Qfall  grünbet  fid^  im  SBefentlid^en  auf  ben  ®e= 
banfen  ber  perfönlid^en^ad^e;  auS  il^m  ermad^fen 
jünbenbe  3been,  bcr  ©taat§»  unb  ÄriegSgebanfe 
beS  3§Iam3;  bod^  erft  al§  bie  jforeifd^iten  ge- 
fd^möd^t  unb  gebemätl^igt  mit  bem  $roj)]^eten  Der» 
l^anbelten  unb  biefer  feinen  SBBiUen  unb  bie  §off« 
nung  ber  ©laubigen,  bie  l^eiligen  Statten  betreten 
}u  bürfen,  erfüllt  fal^,  fd^einen  fie  il&m  al§  ®egner 
nid^t  mel^r  grofe  genug,  unb  baS  l^öl^ere  3iel,  ^ra« 
bienS  Seft|,  tau^t  Dor  feinem  (Seifte  auf;  Sl^r» 
acta  ücrf^Iingt  baS  Kac^cgcfül^r  (®rimmc  137). 
(Il^araftcriftif^  ift  aud^,  ba|  SJlol^ammeb  in  bem» 
fcAcn  SKa^c,  alS  er  feine  cl^rgeijigen  95eftrcbungen 
erfüllt  fal^,  einer  milbcn  @innUd^!eit  bie  3ügel 
fd^ie^cn  lic^.  5Rid^t  jufrieben  bamit,  feine  ®e« 
meinbc  in  bcr  Sa^l^cit  gegen  {ebe  tiefere  9RoraI  ju 
crjicl^cn,  trad^tete  er  aud^  ftd^  fclbft  innerl^alb  bie* 
fcr  baS  größte  3Jta%  öon  3frci^citcn  ju  crtl^eilen. 
iKit  icbem  Sal^r  gab  bcr  altembe  5Kann  mcl^r 
feinen  finnlidfeen  Srieben  nad^,  unb  atö  fein  93or» 
gelten  aud^  bei  feinen  t)ertrauteften  Snl^ängcm  Snt> 
rüfhing  erregte,  mu&te  im  fforan  ®ott  felbft  ii&m 
einen  Qfreibricf  für  feine  sügcllofcn  ®elüfte  an^* 
fteßen,  bcr  ftd^  faum  »iebergeben  Iä|t  (©ure  33, 
49  ff.),  ^auSnal^mSmeife  il^m  attein  unter  aßen 
®Iäubigen''.  «bu  »cfcS  Sod^ter  aifd^a,  bie  er 
balb  nad^  ber  iJIud^t  in  SKcbina  l^ciratetc,  blieb 
^mar  feine  SicblingSgattin;  aßein  er  gefeßte  il^r  im« 
mer  mt^xtxt  (10)  l&ingu,  eine  Snjafl  ©flaDinnen 
nid^t  5u  red^nen  (SBei!  a.  a.  O.  42).  hiermit  er« 
fd^eint  nad^  alter  Srfal^rung  jufammenl^angenb, 
ba&  feine  ©raufamfeit  unb  fein  Slutburft  in  glei« 
d^em  SKafee,  »ie  feine  Erfolge,  wud^S.  SBie  il^m 
übcr]^au^3t  jur  ©neid^ung  feiner  3tt)edfe  jebeS  SWit« 
tel  red^t  toar,  f o  fanbte  er  aud^  ju  jebem,  ber  il^m 
unbequem  marb,  im  Flamen  ®otte§  ben  9Reu^e(- 
mörber,  unb  bie  fpäteren  %ffaf fmen  tonnten  fid^  mit 
9}ed^t  auf  ba§  SBeif))ieI  il^red  $ro))]^eten  berufen. 
3n  feinen  ScbenSbebürfniffen  blieb  SMol^ammeb 
mit  fluger  Sered^nung  jebem  Straber  glei(| ;  aber 
ba§  öon  il^m  eingefül^rte  Seutered^t  ftd^crte  il^m  ben 
fünften  Sl^eil  aßer  ÄriegSergebniffe.  3m  ®anjen 
ift  er  fein  großartiger,  fonbem  nur  ein  furd^tbarer, 
ein  bömonifd^er  Sl^arafter,  ein  ewiges  ajhifter  öon 
bered^neter,  ju  religiöfem  SfanatiSmuS  umgebilbe« 
ter,  öon  ©d^Iaul^ieit  getragener  ©elbftfud^t.  SlnberS 
fteßen  i^n  natürlid^  bie  arabifd^en  SSiograpl^ien 
bar,  in  »eld^en  bie  Srabition  mel^r  ober  minber 
auSgefd^müdtt  erfd^cint.  Sie  wid^tigften  berfclben 
liegen  in  folgenbcn  ©rudfen  üor:  ®aS  Seben  3Ku« 
l&ammebS  nai^  SKul^ammab  3bn  3f)&ä!  bearbeitet 
Don  abb«el  3KaIi!  (3bn  ^tftäm),  herausgegeben 


üon  SBüftenfelb,  2  »be.,  ©öttingen  1858—1860, 
überfc^t  öon  SQäeil,  2  Sbe.,  Stuttgart  1864;  HRu- 
l^ammeb  in  SKebina,  baS  ift  SJafibi'S  Eitab  d 
Maghazi  in  Derfürjter  äßiebergabe,  l^erouSgeg^en 
öon  aSBeßl^aufen,  SSerlin  1882.  3«  ber  großen 
fieibener  Ausgabe  beS  Xabari  bel^anbeln  Sb.  lU 
unb  ein  großer  Sl^eil  üon  95b.  IV  ber  erften  Serie 
(ed.  de  Jong  1882—1889)  baS  Seben  SDto^om. 
mebS ;  l^ierauS  gibt  ^bulf eba  einen  furgen  ^Sjug, 
l^erauSgegeben  oon  SleiSfe  unter  bem  Sitel  Abul- 
fedae  Annales  moslemici,  Havniae  1789  ad 
1794,  5  voU.  (95gl.  ®.  SBeil,  SKol&ammeb  ber 
$rop|et,  fein  Seben  unb  feine  Seigre,  Stuttgart 
1843;  ©erfelbe,  §iftorifd^-fritifd^e  (Einleitung  in 
ben  »oran,  »ielefelb  1844,  2.  «ufl.  1878;  W. 
Irving,  History  of  Mahomet,  London  1850, 

2  vols.,  beutfd^  Seipjig  1850 ;  W.  Muir,  The 
life  of  Mahomet,  4  vols. ,  London  1858  to 
1861,  neue  ^ufl.  in  1  vol.  1877;  The  same, 
Mahomet  and  Islam,  London  1887 ;  Spren* 
ger,  S)aS  Seben  unb  bie  Seigre  be§  !D2o^mmab, 

3  Sbe.,  93erfin  1861—1865;  9WIbe!e,  S)aS  Seben 
SDlul^ammebS,  §annoöer  1863;  Delaporte,  Vie 
de  Mahomet,  Paris  1874;  ihtffi,  2)aS  Seben 
unb  bie  Seigre  beS  SRul^ammeb  I,  Seipgig  1884; 
^.  ®rimme,  SKol^ammeb,  1.  £1^1.:  2)a3  Seben. 
aWünfter  i.  SB.  1892.)    [§aneberg  (ifaulen).] 

'^iammebanismus^  f.  3siam. 

'^Hot^itet»,  lateinifd^e  Äird^enproDin^in 
Stußlanb,  umfaßt  fömmtlid^e  römifd^e  j}(^ 
lüen  im  eigentlid^en  Kußlanb,  mit  %uSnc^e  Don 
Shifftf d^-$oIen ,  unb  befielet  auS  ber  3Mttfo]t 
9no|iIem  unb  ben  fed^  93i§t]^ümem  ffamieniec, 
2wäJ*39tomir,  SJlinS!,  Samogitien,  %mßfoi 
(ß^erfon)  unb  SBilna.  3n  ber  erficn  3«it,  nö^ 
bem  bie  Sluffen  jum  Sl^riftent^um  befel^rt  »otben 
(f.  b.  Slrt.  Stuffen),  gab  e§  im  eigentlid^en  Shtßlonb 
feine  jtatl^olifen.  Sluf  Sitten  ber  @roßfäiftm 
Olga  (946 — 955)  fd^einen  jttar  guerft  beutftie 
SOWfflonare  gu  ben  3hiffen  gefommcn  gu  fein;  ebenfo 
erfd^ienen  t)or  unb  nad^  i^rem  Snfel  SSIobimir 
(981—1015)  aud^  anbere  abenblänbifdje  SWif« 
ftonare  unb  prebigten  in  9hißlanb  (Dgl.  Pertz, 
Scriptt.  m  [Monum.  V],  856 ;  IV  [VI],  578). 
%ßein  bei  bem  SSer^öItniß  9hißlanb§  }u  Spion} 
mußte  bie  Sefe^rung  ber  Shiffen  t)orgugStDeife 
Sad^e  bergried^ifd^en  jtird^emerben,  unbbiefe^og 
nad^  il^rer  Trennung  Don  ber  latetnifd^en  ffiii^e 
aud^  ben  rufftfd^en  SIeruS  in  feinbfelige  Zren* 
nung  unb  Entfernung  Don  bem  ^ßa))fi  unb  bem 
fatl^olifd^en  ^benblanbe  l^inetn.  S)ie  ^^t,  be* 
fonberS  Sllcjanber  HL,  Snnocenj  EH.  imb  jeirn 
näd^ften  Jlad^folger,  fud^ten  öfter  i>ergeben8  SSc^ 
binbungen  mit  ^ßlanb  angufnü))fen;  aud^  ga6 
e§  feit  1232  S)ominicaner,  ml^  gu  Sifd^5fen 
öon  ffiett)  ernannt  maren,  aber  nid^t  babin  tm* 
men  fonnten  (Le  Quien,  Orions  chrisi  m» 
Paris.  1740,  1126—1136).  3m  3. 1257  über» 
trug  ^lejanber  IV.  bem  Sifd^ofe  öon  SeSboS  bie 
3uri§biction  über  bie  Sateiner  in  SRußlonb,  unb 
3o^anne§  XXII.  fud^te  burd^  Dominicaner  unb 


1713 


SRo^ilett). 


1714 


ittt  ^ilfe  ber  (Senuefen  in  Subru^Ianb  ben  latei- 
tiif<i^  Situs  Qu§}u6retten  (^ergenrötl^er^  ^anbb. 
yr  allgem.  Hxtä^m^tji).  m,  333).  S)a  bie  Uhiffen 
tnt  benad^barten  ftotl^otifen  fd^mer  t)erfoIgten  unb 
Die  Reiben  bel^nbelten,  brad^te  jtönig  SRognuS 
Don  Sd^toeben  einen  t)on  SilemenS  VI.  begünftigten 
lhxu}}ug  gegen  jie  )u  @tanbe  (Baynald.  ad  ann. 
1351,  IL  34);  allein  biefer  l^atte  feinen  naäfyaU 
Hgen  ßrfolg.  Sin  großes  ^inbemig  bilbete  ber 
^a|  ber  Stuffen  gegen  bie  $oIen.  Srft  gegen  Snbe 
beS  15.  3Ql^]^utü)ert8  traten  bie  ruffif^en  ®ro|- 
[flrßen  mit  Stom  in  naivere,  meift  ))oIitifd^e  SSer« 
Unbung  unb  unterl^anbelten  mel^rfad^  mit  Slle- 
Konber  VI.,  2eo  X.,  ^obrion  VL  unb  glemenS  VII. 
(Dgl.  Sfiebler,  Sin  IBerfud^  ber  ^Bereinigung  ber 
üM^  mit  ber  römifd^en  ftird^e,  SBien  1862, 
abgeorudtt  au8  @i^ung§ber.  ber  faiferl.  %!abemie 
ber  aBiffenfd^.,  ^iL-^t.  «laffe  XL,  27—123). 
HO  bie  $o(en  unter  3uliu8  HI.  Med  auf  manbten, 
um  bie  1552  Derfud^te  ^Bereinigung  ju  l^inter* 
treiben,  fd^eb  Sman  IV.  im  3- 1580  an  ©re- 
gor  Xin.,  infolge  beffen  bie jer  ben  Sefuiten  9lnton 
Itoffetmt  (f.  b.  9rt.)  an  il^n  aborbnete.  SS  !om 
max  ein  9teIigion§gef))rö(^,  aber  feine  »irfltd^e 
Bereinigung  gu  @tanbe;  ber  iBerfel^r  mit  9tom 
imtrbe  äbrigenS  nid^t  fofort  abgebrod^en.  9lad^' 
bem  iebod^  ^^(anbd  39lad^t  immer  größer  gewor- 
ben, UKir  man  Don  einer  Union  mel^r  als  je  ent* 
femt,  unb  bem  frani5fifd^en|)ofe  mürbe  fogar  bie 
Erbauung  einer  lateinifd^en  Jrird^e  in  SJtoSf au  ab« 
i^d^lagen.  2)aS  Don  ben  übrigen  fatbolifd^eic  in 
DloSbm  oertretenen  39löd^ten  unterftä|te  Sittgefud^ 
arl^ielt  bie  Sntmort,  gu  9tom  gebe  eS  aud^  nod^ 
Mne  ort^oboie  ftird^e  für  bie  Stuffen  (Tolstoy, 
\je  eatholicisme  romain  en  Russie  1, 100,  Par. 
L868).  dia  ©efanbter  meinte  be^l^alb,  bie  3htf{en 
)erfoIgten  bie  fatl^olifd^e  ^Religion  mit  angeborenem 
mb  mel^  als  tmtinianif d^em  ^affe  (Tanner,  Le- 
Satio  Polono-Lithuanica  in  Moscoviam,  No- 
imb.  1689, 101).  Sagegen  mürben  bie  Sut§e> 
»mer  unb  Saloiniften  im  ganjen  SRetd^e  oor  ben 
rdmif«!^  jfatbolifen  beDoraugt.  Srft  feit  1684 
limnten  einige  Sefuiten,  meift  im  ®ef olge  ber  beut» 
id^cn  unb  italienifd^en  ®efanbten,  in  9RoSfau 
uMen,  mo  eine  3(ii(^9  @op]^ia,  bie  ©d^mefter 
)er  jiungen  3<2ren  äman  unb  $eter,  fte  begünftigte. 
Stadler  folgten  aud^  ^mölf  jfopujiner  unter  einem 
in  SRoSIau  reftbirenben  ^röfecten,  ebenfo  gf^an- 
iSamer  unb  Dominicaner,  ftaum  mar  $eter  ber 
Eh»|e  Wleinl^errfd^  gemorben,  fo  vertrieb  er  bie 
Sefuiten  (1689),  rief  l^e  aber  balb  mieber  junidt. 
DHttelS  Verfügung  Dom  2.  September  1691  ge« 
iiükkt  er  bie  Srbouung  einer  jcird^e  in  9JloSfau, 
>te  l^ente  nod^  befielet.  3m  %  1698  fam  (m^  ein 
oteiidfd^  Sifd^of  nad^  9RoSfau,  unb  burd^  Ufas 
imn  31.  October  1706  ttmrbe  enblid^  ben  ^a^o« 
tien  baS  Siedet  ber  freien  SteligionSflbung  Der« 
Ifinbet  (Theiner,  Monuments  hist.  relatifs  aux 
-^gnes  d' Alexis  etc.,  Rome  1859,  403).  §ür 
rie  eingetoanberten  lateinifd^en  jfatl^oltfen  in  ben 
3fi{eetn:oi}in}en,  fomie  in  ffafan  unb  am  caSpifd^en 


SKeere  mirften  um  1720—1760  Äapujiner  mit 
Stationen  in  @aratom,  ffafan,  ^flrad^an,  Stijlon, 
9lifd^ma  unb  in  ber  Ufraine;  S)ominicaner  unb 
SranciScaner  in  39loSfau  unb  @t.  Petersburg. 
9^d^t  minber  erbielten  aud^  bie  3e(uiten  mieber 
3utritt  unb  befanntlid^  aud^  bann  nod^  eine  S^' 
flud^t,  als  ibr  Orben  bereits  aufgelöst  mar.  ^ur 
fld^  SKiffionare  ju  nennen,  öerbot  Äatbarina  n. 
ben  fatbolifd^en  ^riepcm,  inbem  fte  ibnen  jebe 
93efebrung,  au^er  oon  9Robammebanem,  unter» 
fügte.  S3lo^  für  bie  geiftlic^en  Sebürfniffe  ber  ein« 
gemanberten  Äatbolif  en  f  oHten  fte  f  orgen ;  i^re  SKif  • 
fbnen  maren  unb  blieben  begmegen  ui&ebeutenb. 
3m  3. 1769  regelte  bann  jtatbarina  n.  bie 
fatbolifd^en  ffird^enangelegenbeiten  in  Petersburg 
unb  Umgegenb  burd^  eine  eigene  ftird^enorbnung, 
meldte  1772  unb  1773  erneuert  unb  ermeitert 
mürbe.  S)ie  ^faneien  bafelbft  burften  oon  fed^S 
tSfranciScanem  oerf  eben  merben,  meldte  oon  3^it  ju 
3eit  aud^  nad^  ftronftabt,  Stiga  unb  SleDal  }ur 
Haltung  beS  ®otteSbienfteS  ft^  begeben  foQten. 
§flr  bie  iBermögenSoermaltung  foUten  bie  ftatbo» 
lifen  einen  iBorftanb  unb  einen  Statb  Don  ad^t  SJtit« 
gliebern  mäblen.  Sei  ber  ftird^e  foQte  eine  @d^ule 
5um  Unterrid^t  ber  fatbolifd^en  itinber,  aber  nur 
fold^er,  gegrünbet  merben.  Sie  JKrd^e,  bie  @d^ule 
unb  aUe  baju  gehörigen  ©eböube  f oQten  Don  allen 
öffentlid^en  Saften  frei  fein.  S)er  SIeruS  foQe  ftd^ 
aÖer  $ro))aganba  entbalten  unb  einen  Shtffen, 
felbft  menn  er  eS  Derlangen  mfirbe^  nid^t  in  bie 
fatbolifd^e  ®emeinfd^aft  aufnehmen.  S)ie  Ober- 
bebörbe  für  aQe  9ngelegenbeiten  gmifd^en  ben  $a- 
rod^ianen  unb  bem  SIeruS  foUte  baS  3uftt5CoIIe- 
gium  ber  Oftfee))roDinjen  bilben,  iebocb  unter  ber 
Sebingung,  ba^  eS  fidj  in  feiner  SBeife  in*  bie 
S)ogmen  ber  römifd^en  ftird^e  einmifd^e  (Dgl. 
Siestrzencewicz ,  Statuta  imperialia  roma- 
nas  ecclesias  in  Russia  spectantia,  Mohilew 
1790).  S)iefe  SSerorbnung  mürbe  aud^  auf  bie 
latbolifd^e  JKrd^e  in  SRoSfau  auSgebebnt.  Sbenfo 
erhielten  bie  in  ben  erfien  3abren  ber  Stegierung 
ffatbarina'S  IL  im  @üben  Don  9tu|Ianb  gegrün- 
beten Solonien,  in  benen  fid^  aud^  fatbolifd^e 
®eutfd^e  angeftebelt,  im  3- 1769  ein  befonbereS 
Reglement  (Tolstoy  1, 172— 175;  3.  Sbt.  ®rot, 
Semerfungen  über  bie  KcIigionSfreibeit  ber  StuS« 
lönber  im  rufftfd^en  SReid^e,  Petersburg  u.  SAß^xQ 
1797,  n,  60—69).  SBiS  ba^in  gab  eS  für  bie 
in  Stu&Ianb  serftreut  lebenben  ff atbolif en  nodj  fein 
eigenes  SSiStbum.  5Rad^bem  bann  infolge  ber  erften 
Ib«Jw«9  ^olcnS  bie  meiferufftfd^en  ^roDinjen 
biefeS  SReid^eS  unb  fo  1 800  000  ffatbolifen  an 
SRu^Ianb  gef  ommen  maren,  bef  d^Io^  ff  atbarina  n., 
für  ibre  neuen  lateinifd^en  Untertbanen  ein  eigenes 
SSiStbum  5U  grünben ;  benn  bamalS  galt  bie  3Ra» 
jime,  bafe  feine  SRegierung  in  ibrcm  ©ebiete  bie 
3uriSbiction  Don  Säifd^öfen  bulben  bürf e,  meljbe 
ibren  @i|  im  «uSlanbe  bötten.  ®aS  neue  S3iS« 
tbum  foUte  Bugleid^  bie  bisber  fd^on  im  rufftfd^en 
SReid^c  beftebenben  HKifftonSfird^en  umfaffen  unb 
ben  Jlamen  „»istbum  SSBeiferufelanb"  fübren  (Ufas 


1715 


ajlol^tlett). 


1716 


Dom  12./23.  3Kai  1774).  liefen  $Ian  l^attc  fic 
übrigens  fd^on  am  14./25.  ©cccmbcr  1773  au3» 
Qcfprod^cn.  3lu§  eigener  SWad^tooIlfommenl^eU  er« 
rid^tetc  ftc  »irflid^  baS  93i§ti^nm  aSBetferufelanb  mit 
bem  @iie  in  SJlol^ilett),  beftimmte  bic  (Serid^tSbar- 
feit  besfelben  unb  ernannte  ©tani§Iau§  ©iefhqen» 
cett)tcs«95ol^u^  5um  Sifd^of.  Sicjer  ^rälat,  üon 
calöinifd^cn  6Item  au§  2itaucn  abftammenb,  »ar 
jucrft  §ufarenofpcicr  unb  tourbc  öom  95if  d^of  HKaj» 
falü  üon  SBilna  bewogen,  ben  fatl^olifd^en  ®lau» 
ben  an^unel^men.  @ein  gro^müt^iger  ^öcen  meiste 
il^n  balb  jum  ^riefter^  mad^te  i$n  ^um  S)oml^erm 
an  jeiner  ßatl^ebrale  unb  juiejt  (1772)  ju  feinem 
©eneralDicar  unb  SBeil^bifd^of .  S)a  ber  reügion§> 
unb  gemiffenlofe,  babei  el^rgeijige  unb  l^bfüd^* 
tige  ©ieftrjencetoicj,  obfd^on  geborener  $oIe,  ftets 
gegen  fein  SSaterlanb  fömpfte  unb  burd^  feine  3n« 
triguen  bie  rufpfc^en  Sntereffcn  bef örberte,  !am  er 
in  l^ol^e  (Sunft  bei  ber  ffaiferin,  bie  ben  l^eim« 
lid^en  €alt)iniften  auSnü^te,  um  bie  Semül^ungen 
beS  l^eiligen  ©tul^IeS  für  bie  (at^olifd^e  Jhrd^e  ber 
beiben  Otiten  in  Siu^Ianb  ju  vereiteln.  S)er  l^ei» 
lige  @tu]^I  föoUte  i^n  be^^alb  juerft  gar  ni^t  al§ 
95ifd^of  anerfennen;  jule^t  belegtrte  er  il^n  not^« 
gebrungen  a(§  a))oftoIifd^en  93icar  ober  t)ielme]^r 
als  einfad^en  Sifttator  Don  SBei^ru^Ianb.  3m 
3a]^re  1778  würbe  er  aud^  pä})ftUd^er  SJelegat  über 
fämmtlid^e  e^emte  Snön^Sorben  jenes  ®ebieteS. 
@ein  @^rgei)  rul^te  aber  nid^t,  bis  er  bie  DoDe 
^errfd^aft  erlangt  l^atte,  unb^atl^annall.  mu^te 
fd^on  am  31.  ©ecember  1780  ben  $apft  erfud^en, 
biefem  ^ölaten  bie  er^bifd^öflid^e  ^ürbe  gu  der« 
teilten.  S)od^  ^iuS  VI.,  ber  baS  untoürbige  unb 
unfirc^Iid^e  Senel^men  beSfelben  fd^on  öfter  l^atte 
rügen  muffen,  weigerte  fid^,  biefem  ßJefud^e  3u  ent« 
jpred^en.  SWd^tSbeftoweniger  erl^ob  bie  Äaiferin 
burd^  Ufas  t)om  26. 3anuar  1782  ben  bifd^öflid^en 
©tul^I  üon  SBBei&rufelanb,  ber  nunmel^r  ben  Jlamen 
3Jlo^\\m  txifiül  jum  SrjbiStl^um. 

S)iefe  grrid^tung  beS  grjbiStl^umS  SWol^ileto  er» 
fannte  ber  ^ap\i  erft  burd^  bie  SuHc  Onerosa 
pastoralis  officii  Dom  15.9pril  1783  an,  nac^« 
bem  er  burd^  feinen  9luntiuS  am  polnifd^en  §ofe, 
3lrd^etti,  bie  ganje  Slngelegenl^eit  in  ben  ge|öri« 
gen  SRed^tSformen  l^atte  öerl^anbeln  laffen;  §u» 
gleid^  bel^ielt  er  ftd^  bie  ©rünbung  neuer  Sprengel 
in  biefem  weiten,  bis  an  bie  ©renjen  Don  Sl^ina 
reid^enben  ©ebiete  Dor.  Sie  biSl^erigen  JKifPonS» 
präfecten  Don  9HoS!au,  Petersburg  unb  bem  S^er- 
foneS  erl^ielten  ©teilen  im  Kapitel  beS  neuen  grj» 
bifd^ofS,  unb  ber  3cfuit  3ol&onn  SBeniSlawSü  warb 
fein  goabjutor.  ©onjl  war  bem  $apft  nur  feiten 
eine  ginwirhing  auf  bie  fatl^olifd^en  ßird^enange« 
legenl^eitcn  Stu^ anbs  möglid^ ;  ber  SBiüe  ber  ff  ai« 
jerin  bel^errfd^te  SlHeS.  6S  war  bicfe  um  fo  leidster, 
weil  ©ieftrjencewicj,  ber  bie  ©unft  ber  weltlid^en 
Regierung  jum  einzigen  ÜKafeftab  feines  §anbelnS 
mad^te,  i|r  in  bie  §änbe  arbeitete.  S)er  ^pft 
l^atte  5War  Derfügt,  bafe  er  bie  orbentlid^e  3uriS« 
biction  nur  über  bie  lateinifd^cn  ffatl^oKfen  beS 
©rjbiStl^umS,  über  bie  weiteren  ff otl^olifen  im  fon= 


fügen  Umfang  beS  rufftfd^en  Sietd^  bagegen  nur 
eine  belegirte  SuriSbiction  ausüben  foEte.  Mein 
er  fpielte  ben  unumfd^rönften  geiftlid^  SHctotor, 
namentlid^  feit  er  SBorftanb  beS  fogen.  römif(^ 
fatl^olifd^en  ffird^encoQegiumS  aller  fat^olifcjden 
ffird^enangelegenl^eiten  geworben,  unb  fud^te  feiner 
^errfd^aft  felbft  bie  gried^ifd^ » unirte  ffird^e  |k 
unterwerfen,  um  fte  gemeinfd^ftlid^  mit  ber  lotti* 
nifc^en  Don  Siom  loSjurei^en  unb  befio  leistet 
5um  ©pielbaH  ber  weltUd^en  ©emalt  ju  mad^ 
©ein  @^rgei3  war  nod^  nid^t  befnebigt,  ba  er  ft^ 
5um  alleinigen  SKetropoliten  ber  fotl^olifd^ffir^e 
beiber  9Hten  aufgeworfen;  er  Iie|  fic^  in  ben  öffent* 
lid^en^cten  felbft  einen  geborenen  Segaten  alatere 
nennen  unb  wollte  burd^  ff atl^arina  IL  unb  $anl  L 
f  ogar  ben  SarbinalSl^ut  in  %om  ft<!^  ertro^en;  oOem 
$iuS  VI.  unb  ^iuS  VH.  wiberfe^ten  fid&  flonb- 
l^aft  feinen  fred^en  ^nma^ungen. 

SRo^ilew  blieb  nid^t  lange  baS  einzige  fot^ijd^ 
SiStl^um  in  Siuglanb.  3JUt  ber  jweiten  unb  brittts 
Xl^eilung  $olenS  waren  fünf  lateinif d^  SiSt^er 
an  ähi^lanb  gefommen,  nömlid^  äBüna,  Si^t 
ffiew  (mit  bem  ©i|  in  S^ii'ntir),  ffamteniec  unb 
SiDlanb.  3Rit  SluSnal^me  beS  Ie|tem  l^ob  StaßfCfi 
xxm  IL  alle  auf,  tro|  il^rer  in  ben  £]^etIungS> 
tractaten  feterlid^  gegebenen  @ewa]^Ieiftung  ber 
SieligionSfreil^eit  für  bie  ffatl^olüen.  S)afür  tf 
rid^tete  fte  bie  SiStl^ümer  $inS!  unb  Sotitf^e» 
an  Orten,  wo  eS  gar  feine  ffatl^olüen  gab.  Vk 
SiStl^ümer  imterwarf  fie  ber  SuriSbtction  beS  Sq* 
bifd^ofS  Don  3RobiIew.  ffaifer  $aul  L  fud^te  bk 
Ungered^tigfeit  feiner  SJhttter  gegen  bie  la!^^t 
ffird^e  wieber  gut  ju  mad^en  unb  tnöpfte  gleid^ 
nad^  feiner  Xl^ronbefteigung  ißer^anbluitgen  md 
9lom  an,  um  bie  ffird^en)uf}anbe  feineS  Seid^ 
georbnet  ju  fej^en.  S)er  $apft  fanbte  ben  bona- 
ligen  9hintiuS  in  $olen,  SaurentiuS  Sitto,  an  b« 
faiferlid^en  $of,  unb  auf  feine  f^orberung  tombes 
bte  unlongft  aufgehobenen  lateinifd^n  SiStpser 
Sßilna,  ffamteniec  unb  Su^f  fogleid^  Widder  1^ 
gefteUt,  baS  SiStl^um  fiiDlanb  (SiDonia)  unter  ben 
9}amen  ©amogitien  erl^alten,  für  ffiew  bagfgen, 
baS  unterbrüdft  blieb,  bie  neue  2)tocefe  SRmSf 
funbirt.  3ugleid^  würbe  ber  alte  SRetropoliton* 
Derbanb,  wonad^  bie  ©prengel  äBüna,  Samo* 
gitien  unb  fiu)t  nad^  ©nefen,  ber  Don  ffamienuc 
nad^  Semberg  gel^ört  l^atten^  gelöst  tmb  oSe  fünf 
ruf fif d^en  Siöcef en  ber  a){etropole  IDlo^ilew  rntta^ 
worfcn.  ©0  warb  3Ko]^iIeto  wirflid^fct  9Rdro|»» 
litanft^,  Don  bem  eS  biSl^er  nur  ben  Xitel  gefö^ 
l^atte.  «De  biete  «norbnungen  beftätigte  fpäs  VI 
hxLxä)  bie  93uue  Maximis  undique  pressi  Iknb 
15. 5RoDcmber  1798.  ffaifer  ^aull.  erwieS  feine 
DoDe  ©unft  aud^  bem  SRalteferorben  unb  erkm^ 
Don  ^iuS  Vn.  am  7.  9Kars  1801  bie  SaSiAct» 
l^erfteBung  beS  3efuitenorbenS  (f.  b.  Srt.).  & 
wotilwoHenb  übrigens  ber  ffaifer  gegen  bie  ffot^ 
lifen  war,  blieben  bod^  aud^  unter  il^m  bie  Srunb* 
f äfee  beS  ftaatlid^en  «bf olutiSmuS  in  ffroft  5)tefer 
«bfolutiSmuS  l&atte  ftd^  befonberS  in  bem  1800 
errid^teten  römifd^ » fat^olif d^en  ffird^nconeghm 


1717 


aJlol^iletD. 


1718 


öerförpert.  ©iejtrjcncctptcj  toax  e8,  ber  bcm  Äai» 
fer  ben  $Ian  inx  Srrid^tung  biefed  oDgemetnen 
fird^lid^  ©erid^töl^of e§,  ber  alle  toid^tigeren  lird^- 
Ik^  Stngelegenl^iten  ber  fed^  loteinifd^en  S)iö- 
ccfen  unb  balb  aud^  ber  brei  gried^ifd^-unirten 
Stöcefen  in  l^öd^fter  unb  Ie|ter  Snftanj  entfd^eiben 
fodte,  eingab.  $aul  L  unterfteUte  bie§  S^oDiegium 
ber  Uebenoad^una  be§  @enat§  unb  mad^te  ben 
®eifUid^  ben  ©el^orfam  gegen  bie  faiferlid^en 
Säefel&Ie  in  geijllid^en  »ie  in  meltlid^cn  Singen 
jur  $pidjt.  ©ein  9lad^f olger,  ber  eble  Äaifer  ^le« 
sanber  I.,  unter  bem  h)o$I  mel^r  für  bie  Aotl^o- 
lifen  in  feinem  Sleid^e  gefd^el^en  möre,  totnn  nid^t 
bie  3^tti)er]^ältniffe  unb  ©ieftrjenceiDicj  2lHe§  üer» 
(inbert  l^en,  gab  biefem  ©erid^tgl^of  ntit  §ilfe 
bcS  SRetropoIiten  eine  neue  ©eftalt  unb  beftötigte 
Me^  burd^  U!a§  Dom  18./24.  92ot)ember  1801. 
2)anad^  l^atte  ben  iBorft^  biefed  SioHegiumS  ber 
jd^edmolige  äJtetropoIit,  ber  begl^alb  ben  Zitel 
etncd  geborenen  ^röftbenten  be§  römif^latl^oli- 
fd^  fttrd^encoOegiumS  fül^rte;  burd^  ^injufügung 
Don  iner  ^ffefforen  au§  ben  Unirten  »urbe  e§  im 
3a|rre  1804  ermeitert,  fo  bag  e§  aud^  bie  l^öd^fte 
Snftoq  für  bie  brei  gried^ifd^*unirten  ^öcefen 
(f.  b.  «rt.  ftieto)  bilbete.  ®tc  »ifd^öfe,  fotoie  ber 
neue  apofblifd^e  9tuntiu3  2:]^oma§  ^re3}0,  @r}' 
Ufd^of  don  ©eleucia«  fud^ten  ©ieftrjenceioic) 
auf  üSe  möglid^  3Beife  Don  ber  39lonftruofttät 
biefeS  ®erid^t§^ofed  ju  überzeugen  unb  bal^in  }u 
ftringen^  ba|  er  ber  ftird^  bie  ^reil^eit  unb  bie 
i^  eigentl^ümlid^e  SSerf affung,  meldte  er  burd^  biefed 
f^ä|li(!^XribunaIgan5Demid^tete,  belaffe.  SlUein 
nid^td  Dermod^te  il^n  Don  feinem  facrilegif d^en  |)od^> 
tmrt^  abzubringen ;  im  ©egentl^eil  marb  auf  fein 
SnfKften  fd^on  1802  ber  9hmtiu§  Dom  ^ofe  Der» 
»icfen,  toeil  ©ieftr^encemic}  feine  genauen  Sendete 
fiber  fein  Xreiben  an  ben  $a))fl  gelangen  laffen 
tDodte;  ja  balb  »urbe  j[eber  SSerfel^r  mit  bem  xb» 
mifd^  ©tul^Ie  auf  bad  ©trengfte  Derboten,  mad 
ber  nun  ol^ne  t>a))ftlid^  Sontrole  fungirenbe  SJle» 
tropoHt  feinen  Untergebenen  ttneberl^olt  einfd^örfte. 
Ueberi^aupt  Iie|  er  nid^t§  unDerfud^t  um  mittels 
beS  genannten  Serid^tS^ofed  mel^r  unb  mel^r  feinen 
reltgtdfen  S)e§))Oti§mu§  §u  befeftigen.  ßr  to^ltt 
Sn  VKtgliebem  be§  SoÜegiumd  nur  9Rönner,  bie 
iod>er  @eii)iffen,  nod^  ^Religion,  nod^  ftttlid^en 
Scbenömonbel  befagen,  unb  entfernte  oille,  n^eld^e 
nur  ein  menig  äntereffe  für  bie  j^ird^e  an  ben  Xag 
legten.  Unglaublid^  maren  bie  Singriffe,  meldte 
ftd|  Wefer  ^rölat  in  alle  3»^9«  ber  ©iScipIin 
«ib  ^ierard^ie  ber  JKrd^e  erlaubte.  S)en  größten 
nnfua  trieb  er  mit  @]^efd^eibungen,  bie  er  ol^ne 
ürfo^e  unb  ol^ne  IBoDmad^t,  nur  aQein  au§ 
f(l(finu^iger  |mbfud^t,  für  groge  Summen  (Selbem 
betDiOtgte.  Seiber  ^el  bamal§  aud^  bie  le^te  @tü^e, 
tDeU^  bie  fatl^olifc^e  ff ird^e  in  äluglanb  nod^  l^atte, 
mit  ber  Vertreibung  ber  Sefuiten.  SBeil  einige 
INnmel^me  Stuffen  conDertirten,  bann  aud^  infolge 
ber  Umtriebe  bed  rufftfd^en  SIcru§  unb  ber  ^o« 
tePonten^  mürben  bie  Sefuiten  1815  au§  $eter§« 
bnrg  nnb  1820  au§  bem  ganzen  äietd^e  Dermiefen. 


®anz  traurig  geftaltete  ftd^  bann  baS  SooS,  baS 
nad^  bem  lobe  ^illejanberS  über  bie  fatl^olifd^e 
ftird^e  fam.  SRad^bem  ber  elenbe  ©ieftr^encemicz 
am  1.  S)ecember  1826  zu  Petersburg  in  einem 
9llter  Don  96  Solaren  geftorben,  lief  man  ben 
^RetropoKtanftul^l  ztoei  Saläre  lang  erlebigt  unb 
nur  burd^  3Katt^iaS  $aul  2Robzcntem8!i,  feit  1815 
Sitularbifd^of  Don  Äcco,  abminiftriren.  6rft  am 
23. 3uni  1828  fonnte  ber  Sifd^of  Don  2uzf,  ftaSpar 
Saftmir  Siolonna  SieciSzomSü,  als  itotxitx  9Jte» 
tropolit  ernannt  merben  (geft.  1831).  Unter  il^m 
begann  DticoIauS  I.  bie  9){aBna]^men,  meldte  auf 
ben  Sturz  ber  fat^olifd^en  JKrd^e  im  ganzen  ruf« 
fifd^en  Steid^e  bered^net  maren.  @d^on  1828  er« 
fd^ien  ein  U!aS,  gemä|  meld^em  fünftigl^in  aQe 
ffloftercanbibaten  nur  mit  Srlaubni^  beS  Sul« 
tuSminifterS  in  einen  Orben  treten  burften;  biefe 
@r(aubni|  mürbe  aber  nie  ertl^eilt.  3n  bemfelben 
3a]^re  nmrbe  meiter  Derorbnet:  aQe,  meldte  in  bie 
(SIericalfeminarien  eintreten  moQten,  müßten  bem 
9be(  angel^ören  unb  ben  SlbelSbrief  Dorlegen;  fie 
müßten  femer  il^re  ©tubien  auf  einer  ber  UniDer- 
fttöten  beS  Steid^eS,  an  benen  lauter  @d^iSmatifer 
unb  fd^Ied^te  ffatl^olüen  leierten,  DoÜenbet,  il^re 
©teÜDertreter  für  ben  3Küitärbienft  geftettt,  bie 
Srlaubni^  beS  9RinifterS  erl^alten  unb  enblid^ 
600  t^francS  ium  heften  beS  f^iSmatifd^en  SleruS 
in  ben  @d^a|  ber  refpectiDen  $roDinz  niebergelegt 
l^aben.  3m  3. 1 829  bef al^I  ein  Ufas  bie  Sd^IieBung 
aller  ffloftemoDiciate,  unb  ein  anberer  fd^rieb  bie 
^nzal^I  ber  ©eminariften  für  jebeS  SäiStl^um  Dor. 
3ufolge  beS  Steid^StagS  in  SBarfd^au  1880  mürben 
aQe  S|efad^en  bem  meltlid^en  @erid^tS]^ofe  unter« 
morfen.  Sie  unglüdflid^en  ßreigniffe  beS  ^af)xti 
1830  nötl^igten  bie  rufftfd^e  Stegierung,  bie  fird^« 
lid^en  ^Reformen  einfimeilen  einzufteQen.  ftaum 
mar  aber  ber  ))0lnifd^  Slufftanb  beztt)ungen,  fo 
mürbe  ber  jhieg  gegen  bie  fatl^olifd^e  ftird^e  in  nod^ 
Diel  l^öl^erem  ®rabe,  befonberS  in  3luffifdJ«^oIen, 
f ortgcfejt.  ^apft  ®regor  XVI.  ^atte  ztoor  ztoei« 
mal  an  bie  ))oInifd^en  Sifd^öfe  9Ra]^nf(|reiben  er« 
laffen,  ba^  fte  bei  SIeruS  unb  SBolf  auf  Sreue, 
©el^orfam  unb  triebe  gegen  bie  gefe^möf  ige  ®e« 
malt  bringen  unb  zur  ^ieberl^erfteQung  ber  ))oH« 
tifd^en  Orbnung  mitmiden  foQten.  Obgleid^  man 
aber  bem  ))ö))ftlid^en  Sninifterium  unterm  12.  Spril 
1832  amtlid^  bie  SSerfid^ng  mitgetl^eilt  l^atte, 
bie  SReligion,  meldte  ber  größte  Sl^eil  beS  poinu 
fd^en  SJolfcS  befenne,  mcrbe  jeberzeit  bie  befonbere 
©orge  ber  rufftf d^en  Regierung  fein,  itxqtt  fid^ 
nur  bie  befonbere  ©orge,  biefe  ^Religion  t^atföd^Ud^ 
ZU  Demid^ten;  bem  pöpfüid^en  ©tul^Ie  antmortete 
man  auf  feine  fflag«  unb  ©efd^merbefd^riften  mit 
Xöufd^ungen,  ^blöugnungen,  iBer]^ei|ungen  unb 
SDrol^ungen.  Um  nur  einige  ber  Don  1832  an  gegen 
bie  fatl^olifd^e  ffird^e  in  SRu&Ianb  gefül^rten  SobeS« 
ftreid^e  naml^aft  zu  mad^en,  fo  mürben  Don  ben 
300  Älöftem  ber  ÜJietropoIe  SKol^ilem,  bie  bamalS 
nod^  beftanben,  202  im  3. 1882  aufgel^oben  unb 
t^eilS  Derfauft,  tl^eilS  ben  ©d^iSmatif  em  überlaffen. 
Se^tereS  gefd^al^  Dorzüglid^,  menn  biefe  fflöfter  als 


1721 


mof)\uxo. 


1722 


fd^ftSfretS  ber  Sonftftorien  (ejHmmt.  9ud^  bie 
TltttopoU  aSarfd^au  (f.  b.  Sri.)  mit  il^ren  od^t 
@uffroganbt8t]^ümemjollte  fortbeftel^en.  @rft  am 
3.  3uli  1848  fonnte  $tu8  IX.  bie  in  Petersburg 
ratipcirte  Uebereinhinji  ber  d^rijHid^en  SBelt  üer- 
lünbigen  unb  bie  neue  SircumfcriptionSbuIIe  er« 
laffen.  9uf  ben  abermald  feit  fed^S  3a|^ren  er* 
l^igten  SRetropoIitanftul^I  SRol^ilem  pröconiftrte 
ber  ^Nopft  ^ugleid^  ben  Situlorbifd^of  t)on  Wxüa, 
Saftmir  Smod^omSfi,  unb  nad^bem  biefer  fd^on 
am  2.  3<niuar  1851  geftorben  h)ar,  Sgna^  ^olo* 
nnnSfi  (1851—1855).  ®ie  ©uffraganbistl^ümer 
tmtrben  erft  t)on  1850  an  befe^t.  S)ie  übrigen 
Sef(!^n)erben  beS  l^eiligen  SSaterd  blieben  bagegen 
unerlebigt,  unb  ba3  Soncorbot  toat  ein  tobter 
Sud^flobe.  S)ie  gan^e  fröl^ere  ©efe^gebung  l^ielt 
man  aufredet,  [a  nod^  im  3. 1850  mürben  aber- 
mals mel^rere  Jtlöfter  aufgehoben,  t)iele  ffird^en 
bem  latl^olif  d^en  SuItuS  entzogen,  pflid^ttreue  ®eift- 
TUfyt  k)on  il^ren  Stellen  entfernt.  ^Id  ber  9Re* 
tropolit  1852  ein  ätunbfd^reiben  an  bie  S)ecane 
über  bie  baulid^e  Unterl^altung  ber  ©otteSl^öufer 
mit  Smtfung  auf  baS  Soncorbat  erlief,  50g  t^n 
baS  SRtniflerium  ^ur  SSerantmortung  unb  fd^eute 
pd^  nid^,  AU  erflören,  burd^  baS  Soncorbat  fei 
nid^t  baS  Seringfte  an  bem  @tanbe  ber  S)inge 
beränbert  morben.  S)e^]^Ib  ifl  eS  aud^  fein  ffiun* 
ber^  tDenn  bie  päpflU(|en  Sefd^merben  t)on  1852 
wab  1853  gan^  unberüdCfid^tigt  blieben.  Sro^bem 
gab  ftd^  Sht^Ianb  nid^t  bIo|  eine  fromme  unb 
tolerante  SRiene,  fonbem  fogar  ben  ^nfd^ein,  als 
ob  bie  ,,9teIigionSfrei]^eit''  im  Oriente  an  il^m  bie 
fröftigfle  ©tüte  finbeCftrimfrieg  1855).  «ßiuSiX., 
ber  om  9.  Spril  1855  ben  neuen  jfaifer  ^le^an« 
ber  n.  um  SSBol^ImoSen  unb  Sd^u^  feiner  tatl^o- 
lifd^n  Untertl^anen  gebeten,  lie^  am  30.  Januar 
1856  bie  Sefd^merben  beS  l^eiligen  Stul^IeS  mie- 
bentm  }ufammenflenen  unb  erl^ielt  burd^  ben  ruf« 
Md^  @efanbten  aud^  bie  berul^igenbften  3u' 
ful^enmgen.  Mein  ^le^anber  ü.  l^atte  ben  ®runb« 
fa|  auSgefprod^en:  „3lux  feine  Sröumereien,  meine 
^men;  adeS,  maS  mein  93ater  getl^an  l^at,  ift 
tDO^Iget^an'';  be^l^alb  fonnte  ber  5ur  ffrönung  beS« 
gelben  nad^  SRoSfau  gefd^idte  pöpftlid^e  ©efanbte 
gfUtoto  Sl^igi,  Sr^bifd^of  üonaJlQra^  ni(|tS  SSBefent- 
lid^  erlangen.  9Ran  moSte  eben  burd^auS  feine 
Umgefialtung  ber  rufftfd^en  ©efe^gebung  sulaffen 
unb  tmr  auf  bie  IBefe^ung  einiger  menigen  IBiS« 
tl^ümer  unb  ben  einftmeiligen  gfortbeftanb  einiger 
Äldfter  eingel^en.  ^ud^  baS  mürbe  erreid^t  ba^ 
cnblid^  nad^  neun  Salären  im9{ot)ember  1856  baS 
Concorbat  (t)om  Saläre  1847)  im  SBarfd^auer 
Statt Derdffentlid^t mürbe,  freilid^  nurDerftümmelt 
imb  in  Segleitung  t)on  SRa^regeln,  meldte  il^m 
gan)  entgegen  maren.  Um  biefelbe  3(it  mußten 
^  bieSifd^öfe  beflagen,  ba^  bie  pöpftlid^en@d^rei« 
ben,  felbft  bie  3ubiIaumSt)erifünbigung,  il^nen  nid^t 
ti^cftellt,  il^re  Serid^te  an  ben  $apft  nid^t  beför* 
int  ttorben  feien.  $iuS  IX  manbte  ftd^  am 
31.  3anuar  1859  abermals  mit  93efd^merben  unb 
Sitten  an  ben  ffaifer;  er  erl^ielt  am  31.  SRärj 


mieber  nur  bie  allgemeine  93erftd^erung  ber  für  baS 
SSol^I  ber  römif  d^'fatl^olif  d^enÜntertl^anen  gel^egten 
©orgfalt.  @elbft  baS,  maS  1856  auS  ^urd^t,  ber 
^rifer  Songre^  fonnte  ftd^  in  bie  @a^e  $oIenS 
einmifd^en,  ^ugeftanbenmarb,  mürbe  nid^t  gehalten, 
unb  bie  SSorfteUungen  beS  SpifcopatS  blieben  er« 
f olgloS.  2tm  ©egentl^eil  mürbe  {t^t  aud^  für  $oIen 
eine  Sommiffton  ber  Suite  unb  beS  Unterrid^tS  er« 
rid^tet,  meldte  ganj  in  bie  S3erfaf[ung  ber  Äird^e 
eingriff.  3ugleid^  begann  eine  ma^re  Verfolgung 
ber  polnif^en  9{ationaIitöt  unb  beS  itatl^oIiciSmuS, 
unb  mie  in  $oIen,  mürbe  aud^  in  Sitauen  burd^ 
©eneral  äJluramiem  ein  mal^rerSSemid^tungSfrieg 
gegen  alleS  Jtatl^olifd^e  gefül^rt. 

WS  5JiuS  IX.  im  3. 1864  bie  fd^meren  Seiben 
ber  Jtird^e  in  $oIen  mieberum  beflagte,  antmortete 
bie  ^Regierung  mit  Sufl^ebung  ber  itlöfter  unb 
Unterbrüdbmg  t)ieler  ben  ffatl^olif  en  tl^euren  C^eilig« 
tl^ümer,  unb  ein  ®efe|  t)om  25.  S)ecember  1865 
über  bie  Organifation  beS  rdmifd^-fatl^olifd^en 
SIeruS  ^erftörte  immer  mel^r  bie  f  ird^Iii^e  Orbnung. 
@S  mürben  bie  $rocefftonen  au^erl^alb  ber  ffird^e 
unb  in  prieflerlofen  Pfarreien  bie  ^uSl^ilfe  burd^ 
anbere  ©eifilid^e  »erboten.  S)ie  S)iöcef e  itamieniec 
mürbe  am  5. 3uni  1866  gan^  unterbrüdCt,  möl^renb 
ber  aJletropoIitanftu^I  feit  bem  am  23.  «pril  1863 
erfolgten  %oht  beS  äBenceSIauS  39HnSfi,  ber  feit 
1856  ein  milligeS  Sßerf^eug  ber  Stegierung  ge« 
mefen,  oermaist  geblieben  mar.  SS  mürbe  ^mar 
t)om  SRetropoUtancapitel  am  11.  aJlat  1863  ein« 
ftimmig  ber  biSl^erige  ®eneralt)icar  unb  Sßeil^« 
bifd^of  SRa^milian  @taniemSfi  pm  Sr^bifd^of 
gemöl^lt,  aber  nid^t  beftötigt,  fo  ba^  berSRetro« 
politanftul^l  mieber  t)oIIe  neun  Saläre  unbefe|t  blieb. 
S)ie  pöpftlid^e  Wlocution  t)om  29.  October  1866 
beflagte  fd^arf  biefe  neuen  fd^meren  Sted^tSoer« 
le^ungen,  unb  bie  @taatSfd^rift  t)om  15. 9lot)ember 
red^tf  ertigte  bie  j?lage  burd^  S)ocumente  (t)gl.  Srd^it) 
für  fatl^.  «.«SR.  XVn,  266  ff.  383  ff. ;  XVni, 
74  ff.  114 ff.  238 ff.  286 ff.  321  ff.;  C>ift.-poI.  81. 
LII,  553  ff.).  9iad^bem  ber  Ufas  Dom  14.9ioi)ember 
1866  allen  Sont)entionen  mit  9lom  bie  93erbinb« 
lid^feit  abgefprod^en,  unb  ber  rufftfd^e  ©efd^öfts« 
tröger  balb  bamad^  im  93atican  erflört  l^atte,  bie 
fatf olifd^e  ffird^e  ftel^e  im  IBunbe  mit  ber  9tet)oIu« 
tion  (!),  brad^  $iuS  IX.  bie  Sierbinbung  mit  9ht^« 
lanb  ab  (t)gl.  R^sume  bist,  des  actes  de  la 
cour  de  Rome,  qui  ont  amene  la  rupture  des 
rapports  entre  le  S.  Siäge  et  le  cabinet  im- 
perial et  l'abrogation  du  concordat  de  1847, 
d.  d.  7  janv.  1867).  5lm  22.  URai  1867  mürbe 
baS  93er|öltni^  ber  Jtatl^olif  en  ^um  l^eiligen  Stul^Ie 
einfeitig  geregelt,  bie  2)i5cefe  $obIad^ien  fammt 
^ipitel  unb  Seminar  unterbrüdft  unb  bie  ©emalt« 
tl^aten  eines  92icoIauS  nod^  überboten.  3n  feinem 
Sd^reiben  Dom  17.0äober  1867  mad^teber  ?ßopft 
aud|  biefe  ©emalttl^aten  ber  fatl^olifd^en  SBelt  funb 
(ögl.  «rd^it)  für  fat^.  ft.-SR.  XVIH,  445-448). 
SDiefelben  l^atten  aber  il^r  6nbe  nod^  nid^t  erreid^t. 
@S  mürben  Diele  fatl^olifd^c  ^belige  Derbannt  unb 
il^rer  @üter  beraubt,  meldte  in  bie  ^önbe  Don 


1723 


ÜRol^ilett). 


1724 


©d^iSmattfem  famcn.  fficn  fotl^olifd^cn  KIcruS 
fu^te  man  immer  mel^r  ju  bemoraliftten  unb  auf 
ben  5lu8ftcrbcctot  gu  fc|en.  Sic  mciftcn,  nament- 
lich bie  ofpciell  angefteUtcn  ?ßfarrer,  bie  faft  auS* 
nal^mSlod  il^re  Stubten  im  Petersburger  @emi» 
nar  gemad^t,  lourben  l^ier  öom  ruffifd^en  ©elfte 
anöcjtedt.  Sic  toenigcn  ®iöcefan»©eminarien,  bie 
no^  beftanben  unb  in  benen  ber  SIeruS  l^albtoegS 
fatl^olifd^  l^ätte  erlogen  »erben  fönnen,  burften 
feine  Alumnen  mei^r  aufnel^men.  3118  1870  baS 
einzige  ©eminar  öon  ©amogitien  mieber  eröffnet 
werben  fonnte,  burften  nur  20  3llumnen  (für  eine 
©iöcefe  öon  700  ?ßfarreien !)  aufgenommen  »erben. 
Ueberbie^  8it)ang  man  ben  SIeruS,  beim  ®otte8« 
bienft  fid^  nur  ber  ruffifd^en  ©prad^e  gu  bebienen. 
©d^on  1868  ttmrbe  in  SSilna  eine  Sommiffton 
eingefe^t,  meldte  unter  Seigiel^ung  eines  fatl^oli» 
f d^en  ©eiftUd^en  ba8  Slituale,  bie  SJlufterprebigten 
für  bie  ©eiftlid^en,  bie  gebräud^Iid^ften  ©ebete  unb 
anbere  (SrbauungSbüd^er  in^8  ätufftfd^e  gu  über« 
fe|en  l^atte.  S)a8  eingige  Sebenlen,  baS  bi§  bal^in 
ber  allgemeinen  Sinfül^rung  ber  rufftfd^en  ©prad^e 
beim  fall^olifd^en  ©otteSbienfte  entgegenftanb,  ba^ 
nömlid^  ber  ruffifd^en  ©taatsürd^e  barauS  3laä)* 
fS^iU  eüDad^fen  tonnten,  lourbe  burd^  einen  9u8" 
fprud^  beS  ^I^L  ©^nob"  befinitiö  befeitigt.  3m 
iiptxi  1869  mürbe  bann  befol^len,  menigften8  in 
alten  ©tobten  beim  ©otteSbienfte  fid^  ber  rufft- 
fd^en  ©prad^e  au8fd^Iieglid^  gu  bebienen;  nur  auf 
bem  Sanbe,  mo  meber  ba8  93oIf  nod^  bie  ©eiftlid^- 
feit  SRufftf^  öcrftel^en,  mürbe  bie  fof ortige  ßinfül^- 
rung  ber  rufftf(^en  ©prad^e  bi8  auf  SßeitereS  nod^ 
terf^oben.  2)agegen  begann  man  fofort  burd^  bie 
Unterbeamten,  ©endbarmen  u.  f.  m.  ben  ffati^o« 
lifen  in  ben  ^rd^en  unb  ©d^ulen,  fogar  in  ben 
Ipöufem  aQe  mit  lateinifd^en  Settern  gebrudten 
l^üd^er  meggunel^men.  2)ie  neuen  ©ebetbüd^er 
marcn  natürlid^  auf  rufftfc^c  3lrt  ^öerbeffert",  unb 
äl^nlid^  aud^  ber  Äated^i8mu8,  in  meld^  g.  93. 
bie  fieben  leiblid^en  SBerfe  ber  SBarml^ergigfeit  auf 

ied^  l^erabgefe^t  maren;  benn  baS  fed^Ste:  ,,bie  ®e« 
angenen  tröften  ober  erlöfcn",  borf  im  SReid^e  beS 
Sgaren  nid^t  geübt  unb  mu^te  be^^alb  gefhid^en 
merben.  Um  baS  polnifd^e  Sbbeten  be8  %ofen- 
frangeS  gu  unterbrüdfen,  l^ob  man  bie  9bf enfrang- 
fabrit  in  SBilna  auf,  meldte  ^unberte  t)on  9lr» 
beitem  befd^öftigte.  äu8  bemfelben  ©runbe  mur* 
ben  aud^  bie  äRaianbad^ten,  ba8  diergigftünbige 
©cbet  u.  f.  m.  unterfagt.  Sleligiöfe  greine  irgenb 
melier  9(rt  nmrben  nid^t  mel^r  gebulbet,  bie  9e» 
t^eiligung  an  benfelben  firenge  beflraft.  3n  ben 
ftirc^n  felbfi,  mo  man  fd^on  löngfl  meber  $rebigt 
nod^  fateddetif  d^  Unterrid^t  bulbete,  gejtattete  man 
beim  fonntöglid^en  ©otteSbienjIe  au^er  ber  ^ligen 
SReffe  nur  eine  Sefung  auS  einem  t>on  ber  Stegie« 
rung  genel^igten  ^nbod^tSbud^e.  XeligionSunter- 
rid^t  burfte  nur  mit  j[ebe8maliger  SemUligung  ber 
Regierung  unb  nur  in  folc^n  Spulen  er%ilt 
merben,  in  meldten  bie  SoVi  ber  fat^olif d^  ©d^Ier 
minbeftenS  20  betragt.  2He|  ifi  im  Snnent  SRug« 
Ianb8  feiten  ber  gfofl,  me|^  biefe  ginfd^anfnng 


bem  k)öaigen  Verbot  be8  fatl^olifd^  KeligimiS- 
unterrid^tS  gleid^fommt. 

Sden  biefen  tlnorbnungen,  bie  auf  bie  DdDige 
So8rei^ung  ber  jfatl^lifen  t)on  9tom  abgießen, 
festen  biefe  bel^arrlid^en  äBiberftanb  entgegen  mib 
liegen  fid^  gu  ^unberten  unb  Saufenben  faminl 
il^ren  $rieftem  lieber  in  ©ibbcien  gu  Xobe  martern, 
als  bag  fte  il^rem  ©lauben  untreu  gemorben  moien 
(t)gl.  StolfuS,  Jhrd^engefd^id^tlic^eS  in  d^rcmolog. 
SReil^enfolge  I,  239—244.281;  fortgefe^  dok 
©idtinger  HI,  371  f.  518  f.,  ÜRotng  1879  bis 
1882).  @8  lebten  bama(§  im  etgentlid^en  9ht^ 
lanb,  mit  ^u8f d^lu|  t>on  $olen,  ttwa  1 200  000 
ffatl^olifen,  für  bie  überl^upt  fel^r  fd^ted^t  geforgt 
mar,  feitbem  aud^  bie  fird^lid^en  ©eb&ube  becinmt 
unb  bem  SBerfaSe  preisgegeben  tixiren.  SSi^ienb 
eS  adüberall  lutl^erifd^e  JKrd^en,  Synagogen,  ja 
felbft  tatarifd^e  SRofd^een  gibt,  befinben  ftd^  für  bie 
jfatl^olifen  nur  mel^r  an  einigen  30  Orten  iKniJKn 
ober  Jtapellen.  3uf olge  bat)on  flnb  bie  f ati^lif^en 
^farrbegirf  e  fel^r  auSgebel^nt,  bef  onberS  in  Sitoiwi, 
mo  faum  einer  auf  jeben  JhtiS  fallt.  Sie  ^fonet 
bereisten  fonft  gegen  eine  t>on  ber  Regierung  ge* 
gal^lte  Sntfd^öbigung  bieeingelnen®emeinben;  tN« 
Saläre  1877  an  mürbe  aber  biefe  SuSgabe  in 
Subget  geftrid^en,  f o  ba|  nun  bei  ber  Srmut  ber 
©laubigen  fatl^olifd^e  Saufen,  Xrouungen  nab 
Segröbniffe  faft  gur  Unmdglid^feit  imirben.  9o8 
Sraurigfte  mar,  ba|  bamalS  faft  aQe  2)idcefcnMB 
rufftfd^en  Kreaturen  abminiftrtrt  nnnten.  Sit 
red^tmögigen  Sifd^ofe,  benen  t)erboten  tDorbenuwr, 
ftd^  gum  oaticanifd^en  Soncil  gu  begeben,  umro 
entmeber  geftorben  ober  beportirt;  im  3-  1B70 
mürbe  ber  le|te  Sifd^of,  IBoromSfi  Don  39tain^ 
nad^  $erm  Derbannt.  93on  ben  genomiteB  Sb* 
miniftratoren  mar  ^ter  S^IinSfi  tmn  SSilni  eii 
^uptmerfgeug  ber  %egienmg  gur  3bi^fichn|) 
ber  fatl^olifd^en  ftird^.  9[nf  fein  %ifliften  mnbe 
burd^  Ufas  t>om  27.  ^uguß  1869  bie  Sidoft 
SDUnSf  aufgel^oben;  bie  bogu  ge^^gen  Stufutä 
mürben  mit  bem  SiSt^um  SBUna  bereinigt,  Me 
renitenten  $riefter  beportirt  ober  in  bm  ©dbäta 
ber  aufgel^obenen  fildfter  gu  SStlna  intenrirt,  m 
fte  ein  elenbeS  3)afein  frifieten.  93on  ben  50000 
ffatl^olifen,  meld^  bamalS  bun^  bie  ncrnl^tii^fki 
amttel  gum  Uebertritt  in  bie  ©taatsfoi^  geMt 
mürben,  f amen  bie  meifien  auf  bie  3>ito^  Wbm, 
3m  3. 1871  burften  mele  bertKibaiiRtm$rttPB 
mieber  in  bie  ^eimat  gurüctfel^ren,  eifftelten  Ar 
k)on  ber  Slegierung  meber  Seifegelb  nod^  f^0JN>l 
auf  SBieberonfie&ung  nnb  rnnftot  foboSfäina» 
lid^fte  Safein  führen.  3«  baxaiiffDlgcid«i9#e 
lenfte  bie  ätegierung  mieber  daooS  m  waä^  tdlfit 
mit  Xom  eine  9[rt  Ser^bfnngea  im.  ftaf  ba 
feit  neun  3abmierl^igten9letro^oniaHPH|Iftaalr 
am  23.  ^bntar  1872  ber  Sif^of  Mi  Andok 
^nton  ^ioRomSfi,  promootii  ipetbca;  clioijö  tB/tt 
ten  menig^enS  bret  Sifc^ofspi^  l(fe|l  Mte 
Sem  römifdb'fat^olifc^  (^Dllegaai  wmai  vaif 
obidfe  9[ttribute  genommcit  tidSft  fim  ber  IBii 
t)om  3a^re  1868  ^geben,  uS^tm  ben  99^(^9 


1725 


aßoIanuS,  ®et^arb  SEBalt^et. 


1726 


bie  Suctorttöt  in  il^en  Sptengeln  miebec  ^urüd« 
erfiattet  unb  ouSgefptofi^n  mürbe,  ba|  jenes  Kol- 
legium in  @t.  Petersburg  nur  bie  Sbrniniftrotton 
btc  fthrd^ngäter  l^aben  f olle.  S)Qrouf]^tn  gefiattete 
ber  l^eüige  ^ter,  ber  bisher  bie  Sefd^dung  biefeS 
(SoDegiumd  t)on  Seiten  ber  SSifd^df e  mit  Senfuren 
Megt  l^tte,  ba|  jle  j[e  einen  fpedeüen  Sbmini« 
^rotor  in  boSfeUie  fenbeten,  nomentlid^  nad^bem 
nod^  toeiter  jugeftanben  Sorben,  ba^  bie  99e» 
jiel^gen  ber  S^fd^dfe  mit  9tom  feinerlei  Seauf» 
fUirHgung  Don  @eiten  biefeS  SoHegiumS  ober  einer 
mdicni  99e]^5rbe  beS  @toate8  mel^r  unterliegen  f oU- 
ten.  S)a|  iebod^  bie  ^Regierung  an  bie  genannte 
Sefd^ränfung  unb  3ugeftänbniffe  im  Smfte  nid^t 
gdKi4t  fottte  ftd^  balb  geigen.  3laäi  faum  einem 
falben  3Q^re  erlief  bad  römifd^tatl^olifd^e  ^oU 
legium  loie  frfil^r  »ieber  Sefel^Ie  an  bie  Sifd^dfe 
in  Cultfad^  u.  f.  U).  Mem  nad^  l^at  man  burd^ 
einigf  Conceffionen  txm  9tom  eine  @)egenconcef  Ron, 
nftndid^  bie  längfi  gemünfd^te  @rlau(ni^  ^ur  Sin- 
ffi^nmg  ber  ruffif^en  @prad^e  im  fat|oIifd^en 
Sottefibienft,  mit  ber  3^t  erlangen  motten. 

Utiitr  ber  ganzen  ^Regierung  9Iej;anber§  ü. 
ging  man  eingig  barauf  auS,  bie  tatl^olifd^e  JKrd^e 
nnb  mit  il^r  baS  f o  fel^r  oerl^a^te  polnifd^e  Clement 
bord^  eine  unfird^Iid^e  Sr^ie^ung  be§  SleruS,  burd^ 
^ineinregieren  ber  @taat§gen)alt  in  bie  S)idcefan- 
manQ,  bur  A  SonfiScation  ber  9.ultu§ge6äube  unb 
bKnl^  offene  ©enmlttl^aten  oollfiönbig  )u  oemid^ten. 
Sbsonber  in.,  meld^er  nad^  ber  grmorbung  f eined 
SoterS  (13.  Wära  1881)  ben  Sl^ron  beftiegen 
krfte,  aber  ber  Siil^ilifien  megen  feine  Jtrönung 
bii  suni  27.  SRai  1883  Derfd^ob,  fd^ien  anbere 
SEBcge  betreten  ^u  mollen.  Sufjeinen  SBunf d^  fanbte 
ber  l^\t  ben  9htntiu8  in  äBien,  SanuteUi,  sur 
flaifoMnung  nad^  9RoS!au.  Sd^on  üorl^er  mürbe 
fBr  ben  om  11.  gfebruar  1882  üerftorbenen  9Retro* 
liofitai  SianomSfi  ber  Sitularbifd^of  Don  ^eleno- 
ptM,  Wesanber  Saftmir  Don  2)5teh)aIton)o  ®in« 
Mol,  auf  ben  SRetropoIitanftu]^!  erhoben  (15.  ajlöra 
1888).  9ud^  mürbe  fd^on  am  23.  S)ecember  1882 
ein  tNxiragSmft^iged  Uebereintommen  Don  bem 
CosbinoI-StaatSfecretör  unb  bem  rufftfd^en  @e« 
MUttttdger  Sutinieff  unter^eid^net,  in  meld^em 
Snplonb  Derftrrad^,  einen  ftönbigen  Vertreter  in 
Itmn  ju  leiten,  alle  Derbannten  Sifd^dfe  ju  be» 
ptMqjtn,  bei  Sefe^ung  ber  $faneien  nur  gu  Der- 
fingen,  bo|  il^m  bie  auf  bie  mid^tigfien  $famien 
a  entennenben  Pfarrer  pröfentirt  merben,  bie 
»dKrerdffnung  ber  gefd^Ioffenen  ©eminarien  )u 
«Pirtten  nnb  bie  Unirten  ber  S)i5ce{e  Sl^elm  nid^t 
fuma  sum  Eintritt  in  bie  @taat§!ird^e  gu  gmingen 
ft9L«Til^f.fat]^.ft.-SR.  LEI,  1885, 145-147). 
Xio|  bicfer  !Berfiänbigung  begann  bie  Stegierung 
Idb  mieber,  bie  fat^oIi{c|e  ffird^e  gu  bebröngen. 
6o  «mibe  1884  bem  SBifd^of  SRartin  jfoalomdli 
SM  9ni!-39tomir  bie  ^älfte  feine§  @el^alte§  ge- 
|mrt  meil  er  einen  fat|olt{d^en  Pfarrer,  ber  ben 
fMhnotifdden  SRetropoIiten  in  feiner  ftird^e  em- 
Mongen  unb  eine  ^nfprad^e  an  il^n  gel^alten,  nad^ 
Ion  (ird^Iid^  Sted^te  ma|regelte.  @in  Pfarrer, 


ber  ben  unirten  OrtSeinmol^nem  bie  l^eiligen  @acra- 
mente  gefpenbet,  ma§  fd^on  Idngft  ftreng  Derboten 
mar,  mürbe  nad^  Sibirien  Derbannt.  Slud^  plante 
man  bie  gönglid^e  Slufl^ebung  be§  SiStl^umS  äBilna, 
meil  SBif^of  ftarl  ^r^niemiqfi  Don  ba  im  3. 1885 
e§  gemagt,  gmeiftttenlofeSoml^errengu  e^communi- 
ciren,  meld^ber  ©ouDemeur  protegirte;  ber  Sifd^of 
mürbe  be^^alb  nad^  Sarodlam  in  ba§  ^nere  9hi^« 
lanbd  Derbannt.  Sbenfo  mürben  bie  beiben,  in 
Uebereinftimmung  mit  ben  @eftnnungen  be§  IBi- 
fd^ofS  Dom  &ipitel  nad^einanber  p  ^idcefauDer- 
maltem  gemöl^Iten  S)om]^enen  ^erafQmomicg  unb 
äJlajemSfi  Derbannt,  morauf  ber  l^eilige  93ater  ben 
ÜRetropoIiten  ©intomt  beauftragte,  ben  $ra(aten 
Sbanomiq  in  SBüna  proDif  orif  d^  gum  apoftolif  d^en 
abminiftrator  ber  ffiiöcefe  ju  ernennen.  3n  bem- 
felben  Saläre  mürbe  aud^  bie  Kongregation  ber 
barml^ergigen  Sd^meftem  an  Dier  Orten  aufgelöst 
unb  aud  fömmtlid^en  Spitölem  be§  9leid^e§  ent- 
fernt. So  bleibt  fid^  SRu^Ianb  immer  gleid^ :  eS 
Derftel^t  fid^  Don  3eit  gu  3eit  ju  Sd^einconceffwnen 
an  bie  fatl^olifd^e  JHrd^e,  fei  eS,  ba^  bie  poUtifd^e 
Sage  e§  ba^u  ^mingt,  ober  fei  eS  in  ber  Hoffnung 
auf  ermünf (|te  @egenconcef  ftonen  Don  Seiten  S^omd, 
monad^  bann  bie  alten  ©emalttl^aten  in  Scene  ge» 
fe|t  merben.  SBBann  merben  biefe  il^r  6nbe  finben? 
©ebe  ©Ott,  ba^  ba§  IBIut  fo  Dieler  Saufenbe  Don 
©laubenSmart^remnid^tumfonft  gefloffen,  unbba^ 
bie  f 0  f  d^mer  Derf olgten  jf atl^olif en  Sht^IanbS  aud; 
enblid^  einmal  Sage  beS  gfriebenS  fd^auen!  (Sigl. 
au^er  ben  bereits  angefül^rten  Sßerfennod^:  Xl^ei- 
ner,  Sie  neueften  3nftänbe  ber  fatl^.  ftird^e  beiber 
9iituS  in  $olen  unb  SRu^Ianb,  ^lugSburg  1841 ; 
SRufelanb  unter  aiejanberll.,  ßeipjigl860;  Les- 
coeur,  L'eglise  cath.  en  Pologne,  Paris  1860; 
Montalembert,  L'insurrection  polonaise,  Par. 
1863;  (®ie  officiöfe  Schrift:)  Fictions  et  reaH- 
tes  polonaisesy  St-Petersbourg  1864;  ÜReier, 
iPropaganba  1, 455  ff.,  ©öttingen  u.  ßeipa.  1852; 
Moroni,  Dizion.  XL  VI,  7—23.)     l^t^tx.] 

'giotann^,  ©erl^arb  SBaltl^er,  geb.  1633, 
geft.  1722,  einer  ber  l^erDonagenbften  Sl^eologen 
aus  ber  Sd^ule  beS  Sali^tuS,  l^at  eine  meitergel^enbc 
IBebeutung  Dome^mlid^  burd^  feine  IBetl^eiHgung 
an  ben  SteunionSbeftrebungen  ber  bamaligen  3(it 
erlangt.  !Rad^bem  äJloIanuS  15  Saläre  X^eologic 
(^uerft  aud^  SRatl^emati!)  an  ber  UniDerfitöt  Stin- 
tein Dorgetragen,  berief  il^n  ber  ^ergog  Sol^ami 
Sriebrid^  im  3. 1674  alS  ©irector  beS  Eonftfio. 
riumS  nad^  ^annoDer.  äJlit  biefer  bebeutenben 
SteQung,  meldte  SRoIanuS  einen  beftimmenben 
Sinfiu^  auf  baS  gef ammte  Jtird^enmef en  beS  San* 
beS  Derliel^,  Derbanb  er  feit  bem  Saläre  1677 
aud^  bie  SBürbe  eines  ÄbteS  im  EiflerctenferHofter 
ßoccum;  in  ben  Sd^riften  jener  3^t  wirb  SKo« 
lanuS  meift  einfad^  ber  ^bt  Don  fioccum  genannt. 
SRoIanuS  mar  eine  irenif d^e  92atur,  ol^ne  Ingenium 
schismaticum,  mie  er  felbft  fagt  9(IS  %ht  ber 
fäculariftrten  SIbtci  nal^m  er  na^  unb  nad^  eine 
ber  fatl^olifd^en  JKrd^e  freunblid^e  Stellung  ein:  er 
betete  baS  SiftercienferbreDier  unb  l^ieU  fraft  eines 


1727 


aßoIanuS,  ©etlfttttb  SBaltl^et. 


1728 


@elübbeg  ben  ßdübat;  über  bem  Eingang  feiner 
l^errlid^en  Sibliotl^ef  ftanb  bte  Sn^rift  Fructus 
sancti  coelibatus.  S)urd^  feine  Stubien  gloubte 
SKoIanuS  ju  erfennen,  bafe  bie  römifd^e  ftird^e 
aUerbingS  in  ber  ^rojiS  mand^e  aWifebrönd^e  feft- 
^alte,  bafe  fie  ober  in  ber  Seigre  lange  nid^t  fo 
fd^Iimm  fei  tt)ie  im  6uUe.  SSon  ber  größten  SSe« 
beutung  war  nun,  bafe  5!Kolanu8  mit  einem  fto- 
tl^olif en  in  SSerbinbung  fom,  ber  fid^  f d^on  längere 
3eit  t^atfräf tig  für  bie  aSBieberüereinigung  ber  ^Jro- 
teftanten  mit  ber  ftird^e  bemül^t  l^otte,  mit  ßl^riftopl^ 
9to9Q3  Spinola,  ^uerft  SSifd^of  t)on  Sina  in  Kroa- 
tien, bann  öon  aBiener«9ieuftabt.  ©pinola  lourbe 
namentlid^  t)on  ftaif er  Seopolb  I.  unterftii|t ;  aud^ 
^Qp\i  Snnocenj  XI.  fal^  feine  SSerfud^e  mit  un» 
Derlennbarem  Sutereffe  unb  SSBol^lmoIIen  an.  9lad^ 
^annoüer  fam  ©pinola  ^uerft  im  3. 1679,  tt)o  er 
nid^t  blo^  bei  bem  latl^olifc^  gemorbenen  C^er^og 
Sodann  ^riebrid^,  f onbem  aud^  bei  ben  proteftan« 
tifd^en  S^eologen  t)iel  Sntgegentommen  fanb.  3m 
Saläre  1683  fam  @pinoIa  ^um  ^meiten  SRale  nod^ 
^annoöer,  loo  je^t  6mfi  9tuguft  regierte,  ber, 
menngleid^  $roteftant,  gegenüber  ber  tatl^olifd^en 
ffird^e  eine  el^er  freunblid^e  ald  feinblid^e  Stellung 
einnal^m.  2)amal§  trat  Spinola  megen  ber  ^xa^t 
ber  SReunion  in  SSerbinbung  mit  SKoIanuS.  S)er 
^er^og  orbnete  eine  Sonferen^  an,  unb  e§  entflanb 
bie  Methodus  reintroducendae  unionis.  ^iefe 
@d^rift  ift  ba§  offtcieUe  ^ctenftüdf  ^u  ben  Unter« 
l^anbtungen  nid^t  blo^  ber  l^annöDerifd^en  Sl^eo- 
logen  mit  Spinola,  fonbem  ^ugleid^  beS  SanbeS- 
f ürften,  auf  beffen  3lnla^  bie  Arbeit  oerfa^t  mürbe, 
mit  bem  römifd^en  Jtaifer,  burd^  beffen  Srebitio 
@pinoIa  in  ^annooer  ftd^  eingefül^rt  l^atte  (ogl. 
jtlopp,  Sorrefponben^  oon  Seibni^  mit  ber  $rin> 
jeffm  ©opl^ie  I,  ©.  LI  [®ie  SDSerfe  üon  ßeibni^, 
|erau§geg.  üon  O.  ftlopp,  1.  Seilte,  Vn.  Sb., 
§annoü.  1873]).  Seibnij  fe^te  ben  berül^mtenSBof- 
fuet  Don  biefen  ^erl^anblungen  in  ftenntni^,  meldte 
mirflid^  ein  gute§  SRefuItat  oerfprad^en,  ba  man 
auf  protefiantifd^er  @eite  ^ur  tlnerfennung  be§ 
$a))fte§  als  be§  ^aupte§  ber  d^riftlid^en  JKrd^e  fi^ 
bereit  jeigte.  Seiber  brad^te  Submig  XTV.  üon 
Qfranfreid^  bie  ^Ingelegenl^eit  in'S  iStodfen.  ®em 
Könige  f  onnte  nid^tS  unangenel^mer  fein  al§  S)eutf  d^- 
lanbs  (Einigung  im  ©lauben,  unb  be^l^alb  lie^ 
er  in  SRom  burd^  feine  Earbinäle  bemSeunionS» 
plane  entgegenarbeiten.  ®a  Submig  XTV.  mieber« 
|oIt  in  9lom  mit  bem  @d^i8ma  gebrol^t  ^atte,  fd^ien 
e§  Snnocenj  XI.  geratl^en,  bemfelben  feinen  95or> 
manb  ju  geben ,  ber  üon  bem  unmiffenben  S3oIf e 
5U  ber  93e§auptung  üermertl^et  ttjerben  fonnte,  ber 
iPapft  mad^e  um  beS  SDSiebergeminnenS  ber  beutf  d^en 
$roteftankn  mitten  gugeftäubniffe  jum  S^ad^tl^eile 
ber  allgemeinen  ff ird^e.  Snnocenj  XI.  maf^nk  ben 
llaifer  pr  fjortfe^ung  be§  9frieben§ioerfe§  mit  bem 
§inäufügen,  bafe  er  mcgen  ber  franjöfifd^en  Partei 
nur  im  eigenen  9lamen  l^anbeln  möge  (ftlopp,  ®er 
Satt  beS  §oufe8  Stuart  HI,  SBicn  1876,  98). 
9}on  nun  an  mieten  bie  ScunionSüerl^anblungen 
längere  Seit;  fie  mürben  jcbod^  im  3. 1691  mie« 


ber  aufgenommen  burd^  Jlaifer  Seopolb  L  €pi> 
noia  trat  mit  faiferlid^er  SSoIImad^t  eine  neue  Xeije 
burd^  baS  protefiantifd^  2)eutfd^(anb  on  unb  fanlb 
an  üielen  Orten  gro|e§  Sntgegenf ommen,  noment« 
lid^  mieberum  in  ^annoüer.  ÜRit  (Senel^migmig 
beS  Jhtrfürften  Smfl  Suguft  unb  unter  bem  Sei' 
rati^e  üon  Seibni^  üerfa^te  SRoIanuS  |e|t  eine  nent 
Sd^rift  über  bie  hrd^lid^e  Sleunion,  tt>eld^e  üon  bm 
®runbfa|e  auSgel^t,  ba^  niemanb,  au^  memi  ei 
ftd^  im  3rrt]^um  befinbe,  für  einen  jf e|er  gd^aUa 
merben  bürfe,  fo  lange  er  bereit  fei,  feine  %n^d^ 
bem  Urtl^eile  ber  fatl^olifd^en  ftird^  su  müa* 
merf en,  unb  f o  lange  er  an  ber  Uebei^eugung  feP' 
l^alte,  ba^  bie  JKrd^e  ben  99eif}anb  beS  ^ign 
®eifte§  l^abe.  3ur  mirflid^en  ^erbeifül^nmg  ba 
^eunion  üerlangt  SnolanuS  einige  Sugeftänbmffc, 
namentlid^  ben  Saienf  eld^  unb  bie  ^rieftere^.  9e> 
jüglid^  be§  ^rimatS  fprid^t  er  bie  IBeretlmUIi^ 
aus,  benfelben  an^uerfennen  in  ^Betreff  ber  Oib> 
nung,  ber  Sßürbe  unb  ber  Seitung  ber  gefammtn 
allgemeinen  ihrd^e.  Ueber  bie  fheitigen  fi^renfofie 
üon  9{euem  frieblid^  üerl^onbelt  merben«  Sie  nu|t 
mebr  ober  nur  fd^einbcfr  ftreitigen  Seigren  toabcn 
in  Drei  2)ecaben  sufammengeftellt ;  l^ier  fagt  9Ri>> 
lanuS  unter  SInberem:  „S)ie  Sontroüerfe  über  boS 
Opfer  in  ber  äJleffe  ift  nid^t  eine  f ad^li^,  fonben 
befielet  lebiglid^  in  SBorten" ;  ^3)te  gentü^igten^ro« 
teftanten  merben  mit  9reid>en  bie  ^erfteüung  ber 
(Sleüation  ber  ^oftie  unb  be§  gemeil^ten  Md^ 
erbüdfen'' ;  „®ie  feontroüerfe  iäer  ben  formalen 
®runb  ber  Sted^tfertigung,  ober  über  bie  gfiage, 
morin  eigentlid^  bie  Sted^tfertigung  bed  @ünb^t»r 
©ottbeftel^e,  l^at  im  anfange  gegolten  für  eine  ber 
mid^tigften;  nun  aber,  ba  man  einatü^er  beffer  tta* 
ftel^t,  mirb  anerfannt,  ba^  fte  nur  eine  üerbaleip' 
(fflopp,  $all  bed  ^aufeS  ©tuortYI,  230f.).  Si»! 
Siermittlung  ber  ^rin}effin  @op]^ie  üon  Qanutter 
unb  il^rer  @d^mefler,  ber  Slbtif  ftn  aRobame  beSRou* 
buiffon,  mürbe  Soffuet  üon  biefen  Serl^anblunga 
in  ffenntni^  gefe|t.  ^ierauS  entmidelte  ftd^  batmbie 
berül^mte  Sorrefponoens  ber  beiben  umfoffenbfto 
©eifier  jener  3cit  über  bie  SteunionSfrage;  ber  otel* 
befprod^ene  IBriefmed^fel  ^mifd^en  Soffuet  unbSd^ 
nis  mürbe  erft  in  unferer  Seit  üoQftänbig  üonflioff 
im  vn.  Sanbe  feiner  Sdbni^-^udgabe  pnblidxt 
gfür  IBoffuet  üerfa^te  äJlolanuS  eine  neue  &^ 
Gogitationes  privatae  de  methodo  remiioBis 
ecclesiae  ProteBtantium   cum   ecdeeia  Bo- 
mano'Catholica,  meldte  einftmeilen  g^eim  te* 
l^alten  merben  foUte,  unb  in  meld^er  SptnoIalSf 
mül^ungen  nid^t  ermäl^nt  mürben.  SHefe  $riM^ 
gebauten  mürben  üon  Soffuet  beontmortet.  toonuf 
SnolanuS  mit  einer  neuen  Arbeit  ^erüortrot:  Ex- 
plicatio  ulterior  inethodi  reunionis  ecdesia- 
sticae ;  l^ier  merben  im  ©egenfa^e  }u  ben  J^ 
üatgebanfen"  bie  ftebenmonatlid^Serl^anbluiiga 
mit  einem  angefe^enen  IBif d^of e  ber  römifd^bt^ 
lifd^en  Jtird^e  nad^brüdlid^  ^erüorgel^oben.  SoS 
meitere  Serl^alten  SoffuetS  in  ber  Äeura«* 
frage  ifl  üon  ftlopp  fel^r  ungünftig  beurt^eilt »«» 
ben  (ügl.  §ift..polit.  »I.  LXXIÜ,  700),  iebo* 


1729 


aWoIanuS,  Sol^anneS  —  ÜWoId^o. 


1730 


bihf te  boS  Ie|te  SBott  in  bief  er  gfcoge  ttod^  ntd^t  ge« 
towKl^  fein  (üal.  oben  vn,  1670).  SaSeitere  S8er« 
qcmblmiQen  }iDif d^  Soff uet  unb  ÜRoIanuS  fonben 
ttU^t  me^r  ffati  dagegen  terl^onbelte  @pinoIa^8 
9ta4foIger,  gfron)  Snton  ®xa\  Don  Sud^im,  nod^ 
MUer  mit  ÜRototuS;  1698  lamSud^oim  na(i^ 
^cnmot)er^  unb  ont  27.  9ugu{l  beSfelben  3a]^te§ 
imteqeid^eten  SRoIonuS  unb  Seibnt^  in  ber  ^btei 
Soccum  mit  3u{timmung  beS  Jhtrfürften  ®eotg 
Submig  eine  iRetl^e  ton  @ö^en,  miä)t  ber  latl^o« 
Kfd^  iKrd^e  nftl^er  traten  olS  felbfl  ber  9ug8- 
bntger  Sonf  effion  (itlopp,  Coneft^onben^tion  Seib« 
n^  mit  ber  $rtn}effin  Sopl^ie  n,  @.  XIK  [Sßerfe 
b.  2eibnij,  1.  SReil^e,  Vm.  »b.,  ßonnoüer  1873]). 
&  tonnte  übrigens  ni(i^t  auSbleioen,  ba^  SRoIanuS 
iQCgen  feiner  ^eunionSDerl^onblungen  t)on  Dielen 
feiner  @lQuben8genoffen  mit  mi^trouifci^en  Sugen 
Ddtrod^tet  unb  gerobep  olS  l^eimlid^er  itatl^olif  (e* 
|eU^  umrbe.  hiergegen  fd^rieb  SRoIonuS  eine 
SSertl^igungSfd^rift:  Nugae  venales  sive  re- 
fotatio  caltmmiae  vel  nugarum  potius  cujus- 
danf  nugiyenduli  de  adacta  ad  romanam  ec- 
deaiam  apostasia  Gerardi  abbatis  Luccensis. 
S)a|  SRoIonuS  bis  an  fein  Snbe  in  feinem  &er}en 
bcn  (Skbanlen  ber  Xeunion  pflegte,  ^eigt  fein  Xefta- 
nent,  in  meld^em  er  mit  ©enugtl^uung  auf  feine 
imtifd^SefhrebungensurüdFblidt;  fd^on20Son- 
troDerf en,  fagt  er  l^ier,  barin  ein  Sl^eU  ben  anbem 
biS^  k)er!e|ert,  l^be  er  burd^  gdttlid^e  ^ilfe  con* 
ciHtrt ;  er  traue  fid^  gu,  menigftenS  nod^  20  anbere 
onf  biefe  9rt  }u  bergleid^en.  Sin  fd^5ne3  Portrait 
IM  JRolami  bemal^rt  baS  SSelfen-SRufeum  ^u 
^amwber.  Sieben  ben  l^ier  in  erfter  Sinie  in  99e- 
tn^t  lommenben  ^ubticationen  t)on  Silopp  t)gl. 
no(d^  Don  f onftiger  Siteratur :  ($red^tU  ^riebenS« 
tollen  jmifd^  Soffuet,  Seibni^  unb  ÜRoIan 
ffir  bie  9Bid)ert)ereinigung  ber  Jtatl^olifenunb  $ro- 
tefhmten,  Suljbad^  1815;  ^affner  im  ftatl^oüf 
1864, 1,  513  ff.  641 U  unb  bie  im  «rtifcl  über 
Sdfori)  Derjei^eten  93iogra)}]^ien  biefe§  $l^iIo* 
feiplllta.  [$aflor.] 

y^fiims  (93ermeulen),  3o]^anne§,  Sl^eolog 
«ab  ^ßrof effor  an  ber  Uniüerfitöt  ^u  fi5h)en,  h)urbe 
im  3. 1533  }u  SiSe  geboren.  S)a  feine  eitern 
fU^  nur  iieittoeilig  bort  aufl^telten,  il^ren  Sßol^nft^ 
wx  iu  Sömen  l^en,  fo  pflegte  er  fpöter  Sömen 
10  feine  ükiter^bt  }u  betrad^ten  unb  ftd^  9Ro- 
famifi  SotxmienRS  }u  nennen.  3u  S5h)en  mad^te  er 
a^  olle  feine  ©tubien,  juerft  bie  l^umantftifd^en, 
htam  Ue  @tubien  in  ber  ariftotelifd^en  $]^iIof opl^ie, 
iR  ber  er  1558  ben  S)octorgrab  erlangte.  2)arauf 
«ribmete  er  fid^  bem  Stubium  ber  ^eologie,  be- 
fldp  aber  gan^  befonberS  mit  ber  ff ird^en» 
uiü)  ber  d^riftlid^en  Wtertl^umSfunbe  unb 
forfd^  mit  Sifer  bie  lBibIiot|efen,  um  il^re 
GdU^e  tiermenben  ^u  !5nnen.  3m  3. 1568  gab 
er  Usnardi  Maityrologium  mit  ^nmerfungen 
wA  einer  Sbl^anblung  De  Martyrologiis  l^erauS 
wob  enoorb  |id^  l^erburd^  einen  nid^t  geringen  9iuf . 
^  ertoigte  bann  1570  ^u  Sömen  ben  SDoctorgrab 
te  ber  3^Iogie  unb  toxtüt  feitbem  als  ^rofeffor 

M^cnlesttoB.  Ym.  2.  Suff. 


berfelben  an  ber  Uniüerfitöt.  9ud^  mürbe  er  p^^ 
lid^er  imb  töniglid^er  Censor  librorom,  erhielt 
ein  Sanonicat  an  ber  SoQegiatürd^e  mn  @t.  $eter 
unb  marb  )um  erflen  Slector  beS  k)on  ^l^ilipt»  H. 
1579  geftifteten  Seminarium  regium  theologo- 
rum  ernannt,  an  bem  befonberd  foldbe  Sl^eologen 
fld^  auSbilbeten,  meldte  fid^  ber  @eeIforge  ^u  mib« 
men  gebadeten.  Sn^mifd^en  Derdffentli^te  er  eine 
Sleil^e  mertl^DoQer  Sd^riften,  bis  il^n  im  Wter  oon 
52  Salären  am  18.  September  1585  ein  ju  früber 
Sob  bal^inraffte.  S)er SarbinallBaroniuS fe^teipm 
in  feiner  93orrebe  5um  Martyrologium  Eomannni 
(c.  9)  ein  el^reuDoQed  2)enhnal  in  ben  SBorten: 
Tanti  viri  de  Ecclesia  Dei  et  veritate  catho- 
lica  optiine  meriti  nee  brevem  schedulam 
deperire  aequanimiter  patior :  cui  (dicam  in- 
genue)  isthaec  omnia  hac  ex  parte  accepta 
fero,  quod  in  densissimam  silvam  primus  ipse 
ingressuB,  mihialÜBque  aditum  patefecit:  quo 
etiam  nomine  cum  ego»  tum  eruditi  omnes 
plurimum  nos  ei  debere  lubenter  agnoscimns 
et  confitemur.  Seine  l^auptföd^Iid^ften  Sd^riften 
finb  au^er  bem  fd^on  genannten  üsuardi  Mar- 
tyrologium: De  pictons  et  imaginibus  sacria 
(1570),  ein  9Ber!,  ba§  Dielfad^  unter  bem  etmaS 
geänberten  Sitel  Historia  ss.  imaginum  et  pic- 
turarum  pro  vero  earum  usu  contra  abusns 
LL.  rv  mieber  aufgelegt  mürbe  unb  feinen  SBertl^ 
bis  auf  unf ere  3eit  bel^auptet  ^at ;  Indiculus  alpha- 
beticus  et  Chronicon  Sanctorum  Belgii;  Na- 
tales  Sanctorum  Belgii,  Antverp.  1575;  Dia- 
rium ecclesiasticum  de  medicis  sanctis,  Lo- 
van.  1595 ;  Militia  sacra  Ducum  ac  Principum 
Brabantiae,  1592;  De  canonieis  libri  III,  Co- 
lon. 1587.  Lovan.  1670  etc.;  De  fide  haere- 
ticis  servanda  libri  DI,  1585 ;  Orationes  HI 
de  AgnisDei,  de  Decimis  dandis  et  de  Decimia 
recipiendis,  Colon.  1587;  Theologiae  practi- 
cae  Compendium  per  conclusiones,  Tractatus 
V,  Colon.  1585  et  1590.  3lud^  mar  er  ©uriuS 
bei  Verausgabe  feiner  Yitae  Sanctorum  bel^ilflid^ 
unb  leitete  nad^  bem  Sobe  beS  Sdmener  $rofefforS 
©o^öuS  bie  oon  ben  fiömener  %f^to\o%tn  teran* 
ftaltete  Ausgabe  beS  1^1.  SuguftinuS,  meldte  in 
10  Sfoliobänben  1577  ju«ntmerpen  erfd^ien.  (93gL 
Yalerius  Andreas»  Fasti  Academici,  Lovan. 
1635  et  al. ;  Foppens,  Bibliotheca  Belgica  II, 
Bruxellis  1739,  694 sq.;  Hurter,  NomencL 
liter.  I,  203  sq.)  [S.  Sungnumn.] 

SBotaf,  3acob  t)on,  f.  Sempier. 

fSot^o,  @aIomo,  ein  fabbaUftifd^»mefflani- 
fd^er  @d^mörmer  Portugals  auS  bem  Anfang  beS 
16. 3a]^r]^unbertS,  ift  öonugSmeife  burd^ein  SSer» 
pltni^  ju  bem  SSctrüger  ®aDtb  SRubeni  (f.  b.  9tri) 
befannt  gemorben.  ffion  jübifd^er  Stbfunft,  aber 
im  djriftlid^en  ©louben  erjogen,  trat  er,  burd^  S)a» 
bibS  auftreten  geblenbet,  5um  3ubent]^um  jurüdC, 
bereiste  (um  1526)  unter  bem  (SinbrudFe  leol^after 
93ifu)nen  lel^renb  unb  lemenb  bie  Sürfei,  ^Ift« 
ftina,  3talien  unb  fadste  bei  feinen  Stammes- 
unb  ©laubenSgenoff  en  überall  3lufregung  unb  mef- 


1731 


ÜRoUna. 


1732 


iiontfd^e  Srmortungen  an.  3n  Stalten  fd^eint  et 
\ä)  jethDeilig  bec  @unft  imb  beS  @4u^e§  QXf 
ntenS'  VII.  erfreut  ju  l^aben;  bod^  warb  il^m  ein 
neues  Sufammentre^en  mit  SDaüib  Derl^gni^DoQ. 
Seibe  faxten  ben  abenteuerlidftcn  ?ßlan,  Äarl  V. 
auf  bem  Sleid^Stage  ^u  SlegenSburg  auf^ufud^en. 
SBa§  fie  (ejmedCten,  fielet  im  Sin^elnen  nic^t  feji 
2)a|  fie  ben  Jtaifer  jum  Subent^ume  l^&tten  6e- 
f eieren  »oHen,  ift  ttjol^l  nur  eine  Slnnal^me  jur  6r« 
Körung  ber  überrafd^enben  Sl^atfad^e,  ba|  beibe 
balb  nad^  glüdflid^  erlangter  Slubien)  in  Sfeffetn 
gelegt,  2)at)ib  nad^  Portugal  inbaS^quijttionS- 
gef&npi^  tranSportirt^  9RoId^o  aber  p  äJlantua 
(du  Snbe  beS  Sal^red  1532)  bem  ©d^eiterl^ufen 
übergeben  n^arb.  UebrigenS  blieb  SRoId^o  bei  fei« 
nen  @Iauben3genoffen  al§  $rop]^et  nod^  lange  in 
Snfel&en  unb  lebt  in  il^rem  3lnbenfen  al§  War» 
t^rer  unb  ^tWxqzx  fort.  3tud^  al§  ©elel^rter  ijl  er 
gefd^a|t,  unb  feine  @d^riften,  benen  eine  l^ol^e  ®e« 
lel^rfamfeit  nad^gerül^mt  »irb,  ftnb  bis  in^S  Dorige 
Sal^rl^unbert  l^inein  nad^gebrudft  n^orben.  (93gl. 
3ebler8  Uniöerfal-Sesifon  XIX,  711  f.,  ^aüt  u. 
itxpm  1739;  3oft,  ®efd^.  ber  SSracIüen  Vm, 
188,  SerKn  1828;  Fürst,  Bibl.  jud.  H,  387, 
Lips.  1851;  ®täi^,  S)at)ib  9i6ubeni  unb  @alomo 
aWoId^o,  in  9franW8  aKonatSf d^rift  für  ®ef d^.  unb 
SDBiff enf d^aft  ber  3uben  V,  1856;  ©erfelbe,  ®efd&. 
ber  3uben  IX,  264  unb  ©.  XXXVI  ff.,  SeitJ^ig 
1866.)  [Seelmann.] 

^otino,  ein  92ame,  ben  mel^rere  bebeutenbe 
fpanifd^e  ©elel^rte  beS  16.  unb  17.  Sal^rl^unbertS 
getragen.  So  1.  Stionfo  be  9KoUna,  „einer 
ber  gelel^rteflen  QfranciScanermifftonare  in  SJlepco" 
(Leclerc,  Biblioth.  americana,  Paris.  1878), 
tourbe  im  3. 1496  ju  ßScalona  in  Spanien  (bal^er 
fein  Seiname  „ßScalona")  geboren  unb  fd^on  in 
frül&er  3ugenb  öon  feinen  6ltem  nad^  SBBeftinbien 
in  baS  fpanifd^e  3Rcjico  gebradjt.  SRafd^  lernte  er 
l^ier  bie  gebräud^Iid^fte  Sprad^e,  baS  Sl^tefifd^e  ober 
SJal^uatl,  b.  i.  „bie  ©prad^e  ber  mejicanifd^en 
ßiöiUfatton*,  beren  ^errfd^ft  fid^  einft  über  ben 
größten  S^eil  öon  SKontejuma^S  Seid^  ausbreitete. 
2)a  ber  iunge  Sllonfo  mit  großer  Seid^'tigfeit  fid^ 
in  berfelben  auSbrüdfte,  f o  erbaten  ftd^  il^n  bie  erften 
fpanifd^en  gfranciScanermiffionare,  meldte  auf  be§ 
großen  Eroberers  Kortc^  SDSunfd^  im  %  1524 
ben  mejicanifd^en  Soben  betraten,  ^um  ©olmetfd^, 
ate  ttjeld^er  er  il^nen  aud^  in  ber  Zi^at  fel^r  nüj» 
Ild^e  SDienfte  leiftete.  SBBenige  ^a^xt  fpäter  nal^m 
er  felbft  baS  Äleib  beS  l^I.  granciScuS  unb  »ibmete 
fid^  bann  nad^  ber  $rofe^abIegung  ein  l^albeS 
äal^rl^unbert  lang,  mit  glüdHid^em  ßrfolge  ber  9Kif» 
fion  in  9Jeufpanien.  9iad^  einem  langen,  ebenfo 
orbeitS«  al§  öerbienflreid^en  ßeben  ftarb  er  1584 
in  feinem  OrbenSconöente  ju  5Dlejico  im  ^Iter  öon 
88  3a]^ren.  3lud^  Iiterarif(|  war  P.  «lonfo  t^ötig. 
©eine  ttjidbtigften  Strbeiten  fmb  ein  SDSörterbu^ 
unb  eine  ©rammatif  ber  mepcanifd^en  ©prad^e, 
burd^  meldte  er  p^  in  ber  ©efd^id^te  ber  ©prad^« 
forfd^ung  einen  undergönglid^en  SRamen  mod^te. 
S)a§  Vocabulario  et^d^uu  ^um  tt\\txv  ^ak  im 


3. 1555  in  ÜJlej^ico  unb  bilbet  bie  ®runblage  oller 
lesifalifd^en  ^Bearbeitungen,  loeld^  feit  biefcr  3eit 
baS  9)tefifd^e  gefunben  l^at.  3m  3. 1880  beforgte 
3ul.  $Ia^mann  eine  facftmilirte  üteuouSgabe  beä 
SßerfeS  Vocabulario  de  la  lengua  mexicana, 
compuesto  por  el  P.  Fr.  Alonso  de  Molina. 
PubUcado  de  nuevo  por  Julio  Platzmann. 
Edicion  facsimilaria  (Seipgtg,  Xeubner),  2  vok 
S)ie  grammatifd^e  ©d^rift  be§  P.  9Ionfo  Arte 
de  la  lengua  mexicana  y  castellana  erfd^ 
guerft  in  8*>  im  3.  1571  au  ÜRejico  unb  fiiaf 
3a]^re  fpoter  in  einer  ^meiten^  reid^er  auSgef^ 
teten  unb  oielfad^  oerbefferten  Auflage.  Son  ba 
beiben  Jfated^iSmen,  meldte  ber  ÜRif fbnar  t^etdffen^ 
lid^te,  Gatecismo  mayor  y  menor,  fallt  bie  er^i 
Ausgabe  in  baS  3Ql^r  1546  unb  bürfte  too^ISRo- 
lina^S  erfte  $ubIication,  ja  oielletd^t  boS  oltefle  Be* 
tannte  IBud^  fein,  ba§  in  9merüa  gebrudt  nnnbt 
3a]^Ireid^e  Sluflagen  beS  großem  jf  ated^iSmuS  fo^ 
ten  ftd^  feit  bem  3a]^re  1578  bis  1601.  «u^  W 
beiben  Gonfesarios,  mayor  y  menor,  eine  fbi' 
leitung  ^um  n^ürbigen  (Smpfange  be§  ^eiligen  %i|- 
facramentS,  »urben  mel^rere  2Rale^  guerfl  1565, 
gebrudft.  9lic.  Antonio  fül^rtnod^folgenbeSd^nftn 
SnoUna'S  auf,  aQe  in  mej^icanif d^er  ©iprad^,  äfu 
fte,  mie  SBabbing,  ber  fxä)  burd^  ben  Seinamea 
„(i^calom"  tauf  d^en  Iie|,  anjmeitierfd^iebeneSa)' 
f  äff  er  ^u  öertl^eilen :  Sermones ;  Vida  de  S.  Pnm- 
cisco;  Oraciones  para  los  Indios;  Tratadode 
los  sacramentos;   Aparejo  para  comulgar. 
^SJlan  mufe  e§  auf's  Sieffte  bebauem/  bemerft  1« 
3efuit  2)ablmann,  «,ba|  bie  Ueberf e^ung  ber  Sdos* 
gelten,  meldte  %Ionfo  ausgearbeitet  l^at,  nid^t  bes 
S)rudFe  übergeben  »erben  tonnte.''  Sßo^I  fein Of" 
ben  l^at  fid^  um  bie  j?enntni|  ber  mesicom|(ta 
©prad^en  fo  l^ol^e  SSerbienfte  ertoorben,  nrie  Ne 
©öl^ne  beS  l^L  ^ranciScuS  (t)gl.  MarceDino  dt 
Civezza  0.  M. ,  Saggio  di  bibliografia  geo- 
grafica,  siorica,  etnografica  Sanfrancesema, 
Prato  1879),  unb  unter  biefennamentTid^RSM» 
be  URoIina  (Wadding,  Script  Ord.  Mm.  13  sq.; 
Nie.  Antonio,  Bibl.  hisp.  nova  I,  37;  P.Sotl' 
mann,  2)ie  ©prad^funbe  unb  bie  SRifftonen,  ^to* 
bürg,  C)erber,  1891,  90  ff.). 

2.  Snton  be  SRoIina,  ein  ]^eißgmfi|igR 
ffartl^aufermönd^  unb  fel^r  gefd^d|tcr  oScet^^^^ 
©d^riftfteüer,  geboren  ^u  93tnanuet>a  oe  loS3nf>öd(l 
in  Saftilien,  trat  ^uerft  in  ben  ^lugufHnenKbair 
leierte  in  bemfelben  Geologie  unb  towäit  mit  bfli 
9mte  eines  Obern  betraut.  Mein  b^  Sedonga 
nad^  einem  nod^  einfamem  unb  ftteng^SAa 
fül^rte  ben  frommen  OrbenSntatm  5u  ben  flu^ 
tl^öufem  na(|  9)lirafIoreS,  mo  er  als  9Ri^  M 
toaf^xvx  Steligiofen  lebte  unb  am  21.  ©eptoricr 
1612  (nad^  Ruberen  1619)  im  Stufe  ber  fidfr 
fett  ftarb.  ÜJloIina  l^at  mel^rere  oortreffß^e  fiß 
cettf^e  ©d^riften  üerfa^t,  bie  il^m  in  fofi  aidl 
europäif(^en  Sonbem  eine  feltene  ^opuIoritfitMB* 
f d^afften.  ©ein  Sud^  Instruccion  de  sacerdote^ 
en  que  se  les  da  doctrina  muy  importarii 
para  conocer   la  alieza  del  sagrado  otA 


1783 


ÜRoUna. 


1784 


Bacerdotal  y  para  exercitarle  debidamente, 
erl^elt  faft  jol^Uofe  Auflagen  unb  meistere  Ueber- 

ie|ungen  unb  SuS^üge.  3um  SBetDctfe,  loie  l^od^ 
»iefeS  99ud^  feiner^eit  gefd^Q|t  mürbe,  berid^tet 
92ic  Sntonio,  Sif  (i^of  93igil  Dutgnonio  t)on  93aQa- 
bolib  ^e  in  einem  Srloffe  an  feinen  S^iöcefan» 
clerud  Derorbnet  in  ieber  ftird^  foUe  fortan  ba, 
0)0  bie  ))nefterlid^en  ©emönber  aufbemal^rt  merben, 
ein  Ss^liar  bedfelben,  an  Ütü^tn  befeftigt  für 
olle  $riefter  fid^tbar  unb  sugönglid^  aufgejlegt  unb 
feinem  foQen  bie  l^eiligen  ®ett)änber  gereid^t  »er- 
ben, ber  nid^t  fed^S  SRonate  naä^  bem  bifd^öflid^en 
Crlaffe  baS  gange  9u(i^  t>om  Anfang  bi§  gum  (Snbe 
burdfigelefen  l^e.    S)er  belgtfd^e  Dominicaner 
P.  9Iic.  äanffen  IBoQ  überfe^te  baSfelbe  nad^  ber 
fiebenten  Originalausgabe  in'§  Sateinifd^e  unter 
bem  Xitel  Instructio  sacerdotum  ex  SS.  Pairi- 
boB  et  ecclesiae  Doctoribus  concinnata  — 
Opus  aureum,  Antverp.  1618.  1644;  Colon. 
1626, 1711, 1712 ;  Aug.  Taur.  1865.  gSierje^n 
Sonfiberotionen  finb  aus  biefer  Instructio  aus- 
gehoben unb  mit  einigen  9)lebitationen  SubmigS 
be  $onte  }u  einer  fleinen  Sammlung  frommer  IBe- 
trac^tungen  tot  unb  nad^  ber  b^Uignt  ÜDleffe  unter 
bem  Zitel  Thymiama  sacerdotale,  Aug.  Vind. 
1618,  ton  ^td^inger  l^erauSgegeben.   93on  bem 
Sanfeniflenfül^rer  Smaulb  in  ber  @d^rift  De  la 
frequente  Gommunion  (1642)  auf  S  C^eftigfte 
ongegriffen  unb  gefd^mäl^t,  n^urbe  äJloIma  t)on 
$ct(miu8  ebenfo  entfd^ieben  üertbeibigt  unb  in 
€d^u|  genommen  (Tbeol.  dogm.,  De  poeni- 
tentia  UI,  6, 1  et  2).  SBö^renb  ^maulb  bar- 
t^  nnS,  feiner  bürfe  gum  l^eiligen  3Ra^k  l^in- 
gutreten,  ben  nid^t  bie  @nabe  mit  unniberftel^Iid^er 
(HctDoIt  ixt^z,  feiner,  ber  nid^t  burd^  üollftänbige 
99u^  ieben  ©ebanfen  an  baS  Srbifd^e  abgeftreift 
fyä>t,  fommt  äJloUna  mit  benäiötem  unb  l^ert)or- 
togenben  ©eifteSIebtem  )u  bem  Urtl^eile:  eS  fei 
jnr  töglid^en  Sommunion,  )u  h)eld^er  ftetS  bie  Sr- 
Uuibnil  beS  Seid^tDaterS  einpl^olen  fei,  nid^t  not)^« 
tocnbig,  ba|  einer  ein  ^eiliger  ober  bereits  in 
ber  ®nabe  befeftigt  fei  (persona  canonizada 
ni  confirmada  en  gracia) ;  bie  notl^menbtge  unb 
l^inreid^be  Vorbereitung  fei  baS  gf^eifetn  ton 
feineren  @finben.  Siefe  SBorbereitung  rcid^e  auS, 
mn  boS  @acrament  nid^t  unh)ürbig  (inculpable- 
mente)  }u  em))f angen ;  Je  beff er  übrigens  bie  SDiS« 
pofition,  befb  fru^tbringenber  fei  ber  @mt)fang 
(£  la  disposicion  es  major  o  menor  el  fruto). 
—  Sanier  öeröffentfid^te  SDtoUna  Exercicios  espi- 
ritnaleB  para  personas  ocupadas  deseosas 
de  an  salvacion,  Burgos  1618;  ebenfo  Exer- 
eicios  espirituales  de  las  excelencias ,  pro- 
▼eeho  7  necesidad  de  la  oracion  mental  re- 
dncidos  ä  doctrina  y  meditaciones,  sacados 
de  los  B.  Padres  y  Doctores  de  la  Iglesia, 
Borges  1615  u.  ö.  9Uc.  Antonio  fal^  t)on  il^m 
on^  nod^  unebirte,  fel^r  auSfül^rlid^e  Sriefe  auS 
bem  Saläre  1602  an  ben  Seid^tDater  beS  JfdnigS 
$iUip|)  m..  De  eximendis  ab  omni  vecti- 
gafinm  genere  viris  possessionibusque  Deo 


sacris  (Nie.  Ant.  Bibl.hisp.nova  1, 145 ;  2i5d^er* 
SRoermunb  IV,  1922 ;  Hurter,  Nomencl.  1, 424; 
Rosenthal,  Biblioth.  Garthus.  s.  v.  Molina). 
8.  SubmigbeSRoIina, berühmter Zb^olog 
(celeberrimus  scholasticus  —  Gener,  TheoL 
dogm.-scholastica  I,  167)  unb  erfter  Kommen- 
tator beS  %  ZbomaS  auS  bem  3ef  uitenorben,  mürbe 
im  3. 1535  in  ber  fpanifd^en  ©tabt  Suenca  in 
92eucaftilien  t)on  t)omel^men  SItem  geboren  unb 
trat  mit  18  Sauren  —  am  10.  ^uguft  1553  — 
5u  ^Icala  in  bie  ©efeUfd^aft  3efu.  92ad^  beenbe^^ 
tem  92oDi5iat  mürbe  er  }um  @tubium  ber  ^j^ilo- 
fopl^ie  unb  Z^eologie  an  baS  berül^mte  SoIIeg  t)on 
Soimbra  in  Portugal  gefenbet  unb  ertoarb  ftd^  fo 
grünblid^e  unb  umf affenbe  Jtenntniffe,  ba^  er  felbfl 
balb  im  Se^ramte  Dermenbet  mürbe,  ^uerft  afö 
Seigrer  ber  ^bt^ofop^i^  }u  Soimbra,  fobann  all 
$rof eff or  ber  Zl^eologie  an  ber  blül^enben  Unit)erft« 
tot  gu  Sdora,  an  meld^er  er  20  ^al^re  |^inburd^ 
unter  großem  3ubrange  wißbegieriger  Jünglinge 
ben  ]^I.  Zl^omaS  commentirte.  3m  legten  Stal^r- 
^el^nte  feines  SebenS  50g  fid^  SRoIina  t)om  Sel^r- 
amte  in  feine  ^eimat  ^urüdf  unb  mibmete  ftd^  auS- 
fd^Iießlid^Uterarifd^en^rbeiten,  inbem  erbie^rüd^te 
feiner  oieQöl^rigen  @tubien  fummelte  unb  »er« 
öffentlid^te.  92o^  einmal  auf  ben  fiel^rftul^l  an  bie 
eben  ju  SRabrib  gegrünbete  ©d^ule  für  ÜRoral« 
tl^eologie  gerufen,  ftarb  er  fd^on  nad^  faum  einem 
l^alben  Sa^re  feines  Aufenthaltes  bafelbft,  am 
12.  October  1600  —  an  bemfelben  Sage,  an  mel« 
d^em  bie  Senforen  ber  Ck)ngregatio  de  auxilüs 
5u  Stom  baS  Srgebniß  ber  ^meiten  Senfur  feiner 
Goncordia  bem  $a|)fte  unterbreiteten.  9)loltna'S 
Sob  mürbe  allgemein  tief  betrauert;  benn  bei  aUen, 
bie  il^n  fannten,  ftanb  er  megen  feiner  SBBiffenfd^aft 
unb  Sugenb  in  l^ober  Sld^tung.  3^si  Sugenben 
beben  bie  IBiograpj^en  feines  OrbenS  an  il^m  be* 
f onberS  f^tttox :  feine  Siebe  5ur  Armut  unb  feine 
tiefe  SDemutl^.  Obmobl  er  nömlid^  65  Saläre  alt 
gemorben  unb  burd^  unablöf figeS  @tubium  faft  auf« 
gerieben  mar,  fo  geftattete  er  ftd^  bod^  niemals  eine 
AuSnal^me  meber  in  ber  gemdl^nlid^en  gemeinfamen 
92a]^rung  nod^  in  ber  ffleibung.  3n  feiner  SeOt 
batteer  auger  einemSilbeunb  bennötl^igenSü^em 
nid^tS  AnbereS  als  ber  geringfle  OrbenSbruber. 
3m  ©el^orfam  unb  in  ber  Untermürfigfeit  gegen 
bie  Oberen  mürbe  er  t)on  feinem  92ot)i5en  über* 
troffen.  AIS  man  i^n  auf  feinem  Sterbebette  fragte, 
maS  mit  ben  t)on  ibm  verfaßten  miffenfd^aftlid^ 
aßerfen  gefd^el^en  foQe,  antwortete  er,  als  menn  bie 
@ad^e  il^n  gar  nid^t  berül^rte :  „S)ie  ®ef eUf d^aft 
tbue  bamtt,  maS  fie  miU.''  Unb  bod^  ift  eS  im 
^inblidfe  auf  feine  ^intcrlaff enen  literarif d^en  SBBerf e 
fd^mer  ^u  fagen,  ob  äJlolina  größer  mar  als  Xl^eolog 
ober  als  Surift;  benn  auf  beiben  ©ebieten  bat  er 
SJorjüglid^eS  geleiftet.  @r  liebte  eS,  neue  fdcä^nm 
5u  brechen  ober  auf  ben  alten  neue  $fabe  ^u  fud^en. 
hierfür  ^eugt  feine  erfte,  burd&  SOjäl^rige  ©tubien 
Dorbereitete  ^ublication,  meldte  unter  bem  $a- 
tronat  beS  öfteneid^ifd^en  ^rinjen  unb  SruberS 
ffaifer  »ubolfs  H.,  beS  EarbinalS  ACbttt.  <IMv 


1735 


aWoIina. 


1736 


inquifitorS  in  ^Portugal,  crfd^icn:  Concordia 
liberi  arbitrii  cum  gratiae  donis,  divina  prae- 
scientiai  Providentia,  praedestinatione  et 
reprobatione  etc.,  Olyssipone  1588  (gcbrudtt, 
aber  erft  1589  auööcgcbcn;  ögl.  b.  9ltt.  Con- 
gregatio  de  auxiliis  III,  897)  —  ein  Kommen- 
tar gn  einigen  3trtifeln  ber  Prima  beS  l&I.  ZJf^O' 
mai,  namentlid^  gu  a.  13  ber  q.  14,  gu  a.  16 
ber  q.  19  unb  gu  q.  22  unb  23,  baS  erfte  fd^o» 
toftifd^e  aaSerf  ber  ©efenfd^aft  3efu,  »cld^eS,  toxt 
faum  ie  ein  anbereS  tl^eologif^eS  ffier!,  Urfad^e 
fo  k)ieler  bis  l^eute  nod^  nid^t  auSgeglid^enen  S)iS- 
corbien  lourbe.  !Rod^  el^e  bie  Concordia  er« 
fd^ienen  mar,  ^atte  il^r  SSerfaffer  fte  gegen  an- 
griffe gu  Dertl^eibigen,  meldte  beren  SInSgabe  gu 
ber^inbem  fud^ten.  6r  ll^at  eS  in  einem  ju« 
gleid^  mit  ber  Concordia  Deröffentlid^ten  92ad^> 
trage:  Appendix  ad  Concordiam  continens  re- 
sponsiones  ad  tres  objectiones,  atque  satis- 
factiones  ad  17  animadversiones,  Olyssipone 
1589,  p.  44.  3ttö  ber  Sam3p\  gegen  bie  „neue" 
Seigre  ber  Concordia,  inbefonberS  feitenS  beS  Do- 
minicaners Saneg  unb  feines  eigenen  OrbenS« 
genoffen  ©enriqueg  (f.  bie  beiben  3lrtt.  unb  ben  ^rt. 
Gongr.  de  auxiliis),  immer  l^eftiger  lourbe,  t)er- 
anftattete  STOoUna  eine  gmeite,  um  mel^rere  3lb« 
l^anblungen  erweiterte  Ausgabe  (Liberi  arbitrii 
cum  gratiae  donis  etc.  concordia,  altera  sui 
parte  auctior,  Antverpiae  1595,  guerft  ol^ne 
ben,  bann  mit  bem  Appendix,  unb  mieberum 
Antverp.  1609  et  1715,  gulefet  in  $ariS  bei 
Setl^ielleuj  1876),  in  meld^er  er  feine  ße^re  näl^er 
erflörte  unb  gegen  bie  Angriffe  unb  mamtigfad^en 
9Ri^beutungen  feiner  ©egner  in  @d^u|  nal^m. 
I)en  SSormurf  beS  ©ominicanerS  P.  ^^ac.  ©err^ 
(Bist.  Congr.  de  auxiliis,  Antv.  1709,  lib.  I, 
cap.  18,  col.  70),  ajlolina  l^obe  in  biefer  gmeiten 
Slntmerpener  SluSgabe  „DieleS  auSgemergt,  maS  er 
in  ber  erften  Siffaboner  contra  communem  theo- 
logorum  doctrinam  bel^auptet'',  fud^te  ber  Sefuit 
P.  Sit),  be  äJle^er  burd^  eine  genaue  SSergleid^ung 
beiber  ausgaben  als  ungered^tfertigt  gu  ermeifen 
(Hist.  Controv.  de  auxil.,  Antverp.  1705, 
lib.  n,  cap.  5,  p.  100  sqq. ;  ©err^'S  SRcplif  1.  c. 
1.  V,  8. 3,  cap.  2).  3ngtt)if^en  l^otte  SJloIina  einen 
bereits  in  ben  Salären  1670—1573  mäl^renb  feiner 
Sel^rtl^ötigleit  gu  St)ora  ausgearbeiteten  (t)gl.  baS 
SSormort  beS  SSerf .)  Kommentar  gum  gangen  erften 
Xl^eile  ber  Summa  beS  englif d^en  Sel^rerS  üerdff ent« 
lid^t  unb  in  bemfelben  faft  fömmtlt(|e  S)iSt)utatio- 
nen  ber  Concordia  an  ben  betreffenben  ©teilen 
fottjie  in  einem  Stnl^ang  beigefügt:  Commentaria 
in  primam  partem  D.  Thomae,  in  duos  tomos 
divisa,  quorum  alter  26  quaestionum  prio- 
rum  expositionem  continet,  alter  una  cum  re- 
liquarum  quaestionum  explicatione  tractatum 
de  opere  sex  dierum  complectitur,  Conchae 
1592.  ?lud^  biefer  Kommentar  fammt  ber  Con- 
cordia erfd^ien  rafd^  nad^  einanber  in  öerfd^iebenen 
Sänbem  neu  aufgelegt.  3m  SSormorte  l&atte  SJlo- 
Tina  u.  S(.  bereits  bie  SBeTb^mtt\4|\xxv%t\w^§ueuett 


großem  SBBerfeS  üerl^eifeen,  »eld^eS  in  fed^S  Srac« 
taten  bie  gef  ammte  Seigre  de  justitia  et  jure  nm- 
faffen  follte;  l^ieoon  fhtb  nur  fünf  Slbl^anblungeii, 
freilid^  fel^r  umfangreid^e,  feit  1593  gu  Suenco 
erfd^ienen.  Srjl  jieben  ^afyct  fpSter  l^ben  bieS&ter 
beS  SefuitencoQegS  gu  SRabrib  auS  feinen  gefam* 
melten  äJlanufcripten  ben  gtt>eiten  Xl^eil  beS  brittot 
aSanbeS  nebft  ben  meiteren  Sonben  t)erdffentlid^ 
Sine  ©efammtauSgabe  aller  Xractote  (De  justitia 
et  jure  opera  omnia)  erfd^ien  guerf}  1614  gu  Se> 
nebig  in  7  ^oltobönben,  gule^t  mit  99ilbm|,  Sio« 
unb  a9ibIiograi)]^ie  TOoIina^S  gu  «öln  1 733  (5  tm 
in  2  fol.).  aJlolina'S  ffier!  ifi  für  bie  SRoral« 
unb  SRed^tSmiffenfd^aft  t)on  l^erborragenber  Se* 
beutung  unb  fielet  bei  Sl^eologen  unb  2hirifltn  in 
l^ol^er  ^d^tung;  benn  eS  tnftfiU  nid|t  blol  eine 
eingel^enbe  Sl^eorie  beS  Sted^tS  überl^mtpt,  fonbern 
au^  bie  Seigre  über  baS  9led^tSt>er^aItni|  oon  flinl^ 
unb  ©taat,  beS  $a))fteS  gu  ben  dürften  u.  f.  to.; 
aud^  für  bie  SSoIfSmirtl^fd^a^  ifi  baS  9Ber!  m 
SSertl^  megen  feiner  Sl^eorie  über  baS  SBed^felred^ 
u.  bgl.  unb  megen  ber  auSfül^rltd^en  ©d^ilbrntag 
ber  bamaligen  ioirt]^fd^aftIid|en  S^fi^be  (p^ 
Snbemann,  ©tubien  in  ber  romonifd^-canom^' 
fd^en  aSirt^fd^aftS-  unb  Sled^tSIe)^  I,  49.  170, 
Berlin  1876,  bei  ©d^ulte,  @efd^.  ber  Ouellen  nnb 
Siteratur  beS  canon.  SRed^tS  in,  1,  731,  @tu!a%. 
1880).  ©teid^mol^I  glaubte  bie  berüd^tigte,t)onbaR 
IBenebictiner  SIemencet  u.  %  rebigirte  imb  ton  hm 
$anfer  Parlamente  1762  üeröffentlid^te  9tiBb)ge> 
f d^rift  Extraits  des  assertions  pemicieuses  et 
dangereuses  en  tout  genre  que  les  soi-disantB 
Jösuites  ont  dans  tous  les  temps  soutennes, 
mel^e  tro|  ber  f  of  ort  t)on  ben  frangöfif  d^en  3e^ntn 
in  brei  Duartbönben  gegebenen  Böponse  (1763, 
ol^ne  2)rudb)rt)  baS  XobeSurtl^eil  ber  ©efellfd^ 
3efu  merben  foIIte,  aud^  in  bem  Sßerfe  WIMvio^ 
mel^rere  ©ö^e  einer  lasen  9RoraI,  toie  betreffs  ber 
compensatio  occulta  u.  f.  \d.,  gu  finben  (S)dl* 
linger,  URoralftreitigteiten  I,  337  f.).  —  ^U^ 
(Mgem.  (Selel^rtenle^fon  TU,  590)  fül^rt  Donb« 
äefuiten  S.  SRoIina  nod^  an :  De  Hispanonm 
primogeniorum  (=  SRajorate)  origine  et  oft* 
tura  libri  4,  Compluti  1573, 2  tom.  foL;  Golon. 
1588  unb  Lugdun.  1613  u.  1657  mtt  3u{a|ei 
t)on  IB.  &.  be  la  aJlotl^e;  allein  l^ier  Hegt  offenk 
eine  SSermed^Slung  Dor  mit  bem  gleidbnamigmioA 
gletd^geitigen  fpanifd^en  3uri{len  Suomig  be  Sto* 
Una,  Don  Urfoon  in  ^nbaluften  gebürtig  (Büm- 
deneira- Alegambe,  Bibliotheca  scriptt  S.  J^ 
Antverp.  1643, 314;  L.  Molinae  vitae  moiiBB- 
que  brevis  adumbratio  atque  operom  cate* 
logus,  in  ber  Siblntx  ©efammtauSgobe  feiner  Snc» 
täte  De  justitia  et  jure;  Backer,  BibL  des 
ecrivains  de  la  Comp,  de  Jesus  n,  Li^ge  1854, 
421—423;  Hurter,  Nomencl.  I,  109  sq.). 

SnoUna  ]^t  in  feiner  erflönmg  gur  Sumiia 
beS  1^1.  Sl^omaS  ftd^  bie  Aufgabe  gefMt,  iai' 
befonbere  baS  alte  t^eologifd^e  Noblem  überkk 
SSereinbarung  Don  menfd^lid^er  fjfrei^eit  unb  gütt* 
lid^er  ®nabe  im  ^eilsmerfe  einer  neuen  grisb* 


1737 


SJloIina. 


1738 


lid^  Unterfud^ung  }u  imter}te^en,  unb  l^at  ba§ 
Srgebnil  berfelben  in  bem  ©eporatioerfe  Gon- 
oordia  etc.  gufammengefteUt  (Conc.  Ad  lect.). 
Ston  bnn  bemnad^  biefeS  oielumfirtttene  IBudb  be- 

idftun  als  ben  ))Ianmö^g  burd^gefül^tten  SJet* 
einer  Spologie  ber  ©laubenSlel^re,  inSbejonbere 
ZribentinumS  Sess.  VI,  cap.  5,  c.  4,  über  bte 
mm^äßlfyt  ^teil^eit  unter  bem  (Sinfluff e  ber  @nabe^ 
beS  göttlid^  SBor^ertmffenS  unb  ber  gdttlid^en 
Sorl^beftbnmung.  Obiool^I  ÜRolina  felbft  feine 
bielbeiiiglid^e  Se^re  it^aUlid^  auS  ben  93ätem  unb 
X^logen  ber  SSorjeit  gefd^5pft  l^aben  toiSi,  unb 
oitoofjil  ber  ©efammtorben  ber  ©efeUfd^aft  3efu 
biefelbe  ber  @u6ftan}  nad^  ^u  ber  f einigen  mad^te, 
fo  unirbe  fte  bod^  gefd^id^tUd^  nur  mit  feinem  Flamen 
uodbunben  unb  alS  i^SRoIiniSmuS''  bejetd^net.  Sßie 
fein  äBiberpart,  ber  ^Xl^omiSmuS''^  fo  i^ai  ouä) 
ba  „3Rolxax^mu&"  im  SSerlaufe  ber  Sontrooerfe 
eine  genauere  Sutmidflung  unb  einzelne  SBanb- 
Iimgen  erfal^ren.  Sßir  betrad^ten  9RoIina'8  Sel^r* 
fpftem  guerft  in  feiner  urf))ränglid^en  ©efialt^  fo* 
bmm  in  feiner  gefd^id^tlid^en  Sntmidflung. 

L  2)er  aRolinidmuS  ÜRoIina'8.  S)en 
zeformotorifd^en  ärrtl^ümem  gegenüber  fud^te  bie 
Conoordia  bie  SBiÜenSfreil^eit  beS  9Renf  d^en  mdg« 
ß^  ttririfam  }ur®eltung  zubringen.  $a^tman^ 
fo  erfl&rt  SRoIina,  „gfretl^eit''  im  @egenfa|e  )ur 
Koü^ioenbigfeit,  fo  ift  freit^ätig  ba§ienige  &efen, 
müä^,  alle  Sebingungen  }um  ^onbeln  k)oraug« 
geft|t^  l^nbeln  unb  nid^t  l^onbeln,  ober  f  o  boS  Sine 
t^m  tonn,  ba^  eS  aud^  beffen  ©egentl^eil  tl^un 
Unnte.  2)aS  Vermögen,  mit  meld^em  ber  ^an* 
bdnbe  in  fold^er  SSeife  tl^dtig  fein  fonn,  loirb  frei 
goianttt;  infofem  aber  bie  ^reil^eit,  meldte  formell 
nn  SBiSen  rul^t,  ein  Urtl^eil  be§  ^erftanbed  oorauS« 

K:,  f^fit  ^e  liberum  arbitrimn.  @egenfa|t)on 
i  frei  loirlenben  ^rinci))  (agens  liberum)  ift 
boS  noturlid^  tl^ötige  Sßefen  (agens  naturale)^ 
in  beffen  fOlaä^t  ed  nid^t  liegt,  tl^ätig  gu  fein  ober 
nU^,  fonbem  bad  unter  ben  gegebenen  Sebingungen 
ftdft  not^menbig  mirlt  unb  bonn  in  ber  Sßeife 
ißscS  t^ut,  baf  es  nid^t  aud^  beffen  ©egentl^eil 
tfym  fonn  (Concordia  etc.  in  q.  14,  a.  13,  d.  2, 
ed.  noY.  Par.  10  sqq.).  9htn  farni  ber  SRenfd^ 
sab  feine  ^reil^eit  in  einem  k)ierfad^en  3ufianbe 
bdiod^tet  merben:  1.  im  @tanbe  ber  reinen  9latur, 
b.  i  nur  mit  feinen  natürlid^en  SBermögen  auS* 
gedPet  offttt  @änbe,  aber  oud^  ol^ne  @nabe  ober 
wmn  fibematürßd^e  ^ilfe  —  ein  3uftanb,  ber 
|Mir  mdglid^,  aber  niemals  mirflid^  mar  nod^  ie 
Uh  loirb;  2.  im  Staube  ber  Unfd^ulb,  mit  aütn 
tjemoturlid^  ®naben  fammt  ben  ®aben  ber 
jostitia  originalis  —  ber  mirflid^e  3uftonb  beS 
ccpen  SRenfc^  k)or  ber  @ünbe ;  3.  im  Staube 
ba  @itebe  k>or  SBiebererlangung  ber  ^eiligungS- 
mibe  —  ber  3uftanb  ber  gefa&enen  92atur;  4.  im 
Ctaibe  ber  loiebererlangten  ^eiligungSgnabe  — 
bcK  dußonb  ber  Sted^tfertigung.  3n  jiebem  biefer 
Si^ibe  ifl  ber  ÜRenfd^  frei,  alfo  frei  nid^t  blo^ 
In  Vcjitg  auf  feine  natürlid^en  Zl^ötigteiten,  fitt* 
1^  (^  imb  b5fe  ober  inbifferente,  fonbem  aud^ 


frei  in  IBegug  auf  olle  übematärKd^  ^anblungen, 
b.  i.  fold^e,  meldte  nur  mit  göttlid^er  ^ttfe  ober 
®nobe  t>onbrad^t  merben  lönnen,  meil  fte  ein  über- 
natürlid^eS  3iel  t)erf olgen.  Unb  jmar  ift  ber  SRenf d^ 
in  IBe^ug  auf  biefe  ^anblungen  f o  frei,  ba|  eS  in 
feiner  äJlod^t  fielet  tnit  ber  @nabe  gu  mirfen  ober 
nid^t,  ober  einen  gegentl^eiligen  Set  )u  DoQjie^en. 
3)a]^er  l^angen  alle  übematürlid^en  Scte,  fei  eS  oor 
ober  nad^  ber  SRed^tfertigung  (actus  supemat. 
dispositivi  vel  meritorii),  in  i^rem  Sein  fomol^I 
Don  ber  göttlid^en  ®nabe  als  t)om  freien  SßiUeti 
ab  (Conc.  disp.  3,  edit.  cit.  p.  19). 

SSie  fagt  nun  aber  äJloIina  ben  Segriff  beS 
Uebematürlid^en  unb  beS  übematürlid^en  ^cteS, 
unb  meldten  ^ntl^ett  l^at  nad^  i^m  baran  bie  gött« 
Iid^e®nabe  unb  meldten  ber  menfd^Iid^e  SSiUe?  SaS 
Uebematürltd^e  im  ftrengen  unb  eigentlid^en  Sinne, 
lel^rt  SRoUna,  itberfteigt  j[ebe  gefd^dpflid^e  9latur 
unb  Jhafi  Unfere^anblungen  fmb  begl^alb  aber« 
natürßd^  unb  mefentlid^  Derf d^ieben  t)on  ben  natür* 
ßd^en,  meü  fte  in  bef onberer  Sßeife  ®ott  ^ur  Sßir!« 
urfad^e  l^aben  0-  <^*  ^  q*  ^^t  a*  13i  d.  33,  p.  191). 
SSöl^renb  ber  Sßille  )ur  freien  natürlid^en  ^anb* 
lung  nur  beS  allgemeinen  göttlid^en  SoncurfeS 
(concursus  generalis)  bebarf ,  berul^t  ber  freie 
übematürlid^e  Set  auf  bem  3ufammenmirf en  breier 
$aetoren,  meldte  als  £]^eUurfad^en  ^u  einer  einzigen 
Urfad^e  (tres  partes  unius  integrae  causae) 
ftd^  Derbinben  unb  als  fold^e  ben  Set  bemirfen,  unb 
^mar  fo,  ba|  berfelbe  gau}  Don  jieber  biefer  Ur« 
fad^en,  aber  Don  feiner  als  Don  ber  ganzen  Urf ad^e 
ift  (in  q.  14,  a.  13,  d.  37  Conc,  ed.  cit.  p.  209). 
S)ie  erfte  unb  Donüglid^fle  Urfad^e  ift  @ott,  mel- 
d^er  burd^  feinen  (^nabeneinflu^  mirft;  bie  gmeite, 
minber  Dorjüglid^e  Urfad^e  i{l  ber  freie  SßiUe  beS 
SRenfd^en,  ber,  getragen  Don  ber  britten  Urfad^e, 
bem  allgemeinen  concursus,  unter  bem  Sinfluffe 
ber  ^uDorlommenben  unb  unterftü|enben  ®nabe 
übematürlid^  frei  l^anbelt  (in  q.  23,  a.  4  et  5, 
d.  1,  m.  10,  p.  502;  Dgl.  inq.  14,  a.  13,  d.  28, 
p.  171;  ib.  d.  37,  p.  209  sq.).  ©afe  ber  Set  ein 
^eier  ift,  ^at  er  Don  bem  Sin^uffe  beS  menf d^Iid^en 
aSBiEenS;  ba^  er  ubematürlid^  ift,  l^at  er  Don  bem 
Sinfluffe  ber  göttlid^en  ®nabe  (Conc.  ed.  cit. 
p.  209  sq.  215.  463.  471  et  passim).  S)arauS 
folgt  aber  nid^t,  ba^  in  bem  Sete  felbft  ein  reeller 
Unterf dl^ieb  ^mif d^en  92atürlid^em  unb  Uebematär- 
Ud^em  befiele,  fonbem  ber  ganje  Set  ift  über* 
natürlid^,  mag  berfelbe  nun  in  feiner  SSoIIenbung 
als  £erminuS  ober  im  SSerben,  gemifferma^m  im 
SuSgel^m  auS  bem  Vermögen,  als  (Sinfiu^  beS 
aßiUenS  betrad^tet  merben  (in  q.  14,  a.  13,  d.  12. 
Conc.  ed.  cit.  p.  58  sq.;  ib.  d.  38,  p.  215 ;  d.  40, 
p.  229  sq.;  in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1,  m.  6, 
p.  461  et  al.).  SRoIina  erüört  an  biefm  unb 
anberen  Stedm  mieberl^olt,  ba|,  fo  oft  er  Dom 
@inf[u|  beS  SßillenS  rebe,  er  l^ierbei  bie  ®nabe 
DorauSfe^,  meldte  ben  SBiSm  ^u  einem  fold^en  3tt- 
fbt^e  anrege  unb  beföl^ige  unb  il^m  baS  übematär- 
lid^e  ®e))röge  Derleil^e.  Sr  nimmt  u^\\^  ^x:^«^. 
boppelten  6m^u^  W  ^m\>t  «aXXJx^'Si^^^ö^flßft^ 


1739 


SJloUna. 


1740 


bed  9(äed  an:  einen  mittelbaren,  meldtet  birect 
auf  baS  iBermögen  gel^t,  biefed  innerüd^  ^um  ^cte 
befäl^igenb  unb  anregenb;  unb  einen  unmittel- 
baren, loetd^er  ^uglei^  mit  bem  äSßillen  auf  ben 
Set  felbft  einpiefet.  ®er  Don  ber  ©nabe  erl^obene, 
fleftärlte,  bewegte,  aber  unter  biejem  ßinfluffe  frei 
bleibenbe  aßiUe  mirft  baS  übematürlid^e  9Ber!  (in 
q.  14,  a.  13,  d.  40, 1.  c.  p.  126;  ögl.  in  q.  23, 
a.  4  et  5,  d.  1,  m.  7,  p.  472).  SSBenn  alfo  OKo- 
Kna  fo  oft  wteberl^olt,  „ber  übemotürlid^e  ^ct 
VDttht  frei  genannt,  inf of em  er  t)om  SßiHen  innata 
sua  libertate  ooH^ogen'',  unb  „er  fei  übematür« 
Ud^,  loeil  er  öon  ©Ott  geioirft  morben",  fo  toiE  er 
mit  Jener  SuSbrudSioetfe  nid^t  löugnen,  ba^  bte 
menfd^Itd^e  gfreil^eit  unb  beren  aSetptigung  im 
übematurlid^en  ^cte  aud^  ©Ott  ^ur  Urfad^e  |abe, 
unb  mit  le|terer  nid^t  bel^au^ten,  ba|  bie  ©nabe blo^ 
auf  ben  mt,  nid^t  aud^  auf  baS  Siermögen  h)irfe; 
finbet  er  ja  bod^  ben  Unterfd^ieb  be§  aOgemeinen 
göttlid^en  Soncurfeg  unb  ber  5ut)or!ommenben 
©nabe  gerabe  barin,  ba^  Jener  unmittelbar  nur 
auf  ben  Set,  biefe  aber  suerft  auf  bte  @eelen- 
Dermögen  h)irft,  Jener  bal^er  bem  Stnflu|  be§ 
SEBiEenS  auf  ben  Set  in  feiner  Sßeife,  meber  ^eit- 
lid^  nod^  togifd^  üorangel^t,  (ool^I  aber  biefe  (1.  c. 
d.  41,  p.  239;  ögl.  über  ben  Segriff  beS  ,con- 
eursus  generalis*  Conc,  ed.  cit.  in  q.  14,  a.  13, 
d.  26  et  ib.  d.  32  etc.). 

@onad^  bel^auptet  aud^  SRoIina,  mie  aSe  fat^o- 
ßfd^en  £]^eoIogen,  ba^  bie  @eele  unb  il^re  ißer- 
mögen  in  ibrem  innerften  @ein  burd^  bie  5ut)or> 
fommenbe  ^nabe  über  ftd^  felbft  erl^oben,  angeregt 
unb  bemegt  mtrb,  um  etmaS  l^erDorjubringen, 
maS  fie  au§  eigener  jhaft  niematö  »irten  fann 
(evehendo  naturam  ad  effectom,  quem  sola 
non  potest  producere;  t)gl.  in  q.  14,  a.  13, 
d.  45,  p.  254  sqq.).  S)ie  #ege  fd^eiben  jtd^  erft 
bei  ber  Sfrage,  mie  ber  übematürlid^  beföl^igte  unb 
angeregte  f&iUt  au3  bem  93ermögen  (actus  pri- 
mus)  in  ben  mirflid^en  Set  (actus  secundus) 
ubergel^e,  ober  tote  ber  al§  ^oten^  nod^  unbeftimmte 
SBiUe  ein  actueU  beftimmter  h)erbe.  S)ie  „Xl^o* 
miflen''  anttoorten:  „burd^  ©ott",  meld^er  burd^ 
rine  neue,  ber  freien  ©elbfibemegungbeSSBillengber 
9tatur  nad^  t)orange|^enbe  Setoegung  (praemotio 
= praedeterminatio = gratia  ex  se  efficax)  ben 
fibematürUd^en  Set  nid^t  bIo|  ermöglid^t,  fonbem 
(als  causa  prindpalis)  aud^  unfel^Ibar  ^mar, 
aber  bennod^  frei  betoirft;  SRoIina  aber  bel^auptet: 
„burd^  ben  freien  SDSinen" ,  meld^er,  »eit  entfernt,  öon 
einer  neuen  anbem  gdttlid^en  SSemegung  beftimmt 
ju  »erben,  tnelmebr  felbft  bie  ©nabe  beftimmt,  in« 
bem  er  mit  il^r  aU  ^oxttpxxndp  mirfenb  ben^eikaet 
l^orbringt  unb  fo  bie  gratia  praeveniens  unb 
excitans  in  actu  primo  5ur  gratia  cooperans 
unb  efficax  in  actu  secimdo  mad^t  (in  q.  14, 
a.  13,  d.  40,  p.  232.  238;  in  q.  23,  a.  4  et  5, 
d.  1,  m.  6,  p.  458  sq.),  nid^t  alS  ob  ber  aSBille 
ber  ©nabe  irgenb  eine  ffraft  öerliel^e,  fonbem  in 


freien  äSBiUend  bebingt  ift  (L  c.  p.  462  unb  Appeni 
resp.  ad  obj.  3,  p.  595).  ^er  burd^  bie  suDor* 
fommenbe  ©nabe  übematürlid^  gum  ^anbeln  b^ 
föl^igte  SßiUe  bebarf  feiner  tt>eitem  ^ilfe  andern 
Srt  mel^r,  um  in  ben  Set  überzugeben  (in  q.  14, 
a.  13,  d.  37,  p.  209;  d.  89,  p.  223);  eS  genügt, 
ba^  bte  bisherige  ©nabenl^ilfe  fortbauere,  bamit 
©nabe  unb  freier  SSille  jufammen  (concursa 
simultaneo)  alS  partielle  Urfad^en  ben  übematin- 
lid^en  Set  l^eroorbringen  (ib.  d.  40,  p.  239  sq.). 
@o  toirf en  gmei,  meldte  an  einem  @eüe  ein  @<^ 
Rieben,  gu  einer  SSBirfung,  jur  gortbeioegung  be8 
@d^iffe§,  gufammen,  unb  e§  gel^ört  bie  gen^  3Bi^ 
fung  iebmebem  an,  aber  bem  Sinen  mie  bem  Ih* 
bem  nur  al8  Sj^eilurfad^e  —  mit  bem  Unterfdjiebe 
Jebod^,  ba^  bei  bem  ^eilSacte  ®ott  bie  t>oran' 
gebenbe  (gratia  praeveniens  =  influxus  pne- 
vius)  unb  Dorjüglid^ere  Urfa^e  ift,  tt>eil  burt^  ^c 
erft  ber  SSille  )um  übematürlid^en  Rubeln  an« 
geregt  unb  befähigt  mirb  (in  q.  14,  a.  13,  d.13, 
p.  59;  d.  26,  p.  158;  in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1, 
m.  6,  p.  461). 

92a^  SRolina  liegt  alfo  in  ber  ®nabe  felbj!  fdn 
befiimmenbeS  äJloment,  meld^eS  bie  Suftimmang 
beS  aSBiOend  l^eroormft.  3ut)orfommenbe  mibimt- 
mirf enbe  ober  unterfiü^enbe,  l^inreid^enbe  unb  imrf* 
fame  ©nabe  finb  an  fid^  felbft,  objectit)  real,  mäf 
unterfd^iebm:  numerifd^  eine  unb  biefelbe  @iiabe 
ift  5Ut)orfommenb,  infofem  fie  ben  SBiSen  ^mn 
^anbeln  tüd^tig  mad^t  unb  anregt;  mihDufCnb, 
infofem  fte  gugteid^  mit  bem  SBUlen  burd^  einen 
nad^folgenben  begleitenben  unb  l^lfenben  Sin« 
flu^  ben  Set  betoirft  (in  q.  14,  a.  13,  d.  89, 
p.  223;  ib.  d.  40,  p.  227;  d.  42,  p.  242  et 
passim),  unb  mirffam,  mofem  ber  freie  SSiUe  i^ 
^uftimmt,  ober  blo^  l^inreid^enb,  h}ofem  er  m^ 
5uftimmt  (in  q.  14,  a.  13,  d.  40,  p.  280  sq.;  in 
q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1,  m.  6,  p.  458 sq.;  Append. 
resp.  ad  obj.  3,  p.  593  sq.).  3tnar  ift  mid^  bie 
l^inreid^enbe  ©nabe  (gratia  suf&ciens)  eine  inn« 
lid^  mirffame,  infofem  fte  ))]^9ftfd^  unb  momfij^ 
auf  grfenntni^  unb  SBiSen  einh}irft  (actio  Ti- 
talis, p.  256  sq.),  ibre  ftraft  erl^öl^t  unb  jum  (Mxa 
anregt;  aber  fie  ift  nid^t  Don  gutem  (£iitf## 
(actio  libera)  begleitet,  fte  bleibt  dfyat  (kfolg 
toegm  !Rid^t}uftimmung  beS  SBiOenS.  39  Mifr 
t)orbanben,  bann  mirb  bie  ©nabe  tmilfam  m 
engem  @inne.  S)aber  bie  fpütere  moItn^diieS^ 
mel:  Sine  unb  biefelbe  ©nabe  ifl  efficax  ex  0te 
in  se  —  ab  intrinseco  in  actu  primo,  ffifn 
fie  bem  äBiden  ba§  mUt  SSermdgen  anm  wm^ 
natürlid^en  ^anbeln  t)erlei]^t,  unb  efficax,  wi/i 
ex  se,  fonbem  ab  extrinsidco  sc.  ex  cooseoii 
sive  cooperatione  voluntatis,  fofem  ber  ^ 
gntfd^Iu^  l^in^utritt.  2)ie  3)ifferenginmg  fnnl 
alfo  nid^t  t)on  3nnen,  auS  bem  aEBefenbetSaik 
nid^t  t)on  ©ott,  fonbem  t)on  Stufen,  bmd^  bk  jH" 
ftimmung  bed  SRenfd^en.  ^ierbinrd^  iß  dfaM«! 
bie  menfd^Ud^e  S^reil^ett  DblUe  ^mofyct:  bk9m 


fofem  ber  6rf olg  unb  ba§i  S\A  Ux  (Srnbeutolrf- 1  lodft  ben  SBillm  an,  aber  fie  befKmmt  i^n 
famfeit  bie  ^eitöt^at,  t)ou  \itt  ^Ym'dax^^  \iÄ\\\t\i^\sm^^^^  fonbem 


nurbifSy^ 


1741 


ÜRoUtiq. 


1742 


des  beS  «dcS  —  feine  UeBematütßd^Wt  (in  q.  23, 
a.  4  et  5,  d.  1,  m.  7,  p.  472 ;  m.  10,  p.  503). 
2)q|  bei  gon^  gleid^en  )ut)orIommenben  ober  fogar 
mit  genngeren  ©noben  ber  Sine  ftd^  belel^rt,  ber 
Snbere  nid^t,  l^ängt  lebigli^  t)on  il^rem  SBiUen 
ai  (in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1,  m.  10,  p.  505 ;  ib. 
d.  4,  p.  565;  t)gl.  in  q.  14,  a.  13,  d.  12,  p.  51  sq.; 
d.  40,  p.  237).  ®ie  Slnfid^t  ba|  bie  ®nabe  il^ren 
Srf  olg  einzig  aud  {id^  l^abe,  bag  {ie  eine  t)on  unf e* 
rer  gfteil^eit  unabl^ängige  2)eterminirung  unfered 
SSBiHenS  fei,  ol^ne  »eld^e  ber  9d  nid^t  gefd^el^en 
mtb  mit  meldtet  ber  9d  nid^t  unterbleiben  fönne, 
fyit  —  fo  erflärt  3RoIino  toieberl^olt  —  bie  menfd^- 
li^  Sfreil^eit  auf  unb  tt)iber{))ri(|t  ber  flaren  Seigre 
bed  XribentinumS  (in  q.  14,  a.  13,  d.  40,  p.  233; 
in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1,  m.  6,  p.  459  et  al.). 
Z)ogegen  bemerfen  bie  SSedl^eibiger  iener  %nftd^t, 
tki^  burd^  bie  moliniftif  d^e  ^erüorl^ebung  ber  menf  ^- 
li^engfteil^dtbieunfel^IbareSBirffQmfeitberSnQbe 
md>  bie  obfolute  ^errfd^aft  @otteS  über  boS  ®e- 
fd^öpf^  XDXt  bie  l^eiKge  Sd^rift  unb  ber  1^1  Sugufiin 
fie  lel^d,  nid^t  ^u  i^rem  SRed^te  fommen.  SDenn 
toenn  ber  9){enfd^  burd^  feinen  freien  SSiQen  bie 
bb|  l^inrdddenbe  @nabe  ju  einer  mirffamen  mod^e 
unb  burd^  fdne  Suftimmung  bie  @ntf d^eibung  für 
boS  @ute  gebe,  bann  lönne  er  ftd^  mit  Siedet  be§ 
guten  SBirfenS  unb  beS  SoIIbnngenS  rül^men,  ent- 

Sgen  ben  SBoden  beS  ^oftelS :  „  SBer  unterf d^eibet 
d^?  9BaS  l^oft  bu,  ba§  bu  nid^t  empfangen 
^efl?"  u.  f.  tt).  (1  6or.  4,  7).  „Serni  ®ott  ift 
€8,  ber  in  eud^  fomol^l  boS  SBoHen  al§  baS  SBod- 
ferbtgen  mirft  nad^  feinem  äBo^lgefaUen''  ($]^il. 
2, 13;  ögjL  &p\).  2, 10).  3n  lBeQnttt)ortung  biefcr 
imb  öt^nlid^er  Sinh)enbungen  gab  äJloIina  nähere 
^Erflfirungen  )u  fdner  Se|re:  fie  führen  in  ben 
Sltittelpunft  feines  @t|jlemS,  )ur  Seigre  t)on  ber 
•eieniia  media. 

Sömmtlid^e  Sl^eologen  leieren  auf  (Srunb  ber 

gttlid^en  Ofenbarung,  bag  ®ott  vermöge  fdner 
Ittiffenl^rit  ba§  3Rittt)ir!en  ober  9lid^tmirfen  be§ 
SRmfd^en  mit  ber  ®nabe  emig  oorau^efel^en  unb 
bo8  eine  mie  baS  anbere  SSerl^alten  in  feinem  eh)igen 
ffieltplane  entfpred^enb  georbnet  l^at.  9Bie  erfl&d 
eS  Pd^  aber,  ba^  ®ott,  meld^er  bie  »irffame  (mit« 
nrtdenbe)  ®nabe  t)erlei]^t,  unfel^lbar  il^ren  S^' 

Kimenl^ang  mit  bem  guten  SBerfe  erfennt,  nod^ 
öt  er  ben  9ld  felbft  fielet?  ^ier  beginnt  bie 
4Eoiitrot)erfe.  S)ie  3:i^omiften  antn)oden:  ®ott  er« 
lemtt  aneS  in  fid^  felbft,  in  feiner  Sßefenl^dt,  aud^ 
<äU  (unbebingt  ober  bebingt)  freien  Scte  fdner 
^  Jd^öpfe,  unb  jmar  bief e,  infofem  fein  SQäefen  ^u« 
Qud^  SBiSe  unb  als  f  old^er  bereu  erfte  Urf  ad^e 
mit  anberen  SBorten:  ®ott  erfennt  bie  frden 
»lungen  fdner  ®efd^5pfe  in  feinen  emigen 
totouSbeflimmungen  ober  äBiUenSbefd^Iüffen,  5u 
hntn  93on}ie]^ung  in  ber  Seit  eben  bie  pl^QJ^d^en 
Ijßrilbdenninationen  ober  auS  fid^  mirffamen  ®na« 
ooi  dB  unfel^Ibare  9RitteI  bienen.  2)ie  freie  @elbft« 
icfKmmung  beS  gefd^affenen  SßüIenS  l^ängt  in 
1^1^  3ttfiam^ab  ton  einem  frden  (pofttiden  ober 
imdffenben)  2)ecrete  beS  göttltd^en  SBiÜenS,  baS  in 


feiner  SuSfül^rung  unfel^ttar  mirffam  ifi.  ffier 
frde  SSiUe  beS  ®efd^5pfeS  mirb  mit  unfel^Ibarer 
@id^er]^dt,  jebod^  nid^t  notl^menbig,  fonbem  toS« 
fommen  frei  bie  Sde  ausführen,  meldte  ®ott  Doh 
il^m  auSgefül^rt  unb  ^mar  frd  auSgefü^d  l^aben 
milL  SRun  erfennt  ®ott  in  fid&  felbfl,  bafe  er 
biefe  ober  jene  freien  Sde  ber  freien  ©«Wööfe 
mitt :  alf 0  erfennt  er  in  fid^  felbft,  in  feinem  äBwen 
bie  freien  ?lde  ber  ®efd^öpfe.  STOoÜna  aber,  ber 
bie  pl^tififd^en  (natürlid^en  unb  übematürßd^en) 
$rämottonen  Dermirft,  löugnet  aud^  bie  emigen 
^röbeterminationen  unb  Idugnet  bal^er  aud^,  ba^ 
®ott  bie  freien  gefd^öpflid^en  Stde  in  "ben  93e« 
fd^Iüffen^  fo  ^u  pröbeterminiren  ober  nid^t  ^u  pxä* 
beterminiren,  k)orauSfe]^e,  fomie  ba^  bie  $röbe{H* 
nation  burd^  fold^e  Sefdftluffe  gefd^el^e  (in  q.  14, 
a.  13,  d.  50,  p.  297  sqq. ;  d.  53,  p.  334  sq. ; 
unb  in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1,  m.  6  et  7,  p.  455 
ad  477).  gr  l^at  fld^  felbft  folgenbe  Sl^eorie  ju- 
red^tgelegt:  ®ott  erfennt  aUe  blo^  möglid^en  3)inge, 
lebiglid^  infofem  fie  möglid^  finb  (scientia  sim- 
plicis  inteÜigentiae  sive  naturalis),  unb  ftel^t 
aQeS  SBirf  lid^e  nad^  aden  feinen  ^Bestellungen,  alfo 
aud^  alle  mirflid^  gufünftigen  freien  ^anblungen 
DorauS  (scientia  visionis  sive  libera).  Sr  er« 
fennt  aber  aud^  t)or  jebem  2)ecrete  feines  SBiUenS 
burd^  eine  Supercomprel^enfion  beS  gefd^öpflid^en 
SSillenS  bie  bebingt  ^ufünftigen  frden  ^anblungen, 
baS  nömlid^,  maS  ieglid^eS  frde  ®e]d^öpf  unter 
gau)  beftimmten  Umftönben  tl^un  ober  nid^t  tl^un 
mürbe,  menn  biefe  Je  fid^  oermirflid^en  mürben. 
3)iefe  @rfenntiti|  nennt  SRolina  scientia  media, 
pnad^ft  megen  il^reS  ®egenJtanbeS,  benn  biefer 
feien  nid^t  rein  mdglid^e,  aoer  aud^  nid^t  mirf» 
lid^e  S)inge,  fonbem  fold^e,  meldte  unter  SBorauS- 
fe|ung  gemijfer  Sebingungen  in  (Spftenj  treten 
mürben;  i^r  ®egenflanb  partidpire  ba^er  an  bem 
®egenfianbe  ber  beiben  anberen  grfenntniffe,  ol^ne 
mit  il^nen  ibentifd^  5U  fein.  2)e^]^alb  l^d^e  fie 
als  bie  (Srfenntni^  beS  iBebingt-3ufünftigen  mit 
Xed^t  scientia  media  (in  q.  14,  a.  13,  d.  52, 
p.  317;  ögl.  ib.  d.  53,  m.  1,  p.  337).  Sie 
fann  aber  aud^  fo  genannt  merben  megm  il^reS 
3toedeS,  meil  fie  nömlid^  nad^  SRolina  eine  t)er« 
mittelnbe  grfenntnife,  bie  einjige  SSrüdfe  ift,  mittels 
mdd^er  ®ott  oon  ber  Srfenntni^  beS  rdn  ÜJlög« 
lid^en  }ur  Srfmntni^  ber  mirfli^en  frden  fymb» 
lungen  gelangt  SRel^men  mir  ®ott  biefe  griennt- 
ni^,  bann  mei|  er  nid^t  mel^r  ftd^er,  maS  biefeS 
ober  ieneS  freie  @efd^dpf  unter  beftimmten  Um« 
ftänben  ober  SBerl^öltniff  en  unb  ®nabenermeifungen 
t^un  ober  laffm  merbe  (in  q.  14,  a.  13,  d.  50  et  53, 
m.  1  et  2).  2)ie  scientia  media  (ol^ne  pröbeter* 
minirenbe  2)ecrete)  bilbet  fonad^  ben  Sngelpunft 
beS  moliniftifd^m  S^ftemS :  ben  3lettun'gSanf er  für 
bie  menf d^Ud^e  gfrcil^eit  einer«  unb  für  baS  unf el^l« 
bare  göttlid^e  Sorl^ermiffen  beS  5rei«3uKinfttgm 
anbererfeits.  3nit  il^r  fielet  ober  f afit  ber  SKoliniS« 
muS;  fte  blieb  bal^er  aud^  tro^  aller  äußeren  Snfed^« 
tungen  unb  inneren  S)iff erenjen  baS  ftetS  f eftgel^al« 
tcne  panier  ber  ®nabenle]^re  ber  ©e^ett^SJ^^^^ 


174S 


ÜRoUna. 


1744 


SBor  iebem  freien  2Binen86e|d^Iujfe  erfentit  ®ott 
t)on  etoigfeit  l^er  ^auS  ber  ^ö^e  feiner  natürlid^en, 
?BIe«  übenagenben  unb  jeben  freien  SOßiKen  üoH- 
lommen  burd^bringenben  ßrfenntnife",  »aS  ieg- 
Ii(^e8  freie  SBefen  in  ieber  möglid^en  Orbnnng 
unter  biefen  ober  jenen  Umpönben  ober  ©noben- 
\ptübtn  öermöge  ber  il^m  angebomen  greil^eit  tl^un 
IDÜrbe,  toenn  er  e«  in  biefe  Orbnnng  u.  f. ».  fejen 
ȟrbe  (ib.  d.  49,  p.  290;  d.  50.  51.  52).  3tuf 
©mnb  biefer  unf  el^lbaren  grlenntni^  be«  Sebingt- 
3u!ünf tigen  (scientia  media)  fa^t  bann  ®ott  ben 
Sd^öpfmtgSentfd^lu^,  b.  1^.  ben  gntfd^Iu^^  k)on  ben 
Irtelen  möglid^en  SBelt«  unb  ©nabenorbnungen 
gerobe  biefe  bejHmmte  in^S  ©afein  ju  fejen,  in 
ipeld^er  gemö^  feiner  untrüglid^en  iBorauSftd^t  biefe 
freien  SBefen,  gngel  unb  STOenfd^en,  mit  feiner 
@nabe  mirlenb  il^r  ^eil  erlangen,  iene  fie  ab- 
»eifenb  ^u  ®mnbe  gelten  (in  q.  23,  a.  4  et  5, 
indbefonbere  d.  1,  m.  8,  p.  483  et  488 :  eine 
grogartige  ^ufroHung  bed  gdttlid^en  fl&diplan^ 
nad^  ben  $rincipien  aJloIina^S).  ^ierburd^  gel^t 
bann  bie  scientia  media  über  in  bie  scientia 
Tisionis,  b.  1^.  in  bie  Srfenntnig  ber  SSelt  old 
loirflid^en.  2)ie  Unfel^Ibarleit  ber  @)nabentt)irfung 
rul^t  f)itTnaäi  nid^t,  mie  nad^  ben  Xl^omtften,  auf 
ber  göttlid^en  Mmad^t  unb  Saufalitftt,  fonbem 
auf  bent  unfel^Ibaren  Sorl^enoiffen  unferer  Qu» 
ftimmung  unb  bem  freien  SßoIIen  ©otted,  melier 
mittels  ber  scientia  media  ben  Srf  olg  ber  ©nabe 
bei  biefen  unb  ienen  unfel^Ibar  Dorl^ergefel^en  unb 
jobann  auS  freiem  Sßol^Igef aQen  für  biefe  unb  jene 
jold^e  ©naben  befümmt  ^at,  mlä)t  bei  il^nen  ben 
borl^ergefel^enen  Srfolg  l^aben,  b.  ^.  nnrffam  ftnb. 

S)ie  scientia  media  bot  SRoIina  aud^  baS  äJlittel, 
um  bie  Unabanberlid^Ieit  ber  $räbeftinatum  unb 
Steprobation  mit  ber  menfd^Hd^en  Sftei^tit  unb 
bem  göttlid^en  SJorl^ermiffen  )u  vereinbaren.  S)ie 
^röbeftination  ^ur  ©nabe  unb  ©lorie  gefd^iel^t 
t)or  aQer  SJorauSfid^t  ber  Serbienfte,  inbem  ©ott 
au8  U)&rmfter  unb  freiefter  IBarm^er^igleit  be« 
fd^Iiegt,  gemtffen  freien  SBefen  fold^e  ©naben  ju 
fpenben,  mit  benen  fie,  mie  er  Iraft  ber  scientia 
media  t)orauSgefe]^en,  mittt)irfen  unb  fo  felig  h)er' 
ben,  h)ä]^renb  er  tlnberen  nid^t  f old^e  mirl^ame, 
fonbem  blog  l^inreid^enbe  ©naben  Derleil^t  (in  q.  23, 
a.  4  et  5,  d.  1,  m.  4,  p.  450;  m.  6,  p.  465. 
467;  ib.  m.  ult.  p.  549;  d.  3,  p.  560;  ögl.  in 
q.  14,  a.  13,  d.  12).  S)ie  oorl^ergefe^ene  bebingt- 
}u!ünftige  SRitmirfung  bed  freien  ©efd^öpfeS  i{l 
nur  SSorauSfelung  unb  aJHttel  für  bie  ?ßräbepina- 
tion,  nid^t  aber  bereu  Urfad^e.  ^e  Snmenbung, 
meldte  bie  @emipelagianer  Don  ber  scientia  media 
mad^ten,  bag  bie  Dorl^ergef eigene  bebingt-fünftige 
aKittoirhmg  be«  SKeufd^en  bieSScrbienfturfad^e  fei, 
berenttoegen  ©ott  jum  ewigen  Scben  pröbeftinirt, 
öermirft  ajlolina  auf  baS  (Sntfd^iebenfte  (in  q.  23, 
a.  4  et  5,  d.  1,  m.  5,  p.  453  sqq.).  2)te  $rö« 
befHnation  l^at  gar  feine  Urfad^e  auf  ©eite  be§ 
^ßräbeftinirten,  fonbem  il^rm  alleinigen  ©mnb  in 
bem  göttUd^en  grfennen  unb  ffioHen  (ib.  m.  11, 
p.  508  sqq.).  ®enn  tt)o§  ift  bie  ^räbeftination? 


SRoIina  befinirt:  Batio  ordinis  ac  medionmi, 
quibus  Dens  per  scientiam  naturalem  (=  mar 
plicis  intelligentiae)  et  mediam  inter  liberam 
(=  yisionis)  et  mere  naturalem  praeridit 
creaturam  aliquam  mente  praeditam  pervoi- 
turam  in  vitam  aetemam,  cum  proposito  de- 
terminationeye  divinae  voluntatis  ex  parte 
sna  id  executioni  mandandi,  est  praedesti- 
natio  talis  creaturae  (ib.  p.  505).  3)iefer  9^ 

Id^Iug  ift  ber  SrmeiS  einer  befonbem  93or(iebe  für 
lie  $röbeftinirten,  felbfl  bann,  menn  ein  St^m)* 
birter  mel^rere  imb  größere  ©noben  empfangen 
l^otte  als  ein  $röbefUnirter,  toit  5. 8.  ol^  So>^^ 
ber  gefallene Sucifer  an ftd^  grö|ere@naben  empft^^ 
al§  ber  geringfte  treu  gebliebene  Sngel,  unb  ber 
SSerrdtl^er  3ubad  mel^r  a(3  ber  reuige  &Sfiifa 
(ib.  d.  8,  p.  558  sqq.).  2)ie  SReprobc^n  umf^ 
einen  breif ad^en  Sßillengact  ©otted,  beren  jeber  eines 
befonbem  Srfenntnigact  ^ur  93orau8fe|ung  1^: 
1.  bmSBefd^Iui  bie@ünbe  feitenSberStid^tpröbepp 
nirten  gu)ulaffen,  b.  1^.  nid^t  }u  tierl^inbem ;  2.  fie  in 
ber  SSerl^örtung  bis  an  baS  SebenSenbe  gu  bekp 
ober  il^nm  »irtfame  ©nabe  ber  Sefel^rung  mijlt 
3U  ertl^eilm;  3.  enblu^  fie  pofU\t>  gu  t)ertDeifn 
ober  ber  emigm  SSerbammung  an|eim)ug^ 
S)ie  beiben  erftm  S)ecrete  ml^m  auf  ber  äJoconfi- 
ftd^t  beS  bebingt-gulünftigen  ÜRangefö  ber  fieien 
3uftimmung  gur  ©nabe  feitenS  ber  Steprobtden 
(scientia  media) ;  baS  britte  —  bie  dgentlid^ 
Sieprobation  —  auf  ber  iBorauSfid^t  ber  loirOi^' 
}u!ünf tigen  @änbenfd^ulb  als  ber  causa  demeri- 
toria  unb  ift  bemnad^  eine  reprobatio  proptor 
praevisa  demerita.  Somit  bietet  bie  33emn> 
bamng  ber  menfd^Ud^en  tJ^reil^eit  mit  ber  etoigm 
Steprobation  feine  größere  ©d^uierigfeit  alS  feie 
SSerbinbung  berfelben  S^i^eit  mit  bem  etoigm 
Sorl^ermtffen  ©otteS  (in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  4, 
p.  561  sqq.). 

S)ieg  fmo  bie  ©runbsüge  beS  t>iel  ongefod^tenen 
@9ftemS  ber^armonie  gmifd^m ©nabe  unb g^* 
l^eit,  mie  fie  ülcolina  in  feiner  Goncordia  gegeid^ 
l^at.  StfQt  ift  ber  ffem  beSfelben,  bie  sdentia 
media,  meber  an  ftd^  nod^  aud^  in  il^rer  Snioen* 
bung  auf  baS  fraglid^e  Problem  etuniS  9taic& 
SRolina  l^atte  bie  ©mnblagen  feiner  Xl^eorie  beteitt 
etma  30  äal^re  üorl^er  auS  ben  @d^uIdortrfiga 
unb  $rit)atuntembungm  feines  gro|en  Sel^ 
^onfeca  empfangen  (Fonseca,  Comm.  in  Metaph. 
Arist.  1.  VI,  cap.  2,  q.  4,  sect  8  init.,  ed.  Colon. 
1615,  in,  119  sq.;  Dgl.  I^iergu  bie  SLnbeutungoi 
aJloIina'S  felbft  Conc,  in  q.  14,  a.  18,  d.  53» 
m.  2,  p.  353  sq.),  mc^renb  l^inttrieberum  biefer 
5U  ber  t)on  il^m  ^uerfl  formen  fi^en  9uSfd^eibitn 
einer  britten  ^rt  göttlid^er  Srf enntni^  tttmJ^ 
burd^  bie  1556  in  $ariS  erfd^ienene  Sd^rift  De 
praedestinatione  beS  italienifd^  X^togm 
SamerariuS  angeregt  nntrbe  (ooL  Stimmen  oi 
SRaria-Saad^  XVm,  239  f.).  SRoIina  aber  gai 
biefer  epod^emad^enben  Unterfd^eibung  ben  tat» 
mt^x  trabiüoneQ  gemorbenm  9!amen  sdentii 
media  (tJfonfeca  l^atte  fte  scientia  mixta  genamit) 


1745                                                  anolina.  1746 

«nb  (ante  auf  ^t  tin  fSnnli^eS  Stiftnn  bf i  ^at»  inmnt  firaft,  fonbeni  oon  üugen,  bon  btr  scientia 

nonic  DOtt  S»iI|tU  unb  ®tmbe,  ^rotribenj  unb  media,  b.  q.  Don  btr  göttUdien  SOontuSfii^t  bet  6t> 

STdbcjlinaHon,  baS  n  tDi{!cn|d^aTtIii^  adftitig  ju  bingt'jutünfKgtn  SnifKit§btt^&%mg  tommi;  in 

tcQifinbtn  unb  gegen  ade  einnüife  gu  beitfietbigen  anbeten  ftcunbären  unb  augettoelentli^en  Spannen 

h^e,  toie  bie^  auf  folgern  gfunbamente  unb  in  geftattete  fic  i^nn  X^eotogtn  DolIe  SReimuigfi- 

olefei  %u3fü^rli(^leit  no^  tein  XEieoioge  »oc  i^m  frei^eit.  Sin»  biejei  Xtiutigenjput^e  betrifft  bie 

tttttenummen  ^tte.  3n  biefem  Sinne  tonnte  er  Orbnung  bei  enigen^ccrtteSatteS  begügli^  bei 

bi^  mid^  in  Sia^rEieit  einer  gewiffen  Oiiginoli'  SuSeimäfilung.  E^äl^itnb  nämli^  alle  Si^eologen 

tut  fi4  rühmen :  haec  nostra  ratio  concUiandi  ber  ©efeUf^aft  einig  waren  begiiglid^  bei  enlniAd- 

libertat«m  arbitrii  cum  divina  praedeetina-  ten  @nabenn^r[|amltit  (Dgl.  Ripalda,  De  ente 

tionfl  a  nemine,  quem  viderim,  hucueque  tra-  supematurali  d.  1 13,  b.  5,  n.  24 — 27),  l^tUttn 

dits(inq.23,a.4et5,d.l,m.ultiiifiii.,ji.550;  fte  [i(f)  in  i^rcnSlnfi^ten^infic^tlii!^  bcr^rdbe^- 

Mtinq.  14,  a.l3,  d.53,m.  2,p.354).  ^iel^ä-  nation  }ur®lorie  unb  ber  ißräbefinitian  bei  guten 

wpen  bejüglid^  bti  ©nobe  märtn,  wie  er  meinte,  SfSerte.  Slie  Sinen,  mit  fiejfiua  an  bei  Spije  (De 

Mo^  niemals  entftanben  ober  balb  nieber  trloft^en,  praedeBt.  et  reprob.  s.  2  sqq.),  beut  SQaaqueg, 

«Hb Streitigleiten unter benlot^oUIc^enS^eoloaen  Ißdentia  u.  91.  folgen,  Bett^eibigen  eine  prae- 

nUStiii^ti^eitbeigelcgtloorbfn,niennbieiiDni^m  deBÜnatio  ad  gloriam  poBt  praevisa  merita ; 


oÄrideÜen  (Smnbffi^e  immer  mit  biefeiSeutli^'  SBtOarmin  (De  grat.  etlib.  arb.II,  15),  Suokj 
Mt  unb  Sufifü^rli^feit  nären  au8get|)ro(^en  uoi'  (De  dir.  praedest.  et  reprob.  1. 1,  cap.  8,  ed. 
btn  0b.  p.  54S).  Sßit  fe^r  aßoltna  I|ierin  fid^  Vivös  I,  260  sqq.),  Shiij,  Stamircj  u.  9.  Iet|icn 


tb^dtit,  MUicS  f i^on  feine  uiä>  no^  me^i  bie  nSt^ft>  eine  praed.  ante  praevisa  merita,  laffen  aber  bie- 

blgenbe  Seit;  benn  ber  SBafaniBmuB  teurbe  buri^  fn  bie  ecientia  media  borauftge^n.  SBü^nibbem 

me  molinifttfc^e  X^eorie  beS  Sefjli^  nic^t  fofoit  „t^omiftift^en"  Stifteme  bie  SSugnung  ber  praed. 

ctpiA  unb  bae  @ntfle^tn  befi  Sanfmistnuä  nit^t  post  praeTlea  merita  eigtntt)ümlic^  ift,  nirb  boS 

Bc^inbert;  bie  ©treitigfeiten  unter  ben  tal^oliftiicn  molinifüji^e  Don  biefer  Sräge  nii^t  berührt;  cS  Der« 

X^Iogen  ober  Begonnen  Bon  ba  ab  erft  xed^t.  trügt  fii^  mit  beiben  anfügten,  Sür  SefliuS  ift  in 

SMnm  »ar  jeboii)  ni(^t  blofe  HiDlina'S  ZeW,  f on^  SÖejug  auf  ©nobe  unb  ©elo^nung  bie  niirlli<^e,  fflr 

boB jum  Steile  uenigftenS  mic^  feine  Sluäbruifg'  Suart}  bie  intentioneHe  Orbnung  maggebenb  — 

aid>  @i^eibu>eif e  f c^uQi.  918  erftem  Sefuitent^eo'  unb  Seibe  fmb  enlf ^iebcnt  Siert^tibiger  Wolina'3. 
logtn,  ber  auBfä^rlid)  über  eineS  ber  f^toierig'       Hin  biefe  erfte  ^DttinungSBerfi^ieben^eit  begiig- 

flm  t^Iogifi^en  Probleme  fi^rieb  (res  nna  e  licE)  ber  ^rSbe^nation  f^Iic|t  f\ä)  eine  gmcile  über 

(liffieillimiaintototheologiaeoampo  —  Conc  bie  ^räbcfinition  ber  guten  ^erle.  3}Iit  ^läbefini' 

Ad  lect.),  gelang  c8  \S)m  nid^t  immer,  ben  rii^'  tion  im  Unterf(f|iebe  Don  ^räbe^nation,  meiere 

Ugen,  f^oorfmunbUoiennuSbrudgufinben,  Ucl-  unmittelbar  ober  mittelbar  auf  bie  emige  @Iotie 

4iaipt»)r3nt^rßfinbniffenbena^rt^tte.  9uf  abgielt,  bejei^nen  bie  3:^eologen  „ben  Söillenfi- 

UcDoT^ellungDtttDenbeteernienigiSorgfaU;  fein  befc^M,  mit  ntlc^em  @Dtt  Dor  Sioraulfi^t  ber 

etil  ifl  breit  mit  unjä^Iigen  äßiehertiDlungcn,  bie  niirflid^  @elbßentfi!^eibuns  beS  freien  @ef(!^&t>fe8 

Cd|e  long  unb  Dielberft^Iungen.  €einO(ben6-  Don6migteit))o^tiD,(äi|olutunbR)ii[fambef(!^Iiettt, 

genöffc  P.  S^l^eemann  tiat  9tt((it,  Denn  er  be*  ba|  eS  in  ber  3eit  einen  beftimmttn  guten  Set 

matt:  ,€e  loßet  mirnicil  giD|e  3!RüH  fi^  bei  Boüitt^e''.  S)er  EBtgriff  ber  ^räbefinition  fd|litgt 

Scfims  brt  SSeileB  (ber  Concordia  nämli^)  biS  mithin  gmei  Wamente  in  fit^ :  ben  ä&iHen,  tio|  ein 

Bnilnibe(inban$iun)inbcn"(SBeiter((£ntai^ung  be^mmter  91ct  gef^e^e,  unb  bie  9)erleitiung  bei 

Mt  t^omifHft^moIini^fc^en  ^ontrooerje  @.  29).  @nabe,  mit  ber  er  fti^er  gefc^e^n  nirb:  ^iemaij^ 

Slioliiia  feßift  ^t  biefe  3Jiängel  gefüllt  unb  fie  unteif(!^eü)en  bie  S^tologen  eine  jDeifa^e  !ßrit' 

wMbaifoÜ  mit  bem  Seftreben,  in  einer  fo  |4n}ien'  befinition:  eine  oirtueQe,  burctj  »eli^e  biiect unb  un- 

gm  mb  (eiflen  ^Roterie  {itf|  mbgli^ft  beutli^  ju  mittelbar  bie  9)erlei{)ung  ber  ©nabe  unb  bie  fSoU* 

cdlAicn,  entfif)ulbigt  (in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1,  bringung  bee  Sldee  nur  mittelbar  genoQt  wiib; 

H.  olL  in  fine,  p.  550  u.  a.  O.).  unb  eine  formeße,  nicl<^e  birect  unb  unmittelbai 

ILSletaKotini8mu8infeinergeJ(^iil&l.  auf  ben  Äd  felbft  gebt.   Sßä^renb  nun  OTolina 

li^cn  Cntwidlung.    SJie  ©efeHfd^aft  3efu  (Conc.  App.  resp.  ad  obj.  2,  p.  583.  587)  unb 

U  in  ba  gormulirung  <I]lDltna'6  bie  @ninb-  mit  i^m  ©tegor  Bon  !ßalentia  (I,  d.  1,  q.  22, 

amndbt  i^  @nabenle^re  niebeigegeben,  ber-  p.  3;  q.  23,  p.  4),  9)a§queg  (I,  d.  89,  cap.  10; 

tante  dba  Born  anfangt  an  niti^t,  bog  biefelbe  in  d.  99,  cap.  3  et  7)  u.  91.  eine  blo^  birtueüe  $rü- 

'''>uidten  einer  genauem  Raffung,  »eitern  befinition  annefimen,  Dertbeibigen  Suang  (Opuec. 

g  unb  SJerDofffommnung  fä^ig  unbbt«  Deconcur8uetBffic.auxilioDeil.IX,cap.  17, 

.     .  j  (el  Sie  trat  babet  niemals  für  bie  ge-  ed.  VivbB  XI,  249  sqq.)  unb  i^m  folgenb  Sanner 

Smtt  Oonoordia  !IRolina'8  ein,  b'elt  aber  ftttS  (Theol.  echol.  I,  d.  2),  €iIo.  3ltauruS,  SüDa 

ubcm,  nnSfieinberfetbenalibenurf^rüng-  u.  9.  eine  formelle  (ogl.  Franzelin,  De  Deo 

0,  bobitioneUen  ffem  i^rer  @nabenle^re  be-  thes.  43,  ed.  2,  p.  449  sq.). 
'    "  tte,  nJimti^ :  ba|  bie  Unf eblbarleit  ber  nirt'       @ine  bebeutfamerc  Xifferenj  mit  ber  Se^te  SRO' 

"    '  c  nic^  aus  ifirer  eigenen  9Iatui  unb  lina'S  ^t  mnn  inibefonbere  ftU  b«i\%QÜ^nJ^^&!t.'' 


1747 


SJloIina. 


1748 


^unbcrt  in  icner  ßrHärung  ber  ©nabcmotrffamfeit 
finben  loollcn,  tocld^c  öomcl^mfid^  öon  Suarej  unb 
Scflarmtn  öcrtl^eibigt  oon  61. 3lquoötöa  jur  „offi» 
dcKcn  OrbcnSlel^rc  crl^obett"  unb  fpäter  mit  bcm 
$atteinamen  ,,@ongrutdmu§"  be^eid^net  lourbe. 
lölolina  nämli(!|,  fagtc  man,  fc^c  bicfc  aBirffomfcit 
IcbigU(i^  in  bic  3wfttmmun0  bc8  freien  SBillcnS, 
@uare3  ober  in  bte  Doülommene  Harmonie  ober 
Songruen^  ber  @nabe  mit  bem  Sl^arafter,  Sem- 
tjcrament,  ben  Steigungen  unb  ©ettjol^nl^eitcn,  ben 
Stimmungen  unb  SSerl^Itniflcn  beS  betreffenben 
SKcnfci^en  —  Umftänbe,  meldte  ®ott  bei  feiner 
@nabenma]^I  in  ^nfa|  bringe,  um  unfel^Ibar  bte 
3uftimmung  l^erüor^urufen,  fo  nömlici^,  ba^  Um- 
ftönbe  unb  ©nobe  ^ufommen  ein  ©anjeS  btiben, 
in  n^etd^eS  ber  SSille  mie  in  bte  tauf enbfad^en  9Ra« 
fd^en  eines  unjenei^boren  ©nobenne^eS  DerftridK 
loerbe;  unb  btefen  ßongruiSmuS  l^obe  Der  genannte 
3efuttengeneral  al§  OrbenStel^re  Dorgefd^rieben  in 
bem  Dorjügltd^  auf  Setretben  IBeÜarminS  erlaffe« 
nen  SDecrete  Dom  14.  SDecember  1613:  Statuimus 
et  inandamus  ut  etc.  (Denzinger,  Enchirid. 
no.  964).  ©er  Xl^omift  SBüIuart  (De  gratia 
diss.  5,  d.  2,  §  2)  erbltdft  inbiefer  Seigre  einen  tl^eil« 
metfen  ^bfaU  Don  bem  Softem  ÜRoIina^S,  unb  aud^ 
ber  50tolinift  SRögnon  nennt  bicfen  6ongrui8mu§ 
ein  SDtitteIjt)ftem  (systöme  mitoyen  —  Banez 
et  Molina,  Paris  1883,  154;  ügl.  129)  smi= 
fd^en  9noIint§mu§  unb  S^omiSmuS.  Sber  meber 
^at  lUioIina  ienen  9RoIini§mu§,  nod^  @uare5  einen 
fold^en  SongruiSmuS  Dorgetragen  unb  Don  ^qua- 
DiDa  f ancttontren  laffen.  Merbing§  leiert  äJloIina, 
bie  unfel^Ibore  SBirffamfeit  ber  ®nabe,  b.  i.  il^r  un- 
fehlbarer Sufammenl^ang  mit  bem  6rf olge,  fei  Don 
ber  ÜRitmirfung  beS  freien  gefd^öpflid^en  SGßiHenS 
fon^ie  Don  ber  unfel^Ibaren  göttlid^en  SSorauSftd^t 
berfelben  in  ber  scientia  media  bebingt;  er  leiert 
aber  aud^,  ttjos  feine  SSertl^eibiger  in  ben  Kon- 
gregationen de  auxüiis  unb  namentlid^  Sellarmin 
(De  grat.  et  IIb.  arb.  I,  13)  unb  ©uarej  (De 
auxil.  1.  in,  cap.  14,  ed.  Vivös,  XI,  220  sqq.) 
nod^  nad^brüdlid^er  betonen,  bie  le^te  Urfad^e  ber 
©nabentDirffamfeit  fei  bie  Don  ©ott  au3  freiefter 
Siebe  unb  Sarml^erjigfcit  getroffene  SBal^I  unbSer- 
leil^ung  gerabe  einer  fold^en  unb  Don  fold^en  Um- 
fiänben  begleiteten  ©nabe,  bereu  unfel^lbare  SBirf- 
f amfeit  er  burd^  bie  scientia  media  DorauSgefel^en 
(Conc,  in  q.  23,  a.  4  et  5,  d.  1,  m.  11,  522; 
Dgl.  ib.  p.  515;  ib.  m.  6,  p.  450  sq.  466;  App. 
resp.  ad  obj.  2).  SDiefe  unb  nid^tS  ^nbere§  ift  bie 
gratia  congrua  beö  ©uarej,  b.  1^.  eine  ©nabe,  fo 
befd^affen  unb  in  fold^er  3trt  auf  bie  befonberen 
Umftänbe  unb  Serl^ältniffe  ber  ^erfon,  ber  Seit, 
be§  DrteS  u.  bgl.  bemeffen  unb  auSgemöl^It,  ba^ 
fie  gemä^  ber  göttlid^en  scientia  conditionata 
t^otfäd^Ud^  unfehlbar  bie  mit  il^rer  SSerleil^ungbeab« 
fid^tigte  gute  SBirfung  erhielt,  nad^  bem  befannten 
2Borte  «uguftinS  (Ad  Simpl.  1. 1,  q.  2):  Dens  sie 
(hominem)  vocat,  quomodo  seit  ei  congruere, 
ut  vocantem  non  respuat.  ©erabe  unter  bem 
^meitcn  ®eftd^t§puntte,  b\t  (Suclöi  \xv  \X!)X^x  33e« 


Siel^ung  ju  ©ott  al§  il^rem  freien,  liebeDoüen  €|peti- 
ber  betrad^tet,  ergibt  pd^  ber  DoHe  Segriff  ber  »irf« 
famen  ©nabe.  Obmol^I  ttömlid^  ber  freie,  übe^ 
naturlid^  beföl^tgte  Sßille  bie  ©nabe,  toeti^  ei 
in  ber  S^xt  mirflid^  empfängt,  toirffam,  b.  1^.  e^ 
folgreid^  mad^en  famt,  fo  Dermag  er  bod^  tti(|t  ^a 
bemirfen,  ba|  ©ott  bei  ber  emigen  ©nabenbereitimg 
aus  afien  il^m  5ur  Sierfügung  ftel^enben  ®ruäm 
gerabe  bie  auSmöl^It,  Don  meldtet  er  DorauSgefe^ 
ba^  fte  bem  SSillen  entfpred^en,  b.  i  Srfolg  l^abcn 
merbe.  3n  biefem  @inne  fonnte  bann  aud^  9qtia* 
DiDa,  mit  Serufiing  auf  bie  SJeri^anblungen  in  ber 
Gongr.  de  auxüiis,  tt)eld^en  er  felbft  beigemol^, 
unb  auf  bie  faft  allgemeine  Seigre  ber  äefuitcn« 
tl^eologen,  ol^neben  fog.  „reinen  SWoIiniSmuS'  auf« 
zugeben,  Dorfd^reiben :  Nostri  in  posterum  om- 
nino  doceant,  inter  eam  graüam,  quae  effe- 
ctum  re  ips%habet  et  efficax  dicitur,  et  eam, 
quam  siifficientem  nominant,  non  tantom 
discrimen  esse  in  actu  seeundo,  qnia  ex  usn 
liberi  arbitrii  etiam  cooperantem  gratiam  ha- 
bentis  effectum  sortiatur,  altera  non  item: 
sed  in  ipso  actu  primo,  quod,  posita  scientia 
conditionalium  ex  efficaci  Dei  proposito  at- 
que  intentione  efficiendi  certissime  in  nobis 
boni,  de  industria  ipse  ea  media  seligit  atqne 
eo  modo  et  tempore  confert,  quo  videt  effe- 
ctum infallibiliter  habitura,  alüs  nsuros,  si 
haec  inefficacia  praevidisset.  Quare  semper 
moraliter  et  in  ratione  beneficii  plus  aliqnid 
in  efficaci  quam  in  sufficienti  gratia  et  in 
actu  primo  contineri  atque  hac  ratione  effi- 
cere  Deum,  ut  re  ipsa  faciamus,  non  tantom 
quia  dat  gratiam,  qua  facere  possimus.  Sie 
einzige  Don  ^oiim'^  Seigre  entf  d^ieben  abnieid^ 
S)eutung  be§  2)ecrete§  Don  einer  c^folutai  $rä' 
befinition  ber  guten  SBBe'rfe,  toeld^er  einige  aitf« 
brüdfe  günftig  fd^ienen,  mürbe  alSbalb  bnr^  bie 
aut^entifd^e  SrHörung  ber  ftebenten  ©eneralcongR* 
gation  be§  ©efammtorbenS  (1616)  abgenndfes. 
S)er  mirflid^e  SongruiSmuS  be§  ©uoreg  U^^ 
bemnad^  fein  fad^Iid^eS  ^gel^en  t)om  urfprnnglid^ 
3RoIini§mu§,  fonbem  nur  eine  nöfyxt  Srfiönnig 
unb  fd^örfere  fijformulirung  beSfelben  (tigL  b.  Sit 

„KongruiSmuS")- 
aUe  „ai^omiften"  begeid^nen  afö  ^SDlAiinH', 

morin  ©ott  baS  Sebingt-Sußinftige  erfennt,  bk 

pröbeterminirenben  S)ecrete  feines  SBUbnS;  ob 

URoIiniftenftnb  mitHRoUna  (Conc,  inq.  14,  a.  18, 

d.  50,  p.  299  sq.)  einig  in  ber  iBenuerfung  bicfor 

S)ecrete,  fd^eiben  ftd^  aber,  n^enn  ed  fid^  um  btt 

Seftimmung  eines  anbem  9RitteI§  bör  scientia 

media  l^anbelt.  Snolina  felbft  nennt  oIS  fo^el 

bie  @upercompre]^enjton  bed  SSMOenS  t>tm  &k 

©otteS,  meld^er  fraft  feiner  unenblid^n  Sifonntirik 

nid^t  blog  alle  auf  ben  freien  menf^Ii^  WSIat 

einmirfenben  9)lotiDe,  fonbem  biefen  aBtOen  feOP 

fo  burd^fdbaut,  ba^  er  alle  m5glid^en  unb  )oirfli4o 

SDifferenjirungen,  ^u  toeld&cn  er  unter  bePunart« 

SSorausfefungen  frei  pd^  entf d^Iie^en  teiri),  intj» 

mit  ©id^erl^eit  erfennt  (in  q.  14,  a.  18,  d.  ^% 


1749 


aJloIinäuS  —  gjlolinos. 


1750 


p.  290;  d.  50,  p.  303  u.  ö.).  Sicfc  ,,bctcrmini» 
Pifd^''  (SrndrungSmeife  beg  „mit"  bet  scientia 
media  ttmrbealSboIb.aföbetSfreil^ettebenfogefa^r- 
&4  tpie  bie  ^räbetemtmirenben  S)ecrete,  Don  faft 
f&mmfli^  Sl^eologen  ber  ©efeUfd^aft  aufgegeben 
(tigL  Eleutgen,  Institt.  theologicae  I,  Ratisb. 
1881, 324 ;  Mazzella,Degratia  d.  3,  a.  7,  n.  668). 
&^n  SefjiuS  (De  gratia  effic.  c.  16,  n.  4,  Ant- 
▼erp.  1610)  unb  neuerbingS  tJfronjelin  (De  Deo 
imo  thes.  XLIU,  ed.  2,  p.  460)  fud^en  bie  ?lnfid^t 
SRoIina'S  bol^in  )u  erflören:  (Sott  fel^e  bie  lünftigen 
freien  ^nblungen  im  SSMIIen  non  ex  vi  cognitio- 
nis  liberi  arbitrii,  sed  quia  in  libero  arbitrio 
absolute  Telex  hypothesi  exstabunt,  etDei  vis 
infinita  cognoscendi  ad  omne  verum  penetrat 
(Leesius  1.  c).  S)ie  Slnftd^t,  ©Ott  erienne  bie 
M>ingt«!ünftigen  ^anblungen  in  ibnen  felbft^  in 
i^rer  objectiDen  ober  auä)  formellen  SQSol^rl^eit  (eine 
SDteinung,  n^eld^e  SRoIina  fetbft  auSbrücIIid^  miber- 
legt  1.  c.  d.  52,  p.  322),  ttmrbe  feit  Suarej  (Opusc. 
de  scientia  Dei  1. 1,  c.  8 ;  1. 11,  c.  7)  beinol^e 
oDgemein  t)on  ben  SRoIiniften  angenommen  unb 
vamentlid^  t)on  Stui)  (De  scientia  Dei  d.  75) 
tteitWuflg^erörtert.  3n  neuefter  Seit  aber  liefen 
meffrere  SJertl^eibiger  ber  scientia  media ,  mie 
Äleutgen  (L  c.  I,  321,  n.  548),  gomolbi  (DeUa 
libertä  umana,  Roma  1884;  t)gl.  Cüviltä  catt. 
1884 ,  XII ,  709  Bgg.) ,  Saubier  (Revue  des 
seiences  eccles.  1887, 360  ss.),  diegnon  (Banez 
ei  Molina,  Paris  1883, 113  ss.),  aud^  biefe  Sr« 
fiftnmg  f dOlen  unb  trennten  bie  gfrage  über  bie  SSirf« 
fi^feit  ber  scientia  media  t)on  ber  über  il^r  SRe» 
bium:  bie  SBirflid^feit  ber  scientia  media  fei  burd^ 
Offenbarung  unb  SSemunft  ftd^ergefteHt  unb  muffe 
ft^mfyditn  »erben;  auf  bie  grnörung  beS  „SQ3ie" 
borfelben  muffe  man  Dersid^ten,  benn  feine  ber  bi§< 
^  Derfud^ten  Srnarung§h)eifen  befriebige.  „Ex- 
pliquer  cette  science,  c'est  oeuvre  de  dilettan- 
tisme  philosophique ;  Taffirmer,  c'est  affaire 
debon  sens*  (Regnonl.  c.  115).  @onad^  enbet 
bie  gefd^id^tUd^  SutmidHung  be§  ÜJloIiniSmuS 
mit  ber  Srflärung,  ba^  feine  IBafiS,  bie  scientia 
media,  )tt)ar  eine  3:]^atfad^e,  aber  eine  für  ba§ 
Uitffenfd^ftlid^e  SSerftanbni^  unerflärltd^e  Sl^at- 
fadlle  fei;  baS  eingige  SRittet  totiäjt^  bie  gel^eim- 
ttif^oOe  fßerbinbung  t)on  gdtttid^em  iBorl^ermiflen^ 
Onabe,  $räbefttnation  unb  menf^Iid^er  gfrei- 
1^  aufheften  foU,  bleibt  felbft  ein  ©el^eimni^: 
o'est  le  myst^re,  Tinsondable  mystäre  (Bau- 
dier  L  c).  9lad^  biefem  Srgebniffe  einer  brei  Sal^r« 
l^unberte  fortgef  e^ten  Sontroüerfe  bürfte  ber  @d^Iu^ 
ebtcd  onbem  Stoliniflen,  $enone  (De  gratia  p.  I, 
eap.  4,  n.  329)^  nid^t  unbered^tigt  erf (feinen:  e§ 
ta^AU  fid^,  ein  fo  bunÜeS^  bei  feinem  S5fung8* 
ticrfudQe  t)on  Sd^mierigfeiten  freied  Problem  gang 
onnugeben,  ba  nad^  fo  t)ielen  frud^tlofen  9n« 
Pvengungen  foum  eine  meitere  JKarung  ber  gfrage  ju 
cctoarten  f ei.  —  ®  ie  fi  i  t  e  r  a  t  u  r  über  ben  SMoIiniS- 
muS  ifi  nrie  bie  über  ben  Sl^omiSmuS  nal^eju  un- 
fiBerfe^boT.  3ur  Se^re  aJloIina'S  fetbft  t)gl.  bie 
dngd^enbe  2)arlegung  unb  SSertl^eibigung  feitenS 


feines  $rocurator§  in  ben  Kongregationen  de  au- 
xilÜB,  P.  Saftiba,  bei  Livinus  de  Meyer,  Eist, 
controv.  1.  V,  cap.  24,  55,  et  1.  VI,  cap.  1,  55 
(=  I,  418  sq.  551  sq.,  ed.  2,  Venetiis  1742), 
unb  Histoire  ecclesiastique  du  17®  si^cle,  Pa- 
ris 1714, 1,  47—67;  Schneemann,  Controv. 
de  divinae  gratiae  liberique  arbitrii  concordia 
initia  et  progressus,  Frib.  1881  (indbef.  n.  10 
et  16,  p.  218  sqq.  302  sqq.) ;  @(|mane,  ®og« 
mengef^id^te  IV,  37  ff.  185  ff.  S8on  l^erüorragen« 
ben  Spedalmerf  en  über  ben  SRoKniSmuS  be^m.  bie 
scientia  media  aud  ber  öltem  S^xi  feien  erm&l^nt: 
Herice,  De  scientia  Dei  etc.,  Pampil.  1623; 
Matth.  Boruli,  Divina  scientia  füturorum 
contingentium,  praecipue  media  contra  no- 
vissimos  impugnatores  defensa,  Lugd.  1656; 
Platelius,  Auctoritas  contra  praedetermina- 
tionem  pbysicam  pro  scientia  media,  Duaci 
1669,  ed.  2,  1673;  Henao,  Scientia  media  bi- 
storice  propugnata,  Lugd.  1655,  Salm.  1665 ; 
Id.,  Scientia  media  theologice  defensa  pars  I, 
Lugd.  1674,  p.  n,  1676 ;  Thyrs.  Gonzalez, 
Selectarum  disp.  I  (De  scientia  media  deque 
concordia  libertatis  creatae  cum  inf allibilitate 
scientiae  et  praedestinationis  divinae  etc.), 
Salm.  1680 ;  Vinc.  Ramirez,  De  praedestina- 
tione  et  reprobatione,  Gompl.  1 702, 2  tom.  fol. ; 
Id.,  De  scientia  Dei,  Matr.  1708;  Phil,  de 
Aranda,  De  Deo  sciente,  praedestinante  et 
auxiliante  seu  schola  scientiae  mediae  1.  13, 
Gaesaraug.  1693.  Sine  Ueberftd^t  ber  neu  er  n 
Siteratur  finbet  ftd^  im  „Sit.  t^anbrn."  (1887), 
92r.  424  u.  425 ;  ba^u :  Gayraud,  Thomisme  et 
Molinisme,  I:  Gritique  du  Molinisme.  R^ 
pfique  au  R.  P.  Th.  de  Regnon  S.  J.,  Paris 
1890;  Providence  et  libre  arbitre,  Toul 
1892,  2;  Regnon,  Bannesiahisme  et  Moli- 
nisme I,  Paris  1890.  Ueber  baS  Serl^ältni^ 
ber  Seigre  SDtolina'S  ju  ber  beS  1^1.  Sl^oma«  fd^rte- 
ben  in  frül^erer  3^^:  Petrus  a  S.  Joseph  (fran- 
aöftfd^er  Kiftercienfer  unb  ajlolinifl),  Defensio  S. 
Thomae  adversus  recentiores  quosdam  theo- 
logos,  qui  praedeterminationem  pbysicam 
ad  actus  liberos  illi  falso  affingunt,  Duaci 
1633;  Sterzinger  (geft.  1741),  Scientia  media 
pleno  conciliata  cum  doctrina  s.  Thomae 
Aq.,  Oenip.  1728;  in  neuer  S^it:  Schneemann 
1.  c.  n.  3  et  4,  p.  54  sqq.;  Mazzella  1.  c. 
485  sqq. ;  bagegen  Dummermuth,  S.  Thomas 
et  doctrina  praemot.  physicae,  Par.  1886; 
Sfelbner,  ®.  Sl^omoS  ober  P.  3RoHna?  in  Kom- 
mers Sal^rbud^  für  pilof.  unb  fpecul.  Sl^eol.  V, 
1891,  282—332,  u.  31.  [ÜJlorgott.] 

'SBotinattd,  f.  SDumoulin. 

fSoRitOd,  SRid^ael  t)on,  ^au))tt)ertreter  einet 
quietiflifd^en  ^Jfeubom^ftif,  tt)urbe  am  21.  Secem- 
ber  1640  ^u  $atacina  im  jlönigreid^  Siragonien 
üon  angefel^enen  abeligen  6Item  geboren,  ©eine 
tl^eologifd^en  ©tubien  mad^te  er  ^u  $am))eIona 
unb  ©olmbra;  am  erftem  Orte  erlangte  er  bie 
^rieflertoeiV»  amU1i\vK^\At'?&'a^^m 


175X 

ha  X^eologit.  3n  Spanien  Sc^Quptetc  ei  bm 
Stuf  eines  Dortnfflid^en  ^inimeä  unb  iDu^tc,  al§ 
et  v.aäf  3tom  übeifutieltt,  aud)  bort  bieielbe  %v.' 
erietmimg  mie  in  hinein  spolcrlanbe  ju  finben; 
ßorbinflie,  S3ifc^öfc,  OrbenSgenccole,  ^iirfien, 
Strafen  unb  Sarone  Barben  um  (eine  greunh^ 
fii^ft.  @r  galt  bijonberä  für  einen  erfahrenen  @e' 
miflenSiat^;  feine  5ßei|e  fdjien  gtifüg«,  freier  nnb 
^lu^er  oIS  bie  bet  meiftcn  anheren;  feine  @e- 
fprä^e  at^tneten  nur  5iüinmigfeit.  SlUe  angc= 
botenen  spftünben  ftfilug  er  au§ ;  niemonbem  fitfi 
aufbrängenb,  beriet^  er  nur  biejenigen,  loelc^e  auS 
freien  ©lüden  ju  i^m  tarnen,  unb  aße  biefe  Iäi9en= 
fi^aften  er^lüflte  unb  tränte  noti)  ber  9fuf  eineä 
reinen,  fleitenlofen  Sfflonbtl'j.  DbcEi  ungleid)  ffä^ix 
ober  Pieg  fein  Hnfe^en,  alä  er  im  at.  1675  ein 
mit  unflemeHenem  93eifaII  aufflcnommcnes  mijfli- 
f c^ee  Snbac^tebu^,  ben  „Scifllit^cn  äßegweifer", 
^ausgab,  uelc^ce  balb  feine  äierbreilung  buri$ 
gang  Italien  unb  Sponien  fanb,  in  nie!)rere  Bfiza- 
ifm  überfeJit  unb  mit  ber  gtö&len  JBegierbe  gelefen 
würbe.  HRolinoe  geriet^  bur^  ba^felbe  in  bie 
weitläufiflfte  SarrefpDnbenj,  btnn  Don  allen  Orten 
unb  ©täuben  ßingf"  ilini  iöriefc  ju,  in  mtli^tn 
mon  feinen  Satt)  einholte.  ®iefc5  ^uä),  in  einem 
abjonberlic^en  @tifte  Qefd)rieben  unb  mit  befin- 
nungelDfem  Sifet  gelefen,  tonnte  natiirlid)  nic^t 
o^ne  bebeutenbe  JRüdmtTtiing  auf  baS  £eben  Mei^ 
ben,  S3alb  entflonben,  burd)  ben  geifllidfien  SBeg' 
toeifer  ^emorflerufen,  in  uerfc^iebenen  ©egcnben 
Stolienä  mqftifc&'iiietiftifdjE  donDcntifel,  Don  ben 
^n^ängein  bcS  neuen  Ouicti^muS  geiftliclie  (£on= 
ferenjen  ober  Unterrehungen  Qennnnt,  3^t  Stift 
jeigte  fid^  in  ffurjem  in  ber  'HrrDganj,  mit  loeldtier 
bie  an^änger  oon  ÜRolinDS  alle  gormen  unb  SiU" 
rtt^tungen  bei  Itrd^[i(^en  SebcnS  al§  eitel  unb  nit^^ 
tig  Deimarfen  unb  bui^  einen  leeren  unb  gejä^r- 
li^en  ©piritualiSmuS  ju  erfe&en  fud^ten.  Süc 
ttflen  ©puren  baoon  offenbarten  fit^  im  flönig- 
itiäf  Sieapel.  3n  einem  Söriefe  uom  23.  Sonuar 
1682  berid&tele  ber  Sarbinol  ßaracciob  an  ^pft 
3nnocenj  XI.,  ba^  feit  einiger  3eit  ju  Dieopet  imb 
an  anbertn  Orten  beS  Königreichs  ein  häufiger 
@ebrau(]^  bei  paffiDen  ®cbele^  anfgefcmmen  fei. 
(£r  fc^ilberte  bie  neuen  DHieliften  al§  2eute,  raeli^e 
alle  anebitation,  ja  felbft  benÖebanten  berWebi- 
tation  flc^  aus  bem  ©iniic  ju  fc^logcn  bemüt)! 
»oren.  ginige  öerttarfeii  baä  mörtlidje  ©ebel 
ganjili^,  Mnöere  tonnten  fid]  nic&t  entf tt)lie|en,  ben 
^eiligen  SRofenlrong  ju  fprec^en  ober  fii^  au^  nur 
mit  bem  3eiÄ|en  befl  ffreujcs  ju  bejeit^nen.  SBenn 
i^nen  im  ®ebete  ber  SRu6e5)ilber  üon  öeiligen  ober 
3efuS  e^riftuS  felbft  Dorfrf)[i.ebten,  fo  fut^ten  fie 
fic^  berfelben  burc^  ffapfidtiilleln  ju  entfrf)laßen, 
tteit  fte  nac^  ilirem  SSargeben  huri^  biefelben  Ben 
©Ott  entfernt  mürben.  Sieje  lärfjerlii^e  unb  fcQn= 
büISje  ©eberbe  erlaubten  Rc  fi*  felbft  bei  ber  Öff  cnl- 
lic^  Sommunion,  um  bie  5pcrfon  3efu  Gbrifti 
Bergeffen  unb  an  @ott  aOtin  beuten  ju  tflnncn. 
SUe  @ebanten  in  bei  Stulpe  uub  ©tiße  be§  @ebeteä 
umtn  i^nen  tbenjo  tritU  fiQttU^t'ä'n\ifvtoÄo'wa, 


nos.  1752 

unb  fte  glaubten  toegen  folget  barum  feinem  Qtejit 
I  mel^r  untemorfen  gu  fein.  OGgl.  Bossnet,  AcIm 
de  la  eondenmation  des  Quietistea,  0«itk« 
XXVn,VeraaiIlea  1817, 493  M.)  aSortn  f oli^e 
Srfc^einungen  geeignet ,  bie  Stufmerffamteit  bä 
firii^Iidlen  ©efiörben  auf  baS  Xtetben  beS  ix  bec 
©tiUe  um  \ii)  gretfenben  OuietiSmuS  ju  rniÄai, 
fo  fehlte  eS  anbererfeiti  mä)  ni(^t  an  ^eHfe^tnben 
äL^eolDgen.  meli^e  bag  fi^Ieid^enbe  unb  fü|e  @ift 
in  bem  „Seiftlic^en  SBegraeifer"  beS  ÜR.  SRolinol 
jeitig  genug  entbeilten.  3uetp  trat  ber  btrü^ 
äefuit  $aul  ©egneri  mit  feiner  urfptüngli^  ia 
italienifi^er  ©prn^e  obgefafeten  ©t^rift  Conco^ 
dantia  laborifi  cum  quiete  in  oratione  1680 
gegen  ÜKoIincS  in  bie  ©c^raitfen.  Ullein  bog  Sfa- 
feilen  be€  lejftem  mar  fo  oUgemetn  unb  f^ronfeni 
(Da,  bat  hie  Oppor'tion  ^  P-  ©«sneri  bemfetten 
beinahe  baS  Seben  loftete.  ^Dion  (lielt  i^n  für  einen 
g^tffii^tigen,  bdu  gemeinem  3leibe  SSetblenbdoi, 
meiner  einen  ^eiligen  nerteumben  mo&e.  €etn 
iguc^  mürbe  cenfurirt,  unb  erft  na^bem  bie  iSffeid' 
lic^e  9Krinung  ^inpc^tlie^  SEKolinoS'  enttmifc^t  axB, 
Iie|  man  feinen  ®tünben  roie  feiner  ©eframmg 
@erei^li(^eit  miberfa^ren  (d'Ävrigny,  Mänoim 
chronologiquea  et  eccl^iastäques  II,  155). 
lEin  äMeitet,  im  3. 1685  untemommetttr  äßerfn4 
WoIinoS  gu  entlarDen,  führte  jum  emiünfi^ 
3iele.  9Iuf  atlfeitige  Älagen  gegen  ben  neu« 
OuietiSmuS  marb  ÜDlolino§  gefänglid^  eingebogen 
unb  ber  Snquifition  übergeben.  Um  fi(^  fotw^ 
über  feine  ©itlen  als  feine  Se^re  in'g  Slaa  p 
fe|en,  begnügte  man  [vS)  nid(it,  feine  gebmdten 
©«Stiften  gu  unteduc^en,  fonbem  Ia@  auä)  eint 
gto|e  äßengt  von  Briefen,  beten  man  fi(^  bei  fet- 
net  @efangennabme  bemfii^tigt  ^tte.  9Iatürlt4 
mürben  ouS  feinem  ja^lreid&en  Xn^ange  fe^r  öielt 
ißerfonen  in  oen  Sprojefe  oerwitfelt,  fo  ba^  in  Km 
allein  me'dr  benn  70  feiner  jünger,  unter  ibnn 
Seute  Com  ^ß^ften  Slang,  in  bie  @efängnt|fe  ber 
3nqui|!ttDn  abgeführt  mürben,  unb  bie  3abl  bec 
tenigen,  utl^e  mon  in  gang  Italien  gur  ^ 
brad|te,  einige  gunbette  ausmachte.  2)ie  fe^r  ein* 
ge^enbeUnterfutbung^atle  nämltd^  gubemKefnI- 
täte  gefül^ct,  bog  baSUebclbeSOutetiämuS  tiefere 
unb  meiter  reic^enbe  SBui^eln  gefc^Iagen  ^nttc,  aß 
man  anfängli(4  geglaubt  |aben  modgte;  befonbcä 
fanb  bie  Snquifttion  oiele  ttalieni|(^  9bnmfi' 
flbfter  Don  ienem  @ifte  ongefleift  3)e^alb  edicfl 
ber  iSatbtnal  Sqbo  im  Flamen  ber  Snquifttion  am 
15.  gebruar  1687  an  bie  itolientfc^  9if(^6fe  mdi 
Alo^eroberen  ein  ©^reiben,  in  toeli^m  er  ^e  nf 
bie  Srrtctiren  unb  bie  tKrbetblid^en  pttli^gmc 
jequengen  be§  neuen  OuietiSmui  ^innriee  unb 
Daran  bie  Slufforberung  f^Iol,  oQe  ttnu  batäf 
BorSonbenen  f  eparatiffifc^enEoittientifclaiiftulSfoi 
bie  ®rünbung  neuer  gu  Cerl|inbeni  unb  befonbeit 
barüber  ju  mad^en,  ba^  lein  biefer  Sieuenmgei 
Derbä(!^tige3  SnbiDibuum  als  ©ttDiffenSrat^  j^ 
in  ^ionnenflöfter  einf^leit^en  mflge.  3nglei4 
maren  biefem  ©^reiben  19  ©ä|e  beigefügt,  bur^ 
mV'ifL  tiü  a3el|örben  baS  SQoi^nbenftin  M  Oni» 


1753 


ÜKolinoö. 


1754 


tiSmuS  conftatiren  lönnten  (Bossuet,  Oeuvres 
XXVU,  497-502). 

ffiic  öon  aRoUnoö  im  „©ciftttd^cn  SBcßioeifer'' 
niebergelegten  ©nmbgebanlen  bed  Ouieti§mud 
fbtb  foIgeid)e.  Sie  Seele,  f agt  er,  ift  bie  Sßol^nung 
nnb  008  Sieid^  ®otte§.  SBer  e§  ballet  ^u  l^öl^erer 
Solfommenl^eit  bringen  toill,  mu^  ftd^  burd^  bie 
innere  Sontmlung  in  ftd^  {elb{l  surüdstel^en,  unb 
)ttNtr  in  ber  SBeife,  bo^  er  in  l^eiligem  Sttllf d^niei« 
in  fid^  felbfl  erfürbt  jugleid^  mit  aSim  Jrröften 

notärlid^en  Zl^ötigf  eit  (bie  jog.  ^nnil^ilation). 

fld^  'aber  bie  Seele  betrüben,  bafe  jie  nid^t 
mel^r  mebitiren  lönne,  f o  möge  fte  miffen,  ba^  bie^ 
il^  ordgted  @IM  ift;  ba^  bie  ^Rebitation  nad^ 
her  Sel^e  oller  Jgyeiligen  ni^t  gur  SoDIommenl^eit 
nnbjur  ^Bereinigung  mit  ®ott  fül^rt ;  ba^  fte  fäet, 
bie  Sontentplation  erntet;  bo^  jene  bie  Speife  faut, 
biefe  fte  toflet  unb  geniest,  ^ann  man  bal^er  im 
®eb€te  nid^t  mel^r  mebitiren,  f o  barf  man  ftd^  nid^t 
betrüben  unb  umfel^ren,  fonbem  man  mu^  bulben, 
fd^ti>eigen  unb  gleid^fom  mit  Derbunbenen  ^ugen 
ol^e  debonlen  unb  Ütad^ftnnen  monbeln.  fjf^eilid^ 
iß  e8  ein  gro^ed  ÜRortert^um,  menn  ftd^  bie  Seele 
Don  an  ben  fanften  unb  tröftßd^en  Smpftnbungen 
bcS  ^ergenS  toSrei^en  unb  im  bloßen  ©louben  bie 
finperen  unb  einfamen  ^ßfabe  ber  SoIIfommenl^eit 
toonbeln  foll.  W>tt  bie  niefentlic^e  ^nbad^t  i{l 
ttid^t  mit  Sufl,  Sü^igteit  unb  Xl^rönen,  fonbem 
gctt>5^id^  mit  SJerf u^ung,  fjfinftemig  unb  S)ärre 
Mdhtnben,  bamit  bie  9te|(epon  unb  ^nfd^auung 
bcffen,  umS  bie  Seele  tl^ut,  t)emid^tet,  ba§  oOeinige 
^inbemi^  beS  meitem  fJfortfd^ritteS  unb  ber  9}er> 
cinigung  mit  ®ott  bef eitigt  merbe ;  bagu  lönnen 
felbflgemäl^Ite  Supbungen  unb  j^ofteiungen  nid^t§ 
bcUraaen.  S)enn  glei(|mie  ber  Sanbmonn  bie 
tnm  i$m  geföte  unb  gel^egte  ^flonge  mertl^er  l^alt 
aß  biejienige,  meldte  bie  9{atur  Don  felbft  ]^ert)or- 
gdbrad^t,  fo  ift  oud^  bor  ®ott  bie  Sugenb,  meldte 
er  felbft  gepHongt,  mol^IgefQQtger  als  oDe  Zügen* 
bcn,  mli^t  bie  Seele  mit  eigenen  Jhöften  anftrebt. 
S>&re,  tJinPemife  unb  SSerfud^ung  finb  für  bie 
iio4  l^öl^erer  SoIHommenl^eit  ftrebenbe  Seele  borum 
iiotl^wenbig,  »eil  fte  fo  entartet,  ftolj  unb  felbft- 
füdi^g  i{l,  ba^  fte  Dom  Serberben  nid^t  gerettet 
oeAen  tonnte,  tt>enn  ®ott  fie  nid^t  burd^  bie  Ser- 
fu^mtgen  im  3<ntme  l^ielte.  S)a]^er  mu^  biefelbe 
in  ein  bitteres  ÜReer  Don  Sd^mergen,  Don  inneren 
nnb  äußeren  Shrongfalen  Derfenft  merben.  S)ie 
€tr5me  ber  gei^gen  IBermögen  muffen  Dertrodhten, 
\o  ba%  man  meber  eineSetrad^tung  aufteilen,  nod^ 
m  einem  guten  ©ebonfen  an  ®ott  gelangen  !ann. 
unfid^tbare  ^inbe  derben  fte  mit  3n)eif ein,  fünb- 
lopm  ®ebanfen  unb  Segierben  erfüOen  unb  fte 
pim  Sto^,  gur  Ungebulb,  gur  Sntl^ctltgung  be§ 
g^tflid^  9}amen§  unb  ber  l^eiltgen  Sacramente 
onreigen.  Sie  ttnrb  einen  S!el  unb  ^Ibfd^eu  Dor 
oDen  gdttlid^  2)ingen  l^aben  unb  im  jf  letnmutH 
in  ber  @d^»öd^  unb  Serbroffenl^eit  be§  SBtHenS 
iei  jeglid^em  äBiberfianbe  fo  fel^r  in'§  ®ebrange 
bmmen,  ba^  baS  Don  Sitterfett  überftrömenbe 
^erg  nid^t  einmal  mel^r  ben  gertngften  ^ct  bed 


©loubenS,  ber  C)opung  unb  Siebe  ertoedfen  fann, 
bafe  man  Dielmel^r  glaubt,  eS  gebe  für  unS  feinen 
®ott  mel^r,  unfere  Dualen  feien  toie  bie  ber  5Jer« 
bammten  in  ber  §ölle,  ja  bafe  bie  Seele  glaubt, 
ber  2eufel  l^abe  unb  bej!^  fie.  ®iefc  Seiben  finb 
alfo  ärger  als  bie  ber  Slutgeugen  ber  alten  ftird^, 
benn  biefe  niurben  in  il^ren  furgen  Seiben  burd^ 
ein  l^elleS  Sid^t,  einen  bef onbem  göttlid^en  Seijtanb 
unb  burd^  ben  ^inblidC  auf  bie  nal^e  unb  gemiffe 
Vergeltung  geftärft.  Stber  bie  Seele,  toeW^e  in  M 
felbft  fterben  »iE,  f d^medtt  in  il^rem  fürd^terlid^ 
Seiben  jeben  Sugenblidf  ben  Sob  ol^ne  bie  min« 
befle  tröftlid^e  gmpftnbung,  fo  bafe  il^re  $ein  nur 
ein  Derlängerter  Soo  unb  ein  beftänbigeS  Sölarter» 
tl^um  3u  fein  fd^cint.  5Rid^t  9Renfd^en,  fonbem 
®ott  felbp  fd^Iägt  ben  TOenf d^en  unb  Derbirgt  ftd^, 
unb  bie  Seufel  quälen  mie  graufame  genfer  Seib 
unb  Seele  in  taufenbfad^er  SBeife.  ?lber,  fagt 
9RoIino8,  la^  bid&  nid^t  au8  bergfajfung  bringen; 
benn  niemals  l^afl  bu  ®ott  feuriger  geliebt,  nie 
bift  bu  il^m  näl^er  getoefen,  als  in  ben  Seiten  einer 
fold^en  Serlafjenl^eit ;  ifl  bie  Sonne  aud^  Don 
SBoIfen  Derl^üCt,  fo  Derliert  fte  bod^  baburd^  md>er 
il^r  Sid^t,  nod^  Deränbert  fte  il^e  Saufbal^n.  SBenn 
bu  bal^er  aud^  f euf geft ,  meinefl  unb  n)e|nagft,  f o 
ift  ®ott  fro)^  unb  freut  pd^  im  Snnerften  beiner 
Seele,  ßrtrage  alfo  f old^e  SSerfud^ungen  mit  rul^i« 
gcr  ®leid^gültigfeit  unb  mit  SSerad^tung,  unb  be» 
nimm  bid|  gegen  ben  Seuf el  f o,  als  toenn  bu  feine 
Einfälle  gar  nid^t  merfteft,  benn  nid^tS  ärgert  il^n 
mel^r  als  biefe  SJerad^tung,  unb  nid^tS  ift  gefäl^r» 
lid^er,  als  il^n  mit  ®rünben  anjugreifen.  6in  fol» 
d^er,  mit  einer  SWannigfaltigfcit  unjeitiger  unb 
fd^änblid^er  ©ebanfen  Derbunbener  griebe,  eine 
fold^e  ®elaffen^eit  ber  Seele  ift  ®ott  Diel  »o^I« 
gefcÜIiger  alS  bie  beften  SSorfäJe  jur  Seit  berSSer« 
fud^ung;  benn  bie  S^^cifel  unb  SeängPigungen 
ber  Seele,  biefelbe  mag  glauben  ober  nid^t  glauben, 
einftimmen  ober  nid^t  einftimmen,  Rnb  ttur  ein 
Uebermafe  ber  Siebe.  OTe  Qfel^Icr  finb  nur  bie 
g^olge  ber  burd^  bie  grbfünbe  beffedten  9latur; 
wenn  bu  bid^  befel&alb  beunrul^igp,  fo  ift  bie^  ein 
offenbarer  SenieiS  baDon,  ba^  nod^  ein  gel^eimer 
Stolj  im  ®runbe  beiner  Seele  Derborgen  liegt.  6in 
bemütl^igcS  pzti  l^ingegen  erfd^ridft  nid^t  bei  ber 
fo  fd^merjlidpen  SBal^mel^mung  feiner  UnDoKfom« 
menl^eiten.  6in  Dorjüglid^  SWittel  aber,  um  ju 
bem  gerieben  ber  Seele  ju  gelangen,  ift  ber  oft- 
malige Sutritt  3um  Xifd^e  beS  §erm.  6S  gibt 
aber  eine  ^meifad^e  SIBetfe,  fid^  auf  ben  ®enufe  beS 
^eiligen  SlltarSfacramentS  Dor^ubereiten.  ®ie  erftere, 
weld^e  ftd^  für  bie  äu^erlid^en  (auf  ber  Stufe  ber 
5Webitation  ftel^enben)  Seelen  fd^idft,  befielet  barin, 
ba6  fte  il^re  Sünben  befennen,  fid^  auS  bem  ®e» 
ttjüj^le  beS  SebenS  surüdfjiel^en,  ftd^  in  l^eiliger 
Stille  Italien  unb  bie  Sßid^tigfeit  ber  ^anblung 
betrad^ten,  p  welcher  fe  ft(|  anfd^idfen,  fotoie  bie 
eigene  Unwürbigfcit.  S)ie  innerli^en  Seelen  aber 
leben  in  größerer  Seinigfeit  unb  SelbftDerläug« 
nung,  in  einer  gänjlid^en  Sbgefd^iebenl^eit  beS 
^erjcnS  unb  ©emütl^eS  t)OW  oSää^xx^^j^w.,  \^\^? 


1755 


a)UHno§. 


1756 


ncrltd^cr  «btöbtung,  jictcr  ^nbad^t  unb  eitifcl^r 
in  fid&  fclbft  unb  l^obcn  nW  nötl^ig,  fid^  actucB 
öorjubcrcUcn,  tocil  tl^r  gon^cS  Scben  eine  beftän- 
bige  unb  öottfommene  Vorbereitung  iji.  9tud^  baS 
boJf  fte  ni(^t  abl^Qlten,  gum  l^eiligen  abenbmal^le 
gu  gelten,  bafe  fie  ftd^  bürre,  folt  unb  öoE  ®e« 
bre^en  pnben;  benn  bcr  oftmalige  ®enu|  be§  l^ei- 
ligen  ©acramenteö  ift  eine  9Irjnei,  toeld^e  bie  ®e- 
bre(^en  l^eilt,  bie  lugcnben  üermel^rt. 

aaßaS  bie  »eitere  groge  betrifft,  ob  man  in  bie 
innere  Sammlung  aud^  burd^  bie  Setrad^tung  ber 
^eiligen  SKenfd^l&eit  3efu  ß^rifti  eingel^en  fönne, 
fo  gibt  es  nad^  9RoIino8  gwei  ffieifen,  ber  l^eiligen 
SKenf(^]^eit  Sefu  an  gebenfen-  3)ie  eine  ifl  bie  6r- 
toägung  ber  ©el^eimniffe  unb  Sti^aten,  beS  ScbenS, 
SeibenS  unb  Sterbens  bed  ^eilanbeS.  S)ie  in  ber 
inncm  Sammlung  geübtere  Seele  l^at  aber  nid^t 
nötl^ig,  bei  ber  SSetrad^tung  bief er  (Sel^eimnifle  ber 
l^eiligen  TOcnf d^l^eit  El^rifti  beftänbig  au  t)ertt)cilen, 
f  onbem  nad^  ber  aweiten,  eblem  unb  geiftigem  9lrt 
ber  Setrad^tung  fd^aut  fte  bie  l^eilige  9Renfd^]^eit 
El^rifti  unb  fein  fieiben  in  einem  einfad^en  9lcte 
be§  ©laubenS,  inbem  fie  il^n  liebt  unb  baran 
benft,  ba|  er  ber  Sempel  ber  ©ottl^eit,  ber  Sn« 
ang  unb  ba§  6nbe  unf crer  Seligfeit  ift,  um  un- 
ertmiflen  geboren  tourbe,  gelitten  l^t  unb  ge- 
torben  ifi.  3)icfe  ift  bie  9lrt  unb  Keife,  in  welker 
bie  innerlid^en  Seelen  fortfd^reiten,  fo  bafe  bie  l^ei- 
lige,  fromme,  pd^tige  unb  augenblidKid^e  Srinne» 
rung  an  bie  l^eilige  SWenfd^l^eit  3efu  Sl^rifti  ben 
Sauf  ber  innem  Sammlung  nid^t  au  l^emmen  ver- 
mag. ®iefe  innere  Sammlung  foE  eine  ununter« 
brod^ene  loerben.  ^aft  bu,  fagt  9)lolino§,  bid^ 
bem  göttlid^en  SßiEen  in  liebeooQer  Ergebung  ge* 
loeil^t,  fo  ift  nid^tS  Ruberes  mel^r  Don  Tlötl^en,  als 
ba^  bu  in  berfelben  bel^arrft.  Sd^idEe  bid^  alfo  in 
ber  Sßeife  aum  @ebet  an,  ba|  bu  bid^  mit  boE« 
tommener  Selbftaufopferung  burd^  einen  ^ct  beS 
©laubenS  ben  ^önben  ©otteS  auDertrauft  in  ber 
Ueberaeugung,  bu  ftel^eft  t)or  feinem  l^eiligen  ^n- 
gefid^t ;  üerl^arre  in  jener  ml^igen,  l^eiligen,  laut« 
lofen  StiBe;  beftrebe  bid^  enblid^.  Jenen  erften  Set 
ber  @^ontem))lation  burd^  ©lauben  unb  Siebe  ben 
ganaen  Zag,  baS  gange  ^a^x,  ja  bein  ganaeS  Seben 
^inburd^  ununterbrod^en  fortaufe^en.  S)u  barfft 
ndmlid^  nid^t  glauben,  ba^  bu  burd^  bie  töglid^en 
SJerrid^tungen  beineS  StonbeS  unb  SerufeS  Don 
berfelben  abgeaogen  loerbefl.  3n  ber  innem  Samm» 
lung  aber,  b.  $.  in  bem  Seftreben,  aEe  eigene 
X^ötigfeit  als  SBiberfad^erin  ber  göttlid^en  SBir!« 
famfeit  an  unterbrüden,  burdj  baS  bittere  5!Kar« 
t^rium  ber  mannigfad^ften  Seiben,  Zrübfale  unb 
Serfud^ungen  l^inburd^a^gel^en,  befielet  bie  fogen. 
actiDe  ober  felbftertoorbene  KontemiJlation  (con- 
templatio  acquisita  seu  activa),  möl^renb  bie 
paffiDe  ober  eingegofjene  (infiisa)  ein  reineS  ®e« 
fd^enf  ber  göttlid^en  ©nabe  ift.  SBie  glüdöid^  ift 
bie  Seele  fd^on  in  biefer  actiDen  ßontemiJlation, 
in  toeld^er  fte,  gönalid^  in  ft^  gefeiert,  in  il^rem 
Jlid^tS  unb  bamit  in  i|rem  l^öl^em  Sl^eil  bcl^ant, 
o^ne  SReflcjion  au^  i^x  33)uti,  c&  \\t  vwwxUdSi  q,e« 


f ammelt  fei  ober  nid^t,  ob  fte  gut  ober  böfe  ttxmbk, 
mü^ig  fei  ober  ni^t;  in  meldet  fte  ©Ott  tm 
nid^tS  au  bitten  brandet  unb  bie  DoOtommenitea 
Zugenben  beft|t,  ol^ne  ©ott  fagen  au  muffen,  bo^ 
jk  ©lauben,  ^opung  mtb  Siebe  auf  il^n  ru^ 
SßaS  aber  baS  SJerl^öltni^  ber  actiDen  Sotttein))lo« 
tion  aur  pafftDen  betrifft,  fo  ifi  ber  DoEtommene 
unb  glädäic^e  3uftanb  ber  ißemid^tung  bet  Sede; 
au  meld^er  man  eS  burd^  bie  erftere  bringen  fot, 
bie  le^te  ^Vorbereitung  aur  Umbitbung  w&  gfax^ 
lid^en  ^Bereinigung  mit  ©ott,  meld^  burd^  bie  le||« 
tere  bemirft  mirb.  3fi  nämlid^  bie  Seele  inner* 
lid^  in  ftd^  abgeftorben,  fo  pflegt  ®ott  biefelbe  am 
abfoluten  Stulpe,  aur  übematürlid^en  Kontempla- 
tion au  erl^eben,  in  meld^er  ©ott  ftd^  bem  SRen* 
fd^en  auf  eine  Sinn  unb  ©ebattfen  überfte^mbe 
SBeife  offenbart,  in  weld^er  er,  ber  reine  Öeijl 
aEein  bie  ^errfd^aft  unb  Sefd^inmmg  ber  @ede 
übernimmt,  fo  ba|  biefe  infolge  ber  gonalii^ 
SJermanblung  in  ©ott  ftd^  ftar!  genug  fü^lt,  Md 
au  bulben  uttb  au  tragen  unb  bie  DoEfommenPa 
Xugenben  au  üben.  S)a^r  mirb  auf  biefer  ^ 
fien  Stufe  ber  innere  griebe  nid^t  me^r  gejlört; 
bie  auf  biefelbe  erl^obenen  Seelen  l^ben  buril^ 
feine  gfleden,  leben  in  ©ott  unb  Don  ©ott  unb 
glönaen  mel^r  als  taufenb  Sonnen.  3u)ar  noIt 
fid^  aud^  il^nen  nod^  ber  fjfürfi  ber  fjfinflerm^  mit 
fd^red(li(|en  SJerfud^ungen.  ^ber  fte  teiber^e^ 
biefem  Angriff  als  fefie  Säulen,  fie  befinben  ^ 
in  berfelben  Sage  mie  ein  l^ol^er  Serg  neben  eimi 
tiefen  Sl^ale  aur  3^t  eineS  Sturmes.  S)aS  Vnä 
mirb  Don  bid^ter  Sinfiemi^,  tt>Uben  Stürmen, 
Stegenfd^auem,  S)onner  unb  %li|  l^imgefm^t;  )n 
berfelben  3^^t  aber  aeigen  ftd^  oie  ]^o|en  Sogt 
l^eEer ;  rein  unb  unbeniölft  erglöttaen  fie  im  6tro^ 
ber  Sonne.  Sbenfo  Derl^t  eS  ft^  mit  biefer  gliU- 
feligen  Seele.  2)aS  %fyxl,  ber  untere  ^ett  bcr 
Seele,  loirb  Don  Srojiloftgfeit,  SWarter  unb  Ste« 
fud^ung  beftürmt,  ttml^renb  au  gleid^  3^  <ntf  ^ 
lol^en  Serge  beS  obem  2:i^cileS  ber  Seele  bie  too^ 
Sonne  firal^lt,  ermörmt  unb  erleud^tet.  ^ier  %\ca4 
baS  malere  Sid^t  ber  ©el^eimniffe  unfereS  ^igni 
©laubenS,  l^ier  bie  Doflfommene  S)eim^  mib 
SelbftDerläugnung ,  JJeufd^l^eit  unb  Srmut  bcfi 
©eifteS,  bie  greil^eit  unb  SReinl^eit  beS  f)eraeiiS,  bk 
innerliche  StiEe  unb  Sinfamfeit,  bie  Säbftoani^ 
tung,  meldte,  toie  SRolinoS  ftd^  auSbrüdt,  ftd^  rai 
9EeS  in  ber  SBelt  für  nid^tS  ai^itt  unb  eoü  dßt 
aEe  Hoffnung  eigenen  SJort^ilS  liebt  unb  anbekt; 
l^ier  bie  göttlid^e  ©leid^güUiglett,  baS 
©ebet,  bie  tot\]t\k  Kontemplation,  bie  ^ii 
©emeinfc^aft,  enblid^  ber  DoEfommenfie  unb  ^ 
terfte  fjfriebe,  Don  meld^em  biefe  glüAid^  €(de 
fagen  fann,  maS  ber  SBeife  Don  ber  SBeiS^  ge» 
fagt  l^at,  ba^  il^m  mit  il^r  oEe  onberen  ^tter  p 
tl^eil  geworben  feien. 

^uf  ©mnb  ber  Unterfud^ung,  toeld^  bie  S** 
quifition  über  baS  9ud^  unb  onbere  S^^ariftra  bei 
^olinoS,  inSbefonbere  über  feine  fe^r  aa^bei^oi 
^Briefe  anfteEte,  fomie  auf  ©runb  m&iblu|er  9f 
ftonbniffe  cenfurirte  ein  S)e€ret  ber  CongvegatuWr 


1757 


SmoIIet  —  aRomicr». 


1758 


boS  am  28.  Xugufl  1687  in  ber  Stixi^t  sopra 
Minerva  in  ©egentoart  vieler  ^ßrälaten  oerfänbet 
nmrbe.  86  @a|e  aRoIinoS'  als  l^öreafd^.  irrig, 
gegen  bie  d^ftltd^e  ©ittetilel^re  t)erftog6nb  u.  f.  f. 
(boS  S)eaet  bei  Argentrö,  ColL  judicior.  ed.  Far. 
1755,  m,  2,  857 ;  bie  @Q^e  auä)  bei  Denzin- 
ger,Encliirid.n.l088sq.).  aRoIinod  felbft  t)on 
bon  baS  2)eaet  mikx  fagte,  ba^  er  unter  bem 
Sonmmbe  ber  Oratio  quietis  biele  $erfonen  ber 
reinen  d^rijUid^en  Srömmigfeit  entfrembet  unb  gu 
großen  Strtl^ümem  unb  gemiffen  @d^önbltd^!eiten 
Decleitet  aud^  f eiber  unftttK(^e*|)anbIungen  oer* 
äbt  l^be,  ntu|te  im  Su^Heibe  feine  @Q|e  feier- 
nd^ Qbfd^toören  unb  niurbe  bann  gu  lebendlöng- 
K^er  ^ft  in  einem  Alofter  Derurtl^ilt.  ^pft 
3muKen)  XL  tyeröffentlid^te  am  15.  (^bruar  1688 
eine  eigene^  Dom  20. 9lok)ember  1687  batirte  SuEe, 
in  totl^  baS  3nquifttion§beaet  »ieber^olt  unb 
bcjlatigt  tpurbe.  ÜRoIinoS  ftarb  naä)  reumütl^ioem 
£m))fange  ber  @terbefacramente  erft  1696  im  m* 
tttngniffe.  [SlDga^er.] 

fRoOiet,  ber  bürgerlid^e  9lame  bed  SuguftinerS 
^einrid^  t)on  Sütpl^en,  f.  b.  ^rt. 

SR0f0^  ("^^^f  immer  mit  bem  9lrt.  M^»n),  im 
9L  %.  ber  t)on  ber  @eptuaginta  eingefül^rte  unb 
in  ber  SSuIgata  beibel^altene  9iame  einer  l^eibnifd^en 
®ott^it,  meldte  anberdmo  (4  Aön.  28, 18  u.  f.) 
SReld^  (c3V>r)  genannt  i[t.  ^(3  et^mologif^e 
Scbeutung  beis  ^Ramend  erfd^eint  auf  ben  erften 
Slidl  „StbnxQ,  ^errfd^er'',  fo  bog  aud^  im  mafo* 
xcH^ifd^  Xest  beibe  formen  be§  TiomenS  mit- 
unter oppeUotit)  aufgefaßt  fmb  (2  @Qm.  12,  80. 
9m.  5,  26)..  Serfelbe  ©ebroud^  ^eigt  ftd^  in  bem 
Sbirnen  ber  pl^önicifd^en  (Sott^eit  ^Relfartl^  (ih^z 
nnii  ober  rinp  ii^rz),  ffltobd^  toax  bie  perfonipcirte 
9eucr8gett)alt  unb  infofem  nur  eine  ©eftaltung  bed 
canaanitifd^en  93qqI.  S)er  Siome  voax  ben  ^mmo* 
nttem  eigen,  mö^renb  bie  SRoabiter  bie  nömlid^e 
Sottl^  ei^mod  nannten  (Siid^t.  11,  24;  f.  b. 
Xrt  üßoob) ;  bal^er  bie  Se^eid^nung  „^mmoniter- 
Bott"  unb  ^®reuel  9mmon§''  für  9RoIod^  (3  Stbn. 
11,  5.  7. 38).  ?lad^  ber  niebrigen  ?luf faljung  beS 
conaonitifd^ipeibent^umS,  bem  jeber  ^uffd^föung 
)nm  Uebematfirlid^en  fel^Ite,  betrad^tete  man  3Jlo» 
lod^  nur  al§  eine  Derberbenbringenbe  (Sottl^eit,  bor 
bcitn  Sotn  man  ftd^  burd^  2)arbringung  be§  Sieb» 
ftm  nnb  ftojlbarßen  ftd^er  fteQen  muffe;  bal^er 
nmzben  il^m  unfd^ulbige  JHnber,  befonber§  aud^ 
SrPgeborene,  geopfert.  9lad^  ber  burd^  jübifd^e 
€^fternörer  aufgebrad^ten  unb  allgemein  ge> 
doniten  @age  l^e  man  bie  jfinber  auf  bie 
ibme  einer  eisernen  unb  glül^enb  gemad^ten  93ilb- 
fSuIe  ge(egt  unb  boS  SBel^egefd^rei  ber  unglüdflid^en 
Opfer  bm:d^  Raulen  übertönt,  um  baS  ©efül^I 
ber  SItem  )U  fd^onen.  Später  moDen  iübifd^e  Sr« 
B&er  ben  oiblif d^en  ^uSbrud  „burd^'3  §euer  l^in* 
bud^el^  laffen"  (j.  39.  ßj.  20, 31)  fo  öcrftc^en, 
ha%  bie  betreffimben  ftinber  ^mifd^en  p)tx  tjfeuem 
Utten  l^inburd^fd^reiten  müfjen,  um  bamit  gleid^* 
im  bnrd^glül^t  unb  gereinigt  ^u  merben.  SlDein 
hk  betrcffenben  Knffll^rungen  in  ber  l^eiligen  @d^rift 


lönnen  nur  ben  @inn  l^aben,  ba^  bie  ÜRoIod^» 
Opfer  auf  bem  Soben  t)on  ^läftina  burd^  @d^Iad^* 
tung  ber  ffinber  unb  Verbrennung  ber  Seid^en  ge- 
fd^al^en,  maS  immer  bei  anberen  SSöIfem  mit 
glül^enben  ©ötterbilbem  gefd^el^en  fein  mag  (f. 
a.  93.  «a.  16, 20  f.  3f.  57, 5).  3)ie  ftinber  foHten 
auf  biefe  fficife  bem  ®otte  jum  gra^e  (63. 23, 37) 
bargebrad^t  unb  fo  feine  S^rftörungSluft  gefdttigt 
werben.  S)ie^  niar  baS  nömlid^e  ißerfa^ren,  mel* 
d^eS  Sbral^am  aI3  SJerfud^ung  gugemutbet  tourbe 
(®en.  22,  2. 12).  ©erabe  baS  gfurd^tbare  eines 
fold^en  SuItuS  fd^eint  bie  ber  Abgötterei  geneigten 
SSraeliten  befonberS  angezogen  gu  l^aben,  fo  ba^ 
fd^on  bad  mofaifd^e  (Sefe|  ben  ÜRoIod^Sbienft  auf  S 
©trengfte  öerbietet  (Seb.  18, 21;  20, 2  ff.).  ®leid^- 
\D6f)l  fingen  bie  Israeliten  bemfelben  fd^on  auf 
bem  SBüftenjuge  an  (3lm.  5,  26.  «pg.  7,  43); 
ob  fie  babei  für  SRolod^  ein  öl^nlid^eS  3^1t  toie 
für  Se^obal^,  ober  ob  fte  nur  ein  9ilb  beg  ©otteS 
unter  einem  Sd^Ieier  00er  bergl.  mitfül^rten,  mirb 
aus  ben  betreffenben  Seilten  nid^t  Har.  @aIomon 
gcftattete  unb  beförberte  ju  3erufalem  bie  93er« 
el^rung  9RoIod^  feinen  grauen  ju  liebe  (3  ftön. 
11,  5  ff.),  unb  fo  erl^ielt  fie  fid^  t^eilS  öffentlid^ 
gebulbet,  t^eilS  berftoblen  unter  ben  fpöteren  üb* 
nigen,  bis  SoftaS  energifd^  gegen  biefelbe  einfd^ritt 
(4  ßön.  23,  10) ;  inbefe  tonnten  oud^  feine  Se« 
mül^ungen  ben  9)toIod^Sbien[t  nid^t  fo  boüftänbig 
Unterbrüden,  ba^  er  nid^t  gegen  Snbe  beS  jiübif d^en 
9teid^eS  niieber  l^öuftg  geniefen  märe  (3er.  32, 35). 
%vid)  im  nörbH^en  ^eid^e  l^atte  biefer  greuell^afte 
guItuS  gingang  gefunben  (4  ftön.  17, 17.  g§. 
23,  37);  nad^  ber  dtüdfel^r  auS  99abel  aber 
tt)irb  feiner  leine  Snoäbnung  mel^r  getl^an.  (93gl. 
ÜKoöerS,  S)ie  «pi^önicier  I,  95onn  1841,  327  ff. 
342.)  [Äaulen.] 

SSomiers  (b.  ^.  ©auller),  ein  Aampf-  unb 
Spottname,  teeld^er  ben  auS  ben  proteftantifd^en 
fianbeSfird^en  ber  fran^öftfd^en  ®ä)tot\^  im  3a|re 
1818  auSgefd^iebenen,  metl^obiftifd^  bejm.  pietiftifd^ 
gefmnten  S)if  fibenten  §uerft  bom  aufgeregten  9Solfe, 
bann  aud^  balb  offtciöS  beigelegt  tt)urbe.  %m 
7.  October  1818  brad^te  nämlid^  bie  offtcieüe 
Feuüle  d'avis  de  Genäve  bie  Slnjeigc:  Di- 
manche  prochain  k  Femey-Voltaire  la  troupe 
des  mömiers  . . .  continuera  ses  exercices  de 
phantasmagorie,  jongleries  et  tours  de  force 
simples  (b.  b.  (Solfe.  3)ie  reformirte  Äird^e  ®enfS 
im  19.  Sal^r^unbert,  93afel  unb  ®enf  1862, 139). 
S)icfer  fribole  ffiij  genügte,  um  ber  fpöttifd^en 
93enennung  ber  neuen  religiöfen  !ßartei  dlgemehte 
Aufnal^me  ju  berfd^affen.  1.  S)ie  religiöfe  93e» 
toegung,  fotoeit  fiebon®enf  ausging,  l^atte  wei- 
ter ^urüdgreifenbe  SQSur^eln.  ßalbin  l^atte  bie 
fird^lid^-religiöfen  9Ser]^ä(tniffe  ©cnfS  im  Sinne 
eines  gefd^loffenen  tbcofratifd^cn  ©pftemS  georbnet, 
baS  im  17.  Sal^t^unbert  in  bollftänbigen  9lbfoIu« 
tiSmuS  ausartete.  3m  9SerIaufc  beS  18.  3a]^r« 
l^unbertS  aber  trat  eine  breifad^e  Steaction  bagegen 
ein :  eine  politifd^e  ber  93ürgerfd^aft  gegen  bie  biS= 
ber  aUein^crrfd^enbe  ?lri\tofcalvt,  ^xwt  '^%:c^^5öf5^- 


1759 


9Romter§. 


1760 


lic^'tl^eologifd^e  gegen  ben  ftarren  S)ogmQti§mu§ 
UTÜ)  vM\ä)  eine  fird^Ud^e  gegen  ben  WSl^erigen 
ejduPöen  Kl^arafter  ber  calöinif^en  Äird^e  — 
burc^  Sulöjlung  beS  beutfd^-Iutl^eritd^en  unb  eng« 
lifd^en  ©otteöbienfteS  unb  tl^eilweife  Steform  beS 
biS^engen  KuItuS.  fjfaft  gteid^aeitig  mod^te  Rd^ 
eine  pietiftifd^e  SRid^tung  geltenb,  als  3ean  be  Sa« 
babie  (f.  b.  «rt.)  üon  1659  an  religiöfe  «Prbat« 
öerfammlungen  ju  Italien  anpng  unb  in  ben  ^uge« 
nottenfriegen  bie  „^ropl^eten  ber  ßeöennen"  nad^ 
®enf  jld^  pd^telen  (1682—1702).  3m  %  1741 
tarn  Sinscnborf  nad^  ®  enf  mit  einer  pigergemeinbe 
t)on  etma  50  Seelen,  loeld^e  bei  feinem  Weggang 
nad^  3tt)ei  9Konaten  f  d^on  auf  600—700  ?ln]^änger 
angeniad^fen  toax  unb  bis  über  bie  9iek)oIutionS« 
jeit  in  ®enf  ftd^  erl^ielt.  SnbererfeitS  jog  in  ber 
jnieiten  ^älfte  beS  So^tj^unbertS  aud^  bie  fjfrei« 
geifterei  in  ®enf  ein.  S)ie  (ioxt^p^atn  ber  bama« 
Hgen  franjöfifd^en  Siteratur,  35oltaire,  b^SlIembert, 
Stouffeau,  ftanben  jial^relang  in  enger  Se^iel^ung 
gur  (^aloinSftabt  unb  übten  einen  fo  mäd^tigen 
Sinflu^  auf  bie  S^^^^^ung  beS  retigiöS-moraüfd^en 
SebenS  unb  S)enfen§  berfelben,  ba^  loeber  bie 
fd^iHembe  92atur))]^ilofo))]^ie  eines  Sl^arleS  Sonnet, 
nod^  bie  Compagnie  des  Fasteurs  mit  i^rer 
ftird^engett)alt,  nod^  ber  jfleine  Statl^  mit  feinen 
SWa^regeln  gegen  Slouffeau  —  befjen  „6mil"  unb 
Contrat  social  er  öerbrennen  Iie|  —  gegen  bie« 
elbe  etmaS  SBefentlid^eS  üermod^ten.  §ierburd&, 
ott)ie  burd^  ben  3uflu^  t)on  Seuten  auS  aOen  9ta« 
tonen  tourbe  ®enf  in  religiöfen,  poütifd^en  unb 
focialcn  Slnfd^auungen  eine  fel^r  gemifd^te  @tabt; 
ber  S3oben  toar  für  eine  „religiöfe  Seftauration" 
(^ietiSmuS  unb  SRetl^obiSmuS)  geebnet.  @d^on 
im  3. 1810  grünbete  Kantor  Soft,  SKitglieb  ber 
Sinjenborf^fdöen  Srübergemeinbe,  eine  ftar!  })ie« 
tiftifd^  gefärbte  „®efenfd^aftbertJreunbe"  unb  eine 
©onntagSfd^uIe,  „um  ber  3ugenb  üon  bem  §ei« 
lanbe  unb  feinem  §eile  ju  ergöl^Ien".  Sufolge  ber 
einbf eligen  ^altung  beS  SonftftoriumS  aber  löste 
id^  bie  ®efeufd^aft  1813  toieber  auf.  S)afür  er- 
deten in  bemfelben  3ö^re  nod^  bie  befannte  $ie« 
iftin  grau  öon  ftrübener  (f.  b.  3lrt.)  in  ®enf,  too 
jie  befonberS  mit  ber  Srübergemeinbe  unb  mit 
§.  S.  (impt^iai  in  Sejiel^ung  trat.  2e|terer  tourbe 
öeranla^t,  toieber  „fromme  Serfammlungen"  (be« 
f onberS  für  ©tubenten)  ju  öeranftalten.  ®ie  Com- 
pagnie 50g  il^n  bafür  ^ur  Seranttt)ortung.  SDaS 
©ignal  jur  Separation  gaben  feine  1816  inSaben 
erf^ienenen  „Setrad^tungen  über  bie  ®ottl^eit 
ßl^rifti,  ben  ©tubenten  beS  SlubitoriumS  ber  Sl^eo« 
logie  gewibmet".  ©ic  entl^ielten  bie  nid^t  unbered^« 
tigten,  aber  bitteren  Slnflagen  gegen  baS  $reS« 
b^terium  unb  bie  tl^eologif d^en  Seigrer  ber  Slfabemie, 
ba&  fie  ben  ®Iauben  an  biefe  d^riftlid^e  ^aupt« 
ttjal^rl^eit  mel^r  ober  toenigcr  aufgegeben  |ätten. 
3nfoIge  beffcn  würben  bie  rcligiöfen  fragen  im 
©inne  beS  rationalifirenben  ^reSbijteriumS  unb  ber 
pietiftifd^en  Drtl^obojie  auf S  Seb|aftefte  erörtert. 
Um  tiefe  Qtii  erfd^ien  in  ®enf  ber  fd^on  borl^er  in 
feiner  ^eimat  eifrig  towteribt  müVW^W'Saoxy* 


berprebiger  Stöbert  ^albane,  ber  burd^  feine  ^* 
öatüortröge  SWönner  toie  ®auffen,  3RaIan,  TOerlc 
b'«ubignö,  greberic  SRonob,  g.  ®uerS,  ^.  ^^t, 
Sl^arleS  Stien,  3ameS  u.  %  gur  „Sru^dbnia' 
brad^te.  SRalan  unb  SeOerier,  beibe  ^od^begom, 
fingen  als  ^ßaftoren  ber  9lQtionaIfird^e  in  glei^ 
ort|obo£«))ietiftifd^em  ©inne  su  )>rebigen  an,  fo 
ba^  bie  Compagnie  des  Fasteurs  ben  8.  SRoiboS 
Steglement  gu  erlaffen  fid^  bemogen  fül^Ite,  wä' 
d^eS'bie  ^rebiger  ber  ®enfer  ftird^e  t)cq)flid^: 

1.  über  bie  Sßeife,,  tt)ie  bie  göttltd^  9totur  (!)  mit 
ber  !perf on  3efu  bereinigt  fei ;  2.  über  bie  6rt» 
f ünbe ;  3.  über  bie  ^rt  ber  Sßirlfomfeit  ber  ®nabe 
unb  4.  über  bie  ^röbefünatbn  tpeber  in  einer 
gangen  $rebigt  nodg  in  einem  Steile  einer  \oU 
d^en  fid^  auSgufpred^  ÜRan  todfüt  bamit  ein 
^ttel  annienben,  meld^eS  man  in  religiöfen  9Btr> 
ren  oft  berfud^t  l^atte,  meld^eS  aber  nie  Don  &* 
folg  tüox.  3lud^  bie^malrief  eS  auf  ortj^oboser 
unb  metl^obiftifd^er  ©eite  lebl^aftefien  SOSiboft^rud^ 
]^ert)or.  3m  «uguft  1818  confHtuirte  ftd^  eine  (Sk- 
meinbe  oon  „® laubigen''  unter  ber  Seitung  Steio- 
nelS,  $9tS  unb  ®eaut]^ierS.  9Eein  bolb,  Be- 
fonberS feit  ber  Serufung  &(\ptt)ta^',  xdqx  W^ 
®emeinbe  l^eftigen  Angriff en  ber  öffentlid^enSJW« 
nung  unb  ber  aufgeregten  ^enge  auSgefe|t  SRo* 
mierS,  SOtetl^obiften,  ^ßuritaner^  ObfcurantentmnDi 
ben  aUgemeine  ©{)i^namen.  92ad^bein@^efar9Mm 
am  6.  Stobember  1818  megen  feiner  (ort^obos- 
pietiftif  d^en)  $rebigten  unb  toegen  Srrid^tung  einer 
©onntagSfd^uIe  abgefegt  morben  toar,  erbaute  er 
1820  eine  eigene  StaptUt  unb  fül^rte  fomit  factifi| 
bie  Trennung  ein,  nienngleid^  er  mieberl^olt  erflarte, 
ba^  er  ber  Stationalfird^e  angel^öre.  ^efe  Srus* 
bungen  riefen  l^eftige  literarif d^e  gFel^ben  l^or,  in 
benen  $aftor  Sl^enebiäre,  2)iobati  unb  bor  Soie 
®renuS  für  bie  Sompagnie,  ber  SBaobtlänber 
Kurtat,  ber®enfer®allanb,  S)iaconin99em,  Soft 
^albane,  ÜRalan  u.  %  für  bie  JHrd^e  ber  Srtt)edEten 
in  bie  ©d^ranfen  traten.  SMe  „Srtt)edung  md) 
Soangelifation"  griff  aud^  in  bie  benad^boiteB 
jtantone,  nad^  f^franfreid^,  Slfa^,  unb  nad^  ©tif* 
tung  ber  Sociötö  des  missions  öyang^ques 
continentales  (1827)  felbfi  in  ben  Orient 
(Dbefja)  über. 

3n  Segiel^ung  auf  Organif ation,  inneres  Sebcn 
u.  f.  tt).  ber  neuen  jKrd^e  l^at  man  gunfd^  ber 
®emeinbe  öon  g9ourg«be«gfour,  fpäter  (1839)  be 
la  ^elifferie,  unb  berjenigen  9RaIanS  gu  unter« 
fd^eiben.  ßrftere  [teilte  als  $rinci)rien  beS  Se* 
meinbelebenS  auf:  1.  bie  ©d^eibung  ber  iKsto 
®otteS  Don  ber  SBelt  (ben  Ungläubigen),  mb 

2.  bie  Sinrid^tung  beS  ®emeinbeIebenS  nod^  bem 
Sud^ftaben  ber  ©d^rift  unb  bem  ÜJhifter  ber  apo' 
tolifd^en  ®emeinben.  S)ie  Orgonifatüm  baute 
id^  auf  ben  ®runb[ä^en  beS  fd^ottifd^  (hnptp 
gationaliSmuS  unb  beS  ^erml^utertl^umS  cotf .  3« 
ber  Seigre  griff  man  auf  bie  Ortl^obosie  Soltrinl 
gurüd;  inbe^  mad^te  ftd^  balb  oud^  ber  Arminia* 
niSmuS,  fpöter  aud^  ber  3rt)ingianiSmuS  unb 
^(xtbtiSmuS  geltenb.  SHe  ^afbration  toar  gnn 


1761 


SJlotnterS. 


1762 


Stoede  ber  Srtoedhing  eine  tnögßd^ft  perfönlid^e; 
in  ber  S)i8ctpltn  toar  man  jicmlid^  [trengc,  for» 
berte  bie  SoSfd^öIung  t)on  ber  SBelt  unb  ^uSgetd^« 
mmg  im  Seben  Dor  bem  toeltförmigen  Sl^riften« 
tl^um,  idqS  natürlich  nid^tl^tnberte,  ba^  mand^mal 
j^  ^Bä^mä^t''  in  bie  ©efeUfd^aft  ftd^  mifd^ten, 
bie  nac^  nu^Iofen  äßeifungen  fc^Iie^id^  ej^commu* 
nidrt  »urben.  3m  Sultu§  (ilbete  bie  ^onntög« 
n^)  gfeier  bed  Slbenbmal^lS  bie  ^ouptfad^e ;  bie 
$rebigt  trat  babei  mel^r  ^urüd,  unb  eS  mürben 
eigene  ^ebigtftunben  eingefe^t.  Sine  Xrauung 
in  notionalürd^ßcl^em  @inne  fanb  nid^t  mel^r  \iatti 
nad^  bem  SiDtlocte  betete  bie  ©emeinbe  für  bie 
ßl^Ieute  um  ben  göttlid^en  @egen.  S)agegen  mürbe 
bie  Salbung  ber  jhanfen  mit  Oel  bur^  bie  Siel» 
teßen  eingeführt.  S)ie  ©emeinben  traten  burc^ 
6orref))onben}en  unb  fpöter  (1828)  burd^  Son* 
f ctenjen  mit  einanber  in  naivere  SSejicIung.  -—  9Wa» 
Um  l^e  mit  feiner  ®emeinbe  im  SBefentlid^en  ba§ 
3iel  im  9uge,  ba3  firc^Iid^^religiöfe  Seben  auf  bie 
Sd^e  unb  3)i§ci))Iin,  meldte  taMn  ^u  ®runb> 
pfeilem  feiner  JKrd^e  gemad^t,  surüd^uful^ren,  unb 
er  betrod^tete  feine  ©emeinbe  al§  bie  5U  Siedet  be« 
fffi^enbe  ber  alten  ©enfer  JKrd^e,  mal^renb  bie 
atntionalürd^e  im  3ufianbe  be§  ^bfaSS  ftd^  be- 
hibe.  Sie  neuen  ©emeinben  regten  inbe|  tro| 
oer  geringen  3ö^^  i^ter  Sefenner  (200—300  jebe) 
an^  bie  9tationalfird^e  bielfad^  5U  neuem  fieben  an; 
me^  nod^  O^f^^  bie^  in  ber  ^eriobe  ber  brei^i» 
ger  vxfb  t)ierjiger  Saläre.  3m  3. 1831  grünbeten 
ncmt  ^eöangetifd^"  geflnnte  SWönner  bie  ©öangc» 
Hfd^  ©efeQfd^aft  meldte  aföbalb  bie  ©rünbung 
einer  freien  unb  ortbobo^en  tl^eologifd^en  @d^ule  in 
SnSfid^t  nal^m.  2)a  ba§  Sonftftorium  ber  9iatio* 
noffin^  biefeS  aU  birecten  Angriff  auf  ftd^  Uixai)' 
im  ma^tt,  beantmortete  e§  ba§  Unterfangen  mit 
9DMr|ung  t)on  @aujfen,  SRerleb'^ubigne  unb  ®aU 
Um,  bie  biSl^er  ^afloren  ber  92atii)nal!tr  d^e  unb  je^t 
Setter  ber  Soangelifd^en  ©efellf d^aft  maren.  Sediere 
gdtabete  toeiter  baS  Oratorium  (1834),  eröffnete 
1832  bie  tl^eologifd^e  @d^ule,  an  ber  ^uerft  Steiger 
(nent€flamenHi(§e  6scgefe),  TOerle  b'Slubigne  (ftir« 
dhngefd^d^te),  ©aUanb,  (Sauffen  (S)ogmatiO  unb 
tf&Uimt  (9llte8  Sejtamcnt)  lehrten,  ßbenfo  eifrig 
oeMeb  bie  ©efellf d^aft  bie  SoI))oriage  Don  93i6eln 
wob  Xradötd^en  unb  bie  ßoangelifation  burd^ 
Srebiger  unb  fiel^rer,  befonberS  im  fatl^olifd^en 
^ranbeid^.  SDie  SlcgierungS«  bcjm.  SSerfaffungS» 
dnbemng  Snbe  1842  önberie  am  SSerl^öItni^  ber 
neuen  ©emeinbe  §ur  92ationaIfird^e  unb  ^um  Staate 
nid^,  bogegen  fül^rte  ber  Sieg  be§  !Rabicali§mu§ 
tnmt  7.  October  1847  nid^t  nur  eine  9teorgani« 
fotion  ber  92ationaIfird^e,  fonbem  mittelbar  aud^ 
bie  fonfRtuirung  ber  „eöangcUfd^en"  ffird^c  l^er« 
beL  Se^tere  erfolgte  im  Slugujt  unb  September 
beS  SabreS  1848,  bcfonberS  auf  antrieb  be§ 
IL  33em.  be  SBatteöiBe  bc§  $ortc§.  ®ie  9?cr- 
onläffung  ba§u  bot  bie  Dom  @ro^en  S^atl^e  pro» 
ddntirie  Sefenntnifelofigfeit  ber  5lationaIfird^c. 
9bd^  ber  ©onjlitution  ber  ©iffibenten  bilbet  ba§ 
Srfeiuüiii^  an  Seigneur  Jesus,  comme  notre 
'Siftd^enlfCieon.  ym.  2.  STu^. 


unique  et  parfait  Sauveur  —  une  profession 
serieuse,  c'est-ä-dire  une  profession  que  ne 
demente  point  la  vie  du  candidat  (Ouers,  No- 
tice historique  sur  l'Eglise  övangölique  libre 
de  Genöve,  Geneve  1875)  bie  ©runblage  ber 
neuen  ftird^e.  Um  iKitglieb  berfelben  gu  fein, 
mu^te  Siner  perf önlid^  feinen  SBritritt  auSfpred^en. 
9Ran  erflärie  in  einem  gleid^jetügen  SWanif eft,  ein 
il^eil  ber  reformirten  Konfeffwn  fein  unb  bleiben, 
aber  eine  JHrd^e  l^aben  gu  moQen,  bie  rein  fei  in 
il^rer  Seigre,  frei  in  il^rer  Seitung  unb  auS  mirf« 
lid^en  ©laubigen  befiele.  S)a8  93elenntni^  baftrie 
man  auf  bie  brilige  Sd^ft  unb  bie  f^mbolifd^en 
Sd^riften  ber  Deformation  unb  formulirte  eS  in 
16  «rtifeln.  Sd^on  im  ©ecember  1848  fd^ritten 
107  actiDe  ©lieber  ber  ftird^e  sur  SBal^l  eine? 
9lelteftencottegium§  Don  20  SMitgliebem.  SBier 
ftönbige  @ommifflonen  forgen:  1.  für  benSuUuS, 
2.  für  bie  Seelforge,  3.  für  bie  SSermaltung  unb 
4.  für  bie  ©Dangelifation.  3m  3. 1873  mürbe  biefe 
Eglise  evangölique  libre  Don  ©enf  (Stabt  unb 
ftanton)  in  12  ^Pfarreien  eingetl^eilt,  beren  jeber 
ein  9leltefler  Dorftel^t  unb  beren  fämmtlid^e  SÖHt« 
glieber  jäl^rlid^  ^ur  @eneralDerfammlung  }ufam« 
menberufen  »erben.  S)iefer  ftebt  bie  xBal^l  ber 
Slelteften,  ber  2)iener  be§  SBorie§  (Prödicateurs 
im  Unterfd^iebe  Don  Non-Predicateurs  =  Saien» 
ölteften)  unb  ber  S)iaconen  gu.  Se|teren  ift  bie 
Sorge  für  bie  Firmen  ouDertraut.  3ebe8  3lmt  mirb 
übertragen  burd^  ^anbauflegung  unter  ®ebet.  S)ie 
orbentlid^e  ftönbige  SJermaltung  fül^ri  baS  $red« 
bQterium,  baS  ba|er  eigentlid^e  jjird^enbel^örbe  ift. 
S)ie  SSermaltung  ber  Semporalien,  bie  caxü  frri« 
minigen  ®aben  beftel^en,  fül^ri  eine  eigene  Som« 
miffion.  S)ie  ©iöciplin  toirb  burd^  3wred^tmeifung 
in  brüberlid^er  Siebe  aufredet  erl^alten;  fd^merere 
g^öUe  entfd^eibet  ba§  ^reSb^terium.  ^l§  Sacra« 
mente  gelten  Saufe  unb  Slbenbmal^l;  bie  ftinber» 
taufe  ift  Siegel  jebod^  nid^t  obligatorifd^ ;  le|tere 
SSeftimmung  ift  al§  eine  fd^on  frül^er  (1824) 
gemad^te  ßonceffton  an  bie  Saptiflen  ju  betrad^« 
ten.  SefonbereS  ©emid^t  toirb  auf  ben  SleligionS» 
unterrid^t  gelegt  unb  berfelbe  tbeilS  in  Sonntags« 
fd^ulen,  t]^eil§  al§  JJated^umenenunterrid^t  unb  tbeilS 
al§  ein  allgemein  Dorbereitenber  eril^eilt.  ®iefe 
g^reUird^e,  b^rauSgetoad^fen  auS  bem,  toa§  fpöt« 
tifd^  auerft  SWomieribum  genannt  mürbe,  aber  mü 
jenen  erften  ©eftaltungen  fld^  bei  SBeitem  nid^t 
mel^r  bedtt,  erfreut  fid^  eines  jiemlid^en  SCBad^S- 
tl^um§,  befonber§  in  ben  f^b^txtn  Sd^id^ten  ber 
©efeflfd^aft.  SBäbrenb  im  3. 1849  ben  Untcrrid^t 
157  ffinbcr  bcfud^ten,  maren  e§  1891  ungefäbr 
1100;  bieSal^l  ber  ermad^fenen  TOitglicber  betrug 
521  mit  5  ^rebiger«9lelteftcn,  13  Saien«9lelteften 
unb  7  SDiaconen  an  ber  Spi^e. 

2.  ®ie  foeben  befd^riebcne  religiöfe  Semcgung 
unb  Separation  DoUjog  fid^  faft  gleid^^eitig  au^  im 
ffantonSBaabt.  ®icfe§  frül^ere  Untcrtbanenlanb 
93em§  mar  burd^  le^tereS  reformiri  unb  in  religio« 
fer  Sejicbung  ftet§  mittels  eine§  ftanen  Staats« 
fird^entl^umS  beV^*^^  xo;y&^.   'ftwc^  w^R«!«. 


1763 


SBlomictS. 


1764 


auf  bicfcm  ©ebictc  ofyat  ^ntifteS  unb  ©^nobc, 
\a  ol^nc  cigcntlid^en  ffird^cnrotl^.  3)icfc§  ©taotS» 
üri^cntl^um  blieb,  nad^bcm  SBoobt  fclbftänbigcr 
jtanton  ber  @ibgenof(en{d^Qft  geworben,  unb  aud^ 
btc  SScrfaJfung  öon  1831  änbcrtc  ntd^tS  an  bicfcm 
SScrl^ältnife,  dbtodijii  ftd^  bei  ber  Scwegung  öon 
1821  ba§  Verlangen  nad^  9lcnbcrungcn  im  ©innc 
größerer  greibcit  ber  Äird^e  entfd^ieben  geltenb 
gcmad^t  l^atte.  ©egenüber  ber  fird^lid^^rationa« 
liftifd^en  ^erflad^ung,  bie  aber  im  SBaabtIanb  nid^t 
ben  ®rab  loie  in  @enf  eneid^te,  ma^kn  fid^  fd^on 
in  ben  Salären  1810—1820  öon  ®enf  au8  unb 
öon  (Seiten  englifd^er  SWetl^obiften  95erjud^e  gu 
pietiftifd^«met]^obiftifd^er  ßrttjedtung  geltenb.  S)ie 
©d^riften  ber  grau  ö.  (Sut)on,  bie  Sl^ätigfeit  ber 
tJrau  ö.Ärübener  unb  ber  SKetl^obiftin  Se5en9on, 
an  beren  Sibelftunben  auä)  3:|eoIogen  tl^eilna^* 
men,  fowie  bie  Konöentifel  eines  })olni}d^'=rufii= 
fd^en  ®rafcn  in  Sourg  be  Saufanne  l^atten  bie|« 
bejüglid^  bebeutenben  SinfKu^.  3m  3. 1814  con« 
ftituirte  fid^  unter  fieitung  öon  ^rofeffor  3)aöib 
SeDabe  bie  Societe  biblique  unb  faft  gleid^geitig 
bie  Societe  des  Traites,  beren  @eele  ba§  fel^r 
))ro))aganbiftifd^e  fjfröulein  ^nna  ®reat)e§  tt)ar. 
9lud^  Stöbert  ^albane  mirfte  einige  3^it  in  Sau» 
fanne  im  ©inne  ber  grwedfung.  ®a  ber  waabt» 
iönbifd^e  ßleruS  Dielfad^  nod^  ortl^obo^er  unb  Don 
bem  gleid^gefinnten  Surtat  gefül^rt  mar,  fo  [teilten 
fid^  öon  biefer  Seite  anfänglich  ber  neuen  Se» 
toegung  feine  ginbemiffe  in  ben  SBeg.  3in  Segen» 
tl^eil  brad^en  6urtat  unb  fein  KleruS  1817,  als 
bie  ©enfer  Sompagnie  baS  obengenannte  berüd^» 
tigte  Seglement  öom  3.  9Rai  erliefe,  mit  berfelben 
ben  fird^lid^en  SSerfel^r  ab.  SlS  aber  einige  !pa» 
ftoren,  öon  ber  ©enfer  (Srtoedfung  beeinffufet,  eigene 
G^onDentifel  bilbeten,  mie  9tob.  Sl^atelanat  unb 
Srouffon  au  ?)t)erbon  (1821),  TOalan  au  Molle, 
unb  nun  öon  ber  ffanael  l^erab  bie  ©rtoetfung  })re« 
bigten,  ba  traten  ßurtat  u.  91.,  fomie  bie  Wabemie 
energifd^  gegen  biefe  SonDetitifel  auf.  S)aS  Solf 
mar  im  @rofeen  unb  (Sanaen  ber  neuen  Semegung 
Don  Einfang  an  feinblid^,  unb  ber  Staatsrat)^  ging 
balb  fo  toeit,  bafe  er  bie  S)iffibenten  in  officieDen 
Kriaffen  TOomierS,  Q^anatifer  unb  äl^nlid^  benannte, 
fo  bafe  biefe  ©))i^namen  im  SBaabtlanbe  nod^  Diel 
allgemeiner  als  in  ®enf  mürben.  3ut  9l})ril  1822 
tourbe  gräulein  (SreaDeS  mcgen  il&rer  metl^obifti« 
fd^en  Umtriebe  auSgemiefen,  1823  DliDier  ^afteur 
tu  ßoffona^  Dom  Staatsrat)^  megen  SSeranftaltung 
befonberer  SSetftunben  abgefejt.  Qu  S'3Sle  unb 
Slubonne  fam  eS  au  ftürmifd^en  ©cenen  gegen  bie 
Oratorien,  maS  bie  ermedten  ^rebiger  als  6in= 
griffe  in  il^r  ^auSred^t  anfallen,  möl^renb  bie  ß ir» 
^enbel^örbe  unter  ßurtatS  Seitung  ben  Unrul^en 
babur(|  ein  6nbc  au  mod^en  glaubte,  bafe  fie  bie 
nid^t  öffentlid^en  fird^lid^cn  SSerfommlungen  Der» 
bot.  S)er  ©tootSratl^  aber  erliefe  gegen  bie  3Ko= 
mierS  ein  Kircular  an  bie  Q^riebenSrid^ter,  bafe  fie 
amar  nid^t  in  bie  religiöfen  S)iScufftonen  fid^  ein» 
mifd^en,  aber  bie  au  SRed^t  beficl^enbe  (fird^lid^c) 
Orbnung  unb  ben  td\gv%xv  ^xiAwv  vs\\t  allen 


SJlitteln  il^rer  SImtSgemalt  unb  i^reS  StnflufjeS 
aufredet  erl^alten  follten.  Unter  bem  ©nbrudt  fol« 
d^en  SJorgel^enS  bilbete  ftd^  bie  erfle  eigentlüj^ 
Trennung.  DDiDier,  Kl^aDanneS  unb  SuDct  traten 
am  26.  S)ecember  1823  auS  ber  ©taatSftrd^  an§, 
9tud^aa  unb  fJfiDaa  mürben  Don  ber  Sßaftürenl^ 
geftrid^en.  2)aS  ®efe|  Dom  9J2ai  1824  l^ieü  bie 
biSl^erige  lird^lid^e  Orbnung  (Ordonnances  ber 
noises)  aufredet  mit  Unterbrüdfung  jebcS  3)ifji« 
bententl^umS.  S)iefeS  SJorgel^en  ber  ©taatsbe^öäe 
(unb  ber  9lfabemie)  Deranlafetc  eine  fd^arfe  Äritif 
Don  ©eiten  SinetS,  Sa  ^arpe'S,  ÜJlonobS  (in  ben 
Archives  du  Christianisme)  u.  9L  Sie  Wx' 
fungen  beS  ®efe^eS  maren  1^5(|ft  itbtnXiiä^tt  92a' 
tur.  3n  93eDe9  fam  eS  au  gjceffen  gegen  $a|br 
Keul^aa,  ber  f ogar  nad^l^er  burd^  gcrid^tlid^eS  Ui« 
tl^eil  aus  bem  jjanton  Dermiefen  mürbe;  ebenfo in 
9lubonne  unb  ^oerbon  (gegen  ©1^.  S^eDele^,  9ht» 
berpfem  unb  ÖJenoffen),  ebenfo  in  TOoubon,  in 
Saufanne  felbft  (gegen  baS  Oratorium  im  fKotfe 
MiDier),  1826  unb  1827  aud^  in  Sej  unb  6t 
3:r^pl^on,  1828  in  Sutr^  unb  mieberum  in  Dtw> 
bon  unb  Saufanne,  ©leid^mol^l  mad^te  bie  & 
medfung  Sortf d^ritte.  3n  SeDe^  entftanb  bie  eijie 
Sifftbentengemeinbe,  im  3. 1826  im  9lnfd^Iufe  an 
@enf  bie  Societe  biblique  auxlliaire,  ebenfo  Ine 
Societe  des  missions  evangeliques  in  Saufanne 
unter  Seitung  Don  TO.  ©.  %f)oxaa^.  ®ie  Sbetn 
93inetS  über  bie  grei^eit  ber  Jhrd^e  fanben  intniet 
mäd^tigemSBieberl^all.  3m3.1828befd^öftigtefui 
ber  ©rofee  Satl^  lebl^aft  mit  ben  „©ectirem*.  3« 
3. 1 830  aber  tourbe  bie  biSl^erige  Megierung— ni^t 
ol^ne  ©influfe  ber  SDifftbenten  —  ö^P^^;  1*^^ 
brad^te  bie  neue  SSerfaffung  nid^t  bie  gemünfd^tra 
99eftimmungen  au  ©unfien  txn^  freiem  9M^' 
niffeS  Don  jfird^e  unb  ©taat,  fonbem  le^tereS  foSle 
nad^  §  9  ber  Serfaffung  burd^  ein  innerl^  a^ 
3al^ren  au  erlaffenbeS  ©taatSgefe^  geregelt  media 
gin  fold^eS  erfd(|ien  im  3.  1839  (14.  S>ec);  ober 
toeit  entfernt,  ber  ßird^e  eine  felbftdnbigere  Stri« 
lung  au  getoöl^ren,  gab  eS  Dielmel^r  bie  l^elDetif^ 
Sonf effion  als  bisherige  SaftS  ber  maabifanbifi^a 
ref ormirten  JKrd^en  ))reiS  unb  erf e^te  fie  bunl^  eise 
Dage  SSeftimmung,  meldte  bie  ^rebiger  Det^^fTu^ 
tete,  baS  SBort  @otteS  in  feiner  Steinl^eit  unb  Us* 
Derfel^rtl^eit,  f o  mie  eS  in  ber  l^eiligen  ©d^rip  eot> 
l^alten  ifi,  Dorautragen;  bieSontrole  l^ierüberote 
tourbe  toieber  einer  ftaatlid^  befteHten  Juiy  de 
doctrine  übergeben.  3llS  Sorgen  beS  (S^eteS 
ftellten  ftd^  literarif d^e  ffäm^)fc  ein ;  SBumier,  Ä. 
SSinet  unb  anbcre  (Seiftlid^e  reid^ten  il^re  £nt« 
laffung  ein,  ol^ne  aus  ber  Stationaßir«^  ou^rda 
au  tooHen.  6S  folgten  bie  Sreigniffe  ber  Dteraiger 
Saläre  unb  bamit  bie  ©d^eibung  ber  grofeen  i^ 
tifd^en  ^Parteien  ber  ©d^meia ,  im  Sßaabtlonb  bie 
9ieDolution  Don  1845,  meldte  bie  bejte^enbe  Se* 
gierung ,  toeil  fie  in  ber  Sefuitenfroge  m(5t  m 
©inne  ber  Siabicalen  genügenb  energif^  ©idbng 
nal^m,  burd^  eine  rabicale  (mit  bem  Raupte  ©tue») 
erfc^te.  3«  bemffampfruf:  A  bas  les  JesiriteBl 
gefeilte  fid^  ber  anbere:  Abaslesministresl  Altf 


1765 


anomierS. 


1766 


les  Mömiersl  (Monastier,  üne  vue  de  jadis 
54);  eS  folgten  bcbauernStocrtl^cScencn  unb  Sn» 

Siffe  auf  bic  Oratorien  in  fiaufarinc,  $ull9,  9liglc, 
ran.  Stnfiattbenfelbenmirijam  entgegenzutreten, 
uerbot  ber  Staatsrat)^  am  15.  3Rax  bie  religtöfen 
^jirUxitDerfammlungen,  U^vo.  entzog  il^nen  jieben 
SRe(i^t§|4u^  Sem  gegenüber  trat  eineSerfammlung 
ber  (Seipd^en  gu  Saufanne  (24.  Tlai  1845)  mit 
einem  SRemorial  an  ben  ®ro|en  Statl^  für  bie  fjfrei- 
1^  beS  CuUuS  unb  ©emiffenS  in  bie  Sc^ranfen; 
221.®eiftlid^  l^atten  unterjeid^net,  biele  t>on  bem 
(Sefid^tdpunft  cax^,  man  foQe  ftd^  ber  Oratorien 
oraul^men,  gerabe  um  bie  Reparation  su  t)er" 
^üten.  S)er  bom  ®ro^en  Statl^  gegebene  ©efe^eg» 
cntmurf  mieS  ben  (Staatsrat)^  an,  allen  (Seiftli^en, 
iD€ld^e  anbem  als  ben  bom  ®efe|e  für  ben  6ul« 
ins  in  ber  9tationaIfirc^e  beftimmten  @otte§« 
bienfl  leiten,  bie  ftaatlid^e  93ef olbung  p  ent^iel^en. 
Ueberbie^  mürbe  mit  ^inblid  auf  bie  religiöfen 
$ritKitt)erfammIungen  ein  ^rtifel  ^u  ©unften  ber 
SffodotionSfreil^eit  in  ber  Seratl^ung  auSbrücüic^ 
nenoorfen.  S)ie  Sumutl^ung,  ba|  eine  biefeS  ®e« 
fc|  empfel^Ienbe  $rocIamation  bon  aEen  ^an^eln 
tierlefen  merben  folle,  miefen  40  ©eiftlid^e  fofori 
»tnid;  ba  bie  jnrd^enbel^örbe  biefelben  bon  Sie* 
ocUbn  freifprad^,  ber  Staatsrat)^  aber  auf  fürgere 
ober  längere  3«tt  fie  fuSpenbirte  (3. 5Roöember), 
ttid^ten  infolge  einer  Seratl^ung  ber  ©eiftlid^en  su 
Saufanne  t)on  225  bort  Slnmefenben  185  il^re 
Semif {bn  ein.  Obgleid^  bie  fjforberung  be§  Staats* 
taüfö,  bie  (Seip^en  müßten  jiebe  $rodamation 
bcS  Staates  bon  ber  jfan^el  t)erlefen,  eventuell 
t5iine  ber  Staatsrat)^  biefe  SJerlefung  t)on  ber 
Pdn}el  burd^  einen  feiner  ^Beamten  t)on§ie]^en  laffen, 
md^  ber  ttxiabtKhtbifd^en  ©efe^gebung  ol^ne  |eben 
fed^Iid^en  ^alt  mar  (ogl.  ©areiS  u.  3om,  Staat 
imb  ihrd^e  in  ber  S^mei),  3üric^  1878,  U, 
241  f.),  bel^orrte  bie  Sel^örbe  boc^  auf  bem  ein* 
genommenen  Stanbpunit,  oerfud^te  aber  ^unöd^ft 
tUBcä^  einen  milbem  Srla^  bie  S)emifftonirenben 
mc  S^xuinaf^mt  \fyctt  ßntlaffung  ^u  beftimmen. 
Stioa  40  folgten;  bie  gro^e  ^nel^rjoi^I  aber  (147) 
M^arrte  auf  ber  S)emiffu)n^  unb  nur  99  ©eift» 
lUfyt  Derblieben  ber  StationalKrd^e.  S)en  Uebrigen 
imtrben  alle  geiftlid^en  Functionen  unterfagt,  fo 
ba|  in  ber  ^ftoration  sunöd^ft  ein  nid^t  geringer 
fRoflßanb  eintrat,  ^e  S)emiffionirien  aber  mad^« 
ien  ^d^  balb  (9tot)ember  1846)  an  bie  Sonftitui» 
nmg  einer  ,,3freien  etxmgelifd^en  Jhrd^e'';  biefelbe 
ccfolgie  t)on  tixoa  40  ©emeinben  am  12.  SOflör^ 
1847  burd^  Snnal^me  ber  t)on  ^rofeffor  Sl^appuiS 
faifpirirten  JKrd^enDerfaffung,  bie  in  ben  ^rin» 
d^en  unb  ©runb^ügen  berienigen  ber  ©enfer 
gfceien  i^ird^e  entfprid^t  (SBorilaut  bei  ©areis  unb 
Som  0.  a.  D.  S.  LXXXÜ  ff.).  SDie  balb  nad&« 
^  tm:fammelte  SQuobe  fül^rte  nod^  bie  S)etail« 
oiganifation .  burd^  unb  befd^Io^  bie  ßrrid^tung 
eiwnr  felbfiönbigen  tl^eologifd^en  Sd^ule  su  Sau- 
ftmne,  meld^  feitbem  mit  ad^t  $rofe{foren  für  baS 
Qkfmnmtgebiet  ber  Xl^eologie  eingerid^tet  ift  unb 
fetS  eine  bebeutenbe  Sfrequens  aufmeiSt.  Son  ber 


SebenSföl^igfeit  ber  neuen  JHrd^e  geugt  aud^  il^r 
^erfonalbeftanb,  ber  im  3. 1890  in  42  ©emein» 
ben  4248  eingefd&ricbene  SKitglieber,  613  ftate- 
d^umenen,  145  SKitglieber  ber  Si^nobe,  49  ^• 
ftoren  unb  10  ßtHmgeUften,  377  Saufen  unb  125 
Sl^efd^lie^ungen  aufmeist.  Sieerl^öltfid^  auS  freien 
®aUn  unb  baute  bis  }u  genanntem  S^ttpunlt 
über  30  jtird^en  unb  Setföle.  Sie  SJlitgliebfd^ 
ber  Jhrd^e  ift  aud^  l^ier  burd^  bie  Abgabe  einer 
formellen  3uftimmungSer!Iörung  gur  SonfKtution 
bebingt.  3m  Uebrigen  fmb  bie  Sejtimmungen  ber 
(entern  meitl^ergiger  als  bie  ber  ©enfer  Jhrd^e.  SBöl^ 
renb  bie  StaatSbel^örbe  aud^  nad^  Sonfütuirung 
biefer  freien  ffird^e  fte  nod^  mieberl(|olt  ma^regdn 
5u  muffen  glaubte,  griff  in  ben  legten  gmei  2)e- 
cennien  bei  fßolt  unb  Sel^örbe  eine  milbere  ^uf^ 
faffung  unb  bamit  größere  Stulpe  $Ia|,  obgldd^ 
bie  bermalen  l^öd^ft  ungutre^enbe  Benennung  9Ro" 
mierS  nod^  immer  gel^ört  mirb. 

3.  ^nberS  alS  in  Sßaabt  unb  ©enf  Derl^ält  eS 
fid^  mit  ber  grden  eoangelifd^en  jKrd^e  9ieuen« 
b u r  gS  (Eglijse  evangelique  neuchäteloise  in- 
dependante  de  l'Etat).  Sie  ift  nid^t  tt)ie  bie 
genannten  JKrd^en  in  faft  continuirlid^er  Sntmidf- 
lung  aus  metl^obiftifd^  •  {)ietiftif d^er  Separation 
l^erauSgemad^fen,  fonbem  in  einem  einmaligen, 
aDerbingS  Uüttn  jfampfe  gegen  ben  ftaatSfird^» 
lid^en  9tabicaIiSmuS  eniftanben.  3^^^  l^atte  bie 
metl^obiftifd^e  ^ropaganba  feit  ben  gmanjiger 
Salären  unb  befonberS  feitbem  bie  SRifftonSgefdl« 
fd^aft  in  ©enf  (1827)  in  Sßirffamfeit  getreten,  aud^ 
^ier  il^re  Slbleger,  unb  eS  l^atten  fi(|  auf  ©runb 
biefer  göangelifation  1830—1831  brei  Heinere 
freie  (b.  1^.  t)on  ber  9iationaIfird^e  unabl^öngige) 
©emeinben  gebilbet,  benen  ber  Spi^name  SRomierS 
natürlid^  nid^t  erfpari  blieb.  2)iefe  aber  fd^Ioffen 
jtd^  ber  Sonftitution  ber  Eglise  independanie 
nid^t  an,  als  biefe  infolge  beS  jebeS  fir^Iid^e  Se» 
tenntni^  fomol^I  für  9Ritg(iebfd^aft  ber  Stationol* 
fird^e  als  für  ISelleibung  eines  geiftlid^en  3ImteS 
aufl^ebenben  JHrd^engefe^eS  t)om  Seigre  1873  auS 
ber  SanbeSfird^e  auSfd^ieb  unb  fofort  nad^  bem 
SSorbilb  t)on  SBaabt  einen  dgenen  Jnrd^euDerbanb 
t)on  22  ©emeinben  unb  8195  mal^Ibered^tigten 
SRitgliebem  nebfl  einer  freien  tl^eologifd^en  Sacul* 
tot  bilbete. 

4.  SuS  ber  met]^obiftifd^»pietifti|d^en  ^ropa« 
ganba  ©enfS  (besm.  SßaabtS)  fmb  au^  bie  gfteien 
et)angelifd^en ©emeinben  beS  JfantonS  Sern  l^er« 
üorgegangen.  3)ie  in  ben  jtoangiger  Salären  ent» 
tanbene  Semer  ©emdnbe  mürbe  juerjl  fel^r  Der» 
blgt,  il^r  §aupt  ö.  5Robt  gefangen  unb  auf  längere 
3rit  öerbannt;  erft  öon  1832  an  fonnte  fle  fid^  freier 
entmidfeln  unb  bie  @t)angeIi(ation  oud^  in  ben  übri- 
gen Sl^eilen  beS  ffantonS  betreiben,  fo  ba^  smi» 
jd^en  1835—1840  ©emeinben  inSJurgborf,  Song« 
nau,  ÜKünftngen,  Sl^un,  Steffisburg,  ©rabmatt 
u.  f.  m.  entftanben,  bagu  nod^  anbere  med^felnbe 
SSerfammlungSorie,  bie  öon  ^Pfarrern,  Coangeli- 
ften  unb  Selteften  geleitet  ober  befud^t  unb  }eit» 
mdlig  paftoriri  merben.    ©e^enfibet  b«x  <&^ 


1767 


SKonabenlel^rc  —  Monarchia  Sicula. 


1768 


bringungSöerfud^cn  bcr  ©arb^ften  (1842),  ber  3r- 
rtngioncr  (1853)  unb  TOonnoncn  bel^icltcn  bicjc 
©emcinbcn  il^rc  urfprünglid^c  pre§bt)tcralc  Drga« 
nifoüon  unb  metl^obiftifd^'öictiftifd^c  SRid^tung.  3n 
Sern  anfänglich,  in  bcn  Salären  bcr  Verfolgung, 
aud^  9Romier§  gel^ei^en,  erl^ielten  bie  Slnl^önger 
auf  beut  Sanbe  üielfad^  bcn  9iamcn  „©tünbcicr". 
ffiie  SBemcr  ©emcinbcn  [tauben  öon  Slnfang  an 
unter  ftd^  bejm.  mit  ber  Stabtgcmeinbc  unb  feit 
1860  aud^  mit  ben  grcicn  eöongclifd^cn  Äird^cn 
t)on  SBaabt,  9leucnburg  unb  ®enf  in  enger  9Ser» 
binbung.  3)te  religiöfcn  ©cparatifien  ber  beut« 
fd^en  ©d^wcia  [teilen  an  Sebeutung  bcn  genannten 
nad^  unb  gcl^ören  aud^  gro|ent]^eiI§  anberen  unb 
Itoax  ben  Derfd^iebenften  S)cnominationen  an. 

Siteratur.  ü.bcrSoIfe,  S)ic  reformirtc ff ird^c 
®enf§,  »afel  unb  ®enf  1862;  Cheneviöre, 
Quelques  mots  sur  la  Genäve  religieuse  au 
XrX^  si^cle,  de  M.  le  baron  de  Goltz,  Genöve 
1863;  ©ejd^id&te  ber  fogen.  9Womier§,  2  §efte, 
SBafel  1825 ;  Malan,  Le  Procäs  du  Möthodisme 
en  Genöve,  Genöve  1835;  ginSler,  ffird^Ud^c 
©tatiftif  ber  reformirten  ©d^toeia,  2  Slbtl^eil., 
3ürid^  1854—1856;  ®arei§u.3om,  ©taatunb 
ffird^e  in  ber  ©d^weij,  2  93be.,  Sürid^  1877  bi§ 
1878 ;  [E.  Guers J  Le  premier  Reveil  et  la 
premi^re  Eglise  indep.  k  Gen^ve.  D 'apres 
ses  archives,  Genöve  1871 ;  E.  Guers,  Notice 
historique  sur  l'Eglise  evangölique  Ubre  de 
Genäve,  redigöe  pour  ses  membres  et  ses 
amis,  Gen^ve  1875;  Ch.  Baup,  Precis  des 
faits  qui  ont  amene  et  suivi  la  demission  de 
la  majorite  des  pasteurs  de  TEglise  nationale 
du  canton  de  Yaud  en  1845,  Laus.  1846 ;  Sil. 
©d^weijer,  SDaS  fird^Iid^e  3ertt)ürfni&  be§  Sal^reS 
1845  im  ffanton  aaSaabt,  Sürid^  1846;  Fazy, 
Examen  de  la  crise  religieuse  actueUe  dans 
le  canton  de  Yaud,  Gen^ve  1846 ;  Ant.  Mo- 
nastier, Histoire  de  TEglise  vaudoise  depuis 
son  origine  et  des  Yaudois  du  Fiemont 
jusqu'ä  nos  jours,  2  vols. ,  Genöve  1847, 
Lausanne  1882;  Louis  Monastier,  üne  voix 
de,  jadis  sur  l'origine  et  les  premiers  pas  de 
TEglise  övangelique  libre  du  canton  de  Yaud, 
Laus.  1885;  J.  Cart,  Histoire  du  mouvement 
religieux  et  ecclesiastique  dans  le  canton 
de  Yaud  pendant  la  premi^re  moitie  du 
XJX^  siöcle,  6  vols.,  Laus.  1870  ss.;  L'Eglise 
^vangelique  neufchäteloise  independante  de 
l'Etat.  Ses  origines  et  ses  principes,  Neuf- 
chätel  1883.  [3o^.  ©d^mib.] 

^onabettfe^te,  f.  Hannonia  praestabilita. 

^onathns^  3lamt  öerfd^icbcner  älteren  Sl^eo« 
logen.  9lm  Befannteften  unter  il^ncn  ift  SKonat- 
buS  aus  3uftino})oli8  (ßa^M)  b'Sftria  in  ®al» 
matten),  0.  S.  Fr.,  ein  Kafuifi  ou§  bem  Anfang 
beS  14.  Sal^rl^unbertS.  gr  ift  ber  Scrfaffer  ber 
Summa  casuum  conscientiae  ober  Summa 
juris  canonici  (ed.  Lugd.  1516),  Weld^c  nad^il^m 
gemöl^nlid^  Summa  Monaldina  ober  aud^  Aurea 
genannt  loirb.  5lu^etbem  ^d^neb  er  nod^  Quae- 


stiones  in  lY  libros  sententiarum  unb  t)et* 
fd^iebene  Sermones.  ($}gl.  t).  ©c^ulte,  ®ej(i^.  bei 
Duellen  be§  canon.  8led^t§  H,  414  ff.)  SMelfowi^, 
aber  lool^I  mit  Unred^t,  mirb  er  ibentificirt  mit 
bem  glei^^eitig  lebenben  gr^bifd^of  9){onaIbu§ 
aKonaIbegd^it)onSenei)ent(geft.  1331).  Ucbet- 
f)avipi  toeiSt  gerabe  ju  ber  betreffcnben  St\i  ber 
granciScanerorben  mel^rere  SKitglieber  beS  5la« 
meng  ÜRonalbuS  auf,  beren  lBem)ed^§Iung  no^e« 
liegt;  fonod^SRonalbuS  auS^ncona,  olSäRoi« 
t^rer  bei  ben  ©aracenen  geft.  1288  (1314?),  unb 
SRonalbuS^lonalbi  aus  Perugia,  93tfd^oft)on 
TOelfi  (geft.  1332),  SSerfalfer  einer  Summa  sacro- 
mm  canonum.  pi.  Sffer.] 

Monarchia  Sicula,  ba§  Don  ben  S^ut^en 
©icilienS  beanfprud^te  Siedet,  ntd^t  nur  in  tDelt' 
Ud^er,  fonbem  aud^  in  ürd^Iid^er  ^esiel^ung  fyxt, 
b.  i.  SWonard^  ju  fein.  ®er  Streit  über  ben  SBe» 
ftanb  biefe§  9ted^te§  l^at  je^t  nur  mel^r  afobemifi^ 
Sebeutung.  3wr  Drientirung  ift  öormeg  bir 
9R5gIid^!eit  ^u  betonen,  bag  ber  ^apft^  teie  einen 
6ileri!er,  fo  aud^  einen  Saien  5um  S)elegaten,  ja 
fogar  ^um  Segaten  be§  apoftolifd^en  ©tul^IeS  be« 
fteUen,  ba^  aber  fein  pöpfttid^eS  ^rit)i(eg  ton  ber 
red^tmö^igen,  auf  bie  gan^e  tatl^olifd^  JKrd^  ^ 
erftredenben  3uri§biction  be§  römifd^en  ißapjte 
e^miren  fann,  meil  baburd^  bem  göttlid^en  Siedete 
be3  ^Primats  junal^e  getreten  »ürbe.  —  2)te9te> 
mannenfürften,  nield^e  in  ©übitalien  unb  ooi^* 
lid^  in  ©icitien  bie  faracenif  d^e  ^errf  d^aft  in  erfo^* 
reid^er  Sßeife  befömpften  unb  fd^mölerten,  üer« 
bienten  unb  ermarben  ben  befonbem  ©d^u|  ber 
Raffte.  3n  einer  allerbingS  angezweifelten  Ur» 
funbe  UrbanS  n.  üon  1098(Jaffe,  Reg.Ponti£ 
n.  4274)  mirb  Stoger,  @raf  t)on  Solabrien  unb 
©icilien,  fott)ie  beffen  Srben  ^uge^d^ert,  e§  foQe 
fein  fiegat  toiber  beren  SBillen  in'S  JReid^  gefeiü)et 
merben,  tielmel^r  foDe  ein  legatus  a  latere  bem 
Surften  mittl^eilen,  waS  biefer  felbft  bann  legati 
vice  burd^fül^ren  tocrbe.  9lud^  ^f d^aliö  IL  ttnebe^ 
^olt  1117  (Jaffe  n.  4846),  bafe  ber  gfürjt  legati 
vicem  erl^alten  l^abe.  SDamad^  ift  ber  ^err  öon 
©icilien,  toic  bered^tigt,  fo  aud^  öerpflid^tet,  bie 
pöpftlid^en  ^norbnungen  im  Sanbe  burd^guful^ren; 
baS  ^tä)t  be§  $apfte§  ift  nirgenbS  auSgefd^Ioffoi 
Zl^atföd^Ud^  entmidelten  ftd^  aber  bie  2)inge  in 
©icilien  im  ©inne  einer  alle  SJer^öItniffe,  aud^bie 
fird^Iid^en,  nad^  SOta^gabe  ber  93erfaffung  beS  San« 
be§  einl^eitlid^  unb  flramm  orbnenben  SRegierungd* 
genialt.  9{irgenb§  mar  meniger  Don  tüfreil^  ber 
ff ird^e  bie  SRebe,  al§  auf  ber  SnfeL  S)ic  Sujtönbe 
mürben  nid^t  beffer,  al§  ©icilien  unter  fpontjc^ 
enfd^aft  fam.  Siclmel^rtourbe  gerabe  nun  unter 
erbinanb  Y.  bem  ffot^olifd^en  (1504—1516) 
ber  SSerfud^  gemad^t,  ben  tl^atföd^lid^en  Suftanb 
ber  abfoluten  9)Za^regelung  ber  iKrd^e  burd^  §in« 
tt)ci§  auf  bie  jcjt  erift  oeröffentlid^ten  alten  Ut« 
funben  be§  11.  unb  12.  Stal^rl^unbertd  aid  einen 
rcd^tlid^  begrünbeten  l^injufteHen.  Um  biefelbe3«t 
entbrannte  bie  literarifd^e  fjel^be  über  bie  Sled^« 
l^eit  ber  berufenen  Urfunben.  Unbefümmert  um 


1769 


SKonatd^tonet  —  ÜRongoIcTU 


1770 


bie  Don  ftrc^Iid^er  Seite  erl^obenen  Sebenf  en,  Derbot 
bie  Regierung,  t)on  bem  jur  Sßal^mel^mtmg  ber 
fird^üd^en  Sterte  ber  Jhone  1579  einge{e|ten  f önig« 
Itd^n  Judex  Monarchiae  Siculae  na^  9tom  ^u 
a|)|)eStretu  Sßö^renb  ber  SBinen  beS  fpanifd^en 
@tbfoIgefriege§  tarn  ed  au§  3tnla|  ber  Dom  9t- 
f d^of  Don  Sipori  ben  ÜRarftbeamten  gegenüber  6e» 
(^aupteten  3mmunitdt  ^u  einem  örgerlid^en  Son« 
fiicte,  inbem  ber  Siid^ter  ber  SRonard^ie  ba§  SSed^t 
beanfprud^te,  oud^  Don  ben  bem  ^opfte  Dorbel^al« 
tenen  Senfuren  abfolDiren  ^u  fönnen;  baS  in 
me]^nren.2)iö€efen  Derl^öngte  unterbiet  mürbe  nic^t 
bead^tet,  fonbem  mit  ©etooltmalregeln  ertoiebert. 
Sa  glaubte  SIemenS  XL  ben  S^tpunft  gefom> 
inen,  burd^  bie  Sonftitution  Bomanus  Fontifex, 
20,  Sebruar  1715,  bie  angeblid^en  ^ßriDüegien 
ber  !Dlonard^ie  DoUftönbig  ^u  aboliren.  ^e  9uf* 
^ung  f d^eiterte  an  bem  Sßiberftanbe  ber  in^toif  d^en 
fpx  f^fd^aft  gelangten  öfteneid^ifd^en  9iegierung, 
intb  Senebict  Xm.  rettete  bie  ^rincipien  beS 
Krd^Iid^  Sied^teS,  inbem  er,  nid^t  ^ur  fjfreube  ber 
Selantl,  burd^  bie  »uDe  FideH,  30.  «ugufl  1728, 
bie  Verfügung  feines  Sorgöngerd  toieber  aufl^ob. 
aSenebict  erHörte,  ber  jicilifd^e  ffönig  förnie  aud 
opofblifd^er  Eonceffion  ben  Stid^ter  ernennen, 
bctmtiren  unb  belegiren;  biefer  merbe  baburd^  }um 
Sdegaten  beS  opofiolifd^en  ©tul^Ied  unb  folle 
oK  oberfte  Snftang  in  fird^Iid^en  @Qd^en  Sted^t 
\fti^,  2)iefer  Don  ben  nad^folgenben  köpften 
befUtigte  3nftanb  Derlorburd^  ben  Stur)  ber  legi- 
timen S^naftie  ben  ®  runb  tt)eiterer  Srl^Itung,  unb 
$itt8  IX.  fanb  fid^  belogen,  burd^  bie  SuUe  Su- 
prema,  28.  Sanuar  1864,  baS  SJorred^t  ber  ftci* 
lifd^  SRonard^ie  DoÜftänbig  unb  fär  immer  ^u 
aboliren.  2)ie  betr.  Verfügung,  jotoie  ein  ben  fird^- 
lid^  Shtftanjengug  für  Sicilien  neu  regeInbeS 
9reDe  Dom  felben  Zage  teurben  aber  erft  10.  Oc* 
tober  1867  publicirt.  3)er  wiberftrcbenbe  Dfficial 
bcc  Monarchia  Sicula,  !ßriefter  Stinolbi,  mürbe 
twin  ^apfte  23.  3uU  1868  feierlid^  escommu- 
Hicirt  9ud6  bie  italienifd^e  ^Regierung  proteftirte 
«ncberl^ott;  ba§  @arantiegefe|  Dom  13.  ÜRai  1871 
ober  entl^t  im  SIrtifel  15  einen  au§brädnid^en 
Seqid^t  ber  !5niglid^en  9iegierung  auf  ba§  Sted^t 
ber  apojtolifd^en  Segation  in  Sicilien.  (SSgl. 
Ghuro.  Mastrilli,  Decisiones  (300)  tribunalis 
eonsiBtori]  regiae  conscientiae  regni  Siciliae, 
2toIL,  Spirae  1614—1627;  Baronius,  De 
BKmarchia  Siciüae,  Paris.  1609 ;  Defense  de 
la  monarchie  de  Sicile  contre  les  entreprises 
delaeonrdeBome,  Ain8t.l716;  Fomo,  Storia 
deU'  apostolica  legazione  annessa  alla  Corona 
di  SieOia,  2.  ed.,  Palermo  1869 ;  Scaduto,  State 
e  «^esa  nelle  due  Sicilie,  Palermo  1887,  147 
sino  156.  175—203;  Dorjüglid^  ©entiS,  SDie 
,MoiL  Sicnla«,  fjfreib.  i.  93.  1869,  mofelbft  4  ff. 
uU^  Siteratumad|meife;  fur^  D.  Sd^erer,  ^anbb. 
k§  Ä.-».  I,  ©ras  1886,  524.)    [SR.  D.  ©d^erer.] 

9tMtt«9iaiier,  f.  ^ntitrinitarier. 

9bfMi,  f.  3eitred^ung;  ^öpftlid^e  ÜRo- 
lote,  f.  Menses  papales. 


'^onbcftitns^  f.  3eitred^nung. 

^SBonefa  (aRonetu§),  au3  Sremona  gebärtig, 
mar  juerft  in  SSoIogna  Seigrer  ber  freien  ffünfle, 
trat  aber,  aI3  bie  erften  ©d^üler  be§  ^l  S)ominicu8 
in  biefe  ©tabt  !amen,  um  baS  Sal^r  1220  in 
ben  ^rebigerorben.  ©ein  Sob  mirb  in  bad  ^oSnt 
1235  gefegt.  Sßid^Hg  für  bie  jhrd^engefd^id^te  beS 
13.  äal^rl^unbertS  ift  feine  Summa  contra  Ca- 
tharos  et  Waldenses,  feiner  S^xt  Diel  gelefen 
unb  meit  Derbreitet,  aber  erft  1743  Don  feinem 
OrbenSgenoff  en  Xl^omaS  ^uguftin  SRicdbini  p  9lom 
bem  S)rudt  iibergeben  unb  mit  Dielen  Erläuterun- 
gen unb  92oten  Derfel^en.  !Rad^  bem  SebenSbilbe, 
meld^eS  SRicd^ini  biefem  2Ber!e  beigab,  fd^rieb  ÜRo- 
neta  aud^  Sommentare  5ur  Slriftotelifd^enSogUunb 
eine  Summa  casuum  conscientiae.    [©treber.] 

;SSoiigotoi,  ®efd^id^te  beS  i^l^riften« 
tl^umS  unter  benfelben.  3n  ber  ©ef^id^te 
änneraftenS,  be8  9RutterIanbe§  unjöl^nger  93oI!8« 
[tömme,  treten  bie  ÜRongoIen  erft  etma  um  baS 
^df)x  1000  auf.  ©ie  mol^nten  urfprünglid^  am 
Slltaigebirge,  breiteten  ftd^  aber  fpöter  über  ^od^ 
aften  bis  Sl^ina  unb  3nbien  unb  meit  l^inein  bi 
©ibirien  au§.  C^äufige  iMege  unb  ftete  SBan« 
berungen  brad^ten  bie  IBerfd^melgung  ber  großen 
Sorben  3U©tanbe,  meldte  urfprüngli(|  unab|öngig 
Don  einonber  nomabiftrten.  2)iefelbe  DoQ§og  ^($ 
befonberS  unter  S)fd^ingiSd^an  (geft.  1227),  mit 
bem  bie  SRongoIen  eigentlid^  erft  in  bie  ©efd^id^te 
eintreten,  ©ein  ©ol^n  Oftai  (1227—1241)  unb 
beffen  (Jfelbl^en  unb  SruberSfol^n  99atu  (geft. 
1255)  festen  bie  Sroberungen  fort,  begmangen 
9ht^Ianb  unb  Dermüfteten  $oIen  unb  baS  öfüid^e 
Suropa  (bi§  1242).  2)a  in  ben  beeren  S)fd^ingi3- 
(^an§  ber  SoßSftamm  ber  Xatta  bie  größte  3<4I 
unb  ben  tapferften  Xl^eil  auSmad^te,  fo  mürbe  e§ 
in  Suropa  aQmäUg  gebröud^Iid^ ,  nad^  biefem 
©tamme  fömmtlid^e  SSöIfer  ^od^afienS  afö  Sa* 
taren  unb  bie  meiten  SänberftredenOftaften§  unb 
beg  flad^en  SBeftafienS  alS  Zatarei  gu  begeid^nen 
(Dgl.  ff.  Kitter,  ^fienl,  274.  H,  387,  unb  beffen 
®efd^.  ber  Srbfunbe,  l^erauSgeg.  Don  S)aniel  1861, 
225).  99i§  gegen  Snbe  beS  12.  Sal^rl^unbertS  mar 
bie  Xatarei  ben  ßuropöem  grögtentl^eilg  un« 
befonnt  geblieben.  Srft  bie  jheuggüge  unb  bie 
oben  genannten  Eroberungen  brad^ten  bie  ÜRon^ 
golen,  bei  benen  bie  Sieligion  be§  Subbl^  il^re 
eigentlid^e  ^eimat  gefunben  l^atte  (f.  b.  9(rt.9ub' 
b^iSmuS  n,  1403  ff.),  mit  Europa  in  SerOl^rung. 
S)en  Tieftorionem  f oS  eS  gmar  f d^on  im  7.  Sal^r* 
l^unbert  gelungen  fein,  bie  ÜRongoIen  mit  bem 
Sl^riftentf um  befannt  gu  mod^en,  unb  Sbel  9iö- 
mufot  miO  bie  Dieten  ^eu|erli(|!eiten,  in  melden 
bie  bubbl^iftifd^e  mit  ber  latl^olifd^en  SteligionS» 
Übung  übereinftimmt,  auf  biefen  Ürfprung  gurüd* 
filieren  (BecLsurleslanguesTartaresI,  p.VIs., 
Par.  1820).  ©id^er  ift,  bafe  im  11.  So^rl^unbert 
mirflid^  eine  ^ngal^I  SRongoIen  unb  felbfl  ein 
9)tongoIenfürft,  befannt  unter  bem  Flamen  3o* 
l^anneS  ^rcSb^ter  (f.  b.  «rt.  VI,  1754ff.),jid^  gum 
92eftoriani§mu3  befannten,  unb  ba^  biefe  SReliqjbu 


1771 


9KongoIen. 


1772 


bei  ben  TOongolcn  einiges  Slnfel^en  genofe;  ge« 
iDöl^nUd^  befanben  \\ä)  oud^  einige  neftorianifd^e 
^efter  am  ^ofe  be§  ®ro§>S]^Qn3.  Äaum  l^atte 
^ap\i  «legonber  HI.  (1159—1181)  öon  einem 
SReid^e  gel^ört,  boS  angeblid^  öon  einem  ^riefter» 
fönig  regiert  toerbe,  fo  fonbte  er  1177  einen  Si» 
fd|of  bal^in,  um  biefen  Segenten  für  bie  römifd^c 
ftird^e  ju  gewinnen  (Baron,  ad  ann.  1177, 
n.  32-— 35);  befonbere  ßrfolge  mürben  aber  ba» 
mal§  nid^t  ei^ielt.  31I§  iebod^  bie  SRongoIen  unter 
SDfd^tngiSd^an  unb  feinen  92ad^foIgem  nid^t  bIo| 
baS  jtl^Qlifenreid^  unb  ba§  ®ebiet  beS  genannten 
^riefterfönigS  eroberten,  fonbem  felbft  bis  nad^ 
$oIen,  Ungarn  unb  S)eutfd^Ianb  Dorbrangen, 
^d^ten  bie  ^päfjie  burd^  SDflifftonare  auf  biefe 
aBelteroberer  einjumirfen.  öierju  liefen  fie  ftd^ 
ebenfo  burd^  bie  SWidfftd^t  auf  bie  SJerbreitung  be§ 
®(aubenS,  als  aud^  burd^  ben  ^inblidf  auf  bie 
Sertoüftungen,  mel^e  biefe  und^rijllid^en  §orben 
im  Ojlen  ßuropa^S  anrid^teten,  beftimmen.  9lud^ 
bie  d^riftltd^en  gürfien  öerfprad^en  fld^,  menn  baS 
Cl^riftentl^um  unter  ben  SKongoIen  in  Kl^orafan 
unb  felbft  in  ber  großen  §orbe  ben  @ieg  über 
baS  ^eibentl^um  unb  ben  SOtol^ammebaniSmuS  er- 
ringen mürbe,  öon  einem  Sünbni^  mit  ben  SJlon» 
golen  gegen  ben  3slam  gro^e  SSortl^eile  im  Snter« 
effe  ber  ftreujjüge.  3)a  fie  öon  ben  SB^jantinem 
fd^Ied^terbingS  nid^tS  ^u  l^offen  l^atten,  glaubten 
fie  burd^  ein  Sünbni^  mit  ben  Sßongolen  bie 
9Biebereroberung  beS  l^eUigen  SanbeS  bemirfen  ^u 
fönnen.  9luSbiefen®rünben  üerfud^ten  namentliciö 
annocenjIV.  (1243— 1254)  unb  berl^eiligeft  önig 
Submig  IX.  Don  fjfranfreid^  Dom  3a|re  1245  an 
mieber^olt  burd^  3Biffionare  auS  bem  Strands» 
caner-  unb  S)ominicaner>Orben  Serbinbungen 
mit  ben  SKongoIenfürften  an^ufnüpfen  (ogl.  Ray- 
nald.  ad  an.  1245,  n.  16 sq.;  1253,  n.49;  1254, 
n.  1  sq.);  bann  Joinville,  Hist.  de  St. Louis,  in 
ber  Collection  cpl.  des  memoires  par  Peütot 
II,  Par.  1819, 332  s. ;  unb  bef  onberS  A.  Remusat, 
Mömoires  sur  les  relations  polit.  des  princes 
ehret,  avec  les  empereurs  Mongols,  in  ben 
Möm.  de  l'acad.  des  inscript.  VI,  396  ss.  VII, 
885  ss.,  Paris  1822  et  1824).  S)a  aber  biefe 
einfad^en  SKif Ronare  nid^t  öiel  auSrid^teten,  fanbte 
ber  ^Qp\i  im  3. 1253  einige  ju  Sifd^öfen  getoeil^te 
ÜRanbatore  mit  entfpred^enben  SJoHmad^ten  ab; 
iebod^  aud^  biefe  erreid^ten  il^ren  eigentlid^enStoed 
nid^t.  9n  bem  ^ofe  beS  ©ro^-Gil^anS  mollte  man 
Attjar  bie  greunbf d^aft  mit  ben  d^riftlid^en  Surften, 
Ja  felbft  ein  SSünbni^  mit  benfelben  gegen  bie 
©aracenen,  Don  benen  bie  iKongoten  befonberS  in 
^erfien  bebrängt  mürben;  allein  bie  politifd^en 
3KidHid6ten,  bie  ©leid^güIHgfeit  ber  §errfd^er, 
meldte  einem  religiöfen  «gppcretiSmuS  ^uibigten, 
bamt  bie  Stol^eit  unb  Stumpfl^eit  beS  93oIfeS^unb 
bie  3ln]^änglid^!eit  ber  ©ö^enbiener  an  tl^ren  Eul- 
tuS,  enblid^  aud^  bie  Unfenntni^  ber  @prad^e  unb 
Sitte  Jener  ©egenben:  alleS  biefeS  ftanb  ben  eifrigen 
SDHffionaren  bei  Ausübung  il^reS  eigentlid^en^mteS 
^inbemb  im  SBege.  S)o^  xouxbt  btt  ®to^«K^an 


^anp,  s^  ^^^  ^^^  ^^  trepd^e  gfranciSconet 
SBiD^elm  be  9hibruquiS  (Don  ShiQSbroef)  im  3. 
1253  nad^  ber  ^auptftabt  ftaratonmt  gdommen 
mar,  fammt  einigen  feiner  ^ofleute  }ur  Snnd^ 
beS  Sl^riftentl^umS  unb  jur  Saufe  bemogen,  mb 
5mar  burd^  ben  armenifd^en  JJönig  ^et$un  obet 
^ait^on  (Dgl.  ben  Steifeberid^t  beS  P.  be  ghibru« 
quiS  in  Hist.  generale  des  voyages,  Paris  1749, 
Vn,  263—307).  9Zad^  SKangu^S  Sob  (^ 
1257)  regierten  feine  jmei  SSrüber  baS  getl^ifie 
SRongoIenreid^,  ^ulaju  ober  ^alafu  (gefi.  1265) 
in  ^erfien  unb  6|ublai  in  ©l^ina.  S)cr  erftere  toor 
ben  El^riften  unb  beJonberS  ben  9lcftorianem  gün* 
füg,  namentlid^  feit  ber  Eroberung  SagboM 
(1258).  S)er  SBiberjtanb,  ben  biefe  nodft  l^etbni« 
\6^m  Sßongolen  ^erfienS  im  JMege  gegen  bie 
ögQptifd^en  @ultane  f  anben,  Deranla^te  ^uk)u,  bie 
fireugfa^rer  ju  begünftigen  unb  l^öufig  (Skfonbt« 
fd^aften  an  bie  ^opfte  mie  an  bie  Stbmqt  Don 
tJranfreid^  unb  gnglanb  ju  fenben.  SUejanber  IV. 
(1254—1261)  fd^rieb  an  il^n  im  Sntereffe  ber 
ßird^e  unb  ebenfo  beffen  5Rad^oIger  UrbanIV. 
(1261—1264)  an  C>wMu'§  ®ol^n  Sttago  ober 
Slbogl^a  (geft.  1282).  Sejterer  fd^idte  im  3. 1274 
eine  ©efanbtfd^aft  Don  16  9J2ongolen  gum  Dier< 
gel^nten  allgemeinen  Soncil  nad^  SQon,  alkrbi]ig§ 
nur,  um  ein  Sünbni^  gegen  bie  @aracenen  §n 
f d^ftefeen ;  Don  einer  95efe|rung  (Union)  mar  feine 
SRebe  (f)efele«»nö})fler,  6onc.»®efdö.  VI,  138). 
S)od^  nal^m  ber  Spred^er  ber  ©efanbtf d^aft,  mo^ 
jd^einlid^  ber  ©ol^n  beS  ®ro6«K5[anS,  ^er  boS 
ei^riftentl^um  an,  liefe  ftd^  mit  einigen  feiner  8e« 
gleiter  taufen  unb  erhielt  Don  ©regor  X.  lösbare 
©emönber  gum  ©efd^enfe  (a.  a.  0. 144).  9ni( 
gab  ber  $apft  il^nen  ein  @d^reiben  mit,  in  meld^ 
er  ben  ©rofe^Sl^an  gum  Eintritt  in  bie  d^ripil^ 
ft ird^e  ermahnte,  mit  bem  SSemerfen,  bafe  er  nö^« 
ftenS  ©efanbte  an  il^n  aborbnen  tt)crbe  (a.  a.  D. 
154).  S)er  Sl^an  Derfprad^  bie  Slmtal^me  ber  Saufe, 
fam  aber  nid^t  mel^r  bagu.  3^m  folgte  Sd^met 
(geft.  1284),  ber  gum  3Slam  übertrat  unb  bie 
Sil^riften  mit  leibenf  d^aftlid^em  ^aff  e  Derfolgte  (über 
Derfd^iebene  SKart^rer  biefer  Stxi  ügt.  Wadding, 
Annal.  Minor,  ad  a.  1284).  ^la^  Sd^met  tmidie 
^rgun  ober  3lrgo  (geft.  1291)  ©rofe-g^on;  et 
!nü))fte  bie  alten  SSerbinbungen  mit  %om  midKr 
an.  Unter  il^m  mar  gemiffermafeen  bie  Slütegdt 
ber  d^riftlid^en  2Kiffton  bei  jenen  SöÖem^  obglew^ 
aud^  er  nid^t  bagu  fam,  ftd^  taufen  gu  laffen.  Jba 
aä)i  SDtonate  regierte  nad^  il^m  Saibu,  ein  (hM 
^ulaiu^S.  2)a  er  inSgel^eim  baS  g^^rißentl^um  be* 
günftigte,  mürbe  er  Don  ber  faracenifd^n  $artei 
ermorbet.  @ein  9iad^foIger  &igan  ober  ©oqon, 
ber  ©ol^n  3lrgo%  mürbe  überräet,  fidj  öffetäicj 
gum  SRol^ammebaniSmuS  gu  befennen,  mobei  er 
ben  Seinamen  SRaiuS  erl^ielt.  2(n  ben  erften  gtoei 
Salären  feiner  SRegierung  bulbete  er  eine  graufame 
6l^riftenDerfoIgung  burd^  einen  feiner  ©tatt^er; 
fpäter  gepattete  er,  bafe  fein  ©ol^n  getauft  werbe, 
er  felbft  fiarb  als  aWobammebaner.  SSon  ba  an 
mad^te  ber  SSIam  bebeutenbe  gottfd^tte  unter 


177S                                  aJlonguS  —  SKonica,  bie  1^1.  1774 

ben  SRongoIen,  unb  bie  tDcitere  9niffu)n§t]^Qttg»  ber  üniJftonSreifen  nad^  berSDlongoIei  im  13.unb 

Wt  unter  tl^ncn  toar  nid^t  üon  Sclong.  ©ogegen  14.  Soprl^mibert,  StcgenSb.  1860, 393be.;  üallax, 

orbeiteten  um  btefclbe  3eit  bie  gfranciScaner  an  ber  (Sefd^.  b.  röm.-fat^oI.  iKiffton,  bentfd^  ö.  SWid^el« 

öefd^rung  berjienigcn  Sölongolen,  toeld^e  pd^  in  fen,  grlongen  1867,  100 — 117.) 

Sttro))Q  bis  an  bie  @ren}en  Ungarns  niebergelaffen  3)ie  l^eutige  SRongoIei,  unter  (^inefif d^er  ^err* 

Rotten,  äl^re  Semül^ungen  maren  aud^  Don  eini«  fd^aft  [tel^enb  unb  nur  einen  Reinen  Xl^eil  ber  el^e« 

erfolg,  fo  bafe  9«coIau§  HI.  (1277—1280)  maligen  Satarei  bilbenb,  »urbe  fd^on  ju  Anfang 

Deronlagt  fanb,  für  bie  Tleubefel^rten  einen  beS  17.3a]^r]^unbert§  Don  bemportugiefifd^enSe» 

Sifd^of  auf}u{lenen.  9tod^  toeit  mid^tiger  toax  ber  fuiten  F.  SSenebict  ®oö§  bereist  (^al^n  m,  413); 

erfolg,  ben  bie  Snifftonare  am  ^ofe  beS  ®ro^'  eS  bauerte  aber  nod^  Dolle  100  Saläre,  bis  baS 

(G^anS  ei^ublai  ober  ^upilai  in  S^ina  errangen.  Sl^riftent^um  l^ier  Stngang  fanb.    S)a^  eS  um 

SHefer  l^atte  um  1260  ben  SBubb^iSmuS  in  Sl^ina  1776  fd^on  mand^e  Sl^riftengemeinben  gegeben  l^at, 

etngeffil^rt,  geigte  ftd^  aber  als  ^nbifferentift  ben  bemeist  bie  in  biefem  äal^re  burd^  ben  Stattl^alter 

(S^ßen  günftig,  erbat  ftd^  Dom  $a|)fte  ©elel^rte,  ber  SRongoIei  in  @cene  aefe^te  S|riftenDerfoIgung 

gab  bem  SSenetianer  5!»arco  ^ßolo,  beffen  95ater  {^af)n  HI,  329).  ®a  bie  aWongoIei  jum  SiS- 

fd^on  als  Kaufmann  im  Sanbe  Dertoeilt  l^atte,  eine  tl^um  $e!ing  gehörte,  bie  Sl^fien  aber  jienfeitS 

aufel^nlid^e  SteSung  am  §ofe  unb  na|m  1272  ber  großen  SOtouer  weniger  Ouölereien  auSgefe|t 

unb  nod^  fpäter  granciScaner«  unb  S)ominicaner«  maren,  fiüd^teten  ftd^  bie  (Sl^rtfien  toie  au^  bte 

SDKffumare  auf  (Dgl.  Marci  Pauli  Veneti  De  re-  SRifftonare  auS  ^efing  toieberl^olt  bortl^iu;  fo  na» 

gionibus  Orient,  libr.  UI,  ed.  Andr.  Mulle-  mentlid^  1826,  in  meld^em  Saläre  bie  Sagariften« 

ros,  Goloniae  Brandenburgicae  1671,  beutfd^  SJlifftonare  fogar  in  @i'Dan«tfe,  bem  ^aujptort  ber 

DonSSürdC,  2.  3lu{I.,  Seipjig  1855;  baju  SRitter,  mongoUfd^en  El^riften,  eine  Heine  Srjiel^ungS« 

©efd^id^te  ber  febfunbe  217  f.).    ©d^on  ^opft  anftalt  grünbeten.  3m3.1838  tourbenbieaRan- 

SticokmS  m.  fanbte  fünf  fJfranciScaner  bal^in,  bfd^urei  unb  bie  SOtongolei  Dom  SiStl^um  ^efing 

wddft  tro^  Dieler  ^inbemiffe  fegenSreid^  mirften.  abgejmeigt  unb  gu  einem  felbftönbigen  Sicariat 

@ro|e  ßrfolge  erhielte  befonberS  ber  5!Kinorit  3o-  erl^oben.  3)ie  iKanbfd^urei  tourbe  1840  baDon  ge- 

]^aimeSbe5!Konte(£orDino(f.b.3lrt.VI,  1719f.),  trennt  unb  bie  Sa§arif}en  beforgten  bie  9Jlifflon 

»eM^en  9licoIauS  IV.  im  3. 1288  bal^in  gefanbt  berSBlongoIei  bis  1864;  bann  ttmrbe  btefelbe  ber 

Kad^bem  er  elf  Saläre  allein  gearbeitet  unb  mel^rere  Kongregation  beS  Unbepedten  ÖerjenS  2Kariä  in 

Äir^  erbaut,  erl^ielt  er  an  feinem  DrbenSbruber  ©d^eutDelb  übertragen.  3)ie  eifrigen  9Rifflonare 

«molb  aus  ftöln  einen  ©el^ilfen.  3m  3. 1307  biefer  Kongregation  l^atten  fold^en  Krfolg,  hc^ 

er^ob  il^n  ElemenS  V.  gum  ßrjbifd^of  Don  Kam»  2eo  Xni.  bie  SBlongoIei  fd^on  1883  in  brei  9Si» 

bolu  (^efing)  mit  auSgebe^nten  SJoümad^ten  unb  cariate  abtl^eilen  fonnte.  2im  3. 1890  }ä]^(te  man 

fanbte  i^m  neue  ©el^ilfen,  barunter  ficben  Sifd^öfe.  unter  ben  15  SRiHionen  Sewol^nem  bereits  gegen 

©er  gu  feinem  9lad&f olger  ernannte  9licoIauS  ftarb,  24  000  ft atl^olif en.  (Sgl.  Moroni,  Diz.  XCVm, 

bctwr  er  nad^  Kambalu  !am;  ül^nlid^  erging  eS  ben  137  sg. ;  Missions  catJ^ol.  1891, 258  ss. ;  ^al^n, 

anberen  aWifftonSbifd^öfen.  3)ie  g^riften  ber  2a-  ®efd^.  b.  fatl^.  aJlifponen  m,  ftöln  1860, 442  ff.: 

tarei  beHagten  ftd^  im  3. 1338,  ba^  fte  fd^on  ad^t  bann  and^  H.  T.  Prinsep,  Tibet,  Tartary  and 

äo^re  ol^ne  Wirten  feien.  93ei  ber  Vertreibung  ber  Mongolia,  2.  ed.,  Lond.  1852.)       [Slel^er.] 

aRimgoIen  auS  Kl^ina  (1368)  unb  ber  (£infe|ung  3K<maii$,  f.  $etruS  ÜRonguS. 

ber  aJnng-2)9nafHe  ging  aud^  bie  @emeinbe  in  SBonioi,  bie  1^1.,  mar  um  baS  3a]^r  331  gu 

Sombalu  gu  ©runbe ,  ba  bie  nun  l^errf d^enben  Sagafte  in  Slfrifa  Don  d^rijHid^en  Kltem  geboren, 

(E^efen  d^rifilid^en  ^eftem  feinen  3utritt  mel^r  mie  il^r  ©ol^n  3luguftinuS  in  feinen  Sefenntniffen 

gepatteten  (f.  b.  «rt.  Kl^ina  m,  150  f.).  gbenfo  begeugt  (9,  8).  3]&re  ßrgiel^ung  leitete  l^auptfäd^ 

umzbe  in  Werften  baSÜRongoIenreid^  burd^  Xamer»  Ii(|  eine  alte  SJlagb,  mel^e  fd^on  il^ren  IBater  auf 

tei  gefiürgt,  unb  ber  38lam  trium^jl^irte  DöIIig.  bem  9lrm  getragen  l^atte.  ®iefe  toar  fo  fireng, 

(9u%tt  ben  bereits  angefül^rten  SCBerfen  Dgl.  no^  bafe  fte  ben  Softem  beS  ^aufeS  nid^t  erlaubte, 

befonberS  Mosheim,Hi8toriaTartarorumeccL,  au|er  ber  Sifd^geit  aud^  nur  2Baf|er  gu  trinfen. 

Heimst.  1741,  unb  Huc,  Le  Christianisme  en  ^IS  fpöter  SDtonica  gur  3nngfrau  ^erangemad^fen 

Chine,  en  Tartarie  et  au  Thibet,  Paris  1857  toar  unb  ben  SBein  für  ben  Xifd^  ^olen  mu^te, 

ä  1859,  4  tom.;  bann  Hennen,  Histoire  fd^lürfte  fte  jebeSmal  baDon  unb  gemannte  fid^  all- 

g^^rale  des  Missions  cath.,  Paris  1846  s. ;  möltg  an  baS  SBeintrinfen.  2)a  geriet)^  fte  einmal 

SBittmamt,  Mgcm.  ®efd^.  b.  ÜKiff.,  ?lugSb.  1846,  mit  ber  SKagb,  mit  toeld^er  fie  oetoöl^nlid^  in  ben 

I,  24  ff.;  §uc  u.  ®abet,  äBanberungen  burd&  bie  ftetter  ging,  in  einen  SBorttoed^fel,  unb  biefe  l^ielt 

SDlongoIei  nad^  Sibet,  Seipg.  1855,  in  ber  §auS-  il^r  bie  böfe  ©etool^nl^t  auf  eine  bittere  SBeife 

btbliot^e!  für  gänber-  u.  Sölferfunbe,  l^erauSgeg.  Dor,  ®er  SSortourf  traf  fe  mie  ein  ©old^fKd^,  fle 

0.  «nbree,  VII;  fteinr.  öal^n,  ®efd^.  ber  fat|oI.  erfannte  il^enSel^Ier  unb  legte  il^n  für  immer  ab. 

aR^.,ftöInl857,I,422ff.;  ffiiD^.^e^b,  ©tubien  SKonica  mürbe  fpdter  bem  $atritiuS,  einem  §ei- 

fiber  bie  Kolonien  ber  röm.  Äird^e  in  ben  Don  ben  ben,  gur  Kl^e  gegeben,  mie  eS  bamalS  nid^t  feiten 

lotorcn  bemol^nten  Säubern,  in  9JiebnerS  3eit»  Dorfam,  inbem  ber  ungläubige  SDlann  burdj  baS 

fd^  f.  l^ifl.  Sl^eol.  1858,  260  ff.;  ftülb,  ®efd^.  gläubige  SBeib  gel^eiligt  werben  foHte  (1  Kor.  7, 


1775 


Monita  secreta. 


1776 


14. 16).  ^atrittuS  l^attc  ncBen  anbcrcn  gcl^Iern 
aud^  einen  jommütl^tgen  Kl^arafter,  ben  SKontca 
mit  Quer  ©ebulb  ertrug.  Sie  »artete  immer,  bi§ 
bie  SomeSl^iJe  benaud^t  toat,  bann  mad^te  fie 
il^m  gütige  SorfieHungen.  9lud^  il^re  @d^tt)ieger= 
mutter,  bie  ftc^  burd^  böStoillige  9Kägbe  gegen  bie 
©d^wiegertod^tereinttel^men  liefe,  gemann  jieburd^ 
il^r  geffflIigeS  unb  juöorfommenbeS  SBefen.  Sl^re 
&)t  toarb  mit  brei  ftinbem  gefegnet:  9luguftinu§, 
!RQt)igiu§  unb  $er))etuQ;  Untere  marb  Oberin  in 
einem  Älofter  ju  ^tppo  (Aug.  Epp.  211).  3)er 
@o]^n  il^rer  Sorgen  mar  3lugufttnu§.  fjfrül^geitig 
prägte  fie  il^m  ben  l^eiligen  9iamen  3efu§  ein  unb 
liefe  il^n  unter  bie  3^^^  ber  ftated^umenen  auf» 
nel^men,  berfd^ob  aber  beffen  Soufe,  felbft  al§  er 
jie  in  einer  fd^toeren  ftranfl^eit  begel^rte,  inbem  fie 
mal^rfd^einlid^  eine  SJoral^nung  l^atte,  bafe  er  ftd^ 
mit  ©ünben  befleden  »erbe  (93ef.  1,  11).  3lte 
StuguftinuS  im  19.  Saläre  [taub,  ftarb  fein  95ater, 
ben  SWonica  burd^  il^re  Sugenben  unb  ©ebete  für 
(Sott  gewonnen  l^atte  (9,  9).  3]^r  ©ol^n  ergab  fxä) 
auf  ber  ^od^fd^ule  5u  Sartl^ago  dSkn  ^u^fd^mei» 
fungen  unb  l^ing  ben  ünani^öem  an,  moburd^ 
er  feiner  SWutter  unfäglid^en  ffummer  bereitete. 
®a  alle  Sitten  unb  3:]^ränen  frud^tloS  blieben, 
fd^ritt  fte  5um  lefeten  SWittel,  fie  üefe  il^n  gu  Sa« 
gafte  nid^t  in  i^r  §au8.  6rft  nad^bem  eine  Sr= 
fd^einung  il^r  berfid^ert  l^atte,  bafe  il^r  @ol^n  fein 
mürbe,  mo  fie  ftänbe  —  fie  fo^  nömlid^,  mie 
fie  auf  einem  JRid^tfd^eite  ftanb  — ,  erlaubte  fie 
il^m  mieber,  mit  il^r  unter  einem  2)ad^e  gu  mol^» 
neu  (3,  11).  Stad^bem  9uguftinu§  Seigrer  ber 
93erebfam{eit  ju  &irt]^ago  getoorben  mar,  begab 
fie  ftd^  bortl^in,  um  il^n  auf  anbere  SBege  gu 
bringen,  unb  iat  in  il^rer  Setrübnife  einen  Si« 
fd^of,  er  möd^te  auf  il^n  eintoirfen.  9118  biefer 
ober  ermieberte,  il^r  Sol^n  fei  jie^t  für  SorfteQungen 
nod^  unem))föngUd^,  gab  fie  fid^  bamit  nid^t  gu* 
frieben,  fonbemfe^te  il^m  burd^  Sitten  unbSl^ränen 

SU,  fo  bafe  er  fagte:  „©el^e  l^in;  e8  ift  unmöglid^, 
lafe  ein  ©ol^n  fo  bieler  Sl^rönen  üerloren  gel^e" 
(3, 12).  aRonica  ful^r  fort,  Sag  unb  ?lac|t  ju 
©Ott  für  bie  Sefel^rung  il^reS  ©ol^neS  ju  beten. 
9Son  Kartl^ago  ging  ?luguftinu§  nad^  SRom,  um 
bie  Kebefunft  gu  leieren,  unb  oon  Kom  mürbe  er 
nad^  aWailanb  berufen.  UKonica  folgte  il^m  nad^ 
burdö  Sauber  unb  SDleere,  fprad^  ben  ©d^iffem 
Iroft  JU  unb  berl^iefe  il^nen  eine  glüdtlid&e  9ln« 
fünft  (6,  1).  3n  ajlailanb  mar  fie  ein  9Jhifter 
ber  grömmigfeit;  ber  1^1.  «mbrofiuS  ad^tete  fie 
fel^r  ^od^  unb  münfd^te  3luguftinu8  ©lüdf,  eine 
fold^e  SKutter  gu  l^aben.  §ier  fud^te  fie  aud^  aße 
^inbemifie,  meldte  ibrem  ©o^ne  in  feiner  Sefel^» 
rung  aufftiefeen,  ju  befeitigen.  gnbtid^  fam  bie 
3eit,  mo  ©Ott  ibre  Sb^önen  in  greuben  öerman- 
belte  unb  il^re  ©ebete  übeneid&Kd^  erhörte.  3lugu- 
tinuä  öffnete  fein  ^erg  ber  ©nabe  unb  befel^rte 
Id^  gu  ©Ott.  9lad^bem  er  fein  Se^ramt  nieber- 
gelcgt  f)at%  gog  er  fid^  mit  feinen  greunben  auf 
ba§  fianbgut  be§  SerecunbuS  in  Kaffiacum  gurüdf 
unb  bereitete  fid^  auf  bie  beilige  Saufe  öor.  SKo« 


nica,  boQ  3)anf  gegen  ©ott,  beforgte  bog  ^au§« 
mefen,  na^m  au^  öfter  t^eil  m  i^ren  geirrten 
Unterbaltungen  unb  legte  babei  Semeife  i^rtS 
natürlid^en  @d^arffinn§  an  ben  Sag  (De  ordUne 
2, 1 ;  De  vita  beata).  5Kad^  ber  Saufe  beS  ffi.  «n» 
guftinu§  oerliefe  fie  mit  i^m  üRoilanb,  um  mäi 
^frifa  gurüdgufebren.  3nO|tia  mad^ten  fie  fyHL 
bm  bielt  fie  mit  i^rem  @obne  ein  benfmürbig^ 
©efpräd^  über  bie  biinmlifd^e  ©eligfeit  unb  rief 
aus :  „aRein  iSobn,  mid^  ergöjt  md&tS  Srbifd^ 
mebr.  SSSaS  foH  id^  nod^  femer  l^ier  t]^un?  (&a^ 
mar  e§,  mefebalb  id^  nod^  einige  3^  in  biefem 
Seben  gu  bleiben  münfd^te:  id^  mollte  bid^  al§ 
fatl^olifd^en  Eb^^P^n  f^b^^  ^^^or  id^  fiürbe.  9hin 
bat  mir  ©ott  nod^  mebr  gemalert;  benn  id^  f^, 
bafe  bu  nid^t  nur  fein®iener  gemorben  bifl,  fonban 
au^  auf  alleg  irbifd^e  ©lud  bergid^tcff*  (9, 10). 
Saß)  barauf  fiel  fie  in  eine  ihanfbeit  unb  befom 
eine  Obnmad^t.  9n§  fie  mieber  gu  fid^  gefoinmen 
mar,  fagte  fie  gu  ben  Umftebenben:  „$ier  metbet 
il^r  eure  OKutter  begraben."  2luf  bie  gntgegmnig 
beS  9laöigiu§,  e§  fei  tröftlid^er,  in  ber  ^eimot  }u 
terben,  toarf  fie  i^m  einen  emften  Slid  gu  unb 
prad^ :  „Segrabet  biefen  Seib,  mo  tlb^  mo&;  nur 
um  ba§  Sine  bitte  id^  eud^,  fei^  meiner  eingeben! 
am  Elitäre  beS  ^erm,  mo  i^r  aud^  fein  möget; 
bon  ©Ott  ift  nid^t§  fem;  id^  braud^e  nid^t  gu  be« 
forgen,  bafe  er  am  Snbe  ber  Sßelt  ni^t  toitfe, 
mo  er  mid^  aufermeden  foH"  (9,  11).  Sm  neunten 
Sage  i^rer  ihonlbeit,  im  56.  Sa^re  i^reS  Se6en§, 
mürbe  ibre  fromme  @eele  bom  Körper  getremtl 
^^t  2eib  mürbe  im  Sem})el  ber  1^1.  Sturea  B^ 
graben.  3m  3. 1430  mürben  ibrc  ©ebeine  bon 
Oftia  nad^  9tom  in  bie  jfird^e  ber  9luau{imer 
übertragen,  mobei  mel^rere  SBunber  an  monfen 
gefd^aben  (Bell,  ad  d.  4.  Maji).  3br  Sefi  mirb  am 
4.  aWai  gefeiert.  [ffeHer  O.  S.  Aug.] 

Monita  secreta  (bie  gebeimen  Serorbmm« 
gen  ber  ©efettfd^aft  3efu),  eine  bon  gebäffigen 
Serleumbungen  ftro^enbe  fatirifd^e  @d^rift  gegen 
ben  3efuitenorben,  meldte  mit  f alfd^em  Satum  imb 
S)mdfort  guerjl  1614  in  Ärafau  unter  bem  Süel 
Monita  privata  Soc.  Jes.,  Notobrigae  1612, 
gebmdt  mürbe.  Sorgeblid^  gel^eime  ^nmeifungen 
plr  bie  OrbenSmitglieber,  entbatten  fie  eine  ^nur 
einer  abgefeimten  Saunerbanbe  entfpred^enbe  Sn* 
ftmction",  bingielenb  ouf  fd^muWgen  ©clbcrtta*, 
©eminnung  bonpolitifd^emSinpufe,  Sbiconinrng 
abtrünniger  SWitglieber  u.  bgL  ®ic  ©otire  mtxAt 
bon  ben  geinben  be§  OrbenS  bereitmiSig  al§  ßmß 
bingenommm  unb  erlebte  bi§  in  bie  neuefte  3«t 
(§.  3.  ©ruber,  ^ßaftor  gu  ÜBeiberid^,  Sie  gc« 
l^eimen  Sorfd^riften  . . ,  2.  aufi.  ©armen  1887) 
gal^llofe  Auflagen  in  ben  berfd^iebenjten  Sdiü)era 
unb  @|)rad^en.  So^^fimä^t  SBibcrlegungen  e^ 
fd^ienen  gleid^  anfangs  au^  bon  fe^r  angefel^enen 
3efuiten,  mie  ©retfer,  3lb.  Sanner  u.  ?L  SSe 
^afauer  S)iöcefanbebörbe  bemrt^eilte  bie  @d^ft 
20.  aiuguft  1616,  nad^bem  berdtS  am  10.  3Rai 
beSfelben  3cib^^^  bie  römif d^e  3nbes«6ongregatiün 
borauSgegangen  mar.    Sl^rUrtbeil  gegen  biefen 


1777 


SJlonogomlc  —  SKonogtamtn  El^tifti. 


1778 


über  falso  Societati  Jesu  adscriptus  calum- 
mo8ii8  et  diffamationibus  plenus  tourbe  28. 2)6* 
cember  publicirt^  1617  ftanben  bie  Monita  ald 
DecboteneS  Sud^  im  änbes  t)on  9tom  tote  oon  jf  ra* 
fon.  3m  3. 1633  folgte  aud^  in  @))attien  bie 
Serurtl^eilung  burd^  bie  Snquijition.  Xro^bem 
tmtrbe  bie  @d^ri^  [tetd  auf  §  zReue  ausgegeben 
unb  geglaubt.  I^eut^utage  geftel^en  aud^  l^eftige 
Sfeinbe  beS  Orbend,  foteeit  fie  ni(|t  ben  Slnfprud^ 
ouf  SBiffenfd^ftlid^feit  DöDig  auf  gegeben  l^aben, 
bie  grälfd^ung  gu  (Sleufd^,  S)er  Snbes  ber  ber» 
botenen  Sudlet  ü,  199onn  1885,  281;  ^uber, 
Ser  3efuitenorben,  1873,  106;  3.  gricbrid^, 
S9dtr.  jur  ®efd^.  beS  3eJuitenorben8,  in  ben  5lb» 
^nblungen  ber  l^ifior.  Itlaffe  ber  !gl.  ba^r.  Slfa* 
bemie  XVI,  1881,  1.  3lbt^.,  97).  ®en  ^aupt- 
ur^ber  ber  Satire  t)ennut]^ete  man  bon  Anfang 
an  in  ^ieron^muS  3^oron)§fi,  ber  bormalS  bem 
Orben  angehört  l^atte,  aber  mit  feiner  ©teUung  in 
bemfelben  ungufrieben  geworben  unb  niegen  ftraf> 

SDigen  99ene|mend  entlaffen  morben  mar.  @d^on 
r  erfie  amtlid^e  Srla^,  in  meld^em  SSifd^of  X^Iifi 
bon  ffra{au  11.  3uK  1615  bie  geri^tHd^e  Unter* 
fud^ung  anorbnet,  begeid^net  il^n  als  ben  mutl^« 
ma^Iiqen  93erfaffer.  2)urd^  SSeröffentlid^ungen  ber 
aiabemie  t)on  Jtrabu  (1889)  ift  feine  Url^eber» 
fd^t  gur  ©emi^l^eit  erl^oben  morben.  UebrigenS 
liegen  Sngeid^en  bor,  bag  3(^^orott)3fi  bei  feinem 
SBerle  nod^  anbere  t$^inbe  beS  Orben§  gu  $elfer§« 
l^fem  l^tte;  fo  namentlid^  ben  einflugreid^en  ^er* 
}oa  ®eorg  3bara3fi,  ber  aud^  ben  erften  S)rud 
beforgen  lie^.  (9SgI.  Pröcis  bist.  1881, 261. 344. 
432;  1890, 83;  35.  ©ul^r  S.  J.,  3efuiten.8abcln, 
greiburg  i.  39. 1891,  45—66.)    [$fülf  S.  J.] 

SKiMflamie,  f.  Sl^e. 

SR^iioataiiiitt  $9ri^  ein  SSud^ftabenf^mboI 
g^  ben  Üfcamen  S|rifti.  3)ie  Sbfürgung  eine§ 
SBorteS  ober  StamenS  unb  felbft  bie  93erbinbung 
ilpeier  SBorte  burd^  SSerfd^Iingung  einzelner  39ud^« 
ßoben  berfelben  ift  uralt  unb  finbet  fid^  auf  l^eib» 
sifd^,  iübifd^en  unb  d^riftlid^en  SRonumenten  im 
Orient  mie  im  Slbenblanbe.  Um  nur  ein  römif  d^ed 
9eif)iiel  gu  ermäl^nen,  baSaud^  auf  d^riftlid^en  Senf* 
mSIern  t)or!ommt,  f  o  ift  ber  bem  JJömpf  er  gugcruf ene, 
mm  ben  Soften  im  übertragenen  @inn  aufgefaßte 
SBunfd^Pabna  feliciter  in  baSSRonogramm  f) 
«fa|t  in  meld^em  man  bie  Sud^fiaben  P  L  - 
F  E  toieberflnbet.  —  pr  ben  5Kamen  be§  ^^i"  t 
lanbeS  erfd^eint  auf  ben  altd^rifilid^en  SRonumenten 
eine  boppütt  f^form  be§  SOtonogrammS,  nömlid^ 
1.  bie  SJerbinbung  ber  bciben  erften  93ud^ftaben 
bec  gried^ifd^en  92amen  'Iin^ouc  Xpicrr^c,  alfo  I 
rnib  A,  iiu)em  man  ba§  I  fenfred^t  über  baS  X 
legte,  unb  2.  bie  Serbtnbung  ber  beiben  erften 
SndÜSaben  be§  9Jamen§  XPpi(7T(5;,  inbem  mon 
baS  r  fo  auf  baS  X  legte,  baß  bie  obere  ^ölfte 
beS  P  über  bem  X  berbonagte.  S)amit  ergeben 
Rd^  olfo  bie  beiben  SKonogramme :  \  /  v[> 
3n  einer  3«t  too  man  reale  flreu«  y{  y{ 
jigungSbÜber  nid^t  barfteüen  burfte,  ^  n  ^  ^ 
er^c|te  man  {ie  burd^  @tnnbUber  unb  3^i$^n,  }U' 


t 


näd^ft  baburd^,  baß  man  ben  gifd^  (^yWc)/  baS 
©^mboIEl^rifti,  mit  bemftreujanfer  ober  bem  3)rei« 
jadf  in  SJerbinbung  unb  93c3ic]^ung  fejte ;  fpäter, 
inbem  man  burd^  ba§  SKonogramm  nod^  einen 
Ouerftrid^  legte,  alfo  ftatt  beS  SeibeS  ben  9la» 
mcn  beS  §erm  mit  bem  v     •  .  D , 

ffreujeöcrbanb.  ©oent«  -y  ^  unb  ba§  N<^  ■ 
ftanben  baSfteniförmige  ^  ^  ^^ 

93ei  bemXP-aWonogramm  aber  ließ  ftd^  ber§in» 
tt)ei§  auf  ba§  jheuj  in  einfad^erer  SSeife  aud^  ba* 
burd^  erreid^en,  baß  man  ba§  X  quer  fteUte  unb 
nun  ben  ähinbl^afen  be§  P  an  baS  (verlängerte) 
obere  ffinbe  beS  aufred^tftel^enben  X-SaHen8  an- 
3   fügte.  S)aburd^  erl^ielt  man  bie  gorm  beS 

»SRonogrammS.  3)a8  fmb  im  SOBefentlid^en 

bie  brei  X^pen  be§  9iamen§suge§  unfereS 
^erm,  mie  fte  auf  unjöl^Iigen  9Jtonumenten  t)om 
3. 3a]^r^unbert  ah  bi§  tief  in  baS  aRittelalter  unS 
begegnen.  6ine  beliebte  Sutl^at  ju  bem  XP-9Rono« 
gramm  in  beiben  formen  mar  ba§  A  unb  (0 
(Op.  1, 8).  9luf  aÄere  SSerbinbungen,  baß  man 
j.  93.  baS  SBort  IXOTC  in  bie  3tt)ifd^enräume  beS 

D/  einfette,  ober  ba§  ÜRonogramm  in  einen 
jhei§  ober  jhang  faßte,  f oQ  nur  l^ingemief en 
merben,  ebenfo  tote  barauf,  boß  fd^on  feit  ber 
3Ritte  be§  4.  Sal^rbunbertS  ba§  P  aud^  umgelel^rt 
Q  im  SJlonogramm  auftritt  unb  baß  üom  5. 3abt" 
l^unbert  an  bie  ^albfreiSIinie  beg  P  nad^  red^tS 
unten  auSgef d^meif  t  mirb  unb  ber  ® eftalt  be§  un- 
tern §af  en§  eines  lateinif  d^en  E  nal^ef  ommt :  PO 
—  Sine  SSerfd^Iingung  ber  beiben  93ud^«  — 
fiaben  XP  ganj  in  Sorm  eines  Kl^riftu§» 
SRonogrammS  !ommt  aud^  auf  l^eibnifd^en  unb 
fd^on  oord^rifilid^en  SRonumenten  bor,  §.  93.  auf 
SRünjen,  auf  ^m))]^oren  (ügl.  Corpus  inscript. 
lat.  rV,  n.  2878—2880,  ögl.  p.  265  nota ;  de 
Bossi,  Bullettino  di  arch.  crist.  1890,  36), 
mo  e§  bonn  3lbbreöiatur  für  xpuff^c  ober  für  ein 
Sßeinmaß  u.  bgl.  ift. 

3n  93eantmortung  ber  grage,  mann  bie  Der« 
fd^iebenen  ^formen  be§  SRonogrammS  ^uerft  er« 
f d^einen  unb  bis  mie  lange  fte  im  93raud^e  maren, 
treten  unS  gmifd^en  ben  Derfd^iebenen  fiönbem  ge« 
toiffe  Slbmeid^ungen  entgegen,  f o  jtoar,  baß  in  bem 
einen  Sanbe  ein  SKonogramm  fid^  früher  auf  ben 
batirten  ober  annöl^emb  batirbaren  SRonumenten 
5eigt  al§  in  einem  anbem,  unb  baSfelbe  gilt  in 
93e5ie]^ung  auf  ben  terminus  ad  quem,  eine  93er* 
fd^iebenbeit,  bie  nid^t  nur  ^mifd^en  bem  Orient 
unb  Dccibent,  fonbem  felbft  ^mifd^en  einjelnen 
^roöinjen,  j.  93.  Stalten,  3lfn!a,  ©attien,  im 
äuge  5U  bel^alten  ift,  unb  bie  unter  anberem  in  ber 
großem  ober  geringem  greil^eit  il^ren  ®mnb  l^at, 
mit  meld^er  baS  S^l^riftentl^um  ftd^  in  bm  berfd^ie* 
benen  Sänbem  entmidfeln  unb  mit  feinem  93e!ennt" 
nifje  offen  beröortreten  fonnte. 

S)ie  ^uf faffung,  baß  baS  üRonogramm  ftd^  au8 
bem  Jheuse  entmidclt  |abe  (ügl.  ihauS,  91.-S.  n, 
227),  laßt  fid^  nid&t  feftl^alten.  ®a8  ältere  auf 
ben  Monumenten  erfd^einenbe  3^^^n  ift  aQer« 
bingS  baS  iheug,  balb  mel^r,  balb  minber  Derl^üIIt; 


1779 


ÜRonogramm  Sl^rtfii. 


1780 


ollctn  nid^t  qu3  t^m,  f onbcm  neben  il^m  erftel^t  ju« 
näd^ft  boS  IX-aRonogromm  bereits  im  3.  3a|r« 
^unbert  bann  boS  XF-3Bonogramm  feit  bem  9ln« 
fange  be§  4.  3Q]^r^unbert§,  unb  nun  aSerbingS 
tritt  bie  SScrfd^Iingung  be§  ftrcujeS  mit 
bem  XP  5umQl  in  bcr  jiüngcm  gorm  be§  — 
^erDor,  baS  un§  auf  einer  batirtenrömifd^en 
3nf(^rift  juerft  355,  in  ©allien  erft  400  begegnet. 
S)amit  foÜ  nid^t  gelöugnet  fein,  ba|  man  au$  in 
bem  XP-3Konogramm  ba§  flreuj  öerbedft  feigen 
mod^te;  liefe  man  le^tcreS  Ja  offen  l^erüor»  v  [> 
treten,  inbem  man  burd^  baS  üRonogramm  y( 
einen  Duerftrid^l^inbur^  legte,  tt)a§  uns  ju»  ^ 
erft  auf  einer  römifd^en  3nfd^rift  öom  Saläre  347 
ober  348  begegnet,  allein  waS  man  in  beiben 
ÜRonogrammen  gunöd^ft  fal^,  toax  nid^t  baS  Jheug, 
fonbem  ber  9lame  beS  ©rlöferS.  2Konogramm  unb 
ftreug  ftcl^cn  neben  einanber  ouf  bem  ©rabftein 
^leianberS  im  SRufeum  beS  Campo  santo  auS 
ber  erften  §älfte  be§  4.  Sal^rl^unbertS.  SeibeS, 
jheug  unb  Sonogramm,  l^iefe  bei  ben  alten  ©löu* 
bigen  ba§  signum  Christi,  xb  xopiax^v  aTjfietov, 
wie  eS  für  ba§  SDlonogramm  auf  Snfd^riften  burd^ 
bie  C)inaufügung  ber  ffiorte  SIGNV  CHEISTI 
enoiefen  ift.  ^ber  tt)öl^renb  bie  SRonogramme 
gumal  öom  4.  Sicil^rl^unberi  an  in  ungöl^Iigen 
Seifpicicn  erfd^eincn,  bleibt  baS  offene  ftrcug  ftetg 
eine  grofee  ©cUenl^eit  auf  ben  ©rabfteinen.  ^ud^ 
auf  anberen  (Segenftänben,  j.  93.  auf  ben  Sampen, 
lommt  e§  weit  weniger  unb  ba  erft  fpöter  bor 
als  bie  5IKonogramme;  ebenfo  ift  auf  ben  TOün« 
en  ßonftantinS  unb  feiner  nöd^ften  9?ad^foIger 
a§  SRonogramm  unb  nid^t  baS  jheu}  bar* 
geftcHt.  erft  im  fiaufe  be§  5.  3a^rbunberiS  tritt 
baS  jfreus  aDmöIig  häufiger  b^^Dor  unb  Der» 
brängt  bann  bis  gum  ^SiuSgange  beS  6.  Sal^rl&un« 
bcrtS  faft  öoUftänbig  bie  Sonogramme.  Sänger 
als  in  giom  l^ölt  fid^  in  «frifa,  in  Ober»  .  D. 
italien,  in  ®  aUien  unb  im  SRorgenlanbe  baS  y{, 
wö^rcnb  l^inmieberum  baS  offene  ftreuj  ^  ^ 
frübcr  unb  l^äufiger  in  3lfrifa  unb  im  Orient  auf 
ben  SKonumenten  erfd^eint  als  in  ber  ^au<)tftabt 
(ögl.  ÄrauS,  S.=g.  H,  233  u.  445  f.). 

S)afe  nid^t  erft  bie  befannte  grfd^einung  ßon» 
ftantinS  bie  Kl&riften  mit  bem  SJlonogramm  v  [> 
unb  befjen  SDeutung  befannt  gemad^t  l^abe,  y{ 
fonbem  bafeeSfd^onfrüberangetoenbetmor»  ^  ^ 
Den,  f ann  faum  einem  S^^^V^  unterliegen.  Mein 
»enn  eS  frül^er  nur  im  v  [>  Kontejt  ber  3n« 
fd&rift,8.93.VIVASIN  ">(  (SebeineMto) 
erf d^eint,  f o  tritt  eS  f actif d&  ^  ^  erft  feit  bem  ent» 
fd^eibenben  ©icge  an  ber  miloifd^en  99rüdCe  ifo« 
lirt  auf. 

3n  ber  alten  d^riftlid&en  ffunfl  erfd^cint  bie 
Qform  I  unb  X  im  Serl&ältnife  ju  ben  anberen  im 
©angen  nur  üereinselt,  unb  felbft  ba  ifi  eS  nid^t 
immer  jmeifeUoS,  ob  in  bem  Seid^en  ber  9lamenS« 
8^9  3«fu  ei^rifti  ober  ein  ©tern  ju  feigen  ift.  v  y 
99alb  allein,  balb  in  einem  ftranj  f ommt  baS  y  <^ 
einige  SKale  auf  ©rabfteinen  unb  ©arfo«  ^  ^ 
l^l^agen,  »ie  auf  TOofaifen,  l^aufiger  auf  altd^rift» 


s 


lid^en  Sampen  üor.  —  S)aS  conftantinifd^  n 
ÜJionogramm  toie  beffen  fpätere  gorm  — f--, 
beibe  gern  mit  bem  A  unb  (0  Derbunben,  | 
begegnen  unS  auf  Kömeterialfteinen,  tote  anf 
©emölben  ber  jf atafomben  unb  auf  ben  @ar!o> 
pl^agen  im  4.  unb  5.  Sol^rl^unbert  l^öufig,  balb 
ifoliri,  balb  stoifd^en  Sommern^  Rauben  ober 
^^fauen,  in  einen  Jhan^  gefaxt  utd)  auf  ber  ©ptife 
beS  ftreujcS  ftel^enb.  3n  ben  5IRofai!en  ber  8ap « 
lifen  bel^auptet  baS  Sonogramm  gern  ben  ^%« 
punft  in  ber  93Iumenbecoration  beS  Xrimnpl^ 
bogenS;  an  öffentlid^en  Sonumenten  erfd^ieinteS 
an  ben  2Rarmor=2:ranfennen  bcr  ftird^cn,  an  bet 
$^a9abe  Don  (Sebäuben,  an  Sl^üren  unb  auf  @reti3* 
teinen.  3n  ben  (Segenftänben  ber  IHeinfunf!  ftnbct 
lä)  baS  Sonogramm  auf  Sampen,  auf  Sünjen 
unb  SebaiÜen,  auf  SRingen  unb  gefd^nittenen 
Steinen,  auf  ben  ©olbgläfem,  auf  Stcöe^pcmp^ 
auf  aDerlei^auSgerötl^e;  überaQbrad^tenbieota 
©laubigen  ben  9tamen  beS  ^erm  an,  um  baS  SSott 
beS  ^poftelS  toal^r  gu  mad^ :  SlleS,  toaS  imnur 
ibr  t^ut,  im  Sffiorte  ober  im  SBerfe,  tl^ut  MeS  im 
$Ramen  bcS  §erm  SefuS  (6oI.  3,  17). 

Um  nod^  auf  einige  intereffante  Sefonberl^eiteB 
binjutoeifen,  fo  ift  auf  einigen  ©rabfteinen  oö 
©innbilb  baS  ©d^iff  bargefteflt,  todd^eS  auf  ba§ 
Sonogramm  K^rifti  toie  auf  fein  3i^  toSfteucrt; 
einmal  fö^ri  baS  ©d^iff  nac^  einem  Seud^tt^mm, 
in  toeld^em  ber  9lamenS§ug  S^rifU  mit  cxämm 
Sud^ftaben  in  ber  SBeife  Derbunben  ifi,  bag  ba§ 
©anje  aufgelöst  baS  SBort  AOPATA  gibt  - 
^ieberl^oU,  ^umal  auf  ben  @arfot)]^agen,  trogt 
$etruS  einen  ©tab  über  ber  ©d^ulter^  ber  in  bä 
Sonogromm  Kl^rifti  auSlöuft.  —  SBerbunben  nrit 
©cenen  auS  bem  Seiben  beS  SrIöferS  fte^t  boS 
Sonogramm  im  ©iegeSfranje  in  ber  SDlitte  Sba 
bem  offenen  ffreu^e. — 9luf  bem  Sl^rone  ber  ©lotie 
nimmt  eS  bie  ©teHe  ber  Qfigur  E^rifti  ein;  eS  ei* 
fd^eint  in  bem  &tmt,  toeld^er  ben  Sßeifen  }uo 
©tolle  Don  Setblebem  Doranlcud^tet  u.  f.  w.  — 
Son  fönntc  nod^  bie  §roge  auftterfen,  ob  mania 
Slbenblanbe  bie  Sud^ftaben  P  unb  X  ntd^t  aaij 
als  latetnif  d^e  Su^ftaben  gelefen  unb  in  \fym 
baS  Sonogram  für  Pax  gefe|en  ^aht;  eine  no^ 
Itegenbe  Slnnal^me,  ba  baS  pax  tecum,  in  paee 
unb  ä^nlid^e  9^ormeInbeS  SfriebcnSgru^eS  unsfi^&ge 
Sale  auf  ben  Snfd^riften  Dorfommen.  2:^t$lp| 

V  P/  begegnet  uns  nid^t  nur  bie  Qformelv  D^ 
IN  >(  ET  IN  PAGE,  fonbem  au«  IX  ^^ 
-^  ^  too  baS  gebröud^Ud^e  IN  PACE^r 

erfejt  ift  burd^  baS  IN  ^(^  (in  Christo).  3ebeii« 

foHS  ift  baS  ^(^,  toie  eS  an  ber  ©pije  bijiW' 

lid^er  Unterfd^riften  ber  faroKngifd^en  3«!  begegiKt 
nid^t  mel^r  ber  9lamenS}ug  K^rifH,  fonbem  btf 
3eic^enfürPAX,  ba  bie  »ifd^öfe  nrit  pax  vote 
grüßten. 

3m  SittcMter  trat  in  ber  gried^ift^n  Jte# 
an  bie  ©teOe  beS  Sonogramms  bie  ib^xim 


1781 


SDlonoimuS  —  SDlonopl^^fitett. 


1782 


IC— XC,  fo  auf  römifd^cn  gKofoifcn,  bic  öon 
jriedjifci^  ftünftlem  (mgcfcrtigt  mürben,  auf  ®c- 
tnälben  unb  auf  anbeten  ©egenftönben,  3.  !B.  ber 
^ofHe.  —  ®er  1^1.  Semorbin  üon  ©tena  trug  Bei 
feinen  ^rebigten  ben  JlomcnSäug  3efu  in  ber  gorm 
Jftß  (ihs),  an  beffen  ©teHe  fpöter  ba§  IHS  trat 
ttH)bei  bie  beiben  erfien  93ud^[ta6en  eigentlid^  bie 
gcted^if^en  Sud^ftaben  be§  SOBorteS  IHdouc  fmb, 
ttfi^renb  man  fie  l^eute  Dielfad^  a(d  %bbrek)iatur 
für  In  Hoc  Signo  (vinces)  ober  aß  bie  SnfangS- 
bu^flabfn  ber  Sßorte  3e{u§,  ^eilanb,  @eligma(|er 
ouffölt.  [be  SBaalJ 

ataitoiiims,  einarabifd^er^öretifer,  beiS^eo- 
boret  (Fab.  haer.  1,18)  nur  pcf tig  erttjäl^nt,  tourbe 
cift  aus  bem  SBud^e  ber  Philosophumena  nö^er 
Mdnnt.  Sr  gehörte  5U  ben  pantl^eiftijd^en  @no[ti» 
Icnu  ^ippol^t,  ber  SSerfafjer  ber  Phüosophu- 
mena,  teeld^er  ©teilen  auS  einem  ^Briefe  beS  SJlo« 
noimuS  an  Sl^eopl^rafhtS  unb  mehrere  aüegorifc^e 
2>eu!imgen  k)on  ©teilen  be§  SIten  SeftamenteS  mit> 
Ü^It,  leitet  biefe  ^ärefte  auS  ber  @eometrie  unb 
Srit^metif  ab,  au8  einer  m^ftif d^en  So^I^TiIel^te, 
bie  aber  bei  ben  ^Qtl^agoröem  Diel  bef[er  ftd^ 
finbe.  [Sedier.] 

'gt^wpl^fUm  9  pättüttx,  meldte  in  3efuS 
6^rifiu§  nid^t  gugleidg  eine  malere  göttlid^e  unb 
eine  toal^re  menfc^Iid^e,  fonbem  nur  eine  einzige 
9{atur  (fifov  (pujiv)  anerfennen  toollen.  2Bo|l 
flm^en  fd^on  oom  2.  bis  sum  4.  ^al^rl^unbert 
oud^  red^tglöubige  Söter,  toit  Slt^anaftuS,  $a)){t 

3ltIiuS  1.  U.  %.,  t)On  einer  [lia  <puaic  aeaapxwfievr), 

b.  1^.  Don  giner  5Ratur,  toeld^e  bie  9Kenfd^^eit  an- 
genommen l^abe;  aber  ba  fie  bamit  tt)eber  bie 
toäfyct  @ottbeit  nod^  bie  malere  90flenf(^]^eit  beS 
fierm  irgenbnrie  beeintröd^tigten,  fo  mar  iJ^rSuS» 
ontd  nur  fd^nbar  monopl^^fttifd^,  il^re  Seigre  felbft 
ober  eben  f 0  bqot)]^qfitif (^  mie  bie  ber  bU.  ©regore 
mm  9ta)ian3  unb  Don  9}qffa,  beS  1^1.  Spipl^aniuS 
n.  9.,  bie  auSbrädRid^  Don  jmei  9}aturen  reben 
(bflL  ©d^mane,  ®ogmengefd^.  II,  835  ff.  380  ff.). 
9d^id^  Derl^ielt  eS  fid^  mit  bem  1^1.  S^rill  Don 
Uesanbrien,  ber  jmar  in  feinem  britten  Snatl^ema- 
tiSmuS  Don  einer  fvuxnc  (puotxiQ  ber  beiben  9}a> 
teren  in  Sl^rifhtS  \ptaä),  aber  bamit  nur  eine 
«Oirnid^e''  ober  „toefentlid^e"  ^Bereinigung  beiber 
(im  (Segenfa^  ber  bIo|  öu^erlid^en  ober  blog  mo- 
xoRf^en  SSerbinbung,  totlä^t  5Jeftoriu8  annal^m), 
niil^t  aber  il^re  Serfd^melgung  in  eine  eingige 
%üwc  auSbrüdfen  moUte.  ÜRand^  ©d^üler  unb 
Serel^  beS  1^1.  Sqrill  mi^Derftanben  unb  mig> 
beuteten  {ebod^  feinen  9uSbrud^  unb  unter  biefen 
nmrbe  nun  Sutqd^eS,  $riefter  unb  Irc^imanbrit 
eine«  ftloperS  in  ber  9läl^e  Don  Sonftantinopel, 
ber  eigentlid^e  Stifter  ber  monopl^tiptif dfeen  §ärefte. 
(Int^d^,  meld^er  biSl^  als  tl^ötiger  ©el^ilfe  beS 
U.C9rtn  gegen  bie  Seigren  feines  ^atriar^en  9}e« 
^oriuS  (f.  b.  SIrt.)  mit  Sntjd^ieben^eit  aufgetreten 
mar,  Derfiel  in  ber  SSefömpfung  beS  D^eftorianiS« 
mnS  felbfi  in  baS  entgegengefe^te  g^trem ;  benn 
»ffi^renb  92e{!oriuS  bie  gmei  IRaturen  in  Qi^rifhiS 
ftt  fe^  trennte,  erfannte  Sut^d^eS  nur  eine  ein> 


Sige  5?atur  an.  ®ie  erfte  Älage  über  il^n  ging 
Don  Sifd^of  ®omnuS  Don  Slntiod^ien  aus,  bal^in 
lautenb,  er  erneuere  bie  Äejerei  beS  SIpoKina- 
riS  Don  Saobicea  (f.  b.  Art.),  lel^re  nur  gine 
5Ratur  in  El^riftuS  unb  bel^aupte,  bie  ©ottl^eit 
l^abe  gelitten.  ®iefe  Inflage  fd^eint  iebod^  feine 
golge  gel^abt  ju  l^aben.  aber  balb  barauf  über- 
reid^te  Sifd^of  ßufebiuS  Don  ©or^Iäum  in  $bt9- 
gien  ber  im  3.  448  ju  Sonftantinopel  unter  ^a- 
triard^  fJflaDian  (f.  b.  9lrt.)  Derfammciten  ©^nobe 
eine  neue  Älagefd^rift  gegen  Sut^d^eS,  bem  er 
fd^on  priDatim,  aber  jietS  Dergeblid^  Sorftettungen 
toegen  feiner  Srrlel^re  gemad^t  l^abe.  ®ut?(^eS, 
Dor  bie  ©t)nobe  Dorgeforbert,  erf^ien  nid^t,  meil 
feine  ascefe  i^m  baS  Älojier  ju  Derlaffen  Derbiete, 
erflärte  aber  fd^riftlid^,  ba|  er  in  gJ^ripuS,  nad^ 
feiner  5Kenfd^tt)erbung,  nur  ®ine  Jlatur,  unbjmar 
bie  göttliche,  bie  5Kenj(|  geworben  fei,  anbete.  ©I^ri« 
ftuS  fei  jmar  molarer  SÖlenfd^,  aber  fein  Seib  fei 
mit  bem  unfrigen  nid^t  glei^eS  SBefenS ;  unb  er 
toerbe  nie  jtoei  5Jaturen  in  KbriftuS  anerfennen. 
5Dlan  fielet,  ba|  feiner  grflärung  bie  nötl^ige  Älar- 
l^eit  fel^lte,  toie  er  benn  in  ber  ll^at  felbft  nur  febr 
befd^rönfte  Salente  bcfa|.  SIber  babei  jeigte  pd^ 
feine  ftarre§artnädfigfeitfd^on  barin,  baf  er  unter 
ben  SMönd^en  eine  Sonfpiration  jum  ©(^uje  beS 
5Dlonop]^t)ptiSmuS  l^erDorrief  unb  baSSntriguiren 
mit  feiner  ;,ftrengcn  9lScefe"  gar  nid^t  unoereinbar- 
lid^  fanb.  Stuf  toieberl^olte  Sorlabungen  jebod^ 
erf d^ien  er  enblid^,  aber  Don  einer  ©d^utoad^e  um« 
geben,  bie  il^m  beS  JTaiferS  ©ünpiing,  ber  Sunud^ 
gl^r^fapl^iuS,  jugetoiefen  l^atte.  SBie  eS  fd^eint, 
bef (^ü|te  il^n  bief er  auS  $riDqt]^a|  gegen  ben  $a> 
triard^en  t^aDian  Don  Sonftantinopel,  nad^  Ru- 
beren barum,  meil  Sut^d^eS  fein  Saufpatl^e  mar. 
SBie  bem  fei,  bie  SBad^e  burfte  ben  SDlönd^  nur 
unter  ber  Sebingung,  ba6  er  mieber  frei  entloffen 
merbe,  ber  ©^nobe  Dorftellen.  §ier  erflärte  gu» 
t^d^eS  abermals,  ba|  er  ben  Seib  Sl^ripi  nid^t  bem 
unfrigen  gleid^  f^alk,  unb  fprad^  sugleid^  unter 
^Berufung  auf  ^tl^anaftuS  unb  SqriQ  feinen  ^aupt* 
faj  aus,  „ba|  unfer  §err  jmar  Dor  ber  Sereini- 
gung aus  jmei  IRaturen  gemefen  fei,  nad^  ber« 
felben  aber  nur  6ine  Jlatur  l^abe".  SBie  eS  fd^eint, 
moHte  er  mit  biefen  confufen  SBorten  fagen:  in 
©ebanfen  f5nne  man  aUerbingS  jmei  IRaturen  in 
Kl^riftuS  unterfd^eiben,  aber  fobalb  pd^  ©ottbett 
nvb  9Renf  c^l^eit  in  ibm  Derbanben  (unb  baS  gef  d^al^ 
\a  fd^on  im  9lugenblidfc  feiner  gmpfängnif,  alfo 
fd^on  im  erften  Äugenblidfe  feines  ©einS  als  ®ott« 
mcnfd^),  fei  nur  me^r  6ine  Jlatur  Dorl^anben  ge« 
mcfen.  —  ®ie  ©t)nobe  fprad^  baS  9lnatl^em  über 
biefe  Sebre  unb  Sann  unb  ^bfe^ung  über  Sut^d^eS 
aus.  Ob  Sutqd^eS  l^iergegen  fogleid^  ^peüation 
an  ben  SBifd^of  Don  9tom  (aud^  an  ben  Don  9Ie« 
sanbrien)  angefünbet  l^abe,  la^t  pd^  nid^t  mel^r 
mit  ©id^erl^eit  entfd^eiben.  ßrbel^auptete,  QflaDian 
löugnete  eS.  SutQd^eS  aber  flagte  je^t  bei  bem 
ffaifer  Sl^eobopuS  n.,  ba|  glaDian  auf  feine 
Appellation  nid^t  gead^tet,  aud^  bie  Acten  ber  eben 
gel^altenen  ©^nobe  Derfölfd^t  l^be  u.  bgl.  2)er 


1783 


SKonopl^^fitcn. 


1784 


Äaifcr  Berief  beS^alb  im  3. 449  jur  Unterjud^ung 
bcr  ©Q(^e  eine  Heinere  ©^nobe,  unb  e§  jeigte  \\^ 
i)\tx  bie  ^Quptanflage  ber  Slctenöerfälfd^unö  al§ 
DöKtgunbegrünbet.  SlnbereSBefd^uIbigungen  toaren 
fleinlif^,  bec  ^unft  toegen  ber  2li)peflation  aber 
ni(^t  ermiejen.  UebrigenS  menbeten  fid^  je^t  \oxo6ffi 
ber  ftoifer  al§  gut^^eS,  ber  fid^  bem  ©9nobaI= 
fprud^e  nid^t  untertoorf  unb  in  feinen  9lemtem  Der« 
blieb,  brieflich  on  SRom;  aud^  legte  ber  lejtere  fein 
®lQuben§be!enntni|  bei  unb  bat  um  billigere^ 
Urt^eil.  ®ie  golge  toar,  ba|  ^a£ft  Seo  I.  9ln- 
fongS  ben  Sifd^of  glaöion  üon  feonftantinopel 
jur  Siebe  ftellte,  weil  er  in  einer  fo  toid^tigen 
&a^t  nid^t  al§balb  nad^  9lom  berid^tet  l^abe. 
Seöor  jebod^  biejeä  ©d^reiben  nod^  Sonftanti« 
noptl  tarn,  i^aitt  glaöian  bereits  bie  Slcten  über 
bie  SSer^anblungen  mit  SutQd^eS  nad^  9lüm  ah' 
gefanbt  unb  ben  $a))ft  um  IBeftötigung  Don  beff en 
^bfe^ung  gebeten,  ©an^  anberS  al§  ber  ^apft 
5U  Stom  l^anbelte  aber  ^atriard^  S)io3cur  Don 
9llejanbrien  (f.  b.  9lrt.).  6r  nol^m  entfd^ieben 
Partei  für  Sut^d^eS  unb  fprad^  bie  SQBieberein» 
fe|ung  oeSfelben  in  fein  ))riefterIid^eS  Smt  unb 
in  feine  ffloftertt)ürbe  au8.  ©ioScur  felbft  nöm» 
lid^  fagte  bie  Seigre  S^riDS  ni^t  tt)efentUd^  anberS 
auf  al§  @utt)d^e§,  l^ielt  iebe  anbere  Snftd^t  für 
SieftorianiSmuS  unb  Verlangte  Dom  j^aifer  eine 
allgemeine  @qnobe  ^ur  befinitiDen  (Sntfd^eibung 
ber  Sftage.  3n  ber  ij^ai  berief  aud^  Sl^eobofm^, 
nad^bem  er  nod^  einige,  freilid^  nid^t  un^arteiifd^e 
SSerfud^e  )ur  luSgleid^ung  )tt)ifd^en  ^aDian  unb 
6ut^d^e§  gemad^t  unb  bem  erftem  ein  ©laubenS» 
befenntnig  abgef  orbert  l^atte,  ein  allgemeines  Soncil 
nad^  @))]^efu§,  bei  bem  iebod^  nur  bie  Dom  ffaifer 
auSbrüdflid^  berufenen  Sifd^öfe  erfd^einen  bürften. 
SefonberS  auSgefd^Ioffen  aber  foUten  ber  geklärte 
jEl^eoboret  Don  d^ruS  u.  9.  fein  unb  aue  e^e» 
maligen  älid^ter  be§  SutQd^eS  fein  @timmred^t 
l^aben.  2)io§cur  bagegen  tt)urbe  Dom  ffaifer  jum 
9}orft^er  ernannt,  aud^  jn^ei  faiferlid^e  Seamte  be* 
auftragt,  ben  @ang  ber  SSerl^anblungen  5U  förbem, 
bie  Orbnung  ju  l^anbl^aben  unb  alle  @törenfriebe 
gefangen  }u  nel^men. 

Unterbeffen  l^atte  fid^  $apft  fieo  nad^  Smpfang 
ber  jugefanbten  3lcten  Don  ber  Snlel^re  be§  6u- 
tt^^  überjeugt  unb  erflörte  fte  für  ebenfo  abfurb 
als  gottlos.  S)abei  bat  er  iebod^  brieflich  ben  S9i« 
fd^of  SlaDian,  falls  SutQd^eS  n^iberrufe,  9lad^ftd^t 
gegen  il^n  ju  betoeifen,  mit  bem  beifügen,  eine 
neue  @9nobe  fei  in  biefer  ^aä^t  nid^t  nötl^ig.  S)a 
er  iebod^  gleidd  barauf  baS  faiferlid^e  @inIabungS» 
f d^reiben  nad^  Spl^efuS  erl^ielt,  fo  n^ollte  Seo  biefem 
$Iane  nid^t  entgegentreten  unb  bemerfte  nur,  ba^ 
er  ni(^t  perfönlt(|  in  Kpl^efuS  erfd^einen  fönne, 
tl^eilS  meil  aud^  feine  Sorfa^ren  bei  äl^nlid^en  9Ser« 
anlaffungen  ©teÜDertreter  gefd^idt,  tl^eilS  toeti  bie 
SerljiaÜniffe  StalienS,  in  nield^em  3lttila  l^eranjog, 
feine  bortige  Slnniefenl^eit  notl^menbig  mad^ten. 
Sugleid^  berief  er  fidd  aber  anä)  auf  fein  am  näm« 
lid^en  3:age  (13.  3uli  449)  erlaffencS  ©d^reiben 
an  gflaDian,  n)orin  er  ben  loabren  ©lauben  ber 


J7tr d^e  über  bie  SJlenf  d^tt)erbung  S^rifti  auSeinanbct' 
gefegt  l^abe.  @S  ift  biefeS  fein  berül^eS  boQ> 
matifd^eS  ©d^reiben  an  tJ^aoian,  toorin  er  jeigt, 
ba^  ber  ©ol^n  l^abe  ÜRenfd^  merben  muffen,  um 
bie  ÜRenfd^l^eit  gu  erI5fen,  hai  er  ^iergu  ouS  feina 
SJhitter  bie  menfd^Ud^e  9latur  UKtl^irl^aft  angenon* 
men  l^abe,  ba^  alfo  beibe  Statuten  in  Siner  ^ßerfon 
(ber  göttlid^en  beS  @o^neS)  l^^poftatifd^  geeinigt 
feien,  unb  ba^  bie  Sigentpmltd^feiten  ber  beibea 
Staturen  aud^  nad^  il^rer  ^Bereinigung  in  C^ri^ 
nod^  fortbauerten.  SUein  bie  gu  @))l^efuS  im  Sa- 
guft  449  gufammengetretene  @Qnobe  lie^  bkfeS 
@d^reiben  beS  ^apfteS  gar  nid^t  Dorlefen,  rmmite 
au(|  feinem  Segaten  nid^t  ben  !Borfi|  ein  imb 
fprac^  unter  Dielen  Unregelmö^igfeiten  unb  ©etoolt' 
tl^ötigfeiten  über  bie  Seigre  Don  ^toti  92aturen  boS 
Snatl^em  aus.  @S  ift  bie^  bie  berüd^tigte  %aube^ 
f^nobe  Don  eplf^efuS  (f.  b.  51rt.  ©ioScur). 
2)od^  biefer  @ieg  beS  SnonopJ^^fitiSmuS  foSte  nur 
furje  3^it  bauem.  glaDian  Don  Sonj^antinopd 
l^atte  fogleic^  gegen  ben  ungered^ten  @prud^  üob 
@p]^efuS  an  ben  $apft  appdOltrt,  unb  obgIei(^  ba 
ftaifer  bie  Sefd^Iüffe  ber  SRöubcrf^nobe  bejKttigte 
unb  in  feinem  Steid^Santl^eil  burd^fül^rte,  ^ 
fieo  ben  SJhitl^,  n^egen  ber  gu  Spl^efud  Dorgefom* 
menen  @emaIttl^ötig!eitenS3orfteIIungen  iumadjien 
unb  bie  ^bl^altung  eines  aUgemeinen  SondlS  in 
Italien  ju  Derlangen.  Sinfttoeilen  berief  oBer  8eo 
felbft  eine  gro^e  r5mifd^e  @qnobe  unb  bot  au4 
ben  abenbldnbifd^en  jfaifer  IBalentinian  UL,  bei 
feinem  morgenlönbifd^en  Kollegen  ^eobo{iuS  in 
biefer  Slngelegenl^eit  Sd^ritte  gu  tl^un.  Suglti^ 
Dertt)eigerte  er  Dorberl^anb  bem  neuen  9if(^ 
Don  Sonftantinopel  SnatoIiuS  (^loDion  uxtr  g^ 
ftorben)  bie  Snerfennung  unb  fal^  gemi^  mit 
)ro^er  Sfteube,  ba^  bie  meiften  Sif d^öf e  Don9{ien 
otoie  fel^r  Diele  $riefter  unb  Saien  Don  Con« 
tantinopel  felbft  auf  feiner  @eite  flanben.  3n 
f d^roffften  ® egenfage  l^ierju  aber  l^atte  S)ioScur  bu 
^xtä)f)tii,  über  fieo  ben  93ann  auSgufpred^en.  S)in( 
nad^  toenigen  SJlonaten  fd^on  ftarb  Äaifer  S^eo« 
boftuS  IL,  unb  feine  Sd^mefter,  bie  ^I.  Sßuld^ia, 
beftieg  mit  il^rem  ©emal^I  SJlarcian  ben  S^ron. 
SBeibe  Derftd^erten  ben  $ap{t  fogleid^  iJ^er  fromb* 
lic^ften  ©eftnnung,  unb  äJlarcian  Derfprad^  )n« 
gleid^  bie  Sbl^altung  ber  Don  fieo  Dorgefd^Uigenes 
allgemeinen  @9nobe.  ^ud^  unterfd^rieb  j[e|t9m^ 
toIiuS  Don  @^onftantinopel  hm  genannten  bog« 
matifd^en  93rief  Seo^S  an  ^aDion,  unb  toöl^reä^ 
ber  $apft  aUe  ^nftalten  traf,  um  bie  burd^  2)ioS* 
cur  Derfül^rten  Sifd^öfe  tt)ieber  mit  ber  ffurd^  )B 
Derföl^nen,  berief  Äaifer  STOarctan  in  Udberei»^ 
ftimmung  mit  iBalentinian  ni.  mb  Seo  bem 
@ro^en  eine  allgemeine  @qnobe  nad^  9ticaa;  biefe 
xoaxh  jiebod^  alsbalb  nad^  S^l^alcebon  bei  Son^tmtH 
nopel  Derlegt,  toeil  ber  ^apft  bie  perfönßd^  Sn* 
toefenl^eit  beS  jf aiferS  bei  berfelben  bringenb  ge« 
tt)ünfd|t  l^atte.  @S  ift  bie^  bie  Dierte  cHgemeine 
©^nobc  $u  ßl^alcebon,  im  3.  451  ob« 
gel^alten,  tt)eld^e,  tt)ie  anbertoörtS  ausführlich  gt* 
aeigt  iji  (f.  b.  ?Irt  S^alccbon),  benSel^rbriefS»'« 


1785 


ÜRonopl^Qfiten. 


1786 


beflätigte,  ben  ^atriard^en  SMoScur  abfegte,  über 
il^,  CnüQd^  unb  9iefiortu§  ba§  Snatl^em  fprad^ 
imb  in  il^rer  fünften  @i|ung  bte  ortl^obose  Seigre 
hl  ben  SBorten  formoUfirte:  ,;2Bir  befennen  einen 
6o]&n  . . .,  ber  in  (nid^t  au§)  jujei  Jloturen  (Se« 
ieid^ung  ber  compositionumeri,  nid^t  com- 
poBitio  partimn)  ol^ne  Sermifd^ung  (iauxx.^-ziDi), 
o^nc  Serwanblung  (dTpeirrwc),  ol^ne  Srennnng 
(ddtatp^Tcoc)/  ol^ne  SSibfonberung  (diya>p((yTa>c)  er« 
tarnt  »irb.*^  ftaifer  SWarcian  beftättgte  fofort 
tnd^t  nur  bte  SBefd)Iüf{c  Don  S^olcebon,  fonbem 
Derbot  aud^  ben  bereite  k)ort)anbenen  (Sut^d^ionem, 
®ei{Uid^  )u  l^aben  unb  ® otteSbienft  gu  l^olten ; 
ton  aber  fortan  nod^  ben  Srrtl^um  totxkx  auS* 
{Umreiten  unb  bte  ortl^obo^e  Seigre  gu  befämpfen 
tDoge,  f olle  mit  SSerbannung  unb  anbem  fd^n^eren 
Strofen  belegt  tt)erben.  Sor  Sllen  tt)urben  Su> 
t^d^  unb  2)io§cur  gum  Spl  Derurtl^etlt ;  bod^ 
crperer,  beim  3lu8brud^e  ber  ©treitigfeiten  fdfeon 
^od&betagt,  fd^eint  gerabe  um  bieje  3ctt  geftorben 
ia  fein,  nm]^renb2)to§curnod^bt34545u@angra 
in  ^ßapl^Iagonten  lebte. 

VKt  aQem  bem  mar  ber  monopl^^fttifd^e  3rr> 
tl^iun  nid^t  ouSgerottet.  !RamentUd^  eilte  ein  ale- 
Sanbrinijd^er  9R5nd^,  S 1^  e  o  b  o  f  i  u  3,  ber  mit  gu 
Cl^cebon  gemefen,  f ogleid^  nad^  $  a  I  ö  ft  i  n  a  unb 
ftdlte  ben  bortigen  !Dlönd^en  oor,  bte  @9nobe  t)on 
6I^Icebon  l^abe  ben  h^al^ren  ©lauben  Denatl^en 
tmb  ben  9}eftoriani§mud  beftättgt.  S3on  tl^m  k)er« 
leitet,  monten  faft  alle  ber  mel^r  als  10  000  palö» 
fiinen|ifd^  SJtönd^e  pm  bte  Seigre  beSSutQd^eS, 
ba|  bie  menf d^Itd^e  9iatur  oon  ber  göttlid^en  gleid^> 
fam  obforbirt  morben  fei,  terbammen,  aber  aud^ 
ben  2)9ot)]^9ftti§mu§  ber  d^alcebonenfer  Spnobe 
ni^t  annel^men,  h)eil  ba§  IBefenntnig  jmeter  !Ra» 
tnren  burd^  Sonfequeng  aud^  pm  93e!enntni^ 
jloeier  ^krfonen,  alfo  jum  9le[toriani§mu§  führen 
miiffe.  ©ie  bel^arrten  barum  feft  auf  ber  ©elbauf - 
timg  blo^  Stner  9}atur,  ol^ne  über  bie  ^rt  unb 
SBeife,  xoxt  ©ott^eit  unb  STOenjd^l^rit  Sine  SRatur 
fein  ffinnen,  pd^  irgenb  ju  erflären.  ffitefe  neue 
Siö^tung,  bie  einerfett§  ben  6utt)d^tant§mu§, 
anbererfeitS  aber  aud^  bie  d^alcebonenfifd^e  ©^nobe 
twnoarf,  ]^ei|t  bie  monoplEi^fttifd^e  in  specie,  im 
Unterfd^iebe  gur  eut^d^iantfd^en.  2)a  nun  aber 
ber  ^triard^  Suüenal  oon  Serufalem  bem  93cr» 
tatgen  ber  t)alöftinenfif d^en  SJtönd^e,  bie  Sef d^Iüffe 
bon  Q^alcebon  mit  bem  3(nat]^em  }u  belegen,  nid^t 
entfprod^,  erregten  biefe/t)on  ber  SBtttme  be§  ftatferS 
X^obo^uS  U.  unterftü^t,  ju  Serufalem  einen 
Stafftanb,  Derjagten  Suöenal,  erfjoben  ben  genann- 
ten 9)Und^  2n^eobofiu§  jum  ^atriard^en,  ftedften 
td  bem  Sumulte  fogar  einige  §äujer  in  ©ranb 
unb  tdbteten  mel^rere  ber  angefel^cnften  2)t)op]^t)> 
fiten.  Cbenfo  Derful^ren  Jie  barauf  in  ben  übrigen 
©tobten  ^alöftina'S.  ®er  ffaifer  traf  nun  eilige 
SWaferegeln,  um  bie  fanatifd^en  gmpörer  ju  be» 
leisten  unb  ju  berul^igen,  bie  fd^ulbigften  aber  ju 
befhofen.  3:l^eoboftu§  fclbft  flol^  453  au  ben  aWön- 
d^  auf  bem  Serge  ©inai,  Suocnal  unb  bie  anberen 
vertriebenen  fatl^olijd^en  ©ijd^öfe  tt)urben  n^ieber 


eingefejt,  unb  öiele  ber  SDlonopl^ppten,  aber  lange 
nid^t  aue,  toieber  mit  ber  ftird^e  öereinigt. 

S)a8  jtoeite  Sanb,  toorin  bie  d^alcebonenfifd^e 
©t)nobe  öertoorfen  uitb  bie  ga^ne  beS  SDlonop^^fi- 
tiSmuS  auf geftedft  tourbe,  toar  a  e  g  9  p  t  e  n.  ©d^on 
juS^alcebon  Ratten  ftd^  18  ög^pHfd^e  Sifd^öfe  5U 
unterfd^reiben  geweigert,  au§  bem  nid^tigen  93or- 
ttjanbe,  feit  ®io§cur8  Slbfejung  l^ätten  Pe  feinen 
^atriard^en,  unb  ol^ne  Srlaubni^  eines  fold^en 
bürften  fte  feinen  fo  toid^tigen  ©d^ritt  tl^un.  9(18 
nun  ^roteriuS,  ein  fe^r  red^tfd^affener  STOann,  }um 
SJatriard^en  öon  SHejanbrien  ertoöl^U  tourbe,  trat 
bie  jal^Ireid^e  gartet  5)io§cur8  il^m  entgegen  unb 
griff  aud^  ju  benfelben  SJiitteln  beS  3lufftanbe8 
tt)ie  in  ^aläftina.  3)ie  faiferlid^en  ©olbaten,  toeld^e 
ben  ^lufrul^r  ftiKen  foHten,  ttjutben  oom  $öbel  in'S 
©era^eum  getrieben  unb  l^ier  lebenbig  öerbrannt; 
erft  eine  größere  aHilitärmad^t  fonnte  bie  Drb» 
nung  toieber  l^erftellen.  Selber  eS  pelen  jejt  audj 
jmei  angejel^ene  SIerifer,  limotbeuS,  mit  bem  Sei- 
namen 9leluru8  («tXoupoc  =  ftaje),  unb  $etru8 
aWonguS  (jioyy^c  =  l^eifer),  öon  $roteriu8  ab, 
brad^ten  aud^  lEiier  bie  SJUnd^e  unb  mel^rere  Si> 
fd^öfe  auf  i^re  ©eite,  fprad^en  über  bie  ©^nobe 
t)on  Sl^alcebon  baS  Snatl^em  unb  benu^ten  ben 
Sob  be8  i?aiferS  5marcian  (geft.  457),  um  mit 
§ilfe  beS  ^öbel§  oon  9llejanbrien  burd^  einen 
^anbftreid^  bie  @at|^ebrale  ber  ©tabt  ju  erobern, 
darauf  Iie|  ftd^  Simotl^euS  bafelbp  fogleid^  gum 
Sifd^ofe  toeil^en  unb  nieil^te  bann  feinerfcitS  toieber 
anbereS3ifd^öfe  unb  ^riefter.  $roteriu8  aber  tourbe 
im  Sa))tifterium  ermorbet  unb  Ximotl^euS  auf  ben 
©tul^I  oon  Sllejanbrien  erl^oben.  6r  fäumte  nid^t, 
aud^  in  aüen  anberen  ©tobten  ^eg^ptenS  bie  b^o- 
p]^9fitifd^en  Sifd^öfe  unb  $riefter  abjufejen  unb 
il^re  Remter  an  feine  Sinl^änger  ju  oergeben.  9lud^ 
fprad^  eine  Oon  il^m  ^ufammengebra^te  ©pnobe 
ba§  ^natl^em  über  bie  ©^nobe  Oon  Sl^alcebon, 
über  2eo  unb  «natoIiuS  (f.  b.  «rt.).  »cibe  Par- 
teien in  9egt)pten,  bte  ortl^obo^e  unb  bie  mono- 
plEltlfitifd^e,  toanbten  pd^  an  ben  neuen  ftaifer  2eo  I. 
um  ©d^u^  unb  Sepötigung,  »äl^renb  ^app  2eo 
©trenge  gegen  bie  Äejer  oerlangte.  S)er  Äoifer 
forberte  barauf  oon  aüen  Sifd^öfen  feines  SReid^ 
ein  ©utad^ten  über  bie  ©Qnobe  oon  S^alcebon  uitb 
über  3:imott)eu§  9eluru§,  unb  beinal^e  alle  IBifd^öfe 
(eS  foöen  1600  gemefen  fein)  famen  barin  überein, 
bafe  bie  ©d^IüPe  Oon  S^IQ^cebon  aufredet  erl^alten, 
^eluruS  aber  abgefegt  toerben  müRe.  S)ie|  ge- 
fd^al^,  unb  er  tourbe  jugleid^  nad^  ßlficrfon  oerttjiejen, 
ein  anberer  Simotl^euS  aber,  ber  SBei^e  unb  ©alo- 
pl^afioIuS  genannt,  auf  ben  ©tul^I  oon  SIejanbrien 
erl^oben;  berfelbe  oerftanb  bis  475  bie  fird^Iid^e 
Stu^e  bafelbp  ju  erj^alten. 

S)aS  britte  ^atriard^at,  beflcn  pd^  bie  9Kono- 
pl^Qpten  nad^  ber  ©Qnobe  oon  Sl^alcebon  bemäd^> 
tigten,  toar  baS  oon  31  n  t  i  0  d^  i  e  n.  6in  SÖlönd^ 
oon  Gonftantinopel,  $etruS,  oon  bem  §anbtt)erfe, 
baS  er  aud&  im  ffloPer  trieb,  Tva^euc  ober  füllo, 
b.  1^.  ber  ®erbcr,  genannt,  tonnte  pd^  bei  3cno, 
bem  ©d^ioiegerfo^ne  beS  ftaiferS  2eo,  in  befonbere 


1787 


SRonop^Qfttett. 


1788 


©unfl  gu  fc|cn,  gog  mit  bicjcm,  al§  er  ein  6om» 
manbo  im  Orient  erl^iclt,  nad^  Stntiod^ien,  grün» 
bete  bafelbft  mit  ben  i^m  geifteSDenoonbten  ^oUi« 
noriften  (f.  b.  Strt.)/  bie  pd^  no(l^  l^ier  Dorfanben, 
eine  ftarfe  ^rtei  gegen  ben  $atriarc^  ÜRort^riuS 
imb  bereitete  biefem  fo  üiele  SBibettoartigfeiten, 
ba|  er  in  Salbe  feinem  Slmteentfagte.  $etru§SuIIo 
bemächtigte  ftd^  nun  felbft  be§  @tu]^Ie3  ton  %n» 
tiod^ien  unb  fd^ob  ^ur  Sefeftigung  ber  monopl^qfi» 
tifd^en  Partei  in  ha^  ^riSogion  bie  äBorte  ein : 
(^eiliger  ®ott)  ^ber  bu  für  un8  gefreujigt  »orben 
bifl".  Sin  fid^  fonnte  man  gtoar  tocgen  ber  Com- 
münicatio  idiomatom  (f.  b.  ^rt.)  biefe  ^ormel 
ol^ne  9(nfianb  gebraud^en^  unb  aud^  S^rtü  unb 
anbere  ort^obo^e  Seigrer  l^atten  a^nlictie  %i^bxixdt, 
g.  33.  „®ott  ift  geboren  morben",  g^roud^t;  hit 
STOonort^pten  ober  öerftanben  barunter  eine  S3er* 
mif d^ung  ber  beiben  Staturen  unb  mad^ten  baburd^ 
hit  fonft  annel^mbare  gormel  gum  @d^ibboIet^ 
be§  ärrtl^umS.  UebrigcnS  liefe  Äaifer  2eo  in  Salbe 
^truS  gfuQo  tmeber  burd|  eine  @9nobe  abfegen 
unb  nad^  ber  Oafi§  t)ertt)ei)en;  über^au))t  l^ielt  er 
ba§  ^nfel^en  ber  @9nobe  Don  Sl^alcebon  aufredet. 
3]^m  folgte  fein  6n!e(  See  U.,  unb  al§  er  frü^» 
jeitig  ftarb,  beffcn  SSater  3^wo,  ber  Sod^termann 
2eo'§  L,  ber  icbod^  fd^on  475  öon  bem  Ufurpator 
S3afili§cu§  toicber  ücrtrieben  tourbe.  Sejterer  jeigte 
fid^  fogleid^  al§  Sefd^ü Jer  ber  SWonopl^^ftten,  fejte 
3leluru§  unb  $etru3  guSo  mieber  in  il^re  ^» 
triard^ate  ein  unb  öerlangte  in  einem  6bicte,  bafe 
ber2e|rbrief  bcö$al)fte§  fieounb  bie  „Steuerungen" 
ber  ©9nobe  üon  ß^alcebon  öon  fämmtlid^en  93i* 
fc^öfen  mit  bem  Snatl^eme  belegt  tt)erben  foDten. 
Ungefähr  500  Sifd^öfe  au§  ben  ^atriard^aten  Sie* 
janbricn,  Slntiod^ien  unb  3erufa(em  unterjeid^neten 
5um  ^eile  mit  fned^tifc^en  Seifötfen;  bagegen 
öertoeigerte  ber  $atriard^  öon  ßonftantinopel  felbft, 
^caciuS,  bel^arrlid^  bie  Unterfd^rift  utü)  tourbe 
babei  üon  ber  gangen  SSeööIferung  unterftü|t,  bie 
ftd^  brol^enb  gegen  ben  Ufurpator  erl^ob.  $a  gu« 
gleid^  ber  öertriebene  ftaifer  3cno  mit  einem  §ecre 
lerangog,  mufete  fid^  jener  mit  ?lcaciu8  fd^Ieunigft 
Derföl^nen  unb  fein  ©biet  toieber  gurüdfnel^men, 
mürbe  aber  bod^  gleid^  barauf  öon  3««o  geftürgt 
unb  gefangen  genommen.  Um  biefclbe  3cit  mar 
Simotl^euS  SeluruS  geftorben  unb  fein  gfreunb 
$etru§9Jlongu§  gum  $atriard6en  k)on  ^le^anbrien 
gemät)It  morben.  2)od^  ber  Jtaifer  fe^te  il^n  unb 
$ctru§  gfuHo  öon  ?lntiod^ien  toiebcr  ah  unb  tl^at 
3lnfang§  aud^  nod^  einige  meitere  ©d^ritte  gegen 
bie  anonop^pfiten.  Mein  fd(|on  in  »älbe  änberte 
3eno  feinen  ©tanbpunft  unb  ergriff  einen  unglüdf« 
lid^en  UnionSpIan,  meldten  5(caciu§  öon  gonftanti« 
nopcl  unb  $etru§  5IKongu§,  ber  bcfeliarb  mieber 
begnabigt  morben,  aufgearbeitet  l&attcn.  (Sofort 
erliefe  nun  3eno  im  3.  482  fein  berüd^tigteS 

tenotif  on  (f.  b.  ?lrt.X  b.  i.  ein  6bict  an  bie 
ifd^öfc,  Krerifer,  9Wönd^e  unb  alle  g^riftcn  öon 
^(lejanbrien,  aegqpten,  2ibt)en  unb  ^entapoIi§, 
morin  cinerfett§  gmar  bie  malere  SKcnfrfjl^eit  unb 
bie  malere  ® ottl^eit  Sl^rifti  au§geft)rod^en,  5Rcftoriu§ 


fomo^I  als  SutQd^  mit  bem  Saune  belegt  unb 
bie  9[nat]^ati§men  SQriII§  gebiUigt  tourbot,  aa« 
bererfeitS  aber  jebeS  anbere  @QmboIum  (ü§  boS 
niconifd^conftantinopolitanifd^e^  alfo  gerobe  baä 
k)on  S^cebon^  Dermorfen,  bie  SuSbrude  „not" 
ober  ^gmei  Staturen''  abftd^tUd^  Dermieben  nnb 
t)on  ber  @^be  t)on  Sl^alcebon  fel^c  gmeibe^ 
gefprod^  mar  in  ben  Sßorten:  ^mer  anberS  bei^ 
ober  gebadet  l^abe,  gu  Sl^alcebon  ober  auf  enut 
anbem  ©^be,  fei  mit  bem  Sänne  belegt".  9Die« 
fe§  erbiet  mit  feiner  ^alb^eit  unb  SerJ^üQmig 
ber  @treitpun!te  follte  nun  Don  beiben  $arteiei^ 
ber  red^tglöubigen  mie  ber  monopl^^fitifc^,  ds 
9JlitteI  ber  Sinigung  unb  Sanb   ber  (Semem« 
jd^ft  angenommen  unb  bamit  bie  gange  neuere 
SntmidPIung  be§  d^riftlid^en  Sel^rbeiDufetfeinS  as^ 
getilgt  merben.   2)a§  ^enotifon  loar  gmar  ^u« 
nöd^fl  nur  an  bie  Sl^riften  in  ^eg^pten  2c  obtej« 
ftrt,  aber  feine  Seftimmung  mar  gugleid^  oi^ 
eine  allgemeine,  Imb  e3  foEte  im  gatigen  äieid^ 
9{eIigion§frieben  ftiften.   €§  bemirfte  j[ebod^  gc* 
rabe  ha^  ©egentl^eil  unb  befriebigte  feine  ber  toß 
fd^iebenen  $iarteien.  2)ie  fhengen  ^omptyßtn 
nomlid^  Derlangten  eine  unDerblümte  Senoerfimg 
ber  @Qnobe  Don  Sl^alcebon  unb  beS  2)9o))]^fi« 
ti§mu§;  ben  Steftorianem  unb  ^ntiod^enem  toor 
bie  SiUigung  ber  SpriU^fc^en  ^notl^ematiSmen  ein 
©reuel;  bie  Sied^tgloubigen  aber  f anben  fii^  bQ> 
burd^  Der(e|t,  bafe  baS  Snfel^en  be3  (£onciI§  doti 
Sl^alcebon  angetaftet  mar,  ha^  an  bie  Stelle  bei 
auctoritatiDen  Sntfd^eibung  blofee  ^albl^t  getreten 
mar,  unb  aud^  bafe  ber  ftaif er  ben  ©lauben  Dor)B> 
fd^reiben  untemal^m.  —  S6en  Anfang  mit  Sb« 
fijü^rung  be§  ^enotifonS  mad^te  gu  fllesQnbria 
fein  Sßiturl^eber  $etm§  SJtonguS,  ber  gum  iolfßt 
bafür,  mit  Serbrängung  be§  red^tglöubigen  $a» 
triard^en  ^ol^anneS  2:alaj[a,  mieber  auf  ben  bor« 
iigen  Stu^l  erl^oben  morben  iDor.    (Sx  UrxMt 
je^t  aud^  in  ber  ^at  auf  @runb  beS  ^enoti« 
!on§  in  ^e^anbrien  eine  öufeerlid^e  SBieberDereisi- 
gung  ber  ^ßonopl^^fiten  unb  ber  Ortl^obosen  unb 
beri^tete  barüber  nad^  bem  SBunfd^e  beS  Aaifed 
alSbalb  aud^  nad^  Stom  unbSonftantinofiel.  iSia 
ein  2:i^eil  feiner  biSl^erigen  9(n^anger^  befonboS 
Diele  9Jlond^e,  maren  mit  bieferStad^giebigleit  gegen 
bie  ä^ed^tgloubigen  l^od^fi  ungufrieben,  tremitea 
fid^  barum  Don  bem  ^atriar^en  unb  grünbeteB 
eine  befonbere  monopl^pfttifd^e  @ecte  unter  ben 
ominöfen  Jlamen  dxecpaXot  (b.  i.  ^auptlofe  ober 
ffopflofe).  Sel^nlid^  ging  e§  aud^  in  ben  ^atrio:* 
diäten  ^ntiod^ien  unb  3erufalem,  in  meld^  gmnal 
burd^  bie  Semü^ungen  be§  $etru§  gfuHo,  ber  um 
biefen  $rei§  mieber  auf  ben  Stul^I  Don  Slntio^ies 
erhoben  morben  mar,  bie  SO^e^rl^eit  ber  9Ronop(9- 
ftten  unb  ber  Ortl^oboiien  auf  @runb  unb  im  Bum 
bc§  §enotifon§  fi(^  Dereinigten  unb  bie  miber» 
ftrcbenbcn  Sifd^öfe  il^rer  ©teilen  entfe|t  mürben. 
Son  oDen  ©eiten,  au§  SegQpten  unb  im  Orient 
famen  befel^alb  Jtlagen  na^  9tom,  unb  gfeß;  E 
(feit  483)  fd^idtc  iejt  gmei  Sifd^öf e  nad^  gonponti- 
nopel,  um  ber  ©Qnobe  Don  ßi^alcebon  i^  gefe^ 


1789 


SJlonopl^Qfiten. 


1790 


lid^eS  Snfel^en  unb  ben  Derbröngten  9)if(^öfen  i^r 
gutcd  Siedet  toieber  5U  terfd^affen.  S)er  ftaifer 
Staate  iebod^  bie  ))apftlid^en  Segaten  burd^  fyi]t 
unb  Sefted^ung  auf  feine  (Seite ;  aber  ber  ^opft 
burd^fd^te  bie  Sntrigue  unb  fprad^  auf  einer 
@Onobe  p  9lom  (484)  über  ^caciuS,  ben  Url^eber 
aQer  biefer  Senoirrung,  ben  ftird^enbann  au§. 
SBeü  aber  IcaciuS  ba§  pöpftlid^e  S)ecret  in  @m» 
l^ang  gu  nel^men  ftd^  n^eigerte^  l^efteten  e§  i^m 
einige  SRönd^e,  als  er  eben  auS  ber  jfird^e  gelten 
tooütt,  an  ben  9RanteI.  @ie  u^urben  bafür  tl^eilS 
mit  bem  Sobe,  t^eilS  mit  ©efängni^  beftraft. 
UebrigenS  ftrid^  [t^i  ^caciuS  jur  dtad^e  anä)  ben 
9{amen  beS  $apfte§  in  ben  ^iptqd^en  t)on  Son- 
fhintino)>eI  au§  unb  Derblieb^  tont  ffaifer  gefd^ü^t, 
in  feinem  3tmte.  @o  entftanb  ein  temporöre§ 
@d^i§ma  )h)ifd^en  ber  lateinifd^en  unb  ber  gried^i" 
fd^n  jlir^e,  melc^eS  aud^  nad^  bem  3:obe  be§ 
^trud  gfuQo  (488X  be§  ^caciu§  (489).  be§  $etru§ 
TOonguS  (490)  unb  be§  ftaiferS  3cno  (491)  unter 
beten  Jlod^folgcm  nod^  f ortbauerte.  ffaifer  Sna» 
^fm§  nömlid^  l^ielt  ben  @tanbpun!t  beS  ^enoti« 
fonS  mit  ®malt  unb  SBiafürlic^feiten  aUer  Srt 

!i\U  jo  er  näl^erte  ftd^  in  feinen  fpöteren  Sauren 
ogar  bem  eigentlid^en  9Rono))]^Qfiti§mu§  immer 
fi^tlid^er.  2)ie^  veranlagte  ba  unb  bort,  nament« 
Ii(^  in  ber  ^auptftabt,  l^eftige  @cenen  unb  felbft 
blutige  j^ampfe  unter  ben  Parteien;  unb  bie  ^b« 
f  e^ung  unb  Verbannung  be3  ^um  fatl^olif  d^en  ©lau» 
hta  jurüdfgetretenen  ^atriard^en  9naceboniu§  t)on 
£on]lantinopeI  (511)  fonnte  ben  $ag  gegen  ben 
ftoif er  nur  nod^  fteigem.  2)er  neue  ^atriard^  Ximo« 
t^euS  fd^manfte  ]^aItung§Io§  ton  einer  @eite  auf 
bie  anbere,  unb  al§  nun  ber  jfaifer  ben  befannten 
3ttfa|  im  XriSagion  mit  ©en^alt  einfüt^ren  u^oQte, 
cntgfinbete  fid^  ber  Sranbftoff  in  gonftantinopel 
)itm  DöUigen  Sufrul^r.  Sud^  ber  neue  antiod^e* 
m\d^  ^triard^  tP^öwn  >oar  um  biefelbe  3«it 
im  anfange  be§  5.  Sal^rl^unbertS,  au§  einem  $e« 
notüer  ein  ^nl^önger  Sl^alcebonS  gen^orben;  beg» 
^aXb  enegte  fein  9}ad^bar,  Sifc^of  3£enaia§  ober 
^(ilosenuS  t)on  ^ierapolis.  einen  ^ufftanb  gegen 
ben  ^ßatriard^en,  unb  obgleid^  ba§  fßolt  Don  In« 
tiod^ien  ftd^  be3  le^tem  annal^m.  mürbe  er  bod^ 
oon  feinem  ©tul^Ie  vertrieben  unb  biefer  im  3. 518 
cm  einen  ber  l&eftigften  ®egner  be§  SonciI§,  ben 
monop]&9fitifd^en  aWönd^  ©eöeruS,  »ergeben.  3u 
oleid^r  3eit  mürbe  aud^  ^atriard^  SliaS  t)on  Sern- 
folcm^  meil  er  nid^t  mit  ©eöeru§  übcreinftimmte, 
lH)n  feinem  Slmte  vertrieben.  Suf  bem  @tu^Ie  von 
Sle^anbrien  aber  fag  bamals  (feit  508)  3o|anne§ 
9ti(aioted,  meld^r  gans  offen  über  ba§  ^enotifon 
ffixumi  mieber  jum  ftrengen  2nonopl^i)fiti§mu§ 
Aberging. 

ffiie  allgemeine  Unjufricbenfieit  ber  Drt^obojen 
gegen  ben  Äaifer  benujte  nun  ber  Qfclb^err  ^i» 
talian.  rüdte  im  3. 514  mit  60  000  3)}ann  gegen 
Sonflantinopel  unb  ergmang  fo  vom  ffaifer  ba§ 
Serfpred^en,  bie  abgefegten  9In^änger  ber  ©^nobe 
tMm  Sl^Icebon  mieber  eingufe^en  unb  burd^  eine 
neue  allgemeine  S^nobe  bie  Sinl^eit  ber  ^rd^e 


mieber  ^erjuftenen.  Stber  e§  mar  bem  Äaifer  mit 
aflem  bem  nid^t  grnft,  unb  menn  er  aud^,  von  Si- 
talian  gebrängt,  je  Jt  mit  $apft  ^ormi§ba§  (f .  b.  »rt.) 
in  Unterl^anblungen  trat,  um  ba§  @d^i§ma  mieber 
aufjul^eben,  fo  tooUte  er  bod^  ft^on  bie  erfte  notl^- 
menbige  S3ebingung,  bie  biefer  fteDte,  nämlid^  bie 
^nerfennung  ber  @9nobe  von  S^alcebon  unb  be§ 
berül^mten  SriefeS  von  giapft  fieo  b.  ®r.,  nid^t 
annehmen,  ftaum  mar  jebo^  ffaifer  5(naftafm§ 
im  3. 518  geftorben,  fo  begannen  für  bie  fatl^olifd^e 
Partei  bcffere  Seiten.  3u  Konftantinopel  felbft  mar 
fte  nur  burd^  ©emalt  unterbrüdK  morben ;  ba  aber 
ber  neue  flaif er  Suftin  I.,  unb  nod^  mel^r  fein  Jleffe, 
ber  nad)mal§  fo  berül^mte  3uftinian ,  bem  foiu- 
fagen  ba§  2)e))artement  beS  SuItuS  oblag,  bie  m* 
tl^olüen  begünftigten,  fo  atoang  je^t  baS  9So(f  ju 
Sonftantinopel  felbft  ben^atriard^ienSol^anneS,  bie 
©9nobe  Von  gl^alccbon  feierlid^  anjuerfennen  unb 
über  ben  monopl^^fitifd^en  ^atriard^en  @everu8 
von  Intioc^ien  ia^  ^natl^em  auSjufpred^en.  IBatb 
barauf  mürbe  biefer  @everu§,  bamalS  ber  bebeu- 
tenbfte  3Jlann  ber  SnonopbQftten  unb  aud^  il^r 
rud^tbarfter  ©d^riftftencr,  vieler  Vergeben  unb 
elbft  blutiger  ©emalttl^ätigfeiten  gegen  bie  ffat^o» 
ifen  Übermiefen  unb  feines  ?lmte§  entfe^t  6r 
fonnte  nur  burd^  glud^t  einer  nod^  ftrengem  ©träfe 
entgelten,  unb  au(|  ber  genannte  ^l^ilojcnuS,  eben« 
fan§  ein  ©d^riftfteHer  ber  SWonop^^fiten,  murbc 
in  bie  Verbannung  gefd^idtt,  ja,  mie  bie  ©age  ging, 
im  S^il  fogar  l^ingerid^tet.  3n  ^ntiod^ien  unb 
ganj  ©qrien  aber  mürbe  je^t  bie  red^tgläubige 
Partei  mieber  l^errf  d^enb  unb  f  oII  babei  bie  ©d^ran« 
fen  ber  ÜJlögigung  nic^t  immer  eingel^alten  lEiaben. 
aOSaS  aber  ba§  SBid^tigfte  mar,  fo  !am  im  3. 519 
bie  Serföl^nung  ber  ßirt^en  von  SRom  unb  Kon« 
ftantinopel  mieber  ju  ©tanbe  unb  mürbe  in  le^ 
terer  ©tabt  burd^  Segaten  be§  $apfte§  ^ormi§ba§ 
feierlid^  voü^ogen.  2)er  faiferlid^e  $of  unb  ber 
^atriard^  Sol^anneS  erfannten  ba§  frül^er  über 
äcaciuS  auSgefprod^ene  Stnatl^em  an,  ber  9}amc 
ScariuS'  unb  mel^rerer  feiner  Jlad^folger,  fomie  ber 
be§  ffaiferS  3cuo  unb  3lnaftafm§,  mürben  in  ben 
JTird^enbüd^em  auSgeftrid^en  unb  von  bem  $a« 
triard^en  völlige  Uebereinftimmung  mit  ber  römi* 
fd^en  ilird^e  feierlid^  angelobt.  S)iefem  SSeifpicIc 
folgten  bann  bie  meiften  anberen  gried^ifd^en  unb 
orientalif d^en  Sif d^öf e,  fo  bag  icfet,  9legt)pten  auS« 
genommen,  überall  im  römifd^en  Uteid^e  ber  ©laube 
von  Sfjalcebon  bie  Dberl^anb  erfjielt. 

%I§  ffaifer  Sufiinian  im  Sa^re  527  auf  ben 
5:bron  fam,  fejte  er  bie  Segünftigung  ber  SRed^t» 
gläubigen,  bie  er  fd^on  unter  feinem  Dl^eim  an 
ben  2:ag  gelegt  f^aüt,  nad^brüdflid^  fort  unb  be« 
fal^l,  bag  afle  ftird^cn  be§  Orients  bie  Vier  öcu» 
menifd^en  ©Qnoben,  alfo  aud^  bie  von  S^alcebon, 
annehmen  follten.  ©eine  ©emal^lin  Sl^eobora  ba« 
gegen  begünftigtc  ben  2Ronop^9fiti§mu§,  unb  fo- 
gar unter  ben  Sinmol^nem  von  ^onftantinopel 
jetgte  fid^  jefct  ©^mpat^ie  für  bie  Srrlel^re.  Siel- 
leidet  eben  be|balb  vecanjloltete  ber  ffaifer  im 
3. 533  ein  (F'  ifienbeiber^kt- 


1791 


ÜRonopl^Qfiten. 


1792 


teien.  ^n  ber  ©pijc  bcr  f atl^olifd^cn  SSijd^öfe  ftanb 
^9pati\i§  Don  6})]^ef  u§ ;  bic  monop^^fitijd^cn  KoIIo= 
cutorcn  aber  ttjaren  ^nl^öngcr  bc§  SeüeruS,  ber 
iejt  bo§  §aupt  einer  Befonbem  gartet,  ber  ©eöe« 
rianer,  gemorben  toar.  Sead^tenSloert]^  iji,  ba^ 
bei  biefem  JReligionSgefpräd^e  bie  ©d^riften  be§ 
$feubo>2)ton9ftu3  Sreopagita  ^um  erften  9RaIe 
öffentlich  genannt  mürben,  unb  gmar  mn  @ette  ber 
©eöerioner.  S)er  UnionSöerfud^  blieb  frud^tloS, 
aber  in  ßonftantinopel  felbft  neigte  fid^  ber  neue 
^^atriard^  ^ntl^imuS  beutlid^  jum  SWonopl^^fitiS« 
mu§  ]^in.  6r  ttjurbe  abgefegt,  unb  fein  Jlat^f olger 
3Wenna§  öertrieb  in  ißerbinbung  mit  bem  Äaifer 
bie  ^öupter  ber  SRonopl^pfiten  tt)ieber  au§  ber 
^uptftabt,  tDO  fte  fid^  Bereits  niebergelaffenl^atten; 
j[a  felbft  in  SJIejanbrien  !am  jejt  ein  ort^obojer 
^atriard^,  ber  biSl^erige  Sbt  $aulu§,  auf  ben  erj» 
bifd^öflid^en  ©tul^I.  allein  gerabe  um  biefelbe  3«it 
fu(^te  bie  lifüge  ftaiferin  bem  SWonopl^i^fttiSmuS 
fogar  in  SRom  eine  Surg  ju  errid^ten,  inbem  fie 
Dem  römifd^en  ffiiocon  unb  Slpocrifiar  ju  Kon» 
[tantinopei  S3igiliu§,  bie  pöpftlid^e  2Bürbe  unter 
ber  SSebingung  üerfprad^,  ba|  er  Stntl^imuS  öon 
Sonftantinopel  mieber  einfe^e  unb  ftd^  gegen  bie 
©pnobe  öon  ßl^alcebon  erfläre.  S)er  el^rgeijige 
IBigüiuS  toiDigte  in  btefe  Säebingungen,  unb  nun 
erl^ielt  ber  faifcrlid^e  gelbl^err  Selifar  öon  Sljieo» 
bora  ben  Auftrag,  ben  ^pft  @ilöeriu§  unter  irgenb 
einem  SSormanbe  ab^ufc^en  unb  bie  Srl^ebung  be§ 
9SigiIiu§  ju  bemirfen.  Um  fein  ©eioiffen  äl^nlid^ 
toie  Pilatus  ju  falöiren,  fprad^  Sciifar :  „Sie  mag 
e§  öor  ß^rifto  öerantmorten",  unb  lie^  nun  auf 
bie  falfd^e  anflöge  l^in,  @ilöeriu§  l^abe  mit  ben 
Dftgoten  in  l^od^öerröti^erifd^er  SSerbinbung  ge« 
ftanben  unb  il^nen  bie  ©tabt  SRom  überliefern 
toollen,  ben  $apft  einferfem.  Unter  bem  ßinfluffe 
S3elifar§  mürbe  fogleid^  IBigiliuS  gum  Zapfte  ge» 
toäl^It  (538),  ber  fi^  freilid^  nid^t  öerl^el^Ien  fonnte, 
ba^,  fo  lange  ©ilöeriuS  lebe,  ber  ©tul^I  nod^  gar 
ni(|t  erlebigt  mar.  UebrigenS  ftarb  ©ilöeriuS  ft^on 
im  3.  540  als  ©efangcner  auf  ber  Snfcl  $al» 
maria  (im  SWittelmeer);  mie  man  bel^auptete,  ben 
f)ungertob  auS  ©d^ulb  beS  SigiliuS.  Sejterer 
refignirte  l^ierauf ,  mie  SaroniuS  (ad  aim.  540, 
n.  4)  öermutl^et,  in  bcr  Hoffnung,  burd^  ben  6in» 
flu^  SelifarS  auf  §  9leue,  unb  jtoar  bie^mal  red^t» 
tnö^ig,  gemäl^It  }u  merben,  unb  bie|  gefd^al^  aud^ 
in  ber  lll^at.  SBon  nun  an  aber  trat  3Sigiliu§ 
fogleid^  a(S  SSertl^eibiger  ber  ©t)nobe  öon  gl^al« 
cebon  auf,  toie  er  benn  im  §ergen  niemals 
monopl^^fitifd^  getoefen,  fonbem  nur  jur  ©tiHung 
feines  gl^rgeijeS  jeneS  l^eillofe  SSerfpred^en  ge» 
mad^t  i)QtU. 

UebrigenS  toaren  mit  allem  bem  bie  ©trcitig» 
feiten  ni^t  beenbigt,  öielme!|r  l^atte  ber  ScifaJ  im 
SriSagion:  „bcr  bu  für  unS  gefreujigt  loorbcn 
bift",  SSeranlaffung  ju  neuen  S^rmürfniffen  ge= 
geben,  ©c^r  öiele  Drtl^oboje  nahmen  an  bicfcm 
©aje  nid^t  ben  geringften  ^nftofe;  ba  er  aber  gerabe 
öon  ben  5)lonop]^t)fiten  jucrft  gebrandet  morben 
toar,  monten  il^n  9lnbere  unter  ben  Drtl^obojen 


öermerf en  unb  nannten  bie  ^nl^änger  biefer  §or« 
melS^eopafd^iten.  2)a^fi(^aud^$apft^ltS 
^^ftig  gegen  jienen  @a|  erflört  l^be,  berul^t  auf  einer 
falfd&en  Urfunbe,  toie  SalefiuS  (De  Petro,  An- 
tioch.  episc,  qui  Fnllo  cognominatus  est,  m 
bem  anlange  }u  feiner  Ausgabe  öon  Theodo- 
riti  et  Euagrii  Hist.  eccL,  Par.  1673,  173  sq.) 
unb  Se  Ouien  (in  feiner  Ausgabe  öon  S.  Joannis 
Damasc.  opera,  Paris.  1712,  I,  478)  gegeigt 
l^abcn.  ©0  fam  eS,  ba&  biefc  gormel  518  ein 
3anfapfel  unter  ben  ftatf olüen  felbft  ttnrrbe.  5)tr 
^ond^  äol^ann  9Ra|entiuS  in  Sonftantinopel  imb 
anbere  Wönä)t  mofiten  biefe  gormel  fogar  gum 
$anier  ber  Ortl^obo^ie  mad^en  nah  als  burd^ 
notl^menbig  barfteüen;  ber  ^atriard^  äol^nn  m 
Sonfiantinopel  aber  unb  bie  Segaten  beS  $apfie§ 
^ormiSbaS,  an  bie  fid^  ÜRa^entiuS  toanbte,  tuäüg* 
ten  nid^t  in  biefe  Uebertreibung,  obgleid^  fie  Me 
Sormel  felbft  nid^t  öermarfen.  Äaifer  Sfuftiiri« 
bagegen  nal^m  Partei  für  bie  gormel  unb  fu^ 
nun  aud^  öon  bem  ^ßopfte  beren  Seftötigung  gn 
erlangen.  ^ormiSbaS  aber  erüörte  nad^  lan^ 
35gerung  jenen  3ufa$  im  3:nSagion  für  mnm| 
unb  fogar  für  gefö^rlid^,  nid^t  mei(  er  an  ftd^  un- 
rid^tig  fei,  fonbem  toeil  er  öon  ben  SRonop^Qftten 
l^öretif d^  ausgelegt  toerbe.  Unterbeffen  litten  bie 
^reunbe  beS  9Jla£entiuS  aud^  öon  onberen  S^ 
logen  ©utad^ten  über  il^re  ^ormel  öerlangt  itnb 
öon  gfulgentiuS  öon  Sfhifpe  (f.  b.  2(rt.)  unb  Iliü» 
n^fiuS  ßjiguuS  (f.  b.  9lrt.)  bie  Slnerfennung  tm 
beren  red^tglöubigem  3u^alt  erlangt.  Sin  neucS 
SQftoment  trat  baburd^  ein,  ba^  eine  anbere  ^ßaiM 
gried^ifd^er  STOönd^e,  bie  9lfoimeten  (f.  b.  9lrt.),  in 
ber  Dppofition  gegen  ienen  3"fafe  Bis  jum  %flo« 
rianiSmuS  gurüdtfan!  unb  mieber  ben  ^uSbnuf 
deoTÖxoc  öcrmarf.  3)ic^  gab  bem  ffaifer  3uiü» 
nian  SSeranlaffung,  in  9lom  baS  3lnat^m  über 
biefe  5Könd^e  unb  bie  ©illigung  ber  gormel,  »einer 
aus  ber  Srinität  ^aU  gelitten",  gu  ertoirfen. 
$apft  Sol^ann  U.  entfpra^  feinem  SQßunf d^e  ruäj/t^ 
JU,  menn  er  aud^  bie  gformel  nid^t  birect  Bflligie; 
ebenf 0  fein  !Rad^f olger  ^gapet ;  unb  gule^t  brod^ 
eS  Suftinian  bal^in,  bafe  bie  unter  feiner  ^egiernig 
gel^altene  fünfte  allgemeine  ©Qnobe  bie  \ta0ft 
3formel  gerabcju  approbirte  (CoUat.  Vm,  can.  10; 
ögl.  Henric.  Noris.  Dissert.  in  hist.  contro- 
versiae  de  uno  ex  trinitate  passo,  cap.  10, 
[Opera,  Veronae  1729,  III,  862  sq.]). 

SBie  bem  ©cfagten  jufolge  ber  tl^eopafd^itifitt 
©treit  eine  5Rad&mirfung  beS  monopl^^fitif  d^  wo, 
fo  ^öngt  aud^  bcr  etmaS  fpöter  gletd^f aUS  im  Sager 
oer  Drtl^obojen  auSgebrod^ene  gro^c  ftampf  über 
bie  brei  ffapitel  ganj  enge  mit  benmowK 
p]^t)fitifd^cn  ©treitigfciten  jufammen.  Unter  hm 
SSormanbe  nämlid^,  ba6  felbft  bie  ftrengPenSRoHO» 
p]^t)fiten  fid^  leidet  mit  ber  ffird^e  toieber  öerei©« 
gen  mürben,  mcnn  nur  gegen  Sl^cobor  öon  3R«»" 
fueftia,  Sl^eoboret  öon  S^ruS  unb  3baS  öonCbefn 
als  beS  5WeftorianiSmuS  öerböd^tig,  einSpHK^ci* 
folge,  öermidfcite  bcr  Drigenift  Sl^eobor  ÄSfibA 
Sijd^of  öon  Eäfarca  in  ©appabocien,  ben  flöifff 


1793 


ÜRonopl^Qfiten. 


1794 


SufKnion  um  bie  SJtitte  bed  6.  Sal^rl^unbertS  in 
ben  fog.  S)teilQ))iteIftTett  ber  nid^t  ehtmal  buxd^ 
bie  fiinfte  allgemeine  S^nobe  (558)  }um  DöQigen 
Sbf^Iul  gebraut  toetben  fonnte  (f.  b.  9rt.  SDrei- 
fäpüelßreit). 

Vbtx  nod^  gal^Ireid^ere  Streitigfeiten  brad^en 
unter  ben  ÜRonopl^^fiten  felbft  au§.  6ine§ 
i^  Häupter,  ber  fd^on  genannte  @et)eru§,  e]^e> 
malS  ^^atriard^  t)on  ^ntiod^ien,  feit  518  ^u  Sile- 
lonbrien  lebenb,  {teilte  ]^ier(519)bieSel^au))tung 
cmf^  ber  Seib  Sl^rifli  fei  öor  feiner  Siuferftel^ung 
ber  Sermedlid^feit  untemiorfen  gemefen.  6in  an» 
bered  ^oupt  ber  9Jlonopl^9ftten  bagegen^  Sifd^of 
SuHon  t)on  ^aIicamo|,  bamafö  ebenfalls  in  Slle- 
sanbrien,  erflörte  ftd^  für  bie  Um)enoe3lid^feit 
b€8  SeibeS  Klj^rifti ;  benn  wenn  berf elbe  ber  Ser- 
loefung  unterworfen  gen^efen  fei,  fo  mü^te  man 
in  SiSirifto  )tt)ei  Staturen,  eine  göttlid^e  unb  eine 
menfd^Iid^e,  annel^men.  ^fafi  gan^  Sle^anbrien 
beteiligte  fid^  fofort  an  biefem  Streite,  unb 
bie  9n]^ger  beS  @et)eru§  erl^ielten  ben  SRamen 
^l^t^artolatren  ober  Corrupticolae  (b.  i. 
Serel^rer  be§  SSermeSIid^en),  mal^renb  bie  be§  Su* 
lianuS  Slpl^tl^artobofeten  (b.  i.  Seigrer  be§ 
UtUKnoedlid^en)  ober  ^l^antaftaften  (n^il  fie  nur 
einen  fd^nbaren  Seib  annel^men  mä|ten)  betitelt 
tourben.  9I§  nun  balb  barauf  bermono))|9fttifd^e 
^ßotriard^  Ximotl^euS  oon^esanbrien  ftarb,  toätfitt 
\At  ber  beiben  Parteien,  bie  ^l^tl^artolotren  unb 
Me  Sp^tl^artobofeten,  einen  eigenen  ^atriard^en, 
jene  ben  Xl^eoboftuS,  biefe  ben  @aianaS,  unb  fo 
famen  ie|t  bie  ^arteinamen  Sl^eobofianer 
(=  Snl^nger  bed  @eoemS)  unb  ®  a  j  a  n  i  t  e  n 
(=  SuHaniften)  in  @ebrau(|.  Ueberbie^  n^urben 
Ie|tere  t)on  il^ren  ©egnem  aud^  SRanid^öer  ge« 
lurnnt,  toeil,  toer  ben  Seib  gl^rifti  für  unöenoeSIid^ 
^alie,  Qud^  nur  ein  fd^einbareS  Seiben  (Sl^rifti  an> 
nehmen  fönne,  teie  bie  SJtanid^öer.  3n  ber  Sl^at 
heifte  bie  Seigre  beS  genannten  ^l^ilo^enuS  ober 
kmoiali,  ber  aud^  ein9t)]^t]^artobo!etn)ar,  gou}  nal^e 
Oll  ben  2)oIeti§mu§,  inbem  er  fagte :  „^l^rifhtS  fei 
elgentlid^  meber  bem  Seiben  nod(|  anberen  menfd^> 
Qd^en  Sebfirfniffen  unterworfen  getoefen,  l^abe  pe 
oier  fteittriHig,  auS  einer  gewiffen  ^erablaffung, 
jmn  SBeflen  unferer  6rlöf ung  übernommen."  Uebri« 
goA  gefiel  ber  @a|,  ber  Seib  S^rifti  fei  unDer* 
IDdUidp,  bem  bereits  alterSfd^wad^en  ffatfer  3ufti> 
nion  fo  fel^r,  unb  fd^ien  il^m  gum  fatl^olifd^en  Se|r« 
kgrifjfe  fo  gut  ju  pa^tn,  bo|  er  bie  93ifd^öfe  feines 
9teU^  }ur  ^nnal^me  beSfelben  nötl^igen  tooQte. 
SDa  ilorb  er  aber  565,  mel^r  als  80  ^tal^re  alt. 
Xber  fowol^I  bie  ^l^tl^artolatren  als  bie  ^J^tl^arto- 
bofeten  jerfielen  toieber  in  Heinere  Parteien,  unb 
ilixttle|tere  in  bie  j^tiftolatren  unb  ^ftifteten, 
inbem  fene  bie  grage:  ,,ob  ber  unocrtoeSlid^e  Seib 
S^xißi  gefd^ffen  fei",  bejal^ten,  bie  anberen  aber 
Miotanerifd^  K)emeinten.  ^el^nlid^  ganften  fid^  bie 
S^t^olatren  über  bie  rSxa^t:  „ob,  wenn  ber 
&ffi  tKrmeSlid^  fei,  nid^t  eingeräumt  werben  muffe, 
bo^  C^ffatS  Einiges  nid^t  gewußt  b^be,  wie  er 
fdb|l  After  in  ber  l^eiligenSd^riftanbeute"?  ®iefe 

Slrc^eiilcsilML  Tin.  2.  «ufL 


9e]^au))tung  beS  9iid^twiffenS  (Sbrifli  fiellte  auerft 
ber  monop$9fltifd^e  ®iacon  Sl^emiftiuS  öon  9lle- 
xanbrien  auf,  unb  feine  ainbänger  erl^ielten  ben 
Flamen  9lgnoeten  (i-porixaC)  ober  Zf^tmx* 
ftianer.  Sa  ber  ^atriard^  Ximotl^euS  oon  %[e- 
janbrien  unb  fein  3lad^foIger  Sl^eobofmS  (um'S 
3abr  587—589)  il^nen  entgegentraten,  weil  bie 
§9potWt  beS  difvoeTv  confequent  jur  Snuabme 
jweier  3laturen  führen  muffe,  unb  fie  ejcommuni- 
cirt  würben,  f  o  bilbeten  fie  öon  nun  ah  eine  bef on- 
bere  ©ecte,  bie  bis  in'S  8.  Solfirl^nbert  fortbauerte. 
©ebr  üiel  Sabel  öerurfad^te  eS  weiterhin  ben  5IRono- 
pbPftten,  ba|  auS  ibnen aud^  bie  Zritbeiten  ber« 
üorgingen.  Urheber  biefer  ©ecte  war  nid^t,  wie  man 
früher  glaubte,  ber  ^b^Iofopb  SobanneS  ^bi^opo« 
nuS,  fonbem,  wie  auSben^ublicationenSIffemani'S 
(Bibl.  Orient.  11, 827)  beröorge^t,  ber  5IHonopb9Jtt 
SobanneS  iSfuSnageS,  SSorfte^er  einer  ^b^Mo' 
Pbenfd^ule  ju  gonftantinopel  im  6.  Sa^rbunbei^ 
weld^er  bem  jlaifer  3uflinian  gegenüber  feine  9n- 
fid^t  babin  auSf^rad^ :  „in  &^xxfio  befenne  er  nur 
eine  Jlatur,  aber  in  ber  Srinitöt  fd^reibe  er  jeber  $er» 
Jon  eine  bef onbere  3latur  ju".  ffierftaifer  ejUirte, 
ber  ^atriord^  t)on  Sonf}antino))eI  e^communicirte 
ibn;  aber  $biti>t><)nuS  unb  anbere  SRono^b^ftten 
traten  auf  feine  Seite  unb  bilbeten  biefe  ^nficbt 
weiter  auS.  9}amentlid^  brad^te  $biIot)onuS  biefelbe 
mit  ber  ariftotelifd^en  Unterfd^eibung  t)on  genus, 
species  unb  Individuum  in  SSerbinbung  burd^ 
bie  Slnnabme:  „bie  brei  ^erfonen  terbalten  ftd| 
}ur  ©ottbeit  wie  brei  Sinjelbinge  )u  ibrer  @at* 
tung".  2)amit  waren  bie  ^erfonen  aOerbingS  )u 
©Ottern  gemad^t  unb  ber  XritbeiSmuS  gelebrt 
@in^au))tt)ertbeibiger  biefer  Slid^tung  war  au^ 
ber  ^önd^  %b^naftuS,  ein  Snfel  ber  ftaiferin 
2:bwbora,  ber  ©emablin  SuftinianS,  ber  wie 
$biI^t>onuS  biefe  Sebre  fd^riftlid^  gu  Oertbeibigen 
fu(bte.  9iid^t  minber  gebort  @tepbatt  ©obaruS 
(um'S  3obr  600)  gu  ben  berübmten  ©d^riftfielleni 
ber  tritbeiftifd^en  Partei  (einen  SuSgug  feineS 
^auptwerfS  gibt  $botiuS,  Biblioth.  cod.  282; 
ogl.  SQBald^,  Sntwurf  einer  ooDft.  ^iftorie  ber 
»cgereien  Vm,  Scipgig  1778,  877).  UebrigenS 
erflörten  fid[|  fafl  alle  anberen  SKonopb^fttcn  gegen 
biefe  Sritbeiten,  wcld^e  Don  ibrem  SSerfammlungS« 
orte  aud^  Sonbobaubiten  genannt  würben;  biefe 
aber  baten  in  »ölbe  ben  »aifer  3uftin  H.  (565 
bis  578),  ibren  ©treit  mit  ben  übrigen  STOono- 
pbQf^ten  unterfud^en  gu  laffen.  Seibe  Parteien 
ftcflten  ibre  Vertreter,  ber  fatbolifd^e  ^atriardj 
SobanneS  t)on  ^onftantinopel  aber  batte  bie  6nt* 
fd^eibung,  unb  fte  fiel  gegen  bie  Iritbeiten  auS. 
®iefe  fingen  iejt  aud^  unter  einanber  Streitig« 
fetten  an,  inbem  $biJot)onuS  in  Setreff  ber  9luf- 
erftebung  beS  ^eif(beS  bebau))tete:  „ber  Rbxpix 
beS  9)tenfd^en  gebe  nad^  !Dtatene  unb  t$form  in 
SSerwefung  über";  wabrenb  ein  anbereS  £)au))t 
ber  Xritbeiten,  ber  SBifd^of  Sonon  t)on  XarfuS  in 
Sifirien,  nur  bie  STOaterie,  aber  nid^t  bie  gform 
für  t)erweSIid^  erflörte.  @o  entfknben  bie  $ar» 
teien  ber  Sononiten  unb  ^l^ilotiottiftcti 


1795 


5IHonot)1^9fitcn. 


1796 


xotli)t  \\ä)  QtQtn]t\ÜQ  crpnbcrijd^  mit  bcn  Der« 
fd^tcbenftcn  ©d^impfnamen  belegten  (f.  b.  ärt. 
ßononiten).  SBal^rJd^einlid^  ^ai  übriöenö  $]&iIo= 
))onu§  bie  ^uferftel^ung  be§  3fletf(^e§  t)öHig  ge« 
löugnet,  loie  ^^ottuö  (Bibl.  cod.  21)  Berid^tet. 
S)ie  ©treitigf citen  unter  ben  SKonofl^^fiten  l^örten 
ober  auä)  jie|t  nod^  nid^t  auf,  gumal  ia  ber  ^a* 
triard^  2)amtQnuS  t)on  Sle^anbrien  im  jlam))fe 
gegen  bie  Srttl^eiten  tt)ieber  an  ben  SabeQia» 
niSmuS  jheifte,  bie  göttttd^en  $erfonen  fa[t  ju 
bloßen  Sigenfd^aften  abfd^tuad^te  unb  anbererfeitS 
ber  ben  brei  ^ßerfonen  gemeinfomen  göttlid^en  9}a» 
tur  (SBefen)  eine  eigene  SicapEtc  beilegte.  ®egen 
i^n  trat  ber  ^triard^  k)on  ^ntiod^ien,  $etTU§ 
Don  ftaHinifuS,  in  bie  ©d^ranfen,  unb  bie  Sin« 
l^änger  be3  SHe^anbrinerS  erl^ielten  bie  9iamen  2)a« 
mianitenunb  Setrabiten,  toeil  fte  eigent» 
lid^  öier  ®ötter,  bie  brei  $erfonen  unb  bie  biefen 
gemeinfame,  aber  bod^  eigenS  e^iftirenbe  l^öl^ere 
®ottl^eU  (bie  götttid^e  92atur)  gelehrt  l^ötten.  SOBie« 
ber  eine  anbere  ©treitigfeit  entjünbete  Stephan 
5Kiobe§,  Seigrer  ber  2Bi)fenfd^aften  (©ofl^ift)  ju 
Sllejanbrien ,  burd^  bie  S3e]^aui)tung:  „ber  bi§« 
l^erige  9Jlonop]^9fiti§mu§  fei  eine  ^albl^eit,  benn 
tt)enn  man  nur  Sine  92atur  iä^awpit,  fbrmt  man 
über]^au))t  ^mifd^en  @öttlid^em  unb  9Jlenfd^Iid^em 
in  S^rifto  nid^t  mel^r  uKterfd^eiben.  @ott)o]^l  ber 
ale^anbrinifd^e  al§  ber  ontiod^enijd^e  ^triard^, 
2)amian  unb  $etru§  (Don  J^aKinibtS),  erflorten  \\d) 
gegen  il^n,  aber  anbere  angefel^ene  SRonopl^^fiten, 
namentlid^  ber  ^riefter  $robu§  Don  Slntiod^ien 
unb  ber  Slbt  Sol^anneS  Don  Serien,  traten  auf 
feine  ©eite  unb  bilbeten  fo  bie  ©ecte  ber  ?lio« 
biten.  ©ie  tt)urben  Don  ben  übrigen  9)Zono« 
))]^Qftten  au§gefd^Io{fen,  unb  Diele  Don  il^nen  traten 
nad^malg  in  bie  fatl^olifd^e  ffird^e  ^urüd.  @erabe 
bie  Ci))pofttion  ber  9hobiten  gegen  bie  getoölEin« 
lid^en  9J2onot)]^Qftten  lä^t  Dermutl^en,  ba|  manche 
SKonop^pfiten,  toeil  pc  bod&®öttIid&e§  unb  5menfd&- 
lid^eS  in  Kl^rifio  unterf  d^ieben,  bIo|  in  ben  SBorten 
Don  ber  ftird^enlel^re  abtoid^en,  unb  ba^  i^r  ©d^ib» 
bolel^  ,;bIo^  eine  Statur"  juil^ren  eigenen  Slnftd^ten 
nid^t  red^t  pa^te.  SBeU  nun  aud^  überbie|  einer« 
feitS  bie  geiftige  Ueberlegenl^eit,  anbererfeitS  ber 
©d^u^  unb  bie  SäeDorgugung  burd^  bie  ftaifer  toeit« 
au§  auf  ©eite  ber  Drtl&obojen  toaren,  fo  ftanb 
bem  5Konop]^9pti§mu§  fd^on  unter  ffaifer  3ufti« 
nian  um  bie  SKitte  beS  6.  Salj^rl^unbertS  ber 
na^e  Untergang  beDor.  aber  bem  unermüblid^en 
aWönd^e  3ocob  Sarabai  (f.  b.  «rt.  1, 1981)  au§ 
©prien,  ber  im  3.  541  jum  Sifd^of  Don  gbeffa 
unb  5um  allgemeinen  Oberl^aupte  fömmtlid^er 
9Konop]^9fiten  beS  Orients  getoeil^t  tourbe,  ge« 
lang  e§,  in  SSjäf^riger  Sl^ötigfeit  baS  mono« 
pl^^fitifd^e  ftird^entl^um  in«  unb  aufeerl^alb  be§  rö« 
mifd^en  5Reid^e§  toieber  p  orbnen  unb  ju  befefti« 
gen,  mie  er  benn  aud^  überall  neue  Sifd^öfe  unb 
^ricfter  feiner  ^Jartei  aufftellte.  Jlamentlid^  rief 
er  aud^  ba§  monopl^^fitifd^ie  ^triard^at  Don  9ln= 
Hoä)im  toieber  in'§  fiebeu,  toeld^eS  bis  auf  bcn 
ijeutigen  lag  bcn  3JUttä3()utai  cÄti  mo\cöJ^\^^^^ 


f d^en  ®emeinben  ©^rienS  unb  Dieler  anberen  $n)> 
Dingen  beS  3RorgenIanbe§  bübet  %[u§2)an!bar!eit 
gegen  il^n  nannten  ftc^  Don  nun  an  gunöd^  bie 
fQrifd^en,  fpöter  aud^  faft  alle  anberen  ÜRonop^p« 
fiten3acobiten(f.b.  3lrt.). 

6S  erl^ielten  ftd^  aber  bie  SRonopl^Qflten  bis  [t^ 
1.  in  ©^rien,  9Kefopotamien,  Älein^ 
afien,  (Sqpern  unb  $aläfiina,  unbjl^ 
l^ier  fömmtlid^  unter  bem  Sßatriarcl^en  Don  ^ 
tiod^ien  (f.  b.  Slrt.  I,  945  ff.)  unb  einem  Don  bte> 
fem  ab^öngigen  Snopl^rian  (eine  ^rt  $rimaS)  fir 
bie  5ftlid^  Don  ©qrien  gelegenen  ^roDinjen.  Wxt 
toie  früher,  fo  fel^Ite  eS  aud^  in  ben  fpöterenSc^ 
^imberten,  namentlid^  im  SRittelalter,  nid^  ai 
©paltungen  unb  ©treitigfeiten  unter  biefen  9Kono- 
pl^Qftten,  fo  bag  eS  längere  3cit  l^inburd^  bm 
fprifd^e  ^triar(|ate  bei  ^nen  ^ah.  ©egentt&tk) 
tool^nt  ^r  ^atriard^  im  Jtlofier  S^^'^ton  bd 
Sßarbin  (in  ber  IRöl^e  Don  93agbab),  ber  9b 
pl^rian  aber  im  J?(ofter  ©t.  9ßatt^auS  bei  Vb^ 
beibe  icbod^  l^aben  nic^t  mel^r  Diele  93ifd^fe  wate 
ftd^.  @in  ^l^eil  ber  3acobiten  Dereinigte  fi^  ia 
3. 1646  mit  9tom,  unb  für  biefe  Unirten  toAt 
baS  ^atriard^at  ber  fatl^olifd^  ©qrer  in  Vtff^ 
errid^tet  ^eber  bie  Siteratur  Dgl.  ben  9rt  90» 
böuS.)  2.  2)aS  5toeite  ^auptlanb  ber  aRono|49i 
ftten  ifi  Armenien  (f.  b.  Srt.),  too  ber  ^ 
triardft  JlerfeS  Don  «fd^tarag  im  3.  527  onf  bcc 
©Qnobe  )u  Sfe^in,  bem  bamoligen  ^atriot^» 
ft|e,  baS  Soncil  Don  Sl^alcebon  als  neftoriairipl 
anatl^ematiftrte.  ©eitbem  erl^ielt  ber  9Rono|»M^ 
tiSmuS  feften  Seftanb  in  biefem  Sanbe;  aberneki 
ber  ^ärefte  fd^Iid^en  ftd^  aud^  allerlei  Sbe^^M 
unb  SJti^braud^e  Derfd^iebener  %Tt,  fdbß  ^ 
iübifd^e  Serimonien,  bei  ben  Slrmeniem  ein.  3|r 
^atriard^  fü]^rt  aud^  ben  3:itel  Jhi^oIifoS;  Ar 
innere  $arteiungen  riefen  l^ier,  loie  in@9rtai,|i 
Seiten  mel^rere  ^triard^ate  l^etDor.   fRaä^  vli 
naä)  einigten  fte  ftd^  jiebod^  toieber,  fo  bojs  tcr 
ftatl^olüos  Don  Stfd^miabsin  ber  etgentK(^$fl|i|l 
bie  anberen  armenifd^en  $atriard^en  aber  |it9a» 
falem,  ©iS  unb  (Sonftantinopel  feine  Unte^etan 
tourben.   S)er  gu  (Sonpantino))el  i^o^  1^  fli 
naä)  unb  nad^  toieber  unabl^ängig  §u  ma^fnfl^ 
tou|t.  Stfd^miabgin  aber,  fräl^er  unter  (m^ 
^errfd^aft,  tourbe  burd^  $aS!etoitfd^  (1827)  il 
anberen  ^l^eilen  SlrmenienS  bem  ruf ftfd^  Mir 
eiuDerleibt.  UebrigenS  Dereinigte  fid^  fd^ial 
1439  auf  ber  ©^nobe  Don  glorenj  fl.  b.lit8» 
rara«3fIoreng)  ein  %f)txl  ber  zinnerner  toid)cr«tli 
fatl^olifd^en  jhrd^e,  unb  biefe  Unirten  l^dki  iß 
^atriard^en  in  (Sonftantinopel.  3u  i)^  gP" 
aud^  bie  Sagariften  unb  bie  SRed^itJ^oriPa  ({.^ 
^rt.).  3.  S)aS  britte  ^auptlanb  ber  aRonotM^M 
ifiSaieg^pten,  too  fie  neben  bem  IRanwi  ber  jr 
cobitif^en  aud^  ben  ber  foptifd^en  O&ufluiPiw 
SQäcil  fie  unter  3uftinian  unb  3ufKn  EL  i^ili 
^eftigfeit  Derfolgt  tourben^  gaben  fte  ttva  tk 
nem  ben  9kmen  3Rtli)xim,  hit  töttigfi^  9^^ 
ober  ^ofpartci  (f.  b.  %xl  Vm,  1216);  jkpil 
oÄ^t  ^le^en  bie  foptifc^en,  b.  1^.  nrogi^ 


\ 


1797 


ÜRonopoL 


1798 


Sl^rifteit.  SBeti  t)on  ber  b^jontinifd^en  Siegierung 
bebrücft,  ^Ifenbie  jtoptenjitr  Sro6enmg9eg9pten3 
bttr^  bie  Saracenen  im  3.  640  unb  tmtrben  t)on 
hiefen  aud^  mieber  in  ben  Sefi|  bed  $atriard^at§ 
Uesanbrien  eingefe^t  ba§  fte  nod^  je^t  inne  l^aben, 
muften  aber  beffenungeac^tet  im  Saufe  ber  Sal^r» 
(uiä>erte  dielfad^  bie  Unbitib  famfeit  ber  9)b]^amme« 
bcmer  erfal^ren.  @ie  ^äl^Ien  je^t  ungefal^r  100000 
9it^nger.  Sl^re  @pra(|e  bei  bem  ®otte§bienft  i{} 
bie  tot^tifd^e,  inbem  fte  bie  jur  3eit  ber  Stüftel^ung 
beS  9)tmu)p]^9fiti§mu§  allgemein  üblid^e  gried^ifd^e 
€|nrad^e  au§  ^a|  gegen  bie  SBQgantiner  toieber 
o6ge{d^fft  l^aben.  2)ie  aud^  mit  il^nen  5U  Sflorenj 
cm  4.  gfebruar  1442  gefd^Ioffene  Union  l^atte  feinen 
Sefbmb  (ogl.  ben  ^rt.  Gopten  unb  bie  bort  an- 
gegebene Siteratur,  nebft  Renaudot,  Historia 
patriarcharum  Alexandrinorum  Jacobitarum, 
Par.  1713).  4.  2Rit  bem  monop^9fiti)d&en  $a» 
triard^t  Slleianbrien  l^öngt  oud^  bie  ftirc^e  t>on 
Sbeffinien  (f.  b.  Slrt.)  ^ufammen,  meldte  eben 
Imrd^  biefe  l^ierard^ifd^e  iBerbinbung  im  5.  unb 
6.  Sol^rl^unbert  in  bie monopl^9fitifd^e|)örefte  Der- 
kridelt  tt)urbe.  @ie  fielet  unter  einem  iDcetropoIiten 
ober  flbuna,  ber  t)on  bem  ale^anbrinifd^en  ^a» 
triard^en  ernannt  mirb.  iBon  biegen  t)ier  mono- 
|>](9|ttifd^en  ^auptlänbem  au§  l^aben  fid^  enblid^ 
aod^  etn}e(ne  3^^i99^nieinben  in  k)erfd^icbenen 
^roknngen  beS  tt)eftlid^en  unb  mittlem  SftenS 
Mbreitet,  ol^e  jebod^  größere  IBebeutung  5u  be- 
■     fi|en.  —  Siteratur:  Salig,  De  Eutychia- 

-  mamo  ante  Eutychen,  sive  de  Eutychianismi 
'  Tere  ac  falso  suspectis,  Wolffenbut.  1723; 
;  Jac.  Basnage,  Dise.  de  Eutjchianis,  variis- 
'  qae  Entychianonun  sectis,  in  Thesaurus  mo- 
^     aiUL  eccl.  et  bist,  sive  Canisii  lect.  antiq.  I, 

eap.  3,  p.  23  sqq.,  Amstelod.  1725;  aud^  in 
Vogtii  Biblioth.  hist  haeres.  II,  56  sqq. ;  Asse- 
nani,  Diss.  de  Monophysitis,  in  ber  Sinleit. 
intn  n.  Sanb  feiner  Biblioth.  orient.,  Romae 
1721 ;  Petavius,  De  tbeolog.  dogm.  VI,  Ant- 
werp.  1700,  de  incamat.  1.  2,  c.  3;  1.  6,  c.  9. 
Vtn  QuSfü^rlid^ften  l^at  Sl^rift.  SBalc^  in  feinem 
obengenannten  SBerfe  in  3  großen  Octatbönben 
(VI— Vm)  bie  ®ejdS|id^te  be§  3)lonot)]^t)fiti§mu§ 
borgeftellt.  Sinen  ^u§)ug  bat)on  gab  @d^rödf^, 
«bJ^efd^.  XVm,  433—636.  Sgl.  aud&  ©or- 
acr,  Snttt)idfelung§ge{d^.  ber  Seigre  t)on  ber  $erf on 
CffrifH;  2.  aup.  u.  b.  S.  S)ie  Se^re  öon  ber  $erjon 
«^H  399be.,  ©tuttg.  1846—1856.  [ö.^efelc] 
1ß0n990t  (k)on  fi^voc  unb  moUtOy  ^Üeink)er' 
Imtf)  iß  enttt)eber  eine  reine  Xl^atfad^e  ober  im 
oibiectoen  Siedete  begrünbet,  unb  sn^ar  biefeS  toxt' 
ber  entweber  in  ber  SQäeiJe  einer  öon  ber  suftänbi» 

&93e]^drbe  ert]^eilten  gonceffu)n  be§  auSfd^Iie^« 
R  SedfeteS,  eine  SBaare  ju  erzeugen  unb  in  9Ser= 
14^  ju  fe^,  ober  al§  ^u§flug  be§  ftaatlid^en 

-  Aol^t8re($teS.    3ebe§  39lonopoI  i)t  femer  Don 
.  onem  bop^elten  ®efid^t§|>unfte  au§  ^u  mürbigen : 

Mn   allgemeinen  DoIfStoirtbfd^aftlid^en  @tanb« 

-i=  pudk  imb  t)om  finanziellen  Sntereffe  be§  Sered^« 

-'.  tglim.  9iegelmö|ig  tottttn  biefe  Slüdftd^ten  ftd^ 


treujen,  b.  j^.  je  t)ort]^eil]^oftcr  unb  ergiebiger  boS 
aWonopoI  für  ben  93ered^tigten,  befto  fd^öblid^ 
unb  bebenflid^er  ift  badfelbe  für  bie  ©efammtl^eü 
3)od^  ftnb  biegbegüglic^  SuSnal^men  immerl^ 
mdglid^ ;  fo  ift  beifpielsmeife  ba§  Xabafmonopol 
unter  Umftönben  pscalifd^  eintröglid^er  als  eine 
labaffteuer,  unb  sugleid^  liefert  bieftaatüd^eSabot 
regie  bem  (Sonfumenten  n^ol^Ifeilere  unb  beffere 
SSkiare,  al§  bie  ^riDatconcunen^  bie^  tl^un  toürbe. 
S)ie  @taat8monopoIe  berühren  ftd^  mit  ben  Staats« 
regalien,  5u  toelc^en  man  in  nic^t  immer  gleid^er 
SBeife  unter  Slnberem  baS  ©oben-,  baS  3forft% 
baS  SBaffer»,  baS  3agb«,  baS  gifd^erei-,  hai 
SSerg-,  ba§  SKünj«,  ba§  93anf-,  ha^  ©alj«,  baS 
Salpeter»,  ba§  ^ulöer»,  baS  Sabaf»,  baS  $ofl-, 
ba§  Xelegrapl^eu'  unb  ba§  Sotto-Stegal  gegöp 
l^at.  IBei  ben  Staatsmonopolen  tritt  ber  Staat 
al§  {Kaufmann  ober  f^fabrifant  auf  unb  fd^Ue|t 
bie  an  jid^  möglid^e  freie  Soncurren^  gefe^Iid^ 
ou8;  bieg  gilt  öorjüglid^  öom  %ahaU,  3«*^«, 
8Jrannttt)ein»,  ^utoer«  unb  3wnbl^öIäd^en«9Wono« 
pol  (f.  %ho\pf)  SBagner,  ginanamiffenfd^aft  III, 
fieipjig  1889,  709—771).  Sie  grage  nad^  ber 
IBered^tigung  ber  ÜRonopoIe  lögt  ftd^  nid^t  allge- 
mein beantn)orten.  Someit  überl^aupt  möglid^, 
foDte  ber  fiScalifd^e  Stanbput^  nid^t  ^u  fel^r  be- 
tont n^erben,  um  beg^olb  bie  Slbf^affung  eineS 
tJ^atföd^Iid^  gemeinfd^öblid^en  StaatSmonopofö  )u 
Der^inbem.  2)a3  burd^  Sonceffton  ober  ^tent 
ober  ^riöileg  öerliel^ene  SWonopoI  eines  $riöaten 
ift  nie  au§  bem  fiScalifd^en  @runbe  beS  9ht|enS 
für  ben  Staat,  mlä)ti  bafür  gemiffe  Xa^en  ober 
Sntl^eile  be§  ®en)inne§  be^iel^t,  gered^tfertigt,  ba 
auf  leben  SfaU  ba§  publicum  ber  Ausbeutung  l^ilf- 
loS  überliefert  toirb,  fofem  e§  feine  Sebürfniffe 
)u  l^ol^en,  fog.  ÜRonopoIpreifen  befriebigen  mi^ 
unb  iebe  SRitben^erbung  auSgefd^Ioffen  ift.  3)erlei 
prik)i(egirte  ÜRonopoIe  ftnb  nur  als  Prämie,  alS 
ber  einer  6rfinbung  ober  einer  mit  größerem  Slipco 
k)erbunbenen,  an  fi$  gemeinnü^igenUntemel^mung 
auf  eine  beftimmte,  nid^t  gu  lange  Stetige  Don  Salä- 
ren gen)ö^r(eiftete  Sd^ulf  gegen  unfolibe  9^ad^- 
al^mung  unb  fd^n^inbell^afte  Soncunen^  am  $Ia^e. 
^nö)  l^ier  ftefjt  baS  Sntereffe  ber  ©efammtl^eit 
^öl^er  als  baSjenige  beS  einzelnen  Untemel^merS. 
^aSfelbe  gilt  aber  aud^  t)on  rein  tl^atföd^Iid^en 
SWonopolen.  S)er  Staat  brandet  eS  fid^cr  nid^t  m 
bulben,  ha^,  entgegen  bem  allgemeinen  Sntereffe, 
Don  fold^en  ^erfonen,  ttjeld^e  diein  ober  öor  an- 
beren  eine  für  bie  ^ffigcmcinl^eit  mid^tige  SQäaare 
bep^en,  biefe  2Baare  bem  SScrfebre  unb  ®enu| 
nad^  freiem  Selieben  über  alle  ©renken  öertl^euert, 
tixoa  gar  oorentl^alten  mirb.  Sine  umfid^tige 
StaatSüermaltung  mug  9RitteI  unb  SBege  ftnben, 
aud^  fold^e  tl^atföd^Iid^e  3D?onopole,  fobalb  bereu 
Sd^öbltd^feit  5U  2:age  liegt,  mirffam  5U  bred^en. 
Sieg  !ann  gefd^cl^en  burd^  Eröffnung  ^eier  ßon- 
currens,  burd^  ^reisfa^ung  (Soriprung) ,  burd^ 
Sequeftriruni  etma  gar  burd^  (Sjpropriation.  S)aS 
römif d^e  SRed^t  trat  ber  burd^  ^uffauf  einer  SBoore, 
befonberS  beS  @etreibeS,  feitenS  Stngelnei  ober 


«.n% 


1799 


SDtonotl^eleten. 


1800 


SKel^rcrer  öerurfad^ten  toud^erifd^cn  Scrtl^cucrunö 
boburd^  entgegen,  ba|  e§  ben  2)arbananat  al§ 
SSerbred^en  erflärte  unb  mit  arbitrörer  ©trofe  be« 
brol&te  (L.  6,  Dig.  47, 11 ;  L.  2,  Dig.  48, 12  [de 
annona];  L.  un.,  Cod.  4,  59  [de  monopoliis 
et  de  conventu  negotiatorum  ilHcito]).  2)a8 
mobeme  @ttafred^t  {c^toeigt  baDon,  toorouS,  toit 
oben  angebeutet,  nid^t  folgt,  bai  bie  @taat§t)er> 
tt)Qltung  bem  treiben  fold^er  fünftlid^e  SJtonopoIe 
fd^offenben  ©efeüfd^aften,  fog.  SRiijge  (trustees), 
mu^ig  jufeben  muffe  unb  foHe.  [SR.  \>.  ©d^erer.] 
W^^^^tfteUj  ^örettfer,  toeld^e  nur  Sinen 
Sßi&en  unb  nur  Sine  9Birfung§n)eife  in  Sl^riftuS 
onnal^men  unb  auf  biefer  ©runblage  bie  SBieber« 
Bereinigung  ber  SJtonopbpfiten  mit  ber  ftird^e  ju 
bewirf en  Derfud^ten.  S)er  Ur]^cber  biefer  §ärefie 
toar  @ergiu§,  feit  610  ^otriord^  bon  Sonftanti« 
nopel.  Serfelbe  be]^au))tete,  in  (SbnftuS  J^abe  bie 
mit  bem  2ogo8  üereinigte  menfd^Iid^e  9latur  jtoar 
il^re  eigenen  menfd^Iid^en  ®eifte§fröfte,  übe  aber 
feine  i^r  eigentl^ümUd|e  Sl^ötigfeit  au§,  fonbem 
alles,  maS  in  S^riftuS  burd^  bie  beiben  Staturen 
gefd^el^e,  muffe  bem  SogoS  beigelegt  n)erben,  unb 
eS  pnbe  fid^  bal^er  in  ßl^rifto  nur  eine  einzige 
2Birfung§tt)eife  (Snergie)  unb  eine  einzige  SQBiUenS" 
tl^ätigfeit,  auSgel^enb  Dom  Sogo§  al§  ibrer  loirf en> 
ben  Urfad^e,  ber  fid^  babei  ber  SÖlenfd^l^eit  nur  al§ 
feines  SBeri^eugeS  bebiene.  ©d^on  öor  bem  Ein- 
falle ber  $erfer  in  ?leg^pten,  alfo  öor  bem  Satire 
619,  toar  ©ergiuS  mit  bem  aWonopl^jifiten  ?lrfo8 
wegen  ber  Sformel  einer  einzigen  SDBirfungStteife 
in  SSerbinbung  getreten  unb  l^atte  bie  ^bfid^t, 
burd^  Snwenbung  berfelben  bie  Unbn  ber  9J2ono» 
pl^9fiten  mit  ben  Drt^obojen  toiebcr  l^erjufJeUen 
(S.  Maximi  Disp.  c.  Pyrrho,  bei  Migne,  PP.  gr. 
XCI,  334).  Sugleid^  war  er  befliffen,  aud^  ort^o- 
bo je  Sifd^öfe  für  biefe  gormel  ju  gewinnen.  Sei« 
ftimmenb  antwortete  fd^on  frül^e  Sl^eobor  oon 
^^aron  (in  Arabien),  fo  bafe  Sifd^of  ©tepl^anuS 
oon  2)or  (in  ^alöftina)  il^n  als  ben  erften  9Kono« 
tl^eleten  begei^nete  (Harduin,  Conc.  III,  711). 
S)a  iebod^  ©ergiuS  auä)  biefem  ben  Snfto^  gum 
Shnrtl^um  gab,  fo  ift  faum  baran  ju  gweifeln,  ba| 
er,  wie  aud^  bie  fed^Ste  allgemeine  ©pnobe  anf^" 
brüddid^  bezeugt  (Hard.  1.  c.  1335),  juerfl  bie 
3formeI  „6ine  SDBirfungSweife"  ju  UnionS^wedfen 
öerwenbete.  ©id^er  l^at  ©ergiuS  aud^  ben  Äaifer 
©eracIiuS  (610—641)  auf  biefcS  Unionsmittel 
aufmerffam  gcmad^t  unb  würbe  fo  bie  SSeran» 
laffung,  ba|  biefer  bei  feinen  SSerbanblungen  mit 
bem  SWonopl^^pten  $aul  in  3lrmenien  (622)  ber 
Sinen  SQBirfungSWeife  gebadete  (Ep.  Serg.  ad  Ho- 
norium,  bei  Hard.  lÜ,  1311).  Sug^eid^  öerbot 
ber  ftaifer  in  einem  ©d^rciben  an  @r5bij(|of  Sr« 
cabiuS  oon  ß^pem,  öon  jwei  SBirfungSweifen  in 
Sl^riftuS  nadfe  ber  Bereinigung  ber  beiben  5?aturen 
au  fpred^en  (Ep.  Cyri  ad  Serg.,  Hard.  IE,  1338). 
hiermit  War  ber  Sntfjum  in  Qflul  gefommen  unb 
erregte  nod^  größeres  ^uffeben,  alS  ber  Sifd^of 
CpruS  üon  ^l^afiS,  ber  ©ergiuS'  ^nfid^t  t^eilte, 
nad^  SBiebergewinnutig  ^lefttjptenS  burd^  §eracliuS 


(628)  unb  nad^  bem  Sobe  beS  $atriatd^en  ®eoig 
(630  ober  681)  auf  ben  alesanbrinifd^  Baäfi 
erl^oben,  bie  bortigen  £^eoboftaner  (©eDerioner) 
auf  @runb  jener  ^ormel  im  ^uni  633  mit  femer 
©emeinbe  Dereinigte.    3n  einer  auS  9  Sirtifebt 
beftel^enben  UnionSurfimbe  wirb  im  Urt  7  {u 
glauben  Dorgefd^rieben,  ba|  ber  ^etne  unb  fe& 
^riftuS  unb  ©ol^n  fowol^I  baS  ©öttltd^e  oIS  boS 
3D?enfd^Iid^e  burd^  Sine  gottmenf^Iid^e  ^otigfeit 
(fiiqi  öeavSpix^   Ivep^ewf)   Wtrfe"    (Hard.  EI, 
1342).  ^ierfür  beruft  ft(^  S^ruS  auf  2>ioiqp]i§ 
9(reo))agita,  ber  533  in  ben  monopl^qfttifi^ 
©treitigfeiten  ^uerft  als  Serfaffer  einiger  uni» 
feinem  9}amen  auf  unS  gefommenen  ©d^riften  ge> 
nannt  wirb.  2)em  ton  ^m  gebraud^ten  äluSbniif 
„gottmenfd^Iid^e  ^b^gfeit''  fann  man  einen  irri» 
gen  unb  einen  rid^tigen  ©inn  unterfd^iebcn.  9Kd^ 
tig  ift  ber  ©inn,  wenn  man  annimmt,  ba|  Ue 
göttliche  Xl^ätigfeit  in  Sl^riftuS  ber  menfd^Iid^ 
Sl^ötigfeit,  wöfrenb  biefe  bod^  loirflid^  Don  ber 
menfd^Iid^en  92atur  ausgebt,  eine  l^öl^ere  j^raftt)e^ 
leil^t,  wie }.  IB.  bann  gefd^a)^,  als  Sl^rifhtS  Bptiäfä 
unb  @rbe  mif d^te  (menf(|lid^e  Sl^atigfeit)  unb  mit 
ber  SRifd^ung  ben  ^linben  beilte  (gdttlid^  3:böti9" 
feit)  (ogl.  Epist.  syn.  S.  Soph.,  bei  Hard.  SI, 
1279;  Summ.  S.  Thom.  3,  q.  19,  a.  1  adl). 
Srrig  ift  ber  ©inn,  wenn  man  annimmt,  ba^  bk 
^l^ötigfeiten  ber  beiben  9}aturen  )u  einer  ein}iga^ 
oon  ber  göttlid^en  unb  menfd^Iid^en  Sll^ätigfeüDec» 
fd^iebenen  britten  gemifd^t  werben.    3m  Ie|tas 
©inne  toerftanben  bie  SJtonotl^eleten  ben  SuSbmd 
beS  Slreopagiten,  we^l^alb  SRa^muS  tj^nen  fagie: 
„®ibt  eS  nur  eine  einzige  3:ptigfeit  in  Q^fyn$s&, 
nömlid^  bie  gottmenfd^Iid^e,  fo  l^ötte  Sl^riffatS  dS 
©Ott  eine  anbere  Sl^ötigfeit  als  ber  Sater,  bom 
bie  beS  SSaterS  ift  unmbglid^  gottmenfd^Iid^"  (Disp. 
cum  Pyrrho,  L  c.  347).  S)ie  IDlonotl^eten  be« 
baupteten  alfo,  bie  menfd^Iic^e  92atur  in  (^rripni 
wirfe  nid^t  burd^  fid^  felbft,  fei  Dielmel^r  auS  f^ 
felbft  untbätig,  inbem  alle  Sl^ötigfeit  in  ü^m  nur 
6ine  fei,  nämlicb  bie  ber  ©ott^eit.  ftetn  SBunber, 
ba^  bie  Xb^obofianer  (3D?ono^b9f^ten)  jid^  att| 
©runb  biefer  Se^re  mit  bem  !ßatriard^  S^niS 
uniren liefen.  3:rium))birenb  riefen fte:  „3)a86^» 
cebonenfe  ift  ^u  unS  gefommen,  wir  flnb  ni^  |i 
ibm  gegangen."  3n  ber  Sl^at  mad^ten  bie  SDtaio« 
tl^elcten  bie  menfd^Iid^e  9latur  (SbnfK,  inbem  pe 
berfelben  Jebe  eigene  Sll^ötigfeit  abftritten,  §u  einet 
burd^auS  unt)onftönbigen,  ju  einer  bloßen  @d^ 
9Jatur.   ;,9limmt  man  jwei  5Raturen  in  €^pn8 
an,"  fagte  BUpf^an  t)on  3)or  auf  ber  Söäenm« 
f^nobe  Dom  3abre  649,  „fo  mu|  man  confequent 
aud^  5Wei  SBiUen  unb  Operationen  leieren,  fosP 
wöre  feine  ©ottl^eit  unb  SRenfd^b^it  unt^onflonlHg, 
unb  er  Weber  wal^rer  ©ott  nod^  wal^rer  !D^enf4' 
(Hard.  IH,  715).    ®er  ÜRonotl^elettSmuS  tDor 
bemnad^  nid^t  nur  eine  Sbfd^wad^ung,  fonbem 
gerabep  eine  SSerwerfung  beS  Soncifö  Don  ^^cc 
bon.  gntfd^ieben  böretifd^  war  alfo  bie  ®ru»b» 
läge,  auf  weld^er  bie  Union  ber  SKonopl^^itteii  ia 
^lejanbrien  ftattfanb,  troj  ber  SBamung,  weMJe 


1801 


SDtonotl^eleten. 


1802 


bafelbfl  ber  cfienfo  l^eilige  al§  geleierte  W6n^  So* 
)>^roniud  aud  ^olöftma  an  S^ruS  rid^tete,  ber 
il^m  bie  9  Srtifel  t)or  il^rer  ^ublication  )um 
Sefen  mittl^eitte.  Srgreif enb  tuor  ber  SQBtberfprud^^ 
ben  @op^rontu§  fofort  gegen  bie  ^rttfel  erl^ob. 
6t  fet^  e^öl^It  Sßasimug,  bem  g^ruS  ^u  t$fü^en 
gefallen  unb  ^abt  x^n  unter  S^rönen  bejd^iDoren, 
)ene  %rti!el  nt^t  tont  ^mbo  )u  oerfünbtgen,  ba  fie 
offenbar  a))OÜinartftifc^  feien  (Ep.  ad  Petrum, 
bei  Migne,  PP.  gr.  XCI,  143).  mit  biefcm  SBorte 
"fyütt  @o))^rontu§  bie  2(n(e]^re  ber  SRonotl^eleten 
gan5  treffenb  c^arafteriftrt.  2)enn  liefen  fie  bie 
&Uüt  bed  freien  menfd^Iid^en  SBiüenS  in  gl^rijiuS 
tnvcd^  ben  göttlichen  äBiOen  vertreten  fein,  f o  fe^rten 
fie  in  ber  Sl^at  mx  Snfid^t  bed  ^oUinariS  jurfid, 
ber  leierte,  ber  Sogod  l^abe  bie  @teDe  ber  menfd^' 
li^en  @eele  Dertreten.  SBol^I  nal^nten  fte,  um  nic^t 
of^n  einen  bereits  k)ern)orfenen  Srrtl^um  )u  be« 
fennen,  eine  menfd^Iid^e  @eele  in  Sl^riftuS  an,  aber 
nur  )um  Sd^ein.  SBer  nid^t  eine  au§  ftd^  tl^ätige, 
fonbem  nur  eine  gleich  einem  leblofen  änftrumente 
in  Semegung  gefekte  @eele  in  S^riftud  anerfennt, 
ber  fprt^t  il^m  tl^atfäd^Iid^  bie  menfd^Iid^e  @eele  ab. 
S>itrd^§  bered^tigt  nxir  alfo  ber  k)on  @o))]^roniu§ 
gegen  bie  UnionSurfunbe  erl^obene  SBiberfprud^ ; 
er  blieb  inbe^  ol^ne  SQBirfung.  3D?an  müfje,  fagte 
CQruS,  um  @eelen  ^u  gett)innen,  l^ie  unb  ba  im 
Suftbntd  nachgeben,  unb  über  SBorte  ^u  fheiten, 
tDO  ba8  @eeIenl^eU  k)on  Dielen  Saufenben  auf  bem 
Spiel  fiel^,  fei  fel^run^iaffenb  (Ep.  Serg.  ad  Hon., 
Hard.  HI,  1815).  3)iefe  SRüdfid^ten  liefen  ©o- 
p^niuS  in  einem  ^Ut,  in  loeld^em  ber  ©laube 
in  Srage  ftanb,  fel^r  falt;  boc^  reiste  er  auf  S^ruS^ 
Sorfd^lag  ^in  mä^  Sonftantinopet  um  ben  ^" 
triard^n  @ergiuS  als  @d^iebSrid^ter  )u  befragen. 
S)a|  biefer  fi$  nid^t  für  bie  Seigre  t)on  ^n^et  SQBiEen 
nü)  su)ei  SBirfungStoeifen  in  Sl^riftuS  gewinnen 
Uel,  nxir  üar,  ba  er  la,  maS  aber  ©opl^roniuS  gar 
idd^t  Ginnen  fonnte,  ber  eigentlid^e  Url^eber  ber  Srr» 
U^  nxir.  3)ennod^  k)erfprad^  er,  S^ruS  t)on  ^le» 
sonbrien  ^u  ratl^en,  er  foDe  ie|t,  nad^bem  bie  Union 
lefteSt,  tteber  t)on  einer  noc^  t)on  ^mei  SBirfungS- 
jen  )u  fpred^en  gejiatten.  ®er  liftige  §öretifer 
tinipte ,  baB  ber  Srrtl^um  f ortmud^em  unb  feine 
^räc^te  )eitigen  toüiht,  fobalb  nur  bie  entgegen* 
gefe|te  ortl^obo^e  Seigre  befeitigt  blieb.  3)a|  aud^ 
Sop^niuS,  tt)ie  @ergiuS  im  Srief e  an  ^onoriuS 
behauptet,  bamit  jufneben  gemefen,  ift  fe^r  un« 
üMü^d^einlid^.  @ein  nad^l^erigeS  iBerl^alten  fprid^t 
bageaen.  £r  marb  balb  nad^  feiner  Siüdtfel^r  nad^ 
SantfaUm  )um  ^triard^en  biefer  @tabt  enoöl^It 
(684),  l^ielt  mit  feinen  Sifd^öfen  eine  @9nobe, 
ukU^  bie  monotl^eletifd^e  Seigre  terurt^eilte,  unb 
tcrfanbte  ein  auSfü^rlid^eS  Spnobatfd^reiben,  baS 
ben  ®tauben  ber  ffird^e  namentlid^  begüglid^  ber 
boppelten  SBirhmgSmeif  e  (Sl^rifti  f  el^r  beftimmt  ent> 
midEette  (Hard.  UI,  1258). 

^e  ffunbe  t)on  ber  fürglid^  gefd^el^en  Sr« 
^cbimg  beS  @op]^oniuS  auf  ben  ^atriard^enftul^I 
non  äoufolem  Iie|  SergiuS  befürt^ten,  ba|  beffen 
€^bica  aud^  nad^  9lom  gelangen  unb  bort  ber 


@a(^e  beS  SRonotl^eletiSmuS  fd^mere  Ütad^tl^e 
bringen  merbe.  3)e|]^alb  bemül^te  er  fid^,  nod^  ^u* 
öor  ben  $apft  ^onoriuS  in  fein  9leJ  ^u  jieljien.  Sn- 
miemeit  il^m  baS  gelang,  f.  im  9rt.  ^onoriuS  (VI, 
232  ff.),  fturae  Seit  nac^  empfang  ber  ajrief e  öon 
^onoriuS  t)erf a^te  @ergiuS  ein  Sctenftüd,  toeld^eS 
aber  erft  nad^  bem  Xobe  beS  ^apfteS  k)er5ffentlid^t 
mürbe,  es  ift  biefeS  bie  Sftl^efiS  beS  ffaiferS 
^eracIiuS,  in  meld^er  gefagt  mirb,  man  folle  meber 
k)on  einer  nod^  Don  ^mei  SBirlfamfeiten  fpred^en, 
möl^renb  bod^  „Sin  SBiUe  in  g^nftuS''  belannt 
mürbe.  2)aB  unb  mann  @ergiuS  fie  »erfaßt  1^, 
jagt  uns  ffaifer  ^eracUuS  f elbft.  Serfelbe  fd^rieb 
im  «nfang  beS  SolfireS  641  an  ^ft  Solenn  IV. : 
^SMe  Sftl^eftS  ift  nid^t  t)on  mir,  unb  id^  l^be  il^re 
^bfaffung  nid^t  befol^Ien,  fonbem  ^triard^  @er- 
giuS  ^ai  fie  t)or  fünf  Salären  gefertigt  unb  mic^  bei 
meiner  SlüdKel^r  aus  bem  Orient  gebeten,  fte  mit 
meiner  Unterfd^rift  ^u  puMiciren"  (ögl.  §efele, 
eonc.-®efd^.  III,  2.  lufi.,  178).  ^iemad^  mürbe 
fte  ungefähr  636  Oerfa^t,  bann  aber  gel^eim  ge- 
lalten unb  erft,  nad^bem  bie  Ütad^rid^t  t)on  $o« 
noriuS^  Sob  unb  @et)erinS  SQBabI  nad^  (Sonftan« 
tinopel  gefommen  mar  (ügl.  Ep.  Cyr.  ad  Serg., 
bei  Hard.  IH,  803),  alfo  etma  im  9loöember 
638,  t)om  ftaifer  publicirt  (ogl.  ^efele  a.  a.  O. 
1 78  f.).  ^uS  biefen  2)aten  erl^eOt  baS  gottlof  e  @piel, 
meld^eS  man  in  (Sonftantinopel  mit  ^onoriuS' 
Srief en  trieb.  ©ergiuS  l^atte  ij^m  in  liftiger  SBeife 
mi^derftonblid^e  ^uSbrüde  gleid^fam  in  bie  §eber 
bictirt  unb  mt^braud^te  biefe  im  ^nterefje  ber 
^ärefxe  erfi  jurScit  too  il^rSBerfaffer  ftd^  perfön- 
lid^  nid^t  mel^r  red^tfertigen  fonnte.  (8emi|  Hegt 
aud^  hierin  ein  SBemeiS,  ba^  bie  93nefe  beS  |)ono* 
riuS  eine  rechtgläubige  Snterpretation  )ulie|en, 
unb  ba^  man  abfu^tlid^  mit  ber  SSeröffentlid^ung 
ber  eft|eftS  martete,  bis  eine  Srnärung  Don 
autl^entifd^er  @eite  nid^t  mel^r  erfolgen  fonnte. 
S)ie  Sft^eftS  felbft  aber  marb  in  ber  gried^if d^en 
JNrd^e  um  fo  leidster  allgemein  angenommen,  als 
@opl^roniuS,  ber  ^auptoertreter  beS  2)9ot]^eIetiS' 
muS,  bereits  t)or  bem  Srfd^einen  berfelben  geftorben 
unb  fein  Stul^I  in  bie  ^önbe  beS  monotl^eletifd^en 
S9if d^ofS  @ergiuS  t)on  3oppe  gefommen  mar.  %ud^ 
$Qn]^uS,  ber  9}a(^f olger  beS  @ergiuS  auf  bem 
$atriard^enftu]^I  Don  Sonftantinopel  (689),  mar 
5Wonot]^eIet.  3m  Slbenblanbe  aber  mürbe  bie  ßf- 
tl^epS  öermorfen  t)on  ^apft  ©eöerin,  ebenfo,  als 
biefer  nad^  ^mei  Monaten  fiarb,  oon  feinem  !Rad^« 
folger  Sol^ann  IV.  (640—642).  «IS  um  biefelbe 
3eit  (641)  $Dn^uS  baS  ©erüd^t  auSftreute,  @er- 
giuS  l^abe  oon^onoriuS  ein  ber  Seigre  ber  SRono- 
t^eleten  günfügeS  @d^relben  erl^alten,  Iie|  ^ßapft 
Sol^ann  burd^  benfelben  Slbt  ^ol^nneS,  beffen  ftd^ 
f)onoriuS  )ur  ^faffung  beS  @d^reibenS  an  @er« 
giuS  bebient  l^atte,  bie  Sted^tgläubigfeit  feines  Sor« 
aängerS  beftätigen  (ogl.  b.  «rt.  ßonoriuS  VI,  289). 
3n  berfelben  SBeife  l^atte  aud^  Der  in  eonftontino- 
pel  geborene  geleierte  W^nä)  unb  ÜRart^rer  9Ra|i' 
muS  benSBriefbeSi^onoriuSt)erftanben.  UnmiQig 
über  ben  ^i^^^n^t  beS  Srrtl^S  i»L  OösooX, 


1808  ünonot^tlettn.  18W 

^ttc  SRapmuS  Sonffantinoptl  Dcrlafftn,  um  na^  aufgeben  bet  9Ba^i^eit.  Seimen  ffämtife  flanba 

9bm  ju  gt^eti.  ^uf  bem  SBege  bafiin  fam  er  naif)  nun  bcr  Stixäft  btoox,  jumal  ba  bei  ffaifn  jAt 

Mfrita,   Sflrt  traf  er  au(^  ^^n^uB,  b«  Jemen  Uebertietung  ftine€3:Qtiu§  mitbenfci^nKt^lib 

^ßQtrian^tnfhi^l  tierlQ||en  mu&le,  mtilbas Soll t^n  gerlidien  ©trafen  bebrolite. 
in  SQerbottit  fiQtte,  jut  gnnorbung  be3  jungen       ffurj  nni^  gtlaRimg  be8  Xxtpiä  jiorb  $aifl 

fiaiferi  Sonftantin  mitgetnitlt  ju  ^aben.  Sluf  ^e>  X^toboi,  unb  balb  borauf  muibe  älRaitin  I.  gt* 

tieiben  beS  taifedic^en  @tattI|Q[ler3  unb  Dielet  99i-  nä^lt  (649 — 655).  ©eine  erfte  gioge  ^anblung 

f^öfe  tDurbe  nun  an  einem  unbetannten  Orte  in  xaai  bie  Sb'^altung  bei  btiüi)mten  SaltionipitK 

iifcHa  eine  5ffentlii^e  S^i§4)utatiDn  gDif^  ^Q'  (649),  auf  njeldjerbniDIonDt^elettimuSeingt!^ 

SimuS  unb  $t]ir^u§  Qeranftaltet  (645).  becen  Steten  eiärleit  unb  über  bie  Uifiebci  unb  boijügli^^ 

auf  uns  gelonimtn  finb  {Higne,  PP.  gr.  XCI,  Säefötbetet  beSfelben,  S^^eobot  oon  ^^oian,  ftqiui 

287).  ©ie  enthalten  eine  fDeingeVnbeEüiftenung  ddu  9IleEanbrien,  ©eigiuS,  ^qn^u«  unb  Jßoidiä. 

btr  !att)0lif(^en  Sebie  unb  eine  fo  fiaftige  aSibei-  bitbiei^ßafiioii^tnöonßonftantinopel,  fotoitüber 

Itgung  ber  gegneriji^en  Sinmüife,  bafe  5lSpn:!^i  i^rt©t^riften,fammtbeieft5eji3mtbbtm3^(niä, 

M  füi  beftegt  erfläite.   Sr  ging.  Wie  am  ©i^iug  baB  ^nat^itm  auSgefproi^  nuibe.    2)ie  SIctta 

Der  Disputation  mitget^eilt  tirirb,  mit  fDlo^imuB  bieftS  SoncilS  iDuiben  in  aUe  ©egenben  bei  E^- 

na(^9{Dm,id)niurDcir$[t|}fl2:^ei)boru@I.(642biB  fttn^tit  Ucifanbt.  3ugieii$  erlief  $afr^  SRoitin 

649)  bie  ^ärefie  ab  unb  Deteinigtc  fit^  uiebei  mit  mit  bei  ©Quobe  an  alle  93i{4iüfe,  $rie^  mb 

beiÄiic^e.  3n  Siin^antinotiel  toai  ^aul  an  feine  £oien  eine  Sncttflica,  in  \oüä)tx  bie  tat^olifi^ 

©teilt  gum  ^atriarid^en  ernannt  iDorben.  Sliefei  Se^re  iibei  htn  peifaii^en  äSiUen  unb  bie  gun- 

nanbtt  ftt^  nad)  3!om,  um  bie  Ülneilennung  feinet  fac^e  äSirffamleit  beftätigt,   ber  entgegengif^tt 

3Ba(I  }u  emirten.  $apft  Xbtobot  '^ntte  @iunb  ge-  Stittbunt  Deitoorfen  unb  an  Me  bie  Stuffoibenrnj 

nug,  biefelbt  gu  otifc^ieben,  jumal  ba  bie  ^ItbefiS  jui  Slnnabme  ber  Scf^lüfft  unb  jui  ißennerfimg 

im  Orient  in  flraft  blieb  unb  ba8  Bom  ffaifer  be3  3ntbumS  erfaffen  nmtbe  (Hard.  IH,  933). 

gegebene  3Jer|))red|en,  fit  überaD  abreißen  gu  loffen,  Kucb  rouibe  Don  Sßapft  unb  ©Qnobe  nod)  ein  fc 

ni^t  erfüDt  luorben  nai  (Ep.  Theod.  ad  Paul.,  fonbeieS  ©c^ieiben  an  ben  ffaifer  eilaffen  (Hud 

bti  Migne,  PP.  Ist.  LXXXVU,  75).  anjmifc^en  IH,  626).  liefet  aber  liefe  ben  ^H  mä)  &»■ 

Ratten  eine  c^rif^t  ©^nobe  (643)  unb  me^rete  flantinDpel  fi^leppen  unb  na^m  an  ii^m  foinit  oa 

afrilanif(%e  ©qnoben  (646)  in  ©{^reibtn  an  ben  abte  !DtapmuB  entfetilirfie  SRadbe  (f-  b.  ^rit  ÜHof 

ipapftmitSBebQaemconftatirl,bQ6bi3iur©tunbe  tin  VIII,  916  ff.  unb  3JIaEinnt8  Vni,  1096 ff.), 

bie  ^ditfie  im  Oritnt  noc^  ungefd^ndi^t  fort-  SBd^renb  fo  ber  ffaifer  gegen  mt^rlcft  Stiöer 

bouere,  aui^  ^avi  if>t  (einen  Söiberftanb  entgegen-  ©ottcB  mül^etc,  öeifiel  ein  ^rieftet  in  ©onftanfi- 

fe|e  (Hard.  III,  730.  734.  754).  3)emaßunf^e  noptl  ÜJamenS  ^etruS  auf  ben  ®ebanlen,  inS^ri- 

bti  ^fritanei  gemäg  ertieg  J^Qfft  X^obor  ein  ftuB  jmti  natürli^t  unb  einen  perfönlic^  SBilleii, 

XRaMi$"iben  an  ^}au[  DonSonftontinopel.  S)ie  milfiin  biti  SBillen  anjunebmen.   &:  glaubte  bf 

hierauf  erfolgte  Ininjart  enthielt  bie  ^itle^re  Don  burd^  ebenfo  bie  IDIonotbelettn  als  bie  j^olün 

bem  ßinen  SSitlen  (Ep.  Paul,  ad  Theod.,  bei  JU  btfriebigen.  9(13  er  (ui^  uad^l^er  ^atrimrc^  ww 

Migne  1.  c.  91).  33arauff|in  fprad^i  5lJapft  Xfitc-  6onftantinopel  rourbe  (655),  fu^te  er  feine  9tf 

bor  bie  ^bfetfung  über  !|jautuB  auS  (Harduin  miftlungltbeorie  uon  brei  Stßillen  unb  bret  SEBii- 

ni,  699);  aud)  Sßgrrl&uS,  berjum  Srrt^um  [ung§roeifen  in  (Sbnftuä  gut  ^lerrf^aft  ju  bring«, 

gutüdgtle^rt  mar,  tourbe  Don  bei  Rin^engemein'  ©ein  ißerfudi  fcbeiterte  aber  an  bei  g^eftigTeit  M 

fc^ft  ouSgefi^bJlen.   ^(unme^t  tnolHe  $aul  auf  $Qpfte§eugEniuSL(i)g[.§efdea.Q.0.243.246). 

einem  anbem  Slßege  ber  öütefte  jum  ©ieg  Der-  Unter  ^opft  ißitalion  (657—672)  nnirbe  Änifn 

Reifen,  unb  jniar  in  äcbt  btjgantinif^er  SQJtife  Der-  EonftanB  meuchlings  ju  ©qracuS  ennotbet(668); 

mittels  eines  taifeiliii^en  SHünifeftcS.  gr  fab  mobl  mit  i^m  oetlor  bie  Sirle^re  im  Orient  i^re  ^rail«' 

ein,  baf!  bie  gftbefiS  \ii)  niiijt  oeit^eibigen  liefee,  ftüjie.   S5er  neue  ßaifer  Sonfiantin  ^ograatni, 

nieil  fte  jmar  ben  ©tteil  foioabl  über  Sine  wie  Don  Dom^erein  menig  geneigt,  ben  ä^jnä  fcbid 

über  jmti  Sßirlungiraeifen  Derbol,  aber  bodi  ben  SQaterS  mit  ®emalt  aufrecbt  ju  ttlpolten,  t^e:? 

@inen  SßiUen  unb  bamit  ben  SDonotbeletiSmuS  na^  ben  0iieben3Derträgen  mit  ben  Ümhm  indi 

befannle.   fcierin  lag  eine  Snconfequenj,  ber  nun  Soaten  bie  geeigneten  ©rfiritte,  um  bie  gefUrtt 

Spaul  entgeßen  wollte,  inbem  er  ben  Äaifer  Son-  fitdilit^tSinttot^t  jinifd^en  bem  Orient  unb  Od- 

fianS  II.  jur  StuffttHung  einei  gormularS  (typus)  benl  iDieber^etgufieflen.  6t  inanbte  fi^  am  12.  tv 

Deranlafete  (648),  in  »eifern  forno^!  Don  feinem  guft  678  an  ben  Sliopfi  SJonuS  (676—678)  vät 

oia  Bon  gmei  ÜBillen  gu  reben  nerboten  loutbe.  btt  SBitte,  abßtoibnete  na^  gonftantinoptl  {■ 

6in  folcbeS  ©tfirotigen  bätte  firf)  im  Anfang  btt  itbirfen,  meiere  mit  ben  ^tiio«^  %^Äm  tM 

©trciligteit  noi^  einigtnnafeen  Dtrt^eibigen  lujftn;  l^onftanlinopel  unb  ^Jlacaiiuö  Don  SuHo^ien  bii 

aber  bie  O^olge  geigte,  ta^  bie  3]Ionot^eIeten  gerabe  3öa^t:I)eit  fneblid)  unterfud)en  foQten,  unb  bot  ^ 

unter  bem  Sd)uhe  beSfelbtn  ifiien  Sut^um  feß-  t^iefclben  jebe  ©iiiietbeit  an  (Hard.  HI,  IMS). 

hielten  unb  Derbreiteten.    9)ac^bem  aber  ^äp\tt  *;>Qpft  Slgat^o,  ®onii§"jioi]folger,  l^ielt  guiSB- 

unb  ©gnoben  mieberbolt  ben  Sittbum  Demioifen  liereitung  beS  im  Orient  abjul)<ütenben  ftonna 

garten,  toäte  ©d^toeisen  \o  Diel  genefen  als  ein  um  Opttn  680  eint  ©«nobe  Don  125  Sift^öf» 


1805 


SRonotl^eleten. 


1806 


SStom,  ber  netnete  S^noben  in  ben  einjelnen 
itbem  imb  ^rotnmen  DormtSgegongen  toaxm, 
itnb  erlief  ein  bie  SlaubenSlel^re  beftimmenbeS 
©einreiben  an  bcn  ftoifcr  unb  feine  Beiben  ©rüber 
^cttuS  unb  SiberiuS  (Hard.  HI,  1074).  gin 
maU&  @d^reiben  an  ben  j^atfer  unb  feine  beiben 
Sräber  mürbe  Don  Vgotl^o  unb  ber  @9nobe  ju« 
ßleid^  eriQffen  (Hard.  lU,  1115). 

JladJ  3ln!unft  ber  päpftlidfien  ®eputirten  in 
Sonflontinopel  f orberte  ber  j^oifer  ben  ^atriord^en 
®eorg,  ber  unterbeffen  auf  ben  vertriebenen  Sl^eo* 
bor  gefolgt  mar,  unb  burd^  biefen  aud^  9Racariu§ 
Don  flntiod^ien  auf,  bie  il^nen  unterfte^enben  9Retro» 
politen  5ur  SBerat^ung  ^u  berufen.  S)a  Dor  Se- 
ahm  ber  SSerl^anblungen  ^mei  OrbenSpriefter  als 
^e))röfentanten  ber  unter  faracenifd^er  ^errfd^aft 
^l^ben  @tül^Ie  t)on  ^le^anbrien  unb  3emfa(em 
erfd^tenen  toaren,  fo  mar  je^t  tl^atföd^Iid^  bie  ganje 
Stitd^  vertreten.  2)a^er  tarn  eS  mo!)I,  ba|  bie 
€9nobe  ^u  Son[tantino))eI  fd^on  in  il^rer 
ofien  @i|ung  fid^  afö  eine  öcumenifc^e  bejeid^nete 
unb  nad^^er  al§  bie  f ed^Ste  aügenteine  @Qnobe  ge« 
redtet  mürbe.  2)aS  goncil  bauerte  vom  7.  9}0" 
toember  680  bis  16.  September  681  unb  nal^m 
18  ©ijungen  in  «nfprud^.  ®ie  Sal^I  ber  SÖlit« 
gßeber  mar  verfd^ieben  unb  belief  fi(^  gu(e|t  auf 
174.  ®en  SSorfife  fül^rten  bie  brei  pöpftlid^en  Se- 

!|otm :  bie  röntifcpen  ^riefter  Sl^eobor  unb  ®eorg, 
omie  ber  2)iacon  3o]^anne§.  3)er  j^aifer  felbft 
nal^m  an  mel^reren  @i^ungen  Sntl^eil,  nid^t  a(§ 
Sttd^ter  in  ®Iauben§fad^n,  f  onbem  als  ^anbl^ber 
ber  Orbnung  unb  afö  gef d^öftsful^renber  SSorftanb. 
S)te  !Ber^nbIungen  mürben  in  ber  erften  @i|ung 
bitrd^  eine  hirje  ^nfprad^e  ber  pöpftlid^en  Segaten 
an  ben  ffaifer  eröffnet,  in  meld^er  fte  bie  Urfad^e 
i^red  Srfd^einenS  angaben.  Sine  neue  2hn:Ie]^re 
Hon  (Einem  SQBillen  in  Sl^rifhiS  l^abe  feit  ungefö^r 
46  3a]^ren  bie  Sl^riftenl^eit  beunrul^igt  unb  BiSl^er 
allen  Serfud^en,  fte  gu  unterbrüdfen,  b^^ttnödtig 
loiberfianben.  ^ie  ÜRonotl^eleten  müßten  nun  gu- 
erft  bie  CueEe  angeben,  ber  fie  il^re  9}euerung  ent- 
ti&l^men.  9[I§  l^ierauf  9Racariu8  von  9(ntiod^ien, 
bamals  ba§  ^aupt  ber  SDtonotl^eleten,  unb  feine 
(Sknoff en  fid^  auf  ixt  früheren  allgemeinen  ©pnoben 
unb  bie  Söter  beriefen,  mürben  in  biefer  unb  ben 
gniei  folgenben  @i|ungen  bie  ^cten  bet  voraus» 
gegangenen  Soncilien  verlefen.  %m  @d^Iuffe  ber 
8.  @i^ng  erflörte  bie  S^nobe,  ba^  auS  ben  ^cten 
ber  von  SDlacariuS  Verfprod^ene  SemeiS  nid^t  er« 
brod^t  fei  (Hard.  IH,  1070).  Ueberbie^  fei  bie 
€c^ft  beS  5Dlenna§  an  SSigiliuS,  morauf  SergiuS 
Hon  Sonftantinopel  beim  93eginn  beS  Streites  be« 
ftanbig  binmieS,  ebenfo  mie  gmeiangeblid^eSBriefe 
beS  SigiliuS  als  unöd^t  erfunben  morben.  !Run 
follten  bie  Sd^riften  ber  93äter  ben  gemünfc^ten 
SetoeiS  liefern.  S)a  bi^rfür  5DlacariuS  unb  feine 
®enoffen  SuSflanb  begef^rten,  fo  beantragte  ®eorg 
Hon  Sonfiontinopel,  hit  @d^reiben  ^gat^o^S  unb 
ber  römifd^en  @Qnobe  gu  verlefen,  maS  bie  gange 
4.  €i|ttng  in  9lnfprud^  nal^m.  ^m  @d^(uffe  ber» 
fdben  mürben  ÜJlacariuS  unb  feine  ©eftnnungS» 


genoffen  erfud^t,  bie  verfprod^en  Säterfiellen  be- 
reit }u  l^alten.  9}a(^bem  biefe  in  ber  5.  unb 
6.  ©ijung  verlefen  morben,  bemerften  bie  pöpft« 
ßd^en  Segaten,  bag  bie  von  ÜRacariuS  vorgebrad^« 
ten  SMterftellen  ben  »eroeiS  für  ben  ginen  aSBiUen 
unb  für  Sine  SBirfungSmeife  in  Sl^riftuS  nic^t  ent« 
bielten.  2)enn  entmeber  feien  bie  gitate  gef ölf ^t  unb 
verftümmelt,  ober  bie  ® egner  begögen  baS,  maS  von 
ber  ginl^eit  beS  SBiUenS  in  ber  Srinttöt  gefagt 
merbe,  aud^  auf  ben  menfd^gemorbenen  gbnftuS. 
3)e^]^alb  begehrten  bie  Segaten,  ba^  aud^  bie  von 
il^nen  mitgebrad^ten  unverf  älf  d^ten  SSöterfteÜen  ver- 
lefen mürben.  ®aS  gefd^al^  in  ber  7.  ©ijung. 
S)arauf  baten  bie  Segaten  ben  Äaifer,  er  möge 
an  @eorg  von  Sonftantinopel  unb  ÜRacariuS  von 
Slntiod^ien  unb  bie  i^nen  untergebenen  SBifd^öfe  bie 
Sfrage  ftellen,  ob  fte  ben  beiben  (in  ber  4.  ©i|ung 
verlef enen)  römif c^en  ©d^reiben  guftimmten.  Slad^ 
bem  fte  Saibfc^riften  von  biefen  ^ctenftüdfen  er^I- 
ten,  begehrten  jie  3luSflanb,  um  bie  Sled^tl^eit  ber 
in  ibnen  vorgebrad^ten  iBäterfteÜen  prüfen  gu  fön« 
neu.  3n  ber  8.  ©ijung  forberte  ber  ftaifer  bie 
beiben  ^atriard^en  Seorg  unb  SRacariuS  auf,  ftd^ 
j[e|t  über  bie  beiben  römif^en  ©d^reiben  gu  äußern, 
^atriard^  ®eorg  erflörte,  er  babe  bie  barin  citir« 
ten  SöterfteOen  mit  ben  Ss^tnplaren  beS  eigenen 
$atriard^Iard^iveS  Verglid^en  unb  fte  burd^auS 
rid^tig  befunben;  be^b<i^  9^be  er  feine  Suftimmung 
gu  ben  gmei  römifd^en  ©d^reiben  unb  trete  ber 
barin  auSgefprod^enen  Seigre  von  gmei  SQBiQen  unb 
gmei  äBirfungSioeifen  in  (Sl^riftuS  bei.  2>aSfeIbe 
verftd^erten  bie  meiften  ber  il^m  tmterfiellten  93i- 
fd^öfe.  ÜRacariuS  bagegen  meigerte  ftd^,  biefe  Se^re 
angunebmen,  morauf  bie  ©^nobe  erflörte:  „2)a 
SJtacariuS  ber  jhaft  ber  gmei  vom  $apft  Sgatl^o 
gefanbten  ©d^reiben,  bie  bereits  verlefen  fmb  utib 
benen  mir  aUe  bereitmifiig  gugeflimmt  baben,  nid^t 
beipflid^tet,  fo  finb  mir  ber  Meinung,  bog  er  ftd^ 
verantmorten  mufe"  (Hard.  III,  1166).  STOacariuS 
fud^te  nun  feine  Sebre  gu  Vertl^eibigen  unb  berief 
fid^  auf  $apft  ^onoriuS,  auf  ©ergiuS,  $auIuS, 
$etmS  u.  %,  fomie  auf  verfd^iebene  SSöterfieüen. 
^ei  ber  in  ber  8.  unb  9.  ©i^ung  vorgenommenen 
Prüfung  biefer  ©teilen  erfannte  baS  Soncü,  ba| 
fie  verftümmelt  maren  unb  ben  SRonotbeletiSmuS 
itid^t  bemiefen.  2)aTtn  mürben  SJlacariuS  unb  fein 
©dbüler  ©tepbanuS  als  SSerfölfd^er  beS  ©laubenS 
unb  als  3rrle]^rer  abgefegt.  3n  ber  10.  ©ijung 
mürben  bie  von  ben  römif eben  Segoten  überreid^ten 
patriftifd^en  S^wö^iff^/  nat^bem  fie  burdfe  ißer« 
gleiddung  mit  ben  ^anbfd^riften  beS  $atriard^al« 
ard^ivs  als  rid^tig  etfunben  morben,  verlefen,  mor- 
auf Sifd^of  Sl^eobor  Von  ÜRelitene  tmb  feine  @e> 
noff en  burd^  9nnabme  ber  Srflörung  Sgatbo'S  ber 
ortl^oboi^en  Sebre  beitraten.  9}ad^bem  bann  in  ber 
11.  unb  12.  ©i^ung  bie  berül^mte  ©^nobica  beS 
1^1.  ©opbroniuS  unb  bie  ©d^reiben  beS  ©ergiuS 
an  SqruS  unb  ^onoriuS,  fomie  aud^  baS  erfie 
©d^reiben  beS  $apfteS  ^onoriuS  an  ©ergiuS  ver- 
lefen morben,  erfolgte  in  ber  13.  ©i^ung  baS  Ur- 
tbeil  über  bie  SRonotl^eleten.  2)aS  9natbem  mürbe 


1807 


aWonrealc. 


1808 


ouSgefptod^cn  fibcrSergiuS.  ,,bcr  jucrft  über  bicfc 
9ott(ofe  2c|rc  gcfd^ricben  ^aV\  übet  S^ruö  Don 
aiejanbrien,  ^p^rr^uS,  ^quIuS  unb  ^etruS  öon 
^onftantinopel  unb  über  Xl^eobor  t)on  ^l^aran. 
3n  93e$ug  auf  biefe  berief  \\ä)  baS  Soncil  ouf  bo« 
©^reiben  beS  $a))fie§  ^gat^o,  bog  fte  afö  ^äretifer 
begeid^net  unb  toerurtl^eüt  l^obc.  9J2it  il^nen  der« 
urtl^eilte  baS  SoncU  aud^  ben  $a))[t  ^onoriuS, 
„toeil  eö  auS  feinem  SSriefc  an  ©ergiu§  erfel^en, 
bag  er  in  Mem  be§  le^tem  Vnfld^t  billigte  unb 
beffen  gottlofe  Seigre  befräftigte"  (f.  b.  «rt.  VI, 
245  ffj.  3n  ber  14.  ©i^ung  würben  bie  fd^on 
frül^er  erwähnten  Serfälf^ungen  in  ber  fünften 
allgemeinen  @9nobe,  nömlid^  ber  angeblid^e  IBrief 
9!Kenno3'  an  SSigiliuS  unb  jtoei  uned^te  Sriefe  be§ 
le^tem,  anatl^ematifirt.  3n  ber  15.  @i|ung  toaxb 
ber  STOönd^  unb  $riefter  ^ol^d^roniuö  öor  bie 
@9nobe  gefül^rt,  tt)eil  er  fic^  anl^eifc^ig  gemacht 
l^atte,  5ur  l!3eftätigung  ber  monotl^eletif^en  Seigre 
einen  lobten  in'S  Seben  ^urüdC^urufen.  9Id  man 
ibm  ben  SSerfud^  geftattetc,  legte  er  einem  l^erbei« 
gebrad^ten  Seid^nam  fein  ®Iauben§be!enntni^  auf 
unb  raunte  il^m  gloei  @tunben  lang  allerlei  in  bie 
Clären,  natürlid^  ol^ne  6rfo(g.  3)a  er  aud^  ie^t 
nod^  l^artnödCig  blieb,  toarb  er  feiner  ^rieftermürbe 
entfejt  unb  ejcommunicirt.  3tn  ber  16.  ©ijung 
tt)oQte  ber  ^riefler  Sonfiantin  k)on  ^amea  in 
Serien  eine  SermittlungStl^eorie  jur  3lnerfennung 
bringen.  6r  gab  in  6]^riftu§  jttjei  ben  beiben  9la» 
turen  entfpred^enbe  SBirfungStoeifen  ^u,  aber  nur 
einen  ))erfönlid^en  SBillen  be§  SogoS;  neben  i^m 
l^abe  Sl^riftuS  frül^er  aud^  ttol^I  einen  natürlid^en 
menfd^Iid^en  SBillen  gel^abt,  il^n  aber  bei  ber  jheu- 
jigung  jugleid^  mit  01eif d(|  unb  93lut  abgelegt.  3)ie 
@9nobe  Dermarf  biefe  Seigre  al§  manid^öifd^  unb 
a))oDinariftifd^.  3ule|t  toaxb  ba§  bem  ÜKonot^ele- 
ti§mu8  gegenüber  entworfene  unb  in  ber  1 7.  ©i Jung 
berat^ene  ©laubenSbefenntnife  in  ber  18.  ©i§ung 
in  Slnioefenlfieit  beS  ftaiferS  feierüd^  öerfünbigt.  3n 
bemfelbcn  warb  auSgefprod^en,  man  muffe  in  Sl^ri« 
jfatS  jtDei  natürlid^e  SBillen  unb  itoti  natürlid^e 
SBirfungStoeifen  unget^eilt,  unoeränbert,  unge» 
trennt,  uuDermifd^t  annel^men  unb  befennen;  bie 
jmei  natürlid^en  SBillen  feien  aber  einanber  nid^t 
entgegen,  ba  ber  menfd^Iid^e  SBiQe  bem  göttlid^en 
unb  aÜmöd^tigen  SBillen  S^rifti  nid^t  wiberftreite 
ober  miberffrebe,  fonbem  oielmel^r  folge  unb  unter- 
worfen fei  (Hard.  III,  1399).  ©obann  banfte  bie 
©^nobe  bem  ffaifer  für  feine  Semül^ungen  um  bie 
SBieberl^erfteUung  beS  fird^lid^en  gfriebenS  unb  bat 
um  feine  Unterfd^rift  unb  Seftätigung  i^reS  S)e» 
cretS.  gr  minf alerte  fofort.  SBeiter  bat  bie  ©t^nobe, 
ber  ffaifer  möge  fünf  beglaubigte  gjemplare  beS 
©laubenSbecretS  an  bie  fünf  ^atriard^alftül^le  fen» 
ben,  unb  aud^  bieg  gefd^al^.  3ule^t  rid^tete  bie 
©pnobe  aud^  ein  ©d^reiben  an  ^apft  Slgatl^o  unb 
erbat  oon  i|m  bie  »eftätigung  i^rer  »efd^lüffe. 
®ieS  ©d^reiben  emppng  2eo  11.,  ber  Jlad^folger 
be§  am  10.  Sanuar  681  oerftorbenen  Slgatl^o.  ffiie 
Jlad^rid^t  Don  feinem  Sobe  mar  nad^  gonftantinopcl 
gefommen,  el^e  feine  Segaten  biefe  ©tobt  oerlaffen 


l^atten.  Seewegen  gab  il^nen  ber  ftaifet  ein  ©^^ 
ben  an  ben  neuen  $a))ft  mit,  ba§  ben  gongen  fyx* 
gang  erjöl^lt  unb  ben  ^apfl  erfud^t,  „ha^  Bdpoat 
be§  SBorteS  gu  ergreifen  uno  alle  ^orefie  bo« 
mit  nieberjuf^lagen"  (Hard.  IH,  1466).  Sem 
SBunfd^e  be§  ftaiferS  entfprad^  ber  ^ßapft  in  einem 
683  an  erftern  gerid^teten  ©d^reiben^  totli^  )u> 
gleid^  bie  Seftötigung  ber  fed^ten  allgemeinen 
©9nobe  enthält  (Hard.m,  1470).  Sugleid^ioar 
ber  $a))ft  eifrig  bemül^t,  biefelbe  aud^  im  Sbenb- 
lanbe  )ur  Slnerfennung  )u  bringen,  nxi§  ol^e 
©d^mierigfeit  gefc^al^. 

Unter  ben  ©ried^en  waren  nod^  immer  SRono« 
tl^eleten  ^urüdgeblieben.  2)iefe  fud^ten  unter  bem 
ftaifer  ^^ilbpicuS  Sarbane§  (711—713),  ber 
buxd^  feine  Sltem  fowie  burd^  ben  W)t  ©tepl^ 
ür  bie  §örepe  gewonnen  war,  nod&mali  bie  öen> 
d^aft  )u  erlangen.  ^l§  ber  ftaifer  nad^  Soi^* 
ino))el  gog,  lieg  er  fd^on  t)or  feinem  Sintritt  in  ben 
^alaft  baS  SiU)  ber  fed^§ten  allgemeinen  ©Qnobe 
wegnel^men,  bie  Jlamen  ber  Don  il^r  Serurt^eitten 
wieber  in  bie  2)i))t9d^en  einfejen  mtb  ein  im  $a» 
lafte  aufbewal^rteS  Qitmplax  ber  ^cten  biefe§  Son« 
cil§  oerbrennen.  S)ann  vertrieb  er  ben  ^atriorc^ 
S^ruS,  Oergab  beffen  ©tul^l  an  ben  gefügigen 
3o]^anne§  unb  oerorbnete  burd^  eine  ©^nobe  712, 
bog  nur  bie  Seigre  oon  Sinem  SBiOen  in  (SbrijtoS 
vorgetragen  werben  bürfe  (t)gl.  3)iacon  Sgatl^o  (ei 
Hard.  HI,  1833).  SSiele  orientolifd&e  »fd^fe 
waren  fd^wad^  genug,  fid^  bem  SBiUen  be§  nenen 
^errfd^erS  gu  fügen.  $]^ilip))icu§  »erlangte  cm^ 
Dom  römif^en  ©tul^l  bie  3uftimmung  ju  feinen 
SBefd^lüffen.  ^ber  ber  ^ßopft  Sonftantin  I.  oeiioarf 
fie  entfd^ieben;  ba§  römifd^e  S)oI!  lieg  einS^, 
ba§  bie  fed^§  allgemeinen  Sondlien  barfleOte,  in 
ber  $eter§fird^e  errid^ten,  entfernte  bagegen  hoS 
SBtlb  beg  jf aiferS  au§  ben  ffird^en,  ftrid^  feinen 
!Ramen  au§  ben  3)i))tt)d^en  unb  nannte  i^n  offen 
ßärctifer  (Liber  pontif.,  bei  Migne,  PP.  ik 
CXXVni,  950).  Snbeg  bauerte  ber  ©ieg  ber 
SWonotl^eleten  im  Orient  biefe§  3Ral  nur  furje 
Seit,  ©d^on  713  warb  ^l^ilippicuS  g^Pötat  «nb 
ber  neue  Äaifer  9lnaftafiu§  11.  ftellte  ben  frü^ 
ßuftanb  wieber  l^er.  ^atriard^  3o]^aime§  frönte 
xi^n  unb  f  d^idtte  bem  $apft  ein  ©d^reiben  (bei  Hari 
in,  1838),  worin  er  fein  biSl^erigeS  SSene^men 
5u  red^tferiigen  fud^te  unb  feine  SÜed^tgldubigfeit 
bet^euerte.  $on  ba  an  blieb  bie  fed^Ste  allgemeine 
©^nobe,  in  weld^er  ber  JKrd^engloube  über  bie 
^erfon  unb  bie  5Ratur  E^rifti  auf  §  SefHmmtePe 
5um  SuSbrudf  gebrad^t  wirb,  aud^  im  gried^ifd^ 
SReid^e  in  ffraft.  [gJeterS.] 

^onreate,  @r)bi§tl^um  auf  ber  änfel 
©  i  c  i  l  i  e  n.  SiS  aur  5!Ritte  beS  12.  Sal^r^unbeiÄ 
war  SRonreale,  4  SRiglien  weftfübweftlid^  tion 
Palermo,  nur  ein  unbebeutenber  Ort,  ttiarb  abec 
wegen  feiner  reisenben  Sage  auf  bem  SRonte  Co- 
puto  oon  ben  fidlianif  d^en  Königen  Dielf  ad^  ^ur  (Sx» 
lolung  aufgefud^t.  SBiD^elm  U.,  welker  l^äuf^ 
al§  feine  SSorgänger  ^ier  weilte,  lieg  im  3. 1167 
ein  ftlofter  ^u  gieren  ber  feligften  Jungfrau  bo« 


1809 


SWonfd^ein  —  ÜRonfcrratc. 


1810 


felbjt  iouta  (S.  Marke  Novae  s.  S.  Mariae  Be- 

galifi);  bol^  erl^elt  aud^  bie  aufblü^enbe  ©tobt 

(meld^  l^eute  12500  Siniool^ner  ^öl^It)  ben  ^Romen 

Mons  Begalis.  3)ad  Stto\itt,  toeld^eS  Don  SRön- 

äfm  Qu8  (S^ana,  Sl^eobalb  an  ber  @)}i|e,  beüöüert 

ttmrbe,  eximirte  $Qpft  aiejanber  m.  im  3. 1174 

Don  ber  durisbtction  beS  Srjbifd^ofg  k)on  Palermo, 

)u  beffen  Sprengel  e§  gel^örte^  unb  unterfteHte  e§ 

unmittelbar  bem  römtfd^en  @tu]^Ie  gegen  bie  93er- 

{»flt^tung,  bief  em  jäl^rtid^  centum  tarenos  ^u  ent> 

rid^ten.  3m  3. 1176  tourbe  hali  ftlofter  gnr  ?lbtei 

erl^oben  unb  Xl^eobalb  erfter  Abbas  exemtus; 

er  fiarb  aber  fd^on  nad^  }tt)ei  Salären.  Unter  feinem 

9tad^foIger  SBit^elm  f(|mfid(te  ^opft  SuciuS  HI. 

im  3. 1182  bie  e^emte  ^btei  mit  ber  SBürbe  einer 

SRetropoIe  (Baron.,  Ann.  eccl.  XIX,  535,  ad 

um.  1188,  n.  1;  Cantelius,  Metropol.  urb. 

bist.,  Paris.  1685,  460  sq.);  bie  25  ünönd^e 

Bmrben  ^u  Sononifem  erl^oben.    SBiU^elm,  ber 

Oie  feine  92ad^foIger  ftd^  ^^Srabifd^of  unb  16t'' 

nannte,  erl^ielt  ba§  ^ßdlium  unb  als  @uffraganen 

ben  Sifd^of  Don  Satania.  Seit  1188  unterftanb 

i^m  au4  ber  SBifd^of  üon  @iragofa  unb  im  1 5. 3a]^r» 

(nnbert  ein  meiterer  Don  Igo^a  (Augusta).  3)ief e 

n5rblid^  Don  @iragofa  auf  einer  fleinen  3nfel 

gelegene  @tabt  mit  15  000  Sinu^ol^nem  l^atte 

iDOl^rfci^einHd^  nur  ben  einen  Sifd^of^  meld^er 

1488  ber  allgemeinen  S^nobe  Don  tJfloren^  an> 

M^nte  (SQBiltfd^,  ^anbbud^  ber  fird^Ii^en  @eo- 

gjCQp^xt  U,  Serlin  1846,  183).  2)er  fec^Ste  gra- 

M^of,  ®aufribu§  be  SeQomonte,  totx\)k  1267 

bie   gro|artige,  l^öd^ft  merfniürbige  Satl^ebrale 

6.  Maria  Nuova  ein.  iBon  3ol^onne§  Soccamaj^a 

(1278—1285)  an,  toeld^er  Karbinalbifdfeof  Don 

!i:ttf€ulumtt)ar,  gierten  Diele  Sarbinöle  biefenStul^I. 

Cod^inal  Submig  be  SorreS  (1584—1609)  er* 

rU^te  1606  ba§  @eminar,  l^ielt  eine  @t)nobe  unb 

Ürieb  eine  ©efd^id^te  ber  ftird^e  Don  SJtonreale. 

(fo)6t{d^of  ^ieron^muS  SSeniero  e  fie^Da  (1619  bis 

1628)  gab  1622  bifd^öflid^e  SSerorbnungen  l^erauS. 

Sm  7.  3uli  1775  nmrbe  biefeS  Srgbistl^um  mit 

^Urmo  Dereinigt,  aber  fd^on  bur^  SuIIe  Dom 

2.  VUtti  1802  mieber  reftituirt  mit  ben  @uffra- 

gönoten  @tragofa,  Satania,  ^iagja  unb  Saltagi» 

nme.  Set  ber  neuen  fird^Iid^en  Sintl^eilung  ber 

Snfd  t>erIor9R0nreaIe  aUe  biefe  @uffraganate,  er> 

Ifitit  bagegen  Saltanifetta  unb  ©irgenti,  meiere 

ta^  nod^  unter  biefer  9RetropoIe  fielen.  Sei  ber 

Siriier^erfienung  im  3.  1802  beftieg  ben  erg» 

Kf^dfKd^  Stul^I  ÜRercurio  SRaria  Sereft ;  ber« 

Vbt  ftorb  fd^on  1805  unb  l^atte  bis  1816  feinen 

Sik^f olger.  2)ann  folgte  ber  auSgcgeid^nete  JKrd^en- 

fBrß  3)tnnenic0  SBenebetto  Salfamo,  geb.  1760 

iB  SReffina,  fpöter  SBenebichner  Don  ÜKonte  Saf> 

faio,  S^bifd^of  feit  23.  September  1816.  ^IS  er 

m  6.  «inril  1844  fkrb,  mu^te  felbft  ber  Serid^t- 

crP<rtter  ber  ^ffflg.  3^itung"  fd^reiben:  „©icilien 

odeibet  burd^  biefen  SobeSfaU  einen  nid^t  leidet  p 

ofelenben  Serluft.  2)ennmaS  biefer  n^ürbige^rö- 

Int  ald  Sorfiel^er  ber  @eiftlid^!eit  beS  JTönigreid^S, 

A  SDirector  ber  Unioerfitöt  Palermo  unb  beS  au* 


gemeinen  öffentlid^en  Unterrid^tS,  mie  als  Bürger 
unb  aWenf d^  für  fein  Soterlanb  getl^an,  mie  er  bie 
fieljiranftalten  Derme^rt,  bie  Seigrer  unb  bie  Semen- 
ben aufgemuntert,  bie  Sinnen  getröftet  unb  unter- 
ftüW  lEiat,  ip  l^ier  in  jebermannS  SKunb  unb  ^erjen" 
(bei  ®am8,  ®efd^.  b.Äird^egJ^rifttH,  3nnSbrudt 
1855,  628).  maä)  ^etruS  ^rans  Srunaccini 
0.  S.  B.  (1845—1850)  trat  lieber  eine  ad^tiöj^. 
rige  ©ebiSDocanj  ein.  ®arauf  folgte  Senebict 
b'  «cquifto  0.  S.  Fr.  (1858-1867)  unb  alS 
48.  grjbifd^of  3ofep]^  SWaria  ^aparbo  auS  bem 
fürftlid^en  ©efd^let^te  bei  $arco,  geb.  1819,  Situ- 
larbifd^of  Don  ©inope  1857,  promoDirt  1871;  er 
ftarb  1888.  3l&m  folgte  (1884)  alS  49.  ßr^bifd^of 
2)omenico  ©aSpare  fiancia  bi^rolo  auS  ber  IBene- 
bictinercongregatiouDon  WonteSaffino,  geb.  1825, 
Sitularbifd^of  Don  ^l^ilabelp^ia  feit  1878.  9lod^ 
im  Dorigen  Sa^tl^unbert  mar  ber  Srjbifd^of  Don 
SRonreale  ber  rei(^fte  $rölat  beS  ff  önigrei^S,  mit 
einem  iäl^rlid^en  @in!ommen  Don  72  000  ^l^alem; 
l^eute  beträgt  bie  5Kenfa  9600  ©cubi,  bie  ftammer» 
ta^e  2000  ©olbgulben.  2)aS  aRetropolitancapitel 
bilben  l^eute  nod^  bie  SRön^e  beS  ff  lofterS  S.  Maria 
Nuova  0.  S.  B.  Congregationis  Cassinensis, 
,saltem  viginti  numero^,  mie  eS  im  Sonfifto» 
dum  Dom  3al^re  1845  bestimmt  mürbe;  unter  il^nen 
finb  brei  S)ignitöten,  $ßrior,  S)ecan,  ^rd^ibiacon: 
adest  pariter  Praebenda  Theologalis  acPoeni- 
tentiaria,  nee  non  octodecim  Presbyteri  seu 
Beneficiati  Praebendati,  totidem  Yicarii  de 
Ghoro  nuncupati,  aliique  Presbjrteri  et  Cle- 
rici  inibi  divinis  servientes.  $ie  Srjbiöcefe 
gä^lt  in  38  Pfarreien  (26  giDilgemeinben)  166  500 
Siöcefanen,  baS  SuffraganbiStl^um  ©irgenti  in 
56  Pfarreien  312  500  unb  Kaltanifetta,  erft  feU 
1844SiSt^um,  111500  in  17  Pfarreien;  bie 
gan^e  ffird^enproDinj  alfo  590500  ©eelen  in 
111  $faneien.  (95gl.  no(^:  Lelli,  Hist.  della 
chiesa  di  M.,  ed.  L.  Zannettus,  Romae  1596; 
P.  Michele  de  Giudice,  Descrizione  del  Mona- 
sterio  di  M.,  Palermo  1702 ;  Lubin,  Abbat. 
Ital.  brev.  not.  1693, 235 ;  Sicilia  sacra  1, 451 
ad  487 ;  G.  Tarallo  in  Vinc.  d'  Avino,  Cenni 
stör.,  Nap.  1848,  538—561 ;  Moroni  XL  VI, 
135—140 ;  Garns,  Ser.  Epp.  950  sq.)   [5^e^er.] 

^lonfi^ein,  3ofep]&,  S.  J.,  geb.  1713,  geft. 
3.  ajlöra  1769  als  ^rofeffor  ber  S)ogmati!  unb 
gjegefe  unb  als  ffansler  ber  UniDerfitöt  Ailingen, 
fc^rieb  eine  Theologia  dogmatico-speculativa, 
8  voll.,  Augustae  Vindelic.  et  Priburgi  Brisg. 
1763 — 1766;  eine  anbere  SluSgabe  erfd^ien  o^ne 
Ort  unb  3a]^r  (Vilnae  1771),  eine  britte  Vilnae 
1775.  (93gl.  de  Backer,  Bibl.  des  ^crivains 
de  la  Clompagnie  de  Jesus  V,  Liege  1859» 
541.)  [©treber.] 

^kcnfettate  (Mons  serratos,  frang.  9Ront- 
fenat)  ^ei^t  ein  in  ber  fpanifd^en  ^roDinj  Kata- 
lonien, 48  km  Don  ^Barcelona  entfernt  liegenber 
feipger  Serg,  meld^er  burd^  ungemöl^nlid(|e  S^x» 
flüftung  unb  burd^  eine  9Jlenge  aufftrebenber  @pi|en 
bie  SSerglei^ung  mit  einer  ©äge  (serra)  ^eroor- 


1811 


aWottfctratc. 


1812 


ruft,  ©eine  merfmürbige  ®cftaü  foH  ber  Scrg  nad^ 
•  ber  DrtSfoöc  beim  Sobe  Sefu  erlialten  l^aben,  al§ 
nod^  3KQttI|.  27, 51  bie  gelfen  jtd^  fpaöeten.  SSon 
ber  @ee  au§  gefeiten,  fteSt  ftd^  bie  fJfelStnaffe  alS 
eine  ungel^eure  ^ocüge  SBonb  bor,  auS  meld^er  fteben 
pQromibale  ©pijen  l&eröorroöen.  93on  ber  l^öd^flen 
berfelben,  tnel^r  oIS  1200  m  über  3Keer,  fd^meift 
ber  f8M  über  gatt)  Katalonien  unb  geniefit  eine 
ber  l^enlid^ften  3[u8ftd^ten,  meldte  auf  ßrben  ge- 
boten finb.  3ebod^  öerbanft  ber  SSerg  feine  Se» 
rül^mtl^eit  nid^t  fomol^I  ber  natürlid^en  Sd^önl^eit, 
womit  er  auSgeftattet  ift,  als  ber  reügiöfen  Sebeut« 
famfeit,tt)eId^ei]^meinS3enebictinernofterouf360m 
^öl^e,  fomie  13  an  faft  unjugönglid^en  Stellen 
gleid^  Slblerl^orften  erboute  ßinfiebeleien  öerliel^en 
$aben.  6r[tere8  fül^rt  feit  unbenKid^en  Seiten  ben 
Flamen  Nuestra  Senora  (einft  S.  Gecilia)  de 
Monserrate.  Ss  bilbet  mit  mel^reren  baju  ge« 
l^örigen  ©ebäuben  unb  Stiftungen  eine  jiemlid^ 
gro^e,  öon  einer  meinen  3Rauer  umgebene  ®e« 
bäubemaffe,  »eld^e  aber  grofeentl^eilS  jerfoüen  ift. 
S)ie  einft  pxaä)tt)oüt,  naä)  bem  SBranbe  im  napo« 
leonifd^en  Kriege  nur  einfad^  mieberl^ergefteflte 
ffird^e  ftommt  au§  bem  3a]^re  1495.  Steile  SBege, 
t)on  benen  einer  nid^t  umfonft  Escala  (Seiter) 
l^iei^t,  fül^ren  ju  ben  13  auf  einzelnen  pfeifen« 
Ipi^en  erbauten  ßinftebeleien,  wie  pe  fi(|  aud^ 
f onft  oft  bei  fpanif^en  ftlöftem  pnben.  S)a8  fflo- 
fter  nebft  einer  fleinen  ftird^e  entftanb  balb,  nad^« 
bem  ein  munbertl^ätigeS  TOarienbilb  au8  95arce= 
lona,  weld^eS  man  im  3.  717  öor  benSWauren  in 
einer  Sd^lud^t  beS  SKonferrate  »erborgen  l^atte,  im 
3a^re  883  »ieber  aufgefunben  morben  mar;  eS 
belierbergte  juerfi  Senebictinerinnen.  ®a8  Silb 
jebod^,  meld^eS  nun  auf  bem  SIRonferrate  öerblieb, 
jog  fe^r  öiele  SBaüfal^rer  an,  beren  reügiöfen  S5e» 
bürfniffen  bie  ftlofterfrauen  nid^t  genügen  fonnten, 
unb  fo  marb  baS  ftlofter  996  ben  Senebictiner» 
|)atre§  übergeben.  SSon  reid^lid^  gefpenbeten  911- 
mofen  fonnte  e§  ftd^  öergröfiem  unb  nxjr  um  1040 
bereits  ein  öon  ber  9lbtei  SRipott  abl^ängigeS  ^rio« 
rat.  3m  3. 1410  marb  3Ronfenate  eine  felbftän« 
bige  9lbtei,  mit  ber  balb  mel^rere  ^riorate  ber- 
einigt mürben.  S)ie  SBaQfal^rt  nai)m  möl^renb  be§ 
üKittelalterS  fo  gu,  ba^  SWonferrate  nad^  Santiago 
be  6^om))ofteIa  ben  jmeiten  SRang  unter  ben  92atio« 
naD^eiKgtpmcm  Spanien^  erl^ielt  unb  ba§  e§  je^t 
an  religiöfem  Slnfel^en  nur  öon  Soreto  übertroffen 
mirb.  SBie  bortl^in,  fo  maEfal^rten  aud^  ju  bem 
munbertl^ätigen  Silbe  in  TOonferrate  öon  jel^er  bie 
ftatl^olifen  aller,  aud^  ber  l^öd^ften  Stönbe  ju  Sou- 
fenben.  «is  auf  gerbinanb  VH.  l^at  fein  Surft 
auf  bem  Sl^rone  SponienS  gefeffen,  ber  nid^t  ent= 
meber  perfönlid^  bie  gelfen  öon  TOonferrote  aI8 
$ilger  beftiegen  ober  menigften§  burd^  reid^e  55er- 
gabungen  ber  ®nabenftätte  feine  SSerel^rung  be- 
riefen ^ötte.  ^u6)  bie»önigin3fobena  ftefiteftd^ 
in  biefc  SRei^e.  Slbbilbungen  beä  munbertptigen 
SSilbeS  öon  Sölonfenate  werben  an  öielen  Orten 
innerl^olb  unb  au^erl^alb  Spaniens,  bef  onberS  aud^ 
in  Korn,  öere^rt.  ©e^x  xe^  \\i  SRonfcnate  an 


l^iftorifd^en  ßrinnerungen.  §ter  fntete  tjcrbinanb 
ber  jlatl^olif d^e,  el^e  er  ben  ffantpf  gegen  bie  9lan- 
ren  untemal^m.  ffarl  V.  erl^telt  auf  bem  3Rön« 
fenate  bie  Stad^rid^t,  bog  er  gum  römifd^  ffönig 
ermöl^It  fei ;  l^ier  f a^te  er  fpöter  ben  8ittf d^li^,  ber 
SBelt  3U  entfagen  unb  fid^  nad^  San  Sufle  gurücf- 
austeilen.  3m  3. 1218  erfd^ien  l^ier,  um  ein  ®^ 
lübbe  ju  erfüllen,  ber  Sftitter  !ßetru8  StoloSoiS 
(f.  b.  2lrt.) ;  er  warb  l^ier  öon  ber  ®otte§mutttr 
aufgeforbert,  ben  Orben  ttnferer  fiteben  gfrou  de 
Mercede  ju  ftiften,  unb  grünbete  bann  mit  Ä5mg 
3acob  öon  Slragonien  ba§  erfie  iWofier  biefe§  Or- 
benS  au  Barcelona.  Sud^  bie  ©eburtSftotte  be§ 
3efuitenorben8  ift  3Konf  errate,  bo  ber  ^I.  SgnotiuS 
öon  SoQoIa  im  3. 1522,  nac^bem  er  öon  feinen 
SBunben  genefen  unb  eine  ©enetalbeid^t  abgelegt, 
l^ier  feine  reid^en  ßleiber  mit  einem  Settlergeiooiib 
öertaufd^te,  feine  SBoffen  öor  bem  munbed|atigeii 
Silbe  aufl^öngte  unb  mit  bem  !ßilgerflabe  in  ber 
^anb  öor  feiner  neuen  ^errin  nad^  alter  SiHr 
Siaffenmad^t  l^ielt.  Obwohl  ST^onfenate  balb  iic 
folge  ungejöl^Iter  SImofen  unb  Semtöd^tniffe  p 
ben  angefe|enften  unb  reid^ften  Abteien  ber  SMt 
gel^örte,  fo  bewahrte  eS  bod^  immer  ben  @eif!  snb 
bie  Siegel  beS  1^1.  Senebict  unb  bot  für  ein  3ü^ 
taufenb  ein  SOtafter  ber  alten  ginrid^tung  bar,  tto- 
nad^  ba§  tl^ötige  mit  bem  befc^aulid^en  Seben  fl^ 
öerbunben  mar.  So  beftanb  bie  ftifle  gfreiflötle, 
meldte  1755—1792  ein  neueS  großes  Stle^ 
gebäube  erhielt,  bi§  jum  Anfang  beS  19.  Sfl^ 
lunbertS.  Sd^on  in  bem  fpanifd^en  ©efreüra^ 
Wege  l^atte  fte  öon  ben  granjofen  öiel  p  leiben, 
mel^e  namentlid^  im  3. 1811  bie  Slbtet  berauben 
ffird^e  unb  jtlofter  amünbeten  unb  fafl  dk  fo* 
fiebeleien  jerftörten.  S)a  ber  ®erg  öon  mifitöri« 
fd^er  SBid^tigfeit  mar,  litt  ba§  mofter  and^  fe^ 
in  bem  folgenben  fpanifdften  Sürgerfriege.  iki 
©nabenbilb  warb  1820  nad^  53arceIona,  1824 
aber  in  feierlid^er  ^roceffton  mieber  na^  bem  ^ 
gefteüten  SWonferrate  gebrad^t.  S)ic  1835  öorge« 
nommene  Söcularifation  ber  jfI5fter  brad^te  bol 
jllofter  SRonferrate  um  feinen  nod^  übrigen  9^ 
lie^  e§  aber  unter  öielen  Sefd^rönfungen  feistr 
i$reil)eit  beftel^en,  bi§  ein  beeret  öom  9.  Slöq 
1836  bie  abtei  fammt  ben  (ginftebeleien  für  auf« 
gel^oben  erflörte.  3)ie]^armIofen^emo]^nernnitba 
burd^  bie  SRegentfd^aft  einfad^  Vertrieben.   W 
©nabenbilb  warb  in  einem  ^aufe  am  Sit|e  beS 
Sergej  öerborgen,  bis  e§  1844  mieber  an  fei« 
SteQe  gebrad^t  werben  fonnte.   6rß  in  nentPer 
3eit  würbe  ber  fflofterconöent  nebft  einige«  ©► 
ftebeleien  wieber  ^ergefteQt.  (Sgt  Espafia  sagr. 
XXVm,  35  SS. ;  Juan  de  ViUafane  S.  J.,  Com- 
pendio  hist.  en  que  sa  da  noticia  de  las  ndli- 
grosas  y  devotas  imagines  de  la  Beyna  ^ 
cielos  y  tierra,  que  se  veneran  en  los  nus 
celebres  santuarios  de  Espana,  Madrid  1726. 
1740;  SRubnifi,  ©ie  berül^mteftcn  SDßoEfo^rßode 
ber  ßrbe,  ^abcrbom  1890,  429.    ?ßo€tif^iit 
3Konferrate  unb  fein  ©nabenbilb  öeri^mfi^t  ii 
bem  fpanif d^en  92ationa(e))0§  El  Monserrate  m 


1818 


9Ron{itan}. 


1814 


Crippbal  bc  SStru^S,  aBgebr.  im  XVH  Sanb  ber 
Biblioteca  de  autores  espanoles,  unb  in  ber 
^rofaftl^rif t  öon  Sßictor  Sologuer,  ^Ronfcrrot,  au§ 
bem  Spanifd^en  überfe^t  t)on  Slofentl^Ql,  9tegen§« 
bürg  1860.)  [9Jc^cr.] 

9bm^lt)  (monstrantia,  ostensorium)  ift 
ein  tragbares  m^ä^,  toeld^eS  baju  bient  dleliquien 
ober  boS  l^od^^eilige  @acrament  §ur  Serel)rung 
fid^ttar  auSjufteEen.  —  1.  SBälirenb  größere  SReli- 
guien  in  @^reinen,  Silbern  (Statuetten)  ober  in 
f old^en  Sel^öltem  aufbemal^rt  merben,  meldten  eine 
ben  Sleliquieninl^alt  anjeigenbe  Silbform  gegeben 
tp  (Sruftbilb,  9lrm  n.  bgl.),  bienen  jum  SSerfd^ln^ 
fietnerer  Reliquien  aufecr  Äift^en,  lofeln  unb 
Sud^fen  ant  l^öufigften  fold^e  ©efö^e,  meldte  jene 
ganj  ober  ^um  2:^etl  ftd^tbar  laffen  unb,  um 
ht  ber  ^anb  getragen  unb  auSgefteUt  merben  ju 
Uhmen,  mit  einem  gfu^e  Derfel^en  ftnb.  S)ie  bil- 
benbe  jhtnft  gibt  biefen  9leItquien*3nonftran§en 
|um  Sl^eil  in  ^ol^/  ^umeift  aber  in  WetaÜ,  man« 
nigfad^e  f^ormen  unb  eine  mel^r  ober  minber  reid^e 
ÄuSftattung.  ®ie  SReliquie  f eiber  mirb  in  ber  SRegel 
in  einem  ftel^enben  ober  Itegenben  ©laSc^Iinber 
geborgen,  ben  ard^iteftonifd^  geglieberte  Seiten« 
pügel  umfd(|Iie|en  unb  eine  ftiliftrte  Sebad^ung 
(^elm)  frönt.  2)a8  ©el^öufe  rul^t  auf  einem  bur(| 
emen  ftnauf  getl^eilten  Sd^afte,  meld^er  auS  einem 
bem  ftelddfu^e  öl^nlid^en  runben  ober  polQgonen 
gfu^  l^onoöd^t.  2)ie{e  tl^urm-  ober  !a))ellen« 
artige  Qform  ttwr  feit  bem  14.  Sal^rl^unbcrt  bie 
gebrftu^lid^fte ;  e§  l^aben  ftd^  f old^e  Wonftranjen 
ta  großer  3Q^t  erl^alten,  niel^e  nad^al^menSmertlge 
SRufter  für  92euf d^öpfungen  bieten.  93ielfad^  mür- 
ben bie  ®e]^äufe  anä)  afö  jtapfeln,  meldte  an  ber 
Sorber«  ober  SRüdfeite  mit  einem  flad^en  ®Iafe 
gefd^Ioffen  finb,  ober  al§  @d^ilber  in  ®eftalt  eines 
Ster«  ober  @ed(|§paffeS  l^ergefteDt.    @(^augefö|;e 

Sir  SuSfleQung  einer  jfreujpartifel  l^aben  in  ber 
egel  bie  ^eu^form. 

2.  SHe  SRonftrang,  in  meld^er  ba§  ^üerl^eiligfte 
itmierl^ünt  }ur  Anbetung  ausgefegt  unb  in  $ro> 
eeffion  uml^ergetragen  mirb,  oerbanft  bem  Qfrol^n- 
leid^namSfefle  unb  ber  baran  ftd^  anfc^IieBenben 
^roceffion  il^ren  Urfprung.  3^re  erfte  äuSbilbung 
gehört  bal^er  bem  gotifd^en  Stile  an ;  alte  9Ron« 
^tonjen  romanifd^en  Stiles  ftnb  nid^t  t)or]^anben. 
S)a  baS  ^rol^nleid^namSfeft  erft  im  SSerlaufe  beS 
14.  Sal^tfunbertS  aSgemeine  Slufnal^me  fanb,  fo 
flammen  mä)  bie  ölteften  nod^  Dorl^anbenen  ^on« 
ftcomen  <m^  ber  jmeiten  ^älfte  bief  eS  Sal^rl^unbertS. 
gm  folgenben  unb  felbft  nod^  im  16.  Sal^rl^unbert 
nnirbe  baS  l^eilige  Sacrament  bei  ber  Sfeftpro- 
cefftDn  an  oielen  Orten  im  Kiborium  öerl^üflt  ge« 
tragen;  fo  mußten  nod^  im  3. 1506  bie  Sofeler 
69nobaIfiatuten  bie  %ef  (Raffung  oon  ^Dtonftransen, 
SM)  eine  fold^e  nid(|t  t)orI)anben  fei,  anorbnen.  2)ie 
3bee  ^u  tl^rer  ^erfteSung  entnal)men  bie  ffünftler 
jener  Seit  ^unä^ft  ber  9leUquienmonftran§,  meldte 
ft  }u  einem  tl^urmartigen  3:abemafelbau,  )u  einem 
tragbaren  SacramentSl)äuSd^en  auSgeftalteten;  ber 
{m  römifd^en  ^Rituale  unb  im  Gerimoniale  Epi- 


sooporum  jur  SJegeid^nung  ber  9Konftran3  beöor« 
5ugte  92ame  tabemaculuin  (t.  parvum)  ift  für 
biefe  Sorm  ganj  jutreffenb.  ©er  breite,  einen  f eftcn 
Staub  fid^embe  gfu^  ift,  ä^nlid^  bem  gotifd^en 
fteld^fufie,  meift  als  Sedi^lsedC  conftruirt  unb  jiel^t 
fid^  in  einem  fd^lanfen  Sd^afte  jufammen,  ber  in 
ber  SRitte  t)on  einem  für  bie  tragenbe  ^anb  t)or« 
gefel^enen  Jhtaufe  (nodus)  umfaßt  mirb  unb  über 
biefem  pd^  jum  Untcrfa J  beS  SabemafelbaueS  er« 
meitert.  ®er  Kaum  für  baS  Slllerl^eiligfte  mirb 
burd^  Söuld^en  ober  fleine  Sdtpfeiler  als  Sd^ein 
gebilbet,  beffen  SQßanbungen  auS  ftr^ftaH«  ober 
®laSplatten  beftel^en,  unb  in  beffen  TOitte  bie  l^ei« 
lige  §oftie  an  il^rem  untern  SRanbe  oon  einer 
f  d^malen  l^albmonbf  örmigen  Sd^eibe  Gunula,  aud^ 
Weld^ifebed^  genannt)  aufredet  gel^alten  mirb.  S)te« 
fer  öierfeitige  ©laSfd^rein  mürbe  fpäter  faft  all- 
gemein burd^  einen  an  bem  oberen  6nbe  glodCen« 
artig  ober  mit  einer  ^Dtetaüplatte  flad^  abgef  d^loffenen 
S^linber  t)on  J^rQftaU  ober  ®laS,  bann  aud^  burd^ 
eine  an  ber  93orber«  unb  SRüd^'eite  mit  piad^em 
®lafe  öerfcl^ene  runbe  ftapfcl  erfe^t.  9ieuerbingS 
ift  aud^  mit  großem  ®efd^idC  bie  c^linbrifd^e  Jtapfel 
in  jmei  §älften  ^erlegt,  öon  benen  bie  eine  als 
%i)ixxditn  geöffnet  merben  f  ann.  ®er  über  bem  SKit« 
telraum  auffteigenbe,  in  einen  Polygonen  Sliurm- 
l)elm  auSlaufenbe  unb  mit  einem  fleinen  ftreu§e 
ober  ber  ftreujblume  gefrönte  Salbad^in  mirb  an 
feinen  beiben  Seiten  öon  Strebepfeilern  getragen, 
meldte  auf  Sonfolen  fid^  aufbauen  unb  in  offenen 
9iifd|en  Statuetten  öon  ^eiligen  ober  ßngeln  ber- 
gen. ?lud^  ben  reid(|er  entmidCelten,  an  ®röfee  unb 
®emic^t  fel^r  öerfd^iebenen  gotifd^n  SKonftranjen 
liegt  biefe  Sabemafel«  ober  Xl^urmf orm  ju  ^runbe, 
meldte  baS  l^eilige  Sacrament  als  turris  forti- 
tudinis  erfd^einen  lö|;t.  SBäl^renb  ber  1^1.  ffarl 
IBorromäuS  (Instr.  supell.  eccl.  in  ben  Acta 
Eccl.  Mediolan.,  ed.  1599, 633)  biefe  Qform  nod^ 
als  bie  regelredftte  öer^eid^nete ,  mar  in  Stalten 
burd^  bie  Kenaiffance  für  bie  3Ronftran§  bie  Qform 
eines  bie  l^eilige  C^oftie  umfd^liegenben  JfranjeS, 
ber  auf  einen  S§aft  fenfred^t  gefteflt  ift,  oor« 
l^errfd^enb  gemorben;  in  ber  ©isputa  oon  SRaffoel 
ift  ber  ffioppelreif  mit  gepgclten  6ngeISföpfd|en 
belebt,  mie  fie  ber  neuen  ffunftrid^tung  eigen  fmb. 
3n  ber  golge  mürbe  ber  Seif  ober  Strang  ber 
ffapfel,  meldte  bie  l^eilige  ^oftie  jimifd^en  jmei  ih?« 
ftaflfddeiben  in  einer  Sunula  trögt,  mit  Strahlen 
oerf  el^en  unb  ^u  einer  runben  ober  ooalen  Sonnen« 
fc^eibe  umgeftaltet.  ^uS  bem  ^falmmorte  In  sole 
posuit  tabemaculum  suum  ($f.  18,  6)  mürbe 
bie  Sonnen-3Ronftran§  fpmboUfd^  gebeutet.  S)aS 
SRococo  legte  auf  ben  Stra]^lenfran§  fflolfengebilbe, 
älel^ren  mit  SQßeintrauben,  fliegenbe  ßngel  nebfl 
bem  Silbe  öon  ®ott  SSater  uid)  einer  Glaube  alS 
Symbol  beS  l^eiligen  ®eifteS  u.  bgl.  Slud^  ber  gfu^ 
mit  bem  Sd(|aft  erhielt  bie  SRenaiffance«3form  beS 
ßeld^fufeeS.  ffiaS  Serftönbni^  beS  alten  9?amenS 
tabemaculum  ging  aümölig  öerloren;  baS  ®e' 
fö^  l^ie^  fortan  ostensorium,  monstrantia,  re- 
monstrantia. 


1815 


SRontaigne. 


1816 


6ine  bcfttmmtc  Sform  ber  SKonftrang  ift  ntd^t 
Dorgcfd^ricbcn.  SBcnn  im  3.  1705  bic  cicmen» 
tinifd^c  Snftructton  für  baS  40ftünbi9C  ®cbct 
t)or  ouSgefe^tem  Merl^eiligften  Don  einer  forma 
sphaerae  {))ri(i^t  fo  fd^Iie^t  fle  ftd^  einfad^  bem 
l&crrf  d^enben  93raud^c  ber  Stabt  Mom  an,  für  wel^e 
bie  3nftruction  erloffen  ift,  ol^ne  biefe  ©eftalt 
be^megen  als  (üppxoiiüt  §u  begeid^nen.  Sud^  be« 
}ägUd^  be§  9naterial§  unb  ber  ®r5^e,  ber  Sin» 
ri^tung  beä  ©d^reineS  unb  ber  Sunula  fmb  gefe^« 
lid^e  92onnen  nid^t  ergangen.  S)a§  Gerimoniale 
Episcoporum  (11,  33,  14)  fej^t  öorauS,  bo^  bie 
3Jionftran§  öon  ®oIb  ober  Silber  fei ;  eine  bin» 
benbe  93orfd^rift  ift  iebod^  bomit  ni(|t  gegeben. 
SBie  bie  $atene,  bie  Huppt  be§  ffeld^eS  unb  be§ 
Ziboriums,  fo  n}irbaud^  minbeftenS  bie  Sunula,  n)eil 
fte  gleid^  j[enen  baS  l^od^l^eiligeSaaament  unmittel» 
bar  berül^rt,  au§  eblem  ^etaUe  l^ergefteüt  unb 
icbenfaflä  öergolbet  fein  müfjen.  S)ie  Kiten«Kon» 
gregation  l^at  eS  al3  nid^t  becent  (non  decere) 
crflärt,  ba|  bie  l^eilige  §oftie  in  ber  3Konftranj 
mit  ben  ©laSfd^eiben  ber  flapfel  in  SBerül^rung 
fomme  (S)ecret  oom  4.  gfebruor  1871);  ebenfo» 
»enig  empfiel^It  fid&  eine  freiSförmige  ©d^eibe, 
»eld^e  bie  l^eilige  §oftie  ringsum  einfofet.  %m 
bcften  mirb  bie  fiunula  fo  einjurid^ten  fein,  ba^ 
bie  eine  §älfte  fid^  in  einem  Kl^amiere  bemegt 
unb  nieberlegen  lögt,  bamit  bie  ^artifeln,  meldte 
ftd^  etma  Don  ber  ^oftie  ablöfen,  leidet  aufgejam» 
melt  merben  fönnen.  S)a  bie  TOonftranj  nur  jur 
9lu§fe^ung  beS  j^od^l^eiligen  @acramente§  bienen 
foE,  fo  geben  bie  SRubriciften  mel^rfad^  bie  SBei« 
jung,  biefelbe  nid^t  im  Sabemafel  beS  ?lItore§ 
5u  beioffen,  öielmel^r  ba,  wo  öfter  mieberfe^renbe 
ßjpofitionen  eine  jeitmeilige  Slufbetoal^rung  ber 
großen  ^oftie  forbem,  biefe  mit  ber  Sunula  unb 
bem  umfd^Iiefienben  K^Iinber  in  einem  eigenen 
@efäge  (custodia,  repositorium)  beijufe^en  (f .  ein 
3Jiufter  bei  3afob,  ®te  ftunft  im  ©ienfte  ber 
ftird^e,  3:af.  XV).  9lu§  bemfelbcn  ©runbe,  mel» 
d^er  bie  Senebiction  beS  KiboriumS  forbert,  fott 
audd  wenigftenS' bie  Sunula  bencbicirtfein;  bie  für 
beibe  ©efö^e  geltenbe  SBcnebictiongformel  ift  im 
römifd^en  Sftituale  (VllI,  23)  öorgefel^en ;  eine 
eigene  Benedictio  ostensorii  pro  SS.  Sacra- 
mento  fidelium  venerationi  exponendo  ftnbet 
f\ä)  in  bem  Appendix  ad  Eit.  Born.,  bem  fog. 
Benedictionale  Bomanum.       [jl.  Sd^rob.] 

SBoof ai0tie ,  Wid^ael  S^quem  be,  ein 
ffeptifd^er  ünoraIt)]^ilofop]^  beS  16.  3al|r]^unbert§, 
ftammte  auS  bem  alten  ©efd^led^te  biefeS  9{amen§ 
unb  toax  auf  bem  @d^loffe  ju  ^erigorb  am  28.  ^^e- 
bruar  1533  geboren,  ßine  forgföltige  ßrgiel^ung 
brad^te  e§  bei  feinen  öortrefflid^en  ®eifte§anlagen 
bagu,  bog  er  fd^on  mit  13  Salären  ba§  SoEcg 
t)on  ©u^enne  obfolöirt  l^atte  unb  baS  ©tubium 
ber  SRed^tSmiffenfd^aft  beginnen  fonnte.  Jlod^bem 
er  fpäter  mclirere  Saläre  bem  Parlamente  öon  93or« 
bcou5  angel^ört  l&atte,  ol^ne  iebod^  redete  fjfreube 
an  biefer  ^rt  Sl^ätigf eit  gu  pnben,  mad^te  er  größere 
JRcifen  burd^  Srantteld^,  <Sübbeut\(i)lanb ,  bie 


©dornet}  unb  Stalien  unb  l^telt  ftd^  bef onberS  in 
5Rom  länger  auf.  3m  3. 1581  murbc  er  9Rai« 
t)on  Sorbeou^,  biente  nad^  9Heberlegung  biefeS 
SlmteS  nod^  mel^rere  ^af)xt  ber  @tabt  al§  9b« 
gefanbter  in  öerfd^iebenen  Slngelegenl^eiten,  pg 
fxä)  fd^lieglidd  auf  fein  @d^lo^  SJbntaigne  pdd 
unb  ftarb  |ier  nad^  f  d^mer^lid^en  Seiben  am  13.  Sep- 
tember 1592.  aWontaigne  öerbonft  feinen  9hif 
einigen  arbeiten  au§  bem  @ebiete  bet  ^^ilofopl^ie. 
3unöd^ft  überfe^te  er  bie  Tbeologia  natonüis 
be§  älaimunb  Don  @abunbe  (f.  b.  ^rt.),  bem  er  au4 
in  feinen  Essais  ein  befonbere§  j{a))itel  al§  Spo* 
logie  mibmete.  Sein  pavOßtwttt  aber  fmb  eben 
biefe  Essais  de  messire  Michel,  seigneur  de 
Montaigne,  bie  in  erfter  ^uSgabe  gu  Säorbeoiii 
um  1580,  bann  nod^  öiermal,  jiets  öerme^rt  unb 
öeränbert,  öon  il^m  felbft  unb  f el^r  oft  öon  anbewn 
nad^  feinem  £obe  l^erauSgegeben  umrben.  Sine 
2luf5ä]^lung  ber  öerf c^iebenen  ausgaben  f.  bei  Bru- 
net,  Manuel  du  libraire  XU,  Par.  1862, 183588. 
Sine  beutfd^e  Ueberfe^ung  gab  Sobe  unter  bem 
£itel:  TOid^ael  SKontaigne'S  ©ebonfen  unb  3Rei» 
nungen,  Serlin  1793.  3n  swanglofeftem  S^]m' 
men^ang  enttt)idCelt  Unontaigne  barin  feine  Ssf 
fid^ten  unb  ©ebanfen  über  alle  moglid^en  menfi^ 
lid^en  Slngelegenl^eiten  unb  SBerl^öltniffe,  meijt  in 
ber  Sorm  einer  ©d^ilberung  feines  eigenen  (B^« 
ra!ter§,  inbem  er  eS  auä)  nid^t  unterläßt,  fein« 
greller  unb  @d^mad^en  in  mitunter  friöol-offraon 
Sone  5u  befpred^en.  anan  l^at  baS  SBerf  be^^ 
mol^l  eine  ,,5ffentlid^e  ®eneralbeid^t,  aber  i^ 
SReue  unb  ol^ne  SBunfd^  nad(|  SoSfpred^ng",  gc 
nannt.  ^l§  9Roral))]^ilofop]^  fielet  er  babei  mif 
bem  @tanbpunfte  be§  abfoluten  @!e))tici§mu$:  er 
f|)rid&t  ber  93emunft  bie  Säl^igfeit,  ct^ijd^  fo 
fenntnijfe  gemife  ju  werben,  öollftönbig  ab.  3« 
bem  SBiberftreit  ber  SKeinungen  fielet  er  fidj  raiß 
berufen,  eine  SDßal^l  §u  treffen;  „loaS  ttjei^  idj?* 
ift  fein  SieblingSmort.  UebrigenS  beunrul^igt  i^ 
ber  S^öeifel  ni^t ;  er  folgt,  ba  ber  Smeifd  Mi 
unlösbar  fei,  am  liebften  ben  ©emol^ni^eiten,  etat 
meil  fte  ©emol^nl^eiten  feien.  @o  gelangt  er  trid- 
fad^  ))ra!tifd^  ju  einer  Slrt  epicureifd^er  ®mMf 
l\ä)Uxt  3)aS  @ebiet  ber  übematürlid^  Offen* 
barung  mid  er  principieQ  unangetaflet  (offen,  ja 
er  be^au))tet  f ogar,  bei  ber  öoUftönbigen  Sd^oä^e 
ber  menfd^lid^en  Srtenntni^fraft  trete  bie  9ndD> 
ritöt  beS  ©laubenS  um  fo  l^eller  l^eröor.  Said 
überftel)t  er  gan^,  bog  burd^  bie  Söugnung  ba 
Srfenntni^fraft  bem  @lauben  jeber  9nftiu))fin^ 
punft  im  menfc^Iid^en  ©cifte  genommen  takA. 
Ueberl^aupt  ift  feine  ©teUung  )ur  pofttiöen  %&> 
gionunflar;  er  trennte  ftd^  in  feiner  SBetfe  öon 
ber  ßird^e,  galt  aber  bod^  bei  ^elen,  aud^  biS  fß 
neuem  S^it,  für  einen  Slt^eiften.  ^e^l^ffi  j&A 
feine  Essais  je  nad^  ber  l^enfd^enben  S^itri^tanf 
balb  \)od)  gepriefen,  balb  auf^S  ^ergfte  öerfd^riees 
morben.  @eine  3^itgenoffen  fanben  fie  öielfo^ 
il^rem  ©efd^madC  entfpred^enb ;  ber  Sorbinal  bi 
$enon  nannte  fie  ba§  „SSreöier  atter  anpänWgii 
Seute".    3m  folgenben  Sal^rl^unbert  fanben  fie 


1817 


SRontQlembett 


1818 


fUf^Ügt  (Segnet  an  Sedcarte^,  anä)  an  ^aScol  be* 
fonbetS  aber  an  ber  (Sd^ule  t)on  $ort'^o^Ql  (f.  b. 
mtt),  toAitt^n  an  9RaIebrand|e  unb  an  Soffuet 
tum  ben  Derfd^iiebenen  @tanb))un!ten  ber  ©enann* 
ten  aus.  S^agegen  erblidten  im  18.  äol^rl^unbert 
Xottffeau,  Soltaire,  3)iberot  u.  f.  tt).  in  ÜJlontaigne 
efaicn  Denoanbten  (Seift  unb  S3orIäufer;  }umal 
Xmiffeau  fanb  bie  ©runbibeen  feines  Smile  fd^on 
iei  Ülontaigne  Dorgejeid^net.  S3on  ben  gfran^ofen 
urirb  er  nod^  immer  als  einer  il^rer  beften  clafft[d^en 
©djflrtftfieEer  jener  3eit  gefd|o^t;  feine  |)^iIofo|)]^i- 
f4en  Snftd^ten  l^aben  |eu^utage  nur  nod^  ein 
^iftorif d^eS  Sntereff e.  (93gl.  Nouvelle  Biographie 
gte^rale,  XXXVI,  Paris  1861,  55  ss.;  Yape- 
rean,  Dictionnaire  univers.  des  litteratures, 
Paris  1876, 1426  ss.;  etödtl.  ®e{d^.  ber  $^il0' 
fop^ie  beS  üRittelalterS  m,  ÜRains  1866,  367 
bis  374.)  [a.  (Jffer.] 

'fß^utütemtettj  (Sl^arleS  gforbeS  be 
XiQon,  ®rafDon,  $air  t)on  gfranfretd^,  Wa- 
bcmiler,  als  ftammerrebner,  $ublicift  unb  ^ifto« 
tifer  DerbienftooQer  Sorfämpfer  für  fird^Iid^e  unb 
twlitifd^e  t^reil^eit,  mar  geboren  }u  Sonbon  am 
29.  aRai  1810  unb  ftarb  ju  $ariS  am  13.!Dlär3 
1870  olS  Ie|ter  mönnlid^er  Sprojfe  eines  alten,  an« 
gefei^enen  SioelSgefd^Iec^tS  in  $oitou.  Sein  ®ro^« 
iNtter,  SRarc-Stenö,  ftarb  1800  als  franaöfifd^er 
Oknerat  S)er9kter,  €iraf  Stenö^  f^Io^ft^  1792 
bem  (Emigrantenl^eere  Sonbö'S  an,  trat  nad^  beffen 
Ittflöfung  in  englifd^e  S)ienfte  unb  fömpfte  in 
leg9pten,  3nbien  unb  @))anien;  bei  ber  ^meiten 
9tqimtration  nad^  g^ranfretd^  gurüdfgefel^rt,  marb 
er  1819  in  ben  $airSftanb  erl^oben,  bann  ®t' 
fanbter  in  Stuttgart  unb  feit  1826  in  Stodf^olm, 
nw  er  bis  }um  Sturze  ÄarlS  X.  blieb.  Seine 
Gattin  mar  eine  fatl^olifd^e  Snglänberin  auS  ber 
ftomiße  ^orbeS,  bereu  Stamml^err  als  Sari  of 
Otonorb  bem  britifd^  Oberl^aufe  angel^ört.  S)er 
fmQt  ßaxl  erbielt  feine  erfte  Srjiel^ung  burdd  ben 
iiiBtterIi(^en  (Sro|t)ater  in  öd^t  fatl^olifd^em,  eng- 
Kfd^  Sfomiliengeiit,  tarn  bann  für  einige  3ett  in 
boft  ^enfionat  f^ull^am  bei  Sonbon,  begleitete  bie 
Ctttm  nad^  $aris  unb  Stuttgart,  mo  er  }um  Sng- 
Itfi!^  baS  Seutfd^e  lernte,  unb  Doüenbete  enblid^ 
feine  Stubien  an  ben  Kollegien  93ourbon  unb 
6ainte«99arbe  in  $aris.  S)ie  Sorlefungen  SfKo'S 
mh  (SouftnS  mirften  fel^r  anregenb  auf  il^n  ein,  bie 
crßeren  mit  entfd^eibenbem,  lebenslangem  Srfolg. 
am  ^bft  1828  befud^te  er  bie  eitern  in  StodF- 
|o&n,  mo  il^n  ber  äumonier  ber  bortigen  ffron* 
pttaieffin  (ber  \p&\txt  3Ri|ftonSbifd^of)  S.  Stubad^ 
tat  bad  Stubium  ber  beutjd^en  ^l^ilofopl^ie  (be(on- 
bci8  €d^UingS,  93aaberS  unb  3inimerS)  einfül^rte. 
S4on  ^ier  befd^ftigte  er  ftd^  mit  bem  $Iane,  eine 
Oef^^te  ärlanbS  }u  fd^reiben  unb  in  gfranfreid^ 
ein  ftd^  lat^oIifd^eS  Journal  ju  grünben.  S)ie 
Sthonfung  einer  Sd^mefter  fül^rte  il^n  1829  nad^ 
Sfconlreid^  )urfidt.  3nt  folgenben  Sommer  unb 
ffvtb^  (1830)  bereiste  er  3rlanb  unb  lernte  l^ier 
bat  auSge^eid^neten  SBifd^of  S)oQle  Don  JHIbare  unb 
bat  Qe^er  SrlanbS,  SDaniel  O^Sonnell,  perfdn« 


lic^  f ennen.  Sei  einem  fold^en  Sßanberleben,  unter 
ben  öerf  d^ebenften  jid^  miberfpred^ben  (Sinflüffen, 
mar  eine  firenge,  einl|eitlid^e  Sd^ulung  nid^t  mög« 
lid^ ;  aber  ber  l^od^begabte  Säugling  ermarb  ftd^ 
ni(|t  nur  eine  ungemöl^nlidde  f^rül^reife  beS  Ur« 
tl^eilS  unb  (Sl^arafterS,  fonbem  aud^  eine  ftaunenS« 
mertl^e  QfüEe  öon  Äenntnijfen  auf  ben  öerfd^ieben» 
artigften  ©ebieten:  Spradfte,  Siteratur,  ftunft,  ®e« 
f d^id^te,  $oIitif  unb  ^l^ilofopl^ie.  SefonberS  füllte 
er  fid^  jur  parlamentarifd^en  Serebfomfeit  l^in« 
gesogen;  feine  Siebltnge  mürben  bie  großen  irifd^en 
Sebner  Surfe,  ®rattan,  D^KonneH.  Sd^on  als 
Stubent  improoiftrte  er  an  einfamen  SBalb))Iö|en 
feurige  Angriffe  auf  baS  SIRinifterium.  SIRit  aUer 
Segeifterung  eines  ritterlid^en  iugenblid^en  ®e« 
mutlos  fd^mörmte  er  für  gfrei^eit  gegen  ^bfolutis« 
muS  unb  Sureaufratie,  für  bie  fatl^olifd^en  ^tn 
unb  $oIen  gegen  il^re  Unterbrüdfer,  für  bie  cor- 
))oratioe  ©efellfddaftSglieberung  beS  9)HtteIaIterS 
gegen  ben  mobemen  @in]^eitsftaat,  für  bie  fromme 
mittelalterlid^e  ffunft  gegen  ben  l^alb^eibnifd^en 
$runf  ber  Slenaifjance,  für  bie  fatl^olifd^e  JKrdde 
gegen  ©aHicaniSmuS  unb  SoItairianiSmuS.  ißer« 
moddten  i^m  aud^  feine  enc^Hopdbifd^en  ffenntniffe 
in  ber  neuem  ^l^ilofopl^ie  feine  redete  fflarl^eit  ^u 
gemäl^ren,  fo  bc|a§  er  bod^  einen  feften  §alt  an 
bem  tiefen,  religiöfen  ©lauben,  in  bem  er  auf« 
erlogen  mar,  unb  ben  er,  mitten  unter  ben  un« 
glöubigen  jungen  ^arifem,  unter  Serlodungen 
unb  ©efal^ren  aEer  ärt,  unt)erfe]^rt  bemal^rte.  (Sine 
l^eilige  Sommunion  galt  il^m  mel^r  als  aSe  93er« 
gnügungen,  unb  an  bem  eiteln  ©enu^treiben  ber 
$arifer  (Sefeüfd^aft  empfanb  er  fold^en  (Sfel,  ba^ 
er  ftd(|  gana  bat)on  jurüdr^og,  um  ftd(|  befto  eifriger 
bem  Stubium  unb  ber  Dielfeitigften  Seetüre  ju 
mibmen.  SuS  feinen  Sugenbbriefen  fprid^t  eine 
tiefe  Qfrömmigfeit,  eine  jungfräulid^e  SReinl^eit, 
jugenblidde  Segeifterung  für  alleS  ®ro^e  unb 
Sd^öne,  mönnlid^er  ßmfi  unb  eine  feltene  Steife 
(Lettres  ä  un  ami  de  CoUöge  1827—1830, 
l^erauSgeg.  oon  Söon  (Somoubel,  $ariS  1873,  be« 
nu^t  t)on  S.  Speil,  ^uS  ÜRontalembertS  Sugenb« 
leben,  SBüraburg  1876).  SRit  20  Sauren,  eben 
aus  3tlanb  prüdfgefe^rt,  trat  er  in  bie  SReboc« 
tion  beS  oon  SamennaiS  gegrünbeten  Avenir  unb 
griff  vereint  mit  il|m  unb  beffen  greunben  baS 
Unterrid^tSmonopoI  ber  Unit)erfttöt  an.  Um  bem 
Singriff  nod|  großem  5Rad^brud(  gu  geben,  eröffnete 
aRontoIembert  im  SSerein  mit  Sacorbaire  unb  bem 
®rafen  be  Kouj  am  9. 3Rai  1831  eine  Qfreifd^ule 
mit  ^Berufung  auf  Sri.  69  unb  70  ber  neuen 
(Sl^arte.  S)ie  S^egierung  lie^  bie  Sd^ule  alsbalb 
fd^Iie^cn  unb  flcflte  bie  ©rünber  öor  ©erid^t.  ®a 
HRontalembert  burd^  ben  Sob  feines  93aterS  in« 
jmifdP'nt  ben  ^irStitel  geerbt,  fam  ber  QfaH 
(26.  Se|)tember  1831)  öor  bie  $airSfammer. 
SRontalembert  mürbe  gu  einer  ®elbbu^e  t)erur« 
tl^eilt,  aber  feine  glän§enbe  S3ert]^eibigungSrebe 
trug  feinen  92amen  in  aUe  SBelt  l^inauS  unb  Der« 
fe^te  bem  l^errfd^enben  StaatSfd^uIf^fieme  einen 
nad^l^altigen  Sto^.   99ebauerlid^  mar  nur,  bo% 


1819 


9RontaIembett. 


1820 


fid^  in  bicfen  Jrium})]^  bie  öerl^gnilöoBen  |)]^iIo» 
fop^ifd^cn  unb  polttifii^en  Errungen  SomcrmaiS' 
(f.  b.  %tt)  mi|d|ten.  »!§  bicfcr  in  Souloufc 
öcturtl^cilt  tt)urbc  unb  nod^  9*o^  o^jpettirtc,  be- 
gleitete il^n  9RontaIembert  im  5Roi)ember  mit  2a« 
corbaire  in  bie  emige  ©tobt  unb  öerl^arrte  ba» 
felbft,  bis  ilinen  Korbinal  ^occa  naä)  jmei  SKo* 
noten  bie  SRüdfe^r  na(ft  gronfreid^  nahelegte.  ®er 
popftlid^e  ©ntfc^cib  (bie  gnc^flica  Mirari  vos 
t)om  15.  ^uguft  1832)  traf  aKontalembert  mit 
Sacorbaire  t)ereint  in  SKünd^en;  auf  95itte  Sa» 
corbaire'S  tourbe  fofottige  Unterwerfung  erflört 
unb  bie  tJortfe^ung  beS  Avenir  bepnitiö  auf- 
gegeben, aillein  fiamennaiS  unterwarf  fid|  in« 
nerlid^  nid^t^  fonbem  jog  ftd^  groüenb  nad^  fia 
S^eSnape,  bem  @i^  ber  Don  il)m  gegrünbeten 
©d^ule,  jurüdf.  9Jad^  öielen  frud^tlofen  Semül^un« 
gen,  il^n  jur  ^flid^t  §urütf jufüliren,  öertic^  il^n 
Sacorbaire  am  11.  ©ccember  1832  für  immer; 
3KontaIembert  aber  l^arrte  nid^t  nur  jejt  bei  il^m 
aus,  fonbem  blieb  aud^  auf  feiner  ©eite,  aI8  in 
ben  folgenben  jmei  Sahiren  ber  SroJ  SamennaiS' 
fid^  t)crfd6ärfte  unb  feine  offene  gmpörung  burd^ 
bie  Paroles  d'un  Croyant  (9l|)ril  1834)  feine 
bur^greifenbe  SSerurtl^eilung  (in  ber  ©nc^flica 
Singulari  nos  t)om  25.  3uni  1834)  l^erDorrief. 
!Ro(|  je^t  beburfte  eS  ber  größten  Slnftrengungen 
Sacorbaire'S,  um  ben  t)on  unflarem  gfreilieitsbufel 
befangenen  9Rontalembert  enblid^  öon  bem  nun» 
mel^r  jum  3l))oftaten  gen)orbenen  unglüdHid^en  Sa- 
mennaiS  loszureißen  unb  i^n  ^u  bemegen,  baß  er 
(8.  S)ecember  1834)  öon  $ifa  au§  feine  öollftän» 
bige  Untem)erfung  unter  bie  ^mei  ^clpftlid^en  Snt» 
fd^eibe  erflörte.  (9Jäl|creS  in  b.  ^rtt.  Sa  ÜRennaiS, 
Sacorbaire,  SiberaliSmuS.  93gl.  §ift.-pol.  951. 
XL,  1857,  487--501.  564—585.) 

3u  t)oQer  ))]^iIofo))]^ifd^er  ßlarl^eit  über  baS  93er« 
j^öltnif;  t)on  f^reil^eit  unb  Sluctoritöt  in  aU  \f)xtn  Der« 
ft^iebenen  religiöfen  unb})olitijd^en93e3ie]^ungenge« 
langte  TOontalembert  aud^  burd|  biefe  fd^merglid^en 
unb  fritifd^en6rfal|rungennid&t.  S^itlebenS  fielt  er 
beßl^alb  an  einer  jum  2:^eil  fel^r  wol^l  begrünbeten, 
5um  Sl^eil  aber  aud^  übcrfd^mänglid^en,  ber  TOiß« 
beutung  faltigen  SBegeifterung  für  bie  ®a^t  ber 
Qfreil^eit  feft,  bie  er  felbft  in  bem  SSBal^Ifprud^  eines 
aUen  $olen  formulirte :  J'ai  aime  la  liberte  plus 
que  tout  au  monde  et  la  religion  catholique 
plus  que  la  liberte  mSme.  @ein  ^auptbeftreben 
aber  blieb  barauf  gerid^tet,  bie  @a§e  ber  fatl^oK« 
fd^en  dleligion  fo  mit  als  nur  tUn  möglid^  mit 
ber  Saä)t  ber  greil^eit  gu  t)erfd^mcljen,  tt)aS  bie 
politifd^e  KonfteHation  ber  gmei  nöd^ften  Sa^rjelinte 
in  l^ol^em  ©rabe  ermöglid^te,  maS  aber  ben  l^od^« 
geftnnten  ©rufen  in  feiner  legten  SebenSjeit  aber» 
malS  in  ft^micrige  unb  hitifd^e  goUtfionen  mit 
ben  gforberungen  beS  SludoritätSprincipS  bringen 
foBte.  gine  möd^tige  Hebung  feiner  religiöfen  unb 
fird^Iid^en  ©efmnung  fud^te  unb  fanb  er  öorläupg 
im  ©tubium  ber  mittelaltcrlid^en  ©efd^id^te,  als 
beffcn  crfte  gfrud&t  er  1 836  fein  erfteS  größeres  SQSerf, 
,,SDaS  Scben  ber  1^1.  glifabetl^  üon  3:i^üringen'',  Der« 


öffentliddte.  3m  ®eijie  Stio'S  unb  mit  bem  fein* 
f üpgften  93erftönbni^  mtbmete  er  ftc^  suglei(^  ben 
Stubium  ber  mittelalterlichen  itunft  unb  ei^ob 
Don  1833  an  mieberl^olt  feine  Stimme  gegcs  bea 
,,93anbaliSmuS",  ber  burd(|  üßangel  <m  Serpnbi 
niß,  93emad^läfftgung,  Stilmengerei,  gefc^ma(fio(e 
SReftaurationen  unb  92eubauten  bie  f d^önfien  Senf« 
möler  mittelalterlid^er  Jhmft  mit  Serf  aQ  unb  Vtaktß 
gang  bebrol^te.  gr  erflörte  in  mcifter^ofter  SSeije 
®eift,  (S^arafter  unb  SBertl^  biefer  äBerfe,  loibet» 
legte  bie  gegen  btefelben  ^crrfd^enben  9Sorur^eit 
regte  §u  i|rem  @tubium  unb  ^va  9{eubelebungbc8 
@eifteS  an,  auS  bem  ftel^erborgegangen,  unb  untn« 
ftü^te  in  Sßort  unb  @d^rift  alle  bal^in  gielenbenSc* 
ftrebungen  Sio'S,  SSiollet-SebucS,  ©ibronS  vl  1 
Sine  (Sammlung  feiner  Derf d(|iebenen  Sluffa^  n^ 
Sieben  über  biefen  (Segenftanb  erfd^ien  1839  unter 
bem  Sitel  Du  Yandalisme  et  du  Catholicisme 
dans  Tart,  unb  trug  nid^t  menig  bagu  hti,  eine 
ber  frud^treid^ften  93emegungen  beS  3a]^r^unberi|, 
baS  SBiebererblü^en  eineS  äc^t  d^ftlid^  ffnn^ 
finncS,  weit  über  bie  ®renjen  fjfranfrei^  l^uicml, 
ju  förbem.  Snjmifd^en  l^atte  er  1835  baS  erfw» 
berlid^e  ^Iter  erreid^t,  um  ben  il^m  Dererbten  6ijf 
in  ber  $airS!ammer  einzunehmen,  unb  er  griff  1^ 
fofort  bie  infolge  beS  8ieSd^i«9lttentatS  erlaffenen 
^uSnal)megefe^e  (bie  fogen.  Septembergefe^)  nit 
jugenblid^em  Ungeftüm  an.     <,3n  ben  l^öd^pn 
of^cieUen  älegionen  mar  man  emfUid^  auf  bei 
eintritt  biefeS  ,3efuiten  im  furzen  Sftod*  in  bie 
93erl)anblungen  gefpannt.  Seine  ^^a^bam  in  ber 
$airS!ammer  gemal^nten  i^n  mitleibig,  baß  bie 
Seit  öorüber  fei,  mo  man  mit  3f^ömmig!eit  feiiwi 
^eg  in  ber  SBelt  machen  fönne ;  bie  treffe  lob 
baS  große  ^ublifum  überf d^ütteten  i^  mit  Spott 
unb  Angriffen  unb  mit  ber  ftetS  ftd^  tuieberl^olaf 
ben  Auflage  ber  ^eud^elel  @r  inbeß  trat  tmer* 
ft^rodten  aU  biefen  Angriffen  entgegen"  (be  SKoa» 
ceQ).  Sr  Derbanb  bie  feinfte  frangö^fd^e  Bpto^ 
fertigfeit  unb  Slebegemanbtl^eit  mit  einem  eifenn 
6mft  unb  Sfleiß,  jugenblid^eS  ^mtx  mit  gebiegt» 
nem,  f d^arf em  Urtl^eil,  fran§öftfd|eSe6atbigfeitiBit 
bem  femigen  Sßefen  eines  dnglanberS  ober  Seul' 
fd^en.   ^luSgerüftet  mit  ben  öielfeitigften  flwmt« 
niffen,  ein  geminnenber  ritterlid^er  Qfyxcatttt,  m 
unermüblid^e  SlrbeitSfraft  unb  ein  geborener  Sein 
ner,  mürbe  er  balb  eine  ber  ongefel^enfien  unb  eii» 
flußreid^ften  ^erfönlid^feiten  ber   ^airSfomoicL 
„Ol^ne  bie  großen  politifd^en  unb  moralifd^fo 
oberungen  unfereS  ^al^rl^unbertS  5u  oerfc^m^ 
mar  biefer  junge,  in  Sonbon  geborene  fratqöpf^c 
Sbelmann  mit  25  ^a^ren  für  baS  fatl^fif^e 
^ranfreidd  unb  (Suropa,  maS  Sbmunb  93urfe  in 
DoQem  WanneSalter  unb  ätul^meSglot^  für  Sn^* 
lanb  mar :  ber  gemaltigfte  ©egner  ber  antid^ 
lid^en  $olitif''  (be  ^aulet)ine).    Sr  bemieS  ba 
l^od^mütl^igen  Srben  ber  fran^öfifd^n  Stetwlutioir 
baß  baS  SKittclalter  meit  me^  Sreil^t  unb  eiae 
öiel  gefunbere  grei^eit  befcffen,  als  bie  öielgetrrie» 
fenen  Qfreil^eiten,  bereu  fte  ftd^  rüf)mten;  ba|  bieje 
fird^li(|e,  corporatiüe  unb  inbiDibuefietJfret^itM 


ÜRontalembert. 


1822 


dotterS  auS  ber  diriftlid^  SiDilifotion  l^er« 
gangen  fei,  unb  bo^  nur  auf  (Srunb  ber 
Itfd^n  $rinci))ten  nml^rl^aft  freie  ))oUtifd^e 
httionen  gefdiaffen  unb  erl^aiten  tt)erben  !önn- 
93on  biefem  @tanbpunft  au3  fud^te  er  ben 
:alen  mie  ben  liberalen  2)octrinören  baS  6e> 
mbe  @d^Iagtt)ort  ber  ^^gfreil^eit''  }u  entreißen, 
m^ermagen  )u  fat^oliftren  unb  im  92amen 
jfret^eit  Doroo  ber  Stxxä^t  jene  f^eil^ett  ber 
n  }u  erfämpfen,  ber  fie  gur  Erfüllung  il^rer 
d^  SKiffion  bebarf.  2Kit  jünbenber  Screb» 
it  öertl^eibigtc  er  1837  bo§  SScfiJret^t  ber 
t  gegen  einen  @efe^eSt)orf(i^lag,  ber  ba§ 
beigent^um  ber  Srgbiöcefe  ^ari§  conftSdrte. 
möd^tiger  unb  meit  über  bie  ©renken  tJfran!« 
l^inauS  mirften  bie  auSgegetd^neten  Sieben, 
»k^en  er  1844  unb  1845  gegen  bie  %fa» 
er  Siüemain,  Souftn  unb  ®ui}ot  bie  fird^- 
gfreil^t  äber]^QUf}t  (13.  unb  14.  Januar 
),  bann  fpeciett  bie  Sfreil^eit  be§  Unterrid^tS 
luguft  1844)  unb  bie  Qfrei^eit  ber  religiöfen 
ti  ^ie  Sefuiten  miteingefd^loffen)  (26.  ^ril 
;  11.  3uni  1845)  öertl^eibtgte.  3n  einer 
»eben,  bie  man  als  ^fot^oIif^eS  anonifeft" 
Jmte,  fogte  er  u.  91. :  ;,3n  biefem  Sfranfreid^, 
ttoof^ni  ift  nur  Seute  Don  ®ei[t  unb  ^erg 
anbringen,  foQten  toir  Jtatl^oUfen  allein, 
(diein  und  p  2:rö))f en  unb  gfeiglingen  l^erab» 
igen  laffen?  SBir  foEten  unS  für  fo  öerfom« 
für  fo  entortete  Söl^ne  unferer  SSäter  l^alten. 
Dir  unfere  93emunft  an  ben  9lationaIiSmu§, 
®ett)iffen  an  bie  Uniöerfitöt,  unfere  tJfreil^eit 
Bürbe  in  bie  ^önbe  biefer  9lbt)o!aten  uber- 
irten  müßten,  beren  pa^  gegen  bie  gfreil^eit 
xd^  nur  ber  t)önigen  Unfenntni^  il^rer  SRed^te 
)ogmen  gleid^fommt? . . .  3d6  fage  im  9?amen 
otl^oUfen  XDxt  i^,  im  3lamm  ber  ffatl^olüen 
9.  3a]^rl^unbert§:  üHitten  in  einem  freien 
wollen  mir  feine  ^etoten  fein;  mir  flnb  bie 
ömmlinge  ber  SKart^rer,  mir  gittern  nid^t  öor 
ad^fömmlingen  3ulian§  beS  9l))ofiaten.  Sßir 
lie  @ö^ne  ber  Jheugfal^rer,  mir  merben  nid^t 
toeiddcn  öor  ben  Söl^nen  SSottaire'S"  (Dis- 
i  du  16  ayril  1844).  9emer!en§mertl|  für 
mterfeit  feiner  fird^lid^en  Slnfd^auungen  ift 
(genbe  @teQe,  burd^  bie  er  in  ber  9{ebe  t)om 
anuar  1845  bie  92ot^menbigfeit  t)öniger  Un- 
igigfeit  ber  ffird^e  begrünbet:  „SBir  fmb  feine 
t  ®eifter,  fonbem  fc^mad^e  ®eifter.  Seoor 
«irS,  aibgeorbnete,  SBöl^Ier  ober  SSürger  fmb, 
en  unb  fül^len  mir,  ba|  mir  S^riften  unb 
er  finb,  unb  ba^  mir  e3  nötl^ig  l^aben,  t)on 
tn  als  uns  felbft,  öon  ben  öon  ®ott  l^icrfür 
e|ten  93ifd^öfcn  unb  ^rieftem  Teilung,  Slroft 
lergeil^ung  gu  erlangen.  3)urd^  unfern  @Iau- 
xpflid^tet,  in  allem,  moS  baS  ®emiffen  unb 
tauben  betrifft,  unS  ber  fird^Iid^cn  Sluctoritöt 
ig  SU  untermerfen,  l^aben  mir  be^^alb  ein 
Ä  unb  unöerjöl^rbareS  3ntcrefje,  ba§  biefe 
rüöt  fid^  uns  in  ber  gonjen  JKajeftät  il^rer 
^  Unabl^öngigfeit  barfteUe.    SBöre  bem 


anberS,  fönnten  bie  jtatl^olifen  DorauSfe^en,  ba| 
biejenigen,  meldte  fte  ate  gül^er,  Seratl^er,  Se^rer 
unb  SDWfter  il^re«  geiftlid^en  SebenS  betrad^ten,  im 
®runbe  nur  bie  SBer^euge,  ©iener,  mcnn  ©ie 
moUen,  ß^reaturen  einer  blo^  menfd^Ud(|en  ÜRad^t 
mären,  f o  möre  il^r  SSertrauen  f of ort  gerftört,  bie 
SSSurgel  i^reS  ®e|orfamS  burdgfd^nitten,  unb  fie 
mürben  bie  untreuen,  feröilen  ^irten  öerlaffen,  bie 
fie  notl^menbig  unüermerft  gu  einer  neuen  Auf- 
lage beS  englifd^en  ©d^iSmaS  l^inlenlen  müßten." 

ftein  religiöfe«,  fein  fird(|tt(|eS  3ntereffe  ftanb 
'ü)m  fem.  S)urd(|  feine  auSgcbe^nte  Sornfponbeu) 
ftanb  er  mit  l^eroorragenben  jtatl^olifen  aller  Sau- 
ber (in  ©eutfd^Ianb  j.  95.  mit  ben  beiben  ®örre8 
unb  SReid^enSperger),  aud(|  ber  entlegcnflen  9Rif» 
fionStönber,  in  93cjiel|ung,  unb  mit  ber  jjraftifdften 
®emanbt]^eit  eines  @ngIönberS  mu^te  er  fid^  über 
bie  Sage  ber  gangen  fatl^oUfd^en  Sßelt  3nforma" 
tionen  gu  t)erfd(|affen.  9lm  märmften  fd^Iug  fein 
ritterlid^eS  ^crg  aber  immer  für  bie  93ebrängten 
unb  Unterbrfidtcn.  95egeiftert  fprad^  er  in  ber 
ffammer  1845  für  bie  in  ben  Kolonien  mi^l^an« 
belten  Sieger  unb  für  bie  Kl^riften  in  ©prien,  1846 
unb  1847  für  bie  ^olen,  1847  für  bie  fat^oli- 
fd^en  ffantone  ber  ©d(imeig.  "ila^  ber  gemaltfamen 
Uebermöltigung  ber  festeren  äußerte  er  mit  SRed^t 
(14.3anuar  1848):  „SBaS  auf  ber  anbem  ©eite 
beS  3ura  auf  bem  ©))iele  ftanb,  baS  maren  nid^t 
bie  3efuiten,  nid(|t  bie  ffantonalfout)erönitöt,  baS 
mar  bie  Orbnung,  ber  euro))öifd^e  fjfriebe,  bie 
©id^erl^eit  gfranfreid^  unb  ber  SBelt.  3)aS  mürbe 
oor  unferer  Sl^ür,  an  unferen  ®rengen  befiegt, 
erftidtt,  germolmt  öon  SKenfd^en,  bie  nid^tS  mej^r 
begel^ren,  alS  bieg^adCelnberStoietrad^t,  beSffrie« 
geS  unb  ber  9tnard(|ie  nun  aud^  über  ben  3ura 
unb  bie  ^tlpen  gu  fd^teubem." 

92ad^  ber  gfebruarreoolution  t)on  1848  lie^  ftd^ 
Unontalembert  im  ^Departement  bu  3)oubS,  mo 
feine  S^milie  begütert  mar,  als  Sanbibat  für  bie 
conftituirenbe  93erfammlung  aufftellen  unb  mürbe 
als  Setter  ber  betreffenben  SBal^nifte  mit  22  000 
©timmen  gemöl^lt.  ©ein  9tnfe^en  mar  ein  fo  U* 
beutenbeS,  ba^  ^d^  SouiS  yiopolton  als  ^röftbent* 
fd^aftScanbibat  in  einem  offenen  ©d(|reiben  an  il^n 
manbte,  um  mit  tl^m  ben  SleruS  unb  bie  treuen 
ftatl^olifen  für  fid^  gu  geminnen,  inbcm  er  erflärte, 
„ba|  bie  meltlid^e  ©ouoerönität  beS  $a))fteS  auf^S 
3nnigfte  öerbunben  fei  mit  bem  ®longe  ber  SReli- 
gion  unb  mit  ber  Sftei^eit  unb  Unabl^öngigf eit  3ta« 
lienS".  3«  ber  9lationaloerfammlung  ftanb  SKon» 
talembert  im  ^Hlgemeinen  gur  Siedeten  unb  {timmte 
gegen  bie  93erbannung  ber  Orleans,  pfiiddtete  aber 
in  mel^reren  mid(|tigen  Qfragcn  ber  Sinfen  bei ;  f o 
erflörte  er  ftd^  gegen  erneute  SautionSpflid^t  ber 
3eitungen,  gegen  bie  fjfortbauer  beS  SBelagemngS» 
guftanbeS  md^renb  ber  SSeratl^ungen  ber  Son« 
ftituante  unb  gegen  bie  öffentlid^e  Selangung  Don 
SouiS  Slanc.  6r  mirfte  entf d^eibenb  für  bie  3nter» 
oention  in  3talien  unb  für  bie  S;))ebition,  meldte 
$iuS  IX.  mieber  nad^  9tom  gurüdCfül^rte.  3n  er« 
l^abener  SBeife  betonte  er  babei  bie  moralifd^  ®e" 


1823 


ÜRontalembert 


1824 


nmlt  be§  $Q))ftt]^um§:  „fEktl^  toax  boS  Stefultat 
biejc«  ÄampfcS  8»iW^tt  Siopolcon  unb  PuS  VIL? 
Sine  gto^e  @d^h)öd^e,  ehte  gro^e  ^bnol^tne  bet 
aKgcmeincn  Sd^tung  für  bcn  großen  ftmfer  unb 
jd^Iicpd^  eine  gro^c  Sfiteberlagc.  ®cnn  »aS  l^icr 
ba§  @d|h)erfth)iegenbe  tft  it)Q§  iebmeben,  au6)  ben 
öorcmgcnommcnftcn  ©cift  ttopptrcn  mufe,  auä) 
benienigen,  ber  ben  ^nfd^auungen  am  ttenigften 
^ugönglid^  fein  mag,  bte  man  bei  mir  oieüeidit 
augenblidlid^  als  bie  t)or]^errf(i^enben  annimmt: 
baS  ift  nid^t  nur  ber  TOi^crcbit  unb  bie  93erad|« 
hing,  meldte,  frülft  ober  fpät,  bicjenigen  treffen, 
ttel^e  gegen  ben  l^eiligen  ©tul^I  anfömpfen,  fon« 
bem  bie  9JieberIage !  30/  eö  ift  bie  getoiffe,  be« 
merfen  Sie  eS  »ol^I,  bie  gemiffe  ©rfolglofigfeit! 
Unb  marum  ift  bie  6rf olglofigfeit  getoife  ?  Se« 
ad^ten  @ie  e§  mol)!!  äBeil  ber  ffampf  jmifd^en 
bem  Iieiligen  ©tul|l  unb  S^nen  ober  iebem  9ln« 
bem,  ber  gegen  benfelben  auf  treten  toill,  einßampf 
mit  ungleid^en  ftröften  ift.  Unb  feien  ©le  über« 
jeugt,  biefe  Ungleid^l^eit  ift  nid^t  für  ©ie,  fonbem 
gegen  Sie.  Sie  l^aben  500  000  SWann,  gflotten, 
ftanonen,  alle§,  toaS  materiefle  SKad^t  bieten  farni. 
S)a§  ift  ntal^r.  Unb  ber  ^apft  l^at  nid^tS  t)on  afle» 
bem,  aber  er  l^at  etmaS,  maS  Sie  nid^t  l^aben : 
eine  moralifd^e  SWad^t,  eine  §errfd^aft  über  bie 
®ett)iffen  unb  über  bie  Seelen,  auf  meldte  Sie 
feinen  Slnfprud^  mad^en  fönnen,  unb  biefe  §crr« 
d^aft  ift  unöergänglid^  l"  SQßie  biefe  Semül^ungen 
ür  bie  ^Befreiung  be§  ^apfteS  unb  bie  SBieber« 
)erfteDung  ber  weltlid^en  ^errfd^aft,  fo  fal^  TOon» 
talembert  |e^t  enblid^  aud^  ben  langjal^rigen  ftamp^ 
mit  ßrfolg  gefrönt,  ben  er  an  ber  Spi^e  ber  ffa» 
tl^olifen  für  bie  greil^eit  beä  Unterrid^tS  geführt 
l^atte.  9{od^  am  11.  Sanuar  1850  t)otirte  ^mar 
bie  ?2ationaIt)erfammIung  ein  ®efe|,  meld^eS  bie 
Seigrer  an  93oIf§fd^uIen  ber  unbefd^rönften  SDBiflfür 
ber  Regierung  |)ret8gab,  aber  fc^on  brei  Sagefpäter 
lourbe  ein  ®efe^e§enttt)urf  über  baS  gefammte  Un- 
terrid^tsmefen  eingebrad^t,  ben  ber  frül^ere  Unter« 
rid^tSminifter  Qfaflouj  aufgearbeitet  l^atte,  unb  ber 
im  ©anjen  auf  bem  ©runbfa^  ber  Unterrid^tS« 
freil^eit  bcrul^te.  ©erfelbe  ftie^  auf  großen  SBiber» 
jprud^  feitenS  ber  ainbänger  be§  UniöerfitätSmono« 
poIS  unb  afler  f  onftigen  fird^enfeinblid^en  Elemente. 
SefonberS  SSictor  §ugo  hxad)k  afle  bie  alten  iBor» 
würfe  mtber  Äird^e  unb  ©ciftlid^feit  mieber  jur 
Sprad^e.  Xt^m^  tarn  inbe^  ben  gforberungen 
3Jiontalembert8  unb  ber  Äatl^olifen  entgegen,  unb 
man  gelangte  ju  einem  Kompromiß,  baS  jmar 
nid^t  aflen  SQßünfd^en  ber  le^teren  entfprad^,  aber 
hoä)  ber  ftird^e  einen  Sl^eil  ber  erftrebten  tJreibeit 
unb  il^reS  bered^ttgten  ginjiuffeS  auf  bem  ©ebiete 
be§  Untcrrid^te§  jurütfgab. 

®ie  neue  Serfaffung  moflte  TOontalembert  nid^t 
rüdfl^altloS  anerfennen,  tourbe  aber  bod^  öom  S)e= 
partement  bu  S)oub§  unb  ebenfo  öon  bem  ber  ßöte§ 
bu  ^orb  in  bie  gcfc^gebenbe  93erfammlung  ge» 
tt)ä]^lt.  §ier  entfaltete  er  eine  gefteigerte  Sbätig» 
feit  unb  öertl^eibigte  namentlid^  ba§  motu  proprio 
be§  $)3apfte§  gegen  aSktox  ^u^o.   gr  war  aWit« 


glieb  ber  Sommiffum,  meldte  baS  ®efe^  ^ur  @n> 
jd^ränlung  be§  allgemeinen  Stimmred^tS  beriet^, 
baS  am  31. 9Rat  Don  ber  IBerfammlmtg  angenom- 
men mürbe  unb  ber  focialiftifd^  ©efal^  einen 
möddtigen  Samm  entgegenfte&te.  Seb||aft  b^ 
mortete  er  ein  ®efe|  gum  Sd^u|  ber  Sonntags« 
l^eiltgung,  baS  aber  mc^t  burt^gmg,  unb  trug  (3uni 
1851)  auf  eine  93erfa^ung§ret>ifu)n  an.  ^iebo* 
l^olt  Dertl^eibigte  er  ben  $rdfibenten  Soui§  ^iapo- 
leon  gegen  unbegrünbete  Angriffe  tmb  mürbe  nad^ 
bem  Staat§ftreid|  t)om  2.  Secember  1851  unter 
Segünftigung  ber  Slegierung  1852  Dom  2)epatte> 
ment  bu  2)oub§  in  baS  Corps  l^gislatif  ge* 
möl^lt.  SBie  er  inbe^  gegen  bie  iBer|aftung  ber 
S)eputirten  proteftirt  l^atte,  fo  fül^lte  er  ftd^  no^ 
mel^r  burd^  baS  2)ecret  Derle|t,  u>eld^e§  bie  @ütec 
ber  Orleans  confiScirte.  92ad^  btefem  premier 
Yol  de  l'aigle  fteuerte  92apoleon  immer  mel^r  ben 
6^äfari§mu§  }u,  mit  mlä)tm  fid^  SJlontoIembettt 
gange  Slid^tungnid^tDerföl^nenlie^.  Seine  Sd^ 
Des  IntörSts  catholiques  au  xixe  gi^ 
(1852)  ent^üflt  ebenfo  offen  feinen  Slbfd^  geges 
bie  9{eDolution,  auS  meld^  ber  neue  ^ßrötenbeat 
be§  Süfarentl^umS  l^erDorgegangen,  toie  gegen  bei 
9lbfoluti§mu§,  ben  er  naä)  bem  Siorbilbe  feind 
großem  Sll^nen  gu  erneuern  im  Segriffe  fianb,  nnb 
entmidfelt  ein  fatl^olifd^«freiftnniged  ^ßrogroon^ 
meld^eS  bie  ®elüfte  9lapoleonS  nad^  itbtt  Sttd^tinq 
l^in  burd^freugte.  Sin  Dertraulid^er  Srief  StontO' 
lembertS  an  3)upin,  in  meld^em  er  bie  Untermürfig* 
feit  ber  ftammer  gegen  5JapoIeon  auf  8  Strengpe 
Derurtl^eilte,  mürbe  burd^  2(nbi§aetion  in  Selgien 
Der5ffentlid^t  unb  Deranla|te  bie  jf ammer,  gert^ 
lid^e  SSerfolgung  gegen  il^n  angiwrbnen.  3)ieje 
unterblieb  gmar,  aber  1857  iDurbe  SRontolemBd 
nid^t  mieber  in  bie  Kammer  gemöl^tt,  mib  i^r 
glöngenbfter  SRebner  blieb  il^r  fürber  entgogen.  SBot 
ba§  für  il^n  ein  l^arter  Sd^lag,  fo  tovabt  er  no^ 
peinlid^er  baburd^,  ba^  ftd^  im  fat^olifd^en  Sogs 
felbft  eine  Spaltung  Doflgogen  ^atte,  inbem  &mil 
ißeuiflot  unb  beffen  ^nl^änger  ^d^  bem  ftegrei(^ 
92apoleoni§mu8  untermarfen ,  nur  ein  S^eil  ber 
frül^em  gartet  bei  2Kontalembert  ouSl^ielt  (ögl 
C)ift.«pol.  951.  XLin,  1859,  5.  6).  3)a§  Otgoi 
ber  erftem  Slid^tung  mürbe  ber  Univers,  bes 
iBeuiflot  1848—1861  unb  nad^  jeittoeiliger  Uito 
brüdtung  mieber  oon  1867  an  leitete;  bd§  Orgn 
ber  anbem  ber  Correspondant,  ben  l^auptföc^fi^ 
3Rontalembert  infpirirte  unb  mit  gal&lrei^en  Set« 
trögen  Derfab.  $erfönlid^e§  Derfd^rfte  ben  @egen« 
fa^  unb  trieb  Blontalembert  meiter,  atö  eS  mit  be« 
f atbolif  d^en  ®runbf  a|en  unb  Sntereffen  l^ormomrii; 
obmobl  er  fad^lid^  mit  feiner  Abneigung  gegen  boS 
napoleonif^e  ^Regiment  im  Siedete  mor.  ^  i^ 
bie  ^re^gefe^e  eine  birecte  Äritü  beSfelboi  rxf 
meierten,  benu^te  er  bie  inbifd^en  SeBoiten  bei 
englifd^en  Parlaments,  um  burd^  boS  Sob  eng* 
Uf^er  93erbaltniffe  inbirect  bie  frongöfifd^  j« 
tabeln  (ün  debat  sur  l'Inde  au  parlemenl 
anglais,  ^uffa|  im  Correspondant,  25  Oet 
1858;  ögl.  ^i^'pol  931.  LXIII,  137—163).  fe 


1825 


^ontaltmfitit 


mtAt  bafk  gcric^tli^  belangt  unb  bmirt^cüt,  abtz 
Me  ©träfe  toaib  i^m  umn  flaifer  l^etltoeife  nlafjen. 
Bdlb  bdnuif  MitDiilcÜe  i^n  tin  Sttifet  über  bie 
rittlH^C  ^Dlitil  bte  fttriferS  in  rintn  neutn  9pto= 
uA.  Son  bn  Slebneibül^tie  au3gef<^Iofftn,  fu^t  n 
tMfmafi  fort,  als  ^blici^  gu  nllen  btbtuten- 
iMcn  Snigtn  Stellung  gu  nehmen  unb  inSbefonben 
Hl  ble  SrI^  bei  ttiz<S)t  unb  ber  tot^olif^tn 
BfiEtK  nxiteiiufämtifen.  ©ein  entfc^teben  fot^o- 
Ofd^  @tanbi)untt,  fein  weitet  ^iDlitifc^ci  f&Ud 
mt  Me  DoQnüicte  3Reifteif<I)aft  ber^^orm  eT!)oben 
Bitfe  S^riften  Deit  übci  bai  ^hocou  gemölinlii^i 
BtltBen^eißfAriften  unb  beif^fften  t^nen  in  bei 
jKnijtn  SBelt  @e^iT,  tnenn  au^  ni^t  immer  3u' 
piirämngunb99eifaIL  gici^ge^Bien:  Del'Aye- 
ntr  politiqce  de  l'Angleterre  (1856) ;  Pie  IX 
rt  Lord  Falmerston  (1856);  üne  nation  en 
iMul,  Is  Fotogne  en  1661  (1861) ;  Le  Pore 
LMOTdaire  (1862);  Le  Fape  et  la  Pologne 
1864).  @to6ee  Suffe^en,  aber  aui^  monnigfaqen 
iBibtrfptud^  ertegten  bie  joei  Sieben,  bte  ei  am 
ao.  nnb  21.  9(uguf)  1863  auf  bem  Aat^oIUen" 
umsK^  lu  ^tiSuln  ^ielt,  unb  moiin  et  begetfteit 
>ie  Wßjfcöe  Setfaffung  mit  ibrni  Biet  grei^eiten 
3^6:  Lea  qoatre  grandee  libert^B  qae  votre 
Donatitution  a  donn^B  &  la  Belgiqne  ponr 
;»trimoine  et  an  monde  pour  exemple:  la 
iberte  d'enfieiguement,  la  libertä  d'associa- 
ioD,  la  libert^  de  la  presBe,  la  libertä  des 
mltes :  ü  n'y  a  paa  ime  aeule  de  ces  libert^e 
|iii,  anjourd'lini,  comme  en  1830,  ne  nouB 
»ient  indispenaablea,  k  nous,  avoua,  h  tons 
es  catholiqnes  dea  deux  mondoB.  Xfyit^itfliii) 
DOim  es biefe  „oietJ!freil)titen",ouf  beten  ©tunb- 
age  bie  tat^oIifd)e  fftrd^e  in  Snglanb,  Ülorbame^ 
ita  tmb  ^oQonb  fiele  9at)n  ju  i^^tet  ßntroitf- 
ung  ei^en  iatit,  unb  eB  gab  laum  ein  Sanb, 
m  bie  ÄatboWen  biefelben  nii^l  als  5Rotbbe5eIf 
nb  minnB  malwn,  wntei  Sßoibebatt  bei  cot- 
idni  $tina))ien,  ontufen  mufeten,  um  füi  i^ie 
Hnl^  {ene  9tet!^te  }u  ttfSmpfen,  bte  fie  gang  un* 
A^fingig  bon  biefen  „Diet  ^tei^eittn"  ttaft  gfitt- 
t^  utu>  bi^onlc^en  31c(t)teS  be|a^.  Sttone  Üln- 
incS  JAocö  Bxn:  e«,  biefe  „Hier  gtti&eittn",  ttie 
ic  bie  SeUDlution  Dan  1 789  jum  ^rinci^»  eitjDben, 
rl4t  flIS  ausrunftsmiltel  in  öotiibetge^enbem  Diot^- 
konb,  fonbetn  als  Sbealpiincip  unb  ©lunblage 
3bx  nKittm  pDliti({^en  Gntniifflnng  ju  bejeidinen. 
So  tstft  ju  ge^en,  bauon  ^atte  ben  gio^en  9)oi' 
i[in))fer  bet  ffiic^e  ft^on  bie  9)eiuitt)eilung  Sa- 
itmuiiS'  abntabnen  muffen,  fomie  anbete  Snt> 
i^cÜmngen  ber  ^^&9^t,  teelc^e  balb  ber  ©qüabuS 
vm  8.  S)ectmbei  1864  teicinigte.  Sä  nai  flat 
flUift  l«!  ea  fidi  liier  ni<^t  bIo6  um  hie  -^liiiiil)! 
ci  ,3efuiten'  obei  um  eine  „ultrampniiiiic"  'Mhii^ 
img,  foitbent  um  einen  geroii^tigen  SttiJcb';i(Hiii!i 
«  ffmJ^e  felber  ^anbelle.  58ei  aller  (Tljrfiinlil 
idi  9n^glid)fett  an  bie  ffir^e  uurmoi^lt  ficfj 
dKM^  3Rimtalembeit  ton  fetnei  f^iefcn  Dltjffaffung 
dSfieil^ni^t  ioSjumacben.  um  fo  mcnigei.  alä 
«nöfte  Sifi^öfe  unb  ^Di^ngefe^ene  £aien  bei= 
vm  a.  Hoff. 


felben  bei^mmten  ober  guneigten  mit  btr  me^ 
ober  minber  auSgefprod^enen  Hoffnung,  bit  lot^o- 
lifc^e  Aiiii^e  mit  ben  fug.  libeiolen  Ünf^^auungnt 
bei  mobetnen  Sßclt  auSjufö^nen.  3m  StutKipfinb- 
ni$  mit  üRontalembert,  ^Ddue,  Slbeit  be  Smiglie, 
Siiitiin  u.  9.  nid^te  ber  belgifi^e  @taat8minifln 
%.  ^ifyitKpi  fogar  $iu9  IX.  eine  ^tnr|d)rift  ein, 
um  i^R  uon  bet,  toie  fie  glaubten,  inowortunen, 
b.  1).  für  bie  ougenbKAld^en  poIUtfe^  äntercfftn 
bebtnflid^  !E}etBffentIi(^g  be«  StjÜabuS  unb  bei 
it)n  begleitenben  entqdtca  ab}u^alten.  913  baS 
baticonifti^e  Sonril  etfiffnet  unöbc,  glaubte  Wm* 
talembnt  feine  SieblingSibce  noc^  em^liii^  be- 
bro^,  fleflte  ftd&  auf  ©fite  beiienigen,  mtU^e 
bie  ©rfläiung  bei  l}ii})ftlid^  Unfe^Ibarfeit  um 
Jeben  $reie  als  inoppextun  »er^inbem  moOten, 
unb  coirefpDnbirte  barüber  namentlich  mit  bem 
liberalen  WAi  fioqfoti.  Sr  toar  über  Sinn  uiib 
XraglDeite,  @ef<^i(!^te  unb  ;iraftif  d^  ißebeututtg  bet 
Sufdlibilitöt  in  folt^en  SBoruttbeilen  befangen, 
bä|  er  noä)  am  28.  g^ebtuar  1870  einen  dpenen 
iaricf  bicHtte,  bet  bie  3nfaIIibUitäl81e(re,  iPafpft 
unb  eoncil  in  bet  ^eftig^en,  feinbfeligflen  SSdfe 
angriff  (abgebr.  in  ben  Acta  et  decrata  bs.  cono. 
recent.,  Collectio  Lac.  TU,  Friburgi  Brisg. 
1890,  1385  sqq.,  beutfd)  in  bei  «ttgem.  Seitung 
©eU.  9h.  69  oom  10.  HRärj  1870).  3lua  bem 
Schreiben  felbft  ge^t  ^eioor,  ba|  perfßnlidie  9n< 
griffe  auf  feine  greunbe  SJuponloup,  ®iati^  u.  ä. 
i^n  am  meifien  Berbitteri  Ratten ;  et  tooDte  fie  Her« 
tl)eibigen  gegen  biefen  „ormen  HletuS,  ber  fict)  felbft 
eine  fo  traurige  S'Ü  bereitet,  unb  ben  i^  bei« 
einft  geliebt,  uertbeibigl  unb  gec^ri  ^be,  tnie  eS 
mit  niemonb  im  mobetnen  S^tanlieic^  get^on  ^at*. 
Sf^on  feit  biet  Sagten  batte  eine  fd^metjltd||e,  un- 
bei^ate  Jhanfbeit  an  ibm  gege^ri,  alS  et  bieftn 
SBrief  fc^rieb.  an  fiid|ietrfeinblid(|en  ffieifen  niutbe 
beifelbe  taut  btiu&elt.  mi  inbe|  na^  uenigen 
Sagen  bei  lob  ^etannable  unb  bie  ©läfin  SJle- 
tobe  i^n  ftogte:  „SßJoS  uiüiben  Sie  ttiun,  wenn 
haS  Sondl  in  SJeteinigung  mit  bem  Sßoppe  bie 
Unfebibaifeil  befinirt?"  ba  gab  ei  in  fefiem,  übet« 
äeugungSBoEem  Jone  bie  antmort :  „9iun  benn, 
iä)  wüibe  einfa^  glauben'  (99rief  beS  Staat!- 
miniflert  ©e^ambS  an  P.  ©lattl)  Dom  24.  Spril 
1871,  nadt)  bem  (SenterSournalLeBien  Public 
btntft^ im ÜKainjet  „ffiafbolif",  55. Sobifl-,  9Rainj 
1875,  II,  286;  M"«  Craven,  Lo  Comte  de 
Montalembert,  Paris  1873,  147).  3m  ^rieben 
mit  ©Ott  unb  bei  ffitc^e  entf  erlief  ber  unerf^odene, 
opfeimut^ige  SJorfämpfei  ber  latfiolifcben  Sadtie 
am  18.  ^narj  1870.  SßiuS  IX.  Iie|  in  her  Äit^e 
S.  Mana  del  Traspontino  ein  feierliches  SRequiem 
füi  ibn  galten  unb  toobute  peif Sniidfi  bemf elben  bei. 
SOlontarembetlSSc^iiften.  SnitbemStu- 
biuffi  bei  ^oliiit  unb  ibiet  ^ilfäwiffenfcbaften  »er- 
banb  iDtontolembert  jeitlebenS  baSjenige  bet  ®e- 
febidEite,  unb  jniat  Dot^ugSmeife  bet  mittelalterli^ 
(8ef^id)te.  @rinc  glänjenbe  fd^ftftellerifd^  unb 
oratorifd^e  iBegabung  oeifebafften  t^m  f^on  am 
5.  Sebniot  1852  einen  €1^  Ia  te  \  "" ' 
V6 


1827 


IRontalto  —  IRontantSmnS. 


1828 


Slfobemie,  otool^I  er  batnal§  erfl  ein  größeres 
aSer!  l^auSßegeben  l^e.,  @eme  Iponpttoerfe  fttd) : 
1.  Histoire  de  sainte  ElisabeÜi  de  Hongrie, 
duchesse  de  Thnringe,  Paris  1836,  feit^  tme« 
berl^olt  aufgelegt,  beutfd^  öon  3.  $1^.  ©tdbtier, 
^(adiett  unb  Seipjig  1837  unb  fonji  öfter;  feine 
blo^e  6rbmmng§fd|rift,  fonbem  eine  auf  emfien, 
fritifd^en  Stubien  berul^be,  fheng  ^ijiorifd^Sü)« 
gra))]^ie,  bie  befie  unb  grünblid^fte,  toeld^e  über  bie 
liebenSmürbtge  ^eilige  uberl^oupt  Dorliegt,  nienn 
Qud^  über  ßingel^eiten  i^red  SebenS  feiü^  nod^ 
eingel^enbere  i^orfd^ungen  ongefteüt  morben  jtnb. 
Wontalembert  bemal^rt  in  biefem  !Bud|  feine  qH- 
feitige  ©urdjbringung  beS  SKitteloIterS,  feines 
(Seiftet  unb  feiner  3nfHtutionen  unb  l^t  gerobe 
]^ierbur(i6  bal^nbred^enb  gemirft.  2.  Les  Meines 
d'Occident  depnis  saint  Benolt  jusqu'ä  saint 
Bernard,  5  vols.,  Paris  1860—1867,  5«  ed. 
1874,  baju  ein  6.  unb  7.  (©d^IuH  ©onb  1877, 
beutfd^  t).  P.  ßorl  SSronbeS  0.  S.  B.  u.  3.  TOütter, 
SRegenSb.  1860—1878,  7  Sbe.,  eine  meiflerl^afte 
?l})oIogie  unb  ©efd^id^te  be§  SenebictincrorbenS, 
bie  ober  nid^t  über  bie  3ett  Seba'S  beS  Kl^rtoürbigen 
l^inauSreid^t.  3l|r  §auptt)erbienft  liegt  barin,  auf 
@$runb  au§gebel^nten  OueHenjtubiumS  bie  feid^te 
mobeme  Sluffofjung  bc§  DrbenSlcbenS  ju  »iber» 
legen,  bie  l^öd^ftenö  bie  »irtl^fd^aftlid^enunb  »iffen« 
fd^afttiti^en  SSerbienfte  bcr  TOönd^e  onerfennt,  il^re 
Sragtt)cite  für  boS  rcUgiöfe  unb  politifd^e  SSöIfer» 
leben,  für  bie  gefommtc  d^rifWid^e  Siöilifation  ober 
überfielt,  ^ud^  burd^  bicfeSSBerf  l^atSKontolembert 
tocitl^inbol^nbred^enb  gewirft,  ©eineobjectiöe,  tief« 
religiöfe  unb  borum  l^od^ibeale  Suffaffung  tt)irb  nur 
feiten  burd^  aufbringlid^e  Betonung  feiner  bemo« 
fratifd^en  Siebling§ibeen  unb  @eiten]^iebe  gegen 
(JöfariSmuS  geftört.  ®ie  ©orftellung  ift  öon  claffi« 
fd&er  ©d^ön^cit  (ögl.  §ift.»»)ol.  »l.  XLVn,  1861, 
509—529).  ®ie  erl^abencn  ©eftaltcn  beS  1^1.  Sene- 
biet,  beS  1^1.  ®regor  beS  ®ro^cn,  bc8  l^l.Kolumban, 
be§  f)l.  Scba  unb  ber  ©rünber  beS  DrbcnSlebenS 
unter  ben  ^ngclfod^fen  fmb  faum  Don  einem  anbem 
§iftorifer  f o  trcffenb  unb  an jicl^enb  gefd^ilbert  toor« 
ben.  ®ie  Sinlcitung  allein  fd^on  ift  eine  grünb» 
lid^e  SQßiberlegung  ber  Dcrfdfticbenften  ßinmürfe, 
bie  öor  unb  feit  fiutl^er  wiber  baS  monaftifd^c 
DrbenSleben  erl^oben  worbcn  fmb. 

®ic  übrigen  gefammclten  S38crfe9Wontalembert8 
(Oeuvres,  Par.  1861—1868, 9  vols.)  umfoffcn: 
1.  feine  ouSgejeid^neten  ftammerrcbcn,  bereu  be« 
rül^mtefte  bereits  ertoöl^nt  mürben;  2.  feine  |)oliti« 
fd^en  ©d^riften,  au|;er  ben  fd^on  angejogenen:  Du 
Devoir  des  Gatholiques  dans  la  question  de 
la  liberte  d'enseignement  (1844) ;  Quelques 
Conseils  aux  Gatholiques  etc.  (1849) ;  Pie  IX 
et  la  France  en  1849  et  1859  (1860) ;  L'Eglise 
libre  dans  l'Etat  libre  (1863)  etc. ;  3.  fleinere 
gefd^td^tlid^e  Sd^riftcn:  St.  Anselme,  fragment 
de  rintroduction  k  THistoire  de  St.  Bemard 
(1 844) ;  Le  Pore  Lacordaire  (1862)  etc. ;  4.  Der» 
fdjicbene  2luffä|c  über  ftunft,  Siteratur,  ^olemi« 
fd^eS  u.  f.  in.   5)xe  ®ä)t\^l  'DTi'^wA^Xvsm^  ^\. 


du  CathoUcisme  dans  l'art  nad^  ber  Derbefferten 
9u§gabe  k)on  1856  finbet  fid^  abgebr.  beiMigne, 
Dictionnaire  d'Esthetiqae  chretienne,  Paris 
1856,  1005—1226. 

Siteratur.  @ine  grünblid^  Siogrop^e  fel^ 
leiber  nod^,  ebenfo  eine  Sammlung  feiner  Srieft 
JMeine  93togra))]^ien  (nad^  Oliphant,  Memoir  d 
Gount  de  M.,  gearbeitet)  t)on  W^^  Angostos 
Graven,  Le  Gomte  de  M.,  Paris  1873;  9.  ^off> 
mann,  (Srof  ö.  3«.,  ber  „fronaöftfd^e  Ceonndl*, 
SRann^eim  1876;  L.  de  Gaillard,  Mort  et  fmd- 
railles  de  M.  de  M.,  Paris  1870;  Henri  de 
Biancey,  M.  le  Gomte  de  M.,  Paris  1860  (ndt 
Portrait);  de  Haulleville,  Le  Gomte  de  M.  (Be- 
vue  generale,  Bruxelles  1876,  I,  328—335; 
aWontalembert  (Mgem.  3tg.  ®eil.  3lr.  76  tm 
17.  ajlärä  1870).  Sine  SCBürbigung  feiner  Stoc 
bienfte  um  bie  d^rifllid^e  ffunfl  gibt  3f.  be  Quil» 
l^erm^  in  2)ibrond  Annales  archeol.  XXI,  Par. 
1861, 252—260,  unb  ebb.  XXVH,  Paris  1870, 
202—203 ;  bielitel  feiner  funflgefd&id^tlid^en«uf- 
fö^  fur^  gufammengefteQt  in  ben  Annales  arched. 
XXI,  169  s.  [91.  Saumgartner  S.  J.] 

^oniatto,  f.  $eretti. 

^fotifiitiari,  3acob,  O.  S.  Fr.,  Tla^ 
ber  Zl^eologie  unb  $rofeffor  an  ber  Uttit)erfität  js 
©ologna,  mirfte  als  ©eneral  feines  DrbenS  (1617 
bis  1631)  eifrig  für  bie  OrbenS)ud^t,  nomenffi^ 
für  baS  gemeinfame  Seben;  fein  3:ob  erfolgte  im 
3. 1631.  Singer  Dielen  an  feine  Untergebenen  ge» 
rid^teten  ^aftoralfd^reiben  ftnb  t)on  il^m  gebnidS: 
De  divinae  Sapientiae  triumpho  iconisma  et 
carmina,  Bomae  1599;  De  S.  BomanaeEcde- 
siae  principatu  et  monarchia  ad  Paulmn  V., 
Romae  1608;  Manuale  Fratmm  Min.  Gon- 
ventualium,  nield^eS  in  italienifd^er  Sprad^  m 
doctrina  cluistiana,  doctrina  regolaris,  do^ 
trina  spiritualis  enthält;  baSfelbe  ^d^  ^fXß 
tütittxi  mit  bem  Sitel  Livrea  spirituale  me^ 
malS  5U  92ea))el,  ^Bologna  unb  fonfl  gebrudt  wtp 
ben;  Reformatio  studionun,  gebrudCt  }uffSH 
1619  unb  ju  Perugia  1620,  t>on  aRafhinScn 
opusculum  aureum  genannt;  Exercitia  spiii- 
tualia  onmibusBeligiosis  accommodata,  Gnt 
1622.  Temi  1622;  Modus  habendae  oratioiiiB 
mentalis  rectoque  meditandi,  Montevici  1619; 
Alfabeto  spirituale  di  S.  Bonaventura,  lolQ' 
nifd^,  mit  italienifd(|en  @rflärungen  utÄ  3»$^ 
Montevici  1619;  nod^  anbere  fleinere  oScetif^ 
@d^riften.  (Sbaraglia,  Supplem.  ad  ScriptoM 
Ord.  Min.)  [3gnatiuS  3eiler  0.  S.  Fr.] 

SBoof atiisums  9  eine  @ecte  im  d^p^n 
^Itertl^ume,  genannt  nad^  il^rem  Urheber  SRoid» 
nuS.  "Slaä^  bem  Serid^te  eines  Snon^muS,  ber  Mt 
@ecte,  tt)a]^rfd^einlid^  um  193,  befönq)fte  xalb  (si 
beffen  ©d^rift  gufebiuS  (H.  E.  5, 16—17)  eini|i 
@tüdCe  mittl^eilt,  ftammte  SRontanuS  auS  bm 
gfledCen  ^rbaban  in  Stiften  an  ber  ©renje  ^^ 
gienS  unb  trat  balb  nad^  feiner  Saufe,  toäßoi 
@ratuS  ^roconful  t)on  Sften  mar,  als  ^xop1fd(4 
^\^muS  (De  Trin.  3, 41)  nennt  t^  einenftfiißi 


1829 


ÜRontQuiSmud. 


1880 


<8d|en))rief}er;  ^ieron^muS  (Ep.  27  ad  Marcel- 
lam,  in  Opp.  IX,  2, 65,  Par.  1 706)  bejeid^net  tl^n 
als  abscisum  utd)  semiyirmn.  (Siefeler  (ffird^en« 
flef4  I,  3.  9uf(.,  Sonn  1831, 163,  §47)  fd^fofe 
baraud,  er  fei  ^rieftet  ber  pl^rpgifd^en  ©öttermutter 
Gabele  gettefen,  unb  biefe  ^ermutl^ung  ifl  nid|t 
gnmbtod;  nur  unterliegen  bie  Angaben,  auf  meldte 
fU^  biefelbe  {tit|t  in  Snbetrod^t  ber  fpöten  3eit 
aus  ber  fie  flammen,  einigen  Sebenlen.  lieber  bie 
3ctt  feines  Auftretens  befielet  eine  mel^rfad^e  Ueber- 
lieferung.  (Sine  Angabe  tt)urbe  bereits  ertt)ö]^nt. 
€ie  ift  für  unS  mertl^IoS,  ba  baS  ^roconfulatsial^r 
beS  (SratuS  fld|  jeber  Seftimmung  ent}ie^t.  dpi« 
pl^aniuS  lä^t  (Haer.  51, 33)  bereits  im  3. 126  bie 
gonge  ®emeinbe  t)on  Sl^^atira  montaniftifd^  fein 
nnb  oerlegt  (Haer.  48, 1),  mal^rf  d^einlidi  auf  ®runb 
einer  filtern  ^aä^n^i,  ben  Urfi)rung  ber  @ecte  in 
baS  19.  3a]^r  beS  ftaiferS  «ntoninuS  $iuS  (156 
tu  iSlfc.).  SufebiuS  f e^t  SRontanuS  in  feiner  Sl^ro* 
ntt  (ed.  Schoene  172)  in  boS  äal^r  2188  ^ra- 
l^amS,  baS  Sal^r  172  n.  (Sf)x.  Siefe  Angaben  l^aben 
oOe,  )um  Xl^eil  nod^  in  ber  legten  Qdt,  iBerti^ei« 
biger  gefunben.  S3on  ber  erjten  ift  aber  uiti^ebingt 
ol^fd^.  S)iebeiben  anberen  glaubte  man  bal^in 
onfigleic^  gu  follen,  ba^  bie  eine  t)on  bem  erften 
Auftreten  beS  9RontanuS,  bie  anbere  t)on  ber  großem 
fbtSbreitung  ber  $ro))]^etie  Derftanben  tt)erbe.  3)er 
Itmflanb,  ba^  im  3. 177  bereits  im  Sbenblanbe 
Aber  biefelbe  Derl^anbelt  nmrbe,  fd^eint  aÜerbingS 
Off  einen  etmaS  löngemSeftanb  l^ingumeifen.  3)od^ 
imterliegt  bie  Sngabe  beS  SufebiuS  feiner  teirflid^en 
Gd^ttriengfeit,  unb  fie  Derbient  um  fo  el^er  tBer« 
tnmen,  o&  bie  Sl^ronil  beSfelben  burd^  bie  JKrd^en* 
aefd^d^  gef|tu|t  mirb.  (£))i))]^aniuS  fonb  in  feiner 
C^efle  k)id[eid^t  einfad^  einen  ffaif  er  SntoninuS  Der« 
aeid^  unb  badete  an  SntoninuS  $iuS  ftatt  an 
«ii£(minuS  pUofopl^uS  (ogl.  93ölter  in  ber  3eit« 
fd^  f.  ttrtffenfd&.  I^eol.  XXVH  [1884],  Scip- 

Ö1883,  23—36).  «IS  SKotiö  beS  Auftretens 
SDlmi^muS  begeid^et  ber  Snont^uS  jägellofen 
Cbrgei).  Sßal^rf^einlid^  liegt  bemfelben  anä)  un* 
gepmber  Sifer  unb  fd^mfirmerifd^e  9{aturanlage 

a(Brunbe.  Sbenf o  mag  bie  SOtilberung  ber  93u§' 
dpiin,  »)€%  im  2. 3a^unbert  mit  bem  SBad^S« 
ftnin  ber  IKrc^e  naturgemäß  ftd^  nal^e  legte,  t)on 
caiigan  Sinfluß  gemefen  fein.  SBie  eS  fid^  aber 
bonit  berieten  mag,  üRontanuS  herfiel  nad^  bem 
angebogenen  93erid(|te  in  beftige,  bis  jur  völligen 
ttamltlofigleit  gel^e  (Sfjtafen,  unb  in  biefem 
^nffonbe  begann  er  gegen  bie  Ueberlieferung  unb 
Uc  l^erßmmlid^e  Sitte  ber  JKrd^e  „^u  meisfagen". 
Wtdgt  leiten  il^n  für  DerrüdCt  unb  befeffen  unb 
Wdtten  bem  Xreiben  als  bem  eines  falfd^en  $ro« 

»101  (Einl^alt  tl^un;  Rubere  fallen  barin  baS  Sßerl 
l^igen  (Seines  unb  ermunterten  il^n  jur  tJfort« 
Salb  ttmrben  aud^  ixotx  fjfrauen  t)on  bem« 
folfd^  ®eifte  ergriffen  unb  rebeten  gleid^* 
nnftotige  S)inge.  S)iefe  toatm  ^riSca  ober 
unb  SRajimitta,  nöd^ft  TOontanuS  bie 
^ropl^eten  ber  ©ecte.  SQßeiterc  l^erDor» 
ngenbe  ^nl^nger  nxtren  gleid^  SInfangS  ein  Sla^ 


biabeS;  ein  S^eobot,  Don  bem  Snon^muS  f))öttifd^ 
ber  bett)unbemSlx)ert]^e  erfte  Sormutd)  ober  @ad^ 
matter  ber  neuen  $rop]^etie  genannt ;  ein  Xl^emi« 
fon,  ber  in  ber  SSerf olgung  mit  (Selb  fid^  loSgefauft 
laben  foUte,  aber  bennod^  als  angeblid^er  SRart^rer 
burd^  Äbfaffung  einer '£in(rroX9)  xadoXixi^  für  bie 
$ro^]^etie  eintrat ;  ein  Slesanber,  ber  in  ber  Ver- 
folgung oSerbingS  Dualen  erbulbet  l^e,  aber 
nid^  beS  (SlaubenS  megen,  fotdiem  megen  feiner 
Stöubereien  (Eus.  5,  3. 18). 

AIS  bie  @d^mörmerei  meiter  um  fid^  griff  unb 
5U  Angriffen  auf  bie  (Slöubigen  überging,  meld^ 
bie  SBeiSfagung  ablel^nten,  mußte  man  }u  einer 
naivem  Prüfung  berfelben  fddreiten.  Sa  man  in 
bem  SBeiSfagen  baS  treiben  beS  böfen  ©eifteS  er- 
fannte,  moQten  bie  Sifd^öfe  SotaS  Don  And^ialuS 
in  Xl^^acien  an  $riSca  (Eus.  5, 19),  3oücuS  Don 
(Somana  unb  Julian  Don  Apamea  an  SRasimiSa 
(Ena,  5, 18)  ben  firddlid^en  S^ordSmuS  anmen- 
ben,  hmrben  aber  Don  ben  An|öngem  ber  ©ecte 
baran  gel^^nbert.  SS  mürben  femer,  mie  ber  Ano- 
nymus meiter  erjö^It,  in  ber  ^roDiu}  Afien  St- 
oben abgel^^Iten.  S)ie  Seratl^uug  fiel  gegen  bie 
Steuerung  auS,  unb  ben  Sd^mörmem  mürbe  bie 
fird^Iid^e  ®emeinfd(|aft  entzogen.  S)iefe  ©^noben 
futb  bie  öUeften,  meldte  bie  ©efd^id^te  fennt;  3lSS)f 
res  aber  meiß  man  i^er  fie  nid^t.  3)er  Libellus 
synodicus  laßt  ^mar  eine  @Qnobe  burd^  ben  93i- 
f^of  ApoüinariS  Don  ^iera))oIiS  in  biefer  @tabt, 
eine  anbere  burd^  ben  9if d^of  @otaS  Don  And^ialuS 
Deranftattet  merben  unb  ber  einen  26,  ber  anbem 
nodd  12  anbere  Sifd^öfe  anmol^nen  (Hard.  V, 
1494).  Aber  er  ftammt  auS  gu  ]p'dkx  3eit  (etma 
bem  (Snbe  beS  9.  ätald^l^-)/  um  Vertrauen  }u  ermedfen. 
S)ie  tl^^i^^^if^  V^  beobaddtenbe  Uebereinftimmung 
mit  bem  Veric^te  beS  Anonymus  bemeiSt  mofil 
meniger,  baß  }i^m,  mie  ^efele  ((£onc.«(Sefdd.  1, 85) 
meint,  ältere,  guDerläf^ge  ^Jaddrid^ten  }u  ®ebote 
ftanben,  als  baß  er  auS  SufebiuS  fd^öpfte.  Sinige 
Sl^nften  Derfielen  im  ftampfe  gegen  bie  ^ropl^^e 
fogar  in'S  entgegengefe^te  S^itrem.  Sh^uS  er- 
roix^ni  (Adv.  haer.  3, 11, 9)  Seute,  toeld^e  gegen- 
über ber  Ausgießung  beS  (SeifteS  in  ben  |üngften 
3eiten  Don  ber  im  äol^^^nneS^ßDangelium  Derl^^iße« 
neu  Senbung  beS  ^ßarafleten  nid^tS  miff en  moQten 
unb  baS  SDangelium  unb  ben  pro))]d^ttfdden  (Seifl 
§ugleidd  Dermarfen.  SHe  Semerfung  ift  auf  Anti- 
montaniften  m  begießen.  Ob  aber  biefe  mit  ben 
Alogem  bei  ^pipl^^iniuS  (Haer.  51,  35)  ibentif^ 
ftnb,  i{t  fel^r  fraglid^.  —  ©leid^seitig  begann  aud^ 
ber  literarifd^e  Stampf.  SlaubiuS  ApoHinariS  trat 
gegen  bie  ^ropl^^tie,  mu^  Allem  nod^  gu  Sebjeiten 
beS  SRontanuS,  in  bie  Sd^ranlen  (Eos.  4,  27). 
S)ann  folgte  9RiItiabeS  mit  ber  ©d^rift  Ilepl  xoo 

(jl9)  $eTv  i;po9i^TT)v  iv  Ixaxdazi  Xodeiv ;  um  193  trat 

ber  ertoäld^e  Anonymus  mit  einem  9Ber!e  auf,  baS 
menigftenS  brei  Sudler  umfaßte,  imb  in  bem  auf 
bie  Arbeit  beS  SRiltiabeS  bereits  Sejug  genommen 
ift.  Vienig  ^oi^tt  naä)  bem  Auftreten  beS  9Ron- 
tanuS  erqob  ftd(|  ApoIIoniuS  (Eos.  5, 18),  beffen 
@ddrift^iIgenfeIb(jte|ergefd^idite577^ix^V^tx%s&^ 


1831 


SRontaniSmuS. 


1832 


fü^rung  bc§  eptl)]^aniu§  (Haer.48,2— 13)bcn4t 
finbet  toäl^rcnb  SSoigt  bcn  3lbf(i^mtt  ouf  bie  Sd^rift 
iRl^obonS  gegen  bie  ^ntimotttaniften  sunidfüJ^rt, 
bie  mbeffen  nur  burdd  ^ieron^muS  (CataL  37. 39) 
bezeugt  toirb.  3)te  @d^rift  be§  WUtiabed  feierte 
ftd9  gegen  bie  Sfftafe  afö  tJform  ber  $ro))]^etie. 
Sludd  ber  Snon^muS  manbte  ftd^  bagegen ;  er  fielet 
in  ber  (Elftafe  nur  ein  3cici6en  ber  falfd^en  Ißro» 
pl^etie,  unb  ba  bie  @egner  be]^cm))teten^  bie  ®e» 
nof fmnen  beS  9Ront(mu§  feien  in  bem  pro))]^etif (!^en 
®eifle  92ad^foIgerinnen  beS  CuobratuS  unb  ber 
Smmia  Don  ^l^ilabelpl^io,  fo  fül^rte  er  auS,  ba^  auf 
folc^e  SSSeife  bie  $rop|eten  mitx  im  eilten  notf^ 
im  bleuen  Sunbe  aufgetreten  feien,  nid|t  StgabuS, 
3ubaS,  @ilas,  bie  %j5ä)ttt  be§  pili))))u8,  «mmia 
unb  OuabratuS  (Eus.  5, 17). 

3)ie  3la(i^nd^t  t)on  ben  Vorgängen  in  ffleinafien 
fam  balb  aud^  in'S  Slbenblanb,  namentUdd  ^u  ben 
®emeinben  Don  S^on  unb  93tenne,  mlä)t  Don 
jfleinafien  ausgegangen  maren  unb  mitbenborti« 
gen  ßl^riften  in  enger  Sßerbinbung  ftanben.  SBal^r» 

id^einlidd  rouxhtn  biefelben  Don  ben  Snl^öngem 
ler  $ro))]^etie  \m  i^t  Urtl^eil  angegangen.  @3 
gefd^al^  bie§  jur  Seit  ber  Don  TOarc  Sturel  Der« 
längten  Verfolgung  (im  3.  177),  unb  in  bem 
@d^reiben,  in  meld^em  bie  Sl^riflen  (SaQienS  über 
il^re  Seiben  berid^teten,  f))rad^en  fte  fid|  ^ugleid^ 
über  iene  Semegung  auS.  Sie  fügten  aud|  Derf d^ie- 
bene  SSriefe  bei,  meldte  injmifd^en  Doüenbete  SRar« 
t^rer  mä^renb  il^reS  Stufentl^alteö  im  Äerfer  im 
Sntereffe  beS  Qfriebenö  ben  Srübem  in  Stften  unb 
Ißl^r^gien  gefd^rieben  l^atten.  Qu  bem  gleidftenSSe« 
l^ufe  fddidKen  fte  burd^  3renöu§  ein  @d(|retben  an 
^al)ft  gleutl^eruS  mä)  SRom  (Eub.  5, 3 — 4).  ®er 
^intt)ei§  auf  ben  Sftieben  beutet  an,  ba|  bie  trü- 
ber in  ©attien  feinen  Srud^  toünf d^ten.  3m  Uebri- 
gen  aber  fiel  il^r  ©utad^ten,  ba§  SufebiuS  fromm 
unb  red^tglöubig  nennt,  gegen  bieSWontaniften  au8. 
SBeld^cn  ©d^ritt  gleutl|cru8  tl^at,  toirb  nid^t  ge» 
melbet.  9ßo|l  aber  erfal^ren  loir,  ba^  bie  rdmifd^e 
ßird^e  ben  TOontaniSmuS  juerft  ablel^nte,  bann 
einige  3«tt  befd^üjte  unb  fd^Iie^Iidd  auf  (Srunb 
nöl^erer  92ad^rid^ten  tt)ieberum  unb  enbgültig  Der« 
marf.  SertuHian  erjöl^It  nömlidd  (Adv.  Pra- 
xeam  c.  1),  fßra^ead  l^abe,  al§  er  nad^  Siom  fam, 
bem  bortigen  95ifd^ofe,  ber  bie  Don  3Kontanu8, 
fpriäca  unb  SKajimifla  Dcrbrcitetcn  Sßro})]^etien  be- 
reits onerfannt  l^atte  unb  infolge  beffen  mit  ben 
Äird^en  Don  Slften  unb  ^l^r^gien  Qfrieben  l^iett, 
falfd^e  Sendete  über  biefe  ^ropl^eten  unb  ftird^en 
erftattet,  il^m  gegenüber  baS  ^nfcl^en  (ober  bie 
§anblung§tt)eife)  feiner  SSorgänger  Dertl^eibigt  unb 
il^n  fo  gesioungcn,  bie  an  bie  SKontaniften  erlaffe» 
nenÖfriebenSbriefe  ju  miberrufen.  SBer  bie  $ä^)fte 
flnb,  meldte  l^ier  in  Setrad^t  fommen,  ift  nid^t  mel^r 
mit  @id^er]|cit  ju  beftimmen.  S)od^  gel|t  ber  Icjte 
Il^eil  bc§  Seri^teS  SertuIIianS  tt)a|rfd^cinUd^  auf 
SBictor  ober  3ip^\)xx\L  ®a8  Urt^eil  fonnte  übri- 
gens bem  ©lauben  an  bie  $ro})]^etie  aud^  in  ber 
lateinifd^en  Äird^e  fein  6nbe  bereiten.  3n  SRom  fal^ 
pd^  unter  bem  ?(iont\^taU  S^\Sj£)TO&^n^x^%^tÄt 


6^aiuS  pm  ffam))fe  gegen  ben  9Rontaniflen$rodu§ 
Deranla^t  (Eus.  2, 25 ;  6,  20).  3n  Sartl^go  e^ 
Hörte  ftd^  um  205  SertuHian  für  bie  ^1^ 
unb  mürbe  il^r  bebeutenbfter  Vertreter.  —  liebet 
SRontanuS'  Snbe  berid(|tet  ber  SnonpmuS  bei  Su« 
febiuS  (5, 16),  eS  gel^e  bie  ©age,  er  l^obe  ftd^,  Dom 
böfen  (Seifte  getrieben,  erl^ongt,  unb  auf  bie  gleid^ 
SBeife  fei  feine  Sn^öngerin  SRoi^imilla  geftorbes. 
S)em®emä]^rSmanne  lag  l^iemad^  eineftd^ere9to^ 
x\ä)t  nid^t  Dor.  (Sx  ift  aud^  nid^t  geneigt,  fik  hk 
@erüd^t  einzutreten.  3nbem  er  ber  Srja^Iung  fo* 
fort  baS  meitere  ©erüd^t  anreil^t,  ba^  aud^  Z^bot 
eines  unnatürlid^en  XobeS  gefbrben  fei,  fügt  et 
Dietmel^r  bei:  fo  er^öl^le  man  ftd^  biefeS;  ba  er  eS 
aber  nid^t  gefeiten  l^abe,  fo  beft^e  er  boruber  fein 
ftd^ereS  SBiffen;  DieÜeid^t  l^ötten  bie  gemmntai 
$erfonen  fo,  DieOeid^t  aber  aud^  onberS  geenbigL 
3)a§  ®erüd(|t  fonnte  aber  um  f o  el^er  entfld^n,  oB 
SOtontanuS  bei  ber^rt  unb  bemSnl^alt  feiner  SBcti« 
fagungen  au^erl^alb  beS  ffreifeS  feiner  9n^dngcr 
für  befeffen  galt.  Eingetreten  i{i  fein  Xob  aOm 
nad^  Dor  180.  2)er  Snon^muS  bemedt  nöo^ 
lid^,  iai  feit  bem  Xobe  ber  lßro))]^tin  äRoiimilki 
13  3al^re  Derfloffen  feien,  ol^ne  ba^  toeber  ein  al> 
gemeiner  nod^  ein  befonberer  JMeg  entftanben  fd. 
3)ie  gfriebenSperiobe  ift  l^öd^fl  mal^rfd^einftd^  Me 
Seit  beS  J?aiferS  SommobuS  (180—192),  m^tbic 
Seit  200—213,  ttrie  Sontoetfd^  (f.  u.)  @.  146  (Dt* 
nimmt  aRa^iminaftarbalfournlBO.  @ieißMe 
jüngere  unter  ben  $ro))^etinnen.  äl^r  9lnSf|m4 
ba^  nad^  il^r  fein  $ro))|et  mel^r  fein  tottbt,  jeigt 
überbie^  nod^  befonberS  an,  bd^  Sl^ontanuS  Dor  i|r 
geworben  ift.  9.  @d(imegler  (2)er  SRontoniSoiBS 
u.  b.  ddriftl.  jhrd^e  beS  2. 3a]^r]^.,  Slübing.  1841) 
glaubte  ebenfo  mol^I  9RontanuS  olS  ben  beta 
^ropl^etinnen  bie  ^iflorifd^e  SsifHeng  obfpit^a 
unb  in  il^nen  eine  blofee  ^erfonification  ba  *o» 
nitifd^en  3eitrid^tung  beS  2.  Sal^rl^unbertS  crbüfa 
au  foDen,  bereu  SuSbrudC  eben  ber  äRontonäoaS 
fei  3)iefe  SIuffteQung  mürbe  mit  ©runb  ollfettiü 
abgett)iefen. 

3nbem  9RontanuS,  $riSca  unb  9Rapmifla  iS 
^ropl^eten  auftraten,  moQten  fie  nid^tS  HxlUaA 
als  baS  Organ,  baS  miüenlof e  SS^erfgeug  beS  If» 
ligen  ©eifteS  ober  ^arafleten  fein.  @ie  DcifiAi 
bemgemö^  bei  il^ren  SBeiSfagungen  in  Sffiafe;  M 
@elbftbett)u^tfein  trat  DöQig  gurüd:  fte  rebctennft 
in  eigener  $erfon,  fonbem  ®ott  ooer  ber  $anAt 
foHte  eSfein,  ber  auS  if)nen  fpred^e.  SDtontamSi^ 
merft  in  biefer  Sejiel^ung :  „©iel^e,  berSDM^f 
toie  eine  fieier,  unb  i(S)  fliege  ]|er}u  tuie  ein$IcIM; 
ber  SRenf d^  f d^löft,  unb  \ä)  mad^e ;  ftel^,  ber  ^ 
ift  eS,  ber  bie  ^erjen  ber  SRenfc^en  in  (Stfiofe » 
fe^t  unb  ber  baS  ^era  ben  SRenf c^en  gibt"  (Ep^k. 
Haer.  48,  4).  gin  anbereS  9RaI  Oaaer.48,  U) 
fagt  er:  „3d^  bin  gcfommen,  nid^t  ein  Sngd ol« 
® efanbter,  fonbem  ®ott  ber  95ater  f elbp" ;  ober: 
„3d^  bin  ber  Soter  unb  ber  ©ol^n  unb  ber  ?pc«i» 
flet"  (Did.  De  trin.  3, 41).  S)ementf})red6cnb* 
ber  ®eift,  aud^  menn  er  burd^  TOasimilla  iMt 
ia(S  SRann  ober  in  ber  änaScuIinform  (I^ 


ÜRontaniSmud. 


18a4 


.  48, 18).  ®q8  auftreten  erregte  um  fo  mel^r 
i,  als  bte  Sfftafe  fic^  (ismeilen  gerobegu  qIS 
d  äußerte  ober  memgftenS  ofö  fold^e  erfd^ten. 
ibeSrtd^tetebagegen  bie  oben  enoäl^nte  ©d^rif  t. 
Rontanijten  l^ielten  i^ren  Snfprud^  mbeffen 
)i]  bie  Stftafe  galt  tl^nen  als  bte  etgentlid^e 
ftmenoölirenbe  Qform  ber  Offenbarung.  Ser» 
i  bemerft  (Adv.  Marc.  4,  22) :  In  spiritu 
constitutuSy  praesertim  cum  gloriam 
onspicit,  vel  cum  per  ipsum  Deus  loqui- 
lecesse  est  excidat  sensu,  obumbratus 
3t  virtute  divina.  Sr  toibmete  ber  9n« 
(t^eit  aud^  baS  fed^S  Sudler  umfoffenbe  SBerf 
Stasi,  baSiebod(|t)erIorenging.  ^xpaupU 
ber  SBeiSfagung  betrifft  bie  balbige  €rfd^et« 
Sl^rifti  unb  bie  92ö^e  beS  SnbeS.  Siner  ber 
rüddeWosinttlla^S  tautet:  „3la^m\x  mirb 
{hop^etin  me^r  fommen,  fonbem  baS  SBelt« 
(Epiph.  Haer.  48, 2).  S)a§  taufenbiäl^rige 
Sldrifti  fönte  t)on  ben  @töbten  ^tpnia  unb 
im  ouSgel^en.  WontanuS  nannte  fte  be^l^alb 
ilem  (Eus.  5, 18).  $e))usa,  baS  eine  ber 
letinnen  näl^erl^in  fiir  ben  Ort  erflärte,  auf 
n  baS  l^immtifd^e  Serufalem  ftd^  l^erablaffen 
galt  inSbefonbere  al§  bie  l^eilige  @tabt. 
^i))]^aniuS  berid^tet  (Haer.  48, 14),  l^ielten 
ontaniften  ben  Ort  nod^  l^od^,  na^bem  bie 
bereits  }erftört  tt)orben  mar,  inbem  fte  p 
dlfal^rteten  unb  bort  nad^  il^rer  Srt  ©otteS« 
l^ielten.  —  S)er  ©laube  an  bie  3läi)t  ber 
tfunft  Kl^rifti  bebingte  ein  ftrengereS  Seben. 
i^riflen  foUten  ftd^  gebül^renb  Dorbereiten, 
n  ^erm  mürbig  }u  empfangen  unb  bie  $rä« 
i  ju  beftel^en,  meldte  feine  Slnfunft  begleiten. 
US  sanctus,  bemerft  SertuIIian  (De  jejim. 
,  ex  Providentia  imminentium  sive  ec- 
sticarum  tentationum  sive  mundialium 
nun,  qua  paracletus  id  est  advocatus  ad 
ndum  judicem  dicitur,  hujusmodi  officio- 
emedia  (sc.  jejuniorum)  mandabat.  %ber 
ilo^  bie^.  S)ie  $rop^etie  n)o0te  bie  Offen» 
)  erfl  jur  SoÜenbung  bringen.  Sertubian 
fid^  (De  virg.  vel.  c.  1)  in  biefer  Sejiel^ung 
)erma^en  auS:  „^QeS  l^at  nad^  bem  SBorte 
tbigerS  (gcd.  8, 17)  feine  3eit.  ©ie^e,  toie 
lie  Sreatur  aümälig  ftd^  pr  Sfrud^t  entmidelt. 
ifl  ba§  @amenfom ;  auS  bem  @amenfom 
ie  @taube  ]^ert)or ;  aud  ber  (Staube  entmidfelt 
;  93aum  u.  f.  m.  @o  ift  eS  aud^  mit  ber  ® ered^> 
;  benn  berfelbe  ift  ber  ©Ott  ber  ©ered^tigfeit 
r  Kreatur.  3^r  ^rfter  Slnfang  loor  bie  natür» 
Jottedfurd^t ;  burd^  ba§  ©efe^  unb  bie  $ro« 
gelangte  jie  in  ba§  JKnbe^alter ;  burdd  baS 
elium  blfigte  fte  jur  Sugenblid^feit  auf;  burd^ 
indlet  aber  gelangt  fte  sur  SReife."  2)iefer  foU  | 
mie  XertuUian  nieiter  betont  ntd^t  Don  ftd^ ' 
fonbem  maS  il^m  t)on  6!l^riftu8  aufgetragen 
tnb  be^äglid^  be§  ©Iauben§  XDoUttn  bie  SRon- 
n  nid^tS  92eue8  bringen.  S)ie  ©laubendrtgd 
t  SMuIIian  (1.  c),  ift  Sine,  unDeränbcxtä^ 
iDerbefferlid^.  92a(|bem  er  aber  l^enui^ 


3n]^alt  mitgetl^eilt,  fö^rt  er  unmittelbar  fort:  Hac 
lege  fidei  manente  cetera  jam  disciplinae 
et  conversationis  admittunt  novitatem  cor- 
rectionis,  operante  scilicet  et  proficiente  us- 
que  in  finem  gratia  Dei,  unb  erblidtt  einige 
feilen  ]pättx  baS  SBalten  beS  ^arafleten  nöl^erl^in 
barin,  quod  disciplina  dirigitur,  quod  scrip- 
turae  revelantur,  quod  intellectus  reforma- 
tur,  quod  ad  meliora  proficitnr.  ^uf  bem  ®tß 
biete  ber  3)iSci))lin  foUte  alfo  ein  i$ortfd^ritt  ju 
einer  l^öl^em  Stufe  ftattfinben,  bie  @d^rift  ju  bie« 
fem  Sel^ufe  beffer  entl^Ut,  ber  Serftanb  erleud^tet 
»erben.  S)amit  fteüten  M  aber  bie  neuen  $ro- 
pf)tim,  menn  fte  aud^  baS  ©laubenSgebiet  unberäl^ 
liefen,  immerhin  aber  bie  Slpoftel.  S)te  gfüHe  beS 
^eiligen  ©eifle§  foUte,  mie  $J^i(aflriu3  (Haer.  49) 
il^re  Seigre  nad^  biefer  Seite  |in  beftimmt,  nid^t  be- 
reits ben  9]l))ofteIn,  fonbem  erft  il^nen  }u  Sl^etl  ge- 
morben  fein,  unb  biefer  Snfpmd^  fül^rte  um  fo 
notl^menbiger  ^um  9md(|,  als  ber  ^arallet  gforbe« 
mngen  erl^ob,  meldte  tl^eilS  DöIIig,  tl^eilS  menigftenS 
mit  SRfidfftd^t  auf  bm  bomaligen  @tanb  in  ber  Snt* 
midHung  ber  JKrd^e  }u  Dermerfm  marm,  ba  maU' 
d^ed  burd^  ©efe|  )ur  aügemeinm  $flid^t  gemad^t 
mürbe,  maS  aSenfaDS  anpratl^en  unb  )u  empf  el^Im 
mar  unb  bemgemö|,  menn  eS  aud^  frül^er  fd^on 
geübt  morben  mar,  fjtetS  nur  in  freimUIiger  SBeife 
unb  t)on  einem  Sl^eil  ber  Sl^riften  befolgt  mürbe. 
S3or  Mem  foQte  bie  }meite  Sl^e  verboten  unb 
ba§  S^aften  Derfd^örft  merbm.  ^ie  beibm  Sfocbc* 
mngen  erfd^einen  bei  SertuIIian  olS  bie  ^aupt* 
bifferengpunfte  gmifd^m  bm  Jtatl^olifm  vSb  hea 
Unontaniflen.  3)ie  Sd^rift  De  jejunio  htgmat 
mit  bm  SBorten:  Mirarer  psychicos  istos.  « 
sola  luxuria  tenerentur,  qua  saepiitf  mibiiii^ 
si  non  etiam  ingluvie  lacerarentsr.  qa^  vimuK 
oderunt,  unb  nad^  einigm  nxsics  J!«snB3&B3s 
mirb  als  ©mnb  ber  Slblel^innip  ]e  lam  So» 
pl^etien  burdd  bie  ftat^olibn  umiqitww  Jg  ^e 
SBei§fagungenöfterSfaftaIdimui^«Ba3.  cm 
doceant  saepius  jejmui«  ^ 
biefe  ^orbemngm  meiet^mir 
18)]^tn,  mmnerDon 
Trennung  ber  &^ 
gefteSt.  3)er94ioIr^ 
fte  in  eigmen 

De  monogamia.  3v-MMr<3: 
ten  Sbl^anblmiF  Ji 
gmeiten  dlt  # 
nur,  ba§  if  U 
lic^  ^ 

toni^ 
lato  ^ 

c.  llS! 


1885                                                 anontaniSmuB.  1836 

evangelio  illos  dies  jejuniis  detenninatos  pu-  quaiia  eabbati  et  eexta  plurimum  fimginiDr, 

taut,  in  quibus  ablatus  est  epoiiBUB,  et  hos  erhellt  aber,  ha%  in  bet  Sne^rja^I  ber  grolle  boS 

esse  jamsolosIegitimoBJejimionunChristia-  ^crrommen  beotiaii^tet  unb  baS  ^^tn  mit  ba 

Dorum,  l^otte  bie  Äiit^e  bamals  nur  ein  tinjigeä  neunten  ©tunbe  be)^lofjen  würbe.    Soiowtii^ 

f'e^Iic^el  Soften,  bnS  haften  oor  Opern.  S)a§=  (S.  96}  (c^rie^t  quS  ben  ongefü^rten  SteOnt,  bit 

&e  ^ütte  leinen  ®runb  in  bem  SBorle  beS  §erm  fflontanijten  Ratten  mifeer  iÖHtlroot^  unb  Srntag 

ott^,  9, 15,  mar  iebotf)  ntii^l  QKent^Qlben  ganj  miä)  reeitcre  ©tationStage  ge^oöl;  gonj  fii^tr  mit 

flleic^.  ^a<^  ber  angeführten  ©leHe  bauerte  e§  bie  Unrecht,  ©rittenS  galten  bie  ajiontoniflen  üaa- 

beiben  legten  Sage  ber  ß^orroo^e;  nac^  c.  14  f Magien,  toelt^e  jitiei  SBo^en  umfaßten,  ©omStuB 

faftctm  einige  ffircfien  nur  am  Stjaifreitog.  Sre-  unb  ©oitnlag  jebo(^  aufgenommen  (c  15),  laüi 

näuS  (Eaa.  5,  24)  fprit^t  au^  noä)  toxi  metirercn  bie  9lcefe  beftanb  barin,  ba|  man  in  biefcr  3t^ 

3Jigenunbbon40©tunben.  9Iu§erbief(m3oI)reS'  wie  baSSBort  befagt,  nur  trudene  ©peifen  flencr[i, 

fafien  gab  c§  ä»nr  no^  juiei  raiji^entlic&e  ^nfl-  beä  Sleif[i6tS  aber,  beS  SBeineS,  ber  ©rülit,  felb^ 

tage,  inbem  man  am  5Diitiliioi^  unb  Sreitog,  btn  ber  feu^ten  Obftforten  unb  fogar  beS  ©tobei  fi(^ 

©tationStagen,  bis  jur  neunten  ©tunbe  ober  3  U^r  enthielt  (c.  1).  3n  ben  5(i^üoioi)t|umenen  (8, 19, 

beS  Koi^mittagS  fii^  ber  üJa^runQ  enthielt.  5BeS  ed.  Cniice  p.  420)  werben  neben  ben  lero^^gita 

SBeitem  iteranftalteten  einjelne  Gliriften,  loie  a:er'  ani^  DtaptianopiiQgien  ermähnt,  bie  ober  fonp  nif 

tuDian  c.  17  erjä^lt,  für  ftt^  ein  tfaffen;  bei  ge-  genbSDorlommenunbiebernä^emSefÜmiramgfti^ 

ttiffen  SiUäflen,  grofien  Sebrangnifjen  u.  bgl.,  entjieöen.  2Sn  tnelc^c  3«t  bie  JEerop^agien  fitfai, 

oibneten  auc^  bie  IBifi^Öfe  ein  goften  für  ilire  @e-  wirb  Bon  SertuIIian  nii^i  überliefert.  SBenmit^liiS 

meinben  an.  Aber  biefe§  goften  mar  elnwS  ganj  aber  gingen  fie  Oftem  Boron ;  bie  Stmio^me  ift  an 

3fRiwinige§  ober  aufeerorbentlic^ea,  9Iuc^  jur  Se-  fii^  wa^rfi^einlic^,  unb  fte  ^at  eine  ©tüfee  in  ber 

obai^tvng  bet  ©lationStoge  beftanb,  wenn  auc^  Eingabe  bei  ©DjamenuS  (E.  £.  7,  19),  ba|  bie 

bie  fird)Ii(^e  ©itte  mefir  ober  toenigerhajueinlub,  SKontonifttK  ein  Dflerfaften   oon  äwei  SSoideii 

feine  eigentli^e  SQtrpfliditung.  De  cetero,  be-  Ratten.   i)a6  ber  ©amStag,  gleiii^  bem  ©oraitäg. 

merft  SertuUian  c.  2  na^  91nfiifirung  beä  Öfter-  Don  her  Hebung  ausgenommen  loarb,  fie^t  i^r  nii^t 

faftenS,  indifferenter  jejunandum  ex  arbitrio,  entgegen.  Wie  SBonwetftl)  (©.  96)  meini  Saro 

non  ei  imperio  novae  diaciplinae,  pro  teni-  Wenn  c.  14  mit  ben  SBoTten:  Cur  stationibn! 

poribus  et  canais  uniuBcnjueque ;  sie  et  apo-  quartam  et  sextam  eabbati  dicamus  et  je- 

Btolos  obeervasse,  uuUum  aliud  imponentes  junüs  paraaceven?  bie  montoniftif^e  $10^1. 

jugum  certormn  et  in  commune  omnibua  ob-  bejw.  bie  gemeinfame  Uebung  ber  aJlBnianijioi 

eundorumjejuniorum,  proindenecstationum,  unb  ffat^olilen  bargefteUt  unb    bann  Don  bei 

quae  et  ipsae  buob  quidem  dies  habeant  jfaf^olilen  noc^  befonberS  bemeift  miib :  Qiub- 

qnartae  feriae  et  eextae,  passive  tarnen  cur-  rjuam  vos  etiam  eabbatnm,  si  quando,  con' 

rant,  neque  sublege praecepti etc.  ^em gegen-  tinualie, numquam nisiinpascha jejunandom, 

fiber  fütirten  bie  ÜDiontoniffen  nun  eine  breifac^e  jr  crbcllt,  ba|  bie  3)lontamften  am  S^orfatnStiq 

Steuerung  ein.  SBie  au3  bem  Vorwurf  erbeut,  ber  nid)t  fn[tclcn.  Sie  Xeiop^agien  maren  olfo  na^ 

ibnen  nac^  SertuIIian  c.  1  gemalt  mürbe :  quod  irficiulitfj  ein  Ofterfaften,  unb  fte  benra^rtcn  ijn 

jejunia  propria  cnstodiamus,  quod  etationes  uifpriiiigtidic  2)aueT  aud)  fpäter,  al§  baS  O^ 

plerumque  in  vesperam  producamus,  quod  fuftcit  in  ber  lat^olifi^en  flirc^e  eine  gröfiereSB*' 

etiam  xerophagiaa  observemuB,  unb  toie  bie  tcf)nung  etljielt.  ©ie  Bertrelen  bemgemäg  bei  ben 

mieber^olte  Webe  Bon  jejunia,  xerophagiae  unb  jüngeren  ÜJtontanipen  bie  ©teile  beS  Diuto" 

atationes  (c.  11 — 13)  anbeutet,  Ratten  peeiftenS  gefimoIfoftenS.  5)et  Umpanb  aber,  ba^  |ie  out 

eigene  jjaften.  SBie  meit  biefelben  aber  auSgebe^nt  fpäter  in  ibrem  anfänglich  Umfang  belaffenMiP 

Uoien,  wirb  unS  nid)t  beutli^  berietet.  9IuS  beu  bcn,niagbieiIJtDntanifteninberOol8(ieit6cfKint 

SSorten  c.  18 :  Conyentns  autem  iUi  etationi-  ^aben,  jwei  meilere  Ouabragefen  i^i  ^irili» 

bufi  prins  et  jejunationibus  operati  dolere  perioben  einzuführen,  bo  fte  fonfl  ber  (oQ^if^ 

enm  dolentibus  et  ita  demum  congaudere  itizt^t  ju  fef|r  na^geftanben  Rotten.  SBii  erfa^ 

gandentibus  nonmt,  f^eint  ober  t)ert)orju gelten,  oon  hei  ßinri^tung  burc^  ^ieron^muS.  2)ei^ 

Sag  fie  ben  tieften  ber  ©ecte  Borangingen,  über  erWo^nt  (£p.41  c.3;InAgg.  1, 11;  InUatäi 

beren  ^ier  SpipbaniuS  (Haer.  49,  2}  SinigeS  9,15)  beibenSltontaniften  bretOuabiogejenniA 

mitt^eilt.  3w^tn3  gaben  fte  bem  ©tationsfoften  gibt  an  lebterem  Orte  für  bie  eine  berfdÄatb« 

einen  gefeilteren  S^araCter  unb  be^nten  hoSfelbe  3"t  ^'^^  w"af'(n  °^- 

Mttmeife  bis  jum  3Ibenb  ouS.  igeibeS  erbeut  au§  3n  hritler  Sinie  foCte  bie  gflud^l  in  bet 

bem  SBormurf,  beffen  XertuSian  c.  10  gebend:  !8erf  olgung  Derbotenfein.  Xerhülion erböittt 

AequeBtaüoneenostrasutiudictas,  quasdam  bie  {fotberung  in  ber  ©^rift  De  foga  inp^ 

vero  et  in  serum  constitutas  novitatis  nomine  secutione.  ^aäf  berfelben  c.  9  lautete  ein  $t>- 

incueant.  Süie  oft  fie  baS  ©tationSfoflen  Ber-  p^etenfprui^ :  „SBirfl  bu  Borgefü!)it,  foifltfbii 

lungerten,  wirb  RidE)t  nä^ei  g^agt.  %uS  ben  bereiti  gut ;  heun  wer  Dor  hen  ÜNenf^en  nie^t  offenboi 

angeführten  ©teilen  unb  her  toeitem  Srfldrung  wirb,  wirb  e§  Bor  bem&erm.  ©(!^me  bi^ni^; 

c.  10 ;  non  qaasi  reBpUAmw«  soi^Bm,  cui  at  um  her  ®erc<^tig[eit  mtQen  tvirfl  bu  öffentli^  top 


1 


1837 


ÜRontaniSmud. 


1838 


ocffil^tt.   2Bad  fd^Smjl  bu  bid^,  ha  bu  Stul^m 

oobonträeft?   9Rad^t  ertoeist  ftd^,  totnn  bu  ge» 

teaut  totrfi  bot  bcn  aßenfd^cn/'    6in  anbercS 

SBort  (ib.)  gab  bieSrmal^nung:  „SBoQet  nid^t  in 

Setten  unb  in  JKnbednötl^en  unb  in  todtfßtfftm 

9teber  }u  fterben  tt)änfd^en,  fonbem  in  üRart^rien, 

batnit  öcrl^crrlicl^t  »erbe,  ber  für  eud^  gelitten." 

S)ie  UJerfoIgung,  jül^rt  SertuHion  c.  4—6  auS, 

ifl  eine  Sd^iduna  (SotteS,  unb  bem,  »aS  t)on  ®ott 

tommt  borf  unb  lann  man  nid^t  auS  bent  SBege 

gel^;  baS  SBort  beS  §erm  öon  ber  glud^t  (2Katti 

10, 23)  gelte  nur  ben  apoftcin;  biefen  fei  befol^Icn 

iDorben,  ber  S3erfoIgung  auSgutoeid^en,  bamit  bie 

Serfunbigung  bed  (SbangeliumS  ntd^t  beeinträd^tigt 

loerbe,  unb  nod^  ben  folgenben  SBorten:  Non 

eonsnmmabitis  civitates  Israelis,  anä)  i^nen 

nur  für  bie  Sauer  il^rer  SRiffton  in  $aIöftino. 

SRit  oer  glud^t  »urbe  aud^  bie  fioSfaufung  in  ber 

Serfolgung  Derboten,  bie  nummaria  fuga,  tt)ie 

S:ertunian  c.  13  fie  nennt.  @elbft  bie  Seobad^tung 

ton  bef onberer  95orftd(|t  bei  Sbl^altung  ber  gotted« 

bienfUic^  S3erfammlungen  fanb  !&Ri^binigung 

(o.  1).  2)iefe§  93er]^atten  mad^t  ed  erflörli^  ba^  bie 

SRontoniflen  Diele  SRartQrer  ^al^Iten.  2)od^  Rollten 

aad^  einige  unter  il^nen  ber  menfd^Iid^enSd^möd^e 

i^  2:ribut.  ^olloniuS  (Eus.  5, 18)  bejeugt, 

ba^  Zl^if on  fid^  mit  (Selb  ber  ^feffeln  enttebigte. 

Kod^  ben  ^cten  beS  Sld^atiuS  c.  4  (Euinart, 

Aeta  mart.,  ed.  Oalura  I,  354)  liefen  ftd^  ^ur 

Seit  bed  S)eciu8  einige  SJlontaniflen  fogar  jum 

Opfern  l^erbei.  —  Sin  DierteS  ®ebot  betraf  bie 

S  n  g  b  i  8  c  i ))  I  i  n.  S§  lautete  auf  immertt)ö]^rens 

bcn  I[tt8fd^lu^  ber  f d^meren  @finber  au8  ber  Krd^« 

fid^n®emeinfd^aft.  SertuIIianred^tfertigt  badfelbe 

in  ber  @d^rift  De  pudicitia.  S)arin  mirb  c.  21 

Ott  SBort  beS  Ißarafleten,  gef))rod^en  burd^  bie 

^ßcopl^eten,  angeführt:  „SS  fann  bie  JKrd^e@ün« 

bot  vergeben ;  aber  id^  »erbe  eS  nid^t  tl^un,  bamit 

fie  nid^t  nod^  »eitere  @unben  begel^en."  S)er  SIuS* 

ftmtd^  )eigt,  ba^  bie  ^^frage  bie  Snontaniften 

bereits  im  Anfang  unb  in  ber  ^eimat  befd^äftigte. 

Sod^  fam  tS,  fo  »eit  »enigftenS  unf ere  92a(|rid^ten 

tfiäfai,  bort  }u  feinem  gröfiem  Streit,  unb  bie 

Crfd^ebnmg  begreift  fld^  avS  ber  ürd^tid^en  9e- 

)Iung  ber  f^rage.  Sud^  auf  fatl^olifd^er  Seite 

fd^te  bomafö  mel^rfad^  eine  öl^nlid^e  (Strenge. 

igefe]^  fd^eint  bei  ben  SDlontaniften,  »enn  t)iel« 

Uiii^t  oud^  nid^t  gerabe  für  bie  brei  fog.  jfapitat- 

^iben,  in  meinafien  feitenS  ber  $rop]^eten  unb 

SRort^rer  bi8»eilen  eine  93ergebung  geübt  »orben 

jtt  fein.  S)ie  fpöttif d^e  §rage  be§  9pononiu§  (Eus. 

6,  18,  7):  „SBer  »irb  nun  bcm  3lnbem  feine 

€änben  vergeben?  3)ie  ^ropl^etin  bie  Staube« 

teien  bem  SKart^rer,  ober  ber  2Karttn:er  ber  ^ro« 

{i^ettn  bie  Setrfigereien?''  fönnte  als  9e»eiS  bafür 

ongefe^  »erben.   Sod^  ift  bie  3)eutung  nid^t 

fi^er.  &  lä^t  fid^  mit  Stitfd^I  (gntfiel^ung  ber 

cmd^.  Äird^,  2.  «ufi.,  Sonn  1857,  518)  an« 

nel^men,  ba^  bie  l^d^nifd^e  gfrage  auf  ber  93orau§« 

fe|pntg  berul^t  ba|  bie  Slontaniften  bie  Sünben« 

Heigemmg  Denoeigem,  ba  fte  erft  baburd^  il^re  t)oQe 


©d^ärfe  erl^ölt.  SBie  eS  fld^  bamit  üerl^alten  mag, 
tint  größere  ©ebeutung  gc»ann  ber  ^unft  erft 
fpätcr  im  Slbenblanb.  2ltö  ein  ^ft,  nad|  ben 
$l^iIofo))^umenen  9,  12  (Philosophumena  ed. 
Cruice,  Paris.  1860, 443  sq.)  eiaUiftuS,  bie  biä- 
]^er  üblid^e  ober  »enigftenS  t)or]^errfd^enbe  Strenge 
gegenüber  ben  Unaud^tfünbem  mit  Sntfd^ieben* 
|eit  aufgab  unb  benfelben  burd^  ein  })eremtorifd^eS 
ßbict  nad^  geleifteter  Su^c  SSergei^ung  oerl^iefe, 
trat  il^m  ScrtuHian  mit  ber  genannten  Sd^rift  ent» 
gegen,  gntfpred^enb  bem  in  berfelben  mitgetl^eilten 
$rop]^eten»ort  »urbe  ber  ffird^e  ^»ar  ntd^t  bie 
Sßoümad^t  ber  Sänbenk)ergebung  beftritten,  »ol^l 
aber  erflört,  ba^  t)on  ber  %efugni|  au8  biScipli« 
nören®rfinben  fein  ©ebraud^gemad^t  »erbe.  S)ie 
JKrd^e,  »eld^er  bie  iBoSmad^t  }ufomme,  follte  über« 
bie^  nid^t  bie  fatl^olifd^e  fein,  bie  ecclesia  numerus 
episcoporom,  fonbem  bie  (SeifteSfird^e  ber  %n« 
l^änger  ber  $ro))]^eten,  bie  ecclesia  spiritus  (c.  21). 
Unb  gleid^  ben  ^ifd^öfen  foQten  au^  bie  SJlartQrer 
feine  SSoQmad^t  ^ur  SünbeuDergcbung  ober  fein 
9ted^t  l^aben,  t^riebenSbriefe  uuS^uftellen,  »ie  bie 
S)arlegung  c.  22  näl^erl^in  ^u  oerftel^en  iß.  — 
t$ünften§  f outen  bie  Jungfrauen  gleid^  ben  f^rauen 
beim  (Sottedbienft  ben  Sd^Ieier  tragen,  gür  bie 
t^orberung  liegt  fein  $rop]^eten»ort  Dor,  unb  fie 
»urbeMem  nad^  erfl  fpöter  erl^oben.  2Kn  Orient 
»ar  fte  nid^t  auSbrüdlid^  nötj^ig,  ba  bie  SSerfd^Ieie« 
rung  ber  Jungfrauen  bort  überl^aupt  üblid^  nmr, 
»enn  fte  aud^  nid^t  gerabe  als  ®efe|  galt.  3m 
Slbenblanb  unb  in  ber  lateinifd^en  ffird^e  bagegen 
beftanb  eine  freiere  Sitte.  2)emgemö^  fam  ed  l^ier 
bei  bem  Einbringen  be§  SRontaniSmuS  )um  Streit. 
Jn  Sart^ago  »urbe  bie  SSerfd^Ieierung  ber  Jung« 
frauen  t]^eil»eife  fdjon  oor  bem  Uebertritt  ler« 
tuIIianS  ^um  9Rontani§mud  üblid^,  »ie  beffen 
Sd^rift  De  oratione  c.  21 — 22  jeigt.  SHe  Steue- 
rung erj^ob  5»ar  nid^t  ben  Snfprud^  auf  allgemeine 
^urd^fül^rung,  »ie  au§  ber  Sd^rtft  De  virgini- 
bus  velandis  c.  3  erl^eOt.  Sber  fie  erregte  gleid^« 
»ol^I  %nfto^,  unb  baS  um  f  o  leidster,  »eil  fte  ol^ne 
3»eifel  eine  f^olge  beS  Einbringens  ber  $rop]^eiie 
»ar.  2)abur^  fanb  ftd^  SertuQian  \paitx,  al§  er 
bie  $rop^tie  felbft  anerfannte,  t)eranla^t  für  bie 
allgemeine  SSerf d^Ieierung  be3  »eiblid^en  ©efd^Ied^« 
teS  in  einer  befonbem  Sd(|rift  einzutreten.  S)ie 
93erf d^Ieierung  ber  Jungfrauen  »irb  barin  für  eine 
gorberung  beS  ^arafleten  erflört,  inbem  c.  1  be« 
merft  »irb:  Hunc  (paracletum)  qui  audierunt 
usque,  non  olim,  prophetantem,  virgines  con- 
tegunt.  S)ad  ®ebot  be§  ^oftelS  1  (Sor.  11, 
5 — 6  gelte  bem  ganjen  »eiblid^en  ®efd^Ied^te,  ba 
ba§  SBort  mulier  nid^t  blo^  bie  oerl^eiratete  f^rau 
beseiddne  (c.  7).  2)er  Sd^Ieier  fei  not]^»enbig  )um 
Sd^u^  ber  3ü^tigfeit  fo»o]^l  ber  gfrau  al§  bed 
SWanneS.  Indue,  ruft  SertuEian  c.  16  ber  grau 
unb  Jungfrau  ^u,  armaturam  pudoris,  circum- 
duc  Valium  verecimdiae,  murum  sexui  tue 
strue,  qui  nee  tuos  emittat  oculos,  nee  ad- 
mittat  alienos.  Sa  bie  Serfd^Ieierung  ber  Jung« 
frauen  in  ©ried^enlanb  unb  »al^rfd^einlid^  aud^  bt 


1839 


ÜRontaniSmuS. 


1840 


ftteniafien  allgemein  äUi^  toar,  f o  bejionb  in  bief  er 
IBe^ie^ung  gmifd^en  ben  StaÜ)ol\itti  unb  SRonta* 
niften  lein  grofeer  Unterjd^ieb.  2:ertuEian  fül^rt 
auä)  in  feinet  einfd^Iögigen  montaniftifd^en  ©d^ft 
im  Mgemeinen  nur  breiter  ouS,  n)a3  er  fd^on  in 
feiner  ^ül^em  Ißeriobe  gefagt  l^atte.  Sel^nttdJ  Der» 
^ölt  eS  fid^  mit  einigen  meiteren  gorberungen, 
xotli)t  nur  ebenfalls  nur  burd^  il^n  erfal^ren.  S3 
tt)irb  nur  unbebingter  t)erboten,  mag  fd^on  frfil^er 
t)on  il^m  getabelt  murbe^  unb  maS  aud^  bei  anberen 
f  a^olif  dden  Sd^riftfteQem  ber  3eit  mißbilligt  mirb : 
$u|  unb  @d^mud,  Sßalerei  unb  ^laftü,  @d^au« 
fpiele,  Sefränaung,  »riegSbienft.  ®er  gl^rift  foH 
biefe  ®inge  meiben,  toeil  bie  einen  ber  Unfittlid^» 
feit  SSorfd^ub  leiflen,  bie  anberen  il^ren  Utj))rung 
in  ber  S^bololatrie  l^aben  ober  berfelben  bienen, 
meil  er,  mie  in  ber  @d(|rift  De  corona  c.  8  betont 
mirb,  überl^aupt  nur  biejenigen  S)inge  gebraud^en 
foS,  quae  meras  utilitates  et  certa  subsidia 
et  honesta  solatia  necessarüs  vitae  humanae 
procurant.  2)iefe  $un!te  begränben  nad^  bem 
^ngef liierten  feine  montaniftif d^e  ßigentl^ümlid^Ieit. 
£ertunian  bringt  aud^  bei  i|^rer  fpötem  Erörterung 
nid^tS  eigentlid^  SRontaniftif d^e§  t)or.  SIber  immer« 
l^in  nal^m  ber  SOtontaniSmuS  bei  feiner  fd^roffen 
SBeltflud^t  eine  ftrengere  (Stellung  )u  il^nen  ein, 
unb  infofem  ftnb  fie  |ier  nid^t  ^u  übergeben. 

3nbem  bie  9Rontaniften  au§  ber  ffird^e  au§« 
fd^ieben,  flellte  ftd^  aQmöIig  baS  Sebürfniß  einer 
eigenen  Sejeid^nung  ein.  SertuIIian  gibt  il^nen 
al§  Slnl^öngem  ber  neuen  (SeifleSoffenbarungen 
ben  92amen  spiritales,  bie  ©eiftigen,  unb  nennt 
bie  jtatl^olifen  im  ®egenfa^  )u  i|nen  psychici, 
$f9d^er.  Penes  nos,  \ä)xt\bi  er  De  monog.  c.  1, 
quos  spiritales  merito  dici  facit  agnitio  spiri- 
talium  charismatum ,  continentia  tarn  reli- 
giosa  est,  quam  licentia  verecunda  . .  .  Sed 
psychicis  non  recipientibus  spiritum  ea,  quae 
sunt  Spiritus,  non  placent.  De  jejun.  c.  1 
prid^t  er  Don  spiritalis  disciplina  unb  im  (Segen» 
a^  ba^u  Don  animalis  fides.  2)ie  Sejeid^nung 
(fließt  ftd^  an  ben  befannten  Sprad^gebraud^  ber 
Snoftifer  an,  tritt  aber  übrigens  feiten  in  ber 
Siteratur  auf.  3)ic  Benennung  ber  aKontaniften 
als  spiritales  ftnbet  ftd^  nur  an  bem  angefül^rten 
Orte,  möl^renb  ber  SuSbrudC  psychici  jur  SSe^eid^« 
nung  ber  ffatl^oISen  aüerbingS  öfters  t)or!ommt 
(ügl.  De  jejun.  c.  1  et  c.  11;  Adv.  Prax.  c.  1); 
er  ift  aud^  burd^  SlemenS  Don  ^le^anbrien  (Strom. 
4, 17,  95)  bezeugt.  3)ie  ßatl^olifen  nannten  bie 
Sd^mörmer  entmeber  nad^  il^rem  Raupte  ÜRon» 
taniften  ober  nad^  i^rer  ^au))t]^eimat  ^l^r^gier, 
bejm.  ol  xatÄ  Opo^ac,  toorauS  bann  baS  SBort 
Äatal)br^gier  fid(|  bilbete.  (Sgl  S^eol.  Quartal, 
fddrift  1892,  475—482.)  ©aju  famen  für  ein- 
jelne  Sl^eile  nod^  meitere  9lamen.  —  ®ie  9Ron« 
taniften  fpalteten  ftd^  mit  ber  Seit  in  mcl^rere  Par- 
teien, inbem  einige  bie  Eigenart  ber  ©ecte  nod^ 
toeiter  entmidfelten,  einige  unter  anbem  pretifd^en 
ßinflu^  gerietl^en.  9n  eintgetf  Orten  liel^  au^ 
einfad^  ber  fjül^rer  ber  ©ecte  ben  9lamen.  §i^)poI^t 


ober  ber  S3erfaffer  ber  $]^iIof o))]^umenen  (8,  19) 
bemerft  bereits,  ba^  einige  ber  ^l^r^gier  ber  ^« 
refie  ber  92oetianer  beiftimmten  tmb  leierten,  ber 
SSater  fei  felbft  ber  ©ol^n,  unb  er  fei  2Jlenfd^  ^ 
morben  unb  l^be  Seiben  itnb  3lob  auf  fid^  genom« 
men.  ^feubo-SertuUian,  ber  S3erfaffer  beS  ^äte* 
fu)Iogifd^en  Snl^angS  p  SertuUionS  @d^rift  De 
praescriptione,  begeid^net  o.  21  bie  patripofjia* 
ntfd^e  ^rtei  nö^erl^in  als  Sef  d^tntften  ober  Sn» 
l^önger  eineS  gemiff en  ^ef deines.  S)erfelbe  ertDöl^Bt 
aud^  ^roclianer,  ol^ne  3^eifel  ^nl^nger  beS 
$roduS,  ber  nad^  SufdbiuS  Don  SaptS  bef&npft 
mürbe.  S)ie  Partei  l^atte  mal^rfd^einlid^  feine  be« 
fonberen  Sigetitl^ümlid^feiten,  unb  il^r  92ame  1^ 
entmeber  im  ©egenfa^  ^u  ben  ^efc^iniflen  oba 
einfad^  in  bem  ermähnten  britten  Erneut  feinen 
®runb.  SSSeitere  Parteien  merben  burd^  (Spipl^oniuS 
ermäl^ntiSrtotQriten,  bie  beim 9benbmai^Ineba 
bem  Srobe  (dpxoc)  aud^  ftäfe  (Tup6c)  gebraud^ten 
(Haer.  49,  2),  bie  aber  Sal^n  (®efd^d^  be§ 
neuteftamentlid^en  SanonS  11,  436  f.)  neueßenS 
für  eine  ^gmeigung  Dom  SJlarcioniSmuS  erBätt; 
femer  SaSfobrugiten,  bie  beim  ®ebet  pn 
3eid^en  ber  9liebergefd^Iagenl^eit  unb  fromnim 
©efinnung  ben  3eigepnger  (tacjx^c)  an  bie  9lafe 
(SpoüTYoc)  legten  (ib.  48, 14);  Ouintillianer, 
aud^  $e))usianer  unb  ^riSciUianer  genannt,  ik 
^e))U}a  als  Serufalem  betrad^teten,  bie  ^itopfftß 
tinnen  DuintiSa  (DieHeid^t  mit  ber  burd^  STu* 
mitian  Don  ß^öfarea  in  bem  93riefe  an  S^prion 
Ep.  75,  10  bejeugten  ^ropl^etin  in  JKeinofiai 
um  236,  ober,  mie  SSoigt  [f.  u.]  ©.  105-108 
meint,  mit  ber  Don  9l))oQoniuS  ermol^nten  \i^ 
tem  ^ropl^etin  ibentifd^)  unb  ^riScilla  als  i^ 
Suctoritäten  Derel^rten,  Sdu  priefen,  ba^  fie  ivxi^ 
Don  bem  Saum  ber  Srfenntni^  genoffen,  unb  mit 
Stüdfftd^t  barauf  baS  geiftlid^e  llmt  bis  }u  bm 
(Stufen  beS  ^reSb^terateS  unb  SpifcopateS  (auSf 
tJfrauen  guerfannten  (Haer.  49),  an  einem  ^m 
^efle  au^  ein  ff inb  mit  92abeln  ata  gangen  &ibe 
geftod^en  unb  baS  SBIut  gu  il^rem  Opfer  Dertoen* 
bet  ^aben  foflen  (ib.  48,  14—15),  eine  jtteifd. 
loS  grunblofe  Eingabe,  meldte  mit  93egug  auf  bie 
@efammtfecte  übrigens  auä)  ^I^UaftriuS  (ib.  49) 
mad(|t.  3)urd^  SuguftinuS  merben  enblid^  %tf 
tuUianiften  ermähnt,  unb  nad^  bem  ^[kabepi> 
natuS  c.  86  möre  in  il^nen  eine  ^bart  ber  Stoa* 
tanipen  ju  erfennen.  3n  ber  ©d^rift  mirb  nfimlid^ 
er}ö|lt,  XertuUian  l^abe  gule^t  Don  ben  9Rontan^ 
ft^  getrennt,  bamit  ber  9{ame  beS  STlontamtS  miit 
ben  feinigen  Derbränge,  biepl^r^gifd^e  ßiteHeitmi 
Sd^mörmerei  Don  ftd^  abgetl^an  unb  conventi- 
culaTertuIlianistarumgegrünbet.  S)ie92ad^(l^ 
Hingt  mentg  glaublid(|.  9Ba]^rf<i^einIid^er  ip  te 
9iame  Zertidlianiften  nid^ts  Ruberes  als  ber  cartl^ 
gifd^e  auSbrudf  gur  Segeid^nung  ber  aRontoniPcii, 
meldte  ftd^  in  ber  ^auptftabt  Slfrifa'S  befanben,  3« 
Ucbrigen  göl^Ite  bie  ©ecte  gur  3rit  2lugufKnS,  wie 
mir  burd^  ben  ffird^enoater  meiter  erfahren,  in 
Saril^ago  nur  nod^  menige  Sßitglieber,  unb  iiM 
ging  fte  gönjlid^  ein,  inbem  ber  Dor^anbene  31$ 


1841 


anontonuS  —  3Rontt  Saffino. 


an  bl(  lat^olif^  Stixäjt  ^  anf^Iog  unb  bicfn 
ftinc-SBafilila  utiRQab. 

3nbtni  bie  ÜRontanijien  )ui  @tctt  murbeii,  ht- 
gr^nbtttn  fie  alltnälig  eine  cigent^ümlidie  tin- 
arc^ie.  ©it  behielten  jroor  rinei|eit3  bic  ^ii^ßfe, 
^itSbqtei  unb  Siaconen  bei.  Tiebin  Mefen  biei 
Stufen  gob  e9  aber  anbfieifcite,  inenig^ene  feit 
beni  4.  Sta^^unbcrt,  gtoei  ^S^ere.  £iteiont)mue 
(Ep.  41,  o.  3)  unb  auftinkn  I.  (Cod.  I,  5,  20) 
mofi^ntn  als  ^S^fle  iJürbenträgei  ^atiiar^en 
uott  ^epuja,  al9  änbabei  bei  jneiten  Stufe  Ce- 
nonee  ober  Koivuvoü  3n  bei  3cit.  QUä  nelti^ei 
biefe  ^aiSftt^tm  flammen,  mar  bie  ^ecte  übiigens 
beceitS  ftuil  im  9tiebeigang  begriffen.  S)a3  ^bict 
ConßcmtinS  beS  @io^en  Dom  3a^ie  326,  ben 
^dntitmi  i&ie  aotteSbititfUiien  ®ebäube  megiu- 
nehmen  unb  Ie|tere  bei  (alboHict)en  ftirc^e  ju  über- 
aeben,  fönte  ba8  SQerbot  pricater  mie  äffentliditi 
SwtaimnUmaen  (Sozom.  H.  E.  2,  32)  galt  mä) 
ben  SRontaniften.  SlaSfelbe  lit^  f'^^  iiibefe  mtgen 
t^  grölen  ^aifi  in  ^p^rggien  nic^t  buic^fü^ien 
(ib.).  3ur  3eit  bei  l£i)t|]$aniuS  (Haer.  48,  14) 
lDaTnif)eou^anbeniiJtrt3no($ja^liei^uertreten,in 
Ca)))Mboden,  @alatten,  Silicien  unb  in  ber  Sleit^S* 
^finititflabt  bc8  O^enS.  @ett  gnbe  beS  4.  3a^r> 
^unbcrtS  f^ritl  jebo^  bie  Siegieiung  emfilidiei 
mgen  fle  ein.  Sin  föefel  oom  3abie  398  tieruiieS 
nc  ans  ben  @täbten,  bebco^te  baS  Ralfen  Don 
Sofammlungen  auf  bem  Sanbe  mit  3)e;)oitation, 
\pmä)  bie  ^ufer,  in  benen  \\t  \\ä)  Derfammeln 
näiben,  bem  ^iiScuS  gu  unb  foibeite  untei  ^n- 
bto^ng  bei  XobeSfbafe  bte  Auslieferung  itiiei 
Sni^  jum  Setbiennen.  Sin  @efe^  Dom  Satire 
407  ftini^t  i^nen  oHeB  Steigt  c&.  übeineiSt  i^ie 
9vttt  i§«n  foi^olifc^en  SBetiDonbten.  etflärt  i^ie 
€BaMn  im  ^He  bei  UebertiitteS  jui  tot^olifdien 
ItMjt  füi  fiet  u.  bgl.  3n  ben  Labien  415  unb 
428  folgten  neue  griaffe  (Cod.  Theod.  16,  5, 
L.  S4.  48.  57.  65).  @ie  Ratten  jmar.  wie  na^e 
liegt'  Mtun  unmittetboien  Srfolg.  91o^  Sogo* 
marnS  (L  d.)  lennt  in  (ß^r^gien  Diele  Qllontani^en. 
ۊbfI3upinian  fa^  [lij  no^  oeianlagt,  fie  in  [eine 
äRafno^imen  gegen  bie  ^ärettfei  530  unb  532  ein< 
{itb^treifen  (Cod.  Justin.  1, 5,  L.  18—21).  3)ie 
bnOanifd^^OnDbe  beSSa^ieS  692  fütirt  (c.  95) 
fic  no4  unter  ben  ^letifent  auf,  bereu  äiaufe  un- 
aSttts  iß.  Wer  bte  @efe|e  naren  bo^  nic^t  mir- 
oaiffibAi  f  e  entgogen  ber  Secte  ben  Soben.  lHa^ 
bem  Imuamim  Derf^rainbet  biefelbe  balb  qu3  ber 
IMil^te,  nnb  o^ne  ßmeifel  mar  fie  filgon  bamalS 
noQqn  cdof^.  3)iellei^!  tarn  fie  fogar  in  ben 
Zmifcanon  ber  S^nobe  weniger  aul  einem  prot- 
tif^cil  Shbüifnig  als  jur  Cineuerung  einei  altem 
Seioibnung;  bo$  fanb  fi^  not!^  Seo  berSfauriet 
tnt  3. 722  Dtbogen,  bie  !Dtontaniflen  )ur  Slnno^me 
bei  2aiife  unb  gui  Bereinigung  mit  ber  lot^olifi^en 
9itä)t  ifi  gtoingen. 

fi  i  t  e  1 0 1  u  r.  0. 3i.  SonBetfc^,  Sie  ©tl^ic^te 
bcS  VlimtaniSmuS,  erlangen  1881;  SB.  $elct, 
etefc^  bcS  aRonloniemuS,  Seipjig  1883 ;  %  §il. 
0(1^,  SXt  ffeltrgef^i^ft  beS  Uri^rißent^umS, 


1842 

Seitijig  1884;  ^.  @. SJoigt,  gine  tKrf^oHene  Ut- 
lunbe  beS  antimontoniftifd^n  ffampfeS,  9eit>gig 
1891.  Ueber  bie  frü^ren  Unterfuc^ungen  f.  Soll' 
metfc^  1—15.  [B.  gunl] 

jSonfanns,  Senebict,  f.  Striae,  ^enebict. 
"^ontt  Maffia«,  ÜJiutterllofter  be3  93ene- 
bictinerorbenainUnteritoIien.  S)er®ipfel 
beS  Mona  Caeinue  trug  einft  bie  iBurg  Don  Casi- 
num  ober  Caasinum,  früher  Caaca  ober  Era- 
clea ,  einer  am  ^a^t  biefeS  *BergeS  gelegenen 
DoISfift^en  Stabt  in  Satium,  »eli^e  bie  iRömer 
im  ©amnttcrfriege  jur  latinifc^n  golonie  ma^« 
ten.  als  ber  ^I.  »entbiet  (f.  b.  9ltf.)  um  ba§  3abc 
529  mit  einigen  ©enoffen  Bon  ©ubiaco  ^itr^r 
lam,  panb  bafelbft  noi^  ein  aponotempel.  ^nc 
römif^e  ißatricier  3;ertuI[uS,  ber  bem  fettigen 
feinen  ©o^n  $laribuä  ;ui  Untemeifung  gebrad^t 
^atte,  [c^enfte  i^mbabei  neben  onberen  Sänbereien 
ÜUC&  bie  ©egenb  Don  5Dionle  Gaffmo.  IiieS  [(^eint 
bie  näd^^e  Urfac^e  gemefen  ju  fein,  bog  ^enebict 
gerabe  biefe  Segenb  jur  Srric^tung  [eines  neuen 
itlofterS  mälilte.  Sei  bem  apoflotempel  auf  bem 
Säerge  batte  aut^  ©enu8  einen  aitar  unb  einen  bei- 
ligen  ^ain,  unb  in  ber  Umgegenb  ^ing  [ap  bie  gonje 
SanbbeoSlierungnoi^bem^eibntfcOeu^ätfenbtenfte 
an.  Senebict  jerftörtt  ben  Sempel,  fterfte  ben  ^ei« 
ligen  ^^oin  in  Sranb  unb  errii^tete  an  ber  ©ttHe 
bfä  SempelS  eine  Heine  ffird^e  ju  Stiren  beS  ^1. 3o- 

'  ^ann  ffloptift,  foroie  ein  Oratorium  beä  bl-  3)iar- 
tinuS  Don  SourS.  gut  feine  ©c^üIer  rid)tete  et 
jugteic^  eine  SßSo^nung  rin;  bitje  beftanb  Anfangs 
in  einem  Sturme,  ber  dnige  ©ic^erbeil  gegen  bie 
©treifjüge  ber  ©arboren  gemährte.  SIBätirenb  er 
mit  §üfe  feiner  ©d^iiler  bie  Dorgefunbenen  Rei- 
ben nü(^  unb  noc^  belehrte,  fii^rieb  er  für  feine 
täglii^  fic^  mebrenben  aJtBndie  bie  meltberubmte 
OrbenSregel  unb  leitete  [eine  Oblaten,  Ülooijen  , 
unb  ^rofejfen  mit  großer  SBeiS^rit.  3u  Sebjriten 
beS  6tiligtn  (ge^.  543)  tonnte  fidb  baS  ffloftei 
tro^  beS  fortbauemben  oftgotifc^en  Krieges  rutiig 
unb  unge^ri  entmideln;  ja  ber  oflgotifi^e  ffSnig 
^tila,  obglei^  Arianer,  ^egte  für  Senebict  unb 
feine  ©i^pfung  bie  größte  ^o^a^tung.  SJon  1)iti 
aus  grünbete  bei  |teilige  noi^  anbere  ffibjter,  unb 
baO)  Derbreiteten  fii$  Sotonien  feineS  OrbenS  über 
baS  gange  Abenblonb  ([.  b.  Art.  Senebictinerorben). 
Au(^  unter  feinen  erflen  Oiad^folgem  in  ber  Bor- 
ftonbj^aft,  unter  ben  Bebten  Eonffantin,  Simpli« 
ciuS  unb  aUitüliS,  geno6  baS  filD[ter  Kulie  bis  gum 
SinfaUe  ber  Sangofiaiben  in  Italien.  äßaS  bei 
^eilige  meinenb  uorauSgefagt,  ba|  Reiben  lom- 
men  unb  baS  ff  Id^  jerftbren,  bag  aber  bie  ÜRönti^e 
mit  bem  Stben  baoonlommen  mürben,  bie|  trat 
f^on  40  3a^re  nac^  feinem  %o\>t  ein.  3m  3-  589 
überfiel  ber  langobarbifdie  ^ei^og  Don  ^eneoent, 
3ato,  nitt^tlii^erujeiTe  baS  fflofler,  Demüftetc  unb 

,  plünberie  eS,  mäbrenb  bie  llßüni^e  [id)  alle  buid^ 

'  bie  S^uc^l  retten  Tonnten,  ©ie  natimen  bie  Don 
Senebict  [elb[t  gefi^riebene  Siegel,  einige  SobiceS, 
boS  Ma^  beS  SrobeS  unb  ÜSeineS  mit  fvij  unb  be- 

I  gaben  fi^  mä)  Slom.  $apß  $eIagiuS  H.  na^m  ^e 


1843 


ÜRontc  Kaffino. 


1844 


freunbltd^  auf  unb  mied  i^nen  mi)t  beim  Sateron 
baSiflofter  ©t^ol^atm  ßöangelift  an.  §ier  tocUtcn 
ftc  130  Saläre  lang,  cl^c  fic  töicbcr  nad^  Kaffino 
jogcn.  6rft  unter  ©rcgor  II.  cntftanb  baS  alteff  loftcr 
loicber  au8  feinen  3:rümmem,  unb  jwar  burd^  ben 
ebcnfo  frommen  al§  rcid^en  SreSdaner  ^ßctronaj. 
©iefer  f am  al§  «bt  mit  aKönd^en  au§  bem  ftlofter 
gu  SRom  im  3. 718  nad^  Saffino,  unb  burd^  rcid^c 
@d^en!ungen  t)on  ^ergog  ©ifulp]^  Oon  SeneDent 
untcrftü^t,  f onntc  er  nid^t  nur  ba§  ffloftcr  auf  bem 
SScrgc  mieber  aufbauen,  fonbem  aud^  ein  ©aIöator= 
Hofier  am  gfufee  be§  SBergeS,  mo  fid&  fpätcr  ba§ 
©täbtd^en  ©an  ®ermano,  auf  ber  ©teile  be§  alten 
Kaffmum,  erl^ob.  P.  3öd^aria§  meiste  748  bie 
neue  Älofterttrd^e  ein,  beftötigte  alle  bem  ftlofter 
gemad^ten  ©d^enfungen,  e^imirte  e§  aud^  t)on  jeber 
bifd^öflid^en  3uri§biction  unb  fteDte  il^m  gugleid^ 
ba§  ^utogra))]^  ber  Siegel  beS  1^1.  99enebict  fomie 
baS  Srob»  unb  äBeinma^  gurüdC.  2)a§  neu  er« 
ftanbene  fflofter  erfreute  fid^  in  SSölbc,  nament« 
lid^  burd^  immem)ä]()renbe  $Pege  ber  95Biffenfd^aft, 
eines  fold^en  Slnfel&enS,  ba6  felbft  ber  9lpoftel 
S)eutfd^lanb8,  SonifatiuS,  ben  l^eiligen  3lbt  ©tur« 
miuS  Don  t$ulba  747  ba^in  fanbte,  um  bie  Siegel, 
bie  Obferöanjen  unb  ba§  2tiin  ber  Senebictiner 
an  ber  UrqueÖe  fennen  ju  lernen.  Slud^  ffarl  SWar- 
teils  ©ol^n  j^arlmann  unb  ber  Sangobarbenfönig 
SRad^iS  ttattn,  ber  eine  747,  ber  anbere  749,  nad^- 
bem  fte  ber^errfd^aft  entfagt,  in  biefeS  fflofter 
ein,  um  als  9Könd^e  l^ier  ungeftört  ®ott  bienen  gu 
lönnen.  ©d^on  t)or]^er  lebte  aud^  ber  ^l.  SBUlibalb 
(f.  b.  9lrt.),  nad^malS  Sifd^of  öon  gidftftätt,  jel^n 
Saläre  lang  (728-738)  l^ier  als  aKönd^.  Äarl 
ber  ®ro6e,  ber  baS  ftloftcr  mit  feinem  SSefud^e 
beel^rte,  unb  beffen  junger  Setter  SlbeH^arb  ber 
Sleltere  gleid^faUS  in  biefeS  Jtlofter  eingetreten  mar 
(772),  gog  nid^t  blo^  ben  berühmten  ©efd^id^t» 
fd^rciber  $aul  95Bamefrieb,  befannter  unter  bem 
S?amen  ^auluS  S)iaconuS  (f.  b.  3lrt.),  auS  biefem 
Älofter  an  feinen  §of,  fonbem  beftötigte  aud^  bem 
Älofter  alle  feine  Sefijungen  unb  ertl^eilte  il^m  au^er- 
orbentlid^e  ^riDilegien ;  ja  er  erl^ob  f ogar  ben  2lbt 

iu  feinem  Srgfangler.  3"  ßnbe  beS  8.  unb  Anfang 
leS  9. 3a]^rl^unbertS  genoj  baS  Älofter  einen  fort* 
bauemben  Sieben  öon  ^u^en,  fo  baj  bie  Kaffl« 
nenfer  ftd^,  mie  ber  flöfterlid^en  ©iSciplin,  fo 
namentlid^  bem  ftetS  fo  fel^r  gepflegten  Sudler- 
obfd^reiben,  über^au])t  ben  miffenfd^aftlid^en  93e- 
ftrebungen  ungeftört  l^ingeben  tonnten.  Mein  f d^on 
unter  bem  l^eiligen  3lbte  «pollinaris  (817—828) 
begannen  bie  ©eläftigungen  unb  Sebrüdtungen  beS 
ÄlofierS  öon  ©eiten  ber  benad^barten  ^Ibeligen, 
namentlid^  ber  §ergoge  öon  Seneöent,  bann  feit 
842  bie  ^lünberungen  unb  SSertoüftungen  burd^ 
bie  ©aracenen.  ®er  l^eilige  9lbt  SSertl^ariuS  (856 
bis  884)  grünbete  unb  befeftigte  bie  ©tabt  ©an 
©ermano,  toeld^e  burd^  ben  im  3*.  1280  gmifd^en 
griebrid^  n.  unb  ©regor  IX.  bafelbft  abgefd^loffe« 
nen  SScrtrag  merfmürbig  geworben  ift,  unb  öereitelte 
baburd^  bie  Slbfid^t  ber  ©aracenen  auf  baS  fflofter 
ränge,  bis  fte  enbUd^  bo^  884  nöd^tlid^ermeile  fid^ 


beSfelben  bemöd^tigten  unb  eS  gerftörten.  2)erSbt 
unb  mel^rere  ÜJlönd^e  fanben  ben  SRart^rertob;  bie 
übrigen  flüd^teten  mit  ben  SuHen,  ^üilegien, 
S)iplomen,  bem  Original  ber  DrbenSregel  imb 
anberen  mid^tigen  OrbenSfad^en  nad^  Siano.  3laä^ 
bem  3:obe  beS  ^bteS  2eo  (geft.  915),  unter  bem 
bei  einem  IBranbe  baS  ^utogra{)]^  ber  %egel  beS 
^l.93enebict  gu  ©runbe  ging,  liefen  fxd^  bie  ^bnfy 
t)erleiten,  Don  £iano  nad^  (Sxifua  gu  giel^en;  bort 
erbauten  fie  ein  fd^öneS  ©tift,  t)ertpei<|lid^ten  aber 
aud^,  toöl^renb  bie  bereits  bebeutenben  Sefi^ngen 
beS  JllofterS  eine  93eute  l^abf  üd^tiger  Slbeligen  mt* 
ben.  erft  ber  trefflid^e  ^bt  aiigemuS  (949—986) 
lonnte  baS  Jtlofter  auf  ÜJlonte  Sof fitu)  uneber  fyx* 
ftellen.  Sr  brad^te  aud^  bie  geraubten  Sönbereien 
mieber  an  baS  jflofter  gurüä,  erlangte  Don  ben 
jf aifem  Otto  I.  unb  n.  bie  Seftätigung  ber  fflofkr* 
beft^ungen  unb  bie  l^erfömmlid^en  Smmunitoten, 
^ielt  feine  ÜRönd^e  gu  fianbbou,  Süd^erobfd^« 
ben  unb  flöfterltd^er  3u<^t  an  unb  Ue^  eS  an 
nid^tS  fel^len,  um  bem  jflofter  feinen  alten  9ht^m 
gu  toal^ren.  «IS  %U  SRiluS  ber  Süngere  (f.  b.  ?lrL) 
unter  biefem  Slbte  mit  einigen  ©cnoffen  baS  JHo« 
fter  befud^te,  fonnte  er  bie  ©iSciplin  in  bemfeften 
nur  loben ;  als  er  baSfelbe  abermals  unter  bem 
aufgebrungenen,  gang  ungeiftlid^en  9bte  ^Konfo 
fal^,  brad()  er  in  bie  Siorte  auS:  „Silen  mir  bo* 
öon,  0  SSrüber,  öon  einem  Orte,  über  ben  fid^  baSb 
ber  3om  ©otteS  ergießen  mirb.''  ©o  ttnn:  e§  aoä}: 
SWanfo  mürbe  öon  feinen  eigenen  ÜRöndJen  ge« 
blenbet  (996)  unb  ftarb  öor  ©d^merj.  Unter  fei« 
nem  SRad^f olger  beHerten  fid^  bie  »erl^oltniffe  beS 
JtlofterS  etmaS,  bod^  l^örten  bie  Hämp^t  mit  ben 
unrul^igen  unb  röuberijd^en  ^Rad^bom  nid^t  anf, 
unb  bie  anfangs  nur  gum  ©d^u^e  l^rbeigerufenen 
9lormannen  öermel^rten  nur  bie  SBirren.  ©ornoß 
ftanb  unter  3lnberen  ber  tapfere  SRid^eriuS,  ein 
Sa^er  (1038—1055),  ber  1050  gum  ßarbüial 
erl^oben  mürbe,  bem  Älofter  Dor,  unb  nad(  \iß 
gfriebrid^  (1057—1058),  ©ol&n  beS  ©ergogS  ®o« 
telon  t)on  Ülieberlot^ringen,  ber  als  ©tepl^n  X 
(f.  b.  9lrt.)  ben  pöpftlid^en  ©tu^l  beftieg.  SDBie  fd^n 
unter  bief  en  Reiben,  f  o  l^aben  namentlid^  unter  bem 
mit  ©epberiuS  (1058—1087)  Diele  auSgegei(^ 
nete,  l^eilige  unb  l^öd^ftgefieUte  Scanner  baS  iHofter 
befud^t,  barin  gemol^nt  ober  eS  befd^en^  @o  ber 
^l.  «balbert,  Sif&of  öon  $rag  (f.  b.  art.);  So- 
Joannes,  5lbt  öon  ©orge  (f.  b.  3lrt.) ;  ber  l^l.  ObOo 
Don  Klugnti  (f.  b.  3lrt.  Klugnt)) ;  bann  We  ffaifer 
^einrid^  ber  heilige,  Jtonrab  U.  unb  ^eincid^  ni; 
le^tere  t)erlief en  bem  jllofter  SonftrmationSurfun« 
ben,  3mmunitäten  unb  anbere  ©efd^enfe.  Unter 
ben  köpften  mar  eS  Seo  IX.,  bet  bamalS  9Ronle 
6:affino  befud^te.  3lbt3)efiberiuS,  loeld^  1086  ben 
pöpftlid^en  ©tul^l  als  Sictor  IH.  (f.  b.  «rt)  h« 
ftieg,  brad^te  baS  jflofter  gu  immer  größerer  9lQte 
unb  äußerem  äBol^lftanbe,  fo  ba|  Don  il^m  onS 
aud^  eine  groge  ^ngal^l  Don  t^iliolflöflem  ^5l!ert 
merben  lonnte.  3u  Anfang  beS  12. 3Q^r]^mibe(t3 
lonnte  nod^  3ol^ann  t)on  ©aeta,  SRönd^  biefeSSIO' 
fterS,  ber  unter  ^aSd^aliS  U.  Sarbinal  unb  pS3[$* 


1845 


aRontc  Koffino. 


1846 


fid^ffmtjler  gemorben,  nod^  bief  em  111 8  ben  pöpft» 
Ilcl^  ©tu^l  atö  (Selofmö  n.  (f.  b.  «rt.  V,  228  f.) 
iefteigen;  ollein  t)on  ha  an  fteüten  fid^  mand^erlei 
Unordnungen  in  ÜJlonte  ßaffino  ein,  tl^eilS  burd^ 
ble  SSemirrungen  unb  Umftänbe  ber  3«it  tl^eilS 
imrd^  einige  Siebte,  meldte  oft,  felbft  gegen  i^ren 
SBiQen,  mel^r  ffrieger  unb  tteltlid^e  getreu  atö 
gei|IIid^e  SBorftel^er  »aten.  93ef onberS  bie  Stellung, 
fai  rotli^t  baS  Jtlojler  }u  ben  jfönigen  t)on  ©icilien 
imb  }u  ben  ifaifern  unb  $ö))fien  geriet)^,  fonnte 
loeber  ber  {flofter^ud^t  no(^  ben  ftet§  anä)  in  ben 
Seiten  ber  örgften  SBirren  gepflegten  SBi{|en jd^aften 
günftig  fein.  S)er  t^rannifd^e  Äaifer  Sfnebrid^  IL 
Vertrieb  fogar  bie  ÜRönd^e  (1239)  unb  legte  bafür 
kine  @olbaten  in  ba3  Jtlofter;  biefe  l^auSten  l^ier 
m  jur  «nfunft  ffartö  öon  «niou  (1266).  ®er 
iwn  ^[Japft  Urban  IV.  jum  aSBieber^erfteller  unb 
Reformator  oon  Sßonte  Saffmo  ernannte  Slbt  Don 
fierin,  Seml^arb  3[tigleriu§,  ein  gelehrter,  from- 
mer, fluger  unb  fiarfmütl^iger  ^err  (geft.  1282), 
cntfprod^  gan§  ben  ^fid^ten  be9  ^apfteS.  Sr  t)er» 
fd^ffte  bem  fflofter  alle  Sefi|ungen  unb  9ted^te 
tDteber  unb  lie^  ein  SSerjeid^ni^  barüber  anfertigen. 
9uf  Sitten  feines  l^eiligen  gfreunbeS  Sl^omaS  oon 
Squin  errid^tete  er  aud^  ein  ^lofter  für  bie  S)omini> 
coner  in  @an  ©ermano,  mo  er  ^ugleid^  ein^ojpital 
für  bie  ^Pilger  ju  ©t.  Senebict  erbauen  lie^.  3ni 
3. 1294  beööHerte  ßöleftin  V.  bie  «btei  mit  SKön- 
d^  beS  Don  il^m  gegrünbeten  DrbenS  ber  Köle- 
fHncr  (f.  b.art.  m,  582  ff.);  »onifaa  vm.  gab 
fle  aber  nod^  im  felben  Saläre  ben  Senebictinem 
gurüdf.  Sine  anbere,  bem  Slnfd^eine  nad^  eieren- 
toDe  unb  Dom  $apfte  in  guter  ^bfid^t  getroffene 
Scrönberung  erfolgte  burd^^ol^annXXU.  2)tefer 
aolb  bie  9lbtei  juetfi  bem  ^triard^en  Don  Sle^an- 
orten  }ur  SBenoaltung  unb  erl^ob  bann  burd^  bie 
SuIIe  Snpemus  opifex  Dom  2.  ÜRai  1321  bie  el^r- 
»ürbige  Äird^e  Don  SKonte  Eajfmo  gur  Sat^ebrale, 
ben  Vbt  inm  Sifd^ofe  unb  bie  SJiönd^e  ^u  Satbe« 
brolcononilem.  S)ie  alte  @tabt  Safftnum  toar  fd^on 
WK&er  »ifd^oföfi^,  unb  nad&  ber  Irabition  foll 
fd^on  ber  1^1.  $etrug  für  benfelben  einen  Sifd^of 
orbinirt  ^ben.  SBir  fennen  aber  nur  bie  92amen 
Hirn  )loei93ifd^öfen,  (SoprariuS  unb  @eDeru9;  Jener 
ttior  rm  465,  biefer  um  487  bei  einem  römifd^en 
SonciL  918  SUarid^  biefe  @tabt  Dem)üftete  unb 
Zl^borid^  fie  ganj  jerftörte ,  l^örtc  ber  Sifd^ofS» 
M  mieber  auf  (üghelli  X,  41  sqq.;  Moroni 
JliVI,  158).  9ud&  ber  965  errid^tctc  unb  1145 
imterbrfidHe  @i^  Stino  liegt  im  Umfange  ber  9lb- 
tri  (Moroni  m,  94).  S)ie  Sifd^öfe  be§  reftituir- 
int  @i|e8  Saffino  follten  unmittelbar  bem  l^ei- 
Bgen  Stul^le  unterfteüt  fein.  93on  ^ignon  au8 
ernannt,  befümmerten  ftd^  übrigen^  bie  fremben 
€5cularbifd^öfe  menig  um  ba§  @tift,  unb  bie 
etiftöl^en,  bei  benen  3u^t  wnb  SRcgel  Dcrloren 
ging,  bagegen  mel^r  um  bie  @in!ünfte  ^u  il^rem 
eigenen  ttnflfürlid^en®ebraud^e.  S)a3u  famen  nod^ 
oi&ere,  bem  Stifte  l^öd^ft  nad^tl^eilige  Uebel :  Sm- 
ghmng  ber  StiftSoaf allen ,  93em)üftungen  unb 
$Ifinbenmgen  burd^  bie  Ungarn  unb  1349  ein 


fürd^tcrlid^eS  ßrbbeben,  burd^  meld^eS  ba§  ©tiftS- 
gcbäube  aufammenftürgte.  S)ie  toenigen  aRönd^e, 
toeld^e  fid^  unter  bief cn  traurigen  SSerl^ältnijf  en  nod^ 
äu  aRonte  ©affino  l^ielten,  mußten  beinahe  gel^n 
Saläre  lang  nad^  biefem  ßrbbeben  in  armen  §ütten 
tool^nen,  meldte  il^nen airfben SRuinen  beS ftlofter« 
errid^tet  toorben  waren,  ffiiefem  Suftanbe  l^alf  Ur« 
bau  V.,  ein  Scnebictiner,  ab.  (Sx  en^og  ben  Siebten 
ben  aSifd^ofStitcl  (1367),  nad^bem  neun  »ifd^öfe 
auf  biefem  ©tul^le  gefeff en  (Garns,  Ser.  Epp.  900), 
erflärte  fld^  fclbft  jum  3lbt  Don  TOontc  Saffino  unb 
Derpflid^tete  atte  Scncbictinerflöfter,  jur  SBieber- 
l^erfteüung  il^rcr  ÜRutterabtei  Seifteuem  ju  liefern, 
Slud^  lie^  er  au§  ^föei  anberen  fflöftem  gut  biScipli« 
nirte  3Rönd^e  naä)  SKonte  Kaffino  f  ommen  unb  f  efctc 
bann  ben  mürbigen  SlnbreaS  be  Sf^^önga,  Senebtc« 
tiner  ber  Samalbulenf er»Kongregation,  1370  jum 
Slbte  Don  aRontc  Saffmo  ein.  ©o  !am  baö  ftlofter 
mieber  in  beffcm  Suftanb,  unb  3lbt  ^ßietro  be 
lartariS  (1374—1395)  brad^te  eS  nod^  mel^r  em- 
por. Seiber  brad^te  baS  15.  Sal^r^unbert  t^cilS 
infolge  ber  l^eillofcn  SSermirrung  im  ftönigreid^ 
3liaptl,  tl^eilS  infolge  ber  Slufftellung  Don  6^om- 
mcnbatar»Slcbten  (1454 — 1504;  bererfte  mar  ber 
Karbinal  ©carampi),  bem  ©tifte  tiefe  SBunben 
bei.  erft  ber  auf  Sefc^l  beS  ^opftcS  3uliu8  H. 
im  3. 1504  5U  ©taube  gebrad^te  Slnfd^lu|  an  bie 
Dor  ihirgcm  burd^  ben  Senebictiner  Don  $abua, 
SuboDico  SSarbo,  Deranlajte  Senebictinerflöfter- 
Kongregation  ber  l^l.3uftina  rettete  ba8©tift  Dom 
göngltd^en  9tutn  unb  fül^rte  mieber  beffere  Sage 
gurüdf,  bie  bis  auf  bie  neuere  3eit  bauerten.  S)er 
Slbt  filierte  ftetS  ben  Sitel  „§aupt  afler  Siebte  beS 
93enebictinerorben§,  ffangler  unb  ©ro^foplan  be§ 
l^ciligcn  römifd^cn  Sleid^eS,  gürft  beS  gfriebenS" ; 
anii  übte  er  als  SSorftel^er  biefer  Abbatia  nullius, 
mte  l^eute  nod^,  bif d^bflid^e  @erid^t§bar!eit  au§.  3u 
gnbe  beS  Dorigen  Sal^rl^unbcrtS  raubten  bie  gfran- 
jofen  baS  rei^e  Patrimonium  beS  J^lofterS  unb 
be§  SiStl^umS.  ©pöter  marf  ber  jtönig  Don  9leapel, 
ber  ba§  Patrimonium  nid^t  mel^r  reftituirte,  als 
iöl^rlid^e  Sntfd^äbigung  14000  ^ucaten  an%.  93on 
ber  in  ber  legten  3eit  erfolgten  allgemeinen  Sluf» 
l^ebung  ber  ff löfter  burd^  bie  italienifd^e  SRegierung 
ift  nid^t  einmal  biefcS  altel^rmürbige  aRutterflofler 
ausgenommen  morben;  bod^  l^at  man  eS  megen 
fetner  l^ol^en  gefd^td^tltd^enSebeutung  gum  „!Ratio- 
nalmonument"  erflärt  unb  bie  SRöndJe  als  Stuf« 
feiger  unb  Mter  beSfelben  belaffen.  2)aS  überaus 
mertJ^DoHe  lird^iD,  weld^eS  brei  ©äle  im  (Srbgef  d^o| 
einnimmt,  ift  \M  eine  ©ection  beS  ©taatSard^iDS 
in  92eapel.  SMe  SSibliotl^ef,  bie  mol^l  fo  alt  als  baS 
ff lofler  f elbft  ift,  aber  burd^  bie  l^äuflgen  3erftörun- 
gen  unb  fonftige  Unbilben  Diel  gelitten  l^at,  ift  l^eute 
nod^  retd^  an  f  eltenen  95Ber!en,  bef  onberS  Srfibrudten 
Don  t^uft,  ©meinSl^eim,  SllbuS  unb  Ruberen,  bie 
in  pröd^tig  gefd^nijten  9ht^baumföften  aufbemal^rt 
merben.  S)ie  mufilalifd^e  Sibliotl^el  be{i|t  unter 
anberen  ©eltenl^eiten  baS  Originalmanuf cript  Don 
$ergolefe'S  Stabat  mater.  SllS  eigentUd^er  SBie« 
ber^erpcller  ber  Sibliot^ef  ift  P.  ßraSmuS  (Sattoto 


1847 


Montenses  —  SRontfaucon. 


1848 


(1662—1734)  ju  nennen,  nnb  bie  l^eute  an  irbi» 
fd^en  ©fitem  fo  armen,  aber  auf  geiftigem  ®e- 
biete,  toxt  faft  ju  allen  Seiten  beS  ÄIofter§,  no(i^ 
um  fo  tl^ätigercn  SRönd^e  —  toir  nennen  nur  ben 
gelel^rteften  ®efd^id^t|d^reiber  StalienS,  P.  Suigi 
Softi — ,  l^abenneueftenS  in  il^rer  eigcnen®ru(Ierei 
burd^  ein  ^rad^ttterl  ben  großen  SReid^tl^um  an 
alten  Urfunben  unb  ^anbfd^riftcn  il^rer  Sibliotl^ef 
ben  ©elel^rten  jugänglid^  gemad^t.  S)iefed  l^at  ben 
Sitel  Bibliotheca  Cassinensis,  seu  Codicum 
manuscriptorum,  qui  in  Tabulario  Cassin.  as- 
servantur,  series  per  paginas  singillatim  enu- 
cleata,  notis,  characterum  speciminibus  ad  un- 
guem  exemplaris  aucta,  5  voll.  foL,  1873  sqq. 
(S3gl.  ba^u  aud^  Caravita,  I  codici  e  le  arti  a 
Monte  Cass.,  18708g.)  ^ud^  eine  bebeutenbe  @e« 
mälbegalerie  befa^  ba§  Jtlofter,  bie  iebod^  t)on  ben 
Qfranjofen  ge})Iünbert  würbe.  SBie  bie  toiffenf d^aft« 
lid^e  uno  pöbagogif  d^e  2:]^ötigfeit,  f  o  wirb  aud^  l^eute 
nod^  bie  f ünft(erifd^e  empg  f ortgefejt.  ?Rad6  ber  in- 
folge be§  EuIturifornpfeS  erfolgten  ^uf^ebung  ber 
93enebictinerabtei  Seuron  in  ^^ol^enjoüem  n)urbe 
ber  größere  Xf^M  ber  bafelbft  gegrfinbeten  Äunft- 
fd^ule  nad^  SJtonte  (Saffmo  t)erlegt  unb  biefe  l^at 
bef  onberS  ba§  Sr^flofter  mit  Sfre§!en  unb  plaftif  d^en 
Silbtoerfen  jur  würbigen  geier  beS  im  %  1880 
begangenen  14.  @öculariubUäumd  ber  ®  eburt  il^reS 
großen  ^atriard^en  auggefd^mudtt.  $eute  leiten  bie 
ÜRönd^e  au^er  bem  Jtlofterfeminar  aud^  einSIerical» 
f eminar  für  bie  2)iöcefe  ober  t)ielme]^r  bie  Abbatia 
nullius  Montis  Cassini,  meldte  in  84  @emeinben 
57  «Pfarreien  mit  73400  ©laubigen  umfaßt.  S)ie 
Sof)!  fämmtlid^er  ^riefier  beS  ©prengelS  betrögt 
252,  wobei  aud^  bie  jtfoftergeiftlid^en  eingered^net 
ftnb.  (IBgl.  nod^  E.  Gattola,  Eist.  Abbatiae 
Montis  Cassin.,  2  voll.,  Venet.  1733;  Idem, 
Accessiones,  1734;  L.  Tosti,  Storia  della  Ba- 
dia  di  Monte  Cassino,  3  voll.,  Nap.  1841  sino 
1843;  n  med.,  Archive  Cassinese,  Nap.  1847 ; 
II  med.,  Della  vita  di  S.  Benedetto.  Discorso 
stör.,  Monte  Cass.  1892;  A.  Dentier,  Bevue 
contemp.X,  1853;  Lemdme,  Monast.  dltalie, 
2  vols.,  Paris  1866;  Caravita,  I  codici  e  le 
arti  a  Monte  Cassino,  3  voll.,  Nap.  1869  sino 
1870;  Guillaume,  Description  du  Mont  Cas- 
sin, Monte  Cass.  1874;  Taeggi,  Paleografia 
artistica  di  Monte  Cassino,  Monte  Cass. 
1876  sg.;  SRidtenbad^,  2Ronte  gaffmo  öon  feiner 
©rünbung  bi§  ju  feiner  l^öd^ften  Slüte  unter  SQlbt 
©efiberiuS,  ginpebeln  1884—1885.)     [iRel^er.] 

Montenses,  f.  S)onatiften. 

Montes  pietatis,  f.  Seil^anftalten. 

9toitf  efa,  fpanif  d^er  Kitterorben  öon  U.  S.  grau, 
genannt  nad^  ber  SSergfeftung  ÜRontefa  in  ber  l^eu- 
tigeu  ^roöinj  3lKcante,  würbe  öon  3acob  n.  oon 
SIragon  jum  Kampfe  gegen  bie  ÜRauren  geftiftct 
unb  öon  $at)ft  Sol^anneS  XXII.  auf  ©runblage 
ber  giftercienferregeI1316beft(üigt.  ©erfelbc  $apft 
überwies  b^m  neuen  Orbcn  aUe  ©üter,  weld^e 
ber  aufgel^obene  Slemplerorben  in  ben  ©ebieten 
t)on  SSragon  unb  SSalencia  bcfeffen  l^atte.  Sel^n 


9titter  beS  SaIatrat>aorben§  (f.  b.  9lrt.)  würben  bie 
erften  ©lieber  beS  OrbenS  t)on  ÜRontefa,  ber  aud^ 
für  bie  3ufunft  ber  SuriSbiction  be§  ÖrbenS  Don 
Kalatraöa  unterftettt  blieb.  ®er  erjic  ©rofemeijter 
war  SBiD^elm  gritti.  9lad&  bem  lobe  beS  14.  ©rofe- 
meifterS  $etru§  Subwig  @aIceranbe93orga  würbe 
ba§  ®ro|meiftert]^um  unter  jfönig  $^ili))p  H 
für  immer  mit  ber  ßrone  oereinigt  imb  ben  S^em 
bie  Srlaubnil  gegeben,  gu  l^eiraten  unb  gu  teftntn. 
(93gl.  Helyot-Migne  H,  1079;  Moroni  XLVI, 
241.)  •  [©trcbcr,] 

'SBonfeffaio,  Snton,  fponifd^er  2)ominicaner, 
trat  )u  @aIamonca  in  ben  Orben^  wirfte  ]^an))t* 
föd^Iid^  in  SBeftinbien  unb  ftarb  bofelbfi  at§  9hff» 
tt)rer  um  ba§  ^al^r  1545.  ^13  ißertl^eibiger  bec 
unterbrüdCten  3nbianer  l^ielt  er  }u  @.  SDomingo 
t)or  bem  SSicef önig  eine  @trafrebe  gegen  bie  Sob* 
niften,  woburd^  er  ben  Semül^ungen  be§  SaS  ^q§ 
vorarbeitete,  ^ud^  fd^rieb  er  eine  Infonnatio  JQ- 
ridica  in  Indorom  defensionem.  (93gL  Qn^ 
et  Echard,  Scriptores  0.  Praed.,  Paris.  1721, 
123,  wo  weitere  OueKen  über  i^n  ongegeboi 
pnb.)  [«.  gffer.] 

'SBoitiefbtos,  Subwig  be,  ein  ongefel^ 
Seigrer  ber  fd^olaftifd^en  Sl^eologie  an  ber  f)xmi* 
fd^en  @d^ule  p  ^Icala  be  ^enoreS,  ful^rte  wegen 
feiner  ©eifleSfd^ärfe  unb  ©elel^rfomfeit  ben  S5ei« 
namen  Doctor  clarus.  £r  leierte  unter  fold^ 
3ulauf,  ba^  fein  9(ubitorium  tro^  anfe^nlid^ 
©rö^e  bie  Sul^örer  nid^t  f äff en  tonnte.  Mc  6^« 
fteUen  unb  93idtl^ümer  fd^Iug  er  au§  unb  blieb, 
obf d^on  fpäter  faft  blinb,  Se^rer  ber  Slfteologie  bi8 
5U  feinem  Sobe  im  3. 1621.  ©ein  SBer!  Com- 
mentaria  in  Primam  secundae  S.'Thomae, 
Compluti  1622,  erfd^ien  erft  nad6  feinem  Xobe. 
(Sgl.  Genör,  Theol.  dogm.-schol.  I,  procbr.  1, 
c.  4,  p.  169;  Hurter,  Nomenciator  lü  I, 
525  sq.)  [21.  gjfer.] 

^ontfaucon  (Montefalconius),  lBern.0., 
0.  S.  B.,  eine  ^aupt^ierbe  ber  um  ffird^  unb 
3Bi|fenfd^aft]^od^Derbientenßongregationber3Rau« 
riner  (f.  b.  9lrt.  2Kauru§,  ©t.),  war  ber  ©prölfrag 
eines  eblen  ©ef d^Ied^teS,  weld^eS  in  fiangueboc  in 
bebeutenbem  Slnfel^en  ftanb.  @r  UMir  im  ©d^Iojje 
©oulage,  in  ber  S)iöcefe  9larbonne,  geboren  (1655) 
unb  würbe  auf  bem  ©d^Ioffe  S^oquetoittabe  in 
bem  ©prengel  t)on  ^lletl^  unter  ben  9ugen  feincS 
93ater3  2:imoIeon  o.  ÜJlontf aucon  bis  in  fein  fteben* 
teS  3al^r  erjogen.  5tar  furje  Stit  befonb  fui^  ber 
Jhtabe  in  bem  SoDegium  ber  d^rifUid^en  Se^  )n 
fiimous,  worauf  er  wieber  im  Döterlid^en  bai^ 
unter  berSeitung  eines  eigenen  Sel^rerS  mit  ^ines 
SSrübcm  eine  forgfältige  ßrjiel^ung  erl^iett.  3* 
Seetüre  eines  franjöftfd^en  $Iutard^,  weld^  bem 
jtnaben  in  bie  ^önbe  ^el,  mad^te  einen  fo  tiefen 
SinbrudC  auf  feinen  ©eift,  ba^  et  Don  biefer  3^ 
an  mit  befonberer  IBorliebe  an  ber  ®ef d^id^te  }fto% 
unb  biefe  Üleigung,  weld^e  ein  ou^erft  glüdütd^ 
©eböd^tni^  erfolgreid^  unterftü^te,  wöl^ttnb  feimS 
ganjen  SebenS  beibel^ielt.  SntjünbetDonbenSiegen 
unb  ^elbentl^aten,  weld^e  bie  ®ef d^id^te  auf  iebon 


SRontfaucon.  1850 

t  friert,  föfiltt  fi$  bei  äititgling  jutn  äBaffen-  btittn  i^m  mo^t  tinleudEitttt.  3>U  tt^nntml  bti 

t  ^ingcjogtn.  ISlai)  Iiiijtm  ^ufent^Ile  bei  ^cbiüifc^m,  bti  (l^albäift^tn,  |i)n|c()en,  famaritanU 

iab<te  Don  $ti:|)igiuin  Imäfit  i^it  bn  Sab  f<^«i,  foptifc^tn  Spiad^e  maiftt  n  ^ä)  ju  eigen, 

ißateiS  im  3, 1672  imlet  ben  ©(i)u6  eintS  unb  auä)  bie  araMjcde  blieb  l^m  nicE|t  flonj  fremb, 

1  SJenimnbten,  be8  5Dtürqui8  b'&oulepDuI.  SBtnn  ÜRontfaucon  oufbitlefflJrife  eifrigP  btPteM 

in  folgte  IDIontfoucon  na^  S)eulfqIonb  unb  idoi,  fic^  mit  ben  notbnenbigen  QJtitteln  gu  einem 

t  als  SreimiUigei  in  bei  Srmee  beS  Wlax'  niffenfii^ftlid^tn  SBirFen  auiguiüfltn,  fo  emxntete 

!  Sutenne  jniei  Sa^ie  lang  flritgsbienfte.  ti  für  ba8  begonnene  Unternehmen  bei  auflgabe 

ftn  mar  er  Don  bei  iSorle^ung  ju  einem  ber  gned^ifc^en  Sidter  ben  bebeutenbften  SBoifti^ub 

R  Sienpc  QuSerfe^en.   Segen  fd^njiic()lii$ec  Donbtr^id^foife^ungberbenüdmtenSibliot^efen 

xbtfc^affen^dt  unb  angegri^ener  @efunbbeit  StalienS,  in  beten  @cE)o|e  er  nichtige  griet^ift^ 

B  er,  bem  Statte  feintS  Sjermonbten  t^olge  ^nbfd^ciften  finben  }u  tonnen  Übeneugt  mar.  3u 

b,  bie  friegeriii^e  fioufboljn.  *J(acEi  (orgfaltiger  biejem  6nbe  untemabm  er  mit  Siunibnig  feiner 

mg  gelangte  er  nun  iu  bem  ßntji^liijie,  feine  Obern  im  3. 1698  eine  Iiiipenf(l6afttic6e  Weife  na^ 

t  bem  ®ienfte  ber  Äitibe  ju  wibmen.  5E)en  Stolien,  auf  meieret  et  bie  ©ibliotl^eren  in  ben 

Biffenfc^aft  unb  g^rSmmigteit  glei<^  regen  mri^en  Stöbten  mit  unetmübetem  ^ei|e  bur^- 

SKontfauconS  jogen  aber  bie  SSeftrebungen  fu<5te  unb,  toie  er  DorouSgefe^en,  eine  tei^lid^t 

lenebictiner-dongregation  ©1.  3Kaur,  meldte  ausbeute  madite.  ©einüterariit^etiRufBerf^affte 

bamalS  in  i^ter  fc^änften  Slüte  fic^  befaiib  i^m  aOenDärtS  e^nnooQe  Slufna^me,  befonberS 

üie  allgemeine  Sld^tung  geno^,  auf  baS  Un-  in  SRom,  »o  er  am  längften  Denwilte  unb  einige 

Pe^Iii^Pe  an.  liefern  «reife  üuSgejeic^neter  3eil  au^  bie  ©ejc&äfte  eineS  ©enerolprocurotorS 

in  anjuge^Brcn,  toar  SBemorba  fel^nlic^fter  feiner  ßongregation  ju  führen  ^atte.  ©elbft  bie 

10.  36ni  wucbeSBefriebigungburc^bieiuf-  5|Jäppe  3nnDcenj  Xn.  unb  ßlemenä  XI.  bemiefen 

e  in  baS  jMsfier  la  3)autabe  ju  Xouloufe,  bem  f^Iii^ten,  gelehrten  unb  frommen  Otbeni' 

l^em  ber  3iingling  üuä)  nai^  mufter^aft  Be-  manne  i^re  befonbere  Stiftung,    ^ai)  breifd^ri- 

mem$robeja^rebiefeierlic^cnOiben8gelübbe  gem  Slufenttjalte  in  Stalten  fe^rte  SDontfoucon 

te  (1676).  5Eier  junge  Drben§mann  bemübte  in  fein  SBatetlanb  juiüd  unb  na^m  feinen  ©if 

uS  oQen  Jhäften,  feinet  ert)abenen  SSenifee  für  immer  in  ^ariS.  XRtt  ra^Iofei  2b^#it  im 

Httbig  JU  geigen.  3n  allen  OrbenS^äufem,  Steii^e  bei  Sß)iffenf(^afl  atbeitenb,  bereicherte  et 

nen  et  auf  iSefet)!  feinet  Oberen  meUte,  fortan  bie  j^rc^e  unb  bie  gelebite  Sßktt  mit  t>ielen 

:  man  ißematbS  innige,  unge^eui^elte  S^röm-  SBerfen,  Uel^e,  toie  fic  einen  glänjenben  Seleg 

it  niii^t  minber  Inie  feinen  rnftlofen  gifer  für  feine  tiefe  ©elebrfamleit  liefern,  au^  einen 

ie  SSiffenfi^aft  ju  rüttmen.  Sejiterei  erhielt  bauemben  SBettb  befi^en.  iBef onbetS  Diel  DerbanR 

t  Stbtei  Sorröje  neue  ^ßa^rung  bui0  ^e-  i^m  bie  rümifcbe  unb  grie^iff^e  9lltcrt^um§funbe, 

:  SBerfe,  nel^e  Hlontfaucon  1)Ur  Botfanb.  foioie  bie  Spatrifli!  unb  bie  biblifc^e  Siteratur. 

mgefttengtem  S^eifee  lonrf  er  fidi  ie|t  auf  bie  ÜJlan  tübmt  an  9JIontfauton  neben  ftounenBroertl^et 

rnrng  bei  grie^ifrften  ©pra^e,  beten  Äennt-  9JIannigfDllig!eitbefl^iffenleinenfeItenenSd^rf- 

on  folgenteid&em  Sinfluffe  auf  feine  liteia-  büÄ,  ein  geiet^ttä  Urt^eil  unb  eine  Boi^üglid^e  tri- 

S^ätißteit  mürbe.  6in  mehrjähriger  IHufent-  tifc^c  (itenauiciteit.  Senn  i^n  fe^on  biefe  Sigen> 

n  ber  SIbtei  la  ®iüf je  bei  Sarcuffonne  bffnete  ft^aftnt  ju  einem  ber  gele^flen  SRännet  fraiefi 

egeiftrtten  Süngei  bei  asiffenfiöüft  bos  reit^e  3Qbii)unberi5  erbobcn,  fo  Deifd^fflen  i^m  feine 

i  bet  5fJbilofop|ie  unb  Sbeologie,  unb  biefe  übrigen  btiBo^agiiben  Sugenoen  eine  fo  bo^ 

i  S>iSaiilinen  nnbmen  jieit  neben  bem  ©tu-  tütfetung  unb  ©ellung,  bafe  er  bie  fibelflen  ju  feinen 

ber  gtie<^if(f)en  ©piad)e  unb  @efi^i(^te  feine  türeunbtn  unb  @ßitiiein  jä^lte  unb  ein  ©egenftonb 

jänjUi^  in  Slnjpnicb.  einige  liletaiif^  9Ir-  großer  Slufmetfiomteit  für  alle  ^lemben  Bon  lite« 

,  meld&e  HlontfQUCon  biet  Deifudbte,  fanben  i:oriic6erScbeutuu9mQr,meIc^B3rünrrei(^§aupt- 

ünftigeSeurt^etlung  öon ©eilen beiOibenä-  ftabt  befuiftlen.  eine  gtoße  3aI|I  ©ele^rter  inner- 

;  befonbeiS  befriebigt  fpiot^  fid^  bei  au9-  Ijalb  unb  au^erljalb  berfflofterjelletxtbanbfle^gu 

^eteunbbö^Peinflu|ieit^e3naurinet6tQU'  einer  ^Ifobemie,  bie  fi(^  i^ni  ju  fibren  bie  Ä(abe- 

IRattin  aus.  31KQn  unterflütile  unb  fötbeite  mie  ber Scmorbiner  nannte;  bie fbnigiit^e Blabe- 

auf  alle  Sßeife  iffiontfauconS  ©lubien.  6nb-  mie  ber  Snf^riften  unb  freien  ffün^e  gu  $ori8 

e^en  1687  bie  SQor^e^ei  im  93ertrauen  auf  e^rte  feine  9)erbienfte  um  bie  SBiffenf^aft,  inbem 

bereits  erworbenen  ffenntniffe  an  i^n  ben  fte  i^n  ju  i^rem  lEftitglieb  ernannte.  ®er  geleimt 

)m  SRuf  nadb  $ari§  eigenen,  um  fiä)  bafelbjt  unb  fiomme  HJIauriner  enbete  fein  fru^tbringenbeS 

Htarbeiter  an  ber  neuen  9Iu8gabe  ber  3ßer(e  Sßirfen,  nadjbem  iSpn  feine  mäßige  SebenSroeife 

I.  ^Itbanafiuä  unb  beS  bl-  S^rpfoftomuS,  eine  ununterbroiJ^e@e)unbl^  gefiebert  batle,  im 

:  bie  Kongregation  eben  iniflngriff  genommen,  ^oljtn  ©leifenaltei  in  bei  91btei  ©t.-®ennaln-beB- 

^igen.  Obmobl  buti^  biefeS  Unternehmen  ^te§  $u  ^riS  am  21.  Slecembet  1741.   33ie 

tetn  bef^äftigt,  mufete  äRonlfaucan  bennoeb  giofee  ^ebeutiing  biefeS  gelebrlen  ÜJlamteS  bejeu« 

in  finben  jur  Slneignung  ber  ortentalifd^n  gen  bie  Söorte,  mit  benen  bet  @arbtnal  Ouitinl, 

^en,  beten  9)utfen  füt  feine  lileiarifd^en  ^t-  ^if^of  }u  ^reScta,  meieret  bem  SenebictinetDriwn 


1851 


SMontmirail  —  SOloorc. 


1852 


angel^drte,  ben  SSerluft  be§  S)a^in9efd^iebenen  be» 
trauerte :  Amisit  —  fo  fd^rieb  er  —  in  eo  homine 
Benedictinus  Ordo  noster  decus  eximimiiy 
Gallia  virum  toto  orbe  celeberrimmn,  literaria 
omnisrespublica  ingenium  praestani^ssimum, 
aetas  ista  scriptorem  omnium  saeculorum 
memoria  dignissimum. 

SBenn  toir  ÜRontfouconS  literarifd^e  Sl^ätigfcit 
überfd^Quen,  fo  treten  unS  t)or  ^Qem  bie  t)on  il^m 
beforgten  ausgaben  gried^ifd^er  9Ber!e  entgegen^ 
weld^e  er  mit  öielen  l^öc^ft  toid^tigeu  Slotisen  Der« 
]ai^,  tote:  Analecta  graeca  sive  varia  opuscula 
graeca  hactenus  inedita  etc.,  l^erauSgegeben  ttt 
©cmeittfc^aft  mit  $ugetutib  ßopiit  ju  $ari§  1688; 
S.  Athanasii  Opera  omnia  quae  exstant  v. 
circmnferuntur,  notis  et  variis  lectionibus 
illustrata,  Par.  1698,  3  voll,  in  fol. ;  Collectio 
nova  Patrum  et  Scriptorum  Graecorum  Eu- 
sebii  Gaesariensis ,  Athanasii  et  Cosmae 
Aegyptii,  Par.  1706,  2  voll,  in  fol. ;  Le  livre 
de  Philon  de  la  vie  contemplative,  traduit 
sur  I'original  grec,  Paris  1709;  Hexaplorum 
Origenis  quae  supersunt,  multis  partibus 
auctiora,  quam  a  Flaminio  Nobili  et  Joanne 
Drusio  edita  fuerint,  Par.  1713,  2  voll,  in 
fol.^  Ghrysostomi  Opera  omnia  quae  exstant, 
in  ©cmeitifd^aft  mit  anberen  DrbenSgKebem,  Par. 
1718  sqq.,  13  voU.  infol.  —  SSoti  l^ö^erSe- 
beutung  fittb  aud^  j[ene  auf  mül^fame  tjforfd^uttgett 
gebauten  arbeiten,  burd^  toeld^e  SJiontfaucon  bie 
^Itertl^umSfunbe  tote  SBentge  beretd^erte.  93oran 
gel^t  l^ier  baS  ungemein  reid^l^altige,  bt§  je^t  ned^ 
unübertroffene  S3erf  Palaeographia  Graeca, 
Par.  1708,  woburd^  attein  fd^on  ber  SSerf affer 
nad^  bem  3^ugniffe  aller  ©elel^rten  feinem  9lamen 
einen  unfterbltd^en  SRul^m  ermorbcn  l^ätte;  in  biefe 
jtategorie  gel^ören  femer :  L'antiquitö  expliquee 
et  repräsentee  en  figures,  Par.  1719,  10  vols., 
latein.  u.  franj.,  toeld^er  ©d^rift  im  3.  1724  nod^ 
fünf  @u))plementbönbe  folgten ;  Les  monuments 
de  la  Monarchie  fran9aise,  Par.  1729 — 1733, 
5  vols.  in  fol.  —  S)auembe  ^Inerfennung  t)er- 
bienen  be§  SJerfafferS  tDert]^t)oEe  Setftungen  auf 
bem  ©ebtete  ber  ^anbfd^riftenfimbe,  toorüber  er 
ein  felteneS  Sid^t  verbreitete,  mie  fd^on  in  feinem 
Sßerfe  Diarium  Italicum,  Par.  1702,  in  meld^em 
nebft  t)telen  nü^Itd^en  9iad^rid^ten  aud^  ein  genauer 
3luffd6lu|  über  ben  Seftanb  ber  SKanufcripte  in 
ben  italienifd^en  Sibliotl^efen  gegeben  wirb ;  femer 
in  ber  @d^rift  Bibliotheca  Coisliniana,  olim 
Segneriana,  sive  Manuscriptorum  omnium 
Graecorum,  quae  in  ea  continentur,  accurata 
descriptio,  Par.  1715;  bann  in  bem  95Berfe 
Bibliotheca  bibliothecarum  manuscriptorum 
nova,  Paris.  1739,  2  voU.  in  fol.  —  gnblid^ 
fd^rieb  er  mel^rere  fletne  9lbl&anblungen  über  Der» 
fd^iebene  ®egenftänbc,  metp  fritifd^en  Snl^altS, 
tt)ie:  La  verite  de  I'histoire  de  Judith,  Paris 
1690 ;  Vindiciaeeditionis  S.  Augustini  aBene- 
dictinis  adomatae,  adversus  epist.  Abbatis 
Germani,  Bomae  1699 ;  Di&^ertoAiQii  &\u:  le 


Phare  d' Alexandrie ;  Dissertation  sur  laplante 
appelee  Papjnnis  u.  31.  (S5gl.  Fabricii  BibL  gr. 
XIII ;  Pez,  Biblioth.  Benedictino-Mauriana; 
le  Gerf,  Biblioth.  bist,  et  critiq.;  Du  Pin,  Bi- 
bUoth.  XIX ;  Safftn,  ©elel^rtragefd^.,  ubcrf.  m'S 
©eutfd^e,  gfranff.  u.  Scipj.  1774,  H,  292  ff.;  E. 
de  Broglie,  La  Societe  de  TAbbaye  de  Saunt- 
Germain-des-Pres  au  18®  siecle,  Bemard 
de  Montfaucon  et  les  Bemardins  1715  a 
1750,  2  vols.,  Par.  1891,  loofelbft  eine  1739 
t)on  ÜJlontfaucon  gefd^riebene  ©elbftbiograp^ie 
ober  ÜJlemoirenfftjge  §um  erften  ÜRale  t>eraffeitt* 
lid^t  ift.)  [^auSiDtrt^.] 

'SSidtiflltiraU  (de  Monte  mirabiH),  3o|an' 
ne§,  aud^  2[o]^anne§  ^umütS  genannt,  etn(l^i|}er> 
cimfer  be§  ftlofterS  ßongpont  in  ber  SHöccfe  6ot^ 
fon§,  mar  in  ber  legten  ^ölfte  beS  12.  äol^i^unbettö 
geboren  unb  ftammte  au§  bem  l^od^obeligen  (Se* 
fd^Ied^te  ber  ^errm  t)on  9nontmtraiI.  Stüterftd^ 
XJ^aten,  banäen  aber  aud^  d^rifttid^e  Sugettbes 
geid^neten  il^n  au§  in  feinem  erflen  Seben§abfd^mtte; 
geme  l^ötte  er  am  ffampfe  gegen  bie  ^(bigenjer 
tl^eilgenommen,  mürbe  aber  burd^  ben  Sinfprs^ 
feiner  ©emal^Iin  baran  gel^inbert.  ^terburd^befon« 
berS  reifte  ber  Sntfd^Iu^  in  il^m,  ftc^  gong  tion  bei 
SBelt  loSgumad^en,  utU>  er  trat  gegen  ba§  3a^ 
1210  in  baS  jflofter  }uSongpont  ein,  mo  er  oi^ 
mal^rfd^einlit^  im  3. 1217  ftarb.  ©eine  &6ar8« 
bef(^reibung,  t)on  einem  }iemtii^  gletd^geitig  leben« 
ben  OrbenSgmoffm  t)erfagt,  rü^mt  befonberS  feio 
ftrengeS  Sf^ften,  feinen  ©el^orfam,  feine  S)enmt^ 
unb  feine  ©anftmutl^.  3m  giftercienferorben  ge» 
nie^t  er  ba§  ^öbicat  eine§  Seligen  ober  au$ 
eines  ^eiligen;  feine  SSercl^rung  (am  29.  Sep» 
tember)  ifi  alt  unb  unbeftreitbor,  tnenn  fdjon  ha 
fird^Iic^e  &inonifationgproge^  nid^t  Döflig  bunt* 
geführt  ju  fein  fd&eint.  (3}gL  BoIL  Sept  VUI, 
186  sqq.;  @tabler,  SSoOftönbigeS  ^eiligen^Sepfoft 
m,  Augsburg  1869,  323  f.)  \%.  effer.] 

^ooxe,  S  ]^  0  m  a  § ,  gefeierter  trifd^  2)i(|tec 
unb  Slpologet  toar  geboren  am  28.  SRai  1779 
)u  Dublin,  too  fein  93ater,  ein  eifriger  StQ!ßj$Vi 
einen  @pecereilaben  l^telt.  Seine  gelehrte  Silbin^ 
erl^ielt  Xl^omaS  am  ^reifaltigfeitScoüegium  fetur 
93aterftabt.  S^<^  fonnte  er  alS  ffat^olü  an  biefec 
ftreng  anglicanifd^  ^od^fd^ule  feine  afobonif^cs 
@rabe  erlangen;  nid^t§beftott>eniger  gog  erbeife^ 
neu  auSgegeid^neten  ®eifte§anlagen  bie  Si^mol' 
famfeit  feiner  Seigrer  auf  fid^,  unb  ein  englif^ 
©ebid^t,  ba§  er  bei  einem  S^amen  flott  ber  SbVvfyn 
lateinifd^en  Arbeit  übergab,  tmg  i^  ein  an|eri 
orbentlid^eS  $rei§bud^  ein,  bie  ^Steifen  beS  %»> 
d&arfi8\  m  im  3. 1797—1798  berinfdJeSHf« 
ftanb  auSbrad^,  nal^m  SOtoore,  ben  eine  glu^cnbe 
Siebe  gu  feinem  ißoße  fein  ganzes  Sebot  ^tiibiii^ 
befeelte,  leibenfd^aftlid^  ^[ktrtei  für  bie  imtionde 
Baä)t  unb  f d^rieb  in  biefer  ääd^tung  bie  ^eftigPa 
Sd^rif ten  in  $oefie  unb  ^ßrofa,  o^ne  |eboc(  be* 
burd^  ftd^  unangenel^me  SkrmidCbmgen  mit  ber  eng* 
lifd&en  Scgiemng  jusugie^en.  98on  ram  on  i»ö>« 
mete  ÜRoore,  ber  f d^on  in  bem  fru^  9Iler  m 


1858 


SWoorc. 


1854 


14  Solaren  ®ebid^te  manntgfoltigen  3ii^Qlt§  j^otte 
erfd^einen  laffen,  feine  gon^e  Siebe  unb  geiftige 
Jhraft  ber  Sichtung  unb  blieb  babei,  anä)  al§  er  in 
febiem  20.  ^al^re  nod^  Sonbon  übergefiebett  xoax, 
um  bort  bie  9le^tdtt)if[enf duften  }u  ffatbiten.  @eine 
Ueberfe^ung  ober  tnelmel^r  $Qrap]^ro|e  9lnafreon§ 
mad^te  feinen  9iamen  juerft  in  meiteren  Jheifen 
befannt  unb  Derfd^offte  il^m  ben  3utritt  in  bie 
^dd^ften  Sirfel  ber  englifd^en  ©efeUfd^ft.  £r  er- 
lieltfogor ben9iamen „^nofreon-SJioore''.  3)urd^ 
bie  (äunfi  bed  ^rinjregenten  im  3. 1803  }um 
Xegtßrator  am  ^bmirolitöt^l^ofe  t)on  Sermuba 
beförbert,  fmtb  er  SSermtloffung,  bie  SSereinigten 
Staaten  Don  Smerilo  }u  bereifen.  @eine  93eob- 
ad^tungen  gab  er  in  einer  fatirifd|en  @d^rift  t)on 
bei^enber  @d^ärfe,  ;,@fi)}en  ber  ^efeUfd^aft  |en« 
feit«  beö  atlanHfc^enaReereS",  funb.  SRoore^S  poe- 
tifd^  Seruf  Iie|  il^n  natürlid^  auf  ben  Sermuba- 
änfeln  leine  93efriebipng  finben;  er  feierte  nad^ 
(Snglanb  }urüdt,  unb  l^ier  fd^afften  il^m  balb  feine 
te  {ür}en  3^ifd^^täumen  fid^  f  olgenben  poetifd^n 
SBerle  ben  l^öc^ften  ähtl^m  unb  ebenbürtige  Stel- 
limg neben  ben  gefeiertften  S)id^tem  Britanniens. 
©d^Mi  1801,  alfo  bor  ber  Sermuba-SWifpon, 
B^tte  er  ©ebid^te  unb  Sieber  unter  bem  Flamen 
x^omad  Sittle  erfd^einen  laffen.  ۤ  folgten  1806 
md)  1808  meitere  Sammlungen  lt)rifd^er  ©ebid^te, 
SaOaben,  Satiren  k.;  fie  aUe  aber  nmrben  über- 
boten Don  feinen  „Srifd^en  SRelobien"  (1807  ^um 
erßen  SRale  gebrudtt,  mit  gfortfe^ungen  bis  1813), 
cbtet  poetifd^en  Sd^öpfung,  meldte  feinem  93ol!e 
Vtoot^i  !Ramen  für  immer  um^erge^lid^  mad^en 
nm^  SMefe  2hrifd^en9nelobien  fmb  patriotifd^e  Sie- 
ber üon  ber  ©efd^id^te,  ben  Seiben  unb  ben  ^off- 
nimgen  feines  93ol!eS,  tl^eilS  alten  irifd^en  SSolfö- 
iDeifen  untergelegt,  tl^eilS  Don  Tlooxt  felbft  com- 
lionirt;  benn  bie  SRuftI  mar  bei  il^m  auf ^3  Snnigfte 
mit  ber  3)id^tfunfl  Derfd^miftert.  2)a^  biefe  S)i(^- 
tengen  itfS  Sateinifd^e,  Stalienifd^e,  gran^öfifd^e, 
S)evUfd^e  unb  Shtffifd^e  übertragen  mürben,  ift  fein 
tged  Sob  für  il^ren  SBertl^;  mel^r  aber  jeugt  für 
bie  entl^ufiaftif (|e  Sufnal^me  feitenS  beS  irif d^en 
}fkS,  baS  fie  mit  93egeifterung  fmgt  unb  noc^ 
fingen  mirb,  menn  aOe  anberen  SBerfe  biefeS  Sol^- 
veS  ber  grünen  Snfel  tergeffen  fein  meroen.  3a 

E  unter  ben  englifd^en  SanbSleuten  SOtoore^S 
fie  aObefannt  mie  Sprid^mörter.  ÜReben  ben 
en  Stelobien  gelten  SRoore'S  religiöfe  Sieber 
oB  bie  reid^fte  Sfntd^t  unb  bie  Jhone  feiner  ^oefie. 
3m  3. 1817  erfd^ien  öon  SMoore  „SaHc  3»oofi^" 
(b.  1^  Xulpenmange),  eine  morgenlönbifd^e  9to- 
natue,  bie  im  ^er  orientalifd^er  $]^antafte  unb 
Sfarbeitprad^t  ftral^lt.  3n  bie  perfifd^e  Sprad^e 
fibertrogen  (anberer  Ueberf e^tmgen  gar  nid^t  )u  ge- 
benfen),  fanb  fie  il^ren  SBeg  nad^  Sd^iraS  unb 
9S)xi]^  unb  mirb  an  ben  Ufern  beS  caSpifd^n 
SleereS  gelefen.  ÜJloore  l^atte  bamalS  bereits  bie 
Selamitfd^^  Sorb  S^ronS  gemad^t,  mit  bem  il^n 
bis  )um  Stooe  ein  unDerbrüd^lid^eS  gfreunbfd^aftS- 
banb  t)erfnupfte.  Siner  infolge  ber  amtlid^en  Un- 
ttcne  feines  SteQt>ertreterS  auf  ben  93ermuba>3n« 


fein  il^m  brol^enben  SSermidtlung  entging  SRoore 
burd^  eine  Keife  nad^  bem  gfefilanb.  (5r  befuc^te 
IßariS  (1817),  fpäter,  nad^bem  unterbeffen  jener 
Swifd^enfatt  bereits  erlebigt  mar,  3talien  unb 
bie  Sd^toei).  2)ie  Sfnid^t  a0er  biefer  Steifen  maren 
mieberum  poetifd^e  unb  fatirifd^e  ßrgüffe.  SineS 
feiner  fpäteren  SBerfe,  The  Loves  of  the  An- 
gels  (London  1823),  entfaltete  auf's  9leue  bie 
blenbenben  Sd^önl^eiten  ber  ÜRoore'fd^en  ^oefie, 
t)erftie^  aber  burd^auS  gegen  bie  d^riftlid^-religiöfe 
Snfd^auung.  Um  biefen  gf^l^ler  unb  aud^  bie 
Seid^tfertigfeiten  feiner  literarifd^en  3ugenb  }tt 
fül^nen,  liefe  ber  ©id^ter  im  3.  1827  ben  Epi- 
curean  (Spicureer)  erfd^einen,  einen  ätoman  in 
SSerfen ;  feine  $]^antafte  erf d^eint  l^ier  burc^  9teli- 
gion  unb  Sittlid^feit  geläutert.  Sine  berebte  ^lage 
über  bie  Unterbrüdhtng  beS  irifd^en  SBolfeS  ent- 
l^ielten  bie  Memoirs  of  Captain  Bock  (Lond. 
1824).  Sei  aS  bem  erftaunte  bie  äBelt,  als  ber  be- 
geifterte  S)id^ter  pl5Mid^  mit  einer  Slpologie  ber 
fatl^olifd^en  Seigre  auf  ben  $lan  trat  (Travels  of 
an  Irish  Gentleman  in  Search  of  a  Religion, 
2  vols.,  Lond.  1833).  3)iefe  „Keifen  eineS  iri- 
fd^en  SbelmannS  )ur  Sntbedhtng  einer  Steligion" 
(in'S  tJfranjöfifd^e ,  Spanifd^e,  3talienifd^e  unb 
S)eutf^e  mieber^olt  überfe^t)  }eigen  ben  DoHen 
6mft  religiöfer  Sntfc^iebenl^eit,  tmterftü^t  t)on 
einer  für  einen  Saien  gan^  ungemöl^nlid^en  ff ennt- 
nife  ber  %^tolo%\t  unb  bef  onberS  ber  SSäterfd^riften. 
SBaS  aud^  immer  feine  unbel^olfenen  anglicanifd^en 
©egner  vorbringen  mod^ten,  um  baS  IBerbienfl 
feiner  geleierten  Stubien  ju  öerfleinem:  biefeltene 
©elel^rfamfeit,  meldte  baS  fBu^  geigt,  lonnte  nid^t 
in  Sbrebe  gefteUt  toerben.  Slber  fold^e  93emöng- 
lungen  t)ermodeten  aud^  bem  IBud^e  nid^ts  an- 
gul^aben.  gf^eilid^  bel^aupteten  feine  latl^olifd^en 
Sfreunbe  ni^t,  bafe  er  etmaS  mefentlid^  9leueS  ge- 
funben  l^abe,  löugneten  aud^  nid^t,  bag  baS  Sud^  in 
einzelnen  Partien  Sd^müd^en  unb  !Dlöngel  jeige. 
allein  baS  tonnte  bem  l^od^begabten  ® eifte  ÜJloore^S 
nid^t  abgefprod^en  merben,  bafe  er  in  ben  ®eift  ber 
alten  jhrd^e  eingebrungen  fei,  bafe  er  bie  natürlid^, 
in  ber  Sad^e  felbft  liegenbe  Sogü,  ebenfo  aber 
aud^  ben  in  ben  taufenbgeftaltigen  SBinbungen  ber 
SBiberfad^er  liegenben  |)umor  auf  eine  unüber- 
trefflid^e  95Beife  l&abe  fpred^en  laffen.  ©erabe  um 
biefe  lejtere  Seite  l^eröortretcn  gu  laffen,  mar 
bie  tJfonn,  in  toeld^er  er  feine  Unterfud^ung  ein- 
gefleibet,  befonberS  geeignet.  6in  irif^er  Cbel- 
mann  ift  auf  bem  $unft,  feine  angeftammte 
fatl^olifd^e  äteligion  }u  t)erlaffen  unb  $rotefiant 
5U  merben ;  bie  ffatl^olifen-Smandpation  erleid^- 
tert  il^m  ben  Uebertritt,  ber  ie|t  meniger  mel^r 
ben  Sd^ein  eineS  auf  geitlid^e  93eförberung  be- 
red^neten  Sd^ritteS  l^at.  ^ennod^  mill  er  ftd^  t)or- 
l^er  aud^  eine  entfpred^enbe  Ueberjeupng  bilben; 
inSbefonbere  gilt  eS,  unter  ben  vielerlei  proteftan- 
tifd^en  Sel^rf^ftemen  baS  redete  )u  mäl^len.  3u 
biefem.  SSel^ufe  beginnt  er  nun,  um  an  ber  ur- 
d^riftlid^en  Seigre  baS  redete  Kriterium  ber  fBkfyc 
l^eit  }u  l^ben,  feine  2Banberunftenbux<iihi&%o&^« 


1855 


9KoraIe8  —  SWoralej. 


1856 


l^unberte  bet  alten  jhrd^engefii^^te.  UeberaOober 
finbet  er  nur  »ot^oIifd&eS,  felbft  fd^on  fatl^olifd^e 
Kerimonicn  entbedt  er  ju  feinem  ©taunen;  bieje§ 
tDtrb  nod^  erl^öl^t  inbem  er  berül^mte  proteftan» 
tifd^e  ©d^riftfteUer  bie  gleid^e  93eobad^tung  au§' 
fpred^en  l^ört,  unb  inbem  er  bie  toiOfärli^e  Slrt 
unb  SBeife  betrod^tet  tt)ie  man  mit  ber  Slbfd^affung 
biefer  Seigren  unb  ©cbräud^e  öorging.  S)od^  ber 
$roteftQnti§mu3  foH  um  Jeben  $rei§  gefunben 
toerben.  ®arum  befud^t  er  ©eutfd^lonb,  bie  ®e« 
burtSftötte  ber  Deformation.  9lber  ber  fd^redHid^e, 
troftlofe  9lationaIi§mu§,  ben  er  t)on  t^eologifd^en 
Sel^rfanjeln  l^erab  Dortragen  l^ört,  bie  fur^tbare 
3errif|en]^eit  ber  religiöfen  SKeinungen  unb  beö 
SebenS  l^eilcn  il^n  öoHenbS;  er  bef daliegt  unter  ba§ 
@d^u^bad^  ber  JKrd^e  5urüd()u!e]^ren,  bie  aKein 
B\ä)ttf)tii  unb  Stulpe  ber  Ueoerjeugung  gemöl^rt. 
®ttDxi  ifi  eS  ein  untoiberleglid^eS  3«ugnt|  für  bie 
tiefreligiöfe  ©cfinnung  3Roore'§,  ba^  er  nid^t  blo^ 
bie  öftl^etifd^e  Seite  bed  Jtat]^oIici§mu§  l^erüor* 
l^ebt,  mag  bod^  il^m  fo  nal^e  lag,  unb  ma§  fo 
t)iele  S)id^ter,  f atl^olifd^e  wie  proteftantif d^e ,  tor 
unb  mit  il^m,  nid^t  immer  gum  SJortl^eil  ber  ßird^e 
getrau,  fonbem  baj  er  baö  emftere  unb  mü^e» 
DoIIere  ©efd^äft  übernimmt,  bie  Sffial^rl^cit  feiner 
Seigre  ju  begrünben.  93on  anberen  ©d^riften  finb 
nod^  }u  nennen  bie  History  of  Ireland,  Lond. 
1839—1846,  4  voU.  (in  ber  Cabinet  Cyclo- 
paedia  öon  ßarbner),  ein  Seitenftüdf  ^u  SBalter 
©cott§  ©efd^id^te  öon  ©d^ottlanb  unb  ÜRafintofl^' 
©efd^id^te  Don  Snglanb ;  biefe§  fein  le^ted  SBer! 
in  ißrofa  toirb  neben  feiner  ©elbftbiograpl^ie  (in 
ber  Songman'fd^en  SluSgabe  feiner  SBerfe  le^ter 
^anb)  unb,  fügen  toir  bei,  neben  ben  Seifen  eines 
irlänbifd^en  6belmann§  als  feine  emftefte,  gereif- 
tefte,  fleifeigft  auSgefül^rte  literarifd^e  Arbeit  ge« 
rül^mt  (Times),  grül^er  fd^on  (London  1825) 
erfd^ienen  Memoirs  of  Sheridan  unb  SRad^rid^ten 
über  S^ronS  Seben  in  feiner  Ausgabe  öon  Letters 
and  Journals  of  Lord  Bjrron,  with  Notices  of 
bis  life  (Lond.  1830, 2  voU.).  S^ron  ^atte  SWoore 
feine  3Remoiren  öermad^t;  biefer  aber  lie^  fie, 
toal^rfd^einlid^  auf  SSeranlaffung  ber  SSerwanbten, 
nid^t  erfd^einen.  Um  nun  bie  Sefer  S^ronS  bod^ 
}u  entfd^öbigen,  fd^rieb  er  baS  angeführte  SBer!. 
SWoore  ftarb  ben  26.  Qfcbruar  1852  auf  feinem 
Sanbgute  bei  ffieDijeS  in  SBiltf^ire  unb  liegt  auf 
bem  ^rd^l^ofe  t)on  ^roml^am  begraben.  2)ie  t)on- 
ftönbigfte  ©efammtauSgabe  feiner  SBerfe  erfd^ien 
ju  Sonbon  1852—1853  in  10  «änben;  Sotb 
äol^n  »uffcll  beforgte  1852—1856  Memoirs, 
Journal  and  Correspondence  of  Th.  Moore, 
8  vols.  [ffcrfcr.] 

fötales 9  Smbrofio  be,  fpanifd^er  ®e» 
fd^id^tfd^reiber,  mürbe  um  1513  ju  ©orboöa  ge- 
boren unb  mar  ein  9lcffe  bcS  um  bie  fpanifd^e 
©prad^e  unb  Siteratur  mol^Iöerbienten  ^erej  be 
Dliöa,  ^rofcfforS  ber  Sl^eologie  ju  ©alamanca 
(gc[t.  1533).  5Rad^bem  er  ju  Sllcala  be  |)enareS 
unb  ©alamanca  feinen  afabemifd^cn  EutfuS  ge- 
mad^t  unb  bie  Sßrie\tertt)t\t)t  cöjcxUw  \)cA\t,  ttvu^ 


er  als  ^rofeffor  }u  SUcala  mit  Stul^m  ^'^ilo- 
fopl^ie  unb  alte  claf fifd^e  Siteratur  Dor.  3m  %^* 
trag  ÄarlS  V.  unterrid^tete  er  ben  berühmten 
S)on  3uan  in  ber  alten  Siteratur ;  $l^ili))))  n. 
befteKte  il^n  jum  ^iftoriograpl^en  t)on  Saftilien. 
@r  ftarb  )u  (Sorbotia  1590.  SDloraleS  mirb  mit 
Sed^t  megen  feines  fpanifc^en  ©tileS  l^od^  gefd^ 
Cr  fd^rieb  über  öerfd^iebene  ®egenftänbe  ber  Site- 
ratur unb  pra!tif d^en  $]^ilof opl^ie,  über  ben  SBo^ 
ber  rl^etorif d^en  ©tubien,  für  bie  er  ftd^  fel^r  inte^ 
effirte;  t)or5Üglid^  aber  finb  l^ier  feine  gef^id^idgNn 
unb  in  baS  ®ebiet  ber  3:i^eologie  gel^örigen  SBofe 
5u  nennen:  1.  S)ie  allgemeine  Sl^ront!  Don  ©pa* 
nien,  t)on  bem  jmeiten  punifd^en  ftrieg  an  bis  auf 
bie  SSerbreitung  beS  S^riftentl^umS  in  ©ponieii, 
bie  mit  einer  äteil^e  t)on  93ioQra))l^ien  fponift^ 
^eiligen  fd^lie^t  unb  als  f^ortf e^ung  ber  allgemet« 
neu  fpanifd^en  Sl^ronU  t)on  S^rian  be  Ocmn)» 
an^ufel^en  ift ;  2.  bie  SBodfe  beS  1^1.  SuIogiuS,  eri 
wäl^Iten  ßrjbifd^ofS  Don  Solebo  (f.  b.  «rt),  mä 
Giommentarien  begleitet;  3.  t)erfd^iebene  !inl^> 
gefd^id^tlid^e  ^bl^anblungen ;  4.  eine  %))ologie  beS 
^ierontjmuS  Surita  (gefl  1580),  beS  SJerfofjerS 
ber  berül^mten  Snnalen  Don  Sragonien  u.  a.  m. 
(Sgl.  »outerme!,  ©efd^id^te  ber  ^oefte  u.  öeicb- 
famfeü  m  [fpanifd^e  Siteratur],  ©ötting.  180i 
311.  317  2C.)  [©d^öbL] 

^Biotütei,  3uan  IBaptift  be,  O.  Praed.,eiB 
]^ert)orragenbeS  9nitglieb  ber  erflen  Somnnai' 
nermiffion  in  Sl^ina,  mar  geboren  um  baS  3a^ 
1597  §u  (Sciia  in  ^nbalufien,  trat  frül^ jeitig  is 
ben  Orben  unb  fanb  in  t)erf d^iebenen  SRiffimiai 
SSermenbung,  bis  er  gegen  1638  feine  3:^^ 
feit  in  ber  d^ineflfdjen  $rooinj)  ^o«!ien  begcim. 
§ier  griff  er  ein  in  bie  ©treitigfeiten  megen  bet 
(|inefifd^en  ©ebräud^e  (f.  b.  ^rt.  Slccommobt^ 
tionSftreit),  in  bereu  SJermerfung  er  fid^  unertitt« 
lid^  ftreng  geigte.  93erf olgungen  f eitenS  ber  9ion* 
barinen  maren  ber  Sol^n  feines  SiferS;  enblüt 
(1638)  marb  er  genöt^igt,  (S^ina  gu  öerlaffen.  «S 
©efanbter  feiner  OrbenSbrüber  in  Sl^ina  lom  n 
1643  nad^  9tom,  mo  feine  SSorfteQungen  uüb  9e> 
mü^ungen  baS  erfte  ®eaet  ber  Shtquifttion  gegen 
bie  d^inefifd^en  ©ebräud^e  Dom  2hi^re  1645  e^ 
mirften.  Sei  beffen  ßrfd^einen  mar  SRoroIq  be- 
reits mieber  nad^  ©panien  gegangen,  um  fene 
OrbenSgenoffen  )u  ben  d^ineftf^en  SRiffunen  m 
anjueif em.  ©eine  Semül^ungen  f^atttn  ben  befta 
Erfolg;  benn  begleitet  oon  30  S)onttmcanen^ 
unter  Denen  bie  berül^mten  PP.  9talKixette  nd) 
$rabo  (f.  b.  ^rtt.)  maren,  feierte  er  nad^  (Sfim 
gurüdE,  fonnte  aber  erft  im  %  1649  bort  to 
ben.  ÜKit  bem  frül^em  6ifer  arbeitete  er  tteitfl> 
l^in  ebenfo  fe^r  an  ber  SSefel^rung  ber  Reiben,  oie 
an  ber  ©efämpfung  ber  bon  ben  3efuiten  gebn^ 
beten  ©ebröud^e.  @r  ftarb  am  17.  @e|)temier 
1664  JU  gfo-ning-tfd^eu.  ©eine  ©d^riften  bq^ 
fid^  gro^entj^eilS  auf  feinen  ©treit  mit  ben  3fefuitöi 
baruntcr  bie  erfte  Quaesita  XVII  a  Fr.  J.  R 
de  Moralez,  missionum  Sinarum  procoratore, 
^^roposita  Bomae  1643  sacrae  congreg.  de 


1857 


aRotalität 


1858 


prop.  fide  (Romae  1645).  3laä^  bem  S^erid^te 
beS  P.  Jloiwrette  öerfofetc  er  aud^  einen  Commen- 
tarins  super  litanias  B.  M.  V.,  femer  einen 
Tractatns  ad  de!  amorem  in  voluntate  ex- 
citandum  unb  eine  Sebendbefd^reibung  beS  1^1.  ®o> 
minicuS,  atte  in  d^ineftfd^er  (Bptaä)t,  ©eine  an« 
beren  ©d^riften  f.  bei  Quötif  et  Echard,  Scriptt. 
O.  Praed.  U,  Par.  1721,  611  sqq.  3)q8  ffier!» 
(fytn  Catechismns  sinice  scriptus,  tteld^eS  il^m 
tielfad^  jugejd6rieben  »irb,  ift  nad^  bem  überein- 
fHmmenben  3cugnif|e  feiner  OrbenSbrüber  nid^t 
»Ott  il^  »erfaßt  vertritt  aud^  t)on  ben  feinigen 
gan}  obaetd^enbe  Slnfid^ten.  (ißgl.  nod^  Vie  du 
grand  apötre  de  la  Chine,  le  vener.  P.  J.  B. 
Horalez,  prof^  ducouventdeP.Pauld'Exiga, 
Cologne  1701.  Ueber  feine  SRifftonStl^ätigreitaud^ 
Hnc,  Le  Christianisme  en  Chine  etc.  lU,  Par. 
1857,  11  SS.  19  88.)     •  [«.  gffer.] 

IBomfüdf  ober  @ittlidg!eit  l^at  eine  jmei- 
fad^  IBebeutung,  je  nad^bem  biefed  SBort  im  t)oI!§« 
t^umlid^  ober  im  n)i{fenfd^QftIid^en  @inne  ge- 
braust ttirb.  3m  gemöl^nUc^en  ©prodbgebrQud^e 
bebeutet  aRoroIität  foöiel  ttne  ^flttlid^e  ®üte"  unb 
bilbet  einfad^  ben  ©egenfa^  jur  ^mmorolität,  b.  1^. 
€<I^Ted^tig!eit;  im  ttn^enfd^aftlid^en  Sinne  bagegen 
bejeid^et  SRoralitöt  ober  @ittlid^!eit  eine  (Sigen« 
fd^ft  ber  freien  menfd^Iid^en  ^onblungen,  burd^ 
meldte  biefe  beS  fiobeS  ober  be§  Xabefö,  beS  93er- 
btenfie§  ober  ber  Strafe  föl^ig  merben.  SOtora- 
Ittöt  ift  bernnad^  ein  ®attung§begriff  unb  f a^t  baS 
fitfiid^  (gute  unb  baS  fittlid^  95fe  al§  Slrten  unter 
fid^.  L  lieber  ben  93  e  g  r  i  f  f  t)on  ÜJloralttöt  ober 
eittlid^Ieit  fhtb  bie  9nf!d^ten  ber  $^Uofo))]^en 
unb  Sn^eologen  getl^eilt.  @elbft  einige  t)on  ben 
neueren  9RoraI))|iIof opl^en ,  fotoeit  il^nen  biefe 
^nige  üUtfympi  }um  Semu^tf ein  gefommen  ift 
n^en  fittlid^  für  gleid^bebeutenb  mit  ftttltd^  gut. 
ttaxd  bagegen  gebrandet  ÜRoroIitöt  im  @egenfa^ 
Sit  Segolität.  SJoUgie^t  ber  SBille  bie  t)om  @efe^e 
Mrlongte  ^onblung  nid^t  au8  $flid^t,  f onbem  au§ 
9teigung  ober  um  eine§  burd^  fte  ^u  erreid^enben 
Sort^iled  ttriQen,  fo  fei  biefeS  blo^e  fiegalitöt; 
ttut  er  fie  bagegen  allein  au§  $flid^t,  um  be9 
«efe|e8  »inen,  fo  fei  eg  ÜRoralität.  Sei  fat^oli- 
fd^9RoraIt>]^lofop]^en  unb  S^l^eologen  finben  ftd^ 
^anptföd^Iid^  bret  Slnftd^ten  über  ba§  äBefen  ber 
etttlid^feit.  3)ie  erfte  bel^auptet  bie  @ittlid^feit 
be^l^  in  ber  Sejiel^ung  ber  freien  ^anblung  jur 
eutotregel.  Siefe  ^nftd^t  fd^eint  nid^t  t)oIIftönbig 
m  genügen.  S)a  mand^erlei  Se^iel^ungen  ber  freien 
ipanbiungen  jur  ©ittenregel  benfbar  finb,  fo  bliebe 
aß  nod^  nal^  ju  beftimmen,  meld^er  Srt  biefe 
Sqiel^g  tt>&re,  aeld^e  bie  |)anblung  5ur  fitt- 
fid^  mod^en  mürbe.  SBenn  man  frei  an  bie 
SUtenregel  benft,  fo  l^at  biefer  ®eban!e  aud^  eine 
Sqiel^g  }u  berfelben,  ift  aber  bod^  nid^t  ftttlid^ 
tDcgcn  biefer  Sejiel^ung.  S)ie  ^meite  Slnfn^t  er- 

et  befe^alb  bie  vorgenannte  SWeinung  unb  be- 
fiel, bie  ©ittlid^feit  befleiße  in  ber  Sejicl^ung 
ber  Uebereinftimmung  ober  9{id^tüberetnftimmung 
ber  freien  ^anblung  mit  ber  @ittennorm.  Stimme 

MrAeidcctton.  YIIL  2L  STh^. 


eine  ^anblung  mit  ber  ©ittenregel  überein,  fo  fei 
fie  gut,  fonfi  aber  fdjled^t  ober  toenigftenS  gleid^- 
gülttg.  ®od^  biefe  «nfi^t  öerwed&felt  baS  fittUd^ 
©Ute  unb  flttlid&  93öfe  mit  bem  ©ittlid^en  über- 
]&au|)t.  S)a8  ©ittlid^e  ift  ein  ©attungSbegriff,  ber 
fomol^l  t)om  ©Uten  al§  oom  Söfen  auSgefagt  mt» 
ben  fann,  alfo  beiben  gemeinfam  ift.  3)ie  britte, 
am  meiften  begrünbete  Änftd^t  enblid^  fielet  in  ber 
@ittlid^!eit  nid^t  etmaS  ber  @ad^e  nad^  oon  ber 
freien  ^anblung  SSerfd^iebeneS,  fonbem  nur  eine 
beftimmte,  bem  vernünftigen  SBefen  eigentl^ümlid^e 
3Irt  unb  SBeife,  toie  bie  §anblung  au8  ber  Ver- 
nunft unb  bem  aSillen  l^eroorgel^t.  3ur  ©ittlid^f  eit 
gel^ören  l^iemad^  §toei3)inge:  l.bafjbieSSemunft 
bie  ^anblung,  meldte  man  }u  vollbringen  im  93e- 
griffe  fielet  nad^  il^rer  SSegiel^ung  gur  Sittenregel 
beurt^eile ;  2.  bafe  ber  SBille  im  Sid^te  biefer  Cr- 
fenntnil  ftd^  frei  jur  Sll^at  entfd^He|e.  3ft  beibeS 
üorl^anben,  fo  ift  bie  ©anblung  fittlid^ ;  fonft  ifi 
fte  nid^t  ftttlid^,  b.  1^.  eine  ^anblung,  bie  nid^t 
mel^r  fittlid^er  93eurt]^eilung  unterliegt,  bie  man 
meber  loben  nod^  tabeln  lann.  ^e  Sittlid^feit 
ober  SRoralitat  !ann  man  bal^er  befiniren  aU  bie 
^bl^ongigfeit  ber  ^anblung  vom  freien  SBillen 
unb  ber  auf  bie  Sittenregel  ad^tenben  SSemunft. 
®te  Sittenregel  aber,  an  ber  bie  SSemunft  bie 
^anblung  mif t,  ift  nad^  pofitio  d^rifilid^em  Staub» 
punit,  furg  auSgebrüdtt,  ber  SBiUe  ©otte§.  3)iefer 
toirb  und  funb  burd^  bie  vernünftige  SRenfd^en« 
natur  unb  bie  pofitive  Offenbarung. 

n.  ^  r  t  e  n  beS  Sittlid^en  ober  baS  fittlid^  ©ute 
unb  bas  plid^  93öfe.  3)ie  flttlid^e  ^anblung  ifl 
gut  ober  fd^Ied^t  ie  nad^  il^rer  Uebereinftimmung 
ober  9iid^tübereinftimmung  mit  ber  SittenregeL 
Sagt  bie  SSemunft,  eine  ßanblung  fei  ber  Sitten« 
reget  entfpredgenb,  unb  ber  SBiDe  entfd^Iie|t  fid^ 
frei  )u  berfelben,  fo  ift  bie  ^anblung  fittli^  gut; 
erflört  bie  SSemunft,  eine  ^anblung  miberfpred^ 
ber  Sittenregel,  unb  ber  SBtQe  entf d^Iie^t  fid^  troj^ 
bem  frei  baju,  fo  ift  fie  ftttlid^  fd^Ied^t.  Sie  fitt- 
lid^e  ©Ute  (bonitas  moralis)  unb  bie  fittlid^ 
Sd^le(^tigleit  (malitia  moralis)  unterfd^eiben  ftd^ 
mieber  in  eine  objiective  ober  eine  materielle,  in 
eine  fubjective  ober  eine  formale,  in  eine  innere 
ober  eine  öu^ere  (bonitas  vel  malitia  intrinseca 
et  extrinseca).  S)ie  objective  ©üte  ober  Sd^led^ 
tigfeit  ber  äußeren  ^anblungen  ift  von  unferem 
Söillen  unabl^ängig.  93eVor  ftd^  ber  ÜReufd^  }tt 
einer  §anblung  frei  entf d^lie^t,  mufe  ber  SSerftanb 
an  biefe  ^anblung  gebadet,  fte  nad^  il^rem  ftttlid^en 
Sl^arafter  beurtl^eilt  unb  al§  gut  ober  fd^led^t  bem 
SBiUen  vorgeftdlt  l^aben.  3nfofem  nun  biefe 
§anblung  fd^on  vor  ber  SluSfiil^rung  bem  9Ser- 
jtanbe  vorfd^toebt  unb  von  il^m  al§  ge^iemenb  ober 
ungejiemenb  bem  SBillen  vorgefteUt  mirb,  ifi  fte 
obiectiv  gut  ober  objectiv  fd^led^t.  ßntfd^Iie^t  ftd^ 
ber  aOBille  frei  ju  bem,  maS  il^m  bie  9Semunft  al5 
fittlid^  guten  ©egenftanb  vorgeftellt,  fo  »irb  er 
fubjectiv  ober  formal  gut.  2)ie  objective  ©üte  ober 
Sd^led^tigfeit  ift  in  ben  S)ingen,  mie  pe  ber  98er- 
ftanb  erf a|t  unb  bem  SBitten  vot^Ät,  \wtS^\jsÄs*. 


1859  Woralitat.  1860 

bagegen  finbet  ftd^  int  äBiUen  felbft.   3)ie  fub»  ^ingu.  Suf  ö^nlid^e  SBeife  fann  ein  nad^  jeine» 

jectiDe  {ttüic^e  93e j(i^aff enl^eit  ber  öu^eren  ^anb»  ®egenftanbe  fttilid^  gleid^gülttger  SBiUendact  eineu 

lungen  (b.  ^.  aQer  Säetl^ötipngen  beS  SJienfd^en  ftttlid^en  SBert^  erlangen,  menn  er  Don  einem  an' 

mit  Sudnal^me  ber  SBiHenSacte)  l^dngt  bal^er  gang  bem  ftttlid^  guten  SBUIengact  befohlen  unb  bo^ 

unb  gar  Dom  SBiUen  ah ;  fie  finb  gut  ober  bog,  burd^  auf  einen  guten  Stotd  belogen  mirb.  c.  i)et 

}e  nad^bem  fie  t>om  guten  ober  böfen  Sßillen  au3-  Umftanb  be3  Smitli  (cur)  mirb  in  ben  3RoraI* 

gelten,  infolge  unt>er|d^ulbeten  3rrtl^um§  fann  ed  tterlen  geioöl^nlid^  oon  ben  übrigen  Umjlönben 

barum  aud^  gefd^el^en,  ba^  etmaS,  »aS  objiectit)  getrennt  bel^anbelt,  n)eil  ber  3n)ed  nid^t  bIo|  ein 

bö§  x%  {td)iectiD  pt  »irb,  unb  umgefel^rt.  3)enn  Umftanb,  fonbem  aud^  Urfa^e  bed  SBoDenS  i^ 

bie  (mit  unb  @d^led^tigleit  be§  SSoHend  l^öngt  ÜRan  unterfd^eibet  einen  innem  (finis  operis)  unb 

t)om  ©egenftanbe  nid^t  ab,  mie  er  in  ftd^  ift,  fon«  einen  öu^em  3^^^  (^^  operantis).   €d  ij} 

bem  mie  er  t>on  un§  erfaßt  mirb.  2[n  fic^  gut  ober  }.  93.  beim  9l(mofen  bie  Unter[tü|ung  eines  9tot^ 

bö§  (intrinsece  bonum  vel  malum)  ift  baSienige,  feibenben  ber  innere  3toedf ;  bie  Sl^re  (SotteS,  bie 

maS  fd^on  ber  natürlid&en  fittUd&en  Drbnung  ent-  ber  SHmofenfpenber  mit  feiner  ®aht  f örbem,  ober 

fprid^t  ober  miberfprid^t ,  }.  93.  l^ier  ®ottedt)er-  bie  ©enugtl^uung,  bie  er  mit  berf elben  letfleii  rnffl, 

el^rung,  bort  93Ia§p]^emte;  bie  andere  ®üte  ober  ber  öu^ere  S^td.  Sa  ber  innere  3^^^  ntit  bem 

@d^led^tigfeit  berul^t  auf  pofttioen  @efe^en,  meldte  t$ormaIob)ect  be§  SBillenSaäed  jufammenfalU,  fo 

bismeilen  an  ftd^  inbifferente  S)inge  gebieten  ober  ift  l^ier  nur  oon  bem  öugem  S^tdt  bie  Stebe.  See 

Derbteten,  }.  93.  bie  Sntl^altung  Don  tned^tlid^en  gute  3u)edE  mad^t  einen  inbifferenten  äBiüenSact 

arbeiten  an  Sonn-  unb  gebotenen  (Feiertagen,  ben  gut  unb  erl^öl^t  ben  fittlid^en  Sßert)^  einer  an  ^ 

®enu|  Don  fjfleifd^f))eifen  an  9[bdtinen}tagen.  guten  ^anblung  ober  Derlei)^  i|^r  eine  mel^ou^ 

in.  2)a  bie  fubjectiDe  fittlid^e  Sefd^affenl^eit  ber  ftttlid^e  @üte.  9iiemald  aber  l^igt  ber  gute  Siotd 

öu^eren  |)anblungen  gan^  Dom  SBiUen  abl^öngt,  ein  alS  fd^Ied^t  erlannted  ÜRittel  (^>anblimg).  So- 

fo  ift  aud|  feftgufteUen,  moburd^  bie  fubjectiDe  mit  eine  ^atd)Iung  einfad^l^in  ftt&id^  gut  genoont 

@üte  ober  Sd^Ied^tigfeit  beSSBiUeng  entfielet  merben  lann,  mu|  fie  aQfeitig,  b.  1^.  nad^  ben 

ober  bebingt  ift.  2)arum  l^anbeln  bie  ÜJloralmerfe  ©egenftanbe,  htmS^^dt  unb  ben  Umfiönben  gut 

nad^  ber  93efHmmung  bed  9)loraIitötdbegriffe§  ge-  fein,  möl^renb  gur  @d^Ied^tig!eit  Ser  ^Mmblmig 

mdl^nlid^  de  principiis  seu  fontibus  moralitatis.  auSreid^t,  ba|  fte  Don  einer  @eite  f d^Ied^t  fei,  ober 

1.  S)er  giute  Sßille  l^öngt  ab  Don  feinem  ©egenftanbe,  mie  bie  @d^ule  fid^  auSbrüdt:  Bonum  ex  integn 

feinen  Umftönben  unb  Don  bem  äa^tm  3tDede,  auf  causa,  malum  ex  quolibet  defectu.  S)er  SBiOe 

ben  er  gerid^tet  ift.  a.  3eber  SBiDenSad,  ber  auf  ift  fomol^I  bann  böfe,  menn  er  bod  @d^Ied^  otiS 

ein  fittlid^  gutes  Obiect  gerid^tet  ift,  erl^ölt  Don  einem  guten  3tt)ed(e,  als  menn  er  bad  ©ute  osS 

biefem  ©egenftanbe  feine  fpecififd^e  ober  mefentlid^e  einem  fd^led^ten  3wedte  erftrebt. 
©Ute.  3)iefe  ift  aber  eine  fpecififd^  Derfd^iebene,      2.  S)a8  Don  ber  fittlid^en  ©ute  ©efagte  giß  ii 

|e  nad^bem  bie  Objieäe  ober  ©egenftönbe,  auf  analoger  SBeife  aud^  Don  ber  (Sd^Ied^tigiett 

meldte  ber  SßiHe  gerid^tet  ift,  mef entlid^  Derf d^ieben  3ßie  jene,  f o  mirb  ouc^  biefe  nad^  i^rer  Sßefen^ 

jtnb.  @o  unterfd^eibet  man  nad^  ber  mefentlid^en  burd^ben@egenftanbbe{timmt.  ^u|erban{fiiinai 

sBerfd^iebenl^eit  ber  Obiecte  einenget  ber  9iäd^{ten«  aud^  bie  Umftönbe  unb  ber  öu^ere  S^md  ik 

tiebe.  ber  ÜRä^igfett,  ber  ©ered^tigfeit,  ber  ©otteS-  @d^led^tigleit  be§  SBiüenSacteS  Dermel^ren.  3)o^ 

Derel^rung  :c.    b.  Umftänbe.    Unter  Umftänben  ftnb  in  biefer  SSegiel^ung  einige  Unterf^d)e  )tm^ 

beS  SBiUenSacteS  Derfte^t  man  ^ier  alle  {uföSigen  fd^en  ber  fittlid^en  ©tite  unb  @d^Ied^ti^  }b 

nöl^eren  93eftimmungen,  meldte  bie  me(entlid^e  fttt-  ermäl^nen.  @oIIen  3.  93.  bie  Umficbtbe  bie  Säe 

lid^e  ©Ute  beS  SBiUenS  fd^on  DorauSje^en  unb  beS  SßillenSacteS  erl^öl^en,  fo  muffen  fte  nid^  iU^ 

innerl^alb  berfelben  3lrt  unmefentUd^  Derönbem.  erfannt,  fonbem  pofttiD  gemottt  fein.   3)a0e9a 

S)iefelben  merben  in  bem  befannten  93erfe  }ufam>  mirb  ber  SBiSe  burd^  bie  fd^Ied^ten  Untfldnbe  bei 

mengefa^t:  Quis,  quid,  ubi,  quibus  auxilüs,  gemoQten  ©egenftanbeS  böfe,  oud^  memierbi^ 

cur,  quomodo,  quando?  ^infid^tlid^  iJ^reSgiU'  Umftönbe  nid^t  in  fid^  felbft  miH,  fonbem  blnf 

fluffeS  unterfd^eibet  man  Umftötä)e ,  meldte  bie  infofem  fie  tl^atföd^Iid^  mit  bem  gemoOten  <8egf» 

©Ute  beS  SSiÜenS  erl^öl^en  ober  Derminbem  fön-  ftanbe  Derbunben  ftnb.  SBer  einen  ®^ebntd^  h» 

neu  (circimiBtanidae  aggravantes ,  augentes  gelten  miU,  Derfünbigt  ftd^  nid^t  blo^  gegen  bk 

vel  minuentes  bonitatem).  SBer  5. 93.  mel^r  gur  Sntl^altfamleit,  fonbem  aud^  gegm  bie  Sere4% 

Sinbemng  ber  3loÜ^  feines  9löd^ften  tl^un  miU,  l^at  feit,  meil  er  meig,  ba^  baS  ©emoQte  eine  tbige* 

unter  fonft  gleid^n  93orauSfe|ungen  einen  beffem  red^tigfeit  ift.  (^ferner  ift  gum  fittlid^  @uten  imacr 

SBiUen  als  ein  anberer,  ber  meniger  tl^un  mill.  ein  ))ofttiDeS2:|un  unb  Streben  beSSBiOenSno^" 

S)ann  gibt  eS  Umftänbe,  meldte  einer  ^anblung  menbig.  3nm  ^öfen  bagegen  ifl  blo^eS  9tidit£^ 

burd^  eine  3lrt  3ured^nung  gu  ber  im  Dbjcct  fd^on  ober  Unterlaffen  auSreid&enb.  SBer  etttwiS  aö  füt« 

gegebenen  no(^  eine  befonbere  ©üte  Derleil^en  (cir-  lid^  gebotm  erfennt  unb  eS  nid^t  miH,  ^t  f^ 

cumstantiae  speciem  addentes,  je^t  gemöl^ntid^  einen  böfen  SBiOen. 

speciem  mutantes  genannt).  SBer  infolge  eineS      8.  @inb  aUe  ^anblungen  fittlid^  gut  ober fd^Ic^t 

©elübbeS^Imof en  gibt,  fügt  }ur Unterftü^ung  eines  ober  gibt  eS  aud^  ftttlid^  gleid^gültige  ^anblimgcB? 

97otl^Ieibenbennod^  einen  %ct\)ttQ5oU^uxtt^ty»\^  (£S  unterliegt  feinem  Stneif et,  baf  Diele  SBtlMt* 


1861 


3Jloxa\p^iU^Dp^U  —  aRoralf^fietne. 


1862 


acte,  nad^  il^rem  6Io|en  ®egen{ianb  Uttaä^Ut, 
alei^gültig  finb.  @Ux^tmt  gelten,  reben,  fd^frei- 
oen  2C,  fo  lange  man  biefe  ^mtblungen  rein  abd- 
tract  idxaä^tti,  tlttU(i^  gleid^gültig  finb,  fo  ift  aud^ 
ber  SBiSe,  biefe  ^anblungen  audjufül^ren,  f o  lange 
tmm  Don  aQen  befonberen  Umfiönben  abfielt  fitt« 
lid^  gle^gultig.  Sie  gftage  ift  nun  biefe :  SSierben 
ofie  i^rer  Statut  nad^  gleid^giUtigen  ^anbbmgen 
burd^  bie  concreten  Umftönbe,  bie  bei  ber  mirt- 
Kd^en  SuSfül^rung  l^injutreten,  notl^menbig  fittlid^ 
ipä  ober  böf e  ?  Sie  Scotiften  Demeinen  bie|,  bie 
Xl^ontiften  bagegen  beial^en  ed.  Sie  le^tere  %n- 
fid^t  ift  l^ute  fafi  allgemein  in  ben  fatl^olifd^en 
Sd^en  angenommen.  Ser  ^au))tgrunb  für  bie« 
felbe  ift  ber  fotgenbe.  Sei  j[eber  überlegten  ^anb- 
bntg  k)erfoIgt  ber  ÜRenfc^  irgenb  einen  3^ed. 
Siefer  S^i  Vit  bie  @eete  ber  gangen  ^anblung, 
toeil  er  ben  SBiOen  )um  ^anbeln  antreibt  unb 
burd^  benfelben  ber  ^anblung  il^r  ®e))röge  auf« 
brüdtt.  Cnttoeber  ift  nun  biefer  Swd  ein  fittlid^ 
guter,  b.  1^.  ein  fol^er,  mie  er  ftd^  ffir  ben  ver- 
nünftigen 9Jtenfd^en  ge§iemt  ober  nid^t.  3ft  er 
ein  fold^er,  fo  mirb  bie  gange  il^er  ^atur  nad^ 
dleid^tige  ^anbtung  fittlid^  gut.  3ft  er  eS  nid^t, 
fo  iß  bie  gange  ^nblung  fc^Ied^t,  benn  ber  9)}enf d^ 
foD  immer  l^nbefo,  toie  ed  ftd^  für  einen  vernünf- 
tigen 9Renfd^en  gegiemt.  Mt  ÜJlenfd^en  tabetn 
boiienigen,  ber  nnifio^  rebet  ober  für  fein  Sieben 
leinen  Demünftigen  Stv^dt  angugeben  mei^.  SBenn 
ci  aber  tabelnStoertl^  ifi,  ol^e  vernünftigen  @runb 
{tt  reben,  fo  fd^eint  ed  ebenfo  tabelnSmertl^,  ol^ne 
Hcmunftigen  S^td  gu  l^anbeln.  (93gt.  Sictor  Sa- 
f^  S.  J.,  aJloralp^üof.  I,  gfreiburg  i.  95. 1890, 
114  ff.  222—239;  Lehmkuhl,  Theol.  mor.  I, 
ed. 6,  Friburgi  Brisg.  1890,  n.  27—40;  BaUe- 
rini-Palmieri,  Opus  theol.  morale  in  Busen- 
bMun  MeduUam  I,  Prati  1889,  75—116; 
Boaqnillon,  Theol.  mor.  fundament.,  ed.  2, 
Batisb.  1890,  616  sqq.)  [^unfeS.] 

3ibMl!r9UöMi^,  f.  am. 

ymlff flenu  nennt  man  bie  verfd^iebenen, 
bnnl^  bie  Xb^Iogen  auf  gefteOten  SBeifen,  vom  3u* 
Ponbe  beS  f^culativen  S^oeifelS  gur  praftifd^ 
Ocmi^l^  gu  gelangen.  Sa  |ebed  biefer  einzelnen 
G^Beme  eine  Keilte  von  Se^rfo^en  unb  Stegein 
cnqdlt  tann  man  fte  aud^  befiniren  al§  bie  ®e- 
fnmntl^eit  berj[enigen  Kegeln,  burd^  tteld^e  man 
nom  f^otlotiven  Stoeif  d  gur  )nraltifd^en  ©etoi^l^eit 
gÄnqen  lann.  S^fteme  l^ei^en  fte  eben  be^l^alb, 
neil  ^  aus  mel^reren  in  innerem  logif d^en  3ufam- 
menymge  fiel^enben  Sel^rf  ä^en  unb  @ittenregeln  be- 
^d^,  bie  auf  bie  ®eftaltung  ber  SRoraltl^eoIogie 
in  aOen  il^  Xl^eilen  einen  bebeutenben  Sinflu^ 
anStiben.  ®ibt  eS  bod^  auf  bem  gangen  ©ebiete  ber 
SRmoItl^oIogie  laum  eine  gefe^Iid^e  Seftimmung, 
fiter  bie fid^  nid^t  Stoeifeföfalle  ergäben;  biefe  aber 
nfiflen  nad^  ben  SRegeln  be§  betreffenben  ÜJloral- 
Mönd  entf (Rieben  tt)erben.  Somit  bie  verfd^iebenen 
Ocoralf t^fieme  gu  überfid^tlid^er  Sarfteüung  gebrad^t 
»crimen  fönnen,  finb  gunftdgft  einige  vorlöu^ge  (Sr- 
lUrungen  unb  SegriffSbeftimmungen  gu  geben. 


1.  SSorbemerfungen.  1.  @peculativer 
3tt)eifel  unb  praftifd^e  ©ewi^l^eit.  3n 
Stüdfid^t  auf  ben  @egenftanb,  auf  mli^ta  fid^  ber 
3toeif el  begiel^t,  unterfd^ibet  man  f|>eculativen  unb 
l)ra!tif d^  Sioeif el.  9Ran  nennt  ben  3tt>eif el  fpecu- 
lativ^  tvenn  er  fid^  auf  bie  SBal^rl^eit  eineS  @a|e8 
ober  bie  Siifteng  einer  Zl^atfad^,  unb  praftifd^, 
menn  er  fid^  auf  bie  Srlaubtl^eit  einer  eben  vor- 
gunel^menben  ^anblung  begiel^t.  SBer  gmeifelt,  ob 
malen  eine  Ined^tlid^e  Arbeit,  ober  ob  einbefümm- 
teS  ®efe^  aufgel^oben  fei,  ber  befinbet  jtd^  im  3u- 
ftanbe  beS  fpeculativen ;  mer  gmeif ett,  ob  e§  il^m  er- 
laubt fei,  am  Sonntage  gu  malen,  ift  im  3ufianbe 
beS  ))raltifd^en3tt)eif  el§.  Ser  fpecuIatiVe3tDeifeI  ifi, 
nrie  eben  angebeutet  nmrbe,  gmeifad^er  Slrt :  entmeber 
ein  Sled^tSgmeifel  (dnbium  juris),  menn  er  ftd^  auf 
eine  gefe^Iid^e  SJerpflid^tung  ober  red^tlid^  Seftim- 
mung  begiel^t;  ober  ein  3^(if(I  <in  einer  Xl^atfad^ 
(dubium  facti),  menn  er  fid^  auf  baS  SSorl^anben- 
fein  von  ettoa§  Xl^atf öd^Iid^em  begiel^t.  Sßer  gmeif elt, 
ob  er  eine  beftimmte  Sd^ulb  begal^It  l^abe,  gtteifett 
an  einer  Sll^tfad^e ;  mer  gmeif elt,  ob  ein  befKmm- 
teS  @efe^  no^  verpflid^te,  ob  er  eine  beftimmte 
SSoIImad^t  befi^  u.  bgl.,  I^t  einen  äted^t^meifet. 
3n  gleid^er  SSeife  l^at  man  fpeculative  ©emi^l^eit 
bann,  menn  man  über  bie  SßaJ^rl^  eines  @a^e8 
ober  baS  SSorl^anbenfein  einer  S^atfad^e,  unb  pral- 
tifd^e  @emi^l^eit  l^at  man  bann,  menn  man  über 
bie  fitttid^e  ßrlaubtl^eit  ober  Unerlaubtl^eit  einer 
eben  vorgun^menben  ^anblung  gemi^  ift.  Sie 
praftifd^e  ©emi^l^eit  gibt  ba§  praftifd^  ^d^re  ober 
entfd^iebene  ©emiffen,  ber  praftifd^e  3^cif(I  baS 
praftifd^  gmeifeK^fte  ©emiffen. 

2.  Söfung  bed  praltifd^en  3meifel8. 
^raftifd^er  unb  fpeculativer  3^eifel  ftel^en  gu  ein- 
anber  im  SSerl^ältni^  ber  Sb^öngigfeit ;  {euer  fe|t 
biefen  vorauf,  er  entfielet  unb  ermftd^St  auS  biefem. 
3Ran  mürbe  an  ber  Srlaubtl^eit  beS  9RaIen§  am 
Sonntag  nid^t  gmeif  ein,  menn  man  nid^t  gmeifelte, 
ob  ed  eine  tnec^tlid^e  Slrbeit  fei;  unb  man  mürbe 
nid^t  gmeifeln,  ob  e§  erlaubt  fei,  mit  SRofenmaffer 
gu  taufen,  menn  man  nid^t  gmeifelte,  ob  bie  mit 
dtofenmaffer  gef penbete  Saufe  gültig  fei.  9}ad^  einem 
Sel^rfa^e  ber  aÖgemeinen  ÜJloral  ift  e§  nun  nie  er- 
laubt, eine  ^anblung  im  3uftanbe  beS  praftifd^en 
3»eif eis  ober  mit  einem  praftif d^  gmeifel^^aften  ®e- 
miff  en  gu  verrid^ten.  2Ber  mit  praftif  d^  gmeif  ell^aftem 
©emiffen  l^anbelt,  fejt  fid^  miffentli^  ber  ©efal^r 
au^,  Unerlaubtes  gu  t^un  unb  f olglid^  eine  @ünbe 
gu  begel^en;  eS  miberftreitet  aber  bem  ®efe^e  ber 
©ittlid^feit,  fid^  miffentlid^  ber  ©efalftr  ber  ©ünbe 
auSgufe^.  SBer  bemnad^  in  Segug  auf  eine  ^anb- 
lung  p^  im  3uftanbe  beS  praftifd^en  Stvetf eis  be- 
finbet unb  bie  betreffenbe  ^anblung  vomel^men 
ober  unterlaffen  mill,  ber  mu^  voriger  trad^ten,  gu 
praftif d^er  ©emi^l^eit  gu  gelangen,  fid^  ein  praftif d& 
entfd^iebeneS  ©emiffen  über  bie  fittlid^e  ßrlaubtl^eit 
ber  ^anblung  gu  bilben,  mofem  fein  Xl^un  unb 
Soffen  nid^t  fittlid^  fd^Ied&t  unb  fünbl^ft  fein  foB. 
9htn  gibt  eS  aber  einen  boppelten  SBeg,  ben  )md- 
tif  d^  3meifel  gu  löfen  unb  ^  tüsw  "^ 


1863 


ÜKoralf^illeme. 


1864 


fd^icbcncn  ©ewiffen  ju  gelangen:  einen  birecten 
imb  einen  inbtrecten.  §at  ber  praftifd^e  3tt>#I 
feinen  ®tunb  immer  in  einem  fpeculotiöen,  f o  fonn 
man  ben  proftifd^en  Stoeifel  I5jen  unb  ju  einem 
praftifd^  entfd^iebenen  ©emiffcn  gelangen,  toenn 
man  ben  fpeculatiDen  ^u  löfen  trad^tet.  SBer  \xä) 
auf  irgenb  eine  Slrt  ©etoi^l^cit  barüber  öerfd^afft, 
ba|  malen  feine  fned^tlid^e  Arbeit  fei,  ber  ift  aud^ 
§ur  praftifd^en  ®en)i|]^eit  gefommen,  ba|  er  am 
©onntage  malen  barf;  er  l^at  in  biefem  fjalle 

!peculatü)e  unb  praftifd^e  ©emigl^eit.  ®ad  ift  ber 
)irecte  2Beg.  ^uf  inbirectem  SBcge  toirb  ber  pxaU 
tifd^e  Stöcifcl  gelöst,  toenn  man  mit  §ilfe  eines 
ftd^cm  5ßrincip§  über  bie  grlaubtl^eit  ober  Un« 
erlaubtl^eit  ber  ju  fe^enben  ^anblung  ©eioi^l^eit 
)u  erlangen  fud^t.  Sin  Sid^ter  jtoeifelt  ob  er  ben 
angenagten  SBcrbrcd^er  ftraf en  ober  ob  er  il^n  frei» 
geben  foH.  ^ctenmaterial  unb  3cugent>erl^ör  l^aben 
mol^l  5ur  SSBal^rfd^einlid^feit  aber  nid^t  }ur  ®e» 
im^l^eit  beS  t)erübten  93erbred^en§  gefül^rt.  ®er 
fpeculatioe  3^sifcl  über  @d^ulb  ober  Unfd^ulb  beS 
Slngeflagten  fann  nid^t  gelöst  werben;  auf  birec» 
tem  95Bege  ift  alfo  ®etDi|]^eit  über  bie  Crlaubtl^eit 
ober  Unerlaubtl^eit  ber  gu  tierl^öngenben  Strafe 
nid^t  gu  ei^ielen.  5tan  gibt  cS  ein  Sed^tSprincip, 
toeld^eS  fagt :  Sm  ßtoeifel  ift  ju  ©unften  be§  9Ser» 
bred^erö  ju  entfd^eiben.  331x1  |)ilfe  biefeS  ^rincipS 
gelangt  ber  Stifter  ^um  fidlem  @d^lu{fe:  3d^  barf 
unb  mu^  ben  ^ngeflagten  freijpred^en.  2)a§  an- 
geiDcnbete  ^rinctp  löst  ben  fpeculatiöen  3tt>cifcl 
über  @d^ulb  unb  Unfd^ulb  nid^t,  eS  löSt  nur  ben 
praftijd^en  über  Srlaubtl^eit  bejtt).  ^flid^tmögig« 
feit  ber  ^u  Derrid^tenben  ^anblung.  92un  gibt  eS 
im  menfd^lid^en  Seben  sal^llofe  trolle,  in  totiö^tn 
bie  praftifd^e  ©etoi^l^eit  auf  birectem  3Bege  burd^ 
Söfung  beS  fpeculatit)en  S^^ifclS  unmöglid^  erhielt 
toerben  !atm,  mo  aber  bod^  bie  Sntfd^eibung  für 
bie  l^anbelnbe  $erfon  gerabeju  notl^menbig  ift.  SS 
ftnb  baS  bie  öielcn  gföHe  beS  3tt)eif  clS  über  SJorl^an« 
benfein  ober  SWd^tüorl^anbenfein  eines  ©efeJeS,  bie 
tJäÜe  einer  ungctoi jf en  unb  jtoeif eH^aften  SSerpffid^- 
tung.  §ier  ift  eS,  tt)o  bie  3Woralf ijfteme  il^re  3luf gäbe 
gu  löfen  l^aben.  @S  liegt  auf  ber  ^anb,  bag  eS  bei  ber 
großen  ffllengc  öon  ämcifel^aftcn  SScrpflid^tungcn 
auf  bem  ganjen  ©cbiete  ber  2Roral  ein  rid^tigcS 
äßoralf^ftem  geben  mu^,  baS  in  berartigen  t$ö0en 
eine  fidlere  SRegel  für  baS  fittlid^e  S5cr|alten  beS 
SWenf d^en  beftimmt.  S)ie  SWoralf^fteme  l^aben  alfo 
eine  boppelte  Slufgabe  gu  löfen ;  fie  l^aben  a.  gu 
beftimmen,  wie  ftd^  ber  !&lcnf d^  einem  gmeif ell^aften 
©efe^e  unb  einer  unfid^em  Serpflid^tung  gegen- 
über ju  t)er]^alten  l^at,  unb  muffen  b.  ben  ^eg 
angeben,  auf  bem  er  im  S^oeifel  über  bie  Krlaubt- 
l^eit  ober  Uncrlaubtl^eit  einer  §anblung  ju  praf« 
tifd^er  ©emi^eit  unb  ju  einem  praftifd^  ftd^em 
©ewiffen  gelangen  !ann.  9Sor  ber  ©arfteöung  ber 
einzelnen  ©tifteme  ift  aber  nod^  bie  Krflörung  einiger 
ted^nifd^en  3luSbrüd(e  notl^wenbig,  bie  bei  ber  ®ar« 
fteflung  berfclben  nid^t  umgangen  werben  fönnen. 
3.  ^robabilität  unb  ©cwi^l^cit.  aWan 
nennt  einen  ©a^  getDx^too!^!,  xoeuu  er  mit  fold^en 


©rünben  bemiefen  werben  lann,  ba|  über  feine 
aSal^rl^eit  fein  S^eifel  me]^r  l^eftel^t.  3jl  iegli^ 
3weifel,  fowol^l  ber  oemünftige  als  aud^  bo:  un* 
vernünftige,  auSgefd^loffen,  fo  ift  ber  @a|  eDibot 
wal^r ;  ift  }War  ber  t)emünfttge,  ntd^t  ober  aud^  ber 
nid^tige  unb  unbegrünbete  3tt>eifel  ouSgefd^loffen, 
f 0  ift  er  nur  gewi^  toofyc.  2)ie  ®ett)i|]^  eiiieS 
@a|eS  ift  alfo  immer  bann  Dorl^onben,  wenn  jtd^ 
gegen  beffen  SBal^r^eit  fein  begrüttbeteS  Sd^enftn 
erl^eben  lö|t  unb  l^ört  ba  auf,  wo  gegen  biejelbe 
ein  t)emünftiger3tt)eifeipat  greift,  probabel  ober 
l^altbar  nennt  man  bagegen  einen  (Sa|,  ber  mit 
fold^en  ©rünben  geftü^t  werben  lann,  weld^e  bie 
SiQigung  beS  neigen  unb  Derfianbigen  S)enIetS 
oerbienen,  obwol^l  fie  ben  vernünftigen  3tt)eifel  oh 
bie  SSal^rl^eit  beSfelben  unb  bie  begrünbete  ^ut^t 
beS  ^rrtl^umS  nid^t  auSfd^lie^en.  993enn  aud^  jene 
©rünbe  ben  ©eift  }um  t^ürwol^rl^alten  beS@a|e§ 
beftimmen,  fo  ift  biefeS  ^ürwal^rl^alten  bod^  immer 
üon  ber  gfurd^t  beS  3rrt]^umS  begleitet  S)fe  grö^ 
ober  geringere  ^robabilitöt  eineS  So^  ift  fomit 
t)on  ber  ftärlem  ober  weniger  ftorfen  ^egrünbmig 
beSfelbcn  bebingt.  Unb  wie  ein  eüibent  ober  g«» 
wi^  wahrer  @a^  nid^t  f alfd^  fein  fann,  fo  liegt  e§ 
in  ber  Ülatur  eines  blo|  probablen  @a|eS,  ba|  ei 
falfd^  fein  fann,  mag  aud^  feine  ^obaoilitat  no^ 
fo  gro^  fein. 

3n  allen  fold^en  trollen,  in  meldten  bie  SRoroI* 
fqfteme  il^re  Aufgabe  }u  löfen  l^aben,  ift  eine  de* 
wi^l^eit  über  baS  S3or]^atd>enfein  ober  9Kd^tiNR^ 
l^anbenfein  eines  ©efe^eS  ober  einer  Serpfti^tnig 
unb  barum  über  (Srlaubtl^eit  ober  Unerlaubt^ 
einer  ^anblung  nid^t  )u  erreid^en;  e§  ftel^eii  fi^ 
bemnad^  jebeSmal  gwei  Slnfid^ten  gegenüber,  tum 
weld^en  feine  gewi|,  f onbem  febe  nur  mel^  ite 
minber  probabel  ift.  SBenn  nun  beibe  ^v^äßi 
gleid^  ftarfe  ©rünbe  für  fid^  l^aben,  fo  nennt  man 
fie  aeque  probabiles;  Wenn  bie  eine  fiodete 
©rünbe  für  ftd^  l^at  als  bie  anbere,  fo  nennt  noi 
bie  eine  probabiUor,  bie  anbere  einfod^  probabi- 
lis  ober  minus  probabilis ;  wenn  bie  eine  im  8e^ 
gleid^  gur  fd^wad^en  IBegrünbung  ber  onbon  \äß 
ftarfe  ©rünbe  für  fid^i  l^at,  fo  nennt  man  N^ 
probabilissima  unb  jene  parum  ober  tenuifter 
probabilis.  —  S)ie  ^Probabilitöt  einer  Steimng 
ober  ^Infid^t  fann  eine  innere  ober  oufeere  fein,  je 
nad^bem  bie  ©rünbe,  weld^e  fie  ftü^en,  ber  6Q4e 
felbft  entnommen  finb  ober  in  berSudoritötbcia 
beftcl^en,  weld^e  für  bie  Slnftd&t  eintreten.  SSon  ber 
probablen  ÜReinung  ift  bie  ftd^ere,  bie  opinio  totm 
ju  unterf d^eiben.  @id^er  nennt  man  biejenige  Vt^ 
nung,  bei  bereu  99ef olgung  bie  Uebertretung  eiml 
©efe^eS  unb  fomit  bie  @ünbe  auSgef(^lo{fen  i|l 
©teilen  fid^  gwei  3)leinungen  gegenüber,  fo  g* 
man  ben  9lamen  ber  fidlerem,  opinio  tutkr, 
berjcnigen,  bei  bereu  Sefolgung  bie  ©ihtbe  pdje» 
rer  vermieben  wirb  als  bei  ber  entgegengefe)|ta^ 
bie  man  be^wegen  bie  minber  ftd^ere,  bie  opink 
minus  tuta,  nennt.  Opinio  tuüor  ift  immer  bje* 
jenige,  weld^e  für  bie  ®eobad^tung  beS  ®eje|4 
minus  tuta  biejenige,  weld^e  für  bie  ^wfyXt 


1865 


ÜRoran^fteme. 


1866 


©efejc  fprid^t.  2Bcr  im  3tt>eif el,  ob  er  jum  tJfoften 
t)ci^ptc^tct  fei,  bennod^  faftet,  ber  befolgt  bic 
opinio  tutior,  unb  toer  im  3ti)^tfsl  bog  Soften 
unterläßt  ber  folgt  ber  minber  fiebern  ÜReinung. 
a%  ifl  Kor,  bog  bie  minber  fidlere  bie  probablere 
fein  fonn;  biefe  träfe  j.  S9.  im  angegebenen  fjfalle 
VI,  tomn  bie  Slnfid^t,  meldte  Dom  tj^aftengebote 
freifprid^t,  beffer  begrfinbet  märe  als  bie  entgegen- 
gefeite, bem  ®ebote  günftige  ^nftd^t. 
4.  S)ie  Derfd^iebenen  ©^fteme.    68  gibt 

!ed^  t)erfd^iebene  ![ßoraIfQftcme,  meldte  i^r  $rinci|) 
c  in  bie  f olgenbe  gormel  fleiben : 

a.  9Ran  mu^  ber  ftd^erem  ÜReinung  folgen,  aud^ 
toemt  bie  mitiber  ftd^ere  im  l^öd^ften  ©robe  pro- 
babel märe  —  abf oluter  3:utiori8mu8. 

b.  SDlan  mu|  ber  fidlerem  SKeinung  folgen,  menn 
bie  minber  fidlere  nid^t  im  l^öd^fien  ®rabe  probabel 
*P  —  gemäfeigter  SutioriSmuS. 

c.  SOlan  barf  ber  minber  ftd^em  nur  bann  folgen, 
toemt  fte  probabler  ift  al§  bie  entgegengefe^te  — 
^robabilioriSmuS. 

d.  SRan  barf  ber  minber  fidlem  folgen,  menn  fte 
gleid^  probabelift  mie  bie  entgegengef  e^te  —  Sequi- 
probobiliSmuS. 

e.  9Ran  borf  ber  minber  fidlem  aud^  bann  folgen, 
tteim  fie  meniger  probabel  ift  als  bie  entgegengefe^te 
—  $robabili§mud. 

f.  9Ran  lann  ber  minber  fidlem  f ogar  bann  fol- 
gen, memt  fte  aud^  nur  fd^mad^  (dubie  ^ber  te- 
niiiter)  probabel  ift  —  laser  $robabilidmu§ 
ober  SosiSmuS. 

9lad^  biefer  überftd^tlid^en  3)arßellung  tl^eilen 

ßbie  SRoralf^fteme  in  gmei  ©ruppen,  beren  eine 
tutioriftifd^en,  bie  anbere  bie  probabiliftifd^en 
69{ieme  in  ftd^  fd^lie^t  9Ran  fielet  auf  ben  erften 
8Hdt,  ba|  jene  bem  ®efe|e  günftiger  ftnb,  ber 
Cttcnge  bod  SBort  reben  unb  baS  ©ebiet  beS  Sr- 
tatbten  unb  ber  freien  SBal^l  möglid^ft  einfd^änfen; 
biefe  l^ingegen  finb  milber,  ber  t$reil|eit  günftiger 
sid)  fnd^  baS  ©ebiet  ber  freien  @elbftbeftimmung 
te  ben  fittlid^en  ^anblungen  auS^ubel^nen  unb  gu 
enoettem.  3ene  glauben  ein  ^rincip  gefunben  gu 

Sben,  bemguf olge  man  ftd^  in  }meif ell^aften  ^Ilen 
I  immer  für  ba§  SSorl^anbenfein  ber  SSerpfiid^- 
inm  unb  bie  Seobad^tung  bed  ©efe^eS  entf d^eiben 
imRr  n)öl^renb  biefe  ber  ^nftdgt  ftnb,  ein  $rincip 
m  6efi|en,  bemgufolge  man  fid^  bei  stoetfel^after 
Sectiflid^tung  oft  aud^  gu  ©unften  ber  f^reil^eit 
eittf4<nben  lann.  S)er  mefentlid^e  Unterfd^ieb  be- 
pu^t  iebod^  barin,  ba^  bie  tutioriftifd^en  @9fteme 
Irte  )nraltifd^e  ©emigl^eit  nur  auf  btrectem  äßege 
!K|ieIcn,  tö^renb  bie  probabiliftifd^en  beim  gfort- 
icßonb  bed  fpeculatioen  3^sif^l3  über  ba§  93or- 
^mbenfein  be§  ©efe|e8  praftifd^e  ©emtgl^eit  unb 
in  cntfd^iebeneS  ©emiffen  über  bie  Srlaubtl^eit  ber 
n  fel^enben  ^nblung  auf  inbtrectem  SSege  er- 

üBfllic^. 

IL  «bfoluter  SutioriSmuSw  1.  Wer- 
tet e  r.  „  3hn  tJalle  einer  jmcif cD^af ten  SSerppid^« 
Bng  borf  man  ber  Snftd^t,  meldte  bie  t^reil^eit  be- 
iBn^gt/  nie  folgen,  aud§  menn  fte  im  l^öd^ften 


©rabe  probabel  ift.  ÜRan  ift  alf o  immer  gel^alten, 
bag  ©efe^  gu  beobad^ten,  menn  eS  nid^t  gemi|  ift, 
ba^  baSfelbe  nid^t  ejiftirt."  S)a8  gjrincip,  auS 
meld^em  biefe  ©ittenregel  abgeleitet  mirb,  l^ei^t : 
In  dubio  pars  tutior  eligenda  est.  Sie  93er- 
treter  biefer  extremen  Sufid^t  finben  fic^  im  Sager 
ber  Sanfeniften.  S)er  Sömener  3)octor  ©innid^ 
(gefl.  1666)  öert^eibigt  biefelbe  in  feinem  SBerle 
Saul  exrex  mit  ben  3cmf  eniften  ^aScal  unb  Sßenb- 
rodt  (9Hcolc).  (Sin  übertriebener  SigoriSmuS  in  ber 
SJioral  l^ing  mit  il^ren  bogmatifd^en  Snfd^uun« 
gen  }ufammen.  SSBeil  fte  ben  DergmeiflungSOollen 
@a|  aufgeteilt  l^atten,  ba|  bie  iBeobad^tung  bed 
gangen  Sittengefe^eS  für  ben  SRenfd^en  unmöglid^ 
fei,  lag  eS  in  i|rem  Sntereffe,  eine  Sittenregel  auf- 
jufteHen,  beren  gorberungen  ber  SWenf  d^  im  gegen- 
märtigen  3uftanbe  nid^t  nad^fommen  fann.  Uebri- 
gen§  fud^en  fte  burd^  folgenben  t^eoretifd^en  ©runb 
il^r  tutioriftifd^eS  ^rincip  ju  rechtfertigen:  „9Ran 
barf  fid^  nie  ber  ©efal^r  ausfegen,  ein  ©ebot  }u 
übertreten  unb  babur^  eine  @ünbe  gu  begel^en ; 
ba  aber  aud^  eine  im  l^öd^ften  ©rabe  probable  Sn- 
ftd^t  falfd^  fein  famt,  fe^t  man  ftd^  burd^  beren 
Befolgung  ber  ©efal^r  ber@ünbe  auS;  man  mu| 
alfo  ftetS  baS  @id^erere  mäl^len,  meil  man  nur  fo 
ber  ^efal^r  gu  fünbigen  entgeht."  —  2.  aBür- 
b  i  g  u  n  g.  ^iefe§  @t)ftem  ift  im  britten,  t)on  Sle- 
janber  vni.  t)erurtl^eilten,  bem  SBerfe  ©innid^S 
entnommenen  @a|e :  Non  Ucet  sequi  opinionem 
vel  inter  probabiles  probabilissimam,  Don  ber 
ftird^e  üermorfen.  ®er  ^auptgrunb  feiner  95er- 
urtl^eilung  ift  mol^l  barin  gu  fud^en,  ba^  eS  gang 
unbered^tigte  t^orberungen  ftdlt  unb  baburd^  bie 
SSeobod^tung  be§  @ittengefe|eg  gu  einer  unerträg- 
lid^en  Saft  unb  für  ben  ^enfd^en,  mie  er  j[e|t  ift, 
nad^gerabe  gur  Unmöglid^feit  mad^t.  ßS  ift  bie 
Seobad^tung  ber  gemiffen  ©efe^e  für  bie  meiften 
ÜRenfd^en  fd^on  mit  bebeutenben  @d^mierigleiten 
t)erbunbeu;  foHten  fie  aud^  nod)  allen  unftd^eren 
unb  gmeif dl^af ten  SBerpflid^tungen  nad^Iommen,  f o 
fönnte  nur  eines  ton  beiben  bie  Qfolge  fein,  entmeber 
bumpfe  ißergmeiflung  ober  t>öSige  3ügelloftgfeit 
burd^  ba§  Sbfd^ütteln  einer  Saft,  meldte  menfd^- 
lid^e  Jhaft  überfteigt.  @d^on  barauS  ergibt  ftd^, 
mag  unten  beS  Släl^em  bemiefen  mirb:  eg  ift  gmar 
nie  erlaubt,  ftd^  ber  ©efal^r  einer  formellen  ©ünbe 
auSgufekn,  allein  e3  lann  ntd^t  gegen  ben  SBiUen 
©otteS  fein,  bog  ber  ÜRenfd^  im  gaUe  einer  gmeifel« 
l^aften  Sierpflid^tung  ftd^  ber  ©efal^r  einer  mate- 
rieUen  ©efe|edübertretung  unb  einer  materiellen 
@ünbe  au8)e|e.  S)a|  aud^  bie  materieEe  ©efe^- 
übertretung  ©ünbe  fei,  ift  ein  bem  SanfeniSmuS 
eigener  Strtl^um.  UebrigenS  foll  nid^t  in  Slbrebe 
geftellt  merben,  ba^  baS  tutioriftifd^e  ^rincip :  In 
dubio  pars  tutior  eligenda  est,  eine  gemiff e  93e- 
red^tigung  l^at,  j[a  ba^  ed  innerl^alb  einer  beftimm- 
itn  ©pl^äre,  bie  unten  genauer  abgegrengt  mirb, 
au3fd§lie|lid^  gur  ^nmenbung  fommt.  Slber  bem- 
felben  ^Ueinbered^tigung  auf  bem  gangen  ©ebiete 
ber  ÜJloral  guf d^reiben,  eS  gum  eigentlichen  SOtoral- 
princip  unb  gur  allgemeinen  ©itttwci^V.  ^x  ^S^ 


1867 


ÜRoralf^fietne. 


1868 


f$föSe  einer  jmeifeD^aften  ®efe|e3t)er))fli(]^tung  er» 
f^Atn  tooHen,  ift  ein  gonj  un^eiboSer  SDti^griff, 
ein  jonfeniftifd^er  3rrt]^utti. 

m.  2)er  gemäßigte  Xutiori§mu§. 
l.SSertreter.  Kod^  ber  SSerurtl^eilung  bcS  Su- 
tioriSntuS  feitenS  ber  ffird^e  l^absn  bte  bem  3anfe« 
nigmuS  me^r  ober  weniger  ergebenen  2:]^eoIogen  baS 
tutioriftifd^e  $rincip  gerobe  fo  Diel  obgefci^mäd^t, 
afö  eS  not|iDenbig  mar,  nm  ber  fird^lid^en  Senfur 
ju  entgelten;  im  Uebrigen  ift  3luffaffung  nnb  95e- 
grünbung  be§  @t)ftem§  biefelbe  geblieben.  S)iefer 
gemilberte  SutioriSmud  i)at  feine  l^auptföd^Iid^ften 
Siertl^eibiger  unter  ben  ^rofefforen  ber  Sömener 
Unit>erfität  gefunben.  9n  ber  bortigen  Sl^eologen« 
facultot  UKiren  im  17.  unb  18.  äol^rl^unbert  bie 
jtrengeren,  jefuitenfeinblid^en  ^nfd^auungen  in 
Sogmoti!  unb  ^Roxal  trabitioneü  gemorben.  S)ie 
bebeutenbftenSSertreterbiejerStid^tunginberüMoral 
flnb  bie  »elgier  ©te^aert  (geft.  1701)  unb  Dp« 
ftroet  (geft.  1720).  ©porabifd^  fanb  ber  2utio- 
riSmuS  oud^  unter  ben  übrigen  Xl^eologen  SelgienS 
(ier  unb  ba  einen  SSertl^eibiger,  toit  on  bem  Sor» 
meliten  §einrid§  a  b.  Ignatio  (geft.  1719),  ber 
in  feiner  Ethica  amoriB  an  ben  {anfeniftifd^en 
9ligon§mu§  anftreifenbe  Sel^auptungen  oufftdlt. 
%m  Snbe  be§  vorigen  ^al^rl^unberts  ift  nod^  Sor« 
binal  ©erbil  (geft.  1802)  für  biefe  «nfd&ouung 
eingetreten  (Opp.  Vn,  De  act.  hmn.  c.  3).  — 
2.  Sßürbigung.  SBie  oDen  ^albl^eiten,  fo  gel^t 
e§  oud^  biefem  obgefd^ioöd^ten  SutioriSmuS :  er 
genügt  nod^  feiner  Seite  l^in.  ^uf  biredem  Sßege 
tann  er  eS  §u  leiner  pro!tifd^®ett)ig]^eit  bringen, 
unb  ben  inbirecten  äßeg  tt)iS  unb  lonn  er  infolge 
eined  ^rindpS  nid^t  einfd^logen.  (Sr  geftattet,  ber 
ür  bie  Sfteil^t  günftigen  ^nfid^t  }u  folgen,  ttenn 
ie  bie  ^öd^fte  Sffial^rfd^einHd^IeU  beft^t;  eS  ift  alfo, 
menn  oud^  im  l^öd^ften  ®rabe,  probabel,  ba^  ba§ 
2:|^un  unb  Saffen  gegen  fein  ®efe|  Derftö^t ;  aber 
mit  einem  probablen  ®emiffen  l^anbeln,  ift  fittlid^ 
unerlaubt  unb  f ünbl^ft.  SBoHte  man  aber  bie  $ro- 
babilitöt  ber  Snftd^t,  ber  man  }u  folgen  geftattet, 
fo  l^od^  l^inauffd^rauben,  ba^  {ie  in  ©etoi^l^eit  über- 
gel^t,  fo  beftnbet  man  fid^  in  bem  t)on  ber  ftird^e 
t)ertt)orfenen  SutioriSmuS.  3m  Uebrigen  trifft  baS 
in  Stebe  ftel^enbe  Softem  berfelbe  iBormurf  über- 
triebener Strenge,  ber  ben  abfoluten  SutiortSmuS 
unb  mit  SuSnafme  bed  $robabili9mud  mel^r  ober 
toeniger  febeS  anbere  Softem  trifft.  S)ie  ÜRorat 
iß  nid^t  bered^tigt,  an  ben  SRenfd^en  fittlid^e  gfor- 
berungen  ju  fteOien,  toeld^e  ftd^  nid^t  als  objectit) 
beftel^enb  mit  ©id^erl^eit  nad^meifen  laffen ;  ße  ift 
olfo  aud^  nid^t  bered^tigt,  eine  ©ittenregel  aufju« 
fkellen,  meldte  fid^,  mie  baS  ^rincip  beS  SutioriS- 
mu§,  burd^  obj[ectioe  ®rünbe  nid^t  bemeifen  lö|t. 
9(18  geratl^en,  5ur  Uebung  größerer  SSoOfommen- 
l^eit,  fann  bie  Befolgung  ber  ßd^rem  ÜReinung 
freilid^  empf  ol^len  merben  unb  ttrirb  e§  aud^  in  t)ielen 
SföHen ;  aiDlein  l^ier  l^anbelt  eS  fld^  nid^t  um  baS 
Seffere  unb  SBottf  omm  euere,  f onbem  vm  eine  ©itten- 
reget,  meldte  in  }n)eif ell^aften  t^föEen  befKmmt,  maS 
Prenge  gjpid^t  ift. 


IV.  ®er  gJrobabiltociSmuS.  l.Se^ 
t  r  e  t  e  r.  3)ie{ed  @t)ftem  gefte^t  in  gfaSen  jioeifd« 
l^after  SSerpflid^tung  ber  fSfi^il^eit  gemiffe  Siedete 
)u,  jebod^  nur  bann,  menn  bie  ber  Sftei^it  g&i* 
ftige  Snftd^t  beffer  begrünbet  i{l  al§  bie  entgegen* 
gefegte;  ift  le^tere  beffer  begrünbet,  fo  forbert  e3 
bie  ^eobad^tung  beS  menn  aud^  ^meifeD^often  @e> 
fe^eS.  ©eit  ber  SRitte  beS  1 7.  ^al^rl^unbertg  1^ 
ft^  bie  Xl^eologen  au§  bem  Orben  bei  I^L  S)o> 
minicuS  bed  $robabiliori§mu3  mit  befonberem 
(£if  er  -angenommen.  3ft  er  aud^  nie  im  eigentlid^ 
©tnne  OrbenSboctrin  gemorben,  fo  unrb  fid^  bo^ 
feit  jener  3«it  bis  in  bie  erften  S)eccnnicn  unfe» 
re§  äal^rl^unbertd  faum  ein  S)omintcanertl^eologe 

iinben,  ber  nid^t  biefem  ©t)ftem  l^ulbigte.  3n  ia* 
elben  Stit  gab  e§  aud^  au|er  bem  SDominicano^ 
orben  mand^e  ÜJloraliften,  meldte  ben  ^robabilio* 
ri§mu3  Dertl^eibigten  unb  tl^eoretifd^  befolgten; 
il^re  Flamen  merben  meiter  unten  genannt  moben. 
^ie  Segrünbung,  bie  bemfelben  gemoü^  ip,  ^ 
auf  ben  erften  93lid(  etma§  Sefted^mbeS.  S§  miber> 
fprid^t,  fagt  man,  ebenfo  ben  2)etä»  ixne  ben  ©ittn* 
gefe^en,  oon  jmei  entgegengef e^ten  Snftd^ten  bie- 
lenige  ^umäl^len,  mel(|e  offenbar  ttieniger  begiän* 
bet  ifL  SBer  in  feiner  drf enntni|  6i3  5ur  9Sa$c^ 
felbft  nid^t  t)orbringen  fann,  mu|  menigfta§  Ue 
^nftd^t  möl^len,  meldte  ber  SBabrl^eit  nöi^er  ßegt; 
unb  mer  )ur  93eobad^tung  eines  ®ef e^ed  Derpflit^ 
ift,  ber  barf  nid^t  eine  Snftd^t  befolgen,  burd^  rodSjit 
er  fid^  miffentUd^  mit  größerer  SBaJ^rfd^einß^ 
einer  ©ünbe  fd^ulbig  mad^t.  —  2.  SBärbigung. 
änbe^  leibet  biefeS  ©Aftern  an  fo  bebeidMen 
ÜJlöngeln,  ba|  ber  oft  an  Fanatismus  grenjenbe 
Sifer,  mit  bem  eS  t)erfod^ten  mürbe,  nur  in  %r> 
urtl^eilen  unb  9Ri|t)erftönbniffen  feinen  SnoA 
l^aben  fann.  Sie  Aufgabe  jebeS  iOltmjSpfixai, 
beim  S^eif el  über  baS  IBorl^anbenf ein  beS  ScfetcS 
unb  bie  Srlaubtl^eit  ber  ^anblung  ^u  einer  piof* 
tifd^en  @emi^]^eit  gu  führen,  mirb,  une  eS  f^cot 
nid^t  Don  allen  Vertretern  beS  ^obobilioriknS 
in  berfelben  SBeife  gelöst.  S)ie  Q^en  erfemun  m 
birecte  ®emi|]^eit  an  unb  taffen  ben  ©emiffeal- 
fprud^  über  bie  Srtaubtl^eit  ber  aitSguf^reiibat 
^anblung  auS  ber  großem  SBol^rfd^inlid^fbit^ 
Dorgel^en:  Qui  probabüius  agit,  pradenter,  La 
licite  agit.  ^uS  biefer  Sl^eorie  folgt  aber  goq 
notl^metäigbaS  Sine  t)on  Seiben:  enäKbermllfa 
{ie  in  Stbrebe  ftellen,  ba^  )um  ftttltd^  eilaiiMn 
^anbeln  praftifd^e  ®emi|l^eit  erforbert  fei,  nk 
bann  oerfto^en  ße  gegen  bie  oberften  (8e{c|t  bec 
©ittlid^feit;  ober  fie  muffen  bie  ^bobtfititfiK 
®emi||eit  erflören,  unb  bann  t)et^^  fie  gegn 
bie  elementaren  ®efe|e  ber  Sogü.  @ud^  ^  fita 
auf  inbiredem  SBege  mit  ^ilf  e  eines  rejfesen  $rii' 
cipS  }u  einem  praftif d^  entfd^iebenen  ®mifjcft  |i 
gelangen,  fo  ift  il^re  Sage  um  nid^tS  beffer.  SM 
fie  baS  für  fte  notl^menbige  fßrincip,  ein  fl^ 
l^afteS  ®efe^  Derpflid^te  nid^t,  auf  bieienigpiP^ 
einf darauf en,  in  meldten  bie  ber  ^rei^ieit  gS» 
ftige  ÜReinung  beffer  begrünbet  ift,  trifft  fie  ait 
%e(£|t  ber  ißormurf,  ber  gegen  ben  ZutioriSinl 


Snotaifqlttine. 


1870 


ei^o6cn  wirb,  bog  fit  btn  ©löiibigni  d^m  itbe 
SemJ^png  unnöttiigt  Saften  oufbürbm  unb  bie 
SStoba^tung  beB  ^riftliditn  ©efe^fS  moraltii^  un- 
miolid^  mQ.ä)tt\.  @ibt  man  einmal  ju,  ba^  @ott 
bi  gföQen  jmtifelliofteT  Sßtrpfli^tung  bie  IStob' 
Ortung  beS  @t|e|eS  nic^t  foibeit,  bann  i[t  man 
ttibn  coi  b(r  Sogt!  noc^  Doi  bttn  Semiten  bc« 
It^ttgt.  baS  g^ieifein  Don  ber  <ßf[i(^t  au]  bit  ^Ut 
OTfiflenr  obn  gleich  gio|er  $iobabilität  gu  be> 
f^Tättftn.  €on{tqueng  ^ben  nui  gmct  €Qf)ente: 
abfotuter  XutioiiSmuS  unb  $rotiabilt§mu§.  Sin 
WoRiIfijftnn,  las  eine  allgtmein  gültige  Sitten* 
ngel  ouljtellt,  bie  toebet  im  ^|llic^en  Seben  noc^ 
m  ber  ajerwoltung  bei  SBufeiacromenleS  jiraftifcEit 
SavenbunQ  finbcti  lann,  trägt  (i^on  be^^alb  ben 
eienniel  bei  3rrt5uni§  an  ber  ©Hme.  S)a8  ip 
ein  @iimb,  ben  bet  1^1.  9Il(onS  aie  ^ann  ber 
fpiosiS  ben  ^lobabiliotiften  gegenüber  mit  ^ia^* 
biud  betont.  €§  ift  eben  ein  Stbtoägen  ber  ©riinbe , 
um  jU  erfennen,  auf  meieret  Seite  bie  bt[|ertn 
ftt^en,  aus  !WangcI  an  ginfidit  unb  Segobung 
Dcn  mermtnigPen  möglich,  unb  f elbft  bei  ben  ®t- 
Ic^ittn,  bie  p  einer  berartigen  Arbeit  befähigt  finb, 
uGb  baS  Urteil  Don  ben  [ubjecttcen,  ftetS  rotäf 
ftinbtn  @emüt^eflimmungen  betinfluftt ;  Das  ber 
(Hnt  für  beffer,  baS  ^ält  ber  9Inbere  für  minbei  gut 
btgrünbct;  unb  aai  jemanbem  "^tutt  picbabel 

i^cint,  httS  bäu^t  il^im  morgen  ;irobabIer.  ffurg, 
lic  SpTobabiliorifien  ^abtn  einen  ganj  un|id^ern 
ttnb  )iRcfiren  ©tonbliunlt  eingenommen,  ©onim 
toien  fit  auit)  in  conneten  t^SHen  nur  ju  oft  unb 
pi  gtm  bie  Sittenrecel  beS  ^robabiliSmuS  onge» 
maeattj  m  Umftonli,  ben  bet  SBitner  iproba- 
HSoripSajjaniga  bitter  beflogt  (De  consc.  prob, 
n.  187).  Sei  Don  ben  ^irobabiliori^en  gebrauch- 
tm  Vegiünbung  be§  @qffemS  Hegt  ein  metirfai^eS 
SRi^KT^änbrng  }u  ®runbe.  3unäi^f1  ift  nar.  baß 
nan  niAt  fogtn  fann,  bie  ))robabIcre  ^nfi^t  ftetie 
bei  SBo^Eieit  nä^er  oIB  bie  probable^  beibe  Ibn- 
1KII  (bot  folf^  fein.  SRan  Tann  inol^I  fagtn,  bie 
htb,  Snficgt  Jjobt  ben  gr3|em  @cE)ein  ber  SBofii' 
Mi,  aber  ni^t,  fie  fei  nä^er  bei  ber  SBa^^tit. 
um  IttfttreS  bewußten  ju  Fönnen,  mü|te  man  bit 
tMoqäi  ftlbp  f enntn.  Um  entf^iben  gu  f Bnnen, 
lÄ  ännSbrud  obtr  Xllailanb  nä^r  bei  £Rom  liegt, 
Bnt|  man  toifftn,  mo  !Rom  ift.  Wä^tt  man  aber, 
IM  bie  SBalgr^eit  \%  bann  gQbe  tS  leinen  StoeifelS- 
fdL  9)hi^  mon  aber  nit^t  berjeitigen  ÜReinung  feine 
gnphiunnng  geben,  iceli^e  t«n  gramem  ©liiein  ber 
Ba^i^  für  fi^  b^it?  ai'mn  man  aber  ber  min- 
ber  jtobübienSlnfidjt  feine  3ufiimmunQnid|t  geben 
boif,  fann  man  fie  bann  befolgen?  ®eitiiß,  wenn 
num  fltnfitbigt  ift,  ämtfc^en  gmei  OTtinungen,  bie 
ni^t  ffiti<^  gut  begriinbet  finb,  ju  wählen  unb  ber 
cintn  Don  beiben  feine  ^uftimmung  gu  geben,  fot- 
bcrt  boS  Sittengefeti,  bag  man  Sitjtnigt,  mtnn 
ua^  mit  gurc^t.  ju  irren,  für  mabr  boltt,  ntXä^t 
Met  bfgiünbet  i^ ;  nöein  (unb  baS  ip  bo3  jtDtite 
VH^bcrflfinbnig.  ba§  ber  Segrünbung  beS  $ro- 
bobUioriSmuB  ju  ®tunbe  liegt)  ^in  Iwnbelt  t§ 
fb(  nii^  batum,  ber  tintn  Don  btibtn  SHtinungen 


jujuftimmtn  unb  fie  für  na^r  tu  ballen,  f  onbtm  nui 
barum,  guerltnnen,  ob  baS  ®eft^  jntift^iaft,  unb 
infolgt  baoon  bie  ^fli^t,  e§  ju  beoboii^teti,  hin- 
fällig ift.  Um  bai  ju  erlenntn,  ^t  man  toebtr  bie 
eine  noii^  bit  anbere  ?lnfi^t  juftimmenb  für  loa^t 
jU  Italien,  fonbem  nur  ju  urtbtilen,  ob  bie  gegen 
baS  ESotl^anbtnfein  beS  @efej)eS  f  prec^enben  @rünbe 
guf  unb  triftig  fmb.  6§  liegt  alfo  ben  ÄuSfiib' 
Hingen  ber  ^robabiliDriften  bie  SßemieiibSlung  ju 
®runbe,  btrjufolge  fit  bit  iJretE)eit  beS  SienEenS 
unb  bie$flii|t  btS  g^ümiabrbalttne  mit  berl^rei- 
beit  btS  ^anbtlnS  unb  btr  $f[id)t,  baS  ©eftj  ju 
beoba^ten,  furg  bit  logif^e  mit  btr  el^if^  Oro- 
nung  MdDti^leln. 

V.  £ter  SßtobabiliSmufi.  3)aS  probabi- 
It^fe^t  ^nciti  in  genauer  Ifaffung  lautet :  2fm 
Smeifel  übtr  bie  Erlaubibtit  ober  Unerlaubt^ 
einer  ^nbtung  barf  man  ber  mtnbetfii!^,  aber 
U)o^r6üft1)tobabIeniDleinungfDlgen,au(5rotnnbie 
entgegengeftlie  jirobabler  ip.  1.  ©ein  Seref^. 
Sin  $rindt)  mu^  fo  befd^affen  fein,  ba|  t§  fid 
aDe  SäOt  ©eitung  W-  tör  rottet  eS  aufgefteDt 
mirb.  Sine  JRtgel,  mtl^t  91uSna:(imtn  trleibtt,  mag 
eine  toie  immer  gtailete  Siegel  fein,  ift  ober  tein 
fprindf).  ßS  lonn  aber  unmüglit^  auc^  auger  fei- 
nem Serei^e  fldti  als  ^rincip  beroü^ren.  ^ie  ur> 
eigene  ©pbiSre  beS  tirobabUiftifi^en  fßrincifS  bil- 
ben  nun  alle  biefenigtu  fJäUt  einer  ätaeife%ften 
SetpRi^tung,  in  wel(ben  nur  bie  6rtaubtf|eü  obtt 
Uneitaubibtit  einer  ftanblung  ober  Unttriaffung 
in  Scigt  Fbl-  SJurq  bie  Utbcrtretung  tinefl  @t- 
f cSeS  lonn  nämlicb  unter  Umftänben  ein  SJoppelteS 
erfolgen :  junfle^ft  ein  SDerpofe  gegen  bit  fittli^ 
Orbnung ;  bann  abtr  au|erbem  noi$  tin  anbeteS 
Uebel,  baS  man  jumeiben,  ein  geitliditr  ober  gtifl* 
lit^r  ©lieben,  ben  man  ju  l^nbtm  titipflid^ttt  ifL 
3Ber  an  einem  ©onntagt  frtitDiUig  bte  (eilige 
Weffe  Derfäumt,  btr  mad^t  fi4  tinfad^  einer  S3er' 
lebung  btS  Jhi^ngtbottS  unb  baburc^  einer  Sünbe 
fqulbig ;  tsti  aber  ein  JHnb  mit  @ffig  tauft,  btc 
begebt  nid)t  btog  eint  unerlaubte  unb  barum  f  ünb> 
buf'*  ©onblung,  fonbem  Oereittit  bie  2BirIung  beS 
©acromenttS  unb  fügt  btm  ffinbt  tinen  gei^lif^eu 
@^abtn  gu.  3n  allen  gälltn  einer  gmeiftl^fttn 
!Btr;)fIi^ng,  in  neigen  fiä)  bie  g^rage  nii^t  blog 
um  bit  grlaubtbtlt  ober  Unetlaubtbeit  einer  ^onb- 
lung  brt^t,  fonbem  mo  burc^  bie  SBegebung  obtt 
bit  Unttriaffung  einer  ^anblung  ein  Utbel  et- 
folgt,  M  man  ju  meiben  Oeipfli^ttt  ifl,  barf  baS 
probabüipifc^t  ^rincip  ni^t  angtUKnbtt  nerDen; 
fie  gebfirtn  niti^t  ju  ftintm  !8trei^.  3n  allen  biefen 
0dllen  ifl  man  Dttpflid^tet,  Rad^  bem  $rtnclt>  beS 
$utiori9muebaS@i4ereregun>äbItn.  S)tnn  neben 
bem  3n>tiftl  an  btt  Stloubt^eit  obti  Unetlaubl^eit 
bet  ^anblung  fle^t  ein  gaiq  gtniffeS,  jtotifelloftS 
@efet),  baS  unB  DerpflicEittt,  bit  ^onblung  Dotju* 
nebmen  ober  gu  unterlaffen,  um  tinen  btftimmten 
Siotd  gnfldbem,  ben  man  eneidfen,  ober  einen  Sdba- 
ben  bintanjubolttn,  ben  man  binbtm  mu|.  SSB« 
Derjjpic^let  ifl,  tinen  befHmmten  3»«*  Ju  etreid^n, 
ber  ifl  eben  bobur^  mÜ)  Vntifli^ttt,  ein  foU^eS 


1871 


5!RoraIf9fieine. 


1872 


ÜRittel  5U  mälzten,  loeld^eS  bie  Sneid^ung  beS 
3tt)ecfc8  nid^t  in  ©cfalftr  bringt;  unb  tocr  öer})f[id^« 
tct  ift  ein  bcftimmteS  Ucbcl  ju  meibcn,  bcr  ift  eben 
baburd^  aud^  öerpflid^tet  icbe  ^anblung  m  unter« 
laffen,  meldte  baSUebel  m5glid^em)eije  l^erbeifitl^ren 
Unnte.  SDtan  ^ai  oOe  biefe  ^öät,  in  meldten  man 
bei  jmeifeD^after  Srloubtl^eit  ober  Unerfoubtl^eit 
einer  f^onblung  derpftid^tet  ift,  bog  @id^erere  ^u 
toSüjiitn,  in  brei  @ru))))en  getl^eilt  unb  baburd^ 
uberftd^tlid^  georbnet.  3ur  erften  ©ruppe  gel^ören 
biejienigen  t^öKe,  in  meldten  e§  ftd^  um  bie  ©ültig» 
feit  eine§  @Qcramente§  l^anbelt.  S)er  @))enber 
ber  @aaamente  ift  t)er))f[id^tet,  bie  ©ültigfeit 
berfelben,  fomeit  eS  Don  il^m  abl^ängt^  fid^er^u* 
fietten.  S)q8  forbert  bie  ®^rfurd^t,  bie  er  ßl^ri« 
fbS,  bem  Url^eber  ber  @acramente,  fd^ulbet^  alfo 
bie  Zugenb  ber  Steligion;  baS  forbert  aud^  bie  Stüci» 
fld^t,  bie  er  bem  (£m))fänger  fd^ulbet,  alfo  bie 
Xugenb  ber  Siebe  unb  ber  ®ered^tig!eit.  Sr  ift 
be^lalb  in  SmeifeföfäQen  Derpfiid^tet  ein  abfolut 
Mereg  äJtittel  ju  möl^Ien,  um  fomol^I  bie  ©efal^r 
oer  Ungültigfeit  für  ba§  ©acrament  olS  aud^  bie 
©efal^r  bed  geiftlid^en9lad^t]^eil§  für  ben  Empfänger 
)u  t)er]^üten.  S)ie  ^uSno^meföHe  fönnen  l^ier  un^ 
enoöl^nt  bleiben.  3ur  Breiten  ®Tuppt  gel^ören 
biejienigen  t^dOe,  in  meldten  eS  {id^  um  eine  5um 
emigen  f^eile  ab jolut  notl^menbige  Sebingung  l^an- 
belt.  2)aS  emige  ^eil  mn^  fidler  eneid^t,  bie  ®e- 
fal^r  ber  etoigen  93erbammni|  ftd^er  ouSgefd^Ioffen 
toerben:  ba§  forbert  bie^fli^t  ber  Siebe,  bie  ieber 
fld^  felber  fd^ulbet.  2Kan  ift  alfo  öerpflid^tet,  mo 
l^on  einer  befKmmten  ^anblung  bie  emige  Selig» 
feit  abl^ängt,  biefelbe  fo  ju  Derrid^ten,  bag  baS 
@eelen]^eilnid^tgefa]^rbettt)irb,  mit  anberenSBor^ 
ten,  baS  @id^erere  5U  mälzten.  3ur  britten  ©ruppe 

Sel^ören  biejienigen  t^öQe,  in  meldten  e§  {id^  um  eine 
ted^tSDerle^ung  l^anbelt.  gfrembeSSted^tmug  ftd^er 
gemalert  toerben,  baS  forbert  bie  $pid^t  ber  ®e» 
red^tigfeit,  mag  fle  nun  in  ber  fittlid^en  9lotur» 
orbnung  ii^ren  ®runb  l^aben,  ober  mag  man  fie 
freiwillig  burd^  eine  3lrt  SSertrag  übernommen 
l^aben;  man  ift  folglid^  Derpßid^tet  iebe  ^anblung 

!u  unterlaffen,  burd^  toeld^e  aud^  nur  mal^r jd^einli^ 
laS  ated^t  eines  2)ritten  in  ©efal^r  fommt.  2)er 
Hrjt  barf  bei  Sel^anblung  eines  ftranf  en  fein  SDlittel 
gebraud^en,  baS  mal^rjd^einlid^  ober  aud^  nur  mög- 
lid^ermeife  fd^öblid^en  Hinflug  übt;  er  mug,  fo  lange 
beren  Dorl^anben  ftnb,  ab jolut  fidlere  mäl^Ien.  9lad^ 
biefen  Srndrungen  mirb  man  ni^t  gan^  irre  gelten, 
menn  man  be]^au))tet,  eS  gäbe  eigentlid^  nur  ^mei 
SKoralf 9fteme,  meldte  biejen  9lamen  mit  SRed^t  öer« 
bicncn :  ben  $robabiIi§mu8  unb  ben  SutioriSmuS. 
äebmebeS  bel^errfd^t  eine  eigene  ffategorie  t)on 
gmcifetöf allen  über  bie  grlaubtl^eit  ober  Unerlaubt« 
l^eit  einer  f^anblung ;  iebmcbeS  erftredft  fid^  in  ben 
il^m  5uf  ommenben  trauen  über  baS  gange  ®  ebiet  ber 
3KoraI ;  jebtoebeS  ift  in  feiner  ©pl^äre  allein  be« 
red^tigt,  alfo  im  eigentlid^en  Sinne  ^rincip  unb 
©t)ftem. 

2.  »emeiS  für  bie  SRid^tigfeit  beS  ^ro- 
bobiliSmuS.  a.iBernunftbcweiS.  3nben 


t^^Hen,  in  meldten  ber  ^ßrobabtliSmuS  9niDen« 
bung  finbet,  fielet  ein  gmeifeG^ofteS  ®efe|  ber 
menfd^Iid^en  Sfreil^eit  gegenüber,  ^an  l^t  be|* 
l^alb  nid^t  mit  Unred^t  bel^auptet,  ba^  mit  hm 
@a|e,  ein  ungemiffeS  ®eje|  t)er))fiid^te  nid^t,  ba§ 
gange  Softem  be§  ^robabiliSmuS  ftel^e  unb  faSc. 
S)er  für  baS  ©^ftem  gu  erbringenbc  SSemunft« 
bemeiS  mirb  folglid^  bie  SBal^rl^eit  biefeS  @o^ 
möglid^ft  übergeugenb  bart^un  muffen.  Um  bie* 
fen  3^^^  Bu  erreid^en,  fann  man  einen  hoppd* 
ten  SBeg  einf dalagen:  man  fann  baS  burd^  bie 
fittlid^e  3laturorbnung  objectiD  gegebene  95er|ölt- 
nig  gtoifd^en  Sfreil^eit  unb  ®efe|  betrod^ten,  obct 
man  fann  bie  9lrt  unb  SBeife  in'§  Suge  fafjen, 
mie  baS  ®efe^  ben  freien  SSßiKen  beS  3Renf(^ 
binbet.  3n  iebem  Stalle  gelangt  man  gu  bem  %> 
fultate,  ein  ungemiff e§  ®ef e|  t>txp^iä)tt  nid^t  Sa( 
®ott  burd^  ben  SluSbrudt  feines  SBiQenS,  burd^  bog 
®efe^,  ben  il^m  mefentlid^  unb  t)oIIftänbig  unter* 
georbneten  gef  d^öpflid^en  SBiUen  beS  9)lenf  ($en  bin« 
ben  unb  t)er))f[id^ten  fann,  begmeifelt  fein  gefunber 
iBerftanb.  @o  oft  alfo  bemSRenf^en  ein  göÜIi^cS 
®efe^  mit  ber  ungmeif ell^iaften  gforbenmg  entgegen« 
tritt,  eine  beftimmte  ^anblung  gu  Derrid^ten  oberen 
unterlaffen,  mu|  er  eS  als  feine  l^eiligfte  ^flid^ton- 
erf ennen,  bie  göttlid^e  gforberung  gu  erfüllen.  SScnn 
aber  baS  ®efe^  nid^t  gemig,  menn  eS  gmeifel^ft  ^ 
unb  menn  eS  aud^  beim  beften  äBiSen  nid^t  gefingt, 
über  baS  SSorl^anbenfein  beS  ®efe^eS  ©emig^  )n 
erlangen,  maS  bann?  äSßiE  @ott^  ber  l^öd^fie  (Sie« 
fe^geber,  bag  ber  Sßenfd^  aud^  ein  ungemiffeS  unb 
gtoeifell^afteS  ®efe^  befolge?  S!)a  er  unS  feinen 
SBiUen  l^ierüber  pofttit)  nid^t  geoffenbart  l^at,  nmffca 
mir  benfelben  auS  ber  t)on  il^m  gefd^affenen  ^ 
lid^en  Orbnung,  alfo  auS  bem  natürlichen  ^üjSÜ* 
ni|  gmif d^en  Sfreil^eit  unb  ®efe|  gu  erfennen  tro^ 
ten.  2)er  äJlenf  d^  ift  Don  9latur  mit  bem  93erm5gqi 
unb  bem  Siedete  ber  freien  ©elbftbeftimmung  anl* 
geftattet;  im  ©ebraud^e  feiner  S^eil^eit  ift  er  aber 
an  etl^if^e,  Don  ®ott  gemoOte  Qtormen  gebunbo. 
@r  fann  unb  f oU  fid^  auS  freier  Sntf d^lie^ung  @ott 
gu  feinem  SebenSgiele  fefeen  unb  burd^  bie  freie  9e» 
obad^tung  beS  @ittengefe|eS  fein  etoigeS  3t^  ^' 
d^en.  2)aS  ®efe|ift  mefenUid^  ein  aJKttel,  todifA 
bagu  bient,  ben  iKenfd^en  in  feiner  freien  S^otig« 
feit  gu  ©Ott,  feinem  legten  3icl«/  gu  föl^ren.  Si 
ber  Orbnung  ber  9latur  ift  bemnad^  bie  ^tei^ 
baS  Sfnil^ere,  baS  ©efe^  baS  (Spätere.  2)aS  ben 
freien  SBiUen  binbenbe  Sebot  fe^t,  toenn  aud^  m^t 
geitlid^,  fo  bod^  logifd^  ben  äBiUen  DorauS.  3n 
göttlid^en  atatl^fd^Iune  mürbe  guerft  ber  menfdp^ 
SBille  mit  bem  SSermögen  unb  bem  ^^k  bec 
@elbftbeftimmung  gebaut,  bann  trat  an  biejen 
freien  SßiQen  bie  etl^ifd^  f$forberung  l^eron,  (oi 
freier  Sntfd^Iie|ung  burd^  bie  Seobad^tung  beS 
©efe^eS  ©ott  als  fein  le^teS  3iel  angufbeben.  8 
ift  aber  ein  ©runbfa|  ber  natürlid^  Sitten*  ntb 
SRed^tSorbnung,  ba|  gemiffeS  SRed^t  nur  buidj  ge- 
toiff e  i^orberung  eingef  d^ränft  unb  auf  gel^oben  mb; 
gemiffe  greil^eit  fann  alfo  burd^  ein  ungemip  8t» 
fe^  nid^t  gebunben  merben,  unb  fann  eS  be^ 


1873 


ÜKoralf^fieme. 


1874 


niä^t,  rovl  bie  SBirfung  nid^t  doQfommener  fein 
fann  olfi  ii^re  Urf ad^e :  ein  ungemiffeS  unb  ^meifel- 
^afteö  ®ef efe  fann  feine  gciDiffc  unb  aioeif ellofe  95er- 
pflid^tung  bemirfen.  äSßir  t)erm5gen  aljo  quS  ber 
natürlid^en  ©itten»  unb  äted^tSorbnung  lu  erfen» 
nen,  bol  ed  nid^t  ®otteS  SSBiUe  ift  ben  SRenfd^en 
|ttr  Seobad^tung  eines  peifeD^joften  @efe|e8  ^u 
t>er)){Iid^ten.  ^f^^ff en  mir  bie  anbere  ©eite  in'S  Sluge, 
fo  fann  ba§  ®e{e|  burd^  fid^  allein  ben  ntenjd^Iid^en 
SBiUen  nid^t  binben ;  e§  fann  nur  burd^  bad  Sr» 
f enntni^ermdgen  bie  binbenbe  ff  roft,  bie  il^m  inne- 
iDol^nt,  auf  ben  äSßiUen  ausüben;  erft  baS  erfannte 
<Skf e|  üerpfiid^tet  ben  menf d^Iid^en  SBiUen.  @8  liegt 
in  bar  t)on  ®ott  getroffenen  Sinrid^tung  ber  9latur, 
bol  ber  SBiUe  in  feiner  Sl^ätigfeit  t)on  ber  Srfennt» 
nil  beS  ©eijpted  abl^öngt;  ®ott  nna  alfo  nid^t^  bag 
ber  menfd^Iid^e  SßiOe  t)erpf[id6tet  fei,  fo  lange  ber 
Serßanb  ba§  IBorl^nbenfein  ber  ^fiid^t  ni^t  er- 
feimt  unb  bem  SBiUen  Dorl^ält.  9)lan  fann  aber 
mäfi  fagen,  bo^  ber  IBerftanb  baS  @efe|  unb  bie 
Scrpflid^tung  erfennt,  fo  lange  er  an  il^rem  93or- 
^anbenf  ein  mit  ©runb  jmeif  ein  mu^.  9tiemanb  be- 
hauptet, etU)Qd  5U  miffen  ober  ^u  erf ennen,  f o  lange 
et  baron  soeifelt;  nur  gemiffeS  Srfennen  ift  mirf- 
Uä^  Srfennen.  SBer  am  SSorl^anbenfein  eines  ®e- 
feJKd  ameifelt,  erf ennt  ben  3toeif el  unb  bie  $flid^t, 
va^  ber  äBa^rl^eit,  b.  1^.  nad^  bem  2)afein  beS  ®e- 
fe|c8  5U  f  orf  d^en ;  baS  ®ef  e^  f  elbft  erf  ennt  er  erft 
oaan,  toenn  ftd^  gegen  bejfen  iBorl^anbenfein  fein 
icgriinbeter  3toeif el  mel^r  erl^ebt.  S)Qrum  f ogt  ber 
(L  Zi^omaS  fo  fur^  unb  treffenb :  Nullus  ligatur 
per  praeceptum  aliquod  nisi  mediante  scien- 
tia  iUius  praecepti  (De  verit.  q.  17,  a.  3).  Sllfo 
and^  auf  biefem  93ege  gelangt  man  jum  @d^Iuffe, 
ba|  ein  ameifeD^ofteS  ®efe|  nid^t  t)er))flid^tet.  3Ran 
^  fiegen  ben$robabiIiSmuS  nid^t  feiten  benSabel 
o^ben^  ba^  er  bie  menfd^Iid^e  Sfreil^eit  bem  g5tt- 
B^tn  ®efe^  unb,  5um  SJerberben  ber  @itten,  ben 
mcnfd^Iid^en  SBiSen  bem  SBiUen  ®otteS  t)or5ie]^e. 
Sftre  biefer  IBormurf  bered^tigt,  fo  genügte  er 
oOletit,  um  ben  $robabiIi§muS  ju  Demid^ten.  $[uS 
ben  obigen  Erörterungen  ift  iebod^  erfid^tlid^,  ba^ 
cS  fid^  beim  ^robabiliSmuS  nid^t  barum  l^anbelt, 
tb  gefd^pflid^er  SßiUe  bem  göttlid^en  SßiUen  t)or- 
gd^,  fonbem  barum,  ob  ®ott  moQe,  ba|  bei 
)ttietfel]^fter  IBerpflid^tung  bie  gfreil^eit  gemalert 
obec  Dom  @efe|e  befd^rönft  totxht. 

b.  Z)er  SluctoritötSbemeiS  fann  auf  mel^r- 
M^  Srt  gefül^rt  merben.  ÜRon  fann  ftd^  auf  baS 
ibife]^  ber  2:^eoIogen  berufen,  meldte  biefeS  @9- 
^m  ia  Ußtn  SBerf en  bemief  en  unb  Dert^eibigt  l^aben. 
Da  bie  bei  SBeitem  größere  ÜRel^r^al^I  aller  ^norol- 
t^Iogen  in  allen  Sal^rl^unberten  bem  ^robabiliS« 
nntS  ](iulbigt,  föUt  biefer  SSetoeiS  ju  ®unften  beS 
S^ßemS  f^on  fd^mer  in^S  ®ttoxä)l  toenn  er  aud^ 
[3r  fui^  allein  nid^t  l^inreid^en  mürbe,  einen  t)onf  om- 
ncn  fiber}eugenben  ^[uctoritätsbemeis  abzugeben. 
VRan  tarn  ftd^  femer  auf  baS  ^nfel^en  ber  ffird^e 

aen,  bie  baS  @Qftem  entmeber  ftiUfd^meigenb 
i^re  ^onblungSmeife  ober  auSbrüdlid^  burd^ 
derlid^  Srfl&rungen  gebilligt  unb  gutgel^eigen  l^at. 


SBenn  bieffird^e  mit  il^rem  ^nfel^en  für  baS  @9ftem 
eintritt,  fo  l^aben  mir  barin  aUerbingS  einen  für 
jeben  ffatl^olifen  ganj  entf d^eibenben  unb  über}eu- 
genben  SluctoritötSbemeiS.  2)enn  eS  ift  gerabe^u 
unbenfbar,  ba|  bie  ffird^e  in  Siüdtftd^t  auf  bie  il^r 
Don  ®ott  gemorbene  Slufgabe  einen  fo  folgen- 
fd^meren  unb  unl^eUdoIIen,  gerab^u  fittent)erber- 
benben  Sntl^um,  mie  eS  ein  falfd^eS  äJtoralf^ftem 
möre,  in  il^rem  @d^o^e  bulben,  gefd^meige  benn 
gutj^eigen  fönnte.  S)er  Slnflang  unb  bie  93er- 
breitung,  meldte  ber  ^robabiliSmuS  unter  ben  fa- 
tl^olifd^en  Sl^eologen  gefunben  l^at,  unb  bie  ftiU- 
f^meigenbe  ®ut]^ei|ung  ber  ffird^e  in  SSejug  auf 
biefeS  @9ftem  ergibt  fid^  auS  ber  unten  folgenben 
®efd^id^te  beS  ^robobiliSmuS.  2)ie  SemeiSfraft 
aber,  bie  barin  liegt,  brüdt  ber  1^1. 9IIf  onS  (Dissert. 
1755)  mit  biefcn  SBorten  an^ :  „SBenn  bie  milbere 
«nrid^t  (baS  probabüiftifd&e  ^rincip)  falfd^  märe, 
l^ätten  fte  bie  ®ele]^rten  nid^t  allenthalben  aufge- 
nommen, mie  eS  t^atföd^Iid^  gefd^el^en  ift,  ober 
menigftenS  l^ötte  bie  ff ird^e  fie  nid^t  gebulbet.  S)ief e 
l^ötte  nie  zugegeben,  ba|  bie  @eelen  gan^  allgemein, 
t)on  blinben  Sfül^rem  getöufd^t,  biefen  Sßeg  bed 
SerberbenS,  mie  il^n  bie  ®egner  nennen,  betreten 
mürben/'  (Sine  auSbrüdlid^e  SSiEigung  beS  $ro- 
babiliSmuS  feitenS  ber  ffird^e  befi|en  mir  aUerbingS 
nid^t,  aUein  in  ber  ^probation  ber  moroltl^eolo- 
gifd^en  SBerfe  beS  1^1.  SllfonS  ift  eine  fold^e  fo  flar 
unb  unjmeibeutig  entl^alten,  ba^  man  ol^ne  ©efal^r 
beS  ätrtl^umS  bel^aupten  fann,  ber  jal^rl^unberte- 
lang  bauembe  ©treit  über  baS  rid^tige  SRoralf^ftem 
ei  nunmel^r  burd^  eine  feierlid^e  ^dßörung  abge- 
d^Ioffen.  Unter  ben  mel^rfad^enffunbgebungen  ber 
.  Ürd^e  5U  ©unften  ber  Sd^riften  beS  1^1.  9If onS  iß 
für  unfern  3^^df  biejenige  t)on  befonberer  Sebeu- 
tung,  meldte  auSfprid^t,  ba|  ieber  lBeid^tt>Qter  bei 
ber  IBermaltung  beS  Su^facramenteS  aUe  9Rei- 
nungen  beS  1^1.  SllfonS  mit  rul^igem  ®emiffen  be- 
folgen fönne.  2)aS  ^auptgemi^t  ift  in  unferer 
Sfrage  nid^t  auf  bie  ^))robation  5u  legen,  meldte 
bem  ))robabiIifti[d^en  principe  5U  Sl^eil  mürbe, 
mie  e§  ber  ^eilige  in  feinem  Systema  morale  f or- 
mulirt  f^at.  iBon  biefem  gilt,  alS  fiel^rfa^  betrad^tet, 
maS  Don  aQen  anberen  Sinjelanfid^ten  beS  ^eiligen 
gefagt  merben  mu^:  äJtan  fann  fie  annel^men  unb 
befolgen,  iebod^  fo,  ba|  bie  91nfid^ten  anberer  Sl^eo- 
logen  il^re  Sered^tigung  nid^t  verlieren.  Sntf^ei« 
benb  ift  biejcnigc  ßrtlärung,  ber  jufolge  äße  Sn- 
fid^ten  beS  ^eiligen  im  @emiffen  alS  fidler  gelten 
f önncn.  S)enn  bie  Slnfid^ten,  bie  in  il^rer  ©efammt« 
^eit  als  fidler  be^eid^net  merben,  fönnen  nur  burd^ 
itnmenbung  eines  maleren  unb  rid^tigen  ^rincipS 
gemonnen  fein.  S)aS  probabiliftifd^e  $rinci)),  baS 
berSDloraltl^eoIogie  beS  l^I.$[IfonS  ju  ©runbe  Hegt 
unb  auf  meld^em  biefelbe  aufgebaut  ift,  mu|  bem- 
nad^  rid^tig  unb  ma^r  fein.  Sie  Sered^tigung, 
bie  Srflörung  ber  ffird^e  ju  ©unften  beS  probabi- 
liftifd^en  ^rincipS  geltenb  ^u  mad^en,  mirb  anfd^ei- 
nenb  bur^  ben  @treit  über  baS  SloraIf9ftem  beS 
]^I.3IIfonS  inSfrage  gefteUt;  aber  aud^  nur  anfd^ei- 
nenb.  9Ran  fann  l^ier  gan5  baDon  abfeilen,  ob  ber 


1875 


3KoraIf9fieme. 


1876 


9Iequit)robabtn§mu8,  ben  ber  ^eilige  in  {einem 
Systema  morale  Dom  Solare  1762  barlegt  unb 
bemei§t  tDefentlid^  t)om  ^robabiliSmuS  Derjd^ieben 
ober  ob  er  nur  eine  anbcre  gormcl  für  boSfette 
«ßrinci})  ift;  fo  öiel  ift  jid^cr,  ba^  baS  ©Aftern, 
meld^eS  ber  Woraltl^eologie  be§  ^eiligen  ^u  ®runbe 
liegt,  ber  einfache  $robabiIi§mu8  ift;  boS  $rinci}), 
toeld^eS  bieSöfung  ber  Singelfragen  in  allen  Zl^eilen 
be§  SBerfeS  beftimmt,  ift  fein  anbered  als  ba§  pro« 
babiliftifd^e.  2)a§  Don  ber  ffird^e  burd^  bie  9l))j)ro» 
bation  ber  moraltl^eologif d^en  SBerfe  be§  ^l  Slf on§ 
gutgel^ei^ene  ©Aftern  unb  ^rinci})  ift  bemnad^  ber 
einfädle  $robabiIi§mu§.  — -  S)ie  l^ier  unb  ba  ge« 
öu^erte  Snftd^t,  bie  gegen  biefe  SluSfül^rungen  ein- 
gemenbet  werben  fönnte,  ,,ber]^eilige  Seigrer  fei  bis 
jum  Saläre  1762  ju  feiner  beftimmten  gntfd^eibung 
über  baS  SRoralf^ftem  gefommen,  er  l^abe  bis  ba» 
l^in  immer  gefd^manft  unb  fei  erft  im  genannten 
3al^re  nad^  langem  Seien  unb  gorfd^en  mit  feinem 
Softem  fertig  gemorben",  ift  ganj  unb  gar  un« 
glaublid^.  SBßer  eine  f old^e  Kafuiftif,  tt)ie  bie  5!RoraI« 
tl^eologie  beS  1^1.  3lIfonS  ijt,  fd^reiben  wiB,  mu^ 
ftd^  t)or  ^Uem  über  baS  Softem,  baS  er  befolgen 
toia,  Älar^eit  unb  ©emi^l^eit  öerfd^afft  Ijaben, 
unb  wer  in  ad^ttaufenb  3tt)eifelSfäuen  eine  mel&r 
ober  minber  beftimmte  Söfung  gibt,  mu^  fid^  ein 
^rinci))  gebilbet  l^aben,  na^  bem  er  entfd^eibet 
unb  löst,  wiH  er  nid^t  mit  unöeranttt)ortIid^em 
Seid^tftnn  ein  SBerf  Don  fold^er  äßid^tigfeit  unb 
Xragmeite,  toie  eS  eine  Dielgebraud^te  Safuiftil  ift, 
in  bie  U&tit  fteQen.  SS  ift  begmegen  nid^t  benibar, 
ba|  ber  %  $[If onS  fünf  Sluflagen  feiner  fo  bringenb 
empfol^lenen  unb  f  o  energif  d^  öertl^eibigten  ßafuiftif 
Derbreitet  unb  ben  Elenchus  Don  99  quaestiones 
reformatae  Derfa^t  f^aht,  ol^ne  ftd^  über  fein  @Q> 
fiem  unb  ^rincit)  genügenbe  SRed^enfd^aft  gegeben 
gu  ]^aben.  S)arum  (äffen  aud^  bie  SuSfprüd^e  beS 
^eiligen  über  fein  ÜRoralf^ftem  bis  jum  3a^re 
1762  nid^t  ben  leid^teften  ©d^immer  eines  Smei« 
fels  an  ber  aSBal^r^eit  beSfelben  burd^blidfen.  SKit 
Doüfommen  gielbemu^ter  ©id^erl^eit  gel^t  er  an  bie 
Ausarbeitung  feineS  SBerfeS  unb  an  bie  Söfung 
ber  ßinjelfragen,  wie  jebermann  auS  feinen  ©d^rif « 
ten  entnel^men  fann. 

3.  Aufgabe.  IRunme^r  iji  baS  Urtl^eil  bar« 
über  ermöglid^t,  mie  ber  ^robabiliSmuS  feine  bop» 
püit  Aufgabe  löst.  3n  äSegug  auf  baS  ®efe^ 
meist  er  aus  ben  l^öd^ften  etl^ifd^en  unb  noetifd^en 
SBal^rj^eiten  nad^,  ba^  ein  gmeifell^afteS  ®efe^  ni^t 
Derpflid^tet.  @r  fud^t  gunäd^ft  baS  Problem  Dom 
SJerl^ältni^  ber  Qfreil^eit  jum  ©efe^e  gu  löfen  unb 
l^at  in  ber  Seantmortung  biefer  ^wge  eine  fefte 
©tüje  für  baS  $rinci})  unb  bie  ©ittenregel,  bie  er 
auffteUt,  gemonnen.  2)er  ^robabiliSmuS  bejmedft 
alfo  nid^t,  meber  bemüht  nod^  unbemu^t,  bie  Mein« 
l^eit  ber  d^riftlid^en  SWoral  ju  trüben  ober  bie  ©it- 
ten  beS  gläubigen  SSoIfeS  gu  Derberben  unb  gu  Der« 
giften ;  er  trad^tet  aud^  nid^t  banad^,  burd^  einen 
bialeftifd^cn  ftunftgriff  baS  ©emiffen  einjuf  d^läfem, 
um  an  jebem  mi|liebigen  (Sebotc  ober  Verbote 
öorbef  julommen,  f onbem  er  fud^t  bie  Söfung  einer 


Sfunbamentalfrage  ber  d^rifttid^en  Stl^il  unb  g^ 
langt  burd^  Die  Seantmortung  berfelben  gur  Sr* 
fenntni^  beS  göttlid^en  SBiüenS  über  bie  äkr^fli^ 
tung  eines  gmeifell^ften  ®efe^ed.  3n  Squg  auf 
bie  praftif d^e  ©etoi^l^eit  begeid^et  er  biefen 
inbirecten  SSBeg,  um  bei  bem  Se^anbe  beS  f))ecn> 
latiDen  3n)eif eis  über  baS  IBorj^onbenfein  beS  @e« 
fe^eS  ut&  ber  SSerpflid^tung  mit  ^ilfe  be§  reßeien 
^rindpS :  Lex  dubia  non  obligat,  gu  einem  ent« 
f  d^iebenen  ©emiffen  über  bie  Srlaubtl^eit  ber  Doi^it« 
nel^menben  f^anblung  }u  lommen.  @r  fagt:  Sei  ber 
ftd^em  iBorauSf e|ung,  ba^  baS  Sorl^onbenfein  beS 
©efe^eS  midlic^  ^meifell^iaft  bleibt,  ift  eS  genn^  ei« 
laubt,  bie  burd^  baS  ©efe^  Derbotene  f^cnU^hmg  |n 
tbun  ober  bie  gebotene  gu  unterlaffen,  tt>eil  tÜA 
^meifell^iafte  ©efe|  feine  Serpflid^timg  oufetlegt 
fonbem  bie  gfreil^eit  lö^t.  SS  foS  boS  an  einem 
allgemein  gebraud^ten  Seifpiele  erläutert  xov&ol 
SS  fei  probabel,  bag  ein  befttmmter  Sertrog  nü^t 
gegen  bie  ©ered^tigfeit  Derftöjpt.  2)arauStoüä)efi4 
nun  birect  blo^ biefer  ©d^Iu|  ergeben:  SS  iji  alfo 
probabel,  bag  id^  biefen  iBertrag  abfd^Iie^en  baif, 
—  ein  ©dftlul,  ber  nod^  feine  praftif d^  ©ettriftdi 
über  bie  Srlaubtl^eit  beS  Vertrages  en£^  %m 
fagt  baS  probabüiftifd^e  ©^ftem :  @o  lange  eS  cifx 
auf  gute  ©rünbel^in  mirflid^  probabel  ift,  ba^bec 
iBertrag  nid^t  gegen  bie  ©ered^tigfeit  Deiftö^t,  ip 
baSSerbot  biefeSSertrageS  jtDeifeli^aft;  ein  stoeife(> 
l^afteS  Serbot  Derpfiid^tet  aber  tiid^t:  eS  iß  aljo 
erlaubt,  biefenSertrag  ab^ufd^lie^en.  ^efen  gon^ea 
©ebanfengang,  bur^  meldten  man  Dom  fpeaüo* 
tiDen  S^^V{ti  5ur  praftifd^en  ©eungl^it  gelangt 
l^aben  bie  alten  ^robabili^en  in  ben  @a|  gufoi» 
mengejogen :  Qui  probabiliter  agit,  pradenter, 
i.  e.  licite  et  cum  conscientia  practice  certt 
agit,  unb  l^atten  baburd^  bie  Aufgabe  beS  ©gpeoJ 
gelöst.  SS  fann  aUerbingS  fein,  ba^  bie  gefel^ 
Serpflid^tung,  bereu  iBorl^anbenfein  ber  SSeiftoib 
nur  unDoQfommen  unb  jmeifeD^aft  erfetmt,  urirfTi^ 
befielet,  unb  in  biefem  ^aUt  mirb  ein  tmrflid^  lie> 
ftel^enbeS  ©ef e|  übertreten.  AQein  bie  Udbertrdmis 
ift  bann  in  gutem  ©lauben  gef d^j^en,  ift  eine  sur* 
terieUe,  nid^t  formelle,  milia  bie  ^anblung  mit 
ber  Ueberjeugung  ber  Srlaubtl^eit  begangen  oba 
unterlaffen  mürbe.  AuS  ber  gangen  Segrmdmag 
beS  ©QftemS  ergibt  ftd^  aber,  ba|  eS  in  3iä^ 
auf  bie  mangelhafte  Srfenntni^meife  unb  bie  ang^ 
borene  ©d^möc^e  ber  menfd^Iid^en  9{atur  nid^t  in 
äiatl^fd^Iujfe  ©otteS  liegt,  aud^  biefe  moteridiB 
©efe|eSübertretungen  ju  Derbteten. 

4.  Anmenbung.  Sei  ber  Ann)enbung  M 
probabiliftifd^en  ^ncipS  tl^eilen  ftd^  bie  ^Bo» 
biliften  felbft  in  gmei  Säger.  SSkil^renb  bie  Sinen 
baSfelbe  auf  biejenigen  gätte  befd^ränfen,  in  »* 
d^en  baS  iBorl^anbenfein  eines  ®efe|eS  smeifdM^ 
ift,  unb  ben  SutioriSmuS  anmenben,  mo  baS  ftif' 
l^ören  eines  Dorl^er  gemiffen  ®efe|e§  )U)eifeqK|ft  9^ 
bel^nen  bie  Anberen  bie  Anmenbung  beS  ^^xxuol^ 
auf  aOe  t^öHe  einer  jmeifell^aften  Sßerpfltd^ 
aus,  mag  fte  frül^er  beftanben  l^aben  ober  m^ 
S)ie  ©rünbe  beiber  Parteien  föunen  erfl  ba  pr 


1877 


ÜRotaIfQfteme. 


1878 


€)mi^  fomtnen,  loo  Don  ber  Sßürbigung  be§ 
SequiprobabiliSmuS  bie  Stebe  ift.  SBer  nun  in 
einem  concreten  fJfoEe  einer  ungeaiffen  unb  jumf  el« 
l^often  SSerpfliii^tung  gegenübergefteUt  ift,  bem  liegt 
aunöd^ft  bie  ^fiid^t  ob,  nad^  ber  SBol^rl^eit  ^u  f or- 
\fyxL  dt  barf  nid^t  bei  jebem  3toeif el  f of  ort,  ol^ne 
emftlid^  nad^  bem  93or|anben{ein  ober  9li^tt>or« 
l^onbenfein  beS  ®efek§  ftd^  umgefel^en  )u  l^aben, 
boS  )n»>babiliftifd^e  $rincip  in  ^nmenbung  brin» 
gen ;  bemt  iebeS  ®efe|  k)ert)f[id^tet  an  erfter  Stelle 

&  ferner  ff  enntni^nal^me.  SS  ift  ^toax  nid^t  nötl^ig, 
t  grd^tm^glid^en  f^Ieig  auf jubieten,  um  5U  beff en 
ftnintnil  )u  gelangen;  immerl^in  ift  aber  ber  jenige 
(Emfl  md)  Sifer  in  biefer  @a(^e  geboten,  ben  t)er« 
Pänbige  unb  gemiffenl^afte  SRenjd^en  bei  Srlebi- 
0img  einer  ^ngelegenl^eit  t)on  großer  SBid^tigfeit 
onjubenben  p^egen;  je  mtd^tiger  bernnad^  ba§ 
®ef4  iß.  befto  größer  ift  auc^  bie  ^flid^t,  nad^ 
frinem  ffiofein  ju  forjd^en.  6rft  bann,  \mm  tro^ 
ber  aufgebotenen  ^Dtnf^t  über  baS  SBorl^anbenfein 
ber  SJerppid^tung  feine  ©ewi^l^eit  ju  erzielen  ift, 
barf  ber  $robabUi8mu§  angen)enbet  merben.  2^- 
be|  nid^t  lebedmal,  menn  man  über  baSiBor^anben- 
fein  beS  ©efej^ed  nid^t  DoHe  ©emigl^eit  erlangen 
ton,  ift  man  t)on  ber  93eobad^tung  beSfelben  ent- 
fornben ;  als  imerlöglid^e  Sebingung  ift  baju  er« 

eert,  ba^  baS  (Sefe^  mirflid^  atoeifell^aft  ift. 
emi^  unb  smeifell^aft  ift  aber  eine  ©efe^eSDer« 
l^pu^tung  nur  bann,  menn  ed  mal^rl^aft  probabel 
iß,  ba|  baS  ®efe|  nid^t  befielet,  menn  alfo  für  bie 
ber  greil^eit  günftige  Änfid^t  gute  unb  triftige 
CBrünbe  fpred^en,  gleid^t)iel,  ob  )u  ©unften  be§  ®e« 
fc|e8  minber  gute,  gleid^  gute  ober  beffere  fpred^en. 
^ßtm  $robabilitöt  unb  ©emi^l^eit  fd^Iie^en  ein« 
anber  au8 ;  fo  lange  alfo  bie  für  bie  Sfteil^eit  gün* 
Pet  9nfid|t  mirflid^  probabel  ift,  mu|  baS  fßox- 
(cmbenfein  bed  ®efe^e§  {toeifell^aft  unb  ungeai^ 
fein.  Sd  fann  aber  aud^  bie  ber  Sfreil^eit  günftige 
Snfld^t  nid^t  probabel  fein,  menn  ba§  iBor^anben- 
fein  beö  ©efe^e«  gewife  ift  unb,  fei  eS  au§  inneren, 
fei  ed  aud  äußeren  @rünben,  als  gemi^  erfannt 
»itb.  68  genügt  femer  nid^t,  ba|  bie  ber  grei« 
^  günftige  Slnftd^t  mie  immer  probabel  fei,  fte 
Btut  gemi^  probabel  fein  unb  mu^  Don  bemienigen, 
ber  fie  in  feinem  Sl^un  unb  Saffen  befolgen  miE, 
aö  gemi^  probabel  erfannt  »erben.  S)enn  er  fönnte 
fii^  ein  praftifd^  entfd^iebeneS  @en)iffen,  mie  e§  ^u 
ftttli^  erlaubtem  f^anbeln  geforbert  mirb,  ni^t 
bilben,  toerni  er  bie  Slnfidfet,  ber  er  folgt,  nid^t  für 
aetmg  probabel  l^ielte.  SBer  einen  Vertrag  ai' 
fc^ie|en  min,  ber  mal^rfd^einlid^  nid^t  ungered^t 
unb  be^^  mal^rfd^einlid^  ntd^t  verboten  ift,  fann 
fi^  nur  in  biefer  SBeife  ein  entfd^iebeneS  ©emiffen 
btQ)en:  Sd  ift  gemi^,  ba^  id^  einen  iBertrag  ab« 
f^He^en  barf,  ber  mal^rfc^einlid^  nid^t  verboten 
ift;  es  ift  gemi^,  bag  biefer  Vertrag  mal^rfd^einlid^ 
itiqt  verboten  ift;  alfo  ift  eS  gemi^,  bag  id^  il^n 
abfd^Iielen  barf.  f)ier  ift  ber  $unft,  mo  ber  $ro- 
bobUidmud  ber  ©efal^r  be§  STtigbraud^S  ausgefegt 
ift  unb  nad^  bem  3sugni^  ber  ©efd^id^te  aud^  mirf « 
ttd^  oft  mi|6raud^t  morben  ift.  SBer  in  concreten 


SföUen  nid^t  mit  bem  nötl^igen  »iffenfd^aftlid^en 
unb  fittlid^en  Smfte  an  bie  S5fung  ber  Sfrage,  06 
ein  ©efej;  mirflid^  ungeai^  unb  smeifell^aft  fei, 
l^erantritt,  ber  fann  fid^  au§  »aS  immer  für  9lüd(« 
ftd^ten  leidet  verleiten  laffen,  aud^  auf  meniger  gute 
unb  triftige  ©rünbe  l^in  bie  gSrobabilität  ber  für 
bie  t^retl^eit  günftigen  Snfid^t  5U  bel^aupten,  unb 
mirb,  mie  eS  tl^aifö^Iid^  oft  gefd^el^en  ift,  )u  lasen 
älnftd^ten  unb  ^uffteUungen  fommen.  Mein  baS 
@9ftem  für  ben  Seid^tftnn  einzelner  IBertreter  bed« 
felben  oerantmortlid^  mad^en  unb  begmegen  beS 
Sadismus  befd^ulbigen,  ift  Unt>erftanb. 

6§  erübrigt  nod^  eine  Sfrage :  ©enügt  bie  öu^ere 
$robabiIitöt,  um  fagen  5U  f önnen,  bie  ber  t$rei|eit 
günftige  Slnfid^t  fei  mirflid^  probabel,  unb  folglid^ 
fei  ba§  IBorbanbenfein  beS  ©efe^ed  smeif ell^aft  unb 
ungemil?  2)ie  gfrage  mu|  bejal^t  merben.  Sernt 
man  fann  nidftt  Jebem,  ber  in  einem  3tt)eifeI8faDe 
ba§  probabiliftifd^e  $rincip  in  ^nmenbung  bringen 
»tu,  }umut]^en,  bie  Sfrage,  um  bie  e§  fid^  l^anbelt, 
felbft  5U  ftubiren  unb  über  bie  93efd^affen^eit  ber 
©rünbe  für  beibe  ftd^  gegenüberfte]^etü)en  Slnfid^ten 
ftd^  ein  Ürtbeil  )u  bilben;  bie  Mcrmenigften  fmb 
ba^u  beföl^igt,  unb  ben  SBeföl^igten  gebrid^t  ed  in 
ber  Siegel  an  3(it  unb  an  ben  nötl^igen  ^tteln. 
3Bie  ber  gemöl^nlid^e  ©laubige  bie  ^nfid^t  befolgen 
fann,  toeld^e  il^m  ein  gemiffenl^after  ©eelforger  an« 
rötb,  fo  mu^  aud^  ber  @eeIforger  unb  ^ä$tt>ater 
bere^tigt  fein,  bie  ^nfid^ten  ^u  befolgen,  meldte 
oon  ben  Sinologen  al§  probabel  begeid^net  merben. 
2)ie  ber  ^fteil^eit  günftige  Slnftd^t,  meldte  man  be« 
folgt,  mu|  freilid^  burd^  triftige  innere  ©rünbe 
probabel  fein;  äußere  ^robabilitöt  genügt  für  ftd^ 
allein  nid^t ;  allein  ed  fragt  ftd^,  ob  man  nie  be« 
red^tigt  ift,  au§  bem  Umftanbe,  ba^  einige  ober 
mehrere  ^uctoren  ftd^  gu  ©unften  einer  9nfid^t  ent« 
fd^eiben,  auf  baS  lBor|anbenfein  mirflid^er  innerer 
^robabilität  mit  ©eai^l^eit  au  fd^Hegen.  2)ad  ift 
ed,  mag  bejal^t  merben  mu|.  2)enn  menn  mel^rere 
©elel^rte  mit  miffenfd^af  tlid^em  6mft  unb  ©enauig« 
feit  eine  gfrage  prüfen  unb  fid^  einmütl^ig  für  bie« 
felbe  Slnfid^t  entfd^eiben,  ift  ed  nid^t  benfbar,  ba^ 
fie  ftd^  fömmtlid^  getäufd^t  ober  ba^  fte  fid^  ol^ne 
oemünftigen  ©rui&  entfd^ieben  l^ätten.  S)ie  3luc« 
torität  ber  ©elel^rten  genügt  alfo  pr  $robabüität 
einer  3lnpd^t  be^b^Ib,  meil  man  mit  ©id^erl^eit  an« 
nehmen  fann,  eine  Don  il^nen  oertretene  Änfid^t 
muffe  burdft  triftige  ©rünbe  gepjt  fein.  ©0  ift 
e§  5u  oerfte^en,  menn  bie  alten  ^robabiliften  fagen, 
eine  SD'ieinung,  bie  oon  oier  ober  fünf  Suctoren 
oertreten  mirb,  fei  probabel.  @ie  maren  nämli4 
ber  ^nftd^t,  gegen  bie  fid^  faum  ein  demünftiged 
Sebenfen  mirb  erl^cben  laffen,  menn  Dier  ober  fünf 
©elel^rte  eine  9)Mnung  genau  unb  emftlid^  prüfen 
unb  btefelbe  für  begrünbet  Italien,  fo  fei  man  jum 
id^em  ©d^Iuffe  bered^tigt,  il^re  ^nftd^t  fei  wenig« 
tenS  probabel.  63  gel^ört  nun  mieber  gu  ben 
mi^bröud^Iid^en  Uebertreibungen  einiger  $roba« 
biliften,  namentlid^  be§  17.  Sal^rl^unbertd,  menn 
fte  bel^aupten,  eine  SJleinung,  bie  aud^  nur  t)on 
Sinem  beliebigen  ©d^riftfteUer  vertreten  merbe. 


1879 


ÜJloralf^ftcme. 


1880 


fönnc  man  mit  SRed^t  für  probabel  l^alten.  3n 
bicfcr  tJorm  würbe  bie  Seigre  öon  SBejanber  vn. 
(prop.  27)  öertöorfen.  2:ro|bem  toaren  felbft 
emfte  unb  bejonnene  aWoraliften  nad^  ber  SSerur« 
tlfteilung  biefcS  ©a|e§  nod^  ber  änfid^t,  baft  unter 
Umftänben  ba§  ^nfel^en  eines  einzigen  ©elel^r« 
tcn  einer  SWeinung  ^robobilität  Derf dftaffen  fönne. 
3ft  er  nömlid^  ein  iWann  öon  grofeem  ©d^arf« 
finn  unb  auSge^eid^netem  SBiffen  unb  jugleid^  t)on 
bejonnener  SRul^e,  unb  bringt  er  für  bic  9lnfid^t, 
bie  er  prüft,  ®rünbe  öor,  meldte  feine  Sorgönger 
nid^t  bead^tet  l^otten;  ift  er,  um  einen  ^uSbrudt  ber 
Qlten  ^robabiliften  5U  gebraud^en,  auctor  omni 
exceptione  major,  fo  fei  man  mol^l  bered^tigt, 
feine  Slnfid^t  für  probabel  ^u  l^alten.  3n  iüngfter 
Seit  ]^at  biefe  ^uffaffung  burd^  bie  feierlid^e  6r- 
Härung  ber  ffird^e,  baf;  ben  öom  1^1.  3llf onS  Der« 
tretenen  9lnfid^ten  allein  megen  ber  ^luctorität  be§ 
^eiligen  ^robabilität  eigne,  eine  autl^entifd^e  93e» 
ftötigung  gefunben. 

5. 2)ie  ®ef  d^id^te  beS  ^robabiliSmuS 
5eigt  in  mand^er  SSejiel^ung  ^el^nlid^fcit  mit  einer 
Srfd^einung,  ber  man  in  ber  ©ogmengefd^id^te 
nid^t  feiten  begegnet.  3n  ben  erften  Seiten  fin« 
bet  fid^  bie  geoffenbarte  Seigre  mol^I  im  ©lau» 
benSbemu^tfein  ber  Äird^e,  unb  biefe  gläubige 
Ueber^eugung  äußert  ftd^  in  mand^en  Uebungen 
beS  d^rifÖid^en  SebenS ;  aber  bie  beftimmte  fjaf» 
fung,  bie  auSbrüdtlid^e  ^rflärung  ber  JHrd^e  mirb 
il^r  oft  erft  nad^  Dielen  ^Q^rl^unberten  ^u  ^l^eil. 
3n  ben  erften  Seiten  ber  ftird^e  fud^t  man  öer« 
gebend  nad^  einein  fd^ulgered^t  formulirten  9)2o» 
ralft)ftem.  S)ie  l^eiligen  93äter  fomol^I  atö  aud^ 
bie  älteren  ©d^olaftifer  unter(af|en  eS,  eine  all» 
gemeine  ©ittenregel  für  bie  Qfäfie  einer  jioeifel« 
haften  93erpflid^tung  auf  aufteilen  unb  ^u  bemeifen; 
j^e  begnügen  ftd^  bamit,  in  einzelnen  ^fallen  }u 
unterfud^en  unb  anjugeben,  mag  erlaubt  unb  ma§ 
nid^t  erlaubt  ift.  Mein  avß  ber  gntfd^eibung, 
meldte  bie  SSöter  unb  Seigrer  ber  ftirc^e  in  Streit- 
fragen unb  3tt)eifeI8fälIen  geben,  fielet  man,  ba^ 
il^nen  baSfelbe  $rincip  Dorfd^mebte,  bag  biefelbe 
©ittenregel  fte  leitete:  ein  jiDeifell^afteS  ©efej 
oerpflid^te  nid^t.  Sinen  red^t  l^anbgreifUd^en  SSeleg 
bafiir  bietet  ber  ^t  ®regor  öon  IRa^ianj.  S)ie  @r» 
laitbtl^eit  ber  5meiten  &)t  mar  ju  feiner  3^it  eine 
©treitfroge.  ßinen  SRoöatianer,  ber  fie  für  un- 
erlaubt erhört,  rebet  nun  ber  l^eilige  Seigrer  mit 
biefen  SSBorten  an:  Aut  rem  ita  se  habere  proba, 
aut,  si  id  nequis,  ne  condemnes.  Quod  si  res 
dubia  est,  vincat  humanitas  et  facultas  (Or. 
39  in  S.  lum.  n.  19).  ®er  üäterfunbige  Sl^rift. 
2upu§  (f.  b.  «rt.)  Iftat  fid^  um  bie  ©efd^idftte  ber 
SKoraltl^eoIogie  ein  SSerbienft  ermorben,  inbem  er 
(De  consc.  prob.)  au§  ben  ©d^riften  ber  l^eiligen 
Säter  Seugniffe  gefammelt,  au8  meldten  il^re  S)enf- 
unb  ^anblungSmeife  im  Qfalle  eines  jmeifell^aften 
©efefeeS  erfid^tlid^  ift.  S)a8felbe  gilt  für  bie  Seiten 
be§  frühem  SWittelalterS:  au8  ben  Söfungen  jmei- 
felj^after  Qfragen  erl^eüt,  ba^  bie  probabiliftifd^e 
©ittenregel  bamalS  nid^t  unbefannt  mar.  6§  fin- 


ben  ftd^  aber  bei  ben  Sl^eologen  btefer  $eriobe  unb 
namentlid^  beim  1^1.  %f)oma^  aud^  olle  biej[enigen 
etl^ifd^en  ©runbma]^r]|^eiten  au§gefprod^en,  auS 
meldten  ba§  probabiliftifd^e  ©^ftem  mit  logifd^ 
9iot]^tt)enbig!eit  gefolgert  unb  bemiefen  mirb.  ^§ 
ift  nur  eine  ^ntoenbung  be§  probabilifHf  d^en  $rm> 
cipg,  menn  ber  1^1.  StaimunbuS  Don  ^enaf  orte  unb 
ber  ijH,  älntoninuS  leieren,  man  bürfe  eine  ^onblung 
nid^t  al§  fd^mer  fünbl^aft  begeid^nen,  mennfienic^t 
burd^  ein  ^meifeüofeS  ®efe|  verboten  fei.  Sa  bie 
Dominicaner  Sol^anneS  9Jieber  (geft.  1438),  ber 
bl  SntoninuS  (geft.  1459)  unb  S)ominicu§  €oto 
(geft.  1560)  fpred^en  über  ben  probabiliflif^ 
©runbfa^  fo  !Iar,  ba^  mand^e  namentlid^  ben 
l^t.  3lntoninu§  al§  ben  Srfinber  be§  ^robabiliSnniS 
bejeid^nen.  2)ag  in  Reiten,  in  meldten  baS  pro« 
babiliftifd^e  $rincip  nod^  nid^t  5um  Haren  93enm^« 
fein  ber  Sl^eologen  gefommen  mar^  @a|e  u^ 
SKebemeifen  gebrandet  merben,  meldte  mit  bemfeEbm 
nur  fd^mer  in  Sinflang  p  bringen  finb,  toirb  ben 
nid^t  überrafd^en,  ber  mei^,  ba^  mand^e  ©teOen 
ber  l^eiligen  iBäter  unb  alteren  ©d^olaftüer  au4 
in  bogmatifd^er  93e5iel^ung  l^art  fltngen.  &  borf 
aud^  nid^t  in  ^brebe  gefteOt  merben,  bog  mand^ 
fibfungen  unb  Sntf  d^eibungen  ^meif  ell^after  fragen 
aus  biefer  3eit  gerabe^u  tutioriftifd^  louten. 

S)er  Dominicaner  Sartl^.  3Jlebina  ift  ber  etjte, 
ber  bie  probabiliftifd^e  gormel  auf gefleDt  unb  fpj^ 
matifd^  bemiefen  l^at  (1577  in  feinem  Kommenkr 
jur  ©umma  beS  1^1. 3:i^oma8  [1.  2,  q.  19,  a.6]). 
@§  ift  ein  S^id^en,  ba|  9)tebina  bamit  nid^t  eine 
neue  Seigre  öorgetragen,  fonbem  für  eine  aBgemein 
anerfannte  SSBal^rl^eit  nur  ben  rid^tigen  unb  treffen* 
ben  ^u§brudt  gefunben  l^at;  benn  biefer  toatt  fonß 
nid^t  Don  ben  ^l^eologen  aOer  ©d^ulen  ol^ne  9Bibe^ 
rebe  acceptirt  unb  nad^gefprod^en  morben.  @o  fyübm 
mir  benn  bie  gan^  berebte  ßrfd^einung,  ba^  bim) 
ben  3^itraum  Don  nal^eju  100  Salären  mol^I  an 
200  Sl^eologen  Derfd^iebener  SKd^tung  in  berSn« 
nal^me  be§  probabiliftifd^en  ^rincips  überein« 
fommen,  baSfelbe  erflären,  begrünben  unb  tncon- 
creten  ^äQen  in  ^[nmenbung  bringen,  mö^renb 
!aum  einer  fid^  im  Smfte  bagegen  erl^ebt  2)ie 
großen  Sl^eologen  beS  S)ominicaner-Orben§,  bie 
fid^  im  ©treite  über  bie  ©nabenlel^re  unb  baS  g5tt« 
tid^e  iBorl^ermiffen  berül^mt  gemad^t  l^aben:  8e* 
beSma,  Safiej,  aitmrea,  ©r.  SRortiuej,  ganbi« 
bu§,  3Ibep]^on§  unb  Rubere,  moren  in  btt  ÜRotd 
^robabiliften  unb  f  anben  ba§  probabilifUf  ^  $rni> 
cip  in  ßinflang  mit  ben  ^nfd^auungen  be§  l^LX^ 
ma§  unb  in  feiner  Seigre  begrünbet.  2)er  ^ßroba* 
bUi§mu§  befag  bis  in  bie  SDtitte  beS  17.  Sol^^un- 
bert§  bie  ^IDeinl^errfd^aft  in  ber  SJloraL  S)€r  erpe 
!at]^oIif  d^e  Xl^eologe,  ber  bief  e§  ©Aftern  exprofeeeo 
befömpfte,  mar  ber  3efuit  ^nbreaS  Siand^;  er  ikt* 
öffentlid^te  ju  ©enua  1642  unter  bem  9lomen(&m« 
bibu§  ^l^ilalet^eS  bie  antiprobabilifKfd^  ©^ 
De  opinionum  praxi,  fanb  aber  feine  tDeiteteSr* 
ad^tung.  S)ie  erften  angriffe  auf  ben  ^robaWItt» 
mu§,  bie  eine  SSBenbung  ber  Dinge  l^erbeiful^ 
unb  einen  tiefgel^enben  unb  langbaucmbenPcBi|if 


1881 


ÜRoralf^ftetne. 


1882 


fotnerl^Ib  bnlKrd^el^erQufbefd^moren,  gingen  t)on 
ben  3an{eni{len  oud.  @d^on  um  ba§  Sal^r  1650 
begann  biefe  unl^eimlid^e  @ecte  il^re  ©d^mäl^ungen 
auf  ben  ißrobabiliSmuS  unb,  qI§  to&tm  bie  X^eo- 
togen  bet  ©cfcHfd^oft  3efu  bic  einzigen  Vertreter 
biefeS  S^ftemS,  auf  bie  iWoral  bcr  Sefuiten,  bie 
fte  mit  bem  $ro6abiIi3mu§  ibentificirten.  ^ber 
in  ttieitere  Äreife  würben  bie  9lngnff c  auf  ben  ^ro» 
babiliSmuS  erft  getragen.  al§  ^aScal  1656  ben« 
felben  in  ben  fd^Iau  beregneten  ^roDinjialbrief en 
mit  ben  SBaffen  ber  ißerleumbung  unb  be§  Spottes 
belömpfte.  S^unmel^r  manbten  fid^  mel^rere  ^Ideo- 
logen t)om  $robabili3mu§  ah  unb  gaben  bem 
$robabiliori§mu8  ober  rici^tiger  bem  XutioriSmuS 
ben  93or}ug.  IBon  ba  an  tl^eilen  ftd^  bie  fat^oli« 
fd^  Sl^eologen  in  ^totx  Säger,  in  ^robabiliften 
unb  Snti))robabiIiften;  unb  nun  folgt  ein  faft  ^tm 
3a]^]^unberte  bauember  Streit  über  baS  rid^tige 
Storolf^ilem,  ber,  menn  nid^t  an  em{l  unb  |)eftig- 
feit,  fo  bod^  an  Sebeutung  unb  Sßid^tigleit  mo^I 
feinem  onbem  innerfird^Iid^en  Streite  nad^ftel^t. 
Sor  Men  nmren  e§  bie  Zl^eologen  be§  ^rebiger- 
otbenS,  loeld^e  um  bie  äJlitte  be§  17.  gal^rl^unbertS 
ben  j^am))f  gegen  ben  $robabiIi§mu§  eröffneten 
mtb  bis  }u  ben  Qtxitn  be§  ^i.  %If onS  mit  uner« 
mfiblid^  ffiifer  fortfe^ten.  3m  3. 1656  mürbe 
auf  einem  }u  9tom  gel^altenen  ©eneralcapitel  be§ 
Otbenö  allen  ÜRitgUebem  ber  ^nfd^lug  an  bie 
flrengere  Slid^tung,  menn  nid^t  gur  $flid^t  gemad^t 
fo  bod^  auf  SBunfd^  be§  ^apfteS  ^lesanber  YIE. 
brhtgenb  an'S  btq  gelegt.  Seit  biefer  3(it  gibt 
eS  faum  einen  Dominicaner,  ber  nid^t  ^nl^önger 
mib  SSedl^eibiger  be§  $robabiliori§mu§  märe; 
biefer  fd^ien  i$nen  einzig  mit  ben  Slnjd^auungen 
be9 1^  Stomas  ju  l^armoniren.  S)ie  l^erüonagenb- 
flen  unter  il^nen  fmb:  iWercoruS,  ©onet,  3ol^. 
SRartinejL  Sine  93aron,  ßontenfon,  5»atan§  5lle- 
lonber,  Soncina,  SiDuart  unb  ^atuj^i,  ber  ftrett« 
iore  ®egner  bed  1^1.  9Ifon§. 

Suf  Seite  ber  ^ntiprobabiliften  fteUten  ftd^  mel^r 

ober  minber  2:]^eologen  au§  allen  religidfen  Orben 

vtib  oud  bem  SBeItcIeru§,  oolljöl^lig  bie  ^ugu- 

ftner.  S)en  Sl^eatinem  mürbe  auf  einem  ©eneral« 

copttel  bed  OrbenS  fd^on  1598  nid^t  ber  $ro- 

bobttioridmud  }ur  $flid^t  gemad^t,  mie  fölfd^ltd^ 

bd^onlitet  mirb,  fonbem  baS  f^eft^alten  ber  beffer 

(ttr&nbeten  unb  allgemeiner  angenommenen  Stn» 

ffaften  empfol^Ien;  tl^atföd^Iid^  ftel^en  mehrere  Sl^ea« 

tiner  mtf  Seite  ber  ^ntiprobabiliften.  ©an^e  Uni- 

tafttflien  litten  fid^  derpfiid^tet,  in  ber  SRoral  nur 

bcB  ^robobilioriSmuS  ^ujulaffen,  unb  nal^men 

i^xen  Sd^Iem  bei  ber  Promotion  ^um  SDoctor- 

mibt  boS  eiblid^  SSerfpred^en  ah,  fein  anbereS 

69Pem  al§  ben  $robabiIion§mu3  in  leieren  unb 

pn,  mrt^eibigen.  ^ie  bebeutenbften  S3ertreter  biefeS 

€9fkin9  au|er  bem  2)ominiconer»  (unb  Sefuiten») 

Oäen  ftnb  ber  berül^mte  Kommentator  ^ro§per 

Sdanonud,  bu  ^kraiel,  ^abert,  Soüet  unb  ^nbere. 

Si^cr  ben  ma^Iofen  Sd^möl^ungen  ber  3anf  eniften 

Sbn  $robabtUSmu§  unb  £a^§mu§  trofen  nod^ 

«dge  Umftdnbe  }ufammen,  meldte  mand^e  Xl^eo' 


logen  beflimmten,  gegen  ba§  frül^er  allgemein  an- 
genommene 5IRoralf9ftem  eine  feinblid^e  Stellung 
einjunel^men.  ®rei  köpfte,  3llcjanber  VU.,  3n- 
nocena  XI.  unb  aiejanber  Vm.,  I^atten  eine  Steige 
üon  Sä|en  cenfurirt,  meldte  gro^entbeilS  an^  ben 
Sudlern  probabiliftifd^er  3luctoren  gebogen  maren. 
®iefe  fird^Iid^e  SSerurtl^eilung  fonntc  nid^t  oer« 
feilten,  ben  $robabiIi§mu§  bei  93ielen  in  5IRi6- 
crebit  äu  bringen.  2Kan  fann  femer  nid^t  löugnen, 
ba^  mand^e  ^robabilijien  felbft  einen  großen  Sl^eil 
ber  Sd^ulb  tragen,  menn  il^r  Softem  aud&  üon 
bcfonnenen  unb  rul^ig  benfenben  Sl^eologen  mit 
SDli^trauen  angefel^en,  öermorfen  unb  befämpft 
mürbe,  ßinige  Vertreter  be§  S^ftemS  fd^icnen 
mel^r  barauf  auSjugel^en,  burd^  neue  Meinungen 
ju  überrafdfeen,  atö  il^re  Seigren  gel^örig  ju  be- 
grünben.  ^a^n  tarn  enblid^  nod^  ber  Umftanb, 
ba^  ba§  St)ftem  felbft  nod^  nid^t  in  allen  feinen 
Sl^eilen  auSgebilbet  unb  bem  SutioriSmuS  gegen- 
über nid^t  gel^örig  abgegrenzt  mar.  So  forberte 
aud^  bie  Slrt  unb  SBeife,  mie  boSfelbe  aufgefteHt 
unb  Dertl^eibigt  mürbe,  bie  ©egner  ju  ginreben 
unb  9lngriff en  l^erauS.  6ine  merfmürbige  unb  lel^r- 
reid^e  Spifobe  in  ber  ©efd^id^te  beS  SßrobabiliS- 
mu§  bilben  bie  iBemül^ungen  beS  3efuitengeneral8 
ai^^rfuS  ©onjale^  (f.  b.  ?lrt.)  ju  ©unften  ber 
ftrengem  Kid^tung.  2)er  $robabili§mu8  beftanb 
bamalS  feine  eigentlid^e  f^euerprobe;  trüge  er  ntd^t 
bie  UnDermüftlid^feit  in  fid^,  bie  einem  Sel^rfQftem 
nur  bie  SBal^rl^eit  üerleil^en  fann,  er  l^ötte  in  jenem 
Sturme  untergel^en  muffen,  ßr  mar  in  bcr  ^efell- 
fd^af 1 3efu  nie  Drbenöboctrin.  iBon  l^öd^fter  Stelle 
maren  bie  SWitglieber  be§  Drben§  jum  3lnfd^luffe 
an  biejenigen  tl^eologifd^en  Sel^rmeinungen  ermal^nt 
morben,  meldte  beffer  bcgrünbet  unb  aDgemeiner 
angenommen  feien ;  tro^bem  treten  bie  X|eologen 
ber  ©efeDfd^aft  3efu  mit  fo  feltener  ginl^elligifeit 
für  ben  $robabili§mu§  ein,  ba^  e§  f d^mer  l^ölt,  t)or 
5:]^t)rfu§  ©onjalej  aud^  nur  einige  5Koraliften  ju 
finben,  meldte  ber  ftrengem  SKd^tung  l^ulbigen. 
^l§  Sl^^rfuS  ©eneral  gemorben  mar,  glaubte  er 
oon  ©Ott  unb  bem  $apfte  ba^u  bemfen  )u  fein, 
mmn  nid^t  ben  $robabili§mu§  t)öQig  au§  bem 
Orben  ju  öerbrängen,  bann  bod^  feine  3lllein- 
]&errfd^aft  ju  bred^en.  Seine  barauf  bejüglid^en 
Semül^ungm,  namentlid^  aber  bie  Seröffentlid^ung 
feines  antiprobabiliftifd^en  SBerfcS  Fundamentum 
theologiae  moralis  (Homae  1694),  baS  rafd^  in 
Dielen  Auflagen  überaUl^in  üerbreitet  mürbe,  l^aben 
innerl^alb  beS  OrbmS  mol^l  eine  gemaltige  ©ö^- 
mng  unb  fd^mere  ffämpfe  l^eröorgemfm,  allein 
eine  burd^greifmbe  Slenberung  in  ber  Sebanblung 
ber  ÜRoraltl^eologie  k)ermod^ten  fte  nid^t  ju  bemirfen. 
ßinige  Il^eologm  beS  DrbenS  ftellten  fid^  auf  Seite 
ber  ^robabilionftm  unb  fömpften  mit  il^nen  gegen 
bie  milbere  Kidfttung ;  bie  bef annteren  5Ramen  finb : 
Samargo,  Sftris,  ©ibert,  ßligalbe,  SWalatro, 
^ntoine  (qui  inter  rigides  auctores  non  in- 
fimum  tenet  locum.  S.  Alph.).  3m  Uebrigen 
blieben  bie  Sl^eologen  ber  ©efellfd^aft  in  ibrer 
grogm  9Jlebr§al^l  bem  ^robabiliSmuS  unb  feiner 


ÜJlorQlf^fteme. 


1S84 


aSeit^ibigung  tttii.  S)k  äSogcn  beS  ffam)ifc€ 
gmgtn  noi^  fe^r  l^o^.  alS  ©oH  bet  ftirt^e  ben 
TOann  fontte,  ber  bra  ©tunn  bef^mu^tigen  unb 
btr  SßJa^r^tit  jum  ©iegt  nerl^tlten  foDtt.  ®er 
61.  aifons  3R.  B.  ßißuori  (f.  b.  9lrt.)  ^atte  bie 
(iTODibetitiellc  aufgabt,  bic  letflen  Utbonefie  bt@ 
janjeniftif^m  SifloriSmuS  nu§  bem  ^riftlirfien 
Sebeit  unb  ber  c^riftlti^tTi  Qtf)zt  gu  wrbrängtn. 
Seit  fttntt  SoRDitifatiDn  ift  ber  ^lobabiliDriSmuS 
QUB  bert^eolDgil^tn&iteraluiDeif^tDunben.  S)eii 

tnuptgcminn  ^at  aii@  bem  langen  @treitc  bcr 
tobabiliSmuä  felbft  flesogen ;  er  ifl  im  Stnrmc 
erparft.  S)a8  ©Aftern  iDurbe  in  ben  Satir^nnberten 
bei  ffümpieä  Don  ben  !l)m  an&aftenben  SKängeln 
gereinigt,  eS  fflurbe  bejtimratec  ofigegrenät,  genauer 
erflärt,  Hejer  begtünbet,  gegen  bie  6inteben  ber 
©egnet  beffer  uerl^eibigt  unb  noc^  ctUcn  ©eiten  ^in 
enfniclelt  unb  auigeftaltet.  Sler  ©trett  um  ba§ 
richtige  TOoralfpftem  ift  inbe^  ttD^l  in  bie  lejjte 

tfyi^t  eingetreten,  aber  noc^  nic^t  ju  Snbe  geführt, 
ettbem  man  ben  ^I.  ^IfonS  jum  ^equiprobabi- 
liflen  gemacht  unb  fein  3)lDraIfqftem  in  princi^ieQen 
®eQenfa|  jum  ^robabiliSmuS  gefteÜt  ^at,  ringen 
SßrobabiliSmua  unb  SequitiiobabiliSmue  um  bie 
$alme. 

TLS)et9lequtptobabiIi8mue.  l.SBer' 
tretet.  5Bti  ben  Sßtobnbiliften  beS  18.  Sa^r^un- 
btrtB  mar  es  häufig  ©ilte  gemcrben,  boSprobabi- 
liftifd^e  ^rincip  in  einem  breifat^  geglieberten  ©ntse 
ou3juf)>rec^cn  unb  biefen  in  feinen  einjelnen  S^ei> 
ien  ju  betseiftn,  mie  bie  ^tobabilioriften  benfelben 
in  benjenigen  Steilen  ju  »iberlegen  Derfut^ten, 
bie  i^rem  ©^ftenie  nic^t  entfprac^en.  Sie  brei  ©ä|e 
lauten:  a.  ÜJInn  barf  ber  ^irobablem  9lnfid|t  ju 
©unpen  ber  greijeit  folgen,  menn  bie  entgegen- 
gefe^le  minber  proiabil  ift.  b.  9)Ian  barf  ber  prO' 
bablen  ^nfii^t  ju  @unften  ber  ffieibeit  folgen, 
nenn  bie  entgegengefe^te  gleii^  prababeü^  c.  ^an 
bürf  ber  minber  probablen  Infi^t  guSunflen  ber 
Sreibeit  folgen,  au^  menn  bie  entgegengefekte 
probabler  ift.  3n  ben3ei(enbe§  ertegleftenffamjye« 
um  baB  richtige  iKoralf^ftem,  nontentlic^  am  In- 
fange  bei  18.  ^abt^unbeits ,  finben  fii^  einige 
Z^eologen,  bie  beim  jraeiten  oben  angeführten 
®ü|e  fielen  bleiben  unb  für  ben  fflequiproboblUä- 
raus  eintreten;  fo  ber  bem  bl-  UfonS  petfünlic^ 
befreunbeteßbor^'rrSuiebiusSImorl  (geft.  1775) 
unb  bie  jwei  Sejuiten  gtiriftop^  SRa^let  in  Sli- 
lingen  unb  9tnton  SDtaqt  in  Sngolftabt,  roä^renb 
anbere  mit  bem  Sefuilen  Sr.  X.  ^ffionbart  gu  3nn8- 
bnid  ber  fflnflc^t  niaren,  bofe  M  ber  $robabiIi§= 
mu8  praftife^  uom  aequiprobabiliSmuS  menig  ober 
gair  nii^t  unterfcbeibe.  68  ift  befannt,  bog  ber 
ql.  WlfonS,  ber  anfänglich  ben  britten  ©oft  oet- 
treten  ^atte,  feinen  spiobabiliSniuä  ftit  bem  Sa^re 
1762  in  bie  äquiprobabiliftifc^e  Sotrael  beä  jlDei- 
ten  ©QjeS  fleibete.  2)ie  ledigen  SJertreter  beS 
SlequiprobobiliSmuS  Peüen  biefen  in  Derfc^iebenet 
SSeife  bar.  5Die  Sinen  faffen  ijn  blo6  ds  eine 
anbere  Q'ormel  für  ben  ^BrobobiliSmui  auf,  mit 
im  er,  mit  fie  fagen,  im  $tincip  unb  gro^ent^eilS  I 


aucb  in  ber  anmenbung  übereitifMtnme;  Snbtrt  bn- 
gegen  nehmen  i^n  in  prinripieDem  @egenfa^  gnnt 
$robabiIi3niu3,  vou  bem  er  fic^  in  jnxi  $inl> 
ten  unterf^eibe.  5Der  eine  biefer  fünfte  b^ie^l 
fi4  auf  baS  $rincip,  ber  anbere  auf  bie  %aatO' 
bung  be8  ©^ftemS.  „ÜÜlan  barf  fic^  nat^  b«  pro- 
bablen ÜRcinung  rieten,  wenn  bie  bem  ©tfeje 
günflige  gleich  ober  minber  probabel  ift ;  iwiin  fie 
aber  geBrife  probabler  ift,  mu^  man  bol  ®e^ 
beobactiten.''  „^iejeS  5|Jrinrip  barf  nur  in  be»* 
jenigen  ^Wm  angemcnbet  Werben,  bei  tiitl<^ 
boS  S}or^anbenfein  beS  '&e\t^  juwifeltiaft  ift ;  dd 
aber  baS  aufböten  eineS  gemiEt  gemef enen  @fi(b(i 
jnieifelbaft  ift,  mufe  man  ba3  gtncifet^fte  ®^ 
beobacbten."  ®ieeifrigftenSBertieterbiefe8©9PemS 
fmb  bic  Itieologen  ber  Äebemtoriften-feongie. 
gation,  3n  ber  ftc^em  3Jteinung,  btr  ^L  SDfonS 
oon  SJiguori  fei,  wenn  nic^t  bet  iSrfinber,  fo  bo^ 
ber  erfte  unb  bebeutenbfte  Sert^eibiger  be3  Sleqni* 
probabitiSmu3,  ^aben  fie  at3  feine  ^Mpu  unb©^ 
ler  biefe3*IJtoralfgftenijumibrigen  gemalt;  fobit 
93erf  af  f  er  ber  Vindiciae  Alphonaianae,  floirtiigj, 
röarc,  aertn93.  Suf  ifirer  ©eite  fte^  m^ttn 
(IRDralt^eoIogen  ber  @egen)iiart,  mie  @oufftt,  Sco- 
»ini  unb  beffen  fpätcrer  ^erau3gebet  2)tl  fBaäpa. 
giinjatti,  ©imar,  6.  SDtüQer,  Sßniner  u.  «. 

2)er  objectiot  Sninb,  mit  bem  fie  itit  ^rincip, 
foncit  es  jum  probabili^fi!^  einen  ©egenfot 
bilbet,  }u  retbtferligen  fuc^en,'  ifi  biefer:  Sßeim 
üon  jniei  einanbet  gegenüberfietienben  Unfld^ 
bie  bei  S<^ei^eit  güttfüge  meniger  piobabel,  tpn- 
(iciicii  bic  bem  ©efefec  günfrige  getm^  probobletift 
|i>  ift  klilere  morolifc^  gemifi,  bie  ttftareabetmdlt 
mclji-  probabel ;  folglich  ift  baS  ©tfek  triebt  jiDeife!' 
^nfl.  uiib  banun  fann  man  in  bieftm  ^aSt  bea 
Saö,  ein  ämeifel&aftrt  ®efc|  Derpfli^te  nii^t,  jn 
^ilbuiui  dineS  praftifc^  fi^em  (SetDiffenS  niit  in 
^nipruil)  nehmen.  Kä  ift  alfo  bie  SBefoIgnng  bei 
proboblcii  ^nftd^t  in  biefem  gälte  fittti^  nic^t  mt^ 
lulüf  fig.  3B(nn  man  Don  ber  Studorität  beS  b(.  SU' 
fonS,  bie  füi  bieft  Sluffaffung  ongenifen  mi^,  at 
fie^t,  fo  ift  ber  angefübrte  Sninb  bet  einjige,  bn 
für  ben  9equipto6abili3muS  beigebra^  Deibta 
iann.  Wit  biefem  @aj^  alfo:  ^ie  einet  gom^ 
probablem  9nftd^t  entgegengefekte  fann  ni^  nt^ 
ua^rl^aft  probabel  fein,  ^e^t  uno  f fillt  ba8  ©ofhn, 
infofem  eS  jum  SßrobabiliSmuS  einen  Q 
bilbet.  Ob  nun  Don  jtoei  %nfic^ten  bie  li 
probable  ni^t  me!|r  ua^tbaft  probabel  fein  ßme. 
menn  fie  einer  gcmi^  t>TobabIem  gegenüber^, 
i^  ni^t  eine  etbifcb«'  fonbem  eine  logif^  grogr, 
bie  bemna^  nic^t  auf  bem  ©ebiete  bn  VloHd. 
fonbem  auf  bem  ber  SrfenntniBt^eorie  aiiSgetr» 
gen  merben  mu^.  68  ift  ein  Se^rfa|  ber  ^octil 
bag  ber  ÜRenft^engeifi  Dom  Su^on«  bc6  Ki(^ 
miffenB  unb  be8  3DKifeIS  but^  uniö^Iig  tvik. 
immer  !i&^ete  @rabe  ber  3BabtfcE)emIi^feit  jnn 
SSilfen,  b. ).  jum  gcmiffen  Srfennen  empoipeiga 
fann.  2]a3  deinen  obet  ba8  grämKi^tbalten  mit 
ber  iivri)t  ju  irren  tritt  in  unjö^lig  Dielen  %■ 
ftufungen  auf,  in  meieren  bie  @t]afyc  beS  SiTt^iniii 


1885 


ÜRotalf^fteme. 


1886 


immer  mel^  mib  mel^r  auSgefd^bffen  ift,  bis  e§ 
|iun  Srtemien  ol^ne  gfurd^t  bed  2irrt]^um§,  5um 
Sßiffen  ft4  erlebt,  ^uf  bemSrabmefferberSSa^r» 
{<l^tnli(i^leit  gibt  ed  etnm  ^tift  auf  meld^em  bie 

!tDei  etttgegengefe^ten  SReinungen  ftd^  bie  Sßog- 
c^  leiten,  gleid^  probabel  ftnii;  über  biefem 
^ßmttte  erl^ebt  fid^  bie  eine  burd^  Diele  ®rabe  ^u 
immer  größerer  SBal^rfd^einltd^feit  mib  auf  jebem 
berfelben  i^  fte  gemi^  uml^rfd^einlid^er  ald  bie  ent- 
gegengefej^te,  möl^retü)  biefe  um  ebenf o  Diele  @rabe 
an  äßol^rf  4einltd^!eit  Derliert,  getoi^  toeniger  loal^r« 
f(^nlid^  ifi;  fie  l^drt  aber  erft  bann  auf,  mal^r- 
fd^nlic^  5U  fem,  menn  bie  entgegengefej^te  gemi^ 
ifL  9{un  tarnt  man  zugeben,  ba|  in  moralifd^en 
fragen  bie  eine  ^nftd^t  nid^t  mel^r  als  uml^rl^aft 
ptütoibtl  erfamtt  merben  lann,  toenn  jie  Don  ber 
cntgegengefe^ten  an  SBal^rfd^einlid^feit  'o  äbenagt 
uranb^  b($  biefe  bebeutenb  probabler  ift  unb  il^re 
9Bc^rf^inIid^Ieit  fd^on  faft  an  ©emi^l^eit  grenzt. 
S)a9  fie  aber  nid^t  mel^r  probabel  fei,  loenn  bie 
cntgegengeff^te  gemi^  aud^  um  Diele  (Srabe  pro- 
bobler  iß,  miberfpri^t  ben  ®efe^  ber  Ütoetil. 
SEBnm  fai  einer  fjrrage  baS  getoi^  größere  Snfeben 
bc8  I^L  Xl^omaS  bem  9nf  el^en  beS  1^1.  Wf  onS  gegen« 
überfielet,  mer  looDte  bel^aupten,  ba^  baS  Slnfel^en 
bc8  fjfl  9If onS  aufl^öre,  ttml^red  Slnfel^en  }u  fein, 
loeil  e8  bem  getoi^  großem  beS  1^1.  Zl^omad  ent» 
84engefe|t  ift?  ^5rt  bod^  aud^  ba§  fferjenlid^t 
ni^  ouf ,  nml^red  fiid^t  ^u  fein,  menn  eS  neben  bem 
gmil  l^eDem  eleftrifd^en  Sid^te  brennt  2)er  ein« 
lige  ®nmb,  auf  ben  ßd|  ber  ^equiprobabiliSmuS 
m  feinem  (Begenfaj^e  )um  $robabiU§mu8  ftä^t,  ift 
olfo  l^infaUig.  2)ie  IBertreter  beS  Sequiprobabi- 
fiSmuS  ffil^ren  nad|  bem  IBorgang  beg  1^1.  $[Ifond 
inr  9M^^0ung  il^red  @9ftemfi  gau}  benfelben 
SdoeiS  mie  bie  $robabiIifien:  Sin  stoeifeD^afteS 
«efeif  Derpfßd^tet  nid^t.  StDeifeH^aft  ift  aber  ein 
®efe|  na^  ben  ©runbfö^en  ber  Sogif  nid^t  blo^ 
bomt,  memt  bie  ber  t^retl^eit  günftige  ^nfid^t  glei(| 
pvolUbtl  ift,  fonbem  überl^aupt  fo  lange  fie  mal^r« 
Mt  probabel  ift,  mag  bie  entgegengef e^te  aud^  mel^r 
vm  gemi|  mel^r  probabel  fein.  ÜJht  anberen  SBor« 
teil:  9uS  bem  SSemunftbemeid,  ben  bie  SSertreter 
bdl  SequiprobobiliSmuS  für  bad  ÜRoralf^ftem  fiil^« 
tot,  folgt  nid^t  bad  öquiprobabiliftifd^e,  fonbem 
boS  ptobabUiltifd^e  $rincip.  Snblid^  barf  nid^t 
Mrfd^egen  merben,  ba|  ber  ^equiprobabiliSmuS 
on  feiemfelben  ^ebred^en  leibet  tote  ber  $robabi- 
Horitaud:  er  ift  im  d^rtftlid^en  Seben  unb  in  ber 
ftosifi  beS  aJeid^tftul^lS  nid^t  aUtoeg  Deüoenbbar, 
Mtl  cd  mmtbglid^  i{t,  ab5un)ögen,  ob  unb  umnn 
poA  Steinungen,  meldte  ftd^  in  einer  gfrage  gegen« 
nbaßel^,  glei^  fiarfe,  ober  ob  bie  eine  beffere, 
Me  anbere  minber  gute  @rünbe  für  ftd^  l^at.  2)iefer 
Sd^mierigleit  fann  ber  SSeid^tDater  nur  baburd^ 
cntgd^,  ba|  er  bie  probablen  Weinungen  beS 
1^  ffffond  ol^ne  9Beitere§  al§  gleid^  gut  begrünbet 
Me  bie  entgqjengefe^ten  l^innimmt 

Sie  (ginid^röttfung  be§  @9ftem§  auf  biejenigen 
%Slk,  in  meld^  ba§  IBorl^anbenfein  beS  @efe]^e§ 
imifell^ft  ifi,  mirb  burd^  ben  @a|  betoiefen :  In 


dubio  melier  est  conditie  possidentis.  Se« 
lamttlid^  mirb  biefer  @a^  bei  Ste^tSftreitigfeiten 
angemenbet,  bei  meldten  bad  SigentJ^umdred^t  an 
einem  beftimmten®egenftanbe  in^rage  fielet.  Sßenn 
nömlid^  jmei  ftreitenbe  ^arteten  il^r  Sigentl^um^ 
red^t  an  einer  ©ad^e  mit  @ett)igl|eit  nid^t  nad^ 
meifen  Ibnnen,  bad  ttml^re  SigentJ^umSred^t  alfo 
5lDeifeI]()aft  ifi,  fo  loirb  Dom  ©erid^te  bie  @ad^  fo 
lange  bem  ^ugetbeitt,  ber  fte  beft|t,  bis  ber  3ltü)ere 
fein  Siedet  mit  ©etoi^l^eit  bargetl^an  l^at.  S§  ift 
biefer  Sted^tSfal  im  @runbe  ein  $räfumtion§« 
princip :  ber  tl^atfäd^Iid^e^ft^  gibt  bie^ermutl^ung 
beS  Sigentl^umS  unb  gilt  olS  Dorlöufiger  Semeid 
bed  mehren  ated^ted,  bid  ein  gemifferer  erbrad^tifL 
Sr  etttf d^eibet  nid^t  über  baS  toirflid^e  Sigentl^umd" 
red^t,  fonbem  toeiSt  nur  einer  beftimmten  Partei 
ba§  onus  probandi  5u  uttb  belögt  bie  anbere  fo 
lange  im  ^eft^  ber  umftrittmen  ^ä^t,  bis  iene 
ibr  ated^t  bemiefen  l^at.  S)iefe  gan5e  SSorfteSung 
mirb  nun  auf  baS  93er]^ltni|  ^toifd^m  ^^eiJ^^it 
unb  @efej(  übertragm.  Sie  tJfraieeit  ftebt  mit  i^rem 
ated^te,  fid^  ol^ne  än^ttn  Sinfiu^  nad^  93eliebm  }U 
beftimmen,  bem  ®efe|e  gegenüber,  loeld^eS  feiner« 
feitS  baS  Sted^t  geltenb  mad^t,  bie  ^reii^eit  burd^ 
etl^ifd^e  ^flid^t  }u  binbm  unb  in  ibrem  Sted^te  }u 
befd^ränfen.  3m  3tt)eifel  über  eine  ©efefceSDer« 
pfiid^tung  fprid^t,  fo  fagt  man,  ber  93eft|  für  bie 
Sfreil^eit,  menn  frül^er  baS  ©efej;  nid^t  beftanb:  er 
fprid^t  aber  für  baS  ®efe|,  menn  frül^er  baS  fej^t 

imeifeH^afte  ©efej;  gemi^  toar.  3n  allen  fSfällen 
iemna(|,  mo  baS  9ufieören  eines  ®efe|eS  gmeifel« 
l^ft  ift,  loar  baS  ®efe^  frül^er  gemi^;  eS  fprid^t  für 
baSfelbe  ber  93eft|;  eS  Derbleibt  alfo  nad^  bem 
princip :  In  dubio  melier  est  conditio  possi- 
dentis, in  feinem  Sted^te,  bieSSefolgung  mforbem, 
bis  bie  gfrei^eit  il^re  Sted^te  mit  ©emill^eit  bar« 
getl^an  l^at.  —  SS  ergebt  ftd^  alfo  bie  gfrage,  ob 
biefer  Sted^tSgmnbfal  auf  baS  SSer^ltni^  ^mif d^en 
t^reii^eit  unb  ®efe|  angeioenbet,  unb  ob  er  als 
$rincip  5ur  Sntf^eibung  berjenigen  f^fäUe  ge« 
brandet  merben  fann,  in  meld^m  baS  Slufl^ören 
eines  frül^er  gemil  geioefmen  ®efe|eS  gmeifeH^aft 
ift.  SS  hmrbe  frül^er  bemerft,  baf  aud^  mand^e 
$robabiliftm  biefe  Sfrage  bejal^m  unb  bement« 
fpred^enb  bie  Snmenbung  beS  probabiliftifd^en 
$riticipS  befd^rönfen.  SnBere  bagegen  fteÖen  bie 
SBered^tigung  biefer  Sinfd^ränlung  ebenfo  entfd^ie« 
bm  in  Slbrebe.  Senn  eine  gefe^lid^e  SSerpflid^tung 
ift  toabrbaft  ungemi^  unb  ^meifelbaft,  menn  gegm 
il^ren  beftanb  probable  ®rünbe  fpred^en,  gleid^Diel 
ob  biefeÄe  frül^er  fd^on  beftanben  l^at  ober  nid^t; 
eS  tritt  alfo  baS  funbamentale  ^ncip  beS  $ro« 
babiliSmuS,  ein  ^meif  ell^iafteS  ®efe|  Derpflid^te  nid^t, 
in  feine  Sterte.  %xx  batm  bürfte  man  baS  probabi« 
lifttfd^e  $rincip  nid^t  antoenben,  menn  in  getoiffen 
SfäHen  ein  l^öl^ereS  $rincip  beff en  ^nmenbung  Der« 
h'6k.  WIein  baS  $offefftonSprincip  fann  in  ben  frag« 
lid^en  f^föKen  bie  ^ntoenbung  beS  ^robabiliSmuS 
nid^t  l^inbem.  Sa  eS  im  ®mnbe  ein  ^räfumtionS« 
princip  ift,  Dermag  eS  über  baS  tbatföd^lid^e  unb 
toirflid^e  Sted^t  nid^tS  )u  entfd^eiben;  eS  fd^iebt 


1887 


aWotalftiilemc- 


1888 


nur  einer  beftimmten  Partei  bte  ^flid^t  be§  93e« 
tr)eife§  ju.  ^uf  Qfreil^eit  unb  ©efej  angetoenbet 
toürbe  Qlfo  baS  ^offeffionSprincU)  im  Satte  eines 
frül^er  gewife  gemefenen  unb  nun  äWeifeH^aft  ge- 
worbenen ®efe|e§  ber  greil^eit  bie  ^flid^t  ju- 
fd^ieben,  if^x  SettftbefRmmungSred^t  ju  beweifen 
unb  baS  ®eje(  mittlermeile  in  feinem  Siedete,  bie 
Sefolgung  be8  ®eje|e8  ju  f orbem,  Belaffen.  5lttein 
einem  jmeifeD^Qften  ©efe^e  gegenüber  ift  bie  Qfrei» 
l^eit  nie  bemeispflid^tig ;  alS  ba§  frül^ere  unb  ur« 
jprüngftd^e  SRed^t  ift  fie  immer  im  Sefije.  So  oft 
ein  ®cfcj  an  fie  l^erontritt,  mag  eS  nun  fd^on  ba 
gemefen  fein  ober  nid^t,  l^at  baS  ®efe|  feine  gor« 
berung  als  ju  SRed^t  befte^enb  mit  gemiffen  ®rün« 
ben  5U  bemeif en ;  mibrigenf attS  ift  eS  unDermdgenb, 
eine  malere  iBerpflid^tung  ju  erzeugen.  9Rit  anberen 
S3Borten :  ®a8  ^offeffbnSprincip  l^at  entmeber  für 
baS  Serl^ältniB  ^toifd^en  Sfreil^eit  unb  ®efe^  leine 
®eltung;  ober  menn  man  il^m  aud^  auf  bicfem 
®ebiete  ®eltung  ^ugeftel^t,  !ann  eS  nur  )u  ®unften 
ber  Sfreil^eit  angemenbet  merben.  3n  ber  S^at,  in 
ben  fJföKen,  um  meldte  eS  fid^  l^ier  l^anbelt  fiel^en 
ftd^  baS  ^offefftonSprindp  unb  baS  anbere:  Lex 
dubia  non  obligat,  entgegen.  6S  möre  nun  f  onber- 
bar,  menn  ein  eigentUd^  ber  9ted^tSorbnung  ange« 
l^örigeS  ^rindp  auf  bem  il^m  fremben  ®ebiete  ber 
attgemeinen  Sittenorbnung  einen  l^öl^em  SBertl^ 
l^aben  f  ottte  als  bie  ^rincipien,  bie  ber  attgemeinen 
@ittenorbnung  ureigen  fmb.  9Ran  beruft  ftd^  aud^ 
l^ier  auf  baS  9lnfel^en  beS  1^1.  ^If  onS  unb  bel^auptet 
er  l^abe  baS  ^rincip  feineS  SRoralf^ftemS  auf  bie 
Qfätte,  in  meldten  baS  Slufl^ören  eines  gemife  ge« 
tocfenen  ®efe^eS  jttjeifeD^aft  ift,  nid^t  auSgebel^nt. 
Sl^atfad^e  ift,  ba^  ber  l^eilige  Seigrer  bei  einigen 
concreten  Sinjclfragen  in  tutioriftifd^er  SBeife  ent« 
fd^eibct ;  ttjo  er  aber  bie  Qfrage  aflgcmein  unb  brin« 
cipiett  aufftettt  (in  dubio  an  legem  impleveris 
1.  1,  n.  99;  in  dubio  de  consuetudine  contra 
legem  1. 3,  n.  290 ;  quando  probabile  est  quod 
lex  abolita  sit  1.  3,  n.  112),  ba  menbet  er  baS 
probabiliftifd^e  ^rinci})  unb  im  Sefonbem  fogar 
baS  ^offeffionSprinctp  ju  ®unften  ber  Qfreil^eit  an. 
6S  entfprid^t  alfo  mcl^r  bem  ®eifte  beS  l^eiligcn 
Sel^rerS,  menn  man  fagt,  auä)  ein  frül^er  getui^ 
öorl^anbeneS  @efe^,  baS  auS  maS  immer  für  einem 
®runbe  jmeifell^aft  gemorben  ift,  Derpflid^te  nii^t. 
vn.  S)er  laje  ^robabiüSmuS  ober  ber 
S  a  s  i  S  m  u  S ,  bemjuf olge  man  bie  ber  greil^eit  gün« 
ftige  TOeinung  befolgen  barf,  anä^  menn  fie  nur 
fd^ioad^  unb  gmeifeD^aft  probabel  ift,  nmrbe  als 
©9ftem  nie  Don  einem  Sl^eologen  öcrtl^eibigt. 
©elbft  bie  brei  SWoraliften  Samburini,  93rcffer  unb 
?lmico,  tocld^e  iBiüa  als  Vertreter  beS  britten  Don 
Snnocenj  XI.  cenfurirten  ©a^eS  anfül^rt,  toerben 
f  älf  d^Iid^  beS  lajen  ^robabiftSmuS  bef  d^ulbigt  (Bal- 
lerini-Palmieri  [f.  u.]  1, 622).  SQäerben  alfo  einige 
50ioralt]^eologen,  mie  Karamuel,  SWo^a,  93aun9, 
Seanber,  ®iana,  3.  ©and^ej  unb  Slnbere,  gemöl^n« 
lid^  Sapften  genannt,  fo  i)ai  baS  nur  ben  ©inn, 
ba|  fie  8U  rafd^  unb  ju  leidet  bie  ^robabilität  einer 
Slnftd^t  bel^aupten  unb  baburd^  mand^e  äJieinungen 


als  probabel  unb  erlaubt  l^infletten,  bie  eS  in  9Skl^^ 
l^eit  nid^t  ftnb.  Ss  ift  rid^tigi,  ba^  Diele  X^eologen, 
namentlid^  auS  ber  ^meiten  |)ölfte  beS  17.  unb  bem 
^nfangbeS  18.  ^al^rl^unbertS,  bem  probobiliftift^ 
^rincip  eine  tJfaf[ung  gegeben  l^aben^  mel^e  eS  m 
9RigDerftanbniffen  unb  Dor  ber  ®  ef  a^r  ber  9Ri|ben' 
tung  nid^t  l^tnreid^enb  ftd^erjteSte.  äBenn  ^e  einfod^ 
leierten :  Licitum  est  sequi  opinionem  minus 
probabilem,  fo  fonnte  man  bie  probable  Snfid^, 
ber  fie  )u  folgen  geftatteten,  aud^  als  tenmter  unb 
dubie probabilis  auslegen;  aQein  eS  mar  ni^t  in 
il^rer  Slbftd^t,  einen  lasen  $robabiliSmuS  §um  Bt^ 
ftem  3u  erl^eben.  2)aS  mar  oud^  ber  nöd^fte  ®nmb, 
ber  ben  1^1. 9llf onS  beftimmte,  bem  probabili^fd^ 
$rincip,  baS  er  9lnfangS  ja  oud^  in  biefer  SBeife 
formultrt  l^atte,  eine  anbere  9<if[ung  gu  geien, 
meldte  Dor  jebem  aRi^Derponbniffe  unb  Dor  jeber 
SRigbeutung  geftd^ert  märe.  @o  !am  er  bemt  }u  fei* 
nem  SequiprobobiliSmuS.  ^uS  bemfelben  ®runbt* 
nömlid^  um  SRigbeutungen  auSgufd^lie^,  pflegt 
man  je^t  gemöl^nlid^  in  bie  ^rmel  beS  probaU* 
liftifd^en  ^rincipS  bie  SQSorte  vere  et  certe  ober 
solide  probabilis  )u  fe^en.  SS  ift  barum  ber  l^iflo- 
rifd^en  SBal^rl^eit  meniger  entfpred^b^  toemt  man 
bie  Dielen  Don  ber  JKrd^e  als  falfd^  cenfurirten  Soje 
auf  Sted^nung  beS  ^robabiliSmuS  f e|t.  Sie  l^oben 
nid^t  im  ©^ftem  il^en  ®runb,  fonbem  in  b« 
fubjcctiDen  irrigen  Suffaffung  einiger  X^eologen, 
meldte  auS  Stüdfftd^ten,  bie  ftd^  unferer  SBeur^> 
lung  ent^iel^en,  oft  m(^tige  @d^eing[rünbe  für  bif> 
tige  93emeife  l^ielten.  2)ief  mtrb  burd^  bie  S^o^e 
beftötigt,  ba^  aud^  SeJ^rfö^e,  meldte  Don  SSertretein 
beS  ^robabilioriSmuS  oufgeftettt  unb  Dertl^gt 
mürben,  Don  ber  JKrd^e  Derurtl^eilt  toerben  imi|ten. 

SBürbigung.  2)er la^e  $robabiliSmuS  ift üok 
Shtnocenj  XI.  cenfurirt  morben.  ®er  brttte  mm 
il^m  geartete  @a|  lautet:  Generatim  dum  pro- 
babilitate  sive  intrinseca  sive  extrinseea 
quantumvis  tenui,  modo  a  probabilitatis  fini- 
bus  non  exeatur,  confisi  aliquid  agimus,  sem- 
per  prudenter  agimus.  3n  ber  %fyd,  nur  etB 
ungemiffeS  unb  ^meifell^afteS  ®efe|  tNncpflid^ 
ni^t;  aber  ein  ®efej,  gegen  beffen  SSorl^aiälenfei« 
ftd^  nur  ein  f d^mad^er  Stoeifel  erl^ebt,  ift  nid^t  mä* 
lid^  gmeifeH^aft,  fo  menig  als  ein  f(^tt)od^  begabter 
Wenfd^  mirflid^  begabt  genannt  toerben  fonn.  S^ 
bem  f ann  eine  ^npd^t,  bie  ber  Qfreil^eit  günfSg  ift 
nur  bann  gu  praftifd^er  ®en)i|^eit  fül^ren,  toenn 
fie  gemt^  probabel  ift;  eine  fd^mad^  ober  gtoeifel* 
l^aft  probable  ^nfid^t  !ann  bemnad^  nie  alS9bnn 
fittli^  erlaubten  danbelnS  gebrandet  toerben.  So 
genügt  ber  la^e  $robabiliSmuS  nad^  fetner  €eüt 
$in  ber  2)oppelaufgabe,  bie  ein  ÜRoralf^ftem  )tt 
löfcn  l^at. 

Siteratur.  Bouquillon,  Theologia  moralis 
fundament.,  ed.  2,  Ratisb.  1890;  2)er  jf at^olit 
54. 3a)^rg.,  ÜKains  1874, 1,  45  ff.  143  ff,  283if. 
543  ff.  682  ff.;  (3nnSbrud(er)  Seitf^rift  für  fat^. 
3:^eologie,  2.  Sal^rg.  1878,  1  ff.  u.  534  ff.,  unb 
3.  Sal^rg.  1879,  53  ff.  u.  266  ff.;  Ballerini, 
Opus  theol.  moral.  in  Busenbaum  Mednllam, 


1889 


URotaltl^eoIogie. 


1890 


absolvit  et  ecL  D.  Palmieri  I,  Prati  1889; 
Vindiciae  Alphonsianae  seu  Doctoris  Eccle- 
siae  8.  Alphonsi  de  Ligorio  Doctrina  moralis 
Tmdicata,  ed.  alt.  Brax.  1874,  2  yolL,  Pars 
prima:  De  morali  systemate  8.  Alphonsi  I, 

1  sq.;  S)5ainQer-9teuf4  @e{d^.  b.  9RoraIftrettig- 
leiten  in  ber  römifd^en  JHrd^e  feit  bem  16.  ^ffcf^., 

2  8be.,  Störblingen  1889.    [^.  9loIbin  S.  J.] 

9B#tttt9<o(dgie,  dne  tl^eologifd^e  S)t§ä))Hn. 
L  SegriffSbeftimntung.  „URoroI"  ober 
^HOß''  \äfitä^i^m  (ejei^netioiffenfd^ftHd^eeit- 
tenle^e.  @itte  ift  l^ier  genommen  im  @inne  ber 
cmtftont  ft^  gleid^  bleibeitben  f^mtblungStoeife  beS 
fctit^önlid^  Sßefend  auf  ®runb  ber  Srfenntni| 
feiner  Sbl^ängigleit  t)on  einem  l^öl^em  SBiOen. 
6ittenle]^re  ift  bemnad^  bie  Seigre  Don  ben  Stormen, 
na^  toeld^  fid^  bad  freie  ^anbeln  ^u  regeln  f^ai, 
wob  t^on  bim  @itten,  loeld^  ftd^  baburd^  ber  9Renf 4 
|it  eigen  mod^en  foU.  ®efe|e  für  baS  SBoDen  unb 
»anbeln  bed  SOtenfd^en,  unb  mar  als  SDlanife{la« 
tum  beS  aSmödltigen  SBiüenS  bedSd^öpferS,  liegen 
f^on  in  feiner  Demünftigen  Statur  unb  in  il^ren 
Vegie^gen  )u  ben  übrigen  ber  iBemunf  terlennt« 
ni^  gugftngli^  SBefen  unb  ftnb  bal^er  oud^  er« 
lemi&ir  für  bie  SBemunft.  Sie  bilben  ben  ®egen« 
ftanbbernotürKd^enSittenlel^re.  SBerbenfiemi^en- 
f^oftlid^  erfo^t,  b.  i  au§  il^ren  oberften  ^rincipten 
crtoiefen  unb  nad^  i^rem  Sufammenl^ange  mit  ben« 
elben  unb  unter  ftd^  georbnet,  fo  entfielet  bie  miffen« 
d^aftlid^  natürlid^e  ©ittenlel^re  ober  ÜRoralpl^ilo- 
^ft\t  (f.  b.  art.  etl^ip.  2)er  SReufd^  ift  aber  be» 
ranmt  }ur  übematürlid^en  iBereinigung  mit  ®ott, 
imb  }tt  biefem  feinem  lej^ten  6nb}tDed(e  fann  aud^ 
nur  ein  übematürlid^eS  ^anbeln  in  Se^iel^ung 
^1^,  »eld^  geregelt  ifi  burd^  pofitü)  oon  ®ott 
geoffenbarte  unb  im  übematürlid^en  ®Iauben  er« 
tonnte  9{ormen.  SHe  f^ftematifd^  Sel^anblung  bie« 
fec  9bmnen  mirb  )ur  SBiffenf d^ft  ber  pofttit)  Don 
<Sott  geoffenbarten  Sittengefej^e  unb  bem  baburd^ 
geregelten  freien  übematürlid^en  |)anbeln  bed  allen« 
fd^;  bie|  ift  bie  aßoraltl^eologie.  S)aSObiect 
Uefer  SBiffenfd^aft  ift  bie  gefammte.fittlid^e  Orb- 
nnng,  mie  fte  burd^  Unterorbnung  ber  äßiOenS« 
freist  unter  ®otte§  ®efe|  unb  ©leid^förmigfeit 
bcS  gaiqen  freien  ^anbelnS  mit  ®otteS  SßiQen  }u 
6tanbe  lommt.  @ie  ift  alfo  erftend  Seigre  oon  ben 
Oualificationen  beS  SRenf d^en  für  baS  übematür« 
Hd^  fianbein  in  feinem  gegentoärtigen  3uftanbe 
mdi  oen  IBebingungen  für  ba§  feinem  übematür« 
Bdbcn  (Snb)tt)ed(e  etüfpred^enbe  Seben,  —  gnieitend 
S^re  t>om  l^igfien  SBiUen  ®otted  ald  ber  9lorm 
fSt  boS  Rubeln  be§  SDtenfd^en  in  allen  SSerl^ält« 
niffen:  unb  fte  »irb  rid^tig  befinirt  als  ,,9Biffen« 
fd^  ber  freien  Xl^tigfeit  beS  oom  ©ünbenfaOe 
erlöfiten  unb  oon  ®ott  )um  etoigen  übematürlid^en 
8e6en  in  ®ott  georbneten  ÜRenf^en  nad^  ber  9lorm 
feines  ^igfien  geoffenbarten  3BtaenS\ 

IL  Ser^ftltnil  ber  SRoraltl^eologie 
|tt  anberen  SBiffenfd^aften.  a.  3ur2)og« 
natit  Um  baS  d^n{ilid^«ftttlid^e  ^anbeln  rid^tig 
in  erfaffen^  ifl  }unöd^ft  bie  rid^tige  ßrfenntni^  beS 

Mr^CBlesttotL  Tm.  8.  Kuff. 


l^anbelnben  ©ubJecteS,  beS  SBcufd^en,  notl^toenbig; 
biefe  aber  roitb  gewonnen  auS  ben  göttlid^  geoffen- 
barten Sßa^rl^eiten  Don  bem  urfprünglid^  3u- 
ftanbe  beS  SReufd^en,  oon  feinem  SünbenfaÜe,  oon 
feiner  Srlöjung  unb  Don  ber  ®nabe  ei^rifti,  beS 
SrlöferS.  S)aS  göttlid^e  ®efet;  fobann  als  @otteS 
l^eiligfter  SBiOe  an  ben  SRenf d^en  »irb  unS  in  feinen 
inneren  ®rünben  unb  feinem  lej^ten  3i^Ie  nur  Hur 
aus  ber  Offenbarung  @(otteS  über  feine  anbetungS* 
toürbigften  SBoÜIommenl^eiten  unb  feine  l^eiligften 
SBerfe  für  ben  ÜRenf d^en.  Me  biefe  OffenbarungS- 
mal^rl^eiten  aber  finb  ®egenfianb  ber  Sogmatit, 
unb  mitl^in  ift  le^tere  bie  n)ef  entlid^e  93orauSfe|ung 
für  bie  ÜRoraltl^eologie.  @ie  erörtert  loiffenf^aft- 
lid^  bie  geoffenbarten  ®e]^eimniffe  Dom  innergdtt« 
lid^en  iärni  beS  breieinigen  ® otteS  unb  Don  f dner 
unenblid^en  Siebe,  »eld^e  ber  Sreatur  nid^t  nur 
natürlid^eS  Seben  gibt  fonbem  aud^  fid^  }u  il^ 
l^erablö^t,  fte  feiner  göttlid^en  9latur  uno  ber  über» 
natürli^en  Xugenb  imb  IBereinigung  mit  Jid^  fä^ig 
unb  tl^eiH^aftig  mad^t  Sie  ÜRoraltl^eolo^  ba> 
gegen  }eigt,  XDVt  ber  Don  ®ott  begnabigte  uRenfd^ 
}u  l^anbeln  unb  }u  toidtn  l^at,  bamit  er  ftd^  im 
3ufammentDirfen  mit  ®ott  }ur  etoigen  IBereini» 
gttng  mit  il^m  unb  }um  l^imnüifd^en  Seben  olS  gn 
feinem  Sub^medt  unb  feiner  eituigen  Seftimmung 
erl^ebe.  Sie  @ö|e  ber  ÜRoralt^eologie  finb  aber 
nid^t  etnm  nur  @d^lu^folgerungen  auS  ben  Dog- 
men. @ie  finb  Dielmel^r  felbft  göttlid^  geoffenbarte 
SBal^rl^eiten  unb  'Rnb  S)ogmen,  »eld^e  in  ben 
SBal^l^eiten  Don  ®ott  unb  feinen  Sßerfen  il^ 
DoIIfte  Seleud^tung  unb  Segrünbung  finben  unb 
mit  il^nen  in  DoUfommenfiem  StuHange  fte^en. 
®erabe  für  fein  ftttlid^eS  Seben  bebarf  ber  ÜRenfc^ 
}umeift  einer  pofitiDen  Offenbarung  ®otteS,  ueU 
bie  aus  ber  Srbjünbe  ftammenbe  SSegierlid^Ieit  be« 
fiänbig  bem  ®efe|e  ber  ®nabe  »iberftrebt  burd^ 
aQe  ftunftgriffe  ber  ©opl^iftü  bie  Srlenntnig  beS 
göttlid^  SßiOenS  trübt  unb  baS  }u  red^tfeitigen 
ud^t  tDaS  ber  (Eigenliebe,  Sugenluft  unb  gfleifd^feS« 
uft  f d^eid^elt.  Z)ie  geoffenbarten  fittlid^  SBal^r« 
l^eiten  ftnb  ebenfo  gut  Object  beS  übematürlid^en 
@laubenS,  mie  bie  geoffenbarten  SBal^rl^eiten  Dom 
Seben  unb  SBirfen  beS  breieinigen  ®otteS.  S)er 
übematürlid^e  ®laube  an  biefe  mie  an  jene  ifi  eine 
eminent  ftttUd^e  Xf^ai,  ja  bie  ®runblage  beS  ge« 
fammten,  bem  übematürlid^en  SnbatoedCe  )uge« 
toenbeten  ^anbelnS.  S)ogmattf  unb  SRoral  bil- 
ben bemnad^  ein  f^ftematifd^  ®an}e,  uHe  eS  M 
in  ben  tl^eologifd^en  Summen  ber  SReifter  ber 
Sd^olafiü  barfteUt  S)ie  fpötere  2:rennung  ber 
aRoral  Don  ber  2)ogmatiI  toar  für  fte  gleid^ 
einer  SoSrei^ung  Don  il^  SebenSmurjeln  unb 
barum  fidler  nid^t  geeignet,  bie  miffenf  d^aftlid^e  Se* 
l^anblung  ber  fittlid^en  SBiil^rl^eiten  gu  f örbem.  — 
b.  3ur  9Roral))]^ilofo|)]^ie.  S)iefeS IBerl^ölt- 
ni^  ergibt  fid^  auS  bem  in  L  ®efagten.  2)aS  fat 
ber  Sl^eologie  gur  SarfleHung  gebrad^te  fittlid^ 
Seben  gel^ört  einer  unermep^  \b^mi  Orbnung 
an  als  baSjenige,  tueld^eS  Objiect  ber  $]^ilofop]^ie 
fnnfann.  9lber  SBiberftnntd^  bmn  in  leiner  SBeife 

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1891                                               TOoralt^eoIoflie.  1892 

inif^eit  (ciben  bcßt^ett.  Sicnit  bcrfelEic  uncnblicO  äit^att  bit  ))iattt[i!^e  X^KoIogie  ntd^t  minbtr  mt 
leiltge  unb  boUtommme  @Dtt  i^  Ui^eber  unb  bit  boginati|i${  }un)tffe^f4aflli(^SIItIIluntn■ 
Ie|teS  3iel  bet  natiirli^tn  nie  bei  übtrnotÜTEtc^m  mittelt  X)ieattte{teinentlt^<Offenbon[ng^atniii 
Crbnung.  ^e  DRoralii^ilof opfite  mug  btt  ^ITlDial-  in  i^retn  Snoralgefele  uniDerfÄe  ©eltung,  »ä^ 
t^coIo{|ie  gu  ^ter  Seu^te  nehmen,  um  cot  äir*  renb  i^i  SeiintDinal«  unb  3ubtnalgtfc|  Icbigli^ 
uegen  beroal^rt  gu  Heiben.  S)q3  uotütlicd  ftttlii^  für  baS  iSratltHIc^t  SJoH  tie|limffit  mat  unb  bi^ 
@utt  aber  bleilit  auc^  gut  Doi  bet  QSttli(!^en  Offen-  lenigen  SBei^ältniffe  regeln  foutt,  in  roel<!(|en  e§  boS 
barung,  infomeit  e8  nur  einem  natürriii6en  Snb-  Ottftr  bei  neuen  SunbeS  unb  btfftn  @nabeti' 
gtDede  ju  bienen  beftimmi  ift ;  unb  naS  von  ber  orbnung  unb  baS  wa^Tt,  nie  me^r  enbenbc  9ääj 
Bötlliii&en  Offtnbaning  otS  an  fic^  bB(e  unb  »er-  ©otteSDorjubilbenberuienraur.QIeic^aw^lifiaiiti 
»erflii^  erfläri  wirb,  (onn  auc^  nie  nntürlii^ttlii^  baB  6erimonia!gE(e|  cielfad^  geeignet,  dob  b«  ^■ 
gut  fein  unb  barf  bal^tr  ou^  ni^t  Don  her  ^Utoral'  ligfeil  unb  @ere(]^tigfeil  ®otte§,  uieli^e  in  ben  Do^ 
f^ilofoti^ie  fe^gclialten  neiben.  ^gegen  beibonlt  bilblt(^en  Oibnungen  unb  Ser^filtniffm  fiii^  bmb- 
bie  WoraltiftoloQU  bei  Unoialp^Uofop^ie  Diel<  gegeben  ^ot,  auf  bie  jittH^e  @T^fient|«t  unb  Rein- 
fad^  $räci[ion  ber  ÜäegriffSbeftimmungen,  @ritnb>  qfUf^IJe^  ju  [offen,  toeld^t  ha§  boHenbete  Strii^ 
iii^ffit  bei  ^BetudSfü^tungen  unb  Sic^  für  bie  S&>  @Dtte3  in  allen  feinen  iSer^ältntffm  burt^bräigcn 
Jung  ctn  Q^rogen,  iDelc^e  butc^  bie  gfittliiije  Offen=  mu6.  Blickt  baS  in  ber  Iieiligen  ©c(|rift  auägc 
borung,  bie  unfehlbare  Se^tauctoritöt  berffirt^c  fjirDiJieneSQJortSalteS  allein  offenbortunSSotttS 
unb  bie  poMot  @efe|fgtbung  leine  gnlic()eibung  (eiligen  SBillen,  fonbem  auüti  ou§  bem  bon  i^ 
grfunben baben  (f.  b.  3Irt.  &m.  —  o.  ,Sur  Dl  e  (^  1 5'  lunbgegebenen  23ir(en  unb  aßollen  ®otteS  in  bet 
tDifjenf^Qft.  Sßiffenf^Qftliiifie  SRe^tSle^e  ifl  9nenJ<^l|eit  leud^tet  unS  feine  ^eiligfeit  al8  9Ionii 
oßenS  baS  fliid^tniei^t  als  Sef)re  bon  ben  ^Üor-  beS  ftttlic^en  ^anbelnS  (trODi.  S)ie^  gilt  tmDoQ- 
men,  na^  meldten  bie  ffiid^e  all  fi^tboic,  bon  ßtn  ÜRoge  com  ^eiligflen  Seben  ^kf"-  '^o"  9^"' 
S^rifluS  bem  gilöftr  in'3  Sebtn  gerufene  unb  li^en  ttrbilbe  oßer  ßeiligteit.  @ttn  trniefhe  91a<^ 
unter  ßinem  Raupte  geotbnete  ©efetlft^  bet  bilb  ift  feine  unbeperfte  ÜJJutter.  a>ie  ©eiti^teH 
C^rifigläubigen  unter  beftänbigerSeitung  beißet-  unb  ^eiligen  beS  alten  unb  beS  neuen  SSmäM 
ligen  ©eifteS  (anbelt  unb  \\ät  aTS  bie  eine,  (eilige,  teuren  buri%  i(r  Seben  bie  9?a((a(mung  ber  ^ei- 
n)joftDlifc(e,  !atl)Dlifii(t  Ärägtrin  unb  ^üterin  bet  ligleit  ®ot(e8  unb  be8  SebenS  3efu,  entfpre^ 
göttlii^  geoffenbarten  SBobr^eit  unb  ber  bon  Sbri'  bem  ®ebote :  Sancti  eetote,  quia  Ego  sanctm 
fluSangtoibnettnSnabenmitteltittriet.  ©ittirtÖ»  amn  (ßtO.  11,  44.  1  Spetr.  1,  16).  2)en  3i^ 
ii((e  @efe^gebungbecul)l  aber  auf  benfeIbenaSttIic(  be§  in  ber  (eiligen  ©c(rift  unb  3:iabition  eiitge- 
gegebenen  ^lincipien  ber  @ittli^!eit  unb  oeilig-  fd^loffenen  depositum  fidel  UDlIfDmmen  unb  tm> 
feit,  toel^e  jur  Itdligung  ber  Sinjelnen  mirifam  fe(Ibar  ma^r  unb  rii^tig  gu  erflären,  ifl  nin  bem 
wetben  muffen;  ffiic({nie^!  unb  Moral  gewinnen  bon  ®ott  eingefe|iten  unb  oom  (eiligen  ©elfte  tt« 
ba(et  gegenfritig  Don  einanbet  SiHutetung  unb  leu^leten  unb  geleiteten  fii^lii^en  2e(ramte  g^ 
iBetttefung  i(rer  ©tunbfätie  unb  ffierftärfung  t(iet  geben,  beffen  Srägei  SfeliuS  unb  jebei  feiner  %i^ 
99ett)eiSfu(rungen,  S)erftitc(e  fommteS  feiner  ju.  folget  ift,  gleldioiel  ob  et  ein  öcumenijt^eS  gmcfl 
in  manuigfacben  ©ejie(ungen  ba3  notütIit(e  unb  um  fi^  berfümmelt  (ot  ober  obne  ein  jol^  feint 
flöttlid^  ©efeli  bur((  allgemein  Derpftic(tenbe  ßo-  2e(rentf^eibungenetlä6t.  3las2e(ramtipaIS8w 
nonea  genauer  ju  beierminircn,  unb  biefe  Werben  malprinciti  ber3;(eologiejubejei(i|nen,  bur^nid* 
bonn  gleic(  bem  gflttlii^cn  ©efejje  felbft  formen  c(e§  erft  boS  im  SDlaterialprincip,  in  ber  göttTi^es 
b«3  {tttli^en  ^anbelnS  bei  @!äubigen  unb  oI8  Offenbarung,  ent(altene  ©ittengefeh  boKtoimimi 
fold(e  ©egenftonb  ber  TOotalt(eolDgie.  —  SBiffen«  unb  in  unfehlbarer  @emi6(eit  ertennbar  miib.  Sie 
teafüi^e  SRei^t81e(te  ifl  gnieitenS  bie  tRei^tSp^ilo-  riri^lit(en  2e(rentfc(eibungen  büben  bie  reguli 
top(ie,  me%  aber  nui  als  3:(cil  bei  Snoral*  prodmafideL  %ir  ba8,  nraS  bit  ffir^  all  ii 
i>(ilofop(ie  anjufe(en  ifl,  infoftme  bie  SHe((tB-  ber  göttli^en  Offenbarung  enl(Qltfn  erntot,  vA 
orbnungouf  benfelben^rindpienbetu^ltbie  au<(  nuiln bem  Sinne,  in  welddemfie  bieg  ouSfpii[(t,iP 
bie  ftltlidie  Otbnung  unb  be|(alb  ein  ißeftanb-  nitfli^  SluSbiud  btS  gBUIi^en  SBtOenS  imb  ia 
t(etl  biefei  ift,  nleii^uiie  bie  ©ete^tigtelt  ju  ben  !ßia(i(eit€ilt«tnorm;ni[(t§,  u>aSnaii(i(mEif- 
fittlic(en  3:ugenbcn  ge(i)rt.  ^ugerbem  fonn  ber  f^eibung  bem  gQttli^en  ©efefte  guroibetl^ft,  baif 
Woraltleoluge  au((  ber  jfenntnig  beS  meltli^en  gele(rt  ober  beit(eibigt  meiben.  %ifia  ben  £e- 
Ste^tei  infonetl  ni^t  entbehren,  oI8  eS  bie  im  ^nitionen  unb  S)eaeten  bei  Soncilten  unb  In 
®etoiffen  binbenben  Slormen  ent(äll  für  Eitteib,  iiäpftHc(en  Kouflitutiomn  ftnb  füi  bie  proftMt 
Srtbtiteiung,  ®ebrau((  nnb  lleberttagung  bon  3:(eologie  bon  (o(et  ^i((tigteit  bie  DotRÖPct- 
Siebten.  (oupte  ber  Jhidde,  fei  e8  unmittelbar  ober  nriUdI 
ni.  Ouellen  ber  Snoroltbeologie.  ber  römifi^en  Songiegationen,  erlafftnen  tliU^ 
9lu8  ber  oben  (I.)  erläuterten  93egriff8beflimmung  übet  bie  ouf  bem  et(ifd(en  ®ebiete  )u  löge  se- 
ift eS  ftor,  bo6  ©ouplqueHe  für  bie  übemoHirli^e  ttetenen  irtt(ümlit(en  unb  anftö&igen  SJoctrinra. 
©ittente(te  bie  gBHlit^e  Offenbarung  ift,  nieber-  3ebet  ß^ftgläubige  unb  bot  tllen  ieb«  S^lofle 
gelegt  in  ber  (eiligen  ©^lift  unb  in  bet  Uebet-  fc(ulbel  benfetben  innere  unb  6u|ereUnietioetfuii9 
Iteferung.  @te  ift  bie  regöla  fidei  remolA,  beten  (S;ll.Err.d.d.8.Dec.l864,n-22).  SOnrnoD^ 


1898 


ÜJloroItl^eoIOQie. 


1894 


Stmtol^tne  einer  cenfurirten  Soctrin  nid^t  immer 
als  f drmlid^e  f^örefte  ^u  betrad^ten  ift,  fo  bleibt  {ie 
bod^  immer  utmereinbor  mit  toal^rer  Sted^tgläubig- 
feit  tmb  mit  ben  ©efinnungen  etne§  treuen  @o$* 
ncS  ber  JHrdbe  (t)gl.  ©d^reiben  ^ft  $iu8'  IX. 
an  ben  Sr^bifd^of  t)on  9Ränd^en«3fret{ing  t)om 
21.  Secember  1863).  derartige  Urtl^eile  »erben 
notae  ober  censurae  theologicae  genannt  (f.  b. 
«rt  eenfur.  tl^eologifd^e).  SelbfiDerftänblid^  ijt 
bie  fatl^olifd^e  Ssegefe  eine  l^auptföd^Iid^e  f)ilf8* 
toiffenf^ft  ber  SRoral,  infomeit  bog  geoffenbarte 
6tttengefe^  ber  l^eiligen  ©d^rift  gu  entnel^men  ift. 
Sie  ^uptjeugen  ber  Zrabition  aber  ftnb  bie  Später 
unb  Seigrer  ber  JKrd^e.  ^e  Uebereinftimmung 
oQer  ober  faft  aller  in  einer  Seigre  gibt  ooKe  ©e» 
ttnll^eit,  ba|  fie  mit  ber  göttlid^en  Offenbarung 
im  dinllange  {ie^t.  t$i^agen,  meldte  bie  jcird^e  nid^t 
ouctoritatit)  entfi^ieben  f at  ^nben  boügältige  fiö» 
finig  aud^  in  ber  Uebereinftimmung  aller  Xl^eo» 
logen,  tteld^e  miffenfd^aftlid^e  Sluctorität  beft^en. 
€e]^r  gennd^tigeS  3^9ni|  füt  bie  ^nfd^auungen 
mib  ®runbfä^e  ber  JKrd^e  gibt  femer  il^r  fieben 
imb  ßanbeln  in  il^rer  Siturgie  unb  i^ren  SKten 
(S.  Thom.  2, 2,  q.  92,  a.  2),  in  ber  Approbation 
ton  Orben  unb  (Kongregationen  unb  6onftitutio> 
nen  unb  Siegeln  berfelben,  in  ber  Seatiftcation  unb 
Cononifation  il^rer  ^eiligen  u.  f.  m.  3n  atten  biefen 
8e)ie^ungen  fteUt  fie  ftd^  bar  als  bie  l^eilige  Jlird^e 
mib  bie  JNrd^e  ber  ^eiligen  unb  mirb  ^u  einer 
Seud^te  für  ba§  d^riftlid^>fittlid^e  unb  übematürlid^ 
DoIHommene  ^anbeln.  @in  mit  größter  ©orgfalt 
obgefalter  uno  mit  l^öd^fter  lird^Iid^er  Auetoritat 
fanctionirter  änbegri^  be§  gefammten  in  ber  JKrd^e 
Ubenben  9eiou|tfein§  beS  ®Iauben§  unb  ber  9ior« 
inen  {Utlid^en  uno  oollfommenen  f)anbeln§  ift  un§ 
gegeben  im  Catech.  Rom.  ad  parochos,  gleid^ 
tmßfiitXi  fibc  ben  Sl^eologen  mie  für  ben  @eelf orger. 
IV.  SRetl^obe.  Sie  SRoraltl^eoIogie  l^at  eine 
bieifad^  Aufgabe,  unb  bie  Söfung  einer  {eben  ber« 
Üben  erfori^ert  eine  eigene  Art  oon  SSel^anblung 
ocr  geoffenbarten  ©ittengefe^e ;  e§  gibt  bemnac| 
cfaie  breifad^  moraltl^eologif^e  9)let]^obe.  Sie  ^u- 
lUU^  unb  im  engften  Sinne  beS  SSBorteS  miffen* 
fd^Ktftlid^  Sel^anblung  ber  Sittenlel^re  erforbert, 
ba|  bie  etnjelnen  92ormen  be§  ftttlid^en  SebenS  auf 
Qhninb  ber  pofttiDen  göttUd^en  Offenbarung  unb 
ber  Zäyct,  bed  ®efe^e§  unb  ber  ^ra^iS  ber  JKrd^e 
foiDol^I  nad^  il^rem  ooQen  3n]^alte  aI3  nad^  il^rem 
Snfdmmenl^ge  mit  ben  l^öl^eren  ^rincipien  unb 
bm  übrigen  Serl^öltnifien  be§  ftttlid^en  ^anbelnS 
bacgelegtn)erben.  Sarin  liegt  bie  fd^olaftifd^e  9Re- 
l^obe  (f.  b.  Art.  @d^olafKO.  toelc^e  unter  ben  apo- 
PboSfd^  ^giograpl^en  t)or§ügIid^  beim  1^1.  ^avL' 
Ins  Anllönge  finbet  unb  fid^  in  eine  pofitioe,  praf- 
tf^  unb  eine  oorl^errfd^enb  fpeculatit)e  Slid^tung 
l^dÜ,  Je  nad^bem  fie  il^re  SSemeiSfül^rungen  mel^r 
ouS  bem  pofttib  gegebenen  @efe^e  ober  au§  ben 
iimeren  ®rünben  ber  ©ad^e  nimmt.  SBerben  ba« 
gegen  bie  9lormen  beS  moralifd^en  fiebenS  betrad^tet 
m  ü^  ^fien  S^^^^h^^^^^^  totlä^t  ift  Sini- 
gmig  ber  @eele  mit  ®ott  in  ber  Siebe,  als  AuS- 


ftrol^Iungen  ber  göttlid^en  ^eüigfeit  unb  Siebe, 
bur^  meldte  bie  ©eele  ju  immer  löl^crer  Crfennt- 
ni|  unb  Siebe  ©otteS  biSponirt  unb  geführt  wer- 
ben foH,  fo  ift  bie  mijftifd^e  iKetl^obe  gegeben,  a» 
bereu  iBorbilb  jumeift  baS  Soangelium  unb  bie 
SSriefe  be§  l^eiligen  ßöangeüften  3ol^anne8  be- 
aeid^net  merbcn  fönnen.  Sie  ftellt  baS  d^ripd^e 
2:ugcnblcben  in  feiner  Soüfommenl^eit  bar  unb 
bie  Erfüllung  aller  ©ittengefeje  atö  notl^toenbigeS 
aßittel  berfelben.  Serfd^ieben  üon  „m^ftifd^cr  SRe- 
tl^obe"  ift  „awpftif "  als  Sarlegung  ber  aufeerorbent- 
lid^en  (Snabengaben  unb  3uftänbe,  wie  fie  unter 
befonberer  gfil^rung  ©otteS  unb  jur  SRealiflrung 
au^erorbentlid^er  Abfid^ten  @otteS  oor^üglid^  be« 
gnabigten  ©eelen  ju  Sl^eil  werben  (f.  b.  Art.  SW^fW). 
SBirb  ber  näd^fte,  unmittelbare  Stoedf  beS  ©itten« 
gefe^eS  oor^üglid^  in^S  Auge  gefaxt  —  nömlid^ 
feine  oerpflid^tenbc  ßraf t  für  bie  freien  ^anblungen 
unter  ben  oetjd^iebenen  SJlobalitäten  beS  praftif ^en 
SebenS,  fomie  bie  Anwenbung  auf  biefelben  oon 
Seiten  beS  Seid^toaterS  unb  ^d^terS  in  bem  bon 
®ott  eingcfe^tcn  unb  georbncten  Su^gerid^te  — , 
fo  entfielet  bie  cofuiftifd^eüKet^obe(f.b.  Art.gafui- 
ftif).  Unter  ben  neuteftamentlid^en  l^eiligen  Sd^rif« 
ten  l^aben  oor^üglid^  bie  Briefe  ber  l^eiligen  Apoftel 
$etruS  unb  ^QcobuS  biefem  QRomente  Sted^nung 
getrogen.  —  3n  ben  erflärten  brci  ÜJletl^oben  fom- 
men  bie  brci  Urfäd^Iid^feiten  jur  oollen  SarfteDung, 
weld^e  jebem  Sittengef e^e  ^u  ®  runbe  liegen :  nömlid^ 
bie  bewirfenbeUrfad^e  (causa  efficiens),  unb  biefe 
i{t  ber  gefe^gebenbe  SSBiÜe  ®otteS  unb  feiner  ©teu- 
oertretung,  oon  weld^em  baS  ®ef e^  feinen  SSeftanb 
unb  bie  AuSbel^nung  feiner  iBerpflid^tung  l^erleitet ; 
bie  t^inalurf ad^e,  ber  ie^te  3^^^/  <iuf  beffen  Steali« 
ftrung  iebeS  ®efej(  abhielt  (c.  finalis)^  nömlid^  bie 
ewige  dinigung  mit  ®ott;  unb  bie  ^ormalurfad^e 
(c.  formalis),  Sinbung  unb  Seitung  beS  freien 
QRenfd^en  in  feinem  SSBoDen  unb  ^atü)eln. 

V.  ©cfd^id^te  ber  TOoraltl^eoIogie.  6S 
genügt  l^ier  eine  fur}e  Sl^arafterifti!  ber  einzelnen 
^eriobcn,  ba  unter  ben  Artif ein  Kafuiftit  2K^fW, 
©d^olaftif,  ÜRoralf^fteme  auSfü^rlid^  bie  Sntwidt« 
lung  ber  SJloraltl^eoIogie  unter  biefen  oerfd^iebe- 
nen  ®eftd^tspunften  befprod^en  ift.  3n  ben  erften 
brei  (^riftlid^en  ^al^rl^unberten  war  oor  AUem  bie 
$rebigt  ber  geoffenbarten  ftttlid^n  SBal^rl^eiten 
unb  pofttioe  SrHärung  il^reS  3nl^aUeS  notl^wenbig. 
Sugleid^  mußten  einerfeitS  bie  ®(äubigcn  belel^rt 
unb  gefd^ü^t  werben  gegen  bie  !BerIod(ungen  ima 
AbfoSe  oon  ben  l^eiligen  ®runbfä^en  beS  d^rifi« 
lid^en  SugenblebenS  oon  ©eiten  ber  l^eibnifd^en, 
im  Safter  oerfunfenen  Sßelt  unb  ber  Sopl^iftereien 
il^rer  $l^iIofop]^ie  unb  ber  bamalS  f d^on  auftreten« 
ben  £)arefien;  anbererfeitS  foHten  bie  Reiben  für 
bie  ^rifilid^e  SBal^rl^eit  gewonnen  werben  burd^ 
Sarlegung  il^rer  Srl^abenl^eit  unb  SBiberlegung  beS 
gegen  bie  Sl^riften  erl^obenen  Vorwurfes  ber  Un« 
fittlid^feit  in  Seigre  unb  Seben.  SBir  l^aben  bal^er  auS 
ber  erften  f)ölfte  biefeS  3^traumeS  nur  praftifd^, 
bem  jeweiligen  93ebürfniffe  entfpred^enbe  Sriefe 
oon  ben  apoftolifd^en  Sotem  dSltmtni  bon  9tom, 

60» 


1895 


URotaltl^eoIogie. 


1896 


äpatiuS  Don  ^ntiod^ien,  9amaba§,  ^o\t)caxp, 
bem  SSerfaffer  be§  SSriefeS  an  S)ü)gnet  u.  f.  id.)  unb 
a))oIogetifd^e  @d^nf  ten  (Don  3uftin  bem  3RQxtt)xtt, 
Stl^enagoraS,  Sl^eopl^iluS  u.  %.)•  3n  ber  }tDeiten 
^öl^e  beginnen  bereits  eingel^enbere,  menn  oud^ 
Dorerft  meift  monoQra))l^ifd^e  ^Bearbeitungen  Don 
SQßoralfrogen,  Don  melden  bejonberSermöl^nt  feien 
bie  ©d^riften  Don  (SIemenS  Don  SHeionbrien  (Co- 
hortatio  ad  gentes ;  Paedagogus ;  Stromata^ 
rotlä^t  in  innerem  Sujammenl^ange  [teilen  unb  mit« 
fammen  eine  2)arfteUung  ber  magren,  burd^  Sl^ri* 
ftuS  ber  Sßelt  gegebenen  ®no{i§  genannt  merben 
tonnen  gegenüber  ber  falfc^en  ®noft§  be§  Reiben« 
tl^umS),  3rencmd,  Origene§,  ZertuIIian,  S^fman. 
Unter  ben  Sätem  ber  f  olgenben  Sal^rl^unbertc  pnb 
Dor^uglid^  Don  Sebeutung  für  bie  ÜRoraltl^eologie, 
unb  itoax  bie  jd^olaftif^-praftifd^e  SRetl^obe,  im 
Orient  ber  fjli.  @ttqox  Don  %)^a,  ber  1^1.  Spl^räm 
ber  @Qrer  unb  Dor  Men  ber  1^1.  Sol^onneS  Sl^rQ« 
foftomuS,  befonberS  in  feinen  Kommentaren  }ur 
^eiligen  @d^rift,  mäl^enb  bie  übrigen  gried^ifd^en 
Söter  Dor^errfd^enb  ber  SR^ftil  ftd^  zuneigten,  meldte 
il^ren  ^bf^^nntt  eneid^te  in  ben  bem  1^1. 2)ion9ftu8 
bem  ^reopagiten  ^ugefd^riebenen,  aber  laum  Dor 
bem  6nbe  beS  5. 3o|r]^unbert8  Derfafeten  SDBerfen. 
Sie  occibentalifd^en  93äter  gel^ören  faft  aOe  ber 
fpeculatiD-proftif d^en  SRid^tung  an.  @o  9lmbroftu8 
(befonberS  De  oMcüs  ad  clericos)  unb  Sluguftin 
(befonberS  Enchiridion  ad  Laurentium  sive  de 
fide,  spe  et  char.,  ein  fairjer  Inbegriff  ber  d^rift« 
lid^en  @^IaubenS«  unb  ©ittenlel^re,  unb  De  mori- 
bus  Ecclesiae  cath.  adv.  Manich.,  ein  SBert,  in 
tteld^em  roofjH  am  DoOftänbigften  baS  ^uguftin'fd^e 
9RoraIf9{lem  feinen  $[u§bru(I  gefunben  l^at).  3n 
biefem  aÜe  folgenben  3^iten  burd^Ieud^tenben  ®t' 
ftime  l^aben  fid^  übrigens  ba§  fpecuIatiDe  unb  baS 
m9ftif(|e  SRoment  im  rid^tigen  93er]^öltnif[e  burd^* 
brungen  unb  gegenfeitig  ergöi^t,  unb  mie  auf  il^n 
bie  mittelalterUd^e  @d^oIafti!  fid^  ftü|te,  fo  entnal^m 
il^m  aud^  bie  mal^e  latl^olifd^e  ^ftif  il^re  $rin- 
cip ien  (f.  b.  3lrt.  SR^ftif).  «m  3lbfd^Iuffe  ber  pa- 
triftifd^en  ^eriobe  fte^t  ber  1^1.  ©regor  ber  ©rofee, 
tDeld^er  in  feiner  Expositio  in  beatum  Job  seu 
MoraUum  LL.  XXXV  bie  SWoralfragen  im  5ln« 
fd^Iuffe  an  bie  einzelnen  Jlapitel  beS  Sud^eS  2(ob  in 
einer  jeber  TOetl^obe  SRed^nung  tragenben  SBeife  be» 
l^anbelt  unb  in  feinem  Sud^e  De  pastorali  cura 
seu  regula  pastoralis  bem  @eeIforg§cIeru§  eine 
für  aUe  Seiten  wertJ^DoDe  ^aftoralinftruction  bar« 
geboten  l^at.  SJon  Seginn  be8  7,  bis  in'S  11.  Sal^r« 
lunbert  binein  liefen  bie  gemaltigenUmmöI^ungen, 
toeld^e  ftd^  in  ber  SBelt  DoHjogen,  wenige  felbftän« 
bige  SBerfe  geifügen  ©d^affenS  reifen.  68  fam 
grögtentl^eilS  nur  }u  Kompilationen  qvl^  ben  pa« 
triftifd^enSd^riften,  bie  unter  beftimmten  Stubrifen 
unb  3:iteln  georbnet  waren,  mie  wir  fie  Don  Sfibor 
Don  ©eDilla,  Sol^anneS  ®ama§cenu8,  S3eba,  311« 
cuin  u.  91.  befijfcn.  ®em  praftifd^en  Sebürfniffe 
bienten  Dor^üglid^  bie  ©ammlungen  ber  in  ben 
Derfd^iebenen  ©iöcefen  in  |)anb]^abung  ber  Su^« 
bi8ci})Iin  jur  ©eltung  gefommenen  SufecanoneS, 


^dnitentialbüd^er.  Suf  il^nen  bafirten  bie  in  ben 
folgenbenSal^rl^unberten  ouSgebÜbeten  cafuifHfd^ 
©ummen.  3(ud^  baS  Decretom  Graüani  in  bn 
aRitte  beS  12.  ^al^rl^unbertS  lel^nt  ftd^  unDerlemi« 
bar  an  biefelben  an.  9Rit  bem  12.  Sabrl^bect 
beginnt  bie  ©lan^eriobe  ber  ©c^olaftü,  wel^e 
il^re  l^öd^fte  iBoSenbung  erreid^te  burd^  ben  fjiL  2^ 
maS  Don  Slquin  (gefi  1274).  ©ein  ^aapttotd  ifl 
feine  Summa  theologica.  9lad^bem  er  in  beten 
erflem  Xf^tüt  Don  @ott  unb  bem  abfohtt  freien 
göttlid^en  ©d^öpfungSmerfe  gel^onbelt  1^,  lä^  er 
im  ^weiten  bie  d^ri^Ud^  ©ittenlel^re  folgen,  ob« 
getl^eilt  in  pars  prima  secundae,  txiüä^  bie 
©runbbebingungen  unb  iBorauSfe|amgen  alles  fUt« 
lid^en  f^anbelnS  erflärt,  unb  pars  secmida  se- 
cundae,  in  meld^er  bie  Setbötigung^  Sntfaliinig 
unb  iBoIIenbung  ber  d^rifUid^en  Zugenben  betrod^ 
wirb,  }uer{l  allgemein  unb  fobann  in  Studp^  anf 
bie  fperieUen  ^ert)pid^tungen  ber  Derf(!^id)enm 
©tönbe  in  ber  ftird^e.  Ser  britte  Xl^eil  1^  pn 
®egenftanbebie!Bereinigung®otteSmit  bermenS^ 

lid^en  9latur  in  ber  3ncamation  unb  mit  ben  menf^* 
lid^en  ^erfonen  in  ber  burd^  bie  l^eiligen  ©aoxi- 
mente  il^nen  Dermittelten  SdbenSgemeinfd^  mit 
®ott.  3m  3(nfd^Iuffe  an  bie  pars  secnnda  h^ 
1^1.  Sl^omaS  mürben  fpdter  l^öuftg  gefonberte  9e« 
arbeitungen  ber  QRord  gefertigt  @o  }.  9.  no^ 
in  ber  3^  t)or  ber  9tef  ormation  bie  Summa  yi^ 
tutum  et  yitiormn  Don  SSBiD^elm  $erault  mtb  bie 
Summa  theolog.  in  lY  partes  distribnta  bei 
bl.  ^ntonin  Don  Sfloreng.  ^enli^e  SSIüten  bio^ 
biefe  gro^e  Seit  aud^  auf  bem  ®ebiete  ber  ffll^pt 
bereu  Segrünber  ber  1^1.  Seml^arb  (doctor  melH- 
fluus)  in  ber  erften  J)ölfte  beS  12.  ^al^bnnbei» 
mar,  unb  meldte  \fyct  SloUenbung  wobl  im  ffi.  Sona« 
Dentura  (doctor  seraphicus)  gefunben.  Selber 
folgten  aber  bie  beutf^en  SD^ftüer  bcS  14.  nnb 
15.  äol^rl^unbertS ,  2:]^omaS  Don  Sttxxipm  oaiä' 
genommen,  nid^t  mel^r  ienen  Don  ®Dtt  erlern^ 
teten  Seigrem,  fonbem  oH^u  einfeitig  ben  Dom 
^[reopagiten  aufgenommenen  unb  Don  ©cotuS  6i« 
gena  enttoidelten  neuplatonifd^  Elementen,  m» 
burd^  fie  aOmöIig  Dom  feften  Soben  ber  pofit^ 
Offenbarung  ftd^  ju  fcl^r  entfernten,  um  nod^  bie 
®efa]^ren  eines  an$ant|eiSmuSanftreifenben@iA« 
jectiDiSmuS  Dermeiben  5u  fönnen,  unb  pe  tmga 
bamit  bei  jur  Bereitung  beS  SobenS  für  ben  !mn^ 
menben  ^oteftantiSmuS.  S)ie  Sleformotion  md) 
fpöter  ber  SanfeniSmuS  griffen  aUe  ^nnci)nen  bc§ 
d^riftlid^«fitttid^en  SebenS  an.  3l&rc  3rrtbimKr  fn^ 
ren  confequent  jur  S)eftmction  aller  SRorofilöt 
93om  16.  3o^r]^unbert  an  mürbe  eS  bol^er  noi|* 
menbig,  bie  geoffenborten  aBal^rl^eiten  mit  bemftif» 
geböte  aller  ©ele^rfamf eit  gegen  ben  anftürmenbea 
infernalen  ®eift  ber  9legation  su  Dertbeibigen.  & 
genügte  nid^t  mebr2)arlegung  ber  gefammtenSIan* 
benS«  unb  ©ittenlel^re  in  ginem  ©^eme.  (B 
mußten  beibe  gefonbert  bargejteHt  werben,  j[a  e§ 
würben  monogra))l^ifd^e  Sel^anblungen  aller  ein« 
seinen  ®ebiete  beS  fittlid^en  SebenS  unerlapt, 
um  bie  Don  allen  ©eiten  ouftoud^enben  Sat^umei 


1897 


ajiotb. 


1898 


ob}UiDe^ren  unb  il^re  Semerfl^feit  unb  Serberb- 
lic^feit  unttnberleglic^  Su  ertoeifen.  Sie  S^olaftit 
XDtli^  in  bei  lej(toor|ergegangenen  3^U  ^  ^^i^' 
Hd^  tmfrud^t6are  SHSputirfud^t  ausgeartet  mar,  er« 
f^tA  fi4  3U  neuem,  IraftDoEem  Seben  unb  fd^uf  in 
bcr  angedeuteten  Sttd^timg,  }umei{t  im  ^njd^Iuffe 
an  ben  1^1.  Xl^omad,  5um  Xl^eil  aud^  an  S)und 
@eotuS,  monumentale,  unüergönglid^e  SBerle ;  man 
benfe  nur  an  bie  Salmanticenfer,  ©uare).  @regor 
lM>n  Salentia,  Sand^ea,  Sugo  u.  f.  m.  ^ber  gan^ 
bcfonberfi  nmrbe  bie  SafuifHf  gepflegt,  unb  f  o  mu|te 
fi  aud^  fein.  S)er  $roteftantt§mu§  l^atte  olle  iBer- 
{iflid^tung  burd^  ein  ®efe|  unb  jieben  innem  SSBert)^ 
bec  d^{llid^»ftttlid^en  ^anblungen  gelöupet ;  bie 
auf  il^  folgenbe  ianfeniftifd^e  ^eud^elei  Dermarf 
lAt  fk&ä^t  gfreil^eit.  3)a  mar  ed  bie  f)au))tauf gäbe 
eines  leben  aRoralifien,  baS  rid^tige  IBerl^öItnil  t)on 
<Befe|  unb  gfreil^eit  in  allen  einjelnen  SSe^ie^ungen 
beS  inenfd^Iid^en  |)anbelnd  f eft^ufteUen  unb  ebenjo 
fel^  bem  @efe|e  Sie  il^m  eigene  binbenbe  Rxa\i  ^u 
irtnbiciren  ald  ber  Sfreil^eit  bie  i^r  gebäl^renben 
9led^  gu  ttxil^en.  $ie  olle  S^iieige  ber  praftif d^en 
X^Iogie  bel^errfd^enbe  Safuiftif  erleid^terte  einer« 
fcitö  bad  Urt]^I  über  grlaubt^eit  ber  ^onblungen 
tB  ben  monnigfad^ften  SföIIen  be§  praftifd^en  SebenS 
mb  deronla^te  aud^  burd^  i^re  Erörterungen  t)iel- 
fod^  ontl^entifd^e  Interpretationen  bedSittengefej^eS 
bnn^  bie  ftird^e.  Snbererfeitd  aber  ^atte  aud^  }u« 
Ie|t  bie  unäberfel^bare  9)tenge  cafuifKfd^er  9uctoren 
fjte  eine  Unjol^I  oon  SJloralfragen  oon  einanber  ab« 
toeid^enbe  Siüfd^eibungen  unb  bamit  Unflarl^eit 
mb  Unfid^l^eit  fotool^I  in  berSBiffenfd^ft  al§  im 
pad^en  Seben  p  f$foIge.  Um  fömmtlid^e  SRei- 
«rnigen,  meldte  m  ben  oerfd^iebenen  cafuiftifd^en 
^fragen  m  Siage  getreten  maren,  ber  ihiti!  gu 
vntoioerf en,  fie  auf  i^ren  majoren  SBertl^  }u  prüfen 
mib  fo  ein  fid^ered  Urtl^eil  über  Srlaubt^eit  ober 
Uaerloubtl^t  bed  |)anbeln8  gu  ermöglid^en,  l^atte 
Oott  ben  l^L  9If  onS  Don  Siguori,  ben  großen  Hit* 
4enU^  ber  neuefien  3^t,  berufen  (f.  b.  ^rt.). 
Oraetrilber  bem  au8  ben  |)örefien  biefer  $eriobe 
mtunntngenen  argen  @ittent>erberben  ermedtte  ®ott 
in  feiner  IKrd^e  eine  gro|e  S<^1  oon  |)eiligen 
mb  in  l^em  Xugenbglan^e  leud^tenben  Orben 
mb  Kongregationen.  !Bon  biefen  erl^ielt  aud^  bie 
n^ßil  forgfame  Pflege,  unter  meld^er  fie  bie 
Iftecdid^ften  fjfräd^te  m^ftif  d^er  unb  aScetif  d^er  Sl^eo* 
logie  eqen^.  Sem  Zeitalter  ber  Steformation 
teilte  fid^  an  bad  ber  Sieoolution  nid^t  nur  auf 
tMdÜifd^,  fonbem  aud^  auf  religiöfem  unb  fo« 
dobm  Gebiete.  3u  Snbe  beS  18.  unb  in  ben 
ecRen  S)e€ennien  beS  19.  äal^rl^unbertd  l^atte  ftd^ 
infolge  beffen  in  ber  tl^eologifd^en  SBiffenfd^aft 
eine  tationolifüfd^e  Slid^tung  in  meiten  2)imen« 
fioncn  )ur  ®eltung  gebrad^t,  meldte  bie  QJloral  oom 
Sogma  unb  ber  po^tioen  Offenbarung  loSri^  unb 
an  Stelle  ber  URoraltl^eoIogie  nur  eine  mit  @en« 
ienjen  unb  Sprüd^en  ber  l^eiligen  @d^rift  oerbrömte 
9RoraIp]^fop]^iefe(te.  Sailermad^temieber  einen 
MBMid^  Anfang  gur  Sieftauration  pofitio  fatl^o« 
Bfd^  Xl^Iogie.  ^ber  erft  in  ben  Oier^iger  3a^ren 


famen  allm&Iig  bie  großen  ÜReifter  ber  glöubigen 
SSorgeit  mieber  )u  Sfren.  SRit  bem  Sluffd^munge 
latl^olif  d^en  SebenS  feierte  aud^  immer  me^r  ®laube 
unb  Hrd^Iid^er  ®eift  in  bie  äßiffenfd^aft  ein.  Sie 
f^ftematif  d^'fpeculatioe  Sel^nblung  ber  d^riftlid^ 
Sittenlel^re  ging  mieber  beim  1^1.  Xl^oma§  in  bie 
Sd^ule,  unb  bie  bem  pra!tifd^en  93ebürfniffe  beS 
93eid^toaterd  Dted^nung  tragenben  äJtoralmetf e  Der« 
mertl^eten  bie  Dom  ^I.  9lIfon§  gemonnenen  StefuI« 
täte  unter  beftänbiger  Serüdffi^tigung  ber  neuem 
lird^Iid^en  ®efe|gebung. 

Siteratur.  Franc.  Ant.  Zacchariae,  Dia- 
sert.  ad  Alph.  de  Lig.  Moral.  theoL  prolego- 
mena,  in  ben  SBerfen  bed  1^1.  SllfonS;  B.  Fuchs, 
Instt.  theol.  Christ,  mor.  I,  Augustae  Yind. 
1848;  Ernest.  Mueller,  TheoL  mor.  I,  ed.  6 
(ed.  Schmuckenschlftger),  Yind.  1891 ;  ^robft, 
Stau).  aRoraltl^eoIogie,  Tübingen  1848 ;  grüner, 
Sel^rbu^  ber  !atl^.  ^oraltbeologie,  2.  $[ufl.,  f^frei« 
bürg  1888 ;  Lehmkuhl,  Theol.  moralis,  2  volL, 
ed.  6,  Friburgi  Brisg.  1892;  Marc,  Comp, 
theol.  mor.,  ed.  5,  Bomae  1892 ;  ©imar,  Sel^r« 
bud^  ber  SKoraltl^eoIogie,  8.  Slufl.,  grcib.  1893; 
©täublin,  ®cfd^.  ber  ©ittenlcl^re  3efu,  4  »be., 
©öttingen  1799-1823;  Serf.,  ®efd&.  ber  d^riftL 
QRoral  feit  SBieberaufleben  ber  SBiflenfd^aften,  ebb. 
1808.  [grüner.] 

SBotb  (homicidimn  yoluntarium)  ift  bie  Dor« 
fö^Ud^e  unb  miberred^tlid^e  Söbtung  eined  9Ren« 
d^en.  Ser  obj[ectiDe  Zl^atbeftanb  bed  SSerbred^enS 
e^t  einen  lebenben  SRenf d^en  oorauS.  3n  fubiec« 
iDer  |)inftd^t  muB  bie  24)btung  ald  f oId|e  beab« 
fid^tigt  gemefen  fein,  anbemfdls  liegt  nur  ein 
Xobtfd^Iag  Qiomicidimn  inyoluntarium)  bor. 
2)ie  Siöbtung  ift  fein  SSerbred^en,  menn  fte  oon 
SRed^tSmegen  erfolgt,  nömlid^  im  ©taube  ödster 
9{otl^n)el^r ,  auf  93efe^I  ber  Obrigleit,  alfo  im 
ftriege  unb  bei  ^anbbabung  bed  ©trafred^tS. 
2)er  ÜRorb  fann  ein  qualificirter  fein,  entuieber 
burd^  bog  ißerl^ättni^,  in  xof:\(i)tm  ber  ®etöbtete 
5um  9)2örber  ftanb:  JNnbe§«,  SItem«,  @atten«, 
£)erren«,  JfönigS«,  $rieftermorb,  ober  burd^  Um« 
jtönbe  ber  mörberifd^en  f^anblung:  Staub-,  9Reu« 
d^el«,  SSanbiten«,  ®iftmorb  u.  f.  U).  9tegelmö|ig 
ift  bie  ©träfe  beS  ooübrad^ten  SRorbeS  t)on  9Iterd 
l^er  bie  JobeSflrafe.  ©ei  nieberer  ßulturftufe  mar 
ber  SDlörber  ber  Slutrad&e  ber  f5familie  beS  ®e« 
töbteten  überlaffen ;  f onft  trat  für  bef onbere  fjälle 
beS  qualificirten  TOorbc^  eine  öerfd^ärfte  lobeö« 
ftrafe  ein.  |)iert)on  ift  baS  mobeme  ©trafred^t 
überall  gurüagefommen,  unb  e§  l^anbelt  ftd^  ie|t 
nur  barum,  ob  ba§  ®erid^t  bei  einf  ad^em  9Rorb  bort 
äJtilberungSgrünbe  annehmen  nnS,  mo  bie  SobeS« 
ftrafe  nid^t  bie  einzige  ©träfe  be§  SRorbeS  ift. 

I.  2)a§  mofaifd^e  Sted^t  forbert  ben  2:ob 
beS  SRörberS  unb  f  daliegt  ^u§gleid^ung  burd^  3^^ 
lung  einer  ®elbfumme  au8  (ßs-  21, 12.  Seo.  24, 
17.  ?him.  35, 16—21).  SBirb  ber  SRörber  nid^t 
gefunben,  fo  muffen  bie  aielteften  ber  ©tobt,  in 
meld^er  ber  äJtorb  gefd^el^en,  burd^  bie  Xbbtung 
einer  jiungen  ftul^  SSoI!  unb  Ort  entfül^nen  (Seut 


1899 


ÜKorb. 


1900 


21, 1—9).  9tuf  Sobtfd^Iag  ftonb  nid^t  bie  ©träfe 
beS  Xobed;  mar  aber  ber  Sobtfd^Iöger  tiod^  ntd^t  in 
eine  Sf^Iftabt  gelangt  f o  tonnte  ber  nad^  ber  Sitte 
Slutrad^e  üBenbe  SBermanbte  be§  Srfd^Iagenen  il^n 
ungeftraft  tobten  (5Rum.  35,  25  ff.  S)cut.  19,  6). 

n.  3la^  römifd^em  Siedet  mürbe  SRorb, 
aud^  fd^on  bie  93orberettung  baju,  gemö^  ber  lex 
Cornelia  de  sicariis  et  veneficis  mit  S)e))or« 
tation  beftraft ;  Seute  niebrigen  @tanbe§  mürben 
meift  l^ingerid^tet,  ben  2:]^ieren  öorgemorfen  u.  ä. 
(L.  1 ;  3,  §  5,  7;  16  Dig.  48, 8).  SWit bem Sobe 
mürbe  ber  iBermonbtenntorb  beftraft  nad^  ber  lex 
Pompeja  de  parricidiis  (L.  1  Dig.  48, 9).  Sie 
altertl^ümlid^e  SSerfd^örfung  ber  ^obe§ftrafe  für 
ßltemmorb  (poena  culei:  L.  9,  §  1  Dig.  48, 9; 
ber  blutig  gegeißelte  SSerbred^er  mirb  mit  einem 
§unb,  einem  f^al^n,  einer  SSiper,  einem  9lffen  in 
einen  @acf  genäl^t,  in'§  2Keer  gemorfen  ober  ben 
milben  Zitieren  oorgemorfen)  mürbe  burd^  6on« 
ftantin  aud^  auf  JHnbSmorb  auSgebel^nt  (L.  un., 
Cod.,  9, 17).  (93gl.  93runnenmcifter,  ®a§  Söb- 
tungSöcrbre^en  im  altröm.  SRed^t,  Seipjig  1887.) 

ni.  9iad^  bem  germanifd^en  Sfted^t  ber 
Urzeit  ffi^lit  ber  ÜRorb,  b.  i.  bie  l^eimlid^e  £5b" 
tung,  3U  ben  fog.  9leibing3mer!en,  meldte  mit  bem 
Opfertob  be3  @d^ulbigen  gefül^nt  mürben.  %n 
©teile  bed  ZobeS  trat  fpöter  Dielfad^  eine  ^b» 
löfung  burd^  3<2^Iung  be§  SBergelbeS  (fiöfung  be§ 
6alfe§).  2)ie  jfird^e  befömpfte  bie  Söbtung  beS 
Serbred^erS,  nid^t  immer  mit  günjHgem  Crfolge. 
2)ie  nid^t  ^u  ben  9leibing§mer!en  jcll^Ienben  Uebel« 
tl^aten  maren  ber  SuSeinanberfe^ung  ber  derlej^ten 
^artei  mit  bem  iBerbred^er  überlaff en.  ffiiefe  3lu8« 
einanberfe^ung  fonnte  burd^  SluSföl^nung  beiber 
Zueile  jtd^  oofi^iel^en  ober  burd^  jflage  auf  Sfrieb« 
loSerllörung,  b.  i.  ^ed^tung  beS  ©d^ulbigen,  ober 
burd^  ^rioatrad^e  in  ber  f^fel^be.  gfür  bie  Söbtung 
mußten  bie  Srben  be§  @et5bteten  in  ber  einen 
ober  anbem  SBeife  ©enugtl^uung  l^eifd^en.  2)ie 
gelobe  als  93lutrad^e  ging  aud^  gegen  bie  Ser« 
manbten  be§  Sl^öterd.  2)ie  Uebung  beS  f^fel^be« 
red^teS  ein^ufd^ränfen,  mar  t)on  SInfang  an  baS 
3iel  be§  d^riftlid^en  Jlönigtl^umS.  m%  mirffamfteS 
amttel  erf d^ien  e§,  bie  ^fiid^t  ber  Sfe^bebered^tigten 

fu  ftatuiren,  bie  t)om  äierbred^er  angebotene  $[u8' 
ö]^nung  an^unel^men  unb  ba§  9ßaß  btefer  ©fi^ne« 
leiftung  gef e^Iid^  p  ft^iren.  Sieß  ift  ber  bem  (Som« 
pofttionSf^ftem  }u  ®runbe  liegenbe  ©ebanfe.  2)ie 
3al^Iung  beS  SBergelbeS  f  är  ben  Srf  d^Iagenen  f  ül^nte 
alfo  bad  SSerbred^en  ben  IBermanbten  gegenüber, 
eine  gelobe  mar  auSgefd^Ioffen;  beren  ©egentl^eil, 
bie  Urfe^be,  mußte  befd^moren  merben,  unb  alS 
©ü^ne  für  bie  Derle^te  öffentlid^e  Drbnung  mürbe 
ba§  fJriebenSgelb  (freda)  an  ben  (Serid&tSl^erm 
geaaP.  3ugleid^  l^atte  ba§  SBergelb  aud^  bie  SSe» 
beutung  eine§  gefe^Iid^  beftimmten  ©d^abenerfa|eg 
unb  mußte  ba^er  al§  SlequiDalent  be§  ©etöbteten 
aud^  bei  nid^t  bolofer  £5btung  gegal^It  merben. 
3m  anfd^tuffe  an  burgunbifd^eS  unb  meflgotifd^eS 
gtedftt  befKmmte  595  gl^ilbebert  H.,  baß  bei  fre« 
Dentlid^er,  ööBig  unbegrünbeter  Söbtung  eine  9lb» 


löfung  auSgef d^Ioffen  fei  unb  ber  9R5rber  mit  bem 
Xobe  beftraft  merben  folle.  Z>oä)  griff  bie  Senbe« 
rung  niÄt  burd^,  unb  erft  burd^  ba§  S^d^Soib* 
frieben=®efe|  gfriebrid^S  L  (1152)  mürbe  ber  9Rotb 
afö  t^riebenSbrud^  für  ein  tobe§mürbige§  Serbred^ 
erflftrt.  %xx  rein  unabfid^tlid^e  2:5btungen  mürben 
nod^  burd^  IBereinbarungen  bed  %f)cdtt^  mit  bei 
f^familie  be§  ©etdbteten  gefül^nt,  fonfi  mürbe  ber 
SRörber  nad^  burd^gefül^rtmt  peinlid^en  !Berfa(ren 
burd^  baS  ©d^mert  ober  ben  ©trong  ]^ingeri(|tet 
3n  einigen  SföQen  traten  grauf ome  SSerf d^orfungen 
ein.  S)iefer  3uftanb  mürbe  1532  burd^  bie  peiti» 
ßd^e  f)al§gerid^tgorbnungffarI§y.  bejtötigt  (Sgl 
Sßilba,  2)a§  ©trafred^t  ber  ®  ermanen,  ^aOe  1842, 
686—728;  ©d^röber,  Sel^rb.  b.  beutf §en  SleditS- 
gefd^id^te,  Seipa.  1889,  70—78.  330—346. 702 
bis  708,  mofelbft  reid^e  Siteraturangaben.)  UAer 
bie  fernere  SntmidKung  imb  baS  geltenbe  9ted^  t)^ 
bie  2)arfteIIungen  beS  gemeinen  beutfd^en  @tr^> 
red^tS  t)on  Semer,  15.  «ufl.,  Seipg.  1888,  §  179 
bis  184;  ©d^ü|e,  2.3lufi.,  Seipa.1874, 372-385. 
rv.  S)er  älbfd^eu  ber  ffird^e  Dor  bem  Ser« 
bred^en  be§  ÜRorbeS,  biefer  fd^retenben  äkrle^mg 
be§  fünften  @eboted  im  ^ecalog,  brandet  nid^t  ei^ 
ermiefen  }u  merben.  S)er  ÜRorb  söl^Ite  }u  ben  Sopi* 
talfünben,  beren  ^bfolution  nad|  ber  ffoengen  oUen 
2)i§ciplin  vieler  Jhrd^en  gar  ni^t  ober  nur  eirand 
gemöl^rt  mürbe.  9lad^  ben  in  bie  SRed^tSf  ommlnngen 
übergegangenen  Se^mmungen  ber  ©^nobe  \m 
9nc9ra  314,  c.  22. 23,  f oOte  ber  Dorf^Iid^  mtß 
ber  mit  lebenSlänglid^erSSuße  beftraft merben(c. 44, 
Dist.  50),  ber  unfreimiQige  Siobtfd^Iäger  7  ober 
menigftend  5  3al^re  SBuße  tl^un  (c.  42,  Dist  50). 
2)aß  ber  ©iftmörber  erft  auf  bem  XohUüt  ik 
Sommunion  erhalten  foOe,  fd^örft  bie  ©qnobe 
oon  Seriba  546,  c.  2,  ein,  unb  bie  ©^nobe  üos 
9teim§  625,  c.  9,  verfügte  badfelbe  M  miffentltd^ 
Dorfa^Iid^en  9Rorb.  S)ie  $5nitentioIbüd^  beßim* 
men  in  reid^er  Safuiftif  nad^  ber  ©d^mere  bd 
SfaQeg  unb  nad^  bem  SRaße  ber  Ueberlegung  bdl 
Xl^öterS  bie  bemfelben  auf^ulegenben  SBußen.  ik 
Slnfö^e  fd^manfen  ^mifd^en  15  Salären  für  ben  po 
aßörber  gemorbenen  93ifd^of  (c.  41,  Dist.  50)  unb 
ben  parricida,  ben  ÜRörber  eines  SSecnxmbteii 
ber  gfrau,  beS  «Priefterö  (Poen.  VallicelL  ü,  8. 6), 
unb  40  Sagen  für  bie  auf  93ef el^I  bed  ^erm  üoD* 
gogene  Zdbtung  (Poen.  Theodor.  L.  I,  c.  4,  §  6), 
für  bie  nid^t  notl^menbige  Söbtung  be§  tdüpflai 
StöuberS  ober  SiebeS  (BurchardiCorrectorc26; 
aud^  c.  2,  X  5, 12),  fomie  für  SWorb  eineS  SB*t« 
d^riften  (c.  40,  Dist.  50).  ®er  2Korb  ber  ®at« 
tin  unb  be§  Qerm  (senior)  f  oQ  nad^  Sur^^arbnS 
(Corr.  c.  23)  mit  lebenSlönglid^er  99uße  belegt 
merben  (c.  7.  8,  C.  XXXHI,  q.  2).  eitemmoib 
mirb  mit  jel^niöl^riger  Süße  bejlraft  (c.  15,  C. 
XXXm,  q.  2) ;  auffaflenb  milbe  läßt  bie  S^mAe 
öon  SBormS  868,  c.  30,  ben  SSater«  unb  »ruber« 
mürber  fd^on  nad^  gmeijä^riger  SBuße  gur  Soof 
munion  gu,  möl^renb  c.  26  bem  $rief[enn5rber 
iti)n  ^Qf)Xi  bictirt.  3m  Snfd^luß  an  bie  ©^nobc 
t)on  Sribur  895,  c.  54—58,  mar  eine  öufecit 


1901 


9)loteL 


1902 


Don  7  ^afjftta  bte  tegelmä^ige  Strafe  beS  9Jlorbed 
(f.  BurcharcL  L  c.  1. 153).  $a{{enb  i{}  in  ben 
S>ecretQlen  (c.  6,  X  5, 12)  t)erfÜ6t  ba^  bte  2)auer 
ber  !Bu|e  nad^  ben  obiectioen  toie  fu6j[ectü)en  Um- 
ftftnben  bet  X^  t)erf Rieben  ^u  6emej|en  f et  äBer 
Die  9u|e  nid^t  übemal^m  ober  nid^t  letjlete,  mürbe 
ejcommunicirt  (c.  18,  0.  XXIV,  q.  3).  —  ®a8 
cononifd^e  Sted^t  {haft  uberaS  nur  ben  oollbrad^ten 
aRorb,  beim  9{{af{inat  aUein  fomol^I  bie  3:^at  afö 
anä^  ben  SSerfud^,  unb  itoat  l^ier  mit  ber  t)on  felbft 
rinhetenben  Sscommunication  (c.  1  in  VI  5, 4). 
9faiA  geltenbem  Sted^t  tritt  aud^  in  biefem  fjfalle 
bie  Cenfur  nid^t  mel^r  t)on  Jelbjl  ein,  unb  ed  ift 
fd&fl  bie  SSerl^ängung  ber  Sscommunication  (fe- 
rendae  sententiae  nad^  c.  1,  X  5,  12)  längfl 
ou^er  ®ebraud^  gefommen.  2)ageQen  ^öl^It  regel- 
mälig  bie  @&tä)e  bed  SßorbeS  )u  ben  bem  Orbi- 
noriuS  t)orbe]^aItenen  SföUen. 

®eltenbed Siedet  jinb  gemiffe Strafen  für  quali- 

{icirten  Sßorb  geblieben,  unb  ^toax  a.  nad^  bem 
og.  Privilegium  canonis  (c.  29,  C.  XYII,  q.  4) 
toiqSÜ  ber  ^rber  eined  SIeriferd  ober  einer  regu- 
laten  $er|on  (SRönd^,  92onne,  Slooige)  in  bie  bem 
^ßopfte  referüirte  Sscommunication  (SenfurenbuIIe 
Don  1869,  n,  2).  —  b.  ®er  SDlorb  beS  KectorS 
einer  IKrd^e  burd^  bei  ber  JKrd^e  angefteSte  $er- 
fonen,  burd^  ^tron  ober  Sogt  l^at  t)on  felbfi  $ri- 
iMtion  aller  Sted^te  unb  Snegularität  ber  m&nn- 
lUfftn  Stad^f ommen  bid  jum  trierten  ®  rab  ^ur  §foIge 
(c.  12,  X  5,  37).  —  c.  Sie  JKörber  eineS  Si- 
f d^fS  jinb  bem  ]pat){}Iid^  referoirten  Snatl^em  t)er- 
Men,  finb  aller  Selben  ber  l^ird^e  beS  gemorbeten 
Sifd^ofS  t)on  felbft  t)erluftig  geworben,  il^re  2)e- 
fcenbenten  im  9Jlanne8ftamme  finb  bis  jur  ^tmttn 
(Benerotion  unföl^ig,  Senefiden  in  ber  2)iöcef e  beS 
(Srmorbeten  }u  ertoerben  (c.  1  Clem.  5,  8) ;  bie 
Sbfolution  oon  ber  Senfur  ift  bermalen  nod^  \pt* 
deO  bem  ^fte  refen)irt  (SenfurenbuKe  t)on  1869 
I,  5).  —  d.  2)er  ÜRorb  eineS  Sarbinate  l^at  ba^u 
d^  ber  SRaieftätSbeleibigung  bie  Infamie  beS 
Sd^ulbigen  unb  feiner  mämtlid^en  ®ef cenoenten  Aur 
gfolge  (c.  5  in  VI  5,  9).  IBon  ber  Slbfolution  Der 
Don  felbfl  eintretenben  Sscommunication  gilt  ba§ 
f oeben  unter  c.  93emerfte.  —  2)er  beS  ÜRorbed  über- 
toiefene  Slerifer  ift  au  beponiren  (c.  4. 12,  Dist.  50). 
8on  felbfl  tritt  ber  ^frünbenoerluft  nur  in  bem 
unter  b.  enoöl^nten  ^aUt  ein.  —  9u§  ber  @d^eu, 
tpeld^  bie  JKrd^e  Dor  bem  Slutoergie^en  l^t,  unb 
cotfi  bem  ®en)id|te,  »eld^eS  fie  auf  bie  ^er^endmilbe 
i^rec  2)iener  legt,  erflört  fid^,  ba^  baS  JKrd^enred^t 
^figlid^  ber  ärregularitöt,  toel^e  eine  §foIge  beS 
lioiiiicidinm  i{t,  a^ifd^en  ÜRorb,  Xobtf^Iag  unb 
fd^Idffiger  Xöbtung  nid^t  unterfd^eibet,  fonbem 
nur  bie  rein  cafueüe,  unoorl^ergefel^ene  £5btung, 
fptoie  erfi  f))öt  bie  Söbtung  auS  ödster  ^otf^m^x 
(e.  un.  dem.  5,4)  ausnimmt  (f.  b.  Sri.  Srregulari- 
iäk  mtb  Sd^erer,  ^anbb.  beS  ^rd^enred^tS  I,  ©ra^ 
1886, 850  ff.).  —  S)er  ©attenmorb  wirft  als  relo- 
tiDcd  trennenbeSSbe^inbemi^,  ttooon  niebispenfirt 
»irb  (f.  b.  «rt.  e^el^inbemiffe).  —  Ueber  bie  Xöb- 
timg  bereits  geborener  ftinber  fennt  baS  canonif d^e 


Siedet  leine  fpedeSen  SefHmmungen  (ogl.  tit.  X,  5, 
10 :  de  his  qui  filios  occidenmt),  benn  c.  1  eod., 
monad^  bie  SVhttter,  meld^  auS  3ont  i^r  iKnb 
getöbtet  l^at,  imJtlofier  lebenSIönglid^eSu^etl^un 
foH,  ftatuirt  feine  SRed^tSpflid^t.  —  Ueber  bie  Xöb- 
tung  nod^  ungeborener  ffinber  f.  b.  3lrt.  Procuratio 
abortus;  über  ©elbftmorb  f.  b.  9lrt.  —  (95gl. 
9Mnd^en,  2)aS  canon.  ©erid^tsoerf  al^ren  u.  @traf- 
rcd^t  n,  fföln  unb  5Reufe  1866,  364— 428 :  «ai, 
©runbri^  beS  can.  @trafred^ts,  Serlin  unb  Seipjtg 
1881,  81—87.)  [K.  0.  ©d^erer.] 

SBoret,  ©allus,  0.  S.  B.,  ©id^ter  unblbt. 
fiorifer,  mar  geboren  au  @t.  giben  bei  @t  ©allen 
am  24.  ÜRön  1803  auS  einer  gfamilie  faooQifd^en 
UrfprungS.  2)er  iunge  Sßorel,  meld^er  in  ber  Siaufe 
ben  92amen  Senebict  erl^alten  l^atte,  befud^te  feit 
1814  baS  ©Qmnaftum  in  @t.  ©allen  unb  trat, 
nad^bem  er  1 8 1 7  mit  feiner  frommen  SDhttter  Xerefia 
Snggetf d^mtter  eine  SBaUfal^rt  nad^  Sinftebeln  ge« 
mad^t,  im  3. 1818  in  bie  bortige  l^lofterfd^ule  ein, 
marb  1819  unter  bem  9tamen  ©aUuS  eingefleibet 
unb  legte  am  14.  QJlai  1820  bie  OrbenSgelübbe 
ab.  3m  3. 1826  toarb  er  $riefter  unb  fofort  Seig- 
rer an  ber  ©hftsfd^ltle,  1832  ^rofeffor  Der  ^l^ilo- 
\opf)xt  unb  augleid^  2)irector  beS  eben  in  ber  @d^mei) 
neu  errid^teten  SBerfeS  ber  ©laubenSoerbreitung, 
fomie  Stebactor  Don  beffen  «Smtalen",  1835  Sta* 
))ellmeifter  unb  Sibliotl^efar,  1839—1846  SüftS- 
ard^ioar;  1842  mar  er  mittl^ätig  bei  ber  @run> 
bung  beS  l^iftorifd^en  ißereinS  ber  fünf  Orte  unb 
in  ber  golge  bei  ber  9iebaction  beS  ^©efd^id^tS- 
freunb".  5Jon  1843—1852  mirfte  er  alS  fer- 
aiel^ungSrat^  beS  JtantonS  Sd^mm,  mar  1846  bis 
1852  @u))erior,  feit  1848  aud^  Stedor  beS  ©9m- 
naftumS  unb  beS  fiQceumS  ber  @tiftsfd^ule.  3n 
aOen  biefen  ©teilen  entfaltete  er  eine  oielfeitige  lite« 
ranfd^e  Xl^gf eit  9ßan  l^t  il^n  mol^I  dnen  fatl^o« 
lifd^en  ©dtl^e  genannt  unb  bamit  ben  92ad^brudt 
auf  feine  93ebeutung  als  2)id^ter  gelegt.  2)iefe  ift 
eS  aud^,  bie  il^m  Don  Su^en  bie  mdfte  Snerfemtung 
dnbra^te.  Sr  ift  ein  burd^auS  rdigi5fer  2)id^ter, 
bd  mdd^em  überaQ  bie  religi5fe  Snfd^auung  als 
©runbaccorb  l^erauSflingt.  $aS  ift  aud^  bann  ber 
rSoü,  menn  ber  ©egenflanb  Don  einem  anbem  ®e- 
biete,  ber  9tatur,  bem  fieben  ober  ber  ffunfi  ent- 
nommen ift.  SefonberS  gelungen  finb  il^m  Diele 
für}ere  @))rüd^,  meldte  in  amiel^enber  §form  geifl« 
reiqe  SinföQe  auSfpred^en.  6s  erfd^ien  eine  erjte 
Sammlung  ©ebid^te  1852  mit  $ortröt,  dne  amdte 
Sammlung  1859;  im  nömlid^en  Sal^r  ,,@prud^ 
Derfe".  gS  folgten  1861  ^ffialbblumen",  1863 
^gärilia.  SRcligiöfe  ©ebic^te";  „«uS  3talien^ 
2)id^tungen,  Stuttgart  1866.  daneben  fd^rieb 
er  aud^  für  baS  ißolf  im  meiteften  Sinne  ben 
DielDerbrdteten  „Sinftebler  l^alenber"  Don  1841 
bis  1873,  »dträge  aum  ^^ilger"  unb  |u  ben 
erften  Sal^rgängen  ber  ^9tlten  imb  9leuen  SBett*. 
9IuS  feinem  ©del^rtenleben  ift  Dor  SQem  fdne 
langiö^nge  X^ötigfdt  als  Sibliot^efar  beS  Stiftes 
au  enool^nen.  Xro^bem  il^m  nur  fel^r  befd^rönfte 
ÜRittd  aur  SSerfügung  flanben,  gelang  eS  ibm 


1903 


anotell  —  aHoteno. 


1904 


btimo^,  bie  iBiblbt^tt  auf  eiiun  anßtmeffenen 
©tonb  ju  btingoi,  mobti  ti  bie  afit^tilungeit  für 
ritijelnt  aBifioiSjffitigt  trft  id^affen  mufetf.  Er 
tonite  au4  bie  i^m  aiuerttauttn  @(^ä|e  |(!|T  idd^I 
«nb  mufite  fle  ju  gebtoui^en,  Jri  eä  ju  gelehrten 
bibltograp'^t^eii  Sufatnmen^ungnt,  fei  tS,  um 
ueit^DoÜe  ^unbe  boiauS  ju  Dttöffentßc^  ^i^ 
letfteren  gehört  „"Siit  Segenbe  Don  ^t.  Dletniab", 
einftcbeln  1861 ;  „gin  gtiflltil^tS  BpUl  Don  ©t. 
aneinraba  Sebtn  unb  ©ttrben",  ©tuttgart  1863; 
„SateiirifcbeÖemnen  beS  ÜKittelalttrS",  ginftebeln 
1868;  „Of^iwarunßen  ber  ©^mejler  !Diecl|tl)ilb 
boii3Kagbebuta",9tegcnSburgl869.  ©einsam* 
neleifer  n^ttte  fi^  au^  mif  iDlufilalteti,  Aupfci' 
ftii^t,  9Iuttigta|)^cn,  2)tünjen  u.  %.  ^lä^  fein 
9Imt  all  SBiMiot^etar  unb  ^xäjioar  natb  et  jum 
^tjUiritet.  ßr  toai  ein  ^eroorragenbeS  ÜDIilglieb  in 
Dem  ](|iftoriMen  JBerein  ber  fünf  Drtt  btr  Shmei- 
f^weij,  uno  nid(it  nur  bei  ben  Sal^ieBOeifomm- 
lunoen  ein  wüHommtner  ©oft,  fonbem  auii^  ein 

Seifiger  ÜÄitatbrittr  bte  „©ef^id^tifreunb",  in 
tffen  älteren  S9änben  er  io^tiei^t  geleierte  9li> 
betten  teiäffcntlid^itt.  ©^on  früliei  ^atte  er  im 
Verein  mit  P.^t!|onafiu3lEf(^ot)p  eine  „©^meiger- 
gef^i^te  für  ©c^ule  unb  fytni"  tierfa|t.  31!3 
trpen  Seitrag  uim  fii^D)ei)erif(^en  ätegcfiennerf 
«ab  er  bie  Stegeften  Don  Sinfiebeln,  S^ur  1848, 
berouS.  (£tn  gutefl  ©tiiil  ber  ®t[ä)\ii)tt  feiner  engem 
Otimot  €t.  ©oKen  entt|ält  „SaS  Seben  beS  3o> 
fann  3ofep^  93iüKer,  9iatlonaIrQt£|'',  ©t.  ©ollen 
1863.  ^u^  oIS  g^ulmonn  mar  er  länger  als 
60  Satire  tf)ätig,  ttiobei  er  in  ben  wrfi](it(benpen 
Sa^em,  S^eloril,  Sß^ilDfop^ie,  claffiftfier  gj^ilo- 
Iogie,ffunftunbßiletüturgsf^ic5te,  ^eflbtKI,  jeit- 
tDtilig  fogar  im  3ei<^nen  unb  in  ber  5Raturgef^d(ite 
Hnlerriditele.  SefonberS  anregenb  unb  geifheid) 
Bar  er  in  feinem  2iebting8faii&e,  btr  Äeftl^etil.  Slud) 
ougcr^alb  ber  ©c^ule  tuirlHe  er  mo^Itfiattg  auf  bie 
Sßgltnge  ein  burd^  Umgang  unb  llntertioltung.  3n 
Ie|terer  Cinfi^t  legte  er  bramotifi^  Uebungen 
einen  großen  ^SilbungSuertl^  bei  uiib  beifa|te  ein 
„augenb-  unb  ©i&ultiieoler",  HugSb.  1859.  ffion 
äugcnb  auf  ^atte  er  bie  3Runt  ge)>fltgt  unb  ea  barin 
lu  :^ot|er  ^rtigleit  gebraqt.  ©tetö  bet^tUtgte  er 
M  mit  Sifer  an  ben  mufilaltfdi-bramaKfdien  Suf* 
m^rungen  ber  3&glinge  in  ber  gofd&ingSjeit.  SBiS 
ootiin  tDor  bie  fflofterfij^ule  nur  \äfma^  befuc^t 
unb  menig  bebeutenb  geaefen.  S1I8  infolge  ber 
(lolitif^en  Umnätjungen  mehrere  fat^oltfiiie  Sr« 

äie^ungSanftalttn  in  ber  ©dimeig  unterbrü(!K  iDor> 
en  tDoren,  jeigte  ^d)  hai  !Beburfni|  einer  @r- 
meiterung.  !Dtorel  mar  bierbci  bie  redete  ^anb  beS 
«btea  fteinrid^  Sti&mib  unb  feit  1848  t«  erfle 
Äertor  ber  gu  einem  DoUftänbigen  ©^mnaflum  er- 
ueilerten  Alaf)erfi$ule.  €8  fflaib  nun  jä^rli^  mit 
bem  Sobreäberi^l  eine  miffenfe^oftlii^e  Söeilage 
ausgegeben;  fünf  berfelben,  Don  üeifd^iebenortigem 
Sn^olt,  gingen  auS  ber  ^eber  ÜRoreB  l&emor. 
9ii(|t  unetwa^nt  barf  aud^  feine  Sptigleit  für  bie 
Slementarf^ulen  be§  AontonS  ©li^mqj  bleiben,  für 
meiere  er  eine  O^ibel  unb  jnei  Sefebü^er  Berfa|te. 


I  ©0  entfc^iebtn  er  in  feiner  UeBcqeugung  als  floäi» 
I  lil,  $riefter  unb  QJlön^  feft^anb,  f o  mar  er  boi| 
jeber  $olemiI,  aud^  in  ber  äBijfenfi^ift'  obgmeigl. 
mochte  gleich  baä  toülf^e  S9lut  mitunter  ^  n^' 
ffiollen.  3m  Umgang  mar  er  ein  fetterer  unb  be> 
iliebter  @efeaf(^afteT,  DoQ  frif^  ^tmiorS  imb 
I  launiger  SinfäDe.  Seiil^tDtrgaiman&aiüberfentt 
niti^t  gerabe  DoTtbeil(|aftt  äu|ere  Srf^mnntg,  bm^ 
meldte  mand^,  btr  Don  lüm  bctiidmten  S>ti^ 
|Unb  ©cle^iten  eine  ^o^e  äüleinung  ^atte,  i» 
I  fangS  fic^  entlaufest  füfjlte.  3n  ben  le|ten  3af[ien 
I  mar  er  öfter  leibenb;  ba  }og  er  ftc^  in  ben  Dtömnen 
I  ber  £Bibliotf)ct  eine  grCältung  gu,  unb  na^bcm  et 
'  nur  brci  Xage  Ironf  gemcfen  unb  auf  ben  Xob  mit 
dgrifUid^er  Srgebung  ^d^  Dorberritet  ^atte,  ^orb  et 
am  9lbenb  beS  16.  3)ecember  1872.  ©ein  9» 
benfen  niirb  nid^t  nur  in  feinem  JTlofter  mner' 
gönglid^  bleiben.  ,6rmar",f(^reibt99ifi^f@Tei^ 
Don  ©ttSaKen,  .eine lebenbige  1tt>o[ogic  btSOr- 
benSlebenS  unb  ber  Jn%r  gegen  bie  üngnfft  bei 
aRilternningunbbeSSBDrutt^ilS."  OS^^-lta^ 
P.@alI<DlDreI.ein3ßiSn481ebenauSbeml9.3a^ 
l^unbert,  ginftebcln  1875.)  [®abr. aiteicr O.aS.] 

"SintSf  3  u  I  i  Q  n  a ,  gelefirte  SomimcaneriB, 
mürbe  am  16.  gebruar  1594  ju  99arctl(nu  ge- 
boten, ©ie  geigte  fo  au^erorbentlit^  3:aktile,  M^ 
fu  fc^on  als  ffinb  fuben  alte  unb  fteben  mobtne 
©firad^enfi^  aneignen  unb  $^Uofo)>ltlte,  50)aHa^t, 
3uriSprubenj  unb  9)iuftt  treiben  tonnte,  SB  i^ 
ESatei  nac^  ^rantrei^  fluteten  mugte,  ttat  3uliaat 
gu  &t)on  in  it|rem  breige^nten  3alire  (1607)  nä 
bcbrSifc^en,  griei^iff^cn  unb  lateinifd^en  ^befeit  ia 
bie  Oeffentli^feil  unb  ertiielt  1608  gu  Süngara 
baS  Siodoiat  in  ber  ^^ilofofi^e.  Um  ben  <^m, 
momit  fie  über^uft  mürbe,  gu  entgegen,  f^ifiOi 
fie  in  ben  SonDent  ber  Dominicanerinnen  }u  9n* 
gnon  unb  legte  bort  1610  bie  @elübbe  (Ä.  Sic 
^orb  nat^  einem  fe^r  frommen  Seben  am  26. 30» 
165S.  3uliana  ip  Sßerfafferin  Derfd&iebenet  lotii' 
nifc^en  unb  frangöftfd^en  fii^mnen  unb  Si^et;  ia 
frongäfifd^er  ©prad^e  gabjtt  eine  Ueberfe^g  Im 
Yita  BpiritualiB  beS  ^I.  Sjinceng  gferrerii:^  (S^in 
1617)  unb  bet  augufünerregel  mit  erflflimiflei 
(9lDtgni}nl680)]^erauS.  OQgl.QuetiffltEclurd, 
Script.  0.  Pr.  n,  845  äa.)  [©trebtL] 

SKoceno,  @abiiel  @arcia,  Sßräfibent  bet 
Slepublil  IScuabor,  9teformator  ber  fbatlt^  Bib 
rin^Ii^en  SBer^ätlniffe  feineS  SßaterlanbcS,  ^elb» 
miitbiger  Kämpfer  unb  SBIufjeuge  für  ben  ^ti^ 
liefen  ©toat,  mürbe  am  24.  Secembec  1821  gR 
©uo^aquil  geboren,  ©ein  93atet,  @abnel  ®aioi 
®omeg,  ein  flaufmann,  mar  Don  ©{wnten  n^ 
©übamerila  übergefiebelt,  feine  ülhttter  röertM 
aber  in  gcuabor  geboren.  Die  Unab^ngigMtlh 
(riege  (1810—1822)  Ratten  ben  ftül&em  ffln^ 
ftanb  ber  ^milie  in  eine  bef^rönfte  Sage  K» 
monbelt,  uiä>  biffe  marb  1834,  qIS  @arda  (8anc| 
ftarb,  gut  gröfiten  DürftigTeit.  Der  fleine  Sabtid, 
baS  jüngff e  untet  od^t  Ainbetn,  mürbe  ^terbnr^  an 
meifien  betroffen ;  um  f o  me^r  marb  fein  ftaitet 
S^araftei  unter  ber  aufotifernben  $[Iege  einet 


1905 


SRoreno. 


1906 


oUntbenSimrigen,  l^ßgmö^igen  9Jhittet  in  ber 
&fpät  ber  fieiben  gefläp.  iBon  frül^efier  3ugenb 
an  gab  er  augenfäSige  93emeif e  einer  f el^r  glüdlid^en 
oOfeitigen  Skronlagung,  eined  feltenen  ®ebö(!^t- 
iri^^  einer  unerföttßqen  Sembegierbe  unb  einer 
unoeugfornen  SBiÜenSflärfe.  2)en  erfien  Unterrid^t 
erl^ielt  er  )Mnt>atim  Don  einem  Orbendmonne  in 
(SnoQoquil;  für  bie  l^dl^eren  Stubien  begab  \ii) 
ber  arme,  gan|  auf  ftd^  felbfi  angemiefene  3äng- 
tfaig  an  baS  doQeg  ®an  ^f^manbo  unb  an  bie 
UiiiDerfttöt  in  Quito.'  Obttol^I  legiere  9n{}alt  ba- 
ndS  f  d^Ied^t  befteüt  unb  }umal  bie  Sel^rjU^Ie  feines 
9<ul^,  ber  9led^töttnf{enfd^aft,  mit  feid^ten  libe- 
ralen $rofefforen  befe^t  moren,  »u^te  ber  ftreb« 
fome  €tubent  bennoq  fid^  ein  grünblid^eS  unb 
umfoffenbeS  äBiffen  anjueignen.  ßr  begnügte  fid^ 
feindiioegd  mit  ben  Dorgefd^riebenen  Semgegen* 
Pfinben,  fonbem  oerlegte  fi(|  nebenbei  befonberd 
<mf  (Sefd^id^te,  iDlatl^emati!  unb  ©eologie.  gür 
bie  Ie|ieren  beiben  S^d^er  l^atte  er  in  bem  fran- 
(Sffid^  Ingenieur  äßiff  e,  ber  ftd^  bomald  in  Ouito 
onf^ielt,  einen  oudge^eid^neten  Se]^rer  gefunben. 
Sein  Sif er  unb  feine  §ortf d^rttte  nid^t  minber  aI8 
fein  fittlid^  Setragen  enoarben  il^m  bie  Sd^tung 
ber  Seigrer  unb  Sßitftubirenben.  äBenngleid^  fel^ 
heftig  Don  Temperament  tou^tt  er  bod^  mit  SUen 
auSjufommen.  2)ie  Sebenbigfeit,  ©eUKinbt- 
imb  @d^Iagfertig!eit  feiner  Sieben,  bie  Sid^er- 
ber  AU  Snftonb  in  feinem  auftreten  unb 
jfeine  eifeme,  Don  religidfen  ©runbfä^en  getragene 
C^arolterfepigleit  }ogen  fd^on  bamafö  bie  Sugen 
IDer  auf  fid^.  ^od^gefteUte  Sltem  fallen  eS  gerne, 
rnenn  i^e  Söl^ne  bem  armen  ©ua^aquilener  fid^ 
onfd^Ioffen,  unb  geftatteten  il^m  freien  3utritt  in 
iire  $ammenlreife.  3m  3. 1844  erhielt  er  bag 
IDoctotbipIom.  Sr  tonnte  ed  fid^  nid^t  länger 
nd^  Derkigen,  ben  politifd^en  93emegungen  feined 
Siderlanoed  mit  Sufmerffamleit  )u  folgen  unb  — 
erß  28  3a]^  alt  —  aldbalb  l^anbelnb  in  biefelben 
etattitgreif  en.  Somit  betrat  er  eine  neue,  an  Saaten 
uib  SBcd^felfäOen  überaus  reid^e  SSal^n.  3n  ber 
Itoolution  gegen  ben  ^röftbenten  ^ored  (1844 
mb  1845)  tl^at  er  ftd^  burd^  einen  fül^nen  ^anb« 
IreU^  fo  fel^r  l^or,  ba|  bie  probiforifd^e  Kegie« 
mtg  gleid^  barauf  il^n  mit  einem  fel^r  föid^tigen 
Inftoage  au8}eid^nete.  3m  3. 1846  grünbete  unb 
cMgirte  er  fuq  nad^  einanber  brei  fatirifd^-poli- 
if^e  eiatter:  £1  Zurriago  (bie  ®ei^eO.  El  Ven- 
SflMlor  (ber  Stöd^er)  unb  El  Diablo  (ber  Xeufel), 
im  ben  lUbergriffen  ber  liberalen  Stegierung, 
ICC  SKdMfion  beS  S^röfibenten  tJfloreS  unb  ben 
nard^fd^  SBül^Iereien  im  3nnem  ber  SieDublif 
stgcgeiquorbeiten.  SQled  jiaunte  über  bie  jcü^n- 
icitr  <8ettKmbtl^eit  unb  geiftige  Ihaft  beS  iungen 
ß^Üdfien.  Sogar  bie  älegierung,  bie  bod^  fo 
lide  l^e  Singe  Don  il^m  l^atte  l^ören  mü^en, 
oimtc  nid^  uml^in,  f d^Iie^Iid^  feinem  SRutl^,  feiner 
Hug^  unb  feinem  Sd^arfblidt  il^re  SInerfennung 
MtttXRä^  5tt  bejeugen.  3m  3. 1847  übertrug  fte 
fan  baS  geföl^Iid^e  ©efd^ft,  ben  «ufftanb  in 
9itiil)ai)nil  jn  unterbrüdten.  92ad^  ad^t  Sagen  l^atte 


er  bie  Aufgabe  )ur  Sßemmnberung  901er  geI56i 
9teben  allen  biefen  arbeiten  f anb  er  nod^  bie  3eit, 
ber  ))raläfd^en  9ied^t8pf[ege  mit  großem  grfolge 
objuHegen,  foföie  ber  @tabt  Ouito,  mel^e  il^n 
1846  gum  Gonsejero  municipal  ermöl^It  l^tte, 
bie  toid^tigjien  ®ien|lc  ju  leiftcn.  3m  3. 1849 
begleitete  er  feinen  93ruber  $abIo  nad^  (Smopa. 
Stö  er  jurüdtfel^rte,  traf  er  in  Manama  mit  mel^- 
reren  auS  Solumbia  Dertriebenen  3efuiten  jufam- 
men,  meldte  Dorl^atten,  in  Scuabor  eine  Sn^ud^tS« 
ft&tte  gu  fud^en.  Sofort  mad^te  er  ftd^  ju  i^rem 
Sad^ttKiIter  unb  enoirfte  il^nen  Dom  Sröftbenten 
9toboa  tro^  ber  ©egenmad^inationen  Solumbia^d 
bie  ftaatlid^e  Srlaubni^  jur  92ieberlaf{ung.  Sßol^I 
ol^ne  eS  gu  al^nen,  Dermidtelte  er  ftd^  burd^  biefen 
Sd^ritt  in  einen  langwierigen  l^ei^en  ftampf  mit 
aQen  ben  rabicalen  unb  liberalen  Elementen  in 
unb  au^er  Scuabor,  einen  Ramp^,  ben  er  felbß 
ald  entjd^ibenb  für  fein  ganged  Seben  erlannte. 
Siefer  Streit  fül^rte  gunöd^jl  jum  Sturge  92oboa'd 
burd^  ben  rabicalen  ®eneral  Urbina,  meld^er  fid^ 
an  bejfen  Stelle  fe^te.  iBon  ba  an  breiten  fid^  bie 
®efd^id(e  Scuabor§  bi§  in  bie  fiebengiger  3a]^re 
binein  fajt  auSfd^Iiepd^  um  bie  gmei  $erfonen 
Urbina  unb  ®arria  !Dloreno,  um  ben  ißertreter  beS 
mobemen  glaubeni^  unb  gottlofen  Staates  auf  ber 
einen  Seite,  auf  ber  anbem  um  ben  Serfed^ter 
ber  religiöfen  StaatSibee  gemä^  ben  ®runbfö^, 
meldte  $iu§  IX.  im  S^Qabud  unb  feinen  Snc^flüen 
auSgefprod^en  l^t 

Snfangd  ftanb  (Sarcia  9Roreno  feinem  brutalen 
®egner  mad^tloS  gegenüber.  2)ie  Serjagung  ber 
3efuiten  Tonnte  er  burd^  feine  Srofd^üre  La  de- 
fensa  de  los  Jesuitas  nid^t  l^intertreiben;  fein 
neues  SBod^blatt  La  Nacion  brad^te  mit  ber 
gleiten  9tummer  (1858)  ü^m  felbft  bie  gemaltfame 
2)e))ortation.  Sr  Dermeilte  erft  furge  3eit  in  ^a^ta 
in  ^eru  unb  begab  fid^  bann,  um  ftd^  weiter  au§^ 
gubilben,  nad^  ^ri§.  Vtö  gereifter  ÜRann  nal^m 
er  mit  bem  Sf^uereifer  feiner  3ugenb  bie  Stubien 
wieber  auf,  bereu  ^auptgegenjlanb  neben  ben  9latur- 
wiffenfd^ften,  inSbefonbere  ber  Sl^emie,  bie  ®e- 
fd^id^te  bilbete.  9iad^bem  (1856)  ber  Songre^  eine 
Smneftie  für  bie  politif d^en  iBerbred^er  burd^gefe^t 
l^atte,  feierte  SRoreno  in  bie  ^eimat  gurüdt,  gur 
^reube  aUer  @utgeftnnten,  bie  Don  feinem  Sin* 
greifen  einen  äBanbel  in  ber  innem  $oIitiI  er- 
hofften. Ouito  ernannte  il^n  gum  erfien  Sllcalben, 
bie  UniDerfttät  gu  il^rem  Stector,  gmei  $roDingen, 
^id^ind^a  unb  3mbabura,  wollten  il^n  für  ben 
nöd^ften  Songref  gum  Senator.  2)urd^  baS  Slatt 
La  Union  nacional  fud^te  er  gunöd^ft  bie  Son- 
f erDatiDen  gu  gemeinfamem  SSorgel^en  gu  Derbinben 
unb  gu  einer  ftarfen  Partei  gu  organifiren.  3m 
Songre^  (1858)  bilbete  er  ben  9mttelpun!t  unb 
Seiter  einer  fefien,  gewanbten,  gielbewu^ten  Oppo* 
jltion.  Srft  bereitete  er  ber  ^Regierung  unb  il^rem 
äln^ange  nid^t  geringe  Serlegenl^eiten  burd^  bie 
Petition  um  Sd^Ue|ung  ber  Freimaurerlogen, 
bann  Deranla^te  er  biefelbe  burdb  SSermeigerung 
ber  Don  i^r  gewünfd^ten  ou^eroroentlid^  SoH^ 


1907  anottno.  iwe 

ma^ttn  in  uitgtft|li^n  ©d^rittcn,  bin^  toeli^  mtglüiSrul^  ^laäjt  ran  (Eno^iib,  fd^  fogoi 

fit  im  gonjttt  f&mx  Qrbttttnmg  Qtgcn  fi^  too^  fc^on  911c§  tMrIorni.  !ßui  mit  Snfgebid  d[a  yäm 

rief.  9m  1.  Snöi^  1859  Dinbt  er  o&etmalS  wi'  Ihöftc  unb  untn  ^nKieiibnng  tum  biSaiäla  tB^l 

bannt  SHclmal  aurttte  n  an  bn peruanifi^en  n-.::  ;cln  gelang  efi  i^,  fi^  dte 

®rtn)t  ba§  Sufammenht^  bei  @eiiialti)en=  ^u<:.  .}.;r:   ;..  triDt^ien.  inö} tM>i flÜasf  fras 

fd^aft  ab,  b<i3  noii^  feinei  äReinung  nic^l  langt  $IüjitmIenf>en£'^e  bmnte  ec  mn^  ^"^  ^dob^ 

ouimeibtn  lonnte.  S(m  1.  ÜJlat  fd^iütclie  miiflii^  ^tgettd)!  bei  3<ini£^  ^  n  pt^M&ä)  gdcärt 

OuitD  mit  btn  nBrblt^  ^tontnäen  ba=  unertrög-  ftlbfl  Urbina.  feintn^ottnädigpoi  Bä«fo^,fn 

li^  3od(|  ab  unb  entotmle  eine  fdouiwidie  ^t'  tiflf  ^ahn  midbiibT}^  mad^  3)irfe  St^nimg' 

gimmg  mit  @arcia  3noreno  an  bei  @pi^  9Sai  leiten  t|inberten  i^  trieleS  @itte,  baS  n  Oi^c^ 

au4  ntctit  abjufe^en,  nrie  biefe  (Si^ebimg  gegen  ^c,iui>ertminii!^,nti^tabei,bo:3IctnWi^ 

ben  ^ä{ibenltn  %)bIeS  unb  feinen  aHmS^gen  mä^ienb  feiner  er^9{egaitfi^)(^tpeitm^6Kkl 

ihiegSmtnifiei  Uibina,  wel^e  über  bi(  gonje  ffüftt  }u  enneiftn  olS  alle  fn^erm  $rfiftbenta  pöfa^ 

unb  baS  ^ta  beifügten,  }u  einem  gtüiflicben  StÜK  men.  SB  ^ouptübtl,  an  bem  fein  Sattdiah  ^ 

gt^rt  wabm  foüte.  fo  folgte  Woitm  iod)  bem  Sangtm  tnmite,  betioi^tete  n  bie  99cUnMiuitBH 

Kufe  feiner  ^ßortei.  913  ti  in  bem  erjien  Xieffen  unb  Anei^tung  ba  ffin^  biii4  bot  Staat  fi 

bei  Xumbuco  »oHflänbig  gefc^Iogen  nmrbe,  blieb  toor  baber  fein  Si^,  bttfet  i^  DoÖe  fftäiat 

iSfm  nui  noi^  bet  9Beg  bi^bmatifi^  aDeibmtb*  iinüdj^cbcn.  3RU  $tn9  IX.  boriKbaiti  a  rä 

lungtn  übrig.  SHefet  fu^de  in  ber  "Sijot  jur  SBe*  für  bie  Xcgenenitton  be§  SonbeS  f^  twrt^tinfW 

feitigung  SlobleS'  unb  l6;bina'3,  nwiSe  obei  hn  Soncoibat,  im  Sunbc  mit  btn  Sif^öfta  besiilk 

@ential  d'ranco,  twltbei  fiä)  }u  ©uatjoquil  jgotte  ei  bie  Xtfoim  be3  Seit*  mtb  Otbnacfana  wA 

{um  ^täfibenttn  inä^Ien  lajfen,  einen  neuen  @eg'  [u^te  bem  Ie|ttnt  bei  ^dnntg  bcS  rdigiftfen  Sderi 

ner.    9iur  mit  aBaffengenxiIt  lonnte  bie  ©a^  in  jAet  ©eife  bc^ilf^  jn  Jeftt.  S)en      "  ~ 

f (blie^Iid^  gum  9Iu§tiag  gebraii^t  meiben.   3fio'  }ui  9tc))ublil  gt^drigen  änbumem  am 

teno  biad^te  bai  Ungloublii^  fertig.    Obtoobl  fbom  fatibtt  ti  nriebei  Sltiffimian:  Ci 

er  Don  jtber  3ufu^i  abgcfi^nitttn  toai  unb  tDtbtr  baS  SeomleniDtfen  unb  toai  btftcebt.  für 

IDlannfd^ften  no^  Skffcn  unb  3)hmitiim  bc  ein  tüjl^eS,  fifti^ttiaui,  o^KiSfreiibigti  ipa- 

fa|,  gelang  e3  feiner  (^rfiiibungSgabc,  ferner  auf>  fonul  ju  bilbtn.  €t  bot  SUtS  auf,  nn  ii  bri 

opftinben  Snflrtngung  unb  feiner  eifemen  SefKg-  äRilitÖi  Su^t  unb  So^DeäS^pfifät  )s  bnngn.  & 

teit,  in  SäOie  fo  toeit  fic^  ((^lagfetttg  gu  moc^,  ganj  bcf onbötfi  Sngtnmaf  BNmbte  ec  bcB  tiifgp 

bog  er  t8  tragen  fonnle,  [einem  uo^lgerüfltten  funbnen  S^lu^tDcfen  gu,  bcf^tfinUt  fi4  i^a  a^ 

Staaten  entgegengugieben.    S)ie  erfle  Silblaiigt  lenb  biefer  ^fibcntfii^  <n^  bie  n»«yp«B»^ 

bei  @a6un  (1860)  oerlief  glüttlid^  nnb  ^otte  ben  unb^diungnurbe8¥nmfir*itnb@eciiiMiiilci> 

HbfaQ   ber  SßroDinjen  Soja  unb  Siienca  tion  rid^teS.  €r  legte  benfeßien  grdfttent^öU  in  Mc » 

Snmco  )ur  ^olQt.   Sla^  eiium  guetten  ©tege  pri>bten$änbeeuni)iäif^Od>ai8IeBle.3)itSfi- 

bei  SabotiDQD  imnrbe  gronco  in  ba§  fe^  @tui9a-  täler  unb  @tffingiitffe,  bifi^  ^flangfÖtta  M 

qnil  jurüdgelsoifen  unb  gln^  ^^  )>ein  erßen  %n>  9lü|iggange3  aab  oQtr  Safter,  lefonnttle  ti  ii 

griff,  ber  mit  gro|em  ©ef^d  unb  btnnmbcrungS*  äd^t  i^rifUii^em  @iune.  Um  btn  ^anbel  nä  Sr> 

nüibiger  Xapferfeit  ausgeführt  Würbe,  gänglid^  te^r,  lod^te flfiiqli^  baniArrlagen,  ata  anpgtje» 

auf  baS  ^oupt  gtf dalagen.  S)er  ^lationalconöent  uiüi  gu  beleben,  begann  er,  bafi  Smiert  bt8  8aäel 

UJä^Ite  nun  1861  SRoreno  gmn  $räfibenten.  SÜer  bnr^  eine  gro^  ^ctiflta^  mit  ber  0nfle  in  Sc 

boite  3a^re,  überreich  an  Sorgen,  9rbeÜen,  binbiing  }u  ft|en,  fouit  bie  otqdnni  ^naii^a 

Aämpfen  unb  Snitöuft^ungen,  Dorteten  feiner,  bur^  beffert  9&tge  gegenfettig  pj-^l*^  p 

Sntfii^Ioffen,  ben  niü^  HugiaSfiall,  gu  bem  feine  mattlen.  Mt  biefe  Untcmt^mtaigen.  fcüMe  bie  t» 

SoigSnger  bit  S^ublit  ^en  »xtben  laffen,  ßonbigen  Iiiegerifi^  Otxnitioiicn  Intel  tea 

grünbliil  gu  föubem,  unb  mit  tntfc^iebener,  un-  ©taote  ganj  bcbeutenbe  @tIbo)>fei  auf;  «4^ 

beugfamer  a^otfraft  bof  Sbeal  cinee  <l)rißli(ben  beftomenigtr  un^  et  ben 

Staates,  baS  er  im  Saufe  ber  3abrt  fid^  Ilar  in  folge  gi^Iid^  üenbenutgen  i 

feinem  @ei^e  ouägeatbeitet  ^tte,  in  bem  tat^o-  bebcutenb  )u  beffem.  Ku^  bem  _ 

lifc^en  fStüt  tion  «atobot  gu  »enmrllic^,  toar  bet  ^Täfibentfd^ft  louibe  et  (1866) 

et  bn  bet  9u3fü^Tung  biefel  SiorbabenS  nur  auf  91ad^folget  Sanum  mit  einet  at^saaüxaSifi 

fi^  fetbft  angemicfen.  ISt  fa!^  ftd^  fiberall  gtrabtgu  @tfanbd(baft  lu^  $cru  unb  E^  betrmt.  n 

fq^malifd^  gt^mt,  ofine  Unterlag  oerfolgt  unb  fd^uiebcnbeSnigenmit  biefcnStt^nibKra  j»!^ 

angegriffen.  SMcfe  Angriffe  lomen  mäfi  blog  oon  fi^lu^  gu  brmgen.  Sei  feiner  tttbnft  in  Sm  w 

feinen  3)litbürgem,  fonbem  aud^  Don  ben  Dla^bot*  er  @egtn^itnb  eineS  bliitigot  SttcnfaiteS,  tag  de 

regietungen  $eni'3  unb  &)lumbia'3,  mit  benen  glüiflii^enDeiftnut  letzte  aSunbenbalmL  Söb 

Uibina,  3toble3  unb  ^runco  im  einttcmebmen  äüliffion  enHtbigteetftd^  tnnnerfnieaidifffck 

^nben.  3^g  unb  ^aä)t  mu^te  er  gegen  Umftui^-  mi^bringenben  Seife.  Sun  Slonfe  bafür  tdliit 

Derfu^  DonStinen  unb  gegen  Einfalle  t}on9Iu|en  ntant^n(1867)be83ulntte§jumSoBgi4|Ba^ 

auf  ber  $ut  fein,  immer  unb  immer  »iebei  mit  t^m  ibn  bie  ^toDing  ^ii^iit^a  genxt^  fyöt,  p 

Sßaffengemaß  ftc^  be^utiten.  Cinmal,  nad^  bu  .unuütbig".  ßS  nur  bitfeS  bei  oße  g^iill  tc 


1909 


9Roteno. 


1910 


liberalen  Itammetmajiorität  )um  @tur}e  SarrionS. 
9btr  bem  taf d^  Eingreifen  ÜRoreno^d  mar  e8  ju- 
Snfd^ben,  ba|  il^r  $Ian  t)ereitelt  unb  93Iutt)er- 
gie^en  Derl^ätet  nmrbe,  unb  ba|  Carrion  freiwillig 
abbonfte^  um  Sspinofa  bie  IRegierung  ju  über- 
kffen.  3la^  biefem  3toiJ4enfaIIe  jog  !D2oreno  ftd^ 
Hont  5ffenilid^en  fieben  auf  ein  Sanbgut  in  ®ua- 
d^aU  }uräd.  Sr  foUte  bie  gemünf^te  Stulpe  nid^t 
lange  genießen.  2)enn  wenige  ÜRonate  fpöter  Prjte 
(1868)  bod  fwrd^tbore  (Srbbeben  t)on  Sborra  MeS 
ta  Uefer  $rot)in}  in  trourige  ißerwirrung  unb  er- 
fdhedHid^  SIenb,  unb  bie  Stegierung  l^atte  nid^tS 
«iligered  )u  tl^un,  als  il^n  jum  ©ooemabor  mit 
den  au|erorbenQid^en  iBoUmad^ten  für  ben  t)er- 
Ifteccten  Siflrict  ju  ernennen.  6r  fanb  f o  ©elegen- 
Iftcit.  fid^  afö  l^elbenmütl^igeS  0))fer  d^riftlic^er 
SUU^ftenl^^^^  bt  gan)  neuem  Sid^te  gu  geigen.  £S 
ip  ungloublid^,  mit  weld^  erfinberifd^er  Sorgfalt 
imb  Eingebung  er  ftd^  ber  UnglüdCIid^en  annal^m 
unb  S)anl  feiner  rafÜofen  Arbeit  unb  feinen  fingen, 
ciiergifd^!Dla|regeIn  in  lärjefterSfrifi  ü^nengrie- 
bcn,  Stulpe  unb  georbnete  SSerl^ältniffe  gurädtgab. 
Snd^  Sd^pinofa  war  balb  }um  @)nelbaa  ber  libe- 
ralen SBöl^Ier  geworben ;  bereits  f d^idften  fie  fid^ 
bo)«  an,  fid^  feiner  gu  entlebigen,  um  Urbina,  wel- 
i)n  an  ber  @renge  wartete,  gum  ^röftbentenftul^I 

Suerl^fen.  2)a  wagte  ÜJloreno,  gwei  3:age  bet)or 
ttrbiniftifd^e  SteDoIution  auSbred^en  f  oUte,  ienen 
f&l^nen  Staatdfbeid^,  weld^er  bie  9ie))ublü  t)or  un- 
fSdid^  SBel^e  bewal^rte  unb  il^e  @efd^id(e  in  neue 
duAid^  Salinen  leitete.  3m  93unbe  mit  ben  Son- 
feitNitit)en  inOuito  ftürgte  er  felbft  ben^röftbenten, 
Ott  biefer  auf  feinen  Statl^  l^ören  woUte,  unb  bilbete 
eine  )>rotriforifd^e  Stegierung.  2)ief er  @d^ritt  würbe 
9ßa  öfters  als  9iebeIIion  gur  Saft  gelegt.  Sr  felbft 
wob  mit  il^m  weitaus  bie  Sßel^rgal^I  ber  Sewol^ner 
um,  (Ecuabor  urtl^eilten  baruber  gang  anberS.  SBie 
er  in  feinem  ÜRanif eft  an  baS  ißolt  eS  auSgefprod^n, 
cdliÄe  er  in  feiner  X^at  baS  eingige  S^ittel,  um 
mm  bem  SSaterlanbe  bie  Snard^ie  unb  einen  un« 
Heimeiblid^  blutigen  93ürgerfrieg  abguwenben. 
3» Snerfennungfeiner SSerbienfie  um  bie Stepublit 
tofi^Ue  il^n  ber  Songre|  t)on  1869  im  9ßai  gum 
iKtertmtßif d^en  $räjibenten ;  er  lel^nte  iebod^  bie 
Sol^I  l^ortnädKg  ah.  9IS  aud^  bei  ber  9teuwa]^I 
eines  beftnitit)en  $röftbenten  wieber  aUe  Stimmen 
—  eine  ausgenommen  —  auf  il^n  fid^  bereinigten, 
brnnte  er  nur  nad^  löngerem  SBiberftanbe  gur  9n* 
väfym  bewogen  werben. 

SMe  gweite  IRegentfd^aft  bilbet  bie  @Iangt)eriobe 
fat  feinem  Seben  wie  in  ber  gangen  ©efd^id^te  Sota« 
boiS.  S)a  ber  Songre^  bie  @taatSt)erfaffung  nad^ 
bem  Don  il^m  t)orgeIegten  Sntwiufe  in  äc^t  fatl^o- 
Bf4^  ®eijte  geänbert  unb  bem  ißröftbenten  aUe 
Sltttel  gur  iBerfügung  geftettt  l^atte,  bereu  er  gur 
fbifrtd^l^Itung  ber  Orbnung  beburfte,  war  eS 
i^  mMid^,  feine  gigantifd^e  SIrbeitSfraft  attein 
imf  bie  ||ebung  ber  Stepublit  gu  t)erwenben.  9uf 
oflenOemeten  entwidCelte  er  f  ofort,  ol^ne  ftd^  ie  Stulpe 

aglHmen,  eine  energif d^e  organifatorif d^e  Zl^ötig* 
,  bie  fantteSSeugni^  für  fein  ^o^eS  ftaatSmönni* 


f d^eS  Salent,  für  feinen  ^triotiSmuS  unb  für  feine 
äd^t  fat]^oIifd^e®efinnung  ablegt.  2)aS(£rgie]^ungS- 
unb  Unterrid^tSwefen  brad^te  er  in  fturgem  auf  eine 
C)5]^e,  ba^  eS  in  93egug  auf  ÜRetl^obe  unb  SRittel 
mit  bem  europöifd^en  ftd^  meffen  f onnte,  begüglid^ 
beS  religiöS-ftttlid^en  Sl^arafterS  aber  biefem  weit 
überlegen  war.  6r  bel^nte  jefet  feine  SRcform  aud^ 
auf  bie  ^od^fd^ulen  auS,  grünbete  ein  ^olQted^ni« 
fum,  eine  amiUärfd^uIe,  eine  ^fabemie  für  Silb- 
l^auer  unb  für  SKaler,  ein  Sonferöatorium  für 
SWufif.  ßr  t)erf orgte  bicf e  Snftalten  nid^t  nur  mit 
tüd^tigen  europäifd^en  Seigrem,  fonbem  t)erfa]^  fie 
au^  in  freigebigfter  SBeif e  mit  ben  für  i^ren  3wedt 
erf))riepd^en  Sinrid^tungen.  @r  baute  eine  @tem« 
warte,  wiffenfd^af  tli^e  Kabinette,  Saboratorien  utd) 
SJlufeen.  ä)urd^  ^anbwerferfd^ulen,  bie  t)on  norb* 
amerifanif d^en  @d^ulbrübem  geleitet  würben,  f oltte 
bie  ^anbarbeit  t)en)ollfommnet  unb  gu  Snfel^en 
gebrad^t  werben.  ®d^dne  folibe  Sauten  für  ge« 
meinnü^ige  Smit  wud^fen  aüentl^alben  auS  bem 
93oben ;  neben  ber  Sniage  ftd^erer  Sanbwege  würbe 
bie  §fertigftellung  t)on  @tra|en  unb  einer  Sif  etibal^n 
in  großartigem  @tile  unb  mit  Ueberwinbung  gang 
ungewdl^nlid^er  @d^wierigfeiten  eifrigft  betrieben. 
ÜRe^r  nod^  als  bie  materiellen  äntereffen,  als  bie 
SSereblung  feiner  ÜRitbürger  burd^  ffun^  unb 
SBiffenf d^aft,  lag  il^m  bereu  fittlid^eS  unb  religiöfeS 
SBol^I  am  ^ergen.  £r  l^ielt  bafiir,  ba|  nur  auf 
®mnb  ber  t)on  @ott  gewollten  unb  burd^  bie  fa* 
tl^olifd^e  JKrd^e  beftimmt  t)orgegeid^neten  religiös« 

Sittlid^en  Orbnung  ein  gebeij^Iid^er  Sfortfd^ritt  für 
\m  eingelnen  93ürger  wie  für  ben  gangen  @taat 
gu  erreid^en  fei;  ba^er  aud^  IM  wieber  fein  ßifer 
in  Unterftü^ung  beS  SBelt-  uno  OrbenSderuS,  bie 
offtcieUe  SBeil^e  ber  Siepublif  an  baS  göttlid^  C^erg 
3efu,  feine  Semül^ungen,  burd^  einen  neuen  @traf- 
cobes  unb  ein  beffereS  ©erid^tsoerf al^ren  ben  lanb- 
löufigen  Saftem  entgegenguarbeiten.  äBie  er  nad^ 
unb  nad^  bie  Segiel^ungen  ScuaborS  gu  aOen  frem- 
ben  Staaten  freunblid^er  gu  geftalten  gewußt  l^atte, 
fo  war  eS  il^m  ein  wal^reS  ^ergenSbebürfniß,  mit 
bem  ©tattl^alter  (S^rifti  ftetS  baS  befte  eink)emel|h 
men  gu  pflegen.  @r  begeigte  il^m  bie  innigfie  X^eil- 
nal^me  in  ben  fd^weren  Seiben,  weld^e  bie  gfeinbe 
ber  JKrd^e  i^m  bereiteten.  @ein  f eierlid^er  $roteft 
im  92amen  ScuaborS  gegen  ben  9laub  beS  JKrd^en- 
fiaateS  l^at  i^m  bie  ©Qmpatl^ie  aller  j^atj^olifen  er- 
worben. (£r  t)eranlaßte  ben  Songreß,  einen  Xl^eil 
ber  @taatSeinfünfte  febeS  3a]^r  bem  $a)){ie  gugu- 
fenben.  9m  Snbe  feiner  gweiten  9legierungSperiobe 
war  baS  gange  Sanb  wie  imtgewanbelt,  Aur  gfreube 
aller  ®  utgefinnten  —  ber  iUlel^rgal^l  beS  SSolf  eS  — , 
gum  bitterften  Serger  aber  aud^  feiner  t)erbiffenen 
©egner  im  3n-  unb  SuSIanbe.  9IIS  er  im  ÜRai 
1875  wiebergewöl^It  würbe,  fannte  bie  Sntrüftung 
ber  legieren  feine  @rengen  mel^r.  2)a  fie  il^m  bur^ 
9let)oIution  nic^t  mel^r  beigufommen  dermod^ten, 
foUte  gemeiner  ÜRorb  il^n  „unfd^öblid^''  mad^en. 
92od^  beoor  er  bie  SBal^I  angenommen  l^atte,  würbe 
er  t)on  $eru  auS  gewarnt,  biefeS  ni^t  gu  tl^un, 
weil  fonft  feine  Srmorbung  eine  befd^loffene  @ad^e 


1911 


SÖloröri. 


1912 


fei.  Sängft  gemol^nt  bem  Sobe  mutl^tg  in^d  Sluge 
}u  feigen  unb  bie  Eingabe  feine§  S9Iuteg  für  9{eli« 
gion  unb  Saterlanb  als  efat  ®Iüd  }u  betrad^ten, 
Ite^  et  ^ä)  burd^  biefe  9tad^nd^t  nid^t  abl^olten, 
nad^  reiflid^er  Ueberlegung  bie  SBal^I  anjunel^men. 
Seit  ärnii  unb  3ull  meierten  ftd^  bie  büfteren  9ln- 
geid^en  eines  bedorftel^enben  Attentates.  £r  Ue| 
fid^  iebod^  baburd^  in  feiner  SBeife  beunrul^igen 
unb  lag  ben  ©efd^öften  ob,  als  totrm  gor  nid^tS 
Slu^ergettöl^nUd^eS  im  Snguge  fei.  SBeil  onberer- 
feitS  etttaS  beftimmt  gfa^bareS  nid^t  t)orIag,  traf 
er  oud^  feine  befonberen  ißorfel^rungen  )u  feinem 
@d^u^e.  9tid^tSbeftott)eniger  liegte  er  bie  fe^eÜeber- 
jeugung  unb  fprad^  biefelbe  aud^  feinem  innigflen 
t^fteunbe  3uan  Slguirre  in  beftimmtefter  SBeife  auS, 
ba|  feine  ^einbe  il^m  in  93älbe  ein  blutiges  Snbe 
bereiten  mürben.  !Dlit  bem  ©tarfmutl^e  ber  ÜRar- 
t^rer  ber  erflen  d^riftlid^en  3^t  ßing  er  il^m  un- 
erfd^rodCen  unb  gefaxt,  [(^  freubig  entgegen,  nur 
allein  baraufbebad^t  bie  il^m  gegönnte  3(it  fo  gut 
als  möglid^  auS}unä|en  unb  in  ber  treuen,  gro^- 
mütl^igen  $[l[id^terfüuung  gegen  ®ott  unb  SSater« 
lanb  auszuharren.  @eine  le^te  WcUxt  tt)ar  bie  Vb» 
faffung  beS  Sted^enf^ftSberid^teS,  »eld^en  er  ber 
®en)o|n]^eit  gemd^  bem  beDorftel^enben  Songreffe 
t)orguIegen  l^atte.  Sr  l^at  il^n  bu^ftöblid^  mit  fei- 
nem 93Iute  beftegelt.  9IS  er  benfelben  in  bie 
ffirudterei  tragen  mollte,  tourbe  er  am  6.  3[uguft 
1875  t)on  gebungenen  SRörbem  in  ber  SSorl^aSe 
)um  9iegierungS))aIaft  überfallen  unb  fo  graufam 
^ugerid^tet,  ba|  er,  auS  18  SBunben  blutenb,  brei 
©tunben  fpöter  üerfd^eb.  3n  ber  Q^rül^e  beSfelben 
SageS  —  eS  toar  ber  erjle  Qfreitag  beS  SRonatS  — 
batte  er  communicirt,  unb  unmittelbar  tot  feiner 
ßrmorbung  l^atte  er  nod^  einen  Sefud^  t)or  bem 
SHerl^eiligften  in  ber  Satl^ebrale  gemad^t.  3n  fein 
Stotigbud^  b<^tte  er  ftd^  für  bief en  Zag  als  ®ebenf- 
fprud^  bie  2Borte  gef daneben:  „ÜJlein  §err  3efuS, 
gib  mir  Siebe  unb  2)emut]^  unb  la^  mi^  erfennen, 
toaS  id^  l^eute  für  beinen  ®ienft  tl^un  fo« !"  SOBie 
im  Seben,  fo  mx  biefer  f)elb  aud^  gro^  im  Xobe. 
^atte  er  gleid^  einem  ^eiligen  fein  Seben  nad^  ben 
Seigren  feines  göttlid^en  5KeifterS  einjurid^ten  ge- 
fud^t,  gleid^  einem  Slpoftel  für  bie  Ausbreitung  beS 
Steid^eS  ©otteS  gearbeitet  unb  geftritten,  fo  ftarb  er 
toie  ein  SJlart^rer  ben  §eIbentob  für  Seligion  unb 
Saterlanb.  @o  lautete  aud^  baS  Ürtl^eil  $iuS'  IX. 
über  ben  lob  ©arcia  SRoreno^S  in  feiner  Silo« 
cution  an  bie  $ilger  t)on  Sat)al  am  20.  September 
1875. 

AuSfül^rlid^ere  Angaben  über  baS  Seben  unb  ben 
©l^arafter  ©arria  aWoreno'S  entl^alten:  D.  Manuel 
Maria  Polit,  Escritos  y  Discursos  de  Gabriel 
Garcia  Moreno,  recopilados  j  publicados  por 
la  Sociedad  de  la  juventud  catölica  de  Quito, 
y  anotados  por  su  presidente  D.  Manuel  Polit, 
2  tomos,  Quito  1887—1888;  Dr.  Pablo  He- 
rrera,  Apuntes  biogräficos  del  gran  magi- 
strado  ecuadoriano  Dr.  Don  Gabriel  Garcia 
Moreno,  Quito  1886 ;  A.  Berthe  de  la  Con- 
gregation  du  T.  S.  R.,  Garcia  Moreno,  Pro- 


sident  de  l'Equateur,  vengeur  et  martyr  da 
droit  chretien,  Par.  1887 ;  Amara  ®eorge4faiif« 
mann,  S)on  ©abrief  ©arcia  SRoreno,  $ra^ent 
berSep.ecuabor,  greib.  1891.  [8.3>rcfieIS.  J.] 
9tor^rt,  SouiS,  ber  SJerfaffer  beö  erflen  unb 
burd^  fpötere  gfortfe^ungen  unb  Seorbeitungen 
meltbefannt  gemorbenen  l^iftorifd^-geogra)>]^f^ 
Se^fonS,  »urbe  om  25.  ^Rörj  1643  }u  Soi^ 
mont,  einem  @tabtlein  bei  2)raguignan  in  ber 
$rot)ence,  auS  guter  ^familie  geboren.  Sr  finbirte 
erft  }u  2)raguignan,  bamt  im  SefuitencoUeg  }u  Ai^ 
enblid^  5U  S^on  unb  empfing  l^ier  oud^  bie  ^eift^ 
^rieftermeil^e.  93et)or  le^tereS  ber  xSaß,  mar,  ja 
fd^on  im  18.  SebenSfal^re,  mar  er  als  ©d^riftfkller 
aufgetreten  (Le  pays  d'amour,  1661,  eine  Aüe» 
gorie ;  Les  doux  plaisirs  de  la  poösie,  Lyon 
1666,  eine  Slumenlefe  auS  frangöftfd^en  2)id^em). 
Sr  verlegte  fid^  auf  fprad^Iid^e  @tubien,  noment* 
lid^  auf  baS  3taUenifd^e  unb  ©panifd^,  überfe^te 
aus  Unterer  @prad^e  baS  ^d^  Don  StobriguQ 
„Uebung  ber  SoUfommenl^it"  (S^on  1667)  unb 
ttKtrf  fic^  auf  ©ef d^id^te  unb  ©eogropl^ie ;  ber  Um* 
ftanb,  ba^  er  in  S^on  mel^rere  Saläre  als  Son* 
troDerS^rebiger  mirfte,  l^alf  mit,  il^n  boOenbS  für 
fein  le^tfalifd^eS  Untemel^en  ^u  begeiftem,  inbem 
er  immer  florer  erfannte,  bo|  einerfeitS  bie  @e' 
fd^id^te  bie  einbringlic^jle  Apologie  beS  Soften* 
tl^umS  fei,  anbererfeitS  bie  93efanntf(^aft  mit  ber« 
felben  ben  9lid^tgele]^rten  fo  leidet  utib  angenehm 
als  mbglid^  gemad^t  merben  muffe.  2>aS  Se^i&m 
mürbe  feine  SebenSauf gäbe ;  mit  eifemem  ^|e 
arbeitete  er  baran,  unb  bereits  1674  fom  baSfelbe 
u.  b.  £.  Le  grand  dictionnaire  historique,  oü 
le  m^lange  curieux  de  rhistoire  sacree  et  pro- 
fane )U  SQon  in  einem  gfoliobanb  l^erouS.  9loröri 
jöl^Ite  bamalS  80  3a]^re.  S)ie  ongenel^me  6tdk 
eines  AlmofenierS  bei  feinem  ® önner,  bem  Sif t^ojt 
t)on  A))t,  ©aillarb  be  Songjiumeau,  mad^e  i^ 
eine  rafilofe  literarif d^e  Xb^gfeit  mdglid^ ;  allem 
er  t)ertraute  )u  oiel  auf  feine  3ugenb  unb  bie  Stü« 
tigfeit  feines  RbxpzxS.  Sieben  bem  SeifaOe,  ben 
ein  Sejtfon  fanb,  marb  il^m  bod^  aud^  gefugt,  eS 
ei  oft  ungenau  l^infid^tlid^  ber  geogropl^ifd^  unb 
unfritif d^  l^inftd^tlid^  ber  gef d^id^tlid^en  SbrtifdC  ba- 
bei  mit  genealogif^en  Xabdlen  überflutet,  oH^ 
unDottflänbig  u.  bgl.  2)ie|  nal^m  er  fid^  fo  §n 
^ergen,  ba^  er  ftd^  an  ber  93erbef[erung  \tM 
aSerfeS  förmlid^  ^u  £obe  arbeitete.  3m  3. 1680 
erfdbien  ber  I.  Sanb  ber  2.  Auflage,  am  10.  SuTt 
besfelben  3a]^reS  ftarb  ber  Serfaffer  unb  toarb  asf 
bem  @t.  ©eoerinuSfirc^l^of  ju  $ariS  begraben, 
möJ^renb  1681  ber  IL  Sanb  erfd^ien  unb  boS 
äBerf  t)on  Anberen  fortmöi^renb  Dermel^rt  imbmn- 
gearbeitet  nmrbe,  fo  ba|  gegenmörtignurnod^bcr 
9tame  Sßoröri  an  ben  Srunber  beSfelben  mo^nt 
Sfür  ^erre  93aQle  (f.  b.  Art.)  nid^t  aOein,  fonbeni 
für  öl^nlid^e  le^ifalif d^e  Untemel^mungen  bis  ffok 
ift  SRoreri^S  Se^on  eine  Sfunbgrube  gebßeben  unb 
emftg  auSgefd^rieben  be}tt).  lebigßd^  überfe|t  »or* 
ben,  mie  3. 9.  eine  Sergleid^ung  beS  SesifonS  omi 
3f elin,  mo  !Dloröri  nirgenbS  als  OueUe  angegeben 


1913 


ÜRorgon. 


1914 


iß,  toXb  jetgt.  9Jloröri^d  Se^on  erfd^ien  fd^on 
1712  au  $^d  afö  13.  Sluflage  in  5  93önben, 
1724  utib  1732  in  6  »änben  huxä)  &.  $.  ®ouiet 
l^rouSgegeben ;  eine  anbete  SuSgobe  (6  yoIb.  unb 
8  Yols.  @u))))I.)  erf d^ien  gleid^seitig  mit  ber  3.,  Don 
3.  Sl^.  Sedt  unb  %  %  »ustorf  bef  orgten  SluSgobe 
Don  afelinS  Sejifon  in  ©afel  1740—1745;  1759 
timrbe  ed  Don  2)rouet  auf  10  Sönbe  gebrad^i  (IBgl. 
bie  «uSgabe  Don  1759;  Niceron,  Mem.  XXVU, 
308  88.;  Ant.  Pericaud,  Moreri  k  Lyon,  Lyon 
1837,  in  ben  £xtrait8  des  Varietes  historiques, 
biographiques  et  litt^raires.)         [^ägele.] 

9t^tgait,X]^omaS,  nimmt  unter  i^ SDeijlen 
(f.  b.  9rt.  2)ei§mu§)  eine  bebeutenbe  @teQe  ein.  Sr 
iDar  guerfi  längere  3(it  ^rebiger  einer  (ireSb^te* 
rionifc^  @emeinbe  in  ÜRarlborougl^,  Deidlor  aber, 
liieil  er  ein  audgelaffeneS  Seben  fül^rte  unb  ftd^  }um 
SrioniSmuS  befannte,  im  3. 1726  fein  älmt  9htn 
verlegte  erjid^  auf  bie^eilfunbe  unb  übte  biefelbe 
unter  ben  Duofem  }u  Sriftol  au§.  3ule|t  lebte 
er  als  Sd^riftfteQer  in  Sonbon  bis  ju  feinem  Xobe 
am  14.3anuar  1743.  93on  feinen  mebidnifd^en, 
fomie  Don  feinen  sur  SSertl^eibigung  beS  ^rianiS- 
wu%  Derfa|ten,  1726  in  einer  Sammlung  mit 
ber  Stuffd^nft  A  Gollection  of  Tracts  relating 
to  the  Bight  of  private  judgment  etc.  }u 
Sonbon  herausgegebenen  @d^riften  fann  l^ier  füg« 
lid^  Umgang  genommen  »erben.  @eine  fynüßU 
f^rift  ift  ba§  anonyme  SBerf  The  Moral  Philo- 
sopher, in  a  dialogue  between  Philalethes, 
a  Christian  Deist,  and  Theophanes,  a  Chris- 
tian Jew,  3  vols.,  Lond.  1737—1740.  ®afe 
SRorgan  alS  ein  unfel^IbareS  jhiterium  ber  ®ött» 
Hd^t  einer  Seigre  bie  fittlid^e  SBal^l^eit,  SSemunft 
vaä>  Stngemeffenl^eit  ber  @ad^e  felbft  auffteüt,  W 
er  mit  innt  2)eiften  über]^au))t  gemein;  einen  felb« 
fiftnbigen  ätang  aber  in  beren  IReil^e  gibt  il^m 
btcfed  ^opptlit:  einmal  Dertritt  er  bie  gnoftifd^e 
Snfd^auung  beS  ißerl^oItniffeS  jmifd^en  bem  SlUen 
imb  bem  9leuen  Xefiament;  fobann  Derfe^t  er 
bie  Unterfud^ungen  über  @egenftanbe  ber  äteli* 
güm  unb  beS  ®IaubenS  auf  ein  neues  gfelb.  2)er 
Qkgenftanb  nomlid^,  auf  ben  er  ein  neues  fiid^t 
tucrfen  möd^te,  ijt  baS  Site  Xeftament,  feine  ®f 
fd^te^  feine  SReligion.  3n  erfterer  SSe^iel^ung  lel^rt 
9Rorgan  jttKir  feinen  SualiSmuS  ^föifd^en  @eift 
imb  9Raterie;  aud^  bem  2)o!etiSmuS,  mld)tt  ber 
(SnoftS  eigentl^ümlid^  ift,  fprid^t  er  nid^t  baS 
SBort;  allein  er  ftellt  ^mifd^en  SItem  unb  9}euem 
Xeflament,  ^mifd^en  bem  ®ott  äSraelS  unb  bem 
®ott  ber  Sl^ften  einen  2)uaIiSmuS  auf,  föeld^er 
bet  gnofKfd^en  Snftd^t  Don  bem  SSerl^öItni^  beS 
VÜm  XefUnnentS  unb  ber  d^riftlid^en  Steligion 
onffallenb  entfprid^t.  3lx^t  nur  erfd^einen  il^m  bie 
Onofüfer  als  Die  ödsten  Sl^riften  ber  erflen  Sol^r- 
^unberte,  als  bie  SSertreter  ber  freien  äBal^r^eit, 
fonbem  er  betrad^tet  aud^  ben  Subengott  als  einen 
tmtergeorbneten,  befd^ronften,  nationalen  @d^u|- 
gott^  ber  feineSmegS  ibentifd^  fei  mit  bem  toal^ren 
Oott,  gonj  fo,  mie  bie  ®noftS  baS  ®efe|  unb  bie 
al^ftamentli^Oelonomie  bem  2)emiurgen,  einem 


fd^hmd^n^  unDottfommenen  äBefen,  jufd^rieb.  3{l 
ber  gnofiift^e  S)emiurg  ein  l^rter,  graufamer  ®ott, 
f 0  finben  mir  aud^  baoon  Analogien  bei  ÜJlorgon, 
befonberS  in  feiner  (Mrterung  beS  SSertilgungS- 
friegS,  ben  bie  3SraeIiten  auf  Sefel^I  ü^reS  ®otteS 
gegen  bie  Canaaniter  fül^n  follten,  fomie  in  ber 
unertröglid^n  beSpotifd^en  ^orte,  bie  er  bem  Seri« 
monialgefe^  }ufd^reibt  Unb  mie  bei  ®noftüer 
ÜRardon  (f.  b.  Srt)  ben  l^L  ^ßauIuS  aOein  oIS 
9l))ofteI  Derel^rte  unb  nur  bef{en  @d^riften  nebfl 
benen  beS  ^PouIinerS  SucaS  in  feinen  Sanon  mtf- 
nal^m ,  f o  mö^It  auc^  ÜJlorgan  nur  ben  ^oftel 
^uIuS  5tt  feinem  ^ül^^^t;  biefer  nur  gilt  il^m  alS 
ein  Vertreter  ber  freien  ©ubiectiDitöt,  beS  reinen 
ödsten  ©^riftentl^umS  im  Segenfa^  gegen  baS 
3ubend^n{}ent^um.  3n  Setreff  ber  ®efd^id^te  beS 
Eliten  XejtamentS  gibt  er  }uerfi  eine  pl^ntafUfd^, 
m^tl^ologif (^  f peculirenbe  Srflörung  über  ben  $ol9« 
tl^eiSmuS  ber  Israeliten,  lö^t  bann  bie  ®ötter  Der- 
e^rt  merben  burc^  Opfer,  ju  beren  Orbnung  unb 
Seitung  ftd^  aQmöIig  ein  $riefierftanb,  Dorgüglid^ 
in  Seg^ten  burd^  Sofepb/  gebilbet  ^abe.  dier 
feien  aud^  bie  3SraeIiten  mdl^renb  il^reS  taugen  ^- 
entl^alteS  DoUfommen  ög^tianijtrt,  b.  i  in  %ber« 
glauben  geftürjt  morben.  Um  bte  burd^  bie  ög^p- 
tifd^  $rtef)eneIigion  Derborbenen  3SraeIiten  ju 
leiten,  ^abeüRofeS  il^rem  9[berglauben  fid^  accom- 
mobirt  unb  ein  boppelteS  ®efe|  gegeben.  92ad^ 
Morgan  ift  baS  mofaifd^  !DloraIge)e|  blo^  ein 
bürgerlid^eS,  nationales  unb  unDoUfommeneS,  baS 
Stitual-  ober  Serimonialgefe^  aber  meiter  nid^ts 
als  ein  Bind  fleif d^Iid^r,  meltlid^er  $oIiti!,  tootm 
nid^ts  äBal^reS  unb  ®uteS  fet,  eine  binbenbe,  }u 
©HaDen  mad^nbe  Serfaffung,  ein  unertröglid^ 
3od&  ber  §finf)emi^,  X^annei  unb  SSafaOen- 
fd^ft,  beS  ®rimmS  unb  SIenbS,  unb  ber  ^oftel 
$auIuS  mu|  für  biefe  feine  Slnftd^t  fpred^ 
2)ie  3ntegritöt  beS  ^entateud^  begmeifelt  9Ror« 
gan  unb  untermirft  nid^t  nur  bie  ®efd^id^te  beS 
liuSgugS  aus  Seg^pten,  fonbem  bte  gonge  iSraeli« 
tifd^e  Sefd^id^te  einer  ffriti!,  bei  melier  tl^eilS  bie 
Sarbe  beS  Uebematürlid^en  unb  SBunberbaren  ab« 
gebleid^t,  tl^eilS  ber  ftttlid^  Sl^rafter  ber  l^anbeln- 
ben  $erfonen  in  ein  fd^IimmeS  Sid^t  gefteUt  mirb. 
Sie  Sßunberergöl^Iungen  bel^belt  er  fo,  ba^  man 
fielet,  toit  er  ^mifd^en  ber  SorauSfe^ung  beS  93e« 
trugS  unb  ber  Snnal^me  einer  Deronoemben  @age 
unflar  l^in  unb  l^er  fd^manft.  2)od^  l^alt  er  an 
biefer  mtitl^ifd^en  Suff  äff ung  nid^  confequent  feft; 
mand^e  SQi^unbererjöl^Iungen  merben  aud^  fo  bel^- 
belt,  ba|  ber  Vorgang  mit  93erle|ung  beS  mora- 
lif d^n  S^arafterS  einer  l^nbelnben  ^rfon  atS  na- 
türlid^  bargefteUt  mirb.  93ei  ber  ßrgöl^Iung  Dom 
9QBaf{er  auS  bem  pfeifen  meint  er  }.  93.,  ba^  ben 
SSraeliten,  meldte  bisher  nur  92iItDaffer  auS  ben 
ftanölen  fannten,  ein  auS  bem  pfeifen  fprubeInbeS 
SBaffer  munberbar  Dorfam.  SIS  fte  aber  fpäter 
merften,  ba|  biefeS  ein  gemöl^nlic^er  StaturDorgang 
fei,  l^ätten  fie  gur  Strofe  für  bie  betrügerifd^e 
Saufd^ung  il^rem  ^eerfül^rer  ben  ßintritt  in  baS 
Sanb  danaan  Dermeigert.  Seffer  als  ÜRofeS  fommen 


1915  ÜKorganatif^e  fi1)t  —  SJiDrin,  gtienne.  1916 

bei  Snorgan  bie  ^tofi^etnt  weg,  item  iSmif  unb  lonbs  S^nft  idqt  bei  brittt  !Banb  beS  Moi^ 
©telluiiginbet9iationttim®Qiiäcnni(^t  unric^'  Philosopher  geric&tet  ?lu(  biejen  Jolgte  bie  mö- 
tig  auffo^t,  unb  bie  er  »ort  ben  ^litflem  gelang  fü^rlit^e  ©tieitfc^nft  beS  ^ireSbQtenaneii  Somiil 
gu  unteifc^eiben  mei|.  39enn  er  aber  im  Mgemei-  IS^anbiei,  ber  btti  toa^ien  Ülornm  be#  Mmd 
tun  mit  ^(J^tung  unb  S^ifui^t  Don  i^ntn  ffrir^t,  PhiloBopher  juer^  nannlc.  S)a9  ald^tigjlt  nnb 
fo  a))ci^op|irt  er  bod)  tinjtlne,  »te  ©amuti,  S)a>  ierü^mtefle  SBerl  a&er,  baS  in  bei  ^Slox^aa'}^ 
bib  It.,  tDtnigtr  lü^mlii^,  unb  alle  ntü||en  mc^r  Sontrat)ei|e  erfii^ien,  ifl  „Site  QBttlic^  @aibimg 
olttt  Weniger  bie  €ii^Ib  ^aden,  ba|  bie  unglud-  ÜlofiS"  Don  SBiOiam  SBurburton,  bomaie  flofikn 
ß^  3lQtion  buiii^  cerfe^ile  spolitil  in  DJeligionB'  be8  fprinjen  ßon  SSales,  1759  !8if^o[  ton  ®fo- 
fa^enju  bem  traurigen  ©d^iiiflal,  bem  bab^loni-  ctfter  (geft.  1779).  (5JgL  §ien[e,  Ällgem.  ©efi^ 
t^enesil,  geBrai^t  TOorben.  ®a8 ©ejamntlutt^eil  bei  c^rifH-ffirdieVI,  Siaiuift^meifl  1804,  70ff.; 
über  baä  SBoIT  liegt  barin,  baß  enbliii^  im  Dialog  2;riniu§,  gre^benrei-Septon,  Seipjig  unb  SSern- 
,ber  (^riftlic&e  3ube  %t)topfiamS"  feftp  jugibt,  bürg  1759.  369  ff.;  ©c^ötf^,  e^ripL  ffiri^ 
bol  SSdII  Sfirael  unb  btflen  fpäteie  ÜeberMeibfet.  geft^^te  feit  bei  äiefornrntioii  TT,  Seipjtg  1807, 
3uben  genannt,  feien  ein  ^Bd|P  CeiTetirteS,  grob-  200  ff. ;  ^u^rmann,  ^anbDBrte^^  ber  ifäfL 
Ii$  unDiffenbeS,  abeigläubif^eS  unb  Deijneifelt  EReligionS'  unb  ifini^gefd^te,  ^Ktllt  1829,  in, 
goHlofcS  @ef$led)t  Don  !D1enf(gen  genefen.  SBie  174;  l'cdjkr,  <&z}^,  be€  engl.  S)ct§mu8,  @liiltg. 
man  fie^t,  baben  biefe  EinfäUe  ein  bejonbereS  3n-  unb  Tübingen  J  8-11,  370  ff.  312  il  B.)  [gt^] 
tneffe  infofem,  aie  bie  neuefte  J^ntit  beä  ^Iten  SSorganaAfi^e  61^e,  |.  61ie  jui  linhn  ^onb. 
SepameniS  jld^  ganj  auf  btm  f^on  Don  Üßotgan  |8organ),  f.  'iffcl^obiften. 
eröffneten  spfabe  bcroegt,  §at  Üßorgan  auf  biefe  ^orgengeDef  öet  3uben,  f.  Sep^iHo. 
SBeife  eine  gioge  ffluft  snifii^en  bem  Eliten  unb  ^otgeitCätibifc^e^in^e,  f.Srjet^ifi^eßbte. 
bem  91euen  Sepament  befepigt,  fo  mad^t  ei  oui^  ^Ptgentänfen,  f.  Angelus  Domini 
eine  buoliftifi^e  ©Reibung  iro\\ä)tn  3ubend^riflen-  ^orin  (^^-.iTOr:  -i-),  'Diame  beS  Xemitelbetae* 
Qium  unb  leinem  6](niftentl)um.  gi  fa|fe  jtoai  ju  Senifnlem,  tommt  in  ber  ißulgata  nur  an  bei 
baS  e^iiftenl^um  atä  aKorol  unb  als  nieber^et-  einen  Slelle  2  ^ar.  3, 1  uor.  'Set  ^rfiifi^Iest 
geftellte  Dteligion  bei  3iatur  auf  unb  ^ob  nament>  füfiit  benfelben  !Itamen  aber  fcEton  an  einei  fiü^ 
lic^  als  Sorjug  bei  d^ripii^en  Cffenbarung  bie  ©teCIe  (@en.  22,  2)  an,  no  Don  btm  .Sonb  bei 
ftlar^eit  unb  ©emi^eit  bei  Äenntnife  Don  Sott,  Mona",  b,  b-  bei  ©egenb  um  ben  ÜRoiio  (SJulg. 
anfeien  fittli^en  Sppic^ten  unb  bei  Unpeibticbfeit  terra  ™ioniB,  LXX  -^  u+^XtJ),  bie  3ieb«  ij. 
^ertjor;  abn  er  bemeinte  jebeS  ©e^eimni^  in  bem  gtietnoii^  toar,  mie  mit  ber  91tti(ei  ^eroor^bt,  ber 
^itftlii^en  ©Icmbenefgftem.  9hir  um  fit^  notb*  ^ame  fi^on  ju  abro^amS  3(it  betonnt,  unb  bie 
tDtnbig  JU  mod^en,  meint  er,  bobe  bei  6teru§  bie  neue  SSenennung,  »eldde  er  ber  Oertlit^ftit  lu^ 
Sacramenle  er^nben.  Su^  fonb  nadC)  i^m  fi^on  ^,  14 gab:  „(Serg,  tno)  beiden  fte^t*,  mm  eint 
in  ber  erften  3eit  eine  ißermifi^ung  Don  Sübifcbem  Snmeiäung  ober  Umformung  biefes  9tonunfi,  ber 
mit  S^iiftlid^em  flott,  unb  bie  SSerf^iebenbeit  in  (";  ■«■i=)  „®eäeigteä  beä  lierm"  (Sif^cinntig 
ben9In{i(bten,obbie3uben-unbbie^eibend^Pen  @ottee)  bebeutete.  Sa^  bei  fo  bqeidbnett  9eig 
jur  ÜSeobaibtung  beS  mofaifc^en  @tfe|e3  Der-  mit  bem  fpätemSemtielbetgibentifd^  hmi,  iflMn 
^id^tet  feien,  biente  i^m  jum  ^Seneife,  ba^  bie  je^eiwegenberätoibitblicbteitbeSOftferigeglaiiit 
»pDpel  nid^t  in  gleiilber  SBeife  inffiirirt  unb  un*  moiben,  ueld^eB  ^bia^am  auf  biejem  £Bnge  ben- 
fet)Ibar  gemefen.  9Sie  in  bei  alten  3cit  baS  ö^te  biaifrte;  bie  gunobme ifi  aucb buti^  bit gnt^nurog 
e^itflent^um  nui  bei  einigen  SJiffenterS  (Sno-  gerc^tferligt,  meldte  Bon  ©erfabe  bis  aenifnlm 
Pifem)  gemefen  fei,  fo  fei  ou^  fdn  cbriftlid^er  21  ©tunben  ober  biei  Xagereifen  betiBgL  3a 
®eiimu8  (eineStoegS  eine  DpliofitiDn  gegen  baS  fpSterer3eit  ^tu6teber9Jame51floriohemberüi«■ 
ä^i6fe  ©b'^iftentfium,  fonbem  nur  Sßojitiou  oeS  äcEit  tem  unb  umfaffenbein  Dramen  ©ion  nm^tn,  wäi 
e^riplic^enunb9iegQtionbe83ubend6riPent6um8,  nod^  fpäter  tommt  nur  ber  iRome  ,a>ni(ittt«rB' 
baS  immer  noc^  in  ber  EbriPenbeit  mudbeie,  S)a^  (n^?  -<n)  Dor,  [flnnfaL] 
auäf  biefe  anfcbouungen  im  19. Sabibunbett  ttie-  ^Kotitt,  Etienne,  ein  ^oteflontiftberS^e»' 
ber  aufgelebt  finb,  broui^t  (aum  erinnert  ju  met-  Inge  unb  gelebrter  Orientalin,  wor  gÄiien  p 
ben.  S)iefe  Seiten  beS  Moral  Fiiilosapher,  melcbe  Säen  am  1.  Januar  1625.  Sr  nmrbe  guei^  p 
Snorgon  im  erften  %anbe  in  blalogiftber  $orm  ben  flaufmannfftonb  beftimmt,  bem  fein  fcü^Kf 
ftlbftfinbig  entmidfelte,  riefen  mebrere  grmiebe»  ftoibenei  SSatei  angebBrie,  eibiett  aber  f^lielG'i 
Hingen  1)tTbm,  namenilicö  Don  3obn  gb^pinou  Don  feinei  5Jhtttei  bie  grlaubnife,  feiner  tief  geoBr- 
(geft.  1760),  BDn  Sobn  Selonb,  ber  fd^on  gegen  jelten  5ieigung  gum ©tubium  ju folgen.  SnSdm 
Sinbal  aufgetieten  war,  unb  Don  bem  Jüngern  nnb  bann  ju  Serben  betrieb  er  nimmtldr  btfmtbei» 
X^omaS  ISumet.  ütui^bem  <Dloigan  im  gtoeiten  baS  ©tubium  bei  orientaltf^n  ©träidben.  ?■ 
Sanb  auf  bie  ©(^riften  Sliobmani  unb  fielanbS  3.  1649  uuibe  ei  )um  ^ßoi  bon  St'$ietn- 
geantwortet  bitte,  fd^rieb  DJIofe«  Sornman,  ein  fur.S)iDe  in  bei  51äbe Don  Kam  ernannt  unb bW 
fre8b9teriQnif4er«piebigei(1752).  eine  Bertbel'  15  Sab«  bafelbft.  gnblid^  entfd^lofe  er  fWSmf 
oigungberbürgerli^enginrii^tungenber^ebiäer.  mieberfialteS  ©rängen  feinet  gfieunbe,  bie  Sßfoip 
©tgen  Sotuman  unb  ben  jneiten  99anb  oon  Se-  peße  ju  Sacn  anjun^mm,  utli^  on^  f(^ 


1917 


SRotin,  3o^anne8. 


1918 


mel^rere  feiner  SBorfal^ren  inne  gel^afit  l^atten.  Sie 
Snfl^bunQ  bed  SbicteS  t)on  9tante§  t)erattla^te  il^n, 
itac^  ^oQanb  }u  gelten,  too  er  erft  in  Serben,  bann 
inStmfterbam  qI8  Seigrer  ber  orientalifd^enSprad^en 
oitftrat.  ^ier  ftarb  er  am  5.  'JRax  1700.  Seine 
f^au))ttt)ei!e  {inb:  DissertationeB  octo,  in  qui- 
büB  multa  sacrae  _et  profanae  antiquitatis 
monumenta  explicantor,  Genevae  1683,  neue 
tbtfL  Dordraci  1700 ;  Exercitationes  de  lingua 
primaeya  ejnsque  appendicibus ,  ültrajecti 
1694.  3hl  biefer  ©d^rift  üert^eibigt  er  bie  «n« 
fi^,  bog  bie  l^ebräifd^e  Sprad^e  bie  Urfprad^e 
bcr  IRenfd^l^eit  fei.  fßql  bap  feine  Lettre  sur 
Torigine  de  la  langue  hebralque  in  ben  t)on 
liBobet  gefammelten  ®iffertattonen  I,  Par.  1712. 
f^enter:  Explanationes  sacrae  et  philologicae 
in  aliquot  y.  et  N.  Testam.  loca,  Lugd.  Batav. 
1698.  SRel^rere  Heinere  @d^riften  unb  9uffö^e 
tum  i^m  finb  genannt  (et  Nici^ron,  Memoires 
Xn,  281—238,  bei  Söd^er,  attgem.  ©ele^rten- 
Icjüon  m,  Seipj.  1751,  681,  unb  in  ber  Nou- 
Tdle  Biographie  g6n6rale  XXXVI,  Paris 
1861,  597.  1%  effer.] 

^Roris  (MorinusX  3o]^anne§,ein  gelel^r» 
in  Oratorioner,  ttmrbe  1591  ju  93(oi§  t)on  refor- 
itirten  £Item  geboren.  9{ad^bem  er  fi$  }uSa9lo- 
4dle  baS  Stubium  ber  clafftfd^en  fiiteratur  l^atte 
liotjäglid^  angelegen  fein  laffen,  toarf  erfi$  nad^* 
Ber  )u  Serben  mit  allem  (Sifer  auf  ba§  ber  ^ßl^ilo« 
iopi^t,  TOa^ematit  3urtS))ruben}  unb  namentlid^ 
ber  X^eobgie,  fomie  ber  orientalifd^en  ©prad^en. 
Sie  Seetüre  ber  l^eiligen  @d^rift,  ber  JKrd^ent)citer 
«nb  ber  SoncUienacten  enegte  in  il^m  balb  3tt)^f  ^^ 
Aber  bie  Stid^tigfeit  beS  reformirten  Sel^rbegrip, 
snb  biefe  S^ti]ü  ttmrben  nod^  gefteigert  burd^  bie 
Gbreittgfeiten  ber  ^[rminianer  unb  ber  ®omariften 
Q.  b.  9rt.).  9tad^  längerem  prüfen  trat  er  enblid^ 
{u  $Qrid  unter  ber  Seitung  beS  @!arbinaIS  bu  $er- 
nm  in  ben  @d^o^  ber  latl^olifd^en  ftird^e  }urüd(. 
Um  ungeftörter  ben  SQBiffenf^aften  leben  )u  fönnen, 
trat  et  1618  in  bie  erft  hirae  3eit  öorl^er  t)on  Se- 
ndle  (f.  b.  Art.)  gcfHftetc  Kongregation  ber  Dra» 
torianer  ein.  92ad^bem  er  bann  bie  ^rieftermeil^e 
ed^otten^  gab  il^n  SeruKe  bem  Sifd^of  3Jl\xon  t)on 
Inaer«  an  bie  Seite;  als  biefer  1627  gr^bifd^of 
mm  S^on  mürbe,  folgte  il^m  Snorin  aud^  bal^in 
sad^.  9{ad^  bem  Sobe  biefed  ^rölaten  feierte  er 
im  3. 1628  nad^  $ari3  jurüd  unb  gemann  ba« 
fäS^  burd^  feine  @d^riften  unb  ausgebreiteten 
ftominiffe  balb  ein  foId^eS  Sufel^en,  ba|  t)erf(i^ie" 
boie  Sifd^öfe  il^n  öfters  ju  il^ren  SSerfammlungen 

Egen  unb  in  ben  mid^ti^en  ^[ngelegenl^eiten 
feines  Statines  bebienten.  «ud^  ißapft  Ur- 
VnL,  ber  bie  ©ried^en  unb  bie  übrigen  f  d^iS- 
moKfdben  ftird^en  beS  ÜRorgenlanbeS  mit  ber  römi» 
lAcit  ifird^  }U  bereinigen  fud^te,  berief  i^n  nad^ 
abm,  um  il^  bei  biefem  UnionSmerf  e  ju  oermenben. 
feter  luil^m  il^  ber  SorbinalSarberini  red^t  freunb- 
u^  anf,  ollein  eS  t)erftrid^  gleid^mol^I  einige  3eit, 
MS  er  aud^  bei  ^olfieniuS  unb  SlOatiuS  (f.  b.  9rtt.) 
tbierftmmng  fonb.  2)iefelbe  nxir  bann  aber  rm 


fo  ooQftänbiger.  SBäl^renb  nSmlid^  bie  meiflen 
SDHtglieber  ber  UnionScommiffion  bie  Snfid^t  tl^eil- 
ten,  aUe  Orbinationen  ber  gried^ifd^en  JKrd^e  müß- 
ten t)enDorfen  merben,  meil  babei  nid^t  alleS  beob- 
ad^tet  morben,  maS  bie  Sd^olaftiler  jur  gform  unb 
ÜRaterie  berfelben  red^neten^  marb  Dorjüglid^  burd^ 
aßorin  unb  SlUatiuS  bie  rid^tige  Snfid^t  jur  ®el- 
tung  gebrad^t,  ba^  bie  gried^if^e  ftird^  betrad^tet 
werben  muffe  als  in  t)5IIiger  Uebereinftimmung 
mit  ber  lateinifd^en  ftird^e  ftel^enb,  föenn  unb  info- 
meit  fte  nod^  aUeS  baS  feft^alte,  maS  t)or  bem 
@d^iSma  beS  ^l^otiuS  geglaubt  unb  feftgel^alten 
morben.  9tad^  neun  SRonaten  feierte  ÜRorin  auf 
Setreiben  beS  SarbinalS  Stid^elieu  nad^  ^ranfreid^ 
jurüdC.  9}ad^  ben  Sinen  l^ötte  biefer  9Rini{ter  feine 
2)ienfte  in  Slnfprud^  nel^men  mouen,  nad^  Ruberen 
aber,  toaS  mel^r  SQBal^rfd^einlid^feit  für  M  l^ot,  l^ötte 
er  befurd^tet,  SJlorin  fönne  in  3lom  über  il^n  meni- 
ger  günftigeSnittl^eilungenmad^en.  fortan  mirlte 
SRorin  mieber  auf  bem  literarifd^en  ® ebiete  bis  }u 
feinem  Xobe,  ben  28.  Februar  1659.  SSon  feinen 
jal^Ireid^en  @d^riften  lieben  xoxx  folgenbe  auS: 

1.  Exercitationum  ecclesiasticarum  libri  duo. 
De  patriarcharum  et  primatum  origine  et 
antiqua  censurarum  in  cleros  praxi,  Paris. 
1626.  3)iefe  ©d^rift  entl^ölt  üiel  intereffanteS  SIKa- 
terial,  ift  aber  nid^t  ol^ne  formelle  Qfel^Icr  unb  bil« 
bet  burd^  bie  ftrenge  J)ert)or]^ebung  ber  ^apaU 
redete  einen  getoiffen  @egenfa|  ju  ber  ©d^rift: 

2.  Histoire  de  la  delivrance  de  TEglise  chrö- 
tienne  par  l'empereur  Gonstantin  et  de  la 
grandeur  et  souverainete  temporelle  donnöe 
k  TEglise  romaine  par  les  rois  de  France, 
Paris  1630.  2)iefeS  SBer!,  baS  einzige,  meld^eS 
SRortn  in  franjöftfd^er  ®pxad)t  derfa^te,  gefiel  in 
Stom  nur  toenig,  unb  er  mu^te  bem  Sarbinal  99ar- 
berini  baS  Serfpred^en  geben,  bei  einer  etmaigen 
^meiten  Auflage  gemiff  e  fienberungen  anzubringen. 
3tx)ei  Saläre  Dorl^er  l^atte  er  l^erauSgegeben :  8.  Biblia 
LXX  interpretum  6raeco-Lat.  cum  praefa- 
tio'ne  et  prolegomenis,  3  voll.,  Paris.  1628. 
2)aS  9nfe|en  ber  ©eptuaginta  mirb  barin  gegen« 
über  bem  |ebräifd^en  Ze^te,  ber  t)on  ben  3uben 
corrum})irt  worben  fei,  auf  eine  SBeife  l^eröorge- 
l^oben,  ba^  ©egenfd^riften  nid^t  ausbleiben  tonnten. 
91ud6  in  ben  ©d^riften:  4.  Exercitationes  eccle- 
siasticae  in  utrumque  Samaritanorum  Pen- 
tateuclium,Par.  1631 ;  Exercitationes  biblicae 
de  Hebraei  Graecique  textus  sinceritate,  ger- 
mana  LXXII  interpretum  translatione  digno- 
scenda,  illius  cum  Vnlgata  conciliatione . . ., 
Pars  I  et  11,  Par.  1633  et  1660,  unb:  Diatribe 
elenctica  de  sinceritate  Hebraei  Graecique 
textus  dignoscenda,  et  animadversiones  in 
censuram  exercitationum  ad  Pentateuchmn 
Samaritanum,  Par.  1639,  foK  überall  ber  9tad^* 
meiS  geliefert  merben,  ba|  ber  l^ebroifd^e  3:ej;t  Don 
ben  3uben  entfieüt,  ba|  ber  famaritanifd^e  Se^t 
meit  beffer  als  ber  l^ebr&ifd^e  fei,  unb  ba|  Ie|terer 
ftd^  meber  t)on  bem,  meldten  SufebiuS,  ^ieron^muS 
unb  bie  übrigen  ftird^em>&ter  Dor  fid^  ge|abt  l^ätten. 


1921 


IRotil  9BtI^eIm. 


1922 


(Bäfirom,  einet  leibetifd^ftltd^enSafoiniftin.  Mein 
f^on  im  nömltd^en  3a]^re  trat  fein  Sruber  Sl^ri* 
jUon  SuQujlt  }ur  lotl^olifd^en  fttr^e  }uräd,  unb 
beffen  Setfpiel  toit  beffen  fd^riftlic^e  unb  münb- 
lidit  ßrmal^nunQen  mad^ten  in  Serbinbung  mit 
bell  )u  Stom  em))fangenen  Sinbrüden  feine  Intime' 
rifd^  Ueberjeugung  manfenb.  93on  ber  SOBol^rl^eit 
ber  Iat]^oU[(|en  Steligion  ttor  er  balb  f o  überzeugt, 
bai  er  Snoere  in  il^rem  Sntfd^Iu^,  biefelbe  on^u- 
tiel^men,  beftärfte.  3^n  felbft  aber  l^ielten  t)on 
biefem  @d^ritt  lange  jmei  93ebenlen  jurüd :  baS 
eine  toar  bie  gfurd^t  Dor  bem3om  feiner  ©emal^Iin, 
ber  er  aufrid^tig  }uget]^an  tt)ar;  ba§  anbere  bie 
SüDögung,  ba|  er,  fobalb  er  fatl^olifd^  toerbe,  ber 
Sbrninifhotion  beS  SBiStl^umd  9taumburg  entfagen 
muffe  unb  fo  bad  eingige  ÜRittel  jur  2)edung  feiner 
€d^ulben,  meldte  bei  Derfd^menberifd^em  ^of^alt 
fel^r  angemad^fen  ttaren,  t)erliere.  SBegen  be§  le^« 
tan  99eben!end  ertoirfte  il^m  fein  Sruber  t)om 
tl€A\tt  bie  Syia^t,  ba|  er,  aud^  föenn  er  jur  la- 
^Hfd^en  Afird^e  übertrete,  bo(|  im  ©enuffe  ber 
fnigtid^en  C^inlünfte  t)erbleiben  folle.  Sluf  biefe 
aSer^lung  l^in  f a^te  ber  jagl^af te  gürft  nun  einen 
mut^igen  Sntfd^Iu|.  6r  begab  ft^  }u  (Snbe  be§ 
3o]^  1715  3u  feinem  Sruber,  bemSarbinal,  in 
bie  bd^mifd^e  9lorbertinerabtei  S)osan,  legte  bort 
tat  beffen  Mnbe  bad  fatl^olifd^e  @Iauben§befennt« 
nil  olb  utw  empfing  bie  j^eiliae  Sommunion  nebß 
ber  l^eiligen  gfirmung.  2)iefed  freubige  Sreigni^  be- 
rid^tete  ber  Sorbinal  augenblidtlid^  unb  SRori^  f  elbfl 
^a^  9Ronate  fpäter  in  räl^renben  SuSbrfidCen  bem 
^kipfte  nad^  Stom.  3n  feine  äteftbenj  jurüdCgefel^rt, 
bdd^imlid^te  er  feinen  Uebertritt  (önger  al§  ein^al^r, 
cnifd^lo^  ^d^  aber  im  9))ril  1717,  bie  @Iauben8- 
di^enmg  ei^  feiner  ®ema]^Iin  }u  offenbaren  unb 
einige  £age  fpöter  ftd^  au^  öffentlid^  al§  ffatl^o- 
likn  }u  befemten.  2)amit  begann  eine  ma^Iof e  9n« 
f einbimg  gegen  il^n  f oniol^I  in  feinem  ^aufe  als  in 
feinem  Sonbe,  unb  bie  ^ergogin  rief  babei  il^ren 
Sater  )u  ^ilfe.  Se^terer  forberte  ben  Jhnrfürften 
unb  ftdnig  Suguft  t)on  @ad^fen  auf,  fid^  in  ben 
aMi|  bed  93i§t|umS  9taumburg  ju  fe^en,  föeld^eS 
auf  drunb  beS  »eftfölifd^en  ^riebenS  t)acant  ge> 
toorben  fei,  unb  fo  fal^  ÜRori^  SQBill^elm  eine  lange 
geffixd^tete  Salamitat  über  fid^  l^ereinbred^en.  Unter 
oen  Sureben  unb  2)ro]^ungen  feiner  ©emal^Iin,  bie 
il^  gang  bel^errfd^te,  im  ©ebanlen  an  eine  un» 
erfd^vringlid^e  @d^ulben(aft  unb  in  Serjmeiflung 
loegen  ma^Iofer  Unbotmö^igfeiten  feiner  auf gel^e^« 
len  Untertl^nen  !am  bie  SSerfud^ung  an  il^n  $eran, 
iDieber  lutl^erifd^  ju  tt)erben.  9tad^bem  er  nod^  am 
Orunbonnerdtag  1718  mit  groger  ^[nbad^t  com- 
nninicirt  utü)  am  8.  September  feinem  93ruber  auf 
beffen  ^Befragen  ba§  @erüd^t,  er  molle  t)om  tati^o^ 
li^tn  ®Iauben  abfallen,  al§  mendacium  ab  im- 

Sdentissimo  nebnlone  aliquo  confictum  unb 
I  felbfi  ald  talis  inconstantiae  non  modo  ex- 
pertem,  sed  nee  eapaeem  begeid^net  l^atte,  foU 
er  am  16.  October  beSfelben  3a]^re§  ba§  lutl^erifd^e 
Sbenbmal^I  empfangen  l^aben.  Ob  biefe  9iad^rid^t 
tool^  ifi,  fann  nid^t  mel^r  ermittelt  merben,  benn 


ber  ßerjog  ftarb  fd^on  am  15.  9lot)ember,  oier 
äBodgen  nad^  feinem  angeblid^en  SbfaU,  gu  SQBeiba 
an  ben  Glattem.  9UIerbing8fd^riebberS9eid^tt>ater 
feines  Sruberd,  beS  Sarbinatö,  am  8.  SDecember 
1718  t)on  äBien  aud  an  ben  SarbinaI*@taatSfecre« 
tär  }u  Siom:  „. . .  @eine  cafoinifd^e  ©emal^Iin, 
©d^mefter  beS  ftönigS  Don  $reu|en,  l^at  ben  ^er« 
sog  öerlaffen,  ben  Berliner  6of  mit  il^ren  ftlage- 
liebem  erfüllt  unb  bie  Sutferaner  fo  aufge]§e|t, 
bag  alle  Gläubiger  beSf  elben  sugleid^  über  ii^n  l^er- 
fielen.  S)er  ftönig  Don  $oIen,  obgleid^  fat^olifd^ 
unb  im  Seft^e  be§  SiStl^umS  9ßei6en,  l^at  bem  be« 
feierten  C^erjog  ba§  @tift  9taumburg  in  Sefd^lag 
genommen.  9{ad^bem  ber  unglüdtlid^e^erjog  feine 
3uflud^t  in  äBien  gefud^t  unb  @e.  ÜKaieftät  ben 
ftaif er  gebeten,  bie  !Dlenge  feiner  ©löubiger  )u  be« 
gütigen,  um  Don  i^nen  einen  3<t¥ung8auffd^ub  er« 
toirfen  ju  laffen,  l^t  ein  gewiffer  SKinifter  l^eim» 
tüdKfd^  unb  gegen  aOe  SBal^rl^eit  il^m  ermiebert, 
,@e.  SDlaieftat  ber  ftaifer  tooUt  ben  ®ang  ber  ®e- 
red^tigleitSpflege  in  feinem  faiferlid^en  f)ofrat^e 
nid^t  l^emmen ;  man  nel^me  ba  feine  9tüd(fi(^t  auf 
S9e!e]^rung  jum  ftat^oIidSmuS  ober  ^roteftantiS« 
mu§,  menn  eS  einen  ®ered^tigfeitsfprud^  betreffe 
seeundum  allegata  et  probata*.  SHefe  Sntmort 
Derfe^te  ber  ©tanbl^aftigfeit  beS  ^erjogS  ben  l^ten 
@(^Iag.  93on  ienem  SugenblidCe  an  tonnte  er  nur 
mel^r  auf  ben  @d^u^  beS  l^önige  Don  $reugen 
sohlen,  ba  il^m  fein  anbered  ÜRittel  mel^r  in  9uS- 
flc^t  ftanb,  ftd^  aus  biefer  äugerflen  Serlegenl^eit 
5u  retten.  9$on  bem  proteftantifd^en  ftönig  aber 
f onnte  er  biefe  pecuniöre  öilfe  nid^t  onberS  aI8 
burd^  feinen  Slbf aU  Dom  f at|oIif d^en  ©lauben  f au« 
fen,  unb  eben  biefen  3tDed  Derfolgte  je^t  ber  be- 
tagte ffönig,  ber  il^m  Derfprad^,  il^n  mieber  in  ben 
93eft^  beS  @tifteS  9taumburg  }uräd}ufü]§ren,  ent* 
meber  auf  biplomatifd^em  SBege  ober  mit  SBaffen» 
gemalt,  ^[bgefel^en  Don  ber  Unbel^anlid^feit  bed 
l^ersogS  Don  ©ad^fen-S^^^  meldte  Unbeftünbigfeit 
er  in  taufenb  anberen  §f(UIen  bemiefen  l^at,  ift  er 
mit  einem  öu^erfi  l^^o^onbrifd^en  Xemperamente 
bel^aftet.  ÜReineS  Srad^tenS  l^aben  biefe  Urfad^ 
ißieleS  }u  feinem  StüdfaQe  beigetragen.  SlUein  bie 
Setoeggrünbe,  bie  jule^t  unmittelbar  }u  feinem 
©turje  in  ben  Slbgrunb  beigetragen,  ftnb  folgenbe : 
SrftenS  feine  fd^mere  @d^iübenlaft,  inbem  er  nid^t 
mel^r  mugte,  mie  er  ftd^  au§  ber  3loÜ)  l^elfen  utü) 
ben  Verfolgungen  feiner  ©laubiger  entgegen  fönnte. 
3n  bie  Snge  getrieben,  l^at  er  ben  3ubringlid^feiten 
feiner  ©emal^Un  fid^  ergeben,  bie  il^m  Derfprad^, 
il^n  aus  ber  92ot]^  ^u  retten  mittels  einer  Summe 
Don  100000  Xl^alem,  unter  ber  Sebingung,  ba$ 
er  }u  feiner  erflen  9ieligion  prüdfel^re.  Qu  biefem 
Semeggrunbe  gefeilten  ftd^  bie  arglifügen  ßinpfle* 
rungen  eines  angefel^enen  $räbicanten,  ba^  ber 
^eilsmeg  in  beiben  Sieligionen  offen  fiel^e  unb  man 
mit  beftem  ©emiffen  Don  einer  ^ur  anbem  über« 
gelten  fönne,  menn  man,  mie  im  gegenmörtigen 
Sfdie,  gute  ©rfinbe  bagu  l^be . . ."  3nbe|  iß 
möglid^,  ba^  ber  @d^reiber  biefeS  93riefeS  nur  Dom 
^örenfagen  fprid^t   ®id^  ifi/  ba|  gegen  ben 

61 


1923 


SRormonen. 


1924 


dürften  nad^  feiner  Sefel^rung  ein  gonjed  92e^  Don 
allen  etbenflid^en  SSerleumbungen  gejponnen  ttot« 
ben  tft;  }u  biefen  gel^ört  namentU(i^  ein  mQ|Io§ 
abgefd^ntadteS  @Iauben§befenntni^  DoUer  g^^beln 
unb  SSetbommungen,  toeld^eS  er  t)or  feinem  Sruber 
abgelegt  l^aben  foQte,  unb  toeld^eS  Don  einem  a)}0- 
fla^rten  ©eiftlid^en  !RamenS  Jüngling  burd^  ben 
ffirudt  öeröffentlid^t  würbe.  ÜJlan  barf  ba]^er  to6t)l 
ber  Slnfid^t  fein,  ba^  ber  bebrängtc  gfürfi  troj 
aller  gegen  il^n  angemenbetenSRad^inationen  feiner 
Ueberjeugung  treu  geblieben  ift  unb  ben  frommen 
ffatl^olüen  auS  feiner  gfamilie  ebenbürtig  an  bie 
Seite  gefegt  werben  lann.  (S5gl  Sä|,  ®ie  Kon« 
üeraten  IX,  greiburg  1869,  268  ff.  unb  bie  bort 
angef.  Sit.)  [ilaulcn.] 

^SBotitioiteii  ober  ^eilige  t)om  )üngften  3:age 
(the  Latter  Daj  Saints  of  the  Church  of  Jesus 
Christ)  f)ei^t  eine  in  9lorbamerifa  entftanbene 
})antf)eiftifdic  ©ecte.  ©iefelbe  ift  eigentlid^  nur  ein 
$roteft  gegen  ben  flad^en,  rationaliftifd^en  unb 
fQmboIifd^en  $roteftanti§mu§  unb  gleid^t  barin 
ben  3rt)ingionem  (f.  b.  Sri.  3hDing),  mit  bem 
Unterfd^iebe  jiebod^,  ba|  fte  an  bie  ÜRaffen  fid^ 
wenbet,  benfelben  einen  mütl^enben  Sntl^ufiaSmuS 
einim))ft  uno  hali  communiftifd^e  Clement  ju  fd^ar« 
fer  Ausprägung  bringt,  ©tifter  beS  SWormoniS« 
muß  ift  3oe  (Sofep)^)  ©mitl^,  geb.  ju  ©^oron  im 
©taate  Vermont  am  23.  S)ecember  1805,  ein 
9Renfd^  ol^ne  aDe  l^öl^ere  SBilbung,  bem  ftauf« 
mannSftanbe  angel^örig,  bef[en  $]^antafte  aber 
burd^  meSIeQanifd^e  $rebigten  möd^tig  aufgeregt 
warb.  Sr  l^atte  Derfd^iebene  @ecten  lennen  ge« 
lernt  fanb  aber  nirgenbS  Harmonie,  l^ielt  fd&Ue|« 
lid^  aQe  beftel^enben  Suite  für  gleid^  falfd^  unb 
befd^lo^  )ule^t,  eine  neue  Steligion  )u  ftiften. 
3laä)  feinen  fpöteren  SSerftd^erungen  wollte  er  fd^on 
1820  burd^  eine  wunberbare  Stimme  über  bie 
Salfd^l^eit  aDer  Religionen  unb  über  bie  beüor» 
ftel^enbe  neue  Offenbarung,  bereu  Organ  er  wer« 
ben  f oute,  belel^rt  worben  fein.  9lm  21.  September 
1823  üerfünbigtc  il^m  ein  6ngel  JJäl^ereS  unb 
beauftragte  il^n,  bie  in  ber  6rbe  öergrabenen  lafeln 
ber  Offenbarung  aufpfud^en,  bie  er  )ule^t  aud^ 
fanb  unb  beren  angeblid^er  3n|alt  baS  l^eilige  93ud^ 
ber  3Rormonen  bittet.  Unterftüjt  Don  bem  @ngci 
unb  burd^  bie  §ilfe  eines  bei  ben  Safein  befinb« 
lid^en,  au§  ^wei  transparenten  Steinen  beftel^enben 
SnftrumentS  (bie  Urim  unb  Thummim  ber  3uben, 
wie  er  fagte)  wiU  Smitl^  baS  gel^eimni^DoKe  pro« 
p^etif  d^«]^iftorif  d^e  93ud^  au8  feiner  unDerftänblid^en 
Sprad^e  überfeM  l^aben.  S)iefe8  99ud^  ber  SKor« 
monen,  baS  ftdj  atö  infpirirt  ber  Sibel  pr  Seite 
ftellt,  entl^ält  bie  ©efd^id^te  ber  amerifanifd^en  Ur« 
einwol^ner  feit  ber  erften  9JieberIaffung  einer  Dom 
Sl^urm  Labels  weggezogenen  Kolonie  unb  ber 
Kinwanberung  Don  äsraeliten  pr  3cit  beS  Äö= 
nigS  Kjed^iaS.  ?lad^  feiner  Suferftel^ung  foH 
Kl^riftuS  in  Smerifa  fid^  gejeigt  unb  bort  feine 
flird^e  gegrünbet  l^aben,  fein  SSolf  aber  wegen 
Dieler  Sünben  Demid^tet  unb  bem  legten  ameri« 
fanifd^en  ^ropl^eten  SKormon  unb  beffen  Sol^n 


9Jbroni  ber  iBefel^I  gegeben  werben  fein,  bie 
©efd^id^te  beS  untreuen  SSoIIeS  niä)er}uf(!^reiben 
unb  in  bie  Krbe  ^u  Dergraben,  woraus  eS  erji  „in 
ben  lüngften  Zagen"  wieber  genommen  werben 
foQe.  lieber  bie  wal^re  ®eneftS  biefeS  93ud^eS  umrbe 
bis  in  bie  neuefte  Qtii  ^ol^tnbt^  angenommen. 
Salomon  Spaulbing,  ein  angliconif^er  ®eifi« 
lid^er,  ^atte  in  feinen  ÜKufeeftunben  einen  l^ftori« 
fd^en  IRoman  über  bie  Ureinwol^ner  beS  ameris 
fanifd^en  Kontinents  unb  bie  Slbenteuer  ber  in 
9Jmerifa  jerftreuten  Stämme  SSraelS  Derfafet,  befjen 
Verausgabe  fein  Sob  (1816)jöinberte.  3)aS3Rami» 
^ript  foQ  burc^  einen  gewiffen  Sibne^  Sügbon, 
einen  frü]^em  Saptiftenprebiger,  in  bie^onbeoon 
3oe  Smitl^  gefommen  fein,  ber  mand^  Sebonfen 
barauS  entnommen  unb  fte  mit  eigenen  pl^ntofti« 
fd^en  3been  )u  einem  neuen  SOßerfe  The  Book  of 
Mormon  b j  J.  Smith,  Jr.,  Pahnyra  1 830  (beutj(^ 
^amb.  1852)  Derarbeitet  i^aht.  Wim  l^ier  fiegt 
ein  Srrtl^um  Dor,  ber  ftd^  nur  begl^Ib  fo  lange 
erl^alten  tonnte,  weil  SpauIbingS  Süonum  eijt 
neuerbingS  (1884)  befannt  gemod^t  unb  geprüft 
würbe.  2)te  Kompofttion,  ber  ©ebonfengong,  bie 
religiöfen  Sbeen  in  beiben  Sd^riften  finS  granb» 
Derfd^ieben.  S)aS  Book  of  Mormon  ift  p^ntojie« 
xtxä),  bagegen  SpauIbingS  äloman  langweilig; 
in  bem  einen  finb  bie  biblif d^en  3been  gefd^idtt  in 
bie  ©arftellung  gewebt,  in  bem  anbem  l^errfd^itber 
trodfenfte  9{ationaIiSmuS;  in  beiben  Süd^  iß 
!aum  ein  92ame,  ber  auf  biefelbe  SBeife  gefc^ri^ 
ift.  %nä^  fte^t  fejt,  ba^  Weber  Smt^  tiod^  fein 
angeblid^er  ©el^ilfe  Sügbon  ben  Stoman  Sponl* 
bingS  gefeiten  l^at.  3n  ben  amerüonifd^en  ^^tm» 
naien  unb  in  gro|  gebrudften  Annoncen  wmbe 
Smiths  Sud^  als  bie  Kntbedfung  einer  golbenen 
iBibel  mit  ref  ormirten  ügQptifd^en  Kl^arafteren  and« 
pofaunt,  bie  eine  neue,  biemofaifd^e  wie  bie  d^« 
tid^e  ergän^enbe  Offenbarung  entl^alte.  S)ie  t»m 
Smit)^  für  bie  äl^atfad^e  feines  gfunbeS  unb  ber 
Don  il^m  gefertigten  Ueberfe^ng  angefül^rtenS«' 
gen  waren  t^eilS  bei  ber  weitem  Sefanntmad^nng 
be§  iBuc^eS  fd^on  tobt,  tl^eilS  an  bem  ©elinga 
beS  Untemel^menS  fel^r  lebl^aft  betl^eiligt.  Snnt$ 
gab  au^erbem  nod^  ein  93ud^  Don  Offenbarungen 
ber  Kugel  ^erauS  unb  wollte,  ol^ne  l^ebroif^  mib 
gried^if^  gu  Derftel^en,  mittels  einer  SBunbobrile 
^ebräifd^e  unb  gried^ifd^e  $rop]^etien  ouS  bem 
Original  überfe^t  l^aben.  Stud^  SBunber  hä^ 
tete  ber  neue  ^ropl^et  gu  Derrid^ten,  j[ä)od^  foQten 
fte  nur  ben  Kingewei^ten  ftd^tbor  fein. 

3lad^  il^rem  ©laubenSbefenntniffe  erfennen  bie 
ÜRormonen  au^er  ber  Sibel  nod^  anbere  g5ttrt(^ 
Offenbarungen  an,  befonberS  baS  Su(^  SRomum. 
S)a  biefe  Offenbarungen  nod^  fortgel^n  unb  Set» 
fd^iebene  fid^  beren  rühmen,  fo  tft  ber  ffreiS  Vfttc 
2)ogmen  feineSwegS  enge  begrenzt,  imb  eS  finbcn 
ftd^  in  buntem  @emif^e  Diele  einanber  wibet* 
fpred^enbe  9Jnfid^ten.  Kine  Sufammenfiettung  gebe« 
Doctrines  and  covenants . . .  selectedfromthe 
Revelations  of  God,  by  Joseph  Smith,  1833  n. 
1881,  aud^  London  1845;  The  Pearl  of  gresi 


1926 


SRotmonett. 


1926 


Price,  Liverpool  1851 ;  Letters  exhibiting  the 
moBt  prominent  Doctrines  bj  Orson  Spencer, 
5.  ed.  1866.  9tad^  ber  9nf(i^uutig  ber  SRonnonen 
Vft  bo8  göttlid^e  Sßefen  nid^t  reiner  ®eift,  fonbem 
cÜDQfi  ftörperltd^eS,  Sitttmcflungdfäl^igeS,  boS  erfi 
im  Sanfe  ber  3eit  eine  berl^öltni^mä^ige  aSoK« 
fommenl^eit  eneid^t.  £§  e^iftiren  unjöl^Iige  ®5tter, 
Jodäft  oUe  erft  burd^  i^r  Singel^en  in  menfd^Iid^e 
Selber  jur  Snhoitflung  gelangen.  9nit  biefer  Seigre 
toiib  bie  ^ol^gamie  qI§  eüoaS  Serbienpiid^  bar- 
giefteQt.  ^enn  j[e  mel^r  grauen  ein  ÜRormone  ftd^ 

rm  3ti>ede  ber  9tad^!ommenfd^aft ,,  anflegelt",  unb 
mel^r  JKnber  er  eneugt  befto  größer  fmb  feine 
Serbienfte  um  bie  @ötter,  meldte  f\ä)  SBol^nfi^e 
(tabemacles)  fud^en,  unb  befto  l^dl^er  ttnrb  feine 
®(one  in  ber  £ttngTeit.  2)ie  &)t  ifi  il^nen  barum 
baS  SBid^tigfie ;  eine  gfrau  lann  nur  feiig  werben, 
locim  fte  einem  ÜRanne  berbunben  ift.  @ie  löugnen 
eine  allgemeine  Srbfünbe,  l^aben  aber  oerfd^iebene 
Xoufen  für  @ünber,  ftranfe  unb  Xobte  tl^eilS 
im  Saptiflerium,  tl^eifö  in  gflfiffen.  S)urd^  il^re 
Zobtentoufe,  bie  au§  1  Sor.  15,  29  begrfinbet 
mirb,  glauben  fte  bie  Sbgeftorbenen  auS  ber  ^5Qe 
munittelbar  in  ben  ^immel  berfe^en  gu  lönnen. 
SBer  nid^t  bei  il^nen  Sie  Xaufe  empfangen  fyA,  gilt 
ifinen,  mag  er  jf atl^oli!  ober  $roteftant  fein,  als 
^eibe.  9{ur  bei  il^nen  ift  bie  allein  gültige  Saufe, 
ote  malere  ^onbauflegung  unb  baS  föal^re  $riefter- 
Qum.  @ie  finb  be^l^alb  aud^  aQein  bie  „C^eiligen", 
M  benen  bie  S^ariSmen  unb  SBunbergaben  ber 
Qrfird^  aufleben,  unb  »eld^e  in  ba§  aUentl^alben 
nfbrbene  IHrd^enmefen  baS  redete  @eifte§Ieben 
tvleber  einfül^ren.  Sinnen  gel^drt  bie  ganje  SQBelt 
mit  dien  ®ütem;  fte  glauben  an  eine  93ieber- 
l^erfieHung  SionS  unb  eine  |)errfd^aft  Sl^rifti  im 
taitfenbj[ä$rigen  Steid^e,  nad^  oeffen  Snbe  bie  9uf» 
crflel^ung  ber  Sobten  erfolgen  foD.  —  UeberauS 
complicfet  ift  bie  Organifation  ber  ©efeKfd^aft, 
bie  einen  eigentlid^en  Sottedflaat  bilben  mill.  Sie 
iefi|t  eine  fo  gro^e  3<)^I  bon  Semtem  unb  9lb> 
igen  berfelben,  ba|  faft  Jeber  Sngcl^örigc 
eine  geiftlid^e  !ßerrid^tung  ausüben  !attn. 
mtterf^bet  borerft  ein  boppelted  ^riefter» 
f^nm,  bod  meld^ifebefifd^e  unb  bad  aaronitifd^e; 
tem  erflen  1^51^,  meil  geiftigen,  gel^dren  an  ber 
^rftfibent  unb  feine  imi  9tät]^e.  2)ief elben  f oUen  bie 
Xcbtit&tberfinnbilben  unb  bie  brei  fiieblingSapoftel 
^ßdruS^  Sol^neS  unb  3acobu§  barfteSen.  S)iefe 
«oße  ^ftbentfd^t"  übt  unbefd^rönfte  ©emalt 
in  bet  geifilid^n  unb  ber  »eltlid^en  ©pl^öre.  S)er 
9fdflbent  ift  burd^  bie  9lat^f  d^Iöge  feiner  Sf  ftftenten 
iiid^  gebunben.  Sine  anbete  SBürbe  ift  bie  be§ 
^Ikäriard^,  »eld^er  baS  93oI!  }u  fegnen  l^at.  ©el^r 
einfbilreid^  finb  bie  Spoftel ;  benn  nad^  bem  Xobe 
bc8  ^ßrffii>enten  gel^t  bie  l^bd^fte  ©emalt  auf  fie 
fiter,  uno  fte  l^ben  ben  9{ad^foIger  ju  ernennen. 
Silber  ift  bie  SBal^I  febeSmal  auf  ben  ißorftel^er  ber 
Spoßel  gefallen.  Sdbeftel^enlOOSSerfammlungen 
mm  Sidbenjig,  bon  benen  {e  7  ^röfibenten  finb, 
femet  ein  fRai^  bon  96  «eiteren.  Mt  bief e  ftnb  SRit« 
gßd)er  bei  meld^ifebefifd^en  ^rieftertl^umd,  ttd)^- 


renb  bie  S9ifd^öfe,  ^riefler,  SSermalter,  ©iaconen 
bem  aaronitifd^en  ^rieftertl^um  auoetl^ilt  finb. 
S)en  Sifd^öfen  unterftel^t  bie  äußere  Skrtoaltung ; 
bie  ^riefter  bürf en  prebigen  unb  taufen,  aber  nid|t 
bie  ^änbe  auflegen;  bie  S)iaconen  totthtn  für 
äußere  ©ienfte  gebraud^t.  «18  JKifftonare  in  frem- 
ben  Sönbem  werben  bie  «poftel  unb  bie  ®ieben}ig 
beftimmt. 

SHefe  ©ecte  berbreitete  fld^  in  hirjer  Seit  in  er- 
ftaunlit^er  aOBeifc.  3m  3. 1881  nmr  fle  faft  nur 
auf  bie  nöd^ften  «ngel^örigen  unb  Sfreunoe  beS  Stif- 
terg befd^rönft ;  im  3. 1853  jöl^Ite  man  fd^on  über 
800  000  SRormonen.  Um  bie  fjfamilien  @mi^ 
unb  SQBl^itmer,  ben  ®runbftod(  ber  @ecte,  fd^aarten 
jid^  nad^  unb  nad^  biele  ©laubige  in  ber  (Semeinbe 
URand^efter,  nal^e  am  See  Ontario.  93on  l^ier  auS 
tt)urben  fd^on  biele  «poftel  entfenbet.  2)ann  jogen 
fie  infolge  einer  SSifton  bed  ^ropl^eten  @mit]^  nad^ 
JKrtlanb  im  Staate  Ol^io,  fud^ten  aber  balb  in  bem 
meniger  bemol^nten  SBeften  neue  Kolonien  mi  er- 
rid^ten.  ©leic^  3ofue  fanbte  ber  ^ßropl^et  Itunb- 
fd^fter  in  ben  SDWff ouriftaat,  mo  1883  5Reu-Sion 
entftanb.  ^ier  l^atten  fte  nod^  größere  j^ömpf e  als 
früher  ju  Mel^  unb  mürben  t)on  il^ren  ^aqiatn 
alsaiüuberbetrad^tet.  S9ereit8  15000  aßamt  ftar! 
jogen  fie  nad^  bem  Staate  30ittoiS,  mo  ber  $ro- 
pl^et  1840  fogar  bebeutenbe  Privilegien  auf  legiS- 
latiDem  SQBege  erlangte.  S)ie  ÜRormonen  jeigten  fid^ 
l^ier  lange  ald  fleißige  Arbeiter  unb  erbauten  bie 
fd^dn  gelegene  Stabt  92auboo  am  ÜRifTtf fippi.  ^ier 
regierte  3.  Smitl^  als  ffönig  unb  $rop]^et,  gab 
®efe^e,  organifirte  eine  ÜRilij  unb  erbaute  einen 
pröd^tigen  Xempel;  jia  er  trat  fogar  mel^rmalS  att 
Sanbibat  für  bie  $räftbentenmürbe  ber  Union  auf. 
iSalb  gab  eS  aber  l^ier  bebeutenbe  Unrul^en,  nament- 
lid^  megen  ber  bie  ^ol^gamie  berfd^Ieiemben  X^eo- 
rie  t)on  geiftlid^en  Sd^mefiem  unb  S9röuten  unb 
megen  ber  burd^  bie  ÜRormonen  berübten  ®emalt- 
tl^aten  gegen  bie  9{ad^bam,  befonberS  als  bie  «n- 
l^nger  Smitl^S  bie  2)rud(erei  eines  il^en  feinb- 
lid^en,  Don  einem  2)ifftbenten  rebigirten  3oumaIS 
jetftört  l^atten.  3ttfoIge  biefer  Unrul^en  mürbe  im 
3. 1844  ber  ^ropl^et  nebft  feinem  93ruber  ^iram 
tumultuartfd^  burd^  bie  IBoIlSiufti}  ermorbet.  9tad^ 
bem  Xobe  beS  Stifters  brol^ten  bebeutenbe  ffamt)fe 
in  ber  Secte  felbft  auS^ubred^n.  Srigl^am  ^oung, 
Sibne^-Stigbon  unb  ein  93ruber  beS  Stifters  maren 
$rötet^enten  nm  bie  92ad^foIge ;  ber  Srftere  trug 
ben  Sieg  baDon.  2)ie  ff  äm))fe  mit  ber  9tad^barfd^ 
bauerten  fort;  1846  marb  9iauboo  gerftört.  SHe 
93erfoIgung  erl^öl^te  aber  nur  ben  ^natiSmuS; 
Diele  iBerbred^er  fanben  bei  il^nen  SfQl,  unb  mel^rere 
^CLUpttt  hmrben  il^rer  Zitaten  megen  gerid^tlid^ 
berfolgt.  SBäl^renb  Siele  nad^  Kalifornien  gingen, 
sog  bie  SRe^raal^I  1847  unb  1848  nad^  ber  SBüfte 
Utal^  am  SBeftenbe  «merifa'S.  SRit  feltenem  ®e- 
fd^idCe  manbelte  ^oung  bie  @inbbe  in  ein  irbifd^ 
^obieS  um;  l^Iid^eSaatf  eiber,  fnrüd^tigeObft- 
gärten  traten  an  Stelle  ber  fal^Ien  gflüd^  Sa 
immer  neue  Sd^aaren  bon  «uSmanberem  baju 
famen,  fud^te  $oung  für  ben  neugegrünbeten  Staat, 


1927 


aRorna?  bu  ^leffiS. 


1928 


ben  er  Scferct  nannte,  bie  gefe^lid^e  3lner!ennung 
öon  Seiten  ber  SJereiniöten  ©taaten  ju  erlangen. 
®amit  fönte  bie  ginmifd^ung  omerifanifd^er  ©e« 
amten  in  bie  inneren  Sngelegenl^eiten  befeitigt  »er- 
ben, ffier  Kongreß  in  SBaf^ington  t)em)arf  aber 
bie  üon  ?)onng  eingereichte  StaatSöerfapng  nnb 
Derweigerte  bie  9lnerfennung  eines  eigenen  Staates 
ffieferet,  erflärte  Dielmel^r  ba§  ganje  ®ebiet  unter 
bem  5Ramen  Utal^  ^u  einem  Serritorium  ber  SScr« 
einigten  ©taaten.  ?)oung  tourbe  1850  jum  ®ou» 
r>tmtwc  beSfelben  befteüt;  bie  IRed^tSp^ege  fottte 
öon  Seamten,  meldte  ber  Kongreß  fanbte,  auS« 
geübt  »erben;  gugleid^  famen  Don  SBafl^ington 
gro^e  ©untmen,  um  bie  ^au))tftabt  (Great  Salt 
Lake  City)  mit  öffentli^en  bauten  unb  einer 
Sibliotl^ef  ju  Derfel^en  unb  mit  einer  großen  SVlauer 
5U  umgeben.  2)urd^  allerlei  äntnguen  gelang  ed 
^oung^  bie  @^ongre^beamten  au8  bem  Serrito« 
dum  ju  üertreiben,  ben  Angriff  ber  SunbeStruppen 
1858  jurüdjutoeifen,  eine  allgemeine  9lmneftie  ju 
ertt)irfen  unb  ftd^  als  ®out)erneur  ^u  be]^aut)ten. 
grei  Don  öu^eren  ©inpffen  organifirte  er  ben 
neuen  ®taat  ®ie  ^roDinj  mürbe  in  Scjirfe 
(stakes)  unb  Slbtl^eilungen  (wards)  getl^eilt;  jeben 
fd^ixt  leitete  ein  ^röfibent  mit  ^mei  Statinen,  iebe 
abtl^eilung  ein  Sifd^of  mit  jmei  Sffiftenten.  S)iefe 
^Beamte  maren  millenlofe  SBerfjeuge  in  ber  §anb 
beS  oberften  ^räfibenten,  ber  eine  ©d^rerfenSl^crr« 
f d^aft  burd^  feine  $oli5ei,  bie  2)aniten  ober  Siad^e* 
engel  (Avenging  Angels),  ausübte  unb  aSe  mig> 
liebigen  ^ßerfonen  auS  bem  SBege  fd^affte.  SSiel» 
leidet  mar  mand^eS,  maS  bie  ^^eiben"  über  bie 
SBillfür  ^oungS  unb  feine  ©emalttl^aten  erjdl^Iten, 
übertrieben,  ganj  auS  ber  Suft  gegriffen  mar  eS 
nid^t. 

93on  Utal^  auS  mad^te  bie  ©ecte  in  aOen  Sön* 
bem  burd^  i^re  feuereifrigen  unb  energif d^en  SJlif- 
ftonare  ^ropaganba,  unb  bie  ^aut)tgemeinbe  am 
©al)fee  rid^tete  bereits  enc^flifd^e  ©d^reiben  an  bie 
in  ber  2)iaS))ora  befinblid^en ,,  ^eiligen"  ber  ganzen 
aOBelt.  Sol^n  Sa^lor  foDte  granfreic^  unb  Stalien 
eDangeliftren,  Soren^  ©nom  jeigte  ftd^  in  ©ar- 
binien  unb  in  ber  ©(Imeij,  6mft  ©nom  mirfte  für 
S)eutfd^lanb  unb  ©fanbinaDien,  granflin  9lid^arbS 
ju  2iDer|)ooI  für  6nglanb.  9lu^erbem  mürben  9JUf« 
ponen  auf  ben  ©anbmid^infeln,  in  Kl^ile,  SJlalta, 
©ibraltar,  Dftinbien,  El^ina,  Riopan  unb  91uftra» 
lien  errid^tet.  ©eine  größten  Striumpl^e  feierte  ber 
SßormoniSmuS  in  @nglanb,  ©übmaleS  unb  auf 
ben  ©anbmid^infeln.  91uS  ©änemarf  manbcrten 
3Siele  nadft  91meriifa  auS  megen  ber  mcit  Derbreitetcn 
SKeinung,  nur  ouf  bem  l^eiligen  ©oben  am  ©aljfce 
fönne  man  feiig  »erben;  nic^t  gering  an^ufc^lagen 
fmb  aud^  bie  3wgönge  auS  ber  Sfl]^eini)fal3  unb  ber 
©d^mei^.  ®ine  grofc  grfd^ütterung  für  ben  99e» 
ftanb  beS  SJlormonenreid^cS  brad^te  bie  Eröffnung 
ber  ^ciftcbal^n,  »eld^e  baS  bisher  Don  ber  SBclt 
abgefd^loffene  Utal^  augönglid^  mad^te  unb  bamit 
bie  erfte  ©jiftenjbebingung  abfd^niti  ©d^on  inner- 
l^alb  ber  Btdt  l^atte  fi^  ein  ©treit  »egen  ber  ^ol^- 
gamte  entf))onnen ;  SRand^e  erllarten  fie  als  SIuS- 


flu|  unreiner  SRottDe  ober  ber  ©d^m&d^  Dieler 
^rofel^ten,  unb  ber  ältefte  ©ol^n  beS  ©tifteiS 
bilbete  eine  Beorganized  Ghurch  ia  0))pD|itüm 
gegen  ^oung;  ^oung  felbft  aber  erRörte  bieSd^ 
Don  ben  ,,ange|^egelten"  SBeibem  als  baS  gi^ 
fociale  $rinci))  beS  SßormonenftaateS.  3e|t  aber 
erlief  1874  ber  (Songre^  ein  SSerbot  ber  Sid* 
»eiberei  unb  ftettte  aud^  Unterfud^gen  über  Der« 
fc^iebeneDorgelommeneSRorbtl^aten  an.  SerSlor* 
monenbifd^of  See  Derfiel  1877  tt>eflen  9njftftmi9 
l^ierju  bem  @algen,  unb  felbft  ^oung  »dre  ber 
gleiten  ©träfe  DerfaUen,  »enn  ifyn,  nid^t  fein 
plö^lic^er  3:ob  am  22.  «uguft  1877  ber  trbifd^ 
@ered^tig!eit  entzogen  l^atte.  Sr  ]^tnterße|  feinen 
17  äBeibem  unb  56  jhnbem  ein  93enn5gen  Don 
2  000  000  2)olIarS.  Sin  9lad^folger  »urbe  nid^ 
ge»ö]^lt,  f onbem  bie  oberfte  Settung  bem  SoDeg 
ber  }»51f  Spoftel  mit  bem  ©entor  Sol^n  Xa^lor 
an  ber  ©pi^e  übertragen.  Unter  il^m  nmrbe  ein 
neues,  bie  ißielmeiberei  Derurtl^etlenbeS  @efe|  ha 
bereinigten  ©taaten  (SbmunbS*®efe|  Don  1882) 
erlaffen.  2)a  in  bemfelben  ein  Unterfc^ieb  gemalt 
»ar  3»ifd^en  „^ol^gomie''  unb  „gol^abitation*, 
fo  l^atten  bie  @ef4»orenen  auS  ber  9iet^  ber 
SRormonen  ftets  ©elegenl^eit,  bie  »egen  $o^ 
gamie  Slngeflagten  freuufpred^en,  fo  ba|  }idett 
aKe  ÜRormonen  Dom  Sefd^morenenamte  au8ge> 
fd^loffen  »erben  mußten.  ©d^lie|lid^  »urbe  1885 
ben  9Jbrmonen  bie  SlltemattDe  gefteSt,  enttoeber 
ftd^  ben  ®efe^en  ^u  fügen  ober  auSjumanbeni 
@ine  SBerfammlung  ber  SJlormonen  au  ©alt  Mt 
SitQ  im  3uli  1887  fe^te  nun  eine  neue  SBerfaffmg 
auf,  in  »eld^er  bie  ^ol^gamie  unter  ©träfe  tm» 
boten  »urbe.  2)er  Songre^  ging  aber  auf  bieSiti^ 
unter  biefer  Sebingung  i|nen  bie  äSoned^te  eincS 
©taateS  gu  Derletl^en,  nid^t  ein ;  caiä)  eine  (bBiß 
rung  SQBoobruffS,  beS  gegen»ürtigen  SRomunien« 
))rapbenten,  ba|  ^ol^gamie  bei  i|nen  nid^  maß 
erlaubt  fei,  bef riebigte  ben  Songreg  nid^t 

^xtQaifl,  berSßormonen  »irb  auf  et»a  250000 
bered^net;  baDon  leben  110000  in  Utal^,  25000 
in  ben  Staaten  3o»a  unb  Sllinoid,  in  @n^* 
tannien  3142,  in  9te»  3ealanb  ettDa  3000. 

Su^er  ben  oben  angefül^rten  SQßerlen  ftnb  ju  Mr> 
seidenen:  H.H.Bancroft,History  of  Ütiü^l889, 
»0  bie  einfd^lögige  Siteratur  am  DoOfiönbig^  fit* 
geben  ift;  T.  B.  H.  Stenhouse,  The  Bodcy 
Mountain  Saints,  New  York  1873  unb  Lon- 
don 1 874 ;  B.  F.  Burton,  The  City  of  the  Sainte, 
Philadelphia  1852  unb  London  1861;  6.A. 
Smith,  Rise,  Progress  and  Travels  of  tiiB 
Ghurch  of  Jesus  Christ  Latter  Daj  Saints, 
Lake  City  1869.  3)ie  l^auptföd^lid^ften  Seitung« 
unb  3citf  Triften  ber  ©ecte  finb :  The  Eveniog  m 
Moming  Star  by  W.W.  Phelps,  1832—1888; 
Times  and  Seasons,  Commerce  1839;  IfiHe- 
nial  Star,  Manchester,  Liverpool,  feit  1840; 
Juvenile  Instructor,  Salt  Lake  City  1868; 
Deseret  News ;  The  Seer,  ed.  by  OrsonPrattr 
Washington.  [3.  6arb.  f>ergenröt^.] 

W^tM^  H  Tfttffis,  f.  S)u  $lep. 


9)lorud. 


1934 


3er  in  ber  ®otteSfurd^t  erjiel^en  unb  brang  auf 

Aid^t  ^nbQä)i,  meldtet  er  felbft  aUmxt  bei« 

Ute.  2)er  Xifd^  toarb  burd^  baS  Sorlefen  eini- 

äiteUen  ber  l^eiligen  Sd^rift  unb  burd^  93e« 

^     .l^cn  berfelben  geheiligt.    2)te  9Bif)enf(^aften 

'^cn  aud^  in  ber  $eriobe  feiner  l^öd^ften  S^ren- 

n  feine  SieblingSneigung^  ja  fie  »urben  feine 

ofunj  unb  liefen  i^u  beim  tluSIanbe  olS  Sng* 

^?  »otebe*  erfd^einen.  6in  anjiel^enbeS  Silb 

-  9Rore'«  $erfönlid^!eit  unb  gl^arafter  entmirft 

^^nnil  fat  einem  @d^reiben  an  Ulrid^  Don  ^ut« 

nom  28. 3uli  1519  (Erasmi  Opp.  III,  Lug- 

ni  Bat,  1,  472).  9)tore'8  SSorliebc  5U  geift- 

iiKU  Sdj^en  bef örberte  in  i|^m  bie  fiuft  ^u  Spi- 

mmm,  beren  er  fd^on  al§  Jüngling  eine  ^n^a^I 

Hucini|d^  @))rad^e  gefertigt  l^otte ;  eine  Samm- 

.^crf^ien  1518  bei  groben  in  SBafel.  ©eineSiebe 

..  üotetl&nbifd^n  ®efd^id^te  oeranla^te  i^n  5u  itoti 

'..ff^ififu  über  Sbuarb  V.  unb  SKid^arb  III., 

:n  Siedienmgen  jmei  ber  fd^mierigften  Partien 

in  cngHfd^  (Sefd^id^te  bilben.  £er  9iuf  Don 

*nt%  audgegeid^neter  Sted^tSfenntnij^  brang  bis 

'*n  &ofe  befi  iungen  ftönigS  ^einrid^  VUI. 

b.  wi),  toeld^  oamatö  ein  Wäctn  ber  ®e- 

^rtcn  tDor,  fo  ba^  er  SRore  gern  in  feiner  Um* 

^bima  fä(.  allein  ajtore,  ein  greunb  ber  9Ruf en, 

*t6Mc  in  fid^  gegen  baS  f)ofIeben  eine  Abneigung. 

Ood^  Hcrmo^tc  |)einrid^  YIII.  f  o  Diel  über  il^n,  ba| 

r  1515  im  Sntereffe  bed  englifd^en  ^anbetö  eine 

9efdiibtfd^ft  in  bie  9tieberlanbe  übemal^m.  (Sin 

^ti^nSgefialt  toeld^eS  ber  ff önig  il^m  al§  Slner« 

ijma%  ber  geleifteten  S/ienfte  angeboten,  nal^m 

jMoa,  um  feine  ^freij^eit  in  feiner  bisherigen  @tel- 

lUM  |u  beual^ren,  nic^t  an. 

Snne'd  literarifd^en  9{uf  l^at  am  meiften  fein 
itaf  ütopia  begrünbet,  eine  gruc^t  ber  @tubien 
occ  Uten  unb  ein  Srgebni^  feiner  fpärlid^  juge* 
ncflencn  9Ru^egeit.  6r  fd^rieb  biefeS  ,,9tirgenb§« 
4dn*  nad^  feiner  9lüd(!e]^r  Don  ber  flanbrifd^en  ®e- 
jonUfiMt;  bie  Slrbeit  biente  i^m  baju,  Don  feinen 
läMata  (Sefd^öften  als  9{id^ter  auS^urul^en,  inbem 
«  ft4  in  eine  ganj  neue  Sßelt  Der{e|ite,  Don  ben 
WtaHi^,  XDxt  fte  fmb,  abfal^  unb  fid^  bicfelben 
bidUf,  tme  fte  fein  fönnten.  Sit  ber  Utopia  fteOt 
tt  00^  Snftitute  auf,  meldte  im  99}iberfprud^e 
WÜ  benen  feines  3^it<iIterS  ftel^en  foUten ;  in  eini> 

B^ßuntten  entfernt  er  ftd^  Don  ber  d^riftlid^en 
d^oramg  unb  jeigt  ftd^  erfüUt  Don  mi^Derftan- 
tatcn  altclafftfd^en  Sbealen.    Xabei  barf  man 
aber  nid^  Dergeffen,  ba^  er  im  l^eitem  Sd^erje 
uinb  nic^t  an  bie  föirflid^e  3)urd^fü^ning 
$Iöne  badete.  9lur  SBenige  Derftanben  feine 
€atire  auf  fo  Diel  SBerberbteS  im  (Staate  unb 
bet  iKrd^.  S)aS  äBerf  befunbet  unS  9}2ore'S 
an  SBunber,  fein  ^odfyalitn  aScetifc^er 
len.  feine  l^ol^e  ^Id^timg  Dor  ben  ^rieftem 
'^rAIid^  ®ebräud^en,  feine  ^nftd^ten 
■m  ber  9teIigionSneuerer  fc^on  au§ 
4ber]^u))t  ®runbfö^,  mie  er 
cmationSfturme  als  SSor* 
^'  ed^  nur  nod^  fd^ärfer 


betont  l&at.  TOd^t  blofe  TOore'S  ©eleWomfeit,  nod^ 
mel^r  feine  Sted^tlid^feit  unb  Seutfeligfeit  mad^ten 
i^n  gum  fiiebling  beS  ißoÜeS  in  Sonbon,  baS  felbß 
in  aufgeregten  Seiten  nod^  auf  SRore^S  ©ttmme 
^örte. 

2)ie  Don  il^m  meifterl^aft  geführte  @ad^e  eines 
angeblid^  megen  SoÜDergebenS  ben  Strafgefefeen 
Derfattenen  |)äpftlid&en  ©d^iffcS  gab  Snlal  jum 
Uebertritte  aDlore'S  auS  feinem  fiäbHfd^en  «mte  in 
föniglid^e  ®ien|le ;  ber  ffönig,  baDon  unterrid^tet, 
mottte  nun  feiner  Talente  nid^t  länger  entbel^ren. 
!D2ore  mu^te  nad^geben  unb  miber  Tillen  ft^  an 
ben  feof  ^einrid^  begeben,  —  leiber  war  eS  ber 
tragifc^e  Sang  gum  balbigen  Xobe  für  bie  tugenb« 
l^aftefte  Uebergeugung.  3n  einem  ©d^reiben  an 
ben  äifd^of  3o^n  gfif^er  Don  SRod^efter,  ber  tbm 
@\M  gemünfd^t,  fprid^t  SJtore  feinen  äBibermillen 
gegen  baS  ^ofleben  auS  unb  befd^reibt,  mie  un- 
gefd^idtt  er  ftc^  am  ^ofe  benel^me,  gleic^fam  mie 
einer,  ber,  oeS  SteitenS  nid^t  gemo^nt,  f(^led^t  im 
©attel  ftje,  mie  aber  ber  Äönig,  bcffen  Sugenb 
unb  ®elebrfam!eit  er  beföunbem  muffe,  gegen  Wit 
fo  l^crablaffenb  unb  gütig  fei,  ba^  3eber  ftd^  ein» 
bilbe,  ©eine  SRaiefiöt  l^abe  gerabe  i^  am  liebften; 
babei,  meint  SRore,  gefd^e  freilid^  ben  ^fleuten 
nid^t  anberS  mie  ben  fionbotier  alten  SBeibem, 
meldte,  menn  fte  Dor  bem  befannten  SVhtttergotteS- 
bilbe  beim  Zomer  red^t  brünftig  gebetet  Rotten, 
meinen,  bie  l^eilige  SVhttter  Sßaria  löd^Ie  gnöbig 
auf  iebe  eine  ^erab.  Sie  gute  SJleinung,  meiere 
!Dlore  Don  l^einrid^  Vlll.  ^atte,  fielet  gang  im 
Sinflang  mit  ber,  meldte  ^einrid^  beim  SSoIte  möb* 
renb  feiner  erften  ätegierungSjal^re  getto|.  fieiber 
barmonirte  mit  ben  geiftigen  gci^igi^eiten  ^einrid^S 
bie  ftttlid^  93ilbung  feines  dergenS  nid^t,  baS  nur 
5U  frül^e  Dom  ®ifte  ber  ©d^meid^elei  angenagt 
mürbe;  biefe  erzeugte  in  il^m  balb  ben  ©lauben 
an  feine  eigene  Unfel^lbarfeit  nid^t  allein  in  ber 
SBiffenfd^aft,  fonbem  aud^  in  ber  $olitif.  Sie 
golge  mar  eine  d^imörifd^e  SorfteSung  Don  einer 
^UeS  ol^ne  ^uSnal^me  ftd^  botmäßig  mad^enben 
föniglid^en  SRad^t.  2)ie  feurigen  93egierben  beS 
jungen  ÜRonard^en  ertrugen  balb  feine  ©d^ranfen 
mel^r  unb  erf  d^öpften  in  unauSgefe^en  §fe{lli(b!eiten 
ben  Dom  SSater  überfommenen  bebeutenben  Staats« 
fd^a^.  Sabei  mar  ^einrid^  alS  ^errfd^er  frei- 
lid^  nod^  fel^r  t^ötig  unb  bel^ielt  bie  Sebürfniffe 
beS  ©taateS  ftets  im  %uge.  Sin  ^auptfel^Ier  beS 
ffönigS  jebod^  mar  bie  äBoQuft.  Siefe  mar  eS, 
meldte  im  Sunbe  mit  feiner  grenjenlofen  6itel- 
feit  unb  mit  einem  überfpannten  Stegentenftolge 
bem  9leid^e  Sermirrung  brachte,  ©ie  mad^te  il^n 
fpöter  bei  feiner  befannten  Sl^efd^eibungSgefd^id^te 
5U  einem  Derblenbeten  unb  groufamen  Sßütbe* 
nd^,  empfinbungSloS  gegen  baS  grö^lid^jle  99Iut« 
Dergie^en.  Stemlid^  lange  Dor  bem  Eintritte  bie« 
fer  ffataftropl^e  erfannte  ÜRore  mit  feinem  ®e- 
fü^l  hinter  ben  blenbenben  Sigenfd^aften  beS  ff ö« 
nigS  bie  büfteren  ©d^atten  feines  ^ergenS  unb 
KbarafterS  unb  liefe  ftd^  Don  ber  anfd^inen« 
ben  atu^e  biefeS  ftiU  arbeitenben  9}ultan8  ni^t 


1931 


9KoruS. 


1932 


^uS  biefe§  toelterf  al^renen  SRanneS,  ber  @ammel- 
plai  aller  j^od^gebübetett  Sßännec  SttglanbS,  toar 
für  bcn  empfängli^en  SMorc  eine  tüd^tige  S5or» 
fd^ule  für  ba§  profttfd^  fie6en.  2)er  Srjbifd^sf 
ourd^|(i^ute  6oIb  bie  Anlagen  feinet  Sd^äpngd, 
ben  er  toegen  feines  gelel^rigen,  f  d^neK  f affenben  unb 
muntern  ®eifte§  liebgetDonnen,  unb  propl^e^eite 
feinen  Soften,  ber  junge  3Kore  toerbe  einft  ein  fel^r 
merftoürbiger  SJlann  merben.  ©eine  »eitere  3luS« 
bilbung  erhielt  SKorc  feit  1497  ju  Djforb,  too  er 
fid^  ganj  unb  gar  ben  @tubien  l^ingab;  inbe| 
nKirb  er  t)on  feinem  S3ater  nur  mit  ben  aDemotl^* 
»enbigften  ©elbmitteln  Derfel^en,  föofür  ^l^omaS 
bemfelben  fpöter  fel^r  banfbar  toar.  99efonbere 
fiuft  f anb  SRore  an  ber  Erlernung  ber  griec^ifd^en 
Sprad^e;  benn  bereits  toax  baS  @tubium  ber  ^Iten 
k>on  ätalien  l^erüber  aud^  in  QSnglanb  bei  Stielen 
in  Slufnal^me  gcf ommen.  SKore^S  Seigrer  ber  Hu- 
maniora mürben  }ugleid^  feine  gfreunbe;  burd^  fte 
maä)k  er  bie  99e!anntf^aft  auSmörtiger  $uma« 
niften  erften  StangeS,  fo  bie  Don  SraSmuS.  ^ein 
Xliieologie  mar  unb  blieb  ftetS  feine  l^öd^fte  8ebenS> 
aufgäbe.  3n  biefer  Stid^tung  fteigerte  ftd^  neben 
[einen  Äenntniffen  fein  ol^nel^in  feiner  @inn  für 
oie  religiöfe  SBal^rl^eit  nod&  mel^r;  fo  bilbete  Jld^  in 
y^m  iene  unaustilgbare  ©emüt)^*  unb  äBiUenS- 
rid^tung,  meldte  für  fein  tragifd^eS  Snbe  Don 
entfd^benber  Sßid^tigfeit  fein  foUte.  92ad^bem  er 
SraSmuS  tennen  gelernt,  fanb  ber  toi|ige  SRore 
aud^  ®t^mad  an  beffen  %rt  unb  SBeife,  bie 
©egner  ber  neu  ermad^ten  ©eiftcScultur,  bie  3Jn« 
l^önger  ber  alten  @d^ule,  mit  @atire  ju  geißeln. 
Seibe  SRönner  traten  balb  ju  inniger  gfreunbfd^aft 
unb  ^od^ad^tung  ^ufammen.  SraSmuS  lobte  bei 
feinen  jal^Ireid^en  gfreunben  SOtore'S  ungemeine 
®ele]^rfam!eit  unb  balb  galt  SRore  als  einer  ber 
SBal^bred^er  für  bie  fd^önen  SBiffenfd^af ten  in  @ng- 
lanb.  9)tore  aber  jeid^nete  fi^  t)or  SraSmuS  burd^ 
finblid^e  Siebe  ^ur  JKrd^e  unb  burd^  Sl^aratter« 
feftigfeit  auS.  S)ie  SSorliebe  }u  ben  ^tten,  meldte 
üRore  burd^  eine  lateinifd^e  Ueberfe^ung  mel^rerer 
©efprctd^e  fiucianS  befunbet  l^atte,  foUte  einiger- 
maßen gebömpft  merben  burd^  einen  emften  SebenS- 
fd^ritt,  burd^  baS  (Ergreifen  beS  Sted^tSfad^eS,  mel» 
d^  nad^  beS  93aterS  SBunfd^  SRore^S  Hau))tfad^ 
merben  unb  il^m  fein  SebenSglüdC  bringen  foQte. 
Ungern  Dertaufd^te  SRore  bie  ü|)))igen  ^uen  beS 
clajfifd^en  99obenS  mit  ben  ))rofaifd^en  Xriften  ber 
englifd^en  3uriSt)ruben5;  bod^  er  betrat  fie  unb 
leiftete  aud^  l^ier  SluSgeseid^neteS.  2)ie  Xrodtenbeit 
unb  bie  Strapazen  feiner  juriftifd^en  ©efd^fte 
l^ielten  il^n*  nid^t  ah,  htm  immer  ftärfer  merben« 
ben  3uge  ^ur  d^riftlid^en  t!^i^5mmig!eit  genug}u- 
tl^un ;  im  gemaltigften  ®  efd^öf tsbrange  fanb  er  im- 
mer 3eit  jum  ©ebete,  unb  töglid^  mol^nte  er  ber 
l^eiligen  3Keffe  bei.  ®abei  mar  er  ftreng  gegen  ben 
k'öxptx,  fd^Iief  auf  bem  t$fu|boben  unb  trug  ein 
Silicium.  Sr  ftubirte  flei|ig  bie  jhrd^ent)äter  unb 
l^ielt  mit  großem  Seifall  unter  bem  3ubrange  „ber 
93lüte  ber  englifd^cn  3ugcnb"  SSorlefungen  über 
beS  1^1.  ^uguftinuS  SBer!  De  civitate  Dei. 


bereits  l^atte  9Rore  bie  Sd^tung  beS  SoIleS  in 
bem®rabe  fid^  ermorben^  ba|  er  1504  ^umStit« 
gliebe  beS  Unterbautes  gemöbU  tmtrbe.  SIS  &eta^ 
rid^  Vn.  megen  SSermöblung  feiner  £od^ter  ^* 
garetl^a  mit  bem  itönige  Don  @d^ottIanb  Dom  $ar« 
lament  eine  Auflage  (@ubrtbie)  Don  40000  $fmib 
begel^rte,  mar  bie  SJlebrsabI  ber  ©lieber  beS  Untet« 
l^aufeS  gegen  biefe  ftarfe  töniglid^  ^orberung,  abec 
^urd^t  bicit  fie  Dom  SBiberfpred^n  ab ;  ba  trat 
ber  junge  Sl^omaS  SRore  mit  einer  tmitl^igen  %ebe 
auf  unb  ermirfte  bie  SSermerfung  biefer  %iflagt 
C)ierüber  marb  ber  ff  önig  fo  somig,  bag  er  Slore'd 
Sater  unter  einer  @d^einbefd^ulbigung  in  ben 
Xomer  fe^en  Heg,  meil  er  bem  Sol^ne  nid^tS  an- 
l^ben  fonnte.  S)a  inbe|  aud^  X^omaS  bie  nad^ 
mirfenben  ^folgen  ber  föniglid^en  Ungnabe  p 
befürd^ten  l^atte^  fa|te  er  ben  Sntfd^lug,  über  See 
p  gel^en^  f ud^te  jiebod^  }UDor  nod^  nad^  einem  %^ 
im  Sanbe  unb  fanb  ein  f old^eS  in  ber  fforti^oufe  ^ 
Sonbon,  mo  er  Dier  Sabre  long  (1504 — 1508) 
nur  ben  SBiffenfd^aften  unb  ber  Snbad^t  lebte.  ^ 
lag  er  aud^  bem  @tubium  ber  fron^dfif d^en  Qptadit 
ob,  meld^  il^m  in  ber  gfolge  bei  feinen  ©efimbt- 
[ d^aften  mobi  su  fiatten  !am.  2)ttrd^  baS  @tubiiim 
ber  &b^<»iU^n  legte  er  l^ier  ben  @runb  5u  {einen 
fpöteren  ©efd^id^tsmerfen.  Sud^  bie  motl^emati- 
fd^n  äßiffenfd^aften  fud^te  SRore  mieber  j^edwr; 
inx  (Srbolung  firid^  er  bie  SSioline.  3n  ber  Bdjki* 
lid^  ^bgeji^iebenbeit  !am  i^m  ber  ©ebonle,  tA 
ni(^t  aud^  für  fein  @eelenbeil  baS  fflofierleben  ber 
fid^erfte  99eruf  fei.  @r  befragte  barüber  fein« 
99eid^tDater  Solet,  meld^er  Dor  ben  Unm^  ber 
@tabt  gleid^faüS  in  länblid^  Sittfamfeit  geflo^ 
mar.  Mein  Don  bem  ftloftergebanlen  fdbeint  i^ 
bie  QSrmügung  ber  iBefd^merlid^feit  beS  $rie{!a> 
beruf S  mieber  abgebrad^t  }tt  l^ben.  Store  befiulte 
bie  UniDerfttöten  Sömen  unb  ^riS,  feierte  baim 
in  fein  SSaterlanb  }urüd(  unb  trot  in  bop))e(tem 
©lanse  mieber  an  bie  Oeffentlid^feit.  3m  27.  &* 
benSjal^e  ermäl^Ite  er  fid^  eine  SebeirtSgefölpa 
in  ber  tugenbbaften  ^od^ter  eines  Sbelmonuil 
aus  Sff^S/  toanbte  fid^  fofort  mieber  ber  pmpi- 
fd^en  fiaufbal^n  5U  unb  Dermaltete  baS  Smt  eines 
SnmaltS  mit  ©emanbtl^it,  Uneigennü|ig!eit  nnb 
d^riftlid^er  ©emiffenbaftigf eit  Sein  Stuf  als  9b« 
Docat  babnte  i^m  {el^r  balb  ben  SBeg  jn  bem 
eintröglid^en  Smte  eines  Unterfl^riffS  ber  6tobt 
Sonbon^  barauf  }U  bem  eines  gfriebenSrid^terS.  SBoS 
SRore  in  feiner  anftrengenben  SmtStbötigfeit  frif^ 
unb  geftörft  erl^ielt  unb  feinen  Umgang  au|er> 
orbentlid^  angenel^m  mad^te,  mar  feine  unDerglei(|* 
lid^  l^eitere  Saune^  feine  natürlid^e  tHnlage  gn  an> 
ftönbigem  9Bi^e  unb  fein  ©efd^id,  oud^  ben  tum* 
rigften  2)ingen  eine  frö^Iid^  Snfid^t  ab^ugeminnen, 
eine  ®abe,  meld^  baS  @lixd  feines  Sl^ftanbeSnot 
erböbte.  S)iefeS  le^tere  ^erfiörte  |ebod|  bie  bilte^ 
beS  SobeS ;  feine  ©attin  ftarb  unb  l^interlie^  i^ 
brei  £öd^ter  unb  einen  ®obn.  SRore  Der^eüntele 
ftd^  nun  mit  ber  äBittme  $lUce  aRibbteton.  W 
^auSDater  mar  ÜRore  ein  9)hifter^  fud^te  iebem 
feine  SJerrid^tungen  angenel^m  }u  mad^  lie|  feine 


1933 


9Rorud. 


1934 


fiinber  in  ber  ®ottedf urd^t  eraiel^en  tmb  brang  auf 
l^dufilid^  Snbad^t^  toeld^er  er  feKft  oUejett  6et« 
tool^nte.  Set  %\\äi  toaxh  burci^  baS  SSorlefen  eini- 

!|er  ©teilen  ber  j^eiligen  ©d^rift  unb  burd^  95e- 
preij^  berfelben  geheiligt.  2)ie  SBiffenfc^ften 
blieben  oud^  in  ber  $eriobe  feiner  l^öd^ften  Sl^ren« 
fidlen  feine  Sieblingdneigung,  ja  pe  lourben  feine 
Srl^olung  unb  Iie|en  il^n  beim  SuSIanbe  al3  6ng- 
lonbd  ^Sierbe''  erfd^einen.  Sin  anaiebenbeS  Silb 
tm  aßore'S  $erfönlid^feit  unb  Sl^rafter  enhoirft 
SraSmnS  in  einem  ©abreiben  an  Ulrid^  k)on  ^ut* 
Im  t>om  28. 3uli  1519  (Erasmi  Opp.  III,  Lug- 
doni  Bat,  1,  472).  SKore'S  »orliebe  au  gcift- 
reid^  ©d^rgen  bef  örberte  in  il^m  bie  fiuft  au  Spi« 
grommen,  bereu  er  fd^on  als  Süngling  eine  Sinaal^I 
in  lateinifd^er  ©prad^e  gefertigt  l^otte ;  eine  ©amm» 
long  erfd^ien  1518  bei  gtoben  in  SBafel.  ©eineSiebe 
|nriKiterlänbif  d^en  ©efd^id^te  Deranla^te  il^n  au  aioei 
oiog[ro|>l^ien  über  Sbuarb  V.  unb  Slid^arb  in., 
beten  Stegierungen  aioei  ber  fd^toierigfien  Partien 
in  ber  englifd^  ®efd^id^te  büben.  2)er  Stuf  k)on 
SRore'd  auSgeaeid^eter  9led^t8!enntni|  brong  bis 
ium  ^ofe  bed  {ungen  ftönigS  f)einrid§  YÜI. 
(f.  b.  9rt.),  meld^  Damals  ein  S^öcen  ber  ®f 
karten  ttxtr,  f o  ba|  er  SRore  gern  in  feiner  Um* 
odhmg  fab.  SDein  9Rore,  ein  ^teunb  ber  ÜRuf en, 
mite  in  ftd^  gegen  baS  f)ofIeben  eine  Sibneigung. 
Sod^  tttmoi^k  ^einrid^  Vin.  f  o  Diel  über  il^n,  ba^ 
er  1515  im  Sntereffe  bed  englifd^en  Rubels  eine 
®efanbtfd^ft  in  bie  9lieberlanbe  übemal^m.  Sin 
Solgtedgel^It  toeld^eS  ber  Jtönig  il^m  aI3  %ner- 
tomung  ber  geleiteten  Sienfte  angeboten,  nal^m 
SRott^  vm  feine  S=rei|^it  in  feiner  biSl^erigen  ©tel- 
Umg  au  beiöal^ren,  nid^t  an. 

Störe'S  literarifd^en  9hif  l§at  am  meifien  fein 
ffiert  ütopia  begrünbet,  eine  t^fntd^t  ber  ©tubien 
ber  SIten  unb  ein  Srgebni^  feiner  fpörlid^  ^n^t* 
»effenen  9Ru|eaeit.  @r  fd^rieb  biefeS  ^92irgenbS- 
l^eim''  nad^  feiner  StüdRel^r  Don  ber  flanbrifd^en  ®e- 
fonbtfd^aft;  bie  9rbeit  biente  il^m  baau,  Don  feinen 
Utpigen  (Sefd^often  oIS  Slid^ter  auSanrul^en,  inbem 
er  fid^  in  eine  gana  neue  SBelt  Derje|te,  Don  ben 
aßenfd^,  tt>ie  fte  ftnb,  abfal^  unb  fid^  l)iefelben 
haänit,  nne  fte  fein  tonnten.  3n  ber  ütopia  ftellt 
er  bol^  änftitute  auf,  totli)t  im  SBiberfprud^e 
■dt  bnien  feines  SeitalterS  ftel^en  f ottten ;  in  eini- 
mi  fhndten  entfernt  er  ftd^  Don  ber  d^riftlid^en 
tbifd^auung  unb  aeigt  fid^  erfüllt  Don  mi^Derftan* 
bcnen  aUcIaffifd^n  3bealen.  S)abei  barf  man 
ober  nid^  Dergeffen,  ba^  er  im  l^eitem  ©d^erae 
M^ciA  imb  ni^t  an  bie  toirflid^e  2)urd^fü]^rung 
foU^  $Iöne  badete.  92ur  SBenige  Derfianben  feine 
feine  ©otire  auf  f o  Diel  93erberbteS  im  ©taate  unb 
ia  bec  fttrd^.  S)aS  SBer!  befunbet  unS  9Jlore'S 
QHauben  on  SBunber,  fein  ^od^l^alten  aScetifd^er 
UAungen,  feine  l^ol^e  9(d^tung  Dor  ben  $rieftem 
unb  ben  fird^Iid^  ©ebräud^en,  feine  Snftd^ten 
fiber  bie  93efirttfung  ber  SleligionSneuerer  f  d^on  auS 
|ioIUifd^  Srünben,  überl^upt  ©runbfö^,  toit  er 
fit  nod^IS  im  SReformationSfturme  als  SSor- 
lfttii)ifet  ber  latl^Iifci^en  ffird^e  nur  nod^  fd^örfer 


betont  l^at.  9lid^t  blo^  STOore'S  ©elel^rfamfeit,  nod^ 
mel^r  feine  SRed^tlid^feit  unb  fieutfeligfeit  ma^tm 
if^n  aum  Siebling  beS  SSoWeS  in  2onbon,  baS  felbft 
in  aufgeregten  Seiten  nod^  auf  aJlore'S  ©timme 
l^örte. 

®ie  Don  il^m  meifterl^aft  gefül^rte  ©ad^e  eines 
angeblid^  toegen  SoÜDergel^enS  ben  ©trafgefejen 
DerfaHcnen  pöpftlid^en  ©d^iffeS  gab  anIo|  a^^n 
Uebertritte  SRore'S  auS  feinem  ftöbtif d^en  «mte  in 
f öniglid^  ©ienPe ;  ber  ftönig,  baDon  unterrid^tet, 
»oEte  nun  feiner  Salente  nid^t  lönger  entbel^ren. 
ÜRore  mu^te  nad^geben  unb  miber  bitten  ft^  an 
ben  öof  l^einrid^ö  begeben,  —  leiber  nwr  cS  ber 
tragifd^e  @ang  aum  balbigen  Xoit  für  bie  tugenb« 
l^aftefte  Ueberaeugung.  3n  einem  ©d^reiben  an 
ben  aäifd^of  ^ofjm  gifl^er  Don  Slod^e^,  ber  tl^ 
®Iüd  gemünfd^t,  f))rid^t  9Rore  feinen  aBibertDiOen 
gegen  baS  ^ofleben  auS  unb  befd^reibt,  mie  un- 
gefd^idK  er  ftcb  am  ^ofe  benel^me,  gleid^fam  mie 
einer,  ber,  oeS  SleitenS  nid^t  gemo^nt,  fd^Ied^t  im 
©attel  fi^e,  mie  aber  ber  itdnig,  beffen  Sugenb 
unb  ®ele]$rfamleit  er  bemunbem  muffe,  gegen  Me 
fo  l^erablaffenb  unb  gütig  fei,  ba|  lieber  ^d^  ein* 
bilbe,  ©eine  SRaiefiät  l^abe  gerabe  il^n  am  liebften; 
babei,  meint  ÜRore,  gefd^e  freüid^  ben  ^fbuten 
nid^t  anberS  mie  ben  Sonboner  alten  SBeibem, 
meldte,  menn  fie  Dor  bem  betannten  ÜRuttergotteS« 
bilbe  beim  Xomer  red^t  brünftig  gebetet  l^en, 
meinen,  bie  l^eilige  ÜRutter  9)taria  löd^Ie  gnöbig 
auf  iebe  eine  l^erab.  3)ie  gute  9)teinung,  mlä^t 
SKore  Don  §einrid^  VÜI.  I^tte,  fielet  gana  ^i 
ginflang  mit  ber,  meldte  ^einrid^  beim  S3olfe  \oä%» 
renb  feiner  erften  SlegierungSial^re  geno|.  Seiber 
l^armonirte  mit  ben  geiftigen  t^ä^igfeiten  ^einrid^S 
bie  fittlid^  Silbung  feines  deraenS  nid^t,  baS  nur 
au  frül^e  Dom  ®ifte  ber  ©d^meid^elei  angenagt 
tourbe ;  biefe  eraeugte  in  il^m  balb  ben  ©lanben 
an  feine  eigene  Unfel^Ibarleit  nid^t  attein  in  ber 
SBiffenfd^aft,  fonbem  aud^  in  ber  $olitiI.  S)ie 
gfolge  mar  eine  d^imörifd^e  äJorfteOung  Don  einer 
^HeS  ol^ne  StuSnal^me  ftd^  botmö|ig  mad^enben 
föniglid^en  SRad^t.  S)ie  feurigen  Segierben  beS 
jungen  SRonard^en  ertrugen  balb  feine  ©d^ranten 
mel^r  unb  erf  d^jpften  in  unauSgef  e|ten  gfefiliddteiten 
ben  Dom  ißater  überfommenen  bebeutenben  ©taats* 
fd^a^.  Sabei  mar  ^einrid^  als  ^errfd^er  frei« 
lid^  nod^  fel^r  tl^ötig  unb  bel^ielt  bie  99ebürfniffe 
beS  ©taateS  fietS  im  Suge.  ^in  Hauptfehler  beS 
fiönigS  iebod^  mar  bie  SBoIIuft.  2)iefe  mar  eS, 
meldte  im  Sunbe  mit  feiner  grenaenlofen  Sitel- 
teit  unb  mit  einem  überfpannten  Slegentenftolae 
bem  Steid^e  93ermirrung  brad^te.  ©ie  mad^te  il^n 
fpöter  bei  feiner  befannten  Sl^efd^ungSgefd^id^te 
au  einem  Derblenbeten  unb  graufamen  Sßütl^ 
rid^,  em))ftnbungSloS  gegen  baS  grö^Iid^fte  93Iut- 
Dergie^en.  3i^n^i4  ^^^8^  ^^^  bem  Eintritte  bie« 
fer  jfataftrot)]^e  erfannte  9Rore  mit  feinem  ®e> 
fül^I  l^inter  ben  blenbenben  Sigenfd^aften  beS  Kö- 
nigs bie  büfteren  ©d^tten  feines  ^eraenS  unb 
Sl^arafterS  unb  lieg  fid^  Don  ber  anfd^inen« 
ben  9tu^e  biefeS  ftiU  arbeitenben  SiuIfanS  nid^t 


1935  SRoruS.  1986 

tfiufd^en.  ®en)i|  lag  ht  biefem  unBel^agltd^ett  93t)t«  nad^  erfieigung  ber  l^dd^flen  SJ^renffaifen  ni^t  für 

gefügte  eine  ber  ^aupturfad^en  feinet  Abneigung  emiebrigenb.  92id^t  minber  gro|  xoax  fein  9So((> 

gegen  ^ofömter.  ©leid^mol^I  mu^te  SRore  oft  in  tl^ötigteitsftnn.    @ein  ^u§  unb  Ztfd^  flanben 

ber  unmittelbaren  92a]^e  beS  ftönigS  fein  unb  blieb  aflen  SRannem  Don  99ilbung  bereit,  bod^  beürirl^ 

fein  gen)5]^nlid^er  Sleifebegleiter.  2)enn  Sir  2]^o>  SRore  ni(l(|t  oft  Somel^me ;  orme  unb  fronfe  go* 

maS  befa|  in  einem  l^ol^en  ®rabe  bie  t)om  ffö*  milien  fud^te  er  forgfam  auf  unb  fpenbete  immer 

nige  gefc^ö^te  ®abe,  auS  bem  Stegreif  p  fpred^en  ein  Snfel^nlid^.    Sein  gotterfuHteS  ^erj  1^ 

utU)  bie  SReben  Ruberer  f d^nett  unb  gen)anbt  ju  be*  ftetS  für  ftd^  unb  Rubere  einen  Sorrat^  ber  nfi« 

antmorten.   918  ^ofrebner  erl^ielt  er  bal^er  ben  lid^fien  St)rüd^e  in  iBereitfd^aft,  um  su  belel^ren,  ja 

Auftrag,  frembe  ÜRonard^en,  mie  itönig  f^ranj  I.  tröften  unb  ju  toamta.  So  führte  er  unter  anbe« 

t>on  ^ranfreid^  unb  ffaifer  ffarl  V.,  in  feierlid^er  ren  ben  Sprud^  im  ÜJhmbe:  „SMele  erfoufen  inbie« 

Siebe  bei  il^rer  Sniunft  ju  begrüben,    ^einrid^  femfieben  bie  j^dlle  mit  fo  großer  9nfhengung,ba| 

f elbft  liebte  ben  ^umor  unb  ben  geiftreid^en  Umgang  fte  mit  ber  &ölfte  brrf elben  ben  ^inunel  genmmeii 

mit  Sir  Xl^omaS ;  er  unterl^ielt  fid^  mit  bemfelben  fönnten."   Sd^on  bie  S^üUe  inniger  ^ergendfrito* 

ni(^t  nur  über  profane  SBiffenfd^aften^  fonbem  migfeit  unb  lebenbigen  ®Iauben8,  toeld^e  SRore'S 

Qud^  über  Slgeologie  unb  politifd^e  ®egenftönbe.  ganzes  SBefen  einnal^m^  Iä|t  emxtrten,  ba|  er  fid^ 

9benb3  mugte  SRore  bie  föniglid^e  gfamilie  unter*  nad^  bem  tluSbrud^e  ber  fogen.  SReformotion  btf 

Italien;  auc^  überrafi^te  il^n  berftönig  öfter  in  alten  latl^olifd^en  ©laubenS  mit  SBorme,  9nf> 

feiner  Sßol^nung.  %ber  tro^  aQer  93ertraulid^!eit  Opferung  unb  ber  ebelften  Uneigemui|igleit  mt- 

bes  ffönigS  tonnte  ÜRore  bo$  niemals  k)oDed  ^er*  genommen  l^abe.   3m  ®runbe  toat  eS  |a  nid^ts 

trauen  gu  il^m  f äff en,  me^l^alb  i^n  aud^  bie  fönig-  Ruberes,  maS  il^n  auf  baS  99lutgerüfl  gebrad^  JJtA, 

lid^e  ®nabe  nie  {tolg  mad^te.  Xl^omaS  öu|erte  fid^  al§  feine  felfenfefte  ^nl^önglid^teit  an  ben  @ImAeii 

einmal  gegen  feinen  S(^n)iegerf ol^n  Sloper ,  ber  feiner  93äter.  2)er  fir^Ii^en  Umioaljung  Sutl^ 

il^n  megen  ber  ^ulb  beS  jtönigS  prieS,  ba|  er  merfte  er  bie  politifd^e  SBenbung  fd^on  an,  no4 

(9Rore)  nid^t  Urfad^e  l^abe,  auf  beS  ffönigS  ®unft  el^e  ber  Sauemfrieg  ouSgebrod^en  mar ;  auS  bem 

ftolg  gu  fein;  benn  memt  fein itopf  bem  jtönige  ein  unfmnigen  93ermerfen  ber  pöpftlid^en  Xuctori* 

Sd^Io^  in  S^ranfreid^  geminnen  lönne,  fo  mürbe  tot,  au§  bem  Singiel^en  ber  iKrd^enguter,  axA 

er  unfel^Ibar  l^erunter  muffen!  3nbe|  ftieg  er  t)on  ber  Uebertragung  ber  geiftlid^en  ®maVt  an  bie 

ber  äBürbe  eines  Iönigli(!^en  Statines  p  ber  eines  meltlid^e  ÜRa^t  propl^ejeite  er  bie  traurigften,  bie 

StitterS,  bann  5U  ber  eineS  Sd^^meifterS,  furj  beftel^enbe  Orbnung  ber  Singe  in  2)aitfd^Ionb 

barauf  }u  ber  eines  Jfan}IerS  beS  ^er^ogtl^umS  um!e||renben  ^folgen;  maS  SBunber,  ba|  er  bie 

Sancafter  empor.  99ei  bem  eitlen,  glangliebenben  SleligionSneuerer  gugleid^  als  fjfeinbe  ber  meltliddes 

Sarbinalminifter  äBoIfe^,  meld^er  auf  ÜRore'S  Sr-  älegierung  betrad^tet  unb  als  Smpörer  bej^ft 

l^ebung  eiferfüd^tig  f)\n\ai),  ftanb  er  jebod^  nid^t  in  miffen  moDte.    SEßaS  übrigens  SRore  als  ®ro|- 

befonberer  ®unft.   Sir  3^omaS  mar  t|atig  bei  tanjier  gegen  bie  bleuerer  getl^an,  baS  gefd^  im 

ber  9bfd^Iie^ung  eines  S^reunbfd^aftSbünbniffeS  92amen  beS  ®efe^eS  unb  t)on  SmtS  megen.  Sa^ 

gmif d^en  gfranfreid^  unb  Snglanb  im  3.  1525,  i^m  fein  Sinfd^reitent)on  ben  Stnl^öngembcSneufn 

ebenfo  bei  bem  SSertrage  oom  80.  ^ril  1527;  ®IaubenS  als  ®raufamfeit  merbe  angered^net  tDO* 

be|gleid^en  1529  bei  bem  Sibfd^luffe  beS  t^nebenS  ben,  lie^  fid^  gum  93orauS  ermarten.  ®lääßofji 

t>on  Sambra^,  meld^er  jmifd^en  bem  ffönige  t)on  ift  nad^  bem  3^gniff(  beS  ^aSrnuS  (Srief  os 

gnglanb  unb  ftaifer  ftarl  V.  mieber  tJfreunbfdftaft  Qfaber),  f o  lange  SKore  flankier  gemefen,  allein  um 

unb  tjfrieben  l^erfteOte.   9)tore^S  SBirffamfeit  bei  ber  neuen  ®runbfö^e  milien  niemanb  mit  bem 

biefem  für  baS  ganje  Sieid^  fo  erfreulid^en  Sreig-  Sobe  beftraft  morben,  mäl^renb  in  S)eutf4I(mb, 

ni^  l^atte  i^m  feines  fiönigS  befonbereS  Sob  utü)  ^Belgien  unb  (J^ranfreid^  gal^lreid^e  ^inrtd^tungen 

reid^lid^e  9nerlennung  ermorben.  ftattfanben.    Sa^  SRore  in  feinen  polemi{(|eK 

^eu|erft  erbauenb  mar,  ungead^tet  ber  3^*  Sd^riften  als  SBertl^eibiger  ber  alten  JKrd^  fdH< 

ftreuung ,  bie  baS  Seben  eines  Staatsmannes  ^uSbrüdte  miber  bie  ®egner  gebrauste,  mor  QeiB 

notl^menbig  mit  fid^  fül^rt,  9nore'S  l^öuSli^eS  9lot]^me]6r,t^eilS®ef(^mad(  feines  3eitalterS.9ii|er 

Seben.  3ebe  3eit,  bie  er  ben  ©efd^öf ten  abfparen  3o^n  gif l^er  (f.  b.  3lrt.)  galt  niemanb,  meber  beim 

fonnte,  k)ermenbete  er  im  Greife  ber  Seinigen,  um  93olfe  nod^  bei  ber  ®eiftlid^!eit ,  als  ein  fo  ge^ 

Sfamilie  unb  ®eftnbe  in  religiöfen  ®eftnnungen  manbter  $olemüer  mie  Sir  Xl^omaS.  %S  folget 

}u  erl^alten  unb  in  ber  d^riftlid^en  SBeiSl^eit  meiter-  bemöl^rte  er  ftd^  gegen  Sutl^er,  beffen  rudEfi(^tSlofm 

jufül^ren.  SBäl^renbaRorefelbfl  bie  innere  ©eifteS-  Singriffen  auf  ftönig  ©einridj  er  1523  nriteimi 

fammlung  pflegte,  Derga^  er  nid^t,  babei  aud^  ber  gel^amifd^ten  ©egenfd^rift  (als  Gulielm.  Bosseus) 

SBijfenfd^aft  ju  leben.  3n  feinem  Sanbl^aufe  ju  entgegentrat.  3m3.1529  fejte  erberlut^erif^Jen 

ei^elfea  l^atte  er  eine  befonbere  ftapeUe,  Sibliotl^e!  Sel&re  fein  „®efpräd^  über  93ilber-  unb  SRdiqmen- 

unb  ®alerie.  ®afelbfl  brad^te  er  momöglid^  jeben  öercl^rung,  Slnrufung  ber  f)eiltgen  :c.''  entgegen. 
Qfreitag  in  ®cbet  unb  frommen  Hebungen  ju,  um      3mmer  nöl^cr  rüdfte  nun  baS  erfd^fittembe  (&• 

burd^  eine  fold^e  Sammlung  mit  neuem  6ifer  unb  eigni|  für  bie  Äird^e  in  ßnglanb,  bie  CWi^ei« 

©eifteSf d^munge  an  feine  ®ef d^öfte  gelten  ju  f önnen.  bungSgcf d^id^te  ^einrid^S  Vni.  Seitbem  fcemri^ 

S)em  ^riefter  am  aitare  ju  bienen,  l^ielt  er  aud^  nad^  aBolfc9'S  Stura  feinen  SKore  jum  fcmjler 


1937 


9RoruS. 


1938 


tum  Snglanb  ttf)oitti  —  e§  gefd^al^  am  25.  Oc» 
tob«  1529  — ,  tonnte  bicfer  ben  gfolgen  bcr  fd^Iim« 
men  Sßenbung,  in  »eld^e  bie  t)erbre(i^6nfd^e  fieiben- 
fd^ft  p  Slnna  Solenn  feinen  föniglid^n  ^erm 
Mftridt  l^Qtte,  auf  feine  9lrt  mel^r  ftd^  ent^tel^en. 
2)q  {^einrid^  bie  popftlid^e  Sd^eibung  t)on  feiner 
xccl^a|igen  ©emal^Iin  jtatl^arina  tro|  atter  Stonf  e 
irid^t  erl^Iten  fonnte,  f o  griff  er  jum  legten  aßittel, 
)itr  SoSfagung  k>on  9lom :  ieber  Untertl^an  mu^te 
unter  ©efal^r  für  feinen  J?opf  bet^euem,  ba|  ber 
ttbnx^  t)on  Snglanb  aud^  ber  Snl^aber  aller  geift- 
üäfm  ©eioalt  ba^  er  baS  Oberl^aupt  ber  eng- 
fifd^  IHrd^e  fei ;  bie  Steigerung  beS  @upremat§- 
eibeS  marb  als  poä)\>tnatf)  bel^anbelt.  SRore  fud^te 
perfi  jieber  Sll^etlnal^me  on  biefer  gef  äl^rlid^en  ^rage 
fon  }u  bleiben;  einer  Srüdrung,  meldte  einmal  ber 
JMnig  auf  feine,  bie  92id^tig!eit  ber  biSl^erigen 
(B^  ongeblid^  ermeifenbe  Slbl^anblung  t)on  SRore 
Miangte,  nnd^  biefer  burd^  ben  SBormanb  allju 
geringer  tl^eologifd^  ffenntniffe  au§.  Slom  fud^te 
bie  &(BLi^  in  bie  Sönge  ju  ^iel^en,  in  ber  {^opung, 
geinrid^  am  Snbe  bod^  t)on  biefer  feiner  ^gro|en 
Ingelegenl^eit''  abbringen  gu  fönnen ;  jiebodb  t)er' 
aebend.  SBieberl^oH  nmnbte  ftd^  ^einri^  mit  Sin* 
fragen  an  3Roxt,  3laäi  längerem  3aubem  t)em)ie§ 
biefer  ben  jfönig  auf  bie  oemeinenben  SluSfpräd^e 
ber  JKrd^ent)äter,  ber  bemöl^rteften  ^uSleger  ber 
betreffenben  ©d^riftftellen.  @o  »enig  ungnöbig 
6einrid^  megen  ber  erl^altenen  Slntmort  ^u  fein 
fqien,  fo  nmrbe  bod^  3Roxt  fietS  beforgter  für  bie 
@od^  beS  fotl^olifd^en  (SlaubenS  in  Snglanb ;  benn 
er  fottnte  bie  fieibenfd^aft,  aber  aud^  bie  furd^tbare 
(Energie  beS  ff önigS.  SlbermalS  oerfud^te  e§  biefer, 
bie  Stimme  eines  SRanned  mie  Sir  2:^oma§,  ber 
on^  ini  9udlanbe  aQgemein  Qta6)iti  mar,  für  ftd^ 
in  genrinnen.  SlUein  bie  jutraulid^fte  ^erablaffung, 
nwmit  ^nrid^  feinen  ffansler  ju  feffeln  fud^te, 
boS  fd^meid^V^ftefte  Sob,  meld^eS  J^einrid^  ben 
bitilomatifd^  Seiftungen  beS  Don  €ambra^  gu« 
xudgefe^en  9Jlore  fpenbete,  tonnte  biefen  nid^t 
nmßimmen.  Offenbar  l^atte  f^einrid^  aud^  bie 
Udiertragung  bed  ©roltan^IeramteS  als  eine  Sodt« 
f|Kife  für  dolore  Uttaä)ttt.  SRore  traute  feiner 
eigenen  Sinfid^t  nid^t;  er  l^ielt  Sonferenjen  mit 
S)0€toren  ber  S^eologie  unb  beS  canonifd^enSRed^tS, 
oBdn  burd^  biefe  füllte  er  fn^  tiur  nod^  mel^r  in 
feiner  Ueberseugung  beprtt;  er  ertlörte  nun  bem 
Abnige  fniefdUig,  ba|  feinem  ^ergen  nid^ts  fo 
fd^tta  f oOe  ald  ber  ©ebante,  er  fei  ni(|t  im  Staube, 
in  biefer  Sngelegenl^eit  mit  unt)erle^tem  ©emiffen 
einen  Siudmeg  ^u  finben,  moburd^  er  titoa^  ^ur 
Snfriebenl^tSeinerSnaieftät  beitragen  tonne.  2)er 
JMnig  ontmortete  ccaä^  bie^mal  fd^einbar  gnöbig 
mit  bem  ßufa^e,  ba^  er  SRore'S  ® emiffen  nid^t  me^r 
bcunntl^igen  molle:  er  l^ielt  aber  l^ierin  fd^Ied^tSBort. 
Z^mnad  Srommeu  mar  eS,  ber  burd^  ^inmeifung 
anf  boSSeifpielberbeutfd^entJfürften^einrid^  Ie|te 
Sebenfen  befd^mid^tigte  unb  beffen  ^bf  aK  oon  9lom 
twllenbete.  2)ie  iBermö^Iung  mit  Slnna  erfolgte  im 
Sonuar  1583 ;  bie  pforberung  be§  SuprematSeibeS 
tilgte  DoOenbS  bie  )m))ftlid^e  ^uctoritöt  in  Snglanb. 


2)ad  93erbleiben  im  ffamleramte  mugte  3Sloxt 
in  f d^roff en  ffliberfprud^  mit  feiner  religiöf en  lieber» 
Seugung  bringen;  balb  mar  fein  gntfd^Iu^  reif, 
biefe  ie^t  für  fein  Seelenl^eil  gefö^rlid^e  SBürbe 
nieberaulegen,  obmo]^!  aud^  biefer  Sd^ritt  feine 
bebeutenben  Sd^mierigteiten  l^atte.  3lm  16.  iKai 
1582  legte  Sir  Si)oma^  baS  groge  Siegel  in  bie 
§änbe  feine«  ffönigS.  geinrid^  fa^  aJlore'S  SRüdf- 
tritt  als  eine  3(rt  t)on  ^ligbilligung  ber  Stritte 
beS  ^ofeS  an.  Um  bem  üblen  ginbrudte,  meldten 
aWore^S  SSorgel^en  beim  3n«  unb  SluSlanbe  mad^en 
tonnte,  mirtfam  ju  begegnen,  follte  biefer  Sd^ritt 
als  Sermeffenl^eit  erflört  unb  ejenH)larifdb  befkaft 
merben.  Söl^renb  ^einrid^  mit  biefem  ®ebanten 
fid^  trug,  öerfel^lte  er  in  tluger  SSerfteHung  nid^t, 
ben  aus  feinen  ©ienften  gefci&iebenen  Sl^omaS  mit 
ben  l^dd^ften  Sobfprüd^en  ju  überl^öufen,  unb  l^ielt 
aus  S(|eu  Dor  ber  öffentlid^en  SWeinung  juerfi 
nod^  mit  ®  emaltma^regeln  gegen  ben  im  t^familien« 
treife  rul^ig  bal^inlebenben  !Ölore  jurüdf.  3nbe| 
tilgte  bie  ftetS  mad^fenbe  Seibenfd^aft  mel^r  unb 
mel^r  baS  ®efü^l  ber  Wenfd^lid^jfeit  in  il^m  unb 
mad^te  il^n  jum  bluttriefenben  S^rannen.  SHIe, 
bie  feinem  Sßillen  fid^  nid^t  blinblingS  fügten,  f oH» 
ten  zermalmt  merben:  baS  l^ie^  ^einrid^  5eitgemö^e 
Strenge  gegen  9ßiberf))önftige.  9{od^  einmal  Der- 
fud^te  ber  SDeSpot  ben  SBeg  ber  @üte  an  9)tore, 
bann  aber  folgten  Sinf d^üci^terungen  unb  2)ro]^un- 
gen  bis  l^inan  p  ben  Sd^redCen  beS  2:obeS,  bem 
|)einrid^  bereits  blutige  Opfer  l^atte  bringen  laffen. 
S)a|  Snore  t)on  nun  an  über  bie  Slngelegen^eit 
beS  ffdnigS  unbebingteS  StUIfd^meigen  beobad^tete 
unb  tein  Sßort  mel^r  über  bie  UnauflbSbarteit  ber 
erften  Sl^e  fallen  lie|,  l^alf  nid^ts ;  eS  genügte,  ba^ 
er  fid^  frül^er  gegen  f^einrid^S  Sßünfd^e  auSgefpro* 
d^en  l^atte.  SRore  al^nte  ben  über  fein  f)aupt  l^eran« 
nal^cnben  Sturm  unb  traf  feine  SSortel^rungen,  um 
als  Sl^rift  ben  f d^meren  ffampf  beftel^en  ^u  tonnen. 
3n  benUebungen  ber^nbad^t  fud^te  erSlrofi  unb 
Störte  5um  SiuSl^arren;  er  fud^te  aud^  feine  SfQ" 
milie  auf  baS33et)orfte]^enbet)or5ubereitenunbfprad^ 
ie^t  öfter  alS  fonft  t)on  ben  gfreuben  beS  ^immel^ 
unb  ben  Dualen  ber  ^dOe  u.  f.  m.  Sn^mifd^en 
fann  ber  ^afe  ^nna'S  gegen  ÜKore,  ber  ju  einer 
Billigung  il^rer  &^t  nid^t  ^u  bringen  mar,  auf 
aWittel  au  feinem  SSerberben.  Suerft  griff  man  ju 
einer  fi^  felbft  miberlegenben  2lntlage  gegen  i^n, 
5ur  ajntlage  megen  Sefted^ung.  ©inen  anbem 
SSormanb  gur  Sefd^ulbigung  bot  eine  fd^toärme- 
rifd^e  SBiponörin,  bie  fogen.  I^eilige  SKaib  üon 
ftent  (f.  b.  «rt.  SSarton) ;  biefe  l^atte  bem  ftönige 
im  Saue  ber  Sd^eibung  ben  na^en  2:ob  propl^* 
seit,  ^einrid^  lie^  fte  oerurtl^eilen  unb  felbft  bie 
oon  i^r  ©etöuf d^ten  unb  bie  Serbreiter  il^er  Offen- 
barungen ^inrid^ten.  Diejenigen,  meldte  um  il^re 
bem  Könige  nad^t^eilige  ^rop^ejeiung  gemußt 
unb  fte  nid^t  angezeigt,  mürben  ber  SSerbel^lung 
beS  SSerratl^S  angetlagt.  Unter  biefen  mar  £]^omaS 
STOore ,  mäl^renb  bo(|  fein  95rief med^fel  mit  biefer 
9?onne  gan^  unfd^ulbiger  9latur  mar,  inbem  er  bie» 
felbe  k>or  allen  ^eu^erungen  in  politifd^en  SMngen 


1939 


aJloruS. 


1940 


gciDomt  ®a§  gcmac  SSerfal^reti  gegen  5!Rore  toax 
nid^tS  ald  ein  fd^Ied^t  t)erbe(Iter  Sonoanb  unb 
5ug(eid^  ein  legtet  iBerfud^  be§  itönig§,  il^m  bie 
S3iIIigung  ber  ©d^eibung  ab^ubrängen.  ®er  neue 
Sorbfonsler  unb  gromtoell  mußten  SKore  mit 
©rol^ungen  beftürmen,  »eld^e  aber  biefer  al§ 
Sd^redftilber  für  ftinber  ernörte.  9ltö  SDlore  er- 
f ul^r ,  iai  er  au§  ber  Slnttageacte  geftrid^en  fei, 
jagte  er  5U  feiner  il^m  bie|  ntelbenben  Sod^ter: 
„Sei  meiner  Sreu,  ©retdjen,  aufgefd^oben  ift  nid^t 
aufgel^oben."  ^einrid^  lie^  burd^  ba§  Parlament, 
ba§  er  bereits  ju  einem  Raufen  verworfener  ©Ha« 
ben  l^erabgeimirbigt  bie  9ted^tmögigfeit  ber  @^e 
mit  dnna  unb  ber  t)on  i^r  5U  l^offenben  jhnber 
auSfpred^en  unb  ^u  biefem  Snbe  1534  bie  @uc» 
cefftonSacte  abfaffen,  meldte  unter  ©träfe  beS^od^» 
Derratl^S  Don  fämmäid^en  Untertl^nen  be§  äteid^S 
befd^moren  werben  foDte.  S)ie  ganje  ©eiftlid^feit 
fionbonS  —  k>on  ben  Saien  aber  niemanb  afö  SRore 
—  erhielt  ben  Sefel^l,  bie  ©ucceJponSacte  ju  be« 
fd^wören.  $or  bem  ®ange  ^u  ben  Sommijfarien 
}u  Sombetl^  beid^tete  Wore,  l^örte  bie  l^eilige  9Ref[e 
unb  empfing  bie  l^eilige  Sommunion^  wie  er  e§  t)or 
iebem  wid^tigen  ®ef d^fte  ju  tl^un  ))flegte,  unb  ber« 
Ue^  bann  in  ft^  gefeiert  —  im  Siorgefül^I  feines 
na^enben  ©d^idCfaß  —  fein  Kl^elfea,  baS  er  nie 
wieber  fe^en  foDte.  SKore  glaubte  feinem  ®ewiff en 
Suwiber  ju  l^anbeln,  wenn  er  bie  gan^e  %cte  be« 
fd^wbre,  inbem  er  baburd^  bie  92uUitöt  Don  ^ein- 
rid^  erfter  6^e  befd^wöre.  SromweK  befal^l  aber 
im  ©inne  feines  ^erm  unbebingte  Unterwerfung 
unb  unbebingten  Sib.  2)ie  SibeSberweigerung 
warb  als  99egünftigung  beS  ^od^Derratl^eS  ange« 
feigen  unb  mit  ewigem  fterfer  beftraft ;  @ir  Il^o« 
maS  würbe  in  ben  2:ower  gebrad^t  er,  ber  treuefte 
Untertl^an  eineS  ffönigS,  weld^er  [\äf  über  SRore 
einft  mit  ©tolg  geäußert  IJatte,  fein  fjürft  fönne  \\i) 
eines  folgen  Untertl^anen  rül^men. 

2)aS  (Sefängni^  fanb  an  Tloxt  einen  wal^r- 

l^aft  d^riftlid^en  SDuIber ;  feine  99efd^öftigung  war 

®ebet,  Sefen  unb  baS  Scrfafjen  mel^rerer  ©d^rif» 

kn,  barunter  beS  fleinen  3:ractateS  Quod  mors 

pro  fide  non  ßit  fugienda  (f.  Opera,  Franco- 

furti  ad  M.  1689,  180).  ©eine  grflärung  ber 

SeibenSgefd^id^te  unfereS  ^eitonbeS,  gefd^rieben 

im  2:ower  1535,  tonnte  er  nur  bis  aur  ©teUe 

fül^ren :  „Unb  fie  legten  §anb  an  3efum."   5Rod^ 

im  Äerfer  foHte  TOore  für  bie  Slngelcgenl^eit  beS 

ftönigS  gewonnen  werben;  baju  benu Jte  man  feine 

Sod^ter  SWargaretbo,  beS  SSaterS  ßiebling.  Wan 

gemattete  i^r  ben  3utritt  in  ben  Äerfer  il^reS  SSaterS, 

weil  man  l^offte,  fie  werbe  il&n  5ur  Untertoürfigfcit 

bewegen,  ©ie  beftürmtc  aKerbingS  auf's  ©ring« 

lid^fte  baS  SSaterl^era;  allein  TOore  war  nid^t  ju  Der« 

mögen,  ba|  er  etwas  wiber  fein  ©ewiffen  tl^ue,  unb 

äußerte  fid^  einmal,  mit  gfreuben  fel^e  er  bem  SobeS« 

urt^cile  entgegen,  baS  er  pd^  fclbft  gefällt  l^abe, 

feitbem  er  ben  fferfer  betreten.  SllS  i^n  aud^  feine 

tJfrau  jum  5Wad^geben  ju  bereben  bemüht  war  unb 

i^m  Vorwürfe  batüUt  xtvaä^Vt,  xou  ^x  üUt  nue 


Seute  beS  Sleid^S  il^re  3uftimmung  gegeben,  {eis 
ganzes  fiebenSgludC  Derf^er^en  fönne,  f 0  fragte  ^ 
SDlore:  „äBie  lange  glaubft  bu  wol^l,  ba|  i^  noi| 
leben  werbe  ?''  „SBenigftenS  nod^  einige  ^wan^ig 
Saläre,"  erwieberte  fie.  „SaBaJ^rl^afttgl"  Der^ 
er,  „ptteft  bu  einige  taufenb  Saläre  gefagt,  fo 
wöre  baS  nod^  etwas  gewefen;  unb  bod^  nm| 
berjenige  ein  fd^led^ter  fiaufmamt  genannt  toe^ 
ben,  ber  ©efal^r  läuft,  wegen  taufenb  3a^ren  bie 
ganje  Swigfeit  ju  Derlieren."  Ucber  ein  3al^  fafe 
SRore  im  Werfer,  als  ber  ftöntg  eine  (£ommifjion 
mit  SromweK  an  ber  ©pi^e  ju  i^m  entfonbte, 
um  feine  SReinung  über  beS  jfönigS  fird^ul^ 
©u))remat,  weld^en  ^einrid^  im  ^rlament  1534 
5um  ®efe^  l^atte  erl^eben  laffen,  §u  ^ören.  9ber 
9Rore  lehnte  baS  3umut]^en  ah  unb  bemedte,  er 
werbe  fxä)  Weber  in  weltlid^  nod^  in  geifQid^ 
S)inge  md^r  mifd^en.  ^einrid^,  beffen  ©ut^remot 
befonberS  Don  9)lönd^en,  pmal  Don  mehreren 
ßartl^äuferprioren,  SBiberfprud^  erful^,  lie|  biti 
$rioren  biefeS  OrbenS  l^inrid^ten  unb  bie  StB* 
rid^tung  treffen,  bag  9)tore  biefelben  Don  femoi 
gfenfter  auS  ^ur  ^inrid^tung  fül^ren  fe^  fonntt 
Mein  baS  ÜRittel  l^alf  nid^tS;  l^atte  ia  ^uDor  f^ 
9J2ore  erflärt,  ba^  fein  armer  Seib  gu  beS  Stimfi 
99efel^l  ftel^e.  Sm  3.  3uni  1535  Derfügte  fi<^  jß 
99lore  in'S  ©efängni^  abermals  eine  Sommifpoii, 
SU  ber  aud^  ber  Sr^bif ^of  Don  Sonterburp,  %^wia 
Sranmer,  unb  ber  uuDermeiblid^  £l^omaS  (^om* 
weQ  (f.  b.  %rtt.)  gel^örten,  mit  bem  »efel^e  bc§ 
itönigS,  bag  3Jloxt  in  ^treff  beS  ©upremotS  eine 
beftimmte  Slntwort  ju  geben  l^abe;  entwd)er  muf^ 
er  ^einrid^  VIII.  als  red^tmägigeS  5oupt  ber  esg- 
lifc^enJKrd^anerf ernten,  ober  feine  ^oS^geges 
feinen  Oberl^erm  eingeftel^en.  Wort  bebamtt 
in  ber  ©ad^e  feine  anbere  Antwort  geben  gu  td» 
neu  als  bie  bereits  gegebene,  unb  betl^euerte  cafi 
9!eue  feine  Siebe  mU)  @]^rfurd^t  gegen  ben  9^ 
9iun  warb  3Roxt  auf  S  Sngfte  Dertoal^rt,  unb  eS 
würben  il^m  bie  Süd^  unb  ©d^reibmotenolieB 
genommen,  we^^alb  er  ftd^  genötl^igt  fc^,  fortos 
bie  99riefe  an  bie  ©einigen  mit  fiol^le  auf  p- 
fammengelefene  ^ßapierftüdd^en  ju  fd^retben.  Sbm 
befd^ulbigte  il^n  fälfd^lid^  ber  ^eu^enmg,  baS^odO" 
ment  fönneben  jtönignid^t  ^um  Oberl^utitetim^flt; 
barauf  mad^te  man  il^m  ben  ^ro^e^  wegen  ^o4- 
Derrat|.  S)urd^  bie  Dolfreid^ften  ©tragen  ba  @M 
warb  Snore  am  1.  3uli  1535  Dor  bie  ©^ranfni 
beSfelben  (Serid^tS  gebrad^t,  bei  weld^em  er  etnßba 
S3orfi^  gefül^rt  l^atte.  S)ie  Slnflage  legte  ii^  i/ß 
Saft,  ben  ©upremat  beS  jf  önigS  Derworfen  }u^abei^ 
wie  aus  feinem  ©efpräd^e  mit  Slid^arb  9tid^t<<iNff^ 
gelfte.  SOWt  großer  Raffung  öertl^eibigte  ^  Vtau 
$unft  für  $unft,  inSbef onbere  gegen  bie  Xnflagc, 
als  l^abe  er  in  99riefen  an  ben  Sif ($of  gifl^  biefa 
lux  Uebertretung  beS  fraglid^en  ©tatutS  enmmtcctr 
unb  fteUte  baS  Unwal^re  ber  ^uSfoge  beS  Xi^otb 
9lid^  gegen  il^n  an'SSid^t;  beffenungead^tetfe^^ 
bie  ©efd^worenen  fd^on  nad^  einer  SSiertelftanbe 
^urüdC  unb  f))rad^en  il^n  „fd^ulbig",  obwohl  biefe 


©ad^e,  ju  weld^et  aUeSB\\4)%uxv\iW^^\tW^«^\  bie  «nfiagewr 


1941 


ÜRofaifd^eS  ®e|e|  —  SRofd^uS. 


1942 


)u  lefen.  ^an  lünbigte  bemt)erurt]^eilten9Rore  an, 
bcr  ftönig  ]^a6e  bie  @nabe  gehabt  bte  furd^tbace 
Strafe  beS  SSiertl^eilenS,  tDoju  er  Derbammt  mar, 
bal^in  absuönbem,  ba^  er  nur  ent]^u))tet  toerbe; 
ba  fprad^  er:  „®ott  behüte  einen  jeben  meiner 
gfreunbe  k>or  einer  fo%n  ©nabe!"  SIS  er  ouS 
bec  ®en(i^tö|a&e  trat,  marf  ftd^  i^m  fein  @o^n 
3o^n  3U  t$fü|en  unb  bat  um  ben  t)äterlid^ 
@caen.  99eim  Soföerquai  erwartete  il^n  feine 
SicmingStod^ter  SDtargaret^,  bröngte  \xä^  eilig 
Imrd^  bie  SRenge  unb  bie  bemaffneten  txu^ptn 
unb  umarmte  unb  fügte  i^ren  SSater  unter  einem 
Strome  t)on£]^ranen.  SnSDtargaret^a  fd^rieb  er  am 
trterten  Xage  nad^  feiner  93erurt^eilung  feinen  le^« 
im  Srief  mit  ftol^Ie;  barin  banft  er  feiner  lieben 
XDd^ter  für  il^re  gro|e  ^ietöt,  trifft  mel^rere  Se* 
fümmungen^  ertl^eüt  allen  feinen  Sngel^örigen  ben 
Segen  unb  fd^reibt  unter  Slnberem:  „Sebe  mol^l 
mein  tl^ed  ftinb,  unb  ittt  für  mid^,  mie  id^  ed 
für  bid^  t^ue,  f omie  für  aKe  tJfreunbe,  auf  ba|  mir 
cinonber  frö^lid^  im  {^immel  mieberfel^n/  S)ie 
iDcnige  nod^  übrige  3^t  feinet  (SrbenlebenS  uer« 
manbte  SRore  für  eine  mürbige  SSorbereitung  auf 
bafi  anbere,  beffereSeben.  913  fein  gfreunb  Stomas 
$o)ie  am  6. 3uli  1535  il^m  ben  Sefel^I  bed  ffönigS 
flbcrbrad^te,  ba|  er  nod^  an  biefemSÜige  l^ingerid^tet 
Mcben  foUe^  banfte  er  il^m  l^erglid^  für  biefe  i^m 
ongcnel^me  92ad^nd^t,  mar  fej^r  frol^,  Don  i^m  ju 
l^dxtn.  Sag  feine  grau  unb  ffinber  feinem  99egröb- 
liffc  beimo^nen  bürften,  unb  tröftete  biefen  feinen 
9rcunb^  als  er  unter  l^eftigen  Sl^ränen  Don  i^m 
Vbfd^ieb  nal^m.  ©ottergeben  unb  gefaxt  ging  er 
ben  Ie|ten  @iang,  banb  fic^  felbft  baS  2:ud^  um  bie 
Sugen,  unb  na^bem  er  ben  $falm  Miserere  ge- 
betet, legte  er  baS  ^upt  auf  ben  9Iod(.  (Sin  @treid^ 
beSSDtorbbeüd Dereinigte 9Rore  mit  feinem  @d^öpf er. 
S>er  6rbe  l^interlieg  er  baS  99eifpiel  l^elbenmütl^iger 
Zagenb  unb  ber  ÜRart^rerftanb^aftigfeit,  unb  ben 
Seioeifi,  mie  ber  tat^oUfd^e  ©laube  nid^t  blog  baS 
Seben  l^Iig  unb  l^eiter  mad^t,  fonbem  aud^  bem 
Xobe  feine  @d^edten  nimmt,  ^apft  Seo  XTTT.  oer- 
Mte  il^n  gugfoid^  mit  3obn  ^i}f^tT  unb  anberen 
eifern  aud  ber  3eit  ^einrid^S  YIU.  unb  Slifa- 
Uifß  burd^  beeret  oom  29. 2)ecember  1886  (Acta 
&  SediB  XIX,  Bomae  1886,  347  sq.)  al§  9)kr- 

ß;  in  büS  Skraeid^nig  ber  Seligen.  (9}gl.  ®.  %^, 
1^,  Xl^omaS  9Roru3.  SuS  ben  OueQen  be- 
cAeitet,  9lämberg  1829,  2.%ufl.,  SugSb.  1852; 
9L  Sonrnftort^  2:|oma§  9RoruS,  ^teiburg  1879; 
C  S.  Z^.  ^enfe,  2)aS  l^uSl.  Seben  beS  2:1^.  3Sloxn^, 
te  SijMÄ m  Stfd^r.  XXI,  1869, 55  ff.)  [S)üj.] 
fbfU^  #efe|,  f.  ®efe^  V,  544. 
fbjbiibef,  3acob,  jfartl^ufer  in  jföln, 
Mnbe  nm  1520  in  gflanbem  geboren  unb  mirfte 
genntme  S^t  oI8  Pfarrer  unb  fianbbed^ant.  Son 
ficfec  9i5mmigfeit  befeelt,  trat  er  mit  feinem 
^  bem$faner  unb  SDed^anten  2}obann  9ied(- 
fifyvSü,  )U  ftöln  in  ben  ffartbäuferorben  unb  legte 
gleid^eitig  mit  bemfelben  am  23.  9{ot)ember 
1570  $rofe6  ab.  SEßöl^renb  SRedffd^entel  am  18. 3a> 
1580  )um  $nor  ber  Kölner  ffortl^aufe  er- 


mäl^It  mürbe,  erl^ielt  SRofanber  im  3*  1584  Don 
feinen  Oberen  ben  2luftrag,  in  bie  OrbenSprot)inj 
Wöbren  übergutreten,  um  bie  jf artbaufe  Sofopl^tS- 
ffyil  bei  Olmü^  ju  leiten.  §ier  ftarb  er  am  24.  ^ril 
1589.  m  Sc^riftfteOer  bat  er  ^\ä)  baburd^  einen 
3lamm  ermorben,  ba^  er  bie  Ameite  Auflage  ber 
^dligenacten  t)on  SuriuS,  bie  burd^  ben  Xob  beS 
le^tem  (geft.  1578)  unterbrod^enmorben^  ooUenbete 
unb,  mit  Dielen  neuen  Heiligenleben  Dermebrt,  in 
ben  3abren  1575—1581  ju  «öln  bei  ®ermin 
SaleniuSl^erauSgab.  IBon  ben  7  tjfoliobänbenbiefer 
9lu3gabe  beforgte  SuriuS  bie  jmei  erften,  9Rofanber 
bie  fünf  legten ;  ber  ftebente  entl^ölt  bie  9ladi^tröge 
SnojanberS.  Sud^  Deranflaltete  berfelbe  im  3. 1580 
5U  ftöln  eine  neue  Ausgabe  beS  Mart3nrologiiim 
Adonis,  meldte  bie  erfte,  Don  fiipomani  beforgte, 
an  Sorrectl^eit  bei  meitem  übertrifft  (SSgl.  Annales 
Carthusiae  Colon.,  Ms.;  Hartzheim,  Bibl. 
CoL,  Colon.  1747, 151 ;  Petreji  Bibl.  Carthus., 
Colon.  1609,  156.)  [Äeffel.] 

JßoMta^,  3obanne§,  9JUnd^  unb  aScetifd^er 
Sc^riftfieller  um  bie  Sßenbe  beS  6. 3a]^rbunbert3, 
trat  nad^  einer  SJlittl^eUung  bei  ^l^otiuS  (Bibl 
cod.  199,  Migne,  PP.  gr.  Cm,  668)  juerft  in  baS 
Sb^oboftuSflofter  p  3entfalem,  Dermeilte  bann 
bei  ben  SRönd^en  ber  3orbandau  f  omie  in  ber  neuen 
fiaura  beS  1^1.  SabaS  unb  begab  ftd^  fpäter  auf 
Steifen  nad^  S^rien^  %tQ\)pttn  unb  3talien.  9lid^t 
lange  Dor  feinem  SebenSenbe,  meld^ed  nad^  ber  ber* 
fbmmlid^en  Snnabme  619  ober  620  ^uSRom  ein- 
trat, Derfa^te  er  einen  umfangreid^en  ^rid^t  über 
l^erDorragenbe  Sugenbbeiftiiele  unb  SBunbert^aten 
^eitgenöffif d^er  ^Sceten,  tl^eiß  ou^  |>erfönUd^er  Sr- 
fabrung,  t^ieilS  auS  anberen,  münblid^en  unb 
fd^riftli(^en  OueOen  fd^öpfenb.  Sr  mibmete  bog 
aSßer!  feinem  Sd^üler  unb  Steifebegleiter  Sot)bro- 
niuS  unb  betitelte  baSfelbe  „SQSiefe"  (Xetjiaiv,  pra- 
tum  spirituale),  ,,meil  ed",  mie  bie  {)anbf d^riften 
l^in^ufügen  unb  baS  SBibmungSfd^reiben  felbji 
mdter  audfül^rt,  „eine  blumenreid^e  Sefd^bung 
bed  l^immlifd^en  SiofengartenS  bietet".  2)a8  ©anje 
ift  eine  92ad^a]^mung  ber  Don  ^HabiuS  (f.  b.  9(rt.) 
^ufammengefteQten  2)enfmürbig(eiten  ber  SlSceten 
(Historia  Lausiaea)  unb  miD,  mie  biefe,  baS  Sob 
beS  ÜRbud^tl^umS  Derfünben.  3n  ben  fflöftem  bed 
SRittelalterS  unb  aud^  nod^  ber  neuem  3eit  er- 
freute bie  Sd^rift  ftd^  einer  großen  99eliebtbeit. 
®er  Sejt  erfubr,  mie  eS  bei  Dielgebraud^ten  6r- 
bauungSbüd^em  büufig  ber  t^faU  ift,  im  Saufe  ber 
3eit  mannigfad^e  ^et&erungen,  ihir^ungen  unb 
ßrmeiterungen;  laut^l^otiug  umfa|ten  einige  ber 
bamaligen  ^anbfd^riften  304 ,  anbere  342  Slb- 
fd()nitte  ober  Sr^öl^lungen;  bie  2)rudtou3gaben 
5äblen  219  jfa))itel.  (Sine  lateinifd^e  Ueberfe|ung 
Don  Simbrofiud  SamalbulenftS  (f.  b.  9rt.)  marb 
1558  §u  Sknebig  Deröffentlid^t  unb  oft  nad^gebrudK, 
aud&  bei  Migne,  PP.  lat.  LXXTV,  121—240. 
*S>tt  gried^ifd^e  Xe^t  marb  1624  Don  gfronton  bu 
^c  (Fronte  Ducaeus)  l^erauSgegeben  unb  1681 
Don  3.  ®.  ßotelier  erqän^t  uxib  fetdi^^^.^&s^öc^^ 
bei  Migne,PP .  ^.lXÖXQ.,^«Ä^,^tf^.'öSiS- 


1943 


SRofeS. 


Id44 


ad  3112.  ©.  ©eiset  (§ift.  3tf*t.  LXI  [91.  g. 
XXT),  1889,  3  ff.)  f)at  borauf  l^ingemicfcn,  ba^ 
SRofd^uS  unb  @o{)^roniu3  gemetnfam  ein  Seben 
beS  ^atriard^cn  Sol^anneS  be§  ^Imofengebcrg  Don 
aiejanbrien  (f.  b.  3lrt.)  fd^rieben,  mit  tocld^cm  bie 
beiben  greunbe  längere  3eit  l^inburdj  in  Dertrautem 
Umgange  ftanben,  unb  hai  ein  Srud^ftüd  bicfer 
IBiogroJpl&ie  in  ben  erften  ffapiteln  bcr  Vita  S. 
JoannisEleemosynarii  vorliegt,  meldte  unter  bem 
5Ramen  SimeonS  beS  SRetop^raftcn  ge^t  (Migne, 
PP.  gr.  CXIY,  895—966.)    [Sarbenl^etoer.] 

^Ofts  (n«tt,  LXX  Ma)ü(j^c,  Vulg.  Moyses), 
ber  ^eerf  ül^rer  3§raefö  unb  ®ef  e^geber  ber  alttefta« 
mcntlid^en  Xl^eofratie.  ©eine  ßltem  waren  ^mram 
unb  Sod^abeb,  beibe  au§  bem  Stamme  SeDi,  unb 
er  mürbe  in  2leg9pten  geboren,  mäl^renb  ber  fönig« 
lid^e  Sefe^l  in  ftraft  mar,  ba|  jeber  neugeborene 
Änabe  ber  §ebräer  im  9lil  ertränft  merben  fotte. 
S)er  $]^arao,  meld^er  btefen  Sefe^l  gegeben,  mar 
SRamfeg  n.  au§  ber  18.  ®t|noftie  (®rugfd^,  ©tein« 
inf^r.  u.  Sibelmort,  2.  «ufl.,  Berlin  1891,  140). 
S)ie  äJiuttcr  mu|te  jebod^  i^r  IHnb  brei  TOonate 
lang  ^u  Derbergen,  unb  atö  il^r  bie^  nid^t  mel^r 
lönger  möglid^  mar,  mad^te  fte  ein  ffäftd(|en  Don 
9lo$r,  beftrid^  e§  mit  ^Sp^alt  unb  $ed^,  legte  ba§ 
JTinb  l^inein  unb  fe|te  bann  ba§  fföfld^en  in  ba§ 
©d^ilf  am  Ufer  be3  91U.  99alb  barauf  tarn  bie 
^oc^ter  beS  ^l^arao,  bereu  !Rame  nad^  ög^ptifd^en 
Oueflen  alg  „SWerri"  beftimmt  morben  ift  (®rug{d^ 
a.  a.  O.  220),  an  bie  ©tctte,  fal^  baS  ftäftd^en 
unb  lieg  es  l^erauSl^oIen  unb  öffnen;  atö  fie  merfte, 
bafe  bag  ftinb  ein  bem  Sobe  beftimmter  l^ebräifd^er 
ftnabe  fei,  befd^lofe  pe,  eS  ju  retten,  unb  gab  if)m 
auf  baS  anerbieten  feiner  in  ber  Stolpe  gebliebenen 
©d^mefter  feine  eigene  SKutter  pr  ©äugamme. 
9iad^bem  ber  jhtabe  grog  gemorben  mar,  ixad^iz  xf)n 
feine  SJlutter  mieber  gur  Sod^ter  beS  ^l^arao,  „unb 
er  marb  il^r  ©ol^n,  unb  fie  nannte  feinen  Slamen 
SRofeS  unb  f))rad^ :  benn  an^  bem  SBaffer  \)äbt  id^ 
il^n  gesogen''  (g|.  2, 10).  9?ad^  biefer  ©teUc  l^at 
man  Don  je^er  ben  9lamen  für  einen  ög^ptifd^en 
gehalten  unb  auS  bem  ^eg^ptifd^en  su  beuten  Der- 
fu^t.  ©d^on  3ofep^u8  f^reibt  (Archaeol.  2, 
9,  6):  Kdir'  aüTüiv  t9)v  iTitxXTjjtv  TaüTTjv  tcuv 
oüfxßeßTjx^Twv  edsTo  zU  tov  roxafxov  ijxTreffovxt  * 
t6  Yotp  üScop  [jLüiü  A?Y67mot  xaXoujtv,  l(j^c  ö^ 

Toüc  jcodevrac.  Slel^nlid^  erflärt  aud^  SIemcnS  Don 
aiejanbrien  (Strom.  1,  23),  unb  in  ber  Dteujeit 
»irb  ber  Dtame  mit  bcr  smeiten  §älfte  ber  Slamen 
3lmofi§  unb  Xl^utmofiS  sufammengeftettt,  meldte 
offenbar  „©ol^n"  bebeutet  (Srugfd^  a.  a.  0. 219). 
Mein  ber  Dtame  ift  nad^  ber  6j.  2, 10  gegebenen  6r« 
flärung  ein  l^ebräifd^er  (inn-«»»  — -  n»«)  unb  l^eigt 
„ber  §erau§gejogene",  fann  aber  nad^  eigentl^üm» 
lid^ergüaungau^  „ber^erauSjiel^enbe,  SRettenbe" 
l^eigen.  S)ie  ff önig§tod^ter  gab,  meil  fie  ben  ffna« 
ben  als  l^ebräifd^eS  ff inb  erfannt  ^atte  (6j.  2,  6), 
il^m  aud^  einen  l^ebräifd^en  5Bamcn ;  bie  ff enntni| 
beiber  ©prad^en  in  ©effen  mirb  ia  burd^  bie  ®e 


lid^  am  ag^ptifd^en  ^ofe  erlogen  unb,  mie  e§  in 
ber  «poftelgefd^id^te  (7,  22)  auSbrüdDid^  1^^,  in 
aQer  SBeiSl^eit  ber  9egt)ptier  unterrid^tet  Won 
barf  fid^  unter  biefer  SBeiSl^eit  feine  grob  ^eib* 
nif d^en  ^nfd^auungen  DorfteEen.  ^§  1^5d^fieg3id 
ber  ägtjptifd^en  SßeiSl^eitSIe^ren  ift  bie  SBa]^r|ctt 
infd^rif tlid^  bezeugt,  unb  SRofeS  gemann  bei  feinen 
Sef)rem  bie  gro|e  ffenntni^  natürlid^  SSo^ 
l^eiten,  meldte  er  fpöter  an  ben  Xag  gelegt  ffai, 
mäl^renb  bie  geläuterten  ®otte§begriffe  unb  bie 
emfte  gfrömmigfeit  ber  ägpptifd^en  !ßnefter  i^n  ia 
bem  ererbten  @lauben  unb  ber  SSerel^nmg  beS 
maleren  ®otte§  beftärften  (aSrugfd^  a.  a.  D.  222). 
aWe^r  fagt  bie  ©d^rift  nid^t  über  aRofeS'  3ugcnb- 
gefd^id^te,  unb  anbermeitige  %nQahm  ftnb  nid^ 
juDerläfftg,  mie  menn  s.  S.  $]^iIo  (Vita  Mosis) 
unb  Siemens  %Ui.  (1.  c.)  bie  SOBiffenfd^ften  auf> 
Söl)len,  in  benen  er  t^eilS  Don  ^eg9t)tiem,  t^ 
Don  ©ried^en  unterrid^tet  morben  fei,  ober  menn 
äofepl^uS  berid^tet,  er  fei  f d^on  al§  Stwb  unb  ffnabe 
burd^  augerorbentlid^e  ©d^önl^eit  auSgegeid^net  ge> 
mefen;  bie  ög^ptifd^e  ff önigStod^ter,  bie  i^  abop« 
tirt,  l^abe  il^n  Don  i^rem  ^ter  gum  Sl^ronfolger 
beftimmen  laffen  moQen;  ein  ^nefter  l^abe  Dorl^ 
gefagt,  ba^  er  gro|e§  Unl^eil  über  ^eg^f^ten  brin« 
gen  merbe,  unb  l^aU  \^n  tobten  moHen,,  fei  aber 
baran  ge^inbert  morben  (Antt.  2,  9,  5 — 7);  oü 
3üngling  ^aht  er  fid^  burd^  3:apfer!eit  ^ertwt* 
getrau  unb  namentlid^  einen  großen  ©ieg  über  bie 
lletl^iopier  erfömpft,  fei  bis  nad^  Ißeroe  Dorge» 
brungen  unb  l^abe  Xl^arbiS,  bie  otl^iopifd^ffonigl* 
tod^ter,  bie  i^  bie  3:^ore  Don  Sßeroe  geöffnl^ 
geheiratet  (ibid.  c.  10).  6§  ift  auf  SDewntigeS 
mol^l  um  fo  meniger  ©emid^t  gu  legen,  meil  3o* 
fepl^uS  mitunter  fogarmitbenpentateud^ifd^Se* 
rid^ten  in  SGßiberfprud^  f ommt,  mie  menn  er  3KojcS 
au§  ^eg^pten  fliel^en  lö|t,  meil  tl^m  ber  ffönig  asS 
!Retb  megen  be§  ermahnten  S^IbsugeS  nad^  ben 
Seben  getrad^tet  unb  er  Don  biefer  9{ad^ßellnng 
nod^  Seitig  genug  ffenntni^  erl^lten  l^be  (Antt 
2,  11,  1).  SDiefe  t^ud^t  mürbe  nad^  bem  btbli' 
fd^en  Serid^t,  ber  erft  l^ier  mieber  eintritt^  Deronla^ 
burd^  bie  ßrmorbung  eines  Steg^ptierS,  toeli^ 
einen  Hebräer  mt^^anbelt  l^atte,  unb  burd^  bie 
nad^l^er  Derfud^te  gütige  ^Beilegung  eines  ©treiteS 
jmif^en  jmei  Hebräern  (%  2,  11—15).  »ei 
le^terer  ©elegenbeit  jeigte  ftd^,  ba^  ber  9Rori)  be> 
fannt  mar,  unb  äßofeS  mu|te  burd^  bie  Sflu^  |cii 
Seben  retten.  Sr  mar  bamalS  bereits  40  3d^  <^ 
(«pg.  7,  23).  %xn  begab  er  fid^  nad^  ber  fmoiti- 
fd^en  ^albinfel,  ftie|  bort  auf  einen  mabiamlifd^ 
©tamm  unb  gefeilte  fid^  }u  beffen  ^eifi^,  bei 
Setl^ro  (*inn%  LXX  'Iod<5p,  Vulg.  Jethro),  an^ 
Setter  (^n?.,  gj.  4, 18)  unb  g^obob  (nah,  Jtem. 
10, 29)  ^ie|.  3)iefer  mar  ein  mabionitifdjer^rie» 
fter  unb  reicher  ^eerbenbefi^er  unb  marb  WUß 
a\xä)  fpäter^in  nod^  burd^  guten  9tat^  nujffi^ 
WofeS  forgte  für  beffen  beerben   unb  e^t 
beffen  Sod^ter  ©ep^ora  jur  grau.   S)ie  uidetiei 


)J)räd^c  ©x.  2,  6—9  t)otavÄ%t\t1j\.  'S^^  ^\its\^t\ö«  l  Slnqaben  ber  SRabbinen  unb  ber  SOflol^ammeboner, 
fol^n  ber  SLod^tet  beS^t^axao  xoux^^t'^SlviV^m^xAv^-  'Xi^'^^^^  vsssx  ^et  SRöt^e  ^l^roo^S  gt» 


1945 


aRofed. 


1946 


toefen,  aitx  ton  il^m  Vertrieben  morbett  fet  bag 
9Rofed  t)on  il^m  feinen  SBunberftab  erl^alten  l^abe, 
ba^  er  ein  $rop]^et  getoefen  unb  bie  @enbung  ge* 
f^it  f^it,  bie  SJtabianiter  Dom  ©ö^enbienft  jur 
Skrel^rung  bed  »ol^ren  ®otte§  lu  betel^ren  zc, 
tonnen  l^ier  qIS  fabelhaft  übergangen  merben  (Cal- 
mety  Dictionarium  S.  Scripturae,  Aug.  Vin- 
deL  1788,  I,  592,  s.  v.  Jethro).  ^laäi^  einem 
langen  Sufentl^alte  bei  ^ttpxo,  möl^renb  befjen 
in  %[egV))ten  ein  anberer  Jtönig  auf  ben  Zitron 

gfommen  nwr  (6j.  2,  23),  erging  an  SKofeS  am 
trge  6oreb,  tt)o  er  bie  @d^afe  lautete,  burd^  ben 
(Sngel  M  ^errn  auS  einem  brennenben  S)om> 
bufd^  bie  Sluff orberung ,  feine  l^art  bebröngten 
Solfögenoffen  in  ^egtipten  auS  il^rer  ihied^tfd^aft 

iiU  befreien  (6j.  3, 1—17).  ©eine  SDSeigerung,  bem 
d^toertn  Stufe  }u  folgen,  mürbe  nid^t  angenommen, 
f onbem  ed  morb  i^m  ein  au^erorbentlid^er  göttlid^er 
Sdfianb  jugefni^ert  unb  bie  3Slai)i,  SBunber  ^u 
toirfen,  »erliefen  (6j.  4, 2—9) ;  als  er  fid^  bann  mit 
feiner  fd^meren  3unge  entfd^utt>igte,  marb  i^m  fein 
Sruber  9aron  aI3  SBortfül^rer  an  bie  @eite  ge- 
geben unb  bie^uftd^erung  be§  göttlid^en  9eiftaiü)d 
erneuert  (6j.  4, 15—17).  S)a  jog  aWofeS,  nac^- 
bem  er  ftd^i  gegen  40  Sollte  in  aitabian  auf gel^alten, 
bereit«  80  Sö^re  alt  (gj.  7,  7),  nad^  %tqf)pttn 
ioxnd,  unb  fein  99ruber  Siiaron,  brei  Saläre  alter 
olö  er  (ebb.),  ging  i^m  auf  göttlid^eS  ®e]^ei|  ent- 
gegen^ traf  il^n  am  IBerge  @otteS  unb  begleitete 
t^n,  nad^bem  er  t)on  feiner  l^ö^em  Senbungffennt- 
ni^  erl^alten,  naä^  ^eg^pten  jurüdC.  ^ier  manbte 
9)b)f ed  fid^  juerft  an  bie  ^elteften  feinet  $oI!e§,  unb 
oI8  bief e  an  bie  SBa^rl^eit  feiner  göttlid^en  @enbung 

rten,  an  $^arao  felbft  (gj.  4,  29  bi§  5,  4). 
erfie  IBefreiungSDerfud^  l^atte  aber  nur  eine 
nod^  meit  l^örtere  99ebrüdung  ber  ^ebröer  t)on 
@eUen  beS  ög^ptifd^en  JtönigS  unb  fetner  Beamten 
3ur  ^olQt,  unb  als  SRofeS  be|l^alb  SSormürfe  Don 
lenen  erhielt  unb  fie  il^n  al§  bie  Urfad^e  i^rer 
fd^mereren  Seiben  bejetd^neten,  Derlor  er  mieberum 
ben  SRutl^^  mürbe  aber  burd^  neue  göttlid^e  Sr« 
Öffnungen  unb  3uftd^erungen  aud^  mieber  auf's 
Sbue  geflärft  unb  ermut^igt  (ßi.  5, 6  bis  6,  13). 
3e|t  nal^  baS  9Berf  ber  Befreiung  SSraelS  einen 
cntfd^tebenen  unb  rafd^en  ©ang.  2)urd^  eine  äleil^e 
tum  SBunbem,  bie  }ugleid^  (mit  SluSnal^me  beS 
crften)  fd^mere  Sanbplagen  für  ^egQpten  mürben, 
unb  Don  benen,  mie  mieberl^olt  bemerft  mirb,  baS 
8anb  (Steffen  mit  ben  SSraeliten  Derfd^ont  blieb, 
maä>t  $l^ao  enbltd^  genöt^igt,  bie  ^ebröer  ju 
cnlläffen.  99ei  ben  erften  SBunbem  jmar  blieb  er 
ncrftodt^  meü  feine  S^id^^beuter  unb  3^uberer  fte 
aod^jual^men  mußten.  ^US  nömlid^  ber  l^ingemor- 

ßi  €tab  SlaronS  ^ur  Schlange  gemorben,  gefd^af) 
felbe  oud^  mit  ben  l^ingemorfenen  @töben  ber 
figlÄ'iifd^en  Sauberer,  nur  ba|  biefe  Schlangen  Don 

&t  öeiffd^Iungen  mürben  (gj.  7,  8—13);  als 
Stilmaffer  ftd^  in  99Iut  Dermanbelt  l^atte,  nad^- 
bem  Soron  feinen  ^tah  barauf  gefc^Iagen,  tl^ten 
and^  bie  ög^ptifc^n  3^^^^^^^  ^^^^  Sle^nlid^eS 
((gj.  7,  15—23),  unb  als  Saron  feinen  ©tab 


über  baS  Sanb  auSjkedfte  unb  baSfelbe  infolge» 
beffen  mit  gröfd^  bebedtt  mürbe,  mad^ten  bie 
ägi)ptifd^en3auberer  aud^  biefeS  nad^  (gj.  8, 2—7). 
I  ^^arao  Derfprad^  jmar ,  baS  SSoH  ju  entlaffen, 
iDcnn  STOofeS  bie  ^lage  ber  fjröfd^e  mieber  ent- 
ferne ;  aDein  als  bie^  gef d^e^en  mar,  l^ielt  er  fein 
SSerfprecften  nid^t  (gj.  8,  8—15).  ©arauf  fd^lug 
Slaron  mit  feinem  ©tab  ben  ©taub  ber  grbe,  unb 
er  mürbe  ju  SRüdten  im  gansen  Sanb  9(eg9pten, 
unb  jejt  erft  fül^lten  bie  äg^pttfd^en  3öuberer  fid^ 
übermunben  unb  fagten  5u  $]^arao:  „2)aS  ift  ber 
gfinger  eines  ©otteS."  ipi^arao  aber  blieb  Dcrftodtt 
(gj.  8,  16—19).  aiS  bierauf  3Rof es  unb  5laron 
baS  Sanb  mit  ^unbsfliegen  fid^  füllen  liefen,  Der- 
fprad^  $]^arao  mieber,  baS  $ol!  }u  entlaffen,  menn 
bie  $lage  aufboren  mürbe,  brad^  aber  mieber,  nad^- 
bem  biefeS  gefd^el^en  mar,  fein  SSerfpred^en  (g|.  8, 
20-32).  3ett  Derl^ängte  ajlofeS  eine  $eft  über 
alles  Siel^  unb  bie  größeren  ^auStl^iere  ber  ^eg^p- 
tier  über|aut)t,  fo  ba|  fte  fömmtlid^  umtamen, 
unb  bann  über  bie  Wenfd^en  aufbrec^enbe  giter- 
gefd^müre,  gegen  bie  felbft  bie  3öuberer  fid^  nid^t 
5U  fd^ü^en  Dermod^ten,  unb  enblid^,  als  $^arao 
immer  nod^  Derftodtt  blieb,  einen  ferneren  ^agel, 
ber  aKeS,  maS  auf  bem  gfelbe  mar,  9)tenfd^en,  93tel^ 
unb  ^flon^en,  jerfd^lug  unb  felbft  bie  ^öume  ^er- 
brad^.  Se^t  mieberum  Derfprad^  ^l^aroo,  baS  IBolI 
5U  entlaffen,  menn  bie  $lage  aufbore,  l^ielt  aber 
nad^  bereu  aufboren  mieberum  nid^t  SBort  (g£.  9). 
2)arauf  Derl^ängte  SRofeS  eine  ^eufd^redteuDerl^ee- 
rung  über  ganj  Sleg^pten,  burd^  bie  aQeS  meg- 
gefreffen  mürbe,  maS  ber  ^agel  an  Mannen  unb 
©emöd^fen  nod^  übrig  gelaffen  l^atte.  $^arao  aber 
benal^m  ftd^  mie  im  Dorigen  SfaKe  unb  entließ  baS 
9Sol!  nid^t  (gj.  10,  4—20).  gine  meitere  ^lage, 
eine  breitögige  bid^te  gfinftemi^,  l^atte  nur  ben  gr- 
f olg.  ba|  $b<^rao  bei  XobeSftrafe  SRofeS  Derbot,  j[e 
toieber  Dor  fein  Slngefid^t  ju  lommen  (g£.  10, 21  bis 
29).  3e^t  erfolgte  bie  le^te,  entfd^eibenbe  $lage,  bie 
Sel^nte,  mit  meld^er  bie  äg^tifd^en  $lagen  bie  S^^ffi 
ber  SoUenbung  unb  %bgef  d^loffenl^eit  erreid^en  (DgL 
Söl^r,  ©Emboli!  b.  mof.  gultuS  I,  §eibelb.  1837, 
175 ff.),  bie  Söbtung  nämlid^  alfer  äg^^jttfd^en 
grftgeburi,  Dom  grftgeborenen  ^l^arao'S  bis  ^um 
grftgeborenen  bcS  ©efangenen,  unb  felbft  ber  grfi» 
geburt  beS  SSiel^eS.  Um  ÜRittemad^t  f anb  fie  ]tatt, 
unb  ber  SBürgengel  ging  nur  an  ben  ^öufem  ber 
^ebröer  Dorüber,  bereu  Xbürpfoften  mit  bem  99lute 
beS  ^ff ablammeS  beftrid^en  maren  (g£.  1 1, 4  bis 
12, 29;  f.  b.  5lrt.  gfefte  IV,  1437  ff.).  3n  ber  5Rad^t 
nod^  mürben  SRofeS  unb  9aron  Dor  $^arao  ge- 
rufen, unb  eS  marb  il^nen  nid^t  nur  erlaubt,  f  onbem 
befoblen,  eiligft  f ortsujiel^en ;  bie  Sleg^ptier  brong- 
ten  bie  ^ebröer  bergeftalt  jum  fd^neUen  %b5uge, 
ba^  fte  ilnen  nid^t  einmal  5um  ©öuem  beS  XeigeS 
3eit  liefen  unb  i^nen  gaben,  maS  fte  Derlangten, 
golbeneS  unb  ftlbemeS  ©eröt^  unb  itleiber,  nur 
um  il^rer  möglid^ft  fd^neU  loS  ju  merben,  meit 
fte  Don  il^rer  langem  9nmefenbeit  aQeS  IBdfe 
fürd^teten  (gj.  12,  31—36).  gS  ift  über  ble^jiti 


ongtfcl^tn  tDOrben,  als  df>  cS  ^iS)  um  tme  con 
@ott  tnib  9i)oje€  ongcoTbntte  eigentliche  Skpe^Iung 
btr  aeQQfitici  in  ber  gönn  beS  Sntlel)itnie  auf 

giimmernriebergelien  flel)QnbtIt  ^be.  Xic  Stjtef- 
»ortt  finb  aber  bief er  3luffa|Tuns  toDtommen  eiit> 
gegen.  S)fnn  V»«,  morauf  e§ liier onfommt,  5et|t 
iri^t  „entlegnen",  unb  ^«i'T  mi)t  „leiten";  fon- 
betn  jeiieS  ^6*  .*itt"i.  foibmi",  unb  fomit  bieft« 
„bitten,  forbem  modien",  maä  DoDe  SBernttnUlig- 
Wt  jutn  ®e6en  DotauSfep  unb  öon  fnimtDigem, 
juDorfDininenbent  @ebfn  ouc^  miifltc^  in  bet  @hDe 
1  Som.  1,  28  gtbrourfit  ift,  in  mel^  e«  aufeer 
ßj.  12,  S6  allein  nix^  DorfDmmt  (ügl.  ^engpen- 
berg,  !8ritt.  jur  einl.  in'8  31.  X.  TU,  Serlm  1 839, 
507  ff.).  UebrigenS  iji  ber  gonje  ^lentoteu^iit^e 
fßtxiäii  über  bie  ©enbung  ÜJlof  eS'  unb  feine  Sliatiö- 
leit  in  Segtititcn  jur  Sefieiung  feines  SislIeS  bon 
bei  neuem  rotionaUftifc^en  EBibtltritil  unbfS^gefe 
für  burttimiS  obei  boc^  grogent^etls  un^i^orifd), 
inqt(t|ii|  unb  mar^en^ft  oulgegebrn  noiben  (Dgl. 
&.  S.  iSouer,  ^ebiäijc^e  «m^t^ologte  be§  9.  unb 
9».  %.  1,  Se^aig  1802,  262  ff.;  3.  ©eo.  SBoter, 
Commenlor  über  ben  ^entoteud)  II,  ^wDe  1802, 
4  ff. ;  be  aBette,  ^Beittäge  gut  ginleihing  in  ba§ 
«.  i.  n,  §alle  1807,  169  ff. ;  gnwlb,  ®tf<5.  be§ 
aSolfeS  asrael  n,  3.  «ufi.  (Söttingen  1865, 23  ff.). 
Sine  ftJecitKe  SBüibigung  biefcr  9(nfi$t  mihrbe 
^iei  ju  n)dt  fü!|Tcn,  unb  tS  mag  an  einer  Furien 
Drientining  in  Betreff  ber  ^auptfrunfte  genügen. 
SutiBrberft  ifl  flor,  ba%  bie  S^öligleit  fflIofeS'  in 
^egQpten  eine  tminbetbaie  ift  unb  al§  foli^e  aud^ 
berietet  tuiib ;  bie  mihinlet  gemachten  5ßerfuifte," 
bie  ägqptift^n  Sßunber  natüriit^  ju  erfläien  (Da 
Boia-Äyme,  Notice  but  le  eejour  des  Hebreux 
en  Egypte,  in  ber  Description  de  l'Egypte  etc., 
abt^.  Antiquit«8,  Mem.  I,  Par.  1809,  306  sß.; 
Eichhorn ,  De  Aegypti  anno  mirabili,  Got- 
ting.  1818),  mibeiftreiten  fo  augenfäQtg  ben  ÜBcT' 
ten  bes  biblif{^  iBerit^ttS,  bag  jebe  befifallftge 
Üiai^nieifung  überpüffig  roäte.  Ülic^tig  ip  nur,  bo^ 
bieft  SEunber  an  ^Borgänge  ongefnüpft  ^Un, 
tDel^ebenaegWtitmaBiJanblilagenbelanntnMiren 
unb  ton  i^nen  petS  einer  erjürnfen  ©ott^it  ju- 
gefi^eben  mürben  (SBrugfc^  a.  a.  O.  224).  1I8 
3roetf  biefer  SBunber  wirb  auibrüSIi^  angegeben, 
6a6  bur^  r«  foWD^l  für  bie  3§raeliten  als  für  hie 
Seggptier  bie  unbefii&räntle  Wad)t  uitb  Ober^err- 
ft^ft  @otte3  über  aät  Sänber  unb  Sblter  unb  inf* 
befonbete  über  aegflpten  ouger  Stwifel  gepeUl, 
unb  bog  gugleii!^  bemiefen  werben  foQte,  eben  Sr 
ffafie  3JIofeS  gefenbet,  unb  biefer  rehe  unb  t)anble 
nur  in  feinem  auftrüge.  Siafi  ein  fott^et  SeHieiS 
fiiv  beibe  Xljtilt  nicbt  unnötliig  mar,  erbeut  beut- 
ii^  genug  au§  bem  betreffenben  iSerii^te  bes  ^enlo- 
teu(l)S,  unb  infofem  baben  hie  fraglid&cn  aSunber 
in  jenem  tutc^ttgen  Stttpuntt,  ba  eS  fici)  um  bie 
93efreiung  be«  ouSemäfiUen  SBoHeS  auS  langer 
ftnerfitfi^aff  unb  um  bie  9(n&afinung  unb  ©rünbung 
ber  51)CDrratie  unb  tbeofratifc&en  SJerfaffung  bon- 
belte,  nic^iaSefrembenheS.  5Bufeerorbentti(^e11Jfani' 
f(|lattonen  @ette6  mußten  bei  ienem  Snla^e  unb 


1»G 


'  jum  gebadeten  3t>>«Ic  idoI^  ebttnten,  loib  Denn  je 
icgenbtDO,  fo  Ifobcn  tnii  ^iei  im  SorcoiS  Snntia 
m  enoarlen.  SBoS  f  Dbaim  boS  SiiqdiR  bdnjfL 
fo  uirb  bei  ben  frogli^en  SBunbem  bie  fn#gt 
S'Iaturcrf^nung  burt^  bie  cigentbümTi^taiti^ 
(Eintrittes  unb  SkrloufeS  jmn  mirfli^en  ISinta. 
Xus  ^Hltnaffer  belommt  aSjölirli^  um  bie  3nt 
ber  grölen  UebeTf<^U)emmmig  eine  TOtSit  Sorte, 
unb  bie  übrigen  Q)en)c^er  aegqptntS,  bit  ^ofi» 
ttieilS  ©ümpfe  ftnb,  füllen  ft^  oft  [o  mit  gUfÄo 
an.  ba|  biefelben  bem  Satibe  jut  Saft  UMibeit.  fiäß' 
li^  t)erl)ält  cS  fi^  mit  ben  folgenbrn  ^unbeqilageB. 
Sie  ÜMeten  unb  ^unbsfliegm  fmb  m  %gw<t> 
mä)  f onft  eine  groBi  $lage  ber  iSmnmfpm.  Sit^ 
feuc^  mit  einem  böSoitigcn  S^aratta  unb  |to 
%uSf[^(age{ran(^ettm  jrigen  fi4  inKcg^ptenoEi^ 
falls  mt^t  feiten.  9luii^®en)ttterinib^geI,obgltiib 
feltenet  unb  barum  uo^t  ouc^  gefür^ttter,  fi^ 
bort  nit^tS  Untti^örteS.  Sobann  ^eiifi^it» 
oertietnntgen  (wt  Seg^pten  mit  &^ai  unb  fMläa 
gemein,  unb  ^erfinperung  ber  Suft  bis  jn  DiUIigB 
S>unf  clbeit  enlftebthottoftbun^  ben  S^amjin.  nm 
bem  Samum  ätinlit^,  bbd^wrbcibli^enSBiellt 
gegen  ben  bie  Segqfilier  fogor  befimben  9A(k 
ffi  Derric^ten  pflegen  (De  Sac;,  ChrestonuÜPi 
arabe  I,  Paris  1826,  162).  gnblu^  p^lfaSff 
Jhonf^eiten  entfielen  no^  jctft  in  Scg^rtoi  |ä»ji| 
gerabe  infolge  jencS  Sbomfin  (t>gL  &eng^aifieq 
a.  a.  0. 103  ff.).  Sei  ^NofeS  urixb  jebod)  in  oOb 
berührten  Sollen  bie  fonft  natürliche  Stfi^etnini 
burdi  i^r  pIBtilii^ee,  au^  uTtscttigt§  Sintretni,  bn^ 
i^  ungeI)eur(S  Uet>erma|  unb  miebemm  i^  ^ö^ 
liAeS  aufhören  na^  bem  aSillcn  TOofe«'  jnm  im» 
tilgen  äBunber  unb  bamit  jugleic^  gu  bem  Senat 
ba|  Se^oDa,  ber  @ott  ber  äsiottiten.  bct  auf  fol4t 
Srt  mit  bem  Sonbe  oerfa^en  tana  unb  bit  an^ 
foQenbflen  borttgen  3}aturerf(^etnintgen  fo  infinit 
@enHiIt  bat,  oucb  btr  eigentlu^  unb  ^Sc^  fya 
bes  SonbeS  ift  (S^.  8,  22),  ba|  fein  «Slott  vte  fc 
epftitt  (6j.  9, 14),  unb  bofe  SRofe?  WtiBt*  te 
abgefonbte  biefeS  ©otteS  ip,  »eil  er  fonfl  fid^t 
^baten  ni(!^  »errieten  15nnte.  3>ie|  giß  feül 
ba,  100  bie  äg^ptif^  3au6enT  bie  Siltnbet  Stofd' 
einigermalen  nat^gua^men  oennögen.  3>at  M 
ber  ©lob  SRofeS'  mä)  feinem  ^iDen  in  ei« 
i8<!bIanget)eniHinbeIteunhiiriebeijum€tabD  *" 
mirb  als  mirfli^  %eugcmng  jener  S"  ' 
beriditet,  momit  9)lofeS  Don  @ott  ouSgeiütM  n» 
ben  mar;  foneit  bagegen  bie  ögqptifcireii 3<niiaB 
biefeS  nad^a^mten,  nrirften  fie  nid^t  ebixi  dttufdl 
SBunber,  fonbem  jeigten  nur  eine  ^obetl^0» 
manbt^eit  unb  g^gTeit  im  Sd^IangtnÜntHgai 
(93rugfd^  a.  a.  O.).  ^iefe  gertigteit  ip  in  «tg«« 
Don  je^er  unb  bt§  auf  bie  neuere  Seit  eigwi^ 
einer  gemiffen  SKenftbenflaffe,  bie  unter  bem  Stan» 
ber  Spf^Üen  befonnt  ifl  IRoä)  in  neuerer  So*  iP 
beDbatJ^tel  morben,  wie  fie  g.^.  eine  €^Idtigenl- 
lommen  ftarr  maiiien  unb  gleid^fam  in  einen  Stol 
oermanbeln  tonnen  (^engfienberg ,  Sie  ¥ü4(t 
OTofeS'  unb  «eg^pfen,  SBerltn  1841,  99).  3i 
älpilid^er  Seife  ifl  ouc^  btfi  Slot^mai^  W 


3Bo[e8.  i»50 

nt  unb  baö  Rommnilafftn  bn^iüf^  ton  tineSadsaiiegtratl^entoaicn.  SRoIeSn^iettfcbo^ 

n  twi  Sdutitni,  bit  bamit  mtbn  baS  oon  btnffleje^l,  litön'flÜKttrju  fügten  unb  mit  jrinnn 

i  &^^t^tnt  na^itfiun  »oKttn,  aI3  dtoaS  StabtbieÖttloäneT  jut^eilen,fobagmantiodtncn 

nolütli^e  IDliltel  SÖeroiiHfä  ju  bcnToi,  unb  gufetfl  Iftinbuid^gitben  tomit;  bnnn  fteflte  pi^  bie 

iraa^mt  bdmomii^er  SSerraittlung,  ju  betpi^  Seutr-unbSBDlfenfMejniifi^enbieSärQelitenunb 

ftstgtlen  ^iipg  Mtjlt^en  (Oßl.  Calmet,  bie9(tg9ptitruiib^inberieben3ufammenftoB-2Ba^ 

,  de  veria  fictUque  prodigüa,  in  befjen  «nb  bi(  SSiaelitnt  ^inü6eräogtn,  jetttn  tönen  bte 

jiiatioDee  in  V.  et  N.  T,  I,  ed.  Uansi,  HfgtjptiCT  nacf) ;  als  jeiK  aba  am  ünbem  Ufet  an« 

»burgi  1789),  ift  nid^t  (inmal  n5t!|ig,  bo  gtlommtn  aarm,  fufircn  bit  @cwa{|tr  uieber  }u> 

(  o^ne^in  tiei  bem,  mos  bie  3ou&ettr  ^iei  (ammen,  unb  ^igarao  unb  (ein  ^i  fanben  in 

t,  nur  um  IflttnigTeiten  ^anbelte  im  äkigletc^  benfelben  bni  Sob  (S;.  14,  1 — 29).   3t^t  führte 

em,  tDQ8  ajloiea  gel^on.  aJloJeB  [ein  3)oIf,  baS  mit)  ]o  nrnnbetbarer  fflettimfl 

iitxitx3lai)tnDä),  roo bie äfl^plitc^e erftgtbutt  Serttouen  }u  i^m  unb  ju  Se^oDo  a^a^t  5otte,  in 

m,  jofltn  bi(  Ssraeliten  unter  1ÖJo|e8'  3Infüö-  bm  lübliitien  Xiftil  her  finaitijc^en  feaRiinfel  gegen 

ouS  acggpten,  no^bem  fw  430  Sa^re  bort  benSergSinai^in.  3lberf<l)onju5ÖtarQfl.b.Hrt.) 

en  (6e.  12, 40)  unb  jum  grofetn  Solle  ^tron-  murrte  baS  SJoIf  gegen  i^n,  weil  p<5  bort  nui  bit« 

4ftn  ffioren,  |o  bafe  bie  3qI)I  if)ier  Wäana  terti  aSaf!«  fonb.  SBotb  borouf  entftonb  in  bet 

bi«  grauen  unb  ffinbetfic^  auf  600  000  belief  SBüfte  ©in  eine  neue  Unjufrieben^eit  gegen  i^ 

l2,37).  5)ie5)autrbt3aufent^artf8inaegpp-  meil  ei  bnn  fflolfe  an  iliübrung  flebroc^  unb  esM 

Irb  in runbetSa^lQUc^einfa^ auf  400 Sohlte  uq^  ben31eiiiifrtöii[en91eg^ptcn8gurilä|tl|ntf;  W 

leben  (®en.  15, 13.  «pg.  7,  6),  ttwa  (eine  ftente  fi^  jutrft  baS  ÜBanna  (f.  b.  91ri)  ein,  unb 

iterigicit  mat^t ;  bagcgen  im  famaritontfiiöen  avü)  ^eif^  nmrtie  i^nen  ju  X1)tü,  inbem  eine 

iteu(!^unbDmi3D|et)M(Antt.2,15,2)Dirb  ÜJlengt  Don  SBnd|ttIn  in  il^r  Saget  flog.   9119  fie 

f  215  Zaf)Xt  nbucirt  unb  Don  jenen  430  3a^  |obann  na^  JRap^ibim  lomen  unb  lein  ÜBaffer  an< 

ie  ^älfte  au{  ben  ^ufent^alt  bet  ^triorc^  trafen,  erneuerte  fi^  ifire  Unjufneben^eit  gegen 

noan  berechnet  (Dg).  9BinR,£&ibl.£ReaInilMei>  3ßo|e«;  ba  ft^lug  biefer  auf  @otte3  (Se^eifi  mit 

8.  91up.,  Seipjig  1848,  b.  t.  aKofeS),  unb  (einem  ©tob  auf  einen  Seifen,  unb  eS  quoll  ÜBoffer 

(Berechnung  ober  KenigftenS  bie  Sßert^eilung  lerBorjurSätligungfiirbQSflanjeSBDll.  9ln  eben 

JO  So^re  auf  ben  ^lufenl^oH  ber  ^Patriarchen  biefemÖrte  rourben  fie  g!eti^  botauf  öon  ben9lmale- 

Haan  unb  ben  ibrer  ^i^Fornmen  in  9Ieg^ten  (item  angegriffen,  ertämpften  aber  unfet  ^ofue's 

I  Diele  esegelen  ou^  ®üI.  3,  17  (f.  Com.  a  iHnfiit|ning,n3äörenbiDlofe3auf  etner3lnbß6ebetete, 

de;  Poli  Synopais;  Piconii  Epiatolarum  einen  coßflänbigen  @ieg  Über  fie  (<&%.  17).   Salb 

Ulli  ÄpoBtoli  triplex  expoeitio  JU  b.  @t.).  barauf,  aI8  man  bereite  in  ber  ^Räift  be€  Sinai 

ilafit  uurbe  biefe  Seredinung  augenfällig  tnu;  mar,  Farn  Wofei'  ©(l^miegeruater  Set^ro  mit  feiner 

bie  Senealogien  @{.  6,  16 — 19  unb  3lum.  Xoditer  Sep^ora  unb  i^ren  beiben  @b^ntn  unb 

7f.,  inbenenmanfeineaiu81affungDonlijttl'  übergab  fie  i^m,  loeilte  einige  Seit  bei  il|m,  unter- 

•beni  annahm.  S€  ftc^t  i^r  abei  ßj.  12,  40  ftii^tt  il)n  mit  feinem  ViaSf,  namentlich  in  Sejug 

}en,  tcio  meber  ber  SSortlaut  nod(t  bet  Sufam-  auf  ba-:-  ©eri^tiuefen,  unb  begab  fi<^  bann  mieber 

img  ber  Stelle  eine  Sertfieilung  bei  4S03a^re  in  iein?&eimat((S£.  18).  3tnbrittm3Ronat  enb> 

c  berührten  Sßetfe  julä^t.  ^üä)  uäie  unter  Hd^midibcmSuSjugeauaSeg^tenlammanbeim 

uSfe^ng  berfelben  fdiDer  ju  begreifen,  toie  ^inai  an  unb  f^^"S  b""  ^W  gegenübet  boS 

migen  in^egQpten  eingenanbertenSSTaelilen  Saget  auf,  unb  eS  begannen  fogleit^  bie  SSotberti* 

tmttz  3eit  ein  fo  ja^lreiäKS  Soll  Ratten  Det'  tungen  unbSlnltitungen  jur  fog.  finaififAen@efe^ 

Innen.  Sei  ®al.  3, 1 7  ^at  ber  Slpopd  »a^r-  gebung,  bit  »on  ej.  19.  1  an  ben  gröglen  S^eil 

li^  ni^t  me^r  gerate  ben  3eitmoment  ber  befi  ipentattui^e  einnimmt  (f.  b.  5Irtt.  ©ecolog  unb 

ilung  ber  Ser^ei&ung  an  ?tbra^am,  fonbtm  ©efttjj.Siegeft^a^unterfd^reclentrrtgtnbenSiatur" 

ett  ber  pattiorii^Itfcftn  Setfjei^ungen  über-  crf^einungen,  in  benen  fic^  bie  !ßä^  ©ottefl  btm 

hnSIuge;  bitfeabtt  enbete  mit  bertSinmon-  Soße  Demebmlii^  unb  fühlbar  mai^te,  [o  iai  e« 
6bet38tadittnin9Ieg^pten,unbbannftimnit  doi feinet IDlaicßät  in  gro^e guttat  unb ^ngfl  ge* 
cie^nung  be3  ^oßtls  mit  ben  übrigen  etn-  lielb  unb  bal  onfängti^e  Serfptei^  beS  @ef|Of 
iflenSc^riftftellenguf ammen.  SuiRamfe«,  baS  fams  (6s.  19,  8)  ftierli^  in  Sejug  airf  alle  ®e> 
ttei  befefttgen  muffen,  traten  bie  Israeliten  feje,  bie  ®ott  geben  mürbe,  erneuerte  (<tg-  24, 3). 
In^ug  an,  unb  ber  ©ngel  bei  §erm  ging  in  Sitfeungearfitet  blieb  t«  bemfelben  nit^t  lange  ge- 
nier- unb  SBontnfäule  (f.  b,  Stt.)  por  i^nen  treu.  SJenn  als  3)Ioftä  auf  bem  Serge  Iftnje« 
nb  fettete  fte  (gj.  12,  37  biä  13,  22).  So  Seit  Denoeilte,  maii^te  tB  ein  golbenefl  ftaft  (j.  b. 
1  pe  bolb  nai%  ^bilia^iwib  Q«  bet  norbwefl-  Mrt.  Äälberbienft  VII,  20),  um  efl  anjubeten  unb 

©ptfe  be«  rotten  TOeeteS  (f.  b.  9Itt.  2Reere  it)m  gn  opfern,  fo  ba|  ®ott  nur  but#  iDlofefi' 

.1173f.);6iet  ober  erblitflen  fie  auf  einmal  gürbitte  fii^  bewegen  liefe,  baä  Soff  ni(^t  ju  Der- 

menna^fefeenbeägtwitif^e^eerunbgerietben  tilgen,  unb  bafe  ^ffiofei  felbp,  als  er  üom  Serge 

i|e  Sngfl,  oeil  fie  jreif^en  bem  fletlen  6e-  ^blam,  auS  S°™  "6"^  folgen  SlbfoK  bie  gtoei 

bem  SNeete  unb  ben  ÜJetf olgtm  gitt^fom  in  ®efet^Slaf ein  jetbrad)  unb  burd^  bie  Seoittn  gegen 


1951  9Rofc8.  1952 

3000  uon  btn  9lbtrimmcjcn  umbringen  liefe  (6?.  |  wenn  ®ott  feinen  Kat^)d^Iu|mc6t  auf  ?Dloie5'5üi= 
;V2).  «l«  barauf  Wofc«  feiner  *itte  gemäfe  bie  =  bitte  gemilbcrt  ^ätte.  Snbep  blieb  ba§  Urt^eil  be« 
^vrrlic^feit  ®oUc4  öc)«^^^ut.  erhielt  er  auf  bem- [teilen,  bapafle,bicba§  20.  Sa^rüberfd^ritten  hatten 
i^crge  neue  (Mefeftc4tafelu.unb  fein 'Ängefii^t  würbe  |(3ofue  unb  ßaleb  auagenommen),  in  ber  SBüfe 
f 0  glänjcnb.  bafe  bie  J^raeliten  bei  feiner  Küd«  umfommcn,  unb  büfe  erft  bie  jüngere  ©eneration  in 


fünft  i>Dm  'j^crgc  {i(b  fürcbtctcn,  ibm  nabe  )u  !om> 
mcn.  unb  er  fein^ÄngcfiÄt  ücrbüUen  mupte  (6s.  34, 
*J*>— 1>.M.  ffsJeilbif  Sl^orter-iB  n*y  -.-p;  •=  r:"»^ 


ba4  Sanb  ber  ^erl^eißung  gelangen  foUte  rJtum. 
13,  1  bi§  14,  38).  3war  Derfu^ten  bie  ^mf 
liten  in  trojiiger  SJerjtteiflung  gegen  Siofer'  Sc« 


in  ber  4^ulgata  mit  9iüctftd)t  auf  •«■*?.  (^^om^i  über«  beiß  bie  ßonaoniter  ju  befriegen ;  allein  i^r  3ln- 
kf  t  werben  mit  ignorabat.  quod  comuta  esset  griff  gegen  bie  Sewo^ner  bc^  3üben§  miBlang 


Ö^cnuilben  mit  ö^'^nicrn  eri^eir.i  iFabrieius.  Co-   ibaien  unb  Sdjicf'Qle  wdbrenb  biefcr  3eit  beridsrc: 


dbrig 

r;:-.  c  ■.::«:  uf^f.:  >:f  3u^.::(r.;f  r:r.  (? -r.;«r.  t:r^  ^zzr.t  ^bzt:<rzr.z  r-cr  ^r^c^tw  über  ^a«  ^ricnr? 

«                               «  ■                                             ^                        ^ 

\»,\   %'»•■'*»    ;•■    r-  ^S;--"      «>>'..—.      ?  ,■,      -1           "^  Sr-   I*««»-  iT*"*"  "T*     r"V*»       "      ^      nV—     (>  "-r          ^.^"TT    TTH    ^ 

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»-       a...-  — ^.-a  a""         ........      ........    a        ^.  r      __    _  "  ^k- A.  \^ 

.     >. ,'-T.:::.::.T  xur.  :i:nittio 


1958 


ÜRofeS. 


1954 


Saat  $eor  unb  bem  bamit  oerbunbenen  utQäd^tigen 
Sreiben  }u  k)erfü]^ren,  infolge  beffen  24000  9Ren« 
fd^  umtomen,  bi9  ttiblxä)  $^ineed,  ber  B6f)n 
CIca)at8,  burd^  eine  l^elbenmütl^ige  S^at  bem 
Unl^eil  ein  Snbe  mod^te  (9tum.  25, 1—9).  92ad^- 
bimt  boTOuf  nod^  über  bie  SRobianiter  ein  nrtc^tiger 
6icB  erftxi^ten  »orben  (?him.  31,  8—10)  unb 
bie  fijUidQ  Dom  Sorbon  eroberten  fianberfhedCen  an 
bie  @tömme  Stuben  unb  ©ab  unb  bie  ^älfte  be§ 
€tamme§  SJlanaffe  ouSgetl^U  (9{um.  32),  über 
bie  Sertl^Iung  bed  ttefilid^en  SonbeS  aber  bie  er« 
forberlid^  91norbnungen  gegeben  maren  (!Rum. 
84  unb  35),  erl^ielt  9Rofe8  ben  Auftrag.  Sofue  ju 
feinem  9lad^foIger  )u  beftimmen,  il^n  in  fein  9lmt 
dngufej^en  unb  felbft  ba§  ®ebirge  Stbarim  }u  be* 
fktgen,  um  Don  bort  ba3  Derl^ei^ene  Sanb  nod^  ^u 
äbeSrf^auen  unb  bann  }u  fterben.  93etreten  burfte 
er  Sonaan  fo  ttenig  als  fein  bereits  geftorbener 
%ruber  ^oron,  tteil  er  beim  ^aberumff er  ju  SabeS 
fai  ber  ffiüfle  ©in  (9«um.  20, 2—13)  toie  biefer  in 
bie  göttlid^  3ufage  SRi^trauen  gefegt  l^atte  (92um. 
27,  12-23.  S)eut.  32,  48-52;  84,  1—5). 
SRofeS  »ar  120  Saläre  alt,  afö  er  ftarb;  ,,fein 
finge  nmr  nid^t  ftumpf  geworben  unb  feine  Äraft 
ttid^t  entttid^en^  (S)eut.  34,  7). 

VtofeS  gel^ört  ofö  SRenfd^  mie  al§  ^eiliger  5u 
ben  größten  Srfd^einungen,  meiere  in  Dord^rift- 
lU^  3^i  SU  finben  finb.  SSon  i^m  fagt  ber  l^eilige 
<BeiflTeIb{l:  M  ftonb  hin  ^ropl^et  mel^r  auf  in 
3drael  nne  SRofeS,  ben  ber  ^m  gefannt  l^ötte 
tum  «ngeftd^t  ju  «ngefld^f  (®eut.  34, 10).  TOit 
fmerigem,  energifd^em  Sl^arafter  unb  mit  entfd^ie- 
bener  X^atfraft  t)erbanb  ^ofeS  ben  burd^bringenb* 
ften,  umfaffenbften  SSerftanb.  %[m  f)ofe  ^l^arao'S 
eigogen  unb  in  alle  SBeiSl^eit  ber  Seg^ptier  ein- 
gnDeil^,  l^atte  er  bie  in  il^  Uegenben  glüddid^en 
Katuxnnlagen  unter  ben  günftigften  Umftänben 
onBbilben  tonnen.  Siber  in  nod^  Dontommcnerer 
SBeife  bilbete  ®ott  felbft  feinen  (Seift,  al§  er 
40  Sol^e  lang  ftd^  in  bie  SBüfte  ^urüd^tel^en  mu^te 
mb  in  ber  @tille  beS  ^irtenlebenS  feine  Sefriebi- 
gimg  bIo|  in  ber  99etrad^tung  ber  emigen  SBal^r- 
l^eiten  finben  tonnte,  ^ier  ift  SItofeS  ba§  gen)orben, 
mos  er  nad^  ®otte8  Slnorbnung  fein  f oute ;  j^ier 
mirb  bie  hrbif^  SBeiSl^tt,  bie  er  befa^,  im  Sid^te 
ter  05ttlid^  ®nabe  tKrtlört,  unb  fein  Sl^arafter 
cilangte  jene  S)urd^bilbung,  bie  il^n  ju  ben  DoS« 
btmnenften  Xugenbübungen  unb  jur  Bereinigung 
wit  ®ott  beföi^igte.  3u  jenen  gel^ört  t)or  Mem  bie 
vniefiegbare  Sangmut^,  »omit  er  40  Saläre  l^in« 
burd^  bie  ffiiberfpönfKgfeit  be§  iSraeUtif  d^en  ^BoIfeS 
oB  ^ber  gequöItefte9Rann  auf  ßrben''  (9htm.  12, 
S 1^.)  ertrug ;  Don  biefer  jeugen  bie  gemoltigen 
itaiber,  bie  (Sott  burd^  ibn  »irfte,  unb  bie  Srt 
«nb  Skife,  mie  er  fid^  bem  3ome  ®otte§  entgegen- 
nfkOen  magte.  SRofeS  »ar  bal^er  nid^t  blo^  ein 
Ittttiimar^elb  im  getoöl^nlid^en  @inne  beS  SBorteS, 
fonbetn  mit  feinem  Flamen  Derbanb  3§rael  baS 
Seimi|tfein,  eS  ^ait  ben  belbenmütl^igen  Sugen« 
ben  uab  ber  gfüi^itte  biefeS  9)knne§  feine  gan^e 
Ciifteng  JU  Derbanten.   Unb  bod^  tonnte  biefer 


groge  SRann  baS  Solf  3drael  nur  bis  in  bie  ^af^ 
beS  gelobten  2anbeS  führen,  aber  e«  nid^t  in  ben 
IBefil  beSfelben  fe^eu;  fo  fährte  oud^  fein  ®efe| 
nidpt  )ur  SBoDtommenl^eit,  fonbem  geigte  bie  »al^re 
f^eiligf eit  be«  5Dlenf(^en  nur  Don  ferne.  Sin  3ofue, 
b.  i.  ein  3efu8,  ber  fonfi  f o  tief  unter  aJlofeö  ftanb, 
tonnte  ba«  SSolf  ® otte«  in  feine  (Jrbf d^  einführen, 
»eil  er  ben  9lamen  trug,  au^er  bem  eS  fein  ^tiX 
gibt,  unb  fo  bie  (Srmartung  bed  9lten  Sunbed 
ouf  einen  DolRommenem  SSföger  biefed  9tamend 
rid^ten  follte. 

95ei  ben  f|)äter  lebenben  Suben  ftonb  9Kofe8 
als  99efreier  feined  SSolfeS  auS  ber  5g9))tifd^en 
Jhted^tfd^aft  unb  als  ®rünber  unb  ®efe^geber 
ber  altteftamentlid^en  Zl^eofrotie,  bap  nod^  att 
erfier  ßrjiel^er  unb  gül^rer  beS  SolfeS  bis  an 
bie  ®ren5e  beS  Derl^ei^enen  SanbeS,  in  ungemeffe- 
ner  SSerel^rung,  unb  eS  ift  begreiflid^,  »enn  er 
Don  ben  alten  Siabbinen  in  ben  Slabbotl^  (Dgl. 
Joh.  Henr.  Otho,  Lexicon  rabbinico-philolo- 
gicum,  Geneyae  1675,  s.  y.  Moses)  felbft  über 
Slbam,  9be  unb  ^bral^am  gefegt  mirb.  (Sine  gleid^ 
SSerel^rung  geniest  aud^  feine  fc^riftlid^e  ^inter- 
laffenfd^ft,  bie  nad^  il^m  genannten  fünf  ^üd^er 
ober  ber  ^entateud^  (f.  b.  3trt.).  ©iefer  nimmt 
unter  ben  altteftamentlid^en  @d^riften  nid^t  blo| 
ber  3^t  unb  bem  Umfange,  fonbem  aud^  ber  2)i» 
gnität  nad^  bie  erfte  Stelle  ein  unb  erfd^nt  als 
unbebingte  SSorauSfe^g  unb  ®runblage  ber 
anberen,  fo  bog  biefe  nac^  3^tfldrung  beS  ^enta« 
teuc^S  aud^  felbft  nid^t  mel^r  als  baS,  ttaS  fie  ftnb, 
fortbeftel^en  tonnten.  Ob  SRofeS  aud^  93erfaffer  beS 
il^m  5ugefd^riebenen  89.  $falmeS  ober  ber  ^fal* 
mcn  89—99  ifi,  »ie  felbft  ber  1^1.  ^ieron^imuS  ur- 
t^eilt  (Epist.  [CXL]  crit.  ad  Cjrprian.  presbyt.), 
bleibt  in  93e5ug  auf  feine  Stellung  in  ber  Sl^eofratie 
nid^tDoner^blid^!eit.au(^baS93ud^3obift]^(iuftg 
i^tnjugef  daneben  »orben  (f.b.9lrt.VI,  1489),  nne« 
XDdf)l  in  bemfelben  ^lleS  auf  eine  ungleid^  ftnitere 
(Sntftel^ungSjeitl^inbeutet.  Ski^  unter  folgen  Um> 
ftänben  an  bie  Der]^öltni^mö|ig  bürftigen  Angaben 
ber  l^eiligen  ©d^rift  über  bie  ^ßerfon  SMofeS'  fid^  im 
Saufe  ber  3eit  mand^  fabell^fte  3ut]^at  angereil^t 
^at,  tann  nic^t  befremben.  SinigeS  baDon  ift  ge« 
legentlid^  bereits  berührt  »orben;  eine  erfd^öt)fenbe 
2)arftenung  aber,  bie  Diel  Siaum  einnel^men  unb 
ttenig  SBert^  l^aben  mürbe,  eben  meil  eS  fu^  nur 
um  S^^beln  l^nbelt,  tann  nid^t  l^ierl^er  gel^bren. 
es  mögen  bal^er  einige  99eifpiele  genügen,  um 
groben  Don  bem  Steid^tl^  ber  rabbinifd^ 
$]^antafie  ^u  geben,  meldte  in  fold^en  ßnoei« 
terungen  ber  ®efd^id^te  gemaltet  1^.  Sd^on  ^rta* 
panuS  bei  SlemenS  Vitg.  tennt  bie  ßrjäl^Iung, 
3)lofeS  fei  Dom  ögQptifd^en  itbnig  in'S  (Seföngnt| 
gett)orfen  morben,  baSfelbe  l^abe  ftd^  aber  bei  !Rad^t 
Don  felbft  geöffnet,  unb  am  SRorgen  fei  ÜRofeS  Dor 
$^arao  geflanben,  l^abe  il^n  aufgemedK  unb  il^m 
auf  SSerlangen  ben  9lamen  ®otteS  in^S  Obt  ge« 
fagt,  babur^  aber  il^n  getöbtet,  jebod^  aud^  f ogteid^ 
mieber  lebenbig  gemad^t  (Strom.  1, 23).  ^^euhoi« 

VI 


1955 


SRofeS  Sorcepl^a  —  9Ro|e§  t)on  Sl^oteit 


1956 


21, 85,  ftönifl  Og  t)on  Sajon  l^obe  boS  iSracIitijd^ 
Söget  in  einer  ^luSbe^nung  twm  fed^  9MeiIen  über- 
f ddaut,  bonn  einen  Serg  Don  ber  ßrbe  auf gel&oben, 
beflen  93ofi§  bie  gleid^e  SuSbel^nung  i^itt,  ben- 
f elben  auf  ben  Äopf  genommen  unb  bem  isracliti« 
f(^en  Sager  entgegen  getragen,  um  ilftn  auf  baS- 
felbe  ju  werfen  unb  eö  f o  auf  einmal  ju  oemid^ten. 
Unterwegs  aber  l^abe  ^d^ot>a  einen  SBurm  in  bem 
»erge  entftel^en  laffen,  ber  benf  elben  rafd^  auS^öl^Ite, 
f 0  ba6  feine  ®afiS  einbrad^  unb  er  bem  Xragenben 
über  ben  Ä opf  l^inab  bis  auf  bie  ©d^ultem  fiel. 
Se^t  fal^  er  baS  iSraelitift^e  Sager  nid^t  mel^r, 
tonnte  aud^  ben  95erg  nid^t  mcl^r  megl^cben,  toeü 
ji^  feine  etttmS  l^oriaontal  ouSftel^enben  3ö^ne  in 
Die  @eitenu)önbe  gebol^rt  l^atten,  unb  9RofeS  ging 
nun  ^in  unb  jerfd^Iug  i^m  mit  einer  je^n  ßllen 
langen  ^st  bie  3fu|fnöd^el,  f o  bafe  er  umfiel  unb 
balb  barauf  umfam  (Dgl.  basfelbe  Sargum  5. 9.  ^u 
9«um.  25, 8;  27, 5;  31, 8. 50).  (@.  über TOofeS: 
^l^ilo'S  brei  33äd^er  De  vita  Mosis  [tom.  2  ber 
Ausgabe  Don  SDlangc^] ;  Fl.  Josephi  Antiqui- 
tates  Judaicae  2,  9  sq.;  8;  4;  Gaulmin,  De 
yita  et  morte  Mosis  llbri  tres,  Paris.  1629, 
Hamb.  1714;  Bossuet,  Discours  sur  Thistoire 
univers.  I,  14®  öd.  Amsterd.  et  Leipzig  1755; 
d'Herbelot,  Bibliothäque  Orientale,  ä  la  Haye 
1777,  8.  y.  Moussa  ben  Amran,  Feraoun, 
Garaun  etc. ;  W.  Warburton,  The  divine  le- 
gation  of  Moses  demonstrated,  in  f.  Works, 
Lond.  1811, 1— VI,  beutfd^  Don  3.  Sl^r.  ©d^mibt, 
gfran!furt  unb  Seipjig  1751—1758;  3.  3acob 
^efe,  ©efd^id^te  TOofiS,  3ürid&  1777;  Schu- 
mann, Yita  Mosis  I,  De  infantia  Mosis,  Lips. 
1826.)  [ffielte  (Raulen).] 

^ofts  *3tatay9^  f.  Sar-Sepl^a. 

tSofed  von  i^l^otin  (getoöl^nlid^  Sl^orene),  ber 
gefeiertfte  unter  ben  armenifd^n  ©d^riftfteDem, 
lebte  im  5.  3a]^r]^unbert.  Ueber  feine  äußeren 
SebenSDerl^öItniffe  berid^tet  nur  eine  einjige  gleid^« 
}eitige  ©efd^id^tSqueOe,  ber  Srief  beS  Sa^ar  t)on 
$]^arp  cm,  Sßal^an  auS  bem  Snbe  beS  5.  3ct]^r" 
l^unbertS  (ed.  Ven.  1878 ,  607—609).  Sajar 
toeiSt  in  biefem  @d^reiben  l^in  auf  „ben  feiigen 
!ß^iIofop]^en  TOofeS",  ber  in  feinem Seben Armenien 
burd^  SBort  unb  Sd^rift  erleud^tet  l^abe,  ber  ein 
Sijd^of  gemefen  fei,  bem  aber  baS  99ifd^ofSamt  ben 
Xob  gebrad^t,  ber  über]^au))t  in  feinem  Seben  ^al^l- 
lofen  Unban!  erlebt  l^be,  unb  ben  feine  tJfeinbe 
nod^  nad^  feinem  ^be  mit  unauSIöf d^Hc^em  f^affe 
Derfolgt  l^ätten.  SDiefe  SBorte  tourben  Don  jiel^er, 
obmoj^I  fte  bie  ^eimat  beS  f raglid^en  99ifd^ofS  unb 
©d^riftfteOerS  nid^t  nöl^er  be^eid^nen,  auf  SRofeS 
Don  (S^orene  gebeutet.  Stuf  ieben  t^faU  folgt  auS 
SajarS  92otiD  fo  Diel,  ba|  im  5.  3a^r^unbert  in 
Armenien  ein  Sifd^of  mit  9?amen  SKofeS  lebte, 
ber  aud^  als  Sd&riftfteuer  l^erDorragte.  SQSir  bürfcn 
bal^er  XDof)l  annel^men,  ba|  ber  ^ofeS  mit  bem 
Scinamen  „Donßbörene",  ben  bie  armenifd^elhrd^e 
feit  alten  Sagen  ben  Sätem  beS  5.  3Ql^r]^unbertS 
mä^lt,  mit  biefem  95\\d^o^e  TOo^eS  ibcntifd^  i(t. 
SHe  Sd^riften  beS  SB\\d^o\a  ^0^%  ^wvojtu  Xiu- 


loren  ober  finb  iebenfaHS  nid^t  alS  fold^  mit  Se* 
timmtl^eit  bef annt.  SS  ^t  aber  ein  fpaterer@<l^* 
ieOer  ben  9iamen  biefeS  %t^dfid^Üifyn  SSoterS  g^ 
iraud^t,  um  als  „SRofeS  Don  Sl^orene"  me^, 
angeblid^  auS  bem  5. 3al^r^unbert  ftamtnenbeSSeife 
3u  Deröffentlid^en.  Siefeiben  finb:  eine ®ef ^id^te 
Don  Armenien,  eine  ©eograpl^ie  unb  eine  St^etonf. 
2)a|  biefe  brei  SBerfe  Don  einem  unb  bemjelben 
@d^riftfteller  l^errül^ren,  mirb  nid^t  blo^  burd^  bie 

tanbfd^riften  bezeugt,  bie  iebeSmoI  ^feS  Don 
^orene  als  Sluctor  nennen,  fonbem  au4  burd^ 
innere  ® rünbe  beftätigt.  SBenn  alf 0  für  eines  ber- 
f elben  ein  fpötereS  S)atum  ber  Sntfle^ung  als  boS 
5.  3ol^r]^unbert  ftd^  nad^meifen  lö^t,  fo  gilt  bieg 
aud^  für  bie  betben  anbem.  9hm  ober  ]pitfysi 
gegen  bie  Sed^tl^eit  ber  ©efd^id^te  al§  eines  auS  bem 
5.  3o]^r]^unberte  ftammenben  äBerfeS  folgoibe 
@rünbe:  1.  ^RofeS  fagt  in  ber  ®efd^id^te  3, 61, 
ba|  Sal^a!  ber  ®ro|e  unb  SReSrop  nad^  ber  S^n« 
obe  Don  Slfd^tifd^at  ij^n  in  baS  ^uSlanb  gefonbt 
Ratten,  bamit  er  fid^  im  ©ried^ifd^  auSbilbe  unb 
bieSibelüberfej^ung  fertige,  ba  fte  f eiber  beS®ried^« 
f d^en  nid^t  genügenb  möd^tig  gen)efen  feien.  Später 
(8,  68)  er^äl^It  WofeS  meiter,  ba^  feine  Studie^ 
Don  ber  Steife  erft  nad^  bem  Xobe  @af^  wib 
!D2eSropS  erfolgt  fei.  9hm  aber  berid^ten  ftorimi 
unb  Sa^ar  übereinftimmenb,  ba|  @o^af  unb  9ReS- 
rop  bie  99ibel  überfe^t  litten,  unb  snHtr  auS  bem 
©ried^ifd^en.  SRofeS  fteUt  bieg  tl^tföc^Iid^  in«6- 
rebe*  benn  menn  er  auSgefanbt  toaxo,  um  fi(^  auf 
bie  Sibelüberfe^ung  Dorsubereiten,  aber  erft  mxSf 
@a]^afS  unb  SReSropS  Xob  jurüdSel^rte,  fo^önnes 
©a^af  unb  SReSrop  an  ber  Ueberfe^ung  teinen 
Sbeil  gel^abt  l^aben,  eS  mü|te  benn  nur  SRoftS 
ftd^  ein  llJerbienft  jugefd^rieben  l^aben,  baS  i^m 
gar  nid^t  ^utam.  ^ine  derartige  SSenDirrung  in 
ber  eigenen  SebenSgef d^id^te  beS  %uctorS  meist  bo4 
mol^I  auf  ben  pfeubon^men  Sl^arafter  ber  @d^ 
l^in.  2.  Sajar  Don  $^arp  dtirt  mieberbolt  bie 
§if}orifer,  meldte  Dor  il^m  über  armenifd^  @t» 
fd^id^te  fd^rteben,  nömlid^  ^gatl^angeluS,  gfaujbtS 
unb  fforiun,  niemals  aber  nennt  er  SRofeS.  S)te 
ääemeiSfraft  biefeS  @d^meiaenS  über  3RofeS  tmrb 
baburd^  nid^t  aufgel^oben,  Da|  Sa}ar  au4  Srtj^e 
nid^t  nennt,  unb  aud^  nod^  nic^t  burd^  bie  SSorouS* 
fe^ung,  ba^  etma  Sa^arS  ©efd^id^tsmerl  nod^  Dor 
ber  aSeröffentlid^ung  ber  ®efd^id^te  beS  SRofeS  ge- 
fdjrieben  fei;  benn  bie  Slbfd^nitte,  in  benen3Dto|« 
unb  Sajar  bie  Srfinbung  beS  armenifd^  Slpto" 
betS  erjä^Ien  (TOofeS  8,  47.  52.  53;  Sajar,  Sc- 
nebig  1878, 88—48),  ftimmenfo  ouffaüenb  unter 
einanber  überein,  ba^  eine  innere  ^bl^&ngigfeit 
notl^menbig  angenommen  merben  mu|.  ^ienmS 
mürbe  folgen,  ba^  Sajar  ben  SKofeS  —  toerai  er 
nad^  il^m  f d^rieb  —  gefannt  l^at.  SBarum  foU  er 
bann  aber  gerabe  ben  3lamm  beSjenigen  @d^« 
fteUerS,  ber  allein  Dor  i^m  eine  5uf ammenl^geiÄe 
©cfd^id^te  Armeniens  gefd^rieben  l^atte,  l^rtnacflg 
Derfc^miegen  l^aben?  2)ie  natürlid^e  Srflönmg  bie« 
feS  gegenseitigen  SSerl^ältniff eS  gmif d^n  SRofeS  unb 
\Si.«^«t  -^  ^\\\&«x:  ^vi.  bafi  eS  2RofeS  mar,  ber 


1957  ÜRoftS  t)on  <S.^oxin.  1968 

Sajoi  !tnnit(tt,  af>tt  im  Snttrefji  fdnn  gicticin  fitt.  X)tt  SRac^t  btS  bagratunifc^  g^ür^en^fce 

irir^t  rnmen  lonnte.    3.  ÜHoleS  etjü^lt  2,  83  rnuifi  Dom  7.  ao^röunbert  on  oUmdliß  mt  alle 

bie  Eßtlt^tung  ßonflatttinS  naij  bei  Vita  s.  Syl-  anbertn  abdigtn  @ef<^I(c^tei  empoi,  bis  fc^Iitglid^ 

vestri,  unb  jtiwt,  Mie  guerft  ä.  Saniört  (Han-  Sfc^ot  I.  859  Dom  Ä^aüfen  jura  „tfürften  ber 

tess  Amsoreab,  ÜBitn  1892,  250— 2S3;  573  Surften"  ernannt  unb  885  aB  ÄBnig  oon  Sr- 

biS  379)  nadggenicftn  ^al,  mit  toSrtlit^en  ßntle^'  menien  onertannt  n>arb.   €S  ifi  ba^et  gar  nit^t 

tnmgen  auS  bei  annenif^en  Uebei[e|unQ  biefei  unmSglic^,  ba|i  bie^  eben  ber  geheime  ^mi  be§ 

Tito.  Dhin  ober  ift  bie  Vita  e.  Sylvestri  erfl  SBeifeS  mar,  bo8  Äönigt^um  bei  SBagiatuniben 

fitgen  (Enbe  bt9  5.  ^a^r^unbeitS  tateinif^  abgefaßt  Dotjubeteiten.  ^ebenfaUS  ift  bte  W^\äfi  beS  ^er* 

wä)  frübefienS  am  Anfang  be3  6. 3abtbunbett8  in  fa|feiS,  ben  SRu^m  ber  EBagratuntben  ju  beilünben, 

ba6  ©ne^tfii^e  übertrogen  tvorben.  Suf  @runb  Don  Anfang  biä  ju  @nbe  gar  ntc^t  ju  Deifennen. 
Wtfei  grie^ifcben  SGerfion  entpanb  jobann  bie       3)iefer  Sroect  be§  SButbeS,  ber  eS  aI3  (ioIiti[rfie 

oimtnif^,  ttobei  ber  Ueberfeier  feine  Vorlage  Senbengic^ri[t  erfcbeinen  lä§t.  im  9?ereine  mit  fei» 

porf  interpDiirte,  unb  erft  hieje  interflolirte  arme-  nempienbDn5men66ara(ter,tönniefc6onim!Boraufl 

niWt  Tita  e.  Sylvestri  mar  eS,  au8  ber  Wo\ti  ein  gcmiffeS  ajti&tranen  gegen  (eine  ©lou&roiirbig« 

ben  3n^U  bei  @teQe  2,  83  f^öpftr.    Slamit  feit  erregen.  63  lommt  aber  noc^  ein  weiterer, 

wirb,  nienn  nic^t  bie(et  gonje  9tbf^nitt  eine  bebeutjamer  93erbarfit3gninb  bit^U'  3Roie8  citirl 

fpdtere  3nterpolation  (ein  (ott.  als  frübefter  Ser*  im  ©erlaufe  ber  ©efi^t^te  eine  SReitie  DonÖueÜen- 

min  für  gntfte^ung  ber  ®ef(!&irf)te  büS  6.  Sabr-  ft^riften,  bie  jonft  ganj  unbefannt  finb.  ®a^erip 

l^imbert ermief en.  ©ic^ereSeianntfc^aftmitQJloIel  nui^  bie  ißermutbung,  ba|  Tlo^t%  bie  Don  i^m 

Hon  Sborene  bei  ormenif^en  @^ri{t^eQem  läßt  beigebrachten  OueHenauSjüge  felber  erbietet  I|abe, 

ft$  aber  erft  Dom  9.  äa^rbunbert  au  na<!Ein)eifen.  Dieber!|olt,  om  eingebenbften  Don  9.  oon  @ut' 

3brer  Su|cm  Anlage  na^  jerfößt  bie  ®e-  fdimib  („Ueber  bie  @!aubtDflrbigteit  bei  atmen. 

I^c^te Armeniens  (iiber  bie  Koblreii^en ausgaben  ®e[$.beS3[lt.D.fl^oren",in93eri4teüb.b.!Bei:^.b. 

j.  abolf  SBoumflQitner,  3"tf[^rift  ber  beutjdben  I.Jäc^i.®(i.b.S5iiff.ju£eipjig,pbiloI--6ifl-ÄlQfIe, 

Biorgenl.  ©ejeßfi^.  XL,  1886,  482—489;  über  XXVni,  1876,  1—43)  auSgefproi^en  rooriien. 

bie  ÜSeificnen:  Sßettei  bei  91irf(^I,  Sebrb.  bei  5))a-  5)ei  SJomiuif  ift  aber,  nienigfienS  in  b«  ^aupt» 

ta)r.III,aJiainj  1885, 251)  in  brei  %f)ti\t,  beren  iadje,  iidjerunbegrünbet,  2)ie3luctMen,beren^- 

erflet  (.©enealogie  oon  ®rD|armenlen*)  bie  ®e«  fönli^teit  ioiccöl  ol5  beren  ©cbriften  ÜHofeS  er- 

({^icbte  Armeniens  Don  her  Urjeit  an  bis  jur®rün«  bidjlet  I)aben  (oll,  (inb  namentlicb  folgenbe:  ber 

bang  ber  ^rfariben-Spnaftie  bemäntelt;  ber  i»eite  imliiif  Gbroiiifl  Wai  IbaS  ffatina,  bie  |ierfif(i^en 

(„SKittlete  ©eid^iiile  unferer  SBorfobren')  erjäbÜ  @cf(bicbtf4''(iber  58ür(uina  unb  Sboiofibut,  ber  <a- 

bie  @efi^i<i^te  bei  ormenifcben  lürfaciben  bis  jum  mcnif^e  annalip  Uliup,  mogu  bann  noiib  bei  fij- 

lobe  beB  %  ©regor  beS  ErleuctiterS  unb  be3  rifc^e  ©noftiler  SBarbcimic?  läme,  ber  ju  9tni  eine 

«»nig8aibat;baflbritleS8ucb{„*nbfiiblu6bet®e.  aimeniftbe  ©ej^i^te  Derfagt  babe,  bie  TOoftSbe. 

f^i^te  un[ere9  SJaterlonbeS")  berichtet  bie  lEreig-  nu^l  b^ben  miH.  ®aS  SÖud)  beS  »0iat  SbaS,  bem 

Htffe  Dom  ^obe  3:rbatS  an  bi9  jum  Sturje  ber  ;inafeSDonl,9biS2,9Iange3uS3ügeentnimmt,bat 

onnenifcben  Slrfaciben.  3m  IDlittelalter  mar  noi^  er  nun  freilid^  miülütli^  überarbeitet,  aber  oBllig 

cbi  DieiteS  Su^  belannt,  baS  bie  ©efdii^tc  ^r-  erbid^tet  bat  er  eS  nid|t.  ^it%  ergibt  (ic^  mitStii» 

aienienS  bis  auf  floifer  3cno  meiteifü^rte  (^aum<  bcnj  auS  ber  ^Serglei^ung  ber  !Diai  91baä*9tag> 

gartner  a.  a.  O.  490—496;  SJettet  bei  Slirf^I  mentc  bei  ÜKofeS  mit  bem  iUlor  SfbaB-gfragmente, 

o.  a.  O.  243);  beu^utage  feblt  baS  Dierte  9u4  baS  in  öden  @ebeoS-§anbf(^iiften  bei  ©ef^i^te 

in  fdmmtli^en  ^anbf^riftcn.  beS  SebeoS  Doiongebl  (ebiit  Don  unterbot  ülÜi^ 

3>ie  @ejit|i^tc  beS  SnofeS  Don  fS^oiene  iß  in  batean^,  Sonftontinopel  1851 ;  Stl).  ^tfanean, 

fto^t^etifi^em 3:one  gefrf)rieben.  3brem  Suhlte  ©t.11Jetet§burgI879,überf.D.V.Langloia,Coll. 

no^  ift  jie  DorjugSmeife  31beISgetrfiid)fe.  ©ie  ent«  deshistaDc.etinod.derÄrmenieI,Par.I867, 

^filt  bie  abelSbiplome  für  einen  großen  Xijtü  ber  195—200).  S)ie  SulammenfteHung  biefer  beiben 

(o^betigtn  Slef^lecbtei:  in  Armenien.  SSorjugS*  War  ^baS-Stüde  jeigt  einmal,  ba|  fie  jwei  9tt- 

tMife  ob«  jinb  eS  brei  fürftlirf)e  Samilitn,  benen  cenfionen  eines  gemeinfomen  Originals  barftellen, 

beiSSetfoffetbefDnbeietllufmertfamteit  f^euR:  hie  unb  fobann,  bafe  biefer  Ur-10tar  SlbaS  Don  bei 

Camforif^,  eine  ©eitenlinie  beS  allen  arjaribifcben  ©efcbi^te  beS  OTofeS  Don  6b"ene  in  niefentli(^ 

ftfinigS^aufeS,  bie  mamiloniftbe,  bie  aus  Sbina  Opuntien  abmit!^,  a!fo  ni^t  Don  HBofeS  berrübmt 

ao45|}<tfienunb5irmenieneingemQnbertmar,unb  Eann.  5)ie)er  Ur-^ßar  9lba8  Idugnete  ttiatfä<bIiiÖ 

faObtfonbete  bie  (nocb  ^eute  in  ©eorgicn  blübenbe)  bie  jübifc^e  ?lbfiammung  ber  SSagratuniben,  »elcbe 

bognitunifi^e.  Ginem  bagratunifcficn  Surften,  9Ja-  HUlofeä  fo  ongeTegentlicti  Derfitfil;  er  nannte  ben  SBe- 

menft  ©a^(,  i(i  aui^  baS  gonje  Söert  geroibmet,  grünber  bei  ormenifdben  ^rfacibenbi)na(tte  niibt 

nib  e8  fann  bie  giction  beS  pfeubonqmen  5luctoi§  Jffialarf^fi',  fonbem  91rfd^!,  bejeitbnete  i^n  ou^ 

atdn  bitfem  Sabal  nur  jenen  berübmien  Sagio-  nidbt  als  ißrubei  arftbalS  beS  ®rD6en,  wie  TOofefi 

Inaibcn  meinen,  bei  481  bui^  bie  aufftänbifc^en  tbut,  fonbem  als  beffenfüngftenSofin.  —  2Me@e- 

ttcmemer  gum  ÜRargpon  prociamirf  mürbe  unb  im  (Siebte  bet  ©affaniben  mill  TOofeS  bem  Sm^e  Iwft 

foigtnben  3<ibt*  ™  bei  ©^lat^t  gegen  bie  Sßetfei  (J^oro^bat  nttMiwm,w.  V«^.  '^'*^  ^jwsjiräa.  "^äw 

VI* 


1959 


ÜRofed  Don  (Sl^orön. 


1960 


gjerfer!ömg8  Si^vS^  H.  Qetoefen,  frätcr  ß^rifl 
gdootben  jei  unb  nun  bic  perfifci^e  ©efd^id^te  eincS 
gciuiffen  Sarfuma,  Don  ben  ^erfem  SRaftfol^un 
oenannt,  in  baS  ©ried^ifd^e  übertragen  unb  bur^ 
Stjäl^lunö  feiner  eigenen  3eitgefd^i(i&te  ergönstl^abe 
(2, 70).  9hin  gibt  9Kofe§  im  »erlaufe  feines  SBer- 
feö  einen  3lbrif  ber  partl^ifd^en  unb  faffanibifd^en 
ftönig8gef(^i(j^te,  ber  aDerbingö  Unri(i^tigfeiten 
enthält  f otDO^l  in  ber  S^ronologie  als  aud^  in  ber 
^norbnung  ber  ÄönigSliften,  ber  aber  bod^  im 
SDBef entlid^en  getreu  ift  unb  genaue  Äunbe  ber  ptx* 
fifd^en  ©ejd^i^te  k)orauSfe^t.  2)iefe  ftunbe  lonnte 
SEßofeS  bod^  ttol^l  nur  auS  einem  perftfd^en  ^uctor 
jd^öpf en ;  XDQxma  f oQ  er  a(fo  nid(|t  @Iauben  t)er« 
Dienen,  xottm  er  als  feinen  ®en)ö]^rSmann  einen 
f  onft  unbcfannten  ?luctor  nennt?  —  Sür  bie  Siedet« 
^eit  beS  armenifd^en  Xempelannaliften,  beS  ^rie» 
PerS  Uliup  oon  Sni,  torid^t  fd^on  beffen  9lame 
(==  'OXüfjLiuoc,  f.  a.  t).  ©utfd^mib  a.  a.  D.  20).  — 
Unb  menn  SJlofeS  fd^Iieglid^  be^au))tet,  ba^  SSarbe» 
faneS  eine  3«itlang  in  3lrmenien  gelebt  unb  ju 
Sni  bie  3:entpelannalen  ejcerpirt  l^abe,  f o  fügt  ftd^ 
biefer  armenifd^e  Sufentl^alt  beS  IBarbefaneS  gans 
IDO^I  in  bie  3eit  unmittelbar  nad^  bem  @tur5e  t)on 
Sbeffa.  3ubem  finben  ftd^  bei  }tt)ei  armenifd^en 
§iflori!em,  3enob  Don  ®M  {tttoa  auS  bem  6.  So^r« 
l^unbert)  unb  Ut^tl&aneS  öon  gbeffa  (10.  3a^r- 
l^unbert),  SSertoeifungen  auf  ein  nid&t  »eiter  be- 
fannteS  ®ef d^id^tsmerl  beS  93arbef aneS  (Langlois, 

1,  67). 

2)er  SSortourf  ber  formalen  OueUenfälfd^ung 
Iö|t  M  alfo  in  feinem  einzigen  Stalle  n)irnid^  be* 
grünben,  unb  felbft  ba,  tt)o  bie  gölfd^ung  offen- 
lunbig  ift,  mie  bei  ben  Zitaten  über  ben  angeb- 
lidfien  ftrieg  a^ifd^en  «rtafd^eS  unb  ftröfuS  (2, 13), 
fd^eint  3KofeS,  ber  biefe  ©teBen  »ol^l  irgenb  einer 
r]^etorif(^en  99eifpielfammlung  entnommen  l^aben 
mag,  ber  99etrogene  unb  nid^t  ber  99etrüger  ^u  fein. 
2)aS  aber  bleibt  beftel^en,  ba|  SRofeS  feine  OueDen 
in  ganj  toillfürlid^er  äBeife  5U  Verarbeiten  unb  mit 
feinen  eigenen  3been  ju  burd^fe^en  pflegte.  SäemeiS 
l^ierfür  ift  3. 99.  bie  «rt,  »ie  3RofcS  2, 10  ein  6itat 
aus  ber  jlirc^engefd^id^te  beS  @ufebiuS  (1, 13)  ober 

2,  33  ein  foId^eS  auS  fierubna  (über  ben  äuben 
Xobia)  in  feinem  (Sinne  n)infürlid^  auSgefpon- 
nen  ]^at. 

2:ro|  ber  großen  ®ele^rfam!eit,  totlä^t  $feubo- 
SRofeS  offenbar  befa^,  unb  tro|  ber  ^ablreid^en 
Ouellenfd^riften,  bie  il^m  nod^  ju  ®ebote  ftanben, 
feitbem  aber  verloren  gingen,  ift  bod^  ber  äBertl^ 
feines  IBud^eS  für  bie  politifc^e  ©efd^id^te  9lr» 
menienS  nid^t  gerabe  l^od^  anjufd^lagen.  2)ie  93er- 
gleid^ung  feiner  ©efd^id^tSbarfteQung  mit  ben  gum 
Sl^eile  gleid^^ettigenl^erid^ten  ber  gried^ifd^en  unb 
römifd^en  glaffifer  über  armenif^e  SScrl^ältniffe 
jeigt  flar,  ba^  er  bie  öltere  ©efd^id^te  Armeniens 
bis  5um  2.  ober  3.  d^riftlid^en  äal^rl^unbert  l^in 
faft  gar  nid^t  fannte.  @S  finb  ganj  anbere  ^tt- 
fönlid^feiten  unb  anbere  ßreigniRe  in  ber  armeni« 
c^en  ©efd^id^te,  bie  to\t  fee\  Wo\^  unb  bie  wir 


^ 


abenblönbifd^Sluctorenlennen  lernen.  €on)i{{en 
tüxx  3. 99.  ouS  ben  le|teren,  ba|  in  ben  äobren  65 
unb  66  n.  S^r.  ber  Urfadbe  £iribateS,  99mbei 
beS  $artl^fönigS  93ologefeS  L,  in  feierlid^ 
3uge  t)om  Orient  nad^  Italien  reiste  utib  in9lom 
Dom  ffaifer  92ero  ^um  itönig  Don  Armenien  ge« 
frönt  marb;  ba^  Srajan  im  3. 114  einen  onbmi 
9rf  aciben,  ben  Itönig  ^artl^amaftriS  Don  Armenien, 
in  feinem  Sager  ju  ^legea  ungered^tenoeife  1^* 
rid^ten  lie|.  Seibe  Jtönige  l^ötten  ber  r^etorif(^ 
©efd^madSrid^tung  beS  ÜRofeS,  ber  eine  burd^  feine 
glöngenben  Srfolge,  ber  anbere  burd^  fein  tragi« 
fd^eS  ®efd^id(,  ben  ermünfd^teften  @toff  bieten 
muffen  —  aber  er  fennt  fie  gar  nid^t.  ^^  HRofeS 
überl^aupt  bie  altere  ©efd^id^te  feines  93olfeS  nur 
fel^r  mangell^aft  fannte,  gefielet  er  fa  f eiber  ein; 
benn  1,  3  beflagt  er  fid^  bitter  über  bie  &Uvfy 
gültigfeit  ber  armenif d^en  itönige,  bie  nid^t  einmal 
äleid^Sannalen  gefül^rtl^ötten.  Sin^eimifc^eOueflen 
befa|  er  alfo  au|er  ben  aud^  unS  erl^ltenenSan« 
ftuS,  fforiun  unb  Sa^ar,  bie  er  oQe  benu|t,  gnn 
X^txl  fogar  ftarf  auSgenu|t,  aber  niemals  citiit 
l^at,  jeoenfaUS  blo|  in  ganj  befd^rönftem  Umfange. 
93on  ben  gried^if^  gefd^riebenen  ©efd^id^tsuier^ 
n)aren  il^m  nur  n)enige  bef annt,  unb  Sateinifd^  De^ 
ftanb  er  überl^aupt  nid^t.  SBenn  er  nun  ober,  ob* 
tool^l  fein  OueUenmaterial  anwerft  fpörfid^  nxa, 
bennod^  eine  ^ufammenpngenbe  (Sefd^id^te  feind 
93olfeS  3u  fd^reiben  Dermoc^te,  fo  mürben  mir  il^ 
großes  Unrecht  tl^un  burd^  bie  ^nnol^me,  er  1^ 
bie  öltere  ®ef(^id^te  Armeniens  bis  etma  {um 
3.  d^riftlic^en  Sabrl^unbert  l^erab  einfad^  erbid^tet 
93ielmej5ir  l^at  SKofeS  —  unb  biefe  begrünbet  bie 
ganj  einzigartige  SteUung  feines  93ud^eS  in  bei 
gefammten  armenifd^en  Siteratur  —  feiner  6^ 
fd^id^tSbarfteUung  eine  Duelle  su  ©runbe  gelegt 
an  beren  SluSnu^ung  meber  Der  il^m  nod^  na(| 
i^m  ein  armenifd^er  Sd^riftfteDer  gebadet  ^: 
OJlofeS  conftruierte  ftd^  bie  altere  ®efd^id^te  asä 
ben  @agen  unb  gefd^id^tlid^en  fiiebem  f  eines  93oM 
Slrmenien  mar  im  ^Itertl^um  ein  überaus  fagen* 
unb  fangreid^eS  fianb.  SS  lebten  im  !Dlunbe  beS 
93olfeS  epifd^e  ©efönge,  bie  eigentlid^  gefc^id^tßd^ 
3n]^alteS  maren  unb  bie  armenifd^e  ^Bor^eit  b^ 
l^anbelten  Don  93el  unb  @emiramis  an  bis  gn  ba 
SinföUen  ber  Alanen  im  1.  unb  2.  ^ol^rl^unbat 
ber  d^riftlid^en  3(itted^nung.  Ss  gab,  miemiroHl 
SnofeS  erfel^en  fbnnen,  berufSmöfeige  @önger,  bk 
nad^  Srt  ber  mittelalterlichen  2:roub(ü)outS  ü 
San}  unb  SQmbelnfd^  bie  alten  ^elbenfidKr 
fangen  (1,  6.  24 ;  2,  61).  liefen  Siebem,  bie 
niemals  fd^riftlid^  aufge^ei^net  morbenfmb,  forj^k 
9)tofeS  nad^,  unb  er  nennt  oud^  mieberl^olt  (1,  SO; 
2,  49.  61)  bie  ©egenb,  mo  er  feine  ©agenflnbici 
mad^te:  eS  mar  ber  ®au  Don  ®oltl^n,  ber,  an  bct 
Dftgrenje  ber  ^roDinj  SOBaSpurafan  gelegen,  tt^ 
lid^  an  ben  Slrarat,  füblid^  an  ben  Sraj^  uik 
nad^  Often  unmittelbar  an  baS  alte  99lebien  gro^ 
SDiefe  Sieber  mit  il^rem  reid^en  ©agenpoff  rocm 
tl^atfäd^lic^  baS  OueUeitmaterial,  auf  ®runb  befja 


biefelbe  S^tlP^^öbe  au%  'titw  %m&|\Ka  \i^\^^\«»  "^^  \i\\  <ä^^<fi^i(Site  ber  armenifd^en  8011* 


1961 


SRofeS  Don  Sl^oren. 


1962 


omfhruirte,  unb  bie  (eiben  etjlen  93üd^er  feinet  @e- 

glt^tömerfeS  rul^n  faft  auSfd^Iie^Iid^  auf  ben 
olfSgeföngen.  SReifi  f^at  er  bie  ©efönge  in  ^rofa 
wngefejt,  feiten,  im  ©an^en  nur  elf  mal,  mört- 
Kcl^  Srud^ftüde  auS  ben  Siebem  l^erübergenom« 
men.  S)ie  ^auptf^^toierigfeit  mu^te  bei  biejer  SRe« 
tl^obe  ber  ©efd^id^tfc^reibung  offenbar  bie  S^rono- 
logie  bilben.  2)enn  in  ben  Siebem  be§  ^oRe§, 
bie  }ubem  fein  }ufammen]^angenbe§  SpoS,  fonbem 
eine  offene  Sammlung  t)on  Säallaben  bilbeten, 
loaren  m^t^ifd^e  ®eftalten  unb  mirflid^  gefd^id^t- 
lid^  ^rfönlid^f eiten  burd^  einanber  gemi jc|t.  ^ier« 
bei  Iie|  fid^  9)tofe§  be}ügltd^  ber  Sl^ronologie  oon 
ber  gan)  rid^tigen  SRetl^obe  leiten,  au§  ben  aud^ 
anbenoeitig  bezeugten  Sreigniffen  bie  3cit  ber  im 
Siebe  mit  il^nen  in  3ufammen]^ang  gebrad^ten  gel- 
ben unb  jf onige  ju  erf d^lie^en.  S)ie|  jeigt  nament« 
Mi  büdSeifpiel  be§  ffönigS  ^rtafd^eS,  ber  im  Siebe 
cdS  Sefieger  ber  Allanen  befungen  mar,  unb  ben 
Vbfed  be^^Ib  ganj  rid^tig  in  ber  }meiten  C^ölfte 
bed  erften  (^riftlid^en  3a^r$unbert8  anfe^te. 
@o  ift  benn  bie  ®ef  d^id^te  be§  SRof  eS  t)on  Sl^orene 

Er  baS  ganje  erfte  unb  für  einen  großen  Sl^eil 
8  }meiten  ^ud^eS,  bis  ju  bet  ^eriobe  l^in,  mo 
Sgat^angeluS  unb  ijfauftuS  einfe^en,  mefentlid^ 
Sogengejd^id^te;  unb  jmar  ift  SRofeS  ber  öltefte 
3euge  nid^t  blo^  für  ben  xtiä)tn  @agenfd^a^  beS 
ormenifd^en  93oRe§,  fonbem  aud^  für  benber^erfer, 
benn  an  mel^reren  ©tetten  (2,  70.  73  unb  im 
Snl^g  }um  erften  Säud^e)  berid^tet  er  aud^  bie 
Jjerfifd^en  Sagen  über  9lfd^ba]^af  (=  SoW)  unb 
«rtQfc^ir  üon  ©tal^r  (=  «rbafd^ir  I.).  €§  pnb 
biefelben  alteranifd^en  Sagen,  bie  auf  perftfd^em 
©oben  erft  im  10.  unb  11.  Sal^rl^unbert  Qfirbufi 
in  feinem  Sd^al^name  gefammelt  l^at,  unb  ^mar 
nic^t  unmittelbar  aud  bem  lebenbigen  9Runbe  beS 
Solled,  mie  SRofeS,  fonbem  au§  bem  verloren  ge- 
gangenm  ff 5nig§bud^e  ber  Saffaniben  (f.  92ölbef e, 
®ef$.  ber  $erfer  unb  Araber,  au§  Xabori  über- 
fejt,  Serben  1879,  S.  XIV  ff.). 

9{eben  ber  @efd^id^te  ift  alS  meitered  ^avipU 
IDcr!  beS  $feubo*9)tofed  ju  nennen  bie  (Seogropl^ie 
(ttaSgaben  beS  armcnif^en  3:ej;te§:  juerft  9Kar- 
feine  1683,  »icber  abgebmdft  Sonbon  1736,  ^ari§ 
1819  bei  St-Martin,  Möm.  bist,  et  geogr.  sur 
PArmenie  H,  318—377;  SSenebig  1881,  aufeer- 
bem  in  ben  ® efammtauSgaben  ber  Sßerfe  beS  3Jtofe§, 
»enebig  1843.  1865;  franjöfifdie  Ucbcrfetung 
tri  8t- Martin  1.  c.  unb  oon  P.  ^rfen  Su(^- 
tecm,  aSenebig  1881).  3)iefc§  SBcrf  ift  nad^  ber 
cigenm  Eingabe  be§  93erfaffer§  ein  ^u§5ug  au§ 
ber  ^Uniöerfal-Srbbefd^reibung  be§  ^lejanbrinerS 
^ßappttd".  ^iemnter  ift  smeifelloS  bie  t)erIoren 
gegangene  unb  nur  au§  SuibaS  befannte  Xwpo- 

«IM^ia  o?xou}i.evtxi^   beS  [lafTnro;   (au§  bem  4. 

i^riflUd^m  Sal^rl^unbert)  ju  öerftcl^en.  S)er  ^r« 
inenier  fd^int  feine  Vorlage  im  ungemeinen  ge« 
fiäijt,  in  bem  9Ibfd^nitt  aber,  ber  oon  Armenien 
^onbelte,  ermeitert  ju  ^aben.  —  ®ie  Äl&etorif 
(IJenraSgeg.  o.  P.  3ol&.3ol&rab,  SSenebig  1796,  mie- 
ber  obgebmdt  in  ben  @e^ammtau§gaben,  SJenebig 


1843. 1865),  bie  in  ber  armenifd^m  Siteratur  ben 
Sitel  Petkh  ,,bie  Sl^rie"  fül^rt,  ifl  nad&  gried^i- 
f(^en  SSorlagen,  ]^au|)tföd^Iid^  nad^  bm  ^rog^mnaS* 
mata  beS  ^(pl^tl^oniud  unb  beS  Zl^eon  gearbeitet 

3.  bie  oorjügl.  Unterfud^ung  o.  ».  Saumgartner: 
eber  ba§  93ud&  ,,bie  ^m\  in  b.  Stfd^r.  b.  b.  mor- 
gmI.®ef.XL,1886,457— 515).^u|erbemtragen 
ben  92amm  bed  SRofeS  oon  Sl^orene  in  ben  ^anb« 
fd^riften  folgenbe  Heinere  SSBerfe:  eine  ®efd^i<^te 
ber  %  Sipl^pme  unb  il^rer  (Senof finnen  (®ef ammt- 
ausgäbe  1865,  297—303),  eine^omilie  auf  bie- 
felben  ^eiligen  (a.  a.  O.  304—325),  eine  anbere 
ftomilie  auf  baS  Seft  ber  Serflämng  (a.  a.  0. 326 
bi§  338),  ein  »riefmed^fel  mit  bem  artfmnifd^en 
prften  Sal^af  (a.  a.  O.  281—296)  unb  enblid^ 
jal^Ireid^e  ftird^enlieber  in  bem  Sd^arafan,  bem 
®efangbud^  ber  armenifd^en  JKrd^e.  Ob  biefe  Hei« 
neren  Sd^riften  bem  gef d^id^tlid^en  9)tofed  au§  bem 
5.  Sal^rl^unbert  angel^ören  ober  bem  fpätem  $fmbo- 
9)tofe§,  ober  feinem  oon  beiben,  lann  mit  Sid^er- 
l^eit  nid^t  entfd^iebm  »erben.  9lur  für  bm  ©rief» 
med^fel  mit  Sal^a!  lö^t  fid^  ber  92ad^n}ei§  fül^rm, 
ba^  er  erft  tixoa  um  baS  ^afjit  1000  entftanbm 
fein  fann  (f.  ©etter  bei  9lirfd^  a.  a.  O.  244  bis 
246).  S)a^  an  ber  reid^  Ueberfe^ungSIiteratur 
beS  5.  Sal^rl^unbertS  SOtofeS  oon  Sl^orme  in  l^eroor« 
ragenber  SBeife  betl^etligt  mar,  ift  etnfUmmige 
Ueberliefemng  beS  armenifd^en  ^Iltertl^umS;  um 
aber  beftimmte  Ueberfe^ungen  gerabe  ald  fein  SBer! 
ermeifm  gu  fönnen,  baju  fel^It  eS  an  genügenbm 
^nl^altSpunftm.  @8  nel^men  gmar  bie  einl^eimif d^m 
Siterarl^iflorifer  an,  bafe  unter  ben  erl^altenenUeber» 
fegung§mer!m  folgenbe  auf  SOtofeS  oon  Sl^orene 
jurüdfgel^en:  bie  Ueberfe^ung  ber  Sßerfe  bed  2htbm 
$]^iIo,  ber  Sd^riftm  beS  1^1.  ®regor  oon  9la}ian) 
unb  be§  ^\,  ®regor  oon  92^ffa,  nammtlid^  aber  bet 
Sl^roni!  beS  SufebiuS  (Senebig  1818)  unb  ber 
^iogra))]^ie  SllesanberS  beS  ®ro^m  oon  ^feubo« 
J^aHift^eneS  (SSmebig  1842)  (Quadro  deUeOpere 
dl  vari  autori  anticamente  tradotte  in  Ar- 
meno,  Venezia,  S.  Lazzaro,  1825,  9).  Siefe 
9[nna^me  ftü^t  fid^  j[ebod^  auf  bie  Stilöl^nlid^feit, 
meiere  jmifdl^m  ben  gebad^tm  Ueberfe^ungen  unb 
ber  ®ef c^ic^te  be§  ÜRofeS  oon  Sl^orene  beftel^t ;  fie 
mürbe  alfo  nid^t  für  bie  Sluctorfd^ft  beS  öd^tm 
9Wofe8,  fonbem  für  bie  beS  5pfeubo-9Mofe8  betoeif en. 
9?un  aber  fielet  menigftenS  für  bie  armmif d^e  Ueber- 
fe^ung  beS  ^feubo-ffafliftl^eneS  feft,  ba^  fie  auS  bem 
5. 3a|r]&unbert  ftammt,  bmn  SBefanntf  d^aft  mit  il^r 
Iä6tfi(^beiarmenifd^enSd^riftftenemoom5.3a]^r- 
l^unbert  ah  nad^meif  m  (f.  3*  2)af  d^ian,  Unterfud^ng 
über  be3  $feubo-ff  aüiftl^ened  Slesanberbiograjil^ie, 
SBien  1882  [neuarm.]).  «Ifo  fann  ^feubo-9Kofe8 
ber  Ueberf e^  gar  nid^t  fein.  3mmer]^in  aber  liegt  in 
bem  unlöugbarm  formalm  Swfammenl^ange,  ber 
amifd^en  ber  armenifd^m  ®efd|id^te  beS  9)tofe3  oon 
S^orene  unb  bem  armenifd^m  gifeubo-ffaUiftl^meS 
bepelzt,  ein  »migftenS  inbirecte«  3«iÖttt6  t>of*f/ 
ba^  ber  öd^te  9Rofed  oon  (Sl^orme  bm  ^fmbo« 
ÄaÜiftl^eneS  überfeJit  ^at.  3)mu?^^W®Ä^'tM5s^ 


1963 


üßofeS  SorboDero  —  SRodl^eim. 


1964 


Don  ß^orcnc  gctoäl^Itl^abcn,  »eil  il^m  bicfcr  ©d^rift« 

Shller  als  Ueberfe^er  beSjenigen  2Ber!ed  galt  cm 
)em  er  feinen  @til  }u  bilben  unb  baS  er  gerabeju 
fflat)ifd^  3U  copxxtn  pflegte,  nömlid^  be§  $feubo- 
ffonift^eneS. 

(SJgl.  au^er  ben  fd^on  genannten  ©d^riften: 
3. ».  «min,  ®ie  gefd^id^tl.  ©efänge  beS  alten  ^r- 
menienS,  9Ko§!ou  1850  [altarmen.];  ©erf.,  9Mofc§ 
Don  ß^orene  unb  baS  alte  armen.  6po8,  SiftiS 
1887  [neuarmen.] :  3.  ffatergian,  ®efd^.  ber  ar« 
mttL  Siteratur :  I.  Söord^riftl.  $eripbe,  SJien  1851 
[neuarmen.];  Ed.  Dulaurier,  Etudes  sur  les 
chants  historiques ...  de  rancienne  Armenie, 
Journal  asiatique,  4®  ser.  XIX,  1852,  5 — 58; 
V.  Langlois,  Etüde  sur  les  sources  de  l'hist. 
d'Armenie  de  MoXse  de  Ehoren,  im  Bulletin 
de  l'Acad.  Imp.  des  Sciences  de  St-Peters- 
bourg  m,  1861,  531—583;  Le  möme.  Coli, 
des  historiens  anc.  et  med.  de  rArmenie  II, 
Par.  1869, 47—52;  A.  v.  G[utschmid],  Moses 
of  Ghorene,  in  b.  EncycL  Brit.,  ed.  9,  Edin- 
burgh 1883,  XVI,  861—863;  3.  ©afd^ian, 
3ur  5lBgarfage,  SBien  1890;  A.  Oarriöre,  Molse 
de  Erhören  et  les  gönöalogies  patriarcales, 
Par.  1891,)  [Setter.] 

^fe$  ^orbonetro,  labbaliftifd^r  ©elel^rter 
be§  16. 3al^r]^unbert§,  tuar  }u  6orbot)a  in  Spanien 
geboren,  lebte  aber  als  Oberrabbiner  ^u  @af eb  im 
el^emaligen  (Salilaa  unb  ftarb  al§  folc^er  im  ^oif)xt 
1570.  Sr  Derf a^te  labbaliftifd^e  Sommentare  über 
einzelne  93äd^er  ber  l^eiligen  @d^rift  unb  über  baS 
95ud^  3eaira  (f.  b.  2lrt.  ftabbala).  ©dn  ^aupt- 
»erf  ift  ein  nur  l^anbf d^riftlid^  erl&altener  Kommen» 
tar  jum  SBud^  ©ol^ar  unter  bem  litel  np-»  m«,  ber 
16  gro^e  93änbe  in  ^folio  umfaßt  unb  1563  t)oa> 
enbet  tourbe.  95on  feinen  gebrudften  ©d^riften  finb 
$u  nennen:  a.  o-«5i)3i  otib,  ,,®ranatäpfelgarten", 
ein  furjer  2lbri^  ber  !abbaliftif(^en  Sßiffenfd^aft, 
juerft  in  ©alonifi  o.  3./  bann  ju  ffrafau  erf(^ie« 
ntti;  au§  bemfelben  ücröffentli^te  ßl^rift.  flnorr 
Don  9tofenrot]^  in  ber  Eabbala  denudata,  Sulz- 
baei  1677,  ben  Sractat  t)on  ber  menf^Iid^en  @eele 
in  lateinifd^er  Ueberfejung.  b.  nnian  i)3n,  „^palme 
©ebora'S",  eine  abl&anblung  über  bie  ©e})|irot^ 
(f.  b.  Slrt  Äabbala)  unb  Anleitung  jur  SoIIfom- 
menl^eit  in  fabbaliftifd^em  ©inne,  juerfi  SSenebig 
1589  unb  feitbem  öfter  gebrutft.  (Sgl.  ßossi, 
Dizion.  storico  I,  95.)  [Äaulen.] 

Mofts  ttn  TfM^an,  f.  9tamban. 

9to$9eiiti,  3o]^ann  Soreng,  lutl^erifd^er 
D^eologe  unb  Äird^enl^iftorifer,  »urbe  am  9.  Oc« 
tober  1694  (1695)  ju  fiübed  geboren,  «n  ber 
Uniöerfttät  Äiel,  tt)el(|e  er  1716  bejog,  entfalteten 
fid^  feine  großen  lalente;  er  »urbe  1718  TOa« 
gifter  unb  laS  über  fiogif  unb  9Keta})]^^ifif,  gu- 
gleid^  üertrat  er  feinen  franf en  Seigrer  Sllbred^t  jum 
Selbe,  ber  neben  bem  Sel^ramte  aud^  bie  ©teffe 
eines  §ofj)rebiger§  inne  l^atte,  auf  ber  ffanjel  mit 
großem  SeifaHe.  ^uf  (Srunb  mel^rerer  ©d^riften, 
SefonberS  ber  gegen  ben  S)eiften  Solanb  gerid^teten 


Vindiciae  antiquae  Christianorum  disciplinae, 
Kil.  1720,  t)erme]^rte«u8gobeHamb.  1722,  unb 
Observationum  sacr.  et  hist.-crit.  Lib.  I,  Amst 
1721,  erl&ielt  er  1723  einen  3hif  on  bie  Uniüerji. 
tat  §elmftäbt  unb  bilbete  lange  Saläre  ü^re  3i«be, 
ia  al§  1734  bie  Unioerfttät  ©öttingen  gegrünbet 
mürbe,  mar  er  für  ^elmftöbt  bie  einzige  @tü|e 
gegen  biefe  StiDalin.  C^er^og  9uguf!  SBil^elm  t>on 
Sraunfd^meig  überl^üufte  i^n  mit  ßl^ren,  mad^ei^n 
1726  gum  Sonftftorialratl^e,  gab  il^m  bie  Sii^nfte 
ber  alten  Alöfter  Sltarientl^l  unb  SJlid^aelfltin, 
ernannte  il^n  1 729  ^um  Oberinfpector  aller  ©d^ulen 
im  ^erjogtl^ume  unb  nad^mals  aud^  ^um  (Senerol* 
infpector  beS  gürftentl^umö  S3lan!enburg.  ßrpno^ 
be§  C^ergogS  £ob  lie^  SOtoSl^eim  ftd^  htrot^tn,  mä^ 
®öttingen  überguftebeln  unb  bie  eigene  für  i^n 
1747  gefd^affene  ©teffe  eine§  ÄanglcrS  ber  Uni» 
Derfitöt  angunebmen.  |)ier  mirtteernod^  od^tSo^ 
in  ber  tl^eologifd^en  f^cultät,  bi§  er  om  9.  Sep- 
tember 1755  ftarb.  Unter  feinen  S^Ö^^wffen  golt 
er  als  ber  bebeutenbfte  ber  proteftontifd^en  3^«o» 
logen,  ber  bie  9Mitte  gmifd^en  ftarrer  Orti^obojie 
unb  gefül^lSfeligem  $ieti§mu3  glüdtlid^  innel^Ue, 
feiner  Partei  angehöre,  fonbem  efleftifd^  überott 
baS  93raud^bare  unb  93ered^tigte  fud^e.  ^nnt  ^ 
bigten  mad^ten  il^n  burd^  ©ebanfenreid^tl^um  md) 
SformDoffenbung  gum  bebeutenbften  ffangelrebner 
ber  beutfd^en  $roteftanten;  in  feinen  beutfd^ 
©d^riften  galt  er  als  „erfter  beutfdber  ?ßrofaip*, 
me^^alb  ifn  aud^  bie  S)eutfd^e  ©efeUfd^ft  }b 
Seipgig  1732  gu  i^rem  g^röftbenten  mö^lte.  S)a8 
gro^e,  über  110  Stummem  faffenbe  SBergeid^ 
feiner  ©d^riftcn,  meld^eS  ®^r.  3).  3am  in  b« 
beutfd^en  tluSgabe  oon  9liceron8  ^Rad^rid^ten  üoi 
ben  SBegebenl^eiten  unb  ©d^riftcn  berül^mter  ge- 
leierten. Chatte  1771,  XXTTI,  476  ff.  ouffüWr 
erftredtt  \\ä)  über  clafftfd^e  unb  beutfd^e  $l^o* 
logie,  über  ^l^ilofopl^le,  2)ogmatif,  ßjegefe,  ftir« 
d^engef d^id^te ,  ftird^enred^t  u.  f.  f.  9u|er  ba 
fird^enl^ifiorifdeen  Seiftungen,  bie  bereits  im  Sit 
ftird^engefd^id^te Vn,  568  gemürbigt  »urben,  fori) 
l^ert^orgul^eben:  ©itten-Sel^re  ber  l^eiligen  @d^ 
5  Il^le.,  C^elmflöbt  1735  ff.,  mit  fjortf.  öon  34 
«Peter  ÜKiffer,  6.  bis  9.  %^l,  1762—1770; 
eilige  Sieben  über  mid^tige  SQSol^rbeiten  ber  S^ 
efu  ei^rifti,  7  95be.,  Hamburg  1725—1748,  oft 
aufgelegt  unb  in  frembe  ©prad^en  überf ejt  Sriefe 
bei  Klotz,  Joa.  Laur.  Moshemii  atque  Mai- 
thiae  Gesneri  Epistolae  amoebaeae,  Lipsiae 
1770.  (9Jgl.  SRiceron  a.  a.  D.  406  ff.;  Lüdte, 
Narratio  de  J.  L.  Moshemio,  Gotting.  1837 
[®ött.  Unil).-©^rift];  g^renfeud^ter,  in  ©öttmgtt 
$rofefforen,  ©ot^a  1872, 1  ff.)       [©trebet] 

^st^dntj  9iu))red^t  o.,  überf pannter  re& 
giöfer  ©d^märmer,  mar  auS  einem  fat^ofifd^ 
freil^errlid^en  ©efd^led^t  in  ©teiermar!  geboreo, 
marb  1522  S)ombed^ant  t)on  ^affau  unb  trat  in 
biefer  ©teffung,  meldte  er  bis  1539  beHeibete,  mit 
ber  Sel^auptung  l^erDor,  er  l^abe  Don  ®ott  bit 
©enbung  erl^alten,  burd^  eine  %xt  ^unbamentd« 
artüelf^ftem  bie  Dier  ^uptantid^riften,  vJMtSi 


1965 


aßoölim  —  mot)  bc  @on8. 


1966 


^[kipiUl^um,  Sutl^ertl^um,  StoingHonidmuS  unb 
9Btebertöuferh)e[en,  }u  emürgen,  ode  @ecten  }u 
t^erehtioen,  bie  gan^e  fftr^e  ^u  t)et6effcm  unb  ein 
neues  3eru{alem  }u  grünben.  S)te  Söfung  biefer 
Sufgaie  beftanb  nad^  fetner  lBe]^au))tunQ  bann, 
oUe  @ecten  auf  Sl^riftuS,  ben  einsigen  ®runb  beS 
breieinigen  SBorteS,  bergeftolt  ^urüd^ubringen, 
ha%  Qu8  il^m  il^re  Sinl^eit  mie  au§  einem  Mittel« 
bvmh  l^erDorgel^e ;  biefe  Seigre  ouS  bem  (Einen  unb 
burd^  ben  Sinen  }ur  Sinl^eit  be§  breieinigen  SBor« 
M  in  Sl^rifto  Dereinige  ganj  ungejmungen  bie 
{mpftUd^e,  lutl^erifc^e,  ^minglifd^e,  anQ6a))tifti{(i^ 
unb Jebe  onbere  @ecte  }ur  ßin^eit  ber  Seigre  unb 
beS  SloubenS.  2)iefen  confufen  9lbem)i^  entmidelte 
er  loeitldufig  in  feinen  Dier  Suchern  De  monarchia 
et  renascentia  christianae  fidei,  fpidte  il^n 
reid^lid^fi  mit  Ausfallen  auf  bie  Dier  ^ntid^rifte 
unb  gab  unter  Ruberem  aud^  bie  9(rt  unb  SSeife 
an,  mie  man  eine  allgemeine  @Qnobe  leidet  unb 
grünblid^  leiten  fönne:  man  bürfe  nämlid^  nur  bie 
MicrosynoduB  ^um  9Ra^ftabe  ber  Megasynodus 
nel^men,  b.  1^.  eine  allgemeine  @Qnobe  auf  biefelbe 
SBeife  galten,  mie  jeber  Sl^rift  bei  jid^  felbft  eine 
^ßriDatDerfammlung  l^alten  muffe !  S)a  er,  mie  eS 
fd^ien,  feft  an  feine  göttlid^e  @enbung  unb  feine 
Offenbarungen  glaubte  unb  bie  93efd^impfungen 
be9  ^ßapfted  unb  ber  rdmifd^en  ffird^e,  meldte  er 
mit  ber  opocalQptifd^en  ^ure  DergH(|,  für  nid^tS 
toeiter  al§  eine  brüberlid^e  Sured^tmeifung  unb  ein 
Prooedere  auf  bem  etmngelifd^en  Sted^tdmeg,  mie 
er,  ber  2)octor  beiber  Siedete,  fagte,  anfal^,  fo  barf 
man  ftd^  nid^t  umnbem,  ba^  er  am  10.  Suguft 
1587  fogar  in  ©egenmart  beS  ffdnigd  gferbinanb 
eine  $rebigt  DoQ  ©d^möl^ungen  gegen  baS  ißapft- 
ü^um  l^elt  2)e^]^alb  bei  bem  ftönig  ber  fieberet 
berbäd^tiggetoorben,  begab  er ftd^  ^um pöpftlid^en 
ShmtiuS  uRorone  (f.  b.  ^rt.)  nad^  SBien,  mld)tt  bie 
Cdcmlb  l^tte,  fid^  Don  il^m  brei  Sage  l^intereinanber 
brei  @d^riften  (Informatio  seu  instructio  pro 
smiuno  Pontdfice  be}ügli(^  einer  5cumenif^en 
S^nobe,  Antichristiamca  seu  confutatdoBullae 
indulgentiarum  Pauli  IQ.,  Antibullaindulgen- 
tiamm  pontificiarum  Pauli  HI.)  Doli  Sd^impf 
aber  bie  popftHd^en  ÜRi^bröud^e  Dorlefen  }u  laff en. 
Xnf  bem  Sonoente  ju  ^agenau  mürbe  ^o§lf)txm 
1540  im  auftrage  j^önig  Of^rbinanbd  Don  ben 
fatl^olifd^  Xl^eologen  9taufea  (nad^l^er  IBifd^of 
Don  SBien)  unb  Sod^IduS  (f.  b.  Srtt.)  Derl^ört.  ^'xti 
mobudrte  er  in  Denoorrenfter  unb  bünfeH^aftefter 
SBeife  feine  Seigre  als  eine  SBeiSl^eit,  bie  fein  @terb- 
lid^  Dor  il^m  gettm^t  l^be,  unb  pral^Ite  mit  gött- 
lid^  Offenbarungen,  bie  er  nur  bem  ff aifer,  bem 
P5nige  unb  bem  $apfte  mitt^eilen  bürfe.  9tad^ 
bem  93er]^dre  lie^  ber  ffurfürft  Don  SOtain)  burd^ 
3nHu8  Don  ^flug  unb  feinen  ffangler  Sacob 
Stattet  9Ro§]^eimd  @d^rift  De  monarchia  et 
renascentia  Christianae  fidei  unterfud^en;  man 
fanb,  ba^  fie  grö^tentl^eils  nur  au§  Sd^möl^ungen 
imf  ffoifer,  ftönig,  $apft  unb  ®eif»id^feit  be- 
fl^b,  benen  mit  bem  Untergang  be§  römifd^en 
Sleid^  unb  ber  römifd^en  jhrd^e  gebrol^t  mürbe. 


unb  ba^  barin  ber  römif(^en  fftrd^e  ber  Sormurf  ber 
Äejerei  gemad^t  mar  (namentlid^  marf  9Mo8]^eim 
i^r  brei  ©tüdfe  Dor :  baö  fittenlofe  Seben  ber  ©eifi« 
lid^en  al8  fjolge  beS  göIibateS,  bie  3ert^eilung  beS 
©acramentS  ber  gud^riflie  burd^  entjiel^ung  be8 
Äeld^e«  unb  ben  95er!auf  beS  ©eiligen  buri  bie 
ÜKe^til^enbien).  SIRoSl^eim  mürbe  gum  ©efängni^ 
Derurtl^eilt  unb  ftarb  barin  1544.  (SSgl.  Hund, 
Metropolis  Salisburgensisl,  Batbponae  1719, 
222;  Hansiz,  Oerm.  sacra  I,  Aug.  Vindel. 
1727,  609;  ®.  S^.  ©trobel,  Seben,  5IReinungen 
unb  ©d^riften  SRupred^tS  D.  SKoSl^aim,  in  f.  SWiS« 
cettaneen  literarifd^en  Snl^ItS,  SRümberg  1781, 
5.  ©amml.,  8—130;  Älein,  ®efd^.  beS  ^l^rifien- 
t^umS  in  Qefterreid^  unb  ©teiermarf  IV,  SBien 
1842,  87  fP)  [Sd^röbl.] 

SKo$(bii,  f.  ^iam. 

SKofto,  f.  ÜRoralitöt,  3med(;  Motiya  credi- 
biHtatis,  f.  @Iaube  V,  639  ff. 

SKonlbt,  gieter  bu,  f.  Sumoulin. 

9totti^,  Slnton  be,  genannt  2)emodbared, 
3:]^eoIog  unb  Sanonift,  marb  1494  }u  StenonS- 
fur-9Jla|  bei  ^auDaiS  in  ber  ^icarbie  geboren, 
er  umrbe  1589  Stector  ber  UniDerfttöt  $arid, 
^rofeffor  an  ber  Sorbonne  unb  $5nitentiar- 
ßlanonifer  Don  9loQon,  bem  ©eburtSorte  Sal* 
DinS,  beffen  9n]^dngem  er  überaQ,  Dorjüglic^  in 
ben  äleligionSgefpröd^en  Don  @t.«®ermain«en- 
Sa^e  unb  gioiffQ  1562,  fomie  an  ber  ^orif er  Uni- 
Derfitöt  mit  oUer  Sntfd^iebenl^eit  in  feiner  Sigen« 
fd^aft  als  inquisitor  fidei  entgegentrat.  2)ag  bie 
^öfd^er,  meldte  in  feinem  Auftrag  auf  bie  Huge- 
notten fal^nben  foSten,  nad^  il^m  mouchardis  ge- 
nannt morben  feien,  mirb  obne  ®runb  bel^auptet. 
Sr  begleitete  1562  ben  Sarbinal  Don  Sot^rinaen 
Sum  doncil  Don  Srient  unb  mar  1564  auf  oer 
SReimfer  ©tjuobe  jugcgen.  gr  ftarb  ju  ^riS  1574. 
©eine  miffenf dbaftlid^e  93ebeutun^  berul^t  nid^t  auf 
einem  überaQ  fo  citirten,  ober  ntd^t  nö^er  d^aral- 
terifirten  SBerte  De  saciificio  missae  (mol^l  iben« 
tifd^  mit  beSfelben  SluctorS  Christianae  religio- 
ms  .  .  .  adyersus  Misoliturgorum  blasphe- 
mias  ac  noTorum  huius  temporis  sectariorum 
imposturas,  praecipue  Joannis  Calvini  et 
suorum  contra  sacram  missam,  catholica  et 
historica  propugnatio  I— IV,  Paris.  1562), 
fonbem  auf  einer  9u§gabe  beS  Corpus  juris 
canonici,  in  8  ^foliobönben ,  mit  ber  ®IoJfe, 
^ariS  1561,  unb  in  htn  l^anblid^  ausgaben 
beS  Corpus  juris  canonici,  ol^ne  bie  ®Ioffe,  in 
4  OctaDbonben,  ^riS  1547—1550,  in  7  ©uobej- 
bänben,  29onl554.  SSerfd^iebene  fritifd^e  «nmer- 
hingen  befaffen  fid^  Dorjfiglid^  mit  einer  SSerbeffe« 
rung  beS  SejteS  Don  ®ratian8  g)ecret.  (Sgl.  Bio- 
graphie univers.,  Nout.  öd.  XXIX,  438  s. ; 
D.  ©d^ulte,  @efd^.  ber  Dueaen  unb  Sit.  bed  canon. 
gfled^t8lll,©tuttg.l880,555f.)  [91.  D.  ©d^er.] 

SB09  ^t  $0M,  ffarl  Srnf),  greil^err  Don, 
fatbolifd^er  SRed^tSgelel^rter,  mar  oß  ©ol^n  eines 
1789  emigrirten  franjöRfd^  (BbelnumneS  1799 
SU  aRünd^en  geboren,  ftuoirte  m  ber  bortigen  Uni- 


1967 


ajlo^a  —  aJlogjett. 


1968 


Derptat  bic  SRcd^tc  unb  l^abilitirtc  pd^  als  ^xxmU 
boccnt  bcrfclben  1827;  jugleid^  eröffnete  er  1830 
eine  abüofahirfanalct.  3m  3. 1833  »urbe  er  jum 
^rofeffor  bc8  Statur»  unb  bc§  ©toatSred^teS  in 
aBürgburg  ernannt,  1837  als  fold^er  nad^  ÜKfin- 
d^en  öerfe^t.  Stifolfle  ber  ©tubentenunrul^en  beS 
3a]^reS  1848  ttmrbe  er  Dorn  Sel^ramt  entfernt,  be« 
gab  jid^  nad^  3:iroI  unb  mürbe  1851  an  ber  3nnS« 
brudtcr  Uniöerptdt  gunt  ^rofeffor  ber  beutfd^en 
Steic^S-  unb  9ied^tSgefd^td^te  unb  beS  JKrd^enre(|tS 
ernannt.  9llS  fold^er  ftarb  er  1.  Sluöufl  1867.  ßr 
mar  gmeintal  t)er]^eiratet  (f.  l^ierüber  unb  über  bie 
tjfamilie  beSfelben  ®  otl^aif d^eS  Safd^enbud^  ber  frei« 
Ifterrlid^en  C^äufer  1859,  527  unb  1889,  572). 
92ebft  einigen  Heineren,  auf  SageSfragen,  aud^  auf 
bie  ba^rifd^e  JhtiebeugungSfrage(@enbfd^reiben  an 
ben  ©rafen  ®ied^,  9tegenSburg  1845)  begüglid^en 
©duften  t)erfa|te  9RoQ  De  impedimentiB  matri- 
monü,  Diss. Monach.  1827 ;  Sion  bet  ßl^e  unb  ber 
Stellung  ber  fatl^olifd^en  JHrc^e  in  ^eutfd^Ianb 
rfidffid^tlid^  biefeS  giunfteS  i^rer  S)iScit)lin,  SanbS- 
^ut  1 830  (überarbeitet  im  Slrd^iö  I.  II) ;  ®aS  g^e« 
ted^t  ber  Sl^riften  in  ber  morgenlönbifd^en  unb 
abenblönbifd^en  ffird^e  bis  }ur  Qtxt  JcarlS  beS 
(Broten,  nad^  ben  Duellen  bargefteOt,  SlegenSburg 
1833,  eine  für  ben  bamaligen  @tanb  ber  Sorfd^ung 

fel^r  t)erbienftlid^e  Seiftung ;  Sel^rbud^  beS  ba^ri« 
(^en  ©taatSred^tS,  2  Sl^eile,  9tegenSburg  1840  bis 
1846 :  ©runblinien  einer  ^l^ilofopl^ie  beS  Slec^tS 
t)om  lat^olifd^en  @tanbt)unlte,  2  Sönbe,  SBien 
1854 — 1857.  ginen  bleibenben  9lamen  ermarb 
pd^  ünoQ  be  @onS  burd^  bie  (Srünbung  eineS  um« 

iajfenben  periobifd^cn  Organs  für  bie  SBipenf d^aft 
leS  Jhrd^enred^tS :  Srd^it)  für  latl^oIifd^eS  fFird^en* 
red^t  mit  bef  onberer  SRüdfpdgt  auf  Oefterreid^,  3nnS» 
brud  1857  ff.  (feit  IV.  Sanb:  mit  SRüdtpd^t  auf 
Deftcrreid^  unb  ©eutfd^Ianb),  meld^eS  pd^  unter 
Ruberem  bie  Aufgabe  fe^te,  bie  canoniftif(|e  IBil* 
bung  beS  öfterreid^ifd^en  SIeruS  in  entfpred^enber 
aaßeife  au  förbem.  ©eit  bem  VI.  SBanbe,  1861,  trat 
SBering,  bamalS  in  ^eibelberg,  als  SJlitrebacteur 
ein,  meld^er  nad^  SKo^i'S  2obe  allein  baS  9lrd^iö 
für  fatl^olifd^cS  ftird^enrcd^t,  mit  befonberer  SRüdt* 
pd^t  auf  ©eutfd^lanb,  Oefteneid^»Ungarn  unb  bie 
©d^meij,  l^erauSgibt  (LXIX.  95b.,  aWaing  1893). 
9Ro9  mar  eine  aufrichtig  fromme  Statur,  treu  er« 
geben  ber  iKrd^e,  beren  SRcd^tc  unb  3nterepen  er 
überall  ungefd^eut  öertrat.  (Sgl.  ö.  SBurabad^,  3)io- 
qxapfi,  Sejifon  beS  Äaifertl^umS  Deperreid^  XIX, 
aaSicn  1868,  165-167;  ö.  ©d^ulte,  ©efd^id^te 
ber  Duellen  u.  Sit.  b.  can.  SRed^tS  III,  Stuttgart 
1880,  369  ff.)  [SR.  ö.  ©d^rer.] 

9bi9a,  SKatt^äuS  be,  S.  J.,  aWoralift,  geb. 
am  10.  September  1610  ju  SKoral  ingaftilien,  trat 
1626  in  bie  ©efeßfd^ap  3cftt,  mar  ber  Keilte  nac^ 
iProfeffor  ber  ipi^ilofopl^ie,  ber  ©ogmatif  unb  ber 
SKoraltl^eoIogie  ju  äRurria,  Sllcola  unb  SKabrib, 
fpötcr  aud^  Sei(|tt)ater  ber  Äönigin-SMutter  Don 
Spanien,  unb  Parb  ben  23.  fjebruar  1684.  Sein 
5Rame  fpielt  eine  bebeutenbe  WoDe  in  ben  SKoral« 
ftreitigfeiten  jener  Seit  (Segen  eine  pfeubon^imc 


i 


Sd^rift  Manifesto  ä  los  fieles  (SBamung  ber 
glaubigen  Sl^ripen  Dor  ben  Derlel^rten  Selben  bei 
3efuiten)  Don  €$regor  be  SSclopeg  Dertl^ibigtc  et 
feinen  Orben  burd^  bie  ©egenf d^rift  Ladreme  el 
perro  y  no  me  muerda  (93eUe  ber  $unb,  ober 
beige  mid^  ntc^t)  unter  bem  angenommenen  9lttineii 
3uan  bei  ^guila,  1653.  3in  folgenben  3a^ 
erfd^ien  eine  nod^  l^eftigere,  ebenfalls  pfeubon^me 
Sc^möl^fd^rift  gegen  bie  SOtorol  ber  ®efeOfd^p: 
Teatro  Jesuitico  per  Francisco  de  la  Piedad. 
9Ro9a  antmortete  neuerbingS  mit  Ad  versus  quo- 
nimdam  expostulationes  contra  nonnullas  Je- 
suitarum  opiniones  morales  opusculum  an- 
ctore  A.  GuimenioLomarensi,  Panlionnil657 
u.  ö.  (£r  bef d^rönfte  pd^  barin  auf  ben  92ad^meiS,  bo^ 
bie  Dorgeblid^  ober  tl^atföd^lid^  lo^en  Sntfd^ibmi* 
gen  einzelner  Streitfragen  nid^t  fpecipfd^  Muitif(( 
maren,  fonbem  bag  bie  betreffenden  ^npd^ten  Don 
äJloraliPen  augerl^alb  beS  OrbenS  f  d^on  langP  cmf« 
gepeEt  morben  maren,  el^e  einzelne  Sefuiten  p^ 
ebenfalls  bafür  entf d^ieben.  2)a  er  pc^  l^ierbei  lebig* 
lid^  referirenb  Derl^ielt,  ol^ne  über  ben  SBert^  ober 
Unmertl^  ber  einzelnen  SDoctrinen  ein  Urtl^eil  ^ 
föHen,  fo  mürbe  baS93ud^  als  geföl^rlid^  unb  arger* 
nigenegenb  in  SRom  angeflagt.  SRo^a  Dert^igte 
Id^  unb  erilörte,  feine  |[bp(|t  fei  burd^ouS  ni^, 
ene  Seigren  in  Sd^u|  }u  nel^men,  fonbem  nur  bie 
falfd^e  Auflage  abgumeifen,  als  Rotten  feine  SRit« 
brüber  biefelben  aufgebrad^t.  @r  moQe  in  einer 
neuen  %u|lage  bieg  beutlid^er  erllaren  unb  bie  fßoß 
fel^rtl^eit  )ener  OReinungen  bartl^un.  S)ie  3nqui« 
ption  entfd^eb  pd^  benn  aud^  gegen  eine  93erurt|cii 
lung,  unb  eine  ^Neubearbeitung  mürbe  nid^t  ge* 
münfd^t,  bod^  fam  baS  93ud^  1666  auf  ben  3nbe& 
mie  aud^  baS  Teatro,  gegen  baS  eS  gerid^t  i^ 
3eJ^n  3a]^re  fpöter  mürbe  eS  aud^  burd^  bie  ^ 
quiption  unb  burd^  ein  SreDe  3nnocen§^  XI.  Der* 
boten.  Sin  anbereS  SBerf,  Selectae  quaestiones 
ex  praecipuis  theologiae  moralis  tractati- 
bus,  moDon  ber  erPeSanb  1670,  ber  gmeite  ru^ 
ÜKo^a'S  Sob  1702  erjd^ien,  Pel^t  feit  1704  eben- 
falls auf  bem  3nbe£,  mal^rfc^einlid^  meil  bet 
SJerfaffer  pd^  barin  pari  auf  fein  erfteS  äBerl  le> 
jiel^t.  SS  mürbe  i^m  feiner  3<it  fogar  Dorgemot* 
fen,  eine  Approbation  feines  Opusculum  gefölfd^ 
}u  l^aben;  biefer  Sormurf  ermieS  pd^  aber  alS  ns« 
begrünbet  unb  mürbe  aud^  Don  ben  Anüagent  foBea 
gelaffen.  (93gl.  de  Backer,  Biblioth^ue  s.  t.; 
Reponse  au  livre:  Extraits  des  assert  I, 
s.  1.  1763,  48;  SReufd^,  Snbej  n,  »onn  1885, 
497  ff.)  [SW.  SReid&mann  S.  J.] 

'SRoiittaftetr,  f.  Siturgien,  ob.  Sp.  34. 

Wm^  (mozzetta)  ip  ein  ouS}eid^nenbd 
@]^orgemanb,  meld^eS  ber  ^ßopp  unb  bie  1^1^ 
Slerifer  über  bem  iRoc^et  gu  tragen  pßegen.  Siefd 
®emanbpüd(  (fran^.  camail  genannt)  prafei^ 
pd^  als  ein  breiter,  mit  einer  Keinen  ^opu^e  Der> 
f  eigener  unb  bis  an  bie  SHbogen  reid^enbec  Sd^uto* 
fragen,  ber  Dom  pd^  öffnet  unb  mit  einer  9tei^ 
Don  jhtöpfen  gefd^loffen  mirb.  ^et  9{ame  biejd( 
©emanbeS  pammt  Don  mozzo,  ital.  =  abgdurit 


ajlud^ar. 


1970 


adjelbe  burc^  93er!ür}ung  emed  montelortigen^ 
!a))U}e  t)er{e^nen  S^orFleibed  (cappa)  ent- 
m  ift.  ^ßanaüicini  (Istoria  del  conc.  di 
to,  Hb.  15,  c.  13,  n.  5)  nennt  ballet  bie 
elto  cappa  breve  ö  mozza.  S)ie  SRo^s^tta 
biSmeilen  mit  caputium  be5eid^net,  meil  bie 
itapn^t,  mit  meldtet  fie  ornamentirt  ift,  ber 
rejt  einer  öiel  grö^crnift,  bie  man  gut  SDBinterS« 
i6er  ben  ff opf  su  gießen  pflegte.  3lamt  unb 
*  lö^t  ftd^  aber  auc^  l^erleiten  t)on  Almutium 
A.linutia,  moburd^  ftd^  bie  l^öufig  Dorfom« 
t  Sc^reibmeife  SRo^eta  ftatt  SRog^etta  erflört. 
ümu^e  ift  ein  gan^  auS  $elg  befte^enbeS  ober 
nit  $el3  gefüttertes  S^ulterfleib,  ba§  bid  an 
iUbogen  reicht  unb  mit  pel}gefütterter  ober 
aus ^15  beftel^enber ffapu^e  oerfe^en  ift;  am 
t  Saume  ttxiren  gemöl^nlid^  3:robbeIn  ange» 
l  9BaSnunben]^eutigen®ebrau^ber9Ro3' 
betrifft  fo  bebienen  ftc^  einer  folc^en  de  jure 
\Qp\i,  bie  Sarbinöle  urib  bie  SSifd^öf e,  anbere 
e  @eiftlid^e  aber  nur  infolge  einer  red^tmä^i« 
iemol^nl^eit  ober  einer  popftlic^en  Sonceffu)n. 
er  ißapft  gebrandet  fünf  Tloi^iiUn :  a.  eine 
imnfelrotl^em  SltlaS  Don  ber  erften  SJefper 
immelfal^rtStageS  bis  }um  Sfefie  ber  ^I.  Raif^a' 

b.  eine  oon  rotier  Sarfd^e  an  ben  SJigtl« 
ZUmtembertagen,  fomie  bei  ben  £obtenfeier« 
ten  »öl^renb  ber  genannten  3eit ;  c.  eine  oon 
(rotl^  ©ammet  in  ber  3eit  Don  @t.  Raif^a» 
bis  5ur  erften  93efper  Don  S^^rifti  ^immel- 
;  biefe  ift  fomol^I  am  untern  @aume  alS  and) 
nr  SSerfnöpfung  l^erab  unb  am  Staube  ber 
)C  mit  l^ermelin  Derbrämt;  d.  eine  mit^er« 
Dcrbrömte  auS  rot^em  Sludge  im  SlbDent  unb 
^tuageftma  bis  Oftem  mit  SluSna^me  ge* 

gfefilid^feiten,  femer  an  ben  93igil*  unb 
embertagen  unb  bei  ben  3i)btenfeierli(^!eiten 
mb  beS  bei  c.  genannten  S^itabfd^nitteS; 
>üd^  eine  mit  ^ermelin  befe^te  auS  tt>eißem 
afk  um^renb  ber  Oftertood^e.  2.  S)ie  Sarbi« 
^aben  Dter  3Slo^ttttn,  fold^  Don  purpur« 
n,  Diolettem  unb  rofenfarbenem  @eibenftoffe 
lon  Dioletter  @arfd^.  Sie  tragen  bie  !Dlo5« 
über  ber  9RanteUetta  (mantelletum),  auS* 
imen  im  Sereid^  ibrer  SuriSbiction  unb 
vacante.  3.  S)ie  Sifc^öfe  ^ben  9Ro))etten 
iolettem  Seiben«  ober  SBoIIenftoffe  unb  bur« 
d^  0^  $rtDiIeg  feiner  anbem  gfarbe  be« 
X,  S>te  9Ros}etta  tragen  bie  Sifc^öfe  in  ber 
t  wiä>  ougerbalb  berfelben,  aber  nur  inner- 
il^rer  SMöcefe;  au^r^alb  berfelben  tragen  fte 
ihftSgemöl  baS  Diolette  ÜRanteUetum,  b.  i. 
antelfdrmtgeS,  bis  über  bie  ftniee  reic^enbeS. 
lnnfd^i|en  (nid^t  mit  Vermein)  DerfebeneS 
,  restis  brevior  aperta,  ita  ut  per  scissu- 
«tchia  extrahi  possint  (Ceriinon.  episc. 
0.  IX  toelc^eS  ber  9if(^of  aud^  beim  ßmpfang 
SotbinaUSegaten  unb  im  S^erfebr  mit  ibm 
Hx  SRo^tla  tragen  muß^  meil  biefe  gleich  ber 
1  als  Snfigne  ber  bifd^öfUc^en  ^uriSbiction 
9däft  bcm  ^ö^em  gegenüber  in  ^intergrunb 


tritt.  9hir  ber  ^fi  trägt  jum  Seiden  feiner  um- 
faffenben  SuriSbictiou  immer  bie  ÜRo^etta  alletn 
(ol^ne  baS  a)knteUetum),  mie  er  aud^  auSfd^lieglid^ 
einer  mit  Hermelin  Derbromten  9Ro^etta  ^(^  be« 
bient.  4.  3)ie  9Jlojjetta,  toeld^e  bie  Slegularäbte 
tragen,  ift  immer  Don  SBoQc  ober  Sarfd^e  unb 
Don  ber  garbe  beS  OrbenSgewanbeS.  5.  9ln  Dielen 
Sat^ebralen  ift  ben  Sanonifern  im  SBtnter  ber 
U8U8  cappae  magnae  unb  }ur  SommerS}eit 
(Oftem  bis  SOerl^eiligen)  ber  ©ebraud^  ber  ^}« 
Setta  Dom  papftlid^en  Stul^Ie  inbulgirt.  93eibe  (Sf^ou 
gemänber  fmb  bie  Sanonifer  nur  in  il^rer  ftird^e 
SU  tragm  bered^tigt,  au^erl^Ib  berfelben  nur, 
menn  baS  Sapitel  als  Sorporaiion  auftritt.  S)a 
9tod^et,  Soppa  unb  SRossetta  !äne  eigmtlid^  li« 
turgifd^en  Q^emänber  fmb,  fo  barf  man  mit  ben« 
felben  mol^I  prebigen,  aber  nid^t  Sacramente  fpen« 
ben,  3.  9.  bie  l^ilige  Sommunion  auSt^eilen. 
(93gl.  Moroni,  DizioiL  XL VII,  v.  Mozzetta ; 
Macer,  Hierolexicon,  Rom.  1677,  yy.  Mo- 
zetta,  Birrus ;  93od(,  @ef(^i(bte  ber  liturg.  ®e> 
mönber  U,  Sonn  1866,  356;  S^ofer,  ^anb- 
bud^  ber  fatbol.  Siturgif  I,  greiburg  i.  99. 1883, 
890;  SB.  9.  aßaier,  S)ie  liturgifd^e  Sel^anb« 
lung  beS  Merl^iligften,  StegenSburg  1860^  88  ff. 

478  ff.)  [^punfeä.] 

SKiufat,  Gilbert  (9nton)  Don,  gelel^irter 
SBenebicUner,  flommte  auS  ber  eblm  Sf^^milie  ber 
9Rud^  Don  Sieb  unb  Slangfelb  unb  tourbe  1786 
5U  Sien)  in  Sirol  geboren.  9tad^bem  er  in  ©ra) 
ber  ^l^Uofopl^ie  bie  Dorgefd^riebene  Seit  getoibmet, 
trat  er  in  baS  Senebictinerflofter  Sbmont  unb 
legte  1808  bie  feierlid^e  $rofe|  ab,  morauf  er 
1809  bie  ißrieftertoeil^e  erbielt.  3u  nmterer  SuS' 
bilbung  in  ben  orientalifd^  Sprad^en  geno^  er 
in  SBim  ben  Unterridit  beS  ^Raxonikn  Sriba. 
hierauf  (eierte  er  im  fffofler  gried^ifd^  (Ssegefc  unb 
orientalifd^  Sprad^en,  in  »eichen  legieren  er  bur(^ 
ben  Umgang  mit  ^ammer«$urgf}all  eine  gro^e 
©emanbt^eit  erlongte,  nmrbe  SBibliot^far  unb 
Srd^iDar,  eine  3cttlang  au4  Pfarrer  gu  ^aU  unb 
1825  ^rofeffor  ber  ^eft^etit  unb  ber  claffifc^ 
^^ilologie  an  ber  UniDerfttat  ®raa,  too  er  auc^ 
bie  atobemif(^en  9Bürben  eines  S)ecanS  ber  $l^iIo« 
fopl^ie  unb  eines  SlectorS  annel^mm  mugte.  ^nß 
bellen  bilbete  ben  Sd^merpunft  feiner  S^äti^eit 
me^  unb  me^r  bie  Sefd^ic^te.  S(^on  1812  IdSte 
er  eine  Preisfrage  über  bie  ältere  ®ef(bi(^te  Don 
3nnerö|lenei(^,  unb  nun  mochte  er  Diele  Steifen, 
um  in  ben  Sibliotbefen  unb  ^rcbioen  Oefterreii^, 
Sa^emS  unb  OberitalienS  bie  Stoffe  für  2öfung 
ber  fragen,  rotid^t  an  ibn  l^erantraten,  mit9ienen> 
fiei§  5U  fammeln  unb  in  grölen  ober  Heineren 
SBerfen  gu  Derarbeiten.  99alb  gemann  er  auf  bie« 
fem  @ebiete  einen  bebeutenben  Kamen,  umrbe  mir!« 
li(^  ÜRitgiieb  ber  l  f.  tltobemie  ber  9Biffen- 
fc^aften  su  fflien,  ftiftete  1840—1843  mü  8Bor* 
tinger  ben  ^iftonf(^en  Serein  für  3nncrdfterreid^ 
unb  brad^e  frif(H  Seben  in  bie  gforfd^ungen  ber 
Doterlönbifd^  ®ef((i4te.  Seine  Heineren  Soi^ 
arbeiten  teilte  er  in  ^ornm^rS  9n^  feil  1817 


1971 


OKüHcr. 


1972 


mit,  u.  a.:  3ut  ©ejc^td^te  ber  ftciriid^en  SRefor« 
motiongunruldcn ;  3)ic  gro^c  römifd^c  SRcid^S» 
grenjc  an  bcr  S)onau;  ®{e  uralte  tjfeifcnburg 
©trc(^ou  im  obcrftciri|(^cn  ^altcntl^alc ;  6ngel= 
bcrt,  abt  ju  «bmont  (1297—1331).  2lnbere§  Der« 
öffentlid^te  er  in  ber  ^©teiermärfifd^en  Seitfd^rtft" 
(Sb.  I— X)  unb  bercn  SRcuer  fjolge  (bis  Sb.  VIII), 
barunter:  S)o8  aItceItif(^e5Wori(um;  Serfud^  einer 
®ef d^.  ber  flaö.  Sölferfc^af ten  a.  b.  ®onau ;  S)ie 
©rünbungberUniöerptät  in  ©raj;  3)er  fteiermör« 
fifd^e  gifenberg;  ®efd^.  beS  fteiermärfifd^en  Sifen« 
»ef enS  u.  f.  f.  3m  ard^iü  für  ftunbe  öfteneid^ifd^er 
©efd^id^töqueHen  erfd^ienen  1849  —  e8  »ar  fein 
2:obe§j[ol^r,  ba  er  am  6. 3uni  üom  SReröenfieber  gu 
®raj  »eggerafft  tourbe  — :  Urtunben-Segeften  für 
bie  ©efc^id^te  3nneröfterreid^§  üon  1312—1500. 
@elbftänbig  !am  t)on  i^m  in  ben  93ud^]^anbel: 
3)a§  römifd^e  5Rorifum,  2  95be.,  ©räj  1825  f. ; 
SDie  l^eiligen  SBeil^en,  nad^  bem  ^ontificale,  ®rä^ 
1829;  S)a§  %^al  unb  SBarmbab  ©aftein,  ®räj 
1834;  Q.Horat.Pl.  opera  lyrica,  mit3lnm.  u. 
beutfd^r  Ueberf.,  ©röj  1835.  ©ein  §au})ttt)erf 
»ar  bie  ®efd^id^te  be§  ^er5ogt]^umS  ©teiermart 
®rät  1845—1874,  9  »be.,  Don  benen  er  felbft 
nod^  bie  erften  4  brudten  lie^;  bie  beiben  folgenben 
beforgten  feine  SWitbrüber  P.  Sngelbert  $rangner 
unb  P.  Ottocar  ö.  ©räfenftein,  bie  übrigen  ber 
§iftorif(^e  SSerein  öon  ©teiermar!.  2lu6erbem 
liegen  nod^  ungebrudfte  äHanufcripte  Don  i^m  im 
fflofter  aibmont,  »orüber  baS  SDBer!  Scriptores 
0.  S.  B.  qui  1750—1880  fuerunt  in  iinperio 
Austriaco-Hungarico,Vindob.  1881, 308,  ÄuS» 
fünft  gibt.  (Sgl.  SBid^ner,  ® efd^.  beS  »enebictiner» 
[tiftS  «bmont  IV,  ®rag  1880, 412  f.;  ein  5Recro- 
log  in  ÜRittl^eilungen  beS  ^ift.  SSereinS  f.  ©teier» 
mar!,  1.  C^eft,  ©raj  1850;  fj.  3I»oIf,  «Ibert 
D.  aWud&ar,  ebb.,  14.  §eft,  1866;  ffiurabad^, 
«iogr.  2ex.  XIX,  SBien  1868, 306 ;  Mg.  beutfd^e 
«iogr.  XXn,  436  ff.)  [»raunmüfler  0.  S.  B.] 
^üBetf  Sol^ann  ®eorg,  einer  ber  Derbien- 
teften  SBifd^öfe  Don  SRünfter  in  SBeftfalen,  xoax 
am  15.0ctober  1798  juSoblens  geboren,  ^aä)' 
bem  er  an  ber  Sateinfd^ule  }u  Sl^renbreitftein  unb 
am  ®Qmnaftum  ju  Soblen)  feine  SSorbilbung  er- 
l^alten  l^atte,  ftubirte  er  erft  im  ©eminar  ju  Srier, 
bann  an  ben  UniDerfttäten  SBürjburg,  93onn  ut^ 
SRünd^en  Sl^eologie,  neben  meld^er  befonberS  orien« 
talifd^e  ©prad^en  unb  ff unftgefd^id^te  il^n  f effelten. 
%m  9.  ©eptember  1821  uxirb  er  in  fföln  3um 
$riefter  gemeint  unb  erl^ielt  für}  nad^l^er  feine  Er- 
nennung }um  Rapian  bed  bamaligen  $f  arrerg  Don 
ßl^renbreitftein  unb  apofiolifd^en  SHcarS,  be§  f))ö« 
tem  Srierer  95ifd^of8  Sofe^  t)on  ^ommer.  SDiefer 
erfannte  balb,  meiere  feltenen  Sigenfd^aften  ftd^  in 
bem  talentDoUen  jungen  SJlanne  Dereinigten,  unb 
fud^te  feiner  Süd^tigfeit  einen  entfpred^ben  SBir« 
fungöfreiS  gu  Derfd^affen.  9luf  feine  gmpfel^Iung 
marb  ÜRüUer  1828  al§  Seigrer  an  baS  ®9mnaftum 
ju  Soblen}  berufen.  S)a  aber  biefe  SBirffamfeit 
für  i^n  balb  ju  euß  ti^djuu,  xvcS^m  tt  mÄ^  fetw^? 


ging  erft  nad^  SBien,  bann  nad^  SRünd^n.  ^er 
Derbanb  er  mit  meiteren  tl^eologif d^en  ©tubicn  ond^ 
bq|  ©tubium  ber  9ted^te  unb  roarb  1827  gleich 
geitig  mit  feinem  neologiftrenben  Sruber  3o^ami 
Sofep]^,  bem  fpötem  ^rofeffor  ber  Sjegefe  gu 
®iegen  unb  93re§Iau,  gum  S)octor  ber  Xlt^eologle 
t)romoDirt.  9llS  fold^er  begab  n:  ftd^  au(^  nod^  nod^ 
9lom,  um  feine  canoniftifd^en  Aenntniffe  in  Der* 
tiefen  unb  feiner  99egeifterung  für  bie  d^flli^ 
ffunft  ®enüge  ju  leiften.  3m  3. 1828  fel^  er 
in  bie  J^eimijc^e  S)iöcefe  gurüd,  unb  93ifd^of  ^om« 
mer  beeilte  fid^ ,  bie  ff enntniffe  unb  (Srf al^rimgen 
be§  jungen  ®e(e]^rten  nu^bar  gu  mad^;  bo^er 
ernannte  er  i^n  nad^  einanber  gu  feinem  btf d^fTu^ 
©ecretär,  jum  ®eneralDicariat§«?[ff  eff  or,  gum  $n)« 
feffor  ber  ffird^engefd^id^te  unb  beS  ffird^nrnl^ 
am  ©eminar  unb  gum  S)omca))ituIar  unb  S)om« 
})rebiger.  2ll§  ^rofeffor  fül^rte  SJtitQer  im  Semi- 
nar guerft  funft^iftorifd^e  unb  ard^öologtfd^  Sin> 
lefungen  ein  unb  medfte  burd^  biefe  in  ben  San« 
bibaten  ber  S^eologie  ben  @inn  für  ürd^id^ 
ffunft,  meldte  gerabe  bamald  burd^  Sugufi  Xei- 
d^en§perger3  unb  D.  Sßilmomdf^^d  Semül^ungen  in 
weiteren  ffreifen  Sead^tung  unb  Pflege  gu  finba 
begann.  9tad(|bem  Sifd^of  Don  pommtt  18S6  qt* 
ftorben  n>ar,  berief  beffen  9lad^folQer  ^ImoOri  ben 
Derbienten  ^rofeffor  1842  }u  feinem  ®eneralDian: 
unb  1844  gu  feinem  SBeil^bifd^of.  aRuOer  tDorbam 
12.3anuar  1845  al§93ifd^of  Don2:]^aumaciaLp.L 
confecrirt.  2)ie  Dielfac^e  äußere  Z^ötigfeü  biefcS 
SebenSabfd^nitteS  Dermod^te  il^n  jebod^  nid^t  Don 
feinen  ©tubien  abgugiel^n ;  nod^bem  er  fd^on  1830 
gu  Srier  eine  Ueberarbeitung  feiner  2)0€torbiffer> 
tation  ^S)ie  Sled^t^eit  ber  gn)et  erfien  StapM  bcS 
goangeliumS  nac^SRattl^aud''  l^erauSgegebtn  ^atlt 
Deröffentlid^te  er  1835  ebenbafelbft  eine  funP» 
gefd^id^tlid^e  ©tubie  ^S)te  bilblid^n  S^orfieOungei 
im  ©anctuarium  ber  (^rifilid^en  ffird^  Dom  5.  MS 
gum  14.  3Q^t]^unbert''.  SBid^tiger  inbeg  noia 
feine  au(^  j[e^t  nid^t  rul^enben  Semül^ungen  un 
bie  ^ebung  ber  d^riftlic^en  ffunft.  918  ®eneid* 
Dicar  rid^tete  er  am  7.  Sluguft  1846  ein  epo<l^ 
mac^enbeS  Stunbfd^reiben  an  fömmtlid^  ^[^farrer 
beS  93iSt]^umS  Xrier  (abgebrudft  bei  Blattan,  Bit- 
tuta  Synodalia  Dioec.  Trev.  IX,  97),  in  tod* 
d^em  er  gur  Srl^altung  ber  reid^en  @d^  m 
fird^Iid^n  ffunftgegenftönben ,  an  ®e6&iben  fo> 
mol^I  XDXt  an  ®eröt|en,  m\i^t  bod  SJKtteloIter  te 
neuem  3^t  überliefert,  bringenb  auff orbote.  SN 
bemfelben  mürben  aUe  ißfarrer  angetmefen,  va| 
Dorgefd^riebenem  Oformular  ein  iBergetd^nt|beiii 
bem  betreffenben  gSfarrbegirf  gelegenen  XvcSf» 
geböube  unb  ber  in  unb  an  bemfelben  befinbfid^ 
ffunftgegenftänbe  mit  Eingabe  beS  SJouftileS  k.  ia 
gmei  e^emplaren  angufertigen,  Don  benen  eiacl 
ber  fir(^U(^en  93e]^örbe  eingureid^en,  bod  mdw» 
im  ^farrarc^iD  gu  beponiren  fei  ©o  entfianbeiK 
für  bie  ffunftgefd^id^te  ber  SHöcefe  überaus  nxi^" 
DoEe  ©ammlung,  meldte  nod^  l^eute  bei  ber  to* 
Vx<^<t  Don  92eubauten  unb  befonberd  bei  StePom* 


merS  Slatl^  bie  Untoet\\tät?i\tu\im  \o\t\ia  a>3\>xw'to^^'^  Xi^x^^\'^v:\N«^^x*jLid^n  Utenfüien  jik 


X 


1973 


SOtänd^en. 


1974 


2)ten{}e  leiftet.  3n}toi|(i^en  ober  mx  aRMerS 
(Selel^rfainleit  unb  proftif^e  2:ü(]^ti9feit  in  loeiten 
tttt\\tn  befannt  gemorben,  unb  bie^  fül^rte  am 
1.  3un  1847  nad^  ÄeÜcrmannS  Sobe  ju  feiner 
aOSal^l  als  SBifd^of  t)on  9)Mn[ter  i.  3&.  31IS  fold^er 
ttKirb  er  am  22.  2)ecem6er  b.  3*  intl^roniftrt;  bie 
fd^dne  lateinifd^e  9lebe,  toeld^e  er  bei  biefer  ®e« 
legenl^t  im  2)ome  l^ielt,  unb  u^eld^e  i^m  Don 
lioml^ierein  bie  ^nl^önglic^feit  feinet  gefammten 
eieruS  ftd^rte,  ift  in  ^d^terfelbtd  unb  93raun§ 
Seitfd^ft  f.  g5 W.  unt>  ^at^-  ^W-  LXV,  IBonn 
1848,  205  obgebrudt.  ^n  bem,  toa^  naä)  feiner 
Xl^ronbefteigung  t)on  ben  beutjd^en  Sifd^öfen  gur 
SOSiol^rung  ber  fird^Iid^en  9ted^te  unb  ^ur  ^ebung 
beB  fird^Iid^en  SebenS  gefc^ol^,  ^otte  Sol^onn  ®eorg 
l^onagenben  Sntl^ieil.  lieber  feine  22jä]^rige 
SBirtfamfeit  in  ber  eigenen  ^xöctjt,  nield^e  }u  ben 
^dflid^ften  Sbfd^nitten  in  beren  m\^d)k  ge^ä^It 
iDerben  barf,  f.  b.  9lrt.  fünfter.  SDer  eble  »pof 
ftorb,  noc^bem  er  bem  Stuf  jum  Doticanifd^en  Son» 
dl  loegen  }une]^menber  Slter^fc^möd^e  nid^t  melfir 
^atte  folgen  fönnen ,  am  19.  Januar  1870 ,  (ebt 
ober  bei  bem  SleruS  unb  bem  93oIf  feiner  S)idcefe 
bis  l^eute  in  ungefd^ioad^tem  Anbeuten,  [ffaulen.] 
SUbt^eti,  Unit)erfität.  2)ie  |)au))tftabt 
Sa^emS  tmtrbe  Don  ffönig  Submig  I.  fofort  nad^ 
fernem  StegierungSantritt  burd^  SDecret  Dom  3.  Oc- 
tDber  1826  }um  @i^  ber  ju  Sitgolftabt  1472  ge* 
gtunbeten  unb  1800  nad^  SanbSl^ut  (f.  b.  3lrtt.  VI, 
702ff.  Vn,  1386ff.)  DerIegten2ubtt)ig8-9Kaji- 
vtilianS'UniDerfitöt  beftimmt.  9m  15.  9io» 
Mnber  1826  folgte  in  9ntt)efen]^eit  beS  JtönigS 
fi^re  feierlid^e  Eröffnung.  S)iefe  SSerlegung  be- 
bculete  ebenfo  mol^I  eine  organifd^e  Umönberung 
ber  UniDerfitöt,  als  bie  aUmälige  IBerbrängung 
bd  SRontgelaS'fd^en  @eifte§,  ber  3u  SanbSl^ut 
berrf^^enb  gemorben  UKir.  @d^on  im  93erlegungS- 
occcet  toar  pif d^meigenb  bie  9luf  Hebung  ber  aRont> 
gebiö'fd^  ^©ectionen''  unb  SBieberl^erfteüung 
ber  alten  tjfacultdten  auSgefprod^en  (ogl.  oben  VII, 
1887).  2)en  ^rofefforen  mürbe  eine  eigene  ^mtö» 
tiod^t  Dediel^ ;  über  bem  f  d^toargen  Salar  nömlid^ 
crl^ßen  fie  eine  nad^  ben  Sfocultöten  in  ber  garbe 
tiecfd^ebene  Xoga  fammt  Siret:  bie  Xl^eologen 
fd^ioai^  bie  3uriften  unb  Sameraliften  fd^arlad^* 
wify,  bie  9Rebiciner  grün,  bie  ^l^ilofopl^en  blau. 
Set  Stector  erl^ielt  eine  golbene  ff  ette  mit  bem  Silb« 
«i|  befi  ffiynigS  unb  für  bie  S)auer  feinet  9lmte§ 
bie  ^offöl^igleit.  2)ie  SBal^I  beS  Slectord  unb  beS 
Senates,  in  meldten  jebe  ^facultät  gmei  ÜRitglieber 
cntfenbet,  mürbe  ber  ©efammtl^eit  ber  $rofeff oren 
onvetmgegeben,  ebenfo  bie  IBefteÜung  beS  gur 
dgcnen  SermdgenSDenoaltung  berufenen  ,,93er- 
«MttungteuSfd^uffed".  @ig  ber  Unioerfität  mürbe 
anfBnglid^  baS  el^emalige  SefuitencoKegium ;  eS 
Mibe  i^  baS  Sigentl^umSrec^t  an  aKen  Samm* 
tagen  unb  Sn^tuten,  bie  Don  Sanbd^ut  tranS« 
fnirt  toorben  maren,  beftötigt.  ^u^erbem  mürben 
te  in  Sfiänd^en  felbft  bereits  Dorl^anbenen  ftaat> 
Üben  Sammlungen  unb  Snftitute,  mie  ber  bota» 
«i^  (Sknrten,  baS  anatomij^e  Zl^eater,  bie 


©temmarte,  ba8  9lntiquarium,  baS  aRüngcabinet 
u.  a.,  bem  UniDerfitätSunterrid^t  jugänglid^  ge- 
mad^t.  aWit  ber  Unioerfität  mürbe  au^  baS  gSrie- 
fterfeminar,  baS  fogen.  ©eorgianum  (f.  b.  ?lrt. 
VI,  704),  nad^  aWünd^en  tranöferirt.  ©a«  Seigrer« 
coUegium,  baS  Don  SanbSl^ut  übernommen  mürbe, 
mar  Der]^ältni^mä|ig  Hein;  nur  18  ^rofefforen 
ftcbclten  Don  bort  über.  9leu  emonnt  mürben  20 
orbentU(^e  gSrofcfforen,  f  omie  no(^  22  ou^erorbent» 
lid^e  unb  §onorar«$rof efforen  unb  3)ocenten.  ©o« 
nad^  begann  bie  UniDerfität  i^re  S^ähgfeü  mtt 
60  Sel^rfräften. 

S)ie  ©efd^id^te  ber  UniDerfität  SRünd^en 
nal^m  Don  il^rer  9{euconftituirung  an  einen  im 
©angen  rul^igen  unb  ebenmö^igen  SSerlauf.  3n 
ftittem,  unDerbroffenem  SQäirfen  mürbe  an  ber  in- 
ncm  aiuSgeftaltung  unb  SBeiterentmidlung  fort- 
gearbeitet, unb  nur  }mei  unten  gu  nennenbe  Sreig- 
niffe  übten  einen  tiefergel^enben  ©influ^  auf  i^r 
fieben.  93ereit§  im  SerlegungSbecret  mar  ber  @e- 
nat  mit  ber  SleDifton  ber  ©tatuten  Don  1814  be- 
auftragt morben;  aber  fd^on  möl^renb  l^ieran  ge- 
arbeitet mürbe,  erfolgte  bie  Steuregelung  einzelner 
fünfte.  3m  3.  1827  mürbe  bie  »ilbung  Don 
@tubentenDerbinbungen  geftattet,  biefelben  bann 
freilid^  infolge  ber  3ulireDolution  mieber  fd^örfer 
übermad^t.  3m  3.  1829  unb  nod^  mel^r  1833 
mürben  bie  etmaS  rigorofen  SefUmmungen  über 
ba§  t)]^ilofo))]^if d^e  SBorftubium  gemilbert  unb  nad^ 
lurger  Keaction  im  3- 1838  in  ber  9teuregelung 
ber  Statuten  Don  1849  DoIIftönbig  befeitigt.  Um 
aud^  @tubirenben  ol^ne  ®Qmnafialabfolutorium 
ben  93efud^  einzelner  SJorlefungen  gu  ermöglichen, 
mürbe  1833  bie  fog.  „fleine  TOatrifel"  eingefül^rt. 
ßbenfo  mürben  in  bemfelben  3al^re  bie  IBer^ölt- 
niffe  ber  fogen.  „innem  gacultät"  geregelt,  mo- 
nad^  bie  S)ecanatdfö]^igfeit  mit  ben  betreffenben 
©elbbegügen  nur  auf  bie  ölteften  SJlitglieber  jeber 
Sfocultöt  befd^ränft  mürbe,  bei  ben  Sameraliften 
auf  3,  ben  Sl^eologen  auf  4,  3unften  auf  5, 
SRebicinem  auf  6  unb  bei  ben  ^l^ilofopl^en  auf 
7  SRitglieber,  eine  Seftimmung,  bie  l^eute  nur  nod^ 
bei  ben  3:]^eologen  }u  3ttä^t  beftel^t,  möl^renb  bie 
übrigen  gfacultäten  fie  nad^  unb  nad^  fallen  liefen. 
3m  3. 1835  mürben  enblid^  bie  reDibirten  Sta- 
tuten publidrt  als  „SSorfd^riften  über  ©tubien 
unb  3)i§cit)lin  für  bie  ©tubirenben  an  ber  ftod^ 
fd^ule\  Sin  mid^tigeS  Sreigni^  brad^te  badSal^r 
1840,  nömlid^  bie  Ueberfieblung  in  baS  Dom 
ffönige  erbaute  neue  pröd^tige  ®ebÖube  am  Snbe 
ber  SubmigSftra^e.  ff aum  ba|  bie  UniDerfttöt  ftd^ 
^xtt  eingerid^tet  |atte,  jogen  ftürmifd^e  2:age  über 
fte  l^erein  infolge  be§  Sola-©turmed  in  ben  3Q^ren 
1847  unb  1848.  3)ie  SBogen  ber  ßnegung 
prangten  ftd^  bis  in  bie  Ig^örfäle  ber  UniDerfität 
fort  unb  l^atten  nid^t  nur  bie  geitmeilige  ©d^lie^ung 
berf elben,  f onbem  aud^  bie  SWa^regclung  unb  @nt» 
femung  mel^rerer  il^rer  l^erDorragenbften,  angebKd^ 
ald  „ultramontan"  begeid^neten  9JhtgIieber  gur 
Qfolge.  ®od^  ginft  bie  ftü^\%  vcS.t^s^'tjRx.*^^^^^* 


1975 


aWünd^cn-gfrcifing. 


1976 


üorübcr,  unb  Äönig  3Kaj  EL.  rcl^abüitirtc  bic  mci» 
Ren  ber  gemo^regcttcn  $rofef[orcn.  %Viä)  für  bic 
©tubircnbcn  tourbcn  am  1.  Octobcr  1849  neu 
rcöibirte  „©a Jungen"  erlaffen.  Ueberl^oupt  jeigte 
fid^  9Mas  n.  als  ®önner  unb  Qförberer  ber  Uni- 
Derfttöt  unb  fuc^te  fte  burc^  jal^Ireid^e  93erufungen 
ber  l^eröonagenbften  ©elel^rten  in  ben  öerfd^icbe« 
nen  SBiffenSjmeigen  gu  einem  ber  erften  Scntren 
ttnffeuj d^aftlid^en  SebenS  unb  Strebend  in  3)eut j(^« 
lanb  5U  mad^en.  3n  bie  tJfu^ftapfen  feines  SSaterS 
in  ber  Sorge  für  gebeil^Iid^e  ^fortentmidlung  ber 
Uniöerfität  trat  aud^  fiubwig  II.,  fo  ba^  ftd^  biefe, 
getragen  t)on  föniglid^er  9Runificet^,  aUmöIig  jur 
)tt)eitgrö|ten  Untt)erfttöt  S)eutf(i^IanbS  emporringen 
fonnte.  ^uf  S  9leue  tomen  fturmbewegte  Sage  für 
fie  unb  in  erftcr  fiinie  für  bie  t^eologif^e  gfacultöt 
infolge  beS  t)aticanifd^en  SoncilS  oon  1870,  bie  il^re 
©d^atten  aber  fd^on  öorauSgeworfen  in  ber  „SSer« 
fammlung  fatl^olifc^er  ©ele^rten"  öom  28.  ©ej)« 
tember  bis  1.  October  1863.  ®ie  ©efal^r  ber 
©firengung  ober  2luflöfung  ber  gangen  gacuftät 
fammt  bem  ©eorgianum  mar  mol^I  größer,  als 
SRancl^e  al^nten.  ^Dmälig  Dergogen  ftd^  aber  aud^ 
biefe  ©efal^ren  mieber,  unb  ber  altel^rmürbige 
Saum  ^atit  feine  aBBurjeln  nur  tiefer  gef(^Iagen, 
»ie  fein  ftaunenSmertl^eS  9JeuaufbIü^en  feit  1880 
befunbet.  6in  freunblid^er  Sid^tftral^I  in  Jenen 
emften  Sagen  mar  bie  großartige  Qfeier  beS  400)0]^« 
rigen  93eftanbeS  ber  Uniöerfitöt  am  1.  2luguft 
1872.  ®egen  4000  Sl^eünel&mer  auS  allen  Il^eilen 
S)eutfd^IanbS  unb  S)et)utationen  auS  ^oQanb, 
Snglanb  unb  ©darneben  betl^eiligten  ftd^  an  bem 
l^el^ren  Qfefte. 

S)ie  ^i^^Queu)  ber  Unit)erfttät  mar  nid^t  ge« 
ringen  ©c^manfungen  untermorfen,  bie  t)on  ben 
t)erf(^iebenftenUrfa^enbebingt  gemefen  fein  mögen. 
S)ie  60  ©occnten,  mit  bcnen  bie  Uniöerfitöt  i^re 
neue  fie^rtl&ätigfeit  in  ÜKünd^en  begonnen,  maren 
imSa^re  1831  bereits  auf  87  geftiegen  bei  1915 
©tubircnben.  SSon  ba  an  jeigt  ftd^  aKmäliger 
Südtgang  bis  auf  1234  im  3.  1842  unb  bann 
mieber  fel^r  langfameS  ©teigen,  fo  baß  erft  1850 
mieber  bie  3a]^I  1924  erreid^t  marb.  Son  1850 
bis  1860  seigt  pd^  abermaliger  SRiebergang  (1859 
nur  11 79);  öon  1860— 1870  erl&ielt  fid^  bie  Sal^I 
ber  ©tubirenben  auf  ber  conflanten  ^öl&e  öon  burd^« 
fd^nittlid^  1280§örem.  SDieffriegSjal&re  1870/71 
bemirften  felbftoerftänblid^  einen  SWidtgang,  bis  nur 
mel^r  1128  Sul^örer  maren,  unb  im  3. 1875  erlebte 
bie  Uniöerfitöt  il^ren  niebrigften  ©taub  mit  1012 
©tubirenben;  öon  ba  an  aber  jeigt  pd^  einrafd^eS 
©teigen  bis  ju  3809  im  ©ommerfemefter  1888. 
3m  ©ommerfemefter  1892  jöl^Ite  bie  Uniöerfitöt 
bei  156  ©ocenten  3574  ©tubirenbe.  ^n  biefen 
allgemeinen  ©d^manfungen  l^atte  fpecieE  aud^  bie 
t^eologifd^e  Sacultöt  Slntl^eU.  S?ad&  ber  Ueber- 
fieblung  öon  SanbSl^ut  ftieg  bie  Sal^I  ber  Sl^eo» 
Iogie»©tubirenben  bis  1831  öon  284  auf  493, 
fanf  aber  bann  infolge  ber  ßrrid^tung  ber  öcrft^ie- 
benen  ßt)ceen  am  ©ifee  ber  einjelnen  ^ifd^öfe  rafd^ 
unter  200  l^erab.  3m  3.  1843  aö^Ite  bie  Uni- 


öerfitöt 154,  1857:  174,  1861:  151  S^Iogie- 
©tubirenbe ;  in  ben  fiebenjiger  Salden  ging  bie 
Sa\)i  infolge  obengenannter  Urfod^  fogar  löeit 
unter  100  gurüdf.  3m  aßintcrfemeftcr  1888/89 
ftieg  bie  gfrequeng  mieber  auf  158  unb  }eigte  im 
©ommerfemefter  1892 1372:]^eoIogie-@tubüenbe. 
^n  ber  tl^eologifd^en  ^acultöt^  mit  meld^  jeit 
1864  ein  l^omiletifd^eS  unb  feit  1892  ein  lird^- 
l^iftorifd^eS  ©eminar  öerbunben  ifi,  ttnrhen  öon 
ben  nod^  in  SanbSl^ut  eingetretenen  fiel^rem:  Sol^ 
9«ep.  §ortig  bis  1827,  gefi.  1847  olS  ©om^err 
in  aWünd^en;  ©cb.  9Kafl  bis  1836 ;  3.  Qfr.  Mioli 
bis  1835;  @.  Sf.  SBiebemamt  bis  1842,  gefi  1864 
als  S)omca))ituIar  in  SRünd^en.  Sine  l^etöor« 
ragenbe  3i^^be  ber  tl^eologifd^en  ^cultot  bec 
Uniöerfitöt  9Ründ^en  foKte  ber  unter  bem  3.  Oc« 
tober  1826  alS  außerorbentlid^  ^ßrofeffor  für 
jtirc^engefd^id^te  unb  JNrd^enred^t  ongefteEte  3. 3. 
t).  ©ödinger  merbcn.  9Kit  ftcigenber  ^nerfenramg 
mirfte  er  in  Sßort  unb  ©d^rift  unb  mürbe  m 
1. 3Qnuar  1847  gum  tropft  beS  SoDegiatflifteSet 
@aj[etan  ernannt;  aber  fd^on  am  1.  September  b.  3. 
marb  er  megen  obengenannter  äBirren  in  ben  gelt« 
lid^en  ähil^eftanb  öerfejt  unb  erft  am  24. 2)ecemier 
1849  reactiöirt.  3nfoIge  ber  ©teHung,  toddft  er 
)um  öaticanifd^en  S^oncil  öon  1869  an  einnal^, 
ftellte  er  öon  1874  an  feine  SBorlefungen  ein,  bM 
aber  im  Serbanb  ber  Uniöerfitöt  bis  ^u  feinem  am 
10.  3anuar  1890  erfolgten  Sob.  Son  1835  bis 
1838  mirfte  alS  ^rofeffor  ber  j^ird^gefd&i(^teber 
aus  Tübingen  berufene  3o^.  «b.  aWöl^Ier  (f.  b. 
%rt.),  „bem  alle  ©timmföl^igen  in  Suropa  boS 
3cugniß  gaben,  baß  er  ber  6rfie  unter  ben  leben» 
ben  Sl^eologen  feiner  Jhrd^  fei''.  Shte  ^eroof 
ragenbe  ©teile  in  ber  miffenfd^oftlid^  9Bdt 
nal^men  unter  ben  ^rofefforen  ber  ^BbSmfym 
t^eologifd^en  t$acultöt  außerbem  nod^  ein:  S.X. 
SReitl^matir  1837—1872;  Sriebr.  aOBinbifd^mami 
1838—1839,  geft.  alS  ©omcapitulor  1861;  §. 
ftlee  1839—1840;  ©aniel  »onif.  ö.  fymxba^ 
1840—1872,  geft.  als  Sifd^of  öon  Speyer  1876; 
SKas  ©tabibauer  1842—1867 ;  3of.  tlmberget 
1842—1845;  836.  SReifd^I,  ©ocent  1843-1844 
unb  ^rofeffor  1867—1873;  ÜRid^.  ^ßermond« 
1847—1862;  3.  ^ergenröt^r,  3)ocentl851bi8 
1852,  geft.  als  Sarbüial  1890;  «nt.  SKetter  1858 
bis  1866;  95aIentin3:]^al]^ofer  1863— 1876, gcj. 
als  2)ompropft  öon  (Sid^ftött  1891 ;  ^er  ©d^egg 
1872-1885.  ©egenmörtig  aöl^lt  bie  H^eolo^i^c 
gfacultöt  8  orbentlid^e  unb  einen  außerorbentü«^ 
$rofeffor.(5}gl.6^ronifberUnü>erf.)  [PnöpfleL] 
^tiiti^eii-^fi^itg,  SrjbiStl^um  in  So^em 
mel(^cS  aus  bem  frül^em  öod^ftifte  §freifing  (f.  k 
^rt.)  l^eröorgegangen  ift.  9cad^bem  biefeS  ber@dcs« 
larifirung  anl^eimgef allen  unb  ber  Ie|te3färflbif^, 
3ofep]^  flonrab,  greifen:  ö.  ©d^offenberg,  om 
4.  ^Ipril  1803  ju  »crd^teSgaben  geftorben  nw 
fe^te  ber  Sr^bifd^of  ^ieron^muS  öon  Salzburg 
am  14.  ^pril  b.  3.  ein  bifd^öflid^eS  ®eneraUncfi- 
riat  in  S^reifmg  ein,  meld^eS  bis  ^um  3o^  1821 
feines  SlmteS  maltete.  3)ie  notl^igften  bi^flid^ 


1977 


aWfind^eiU'Qfrcifing. 


1978 


Functionen  DoSgog  in  ber  S)iöcefe  Don  3^tt  5u 
Seit  ber  aBeil^bif(|of  Sol^ann  9{et)omuf  t).  äBolf, 
2)ombed^Qnt  p  SlegenSburg.  %m  5.  Suni  1817 
umtbe  }toifd^  $Qpft  $iuS  VII.  unb  bem  ftönige 
SRa^milion  Sofep^  I.  oon  Sofern  ein  Soncorbot 
obgefd^Ioffen,  bem^ufolge  ba3  SiStl^um  Sf^eiftng 
)u  einem  ßqbiStl^ume  mit  ben  SuffragonbiS- 
t^ümem  9ug§burg,  $affau  unb  9tegenSburg  er« 
l^oben  unb  ber  @i|  be§  tünftigen  Oberl^irten  oon 
gfreifmg  nad^  SRünd^en  oerlegt  marb.  S)od^  foKte 
vaäi  ber  (SircumtcriptionSbuUe  in  ben  alten  Satire* 
bralen  oon  O^reifing  unb  S^iemfee,  fomie  ouc^  in 
ber  @tift§fird^e  ^u  Ser(^te3gaben  ber  ®otte§bienft 
auf  föniglid^effoften  entfpred^enb  unb  ftönbig  oer* 
fe^en  xotxhtn.    äl8  erfter  grjbift^of  ber  neu« 

fief^affenen  SRetropoIe  mürbe  ernannt  fiot^ar  Sin» 
elm,  Qfreil^err  o.  ©ebfattel,  geb.  }u  SBürsburg 
1761,  confecrirt  om  1.  DJooember  1821,  int^roni« 
firt  am  5.  9looember  b.  3.  IRad^  ben  ^nforbe- 
ntngen  be§  SribentinumS  errid^tete  er  ein  Jlnaben- 
feminar  in  gfreiftng  unb  rief  burd^  eine  Steige  oon 
tnfflid^en  Serorbnungen,  bereu  Wortlaut  in  ben 
(Skneralien  ber  6rgbiöce{e  niebergelegt  ift,  beim 
SieruS  mie  beim  93oUe  neues  Üxdjiliä^t^  Seben 
nxt^,  XDOin  bie  Sßieberl^erfteEung  mel^rerer  Silö\itt, 
toit  )u  Qd)tr)tTn,  Steifad^,  Saufen,  %bli,  SanbSl^ut, 
SRünd^en,  ^Itomünfter,  grauend^icmfee,  mefent» 
lid^  beitrug.  Slu^erorbentlid^e  äBol^Itl^ötigfeit,  bie 
ftd^  in  ©d^fungen  5U  lird^Iid^en  unb  bumanitö> 
ren  3toed(en  htnbgab,  seic^nete  biejen  aud^  fonft  im 
Stufe  groger  ÜRilbe  fte^enben  Oberbirten  au§.  6r 
fiarb  auf  einer  fUfirmungSreije  ju  SDUiljIborf  am 
l.October  1846.  3^m  folgte  auf  bem  erjbtjd^öf- 
Itd^en  @tu]^Ie  üaxl  9uguft,  ®raf  o.  Sleifad^,  geb. 
1800  SU  Slotl^  bei  SRonl^eim,  frül^r  93tfd^of  oon 
eic^ftött  unb  feit  1841  goabjutor  Sot^ar  ^n- 
fclmS.  ©eine  Sntl^ronifation  erfolgte  am  25.  Sa» 
nuar  1847.  S)er  Sturm  be§  3abre§  1848  gab 
i^m  balb  ®elegen]^t,  |)o]^en  unb  92ieberen  gegen» 
ä«r  auf  bie  fird^Iid^en  Sruubfö^e  l^in^umeifen  unb 
fotool^I  ber  ateoolution  al§  bem  SlongeaniSmuS 
haftoon  entgegenzutreten.  9ln  ber  umfangreid^en 
SJenffd^ft  ber  imOctober  1850  sugreifing  ocr= 
fommelten  bat)rifd^en  Stfdf)öfe,  nield^e  bie  ^tcd^U 
ber  Jhrd^e  in  ^at)em  nac^brüdflid^  oerfoc^t,  \)atk 
er  ber  Statur  ber  @ad^e  nac^  ^eroorragenben  9ln« 
t^ciL  918  oon  Seiten  ber  StaatSregierung  nur  in 
geringem  9Rage  ein  ßntgegenfommen  erfolgte,  lieg 
cS  ber  Sr}bif(|of  an  erneuten  S3orfteUungen  nic^t 
mangeln,  allein  ber  Srfolg  blieb  unbefriebigenb. 
S)a  erl^b  il^  $a))ft  ^iu3  IX.  am  17.  Secembcr 
1855  —  ebenfo  fel^r  feiner  eigenen  3lbfid^t  al8  bem 
SBunfd^e  beS  baQrifd^en  |)ofe3  entfpred^enb  —  pm 
Carbiital  ber  römif d^en  jtird^e,  al§  meld^er  er  feinen 
€t^  in  ätom  ju  nehmen  battc.  @arbinal  Otcifad^ 
fhtrb,  mit  ^ol^en  Sb^^nämtem  gefd^müdt,  ju  Son» 
tamine  in  Saoot^en  am  16.  S^cccmber  1869.  @ein 
9Ia4folger  in  9)tünd}en,  Srjbifc^of  ®regor  oon 
€4err,  geb.  1804  ju  9icunburg  o.  SB.,  oor  feiner 
Srnennung  (am  6.  Januar  1856)  %ht  ju  9)tctten, 
bot  tDurbig  in  9teifad^8  gugftapfcn.  2^a§  mieber 


eingefül^rte  Snftitut  ber  emigen  Anbetung  ift  fein 
SBer! ;  ebenfo  rief  er  bie  ^aftoralconferenjen  in'8 
fieben.  SDer  ®omfird^e  in  9)tünd^cn  lieg  er  eine 
treffliche  9leftaurirung  angebeil^en.  ßvix  ^eran« 
bilbung  eined  auSreid^enben  SleruS  grünbete  er  ben 
©t.  KorbinianSoerein,  errid^tcte  ein  flnabenf  eminar 
in  ®ä)tr)txti  unb  erbaute  baS  in  fjreifmg  bepnb» 
lid^e  neu.  5luf  feine  Slnregung  fanben  bie  ©ifd^ofS- 
oerfammlungen  ju  ^Bamberg  (3uli  1864)  unb  ju 
$af|au  (3uli  1865)  megen  beS  gcfäl^rbetcn  !atbo- 
Itfd^en  ei^arafterS  ber  ©d^ulen  ftatt.  SBieberl^olt 
untemal^m  er  eine  Stomfal^rt;  l^eimgefe^rt  oom 
SJaticanum,  fal^  er  ftd^  pm  ffampfe  gegen  bie  alt« 
fatl^olifd^e  ©ccte  gebrängt:  bod^  l^atte  er  ben  Srofi, 
bag  oiele  SJerirrte  gur  Äird^e  surüdtfebrten.  6r 
ftarb,  tief  betrauert  Oon  feinen  ®iöcefanen,  am 
24.  October  1877.  SBäl^renb  ber  nal^cju  einjöb- 
rigen  ©ebiSüacanj  Oerfab  ©eneraloicar  Dr.  93ti» 
c^ael  Oferbinanb  o.  Stampf  ba§  Sapitularoicariat. 
®regor§  9tad^folger  mar  Antonius  o.  ©teid^ele, 
geb.  }u  ÜRertingen  am  22.  Sanuar  1816,  afö 
2)ompropft  oon  liugSburg  5um  Srgbifd^of  ernannt 
unb  am  13.  October  1878  al§  folc^er  confecrirt. 
£en  S)iöcefan«S3ilbung§anftalten  rege  t^ürforge 
jumenbenb,  enoeiterte  er  ba§  Slericalfeminar  ^u 
ffreifing  unb  l^ob  ben  @t.  SorbinianSoerein  auf 
eine  gebeil^lid^ere  @tufe.  9Ründ^en  oerbanft  il^m 
bie  ®rünbung  ber  Jiird^enbauoereine  @t.  iBenno, 
©t.  ajlajimiliatt  unb  ©t.  gSaul.  3m  3uni  1888 
oeranlagte  Srjbifd^of  SlntoniuS,  bemogen  burd^ 
ba§  berül^mte  ©(^reiben  $apft  Seo'3  XUT.  an  ben 
ba^rifd^en  Spifcopat  oom  22.  S)ecember  1887, 
eine  3ufammenfunft  ber  Oberbirten  lBat)emS  gu 
Sfreifing,  ald  bereu  ^xnd^t  ein  eingebenbe§  SRemo« 
ranbum  über  bie  Sage  ber  fatl^olifd^en  Jlird^e  in 
Sägern  an  bie  ffrone  gelangte.  9l§  ^iftoriler 
tourbe  Srjbifc^of  oon  ©teid^ele  fd^on  fniber  ge« 
loürbigt  (f.  b.  9lrt.  9lug§burg,  95i§tbum).  ©ein 
Eingang  erfolgte  am  9.  October  1889  gu  Sfreifmg. 
^ad^  ibm  mürbe  ^um  Sr^bifd^of  auSerfel^en  Sn« 
toniu§  0.  %^Dma,  geb.  }u  St^mpl^enburg  am 
1.  ajlörg  1829,  oorl^er  Sif(bof  Su  ^affau,  ber  jejt 
regierenbeOberbirt,  präconifirt  am  30.S)ecember 
1889,  feierlid^  eingefül^rt  am  21.  9pril  1890. 

3)a§  ßrgbiStbum  9)lünd^en-&reifing  f daliegt 
nabeln  ba§  gan^e  ®ebiet  ber  einstigen  freifingifd^en 
S)iöcefe,  mit  9lu§nabme  einiger  in  Sirol  gelegenen 
Pfarreien  unb  Curatien,  in  feinen  UmfreiS  ein. 
^18  mettere  93eftanbtbeile  entbält  eS  baS  ebemalige 
gefürftcte9leid^ftiftl8erd&te«gaben,  ben  in  Sägern 
gelegenen  Xl^eil  be§  ebemaligen  SBiStl^umS  unb 
krd^ibiaconatcS  Gl^iemfcc  (f.  b.  2lrt.),  einen  nam» 
baften  9e)irf  ber  faljburgifd^en  ^rdbibiaconate 
@ar3  unb  ^Saumburg,  einen  linfS  ber  ©aljad^  ge« 
legeneu  Sanbftrid^  bc§  el^emaligen  Sr)bi3tbumS 
©aljburg  nebft  etUd^en  fleinen  auSgetaufd^ten  $ar« 
ceQen  be§  früfiem  S3t§tl^umS  Slug^burg  im  ©üb« 
mcften.  S)ie  ßrjbiöcefe  jäblt  (nad)  bem  ©d^e» 
matiamu§  für  bas  3abr  1891)  789947  ©eelen. 
Sie  ift  eingctbeilt  in  36  3)ecanate  ober  SRural« 
capitel ;  bie  ©tabtpf  arreien  ^u  9}Iünd^en  unb  fianbS- 


1979 


SKünjier. 


1980 


l^ut  ftel^en  nid^t  im  Secanat§t)erbanbe,  fonbem 
Buben  eigene  @tabtcommtffariate.  3u  Anfang  be§ 
Solares  1891  umfo^te  bcr  Sprengel  390  Pfar- 
reien, 444  Seneficien,  64  SSicariote  unb  gjpofi« 
turen,  393  Sooperoturen  unb  Soabiutorien  unb 
97  anbere  fir^enbienftKd^e  ©teüen.  3ni  genann- 
ten Solare  betrug  bie  ©efammtjal^I  ber  ^riefter 
1060,  t)on  benen  102  bem  Stegularcleru^  ange- 
l^örten.  ©eiftlidfte  ftörperft^aften  öon  ©äcular« 
prieftem  pnb:  1.  ju  ÜKfind^en  baS  SWetropo- 
iitancapitel  ju  U.  S.  Qfrau,  mit  infulirtem  tropfte, 
infulirtem  SDed^nten,  10  Sanoniifem  unb  6  Sl^or- 
Dicaren;  2.  gIeid^faK§  ^u  SRünd^en  ein  SoKegiat- 
ftift  in  ber  föniglid^en  ^offird^e  ^u  ©t.  Eajctan 
mit  einem  ^ropfife,  meld^er  lucjitiä^  infulirter  3)i« 
rector  ber  fönigli(^en  ^offapelle  ift,  einem  3)ecan, 
6  Sanonifem  (sugleid^  ^offaplänen)  unb  6  (S^or- 
öicaren  (8uglei(|  §ofprie[tem) ;  3.  in  Saufen  ein 
KoKegiatftift  mit  5)ecan,  3  Kurat«  unb  3  Sticurat» 
canonif em ;  4.  in  littmoning  gleid^fattS  ein  ßol« 
legiatftift  mit  ®ecan,  3  Kurat»  unb  3  3ncurat» 
cononüem.  Slugerbem  beft^t  bie  Sr^biöcefe  jmei 
^JJriefterpufer  mit  befonberen  @tiftung§ätt)eden, 
ba§  eine  bei  ©t.  Sol^ann  öon  9iepomu!  in  5Wün» 
d^en,  ba§  anbere  ju  9Karia«®orfen.  3u  Qfreijing 
befinbet  ftc^,  mie  fd^on  ermahnt,  ba§  ergbif^öflid^e 
©iöcefanjeminar  für  Sllumnen  unb  ßonöictoren 
unb  ein  Jntabenfeminar,  beibe  mit  großen  jmedt- 
mäßigen  SRäumüd^feiten.  6in  SDiöcefan-ftnoben» 
feminar  mit  lateinifd^er  ©d^ule  ift  bem  93enebic« 
tincrftifte  ©d^e^em  beigegeben.  3m  Serbanbe  mit 
ber  UniDerfttöt  SRünd^en  fielet  baS  fogen.  ®eor» 
gianum,  ein  Slericalfeminar  mit  60  ^^freiplö^en 
für  2:]^eoIogte>©tubirenbe,  junöd^ft  au§  ben  alten 
ba^rifd^en  SanbeStl^eilen.  9Jon  mönnlid^en  Orben 
befleißen  in  ber  ©rjbiöcefe  gmei  Abteien  unb  ein 
^riorat  ber  Senebictiner,  2  ßonöente  ber  barml^er- 
jigcn  Srüber,  3  ßonöente  unb  ein  §ofpt5  ber  Qfran« 
ciScaner,  ein  ^ofpij  ber  9Winoriten,  3  ßouDente 
unb  ein  ©ofpij  ber  ftapujiner,  ^riorat  unb  5Ro» 
ticiat  ber  unbefd^ul^ten  ßarmeliten.  SSon  meib« 
lid^en  Orben  unb  Snftituten  pnb  ju  nennen:  Je  ein 
Älofter  ber  95enebictinerinnen  unb  SBirgittinerin» 
neu,  46  3nftitute  ber  barml^er^igen  ©(^weftem, 
15  3nftitute  ber  englifd^en  gfräulein,  3  fflöfter  ber 
granciScanerinnen,  5  Slnftalten  ber  grauen  öon 
TOaria  ©tem  in  SlugSburg,  24  5RieberIaf|ungen 
ber  armen  3franci§canerinnen  au8  TOaKerSborf, 
ein  ff lofter  ber  grauen  üom  guten  §irten,  3  ftIft- 
fter  ber  ©alefianerinnen,  32  Snftitiite  ber  armen 
©(^ulfd^weftem,  ie  ein  Älofter  ber  ©eröitinnen 
unb  Urfulinerinnen,  15  3nftitute  ber  ©d^meftem 
be§  oHerl^eiligften  §eilanb§  au§  9iieberbronn.  — 
Siteratur.  ©eneralienfammlung  ber  ßrjbiöcefe 
aKünd^en-greifing  I— IV,  SBünd^.  1821-1890; 
9lctenftüd(e  be§  Drbinariate§  be§  ßr^b.  ÜJlünd^en« 
fjreijing,  betr.  ba§  aügem.  öaticanifd^e  ßoncil, 
Segensburg  1871 ;  ©d^emati§mu§  ber  ©eiftlid^- 
leit  be§  grab.  ÜKünd^en-greifing,  1821  bi§  jejt, 
Dom  3al^rgang  1825  an  mit  einer  f ortlauf enben 
g^ronil  be§  SrabiStl^umS;  «Paftoralblatt  für  bie 


ßrabiöcefe  ÜRünd^en-greifing,  SKünd^en  1860  bis 
1879;  Amtsblatt  für  bie  grsbidcefe  ÜMk^* 
gfreipng,  fflWind^en  1880  bi§  ie|[t;  aWa^er-SOSeftar- 
ma^er,  ©tatifüfd^e  93efd^reibung  be§  SrgbiStl^mnS 
SRünd^en-Ofreifing,  SJ^ünd^en  unb  StegenSb.  1871 
bi§  1884,  3  95be. ;  (©trobl,)  ftird^  unb  ©toot 
in  95at|em,  ©d^apaufen  1849 ;  Mgem.  beutfd^ 
»iogropl^ie  Vm,  485  ff.  XXVIU,  114ff.  XXXI, 
121  ff.)  [®.  aBejiemm^er.] 

^nnßtt  (monasterium) ,  urfprünglid^  ber 
9lame  für  bie  ®efammtl^eit  einer  fflofteronloge, 
fomol^I  ber  IBel^aufung  etgentlid^er  CrbenSleitie 
(3nönd^e)  al§  ber  gum  gemeinfamen  Seben  na* 
bunbenen  ©tift§«  unb  ©omcanonif er.  3u  Anfang 
be§  9.  Sal^r^unbertS  fd^eint  bie  Segeid^nung  mona- 
sterium  für  ein  Snönd^flofter  erft  aufgetaucht  p 
fein  (Conc.  Romanum  a.  826,  can.  27:  Abba- 
tes  per  coenobia,  yel  ut  hoc  tempore  nmi- 
cupanturmonasteria,  tales  constituantoretc., 
Hard.  V,  68) ;  bafe  aud^  baS  ©tiftSgebäube  ber 
Sanonüer  monasterium  genannt  tourbe,  geigt  bie 
©tinobe  t)on  XourS  aus  bem  3al^re  813  can.  31 
(Hard.  IV,  1027).  3n  ber  ©d^rift  über  bie  aSunber 
am  ®rabe  beS  1^1.  Sertin  (Mabillon,  Acta  sanci 
Ord.  S.  Benedicti,  saec.  UI,  pars  1  [Par.  1672], 
135)  mirb  baS  monasterium  monasticum  in 
®egen{a^  }um  monasterium  canonicorum  ge* 
nannt;  ber  Sl^ronift  Marianus  ©cotuS  beriti^tet 
(Mon.  Germ.  SS.  V,  558),  ba&  1058  bie  ©toM 
^aberbom  fammt  ben  jweiününftem,  bem  be§9ifi» 
t^umS  unb  bem  ber  SRönd^e  (monasterium  episco- 
patus  et  monachormn),  ein  Siaub  ber  ^mnei 
gemorben  fei  (ögl.  ib.  562).  3)er  3lamt  Wol^ 
ging  bann  auf  bie  mit  bem  ©tifte  Derbunbene  ftix^t 
über.  9tod^  l^eute  fprid^t  man  Dom  9nün|)er  ii 
i^freiburg,  IBafel,  ©tragburg  ic.  3um  Unterfd^ 
t)on  anberen  ©tiftsfird^en  mürbe  bie  bifd^dffufe 
Six^z  als  monasterium  episcopale,  principale, 
cathedrale  begeid^net.  ©c^Ue^Ud^  erhielten  ond^ 
bie  um  fold^e  JKrd^en  ftd^  bilbenben  ©tobte  ben 
5Wamen  SKünfter  (9Künfter  in  SBeftfalen,  im  ®if 
gorientl^ale,  SWünftermaifelb  u.  f.  f.).    [©trebet] 

W^ünftety  SiStl^um  in  SBeftfalen.  1.  @rttn« 
bung  beS  SiSt^umS.  S)ie  erften  d^jtad^ 
äRijftonare  im  meftlid^ftenSl^eile  beS  alten  ©ac^jeii* 
lanbeS  maren  bie  ffl.  gmalbe  (f.  b.  9rt.),  tueld^,  b« 
Seifpiele  beS  ^l  SBiKibrorb  folgenb,  nad^  bea 
3a]^re  690  auS93ritanniennad^S)eutfd^Ianb  fomn, 
aber  {d^on  balb  nad^  ibrem  Eintritt  in  boS  fad^ 
ftfd^e  ®ebiet  ben  a^artertob  erbulbeten.  9ßaS  bie 
jüngeren  münfterifd^en  Sl^roniflen  f onft  nod^  txn 
einer  SBirffamfeit  beS  ju  ben®efä]^rten  aOBiDibraibS 
jöl^Ienben  1^1  ©uitbertuS  ju  3Runiaemöforb,  bes 
fpötem  anünfter,  unb  fogar  bon  ber  ©nhibmig 
einer  SOtä^t  bafelbft  gu  @$ren  beS  1^1.  ^ßouhtS  er* 
}ö]^len,  ift  unglaubmürbig,  meil  eS  jtd^  einzig  auf 
bie  Angaben  beS  ^feubcaRarceOin  ftu|t  (Vita 
divi  Switberti,  ^uerft  1508  }uftöln,  aud^  1628  p 
anünfter  gebrudtt).  S)ie  alteren  ©efd^id^tSqueÜci 
miflen  Don  biefen  eingaben  nid^tS,  unb  ubexbie| 
miberf))red^en  le^tere  ben  tl^tf  öd^Iid^niBerl^ItniffeB 


ajlünflcr. 


1982 


M,  S)ic  3afobil)fQrre  in  ÜRünjier,  aJlünfJer 
,  90—92).  6rft  naä)  bcr  Untcrtoerfung  bc§ 
cnfül^rerS  SBibutinb  im  3.  785  trat  ein  ge» 
Äloftcrabt  SSemorb  olS  9Riffionar  unter  ben 
en  auf.  S)od^  aui^  er  l^interlie^  leine  ©puren 
aOBirffamfeit.  Seit  794  erl^iclt  bie  5IRiffton8- 
lleit  eine  Sfortfe^ung  burd^  ben  gfriejen  Sub- 
f.  b.  art.),  bem  berdtS  787  fünf  friepfd^ 

nebft  ber  3nfcl  S3ant  jur  geiftlic^en  55er- 
ng  ongemiefen  n)orben  nniren.  Slber  oud^ 
IT  tonnte  im  Sad^fenlonbe  nur  aümölig  f eften 
faffcn.  3m  October  797  fanb  bie  gro^e  SSer« 
lung  ber  93i{(^dfe,  Sebte  unb  ©rafen  su^od^en 
auf  xotiS^tt  auä^  bie  @ad^fen  aud  aUen  ®auen, 
)l  Sßeftfalen  unb  ungern  als  aud^  Oftfalen, 
men.  ^ier  niurbe  baS  Capitulare  Saxo- 
n  errid^tet.  Son  ie^t  an  fonnten  ÜRiffto- 
i^re  üolle  SSBirffamfeit  bieffcitS  bcr  aBBefer 
il^ilmeife  aud^  bis  gur  6Ibe  entfalten.  92un 
aud^  bie  93i(bung  ber  neuen  föd^fifd^  93iS- 
vc  ftatt,  }unöd^ft  burd^  Umgrenzung  berfelben 
BejKmmung  ber  ©ifd^ofsp^e.  3m  3.  798, 
dln  }um  Sr^biStl^um  erl^oben  unb  il^m  nebft 
(teren  SiStpmem  Utrecht  unb  Süttid^  aud^ 
lu  errid^teten  föd^fifd^en  Sidtpmer  ÜRünfter, 
ibrüdf,  3JHnben  unb  Sremcn  untergeordnet 
m,  toax  bie  Umgrenzung  t)oUenbete  3:i^t> 

3m  @uben,  SBeften  unb  ^torbmeften  mar 
bie  alteren  SiStl^ümer  fföln  unb  Utred^t  bie 
)e  fd^on  gegeben :  im  Often  unb  9lorboften 
OSnabrüdf  gog  fte  ftd^  burd^  bie  bamafö  no(^ 
Dornten  §eibe«,  9Jloor«  unb  SBalbftrid^e  l^in. 
^attptpflanzftatte  für  feinen  9i§t^um§deru§ 
tete  SubgeruS  gu  SBerben.  S)en  erften  ®runb 
9oben  für  ba§  bortige  fflofter  emuirb  er  am 
februar  796  (Sacomblet,  U.-S.  I,  4).  Sine 
e  ^{lanjftätte  für  ben  SIeruS,  nömlid^  ein 
pter  ber  nad^  canonifd^r  Siegel  ®ott  bienenben 
er,  errid^tete  SubgeruS  auf  bem  ^figel  SRimi« 
forb  (be§  3Rimir  Sujt)  an  ber  gurt  über 
0.  2)ief en  $Iag  an  ber  |heerftra|e  na(^  ft5In 
ffarl  ber  ©ro^e  }um  lBifd^of§ft|e  auSerfel^en. 
[elSol^ne  rü^rt  aud^  Don  i|m  bie  93ergabung 
irodf^ofed  unb  ffampoorberl^ofeS  am  redeten 
ber  9a  unb  be§  3obet)eQ)er]^ofe§  am  Itnfen 
ler.  ffier^fonbejirf,  meld^er  bi8in'§11.3a]^r- 
art  mit  ber  ^auptfird^  bafelbfi  Derbunben 
umfaßte  einen  f^füid^enraum  Don  ca.  70  000 
leiu  äel^id^  groge  ^fanbejirfe  beftanben 
Mgen  fäd^ftfd^  SiStl^umStl^Ie.  93on  ben 
.  1818  beftel^enben  ca.  160  ^fanden  bürfen 
40  Qld  Vhttterpfarreien  auf  ben  ^I.  Subger 
geful^rt  merben,  unb  gmor  14  im  ^eingau, 
SteDergou,  9  im  Sramgau,  5  im  @fopingau 
>  im  Surfebont  3um  IBiStbume  gel^örten 

5  friefifd^e  ®aue  an  ber  SmSmünbung, 
ictfi,  ^umtSgon,  giDelgau,  geberitgau  unb 
an,  fommt  bcr  je|t  Derfd^munbenen  3nfel 
[0^  2.  D.  Sebebur,  Sie  5  münfterifd^en  ®aue 
anbS,  «erlin  1836;  3.  6.  äBuIf,  ©anct 
\ato,  SreSUra  1889). 


2.  !Bon  Subger  bis  aum3a]^re  1000. 
»ijd^öfe  biefer  3eit  »aren:  2.  ©erfrib  (809  bi« 
839);  3.  aUfrib  (839-849);  4.  Suitbert  (849 
bis  871);  5.  §oIboIp^  (Sertl^olb)  (873—874); 
6.  SBuIf^elm  (887—900);  7.  TOt^arb  (900  bis 
924) ;  8.  giumolb  (924—941) ;  9.  ^ilbebalb  (942 
bis  967);  10.  ®uobo  (967—998);  11.  ©uitger 
(993—1011).  9lad^  SubgerS  2obe  finb  im  Saufe 
beS  9. 3a]^r]^unbertS  nur  f olgenbe  Krd^Iid^e  ®rän« 
bungen  ju  Staube  gefommen:  814  baS  Sanoniler« 
unb  Qfrauenftift  bei  ber  g5farrfir(^e  ju  SieSbom ;  um 
biefelbe3cit  bie  ftird^e  gu  Öerjfelb;  furj  Dor  839 
baS  Sanonüer«  unb  Orauen^f t  ^u  93reben:  fur^  Dor 
857  baS  ßanonifer«  unb  Qfrauenftift  im  ^farrgebiet 
üon  goerSminf el  (gredfenl^orft) ;  amif d^en  836  unb 
889  bie  ff irc^e  au  Olfen ;  Iura  t)or  889  baS  Sa» 
nonifer«  unb  grauenftift  au  2BeteIen  unb  a»if^ 
887  unb  900  bie  eiemenSfat)eOe  am2)om  au  ÜRimi- 
gemäforb.  S)a^  meitere  ftird^engrünbungen  im 
9.  3Q^r]^unbert  nid^t  erfolgt  finb,  erflärt  ftd^,  ab- 
gefel^en  Don  ber  traurigen  Sage,  in  meldte  bie 
@ö]^ne  SubmigS  beS  gfrommen  baS  9teid^  brad^ten, 
bef onberS  bur^  bie  Derl^eerenben  Sinföüe  ber  9{or« 
mannen.  S)aau  famen  9ted^tSftreitigfeiten,  meldte 
nad^  «ifd^of  »ItfribS  Sobe  atotfd^en  bem  fflofter 
SBerben  unb  bem  SJlünfter  in  ÜRimigemöf orb  lange 
3a]^re  l^inburd^  beftanben,  bis  bie  @Qnobe  Don 
^aina  864  bie  mbnä^t  alS  red^tmä^ige  Srben 
beS  ßlofterS  erflärte  unb  benfelben  bie  freie  SlbtS- 
mal^l  auerfannte.  «alb  barauf  mürbe  ^ilbegrim  ber 
3üngere,  9Jeffe  »ifd^of  ©erfribS  unb  858-888 
«ifd^of  Don  t^dlberflabt,  aum  Sbte  gemdl^It.  2)a- 
mit  l^örte  äBerben  auf,  SRitbilbungSanftalt  für 
ben  «iSt^umScIeruS  Don  SRimigemäforb  au  fein. 
Sifd^of  Suitbert  mirb  eS  auS  Stüdffic^t  auf  $)Ube' 
grim  ben  3üngem  an  aeitiger  Steclamation  l^ben 
f eitlen  laffen.  9htn  lag  ber  äßerben'fd^e  ©runbbefi^ 
grö^tentl^eilS  im  SiSt^um  SRünfter  a^rftreut,  unb 
bie  ffird^en  Don  Sübingl^fen,  ©d^mbedC  unb 
3ell^m  (bei  2)5tifum)  maren  auf  SBerben'fd^ 
^ofen  errid^tet;  fte  finben  jid^  aud^  in  ber  gfolge- 
aeit  ftetS  mit  Expositis  auS  SBerben  bef e^t.  S)a$er 
mirb  man  enbli^  beiberfeitS  bemül^t  gemefen  fein, 
mteber  ein  freunblid^eS  Serböltnil  a^^f^  ^ 
beiben  el^ebem  fo  eng  Derbunbenen  Slnftalten  ^er- 
aufteUen.  ^ierauS  merben  bie  urfunblid^en  9Rit« 
tl^eilungen  au  erflören  fein,  bag  «ifd^of  SBulf^lm 
889  bem  fflofter  SBerben  fein  Döterlid^  (Erbe  Olfen 
fammt  ber  ftird^e  gefd^enft,  aud^  bie  Don  ftönig 
9mulf  il^m  gef d^enften  ®üter  in  @elm  unb  @ülfen 
bem  ff  loper  augeeignet  unb  bie  Don  C^eraog  Obo 
Dotta^d^^  @d^fung  ber  ffird^e  Don  ^ei^fett)  an 
SBerben  genel^migt  fyit,  Suc^  biefe  beiben  ff ird^ 
erl^ielten  fortan  il^ren  Pfarrer  auS  SSBerben,  loie 
baSfelbe,  um  eS  ^er  fc^on  au  ermüden,  mit  ben 
fpöter  auf  SBerben'fd^  ®runbbeft|  gegrünbeten 
ffird^en  Don  9torbfird^  unb  @elm  bei  Sübing« 
^fen  ber  ^dSi  mar.  «ifd^of  SBulfl^lm  mar  eS 
aud^,  menn  nic^t  fd^on  fein  SJorgönger  99if(^f 
^olbolp]^,  ber  in  SluSfü^rung  beS  ff ölner  S^no« 
balbef(^luffeS  Don  873  bie  eonomfer  9RünfterS 


1983 


aJlünfter. 


1984 


§um  ©omcopitcl  als  fettftanbigcr  Korporation 
crl^ob  uitb  ben  ix^^tx  gcmeinf amen  ©runbbefit 
mit  bemfelbcn  tl^ciltc.  SDaS  auftreten  cineS  bop« 
pcitcn  SJogtS  in  bcr  Urfunbc  öon  889  —  ad- 
vocatus  Episcopi  unb  advocatus  familiae  StL 
Pauli  —  bezeugt  bic  gcfd^e^cne  Trennung.  S)cr 
SJif^of  bcjog  öon  ba  an  eine  eigene  SQäol^nung  — 
curia  Episcopi  — ,  bie  fid^  innerl^alb  ber  Sm« 
munUät  beS  SKünfterS  on  bie  SBeftfeite  beS  Ie|tem 
enge  anjd^bfe.  pr  feine  SQäirtl^fc^aft  beftimmte 
ber  93if(]^of  einen  Il^eil  beS  Sobeoelber^ofeö  unb 
biefer  S^eil^of  l^ie^  üon  ba  an  SBiSfjingl^of  (curtis 
Episcopi).  S)a8  ©omca})itel  erl^ielt  bie  beiben 
§öfe  auf  bem  redeten  ^a»Ufer  unb  fejte  bie  vita 
communis  in  bem  Don  Subgcr  bafür  errichteten, 
nörblid^  an  ben  S)om  ftd^  anfd^Iie^enben  ©eböube 
fori.  9lu8  jener  Urfunbe  öon  889  ergibt  fic^  aud^, 
bafe  inSDWmigemäforb  bamalS  eine  tJrül^ial^rS-  unb 
eine  ^erbftf^nobe  ftattfanb.  S)er  aud^  ^eute  nod^ 
auf  bem  3)om<)Ia|  ftattfinbcnbc  fJrül^ial^rS«  unb 
^erbftmarft,  ©eno  (öon  ©^nobuS)  genannt,  l^at 
barin  ben  ®runb  feines  ßntfte^enS,  toie  ber  britte 
auf  bem  S)om))Ia^e  iöl^rlici^  in  ber  $etruS«  unb 
^ouIuS-Octai),  toeld^e  ^ier  öon  2llterS  l^er  eine  oc- 
tava  privilegiata  mar,  ftattfinbenbe  SKarft  in  ber 
tjfeier  beS  ©ompatroriniumS  feinen  ©ntftel^ungS« 
grunb  l^at.  —  äuS  bem  10.  Sal^rl^unberi  fönnen 
ber  neuen  Jhrd^engrünbungen  nur  jmri  genannt 
»erben :  bie  öon  Sifc^of  Sütl^orb,  alfo  öor  924, 
gegrünbete  Jlird^e  }u  Seelen  bei  |)arfeminfel  unb 
baS  968  erri^tete  Eanonifer«  unb  grouenftift 
Sorgl^orft.  9tu^  l^ierüber  barf  man  ftd^  nid^t  mun« 
bem.  3n  bem  erften  3)rittel  biefeS  Sal^rl^unberiS 
l^ielten  bie  mieber|oIten  Staubjüge  ber  Ungarn  bie 
Semol^ner  beS  ©ad^fenlanbeS  beftönbtg  in  ^ngft. 
Söl^menber  nod^  mirf te  im  übrigen  Xl^eil  beS  3a|r> 
(unberiS  bie  bamalS  allgemein  l^errfc^enbe  d^ilia* 
ftifd^e  3bee.  Sifd^of  2)uobo  mar  perfönlid^  aQer« 
bingS  t)on  biefer  3bee  nid^t  befangen;  Dielmel^r 
erf c^eint  ber  Don  il^m  auSgefü^rie  Sau  eines  neuen 
SDomS,  in  meldten  er  bie  Sanonifer  mit  aUtti  il^ren 
ftird^enutenfilien  l^inüberjujiel^en  stoang,  als  ein 
taut  rebenber  $roteft  gegen  {enen  SBa^n,  ^umal 
ber  neue  3)om  ein  ©teinbou  mor,  ol^ne  3tt)eifel 
ber  erfte  im  Sanbe  unb  in  meiter  Umgebung.  SDaju 
!ommt  gfoIgenbeS.  2)ie  SBet)5I!erung  beS  fianbeS 
fann  jur  3^it  beS  1^1.  Subger  im  ungemeinen  nur 
rine  fpörlic^e  gemefen  fein  unb  au($  im  9.  unb 
10.  Sa^rl^unbert  einen  erl^eblid^en  3utt)ad^S  nid^t 
erl^alten  l^aben.  ©tobte  unb  ®örfer  gab  eS  nid^t. 
2)aS  Sanb  mar  in  ©aue,  unb  bie  ®aue  maren  in 
SBouerf d^af tcn  einget^eilt.  3ebe  Souerfd^af t  beftanb 
aus  einer  ^n^al^I  großer,  in  fid^  obgefd^Ioffener 
ftöfe,  ouf  meldten  bie  Sepjer  als  unumfd^ränfte 
Ferren  über  il^re  gamilien  unb  bie  jum  ©ienft 
erforberlid^en  l^örigen  fieute  f  d^alteten  unb  malteten. 
S)ie  ÜRarfen  ber  ©ouerfd^often  moren  ©emeingut 
unb  mürben  gemeinfam  benu^t.  SDa  gab  eS  alfo 
feinen  Saum  für  neue  ^nfiebelungen.  3)en  Sldfer- 
hau  mie  ieglid^e  (örperlid^e  Arbeit  betrad^tete  ber 
©ad^fe  nod^  über  baS  10.^aV^>xx&tx\\)jm>ÄQ.^^ 


opus  servile,  beff en  m  freier  SRami  fid^  }u  f d^omen 
l^abe.  ßr  felbft  befd^oftigte  ftd^,  toerni  feine  de» 
legenl^eit  )ur  f^fel^be  ober  }um  ftrieg  fid^  bot 
nur  mit  ber  2iagb  ober  oerbrad^te  bie  3^  bd 
©piel  unb  ©elagen  in  @efellfd^ft  feiner  freies 
©enoffen.  S)er  lldfer  mürbe  nur  befteflt,  fooeit 
baS  Sebürfni^  eS  erforberie,  unb  biefe  Seflefiung 
blieb  ber  fjfrau  unb  ben  l^örigen  Seuten  ilberlaflen. 
StatbneHen  Sdterbau  gar  unb  ergiebigere  SuS* 
nu|ung  beS  SobenS,  momit  fpater  eine  3:]^eiüm9 
ber  großen  ^öfe  unb  eine  SSerboppelung,  ja  Sei* 
brrifad^ung  ber  ßinmol^nersal^I  möglid^  umibe,  ^t 
ber  ©ad^fe  erfl  nad^  unb  nac^  t)on  btn  3Kdnifyn 
unb  ^farrgeiftlid^en  gelernt.  2)ie  münfierif^ai 
Sanbpfarrer  maren  5iun  größten  'SJ^til  nod^  im 
17.  unb  18.  äal^rl^unberi  }ugletd^  ^idferbauer.  92un 
l^at  ber  1^1.  Subger,  mie  eS  foum  )iDdfel^  fein 
fann,  mit  ben  oon  il^m  beftimmten  großen  f^iax* 
bejirien  ben  $Ian  berfolgt,  in  j[ebem  bnfelben,  fo 
meit  t^unlid^,  rin  monasterium  (SJUinßer)  fäi 
gufammenlebenbe  ^efter  gu  errid^ten.  Sr  mar  jo 
in  biefem  gemeinfamen  Seben  erlogen  unb  liebte  eS 
fel^r;  eS  mar  aud^  ber  oft  auSgefprod^ne  SBifle 
ftarlS  beS  ©rogen,  bog  alle  ©eifÜtd^  enttoeber 
SRönd^e  ober  Sanonifer  fein  f oUten.  ©prid^t  m^t 
aud^  für  baS  Sorl^anbenfein  biefed  ißloneS  bu 
Sl^atfad^e,  ba^  in  ben  erften  40  äal^ren  nad^  Snb« 
gerS  Sobe  bei  brrien  feiner  Ihrd^en,  fiieSbon, 
Streben  unb  SoerSminfel  (gfredCenl^orfi)^  jene  Sop- 
pelftifte  oon  Sanonifem  unb  Sanontffen  errid^iet 
morben  ftnb  ?  3n  bem  gefe^Ud^  ongeotbneten  Se^n* 
ten,  meld^er  oon  ben  einzelnen  $5f en  in  jebm  te 
mrit  auSgebel^nten  ^fanbe^irfe  gu  entri(^  tm, 
mürbe  ja  aud^  rine  gange  ttn^al^I  Don  gemeinjam 
lebenben  ißrieftem  il^en  Unterbau  gefunben  Isabel. 
S)en  3c^nten  l^at  iebod^  ber  l^L  Siü^er  fpdter,  att 
er  fa^,  ba^  baS  iBoIf  benfelben  mibenmllig  est< 
rid^tete,  mit  t)oOen  ^önben  mieber  ouSgd^ 
me|]^alb  er  oon  ben  IBeamten  bdm  ftaifer  dsScr« 
fd^menber  beS  Jhrd^engutS  angeflagt  muri)t  IS 
ift  bal^er  mo^I  }u  oermutl^en,  ba^  er  bie  getsoit' 
fame  Eintreibung  beS  34^ten  nad^träglid^  feim 
@eip(^en  Derboten  1^.  Xl^atfad^e  ift,  ba|  ba 
3e]^nte  frü)^  fd^on  ben  ©riftlid^en  ab^nben  «• 
fommen  unb  Dielfad^  in  bie  ^önbe  ber  @iofci 
unb  (Sblen  beS  SanbeS  übergegangen  iß,  wß  m 
fo  el^er  gefd^el^en  fonnte,  mril  bie  t)on  Snbger  bcoli 
fid^tigte  ©rünbung  ber  SRünfler  nid^  }Br  W- 
fü^rung  gelangte.  S)aS  Sinfornmen  ber  $foatm 
befd^ränfte  fid^  feitbem  auf  bie  (Srtidgmffe  btf 
$farr*  ober  SQSebeml^ofeS,  moDon  fe  au(^  baSfic 
ben  ff  irc^enbienft  not^menbige  ^ßer^onal  ^  vaate' 
l^alten  l^atten,  unb  baS  9Re^fom  (missatieiim), 
meld^eS  j[eber  Saueml^of  jö^rlid^  entrid^;  eSie^ 
ftanb  in  einem  ©d^effel  ©etreibe:  SBeisen,  Sog^ 
gen,  ©erfie,  §afer,  je  nad^  ber  Sef^ffen^it  bei 
93obenS.  S)a  mar  eS  natürlid^,  bo|  bie  $famt 
auf  bie  3ugel^5rigfrit  ber  einzelnen  Sonetn^ 
5U  il^rer  ^arod^ie  eiferfüd^tig  ttnnrben  imb  gcyi 
jebe  abpfarrung  berfelben  fid^  jhäubten.  m  taf 
iu'S  11.  äol^rl^unbert  burfte  ia  nod^  jeber  ^priePer 


1985 


SOlünfter. 


1986 


tftglU^  meistere  l^eilige  SJleffen  lefen,  menn  er  ftd^ 
nfld^tem  l^iett  (f.  b.  9rt.  Sination).  (£8  f onnte  ballet 
M  bobin  Qud^  in  ben  auSgebe^nteften  $f  an6e}ir!en 
oOen  OHdubigen  Dom  Pfarrer  an  ben  @onn-  unb 
Setertttgen  Selegenl^eit  geboten  toerben,  einer  l^ei» 
ligenSReffebeijutool^nen.  2)ie@))enbungbed3ne|<' 
mn&  toirb  ald  eine  befonbere  SSergütung  für  bie 
^cfi$«  unb  ®))ötmeffen  angufel^en  fein,  bie  ber 
Sfontr  on  @onn*  unb  f^iertogen  ou^er  bem 
()od^t  }ur  Sequemlid^Iett  ber  ®Iöu6igen  ju 
ctlebriren  ^atte. 

8.  SSom  Saläre  1000  bis  jum  Saläre  1200. 
»ifd&dfe  biefer3eü  »aren:  12.  S)ictrid&  1.(1011  bis 
1022);  18.@igfrib,  @raf  t)on  SBalbed  (1022  bis 
1082);  14.4)ermannl.(1032-1042);  lö.SRuob- 
fcrt  (1042-1063);  16.  griebrid^  I.,  ®rof  Don 
SBettin  (1064—1084);  17.  (&tpf)o  (1085  bis 
1097);  18.  Surd^arb  üon^olte  (1098-1118); 
19.3)ietrid^n.,®rafi)on3ütp]^en(1118— 1127); 
20.egbert  (1127— 1132):  21.aaßemer(1132biS 
1151) ;  22.  Sricbrid^  H.,  ©rof  öon  «l^r  (1152  bis 
1168);  23.2ubtt)igL,  ®raf  t)onierfIenburg(1169 
MS  1178);  24.  ^rmann  II.,  ®raf  t)on  ffa^eneln» 
tagen  (1174— 1203). —3)ie  aWünjier  an  ben  Si« 
fd^f  Sfi^  fül^rten  in  SBeftf  alen  ^uerft  bie  @rünbung 
tum  €töbten  l^erbei.  SDie  groj^e  Sal^I  ber  ©eiftlid^en 
imb  ber  dbgiinge  in  ben  Somf^ulen  erforberte 
einen  geröumigen  ißla^  für  Sßol^nungen,  möl^renb 
bie  meifi  auS  SBerl^eirateten  beftel^enbe  2)ienerfd^af  t 
Mefe  au|er]^alb  ber  3mmunitat  erl^ielt.  2)ann  fiil^r- 
tat  bie  Dielen  }u  befriebigenben  Sebürfniffe  einer 
foU^en  9nfiebelung  )ur  9lieberlaffung  Don  ffauf » 
lentenunb  ®ett)erbetreibenben.  S)ie3frü]^ia]^rS'  unb 
ßerbftf^noben,  an  ml^tn  ade  2)iöcefangeiftlid^en 
Qeilnel^men  mußten,  bie  gf^ier  beS  ^atrociniumS 
nd)  ber  ftird^tt)ei]^e  Derurfod^ten  einen  3ufammen- 
Ku|  DonSJlenfd^en  unb  eineSiermel^rung  ber  Slnfte* 
Delnngen,  lumal  bief e  Don  ben  Stf^öf en  begünftigt 
Bmd)en,  »eld^e  f  ^on  frül^  Soll»,  TOün  j«  unb  9Rarft» 
tti^  för  fld^  unb  il^re  ftird^en  erl^ielten.  3)er  fo  bei 
bem  S)ome  onioac^fenbe  !D{ar!tfIeden  befianb  auS 
pDei  Xl^eilen,  Don  benen  ber  eine  ben  nienigftenS 
arit  SBqII  unb  ®raben  bef eftigten  SMnfterpIa^,  ber 
unbere  ben  (S^orttpltj;  ber  au^erl^alb  biefeS  $Ia^eS 
eniil^teten  SBol^nungen  bilbete.  f8\\ä)o\  Surd^arb 
kMm  ^olte  grunbete  auf  bem  9)lünfterplai  in  9Rimi- 
gemfif ori)  am  aUen  2)om,  ber  feit  ber  (Srbauung  beS 
lKBen2)uobo^fd^en2)omeS  gemifferma^en  leerftanb, 
Hor  1118  ein  fecunböreS  Sodegium  Don  su)ölf  Sa» 
nmifcm  unb  enoeiterte  bann  ben  $la^,  um  ben 
IRitgliebem  beiber  (&apM  9taum  ^ur  (Srric^tung 
Hm  (Einjelmol^nungen  }u  fd^affen.  S)en  ganzen 
IfHak  bef effigte  er  mit  einer  ÖKauer  unb  einem  brei« 
bm<Braben.  SBie  nun  bief  er  ißla^  fid^  im  12.  ^df)X' 
^mbert  urfunblid^  urbs  genannt  ftnbet,  fo  l^ei^t 
nie  BiA  ber  9a  auf  bem  bifd^öflic^en  99eft^  ent» 
Poabene  9nflebelung  suburbium  Episcopi,  unb 
nie  led^  ber  9a  auf  ben  bem  S)omca))iteI  gel^ö- 
tcnben  ^bfen  entfianbene  suburbium  majoris  Ec- 
desiae.  S)oS  ^anje  fül^rte  bamalS  fd^on  ben 
Routen  atünfier.  ais  offtciette  Sejeid^nung  l^at 

Mr^eolctiloti.  ym.  2l  9iufL 


ftd^  ber  urfprünglid^  9lame  in  feiner  Derftümmelten 
gform  Mimigardevord  nod^  biS  gegen  ßnbe  beS 
11.  Sal^rl^unbertS  erl^atten.  3n  auStoörtigen  Ur- 
funben  aber  Reifet  »ifd^of  griebrid^  I.  fd^on  1076 
Monasteriensis  Episcopus,  unb  bereits  1064 
»agt  eine  Utrcd^ter  Urfunbe  benfelben  SBifd^of  nid^t 
me^r  Fridericus  Mimigardevordensis  Episc. 
5U  nennen^  ol^ne  bie  ßrüärung  id  est  Monaste- 
riensis  l^injugufügen.  @d^on  im  anfange  beS 
11.  Sal^rl&unbertS  l^atte  »ifd^of  TOeintoer!  (t  1036) 
in  ^aberbom  ben  Pan  Derfolgt  feinen  Sifd^ofS- 
fi^  freu^meife  mit  ©tiftslird^en  5U  umgeben,  unb 
um  ben  Sanbleuten  feineS  IBiStl^umS  bie  meiten 
unb  befd^merlid^en  SBege  }u  il^ren  ffird^en  }u  er« 
leidstem,  l^atte  er  bie  aud^  bort  beftel^enben  großen 
$fanbe5irfe  bur(^  ^bjmeigungen  in  Heinere  ger« 
legt  (Browerus,  Vita  S.  Meinwerci,  ed.  Over- 
ham,  Neubusii  1681).  2)enfelben  $lan  fud^ten 
aud^  bie  3"tgenoffen  unb  ©d^üler  9Jleintt)erfS, 
be^m.  bereu  Sfac^folger  unter  ben  Sifd^öfen  Don 
ÜKünfter  in  il^rer  ©iöcefe  gur  SuSfül^rung  ju  brin« 
gen.  Sijd^of  ^ermann  I.  baute  1040  baS  Sieb« 
frauenftift  im  SQBeften  bcS  3)omeS  (Uebermaffer), 
unb  Sifd^of  griebrid^  L  fttftete  um  1070  baS 
Sanonicatcodegium  @t.  9Rauri|  im  Often  beS« 
fetten.  Sifd^of  ^^ermann  II.  Douenbcte  bann  100 
Sial^re  fpäter  baS  Jheu},  inbem  er  im  ©üben  beS 
S)omeS  baS  SanonicatcoQegium  }um  ffi.  SubgeruS 
unb  im  5Jorben  baS  beS  |l.  9KartinuS  errid^tete. 
SBaS  bann  bie  Sl^eilung  ber  großen  ißfarrbejirfe 
betrifft,  fo  mirb  bem  Sifd^of  ©igfrib  ein  großer 
ßifer  nad^gerü^mt  neue  Jhrd^en  }u  meil^en,  unb 
tl^atföd^Iid^  l^at  er  bereu  Dor  1032  fieben  gemeil^t. 
9lad^bem  ©ifd^of  (Jrpl^o  um  1090  in  SWünfter  bie 
fiambertifird^e  errichtet  l^atte,  fam  im  Saufe  beS« 
fetten  Sal^rl^unbertS  f  olgenbe  Sl^eilung  beS  bortigen 
$farrbe}irfeS  }u  (Staube:  gan^  Uebermaffer  mürbe 
ber  Siebfrauenürd^e  übermiefen  unb  baS  auf  bem 
redeten  Sla'Ufer  gelegene  ®ebiet  mit  ^uSfd^Iu^  beS 
S)omj)Ia^eS  }mifd^en  ber  SJlauri^  unb  ber  Sam« 
bertifirc^e  getl^eitt.  3n  biefer  3^t  mad^t  fid^  aud^ 
im  münfterifd^en  SiStl^um  ber  ^uf  f  d^mung  geltenb, 
ben  baS  reIigi5feSeben  infolge  ber  Äreu^jüge  überall 
genommen  l^atte,  unb  bie  Sifd^öfe  gemannen  eine 
Stellung,  in  meld^er  fte  Dor  ber  9Rad^t  ]^er!5mm- 
lid^er  3uftönbe  ftd^  nid^t  mebr  gurüdffd^redfen  )u 
laffen  brandeten,  menn  biefetten  einmal  als  un« 
baltbar  ertannt  maren.  3m  ganzen  11.  Sal^rbun« 
bert  mar  au^er^att  ber  @tabt  SJlünfter  im  ^iS« 
tbum  fein  Älofter  ober  ©tift  gegrünbet  morben. 
dagegen  entfieben  im  12.  Sa^rbunbert  bie  brei 
reichen  ^römonftratenfedlöfter  Sa|)penberg,  !Bar« 
lar  unb  fiette  bei  Slarbol},  femer  bie  fSfrauenfttfier 
l^obenl^oUe,  SlSbedf,  SJlarienrobe  in  9}ittmarfd^en 
unb  Sangenborft,  bann  baS  (Sifterrienferflofter  SRa« 
rienfett,  bieSoböunitercommeiibe  inSteinfurt,  unb 
in  ÜRünfter  fettft  auger  ben  fd^on  ermabnten  Sa- 
nonicatcoKegien  jum  fjii.  Subger  unb  b^*  SRartin 
baS  S^iftercienferinnenflofter  }um  1^1. 9(egibiuS.  SRit 
93ifd^of  ^ermann  n.  trat  bann  eine  Ddllige  9teu« 
geftaltung  aller  SSerl^ältnl^e  eicu  ^S^vt'^^V^'»^* 


UM  gjlünflcr.  1988 

tiiii«,  iüfId)eftorI  bfrWn.|;c  bcn  fä^fc^en  93i« !  lobe  fo  »eit  ausgcKIbct,  ba§  fic  fd&on  unter  feinen 
jdji^lrn  eiimerrtunit  l)att€,  brndjtc  üon  91nfanß  an  näc^ften^Rac^foIgemmitStabtred^tcnücrfel^enmer- 
iiud)  U)fIIIid)e  ii>ol)ellöred)te  in  il)re  Ipanb.  i'cjfterc  ben  fonnten.  ©er  SDBigboIbe,  »eld^e  nur  ®ci(^- 
»»rrmrOrlen  jld)  in  ber  f>oIni\fit  bei  bem  JBcrtrauen,  bilbSred^te  erhielten,  entftanben  eine  gon^e  Sci^c. 


*JJ<liil|leiiiilcn  bcm  bifd)ö|lid)en  6tuW  übertrugen  5Jeuorbnung  im  3. 1193  getroffen  ^lat,  ift  fic^er. 


(ton  'iedlnibuvg  lit^cr  bir  biid)L^{lid)en  @üter  nb' 
»Kli^^^t  Imtif,  (tiinb  ber  Wid)of  non  ^Vtünftcr  al3 


bcö  Vöiucii  1 1 1  SO)  bic  l)er|ioglid)e  (Mctoolt  über 


^Mcitren  bar,  n)eld)e  in  gan)  Derfd^iebenen  Sbeüen 
beS  3)igt^um§  gelegen  maren.   S^enncd)  erieint 


«/%«       »fA^TUV*«»»       IVl*»««»«»        ***«M»«-k»*«^    (»kSkW        I    »»■  >»^»»       --!*'    t 

ben  alten  ©aunomen  fort:  „'Jlrdjibiaccnji  id  ?«r. 


▼■  — •  —  ' —  —  *• — ^    X»"  —  -  -  --        fc'    -        -  —    — . 

nad.Mt  UMi  fv  biirauf  bcbad)t,  IVünfter  jU  einer  i>onibmnengentftc:cn5crJ:cr:2:r:2i;£:irti"exua 

uniibuu-u  \Hiii1)oi>M'Mbt  nu  erbeben.  Irr  erhob  neben  ^Marren  jur  'ilrd::?:i:c?r.,::Kr:rc:rr::g  icenjirca 

N'ubeitcbeiiN*ubu'i'l^iaiirivd)eu(l'iebfrauen.l\nn-  baben.  beren  l'TcnirenirrLe::  \^jtx  ^rrn  rü 

beut  '>\\uiii|;>  ni\i)  Me  ihmi  \\\v\  erbauten  >Jtift^«  Stellen  jur  2?crrcD":iir^:gin:^  ürtr  x:ür::!Ti  n» 

\\\^<\\  VubijWii  uub'ilWutini  unb  bie  ^ei\ibii!lofter»  ccrroriri  werben  ruijn.   2'^rt  Iqr^r?  ijtirca 

tiube   \\\  i>*avvfiu1\*!i  unb  biete  riefen  immer  iruiben  bie  frjtenm  ;u'crz:-'r-:cTi:e!i>cn  5t:::i 


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.Vk .-^ 


1989 


9Rün|tcr. 


1990 


gen  unb  felbfl  SSkil^el^anblungen  t)on3ogen.  3^^^ 
toattn  nad^meiSlid^  in  ben  Sauren  1222,  1226^ 
1259  unb  1268  oud^  Dter  iBif^öfe  ouS  ben  Oft* 
feefitoDinsen,  Seml^orb  t>.  b.  2\ppt,  Sifd^of  Don 
SemgoHen,  ^ermann  t)on  Slpelbem^  9i{(^of  t)on 
Sel^I,  Sl^riftion,  Sifd^of  t)on  Sitauen,  unb  ßbnmnb 
ton  SBertl^,  Sifd^of  Don  jhirlanb,  im  SBiStl^um 
SRänfler  tptig,  aber  il^r  ^ufentl^alt  mar  nur  ein 
Dotubergel^enber,  ba  fie,  ^tlfe  für  il^re  eigenen  be> 
btingten  93idtpnter  fud^enb,  ganj  SBeftfalen  unb 
bic  Sll^eingegenb  burd^manberten.  ^ie  betben  legten 
biefet  fremben  SBifd^öfe,  S^rijlian  unb  Sbmunb, 
noOgogen  bie  SSeiJ^ej^anblungen,  toeld^e  Don  ii^nen 

Smeftet  werben,  im  friefifd^en  93i§t]^um§t^eil. 
ie  bortigen  ®i5cefanen  l^atten  nod^  unter  9)if d^of 
^ermonnS  n.  ^Regierung  burd^  ben  reid^en  ^ei> 
trag  )u  ben  Äoften  be§  „SBeftmerfS"  am  3)om  ju 
SRunfier  3^ugni^  Don  iW  fird^Iid^en  Sreue  ab* 
gelegt.  Unter  IBtfd^of  ®ietrid^  in.  aber  begannen 
Vjitt  Stuflel^nungen  gegen  baS  münfteri{d^e  Siöcefan« 
ted^t  @ie  Denpeigerten  Dielfad^,  Don  i^ren  ^öu|)t« 
Kngen  ba}u  aufgel^e^t,  ber  geiftlic^en  ©erid^tS* 
baxfeit,  meldte  bie  bortigen  kröpfte  im  92amen 
beS  SBifd^ofS  übten,  ben  ©el^orfam  unb  liefen  ftd^ 
felbfl  )u  ©emalttl^ötigfeiten  gegen  @eiftli^e  Der* 
leiten.  Sifd^of  2)ietrid^  in.  gelang  eS,  bie  Shtl^e 
tDteber  l^rsufteOen  unb  f ein  ^iöcef anredet  ^u  male- 
ren; aber  unter  feinen  9tad^foIgem  mieberl^olten  ftd^ 
bie  @ett)altt]^atigfeiten,  unb  ed  fam  {teüenmeife  ^u 
böHigem  ^(ufrul^r,  in  meld^em  einige  $riefter  ge« 
tobtet  iDurben.  S)ie  93ifd^5fe  il^rerf eitS  ful^ren  fort, 
Uß  ated^t  burd^  SBerl^öngung  Don  ©elbbu^en,  ^u3« 
\fitvii^  Don  Si^communicationenunb  unterbieten  ju 
iKTtl^eibigen.  Slber  erft  1276  fam  e§  }u  einer  DöUt' 
gen  SBerf öl^nung.  ®ie  $röt)fte  mußten  für  bie  SSer* 
gongenl^it  auf  j[eglid^en  Sntfd^öbigungSanfprud^ 
an  Saien  Derjid^ten;  bagegen  mürbe  für  bie  3ufunft 
bie  äuridbictionSgemalt  bed  Sifd^ofS  in  DoEem 
Umfange  Derbürgt.  S§  mar  auf  münfterif c^er  @eite 
tion  mefentlid^em  SBortl^eil,  ba^  bie  Dermittmete 
Sräfln  ©opl^ie  Don  9iaDen§berg  unb  bereu  Sod^ter 
Sutta  il^re  (Erbgüter  in  gfrieSlanb,  bereu  mid^tig* 
£1^1  bie  ®raff(^aft  Sed^ta  au§mad^te,  bem 
färfibifd^of  Otto  Don  ber  2\ppt  gefd^enft  l^atten. 
SSedel^r  }mifd^en  beiben  StStl^um^tl^eilen  mar 
boburd^  bebeutenb  erleid^tert.  9u§  ber  @d^enfung 
cnmid^  bad  fpötere  au§  ben  Remtern  Sed^ta, 
Clopfienberg  unb  Tltpptn,  beftcl^enbe  9iicberfttft, 
baS  Don  Anfang  an  in  geiftlic^er  Sejtcl^ung  ^um 
Bifitl^um  OSnabrüdf  gel^örte  unb  erft  ^ur  3eit  Si* 
M[of  ßl^riftop]^  Seml^arbS  Don  ®alen  unter  bie 
g^fUtd^e  Suridbiction  9Rünfter§  fam.  S)a§  reit« 
ai5fe  Seben  seitigte  aud^  im  13.  Sal^ri^unbert  immer 
{qönere  gfrfid^te.  2)ie  SerDatiifirc^e,  meld}e  1197 
nod^  S(aptUt  l^it^,  mürbe  balb  nad^l^er  ^farrfird^e. 
9At  3acobifird^e,  meiere  ben  Saien  auf  bem  2)om« 
plaf^  (S)ienerfd^ft  bed  93i{d^of§  unb  ber  S)om* 
Ifterren)  att  ißfarrfird^e  übermiefen  mürbe,  mirb 
1207  genannt.  SBifd^of  Otto  I.  metl^te  1217  bie 
botnott  erft  fertig  gemorbene  SRartintfird^e.  9i> 
fd(of  S)ietrid^  III.  legte  nad^  ^bbrud^  be§  Suobo- 


{d^en  ®omd  1225  ben  @runbftein  jur  ie^igen 
Obern  ©omfirc^.  Sifd^of  Subolf  fttftete  1242  an 
feinem  palatium  auf  ber  SBeftfeite  beS  2)om3  bie 
bifd^öfltd^e  Hop^Ut  unb  erbaute  biefelbe  auS  ben 
Steinen  beS  abgebrod^enen  ©uobo'fd^en  ®om§. 
3)erfelbe  ©ifd^of  fd^enfte  1247  ben  3)eutfd^orben8- 
rittem  einen  ^Ia|  auf  bem  ©iöpingl^of,  um  fid^ 
bort  nieberjulaffen  (®eorg8«6ommenbe).  Sie 
SRargaretl^enfapelle  auf  bem  SompIa|  mirb  1256 
äuerft  ermäbnt,  bie  SRicoIaifapeHe  bafelbft  1265. 
SSor  1271  berief  ©ifd^of  ©erwarb  Don  ber  9Karf 
bie  3Jlinoriten  nad^  TOünfter  (SReubrüdfenftra^e). 
S)erfelbe  93ifd^of  meil^te  1265  bie  fertig  gemorbene 
Somfirc^e.  S)ie  So^anniter  ermarben  1282  ben 
^of  Upfienbcrg  auf  ber  SBergftrafee  jur  ßrrid^tung 
ibrer  (^ommenbe.  gfrauen«  Kongregationen  (IBe- 
gbinenböufer)  beftanben  in  ber  erften  £)ölfte  beS 
13.  Sabr^unbertS  brei:  9tofenbaI  in  Ueoermaffer, 
9llte§  @d^meftem]^au3  auf  ber  Slegibiiftra^e  unb 
pan%  Stinge  auf  ber  Subgeriftra^e.  9u^erl(|alb  ÜHün- 
jterS  entftanben:  ba§  SBiD^elmitenHofter  ®ro^- 
SBurlo  1245,  balb  barauf  aud^  beffen  SfiHal  in 
®arfefl),  bü§  ^uguftiner»6remitenfIofter  SWarien« 
tl^al  ($fane  33rünen)  1258,  bie  Sobanniter» 
commenbe  in  Sorfen  1263,  bie  ßiftercienferinnen» 
flöfter  ^narienbom  in  Sit)pram§borf  1230  (nad^ 
SoeSfelb  Derlegt  1244),  ^arienbud^  in9tengerind 
(ftrei§  SBarenborf)  1247,  SWarienberg  (Sinnen» 
berg),  Pfarre  ajlilte,  1256.  «ud^  bie  in  ©od^olt 
beftel^enben  beiben  OfrauenHöfter  (fd^mar^e  unb 
mei^e  @d^mefiem)  muffen  im  13.  3a^rbunbert 
entftanben  fein.  SDlit  Srrid^tung  neuer  $faneien 
mürbe  in  biefem  äal^r^unbert  fortgefal^ren.  Sben« 
fo  beginnt  im  18.  Sal^rbunbert  bie  @rünbung 
Don  S3icarie»95eneficien.  SBifd^of  Subolf  Don  §oIte 
grünbete  bereu  Dier  auf  bem  S)om))Ia^e  für  Som> 
Dtcare  unb  begrünbete  feine  3)itte  um  ©enel^mi« 
gung,  bie  er  an  ben  pöpftlid^en  @tu]^I  rid^tete,  mit 
bem  obmaltenben  9)2angel  an  ^rieftem.  Sßal^r- 
fd^einlid^  beabftd^tigte  er,  in  bem  neuen  ®om,  beffen 
SBodenbung  nal^e  rüdte,  einen  feierlid^em  ®otteg> 
bienft  einzuführen.  9Ranfannbarau§fd^Iie^en,  ba^ 
bamafö  bie  3^^^  ber  Soml^erren  nod^  eine  Derl^ölt« 
ni^mä^ig  geringe  mar,  unb  ba^  biefelben,  fomeit 
fte  ba§  canonifd^e  ^Iter  erreid^t  ]^atten,  aud^  aUe 
^riefter  maren.  3ene  4  3)omDicare  marcn  nid^t 
bie  einzigen,  aber  e§  gab  bereu  bo(^  nur  l^öd^ftenS 
8,  unb  iene  4  allein  l^atten  SBol^nungen.  SBon 
ftrd^ltc^en  93ereinen,  bie  im  18.  Sal^r^unbert  ent« 
ftanben,  feien  nur  bie  JfalanbSbruberfd^aften  er- 
mäl^nt  (f.  b.  art.  ffalanb).  3m  3. 1280  fertigt 
ein  $faner  in  Saer  eine  Urfunbe  au§  mit  ben 
9Borten :  sigillo  fratrum  Ealendarum  usus  sum. 
S)ie  fpöter  an  Dielen  anberen  Orten  beS  93i§tbum§ 
und  begegnenben  Ealendae  presbjterorum  fmb 
mobi  atte  auf  bief e  3eit  jurüdfjufül^ren.  3ebenfa&§ 
ift  ber  in  ber  @tabt  SRünfter  nod^  j[e|t  beftel^enbe 
jcalanb  ber  Soml^erren  (1300)  nid^t,  mie  biSl^er 
angenommen  mürbe,  ber  öltefte;  ber  jfalanb  ber 
S)omDicare  entftanb  1305.  S)ie  ben  99ifd^öfen  Don 
!Dtünfter  überfommene  lanbeS^enlid^e  SteqjLennu^« 


1991 


ÜRünftcr. 


1992 


getoalt  toax  leineStoegS  eine  unumfd^ränfte.  @d^on 
unter  ben  nöd^ftcn  5Rad^foIgcm  Sifd^of  §cr« 
tnoimS  n.  trot  baS  S)otncal)itcI  ol8  bcfonbcrer 
Sonbftanb  l&crbor,  cttooS  fpöter  bic  fRittcrf d^aft  qI§ 
jweitcr,  unb  bic  Stöbtc,  ÜKünftcr  an  bcr  Bpx^, 
oI8  brittcr  ©tonb.  Sebcr  bicfcr  Sanbpänbc  ftrcbtc 
nad^  immer  größerer  I^eilnal^mc  on  bcr  SanbcS» 
rcgicrung :  ba§  ©omcopitcl  mcift  auf  bcm  9Bcgc 
bcr  SBa|kopitulationen,  bic  ©tobt  TOünfter  an^ 
bem  äSegc  breiftcr  fjforberung.  S)ie  SSäter  bcr  ©tabt 
Rotten  fd&on  bolb  fein  ©cböd^tnife  mel^r  bafür, 
ba^  bic  ©tabt  eine  bifd^öflid^c  @(rünbung  unb  ^ur 
ääif d&ofSftabt  bcftimmt  toar.  Sin  großartiger  §an» 
bei  l^otte  fid^  in  Ü)hinfter  cnttoicfelt,  au  befjen  ©d^uj 
man  ber  eigenen  ^errfd^oft  über  bie  ©tobt  nid^t 
entbel^ren  ju  fönnen  glaubte.  3n  ben  Solaren  1246, 
1253,  1257  fd^lofe  bie  ©tobt  l^inter  bem  SRüdfen 
i^reS  Qfürften  mit  ben  Slad^barftöbten  Oänobrüdf, 
©ortmunb,  ©oeft  unb  Sippftobt,  juiejt  oud^  gor 
mit  bem  ©omcopitel  Sünbniffe  ju  gegcnfeitigem 
Seiftonb  in  ffiol^rung  il&rcr  SRed^te.  Iro^  ©in- 
röumung  jol^Ireid^er  Privilegien  blieb  bie  fflürger» 
fd^oft  mißvergnügt,  unb  1299  tourbe  ber  Sifd^of 
in  feiner  SBo^nung  mit  bewoffneter  ÜKod^t  über« 
follen. 

5.  Som  Solare  1300  bi§  jum  Solare  1522. 
gfürftbifd^öfc  biefer  3eit  waren:  32.  Otto  IH., 
®raf  öonSRitberg (1301—1308);  33. SubwigH., 
Sanbgrof  Don  Reffen  (1310-1357);  34.  «bolf, 
®raf  ö.b.üKar!  (1357—1363);  35.  Sol^onn  I., 
@raf  öon  SSimeburg  (1368—1364);  36.9fIorena 
öon9BeöeUng]&oöen(1364— 1879):37.$ot]&oöon 
^otl^enftein  (1379—1381);  88.  §etnrid6  I.  Don 
aD8oIf.Sübing]^aufen(1381-1892);39.0ttoIV., 
@rof  öon  §ot)o  (1392—1424) ;  40.  ^einrid^  EL, 
(Srof  Don  9Kör8  (1424—1450) ;  41.  ffiolrom, 
@raf  üonüKörS  (1450—1456);  42.  Sol^onnn., 
^f  olagrof  öon  ©immem  (145  7—1466) ;  43.  §ein« 
rid^  in.,  @rof  öon  ©d^woraburg  (1466—1496) ; 

44.  ftonrob,  (Srof  Don  SRitberg  (1497—1508); 

45.  @rtd^,  ^erjog  Don  ©od^fen-Souenburg  (1508 
bis  1522). — SBie  bie  ©tobt  bic  tt)eltIid^en§o]&eit8« 
rechte  bcr  Sifd^öf e  immer  mel^r  )u  bef d^rönfen  fud^te, 
fo  boS  2)omcot)itel  bic  3uri§biction§gctt)att  ber- 
felbcn.  aWit  bem  erften  ber  öorgenonnten  fflifd^öfe, 
Otto  in,  geriet)^  bieferl^olb  ein  %f)t\l  be§  S)om- 
copitetö,  unb  jmor  berienige,  in  beffen  §änbcn  bic 
9lrd^ibiaconaIgett)oIt  log,  in  bonc3tt)ietrod^t.  S)om« 
bed^ont  Subcrt  Don  Sangen  toax  bobet  Dermegen 
genug,  ben  ffompf  nid^t  el^cr  rul^en  ^u  loffen,  aI3  bi§ 
er  bic  SlmtScntfe^ung  be§  Sifd^ofS  burd^  ben  Kölner 
SWetropoIiten  ermirf  t  unb  ouf  ®runb  bicjcS  Urtl^eilS 
Otto  mit  bemoffneter  SDlod^t  bertrieben  l^ottc.  fton« 
rob,  ®raf  bon  Serg,  tourbe  jum  ©egenbifd^of  er« 
toäi)lt  unb  Dom  anctropoliten  beftätigt.  Otto  ober 
oppcHirtc  on  ben  $apft  KIcmenS  V. ;  biefer  Dermorf 
bo8  Urtl^cil  beS  Metropoliten  unb  bel^ielt  für  bteSu« 
fünft  bie  »ciiättgung  ber  ff ölner  ©uffrogonbif dt|öfe 
fid^  unb  feinen  9lo^foIgem  auf  bem  pöpfllid^cn 
©ful^Ie  Dor.  ff onrob  Don  93erg  tourbe  auf gef orbert, 
oBjubanfen,  unb  je\8le\\<!^ftd)oi^am.^\%xcM^t« 


meilc  99ifd^of  Otto  in  $oiticr3  geflorbcn  nxtr,  fnä* 
pcnbirtc  ber  $apft  bog  SBol^Ire^t  beS  2)omcapitcl§ 
unb  ernannte  felbft  ben  folgcnben  SBifd^of  Sub« 
tt)ig  n.;  bomit  nmr  bad  ^omcapitcl  in  feine 
©d^ranfen  }urüdFgett)iefcn.  iBon  ben  übrigen  jencc 
14  SBifd^öfe  ^obcn  gmci  bic  93ifd^of§toeil^c  ni^t 
empfangen:  ^ibolf  D.  b.  ÜRorf  unb  SBoIrom  Don 
mm,  grftcrer  l^ottc  bei  ber  SBal^I  nod^  nid^t  bo3 
cononifd^c  %Itcr,  unb  7  Solare  fpöter  l^irotcte  er 
Snorgoretl^c  Don  SBcrg  unb  erbte  bic  ©roffd^ft 
SIcDc.  SBoIrom  Don  ^5rS  fonnte  gut  Snauguro* 
tion  in  SRünfter  nid^t  gelangen,  idcU  ber  7j&4nge 
]^ot)anifd^e  Slufrul&r  (1450—1457)  i^m  ben  gin« 
tritt  in  bie  ©tobt  Dcrtocl^rtc.  95on  einem  brtttm 
ber  oben  genannten  Sifd^öfe,  Otto  IV.,  flogt  bfe 
(ll^ronif,  baß  er  bic  pontificalia  Demod^Iafjtgt 
l^obc  unb  felbft  an  ben  l^o^en  gfefttogen  nid^t  tio^ 
OJtünftcr  gefommen  fei,  um  ba§  fßontiftcolamt  ju 
l^olten.  Wogegen  Vfi  p  bemerfen,  baß  bis  bo^in 
Snünfter  no^  feinen  gfürftbifd^of  gej^abt  l^ot,  tocl« 
d^er  in  bem  TOoßc  mic  Otto  IV.  fein  ©tift  gegen 
roubluftigc  ®rafcn  unb  S)t)naficn  p  Dertl^eibigen 
^otte.  @r  gilt  oIS  bcrjienigc  t$ürftbif d^of,  bcm  hcß 
©tift  ba§  ^nfe^cn  gu  Derbonfen  fyit,  beffen  e§  in 
ber  Sfotgeseit  in  SBcftfoIen  unb  ben  benad^badcn 
Sönbem  fid^  erfreute.  S5om  Scgtnn  beS  14.  So^t« 
l^unbcrtS  an  erfd^eint  im  93i§t|um  boS  3nfhütt 
ber  SBcil^bifd^öfc  a(§  ein  f}änbige§  eingeführt.  £§ 
bcmöl^rtc  ftd^  a(§  notl^mcnbig,  nomentlid^  toegen 
bcS  f 0  entlegenen  fricftf d^en  93iStl^um§tl^ciI§.  Stefe 
SBeil^bif d^öf e  moren  aSc  Xitularbifd^öfe  L  p.  i  unb 
burd^gel^enbd  einem  Orbcn  ange^örenb,  in  meld^ 
ftc  bleibcnbc  ©tatton  l^otten.  (Srfi  ^opfl  2eo  X. 
Dcrorbnetc,  baß  il^ncn  ein  fefte§  iö]^rli(|ed  Shi' 
fommen  ouS^ufe^en  fei.  Um  ben  ^rd^ibiaconni 
feine  meitcren  Uebcrgriffc  in  bie  bifd^öflid^c  3un8« 
birtion  ju  geftatten,  tourben  bifd^öflid^c  Offlciole 
unb  ©encrolDicorc  ongeftellt,  bic  ad  nutom  Epi- 
Bcopi  fionben.  ©otd^c  Of^ciolc  erfd^einen  Dom 
Seginn  be§  14. 2ta^r]^unbert§  an.  ®egenSnbebe§- 
felben  Sol&rl^unbertS  mürben  il&rc  ®ef^fte  gct^; 
ftc  bcl^ielten  nur  bie  @erid^t§fad^en,  unb  bie  lBe^ 
moItungSfod^en  mürben  ben  ©cneratDicoren  üba:» 
tragen.  S5on  bcm  bis  in  ben  Einfang  bc8 16.  ^aSfc 
l^unbertS  l^inein  im  SIeruS  mie  im  93oIf  noäi 
l^crrfd^cnben  religiöf cn  ©inn  geben  f olgenbe  £M> 
fod^en  S^uQwiß-  3u  ben  in  ber  ffölncr  ffircften« 
proDing  oQgcmein  gcitenbcn  ^iertagen  (f*  b.  ^it 
fföln)  fomen  oIS  ©pecial«3feicrtagc  für  bie  S)i5- 
cefeSKünfter  im  13.  Sal^rl^unbertl^inju:  ©t  SRoriS 
TOogboIcnä  1225,  ©t.  ffotl^arina  3.  u.  aJl.  1247, 
S)ebication  ber  &)t]^cbralfird^e  1265.  3lta  ein« 
gefül^rt  mürben:  ^frol^nlcid^namSfefl  um  1311 
(äJerlegung  beS  Sal^rcSonfongS  Don  üßariö  Ser> 
fünbigung  —  incarnatio  —  auf  boS  g^ft  ber 
Sefd^neibung  beS  §erm  1313),  SÄariä  Empfang« 
niß  um  1320,  gfcier  ber  großen  ^roceffton  138i 
ünariä§eimfud^ungl441,gfciibcr]^eaigen3Ruttcr 
anno  1510.  5Reuc  fflöfter  mürben  gegrünbet:  in 
aJlünfter  bie  Sungfrouenftöper  JRI^einc  unb  §of* 
tvxw^e,  ba§  3frater]^errcn^au§  (SBruber  beS  gemein« 


1998 


ajlünficr. 


1994 


fomen  SebenS)  unb  boS  t^^ouenflofter  9liefftng; 
Qulerl^alb  ber  Stobt:  bie  toit  boS  9liefftng§nofter 
Don  ben  99rübem  beS  gemeinfotnen  SebenS  auS» 
gegangenen  t)frauenflöfter  in  ©d^üttorf,  ^l^Ien, 
»eAim,  So^olt,  Sorten,  ßoeSfclb,  Dülmen. 
ÜMf^ta,  oHe  im  Saufe  bed  14.  äal^rl^unbertS.  S)a2u 
fomen  bie  regulitten  SlugujtinefSl^orl^erren  in 
gfrenStoegen  bei  9lorb]^om  unb  ^auS  ütagaretl^ 
bei  Srebeooott,  SRarien-SSrebe  bei  S)ingben,  ba§ 
iheu^l^enenflofter  in  IBentloge  bei  Stl^eine  1463 
unb  bog  ff art^öuferflofter  in  ^ebbem  bei  S)ülmen. 
9ud^  neue  $fanen  mürben  errid^tet;  |)o|pitäIer, 
trielfad^  unter  bem  Xitel  jum  l^eiligen  ®ei[t,  ent« 
fionben  in  allen  @töbten,  beggleid^en  bie  bem 
Sebürfni^  entfpre^enben  Srmenl^öufer.  ^bge» 
feigen  Don  ben  9leu-  unb  Umbauten  gal^Irei^er 
iKrd^en,  meldte  »öl^renb  biefed  S^ittaumeS  in  ber 
Stobt  SRünfier  vorgenommen  mürben,  göl^Ite  man 
tmt  30  äal^ren  im  99t3t]^um  42  ffird^en  gotifd^en 
Stils  oiiS  bem  15.  unb  bem  Anfang  beS  16. 3a|r« 
^unbertS.  ®ie  3ö^I  ber  Stiftungen  geiftlid^cr 
^frunben,  nomentlid^  ber  beneficia  Bimplicia, 
loeld^e  Dielfod^  t$<)mUien>9eneftcien  moren,  tonäß  in 
biefen  3al^rl^unberten  bis  ^um  Uebermo^  unb  bamit 
iugleid^  boS  ^eer  geiftUdber  Snü^iggönger.  %I§ 
Der  ffoplon  ieneS  energifc^en  93if^of§  Otto  IV., 
Solennes  fflonfeooet,  im  3.  1424  bie  Stiftung 
mod^te,  meld^  ollen  gur  jö^rlid^en  ^erbftfpnobe 
in  ^nfter  oerfommelten  @eifttid^en  eine  Spenbe 
tH)n  ®rob  unb  ®elb  fld^erte  —  eine  äl^nlid^e  Stif« 
iung  l^otte  IBifd^of  ©erl^orb  t>.  b.  SRarl  fd^on 
im  18.  Sol^rl^nbert  betreffs  ber  Sejud^er  ber 
gftul^ial^rSfQnobe  geuiod^t  — ,  gab  eS  in  Snünfter, 
obgefel^  Don  ben  Snitgliebem  beS  S)omcapitelS 
mtb  ben  OrbenSgeifilid^en,  126  $riefter,  unter 
ti^en  77  SSicore,  Don  meldten  nur  menige  fid^ 
on  ber  Seelforge  betl^eiligten.  S)a|  ftd^  ^ie  unb 
ba  bei  biefer  großen  3<^^^  ^on  $rieftem  Don 
3rit  jw  3«it  ©ittenoerfall  offenbarte,  ertoeist 
fic^  ^S  b^  Sieformfpnoben,  beren  guerft  93ifd^of 
feerl^rb  gwifd^en  1282—1290  brei,  bann  93i« 

gof  Subwign.  1315,  1317,  1318  brci  unb 
fd^of  Otto  IV.  mieber  brei  1393,  1398  unb 
1413  obgel^olten  l^ot.  S)ie  auf  biefen  9ieform-@9- 
Hoben  erloffenen  Statuten  blieben  maggebenb  für 
Ue  Seftrofung  ber  SSergel^en,  toeld^e  @eiftlid^e  J\ä) 
fu  Sd^en  tommen  liegen.  3eber  fpnobol^flid^- 
tige  $riefter  nutzte  ein  ^itmplax  biefer  Statuten 
6efi|en  unb  eS  auf  ber  j[ä^rli(|en  t^frül^ial^rS-  unb 
derbftfQnobe  Dorgeigen.  ©ebrudCt  mürben  biefe 
etatuten  1486  in  SRänfter.  Um  biefelbe  3eit 
mürben  oud^  SBreoier  unb  SIhffale  ber  S)i5cefe 
inerfl  gebrudft,  jenes  in  ff öln,  biefeS  in  Strasburg 
1489.  %tf  IBifd^of  Srid^  SSeronlaffung  mürbe 
)u  ffdin  eine  neue  SluSgobe  beS  99reDierS  1518 
unb  eine  beS  ÜRtffole  1525  oeronftattet.  3lud^ 
on  bet  not^menbigen  9lef  ormotion  ber  ff  löfter  liegen 
e8  bie  Stfd^öfe  nid^t  fehlen.  2)aS  fflofter  SieSbom 
tmtrbe  1465  ref ormirt  burd^  ^nfd^Iug  an  bie  %urS- 
fübfx  Kongregation,  boS  Sifiercienferinnenflofter 
inm  1^1.  SegibiuS  in  SRänfter  1468  burd^  ^n» 


no^me  ber  Siegel  beS  1^1.  Senebict  unb  Unterorb- 
nung  unter  boS  fflofter  SieSbom,  boS  Siebfrouen- 
flofter  in  Uebermoffer  burd^  ^nnol^me  einer  ^b« 
tiffin  aus  bem  reformirten  ^egibiiflofter.  2)ie 
betben  Sßitl^elmitenflöfter  in  ©rog-Surlo  unb 
2)arf elb  normen  bie  Siegel  ber  Sifierdenfer  an  unb 
unterfteQten  fid^  bem  mo^lgeorbneten  fflofter  3Ra« 
rienfelb.  93on  neuen  Stiftungen  biefer  ^eriobe 
oerbienen  bie  brei  Sononicot« Kollegien,  meld^ 
an  ben  ffird^en  }u  S)ülmen  1323,  ^orftmor 
1325  unb  99orIen  1433  errid^tet  muroen,  er- 
möl^nt  2u  merben.  Sin  iebem  biefer  SoQegien 
na^m  ber  Sd^olofter  eine  ber  oomel^mften  Stellen 
ein.  äl^m  log  bie  Srrid^tung  unb  99eaufjfid^tigung 
ber  SapitelSfd^ule  ob,  mie  bie^  in  ÜRünfler  am 
S)om  unb  an  oQen  onberen  SoDegiatftiftem  ber 
t$aQ  mar.  2)ie  2)omfd^ule  in  SRünfter  erl^ielt  mit 
bem  @nbe  beS  15.  ^o^rl^unbertS  burd^  ben  be* 
lonnten  2)omca))itular  Shtbolf  oon  Sangen  eine 
gönslid^e  Umgeftoltimg  in  l^umoniftifd^em  Sinne 
unb  gelangte  fofort  gu  groger  SBlüte.  äl^r  Shtf 
2og  oon  nol^  unb  fem  ouS  SBeftfoIen,  ben  Siieber- 
lonben,  bem  Sll^einlonb  bis  Strasburg  l^inouf, 
aus  Snedtlenburg  unb  $ommem  jol^lreid^e  Sd^üler 
nad^  SJlünfter,  unb  oon  Dielen  Stabtm  mürbe 
Sangen  mit  93ittm  beftürmt,  il^ncn  Seigrer  ju  fen« 
ben,  meldte  in  ber  Sd^ule  gu  3Rünfter  gebilbet 
mären,  äebod^  l^abm  biefe  neuen  Seigrer  l^öd^fl 
Derberblid^  gemirlt,  inbem  fte  auf  clof  fifd^e  93ilbung 
il^rer  Sd^üler  oUein  ©emid^t  legten  unb  bie  tl^eo« 
logifd^e  gang  Demad^läfftgtm^  inbem  fie  femer 
burd^  SSeröd^tlid^mod^ung  ber  alten  Sd^ulbilbung 
baS  Slnfel^en  ber  mit  biefer  ouSgerüfteten  ©eift« 
lid^en  unb  felbft  ber  ffird^e,  meldte  biefelbe  biSl^er 
l^od^gel^olten,  untergruben  (ffrabbe,  ©efd^id^tlid^ 
Slod^rid^ten  über  bie  l^öl^eren  Sel^ronftoltm  in  SOtün» 
fter,  SJlünfter  1852).  2)aS  ober  mug  j^ier  ^erDor« 
gel^oben  merben,  bog  bie  ^umoniften  in  3Ränfier, 
tro^  aller  Sd^möl^ungen  über  bie  Barbarei,  meldte 
Dor  il^nen  in  Stobt  unb  Sonb  ge^errfd^t  l^bm 
foQ,  bie  ©eiftlid^n  bod^  als  fromm  unb  ftttm* 
rein  loben. 

6.  aSom  Solare  1522  bis  jum  3a^re  1678. 
prftbif d^öfe  biefer  3eit  moren :  46.  griebrid^  DX, 
®raf  Don  SBieb  (1522—1532);  47.  grona,  @rof 
Don  aaSolbedf  (1532—1553);  48. 3Bill&elm  D.  ffet- 
telcr  (1553—1557);  49.  Seml^arb  DonStoeSfelb 
(1557—1566) ;  50. 3ol&ann  ÜL,  @raf  Don  $090 
(1 566—1574) ;  51.  ^o^ann  ffiil^elm,  ßerjog  Don 
Eleoe  2C.  (1574—1585);  52.  ©mfi,  ^n^og  Don 
Sofern  (1585—1612);  53.  gerbinonb,  ©ei^g 
Don  »o^em  (1612—1650) ;  54.  (B^riftopb  Sera- 
l&orb  Don  Solen  (1650—1678).  —  ®ie  lutl^erifd^e 
Seigre  brong  1524  in  bie  Stobt  SRünfter  ein  unb 
Derbonb  fi^  l^ier  fofort  mit  bem  oufrü^rerifd^en 
©eifi,  melier  ftd^  ouS  ber  l^oQonifd^en  ^errfd^oft 
(1450—1457)  nomcntUd^  in  ben  nieberm  SSoIfS- 
floffm  fortgeerbt  ^otte.  93ier  junge  ©eiftlid^e  unb 
einige  Seigrer  ber  Subgeri«  unb  aWortinif d^ule  moren 
boDon  }uerfi  ongeftedt  unb  miegelten  boS  SSolI  ouf . 
e^orofteripifd^  für  bU  %aw\t  ^xöwssw^.  ^rää^ 


1995 


3Künjler. 


1996 


fle  l^cröorricfcn,  war  glcid^  bcr  erftc  Sturm,  ber 
im  3. 1525  auf  boS  gratcrl^crrcnl^auS  unb  boS 
giicjpnööflopcr  geriti^tct  »urbc  —  stoci  Slnftalten, 
»cld^e  feiner  SRef ormation  beburften,  aud^  fetnerlei 
SSermögen  Bejafeen,  f  onbem  öon  il^rer  §änbe  Arbeit 
lebten.  95eibc  tourben  jd^mäl^Iid^  öergetooltiöt  unb 
il^rer  gjiftenjmittel  beraubt.  3la6)  Verlauf  öon 
geben  Solaren,  toöl^renb  weld^er  ber  ©tobtrot)^  be« 
ftänbig  öom  ^öbel  tenorifirt  würbe,  unb  ber  feiner 
Siebl^aberei  lebenbe  unb  Domej^mUd^  auf  fein  per* 
fönlid^eS  3ntereffe  bebad^te  Sifd^of  gfriebrid^  öon 
SBieb  mit  einigen  ©d^reiben,  weld^e  er  an  bie  öer» 
f d^iebenen  Parteien  rid^tete,  ba§  ©einige  getl^  gu 
l^oben  glaubte,  »aren  fed^S  ^farrfird^en  mit  lut^e« 
rlfd^en  ^räbicanten  befejt.  S5on  biefen  überbot 
balb  einer,  Seml^arb  S^ottmann,  aUe  anberen  in 
ber  tt)i(l!ürlid^en  Slu^Iegung  ber  l^eiligen  ©d^rift 
unb  in  ber  Sluf^ejung  ber  SoIfSleibenfd^aften  unb 
prjte  juiejt  bie  ©tabt  in  ben  SBiebertäuf ergreuel 
(f.  b.  3lrt.  aOBiebertäufer).  31I§  bann  bie  ©tabt  mie- 
ber  erobert  unb  bie  Sßiebertöuf er  öertrieben  waren, 
tmtrbe  ^mar  ber  !at]^oIifd^e®ottedbienft  in  allen  Jhr« 
d^en  mieber  l^ergefteHt,  aber  bie  Srrlel^re  mar  einmal 
eingebrungen  unb  griff  nun  weiter  um  ftd^,  ba  il^re 
SSerbreitung  aud^  burd^  ^ergemt^  t)on  ©eiten  ber 
Sif d^öf e  begünftigt  mürbe,  t^rang  t)on  SBalbed  trat 
)um  fd^malfalbif^en  93unb  unb  bamit  ^um  Sut^er* 
tl^um  über  unb  lebte  t>on  ha  an  in  o^enem  (Son> 
cubinat.  »ifd^of  mtf^tlm  t>.  «etteler  mar  ber  ©e» 
finnung  nad^  mel^r  ^roteftant  aI3  ftatl^olil  unb  er> 
hörte  aud^  baS  S3erbot  ber  ^riefterel^e  al§  miber 
®otte§  Slnorbnung  unb  3ulaffung.  Sifd^of  Sern« 
l^arb  t)on  9lae§feft  mar  ^mar  red^tglöubig,  aber 

fd^mad^  unb  rat^Iod  unb  brad^te  e§  gu  leiner  ent» 
d^iebenenSna^regel.  Sifd^of  Sol^annDon^opa  mar 
bagegen  mieber  ein  SRann  nad^  bem  f^er^en  ©otted; 
ober  i^m  mar  nur  eine  furje  SBirffamfeit  befd^ie» 
ben.  @r  Iie|  ben  römifd^en  ftated^iSmuS  in  ber 
ffitöcefe  öerbreiten  unb  fejte  i^n  aI8  9?orm  für 
ben  SleligionSuntenid^t  f eft.  Slud^  lieg  er  burd^  bie 
ganjeSiöcefe  (1571—1573)  eineftird^enöiptation 
obl^alten,  beren  ^rotoIoUe  nod^  üorl^anben  ftnb;  fie 
geben  urfunblid^e  9lu§!unft  über  ba§  Unl^eil,  mel» 
d^8  bie  neue  2e^re  angerid^tet  l^at,  über  bie  Un« 
miffenl&eit  ber  ©eiftlid^en  in  reltgiöfen  Singen, 
über  ben  leid^tf ertigen  unb  unftttlitlen  fieben§man> 
bei  Dieler  Don  il^nen.  S)ag  ein  DöUiger  %bfaD  be3 
©tifteS  Snünfter  Don  ber  fat^oltfd^en  Seigre  nid^t 
p  ©tanbe  lam,  ifi  einerfeitS  berUnentfd^iebenl^eit 
Der  Sifd^öfe  ^u  banlen,  meldte  e§  ntd^t  gum  ^Brud^ 
mit  9tom  fommen  liegen,  anbererfeitS  bem  äBiber- 
ftonbe,  meldten  ba§  S)omca))iteI  Don  Einfang  an  ber 
neuen  Seigre  entgegenfefete.  ßrft  mit  ber  SBal^l  be§ 
fturfürften  unb  grjbifd^ofs  Don  Äöln  6mft  Don 
®at)em  mar  ber  Äan^jf  um  bie  ßrl^altung  ber  fa« 
tbolifd^en  SReKgion  im  ©tifte  entfd^ieben  (Subm. 
Peller,  ©egenreformation  in  SOBeftfalen  u.  f.  m., 
2  »be.,  Seipäig  1881—1887,  in  ben  ^ublica- 
tionen  au3  ben  ^reugifd^en  ©taatSard^iDen  IX. 
XXIin;  ßüfwft,  flaml?^  um  bie  fat^oKfd^e  »e« 
«gion  im  »iSt^um  müu\tex ,  TOwSJlu  1%^^^^, 


2)a§  ©tift  mar  für  bie  fatl^olifd^  Sieligton  gecettel 
aber  ba§  93i§t^um  l^atte  bod^  groge  93erlufte  er* 
litten.  3m  3. 1560  ^atte  «ßtu8  IV.  auf  «ntrog 
be§  ftönigd  $^tttpp  H.  Don  ©panien  baS  alte 
SBiStl^um  Utred^t  aufgel^oben  unb  an  beffen  ©tdie 
ein  Sr^biStl^um  Utred^t  mit  fünf  ©uffraganbiS« 
tl^ümem,  barunter  ©roningen  unb  2)eDenter,  er» 
rid^tet.  3n  biefe  neuen  ©prengel  mürben  au§  ben 
angrenjenben  99i§tpmem  olle  bie  Sanbftrid^  mit 
l^ineinge^ogen,  meld^  ^u  ben  Srblanben  ^I^UippS 
gel^örten.  3nf olgebeffen  famen  Dom  fneftfd^  9Bi8« 
t()um8tl^eil  SJlünfterS  bie  meftUd^en  ®aue  an  b^ 
SiStl^um  ©roningen  unb  Dom  meflfölifd^  9i9> 
t^umStl^eit  bie  ^um  ehemaligen  ^erjogt^um  Sei» 
bem  ge^örenben  Pfarren  }um  S^tbum  2)i»)enlec. 
SJlit  bem  Abfall  ber  9lieberlanbe  Derfielen  bie  neuen 
99t§t]^ümer,  unb  fömmtlid^e  ftird^en  mürben  ben 
SalDinem  übermief  en.  S)ie  öjtlid^en  ®  aue  bed  friep» 
fd^en  SiStl^umStl^eiled  maren  Dor  1560  fd^on  jmn 
fiut^ertl^um  abgefallen.  S)a§felbe  mar  mit  b«:$fam 
Srünen  unb  ber  ^filiale  9tingenberg  ber  ^n,  todäft 
nid^t  5um  ^od^ftift  SRünfler,  f onbem  }um  fyqoq' 
tl^um  (SleDe  gel^örten.  ^ugerbem  mar  1564  ber 
©raf  Don  93entbeim-©teinfurt  Don  ber  fat^olifd^ 
ff ird^e  abgefallen  unb  batte  bem  Sifd^of  93eni^ 
Don  fRaedfelb  bie  9uSiU)ung  ber  geiftlid^  3ini§» 
biction  in  feinen  ©raffd^ften  gefünbigt.  Snbli^ 
maren  aud^  bie  im  93eret(|  bed  ^od^fKfteS  gelegenen 
f eften  $lö^e  ©ronau,  Oebing,  ©emen  urü>  Sßert^ 
mit  il^ren  proteftantif d^en  Seft^em  jum  ^rotefton» 
ti§mu8  übergegangen.  9Rit  ber  Sßabl  beS  Srj» 
bifd^ofS  Smft  Don  »a^em  gum  g^ürftbifd^of  üon 
Snünfier  mar,  mie  gef agt,  ber  Hamp[  um  bie  &> 
l^altung  ber  fatbolifd^en  Steligion  im  t>Dd^{Kft  ent« 
fd^ieben.  3um  3tt)ede  ber  fflSieberJ^erflettung  beS 
iatl^olifd^en  ©laubenSlebenS  l^atte  fd^on  ©ottfrieb 
Don  WaeSfelb  bie  Berufung  ber  3efuiten  in  bieS)i5« 
cefe  Snünfter  angefhrebt,  um  burd^  biefe  auf  eine 
Umgeftaltung  ber  Unterrid^tSanfialten  im  fatl^n* 
fd^en  ©inne  unb  bie  f)eranbilbung  bed  Sleru§  )u 
mirfen.  %ber  ber  $lan  mar  an  bem  SBiborfianbe 
beS  Statl^e^  ber  ©tabt  unb  eine§  3::]^eil§  be§  3)om» 
capitelS  gefd^eitert,  unb  erfi  1588  eröffneten  bie 
3efuiten  unter  ber  fRegierung  beS  6mft  Don  Sofern 
in  aJlünfter  il^re  erfte  ©d^ule.  ginige  3ü1^  no^- 
l^er  betrug  bie  3^^!  ber  ©d^üler  bed  ©Qmnafumi§ 
fd^on  1120.  3eber  angel^nbe  ^riefter  fyxüt  Don 
ba  an  nad^  SlbfolDirung  ber  3:riDialf(^e  einen 
fünfjäl^rigen  ©^mnafialcurfuS  unb,  l^ieron  an« 
fd^lie^enb,  einen  breiiöl^rigen  pl^ilofopl^ifd^  mib 
einen  Dieriöl^rigen  tl^eologifd^en  Surfud  burd^* 
mad^en.  t)fürftbi)d^of  t)ferbinanb  Don  Sägern  ^ 
fogar  bie  Sbfid^t,  bie  unter  Seitung  ber  Sefuilen 
ftebenbe  Sfabemie  Don  gmei  ^cultöten  }u  einer 
Dollftönbigen  UniDerfttät  gu  ermeitent  ©eit  bem 
3a]^re  1680  l^atten  bie  Sanbftanbe  für  bie  lurifüf^e 
unb  mebidnifd^e  ^kicultat  20000  2:^er  bemiOigt 
unb  ber  fjürfibifd^of  erl^ielt  unter  bem  21.  Säi 
1631  Dom  ff aifer  Sfdrbinanb  IL  bad  $rtDilegiun 
3ur  @rrid^tung  einer  DoOftänbigen,  auS  Dier  ^aiU 
\\SX^V\\^V5shwUmDerfltä^  S)ie«nS- 


1997 


ÜRünfter. 


1998 


ffl^rung  bed  ^laned  umrbe  iebod^  burd^  bte  Un« 
gmtfl  ber  3eit  vereitelt.  fReformtrenb  im  lotl^olifd^en 
Siime  nrtrften  oud^  bte  neu  gegrünbetenfflöfter.  S§ 
entffamben  in  9Ränfiter  baS  ^loriffenflofter  1613, 
boS  SfronddcanerHofter  str.  obs.  1614/24;  au^er* 
1^  aRünfierS:  ba§  aOttnoritennofter  in  a3o(|oH 
1626,  bieSfrandScanerllöfter  inSßarenborf  1628, 
in  Sil^eine  1685,  in  fßtä^ia  unb  SSreben  1641,  bte 
ftQ)nt)inerndfier  inSoedfelb  1627,  in  Sorten  1630, 
in  aSeme  1658,  bie  Slartffenflöfter  in  SSreben  unb 
6af elünne  1652.  2)ie  ffa))U5tner  moren  in  !D}unfter 
fett  1612,  bie  totl^nngif^en  @(l^tt)eftem  fett  1642 
imb  bie  S)ominicQner  feit  1661 ;  olle  brei  Orben 
brauten  eS  ober  erft  im  f olgenben  Sal^rl^unbert  gu 
fcßen  9tieberlaf|ungen.  S)ie  SfranciScanerflöfter  in 
SBorenborf,  Sll^eine,  SSed^ta  unb  SSreben  mürben 
mit  (S^mnaften  Derbunben.  S)ie  Sefuiten  erl^telten 
nod^  mit  ©Qmnafien  Derbunbene  SoUegien  in  Soed» 
felb  unb  in  SReppen.  Ueber  bie  reformatorifd^e 
S^gfeU  bed  »ifd^ofs  ^ü^op^  ^tvn^axh  f.  b. 
9rt  ®Qlen. 

7.  93om  3Q^re  1678  bi§  jum  Saläre  1821. 
9fir{ibi{d^5fe  biejer 3eit  mxtn:  55.  Serbinonb  H., 
9id^.  D.  ^ürftenberg,  aud^  Sifd^of  t)on  ^berbom 
(1678—1683);  56.  SWagimitton  ©rinrid^,  S^tf 

!,og  Don  SüQem,  oud^  Sr^bifd^of  Don  ffötn  unb  99i- 
d^of  DonSutHd^  unb  ^ilbeSl^eim  (1688—1688); 
57.  Sfriebrid^  gl^rift.  t)on  $Iettenberg  (1688  bi§ 
1706);  58.  gfronj  »molb  ffiolf  üon  TOetter« 
nid^,  oud^Sifd^of  Don  ^aberbom  (1708—1718); 
59.  Siemens  ^ugufi,  dergog  Don  93at)em,  oud^ 
Sqbifd^of  Don  ff öln,  Sild^of  Don  ^aberbom,  ^iU 
be8]^munb08nabrüd(l  719— 1761) ;  60.  SWoji- 
miTum  griebrid^,  (Srof  d.  ffönig^d-Slotl^enfelS, 
oud^fejbifd^fDonfföln  (1761— 1784);  61.aHa. 
Similion  grätig,  Srgl^ergog  Don  Oefterreid^,  aud^ 
<Er)bifd^of  Donfföln  (1784—1801;  ©ebiSDacan} 
bis  1821). — Unter  ber  fRegierung  ber  Dorgenonnten 
9ür{}bifc^5fe  l^t  baS  Don  tl^ren  legten  SSorgöngem 
im  SiStl^um  mieberl^ergefteQte  fatl^olifd^e  @lQuben§- 
leben  nid^t  bie  Pflege  unb  gförberung  gefunben, 
toeld^  man  l^ätte  erttxtrten  {oDen.  2)q8  Somcapttel 
MiDeltlid^te  immer  mel^r,  fo  ba|  am  @nbe  be§ 
18.  3a](|r]^unbert§  nur  n)enige  ^itglteber  nod^ 
^efter  ttKiren,  nwl^renb  nad^  bem  Sonett  Don 
Xzient  tt)enigflen8  bie  ^al\k  bei-felBen  ^riefter,  bie 
onbere  Hälfte  minbeftenS  2)iaconen  ober  @ub- 
biacone  fein  follten.  SemerfenSmertl^e  Stiftungen 
nmrben  Don  feinem  biefer  2)ont]^erren  gemad^t; 
ffyc  Stad^Ia^  biente  burd^meg  }ur  SBereid^erung  ber 
9mnUie;  freilid^  nnir  ber  Sbel  jener  3eit  im  ^Uge« 
meinen  oud^  in  feinem  a3ermögen§}uflanbe  f e^r  l^er« 
mitergefommen.  Sifd^of  Sl^riftopl  99em]^arb  l^atte 
im  Sidtl^m  fiberdi  bie  Sinrid^tung  Don  Elementar« 
Mttlen  ongeorbnet  unb  aitd^  bur^gtfül^rt.  Seine ' 
9Iad^oIger  liefen  fte  Derfümmem  ober  eingel^en,  | 
mib  erfl  mel^  aI8  100  Sa^re  f})öter  brad^te  ber 
9Riidßer  Sfronj  gfriebr.  SBil^elm  Don  gürftenberg ! 
bie  Snorbnungen  99ifd^of§  Sl^rifbpl^  Semborbl 
fttt  boOen  9u8fu^rung ;  benn  bie  Sfürftenbera'fd^e 
@d^Klorimung  ift  in  bem  S^nobalftatut  ßl^riftopb 


Seml^rbS  Dom  23.aRai  1675  in  allen  mefentlid^en 
fünften  entl^alten.  gemer  njar  unter  Sifd^of  gerbi- 
nonb  Don  99aQem  ein  $riefterfeminar  in'8  Seben 
gerufen  morben,  meld^eS  unter  Settung  ber  3efuiten 
ftanb.  S)te  ©iöcefangeiftlid^feit  gol^Ite  jum  Unter« 
|alte  bedf  elben  eine  %ait,  meldte  unter  93if  d^of  OJi^xx* 
\iopf^  Sembarb  nod^  erhoben  mürbe.  92ad9  i^m  ging 
ba§  ^riefterfeminar  ein,  angeblid^,  meil  bie  Derarmte 
@eiftlid^!eit  bte  %ait  nic^t  mel^r  jal^Ien  fonnte. 
3BeiI  ba§  $riefterfeminor  fel^Ite,  maren  bie  3BeIt« 
pricfter  im  Dorigen  Sal^rl^unbert  mol^l  miffenfd^aft» 
tid^  gebilbete  S^eologen,  aber  mentg  praftif  d^e  @eel" 
forger.  68  fel^Ite  il^nen  inSbefonbere  ber  Sinn  für 
ben  religiöfen  93oI!§unterrid^t,  für  bieffated^efe  unb 
bie  DolfStbümlid^e  ^rebigt ;  biefer  mürbe  bem  mün« 
fterifd^en  (SleruS  erft  burd^  Ooerberg  beigebra^t. 
^ud^  bie  ^uSfül^rung  ber  bereits  unter  bem  21.9Rai 
1681  bemiOigten  Srloubni^  }ur  (Srrid^tung  einer 
UniDerfitat  gu  9)lünfter  blieb  bem  !Diinifter  3für> 
ftenberg  Dorbel^atten.  Wein  tro^  ber  Dielfeitigen 
Sbötigleit  t$ürftenberg§  !am  eS  nid^t  }u  einer 
Siegeneration  beS  religiöfen  SebenS;  nur  9Rän« 
ner  mie  fjfürftenberg,  DDerberg,  ftaterlamp,  ff ifte- 
mafer,  SIemenS  ^uguft  unb  ffaSpar  3Ra£  Don 
S)rofte-93ifd^ering,  Stolberg  pflegten  ed  in  i^rem 
^ergen  utib  erhielten  eS  in  ben  ij^rem  Sinpiuffe 
Sugönglid^en  ffreifen.  ^e  päpftlid^e  99ul(e  ^ur 
errid^tung  ber  UniDerfttät  ift  Dom  28.  aWai  1773, 
ba§  faiferlid^e  SeftötigungSbiplom  Dom  10.  Oc« 
tober  be^felben  3abre§  batirt.  2)ie  feierlid^e  Sr» 
Öffnung  ber  UniDerfttöt  fanb  aber  erft  1780  ftatt: 
für  bie  tl^eologifd^e  unb  iuriftifd^e  t^ctcultöt  mit 
je  5,  für  bie  mebicinifd^e  unb  pbUofopbifc^e  mit  je 
3  «ßrofefforen.  SiS  1795  ftteg  bie3a]|l  ber^ßro- 
fefforen  auf  22,  unb  gtoar  5  in  ber  tl^eologif^en, 
6  in  ber  juriftifd^en,  6  in  ber  mebicinifd^en  unb 
5  in  ber  pbilof opbif d^en  t)facultät.  gfürftenberg  mar 
e§  aud^,  ber  bie  g^ftungSmerfe  ber  Stabt  fd^leifen 
unb  5u  bürgerlid^er99enu^ungeinrid^tenlie^.  ^ 
lebte  Sürftbifd^of  Don  TOünfter,  ffurfiurft  unb  ßra- 
bifd^of  SRa^imilian  tjfran},  ftarb  }u  SBien  am 
27.3ulil801.  SSergeblid^  mahlten  bie  2)omcapitel 
Don  ftöln  unb  SMn^er  einftimmig  }um  92ad^folger 
ben  SBruberSf ol^  bed  Serfiorbenen,  ben  Sr^l^erjog 
SntonSSictor;  berfelbe  mürbe  Don  $reu|en  }urüd« 
gemtefen.  ^m  24.  SJlöra  1803  na^m  ber  ffönig  Don 
^reufeen  griebrid^  SBilbelm  HL  Don  SBlünfter  93e- 
fij.  SJie  Domel^mflen  fflöfier,  Sappenberg,  2Ra- 
rienf  elb,  SieSbom,  fRengerindf,  mürben  fof  ort  feque- 
trirt.  ©ie  UniDerfttät  ftettte  man  unter  bte  9luf- 
td^t  ber  ffriegS"  unbS)omanen!ammem.  93on  biefen 
erl^ielt  gfürftenberg  im  Sfrübjabr  1805  bie  Sn^eige, 
ba^  ber  protefiantifd^e  ^rofeffor  Sliöller  gu  2)uid- 
bürg  als  Sonftfiorialratl^  unb  ^rofeffor  ber  pro» 
teftantifd^en  3:b<ologie  bei  ber  UniDerfttöt  angebellt 
fei.  gfürftenbergbemerfteinber%ntmort,berSd^ul« 
fonb§  fei  ein  fat^olifd^r,  unb  an  ber  UniDerfttät 
batten  nie  anbere  al3  fatbolifd^  Se^rer  gemirft 
S)arauf  erhielt  gfürfienberg  unter  bem  29.  3mti 
1805  feine  (Snttaffung  als  Surator,  unb  an  feine 
Stelle  trat  nunmel^r  eine  föniglid^  UniDec^ti 


1999 


ÜKüniicr. 


2000 


cinrid^tunö§cottuntffton,  an  bercn  ©pijc  bcr  t)ro- 
teflantifc^e  Dbcrprfiftbent  Srl^.  ö.  SSincfc  unb  ber 
2)ombcd^Qnl  ®raf  ö.  Spiegel  ber  ]päitxt  er^bif d^of 
üon  ftöln,  ftonben.  93alb  borouf  üerfd^rieb  bicfe 
Kommiffton  öon  SBüraburg  einen  ^rofcffor  mit 
9?amen  SBedloin,  ber  fof ort  in  feinen  SSorlejungen 
feine  neologifircnbe  Wid^tung  in  ber  SBcife  ^ert)or« 
fe^e,  ha%  in  ber  ©tabt  ein  oflgemeiner  Sturm 
in  Weben  unb  S)rudfd^riften  l^eröorgerufen  würbe 
unb  gürftenberg  dS  gopüetööicar  anfangs  1806 
ben  si^eologiefJubirenben  ben  fflefud^  biefer  „®Iqu» 
ben  unb  Sitten  üerberbenben  SBorlefungen"  »erbot 
(Ihobbe  a.  a.  O.).  ®ie  Sd^Iod^t  bei  3ena  1806 
üerl^inberte  üorläupg  toeitere  aWoftregeln.  Seuor 
bie  preuftifd^e  fRegierung  ÜKünfter  öerlieft,  mu|te 
^r  ber  reici^e  S)omfd^a^  ausgeliefert  merben,  bamit 
er  nac^  SJlagbeburg  in  Sid^er^eit  gebrad^t  merbe ; 
er  ift  aber  nie  lieber  nad^  SRünfter  jurädgefommen. 
S)a8S)ecret5RapoIeon§l)oml4.9?oöemberl811, 
morin  bie  Su))t)reffton  aOer  fflöfter  unb  (Sa))itel, 
baS  2)omcaf)iteI  unb  bie  abeligen  S)amenftiftenid^t 
ausgenommen,  auSgefprod^en  mar,  mürbe  inSRün* 
fler  fofort  publicirt,  unb  babei  ber  Termin,  bis 
)u  meld^em  alle  fflöfter  unb  Jhrd^en  geräumt  fein 
mußten,  fd^on  auf  ben  4. 3ctnuar  1812  befhmmt. 
Sen  barm|er)igen  Srübem  aQein  mürbe  geftattet, 
im  (SlemenSl^ofpital  ^u  Derbleiben,  faOS  fte  ben 
f)abit  ablegten.  9lur  bie  $farrfird^en  üerbKeben 
ben  @emeinben ;  aOe  anberen  JKrd^en  mürben  t)or> 
löufig  au^er  ©ebraud^  gefleKt,  unb  il^re  ©erötl^e, 
3ieraten,  priefterKd^en  ©emänber  mürben  öffent« 
lid^  an  ben  9Reiftbietenben  verlauft.  2)a  baS  S)om" 
capitel  t)om  $apft  nid^t  auf gel^oben  mar,  beftanb  e§ 
tro^  ber  meltlid^en  Suppreffton  in  feinen  fird^Iid^en 
fRed^ten  fort.  IRad^  bem  3:obe  be§  legten  gfurft* 
bifd^ofS,  ÜRajimilian  Sftanj,  mar  beffen  bisheriger 
©eneralöicar  SM^^^^'^'^Ö  ä^m  ßapitclSöicar  er« 
möl^It  morben.  Sr  Dermaltete  baS  SiSt^um  bis  Sin« 
fangS  1807,  mo  er  erfranfte.  ®a  mürbe  ber  S)om« 
capitular  KlemenS  Sluguft  bon  S)rofte-93ifd^ering, 
ber fpätere ©rsbifd^oföonfföln,  i^m als ßoabjutor 
beigeorbnet  unb,  als  gfirficnberg  ben  1 6.  September 
1810  ftarb,  ju  feinem  9?ad^folger  als  ßapitelSöicar 
ermö^lt.  3tn  3lpril  1813  aber  berief  5Rapoleon  öon 
SmolenSl  aus  ein  neues  Sopitel  unb  ernannte  ben 
fd^on  ermöl^nten  ©rafen  gferb.  ^uguft  t).  Spiegel 

ium  Sifd^of  öon  SWünfter.  Sejterer  trug  fein  93e« 
lenfen,  bie  Ernennung  angunel^men,  unb  l^atte  eS 
fel^r  eilig,  nad^  ^ariS  ju  reifen,  um  ben  §ulbi« 
gungSeib  ju  leiflen.  IBon  ba  jurüdgefel^rt,  ernannte 
il^n  baS  neue  Sapitel  öorlöufig  jum  (SapitelSöicar, 
unb  Siemens  ^ugufit  öon  2)rofte«S3ifd^ering  lie| 
ftd^  beftimmen,  il^m  bie  pöpftlid^en  tj^acultöten  ^u 
fubbelegiren.  Sluf  biefe  2Beife  abminiftrirte  tjr^r. 
ö.  Spiegel  baS  SiStl^um  öom  31.  Suguft  1813 
bis  81.  ÜKärj  1815  ol^ne  Sormiffen  unb  «uctori« 
fation  beS  l^eiligen  Stul^leS.  SRittlermeile  famen 
KlemenS  9luguft  öon  ©rofte  ©emiffenSbebenfen. 
@r  berid^tete  bem  l^eiligen  Stul^l  bie  Sad^lage, 
geftanb,  übereilt  gel&anbelt  ju  l^aben,  unb  erWörte 
fJdJ  ju  jeber  ©enußt^uuuft  ttttvt,  bU  b«  ?(Japf;t 


forbem  merbe.  $apft  ^iuS  YII.  erlieg  bonmf 
oaS  9reöe  Non  mediocri  nuper  tristitia  a£Bidi 
sumus,  in  meld^em  baS  gan^e  IBerfal^ren  alS  ben 
Jhrd^engef  e^en  gumiber  öermorf en,  SlemenS  %\^ 
öon  S)rofte  als  allein  red^tmögiger  SapitelSöicat 
beftätigt  unb  il^m  aufgegeben  tmtrbe,  bie  bem  wof 
red^tmögig  ernannten  93ifd^ofe  ö.  Spiegel  fubbde« 
girten  ^^cultöten  bffentlid^  }u  miberrufen,  baS 
neue  S)omcapitel  für  ungültig  gu  erflören  unb  boS 
alte  S)omcapitel  unter  Einberufung  aUer  boju  ge> 
l^örenben  Sanonifer  in  feine  3ttä^it  toieber  m^ 
fe^en.  fie^tereS  gefd^  erfl  am  9. 2)ecember  1815, 
nad^bem  ad^t  3:age  öor^er  ber  preugifd^  ÜRisi^ 
Sd^udfmann  in  einem  Sd^reiben  cot  ben  Sapiiäs* 
öicar  (SlemenS  ^guft  bie  Srmartung  ouSgefprod^ 
l^atte,  ba|  er  ben  öom  ^ßapfte  ibm  gemorbenen 
Sluftrag,  über  bie  betreffenben  ©eifHtd^en  bie  txx* 
bienten  ürd^lid^en  Senfuren  )u  öerl^ngen,  mit 
Snögigung  unb  SRilbe  auSffil^ren  merbe,  ba  btf , 
maS  gefd^el^en  fei,  il^nen  abgebrungen  morben  ^ 
fein  f d^eine  (ö.  Olf erS,  ^Beitrage  gut  ©efd^id^  bk 
OberftifteS  ÜKünfter,  aWünfier  1848,  «n^.).  «m 
14. 92oöember  1813  mar  nömlid^  ÜRünfter  toieber 
proöiforifd^  öon  preu|ifd^en  Xruppen  befe|t  roor» 
ben,  unb  am  16.  October  1815  l^tte  ber  9fi> 
nifter  ö.  Sied  im  !Ramen  beS  jf  bnigS  bie  ^nlbi« 
gung  beS  SJlünfterlanbeS  entgegengenommen.  2)te 
äacobifird^e  auf  bem  S)ompla|  Ratten  bie  Sftmt* 
5ofen  bereits  1812  auf  ben  Slbbrud^  öei^ouft 
nad^bem  fte  lange  im  Smfte  beratl^,  ob  nuj^ 

imedfmä|iger  ber  2)om  befeitigt  mürbe,  ba  feine 
tnterl^altung  fo  loftfpielig  fei  unb  bie  3acoii« 
lird^e  für  bie  fleine  $fane  bod^  l^inreid^.  &(( 
bie  Sambertifird^e  beabfid^tigten  fte  anfangs  incg* 
gurüumen,  um  ^la^  für  ein  Stottbbilb  9tapoleonS 
gugeminnen.  Sonberpreugifd^enätegienmgunnbe 
unter  bem  6.  Sluguft  1818  bie  Uniöerfttöt  anf- 
gel^oben.  9lur  bie  beiben  tJfacultöten  ber  $^ilo« 
fopl^ie  unb  ber  Xt^tolog^t  blieben  unter  bem  Stomen 
„^labemie  gu  Stünfier''  befielen,  ^d^  bie  man« 
cinifd^«d^irurgtfd^e  Se^ranjlalt  beftonb  nod^  bis 
1849.  ainfangS  1821  pr^te  }um  erftounen  ber 
Sürgerfd^aft  ber  Xl^urm  ber  ^egibtipforrürd^  ein 
unb  ^erfd^lug  bie  gange  JKrd^e.  S)a  an  ber  Stelle 
berfelben  balb  bie  groge  ftofeme  entfianb  unb 
man  ber  ^egibiipfangemeinbe  bie  ftoptiginadml^ 
als  $farrfird^e  gum  Srfa^  überlief,  beße^t  nod^ 
l^eute  im  SoU  ber  Slrgmoj^n,  ber  Sturg  beS  X^ 
meS  an  ber  alten  ^egibiipfarrfir^  fei  abfi^i^ 
l^erbeigefül^rt  gemef en.  %ud^  baS  Stofentl^IerOofler 
mürbe  meggeröumt  unb  an  feiner  Stelle  ebenfalB 
eine  ftafeme  erbaut,  nad^bem  man  öorob  nod( 
brei  ^öufer  an  ber  Stofenftrage  gegen  eJ^anofige 
geiftlid^e  SBobnungen  auf  bem  Spiegeltl^urm  ein* 
getauf^t  l^atte.  3u  SRilitärgmedkn  mürben  meiter 
Übermiefen:  jKrd^e  unb  jflofier  ber  lot^ringifd^ 
Sungfrauen,  ffird^e  unb  ftlofier  9lieffing,  iKit^ 
unb  Älojter  ber  3^i^<^ciScaner,  ber  ©eorgSritter 
unb  ber  Dominicaner.  2)ie  Shcolai-  unb  Äntomi« 
fapeUe  mürben  auf  Slbbrud^  öerfauft  2)ie  SRhuh 
ritenfird^e  mürbe  ben  ^roteflanten  ubenmefen« 


aRünfter. 


2002 


m^  bie  2)ed^net  beS  SnartinifKfig  ffir  $re- 
Duldungen  gefd^enü  tourbe.  3n  boS  fRingen« 
:  iDurben  bie  Snfaffen  unb  Stiftungen  be§ 
Milenenl^ofpitalS  Derlegt,  unb  le^tered  mürbe 
(Dor  1829)  oBgebrod^en;  an  @teQe  beSfelben 
nb  bie  ie^ige  ÜRagboIenenftrale.  SJlit  mld) 
:  ^SorHd^t  oaS  Sonett  Don  Xrient  Derful^r, 
\  ben  Antrag,  boS  Stnftitut  ber  SBeil^bifd^öfe 
^ben,  ablel^nte^  f)at  fid^  aufföUig  an  bem 
erifd^n  Sßeil^bifd^of  ffoSp.  SRos  Don  3)rofte> 
iring  gejeigt.  Sr  Denoaltete  biefe§  ^mt  über 
Oßt  (1795—1826).  3n  biefer  3eit  l^at  er 
erttaufenben  bieffeitS  unb  {enfeitS  beS  Sil^einS 
tttige  @acrament  ber  f^firmung  gefpenbet  unb 

$riefter  geweil^t.  SSon  biefen  ^rieftem  ge« 
i  715  ber  ©iöcefe  ÜKünfter,  304  bem  SSi- 

ffieuj,  479  ber  ©iöcefe  SJad^en,  148  ber 
:fe  Sättid^,  51  ber  Siöcefe  Zrier.  466  ben 
tbifd^en  ^iStl^umem  unb  SRifjtonen,  34  ber 
jt  $aberbom,  2  ber  SHöceje  OSnabrüd, 
tt  ®raffd^Qft  Singen,  3  ber  3)iöcefe  gulba 
Dod  (Sl^riSma  unb  bie  l^eiligen  Oeie  confe- 
er  im  ®om  ju  SKünfter  mehrere  Sö^re  l^n« 
.  Qu|er  für  bie  ©iöcefe  aWüniier  fettft  für 
)iöcefe  Konen  in  Sranfreid^,  für  bie  ®iöcefe 
n  unb  boS  SSicariot  gu  2)eu^,  für  bie  I9i§« 
nc  atoermonb  unb  ^erjogenbuf d^  unb  bie  f^oU 
[d^en  SRifftonen. 

aSom  äal^re  1821  big  jum  ^af)xt  1892. 
Jfe  biefer  Stxi  waren:  62.  gerbinonb,  Qfrl^r. 
lind,  frül^erer  gürjibifd^of  Don  ßorDe^  (1821 
B25) ;  63.  ffoSpar  SRas,  ^rl^r.  Don  3)rofie- 
nring  (1826—1846);  64.  Sol^ann  ®eorg 
a  (1847—1870) ;  65.  Sol^ann  95em^arb 
inonn  (1870—1889);  66.  ©ermann  S)in- 
6  (Don  1889  ab).  —  «m  7. 3uli  1821  »urbe 
nie  Sifd^of  ^ferbinanb  D.  Sünind  in  9)Utnfter 
)mfnrt,  unb  unter  bem  16.  3uli  erfd^ien  bie 
De  salute,  afö  bereu  S^ecutor  ber  Sifd^of  Don 
mb,  äofep]^  Don  ©oJ^engonem,  Dom  $a))fte 
nt  mar.  Sifd^of  g^rbinanb,  ein  alters« 
S^  3Stam,  erfranfte  f  d^on  balb,  infolge  beff  en 

ber  aud^  fd^on  75  3al^re  alte  frfil^ere  2)ed^nt 
ilten  S)om,  3oboc  ^rmann  D.  Surmül^Ien, 
toDicar  be§  9i§t]^um§  eintrat.  3e^t  erj} 
t  mit  ber  (S^ecution  ber  SBuIIe  begonnen  mer» 
Xm  27.  Suguft  1823  ttmrbe  baS  neue  S)om- 
(  omfKtuiri  S3on  ben  alten  41  2)om]^enen 

nod^  22.  SUe  moren  gum  Sintritt  in  baS 
Dmncatntel  eingelaben.  2)ie  ^ufnal^me  mar 
m  bie  SBebingung  gefnüpft,  ba^  jeber,  ber 
ttd^t  ^ßriefter  mar,  binnen  brei  Monaten  bie 
tomeil^e  }u  empfangen  l^be,  alle  aud^  für  bie 
ift  fhicte  äiefibeu}  }u  geloben  l^ötten.  9iur 
it^  SicebominuS  ^einrid^  Sol^ann,  gfr^. 
S>toPe«|^üI§l^off,  unb  Ha^par  ajla^  S^rl^r. 
!)ti)ße«93tfd^ering,  erfüllten  bie  SBebingungen 
mribcn  aufgenommen,  iener  als  S^ompropfi, 
all  Sombed^ant.  2)ie  ben  Siu^eftanb  SBöl^ 
i  Uffiüka  800  Sn^aler  iöl^rli^e  ^fion 
fofem  fie  biSI^  eine  Surie  auf  bem  Som« 


pla^  innegel^abt,  baS  SBol^nungSred^t  in  berfelben 
auf  fieben§}eit.  gfür  bie  8  9lumerarcanonicate 
mürben  ebenfo  Diele  äBeltpriefter  au§  bem  bürger« 
lid^en  Staube  beftimmt,  be^gleid^en  für  4  Sl^ren- 
canonicate  unb  für  8  ©omDicarien.  S)ie  el^emalige 
S)ombed^anei  mürbe  bifd^öflid^e  SBol^nung,  unb 
für  10  aRitglicber  beS  ©omcapitetö  reftituirte  bie 
S)omänenDermaItung  10  frül^ere  Surien  auf  bem 
S)om))la^,  aber  für  8  2)omDicare  nur  6  SBo^- 
nungen,  meil  über  bie  anberen  frül^eren  SSicarie- 
mo^nungen  fd^on  bisponirt  mar.  S)ie  Dotation 
erad^tete  man,  abgefel^en  Don  ber  un^ulönglid^en 
Sefolbung  ber  S)omDicare,  nad^  ben  bamaligen 
SSerJ^öItniffen  für  bef riebigenb ;  fte  mürbe  ed  ge- 
blieben fein,  menn  ber  Staat  baS  gegebene  93er« 
fpred^en,  biefclbc  in  liegenben  ®rünben  }u  fun- 
biren,  erfüEt  ^ätte.  —  Sie  Umgrenjung  beS  98i8- 
t^umS  erfolgte  nad^  9)la^gabe  ber  99uQe  De  salute 
unb  ber  SuUe  Impensa  Bomanorum  Ponüfi- 
cum  Dom  26. 9)lär)  1824.  S)aS  SiSt^um  Derlor 
38  $famn,  nömlid^  baS  ^mtSReppen  mit  27  Pfar- 
ren, bie  8  inOftfrieSlanb  mieber  erftanbenenfat^o- 
Hfd^en  Pfarren  Don  Smben,  Seer  unb  92orben  imb 
8  ^fanen  in  ber  ©raffd^aft  Sentl^eim.  S)agegen 
gemann  baS  StStl^um  99tiin|ter  folgenben3uma^8 : 
a.  ben  ff reiS  Zedlenburg  mit  10  lat^oUfd^en  Pfar- 
ren ;  b.  bieffeitS  bed  3a)m&  ben  JheiS  Stedling- 
l^aufen  mit  21  $fanen,  bie  !5Ini{d^en  Sommif* 
fariate  Sterfrabe  unb  Steed  mit  21  $fanen  uvb 
Don  ben  J^oQönbifd^en  SJlifftonen  bie  4  $fanen 
Smmerid^  unb  SIten:  c.  ienfeitS  bed  fRl^einS  Dom 
frül^em  ^istl^um  ^aqtn  bie  Äantonalpfarren  Sal- 
car,  SIeDe,  (Sranenburg,  SüUen,  @elbem,  &oi^, 
ffempen,  9R5r8,  fR^einberg,  SBanhtm,  SBefel  unb 
Xanten  nebft  i^ren  Succurfalpfanen,  im  @an* 
gen  101  $fanen.  2)er  gange  3umad^  betn^ 
fonad^  157  $fanen.  93om  alten  SiStl^um  maren 
Derblieben  154  $farren  in  SBeftfalen  unb  32  in 
Olbenburg,  fo  ba^  baS  SiSt^um  nunmel^r  348 
Pfarren  jäl^lte. 

$roDicar  Don  3urmäblen  fungirte  al§  fold^er 
bi82um4.%))rU  1826,  mo  ber  biSl^erigeaBeil^bifc^of 
unb  2)ombed^nt  ffaSpar  ^ag  Don  S)ro{le"S3ifd^- 
ring  ben  bi{d^5flid^en  @tu^I  beflieg.  2)erfelbe  mar 
bamals  gmar  erft  56  Saläre  alt,  aber  feine  ihoft 
unb  Energie  mar  burd^  feine  mel^r  afö  30id]^rige 
meil^bifd^öfltd^e  SBir^amfeit  bereits  fe^r  gefd^mäd^t 
Ueberbiel  l^emmte  bie  Sinmifd^ung  ber  föniglid^en 
Stegierung  in  bie  ürd^lid^  ungelegensten  leben 
feiner  Schritte.  Sein  SSerfel^r  mit  bem  pöpfllid^ 
Stul^l  ging  über  SBerltn;  iebeS  feiner  Secrete  unter- 
lag ber  ftaatlid^en  Senfur ;  fein  $faner  tonnte  an* 
gefteQt  ober  feines  SmteS  entfe^  merben  ol^ne  ftaat- 
lid^e  ®ene]^mtgung  u.  f.  m.  2)ie  SSerminberung 
ber  gebotenen  f^ertage  auf  bie  ie|t  nod^  befiel^« 
ben  14  erfolgte  1829;  mie  biefelbe  }u  Staube  fam, 
ift  belannt.  2)ie  Sfabemie  )u  fünfter  erl^ielt 
1832  neue  Statuten.  2)arin  mürbe  anerbmnt, 
hai  fmuptjmed  ber  Snfialt  fei  ^bie  miffenfd^ft« 
lid^e  unb  religi5S«ftttlid^  SuSbilbung  ber  Sfing« 
linge,  Djeld^e  fid^  bem  ftti^vifüei  ^Vsse^  \bc  Xjkl 


2003 


ÜKünftcr. 


2004 


fotl^olifd^cn  ftird^c  in  unfcrcm  Sanbc,  unb  jttar 
junä^ft  in  aaBeftfoIcn,  wibmcn  tüoEcn".  S)cnnod^ 
würbe  bie  Sluffici^t  unb  Scitung  bc§  93ifd^of§  auS» 
gefd^Ioffen  unb  ber  iebeSmoIige  Oberpräftbent  bei 
gjroöina  ol8  Kurotor  bcr  anftolt  beftcHt  ber  öon 
jämmtlid&en  berfelben  angel^örigen  ^erfonen  qI§ 
i^r  näd^fter  SSorgefe^ter  ju  betrauten  fei.  3lud^  ber 
Sinflul  be§  fflif^ofS  ouf  bie  ©pmnaften  unb  6Ie= 
mentarfd^ulen  tourbe  immer  me^r  befd^ränft.  ®a8 
bifd^öpid^  münfterifd^e  Officiolat  in  »ed^ta  würbe 
1831  errid^tet.  ßur  ©rünbung  jweier  6^ren« 
canonicQte  im  münfterifd^en  ©omcapitel  gemäfe 
bem  ^hnfd^en  bem  S^ecutor  ber  SuUe  De  salute 
unb  bem  ©rogl^er^og  t)on  Olbenburg  getroffenen 
Uebereinfommen  fam  eS  erft  1848.  S)ie  ©intl^ei» 
lung  be§  rl^einifd^en  Slntl^eilä  ber  3)iöcefe  in  S)e« 
canote  gefd^o)^  1837,  nad^bem  biefe  ©intl^eilung 
beS  meftfälifd^en  9lnt]^eil§  einige  Saläre  frül^er  fiott» 
gefunben  l^atte.  @o  war  enblid^  ba§  neue  93i§- 
tl^um  organifirt,  aber  bQ§  redete  Seben  fel^Ite  bem 
Organismus.  3n  9Kün[tcr  felbft  l^atte  fid^  ba§ 
fird^lid^-religiöfe  Seben  banf  bem  fortmirfenben 
Sinfiul  ber  befannten  ,,familia  sacra"  mel^r  al3 
anberSwo  erl^alten,  ober  in  ber  5IJlaffe  beS  SBoIfeS 
geigte  fid^  l^ier  wie  in  allen  übrigen  Sl^eilen  be§ 
SiStl^umS  ba§  ©laubenSIeben  öu|erft  Derflad^t. 
®er  SitbifferentiSmuS  modele  fid^  öielfad^  breit, 
bie  gemifd^ten  Sl^en  nal^men  überl^onb.  S3on  ben 
@etftlid^en  l^ulbigten  Diele  bem  fantifd^enÄriticiS* 
mu§,  ber  ba§  ^er§  !alt  unb  ein  frommed  $riefter« 
leben  nid^t  auffommen  lie^.  S)a  erfd^ien  im  Saläre 
1835  ba§  pöpftlid^e  Srebe,  weld^eS  bie  l^ermefifd^e 
Seigre  alS  unfatl^olifd^  öcrwarf.  ®ie|  wirfte  auf 
SSiele  alS  SReinigungS«  unb  Heilmittel.  9Kan  fing 
wieber  an,  ftd^  auf  feinen  ftatl^oUcigmuS  ju  befin- 
nen,  bie  Sl^eologie  au§  reinen  DueQen  gu  ftubiren 
unb  ftd^  baran  ju  erwörmen.  S)a2U  !am  balb  ba§ 
l^elbenmüt^ige  ffleifpiel,  weld^eS  ber  93e!enner» 
93tf  d^of  Siemens  ^uguft  t)on  S)rofte«S3if  d^ering  auf 
bem  erjbifd^öflid^en  ©tul^le  öon  Äöln  in  ber  S3er» 
tl^eibigung  unöeröufeerli^jer  SRed^te  ber  ffird^e  unb 
im  Äampfe  gegen  bie  gemifd^tcn  gl^cn  gab.  S5on  ba 
an  wud^S  bie  Sntfd^iebenl^eit  im  römifd^'fat^oli- 
fd^en  ©lauben  im  SSoIfe  mel^r  unb  mcl^r  unb  war 
üon  ber  erfreultd^ften  SBirfung  auf  ba§  religiöfe 
Seben.  3m  3.  1826  war  bie  friil^ere  3acobi- 
Pfarre  auf  bem  S)ompIaJ  in  ben  S)om  öerlegt  unb 
burd^  9lcugrünbung  t)on  ^Pfarren  bie  3lnja]^l  ber« 
fetten  im  fflist^ume  auf  351  gebrad^t  worben. 
®rei  ffird^cnneubauten  famen  ju  ©taube.  SJon 
ben  aufgel^obenen  fflöftem  war  nad^tröglid^  ba§ 
tJortbeftel^cn  geftattct  ben  gf^^andScanernöftem  in 
SBarenborf  unb  in  ©orften  unb  am  lejtem  Ort 
oud^  bem  Urfulinenflofter. 

©eit  ber  Il^ronbefteigung  ftönig  griebrid^  SB«. 
]^elm§  IV.  war  ben  ffatl^olifen  beS  preu|if(^en 
^iaait^  eine  gercd^tere  unb  wol^IwoHenbere  Se» 
l^anblung  f  eitcnS  ber  f  öniglid^en  SRcgierung  ju  Il^eil 
geworben.  S5on  ben  ^inbemiffen,  weld^e  ber  freien 
SBirffamfeit  ber  ftirdfte  bi§  bal^in  entgegenPanben, 
würben  bie  jd^ümm^teti  au!i  "bim 'ä&i^^  sif-x^>mt, 


namentlid^,  al§  in  bem  böfen  Sa^te  1848  unb  ben 
nöd^flfolgenben  Solaren  ben  beutfd^  Sifd^fen, 
unter  biefen  aud^  bem  münflertfd^en  93if d^ofe  3o« 
l^ann  ©eorg,  bie  ©elegenl^eit  fid^  bargeboten  fyxüt, 
ben  |)errfd^em  be8  beutfd^en  IBoffeS  ben  SeweÜ 
5U  führen,  ba^  il^re  Sl^rone  in  ber  fatl^oUfd^ 
JKrd^e  bie  ftd^erfte  @tü^e  finben.  ftaum  war  ba 
ffird^e  bie  freie  Bewegung  auf  il^rem  (Gebiete  ge- 
währt worben,  al3  aud^  mit  ber  Sbl^ttung  tum 
IBoIfSmiffionen  begonnen  würbe:  fte  fanbenmit 
^ilfe  ber  Orben§priefter,  weld^e  oalb  in  bie  Syii* 
cefe  berufen  würben,  im  Saufe  weniger  3tt(te  in 
alten  Sl^eUen  ber  2)iöcefe  ftott  unb  würben  in  fe^ 
öielen  $f aneien  üon  St\t  ju  3wt  erneuert  Seben« 
]^er  gingen  an  fünf  Derfd^iebenen  ©teUen  be§  SiS« 
t^umS  regelmäßige  geiftlid^e  Uebungen  für  bie  ^rie* 
fter  nid^t  blo^,  fonbem  aud^  für  bie  Se^rer  mü) 
Sel^rerinnen,  für  SSereine  unb  Derf d^iebene  Stänbe. 
2)er  ^nbrang  num  ^riefterfknbe  war  bomalg  ein 
f old^er,  baß  bie  münfterifd^e  2)t5cefe  nid^  aOein 
il^re  eigenen  99ebürfniffe  DoUauf  befriebigen,  fon» 
bem  aud^  bie  norbifd^en  9Jliffionen  mit  ^tiejieni 
Derfel^en  unb  überbieß  gal^lreic^e  ^rieper  nod^  »► 
fd^iebenen  ®iöcefen  ©eutfd^lonbS  unb  ^merüo'i 
weld^e  an  $rieftermange(  litten,  entlaffen  fonntt 
S)a3u  fommt,  baß  bie  religiöfen  Orben,  toel^e 
bamalS  im  Sanbe  tl^ötig  waren,  aud  feiner  Si5* 
cefe  mel^r  al§  au§  ber  münfterifd^en  ftd^  rectntiit 
l^aben.  @tör!er  nod^  war  ber  Snbrang  }um  tMib" 
lid^en  OrbenSftanbe.  fyittt  a.  83.  bie  im  3. 1808 
t)om  bamaligen  Soabiutor  tJfürftenbergS,  Clemai 
aiugujt  ö.  ®rofte«S5if(^ering,  gegrünbete  (Senofja- 
fd^aft  ber  barml^erjigen  ©d^weflem  im  3. 184i 
alfo  nad^  SSerlauf  t)on  36  3ti)^ren,  ed  nur  auf  d» 
©efammt^al^I  Don  82  ©d^weftem  gebrad^t,  totm 
in  5  fleinen  Zod^terl^öufem  je  2  bis  3  ©(^nxPetB 
tl^atig  waren,  fo  betrug  beim  £obe  Sifd^of  3o^ 
®eorg§,  alfo  26  ^af)tt  fpöter,  bie  ©efamm^ber 
©d^weftem  352  unb  bie  3a]^I  ber  Xod^tei^ 
außerl^att  ber  ©tabt  SRünfler  54;  Qu|erbem  iJSßt 
ba§  im  3. 1853  ^u  ©t.  aRauri|  gegrünbete  Sbittei» 
l^auS  ber  jhanfenfd^wejtem  t)om  1^1.  SrandSaifi  ii 
3. 1870  außer  ben  92ot)iaen  88  ©d^weftemuidii 
55  Xod^terl^äufem  314  ©d^weftem.  fli^  bie^ 
beiben  (Senoffenfd^aften  für  Jbranfenpftege  l^inti^ 
ließ  99ifd^of  Sol^ann  ©eorg  feinem  92ad^foIg^  fei- 
genbe  fird^lid^e  3nftitute,  bie,  abgef el^  t»on  ba 
beiben  gfranci§caner!15ftem  in  Sßarenboif  sA 
S)orften  unb  bem  UrfulinenHofler  gu  SDorßen,  die 
wäl^renb  feiner  SlmtSfüi^rung  gegtünbet  äa  M 
erft  5ur  Sutwidfelung  gefommen  ttxxren  (Ue  ii 
klammern  beigefügten  So^\)lm  geben  hc&  dx»" 
bunggjial^r  an) :  1. 2)a§  Cöllegium  LudgeriaiuB 
in  aWünfter  mit  72  SößUngcn  (1849);  2.  bc« 
CoUegium  Augusidnianum  ^u  ©aeSbonf  wA 
130  Söglingen  (1849);  8.  bag  GolIegiomBoR»- 
maeum  ju  aWünfter  mit  61  3ögtingen  (185«; 

4.  35  in  Derfd^iebenen  äl^eilen  bet  SHikefe  k' 
fte^enbe  SlectorotSfd^ulen  mit  geifUid^  Slectsin; 

5.  ba§  amerifanifd^e  ßlericalfeminot  \n  6t  V» 
Itüi  tnit  27  3öglingen  (1865);  6.-7.  Wfir 


2005 


ÜKfinficr. 


2006 


ßd^  6r}{e]^ng8anfia(ten  für  DertDol^rloSte  Rmitn 

iu  ^ud  ibaU  bei  ©efd^er  (1856)  unb  5U  9Rater> 
lorn  bei  feleöe  (1866) ;  8.-9.  bifd^öpid^e  gr- 
»el^ngSanflQlten  für  Denoal^rloSte  SRöbd^en  }u 
SRorienburg  bei  SoeSfelb  (1856)  unb  )u  93rüggen 
Bei  Pempen  (1862);  10.— 12.  brei  ftapuainer« 
Höfler  au  aDBeme  (1851),  SDWinfter  (1854)  unb  5U 
aWnbem  bei  €Ieöe  (1866);  13.  au|er  ben  alten 
gconciScanernöfiem  )u  Sßarenborf  unb  S)orften 
nod^  bie  tJfranciöcanenefiben}  }u  SJlänfter  (1858) ; 
14.— 15.  jwei  3ef  uitencollegicn,  9Kifflon§]^Qu§  unb 
€4oIafKcat  (1851);  16.  ein  Slebemtoriftennofter 
guSRana-^omicoIt  (1 856) ;  1 7.  Sd^meftem  Don  ber 
göttlid^n  Sorfel^ung,  SRutterl^auS  ju  @t.  9Rauri^ 
a842)  mit  15  Soljterl^aujem,  juf.  115  ©(i^me- 
^ent;  18.  @d^tt)efiem  t)om  ^eiligen  Stctui,  !Dhitter- 
ISouS  }u«§pel  (1850)  mit  12  Xod^terj^öufem,  guf. 
71  @d^tt)eftem;  19.  thronen  Dom  l^eüigften  bergen 
3efu,  juerfl  juSBorenborf  (1851),  uad^|er  tnSWün» 
tlcr :  20.  ©d^toepem  Don  U.  S.  gfrou,  9nutter^au§ 
jtt  (SoeSfelb  (1851)  mit  33  Slod^terl^öufem,  auf. 
224@(i^tüefiem;  21.  ©d^meftem  Dom  brüten  Or« 
ben  bed  1^1.  f$franci§cu§,  SRutterl^auS  in  ^aptUm 
lei  ©elbem  (1851)  mit  7  Sot^ter^öufem,  a«!. 
142  ©d^mefient;  22.  ^rauen-Salefianerinnen  au 
et  aWauriJ  (1861)  mit  58  ©d^weftem;  23.  bis 
24.  20  ©(^meftem  Dom  1^1.  ffarl.  SonomöuS  im 
fUbtifd^n  ^rmen^QuS  m  dim  (1852)  unb  18 
€(^iDeftem  Dom  armen  mnbe  3e{u  in  ber  ff inber- 
bettMl^fUttt  bafelbft  (1854) ;  25.  grouen  Don 
ber  Siebe  beS  guten  f)irten  f  är  gefallene  $erf  onen  au 
6t  aRauri^  (1851)  mit  59  ©d^föeftem;  26.  Sla- 
tiffenHofter  au  ÜKünPer  (1860)  mit  27  ©d^meftem; 
27.  Karmeliteffenflofter  au  Xanten  (1869)  mit  12 
€d^meftem;  28. 14  ©d^meftem  au§  ber  ©enofjen- 
fdMt  ber  2)ien{fanögbe  3efu  gl^rifti  in  4  ^aufem. 
Sefonbere  SSerbienfie  um  bie  S)iöcefe  l^at  ftd^ 
Bifd^of  3ol^ann  @eorg  aud^  nod^  burd^  bie  Hebung 
bcS  f^ird^engefange§  unb  ber  gfeier  bed  Sotte§- 
bienßeS  überl^upt  toie  namentßd^  aud^  um  bie  6r- 
loedung  bed  ©inneS  für  bie  SBürbe  unb  bie  3i^^i>e 
ber  (Bottedl^äufer  unb  il^rer  SItöre  ermorben.  Sßenn 
tat  ben  (e^en  44  Salären  bie  ^ölfte  ber  $fan« 
Rrd^  beö  9i8t]^um§  entmeber  burd^  IReubauten 
crfe|t  ober  burd^  bebeutenbe  Umbauten,  Snoeite» 
ntngen,  burd^göngige  äußere  unb  innere  Steftau« 
totimten  9Ieubauten  gteid^  gen^orben  jtnb,  femer 
no^  iol^Ireid^e  fd^mude  ftlofterfird^en,  $farrfilial» 
0ber  Irronfenl^ud^ffapenen  ftd^  erl^oben  l^aben  unb 
bnrd^gel^enbS  aQe  ffird^en  unb  ffapeüen  in  einem 
lofirbigen  unb  erbaulid^en  3uftanbe  fid^  befinben, 
fo  V^  bie  S)i5cefe  biefeS  ber  Anregung  au  Der- 
oonfen^  tuel^e  Don  Sifd^of  Sol^ann  @eorg  au§- 
fiegongen  ift.  gfreilid^  beburfte  e§  bei  bem  9luf» 
fc^Bmng,  ben  bad  religiöfe  fieben  genommen,  aud) 
vm  ber  einfad^en  Anregung.  S)ie  9)littel  mur» 
bm  freubigP  Don  ben  ©emeinben  befd^afft,  unb 
nur  bie  menigfien  ber  festeren  l^aben  babei  an 
bk  9Dtit^iIfe  onberer  ®Iauben§genof)en  au  appe(> 
ttan  gebrandet.  9n  neuen  ^farrgemeinben  ent» 
Rauben  unter  Sifd^of  Sol^ann  ©eorg:  2)äffel« 


morb,  §omberg,  ©tenben,  3u)itt6rod,  iban,  9leu- 
fd^nel.  ®amit  toar  bie  3ö^I  ber  ^fanen  im 
»iStl^um  auf  357  geftiegen.  Sin  bem,  maS  Sifd^of 
Solenn  ®eorg  gefc^affen,  ^atte  fein  9lad&folger 
Sifd^of  äol^ann  Seml^arb  fd^on  al§  langjöl^riger 
©eneralDicor  bedfelben  großen  Sntl^eil  gehabt.  Sr 
l^at  aud^  bie  Don  il^m  übernommene  @rbf  d^af  t  in  aller 
Xreue  gel^egt  unb  gepflegt  unb,  mo  ed  3loÜ)  tfyit, 
ergönat  unb  geftü^t.  Sr  ^at  aber  aud^  Derftanben, 
mit  l^eiligem  ©tarfmut^  e§  au  ertragen,  ald  im  fog. 
ßultur!ampfeba§,  tt)a§  in  langen  Sauren  fo  mül^fam 
unb  f orgenDoO  ge jd^affen  toar,  mit  rauher  §anb  aer- 
ftört  tt)urbe.  gür  Sifd^of  Sol^ann  93em]^orb  galt 
e§,  3Rut]^  unb  ff raft  au  betoa^ren,  um  ben  ffampf 
für  unenblid^  SBid^tigercS ,  für  bie  Qfreil^eit  ber 
iiird^e  ©otteS  unb  beren  unDeröu^erlid^e  iRed^te,  au 
fömpfcn  unb  lieber  ^Uc§  au  erbulben  —  ®ro^un- 
gen,  ^fänbungen,  ©efängni^,  SSerbannung — ,  als 
Don  biefen  Siebten  auc^  nur  baS  SRinbefte  prei§au« 
geben.  SIeruS  unb  SJolI  ber  S)iöcefe  ftanben  il^m 
in  biefem  ffampfe  treu  aur  ©eite  unb  befunbeten 
baburd^,  toie  fefte  Sßuraeln  baS  in  il^nen  gemedCte 
@lauben§leben  gejd^lagen  l^atte.  Unbefd^reiblid^ 
gro|  war  bie  Qfreube,  mit  weld^er  ber  au8  bem  ßgtl 
feimfel^renbe  Sefenner-fflifd^of  Don  feinen  ®iö« 
cefanen  empfangen  mürbe.  SBa§  bem  tnamifd^en 
aum  ©reife  gemorbenen  unDerge^lid^en  Oberl^irten 
nod^  an  ffröften  unb  ©efunb^eit  übrig  geblieben, 
l^at  er  in  ben  fünf  Sauren,  meldte  il^m  no(^  au  leben 
Dergönnt  maren,  in  ber  erfüQung  aller  bifd^öflid^en 
^flid^ten  Derael^rt.  2)a§  99i§t]^um  umfaßt  je^t  in 
45  ©tobten  unb  809  gflecfen  unb  S)örfem  366 
^fangemeinben,  ba  au  ben  Dorl^in  ermahnten  857 
nod^  2  unter  Sift^of  Sol^ann  fflem^arb  unb  7 
unter  bem  je^igen  iBifd^ofe  ^ermann  ^inaugelom« 
men  ftnb.  S)ie  3<^^l  ber  ff atl^olifen  mirb  annöl^emb 
900  000  betragen.  IBon  ben  ^fanen  ftel^en  24 
unter  bem  $atronat  ber  Slegierung,  65  unter 
Saienpatronat,  bie  übrigen  275  ftel^en  aur  freien 
Sefe^ung  bed  99ifd^of§.  !Rectorat§«  beatt).  Snnes« 
ürd^en  beftel^en  in  ber  ©tabt  9Rünfter  6,  in  ber 
ganaen  S)iöcefe  55.  S)ie  S^^ffi  ber  ^riefter  beträgt 
1100.  3ni  Eulturfampfe  entbehrten  156  ipfarr» 
fteEen  il^reS  Pfarrers ;  je^t  fmb  aEc  mieber  befejt. 
SSon  ben  fflöftem  fmb  nad^  TOilberung  ber  Ü)iai» 
gefe^e  f olgenbe  mieber  Don  il^ren  früheren  Snfaffen 
eingenommen:  3  granciScanerflöfter  mit  20  $rie» 
ftem;  3  ffapuainerHöfter  mit  13  $rieftem;  1  Ur- 
f ulinenflofter  mit  29  ©d^toeftem ;  ©d^meftem  U.  2. 
gfrau  (au^er  4  Käufern  in  Olbenburg,  bie  nid^t 
aufgel^oben  waren)  in  7  |)äufem,  aufammen  11 
§äufer  mit  143  ©d^meftem;  ffreuafd^toeftem, 
^JDktter^auS  in  ^Spel  unb  3  Käufer  für  ffranfen* 
pflege ;  ©d^meftem  Don  ber  Sorfel^ung  in  18  §öu« 
fem  mit  181  ©d^meftem;  ©d^meftem  Dom  3.  Or- 
ben  be§  1^1.  t^ranci§cu§  au  SapeQen  mit  57  ©d^me- 
ftem ;  barm^craige  ©d^meftem  69  §äufer  mit  644 
©d^meftem  (innerl^lb  ber  ©iöcefe);  ffranfen- 
fc^meftem  Dom  1^1.  8franci«cu8  54  §öufer  mit 
339  ©d^meftem  (innerl^alb  ber  ©iöcefe) ;  ©d^me- 
ftem  Dom  guten igltteu.  1  ^oäx^xw^^^^^^ö^wS^s^^ 


2007 


ÜKünfter,  Scbaflion. 


2008 


I 


Sonomäcrinncn,  1  C^ouS  mit  11  Sd^iocftem; 
©icnftmägbc  Sl^rifti,  4  C)äufcr  mit  15  ©d^iocftcm ; 
©d^iocftcm  Don  bcr  d^ripiid^cn  fflorml^crjtgfcit, 
2  ^ftufcr  mit  7  ©d^meftcm ;  Klariffcn  in  SKünfter 
unb  ffcöclacr  mit  32  ©d^ioeftcrn.  9?eu  gcgrünbet 
würben:  auftcr  bem  Skriffcnfloftcr  in  ffeüclaer 
1  f)au8  für  Scncbictinerinncn  (öorläupg  in  aWoria- 
feamicolt) ;  2  SUcxiancrflöftcr :  ÜKariä-Sinbcnl^of 
bei  S)orftcn  unb  ©quS  ffanncn,  ^\Qxit  SlmcIS« 
büren,  12  Srübcr,  unb  1 2rapificnHoftcr,  2  ißatreS 
unb  Dier  Srübcr  ju  ÜKoria-SSecn  bei  ®roft»SRcfen. 
(S5gl.  au^er  ben  im  %tii  ongefül^rten  Duellen: 
Begesta  historiae  Westfaliae  .  .  .,  begleitet 
Don  einem  Urfunbenbud^,  ^erauSgeg.  D.  ^.  %.  @r« 
l^arb,  fünfter  1847—1851,  L  H,  fottgefe^t 
unter  bem  Sitel  SBeftfälifd^eS  Urfunbenbud^,  be» 
orbeitet  Don  91.  SßilmanS  be^tt).  ^.  Sfin!e,  SDlün- 
fter  1871—1888,  IH— V;  bo^u  3nbicc8  b.  % 
SDBilmanS,  g.  grieblänber,  6.  %  ^tr)hm,  1861. 
1871.  1877,  unb  oIS  eine  3lrt  @up})Iement:  S)ie 
@ef(^i(i^t8queQen  be§  99i§t]^um§  9Rünfter,  l^erauS» 
gegeben  Don  f^freunben  ber  Doterlonbifd^en  ®efd^., 
TOünfterl851-1881J— IV;ffinbIingcr,aRün« 
fterifd^e  Seiträge,  3  93be.,  Smünjler  1793,  unb 
@efd^.  ber  altem  ©rafen,  2  Sbe.;  D^iefert,  Seiträge 
u  einem  münfterifd^enUrfunbenbud^e  Iu.U,  9Rün- 
ter  1823;  S)erf.,  TOünfterifd^e  Urf.-Sommlung, 
7  93be.,  goeSfclb  1826—1837;  3eiWr.  f.  Doterl. 
®efdtl.  u.  aitertl&umSfunbe,  ÜHünfter  1838— 1892, 
50  »be. ;  SibuS,  ©rünbungSgefd^id^te  ber  ©tifter, 
^farrfird^en  2C.  im  93i8tl&.  ÜKünfter  I,  9Rünjler 
1885 ;  S)erf.,  S)er  ®au2ermeri!e,  ebb.  1877 ;  ®erf., 
^Beiträge  jur  Slamenfunbc  meftfälOrte,  ebb.  1890 ; 
®erf.,  Sie  ©tabt  9Künfter,  ebb.  1882.)  [SibuS.] 
9tftitfler,  ©ebaftian,  ^ebraijt  unb  ffoSmo- 
grapl^,  Don  feinen  @taubenSgenoffen  ber  beutfd^e 
S5ra  unb  ©trobo  genannt,  marb  1489  ^u  3ngel« 
im  in  ber  ^folj  geboren.  Sr  mürbe  ©d^üler  beS 
ronciScanerS  ff  onrab  ^edicon,  meld^er  im  fflofier 
gu  SRuff  Qd^  über  l^ebräifd^e  Siterotur,  £]^eologie  unb 
oriftotelifd^e  «ßl^üofopl&ie  »orlefungen  ^ielt.  TOit 
^eUican  )og  er  nod^  Tübingen  unb  bilbete  ftd^ 
unter  Sieuc^lin  meiter  im  |)ebräifd^en  ou§,  möl^« 
renb  er  gleid^geitig  unter  Sodann  ©toffler  Don  2tu« 
ftingen  für  matl^emotifd^e  ©tubien  ftd^  begetjlerte. 
Um  ungeprter  fid^  ben  SBiffenjd^ften  mibmen  gu 
fönnen,  trat  er  in  ben  Sf^^onciSconcrorben,  legte 
ober  fpäter  ebenfo  mie  ^eUicon,  burd^  Sutl^erS  fiel^ 
bemogen,  bo8  Snönd^üeib  ab  unb  ging  nod^  ^ei« 
belbera.  9)od^  im  3. 1523  erfd^ien  Don  il^m  ein 
(ebröifd^eS  2Borterbud^  unb  eine  fur^e  bebröifd^e 
®rommatif,  im  3.  1527  aber  Proverbia  Salo- 
monis:  accedit  dialogus  in  commentariolo 
R.  Aben-Ezra,  hebr.-latin.  mit  beigefügter  gram« 
matifd^  Srf lörung  ber  Sßorte,  unb  eine  d^Iböifd^e 
®rammati!,  bereu  er  fid^  mit  Wed^t  in  ber  Sorrebe 
rül^mt,  toeü  fie  bie  erfle  mar.  ^ierburd^  fam  er  in 

go^eS  Snfeben  unb  erhielt  au(§  1529  mit  ©imon 
rpnäuS  einen  Shif  nad^  Sajel.  kleben  mat^>e» 
mattfdden  unb  pl^ilologifd^en  SSorlefungen  foUte  er 
and)  t^eologifd^  "^tttn^  totVl  n  oSbtt  \a.  \A^t;\ 


lederen  nid^t  ftar!  mar,  iDurbe  er  balb  boDon  btS> 
penfirt.  ßr  ftarb  an  ber  ^ft  ben  23.  SKoi  1552. 
Son  feinen  ©d^riften  (DgL  bie  Sibliot^e!  Don  (SeS* 
ner-©imler  621  ff.)  lieben  mir  nur  folgenbe  au8: 
1.  Biblia  hebraica,  charactere  singiüari  apad 
Judaeos  Germanos  in  usu  recepto,  cum  la- 
tina  planeque  nova  translatione  poet  omneü 
omnium  hactenus  ubivis  gentium  editioneB 
evulgata,  et,  quoad  fieri  potuit,  hebndcie 
veritati  conformata :  adjectis  insuper  e  Bab- 
binorum  commentarüs  annotationibns  band 
poenitendis,  pulchre  et  Toces  ambigoas  et 
obscuriora  quaeque  elucidantibus,  Bas.  1534 
ad  1535,  2  voll  in  fol.;  1536,  2  voll  in  4«; 
1546,  2  voU.  in  fol.  Sei  ber  latdnif^n  Ueber« 
fe^ung  fd^to^  er  fid^  fo  Diel  iDie  möglid^  an  ba§ 
^ebröifd^e  Original  be§  Stabbi  3a!ob  93en  S^jpi 
an ;  eS  !ommen  barin  Diele  ^ebraiSmen  Der,  noment« 
lid^  an  ©teilen,  mo  il^m  ber  ©inn  ber  SSorte  bindd 
mar;  bod^  fd^altete  er  in  ^rentl^efen  eines  mb 
ba§  anbere  SBort  ein,  moburd^  ber  ©imi  ber 
©teile  aufgeflört  merben  tonnte,  ober  forgte  bunt 
fleine  Sinfd^altungen  unb  ^ßoropl^rofen  für  baS 
93erftönbni|.  SBenn  er  l^ierbei  eine  gro|e  8md' 
ni|  ber  l^ebroif d^en  ©prad^  Derrot^^  f o  bleibt  auf 
ber  anbem  ©eite  bodd  aud^  rid^tig,  bag  er  bes 
Sommentarien  ber  Siabbinen  oft  gu  Diel  @eltimg 
beilegt  unb  ber  lateinifd^en  ©prad^  ®emalt  on* 
tl^ut.  2.  Compositio  horologionun  in  piano  etc, 
Basileae  1534,  4®;  3.  Organum  uranicmn, 
theoricae  omnium  planetarum  motus,  cano- 
nes  etc.,  Bas.  1536,  fol.  4.  Budimenta  mathe- 
matica  in  duos  libros  digesta,  Bas.  1551,  foL 
5. 9lm  befannteften  ift  feine  megen  gal^lreid^r  ^o^ 
fd^nitt-SUufteationen  (bef.  3.  Auflage,  1550)  noii^ 
^eute  fel^r  mid^tige  SBeltbefd^reibung  gemorben, 
meldte  er  ^uerft  beutf d^  Deröffentlid^te  unter  bemXitri 
^Sodmograp^ei  ober  Sefd^bimg  oller  ZSaäm, 
^errfd^ften,  fümemflen  ©tetten,  (äefd^id^,  (Sc 
bräud^en,  fiantierungen  k,",  }uer{t  Safel  1541, 
bann  öfter.  9Rünfier  überfe|te  boS  SOBerf  felbfl  iirt 
Sateinifd^e,  unb  fo  erfd^ien  e§  1550  gu  Safel; 
au^erbem  gibt  ed  eine  frangöflfd^  Ud^e|imgr 
Safel  1552,  unb  eine  italienAd^,  ebenb.  1558. 
SJlünfter  l^t  bie  Sfhonomie,  ©eogropl^i^  ®n^ 
monil  unb  ÜRatl^matif  nid^t  mefentlid^  meüer  ge- 
förbert,  unb  fein  Serbienft  bejte^t  bt^QB§  vaäic 
barin,  ba|  er  auf  biefe  So>^QI^  bdS  mcn^i^Rtjni 
SBiffenS  bie  Sufmerifamfeit  l^ingdenlt  fj/oL  So* 
gegen  ent^  feine  6o§mogrQ))l^ie  neben  xn^tanlls" 
ri(|tigen  unb  fjkibell^ften  ffi^  K^Q|baie  92ad^ck^ 
ten,  namentlid^  über  S^eutfd^lanb  unb  bte  @4«Ki}. 
(Sgl.  Melch.  Adamus,  Vitae  (}erm.  ^ukM^ 
Ed.  m,  Francof.  1705,  66  sq.;  3.  Swcte, 
ei^ren-tempel  ber  2)eutfd^  ®ele^rfamieit  IngS- 
purg  1747,  137  ff.;  ©d^rJkC^,  i^IId^gei<^  feit 
ber  »eform.  V,  72.  96 ff.;  2.  (Skigar,  ®eji^.  bei 
©tubiumS  ber  l^br.  ©)nrad^  in  ^eutfd^Ionb,  8r(9* 
lau  1870,  74  ^.  90 ;  ^le§,  Seitiage  gor  6ef4 
ber  l^bröif  d^  unb  oramotf  ^  ©täien,  SRäi* 
^1884.  20  ff.)  [8«|.] 


!009 


ÜRünjer. 


2010 


JHbqer,  Xl^omaS,  ein  redoMonärer 
Bäjitoöxmtx  b€d  16.  3ct]^rl^unbert§,  tourbe  um 
L490  §u  Stolberg  am  ^or}  geboren,  ftubirte  ^u 
Sittenberg,  erlangte  bort  bie  SJlagiftenoärbe  unb 
xot  in  ben  geifili^en  @tanb.  Snünjer  geigte  fräl^- 
icitig  eine  fiarle  Abneigung  gegen  ben  ^bel,  maS 
mm  barauS  erdörte,  ba|  fein  SSater  oon  einem 
Biafen  @toIberg  }um  @algen  Derurtl^eUt  Sorben 
eL  9nän}er  ]^a|te  aucfi  bie  fd^oloftifd^e  SHetl^obe 
n  ber  Xl^eologie  unb  ftubirte  mit  befto  größerem 
Eifer  m^ftifd^e  Sd^riften,  Dorgügtid^  bie  Don  fauler 
ntb  äood^im.  2)a  er  fie  nid^t  burc^brang,  lourben 
eine  Segriffe  üermirrt  unb  feine  ßinbilbungSfraf t 
ftri|t;  lierin  ift  toofjii  ber  näd^fte  ®runb  feiner 
Kilb  l^ortretenben  Ueberfpannung  unb  @d^tt)ör- 
nctei  }u  fud^en.  9Rit  btefer  pf eubomt)ftifd^en  9Hd^« 
ung,  bie  fein  ungeftiimer  Sl^arafter  unb  ber  S)rang, 
iutdf  Sl^atfraft  l^erboi^uleud^ten,  nod^  Derfd^Iim- 
iterten,  trat  er  in^3  amtlid^eSeben,  n)urbe5uerft  Sol« 
aborator  in  ^fd^erSIeben,  bann  jtaplan  in  ^alle, 
^ferauf  Selber  5u93raunfd^tt)eig,  1520  erfter  $rebi- 
VX  ku  StoidcLVL  @d^on  in  feiner  %ntritt§rebe  eiferte 
t  f^tx  ftar!  gegen  baS  ^apfttl^um  unb  baS  ff lofter» 
Aen.  3n  ber  gfotge  mu|te  er  bie  @tabt  megen 
>er  ÜRitanfiif tung  ber  bafelbft  auSgebrod^enen  Un« 
uä^  Derlaffen.  2(n  SBittenberg  tt)oQte  il^n  fiutl^er 
ti^  als  Seigrer  anerfennen ;  f o  manbte  ftd^  QJlttnger 
n  bad  l^ufitifd^  aufgeregte  99ö]^men,  fanb  iebod^ 
wtt  ben  ftd^er  gel^offten  ^nflang  feineSmegS;  er 
»erlief  be^l^alb  ^ö^men  unb  toar,  nad^bem  er  eine 
Seitlang  unfiät  uml^ergeirrt  xoax,  fel^r  loobl  ju- 
tieben,  in  bem  furföd^ftfd^en  gledfen  ^Iftebt  al§ 
ßrebiger  ber  neuen  Seigre  angefteQt  p  merben,  mie 
^  benn  aud^  SReland^tl^on  oorl^ölt,  ba|  er  tro^ 
dfet^al^Ierei  mit  3fur(^tiofig!eit  bennod^  ftd^  beim 
htrffirften  oon  @ad^fen  ein  ^^D^eft",  b.  i.  @d^u^ 
lefud^t  l^be.  @d^on  ^u  ^f d^erSleben  unb  f^olle  l^atte 
DUbiger  gegen  ben  ^erjog  Smft,  Sr^bifd^of  oon 
Dtogbeburg,  eine  SSerbinbung  angebettelt,  meldte, 
0  tiienig  93efHmmte§  aud^  über  il^re  S^^^^  be» 
icl^tet  tovth,  bod^  ftd^erlid^  gegen  bie  ftrd^Iid^e  ^uc« 
oritSt  im  Mgemeinen  gerid^tet  toat.  2(n  S^xdan 
wdbonb  er  ftd^  mit  fieuten,  meldte  fid^  für  $ro- 
liefen  ausgaben  unb  bie  ffinbertauf e  oermarfen. 
bin  d^arofterifirte  ftd^  SRünjer  bereits  al§  baS 
toftige  ^aupt  ber  focialen  Sleoolution.  3n  Sil- 
lebt  prebigte  er  tapfer  unb  gemannSulauf;  er 
tflrtrte  fid^  aß  ^ropl^eten,  meld^em  ber  l^eitige  @eift 
Bifionen  eingegeben  l^abe,  mie  fold^eS  aud^  fein 
}lmaab  ®tor$  t)on  fi^  auSfagte.  3m  herein  mit 
einem  @efinnung§genoff  en,  einem  el^emoltgen  Sar* 
ncßten  C^^feri^,  füftete  SRün^er  eine  @e{eQfd^aft, 
DdU^  fi^  oerppiid^tete,  „einanber  beijuftel^ien  unb 
!bi  neued  9teid^  oon  lauter  ^frommen  unb  ^eiligen 
nf  (Erben  gu  errid^ten".  @r  l^ielt  ftd^,  toit  el^emalS 
}k  3firae(iten,  oon  ®ott  berufen,  bie  gottlofen  Sa» 
looniter  (b.  i.  bie  ffatl^olüen)  au§5urotten.  S)em« 
(emä|  gab  QRünger  ben  SRitgltebem  biefer  fog. 
^cifttid^  ®enoffenfd^ft,  bie  ftc^  in  eigene  S3er> 
eid^niffe  eintragen  mußten,  als  ^flid^t  auf,  nötl^i« 
lOifalä  ben  SBeg  ber  Sßerfolgung  unb  ©etoalt 


gegen  bie  „t^einbe  beS  SoangeliumS''  gu  befd^reiten. 
^Äuf  biefem  SSBcge  ging  er  felbft  tapfer  oorauS.  3ln 
ber  @pi^e  einer  gottlofen  Siotte  gog  SRünjer  nad^ 
bem  na^en,  oiel  befud^ten  SBaÜfa^rtSorte  Stalber- 
bad^,  Iie|  bort  aUe  Silber  }ertrümmem  unb  bie 
Äirdjie  atö  eine  „©pelunf  beS  SeufelS"  nieber- 
brennen.  Ungefd^eut  prebigte  er  nun  nad^  9rt  ber 
fpöteren  Sacobiner  bie  @runbfö^e  ber  @Ieid^]^eit 
unb  Srüberlid^feit ;  aUe  t^ürfien,  gleid^oiel  ob  !a« 
tl^olifd^e  ober  ber  neuen  Seigre  ergebene,  müßten 
ftd^  bem  gemeinften  (Sl^riften  gleid^fteUen.  ^ir 
SJlenfd^en,  leierte  SRünger,  ^aben  aUe  einen  gemein« 
famen  93ater  in  9bam ;  mol^er  anberS  fommt  nun 
biefer  Unterfd^ieb  in  ben  Stauben  unb  ben@ütem 
als  oon  ber  SEprannei,  meldte  bie  ®ro^en  in  bie 
33BeIt  eingefül^rt  l^aben  ?  SBofür  feuf jen  toir  in  ber 
^rmut,  wäl^renb  jene  in  ben  Süften  fid^  möljen? 
3n  Sriefcn  an  Obrigfeiten  unb  ©tobte  fogt  er 
runb  ^erauS,  baS@nbe  ber  Unterbrüdfung  ber  fßblttt 
unb  ber3:t)rannei  ber  ©ro^en  fei  gefommen;  er  f^aU 
oon  @ott  bie  @enbung  erbalten,  aUe  SQrannen 
auszurotten  unb  über  bie  IBölfer  red^tfd^affene  Seute 
5U  fefcen ;  baS  Siedet  beS  @d^merteS  fei  bei  ber  ©e» 
mcinoe  unb  nid^t  bei  ben  Surften.  SWünjerS  Stel- 
lung gu  Sutl^er  mar  anfangs  gmeibeutig  unb  f c^me* 
benb,  f 0  ba|  Sutl^er  barüber  unbe^aglid^  mar  unb 
beüagte,  ba|;  2:^omaS  baS  „Seinige"  (Sutl^erS 
Seigre)  einerfeitS  lobe,  anbererfeitS  eS  aber  mieber 
oerad^te.  Sutl^er  „!ann  begl^alb  ben  @eift  beS  $ro« 
pikten  Sl^omaS  nid^t  leiben'';  „er  rebet  i^m  in  un« 
gereimten,  nid^tfd^riftmä^igenSBorten",  „bafeman 
glauben  foUte,  er  (3:]^omaS)  fei  oerrüdt  ober  be« 
raufd^t".  anein  bem  Solfe  gefiel  aWünjerS  fjrei» 
l^eitSeoangelium,  unb  fo  gemann  er  balb  ^nbang. 
2)ie6  erbitterte  Sutl^er  fel^r,  befonberS  ba  IDlünjer 
auf  Sutl^er  ebenfo  f^mä^te  mie  auf  ben  $apft  unb 
bem  IBolfe  laut  fagte,  Sutl^er  f^aht  tool^I  bie  ®e« 
miffen  erlöst  oon  ber  SRad^t  beS  ^apfteS,  l^alte  fie 
aber  unter  bem  3od^e  fleifd^lid^er  gfreil^eit  gefeffelt 
unb  entl^alte  il^nen  bie  gfreil^eit  beS  ®eifteS  oor; 
er  l^abe  ftd^  nur  be^l^alb  gegen  ben  ^ßapft  erl^oben, 
um  ftd^  felbft  an  beffen  Stelle  gu  fe^en ;  aud^  fei 
er  ein  Sd^meid^Ier  ber  gfürften  gemorben.  Sutl^er 
brang  auf  ein  SSerl^ör  SDtiingerS  in  einem  Sd^reiben 
an  ben  fturfürften  griebrid^,  toorin  er  fid^  fel^r  be» 
fd^mert,  ba|  „ber  Satan  ju  Sllftebt"  auf  feinem 
(Sut^erS)  „TOift  p^e  unb  il^n  anbelle".  Sutl^er 
mal^nt  aud^  in  einem  Sd^reiben  an  ben  fRatl^  unb 
bie  ®emeinbe  gu  SRül^H^aufen,  mol^in  9nün}er  fid^ 
5u  begeben  im  Begriffe  ftanb,  oor  „biefem  falfd^en 
@eift  unb  ^ropl^eten  in  Sd^afSfleibem,  ber  in« 
menbig  ein  rei^enber  SBolf "  fei,  auf  ber  §ut  §u 
fein.  Seine  Sefre  ift  il^m  „ein  tott  ffiing",  mie 
icXb  an  ben  Xag  fommen  merbe.  allein  bie  üßübl» 
l^äufer  feierten  ftd^  nid^t  an  fiutl^erS  SBamung,  fon- 
bem  fd^Iugen  ftd^  gu  SRünger.  3e^t  manbte  ftd^ 
fiutl^er  an  bie  föd^fifd^en  gfürften  unb  rietl^  ben« 
felben,  SKünjer  groar  prebigen  gu  laffen,  il^n  aber, 
f obalb  er  bie  f^fauft  erl^ebe,  auS  bem  Sanbe  gu  jagen. 
Um  etmaS  gu  tl^un,  lie^  ihirfürft  Qfriebrid^  SKünger 
nad^  SBeimar  oorlaben ;  l^ier  404  ^dö^  htxSjtÄr.  ^'c 


2011 


ÜRütter-lBcrein  —  ÜRuiS. 


2012 


burc^  Säugncn  auS  bcr  ©d^Iingc.  Snbcfe  warb  c8 
il^m  bo(^  au  enge  in  aiftebt ;  er  trat  eine  Seife 
on,  fom  gen  95afel,  wo  er  mit  DecoIampabiuS 
unb  §ugott)aIbu8  befannt  würbe,  „fd^meifte  burd^ 
Bä^roaUn,  granfen  unb  Sl^üringen,  würbe  öom 
»at^e  öon  ÜKül&Il^aufen  vertrieben,  ju  gulba  in 
ben  I^urm  geworfen  unb  tarn  guiejt  nod^  9lüm« 
berg,  wo  e§  il^m  nid^t  öiel  beffer  ging"  ;  ber  bor« 
tige  ÜRagiftrot  gab  il^m,  el^e  er  fid^  feftfe^en  fonnte, 
ba§  conBÜium  abeundi.  S)od^  erlief  üßün^er 
t)on  ^icr  au§  eine  fulminante  gpiftel  an  Sut^er, 
worin  er  biefem  oorwirft,  er  wolle  il^m  bie  ^anb 
ftiÜl^alten,  „aud^  im  S)rudt  ju  fd^reiben" ;  er  fei  ein 
neuer  ^apft  unb  f diente  feinen  gürften  ftlöfter  unb 
ftird^cn,  baft  fie  aufrieben  feien.  ®abci  crl&ält 
Sut^er  nid^t  bie  feinften  ^räbicate :  Iftod^gelel&rter 
gjube,  auSgef  d^ämter  ÜKönc^,  S)octor  Sügncr,  SBit« 
tenbcrgifd^er  $apft,  Sungfer  9Kartin  2C.  Sut^er 
nannte  biefe  ßpiftcl  bie  ^Sllftebter  gurie"  unb 
forgte  bafür,  bafe  faft  fämmtlid^c  6jemj)Iare  mit 
iBefd^Iag  belegt  unb  Demid^tet  würben.  SBöl^renb 
2utl)cr  bei  Sielen  im  SSolfe  t>txlox,  ftieg  5IJlün3er§ 
Slnfcl^cn  wieber  in  bie  ^'6fit;  er  fcjte  ftd^  jum  awei« 
tenSMal  in  TOül^ll^aufen  feft.  S)te  Sürger,  weld^e 
bie  t)on  einem  Sippen  SKünjerS,  bem  ©d^wörmer 
Pfeiffer,  angefül^rten  ^öbell^aufen  jurüdCwcrfen 
foOten,  gingen  felbft  au  biefen  über;  ber  Siatl^  mu|te 
capituliren  unb  ÜKümer  gewäl^ren  laffcn,  f  ogor  öer« 
fpred^en,  ol^ne  ber  Semeinbe  SBiffen  unb  SßiEen 
nid^t§  a^  rid^ten  unb  au  fd^Ud^ten.  ^uf  SniinaerS 
Setrieb  würbe  1525  in  SRü^D^aufen  ber  alte 
SRatl^  ah'  unb  ein  neuer  eingefcjt.  9Ba8  bem 
rollen  Raufen  am  beften  gefiel,  war  bie  3bee 
ber  (Sütergemeinfd^aft,  weld^e  TOünaer  prebigte, 
unb  weld^e  nunmel^r  jur  SBirflid^feit  werben  foUtc. 
2Bie  aber  9Rünaer  biefelbe  öerftanb,  aeigte  er  balb: 
er  aog  bie  ffloftergüter  ein  unb  bel^ielt  für  fid^ 
felbft  ba§  fflefte,  a«  93.  ben  reid^en  Sol^anniter« 
^of.  Pfeiffer,  ein  auSgefprungener  W6nä),  oer» 
einigte  feine  §orben  mit  bem  ^Inl^ange  ÜKün- 
aerS ;  öorl^er  aber  ftattetc  er  mit  feinem  Raufen 
bem  naiven  Std^§fclbe  einen  röuberifd^en  93efud^  ab, 

Silünberte  unb  acrftörte  ftird^en  unb  fflöfter,  öer« 
agte  ober  ergriff  „bie  Pfaffen  unb  ©bclleute"  unb 
!am  bann  mit  reid^er  Seute  belaben  nad^  Tlnf^U 
l^aufen.  ®ieObrigfeit  war  öertrieben,  bie  (Sewalt 
in  ben  ^änben  ber  SReuterer.  @erabe  langte  aud^ 
bie  92a^rid^t  an,  ba|  in  thronten  unb  Bä^xoaitn 
ber  9lufru]^r  im  beften  (Sänge  fei,  bafe  öon  40000 
aSauem  bereits  über  100  ©d^löffer  unb  öiele  Älö« 
fter  geplünbcrt  unb  aerftört  worben  feien.  S)iefe 
mad^tc  bem  fanatifd^en  SKünacr  3Rnti).  6r  fam» 
meltc  feine  Slnl^önger  in  Qfranfenl^aufen  unb  aWü^I« 
l^aufen,  fiangcnfalaa  unb  Sennftebt,  f  owie  bie  93erg« 
leute  im  9Kan§felbifd^en,  unb  rüftete  fie  eilig  aum 
ffriege.  ßnblid^  fd^lojfcn  mel()rere  aunöd^fi  bebrol^te 
Surften,  ber  ffurfürft  Sol^ann  unb  §craog  ®eorg 
Don  Sad^fcn,  ber  Sanbgraf  ^l^iltpp  öon  Reffen 
unb  ber  §craog  §einri^  öon  ©raunfd^weig  ein 
93ünbnife  unb  traten  mit  einer  nid^t  fel^r  ftarfen 
S^ad^t  bon  f^u^oolf  unb  Sieiterei  ben  ^ufrül^rem 


entgegen,  bie,  8000  SWann  flarf,  eine  f el^r  öort^« 
l^afte  Stellung  auf  einer  Slnl^öJ^e  bei  gfranfenl^ufen 
eingenommen  l^atten,  aber  mit  ®efd^ü^  unb  9Rn* 
nition  f d^led^t  Derforgt  waren.  9lod^  einmal  na» 
fud^ten  bie  ^nfül^rer  ber  f ürfUid^en  Gruppen  axA 
3Ritleib  gegen  ba§  oerfül^rte  SSoÜ  ben  Sßeg  ber  ®üle 
unb  boten  il^nen  ®nabe  an,  mofem  nur  Wmya 
unb  bie  SiöbelSfü^rer  ausgeliefert  würben.  Mein 
SJiünaer  fanatiftrte  feine  ©d^lad^topfer  auf 8  9Jeuc 
burd^  eine  wüt^enbe  Slnrebe  unb  t>ei{)xti  ^(nen 
einen  DoUftönbigen  Sieg;  fein  feinbUd^  ®ef(^| 
werbe  il^nen  fd^aben,  er  werbe  alle  ©efd^offe  mit 
feinem  9Iermel  auffangen!  6in  eben  am  ^immel 
erfd^einenber  Siegenbogen  warb  Don  ÜRünaer  oü 
baS  ftd^ere  ^immelSaeid^en  angegeben,  ba|  mm 
loSgefd^lagen  werben  muffe.  Ol^nel^in  ^atte  fid^ 
9)iünaer  burd^  bie  @rmorbung  eines  @belfnatai, 
weld^en  bie  t^ürften  an  bie  Sauem  gefanbt  l^otten, 
ieben  friebli^en  Ausweg  abgefd^nitten.  SHe  ^uf« 
rül^rer  gingen  am  15.  ^ai  1525  unter  bem  ähife 
„ jfomm,  l^eiliger  ©eift !''  in^S  Sd^Iad^tgetümmel 
meierten  fid^  a^^  l^rtnödFig,  würben  aber  fo  üöOig 
gefd^lagen,  ba^  i^r  SSerluft  5000—7000  a»mm 
betrug.  SRünaer  flob  nad^  t^ranfenl^oufen  unb  Der» 
ftedfte  fid^  in  einer  99obenIammer,  warb  aber  entbedt, 
in  Unterfud^ung  genommen  unb  nad^  ^elbnmgen 
gebrad^t.  ^ier  gab  er  auf  ber  fjfolter  feine  9Ritt)er> 
fd^worenen  an.  2)arauf  warb  er  in^S  Säger  no^ 
ÜKül^D^aufen  abgefül^rt  unb  nebfi  Pfeiffer  unb  24 
anberen  StebeQen  entl^auptet.  3nt  Anfang  feiner 
@efangenfd^aft  aeigte  pd^  SJhtnaer  nod^  tro^ig; 
fpäter  aber  geftanb  er  reuig  feine  f^teDeltl^teo, 
legte  nad^  fatl^olifd^em  SRituS  bie  SSeid^t  ab  unb 
empfing  baS  Slbenbmal^l  unter  Siner  ©eflalt  %if 
bem  Eingänge  aum  Sd^aff ot  befiel  il^n  ein  f o  gro^ 
Sd^reden,  ba^  er  baS  apoftolif  d^e  ©laubenSbdemit^ 
ni|  nid^t  mel^r  aUein  beten  tonnte,  fonbem  bagbec 
f)eraog  Don  Sraunfd^weig  eS  il^m  Dorbetete.  Olit 
bem  2:obe  üßünaerS  erlofd^  in  2)eutf d^lanb  bie  dob 
i^m  l^erftammenbe  Secte  ber  SBiebertoufer  nid^ 
eine  Secte,  bie  wegen  il^reS  gewalttl^tigen,  blut* 
bürftigen  Sl^arafterS  bei  ff atboliten  unb  ^teßan- 
ten  gleid^  Derl^a^t  geworben  war;  gum  ®lüd  1^ 
fte  jiebo(|  in  fpöterer  3^it  tro|  i^reS  fteigenben 
Sßad^Stl^umS  nid^t  mel^r  wie  früher  ben  furd^ren 
Sinflu^  auf  baS  politifd^e  fieben,  beffen  Ssifhii) 
burd^  bie  anabaptiftifd^en  älafereien  im  Snfoi^ 
förmlid^  bebrol^t  war.  (SSgl.Strobel,  Seben,  Si^» 
ten  unb  Seigren  S^omä  SDWinJerS,  9iümberg  1795; 
S.  D.  iBacato,  anün^erS  &^arafter  unb  S^idff^i 
§alle  unb  Seipaig  1812 ;  Seibemomi,  %f^.  9Ruii)er, 
eine  SBiograpl^ie,  3)re8benunb  Seipa- 1842;  3)ttf. 
ßnbe  beS  SauemfriegeS  in  Sl^ürtngen,  in  ben 
5Reuen  ÜKittl^.  b.  Il^ür.  fäd^f.  SSereinS  XH;  %.% 
^olal^aufen  in  31.  Sd^mibtS  §iflor.  3eitfd^.  IV; 
OKarj,  %\i,  gjiünaer  unb  §einrid&  Pfeifer,  (Söt» 
tingen  1889.)  [S)üd. 

^tttUt'^itdUj  f.  IBereinSwefen. 

fSnte,  Simeon  (ÜRorotte)  be,  ein  ge* 
fd^ö^ter  gjeget  unb  ^rofeffor  be«  ^ebröifd^  jn 
^ariS,  war  geboren  ju  Orleans  im  3-  1587, 


2018 


2Jlun!acj  —  SMufloj. 


2014 


umrbe  Sotionicud  unb  Srd^ibiocon  ^u  SoiffonS 
imb  erl^It  1614,  otö  9iad^f  olger  SapetS  {],  b.  3(rt.). 
ben  Sel^rftul^l  ber  orientaiif^^  @prad^en  an  ber 
Sorbonne.  SBeitere  ßinjell^eiten  au§  feinem  fieben 
finb  ni^t  befonnt;  er  ftarb  im  %  1644.  9)tU 
oem  Sobe,  tteld^ed  bie  Don  %  XarinuS  üerfogte 
(Srobfd^  tl^m  fpenbet  (f.  bief elbe  in  ber  fiömener 
SuSgobe  {eined  $faImencommentar§  p.  TU),  ftim» 
men  bie  nieiften  SBiograpl^en  überein.  S)e  9Rui§' 
ttrid^gfted  SBerl  ift  ein  Kommentar  ^u  ben  $fal" 
men,  ber  )uerf}  1630  }u  $ariS  in  2  Sönben,  bann 
ttieberum  1650  als  erfier  iBonb  ber  @e{mnmt- 
iDcrfe  erfd^ien;  otö  SSororbeit  bagu  l^otte  er  fd^on 
1620  einen  breifad^en  robbinif^en  Sommentor 

Kl  19.  $falm  unb  1625  einen  Sommentar  p 
50  erjien  ^falmen  l^anSgegeben.  S)ie  befte^ 
ober  giemlid^  f eltene  SluSgabe  be8  großen  ^folmen« 
commentarS  ift  bie  Don  $aquot  beforgte  Somener 
unter  bem  Xitel  Simeonis  de  Muis  Commen- 
tarioB  literalis  et  historicus  in  omnes  psalmos 
DftYidis  et  selecta  Veteris  Testamenti  can- 
tiea,  ad  editionem  optimam  Parisiensem  a. 
1650  recusus,  I  et  II,  Lovanii  1770.  @ie 
cntl^&It  gugleid^  einzelne  3u{ä^e  Don  93offuet  ^u  ben 
Sfatmen,  eine  2)iffertQtton  jum  21.  ^{alm  unb 
cme  Sorrebe  Don  bemfelben,  f  otoie  Derfd^iebene,  auf 
bei  SerfafferS  Sob  be^äglid^e  2)0€umente,  Sriefe 
vnb  Sel^nlid^ed.  S)ie  gange  Anlage  beS  Sommen» 
lord  ift  d^rafteri^fd^  für  bie  Stellung,  meldte 
bc  SRuiS  }um  l^ebröifclien  Urtext  be§  ^tten  Sefto» 
nenti  einnimmt,  eine  SteOung,  toeld^e  aud^  in 
feinem  Streite  mit  3.  9norinu§  gu  Soge  trat. 
S>er  fog.  maforet^ifd^e  Sle^t  gilt  i|m  atö  aBetn 
listig;  be^l^alb  fd^ä^t  er  ben  IBuIgatateit  gering 
Vüb  9Ölt  bie  Ueberf e^ung  beS  1^1.  f)ieront)mu§  au§ 
bem  Urtext  für  Diel  rid^tiger,  aber  bod^  nod^  ^ier 
viib  ba  Derbefferunggbebürftig.  2)te  SSerbefferung 
foü  feine  eigene  Ueberfe|ung  liefern.  2)ement« 
med^enb  ftnb  il^  für  bie  Srflörung  aud^  bie 
KirddenDöter  meniger  ma^gebenb  al§  bie  rabbini» 
\fyn  Kommentatoren :  l^ier  liegt,  toie  f d^on  Salmet 
iemerft,  bie  Qä^toäqt  feinet  SommentarS,  unb 
bol^  ftommt  aud^  ba§  abfpred^enbe  Urtl^eil  91. 
6imon'8  (Histoire  crit.  du  V.  T.  425) ,  bafe 
Ue  (Irflörung  mand^eS  entl^alte,  moburd^  fte  Iang> 
MUig  merbe.  2)ie^  berüdfftd^tigt,  bleibt  inbeffen 
teßel^,  ia%  boS  Sob,  loeld^eS  nid^t  nur  ftatl^o» 
Bfen,  Arie  Soffuet,  fonbem  aud^  ^nber§glöubige, 
}.  S.  3.  tBu|torf,  bem  Sommentar  fpenben,  ein 
lool^IberbienteS  ifl  f^freili^  lann  bie  neuere  bibUf d^e 
Xq^fritil  i^m  in  ber  SBertl^fd^ö^ung  beS  mafo- 
teü^ifd^  Xeited  nid^t  beipflid^ten ,  tro^  feiner 
ABsertio  veritatis  hebraicae  adversus  exer- 
dtationes  ecclesiasticas  in  utromque  Sama- 
ritanorom  Pentateuchum  J.  Morini  (Paris. 
1631),  ber  Assertio  veritatis  hebraicae  altera 
(Paris.  1634)  unb  ber  Castigatio  animadver- 
nonum  Jo.  Morini  in  censuram  exercitatio- 
mim  eccl.  ad  Pentateuchum  Samaritanum, 
nve  Hebraicae  veritatis  assertio  tertia  (Pa- 
ris. 1639),  n>eld^e  bie  9(nttt)ort  auf  bie  ent- 


fpred^enben  ©d^riften  beS  3.  aWorinuS  (f.  b.  9lrt.) 
maren.  2)er  9hi^enbiefer  @d^riften befte^t  ^öd^ftenS 
barin,  ju  »eit  gel^enbe  Sebauptungen  beS  3.  SWori« 
nu8  berid^tigt  gu  l^aben.  «18  gfrüd^te  feiner  raBbini« 
jd^en  @tubien  mögen  nod^  enoöl^nt  merben  feine 
Ausgabe  Don  B.  Davidis  Kimchi  Commentarius 
in  Malachiam,  hebr.  et  lat.,  Paris.  1618,  femer 
Specimen  variorum  sacrorum,  Paris.  1634 
(aud^  abgebrudft  unter  bem  Slitel  Varia  sacra 
variis  e  rabbinis  contexta  in  Tractatumn 
biblicorum  vol.  11  sive  Criticorum  sacror. 
Vn,  Francof.  ad  M.  1695,  391—538);  enb- 
lid^  bie  Annotationes  in  psalm.  XXXIY ,  in  ben 
Institut.  Hebraic.  Don  ScHarmin  (1622).  ®ie 
fd^on  oben  erttmbnte  (SefammtauSgabe  feiner  äBerf  e 
erfd^icn  ju  ^ariS  1650,  beforgt  burdb  61.  b'?lu» 
Dergne.  (IBgl.  Niceron,  Memoires  XXXII,  332 
ä  337;  B.  Simon,  Histoire  critique  du  Vieux 
Testam.,  N.  ed.  Botterdam  1685,  425  et  470; 
Nouv.  Bibliogr.  gener.  XXXVI,  868;  Hurter, 
Nomencl.  Ht.  I,  804  s.)  [91.  gffer.] 

9tititiUiQ,  iBiStl^um,  f.  @ran  V,  1011  f. 

fBnno},  aegibiuS,  ein  ©egenpapft  unter 
bem  92amen  glemenS  Vm.  (1424—1429).  3n- 
folge  ber  im  SoncU  Don  ffonftan^  am  11.  9{o« 
Dember  1417  Dorgenommenen  Sßaj^I  be§  $a))fie§ 
ÜKartin  V.  batte  bie  ffird^e  mieber  ein  unbejtoeif el» 
bar  red^tmö^ige§  Oberl^aupt;  bemungead^tet  ful^r 
^etruS  be  Suna  fort,  auf  bem  @(bIoffe  }u  $eni« 
fcola  für  einen  Ileinen  JheiS  Don  Slnl^öngem  ben 
^opft  2u  fpielen.  3loä)  in  feinen  legten  Seben^ 
tagen  (geft.  SloDember  1424)  ernannte  er  Dier  Kar« 
binöle,  bamit  fie  nad^  feinem  %oh  einen  neuen 
^apft  tt)öblen  lönnten ;  brei  Don  biefen  möl^Iten 
mit  3n[timmung  be§  JtönigS  9lIfon§  Don  Slragon, 
ber  bem  ^apfte  TOartin  V.  jümte,  njcil  biefer  feine 
9lnfprüd^e  auf  Tleapel  nid^t  anerfannt  l^atte,  ben 
SanonicuS  Don  ^Barcelona  9[egibiu§  iDlufio^  ^um 
©egenpapft  (ßlemenS  VlII.,  nid^t  ju  Derwed^feln 
mit  bem  red^tmö^igen  ^(ip\i  SIemenS  VIU.)^  luöl^- 
renb  ber  Dierte  Sarbinal  ftd^  gar  einen  eigenen 
$apft  (Senebict  XTV.)  ernannte.  ®er  fog.  93ene« 
biet  XIV.  tourbe  bis  jum  3abte  1429  gar  nid^t 
befannt  unb  Derfd^manb,  a(d  ibn  fein  SBöl^Ier  be» 
fannt  mad^te,  ol^ne  einen  9lnl^änger  ju  finben,  fo« 
gleid^  au§  ber  ©efd^id^te ;  SRufSo)  bagegcn  ^atte 
bie  protection  be§  JtönigS  Don  9lragon  für  ftd^, 
ber  allen  feinen  Untert^anen  bei  ©träfe  ber  ®üter« 
confiScation  bie  ©emeinfd^aft  mit  SKartin  V.  Der« 
bot.  S)em)uf  olge  mirtbf  d^af  tete  SRunog  in  ber  3Beif  e 
be  Suna'S  auf  bem  IBaticane  ju  ipefiifcola  fort, 
ernannte  Sarbinöle  unb  fyiüt  gleid^  nad^  feiner 
eingebilbeten  Sr^ebung  auf  ben  papftlid^en  @tubl 
fiegaten  auf  baS  Don  SKarttn  V.  berufene  ßoncil 
5U  @iena  abgefanbt,  meldte  ein  neues  @cf)iSma 
anfad^en  foQten.  @o  fd^Ieppte  fid^  baS  fog.  $apft« 
tbum  beS  9)htnos  biS  jum  Saläre  1429  ^in ;  ba 
gelang  eS  enblid^  ben  Semübungen  beS  SarbinalS 
Don  t^ois,  ben  ff önig  Don  Slragon  mit  ^ßapft  SJlar« 
tin  V.  auSguföl^nen,  unb  bie|  l^atte  bie  93eenbi« 
gung  ber  $apft«3farce  )ur  t)foIge.  ÜRuno)  entfagte 


2015 


ÜRuratori 


2016 


t)or  bem  Sorbinal  Don  gfots  am  26.  2tult  1429 
aflen  päpftlidftcn  3lnfpräd^en,  unb  cbcnfo  Iciftctcn 
feine  garbinäle  anf  i^re  3Bürben  aSerjid^t.  ©afür 
erl^ielt  TOunoj  ba§  Stetl^um  ÜKttjorcQ,  unb  91I- 
fonjo  be  fflorgia,  einer  feiner  Slnl^änger,  weld^er 
Diel  bagu  beigetragen,  bal  SRuno^  feine  angemalte 
SBürbe  aufgab,  ba§  9i§tl^um  SSalenda.  Sine  gleid^ 
barauf  Dom  ßarbinallegaten  öon  gfo^S  8"  3^^' 
tofa  abgel^altene  S^nobe  befeitigte  bie  möl^renb 
beS  @d^i8ma§  entftanbcncn  2Ki|bräud^e  unb  Un« 
orbnungen.  (Sgl  Mansi  XXVm,  1117  sq.; 
Eaynald  ad  a.  1423,  n.  7.  10;  a.  1424,  n.  2; 
a.  1425,  n.  4 ;  1427,  n.  22 ;  1429,  n.  1. 2.  4. 6; 
©ef cle,  gonc.-® ef d^.  VII,  396, 41 7  f.)  [Sd^röbl.] 
9tittafoti,  Submig^nton,  ^ibliotl^efar in 
ajlobena,  einer  ber  größten  ©elel^rten  feines  3a^r« 
l^unbertS,  mürbe  ben  21.  Odober  1672  )uSignoIe§ 
im  (Sebiete  üon  SRobena  geboren.  6r  mad&te  feine 
erftcn  ©tubicn  bei  ben  3efuiten  unb  erl^ielt  feine 
weitere  93ilbung  auf  ber  Uniöerfttöt  feiner  SBater« 
ftabt.  9leben  oerf (i^iebenen  SBiffenfd^aften,  in  benen 
er  fid^  auSbilbete,  rid^tete  er  auf  bie  ©efd^id^te 
üorjüglid^  feine  9Jufmerffam!eit.  ©d^on  oor  öollen« 
betem  22.  Saläre  l^atte  er  ftd^  einen  fold^en  9^]^m 
ber  ©elel^rf  amfeit  ertoorben,  ba|  er  öon  bem  ®rafen 
ftarl  fflorromeo  nad^  5IJlaiIanb  berufen  würbe,  um 
bort  bie  Sluffid^t  über  bie  berül^mte  ambroftanifd^e 
Sibliotl^e!  ju  fül^ren  (1694).  «uS  ben  reid^l^al« 
tigen  nod^  ungebrudHen  @d^ö^en  berfelben  gab  er 
l^erauS  Anecdota  ex  Ambrosianae  bibliothecae 
codicibus,  I— H,  Mediol.  1697—1698;  HI  ad 
rv,  Patav.  1713.  ®er  ^erjog  Wainolb  I.  Don 
SDlobena  rief  il^n  im  3. 1700  rtad^  SKobena  ju« 
rüd  unb  übertrug  il^m  bie  ©teile  eines  Slrd^idarS 
unb  fflibliotlftefarS.  3n  biefem  9lmte  »erlebte  er 
ein  l^albeS  Sal^rl^unbert,  toäl^renb  beffen  er  aud^ 
$riefter  unb  $ropft  5U  Santa  SJlaria  bella  $om* 
po\a  tourbe.  3ucrft  gab  er  ba§  für  bie  italie» 
nifd^e  Siteraturgefd^id^te  nid^t  unwid^tige  SBerf 
Della  perfetta  poesia  italiana,  Modena  1706, 
l^erauS.  S)arauf  erf d^ien  feine  öielbefprod^ene  ©d^rift 
De  ingeniorum  moderatione  in  Beligionis  ne- 
gotio,  Paris.  1714,  Col.  1716,  Francof.  1716, 
Aug.  Vind.  1779,  im  3ntereffe  bcS  ^ermefianiS» 
mu§  beutfd^  l^erauSgegeben  unter  bem  Sitel:  Sub» 
»ig  9lnton  ÜKuratori  über  ben  redeten  ©ebraud^ 
ber  SSemunft  in  ©od^en  ber  SReligion,  öon  Dr. 
Siunbe  unb  Dr.  Sraun,  ßoblens  1837  (bamit 
ftel^t  in  SSerbinbung  3.  SB.  ©raun,  gl^renrettung 
8.  %  TOuratori'S  burd^  »enebict  XIV.,  Srier 
1838).  3n  biefem  93ud^e  fud^t  5!Kuratori  ju  jcigen, 
ba^  unb  toie  weit  bie  fjjfreil^eit  be§  S)en!enS  in 
©ad^en  ber  SReligion  ftattl^abe.  Sluffel^en  mad^ten 
feine  Se]^aut)tungen  über  einige  ?Punfte  be§  fatl^o» 
iifd^en  ®(aubcn§  unb  SebenS,  5.  93.  über  bie  un« 
befledtte  @mt)fängni6  ÜKariä,  über  bie  ^eiligen» 
öerel^rung  u.  a.  m.  9le]^nlid^en  3n]&alt8  waren  feine 
©d^riftcn  Della  regolata  divozione  de'  Cri- 
stiani,  Ven.  1723;  De  superstitione  yitanda, 
Mediol.  1742.  S)icfe  93üd^er  riefen  jal^Ireid^e  9ln= 
griffe  gegen  il^n  ^ett)ot  •,  Wt^wÖitö^x^^SÄ^^^^!^^^^^ 


Iie|  er  unter  bem  Flamen  ^ferbinanb  SelbeftuS  er> 
fd^einen.  3m  %  1708  brad^  ein  Streit  jwif^es 
bem  Jhrd^nftaat  unb  bem  ^ergog  t)on  SRoboa 
über  ben  99eft|  ber  ©tabt  Somacd^io  ouS,  in  tod« 
d^em  SRuratori  au§  S)ocumenten  baS  Siedet  feines 
^erjogS  unb  be§  rbmifd^en  JfoiferS  gegen  @ele^ 
wie  gfontanini,  3accctgni  unb  9I6ani  nad^}n)Deifen 
fud^te.  S)a  er  l^ierbei  Don  feinem  C^erjoge  ben  Sttf* 
trag  erl^ielt,  bie  ®efd^id^te  be§  &aufed  ffle  fn 
fd^reiben,  ftenteerbieumfoffenbftenunterfudjimgen 
in  ben  Slrd^iben  unb  IBibliotl^elen  StoIienS  an. 
®ie  fRefultate  biefer  Qforfd&ungen ,  bei  benen  et 
aud^  wegen  ber  SSerwanbtfd^ft  ber  Käufer  Sße 
unb  Sraunfd^weig  mit  fieip^iger  ®eld^rten  in 
93riefwed^fel  getreten  war  (1715),  Dcröffentlid^ 
er  in  bem  3Ber!e  Della  antichita  Estensi,  2  yoL, 
Mut.  1717—1740.  SBeü  er  in  biefem  SOSerfe  Mc 
3[nf))rüd^e  be§  f^aufed  Sfie  auf  ben  Seft(  m 
gferrara  unb  (Somacd^io  nad^^umeifen  fud^,  e^ 
regte  er  in  !Rom  einige  Unsufriebenl^eit.  Simn 
unDergänglid^en  9tamen  aber  begrflnbete  fid^Stu* 
ratori  burd^  bie  großartigen  sufammen^ongenben 
SBerfe,  in  weld^en  er  bie  ® ef d^id^te  Don  3talien  ime 
fein  anberer  Dor  il^mbearbeitete.  Sr  gab  nömlid^  eise 
große  ©ammlung  ber  ®efd^id^tdquenen  3toßenSim 
SOtittelalter  l^erauS  (Reniin  italicarum  Scriptores 
ab  a.  500  ad  1500,  28  voll.,  Mediol.  1723  ad 
1751),  weld^e  für  bie  ®efd^id^te  StalienS  Don  be^ 
felben  Sebeutung  ift,  wie  bie  Monmnenta  Qa^ 
mamaefiirbie@efd^id^teDon2)eutfd^Ianb.  Ski  in 
biefen  Scriptores  aud^  bie  Siogropl^ien  ber  $öppe 
aufgenommen  finb,  f 0  leud^tet  ein,  weld^  ffia^ 
baS  äBerl  aud^  für  bie  ftird^engefd^id^te  1^  ^ 
mit  l^angen  ^ufammen  bie  i^tiquitates  itali- 
cae  medii  aevi,  6  voll.,  Mediol.  1739—1743, 

17  voll.,  Arezzo  1777—1780,  meldbe  DO« 
©in!en  be§  römifd^en  Sleid^S  gleid^fons  bis  jsin 
3a]&re  1500  fid^  erftreden.  3m  britten  Sanbe  bej> 
felben  ift  baS  merlwürbige  ©d^riftftüd  Deröffent* 
lid^t,  wetd^eS  unter  bem  dlamtn  „Slhtratorifd^ 
gfragment"  ober  „SJhiratorifd^er  Kanon*'  fürte 
biblifc^e  Sinleitung^wiffenfc^aft  Don  fo  gro|er 
SBebeutung  geworben  ift  unb  ungegöl^Ite  Unter* 
f ud^ungen  l^erDorgeruf en  l^at  (f.  j^oulen,  Sinleit  in 
bie  1^1.  ©d^rift,  3.  «ufl.,  gfreib.  i.  93.,  1890, 34ff.). 
f)ieran  f  d^Ue^en  ftd^  bie  unf  d^ö^baren,  mit  ^ounenS* 
wertl^em  Sfleige  bearbeiteten  Annali  d'Iti^  dal 
principio  dell'  era  Tolgare  sino  all'  auio 
1749,  12  voll.,  Mediol.  1744—1749;  mit  3^« 
fä^cn,  17  voll.,  1753—1756;  in  neuer  «nSgä?, 

18  voll.,  1818-1821 ;  in  beutfd&er  Meberf&g 
Don  »aubi§,  993be.,  Seipjig  1745—1750.  »» 
feinen  weiteren  ©d^riften,  bie  beinal^e  die  S'Ofi^t 
beS  menf  d^Iid&en  SBiffenS  umfaffen,  finb  gu  nennen: 
Anecdota  graeca,  Patav.  1709;  Novus  tiie- 
eaurus  veterum  inscriptionum,  4  toIL,  Mel 
1739— 1742,  Lips.  1745,  Venet.  1780;  Lite- 
gia  Rom.  vetus.,  2  voll.,  Venet.  1748.  Sei« 
gefammelten  SBerfe  erfd^ienen  ^rej^o  1767  bö 
1780, 36  fflbe.,  SSenebig  1790— 1810  in  4891». 
^ap[t  Senebict  XIV.,  weld&er  bie  grofeoi  Sk» 


2017 


mutet  —  TOuil. 


blenfk  SRumtDtf«  onnbrnnte,  d(^ttte  untei  bem 
IS.  StptaiAtt  1748  an  i^n  rin  (eruliigtnbee 
S^ttüm  in  Slnbttrai^t  bcrf^tbtnn  Vtigiifft, 
mmÜ^  CT  M  but^  feint  Sänften  jUQqoeen  ^atti. 
Scr  ^fl  V^titb  i^m:  SBoS  Don  feinen  fBatra 
in  Knit  ni^t  gefoHm  ^üe,  Üqie^  flc^  auf  bit 
ndäiil^  ShntHtictioit  btS  rSmifi^  $a)ißeS  in 
fchiai  Staaten,  ba  man  bort  anbeten  1(bmci|>ten 
fotgt  anb  man^t  feiner  ^otoufifekungen  unb  facta 
füi  mtrii^  sSlten.  SBftren  biefelben  Sünee  uon 
ttwtn  Snbon  in  feine  SBnh  aufgenommen  mof 
btH,  fo  l^tttn  bie  Itctieffenben  SongtesoÜDnen  in 
Slinn  Ikuun  Slnponb  gniommen,  fie  )u  berbieten. 
&|ttnl  fei  bei  i^  ni^t  flef^lc^,  ba  bie  3u' 
nttguns,  mcl^  man  in  Slom  p  SRutatori  ^e, 
ItffntQi^  btfannt  fei,  Qlet^mte  bie  Sd^tung,  bie 
Imc  Xdente  unb  jfetmtnijfe,  mie  in  bei  ganzen 
WBdt,  fo  inStnn  einßStten.  2hi  bemfetben  3a^ 
(27.  Sugu^  1748)  fAiieb  i^m  (Sangantlli,  na^- 
noll  Sßa)iß  eitmenSXIV.,  bamalS  eonlullor  bei 
ba  CtnigRgation  bei  ^ligen  ^nquifititm,  einen 
fc^anerltnnenbtn%rief.  erf(!(|ie^t:  *3ßa8mt(^ 
betrifft,  fo  mflibc  i^  mi«^  auf  immer  glSiflic^  pm» 
fcH,  wenn  i^  auf  iigtnb  eint  SQrift  bogu  beitragm 
tSnittt,  <£u4  (BntqtiQleü  ntticrfa^n  m  la^m 
■nb  bet  SBe^oIgimg  ein  3tel  1»  {c|(n,  bie  man 
eraen  Su4  übt,  ba  (3  boi^  auf  bei  S^ell  leinen 
SRann  gibt,  bet  unfete  ^eilige  StcUgton  mit  glei- 
tet Stürbe  Ute  3t)t  oert^eibigl.  Sei  ^a^  bet 
Sbeiglibibigen  ift  ferner  )u  ertragen.  Wan  taxat 
fte  ouf  leine  Sieife  übetgeugen,  —  ba  fie  alle 
Sbcra,  bie  i^en  burc^  ben  Hop]  Qt1)tn,  für  un* 
tnnpbllu^e  SiDQmen  balten."  Snuiatort  ftarb  am 
23.  Stonüar  1750.  ®ein  Beben  bcfi^iieb  fein 
9tef^  StaniSoIi  Snuioton:  Vita  di  Ludovico 
Ktmtori,  V enezia  1756;  eine  anbm  $iogia- 
M^  ifl  von  Sloqfiufi  99ienna  gefc^tben  unb  fte^t 
bei  E^broniua,  Yitae  Italorum  doctrina  ex- 
«eÜentiani  X,  89  sq.  ßine  lefenSnert^t  !Bio- 
gtatibie  con  gi.  Sleina  ftebt  Uor  bei  neuen  %u8* 
gäbe  feiner  Annali  d'Italia.  (ESgl.  Troya,  Studi 
intomo  sgli  Annali  d'Italia  del  Uoratori, 
Kapoli  1877.)  [@nmS  0.  S.  B.] 

9btm,  ^etniic^,  0.  Carth.,  ^iftoritei, 
taäx  1586  ju  Saben  im  %atgau  gebaten,  \tu* 
birta  in  ben  SefuitencoQegien  ju  fiujern  unb  ^mn- 
tntt,  fpötti  an  bei  Soiboitne  ju  $ari3,  trat  im  % 
1614  in  btn  Raitl^ufnoiben,  nuibe  bann  $id' 
(itratDt  im  Aloflei  gu  3ttingtn  im  S^buigau  unb 
Patb  1638.  SSon  SBebeutung  ift  fein  äBcif  Hei- ' 
Tstw  SoDcta  sen  ParadiBue  8aactoniin  Hel- 
Tetia«flonmi.  S)a8ftlbt  tif(^ien  erfl  1 0  3af|re  nac^ 
fetnon  Xobc  gu  Sujem  (in  golio  mit  40  jfupfem), 
fptor  ju  @t.  Sauen  (1751,  o^ne  flu^fet).  ßS 
«it^  bie  fitbtnBgefi^i^te  allet  ^eiligen  unb 
Seligen  beO  S^meigeilanbcS.  3SaS  er  in  ben  ibm 
gug&ngliti^  Cluellen  fanb  unb  mal  an  Uebet» 
liqnungen  t^  befonnt  mürbe,  ^at  DJtuier  fleißig 
ttfnnnneit;  Mtifdie  ©i^lung  mangelt  aÜerbingS. 
SttirtT  ^interlieg  aufinbem  umfangreittie  Slanu- 
foilrtc  über  bie  (Sef^c^te  ber  Sif^äfe  Don  Pon> 

«minildrtrDn.  TIIL   2.  Run. 


ftanj,  g^ur  unb  Sitten,  fonie  Ober  eine  Stet^  »im 

ft^raetjerifd^en  fflbflern.  ffiiefe  fconbfd&tiften  be- 
finden \\d)  je^l  in  ber  AantonSbibliotbcf  }u  gfrouen' 
felb.  (SBgl.  Seu,  pttvtt  Sejiton  Xfl,  Sfliid^  1757, 
576.  unb  iOIuÜntn,  ^biomue  einn  f^beiiei. 
^iftorio^rop^ie.  «mi  1874,  73.)    [«.aHa?«.] 

^itri,  c^enialige  füiftlid^  SenebicHntmbtci 
im  ffanlon  Slargau,  feit  1645  nai$  ISritS  bei 
%Djen  »erlegt,  mürbe  um  ba8  3a^i  1027  gegt&^ 
bet  »on  3ta.  bei  Sottet  &emaS  gfrtebric^  Don 
Scitbringen,unbberen@enaQl,bcni@iafen9tabbot 
Don  ^llenburg'^abBbuig,  fonric  bem  39iuber  bei 
le^leni.  Säif^of  ÜBenier  ju  €tTagbuig.  ben  Sc 
bauer  bei  ^absbuig.  S)u  ei^  3Rini^  boom 
auebemfflDflereinpebelniioaaRnri.  3m3.1064 
iDurbe  bie  ^lofterfin^  gu  (Etilen  befi  IjL  SRar- 
tin  ejngemei^t.  ^Mele  ^bSbuiger  fonbtn  bafeOiß 
ibre  ÜHutieflatte.  Suer^  ftonbcn  bem  neuen  iflo^ 
^trijpfle,  feit  1066«ebteDor.  3m 3. 1082 (innen 
Wöniii  Don  €1.  ^lofien  no^  3Rim.  unb  eS  hmi- 
ben  nun  bie  «Sa^un^en  Don  SIugnQ  ^er  eingeführt; 
boi$  behielt  man  in  Sbnxii^ung  Don  benjelbcn  bie 
SlbtSiiiürbe  bei.  !BaIb  boiouf  Dereinigte  fi^  ^Stm 
mit  ber  ^itfc^auei  Congiegotion.  Sei  eifle  9Ibt 
euitfrib  (1085~]096)  flatb  im iRuf e bei ÖeÜtg- 
teit.  ffaifer  feeinrii^  V.  befidtigte  bem  ffloflei 
1114  befjen  Äed)le  unb  Siei^eiten.  3)ie  abtfl- 
loat)!  foUte  uom  (SonDente  frei  Doigtnommen  mcr* 
ben ;  bie  ^bDccalui  ßanb  bem  Seltenen  bcfi  ^bS> 
burgiii^en  @e]i$1e(4te8  |u,  bei  im  9}amen  beS 
.ffdiierS  duc^  ben  SBiwtbann  ouBübte.  3m  Uebrigen 
joUlen  ßeute  unb  §ßfe  befl  ftlopert  leinem  n»elt« 
liefen  tKic^ter.  fonbem  eingig  ber  (Bemalt  befi  übte« 
unterroorfen  (ein.  SWS  ©tift  erhielt  ou(6  gnlilreii^ 
payfliid^e  SeflStigimg»'  unb  ©(^Jtfiriefe,  fo  Don 
3nnocenjU.(1139)unb§abriflnIV.(1159).  SHe 
©rafeii  Don  ^üb^burg  unb  ftqburg  fornte  go(|I« 
rci^c  anbere  Ferren  ber  ^la^baif^ft  ftattelen 
ba§  j^lofler  mit  reichen  Sd^hingen  auB,  fo  ba| 
baSfelbe  fi^on  int  12.  3a^i^b<it  auSgebebnte 
SJefil^ungen  ^atte.  Sofl  3raueirfIoftet  §eimet|(^- 
n)ql  in  ber  ^ia^e  Don  Muri  nur  bem  Slbte  fo- 
tDobI  bejü^liiib  ber  geiplii^en  Seitung  alB  begüglic^ 
ber  ÜJermaltung  bei  Xempoialien  unlet^lll.  äu^ 
iDor  mit  bem  Stifte  ft^on  Don  SInfang  an  eine 
©i^nle  Deibunben.  in  rixli^nia^lteii^t^ünslmit 
Unlerrid)t  etgiellen.  Sßielfac^  beff^fttgten  H  bie 
9)ibnd)e  mit  bem  9(6fiöreiben  Don  a3ü(^em,  3d- 
banueä  ®rui^  leiflele  tüi^tige«  mit  ber  gebet  unb 
bem^-injel,  unb  ein  Unbelamttet  [i^eb  bie  Acta 
Murc-neia,  eine  g^ronil  bei  JMofterS. 

3n  ben  ffriegen jmift^en  Oeflenel^  unb  ben 
(^ibgenofien  öalte  Muri  Diel  gu  leiben,  ba  biefe 
VbSbutgij^e  StifKing  fii%  mitten  im  ffriegB- 
idinuplaße  befanb ;  Dielfo^  Derroeigerte  man  bem 
filofter  bieabgaben.  unb  einmal  gerftBrien  bie  ßib- 
gencilen  fogar  ba^i  ©tiftSgebäube  hnre^  geuer. 
gcl)lic6Iid)  tarn  lliuii  im  3. 1415  mit  bem  übri- 
gen ofletreicbiidien  ^latgau  an  bie  Gibgenoffen  unb 
iuuibe  ben  |ec^4  Crten  3üri(6,  ©c^wgg,  Sugem, 
Untcrmalben,  3ug  unb  @laiu9  unter^eOt.  91ad^ 


bcm  bog  fflo^ct  gun^  nur  eint  ^toia^tetibt  Stel- 
lung tingraommoi  ^tte,  jali  t8  fic^  6oIb  wr- 
OKlöftt,  ju  bm  gibgenolfni  in  gute  SBejit^ungen 
lu  tohn,  unb  tofl^Ite  bol^tt  1431  bie  gmonnttn 
(t^  Orte  ju  S^irm^errcn.  Slieie  Jic^ertm  i^m 
die  bistirngm  ^tiSfit  unb  ^tiuiltgicn  ju;  bo^ 
«tW  es  im  gfirii^et  Äriege  (1443—1445)  »ie- 
bentm  großen  S^btn.  ^uc^  bie  fflo^biSctfilin 
^anb  f^on  feit  btm  13.  ^utirfiunbcrt  in  3)iiiri 
nif^t  mel)r  auf  bet  frülfteni  p&lft;  notfi  mel^r  |anl 
R(  torittr^in  infotgt  ber  hr^Iic^en  unb  polili- 
It^en  Siinen,  ba  bie  ©eneralco^I  nt(^t  me^c 
geilten  unb  bie  üüjitationen  unteilaffen  tDurben. 
3u  Anfang  befi  15.  ^o^r^nbettS  toat  in  SJlun 
baS  gemeinfc^oftlii^t  Sebtn  bnm^  iKTfd^uninbm; 
{cber  Sonoentuale  ^ttt  inneilialb  b«  Alo^n» 
numein  fthtc  btfimbtre  SBo^ming  unb  ^uSlial* 
tung.  3)afi  fHoflet  trat  jtoar  bet  !6uiBfelbei  Son- 
gngntiDn  bet  f^""'  fti^  «bn  balb  miebn  Don 
beiftOitn  loSgetsst  ju  ^btn.  Singelne  fleSte, 
wie  3D^ann  feagnautr  (1480 — 1500),  gaben  ein 
fi$Iti$teä  Seifpiel.  Sie  SBiffenfii^aften  nutben  je- 
lio4  nenig^eni  ju  @nbe  beS  15.  3a^tbunberte 
Wiebfi  mit  teßtm  ßifet  gt^iflegt,  unb  einjetne  Gon- 
DentualmniutbEnflnUnioeqitätengtlc&itft.  S)ur(^ 
$apft  3uliu§  n.  ti^ielten  1507  bie  lebte  uon 
^uti  bcn  @ebiaudE|  bei  Sßtmtificalien,  aQein  ber 
€onuent  u»t  ju  Anfang  be€  16.  ^a^t^unbertS 
ouf  aii^t  Vlitgliebei  jufauimengefc^nmljen.  $ei 
ber  @IaubenSft>aItnng  ftonb  9bt  Saureng  uon  ^ei- 
bcgg  (1508— 1549)  tntf^ieben  fürbicgi^altung 
ber  tat^olifi!^  Steligion  ein ;  ebcnfo  blieben  bie 
meinen  Sonotntualen  i^rei  frirdit  unb  il^ien  ISt- 
lübbentrtu;  jnti  btr[eliien  naren  auf  berS^iS- 
tiutation  }u  i&iben  unb  untergeic^nelen  bie  tati)o- 
ii(^  2eI|r|Qi)t.  iRur  jtDei  5Dißn^e  traten  jui 
Sinterung  über;  ben  nomlic&en  ^ifydti  traten 
Ditr  ^tonnen  in  ^etmetfr^iDQl.  Seim  Sanbuolte 
leboi^  gri^  hie  Srrle^re  tioS  ber  Semu^ungen 
«3  ibteS  immer  mtlir  um  fiq,  unb  1529  gogen 
bie  3ün$er  unoerft^eni  in  baS  fog.  Ifreiamt  unb 
überfielen  ba8  ffloflet  ÜJhiri.  3)et  3lbt  aurbe  ge- 
fangen genommen,  ieboti^  balb  bon  ben  Sujemem 
nieber  befreit.  3m  jtwiten  ffap^irietftiege  lamen 
bie  Sßemer  na^  OJiuri,  Jitünberien  baS  fftofter, 
itifd^tuaen  bie  SBilber  in  bet  ffir^e  unb  Berbrann- 
ten  einen  Si^eil  ber  fftopetgebäulit^felten.  ^aä) 
bem  ^ebtnef^Iuffe  tourbe  baS  gfieiamt  miebet 
nur  totbolifc^en  ffit^  jutüdgefü^.  9Ibt  Saurenj 
lieft  bie  Äbfterfirc^e  unb  anbere  mit  bem  ©tifte 
Berbunbenen  ©Dttef^äujer  «ieber  ^erlieDen,  Her- 
mt^rtebengonBentbun^lufno^meneuer^Jlitglit- 
fier,  Ie|te  bie  ©i$ule  fort,  beuic^ertebieSBibliotbet 
unb  re^üurirte  auc&  baS  gfrauentlofter  §emietfd6" 
ttpl.  Sie  aebte  6^riftop6  Bon  ®ru(  (1549  bis 
1564)  unb  ^ierongmusgrei  (1564—1585)  fug- 
ten bie  flloflerbiStipIin  ju  ^efien,  fÜefeen  aber  hier- 
bei auf  SBiberftanb  unb  ©i^tDierighiten.  3m 
3. 1579  oijilirte  ber  pöp^li^e  9iiintiu9  SSonomi 
ÜBuri  unb  §ennetfd|n)5l  unb  erlieft  ^eiljame  SBer- 
ijrbmtnQeni  bit^t  tnuxbtn  leboc^  nur  t^eilneife 


tt.  2020 

befolfd.  abt  eieiontimitS  \tfauttt  aStfTtnftHtn 
mit»  ffünpe,  bejonberS  bie  ®IiiSmoIeTet,  unb  f^idte 
Sonoentuolen  jum  €tubiuni  an  Sefuitencoll^ittL 
Ser  eigentliche  Steßouiatoi  bcS  €tifte6  ober,  in 
!Be)ngfotDobIauf2)ied))Iina(8aufOeanii»nc,iDai 
Sbt  Sofunnee  3obDC  Singeifen  (1594—1644). 
(St  fU^e  bafi  oollfl&nbig  gcmeinfoint  SeBcn,  bit 
Befolgung  beS  @elübbe3  bei  anmit,  gci^ 
Gefung ,  ftrenge  (Sloufur  u.  f.  n.  in  3Sbm  nÄ 
germetft^nql  ein,  fyü]  bie  f4l[>cigtrif(i^  Scntbic 
^ner-Songtegation  giunben  unb  fc^Ioft  fi<^  mit 
feinem  eouDenle  berfelben  an.  %uc^  in  anbcic 
fflb^  f drittle  er  &i))itularen  jui  ^biS^i^  nnb  pa 
9}erbeffetung  ber SiScililitt.  SBeitrt^  ^  erbte 
fKofteifd^,  gtünbeteSiDtffi^ultnitnb  göioftofler» 
feitS  baS  gtöftte  ^nfefien.  Sie  folgtnben  KbU 
niiften  in  bemfelbtn  ®eipt  fort;  baS  Stift  ^ 
in  BoüeiSlütc  in  ^}ug  auf  Pflege  tDoIirenOdxnS' 
lebenS,  niffenfc^oftlit^  unb  feelfDigtrlii^  X^ötig- 
leit.  3a^I  ber  WitgUebei  unb  ftnongieOe  Se^äU* 
niffe.  €S  miifte  anä)  jur  Weftainatiira  anboti 
Rl&ftermit,miebe8in9{ei(!^enau,  $fäfei«,  Sifentil, 
$ulba,  3)hiTbad)  unb  ftcmtilen.  Vli  S^d^dk 
roaren  t^ätig  91bl  SomintcuS  Slf^ubi  (1644  bü 
1654),  luguftin  @tü£tn  (geß.  als  Vbt  Don  £i< 
fentiS  1641),  gintanStüjfi,  Gregor  9eet,lugn^ 
;  aburi  u.  f.  vo.  SefonberS  gefiflegt  ivutbt  nt  Inefii 
3eit  in  51Kuri  bie  SJhipt,  unb  baS  Stip  jfi^ltt 
einige  tüchtige  6om)>DniPen,  %afUtu8  3tnim^lt. 
SEIern^arb  ^ufer  u.  f.  D.,  ju  ben  €eniigtiL 
;  lintrt  Slbt  SominioiS  tmirbe  au<^  bn  Setb  M 
bl.  SeontiuS  nad^  !Dhiri  übertragen  mtb  oon  ba 
an  ^cä)  Bereift.  %n  nSmli^  ^rfilot  erUNitb  b« 
§cir)d)ojt  fflingcnbcrg  im  Sliurgau.  SeinSlo^' 
folger  ^^Macibu^  Surlnuben  (1684—1723)  lanflt 
bie  öerrfcbüiten  ©ntibegg  unb  eppiS^onfen  in 
2Öur9oii,Äicbetd&ingen,@tatt,Sie|fen,Setilingni 
unb  3;(lt(niee  in  S^uaben.  3m  3. 1701  «M 
Raifer  ütopoib  1.  bem  gbte  ^locibuS  unb  beffa 
5Ra(^foIgetn  bie  gütflenmütbe  mit  bem  HSünjret^le. 
fotnie  @i|  unb  stimme  auf  ben  SteidbStag« ;  alt 
EonDentuaTen  feilten  burt^  ben  (Sinlritt  in"«  fflopet 
ipao  t&cto  geobelt  fein.  Airc^e  unb  fflofler  ßii 
abl^lacibuS  umbauen.  Su^  im  18. 3a^^BiibBt 
bauerle  bie  Slütc  beS  €Hftä  fort,  unb  eS  0tt 
unter  feinen  ISapituIaren  eine  9tif)t  trefpid^ 
ünännet,  Don  benen  f\i)  Infelm  äÖeifmibat^,  So* 
begai  SDIaiet  unb  33enebtct  Stubei  befonbnS  mü 
ber  @efd|u^te  btS  ßlofterS  befaftten  iinb  uoqög' 
lid^e  Sammelnetfe  binterliegen.  Sluib  fett  fräbtt 
Snuri  manche  ßopitularen  in  onbeie  ffÜficr.  Slil 
©erolb  ÜKaier  (1776—1810)  liefe  am  Älufte- 
geboube  loeitere  auSgebe^nte  Umbauten  bome^ 
unb  äbte  grofte  äBo^ll^Stieleü  3n  ben  g^itmiofeB' 
Fliegen  bientc  QRuri  }uerft  bielen  bcutf^  imb 
'  frang5fif^en  Emigranten  alS  9ft)I;  ftniter  mnitt 
.  jitti  ber  aibt  na^  31ts:^ren  flüii^ten.  Sie  ^ 
'  t>etif(^e  ^Regierung  uerbot  bie  SloDigenaufnatnt 
'  inuentarifirte  baS  fFlofterVemibgen  unb  fejde  eiM 
iBcmalter  ein;  fed^  ßonDentuoItn  unnben  beppr- 
tirt,  bie  @(^le  IDUrbe  ben  ^trtS  cnt}ogeB  nntt 


2021 


SKurl 


2022 


einer  Sreotur  bet  Stegierung  fibetgeben.  9u(i^ 
foiijl  nxtt  baS  fflojkr  dielen  Sebtöngniffen  unb 
^ladereien  QuSgefe|t.  Shttci^  bie  ^^ebioKonS« 
Ode  (1803)  !am  aRuri  jum  ftaaion  3(argau.  S)a8 
fMofiet  etl^ielt  tmebet  bie  Selbftoermaltung,  tnu|te 
c^ber  bet  Stegierung  Sted^ng  ablegen  unb  einen 
(m|erotbentU(i^en  Staatöbeitrag  jol^Ien;  1805 
tmtrbe  toiebet  SetoiSigung  )ur  Stodigenoufnal^me 
ertl^ilt.  S)ie  a9e{i|ungen  9Ruri'8  in  3)eutf(i^lQnb 
tmtrben  butd^  ben  9teid^beputation8]^auptf(i^Iu| 
in  StegenSbutg  tl^eilS  SEBürtemberg,  tl^eils  ^ol^en« 
}oIIern«@igmaringen  }ugef)n:o(i^en.  ©enembicot 
Sieffenbetg  moci^te  bem  Stifte  in  Se}ug  auf  bie 
^ßotnmatSred^te  mand^  Sd^toierigfeiten.  Sie  neue 
ctbgenöfjifd^  Serfaffung  Don  1815  garantirte  ben 
Sortbefianb  bet  ioöjier.  SRuri  geteöl^rte  bem  leg- 
ten Sfflrftabte  Don  @t  ©ollen,  ^oncratiuS  ^ox^tt, 
ein  Sfpl  unb  bemül^te  fici^  t)ergebnd^  für  bie  lieber« 
l^erfidlung  Don  beffen  Stift. 

«bt  «mbrod  moä^  (1816—1838)  ^ielt  {irenge 
Orbnung  im  fflofter,  toenbete  bem  ©^mnafium 
bcf  onbere  Sorgfalt  }u  unb  toar  Dielf ad^  als  j^an^el- 
rcbner  tl^ötig.  92eue  Sebröngniffe  brachte  baS  Sal^r 
1831,  als  Sargau  eine  neue  Serfajfung  erl^ielt 
mtb  bie  rabicale  $artei  an'd  Stuber  !am.  ^en 
Plöftem  tourbe  bie  92ot)i)enaufna]^me  verboten, 
i^re  93efl|ungen  tourben  inDentariftrt;  in  9Ruri 
mu^it  baS  ftlofterp^mnaftum  gefd^Ioffen  mxhtn, 
9uf  Sitten  beS  SonDented  Derlie|  ber  9bt  baS 
fllofter  unb  begab  ftd^  }uerft  in'3  Xl^urgau  unb 
borauf  nad^  Sngelberg.  2)ie  fieitung  beS  Stiftes 
big  nun  auf  ben  Sd^ultem  bed  greifen  SecanS, 
toeld^  iebod^  Don  ben  SouDentualen,  bie  treu  p« 
fommenl^ielten,  unterfiü^t  tourbe.  2)a  bie  ®eift- 
lid^feit  ben  StaatSeib  Dertoeigerte  unb  baS  fRolt 
fid^  gegen  bie  fird^enfeinblid^en  ®efe|e  ftemmte, 
nmrben  Don  ber  Stegierung  Gruppen  aufgeboten; 
Mefe  befe^en  aud^  9Ruri  unb  bebrol^ten  baS  Jtio« 
fkr.  2)ie  Sertoaltung  mürbe  le^terem  genommen 
nnb  einem  fiaatlid^en  Sommiffar  übertragen,  bie 
Aotntalbriefe  nal^m  man  gemaltfam  toeg,  mand^e 
<Büter  unb  ®  eböulid^leiten  mürben  }u  S)>ottpretfen 
Mrfouft.  Sie  Sd^ulbbriefe  ber  im  SuSlanbe  an- 
gelegten l}a))italien  l^atte  ber  9bt  mitgenommen, 
nnb  als  bie  Semül^ungen  ber  Stegierung,  aud^ 
biefe  SBert]^a))iere  in  bie  ^önbe  p  befommen, 
erfolglos  toaren,  erflörte  fte  ben  $rölaten  als  im 
«mte  ^fuSpenbirt".  %h\  SmbroS  ftorb  am  5. 9to« 
Oember  1838  }u  Sngelberg.  Um  bie  €rlaubni| 

ESEBal^I  eines  neuen  SbteS  gu  erlangen,  mu|te 
SouDent  in  bie  Auslieferung  ber  ertoöl^nten 
Sd^ulbbriefe  einwilligen.  3um  W)\  n)urbe  fobann 
Sbolbert  Stegli  gen)ö|^It,  ein  aUfeitig  gebilbeter, 
nmfid^tiger  unb  energifd^er  ÜRann,  toeI(|er  biSl^er 
in  iKrfd^ebenen  Remtern  tl^ätig  getoefen  mar.  Sie 
Stegierung  fe|te  ben  Sd^d^er  mit  ben  inojier- 
gfitem  fort,  Derbot  bie  Sßtebereröffnung  ber  S^ule 
nnb  fieÜte  für  bie  Aufnal^me  Don  IRoDi^en  99ebin« 
gnngen  auf,  meldte  einem  SSerbote  gleid^famen. 
tlm  5.  Sonuar  1841  mürbe  burd^  bie  reformirte 
Ste^rl^it  beS  ftantonS  eine  SSerfaffung  angenom- 


men, meldte  auf  eine  meitere  SSerfoIgung  ber  fatl^o« 
lifd^en  Stxxi^t  unb  g&njlid^  SSemid^tung  ber  fird^ 
lid^en  3nftitute  gerid^tet  mar.  9IS  bie  gfül^ret  beS 
fatl^olifd^en  iBoHeS  gefangen  genommen  mürben, 
miberfe^te  fld^  le^tereS  ber  @emalt,  befreite  Üe 
@efangenen  unb  bemöd^tigte  fid^  einiger  Stegie- 
rungSbeamten.  SaS  Itlofter  SOturi  mar  an  biefmt 
SSorgel^  unbetl^eiligt;  bie  Angabe,  ba^  im  ft\o» 
fter  Sturm  gel&utet  utä>  f o  baS  Stiä^ta  iura  9(uf • 
ftonbe  gegeben  morben  fei,  iji  eine  ermiefene  Un« 
mal^rl^eit.  Sie  SonDentualen  l^atten  Dielmel^ 
}ur  Stulpe  gemal^nt  unb  gemalerten  ein}elnen  Ste« 
gierungSbeamten  Sd^u|.  Salb  rüdHen  bie  %xu!p» 
Den  ber  Stegierung  in^S  greiamt  ein  unb  trieben 
bie  bemaffneten  Sd^aren  auSeinanber;  imltlofiec 
mürben  600  SOtann  unb  bie  meijien  Offidere  cfat« 
quartiert.  Xl^eilS  Don  ben  Solbaten,  tl^eils  Don 
l^erbeigeftrömtem  ®eflnbel  auS  bem  benad^barten 
Danton  Sürid^  mürben  imltlofter  bie  em))örenb{ien 
Stol^eiten  Derübt,  bie  SOtönd^e  infultirt  unb  be« 
bro^t,  bie  Stixi^t  in  fd^önblid^fier  Sßeife  ))rofanirt 
unb  befd^mult.  Salb  erfolgte  ber  Ie|te  Sd^Iag. 
9m  13.  Sanuar  erflörte  ber  gro^e  Statl^  aUeltldfler 
beS  ItantonS  für  aufgel^oben.  9(m  25.  3anuar 
erfd^icn  Oberfl  gfrei-^erofe  im  Stifte,  tl^eilte  bem 
Derfammelten  SouDente  baS  Sufl^ebungSbecret  mit 
unb  befallt  ben  SouDentualen,  innerl^alb  }mei« 
mal  24  Stunben  baS  tHo\itx  in  Derlaffen.  Ser 
9lbt  rid^tete  rül^renbe  Stbfd^iebsmorte  an  [eine 
Söl^ne,  meldte  in  Sinftebeln,  }u  Sngelberg  uno  an 
anberen  Orten  eine  Suflud^tSftötte  fud^  mußten, 
ßr  felbji  mietl^ete  in  3ug  ein  pavS  unb  fammdtte 
meliere  Sa))itularen  um  fid^.  umfonji  bejeid^neten 
bie  fatl^olif d^en  unb  fogar  einige  reformirte  Hon» 
tone  ben  ®emaltact  ber  j^lojieraufl^ebung  als  eine 
Serle|ung  bereibgenöfftfd^enSerfaffung;  umfonfi 
reid^ten  bie  fflöfter  eine  mol^Ibegrünbete  Senffd^rift 
ein:  SOturi  unb  bie  übrigen  SOtönuerHöfter  blieben 
aufgel^oben.  Stod^  im  nömlid^en  Solare  1841  über« 
nal^m  ber  Vbt  baS  ©Qmnafium  in  Samen  unb 
lie^  ben  Unterrid^t  burd^  SonDentualen  ertl^eilen. 
3m  3. 1845  mürbe  bem  Abte  unb  SouDente  Don 
SOturi  burd^  j^aifer  Sferbinanb  Don  Oefierreidb  baS 
el^emalige  Stift  regulirter  Sl^orl^enen  in  @rieS 
bei  So}en  angeboten  unb  übergeben.  ®rieS  mürbe 
Dom  l^eiligen  Stul^Ie  als  $riorat  Don  SOturi  erflört 
unb  bilbet  fettiger  ben  Si|  beS  AbteS  unb  €on- 
DenteS.  Sie  Sel^ranflalt  in  Samen  mürbe  bei« 
bel^alten  unb  im  3. 1891  burd^  bie  Sinfül^mng 
eines  pl^ilofopl^ifdeen  SurfeS  ermeitert.  SaS  fflofter 
®rieS  übemal^m  aud^  bie  el^emals  mit  bem  (Sfyox» 
l^enenpift  in  (SricS  DerbutAmm  Pfarreien.  Auf 
9tbt  «balbert  (geft.  1881)  folgtm  bie  gräteten 
SonaDentura  Qfoffa  (1881—1887)  unb  augufKn 
(Srüniger  (ermöl^It  1887).  Ser  SonDent  }ä]^Ite 
1890  im  ©anjen  55  SDtitgliebcr,  nämlid^  37  ^rie- 
{ter,  8  Steriler  unb  10  Saienbrüber.  ßtn  großer 
Stl^eil  beS  fflojtergeböubeS  in  ÜRuri  brannte  am 
21.  unb  22.  3(uguji  1889  ab.  Ser  SouDent  beS 
ebenfalls  aufgel^obenen  t^frauenTIofierS  ^ermetfd^* 
m^I  erl^ielt  1892  baS  el^emalige  Sominicaner« 


2023 


gDflurmelUuS  —  SKurner. 


2024 


Köper  ^aWtlJal  in  ^ol^enjollcm.  (SSgl.  P.  Ben. 
Studer,  Murus  et  Antemurale  etc.,  Muri 
1720 ;  SJlüItnen,  Helvetia  sacra,  8em  1858, 
I,  106  sqq.;  P.  TOartin  Stirn,  @t]ä^xä^it  bet 
»encbicttner-9Btd  SKttri»®rie8,  2  »be.,  ©tonS 
1888—1891.)  [®.  SWa^cr.] 

"^tutmORns,  SolJantteS,  §umantp,  fleborcn 
1480  juSRoermonbe  in  bem&erjogtl^um  (Selbem, 
ber  iellgen  ^rotnng  SimBurg  in  ftottonb,  !am  um 
1498  in  bie  @d^Ie  bed  Wesmäer  ^egiuS  nad^ 
®et)enter,  fhibirte  1496—1500  an  ber  Uniöerfitöl 
Äöln,  erlangte  bafcttft  t)ier  Saläre  fpäter  bie  TOa- 
^enoürbe,  »irfte  1500—1518  }u  Stünfter  in 
SBeftfalen,  juerft  in  ber  Stellung  eines  SonrectorS 
an  ber  burci^  Stubolf  Don  Sangen  ref  ormirten  Som« 
fd^ule,  feit  1508  infolge  eined  3ertt)firfniffe§  nnt 
bem  Slector  Ximann  j^enmer  als  Slector  ber  Sub« 
gerifd^ule,  1518—1517  als  SRector  ber  ©d^ule 
t)on  ^Ifmaar  in  ^ollanb,  3Ule|t,  bei  $lünberung 
biefer  @tabt  bur^  gelbrif^e  fxuppta  }um  SBeg« 
)ug  Deranla^t  einige  ÜRonate  in  Set»enter  unb 
fUnrb  l^ier  am  2.  October  1517,  teie  man  Dielfad^ 
glaubte,  an  ®ift.  (£r  teor  ebenfo  l^eroorragenb  als 
©d^momt  unb  $]^ilolog  xoit  als  2)id^ter,  unb 
fein  92ame  nmrbe  in  tmitn  jheifen  gefeiert.  SDie 
©d^ule  t)on  ÜRünjter  lenfte,  eine  ber  erjien  im 
ndrblid^en  Seutf d^lanb,  ]^au))tföd^lid^  unter  9Rur« 
meSiuS'  Stnflu^  mit  Sntf (i^iebenl^eit  in  neue  Sali- 
nen ein,  inbem  fle  bie  mittelalterlid^en  Sel^rBud^er, 
Dor  allem  baS  ^octrinale  beS  grandScanerS  Stle» 
sauber  ®aIIuS,  Befeitigte  unb  burd^  beffere,  ben 
Sforberungen  beS  ^umaniSmuS  mel^r  entfprei^enbe 
erfe|te,  aud^  bie  gried^fd^e  ©))rad^  in  ben  Unter« 
rid^tS)}lan  aufnahm.  ÜRurmeSiuS  Derfa^te  felbfl 

ial^lreid^e  Unterrid^tSBüd^er;  au^  ben  ebenfalls  }u 
liefem  3tPed(e  Beftimmten  (Sebid^ten  betrögt  il^re 
3al^l  etUMX  25.  SJlel^rere  feiner  ©duften  litten 
einen  au^erorbentlid^en  Srfolg;  bie  Pappa  pne- 
rorom,  ein  für  ben  erften  lateinifd^en  Unterrid^t 
befÜmmteS  UebungSbud^,  erlebte  in  tttoa  50  Salä- 
ren 82  Stuflagen.  Stnige  feiner  arbeiten  erl^ielten 
fld&  über  ein  3o^r]^unbert,  einzelne,  mie  bie  El^refto« 
matl^ie  auS  XibuS,  ^roperj  unb  Ot)ib,  fogar  Bis 
|um  Snbe  beS  dorigen  äal^rl^unbertS  in  ben  beut« 
fd^en  unb  l^oHönbif^en  ©d^ulen.  SBie  t)erfd^iebenen 
Slaffifem,  fo  manbte  er  aud^  einigen  d^riftlid^en 
©d^riftfieHem  feinen  Qflei^  ju;  er  gab  bie  ©d^riften 
beS  ^ituS  t)on  Sienna  Colon.  (?)  1 508  unb  mieber 
Colon.  1509,  fotoie  Soetl^iuS'  ©d^rift  De  con- 
solatione  philosophiae  ib.  1511  l^erouS  unb  Der« 
öffentlid^te  lejtcre  Don  9Jeuem  bereits  im  f olgenben 
3(a]&r  suffieDentermitetngel^enbem  Kommentar.  S)ie 
Sal^l  feiner  ))oetifd^en  ßrjeugnifje  beläuft  fld^  auf 
me]^ralS200.  @tebeng3änbd^enumfaffenl60,jum 
Il^eil  jiemlid^  umfangreid^e  ©ebidjtc.  ©aju  fom» 
men  mehrere,  meldte  an  Derfd^iebenen  Orten  jerftreut 
finb,  unb  eine  ad^te  ©ammlung,  meldte  bis|er  nod^ 
nid^t  toieber  aufgefunben  Sorben.  3)cn  erften  SRang 
nel^men  bie  Elegiarum  moralium  libri  quatuor 
Dom  3a]^re  1507  ein.  ®er  Sitel  Derrötl^  bereits 
bie  giidjtung.  aWurmelliuS  jä^lte  8u  ben  9Kännem, 


meldte  ben  alten  ©tauben  mit  ber  neuen  SBifjen« 
fd^aft  )u  Derbinben  untren,  unb  befunbete  in  ferner 
le^romttid^  mie  in  feiner  literarifd^  9Btrf{om« 
feit  großen  retigidS-fittlid^  (SmfL  9n3  ber  (S^, 
bie  er  ma^rfd^lid^  am  Snfong  fetneS  %tfent* 
l^lteS  in  Stlhnaar  f  d^lo|,  ging  ein  @ol^  l^erDor, 
ber  mie  ber  SBater  äol^atmeS  l^e^  2)erf etbe  nmrbe 
in  Süttid^  irm  $nefter  gemeil^,  trat  fpäter  )mn 
^roteftontiSmuS  über  imb  tourbe  ®eiteralfiti^* 
intenbent  }u  Oel^ringen  in  ber  ®raffd^  fioldeii« 
lol^e,  bem  ie|igen  murtemBergifd^  gfronfen.  9Rit 
il^m  fd^eint  baS  (Sefd^led^t  ouSgeftcdben  }u  fets. 
(Sgl.  2).  Strid^ling,  Sol^onneS  aRurmeUinS.  ©ein 
Seben  unb  feine  9Ber(e.  92eBfi  einem  anSful^Uc^ 
bibliogra))]^ifd^  SSerjeid^  fämmtlid^  ©d^* 
ten  unb  einer  SuSmal^l  Don  @ebid^ten^  Stetborg 
1880;  «uSgetoäl^lte  (Bebid^te  Don  äolft.  Vtm* 
melliuS,  Urtext  u.  metrifd^  Ueberfejpmg.  C^enmSg. 
unb  mit  Slnmerfungen  Dorfe)^  Don  Dr.  9D.  9nS^ 
ling,  Sfreiburg  1881.)  [d.  gfunL] 

^bunter,  Sl^omaS,  nmrbe  1475,  nxii^ 
fd^einlid^  in  Oberel^eim,  nid^t  in  @tro|Buig, 
geboren.  S)ie  Ie|tere  ©tabt  nmrbe  aber  ii^feni 
feine  Saterfiabt,  als  feine  Sltem  1481  bol^in  über* 
fiebelten  unb  er  bafelBfl  mit  15  Solaren  in'S  Snm> 
riScanerflofter  eintrat.  9lad^  einer  SRittbeilmig 
SEBimpl^lingS,  bereu  SHd^tigfeit  freilid^  in  3oeifel 
gebogen  merben  fann,  em))^ng  er  mit  19  3al^ 
bie  ^rieftermeil^.  2)ann  fhibirte  er  }u  Sfreibmg 
(1495—1497),  ju  ^ariS  (1497—1499),  m  et 
SRagifter  ber  freien  ffünfte  nmrbe,  unb  nad^  einem 
nod^aligen  ttufentl^alt  in  ^retburg  ju  ftrofon 
(1500—1501),  mo  er  baS  93accQlaureat  in  ber 
£]^eologie  erlangte.  9tlSernad^@tra|burg|urmi' 
feierte,  geriet)^  er  in  eine  literarifd^  gelobe  mit 
äacob  ^im))|eling,  inbem  er  gegen  beffen  Ger- 
mania eine  Germania  nova  Deröffentlid^  S)ie 
©d^ft  Bereitete  il^m  feitenS  ber  ©dpier  beS  pbo« 
gogen  Diele  SInfeinbungen,  unb  fte  ttmri>e  bm4 
ben  9Ragi{trat  Derboten,  }umal  fte  eine  jpoKtift^ 
S^nbenspl^aBenfd^ien,  infofemäBimp^elinggegeB 
ben  Slnfpmd^  ber  tJf^angofen,  ber  Äl^etn  fa  bk 
®ren}e  il^reS  SanbeS,  fid^  erl^oben  ^tte.  S)er  Orbei 
mu^te  übrigens  feine  ©elel^rfamfeit  ju  fd^ä|eB. 
9uf  ben  $roDin}talca))iteln,  meldte  gu  S|lii^ 
1503,  ©tra^burg  1504  unb  Uebertingen  1505 
gel^alten  mürben,  trat  er  als  Stebner  auf ;  er  )ne* 
bigte  über  baS  fd^olaftifd^e  Sl^ema:  Demn  non 
esse  ens.  Sarauf  mürbe  er  gum  ®eneratca|nld 
^f  $ftngften  1506  nad^  Stom  berufen,  ©ene 
SBejhebungen  f  anben  aud^  eine  l^bl^ere  Snerfemoms. 
ff aifer  9Ra£imilian  L  frönte  il^n  tt)egen  feiner  Sc« 
mül^ngen  um  bie  fird^Iid^e  ^oefie  imb  99erd>$am" 
feit,  inbem  er  bie  alten  S)id^ter,  aud^  bie  beib* 
nifd^en,  für  bie  Xl^eologie  DtttoetÜ^  unb  bt^ 
gegen  Sefiedhmg  burd^  ein  barbarifd^  £ateis 
fidlere,  1505  ^um  3)id^ter.  3m  Sftüi^iabt  1^06 
erl^ielt  er  in  ^reiburg  bie  ti^eologif^  Sodor* 
toürbe.  92ad^  feiner  9iomreif e  manbte  er  ft(^  loieber 
nod^  ffrafau  unb  Derdffentlid^te  bafelbft  1507  fem 
Chartiludium  logicae,  eine  Sumeifung,  bie  2ogtf 


hmäi  tuB  ftadtnl))»!  ju  le^ien.  3)ie  Snet^obe 
nnnbe  Don  i^m  ou^  mif  btc  Sttc^tiaiffenfc^^ 
Abntiagm.  €^on  1502  Btmttft  ir.  ba|i  et,  unli 
ffloax  CT  tiifi^  aQttn,  blt  änßitntiontn  bcS  ftaijnS 
3i[fHnion  in  eine  btqutmc  Sonn  QtbatiSfi  ^o&c, 
Bnb  t>Dn  {tnn  3tU  an  itttcn  au4  ftine  Segnet 
von  btm  SpitL  ^tttiuifl  tmnbt  tue  ChartHndium 
Inetitiitaecrpi&lS.  91e^i$  It^t  rt  bic  ^toS- 
obit  bui4  ein  Spiel,  HKnn  on^  tii^  gerabe 
bnt^  Aalten.  <h  fyMt  bic  ffim^  o^e  Siodftl 
in  SßflriB  gtinnt,  mo  fie  gobrt  Stat)uIenfiS  auf  bie 
9ItUfiineHI  Dnnxmbtc.  3m  3.  1508  (idt  et  in 
Sitiouig  !ßoitiSflc  über  SBirgil,  rnib  im  f olgtnbm 
3o^  «flolp  a^äf  m  einem  93cfuc^  be8  34tic^ 
tomfi  na^  SBomS.  ^iet  t^Ute  ei  btm  Aaifet 
Vnsimilion  feinen  $lan  mit,  eint  Schrift  )u  wc* 
faffen,  in  meldet  et  bit  91antn  btf^^mören  Dütbt ; 
iMitaiif  stna  et  na^  SJetn,  mo  bamalS  <Bttid)t  üBei 
bie  Somimconet  geilen  iDurtie,  tmld^  )um  Sf 
UMifc  i^ttt  bic  unbcficdte  ßmtifai^il  SRarifi 
lOitgnenben  OtbcnSb^  fKtni{|ett|4  wiinbci  Dei' 
anhaltet  ^tten.  gi  6e[^e6  bcn  $ii>)e|  lotei- 
nif^  unb  btutfi^.  3m  3- 1510  umtbe  et  @uiti' 
bian  p  Spei«,  unb  im  fiboent  1511  ptebigtt 
er  )n  Sianffurt.  3)ut4  boS  ^lotiingialcapittl 
Don  9Urtilingen  (1513)  unnbc  ei  |um  Otuat- 
Man  »on  Sttofburg  Qtio&fit,  aUtin  f^on  nad^ 
eintm  3a^te  Dotb  et  beS  ibaitS  uiebtt  ent- 
fe^,  füt  bafi  et  nat^  [eintm  gatqtn  Sßtftn  mtnig 
gepofit  ^tte.  S)ann  nxmbtt  er  fl4  }umjtDttltn 
Olalt  na((  ^tolttn  unb  uibmttt  M  in  Sßtnebig 
btm  UntettiÄt.  Xmt^  feine  @efu>uifiett  jur  Stud- 
iert Betanlafit,  fünbigtt  et  im  ^etbft  1515  ju 
Siitt  SBotltfimaen  übet  bie  2tnftiluliDnen  an. 
Snondietlei  Sonflicte  beftimmten  t^n,  in  Sdibe  in 
fein  ftlo^et  gurüdguft^ten.  Sm  3- 1^18  etft^eint 
et  midiet  in  Safel;  et  nullte  feine  j[utifhf(]^ 
flenntniffe  MtnoOIenunnen  unb  umtbe  1519  Soc- 
toi  6tibtr  9t<Sfit.  f^tmat^  6egann  et,  nac^bem  et 
|UioT  no<^  einmal  auf  tuqt  ^fit  na^  Stoßen  gc 
gongen  nxti,  in  bie  fätjlÜ^  aidedntk^tntn  ttli> 
gififtn  @trtittg!tittn  tingugicifen.  3m  3.  1522 
überfe^le  ti  bit  AaBettio  aeptem  Baoramentonmi 
^nmäfi  YUL  in'«  a>euttt^  ffiiefe  »tbeit  wt- 
onlafttc  i^  im  nä^flen  3a^te  ju  einet  Keife  na^ 
Cnglonb,  inbem  ein  @p5tt«  i^m  bit  Weinung 
beibtad|tt,  btt  flilnig  nünf^  bringtnb,  feine  EBt- 
lonntfii^aft  lu  ma^.  3m  3. 1524  filfirte  et  im 
SnftMge  feintfi  9ifc(|of8  auf  btm  Sceid^Stog  }u 
9tfinibtia  bei  bcm  (iäpfUi^  Segattn  über  bit 
lEinfübrnng  btr  Sttutrung  in  bti9tttd^^t@ttag> 
batQ  Klagt.  9IS  et  in  bie  ^mot  gutüdlam,  oniibt 
fefau  Sage  bort  bolb  unttttädtt^;  btnn  et  fo^  fid^ 
aI6  &t^  bei  itligUlftn  Sltutiung  ni^  blol 
bui4  btttnlnl^gti  in  beiStaU  angqtinbet,  onc^ 
Me  3Mnitt  fcintfi  ffloßeiS  UMRtn  ifm  abgeneigt, 
mb  im  fittbft  1524  bia^  ba8  Soll  tinte  XagtS  in 
ftint  gtüe  ein,  um  fieju  plünbem.  St  fü^  btmibet 
Älagt  Don  Obeit(tnqtim  quS,  mo^inet  fidi  begeben 
fyült.  Str  93auttnaufftanb  gtflattett  i^m  inbefftn ' 
ttttät  bot!  hintn  löngem  %ufent^;  be^^Qp  flol)  I 


et  mii  Sujetn,  unb  etp  na^  tinigtt  3tit  tmubtn 
[tint  StjtÄungtn  )u  Stia^mg  gtstbntt.  3i^>tm 
Die  Stobt  boS  SionciScantiflo^et  einbog,  Mtitc 
fie  btn  aRBn^tn  tint  iä^ili^  $tnfion  tun  52  @ul> 
btn  in.  SRutnti  ttnäitt  fi^  om  14. 9ugufl  152S 
bamtt  jufrttbtn,  inbcm  «c  otrfpia^,  gtgtn  bit 
Stobt  unb  i^  Stiool^tt  fl^  oKtr  gMiuftlig- 
leiten  )u  tnt^Ittn.  3n  Suitm,  tDtli^  ^  fttunb* 
li[^aufgtnonimtn^(dtt,  DutbtttStttoibtiX!^ 
logjc  imb$faitnunbnt9id>cdtbit3ttunblii!^ 
tiiiri^  eiieigifi^  99elämpfuna  betSleutnmg  in  btr 
@it)i[)etj.  St  btt^igtt  ftq  an  bem  9)e[igijmS> 
gci;jrndj  Don  Saben  1526,  gob  befftn  flcttn  1527 
1)crau§  utib  cetfa^  eine  Sttqt  con  Soften  gegen 
bie  afcfDunotoren.  3>ie$oIemtlDtianIa^tfllagttt, 
laäi  im  Sritbtn  juifd^en  3än4  unb  btn  latholt- 
f^  Otttn  im  3. 1529  unitbe  bt^mmt  ba|  ti 
auf  bem  nOi^ften  tibgen6fflfc(|en  Sage  fii^  ju  twf 
ontmotten  ^obt.  S)tm  (Stti^t  entjog  et  fid)  bm^ 
btt  giut^t  unb  begab  fl4  ttß  in'S  l^og,  bann  on 
ben  turpfäi^tf^ien  $of  na^  ^eibtlbetg.  Sätid^ 
unb  Sbm  DÖfolgten  leboi!^  btn  gflüd^tigtn  unb 
fhnttn  in  Sttafbuig  ben  Sttttog,  bit  SRimtet  )u- 
gtfif^titt  ^ßtnflDn  m6c^  i^ntn  ouSbtgol^It  nittbm. 
ibti  SRagtßtat  uut  göiti^,  i^ntn  )u  Dil^a^ten. 
iüe  2)to^ung  SKunierS  mit  gtti^Kii^  SttfoU 
ffling  bet  So^e  unb  mit  aSicbetoufna^  btS 


(fing  bet 
Kampfes 


^n  btt  Ktfoimotoitn  bttDog  inbcffen 
,  bobon  obgufle^  Snumet  erf^eint 
betettS  im  äRdi}  1580  aiebtt  in  Obete^ien^tim, 
nitl^  f ottan  ftin  bitibtnbtt  aufentl^aUlott  nui. 
St  tt^tlt  bit  ipfonet  St  ao^ann,  tolbmcte  fi^ 
btn  Stubitn  unb  boKcnbtte  tnSbefonbtit  bit  lltbet- 
ft^g  bet  Snneoben  befl  Sabtiltcufi;  bit  llibtit 
blieb  obti  3Ronufaipt  Sut^  ben  S)nid  Mtröffent- 
Iti^te  et  feit  1529  nicgtflm^.  ihpaib  1537. 
3)a6  Seben  SRutnetA  aar.  Die  bic  ootjlerenbt 
Sfiue  |cigt,  ft:^  unfidt.  Si  eilte  fafl  immer  uon 
Ott  JU  CM,  unb  tum  Xl^il  Doi  t8  ftin  fp&ttif^tS 
SBtftn,  U)o8  i^n  jum  ftitfen^alODet^fel  nbti^gtt. 
Slei^uo^I  entfalltit  tr  tinc  umfongitii^  liltni- 
rif^t  XbätigteiL  3)oS  Setjet^l,  ml^  eotbOt 
in  btm  (Brunbrig  jur  <!kf4i4tt  oä  beutf c^  SH^ 
ng,  2.  Su^  (1886)  U.  215—220  gibt,  umfa|t 
9  Stummetn,  begreift  lÄet  ou4  bie  S^riften  ia 
fidEi,  »el(^  niij^t  gtbnidt  nnnbtn.  Sinige  bei 
Soften  uoten  beititS  gu  enoä^en;  fie  bttttfftn 
bouplfd^Ii^  boS  Stubbim  unb  btn  Untttti^t 
Sei  €^ft  übet  baS  Stubium  btS  Stt^ttS  ntdgtn 
^iti  no^  ongtfügt  mtriitn  bit  „3npÜutnt,  tin 
QKuei  Utfptung  unnb  funboment  btS  ffcQftrii^ 
rtÄtenS",  1519.  SieS^ft  iß  bie  trjle  btutf^t 
Ue«ife|iing  btt  ®eft|tt8fammlmig  äufHniotd  utü> 
nmibi  mitbet^slt  oufgdtgt  S)ic  biitte  Auflage 
fü^  btn  %M  ,S)et  fftifttli<^  flat  itAttn  tin 
tngong  unb  noiei  funbamtnt*.  Sine  giö|ete  9e> 
btntung  l^oben  bie  fotitif^  Sänften,  nament- 
lich bit  btutj^en.  Sic  bcgtänbeten  btn  litetorif^ 
iKu^m  ^IthitnetS  unb  flnb  tote  in  bio^Iidta  ^> 
^^t  fo  mid)  füi  bie  Sultut'  unb  ffii^cngtf4tä)te 
con  Gelang.  Sfi  tommtn  btfonbtie  in  Sctro^: 


2027 


aRufanuS  —  SKuSculuS. 


2028 


S)ic  ,9?amn  befd^ioecrungS  1512  (neue  SuSgabe 
t)on  ©oebefe,  Seipjtfll879);  S)ie  fd^Imen  junfft, 
1512  (facflmüirt  in  ^3)eutfdJeS)ru(fe  älterer  Seit 
in  ))]^otoIit]^OQra))]^if(i^er  92ad^Bilbung,  ouSgetoöl^It 
t)on  SB.  ©d^erer",  I,  »erlin  1881) ;  ®ie  aWütte 
t)on  @4to9nbel|]^eim  unb  ®rebt  SDlüIIerin  3ar- 
jett,  1515;  3)ie  geud^mat  )u  ftroff  aKen  to^bfd^en 
mannen,  1519.  Sie  9tanenBefd^tDörung,  eine 
9lad^a]^mung  be8  92Qrrenfd^iffe§  Don  Seboftian 
99rant,  l^anbelt  Don  ben  Xl^orl^eiten  ober  Saftem 
im  Mgemeinen.  Sie  ©d^elmen^unft,  für  bie  in 
ber  1489  DonSEBimpl^eUng  l^erauSgegebenenSd^rift 
®riebS  „Monopolium  philosophorum,  dulgo 
bie  @d^elmen}untt'^  ein  $$orbiIb  dorlog,  befd^öf* 
tigt  \\^  inSbefonbere  mit  ben  Xougeni^tfen  unb 
Setrügem.  S)ie  ®eu(i^matt  seid^net,  toie  ^r  9tame 
anbeutet,  bie  ®  äud^e  ober  ®  edCen  unb  SEBoUäftlinge ; 
ebenfo  Sie  HRül^Ie  t)on  ©d^toinbeföl^eim.  Ser 
Sid^ter  geißelt  barin  bie  ®  ebredben  ber  Seit.  Sabei 
mirb  fein  Staub  derf d^ont.  Sie  @eifilid^en  unb  Steli« 
giof  en  befommen  il^ren  Zl^eil  nid^t  toeniger  }u  l^ören 
als  bie  Saien ;  il^re  t^fel^Ier  toerben  f ogar  nod^  l^ef « 
tiger  befämpft.  ©ie  erfd^einen  in  allen  Dier  ©d^rif» 
ten,  unb  ber  ©ünbenfpieget  ber  i^en  Dorgel^alten 
mirb,  ift  }iemlid^  umfaffenb.  ©ie  finben  M  inS» 
befonbere  bei  bem  Sal^rtag  ber  SJtüHerin  URarga« 
retl^e  t)on  ©d^toinbeföl^eim  ein,  b.  1^.  jte  finb  Sieb« 
l^aber  Don  t)frauen.  Sinige  ^iebe  gelten  aud^  über 
bie  ^erfonen  l^inauS  auf  bie  Sinrid^tungen;  fo 
mirb  in  bem  Sbfd^nitte  „9u8  einem  l^ol^Ien  ^af en 
reben"  in  ber  @d^elmen}unft  bo3  Sl^orgebet  ber 
9tonnen  in  einer  il^nen  unDerftönblid^en  ©prad^e 
getabelt.  9JhtmerS  @))rad^e  ift  bem  Sl^arafter  ber 
3eit  entfpred^enb  dielfad^  berb,  bie  ©atire  ftarl^ 
bodb  frei  Don  $erfönUd^em.  Ser  ©ünbenf))iegel 
toiro  in  ber  Sbfid^t  dorgel^Iten,  }u  beffem,  toie 
benn  SDhimer  über  bie  9lanenbefd^tt)örung  unb 
©d^elmen^unft,  toie  er  am  ©d^Iu|  ber  ©($riften 
bemerft,  in  t)fran!furt  aud^  ))rebigte.  Sie  ^bftd^t 
ift  nid^t  }u  bqtDeif ein.  Ob  freilid^  mit  ber  ©atire 
t)iel  erreid^t  ttmrbe,  ift  eine  anbere  gfrage.  3nbem 
9Rumer  mit  ben  fonftigen  ®ebred^en  ber  Seit  bie 
fird^Iid^en  9Jti|ftänbe  erfannte  unb  geigelte,  Iie| 
fid^  Don  il^m  annel^men,  er  merbe  toenigftenS  baS 
erfle  auftreten  Sut^erS  gebilligt  l^aben.  68 Jd^eint 
baö  aber  nid^t  ber  gaE  gettefen  ju  fein.  Sei  aU 
feiner  ©atire  über  bie  SKitftänbe  l^ielt  er  an  ber 
Seigre  unb  SSerfaffung  ber  Äird^e  unbebingt  feft; 
baS  Sted^t  }ur  abfteKung  ber  ajli|bröu$e  er« 
fannte  er  nur  ben  l^öd^ften  Sel^örben  ju,  unb 
bei  biefer  ©efinnung  mugte  ^m  baS  SBorgel^en 
bed  SRönd^eS  Don  SBittenberg  mol^I  Don  Anfang 
an  mißfallen.  Sen  Uterarifd^en  Äam|)f  begann 
er  1520.  gr  Deröffentlid&te  in  biefem  3al&re  Dier 
©d^riften  gegen  Sutl^er:  Sin  d^riftlid^e  Dub  brieber« 
lid^e  ermanung  }u  bem  l^od^  gelerten  boctor  9Rar« 
tino  luter,  o.  O. ;  SJon  Soctor  SKartinuS  luterS 
leren  Dnb  prebigen.  SaS  fie  argttenig  feint  Dnb 
nit  genjlid^  glaubioirbig  ju  polten;  SSon  bem 
babftent|um  . . .  m^ber  boctor  SKortinum  Sut^er, 
©trogburg;  3tn  ben  ®ro|med&ttgften  abel  tütfd^er 


nation  baS  f^e  ben  d^rifUid^  glauben  befd^irmen, 
m^ber  ben  jerftörer  be§  glaubend  d^rijti,  aRor* 
tinum  lutl^er,  ein  Derfierer  ber  einfeüigen  djrijlen. 
Sugerbem  gab  er  in  bemf elben  Saläre  onontim  eine 
beutf d^e  Ueberfe^ung  Don  Sutl^erd  ©d^rift  De  cap- 
tivitate  babylonica  l^erauS,  ol^ne  Smeif  el  in  rein 
gegnerifdfeem  Sntereffe.  ©ofort  erlauben  fid^  aber 
aud^  bie  ^nl^önger  ber  Steuerung  gum  ©treit  gegen 
il^n.  9lod^  im  %  1520  erfd&icn  ber  ^ffarftl^S*, 
1521  unter  bem  ^feubon^m  fRap^aü  9R]i|qu§ 
(SJtattl^iad  ®nibiu8)  ber  Murnarus  Leuiathan, 
Vulgo  dictus  Geltnar  ober  ®en|-$rebiger. 
Sut^er  ermieberte  il^m  in  einer  ©treitfd^rift  gegen 
Smfer  1521.  Sie  ®egenfd^ften  Deranlogten  Ü^n 
}ur  ^ortfe^ung  be§  ffampfeS.  Ser  Ueborf^img 
ber  Assedio  septem  sacramentonim  ^ein* 
ri(!^S  Vin.  fiel  er  nad^  menigen  SBod^  bie  ©^rift 
folgen :  Ob  ber  fünig  u|  engeQanb  ein  lügner  fo) 
ober  ber  Sut^er.  9?od6  in  bemfelben  Saläre  1522 
erfd^ien  baS  ®ebid^t  „93on  bem  groffen  Suti^fd^ 
Starren,  mie  in  boctor  SRumer  bcfd^moren  ^* 
(neu  l^erauSgegeben  burd^  ^.  Jhtr^,  Sürid^  1848), 
bie  tüd^tigfie  unter  ben  polemifd^en  ©d^riften,  sn* 
gleid^  baS  bebeutenbfie  unter  feinen  bid^terifd^en 
Srjeugniffen  unb  fomit  fein  fympitotd,  l^ot* 
ragenb  burd^  ßrfinbung  unb  Sufbau,  lebenbigen 
unb  maleren  9u§brud(,  oft  meifterl^afte  Sund* 
fül^rung  ber  Sronie.  3n  einer  ^oteftation  Dom 
18.  SRär}  1521  f))rid^t  er  Don  fed^S  ©d^riften, 
meldte  er  bereits  gegen  Sutl^er  Deröffentlid^t  l^e, 
unb  Don  26,  meißle  er  nod^  bereit  l^abe.  Sie  9n* 
gäbe  ijt  teo^l  nid^t  ftreng  gu  nel^men.  3ebenfaII§ 
finb  nur  mel^r  menige  ©d^rif ten  Qt]ol%t ;  bie  be* 
beutenbften  fallen  in'8  äal^r  1522  unb  finb  bereite 
ermäl^nt 

Sie  eingel^enbfien  Siograpl^ien  Derfa^ten  Ch. 
Schmidt,  Histoire  litter.  de  l'Alsace  ä  la  fin 
du  XV®  et  au  commencement  du  XVI*  siede, 
Paris  1879,  n,  209-315;  419—481  (»ibiio« 
gropl^ie),  unb,  iebod^  mit  Dielfad^  einfeitigem  Ur* 
tl^eil,  SB.I^amerau,  X^omaS  Sßumer  unb  bie  (^in^ 
be8  anittelalterS,  ^aOe  1890;  ^.  9Rumer  unb 
bie  beutfdje  SReformation,  1891  (9te.  80  u.  82 
unter  ben  ©d^riften  bed  IBereinS  für  SRef ormationS» 
gefd^id^te).  Saju:  O.  SBinfelmann,  9teue  Seitroge 
ur  SebenSgefd^id^te  Sl^omaS  9)htmer8,  in  3^it* 
d^rift  für  bie  ®efd^id^te  bed  Obenl^eind  1891, 
1 1 9 — 1 81 .  ßinige  ©d^rif  ten  mürben  Don  ©c^ible 
in  bem  SEBer!  SaS  fflofter,  12  »be.,  ©tuttgoxt 
1845—1849,  mieber  abgebrudft.      [D.  gfuirf.] 

^ufanns^  gried^ifd^er  JKrd^enfd^riftfteller  in 
ber  imiitn  ^ölfte  beS  2.  3a]^r|unbert8,  ttmA 
ftd^  einen  9tamen  burd^  eine  Derloren  gegangene 
©d^rift  „an  einige  99rüber,  meldte  }u  ber  ^&epf 
ber  Snfratiten  (f.  b.  Srt.)  abgefoHen  finb"  (Eos. 
Hist.  eccl.  4,  28;  Hier.  De  vir.  ilL  c.  31; 
DgI.Eus.4,  21).  SBgl.  «.  ^Ugenfelb,  Sieffejp 
gefd^id^te  be§  Urd^riftentl^umd,  2t\pi\%  1884, 544 
unb  546.  [Sarbenl^etDer.] 

SBttsmbis,  jmei  ))rotejlantifd^e  S^Iogen. 
1.  ^nbreaS  SDluScuIuS  (oud^  SDteufel  genoniO 


i 


2029  ajtuScuUd.  2080 

toKir  )u  Sd^neeberg  inSJlei^en  1514  geboren.  Sr  gebrad^t  mar,  tntt|te  feine  grau  9Ragbbien{te  Det« 
ffatbirte  erf}  )u  Seipgig,  bann  gu  SSßittenberg,  n)o  fel^,  toöbrenb  er  baS  SEBeberl^btDerl  lernte.  2)q 
er  bie  9Ragipertt)firbe  erhielt.  3m  3. 1540  ging  er  aber  mit  feinem  9Jteifier,»eId^er  ein  SEBiebtttftuf er 
er  nad^  gfranffurt  a.  b.  O.  unb  marb  l^ier  }uerft  roat,  in  Streit  geriet)^,  mu|te  er  nad^  md  SDlo- 
$farrer,  bann  $rofef[or  ber  Zl^eologie.  Sr  xoox  mim  beffen  ^ouS  derlaffen.  2ht  feiner  vlofS^  mar 
unter  ber  Sal^I  ber  Xl^eologen,  meldte  ftd^  bem  3n-  er  f d^on  im  Segriffe,  an  ben  SfefhmgSmerlen  graben 
lerim  miberfe|ten;  aud^  trat  er  gegen  Oftanber  }u]^eIfen,aIdert)onbemSürgermeifiert)on@tra|" 
out  inbem  er  im  9tamen  ber  bratd^enburgif d^en  bürg  unb  t)on  9u|er  ben  Auftrag  erl^ielt,  fai  einem 
Xl^Iogen  ein  Sebenfen  derf a^te ,  Don  meld^m  benad^barten  2)orTe  aQe  Sonntage  }u  ))rebigen, 
€alig  unb  $tand  fagen,  ba%  f\t  feine  f d^led^tere,  um  bie  miberfpenftigen  Säuern  }um  ©el^orfom  }u 
einföltigere  unb  babei  boSl^aftere  unb  gröbere  bringen.  Sr  DoQgog  biefen  Auftrag  unb  t)eri)iente 
Sd^rift  gelefen  l^ötten.  Süperbem  Dertl^eibigte  er  fid^  feinen  Unter|alt  bie  SBod^e  über  burd^  9b« 
mit  großer  jbeftigfeit  bie  Seigre  t)on  ber  Ubiquitöt,  fd^reiben  ber  unleferlid^  ^bfd^riften  Su|er8. 
)u  meld^  S^tät  er  feine  Propositiones  de  vera  ßinige  SRonate  \pättt  gog  er  mit  feiner  grau  in 
reali  et  substanüali  praesentia  corporis  et  baS  2)orf  unb  mürbe  t)on  ben  bortigen  Säuern 
sanguiniB  Jesu  Christi  in  sacramento  altaris,  notl^bärftig  unterl^alten,  ba  il^m  feine  Sefolbung 
Francof.  1574,  l^erauSgab,  unb  l^atte  Sntl^eU  an  gugemiefen  mar.  3m  folgenben  Saläre  mürbe  er 
ber  Sbfaffung  ber  Soncorbienformel.  Sr  gel^örte  auf  bie  Stelle  eine§  S)iaconen  gu  Strafiiburg  be» 
SU  ben  unbebingten  Sere^rem  don  Sutl^erd  ^erfon  f örbert.  Sinige  Saläre  f)>&ter  erbielt  er  einen  Stuf 
unb  Seigre,  ßr  ftarb  1581  unb  ]^interlie|  eine  als  ^rebiger  nad^  SugSburg  uno  mad^te  bort  ben 
gro^e 9Renge  Sd^riften,  g.S.Di8putatio de libero  SBiebertöufem  mie  ben  l^atl^olifen  knel  gu  fd^ffen. 
arbitrio,  Francof.  1575;  Befütatio  opposita  SBirflid^  brad^te  er  ed  aud^bal^in,  bq|  bie  lederen 
necessitati  physicae  locationis  in  corpore  1537  bie  Stabt  r&umen  mußten,  morauf  er  bie 
Christi  chirificato  et  gloriose  etc.,  Francof.  ^rebiaerfteUe  an  ber  Siebfrauenfird^e  erl^ielt  Um 
1575.  (Sgl.  Sl^r.  SEB.  €p\Att,  fiebenSgefd^.  beS  biefe  3eit  erlernte  er  bie  gried^fd^e  unb  arabifd^e 
9.aRu8cuIuS,9ranIt.a.£).1858;@aIig,^i{torie  Sprad^e  unb  öberfe^te  meiere  Sd^riften  gried^i- 
ber  augSpurgifd^en  Sonf effion  I,  fyiUt  1 730, 499.  fd^r  JHrd^enDöter.  9ud^  Dermenbete  man  il^n  gu  Der* 
n  (ebb.  1733),  997 ff.;  ^lani,  ®efd^.  ber  (Snt-  fd^iebenen  Unterl^nblungen  unb  (Skfanbtf duften, 
fiel^ung,  ber  Serönberungen . . .  unfereS  protejtan«  So  mürbe  er  im  3. 1536  k)on  bem  Senate  nad§ 
tifd^Sel^beoriffSlV,  Seipgigl796,  353ff.YI,  ßifenad^  gefd^dt,  um  an  ber  Sd^Iid^tung  ber 
448ff.  545ff.;2)öIIinger,  2)ie9ieformation,  il^re  ^benbmal^föfhreitigleiten  mitguarbriten.  Obgleid^ 
innere  Sntmidflung  unb  il^re  SEBirfungen  im  Um«  ftd^  9Ru§cuIuS  l^ier,  mie  überl^aupt  bei  allen  (Um- 
fange bed  lutl^erifd^en  Sefenutnijfed  n,  StegenSb.  lid^en  SorföIIen,  l^öd^fl  t)orfid^tig  unb  gemäßigt 
1848,  339  ff.)  benommen  unb  aud^  mit  einigen  gleid^gefinnten 
2.  Serul^mter  ijt  SEBoIfgang  SOtuScuIuS  Sinologen  eine  formet  auf  gefe^l^atte^meldpebeibe 
f9Räu|Iin),  geb.  gu  Sieuge  in  fiot^ringen  1497.  Parteien  befriebigen  foHte,  mürbe  bod^  fein  Steful- 
S>a  feine  SItem  in  bürftigen  Umftönben  lebten,  tat  ergielt,  ba  bie  Sif erer  mit  feinen  f^riebenSDor« 
nm^te  ber  talentDoHe  Jhiabe,  meld^er  gro^e  9lei«  f d^Iögen  nid^t  gufrieben  maren.  Sei  ben  Kolloquien 
0ung  gum  Stubhtm  geigte,  fld^  feinen  Unterl^alt  ber  ftatl^oßfen  unb  ^roteftanten  gu  9Bormd  unb 
bur(|  Singen  ermerben.  IRad^bem  er  in  Derfd^ie«  StegenSburg  mar  er  ebenfalls  gugegen  unb  mad^te 
benen  Stäbten  im  Slfa|,  befonberS  in  Solmar  benSecretSr  beibeninberIe|temStabtgmifd^en 
unb  Sd^lettftabt,  fein  Seben  auf  biefe  SBeife  löngere  SdCunbSReland^tl^ongepflogenenUnterl^anblungen. 
Seit  gefrifiet  l^tte,  mürbe  er  Don  ben  Senebicti"  3m  3- 1548  mu|te  yt  au8  SugSburg  flie]^,  ba 
nem  Don  Sisleim ,  meldte  in  einer  fßt^ptx  auf  ber  bortige  Senat  au8  gurd^t  Dor  bem  j^aifer  baS 
fefate  fd^öne  Stimme  aufmerffam  gemorben  maren,  Seipgiger  3nterim,  gegen  meld^ed  fid^  9Ru§cuIu8  in 
unentgeltlid^  in  il^rfflofter  aufgenommen,  ^ier  Sd^riften  unb  ^rebigten  erflärte,  angenommen 
trieb  er  längere  3^it  befonberS  Sid^tfunfi  unb  l^atte,  morauf  er  ftd^  nad^  Sinbau,  l^onfiang  unb 
9Rufif.  3n  feinem  25.  fiebenSial^re  trat  er  gur  Sfirid^,  Don  ba  nad^  Safel  uub  bann  mteber  nad^ 
Xl^Iogie  über.  Sod^  neigte  er  balbgurSe^re  Sürid^begab.  ^iererl^ieltereinenStufDonXl^omad 
Si^erS  l^in,  beffen  Sd^riften  il^m  burd^  einen  Sranmer,bemabtrihtnigenSrgbifd^ofeDonSanter- 
^reunb  fiberbrad^t  morben  maren,  f o  ba^  er,  ba  bur^,  ben  er  aber  auS  SRfld|id^t  auf  feine  fränOid^e 
er  ferne  9Reinung  offen  Dor  ben  übrigen  SKönd^n  t^^ou  unb  auf  feine  IKnber  nid^t  annal^  Uebri* 
auSfprad^  unb  Dertl^eibigte,  ber  lutl^erifd^e  SJtönd^  genS  l^tte  er  fld^  burd^  feine  gemö|igte  ®efinnung 
genannt  mürbe.  Obgleid^  mel^rere  ältere  !Dl5nd^e  $infid^tlid^  ber  Sbenbmal^ISIel^re  bei  ben  Sd^mei* 
unb  aud^  bie  Sifd^öfe  Don  Strasburg  unb  !IRe|  gern  fo  beliebt  gemad^t,  ba|  er  1549  als  ^* 
fld^  miberfe|ten,  mürbe  er  bod^  gum  $rior  feines  feffor  ber  Xl^eologie  nad^  Sem  berufen  mürbe. 
ino|terS  gemöl^lt.  3nbe|no^m  er  biefe  SBürbenid^t  S)iefe  SteUe  beHeibete  er  14  ^cifytt  lang,  bis  gu 
an,fonbemDerIie^DieIme]^baSffIofierim3.1527,  feinem  Xobe  (1563),  inbem  er  auS  ^nfbarfeit 
begab  fld^  nad^  Strasburg  unb  Iie|  ftd^  mit  einer  gegen  bie  Semer  mel^rere  Semfungm  nad^  Sng« 
SemxmbtmbeS  an  feiner  Stelle  gemöl^tten^riorS  lanb  unb  SugSburg  auSfd^Iug.  9(u|er  ben  ge« 
trauen.    Stad^bem  feine  Heine  Saarf d^aft  burd^>  nannten  miff mf d^aftlid^en  Srbeitm  Derfa|te  9RuS* 


2033  anuflf,  litc^Il^e.  2034 

UUKtetn,  nt^,  mit  »Sßaujt''  (SloftnntüIIa,  <Üt-  titig,  ^orfcnö^Ii^,  Don  1  ober  mt^  €aittn,  mit 
tcnliiS,  ftnnnti,  bt  SEStttc),  |o  ba|  bamit  bn  bniSfinetnignff)iclen(Äthen.l4,637).  5.$|aii- 
vtinftonb  be9  ^efongee  unb  baS  3<i'if^f)>i<I  tntn,i''iB9oi, -|-npi]Qi,i)iaXT^p[Qv,  nitbninSa- 
bti  3it^nmi«itt  anflqtiot  tmitbt,  imB  beitnut^  llfion  «n^eiini|d^  (3)<m.  3,  5.  7. 10. 15),  ^arftn» 
Ii4  (tu^  bnni^  bit  luMtfe^ung  bti  LXX  mit  Sief-  ä'^i^  nnb  gtfpitit  mit  btiben  ^änbnt  (Athen. 
4«AtM  on^gtbTfldt  i^  @on^(äU  man  te  au^  14,  636).  —  b.  SlaSin^rumente:  1.  Ugab, 
ffir  dn  3ti<^  bn  fc^irung  btt  €tinnnt  ob«  aii',  a*?,  glStt,  Sc^Imti  (@en.  4, 21.  3ob  21, 
SBitbti^oIimQbeT3Retobit  um  einigt  2:finel&S^,  12;  30,  31.  $f.  150,  4),  unb  2.  Somp^onia, 
na^  ha  EBtbrutvna  uon  i^Vs,  eibebtn  (Aimd^i,  n^sasae,  bte  Saijfiti^t  oba  $anpte  (Xun.  3, 5. 
ÄDtfcl,  ^btt),  obtr  mil  amiübmt  eintt  S16-  10.15).  3.9Haf(5totito,»»;i>^->*»,rint1Brt$ftife 
fertiatut  unb  »uflßfung  bttjtlbtn  bui:#  li=-o  (3)on.  3, 5. 7).  4.  S^Iil,  ^^V",  $fti[e  ob«  Üflöte 
V^jn  n^srV,  ,3di^,  btn  ton  ju  änbem",  fiott  Don  ötrld^ieben«  art  (3  ffön.  1,  40.  3f.  5,  12: 
brfffn  «nbere  fle  miflßfra  mit  i»"  "!>«>.  m,  30,29.  3er. 48, 36 ;BßL Athen. 4, 176).  5.91rfA 
.ilt^tlinanf,  SOnget!*  boS  je|t  übli(6t  italic  (91tlab^im),  aß.;i,  Qie^iegiate,  DieHeii^t^DplxI- 
iilf^c  da  eapo  ^.  Std)^ottt,  9(Ilg.  SJibl.  bei:  6ibl.  pte  (IS|.  28,  13).  6.  fleien,  17^  CSm.  S,  5), 
ßü.,  V,  iBeipj.  1793, 545  (.).  (Sßgl.  übet  bie  ^r.  ober  Siofor,  ■'!^''.  ■^?*  («!.  19, 16.  2e0.25,9. 
aRuff:  Sorhl,  Ulgem.  @ef(^i4te  bei  anufit  I,  3of.  6,  4.  Sttt^L  7, 8),  <kI1i«^  upi-nvii,  lituos, 
£cl))iiQ  1788,  99  ff.;  Pfeiffer.  Ikbn  bie  ÜRufit  baS  äOibbet^om  ebet  bie  geuunWf  ^ofaune, 
bcr  alten  ^biOtr,  Sirlongen  1779;  SpikS,  @«-  im  Rx\tQf  gebiou^t,  au(^  gm  Slnftinbieung  bM 
fd^dtt  bti  Xonlunß,  auS  bem  engltf^en  itbeift|t  3ti6elia$refi  unb  bti  Seftli^ftiten  (2  Som.  6, 15). 
Miii3.3T.&.aRi)ftl,9Bienl821,lff.;®iDi^m,  7.e^asoitni,  r^^n'":,,  bie  Xtom^te,  ooijügli^ 
gtagnentt  auB  b«  ®ef^le  ber  aniifil,  Waing  gnm  @ebtauctit  beim  ^iligt^m,  nofSi  aRofefl 
1833,6tT.;e4nribet,eibiif4-gef4i4tli4e^]>  gmei  ob«  gei^Iagtnim  Silber  ^te  Dtifetlietn 
^cDimg  bot  (tbf.  Sbiflf,  Sonn  1834 ;  ^aa^ifüi.  [äffen  (%m.  10,  2),  bit  no^mais  tKnntl^it  umi- 
ec{(^4tc  imb  äBütbigung  bti  anüfif  bti  ben  ben  (1  fot.  15,  24.  28.  $f.  98,  6.  Of.  5,  8; 
&tbrtent,eerrtnl829;9nnba,lltbnbni@))ta(^-  DgL  Job.  AntL  8,  3,  8 ;  eint  Seft^bung  finhct 
«fotu  bei  ajOTseit  unb  bit  ^trßtObatftit  bti  alt-  m  bei  Job.  Äntt.  3,  12,  6).  —  0.  Si^lag- 
$tbr«f4tn  SBocaImnfit,  93trlin  1867.)  inflrumtnte:  1.  Xop^,  ^p,  übuffe,  Xamburin, 

I»ie3nPiumente,TT~^{11m.6,5. 2S[Jar.  dneamStanbtmttbemeglii^ShngenoberSi^tQen 
5,  18)  obtr  tinfad^  o-Vi  (1  $ar.  23,  5),  flnb  wrfe^ene Öanbpaule,  bie  BefonberS bd  Sängen Oon 
a.  eoltenlnUtnmente,  nis-;«  («pf.  4.  6.  54.  gfrautn  gef^Iogen  mürbe  (®en.  31,.27.  gj,  15, 
58.  67.  76  in  btn  lUbtrfc^ftm;  ^ob.  3, 19):  20.  ^f.  150,  4.  3ti.  31,  4.  gg.  28,  18;  »gL 
1.  JhnnDt,  1^»,  xt&ifpa,  Mvupa,  Dirb  dncrfeiH  ^litbu^r,  Stdfebef^tib.  no^  Sioibicn  I,  Stopta* 
im SQIgtmdnen  Don Soiteninßnimenten  gebraust  ^gen  1774,  180).  2.  SntgiU^aim,  Selgelim, 
(«tn.  4, 21.  3ob  21, 12),  mibtrcrfntS  ifi  eS  boS  dti^s»  («sbr.  3, 10.  Dlt^.  12, 27. 1  <Par.  13, 8), 
3iif)iumtnt3}airib<,nnt9d$aife(ieam.l6,23;  o'^a^^  (2ff5n.  6, 5.  $f.  160, 5).  xiSp-ßiiAa,  ojm- 
18,10;19,9).  9la(^ S^ampoCion (Monumente  bida, finden, Saflagnetten, in iOerbinbung mit btr 
de  l'Egypta  et  de  1b  Nubie  U,  pl  67)  unb  miU  Stbu^t  Qff^Iagtn  (ogL  Joe.  Antt  7, 12,  8 ;  Uli» 
tinfon  (Haaners  uid  customs  of  the  uicient  bu^  I,  161).  3.  Sltenaan'in,  c-^»»»  (2  Sam. 
.Ec)rptians,2.ed.Lond.l842,II,281,fig.212,  6,5),  nircpa,  eistra,  dn  in  Heg^ten  gtbläu^ 
''  OBfeninb  dgoiitif c^er  Wonumente  butge^dU)  nxtr  Itc^  3n^ment,  btßel^nb  ouS  eifenftangen,  bie 
tl  eint  Id^tt,  o^e  €^ternemen  tragbare  brei>  mit  lofen  ^Ringen  behängt  uuren  (Pkt.  De  laid. 
cdtot  ^e  mit  frd  liegenben  Sotten,  btien  BabI  c.  63).  4.  S^altf^im,  d-f'Vf  (1  ^m.  18,  6), 
mci^tä  neun  betrug,  ^n  spielte  ba^^nttrument  ton  ben  LXX  mit  xüftßoXa  übertragen,  not^  bet 
imtbcif»anbobeimitbem$lectruni(S(})!iigetiett>.  StQmologit n»^(^nltc^ bei Xriangd.  (!BgL über 
(9gLJo§.Antt. 7,12,3.)  2.''}ltbd.'"-;->'i}ii,  bie3nfhitmtnteHaTenberg,Goinni.dereinrisica 
■umÄa,  vrf(Uiov,  nablinm,  ein  bec  ^arfe  ä^nliE^c^  TetustÜBima,  in  ben  Mucallonea  LipsienBi» 
Bfemfifit«  3nptumeni  mit  dnem  f^loudiarttgcn  DovalX,  LipBiael758,  220iqq.;  3QSn,9ibL 
Stefomnqtaptn  (n^MI  ^fjt  S^taud^).  ÜJhn  gibt  Si^äol.,  1. 1^1. :  ^aiSL  SUttrt^  I,  aSttn  1817, 
411 12,  bolb  mt^  balb  ntniecT  Saiten,  bie  mit  495ff.;@aalfd^il|,an!^tb.^btattI,iMnt(^ 
bengWinficf))idt»iirbtn(Jos.Antt.7,12,3).  berg  1855,  272 ff.;  »ie^mS  $ünbuBrterbu4  beS 
SM  Shipnuntnt  nmrbe  ni^t  nur  beim  Otottca-  bibl  9Uttrt!^um8  n,  9tt(tftlb  u.  fitipgtg  1884, 
bioiflt,  fonbtm  au4  au|trl)alb  beeftibtn,  fotoo^I  1028ff.;  ambiofl,  @e|4.b.9)hifiI,2.9tuf[.Stit)}. 
oOrin  «IS  on^  gui  aStgleitung  bte  @efongte  benuit  1880, 1,  204  ff.)  [91.  aSaiet  (SB.  Säumt«).] 
(2eam.6,5.  $f.71,22;92,4.  91m.5,28;6,&).       JlUßft,  fireblii^e  (fftit^enmuril)'  iß  btt- 

3.  9[oi  c4>ei  ^ofui,  ivcic,  lommt  in  Sßtibinbung  {enige  SluCilbung  bei  Xontun^,  nielc^e  oIS  lötftnt- 
mit  bem  Icttgenonnttn  nebd  soi,  dn  Saiten-  lid^SBtftonbt^eil  btt£iturgit  oonberffti^tnt- 
iuPnnnent  Don  10  Soiten,  bcfftn  @tftalt  ni^t  mebti  borgtf^tben  ifi  ober  beim  ©otteSbitnftt 
nt^  fe^u^dltn  i|t  (Sßf.  33,  2;  92,  4;  144,  9).  gugdofftn  unb  gtbulbet  aiib.  9u3  biefei  3)efini- 

4.  Sobbedia,  msi^,  »=:>,  oa^ßüxi],  ein  babQloni-  tbn  gt^  btmor,  bog  ali  eigentlt^e  {Fin^muftf 
\i^  3nftinmtnt  (3)an.  3,  5.  7. 10.  15),  brei-  btigTtQoiianif(!t|ee(oialgefongangufe^iß,benn 


2035 


SKufü,  fird^Iid^e. 


2036 


biefen  l^ot  biefiird^e  ofö  il^ren  ©efang  bejetd^net 
unb  t)orgef$rieben.  S)q§  beutfd^e  IMrd^enlieb  ift 
;ebulbet  olS  ou^erliturgifd^er  ®efang.  S)te  mel^r« 
timmige  (iarmonifdöe)  5Kufif  ^at  bic  ßird&c  ge« 
tattet  toeti  fte  getn  bereit  ift  baS,  toaS  bie  Jhmfi 
gur  SBer^ecrliii^ung  be§  (SotteSbtenfteS  il^r  entgegen« 
bringt,  an^unel^men,  totm  nur  il^re  Snorbnungen 
babet  genau  beobad^tetmerben.  ^lod^bem  „Sl^orar 
unb  «IKrd^enlieb''  in  befonberen  ^rtüeln  bereits 
bel^belt  morben  finb,  erübrigt  l^ier  nod^,  bie  mel^r« 
flimmige  (l^rmonif (i^e)  IKrd^nmuft!  }u  bef))re(i^en. 
@ie  serföQt  in  eine  docale  (ouSgefül^rt  t)on  9)len» 
fd^fÜmmen)  unb  eine  inftrumentale  (unter  &ingu* 

(iebung  don  änfirumenten  einf  d^Iie^Hci^  ber  Orgel, 
.  b.  Srt.).  ®ie  ^tCLQt,  ttwnn  guerft  bie  aMe|r« 
fürnntigfeit  im  (Sefange  aufgetreten  fei,  lä^t  \xä^ 
beim  Wangel  an  2)ocumenten  ))ra!ti{c^  SRufU 
au8  bem  Sltertbum  nur  f d^toer  entf d^ben.  Seiler» 
mann  unb  9mbrod  nel^men  an,  ba|  ber  ®efang 
ber  ®ried(^  ein  unifoner  nmr  unb  eine  SRel^r« 
fümmigfeit  nid^t  fannte.  9}euerbing8  l^aben  iebod^ 
SBeflp^Kl,  (SeiKiert  u.  9.  eine  Stelle  ^lutord^ 
bobin  interpretirt,  ba|  bie  ®ried^en  rociffi,  einen 
me^rftimmigen  ®efang  gefannt  bitten.  S)iefe 
9RebrfKmmigfeit  l^abe  ftd^  aber  barauf  befd^rönlt, 
ba|  @efangf[äde  Don  einer  biDergirenben  (l^etero- 
)>bonen)  SnfirumentalfHmme  begleitet  teorben  feien, 
äbnlid^  nrie  ber  ®efang  ber  mittelalterlid^en  SRinne« 
lieber  k)on  einer  @eigenftimme. 

3)er  fird^Iid^e  ©efang  in  ben  erfien  d^rijtlid^en 
äal^rl^unberten  \dqx  einftimmig  unb  fannte  feine 
Begleitung  burd^  anbere  Stimmen  ober  burd^  3n" 
ftrumente.  Sbgef el^en  bat)on,  ba|  e8  f el^r  utiptaU 
tifd^  gen)efen  teöre,  bei  ber  gfeier  ber  ^eUigen  ®t' 
l^eimnif[e  in  ben  ffataf omben  SJtufiünftrumente  }u 
dermenben,  roax  bod^  bie  l^eibnifd^e  änftrumental« 
mufi!  3U  fel^r  l^eruntergefommen,  aß  ba|  fte  gum 
(SotteSbienfte  l^ötte  }ugelaf[en  merbenfönnen.  ^ud^ 
als  baS  Sl^riftentl^um  }ur  Staatsreligion  erl^oben 
U)orben  roax,  fanben  Snftrumente  feine  ^uftmbme 
in  bie  fiird^e ;  dereinjelt  mögen  fle  für  ben  au|er« 
fird^Iid^en  ®ebraud^  S^enoenbung  gefunben  l^aben. 
Sie  l^eibnif  d^e  änftrumentalmuftf  biente  }ule^t  nur 
nod^  ber  ^^iDoIität  unb  Ue))))tgfeit,  fo  bol  ber 
161.  ftieron^muS  (geji.  420)  in  bem  (107.)  ©riefe 
an  Sota  fd^reibt,  eine  d^riftlid^e  Jungfrau  foKe 
nid^t  einmal  mtfjen,  »od  eine  f^flöte,  St^ra  ober 
ßitber  ift,  unb  tooju  fte  bient.  3n  ben  Quae- 
stiones  et  Besponsiones  ad  Orthodoxes  (Don 
ben  aWaurinem  bem  4.  ober  5.  Sal^rl^unbert  }u» 
getl^eilt)  l^cifet  ed  ad  q.  107 :  „^n  ber  ffird^e 
toirb  ber  ©ebraud^  ber  3nftrumente  üertoorfen 
unb  allein  ber  (Scfang  beibel^altcn,  benn  biefer 
fpomt  ben  (Seifi  an,  baS,  toaS  in  ben  ©efängen 
gefagt  ift,  mit  nod^  größerer  Segicrbe  in  ftd^  auf- 
junel^men ;  er  berubigt  bie  ftnnlid^en  Effecte,  Der- 
treibt  böfe  ©cbanfen"  u.  f.  tt).  3ur  Seit  UarlS 
be«  (großen  (geft.  814)  fonb  juerft  bie  Orgel  Sluf- 
nabme  in  bie  ff trd^e,  unb  um  baS  Sal^r  980  flanb 
in  ffiindjcfter  bereits  eine  Orgel  mit  400  pfeifen. 
SSon  ben  erften  SSerfudJen  eines  me^rftimmtgen  I 


@ejangeS  berid^tet  unS  bie  Vita  Caroli  magni 
Dom  Monachus  Engolismensis  (Mon.  (j^m. 
Scriptt.  IV,  118).  §ier  toirb  gum  3a^e  787 
berietet:  „SUmifd^e  Sönger  unterrid^teten  bk 
fröt^f d^en  Sönger  in  ber  ffunft  beS  OrganijtrenS 
(in  arte  organandi).''  2)aS  i^  ber  terminns 
technicus  für  „mel^rftimmig  ftttgen".  S>er  ecfle 
2:]^eoretifer,  meld^er  unS  Don  einem  mel^rftummgat 
®efange  berid^tet,  ift  ber  Suctor  ber  W)f)(vab\xai% 
Musica  enchiriadis  (Gerbert ,  Scriptt  eccL 
de  musica,  typ.  S.  Blasianis  1784, 1,  152  ad 
212),  bie  man  frül^er  ^ucbalb  (f.  b.  9rt)  )tt« 
fd^rieb,  möl^renb  fie  bem  Ausgange  beS  10. 3#' 
^unbertS  angehört.  Ser  Suctor^  ber  in  ber  fo(- 
genben  ^rfteOung  ^feubo-^ucbalb  f^fyn  vißQ, 
bel^anbelt  bie  Sa^e  nid^t  oIS  eine  neue,  etg^ 
Don  il^m  entbedte.  2)ie  ®\)mpf)Oxdt  ber  Ouinte 
liegt  fo  auffaüenb  in  bem  @e]^öre,  ba|  tirir 
bereu  Snmetibung  fidler  fd^on  fdll^er  onne^en 
bürfen,  unb  ^feuboa^ucbaß)  toirb  baS  bereits 
iBorl^anbene  auf  ber  Srunblage  beS  gried^'d^ 
@9ftemeS  ju  baftren  Derfud^t  l^ben.  Sr  geUn^ 
babei  }u  ber  Uebergeugung,  ba|  nur  bie  Ouoite 
(Diat^aron),  Ouinte  (Diapente)  unb  OctotK 
(Diapason)  mit  bem  @runbtone  confoniren,  ba< 
l^er  bie  SuSbrüdCe  für  feine  unb  bie  nöd^{^' 
genbe  3^^t  diatessaronare  unb  diapentissara 
Sinen  f old^en  3uf ammenflang  Don  Stimmen  nennt 
er  Siopl^onie  (StimmeuDerfd^iebenl^eit),  gmoeilen 
aud^  S^mpl^onie  (SufammenHang):  baS  gefamstte 
il^m  befannte  unb  naturlid^  nod^  fel^r  befd^änfte 
l^armonifd^e  iBerl^ältni^  be}eid^nete  er  mit  bem 
SBorte  Organum,  totlä^tx  %uSbrud(  Don  ba  an  in 
ber  mufifalif  d^  Siteratur  beS  ÜRitteloIterS  am  g^ 
möl^nlid^lten  erf d^nt.  ^eubo-&ucbaIb  fprid^t  tm 
einer  )n)eif ad^en  |armonif d^  SSerbinbung,  für  bie 
er  Siegeln  fejifelt.  einmal  Iö|t  er  mitber$rind* 
(Kilftimme  (cantus  firmus)  bie  f  ober  { (}uoeüeB 
felbß  nod^  mit  ber  Derbo))))eIten  OctaDe)  in  geraber 
Semegung  auf>  unb  abmärtS  Doranfd|reiten  unb 
fagt :  Videbis  nasci  suavem  (?)  ex  hac  sononxm 
commixtione  concentimi,  ober  er  f  e|t,  um  ben 
XritonuS  )UDermeiben,  über  bie  ^rinctpalßimine, 
^ifd^en  ^onfonan^en  aud^  anbere,  nid^t  confo* 
nirenbe  SnterDalle,  bie  Secunbe  unb  bie  £er}.  iAt 
Don  ^ucbalb  felbjt  neu  erfunbene  Flotation  innet^ 
l^alb  miUfürlid^  angenommener  ^araHeHinien  fuib 
feine  !Berüdft(|tigung.  SRannigfaltiger  {idit  im 
11.  aabrl^unbert  bei  ©uibo  Don  iht^o  (f.  b.Srt) 
baS  Organum  ftd^  bar.  3n  bem  Micrologos  de 
disciplma  artis  musicae  (Gerbert,  Scriptores 
n,  1—24)  ijt  uns  feine  mufifolif d^  ©ele^rfamCeü 
aufbemal^rt.  Seine  Harmonie  bef d^rfinft  {i(^  ünmer 
nod^  auf  bie  gerabe  ^ortbemegung  ber  ^onptfHmme 
mit  ber  OctaDe  unb  ber  Ouarte  ober  Ouinle, 
mobei  er  im  @egenfa|e  )u  ^eubo-^ucbaO)  bei 
Ouarte  ben  SSor^ug  gibt.  Um  {ebod^  eine  fieiece 
Semegung  auS  bem  Unifono  l^erouS  )u  ersiden; 
bebiente  er  {td^  ber  Secunben  als  Xlurd^ongS- 
unb  SBed^felnoten  unb  fül^rte  bei  ben  9bfd^n^ 
bie  Stimmen  in  ben  Sinflong.    SaS  Dor  Hiß 


2037 


SKuftf,  fird^Iid&e. 


2038 


befannte  Sinienf^ftem  Dereinfod^te  er  auf  4  fiinien, 
Hon  beneti  er  bie  eine  (gelb  gefärbte)  mit  c  unb  bie 
{toeite  (rot^  gef  örbte)  mit  f  bejeid^nete.  @eine  @CQla 
toor  nod^  rein  biatonifd^  unb  umfaßte  21  Söne. 
SMe  il^m  gugef  d^riebene  Srfinbung  ber  Solmifation 
ierul^t  einfad^  auf  einem  SJti^oerfiönbniffe.  2)a 
ber  befannte  ^^mnuS  auf  ben  1^1.  äol^anned :  Ut 
queant  laxis  resonare  fibris  —  mira  ge- 
storum  famuli  tuoroin,  —  solve  pollnti  labii 
reatum  —  sancte  Joannes,  fo  gefungen  xontht, 
ba|  lebe  IBerSl^öIfte  einen  34)n  l^öl^er  ftieg,  fo  Iie| 
Ouibo  an  bief  em  ^^mnuS  feine  @d^filer  bad  Xreff  en 
ber  6  Xöne  erlernen.  Sux  iSejei^i^nung  ber  3:bne 
bebiente  er  ftd^  ber  SBud^ftaben:  feine  9btenf(!^rift 
toaren  Üteumen,  bie  er  in  baS  !Bier-Sinien-@9ftem 
eintrug.  SaS  SRonoci^orb  mit  einem  bemeglid^en 
Gtege  fannten  fd^on  bie  alten  ©ried^en.  ^öd^fl 
IDQl^rfd^einßd^  erhielt  baSfelbe  gur  Stü  ®uibo^d 
eine  9rt  üon  Saften,  um  an  bemfelben  ben  Unter* 
ric^t  im  @ingen  gu  erleid^tem,  moburd^  eS  bann  }um 
QoDid^orb  U)urbe,  baS  immerl^in  nur  Sine  Saite 
(otte^  bie  iebod^  burd^  bie  ^ffatfung  ber  Derfd^iebe« 
Ken  Xaflen  ben  Unterf  d|)ieb  ber  SnteroaUe  l^erfteüte. 
9Rit  ber  fortf(^reitenben  SntmidDung  be§  l^ar« 
monif d^en  @a|e8  ergab  fld^  aud^  }ugleid^  bie  3loi^' 
loenbigfeit  eined  befUmmten  Seitmaged  (SRenfur). 
SHefed  bilbete  ftd^  nid^t  lange  nad^  ©uibo  guerfi 
on  ber  92otation  auS,  fo  ba|  bie  ©efd^id^te  unferer 
Migen  9totengeid^en  mit  ber  Sntflel^ung  unb  Sud" 
bUbung  be§  muftfalifd^n3eitma|e8  gufammenfdUt. 
SBenn  man  nömlid^  mit  ©uibo  burd^ge^enbe  2)iff o« 
nanienanmenbenmoKte,  fo  mu|te  man  menigflenS 
iiDei,  tocifjH  aud^  mitunter  brei  9loten  gegen  eine 
Wtm,  moburd^  jene  9rt  Don  Sontra))un!t  entflanb, 
bie  man  f))äter  ben  gemifd^ten,  im  ©egenfa^  }u 
bem  einfad^en  (nota  contra  notam),  genannt  l^at. 
Sud  biefem  93er]^öltniffe  entftanb  bad  lSeburfni| 
nad^  Ütoten  Derfd^iebenen  2Bert]^e§  in  einer  be* 
fUmmten  matl^ematifd^en  Proportion.  Sie  92oten 
ttmrben  eingetl^eilt  in  folgenbe  Wirten:  Duplex 
longa  ober  Maxima,  Longa,  Brevis  unb  Semi- 
brevis,  gu  meldten  f))äter  nod^  eine  Minima, 
Semiminima,  Fusa  unb  Semifüsa  l^ingufamen: 
i^rem  SBefen  nad^  unfer  l^eutigeS  9}otenf9ftem. 
Xacteintl^eilung  fannte  man  nod^  nid^t,  fonbem 
man  gäl^Ite  baS  3^ttma|  an  ben  SRotenfiguren  ab. 
S>iefed  ttxir  entmeber  tempus  perfectum  ober  im- 

frfectom,  ungerabeS  ober  gerabeS,  gleid^  unferm 
unb  I  Sacte.  3m  erftem  l^atte  bie  Maxima 
ben  SBertl^  breier  Longae,  bie  Longa  ben  SBertl^ 
breier  Braves  u.  f.  xo.  93eim  tempus  imperfe- 
etom  famen  nur  gn)ei  Longae  auf  eine  Maxima 
lt.  f.  m.  S)a8  gerabe  3^itma^  (tempus  imper- 
fectnm)  mar  bad  urfprünglid^e.  2Rit  biefer  Sin« 
^leilung  ftnbet  fid^  gugleid^  bie  ^Benennung  Mu- 
aica  mensurabilis  im  ©egenfa|  gum  gregoriani' 
fd^  ©efange  (Musica  plana,  Cantus  planus) 
mit  ben  92eumen,  meldte  bie  ürd^ßd^e  fitturgie  in 
ber  Umgeftaltung  gur  fog.  .^^ufnagelfd^rift"  in 
mand^en  ©egenben  bis  auf  bie  neuere  S^xi  bei« 
behielt  (l^ölnifd^e  Sl^oraMd^er). 


Obfd^on  ber  t)or]^in  ermöl^nte  $feubo«^ucbaIb 
fd^on  im  10.  Sal^rl^unbert  bie  Sal^n  gebrod^en  l^atte, 
fo  f d^ritt  bie  SBeiterentmidDung  ber  l^rmonifd^en 
SJtuftf  bod^  nur  fel^r  langfam  fort.  Me  gefd^^t* 
Kd^en  Spuren  berfelben  meifen  nad^  granfreid^  l^in, 
mo  im  12.  bis  13.  Sal^rl^unbert  folgenbe  Som« 
ponifien  unb  Xl^eoretifer  genannt  merben:  9Ra* 
aifter  SeoninuS,  $erotinu8.  Stöbert  oon  ©abUon, 
3o]^anne§  be  ©arlanbia,  gfranco  ber  keltere  oon 
^ßariS  unb  ^^anco  oon  ^öln.  Son  biefem  Ie|tem 
befi^en  mir  einen  Xractat  (Anfang  bed  13.  Sal^r- 
l^unbertS),  ber  unS  ben  99emei8  liefert,  ba|  bie 
9RenfuraImufif  gu  feiner  S^it  f d^on  einen  gemiffen 
©rab  ber  SuSmlbung  erlangt  l^atte.  ßr  befinirt 
ben  Cantus  mensurabilis  fo:  Est  cantus  Ion- 
gis  brevibusque  temporibus  mensuratus.  3n 
bem  k)on  granco  bef d^riebenen  Discantus  (latei« 
nifd^e  Ueber[e|ung  be8  SBorted  S)iap]^onie  „©e- 
fang  Derfd^ieoener  Stimmen")  mad^t  fid^  fd^on  ber 
eigentlid^e  Sontrapunft  mit  ©egenbemegung  ber 
Stimmen  bemerfbar ;  bie  mol^Ibered^nete  SJtenfur 
foH  immer  mit  bem  puncto  organico  (Orgel« 
punft)  fd^Iie|en,  ber  oon  ber  SJtenfur  ausgenommen 
ifl  3m  «nfd^Iuffe  an  ^ranco  leieren  W^^P  be 
SSitr^,  »ifd&of  oon  SOleauj  (feibe  beS  13.  Sal^r- 
l^unbertS),  uno  Sol^anneS  be  SRuriS,  S)octor  ber 
Sorbonne  in  $ari8  (im  erften  Siertel  beS  14.  äal^r« 
l^unbertSX  bie©egenbemegungberStimmen:  memt 
bie  eine  fteigt,  foK  bie  anbere  fallen  unb  umge« 
lel^;  t$ottf($reitungen  in  Octaoen«  unb  Ouinten« 
parauelenmerben  verboten.  SJtard^ettuSoon^abua, 
ber  gegen  Snbe  be8  13.  3o]^r]^unbert8  lebte,  l^ot 
bereits  d^romatifd^e  gortfd^reitungen  im  me]|r« 
ftimmigen  Sa|e.  3m  ©egenfa|e  gum  Ouarten« 
unb  Ouintenorganum  l^atte  fid^  bereits  im  1 2. 3a]^r' 
l^unbert  eine  eigene  ©attung  beS  Discantus  (Do- 
chant)  auSgebiftet,  ber  SnfangS  nod^  nid^t  menfu« 
rirt  ttxir,  fonbem  nad^  IBerabrebung  ber  Sdnger 
in  ber  ^rt  metiSmatifd^er  Formeln  über  bem  Can- 
tus firmus  gleid^f am  alS  ^ergierung  ober  Seimerf 
beSfelben  don  ben  Sängern  estemt)orirt  mürbe 
(contrappunto  alla  mente).  Sine  befonbere  9rt 
biefeS  Discantus,  eineSegleitung  inXergen  (Ober- 
unb  Untertergen)  gum  Cantus  fimns  nannte  man 
„©^mer.  Siefe  Senengönge  ttmrben  ]pixitx  gu 
Xerg-Sestengöngen  aber  bem  Cantus  firmus  als 
bereu  Unterlage;  am  Sd^Iuffe  trat  iebod^  bie  Se^t 
mieber  über  in  bie  £)ctat)e.  SuS  biefem  Don  ben 
tjfrangofen  fog.  £aux  bourdon  (falso  bordone) 
entttridklte  ft^  unter  9(ntt)enbung  ber  SRenfur  ber 
Sontra|)unft  immer  meiter  unb  rief  f d^on  im  3*  1 322 
jenes  l^eftige  2)ecret  beS  $a))fteS  Sol^ann  XXTT. 
(Nonnolli  novellae  scholae  discipcdi  etc.)  I^er* 
oor,  meld^eS  ben  l^armonifd^en  SSortrag  beS  gre« 
gorianifd^enlKrd^engefangeS  imMgemeinen  nid^t 
oermirft,  benfelben  Dielmel^  gegen  bie  ma|Iofen 
SSerungierungen  ber  Sönger  in  Sd^u|  nimmt  (f.  b. 
«rt.  Sl^oral  HI,  183).  3n  3tarien  l^atte  ^d^  ber 
gregorianifd^eCantusplanuserl^altenbiSgurSRfld« 
fel^r  beS  ^fteS  nad^  9lom  auS  «oignon  (1378), 
t)on  mo  bie  Sänger  beS  H^'f^^/  t)ietfad^  geborene 


2039 


SMufif.  fird^Iid^e. 


2040 


9JicbcrIänbcr,  mttginflen,  fo  bafe  bic  t)ä))p(i^c  fta« 
peEc  auf  Sal^rl^unbcrtc  bcr  ©ammclpunft  nieber« 
Idnbifd^et  Sänget  unb  6oin|)omftcn  tourbe.  WS 
bie  ölteften  unb  Doraüglid^jten  eontra))unIttften 
jener  Seit  werben  genannt:  Sol^n  ffiunpable,  ein 
Snglänber  (gefL  1458),  ®\M  »ind^oiS,  ein 
gWeberlänber  (1440—1460  am  ©ofe  ^^xüpp^ 
bed  ®uten  don  Snrgunb),  ©uiKaume  3)ufat|,  ber 
1428  al8  iüngfter  ©anger  in  SRom  in  bie  pap\t' 
Ixä^t  ffapeUe  eintrat  unb  am  27.  3lot>tmbtt  Uli: 
als  SanonicuS  in  Sambra^  fiarb.  S)ie  £om))oft« 
tionen  biefer  9Reifter  bereifen  ©d^orfftnn,  unb 
unmilUürlid^  muffen  mir  bie  funfilid^e  contra))unN 
tifd^e  Verarbeitung  ber  immer  noä^  Beibel^alte« 
neu  gregorianifd^en  ®runblage  bemunbem.  äl^re 
@runbt5ne  ftnb  bie  Zone  D  E  F  O,  unb  bie 
na<^  benfelben  »erfe^te  biatonifd^  Seiter  l^errfd^t 
in  U^nen  loor.  3utoetIen  merben  fiatt  ber  k)ier  ge- 
nannten bie  t)er|e|ten  6  A  B  C  aI8  ®  runbtöne  an> 
Semenbet  Dorgeieni^et  ift  einbneben  bem@d^IüffeL 
)ie  Xöne  A  unb  G  ol^ne  SSor^eid^nung  Rnb  l^öd^ft 
feiten  als  (Srunbtöne  angenommen.  Sie  Som- 
i)ofitu)nen  ftnb  gemöl^nli^  nur  }u  dier,  meniger 
)u  fänf  ober  fe^S  (stimmen.  Ser  F«@d^Iü{fel 
ift  auf  ben  brei  oberen  Sinien  unfereS  Sinienfpfiemd 
angemenbet,  ber  G«@d^Iiif[et  auf  aOen  fünfen,  ber 
0"@d^läffel  auf  ben  beiben  unteren.  2)er  @o« 
ptan  erfd^eint  bemnad^  in  t)ierfad^er  Sbftufung^ 
ber  Wt  einfad^,  ber  Zenor  in  bo))peItem,  ber  99a| 
in  breifod^m  Umfange.  Sie  3(i|^cn  für  bie  3eit- 
ma^e  (uRenfuraljeid^enX  bie  inmitten  ber  £om))o« 
jition  oft  med^feln,  finb  alle  angemenbet,  ebenfo  aOe 
iRotengattungen.  Mt^x  als  fed^  SSiertelnoten  ftnb 
nie  mit  einattber  oerbunben,  bod^  l^öuftg  gtoei  bis 
fünf  Maximae  mit  ebenfo  dielen  Longis.  Sprünge 
fommen  dor  in  ber  fleinen  unb  großen  Xer),  ber 
Ouarte,  Ouinte,  Heinen  unb  großen  Se^te  unb 
ber  Octade,  unb  )toar  in  allen  Gattungen  ber 
Sonjonan^en,  nie  ber  Siffonanjen.  Serbunben 
jmb  mit  ber  2:er}  bie  Ouinte,  bie  Se^te  unb  bie 
Dctade,  feiten  bie  Septime.  Mt  ©iffonanaen,  mit 
Sinfd^Iu^  ber  Ouarte,  ftnb  ftetS  dorbereitet,  regel- 
mäßig eingefül^rt  unb  aufgelöst.  92ad^a]^mungen 
unb  fugirte  Stellen  fommen  l^äuftg  dor.  Sufa^ 
mar  ber  erfte,  »eld^er  feine  Sloten,  bie  er  in  feiner 
3ugenb  nod^  fd^umrs  gefd^rieben  l^atte,  \pättt  un« 
ausgefüllt  Iie|.  SnbererfeitS  fängt  aud^  mit  ber« 
[elben  gpod^e  ber  aRi|braud^  ber  Jhtnjtmittel  an 
10  über^anb  }U  nel^men,  ba|  unS  bie  derfd^iebenen 
Secrete  gegen  benfelben  unb  bie  Slbneiguna  fo 
mand^er  Sifd^öfe  gegen  ben  l^armonifd^en  ®efang 
nid^t  ttunbem  bürfen.  ®ie  Söne  in  il^rer  ffinji- 
lid^en  3ufammenMung  galten  MeS,  baS  flnn« 
reid^e  ©emebe  berfelben  lourbe  oft  unabhängig  don 
ben  Borten  derferttgt  unb  biefe  erft  fpäter  unter- 
legt. SKan  ftellte,  menn  aud^  auf  eine  flnnreid^e 
SBcife,  derfiiebene  iei;te  in  allen  einzelnen  mit 
einanber  der|iod^tenen  Stimmen  jufammen,  beutete 
mitunter  ben  Sejt  nur  an  unb  überliefe  eS  ben 
Sängern,  benfelben  unterzulegen.  3a  man  ging 
nod^  loeiter:  unter  Beibehaltung  ber  liturgifd^en 


2:e£te  mahlte  man  bie  gefälligeren,  bemegterenJRe* 
lobien  meijt  nieberlänbifd^er,  beutfd^  unb  fron^ 
}dftfd^er  IBoffSIieber  als  Xl^emen  {ur  omtratmsf« 
tifd^en  Bearbeitung  unb  f diente  fid^  nid^,  bie 
ÜReffen  nad^  biefen  Sl^men  ju  be}ei(|nen;  ba^ 
bie  Benennungen:  Missa  des  rouges  nez,  missa 
baisez-moi,  missa  rhomme  arme  etc.;  unter 
fold^en  Umftönben  tonnte  fpüter  3o§quin  eStoogoi, 
felbft  burd^  bie  Xöne  beS  X^emaS  feiner  3Re|fe 
la  sol  fa  re  mi  einen  ^öfling  SubtoigS  XU  dos 
tifranfreid^  an  feine  auSmeid^enbe  Sntmort:  Usd 
fare  mi  gu  erinnem,  mit  toeld^er  er  fein  bringen- 
beS  ©efud^  um  eine  ^frünbe  l^inl^ielt  Diefinmc 
biefer  Berirrungen  mar  jebod^,  ba|  num  felbß  ben 
2e£t  biefer  BoIfSmelobien  jmifd^  ben  ftr^Iii^ 
2:e£t  ^ineinfang  fomol^l  in  ben  iReffen  alSmt^in 
ben  9Rotetten.  Sodiel  über  ben  &)QXQÜnkm 
Seit.  Bei  2)ufa9tj}dorgugSmeife  unter  ben  Con^ 
ponijten  biefer  Seit  bie  Stimmenfül^rung  oeit  nn- 
gegmtmgener,  Sa|  unb  ®egenfa|  lieben  fid^  tiarer 
$erauS,  eingelne  Stellen  finb  fogor  angene^  nnb 
derratl^en  ©efül^l.  Seine  t&xiliä)  aufgefunbcnes, 
don  Stiemann  (SßieSbaben  1892)  ^enmSgegebenen 
breiflimmigen  ^anfonS  bemeifen,  ba|  er  boS 
gro|e  Sob  derbient,  meld^eS  feine  S^^V^'üß 
^m  fpenbeten.  Shtfa^  mirb  aI8  baS  ^mtpt  ber 
erjjten  nieberlänbifd^en  Sd^ule  bQeid^eL  Knla 
feinen  Sd^ülem  unb  9tad^foIgem  ragt  befonbeiS 
l^erdor:  äol^anneS  Ofegl^em,  ber  um  1430  geboten 
mar.  3n  feiner  3ugetiB  mar  er  Jhtobenfänger  in 
Sntmerpen,  1444  derlie|  er  btefe  Stobt,  unb  tm 
1452^1453  biente  er  nad^meiSlld^  als  Sänger 
in  ber  t^oftaptHt  m  $ariS.  93on  1454—1459 
mirb  er  als  erfter  Sänger  ebenbafetbft  bqetil^ 
Sd^on  dor  1459  mürbe  er  3:ref  orier  don  St  9Ra^ 
tin  )u  XourS,  bel^ielt  aber  babei  feine  Stelle  an 
ber  ^o\laptUt  in  $aris.  Bon  1461  an  mar  er 
lta))e(Imeifter  ber  fdnigltd^n  RaptUt ;  er  Porb  jn 
SInfang  beS  Sal^reS  1496.  (Bgl.  M.  Brenet,  Jein 
deOkeghem.  Etüde  bio-bibliograpbiqae,Piur. 
1898.)  Bon  il^m  ift  eine  «nao^l  ^Reffen,  SRotdten 
unb  S^nfonS  auf  unS  gefommen,  bie  in  i^ 
®efammt^eit,  nid^t  in  einjelnen  in  benfelben  ent* 
l^altenen  mufUalifd^en  Surtofitoten  ben  ÜRofpob 
abgeben,  nad^  meld^em  ber  ÜReifier  beurtl^ilt  WX' 
ben  mu^.  S)ie  gro^e  t)frud^tbarteit  beweiben  xxmAt 
dor}flglid^  burdd  ein  langes  fieben  begfinfKgt  Seine 
SBerfe  tragen  baS  Gepräge  fetner  3^/  aber  in  einer 
fo  genialen  Sßeife,  ba^  fte  unfere  Semnnbemng 
derbienen.  SBir  finben  in  feinen  unb  jeiner  Seil- 
genoffen  Som))ofttionen  bie  fd^miengften  Co* 
noneS,  eine  gange  SJleffe  ol^ne  oSe  Befürnnrnng 
beS  9Ra^eS  unb  Sd^lüffelS  (missa  cujusYistonQ 
}u  fingen;  b^figen  SBed^fel  beS  SRa^eS  rnib  bo» 
mit  deränberten  SEBertb  ber  Ütoten;  $rodortio* 
neu,  burd^  meldte  iebeS  XonPdt  ju  einem  sMen* 
tltmpA  für  bie  Sänger  mürbe;  derfd^iebote  te^ 
für  bie  einzelnen  Stimmen  ber  SRotetten.  iüe^ 
loupt  aUe  /fünfte  beS  obligoten  SontrajnnAeS 
mit  92ad^a]^mungen,  Umfel^rungen,  Berme^p 
wb  Berminberungen,  mitunter  plb^id^  Bereim* 


ÜRttfif,  lird^Hd^e. 


2042 


ollet  @titnmen  in  einem  fiBerrafd^ben  Sc« 
,  Sanoned  uid)  Saugen,  bie  oft  t)erbotgen  ge- 
i  unb  beten  Sdfung  ben  @öngem  burci^  bie 
cbarften  SRoitoS  blo|  angebeutet  nmrbe,  }.93. 
la,  ne  cesses  nnb  Otia  dant  yltia,  b.  1^.: 
lue  ^ßauf en  teeg !  Qui  se  exaltat,  hmnilia- 
,  b.  1^. :  2)ie  9loten  foKen  in  ber  Untfel^rung 

8en  \Dtthtn,  bie  fteigenben  al9  faHenbe  unb 
1^  (StätMelconon/  oanon  aenigmaticus). 
Den  bief en  jcünften  feiner  Seit  finben  {id^  ober 
jäf  bie  93or}üge  eines  ungemöl^nlid^  Zo« 
V  äberrofci^enbe  Originalitöt,  Unge}nmngen« 
«r  conttopunftifd^en  99ett>egungen,  Sefd^rön« 
ber  Stimmen  auf  il^n  natätlid^n  Umfong. 
igfeit  ber  SOtelobie,  Sebenbigfeit  unb  ihoft 
ttSbrudCed.  Olegl^mSätuf  unter  feinen  3rit« 
[en  mu|  ein  fepr  großer  gemefen  fein,  benn 
inen  %oh  nmrben  brei  Zrouercantoten  com« 
t  Don  feinem  ©d^üler  3o8quin,  bon  (Sxt&ptl 
on  Su))i  VÜ  gleid^jeitige  Som))onifien  vnöxm 
|u  nennen :  Snton  SuSnoiS,  1467  StoptU» 
rl}arldbedJNi]^ent)on99ttrgttnb(geft.l481), 
tit  Sftntgued,  tJfirmin  Soron,  äol^anned 
l  3acob  Sorbireau,  1448  JtaMmeifier  beS 
end^orS  an  ber  92otre«2)ame«ffird^  in  9bit* 
n  (gefi.  1491). 

X  ^muptrepröf entant  ber  f og.  }nieiten  nieber* 
'^äjm  @d^ule  ifi  ber  t)or}ügIid^fie  ©d^üler 
^8,  SoSquin  beS  $rä8  (Jodocus  Pra- 
B,  f.  b.  «rt.),  gejt.  am  27.  «ugufi  1521 
^tift8))ropji  2U  Sonb^  im  ^ennegau.  ^8 
material  ift  bei  il^m  boSfe&e  mie  bei  fei« 
k)rgängem;  feine  neuen  Slccorbe,  biefelben 
men  wä>  biefelbe  ÜRenfur,  bagegen  ein  Xeid^ 
Don  neuen  9ReIobien,  eine  neue  ©emanbtl^eit, 
)urd^  baS  befannte  HJlaterial  ]^enK)r}u]^ben 
(benbig  }u  entfalten.  ®er  gro|e  99eifaQ,  ben 
ib,  ueranla^te  il^n,  feine  ßompofttionen  mit 
f  eden  gu  fiberlaben  unb  mit  ben  SRitteln  beS 
otmnfteS  fo^ufagen  ein  geifhreid^ed  Spiel  }u 
lt.  Welobifd^e  @))rünge,  Snteenbung  ber 
me  in  il^en  öu|erften  Xdnen  —  nad^  einem 
nge  t)on  oft  17  — ,  Skrmel^nmg  ber  95er» 
|8)eid^en  (fd^on  as  ftnbet  ftd^  bei  il^m  dot), 
ineiben  beSfelben  Xoned  burd^  ^ufen,  plb^ 
Sereinigen  aller  Stimmen  auf  einen  con« 
nben  Sccorb,  um  auf  il^m  eine  gan^e  Steil^e 
Borten  auSjuftnred^  unb  bann  }ur  frül^em 
id^  Serfled^tung  gurudf^ufel^en,  nxiren  bie 
(,  burd^  bie  er  l^emunberung  unb  lluffel^en 
egen  fud^te  unb  aud^  feinen  3^<I  erreid^te. 
er  l^at  tote  2)ufaQ  über  baS  bamalS  fo  be« 
SSoRSlieb  L'homme  armö  eine  9Jlef[e  com« 
t;  eine  anbere  SKeffc  fül^rt  ben  Sitel  For- 
etneteeitereD'ungaultreamer.  Unter  ben 
fitäten  feiner  Sompofitionen  feien  nur  er« 
r  feine  9Re(fe  Sine  nomine,  bann  baS  ®e« 
tdregifier  Sefu  Sl^rifH  nad^  9Ratt]^öu8  unb 
unb  eine  24ftimmige  9Rotette,  bie  in  jeber 
T  Stimmen  einen  fe(|8fad^en  ftrengen  Sonon 
t  3n  bem  ))ä))ftUd^en  ffa))eiI«9rd^ioe  teirb 


nod^  eine  gro|e  9n}a]^I  feiner  Gompofitionen  im 
ÜRanufcripte  aufbemal^  UeberbieSudgabenf.b. 
art.  VI,  1892  f.  (Kn  3eitgenoffe  3o8quin8,  toel« 
d^  il^m  in  99e}ug  aufOriginalitdt  unb  l^ennt« 
niff e  am  ndd^fien  fielet,  ift  3acob  Obred^t,  oon  ®Ia« 
rean  aud^  ^obred^  genannt  Sr  mar  geboren  um 
1480  in  Utred^t  unb  mürbe  1465  J^apeQmeifter  an 
ber  Satl^ebrale  bief  er  Stabt,  mo  er,  mie  und  (Blarean 
infeinemSobecad^orb  unb  ^ßetrufiOpmeer  infeinem 
Opus  ohronographicum  Oerfid^,  ben  SraSmuS 
don  Siotterbam,  ber  megen  feiner  f d^ftnen  SiScant« 
fKmme  aI8  Cl^orfänger  aufgenommen  morben  mar, 
in  ber  Vhtji!  unterrid^tete.  3m  3. 1492  mürbe 
er  Jta))enmetfter  an  ber  9lotre»S)ame4Krd^  in  9nt« 
tottpm,  unb  als  fold^  ftarb  er  rm  1506.  Seine 
Sompofitionen  finb  im  Xonfa^e  entmidCelter  unb 
in  ber  ^ormonie  oolltöniger  o&  bieienigen  Oteg« 
l^emS.  Obred^t  ift  ber  erfte,  ber  einen  beffem  Stil 
oorbereitete,  unb  SraSmuS  f agt  oon  il^m,  ba|  er 
nulli  aecundus  gemefen  fei :  bod^  lonnte  au($  er 
fid^  nid^t  entl^Iten,  in  ber  Smoenbung  ber  Saj&« 
fünfte  unb  in  «ädffa^t  ber  SBal^I  feiner  Ziemen 
bem  Sraud^  feiner  Seit  }u  l^ulbigen  unb  SRotioe 
meltlid^er  Sieber  gur  Compofttion  oon  Steffen, 
SRotetten  u.  f.  m.  gu  benu|en.  2)er  }meiten  nieber- 
(önbifd^  Sd^ule  gel^ören  nod^  an:  Snton  99rume( 
(1505),  am  ^ofe  beS  6er)ogd  oon  ^ferrara;  $ierre 
be  Same  ($etru8  ^totenfts;  1492—1510),  am 
^ofe  oon  Surgunb;  Seon  SRouton  (gefL  1522), 
Sd^Ier  3o8quin8,  j}a))enfönger  am  ^ofe  ber 
j^önige  Submig  XL  unb  ^tan^  L  oon  ^fnmfreid^; 
HaipQX  oon  SBerbefe  (US  1490),  (Slefangmeifter 
am  ^of e  in  SRailanb ;  ^nton  unb  Stöbert  be  f^feoin ; 
3ean  (Bl^ifelin  (Serbonnet?);  SoQfet  VS^omphtt 
(gefL  1518  al8  SanonicuS  in  St  Ouentin);  fo- 
bann  bie  f))dteren  $ierre  £erton,  Slöment  Sonne« 
quin,  ein  Sd^uler  3o8quinfi;  Claube  be  SermifQ, 
ffa))enmeifier  bei  Sftau)  L  unb  ^einrid^  IL  oon 
Sfronlreid^;  91brian  $etit  CocIicuS,  Sd^uler  3o8« 
quinS,  ber  1545  nad^  SBittenberg  fam,  mo  er  )ur 
neuen  Sel^  fibertrat;  3ücob  9rcdbelt,  1540  p&p^» 
lid^er  j^opellfönger  in  Stom,  1557  „föniglid^er 
aRufUuS''  in  $ari8;  3ad^et  be  Serd^m,  oon  1535 
an  beim  der}oge  oon  SRantua ;  92icoIau8  ®om- 
bert,  ein  Sd^uler  3o8quin8,  1543  ffa))ellmeifier 
ber  faiferlid^en  Hapäit  in  9labrib. 

Seutfd^  eom))omjten  erfd^einen  bereits  im 
14.  3a^r|unbert  2)er  belgifd^e  aRuftlforfd^er  S. 
be  £ouffemafer  nennt  in  einer  Srofd^üre  über  bie 
armonifien  beS  14.  Sal^rbunbertS  il^re  9tamen: 
einrid^  ^e^mann  au8  Strasburg,  ^einrid^  oon 
reiburg,  S^lknp^ttt,  jäeinrid^  oon  Sauf  enburg, 
92icoIauS  oon  SRergS.  i>\t  me|rfKmmigen  Xon« 
fö|e  beS  Sod^amer  SieberbudM  (1390—1420) 
meifen  einen  giemlid^  entmidelten  ihmftfKI  auf. 
9lid^t  )u  oergeffen  ifi  Sol^ann  ®obenbad^,  ber 
trefflid^e  Seigrer  beS  gfrand^inuS  ®af or ;  er  lebte 
um  bie  9Jlitte  beS  15.  Sal^rl^unbertS  unb  nannte 
üd^  nad^  ber  Sitte  feiner  Seit  Bonadies.  Son 
(einen  SebenSumfianben  ift  nur  befannt  bag  er, 
ani  2)eutfd^Ianb  ftommenb,  in  einem  italienifd^ 


2043 


anufir,  xit^ui^t. 


2044 


SannclitenFtofttr  Ittite.  EBematb  btr  SJeutfcfie,  an> 
aäAxä)tt  6rfinbti  befi  Otflel^KbalS,  Dar  ton  1445 
bis  1459  Orgoniß  an  bti  3]|arcueltid(|e  in  Sttic 
big.  ^nberc  berühmte  Orgdiiin{)titi>aitn:$aul 
ßoffioim«.  1493  (üiferlii^CT  ^oforgamp  in  SBira; 
Honrob  Naumann,  fleft.  1473  als  Orgontp  an 
ber^TOUcntiic^t  in3Mnd|en;  Imolb  Si^Iid,  ntn 
1512  Qot  Iurfür[tli^  ^ofe  in  ^titelberg.  3)ie 
©oStünPe  btr  Üliebtriänb«  finben  mir  bei  ben  beut- 
\ä)en  Somfoniften  »eniget  angeroanbt.  Mbarn  üon 
5Julba  (um  1490),  beflen  ÜHDlette  0  vera  lux  et 
^oria  no^  ©lorton  in  ganj  ©eutf^Ianb  gelungen 
tDUibe,  eifert  in  feinem  2:ractatt  Musica  (Gerbert, 
Scriptt.  ni,  329—381)  gtgen  bie  iät^[e^aften 
unb  unDerftänbli^en  Saltunfle,  mel^e  bei  ben 
Eom^iDniften  feiner  Seit  in  Sii^inung  gefommen 
feien.  Sßon  beutft^cn  gomponifttn  finb  nocti  ju 
nennen  ber  berübmte  ^einric^  ^incf,  1492  bis 
1506  am  pDlnifctien  ßönigSImle  in  fftatau;  ^He« 
janber agricDla,  ber  löOeimSeloIge  be§ftönigS 
Sßbili))^  b(3  @d)önen  Don  Saftilien  in  S^ianien 
Parb;  femtr  ©tep^on  3Ra^u,  ÄopeDfonger  flaijer 
SeibinanbS  I.,  bei  fttne  Si^ätigleit  bei  Air^en* 
tontpcfilion  mie  audi  bem  SSolteiiebt  jumanbte. 
2!n  feinen  Samentationen  beS  3eremia3  jeii^net 
ei  fid^  not  aDen  Somponiften  bei  3eit  «uS.  Sie 
finb  ouf  bie  S^oiolmelobie  gebaut,  mir  benunbem 
baran  bie  für  feine  3cit  ungenö^nlid^e  Steinzeit  ber 
Harmonie;  befonberä  tritt  ^troor  eine Sleutli^teit 
b(§  ©efangeS,  btr  Senor  mit  bem  cantus  finnus, 
neben  Beld^em  bie  übrigen  Stimmen,  jwar  niii^t 
fo  gang  einfa^,  aber  boii^  fe^r  fangbar,  jebe  naäf 
i^rer  fflrt  cin^ergeben.  3n5befonbere  beginnt  Bon 
nun  on  auc^  baS  SÖolBIieh  als  folc^tS  me^r  in  ben 
Sßorbetgrunb  gu  treten.  9Kit  ©letibin  Wattv  ift 
es  jugleidi  ©einrirfi  3foa!  (geft.  1517  al§  Sym- 
phom8taregiBttm§ofe9WajimiItan8Lin9Sien), 
ber  in  feinen  Siebetn  glei^fain  einen  SRiefenfpning 
über  ben  (Seift  feines  ^titalterS  gemad!)t  b^t.  S]ie 
bei  Sodann  Ott  in  ^ümbeig  1544  erfc^itnene 
©ammlung  ,^unbert  unb  fünffgeben  guter  nenei 
Ciebtein,  mit  Dier,  fünff,  fe<i)a  ftimmen,  cor  nie  im 
tmtf  aufegongcn,  SJeutfct),  SronSäftfift,  ^ü\i)  Dnb 
Sttleini|d),  luftig  ju  fmgen,  Bnb  auff  bie  3nflrU' 
mentbienftticd,  non  ben  berpmbtejien  biferflnnfl 
gemai^t"  (neu  IierauSqcgeBen  öoneitnet,  grfunb 
Äabe,  »erlin  1876,  99b.  IV  ber  aßublication  Ott. 
pratt.  n.  tbeoret.  SHufH-aBerfe),  entbült  0Dn3faa! 
allein  10  Sieber  mit  fo  fc&Ön  unb  riil^tig  marfir- 
fem  M^ptbmuS,  fo  reiner  unb  äwanglofer  Harmonie, 
baß  man  fie  bem  18.  Sa^rbunbert  jufd^reiben 
möchte.  5Bie  Sammlung  entbält  mit  ßieber  Don 
fnlgenben  beutfcben  gomponiften:  Subroig  Senfl, 
SfepbanaJlQ5u,S^oma8SlDl|er,OSlDaltiRe9tter, 
3o(iann<müI[er,  ÜHattbiaS  grfel,  SBilbelm  SBieifen- 
grofer,  9Imolb  non  99ruil,  SupuS  ^UinÄ,  8eon- 
barb  ^aminger,  Siit  SJietricb,  Sodann  aSJannen- 
mai^er, 

ami&  bie  Sbeorie  her  TOufif  trat  jejt  in  ein 
neues  ©tabiumniiffenfd(|nfttict)er5Bettrbeitung.3tr- 
bitlflnb  I.  Oon  ^iQßomtti  iKVt\  m.  %.  1475  ben 


berüfimtra  belgif(^en  SRufttfi^ft^dtti  3s(ainii 
SindoriS  an  feinen  ^of  nad^  vtä^l.  SÖnnlenfr 
merlb  ift.  baB  baB  DonXinctotifl  crf cEiinttne  Sti( 
Terminorum  mueicae  dlffinitoriiiin,  um  1475 
mo^rfi^einli^  in  S'leapel  gebruift,  al§  boS  etfte  log. 
3Jtufifle£i!on  (neu^erauSg.  D.  §.  StOcinunm  in  ba 
3a^rb.  f.  mutUal.  SBiff  enfe^  I,  Seipj.  1 863, 55  %), 
no4  (eine  Sioten  ^at,  mDgegen  ^uqd  doh  9lät' 
lingen,  bei  bereits  um  1360  ftaib,  in  fetneni  Snit 
Flores  muaicae  onmie  cautns  Gregoriaiii  (p^ 
erft  gebiudt  ju  Stiagburg  1488)  fü  f^on  biufie, 
jebo^  nui  @b<»^°'<i'>t^'  <ntn)enbet.  S)te  S^nifln 
beS  ^incloris  blieben  IQngei  oIS  ^unbcrt  3a^ 
bie  Sebtbü^er  in  ben  @efangfd^en.  3in  3a|tc 
1484  beiief  b«r  ^erjog  SuboDicD  Sfoija  in  SRiii* 
lonb  ebenfalls  einen  berübmten  X^eontün,  %taf 
d^inuS  @afDt,  alS  ecften  i^a|>tafSngeT.  Dirfer 
fd^rieb  eine  Practica  musica,  1496,  tn  atlqer 
bie  elften  giguralnoten  in  ^olgtafelbnid  tuditt- 
mm.  3n  einem  anbem  SBerfe,  Theoricnm  opu 
mCBicae  disciplinae,  1480,  (ud(|t  ®ofoi  btel$iii> 
bonifc^e  Solmifatton  bem  Softem  beS  SSatlipü 
ju  accommabireiL  ®eutf(f|e  X^ontitet  «uin 
9lbam  Don  gulba  unb  ^ermann  gind  (I^«etie* 
musica,  1556).  SBäbrenb  ftd)  in  ^tulf erlaub  dk- 
gugSmeife  baS  gei^lit^e  unb  meltltc^e  Sieb  p  nil> 
mideln  begann,  biiitite  in  Italien  {9}«iebig)  eint 
felbftSnbige  €^ule  em^ior.  3^  99egiünbtt  nun 
9Ibrinn^i0aerl,einMebetISnbei,  ©t^üIerDonS»' 
I)annan(iutonunb3D3gninbeS^U.e[faml516, 
nac^bem  ei  [uli  in  feiner  ^eimal  \ä)on  tum  Sbf 
emarbcn,  nu^  9tom,  fanb  aber  ^ici,  nai^  ber  Se^ 
fl(%erung  feines  S(^üIerS  unb  Dla^f  olgerS  daribio, 
begbalb  'eine  ^ufna^me,  ukü  er  bie  ^uctcrfi^ 
einer  Don  bei  pöpftlic^en  ffapelte  biS^  unter  ben 
Ütamen  SoSquinS  aufgeführten  oier^rnmigoiCn- 
pofition  beanfpni^te,  bie  nun  fui  alle  ^uMt 
juTÜdgelegt  nnirbe.  Si  nunbte  fi(^  nai^  Stoon 
unb  bann  an  ben  ^of  SubmigS  IL  oon  EBBtaei 
unb  Ungarn.  3m  3- 1527  mürbe  a  ffapefliiKt|hi 
anbetffltaraiSlir(f|c  iu9?encbig  imbflQrtibtifdiiil  i 
om  7.  Siecember  1562.  SfBiQaert  )dqi  ber  (^  ' 
meld^tr  für  meliert  Stimmen,  für  6  unb  7  (irii^l 
im  ßanon, plures  ox  una,  mie  ft^on frübere  ton- 
t^er)  unb  für  ©opptlt^öte  connionirte.  Seint 
SBerfe  finb  burdj  mclobifiiie  95äffe,  gute  gü^nniä 
ber  Stimmen  unb  niäfeig  angcitjenbete  Dia^a^nuni' 
genauSgejeiii^tt;  fie  loarcn  bei  31uffü^tmigfliD§ci 
SBerfe  (natüili^  obne  .^nftiutnentalbealeitiirü)  fü 
bie  Sanger  eine<^rlcld|t(aing  unb  ergielten  Offs 
ber  Wbued^Slung  unb  SJenoebunti  bec  ÖlöKttnt 
lierrli^e  SBirfung.  Seine  S^tilei  %ibnd  9>)- 
brieli,  1666  Weiler  Orgoni" 
fiin^e,  unb  btflen  9!effe  =»• ' 
erßer  Organift  bafd 
ßompofition  nitttct 
Otgenob.  Sm  St- 
erben uRale  eine' 
nutifd^ÜRobcfi 
tino.  Snfanoll 
men;  ba  ia» 


2045 


aWufif,  ürd^Ud&c. 


2046 


I^rifd^en  St^igrommS,  in  ber  bem  Xe^te  tn^ptf 
d^enben  SJtuft!  log,  fo  gab  boSfelbe  }uer{}  IBeran« 
loffung,  bei  Som^ofttionen  aud^  ben  Zestinl^Qlt 
|n  bmidEPii^tigen,  tooron  biSl^er  toeniger  gebadet 
toorben  nmr.  2)ie  ßfatfül^rung  beS  ÜRabrigolS 
in  bie  j^ammermujtl  ttxir  ber  erfte  @d^ritt  gut 
Verfeinerung  beS  (Sefd^madeS.  lBor}ügIi(i^  ttxiren 
es  jlicolo  Sicentino  unb  S)on  Sarlo  (Sefualbo^ 
Sürjl  k)on  IBenofa,  bie  ftd^  ber  9u§bilbung  beS- 
felben  annahmen,  gi^prian  be  Store  (geb.  1516 
|n  SRed^eln),  ber  berühmte  @pler  SEBiEaertS  unb 
1568  beffen  Stad^f olger  an  SonSOtorco,  Betrat  ben* 
felBen  SEBeg,  unb  fo  fd^Iid^en  fid^  mit  biefer  IBer« 
feinerung  bed  ®efd^mad(eS  jugleid^  aud^  bie  (i8 
bal^  ungemöl^nlid^en  3:ont)erl^öItni{fe  ber  k)er> 
minbertenOuarte  unbOuinte  t)on  gmei  ober  brei 
folgenben  ^Ibtönen  ein.  ßS  fd^Ioffen  ftd^  mit 
oen  d^omatifd^en  Serfud^en  ft)&ter  nod^  an  Suca 
9Raren)io,  gefi.  1599  oIS  ÜRitglieb  ber  tropft- 
Hd^en  ftaptUt,  Orlanbo  bi  fiaffo  unb  Snbere. 
S)er  Htm  be§  granbiofen  @tiI3  j[ebod^,  ben  3od- 
quin  neben  bem  be§  einfad^en  gepflanzt  l^atte, 
trntrb  l^uptfäd^Iid^  gu  Stom  gepflegt.  913  popft- 
lid^  @önger  erfd^einen  bort  gegen  bie  SRitte  be§ 
16.  Sal^rl^unbertS  bie  92ieberlönber  Srcabelt  unb 
®M^Iin  2)anfert3,  bie  Spanier  Sartl^oIomäuS 
Sdcobebo,  gil^rifbp]^  SRoraleS  auS  SeDiUa^  beffen 
l^Iid^  SRotettLamentabatur  Jacob  am  britten 
€onntag  in  ber  t)faften  oon  ber  pöpftlid^en  ffapeüe 
oufge^l^rt  nmrbe,  bie  t)ftan}ofen  fieonarb  99ane 
aus  SimogeS,  Sleagar  ©enet  genannt  nad^  feiner 
Saterftabt  11  Carpentrasso ,  beffen  fiamentatio« 
nen  nod^  lange  S^it  in  ber  pöpfHid^en  ffapeUe  ge- 
fangen mürben,  enblid^  ber  Berül^mte  Staliener  Son« 
fiantiuS  gfefta,  beffen  Sompofttionen  ben  @d^eibe« 
imnft  (ilben  gmifd^en  ber  $enobe  beS  Sanon  unb 
jener  ber  freien  Sntmidlung,  gmifd^en  $feubo'&uc* 
iaib  unb  $aleftrina.  S)er  redete  gflug  unb  freie 
€d^mung  ift  in  Sfefta'S  befangen  oon  92oten  ge- 
tm^tiger  @eltung  ooSftönbig  angebeutet,  allein  Die 
9Kd|tung  ber  3eit  He^  il^n  nid^t  gum  Suff d^munge 
gelangen;  nurgro^artige^üge,  nid^tburd^auS  groß- 
artige giompofttionen  d^arafteriftren  feine  SBerfe. 
Sbenfo  ftnb  bei  ben  oorgüglid^ften  Xonfe^em 
iener  S^it  eingelne  3üge  eines  tiefem  @emüt^eS 
SU  bemerfeu;  allein  Sompofttionen,  meldte  baS 
®emüt]^  burd^meg  ergreifen  tonnten,  tagen  nid^t 
in  bem  ®eifte  ber  3(it.  bie  nod^  immer  befangen 
ttwr  in  ber  SSorliebe  für  bie  finnreid^en  SScrmidt- 
lungen  beS  SontrapunfteS.  ^uS  Stalien  merben 
nod^  oerfd^iebene  ad^tbare  92amen  genannt:  ®tef. 
Settini  (il  Fomarino),  ®om.  QferraboSco,  ®i« 
rolamo  ^raboSco,  Slaubio  Seggio,  SSincengo 
Shtffo  K.  SSorjüglid^  finb  eS  aber  nod^  immer 
92ieberlanber ,  bie  als  @anger  unb  Somponi- 
flen  in  großen  ©tobten  unb  an  ben  §öfen  er- 
f d^einen,  f o  an  bem  faiferlid^en  ^ofe  ff arlS  V.  ber 
ffopeÜmeifter  3acob  6!(emenS  non  Papa;  fobann 
9licoIauS  ®ombert  unb  Xl^omaS  Srecquitton  an 
ber  faiferlid^en  ff apeüe  gu  SKabrib,  3o^ann  Yan- 
gon 1570—1578  als  ßl^orbirigent  am  «IHunfter 


in  Stadien.  3n  Spanien  tritt  mit  Srifbforo  SRo- 
raleS  auS  @et)illa  (um  1540  pöpftlid^em  ffapeS- 
fänger  in  Stom)  unb  beffen  ©dualer  gfranciSco 
@uerrero  (1550  ffapeUfönger  an  ber  Satl^e- 
brale  gu  ©eoiSa)  bie  Xonfunft  in  ein  neues  Sta« 
bium.  9ud^  in  2)eutfd^Ianb  l^atte  biefelbe  einen 
bebeutenben  %uffd^ttmng  genommen,  unb  bie  ar- 
beiten ber  beutfd^en  Somponiften  ftel^en  in  (einer 
SEBeife  benen  ber  ÜRel^gal^I  il^er  nieberldnbifd^ 
Seitgenoffen  nad^ ;  barum  fönnen  biefen  (enteren 
nebft  ben  bereits  genannten  9iamen  nod^  fol- 
genbe  l^ingugefügt  merben:  SEB.  ®refinger,  @regor 
ajte^er,  SBoIf  ^ein|,  Sol^ann  Stal^l,  S.  Sem« 
Ixn,  3o^.  ©aUicuIuS,  Submig  @enp,  gefbrben 
als  ^offapeUmeifter  in  aRund^en  (um  1555),  3o- 
l^ann  SÖBaltl^er,  ffapeSmeifier  beS  ffurfürften  Don 
@ad^fen,  meld^ertektere,  obn)o]^IimS)ienfteber9te- 
formation,  ber  ubfid^en  ^otm  beS  Xonfa|eS  treu 
blieb.  Unter  ben  Zl^eoretifem  {euer  Seit  ftnb  Dor- 
gugStoeife  ]^ert)orgu]^eben :  3cttUno,  ber  trefflid^e 
@$üler  SBiSaertS,  ^r  bie  Staliener  ein  mal^rer  Sie« 
brmator  ber  Zl^eorie,  unb  ^einrid^  fiorituS,  nad^ 
einem  Geburtsorte  ©laruS  gemöl^nlid^  ®(areanuS 
[f.  b.  9lrt.)  genannt,  meld^er,  oboleid^  in  bie  SRe- 
formationSftreitigfeiten  feines  ^BaterlanbeS  Der- 
midelt,  bennod^  SJtuße  fanb,  in  feinem  1547  in 
93afel  erfd^ienenen  Dodecachordon  eineSrt  neuen 
3j)nf  9ftemS  nad^  grted^if  d^em  3uf  d^nitt  aufguftellen, 
in  meld^em  er  ftatt  ber  ad^t  ffird^entonarten  gmölf 
annahm  (f.  b.  Srt.  E^oral  UI,  178). 

@o  ftanb  bie  Zonfunfi  bereits  in  l^ol^er  SBIüte, 
als  um  1535  €Iaube  ®oubimeI  (geb.  um  1505 
in  Sefancon),  ben  man  bisl^er  fälfd^Itd^  für  $ale« 
ftrina'S  Seigrer  l^ielt  (Musica  sacra,  !RegenSburg 
1892, 126),  als  Somponift  unb  Seigrer  befannt 
mürbe.  „®oubimeIS  arbeiten",  fagt  SmbroS 
(®efd^id^te  ber  aJhifif  HI,  597),  „l^aben  einen 
eigentl^ümlid^en  Steig,  eine  ^olbfelige  Snmut)^  unb 
(morin  fie  an  S.  gfefta  anflingen)  einen  garten, 
faft  möbd^enl^aften  Sh^  ^  befonberS  fül^Ibar 
mirb,  memt  man  fie  neben  bie  mannl^aft  fröftigen 
SSBerfe  a)loraIeS'  ober  SlrcabeltS  fteUt.  SBaS  ftd^ 
oon  fßaleftrina  Stebnlid^eS  finbet,  l^at  er  feinem 
Seigrer  (?)  gu  bauten,  unb  bie  S^reibart  @loubi« 
melS  in  gemiffen  SReffen,  mie  in  ber  SJlcffe  Audi 
filia,  in  ber  Missa  De  mes  ennuys  u.  a.,  ifi . . . 
oottftönbiger  ^alefirinaftil . . .  gfreUid^  ift  ^te- 
ftrina  ber  unenblii!^  reid^  ®eif};  ®oubime(S  ^rt 
unb  überlieferte  ffunf}  bilbet  eben  nur  eine  ber 
oielen  Seiten  ieneS  unerreid^ten  SReifterS.''  @pö« 
ter  (um  1555)  erfd^eint  ®oubtme(  in  ^riS,  mo 
er  bie  oon  SOtarot  unb  iSega  frangöfifd^  nad^« 
gebid^teten  $falmen  mit  il^ren  oielfad^  meltlid^en 
Siebem  enttel^nten  9)leIobien  oierfHmmig  fe^te 
(1562  u.  1565).  ®iefe  fanben  in  ©eutfd^tonb  fol« 
d^en  SBeifoQ,  ba|  fd^on  1578  eine  oon  SmbroftuS 
Sobmaffer  mit  beutf  ^er  Ueberfe^ung  oerfe^ene  9(uS« 
gäbe  in  Seipgig  erfd^ien.  ®oubimeI  ftarb  im  3. 
1572  in  ber  iSart^oIomöuSnad^t  gu  S^on.  Süd^t 
ermiefen  ift,  ba^  er  fid^  ben  Hugenotten  ange- 
fd^Ioffen  l^at,  obmol^I  biefe  le^teren  feine  $falmen« 


2047 


aRufif,  t\xä)liä)t. 


2048 


compofitioncn  fid^  aneigneten,  ©oubimel  felbji 
f^rieb  pe,  toie  eS  in  bet  Sombe  ]^ei|t,  für  ben 
^auSgebraui!^ ,  nld^t  für  bie  ffird^e,  um  etwa 
ben  lateinifd^en  @t\ar\%  p  Ded^röngen.  UeBerbie| 
^atte  bie  Sorbonne  bie  ^falmenüberfe^ungen  ge- 
))räft  unb  erflärt,  fte  finbe  barin  nid^ts  Unfatl^o« 
Ufd^eS.  Sn  @oubimeI  fd^Iie^  fid^  an:  ®iot)anni 
Snimuccia,  ®iot>anni  SJlaria  9iamni  unb  ®io« 
banni  ^ierluigi  ba  ^ateftrina  (geb.  1526  in  $ale- 
ftrina,  bem  alten  Praeneste,  ge{l.  am  2.  t$fe- 
bruar  1594  in  Slom).  9Bir  fagen  l^ier  nur  bad 
9lotl^teenbige  über  biefen  SReifter  unb  Dermeifen  im 
Uebrigen  auf  ben  «rt.  ?PalefWna.  3m  3. 1551 
nmrbe  er  t)om  ^op\t  3utiu8  in.  nad^  SRom  be« 
rufen  aI8  Magister  puerorom  (Snfpector  ber 
Singfnaben)  unb  fta))dmeifter  an  @t.  $eter.  @ein 
erfteS  3Berf,  oier  SReffen  gu  k)ier  unb  eine  )u  fünf 
Stimmen,  t)erf d^affte  il^m  ben  (Eintritt  als  Sänger 
in  bie  ))ö))ftlid^  Stapttk.  2)iefe  SteQung  mu|te 
er  iebo(^  bolb  tt)ieber  aufgeben,  ba  ber  ißa))jt 
$aul  IV.  burd^  eine  Serorbnung  Dom  30.  3uU 
1555  bie  oerbeirateten  Sönger^  }u  benen  aud^ 
^aleftrina  gel^drte,  au8  ber  RaptUt  entließ.  9m 
1.  October  beSfetten  Sal^reS  teurbe  er  RaptU* 
meifter  an  @.  ®iot)anni  im  Sateran,  eine  Stellung, 
bie  er  nadd  f  ed^S  Sauren  k)erlie|,  um  in  bie  S)ienfte 
bed  Sa))iteIS  t>on  S.  9Raria  ^aggiore  }u  treten. 
SEBö^renb  biefer  3cit  ^tte  er  u.  a.  feine  Smpro" 
perien  componirt,  totlä^t  am  Sb<n1reitage  beS 
Sal^reS  1560  )um  erften  äßale  gelungen  mürben; 
fie  mürben  mit  fo  aügemeiner  Stül^rung  demom« 
men,  bofe  ^iuS  IV.  eine  ^bfdjrift  für  bie  p^^» 
Hd^e  StaptUt  öerlongte,  öon  ber  fie  feit  jener  Seit, 
fo  lange  ftd^  biefe  in  Zl^ätigfeit  befanb,  unauS« 
gefegt  an  bem  genannten  Zage  mieberl^olt  mür- 
ben. ®cr  3n^aU  biefer  3nH)rot)erien  fann  als 
befannt  DorauSgefefet  merben.  Qu  ben  einfad^en, 
ein  tiefes  ®e^imni§  fünbenben  Porten  (ie^  $ale« 
ftrina  bie  einfad^ften,  bie  fd^Iid^teften  2:oni)erbin« 
bungen  f^'6xtn,  mie  fie  bem  fanften  unb  emften 
Sormurfe,  ber  innigen  Seue  unb  bem  begeifterten 
Sobgefange  ^iemten.  äOSie  bie  gan^e  Umgebung 
bei  ber  geier  ieben  Sd^mudeS  unb  ©langes  ent- 
fteibet  mar  unb  in  i^rer  emften  Trauer  baS  (Semütl^ 
um  fo  mel^r  jur  9lnbad^t  fttmmte,  fo  ocmal^men 
bie  ^örcr  jefet,  ftatt  beS  gcmol^nten  3lufmanbeS 
contro})Utrftifd^er  (Selel^rfamfeit,  jum  erften  9KaIe 
nur  Söne  oott  beS  innigften  ©efübleS,  in  ben 
nad^  gel^eimni^iooller  innerer  SBejie^ungjuf  ammen- 
georbneten  Sufammenflängen.  SJon  iejt  an  be- 
ginnt bie  X^ötigfeit  beS  SReifterS  auf  bem  ®ebiete 
ber  beiligen  lonfunft.  ®en  ftlagen  über  Unorb- 
nung  in  ber  Äird^enmufH,  üerurfad^t  burd^  bie  Un« 
öerftänblid^feit  beS  SejteS,  übermäßige  «uSbeb- 
nung  ber  6omi)oritionen,  ungeeignete,  mittfürlid^e 
unb  ftörenbe  SKanieren  ber  Sänger,  begegnen  mir 
fd&on  im  ®eacte  beS  ^a})fteS  Sol^anneS  XXH 
au  «üignon  im  3. 1322  (f.  b.  «rt.  g^oraim,  183) 
unb  in  ber  fjfolgcjeit.  S)em  Eoncil  öon  Srient 
loar  es  üorbe^alten ,  eine  SReform  beS  ffird^en- 
ge/angeS  burd^jufc^en.  ®U\e  toutbe  am  14.  Se))» 


tember  1562  in  ber  22.  Si^ung  befd^Ioffen.  Se^ 
orbnet  mürbe  dor  SlUem,  ba|  auS  ber  ftird^  bie« 
ienige  SRufif  ju  berbatmen  fei,  meldte  im  Orge^tnd 
ober  ®efange  eine  Seimifd^g  t)on  Uet^pigem 
(lasciTum)  ober  Unreinem  (impuram)  jeige.  3n 
ber  23.  Si^ng  mürbe  nod^  beftimmt,  ba|  bk 
Ihmben  im  Seminar  bie  @tammatü  unb  ben 
gregorianifd^  ®efang  erlernen  foUten.  Sor  ber 
24.  Si^g  ließ  ftai^r  gferbinanb  L,  ein  Ser* 
el^rer  ber  Sonhmft,  burd^  feinen  @efanbten  ben 
S^unfd^  ouSfpred^,  man  m5ge  eine  böllige  See* 
merfung  beS  giguralgefangeS  nid^t  befd^lie|en,  ba 
berfelbe  in  feiner  rid^tigen  Snioenbung  ein  fd^ 
geeignetes  ÜRittel  fein  fönne,,  boS  ®emut^  jnr 
^nbad^t  ju  erleben,  morauf  bie  Snttoort  erfolgte, 
baß  eS  nur  auf  bie  9Rißbraud^  abgefel^en  fei  uib 
bie  SSerbeff erungen  im  ßingelnen  ber  iKni^engiu^ 
$rot)in3ialf9noben  unb  ben  93tf^fen  uberlof^ 
blieben.  S)ie  SuSfül^rung  ber  tribentinifd^  9e* 
fd^lüffe  t>ersog  fld^  bis  jum  Saläre  1564.    %m 
2.  Sluguft  biefeS  Sal^  ernannte  $iuS  IV.  eine 
Sommiffton  Don  ad^t  Sarbinölen,  bie  mit  feina 
3uftimmung  }meien  auS  ü^rer  SRitte,  bem  ^  ttad 
^orromäuS  unb  bem  nod^  jugenblid^en^  aber  fe(r 
funftoerftänbigen  Sarbinale  SSitelloji^  bie  Sie« 
form  ber  päfipd^  StaptUt  Abertrugen.    Siefe 
|atte  junöd^ft  einen  biSciplinören  S^orafter.  ^ia 
mag  aber  aud^  bie  gfrage  ber  figurirten  SUsqf» 
mufil  mieber  in  t$flu|  gelommen  fein.  Solefirina 
(DieUeid^t  aud^  Snimuccia)  tonnte  burd^  Vorlage 
ber  fd^on  unter  3uliuS  in.  compomrten  9Re^ 
ben  SBemeiS  erbringen,  baß  nid^t  bie  ffunß  aß 
fold^e  an  ber  UnDerftänblid^feit  beS  litmrgifd^ 
Zeltes  bie  Sd^ulb  trage.  Sr  nntrbe  borum  (1565) 
nid^t  nur  mit  bem  Sitel  unb  ber  ^ßenfion  einel 
))ä))ftlid^en  ffa))enfängerS  belaffen,  fonbem  mit 
bem  DoQen  ©el^alte  eines  fold^en  geehrt.  Srß  im 
3a]^re  1567  mürbe  bie  berül^mte  Missa  papM 
Marcelli  mit  biefem  Xitel  im  2)nui  k)er5ffentli^ 
in  banfbarer  Srinnerung  an  einen  itird^nfurfiei^ 
ben  Sarbinal  9Rarcello  SerDino  (fpoter  für  einige 
SSBod^en  $at)ft  aRarcelluS),  für  ben  ^ßalefbimi 
bie  9Reffe  componirt  l^atte,  ber  aber  burd^  einen 
rül^a^itigen  Sob  l^inmeggerafft  mürbe.  2>aS  Sn- 
el^en  ^aleftrina'S  ftieg,  als  unter  $iuS  V.  unb 
Tregor  XTTT.  nad^  &rf d^nen  beS  neuen  Srdnetl 
unb  9Rips  feine  compofttorifd^e  Xl^gfeit  fo- 
mol^l  für  bie  neuen  Sboralbüd^er  (f.  b.  Sri  Sborol 
III,  184)  als  für  figurirte  ®efange  mit  bennfor» 
mirten  liturgifd^en  xe^ten  in  ^nfprud^  genommen 
mürbe  (ffird^enmuftfal.  3Q^bud^  Vn,  SegenSt. 
1892, 96).  ^aleftrina'S  eompofttionen  reprafen* 
tiren  ben  ^bfd^luß  einer  lange  dorangegangenen 
JhtnftentmidRung.  ,,Sein  Stil  ifl  eigentlid^  fein 
neuer,"  fagtätiemanu;  „neumoranibmnurbiecon> 
fequente,  einl^eitlid^e  unb  mal^rl^aft  geniale  Sunl^ 
fül^rung  ber  ^bflörung  beS  ))ol9pl|onen  Sa|eS, 
meldte  in  unioolUommenerS)urd^]^rungfd^onba3 
Unterfd^eibenbe  beS  Stiles  eines  SSiQaert,  ®oubi* 
mel,  tifefta,  Slnimuccia  mar,  bie  f effelnbe  SBabrl^ 
beS  9uSbrud(S,  ber  ^ol^e  ^bel  ber  Smpfinbung 


2049 


SKufü,  fird^Itd&c. 


2050 


toeld^er  nirgenbS  mit  bec  (lo^en  Siqielung  eines 
imitatorifd^n  Ihmflfiäded  {id^  jufrieben  gibt  bie 
Xtäpxit  xAi^i  dd  @eI6ft}tt)e(I,  fonbem  nur  old 
SRittel  anfielet  $aleftrina  toax  eben  einer  jener 
gottbegnabeten  SJteifier,  teie  il^rer  nid^t  einmal  iebed 
3a]^r]^unbert  einen  Qert)orbringt  unter  bereuen« 
ben  (Erbe  }u  @olb  »irb''  (ffote^iSmuS  ber  SRufil- 
oefd^id^te  n,  fieip^ig  1888,  45).  9ß  trefflid^ 
aßeifler,  bie  in  fernem  Stile  com))onirten,  fiid) 
nod^  gu  nennen :  ber  @))anier  Xommofo  Sobodico 
ba  SBittoria  (geft.  um  1608),  @iot)Qnni  SRaria 
9{anini,  ber  ®ränber  einer  CompofitionS[d^uIe,  an 
ber  Qud^  $aleftrina  tl^ötig  »ar  (gejL  1607),  unb 
9elice  9nerio,  ber  9iad9f olger  ^t^na'i  al8 
«Som))onijl  ber  ))ö))filid^en  ftopeUe"  (geft.  1680). 

9{eben  ber  lird^Iid^en  Sompofition  befd^äftigten 
ottd^  bie  SRabrigale  Diele  gute  Xonfe^er,  u.  9. 
$oIe{)rinQ  felbfl ;  SnbreaS  ®abrieli,  Organift  an 
€.  SRarco  in  S3enebig  (geß.  1586);  3o^n  Con- 
ttnt,  l^opellmeifler  an  ber  Satl^ebrale  in  Sredcia 
(um  1560):  atfonfo  beUa  SHoIa,  ffa))eamei{ter 
Vermied'  IL  Don  ßfle  gu  gferrara  (um  1589  bis 
1563);  fiuca  ajtarensio  (geft.  1599  in  9fa>m),  ffa- 
)>ellmeifter  am  £^ofe  SigiSmunbS  m.  don  $oIen. 
S)on  Sarlo  ®efuaIbo,  ^firft  k)on  SSenofa,  teoHte 
baS  d^romotifd^e  unb  enl^ormonifd^e  34)ngefd^Ied^t 
htt  ®ried^en  lieber  aufleben  laff en  unb  fu^te  be|- 
%cia  in  feinen  ajtabrigalen  (1585  unb  1613)  bie 
SRufil  burd^  Spränge  unb  gel^öufte  lBerfet;ungS- 
aeid^  originell  ^u  mod^en.  Unterbeffen  befdböf tigte 
pd^  Oragio  SSec^i  (geft.  1605  aldftapeUmeifter  ber 
^uptfird^e  in  SRobena)  bamit,  einen  mel^r  melo" 
bif d^n  ®til  (Zonmalerei)  in  feinem  Suftfpiel  Amfi- 
parnasso  }ur  Snmenbung  ^u  bringen,  ^urd^grei« 
f  enber  ttmren  bie  Steuerungen  beS  Smilio  bei  (Sxü)a' 
Cieri  ouS  SRom,  fomie  beS  3aco6  $eri  auS  gloreu} 
imb  onberer  £onfe^r,  meldte  gegen  (Enbe  beS  16. 
imb  im  anfange  beS  17.  Sal^rl^unbertS  ben  mono- 
bifd^en  Stil  (begleiteten  ßin^elgefang)  bem  contra« 
(nmftifd^n  gegenfiberfteUten.  iSiS  bal^in  (annte 
man  feine  Segleitung  }um  fitrd^engefang.  3e|t  er« 
fd^tint  in  ffur}em  bie  Orgelbegleitung  als  be}iffer" 
ter  9a|.  SJtan  fam  fogar  fo  meit,  auS  ben  ©efang^ 
fiUnmen  ber  alten  clafftfd^n  Com))o{ttionen  ben 
4Bnmbba^  für  bie  Orgel  auS}U}ie]^en,  btefelben 
mit  Segleitung  ber  Orgel  }u  fingen  unb  fie  fo 
ibrer  äBürbe  }u  berauben.  9Jlit  bem  mobemen 
iSebraud^e  ber  Orgel  würben  enblid^  aud^  bie  übri« 
fien  3nftrumente  in  bie  Jtird^e  gebrad^t,  unb  über 
ber  mobemen  SRuft!  mürben  ^aleftrina'S  unb 
feiner  3^itgenoffen  SBerle  immer  mel^r  oergeffen ; 
t^r  (Sebraud^  l^ielt  ftd^  nur  in  ber  pöpftlid^en 
ffat^eOe.  ^ 

2tn  2)eutfd^lanb  l^tte  bie  ffird^enmuftf  unter 
StoUmb  be  Sattre  (Orlanbo  bi  Saffo),  geb.  1532 
jtt  99bnS  im  ^ennegau,  gefl  am  14.  3uni  1594 
aß  $of  fa))enmeifter  in  SRünd^en  (f.  b.  ^rt.  Sattre), 
ber  nöd^ft  ^aleftrina  ber  größte  Sonfe^r  beS 
16.  Sal^r^unbertS  ift,  bie  l^öd^fte  Stufe  ber  SoO- 
ctdmng  erftiegen.  äßürbig  befd^liegt  er  bie  lange 
Steige  ber  berül^mten  nieberlönbtfd^en  (Sompo« 

Shkbrnicsifon.  YIIL  2:  Kuft 


nifien.  9Rit  il^m  fei  nod^  fein  SanbSmann  $l^ili)))> 
be  SRonte  genannt,  ber  1603  in  SBien  als  ^of- 
fa))e]Imeifler  flarb.  Sobann  glönjte  in  3)eutfd;i- 
lanb  nod^  3acob  ^nbl  (Gkdlus)  auS  ihain  (ge|L 
1591  als  faiferlid^er  Äai)ellmeifier  in  ^rag), 
beffen  SRotetten  Ecce  quomodo  moritur  justus 
unb  Media  vita  in  morie  sumus  bered^tigteS 
auffeilen  enegtm.  3n  Snglanb  mürbe  baS  9Ra- 
brigal  gleid^fam  |u  einer  nationalen  Sieb^oberei. 
S)ie  bebeutenbflen  (Eomponiflen  bafelbfi  am  Snbe 
beS  16.  unb  9lnfang  beS  17.  Sal^rl^unbertS  moren 
Sl^omaS  Satefon,  Sol^n  Semtet,  äol^n  93nII,  Sol^n 
S)omlanb,  Orlanbo  @ibbonS,  Zl^omaS  SRorleQ, 
3o]^n  SBarb,  Sol^n  äBilbi^e  unb  Stomas  SBeelfeS. 
Später  (1741)  grünbeten  in  Sonbon  eine  Snjol^l 
S)ilettanten  bie  Madrigal  Society,  einen  herein, 
bef[en  3med  barin  beftanb,  bie  alten  claffifc^m 
SRabrigale  }u  fammeln  unb  fte  burd^  geittoeife 
^ufful^rung  ber  ®efd^i(^te  }u  erl^Uen.  3n  $olen 
mu|  bie  aRuftf  fd^on  im  15.  Sal^rl^unbert  einm 
l^ol^en  @rab  oer  tluSbilbung  erlangt  l^abm,  toenn 
rinrid^  Sind,  ber  in  ftxataa  auSgebilbet  ut^  bann 
of!a))ellmeifier  beS  ff  önigS  Solenn  Snbred^t  nxn:, 
burd^  feine  £om))o^tionen  gang  Gntopa  in  Staunen 
fe|te.  9ln  ber  S))i|e  ber  polnifd^m  £om})ontf}en 
beS  16.  3al^r]^unbertS  ftel^t  Sebaftian  Sfelfjt^nSfi, 
^rof effor  an  ber  ihafauer  UniDerfität  unb  $ro))ft 
in  Sanof.  9Rit  feinm  Sd^ülem  SRartin  Seopolita 
unb  SBoAlam  S^amotulSfi  nal^m  bie  polnifd^e 
Sd^ule  i$ren  ^fang.  S)er  b^rt)orragenbfte  unb 
frud^tbarfle  ßom))onifi  biefer  Sd^ule  am  Snbe  beS 
16.  unb  Anfang  beS  17.  Sal^rl^unbertS  mar  9tico« 
lauS  SicI^fi'  Organift  unb  S)irigent  ber  ffa> 
htSit  bri  bem  ^rimaS  Sbalberi  SaranomSfu  Sl^m 
fd^loffen  ftd^  mürbig  an  92icolauS  @omölfa,  be« 
rü^mt  bur^  feine  SJtelobien  j|u  ffod^nomSfi^S 
$falter  (1580),  unb  S)iomebeS  Saton,  ein  gebore« 
ner  IBenetianer.  3m  17.  3a)^t]^unbert  erfd^einen 
am  ^ofe  ber  polnifd^n  Könige  Sigmunb  III. 
(1588—1632)  unb  SBlabiflam  (1632—1648) 
italienifd^e  ff a))ellmeifter  unb  Sänger :  Suca  ÜRa« 
renjio,  SSpriEio  $acelli,  SJtarcuS  Scacd^i  u.  91.  m. 
(ffird^mupIalifdieS  3a^rbud&  V,  [1890,]  67  ff.) 
£ine  SuSttxil^l  ber  mertl^DoIlflen  Sompofttionen 
biefer  SKeifier  beforgte  3.  Surcj^nSfi  (Monu- 
menta  musices  sacrae  in  Polonia,  2  tom., 
Posnaniae  1886  sqq.). 

äBenn  mir  nun  einen  9iüdCblid  merfen  auf  baS 
biSl^er  ®efagte,  inSbefonbere  ouf  bie  le^te  gpod^e 
ber  SntmidDung  beS  ffird^engefangeS,  fo  feigen  mir 
einerfeitS,  ba|  berfelbe  unter  ^lefhrina  unb  fiaff uS 
ben®i))fel  ber  SSoUenbung  erfUegen  l^t;  anberer« 
feitS  Unnen  mir  nid^t  läugnen,  ba|  berfelbe  nad^ 
bem  Xobe  ber  beiben  »Sfürften  ber  SRufU"  nod^ 
meitere  gortfd^ritte  gemad^t  l^at :  allein  man  mirb 
}ugeben  muffen,  ba^  bie  Sfortfd^ritte  l^auptfäd^« 
lid^  materieller  Sri  maren,  unb  ba^  fid^  Don  nun 
an  in  bie  göttlid^  reine  Xonfunft  ber  ffird^e  Diel 
SRenfd^Ii^eS  einfd^leid^t,  ba%  ton  nun  an  ber 
Sinnenreij  als  ein  mol^lgepflegteS  SDloment  in 
baS  ^eiligtl^um  beS  ^erm  mit  unmiberfte^lid^er 


2053 


üRufif,  tixä^liä^t. 


2054 


tifferung  mürbe  in  fpfiterer  3eit  miU^fyclii^,  ha  bie 
fitnfigere<!^te  SuSubung  bed  ®eneraIboffe8  gu  einem 
bef rnibem  Stubium  nmrbe.  3n  ben  ®efdngen  Sia« 
bono^S  jinb  bie  Stimmen  fd^on  bramatifd^  Der« 
^Mt ;  einzelne  @ef önge  l^en  f d^on  eine  91rt  obli« 

Sater  3n|h:umentalbegleitung,  f  o  }.  93.  ein  Bone 
esu  für  Xenor  unb  gtoei  $ofaunen,  ein  Cor 
menm  lande  tua  für  Wt  unb  Zenor  unb  irod 
Raunen;  biefe  obligote  Segleitung  Dertritt  jebod^ 
immer  no<l^  bie  SteOe  fingenber  Stimmen;  ber 
Qkbonle  lag  nod^fem,  baS  Snftrument  aI8foI<!^ed 
tuul^  feiner  d^fterijlif  d^n  Sigentpmli^t  toir» 
len  gtt  loffen.  3ti>^  tamit  man  fd^on  Dom  Ur» 
ftmmge  bed  ]^rmonif<l^en  ®efanged  an  gtoei-,  brei« 
mtb  mel^rfümmige  (Sefönge;  biefelben  maren  aber 
ol^e  ade  Segleitung  blo^  in  Slüdfid^t  auf  il^re 
contrafmnttif^e Sel^onblungbearbeitet.  3Ritber 
Sufnal^me  bed  bramatif  d^en  uRomented  fnüpfte  fi<l^ 
notürlid^  bie  Sertl^eilung  ber  Stimmen  an  be* 
fttmmte  ^erfdnlid^feiten  unb  notl^toenbigermeife 
ani^  an  bie  etl^d^  Situation  berfelben.  S)iefe  ent- 
f)nml^  bargufteOen,  toollte  bie  biatonifd^e  Zon« 
tri^  nid^  mel^r  genügen;  ed  breitete  ^d^  baS 
Cl^ma,  mie  ed  fid^  ooi^üglid^  am  9RabrigaIe 
f d^on  fri^er  auSgebilbet  l^atte,  nad^  unb  nad^  i^er 
oQe  ®efang8arten,  aud^  bie  ber  ffird^,  auS,  alte« 
rirte  fo  baS  gefammte  Skfen  ber  biSl^ierigen  Xon« 
Mr^dltnif[e  unb  gejtaltete  ftd^  enblid^  gu  berfelben 
{loeifad^  Xonreil^e  (modus  major,  modus  mi- 
nor), bie  aud^  bie  unfere  ie|t  no^  ifl,  fo  ba^  nur 
nod^  ber  fireng  liturgifd^e  gregorianifd^e  Sl^oral 
unb  ba9  an  biefen  fid^  anlebnenbe  alte  beutfd^e 
IKrd^ieb  in  ber  fatl^olifd^en  JKrd^e  unb  ber  fo« 
genannte  prote{lantif(|e  Sl^oral  (ftird^enlieb)  baS 
Sonb  blieben,  meld^ed  ben  jhrd^engefong  mit  ben 
€äkn  Xonarten  t)erfnü))fte.  9Bie  torl^er  bie  Xon« 
Ott  ber  Sompofttion  burd^  ben  Sl^aralter  bed  Xe^eS 
bem  £omponiften  gegeben  nxxr,  fo  ba^  ber  Xest 
i^  förmlid^  an  biefelbe  mied,  fo  fteben  i^m  nun 
{toei  Xonarten  gu  ®ebote,  bie  bet  ftetd  mieber- 
U^ben  unb  fid^  gleid^  bleibenben  Serl^ältniffen 
Me  unbefd^rönltefte  grei^eit  mobulatorifd^er  Se« 
j^önblungdmeife  geftatten.  ®er  neue  t$fortfd^tt 
mod^t  fid^  guerjt  bemerfbar  an  ben  Sompofitionen 
bc«  StömerS  Smilio  bei  (EaDalieri,  2tntenbanten  ber 
oro^l^oglid^en  RaptUt  gu  ^^oreng,  unb  beS 
eiaubio  Vlonteoerbe  au8  Sremona  (geft.  1643), 
lhi))eBmeifier8  an  San  9Rarco  in  IBenebig.  IBor« 
»igSmeife  menbeten  beibe  il^re  9ufmer!fam(eit  ber 
diqhumentalbegleitung  gu,  bie  nunmel^r  als  felb« 
Pdnbig  fid^  t)on  ben  Singftimmen  abfd^eibet  unb 
in  einer  bem  Spalter  bed  Snftrumented  mel^ 
cntflired^ben  Sel^anblung  neben  bem  ®efange 
ein$erf d^eitet,  in  Sor«,  S^^if d^'  unb  Slad^fpielen 
benfelben  einleitet,  bie  bid^er  nod^  immer  contra« 
imnftifd^  verarbeiteten  6ö|e  unb  ^Ibtl^eilungen 
bnrd^  3n>if d^enfpiele  an  einanber  oermittelt  unb  am 
Sd^Iuffe  bem  gangen  Städte  eine  oortl^eil^fte  ffraft 
nnb  92ad^]^ltig!eit  oerleibt.  S)a»Ord^jter  (SmUio'8 
beftonb  bei  feinem  großen  Oratorium  Rappresen- 
tazione  di  anima  e  di  corpo  (1600)  au8  einer 


®eige,  einer  Liradoppia(VioIa  da  gamba),  einem 
Crlavicembalo,  einem  Chittarrone  (Sa^d^itana), 
gmei  Flauti  ober  Tibie  aU'  antica.  3obmme8 
®abrieli  f^e  fd^on  ein  In  ecclesüs  benedidte 
Domino  für  gmei  (Sl^öre  mit  einer  ®eige,  brei 
3inf en  unb  gmei  $of aunen,  ein  Suirexit  Cluristus 
für  brei  SinofKmmen,  gmei  (Beigen,  gmei  3tn(en 
unb  oier  $ofaunen.  ®ro|artig  gegen  biefe  3u" 
fammenfe|ung  mar  bagegen  baS  Or^er  9Ronte- 
oerbe^S  (1607).  ßS  göl^lte  nid^t  meniger  als  32  3n- 
ftrumente.  oon  benen  iebed  feinen  eigenen  Sa^ 
l^te,  nömlid^:  2  Oravicembani  (CüaTicembali), 
10  Yiole  da  brazzio,  2  ContraJ[>a88i  da  viola, 
2  Violini  piccioli  alla  francese,  1  Arpa  dop- 
pia,  2  Chittarroni,  2  Organi  di  legno,  3  Bassi 
da  gamba,  4  Tromboni,  1  Begale,  2  Cornetd 
(3in!en),  1  Flautino  (gflageolet),  1  Clarino  (2)i8- 
canttrom))ete)  mit  3  Trombesordine  (gebömpften 
Xrom))eten).  Seine  Oper  Orfeo  l^e  fd^on  eine 
Ouvertüre  für  fömmtlid^  änftrumente,  eine  Xoc« 
rata  oon  9  Xacten,  bie  breimal  mieberl^olt  mirb. 
S)ie  bramatif  d^  ^rm  mürbe  guerft  nad^  2)eutf  d^ 
lanb  gebrad^t  burd^  ^einrid^  Sd^ü|,  ber  fi^  lange 
in  Italien  auf  geleiten  l^atte.  6r  unb  aud^  SNid^ael 
$rfttoriu8  übertrugen  ben  neuen  Stil  auf  ben  pro« 
teftantif d^  ffird^engefang.  Vlan  begnügte  fid^  nid^t 
mel^r  mit  bem  Sibelmorte  ober  bem  fiKrd^enliebe, 
fonbem  bid^tete  neue  ^efprdd^lieber,  bie  oon  l^ifio« 
rif  d^,  au^  ber  ^eiligen  Sd^  genommenen  Ißer« 
fönen  in  %rien,  Suetten  unb  Stören  vorgetragen 
mürben.  O^an  ergriff  über]^au)>t  aUeS,  mad  eine 
bramatif d^  Seite  barbot,  um  ed  in  ber  begeid^neten 
SBeife  al8  Kantate  für  bie  oerfd^iebenen  gfeffgeiten 
gu  bearbeiten.  So  fingt  ber  Sl^or  ber  Sngel  ober 
l^irten  bem  neugeborenen  ^eilanbe  ein  Soblid), 
mäl^renb  Viaria  unb  äofepf  in  Unterbred^gen 
il^re  eigene  ®efang))artie  l^aben.  93ef onberd  bot  bie 
^fton,  meldte  bereits  von  Obred^t  (vor  1505) 
unb  vielen  Somponiften  ber  claffifd^  ^ßeriobe 
mel^rftimmig  gefegt  morben  mar,  ber  bramatifd^ 
Sel^anblung  reid^en  Stoff. 

9Ritber9uSbilbungber3nfhmtentalmuf»]^ielt 
bie  beS  OrgelfpielS  gleid^  Sd^tt.  SBeldiie  Ser« 
anlaffnng  l^dtte  berOrganifl  aud^  gebabt,  mit  fei« 
nem  ftunjtfpiele  gurüdgubleiben  ?  Saben  il^m  bod^ 
Sünger  unb  Snfbrumentfpieler  bei  SuSfül^nmg 
ber  ifird^muftlen  ein  fo  nad^l^mungSmürbigeS 
aSeifpiel,  ba^  fd^on^ammerfd^mibt  (1655)  in  ber 
aSibmung  feiner  „9)btfilälifd^  ®ef)nröd^  über  bie 
ßvangelia"  flagt,  ba^  bie  IBocaliflen  unb  Snfhnt« 
mentifien  mit  i^rem  ,,Ouinteliren  ober  vermeintem 
Coloriren  i^m  vortommen  mie  gmei  fid^  befriegenbe 
gfliegenfd^mdrme,  bie  feine  Srbeit  unannel^mlid^ 
mad^ten  unb  fd^önbeten" ;  16  3abre  f)>öter  (1671) 
beflagt  er  fid^  abermals  über  bie  »Zeitigen  2tnftm« 
mentalmuftfanten,  bie  vom  C^ore  gemiefen  merben 
müßten,  meil  fie  mit  i^ren  ädgerl^dmem  (3inlen) 
feiner  eingigen  9lote  fd^onten,  unb  fie  burd^  ibr 
gemeines  tmf5rmlid^SolorirenanfS9lerg{lebebn« 
ten  unb  verbreiten,  beS  SuctorS  Intention  miber 
alle  mufUalifd^en  Segeln  vermirften,  ben  beßen 


2055 


3JlufiI,  ürd&Hd^f. 


2056 


Slad^brud  beS  ©efangcS  öcrberbten  unb  öcrftfim« 
tnelten.  @o  feigen  toit  benn  ie^t  fd^on,  tote  ftd^ 
baS  ©d^tdfal  an  ber  neuen  Zonn)eije  räd^t.  3n 
SRont  bagegen,  too  man  in  bec  pö^fUid^en  iSiop^t 
htm  ®tile  alla  Palestrina  treu  blieb  unb  iebe  3n« 
[trumentalmuftt  f ettft  bie  Orgel,  ferne  l^ielt,  trieb 
berfelbe  neue  »lüten.  ©regorio  SOIegri,  feit  1629 
))ö))pd^er  AopeKfönger,  geft.  1652,  componirte 
u.  a.  fein  unDergleid^Ud^  jtoeid^öriged  Miserere, 
ein  aileifterftüd  ber  Jhmfl  unb  ein  Senfmal  ber  rein« 
ften  gfrömmigfeit,  baS  Don  ber  pöppd^en  AapeOe 
als  bereu  @toI)  betra<l^tet  unb  bis  }um  anfange  bed 
18. 3a]^r]^unbert3  am  ÜRittmod^,  SonnerStag  unb 
gfreitag  in  ber  (Sl^anood^e  t)on  berfelben  gefungen 
tt)urbe;  ailatteo  Simonem,  Megri'8  @d^äler,  feit 
1662  Sänger  in  ber  pftpftlid^en  AapeOe,  componirte 
bie  ©equenj  Yictimae  paschali  für  ben  erfreu 
Oftertag,  unb  2i)mmaf  o93ai  feinMiserere,  »eld^ed 
k)on  1714  an  am  ®nlnbonner8tag  Don  ber  pö^ft- 
lid^en  AapeOe  gefungen  umrbe.  Ueberl^aupt  erl^ielt 
fid^  bis  auf  bie  neuefte  3eit  ein  ber  bef onbem  ^u8« 
bilbung  be§  Sl^orgefanged  geuibmeted  Streben, 
baS  feine  SBirfung  auf  bie  Araft  ber  ©timmengal^I 
unb  ber  Dermel^rten  Sl^dre  fe|t  @d^on  1613  fagt 
SRid^ael  ^rfttoriuS  in  ber  SSorrebe  ju  feiner  üra- 
nodia,  ba^  er  in  ber  lanbgrftflid^  l^ef pfd^  @d^Io^- 
fapelle  gehört  l^be,  n)ie  man  „etlid^e  geiftli^e 
$f almlieber  per  choros  muftcirt  l^tte".  ®iefe 
S'lel^rd^örigfeit  erforbert  natürlid^  eine  ^btl^eilung 
ber  Sl^öre  in  f old^e,  ueld^e  ben  burd^gel^enben  ®e« 
fang,  unb  anbere,  toeld^e  blo^  gfünftimmen  litten 
(Chorus  pro  complemento,  complementa  ri- 
pieni).  tiefer  SDtaffengefang  fanb  nid^t  nur  in 
Stalien,  fonbem  aud^,  xoit  gefagt,  in  3)eutfd^Ianb 
einen  ungemeinen  SSeifaU,  fo  ba|  $ratoriud  fid^ 
erlaubte,  frembe  Sompofitionen  in  bief  er  SBeife  um- 
zuarbeiten. @oId^e  Umarbeitungen  fmb  feine  1620 
erfd^ienenen  Concerti  sacri  ecclesiastici  et  poli- 
tici  ex  italis  auctoribus  üsque  optimis  etprae- 
stantissimis  coUecti  et  aucti  adjecto  ripieno 
(ripieno  =  Ausfüllung)  seu  choro  pleno.  9Die 
firone  in  biefem  @tile  gebührt  iebod^  unftreitig  in 
iener  (Spod^e  bem  SDteifter  Oratio  SeneDoIi,  feit 
1646  ffatoettmeifter  am  Satican  (geft.  1672), 
beffen  Söleffen,  Offertorien,  Smotetten  k.  für  3,  4, 
6,  j[a  12  Sl^öre  mit  i^ren  unbefd^reiblid^  funft- 
reid^en  3fugenfft|en  für  aOe  3ufunf 1 93en)unberung 
erregen  muffen,  ©eine  gro^e  SKeffe  gu  12  g^ören 
unb  48  Stimmen  mürbe  am  4.  Suguft  1650  t)on 
150  ©ängem  in  ber  ffird^e  ©.  SWaria  fopraSWi- 
nert)a  aufgefül^rt.  Ael^nlid^e  Sompofttionen  gibt 
es  nod^  üon  feinen  ©d^ülem  ßrcole  Semabei  (geft. 
1684  in  5IRünd^en)  unb  ©iacomo  Earijfimi,  feit 
1628  ffopeümeifter  gu  ©.  apottinare  in  SRom 
(geft.  1674),  bem  Segrünber  ber  Äammercantate 
(mit  geiftli(^em  %titt),  unb  nad^  Saint,  bem  leg- 
ten ber  gomponiften,  ber  bie  ÜRelobie  beS  SoIfS- 
liebeS  L'homme  armö  alS  %^tma  einer  gipölfftim- 
miacn  SKeffe  unterlegte,  üon  ^itoni  (geft.  1743), 
^ifari  (geft.  1778)  unb  Sattabene,  beffen  48ftim- 
migeS  ff^rie  unb  ©loria  1774  in  »om  mit  aipeifel- 


l^aftemSrfoIgeaufgefül^rthmrbe.  Sin  eben  nid^t  un- 
gefd^idtter9lad^]^merbiefeS@tiISifi9nbreaS3acob 
atomberg  (gefi  1821)  in  feiner  4 — 16flimmigm 
^falmobie.  ümt  Sneffanbro  ©corlottt,  geb.  1659, 
ift  bie  gform  DoUenbet  Sr  ifi  unftreitig  ber  geniolfle 
©dualer  Sarif fimi'S.  9lad^bem  er  Don  feinem  Se^ 
in  bie  ©el^eimniffe  ber  Jhmft  eingemei^t  mar,  be- 
reiste er  nid^t  nur  aQe  großen  ©tobte  ätofienS, 
fonbem  fam  felbft  nad^  SRünd^  unb  SSien,  too 
er  ^d^  längere  3^  auffielt,  aud^  mand^eS  com- 
ponirte,  ging  bann  mieber  nad^  9tom,  loo  feine 
(Sompofitionen  au|erorbentIid^  ^ifoll  foiü^ 
unb  mürbe  enblid^  (1709)  alS  OberfapeQmeifier 
nad^  9leapel  berufen.  |^ier  loibmete  er  ftd^  mit 
großer  Siebe  ber  SluSbübung  jiunger  ftönftter,  ar- 
beitete unermüblid^  für  bie  JKrd^  unb  baS  Xl^eoter 
unb  ftarb  am  24.  October  1725.  ©corlatti  uxtr 
einer  ber  größten  Weifter  aller  3eiten  rüdfftd^tlif^  ber 
Mfeitigfeit  feines  @afteS.  griftberSoOenberber 
ftird^en«,  Opern«  unb  Aammermufü  in  xifctt  neuen 
®eftaltung.  S)em  Stecitatit»  gab  er  bie  l^dd^fte  %D- 
(ommenl^eit  beS  9uSbrudeS,  unb  feine  9(rien  l^dben 
alle  f  d^on  bie  Don  nun  an  regelred^te  gform  ber  Sia- 
tl^eilung  in  gmei  Xl^eile  mit  bem  da  capo ;  Aenfo 
brad^te  er  bie  ©d^ibung  ber  9Ronobie  im  Slecitatb, 
bem  er  guerft  feine  eigentl^ümlid^  obligate  Seglet- 
tung  gab,  unb  bereigentlid^enfpecififd^SRelobie 
5um  ^bfd^luffe.  Sr  ift  gleid^  grof;  in  id>er  9rt 
ber  Sompofition,  unb  feine  SBerfe  bienen  nod^  jejft 
als  trefflid^e  ©tubien.  Son  1680  an  mürbe  fetn 
Miserere  am  ©rünbonnerStag  Don  ber  p&jjfi* 
lid^en  ff apeOe  gefungen  bis  gum  ^fpct  1821,  rm 
mo  an  man  am  !Dtittmod^  baS  Don  Sai,  am 
SonnerStag  baS  Don  bem  Sbbote  Soini  mü)  am 
t$freitag  baS  Don  Allegri  auSfül^rte.  99iS  )ur  Occu- 
pation  iRomS  mürbe,  merni  am  Ofterfomttag  ber 
^eilige  Sater  bie  ftird^e  betrat,  ©corlotti^S  grofte 
gmei^örige  gfuge  Tu  es  Petras  Don  ber  päp{i» 
lid^en  AapeUe  gefungen.  Serul^mte  S^^oro^ 
©carlatti^S  maren:  lintonio  Sotti,  Äap^met^ 
an  ©.  ailarco  in  Senebig  (geft.  1740),  ein  ©dualer 
fiegrengi'S ;  f  obann  gfranceSco  ©afparini,  geft  1737 
als  AopeOmeifter  an  ber  fiateranürd^  in  9m 
ein  SDteifter  im  Sontrapunlte  f omie  im  concertircn« 
ben  Aird^ftile ;  Senebetto  SRarceÜo  auS  Senebig 
(geft.  1739),  beffen  50  $faImen2)aDibd  eine  dof- 
fifdde  S)auer  l^aben  merben;  ©ioDonni  ^ßaotoCo- 
lonna,  gefl.  1695  als  ffapeümeifter  an  ©.  $e« 
tronio  in  Sologna,  9)titbegrünber  ber  Accademia 
filarmonica;  Siol^ann  3ofep]^  gfus,  geb.  1660  in 
©teiermarf  unb  40  äal^re  lang  ^offapeDmeiftcr  in 
SBien  unter  ben  Aaif em  fieopolb  L,  Sofepl^  L  unb 
ffarl  VI.  (geft.  1741).  ©ein  Sel^rbud^  Gradus  ad 
pamassum  sive  manuductio  ad  compositio- 
nem  Musicae  regulärem  (1725  auf  toifer!i(^ 
Soften  gebrudft;  beutfd^  burd^  9JhaIer,  Seipj.  1742) 
Derbreitete  feinen  Shtbm  aud^  au|er  S)eutfd6Ianb. 
©eine  missa  canonica  für  Dier  ©timmen  mit 
Orgel  ift  ein  SKeifterftüdt  contrapunftifd^er  ©ele^r» 
famfeit.  9Hd^t  gu  Dergeffen  ift  Salbora,  geft.  1736, 
Sicefopcameiftcr  ffaifer  ffarlS  VI.  in  fflien,  Do^ 


2057 


aJlufif,  fird^lid^e. 


2058 


|figlid^  beliebt  burd^  bie  ^nmutl^  unb  ben  leidsten 
Sflug  femer  (Sompofitionen.  SHe  t)on  9lIeffanbro 
@CQrlQttt  ge^ftete  @<|^ule  )u  3ltQpü  toat  nun 
ma^ebenb  für  bie  toeitere  SuSbilbung  unb  ®e« 
Haltung  ber  neuen  Sonn.  3)ie  ©d^üler  berfelben, 
tiefflid^  unterri<l^tet  in  bem  innem  SBefen  ber 
Zonfunfl,  ber  ^rmonie  unb  bem  Sontra))unIte, 
trafen  gugleid^  au<l^  tt)efentlid^e  SSerbefferungen  on 
ber  öufem  gorm.  3ebe  meitere  Srrungenf<l^afi  in 
ber  Zonfun|[  umrbe  aber  nid^t  oQein  ber  profanen, 
fonbem  audii  ber  geiftlid^en  SRufif  gugemenbet,  bie 
fid^  oon  nun  an  üi  il^rer  öu^em  ßrfd^einung  oon 
erfterer  faft  nur  nod^  boburd^  unterfd^ieb,  ba^  il^r 
ein  ftrd^Hd^  %tjs^  unterlegt  unb  fte  in  ber  imd^e 
gefungen  mürbe.  99efonbere  Studfid^t  UKirb  ie|t 
genommen  auf  bie  %u8bilbung  ber  concertirenben 
Zl^e  ber  eom))ofition,  auf  bie  Soli.  SHe  muft« 
falif d^  ^l^raf  e,  alS  ©lieb  ber  $eriobe,  UKir  p  für}, 
fo  ba|  Saben)  auf  Sabeu)  folgte,  barum  nmrbe 
bief elbe  f d^n  in  il^em  Urjprunge  oerldngert ;  bie 
^mtptmelobie  mürbe  |e|t  oorangefteBt  unb  burd^ 
nne  Dermanbte  Zonart  auf  ein  (Kiffenbed  Sieben« 
motid  Aber-  unb  in  oerfd^iebenen  SBenbungen 
oufigefül^ ;  bamt  mürbe  fie  nod^  einmal  in  bem 
fymfttont  mieberl^olt  unb  l^ierauf,  nad^  ber  fog. 
Coben),  burd^  ein  IRad^fpiel  beS  Ord^efterS  qx& 
ber  ®runbmeIobie  ber  erfte  Xl^  gef d^Ioffen ;  ber 
iloeite  Xl^eil  befianb  auS  einem  furgen  @a|e,  ber 
eine  9Iad^]^ung  bed  erften  QaM  mar,  in  einer 
gmor  Dermanbten,  bennod^  mernid^  oerfd^iebenen 
Xonart ;  auf  bie  Sabeng,  mit  meld^er  aud^  ber  gmeite 
ZI^I  befd^Ioffen  mürbe,  folgte  baS  da  capo  ober 
Ue  aSieberl^oIung  bed  erften  Zl^eifö.  @o  bübete 
fU^  Don  nun  an  bie  gform  beS  @oIo  qx&  als  9rie 
nie  Ott  2)uo,  Xrio,  nur  mobificirt,  j[e  nad^  ber 
imtumotl^menbigen  IBertl^eilung  ber  Stimmen. 
9legelmö|igfeit  unb  Sumutl^  maren  f o  in  Sinüang 
gd^d^t,  unb  bem  (Effecte,  auf  ben  |e^t  fd^on  ge« 
led^t  mürbe,  mar  feine  SteOe  angemiefen.  3eber 
nene  Sorfd^ub  fommt  aber  mie  ber  meltlid^,  f o 
ber  lird^id^  Xonfunft  gu  Statten ;  nid^t  nur  in 
iKrd^concerten,  Santaten  unb  Oratorien,  fon« 
bem  felbjl  in  Steffen,  Offertorien  unb  SRotetten 
tueddf dte  ie|t  ber  ^raoonrgef ang  mit  bem  2tnftru- 
meiäolfolo,  unb  in  ber  ffird^enmufil  entfaltete  nod^ 
ber  Contrapunft  befonberS  in  möd^tigen  Sd^Iu^ 
fugen  feine  gange  ihaft.  9Id  9Reifter  biefer  Sd^ule 
gPfngen  oorgüglid^ :  tJfranceeco  Suronte,  gefL  1 755 
Ott  S)irector  am  Conservatorio  S.  Maria  di  Lo- 
reto  in  92ea))el,  ein  Sd^uler  Scarlatti'8,  ber  ftd^  if 
f onberS  nad^  ben  9Reiftem  ber  r5mif  d^  Sd^ule  bil- 
bete.  gffir  baS  Xl^ater  unb  meltlid^e  S^^  compo« 
nirteerfafin{e;bagegen]^abenfeineVleffen,$faImen 
mib  Stotetten,  in  benen  er  bie  neapolitanifd^  9n« 
initt^  ber  9ReIobie  mit  bem  römifd^en  contro))unI« 
tifd^  Stile  gu  bereinigen  fud^t  einen  bleibenben 
IBortl^.  Sein  längerer  ÜRitfd^üIer  Seonarbo  Seo, 
ber  fd^on  1746  geworben  mar,  fielet  tl^m  in  (einer 
8e}ie]^ung  nad^.  Sein  Miserere  (alla  cappella) 
ffir  üäft  Stimmen  in  gmei  Sl^ören  brüdtt  nur  eine 
ringige  gro|e  Sm|>finbung  aud,  unb  eS  ringt  barin 


baS  ^erg  im  ®effi]^Ie  f d^merer  Sd^ulb  burd^  9teue 
nad^  @nabe  unb  SBerföl^nung.  Sinfad^e  ^bu« 
lation  mit  med^felnbem  SBoUIange  ftnb  mejentli^ 
IBorgäge  biefed  erl^abenen  SBerfeS,  momit  Seo  nod^ 
befonbere  (Srfinbttd^teit  unb  Conectl^t  beS  StUeS 
t)erbinbet.  Sbenfo  f d^ön  ift  fein  Aye  Maria.  Seine 
Opern  unb  oorgüglid^  fein  Oratorium  Santa 
Elena  al  Calyario  t>tttcdhm  ben  regelred^ten 
Stil  Scarlatti'8.  Sin  ebenfo  leud^tenber  Stern 
biefer  Sd^ule  ift  S^anceeco  t$eo,  Schüler  bee  3)o- 
menico  @iggi  in  fttoptl,  beffen  berül^mte  @efang« 
fd^ule  er  feit  1740  leitete.  Seine  gro^e  9Reffe  für 
jel^n  Stimmen  unb  großes  Ordner  ifi  eines  Jener 
f eltenen  öd^n  ftunfimerfe,  benen  man  fein  Seitalter 
unb  fein  SSaterlanb  aufteilt.  Unter  ben  Sd^ülem 
fieo'8  bel^auptet  ber  jugenblid^e,  leibergufrü^  Der« 
fbrbene  @iooanni  »attifta  $ergoIefe  (1710  bis 
1736)  ben  erften  9tang.  Seine  1781  gefd^ebene 
fomifd^eO))er  Serva  Padrona  fanb  großen  Sei« 
f aO.  2>agegen  l^tte  er  in  ber  Opera  seria  fein  ©lud, 
benn  1735  fiel  in  9tom  feine  Olimpiade  burd^. 
6r  componirte  aud^  IBieled  für  bie  Stxxd)t:  meliere 
Steffen,  $falmen,  ein  Salyeregina,  ein  Dies  irae 
unb  ein  |e|t  nod^  l^od^gefd()ö|ted  Stabat  mater, 
meld^ed  er  menige  2:age  oor  feinem  Xobe  ooUenbete. 
%uS  berfelben  Sd^ule  gingen  nod^  l^eroor  au|er 
numd^en  anberen  italienifd^  ftünftlem  9ticolo 
Antonio  Corpora,  geß.  1766  in  ^Itaptl,  ber  Der- 
bienftooUe  Seigrer  oon  äol^n  Sbolf  fyiWz  unb 
3ofe))]^  ^bn.  ^affe,  geb.  1699  gu  Sergeborf  bei 
Hamburg,  oon  1724—1731  in  Steapel  unb  )93e- 
nebig,  mürbe  im  3. 1 781  ^offapeSmeifier  in  3>re8- 
ben,  mo  er  nid^t  nur  für  boS  Zl^eater,  fonbem  aud^ 
für  bie  IKrd^e  Vland^  com))onirte.  Seine  ftir- 
d^compofttionen  laffen  fi(^  oon  ber  Opemmufif 
nur  burd^  ben  Xe^t  unb  bie  Rd^  an  benfelben  bin« 
benben  Sebingungen  ber  öu|em  ^om  unterfd^ei« 
ben.  Seme  Steffen  entl^ten  meiftenS  SoIofKirtien, 
meldte  im  Sntereffe  feiner  ®attin  Sfmifltina  9or« 
boni,  ber  größten  Söngerin  bed  Sal^rbunbertS, 
componirt  maren.  Sein  in  Sonbon  gebrudKed  Salye 
Begina  (The  famous  Salve  Begina)  Ifi^t  j[ebod^ 
baS  reßgiöfe  SRoment  erfennen.  (Sr  fiarb  1783 
in  IBenebig. 

Sür  bie  ®efd^id^te  ber  religi(fen  Xonfunft  in 
Seutfd^Ianb  mar  Sin  Umftanb  befonberS  mid^tig. 
SDht  bem  %uSf  d^Iuff  e  bed  lateinif d^en  gregorianif  d^en 
(Skfanged  au8  ber  proteftantifd^en  IKrd^e  unb  ber 
Sinfül^rung  bed  fird^Iid^en  SSoIfdgefanged  mar  eine 
neue,  in  ber  Xl^at  originelle  @attung  ber  jf  ird^« 
mufU,  ber  protefiantif^e  Sl^oralgefang,  entftanben. 
2>a8  IBebürfnil  riner  funftgered^ten  Segleitung 
biefed  ®efanged  auf  ber  Orgel  trug  nid^t  menig 
bagu  bri,  bie  ^mrmonie  unb  ben  fünfUid^en  Contra« 
punft  über  bem  Choral  auSgubilben  uiü)  il^m  9uf- 
nal^e  gu  oerfd^ffen  (f.  b.  9rt.  Aird^enlid)  Vn, 
617  ff.).  So  mürbe  namentlid^  aud^  in  2)eutfd^« 
lanb  bie  Orgel  ber  SRittelpunft  contrapunftifd^er 
Stubien,  unb  für  fie  bilbeten  fid^  oerfd^iebene 
Sd^ulen,  auS  benen  nid^t  menige  au^egeid^nete 
tonfejer  ^leroorftiti^eu.  5:i\i^?>^Vt^5^^t«^>i\^ 


2059 


ÜJlufif,  ürd^Ild^e. 


2060 


@<l^ulen,  beten  Stul^m  nie  etUfd^en  mttb,  finb: 
(Seorg  Sriebnd^  C^önbel  (geb.  in  ^Kille  1685,  geft. 
in  Sonbon  1759)  unb  Sol^onn  @ebaftian  93ad^ 
(geb.  ju  eifenad^  1685,  gefl  in  Seidig  1750), 
(tx^txtt,  gebilbet  bei  bem  tfid^tigen  Orgoniften 
Sad^  in  C>oKe,  öon  1702—1708  Orgonip  an 
ber  ^of "  unb  @d^Io|!ird^  feiner  ®  eburtSftab  t  bann 
bis  1707  in  ^mburg,  bereiste  Italien  unb  ging 
1710na(I^SnglQnb;  l^ierentflonben,  obgefel^euDon 
einer  großen  Steil^e  t)on  Opern ,  feine  geipd^en 
9lufttf(l^ö))fungen,  beren  SBertl^  nie  Dergel^en  mhb. 
@ein  Te  Deum  auf  ben  Utre(|ter  gfriebenfifd^lul 
1718  unb  ein  anbereS  auf  ben  @ieg  bei  3)ettingen 
(1748)  ragen  inSbefonbere  au3  feinen  Sompofl« 
tionen  l^ert^or.  Seine  Oratorien  finb  ein  molarer 
Somples  t)on  friegerifd^em  SOtutl^e  unb  reügiSfer 
Segeifierung.  6r  l^t  in  benfelben  für  aOe  Seiten 
eine  fefle  3loxm  biefer  Gattung  gefd^ffen.  äol^ann 
©ebaftian  93ad^,  einer  ^milie  entflammenb,  ber 
Diele  anerfannte  SonfünfUer  angel^ören,  Sol^n 
eines  @tabtmuft!erS  in  Sif enad^,  erl^ielt  feine  9uS« 
bilbung  auf  ber  9Rid^eIiSfd^uIe  )u  fiüneburg,  be- 
Qeibete  bann  kierfd^iebene  ©teilen  unb  flarb  alS 
Cantor  an  ber  Zl^omaSfd^uIe  unb  SJhififbirector  gu 
2ei|mg  ben  28.  »ult  1750.  3fn  feinen  tiefffaini. 
gen  S^oralauSfül^rungen  für  bie  Orgel  uxtr  er  ber 
grö|te  SDteifler  im  (Eontra))un!te.  @ein  gangeS 
Seben  UKir  ber  l^Uigen  Xonfunft  gennbmet.  Sieben 
größeren  Sßerfen  in  bebeutenber  Saf^l,  SReffen, 
$affion,  SRagnificat^  Santaten  unb  einer  großen 
9nga]^I  SIakyiercom))ofttionen,  arbeitete  er  ial^re« 
lang  altoöd^entlid^  eine  ©onntagSmu^  qx&.  Un» 
übertrefflid^  ift  feine  Sel^anblung  beS  Sl^oralS,  ber 
fid^  immer  auS  allen  Senoebungen  l^erouS  auf  eine 
rü^renbe  SBeife  Demel^men  U^.  @eine  ^fionS« 
com))o  jitionen  flnb  baS  ^öd^e,  mag  bie  SRufU  in 
biefer  Gattung  geleiftet  l^at.  9ni^  bie  H-moU- 
Vleff  e  unb  baS  gro|e  fünfffimmige  Vlagnificat  fbtb 
als  Ifunftoerfe  berül^mt  UebrigenS  fielet  3-  @. 
9ad^,  menn  aud^  nid^t  tyoUIommen  erreid^t  bod^ 
nid^t  t)erein)elt  ba.  3n  öl^id^er  SBeife  mirtten: 
®eorg  ^l^ilipp  Zelemann  (geft.  1767  in  fym* 
bürg),  ®ottfrieb  C)einrid^  @tölsl  (gejL  1749  in 
(8  otl^a),  ber  gmeite  @o]^n  93ad^S  $l^ili))p  Immanuel 
9ad^  (gefL  1788  in  Hamburg),  fein  @d^üler  So- 
dann SFriebridft  3)oIeS  (geft.  1797  in  fiei)i)ig),  3o« 
l^ann  «bam  filier  (gejt.  1804  in  Sei))}ig),  unb 
Aarl  C^einrid^  ®raun  (geft.  1759  in  Berlin).  S)er 
Sinflug  @carlatti*8  lä^t  fid^  in  il^ren  Xonmerlen 
nid^t  berlennen.  IBorgüglid^  concentrirt  fid^  in 
(Brauns  „£ob  3efu"  biefer  (Sinflug  nad^  allen 
feinen  SSegiel^ungen:  baS  Stedtatit)  trögt  unt)er« 
lennbar  ben  Z9))ttS  ber  neapoKtanifd^en  &fyüt 
in  feinen  bem  beutfd^en  ©emütl^  fremben,  aOgu 
reid^Iid^en  ^formen,  benen  immerl^in  ber  Htm  unb 
bie  liefen  reiner  unb  aufrid^tiger  gfrömmigfeit 
mangeln  unb  meldte  be^l^alb  il^re  SBirfung  Der- 
fel^Ien. 

SS  ifl  bereits  gegeigt  morben,  mie  proteftantif d^e 
3ßufifer,  in  Stmongelutv^  ^eti^tieter  Unterlagen 


ben  liturgifd^  (Befdngen  ber  ted^oWi^  Stvtäft 
if)xt  Suflud^t  nal^men,  ol^ne  nur  im  entfernteren 
boran  gu  benfen,  ba|  i^en  baS  Semu^tfetn  ttm 
beren  Sntention  abl^anben  gebmtnen.  @ie  be* 
trad^teten  bie  liturgifd^en  2:e£te  mit  benfdben 
Sugen,  mie  ber  Opemcomponifi  fein  Sibretto, 
madirten  bie  il^nen  fid^  barbietenben  (loetifd^ 
effectfieUen  unb  f ud^ten  butti^  gef alUge  äRelobie 
mtb  glongenbe  3nftrumentation  baS  gu  erbbcn, 
maS  il^en  an  mal^rer  Smice)>ti0n  abging.  3)aS 
fpecifif d^  fird^Iid^e  SRoment  marb  iKtmif d^  unb  bie 
d^riftlid^e  Zonlunft  in  ben  3nbiffereirKSmttS  ber 
3eitrid^tung  l^eingegogen.  3d>et  neue  ®etimm 
an  Sffect  marb  alsbalb  aud^  für  bie  j^ixd^enmufti 
ausgebeutet,  unb  gang  üorgüglid^  iDor  ed  bie  $pe^ 
ber  3nftrumentation,  bie  ^d^  an  ber  iKnl^enmnpI 
in  l^ol^em  ®rabe  bemedbar  mad^e.  Um  bofi  Mäta» 
l^anbnel^men  ber  3nftmmentalmufü  in  ber  SMfft 
m  l^inbem,  l^atte  ^^\t  Senebict  XIV.  in  einer 
SncQfiica  an  bie  93if d^öf e  beS  IKrd^enfloateS  Ma 
19.  gfebmar  1749  gfoIgimbeS  berorbnet:  faOS  in 
ben  JKrd^  bie  3n^mentalmuftf  eingefü^  ift 
f oOen  au|er  ber  Orgel  feine  anberen  Snßnunenle 
geftattet  fein  alS  ber  Sontrabag^  baS  93ioUmceiL 
baS  Sfagott,  bie  93ioIa  unb  bie  Sioline.  2)teje 
3nftmnente,  fagt  er,  lönnen  bienlid^  fein,  bie 
Stimmen  ber  @änger  gu  leiten  unb  ^  tm^MoL 
^boten  merben  bie  Raufen,  SBalbl^mer,  2;rmn* 
peten,  Oboen,  grd^ere  unb  fleinere  ^Idten,  ftia« 
oiere,  Vlanbolinen  unb  anbcre  beraäige  3nfb3t« 
mente,  meld^  ber  9RufiI  einen  tl^eotralif d^  @^- 
ralter  t)erlei]^  . . .  äBenn  aber  bie  3n^rumente 
immerfort  eidtlingen  ...  unb  bemnad^  bie  Stim- 
men ber  Sänger  unb  baS  9krfiünbiti|  ber  fflocte 
nieberbrüdCen  unb  t)erbnnMn,  f o  ift  baS  ein  ixdäff 
ter  unb  ungmedhna^iger  ®ebraud^  ber  Snftrumenle 
unb  ift  Dermerflid^  unb  oerboten  (ftormnuEer,  £esi^ 
Ion  b.  fird^L  Xonfunfl,  2.  «ufl.  »egenSb.  1891, 1, 
820).  3n  S>eutfd^Ianb  ifl  boS  S)ecret  beS  ^^ 
mol^I  nid^t  belannt  gemorben,  benn  bie  inftrumen« 
tirte  ffird^enmufit  trat  l^ier  in  ibre  Olongperiobe 
ein.  SHe  Sieil^e  in  biefer  Süd^tung  eröffnet  3ofe)»t 
^a^bn  (1782—1809),  ber  befeelt  toon  bembejkn 
SBiQen,  allein  gugleid^  geblenbet  nxtr  Don  bem  mt* 
miberfteblid^  3<utber  ber  Snfhntmentation;  fo 
mürben  feine  Vielen  gu  Soncerten  im  mobten  Same 
beS  SBorteS.  (Sx  trat  bemi]^f)>öter  oftgemod^tm 
SSormurf ,  bo^  SSiekS  in  feinen  Steffen  beS  SnißeS 
entbel^re,  mit  ben SBorten  entgegen:  „3d^  mei|  eS 
nid^t  anberS  gu  mad^ ;  mie  id^'S  l^iobe,  f o  g^ 
id^  eS.  SBenn  id^  an  ®ott  benfe,  fo  iß  mein  ^ 
fo  k)oU  Sfreube,  ba|  mir  bie  92oten  loie  oon  ber 
Spule  laufen,  unb  ba  mir  ®  Ott  ein  frdblid^  ^ 
gegeben  l^at,  f o  mirb  er  mir'S  f d^on  Der^ribeii,  memi 
id^  il^m  fröl^lid^  biene."  SBolf gang  SmobeuS  9Ro* 
gart  (1756—1791),  mäl^renb  fetner  galten  X^' 
tigleit  an  bie  Cptt  unb  baS  Concert  )ttKmgSma|i8 
gemiefen,  bermod^te  nid^t  ber  il^n  nieberbrüdenben 
Sanbe  fid^  gu  entlebigen.  Sein  (Seifi,  Icäftig 
mtb  rein,  mürbe  unter  anberen  Serl^äUniffen  oitd^ 


ai^  bem  SBereid^e  beS  VtoU\\axvtv\^xv  %>s&.ta% ,  ^\m^  ^so^^  9\x<^»miuf]ü[  gefd^ffen  l^aben.   3n 


2061 


üRufil,  (ir<j^lid^e. 


2062 


einem  Sriefe  cot  P.  SJlartini  Dom  14.  2)ecem6er 
1776  fd^bt  er  bon  @al}6utg  au8:  ^Unferefttr- 
d^enmufU  i{l  t)on  bec  in  ätalien  fel^c  Derf^ieben 
imb  mirb  eS  immer  mtfjit.  Sine  9Ref|e  mit  ft^rie, 
®Ioria,  Srebo^  ber  Spiftelfonate,  bem  Offerto« 
rium  ober  9Rotf tte,  @anctuS  unb  %gnu8  S)ei,  au4 
on  ben  l^öd^flen  gfefien,  memt  ber  gfürfi  felbfi  bie 
aReffe  liest,  barf  nid^t  lönger  olS  V«  @tunben 
bauern.  S)o  braud^  man  für  biefe  %rt  Sompo- 
fition  ein  bef onbered  Stubinm,  unb  bobei  mu^  ed 
eine  Vleffe  mit  oHen  änftrumenten  fein,  qu<I^  mit 
Zrompeten  mtb  $aufen . . .  %^,  mären  mir  nid^ 

gmeit  entfernt  oon  etnanber,  mie  Sieled  l^tte  id^ 
l^nen  nod^  gu  fogen!''  %m  kyoUenbetften  erfd^nt 
bie  nene  tjform  in  ®efang  imb  3nftrumentation, 
))rad^tt)o&  unb  einfd^meid^elnb,  aber  nid^t  berul^i* 
genb,  erl^ebenb  unb  t^erföl^enb,  in  Sl^erubinfS 
(1760—1842)  eompofitionen.  S)er  Ie|te  Weißer 
bed  tum  l^ol^em  Cmße  unb  ^eiliger  9Bei]^  getra- 
genen IKrd^enftiled  einer  bereits  oergeffenen  3^it 
tft  SfronceSco  Antonio  SSalotti,  gfroncidcanermdnd^, 
geb.  in  $abua  1697  unb  feit  1728  jfapellmeifter 
an  ber  SntoniuSfird^  bafelbft  geft.  16.  2hmuar 
1780.  ©eine  Kefponforien  borgugSmeife  flnb 
gleid^fam  mel^mfit^ge  Älagen  über  ben  9RangeI 
c^fUid^«emfter  ©ebanfenfüSe.  @ein  beräl^mter 
@d^uler  ®eor9  ^ojtpf^  SSogler  (1749  — 1814) 
tonnte  bem  Steige  ntdjit  mibnfiel^,  ben  ber  ®e- 
bonfe  auf  il^n  ausübte,  bie  mujifdif  d^  Srrungen« 
f d^aften  ber  Qtii  mit  bem  (Smfle  unb  Zieffinne 
feines  fiel^rS  gu  oereintgen.  Seine  Sompofttio« 
tien  erl^ielten  baburd^  Jene  eigentl^ümlid^e  gförbung, 
ba|  fie  bei  aller  SßoQenbung  fyxcmom]^  Se* 
toegung  leine  Seite  befriebigen  I5nnen.  (Sta  freunb- 
Itd^r  @tem  unb  eine  mol^It^enbe  Srfd^eimmg 
iener  3ett  bleibt  9Rid^aeI  6a^  (1737—1806). 
Seine  9ReIobien  fmb  Srgüffe  ber  natürlid^ften  wü) 
aufrid^tigjten  9r5mmig!eit  Submig  tNmSeetl^ot^en 
(1770—1827)  brod^te  bie  begeid^ete  »id^tung 
auf  ben  l^öd^ften  (Bipfei  aller  immerbin  möglid^ 
SSoQenbung.  «De  SRittel,  bie  boS  gefammte  9leid^ 
ber  X5ne  barbietet,  {teilen  il^m  gu  ®ebot ;  feine 
®emalt  über  baSfelbe  lennt  feine  anbere  @renge 
als  biejlenige,  in  meld^  bie  3latwc  felbft  biefeS 
Steid^  bef d^Ioffen ;  er  uei^  aber  aud^  gugleid^  biefeS 
ateid^  mit  einer  SBeiSl^eit  unb  Oeconomie  gu  be* 
l^errfd^en,  meldte  il^reSgleid^en  in  ber  (Sefd^id^te 
nid^t  fyxt.  So  ftel^t  er  ba  in  feiner  bem  Srgl^oge 
Stubolf,  Sarbinal  unb  Srgbifd^of  oon  Olmüi, 
feinem  SBo^tl^dter,  gemibmeten  Missa  Bolennis 
als  ein  gemaltiger  Zitane,  ber  mit  mäd^tiger  {mnb 
bie  SRaffen  tl^ürmt,  aber  au4  t)ertl^  utd^  orbnet 
unb  gu  il^rer  naturgemd|efien  Sinl^  abfd^Iie|t 
®od^  leiber  mirb  feine  ®noaIt  eine  tro|ige,  feine 
aSBeiSl^t  unb  Oeconomie  eine  bdmonifd^e;  er 
tl^ürmt  SRaffen,  um  ben  ^immel  gu  ftürmen,  ftott 
in  l^eiliger  9nbad^t  gu  l^felben  emporgufleben; 
baS  ifi  oor  Mem  ber  Sl^arotter  feines  Afqrie 
eleifon.  93oIIenbS  oerlaffen  1^  il^n  Die  d^rifUid^ 
äbee  in  bem  ®loria,  in  bem  fid^  meniger  ein  oon 
reinen  l^immlifd^  SBefen  gefungener  $reiS«  unb 


gfriebenSgefang,  alS  ein  Sieges-  unb  Xriumpl^Heb 
menfd^Kd^er  Seibenfd^ft  über  ben  niebergefdbmet- 
terten  gfeinb  erlennen  Iä|t  So  ifi  bie  gange  &)m« 
pojttion,  fo  oro^artig  tmb  boBenbet  in  il^rer  Be- 
arbeitung, ba$  i^  nid^tS  an  bie  Seite  gefe|t  mer« 
ben  lann,  bennod^  nur  infofcm  Ihrd^nmuftt,  alS 
fie,  menn  aud^  mol^I  l^öd^fl  feiten,  in  einer  IKrd^ 
gefungen  mirb.  2)ie  d^ßlid^  3bee  aber  i{l  Ser- 
f öl^nuna  unb  tjfnebe ;  mo  biefe  f eitlen,  i{l  ein  d^riß- 
lid^eS  Punfimnl  rein  unmöglid^.  2)er  gro|e  ftir- 
d^encomponifi  ber  äBagner'fd^  Sdbule,  9bbe 
Sfrang  Sifgt  (1821—1886),  fd^uf  in  feiner  unga- 
rif d^en  ihönungSmeffe  unb  in  feiner  ©raner  gfeßp 
meffe  gemaltige  ihmffaoerle.  2)ie  Ie|tere,  nad^ 
SBagner'f  d^er  mi  auf  einer  gangen  Steige  oon  9Ro> 
tioen  aufgebaut,  bie  bis  Aulej|i  im  Dona  nobia 
pacem  an  imfer  mufilalifd^  ®ebac^tni|  appet- 
liren,  ift  bod^  gu  leibenfd^ftlid^,  um  als  i^ir(i^ 
mufil  im  {beugen  Sinne  btS  SBorteS  gelten  gu 
riynnen.  «mbroS  fagt  über  bi^elbe :  «SiefeSOtußt 
regt  leibenfd^aftlid^  auf.  (ES  i{l  baS  ^tige  Kut- 
teln beS  in  ben  (Erbenferler  gebannten  (skifteS  (m 
ben  (Sitterftöben,  bie  feinen  ging  in'S  93aterlanb 
beS  Sid^teS  unb  ber  gfreil^eit  l^emmen"  ((Sultur- 
l^iflorifd^  Silber,  2.  3(ufL  Seipgig  1865,  118). 
S)agegen  eignen  j^d^  bie  »8  Seligpreifungen",  bcä 
Aye  marifl  Stella,  Pater  noster,  Ave  Maria 
u.  a.  f d^on  tf^  für  bie  fird^Iid^  Suffül^rung.  Ser 
neuefte  moberne  ffird^componij}  iß  (Sbgar  Zinel, 
feit  1882  S>irector  beS  SnftitutS  für  IKrd^enmufU 
in  SRed^ebt.  Sein  Oratorium  «SfrandScuS",  mel- 
d^  in  ^nmffmrt  unb  anberen  größeren  Stdbten 
auf gefül^  mürbe,  i{l  überall  mit  großer  Segeifte- 
nmg  aufgenommen  morben.  Sine  größere  £om- 
pofition  für  bie  ffird^  (Missa  in  honorem  B. 
M.  y.  de  Lourdes)  mirb  einerfeitS  überfd^möng« 
lid^  gepriefen,  anbererf eitS  in  99egug  auf  ben  finv- 
lid^  ei^atter  fiar!  angef ödsten.  (SgLSBödeler 
im  ^(8regoriuSbIatt\  «ad^  1892, 93,  u.  1893, 
1  u.  10.)  2)ie  IKrd^mufif  unfereS  3al^r)^unbertS 
ift  alfo  oielf ad^  eine  fold^e,  bie  mo^I  ben  9n« 
fd^auungen  ber  mobemen  3tit,  aber  nid^t  benen 
ber  ftird^  entfprid^t  Skr  ©otteSbienft  in  ber 
illrd^  foQ  ber  SRufil  megen  ba  fein,  nid^t  bie 
SRu^  beS  (S^otteSbienfieS  megen.  3>er  rituelle 
lird^Iid^  Xei;t  i{}  ber  SBiUrür  ber  (Eomponi|len 
anldeimgefaSen.  SBieberi^olungen  unb  Serßflmme- 
lungen  treten  ein,  {e  nad^bem  ber  (Somponifl  eS 
für  notl^menbig  erad^tet,  um  feine  mufilalifd^ 
(Sebanfen  auSguffil^ren. 

SBieberl^oIt  nol^m  baS  Oberl^t  ber  fKrd^e 
Seranlaffung,  gegen  bie  SuSarümg  ber  i^ird^ 
muftt  feine  Stimme  gu  eri^eben.  2Kn  3. 1842  er- 
lief (Eorbinal  $atrigi,  SBicar  Sr.  MligfeU  $apfl 
®regorS  XVL,  eine  junad^j}  für  Itom  beRitmute 
93erorbnung,  morin  bie  91uSartungen  ber  Ifird^« 
mu{i!  jireng  gerügt  unb  bie  3nfirumentalbegleitung 
für  bie  3uhmft  unter  SBal^rung  gemiff er  Sd^ranlen 
nur  als  SuSnal^me  gejtattet  mirb.  Unter  bem  $on« 
tipcate  $iuS'  IX.  ifi  bie  nömlid^  Serorbnung, 
baürt  oom  20.  9lok>ember  1856,  in  oerfd^rfter 


2063 


TOttfil,  Iiti]6U*e. 


Sfotm  enwuetl  »oibm  (ogl.  ftDrnmüQer,  Stplm  b. ' 
fin^I.  lojrfunjl,  2.  «uB.  SfeflenSt.  1891,  320  ff., 
tso  au4  bei  Sti^t  biqn  SBtioibnung  mitad^eilt 
niib).  äßerf^itbene  äBifflö!«  «nb  *lJrooitijiaHiino' 
benimitr-  iinb  Qu6tr^lb5)oit((^lanb§  jprac^eji  fit^ 
in  ^^m  Sinne  oiiB.  S)w  SRrform  noUjoq  (id) 
juna^ft  in  ©oitl^Ionb.  9lad^bem  bie  ÜKujit 
Spoltjirina'«  unb  (tinec  aötgntoficii  quc&  fiicr 
längft  in  bm  Iatl)oIi|[^en  Semptln  ncrjcfiotlcn  tcar, 
unternahmen  te  junö^P  ©inaDereiiic  in  ben 
flrÖ|tten  ©tobten,  wie  Strlin,  Breslau,  Scipjig, 
ICreSbni,  Kaffri,  Srnmfturi,  ©ofjungcn,  Sonn 
IL  ].  a.,  aus  Hin  fünfUerifc^ni  äntecelfe,  bie  SBeiE; 
^leßrino'S  untti  bet  ^onl  (ntiorjiiI)oIen.  @in 
(ol^re  Sßctrin  beflonb  ou^  in  ^eibeßierg  untex 
StituRQ  beS  bdannttn  Wä)t%lt))itx%  %.  $.  3. 3:i)i' 
iHntt,  bei  bui4  ftinSßüi^Iein  „Uebcr  SieinVil  bei: 
lOTtfunjl''  (1825)  bii  ®iuiibfä|t,  nu(  reelle  eine 
ö^tt  Pirt^numilif  ijupwuen  mu|,  ber  aSelt  oor- 
^itlt  unb  auf  bit  ßuten,  alten,  in  ^tx^aü  geFom' 
menen  Xiabitionen  (intoieS.  %u<^  ber  bciü^m' 
tepe  ailtiftet  bn  Sßeujeit,  DKAoib  atJogner,  f^rieb 
im  3. 1849,  aii  et  öofrapellnietftft  in  SiteSben 
gemoibtn  n>ar,  t8  fei  Die  ^ö<^{k  3<it.  bem  reinen 
fflt^nftil  ji^dBieber  jnjuloenben;  „5)ie  menicö" 
lid^  Stimme,  bie  unmittelbare  Trägerin  be§  ^ci^ 
Itgcn  3ßortt4,  nit^t  abei  bei  tn^nunenlnle  ©i^mud, 
obitt  goi  bie  ttiotale  (SetQeni  in  bcn  meiften  un* 
fnet  iet^gen  fttid^cnflflde,  mu^  ben  unmtttdbnren 
iBmnmg  in  bn  SixÜ^  fyAea,  unb  loenn  bie  JHr' 
^enrnuff  ju  i^ier  urfpiüngli^  Diciu^eit  roieber 
gönj  gelangen  foD,  mufe  bie  ißDCalmiijit  jie  tüicber 
ganj  ütletn  uertrelen."  3m  ÜSeiteni  ic!)lägt  er  ppt. 
$iämien  auBjufeJjen  auf  geeignete  (^onipDfitioncn 
im  reinen  SBocalftil,  unb  fo  lange  joldie  nid;1  ddt- 
^nben  ftien,  bie  EBtetfe  Sßalefhina'g  unb  ber  x'ö- 
mif^  ©d^Ie  auhu(ä'6ioi  (@e].  S<^riftcn  unb 
X)ii^tungen  H,  2.  tlufl.  Seipitg  I88T,  256  f.). 

Sngeiegt  bui^  Xl^ibaut,  milden  auf  rnl^oIif(^er 
Seite  ttaspat  ett,  Oigonift  an  ber  Sl.  iBIitt)aeI3. 

topin^e  in  ÜJKhi^eM  (ge^.  1847),  unb  J?a§par 
ibltngn,  jueitci  uoftopellmeißer  bajetbfl  (geft. 
1867).  ^ulJtfai6Iic^  ging  ab«  bie  iKeform  om\ 
StegenSburg  au8.  i£anomcuB  Dr.  ffarl  ipcostc 
(geft.  1861)  forgte  in  feiner  Uu&ica  divina  mib 
im  Selectns  uovub  Misaamm  für  eine  corrccie 
auflgobe  alter  ))Dl9plionetSomj)ofitioneti,roQ&tcnb 
au^onn  ©eoro  aJlettenleiter,  6bw"9ent  unb  Dt- 
gonipanbaffird^tlt  ß-grau  (gtft.  1858),  unb 
3of(p5  SifiremB,  ffiDm!aftilImeificr  bufellift  (gejt. 
1872),  buid^  ?luP5rung  alter  aa]\\\i,n  fDiüfit- 
nerfe  in  ftiii^  unb  ISonciitfaten  ben  Scftfjninrf 
befi  SßuHicumfi  SU  beffem  unb  ju  gemiimcn  fudjteu. 
au(l&@te|)^n8ü(finSrieröeranpnIlcteim3.1S59 
eine  Sammlung  alter  Socolcompcjitioticn  für  bie 
ftirii^  (2.  «ufL  1883).  Sprofefforg,  Sommer  (geft. 
1887)  iu  SBerlin  gab  großartige  Sornnilungeu  Ijcr- 
0U3:  Selectio  operum  muaicoram  Batavorum 
unb  Muaica  sacra  (jelff  im93erlaflc  n.  @.  ä.ffionj 
in  Segeniburg).  Dr.  g.  X.  ^oberl  öDacnbet  icjl 
(6niiiK@efammlauäflabtW?iank'^ia\^^m'§, 


bie  im  3. 1 862  bei  SBreitTobf  unb  ßfittel  in  Stit^ig 
ju  eift^en  begann.  9laqbem  f^on  Ifingni  3eU 
linbni^  in  ^titungen  unb  3«lf<^nfttn  bicgfuge 
negen  bei  Stefoim  Der  ffiid(»rnmuftf  erbittrt  toot» 
ben  uox,  eififiien  im  3. 1865  oon  Dr.  Sfianj  Sttt 
bie  Srofd^üie  .Uebti  ben  3ußanb  bn  toltolif^en 
flir^muflt  gunö^fi  in  VUba^eni'  unb  fof)  gleü^ 
jeitig  bo9  iBü^Iein  Don  $faim  €ftin  in  ffltbt: 
„3>ie  lotl^Dlif^e  ffir^^eimutfU  in  t^m  Sepimaumg 
unb  bermoIigenSeldtiaffenl^eU-  (1864).  Srte  St- 
megung,  nK%  bobuiij^  in  Seutfii^Iimb  ^erboi- 
gerufen  nmrbe,  ^atte  1868  bie  @iünbnng  btS 
ißänlientmeinfi  gui  gSibening  bn  fliidjcumufil 
{naQenfiänbcmbeutf^nSitnge"  }UI^DIe^  3in 
3aE|re  1870  nurbe  biefn  Eßerein  bereits  bon  $qiß 
pufi  IX  o^ipiobiit  unb  emtJfo^Ien.  Dr.  ^ä, 
bn  ^läfeB  b(3  iBereinS,  ^tte  einen  getDOÜtotn 
Stamifl  ju  fämpfen.  3n  feinen  Soften  ,Su* 
genbe  991ätler'  tmb  ,Mnsic8  sacra",  fsune  oH 
Som))onip  nur  n  unermübli^  t^g,  eine  tml^ 
^ft  liturgifAe  JFini^emnufil  »t  fbibent  unb  f^ 
lu  f^ffen.  ßi  ^ib  am  2.  Sbecembn  1888.  3ii 
feinem  @etfle  nrirft  fein  Sloi^folgei  Sfiiebcii^ 
@(^mtbt,S)Dm(atKnmei^in3nun|In.  33«  ÜA* 
dIient>errinipi«MinS)euif^Ionb,DePettti4  inber 
S^ncigunbinlKmeiilaonbrettet.  9(e^nn^3ti» 
eine  eiifiireninanbnenS&nbein.  Cinegro^^ 
}o^I  tiidenmuRfalffti^  Seitf Ariftnt  tidgt  mit  Um 
bei,  bie  @runbfft^  bn  ttix^  bqügrii^  i^  Sbp 
jur  @eltung  JU  bringen,  ffin^iii^  SlhifÜf^nlenia 
!Regen8hiiB  (ffiirector  Dt.  0. 3E.  ßabnl),  in  ?tai^ 
(£)inctoi  !B6de(n),  in  SRe^In  C&indor  £.  Üind) 
unb  ä^Ii^  3n|litute  in  onbemt  €Utt>tm  forgo 
für  bie  t^eoretif ^  unb  Imdtif^  VuSUIbung  tfi^ 
tign  SAngn,  Organi^n,  Snigenten  imb  Con- 
poniften.  3)ie  Snjoldl  bn  Ie|teren  ifi  eine  ungönin 
grofie.  M'^m  9u9tunft  über  bie  &nn))DfUiima 
gibt  bn  „ükreine^atolog'  bce  SÜgemcincn'batt- 
f^  l^ciliemiereinB,  Über  bie  ContboniHen  bie 
foeben  nf^ienene  .ffuqe  ©efd^ii^te  bn  im^cn* 
mufiC  con  SBei^bif^of  Sto^nieS  ftatfi(|Qate, 
ategenSburg  1893.  3n  Stalten  ^bt  baS  Bego- 
lamento  per  la  Muedca  sacra  in  Italia,  IKm  bei 
Kongregation  ber  Sliten  im  3. 1884  niafjen,  ebne 
faOS  bcffne  tir^enmuflfallfti^  3u|lSnbe  an,  fo  ba^ 
mir  nn8  ben  bejien  Hoffnungen  für  bie  ^nhmft 
l^ingcbcn  ICnnen.  Dleuert>ingS  ^  ber  ^ige  Sidei 
bit  Kongregation  bn  Stilen  mit  bem  €talmnn  btt 
grageber^fotmbnffiid^cmnufifbeauftnigt  tAt 
Songregalion  ^at  rinn  %iua^  fit4Iic^l£oni)POiti> 
fien  l^lgenbe  titragen  gui  Seontoortung  boigelegt: 
„1.  aSeld^  trabittoneUtn  Siegeln  unb  abBtractn 
^rincipien  muffen  uon  ben  6om))oni^  bn  ffii» 
(iienmufil  unb  Don  benen  benotet  tonbcn,  bie 
traft  ibreS  SImteS  gur  püfung  bn  Sufm^mc 
fS^igTeit  tE|m  Si^fipfnngen  in  ba8  officieHe  Sh- 
ijertDriumbnffiri^eDtrlipi^tetflnb?  2.ffidd^ 
finb  bie  geeignet^  Stilttl,  um  bie  SeoKui^tmq 
biefer  Kegeln  unb  Xrabitionen  gu  fi^^t  3. 3f 
e9  not^menbig  obernü^ii^,  ba|[biel£on(pegot^ 
b«  %ittR  neue  Sorf^riften  ü(n  bie  JKi4*emmfU 


aJluffu«  —  aJluHanul. 


2066 


duSaibettt,  dbn  stnügm  bitbiS^gmSSoifArif' 
ttn?"  2)te  ^ntuiDtttTt 'Rnb  bereits  in  Qiog«  3(1^] 
cingdTCffm  unb  btin  T^a^^  DotgeltQt  tootbm, 
ba  bit|cr  tf^oßc  ^ne  ^tH)t  SBi^tiQteil  btimi|t  unb 
n^  bie  leite  ent[(t|eÜ)tmg  votbe^Ilen  (at  3n> 
otncn  nram  f^on  tten  btt  Songrtgation  bie  Sufi» 
fd^IiefiunQ  bn  tiin^  Kbtfß^c  ^Bnflnnt  ungebrod^ 
rt^Itenen  ©timmtn  tm  Sßrincb)  befqlojjen,  ba  ein 
beiattigtfi  EBerfa^ien  mit  ber  Stin^it  unb  9Roie> 
1iatbeS®ottcSbieRfttiiinaBiberf)mii!^e^t  SMt 
}u  biefer  ftotroorie  gt^^örieeti  gegensritrtigen  €fin> 
fier  ber  ))&t)P^en  StalftSit  loQtn  buiq^mge 
@((äler  bei  giegoifanif^  e^e  (einer  IBrün> 
bung  beB  SIDgemtinen  btutf^en  Cädlienoeieinfi  in 
Sloin)  erfejt  »erben.     [(3ocqueri)  SBflumhr.] 

f/knff*»,  SorneliuS,  0.  Min.,  ein  Don 
feinen  3eitgeni>ffen  I|Dc^eefc^il|ter  ^rebigti,  tnor 
geboren  ju  Spiacen}a  im  9tiril  beS  Sta^rea  1511, 
trat,  um  ein  ©elübbe  (einer  ÜKutter  gu  erfüllen, 
mit  neun  3ii^rtn  in  ben  äRinoritnutrben  unb 
^irtt  beftmbers  $]^iIo|Dt)||ie  unb  düt^pmütm. 
Spater  Hur  ei  £4n<^  }U  ^axAa  unb  SDlofpui, 
nmrbe  )U  $abua  mit  ber  t^lDflifii^  Xiodoi' 
iDfiibe  ouBgejeii^et,  Uxnb  oon  Sßo))^  ^ßauIIIL  )um 
Sifi^Df  t)i)n  SJertinoro,  bann  Don  iQttonto  erhoben 
unb  fkätb  )U  Stmn  am  9.  3anuai  1574.  SBegen 
ber  Erfolgloliglttt  feiner  iBetnü^gen,  in  feiner 
3)i6ceft  bie  9Ri||brSu(^  uügu^en  unb  ein  Semi- 
nar )u  tniii^ttn,  UMT  er  im  33cgriffe  geioefen,  fein 
bif  t^öflidieS  9mt  nttbtqulegen.  —  €"nne  91ebntr- 
ga&e  wa  tta^  fibcreinflimmtnbcn  ^gnlffen  eine 
oufigqeiii^iiete ;  f^on  in  Jungen  3a^en  nur  er 
im  SÜnbe,  eine  ge^Brte  Släie  genmt,  mit  bemfelBen 
9uBbrud  unb  benfelben  @eßen  nadlijufagen.  !Cc3- 
fyäb  nahmen  fl<^  bie  ütfitn  8e^  b^  Oifaene 

ttinei  befonbeifi  an,  unb  bolb  tmirbe  et  MttDcnbet 
ou>o(I  )u  ben  ^fienptebigten  all  bei  f onftigen, 
ttoüfy  unenootteten  @degen^tn,  SeiilbetibeQdng- 
niffen  u.  bgL,  ba  et  nur  tiuet  furitu  Seit  jut  Sor- 
btititungbebuifte.  infolge  beffenndbltt  er  gfitunbe 
ttnb@9tntetnntnbni9if<^fntutä)Cadiinälen  bi> 
jitm  ^opflt;  feine  SßRbigtüttife  i^  itboüt  oom  SSor- 
uurf  bet  S^iBnrebnerei  ni^t  fiei^l^rei^cn.  Su^ 
auf  Dem  gondl  Don  Xrient  ffielte  er  aie  ^ebner  be- 
f QubtrS  bei  ber  SiCffnung  eine  Stolle  CPall&Ticim, 
HiBt  cono.  Trid.V,  c.  18;  »gl.  ib.  VIII,  c  4, 
11.14).  a2cßen|einer@en»nbt^tbenu|te$iuS  IV. 
i^nim3.1560oIS@cfanbtenanAoiftr3erbtnanb: 

Seine  Sr^bung  gur  CarbinalSuiürbe  foQ  nur  bunq 
)ie  Umtriebe  feiner  Gegner  Mititelt  uiorben  fein. 
3}on  feinen  ^rdtigten  nnnben  Die!e  nat^  feinem 
Zobe  im  Srude  ^erouBgegeben  (Senebtg  1582 
6iSl590).  9Iu|trbemi>afa|teetaI69if4of  oon 
SBitonto  bie  Si^ft  STnoduB  Bitoslina,  totun 
fere  eccleBiaetioam  disciplinam  Bermoaibiu, 
conBtitutionibna ,  legibus  Bynodalibus  com- 
plecteuB  (VenetÜB  1579).  |jl«iier  feien  no^  er« 
w&fya  baS  SBerl  De  hlstoria  divina  libri  V 
(Venet  1585 — 1587) ;  Dcrf^iebene  Sommentart 
Vtm  EfUmerbriefe  beS  ^l  $auIuS  OBeneb.  1588) 
unb  bie  S^ft  D«  opoibna  sex  dierum  (Venet 


1589).  (iSflI.  Natalis  Alex.  Hiet.  eocl.  XVn, 
359;  Bajie,  Dict  hlat.  et  erit.  III,  447 bb.; 
NouT.  BibUogr.  gen^.  XXXVn,  46  b.;  Hut- 
ter,  Nomencl.  lit.  I,  66  a.)  [31.  gfjer.] 

SRnfUiws,  jfonrab,  ^umoni^,  würbe  am 
15.0ctober  1470  ober  1471  ju  öomberg  bei 
Äriklar  in  Cjeffen  geboren,  gr  ^e|i  eigentli^ 
ff.  Wüß),  lotiniflrtt  aber  feinen  tarnen  nad^  ber 
Sitte  ber  3tit>  inbcm  er  bem  ^mUiennamen  mit 
Stttdfii^t  auf  feine  rot^  6aare  no{^  ben  SSei« 
namen  XufuB  beifügte.  3n  früVPet  3ugenb  (am 
er  In  bie  S<^e  beS  SHeEanbei  ^egiuS  na^  Sie- 
benter, bcjog  1486  bieUnionfUAI  erfurt,  enuib 
fi«  bafelbjl  in  ber  Sttiftenfacultät  bie  Olnibe:  1488 
eines  SoccolareuS  unb  1492  eines  SlagipetS  unb 
bocitle  ^ttnai^  mit  SüSjeiAnung,  nä^renb  er  fii^ 
guglti^  brm  Stubium  btt  äuristtrubeu}  nibmett. 
3m  CKibft  1494  ober  im  folgenben  3«^  trieb 
i^  fein  aSiffenSburp,  meitert  tBUbungS^dtten  ouf> 
|ufu^,  unb  na^btm  et  nai^totisbai  junSd^ 
3Rain}  unb  baS  Plofler  Stioni^ttm  befuqt  ^e, 
bem  bömalfi  bct  geleltitte  Sodann  Ztit^emiuB  Dor> 
Jlanb,  DMubteer^^nac^älalten,  btm  etgentlii^en 
Sonbe  ber  clafftfc^en  Stubien.  Sr  Dtrmeilte  längere 
3tit  nomcntliq  in  Bologna,  no  er  ben  juriftif^feti 
^octorgrab  erlangte,  utui  in  Slom.  3m  Sommer 
ober  fKrbft  1502  leierte  er  Briebei  über  bie  SQwn 

da.  unb  na^bem  et  lurje  3eit  bie  Stelle  etneS 
ja  beim  Sanbgrafen  oon  ^en  belleibtt  ^aüt, 
beffen  ftamlei  fein  lüngcrer  Sriiber  ipor,  umrbe 
er  1503  SanoniatS  am  SRorien^ft  gu  ®ot^. 
Surfe  Stobt  Durbe  bamit  feine  tneite  ^cimoL 
€r  ertturb  fi^  bafelbft  ein  eigenes  ^nB,  unb  bie 
SBorte,  toeli^e  et  über  bie  gingangSt^üre  f%iÄ: 
Beata  tnmquillitas,  begeic^nen  feine  Slit^tung. 
Sein  Seben  nur  btd  StUUeben  eines  (Stle^rten. 
X)o(b  i^&ß^hdk  n  fii!^  leineSmegS  gang  auf  fii^ 
unb  feint  vüi^.  Ct  fui!^  ben  iOnf t^r  mit  glei^* 
gtftnnlen  Wfimteni  unb  nuterbidt  fi^  mit  ifmn 
t^S  mfinblt^,  t^S  f^iiftHi^.  S>er  et^t,  ju  bem 
tc  Segit^gtn  anfmi|ifte  oba  bielme^t  erneuerte, 
ba  et  i^  f(^u  bou  vtfurt  1ta  bttannt  uui,  uut 
bei  Cißeiclenfei  i^einti^  giiftna^t  in  bem  benaJ^i- 
baiten  AloPti  Stotgettt^ol,  no$  feiner  ^mat 
Uib  bei  wln^a^tn  alB  ßumaniß  UrbaimS  ge- 
nannt, feitl510@efiigentQaler^ofmei{leiin  vc- 
furtjDcaientalBSammierberlBrieftbeSSreunbeS. 
vei  jiiKite  ^reunb  nur  @torg  EBurtarb  oba  €)m- 
latin,  bie  et  nati^  feiner  ^mat  S^It  bti  3mn* 
bei^  benannt  mmie.  Sr  beunib  fic^  noi!^  Soll- 
enbuug  jriner  Stnbitn  um  bit  0un^  SbitionS 
unb  muroe  auf  beffen  IEntt>fe^lung  1505  fllo^tr- 
!e^  in  (Storgenl^l,  1508  Srgiii^ei  om  Im- 
fli^fif^  6ofe.  So  bilbete  fl^  j|unä4jl  tjn  Xiium- 
Diiot.  Salb  aber  etueiterte  fti!^  bet  $ttiinbeSheiB. 
!Bon  Sifnrt,  uo  fein  9Iamt  nic^t  in  Seigeffen^il 
geiat^  »or,  filg«^  f^it  1506  bie  .$oettn" 
ober  ^rtunbe  ber  Slaffifet  )u  bem  gelehrten  Sa> 
noniruS,  unb  eS  trat  ein  unffenfd^ftlitbei  EBunb 
in'B  Seben,  olS  beffen  ^oupt  Stutian  gellen  lonnte. 
€r  Dies  bie  neuen  ifreunbe  inuib^^%  ^V»». 


2067  SKuli 

SectüM  iKt  aitai  l&in,  irifltt  i^noi,  roit  tln  (rud&t- 
bringcnbeS  @tubtuin  cinguri^ttn  fti,  ttap^aiH 
Idiwn  «uSWftunfl  iiiib  äBerbefttnmfl  be«  ©filrt 
burc^  l^Iuflgti  Sii^itttoi,  itinäpiAt  t^nm  9uf- 
(la&m,  toel^e  Pt  beotöritm  fDÜtfii  u.  f.  ».  SJre 
EBunb  umfallt  balb  (tnc  ^ttlid^  Slnjafil  Don  $n- 
fontn.  SBier  berjelboi  fillbtten  rinen  engem  ÄietS ; 
es  waren  bie  beibnt  Ctfurtei  ßenborb  Don  bei 
WaTt^en,°tiirirt,unb$eterebeiba(^i>ber^;ktKluS, 
bei  X)i4tti  Soban  ^ffuS,  aHutianfi  ScmbSmonn, 
unb  Sodann  2^get  auS  Soni^in  obti  SiotuB 
tRubianuS,  n>ie  fein  ^umonipennome  lautet,  fett 
1610  AlD^ilt^iei  in  ^ulba.  Suni^  ben  JQeife^i 
mit  bicfen  Spätem  regte  et  man^c  ^libeit  an. 
@o  gab  er  loa^ijiibeinlic^  äBinle  uttb  einige  tleinerc 
!Bciträge  }U  ben  Epietolae  viromm  obacnromm, 
ber  einfd^neibrnbtn  @atiie  anf  3nSn(t|tt)um  unb 
Sc^olaftif,  mtläft  ouS  bcm  ftit\\t  feiner  ©li^ülei 
^erDDißing.  SJage gtn  fonnie  er  bei  oitet  jeiner  ®f 
It^rfamleit  unb  feinem  grofetn  Sßifftn  jutn  eigenen 
literorifi^en  auftreten  pd|  nicbt  enlf^Iiefeen.  Si 
Ij^egte  gu  fagen,  crtDoUe  lieber  an  ben  Xfior^eiten 
^Inbcrerfi^ergä^;  feine  arbeiten  eifc^icneni^ 
nie ooKeitbet  genug.  31M$uniani^Dxirnein®eg> 
ner  ber  &AoIaftit  unb  mt^Ialteilit^en  Unttirii^ 
Ineife.  Si  yftaä)  ^äf  anäf  uiebti^olt  mit  SUterfeit 
aber  bie  nr^t^enantgflitnbe  feiner  Seit  aus.  €ehu 
AritU  otno  tukt|  nwiter;  fie  betraf  nii^t  blofj  ^' 
fönen,  foiwtm  au(4  2ht{ntutionen,  toie  boB  ^ßen, 
bleSei^t,  benpite^crliil^e^iattet.  etbttennt 
fi^  fogai  gegenüber  bent  ^^i^  ®Iaubtn  in 
®<nqen  oH  ,^bilofo)>b<n''.  Si  ^atte  in  Stalten 
bie  neuptatonifc^cn  Sebren  ber  ülabemie  in  glo- 
lenj  ftnnen  gtlemt,  unb  biefelben  naren,  nie  Der- 
fii^iebene  ^eu^eningen  geigen,  ni^t  o^ne  no^I* 
tigenSinbrudoufi^n  geblieben.  3n  feinen  Siic 
fen  tritt  mieber^olt  eine  Sri  panltieipi:^  SEBelt- 
onf^auung  gu  Xage.  „SS  iß  Sin  ©Ott  unb  €tne 
©öttin  (91atur)",  fi^relbl  er  1505  an  Urbon;  ,tf 
ftnb  aber  Diele  @ott^dttn  unb  Ttamen, ).  9.  3u> 
piter,  ©Ol,  a^oao.  «DiofeS,  ebriflu«,  Suna,  Scre«, 
$ro{tr))ina,  iiüuS,  XRaria.  Ober  ^ute  bid^,  ba« 
auSguf^ret^en;  benn  eS  mu|  njte  bie  @e(ieinintfft 
bei  eleufinif^  Otott^eit  mU  etiDfc^UKigen  bc- 
beäf  mtrben.  SRon  mug  ^  in  bei  ^ligion  bei 
Qiabeln  unb  ^üQen  oon  @Iei^lffen  bebienen.  S)u 
Dera^te  mit  ^ilf  e  äupiteiS,  b.  i.  beS  f|5iJ^ßen  @otte«, 
f^nietgtnb  bie  fItinen  ®ötltr.  SBenn  ii^  Supiter  | 
faß«,  fo  Otrfte^e  itb  (6(|riftum  unb  ben  wahren' 
@ott.  ^oä)  genug  ^lerDon,  ba  e3  aUgu  ^o^^nauf- 1 
peigt."  entfprtd^enb  biefer  «uffaffung  ifi  ibm  boB ' 
Sbriftentgum  bie  aUgenutne  SBeiS^t  unb  er^dt  j 
fii^  über  alle  3eittn  unb  SBöKer.  ,®ie  Äf(i- 
gion  Sbi^ifti",  ft^ieibt  er  an  Urban  unb  @;xila' ' 
tin  um  1506,  „begann  nl^t  mit  fein«  aKenf(^K«r- 
bung,  fonbem  mar  oor  allen  Seiten,  wie  bit  erße  1 
©eburt  G^rifti.  3)tnn  toaS^InbtreS  ip  ber  xoafyx 
S^rifiuS,  bei  na^rt  @o^  (SotteS,  aI3,  nie  Pau- 
lus fagt,  @otteg  ÜBeiB^ett,  toelc^e  nii^t  aDetn  ben 
3uben  in  bm  engen  £anbe  €qrien  ju  Xfjtil  nnttbe. 


3)te  menfd^Ii^e  <notut  e^iifK  tfl  i^m  ettool 
Unnefentlic^eS,  t"  ^^it^  @^in;  bafi  SBa^  fei 
ber  ©eifl.  %IB  blc  ^Mßtü  SorbenDtgen  btfi  C^ 
flent^B  »etilen  betont  ein  retneS  ^ö:}  niib  Siebt 
m  @ott  unb  ben  IRtnfd^m;  i^en  segönba  tDe& 
oen  bie  augeren  ftii^gebiSu^e  isma%  gef^fi^t 
@tlbf)  bie  eu^ri^e  uirb  in  bttfem  3)i^>nKti> 
^ung  jur  @)ira(l^  gtbroi^t  unb  gii^  itnb  Sin> 
trnclit  für  ben  tDo^rtn  Seib  ISM^  fcOSxL  Äitfc 
^leiigerungen  mdgen  ni<^  oKc  fhtng  |n  n^noi 
fein;  einige  lonrbrn  ftc^tTtii^  in  gmigtemäuffanibe 
ci;ic^Tieben.  3SÜ  fie  aber  oui^ jii  bcnr^ciltn  fein 
niDgcn,  |o  uerratben  fit  iebenfalu  einm  bem  S^ 
fteiittium  jtcmliq  entfrcmbettn  @eip,  unb  ntm 
^ntiart  m(^  Sriangiing  feinefi  ISononicateS  übet 
ein  3a%rji£|nt  gfigertt,  bis  er  im  gliä^i<4T  1514 
fein  erfteB  3ne|o()fei  boibni^te,  fo  utib  ^iaW 
feine  eigen^ümlii^e  @ciftc3ii^^titn(|  um  (^nftafe 
geUMfen  fein,  tioi)  Derlor  er  ben  ^liflUi!^  QHon- 
ben  nid|t  gang.  Sbenfo  nie  bie  Slaffiler  uwtn  i^ 
au^  bie  Airclenoätcr  an,  unb  ber  tieft  fitfli^ 
(Sm%  ber,  nenn  er  fi^  an$  in  feinen  Briefen 
einige  9)IaTe  anberS  fiiigtrt,  im  Mgemeinen  i^ 
eigen  iß,  baif  uo^I  als  eine  S°l0c  feines  SlantoU 
wualsaBiibmg  bn9ef4läftignng  mit  bei  ^rip* 
lic^  Sitctatui  betnii^et  Derben.  <£S  Hege»  ii 
mi  fontit  guei  9Bdtanf li^ammeen  mit  cbunoet  {■ 
iranwe,  unb  nenn  otu^  eine  SciSonfl  bie  PP^ 
fofi^ifi!^  ODitoiegt  ober  Doigutoitgen  fipeint  fo  ge- 
winnt }ule|t  bie  religibfe  bie  06e^M>-  SB 
@egnei  ber  €<^oIaßU  nnb  ftnngn  Stiftet  für  bie 
debnc^en  bei  3eit  freute  P4  aRuttm  gneiß  nit 
bnt  anberen  6nmatrtflen  übet  baS  9uftiettn  £v 
tberS.  abet  balb  dnbertt  ^  fein  Uxt^öL  tk 
Stürme,  nel^  baS  aSort  be<  9(uguftinäl  emgti^ 
naren  bem  äRomie  gnnibei,  beffen  S>einfe  laidÄ: 
Beats  tranquOlitas.  tSHei^  bem  bon  i^  ti^ 
e^lTten  CroSmiH!  nanbte  er  fl4  feit  bem  3t^  1S31 
tun  ber  nligUfen  SSenegune  ob ,  uä>  ba  bieft 
gleit^tll  fii!^  bcfnnptete,  fc^  er  fi^  in  biqs 
3eitj)unldgebriingtnnl>btRinfomt  StabieSauöi 
(eine  Wbgaben  me^  go^len  trollten,  setie^  er  ft* 
gor  in  9)iit(,  mtb  bie  Unru^  beS  3a]^  1525 
Rcigoten  biefelbe  bis  gnm  SIenftecßeu.  3«  Ucfn 
Soge  gemonn  ber  ©iräibc  fibcr  i(n>  tDiä«  ein 
grS^  Sna^t.  %m  Xage  boi  feinem  Xobe  f^iiel 
er,  nie  oon  einem  )]16|li<i^  3>rangc  gettiebot  Mi 
äBorle :  „9}icltS  nci|  bei  Sauer,  IMl  ber  fp» 
fop^  ntd^  n»i|.  e^iißus  abei  iß  füi  nnS  at< 
florbm:  er  ifl  unfer  Stbcn ;  baS  gloiw  i4  gesii|.' 
erftarbame^arfreitagben30.aRär|1526.@eiK 
iBriefe  würben  l^cnmegegeben  bur^SnrasSeibd 
im  Libellns  novus  eplatolamm  1568,  SB.  C 
Senkel  im  Snpplamentnm  historiae  Ootbanu 
primum,  Jenas  1701,  DoKßfinbiget  mwßcil 
burd^  Staii  ftraufe,  3>cr  Shicfnwi^  beS  IRntianl 
ShifuS,  flaffel  1885;  bagn:  ftüuife,  eibTtogiif 
ptiif^efi  au9  aRutianS  Sriefen,  im  Scntnilblalt  föt 
99iMii)t^eIBwefen  X,  1893,  1—19:  St.  eStä. 
äer  JBriefneti^iel  beS  SonrabiiS  WutiomiS,  ii 
,%j."XXnHKr  ®eW..Ouefltn  btt^toD.  SaSfot 


2069 


ajlutter  ®otte8  —  ÜJlutterftrdJe. 


2070 


^Oe  1890.  Uebec  fein  Seben  Dgl.  bie  Sinleitung 
3U  ben  beiben  legten  SBerfen.  [k>.  ^uxd.] 

9l«ftar  ^oncf,  f.  Storia;  eongregatioii 
ber  SteguIarcUriler  ber  ®otte8mutter,  f. 
Sol^ned  Seonarbi. 

9i«(tets0ftofUker,  f.  aRariemDoSf al^marte. 

W^äUttßUHftflt,  f.  9Rttrienfefie. 

'gKmtUtuiUۤKUmAj  f.  Sitonei  8,  b. 

fßnUmM^  (eoolesia  matrix)  fomtnt  im 
lird^Iid^  Sprad^braud^  in  Derid^iebenem  @imte 
nor.  1.  sin  ber  ®ef(l^i<l^te  bet  ttuSbreitung  bed 
<&^flent^unid  mirb  bieienige  Stxtä^  eines  SonbeS 
ober  einer  $rortn},  bei  n>eld^  ftd^  guerft  eine 
d^fUid^  (Semeinbe  bilbete  wib  iwn  mel<l^er  quS 
baS  StKingettnm  in  bie  benachbarten  €täbte  nnb 
S)  jyrfrr  getragen  lourbe,  bie  aRntterfird^e  genannt 
tt)öbtenb  bie  Unteren  bie  Zo<l^terfird^en  (ecclesiae 
filiae)  l^^en.  Obmol^I  ft<l^  biefe  SBerl^Itniffe  bei 
ber  (S^riftionifintng  |ebed  SanbeS  mel^r  ober  n^eni- 
ger  toieberl^olen,  f o  traten  fle  bod^  fai  ber  älteften 
Pird^  gon)  befonberS  l^eroor  unb  übten  ben  ent> 
fd^ebenjten  Sinflu^  auf  bie  ®eftaltung  ber  ur- 
prünglid^  ftird^enoerfaffung.  SS  ift  belannt, 
üa|  bie  Soofiel,  unb  unter  il^nen  befonberd  Pau- 
lus, bei  93er!ünbigung  beS  Soangelium^  l^oüf^ 
Sd^Hd^  bie  großen  ^oinjialftöbte  bed  römifdben 
eid^  aufjnd^ten  unb  bort  )uer|l  d^rifUid^  @e- 
meinben  fhfteten.  93on  3erufalem,  ber  erßen  ®f 
meinbe,  tont  baS  (Soangelium  in  bie  gro^e$au))t> 
flabt  beS  Orients,  na<$  9ntio(^ien,  oon  ba  trug 
cd  ^ulu8  in  bie  ^uptftöbte  ber  neinaflatUd^ 
^tmtgen,  bann  in  bie  9Racebonien8  unb  @rie> 
^enlanbS  nnb  )td^  in  bie  ^auptftabt  ber  3Bett. 
^otte  fid^  ba9  S^riflent^nm  einmal  in  biefen 
etöbten,  bie  n>egen  il^reS  politifd^  unb  commer- 
deOen  SSerfel^  einen  bebeutenben  (Sinflu^  übten, 
|eflgefe|t,  fo  verbreitete  e8  fid^  gleid^am  oon  felbfl 
in  bie  ueineren  @tdbte  unb  Dörfer  ber  Umgegenb, 
unb  biefe  fanben  aieber  in  ber  (Bemeinbe  ber 
|&au)itftabt  unb  beren  Sifd^ofe  i^ren  natürOd^en 
9tittel|mnft,  oon  bem  oud^  ferner!^  bie  Seitung 
Ü^rer  fird^nd^  Sngelegenl^eiten  at^^g.  S)iefe8 
Serl^tnil  ber  SRutterfird^  unb  beren  @u|)erio- 
ritöl  über  bie  JKrd^en  i^rer  Umgebung  finbet  fid^ 
fd^on  in  ben  apoftolifd^  3dten;  fo  nennt  Sgna« 
tiuS  in  ber  Ueberfd^ft  feine«  »rief e8  an  bie  9U- 
mer  bie  iKrd^  )u  IRom  bie  »orfiel^erin  (fixte  icpo- 
xdtdi)xai)  ber  italif d^  iKrd^,  bie  oon  Sntiod^ien, 
lodd^er  er  felbft  oorftonb,  bie  JHrd^  Syriens 
(Epist  ad  Magnes.  o.  14);  ^ermad  erl^  (Vis. 
n,  o.  4)  oon  bem  (Sngel  ben  Auftrag,  baS  Sud^ 
lodd^  er  fd^rieb,  an  SlemeuS  oon  Stom  )u 
fd^den,  ber  ed  ben  feiner  SuriSbiction  unter» 
geDrbneten  auSmfirtigen  @täbten  fenben  M;  an 
bie  9Rutterfird^  aUer  fiönber  oermeiSt  SrenftuS 
(3, 8 ;  4, 68)  bie  fKhretüer,  um  bie  burd^  bie  Stetig« 
folge  i^  Sifd^fe  begeugte  unb  überlieferte  Sel^ 
S^rifH  (ennen  )u  lernen;  baSfelbe  Snfel^  ber 
Vhttterfird^  mad^t  gegen  bie  C)^ti(er  ZertuUian 
geltenb  (De  praescript  20.  82.  86 ;  Ady.  Mar- 
doTL  4, 5).  3n  allen  nnd(ftigen  gföSen,  tto  ed  ftd^  um 


Seratl^ung  unb  Orbnung  allgemeiner  angelegen« 
l^eiten  l^eß,  finben  loir  bie  9if d^öf e  ber  SRutter« 
fird^  an  ber  Spijfe  ber  (Sefd^öfte.  9uf  ben  (Son- 
rilien,  bie  in  Saä^ta  bed  OjterflreiteS  geilten 
nmrben,  fül^rten  nad^  bem  auSbrüdKid^en  3^g" 
niffe  bed  Suf Aiu«  bie  »ifd^dfe  ber  IJKntptftöbte 
ben  Storfll  unb  leiteten  bie  !Berl^anMungen ;  bad- 
felbe  ttxn:  oer  gfdS  auf  ben  S^noben,  bie  tt)egen 
oed  3Rarciom8mu9  unb  9Rontani8mud  geleiten 
nmrben  (TeitulL  De  jejun.  18);  ebenfo  l^belte 
£m)rian  oon  Sart^go  im  9iamen  ber  afrilanifc^en 
9ifd^5fe  in  ber  &aä^  beS  9looatu9  unb  bed  9lO' 
oatianud  gegen  Someliud  (Epist.  42. 45),  ^io- 
n9  RuS  oon  SIesonbrien  im  9{amen  ber  Ag^ptif  d^en 
unb  libQfd^en  »ifd^5fe  gegen  SabeOiud  (Äthan, 
de  sentent.  Dionys.),  ^[ktrud  unb  Wesanber  oon 
Wesanbrien  im  Sd^Sma  bed  Vleletiud  (Epiph. 
Haeres.  58).  Diefe  €u)ierioritfit  ber  SRutter- 
fird^  unb  bie  Sefugniff e  i^rer  Sifd^f e  UKiren  in 
ben  erften  Seiten  )Oar  feinedmegd  burq  audbrüdC- 
lid^  (Sefe^  näl^  befUmmt,  fie  UKiren  oielmebr 
mie  oon  ]elbfi  and  ber  9latur  ber  Serl^Itniffe 
l^orgenxid^fen  unb  ol^e  SBtberf )n:ud^  anerfannt; 
aber  barin  liegt  il^re  gro^e  Seoeutung,  ba|  fie 
bie  erjten  91nf ftnge  einer  l^erard^fd^en  Slieberung 
ber  flird^  nmrben  unb  ben  Udbergang  unb  bie 
(Einleitung  }um  nad^^erigen  f o  f egendreid^en  9Re<- 
tropolitanoerbanb  bilbeten. 

2.  3n  einer  anbem  Sebeutung  lommt  bad  SBori 
SRutterfird^  in  fpötercn  Seiten  oor.  9(d  bod 
Sl^ifient]^  gegen  Snfang  bed  4.  äal^l^unbertd 
oon  ben  ©tobten  aud  auf  bem  Sanbe  immer  meiter 
fid^  oecbreitete  unb  bie  ittrd^  in  ber  Stobt  )ur 
Sufnal^e  ber  (gläubigen  nid^t  mel^  l^eid^ten, 
nmrben  aud^  auf  bem  Sanbe  an  bebeutenberen 
Orten  iKrd^  errid^et  unb  eigenen  $riefiem  unter« 
fieOt,  meld^  unter  ber  Suffid^t  bed  Sifd^ofd  {tau- 
ben. Salb  aber  erl^oben  fid^  neben  biefen  ftird^ 
auf  ben  gro^  9efi|ungen  bed  %beld  unb  ber 
JMöfter  bie  [og.  Oratorien,  gleid^faOd  mit  eigenen 
^eftem :  biefe  blieben  |ebod^  ben  ^auptfird^en, 
in  bereu  (Sebiet  fie  lagen,  immer  untergeorbnet; 
fie  burftcn  nur  )ur  Siarbringung  bed  3Ke|o)ifcrd 
gebrandet  merben  (o.  85,  Dut.  1  De  conaeer. ; 
c.  5»  Dut.  8  De  conseor.),  unb  in  allen  anberen 
))riefterHd^Snnctionen,  indbe{onbereinber@))en« 
bnng  ber  Zaufe,  blieben  bie  Siedete  ber  ^upt- 
fird^  ung^fd^Iert  S>iefe  Ie|teren,  bie  eccle- 
siae bapäsmales,  nmrben  im  Sprod^raud^ 
ber  bamaligen  S^t  mit  atfidtjid^t  auf  bie  i^nen 
untergeorbneten  Orotorkn  bidmetten  (mä^  Wutter- 
fird^,  ecclesiae  matrices,  genannt  (Sligl.  Hert, 
Difi»ert  de  eccles.  filiabus»  in  Gomment  atqae 
Opusc.,  Francof.  ad  M.  1787,  toL  II»  tom.  II, 
88,  §  5.) 

8.  2tn  ber  Sprad^  bed  3)ecretalenred^td  bejeid^ 
net  bad  SBori  eccleaa  matrix  bidmeilen  bie  l^ie* 
rard^ifd^  @u)>erioritöt  einer  ftird^  über  anbere 
ffird^en;  fo  fagt  bad  oierte  fiaterancondl  (c.  28,  X 
5,88):(Bonianaecclesia),qiiaedi8ponenteDo- 
mino  super  omnes  aliaa  otdm»s:>ai^v^VA^aliQaw 


2071 


SUluijaitUi  —  an^coninS. 


2672 


obtinet  principatom  ntpote  mater  uniTerBO- 
nun  Chneü  fidelium  et  magiBtra,  uttb  ^Sxtao- 
tcRj  m.  nennt  (c.  22,  X  5,  40)  bit  1Sa%bniI- 
fii^c  )(bti  3)i&cef{  mit  3lütt{i(!^t  auf  bit  il^i  untti- 
geotbncten  ifit^tn  ecclesia  jnatriz. 

4.  3Iu^  im  neuem  ERtd^te  tommt  bet  ^uSbrud 
anutttrtii^e  ^ufig  Dor.  SBenn  ein  XEieil  bn  Ißa- 
rollen  ineeen  ju  grofjn  (Sntfemune  tion  bei 
^antii^t  DbtT  Dtgen  anbtin  ^inbtmiffc  Don 
btm  itgtlmfiligtn,  butd^  bit  ftirc^e  gtbottnen  Sc 

in^  iti  @Dtttebien^eS  abgegolten  niib,  {d  ^ot 
ler  EBif^of  baS  SRe(^t  unb  bit  WW.  füi  bitfen 
3:^il  bet  ^oxDäiianm,  ha  abei  ncnigfitcnS  au3 
)e^  gfamilien  befielen  \o%  eine  tie«ie  ^foittin^e 
|iu  tiitc^ttn  unb  bem  an  beiftibcn  angu^elltnbtn 
SrieltR  einen  %l)äl  oon  ben  Sinlünfttn  bei  alten 
ipfarriir^e  jujuweilen  (o.  3,  X  3, 48;  Trid.  Sees. 
XXI,  c.  4  De  ref.).  3ft  bieW  flel^e^,  fo 
uirb  bie  urft^^nQÜctie  Stitäjt  bie  ^mütx*  unb  bie 
neu  em(C)tctt  bie  ^od^teifird^t  genannt.  S)iele|teie 
uiib  buti$  bteftn  ^ct  bet  bifc^Sflic^en  3uri6bictton 
)u  einer  HBHifl  fettiftänbigen  ^[crrfiti^e  ertinben; 
(ebDÄ  fann  pc^  bet  Sß^otnr  bet  ÜJlutterfird^e  bei 
bet  Irtamembtatüjn  flemiffe  ß^rtnttt^tt  MtbelKiI* 
ten,  j.  93.  ba§  bie  Su^etfiri^t  i&1itl\i)  eine  ge- 
tDifle  MBgabe  an  bit  ünuttertitäe  alfi  ^ei^  i^ttr 
9&^giQltit  abgebt,  obet  ba^  bie  ^anx^iancn 
bn  neuen  Jtiti^t  an  ben  ^o^en  ^^agen  bin  @ot- 
ttsbienit  b«  ÜTtutternr^  befugen  m&Wtn  u.  bgl. 
Wit  bit|t  ß^ttntt[^tt  muffen  oibn  auSbrüifiii^  itfet- 
biit  toorbtn  fein :  ukii  bieg  nic^t  bei  gaO,  f d  i^  bie 
Xo(^ttifii4ttnieb«ßinp<^timab^anQi(i.  SButbe 
bit  Ittften  aue  btn  Sintünfttn  bei  titftminglic^ 
$fattni4t  bottrt,  f o  ^  b«  ^fotttt  brt<Dluttn- 
fiiddt  baS  pitTonatStec^t  an  betfttbtn.  (SBgl.  üb« 
bttft  ^et^ttniffe  Ferraris,  Prompta  biblioth.  e. 
y.  Dismenibratio.unb  Fagnani  ad  o.  3,  X  3, 48.) 

5.  (Sine  anbere  9lrt  Don  ÜKutttt-  unb  lot^ltt- 
fird^  entfttbt  cnblic^  buid^  bie  Union  (unio  per 
snbjectioneni).  Sfflenn  eine  ^farrfini^e  fo  genüge 
einfünfte  l^t,  ba^  fit  gum  Untn^It  bei  ©tift- 
liefen  unb  jur  SÖeftrtitung  her  übrigen  ffiebörfniffe 
ni^t  Ijinieid^tn,  fo  Tann  pe  bet  Sif<5of  mit  einet 
onbtm  $fanIiidE|e  in  ber  9Irt  Bereinigen,  ba^  fit 
itoax  mit  bn  le^tetn  nic^t  gang  nerf^molgen,  abti 
bot^  i^r  untergeotbntt  wirb  (Trid.  Sese.  XXI, 
c  5  De  ref.).  S)iefe  (|ti|t  fobann  ecclesia  ma- 
trix,  tene  ecdeaia  filia.  wn  $farm  ber  ülluttei- 
fitdEit  beforgt  btn  ©otttSbitnß  an  bn  t^m  unter- 

fcoriincten  Xot^ttdit^t  obn  fä^l  i^n  burd)  feine 
licatitn  btfotgen.  3m  Utbttgtn  bleibt  bie  an- 
nest  Jhi^c  in  aQtn  ibrtn  Sttc^ietier^öltniffen  felb- 
ftänbig,  fomeit  bieg  neben  bn  Unttrmerfiing  mSg- 
Üi)  \%  autf)  tiinfi^Ili^  bet  SuriSbiction,  unftt 
uelti^er  fit  bieget  ftanb,  nttb  ni^ts  oeränbert; 
1-  SB.  wenn  bn  ^ft  fit  mit  einn  benac^botfen 
ffir^e,  bie  tiner  fremben  SMäctft  angehört,  unirt, 
fo  bleibt  fit  nit^tSbeftomeniger  ilirem  bii|etigtn 
Bifd&ofe  untenrorftn  (c.  2,  X  3, 36).  [0.  Hob«.] 
Pk^CcBI, 31  If  d n f  0 ,  itolitnif^n  tfieolog, 
tti.  1749,  [tomtnU  koA  «u«  uti'cnii'c|TOm%m\'«, 


Btfn  Strrara,  ct^lttt  ftine  etjit^g  im  obtBsen 
SoDtgium  ju  $tato,  umtbt  nai^  emfifangenti 
^ritflerniei^e  3tfult,  mu|te  obet  bei  Snfi^Äuiig 
btr  ©ffellfdiafl  no^  fünf  3a^nt  ein  ganomcot 
ju  gertara  übemt^mtn,  mo  et  mit  Sitbe  unb  ^ 
folg  bie  geiftlic^cSeitung  bei  Sugenb  ffi^  U»ri> 
bann  als  Siretloi  bt6  obtiigen  SonegttmUl  un^ 
$arma  unb  enblic^  oon  Sf^c^  ^tufi  VII.  nod) 
IRom  ali  S^eotog  bn  ^enitentioiie  bentfen.  Sei- 
ner äiüc^tigleit  mtgtn  Dtitoeigette  i^  bet  ^a^ 
1804  bie  Sriaubnig,  in  bie  )u  Sleoptl  untbe^ct- 
gtftcate@efeUfii^aft3tfui)utüdltutictcn.  3m  3<^ 
1S09  marb  n  auS  9tom  Mttrieben  anb  no^  fn* 
ri9  geführt ;  !)in  florb  er  1815,  l^ctlig,  ntie  er  ge- 
lebt Ijatlc.  sPt>it  jel)n  »Qt  n  neben  feinen  SemfS- 
gcft^öften  mit  @tubien,  befonbetS  t^Iogif^en, 
befi^nfligt  unb  »on  9Icf|tung  unb  fiitbc  gegen  bie 
jTirc^e  unb  if)[t  Staren  unb  änftitute  trpU;  ii 
ber  ^^QutitftQbl  bn  fot^olif^tn  S^iißen^  gab  et 
bemjufolge  rcrfd(iiebtnt  gtgen  bie  anttrel^jt  Xi(^ 
tutig  ber  $t\l  gcrii^tttt  Stiften  IftzauB,  bie  in 
ganj  3lalien  mit  iBeifoH  aufgenommen  unb  fot 
%tit\l  aud)  in  anbete  @)>tail^  übntiagen  lourtieB. 
@ein  §QU|}tme[f  i^  n  bnon  nso  della  Logieam 
materia  di  fieligione,  juetft  ^igno  17S7  ii 
3  Sbn. ,  bann  noc^  in  mel^ieicn  auflagcti  tt> 
fcE)ienen  unb  in'S  g^rat^f^  unb  Sotcinifi^  übei< 
f(S)t.  3ion  feinen  nnberenS^riftenmßflenttmä^' 
tocrbtn:  L'Emilio  diBingannato,  Siena  1782 
(gegen  Äouffeau) ;  Dominio  temporale  d^Pipi, 
S.  I.  1789  et  Foligno  1791 ;  DissertL  seleetaa, 
Romae  1807;  De auctoritate Bomani FontiS- 
cia  in  conciliie  generalibna,  opos  poetbnmnm, 
GandavilSlä.  2to1L;  augerbem  eine  Kci^d- 
cetift^r  Scbriften,  bt)onber§  jnr  ßtn^ife^Inng  tn 
^nbac^t  JU  ben  ^eiligen  ^Ktjen  3efu  unb  9)laraL 
(Sügl.  bie  reic^m  bibliogr.  Angaben  in  de  Back«, 
Bibliotli.  s.  Y.)  t©<^bt  (ffoulen).] 

^^(Oniud,  gmei  ^oteßantif^  ^Jutiinffu. 
1.  S^cr  l'ui^eranngtiebiid^aK9contua(ai4 
!D!ecirai  genannt)  Burbe  ju gii^tenf elS  in  Snmfai 
im  3.  U91  geboten.  3n  ftintm  13.  SebenSjaSit 
iDuibe  er  in  bie  ©^ult  na^  SInnabetg  gefi^; 
bort  braute  er  fn^S  3uf|rt  ju  mib  trat  bomt  io 
bQ§  bortige  grancitamernofln  ein.  ®Iti^  a  ber 
erfien  31a4it  moKte  n  boftlbR  einen  merftiniibiBe> 
^laum  gehabt  E|abtu,  in  umIi^  n,  mit  et  c^ 
iäiflU,  äu  e^ri^  gtfti^it  Boibni  fet  UÄaJoBl* 
fdjcint  er  öfter  an  9Jifionen  geglaubt  ju  bobtii 
luie  benn  Irnolb  in  feinn  ^ri^n-  unb  Ktlti- 
^ifforie  mel)rert  Don  i^  erni^lt.  3m  Stiofa 
Flubiüte  er  fleißig  ben  ^L  Slugujlin,  ben  Somiap 
ben,  @abriel9)ielunb^lej;anbeit)0tt&altl.  Ss4 
las  er  fie&en  3a^rt  long  übet  %x]^t  bie  lotefaiif^t 
Sitibel  mit  ben  ®Ioffen  bt<  91icoIau3  tum  SQta. 
^(1  ifim  aiiei  boB  @tubium  in  bie  Sibigt  in4t 
besagte.  befd)äftigtt  n  fi(^  mit  S)te(^SIn- tmb  «• 
beicii  ^anborbtittn.  Um  biefe  Seit  ^ieU  H^  bei 
befüunte  Sc^el  in  Snnabng  auf,  unb  ou^  ^ 
coniu^  tDObiite  feinen  SBortidgen  bei.  SJo  bet 
'  'A\<^in^bIagbuIItbie%tfHRimungange^ 


2073  9Rl}ia  —  !DlQ{)aQOQ.  2074 

iDQt,  bog  hm  9rnirn  bit  SMäfft  umfonft  tit^eilt  btfftnt.  SBirfli^  foll  bitfe  S^rift  nic^t  ol^nt  ßi* 

toetbcn  fotlten,  mtfponn  fi(!^  giDifd^en  Xt^i  unt)  folg  gcnefen  fein.    (SBgl.  Uelchior  Adamiis, 

aji^CDniuarin  ©trtlt,  inbem  leJUttr  rinoi  ?Ibla&  Vitae  genn.  theoL,  Prancof.adM.1705,  83.) 
fil^nc SImolcn  Ctilan^e,  Xt^l  aber btnltlbtn  Dn>       2.  ^  Saluintt  (?)  OStoalb  an^coniuS 

tDcigeitc  (^tbilf.  S^Tiftl.  Aird)tnQCft^.  ftit  btr  (out^Seig^autti  genannt)  umrbcjuSiuttn  tm 

SRifonn.I,2tip|.1804,n6ff.).  3in3.1516ein-  So^te  1488  «borra.  gr  fhibirtt  j» äojd,  bt- 

))ftnQ  St^oniuS  bie  ^ö^tnn  SSti^en  unb  ^ittt  am  f onbnfi  untn  CiaSmuS,  blt  f^öntn  Sßiffenfi&ifttn 

^fingjlft^tbittTfttancfft,  lotl^bltbeiben^f  unb  et^itlt  bann  ehtm  S^ülbimp  bafdbp  bei 

jogeocnSoii^fenbeitoD^tn.  3in3.15i8n)uibt  €1.  X^bot  unb  natj^^n  bei  €t  $cta.  (Einige 

er  naä)  SBcimat  guin  !BteUgtomt  benifen.  9)1))'  3o^  fpätet  tmube  et  nai$  3üii<^  btniftn,  tun 

coniuS  nur  einn  bei  crflen,  bit  ber  St^  Su^tfi  baf elbfl  ebentaUS  eine  €d^ult  }u  Idten.  Sio^  ^otte 

ait^ingen.    €i  trat  in  Xpringen  Offcntlidg  für  n  M  ^iei  tatm  brei  Stonate  oufee^Iteit,  aM  et 

biefelbe  auf,  bann,  im  3. 1524,  fam  er  naA  @otlw  auf  9}er»enhen  leiner  gfreunbe  in  feine  SBatetflobt 

unb  ocbtttde  bafelbft  22  3<<I|re  long  cifrie  an  gurüdgerufen  mürbe,  um  ber  bortigen  er^  S^ule 

bei  Sbfd^tfung  bei  fatl|0li|d(|cn  Oibnung.  WIS  Doijuftctitn.  S)a  ei  aber  bit  bomalä  foeben  an|> 

9}eibien^  n>tib  i^m  anseie^net,  ba|  ci  im  3at|re  tommenbt  neue  Se^re  unter  bei  i^m  anbeitiauten 

1525  ben  HuSbiudd  bee  SBouenttn^t«  in  @otfyt  Sugenb  ju  tierbmien  fud^te,  muibe  ei  im  %  1523 

unb  in  ber  Umgcgenb  burd^  |ein  eifriges  auftreten  Don  ben  2ujenum  f eineS  SmteS  miebei  enthoben, 

unb  fein  frfiftigeS  %oti  Der^inbert  ^aU.  Sn  bem*  ßi  fedtte  nun  na^  3üridt|  }uriid  unb  ei^elt  ba* 

felben  So^re  Wt^eiralete  et  fi(6  ou(|.  ©ein  ftut-  fetbft  witbet  eine  Se^rßeÖe.  SIS  Simngli  in  btr 

fürfl  fd^irfle  i^m  grofeea  SBetttautn;  fo  na^  et  ©^Im^t  bei  ftappel  jtin  Seben  Berloren  i)aüt,  unb 

l^n  brtimal  als  5BtflIeittr  mit  auf  (eine  Keifen  bie  3ürit^  Sürgerfifyift,  Bit  ber  Siogrop^  bt< 

nai^Btlgitn.  9}on  feinem  6ifer  für  bit  angeblt^  iDipcpniuS  fagt,  bit  Spfltge  ber  aSifftnft^afttn 

reine  Sitifa  geugt  bit  lUnbigt,  »elt^e  er  mü  StbenS-  (intan|e|tt,  btgab  er  ^4  tottbcr  nai^  ^el  unb 

gefall  in  Süffttborf  ](|ielt  unb  baiauf  im  Snude  nxiib  bort  jum  Siacon  bei  @t.  fllban  unb  no^ 

Verausgab,   fomtt  feine  SiS^nitationen  mit  ben  OecoIotnfnbiuB' Xobc jum ^(üit)t)»ftorlion Safel 

ansn^tn  in  RSIn.  Su^  ^bigte  et  in  EBiauU'  unb  jum  $iDf effor  bt4  ^tutn  XtflamentS  ttnannt. 

f^tDcis,  StDe,  ©oefl  unb  an  anbtien  Orten,  uo^in  3>ie  Ie|ttrt  Stelle  legte  er  im  3. 1541  nitbcr,  Q>ril 

n  mit  ftintm  ^Ktm  leiStt.  Hugtibem  nwi  ei  auf  er  bie  93d)ingung,  bie  SJottomiüibt  in  bei  Z^to« 

bem  SontMute  bei  ^rotefionten  gu  S^moltalben  ]ogiejueiti<ci:ben,ni(^terfülIenmaate;feine$farT> 

unb  auf  btn  Steißlagen  }u  tJfioi^it  unb  91üm-  fi^t  aber  behielt  ^r  h'ii  ju  fdntiii  lobe  (1552). 

beig  t^tig.  3m  3.  1538  muibe  ei  mit  ^long  SnQumiui  foU  beflänbig  bem^ebeiifi^enEBefennt> 

eurli^Kirb  uon  feinem  ffutfütflen  nai!^  ßnglanb  niffeunbbefonbe[3b(t3">i"9!i'f4cti^litnbmo!^I8- 

gef^idt,  um  mit  ^tintid)  Vm.  ju  vet^anbtln;  It^it  treu  geblieben  fein,  obgleid)  Einige,  j.  9. 

bitfet  ^e  bie  EBtiben  m  f.(S)  tingelaben,  um  iVn-  9bamu8  unb  ^anlaleon,  be^uplen,  er  fyibt  ju 

Wen  ber  ©enoffenfi^ft  oer  augSburgtr  (Sonfef-  btr  lut^ttitc&cn  91uffaffung  hingeneigt.  £i  ^intti- 

fion  unb  btr  englift^tn  ftirSt  tint  Oemelnfd^ft  liefe  mehrere  Schriften  l^eDbgift^en  unb  pto- 

ui  ftifttn  (f.  b.  Sil  ^inrid^  VIIL).  ®od&  fii^rtt  fönen  3til)alt§.    3u  ben  erfiewn  jinb  }u  ttt^ 

Sitfe  ®tfanbtfi^ft  tunfo  mtnig  mit  bie  ju  gleich  nen  feine  Srnnmcntorien  fibei  Mrfc^iebcne  9üi!^ 

3nt  an  btn  ffbnig  ton  gfrantreii^  ton  ben  ^ro-  be$  ^Ittn  unb  9t(Utn  XißamtntS,  ju  btn  leiteitn 

ttflanttn  obgtft^idte  j^u  einem  Srfolgt,  unb  ftattbJe  jtine  NarraÜD  de  vita  et  obita  Zwingli,  fein 

Iiil^erif^Se^teangune^men,ttioIitt&tinii(l)VIII.  Tractatofi  de  liberis  rite  edncandis,  De  crs- 

Re  oiclmt^  mibcrltgtn  (^land,  @Kfc^.  btr  Snt*  pula  et  ebrietate  etc.    (SßgL  über  bcnftßen 

nt^ng  . . .  unfertS  ;;iotefl.  Se^ibtgriffS,  %  Sufl.  Melchior  Adamus ,  Vitae  theolog.  german., 

fiti)]j.l796,in,l,326ff.).  91a<^  fetner  gtüdfel^  Francof.  ad  M.  1705, 108  sq.)     [^fd^r.] 
aatt  &tglanb  ttiurbe  SllgconiuS  tion  btm  ^erjog       ^^ra,  f.  ineinafitn  YII,  784. 
^tinriq  Don  ©at^fcn,  mel^r  auf  feinen  lattiDliftq       |Sofim,  f.  Aleinafitn  Vn,  782. 
geb(itbtntnSrubtr@eotg  gefolgt  mar,  mltmt^t-      ^nßago(|(Muirtii-tu>-räc)iftbei  ben  claffif^tn 

ICH  anbertn  (ut^itrifcEitn  l^foloflttt  in  ftin  2anb  ediriftftellEni  ber  ^nlf(f|tn  ^tü  fono^I  btr 

eemfen,  um  bie  SDieifetntr  ftirc^tn  ju  ttformiien.  ^ricfler.  lodd^  in  bie  JJlijfitrien  tinfü^rt  unb 

Slo^^ti  Dtfitirte  er  bie  tl)ürin0ifil^en  ftird^tn  unb  eiiiiufiljt  (tep^w  (wimipftov  BiSämwiioe,  als  btr- 

ri^tttt  übfiütl  ©i^ultn  tin.  3«"i  3q^"  "("^  f«'  jtnige,  »el^  ben  giembffl  bie  fflleifroüibig- 

nem  1546  eifolgten  Xobt  gab  er  eine  @(!^ft  feiten  eintS  CittS  {tigt  (ii,  qui  bospitee  ad  ea, 

^tnniS  über  bit  mo^lritc^enbt  unb  lösbare  @albe,  quae  viaenda  simt,  Bolent  ducere  et  anum- 

tnit  ineli!^  3)laria,  bie  ©c^mtftcr  beS  SajaiuS,  quidque  ostendere,  quos  illi  mystagogos  vo- 

btn&trm  gu99et^anien  fälble,  unb  über  toelt^  cantetc.;  Cicero,  Act.  ü.  in  Verrem  1.  4, 

bei  äjerröt^tr  3ubaS  als  über  eine  SSeifi^nienbung  c.  59) ;  baS  EBort  wirb  abtr  meiflenS  in  erfttrtm 

to  a)K6falIen  ju  trttnntn  gab.  6r  Satte  babei  Sinn  gebrout^t.  äBei  ben  ftir^f ^riftpettem  »et- 

bie  Skf^mung  einiger  fiofleute  im  Suge,  UMld^e  btn  mit  )ii)vnr(w^(a  unb  (luirraTurfiiv  DfterS  bie 

ben  ihiifürfitn  babon  abbalten  moUten,  bie  SBe>  bttligen  Sacramentt,  ber  UnttrrÜ^t  üb«  fie  unb 

fDlbungen  bei  ffiic^en-  unb  Si^ulbiencr  aufju-  bie€rt^Iunsbn(ctbetibtv^'i^\'^'<^'"'^^'^ 


2075 


5K9P<«i«tt  —  aJl^piciSmuS. 


2076 


bie|  in  »ctrcff  ber  loufc,  girmung  unb  (Eud^- 
riftic.  ©0  jagt  g.  8.  ©cücrianuS  in  Sejug  auf 
etftere  (Hom.  5  de  creatione;  Migne,  PP.  gr. 
LYl,  473):  um«  ßaimC^pieÄa;  Iv  öv^jiaxi  i:a- 
Tp6c,  xal  ubu,  xal  d^tou  icvsu}AaTOC.  Do^i  (i«(!l(ov 

701710« ;  'ExeT  dp^  Jm^c  eU  Oavatov,  &de  dlpx^ 

OavQiTou  eU  Co>iQv,  unb  S^t^foftonuiS  (Cat.  2  ad 
flluminandoB ;  Migne,  PP.  gr.  XLIX,  289) : 
*Ay  dlva|AV7)ad^c  x^C  ^oiv^c  ixctv7)C,  ^Jv  dl^^xac 
)iuoTa7o>70U|jivT]  *  dlicoTa990}j.a(  90t  aatava  xtX. 

ttud^  bie  ^eilige  Sud^arißie  nennt  le^ec  Upd 
)iuoTa7o>7{Qi  (Migne,  PP.  gr.  XLIX,  360),  unb 
bcn  Äeld^  bei  berfelben  xpad^p  t^c  jiüoTa7o>7(ac 
(Migne  LYI,  590).  3n  bemfelben  @inne  l^ei^en 
aaä^  bie  ff ote^fen  bed  l^L  StiriOud  t)on  äerufalem 
über  bie  Saufe,  bie  Salbung  mit  bem  Sl^riSma 
unb  bie  Sud^riftie  mt)ftagogifd^e  ffated^efen  (f.  b. 
9rt.  e^riUnS  t>on  äerufalem).  (93gl.  Du  Gange, 
Glossarium  ad  Scriptores  mediae  et  infimae 
Graecitatis  s.  ▼.,  unb  Suicer,  Thesauros  ecole- 
siasticus  s.  T.)  [äßelte.] 

W^^ßiKien,  altd^riftlid^e,  f.  ^rcanbidd- 
t)Iin;  religiöf e  @(i^auf))iele  im  9RitteIaItec, 
f.  ©piele,  aeiftlid^e. 

'^^f^svms  nennt  man  biej[enige  ))]^iIof  o« 
))]^ifqe2)octrin,  tt)elc^e ber menfd^lid^ 93er« 
nunft  t)on  !Ratur  au§  bie  t$fä]^ig(eit  }ufd^reibt,  }ur 
unmittelbaren  Slnfd^auung  ®otted,  beS  9(bfoIuten, 
fid^  }u  erj^ben  unb  in  biefem  bonn  auä^  aEe  äßal^r« 
l^eit  unmittelbar  at^ufd^uen.  S)ie  Seigre  t>Dn  ber 
unmittelbaren  Intuition  beS  Slbfoluten  unb  aller 
SBal^rl^eit  in  il^m  mad^t  alfo  baS  äBefentlid^e  bie- 
fer  3)octrin  auS.  L  2>er  SR^fticiSmuS  berül^rt 
fid^  bemgemö^  einigermaßen  mit  bem  OntoIogiS- 
muS,  ift  aber  t)on  biefem  bod^  n)efentlid^  Der« 
fd^ieben.  3)er  OntologiSmuS  fd^eibt  gurnr  ber 
menfd^Iid^en  93emunft  gkid^faUS  eine  unmittelbare 
3bee  t)on  ®ott  ^u,  bie  atö  fold^e  auf  unmittel« 
barer  Intuition  berul^e  unb  il^r  ton  Statur  auS 
immanent  fei ;  aber  er  l^ölt  bafür,  ba|  biefe  3bee 
nur  eine  inbirecte  Srlenntni|  bed  Slbfoluten  iuDoI« 
Dire.  S)er  3){9fticiSmuS  bagegen  fteigert  jene  un« 
mittelbare  ©d^auung  be§  ^bfoluten  }u  einer  re« 
fiesen  Srfenntniß,  inbem  er  leiert,  ba|  ber  menfd^- 
Hd^e  ®eift  ju  einer  refIes«contem))Iatü)en  ©d^auung 
bed  ^bfoluten  unb  aHer  SBal^rl^eit  in  biefem  ft(| 
l^inaufpringen  t)on  Statur  auS  bie  ffraft  l^abe. 
MerbingS,  lel^rt  ber  an^ßiciSmuS  meiter,  er« 
reid^e  ber  menjd^Iid^e  ®eift  biefeS  3i(I  nid^t  fo 
lange  er  auf  bem  Soben  beS  gemöl^nlid^en  bid« 
curfiDen  S)enlen8  j^d^  bemege.  S)ie  biScurftDe 
S)en!tl^ötig!eit  fei  über]^au))t  bloß  auf  bag  Sm« 
pirifd^e,  auf  ba§©innenf(iUigebefd^r(mft;  ^rSr« 
(enntniß  ber  l^öl^em  ibealen  äßal^rl^eit  bagegen 
vermöge  fie  und  nid^t  emporjufäl^ren.  ©oUe  ber 
9Renf($  jur  contem|>Iatik)en  ©d^auung  beS  Slbfo« 
luten  ftd^  ergeben,  fo  muffe  er  Dom  ©innlid^en,  Dom 
Smpirif  d^en  ftd^  jurüdCgiel^en,  ber  biScurftDen  S)enf« 
tl^ätigfeit  entfagcn,  fid^  in  ftd^  fettfl  fammeln,  fur§ 
ftd^  böUig  abUjen  t^otv  aUtm ,  VDa4&  i^n  in  9e- 


giel^ung  bringe  }um  3rbif  d^  Skmn,  toenn  er  auf 
fold^e  äBeife  ftd^  )u  fid^  felbft  befreit  fyUbt,  9^ 
baS  Sid^t  ber  ©d^ouung  in  ^m  ouf.  3n  btejer 
©d^ung  lommen  botm  oQe  niebrigen  Cihmiiulß« 
böfte  bed  9Renf d^  }um  ©d^nmgen ;  f ogn  ba§ 
©elbftben)u|tfein  gd^e  in  ü^r  auf ;  ber  @eift  be« 
finbe  fid^  im  3ufianbe  bet  Sfftafe.  —  @o  fort)ert 
benn  ber  SR^fticiSmuS  im  Stntereffe  ber  cmttem« 
))IatiDen  ©d^ung  einen  effiotifd^  3u9<nib  bcS 
@ei{te8,  ber  burqi  eine  9rt  Don  Sdcefe  eingeleitet 
unb  Dermittelt  merben  foH.  9(n  bie  (Bßafe  ifi 
fomit  bie  unmittelbare  Srfenniniß  ®otteS  unb 
aOer  SBal^rl^t  in  il^m  gebunben.  9htx  »er  ja 
bief er  Sfftafe  ftd^  erl^ebt  ift  im  ©tanbe,  bie  rdse 
SBal^rl^eit  gu  fd^auen  unb  fie  bann  aud^  in  ber 
äBeife  für  llnbere  baqufteEen,  toit  er  fie  gef d^ 
l^at.  S)ie  efflatifd^e  ©d^ung  gilt  bomi  bem 
SOtQfiiciSmug  s^gitid^  alS  eine  berartig^  Sereim« 
gung  bed  ©rifteS  mit  ®ott^  baß  beibe  DöUig  (Eins 
merben  unb  in  einanber  übergel^;  j[a  er  Der^ 
ftd^  iule|t  f ogar  ^u  ber  Sel^ouptung,  boS  &iiam 
bed  ®ei{ted  in  ber  Sffiafe  fei  eigenüid^  (Sva&  mit 
iener  ©d^auung,  in  n>eld6er  ®ott  fdbfi  ftd^  fd^; 
„baS  ^ug^  mit  meld^  ber  (lfj}atifd(|e  @ott  er« 
blidt,  fei  baSfelbe  Suge,  mit  totlä^m  ®ott  ft^  t> 
hMt\  2)arin  tritt  baS  pantl^eiftifd^  Clement  jk 
Zage,  meld^  mit  bem  SR^fticidmuS  g/aoSftH^^ 
fid^  Dermifd^L 

n.  3)ie  ®eburtdfidtte  bed  aR^fticiSmuS  ift  ber 
Orient.  2)er  inbifd^  SBral^monidmud  iß  eis 
ausgeprägter  aR^fticigmuS.  Sral^ma  —  @ott  ~ 
ift  nad^  bief  er  Seigre  baS  aQein  ©eienbe.  ^9Ba§  iß, 
ift  Sral^ma ;  maS  nid^t  er  ifi,  baS  ift  über^ou)^ 
nid^t/'  S)ie  S)inge,  bie  und  in  ber  SBelt  ent« 
gegentreten^  ftnb  bem  SBefen  nad^  toä^er  tum 
^ral^ma  nod^  unter  fld^  Derfd^id)en;  fie  ftnb  mir 
Derfd|iebene  SSemmnblungen  Sral^ma'3.  ©o  lange 
ba^er  bie  ©eele  fie  afö  unter  ftd^  unb  Don  Sn^na 
Derf d^ieben  betrad^tet,  befinbet  fie  ftd^  im  Snf^mbe 
ber  Zöufd^ung.  93on  biefer  Zöufd^ung  muB  pe 
fid^  befreien ;  fte  xm^  }ur  ©d^ouimg  ber  (g^^ 
aQer  3)inge  in  Sra^ma  burd^bringen.  3«  bie^ 
3n)edCe  muß  ber  SReufd^  juarfl  SBerfe  ber  9a^ 
unb  beS  Opfers  DoSbringen,  bann  muß  er  fid^  in 
fid^  gurüd^iel^en,  Dom  ©innlid^en  ftd^  lodlBfoi  mb 
in  biefer  Soncentration  in  fi(|  felbft  fid^  g&i|li4 
„®ott  Iaffen\  b.  1^.  aUer  S^öHgCeit  ftd^  entfd^Iogen 
unb  ®ott  alein  in  ftd^  mirien  laffen  —  ®cStt« 
gelaffenl^eit.  S)ann  gel^t  bad  Sid^t  ber  ©d^ouung 
in  tl^m  auf ;  er  fielet  in  Mem  nur  boS  e»ig  Sine 
—  Sral^ma. 

3m  Slbenblanbe  l^aben  bie  9}eupIatonUer  ben 
aRt^fticiSmuS  angepflanzt  nnb  gttxir  auf  ber  ®ruiib« 
läge  eineS  emanatiftifd^  ^ßov^SnuiS.  ®ott  ip 
baS  Ureine,  baS  Urgute ;  auS  i^m  emontrt  juet^ 
ber  voik,  in  meld^em  bie  3been  oDer  S>mge  ent« 
l^en  ftnb,  aud  biefem  bann  bie  SMtfede.  Sie 
ÜRenfd^enfeele  ift  mieberum  eine  Snumatimi  ber 
äBeltfeele  unb  bleibt  bem  ©ein  naä^  in  biefer  Be« 
fd^lojfen.  ©omit  fte^t  bie  SRenfd^nfeele  Don  3la' 
tax  aus  burd^  bie  SSBeltfeele,  in  wtl^  pe  lebt  in 


2077 


an^fticiSmud. 


2078 


s 


teefenl^aftem  Sufmmnenl^ange  mit  bem  9lou8, 
ebenfo  mie  biefer  in  toefenl^fte m  3ufQtmnenl^ange 
mit  Dem  Ureinen  fid^  6tfitd)et.  Soburd^  i{}  fie  in 
ben  @tanb  gefeit,  )ur  unmittelbaren  9nfd^uung 
bed  Ureinen  fid^  )u  erl^eben.  3u  biefem  S^ßtdt 
ift  aber  ber  Vlenfd^  auf  ben  alScetif d^en  SBeg  Der« 
toief en.  S>ie  finnlic^e  (Srlenntni^  ifi  nur  ein  Xräu« 
men  ber  Seele;  Don  biefer  mn|  fie  fid^  gurfidC« 
jiel^en  unb  in  il^rem  Vlittelpunfte,  bem  9IouS,  fid^ 
fammeln,  unb  ba  biefer  91duS  feinem  SBefen  nad^ 
ntd^tS  9!nbenS  ift  afö  ber  allgemeine  9louS,  mie 
er  in  bie  SRenfd^feele  fid^  l^erabU^t  unb  in  il^r 
fid^  offenbart,  unb  biefer  in  bie  Sd^uung  bed  Ur« 
einen  Derfenft  ift  fo  Dermag  aud^  bie  9Ren[d^en« 
feele  burd^  ben  tl^r  einmol^enben  9lou8  }u  oiefer 
@d^uung  beS  Ureinen  fid^  \u  ergeben.  Unb  tottm 
ed  ^ier}u  (ommt,  bann  Derfd^n)inben  IBorfteOung, 
@elbftbett)u|tf du,  ®eban!e ;  ber  Vlenf d^  befinbet 
ä^  im  3uf|[anbe  ber  Sfftafe.  —  9ud^  fpftter  l^at 
iefer  VlQfttciSmug  nod^  feine  Stolle  gefpiett.  9lb« 
gefeiten  Don  ben  |)erfif d^en  SufiS,  meld^  im  9RitteI« 
alter  im  Serei^e  beS  Sdlam  ben  SR^fticiSmuS 
cuItiDirten  (f.  b.  «rt.  3«Iam  VI,  1006),  treten 
caxi^  unter  ben  d^riftßd^>abenblänbifd^n  Sölfem 
]^in  unb  lieber  fiel^rmeinungen  }u  Zage,  meld^ 
ftar!  an  ben  inbifd^en  unb  neuplatonifd^  SR^fU- 
ciSmuS  erinnern,  }.93.  beiSReifler  Sdfl^art  (f.  b.  Srt.) 
unb  ber  Don  il^  au^el^enben  Sd^ule  ber  i,beut> 
fd^en  äRtiftifer".  9Ran  Dertl^bigt  |eu^utage  ben 
3Reifler  Sdfl^rt  gegen  ben  IBormurf  pontl^ei^f d^r 
Serirrungen,  aber  oaS  iß  bod^  nid^t  )u  löugnen,  ba^ 
fein  üR^fticiSmuS  l^rt  an  bie  ®ten)e  ftreift,  meldte 
bie  d^riftiid^e  Don  ber  pantl^eiftif  d^en  SQieltanf d^auung 
fd^ibet.  ßdf^rt  unterfd^eibet  in  ber  Wenfd^en« 
feele  ein2)o))))eIte§:  ben  ^©runb"  („Sännein'') 
unb  bie  „ihöfte"  ber  Seele,  in  analoger  3Beife, 
mie  er  in  ®ott  )toif d^en  bem  „^runbe"  (Sotted 
unb  gmifd^en  ben  brei  gdttlid^en  $erfonen  unter- 
fd^eibet.  SHefen  „Srunb" ,  biefed  Sünnein  ber 
Seele  bringt  er  bann  in  mefen^afte  SBerbinbung 
mU  bem  „@runbe''  in  ®ott.  M  ift^  fo  fa 
er,  „etttaS  in  ber  Seele,  baS  ®ott  alfo  ^p 
bag  e<  Sind  (mit  il^m)  ift  unb  nid^t  Dereint.  ßS 
ift  aller  Sefd^affenl^eit  fem  unb  fremb.  SBdre  ber 
IRenfd^  ganj  alfo,  er  mdre  all}umal  ungefd^affen 
unb  ung#ö))flid^/  3)iefe«  ßtUKtS  ift  ber  ^®eift\ 
ba«  „gfflnneln",  ber  ^©runb"  ber  Seele,  „^ier 
ifi  ®otted  ®runb  mein  ®runb,  unb  mein  ®runb 
®otte8  ®runb/  3)iefed  ®öttlid^e  in  ber  Seele 
nun,  fo  fä^rt  ßdl^art  fort,  ift  bad  Organ  ber 
mtiftifd^en  Sontem))Iation.  2)ie  „Aräfte"  ber 
Seele  reid^  nid^t  unmittelbar  an  ®ott  l^inon. 
@oB  ber  SRenfd^  ®ott  fd^auen,  bann  mu|  foId^eS 
gefdi^el^en  in  einem  Sid^te,  meld^  ®ott  felbft  ift 
Unb  biefeS  Sid^t  ftral^It  im  „©runbe"  ber  Seele, 
»eil  l^ier  ®ott  unmittelbar  in  ber  Seele  ift  Sal^ 
f d^aut  bie  Seele  im  „®eifte''  ®otte8  reineS  SSBefen, 
ttie  e§  in  fld^  felbft  ift  ©er  „®eiP''  ober  „®rttnb'' 
ber  Seele  bringt  l^inein  in  ienen  j,®runb''  ®ot" 
M,  in  weld^em  biefer  ein  lautere«,  einfältige«  Sin«, 
mber  93ater,  nod^  Sol^n,  nod^  ^eiliger  ®eiß  ift. 


®a,  in  biefem  feinem  ®runbe,  fud^t  ber  „®eift* 
®ott  auf,  um  il^  ba  gu  erfennen  unb  }u  lieben 
ol^ne  SRittel  unb  ffiedte.  S)a  ift  „mein  9uge  unb 
®otte«  Sin  Sluge,  ein  ®efid^t  unb  Sin  Sefennen 
unb  Sine  Siebe\  „SRit  bem  «uge,  barin  id^  ®ott 
fel^e,  ba«  ift  ba«felbe  9uge,  barin  mid^  ®ott  Mt.'' 
Um  aber  )u  biefer  Sd^uung  ®otteS  in  feinem 
„©runbe"  gu  gelangen,  mu^  ber  3Dlenfd&  Dor 
Mem  ber  Sünbe  entfagen  in  red^ter  unb  mal^rer 
93u|e.  3)ann  mu^  er  ftd^  abfd^iben  Don  ciSitn 
äußren  Singen,  ia  aud^  Don  ftd^  felbft  unb  Don 
feinen  ffr&ften,  unb  gang  in  bem  „®runbe''  friner 
Seele  fid^  fammeln;  unb  l^at  er  e«  bal^in  gebrad^t, 
fo  mup  er  fid6  ®ott  .raffen",  b.  1^.  er  mu6  fld^ 
gong  paffti)  Derl^ten  unb  ®ott  allein  in  fid^  mirfen 
laffen  (®ottgelaffen]^rit).  Sann  gel^t  im  „®runbe'' 
feiner  Seele  ein  Mmmlifd^  Si($t  auf.  3n  biefem 
Sid^t  Offenbari  @ott  bem  SRenfd^en  ben  gangen 
®runb  feiner  ®ott^it;  ba«  gange  SBefen  Sötte« 
mirb  bem  SRenfd^  offenbar.  S)te  Seele  gerflie^t 
glrid^fam  in  ®ott;  il^r  SBefen  unb  Seben  gel^t  in 
ba«  3Befen  unb  Seben  ®otte«  über ;  ber  SRenfd^ 
mirb  „Dergottef*,  er  »irb  gum  Sol^ne  ®otte«  ge« 
boren;  er  urirb  gang  berfelbe  Sol^n  ®otte«  tote 
ba«  emige  äBori.  3Bie  ba«  93rob  in  ber  ßud^a« 
riftie  in  ben  Seib  be«  f^erm  Dermanbelt  mirb,  fo 
mirb  aud^  ber  ÜRenfd^  in  jener  mtiftifd^  SBieber- 
geburi  in  ben  Sol^n  ®otte«  umgemanbelt. 

!Rad^mal«  l^aben  bann  proteftantifd^rfeit«  bie 
m^ftif  d^en  Zl^eof  oD^en  SSalentin  3Beigel  unb  3acob 
Söl^me  auf  ®runbkge  ber  lutl^erifd^en  Sogmatif, 
bereu  Url^eber  belanntlid^  mit  ber  „beutfd^en  9R9« 
ftil''  in  enger  tjfi^lung  ftanben,  bem  9R9ftid«mu« 
eine  ® efiolt  gegeben,  meldte  über  bie  SstraDagangen 
be«  alt|eibnif^en  SRt)ftid«mu«  in  mand(^  Se* 
giel^una  nod^  ]^nau«ge|t.  Sinige  %u«f))räd^e  Söl^- 
me'S  (f.  b.  9rt.)  mögen  l^ier  gur  Sl^aralterirtrung 
biefe«  aRQftiriSmu«  eine  Stelle  finben.  Sie  Seele, 
fo  lel^ri  er,  l^t  il^ren  Ouetl  unb  Urfprung  au« 
bem  SBefen  ber  ®ott]^eit;  in  i^rem  „®mnbe''  ift 
ba«  Sid^t  ®otte«  entgünbet.  „3n  biefem  göttlid^en 
Sid^te  nun  unb  burd^  ba«felbe  Dermag  bie  Seele 
burd^gubred^en  bi«  in  ba«  3nnerfte  ber  ®ott]^ett 
unb  fd^aut  in  biefem  Surd^bred^en  bann  ol^ne 
amttel  bie  urfpriinglid^e  ®eburi  ®otte«  in  bie  brei 
$rindpien  be«  Seienben  unb  ben  $roge^  be« 
SBerben«  aller  Singe."  „W«  id^  mid^  (bal^)", 
fagt  Söl^me,  „emfllid^  gu  ®ott  eri^ob,  brad^  ber 
®eift  ®otte«  in  mir  burd^,  unb  mein  ®eift  brad^ 
in  il^m  burd^  bie  ^öOenHorie  bi«  in  bie  innerfie 
®eburi  ber  ®ott^t  burd^,  unb  in  biefem  Sid^te 
l^at  mein  ®eifl  Me«  gefe^en."  SBunberlid^  Singe 
finb  e«  aOerbing«,  »eld^  935l^me  ba  gefel^  l^t; 
feine  Seigre  ift  ba«  frembartigfte  Surd^anber  Don 
eprbümtten  gil^aftegebUben.  SRerfmürbiger« 
meife  fyA  aber  fein  SRt^ftidSmu«  bi«  in  bie  neuefte 
3eit  Jberein  Snflang  gefunben,  unb  nod^  Sd^elling 
unb  Saaber  (f.  b.  9rtt.)  l^ben  in  ber  Söl^me'f d^en 
Sodrin  ben  Htm  ber  SBei«^  finben  moOen. 

m.  Ser  9RQftid«mu«  beruht  auf  einer  gang« 
lid^  SSerfennung  ber  Zragmeite  unferer  natär- 


2079 


an^liictsmus. 


2080 


lid^en  grfcnntni^fraft.  S)crai  bicfc  unferc  notür« 
It^e  Srfemttnilfraft  ift  toe{entIt(!b  barouf  onge- 
iDtefen,  auf  ber  ©nmblage  ber  principia  per  se 
nota,  auf  bem  SBege  be§  biScur^en  teufend  gut 
Srfenntnil  be§  Sranfcenbenten  unb  namentlid^ 
aurSrfenntni^®otte§fortaufd&reüen.  SBeiterteid^t 
bteXcagmeite  ber  natürlid^ßrleuntnigfraftnid^t; 
burd^  fid^  aDein  (onn  fte  nie  gur  unmitteffiaren 
Sd^iouung  ©otted  fid^  erl^eben.  2)ie  (Stlenntn$ 
®otte8,  mie  fie  burd^  bie  natürlid^  IBemunft  und 
vermittelt  mirb,  ift  immer  nur  eine  abdtractiDe  unb 
lonn  nie  eine  intuitive  fein.  9lod^  meniger  ifi  auf 
bief  em  ©tonbpunft  eine  efftatif  d^  Srf enntni|  mög- 
lid^.  Sorum  ift  benn  aud^  nur  bie  bi3curfti)e  dv 
!enntni|tDeife  oUen  SDtenfd^en  ol^ne  9u3na|^me  ge- 
löuflg.  9}on  einer  unmitteffiaren  Sd^auung,  von 
einer  elftatifd^en  Srlenntni^  fyxita  bie  aQermeifien 
9Renfd^en  ni(|t  einmal  eine  Sll^nung.  Ser  ^R^jti* 
ciSmuS  (erul^t  alfo  eigentlid^  auf  einer  jbigen 
©effiftiffierl^ebung  beS  menfdblid^n  ®eifie§,  inbem 
biefer  mit  ber  ßrfenntni^meife,  bie  il^m  von  Ülatur 
aus  befd^ieben  ift,  fid^  nid^t  biegnfigt  fonbem  l^öl^er 
l^inauffteigen  n)in  )u  einer  @rlenntni^n)eife,  bie 

äeine  natürlid^e  (Srfenntni^fraft  fiberfieigt  unb  an 
>ie  er  in  ber  natürlid^en  Orbnung  nie  l^inanreid^en 
lann.  3n  Uebereinftimmung  l^iermit  betrad^tet  ber 
SOt^fHdSmuS  bie  @innenn)elt,  bie  und  umgibt, 
nid^t  als  ein  9J{ittel  für  und,  um  von  il^r  auS  auf 
ber  ®runblage  be§  SoufalitötSprincipS  )ur  Sr» 
fenntni^  ®0tte3  unS  }u  erl^eben;  fte  gilt  il^m  im 
®egent^eil  als  ein  ^inbemi^,  n)eId^eS  j^d^  unS 
entgegenmirft,  wenn  mir  gu  {euer  fd^auenoen  6r« 
fenntnil,  auf  bie  mir  von  Statur  auS  veranlagt 
ftnb,  burd^bringen  moDen.  @ie  ermeife  ftd^  unS 
in  biefer  Stid^tung  olS  etmaS  S^einblid^eS,  als  ein 
®eföngni^,  auS  bem  mir  unS  befreien  muffen,  um 
ben  lid^ten  SlufblidC  gu  ®0tt  gu  geminnen.  SaS 
fonn  aber  vemünftigermeife  niemanb  gugeftel^en. 
3Bogu  märe  benn  ber  3Sltn]ä^  in  biefe  @innenmelt 
l^ereingefteUt,  menn  fte  il^m  gar  nid^tS  nü^en  mürbe 
für  bie  fetner  92atur  l^omogene  Srletmtnt^  ®otteS, 
ja  menn  fte  il^m  gar  linberlid^  more  in  ber  Sier» 
folgung  biefeS3medCeS?  SBirfltd^  fal^  ftd^  ber  alt- 
l^eibntfd^e,  neu))Iatontfd^e  9Rt)fttciSmuS,  um  biefe 
@d^miertg!eit  gu  befeitigen,  bagu  fortgetrieben,  bie 
äncorporation  ber  voriger  aulerförperlid^  eiifti- 
renben  @eele  als  eine  Strafe  gu  betrad^ten,  meldte 
fte  burd^  eine  Sierjd^ulbung  in  jenem  au^erlörper- 
lid^en  fieben  incurrirt  l^aoe.  ^ber  maS  foO  eine 
fold^e  ^Qpotl^efe  l^elfen,  bie  burd^  gar  feinen  pofi- 
tiven  ®runb  gcftüjt  ift?  f)ält  mon  enblid^  on 
ber  SDoctrin  beS  aW^pictSmuS  feji,  fo  verfd^minbet 
iebeS  Kriterium,  an  meld^em  bie  malere  von  ber 
falfd^en  ßrfenntni^  unterfd^icben  merben  fönnte. 
S)enn  ba  bie  Sfftafe  immer  eine  ß^altation  beS 
®eifteS,  eine  über  ben  natürlid^cn  3wPonb  über» 
greifcnbe  Spannung  beS  ®cifteSIebenS  involvirt, 
fo  ift  ber  9Wenfd^  in  biefcm  3uftanbe  fd^Ied^ter- 
bingS  unfäl^ig,  bie  vermeintlid^e  intuitive  ßrfcnnt- 
ni^  von  ben  ®ebtlben  einer  erl^t^ten  unb  über» 
fpamiten  ?ßl)antaf\e  %yx  uxvtex\d)ÄW.  ^'^m  ^txb^u 


bann  pl^antafHfd^e  Srftumereien  als  volle  SSkil^r» 
l^eit  gelten,  unb  |eber  Sfßotifd^e  mirb  feine  Xrou» 
mereien  als  SBal^ri^eit  (iroclamiren,  toenn  fte  oud^ 
von  ben  Xröumereien  cmberer  (Elpatifd^er  voO» 
ftönbig  verfd^ieben  fttib,  unb  gmor  nid^t  etma  auf 
einen  miff enf d^aftßd^  SemeiS  1^,  fonbem  lebig« 
lid^  be^l^affi,  meil  tl^m  baS  in  ber  elßatifd^ 
@d^uung  offenbar  gemorben  fei  @o  f agt  g.  93. 
3acob  SSöl^e,  ba|,  meil  er  anS  unmittelbartr 
Sd^fauung  im  ®eipe  ®otteS  feine  @<l^ften  ge« 
fd^rieben  l^abe,  berienige,  meld^  feiner  Se^ 
fpotte,  bem  ®eifte  ®otteS  miberßel^e,  ba|  er  vor 
®otteS  ®erid^t  nid^t  befleißen,  ba|  bie  ^JSOt  fein 
Sntl^eil  fein  rneäte.  @o  mirb  aud^  ieber  onbere 
Sffiatifd^e  fpred^en  unb  fpred^n  muffen.  äBofin» 
betfid^bal^er  l^ier  nod^  einffriterinm  ber  SBo^eit? 
lY.  Soviel  über  ben  SRipciSmuS,  n^fent  er 
als  pl^ilof opl^d^e  2)octrin  unS  entgegentritt  9hm 
gibt  es  aber  aud^  eine  d^rifUid^  Vbgftit  9u4 
bei  ben  d^rifilid^en  ^iligen  fommen  Ipn  unb 
mieber  mtiftifd^  Srl^dungen  nor^  md)  efjMfd^ 
3ufifinbe  filmen  ^d^  aud^  bei  biefen.  @ie  fd^* 
ten  gleid^faUS  unmitteffiar  göttlid^  ©el^eimni^e, 
unb  i^r  gangeS  geiftigeS  Seben  toor  in  biefer 
Sd^auung  abforbirt  Salier  fel^Ite  eS  bemt  oud^, 
namentlid^  im  ÜRütelalter,  nid^t  cm  Zl^eologen, 
meldte  biefe  d^riftßd^ » m^fKf d^e  C^l^ebung  gum 
®egetritanbe  il^rer  Ibiterfud^gen  nmd^ten  unb 
baS  SBefen,  bie  Sebingungen  unb  bie  Stufen 
biefer  mi^ftifd^en  Sri^ebung  gu  erforfd^en  fud^teit 
9Ran  benfe  nur  an  bie  Sktoriner^  an  Sonoven* 
tura,  an  Sol^anneS  ®erfon  u.  f.  m.  9(ber  —  mfb 
baS  ift  baS  Sntfd^eibenbe  —  eine  fold^e  m^ftifd^ 
ßrl^ebung  ifi  auf  d^rifüiid^em  Stanb)>imlte  ba,  mo 
fte  eintritt,  nid^t  als  etmaS  Slatürlid^,  oIS  ein 
natürlid^er  93organg  in  ber  Srfenntni|  gu  be> 
trad^ten,  fonbem  als  etmaS  mefentlid^  Uebernatur^ 
lid^eS.  9Hd^t  burd^  feine  notürlid^  ®eifieSfraft 
vermag  ber  SRmfd^  gur  Sd^auung  unb  gur  Sfftafe 
ftd^  gu  erl^ebm,  fonbem  nur  burd^  efate  ouler» 
orbentlid^e  ubematärßd^e  ®nabmermeifung  unb 
Srleud^tung  von  Seiten  ®otteS  ifi  eine  fold^  m^* 
ftifd^e  ßrl^ebung  m5glid^.  2)er  9Ren[d^  tarn  fid^ 
unter  9)litmirbmg  ber  göttlid^  ®naoe  bagu  vor* 
bereiten,  biSponirm;  aber  l^erbeiful^ren  fonn  er 
fte  nid^t.  IRur  ®ott  lann  auf  iibematärRd^ 
SBege  bm  mmfd^ßd^en  ®eifi  in  bie  mQfiifd^,  ef- 
ftatifd^  Sd^auung  einffil^ren^  unb  xoam  er  folc^ 
tl^ut,  f 0  ifi  baS  von  feiner  €eite  eine  gratia  gratis 
data;  er  Verteilet  fte,  mem  er  mill;  er  veriei^t  fte 
bem  Sinen^  bem  Slnbem  nid^t;  eS  ^gt  beten 
SSerlei^ung  eingig  von  feinem  SBol^Igefallen,  von 
feinem  beneplacitum  ab.  S)aS  ifi  oer  Stonb« 
punit,  meld^  bie  d^riftlid^  SR^ftil  einnimmt,  unb 
baburd^  unterfd^eibet  fie  fid^  mefentfid^  von  bem 
pl^ilofopl^ifd^m  SRQfKciSmuS^  ben  mir  oben  im 
Singe  ^el^abt  l^aben.  2)amit  fümmen  betm  aud^ 
oUe  iene  m^ftifd^m  Zl^eologen  äberetn,  meld^  bie 
d^rifilid^e  aRQßil  im  Seifte  ber  ftird^  gum  (^en- 
ftanbe  iJ^rer  gforfd^ungm  gemod^t  l^oben.  Sie  be> 
^eid^nm  fte  fömmtlid^  als  etmaS  Uebemotürlid^eS. 


2081  aRQllif.  2082 

Sott  biefem  €t(mb)mttlte  au8  l^ben  {ie  bie  iBot»  SHe  (Srforfd^utig  ber  erfiem  tfl  Sod^  bed  ®ei|te8 

bebingungett  uttb  Sorbeteihmgen,  toeld^  jum  auf  (Srunb  ber  €btnenerfmtthti| ;  iit  bie  jtoeitfn 

titdglid^  Sitttritt  ber  tn^fd^  Srletul^timg  ttot^  eittjtibringett  ift  ttad^  ber  natärlid^  tmb  getodl^ 

toenbig  ober  f drberHd^  fbtb,  borgelegt  fotirte  ottd^  Hd^ett  Orbntmg  tiid^t  ti>eiter  titüglid^,  al9  baft  be« 

t>erf(i^iebene  6tttfeii  ber  tn^ftifd^ett  (lätotd^tttttg  gripd^,onfittitItd^8orftelIimgeti{^tmbettetnd) 

QuBgefd^iä^eti.   2)09  9töl^ere  borflber  f.  tttt  9rt.  txm  il^nett  obStrol^irte  Srietmett  eS  xttlft^t.  S)er 

9R9faf.  einjefite  aReitfd^  foboittt  {{I  iti  bie  (SefeOfdMt  eiit> 

6§  i{l  [fboi^  )tt  bemerten,  ba|  oud^  bei  f oU^  oeffigt  tmb  in  eitlen  befotibem  AreiS  be8  SBirf enS 

m^fd^  drl^ungen  unb  elfiatifd^  Sifionen,  ffir  anbere  Slenfd^  tmb  beS  Suf^nnmenttMenS 

meld^  bei  d^rtfllid^  ^eiligen  oorhmtmen  (ömten,  mit  fold^  eingetoiefen.  2He  in  ber  Statur  begrftn^ 

gro|e  Sorfid^  notl^ttenbig  i{l.  3{l  eine  d^fHidk  beten  t)erfd^benen  Stittl^eilmtgStoeifen  finb  eS^ 

€eele  nod^  f o  fittlid^  tH)lIf onnnen  unb  nod^  f o  Vfy^  tmrd^  toeld^  bie  ®Iid)er  ber  ®efeafd^  gegenseitig 

in  (Sott  gefefügt:  toenn  e9  fid^  um  rfpotifd^e  9M-  ltemitni|  ba»on ertterben,  oof  fiefbtb,  t)emt5gen^ 

ftonen  l^nbelt.  Hl  Sorfid^  imb  f  ogar  ein  gnirtffeS  ttrfrfm  tmb  leiben.  2>er  ganje  3RenJd^  enblid^  mit 

9Ri|trauengered9tfertigt,  natfirlU^  nid^t  in  frittobr  oOem,  ttMid  er  i{i  unb  tiermag,  anJRd^  unb  in  feinen 

Zenbenj,  ober  im  Snteitffe  ber  SBa]^r|eit  (S8  ift  Oejie^ungen  ju  ben  gef dienen  Orbnungen  fiber, 

f 0  leidet,  ba|  f elbfi  in  riner  l^igen  Seele  bie  Sil-  unter  unb  neben  ilftm,  gel^iM  (Sott,  bem  Url^eber 

ber  ber  ^l^tofle  il^  €)riel  treioen,  unb  bo^biefe  unb  Snbitoedk  aller  (Kreatur,  unb  baS  Settm^tf ein 

bann  fölfd^lid^eimieife  M  gbttlid^  (Erleud^tutmt  biefer  3uge]^5rigfeit  )u  (Sott  iß  tief  in  feinen  Der- 

betrad^tet  ittib  in  gutem  ®Iodaben  b(rf^  nSnftigen  Sieifll^ineingelegt.  Sief er  trögt  »efent^ 

toerben.  2)a]^  ifl,  um  )ebe  Zduf d^una  abjiUDen-  lid^  in  fid^  bie  Sniage,  bie  3bee  (SotteB  ju  erf äffen 

ben,  eine  ftrenge  Prüfung  f old^  (Erfd^eimmgen  unb  Don  aller  (grfetintui^  ber  (Ereatur  jur  (Srfennt- 

angeseigt.  SHe  imd^  nimmt  biefe  ißrflfung  f&r  ni|  (SotteS  fid^  )U  ersten. 

fld^  felojl  in  Snftnntd^,  unb  bie  Qotiid^t  unb  €org-  Zritt  nun  an  SteOe  ber  erttOl^ten  natfirlid^ 
olt,  XDOvM  fie  babei  }tt  9Berle  gel^t,  ifi  betamtt  unb  geu^bl^idben  (£rIenntni|toeife  ein  unoermit- 
€o  lange  bal^  bie  flnrd^  nid^t  gefprod^  1^,  telteS  Snnemeroen  eines  au|erbem  bem  @ub|ecte 
finb  uHr  immer  bered^tigt,  mit  unferem  VMffdi  )tt-  unjug^nglid^en  ObjecteS,  fo  entfiel^  baB  gel^- 
rfidtjul^Iten.  (Ein  S^f^  barfiber,  ba|  bie  on-  nif trolle  m^ftifd^  (Erfemten.  9Ran  rebet  oon 
geblid^mi^fKfd^Sd^uungaufpl^attfafKfd^erZdn-  einer  natärHd^  fDtpftit,  menn  Objede,  bieil^ 
f d^g  berul^e,  mfirbe  fd^on  t)on  ooml^rein  in  bem  9latur  nad^  in  ben  Sereid^  ber  menfd^Iid^  (Er» 
^lOe  nid^t  befleißen  fbnnen,  memt  ber  Sifionftr  fernttni^  fallen,  unter  ben  gegebenen  Skrl^Itniffen 
S)inge  ott  au8  gbttlid^  iMtaäfim%  erfannt  Dor»  aber  berfelben  ferne  liegen,  fofort  ol^  alle  gemdl^« 
bringen  n»firbe,  bie  tnit  ben  ®runbf ft|en  ber  ge«  lid^  notl^menbige  Vermittlung  gefeiten,  gefüllt, 
f unben  Vernunft  ober  mit  ben  Sel^  ber  ffird^  gefd^nt  loerben.  jHäjüa  gel^ren  aud^  aue  3u« 
im  SBiberfprud^  fldben.  3n  biefem  gaOe  mfi|ten  fUlnbe,  in  tteld^  bie  €eele  f o  fel^  ber  fonji  notb- 
totr  bie  angeblid^  Vifion  entfd^ieben  entmeber  al8  toenbigen  Vermittlung  beS  Seiblid^  fid(  en^iel^t, 
unfd^Ibbare  Vorirrung  beS  VifionftrS  ober  aber  ba|  fte  bicfeS  mie  gebunben  unb  eini)ftnbun{^ 
gerobeju  aI8  Vetrug  jurfidhortfen.  —  QAer  ben  Io8  nid)erbölt  uttb,  gleid^  att  toftre  fle  feiner 
pl^UofopbifdN  SlofKädmuS,  ber  l^ier  sunfid^  in  entOeibet,  (Entferntes  unb  Verborgenes  fielet  unb 
grage  fie^t,  fd^riebim  u.  9. :  Broger,  De  mysti-  nad^  Srt  f lhc))erIofer  SBefen  tl^g  tortrb  (f.  b. 
cismo,  beiäfd^  Don  €tange,  ^ami.  1826;  aein-  9ri  Somnambulismus).  9iein  itatürlid^  3R9{Kf 
tot^,  (Sef d^d^te  unb  ftritif  beS  SR^fHciSmuS,  Sei))),  f amt  ein  Snbfhat  für  bie  fibematärlid^  merben. 
1880.  2)aS  (Einjelne  ift  »t  finben  inbenSBerfen,  9ber  nad^bem  burd^  ben  SunbenfaO  bie  Statur 
toeld^  bie  (Sefd^id^te  ber  ^l^op^ie  ober  bie  Xe-  bem  SReitfd^  irtelfad^  feinblid^  entgegengefe|t 
ligtonSgefd^d^te  bebanbeht.  [StbdR.]  ttmrbe,  latm  fid(  aud^  ber  SSmon  beS  Seiblid^en 
SBf fHIl,  wofßf^t  %^e$t$^  ift  ein  3oeig  an  unb  um  ben  Olenfd^  1^  bebienen,  um  il^n 
ber  tl^eologifd^  SBiffenfd^.  I.  VegriffS-  fd^en,  ffl]^IenunbtbunsuIaf[en,mo}ubienatiir• 
)6eftimmung.  a]l#f d^  ift  oOeS,  ttwS  für  baS  lid^  unb  getobl^uHd^e  (Eaufalit&t  in  feiner  SBetfe 
itoturlid^e  (Erlernten  uttb  bie  ber  91aturentf|)red(etü)e  mittoirlt,  unb  eS  entftel^t  bie  bftmonifd^e  SR^flif 
Srfemttniltteife  ein  (Se^mni|  tfL  2)er  SDlenfd^  (f.  b.  Srtt  Vefeffene,  3auberei). 
beftebt  aus  Seib  unb  Serie,  »eld^e  fubftantieO  unb  Ueber  aSe,  aud^  bie  benibar  t)olIIommenfie  Statur 
mefentlid^  jur  SRenfd^ennatur  geeinigt  finb  (com-  unetAIid^  erl^en  ift  baS  Ucbemattirlid^,  unb 
positum  humantun)  in  ber  9rt,  ba|  bie  Seele  bie^  ifl  Sott  an  fid^  unb  bie  burd^  bie  ®nabe  im 
bunb  ftd^  unb  »efentlid^  ben  Seib  in^rmirt  utd)  gefd^ffenen  SBefen  gemirlte  Unü^nabme  an  fei> 
SU  bem  mad^,  maS  er  ift.  S)ie  geifiige  Z^tigfeit  nem  gbtflid^en  Seben.  (Sott  ifl  ber  OueOtmnlt,  t)on 
Don^iebt  fid^  nad^  ber  natflrfid^  unb  geu)5bnnd^  meld^  alleS  Sein  auSgel^;  burd^  il^  lebt  alleS, 
Orbnung  nid^t  ol^ne  VHturirfung  tmb  Vermitt-  ttxtSSebenl^,  unb  ift  aueS  gut,  toaSeS®uteS  gibt, 
lung  ber  flnnßd^  Vermögen.  9tad^  ber  leibltd^  (Er  iß  aud^  ber  Sietounft,  bem  aOeS  Sein  unb 
®p^&xt  unf erer  Xb&tig'^^  ergAen  fid^  tt)eite  Jheik  Seben  unb  (Sute  jugefebrt  fein  unb  gußreben  f oD. 
oon  Vegiebungen  )ur  fförpenoelt,  nad^  ber  geifli-  (Er  ifl  ber  Unenblid^e,  för  alle  (Ereotur  Unbegreif« 
gen  Spb^re  }u  ben  Xegbnen  beS  getfHgen  Steid^eS.  lid^e,  baS  emige  St^ßerium.  3e  me^t  dxx(&t.^^MK 

Stin^enlerifon.  Ym.  2.  KttfL  •  ^^ 


2083 


SK^Pit 


2084 


an  bem  ge]^tmni|t)oIIen  gSttl^en  Seben  3(nt^eil 
crl^It  unb  Je  Dolöommencr  eS  ber  ßöttli^en,  e« 
3u  {t^  erl^ebenben  Siebe  ftd^  l^faigibt  befto  mel^r 
rxAth  aud^  fein  Sujbmb  übematurlid^  tmb  im 
©egenfate  sur  Statur  m^jterii^;  ed  etl^ebt  aud^ 
bo8,  »a«  mit  il^m  jidj  einigt,  }u  (Sott,  bel^errfd^t 
es  mit  ber  in  ®ott  geioonnenen  Sreil^eit,  burd^- 
bringt  es  mit  bem  Sid^te  unb  ber  ftraftfuUe,  mel^e 
es  aus  ®ott  in  fid^  aufgenommen  f^at  Sber  aud^ 
bie  übematurli^e  Orbnung  fd^Iie^t  in  ftd^  be- 
fKmmte,  t)on  (Sott  bargebotene  unb  ^eilS  gebotene, 
tl^eilS  geratene  SDWttel,  immer  tiefere  (Srfenntnife 
unb  Siebe  (SotteS  unb  ber  gdttlid^en  ®e$eimni{fe 
}u  erlangen.  SMefe  bilben  baS  Obiect  ber  d^rift- 
lid^en  3(Scefe,  unb  bie  SBiffenfd^aft  l^iert^on  l^iftt 
SScetil  ober  aScetifd^  Xl^ologie  (f.  b.  9rt  StScefe). 
(Befönt  es  nun  ®ott,  ol^ne  Stadtfid^t  auf  biefe  ge- 
tDhi^xdxäftti  WM  eine  Seele  )u  ftd^  s^  erleben, 
auf  ba|  fle  ilj^n  um)ermittelt  f d^ue,  tmb  fie  mit  fid^ 
in  Siebe  )u  einigen,  f o  entfielet  im  (Segenf a|e  )u  bem 
getoöl^nKd^en  fibernatürlid^en  (Srfennen  ®otteS  im 
@)Iauben  unb  ber  äbematüdid^en  Siebe  bie  m^- 
ftifd^e  (Siontemplation  unb  Union,  bie  übematür- 
Hd^  aRqftif.  3nfofeme  fie  im  @d^auen  ®otteS, 
alfo  in  einem  SBiffen  Don  @ott  unb  in  einer  biefem 
entfpred^enben  Siebe  befte^t,  tovtb  fie  aud^  m^fKfd^e 
Xl^eologie  genannt.  iBon  biefer  SRqftU  gilt  im 
]^5d^ften@inne  bieS)efinition®örreS'  OR^ftill,  1) : 
,,9Rq{ü!  ifl  ein  Sd^uen  unb  Srfennen  unter  iBer- 
mittlung  eines  ^ö^em  Sid^teS  unb  ein  SBirfen  unb 
X|^un  unter  Vermittlung  einer  l^ö^em  Sfrei^eit, 
tt)ie  baS  gemdl^nlid^  SBiffen  unb  Xl^un  burd^  baS 
bem  ®eifte  eingegebene  geiftige  Sid^t  unb  bie  il^m 
eingepflan)te  perfbnlid^e  Sfreil^eit  fld^  oermittelt 
finbet/  2)er  «uSbrud  ^m^füfd^e  Xl^eologie''  l^at 
aber  aud^  ben  €inn  einer  tl^eologifd^en  SBiffen* 
f d^aft  oon  ber  äbematärlid^en  aRqfüf.  Unter  bei- 
ben  ®e|id^tSpun(ten  betrad^ten  tt)ir  bie  aRqftif  — 
als  m^ftifd^eS  Seben  unb  als  äBiffenfd^ft  t)om 
m^ftif d^  Seben.  Slud^  im  Sinne  einer  befonbem 
moraltl^eologifd^en  SRet^obe  tt)irb  ber  %tSbrud 
aKljfti!  gebrandet  (f.  b.  «rt.  SWoraltl^eoIogie  n.  IV). 
IL  aR^ftifd^eS  Seben.  1.  9cte  beSfelben. 
S)er  ®rutü>act  m^ftifd^en  SebenSift  bie  SBefd^uung, 
Kontemplation  (ogl.  b.  9(rt.  Sefd^uung),  toeld^ie 
fid^  oon  ber  Setrad^tung  baburd^  unterfd^ibet, 
bag  nid^t  burd^  Slnfirengung  beS  SJerftanbeS  unb 
burd^  Semunftf d^Iflff e  unter  Anregung  unb  Unter- 
ftö^ung  burd^  bie  ®nabe  bie  SBobrl^eit  erfaßt, 
fonbem  infolge  eineS  befonbem  mabenlid^teS 
burd^  einfad^en  SlidE  beS  ®ei{teS  gefd^aut  mirb. 
8.  Thom.  2, 2,  q.  180,  a.  8  ad  1 :  Contemplatio 
pertdnet  ad  ipsmn  simplicem  intuitum  veri- 
tatis.  S)ie  SiSpofttion  ber  @eele,  biefem  Sid^te 
ftd^  l^injugeben,  liegt  in  ben  ®aben  beS  l^eiligen 
® eifteS,  meldte  bem  eingegoffenen  ^abituS  ber  tl^eo- 
logifd^en  Xugenben  beigegeben  finb,  befonberS  im 
donum  inteUectus  unb  donmn  sapientiae  (Sol. 
2,  2.  8).  ©iel^e  l^ierüber  S.  Bonavent.  De  sept 
donis  P.  n,  8. 6,  c.  4  (De  dono  inteUectus) :  Spi- 
ritus S.  per  donum  intdlec^^x^  iadtn^f^^ene- 


trare  velamina  sacramm  scriptnramm,  intro- 
ducens  nos  ad  claram  contemplationem  porae 
yeritatis  etc.  Ejusd.,  Itiner.  aet.  IQ,  disi  2: 
Sapientia  a  sapore  dicitor, ...  et  objectom  sa- 
pientiae principale  et  primarimn  est  ipeeDeus 
ea  ratione,  qua  yerom  est  excitativurn  yolun- 
tatis  ad  ejus  saporosam  delectationem.  S)er 
l^L  iJ^oxMA  (2,  2,  q.  45,  art.  5)  fd^reibt  bie  ein« 
{einen  befonberSSegnabigten  eigene  contemplatio 
divinomm,  in  quantum  scüicet  altiora  quae- 
dam  mysteria  et  cognoscunt,  et  alüs  mani- 
festare  possunt,  einer  l^öl^ent  (Entfaltung  beS 
donmn  sapientiae  }U.  gur  bie  ]^5d^flen9cteber 
Sefd^uung  nel^men  t)iele£^ü>gen  nod^  befonbete, 
au^er  ben  (Saben  beS  l^eißgen  ®eifteS  Derlie^ene 
®nabenmirbmgen  an.  —  2)ie  ftlorl^eit,  in  oeld^ 
baS  gbttlid^  St^fierium  bem  Sefd^auenben  ^ 
barjidlt,  ruft  Setounberung  ber  Seele  fj/taex 
(S.  August.  Lib.  de  spir.  et  anima  cap.  32: 
Contemplatio  est  perspicnae  yeritatis  jucunda 
admiratio)  unb  eifüllt  fie  mit  SSBonne  unb  greube 
(S.  Bemard.  Scala  claustr.  c.  1 :  Gontonplatio 
estmentis  inDemn  suspensae  eleyatio,  aeter- 
nae  dnlcedinis  gaudia  degnstansy  DgL  S.  Thom. 
2, 2,  q.  180,  a.  7).  S)ie  Seelenböfte  oer^alten  ^ 
l^ierbei  nid^t  rein  paffb,  fonbem  bie  Sef d^auung  ift 
oitaler  9ct  berfelben.  Slber  göttlid^  äBirlen  i^ 
bie  Urfad^e  il^rer  Srl^ebung  }tt  ben  göttlid^  91'^ 
fterien  utd»  il^rer  Spplication  auf  bief elben.  3n  bie* 
fem  Sinne  fagt  ber  l^L  $ai^  oon  ben  gotAegna* 
bigten  Seelen:  Spiritn  Dei  agnntor,  unb  ebenfo 
bejeid^net  ber  1^1.  S)ion9ftuS  unb  mit  i^  bie  alttn 
SR^ftUer  baS  m^jlif d^  Seben  als  ein  pati  divina. 
Sie  toollen  bamit  aud^  auSbrüdfen,  ® ott  t^eile  ^ 
ber  Seele  in  ben  m^ftifd^en  9cten  mit  einer  Siebe 
unb  Sef eligung  mit,  n^eld^r  gegenüber  fie  uberanS 
me^r  rece|)tiD  als  actio  erfd^eint.  fBenebtct  XIV. 
(De  beatific.  et  canoniz.  in,  cap.  26)  fa|t  oOeS 
aber  bie  &)ntem))Iation  ®efagte  in  bie  SSode 
)ufammen:  Contemplatio  est  simples  intelle- 
ctualis  intoitus  cum  sapida  dilectione  di^i- 
norum  aliorumque  reyelatorum,  procedens  a 
Deo  speciali  modo  applicante  intellectum  ad 
intuendum  et  y  oluntatem  ad  diligendmn  ea  re- 
yelata  et  concurrente  ad  eos  actus  per  dona 
Spiritus  S.  intellectum  et  sapientiam  cum 
magna  illustratione  inteUectus  et  inflamma- 
tione  yoluntatis.  ^öretifd^  ifi  bie  quietifiifd^ 
Seigre,  in  ber  (Sinigung  ber  Seele  mit  ®ott  oer- 
l^Ite  fid^  biefelbe  total  paffto  unb  aDer  gfrei^ 
beraubt;  ®ott  aDein  fei  in  il^r  tl^&tig  (Moün. 
Propp.  1.  2.  4—6. 18).  (£S  gibt,  mie  l^ier  oor» 
Iftufig  )u  bemerfen  ifi,  oiele  Derfd^iebene  9rten  ber 
Sefd^auung,  meld^  ebenfo  Diele  Sbffatfungen  il^ 
SSoIUommenl^eit  bilben.  3n  ben  l^l^eren  @raben 
toirb  bie  Seele  aOerbingS  f o  f el^  bon  ber  götüii^ 
Sd^önl^eit  unb  Siebe  ergriffen,  ba|  fie  ber  3:i^äti8" 
frit  il^rer  IMfte  jid^  nid^t  mel^  beum^  bleibt 
3nbe|  l^ört  biefelbe  nie  ai^;  pe  finb  ia  immer 
tl^ötig  in  milliger  unb  freubiger  %^[na]^e  @otteS 
unb  beS  ®Mid^en,  meld^  il^fnen  bargeboten  loirb. 


2085 


aji^ptf. 


2086 


3n  biefem  @inne  ift  e8  }u  Derfiel^en,  toenn  9R9{iUer 
fogtn,  in  bei  Kontemplation  laffe  man  ab  t)om 
eigenen  S)enfen.  @o  8.  Bonavent  Itiner.  men- 
tis  cap.  7 :  In  hoc  iaraiiBitu,  si  sit  perfectus, 
oportet,  quod  relinqnantur  ornnes  intellectua- 
les^operationes,  et  apex  affectus  totus  trans- 
feratur  et  transformetur  in  Demn:  hoc  antem 
est  mysticmn  et  secretiBsimmn,  quod  nemo 
novit,  nisi  qui  accepit.  iBgl.  cap.  4,  art  4. 

3n  »eld^n  ^otengen  ber  Seele  üolljiel^t  ftd^ 
bie  m^fKfdbe  eontempIaHon?  äBeld^ed  ift  ti^r  6ub- 
)ect?  SHefeS  iß  ol^ne  3»eifel  t)or  Stllem  bet  3n- 
teOect ;  bie  Kontemplation  mirb  in  i^m  angeregt 
unb  ooOenbet.  Sber  ber  SBiOe  ift  mittl^tig,  inf o- 
fem  bie  t)om  l^igen  ®eifte  in  i|m  gemirlte  Siebe 
Den  iBerfianb  anregt,  ber  gdttlid^en  SBal^l^eit  ^^ 
]^in§ugeben,  tmb  bie  gefd^en  gSttlid^en  (gel^eim- 
niffe  ben  SBiOen  gu  nodg  ^dl^er  Siebe  entflammen. 
S)ie  baburd^  bemirfte  »onneoolle  Sinigung  mit 
@ott  unb  Stu^e  in  il^m  fommt  )u  @tanbe  im 
SBinen,  unb  für  biefeS  IRoment  m9ftif(^  X^g- 
feit  iß  er  bad  @ubiect.  3e  t)oOfommener  bie  m^- 
ftifd^e  Sinigung  mirb,  befb  mäd^tiger  mirb  bann 
neuerbingS  ber  Sntellect  angeregt,  in  bie  Slki^r- 
l^eit,  bie  |id^  il^m  gu  fd^uen  gibt,  f\i^  )u  üerf enfen, 
unb  ed  mirb  Rd^  neue  fflar^eit  in  i^n  ergie|en  ju 
nod^  l^öl^erer  SioIUommenl^eit  ber  Sef d^auung.  €o 
S)ion^jiu8  Sartl^ufianuS  (Comment  d.  Dionys. 
de  myst.  theol.  q.  3) :  ...  Sicut  donum  ea- 
pieniiae  realiter  ac  subjective  est  in  intellecta, 
quamyis  quantum  ad  suum  extrinsecmn  com- 
plementum,  quod  est  ferventissimus  amor,  in 
Yoluntate  ponatur :  ita  et  mystica  theologia. 
Quod  etiam  constat  eK  hoc,  quod  vocatur 
visio,  contemplatio,  intuitio  interiorqne  lo- 
cutio,  quae  omnia  spectant  ad  intellectum, 
et  in  ipso  realiter  esse  censentor.  ißom  SBiUen 
^ei^t  t&  bann  metter,  er  gebe  bie  Slnregung  gur 
Sefd^auung  bed  geliebten  ®uted,  morin  er  $e- 
feligung  fud^t  unb  finbet.  Et  propter  hoc  Ore- 
gorins  hom.  14  in  Ezech.  ante  med.  constituit 
vitam  contemplativam  in  charitate  Dei,  in 
quantum  scilicet  aliquis  ex  dilectione  Dei 
inardescit  ad  ejus  pulchritudinem  contem- 
plandam.  Et  quia  unusquisqne  delectatur,  cum 
adeptus  fuerit  id  quod  amat,  ideo  vita  con- 
templativa  terminatur  ad  dilectionem,  quae 
est  in  affectu,  ex  quo  etiam  amor  intenditur. 
2)ie  @d^oIaftif  brfidCt  badfelbe  furaer  ouS  (S.  Th. 
2,  2,  q.  180,  a.  1) :  Vita  contemplativa  quan- 
tum ad  ipsam  essentiam  actionis  pertinet 
ad  intellectum :  quantum  autem  ad  id  quod 
movet  ad  exercendam  talem  operationem, 
pertinet  ad  voluntatem,  quae  movet  omnes 
alias  potentias,  et  etiam  intellectum  ad  suum 
actum.  2)ie  m^ftifc^  Siebe  unb  (Einigung  ber 
eeele  mit  (Sott  ift  aber  nid^t  aud^  i^  3ntenfitdt 
nad^  gan^  t)om  SSerftanbe  normirt,  dleid^  afö  möre 
il^r  SRag  lebiglid^  ber  ®rab  Harer  (Sr!enntni|  im 
Sntellcct.  8.  Thom.  1,  2,  q.  27,  a.  2  ad  2  . . . 
contingit,  quod  aliquid  plus  ametur,  quam 


cognoscatur,  quia  potest  perfecte  amari, 
etiamsi  non  peifecte  cognoscatur  (t)gl.  S.  Bo- 
navent.  Itiner.  aetem.  Y,  dist  V).  ^dren  mir 
l^erüber  Philippus  a  88.  Trin.  8umma  theoL 
myst.  I,  discurs.  prooem.  art.  Y.:  Intellectm 
in  divina  constitutus  caligine  coelestique 
perfusus  lumine  Deum  summe  bonum  . . . 
cognoscit,  divinamque  quodammodo  suavi- 
tatem  odoratur :  sed  haec  cognitio  valde  de- 
bilis  est,  et  in  caligine  facta  et  penitus  spe- 
culativa.  Yerum,  cum  Dens  ipse  illabitur 
intimius  in  voluntatem,  et  sie  anitnR^  am- 
plexatur,  ac  suavissime  deosculatur,  tunc 
voluntas  Deo  adhaerens . . .  majorem  notitiam 
experimentalemper  unitivi  amoris  amplexum 
acquirit,  quam  speculative  noverat  intelle- 
ctiM.  Imo  perfectior  et  clarior  inde  refnlget 
intellectui  Dei  cognitio,  ac  multo  certior  et 
nobilior,  quam  per  alias  scientias  et  media 
posset  acquiri.  —  9Dlit  bem  iBerftanbeSacte  t)er- 
binben  fid^  meift  aud^  ^l^antofiebilber,  unter  mel- 
d^  bie  gefd^te  göttlid^  SBa^rl^eit  üerfinnbilbet 
iß;  bie|  entfprid^t  ber  menf4Ii(|en  erfenntnig- 
meife.  Aristot.  lib.  3  de  anima  cap.  6 :  Nun- 
quam  sine  phantasmate  intelligit  anima; 
cap.  8,  tex.  39:  Qui  contemplatur,  necesse 
est  una  cum  phantasmate  contempletur.  8.  Th. 
2,  2,  q.  174,  a.  2  ad  4:  ...  üonnaturale  est 
homini  secundum  statum  praesentis  vitae, 
ut  non  intelligat  sine  phantasmate.  2tn  |ebem 
gfaOe  bema^rl^eitet  fid^  oieg  an  ber  ermorbenen 
Kontemplation,  b.  i  an  betjenigen,  )u  meld^ 
bie  €eele  burd^  bie  menfd^Ii^,  t)on  ber  ®n(ä>e 
angeregte  unb  unterftü^te  Setrad^tungStl^ötigfeit 
einigermaßen  biSponirt  toirb,  ol^ne  aber  baburd^ 
eigentßd^  tierbient  merbeniulönnen.  9ud^  in  ber  ein- 
gegoffenen  Sefd^uung,  meldte  Don  @ott  als  ®nabe 
aus  freigebiger  Siebe,  o^ne  aSeS  Sutl^un  beS  SRen- 
f d^  gefd^enft  mirb,  bebient  fid^  ® ott  meifientl^S 
ber  SiÖer,  um  unter  ii^rer  ^fille  bie  göttlid^ 
Slkil^rl^eit  bem  befd^enben  ®eifie  )ugftnglid^  )u 
mad^  &  gel^t  eine  bilblid^e  iBorftellung  ent- 
toeber  ber  rein  inteHectuelen  IBefd^auung  dorl^er, 
ober  fie  folgt  biefer  )um  3mede,  baS  Sefd^aute 
nad^  menfd^Iid^er  SBeife  )u  erfaffen  unb  au8§u- 
it&itn,  bef onberS  toemt  ber  Segnabigte  berufen  iß, 
baS,  maS  i^  geoffenbart  morben,  Snberen  mitju- 
tl^Ien,  mie  bieß  bei  ben  ^ropl^eten  ber  gfaU  nxtr 
(ogl  8.  Thom.  q.  et  art  cit).  Vbtt  ®ott  fann 
aud^  bie  €eele  )u  rein  geiftigem  €d^auen  erl^eben 
na4  %rt  ber  (^tgdSerf enntni|,  ol^e  baß  il^t  iigenb 
ein  Sab  ge}eigt  mirb.  Dionys.  CarÜius.  Com- 
ment. in  TheoL  myst.  art  5 : . . .  Hoc  quippe 
sublimi  lumine  mens  supra  modum  suum  ordi- 
narium,  intelligendi  per  conversionem  ad 
phantannata,  sublimatur  (DgL  8uarez,  De 
Behg.  tr.  4,  Üb.  2,  cap.  14,  n.  5).  SHefe  9rt 
ber  Sefd^auung  iß  offenbar  bie  DoDIommenße  (8. 
Thom.q.  cit  a.  8),  aber  aud^  .hicmodus  est  valde 
extraordinarius,  quia  non  est  accommodatus 
animae  unitae  corpori  passibili^  et  vdfti^  xws^ 


2087 


ÜRQJtiL 


2088 


et  tantum  ex  Bingulari  priTÜ^o  oonceditor* 
(Delrio,  Disqüis.  mag.  lib.  4,  cap.  1,  q.  1). 

äBeld^  ift  baS  Object  bec  m^jUfd^  Scte? 
9tt  Sfonnolobiect  ifl  su  bejet^nen  bie  ®ott^ 
^e  Eingabe  ber  txm  (Bott  )tt  ftd^  erhobenen  unb 
Ott  nd^  ficsognten  Seele  tnit  oHett  il^mt  ftröftett 
Ott  ®ott  cax§i  beitt  eittgigett  SetDeggnt^e,  toeU  er 
®ott  {%  tnod^t  boS  SBef en  ber  Sotttetnplotion  uttb 
Uttüm  Otts.  Sod  pruttöre  tnaterieae  Obiect  ift 
®ott  Ott  {td^  (S.  August  De  Trinii  1,  8)  mib 
iebe  ettigeltte  feitter  Solllottttnett^eiteti,  loelii^  alle 
qfüä^  uttenblid^  ottbetutigStoärbig,  fd^dtt  utib  Ite- 
bettStDürbig  flnb.  S)er  OuieitStnuS  fd^Iie^  Don 
ber  Sef d^oimttg  jebett  ®ebatilett  an  einjelne  Sigen« 
Maften  ®otte9  auS,  toeü  er  fie  nnr  auffa^  als 
9ht]^  ber  in  bie  Unenblid^feit  ®otteS  t)erfunlenen 
Seele  o^ne  j[ebc9  eigene  iO^m  berfelben  (Prep. 
Molm.21).  Seotnbdr  toerben  aber  and^  bie  SBede 
®otte8  in  ber  natitrli^  unb  übemotürli^  Orb« 
nmtg  Obiede  ber  99ef  ^ung,  inf  otoeit  jid^  in  il^en 
bie  gdttlid^e  SoObmtnenl^t  futtbgibt  mtb  fte  ge- 
eignet finb,  bie  Seele  gur  Srlenntni^  ber  IBoIUom- 
menl^t  unb  SiebenStt^ärbigfeit  ®otte8  )tt  ful^ren. 
Sud^  in  il^nen  ift  ber  eigentlid^  ®egenflanb  ber 
Sefd^auung  ®ott  (S.  Thom.  2,  2.  q.  180,  a.  4 
Bub  fin. :  Sed  quia  per  divinoa  eifectas  inDei 
contemplationem  manudncimur,  secundum 
illnd  ad  Born.  1,20:  inTisibilia  Dei  per  ea,  qnae 
facta  Stint,  intellecta  conspicitmtur;  inde  est, 
quod  etiam  contemplatio  diyinortim  effeetnum 
secundario  ad  vitam  contemplatiyam  perti- 
net,  prent  scilicet  ex  hoc  manuducitur  homo 
in  Dei  cognitionem;  f.  l^ierüber  bie  frönen  9iu8- 
fOl^rungen  eafftand  [Collat.  1,  oap.  15]).  Unter 
allen  äBerfen  ®otte8  aber  ift  baS  erl^benfle  bie 
^igfte  3Rai^äfydi  beS  Sol^eS  ®otte9  unb  bie 
Sncamation.  ftein  ®egen^anb  ber  Sefd^auuna 
lann  be^alb  ttnrifamer  Die  Sede  gur  ßrfenntnil 
unb  Siebe  ®otte8  füfjßcm  als  fie.  9htr  ber  böfe 
®ei{l  beS  Stolpes,  toe^er  {ebergeit  baS  ^rincip 
unb  bie  Seele  ber  falfd^en  m)\ixt  i%  lomk  in 
bem  ®ebatifen  an  baS  bemätl^ige  fieben  unb  Ster* 
ben  beS  SammeS  ®otted  unb  an  fein  Saaament 
ber  Siebe  ein  Jrtnbemi|  fublimer  unb  toaS)xfjfi^ 
DoUfommener  Sefd^auung  ftnben.  IBe]^au)>tungen 
fold^er  9rt  ^aben  Derurtl^Ut:  eiemenS  Y.  auf  beut 
(Soncil  Don  SSiemte  (Error  8)  gegen  bie  Segl^rben 
unb  Seguinen ;  ännoceu)  XL,  SuIIe  Coelestis 
Pastor  (d.  d.  20.  Novembr.  1687)  gegen  SRoIinoS 
(Prep.  85—36).  Sd^ön  unb  Bor  fprid^t  fi^  ^ier^ 
Aber  ber  l^L  Xl^omaS  auS  (2, 2,  q.  82,  a.  8  ad  2); 
ebenfo  bie  1^1  Xerefta  in  il^rent  Seben  (Yida  cap. 
22)^  toom  fte  eS  bitter  beHagt,  ba|  fie  einmal 
fut^e  3<U  l^urd^,  Don  iemanb  fa\]A  Ultl^ü, 
in  biefem  Strrtbum  befangen  gemefen.  mä^t  Sinen 
^eiligen,  ber  oem  contempIatiDen  Seben  ergeben 
»ar,  f 5nnen  mir  finben,  bem  nid^t  baS  ®e]^eimni| 
beS  Seibens  S^rifti  ein  f)auptgegenfianb  beßön- 
biger  SBefd^ouung  getoefen  ttxire.  S)er  1^1.  ü^omcA 
fogt  (QuodL  VUI,  art.  20)  felbft  Don  ben  Seli- 
gen  beS  ^immelS,  bit  %t\4)w»xa%  \«t  V^.M^^^ 


aneitfd^l^eit  beS  ^erm  fei  ein  ®runb  ber  SBonne 
für  fte. 

2.  3ufl6nbe  beS  m^^if  d^en  SebenS.  S)tc 
m^jlijd^  Sonteni))Iation  als  f old^  in  bet  oben  er» 
H&rten  SBeife  xoiA  nie  ju  einem  bauemben  ^U" 
fkmbe.  Sie  ifl  ein  uttDerbienteS  imb  unDerbien« 
bares  ®nabengefdienl  ®otteS.  SS  f oS  uid^  an- 
gelhebt tt)erben;  |eber  fdl  ftc^  beSfdÄen  inumirbig 
IMten.  9tientaIS  barf  oaS  geu)d]^lid|e  betnu^enbe 
®ebet  gerittg  gefd^  unb  im  9SB<^e^  man  fti 
)ur  ffll^im  (Kontemplation  berufen^  Dernod^fftgt 
tt)erben.  ^ätte  jiemanb  nrtrflid^  biefelbe  Don  ®ott 
erl^alten,  fomfi^  er  ftetS  tnS)emu£^bic9etrod^ 
tung  üben  tmb  j|^er)eit  mit  il^r  beginnen,  bis  eS 
®ott  gefdUt,  il^n  gur  Sefd^auung  }tt  ergeben.  3m 
SBiberfpm^e  botnit  flehen  bie  Derbetbßd^  unb 
Don  ber  Stvti^  Denoorf enen  ® nmbfi|e  beS  Oute 
tiSmuS  (Melini  Propp.  20. 23).  Wet^mol^I  totd) 
Don  einem  contempkitDen  Seben^  t>m  einem  Staube 
ber  (Kontemplation  gefprod^,  aber  ttttr  im  (Segen« 
fa|e  gum  tilgen  Seben»  infof em  biefeS  bem  8e> 
rufe  beS  äu^SBirlenS  sum  SBol^  beS  %ld^ 
unb  ber  (Sefdlf d^ft  getoibmet  ifl  &IUda^  b,  7 ;  25, 
34.40),  erfkreS  aber  benUebungen  ber  Sfttomtgfät 
unb  ber»etrad^tung®otteS  nnb  ber  gOttfid^  geoffea- 
barten  ffial^rl^eiten,  tDomit  bie  SedEe  fid^  bispomit 
)ur  93ef d^unng,  menn  eS(Bott  gefallt,  ^e  ba|u}B 
erl^eben  (!Dt(m(.  5, 6.  3o]^.  17, 3).  Sie  ^igen 
93&ter  uttb  bie  Sel^  beS  geifUU^en  SAenS  ftitbea 
fel^  l^fig  beibe  Stäube  DorgebiQ)et  in  ben  beiben 
tJfrauen  SacobS,  ber  fmd^tbaren  Sia  itnb  ber  an« 
mutigen  Stad^  ((Sen.  29),  foniie  ia  ben  beiben 
Sd^ttKftemaRartl^  unbaRaria;  s.a3.ber  I^Vu- 
gu^  (De  oiv.  Dei  L 19,  c.  19)  unb  ber  l^L  (Ske- 
gor  ber  ®ro|e  (Hör.  L  6,  c.  18,  et  H<Mn.  14  in 
EzecL).  S)«m  Obiecte  nad^  ifl  boS  befc^autt^e 
Seben  DoÜIommener;  für  bie  menfd^Iid^  (Sejdl« 
fd^ftaberl^baS  t^ge  eine  größere  unmittelbaxe 
SBirffamleit.  (ES  (ann  übrigens  ic&  einebeSanbem 
nie  gatu  entbehren,  memt  iebn)d)eS  ttbemoturfi^ 
Derbienjtlid^  unb  ®ott  mal^ft  mol^gefdlUg  fein 
f oO.  3e  beffer  man  beibe  ie  nad^  bem  Don  @ott 
erl^altenen  Sierufe  in  gegenfeitiger  Shurd^ringung 
Uta)  (Srgäuj^g  in  Rd^  Dereinigt,  befb  Do&tom« 
mener  torxi  bie  perf5nlid^e  ^iligfeit  (S.  Thom. 
2,  2,  qq.  179. 180).  S)er  (Seifl  bed  (SkbeteS  unb 
ber  SBefc^auung  geminnt  an  Ptaft  mCt>  SoDforn« 
menl^it  burd^  bie  9rbeitfan^it,  tt)eld^  Dom  (Se* 
l^orfom  geleitet  unb  Don  reiner,  attf  Siebe  @ottcS 
unbbeS9{6#engeriditeter9bfid^tbefeeIti|i  2)enn 
bief e  ertöbtet  f ortmäl^enb  bie  Seibenfd^ften,  übt  in 
ber  SelbftDerlöugnung,  l^et  ben  finnOd^  SRen- 
f d^  ab  unb  {tö^It  ben  SBiOen.  (Sbenfo  aber  bringt 
eine  gute,  in  ®ott  begrihtbete  Orbttung  beS  innem 
SebenS  unb  ein  inniger  SSerlel^r  mit  (Sott  Oxbmmg 
in  bie  ftu|ere  3:]^ötigfeit  unb  Dermittelt  i^r  Segen 
(Dgl.  S.  Thom.  2,  2,  q.  187,  a.  3;  Cüssian. 
Insi  10,  4.  22—24).  Skxrin  liegt  baS  ®e]^- 
ni^  ber  unS  unbegreiflid^  Dielfeittgen  Sl^gfeit 
unb  munberbaren  gfrud^tbarfeit  ber  ^eiligen.  Wag 
man  ju  bem  bef  d^ulid^en  ober  bem  tätigen  Seben 


ienifra  frin  —  8ii«  SStr})fIl^tung  ^abm  Mt  gc 
mtinfan:  nOtnlid^  naä)  ^oOIonmunfKit  im  tDritt- 
ften  €imie  btfl  SSoittS  lu  ßrtbtn,  b.  i.  ttn  Ruf|t- 
Intt  übmuttüili^  txriiten^iibt«  Stbtn  ju  fül^rni, 
btl^alb  in  bcT  btillQtiut^^tiUKti  (Bnobt  jn  Dti- 
^en,  in  9Dnn  pfy  btm  ÜiKm  ®ottt8  ju  untef 
tpnftn  mtb  olltS,  oml  mit  i^  unDernnboi  ift, 
fei  tfi  auA  nur  lä^Ii^e  €Anbe,  Don  (U^  fem  ju 
Stalten,  mä>  VieM  bajn  fügten  tonn,  ftt  t9  in  Mi 
tigentn  Statin  obti  in  bot  iBqte^gtn  jn  ben 
QJtfd^fai,  lu  btühnt)^,  »t  wtnuiiaitn  unb  )x 
fit^enfi^  3)a|  man  mit  wn^  nnb  l{ntfi$itbtn' 
^  (KttenSieln^  B^t^oti  eifflllung  br  galt' 
iil^  «cbott  tmb  %a4folgt  C^rtfh  anflnrät.  ift 
inbergAtUi^Offenbiininottlii^t  clsSlal^,  ioii> 
betn  DU  aagcmcini  9)ei)>fllqtung  au^gcffirDiljm 
(SDlatt^.  16,  24.  1  ^tt.  1,  5  f.  <^pb.  1.  4;  4, 
IS  ff.  1  3o:6. 2, 15  u.  (.  m.).  aOe  i}cilicicii  HJäict 
unb  2t^  fümmen  übinttn  in  btm  &i^,  man 
babeimmanutbitSBa^I,  rnttoebei  tu  bct  Xugtnb 
foit)uf(^tni  oba  im  fittliAtn  Sebcn  )uiä^u> 
bmnmi,  am  tfli^tptn  Mm  9L  Sto  bem  dtoficn 
autg(f|iiP(^(ßem.8d»pa!M.):  Qninonpro- 
fidt,  deficit  Wm  tS  {ho  nt^im  Stufen  btS 
d^iiftlii^  ftbonatäilt^ni  Stbmi:  ch&ritas  io- 
oipientiiim,  profioientiiim,  perfectornm. 

3.  etuftn  bct  SellfDmmtn^eit.  Sic- 
ftffitn  bqel^ntn  bit  f^/m  M  oti^i^tn  SdtnS 
mit  btm  Xnabniilt:  SBcg  btt Stnn^pne,-  btt  Sc> 
Itu^tung,  btt  Siniguns.  9^t  britte  Stuft  ifi 
Sonbmmti^  Im  rngfltn  Sinnt.  3At  ^  btt 
umnitttlbar  ut^ngt^oibt  jut  not^ittMnbtgnt  S3or> 
aulft^ung,  unb  uat  auf  eintr  nttbtrn  Stuft  %t* 
äbt  uiib,  1^  anf  bei  n&MOjilftat  niäfi  räf, 
fimbetn  toid>  mti  in  gcSItitt  iSoOfDmmtnMt  fort- 
gtft^  3u  ben  Srttn  bec  m^ßifAtn  Scfi^aiiung 
Wftt  btt  ^eilige  6tifl  jnmeift  auf  bem  SBege  btt 
JEintgnns,  abti  ni^  atflf^t(Ui(^.  lEnt^^  bit 
Setle  mit  Bofflommtttci  Xinie  MI  gdttlii^  (Snobc 
unb  ben  an  fit  gefttOttn  Vfliii^ttn,  fo  mirb  fit  oft 
f  i^n  auf  bti  a^m  &sfe  bei  eontem))IatlDn  ^> 
^fHg.  Ifauwninbai  mit  bitftn  ea|tn  tf)  fttb^ 
Miftlnbli^  bti  OuießSmul  (Holini  Prop.  26). 
Ibif  ben  biti  Stufen  ifi  bit  flbemalAriic^  ^M- 
tutut  unb  actutOe  Si(^  bei  €ttlt  tiscn;  afetifit 
niiibni^tmitgltl^etiBoIllDmmti^ltgtfibt  Xkt 
^I.  Xkoma*  (2,  2,  q.  24,  «.  9)  fagt  ^tnflbei: 
DiTsrri  gntduB  cbkritatB  diitinginiiitar  m- 
eundom  diverM  ttodi«,  ad  qnae  homo  per- 
dncitur  per  choritatis  Migiiientain.  Nun  primo 
quidem  incumbit  liomiiii  itadiaiD  prisoipale 
ad  recedendnm  ft  peocato  et  reeiBt«ndDm  eon- 
cupJBcentiae  ejuB,  qoae  in  controrinm  dut- 
ritatis  roorent,  et  boc  pertinet  itd  indpienteo, 
in  quibuB  cbaritu  est  nnlrienda  vel  foTenda, 
ne  comunpstnr.  Seoiindnm  aatem  stndinm 
Buccedit,  ut  homo  prindpaliter  intendat  ad 
hoc,  qnod  in  bono  proficiat,  et  hoc  atudiain 
pertinet  ad  proficient««,  qtn  ad  hoc  prind- 
paliter  intendunt,  nt  in  eis  charitaa  pw  aug- 
mentnm  roboretor.   Tertnnn  aatem  Studium 


est,  nt  bomo  ad  hoc  prisdpaliter  intendat, 
nt  Deo  inbaeieat  et  eo  fruatur,  et  hoo  per- 
tinet ad  perfectoB,  qui  cupiunt  dissoln  et 
esse  cmn  Ohristo.  Utbtt  {tbe  bei  eingtlntn 
Stuftn  ift  btfonbtr«  ju  ^btln. 

A.  SDtg  bei  Steinigung.  Solangt  nii  auf 
(Etbtn  leben,  ftnb  toti  bei  @ef a^i  jui  SOnbr  auft- 
SefeU,  ta  trogen  bte  9Mgimg  gm  Sünbe  in  uns 
feUfL  «S  gibt  niemonboi  ou^  bei  unbe^tdltn 
®otteSnnitlet  ^Dtoriii,  meldet  fein  gonjefi  Seben 
Don  itbet  Sänbe  fiei  bleiben  tönntt  (Trid.  Seae. 
VI,  ean.  23).  SK^Ib  iß  an^  bie  9tDt^nenbig> 


!tit,  pi  moi!^  unb  gu  beten,  (nm  ffampft  gciüpd 
"      '' lu  lümirfen,  tine  immenDä^mibt  ftlbfl 
ligtn.  €0  mflfftn  mit  Md^  bti  iäftt 


btt  AtnQt  glaubtn  unb  btmmen.  3t  ii^benet  bte 
^iglett  Ift,  ui  utül)«  fenumb  mtt  ®otte8  ®nobt 
gelangt  iß,  btpo  aufrl^ägei  unb  btmfit^ti  bt> 
ttnnt  ti  fl^  als  SAnbtt.  S)a8  ttnßt  Stmfi^, 
Don  allem,  maS  Siinbe  iß,  M  gu  reinigen  unb 
letn  UI  eil^altcn ;  alle  ®Ieiqgiiltigtett  gegen  bie 
I&BIiqt  Sfii^  unb  bie  ISttDObnl^l  betfelben,  tdt 
fit  bem  Soßonbt  bei  Sauigfdt  eigen  iß,  abgutegen; 
oKtS,  UMl  gut  Sönbt  ffl^it,  )u  Bi^  nnb,  info- 
utit  B>ii  tS  tn  unftiei  %)tut  felbfl  Itagen,  bnn^ 
SBo^famtelt  anb  innert  unb  dn|ctc  llbttttung 
mlgliM  nnfiUblid^  ju  mad^;  boi  SetfuAunoen 
in  mnrtfamet  BBeife  tntgMengutreten ;  ffii  bit  be> 
teitS  begangenen  Sänben9u|e  ga  1^;  bie  Snobt 
immtt  DoEtommeneiei  Steint  unb  beioti^nli^ 
(tit  bui^  unobldfßgt  Utbung  btS  Otbttefi  )u  etUMf 
ben  unb  gn  bemfien;  in  &oüa  IBtgtniDait  gn 
nanbdn;  in  bti  aUgtmttntn  unb  befonbern  fc> 
foif^ung  bei  (BetDiffenS' treu  pL  bleiben  —  bUft 
aHtSiftbitSnfgabtbciXnfilngttimScbtnbeiaiblU 
fommtn^tL  raim  bqti^tt  fit  ale  napurgaÜTa, 
«bei  nit^t  oI>  idAk  btt  Xrintgnng  beiSetle  nut  am 
^tafnifl  btfi  Zugenblttkni  uBt^  f  ndtttn  inf  o- 
fem  bie  oben  btgd^ntttn  Uebutuen  nnnmgttngli^ 
no^nxnblge  (Biut^Iage  unb  vnauSfe|ung  fflr 
oEeS  Uebtige  finb,  unS  gm  SdRomnen^  ae^fttt 
S>le  fflm^el  unb  bit  Stut  oÖti  Vdt,  in  Utlqien  fi^ 
bieft  Mtintgung  »oOgit^  tp  btt  ®Ianbt  (8.ThonL 
2,2,q.8,a.2:..,Im|iönreddltar[ntion.er«a- 
tnra]  es  hoo,  qnoa  tempoimlibna  ae  anbjidt 
per  asMHun.  A  qua  qul«m  impnritate  fiaxir 
ncator  per  contrarinni  niotiim,  dum  Bcilieet 
tenditinid,  qnodeetm^iraBe,  sciLinDeam, 
in  qno  quidem  motu  pnmnm  prindpiuu)  est 
fidea ...  Et  ideo  primum  prindptum  purifi- 
cationia  cordiB  est  fldea.  S.  b.  9ttt  VbtÖbtung. 
9(tt|c.  SUnnlgtung,  Qu^,  IMtt,  iStwifftttf- 
etfotf(^inu,  Qeifuf^nuen).  Gibt  (Bott  iemon* 
beut  ben  Sauf  gut  tBtf^aiama  fo  (tittt  et  ^n 
buti^  fein  ®naben)vii(en  an,  pÜt  lAift  nut  Don 
oOci  Sfinbe,  fonbtni  «14  mbglt^lfi  Don  aOen  Hn- 
Do&tommtn^eiten,  tum  aDen,  au4  ben  eilaubttn 
uotStH^tn  fln^Onglic^Ieitfn  mt^  unb  me^i  fitt 
gn  mo^tn.  Seelen,  nelifie  tnu  mit  btn  oBtttiatn 
Qtnabtn  mitmitfen,  ff^enft  Ctott  biSnxtlcn  fqon 
am  Vnfange  b«  StiAtnS  nai^  SolUommti^ 


aRi}f)it 


2092 


bUCoiitnnlilotion.  ©U  Stoel  aber  i%  boft  oufett 
bei  6ia^  titDäi^itttn  ectl^tigung  bn  Steinigung 
(actiDen  9)einigung)  ben  HuStnvä^Iten  tio^  bit 
logen.  po|jlM  Äeinißung  mifgeltgt  wirb;  in  ben 
jeltenen  Säßen,  in  iwltöoi  bte  mg^Jc^en  ade  ein- 
taten,  o^ne  baft  bie  Seele  berfelben  unterBorfen 
Mutbt,  folgt  fie  toenigpenfl  fpäter  nac^.  Sie  ift 
ein  ^oulitlä^Iu^ei)  ffnteiiutn  füt  ben  äfiematüt' 
li^n  e^Het  auftenirbenffi^a  ®ebet8jnpanbe. 
S)ie  rtinigcnben  Selben  finb  nai)  bem  SluSbrude 
btS  1^1.  SobonneS  com  ftituj  (Nott.  obcht.  II,  6) 
einem  ^gfeuer  gleidd,  bued^  »cl^efl  bie  Stete  gu* 
bemtel  mirb,  ben  fttmmel  bei  SBeJ^uimB  ju  bc 
taten:  na^  Stell  2,  5  finb  pe  ba9  SJeuet,  ao- 
bur^  oie  hominea  receptibiles  gelöutert  UKiben 
in  Camino  homiliationis,  gleii^Dte  @tlbet  unb 
Oolbim^eiofen.  @tePtü)au4ineißfo4ualDon, 
baft  pe  nad^  Semeitung  be«  ^I.  3D^amie«  bem 
ffreui  füt  Biele  SBtgnabigte  ittgleid^  de  Srfaj)  fÜT 
boS  bn  3tn|eit8  jn  enDartenbe  $uigatorium  bie* 
nen.  ß^e  fle  @Dtt J^iitt,  ISgt  ti  ^mb^iitXTlf 
pungen  im  geiftitqen  Stbm  DDi^tigt^tn,  biir^ 
Delt^e  bie  @etle  eimiit^igt  unb  die  Siugcnbübung 
f^i  leitet  unb  anjie^tnb  gtmai^t  niib.  (Btieinigt 
tnäffen  coi  diem  »eibtn  bie  inntttn  »nb  Au|enn 
€lnne.  Saju  bienen:  a.  ßntjic^g  diefi  bem 
^ge^ningeutrmCgtn  fü^Ibann  XtofleS,  !ßei- 
laffenbett,  £üm,  ßtel  an  allen  nligidien  Uebun- 
gen,  UnfKäigleit  gum  betrad^tenben  @tbete,  UDbei 
abci  bte  IBnabe  im  ftb^tm  geiftigen  Seben  Xein° 
Vit  bn  ^fii^,  Xieut  im  ffittntn,  @Iei4fEnnig< 
feit  mit  @Dtte3  ffiiDen,  fe^nfüc^tigte  IBerlongen 
nacb  @Dtt,  €4eu  Doc  allen  gefc^bpfli^en  9e° 
hieoigungen  uirtt  b.  Selben  btm^  biabolifc^ 
lEinMffe,  nii^t  burc^  SBtfeffen^ett,  tso^I  abn  bää) 
Umfeffenbeit,  b.  b-  bui4  tine  bobltueUe  91%  von 
3)Jimonen,  toeli^  nai!^  gOttltqet  3ulaffung  auf 
bie  menMlii^  $eifon  in  monmgfa^et  unb  oultt. 
oibentllqct  ^fc  pctnigcnb  cinuitf en,  toie  H  bem 
bt.  ^ßoulufl  toüwrfa^ien  ju  fein  ft^eint  nai^  2  Soi. 
12, 7,  unb  mie  bte  nittpen  j^tligen  cS  an  fi^  n« 
fobttn  mußten.  Sefanbeifi  fltigem  ^  folcbe  3n< 
feöationtn  bei  ben  Utbungen  bei  giSrnmigteit  unb 
Dem  Smpfonge  ber  beiltgen  Sacioniente  (bgl.  Caa- 
■ian.  CoUat  7,  23).  3u  glet^  3eU  greift  bet 
m\t  bie  Seele  an  mit  ben  far^teiliibßen  EBei> 
f Innungen  gum  Siv^fel  am  (Blauben,  gur  EBei« 
iDeiflung  an  ibtem  feelle,  ium  Stttfhnoib,  jur 
©ottealäflerung,  gum  SBibeOTillen,  ftibp  gum  ^affe 
nnb  gu  einet  mabien  9But^  gegen  bie  b^iliSite 
ßut^ariflie  unb  oueS  ^eilige,  gu  finnli^em  S^ 
ge^ien,  fomie  mit  ber  lebbtiften  9)orf))iegeIiing, 
aOeS  Ibi  in  beiartigei  9Mfc  tiotgtßelltc  unb  ibiem 
Qtefüble  aufgenbt^igte  ajSfe  fei  i^i  eigenci  SBille 
unb  ganj  unb  got  i^  SerfiiMiung.  c  Seu^en 
Seiben  oui^  notüilitibe  Urfa^n,  SBeimbaenSDet'^ 
lujl,  aSerfennunfl,  üjeracfttung  unb  SBerfoIflung 
bui^  ÜRenfdden,  9)etlup  innig  unb  unf^ulbig  ge- 
liebter Sßerfonen,  g.  %.  bet  eittm,  SSo^I^ätet 
u.  bgl.,  finb  b^ufig  ÜRittel,  beien  fii$  @ott  be< 
tit«rt,  eine  Seele  gat^  Don  ®t{c^a^fen  loejulölen 


unb  bobunb  gu  OoSbraimenem  Singeben  tat  feine 
^fiddten  unb  gm  ßinigung  mit  t^nt  taugliib 
ju  machen.  SBielfad^  folgt  nad^  &oüti  SBiUen 
auf  eine  jobtelange  Steinigung  ber  Sinne  gum 
^tocde  bet  Dollen  StblBfung  ber  Seele  Don  bei 
'llugeniDelt  eine  nod^  pcinli^ete  Steinigung  beS 
@eifte§,  beten  S^rui^t  fein  foQ,  ba|  bie  Seele  gonj 
unb  gar  \iS)  felbft  abreibe.  SHe  Sfiuteiung  DoQ- 
jie^t  fiib  burdb  nunbeibare  ßrlcu^tung,  in  mel- 
d)ti  fiS)  bem  @eipe  bie  SiebenSDüibisteit  @otteS 
aii-  Des  eingigen  @ute3  geigt,  aber  aud^  in  gong 
aulerotbentlicb«  Sßeife  bie  S^ulbbaiteit  unb 
Stiafbarleit  j;cbei,  audd  bei  Qein^en  begangenen 
Sünbe  unb  Sie  O^nmad^t  unb  Unfä^tgtett  bei 
menf^Ii^en  91otut  ia  iebem  für  baS  enrige  Seben 
Detbienflli^  9de  Hot  untb.  (Erjeugt  bie  eifle 
Stleud^tung  i$reube,  fo  bte  gueite  2:taiirigfeit 
(8.  Thom.  2,  2,  q.  83,  a.  4) ;  geföDt  cS  ©Ott, 
bie  Seele  btm  einftujfe  biefei  gneiten  SSittimg 
gon)  preiSgugeben,  fo  entfltbt  in  tt|i  bie  qualDoIle 
31nf<bauung,  fie  fei  gu  fc^eil^t,  um  gu  @ott  gu  ge- 
langen, eine  unoufiKillbare  Äluft  trenne  fie  Don 
ibm,  (Sott  fei  für  RcDerloren.  €9  ifl  bem@e- 
füble  nod^  eine  Sri  ißeigtDeiflung,  unb  fo  nemten 
aud^  bie  ÜRQftifer  biefen  3upanb,  g.  9.  ^btliptwB 
Don  ber  b«iligfl™  ©reifaltigfeit  (TheoL  myst 
P.  m,  diso.  3,  «rt.  2).  aber  trofi  bie  Seele  gu- 
meip  )Kintgt,  ifl  ber  @ebantt  ni^t  ber  eigenm 
SBenoerfung,  fonbem  Dielmebr  ber  ®ott  juge^glen 
Seleibigung,  bie  ni^t  me^r  gut  gemalt  meÄen 
gu  fbnncn  fc^int.  Sit  ®rB|e  blefeS  SeibenS  ip 
naib  bem  au§hrut[  ber  OT^fHer  nur  bei  §5llen< 
pein  Derglciibbar ;  f o  f agt  Sörbinal  39ona  {De  dis- 
oret  apirit  o.  13):  Haec  mentiB  obtenebratdo 
et  Toluntatis  aegritudo  est  adeo  terribüiter 
excmoiana  animam,  ut  posnis  infemi  jrimilii^ 
ease  videatur  . . .  Hoc  horriliile  tormentom 
poenis  infemi  aaaimilant,  qni  ezperti  atint 
B.  Seg  ber  Srleud^tung.  3p  bie  Seele 
auf  ber  9nfang8ffaife  ber  EBoDIommenbett  buri^ 
bie  Dotbin  erflOrtt  Steinkping  fi^  felbß  unb  bet 
Seit  abgeftorben,  fo  ei!^t  bie  ^tä\iS)t  IBnabe  fit 
auf  bie  Stufe  btS  Sortfd^ritttS  in  ber  SSolÜommen- 
beit  butc^  bit  Srleu^tung  über  boS  oSttlidbe,  in 
e^riflufi  ben  SRenfi^en  erftbienenc  Sotbilb  bei 
^eiltgfeitunbbie%[nregungkbeffeR91ad^bi°n<S; 
ba^r  mirb  biefc  gtoeitt  Stufe  Don  ben  nn^jtitern 
Tia  illnminatiTa  genannl.  Su^  biefet  ^cg  iß 
ein  Somenmeg.  Stgenüber  b«i  §ätt|ten  bei 
16.  3abrbunbertB  (f.  Trid.  Sess.  VI,  cap.  7. 16) 
muffen  nii  de  gSttli^i  geoffenbarte  SBol^^  fep> 
balten,  bafi  unfere  @ettqtigtett  unb  ^igleit 
ni^t  bie  im  ^ibucialglaubm  erfo^te  QteR^tighit 
Sbriflt  i%  glei4  alB  ixSt  biefelbe  nur  bie  unS  uk> 
tilgbar  bltibtnbe  Sünbboftigteit  gu,  auf  ba^  fie 
imB  niibt  mebi  f^ben  tSmte,  fonbetn  ba|  unt 
mirf(i(^  innerlid^  bur^  ben  beUigen  @eip  um  bei 
!BerbienPc  Sbrijü  nillen  gel^eiligt  nerimi  utü) 
mit  ber  une  gegebenen  @nabe  bei  ^eiligen  @eiflei 
bur$  freiefl  eingeben  unfereS  SSininS  in  bie  Don 
ibm  batgebotent  unb  getDirtte^ligunguiA  eifriges 


2093 


an^itiL 


2094 


€tre(en  nod^  Sfortfd^ritt  in  bec  Xugenb  unb  6ei- 
ligfeit  mittoirfen  muffen.  S)ie|  ober  erforbert  tm- 
meno&^renbeS  Opferbringen  unb  Semill^en.  (Spf). 
4,  15 :  Veritaton  facienteB  in  charitate,  cre- 
BcamuB  in  illo  per  omnia,  qui  est  oapnt,  Chri- 
stus. $]^il.  3, 13 ff.:  Quae  quidem  retro  sunt 
obliviscens,  ad  ea  yero,  quae  sunt  priora,  ex- 
tendens  meipsum,  ad  destinatum  jpersequor, 
ad  bravium  supemae  vocationisDei  in  Cluisto 
Jesu.  Quicunque  ergo  perfecti  sumus,  hoc 
sentiamus  (DgL  $f.  83,  6.  €pr.  4, 18.  (Scdl 
18,  22.  OP.  22, 11).  SHe  Su8fl)rü(l^  ber  l^ri- 
ligen  @d^ft  ffir  bie  äBol^r^eU,  ba|  nur  S^riftufi 
Siegel  unb  SSorbilb  für  olled  Streben  nad^  SoD- 
fornmenl^,  unb  biefe  felbfl  nur  bie  Sel^nlid^feit 
unb  (Sleid^f  örmigleit  mit  il^m  ifl,  finb  ol^ne  Qa^  (f  o 
).SB.(Ss. 25,40; ))gL^ebr.8,5.  fiuc.9,85. SRatt^. 
11, 29.  30)^.  13, 13;  14, 6.  3ttm.  8, 29;  13, 14. 
1  Sol^.  2,  6).  S)ie  aSöter  unb  bie  Selber  ber 
etxmgelifd^en  iBoIlfommenl^eit  tuieberl^olen  biefen 
®runbfa|  auf  ieber  Seite  i^rer  S^riften.  2)amit 
if}  uns  aber  ein  fo  erl^beneS  3i<I  vW*  ^i  ^^ 
es  nie  ganj  DoÜIommen  ju  erreid^en  mmögen,  unb 
es  fann  nie  eine  anbere  IBoIfonrnintl^it  für  ben 
anenfd^en  geben,  alS  ben  emften  SBiUen  tmb  baS 
bel^Iidbe  Streben,  Sl^riftuS  immer  öl^id^  ju 
tottboL  Sie  ^auptäbungen  beS  Srleud^tungSmeaeS 
finb  bal^er :  a.  99etrai!^tung  ber  l^eiligßen  ^ßerfon 
ei^fti,  feines  SebenS  unb  SeibenS,  feiner  Siebe. 
3o]^.  17,  8 :  Haeo  est  Tita  aetema,  ut  cogno- 
scant  te  solum  Deum  Terum  et,  quem  minsti, 
Jesum  Christum.  IRaria,  bie  in  einer  alle  ^ei- 
Itgfeit  felbf}  ber  Sngel  unermellid^  flberrageiu>en 
SBeife  Sl^rifii  Sbbttb  gemorben  ift,  übte  Dor  SOem 
biefe  Setrad^tung.  Suc.  2, 19.  51 :  Maria  con- 
servabat  omniaverba  haec,  conferensin  corde 
sno.  9(uS  il^  entnridelt  fid^  immer  DoOfommener 
bie  Don  ®ott  gegebene  flbematürlid^  SBiffenfd^ 
ber  ^ßgen.  S.  Bern.  Serm.  43  in  Cant :  Haeo 
mea  snblimior  Interim  philosophia,  scire  Je- 
sum et  huno  crucifixnm.  3n  ber  Setrad^tung 
muffen  xovt  Srleud^tung  fud^en  unb  suDerfid^tIi4  er* 
iDorten,  ober  nur  )u  bem  3mede,  bief em  Sid^te  nad^ 
augel^  1  ^p|etr.  4, 1 ;  2,  21:  Christus  passus 
est  pro  nobisy  Tobis  relinqnens  exemplum, 
nt  sequamini  vestigia  ejus  (SoL  1,  24.  ^br. 
12,  2  f.).  S.  Bonavent.  Stirn,  am.  P.  1,  o.  4: 
Haeo  est  summa  et  perfecta  religio  et  reli- 
giosa  perfectio . . .  sciL  sequi  Christam  in  pas- 
sione  et  morte  (t)gl.  Trid.  Sess.  VI,  cap.  11). 
b.  SBetrad^tung  unb  Skrel^rung  ber  ®e]^eimniffe 
unb  Xugenben  SDlaria  unb  ber  ^eiligen,  c  Uebung 
aller  Xugenben,  Je  nad^  bem  t)on  @ott  erl^tenen 
Seruf e,  unter  rafuof er  SBad^famf eit  über  aOe  i^nen 
entgegentretenben  inneren  unb  öugeren  Slnfein- 
bungen  unb  ®ef al^  unb  mit  bel^lid^m  Uaaopl\ 
gegen  biefelben.  d.  Unabläffige  Uebung  ber  Ser- 
einigung mit  ©Ott  in  ben  Uemmgen  beS  geifUid^ 
SebenS  unb  im  Sm))fange  ber  l^igen  Sacra- 
mente,  burd^  »eld^e  allein  bie  itraft  }u  allen  Opfern, 
Sntfagungen  unb  Uebemrinbungen  gewonnen  nrirb. 


e.  2)emüt]^ig  gel^orfame  Untertt)erfung  in  allen  bis- 
her genannten  SSei^fttigungen  beS  StrebenS  nad^ 
SJcUommenl^eit  unter  ber  Seitung  eines  erleud^ 
ititn  unb  erfabrenen,  für  fid^  felbfl  ganj  ber  Suc- 
toritftt  ber  irird^  treu  ergebenen  gfübrerS.  Ol^ne 
biefe  Ȋrbe  man  einem  gefabrtoUen  SubJectioiS- 
muS,  ben  traurigflen  SelbfUlufd^ungen  unb  bet 
9rglif}  beS  SSerfud^  tierfaUen,  mel(^  in  bet 
®eftalt  eines  Sid^tengelS  bie  auf  fid^  felbfl  t>er- 
trauenbe  Sede  auf  bie  fd^Iimmflen  Jrdpege  }tt 
ffibren  t>tx^t^t  Sie  Seelen,  xodä^t  ben  oben  er» 
tpfibnten  Slcten  beS  Srlend^tungSmegeS  treu  ob- 
liegen (illuminatio  activa),  merben  oft  t)on  ®ott 
ber  Sefd^uung  unb  bisweilen  felbfl  ber  SBifb« 
neu  (illuminatio  Passiva)  gemärbigt.  SHefefnib 
Derfd^ebener  Srt  ())gl.  Dionys.  Carthus.  Opuso. 
de  vita  Inclusarum  cap.  19):  a.  Yisiones  cor- 
porales,  (Srfd^einungen  3efu,  SDlarift,  ber  (Engel, 
ber  ^eiligen  in  menf  ($Iid^  @eflalt,  bisn)eilen  f dgon 
mäbrenb  ber  fjafftoen  Steinigung ;  fte  tterben  pttß 
cipirt  burd^  bie  för|>erlid^  State,  b.  Visionea 
imaginariae,  SRittbeilungen  bimmlifd^  $aD- 
fönen  unb  (Skl^eimniffe  in  einer  nur  bim  inneren 
Sinnen  mal^mel^aren  SBeif  e  unb  in  einer  Sd§bn* 
]^  unb  ^errlid^bit,  nrie  fie  fdrperlid^  Sinne  nie 
AU  f dornten  Demtögen;  biefe  nmnberbare  Seran- 
fd^id^g  gefd^ie^t  ol^e  alleS  menfd^Iid^e  3n« 
tbun  Don  (Sott  unb  ifl  l^meltteit  k)er[d^ieben  Don 
einem  ®ebilbe,  baS  fi(|  bie  $]^afie  felbfl  ge- 
flaltet  f^t  c.  Yisionea  intellectnaleB,  Eingabe 
(SotteS  an  bie  Seele  unb  CHngiegung  götffidben 
Sid^teS,  in  tteld^em  fie  fid^  fomobi  ber  i^  ju  Xbeil 
emorbenen  (Segenmart  (SotteS  ober  beS  göttlid^ 
,  eilanbeS  als  ber  Don  i^m  il^r  mitgetbeilten  SBal^- 
eiten  unb  ®e]^mnif[e  in  umnbeAarer  fflarl^eit 
unb  mit  unauSf)>red^Iid9er  93cfdiaung  bemu|t  toUb. 
SMe  unter  biefe  IHajfe  gel^örenoen  SSifionen  finb 
aber  )umeifl  ber  bbd^flen  Stufe  ber  SoHIommen- 
beit,  ber  (Einigung  mit  (Sott,  Dorbebalten,  tt^oDon 
unten  ju  l^beln  ifl.  (Ueber  bie  SÜflonen  f.  8.  Te- 
resa,  Yida  cap.  21.  27.  28;  Moradaa  6,  cap. 
8—10.)  —  iBon  ben  SKfionen  unterfd^eiben  fid$: 

a.  bie  Offenbarungen,  meld^  entmeber  in  Punb« 
gebung  einer  bisher  nod^  unbefannt  gett>efenen 
SBabrbeit  ober  in  (gntl^fillung  eines  fiber  oDeS  Ser- 
flanbeSerlennen  erbabenen  (SebeimniffeS  befleißen; 

b.  bie  göttlid^en  9nfprad^  (locutiones),  }u  mel- 
dten g^ören:  verba  successiva,  Anleitung  ber 
Seele  burd^  (Sott,  in  göttlid^  Slkibrl^eiten  unb 
(Sel^mniff e  fid^  ju  Dertiefen  (discursus  ab  ipsa 
anima  formatus,  sed  a  Deo  dirigente  pro« 
cedens) ;  yerba  formalia,  Sinftnxd^ngen  ®ot- 
teS,  meld^  bie  Seele  f^M  in  formulirten  9Borten 
ol^e  il^  eigene  Semubung ;  yerba  substantia- 
lia,  götUid^  an  bie  Seele  gerid^tete  SBorte,  »eld^e 
in  il^r  aud^  f of ort  eine  bef onbere,  burd^  fie  bejeid^- 
nete  SBirbtng  l^erDorbringen;  c.  bie  göttlid^ 
SSerul^rungen  ber  Seele  (tactus  diyini  in  anima), 
burd^  meld^  ®ott  unmittelbar  ben  SBiQen  erbebt 
unb  an  fi^  }i^(t  mit  ber  SBirfung  au|erorbent- 
lid^  SBonne  ber  Seele  (tactus  passivus),  )u« 


2095 


a»9!iit 


2096 


gleU^  aBet  auil^,  tpäl^xenb  berfelBe^  bem  3uge  ®ot- 

M  folgenb,  fU^  üN  ^0^^^  ^  ^^  ®^i^  i^ 
^f^tum  ®tabe  ber  Stlenntii$  unb  neuer,  bie- 
get entftnfe^enSJe?ertfl«»9*wAletet  (lieber  Me 
iMterien  |itr  Unterfd^eumng  tocSfctc  ubentotur- 
lidjfer  fS^ta  mib  gAttUd^er  Offenbanmgcn  üon 
f^d^  Sinbtibimgen  imb  bAnumifd^  Slenb- 
loerle  \.  b.  Sttt  Offenbontng,  SifUm,  SBeiSfagnste 
tmb  unten  n.  IV.) 

C.  aBeg  ber  (Einigung,  ^e  Seele,  n^eld^ 
Belarrlid^  auf  bem  SBege  ber  9tadUoIae  äefu  fort- 
f dieltet,  roUb  oon  ber  gütttid^en  ®niwe  bd^tn  ge» 
fffl^,  ba|  fie.  loSgefd^ftlt  Don  fid^  felbß  unb  ollen 
ÖefdUüfen,  fid^  mit  i^rem  gmqen  SBefen,  ollen 
Vfm  lernen  md)  oUem,  ttKiS  i](^  eigen  i^  (Sott 
gn  eigen  gibt  Sorfai  ift  fie  bonn  üoSIommen.  Ad 
apieem  perfectionis  christiaiiAe  in  hfte  Tita 
aMequibilifl  in  via  onitiYa  ascendit . . .  Unit 
namque  via  nnitiva  homiiiiB  memoriain  enm 
Deo,  ut  illinfi  semper  meEmor  sit:  unit  ejus 
iBieUeetiim  com  Deo,  nt  de  ipio  Bemper  co- 
gttet:  unit eJQSVohmtatem com Deo,ntillmn 
iemptr  amet:  unit  reliquas  homims  poten- 
tiaa  cnm  Deo,  qnatexuis  homo  earum  aotus 
•zeroet  «x  amore  Dei,  et  qnia,  et  qnomodo 
Dens  vnlt  (Schräm,  Lutitt  Thed.  n^at.  P.  I, 
§  162).  S)oS  SBefen  ber  (Einigung  mit  (Bott  ift 
Ue  DoIDommene  Eingebung  feiner  felbft  in  rein^ 
fler  Sidbe  an  (Sott  lim  bie  (Eeele  üoutommen  Don 
leber  anbem  Siebe  }tt  reintgoi,  beginnt  il^  (Kn- 
fUrung  in  bie  (Einigung  mit  (Sott  oft  mit  9er» 
laffenl^,  Zrodenl^  Zroftlofiafeit  inneren  Sri« 
ben  oSer  9rt;  nnio  obaenra,  derelictio,  deso- 
latio,  ariditaa  {inb  bie  Mn  ben  SOt^ftifem  baf&r 
gebroud^ten  9e|eid^nungen.  S>er  3uflanb  t>af« 
fitier  Steinigung  in  befonberS  1^1^  ®n^  nod^ 
auf  bem  (Emigungftoege  toirb  äbn  bann  oud^  ber 
Surd^gong  )ur  f^Mjlftm  (Eontem^dotion,  —  unio 
snavia.  S>o8  SBefen  ber  Sef^onung  oll  beS 
drunbocteS  be8  mirftifd^  SebenS  nmrbe  fd^on 
(Am  erMert  $ier jeien  nod^  näl^  Ue  tierfd^ 
benen  Srten  {euer  (Kontemplation  ongebeutet,  in 
roäätm  twrifi^d^  fid^  bie  m^fKfd^  (Einigung  be- 
tl^gt  £ie  ÜR^fnler  unterfd^en:  contempla- 
tio  cherubica  siTe  intellectiTa,  eine  Sef d^ouung, 
bereu  l^ouptf&d^Iid^  (Snobenooqug  bie  (folgen» 
|eit  ber  (Erlenntnil  ijl,  unb  oontemplatio  lera- 
phica  nve  affeotiTa,  bei  meld|er  bie  ®Iut  ber 
Siebe  fld^  ott  l^erDorrogenbe  ®nabenmirfung  er» 
tteiSt.  iAt  oontemplatio  cheornbica  toirb  jum 
®ebete  ber  9x0^  ober  beS  6d^tt)dgeu8,  menn  ber 
®ei{i  im  Sd^en  eine»  ber  (Sel^eimniffe  beS  gött- 
lid^en  (SlaubeuS  fo  f efigel^en  mirb,  bo|  er  t)on 
olem  onbem  2)enlen  abgezogen  unb  gom  kmn 
Ü^  obforbirt  ift  unb  gugleid^  im  @d^auen  ber  in 
il^m  liegenben  6d^5n]^,  Si^benl^ett^  Siebe  unb 
SieBenSmurbigfeit  mit  ooIKommener  Sefriebigung 
rul^t  S)ie  Wttj^  beaeid^nen  biefe  (Eontem))lo- 
tion  oud^  als  oratio  in  caligine,  ingresaio  in  di- 
vinam  caliginem,  ascensio  ad  superessentia- 
lern  divinamm  tenebramm  radium  u.  bgl.^ 


inf ofem  für  bie  Geel^  f o  lange  fit  bem  gBttBd^ 
Sid^te  fo  gang  uid)  gtrc  ||ingeg^  ifl^  oSäSnbere 
in  SbvaM  g^ült  bleibt,  g^Md^imc  för  einen  SRcn» 
\(Sim,  f  0  lange  er  in  bofi  Si^t  bes  @Mne  hinein« 
|d^,  fid^oiMSnberelMämnblt;  obersomuu, 
mors,  aepuleram  animae,  meil  bie  Seele  wSi^ 
cenb  biefer  Stul^  in  (Bott  ieber  SJfjm^  im 
entrödtt  unb  Ulem  ou^  (Sott  mie  idftgeßorben 
ift  S>dbei  ober  Vjt  (Sdft  unb  SSiOe  in  f^Ugkt 
SBeife  tbfittg  in  freion  (Bnge^  in  ben  gug  ber 
(Snobe  unb  Eingabe  an  (Sott  bec  fid^  tnerft  ber 
6ede  ^ingeg^ben.  S>er  l^L  93onaDentnra  befiidtt 
boS  ®ebet  ber  9tul^  (Opnse.  de  7  grad.  oon- 
tempL):  Qniea  eat  totina  animae  mira  quaa- 
dametmiaviatranqüOIitaa,  perinftiBamm>bi8 
ex  fre^poentia  orationia  dalcedsaem  eonereata. 
2tn  biefem  Sinne  finbet  fid(  l^dnfig  in  ber  mofti* 
fd^gyologietyr8toibrud;inen^ 
■üentiBm  et  otinm  •eotrara. 

Sie  eontemplatio  aara^ea  l^oH^d^  fid^  auf 
(Brunb  einer  b^täMm  Steigermig  beS  $abita§ 
ber  ^edogUd^  Siebe  unb  oBet  mtt  i^r  counq^ 
Qtaobentoirnnigen  beS  l^eiligen  CkipeS,  ndmli^ 
ber  moroBfd^  Zugenben  imb  ber  befoiAecfi  }tt 
il^  iwISommenfkn  Se£^Stigung  i^nen  beigEge* 
benen  9aben  be§  l^eifigen  (SeifML  SHe  SKt^üer 
unterf d^eiben  fie  in  ooiitenq^latto  ignea,  eine  9e- 
fd^auung  gbtttid|er  G^cimniffe,  Dcrbunben  mit 
einem  (mlerorbentlid^  gdier  ber  Side,  in  toel- 
d^  bie  Seeie  fid^  9001%  unb  iMÜfounnen  (Sott 
wvift  unb  iwn  gISpeito  Sd^nfud^t  unb  See» 
fongen  ergriffen  i{t  (dIe(Ereatur  {u  einer  imiOom« 
menen  SiAedgobe  fiir  il^  mod^  {u  ffonen;  raab 
ooniemplatio  flainniea,  in  ttdd^  bie  Siebe  |ur 
Stamme  toirb,  bie  im  Siebenben  oOeS,  moS  nod^ 
nid^t  DoObmwen  rein  i^,  anfiel^,  mog  aber  gut 
unb  l^eiBg  iß,  er^nrobt  unb  nod^  mel^  titxooi* 
lomnmet  3e  l^dl^er  babnrd^  bie  Seele  |u  (Sott 
ei^ben  mirb,  beRo  nu^  t^erbeodit]^  fte  fid^ 
fdbfl,  geiDinntOt>^ttoiHigfdt  unb  mtrb  non  cdtat 
ÜebeiUeibfeln  ber  (EigenOdbe  frei  SBettere  (Smbe 
ferotri^ifd^9efd^anung  finb:  eontemplatio  eon- 
faraiatiTa  et  resignatiTa,  ^ingAnng  on  (Sott 
mit  t^Denbeter  utd)  unbebingter  (Sbid^f örmigleit 
mit  (SotteS  SBiOen;  nnditaa  oontemplatiya, 
l^bdMkr  (Srob  ber  Selbffloftgettt  unb  So^d^ümig 
beS  Segel^xtnS  unb  ffiiHenS  tum  ollem  (Sef  d^- 
Hd^;  Bolitado  affeotiya,  fel^ud^ä«8  Sud^ 
(Sotteft,  meld^  bie  Sede  ^ft  burd^  ^ntst^ung 
feiner  trofireid^  Segemoort  nnb  f^etatfac^nag; 
•olüoqnia  afifoetiin^  SiebeSDerM^r  mit  i»tak,  ber 
boS  &fßm  pit  unb  fidi  mieber  finben  la^; 
liberias  BpintoB,  eine  Seieinignng  ber  Sttle 
mit  (Sott,  meU^i^l^l^ereS  geiles  SAenberart 
mit  feiner  Siebe  enifiammt  imb  mit  feinon  S«^ 
burdjbringt,  bo^  fie  oller  Xl^ätigfeit  ber  fia^erai 
unb  innerm  Sinne  in  feiner  Seifc  bdNnrf  mib 
aber  fie  in  DoOer  gfretl^  etilen  iß;  amor  1^ 
nerana  ober  plaga  yel  langnor  amoria,  ctm 
Siebe,  bereu  gfeuer  bie  Seele  |n  einem  9ranbo|ifer 
für  ben  (Seliebtm  mod^,  f 0  ba^  fie  fid^  m^ttfea 


2097 


9RQlliL 


2098 


unb  gleidbfom  serfd^eljen  mSd^te,  um  mit  il^m 
SineS  )u  feilte  um  f einehoUIen  fU^  ^er  au4  opftm 
unb  t)fr)e]^  wJUtU  fät  olle^  meld^  ®egen{lanb 
feiner  SieBe  {tnb. 

9li>d^  liiere  9rten  ber  Siniaung  mit  (Slott  att 
bie  d^erubif  d^  unb  {erQ)>^if  d^  (Ei)ntan))Iatimi  finb : 
bie  unio  lUapflui  passivi,  eine  Cinigung  0otte8 
mit  ber  Seele,  beten  SBitbing  DoÜIommeneS  unb 
fül^Iboreft  (it|fllltfein  il^  gonjen  SBefenS  Don 
®ott  \9,  (o  ba|  fte  bttt^  feine  aOecl^ig^  gött» 
lid^  acte  in  il^  fid^  angelegt  unb  }ut  S^eilnal^me 
an  il^  befd^igt  unb|iinge)ogenffll6tt.  SHe  3R^ 
führ  geBrottd^  l^ierfSr  j[e  nad^  ludUommenem 
ober  minbet  iwEfonratener  Srfabrung  biefer  Xuf- 
na^e  ber  Seele  in  baS  g5ttlid^  Sdben  unb  SBirf  en 
bie  SuSbrfide:  nnio  mysiica,  mora  mystica, 
annihilatio ,  sponsalitiuin,  oscuhim,  eastoa 
amplexus.  Siwlid^  bie  transformatio  mjratiea 
pasalya.  Damit  uiirb  ber  ^Nffit  (Brab  m^ßifi!^ 
Sefd^uuna  bqeid^net  auf  meld^  bie  %itäii^ 
mäßit  an  ber  gftttli^en  Statur,  toäift  baS  SOiefen 
ber  (eiligmad^mben  (Shud)e  auimad^,  )ur  l^jlen 
in  einem  reinen,  notb  ouf  (foben  monbemben  <Be» 
fd^fit^fe  realifirboren  SoSfornmenl^  entfaltet  unb 
aU  fein  $>tmn.  Sieben  unb  &mbeln  Dom  (Brifle 
(SotteB  bur^brungen  unb  DemArt  i^  SHe  Seele 
ifi  barin  ber  SBeitinigung  mit  ®ott  im  f^immel 
am  nftd^^  gebmmen.  QkxL  2, 20:  ViTo  autem, 
jamnonegOyTiTitveroinmeGhristuB.  2(Eor. 
8,  18:  NoB  omnes  revelafca  fade  gioriam 
Domini  specnlantes  in  eamdem  imaginem 
tranaformamiir  a  claritate  in  claritatem  tam- 
quam  a  Domini  Spirito.  2)iefe  Zrandformop 
tion  in  boi  göttlid^  Seben  ifi  e8,  meldte  bie  m^« 
füfd^  (E^  genannt  mirb  unb  fld^  befonberS  aI8 
Ummanblung  in  ben  ge(teu)igten  (Bottmenfd^ 
in  Qu^erorbentlid^er  imu}efiliebe  unb  Seiben9- 
fe^fu^  ermeiSt  (f.  l^erüber  S.  Teres.  Mor.  7, 
cap.  2).  9eu|ere  Srfd^einungen  ber  innem  Eini- 
gung ber  Seele  mit  ®ott  in  befonberS  erl^bener 
SBeife  finb  bie  Serjüdbrngen  unbiStftafen  unb  bie 
Stigmatifotion  (f.  b.  betr.  9rtt). 

ni.  ffenngeid^en  ber  »al^renSRQfiit. 
Die  m^füfd^  9cte  unb  SnfUInbe  finb  erl^oben 
über  baS  gem^nlic^e  dbrifUid^  Zugenbleben,  unb 
fie  fd^He^en  bal^  aud^  (o  oid  beS  (8e(einmi|ooIIen 
in  fid^,  bo|  eS  ol^  befonbere  9eföl^igung,  bad 
SBirfen  beS  QkifteS  Sottef  Bor  su  ertennen,  nid^ 
mbglidft  ijt,  bei  au^ergem5|nHdDen  Srfd^eiimngen 
im  menfd^Hd^  Seben  unb  ^anoeln  rid^g  ju  be« 
urt^eilen,  tt«8  baoon  auf  flbematürlid^  ®mnbe 
berul^t,  unb  maS  ber92atnr  ober  etma  bm  Süoen- 
gcifie  )ugefd^rieben  merben  mut.  918  erfieS  Irri« 
terium  f&  ben  (Seift,  ber  on8  benSebren  unb  ben 

Derftfinbli^  bie  MUenbete  Sleinbeit  be8  ®Iauben8 
gelten,  fo  ba|  bie  oorgeUid^  l^bl^eren  Otitti^- 
lungen  nid^  im  geringjßen  SBiberf)nnd^  mit  ber 
göttlid^  geoffenbarten  SBal^]^  füllen.  Sobann 
finb  in  SetradUjut  )iel^  bie  Sfrud^e,  toeld^  fle 
l^orbringen  (Olattl^.  7,  16).   Die  bem  gbtt» 


lid^  ®ei{te  entfiammenben  ^rud^e  aber  0Ht  ber 
bL  ißaulus  auf  (&al  5, 22).  Diefe  atte  baben  }u 
C^rem  innem  SBefen  (Entfagung  unb  Selbfioer« 
läugnung,  Siebe  unb  0|)f  ermiOigleit,  Demütig.  92ur 
bort  alfo,  too  mit  anfd^enb  auBerorbentlid^ 
drleud^gen  unb  Offenbarungen  unb  mit  be« 
f onberen  ®aben  bed  (8ebet8  unb  be8  SBerle^rS  mit 
®ott  fid^  Demütig  unb  o)>fermilIige  @otte8-  unb 
TUd^enliebe  aI8  gfrud^  oerbinbet,  unb  gnxir  nidU 
etma  nur  in  oereinielten  Steten,  fonbem  in  einer  fo 
bel^rrlid^  Udbung,  ba|  biefe  Xugenben  ba8  gange 
®e))rAge  be8  SebenS  unb  ^bebiA  einer  ^rfon 
büben,  f mm  man  mit  ®mnb  annel^men,  ber  ®eifi 
®otte8  fei  ber  Url^eber  beffen,  uxi8  in  ii^r  oorgd^ 
unb  tt«8  ^  9uff aOenbeS  an  il^  funbgOt  (3f . 
57, 15;  66,  2.  ^.  187, 6.  Suc  1, 48).  3e mel&r 
eine  Seele  fur  (Einigung  mit  ®ott  erl^oben  mirb, 
befio  mel^  regt  bie  göttlid^  ®nabe  fie  an,  fid^  tief 
lu  oerbemätl^gen,  fid^  felbjt  {u  oergeffen  unb  93«- 
oemätl^igung  burd^  Snbere  nid^t  nur  ergeben  )u 
bulben,  fonbem  fogar  )u  liebm;  amat  pati  et 
eontemni  (OgL  Stattl^.  5, 10.  «M*  ^/  ^1-  (!^- 
6, 14.  1  $etr.  4, 14).  Die  SimüStur  be8  ®eifie8 
(SotteS  ifi  an  il^  unoerlennbar,  oie  Qerdl^nlid^g 
nfimlid^  mit  ber  3Rmf d^  gemorbenm  emigen  ^ig- 
(eit  3efu8  ei^finS. 

Die  Seu^erungen  fold^  gottgefdQigen  (Befin- 
nung  finb:  a.  ^i|traum  auf  ftd^  felbfi  tmb 
Sur^t  einer  Zänfd^ng  }u  unteniegen,  bie  um  fo 
grö|a  mirb,  ie  mebr  fid^  bie  ®nabengaben  fieigem ; 
b.  gfin^idfte  Untenoerfung  be8  eiaenen  SBUIenS 
unter  ®otte8  SBiIhn  unb  unter  bte  Seitung  be8 
Seelenfulftrer«:  c.  Sorgfatt,  alle8  Xufterorbmtlid^ 
gtt  meiben,  uno  infomeit  e8  Rd^  bon  f^ft  barbietet, 
e8  )tt  twrbergm ;  d.  grb|te  ^ortl^tit  be8  (8emiffm8, 
9u|eifer  unb  Siebe  jur  Sbtbbtung;  e.  tief  innerer 
Sedmfriebe  aud^  im  Seiben  unb  bei  SBerfhmung 
unb  Verfolgung.  SBo  fold^  ihnterim  gbttlid^ 
(Bnabmn)irfen8  fid^  finbim,  fel^m  mir  oud^  oft  bie 
etnfad^jien  unb  auer  ttnf|enfd^id^8ilbung  ent« 
bel^renbm  Seelm  gn  ben  ^1^  ber  9ef  d^mmng 
erboben;  benfelben  t^  fi4  ®ott  in  ]^immlif(^ 
ftlarl^  unb  Sid^tfüDe  mit,  bie  oerbunben  ifi 
mit  größtem  innmm  Sfrieben  unb  einer  (Eoibeng 
ber  erl^Umen  Slittl^Inng,  mit  ber  feine  nur 
menfd^Iid^  (Bemi|^  aud^  nur  oon  f eme  fid^  t)er- 
gleid^U^ 

Dagegen  finb  Pewijeid^  eines  rein  natärlid^ 
SBirbnS  ober  gef^rlid^  81enbmerle8:  a.  Sin- 
genonunenl^  oon  fid^  felbfi  unb  ^rtnddKgleit 
be8  eigenen  Urtl^;  b.  Sud^t  fid^  bemerOid^  )u 
mad^jen»  Snbere  miffen  )u  laffen,  meUber  (Snobm- 
ermeifimgen  man  fU^  erfreut,  unb  i^  äntereffe  fflr 
fid^  r^  }n  mai^;  o.  Siefriebigung,  Don  fid^  felibfl 
reben  fu  (ömten;  d.  Zrauer  unb  SBibenoiDe  bei 
SeAemfi£^gungen;  e.  Serlangen  nad^  Zröftungm 
im  (SMbete  unb  Umgang  mit®ott,  mit  bereu  Suf- 
bbrm  aud(  ber  (8ebet8eif er  ein  (Enbe  1^  ^  be- 
fonberS  fentimentale  Sefriebigungen,  bie  in  ben 
religibfm  Uebungm  gefud^t  toerbm;  f.  Unrul^, 
Ueberbml  unb  mürrifd^  SBefm  nad^  t)otauäF 


2101 


aRqfltl. 


2102 


frit  oui!^  ütiti  b»  S^if nuclt,  unb  int  britten  Otben 
bti  ffi.  S^ranciScue  unb  ^otninicuä  jaulten  unter 
QlKn  äJtitQlitbtm  CMtligt  auf  btm  l^tont  unb 
in  btn  nitberen  fflQfjtn  brt  SJoHeS,  unler  ben  @t» 
Itl&rtoi  unb  untn  ben  atbtittm.  9lt5nli^  bra 
ungtf&^i  tn  bei  iDetttn  ^älfte  btS  12.  SaHun- 
btitS  in  SBdgicn  tntßmtbnun  unb  Don  bort  au8 
au^  in  ^ut|4ilanb  nwit  Hibieittttn  ^guinen 
<®tnDffnijd^ftcn  bon  f^nmmS^itrfDnin ,  at^t 
o^iu  ÖTbtnfiQtlübbt  ein  fiommri  Sebm  fügten 
tDoUen)  unb  H)äteren  Seg^bcn  (bnortiQen  Sßet- 
einen  Don  utSnnlic^Sßetf  onen)  fe^  fti^  bic  btitten 
Orben  ali  aufgabt,  aui^  Sßeijonen,  btc  nid|t  }um 
ffloftetltben  berufen  finb,  befonbem  ©cduh  jegen 
bie  @e|abren  ber  SQJelt  unb  ttfDl8reiii6tte  Sntwiß 
ju  einem  Uollfommenem  Seben  )u  bereiten  (f.  b. 
tinfd^Iäg.  9itt).  Sn3  ben  Bieten  Don  @ott  mtgei' 
oibenUid^  begnabtgten  unb  ju^c^eiSontemplation 
beru|enen  Seelen  bic|e3  Seitobf^nttteS  in  bei  ftfi- 
^li^en  €in{amteit  mu^  nents^enfi  eine  ^ieina' 
tnentlie^  aneefü^  tsctben,  bie  ^L  ^Ub^orb  auS 
bem  Oiben  bei  Sintbicttnennnen,  geb.  1098. 
3^t  gonj  befe^oulic^,  f^on  feit  ben  Xagen  i^iei 
Jnnbl^eit  an  Sßunbtm  iri^  Stben  nur  burd^ 
i^n  ouSgtbieitctc  fi^riftpelltrifc^  3:^tigleit.  bie 
nui  in  tineni  ^bfjem  Si^iisma  bcgiünbet  fein 
bmnte,  öuleifl  fnid^ai  miS)  au||en  (f-  b.  Sit. 
&ilbeearbls).  3uelei{^  mit  bei  ^I.  ©eittub  im 
13.  unb  bei  ^L  Srigitta  im  14. 3abi^nbett  ba- 
llet fie  bie  ^lic^e  XriaS  Don  qeiltgen,  jum 
niQ^f (^  Seben  unb  gugleic^  |ui  fii^HIi(^  9Iai^ 
Menf^oft  i^ier  Offenbarungen  berufenen  gfiQum 
uno  Stungfrauen  beS  anitttlaOnfi.  3)ifp  tDoiäber- 
Vupt  eine  Seit  lebenbigen  ®IaubenS,  ber  bie  @eclc 
oeS  sefammten  fodalen  SebenS  unb  gUiii^einxife 
bie  @runblage  nnb  ben  Sritfüem  aOei  JEQiffcnf^ 
bilbetc,  mie  n  ou4  bei  ffunp  bte  aufgäbe  fleOt,  ben 
oBttli^  ®e(eimitiffen  mögli^fl  narbigen  tibi* 
M|en  änSbnid  )u  geben,  ßme  gtoge  3bee  einigte 
bie  ÜJödei  troll  t^  Dielen  Sonbeirnterrffen  ju 
legem  Streben  unb  flelbenmfil^igem  ffaDi))fe,  — 
bte  SBiÄergeminmRig  bei  ^igen  Stätten  unfern 
SilSImig  burii^  bie  ffrtugjäge.  3)te  ebcl^  ffraft 
ber  91ationen  flellte  fi^  Im  SHttertl^  in  ben 
3)ien^  berSidigioniinbi^ier^eirisfttnänttnffen, 
unb  bte ^enlic^ßc giui^t biefrtuvif^en Stdigim 
unb  ntOnuIi^tr  ^ft  unb  S^ien^ftigfeit  ae> 
fd^Ioflenen  SSunbcS  iDuiten  bte  Stitteroriien.  Igl 
ifl  bf grtifli^,  ba^  unter  fol^  Ser^dltniffen  baS 
üanb  mit  fllSfleni  fi^  btbeotc  unb  aSent^Iben 
^d^  rtii^  mq^f^  £eben  entloicltlte. 

S)ae  3eitaIteT  bei  Stenatffance  bagegen  mai^te 
ben  9nfang  jur  Seiäugtrltilbttne  unb  SSerUelt- 
liitiung  bei  Societät,  bie  fi^  in  ben  folgenben 
Satir^nberten  tin^It^,  fodalei  unb  politif^ei 
9let)olution  immer  tneitei  jur  Sotlentfrembung 
auSbilbete  unb  in  bei  ©tgtmiwrt  bis  ju  einer 
weil  Detbreiteten  ©otteBIäugmmg  f  ortgefd^ritten  i% 
au4  in  allen  btefcn  Sa^^unberten  mirtte  btr  ^ri' 
lige  ®tip  in  ber  Äin^c  ®otte§  fort,  rief  go^Ireic^ 
Drben  in'B  Seben  rnib  n^ielt  ber  SSraut  eSriffi 


■  i()rt  ^ru^tbartdt  an  Ofifiaen.  €8  Ifl  aber  tn 
i^ucn  Dor^errfi^enb  bec  tSnuf  bei  %))o|loIateS 
iinb  ber  Siebe,  rotlt^em  bie  neueren  Orben  btentn 
itiib  mit  meinem  fii$  bdS  mqflifii^  Seben  biefer 
^erioöe  unbinbet.  3)ie  ^eiligen  biefer  3<it,  neli^ 
nitiftifc^e  ßonteiuplatinn  mit  bem  tl^fitigen  Seben 
in  er^übenftfr  SBeife  ixitinigt  %dbttt,  ^interlte|en 
un3  gtofeentlifils  auä)  ©djriften,  »e^e  über  baS 
buntlt  ®cbi(l  btä  mqflüt^en  SebenB  baS  Dom  bei- 
ligcn  ©tifie  i^nen  mitgtt^eiltt  Sit^  MibreitetL 
^iefc  Sd^iriftm  ge^ürcn  ju  ben  l^li^flcn  !Bf Uten 
ber  SBiffeiijt^aft  in5ftif(f)er  S^ologie,  Don  Bel^ 
toir  jegt  ju  tionbeln  tiaitxi. 

V.  fflijfenjc&Qft  ber  m^fliftöen  S^eo- 
logie.  21}iitiaoeRbt3t)tibnSm^ftif(be Seben  unb 
^onbeln  on  fitt)  betract)tft,  unb  biefe«  nritb  Don 
bfü  Sdiule  gerne  bfjfit^nel  nl8  theologia  myatioa 
experimentalis  ober  elicitiva  ober  objectiTB. 
3Birb  ba3((Ibe  naä)  roiffenidjaftlidtier  SJltt^Dbe  nnb 
ii)ftematii($  horgefleÜt,  \o  entfielt  bie  tn  frfll^ertn 
Seilen  an  atübemifc^en^nitalienaBbefonberet^eo» 
logiidfe®  iäciplin  gelctjrte  ttieoIoBifd^aftvIii',  theo- 
logia  myetica  directiva  ober  doctrinaliB,  uel^e 
fid)  befiniren  !ä{[l  alä  „3Btj(eiif[^a(t  ber  DoMom« 
meneu  (finigung  ber  <3eelc  mit  @ott  ber  abfotuten 
2SnVI)eii  unb  bem  untnblic^  ®ute,  infoueit  fie 
naäj  iBerftanb  unb  aBtQen  jufolgc  gbttli^  Offm- 
borung  mitlelS  ber  ütenrntürtid^ien  @nabeniDir> 
hingen  beSbeiÜß'n  ®eifleS  im  gegenmOitigen  Seben 
errtidjbar  ifl".  gbr^aterialobieet  ip  mithin  pri- 
mär ©Ott,  nie  Er  fii^  ber  Seele  jum  Stauen  imb 
jur  Siebe^nißung  auf  mannigfa^e  Steife  bat- 
bictet;  fecunbar  a.  bie  gnabenooHt  (KrablafTung 
©otte?  JU  ben  ju  6B(ieiir  SßoHfomBieu^it  btrufe- 
nen  Seelen  unb  fein  Öinabennjirfen  in  i^nen,  b.  Sit 
Don  ©Dtl  gerooDte  giingübt  ber  begnobiflten  Seele 
an  iftn  jum  S'^^Ie  'ti"  (SiiHgung  mit  i^m.  3^ 
gorraalDbjffl^ülbiejeSIBitieiif^ftgemeinfammit 
üUen  t^eorDgii(ften  Süäciplinen,  nämfiiJti  bie  uu- 
fclitbare  tit^lid^e  Sei)« ;  ebenfo  tbre  Erfenntnife- 
quelten,  bie  Ijetlige  ©djrifl  uiw  Irobition.  35r» 
gilfSwifftnit^üften  {mt:  bie  aJloroItl^Dlogie  0» 
ScrQuSff^ung  für  fit;  bie  Öagioloßie,  bieSBio- 
graptjie  ber  ^eiligen ;  *patri[tit,  S^np»«  *■«  W' 
ligen  SSöter  unb  btr  ^eiligen.  3ni  tn^en  imb 
eigentliä)en  Sinne  fc^Iiegl  Bie  mijfKf^  Sieologi« 
bte  ^ISctfe  nidit  in  fi4  fonbem  eS  gel^ört  biefe  Diel- 
mebr  jui  ajlDrolt^tologie,  bü  fie  ju  ftrem  Objed* 
nur  bieienige  SßDatommenl)dt  ber  lugenb  Jot, 
iDeli^e  in  alltn  Slänben  unb  SJer^ItniRen  ntJJg- 
li*  unb  na*  loeld)«  reenigflcn«  ju  preben  für  ofit 
l^fli[I)t  ift.  ffiQ§  Object  b«  gHtiftit  ift  ein«  böbnt 
a.'ereinigung  mit  ®oll,  ju  meld&er  ein  bejonberer 
a^enif  unb  ©nabemoirfungen  aufieioibentli^ 
')lrl  erforbert  werben,  unb  in  oelc^  bie  burc^  bie 
^Eilignmc^enbe  ©nahe  ber  Seele  gefc^enlfe  Snt^ 
nolime  on  ber  götlU^en  Dlatiu:  Don  i^r  nii^t  me^ 
blofi  büxi)  ben  ©lauben  erfa&l,  fonbtm  in  i^rem 
Siinerften  an  ficb  f«lbff  erfabren  »iib.  5)üraul 
eitlütt  fi*  baä  3lerbältniB  ber  SBiffenfi^oft  ber 
ajipfti!  JU  ben  anbeten  Ideologif^nSäiffenfi^Kiften. 


2105                                                  Wqt^Dlogit.  2106 

lErfoIflc  aSofTuit.  ^o1)t  Stbeuhmg  fOt  hit  m«-  ba|  bie  @Bttagt11aItnt  mt  tntnfii^Iti^  Vcifottn 

pif^c  X^plogit  ^t  auc^  tuS  claffffd^  aBnt  9)e-  b«  Qoijtit  bebttttettn,  btten  X^atm  tmb  Cileb- 

iROtcli  XIV.  De  Servonun  Dei  beatificatioiie  niffc  in  ein  fibemirtfldi^eS  obti  p^mtoftifd^ 

«t  Beatomm  canonisation«.    (Sgl  P.  Dom.  ®ttixnib  «fltibd  fettn.  Süitfe  Sti|i(^t  ant  etn> 

Sohram,  Inatt  TheoL  my rt.,  2  tomi,  Aogoat  jelnoi  Scf^iMi^nibtni  triäbrnnitn,  DkU  fte  cf 

Tmdel.,1767;P.Phmpp.a8S.Trimt,6niiiiiia  tmibtt,  ba  ffl^l^tli^  entoidtbms  emtnan- 

TheoL  myst,  8  tomi,  Pribni^  1875 ;  ÄBirtI,  fong  Um  (w^cmtinem  SntntHt  ju  gtitn,  ntib  fo 

S)ic  ^fH.  TOqfHf  I  onb  H,  »tatiiltera  1886  f ;  fonb  (1t,  naAbon  baS  Su<^  beS  eü^nuS  ii^S 

JReutsni,  X^  bcr  SocjtU  IT,  SRfln^  1860,  Sateinif^c  überfttt  nxn:,  ou^  M  btn  9Utntm 

65  ff.;  Sirt^Bifill«,  (StiejOüp.  bcT  X^I.  g  106,  (Einsatie.  3n  mutnc  ^rit  ^«Aen  bit  orie4i|^ 

SmÄe^nt  1874 ;  €ciininKai,  SnleHnug  )ui  W^  Wt)%n  bcn  SuhnnsaiRnift  numnigfadfR  Gpecu- 

X^L  ans  btnt  3talicnifd^  2  X^Ie.,  S«^*-  (otion  Obec  bcn  «Wt»  wtb  Mt  iBebtntunfl  bti 


bing  1856  imb  1856 ;  Fr.  9Ibttt  aRoria  ajtffi  9lt|t^  Obti^otttit  «Mlbti  S)it  t^tißlti&m  Ot- 
0.  Pr.,  %t)Oloeic  bt9  e^Rit^mS,  it\.  T,  gtti>  I^rttn  folgttn  lunft  btm  f^on  Don  btn  fftnfnt- 
iurg  1889.)  nßnmti.]  Dfitcm  gtstbnun  %nfto$,  tucm  fk  bie  eefammlt 
SMf9*I*fl<  iP  bU  £t^  Bon  btn  ÜRq^  grit^f^t  !DIl)t^tnbiIbune  all  tint  Umfitfialtnne 
ober  .idiatfiftn  @OQtn'  bti  l^bnif&R  S&Oti,  btr  im  Xlttn  Xtflamtnt  nirbn{|tI(Qtcn  UrofM* 
btfonbtt«  bn  @riti^,  bti  btntn  fli^  bie  ^ti)tn  bonmg  einOrltn.  %nbtR  @tlt^  utoatat  in  btn 
flm  niil^ftnt  oiilgtbäbtl  ^btn,  obn  mi)  bn  Sn*  !UititI}en  ;)(filoJDpl)iid)e  Spcailationtn  täiliiat, 
fcgtiff  b«  W  tinnn  Soße  BDiJonbentti  «Ölpl^m.  mlä/t  doii  ben  ^Uieftmi  bem  5SoIt  tn  potfif^ 
StoßrinlWd^Huflbtucfiiüdocbtbtiittttiiriprung'  ©eflalhingbargtfeottnfticn,  um rintn (EtnflnS mf 
m  .ffiort"  obtt  ,31tbt',  glri^wtrt&ig  iini /Ö70.-  baSftlSe  ouSiuiibcn,  wä^Tenb  fit  tlnt  gtliluhttt 
9I04  ßttobotS  3tit  erhielt  ti  bit  Stbciitimg  M  StetigianSfcnnhiifi  für  fi^  unb  fQi  tinjtint  ßin- 
lotrinip^  fobda  obn  in  ttna  btt  moberntn  gtiMi^le  in  bcn  {ogen.  Sn^fterien  btUM^tttn.  S» 
.Stotiibt'.  9Iai!^  btnt  ittiQtn  €)inn!^tbnmii^  ifl  ntbnt  aber  mad^le  fic^  balbaudiniieba  bit  Snf^t 
(in  Wql^id  obn  eint  aR))l^  tint  in  ®tf^^U^  gtitenb,  bie  ^eibnifditn  Wi)lt)en  feitn  nur  tiotttfi^c 
etegtllfibtti  ffimfltHnnn  ob«  SB«,  mtb  imn  mit  SarfteHungtn  ber  erfd^tinungen  unb  fBorgflnBt 
bei  Seft^rüntuns  onf  bie  Ob^  nneUlfen  S0l>  in  btr  SZatur.  ^ieft  lanfidit  tft  btfonbert  bei  btn- 
^hmfltn  bei  ^eibnfli^n  8B0tt,  btren  gdfHgt  itnigm  ©tlt^rttn  ttErtfd)tnb  gmotbtn,  mtl^t  fl^ 
®tf4i4tt  itgtlnidlig  mÜ  ber  aR^^enbllbimg  bt>  btt  fogen.  DergUii^cnbtn  aRqtI)oli>git  jngtnKnibt 
ginnt,  ßitrbni^  ip  bie  SR^  twn  bei  Wlröotit  ^tten,  b.  b.  oxl^t  btt  Ttifit)ta  bei  dritten  im 
n  imttif^tiben;  lent  iß  Solffionft^annna,  bitfe  3>>f(nnmenQang  mit  btn  iritgtfifcn  SJorfttHuneen 
tepnbmifi  eines  ginjelntn;  tent  toirb  alfl  Seditat  aller  V'&n'Wf"  SnbDgennunen  gu  erTMien  fn((|nL 
l^ingnunmnm,  bitfe  Don  Dornbeiern  0(3  biofit  IEin>  Sie  geiummte  ^htt^Dlogie  bn  erftem  €inRt 
Qtibung  bttiai^ttL  €tlbß  foli^  SR^t^tn,  bei  lägt  fid)  Quf  bie  Slntrtenimng  bti  einen  X^tfoi^ 
ukIi!^  bit  dttgorif^  S)(nplItmQ  gonj  offttib«  juiüdfü^ren,  ba|  bie  rtügiüie  Qa^  btt  Reiben 
iß,  mit  bit  griti^ift^  twn  ^mtt^oiS  unb  <Spi-  ebenjo  toie  bit  g(|d|ic^tlid)c  Sogt  tinen  Htm 
mtt^itf,  tmnben  bei  bcn  IBiit^  oIS  Sqfi^Iung  t)iftonf^  9[!af)r^cit  enlliält .  inbtm  fit  bit  t^ 
Dotl  X^fo^en  bttniAlet,  nä^nnb  btn  flfo|>if^  ligiäfe  Urübnlie[enit:g  ber  'Iteifii^^t  )u  t^ 
SabeInnitntatt^poiif(^®IiiHbcgt(denftn)nibt.  urfprünglic^cn  @mnblagc  l)at.  iluf  tint  Ui> 
3Rm  fya  vmlfi  H^ulonf^t  nnb  {p^opilif^e  Vbf  übeiliefemng  benimm  fii^  juiiS^  olle  ^bni> 
t^  unleifi^itben  nto  eifltit  all  «inneÜinngnt  j(^cn  3ni)l^oIogien  ftlbft,  unb  nttle  »offen  fie  fo> 
Wn  icligi^  Snft^otnntgen,  Ie|ttit  oB  pom[fy  gar  auf  bit  ttfttn  ^Ien)(^rn  obci  ont^  —  twl 
Soifiellüngen  bon  9talaititemitnif|eH  betni^^  eigentlich  ba^felbe  ift  —  auf  eint  QBttli^t  liebet- 
n)oI[tn;aI(eineliflbe{b<n^eibnif4tnSttIigiontn  lieftrung,  aljo  ein;  3rt  gättli^«  Offtnbonme 
loummBjH^,  bleftnUnteifi^itblefi^uftoIten,  tnell  jurüttfü'^ren.  3n  biefeiti  Sinne  nmrtmt  au^,  be- 
bet ©ottelbegtiff  gn  fiü^  mit  Min  SSegriff  ber  jonbet^  im  Drieni,  biejenigcn  allen  ©d^ripen, 
IRotui oei[(^Dl)en  uiiib.  <Eint  fol^llnttif^«*  i[)el<$tbie^fi;ttienunbTrliiiiöi(n€agtnbei9)ö(Ili 
bmtg  abn  ffäi  ben  Vn^  iiti  Kufibilbimg  bei  Atz  <mi)  btt  bti  bem  iEtdtuI  von  niteil  If«  ge* 
ÜtQtlEloIoait,  unb  }n»i  gnti^  bei  btn  diit^tn,  bei  biüuc^lic^  £nnblungen  mtb  Sieber  tttt^tm,  Ott 
tatU^  btt  aR)|t^äibübmiß,  ben  reiben  SInlagen  heilig  «igcfeben  unb  1^  Sbfajfimg  btn  ®Iltttm 
bei  ^dItnif^@ctfIclent^Tt(^,  fi^  «tn  leT^-  obet  etfleii  9Rcnf^  felbfl,  Vit  in  3nbitn  bem 
ßm  unb  matmigfalrig^  gehaltet  ^i  €eitbem  39ni!^  obet  bcfftn  @oH  ^«R  nibifd^  €int|Iut> 
4.3a^^mtbeitD.S^.btg(itmengiie4tfi^$^ii[o>  batrtutt^rin  3Rema.  in  lUg^ttn  btm  €k^nnt> 
\opi)tn  unb  tMftn  3aiS  oIS  bcn  SBoHenl^iiinnel,  fecretiti  btS  elften  nenfi^ii^  ®Dttrt  OfiiÜ,  bem 
ItioSo  all  bie  Sorate,  bna  all  btt  Stift  u.  f.  f.  X^ot-^timd,  jngef^iitben.  9m  riii^tigflen  nnb 
in  ttflättn,  unb  bot  biefer  lationorifHfqen  Inf-  QoifhR  ii^  uit^It  übet  btn  Uifpnmg  bei 
faf|intg  ottMuxmb  im  SoIRbenu^tfein  Hl  gut  9R^^  bei  ttltu^tttt  ^tibntf^e  ^^foti^  $IatD. 
AtiftTu^  3ttt  immer  mt^  bei  alte  naiiM  @dttcr-  Sr  fagt ,  im  Unfang  ^be  bie  IBott^  bie  ttn- 


^Imibt.    3m  ®egenfo|  boju  trat  bei  €iciHei  gtboientn  Slenfd^  nit^t  mit  tijogtn,  fonbttn  fit 
ml  um  800  mit  bti  Se^ouptung  ^erboi,  aui^  geratet  unb  geführt,  mie  j^t  bie  Slenf^n 


eti^memlu 


2109 


ÜR^t^oIogif. 


2110 


gionen  in  fold^e,  in  mlfya  befonberdbie  meberen 
@eifter  Detej^rt  loerben,  unb  in  fold^,  toorin  rin 
l^ö^eret  ®eiftercuItuS  ^etDotragt.  ^e  nieberen 
®eifter  finben  befonberd  bei  rol^  unb  undtrili* 
firten  SöHem  i^re  SSml^rung.  Qu  biefen  gel^ören 
bie  9}eger  mit  i^ern  gfetifd^iSmuS  (f.  b.  9rt) 
unb  bie  norbafiatif d^  935Ifer  mit  i^rem  €d^a* 
niSmuS  (f.  b.  Sri).  SDerSuItuSberl^öl^emeeifier- 
mli  finbet  fid^  bogegen  mel^r  bei  ben  alten  gebil« 
beten  iBdIfem  im  Orient,  ^iec  unterfd^eibet  man 
ben  @abaiSmuS^  b.  l  bie  Steligion  ber  alten  l^eib- 
nif  d^en  Vraber  Dor  ültol^meb,  toeld^e  neben  einem 
einzigen  ^dd^ften  ®ott  bie  ®efKme  unb  Planeten 
ald  ^@i|e  bec  ^öl^eren  ©eißet"  t^ttffxivx ;  femer 
bad  ÜJlagiert^um  ober  bie  Steligion  ber  alten  (SfyiU 
böer,  meldte  ebenfaUd  ben  (Seftimbienfl  l^atten  unb 
im  glauben  beS  SinfiuffeS  ber  Stemgeifter  auf 
baS  @d^idfal  ber  SDlenfd^  bie  Sftrologie  auS- 
bilbeten;  enblid^  ben  $arfidmuS  ober  bie  Religion 
ber  alten  Sßerfer,  rod(fyt  eine  (Seiflerl^ierard^e  unter 
bem  guten  unb  bem  böfen  @ei{t,  Ormu^b  unb 
S^riman  (SRid^el  unb  Sucifer  entfpred^)^  auS- 
geftaltet  unb  an  biefe  bie  {id^tbare  materielle 
€d^öpfung  angetnüpft  l^at,  fo  ba^  fte  bie  Snt- 
fte^ung  ber  (&tx\itttotlt,  toit  mtf^x  ober  minber 
har  QÜt  Reiben,  ber  fid^tbaren  @d^öpfung  ooraud« 
ge^en  läft  (f.  b.  Sri  SRitl^rag).  3n  ben  occiben- 
talif  d^en  Religionen,  mit  benen  ber  SBra^manidmud 
(f.  b.  9rt.)  man(^Iei  iBemxinbtfd^ft  jeigt,  l^err- 
fd^en  bagegen  bürdend  bie  menfd^iid^en  @5tter 
t)or.  2)iefe  menfd^Iid^  ®ötter,  meld^  ben  S)ä- 
monen  ober  ®eifiem  fomol^I  ald  ben  fterbli(!^en 
9nenfd^en  gegenäber  t)or}ug8tt)eife  «®dtter''  ge- 
nannt merben,  geboren  gan^  bem  ttvd\t  ber  9Ren* 
fd^en  an.  @ie  $aben  menfd^Iid^e  ®eburt,  menfd^ 
lid^e  Seibenfd^ften ;  fie  effen,  trinlen  unb  fd^Iafen 
mie  bie  SRenfd^^  menngleic!^  fte  atö  @peife  9lm- 
brofta  unb  3lttUxx,  bie  parabiejifd^e  t,Bpti\t  ber 
Unfterblid^feit'',  genießen ;  fie  l^oben  eine  menfd^ 
lid^e  ®efdl^id^te  unb  untend^eiben  fid^  äberl^upt 
t)on  ben  SRenfd^m  nur  b(u>urd^,  ba|  fie  auf  bem 
SBeltberge,  b.  i.  im  $arabiefe,  »ol^nen,  bort  ein 
feligeS,  forgenfreieS  Seben  fi^ren,  eine  größere 
ÜRod^t  beft^u  unb  unflerblid^  finb.  Sie  vmhta 
beilegen  aud^  im  ®egenfa|  5u  Den  f)>öteren  fierb- 
liefen  aRenfd^en  gerabe^u  atö  bie  ^Ünfterblid^" 
d^arafteriftrt  unb  finb  nid^tS  SnbereS  als  bie  ^^Un- 
terblid^en"  ber  erjten  Stii,  b.  i  bie  erfien  !Dten* 
d)tn  beS  $arobiefed  ober  bed  golbenen  3<italtere. 
,,®5tter  unb  SRenfd^  finb  (SineS  Stamme«''^ 
jagt  bal^er  ^efu)b  ^ies  et  op.  95).  fjfreilid^ 
mirb  bie  ®öttei^eit  t)on  ben  |)eiben  aber  bie 
eigentlid^e  $arabtefed}eit  l^inauSgebe^nt  unb  aber* 
bau|)t  bad  SBeltalter  in  ben  Sereidb  ber  ®5tter- 
)cit  ^ineingegogen.  3a  felbß  nod^  bie  Sintflnt- 
patriard^en  (alf o  9loe  unb  feine  brei  BWßt)  tt)erben 
mit  in  ben  ®ötterfrei§  l^ineingenommen,  obgleid^ 
mit  ber  Sintflut  nad^  ]^eibnif(^  iBorftelluna  baS 
eigentlid^e  aRenfd^eiudter  beginnt,  unb  oft  fogar 
an  bie  @pi^  Aber  jlene  @btter  gefteüt,  f o  ba|  9loe 
ober  feine  brei  @ö$ne  alS  Stammüöter  ber  9Ren- 


fd^en«  unb  ®dttertt)elt  }ugleid^  oft  an  ben  Slnfang 
aller  ®efd^id^te  gefe|t  unb  fomit  ber  stoeite  abam 
mit  feinen  ©fi^nen — wie  mir  fpredjen  mürben — 
an  bie  Stelle  be8  erfien  abam  geßeUt  erfd^eint 
eine  Sknoed^lung,  moburd^  mannigfad^e  Ser« 
mirrung  in  ber  erfien  ®efd^d^te  ber  (Götter  unb 
anenfd^n  entfielet,  ^ud^  baburd^  entfielt  ofl  eine 
iBermirrung  in  ber  ®5ttergefd^id^te,  ba|  eine  unb 
biefelbe  $erf5nIid^feU  ber  erften  3eit  t>tmbat  i^red 
oerf d^iebenen  ßl^rafterS  unb  t>erfdbiebener  Sebenfi- 
fteüung  in  mebrere  m^t^ifd^e  $er(önlid^!eiten  )er« 
tl^ilt  mirb,  unb  f o  j.  ©.  ber  erfte  SKenfd^  unb  feine 
®ema^Iin  (9bam  unb  Soa)  t^eilS  ate  geredeter 
unfterblid^er  ® ott  unb  ®dttin,  t|eitö  aß  oon  ®ott 
Dermorfene  unb  bem  £obe  t>erfa]Iene  SBefen  ber 
Untermelt  im  SR^t^uS  auftreten  f önnen.  Um  über« 
l^aupt  iu  jeigen,  mie  ber  SR^t^uS  t>tdSi^tt,  inbem 
er  bie  erjle  Vlenfd^gefd^id^e  göttlid;  umgefboltet 
unb  bie  SBeltgefd^id^te  jur  ®ötterge{d^id^te  mad^t, 
mag  l^ier  ein  Sd^ma  ber  gried^ifcfien  SJlQtl^oIogie 
teilen,  einer  SR^t^oIogie,  meiere  oen  lDlQt|ud  in 
einer  ooHftönbigen  SluSbilbung^entl^dlt  unb  ju« 
gleid^  am  beflen  befannt  ift.  9}gL  übrigens  baS 
oben  genannte  93ud^  ,,2>ie  ®ötterle^re  ber  ®riec^en 
unb  Sömer''. 

2)ie  ®ried^n  fe^  junöd^fl,  ül^nlid^  ben  Ver- 
fem unb  anberen  »eiben,  ein  SBel^a^r  an  für  ben 
Seflanb  unb  bie  ^efd^id^te  ber  @d^5pfung,  unb 
biefeS  SBeltjal^r  tl^eilen  fte  meij}  in  t^ier  äBeltalter, 
baSgoIbene,  baS  fUbeme,  baS  eiserne  unbbaSber  je^t 
lebenben  SRenfd^en  nad^  ber  Slut,  meld^eS  jie  baS 
eifeme  nennen.  9luf  biefeS  foQ  bann  nod^  gemö| 
ber  SBeiSfagung  ber  ülteßen  grau  ber  SBelt,  ber 
Zl^emiS,  Die  in  bem  golbenen  S^italter  lebte,  eine 
mefflanifd^  SBieber^erfleHung  folgen.  S)em  SBelt- 
ial^re  ober  ber  Seit  beS  Sefle^enS  ber  äBelt  ge^t 
nun  Dorl^er  bie  ffoSmoIogie  ober  bie  Sntflel^ungS- 
gef d^id^te  ber  SBelt  S)iefe  beginnen  jie  —  unb  baS 
i{}  begeid^nenb — ol^ne  ® ott,  juerfl  mit  bem  S^aoS. 
^3u  anerer|l\  fagt^epob  (Theog.  116),  ^marb 
baS  ei^oS.''  SBol^er  baS  (SfyuA  aber  ift,  miffen 
jie  nid^t^  mie  benn  flberl^aupt  baS  ^eibent^um  ®ott 
als  ben  Sd^dpfer  unb  Kegierer  aller  S)inge  Der- 
geffen  l^t.  9Dlit  bem  (SfyM  tritt  5uglei4  aud^  ber 
XartaruS  (bie  gried^if d^  ^büt)  auf,  beffen  2)af ein 
bei  aQen  l^eibnifd^en  fßblUm  an  ben  Snfang  ber 
2>inge  gefe^  mirb.  ^^ann"  toaxh  mq  ^efiob 
bie  Sda,  b.  i  Urerbe,  ober  nad^  Sriflopl^aneS  baS 
3BeIt-(Ei,  b.  l  ber  baS  gaiue  SBeltall  unentmidCelt 
in  fid^  f affenbe  SBeltf eim.  3ugleid^  mit  bem  SBeU- 
Si  mar,  obne  ba|  i^m  ein  Snfang  gegeben  mirb, 
ber  9BeU«eroS  ober  äBeUgeifl,  ber  baS  SBelt-Si 
ausbrütete  (DgL  ben®eifl®otteS  ^über  benSBaffem 
brütenb"  in  ber  SäeQ.  9hm  beginnen  bie  Der- 
fd^iebenen  Qtuffxnqim,  nid^t  €d^öpfungen,  ba  ®ott 
als  @d^ö))f er  nid^t  mel^r  gelaunt  unb  Derel^rt  mirb. 
Sie  erße  3cugung  (unferem  erfien  Xagemerl  ent> 
fored^)  i{t  ber  Sid^tStl^  (baS  Sid^t)  unb  ber 
Xag  (burd^  erfle  Slieberung' unb  Dotation  ber 
SBeltförper  l^orgebradbt).  Siefe  merben  erjeugt 
Don  ber  yiaöfi  mit  bem  SrebuS  (Sfinjlemi^).  SHe 


2113 


QRQtl^oIogie. 


2114 


erinnert  in  ber  ®efd^i(i^te  ber  ffainiten  bie  93tbel 
au8brüdni(i6  an  bie  ^Kepl&ilim^  als  in  ber  ffielt 
Dielgerül^mte  Scanner  ber  Urgeit.  2)iefe  bilben  nun 
einen  Sieblingdgegenftanb  bed  SR^t^ud  unb  »erben 
in  il^rer  freDeH^aften  ©emalttl^ötigfeit  unb  för))er> 


c^id^ten  ober 


lid^en  Ueber((i^n)önQli(i^!eit  pl^ontafti 
ben  Seiten  l^in  ausgemalt.  3^^^  ®^ 
fmb  e§  ]^iipt{ö(i^Ii(i^ ,  meldte  ber  Siielenmqtl^uS 
bel^onbelt  nömlid^  bie  ©efd^id^te  ber  ftd^  einanber 
morbenben  feinblid^en  Srüber,  meldte  an  bie  ®e« 
fd^id^te  ffoind  erinnert,  unb  bad  ^uft^ürmen  ber 
SBerge  auf  einanber,  um  in  ben  ^immel  ^u  jteigen, 
ba§  auf  ben  Zl^umtbau  ^inbeutet;  bie  SRiefen  treten 
beilegen  anä)  balb  als  ^toti,  balb  aI8  brei  Srüber 
auf.  —  9lad^  bem  eisernen  3«italter,  mlfy^  überall 
mit  ber  Sintflut  enbigt,  obmol^I  nad^  berfelben 
beim  Zl^urmbau  nod^  einmal  bie  Stiefen  mieber 
auftreten,  beginnt  ba§  fe^ige  eifeme  SBeltalter. 
S)iefe§  mtrb  ald  ba§  eigentlid^  menfd^lid^e  SBelt« 
alter  aufgefaßt  im  ®egenfa^  }u  ber  t)orfmtfIut- 
lid^en  ©efc^i^te,  fo  ba|  ber  Sintflutpatriard^ 
oud^  burddgel^nbd  mit  bem  92amen  ^SRenfd^" 
(SJlonud,  aJtamiuS,  SRaned,  SRenad  u.  f.  m.)  als 
erfter  9Menfd6  benannt  nrirb.  3)a8  eifeme  SBelt« 
alter  ift  bad  fd^Ied^tefte  Don  allen,  nur  befa|t  eS  in 
feinem  Anfang  baS  S^italter  ber  ^eroen,  unb  bief eS 
n)irb  aud^  bon^^eftob  ald  ein  mirflid^ed  SBeltalter, 
baS  als  ba§  Dierte  auf  ba§  eherne  folgt  unb  bis 
auf  bie  ^eroen  beS  tl^ebanifd^en  unb  troianifd^en 
JhiegeS  fid^  erftredt,  aufgefül^rt,  fo  ba|  nad^  il^m 
bie  Sfolgejeit  als  baS  fünfte  eigentlid^  eifeme  SBelt» 
alter  gilt.  Sr  mft  auS:  „O  ba^  ic^  nid^t  ^u  bem 
fünften  ©efd^Iec^te  ber  SRenfd^en  gel^örte,  fonbem 
Dorl^er  geftorben  ober  fpöter  geboren  märe"  (Hes. 
Dies  et  op.  96—160).  ^efiob  red^net  alfo  bie 
Sitanm  alS  baS  erfte,  bie  ®ötter  als  baS  ^meite, 
bie  Stiefen  als  baS  britte,  bie  ^eroen  als  baS  oierte 
unb  bie  ie^igm  SRenfd^en  als  baS  fünfte  ®e> 
fd^led^t,  bie  alle  ber  einen  (Generation  ber  9J}en> 
fd^enmelt  angel^ören.  3me  ^eipoen  nun,  bie  für 
beffere  SJtenf  (|en  als  baS  |e|t  lebenbe  ®  efd^led^t  gal- 
ten, bilben  bie  l^od^  Derel^rten  unb  Diel  gefeiertm 
mptljifd^en  StammDäter  ber  Derfd^iebenen  SSößer 
unb  ftammen,  mie  biefe,  auS  ber  3eit  nad^  ber 
Sflut,  mie  fte  benn  aud^  meift  Don  bem  @int^« 
patriard^n  2)eu!alion  unb  feinen  Söl^nm  ober 
Snfeln  l^ergeleitet  merben.  S)ie  gro|e  IBerel^mng, 
in  meld^er  biefe  fagenl^aften  StammDöter  ftanben, 
mad^te,  ba|  man  il^re  @efd^id^te  mit  ben  Sagen 
aus  ber  ölteften  Ueberliefemng  auSfd^müdfte  (un« 
geföl^r,  toxt  bie  SDeutfd^en  ffarl  bm  ®ro|en  unb 
griebrid^  SRotl^bart  mit  bem  m^tl^ifd^en  SagenfreiS 
ber  Urtoelt  umgaben  unb  glorificirten).  9kment« 
lid^  manbte  man  auf  fte  befonbetS  bie  alte  meffm- 
nifc^e  SSerl^ei^ung  an  unb  ftempelte  fte  fo  ^u  m^tl^i« 
f d^n  OKcffiaRen  ber  Urtoelt.  ßin  SRefftaS  follte 
nad^  ber  IBer^ei^ung  ber  Zl^emiS  als  SBieberl^er« 
fteller  bie  Sd^lange  tdbten,  bie  erften  9Renfd^n  auS 
ber  Untermelt  erlöfen  unb  ben  ©olbfd^a^  beS  $ara« 
biefeS  3urü(f Idolen.  S)aS  mirb  alfo  bie  Hauptaufgabe 
ber  ^eroen.  ®abei  follte  ber  SRefftaS  gemö^  ber 

Stircbrnlrrifon.  TIIL    2.  Kufl. 


S3er]^ei|ung  Dom  jterblid^en  SBetbe  (Jungfrau)  ab« 
ftammen  unb  @otteS  Sol^n  fein.  2)iefeS  mad^t, 
ba^  ben  ^eroen  bie  ®eburt  Don  einer  fterblid^en 
Jungfrau  beigelegt,  il^nen  aber  3^uS,  b.  i.  ®ott, 
jum  SBater  gegeben  mirb ;  unb  ba  baS  fierblidl^e 
aSeib  als  SRutter  beS  ÜRefftaS  mit  ber  erften  grau 
(§eDa)  überall  in  Serbinbung  fielet,  mirb  ber  61^a« 
rafter  unb  bie  ©efd^id^te  ber  erften  9Renfd^enfinber 
(jtain  unb  9bel)  sugleid^  auf  bie  ^eroen  über« 
tragen.  @o  tretm  fte  enttoeber  im  ^l^aratter  beS 
bmbermörberifd^en,  ben  glud^  tragenben  unb  um« 
l^erirrenben  ff  ain,  bem  aber  nad^  bem  SBiEen  ®  otteS 
fein  ®efd^ö))f  etmaS  anl^aben  fann,  auf,  ober  fte 
merben  im  Sl^arafter  ^belS  als  frieblid^e  unb 
ib^nifd^^glüdflid^e  ^itim  unb  gflötenfpieler  gefd^il- 
bert,  ober,  maS  l^öufig  ber  gfaU,  beibe  Sl^aftere 
toerben  Dermifd^t  auf  benfelbm  ^eroS  übertragen, 
^errfd^t  ber  erftgenannte  Kl^aralter,  ber  beS  fai» 
nitifd&en  SRiefen,  Dor,  fo  mtftebm  bie  ^erafleS« 
®eftalten;  im  anbem  i$falle,  menn  ber  gl^aratter 
^belS  Dorl^enfd^t,  tottim  bie  ^oQo>Sl^araftere 
barauS.  %itürlid^  Derbinbet  ftd^  bann  aud^  mit 
bem  ^eroS  als  Stammoater  bie  fagenl^afte  SanbeS« 
gefd^id^te,  unb  fo  entftel^en  bie  mannigfad^ften  ro- 
mantifd^-ttunberbarm  ^eroengeftalten.  —  Sro|« 
bem  ba|  gema|  il^reS  mefftanifd^en  Sl^arafterS  bie 
§eroen  S^M^fö^w«  (Ato^eveii)  finb,  toe|wegen  fie 
^efiob  aud^  „Halbgötter"  nennt,  gel^ören  fte  bod^, 
mie  frül^er  gefagt,  nid^t  ju  ben  ®dttem,  nod^  ^u 
bm  Titanen  unb  9tiefm,  fonbem  su  bem  eigent« 
lid^n  SRenfd^engefd^led^t  beS  ie^igm  SBeltalterS 
unb  finb  nur  bie  befferm  SRenfd^en  im  31nfange 
unfereS  ie^igen  SBeltalterS.  äl^re  Wfkmmung 
(Don  mütterlid^er  Seite)  mirb  bal^er  an  bm  in 
ber  Sintflut  geretteten  Sintflutpatriard^m  ober 
an  ben  9Renfd^mDater,  bm  3:itanm  äapetoS,  ber 
ja  eigmtlid^  fein  Ruberer  als  ber  92oad^ibe  Sa« 
pl^et  ift,  ebenfo  mie  bie  9bftammung  beS  ganzen 
je^igmüRenfci^engefd^led^tS  angefnüpft.  9ber  merf« 
mürbig  ift,  mie  ber  SR^tl^uS,  ber  überl^aupt  tote 
ein  toilbeS  ®emad^S  ftetS  neue  Sproffen  in  ben 
tjormen  beS  alten  Stammes  treibt,  ^ier  Derföl^rt 
unb  bm  Stammbaum  ber  SRenfd^m  aud^  Dor  ber 
gflut  mieberl^olt,  um  bie  ÜRmf d^engef d^id^te  an  bie 
5U  2:itanm  geworbenen  erften  Sefen  an^ufnüpfen. 
9tid^t  SapetoS,  ber  su  einem  Titanen  gemorbm, 
ift  „erfter  ÜRenfd^",  fonbem  Don  il^m  ftammt  ber 
„erpe  SKeufd^",  nämlid^  fein  Sobn  ^rometl^euS, 
unb  in  biefem  mieberl^olt  ftd^  nun  einerfeits  bie 
®efd^id^te  beS  erften  fterblid^en  SRenfd^en  (Sbam, 
nid^t  Dor  bem  %aüt,  benn  ba  ift  er  ®ott,  fon- 
bem nad^  bem  Solle),  inbem  er  für  feine  ÜRiffe- 
tl^at  gegen  3^uS  beftraft  mirb  unb  in  ber  Unter« 
melt  leioet;  anbererfeitS  tritt  in  il^m  als  Sol^n  beS 
Titanen  unb  in  feinem  Smber  Spimetj^euS,  ber  als 
fein  ®egenfü|ler  gefd^ilbert  n)irb,  bie  ®efd^id^te 
ber  beibm  erften  9Renfd^enfinber  (ffainunb  ^beQ 
l^erDor,  unb  er  mirb  (als  3lbeO  ber  erfte  Dpferer, 
ber  ba^u  baS  f^feuer  Dom  ^immel  l^olt.  %ud^  frtüpf t 
ftd^  an  feine  ®efd^id^te  bie  ®efd^id^te  ber  erften 
gfrau  nad^  bem  SfaSe'  in  ber  $anbora,  bie  burd^ 

VI 


2117 


VlQtl^oIogie. 


2118 


1 , 3).  Set  Obern  Srbl^fte  gegenäBer  bod^ten  [td^ 
bie  ®rie<i^  (toxt  bie  Reiben  überl^u))!)  an  ber 
untern  Seite  eine  anbere  ^Alfte,  mlä^  ber  Ober« 
melt  in  i^rer  t^form  gom  entfpred^enb  unb,  mie  bie 
Obermelt  Dom  Ocean,  fo  oom  @t9s  umgeben,  bie 
oerfd^iebenen  Aufenthaltsorte  ber  Zobten  in  fid^ 
fügte.  3)iefe  Untenoelt  enthielt  in  ber  SDlittt  a(f o 
gerabe  unter  bem  obertoeltlic^n  ^obiedberge,  ben 
Xortarud,  rotlä^tt  M  ewiger  Strafort  ber  Söfen 
unfece  ^öQe  bejeici^net  unb  nad^  bem  ÜR^tl^ud  fo 
tief  nQ(§  unten,  atö  ber  Sßeltberg  nad^  oben  reid^t. 
^onn  liegt,  mie  e9  fd^nt,  im  SBefien  bed  Zar« 
torud  ber  fyjbt^,  meld^r  3lamt  einmal  bie  ganje 
Untenoelt  unb  bann  aud^  \iftdtti  ben  9ä|ung§ort 
bejeid^net,  unferem  Sfegfeuer  oergleid^bar.  Snblid^ 
liegt  öftlid^  oom  ZartaruS  baS  Sl^fium,  ber  Auf* 
entl^altdort  ber  ®uten,  aber  nid^t  mit  unferem 
^immel  fonbem  mit  ber  ^Sor^öUe"  ober  bem 
„^arabiefe"  ber  Zobten  }ufammen}u{ienen.  Au9 
bem  ei^ftum  merben  bie  gan)  geläuterten  Seelen 
nad^  Ablauf  beS  großen  SBel^a^  oon  1000 
ober  3000  Sauren  mieber  beroorgel^en  unb  in 
il^ren  fieibem  mieber  auferfieben.  Au|er  biefen 
5ur  erbe  ober  Untererbe  (Untenoelt)  gehörigen 
Orten  b<itte  man  oud^  eine  bunfle  Sorflellung 
oom  ^immel,  al§  bem  Aufentl^ltSort  ber  gan)  ®e> 
läuterten  na(^  ber  Aufcrftebung,  alfo  am  Snbe  ber 
Seit.  3)iefer  foQ,  nad^bem  bie  anberen  Orte  ber 
Zobten,  auger  bem  fib:  bie  Sojen  befümmten  Zar* 
taruS,  oemid^tet  ftnb,  allein  oefte^en  bleiben  unb 
ift  alfo  gans  bem  d^riftlid^en  ^immel  }u  oergletd^n. 
®iefe  ift,  fdftematifdö  entworfen.  Der  ganje  3n- 
l^alt  ber  grie^ifd^  SDt^t^ologie.  2)ie  3)arftellung 


berfelben  tarnt  l^inreid^,  einerfeitS  bie  Sntftellung 
ber  SBelt«  unb  SVlenf  d^ngef d(|id^te  burd^  ben  SR^tl^uS 
}U}eigen,  anbererfeitS  aber  aud^  bie  Uebergeugung 
|eroor}urufen,  bog  nid^td  Anbered  als  bie  aUge« 
meine  Zrabition  ber  SDlenfd^^eit,  bie  allein  in  ber 
d^riftlid^en  «Uroffenbarung"  in  il^rer  SReinbeit  er* 
balten,  überaQ  urfprünglid^  bem  ÜRptl^uS  }u  @runbe 
liegt.  —  (9Sgl.  fiüfen,  3)ie  Zrabittonen  beö  SKen- 
fd^engefd^le^td,  2.  Aufl.  aRfinfier  1869.  AuS  ber 
umfaffenben  S^d^literatur  feien  afö  Vertreter  ber 
oben  ermähnten  oerfd^iebenen  Antidoten  über  bie 
Sntfiel^ung  ber  ÜRqt^  ermähnt:  9{ägeföbad^, 
^omerifd^  Zl^ologie,  Slümberg  1840,  3.  Auß. 
1884;  3)erf.,  9{ad^^omer.  Zbeologie,  ebb.  1857; 
Safauls.  @tubien  beS  claff.  Altert^umS,  StegenS- 
burg  1854;  Gh.  O.  Heyne,  Sermones  mythici 
in  ben  Commentt.  Soc.  reg.  scient.  Ootting. 
XVI,  Cl.  bist,  et  philol.  285  sq.;  Sreujer,  S^m* 
boli!  unb  ÜRqt^ologie  ber  alten  SSölfer,  Seipjig 
1810 — 1812  u.  ö.;  Lobeck,  Aglaophamus, 
sive  de  theoL  mysticae  Oraecorum  causis, 
Königsberg  1829;  Otfrieb  aitäller,  $rolego- 
mena  }u  einer  unffenf  d^aftL  SRqtbologie,  ©öttingen 
1825;  äBeldter,  ®ried^.  ®ötterlebre,  @öttingen 
1858—1860,  3  Sbe.;  greller,  ©ried^.  ÜRqtbo- 
logie,  »erlin  1854,  2  93be.,  3.  Aufl.  0.  6.  «pieto, 
1872—1875;  SKas  SKüaer,  (Effa^S  H:  Bei- 
träge )ur  t)erglei(!^etü)en  W^tbologte  unb  Stl^no* 
logie,  fieipsig  1869;  S)erf.,  Sinleitung  in  bie 
oergleid^enbe  SleligionSmiffenf d^aft ,  Strasburg 
1874;  Siofd^er,  Audfübrlid^eS  3B5rterbud^  ber 
gried^ifd^  imb  römifd^en  StQt^ologie,  Sei))}ig 
1884  ff.;  [2u!en.]