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^ i t d) e n I e r i f 0 tt
ober
ber lotl^olifften ^toU%it mtb il^rer ^ttlfStoiffeitfidaften*
^e|er unb ^effe'$
1 1 r $ e n l e I i f 0 n
ober
€iin)lü0i)(Drtt ütr hiitlioltriDen dlitologit unü iliiei IfilfsmiMiiftnL
anleite ^ttfla$e^
in neuer Bearbeitung, unter SWitwirfung vieler fatl^olifd^en ©elel^rten,
begonnen oon
fottgcfc^t oon
Dr. groiQ Manien,
^auftpTfttaten 6r. ^eiligfeit beS ^apfttfi, ^^rofeffor bcr X^eotogie gu Sonn.
ü üfiirtfliatlftt l(f ^ü^m. 4<trtt Cc|litf40ff 00» ic^Usc).
Literae apostolioae big 9)lt|tl|oIogte.
^ettiitt im 9^e{50ftii.
^erber^fd^e SerlagSl^anblung.
1893.
5ioe{(ptieberlaffim0en ht BttMbttt), Min^^iu unb Bt. f astf« 3)>^o.
Sie« I, KOyMt 33: 8* {^let, Setlm«
3)a8 SRed^t ber Ucberfe^ung in ftembe @prad^en totrb porbel^alten.
3)ie SSerlagSl^anblung flbt unb gentegt bte 9ted^te beS Url^eberS.
9ut^brn(ferd ber ^erberMc^ Oerlaglbaitbtuna in 9rcibitrg.
Literae apostoUcae, ßtfammtnamc für bie
Krif^itbtnarttgen Silafft, uel^ butt^ ben $apß
»dbit ober mit (einer SötDonmäd&tigung buri^ «in-
)tliu Kitrialbe^örbtn gegeben oerben. ©. ba3
?iäl>fre im ?lrt. 58ulltn unb 5BreBen.
Literae commendatitiae^genbtt3eug*
i!»fe, roilätt ber Sifc^oJ feinen lEIerilern ju bem
3tiK<b ou^ftcDt, iai r» in' auStnärtigen 'Slüi*
awn ju I\Td)li(f|en SJunctioiien, inibefonbtrt jum
•ReiTtteien^jiigeliifyen oerben. au3Iet|ttrem@runbe
tö^rnt biefelben auä) ben Dlamnt Calebret. 3n
(ri^ttm 3''t nurben fie literae fonnstae ober
(mfad) fonuatae genannt (c. 9, D. LXXI), tseil,
im ^ilfütung con 39etrügereien, genaue SBoi*
idiTiften über bie Samt bei literae commen-
daritiae beflanben {ogl. Pirhing in h. t. [sc.
De clericia peregriuis 1, 22] n. 2 a. 3; ^lin-
itSiu?. ff.'S. 1, 93 Wole 93). S)ie Sgeäei^nung
üterae commendatitiae erllärt fi(^ leitiit üU8
bem 3D>t<ä biefet Seitimoniolien. ®i(Jelben folltn
bort^iin, ba| ber betteffenbe glerifer (rei ton 6en«
inen unb Srregularitöten mit non anbeten Duali-
üitn )ft. rkIc^c i^n Don ben ttrd)Iid^ ^^unctio'
Em au^it^liegen mürben. 3)ie begüglid^e. für bit
genüge iüädplin ma|gebenbe gemeinretl^li^e SSor-
idiriTI finbet fi^Conc. Trid. Sesa. XXm, c. 16
Deref.: Nullus clericns peregrinus sine com-
DendatitÜB ani ordinarü literis ab ullo epi-
Kopo ad divina celebranda et sacramenta
administranda admittatur. liDac^ bem eanO'
?'d}en S^irad^gtbraui^ ift clericue peregrinus
pbtr nid^t Ju ber betreffenben 3)ibcefe gel)ärenbe
$riefier. ®aber ftmn Don jebem clericus ex-
truieas bie fSonneiiiing ber literae commen-
datitiae bnlangt uerben, bie [elbfberl'länbli^
einen 23trt^ nii^t me^r beonfpni^en tonnen, oenn
fie idwi» oor langer 3eit onägeftetlt tourben. Ser-
ben ^if unb bo bie ^äriePer ber 5(a^barbi8cef(n
3^ Celebret ju bem iHtlfelejen jugelaffen, (o
bem^t biefel auf einer anieranj, obee md&t auf
(innn Oefeh. SJen Orben§priefiem fleDt i(ir©u-
MrioT ba3 Gelebret au§. Sebo^ bürfen bttCr-
benäleute unerod^let ber Srtmtion ouc^ in ibren
ftii!^ sacerdotes Eaeculares extranei ni(^t
}itlalfcn. becior let|tere bem episcopus loci bie
literae commendatitiae Dorgelegt biben (Dgl.
De Angelis in h. t. I, 1, 308). 3n frülfierer
3eil lourbe gemä^ c. 3, X 1, 22 unttrf<^ieben .
isifi^ öfjentlic^er unb geheimer ^eltbration unb '
lejlere aui^ o^ne literae commendatitiae ge*
nattd Ccgl. Pirhing l c. n. 5). $a aber baS
Stitxnttmim ganj uQgemein bie 3ulaf|ung ad
dirüia celebranda unterfagt, fo bÜrfte bie in |
e. 3, X 1, 22 gemalte Unterfc^eibung buri^ bit j
tribnötniff^eSJorff^riftabrogirtfein. ®erSDlange{
begD. ber SQerlu^ ber literae commendatitiae
Fonn nid)t bur^ blogen gib beS betreffenben cle-
ricus extraneus, mo^I aber buri^ anbere 3ti>g<
niffe u. bgl. erfegt merben, tnobei eS freilid) au3<
fc^Iiefilii^ in bem firmeffen beä SBif^f§ liegt, in-
ttiiefetn er bttfen grfai für genügenb erarfjtet.
SDJenn ein gleriter berei^tigt ift, gettitieilig ober
bauemb bie ^iöcefe ju oerlaffen, fann t^m bet
99if[^of bie literae commendatitiae nid)t Dtt*
fagen (Pirhing u. De Angelis IL cc.; Conc.
Trid., ed. Eichter-Schulto 207 ; Dgl. ouij^ bie
Sotfii^rift für bie Stibiöcefe StUn: Quae a pa-
rochis circa sacerdotes extraneos et pere-
grinos observanda sint, bei Sumont, @amm<
lung 312 f.). @. not!^ b. Srt. Conunnnio pere*
grina, mobei jebac^ gu beachten, bag in älterer
3eii ben clerici peregrini, auH) R>enn fie literae
commendatitiae Dorgeigen fonnten, bod^i nid^t
bit communio in Dollem Umfange gtmäbrt tmirbe,
fo hai bie communio peregrina tint Art ßscom-
munication barfteOte (ÖueHenfteQen beiDucange
s. V. Communio peregrina). [ffreu|inaUi.]
Literae dimissoriae, f. S^imiffortalien.
Literae encyclicae (dou bem grie^^
iTKÜxiios) jtnb atunbft^ieibtn be9 spapfteä on bie
Obertiirten ber gefarnrnttnlat^olif^nffir^e ober
eineä einzelnen SanbeS. 3^re i|orm ift biejenige
ber literae apostelicae im engem @inne (DgL
§inf(^iu9, fl..9t. lU, 782). Sn^olt unb bog.
matifi^e btita. reditlic^e Sragrotitt jinb nac^ bem
einjelnen ^^Qe ju beurtbeilen. [Kreu|toalb.]
Literae fonuatae, f. Literae commen-
datitiae.
Literae obedientiales, f. Obtbieng.
Literae testimoniales , f. Literae com-
mendatitiae.
^xtaäTitfi^Ulltt (Sittraturgefc^ic^te), t:^to>
lo giftet, eine §ilf§n)i|fenfd6aft bet S^eologit,
ift bie ijc^te »on ben fc^riftliti^en Sentmälem btS
c^riftlic^en ©laubenS unb Sebcn§ in i^ter geitlie^en
unb pmgmalifd^en Sufeinanbttfolge.
L 35r ®ebiet, i^t Stoetf unb i^te 2Rt'
t Ifi 0 b e. Sias @ t b i e t btr t^eologif ^cn Sitetäf
gcfd|i[f)te ift enget aI3 baS bet ^riftli^en Site«
raturgefifiid^te über^aut>t. GeJ^ttre umfafjt oKt
Bon c^riftlic^en auctoren überbaujit berriHttnben
©djriften, bie IbeoIogife^eCitcrntut aber nur folcfie
i!^riftlii^e ©(^tiftwerle, melrfie ]\ii auf bie göttlitfie
Offenbarung unb bit d&riftlidje fiirc^e bcjieiien.
SBeibe®i3ciplinenbebQnbeInl)a^[6ri)tlic^f@(5rift'
Ifium unb [mb im Uebrigen roeber jcitlit^ noc&
räumlii^ ben^rönlt, inbem fie gd)riftcn t^riftlirfier
?lucti)ren gum ©egenftanbe fiaben, io Derfctjiebeti
bttfelben aui^ nac^ ©proii^e unb Nationen finb.
aSeibe befii^äftigen fi^ mit Sßerten, roeliijt fdjrift-
154652
3 Siterdrgefd^id^te. 4
lid^ (literis) überliefert ftnb, im ©egenfa^ p tl^ümlid^en Sl^araftergäge ber gried^ifd^en, lateini-
benienigen @eifte§« unb Jhtnfter^eugniffen, tt)eld|e f(|en, f^rifi^en u. bgl. fiiteratur ju erörtern. 92ad^
monumentalen Sl^orafter tragen urUb einen @toff ber ^iogcapW tt)irb }ur9i6Iiogra))]^ie über>
(SRetoO, Stein, t^arbe) geiftig auSgeftalten. fie^* gegangen unb aunöd^ft eine Ueberftd^t über bie bem
tere ftnb ©egenftonb ber d^rifllid^en 9Uert]^um§« ^Berfaffer beigelegten SBerfe gegeben, ^ier i[t Dor
miffenfd^ft ober ber Srd^öologie (f. b. 9(rt.). @oII Mem oaS Unöd^te auSpfd^eiben. @d^riften, meldte
bie tl^eologifd^e Stteraturgefd|id^te föirQid^ ®e- nad^ Snl^It unb ©efd^id^te fo bebeutungSDoH ßnb,
g^id^te fein, fo borf fie fid^ nid^t mit ber bloßen ba| fte eine Sel^onblung erl^eifd^en, mie }. 93. bie
uf}ö]^Iung bet literarifd^en S)enfmöler beS d^rift« bem römifd^n SIemenS }ugef(|riebenen apo^O'
lOjim ®lavibto& urb SebenS befaffen, fonbem l^at ftfd^en (Sonftitutionen, »erben etft nad^ ben ödsten
ottd^ sugleid^ ben SntmidlungSgang ber @d^riften be§ 9uctor8 bel^anbelt ober, menn fie
d^fUid^ - tl^eologifd^en Siteratur borsulegen unb nur relativ unöd^t fuib, bei ber l^iftorifd^ ober
nad^juioeifen, ouS meld^ beioegenben Urfad^en fad^Iid^en 9(norbnung an ber entfpred^enben @teQe
bie d^tifilid^en OffenbarungSIel^ren unb SebenS« gur @prad^e gebraut. 92ad^ ^uSfd^eibung be§
t)er]^öltniffe im 93erlaufe ber 3eit f d^riftlid^en 9u8- Unöd^ten finb junöc^ft bieöd^ten@d^riften
brud gefunben ^aben, ober tooburd^ bie SntmidC- ^u be^anbeln, 3lamt unb SSeranlaffung, $Ian
lung ber tl^eologifd^en Siteratur geförbert ober unb 2hil^alt anzugeben, ©prad^e unb @tiL öftl^e-
gel^emmt loorben fei Siefe l^iftorif($e S)arftenung tifd^er unb tl^eologifd^er äSBertl^ unb l^ifiorif d^e Se«
ber Siteratur mu^ eine fritifd^e fein. S)enn beutung im ®an}en ober Sin^elnen ^u }eid^nen
menn in irgenb einer SBiffenfd^aft, fo ift in ber unb, menn nötl^ig, bie (Srünbe für bie Sed^tl^eit,
3:^eoIogie äßal^rl^eit baS 3tel ber tl^orfd^ung. Sie Sinl^eit unb 3ntegritöt barjulegen. Sie einzelnen
tl^eologifd^en SBerfe ftnb aber entn^eber OueUen SBerfe felbfi l^aben il^re ®efd^i(|te, unb il^re 9uc-
ober 3cugniffe be§ d^rifilid^en (SlaubenS imb toren toaren mel^r ober minber einftugreidl auf bie
SebenS. Surd^ unlautere OueOen merben bie 92ad^tt)elt. Sarum ift aud^ beizufügen, meldten
(SlaubenSIel^ren öerbunfelt, bie 9tormen ber @itt- Sin^ug i^re @d^riften auf bie nad^folgenben @e-
lid^feit berrudtt, bie Zrabition unb (Sefd^id^te ge« fd^Ied^ter geübt l^aben, unb auf meld^em 2Bege unb
fälfd^t unb bie größte SSermirrung angerid^tet. in toeld^er (Sefialt fie und überliefert toorben ftnb.
@tü^t ber Sl^eologe feine Semeife auf unöd^te ^ierauS ergibt fid^, ba| aud^ ^tad^meife über bie
ober gefälfd^te @d^riftftüd(e, fo ift feine Sar« oanbfd^riften, bie @d^oIien, Ueberfe|ungen unb
legung unl^altbar. S)arum ift ^ur Sid^rfteSung SrudhuSgaben, über bie geleierten ^iltSmittel unb
ber l^iftorifd^en SBa^rl^t t)on größter aSid^tig- ben {ewigen @tanb ber gforfd^ung beizugeben ftnb.
feit, baS Unöd^te oom Ked^ten zu fonbem; bie^ Sa nid^t bIo| bie erlittenen, fonbem aud^ bie
gef(^ie]et burd^ bie Ihitif. Siefelbe ift in ber verlorenen unb fragmentarifd^ überlieferten SBerfe
Siteratur bie Stid^tf d^nur unb SBage ber aBal^rl^eit, ba§ Sntereff e bed Xl^eologen enegen, f o muffen aud^
meldte baS SBal^re, baS SBal^rfd^einlid^e unl) baS bieienigen Sd^ftfteüer fBerüd^id^tigung finben,
gfalfd^e unterfd^eibet, baS fölfd^lid^ Ueberlieferte toeld^e fold^e ^tad^rid^ten ober Sm^ftüde über-
befeitigt, baS Slngemeffme auffud^t, baSUrfprüng- mittett ^abm.
lid^e f eftfteOt unb fo bie SBal^Qeit red^tfertigt. 3ur 3n Setreff ber ÜR e 1 1^ o b e, loeld^e ber Siterar-
fa^Iid^en SBürbigung unb zum rid^ttgen SJerfiönb« ^iftorifer zu beobad^ten l|at, fann bie SarfteUung
ni| ber Sd^riften, morin ja ber l^öd^fie 3toed( ber ber Siteratur in l^iftorifd^er Slufeinanberfolge ber
Siteraturgefd^id^te befielet, ift ein furzer SebenS- SBerfe gefd^el^en (d^ronologifd^e SRet^obe) ober
abrigüber bie ^erfönlid^feit, benSilbungSgang oon bm oerfd^ebenm Stebegattungen auSgel^en
unb bie Sl^araftereigmf d^aften ber SBerf äff er unent- (genertfd^e ober eibologifd^e Sröetl^obe); innerhalb
bel^rlid^ ; bmn ber befte Sd^Iüffel zum 93er{ianb- ber Ie|tem ift bann immerl^in bie S^ttf olge ^n
ni| eines Sud^eS liegt in ber Snbioibualität beS berüäftd^tigm. Sie oberften ©attungen in ber
SuctorS unb in bml^iftorifd^enSSerl^öItniffen, unter Siteratur finb $rofa unb $oefie. Sie^rofaift
benen er gefd^rieben l^at. ^ierbei ift 9Rag in fyjl^ baS Srzeugnig ber SerfianbeStl^atigfeit unb be§
tm unb bie SebmS- tmb 3^Ugef d^id^te nur inf otoeit reflectirmben SenfmS, bie $oefte baS $robuct
)u bel^anbeln, oIS il^re ^enntni| nöt^ig ift, um ber finnbilblid^en SJorfieEungSfraft ober ber ^l^an-
bie Sd^rifttoerf e nad^ Sled^tl^eit, gform unb ^nl^alt tafie. ^ier mug ibeale, bort begrifflid^e @ebanfen«
mürbigm unb verfielen zu fönnen. SBeil aber fein einl^eit l^errfd^en. 3n ber $oejte tt)iegt be^l^alb bie
Sd^rippeHer fo ifolirt unb unabl^öngig in feiner äußere, firaifallige SarfteHungSform, bie fünft«
3eit bafiel^t, bag er nid^t mit taufenb gföbm an ooUe SBortoerbinbung unb ber SU^Qtl^muS oor.
fte gefnüpft toöre, ift aud^ bie 3eitgef^idete zu Siefe l^bd^fien Siebegattungen bilben nad^ ber Sluf«
berüdffid^tigen unb eine Orientimng hierüber ben faffung gried^ifd^er Smfer zto^t toollfommen paral«
einzelnen $eriobctt ober ©attungen, in benen bie lele SRcif en. Sie ^oejle zerfällt in 6po§, S^rif
Siteratur zur Sel^anblung f ommt, öorauSzuf d^idfen, unb Srama ; bie ^rofa in l^iftorifd^e, |)]eilof opl^if d^e
bie ©teHung ber Sluctoren in il^rer ßeit zu zeid^- unb rl^etorifd^e Sarftettung. Sie ©efd^id^te tnU
neu unb bie äußeren Sebingungen i|rer literari» fpridftt bem 6poS; bei beibm l^errf d^t bie objec«
fd^m Sl^ätigfeit anzugeben. Se^gleid^en ftnb oud^ tioe ßinl^cit oor; bcibe Ifiaben bie grzöl^lung von
bie mit ber 9lationalitätzufttmmm|angenben eigen« S^atfad^en zum ©egenftanbe: bie ©efd^id^te al§
\
5
Siterärgefci^id^te.
Mrf)a]ibe$ina|tg enntttelte Sl^tfaci^en, bo§ @fio§
fiH ibcal I>erf4önerted Silb einer X^otfad^e. S)te
f^op^e löuft bei S^ril parallel; in Beiben
obertDiegt bie fubiecttDe Sinl^eit bed äBerfeS. SDie
$^tiofop^e beitoedt bie SarfieQung allgemeiner
Segriffe imb (Bcbonfen^ 3. 9. @otte8. beS Staates,
Ux &taxifit\i; in ber I^rijd^ 3)id^tung ift eine
innere Smpfinbung, ein bie @ede be§ S^terS
toegenbcS ®efü^I üerforpert, »eld^eS Su[t ober
@4infr§ inm SuSbrude bringt. SaS Srama l^at
Mb @eg(ii^d in ber Kl^etorif ; in biefen beiben
^tebegathmgcn f nb o6j[ectü)e imb fuBjectiDe Sin«
W ocrfcl^tnolsen. 2)er Kebner ermittät unb ent«
mädt ^i^ortfd^ gegebene Xl^atf ad^en ; aber er tl^ut
hkg im Strafte eineS fubjectiden StoedeS. S)a8
HttBüidft gef^l^t im ^ama in ibealifirter SBeife,
jo bo^ hie fubjectiDen (Empftnbungen, bie in ber
8^ f^ii^iftn, in bie Seele frember, l^anbelnber
^onra gelegt unb bie erjöl^Iten Sreipiffe iDie
n6po3 in obiecti2)er ßinl^eit t)orgetragen merben.
Sie ihmfiformen biefer ©attungen ftnb ouS ber
^otsr beS mrafd^Iiil^en ®eiite§ hervorgegangen tmb
in Utect^mn burd^ 9lef[e|ion auSgebilbet »orben
irgLSöcf^, (gnc^fl. b. p^ilol. SSBiff., Seipa. 1877,
615). 3)ie @ef4id^te einer 9Biffenfd^ft l^at bie gnt>
Didlinig ber miffenfd^ftlid^en 3been jum ®egen-
donbe^ bie fiiteraturgefd^id^te aber l^at bie @pra(i^-
Dofe tHmie^mlid^ nod^ il^rer öfi^etifd^enSeiie
als ftimffaoerfe p betrad^ten. @ie ijl bie 6r!ennt«
DIB mb SorfieOmtg il^eS formellen S^arafterS.
n. Sintpeilung. SBöl^renb bie literarge«
\ißäiü\d^ S)aiflenung beS clafftfd^en Kltertl^umS
iW Stoed erreid^t, mnn fie bie angefä|rten
Sitcraturgattungen jur ®runblage ber Sintl^eilung
msmit (fo bei $. 92icoIai, ®rie^. Siteraturgefd^.,
S^burg 1873; bei SB. Sl^rifl, ©efd^id^te ber
giie^c^ Siteratur bi§ auf bie 3^it 3uftinian3,
2. %x^, aRünd^ 1890, loo bie d^rijiUd^e Site»
rotsr im 9n^g be]^td>elt tt)irb), fo ift biefe
Sint^eilung auf bie d^ftlid^-tl^eologifd^e Siterör«
gef^i^ ti^fo tt>enig antt)enbbar, als auf ba§
oobeme profane @d^rifttl^um. äBoQte man 3. 9.
®öt^ taib €^Qer, mlä)t in $rofa unb $oefie
(fpcit Sieber, 2)ramen) gefd^rieben l^aben, in ber
alten gform 3ur 2)arflenung bringen, fo mü^te
berfelbe€d^ft{ieller bei bentJerfd^tebenenSiteratur-
gsttmigentinäjer^oItbel^nbeltunb gemiffermalen
aakiiianbcrgeriffen merben. SaS 92ämlid^e ift bei
bea d^rifüid^ Sd^ftfiellem auf bem @ebiete ber
X^cologie ber gfaO, meldte feit ^ippolQt, Sie»
«sS mm SIesanbnen unb OrigeneS, XertuUian
nb SactantiuS @efd^d^t§n)er!e unb Kommentare,
bogmatif<^ unb rl^etorifd^e Sd^riften (^omilien,
Üben), Sriefe unb (Sebid^te l^nterlaffen l^aben.
Dcbctbie^ märe bie CHntl^eilung ber poetifd^en ßr*
jogmlfe in Spo§, S^ril, Sroma in ber d^riftltd^en,
'Wtam t^Iogifd^ Siteratur incongruent. 3n
bm biri erfien Sol^l^berten unferer 9era l^aben
Bit fo menig ein Q^o§ unb ein Srama mie im
Uni Seßamente. hingegen ift bie St)ri! in ber
IfifaMqmefie oom leiten in ben 92euen Sunb 5u>
nöd^ft 5u Iiturgi{d^en3toeden übergegangen. @d^on
bie ^ologeten beS 2. 3al^r]^unbert§ lieben ben
Reiben gegenüber ]^ert)or, ba^ bie d^riftlid^en 3ung>
^auen beim SRoden fd^öner fingen als Sappl^o
unb anbere ^etdren. S^fd^e Sr^eupiffe bel^aup»
ten alfo obne S^oeifel ben älteften $Ia^ in ber tl^eo«
logif d^en Siteratur, unb bei il^rer SarfteHung f önnte
füglid^ t)on ber Spril ausgegangen werben, obtool^I
bie^ niemals gefd^el^en ift. 2)aS befte Serfal^ren
in ber SarfteUung biefer tl^eologif d^en SiScipIin
mirb bie Sßerbinbung ber d^ronologifd^en
unb f a d^ I i d6 e n SKetl&obe mit einanber fein, in«
bem man bie SSerfaffer tl^eologif d^er ©d^riften tl^eilS
nad^ ber 3^itfoIge auffül^rt, tl^eilS nad^ großen
©efid^tSpunften gruppirt. Sine rein d^ronologifd^e
Orbnung mürbe einen SOted^oniSmuS erzeugen, eine
©ruppirung nad^ Siteraturgattungen mürbe 3u*
fammengel^örigeS auSeinanberreigen unb SBieber»
l^olungen t)eranlaffen. SDie @d^mierig!eit toaä^^i
mit bem 2. ^al^tl^unbert, mo }ur gried^ifd^en Si«
teratur jid^ bie lateinifd^e gefeilt l^at; im SDlittel«
alter er^ob \xä) bann bie lateinifd^e @prad^e }ur
SBeltfprad^e auf tl^eologifc^em ©ebiete; feit ben
legten jmei Sal^rl^unberten ftel^en bie literarifd^en
(St^eugniffe öerfd^iebener IRationen, mie einft bei
ben ©ried^en unb ^Römern, tl^eilS felbftönbig für
ftd^, tl^eilS ftnb fte mit t)ermanbten @ruppen t)er«
bunben. Sei ber d^ronologifd^sfad^lid^en 3lnorb«
nung mirb sugleid^ ber t)on 3fe|Ier vorgenommenen
3ufammenrei|ungber griec^ifd^en unblateinifd^en
ftird^eufd^riftpeDer nad^ ben toon il^nen befämpften
§äreften beS 4. unb ber folgcnben Sa^rlfiunberte
Sed^nung getragen (Institutiones patrolog.,
Oenip. 1851). — 3um 3^^^^ ber ^ronologi«
fd^en ®arftenung finb gro^e ^iftorifd^e ßreignifje
auf 5u{ud^en, mel^e als 2B e n b e p u n ! t e ber ® e«
fd^id^te epod^emad^enb, förbemb ober l^emmenb,
auf bie ßntmidttung ber d^iftlid^en Siteratur ein«
mirftcn. ©old^e ßreigniffe öon unitoerfeller 93ebeu«
tung begrünben einen 3citraum ; finb bie Ifiiftori«
fd^en SBenbepuntte minber mid^tig, fo leiten fte
eine^eriobe ein. (Sleid^ ber jhrd^engefd^id^tefann
man bie tl^eologifd^e Siterärgcfd^id^tc in brci 3eit«
räume üon \t mel^reren ^crioben eintl^eilen.
Ser er fte 3citraum begreift bie Siteratur
beS gried^ifd^-römifd^en 3«ttaIterS, in weld^em fld^
bie gntmidiflung ber d^riftlid^en ©d^riftfteHerei öor«
gugSmeife an bie bamals l^errfd^enbe gried^ifd^«
römifd^e Silbung angc|d^Ioffen l^at. ®iefer S^iU
räum fd^Iiefet mit bem 6nbe beS 7. Sal^rl^unbertS,
mie il^n au^ bie jtird^engefd^id^te mit bem fed^Sten
öcumenif d^en ßoncil gegen bie TOonotl^elcten (680)
ober mit ber trullanifd^en ©^nobc (692) begrenjt.
®te l^ierl^er gel^örige tl^eologifd^e Siteratur bilbct
ben ©egenftanb ber ^atrologie (f. b. Slrt.),
meldte iebod^ il^rcm ett)moIogifd^en ^Begriffe gemä^
nur Äird^ent)äter ju bcl^anbcln l^at. S)ie ttjeo«
logifd^e Siteratur biefeS 3^itraumS fonn in 5 m ei
^erioben abgetl^cilt toerbcn, oon ben apoftoIi=
f^cn 3eitcn bis aum (Sbict öon SKailanb (313),
»eld^cS ben Sl^riftcn ©ulbung unb gfrcil^cit bei
1*
fiiterärgefd^id^te.
8
ätellgton geiDöl^rte unb l^ietmit einen SBenbepunÜ
nid^t blo^ in ber ))oUtifd^en unb ffird^engefd^id^te,
fonbem anä) in ber d^riftlid^cn Siteralur begrün-
bete. Siefed epod^emad^enbe ßreipi^ Bebingte bie
Slütejeit ber d^riftlid^en ©d^riftfteDerei. UebrigenS
fönnte anä) t)on beraufblül^enben (bt§313),blü|en-
ben (bis jum Sobe beS 1^1. Sluguftin 430 unb
S^riS 444) unb abblül^enben (bis }um l^L 93oni«
fatiuS) d^riftlid^en Siteratur beS erften 3ettraum8
gel^onbelt unb biefer l^iemit in brei ^erioben }er"
legt merben.
2)er smeite 3^ttraum umfaßt bie germa«
nifd^»{(ä^oIa jtifd^e Siteratur im 3KttteIalter, Don ben
Seiten be§ 1^1. SonifatiuS (geft. 755) bis aum 9u8«
gang beS SRittelalterS, bei mlfym ftd^ bie ä)xx\U
lxä)t äSBiffenf^aft im 3lnf(^Iu| an 3(rifioteIe§ nad^
bem eigentl^ümlid^en ©entuS ber germanif(i^en
ffiöffer enttoidelt unb DerüoEfommnet l^at. §ier
Knnen t)ier ^erioben unterfd^ieben meroen,
bie il^re ©ren^e mit bem Xobe JtarlS be§ ©ro|en
(814), ©regorS VH. (1085), SSonifaj' Vm.
(1303), ber Slüteaeit ber ©d^olaftif — unb mit
bem 9^ieberaufblü|en ber clafftfd^en äSBiffenfd^aft
unb Jhtnft ftnben.
S)er britte 3^i^t<ium bel^anbelt bie neuere
d^riftlid^e Siteratur t)om SluSgange beS SRittel«
alters (um 1450) bis auf unfere ß^it, b. 1^. bie*
jenige $eriobe, in meld^er fid^ bie d^riftlid^sger«
manifd^e 99ilbung feit bem SBieberenoad^en ber
antuen 2Bif|enfd^aft unb ftunft mit ben Srrungen«
fd^aften beS gried^ifdften unb römifd^en ©eifteS Der»
bunben l^at unb feitbem in einer t)on ber mittel«
alterlid^en ©d^riftftellerei öerfd^iebenen SBeife fid^
entf öltet. ®ief er S^itraiim öerläuft in b r e i ^ e»
rioben: Don ber SRenaiffance bis gum »eftfäli*
fd^en gftieben (1648), t)on t>a bis }ur frangöftfd^en
9let)olution unb il^ren Derberblid^en ^folgen ober
}um britten Sal^qel^nt beS 19. 2ia|r]^unbertS, enb*
lid^ t)on ber SReftauration beS fird^Iid^en ©eifteS,
SebenS unb ©d^rifttl^umS (um 1830) bis auf
bie ©egenmart. UebrigenS ftnb mel^rere ber be-
geid^neten Sinfd^nitte unb Jrnoten))unfte, meldte
bie $erioben f d^eiben unb derbinben, einer SRobifis
cation föl^ig.
6ine Siteraturgefd^id^te fd^reiben ifi eine f d^toie«
rige auf gäbe, befonberS fd^mierig beim tl^eologi«
fd^en @d^rif ttl^um, meil biefeS ungemein Denmeigt
i[t unb unioerfalen Sl^arafter l^at, mie bie Itird^e.
6ine fold^e 2lrbeit fe^t baS S3erpänbni| fdmmt«
lid^er @d^rifttt)er!e nad^ ben fprad^Iid^en unb ]^i>
fiorifd^en iBegiel^ungen dorauS. SDie 3nbtt)ibuali>
tot ber SSerfaffer unb ber ©attungSd^arafter ber
SBerfe, weld^er burd^ ben ßmd beftimmt ift,
muffen öorerft burd^forfd^t fein, ©urdft biefe gfac«
toren ifi bie ©efd^id^te ber 3b&eologie bebingt, unb
biefe bilbet mieberum bie SSorauSfefeung ber tl^co»
logifd^enSiteraturgefd^id^te. SSerfudpe ju einer foI=
d^en fönncn bol^er gemad^t, aber SoHenbcteS fonn
erft bann geleiftet »erben, menn bie einjelnen 2Ber!e
nad^ ben ^nforberungen ber ftntif unb öerme»
neutif geprüft unb jum SSerftänbnil gcbra(|t ftnb.
SWonograplflien über bie ürd^lic^en ©d^riftftcller
ftnb l^ierfür banfenSmertl^eSSorarbeiten. %vid) bann
bebarf eS immerl^ einer (angiöl^rigen 93erf enfung
in baS maffenl^afte aJlaterial, in bie ebelften gr«
geugniffe t)on Sal^rl^unberten, ber fBel^errfd^ung
burd^ einen toeitblidCenben ©eifl unb ber 9tepro>
buction einer Don ungöl^Iigen Senlem gef d^aff enen
Sbeeutoelt.
in. Sibliograpl^ie. 1. Quellen, ©egen^^
ftanb ber tl^eologifd^en Siteraturgefd^id^te ftnb
fömmtlid^e erlittene tl^eologifd^e ©d^riften. @ett
Srfinbung ber 93ud^brud(erfunft erfd^ienen gal^I»
reid^e Sammlungen berfelben. @oId^e Deranftalte«
ten, obgefel^en Don ben alteren Herausgebern, ge«
leierte Senebictiner, Dratorianer, Dominicaner,
3ef uiten unb anbere OrbenSgenoffenfd^aften (f. bie
betr. Slrtt.). 3n Sejug auf ^uSftattung unb Sor»
tectl^eit seidenen ftd^ bie %tSgaben unb @ammel»
merfe ber SRitglieber ber Kongregation beS 1^1. 9Rau»
ruS aus, toeld^e feit 1616 bie SSenebictiner ftrenger
ObferDan} in gfranfreid^ umfaßte unb bis gur fran»
}5fifd^en 9leDoIution in 6 ^roDingen 180 Abteien
unb ^riorate jäl^Ue (f. b. 2lrt. ÜKauriner). 9lic.
le Jlourr^i DeröffentUd^te bie geleierten Siffer»
tationen feiner DrbenSgenoffen über SSöter unb
SSäterfd^riften in feinem Apparatus ad biblio-
thecam maximam vet. patrum, Paris. 1703
ad 1715, in 2 SSänben. S)iefe Sammlung felbft
(Lugd. 1677) umfaßt in 27 Folianten literarifd^e
aBerte ber fftrd^enfd^riftfieHer bis jum 15. Sal^r»
l^unbert S)ie übrigen patriftifd^en SoOectionen
ftnb gumeift in ben Sel^r» unb ^anbbüd^em ber
^atrologie unb befonberS bei C. de Smedt, In-
trod. in bist, eccl., Gandavi 1876, 102 sqq.,
Dergeid^net. 3« nennen ftnb unter ben neueften
Sammlungen: Migne, Patrologiae cursus com-
pletus, Par. 1843 sqq. SHe PatroL latina um»
fa|t bie lateinifdftenffirdeenDäter unb ©d^riftfteUer
bis Snnocenj HI. (geft. 1216) in 221 Sönben
in 4^ moDon bie Dier legten bie änbiceS entl^alteu;
bie PatroL graeca aber bie ©ried^en in 162 99ön=
ben bis Sarbinal Seffarion einfd^Iieglid^ (geft.
1472). 31IS Sfortfe^ung beS SBerfeS erfd^eint, bie
Siteratur Don 1216 bis ^um Soncil Don Xrient
umfaffenb unb auf 100 93önbe bered^net, bie 6ol»
lection Don 3lbb^ ^oroQ (Medii aevi bibliotheca
patristica seu ejusdem temporis patrologia,
Paris. 1880), morin fid^ aud^ SuDen unb Konfti«
tutionen ber betr. ^öpfte finben. SSon SDligne er«
f d^ien aud^ Petri Lombardi Sententiarum libri
lY necnon Thomae Aquinatis Summa theo-
logiae, Par. 1845—1846, 4 voU. 4% unb
Theologiae cursus completus, 28 voll., Par.
1879 sqq. garbinal ^itra, früher 3lbt Don So«
leSmcS, ebirte baS Spicilegium Solesmense, Par.
1852—1858, 4 voll. ®aS Corpus scriptorum
ecclesiasticorum latinorum consilio et impen-
sis Academiae litteranun Caesareae Vindobo-
nensis, 1866 sq. umfa|t bis je^t 25 Sänbe unb ift
eine bantenSmcrtl^e fritifd^e ^Bearbeitung ber latei«
nif d^en ffird^cnf d^rtflftettcr, jcbod^mit auSid^lic^Iidi
9
Siterörgefc^ic^te.
10
Ij^üobgifd^ ^poxat S^rle, Säibliotl^ef ber
\fy>k^Vfytn Xl^ologie unb $|^iIofo))^ie^ bietet
XoSgoben ber bcjfem SBerf e ber altem unb neuem
6(^lopf im SRigne'f d^n ^omtate, SRegenSb. unb
$aiiS (m Srfd^m begriff m). ^ neuefte $ubli-
catimm ftnb gu mod^nen P. Baidffol, Studia
jttlzistiea, Paris. 1890, unb B. GraMn, Patro-
logia syriaca, Paris. 1891, auf 2 !Bbe. Bered^net
ikiatzt thtSoaben unb ^ntl^ologien t)on Otto,
dnrter n. % f. unter b. Slrt. ^trologie.
Sa bie altd^riftlid^e Siteratur }um Zl^eil der«
ton gegangen ift, müffm für biefe SBerie bie
tearif^Nm 92oti^ ber SIten als Ouellm bimen.
3n Hilf d^Iul an 3uItuS HfriconuS l^at unS 6u-
jefos in feinet ftini^gefd^i(i^te »id^tige 9iad^-
nd^ ^ember unb (Sscer^te aufbema|rt; ebmfo
fcietoupnmg nnb ^l^otiud in bm unten genanntm
Bcrfen. Sine Bearbeitung ber literorifd^en Sn-
jd^en ifl bringenbed Sebürfnig. @ie merben
nnu^ Shmlel, baS auf Sebm unb Sd^riftm
ifttfäifyx Sudoren liegt serftreuen.
2. Z^eologifdbe @^riften, @tofffamm«
Imgen unb Specialfd^riften ftnb vorgetra-
gen in Fabridns, BibUotheca graeca (1705),
a. *n|L, öomburg 1718—1728, 14 93be., neu
^eranSgegden t>on fyixlt^, ^arnb. 1790—1809,
12 Sbe. (unoon.); Id., Bibl. latina, 5. Sufl.,
1721—1722, 3 Sbe., neu eb. oonCmefH, Seipa.
1773—1774, 3 93be.; Id., Bibl. latina mediae
et infimae aetatis, 6amb. 1785— 1746, 6!Bbe.,
m ^exonfigeg. Don iRanft, $abua 1754, f^flo"
an) 1858; Wesiermann, Biographi graeci
seil Titamm scriptores graec. min., Brunsv.
1845 ; W. Engelmann, Bibliotheca scriptorum
elaasieonim, ^erouSgeg. Don S. $reu|, 8. 9uf(.
Llbt^. Scriptores graeci, Seip). 1880, 2.W)ii^.
Scriptores latini, Seipg. 1882, umfaßt bie Si«
tantnr Don 1700—1878 unb ifl ein alpl^abeti«
f^cS Scrieid^l ber SnSgaben, Ueberfeäungen
rab SrlätttemngSM^riften ber gried^if d^en uno (atei-
sü^a @d^riftfteuer im Sltertl^um. Ittig, De
bdktiothecis et catenis patrmn, Lips. 1707.
fiaea Ueberblidf ül^ bie retd^e f^rifd^e Siteratur
■ab i^ fbiSgoben gibt Bickell, Conspectus rei
Sjrunim literariae, Monast 1871; über bie
soKnifi^ Snkias Somal, Quadro della Storia
letteraria di Armenia, Yenezia 1829; 9ieu>
warn, Serhid^ einer ®efd^id^te ber armmifd^m
SitootBr, £eiM. 1836. ^ottl^afi, BibUotheca
Usiorica medii aevi, 99erlin 1862, Supplement
1868; S. ^, $^ilolog.@d^ftenlesüon, Seipa.
1882; Cheralier, Repertoire des sonrces his-
toriqoes, Bio -Bibliographie, Paris 1880,
Snpplem. ibid. 1888; C. de Smedt, Intro-
iocäo generalis ad histor. ecclesiasticam
eriftiea tractandam, Oandavi 1876. 9moIb
9bn| ber OueHenfunbe ber gried^ifd^en
rimifd^ defd^d^te, L ®ried^. ©efd^id^te
Ml Mf ^mttxa, 8. «ufL Seipa. 1882, IL $e-
beS aUmerreid^, Siteratur bis auf 3ufti-
i »ifL Don aWffen, Seipj. 1885. Hurter,
Nomenciator literarius recentioris theol. cath.,
theologos exhibens qui inde a Concilio Tri-
dentino floruerunt, 3 voll., Oenip. 1871 ad
1886. eine gro|e 3al^I Don SRonograpl^en ift
in be§ ißerfafferS bemnöc^ft erfd^einenber SncQÜo«
pöbie ber Xl^eologie unter „ jMrd^engefd^id^te" unb
„^atrologie'' Der^eid^net.
3. Bearbeitungen. SSon gmnblegenber iBe»
beutung für bie d^riftlid^e Siteraturgefd^id^te finb
bie Slrbeiten Don ^ieron^muS (geft. 420) unb
^l^otiuS (geji. 891) gewefen. 3mer fül^rt in fei-
nem 93ud^ De Tiris illustribus sive catalogus
de scriptoribus ecclesiasticis 135 biblifd^e unb
lird^Iid^e @d^nftfteDer mit Angabe il^rer Sßerte Don
ber 3eit ber Slpoftel bi§ }um ^al^re 392 auf. Ser
jfatalog fanb Diele gfortfe^er, unter anberen an
®ennabiu§ Don SRaffilia, Sftbor Don @eDiIla,
3ol^anne8 Irit^emiuS (geft. 1516), «Bt in SBüra«
bürg, unb 9Rirau8 Don ^ntmerpen (geft. 1640),
unb ift mit biefen tjortfejungen Don 3. 91. gabri«
ciuS in ber Bibliotheca ecclesiastica, Hamb.
1718, }ufammengeftellt. $^otiug Derfa^te bei bm
©ried^en ein ö^nlid^ed 3Berf, ba§ MupioßißXtov
sive Bibliotheca, morin er 280 d^riftlid^e unb
^eibnifd^e @d^riftfteller d^arafteriftrt unb e^cerpirt
(bei Migne, Patr. gr. Cm et CIV). Oft ge-
bmdft mürbe baS Sud^ be§ Sarbinafö 93eUar-
min S. J. De scriptoribus ecclesiasticis, Bom.
1613, meld^eS bis 1500 reid^t unb Don ^% Zahlt
S. J. unb Don Oubin 0. Praem. ergönjt mürbe.
SQieS S)upin, ^rofeffor an ber @orbonne,
gaUicanifd^ gefinnt, begrünbete burd^ fein SBer!
Nouvelle Bibliothdque des auteurs ecclesias-
tiques, contenant Thistoire de leur vie, le ca-
talogue, la critique et la Chronologie de leurs
ouvrages, Paris 1686—1714, 47 vols., bie
tl^eologifd^e Siteraturgefd^id^te unb $atroIogie als
felbftönbige tl^eologifd^e SiScipIin; bie Don St.
@imon unb fBoffuet gerügtm Sfel^Ier Derbefferte ber
93erfaffer gro|entl^eilS nod^ felbft WAe (Soujet
[e^te baS äBerl Dom 17. bid in'S 18. Sal^rl^un-
oert fort. ßeilKer 0. S. B. legte in feiner ge-
biegenen bis 1244 reid^enben Histoire generale
des Auteors sacres et ecclesiastiques etc.
(Paris 1729—1763, 23 vols., nouv. öd. 1858
k 1869, 16 vols.) baS ^auptgemid^t auf bm 3n«
l^lt ber befprod^mm Sd^riften. Ser 9lnglicaner
SaDe l^at in feiner Historia litteraria scri-
ptorum ecclesiasticomm , Lond. 1688 u. ö.,
eine forgföltige ^irbeit geliefert. 2)ie Histoire
litteraire de la France mürbe Don ben 9Rau«
rinem (Par. 1733) begonnen, Don Slnberen fort«
gefegt unb gebie^ 1888 bis ivaa 30. iBanbe. Sin
gelungmeS ^anbbud^ ber t^eologif d^en unb d^rifi-
lid^en Siterörgef d^td^te Don ber diteftm bis ju unf erer
3eit geprt nod^ p ben frommen äSBünfc^n. SIS
9tad^fd^lagebud^ !ann nod^ immer ber Deraltete
unb in Dielen $un!tm fel^Ierl^afte @runbri^ ber
d^riftUd^en Siteratur Don Suffe, aWünfter 1828 biS
1829, bimm. Unter ben ^anbbüd^em ber ^atro«
logie finb bie Strbeitcn Don Sod^erer, SKöl^Ier,
11
Siteröcgejc^id^te.
12
gcfelcr, aisog, 3Urf<i^I fl. b. «rt. gjatrologie), für
ba§ ^RUtelalter unb bie 92eu}eü bie 3Berfe t)on
@t5(II, aSemet, 93a(i^ 3u gebroud^ (f. b. 9ct
^l^Iogie); für bie alte unb mittlere 3tit tötmen
atittet, @ef4 b. d^rifil. ^^ilofop^ie. bomb. 1841;
Uebermeg, @runbn| ber ®t\(i). ber ^Qüofopl^ie ber
})Qtr. IL Wolaji. 3eU (2. »b. beS ©runbr. ber
®ef*. b. ^m. 7. «ujL, 8erl. 1886, unb ^rontl
&z\ä^. ber Sogit S)ienfle leiflen.
4. 3(I§ Hilfsmittel mögen bie Sel^« unb
^onbbüd^ ber allgemeinen unb oltclaffifd^en Si«
teratur beige^ogen merben. SUgemeineSite«
ratur. 3. ®. diäfysm, ®t\ä^. ber Siteratur
Don ü^m Urfprunge bis auf bie neuefien 3^^/
®öttingen 1805—1812; S)erf., fiiterorgef^id^te,
2 Sbe., ©Ott 1812—1814; ®räffe, Se^rb.
einer aUgent Siterorgefd^., Seip§. 1837—1859,
4 IBbe. ; Serf ., ^nbb. ber aUgem. Siterargefd^.,
£ei))§. 1844—1848 (^uSsug auS bem erftem),
3 IBbe. ; ^r. t). Staumer, ^(mbb. gur @ef4. ber
fiüerotur, Seipj. 1864—1866, 4 3:^; «. SBoIf,
S)ie Clafjüer aUer S^^ka unb Stationen, il^ Seben,
Sl^arafterifKI xSpat Soften» ouSerlefene Stüde,
»erlin 1858—1871, 5 »be.
®ried^i{d^e£iterotur. CSRüIIer, ®t\ä),
ber gned^. Siteratur, neu bearbeitet unb f ortgefe|t
t)on e. ^, 4. 9ufL 1882, Don Sonalbfon fort«
gefül^rt M§ }ur (Sinnal^me oon Sonfiantinopel burd^
bie Xörfen, Sonbon 1858, 3 »be.; 3:^. Scrgf,
®ned^. 2iteraturgef (i^., unb §UMir bis 3ufiiman L,
JngrfdS unb ®ru6erS ßnc^üopabie. Sei))). 1863,
LXXXI, 283—455; biS )ur d^becnng t)on
&>niiantinot>eI LXXXVU (L @eä.), 237 bis
386; 9ticoIai, ®efd^. ber grie^. Siteratur in neuer
^Bearbeitung, mit 6inf d^Iu| ber bQ^ontinifdden Si-
teratur, Slagbeb. 1873, 3 »be., &tS)ug in einem
Sb. 1883; 9ern^rb9, @runbri| ber grie^ifdden
Siteratur mit einem tiergleid^enben Ueberblid auS
ber r5mif<JN. S^t 1836, 4.^fl. 1876-1880;
Croiset, Histoire de la litteratnre grecque,
Paris, im Srfd^einen begriffen; SB. (S^fL ®ef4.
ber gried^. Siteratur bis auf bie 3^it SuftinianS,
2. «ufL, aRön^. 1890, in Snxm aRäÜerS ^anb-
fmd) ber daff. Slltertl^umSmiffenfd^ft vn (bie
Sablrei^en geiler beS «bfd^itteS ^S^pd^
@(^ftiidler'' ber 1. 9ufL finb in ber 2. llufL
)um großen V^ai üerbeffert). (Sbenba als DL 9b.:
St. Sttuxäbaä^, @ef4. ber bQsantinifdden Siteratur
t)on äufUnian bis gum 6nbe beS o^mifd^n
ateid^, aRündden 1891. f^ormumn, Seitfaben
ber gried^. Siteratur, Wogbeb. 1849, umgearbeitet
als @efd^ ber gef. gried^. Siteratur nebfi ber Site»
ratur ber alesonbrinif d(|en, rmnif d^b^^antinif d^
3eü, 2 ^fte, 1866—1867.
Sateinifd^e Siteratur. So^r, ®efd^. ber
rdmif (^n Siteratur, ftarlSr. 1828—1 832, 4. lluSg.
1868—1870, 3 »be. ©o^u alS Supplement bie
d^jU. S)id^ter unb ©efd^d^tf d^reiber, bie c^rifUid^
römifc^e S^ologie, bie d^fllid^«römtf(!^e Sitera>
tur beS faroUngifd^n 3eitaIterS, ffarl§ru^ 1836
bis 1840, 3 f&ht (99b. I in 2. ?lufl. 1872 als
IV. 8b. ber römifd^en Siteratur); Seml^orb^,
©runbri^ ber rdmifd^ Siteraturgefd^id^te, ^oUe
1830, 5. «up. 1869—1872; leuffel, ©efdft.
ber römifd^ Siteratur, Seipsig 1870, 5. »ufl.
1890; 2)^., @tubien unb (S^rafteriftifen gut
gried^.-römifd^en unb beutfd^n Siteraturgefd^id^te,
Seip). 1871 ; «b. Cbert, Mg. ®efd^. ber Süera«
tur beS amttelalterS, Seipj. 1874—1887, 3 9Jbc.
(Don 9Rin. gelis bis jum Seginn beS 11. Sal^r^.) ;
9JL @d^n), @efd^. ber römif d^en Siteratur, 3Rün'
d^n 1890.
Entferntere ^ilfSmittel finb bie bio^
grapl^ifd^ unb bibliograpl^ifd^n SBerle in le^^
foler tJform. 3Bir nennen: Hederich, Notitta
auctorum antiqua et media, Wittenb. 1709,
bermel^rt Don @d^mabe 1767, 2 9be.; 3Rtndt,
eom)>enb. ®eIel^rtenIe£Üon, Seip). 1715, 2. ^fl.
t)on 3öd^ 1726; 35^, «Dg. @eIe]^enIe^fon,
Seipg. 1750, 4 IBbe.; ^mberger, Su^'^^äffige
9tad^rid^en t)on ben Domel^mfien S^riftfieüem
t)on Anfang berSBelt bis 1500, Semgo 1756 bis
1764, 4 IBbe., im SuS^g 2 Sbe.; $ierer, Uni»
öerfaflejifon, Wtenb. 1824—1830, 26 Sbe.;
Serf., SomierfationSIei^üon, 7. SLufL, l^erouSgeg.
Don ftürfd^ner, Berlin 1888 ff., 12 9be.; 3B«^r
unb SBelte^S j^ir^enIesüon; ^rjog, Stealencdllo'
pobie für protefiantifd^ it^oloq^t unb j^ird^e,
2. 9ufL t)on ^eöog unb $Iitt, Seip^ 1877, fort»
gefe|t unb iwllenbä oon ^aud 1888, 18 Sbe. ;
$0^, SlealencQnopabie ber daff. aUert^S*
miffenfd^aften, Stuttg. 1839—1852, 8 99be.;
Hoffmann, Lexicon bibliographicum sive In-
dex script graecomm tum sacronmi tum pro-
fanorum, Lipa. 1832—1835, 3 voll, fortgef.
&ip3ig 1838f.; Sbert, »Ig.bibIiograp]^ifd^ Sesi*
fon, Seiw. 1821—1830, 2 »be.; grfdj, «Üg.
atepertorium ber Siteratur für 1785—1800, 3tna,
SDBeim. 1793—1807, 8 »be.; fefdb u. ®ruber,
Mg. Snc^fiopäbie ber SBiffenfd^. n. ftünpe^ S^*
1818 ff., biS^ 170 Sbe. in 4*.
Sel^id^ SBerle erfd^ienen in (gnglanb unb
^ranfreid^ : Noothouck, Historical and classi-
cal Dicüonary, Lond. 1876, 2 vols.; Chal-
mers, Lond. 1798—1810, 15 vols.; femer Don
Gorton, Boee, Godwin ; Bich, Cyclopaedia of
Biography, Glasg. 1854 ; Darimg, Cjdopaedia
bibUographica. A library mannal of theo-
logical and general Literatare, Lond. 1854 ;
P. Bajle, Dictionnaire historique et critiqne,
2 folL, BotL 1697 u. ö., J.93. Paris 1820— 1824,
16 vols., beutfdi Seipiig 1741— 1744, 4 »be.;
Marchand, Dict. historique ou Memoires crit.
et Htter., La Haye 1758—1759, 2 folL; Mi-
chaud, BiograpMe universelle, ancienne et
moderne, Par. 1811—1838, 52 vols.; 1845 ä
1853, 27 vols.; Hoefer, Nouv. Biogr. gener.,
46 vols., Par. 1857—1866; Schoell, Beper-
toire de la litter. ancienne, Par. 1808, 2 vols.,
in gcfurjter lluSg. D. Boulez, Brox. 1837 ; Glaire
(Abb^) et Walsh (Theobald), Encjclopedie
catholique. Bepertoire univ. et raisonne des
15
Sitta.
16
fliöjicm entriflcncn ßigcntl^umS unb btc fotjcrlid^c
Sufogc einer Scfolbung her SSifd^öfc. «piuS VI.
(ejtQtigte burd^ bie SuIIe Maxime undique pressi
t>om 18. Ddober 1798 btefeS 2lb!ommen. ^aä)
bemfelben »urbe für bie nitl^cnifd^-unirte fttrd^e
ber ei^bifd^öflid^e ©tul^I öon $oIoc! »iebcr l^cr»
gejlellt unb mit bem Don ffotl^arina n. oeririebe«
nen ^röloten ^eracIiuS Silfomgfi befe^t. pr bie
beiben »iStl^ümer Sucf unb Srefl erjiclte Sitta bie
9tä(fberufung beS Don jf atl^orina IL verbannten
rutl^enifd^en Spard^en @tepl^an SewinSfi unb bie
Srl^ebung 3ofa))]^at SBuI^lS , voriger Soabfutor
beS unterbrüdtten SiStl^umS $in§f-2:urott). 2)te
in il^re Jt^fter jurüdKel^renben Saftlianer t)er«
el^en in 2itto il^ren gröfeten SBoJ^Itl^äter. ^m*
fid^tlid^ ber SHbcefen beS lateinifd^en StituS in
^olen, meldte jf atl^arina n. ebenf oQd jerftbrt l^tte,
erlangte Sitta, ba| in aRol^ilem ein (SrjbiStl^um
mit ixotx 2:ituIar«@uffroganbifd^öfen für SBei|«
ru^Ianb, bie Ufraine, $eterdburg, 3Ro§fau, Simo-
nien, BaxatoXD, ^ftrad^on unb bie jhim errid^tet
nmrbe. SHefer neuen iDletropoIe umrben folgenbe
fünf SiStl^ümer unterfteSt: @amogitien (mit einem
Suffragan unb einem Soabiutor) ; SBUna (mit Dier
@uffraganen) für Sitauen, Urlaub unb bie unter«
brüdte S)i5cefe SiDlanb; Sucl-S^tomir (mit jaei
@uffraganen unb jmei ffat^ebralen, aeld^e am
16. S)ecember 1798 unirt unb bem el^emaligen Si«
f d^of Don iHtXD, (föfar Solonna, oerliel^en würben)
für SoC^Qnien unb SÜm ; ff aminiec (mit einem
@uffragan) unb ÜRinSf (abgetrennt oon äBiIna).
Um bie ®rd^e ber oon Sitta ber jhrd^e geleifteten
2)ienfte )u erfennen, fei bemerft, ba| bie S^ifi ber
ertoad^enen ff atl^olilen in ber ffird^enproDing 3Ro«
f^xUro lateinifd^ 9»tur im % 1804 ftd^ auf
1635490 Seelen belief. %m ^9. Sugujl 1799
nnxr $iu8 VI. )u Salence aeftorben, unb Sitta
begab fid^ nad^ Senebig )U bem unter rufftfd^em
@^u^ (feit 30. Ütobember 1799) tagenbenSon«
claoe, um bort Sled^fd^aft oon feiner SRiffion
abzulegen. S)er am 14. SRör) 1800 gem&pe
$iu§ vn. nal^m Sitta mit großem äBobltooQen auf.
unb ernannte il^n alSbalb )um ©eneralf d^^meißer,
ein ^mt, meld^eS bei ber ungel^euren Sd^ulbenlajl
(50 SDtiQionen @cubi) bed Derfleinerten ffird^en«
ftaoteS au^erorbentlid^e ^l^igfeiten inmitten einer
neu einprid^tenben Ißermoltung erforberte. 3n
^nerfennung für ben ungemöl^nlid^en Sifer, bie
Uneigennü^igleit unb Umftd^t Sitta'd ref erDirte il^n
$iug Vn. in petto bei ben SarbinalSemennungen
beS 28. Sfebruar 1801 unb t)rocIamirte il^n im
Sonftftorium Dom 28. September biefeS Sal^reS
als Sarbinalpriefter unter bem £itel ber 1^1. ^u«
bentiana. Sitta aurbe $röfect ber änbescongre«
gation unb tl^eilte in biefer, mie in ^Uem, bie
med^fcIooKen ©d^idfale ^iu8' vn. unb be§ ftir«
d^ftaateg. SIS ber $apft gegen bie (SinDerleibung
einer Seilte Don popftlid^en ^roDingen in baS
ftönigreid^ 3talien (am 16. 9Rära 1808) pro-
teftirte, moQte ^lapokon ba§ SarbinalScoHegtum
auflöfen unb befal^I begl^alb, ba| aUe ^rölaten
bcS flönigrcid^cS bi§ jum 25. SKai in i^rc Hei-
mat gurüd^ufel^ren l^ötten. 3u ben gemaltfam ah^
gefül^rten darbinölen gehörte aud^ Sitta, tt)el(^er im
3uni nad^ ÜRailanb gebrad^t mürbe, ^m 1 7. gfe-
bruar 1810 l^otte !RapoIeon ben ffird^enftaat fei-
nem ffaifeneid^ einoerleibt. Mt ©arbinölc, bie
nid^t ffranfl^it l^inbcrte, mürben nod^ $ari§ be-
folgten, mol^in aud^ bie römifd^en Srd^iDe gebrad^t
morben maren. 9Die ffird^enoermoltung foEte ein
2)eportement ber fran5öftfd^en ©taatSoermaltung
fein unb bie Sarbinöle eine neue Slrt ^offtaat für
^ben 9lad^foIger ffartö bcS ©ro^cn" büben. 2Rit
SonfalDi mar aud^ Sitta nad^ ^ariS gefommen,
l^atte gleid^ il^m bie Dotation Don 80 000 gfrancS
auSgefd^Iagen unb mu^te ebenfo mie SonfalDi bei
öffentlichen Subien^en mel^rfad^ unter bem barf (^en
unb Derle^enben Senel^men beS ff aif er§ leiben. (£ine
Sbreffe ber Sarbinäle )u ©unften beS in Saoona
gefangen gefegten ^(kipfteS gerri^ Sonaparte in
©egenmart ber Ueberbringer. Sluf^S C^bd^fte ftieg
ber 3om be§ ffaiferg, alS Sitta mit gmölf anberen
Sarbinälen fid^ meigerte, in ben Z^ilerien feiner
^od^jeit mit SRarie Suife Don Oefteneid^ bei^u-
mol^nen, nad^bem ber $apft Don Domel^erein Don
ber gangen ^ngelegenl^eit auSgefd^Ioffen morben
mar. Sonaparte beraubte fie aUer Sinfünfte, Der-
bot il^nen ba§ Xragen ber SarbinalSabjeid^n (ba-
l^er bie „fd^marjen" Sarbinole im ®egenfa^ gu
ben loyalen ^rot$cn") unb Derbannte üe in einzelne
@tabte, mo \vt unter bie Heinfid^fte ^oIi}eiauffid^t
gefteSt mürben. Mt litten bittere Stetig, bi§ fid^
ein gel^imer ltnterftü|ung§Derein gebilbet f^aüt,
Don bem fie monatlid^e ©oben erl^ielten. 3^^ unb
ein l^albed Sal^r meilte Sitta in biefer SBeife )u
@t. Ouentin, bis er Snbe 1812 mit ben übrigen
Sarbinölen nad^ t^ontainebleau }um gefangenen
^pfte gebrad^t mürbe. Z)a gerabe ber SRatl^ bie-
er ^d^marjen" ßarbinäle gjopjl $iu« vn. be-
Hmmte, bo§ erpreßte Soncorbat Don ^fontainebleau
am 24. 9Rör) 1813 gu miberrufen, mürbe Sar-
binal bi $ietro neuerbingS beportirt, bie onberen
aber unter polijeilid^c Uebermad^ung gefteüt, bi§
aud^ fte }u ^nfong 1814 in einzelne @tübte Der-
tl^eiit mürben. (Srft ber Singug ber fürten in
$ari« (31. aKöra 1814) gab ii^nen bie greibeü.
Sitta eilte }um $apfte nad^ 9tom, mürbe Sarbinal-
bifd^of Don @abina, $röfect ber $ropaganba,
beren alten ®Ian) er mieberl^erfteHte, unb 1818
©eneralDicar ber rbmifd^en Dibcefe. 3m Sfrül^
jial^r 1820 befiel il^n mäl^renb einer SBifitationSreife
eine Sungenentgünbung, ber er fd^on am 1. ÜRai
erlag. @eine Seid^e mürbe nad^ Stom gebrad^t
unb in ber ffird^e ber ^Ü. Sol^anned unb $aulu§
auf bem SöIiuS beigelegt. Sitta fyiitt ftd^ möl^
renb feines Sufentl^alteS in Sfranfreid^ Dielfad^ lite«
rarifd^ befd^äftigt, unter Snberem mit einer ita-
Iienif(^en Ueberf e^ung ber SliaS , bie aber nid^t
Deröffentlid^t nmrbe, bann mit @tubien über bie
S)ecIaration be§ gallicanifd^en €IeruS Don 1682.
S)a 5RapoIeon jur Wed^tfertigung feiner ^olitif
\xö) ftet§ auf biefe S)ecIaration berief unb bei ben
IT Situtgieit 18
1 in SontaiticMeou cigcii^änbig in ^ouptflämmt, Don benen bei: eint bie morQcnIän'
t bm €a| gefc^ritten ^atte, jeber bif^tn, btr atibtrt bie abenblänbijc^en mttiält.
^Bpft tnäffe »DI feinet IcrSmmg |i^iDorcn. nic(|t@ 3)iefeSint]^eiIungipieine§KitgiblD6aufbie£)eit-
gegen bie Dter XrtUtI gu untenie^mcn, fo oerfo^te l\i)lni befi Urf)irun6eS, fonbcm gUQlei^ auf bie je
ääa {eine berühmten, in bei gDtm cäenjo ma^' bem Otitnt unb btm Occibent rigent^ümlid^ Sluf*
tdlen, Bit in bä Sidfü^nrng Ooitn unb genauen faffmig bet fettigen ^nblung gcgrünbct
Sriefr, bie inerft o1)m fein Sui^un mit bem fal- I. nnotgtnianbif^c Situiglen. ^u3 bec
f4enZ>niilortSßaiiSunbDorbatirtl80S, inSBirt- reii^ Sammlung bcifetben Derbitnen na^ SItei
li^hü |n Sqon 1 Sl 8 eifdiicnen (Lettres diverfiea unb 9lu3bef|nuiiQbeS @et)iauc^3 bie folgenb tnbe|on'
et intä«a6«nteB bot les qnatre srtioles ditB bere £itt>ä^nung. s. Sie Sttutgte bei Jlirt^e
fa (Jer^ de France, pu nn profeseeur en DDn3eiu[aIem,getDS^nIi$„£ituigiebe34I.3a'
Ibeolt^e, exjesuite). 6ie Duibcn fpätet, mit cobuS" genonntunboÖneSf'ifeltni^enSiunb'
%iten, Dcl^ SmnennaiS )uge|[^ben tmiiben, }ügen Don bie|em erften SStfil^til uon ^eiufalem
nb chiet tuqen Siogrop^ie Dcrfe^ Dom JRebac |einit|ienb. @te ijt in gnei|ifd)er Spiad(|e Uoi-
ttB bM Iftetorial csÜioliqiie ^etauSgegeben ^ben C&ct Job. AI. ABBemani, Codex litnr-
(Lettna bot ke qoatre uticlea ^te du derge gions nnivereae ecclesiae IV, 2, 1 sqq., So-
it Fnuee, Pkris 1826); eine beulf^e Uebtt- nue 1752; Daniel, Codex litiirg. IV, Lipeiae
kfnig mit Cinleitung t»n Slobiono oon 9orS* 1853, 88 sq.); ob fie utftnünglii^ in biejei obei in
M räb einem lln^onge »eif^ebenct S)ocumente bet gemeinen SonbeSfptac^ $atä^na'B obgefa^t
nkt Uc Stctradntion bei ^Droniirfei|ii^ien 1844 gemtfen fei, i|) nic^t abfolut entfi^ieben, boi^ ift
pOtün^. (SgL Barnldi, Notizia biografica etfteieeiva^ildieinliiibet. SlieeiftelateinifilbeUeber-
sol Cardinjüe L. Litta, in bcn Memor. di Belig. fe^ung, bie 1560 )u $ariS ^eiauslam, ^at bei
HV.Finnis 1828.) [3Beinanb.] eönontcuS^o^anneSaSanctDanbieaunterSTlil-
c^latftai ^|en bit Sonmtloie ober Stnmti- mii^g SloubiuS' be ©ainted, beS nad)maligen
ftp^ int Sein itt ^tgen SReffe, toelc^ gu Dci- iBifc^of S Don @Dieu£, unb beS X^eologen @entian
MiÄcttttt 3r>tR> itnb <nt Derf^tbenen Orten in öerDet ongefeitigt S)ie Sudontät cinci Situigie
1« fft(4t Migd^ncben toaiea unb gum 3:^ ^Sngt nid^t baoon ab, ba^ |ie aus bei lieber iigenb
■04 im Sefnouqe ße^ Uifpiüngliil bebeutete eines bciä^mten SnanneS geflofl™ fei, fonbem
M snt(f^t4* ffi^ XtmtupTta geuiffe ßffentli(^ boDon, bag iie bie Bffentlid)e ^neiCenming unb ben
£ie^, Ddd^ bie Sfltgti bei ätepubli^n ptt* Sffentlit^ Qlebiau^ iigenb ein» fftidie für fi<i^
JMli4 unb raf eigene floflett übema^men (PUt ftabe. grüt baB Infebcn bei in 3tebe ^t^enben
Lagg. 12, p. 949 e.). Ülmölig betam ti ben Sihngic i() ba^ bie gioge entf^eibenb, ob fte in
JytiiKni €inn einer 3)ienßlei^ng fibei^ou^t bei ttixfy oon äemfalnn im @kbiau(^ geOKfen fei.
Uriftot 060. 1, 3), unb fo »irb ei in bei Sie Slntuorl lautet befo^enb. 3n bet Situtgie
6t|Aui(|i«la geÜnmi^t ((Es. S8, 21 u. 6.). ®Uiäj felbp ^tfct efi na^ bet Sonfeaation u. %. : „Sit
beB|ReetAii9tnS3e^untA(tTou[rr^o)tDiibeSobei opfern bii, 0 ^en, au^ für beine ^eiligen Oile,
ii klteei an4 ftMCieQ bom ptieflerli^ Süenß tnelii^e bu bui^ bte göttliche (Sifi^dnung beineS
gd[mi4tOMll,9;2,17),nnbbiefe9ebeuhtng ®efalblen unb burdi bie ainfunft beineS ^eiligen
tri bal Sott in SltuenSe^omentaie bie gemahn- ®eiße8 Deiberrltd^t ^aji" u. f. m. ®ie[e SBoite
^t (i-^. fiuc 1, 23. ^br. 8, 6). 3n bei Jtit* bai man, weil fie i!|i ouSf^Itelli^ eigen finb, Don
^enfpra^umdMXfKDUfiyCa {(^on fiü^ bie fpect- je^eiunb mitTte^laufbenOrtbei^cietbegogen.
^^Soei^^inng füi bag eui^iiftifdie Opfer unb Swr SHtuS. loetdien bei ^1. SqiiQ uon Seiufalem
teiKi 3ntal, im tDettcm @pia^ebiaud^ au(^ in bei fünften m^ftagogif^en üattfy^t ertldrt,
tqei^tnaiAbttgtfammtenpriefletliibenSienfleS fümmt in bcr ^auptfad^e mit unferei Situtgie
ftd. X^oI^Dfer, ftonbbni!^ bei Siturgif I, 2 |f.). übeiein. ![ßanim blol tn bei öauptfad^e. niif)t
C»glei4 bot cd^anfüfii^ Opfei Dom ünfange au^ in aQen (Sinjtlbeiten ? Sfi!etli)er ^eilige Se^iei
«■»4t im bem anhalte, fonbetnau^ bei @tunb> leine Sur^ellung obei 93ef^reibung bei Situtgie,
fpm iia4 mDcribibat baSfelbe geblieben, fo lag foiüietn einen Untetiit^t, eine Stflüiung übet ein»
il bo4 i» bei 91atui btr €a(^, bafi feine ^tr jebie Xbcile btrfetbtn beabfiditigte unb beglioEb
fnp^ OS wifi^iebtntn Orttn nnb bei Detfd)iebt- bie taid^tigfien !f}untte unb fol^, bie eine pajfenbe
m SfiOem fl^ »eif^ieben geflolttte, oIS au^ am Untetlage für bie SStle^iung baibotcn, au8 bem
■JafiiVw l^tt mit bet 3nt fo}ufagen Don 3imen gefammten StituS btnioi^ob ; fobann, toetl et fid|,
Itmtf ftäf tiiDtittite obct entmiaeltt. &ict foUen toie eine fotgfaUigt SSeiglet^ung eileunen lögt,
bii ai^ttdtttn Sitingien, toelcbe in fiitpi^ Sin- ni^t an ein eingigtS liluigif (^eS g^oimulai battb,
Betons ja Xogt getteten ftno, übeifi^tlic^ auf* fonbem au^ anbete beiüctfiii^ligte. üße^r a(S ba§
0i^ Dertui; Don bloßen Snbcutungen, toie 99i§^erigt geugt bie 3:iabittDn bei ©liti^en unb
|t fü^ a txi nen aufgefunbenen Doctrina Apo- Orientalen füi bie Situigit oon ^enifalem, bie fie
itdaram unb bei 3iJpn finben, tonn ^ier feine bem ^I. 3acobu8 lufdjieibt unb bei ^ac^jien St^*
Mf frä. tung nettb ^Ct; bie tntlCanif^e S^nobe Dom
Sit Mi^onbtntn bdonnlen Situtgien gerfallen 3abre 692 fieruH fit^ auf fie, um ben Sttmenieiu
't i^ mfpTÜnglii!^ ^imut in gOKt guben)ti|en, ba| bei OpfetUein mit 9Baffei ge-
19 StturgieiL 20
mtfi^t UKiben mA^ bie grie^if^m ®ttt\ftim, auf bie ^eiltßt Sommunion ü6tige|t. tSiii ben
mir <ßtcDlau9 Don Mttf)ont, Waiaii bau ßfi^- SBoittn „SaS ^«(tge bem ^eUigen" xotibm bie
!u6 IL 3. bis Ijttab auf bm con^ontinotioßtmii- ^tiligm @alim nnporgttiobcn, unb bann nirb blt
ä)tti ^triat^ 3crcmia3, cifenncn jlc an. 3in j^cilimg bcr &o^f, con bcr ein Xf^tü in ben
£aufe b« 3<it gtlong efi ben Sßotriarc^en oon Aeld) geftnft uitb, cotgenomniEn. Unter Detfi^ie*
„91eU'9lom'', bie Situigie i^tei fitn^ ben $a' benen @e6tten unb @efängen fotgt tcftt bie Sotn*
tiian^ten beS Orients onfjubrängen; niii^tebepo' mintion bd $rieflet3 utdi bte SBoueS: Sani*
nxniget uutbe in Senifoltm bie dte Siturgie ctn> fagung, @epung unb ftierli^e Sntlaffung bei
mal int 3afii, mn 3^e beS 1)1. 3aco&iä, ben @emeinbe tiilben ben S^Iug (f . ba§ c{a[fifc!)e 3BerI
2S. October, fßrton gefeiert, ®er Sitel, bet bit Bon C, A, Swainaon , The Greek Litorgies,
Sihitgie bet SKuttertiti^e Sßaläftina'S bem fil.^a- chieflyfromoriginalauthorities,Lond.l884).
cobui jueignet, ^t ju einem ^Bd&ft unerttuiJli^en ÜRitberSiturgieberffin^eüonSenijüIemtDitbbie
@tmte 91iüa| gegeben, »eil ptoiepantiftfie ®e- im ad^tenSud^e bet opDfloüftl^en gonftitutionen
Ie:^e ftnjelne €0^, KuSbrüde nnb DIamen aus c. 6—15 (Migne, PP. gr. I, 1Ü75; Daniel
betfelben, g. fS. biti Xrifagion, £|uii>üin<i; unb dto- L o. IV, 48) enthaltene geaü^nlid) in ESerbinbung
TJxo;, bie Sttofi^nung bet ^onfeffottn unb Sna- geblaßt. 3)ie %eroanbtfc[)a(t junft^en l&eiben ift
d^otrten ^tiUoi^ben, nx^t nid^ oom ^L 3acotiuS iebod^ nü^ gcöger, aXS bie bet orientalif d^ Sitiu'
^nri^ten löttnten, fo ba| bie Slturaie felb^ nid^ gUn Sbei^u^t ju rinanbet. 3)ie Wfa^g bet
bon ifya ßornint, fonbetn untnfqoben fei ma> Situtgte bet Smrpntionen mitb in bafi €nbe beS
beftpegen leinetlei Sm^timg Dcibiene. SRon faitn 3. obet ben SInfong be9 4. 3ül|i^unberte gefe^
D^ Sßtittieft üugeben, ba^ bie beon^anbeten (I>d. b. 9ti ConotitatioiieB apostolioae). ®oai
Partien ni(^ aufi bet a))ofloIi|il|ien 3ttt ftannnen; uiui Stenoubot behaupten, bie SUurgie bet <lon-
allein batauS ^Igt id^t, ba^ bie Situigie boS ^Uutionen fei in feinet otiental^c^ Stitfy im
Mtrt eine« litetadfd^ grreibeutetS fei unb mit @<&tan^ getotfen: nad^ Sßtobft (Silutgie ber
Uniet^t ben Slomcn bei |eUigen Sacobui an bet et^ brei äa^i^^unberte, Xüb. 1870, § 86) unb
@time trage. €3 fragt fii^ junäd^p, o6 bie ffitd^e Siiha (bei ffrauS, KealencQn. n, 310 ff.) ba*.
Ipon Semfalem fie oneilannt unb gebtouc^l ^obe, gegen nwt fie mit geringen Snimeid^ungen fogar
unb ob fi^ etna nac^twifen laffe, bag fie bort in im Slbenblonbe in ben etßtn btei Sa^^unbetten
ft)lttetet 3rit eingeführt notben feL SaSSintifl gemdnüMi^. Um anne^mbat ju ma^en, bafi
ebcnfo entfc^ieben }u bcfoflen, oIS ba§ Inbere ;u fie älter fei aI9 bie flinken Siturgien, bie auf
bemeinen, unb bieg beied^tigt ju bem S^luffe, uns {tefonttnen, nritb untet %nbettm bemertt, fit
bol bie ffogli^ Situtgie bie aiteßf unb urfprüng^ '^ait ba§ „Skiterunfet" Bot bet Sommunion noc^
lid^e beiffitc^eoonSenifalem i^ SBeil aljer btefe m^t;inbem!IRemeiitobtt§ingefd^benenn)etben
flinke ben ^I. 3atobu9 oIS i^rni erften S9i|i^of „noi) (eine befonberen Flamen Don ^igen, am
Detel^rl, auf i^ i^te @ränbung jurüdfü^t, fo loenigflen bie (SotteSmuttei ettofi^nt", unb in ben
be^ainjtet fie aud^, üon ibm bie Oi-bmmfi iiitrö gürbilten fflr biegebenbenfle^Weascttenflatt
®DtteebienfteB empfangen ju ^abni — Xu 2\- bn 3)£önti^; ou^ biej|enigm SJorbctettungSgefiete
tutgie oon ^erufalem tann gemiffennagen aI6 boS b(4 $iit{leTi, uel^ bi bet Situtgie befl ^1. ^a*
äiotbUb obn als ber @runbri| bei belonnte^en cofniS fid^ finben unb auf bie fpdtete ®eftaitung
£itutgien beS Orients bctia^let metbtn. 91a4 ber beS @otteSbienfle8 ^ntoeifen, fommen in il)r nidlil
altüblie^n Sint^Uung jerfdllt fie in bie Situr- Dor. Mein, uaS baS „Sßaleninfer" betrifft, fo
git bet Itoted^enen wtb in bie ber @13ubtgen i^ bie ajotouSfe^ung, als ob eS crß fpäter, ettoa
(f. b. ^ri. Sneffe). 3ene befielt auS ©ebeten, im 4. 3a^^uttbert, bei Stturgie eintxrieibt uoi'
befangen unb Sefungtn auS ben iBiii^iem beS ben, gonj unbegtünbet unb nibeifprid^ bet 5Üt-
Ulten unb Dienen EBnnbeS ; biefe beginnt mit ber pen fii^Iid^ Xtabitton. Esniibtugegeben, bag
^otbringung bei Opfetgaben, an bie baS @lau' bie ßinidbnung bei .©ottrtgebdrerin" im öffenl-
benSbelenntniB unb ber griebensrul fic^ an- lii^en @otte8bintßt na^ bem Sondlium gu <£p^e-
ft^IieBen ; bann arirb butc^ bie ^äfation unb eine fuB (431) allgemein fiblid^ nurbe, bafi bie nament-
pfltönetij'dieSlatftellungbergätllii^enöeUSanftol- Kt^SIup^Iung Bon ^eiligen, bie gürbitte für
ten bie Sonfenation eingeleitet. Dlad^ ben @in> bie DRönc^e, bie angebeuteten ^orbereitungSgebcte
fe|ungflttiotttn, bie mit tautet ©timme auSgetpto- beS SfJritpetS fpätete Sufajfe fmb ; folgt nun un-
ddtn unb »on Seiten bcB äBoHeS mit ,91men" fie- feblbat, ein titutgif^ g^ormulor, meWieS nidbts
antmoitet nmben, folgt baS «nbeirfen an baS nun biefen Sufäjen ^, f d ältet als anbete, bie
Seiben, ben Xob, bie ^uferftebung, bie ^inimel- fie aufgenommen b<iben? Süd^tigei ifi eS, anju*
fabrtunbjnieiteäntunft3efu6^ri|ttmitberiBitte nehmen, ba6 bie Situtgie bet apopolifcbcn 5on»
um Tilgung ber alten @d^ulb unb SQerleibung bet ftitutionen begwegen Don 3"fä|en nnb SSeränbe-
^immlifd)en ®aben. !Jhin lommt bie cielfiefpro- rungen freigeblieben ifi, oeil fie nit^t Bffentlid&
c^e, ben morgenlänbifd^en Siturgien eigentbüm» gebrandet mürbe unb bamm bem ßinfluffe ber
li^e „Anrufung beS beiligen ©eifteS" (f. b. 9Irt. Seroegungen unb enttoictlungen im fin^lid^ Se«
gpißefe), worauf bet Sßriefter einige ©ebete unb ben entrüift war. attletbingS roitb man jugeben
Süibitten berrid^tet unb jut nähern Vorbereitung muffen, bog Se^anblbeile biefer Situtgie biS in
21
Siturgien.
22
bie apo{!oltf(^ 3^ ^tnoufreid^en, unb in biefem
Sisne tDiib fu unter bem 9lamen „fiiturgie bed
^ fÜmoA" üon S^al^ofer (Siturgif 1, 334) für
bie Qltefie ber auf und getommenen felbßanbigen
£itsrgien bed Orients erflärt «ej^nlid^ ift 93i(!eIId
^hifiil^, ber aud^ eine DoUftänbige Sefd^bung
biefrr Siturgie gibt (Sttaa§i, Stealenc^fL n, 313 ff.).
— b. S)te Siturgie Don Sntiod^ien fällt mit
ber ^ierof olqmitanif d^ )uf oonnen. 9ef anntlid^ ge«
\ldctt ^ößina in ben brei erften äol^l^berten
}um ^triard^te Don 9ntiod^ien (J. b. 9rt %i'
tioc^ien, ^triord^), big bem IBif^of e Don Sern*
falem juerfl burc^ Ue @Qnobe Don 9Kcöq ein
S^rcnDorrong (ol^ Ssemtion Don ber ©erid^tS«
barfeit bcS d^bifd^ofS Don (SÄ\axta), f obann aber
bun^ bie Dierte alOgemeine Sqnobe Don Sl^Icebon
ha% $atriard^ über bie brei $roDinjen Don ^*
lößtna guerlannt mürbe. 9u|ier ber gried^if^^
2Uurgie bed fj/L 3ocobud mar im antiod^ifdben
Slirtngd aud^ eine f^rif d^e bief ed 9tomend im (8e-
bron^e (bei Aasemani L c. 131 sqq.; latei*
nifd^ vnb DerDoüfianbigt bei Benaudot, Litorg.
Orient. coUectio, Paris. 1716, II, 29 sqq.).
Sie i{l eine freie Bearbeitung ber erfteren für bie
@9rer. ^ fie nad^ ber monopl^Qfttifd^ @))al«
tmng uid^ nur Don ben 9ReId^ten (bomald ben
Or^obosen), fonbem aud^ Don ben ^ftretifem
onfrftnmt unb gebrandet mürbe, fo ifi an}u*
nehmen, ba| fie )ur 3^ bed ßondtiumd Don
S^NnIcebon im % 451 nid^t nur Dorl^onben mar,
fonbem aud^ in l^ol^ Unfeinen fianb. S)ie ÜRono«
p^^fiten, in ber ^Ige Siacobiten genannt, pxo*
bucirten eine Stenge Don Siturgien unter erbid^*
teten Sitein; Kbral^ (Fcd^eUenfid gibt il^re 3a]^I
auf 50 an, Xenaubot gibt bie lateinifd^ Ueber«
fe^ingDon38. 3)ie SReld^ l^ielten ftd^ an bie
alt^ergebrad^te Siturgie, bid ed ben $atriard^en
Mm <Eonpantino))eI gefong, bie ßinfül^rung ber
irrigen bnrd^fe^ 92ä^iered bei SicfeU a. a. O.
823 ff. — c.©ie Siturgie bed 1^1. ajlarcud,
b. i ber ftird^e Don 9Iesanbrien. Sie mürbe
im 3. 1583 }u $and mit einer lateinifd^en lieber*
fe|nng Don bem (Eanonicud Sol^anned a @ancto
9lnbrca ^eraudgegeben. S)ad gried^ifd^e 9Ranu*
fcxipt ^ahe fid^ in einem IMofter ber aRbnd^e bed
bL SafUiud in Salabrien Dorgefunben, unb ber
Sorbinal Sill^Im eirlet Iie| eine Sbfd^ft bed-
f elben für ben ^eraudgeber ^gen. 2)ie Sd^ei-
bvng ber ög^ptifd^ Sänften nad^ ber S^nobe
Don S^kebon in TOeld^en unb !IRono))]^^fiten
(gemö^id^ Sacobiten ober Stopitn, f. b. 9(rt.)
borf ^ier ald befannt Doraudgefe^t merben. Sie
genannte Siturgie nun ift aSem ^nfd^ein nad^ bie
alte, Dor ber monop^pfitifd^en @)>alümg in %eg9))*
tcB ctngefubrte, bie Don ben 9KeId^iten oud^ nad^
ber €|)altung beibel^Iten unb erft im 12. Sal^r«
Williberte burd^ bie Siturgie Don ßonfiontinopet
nerbrongt mürbe. €ie mirb bem I^L ÜRarcud gu«
gefd^riAen, meil er bie flird^ Don Wesanbrien ge«
gränbet^. 2)aB fte fpdtere 3uf^« auf genommen
wah bem 9Bad^t|ume unb ben 99emegungen bed
fird^Iid^en Sebend nid^t Derfd^Iofjen geblieben i{l,
bilbet feinen 9emeid gegen il^ren a))oftoIif d^n Ur«
fprung. Z)ie befteSIudgabe ift ie^t bie Don @mainf on
(L 0.); eine beutfd^e Ueberfe|ung gab $robfl (Si«
turg. 318). SBäl^renb biefe red^tglöubige Siturgie
nur gried^ifd^ Dorl^nben ift, entl^alten bie meiften
^anbfd^nften bie monopMttifd^en Siturgien in fo)i*
tif d^er @)>rad^e, jiebod^ Dielfad^ unter Beibehaltung
bed gried^ifd^en Xtjsittd für bad laut }u Slecitirenbe.
Sie Hoptta l^aben nömlid^ Diele Siturgien Derf a^t,
Don benen aber nur brei gebrandet merben bürf en :
bie Siturgie bed l^t. BafUiud, bie an gemöl^nlid^en
@onn* unb SBod^entagen f omie jum ©ottedbienfte
für bie Berftorbenen genommen mirb; bie Siturgie
bed l^L ®regor bed Zl^eologen, bie an ben ^ften
bed ^erm unb anberen l^ol^en Feiertagen Dor*
gefd^rieben ift; enblid^ bie bed l^t. (S^riS, bie für
bie Sfaftenjeit unb ben äBeil^nad^tdabenb beftimmt
ifl. Z)er erften ift bad DoSftönbige ÜRelformular
angel^öngt. Z)ad Io))tifd^e SRiffate erfd^ien 1736 gu
Stom; englifd^e Ueberfe^ungen gaben 3. 9R. Stob*
meH in ben Occasional Papers of the Eastem
Church Assoc. n. 12, London 1870, @. S.
ÜRalan in ben Orig. Docum. of the Coptio
Church n. 1. 5. 6, London 1872—1875, unb
ber 9Rarquid of SSute, The Coptic Moming Ser-
vice, London 1882. ®abriel, Xarid^d @oH
ber 70. Io))tifd^ fßatriard^, Derbot bei Strafe ber
6|communication ben ®ebraud^ jieber anbem Si*
turgie. SBä^renb bie Slleld^iten fortmäl^renb ben
©ottedbienft in ber gried^ifd^en @prad^e feierten,
entfd^ieben ftd^ bie ^öretifer Jür bie fog. f o))tifd^e
@prad^e, bie )ur 3(it bed SinfaQed ber Araber
in 9eg9t>ten Umgangdfprac^e mar. Uebrigend
mürbe in meniger ald 200 ^o^xm bie @)>rad^e
ber Eroberer bie l^errfd^enbe, fo gmar, ba| felbfl
bie ^riefter bie alte Sanbedfprad^ nid^t m^r Der*
ftanben unb man fid^ genötl^igt f al^, bem f optif d^en
Zeste ber liturgifd^ Sudler eine arabif d^ lieber*
fe^g beigufüaen. Sd ift mel^r ald naiD, menn
man ^d^ ba uno bort auf bie foptif d^e Siturgie be-
ruft, um bie ßinfül^rung ber Sonbedfprad^e beim
©ottedbienft gu urgiren (Dgl. b. %rt. ftird^en*
\ptaä^). Sinmal ifl bie f o^tif d^e Sprad^e feit bem
enbe bed 9. ober Anfang bed 10. änl^rl^unbertd
aud ber Steige ber lebenben @prad^ Derfd^mun*
ben ; möre bie^ aber aud^ nid^t ber gall, f o f oute
fid^ ein ftatl^olil bod^ befinnen, el^e er feiner jfird^e
aumutl^et, ba^ fie bad Seifpiel ber ^öretüer nad^
al^me. SDlit ber ftird^e Don SegQpten l^ängt bie
abeffmif(!^e Don il^rer ©rünbung an gufammen.
®er 1^1. gfrumentiud, bem «bcffmten (f. b. 2lrt.)
feine Selel^rung Derbanft, mürbe in Slcsanbrien
burd^ ben gro|en Sltl^anoftud gum Sifd^ofe ge*
meil^t, unb Don ba an empfing Slbeffmien Don
Äeg^pten feine Ober^irten, feine fird^Ud^e 83er*
faffung, feine ©ottedbtenftorbnung unb julc^t bie
monopl^Qfttifd^e ^ärefie. ber ed gur @tunbe nod^
Derfallen ift. 5)ie 3aW ber obeffmifd^en Siturgien
mirb Don Sinigen auf jmölf, Don Ruberen mo^l
rid^tiger auf gel^n angegeben, nömlid^ bie Siturgie
23
fiiturgien.
24
1. be§ 1^1. 3o]^anne§ be§ St)angeUften, 2. ber
318 SSöter t)0n mc&a, 3. beS gpipl^aniuS^ 4. be§
Sücob öon ©arug (f. b. Slrt.)/ 5. bcS Sol^anneS
Sl^rt)foftomud, 6. eined Ungenannten, 7. bet l^ei-
ligen ^o\itl, 8. be§ Striae, 9. be§ @regor t)on
Stasian) unb 10. beS ^attiord^en 2)io§cut. Z)ie
unter 7. genannte Siturgie bec l^eiligen ^oftel
ttmrbe in Stom 1548 burd^ ben abeffmif^en
Srd^tmanbriten $etru§, aud^ XeSfa (@ion) ge«
nannt, ötl^iopifd^ ]^erau§gegeben. 3m folgenben
Saläre erfd^ien eine latemij^ Ueberfe^ung. 3n'S
englifd^e aarb fie t)on SlobmeO, Sonbon 1864,
überfelt tl^meife aud^ Don S. Sejolb am ßnbe
beS @tt)ainfon^{d^en SBerfeS. S)te untet 5. ge-
nannte Siturgie beS 1^1 ^ol^anneS Sl^r^fofbrnud
gaben SBonSIeben in SuboIfS Oramm. aethiop.,
ed. n 1661, unb S)iHmann in ber Chrestom.
Aethiop., Lipsiae 1866, 51 sq., l^erauS; eine
anbere ftel^t mit lateinifd^er Ueberf e^ung in SuboIfS
Comment. in bist. Aethiop., Francof. 1691,
341. (%L 9. @(^Ite, Z)ie in ^etl^iopien ge-
bröud^Iid^ Siturgie be§ I^L 3o]^. (Sf^xt)U im ffa-
tl^olü 1888, 1, 417.) 3)ie Siturgie ber l^eittgen
Slpoftel entl^ält ben DoOftänbigen Ordo bed abeffi«
nifd^en ©otteSbienfted, unb bie übrigen Siturgien
muffen ouS il^ ergänzt merben. Ol^ne SRül^e fann
man in il^r eine 9tad^bilbung ber Io)>tifd^en Siturgie
beö 1^1. SSafiliuS erfennen. — d. ® ie b^jantini»
f d^en Siturgien. 2)ie ffird^e Don 6onftantino))et
ober S^sana l^at feit mel^r benn 1300 Salären )tt)ei
Siturgien, Don benen bie eine bem 1^1. SafiliuS, bie
anbere bem l^L Sl^r^foftomuS }ugefd^rieben nrirb.
a. ©afe ber % SaflliuS, Dom Saläre 370—379
IBifd^of )u Söfarea in (Sa))pabocien, eine Siturgie
Derfa|t l^abe, fielet ou^er S^oeifel unb »irb Don
$roclu§ (Ilepl icapadöoecoc t^c Ostac Xetxoup-
7rac, Migne, PP. gr. LXV, 849), Don bem
2)iocon $etruS (De incarnaüone et gratia D.
n. J. Chr. etc. c. 8), Dom jmeiten ßondl Don
gWcäa (Harduin IV, 370) unb Dielen «nberen
bezeugt. Ob aber bie Siturgie, meldte unter bem
9{amen be§ 1^1 SapuS in ber conftantino))otita«
nifd^en ffird^e gebroud^t mirb, ober ein onbereS
Ssemplar beffen öd^ted SBert fei, ift DöOig un-
gemi^, unb ol^ne 9Uid(fid^t auf bie Xrabition ber
^ried^en glaubt ®oar (Eucholog. 180), einem
dT^tmplan ber baftlianifd^en Siturgie, baS il^m
3fibor ißQromalud mitgetl^ilt, ben Sorjug geben
}u muffen. Smmerl^in jeigen bie fel^r bebeutenben
^meid^gen ber SobiceS Don einanber, ba| bie
Siturgie burd^ ben 9tamen, mit bem fte gefd^müdtt
ift, gegen bie SSerbefferungSDerfud^e feineSmegS ge«
fd^ä|t morben fei Der ®otteSbienft »irb nad^
ber Siturgie beö % SBafiliuS gefeiert: an ben
@onntogen ber l^eiligen unb großen Saften^eit mit
SuSnol^me beS ^almf onntagS ; am l^ol^en ®rün«
bonnerStage ; cm großen <Baiiai, b. l am (S^ax»
fam§tage ; an ben SHgilien Don Sßeil^nad^ten unb
gpip^anie unb am gfefte beö 1^1. SafiliuS, weld^eS
nad^ bem gricd^ifd&cn ffalenber am Slcuial^r, bem
3a)be8tage be§ f)l SSafiliuS, begangen wirb. Diefe
Siturgie finbet ftd^ gried^ifd^ bei Daniel, Codex
liturg. IV, 421 sq. ; in neueren beutfd^en lieber»
fe^ungen bei ©torf, 5)ie gried^ifd^en Siturgien,
Äempten 1877, unb ÜRaI|ett), Die göttlid^en 8i«
turgien unferer 1^0. SSöter, »erlin 1890. (98gl.
^robft, S)ie Siturgie bcS »afiliuS, im ffat^olit
1882, n, 561 ff., 1883, 1, 1 ff. 113 ff.) ß. S)ie
Siturgie beS l^L (Jl^rt)foftomu§, »eld^e, bie genann«
ten Sage ausgenommen, baS gange Sal^r l^inburd^
im ©ebraud^ ift, »irb im 7. Sal^rl^unbert nod^
Don SeontiuS „bie Siturgie ber l^eiligen ^pofter'
genannt unb fd^eint erft im 8. ben 92amen be§
äol^anneS „mit bem goÄenen ÜRunb'' erl^alten gu
l^en. S)urd^ bie Ueberlieferung ber Onentalen,
burd^ bie glöubige Snna^me ber Occibentalen unb
burd^ bie 3«ugniffe fel^r Dieler ©d^riftfteller wirb
bem ifi. (Sl^r^f ofiomuS bie Bearbeitung einer Situr-
gie, unb 5War ber in ber Jhrd^e Don ßonftantinopel
gebröud^Iid^n, )uer!annt. Sr babe, fagt $rocIu§,
wegen ber @d^IaPeit ber meufd^Ii^en 92atur unb
in ber 9(bftd^t, lebe teuflifd^e SuSflud^t gleid^fam
)u entwurjeln, ben ©ottedbienft in SSielem ah»
gefurgt. UebrigenS ift bie SBerfd^iebenl^eit ber Dor-
l^anbenen Ssemplare biefer Siturgie f o gro^, ba^
®oar jweifell^aft war, weld^ berfelben er einer
Sergleid^ung )u ®runbe legen foSte, unb erflört:
Tanta . . . varietas, ut nos qui octo sola (sc.
exemplaria) ex Ulis tibi, Lector . . ., ob ocu-
los ponimus, cnncta illa simul, tantae dissi-
militudinis aspectu territi, inter sese conferre,
Titandae nimiae confusionis gratia, non po-
tuerimns etc. 2)en gried^if d^en Xei;t biefer Sihtr«
gie fyii aud^ Migne, PP. gr. LXIII, 901 sqq. ;
LXIV, 1062 sq. (93gl. Denzinger, Ritus
Oriental. I, Wirceb. 1863, 6—16; Hammond,
The Ancient Litorgy of Antioch and other
Idtorgical Fr^ments, Oxford 1878.) S)eutfd^
fielet ^e in ben Dorl^er angegebenen 9fid^ Don
@torf unb 3RaI^, aud^ bei Sracau, 3>ie Situr»
gie bed % 3o^anne8 Sl^r^foflomuS, ®üter§(ol^
1890; eine Sefd^reibung ^reS SSerlaufeS gibt
S^aH^ofer, SiturgU n, 46 ff. Die Orbnung ber
bett)en Siturgien Don (Sonfiantino)>eI ift ber in ber
Siturgie bed 1^1. 3acobud eingel^altenen öl^nlid^.
SBir begegnen ber (Sintl^eilung in ffated^umenen«
unb ©läubigeu'Siturgie ; ber t^nebendbt^, bem
l^ier bad @t)mboIum folgt, wirb nad^ ber erften
Obtation erteilt; bie ^öfation unb bie unmittel«
bare Vorbereitung auf bie Sonfecration befielet im
S)anf unb ^eiS für bie ^eildanftalten ®otte§ ;
bie Sinfe^ungSWorte werben laut gefprod^en unb
mit ^9lmen" beantwortet; bann folgt bie „An«
rufung beS l^eiligen ©eifteS", bie Aufopferung gu
©l^ren ber ^eiligen, bie gfürbitten für bie ^er«
ftorbenen unb bie Sebenben, bie SIeDation unb
Sred^ung ber ^ofUe, bie Sommunion unb gule^t
bie SDanffagung unb ©egnung. — 3)ie Siturgien
DonSonftantinopelwui^eninflaDifd^erlteberfe^ung
Don ben ^. g^riHuS unb TOet^obiuS (f. b. Slrtt.)
guerft in ^annonien unb TOäl^ren eingefül^rt. 9Ke»
t^obiuS mu^te ftd^ in SRom im 3. 880 fowol^I
25
Siturgicn.
26
segea fetner 2tf^xt ald aud^ megen ber ©prad^e be3
6od(^imfie3 ocranttporten. „a3Bir l^ören aud^/
xtneb i^m ^|kx)){l Sodann Vm. unterm 14. 3uni
879, ,ba^ tu bie SDteffe in einet fremben (bar-
bara), b. i in bor floDijd^en @prad^e feierft, toe^«
iKüb i0cr fd^on burd^ unfer Sd^reiben unterlagt
}^abaL, boft bu bte l^Iige gfeier ber ÜReffe in Jener
@)yrad^ begel^fi^ f onbem enttoeber in ber tateini-
\^ fri)cr ber gried^fd^en Sprad^e" u. f. to. S§ ge*'
log bem ^ofiel ber &ax>tn, ben $a)i{l in bief em
fünfte pr 9Uid^ebigIeit gu bewegen. Ol^e S^ei«
fd ifitete bcn l^igen Skiter l^ierbei l^mtptf&d^Iid^
bie Stüifftd^ auf bie ßrl^Itung ber ftird^eneinig«
Int xodd^ gerobe bamalS burd^ $]^otiu9 gefäl^bet
Mr. ,(B fei", erflärte er, «,bem maleren ®Iau«
bcB ober ber Sd^re nid^t entgegen, in ber {latnfd^en
S^rrod^ bie SReff e gu feiern, ba§ l^eiltge SDangetium
BBb bie gut ttberfe^ten @tütfe oud bem ^tten unb
92eiien XcfUnnente Dorgulef en, f owie bie Xaggeiten
|B beten ober )n fingen. 3ebod^ foSte baS St)an-
gefimn )ur gr5|ern IBerl^enlid^ung erß lateinifd^,
bann flonifd^ gelefen merben. ,,Unb xottm e§ bir",
bei|t e« am Sd^luffe bed pd3p\aii^ SriefeS an
6)Datopht!, „wib beinen Seamten beffer gefdUt,
bte 9te^ in (ateinifd^ Sprad^e }tt l^ören, fo be-
fe^ mir, ba^ bir bie l^ilige SReffe iateinif d^ ge*
feiert ©erbe'' (f. ben99rief bei Il^al^ofer, Siturgi!
1, 401). 2)ie flotrifd^ Ueberfe^ung ber gried^fd^
Sitnrgie fonb aud^ in Sht^Ianb Singang, mo fie
beute nod^ gebrandet mirb (9R. StaiemSü, Sud^o«
logum ber ort^obos*lat^ol. ffird^e aud bem gjried^.
Originaltext mit 93erädtftd^tigung ber ältflat)tfd^en
Ueborfelung in'd Deutfd^e übertragen, I, SÖSien
1861, 169 ff.). — e. ®ie fiiturgie ber «r-
menier, mo^d^nlid^ im 4. Sa^tl^unbert Der«
fo^, bod^ fo, ba| fte im 5. il^re SoUenbung er«
^idt ffcA gro^e Slel^nlid^feit mit ber b^gantinif d^en,
mi nid^t befrembet, memt man bebentt, ba| ber
Storni, bem bie Sefel^rung Don ®ro^-9rmenien
iNfffu^iDeife gugefd^neben mirb, @regor ber 6r«
lend^er (f. b. %rt.), in Söfarea unterrid^tet unb
gcioei^ morben, unb ba^ ber 1^1. Sl^foftomuS gu
ihmiana in $ontn§ fiarb unb bei ben Slrmeniem
bodb Dere^rt loirb. 2)ie ältefte gufammenl^angenbe
Sarfidittng berfelben flammt ou§ bem 10. ^ol^r«
bsnbert (Cliosroae Magni Episcopi monopby-
sitiei explicatio precum missae, e lingua ar-
mwiiaca in latinam versa op. Dr. P. Vetter,
Frib. 1880). S)a§ ad^te aj^iffale toaxh, nad^bem
eiß fiar! oerönberte 9u§gaben erfd^ienen maren,
anncnifd^ gu 9tom 1686 l^erouSgegeben; au|er-
bcm erfd^en Litorgia Anneniaca cum imagini-
bo8 gn Senebtg 1823 in gmei ausgaben. 2)te
bdannteren Ueberfe^ungen ftnb : 1. Sie unter bem
Xüel Codex mysterii Missae Armenorum, sive
Litorgia Aimena, 1677 au§ ber ZQpograpl^ie
ber ^^paganba hervorgegangene. @ie ift in gmei
9qj^ gefonbert, moDon baS eine für ben ^riefter,
bQ§ anbere für bie SHener beftimmt ift. 2. 2)te
Itkimfc^ Ueberfe^ung beS 3:^eatinerd S. Ü». $t«
bOB, mit bem Sun^nten oon @t. Olon (geb. 1659,
geft. 1717), meldte Üebrun in ben fünften SSanb
feiner ExpÜcation de la Messe aufgenommen
unb mit geleierten Unterfud^ungen begleitet l^at.
@ie ift betitelt Liturgia Armena, cum ritu et
cantu mimsterii, ex originali Armeno manu-
scripto. Sie ^onbfd^rift enthielt blo^ bie priefter*
lid^en @ebete unb gformeln, ba§ Uebnge mu^te
QUd ber römifd^en liuSgabe t)on 1677 unb au§
bem ©eböd^tnil beS Ueberfe^rS ergöngt merben.
3. 2)ie italienifd^e Ueberfe^ung beS P. @abriel
Soebid^ian, ÜRed^itariften im RIofter @. Sagaro
bei iBenebig. @ie mürbe oon 3. 93. S. $a§cal
nad^ te^terer Sluggabe 1826 unb 1832 in'S f$fran-
göfifd^e übertragen. 4. Sine beutfd^e Ueberfetung
oon t$* 3E. @tetf: Sie Siturgie ber fatl^olifd^en
Armenier, Tübingen 1845. Sie genannten lieber«
fe^ungen meid^en in einem mid^tigen $ut^e Don
einanber ab, in ber „Anrufung beSl^eifigenSeijie^".
Sie erfte unb t)ierte brüden bie bereits ooSgogene
Sonfecration a\a: „inxä^ meldten (l^eiligen @eift)
bu biefeS gefegnete 93rob mal^rl^afttg gum Seibe
unfereS ^rm unb ßrlöferS 3efu ^l^rip gemod^t
l^oft'' u. f. m. 3n ber gmeiten unb britten lautet
bte ^formet: „burd^ meldten bu biefed gefegnete
$rob maJ^rl^aft gum Seibe unfereS ^erm unb Sr«
löferS Sefußl^rifti mad^P", ober: „burd^ meldten
biefeS gefegnete Srob u. f. xo. gemad^t werbe". 68
ift fein 3tt)«if«I/ ba^ l^ier bie armenifd^e Siturgie,
mie fte ift, bort, mie fte gemünf d^t ttmrbe, erf d^eint
— f. Sie ©ecte ber 5Reftorianer, bereu eigent«
lid^e ©eburtgftötte Serien ift, l^atte nad^ bem Son-
eil oon Spl^efuS (431) il^re ^au^tnieberkffung in
3)tefopotomien, oon mo fte ftd^ über Werften, bte
Xatarei, Sl^ina unb Oftinbien ausbreitete. Sl^r
Oberl^aupt gu Sagbab ufurpirte ben Zitel $a«
triard^ ober tratl^olif oS. Se^t ift fte fel^ gufammen«
gefd^Igen. @ie l^at brei Siturgien: 1. Sie ber
leiligen Slpoftel, bie gugletd^ ben Ordo unb bie
oQen gemetufd^aftlid^en ©ebete entl^ält, fo ba^ in
ben beiben anberen otelfad^ auf biefe oenoiefen
toirb. Sei SRenaubot (11, 584 sq.) f ül^rt fte eine
boppelte ^luffd^rift; oor bem (Singang: Liturgia
apostolorum sanctorum, seu ordo sacramen-
tonun; Oor ber ^napl^ora (Missa fidelium):
Liturgia beatorum apostolorum, composita a
S. Adaeo et S. Mari orientalium doctoribus.
Ser %M fünbigt fte alfo als baS SBer! beS
1^1. älböuS ober Zl^obböuS, beS älpoftelS Don SJ^efo«
potamien, an, uttb eS iftnid^tunmal^rfd^etnUd^, ba|
fte in ÜRefopotamien fd^on im ©ebraud^e mar, el^e
ftd& bie 5fieftorianer bort nieberüefeen. (©. über
biefe SiturgieSideH, Serfat^oLOrient, 1874, 25.)
2. Sie Siturgie beS Sl^eobor üon SKopSocftc, ber
feiner e^egetifdften Seiftungen megen ben 3uttamen
Interpres erl^ielt unb nid^t blo^ ein Slnl^änger
beS 9icftoriu§ mar, fonbem al§ ber Url&eber ber
§orefie, bie oon le^tcrem bcn 5Ramcn erl^iclt, gu be-
trad&ten ift. Sie ift überfd^ricben: Liturgia Theo-
dori Interpretis, unb i^at beigefügt: quae cele-
bratur a dominica prima Annuntiationis usque
ad dominicam Oschanae (i. e. Palmarum). @ie
27
Siturgten.
28
U)irb qI{o Dom erften SlbDentfonntage an bis jum
$almf onntag , imb jmar, tote Stenoubot meint
blo^ an Sonntagen gebrandet. 3. 2)ie Siturgie
be§ !Reiloriu§. 2)ie bem ZUeiLiturgiaNestorii
ongel^ängte ähibrif bejeid^et bie fünf Zage im
äal^t, an meldten bet ®otte8bienft nad^ biefer
Siturgie gefeiert mirb. S)od^ mad^t fid^ l^ier eine
Kbmeid^ung bemerfbar. 3n bem SRiffale, aeld^
9i. @imon Don einem ^efter au3 IBab^Ion er*
l^Iten^ l^ei^t bie Stubrif: quae celebratur quin-
qnies per annum: in Epiphania; in festo divi
Joannis Baptistae ; die feste doctorum Grae-
corum ; feria quaita rogationum Ninivae, et
Paschate. Sei SRenaubot (1. c. 626) »erben bie
SSigilien Dom l^t. Sol^nned bem Säufer unb t)on
ben gried^ifd^ Air^enlel^rem angegeben. Sie
Doctores graeci, bereu ^nbenfen bie 9tejlorianer
am Sfreitag ber fünften äBod^e nad^ Spif^l^anie
feiern, finb : S)iobor t)on £arfu§, S^eobor Don
aRo))SDe{}e unb 92e{loriuS. Sie Sitt- ober 93u^«
tage Don 9tinit)e, aud^ »Sfefttc^d^ SonaS''' genannt,
fit& brei gfafttage, bie Dor ber großen 3<^f}en }ur
(Srinnerung an bie breitögige 9u^e ber StiniDiten
gel^alten merben. 9luf ber @Qnobe Don S)iam))ur
1599 mürbe für bie inbifd^en 2:||^oma§d^n{ten eine
Derönberte SluSgabe ber nejtorianifd^en Siturgie
feflgefteüt meldte 5fter überfe^t morben ifi (Gou-
vea Jornada de arcebispo de Goa Aleixo de
Menezeres, Coimbra 1606 ; Raulin, Historia
ecclesiae malabaricae cum Diampestina sy-
nodo, Bomae 1745). 2)te@)>rad^e beS neftoria*
nifd^en ®otte§bienfteS ijl aUentl^alben bie f^rifd^e.
Sie beiben le^tgenannten Siturgien fotien im
6. äal^rl^unbert Don bem ^atriar^en ÜRar SlbbaS
aus bem ©ried^ifd^en in^S ©^rifd^e überfe^t mor«
ben fein. (IBgl. Neale and LitÜedale, The Li-
tnrgies of St. Mark, James, Clement, Ghry-
Bostom and Basil, and the Church of Malabar,
London 1869 ; Badger, The Nestorians and
their Bitual8,«Jjondon 1852; The same, in the
Occasional Papers of the Eastem Church
Association n. 17, London 1875.) lieber biefe
Siturgien bc8 Orients ift nod^ ju Dgl L. Du-
chesne, Origines du culte chretien, Par. 1889.
n. Siturgten beS Slbenblanbe«. SerDc«
ribent ift bei meitem nid^t fo reid^ an Siturgien al§
ber Orient, unb biementgen, bie er^öl^U, gel^ören
nad^ Sl^arafter unb Sbftammung t^eilmeife bem
SRorgenlanbe an. ^ier mu^ 1. Don ber römi«
fd^en Siturgie bie SRebe fein, bereu ^ftangung
mit 3it6)t ben Spofteln pgefd^rieben mirb, bo^
fo, bag fie unter bem Seifianbe beS l^eiligen ®ei«
fte§ mit ber 3^t l^erangemad^fen ift unb in allen
3a]^rf|unberten neue S^^iS^ unb Blüten erl^ölt.
Sie ältcften fd^riftlid^en Suf^eid^nungen ber römi«
fd^cn Siturgie liegen in brei ©acramentarien Dor,
bie nad^ ben brei $df)ften Seo, ®elaftu§ unb @re-
gor benannt merben. a. Sa§ Sacramentarium
Leonianum, aud^ Sacram. Veronense, n)urbe
gum erften 9KaI im % 1735 Don Sofcpl^ «lau»
d^ini aus einem Sobes ber Sibliotl^ef be§ Sa))itel§
Don Verona l^erauSgegeben, mieberl^oltbei Migne,
PP. lat. LV, 21 sqq. Sie «uffd^rift, meld&e
Seo L als ben Suctor bcjeid^net, ift eine Sugabe
beS Herausgebers, nnld^er ben gemad^ten gfunb
tool^I etnmS au bod^ mertl^ete. 3. Sl. Drft unb
mit il^m Kai. TO. SWerati unb 3. %. «ffemani
l^alten ® clafiuS für ben SBerf affer. gufebiuS ^mort
ift ber Slnftd^t, eS fei nid^t baS SBerf eines $ap>
fteS, fonbem baS ©acramentarium ber römifd^cn
gjöppe überißt. Sub. «nt. SKuratori ^at bie
t^frage über baS^lter unb benUrl^eberbiefeS Sacra»
mentariumS einer umftd^tigen Prüfung unterjogen,
bereu (Ergebnis babin gel^t eS flamme baSfelbe
aus ber Seit gfelijf m. (483—492), fei baS SBerf
eines ungenannten unb ba^u nod^ ungefd^idten
^riDaten, ber, maS er an Orationen, ^röfatio»
neu u. bgl. Dorgefunben, ol^ne SBal^l unb Orb«
nung jufammengeftellt. SiefeS Urt^eil, mit wel»
d^ baS ber 93rüber Saüerini, Herausgeber ber
aBerfe Seo'SL, »efentlid^ übereinjiimmt, erfd^eint
brt genauerer Sinfid^t in baS Sud^ gered^tfertigt.
SoS ®atqe flellt ftd^ als baS 9rud^flüd( einer,
man möd^te faft fügen planlofen Sammlung litur«
gifd^ergformularien bar. SBäl^renb einjelne 9lum«
mem eine Koüecte, ein DpferungSgebet (Seaeta),
eine $r&fation unb ^oftcommunion enthalten,
bem l^ergebrad^ten römifd^en StituS gemäg, jeigen
anbere bie größte Unregelmö^igfeit; 5Rr. 7 g. SS.
befielet ouS brei KoHecten, gmei ©ecreten unb ^mei
$rdfationen ; 9h:. 9 aus ^mei SoQecten, einer @e>
creta unb einer ^rftfation; 5lr. 10 aus einer ©e»
creta, ^mei $rafationen unb gmei $oftcommunio«
neu; 9lr. 19 auS Dier CoHecten, einer ©ccreta,
jmei $räfationen unb amet ^oftcommunionen;
unb fo burd^ baS gan^e 9ud^. (Sin fold^eS Operat
fonnte nur boburd^ entfiel^, ba^ iemanb bie litur«
gifd^ t$formularien, meldte il^m ba unb bort be«
gegneten, aufammenfteHte. Sin eine Seftimmung
5umfird^lid^en®ebraud^e iftnid^t p beuten, meg*
|alb il^m aud^ ber 9{ame Sacramentarium, f of em
barunter ein ftir^enbud^ Derftanben mirb, nid^t
gebül^rt. UebrigenS finb in Dorliegenber ©amm=
lung bie ölteften 9Ronumente ber römifd^en Si»
turgie gegeben. t$fär baS bol^e Sllter jeugt ber Um»
ftanb, ba^ meber Qfefte ber Sonfefforcn nod^ bie
tiefte beS l^eiligen JheugeS unb ber @eburt ber
f eltgften Shmgfrou ÜRaria in ber Sammlung Dor-
fommen, unb ba^ bie barin entl^altene Steil^enf olge
ber tjefte bem gfeftDerjcid^niffe beS SlegibiuS 93u»
d^eriuS, angebltd^ auS ber SRitte beS 4. Sal^rl^un»
bertS, fel^r ol^nlid^ ifi. Sa^ man in ber Samm»
lung ^eftanbtl^eile ber römifd^en Siturgie Dor ftc^
l^abe, mirb auS bem Snl^alte mel^rerer ®Atit unb
^röfationen, fomic auS ber Angabe ber ßömc»
terien unb l^ciligen Orte, mo einzelne fjefte gefeiert
mürben, unmiberleglid^ bemicfen. (SSglL. A.Mu-
ratorii De rebus Öturgicis dissertatio, cap. 4.)
— b. SaS Sacramentarium Gelasianum. Sie
cigentlid^e Suff^rift (autet: In nomine Domini
nostri Jesu Christi. Incipit über Sacramen-
torum Bomanae ecclesiae ordinis anni cir-
29
fiiturgien.
30
eoti. SS tmxAt txm Sofepl^ SRaria S^omafiuS
im 3. 1680 )tt Stom bem 2>tude übergeben. Die
^anbfc^nft, fiü^er Sigentl^ttm beS $an{er @e-
nototS $eiiitmtS (^ßdmt), tarn in ber Sfolge in
bie »tUiot^ ber ftdnigin (S^fUna Don e^me-
ben. 6in noicr Kbbrud fle^t bei Migne, PP.
bt LXXIV, 1055. Sirb biefed eaaamen-
tozium mit Kec^t.bem ^L (SelojhtS L jugeeig*
net? 3o, antmorten bie loll^ottfd^en (Beleihen
einßtnnmg: bcnn bo^ (Belafind ein ©acronten«
torium Dcrfa^^ bejcngen (SeimobiuS, baS $a))ft«
bii4, äo^cnmcS ber S)iacon unb bie alten Sergeid^
nifre ber tdmifd^ $d)i{ie bei ben SoHonbiften
( AmiL I, 34). 9hm lemit ober bie römifd^e SHtä^t
bl4 i»et offtcieOe, b. 1^. für ben öffenilid^en ®e-
bnm4 befUnmüe unb l^eronSgegebene ©acromen«
larieii, boS gregorionifd^ unb baS Dor ®regor
gebnmd^, tnm il^ emenbirte gelafionifd^ S)q3
Doiltegeiibe ifl ein €ocrmnentttrium ber r5mif $en
ftin^, WA nid^ bloB ouS bem Zitel, fonbem
ioä^ asA ben barin torlommenben ^ften erftd^t*
lii^ iß. S)a| ed bad gregorianifd^e fei, bel^auptet
niemanb; e9 raui olfo haS gelaftanijd^ fein, gfur
ba§ Wter bed Sobes ffil^rt ber Herausgeber Sl^o«
mafinS in feiner SSorrebe t$oIS^^ o^^ «• 3n
bem @9m6oIum fel^It ber :^fa| Filioque ; ß. ber
Sobe; ent^t bie Steffen für bie SonnerStage ber
Soßen^eit nod^ nid^t; 7. ed feilten mel^rere Steffen
<3^fte)^ bie Dom 7. äol^rl^unberte an üblid^ uxiren;
0. eft finb toeniger ^eiligenfefle aufgenommen atS
in bie fpdteren Saaamentarien : e. nur bie ÜRar«
ti^rec ^aben eigene ^fte. SIber ber Sobes l^at Se«
nonbtbeile, meld^ mtf eine f)>&tert 3tU l^inioetfen?
^erbingd; ber Sobq; ifl eben ni^t }um 3^^^^
ber Srubition, fonbem für ben dffentlid^en ®e«
brauch abgefaßt morben ; er (onnte unb f oOte bal^
ber Sntfaltnng beS gotteSbienfUid^en SebenS nid^t
Derfd^loffen bleiben« Sad gelaftanifd^ @acra«
mentarium ifl in brei £^e getl^etlt, tooDon ber
erfle. De anni circnlo überfd^eben, bie fird^Iid^e
3eü twn ber 9BeiJ^nad^t§Digil bis aur $ftngftoctaD
umfaßt , ber gtoeite mit ber Suffd^rift De nata-
liüis Sanctomm bie ^fle ber ^eiligen, unb ber
britte. De dominicis diebiiB betitelt, bie ®ebete
für bie Sonntage nad^ ^[^gflen f otoie ben Sanon
ber ^igen Sleffe ent^ Ueber ben erft 1879
mm 9. 6. SBorren nad^ einem irifd^ ÜRiffale
^enn^ge^benen ödsten 9Re^canon, meld^ für bie
rdmifd^ Siturgie ben Uebergang Don bem „großen
Sanfgebete'' ber älteften Seit aum Kanon beS SRit-
tcloüer« gibt Dgl. ®rifar in ber SnnSbr. 3eitf d^rif t
f. fati^ S^L 1886, 1 ff. — c. 2)aS Saoramen-
Urinm Gregoiiannm. ^e gemid^tigflen @tim«
men be§engen einl^ig, ba| fid| ber 1^1. (Sregor I,
ber tHm 590—604 auf bem Stul^Ie bed älpoftel«
furilen fa|« gam Dorgügtid^ um bie Siturgie Der-
bkni gemad^t l^abe. 9lamentlid^ mfarb biefem au^er«
oibcntiid^ 9ßanne, biefem nid^t minber bettmn«
bccangSlDurbigenSe^rer als großen ^irten, beffen
SciP, in bie l^immlifd^ @e$eimniffe Dertieft, gu»
glcii^ bie irbif^en Siüiegen, bie Seiben unb Sebürf •
niffe ber ^d^e forgenb unb l^elfenb umfaßte, bie
Bearbeitung eines SacramentariumS jugef ^eben.
„(St f^at anä^"*, fd^reibt fein Siogra))]^, ber Dia*
con äol^anneS (2, 17), ^ben gelafianifd^en Sle^-
cobes in Sin 9ud^ {ufammengebrüngt, mobei er
SBieleS auSgelaff en, SßenigeS ge&nbert, SinigeS für
bie (Erläuterung ber eoangelifd^en Sefeptfe l^inju«
getl^an.'' SSBel^eS Ssemplar beS gregorianifd^en
@acramentarS auS ber S^^^ ^^ Dorl^anbenen am
menigften intert)oKrt fei, ift fd^ner )u entfd^iben.
Z)ie erfte Ausgabe gab $amel auS einer fldlner
^anbfd^rift 1571 (f. u.); bie jttjeite 9lngeluS SRocca
aus einem Daticanifd^en Sobes, Romae 1597;
bie britte ber Slauriner SRenarb 1642 nad^ einem
aniffale aus SoroeQ ; S. 9. 9Ruratori alS Dierter
gab einem Sobes ber Daticanifd^en Sibliotl^e!,
ttjeld^en er in feiner Litorgia Romana vetus
Tom. n abbrurfen liefe (mteberl^oU bei Migne,
PP. lat LXXVm, 25 sqq.), ben SSorjug. gr
beginnt mit einer 9hiJ6rif, mel^e bie IBeftonbtl^eile
ber l^eiligen {Dieffe Dom äntroituS an Der^eid^net ;
barauf folgt bie ^röfation, ber Sanon, baS 93ater>
unfer mit bem ßmboliSmuS (f. b. 9lrt.) uiü) baS
Agnus Dei. 3laä^ biefem fommen bie t$ormu«
krien für einzelne Stage unb ^nläffe, Don ber SBeil^«
nad^tSDigit anfangenb. 3ebe SOteffe ^at in ber
Siegel nur eine SoHecte, eine @ecreta unb eine
$oflcommunio. Vland^mal finb mel^rere Oratio«
nen angel^öngt, über bereu ©ebraud^ nid^tS IBe«
ftimmteS bei}ubringen ift. 2)aSfeIbe gilt Don ben
$r&fationen, bie am Snbe beS Sobes in großer
ängal^I Dergeid^net ftnb. Sufeer bem, maS )ur l^ei«
ligen 9Reffe gel^ört, entl^ült ber Sobes Diele Sene«
bictionen, SprciSmen, @)ebete u. f. m. Der @d^Iufe
beS @acramentarS Don ber benedictio cerei pa-
schalis an rü^rt Don bem um 840 lebenben W)t
©rimoalb Don @t. ©allen l^er. (S3gl ^. ©rifar,
S)aS römifd^e @acramentar unb bie hturg. 9te«
formen beS 6. Sal^rl^. in ber SfunSbr. Scitfd^rift f.
latl^. Xl^eol. 1885, 561 ff.) @acramentanen ouS
bem 11. unb 12. Sal^rl^unbert ftel^en bei Migne,
PP. lat. CLI, 823 sq. (Sgl. Pamelius, Litur-
gicon latinum, Coloniae 1571 ; Muratori, Li-
turgia Rom. vet., Venet. 1748; Daniel, Cod.
liturg. eccl. rom.-cathol. in epit. red., Lips.
1847 ; Hittorp, De divinisf eccL cathol. offi-
cüs et mysterüs, Par. 1619 ; Thomasii Opp.
omnia, ed. Verzosi, Romae 1747 ; Martene,
De ant. eccl. ritt., Rothom. 1700; Srcnner,
©efd^id^tl. 2)arfteIIung ber SSerrid^tnng unb 9luS«
fpenbungber Sud^ariftie, S3amberg 1824; ®röfer,
2)ie römifd^-latl^olifd^e Siturgie nad^ gntftel^ung
unb «uSbilbung, ©alle 1829; Sintcrim, SDenf-
mürbigfeiten IV, 3 ; L. Duchesne, Origines du
culte chretien, Par. 1889; gegen le^teren t$f.
^robfl, S)ud^e§ne über bie brei älteften römifd^en
©aaomentarien in ber SnnSbr. 3eitfd^rift f. fatl^.
Sl^col. 1891, 193ff.)
®ie ©acramentarien ber alten ftird^e entl^alten
nid&t ben Donflänbigen SRituS ber l^eiligen OTeffe,
fonbem blo^ baS, »aS ber ^rieftcr ju beten ober
81 Siturgitn. 32
auSjufprt^tn^attt; e€tDattnbegt)aIbmtienit|nen Si iß na4 bcn @orattagtn gcorbtttt, fängt an
niK^antitrt^c^bti bec3dntit§®ottt^ttiifie3 mit bem crjlni Soimtoe btS SbtKnt unb i^ÜEgt
ntorbnlit^, tumntlH^bKJ: bui^lntifi^imariinn mit bem It^ten nui^ $fing|len. UtbtigrnS bcdxgt
(f. b. attitiUbmÖtiängni jum®nflang,na(6 iittibü^fiii[^jo6tuinbi*bm§niit)lfEfte; 3ßti^'
ber epiptl, jut O^tfenrng unb jur Eommunion; nadjicn. Opctn unb Sßfinflften, unter btnen boS
bflS Sectionorium (j. b. «rt.) mit bot 2(|(pü(fcn Oi'lfrfcft btt ÜJHtftlpunlt ifl Smiit!^ bm 6^i>
aus bem alten SePamentt, btt Kpoprtflefc^te, jamätag unb Ojlmi ijt ber Ordo Miseae ein-
ben Sritfen btr apoftel unb ber Offenbarung be« geidjDben. b. ®aä Proprium miBB&mm de san-
^ So^QimtS, unb baS gDangetiarium (f. b. 9rt.) ctis, toelcSeä bie gonnulorien für bie gein ber ^ei-
mitben^lbft^mttenauäbenDieigMngtlien. SebeS Itgenanetjeaneinjelnen3tpenber§eUtgtnu.f.B.
biefer tinjelnen, jut geier ba ^eiligen TOeffe Ber- entölt, ffiteftr S^eil bes Btiffole ift nadf) ben
tMUbtten Sülzet mürbe mitunter liber Mieaalis, ÜJtmtaten unb Xagen be§ bürgerli(!^en ^ffct% gc-
.ffiefebut^*, genannt. 6i mar aber. Wie begreif- orbnet, benn bie fliri^e pftegte Don je^er bie jäbr-
liil, ein Sebürfni^, man (ann fagen, eine 9tott|- li^ mieberle^renben äibeStoge i^rer ^eiligen als
»enbigteit, bie Bier befonberen SBüd^er ju wr- 91ataIitien,b.i.aI§®cbLirt§lagejumen)igen£eben,
einigen, jumal für Orte unb fflnläffe, bei benen ju feiern, o. ^§ Commune Banctorum, juc
ein $rie|ter o^ne afftfleng oon Staunen unb @rgäiuung bei Oor^erge^enben ^uptt^eileS für
@u6btacDnen ju celebriren bf^tle. ^iefei, baS fol^ ^eiligenfejle, bie lein eigene^ Wegfonmilart
@)anje umf affenbe Iitutgif($e ^nd) ^iefa bann Mie- im Proprium l^ben. S)ie gintbeilung tröti |id(i
Bale plenarium unb fpäter einfai^ 3Rif|aIe. ^>a- an ben ßl^alter bei ^ligen unb an bie Kang«
gleid^icn „'•Biti'büäja' Wattn lange 3^^^ t>°i ^ orbnung ber Slllerbeiligenlitanei. @3 finb We|i-
ffir^enberjammlung Don Orient ouent^Iben dot- fonnularien barin: für bieüßigU eines Spoßelfctlei;
fianben ; aQcin fie Iie|en, obfdiDn fie ben gregc» für bie gefte ber !DlartQrei auger unb ttiä^Tenb
rionifcgen SRituS pa @runblage Ratten, fo »iele ber Sfterlii^en 3eit; für bie SePe bei ftonf efforen,
9Ibtt>eiii)ungen eifennen, tporen ba unb bort mit ber Jungfrauen unb ber S^rauen, melc^ nid)t all
fo ungeeigneten Sufö^en bebaut »orben, bafe ber 3ungfrauen floiben. 33er 91n^ng bei 3)li|fQle ifl
!Ruf naifi einer Meform immer lauter würbe, unb fe^reic^^Itig; er bietet bie 3Q^rellag§meiie einet
na^bem er bereits auf bem Soncilhim Don Safel Ihr^tuei^c, Cerf(^iebene ISotiDmeflcR unb bie Wt\'
unb 1536 auf einer @9nobe KuAöIn fi^ei^oben, fen für bie S^erftorbenen; bann fornmen mehren
maib eimieber^oltoufbemSonciliumDonXrient. Sencbictionen, unb enblic^ bie Neffen für foli^e
3n ber erffen ^eriobe ber ffir^enDerfammlung 0efleDbei@Dmmemorationen,bieangeRiE||enOrten
tonnten fi^ bie SMter niti^t mit biefem Segen* miip(ipfllicber@enebntigung6egangenunbbe|^alb
ftanbc befaffcn; in ber 18. @i^ng ernannten [ie Uissae ex mdultoapostolico genannt nerben. —
eine Sommiffion, bie aber ba§ i^r aufgetragene 2. S)ic mailänbift^e ober ambroftanifi^e
äBertnii^t juColIenbenDermoc^te, meg^alb in ber Situigie, t«I$ebi@ auf benfieutigenSag in bei
25. ©i^ng bef^lojfen mürbe, bie 3tef orm be§ Stixijt Don äHailonb gebraust nirb, Derbontl o^ne
SBteDier§, bes ÜKiffale unb Rituale bem Sßopfie Smeifel bem ^t. 9tmbrofiuS, bit im 3. 374 ©t-
onl^imjuflellen. 3)a eS ftt^ ni(f)t baium ^Qn> fi^of nurbe, ibre SioDenbung. 3. SiiSconti be-
belle, eine neue Siturgie Qnjufetligen, fonbem b'W'l'tft ber b'- SSamabaä fei ber Urheber biefer
bie Dor^onbene gu reinigen, bie alte unb jmar bie Siturgie, ber bl- SIliroctet babe fie erweitert unb
ißmif^e in i^rer Sinfa<f)^eit unb Sürbe mieber ^mbrofiuS fie DoDenbet. Safirit^einlii^ mar bie
^er^uftellcn, f o tonnte ba§ @efi$äf t nirgenbS beffer mailänbif(!^e Giturgie urf^irünglid) nur eine 1inobi>
al3 in Stom bemertpeUigt merben. EBon^iuSIV. fication ber altrSmif i^en (oorgelafmnifi^en) ; maS
übernommen, mürbe e3 unter $iui V. beeidigt, ober ber ^I. SlmbrDfiuS an i^r geanbert, womit er
Sluä ber Sommifpon merben blofe ber ISarbinal pe bereiten bebe, lä&tfid)mii^tfi^erermitteIn.S)ie
ajemorbin Scotti unb S^omai ©olbmetti, ffli« 'Jlnlpielungcu auf bie fiiturgie in ben Sßerfen beS
fii^of Don ^fap^, genannt. 3<'^^i^'> meint, aucf) großen ßtrc^cnlebrer^ liefetn ein ^Sc^ft unpc^erefl
bem Sarbinol Süil^. @ir(et unb bem @elet)rten Sigebnig. &mi^ ift. bag ei ju SlaUanb ben
3ultu3 $oggi fei ein eibtblii^r ^ntlieü an bem iBedtieliiefangberipfalmenunb^timneneinpb^
SBerfe jujuf^teiben, Slie ßfrouSgabe beä neuen iDQ^rjiibcinUdl). ba^ etnid)tnurbiea)leffenberbei-
JUtiffale gefii^l^ unterm 14. 3uti 1570; i^r folgten ligm OTarlyrer Sfajariuä unb UelfuS, ©erDopirö
jroet SReDijionen unter 6Iemen5 viu. (SBuÜe Dom unb iCrolüfm^ , Sfilaliä unb Slgricola, fonbem
7. 3uli 1604) unb Urban Vin. (iSuüe Dom auc^etnebeträitiHi^eSlnia^lBDnOrationEn.^rä'
2. September 1634). SlaSfelbe jerfäßtinbieein- foticnen u. f. tt. Derfolte.- S)ie mailSnbifctie Si-
leitung, brti ^auptttieile unb in ben 9In^ang. turgie ftimmt in ber ^auptfadie mit ber romiftiben
^e Einleitung gibt benßalenber, bie allgemeinen überein, namentlid) ^at fie ben Sanon Don biefer.
Subrilen, ein ©ummarium be8 StituS unb einen SJie Ibmeii^ungen pnb untergeorbneter Irt, g,99.
Untertit^t über bie möglitbermeifE oorfommenben im ©taffelgebet ftatt beä SPf. 42 bloß ber SBeri 1
2)efecte. S)ie brei ßaupttbeile finb a. baS Pro- btä^ßf. 117Confiteminietc.;no4bem6Dnpteor
prium misBanun de tempore mit ben gormU' unb ber ^-^iT'utton pnb anbere Jlerptel, unb au<J^
iotienfüi bit fortlauf enbegeieibeaffir^tatirei. bit Orafuii'tDeic^ ni^t bem ©inne, aber bem
33
Siturgien.
34
SBortlaute nod^ ob. iRad^ ber Sngteffa (bem 3n«
trottuS) folgt emDominiis Tobiscum, botm bad
61<ma, tio^ biefem ein breimaligeS ^^7^^ ^^^^
Bon. 9Mt 9Reffeii ^oben üor bem &)angelntm
ivm &ctu)nen, eine oud bem SIten unb eine ouS
bem bleuen Xeftoment ; bie ®ebete )ur S)ar6rin*
gnng ber Opfergaben finb ton ben rdmif d^ ter«
Sdßthtn ; bod S^bolum lotrb erß nad^ ber 0)if e-
rung recttirt ; in bie ^eüigenoerjeid^iff e bed ßonon
finb einige 2)iöcefan]^eilige aufgenommen; baS
Hmee quotiescunque nod^ ben SonfeaattonS«
morten ifl (Ktrap^firt ; baS Sd^Iu^gebet beS ^'
mm Per quem haec etc. fyit not boppelte Sr«
mettenmg ; Me X^eilung ber ^oftie gef d^id^t Dor
bem Pater nofter nad^ eigenem fjformulare; baS
Agnus Dei i^ blo^ in ben @eelenmeffen üor>
gef (^rieben ; bie jkoette Ordion Dor ber Sommu«
nion unb bie jmeUt SumtionSformel meid^en ab;
au4 in bem. maS nad^ ber Smmnunion folgt,
ftnb einige Sigent^ömlid^feiten (ogl. Xl^alO^ofer
II, 40 ff.). Sie aRaüdnber. SleruS unb fßoVt,
f^bm fiets eine fold^e 9n^dngUd^feit an il^re Si-
turgie bet^fitigt, ba| bie urieberl^olten Serfud^e,
fie SU oerbröngen, nie Don Srfolg maren. @d^on
Pari b. @r. mu|te feinen $Ian, ben römifc^en
Slitud auä^ in SRailanb einsuffil^ren, mieber auf«
gebfiL 3m 3. 1060 mad^te 9licoIau9 n. ben nöm-
üditn Serfud^; berfelbe mi^ng aber ebenfoQS, ob-
gleich ber eifrige, umfid(^tige unb tl^tfröftige ^I. He-
inis 2)amiani gur SSoSffll^rung auderfel^en morben
«Mir. @pater untemal^ ed ber Sarbinal Sranba
be Caf^rtone, meld^ (Sugen IV. im % 1440
als Sega! in bie Sombarbei abgeorbnet l^atte, ben
tdmifdilenStituSinSRailanb etnjufül^ren; biegolge
fetncd Strfud^ mar, bo^ er ^d^ auS ber @tabt
flüd^ten mnlte. 2hn 3. 1497 mürbe ber moilön-
h^dft aUtuS tnm SIesanber YL f eierlid^ anerfannt
rnnb gutgeheißen, unb ba ber 1^1. $iud V. in fei«
mm SuUen, mit benen er baS oerbefferte SRiffale
mb SreDier einfül^rte, bie Srfl&mng gab, ba|
Mm ber ^flid^t, bie liturgifd^en fBäd^er ber römi-
y^ Stitd^ anjunel^men, alle ftir^en e^imirt feien,
bie fett 200 3q1^ einen eigenen 9lituS b^ben,
fo mar bomit aud^ bie ambrofianifd^ Stturgie in
i^ran Sefionb geftd^ Ser 1^1 ftarl 9orromau9
fd^n|te unb t>eirtbeibigte mit größtem Sifer ben
imA feiner Stvci^, imb als ber bamalige @iou«
umt 9RaiIanb bie (Sriaubnig Don 9iom
^atte, bie l^tge 9Reffe in ieber jhr^e,
bk er iefnden mürbe, nad^ rbmifd^em StituS cele-
brimi pi loffen, redamirte ber f)eiltge fräftig gegen
bie^Cmicrffion,mie anS feinem Sriefe Dom 12. $o«
KBber 1578 an ben apoftoüfd^en ^rotonotar
6»eriogn |uerf^ ifL Ser mailonbifd^e 9titu8,
fogle ber ^ ilorl bei einem anbem 9(nla|, fei nid^t
Hoft wrildnbifd^, fonbemfraftber ))ä))pd^en9uc-
mib Sit^gung rdmifd^ unb a))ofioIifd^.
«enefk Snfigabe beS ambrofianifd^en SOtiffale
unter bau 1846 Derfiorbenen ßrjbtfd^of,
CflMwd Stau Caieton Don ®ai8rudr % 1831.
(Bgf. Batumale caeremonianun iuiosae Am-
bros., Mediol. 1499, unb beiPamelius; Beroldi
Mediol. Ordo et Oaerem. Eccles. Ambroe., iti
Muratori, Antiquitt. IV, 831.) — 3. 3He go-
tifd^e, fpöter mogarabifd^ genannte Siturgie.
9Id „gotifd^e" mirb fie begeid^net, meil il^re 9Iud>
bilbung unb Slüte in bie 3^ ber gotif d^en §err«
fd^ft in Spanien fällt; „mogarabifd^e" Siturgie
mürbe fie nad^ ber Eroberung Spaniens burd^ bie
Araber genannt. S>ie ßinmol^er beS SanbeS, bie
ftd^ ben 9Rauren untermorfen b<^tten, befamen
nömlid^ ben Stamen SRojaraber (Mostarabes ober
Mustarabes), gleid^fam ^.arabifirenbe Araber"
Sum Unterfd^id)e Don ben mirflid^en, fid^ten, ur»
fpränglid^n Arabern. S)aS SBort ift nid^t auS ber
IBerbinbungDonmixtiunb Arabes, ober DonMuza
(9iame beS maurifd^en ^eerfül^rerS, ber Spanien
unterjod^te) unb Arabes, fonbem Don bem 3eit«
morte araba, beffen $articipium ber jel^nten ^on«
iugation eS entfprid^t, l^erjuleiten. 2)ie gfrage nad^
bem Urfprunge ber mogorabif d^en Siturgie fül^rt }tt
unlösbaren Sd^mierigfeiten. S)aS ^auptgepräge
btefer Siturgie meist auf il^re ^ftammung auS bem
ÜRorgenlonbe l^in. SBann unb burd^ men ift ber
anatolifd^e 9lituS nad^ Spanien gefommen? ^aben
il^ bie ®oten im anfange beS 5. ^al^rl^unbertS
erft Don ffleinafien unb Sonflantinopel 1^ nad^
Spanien gebrad^t, ober fanben fie il^ bei ibrem
(SinfoOe in biefeS Sanb fd^on Dor? ^ol^. $iniuS
in feiner auSgegeid^neten Wbl^anblung De Liturgia
antiqua Hispanica, AA. SS. Julii VI, 1 — 112,
Dertl^eibigt bie ^nf\d^t, ba| in ben Dier erften
äal^rl^unberten ber römifd^e 9lituS in Spanien
üblid^ gemefen fei ; baß bie ®oten im 5. ^af^v
l^unbert eine ber gried^f d^en äl^ntid^e Stturgie mit«
gdbrad^t l^ötten, unb baß bur^ biefe bie atte, ur-
fprfinglid^e Derbröngt morben feL UebrigenS l^abe
bie Don ben ®oten eingefül^ Siturgie naml^fte
SSeränberungenerfal^renunbfd^ne befonberS burd^
bie l^eiligen Sifd^öfe Seanber unb Sfibor Don Se-
Difia überarbeitet unb auSgebilbet morben }u fein.
SHesanber SeSIe^ bel^auptet baS ®egent]^eU ; nad^
il^m l^ätte baS atte Spanten feinen tRttuS auS bem
Orient belommen, unb bie ®oten l^ötten ftd^ um
f 0 leidster bamit befreunbet, alS er bem il^rtgen fat
ber ^auptfad^e öbnlid^ mar. 9uf bie beiberfeitS
geltenb gemad^ten ®rünbe lann l^ier begretflid^
nid^t eingegangen »erben. (SSgL ^robft, S)ic fpa«
nif^e ÜReffe Don ibren Anfängen bis jum 8. Sol^r«
^unbert, in ber SnnSbr. 3«if^nft für fatbol.
Ideologie 1888, Iff.) 3n ber gmeUen §älfte
beS 11. Sobrl^unbertS, unter Slejonber 11. unb
®regor vn., fing man an, ben römtfd^en Situs
auf ber ^albinfel ein^ufübren ; oIS aber im 3.
1088 ein S^nobalbefd^Iuß bie SBefeitigung ber
mojarabifd^en Siturgie aud^ in Solebo anorbnete,
fanb bie SWaßregel feftigcn aOBiberfianb, unb man
entfd^Ioß fid^, nad^ ber Sitte ber bamaligen 3eit,
bie ©ntfd^eibung erft Don einem 3tDei!ampfe, bann
Don einer gfeuerprobc oBböngig ju mad^en. Seibc
fielen äu®UTtfien ber mo^arabifd^en Siturgie auS;
ber Äönig9UfonS VI. aber fprad^ ftd^ bal^in ouS, baß
2
85
Sttnrgten.
36
beibe Stturgten, bie r5mi{(i^e unb bie mogotabif d^e,
in feinem SRei^ neben einanber befleißen follten.
Son ha an »urbe ber @otte§bienft gu Xolebo in
fed^ ^forrfird^, nämlici^ @t ÜRorcuS, @t. gu« ■
talia, et. Sufta rnib »uffina, @t. 2ucaS, 6t. @e« {
baftian unb @t. ^otquotuS, nad^ mogorabifd^em '
9htu§ gefeiert. %Ü in ber f$foIge ber römif d^e StituS
Qud^ in ben genannten JKrd^ mel^r unb ntel^r in
(Sebraud^ f am, mod^te ber Sarbinal ^tani XimeneS
im Slnfonge bed 16. Sal^rl^unbertd großartige %n-
ftrengungen, mn bie (Sr^altung ber mo^arabifd^en
Siturgie gu ftd^. (Sr Deranftaltete nid^t bloß eine
neue, ret)tbirte 9lu§gabe beS mogarabifd^ 9)Kffale
unb SreDierS, fonbem er baute aud^ eine flapette
(ad Corpus Christi), bie er mit einer i^unbation
für 13 ftaplöne, n)el^e täglid^ baS Officium unb
bie l^ettige SReffe nod^ mogorabifd^em 9titu§ Der«
rid^ten foOten, auSftattete. ^ud^ in Solomanca
unb IBallabonb mürben nad^ bem Seifpiele be§
Sarbinafö Stiftungen }ur ßr]^altung biefeS 9Htu§
gemad^t, menngleid^ Don geringerem Umfange (f.
Pinius 1. c. 66. 67 unb 6. 3. ©cfele, S)er 6ar»
binal »mencS u. f. w., %iä>. 1844, 161 ff.), ©ie
mojarabifd^e SReffe beginnt äl^nlid^ ber unfrigen
mit bem ©taffelgebete, barauf folgt ber 3ntroitu§,
baS Gloria in excelsis (le^tereS iebod^ nid^t
immer), bie Oration be§ StageS, bie ^ropl^etic
b. i. fiefung auS bem Slten Xeßamente, baS ^al»
lenbum, unferem ®rabuale äl^nlid^, bie Spiftel unb
baS St)angelium, nad^ biefem bie Si^^^itung unb
2)arbringung ber @aben, bie aber nod^ ni(|t atS
eigentlid^e Opferung }u betrad^ten tft, unb ber t)or
^Iter§ bie ffated^umenen nod^ beimol^nen burften.
tJür bie ©läubigcnmeffe (f. ÜReffe) ift folgenbe
Orbnung: eine Oration, Missa genannt, bienad^
ben 3^ten unb S^pen tted^fclt; eine anbere Ora-
tion, bie €ommemoration ber ^eiligen unb %b*
geftorbenen; bie Oratio post nomina, bie Oratio
ad pacem mit bem |^rieben§fu|; bie ^öfation
unter bem Stamen Blatio, mit bem XriSagion
enbenb; bie Oration Post sanctus; bie (Son«
fectation unb SIeoation unb möl^enb ber Mtem
baS Post pridie, ein @ebet, meld^eS bem Sd^Iuß«
gebete unf ere§ &tnon nid^t unä^nlid^ ijt ; baS @Qm«
bolum, bie Sred^ung ber §oftie in neun Il^eile,
Don benen jieber ben Stamen eines ®el^eimniffe§
be§ (SlaubenS befommt (f. b. 2trt. Srobbred^ung) ;
SWemento ber Sebenben, befonberS ber Slnmefen*
ben; ba§ Saterunf er ; SSermifd^ung bc§ neunten
^Partif eis mit bem l^eiligen 93Iute ; ©cgnung be§ S5oI«
fe§; Sommunion mit ®efang unb ®ebet, 2)anf«
fagung ; ©d^Iußanfünbigung unb feierlid^e @eg«
nung mit ben äiorten : In unitate sancti Spi-
ritus benedicat vos Pater et Filius, Amen.
(Sgl bie SluSgaben beS mojarabifd^ SRiffale
Don Ort^i, 3:oIebo 1500, Don fieSle^, 9lom
1755, wä> Don Sorengana, 9lom 1804, le^tere
obgebrudCt bei Migne, PP. lat. LXXXY, neuefte
SnSgobe Xolebo 1875; Florez, Espafia sa-
cnda, m, Madrid 1748.) — 4. 2)ie galli-
% flitiitgien. 3m jfränfifd^ Steid^ l^errfd^te
feit bem 8. 3a^r^unbert ber römifd^e SKtud, ben
bie ffarolinger bofelbft eingefül^rt l^atten; Dörfer
aber beflanb bort eine anbere Siturgie, bereu 9kr*
f d^ebenbeü Don ber r5mifd^en nod^ ber 1^1. @regoT
b. @r. OBp. 11, 64) ^orl^ebt 3)ie 3)en!mäler
biefer Siturgie finb au§ io^l^unbertelonger Sßer*
geffenl^t erjt in neuerer 3(it auf getaud^t. S^erft
begegnet un8 f^xtt ba§ Missale Gk>thici]ni, Don
ÜRabillon Gothico-Gallicanum genannt, totld^^
81 ÜRe^formuIarien enthalt unb ol^ne 3tDeif el Dor
ben Qntm ber flarolinger im narbonnenfifd^
®aflien gebrandet aurbe. @ein (Sfyxtafttt beur-
funbet b^ orientalifd^en Urfprung, mie [a aud^
bie erflen ®Iauben§f)rebiger unb Sifd^öfe @al*
üenS, bie l^O. %xopf^mvi§i, ßreScentiuS, $otl^inu§,
3renäu§ unb @atuminu3, Dom ÜRorgenlanbe ge-
f ommen finb. S)a§ gmeite S)enhnal, baS Missale
Gallicanum vetus, hrie Xl^omafiuS unb 9Ra-
biBon e§ betitelten, ftimmt gleid^ bem erftem ber
^auptfad^e nad^ mit ben Siturgien bed Orients
herein. 3^^i anbere liturgifd^e Urfunben, baS
Missale Francorom unb baS Sacramentarinm
Gallicanum, fteUen nid^t mel^r ben ölteften gafli«
cantf^en 9ütuS bar unb finb be^l^Ib minber
nnd^tig. IBeibe gel^ören n)al^rfd^einlid^ ber ^ßeriobe
beS UebergangS Don ber urfprünglid^en Siturgie
pr römif(|en an; ieneS, meint Sebrun, fei gmif d^en
768 unb 771 Derfa^t; biefeS, Don SRabillon im
ff lofter 93obbto in ber Sombarbei gefunben, fd^eint
alter )u fein; mo eS im ®ebraud^e gemefen, bleibt
unentf d^ieben. 93on großem SBertl^e för bie ff ennt^
ni| ber gaüifd^en ^effe ifl bie (^ofttion beS
1^1. ®ermanu§ (f. b. ari), ber im 3. 555 »ifd^of
gu $ari8 »urbe, SDJan f anb fte im fflofier @t. SDtat*
tin IM Slutun, mo ®ermanuS 533 }um S)iacon
unb 586 5um $riefter genieibt morben mar. Sb.
SOtartöne unb Urfm S)uranb l^aben fte im The-
saurus Anecdotorum, Tom. V, Deröffentlid^t
Sinen unfd^ö^baren Seitrag gur ffenntni| ber Si«
turgie beS aUen ®aD[ien§ Derbanft bie fird^Ud^e
Siteratur bem geleierten Slrd^iobirector gr. 3. SKone
}u ff arlSrul^e. SS ftnb biefeS 11 aRe^formuIarien
aus einem ref cribirten (Sobes beS einmaligen ff lo»
fterS Steid^enau. Obgleid^ nur S&md^ftüdk unb
nur bie Derönberlid^en ®ebete entl^altenb, aetoöl^
ren fie bod^ ein getreues $ilb beS oltefien ®otteS«
bienfteS im fübUd^en tSfranfrcid^. ©ie erfd^iene«
unter bem %M „Sateinif d^e unb gried^ifd^e 9Reffen
aus bem 2.-6. 3aierieunbert", Qfranffurt a, 501.
1850. 2)er ^erauSgeber l^at il^nenmertl^DoIleWb-
l^auMungen beigegeben über bie gaüicanif d^e, afri«
canif d&c unb römif d&e 9Kcffc u. f. w. SBenn er aud^,
mie Dr. ffienjinger in ber 3:üb. Ouartalfd^rifi,
1850, 3. ^eft, 500ff. bar jutl^un unternommen ^at,
baS alter ber grormularien gu l^od^ anfe^t unb
mit feinen 93ctt)eifcn ntd^t immer burd^bringt, fo
ftnb biefe SReffen bod^ ölter, als bie biSl^er ebirten
ÜKonumente ber alten gallifd^cn Siturgie. (lieber
bie Siturgie ber gaflifdf|cn ffird^cn f. J. M. Tho-
masii Missale Gothictmi, Francorum et Gal-
licanum vetus, Romae 1680; Mabillon, De
37 fiiturgif. 38
iitvgia Gaüicana, Paris. 1685 [Migne, PP. l^immltfci^en Siturgen, beS gottmenfd^Iid^en 0))fe*
Iit. LXXÜ, 99 sq.] ; Museum Italicum I, 2, rerS, prbitterdunb®nQbenfpenberdQt6t (f)ebr. 1,
273 sq., Lutetiae Parisiorum 1687 [SBbrud 24f[.; 8, Iff.). ^omad unb anbete ^oteftanten
kiMigne, PP. lat. LXXn, 447 sq.]; Mar- betrauten afö ©egenftanb ber Siturgif nur bie
ttne et Durand, Thesaurus anecdotorum V, }unt ®emeinbegotteSbtenft gel^drigen, burd^ ^genbe
Pkris. 1717 ; Neale and Forbes, The ancient unb ©efangbu^ fisirten Scte, fd^Ue^en ballet ni^t
Utorgies of ihe Gallican Ghurch, Bumtis- nur bie $rebtgt al§ fogen. freien %ct, fonbem
lud 1855; $rob{t, 2)ie gaUicanifd^e SReffe Dom auä) bie Saufe unb oEe Senebictiongacte (Son«
4. tö jum 8. 3a^l|unbert, im ftatl^olif 1886, 1, firmation, Trauung, Orbination, Segräbnil
73 {f.; Duchesne L o. 143 ss. 3n neuefter S^xt u. f. m.) Don il^r avß, niöl^renb festere Don Otto
vaibai oud^ alte Siturgien au§ Snglanb oeröffent- ($ra!t. Xl^eologie I, 508 ff.) in ber SüurgU be*
&^ nändid^ baS bem 9. äal^rl^unbert ongel^örige l^anbelt merben, unb möl^renb nad^ ^agenbad^
Stowe Missal, Lond. 1881, ein Sleifemijfal au§ fogar bie ^rebigt in'3 93ereid^ ber Siturgif gehört,
bem 12. Sa^^unbert unter bem Xitel Irish Mis- in meldtet bie |)omiIetit nur ein ^auptftödC ber
Sil, Lond. 1879, LeoMc Missal, ib. 1883 ; fpecieOen Siturgif bilbet. UnbeftritteneS Obiect
fmier t>on SB. 3Ra§feIl The ancient Liturgy of ber fatl^olifd^en Siturgif ift in erfter Stetige bie
theChurch of England, according to the use t^eier beS l^eiligen SDte^opferS, fobann ba§ Htur«
of Jarom, York, Hereford and Bangor, 3. ed. gifd^e @tunbengebet, femer bie ©acramente unb
Oxf. 1882. lieber bie allgemeine Siteratur f. b. 9rt. @acramentalien, (auter mittlerif d^e ^cte, enblid^ bie
eitogif.) [fföfftng (flaulen).] ^m be§ liturgif d^en 3a^re§, ge»ö^nlid^ JKr^en-
/itetgift (XecToupYtx^ scilicet lirumQfXT]) jol^r genannt.
Knst man fat^oIifd^erfeit§ )e^t biejienige 3tDeig- SBöl^renb nod^ gludC bie Sihtrgif ald eine felb*
M§ci|)Iin ber ^aftoraltl^eologie, in meld^er bie jlänbige tl^eologifd^e SBiffenjd^aft, mie }. 93. ba§
fitnrsie ber fatl^olifd^en ftird^e ober ber fatl^olifd^e ftird^enred^t, bie Storaltl^eologie u. f. tt)., betrad^»
€8ltu§ miffenf(^ftltd^ bel^anbelt nnrb. üixxitx itU, »irb fte bermalen Don ben fati^olifd^en Xl^eo*
laSgebrücft ift Siturgif bie Sßiffenf d^aft ber Siturgie logen burd^meg nur als 3^^tgbi§ci|)Iin ber $(^to«
(bon IxvzüL l^a = munus vel officium publi- raltl^eologie angefel^en; aud^ bei ben ^roteftanten
am). %tö Siturgie aber begeid^nen mir^atl^o:» bilbet fte gemöl^nlid^ nur einen 99eftanbti^eil ber fog.
fiftn bie @efammt^eit berjenigen ftnnenföUigen praftifd^en ^l^eologie. 2)ie ^aftoralü^eologie f eiber
I^Qtigfciten (ober §anblungen [epTa]), toctd^e in (Dgl. b. 9lrt.) ift bie SBiffeufd^aft Don ber §irten»
ber fltrc^ @otted auf Srben Don l^ierard^ifd^en tl^ötigfeit, toeld^e ber Derflörte ©ottmenfd^ als un»
aber mittlerifd^en ^erfonen, ald ben orbinirten Or« fid^tbarer pastor et episcopus animarum (1 $etr.
«Dl«! unb gottbefteüten fid^tbaren SteSDertretem 2, 25) in feiner JTird^e auf ßrben burd^ eigenS
l^fti, beS l^immlifd^en ßo^enpriefterS ober Si« (in ber Orbination) l^ierfür befteQte ftd^tbare Or>
Ingen (^br. 8, 1 — 4), für baS gläubige Solf gane, nömlid^ burd^ bie fird^Iid^en §irten ^öl^em
p.aoc = Aetoc, moDon Xercov) uub im engftcn 3u» unb niebem SangeS, bis an'S 6nbe ber Sage ju
fammenfd^Iujs mit bemfelben als fd^ulbiger reli« bem 3n)ed(e DoÜgiel^t, ut oves yitam habeant ei
gtöfer 2)ienft Dor ®otteS aRajeftät (bal^er ®otteS- abundantius habeant Qo% 10, 10). SBie g^ri»
bknß, officium divinum, cultus Dei) nad^ ben ftuS, ber gute ^irte, nur Siner ift fo ift aud^ feine
um Kl^ripo unb feiner ftird^e auctoritatiD feftge« ^irtentl^ätigfeit mefentlid^ 6ine, in i^rer 6rfd|ei«
fUUen Siormen DoKgogen werben, ftürjer fann nung aber breigeftaltig, feinen brei Slemtem ent»
mm bie fat^olifd^ Siturgie aud^ befiniren alS ®e« fpre^enb, bem Sel^ramt, bem ^riefteramt unb bem
fmmtt^t ber priefteramtlid^en ^anblungen in ber föniglid^en Smt. Sa^ nid^t etma blo^ bie fird^«
fofl^Iifi^ ftird^. S)ie n)td^tigfte berfelben unb lid^eSel^rtl^ötigfeit, nieder bie flated^etif unb f^omi-
9ttttel|mnft beS gefammten b^entlid^en ©otteS« letifentfpred^en^ unb bie föniglid^e ober SlegierungS*
bkißcS ift bie g^er beS eud^ariftifd^en OpferS, tl^ätigfeit, toeld^er bie mitDerfd^iebenenS^amenbe»
wdift tcfyx naä) bem Vorgang ber opoftolif^en §eid^nete Seigre Don ber @eeIforge im engem @inne
bi^itstiimen (8. 99., 6. Hap,) nod^ ie^t Don ben entfprid^t, fonbem aud^ unb aUererft bie priefter»
9ne4en in einem engem @inn ober in sensu lid^e unb l^ol^epriefterlid^e Zl^ötigfeit unter ben
■mienti oIS Siturgie xa-c^ i^o-^y begeid^net n)irb begriff beS irotpiaiveiv faUe; ba^ Sl^riftuS in erfter
fBfjL b. Ilrt Siturgie) ; be^gleid^en ^un in aller« Seilte burdft fein Opfer unb bie 3u»Denbung ber
nper S^ ^^^ 3ttingianer. Unter bm $ro- gfnid^te beSfelben an bie SRenfd^l^eit fid^ a(S §irtm,
k^Dotfai ip ber Segriff Siturgie unb bamm aud^ als ben „guten §irten", als ben „großen pxxttn
ber crfl in neuerer 3«t öon il^nm aboptirtc 93e« ber ©d&afe" erwiefen l^abe unb ermcife, ergibt jld^
§rijf Siturgif nod^ fd^nnrnfenb; biefe erflärt ftd^ un^ttjelbeutig auS 3o^. 10, 11, wo ber §eilanb
oS iftrer Settoerfung beS eud^ftifd^en DpferS, felber gerabe burd^ ben ^inweiS auf fein 8ebenS«=
•di^ boS tragenbe unb belebenbe Sentmm aQer Opfer ftd^ als ben guten |)irten d^arafteriftrt, unb
Stegie tp, unb auS i^rer Säugnung eines mitt- auS öebr. 13, 20, wo ber apoftel gl^riftum ben
ioft^^ePert^S, ol^e meines eS feine eigent« „großen ^irten ber @d^afe im Slute beS ettngen
Vfm Siinrgen, »eü feine Don ®ott (nic^t Don ber SunbeS" nennt. 9lm Altäre beim eud^ariftifc^en
Conrinbe) befieDten fid^tbaren Stepräfentanten beS Opfer merbm bie @d^äflein auf bie fettefte SBeibe
89 SttBigil 40
geführt; in bot eocrammtm unb Segmiiigni bt§ BSmft^tißcS, fonbtm on^ Dom göttTi^cn
betfttr^eiflbafütetforst, boftbitSi^flriiibai @ciße, bti in ba ftiic^, JlKcieQ in bcr SitoigU
SAtn fyibttt mb rt in güOc ^abnt; im StunbtU' lebt unb toiitt tiiS ölt'S lenbc bn Soge. Stür^
oÄd mirb bitfeS Scbcn nU^ iloji betifdtigt, fon- gefogt : Mt fol^olifi^ fiitmgil ^t ein mögli^
bctn «i4 gnii^ mtb bcftßigt — gtiDife l&rasüt giitnbli^, ot{pnif4tS Sttpänbnil bei gtfaimn-
«nng, bu (tncjtonnfiit^ X$3ti^eäai untn ben ten tal^rtf^ £Uiiigie ju Mnnitttln. Um nun
Stscilf ba ^iitatQfitigfrittn lu fubfutmitit, unb bitfe XnfQobt }u löftn, botf fit hintfniegf itin
bn Sitürgil, mtÜ^ SSifintf^an biefet ^tritpaosit' t^Kontif^ Mifofinn , fonbtnt tnu| biin^&ws ou^
li^ X^ftttgjtilm i^, nur nie 3">ci0bifid)>Iin bn bie tSkf^i^tt f otro^l bct Gitutgic im ®4Ui}«i all
$aflDiaU^lo^ pt betrauten unb jube^tmbcfn. 011$ bn rinjelntn lüuxgifil^ f>aitblintetn, ^oi-
ffiolüt man bii tinjdncn 3totigb^d))Inun bcr mm n. f. m. bab« bcrudfi^tigcn. 3ti^B ^äU
Sßa^Diolt^bgtc no^ bn SBii^ti^eit i^ Ob- mtift Dot ^t!^ SauQeüuie mb fnbiedtDifH^
j[tcttodmäi, fo mü|te bitSitutgäbmer^^d^ fntifUi^ 3)eiitunfl bn einjtbwn SnUformen, att
einnf^mai, ba ja Doi olltn ^irtenl^ätiefcUen bit bit gnunie ^ißorijqt ftemütog i^ ßntßt^ung
toritßoinitli^e bit toic^tig^ iß. 3n Küdfic^t unb i^ dunSIiflin Cntmi^ng bis gm: ddi-
unmf obn, ba$ btt inrießnainllt^'n X^gftilen litgaüwn IScftnlt, unb nw t9 fi^ ouf fitutgiji^
in bn Slegtl uenigßaiS bit gninbltgenbc Stift- ®tbitte um %tubmotgnt am Stflt^tnbtn fnnbtit,
$jtti0lnt jui SSonuSft^e $ab<n, iß eS ntt< ift ba§ Ji^ufle €(^u^miUd Vor aRtfcgti^en bit
ftnt^atb, ba| im ft*Kiulni 3^etl btt ^oßoral- gTünblt^^iftoni^ftenntm6tiimbenbdrtfftnben
t^Iogic (btt oltgtmtint fyä ton bm Orgonnt Sultfonncn. ßin f^Iogenbn ^tiocis, toofiin man
oiln ^Saltotiilt^steä jn ^nbeln) an nun ©ttOe bti SaUnfonnen mit blo^ fogm. $rindtiitn
bie ffotn^cKt ßt^ ^trauf bit ^mUttif obn bit uub o^ -gntontR Jlatntui| bn £ultgci(^it!^
Sitmgil ^Igt, uiu> an I^n €tdle bitjtnigt 1)1^ lommt, iß }. 9. Sntl^ Fonniila Uissse unb
ttfißn, bntn ObfKt bie Solforgc im ntgtm @iiin finb inneitrölb bn ^t^Iifi^ ftitc^e bie Mm
i^ i^iicn $la| ei^tUt, bie abei no^ feinen qQ' ben Solep^em eingeführten obn ongtfiretilai
Stmcin rtcipiritn Sbrnien fyü, fonbnn bolb aI8 Sultrtfonnen. ^lonntlitb ift aucti untn b«i Sßro«
(tr^it^Sabtifiogä, bolb oI§ ^äbeiitit 3)iSci)]li' teflaitten in neunter ^eii. ieitbem fie eingebnäcR
norÜ, AqDemtttl u. bgL btinäpitt mtib. ^iftonji^=ltluigijdie i^tubieit mad^, ein iitbeniat-
Site $n>ttflantcn betrai^ttn bie gotteibienß* bn Umfi^tDung jum Seffeni in €a4en ifym 2U
Ü^tn Sitnnen meißenS nm all freies $TObud brt turgien erfolgl (t>gl. jtöftlin, @tf^lt be3 ^nfO.
,®emeinbt(iei|leS' unb bqti^nen ba^ aia Änf» ©oHElbienfte« 239 ff.). Wßnbinj^ tom, wieiAe
gabt bn SibajÜ bie miffnifdiaftli^ gnturiiBiing aBiiienfdiatt. fo aui) bie Silurgit mifftnf^fUi^
ber$nnd|nen, nac^ meld^ bitfe ^huction flt§ feftfte^enbtt iprincipien nit^t tntMbmi; aKttu bi^
in tntftne^^cnbei Shife jn gegolten ^be. Un§ jeRien reichen o^ne ©ejiiiiditc uiAtanS unb (dunen
An^Itttn bagegeit [uib Vit t)j::e-:Okn[!lii^en ijoi- o^ne SSehi^i^tigung bei SuUgef^^ie übn^aulrt
mm unb iß bie Sitursie bun^üuS cimai po]iÜo nii^t getsonneu tnrbcn. Wan fyä b<^^ mit 3te^
©tgebene«, ^§ ^robuct birect götllii^er (titrc^ Ofiagt. bit Situtgtt fottt ein ,l&ißDrif(H-ibtaW
(E^nßttf)i)bntubiiecl9ÖttIid|ei9[noibnun9(Üur(^ Mfftn" fein refp. btgrünben; bidiur^ unteif i^<
btetKme^rißuSauctonrirten^oßel). t|E)eilä^$io- bet fie fidi aud) Don ber jo genannten 9iubndß%
bnct nitl^tnbertiä^nger, unter bem ginflul beä ioeld)t Icbiglt^ eine genaue flenntni| bn ünfttni
l^eOtgt« ©etßt« unb nnt« ber oibnenben ^anb Sullformen unb bet art iftm lH>rf<^ftSniöSi.
beigottbtfltBtenttt^Uc^Obtren bDUjDgenerge. gen «uSjii^rung. aber nidit ein ttgentli^ imb
Wi<$tIi"i6«€ntn>i4IunB,nnbbaTmninQ!leniören tiefeitä !Berßänbni& berfelttn »ermitteil, wie tf
«iQtQitittn it^lilSWtliinbfic^ 5f atur. 5)it ht^o- geroiä für jtben einjelnen Siturgtn Don groB»
W^ Sitwgtf ift bo!&n tint imi^r^aft poftttDe SSi^tigfeit iß. SUerbing? fiammt bie äi^tt SBei^
SÖiffenfc^ mtb fyü ^ fotc^ ben tbotiäi^fiäi bf unb Erbauung, mit wilätn bn einjtlne Siturg
ße^tuben tti^Ii^ SultuS in allen fdnni @in)tl: functiitniiFn '}oü.. iuU-rt mi)t aus grünbli«^
beÜen geifHg ju bmi^ringen, bai boS empiriic^ Stnbium ber Siturgit, fonbent oui ftßem, bom
Scgebene, bie ftnuntföllignt Eultfonnen (Boite Vüigtn @tiß gtnirftem @(aubcn, au9 UM^m
^anbbmgen, SQuiboIe u. f . d.) nia ^rtdiEinnncteii Srdmmigfeit, todfy am miTffomßen bun^ guttf
enitS vfnjTÖv, alS 9luÖ)rutf tinc-r- Cicli'tigeii (ciiici münblii^ unb betrat^lenbeS @tbtt niangt unb
@Iau6en8nHi[|t'^, einn ttlig-.i'in: ?^bec. c!;u? gepßegt »irti ; allein bitfe SiAmmigttU mirb ni^t
iimem SuItacttS u. f. tD.) unb tefptctiM als finnen- bIo|; eileu^leter, fonbtm oui!^ na^^ltign fein,
fjQIige XxäQfx unßci)tbam übtniatäTli(^ Snabtn nxnn ßt mit flarem Sinblitf in boS innert SStft^
giünblic^ ja trnörtn, unb namtntlie^ bit faß ja^- in bit Sebeulung unb @efi|i^ bn SuUf Dirnen
bfen Sitigclfoimtn unfein Situi^t in i^ntm oi- tMibunben iß. 2lß tin ^tßn gläubig, fiomn^
«ntif^ ^uf'xnmtn^ng bocjußmtn. Senn bit babei ober ondEi iibn Swftn. Stbeutuug unb @t-
SiturgiebeEtat^ltf^ntPir^ ißltinloftS SlggR* \ip,^ bn um ii^ p DoDjit^enbtn Snlt^onb«
(ptt KiiKfQiIi^ eingtfil^itn Snitfonntn, fonbnn lungat grünbli^ oiientiit. fo urirb er bieftlbm
rin IdttMonn Organismus, bm^nxilttt ni^t ßtbnliil^ no<i^ mihibian, f^uungDoOer, erboulti^
bIi>|Bimbtnbgif(^nnb)if9^Iostfc^<lkft|tnlM^it^oHcinaä)nn, bn tbenf d gUubtg nnb
41
Siturgif.
42
flomm tfl, ober j[ened grfinbltd^en 93erjiönbmf|e§
cnttc^ @4on bie flrt ber Setonung beim Sejen
ober 6m8en ber }uge]^5tigen litur gif d^en Xeste xovch
bcn Untetfd^eb }mifd^ beiben mel^ ober mtd'
ger bemerflid^ mod^ & ift bal^er Don großer
Si^tigfeü, ba% in ben ^riefierfemtnorien nid^t
Hob Sbibridflü, fonbem neben rnib refp. in Ser«
Mnbiing mit berfelben oud^ Siturgil bodrt »erbe,
nb fKHn m5glid^{} etngel^b.
%n ber )e|t fafi aOgemein angenommenen Sin-
l^iuig ober oietmel^r 9!u§{(i^eibung in allgemeine
nb \ptdäit Siturgif mirb für alle 3ufunft ent«
\ifiAm feftgu^en fein. 3n ber aHgemeinen Si«
tegü mu^ olkrerfi oom Sßefen beS SuItuS über«
^t, fpecieü üom Sßefen bed fatl^olifd^en SuItuS,
jobomi im SEgemeinen oon ben ^ultf ormen unb
bani(Eigenf<^ftenge]^nbeUn)erben. 3m3ntereffe
größerer Sinl^it unb Ueberftd^tUd^feit, f oaie aaä),
nSBieber^oIungen gu oermeiben, erfd^eint eS aI8
§!loten, fold^ Sultl^nblungen unb onbermeitige
Caltfmrmen, meld^ burd^ bie gefammte Siturgie
VoL bei iKrf(^iebenen ßultacten nneberfel^ren unb
inlofem allgemeiner Statur finb, be^gteid^en fold^e
faltrequifite, meld^ man für aQe ober bod^ für mel^«
tm Iiturgif<!^ ^ide brandet, m für aUemal unb
Biglif^ überfid^tlid^ in ber allgemeinen Siturgil
|i be^cmbeln. ^inf gäbe ber fpecidlen Siturgit airb
il fobom fein, bie einzelnen organif d^ sufammen»
geigen 9ttifftn ober Sompfese liturgifd^er ^ox^
am m^fenf (!^ftltd^ borsufteUen, unb itoax an erfter
Stefle ben Oefommtdtufi ber eud^nftif d^en 0)>f er«
frier, oIS ber Siturgie xoV l^o^^v ; fobann mirb
Bon bem mit bem Opfer innigft jufammenl^&ngen«
bea liturgifd^ @tunbengebet, l^ierouf oon ben
6acramenten unb @acramentalien ^u ^beln fein,
Mt i^ SebendqueS im 0)>fer l^beu; fd^Iie|lid^
u^ borni einge^enb aud^ oom ftird^en|a]^r ge«
\BaMt merben, boS burd^ bie Siturgie f dne SBeil^e
an beiligen 3a^ empfangt, beffen äbematürlid|e
Mei^^mlfe im l^igen SRe^opfer unb im fird^-
fdfm €tmibengebet fd^Iagen, unb totli^tm frül^er«
lfm, tm t^iltodfe nod^ j[e^t, bie fderlid^e @pen«
Ing tMm Sacramenten unb @acramentaKen or«
px^ eingegliebed mar.
Ser la^olifd^ Siturgifer l^t aOerbtngS ^unäd^ft
eil »iffenfd^ftlid^ Serftönbni| ber rbmifd^en
fitngie in aJDkn i^ren Xl^dlen ^u vermitteln;
warn er ober ^ierbd mal^rl^oft grünblid^ unb barum
04 aüfeitig ^flodfd^ ju SSerfe gel^t, fo mu^ er
t^rr ber tdmifd^ Siturgie, mel^e felbft fd^on in
igf^^id>enen Sabtl^unberten unb ^öcefen im Sin«
fSmn mond^d Serf d^eben^ten aufmeiSt, aud^
Mc oberen obenbtönbif (^ Siturgien (bie altgaOi«
confd^, aurildnbif d^ unb mi^arabif d^, f. b. t)odgen
lux Me altgned^fd^n, f omie bie nod^ je^t bei ben
tiU|en in (Bebraud^ ftel^ben Siturgien (Safi«
lM>nkC^oPomudIitnrgie) unb bie jal^Ireid^en
ttBfßa ber Orientalen berüdtfid^tigen ; f elbft bie
llB^ snb Qtnrgifd^ Srbdten ber ^roteftonten
baf IK fttm iM bem ®nmb nid^ gau} unberüdt«
|H|H|I lojffen. »eil am (Segenfa^ unb burd^ ben«
felben SRand^eS nod^ flarer »irb. ©elbfioerftänb«
lid^ Unnen Duellen unb Siteratur, ael^e ber Si*
turgifer bel^ufS Söfung feiner Slufgabe benu|ett
mu|, l^ier aud^ nid^t einmal onnöl^erungSmeife f 0
ooUftönbig t)ergetd^nd »erben, wie Serf. bad in
feinem §anbbud^ ber Siturgif (I, 32—147) ge«
tl^an l^t; nur baS Mermid^tigfte foll naml^aft
gemad^t merben.
Sie nöd^ftliegenben unb unentbel^rlid^ften Ouel«
len flnb bie ie^t im t)orfd^ft3m&^igen ®ebraud^
ftel^enben liturgif d^en SSüd^er (f. b. Art.) ber römi«
fd^en ffird^e, bad rdmif(|e SRipe (editio ty-
pica 1884), SSreoier (edit. typ. 1885), «ßontip-
ca(e (edit. typ. 1888), C!erimoniale episco-
ponim (edit. typ. 1886), SRituale (edit. typ.
1884), «ntipl^onarium (edit authent. 1879 ad
1881), ©robuale (edit. typ. 1886), SBeSperale
(edit. typ. 1888) unb Ddatwrium (edit. a C. R.
approb. 1883). Um biefe ȟd^er ttiffcnfd^aftlid^,
na$ il^rem ooQen ÜBertl^ ju beinrtl^eilen, mug man
bie alttn römifd^en Sacramentarien (Sacram.
Gelasianum et Gregorianum, ed. Moratori),
Sedionarien refp. Spiftolanen unb Soangdiarien
(ogl b. 9ld.), Slntipl^onaden, ajlart^rologicn unb
namentlid^ bie alten Ordines romani (ogl b. SIrtt.)
grünblid^ fennen. Um fobann einen flaren Sinbtiä
in bie ©eftaltung ber Siturgie burd^'S gan^e Slbenb«
lanb l^in im Saufe beS frü|em SDWttelalterS ju ge«
»innen, ift flenntni^al^e 00m Missale gothi-
cum, oom Missale Francomm unb Oom Mis-
sale gallicanum vetus (edit. Morator.), fott)ie
oon ben einfd^Iögigen OueUen aus englanb er«
forberlid^, mdd^e in neuefter Seit üon SRaSfell,
SBanen u. 91. publidd mürben (ügl. Duchesne,
Origines du culte chretien, chap. 5). 9ld«
d^§ aßaterial befonberS für baS l^monfd^e !Ber«
ftönbni^ ber Siturgie, biden bie Sondlienaden
(^arbouin, SOtanfi, |g)ar|f]^eim, Ck)llectio Lacen-
sis), xotläft ber Siturgifer burd^göngig berüd«
fid^tigen mu^.
es ift itoax nid^t Aufgabe ber Siturgit, fonbem
ber d^nftlid^en ^rd^äologie, eingel^enb aud^ oon ben
gned^ifd^en unb ^a^Irdc^en onentalifd^en Siturgien
5U ^anbeln; aber menigftenS fummanfd^ mirb ber
Siturgifer aud^ bie (Sef^id^te unb (Seftaltung biefer
Siturgien unb bereu SSerl^öItnt^ ju ben abenblön«
bifd^en befpred^en muffen. S)ie für biefen S^td
il^m bienenben OueHenmerfe fmb: Swainson,
The Oreek Liturgies, London 1884; Goar,
Euchologium Graecorom, Paris. 1645, Venet.
1730; Renaudoty Collectio liturgiarum orien-
talimn, Paris. 1716, Francoforti a. M. 1847,
2 voll. 4^ S)en gned^ifd^en Xe^t ber Siturgie beg
ad^ten 9ud^ ber apo^otifd^en (Sonftitutionen ober
ber fogen. Slementinifd^en Siturgie, femer ben
gried^if d^m Xest ber 3acobud-, SRarcud«, SafUiuS«
unb Sl^oftomud«Siturgie unb in lateinifd^
Sprad^e bie Siturgie ber Spoftd SbböuS unb
3Radg, foioie bie armenifd^e Siturgie mt^ält ber
IV. Sanb beS fel^r braud^baren Codex liturgicus
oon ®anid (Lips. 1847—1854).
48
SiturgiL
44
SBerti^oIIe 9latenalim )ur Srfidnmg ber St-
turgie ftnben fld^ bei ^Ireid^aSötent unb aUen
jfod^(^riftfidlent beS Slorgen- unb 9[benb«
knbed, angefangen üon 2htfiin bem Slartprer bi§
l^ab auf ®regor b. ®t. (SHaloge unb 93nefe);
fl^ectdl feien l^er genannt bie m^ftagogifd^ ff otc
4efen beS l^L e^ria Don 3erufalem (gefL 886),
bie @d^ft be§ ^eubobionpfiuS SreolHigita (ca.
870) De hierarohia ecclesiastica, bed l^L 9m«
btofiitö (gefL 897) De mysierüs unb bie i^m
Didfad^ beigelegte @^ft De sacramentis. Sine
tttcse ^ftor^d^nn^Pd^ Srflorung ber gried^ifd^
Siturgie (Commentarius litorgicus) fd^rieb fd^on
ber ^atriard^ @o))]^roniu3 Don Serufalem (gefL
688), eine Brevis exposiiio anidqnae litorgiae
gaUicanae ber Sif^of ®ermanu§ Don $ari§
(geft. 576), unb bie altfponifd^e (mogarabifd^) Si-
turgie erfiorte bereits Sftbor Don ^iftmliS (gefL
686) in feiner @d^ft De ecclesiasticis oMcüs,
bie Don ben titurgif d^en @d^riftftettem beS WtUU
olterd Diel benu^ umrbe. 3nfo(ge ber Anregung
Don Seiten ffarld beS (Sro^en unb feitenS ber
unter benftarolingem gel^tenen @Qnoben^rrfd^te
eine gou} befonbere Xl^ötigfeit für erfiorung ber
Siturgie, \ptdäi ber SDmfliturgie, im 9. 3o^r«
l^unbert, morfiber näl^ 9(uff d^Iüff e fid^ ftnben in
meiner Siturgü (I, 60 ff.) unb befonberä in bem
ttiertl^DoUen afobemifd^ ^rogramm Don jhieg,
S)ie nturg. SSeflrebungen im !aroIingifd&en 3«t"
alter. 9reiburgl888. SBert^DoUeauffd^lüffefürbie
(Befd^id^te unb bad Skrftönbnil ber Siturgie geben
Don ben ^Ireid^en ßturgifd^ Sd^ftftellem be§
frü]^ unb f))ötem SUttelalterd gong befonberS
folgenbe: 9malariu8 Don 9Re| (gefL 857) in fei-
nen beU>en Sd^riften De ecdesiasticis oMcüs
(ffird^enial^, tDle^e, @tunbengebet) unb De or-
dine antiphonarii (für ©efd^d^te unb ^Berftonb-
ni^ bed SreDierS aid^tig) ; äßalafrieb @trabo (gefL
849) in feiner für bie ®ef d^id^te faft ber gef amm-
ten Siturgie fel^r belangreid^ ©d^rift De remm
ecclesiasticaruin exordüs et incrementis ; ber
aaSi 99efd^en^eit fi^ fo nennenbe äJticroIoguS
(Sdo Don Cl^rtreS ?), De eccL observationibas,
für ®efd^te unb Ißerftanbm^ Don SReffe unb
flted^ental^r fel^ mert^DoH ; $feubo-AIcuin in ber
Don SRittelatterlid^en Diel benu^ten @d^rift De
diYinis officiis, in loeld^ au^ anberen gotteS-
bienftlid^ ^anblungen befonberS eingel^enb bie
l^eilige ^ef[e bel^onbelt ift (neueftenS ^at man Der-
mutl^et, ba| biefe ©d^rift nur eine Derftümmelte
Xbfd^ft fei Don ber @d^rift De divinis officüs,
meld^ ber Zrierer Sifd^of AmalariuS t$fortunatu§
)tt Anfang beS 9. Sal^rl^unbertS Derfa^t l^aben
foll); ber tieffinnige 5Rut>ert DonSeuJ (gejl. 1185),
toüd^ in feiner @d^rift De diyinis oMcüs §u«
nad^ft in ffür^e bie l^eüige SReffe erfUrt, bann fe^r
ouSfül^Iid^ unb getftooU baS gan^e ftird^enial^r
htf^oübtVL ^onoriuS Don Antun (gejL 1145) be-
jeid^net ben ®otteSbienft als (}emma animae
(Sbelftein für bie @eele) unb be^anbelt in feiner
@d^rift, mlä)t ben Zitel Oemma animae fül^rt.
fafi baS gefammte Sebiet ber Siturgie, meld^
au(^ in feinem Saenimenlariam (cm^ Don ben
gotteSbienßiid^ (Be^eimniffen), aber meniger ge«
orbnet unb Dielfad^ !ür|er ^ur 2>arjidlttng fomnit;
Selet^ (gefL nad^ 1165), ber boni^mte 3tector ber
^ßarifer tl^Iogifd^ &ifok, gibt in feiner Expli-
caiio divinorom ofifidomm eine grünbüd^e unb
^gleid^ fur^e Srüarung Don SReffe unb @tunben«
gebet unb l^anbelt giemlid^ eingel^oib an^ Dom
ftird^o^r; biefelbm @egen{lanbe — aber mel^r
tropologijirenb unb aUegoriftrenb — b^onbelt ber
geleierte 93ifd^of @icarb Don Sremona (geß. 1215)
in feinem Mitrale (}unad^^ auf baS Stubium
feitenS ber mitrati bereuet). SRit 3Uä^t bie grö^
Verbreitung fonb fd^on im HRittelalter bie Sd^rift
ännocen^' IIL De sacrificio Missae, in tteld^
ber gro^e ^ßopft bie äRe^Iiturgie (auc^ bie bifd^öf-
tid^ unb ))a|)ftlid^) il^rem grammatifd^ unb
m^fUfd^n @inn nad^ in fed^ 9üd^ fel^r an*
giei^enb erflört AIS eine Art Sufommenfaffung
alles beffen, loaS feit AmalariuS Don ben liturgi-
fd^ ed^riftfiellem beS 9RitteIaUerS geleiftet mor-
ben, erfd(|eint baS berül^mte Batioiiale divinorom
omciorom (1286) beS Sifd^ofS Don ÜRenbe, SEBü-
l^m 2)urantiS (2)uranbnS), in totld^ bie inneren
®rünbe (rationes) für bie duneren Sfornten ba
gefommten fird^Iit!^ Siturgie eingebenb erörtert
merben, unb mdd^ für ben unffenfd^oftiid^ Se«
trieb (iturgifd^er @tubien aud^ je^ nod^ fd^Ied^tl^
unentbel^rlid^ if}. 2ht ber Slüte^eit ber ©d^olaftü
traten bie eigentlid^ (iturgifd^ @tubien etttaS in
ben^intergrunb. 2)ie9Re^erHarungen AlesanberS
Don ^eS unb AlbertS b. ®r. fttü) flei^g Der-
mertl^et in ber Literalis et mystica canonis
Missae expositio beS «»legten S^oIaftilerS" ©o*
briel Viel (gefL 1495), beffen 3Re^Iegung glei^
ber mertJ^DoUen Expositio Missae beS S)ionQfiuS
SartbuftanuS (gefL 1471) fd^on Don ben 3eit>
genoffen l^od^ gefc^^ aurbe. ^üx bie ®efd^id^te
beS @tunbengebeteS im SRittelalter ift fel^r mid^
tig bie gu Anfang beS 14. äa^rl^unberts Derfa|te
Sd^rift beS SOiinbeSl^eimer AugufHner-Sl^orl^erm
Kobulf Don £ungem De canonnm observan-
tia; bie ^pmnen beS SreDierS unb bie in bamoli-
m S^t fel^r gal^Ireid^ Sequenzen mürben }tt
Anfang beS 16. äal^rl^unbertS erOdrt Don bem
$arifer Zl^eologen (Slid^toDäuS (in feinem £lud-
datorinm ecclesiasticum) unb bem @tra^urger
Sol^anneS Abelpl^uS.
Sinen mid^tigen ©egenftanb ber Siturgü bilbet
bie fiird^enmufil, über meldte feit bem 10. 3ab>
bunbert im Sufammenl^ng mit ber entmidSung
beS polQpl^onen ©efangeS aUmöIig eine retd^ St-
teratur ermud^, bej^üglid^ bereu ber ftürje l^alber
auf baS clafftf^e SSkrf beS AbteS ©erbert De
cantu et musica sacra (2 voll.) mit gugcl^örigen
brei täuben Scriptores eccl. de musica sacra,
bann auf (Souffema!erS Scriptorum de musica
medii aevi nova series a Gerbertina altera
(4 voll) unb bie ja^lreid^ einfd^lögigen 9Rono«
grop^ien auS neuefter 3^1^ (^on 99rambad^, ^r-
45
Siturgil.
46
Bciborf, ftommüaer, fymi 3MIet, @d^ubiger
L 1.) Denmefen toerben mu|.
(Einen neuen Suffd^toimg nol^men bte litutgi-
ktm Stnbten infolge ber f ogen. ^Reformation, Sie
)o te^i als ontUiturgif (i^ ^örefie {td^ edoieS, unb
bcc jugcnuber fot^olifii^eitd auS ben 9}ätetn
bcc Ihnl^ , f omie caü^ ben alten Siturgien bed
IbenblonbeS unb SRorgenlanbeS nnffenfd^aftlid^
borget^ nicrben mu^e, ber fatl^olifd^e Sult fei
InteitDeQS ein ,$robuä bed finftem aßittelalterS",
{onbcrn reid^ in feinen ^auj)tbeftanbtl^eUen in bie
alti^rißlid^ 3^ ^auf. Qu biefem 3mede mür-
ben niNJ^ im Saufe bed 16. äal^rl^unbertS (oon
loffonber, ^ßontel, Slocca) Derfc^iebene OueUen
bcc tteifd^ Siturgie (@acramentarien, Sectio»
■aricn), fotme aud^ einzelne gried^if d^e unb orien«
totif^e Süurgien (burd^ SraSmud oon SRotterbam,
(ümboid be €atncte9, ©cialad^ u. %.) im 2)rud
lecöffentlic!^, unb um bem )93om)urf bed geiftlid^en
Rtt^amSnmS gegenüber ^u geigen, ba| man im
Küteialter ein Ieben§frif^e§ IBerftänbnil ber Si-
Ingie ge^bt ^abe, gab man (Sod^IöuS, ^ittor|))
CoOcctionen ber unmutigeren liturgifd^ @d^riften
bd SHtteloIterö l^aud. S)amit fobann baS 93oß
M nd^ fo leidet )u ben cerimonienlofen Siturgien
ber ftotePanten in ben fßoVt^ipxai^ oerfü^ren
k|ft \adfUn nt^t bIo| bie ^rebiger unb Jtated^eten
(tIfjL bieitotecj^men oon @oto, ®xopptx, Sonta-
QBt) boSfelbe tn'd Serflönbni^ beS fa^oIifd^enSuI-
tH eiiq^4u4i^^# fonbem für bief en 3toed oeröffent*
fid^ aSiceliuS (gefL 1573) mel^rere @d^riften unb
ber Sifd^f SerD^oQ) oon Sl^iemfee fein „Stational
bortfdft jiber baS Smt ber l^eüigen ÜRel'' (1535).
SÜftdkisQperiobe ber liturgif^miffenf d^ftliii^
Staotiir erfd^eint bie potitt ^ölfte bed 17. unb
bk cx^ beS 18. Sal^l^nnbertS. äßol^I maren aud^
\ilßm ftuijitt, toit oben bereits erteol^nt, t)erfd^iebene
OttBen fnx bie Itturgif d^e äBijfenfd^ oerdffent-
i^ moAm, aber erft in biefer ^eriobe erfd^ienen
drifesMuSgaben, meld^ ben ftreng Iritifd^ %n«
f9Acnin^nberSBiffenf^aftentf|)rad^ SS brandet
bie^be§ügßil^ nur erinnert ju merben an @oar utü)
SoHmbot (ogL obenX ÜRenarb (gefL 1644; edit.
Gregoriani), SRabitton (geft. 1707;
£)zbine§ im IL 9b. bed Museum ital.;
De Htargia gallicana), ÜRartöne (geft.
1199; De antiquis eccl. ritibus), SRuratori
(g#. 1750; Liturgia romana, bie abenblön«
HÜäfOL €ocnmientarien entl^tenb) unb @erbert
(gi#. 1793; Hon i^m ftnb au|er bem fd^on er«
wSßttm 9Ser( De cantu et mnsica sacra bie
leOn €ii^rtften Vetos liturgia alemannica unb
MemmMmta yeteris Hturgiae alemannicae).
Sm fo^lieid^ (Selel^rten nmrbe baS erfd^Ioffene
Offcnmalaial balb mel^r balb weniger fqftema«
UM in bem Sioed verarbeitet, einen flaren 6in«
UC in Me ®efd^te ber Siturgie unb ein grünb«
SerPfinbntI i^rer formen unb g^ormu-
!■ Bemitteln. SBir nennen l^er f))ecieQ nur
hat geiftrten Coibinal 93ona, meld^r in feiner
C^iiUBfimmlitQrgicamin libri duo f el^r grünb«
lid^ Don ber l^eiligen ÜReffe unb in ber @d^rift
De diyina psalmodia Dom @tunbengebet l^an«
belt; ben gro|en ^apft »enebict XIV. (gcft. 1758),
meiner bie liturgifd^e Siteratur feiner 3eit DoU«
ftönbig bel^enfd^te unb fte burd^ bie ^toei teert^«
OoQen Sd^riften De saorosanctae Missae sacri-
fioio unb De festis Domini nostri J. Chr. et
beatae Mariae virginis bereid^erte; ben Ora«
torianer Scbrun (gcft 1729), ber in feiner gram»
mati)d^»l^iftorifd^»bogmatifd^n 9Re|ernSrung be*
fonberS eine gdlnblid^e ftenntni| ber ©efd^ic^te
unferer Siturgie beurfunbete, toaS faft nod^ in
l^öl^erem 9Ra^e oon ben liturgifd^en Schriften bed
Doctor sorbonicuB @rancoIaS (geft. 1732), f))e«
cieQ Don feinem Commentaire historique sur le
breyiaire romain gilt Säleibenben SBertl^ für
ben Siturgifer l^aben aud^ bie Sommentare bed
^ieron^mitenSatalanisumPontificale romanum
(3 voll. foL, 1738—1740), jum Cerimoniale
episcoporum (3 voll. foL, 1747), jum Ceri-
moniale romanum (!ßa))ftliturgie entl^altenb,
2 volL foL, 1750—1751) unb jum Rituale ro-
manum (2 voll. foL, 1757), femer bie ©d^rift
Liturgia romani pontifiois in celebratione
Missarum (1731; 3 volL 4^) t)on 2)omimcu§
®eorgiuS (©iorgi) unb bie Donoiegenb rubricifti-
d^en äßerle t)on ©aDantuS, 9Reratt, Ouarti, Saruf-
albiunb SaDaliert.
Unter ben fßrotefianten unb IRef ormirten, mlift
im Sauf beS 16. Sal^rl^unbertd unter ber Sluctori«
tat il^er teeltlid^en Sfihrfien ftd^ mafferHare Situr-
gien filr bie eingelnen Sänber jured^t gemad^t l^atten,
mieten bie liturgifd^en @tubien bis in bie neuefte
3tit l^erein ooUftönbig ; t)on bleibenbem Sßertl^ ift
(abgefel^en t)on einzelnen Reineren S)iffertationen)
nur baS ard^äologif ^«liturgif d^ äßerl beS O^forber
Zl^eologen SSingl^om (geft. 1723) Origins EccL
or the Antiquities of the Christian Church,
8 vols.; in^3 Sateinifd^ äberfe^t oon ©rifd^ooiuS:
Origines sive antiquitates eccl., 1724-— 1738,
10 voll. 4^ SHefer Sßangel an griinblic^en, p«
mal l^iftorifd^en Jtenntniffen auf bem ©ebiete Der
Siturgie trug fid^erüd^ eine ^au))tf d^ulb baran, ba|
in ber 5&)eiten ^ölfte beS 18. ^al^rl^unbertS bie
joJ^Ireid^en ))roteftantifd^en Siturgien unter bem
Sinflul bed StationalidmuS immer nod^ mel^r Der-
flad^t unb faft aOer liturgifd^en Seftanbt^eile
(j^rie, ®Ioria, SoIIeäe, S^mbolum, ^rafation
u. f. m.) beraubt nmrben, fo ba| ber ©otteSbienft
faft gan) auf bie fßrebigt 5ufammenfd^rum{)fte.
Seiber l^at ber äiationaliSmud (©allicanigmuS,
iJfebronianiSmuS , Sofepl^iniSmud) su Snbe beS
Dorigen unb im Anfang unfereS äal^rl^unbertS
aud^ unter ben ftatl^olifen in @ad^en ber Siturgie
mitunter Derflad^enb eingennrlt, ol^ne iebod^ einen
tiefergel^enben unb nad^i^altigen Sinffat^ üben ju
fönnen. SBaS bei unS in Seutf d^Ianb bie 9Ränner
biefer Stid^tung (®rafer, $rad^er, SReid^enberger,
SSBerfmeifter, Sßeffenberg, IBituS SBinter) aum
3toede il^rer angeblid^en ^Reform ber fatl^oüfd^en
Siturgie gefd^rieben l^aben, ift ol^ne mal^rl^aft
47
Situtgif.
48
ttrtffettfd^Qftlid^en SBertl^; freil^ ftanben oud^ Me
®egenf(|riftfteller (Solbl^agen, ^eren. ^a^b, ^re*
00t StbfjtUx, 9Renne u. 9.) nid^t auf ber ^öl^e
liturgif d^ SBiffenS, ba j[q aud^ bei ben ftatl^olilen
bie liturgifd^en @hd>ien fd^on feit einigen 3al^r«
}e]^nten faft allgemein bamieber gelegen maten.
@eü bem tnerten Sol^rjel^nt beS 19. SaJ^rJ^un«
bertg nal^m unter ben Jtotl^olif en mie bie gefammte
S^eologie, fo fpecieS bie Hturgifd^e Sßiffenfd^aft
einen neuen ^ff d^ttmng. infolge grünblid^er pa-
triftifd^er unb ürd^enl^ijtorif d^ @tubien mürbe bie
gefammte Xl^eologie mieber öd^t ))ofttit); man fing
an, baS (£]^riftent|um ipieber tief realiftif d^ auf)u«
faffen wob in baS SBefen unb bie Sebeutung beS
eud^ariftifd^enO))ferd, ber@acramente,@acramen«
talien unb beS ftird^enjial^red imeber einen lebend*
sollen Sinblid )u geminnen, mo^u namentlid^ aud^
baS eingel^enbe Stubium ber ®efd^id^te unferer
fird^ßd^en Siturgie beitrug. 2)er erfte, meld^er un«
fere gefammte Siturgie felbftönbig unb nad^ ein«
l^eitlid^en $rinci))ien }u bel^nbeln untemal^m, mar
ber bamalige @u[bregen8 in $affau, XaDer @d^mib
(geft. 1871), in feiner »Siturgif ber d^ftfat^oli-
fd^en Religion" (1882, 3. «ufl. 1840—1842).
SBiemol^I in mel^r als einer ^infld^t nod^ fel^r
mangelhaft, l^at biefe Derbienftlid^ Arbeit menig*
ftenS fräftigen Snflol ^u einl^eitßd^ unb püa*
cipienl^af ter Sel^anblung ber Siturgie gegeben unb
bie Dorbem nid^ äbliqe Sejeid^nung „Siturgif''
}tt allgemeiner Sufnal^e gebrad^t ^\t gleid^-
geitig t)er5ffentlid^ten bie beü>en Susemer 9Rargo]|l
unb @d^neuer il^re, menn aud^ nid^t ftreng mijfen«
fd^aftlid^e, bod^ je|t nod^ braud^bare «Litorgia
Sacra ober bie ^rou^e unb Sltertl^ümer ber
fatl^olifd^n JKrd^ fammt il^rer 99ebeutung, nad^*
^emiefen aud ber l^igen @d^rift, ben @d^ften
rül^efter Sal^rl^unberte, feltenen SobiceS u. f. m.''
(1834—1843 ; 5 Sbe.). ßin ftreng toijfenfd&aft-
iid^eS Gepräge erl^ielt bie liturgifd^e SBiffenfd^oft
erp burd^ 3. 95. Süft (gefi 1870) in feiner ^2i-
turgit ober miffenf c^af tlid^en 2)arftenung beS tatl^o-
lifd^en 6uüu8" (1844—1847), einem fe^rmert^
t)oKen SBerl, t)on bem leiber nur 2 ^änbe, bie
aEgemeine Siturgil entl^altenb, erfd^ienen finb.
3flud Cgeft. 1864), Süftd 9lad^oIger auf bem
Sel^rftul^I in ®ie|en, ift in feiner „ftatl^olifd^en
SiturgU'' meniger fdbftänbig unb gränblid^ aI3
Süft, l^at aber auf t)erl^ältni|mä|ig engem 3taum
(2 99be.; 1858 unb 1855) bie gefammte Siturgie
in f^r braud^barer Seife bel^anbelt.
SBir l^aben fd^on oben baraetl^an, ba^ unb
marum bie Siturgi! al8 SBiffetnd^aft ber Siturgie
fcineStoegS eine fdbft&nbige t^eologifd^e SiScipIin,
fonbem nur eine 3tt>eigbiSci))Iin ber $afbral«
tl^eologie fei ; aß fold^ mürbe fie in Seutf (^lanb
balb mel^r balb meniger audffii^Iid^ bel^nbelt in ben
^ßafbraltl^Iogien t)on 9mberger (4. Slufl. 1888
bis 1885, im ü. 95b.), g5enger (2. «ufi. 1890, im
L 95b.), ©afener (1868—1869, im L 95b.), »erfd^
baumer (2. Sufi. 1871, nur 1 95b.), fpol^I
1862, nur 1 95b.), ». SRidter (2. «ufl. 1878,
nur 1 95b.) unb Sd^ud^ (8. SufL 1889, mir
1 95b.). äBenn ber Serfajfer beS gegenmortigen
3lrtüeI8 bie Siturgi! für bie feerber'fd^e Zi^-
logifd^e 95ibIiot]^eI nid^ in öuferer 93erbinbmtg
mit ber ^aftoraltl^eologie, fonbem gefonbert im
„panhiviS) ber Siturgi!'' bel^anbelte, fo gefd^ol^
bte| lebiglid^ auS 3tt'c^ä|ig!eitSrüdtfid^ten, in
ber auSgefprod^enen Ueber}eugung (I, 22), ba|
bie Siturgi! !eine felbftanbige tl^eologifd^ 2)t8-
ciplin neben ber ^aftoraltl^eologie, fonbem nur
eine 3^igi>iSci))IinberfeIbm fei; bie ®nmbe,
meldte in ber 3nnSbmder Z^eologif d^ S^^nft
(1889, 351) bafür t)orgebrad^t merben, ba| bie
Siturgi! eine felbftanbige Sßiffenf d^ft fei glei^ ber
S)ogmati! unb bem ^c^enred^t, erfd^einm mir
nid^t als bur(|fd^Iagenb. — gfüt ^^onlreid^ marm
Don größtem (£inf[u| auf Stubium unb liturgif d^e
$rai;iS (ollgemeine SBiebereinfül^rung ber rdmi«
fd^m Siturgie in 9^an!reid^) bie Institaüoiis
liturgiques (2. 9IufI. 1878—1885, 4 95be.)
beS berül^mtm SlbteS Don @oIeSmeS, Ißrofper
©udranger (f. b. 3(rt.), ein äBer!, baS für bie ®e«
fd^id^te ber Siturgie iiber]^au))t unb ]ptüäl ber Si-
turgie in ^ratdreid^ einen gro^ unb bleibenbm
SBertl^ l^t. Sin lebenSooOeS, fmd^tbringenbeS 93er^
ftönbnil bed JKrd^enfal^reS gu vermitteln ifi gon^ btF
f onberS geeignet ^uerongerS L'ann^ Hturgiqiio
(10 95be.; bie 3 legten Don bem OrbenSgenoffen
^romage), ein Sßer!, baS in Sfran!reid^ bmitS in
fieben Auflagen verbreitet ift, unb baS aai^ tn'8
S)eutfd^ übecfe^t mürbe (aRaing 1874 ff.). 9faN|
foSm |ier au^er ber fd^on oben citirtm @d^rift
beS gelel^rtmSbböSud^eSne: Origines duculte
ohretien, ermül^nt merben beS 3iSeS Sorblet or«
d^äologifc^-ltturgifd^e @d^riftm über Xaufe unb
^ItarSfacrament unb @autierS Sefd^id^te ber li«
turgifd^en $oefie im ÜRittelalter.
@eitbem bie Siturgi! unter bm Jtatl^olüm is
neuefter 3cit einm fo erfreulid^en 9uffd^mung ge«
nommm, finb aud^ grünblid^ SJlonograpl^im über
eingelne ÜRaterien ber Siturgi! erfd^ienm, fo g. 95.
über bie l^eilige 9Reffe Don ftöffbtg, &\S^x, 95oIe,
SBalter u. 91., über baS 95reDiergebet Don 93oIe,
^leitner, über baS ÜDtarianifd^e Officium dos
@d^öfer, über baS JKrd^mjal^r Don Inft, Söfier^
9Uaee u. % 9ud^ finb gal^Irnd^ 95earbeitungeii
ber gongen Siturgi! ober einzelner Xl^ile berfelbm
für S^mnaften, Stealfd^ulen, fa f ogar für bie 93ons-
fd^ulen erf^ienm, meldte eingeln Dorgeid^net unb
beurtl^eilt finb in ber Singer 2:]|eoI. pxatt Ouartol*
fd^rift, Sal^rg. 1888, @. 315 ff. 95efonbere SSer*
bienfie um ben miff enf d^aftlid^en 95etrieb ber liturgi«
f(^m @tubien l^at fid^ Dr. tjferbinanb $robfi er«
morbm burd^ feine Sd^riften über 95reDier unb
95reDiergebet (1854), über bie eifequim (1856),
über bie ürd^Kd^en 95enebictionen (1. SlufL 1857),
über bie Siturgie in bm brei erftm ^rifitid^m SM^
l^unberten (1870), über Seigre unb @ebet (1871),
über Sacramente unb @aaamentalien (1872),
über bie !ird^Iid^e SHScipHn in ben brei erftm
d^rifilid^m Sal^l^unbertm (1873); fobann burd^
49
Siturgifd^e Sudler.
50
yäiim^ OK^Iogifd^-Htutgtjd^e Slbl^onblungen
im SRam^er ^ftat^oli!" unb in ber SnnSbrutfer
iteologi]^^ 3ci^4nft- 3n ffüt}e unb in ]pf
deUex Xii(fft(^t auf bie Sebürfniff e ber Stubirenben
\^t bcc genannte ^od^t)erbiente Suctor bie 9te{ul«
tait feiner Stubien über bad gefammte ©ebiet ber
Sitnrgif bargeUgt in ben beiben Sd^rif td^en : Ser«
sollung beS ^o]^en|)rief}erIid^n %mM (1881)
anb Se^re Dom liturgifd^en ®ebet (1885).
Sc^r einge^nb unb grünblid^ mürbe in neuefter
3eü aiu^ bie StubricijUf, toüi^t S3orau8fe|ung für
die Simrgi! ift be^ianbelt befonberS Don be ^erbt,
^ortaumn unb ^artinucci. Sejfiglid^ ber be-
^aaenberen »iffenfc^ftttd^en Seifhmgen auf ben
debietm ber (^ftli^en Srd^öologie unb ber d^rift-
li^en ftunfl, »eld^e ber Siturgifer für feine 3mede
p beiücffic^tigen l^t, Dermeife id^ Stützt falber
auf mein ^anbbu(^ ber fatl^oHfd^en Siturgif I,
132-140.
bereits oben tfl enoö^t ba| in neueiier Seit
m^ bie ^roteftanten burc^ baS Verlangen nad^
gronbUd^ Umgefialtung i^er fogen. fiiturgie au
hnge^enben, namentlid^ aud^ ^iftorifii^en Stubien
ober ben d^ftlid^n CuItuS gebrdngt mürben,
CSD snar {unöd^ft in Snglanb (mir erinnern nur
an Me Zractorianer, Snnngianer unb Stitualiften),
^cnn ottc^ in Seutfd^lanb. „^Hoä^ nie/ fo f d^rieb
un 3a^r 1856 ber geleierte, ortl^obos gefmnte
bobiK^ Oberftrd^enrat^ 9ä^r, ^feit eS eine etxin-
^ii(^ ffir^e gibt i\t ber SuItuS f o mie ie^t ju
riner fizc^Iid^en 3:agedfrage gemorben. Z^eoretifd^
unb ptcM]d^ mirb btefer Segenfbanb Don ben
etongerifc^ mit einem früher nie bogemefenen
&tt be^onbelt, unb in 300 Salären ift ni^t
io Diel baruber gefd^rieben morben aI3 in ben
lE|ien 10 bis 20 Salären." man fteOte Dom
zifHnf4oftIi(^ @tanb})utdte auS Jogen. SuItuS«
rteorien auf ()o Söbr, (E^renfeud^ter, ^öfling,
«fenbcd. ftliefot^, ed^öberlnn Vi.%), entmorf
aoie Sgenben na^ bem SSorbilb ber oltprotefton-
m^en. brarbeitete (freilid^ nid^t immer Dorurtl^eifö«
fnii bie Gef^id^te ber Siturgie in ber alt^rift«
jd^ Sdt unb i^rer entmidtlung im Saufe bed
ütmeloIteiS (äÜ, (^acnad, ftliefotb, ftöftlin,
ftaah), Derdffentlidftte liturgifd^ OueUen au§ öl»
»zer unb fpdierer 3nt (2>aniel) unb be^anbelte
Die ^Siturgiif* im proteftantifd^en Sinn t^eilS in
eigenen Seiften (Stlbpptx, ßbrarb, £)agenbad^),
tbell in ben f>anbbüd^em ber „pxalti\ä)tn Xl^eo-
^^ (9K^d^. &aiüfp, Otto, 3e}fd^nn|); be§
92Ä^cxn Dtrmeife id^ bi^ber auf mein „^nbbud^
ber &i^ Siturgif' 1, 140—147. [X^II^ofer.]
jXWwutfi^r 9^^er 1^^ bieienigen @d^ft>
3cäe, in »eld^ bie gformularien für ben litur-
^ikben (StotteSbienft gefd^ben ober gebrudtt auf-
besobit ftnb. dS liegt im SBefen ber ffird^e, afö
äms fii^tboren ®emeinfd^ft, ba^ {ie einen äußern
gentaetcs (Bottcfibienfi be{i|t ober M^ Meg
aa^ Crtmsng ^d^" (1 Sor. 14, 40). SMefe
w^fifd^ Sorfi^ft entölt nomfid^ bie !BorauS-
I^Big, ber Gottetikenft DoKsiebe ftd^ in öu|eren
©ebeten unb georbneten ^anblungen ober ®e-
mol^nl^eiten. 3n einer Slnftalt, beren ^xiacip Sin«
^eit unb Singemeinl^eit ift, Derförpem fi^ aber bie
©ebete in ©ebetsformularien, unb in einer auf
^uctorität gegrünbeten Sinftalt erzeugt bie ©e*
mobnbeit baS ®efe| au8 {id^. @oI^e gef(^riebene
®ebet§formuIare ftnb in ber orieutalifc^en JKrc^e
bie Siturgien (f. b. Sri). 9leben benfetten geben
©d^riften l^er, meldte DorjugSmeife ^anblungen
ober baS liturgifd^e Semol^nl^eitgred^t unb Se«
fe| barfteUen. 3u biefen geboren in beralteften
3eit bie Doctrina duodecim ApoBtolorum (f.
b. Sri), bie arabifd^en SanoneS ^i))pol9td (J. b.
%rt.), bie erften fed^d SSüd^er ber a))oftolifd^en
Sonftitutionen, bie Sanoned ber Sipoftel unb ber
SQnoben. 93on ben legieren finb bie SanoneS
ber angeblid^ Dierten cartl^aginenfifd^en @Qnobe
gu ermahnen, ba fie eine Sammlung Don @9no«
balbefd^Iüffen bitten. Snblid^ gel^ören l^ierl^er bie
fogenannten römifd^en OrbineS (f. b. %rt.). Sßeü
bie tifeier ber l^eiligen 9)lef[e unb bie Sertoaltung
ber Sacramente nid^t nur aus ©ebeten, fonbem
auä^ aus ^anblungen befielet, {o maren bei i^r bie
einen mie bie anberen SSüd^er ndtl^ig, benn 9Rif«
fale mit beigefügten Slubrifen tommen erft in fpä-
terer 3eit Dor. 3a nid^t einmal alle äßorte, meldte
bei berliner ber Siturgie gef))rod^en mürben, fan«
ben fid^ in Sinem 99u||e beifammen. 2)ie Sacra*
mentarien enthielten bie SoHecte, Secret, ^rä*
fation, ^oftcommunio ber 9Ref[e unb ben Sanon;
bie übrigen Seftanbtl^eile berfetten maren in an-
beren SSüd^em aufgenommen. 2)aS öltefte berfetten
ift baS Sectionarium (f. b. %rt.) ober ber Comes,
baS einerfeitS baS Spiftolare (epistolarium, apa-
stolicum, apostolus), anbererfeitS ba§ SDange«
liarium (evangelistarium) umfaßte, ßin Stegi^er
mit ben anfangs- unb Sd^Iu^morten ber epiftoli«
f d^en ober eoangelif d^en ^ericopen l^ie^ Capitolare
unb fanb ftd^ fomo|l aI8 eigenes 99ud^, mie alS
ein bem Sectionarium angelangtes änl^altSDer^
geid^ni^ Dor. 3m erftem ^aU l^ie| eS au(^ (Zornes
major, im Ie|tem Cornea minor. 3At itäfi»
beit beS Don ^ieron^muS an SonftantiuS go "
teten SriefeS DorauSgefe|t, bitten bie ftinl^
Seit biefeSffird^euDaterS bereits Sectionarien. a
er bei feiner Arbeit benu^te. 2)er äntnrilaS,
©rabuale, ber ZractuS, baS Offertmäm,
Sommunio, bie äiefponforien zc. tontoi
f d^on Dor ©regor I. in ber SRejfe mib bon
bengebet gefungen unb recitirt; ober er im
biefe ©ebete unb ©efönge in bem *"'iKF— umi
(Liber anüphonalis, LiberrMpoBHoifis^ . JuS
aud^ Cantatorium, Gradoale(mUMsfiBKL
meldten man bie betreffenben 8flcte io^
mürbe. %IS im 9. Sal^rl^imbat Mecxfitti
gebid^tet itnb im 11. htm
ber l^eißgen SOteffe 3ufi^ Mpefipranin'. jytiS:.
man Xropen nannte, »»i^m^ ^ inrrfir:
Sudler bie Libri
2)ienten biefe
beS 9)le|o))f erS, is wtüimmttitfa i<rms-'
51
Siturgifd^e fdüi^tx.
52
meld^eS bie Sefeftäde ou3 ber ©d^rift unb baS
$fdtertum entl^ielt unb bem Slntipl^onorium^ mU
(|e8 bie Stefponforien k. in ftd^ begriffe in bem
Stunbengebet bog ^omiliarium (f. b. 9rt.) ge«
btoud^t ciud bem bie ^omilien ber SSöter t)or«
gelefen ttmrben ; eine Sefung, bie f d^on SäforiuS
Don 3lrle8 fannte. S)ie fpäteren ^omiliarien, }. 93.
bag auf fßeU^l ftarls be§ Stoßen t)on ^ßmilSEBome»
frieb t)erfa|te, bienten mel^r bem Homileten. Sie
SeibenSgef^id^ten ber ÜRart^rer (Passiones mar-
tyrum) mürben gleid^foUd in bem ©tunbengebet
t)orgeIefen, eine Uebung^ meld^er bie ÜRort^roIogien
(f. b. ^tt, ; Ui ben (Sried^en 9RenoIogien genannt,
meil biefe 93ei^eid^niffe ber SJlartt^rer nad^ ben
9Ronat§tageneingerid^tet toaren) il^re SntmidRung
Derbanlen. 2)a8 öltefte, ba§ f og. Martyrologium
Hieronymianum, gel^ört ^toax in feiner ie|igen
®eftalt bem 7. ober 8. gal^rl^unbert an, fein ftem
entftanb iebod^ mal^rfd^einlfd^ in ber erften ^ölfte
bed 3. 2(a]^r]^unbert§. 92ad^ ben Unterfud^ngen
oon Stoffi l^aben ade und erl^altenen SobiceS auS
einem ju Snbe beS 6. ober Slnfang bed 7. ^al^r«
^unbertS t)on bem 93ifd^of ^unariuS in ^u^erre
Derfagten ÜRart^roIogium gefd^öpft. 2)ie fpäteren
TOort^roIogien l^aben SSeba (?), gloruS, «bo,
Ufuarb 5u SSerfaffem. 2)a§ bed UfuarbuS, im
9. 3al^r|unbert im Auftrag Jtarfö bed Sfaffitn
t)erfa^t tourbe batb überaK eingeführt unb bilbet
aud^ bie ©runbtoge be§ römifd^en SRart^roIo*
giumg, bad t)on @regor XIII. neu l^erauSgegeben
unb Don SSaroniuS mit einem Sommentar begleitet
mürbe (Ogl. Lämmer, De martyrologio romano,
Batisb. 1878). 2)aS ^romulgationSbreoe Dom
14. Januar 1584 oerpflid^tet ben Stegular* unb
@äcularclerus, beim S^oroffirium ft($ beSfelben
unDeränbert ^u bebienen.
3ln ber ^anb biefer Sudler mürbe ber ®otted«
bienft bis ^um 11. äo^rl^unbert gel^alten unb bie
Spenbung berSacramenteDoQjogen. SSonbaan
mad^te fld^ aber baS 99ebürfni| geltenb, bie jur
Sfeier ber SKeffe :c. notl^menbigen ©ebete, Sefungen,
$orf d^rif ten sufammengufteQen. ©regor YII. mar
e8, ber, biefem Sebürfniffe gu jbilfe f ommenb, bie
5um @tunbengebet bienlid^en ©ebete 2C. in einem
Sud^e fummelte unb fo ber SBater be§ römifd^en
iBreDierS mürbe. Sbenfo entftanben Missalia ple-
naria ober Missalia cum Graduali et Sequen-
tionali. t^emer gab e§ ein Liber missalis de feria
et dominica, Liber missalis de sanctis, Liber
missalis defunctorum. 2)ie einfad^ften 9Jle^«
büd^er glid^en jebod^ immer nod^ ben @aaamenta>
tien. ^e Ummanblung ging nömlid^ fel^r aQmdlig
Dor ft^ unb Dottjog fid^ erft im 16. ^al^rl^unbert
DoIIftdnbig. %xi) ©ebete unb SSorfd^riften für bie
SBermaltung ber @aaamente unb Sacramentalien
lösten fid^ aUmälig Don ben alten @acramenta-
rien ab unb geftalteten ftd^ }u eigenen liturgifd^en
fBnä^tvn, Rituale, Agenda, Pastorale, Sacer-
dotale genannt. Slnföngtid^ Derftanb man unter
Agenda ben Ordo celebrandi, fpöter ,,murbe an^
bem ©erunbium ein @ubftantiDum unb bebeutete
Stitualbüd^er, morin für bie SSermaltung ber @a«
cramente unb für atAere ^farrbienfte bie SSor«
f d^rif ten, Orbnungen unb Sformeln enthalten ftnb.
Samit ber SarbariSmuS DoS mürbe, fugte man
enblid^ Agenda (in singulari) Mechliniensis,
Coloniensis" (Sinterim, ©enfmürbigfeitenlV, 1,
264). Ser XerminuS ordo celebrandi begiel^t
fid^ auf bie im SJtittelalter üblid^e Sintl^eüung ber
titurgifc^en IBüd^er. S)ie erfte klaffe entl^ielt ben
ordo celebrandi, ober bie Orbnung, mie ber
©otteSbienft (ÜKeffe unb SBreDiergebet) Derrid^tet
merben foKte. 2)er ordo ministrandi ober bie
jmeite Jtlaffe liturgtfd^er Sudler begriff bie ©e«
bete unb Stegein für bie @penbung ber @aaa«
mente in fid^, unb ber ordo inserviendi umfaßte
bie 9lntip^onarien unb alte jiene ©ebete unb ®e«
f&nge, meldte bie im Sl^ore Sebienfteten Dortrugen.
2)ie| mar bie Sefd^affenl^eit ber liturgif^en
Sudler bis )um 15. ^cil^r^unbert. 2(n bemfelben
trat eine bebeutenbe 9tef orm berfelben ein, meldte i^r
©egenbilb in ber SSerbefferung biefer @d^riften )tt
Snbe beS 4. unb Anfang beS 5. ^al^rl^unbertS 1^
SS l^atte ftd^ nämfid^ nid^t nur Unpa^enbeS, fon«
bem felbft ärrtpmlid^, bem alten ^ulte äßibec-
fpred^enbeS in bie liturgif d^en Sudler eingef d^Iid^ ;
unb menn aud^ im Sbenblanbe im ^gemeinen ber
römifd^e StituS l^errfd^te, fo mar bod^, bem $ro«
teftantiSmuS gegenüber, bie Sinl^eit im © otteSbienfl
gunod^ größerer ©eltung jubringen. SDieS^nobe
Don Orient manbte barum biefem ©egenftanbe i^re
Sorge ju. 2)a iebod^ bie Don il^r niebergefe^te
Sommiffton megen ber 9)tenge unb SSerfd^ieben*
l^eit ber Sudler gu feinem Srgebnig lam, überlief
fte bem Rupfte bie Verausgabe beS 9Rif[aIe unb
beS SreDierS (f. b. «rtt.). fßiuS V. „beauftragte
auSerlefene ©elel^rte mit biefem ©efd^öfte, bie, nad^
fleißiger SSergleid^ung mit alten, uuDerborbenen
SobiceS ber Daticanif ($en mie anberer IBibliotl^fen
unb mit IBenu^ung alter unb erprobter @d^rtft«
fteller über ben SRituS, benfelben nad^ ber ütonn
ber l^eiligen SSöter mieberl^erfteüten". Siefe SBorte
aus ber SuUe $iuS' V. Quo primum geben baS
93erfal^ren bei 6erfteQung aEer biefer Sudler an,
mie fte aud^ auf bie ^rbefferung burd^ bie folgen«
ben .^äpfte ^nmenbung finben. 2)a nömlid^ bie
erfte ^luSgabe beS Bäffale 2c nid^t fehlerfrei mar,
bcforgten ßlemenS VIII. unb Urban VIIL eine
jmeite unb britte.
®ie erften Saufteine für biefe Äef orm ber litur-
gifd^en Sudler lieferten Sol^anneS Surd^arbuS unb
^riS be' Srafft. Seibe maren pöpftlid^e Seri«
monidrier, ber ©ne unter ©ijtuSlV., 2tnno«
cenj Vin. unb aiejanber VL, ber 9lnbere unter
$iuS m., 3uliuS U. unb Seo X. Surd^arbuS
fteQte aus ben Dorl^anbenen OrdinesBomani mit
Senu^ung anberer Sd^riften einerfeitS bie 9Re|-
rubrifen in bem ^d^e Ordo servandus persacer-
dotem in celebratione missae, Bomae 1502,
anbererfeitS bie ähtbrifen beS ^ontificale sufam»
men. 2)en SlituS ber pöpftlid^en JtapeSe bearbei«
tete im Auftrag Don 3nnocenj VIII. ber Säifd^of
53
Siturgifii^e Sudler.
54
Inguiim üoit $»1150, eine Arbeit, totlä^t ber €15-
kj((of (E^riftop^ aRoiceUi ol^e Dorl^erige Slnfrage
bmden lie6 (Bitaiim ecclesiasticomm sive sa-
cnrnm cerimomarum s. romanae eoclesiae
fibri tres non ante impressi, Venet. 1516).
CfoDo^I ^tiS mü einer ^eftigen möge t)or fieo X.
gegen Q^n ouftrot (Mabillon, Museum itaL U,
&d7), nmrbe ba9 Sud^ balb neu aufgelegt unb
wä Senu|img etned Don $ari8 l^anb{(|rittU(i^
(mterloff enen Ordo Bomanus entflonb auf bief e
Seife baS Romanum ecclesiae cerimoniale.
So^Ibe ent^ na^ ®a^er (^jtotol I, 229
(ber Unter^etd^nete fennt ed ni^t]) „bie Batio
cnandi pontificem, bie Jhönung beS römifd^en
Amer§^ Süitud ber Sononifation unb aQe gfunc-
tioncB, bie nur bem l^eiligen SSater ^uftel^en, alfo
014 päpfUid^ @otte§bienft u. f. tu.'' S)er Orbo
bei Snrd^bnS erfd^int bereits im 3. 1534 als
OeNibtl^ eines in Senebig gebrudten SRiffale.
^V.(a.l570X6IemenSVIILunbUrbanVin.
nmbirten btnfelben unb nal^men il^n unter ber
liiffcfttift Rabricae generales missalis in baS
ttanii^ We^bnc^ auf. Son ben 9iubrüen beS
heakti, iDd^eS $iud V. (1568) ebirte unb bie
IdbcB goiannten $apfle (1602 unb 1631) t)er«
kffetten, ifl eS f e^ ttM^rf d^einlid^, bo| fte gleid^f aU§
bm Orbo beS Surc^rbuS entle^ finb ($. ®ue-
mngcr, Gefd^d^te ber Siturgie, überf. t>. ^ludt, I,
892). SMe mtf bie eelebraHoit ber bifd^öflid^en
Reffe bcgüglii^ Segeln, bie fld^ gleid^f aUd in ben
OnÜneB Romani befanben, bifteten einen S^eil
bei mm SlcmenS VUL (1600) J^erauSgegebenen
Gerimoniale epiacopomm. 2)iefed 99u(^ regelt
04 bie Scrrid^tungen ber bem Sif d^of e af ftftiren«
bai ^^bpter, S)iaconen zc. unb banbelt Don bem
Kfc^id^ Zitrone, bem fßallium, ber 9ßitra tc.
9b Votätn 9n4e mirb ber 9Htud ber feierlid^en
fttpier bcfii^eben, nne bie Serimonien bei t)er«
fti^cnen 9^?^/ SRariö IXeinigung, Sl^artood^e tc.
@4ik^i^ fkftt es baS SSerf al^ren bar, boS bei ber
flcmd^ bem Zobe unb 99egräbnif[e eines 99i«
HofcS jabeobod^tenift 9uS ben Sacramentarien
MDbe fd^ frui^ boS ouf bie ©penbimg unb
Smwltnng ber Sacromente vaüb ©caamentolien
Kjägfid^ in eigenen Sudlern 5u{ammenge[teQt.
6ie lieferten baS ^auptföd^id^fte 9RateriaI für baS
itaifc^ ^ontificale unb Rituale (f. b. Slrtt.), t)on
Mdiim boS crße, bon gtemenS Vm. (1596)
Imnägegeben imb iwn Urbon VUL (1644) ret)i«
biit bie betreffenben bifd^öflid^en, baS le^te, Don
^^nd y, (1614) (erausgegeben unb oon ^ene*
lict XIV. reformirt, bie betreffenben priefter«
Tid^toigen umfaßte. $iuS V. nne Sie«
VUL unb Urbon YIIL fd^rieben ben (Sie-
bes Mm il^nen (erouSgegeboten 97liffale unb
ftridc för oDe ftird^en beS (Mfreif eS Dor,
fäift ausgenommen, beren SreDier unb 97liffale
wOft M 2(K)iö(rigen Seft^jianb für ftd^
^Di^ffidäfm fe^te eiemenS Vm. burd^
bbe fMpUation, mit meld^er er bie Verausgabe
Irt ^Mtificale begleitete, auSnol^mSloS alle bis
bal^in üblid^en ^ontiftcale 5U ®unften beS Don
ü^m ebirten au|er ©ebraud^. IBesügtid^ beS Ceri-
moniale episcoporum erflärt er hingegen, ba|
er bie alten Serimonialien, foteeit fie mit bem re«
formirten übereinftimmen, burd^auS nid^t auf*
gel^oben unb abgefd^fft miffen moOe. 2)aS neue
Sorimoniale aber, einmal red^tmö^ig angenommen,
foQte gans unb unDerfel^rt beibel^plten unb nie
mel&r Derlaffcn werben (8. ß. 0. 10. Jun. 1656).
3n ber ^lüiIicationSbuQe beS Rituale Romanum
fe^t ^aul V. Weber bie fämmtUd^en Dor^nbcnen
äiitualien au|er ®ebraud^, nod^ geftattet er il^ren
©ebraud^, foioeit fie bem römifd^cn conform fmb,
toie biefeS bei bem Cerimoniale episcoporum
ber iJfaE ift. S>ie Urfad^e beffen gibt Senger alfo
an: „S)ie geioaltf ame 3erftörung ber biegfaUftgen
©etool^nl^eiten mürbe ^ergerni^ beim 93oI!e unb
ÜRurren beim Stents l^erDorgerufen l^aben. 2)aS
Xribentinum felbft l^atte biefe SBerfd^iebenl^eit, me«
nigftenS in einigen @tüden, als ^factum unb als
Sted^t anerfannt (Ses8.XXIY, c. 1 De ref. matr.).
S)aS reformirte Stituat mteber^olt bie äßorte beS*
felben unb DermeiSt felbft öfter auf Socatgett)o]^n>
Reiten. @el^r meife gab bal^er ^aul Y. feinen
ftrengen Sefel^I, fein Rituale ad unguem auf^u«
nel^men ; er tbat, maS er unter bief en Umftänben
(in tantaritualiummultitudine) tl^un tonnte . . .
er gab in bem ^Rituale ein 9)tufter*9iitual, nad^
meiern man ben J^eiligen S)ienft Derrid^ten, unb
unter beffen S^itung man ftd^r unb in Sintrad^t
manbeln f oQ, unb ermal^nt jum @d^Iuffe Me, als
Ainber ber römifd^en jfird^e ftd^ beS mit ^uctori»
tot berfelben Jhrd^e, ber SJlutter unb Sebrmeifterin
^Ker, l^erauSgegebenen ^Rituals gu bebienen unb
in einer fo n)id|tigen @Qd^e baS unDerle^t )u be>
obaä^kn, maS bie fatl^^olifd^e JKrd^ unb ber Don
ibr gebiQigte ©ebraud^ beS ^ttertbumS feftgefe^t
l^at. S)amit mürben bie alten S)iöce{anrituale ge*
bulbet, menn fie nurunDerle^t bemal^rten, maSbie
latl^olifd^e ffird^e unb ber Don il^r gebiQigte ©e*
braud^ beS ^Itertl^umS f eftgefe|t l^at ; fie bürf en
aber ber aufgefteQten 92orm nid^t miberfpred^en''
(«ßaftoraltl^eologie n, 30).
3m SSorauSgel^enben fmb bie meiften liturgif d^en
Sudler nam^a^ gemad^t, bie nid^t nur bie $aupt«
föd^Iid^fte OueUe für bie Siturgif, fonbem aud^
Don Sebeutung für bie übrigen t^Iogifd^en 2)iS'
ciplinen fmb. @d^on bie ölteften 9$öter (^renöuS)
berufen ftd^ für baS S)ogmo ber göttlid^en SBelt«
fd^öpfung, für baS ber maleren 9Renfd^]^eit ^^xV^
unb bie Sluferfte^ung beS gfleifd^ auf bie gfeier
ber Sud^ariftie. 3n bem Kampfe gegen bie $ela«
gianer citirt Sluguftin ÜRelgebete gu ©unften ber
fatl^olijd^en Se^re. S)aS gmeite aOgemeine Soncil
Don 9licöa bebient fid^ ju einem öl^nlid^en S^oede
ber Siturgie beS 1^1. ^afiliuS, fpäterer 3:i^eoIogen
bis auf unfere Qtxt berab nic^t gu gebenfen. $ie
clafftfd^e eteOe auS bem IBnef e beS ^apfteS SöIe-
ftin L an bie gattifd^en Sifd^öfe barf iebod^ nid^t
übergangen »erben. 3n berfelben beruft ftd^ ber
^ßopft nid^t nur auf bie unantaftbaren (inviola-
55
Siöin — filotcnic.
56
blies) Sntfd^eibungen beS a))oftoU{(i^en Stul^IeS,
f onbern aud^ mif bie (äel^eimniffe bet prieftertid^en
@ebete, meldte, t)on ben 9l))ofteIn überliefert, auf
bem ganzen Srbfreid unb in ber gangen latl^olifd^en
JKrd^e gfeid^förmig gefeiert merben, bamit bad
®efe^ p beten baS ®efe^ üu glauben feftjteQe
(ut legem credendi lex statuat supplicandi ;
SchönemaiiA n. 12, 869). Sie liturgtjd^ ®e«
bete bilben l^iemod^ eine bebeutenbe Duelle für
ben bogmatifd^ SrabitionSberoeiS, toeil fte )u
aQen Stxita unb in ber gangen Jhrd^e it^Uebung
nmren. Sind il^nen tönt nid^t bie Stimme eines,
ttenn oud^ nod^ fo angefel^enen ffird^enlel^rerd,
fonbem bie ber berül^mteften ftird^en (^erufolem,
SKejanbrien, 9tom Jc), bereu §trten fie »öl^renb
äal^rl^unberten burd^ ben ®ebraud^ opprobirten.
3Bei( femer bie mid^tigeren Qitbttt unb ^anb«
lungen ber eingelnen ftird^en unter einonber in
SinHang (teilen, geben fie ein mal^rl^aft fatl^oü-
fd^eS 3^ugniB f^^ bie Se^re t)om fßrieftert^um unb
Opfer, für bie Seigre t)on ber ©egenmart Sl^rifti
in ber Sud^arijUe, für bie Seigre t)on bem 3"'
fammenl^ange ber triumpl^irenben, ftreitenben unb
leibenben JHrd^e, onberer Sel^rfä|e nid^t gu geben-
!en (Dgl. Zaccaria, BiblioÜieca ritualis 70 ad
78). SHefed 3^itgni| geminnt baburd^ an IBe-
beutung, ba| bie betreff enben SBorte, beftimmt,
t)om SSoüe gel^ört )u merben, mit ^uSfd^Iu^ einer
fünftlid^en dsegefe nad^ bem Sßortlaut gu erHören
finb. 3ubem mad^ten SIeruS unb Solf mit glei«
d^er Sorgfalt über ber Sntegrität il^rer gotteS-
bienftlid^en ®ebete unb Stiten (Benaudot, Litur-
giarum orientaUum collectio, dissert. I, 47
ad 53). [^robft.]
<£i9iit, ber 1^1., ©laubenSprebiger unb SRar»
t^rer in tyianbern, war in 3rlanb geboren. SSom
1^1. %uguftin, bem Slpoftel ber Slngelfad^fen (geft.
605 ober 607), foO er al§ ftinb getauft unb fpöter
aud^ gum ^efter ober IBifd^of gemeint morben
fein ; biefeS ift jebod^ bei bem nur gmölfidbrigen
Slufentl^alt ^uguftinS in Sritonnien eine falfd^e
Angabe. 92ad^bem Sit)in, toie ber Stograpl^ an-
gibt, einige 3^it einem SrgbiStl^um in 3rlanb t)or«
geftanben, fa^te er ben Sntfd^Iu^, auf 3Ri{fion§»
reifen gu gelten, bejiellte einen !Bicar für bie Srg«
fird^e unb traf fui^e 3^t na^ bem Zobe beS
1^1. Sat)o (f. b. 9rt.) im j^lofter gu ®ent ein, bem
bomalS Sftorebert (geft. 660) als 9lbt t)or^anb.
^er l^ielt er fld^ 30 Xage auf unb gog bann, oom
fflofter mit bem Ütötl^igen unterftüj^t, in bie ®e*
genb t)on f^auti^em, einem S)orfe brei Weilen Don
®ent, mo er mit Srfolg Reiben unb ßl^riften pre*
bigte, öfter in ZobeSgefaf r geriet)^ unb gule^t um
659 oon ben ]^eibnif(|en ®egnem getöbtet mürbe.
3ft bie poetifd^ Spiftel unb bie bamit t)erbunbene
©rabfd^rift auf ben 1^1 93at)0, meldte ben 9iamen
SitnnS tragen (üsser, Epist. Hib. sylloge; Ma-
biU., Act. Ord. S. B. ü, 404, unb Migne, PP.
lat. LXXXVn, 345, abgebrudtt), öd^t, toie aud^
3Ron (Kerkegeschiedenis vanNederlandl, 77)
mit guten @rünben bel^auptet, fo mu| man fid^ t)on
ber SSilbung Sioind unb feinem 2)id^tertalent eine
l^ol^e SorfteHung mad^en. SitnnS ^iograpl^ie (Ma-
bill., Act. n, 449 sq. ; aud^ bei Migne, PP. lat.
LXXXIX, 871 unb LXXXVn, 327), »eld^e WS
gu beffen Snfunft auf bem kontinent giemHd^
fabell^ ift, lann megen ber oorfonraienben Set-
ftöge gegen bie englif d^e unb irif d^e JKrd^engefd^d^
leinen ^lönber ober Slngeljad^fen, am mentgften
ben 1^1. SSonifatiuS, unter beffen Sd^riften {le anf*
gefül^rt mürbe, gum SBerfaffer l^aben, fonbem er»
fd^eint afö ein fpötereS SOtad^merf. S)ie ©ebeine
beS 9RartQrerS mürben am 27. 3uni 1006 üi baS
^ßetruSflofter nad^ ®ent übertragen. ®ent möl^ße
il^n gum ©tabtpatron. Sein ^ft ift am 12. 9lo-
Oember. (Sgl. de Smet, Yie de St. Livin, pa-
tron de Gand et ap6tre du pays d'Alost,
Gand 1857.) [Sd^röbL]
Jtbrettie,3o]^ann9lnton, ber Stepraf entont
ber 9ufflarung unter bem fpanifd^ SIeruS an
ber Sßenbe beS 18. Sal^rl^unbertS, toorb onfi einer
abeligen gfamilie 9lragonien§ am 30. ÜRüq 1756
geboren, ^birte baS meltlid^e unb canonifd^ 9ted^
gu @aragof[a unb mürbe 1779 ^riefter ber S)i9«
cefe SaIa|orra unb S)octor beS cononifd^en 9ted^
gu Salenda. @d^on bamalS gel^örte er gu ben fog.
Suf geHärten, unb ba bie fpanifc^e Stegierung eben
biefe SHd^tung begünftigte, fo eröffnete {Iq \fjim
fd^neU bie föaf^n ber bürgerlid^en unb fird^Iid^en
S^ren. Sd^on gmei Saläre nad^ feiner fßrießet»
mei^e marb er gu SRabrib Sboocat bei bem l^ol^
SRat^ Don Saftilien unb SRitgtieb ber 9Uabemie
gum fjil. äjtbor, meldte ftd^ nad^ Vertreibung ber
äefuiten gebilbet unb t)on Einfang an bem 3an*
feniSmuS gel^ulbigt l^atte. 3m folgenben 2W^re
1782 mürbe Slorcnte, obgleid^ erft 26 Saläre alt,
®eneralt)icar beS SiStl^umS Salol^orra unb foit
ftd^, nad^ feinem eigenen ®eftönbnt^, im 3. 1784
burd^ Serbinbung mit einem unterri^teten Snornie
t>on ben legten Sleften beS ultramontanen @auer»
teigS ooHenbS gereinigt l^aben. 9lad^ feinen eige»
neu äßorten ift faum ein 3n>eifel, ba| er bamalS
mit ^Freimaurern in Serbinbung fam. Seine
gfortfd^ritte in ber neuen Stid^tung bemirUen aber,
ba| er ie^t oon bem Aönig aud^ gum Soml^emt
Don Salaborra, t)on bem aufgellörten 9Rinifter
®raf |$fIoribabIanca gum 9RitgIieb ber neuen %!a«
bemie für ©efd^id^te, oon bem @ro^inqui{ttot
SIugujHn SRubin be SeoaUoS, Vifd^of Don 3oen,
aber gum ®eneralfecretör beS XribunafS gu 9Ra»
brib ernannt mürbe (1789). S)ie SteEe eineft
3nquifttionSfecretär§ befleibete er bis 1791, in
meld^em 3al^e er auS ber f^auptftabt oerbomit
unb in fein £anoiiicat nad^ Salal^orra gemiefen
mürbe; aber Don bem oufgefiörten ©ro^inquifltor
ajlanuel ^ab X) \a Siena 1793 mieber l^erbei^
gerufen, arbeitete er mit biefem unb nad^ beffen
©turge mit bem SKinifter SooeDanoS, ber ©räfln
ÜRontijio u. 9. an ber Herbeiführung einer fird^
lid^- unb politifd^-liberalen Umgeftaltung Spa-
niens. 2)urd^ aufgefangene Sriefe compromittirt,
mürbe filorente, obglei^ er fd^on auf bem SBer«
57
Slorcnte.
58
leutm^ ber Conbiboten für ein Stötl^um ftanb,
K^oftet feiner @tdle Bei ber Snquifltton entfe^t
nb {n einer einmonatlid^en 99u|übung in einem
tlofler oemrtl^eüt 2)ie Ungnabe bauerte bis 5um
j4n 1805, tn n)eti^m ber benu^tigte gfnebenS-
üoft, ber f)Nimf ^ SRimfier ®obo9, ben boSfifd^
$ainn|0i i^ ^reil^ten (fderos) 5U rauben unb
pe fennn S)e3t)oti8mu3 }u untemerfen befd^Io^.
$iamt boi Ser! ber X^ronnei leidster gelinge,
fAe bie Oetodti^ Don einer fogen. tt>if[en{(i^ft-
b^ Segrünbung begleitet unb gered^tf ertigt mer«
hm, unb @obot) nnxrf l^ier^u feine klugen auf
Slocente. Serfelbe nxtrb ie|t nad^ 97labrib berufen
nb fc^rneO juni S)om^erm an ber ^rimatiaüird^e
MKXoId)o, sunt Sd^oIafticuS beS ßrjftiftg, ftan^«
ler ber UmDtrfUat unb 9titter beS OrbenS Aarid m.
a^bcn, vmi er in einem breibänbigen 9Ber!e No-
tieiia historicas sobre las tres provindas bas-
congadm (Madrid 1806) bie gfretl^eiten ber ge«
■orntta ^ßnminjen beftritten ^atte. 2)er freifinnige
Sotente ^tte fid^ ald äßert^eug be§ S)e§))oti§mu8
gekmul^ loffen unb nmrbe nun bafür, ben be«
mbtcs ^ßroinn^en ^um ^ol^ne, }um 9RitgIieb ber
9iibnotif(|en Oefefifd^ft ber badfifd^en $rot)insen
enamt 919 bann Napoleon am 10. SRai 1808
ba SUm% 9^binanb VIL t)on @))anien gu 93a-
^nne }nr %bbanfung gmang, um ben fpanift^en
l|coit feinem Sruber 3ofe))]^ geben ju fönnen,
o^obcn fid^ bie fpanifd^en ^trioten gegen ben
■tgebnmggnen gfrembling ; aber eS gab aud^ eine
faä(i, iDeld^, ber Statimmlel^re t)ergeffenb, ftd^
a ben frangdfif d^ 3n)ing^erm t)erf oufte, unb ju
Mefer ge^drte Slorente. 2)ie geiftlid^ Orben
Matal |c|t unterbrüdft, bie ftlöfier il^rer @üter
bcmM, imb ber ^efler Slorente ubemal^m ben
flauen ftoftrag, baS ftlofieraufl^ebungSbecret in
Mjng sn fe^, einen Staubjug burd^ @})anien
fi ma^tn mib boS fäcularifirte Sut 5U Dermalten,
Mbd mand^ (Sbeljlein Don Jtird^enparamenten
ii feine ^Mc<^<)ff^ gefallen fein foK. Sr geigte
M4e Zid^gleit im SonfiSciren, bo^ er balb gum
tenenilbitedDr ber fogen. 92ationaIgfiter erl^oben
mb, mit todäftm Xitel man ba§ con^Scirte €igen-
ber ^Patrioten belegte. Siner Unterfd^Iagung
11 SRüKonenStealen angeflagt, \mlot er bie|
■■t wadi einiger 3tit mieber, erhielt bagegen, ba
\äm 6d^db nid^ emnefen mürbe, baS %xd eines
Scnendoranniffacfiber ftreusbulle (f. b. t^lrt.), burd^
ciKß bie $öpfle ben fpanifd^en ffdnigen be«
Cinlunfte )um 3^ede ber ÜRaurenfriege
yfbttet Rotten. S)er 3tt)ed mar oerfd^munben, aber
bie afegoBe geblieben. Son 1809 an befd^öfHgte
fk| Slorente anf Sefel^I be§ ftönigS 3ofep]^, au^er
Sit ber ^bfaffnng tierfd^iebener frangöfifirenber
anyMftifteu^ ^iauplföd^lid^ mit Bearbeitung einer
m^#^^ ber 3nqini{ttion, mofür er mit mel^reren
•tpffen 3>oamiente fanratelte. S)iefe3lrbeitnal^m
«it Ott er, nad^ bem €tuqe ber 3ofefino8 au8
OB ^oäfintMS^ üerbannt, im 3. 1814
9^ni9 begab, ^ier ebirte er nun feine
lid feummie Histoire critique de llnquisition
d'£8pagne in 4 OctaDbönben, bie er felbfi fpa«
nifd^ nieberfd^rieb, unb meldte Slle^S ^eQier (1817
bis 1818) unter feinen klugen in'S Sftongöftfd^
ü6erfe|te (beutfd^ t)on 3. R. bbd, @münb 1819ff.,
in 4 Octaobönben). S)ie bifd^öflid^e SSel^örbe Don
$ariS untersagte il^m megen biefeS IBud^eS bad
ated^t^ aoteffe gu lefen unb IBeid^t }u ^ören, unb
als er nun burd^ !ßrit)atunterrid^t in ber f))anif d^en
@|)rad^e ftd^ emöl^ren moUte, t)erbot il^m bie lönig»
lid^e Unioerfttat aud^ ben Unterrid^t in ^rioat*
ergiel^ungSanftalten, fo ba| er ie^t tl^eilS oon ber
tJfeber, tl^eilS oon ber Unterftü^ung ber ^arifer
Freimaurerlogen gu leben geni^t^igt mar. Ob»
gleid^ feit 1820 mit ben anberenSierbannten am«
neftirt, blieb er berniod^ in ^ariß, überfe^te in
biefer 3^i bie unfittlid^en Aventures de Fau-
blas unb gab im 3. 1822 feine nid^t minber Der*
merflid^en Portraits politiques des Papes l^er*
aus. 2e|tere ©d^rift üeranfofete bie frangöfifd^c
Regierung im ©ecembcr 1822 gu feiner Scrmet»
fung aus gfranfreid^. Aaum in äJ^abrib mieber
angelommcn, ftarb er bafelbft am 5. Sfebruar 1823.
6in l^ert)orfted^enber 3^9 in Slorente^S ©d^nft«
fieEerei ift bie ungemöl^nli^e SSitterfeit gegen bie
Sixxä)t, meldte feiner gfeber eine Stetige ton Un«
ma^rl^eiten unb Unrid^tigfeiten entbdte. 9Bie
unter feiner ^anb bie ©efd^id^te gum 3^i^6itt)^
mirb, mag baS geigen, maS er in feiner Snqui«
fitionSgef^id^te (1, 26) über bieftreuggiige fd^rcibt:
„®icfer ftrieg (ber erftc ftreuggug) unb bie anbe-
ren 6£)}ebitionen ber nömlid^en 9lrt, bie barouf
folgten, mürben Suropa burd^ il^re Ungered^tigleit
empört l^aben, menn nid^t ben SSöQem fd^on bie
miberfinnige 3bee beigebrad^t gemefen märe, ba^
gur SerJ^enlid^ung unb €l^re beS Sl^riftentl^umS
baS ftriegfül^ren erlaubt fei" SBo möd^te eine
gmeite Qfeber fein, bie fo gu fd^reiben ftd^ nid^t
f d^ömen mürbe ? 3n feinem 3Ber!e über bie ^öpfte
(Portraits etc.) nennt er $apft @regor b. ®r.
(1, 166) ben ^eilften ©d^meid^Ier'', (Sregor VH.
aber ,,baS größte SRonftrum, meld^eS ber @l^rgeig
gu erfd^affen oermod^te, bie Urfad^e oon taufenb
JMegen unb SRorbtl^aten, einen äJ^enfd^en, ber
mel^r Unl^eil geftiftet, als irgenb ein anberer in
ber gangen ©efdgiid^te". SRom ift für Slorente le
centre des intrigues, unb bie ®efd^id^te, meint
er, merbe ben europöifc^en SRonard^en bie SBieber*
l^erfteüung beS JKrd^enfiaateS niemals oergei^en.
Srtennen mir l^ierauS ben 1^5d^ft unf ird^Iid^en ©imt
Slorcnte^S, fo geigt 3lnbere8 feine Ungenauigfeit
unb Seid^tfertigfeit alS §ifbrifer. 3n ben Por-
traits des Papes (I, 66) berid^tet er, $aul oon
©amofata fei in bie Srrlcl^re beS ©obcfiiuS der«
faflen, eine Slngabe, beren läd^erlid^e Xl^orl^eit
ieber Anfänger in ber flird^engef(^id^te l^inlönglid^
begreift. 9ln einer anbem ©tefle melbet er, ba|
3taflin fd^on oor SgnatiuS oon Slntiod^ien feine
Sudler gejd^riebenl^abe, ba^^poQoniuS oon X^ana
ein ^öretifer gemefen fei u. f. f. Sin äj^nlid^en
^f)km ift au^ feine SnquifitionSgefd^id^te reidj :
©regor VH. mufe l^ier g. 95. (I, 23) mit Äaifer
i
69
Soa^fa — SobteS.
60
^eittri^ m. in jfompf geratl^en, bie ))feubotfibo«
rifdben 2)ecretQlen merben f d^on im 8. Sol^rl^unbert
iDerfo^t u. f. f. 9Bq8 aber be^ungead^tet biefem
SBerfe gro^e Sebeutung gibt jinb bie ungemein
t)ielen SluSgüge au8 ben Otiginalurfunben bei
änquifition, unb gerabe biefe gaben bie SJlögUd^«
feit, ein nötigeres Urtl^eil über bie f))anif(i^e 3n«
quifition ^u gewinnen, al§ bisher geiDöl^nlid^ toax.
(f. b. %ct Snquiption). Slorente l^at nad^ feiner
ganzen ©eifteSrid^tung biejenigen Seien, ml^t
bie änquifition am meiften anflagen fönnten, ge«
toi^ nid^t unterfd&Iogen, fonbem pd^ beftrebt, ge-
rabe bie f amof eften ^ro^eff e urfunblic^ mit^utl^eilen ;
unb bod^ laffen alle t)on il^m Deröffentlid^ten Ur»
funben, Statuten u. bgl. bie Snquifition in einem
beffem Sid^te erf d^eincn, aI8 il^m felbft, feinen bei«
gegebenen einfeitigen JReflejionen gemäp, lieb ge=
toef en ifL — Slöl^ereö über Slorente unb feine Diel«
faltigen Untoal^rl^eiten gerabe in ber änquifttionS«
gefd^id^te ftnbet fid^ in be3 Untergeid^neten Sd^rift
über ben &irbinal Ximene§ 257 ff. Sine S3io«
grapl&ie Slorente^S lieferten feine Qfreunbe SHal^uI
unb fiauiuinaiS in ber Revue encyclopedique
(1823), überfe^t im „ftatl^onf" 1824, xni,
1—35. [ö. ^efele.]
<£oaofa, f. @arciad be Soa^fa.
<4Lot0es (Saubad^, Laubium), IBenebictiner»
obtei mit glcid^namigem ©orf bei ber SRünbung
bed Sauba^S in bie @ambre, 16 km fübmeftU^
Don Sl^arleroi im belgifd^en ^ennegau, eine§ ber
^erDorragenbften ftlöfter be§ SanbeS, baS für bie
SDangelifation unb Sioilifation Belgiens, foioie
für bie beutfd^e 9teid^3gefd^id^te eine l^o^e 93e«
beutung beft^t, toar ^uerft t)on ©t. Sanbelin mit
einigen ©cfäl^rten unter Oberleitung beS l^eiligen
S5ifd(|of8 Slutbert öon Kambrai bemol^nt (um 654).
9iad^bem Sanbelin nod^ t)ier anbere Alöfter ge»
grünbet l^atte, lourbe bie 3lbteifird^e unter feinem
Slad^folger, bem 1^1. UrSmer (ürsmarus), ber auf
Sitten $ipin§ Don ^eriftal au§ ben ^önben be§
^apfteS ©ergiu3 bie Sifd^ofSioeil^e erl^ielt, am
16. Suguft 697 'ju gieren ber l^eiügen «poftel
^etru§ unb ^auluS eingeloeil^t. ^ai^ Ur§mer§
Sobc (713) leiteten tüd^tige ^Ak, mie grminu§
(geft. 737), Sl^eobuin unb Xl^eobulf, bie ©enoffcn-
f^aft; ber feiige 9lnfo begrünbete ben 5Ruf ber
@d^ule DonSobbeS; l^eilige ©laubenSboten ober
aRönd^e, mie ®obo, fjjöter 9lbt öon SeßallerS, SBit=
ger, ©emal^l ber ^l. amalberga Don TOaubeuge
(Malbodium) unb 93otcr beS 1^1. ßmebert unb ber
W' SeinelbiS unb ©ubula im 7. , bie »ifd^öfe
SSulgifuS unb 5lmoluinu§ im 8. Sal^rl^unbcrt,
gingen au8 ßobbeS l^eröor ober ftanbcn bamit in
engfter SSerbinbung. 3m 9. Sal^rl^unbert ^eic^neten
fid^ befonberS bie Siebte Qfulrab unb§arbert auS;
le^tcrer mar TOönd^ üon ©orbic getoefcn unb burd^
Submig ben iJfrommen ^um ^bt Don Sobbe§ er«
nannt morben. ®od^ bie Sttegierung §ubert§, be§
©d^magerS oon Sotl^ar IL, ftönig Don Sotl^ringen,
warb eine Urfad^e geiftlid^en unb materiellen Ser«
fall§, bem felbft bie fräftige, aber aHju furje 3te=
gierung bed %bt^ ^nfegifuS, fpötem Srjbifd^ofS
Don @en§, nid^t Sinl^alt gebieten fonnte. Srfl
burd^ W)t t^ranco, mit meld^em bie Sbtsmürbe an
bie Sifd^öfe Don Süttid^ überging (888), erftanb
Sobbe§ 5u neuem ®lanje. Mein e§ foQte gerabe
biefe Serbinbung für bie Solgejeit, namentlid^ im
10. Sal^rl^unbert, fid^ al§ bem Hlofter Der]^öngni|»
DoQ ermeifen. S)enn bie SSifd^öfe Don Sütti(|,
meldte nun ben t^lbtstitel unb ba§ 93eneftcium inne
l^atten, fonnten ober tooUten bie 93er&)altung unb
älegierung ber Sbtei nid^t felber in bie ^anb nel^
men, fonbem liegen ftd^ )u bem Snbe meift burd^
meltlid^e ^öpfte Dertreten, bie nur barauf bebad^t
maren, au§ ibrer oft genug um Selb erfauften
<BkÜt unb äßürbe für fid^ unb il^re iJfamilien
möglid^ft Dielen 5eitlid^en SSortl^eil ju Rieben. 2)€r
bcbeutenbfte unter allen SRönd^cn ber 5lbtei im
10. Sal^rbunbert ift ÄatberiuS ober Satl^ier, fpäter
Sifd^of Don 93erona unb b^ntad^ Don fiüttid^, gefL
974 ju 9lamur. (©eine SBerfe bei Migne, PP.
lat. CXXXVI, 9 sq.) 3m 3. 955 tourbe ba§
j^lofter Don ungarifd^en ^orben geplünbert unb
in ^fd^e gelegt. 93alb banad^ gab ^ifd^of @raclu§
Don Süttid^ ber 9lbtei ibre frühere ©elbftänbigfeit
unb Unabböngigfeit ^urüd, unb alSbalb erbob fte
fid^ unter Siebten ttrie fjolcuin, ber au§ @t. Sertin
bcrüberfam (965), unb C^criger ju neuer SSlüte.
grfterer fd^ricb bie ©efd^id^te ber ?lbtei; er unb
fein Slad^f olger ^criger, tJ^cunb 9lotfer8 Don
©t. ®aBen, fpötem Sifd^ofS Don Süttid^, förber-
ten Domebmlid^ ba§ ©tubium ber SBiffeufd^oft
unb Derlieben ber ©d^ule Don SobbeS einen un«
geal^nten ©lanj. 9lu§ i^r gingen berDor Olbert^
Slbt Don ©cmblouj, SBago, »ifd^of Don Süttid^,
^belbolb, »ifd^of Don Utrcd^t; aud^ ©urd^orb,
Sifd^of Don SBorm§, bebiente fi^ ber SRönd^e Don
SobbeS, inSbefonberc Dlbert§, ^ur 9lbfaffung feiner
(Sanonfammlung (Sigebert, Gesta Abbat. Gem-
blac. c. 27). lieber §criger§ b^ftorifd^e, poetifd^e
imb bogmatifd^=<)olemif(bc SBerfe Dgl. UrSmer
SSerlier, in Revue benedictine 1888, 393 bs.
®a§ SBerf De CJorpore et Sanguine Domini
gegen Sabbert ift als aWanufcript beS 11. 3al&r-
bunbertS nod^ im Codex Gembl. n. 5590 ber bur»
gunbifd^en Sibliotbef ju Srüffel Dorbanben (DgL
Cod. 681 in ©t. ©aßen). 3m 11. 3a]^rbunbert
fübrte ber berübmte ^bt S^id^arb Don SSerbun ober
©t. SJanneS eine 3citlang bie 3ügcl ber Regierung;
fein bebeutenbfter ©d^üler toar ber ©d^olafter Jb^o*
borid^, fpöter W)i Don ©t. §ubcrt (monast. An-
deginense) unb greunb ®regor§ VII. ^bt ßeo»
niu§ untcrbrüdfte 1131, mobl unter bem 6influ|
ber bie ©d^ulen au§fd^liefeenben ©iftcrcienferrefor*
men, bie Älofterfd^ule, böb jebod^ im ttcbrigen
bie S)i§ci|)lin, empfing ben ^apft 3nnocen5 IL
auf bcffen Seife nad^ Süttid^ unb führte baS 3n-
ftitut ber jäl^rlid^en ^roDinjialcapitel ein, tt)ie f old^e
in größeren Stoif d^enröumen bereite Don ben bebten
Dbilo unb ^etru§ SSenerabiliS Don ßlunt) für bie
ßluniacenfer Kongregation gebalten morben, bei
ben ßiftercienfem aber als Kegel beftanben. Unter
61
So(na — Loci theologici.
62
bat mm folgenben ftnb )u nennen ^ht SBerid^,
gmmb mib @enoffe bed Eiligen SStfd^ofd unb
SRartprei9 Wbert Don Süttid^ 1192. unb «6t
Sobcrt, ber im 3. 1215 bem öcumenifd^en Soncil
Ui Sateran bein)o^nte. 3tn 15. Sol^rl^unbert
flotm 2obbed unter ben Sebten SBiD^Im @]orbter
nib Sil^ltn Saulter bie Steform bei beutfd^en
Scnebictinercongregation Don^tSfelbon; fpöter
Mtbonb e§ ^d^ mit meisteren anbeten belgifd^en
ftlöfleni )u einer Kongregation t)on ber Opferung
ffioriö. 3)ie franiöftfd^ 9tet)oIutton t)ertneb bie
Sisi^ aus il^rem ^eim (1793 unb 1796); biefe
bieltni {ti^ aber toader, blieben ber JKrd^e unb bem
CrbenSberuf e treu, organijtrteninSgel^eimbtc 6eel»
forge für i^re Sanbdieute unb fanben nad^ langen
Seiben unb Sntbel^rungen mit il^rem Sbte ISuIgifuS
be Signeron guerft in SBeftfalen, bann im fflofter
Sfrnmoa bei $rag eine 3uf[ud^t§ftötte. Sie 9teU»
(tnien ouS bem iRofter, meldte fte bortl^in gerettet
trauen, famen im 3. 1885 mieber mä^ Selgien
in bie neu ttnd^ttit VbUx ÜRarebfouS.
Siteratur: Annales Laubienses bei Würdt-
wein, Nova subsidia dipl. XIII, 151 sqq.;
MoD. Grerm. SS. U, 192 sqq.; neue «uSgabe
Don Battenba^ nad^ Cod. XI. saec. ib. XHI,
224 sq.; t>gL XIV, 544; Gesta Abbatum Lau-
biensnim Dom 12. — 17. Sal^rl^unbert ib. XXI,
337 ; ogl. Migne, PP. lat. CXXXVU, 545 sqq.;
Vos, Lobbes et son Abbaye, Lonvain 1865,
2 Tols. ; Lejenne, Histoire de l'abb. de Lob-
bes, Mona 1883; Decl^ves, St-Ürsmer, Braine
le Comte 1888; Berlier 0. S. B., Revue be-
ned. 1888; SBaüenbad^, S)eutfd^I. ®ef(i^.-Cu6aen
I, 354. [Sttitb. Saumer 0. S. B.]
Xfistty f. Sebna.
Loca pla, f. Gausae piae.
Loci theologici, ein im 16. 2(a]^rl^unbert
em^onbener Bä^väaa^hmd, beffen begrifflid^e $e-
bnttmQ nod^ im SBerlaufe biefeS äal^rl^unbertS
loe^felte. L 3unäd^ft bejeid^nete man mit biefem
dsSbnufe allgemeine fympU unb ©runblel^ren be§
SlonbenS uiU) belegte fte infofem aud^ mit bem
Flomen Loci communes. ÜRetand^tl^on em|)fanb
baS Sebürfttig, bad reformatorifd^ Sefenntni^
ti eine georbnete gform ^u bringen unb i^m eine
htnlmdlige Srtüiüirung unb gformuHrung ju
seilet^ SvL biefem S^ttk lieg er fd^on im
3. 1521 Hypotyposes theologicae seu loci
communes erf (feinen, meldte auf bie Se^rentmid»
bng ber lutl^ft^ £l^eoIogie einen meitge^enben
Cnrpbil ausübten. 2)en einleitenben Semerfungen
jmolge rniil er mit toenigen SBorten bortfelbft nur
bie f^onpttmnfte ber d^ftUd^en Seigre oorfül^ren,
ofßxt btcfelben meiter gu commentiren. 2)a il^m bie
teilige S<^ft ollein ald 9lorm be§ @Iauben§ gilt,
Id fiab 1^ bie f)au|it))unfte be§ d^riftlid^en ©Ion«
hiiau^an^d^Iieglid^biblifd^eSBal^rl^eiten. @d^on
^Vbtm, fo bemeift er, l^en äol^anneS S)ama§-
cm§imb$etniS2ombari>u§3lebnlid^e§ angeftrebt.
Sü^renb aber ber (Srftere in Speculationen ftd^
^ ber Se|tere nur ÜJleinungen für unb
toibcr irgenb meld^ ßel^rfa Jungen jufammengetra-
gen, anftatt einfad^ bie ße^re ber l^eiligcn ©(^rift
miebei^ugeben. ©old^e §auptpunfte, toeld^c eine
öorl^errfc^enb tl^eoretifd^e Sebeutung l^aben, toie
bie ©runbmal^rl&eiten öon (Sott unb beffen 6in-
l^eit t)on ber ©d^öpfung unb ber ?lrt unb SBeife
ber 5Dlenfd^tt)erbung ©otteS, loiB 5KcIand^tl^on in-
beffen au^er Sel^anblung laffen unb \dxü bIo|
fold^e §auptpunfte in 83cl|anblung atel&en, mel^e
öorl^errfd^enb eine prafttfd^e Sebeutung für bie
§eilSerIangung l^aben, alfo atö ©runbmaMeiten
beS §eile§ ober atö il^nen gegenüberftel^enbe 3hn:«
tl^ümer erfd^nen. gfolglid^ werben ber Seilte nad^
in SSel^anblung gebogen ber ©tanb beS gefaDenen
SDlenfd^en unb ber freie SBiöe, bie ©ünbe, baS
göttlid^e @efej, bie rid^terlid^en unb cerimonietten
©inae, bie menjd^lid^en ©efeje, ba§ göangelium,
bie ftraft beS ©efe^eS unb bie ftraft be§ güon«
geliumS, bie ©nabe, bie SRed^tfertigung, ©laute,
§offnung unb Siebe, ber Unterfd^ieb be§ Sllten
unb beS IReuen XeftamcnteS, bie ^Ibfd^affung beS
©efekS burd^ ba§ gtmngclium, bie ©acramente ber
Saufe, ber SBu^eunb be§ Sbenbmal^leS, bieObrig«
feiten unb ba§ Slergemife. SBäl^renb fid^ 5Ke«
land^tl^on in ber erften 3luflage ber Loci theolo-
gici öor^errfd^enb an ben frül^cr fd^on ber Deffent«
lid^feit übergebcnen Kommentar jum Sömerbrief
anfd^Iofe. l^at er in ber jloeitcn ^Bearbeitung ber»
felben öom 3a]^te 1535 unb befonber§ in ber
bebeutenb erloeiterten britten öom Saläre 1543
aud^ bie mel^r tl^eoretifd^en Se]^r{)un!te beS ©lau«
benS in ben SRal^men ber ©arfteDiung l^ereingcjogen,
nid^t mel^r fo au§fd^Iie|Iid^ ben Slömerbrief afö
SeioeiSquette Denoenbet unb fid^ jubem öon ben
urfprünglid^en, im ©inne Sutl^erS gel^altenen 9ln»
fd^auungen mel^r unb mel^r entfernt im ©inne fei«
ner \pättm Sel^rrid^tung. 3m 3. 1542 öeröffent»
Hd^te er feine Loci theologici in beutf d^er ©frad^e
unter bem 2:itel: ,,®ic ^auptartifcl unb fümel^m«
ften fpunfte ber ganjen l^eiligcn ©d^rift." SSie
bie t)on il^m öerfagten Sel^rbüd^er ber ©iaieftif,
^l^^tifi!, ^f^djologie unb ßtl^if in ben ©deuten
lutl^erifd^en 93e!enntniffe§ bem |)]^ilof opl^ifd^en Un»
terrid^te ju ©runbe gelegt mürben, fo feine in
^al^Ireid^en ausgaben erfd^tenenen Loci theolo-
gici meiftenS bem tl^jeologifd^en Untcrrid^te. 2)le«
land^tbon mürbe ber Sel^rmeiftcr bcS proteftanti»
fd^en S)eutfd^(anb unb fonnte in biefem ©inne mit
^tä}t ben 93einamen praeceptor Germaniae er»
balten. 5(ud^ öon 6ra§mu§ ©arceriu§ unb Ur«
banuS StegiuS maren Loci theologici bearbeitet
morben unb in bie Oeffentlid^feit getreten; bie öon
aoteland&tl^on oerfa^ten gemannen aber einen meit
grijfeem ßinflu^. ©ie gaben and^ ben 9lnfto| ^ur
abfaffung mand^ anbermeitiger, im Saufe beS 16.
unb am 9lnfange bc§ 17. 3a]&r]^unbert§ erfd^ienenen
Loci theologici, meldte tl^etl§ im Slnfd^Iuffe an bie
j|)äterc Sel^rrid^tung 5Kclond^t]^on§, tl^eilS aber —
befonberS feit bem §eröortretcn ber ßoncorbienfor»
mel — in auSgefprod^cnem, ja fd^roffem ©egenfaje
}u berfelben gefd(|rieben maren. 3m erpem ©inne
63
Loci theologici.
64
Derfa^te SlicolouS ^emmtng in Stopm^a^m, ber
praeceptor Daniae, ein ]^chiri^on theologi-
com (Sßittenbtrg 1557), ^biaS ^rötoriuS (mit
beutfd^em Flamen @ottf d^oß Sd^ul^e) : Locorum
theologiconim D. Ph. Melanchthonis analyses
(SBUtenberg 1569), unb Sictorin @trigel : Loci
theologici, burd^ (Sl^rift. ^e^el in 4 Sönben
1582—1584 öeröffenttt^t. aRarHn ®6emni^, ber
befannte SSerfaffer beS £xamen Concilii Triden-
tini, l^atte bereits 1554 unter ben Sufpicien 3Re«
lan^t^onS ^u SBittenberg SSorIejungen aber bie
Loci theologici ju l^alten begonnen, in Sraun«
{(I^U)eig biefelben f ortgefe^t ftd^ aber mel^r unb ntel^r
einer ftreng lutl^erif^en Sel^rrid^tung jugemenbet,
mie jte in ber unter feiner Setl^eiligung }u @tanbe
gefommenen Soncorbienfonnel il^re €u§)n:ögung
fanb. ©em 1574 Deröffentlid^ten ,,^am)tbü^Iein
ber fumel^mften ^auptftüde ber d^rifüid^en Seigre",
monad^ bie Sraunfd^meig^fd^en Superintenbenten
„oKe ^atyct gmeimol bie i]6nen )ugeorbneten pa-
ßtores ejaminiren foHen", ift ein ftreng lutl^erif^eS
® epröge nod^ nid^t in nterflid^er SBeife auf gebriidt,
um f 0 mel^r aber ben nad^ feinem Xobe t)on $ol9«
carp fie^fer 5u gfranffurt 1594 ber OeffentUd^Ieit
übergebenen Locis theologicis bedfelben. ^ud^
lüman C^eS^uS, fprofefjor in §elmftäbt lie^ 1586
ein Examen theologicum continens praecipuos
locos doctrinae christianae erjd^einen, meld^eS in
ftreng lutl^erif d^em Sinne gel^alten n)ar, itho^ mit
SJenoerfung ber in ber Soncorbienformel jum %u§-
brudte gebrad^ten UbiquitätSlel^re. 9uf uneinge»
f d^rönfte SBeije legte ben Sel^rbegriff biefer gormel
ber Sübinger ^rof eff or SRat^iaS §af enreffer feinen
1600 erfd^ienenen Locis theologicis )u ©runbe,
unb ebenfo ber SBittenberger ^rofeffor Seonl^arb
^utter feinem 1610 t)erdffentlid^ten Compendium
locorum theologicomm, melc^ in tJfragen unb
9lnttt)orten ben Sel^rbegriff ber ßoncorbienformel
entundtelte unb als Sd^ulcompenbium einen meit«
gel^enben Sinflu^ geioann. Sin t)on il^m »erfaßtes
größeres fiel^rbud^ nmrbe nad^ feinem £obe Don
ber tl^eologifd^en ^acultöt p äßittenberg 1619
unter bem £itel Loci communes theologici bem
S)rud(e übergeben. 2)a3 gro^artigfte äßerf fold^er
3lrt, \a t)ieSetd^t ba§ gro|artigfte 9ßerf, toeld^eS
bie lutl^erifd^ Ortl^obo^ie überl^aupt l^erDorgebrad^t
l^at, pnb bie in 9 Sänben 1610—1622 erfd^ie-
neuen Loci communes theologici t)Dn Sol^anned
®er]^arb, ^rofeffor in 3ena. @ie bejeid^nen ben
Sibf^lul unb ben etgentlid^en ©ipfelpunft ber
lut^j^en „Socoltl^eologie". S)ie Seit biefer
Ie|tem toox aber nunmel^r bal^in. Sine bloge Sin*
einanberreil^ung derfd^iebener Loci theologici ge*
nügte bem auf eine f^ftematifd^e Sel^anblung bed
Stoffes l^inbröngenben ©eifte nid^t mel^r. SS be»
gann nunmel^r bie ^eriobe ber f^ftematifd^en
2:]^eoIogie lut^erifd^en SefenntniffeS. 31^ren näd^-
ften unb umfaffenbften SluSbrud! geU)ann biefe in
bem 12 IBänbe entl^altenben äßerfe beS SBitten-
berger $rof efforS Slbral^am Salot) : Systema lo-
corum theologiconim, erfd^ienen ju SBittenberg
1655 — 1677, unb alsbann in t^itUn anberen,
meniger umfangreid^en, mel^r compenbienartigen
Sßerfen, meldte ben Xitel Loci theologici nid^t
mel^r an il^rer @tim trugen. (SSgl. @. Sd^mor},
SReland^tl^onS @ntn)urf }u ben J^Qpot^pofen in
ben Stubien unb Jhitifen Don Ulunann uno Um«
breit, 1855, I, 75-120; Sl^. ftolbe, SHe loci
communes !ß]^. ÜReland^t^onS in il^rer Urgeftalt
nad^ ®. S. $ntt in 2. ^uß. l^erauSgegeben unb
erläutert, Erlangen unb Seipaig 1891 ; 3B. ®a%
®efd^id^te ber proteftantifd^en Dogmatil 1, 1854,
23—50. 246 ff.; ^, §eppe, ®ogmatif beS beut«
f d^en fßroteftantiSmuS beS 1 6. ^al^rl^unberts, ® otl^a
1857, 1, 14—30. 80—189. 162—171.)
Slud^ in reformirten ffreifen fanben Ut Loci
theologici eine bereu S^tdtn entfpred^enbe 9^ad^-
al^mung unb 93erbreitung. 3nfofem l^aben na«
mentli($ eine IBebeutung erlangt bie Loci com-
munes t)on SBoIfgang SJhtScuIuS, ^rofeffor in
Sem (IBafel 1564), bie Methodi theologiae seu
praecipuorum christianae religionis locorum
conmiumum t)on SlnbreaS ^QperiuS, ^ofeffor
in ^Harburg (Safel 1566), bie Theologica pro-
blemata seu loci communes t)on IBenebict ^üre«
tiuS, ?ßrofeffor in SRarburg (Se $reu£ 1567),
bie Loci communes t)on $etmS SRart^r SBer«
miliuS.(93ermigIi), frül^em 9luguftiner8 unb nad&«
maligen ^rofefforS in Strasburg, Ojforb unb
Särid^ (1580 erfd^ienen p 3ürid^), bie Loci
communes Don gol^ann 3Jtaccot>, ^rofeffor in
t^ranefer (1650 l^erauSgegeben Don 92. 9. $o«
lonuS), bie Loci communes theologici Don Sa«
niel Stornier, $rofeffor ber Xl^eologie in ÜRont«
auban (@enf 1653). 9ud^ l^ier begann im SSer«
laufe beS 17. Sal^rl^unbertS bie ^ogmatü ben
Sl^arafter einer bloßen „SocaltJ^eoIogie" abgu«
ftreifen unb eine f^ftematifd^e @eftalt angunel^men.
(Sgl. ®a^ ebb. I, 81—146. 442; §eppe ebb. I,
139 ff.)
S)en Locis theologicis SReland^tl^onS fleSte
3o]&anne8 gdl, ^rofeffor ber Il^eologie gu Sngol«
ftabt unb ^auptgegner Sutl^erS, fein Enchiridion
locorum communium entgegen (SanbSl^ut 1525),
meld^eS bis 1574 in etma 45 ausgaben erfd^ien
(9lufaöb^ung berfelben in ber ©d^rift Don Sl^.
Söiebemann: 3. gdt, SegenSb. 1865, 528 bis
552). S)iefeS end^iribion ift §einrid^ Vm. ge«
&)ibmet unb Dertl^eibigt bie ^auptpunfte ber fatl^o«
lifd^cn ßel^re toiber bereu ©egner, inSbefonbere
»iber Sutl^er, 3KeIand^t]^on, «ariftabt, 3wingfi,
OecoIampabiuS unb bie SBiebertoufer. Sei j[ebem
fünfte ftellt eS bie ginmürfe biefer ©egner Doran
unb läfet bie SBiberlegung berfelben folgen. 3n
f Didier SBeife l^anbelt eS Don ber jhrd^e unb bereu
Suctoritöt, ben Soncilien, bem Primat beS apo«
{iolifd^en Stul^IeS, ber l^eiligen @d^rift, bem ®Iau«
ben unb ben SBerfen, Don ber f^firmung, Sßeil^e,
Seid^te, ber Sud^ariftie unter beiben®eftalten, ber
Sl^e, ber legten Oelung, ben menfd^lid^en @efe|en,
femer Don ben tjfeften unb bem Öfaften, ber S3er«
ebmng ber ^eiligen, ben Silbem ber ^eiligen, bem
15
Loci theologicL
66
tbio^, ben (Bdfliben, bem Zölibate ber Sie»
via, bcB Soriititölen unb Segaten, toeiter t)on ben
ttuimmmiicttttonew, bem Jhiege gegen bie Xärfen.
km Smnmitttöten unb SReid^t^ümem ber JKrd^,
ba tbl&ffcn, bem Segfeuer, ben Snnoten, ber Skr«
kenmng ber ^ördifer^ Don ber Unftattl^aftigleit
kc9 SH^utirenS mit ben ^ftretifem unb t)on ba:
fibibertaufe. 3u bem nomlid^ 3tt>ede Deröffent-
^/tt ber 9Rinortt gf^^^ntcidcuS Oronted (^oran«
^) 9^9^ SoUmt feine @^ft: Locorum catho-
fioorum pro Bomana fide adversus Calvini
iBskitiitioiies LL. YII (Venet. 1564), ber Sfran-
ciScana ftonrob ffling: Loci commimes (CoL
1565), ber ^ieron^mttoner ^o\efy SBictor Sam»
boM: DiBsertationes theologicae scholastico-
dogmatiicae de locis theologicis (Patavü 1 722)
B. f. ID. 9Ran f önnte mit §ug unb Sted^t oud^
fogra^ ba^ bie in opologetifd^er mie bogmotifd^er
^inftij^ f 0 bebeutfomen, in il^rer Sßeife clofftfd^en,
toOB 1581 — 1592 erfd^ienenen Disputationes de
eontroTersüs fidei bed 3efuiten äiobert SSeUar-
min bie glaiqenbjte Stepr&fentation biefer 9rt Don
Zteologie bi&en, loenngleid^ |ie ben Xitel Loci
theologici fid^ nid^ angeeignet l^oben. @d^on
im Sedaufe beS 16. 3a|r]^unbertd unb um fo
maß im 17. fette aber bie (Erinnerung an bie
gco|en, in ben ^logifd^en Summen ^ur Sludprd«
gng gelommenen SBerfe bed 13. äal^rl^unbertS in
lot^Iifd^ Ihreifen mieber mäd^tig auf unb trieb
eine nene Sd^okftil l^erDor als 92ad^blüte ber
oto, fo bol eine X^Iogie, toie fte auS polemi«
\iim wob üfologetifd^em äntereffe in f^form Don
Loci commimee l^orgetreten mar, l^ier meniger
Pflege fonb, oB in (yrotefiantifd^en Jheifen, unb
«e^ unb tnel^ Don einer )tt neuem Seben ermad^«
tn f^ßonatifi^Xl^Iogie Derbrangt mürbe. S)iefe
i^logie nnb gonj befonberd bie S)ogmatiI be«
}dftbäk fi^ nid^ mel^ borauf, biblifd^ed unb
potriß^l^ßorifd^ SRaterial als SRufiaeug }ur
Scd^ettrtgung beS ftatl^oKciSmuS amufammeln
nb in ^rm Don Derfd^iä)enen, öuferlid^ an-
ciaaBbergerei^ Sel^rftüdkn, Sa))iteln, Xractaten
ift tKcmleiten, ol^e fie auf tnuerlid^'organifd^e
Se^e |B Derfidi))fen ; fie fud^te biefen Stoff Don
eiaeii ieflimmten, leitenben ©eftd^tspuntte auS
attä^ fpecnlatiD )u bel^errf d^ unb gu burd^bringen.
Obglek^ ^e il^ du|em Srfd^einung nad^ unS
■e$eii8 nid^ dS eine fpftematifd^e entgegentritt,
fb i^ fie e§ bod^ i^rem ®ei{ie nad^, inbem fie —
Dielfad^ im Snfd^Iuffe an bie Summa theologica
kl eogfifcl^ Sel^rerd — il^re SuSfül^rungen unter
dKS einl^eitfid^ ®e{td^tS))un!t fteUt unb eine f o
oker anba§ gefärtte fpecuIatiDe @runbanfd^auung
•B Mdborgenen gfaben burd^ biefelben l^inburd^»
Himnem Ifi^ Serlor biefer fpftematifd^e ©eift
im ^aiaak beS 18. 3a]^l^unbert§ aud^ gufel^enbis
affraft, fo mai^te er feit einigen Sal^rjel^nten im
19. So^i^unbert boö^ mieber ju neuem Seben auf.
DL <lbie anbere Sebeutung gab ben Locis
ber Dominicaner unb Sifd^of SJleld^ior
in einem SBerfe^ meld^eS brei ^a^tt naif
YHL SLHiifL
feinem 1560 erfolgten Zobe unter bem Xitel Loci
theologici cax bie Oeffentlid^feit gegeben mürbe.
@r miU feiner auSbrüdKid^en Srflärung nad^ unter
btefem Xitel nid^t bie Loci communes ober bie
^au))tpun!te beS ©loubenS, ). 93. bie Sied^tferti-
gung, @nabe, @ünbeu.bgl., in 99el^anblung gießen,
mie 9ReIand^t]^on, SalDin unb i^nen gegenüber
fel^ Diele lat^olifd^ Xl^eologen fold^ getrau.
§atte el^ebem f d^on SlriftoteleS in ben ^äd^em ber
Xopil bie Sr5rterung Don Loci communes aß
Derfd^iebener DueOen unb jhnterien aQer iBemeiS«
füj^rung ftd^ jum S^tdt gefegt, fo miQ Sano
feinerfeits alle bieienigen loci bel^anbeln, meld^
im Sefonbem als OueKen unb jhiterien ber tl^eo«
logifd^en Säemeidffll^rung bienen, fei e§ gur IBe«
ftötigung bed ©laubenS, ober fei eS }ur SBiber-
legung gtoubenSmibriger 3rrtpmer. 3n biefer
Segiefung möge iebod^ bemerft fein, ba^ bie XojpU
beS älriftoteleS nur eine bialettifd^e SBal^rfd^ein*
lid^feitSIel^re ift, meld^ lebiglid^ bie gum 3^ed(e
einer f^Qogiftifd^en SeioeiSfül^rung unb ©egen*
bemeiSfül^rung nötl^igen ©eüd^tspunlte auffud^en
unb erörtern miS, al§ ba fino : bie Sattung eines
S)inge§ mit il^ren artunterfd^ieben unb 9(rten, bie
2)efinition als SluSbrucl beS 9Bef enS eines 2)ingeS,
baS il^m ßigentl^ümlid^e unb beffen Sccibengien.
SReld^ior Sano bagegen min in feinen Locis theo-
logicis feine bIo|en ©eftd^tSpuidte bieten gum
Srotdt rl^etorifd^er SSemeiSfül^rung unb ftd^ nid^t
auf eine blo^e SBal^rfd^einlid^f eitslel^re befd^ränf en,
er min barüber l^inouS aud^ bie DueUen in 99e«
trad^t gleiten, auS benen eine ergiebige unb Dor
3tDetfel ftd^erjtellenbe, a))obiItifd^e 93emeiSfül^rung
gemonnen unb ben ^rrtl^ämem gegenüber mit £r-
f olg geltenb gemad^t merben lann. Sr miE alf o ~
baS SRömlid^e in mobemer @))rad^meife auSgebrüdtt
— eine tl^eologifd^e Srlenntni|le]^re begrünben
unb in'S SDBerl fcjen. ÜJlit »ed^t bemerft er, ba|
bisher, fomeit i^m belannt fei, nod^ fein Xl^eologe
eine f old^e Arbeit unternommen l^abe, ba man bis*
l^er mit einer bIo| allgemeinen 2)ialeftil ftd^ gu*
frieben gegeben l^abe. 2)iefeS muffe iebod^ oIS un<
gureid^enb befunben merben, ba bie Xi^eologie aud^
il^re eigentl^ümlid^en SSemeiSqueüen l^abe unb nid^t
nur bie allgemein menfd^Iid^en. 2^ ben übrigen
äßiff enfd^aften, f o erinnert er meiterl^in, nimmt bie
SBemunft bie erfte ©tefie ein, in ber Xl^eologie
bagegen bie ^uctoritöt Sie Loci theologici ftnb
in erfter Sinie fomit Don auctoritatiDer 9^atur unb
nur in gmeiter Sinie Don rationeller, inbem bie
Vernunft l^ier als Dienerin (pedissequa) ber 3luc«
toritat erfd^eint. Sano fül^rt biefelben auf bie Stfy^
gal^I gurüdf, obmol^I er ftd^ bemüht ift, ba| mand^
nad^fommenben X^eologen biefe S<^^ minbem ober
meieren merben. Sr fteUt als fold^e auf : bie 9luc«
toritat ber l^eiligen ©d^rift, ber Ueberlieferung ber
fatl^oUfd^en ffir^e, ber allgemeinen Soncilien, ber
römif d^en ftird^e, ber 95äter, ber f d^olaftif d^en Xl^eo«
logen, bie natürlid^e SSemunft, bie ^uctoritöt ber
$|ilofop]^ie unb ber meltlid^en Sted^tSgelel^rten unb
bieSluctoritöt bermenfd^lid^en®efd^id^te. 2)ie erften
3
67
Sode.
68
fleBen ftnb SetDeiSqueUen, mlä^t ber Sl^eologie in
eigentl^üntli^er SEßeife sufmntnen: bie leiteten brei
finb nur Don au|en f^tx in il^ren ^ienft genommen
(prooemium; 1. 1, c. 1—3). Sgl l^iergu ben Sr»
tifcl «ono, aRcId^iot (U, 1810—1811). 3al^I-
reid^e Xl^eologen bed 17. unb 18. S^l^rl^unbertd
l^ben in gleid^em @inne olSbann Loci theolo*
gici t)erfa^t unb t)eröffentlid^t inbem fte befonberS
bem $roteftanti3mu8 gegenüber bie 6r!enntni|>
unb SetoetSquellen be§ fatl^olifd^en ®Iauben§ in
f^Imä^tg gel^altenen, gebrängten ober in mel^r
eingel^enben ßrörterungen l^eroorjul^ben, jid^er»
guftellen unb in l^elled Sid^t ^u fe^en fud^ten ; f o
S. 93., um nur einige 92amen 5u nennen, ©ero«
pl^inuS 9iQg5i(9lactiu8), $eiru8 be Sorca, S)omini'
cuS a S. Trinitate, ^, bu fpiefPS b^argentröe,
granciScuS Shani, 3of. Stcapl JRupert ©utratl^,
§ranctScuS Konforti, 93encbict@tattler, ber Seigrer
©aüerS, SKorcefluS bei SWore u. f. ». (9lö]^ere
Angaben über il^re einfd^Iägigen ©d^riften t)gl. in
f). f^urterS Nomenciator literarius I— m.)
Siud^ in biefer SSejiel^ung modele ftd^ mel^r unb
mel^r eine f Qftematiftrenbe Stid^tung geltenb, inbem
bie Erörterung ber Srlenntni^- unb 93ett)ei§queIIen
beS ©laubenS t)ielfad^ bem @Qfteme ber S)ogmatif
eingegliebert tourbe, befonberS in Sonn üon ^ro«
legomenen ober afö aügemeine Sogmatif. @ine
SBenbung trat in neuejter 3cit nod^ baburd^ ein,
bo^ bie ^ologetif !atl^oIi{d^erfeit§ burd^ S)re9
n^ie ))roteftantijd^erfeit8 burd^ @ad als eine felb«
flänbige SBiffenfd^aft Don ber oQgemeinen 2)og-
matif auSgefd^ieben mürbe. @o finb benn bie
Loci theologici in bem Sinne, mie jie t)on
5IWeId^ior ®ano gefaxt unb erörtert würben, einer-
feits in bie allgemeine S)ogmatif, anbererfeitS in
bte ^ologetif um- unb übergebilbet toorben unb
fönnen in biefer beiberfeitigen SBeife }ur IBel^anb-
lung lommen j;e nad^ bem @efld^t§pun!te, meld^er
l^ierbei in'S 9uge gefönt unb gur ^moenbung ge*
brad^t mirb. [%Io^ @d^mib.]
<$0ile, äol^n, englifd^er ^l^ilofo))]^, geboren
29. «uguft 1632 ju SCßrington unioeü »riftol,
erl^ielt feine SluSbilbung Domebmlid^ in Oirforb.
S)ie fd^olaftifd^e !ßl^iIofo))]^ie in oer ®eftalt, in ber
fie bamalS noä) in O^forb betrieben murbe^ Iie|
il^n unbefriebigt ; mel^r @efd^madt getoann er an
ben ©d^riften beS EartefiuS. SKit Vorliebe betrieb
er naturmiffenfd^aftHd^e unb mebicinifd^e @tubien.
@id^ auSfd^Iie^Iid^ bem ör^tKd^en ^Berufe ju mib»
men, l^inberte il^n j[ebod^ feine fd^möd^Iid^e @efunb-
l^t. Sßid^tig für bie ©eftaltung feines SebenS
ttmrbe il^m bte enge SBerbinbung mit Sorb t^lfl^Iep,
f))äterem Sari of ©l^afteSbur^, bem @ro^oater beS
^]^iIofo})]^en ©l^aftcSbur^, in beffen §aufe er als
Sirjt, (Sxiit^tt unb SSeratl^er eine Steife t)on Salä-
ren }ubrad^te, mit bem er aber aud^ bie Sßed^fel'
fölle ber ))oIitifd^en Saufbal^n tl^eilte. SBöl^renb
ber Sal&re 1675—1679 na^m er, j^auptföd^Iid^
burd^ feine ©efunbl^eit Deranla^t, feinen ^ufent-
^alt in granfreid^ ; längere geit Dettoeilte er na»
mentlidS in ÜRontpeflier. 3m 3. 1683, nad^bem
©l^afteSburQ nad^ ^oHanb gepd^tet unb bort ge«
torben mar, fal^ er fid^ gleid^f aSS t)eranla|t, Sng«
anb gu Derlaffen. Sr lebte in derfd^iebenen l^ol-
lönbifd^en ©tobten, im SSerfel^r mit Seclerc, txm
Simbord^ unb anberen l^erDorragenben SSertretem
ber f og. Stemonftranten (f. b. Srt. SlrminiuS), trat
bann, mie e§ fd^eint, in SSe^iel^ung gu Sßill^elm
oon Oranien unb feierte, nad^bem biefer in Sng«
lanb gelanbet mar, um bemnöd^ft ben Z^ron fei«
neS ©d^miegeroaterS gu befteigen, im 3- 1689 in
fein )93aterlanb prüdC. ©löngenbe ©taatdämter
fd^Iug er ouS unb lebte in befd^eibener ©teOung,
bis er am 28. October 1704 ftarb.
Sodte^S ^au))tmer{, baS feine ©tellung in ber
©efd^id^te ber ^l^iIofo))]^ie begrünbet, ift ber „93er«
fud^ über ben menfd^Iid^en Serftanb''. 2)ie erfte
Slnregung gu beffen ^bfaffung gel^t bis in baS
3a^r 1670 ober 1671 gurüd. 2)aS DoEftönbige
SBerl erfd^ien in englifd^er ©prad^e in Sonbon
1689—1690. 3m 3. 1689 öeröffentlid^te er
augerbem gmei Slbl^anblungen „lieber bie bürger-
lid^SRegierung'' (anonym), fomie brei fleine©d^rif-
ten über baS SRüt^mefen; 1693 feine „®ebanlen
über ©rgicl^ung", 1695 bie ©d^rift „lieber bie
93emunftmö|ig!eit beS Sl^riftent^umS". 93on ben
©riefen „Ueber lolerang" erfd^ien ber erfte, 1685
gefd^riebene im 3. 1689, ber jmcite unb britte
1690 unb 1692; bie SJpIIenbung eines t)ierten
mürbe burd^ ben 2:ob t)er]^inbert.
Sodk gel^ört }u ben ein^u^reid^ften Snönnem in
ber ©efd^id^te beS mobemen ©eifteS. Sr t)erban!t
bie^ nid^t etma ber Zief e unb ff ül^nl^eit feiner ®e«
banfen unb nod^ meniger ber ©trenge feiner mif«
fenfd^aftlid^en SRetl^obe, fonbem bem Umftanbe,
ba| er ftd^ in oerftönblid^er gform, in ber ©prad^
beS ällltagSlebenS, an ben breiten JheiS feiner ge«
biIbeten3^tgenoffen manbte, unb ba^ gugleid^ ber
3n]^alt feiner ©d^riften nad^ ber tl^oretif d^en ©eite
bie einfad^fte Söfung t)ielumftrittener Probleme )u
bieten fd^ien, mö^renb ernad^berprattifd^en©eite
aufs SoQf ommenfte bem ®ef d^mad ober ber Senf«
rid^tung entfprad^, meldte fid^ in Snglanb nad^ ber
enbgülttgen Sefeitigung ber ©tuartS auszubreiten
unb }u befeftigen begannen, ©pöter l^aben bann
Sioltaire, SßonteSquieu unb Siouffeau ©ebanfen
Sode^S aufgenommen unb il^nen großem 92ad^
brud unb meitere ^Verbreitung gegeben. 2)aS er«
fenntni^tl^eoretifd^e ^auptmerf, meld^eS eine Unter«
fud^ung über ben Urfprung ber menfd^Iid^en Sr«
fenntni^ aufteilen miU, um barauS fomol^I il^ren
Umfang mie bie ©rabe il^rer ©emi^l^eit gu be«
ftimmen, bringt in feinem erften iBu^e eine auS«
fül^rlid^e SBefömpfung ber Seigre öon ben angebo-
renen 3been. SiartefiuS l&atte biefelbe erneuert,
aber meber l^atte er in f^ftematifd^r Sntmidlung
gegeigt, mie er fie k)erftanben miffen moUte, nod^ ift
eS möglid^, feine gelegentUd^en t[eu|erungen bar«
über miberfprud^Sfrci gu üerbinben. gür feine
©d^Ie bilbete fic ein fefteS »eftanbftüd beS ©9«
ftemS, aber fte fanb ftd^ aud^ bei platontflrenben
Zl^eologen mie Submortl^ unb 9Rore, unb in etmaS
€9
Sode.
70
oberer aSBcnbitiig bei ^bert t)on Sl^burQ. 3n
Me^d Sit lag efi niil^^ Sf^ agen, mit benen er ftd^
kfd^äftigte, inberurhmblid^engfajfungon^uf^^
in ber ^e gef^id^üici^ aufgetreten flnb. (£§ fonn
(kr oof ftd^ beni)^ bleiben, gegen men er f elbft
Me Spi|e feinec ^olemif gerid^tet ttHffen moKte ;
ttotfäi^idb fyxt fte in ben Jheif en ber 3eitgenoff en
nb 9la^lonnnen bie Iftngfte 3^it ^^^ ^ine ent-
i^Kbcne Sbfage an ben SortefianiSmuS gegolten.
Die 9d>etttung bed ffiorteS «,3bee'' be^nt Sode
M ootn^crtin fo xotü tmi, ba^ bie oQgemeinften
9^^e beS SSerfianbed, bie einfad^ @inne§ein«
bcude unb bie SJorfteKungen ber ^l^antafte glei>
i^moetfe bonmter faden. SBol^ nun befommen
feir m^eit 3been? Wandle erflären fte, ober rid^-
tiga einen Xl^ berfelben, für angeboren unb be«
aifeii fU^ ginn Semeife bafür auf bie Mgemetn»
gjiitigfett gemiffer ©runbfä^e ü^eoretifd^er unb
Mtif4oc lirt, auf bie 3uftinnnung, nield^e bie»
fdkn überall unb bei allen äJtenfd^en finben. S)em
fegennber fa|t fid^ SodCe'S ganje SBiberlegung in
bk beiben €d|e jufammen, ba| ein fold^r Der«
■endliil^ consensas omnimn nid^t beftel^e, ba^
er ober auij^, toenn er beftünbe, nid^td für baS Sin*
09renfetn bereifen tonxht, fo lange eine anbere
trflgnnig möglid^ iß. Sr mad^t geltenb, bog
ferobe foU^ @d|e, bie t)on benen, meldte fle t)er-
jk^ fof Ott )ugeßanben tt)erben, jtd^ bod^ feines»
wtfi bei Wien finben. Sie finben fld^ ba nid^t,
IM We Segriffe f eitlen, auS benen fie beftel^en.
Skfe Segriffe finb gerabe bei jenen @ö^en bie
alcrobS^hDodeften; num benfe nur an bie @ö^e ber
Sbcntitftt unb bed äBiberfprud^. ^Begriffe fold^er
Irt aber finben fid^ nid^ bei aSen iDlenfd^en, ba
fie einen geaiff en SilbungSgrob DorauSfe^en. JKn«
ber loib Silbe l^ben bie Segrifl^e ber Slnd^l^eit
ob Serf^ben^eit , beS @ein§ unb 92td^tfein§
n^t 9bm fonn aud^ nid^t einmenben, ba| ber«
tct^ Segriffe toofjH ber @eele einge))rägt feien,
bicfe aber fid^ i^ nid^t immer beteu^t fei. 2(n
OcbeicinfKmmung mit 9riJtoteIe3 erfiört Sodte eg
fir einen aSiberfprud^, ba^ etnmS actueQ in ber
6ccle norl^anben fein, bief e aber nid^t barum n)iff en
fole. Steint num aber nur, bie @eele bobe baS
Scnnbgen, jene Segriffe gu bilben, fo ift bamit
gor sid^ Sefonbered gefagt, benn biefeS Ser«
«Igen fydiaivt Seele gegenüber aOen Segrtffen,
nb non mü^ alfo — nne bie^ Seibnig aÖer«
Vmfi anfibrüdSid^ tl^ — alle Srlenntniffe für
uiftbma ^Iten. 9ud^ in ber SBeife laffen fid^
bk oagAorenen Sbeen ober Segriffe nid^t t)er«
Men, baB t§ bie erften mören, |u benen Seber ge«
Uou^, ^balb er fid^ nur im t)ouen @ebraud^e fei«
vrlSerirnnftbefinbet; Siele gelangenniemafö bap,
■* Oberhaupt beßel^ bie frül^ften Srfenntntffe
mtj/t in oflgraieinen @fi|en, f onbem in eingelnen
WabmäoL O^ Dom @a^e bed SBiberfprud^S
EWiüljm, erfennt ba§ ttnib, ba$ fü^ nid^t biüer,
Sh^ feine IKrfd^ ift. 9iod^oieI weniger larnt
bc« wdt »ermiddteren, rmi meniger einleud^«
puSÜ\ä^ ^ßrincifrien bel^auptet »erben.
ba^ fie angeboren feien. Slud^ bie ©otteSibee ifi
ni(|t angeboren.^ier fud^t Sodte gundd^f) mit fel^r
ungulänglid^en SKttteln bie Sel^ouptung gu be«
grünben, ba^ biefe 3bee ftd^ !eine§n)eg8 bei aUen
SöÜem finbe. ®an) rid^ttg aber bemetit er toeiter,
ba^ aud^ au8 il^rer großen Verbreitung nid^t t^r
^ngeborenfein gefolgert nierben bürf e, ba oielmel^
bie 3^(dmö|igfeit unb ®rö|e ber @d^ö))fung bie
menfd^Iid^e Semunft gur Srlenntni^ ®otte3 l^in*
fül^ren muffe, unb n)0 biefe einmal burd^ baS 9iad^
oenfen ßingelner gewonnen fei, ba muffe fle Men
fo t)dllig einleud^tenb erfd^einen, ba| ftenid^t leidet
toieber öerloren gelten fönne. Sluf bie Srage, ttol^
benn nun unfere Srfenntni^ abzuleiten fei, toenn
mir feine angeborenen 3been annel^men bürfen,
antmortet Sodfe: au§ ber Srfal^rung. Sie ©eele
ift urfprünglidö ein toei^eS Slatt, eine leere Xafel;
burd^ bie Crfal^rung mirb Pe befd^rieben. IRäl^er
aber ift biefe (Srfafrung eine boppelte: bie eine,
meldte un§ bur(^ bie äußeren Sinne vermittelt mirb
— Sodfe nennt fie Senfation — , unb bie anbere,
t)ermöge bereu mir bie eigenen Suftänbe unb Sl^ö-
tigfeiten unjereS ©eifteS ma]^me|men; fie toirb fel^r
unglüdRid^ al§ Steffexion begeid^net, obmol^I e§ fid^
au$ l^ierbei nur um ein ))afftoeS Sufnel^^men l^on«
belt. Senfation unb Slefle^n finb nai) Sode bie
einzigen Duetten unf crer grf enntni^ ; mir befl^en
feine Sorftettung unb fönnen feine befl^en, bie
nid^t aus il^nen ftammte. 2)abei mu^ unterfd^ie«
ben merben gmifd^en einfad^en unb gufammen«
gefegten ober complejen Sbecn. SeneS finb bie
urfprünglid^en Sinbrüde, meldte mir bem öu^em
ober bem innem ©inne (nad^ Sode^S iermino»
logie: ber Äeflesion) ocrbanfen; biefe entftcl^en
au§ ber Kombination ber einfachen 3been burd^
bie 3:]^ätigf eit beS SerfianbeS. Snnerl^alb ber ein-
fad^en 3bccn laffen pd^ öier IWaffen unterfd^ciben,
je nad^bem bief elben nur Don einem Sinne geliefert
merben ober k)on mel^reren Sinnen, ober attein t)on
ber Steflesion, ober fomol^I oon ben äußeren Sin-
nen als üon ber innem SBa]^me|^mung. ®er erften
jflaffe gehören bie einfad^en SinneSempfinbungen
an, bie 3been Don ^i^e unb jfölte, ©lütte unb
Saul&eit, Don bem Sid^t unb ben gfarben u. f. m.;
ber gmeiten Klaffe bie Sbeen Don SluSbel^nung,
©eftalt, Stulpe, Semegung, meldte und fomofl
burd^ ben ©efül^föftnn als ben @eftd^t@flnn ge«
liefert merben. ®urd^ bie SRefiejion attein erl^alten
mir bie Sbcen Don Sorftetten, ©enfen, SBotten ;
in bie Dierte ftlaffe enblid^ ftettt Sode bie Sbeen
Don Suft unb Unluft, ßjijienj, ßinl^eit, ftraft,
Succeffion. 3Han fann biefe Seigre SenfualiSmuS
nennen, fofem aud^ bie jtoeite Duette ber @rfennt«
ni|, bie Siefle^on, auSbrüdlid^ auf bie Stufe beS
Sinnet geftettt mirb, Don einer l^Sl^em ^oteng ba«
gegen, meldte burd^ il^re Sl^ätigfeit geiftige Sr»
fenntni^inl^alte im ©inne ber ariftotelifd^»fd^ola«
ftifd^en SBefenSbegriffe erzeugte, feine Sebe ifi.
aber bis ju ber einfcitig«confequenten SluSbilbung
beS SenfualiSmuS burd^ Konbittac, meld^er in
fömmtlid^en gfunctionen beS Seelenlebens nur Um«
3*
71
Sode.
72
bilbungen ber urfpcüngUd^en @innedeinbrude et'
blidft, ift bod^ nod^ ein bebeutfamer Slbftanb, unb
bei Sode f elbft tritt im »eitern Serlaufe ber Unter»
fud^ung mit ber junel^menben SSetonung ber ^cti»
öität unfereS SnteflectS ein rationaliftijd^e^ Cle-
ment immer beutlid^er l^eroor. 3unäd^ft intereffirt
inbeffen bie gfrage nad^ bem SSecl^ciltniffe ber ein«
fad^en Sbeen gu ben Obj[ecten, toeld^e in il^nen fic^
barfteUen. ^ier begegnen mir ber fd^mermiegenben,
übrigens nid^t k)on Sode aufgebrachten Unterfd^ei«
bung jmifd^en ))rimären unb fecunbären OuaIi>
tftten ober Sigenfd^ften ber 2)inge. ßigenfd^aft
überl^upt bebeutet bie äJ^ad^t ber 2)inge, ^been
fai und ]^ert)or)urufen, biefe aber fönnen ftd^ ju
i^ren Urfad^en als ^bbilber ober als 3^i^^ ^^'
l^alten. Slud^ in bem le^tem t^aEe finb fte freilid^
einerfeitS oon ber 9latur ber fte l^eröorrufenben
Singe abl^ängig. anbererf eitS aber aud^ Don unS^
unb il^rem fpedfifd^en 3nl^alte nad^ finb fie nur
in uns »irflid^. ©old^er ^rt fmb bie Qfarben, löne,
©eräd^e unb äberl^aupt aUeS, maS als foId^eS nur
in unb mit einem auffaffenben Organe befielet ; fie
mad^en bie fecunbären Sigenfd^aften ber SHnge
aus. primäre Sigenfd^aften bagegen finb 3luS«
bel&nung. ©eftalt ®id|tig!eit, SSemegung, SluH
Sal^I. aSaS mir in ben 3been biefer lejtem 3lrt
erf äffen, fommt gang ebenfo ben S)ingen f elbft gu;
mie bagegen feine älel^nlid^feit befielet gmif d^en bem
@d^mei^e unb bem 2)urd^gang beS f d^arf en @ta]^lS
burd^ bie emppnbUd^en Sleile unfereS ftörJ)erS, fo
oud^ nid^t gmifd^en ber |$farbenem))finbung blau
unb ber biefelbe t)eranlaffenben Sefd^affenl^eit beS
S)ingeS. Sie auf ®runb beS ^mpfinbungS« ober
Sßa^mel^mungSoermögenS in bie @eele eingegan»
genen Sbeen werben bafelbft mit §ilfe beS ®e«
bäd^tniffeS aufbemal^rt. 3Bir be{i£en femer bie
Sä^igfeit, gu unterf d^eibcn, unS ber feerf d^iebenl^eit
ober Uebereinftimmung unferer ^been bemüht gu
»erben; »ir fönnen fte »eiterl^in unter einanber
üergleid^en^ mit einanber t)erfnil))fen, ebenfo aber
au(| fie aus gemiffen Serbinbungen, in benen fte
urf|)rünglid^ aufgetreten fmb, löfen. 9luf bicfem
lefetem SBege entftel^en bie abstracten Sbeen, bie,
oogmar oon einzelnen Singen gemonnen, als bie
Stepröfentanten ganger ftlaffen bienen. SaS Ver-
mögen ber SlbStraction, baS auSgeid^nenbe SHerf-
mal, »eld^eS ben ÜRenfd^en t)om 3:|iere fd^eibet,
ermöglid^t gugleid^ bie Sprad^e; nur bie oon inbi*
Dibu^en SuföUigfeiten losgelösten Sbeen laffen
fid^ in allgemeinoerftanbUd^er SBeife burc^ 9tamen
begeid^nen.
Sie einfad^en Sbeen bilben bie Elemente für
bie complesen. Sie legieren entfielen, inbem ber
Serftanb baS in il^n eingegangene ober oon il^m
ouf genommene SKaterial mannigfaltig combinirt.
SOäieberum »erben oerfd^iebcne ftlaffen unterfd^ie*
ben. Sie comt)legen Sbeen begeid^ncn enttöeber
STOobi (3uftänbe) ober ©ubftangen (Singe) ober
SRelationen (Segiel^ungcn unb Serl^ältniffe). SDlobi
finb fold^e Serbinbungen einfad^er SorfteHungen,
»eld^e nid^t als für fid^ beftel^enb, fonbem als an
einem onbem oorfommenb gelten. @ie finb reine
äJ^obi, tDtnn fie auS gleid^artigen, unreine, toenn
fie aus ungleid^artigen (Elementen gufammengefe|t
ftttb. 3u ben reinen 9Robi, bie Sode befpnberS
auSfu^rlid^ bel^anbelt, gel^ören u. a. bie SRobifi-
cationen t)on Staum unb 3^t, alfo bie oerfd^iebe«
neu ©rö^en, ©eftaltcn, 9lbftänbe unb Sagen, bann
3citbauer, 3^olge unb 3^t"iö6; bie enblofe
^ieberl^olung beS le^tem foll bie 3bee ber S»ig-
feit ergeben. 9lid^t minber aber gel^ört l^ierl^er ber
»td^tige Segriff beS SermögenS. Sie töglid^e
Srfal^rung leiert unS, ba^ bie ©egenftonbe unferer
einfod^en Sorftcllungen in ber 9lu|en»elt in jteter
Serönberung begriffen finb; ni^t minber aber
nel^men »ir in unS f elbft einen beftönbigen äßed^fel
unferer SorfteBungen »al^r, weld^er tl^eilS öon ben
»ed^felnben Sinbrüden äußerer Objecte, tl^eilS oon
unferer SBal^l abl^öngig ifi pmiwcä) wirb ber
Serftanb gu bem ©d(|luffe geleitet, ba^ bie biSl^er
beobad^teten Seränberungen aud^ in 3wf«wft on
benfelben Dbjecten unb in berfclben SBeife öor
fld^ gelten »erben, unb er erfaßt fo in bem einen
Singe bie SRöglid^feit, ba| feine einfad^en SKerf»
male eine Serönberung erleibcn : baS })afftt)e Ser«
mögen, in bem onbem bie SKöglid^feit. biefe Ser-
änbemng ]^ert)orgumf en : bie actioe ftraft. Sie
beutlid^fte Sorfteflung biefer lej^tem ge»innen »ir
aus ber Seobad^tung unfereS eigenen ©eifteS. Sie
Sorgönge innerhalb ber ftörpenoelt geigen unS
nur baS Uebergel^en eines Se»egungSguj}anbeS
üon bem einm auf bm anbem; baS grgeugen
eines SemegungSguftanbeS nel^mm »ir toa^x, »enn
»ir barauf ad^ten, »ie unfer SBiUe bie ml^enben
©lieber unfereS SeibeS in Se»egung fejt. Unter
bm complti^m Sbeen ber g»eitcn Älaffe ift ber
Segriff ber ©ubftang felbft Don ber grö|tm SQBid^»
tigf cit. Ser Serftanb bemerft, ba^ unter ben gal^l»
reid^m einfad^m Sorftellungm, »eld^e bie äu|erm
Sinne unb bie Seflejion il^m gufiil^rm, gemiffe
Sorftellungm immer in Serfnüpfung mit einanber
auftretm. Sa er nun gugleid^ baS ben eingelnm
ßntfpred^enbe nid^t als für ftd^ unb felbftönbig
esifttrenb benfm f ann, f o gemöl^nen »ir unS baran,
ein ©ubftrat angunel^men, in »eld^em eS ejiftirt
unb »orauS eS entfpringt. &hm bieg ift eS, »aS
»ir ©ubftang nennen, unb ber allgemeine Segriff
ber ©ubftang mt^ölt fonad^ nid^tS, als bie ^n«
nal^me eines unbefannten @t»aS, »eld^eS bm
Sigmfd^aften gu©mnbe liegt. Sodfe oenoal^rtfid^
bagegen, ba| er l^ierburd^ bie SRealitöt beS @ub«
ftangbegriffs erf d^üttere ; bmnod& »ar bie fpätere
auSbrüdlic^e Sefeitigung bcSfelben burdft ^ume
nur bie Sonfequeng auS feinm eigenen Slufftmun»
gm. Senn »enn jener Segriff »eber in ber @en«
f ation ttod^ in ber Seflejion feine OueHe l^at, loenn
er nur einer ©e»ö]^nung beS ScnfenS entftammt,
fo lögt ftd^ ein 9lnfprud^ beSfelbm auf objectioe
Realität nid^tfeftl^altm; »iE man biefenle^tem
nid^t aufgeben, fo mug anerfannt »erbm, ba|
au^ baS oon ©enfation unb Sepejion oerfd^ie«
bme, an bem öon biefen gelieferten Material ope»
lirttitit 2>ailm in titßimmttn ^Öäm ju toirflt^en
fctntntiuffni ^tnfü^t. 9t[Bb<inn i^ aUnbingS
b(i€«tfuQlifiiimS)ninci))uIIü6eTim»iben. Slrten-
Iri mai anffaStn, ba^ 2odt, btr un§ fiic ben
3abaU M ajcfiiip bti ihaft auf unfm inneint
Cilfbniftt MinnSt, für bm 39egiiff bei ©utiftanj
n^ bic ©tlbflttfaHuiiQ unfereS 3$ unb ftinet
Bt4ftb>bni3ii^i'ii^ iii analosn SSeijc !){ranjieI)L
Kala bn UnnbnnlKiifcit bn @ub^ng neiftc^t
ob« Sode no^ ctuxiS ^nbereS : bit Unerfennbof
Irit bei 9B«f«iS bn Singe, unb in biefem 3u*
tiBntn^angc loiitmt er }u btr 9e^au)}tung, tatU^t
|B ftinei 3cü nie in «i ^olQt, gang befonbtcS
tri ben Sn^öngem bei SartcjhiS, bcn grB|tn!
IipD^ an^ aSir roi^m nömli^ feiner 9Ütt'
mig tuH^ oon ben tßipeclii^en Sitb^ngcn gong
cba^o oitt unb ebenfo totnig uit Don btn gtifti'
gtn, unb bonon ifl bei Se^a|, bafi bie 3)]ateitc
litt benbn tdnnt, ntij^t nur unbemiefcn, fonbetn
nät xmiitsotis'box. 3n bte Alaf^e bei com^ilejen
3b(ni se^Cit au4 unfei ^griff Don Sott. 9ßii
(riialten bntfelBen, inbem uii bte ouS Smfation
bA XtfIcEiDn ^ammeiüwn Sbeen oon Spftenj
bA ZXnici, Don SÜffen, Waäfi. ©lüdfeliglett unb
Bht^Nmtit von bem, nnS gu befitoi beffn ift, als
■i^t )u beft^en, in'S Unenblii^e fttigtm. 9ufi bet
Seigki^inig jtveitt ob» mehrerer Stnge mit ein*
arim ent^cpeit bie SSerbAItniftbcgriffe; gu ben-
fAtn ott6nn bie SBcfiiiffc Donllrfac^ unb 3Sii-
bog, 3bentitiU imb SQeif^ieben^it u. f. n., bann
ober aai^ bie bei moialijii^ aSei^tniffe, uel^e
nta bit aUgemeinen Palegoiten oon gut unb
h&fefalltn.
Slti Unlnfu^ung üBer ben Uifprung her 3bfen
li^ £D(fe im biitten fduäft eine (SrÖrtcnmg ber
Spnu^ nötigen. S)ic SBebeuhmg ber Bftatijt
^ bie Sdrmttaift toiib gemüibtgt, gugleic^ aber in
^ «nt ba ^fiflflen OutDen beS ärri^umS auf •
icnrirfcn. 91« baS ^au;>tfä^IU^e ümitel jui iSei'
tötitsg bdleltenttDiibfoigfäUtge Trennung bet lo-
^äfta Mm ben ^fp^ologif^en unb ^fbtif c^en @Ie>
■Oden tm^olfittt, alf o fioSISfung beS begiifflic^n
3i4aU{S Bon brn KAtnjeboirfen, bie aus aDgemei-
m obd inbibibudlRi (Setoo^n^eiten flammen.
SM oieite SJud) enblii^ ^belt Don bem 3U'
liibetnmnitn Don Cifenntni^ unb ^iffenf^aft,
Ml btn oerfc^idKnen @iaben unb oon ben (Sien*
|n bafd&tn. 3)ai XuSgong bilbtt bet übeiauS
wUßqt Mnb fotgcnf^oöe @a|, bit 6dcnntni|
li^ic fti( anSfi^it^ii^ auf unfete Sbten, i^rt
3»pSfw> in mifernn ißeuu^tfetn unb i^ie iBc
lif^öngen gu eimmba. S>ic leiteten netben uniei
•is Sffü^imidtt gcoibnel: @[etc§^ unb ^er-
WAt^flit, eotsipnt}, Ski^dlbiig gu einanbet, '
tÄfi4 nolc Cp^- SuS lenein @a^ folgt ju*
iti^ baft Dil Don bem (eine ffenntnii b<ibcn,
■HM »ii feine 3been befifaen, b. %. itaäf bem
Mb Ocfostn milteß Sensation unb Sit^epon
'im KnmL Wttz Sode i^ »eit boDon ent>
, Mtfe 0olgtntng im €inne befi mobemen
"^ Hl |B Btrß^en, nrie fi^ foglei^ geigen
It. 74
miib. 6S folgt aieittt, bo|i SBeime^rung beS SBoi»
tatt)ä Bon äbeen, f omeit bicfe innerhalb bet ©(^itm-
Icn unfeteS itbifc^en 5)afein§ möglii) ift, unb mög«
lic^ft aüfeitige SBergteii^ung betfetben jueifc^Bpfen«
bei 3lufbtrfung iliret fflegie^ungen unter einanbet,
bie beiben SBege finb, au^ benen allein unfet SBJiffen
fortfd)rciten (ann. ^anbelt tS flc^ bobei nur um
©leit^^eit unb Sßeifc^ieben^eit, fo genügt bie ein«
fail]e yjfrökic&unß gweier 3bcen mit einanbet, fo-
feui mir nur oon bem 3nl)ane berfelben ein flottS
S9elnu6t[€in ^oben, StnbeiS aber ftt^t eS ba, too
fs fif^ um Jene Hititet itic^enhtn (lofltiDen SBer-
^altniffc bei 3been unter einanbti l^anbelt, oon
»eichen bie in ben ma^ematifi^en Setirfä|tn oufi'
^efprocFjeiien baS am meiften c^taütriftlf^t SJei«
ipiel bieten. ®a6 ein SJteied fein Spürouelogromm
iff, Ifud)tet fofoit au8 bei 9Jerglei(^ung ber beiben
3been ein; ba|i bei giöd^enin^olt eines 5Brtie(B
iebeSmal ^alb fn grol; ift, wie ber beS *lJaralIel0'
gramms, baS mit i^m auf gleti^r @iunblinie mit
gleicEier ^5^e errii^let i^, mug bemiefen metben.
S]et SeteeiS aber gefi^ie^t babur^, ba| gniif^en
bie Sbeen, um beren Stgie^ung eS fiSf ^lüielt,
onbete, Oetmittelnbe , aß Swif^engtiebet einge-
fc^Dben reeiben. fcierauf beruht bet Unteift^ieb
ber intuitioen unb ber bemonfhratiDen 6r(enntnife.
2)te ffraft beS bemonftrotioen Serfa^renS ober
^angt baoon ab, bog iebeamal bie SBer^SItniRe
peiet Swiftl^englitber unmittelbar einleui^ten unb
(nmil eine intuitiDe grienntnife geiDä^ien. 5hin
aber ergibt fidti bie grage, melden SBerti) ein fol-
d^eS, lebiglii^ auf bie gegenfeitigen SBeiiebungen
ber 3been unfeieS SBewußtfeinS gerid^teteS SBiffen
unb grlennen 6eanjpnirf)en lönne. ffietortige
SBejiel(iungen finbcn fi^ ouc^ )iDifd(|en ®e6Uben
1 beä iiaumeS aber SHSa^eS ober ben (E^cugniRen
bit^lerifc^i aBüIfiir. 5Bom SßJiffen aber Oerlongtn
mir, ba{! eä SBirnid^reil ^abe, bcfe t§ gelte. SBHe
ftebt es um bie reale ©üiHgteit unferer 3betn?
Sie gfrage fieantloorief ^lä^ uerfitiieben nac^ ben
oerf{^tebcnen fflaffen biefei legieren. S)ie einfachen
3been ijaUn Realität, »eil fie bie ginbrüde äuf;e«
rer ®inge finb. ®te comt)Iesen 3been bet aHiobi
unb SRelationen bagegen finb gqeugniffe unfetet
äSiUtilt, aber Pe fBnnen unttr Ümftänbtn 3ot>
bUber nirflic^er klinge fein, unb alSbonn gelten
bie aus il^nen gebilbeten UrtCieile oon biefen Sin«
gen. ^ür bie miffenfc^ftli^ Sdenntnig fommt
ahtt gor ni^ts barauf an, ob folc^t 3)inge esl>
ftiren ob« nii^t; bie aSo^Iitit Jener Utt^eUe be-
tu(|t au9fd61ie&li($ auf ben in bem 3nbaÖ bet
3b(en begrünbeten IBejie^ungen berfetben untn
einanbet. §ier!)er geübten bit maf^cmatif^en Uf
t^eile, aber aui^ biejenigen, bie Don moraßfi^
!Cet(|äItntffen twnbtln. „ÜRoib ip ein jltötmür-
bigee 93ei6re(!^tn", bleibt au(^ bann ein ttM^
©aj(, nttnn niemals ein iDiorb gefi^e^t ober tin
ÜKöibtr beftraft wirb. 5InbetS aber fie^ efi olltf
bingS mit ben complejen 3been Don Subpongen.
S)iefe, fofem fie ben Slnfprui^ erl^eben. bie 91b-
bilbet mirflit!^ e^ftirenber Zwinge gn ftin, [finnen
75
Sode.
76
wir nur bwci^ Srfal^rung gewinnen, mläft und
im eitt}elnen ^üt eine 6eftimmte 93erfnü))jfung
Don ekenjd^aften jeigt. 2)ie fo gewonnene @r-
fenntnip ift eine üöttig ^S^ttt, f o lange fie |l(i^ nur
ouf bie ©jiftenj unb bie Sef^affenl^eit eines Sin»
{einen be^iel^t. SSerfud^en toir eS bagegen, burd^
abötroction attgemeine SSegriffe oon ©ubflanjen
}u bilben, in ber iBorau§fe|ung, ba| eine Som«
bination Don (Sigenfd^ften^ toie fte in eingelnen
gfäQen t^atföd^Udl beobad^tet »urbe, in ber 92atur
ttneberum oortommen fönne, fo fönnen berartige
begriffe, n)ie Sode meint, nid^t al8 toirllid^e Sr«
fenniniffe bienen^ unb bie qu8 il^nen gebilbeten
allgemeinen @ä|e finb nur mel^r ober minber tocif^x»
fd^dnlid^e SSermut^ungen. Sodfe nnrb nid^t mübe,
oor bem 9Ri^au4 ivi toamen, ber in ben @d^ulen
mit ben t)ermeintlid^en 6ffen}en unb Staturen ber
Singe getrieben toorben tocix, ha mir bod^ f einerlei
baS aEgemeine SBefen ber concreten Singe au3>
brfldCenbe 93egriffe befi^en. S)a8 ^oblem, mel«
dH ftd^ ber mobemen Sogi! an biefer @tdle er«
öpet l^at 93orau8fe|ungen unb ®efe|e beS in>
budioen SSerJal^ren« f eftpftetten, ift il^m oerborgen
geblieben. Sr oer}id^tet auf eine eigeiülid^e Statur»
miffenf d^ft, möl^enb er ein bemonftratioed SKffen
in ooQer Strenge auf bem ©ebiete ber Storal für
ebenfo möglid^ |ölt, mie auf bem ber SJtatl^ematü.
Unter ben oben unterfd^iebenen oier ®efid^t8>
fünften ermdSt fid^ f onad^ ber eines in bem Snl^alte
ber 3been felbft begrünbeten gegenfeitigen iBerl^ält'
niffeS berfelben gu einonber al§ ber frud^tbarfte für
unf ere Srfenntni|. Sie blo^e Sßal^mel^mung oon
®Ieid^l^eit unb Serfd^iebenfeit fül^rt nid^t meU,
unb ums bie Soe^iften} betrifft, fo Unnen mir
jmar aOgemeine negative Urtl^eile bilben, meld^
befagen, ba^ gemiffe 3been niemals mit einaiü)er
ottftttten Ibnnen; toüi^ bagegen tl^atföd^Iid^ mit
einanber oorfommen, lel^rt unS nur bie Srfal^rung,
unb über bie mal^rgenommenen Singelfäne l^inauS
gibt es l^ier nur SSermutl^ungen. 9htn aber l^atte
Sodk feltfomermeife ju jenen breien nod^ bie (&Tsi*
ftenj l^tnjugefüat. Sa| fie nid^t mie iene eine
)tinfd^en )mei Sbeen fid^ finbenbe 39e}iel^ung aus»
brfldCen lonn, ift Oar. @oQ fie aber als 3bee oon
ei^em beftimmten Snbolte gelten, fo mürbe fi(!^
bie Sfroge ergeben, unter meldten jener brei ®e»
fid^t^unfte ^e mit anberen 3been in Sejiel^ung
oebrad^t merben fbmte. 3n SBal^rbeit freilid^ i^
Stiften) nur ber SuSbrndt bafür, ba| einem Senf»
tnlaße eine Don nnferem benfenben 93emu^tfein
dS fold^em unabl^ftngige Stealität }ufommt. Sodfe
gel^t l^ierauf nid^t meiter ein, mol^l aber unterfud^t
er, morauf im einjelnen gfaOe unfer SBiffen um
bie Soften) berul^t, ober meld^eS feine Sefd^affen»
l^eit ift. SBir erlernten nad^ il^m unfere eigene S|i»
ftena intuitio unb ol^ne 99emeiS. 9Benn ton an
allem «nbem amcifeln, fo fd^Iie|t ber Sweifel felbft
bie SBal^mel^ung unferer ßsiftenj ein, unb an
biefer fönnen mir nid^t jmeifeln. ffiagegen er»
temten h)ir baS Safein ®otteS bemonftratio mit
§afe beS »emrifeS. Sodfe ifl überjeugt, ba| biefet
Semeis mit matl^emotifd^er ©id^erl^eit gefül^rt mer«
ben fann, menn eS aud^ beS Stad^benlenS unb ber
aufmerffamfeit bebarf, um fid^ feiner amingenben
ftraf t bemüht ju merben. S)aS unmittelbar ®e«
miffe, beffen jule^t jebe ©emonftration als il^rer
©runblage ober a(S il^reS 9(uSgangSpunIteS htß
borf, ift uns eben in bem intuitiDen SBiffen wax
unfere eigene ejiftenj gegeben. SBir fönnen nidjt
jmeif ein, ba^ mir fmb ; mir muffen aber aud^ f ofort
anerfennen, ba| mir nid^t feftft Url^eber unfereS
©afeinS finb. 3m Uebrigen ift Sodfe'S ®otteS-
bemeiS nur eine nid^t befonberS glüdflid^e SRobi«
pcation beS überlieferten. Unfere 6rfenntni| Don
SHngen au^er unS enblid^ ift lebiglid^ unb ouS«
fd^Iiepd^ auf actueQe @inneSma]^me|mmtg be*
grünbet. Sl^re ©id^l^eit ift geringer als bie auf
Sntuition berubenbe unferer eigenen S^iftens unb
ebenfo als eine burd^ ffiemonfiration auS Segriffen
gemonnene ; immerhin fönnen mir aud^ l^ier nod^
oon mirflid^er Srfenntnif; reben unb ben 3meifel,
ob etmaS bann, menn mir feine Sinmirfung auf
unfere Sinne empfmben, aud^ in ber SBirflid^feit
oorl^anben fei, als unoemunftig jurüdCmeifen. 2>ie
@id^]^t mirb oerftärft burd^ ben Unterfd^eb
einer actueUen SinneSmal^mel^mung oon einer
bloßen ^l^afieoorfteUung, burd^ ben Umfkttb,
ba^ nur mit ber erftem, nU^t mit ber Ie|tem bie
®efü]^Ie oon @d^mer) unb SSergnügen Derbunben
jinb, enblid^ burd^ bie Unterftü^ung, meldte bie
SBal^mel^mungen ber Derfd^iebenen Sinne einonber
leil^en ; auf aQe gfölle aber reid^t ^e ooOf ommen
aus, um uns in unferem ))raftif4en iBerl^Uen ben
Singen gegenüber ju leiten.
@o laufen in bem „SSerfud^ über ben menfd^»
lid^en Serftanb" fel^ k>erf(!^ebene Zenbenjen neben
einanber l^er, neben ber empiriftifd^en eine goo)
ebenfo ftarfe rationaliftifd^e. Sodfe'S gef^d^tlid^
Sinfbt^ aber gel^t nur mu!^ ber erftem Seite. S)a|
er ein SSorlöufer ftants in ber Seftreitung ber
aRöglid^feit ber Stetapl^^ftf gemefen fei, I&^t ^d^
iebod^ mit äted^t nid^t bel^upten. SBerni er leiert,
ba| mir alleS ilKaterial unferer Srfemttni^ ouS«
fd^Iie^Iid^ ben Sinnen oerbanfen, fo ift er bod^,
mie am beutlid^ften feine Snerfennung beS ®otteS»
bemeifeS geigt, su gleid^er 3eit ber SReinung, ba|
eine benfenbe Bearbeitung TeneS 9RaterialS )u Sr»
fenntniffen fül^re, beren Object jenfeitS ber @rett»
gen birecter Srf al^ng liege. Sine 3dtlang f d^eint
fld^ Sodte mit ber Slbfid^t getragen }u l^ben, baS
@ebiet ber 9RoraI einer sufammenl^öngenben 9e«
arbeitung ju untermerfen, mo)u einzelne feiner
Sfreunbe il^n mieberl^olt aufgeforbert l^atten; bod^
fam eS bagu nid^t. Sie jerftreuten 9eu|erungen,
meldte bal^in einfd^Iagen, laffen fid^ nid^t leidet ju
einem miberfprud^Sfreien ©ongen oerbinben. SHe
energifd^ Sefömpfung ber ^nnal^me oon ati«
geborenen ))raftifd^en®runbfci|;en, bie übermütige
Betonung ber Berfd^iebenbeiten innerl^alb ber fitt«
lid^en Snfd^auungen ber ein}elnen Bößer, bie enge
Bejiel^ung, in meldte ®ut unb Uebel gu Sufi unb
S(|mer3 gefej^t merben, ber Sa|, ba^ bie (Srfoi^
77 Sodt. 78
omg. tBbtm fit uns über tiniiui|li(^DbRfd^äb- fpiefenbEn Senung, ber fiiien Stibcsabimg, bei
WinM Scfola ttnfntr unblutigen üele^rt, unä baS iinf ^uli^cn @runblagm beS tfieOTctifd^en Untei-
ClKti Bub Ucble etfeunen lafje, fc^thten i^ beut- nc(|t3,beT^rüdfic^tigungbeTiRbttiibueäen€igcii-
IbI Bnln bit Sertrrttr ehut relottinflif^en unb t^ümlic^Iettcn, bei SnnnicnutiQ beS eigenen feÖi'
itiQßif^ Storni juwnofifen. 91nbetroöttB aber [lunöigcii eijiuültcrS iiiib Don bcr ^4idbiiflOQi( be«
kgepet bie «nerfeinuniB tmer objettioen, in bet 18. ga^r^unbertä, inäbcjonbere na^bcm MoLifftau
Säliiiber3)in8ebegriinbetenOrmiun9,bte, weil \iä) ju i^tem 99ertiinber ßcniattit ijatte. mitSBe"
■f btn SEK&m <Botte9 juiädg^enb, ben ß^ondttr geiftening Qufgenonnnen morben.
ÖBc* BKppi^ttiibni ®e[e|tS fyA, »nb im 3u(Qin* Sn Ql)nli(^er Üöeite 6aben Sode'S tjolitift^
■a^aüe ^ininit fü^rt mic^ bie me^tfodd aitber« 3beenbur^iyennitt(uiig5fiDnle§quim'«in3ranN
lottt »e^äiiptana, baS ^ä; auf bem ©ebiele ber rei(^ unb ©eutjdjlonb SUctbrcitung gefunben. Ut-
Sonil Dutfieinatift^ gDibrnj erreit^cn lafft, gnnj fpriiiidliil) bejf idjneien fie ben t&toretiiiÖEn SIuS-
beftimmt äba Amt läA^üi) en^itnftifiJ^ iBegrün< Onid fur jenen fiuSglcit^ bei @tii>alten unb ^n
bng ^nnoni. @e^ niniig bcMebigenb ifl bte (£r- teien, bei in 1£nglanb mit ber 3J^ronbe|ieigung
Menng äbci bie g^^^eit. Sie ernöiung, ba| äBil^elma Don Citonien gui Xlfat gemorben uwt.
■Ol an Don tina giei^ beB SHenfd^en, ni^t Wit oKe älteien Statun^tSIe^m begrünbet SdÄ
Ml bcr btt SillenS itben Kmit, lä^ eine tiefeie ben Staat auf einen SBettiag unb lä||t bemfelbcn
CiMTitii0bt9$tvblRnSDemitRen; immerhin ttitt einen |laatlo|en 9)atui^ußattb uotouBge^ Stn
SoA irit <Eittf4'ttKn!^ für bie fittltd^ Sitaaü* btutlicbem @egenfa^ aber gegen ^obbefl gilt i^m
wcflii^teit bti Sleirii!^ ein. bitfcr leljteic uii^t als ein 3u[tanb bei allgemeinen
1a4 ^"ti^ ftitu €4nfl aber bie SJemünftig* Jhiege§ unb ber allgemeinen g^uitiit, fotäem oIS
fcit itec Sernunftgemä^^ beS Sl^rtßent^mfl ein 3uftanb be€ g^riebenS, bcr allgemeinen ®Iet4'
^ £odc rinen tneitrei^renbtn @influ| ouegeübt. ^eit unb greitjetC. 3n i^m gilt baS natürliche ®f
%a^^ ijt bec engfifdic SeiSmuS (f. b. %ri.), bei jet), R)e!^e4. Dan ber SBcmun(t erlonnt, bie ^anb>
•N bi^ci (nun m&^tigen Xn^| eil^elt, meit Innren bei ^iltitfd^en oibnet unb bie 99e^afung
ikt bot bnfdbp eingenommenen Stonbpunft beä Uilielt^äler^ unb griebenlbret^B Doif^reibL
tinfflOgefd^ritten; Sode felbft mar eifrig bemüljt, 3me<I beS Staates ift, S^teibcit unb Sigent^um
bn gftmboder Xolanb (f. b. ^it.) non feinen 31od- bei SBürgei ju fd^übtn unb überhaupt bie äMngel
f^ö^ a^nf^^fittdn. X)ie in^oltli^t !9erf4ieben> gu befeitigen, uel^e bie folgen ber ^^ereinjelung
l)iit|)irtfi^natädi(^enmibübeinatüili4enSSa:(li' ^nb. 3m StoatBoertrag ueifiplic^tet fid^ bei @in>
Itttn ^ barin aufgegeben, bie Schien bei Offen' jelne, fid|i ben Stfd||lüffen bei äße^r^eit gu unter-
Inmg n^ottn i^ %kßätigung bui4 bie ver> werfen, feboc^ mit ber Sinfi^iitnbmg, bog bie büi-
tnfL ^E>er SBei^, ben bte O^borung bun^ aerli^ ®efe|e nur infomtit geie^t jinb, als ^
ätfxS C^ttpnl ffti bie 9nenf(^I^ bemu^ befibt, u^ in Uebereinftimmnng mit bem natüilictien Se*
kp^t barin, ba| ti ben 3Ranotbeiemu<l flegm(^ )e|t bcftnben. 3>aB not^uenbigfle erforbenrig füt
lifUii0t. bog er imfi ein ebcnfa eoSfUit^ige« atS ein gtbei^Ii^ €taatinx|ni ip bie X^eilung bti
boOtowiimirtSRoialfQ^ unb eine onlibigeSotm ®en>alten unb bie 3uneifung Don ®efet(gebung
>ir goBctoerf ^ntnfl gribioi^t, unb bor Wum, bag unb enecutioe on gefonbeitt Xiöger. Sie eifteie
K bie Ml ba^in an unllai gta^ %u3ftd^ auf i^ bie ^b^eie unb liegt urffmingli^ bei bon SDoIt^
dl {nfettigel Seiwn nnb eine beieinftigc 3)tigeltung meldieB fie in geeigneter Sieife unb in llnteroib-
bd mka anb S6fen mit oOn ^eutlidileit Der* nung unter baB natürliche @ef eg unb bit be^e^en-
liBbd unb bdran^ bem fittlii^ £eben ben nrirl- ben Einrichtungen Don feinen ißeitretem Demxitten
fnfca Srnfmll üffbm fyd. 3n bitfem €inne lä^t. SlaB SBalf iil btgldalb aui$ bei beiufent
tfIffeSode bet«laubt, balSb^M bei Wef- Stu^ter, wenn ber 3:räger bei eEecutioe feine aRoi^t
W frt, bei oOtia uwfentlii^ SScßonbtfieli btS migbrou^t. ^ie Sebcnlen, meiere jumal biefe
C^ri^ad^uml, oOeS Uebrigc nur nebenfdi^li^tS leitete SuffteÜung »at^rufen mug, glaubt SoA
Scimif, mb jAa @lreit fibci Sinjel^eiten beB burc^ bie Semeifung bcf c^mic^tigen ju f önnen, baft
fin^O^en üo^tM nf^nt ü^m übeifliiffig unb bafi SßoH feinn Säitui nad^ bei ßr^Itung beB
MAcibli^. SJengemS^Dtilongt er in feinen SBiie- S^tebcnben gngeneigt fet ^n feiner erörtenma
fat fifer Xolcmi) XhtQmng ber berfii^iebcnen le- bcS <£igent^uma enblic^, baB ei ganj nnb gai auf
HfpSfm Cetemitntffe; mii bie %lt)ei^en nnll er bit 9Iioeit btgiflnben nill, unb bei bamtt pfam-
^lErtK« aidgef^loffra miffen nnb — ^roiftenßif^ menliangenbenDonBniirt^f^ftlic^en @runbbegriffe
fnag! — bie ffotfitdilen. tifil^nt er alB SßoiIÖufei Don 91bam @mit^. @o
3a btn .Okbantm Üb« Snieliung' mifireit 8'^' tint Ulenge Don äbeen unb Xenben^tn, tot\<i)t
' % fetm pMoioglUStt ScobadQtungcn rnib bie bit S^olgcütit mächtig bemegf b^ben unb tbeiltveife
'-*-^^ Mf imifttjcl^ ^Sbogogen mit einem no^ ticule nac^roiifen, auf Sode }urüil, aber ni^
Ml C^rtimitmue unb unDtrttnnbaier in bei ^cife, bafi ti mit f(i^apfeiif$(m®ei|it neue
_g m 6wcip|4 etmlif<^ Sitten unb ESer- Sahnen gebrochen b^tte, fonbem Jo, bog ei baS,
IHMIfe. SiR •nmbfal tun bei fititn feitnrid' wogu bit leligiüfe, polttifcbt unb fodale gntniid-
tag W aottrfi^ 3nbitiibuum) unb bit {fDr> lung bti mobemtn SQklt junäd^jl in (Snglanb bin-
■ bct SaiHBmBe ber €elb^^gleit, beS geführt ^atte, auf tincn tlaien unb titffenben %ufi-
79
Sobcnfieiin — Söl^e.
80
brud bro(i^tc — Siteratur. Lord King, The
Life of J. L., 2. ed. London 1830 ; Fox Boume,
The Life of J. L., London 1876; Campbell
Fräser, Locke, London 1890; Cousin, La
Philos. de L., 6« ed., Paris 1868; Tagart, L.'s
Writings and Philosophj, Lond. 1855 ; Webb,
The Intellectualism of L., London 1858; M.
M. Curtis, L.'s Ethical Philosophj, Leipz.
1890, imb bie befonnten SBerte jur ®efd^id^te ber
^l^ilofopl^ie. [t). ^ertling.]
(^obett^eiitt, 3obocuSt)Qn, teformirter $re«
biger, geb. }tt 2)elft am 16. gfebruar 1620, geft.
am 6. 9(uguft 1677, Sol^n be§ SürgermeifterS in
feinet ® eburtSftabt, ftubirte ju Utred^t unter Soetiu§
unb }u 9t<me!er unter SoccejuS Sl^eologie (f. b.
Sri Serben). Sr etüfemte fid^ Don ber Süd^tung
ber Saltrfniften Doi^äglid^ boburd^, ba| er nid^t
nur ein regeres geifttgeSSeben burd^p^ren fud^te,
fonbem aud^ f& ßr|altung ber ftld^er fotsie für
ajeibel^altung beS (SöIibatS rintrat. Sr f elbft blieb
aud^ unDermol^lt. Sr mar eine burd^auS emfte unb
energifd^ angelegte 9iatur; feine ®ebid^te tragen
baDon beutlid^ baS ©epräge. Sin gro|er Xf^to^
löge mar er nid^t, bafür ober mar er befto ftreb«
famer in ber ^a^. Sr prebigte eine 3^itlang
}u @Iui§ in ^Icntbem unb mürbe fpöter ju Utred^t
ongefteOt. @r mar l^öd^ft einfad^ in feinem ^uf«
treten unb feinen Sebürfniffen unb ein burd^auS
Don d^riftlid^er Siebe erfüllter 9Rann. Seine @e*
bid^te (Uitspanning beheizende stichtelijke
Liederen) mürben 1676 u. ö. gebrudft. @eine
Predikatien unb fonftige SQBede ftnbet man
DoQftönbig Derjeid^net bei Van der Aa, Biogra-
phisch Woordenboek s. v. Lodensteyn. (^gl.
Ypey, Gesch. d. syst. GodgeL n, 283 vlg. ;
$. 3. $rooft, 3obocuS Dan Sobenfte^n, Smfter-
bam 1880.) pilberbingf ai^iim.]
<$$9^ äol^ann ftonrab SBill^elm, lutl^e*
rif^er ^arrer ber 9lel^eit bem Don feinen ®Iau*
benSgenoffen mit Unred^t Hinneigung gur fatl^o«
lifd^en jhrd^e unb SSerlaffen be§ proteftantifd^en
^rincipS Dorgemorfen morben fmb, marb am
21. ^bruar 1808 }u gfurtl^ geboren. (Sr befa^
fel^r reid^e (SeifteSanlagen, bie er aber nie burd^
ein emftered @tubium auSbUbete. 2hi feiner 3u*
genb, bie er bis 1821 in ber ^eimat, bis 1826
auf bem ©^mnajium }u 9lümberg Derbrad^te, )og
il^ baS ort]§oboj;e Sutl^rtl^um mäd^tig an, meil
eS feinem in il^m liegenben S)range na$ tj^ötigem
religiöfen Seben mel^r 9lal^rung bot, als bie refor«
mirt«unirte ba^rifd^e „SonbeSfird^e''. @d^on ba«
malS bilbete ftd^ eine burd^auS fubiectiDe 9ln>
fd^auung bei i^m auS, meldte fid^ aud^ in einem
fib: bie Sugenb fonberbaren ^ang gur Sinfamfeit
äußerte. !Rad^bem er )mä Saläre gu Sriangen
3:^eoIogie ^birt l^atte, ging er 1828 gu gleid^em
Stoedfe nad^ SSerlin unb beftanb 1830 baS tl^eo«
It)gifd^e S^amen, ol^ne burd^ eine öugere Sin«
mirfung anberS beeinflußt morben gu fein, als
baß ber eine ober anbere gleid^geftnnte Selber il^
in fetner Sigcnort beftärft l^atte. 6r erl^ielt nun
in Spanten nad^ einanber untergeorbnete 9n«
fteUungen auf bem Sanbe, fär ein äal^r aud^ in
92flmberg, unb entfaltete fiberaQ eine begeifterte
Sßirffamfeit, bei meld^er il^m feine reid^n Anlagen,
fein gemaltigeS Organ unb fein unermäbeter Sif er
ein großes Snfel^enDerfd^afften. SerSl^arafterfei«
ner SBirffamfeit mar in biefer S^% ^t^ tn feinem
gangen Seben, ein burd^auS felbfterbad^ter, burd^
feine frembe Srfal^rung gefd^ulter. Seine ^rebig«
ten bauerten brei unb Dier @tunben unb moren
gum großen Xf^ü nur mit „mtvcf^bvt freimütig«
gem'' %cibtl beftel^enber Snfd^ungen unb Dor«
fommenber @finben ausgefüllt; babei rid^tete er
eine Siturgie gang nad^ eigenem Srmeffen ein, bei
meld^er „aSlt ftünfte gur Srl^ebung beS innem
SRenfd^en mitmirfen mußten". @o gog er freilid^
Diele Seute auS bem fßoltt an, mad^te ftd^ aber ben
^fanem, bei meldten er Dicarirte, unb ben Seitem
ber ba^rif d^en proteftantif d^en SanbeSfird^e f ebr miß«
liebig unb mußte enblid^ fel^r gegen feinen SBiSen
eine unbebeutenbe ^farrftdle gu 9leuenbetteISau
bei SnSbad^ annel^men. $ier blieb er fortan, ba
feine Diermalige Semerbung um anbere ©teilen
jfeinen Srf olg b^tte, bis gu feinem Xobe utü> ent*
faltete eine SBirffamfeit, meldte fid^ meit über bie
®rengen Sa^emS btnauS erftredEte. Seine O))))0'
fition gegen bie SanbeSürd^e fe^te er fort; er
moQte Don aller SeDormunbung fi^i unb meber im
®Iauben nod^ im fird^Iid^en Seben burd^ irgenb
eine öußere 9lorm gebunben fein. 3)abei geigte er
fid^ aber in feinen Uebe^eugungen mie in feinen
gforberungen fo fd^manfenb, baß eS fd^mer ift, gu
fagen, maS er eigentlid^ glaubte unb moQte. Sie
il^m fo oft gur Saft gelegte ^romamflrenbe" Jen-
beug beftanb in ber unHoren Seigre Don einer ftd^t«
baren ftird^e, gu meld^er aQe mit il^m ®Ieid^
geftnnten gepren f oQten, in ber^erDorl^ebungber
^benbmal^lsfeier Dor ber $rebigt unb in ber iBe*
tonung ber übematürlid^en @enbnng, mdd^e bie
orbinirten ©eiftlid^en befößen. Siefe Senbemen
mürben befonberS burd^ feinen ®egenfa| gu oer
ffiid^em'fd^en „Snnem SKiffion" beftörft, in mel«
d^er ber Unterfd^ieb gmifd^en SIeruS unb Saien
gang aufgel^oben imb baS „allgemeine ^riefter«
ti^um'' gu feiner DoEften Entfaltung gebrad^t mer«
ben fo&te. ßS lößt ftd^ nid^t Derfennen, baß aud^
l^ier feinSSerlangen nad^ eigenartiger SBirffamfeit,
meld^eS bei ber ©leid^fteOung Don ©eiftlid^ unb
Saien nid^t befriebigt merben fonnte, bie Zrieb«
feber blieb, ^em 99eftreben, feiner gemaltigen
$erf5nlid^feit ben mirffamen Sinbrudt gu fid^,
barf man ebenfalls feine Vorliebe für fatbolifd^e
&inri(^ttngen gufd^reiben: fo bie Sinfül^rung ber
freien, nid^t formulirten ^riDatbeid^t, für meldte
er einen „93eid^tunterrid^t" [d^rieb, unb bieffranfen«
Ölung. Sie 9lad^al^mung oer f atl^olifd^n Siturgie
aber entfprang, mie feine SeDoi^ugung beS W>tvi>'
mablS, aus bem 99ebürfniß eines gur Snbad^t ge«
ftimmten ^eqcnS, bem feine ffird^e mit ibten Sin«
rid^tungen feine 92abrung bot. 2)enn baß S^b^
mirflid^ ein übematürlid^eS Seben gu fül^ren be«
81
Soen.
82
Psttt tDor, famt nid^t begtDeifelt toetben, n>enn
0»^ (tnfU^tlüi^ femer ©dbetderl^örungen, feiner
ffnmfen^eüitngen , feiner ZeufelSauStreibungen
I. bgL Me l^fbrif d^e ttxM am $Ia| ift. Sei fol-
gen ticfg^^cnben Sbioeid^ngen um bei bem be*
waitm 9Biberficmb gegen bie fird^Iid^e SSertoal*
tmig rau^ £ö^ ber Sebanle an ben SLuStritt
flBfi ba SmtbeSfird^ naf^ genug liegen; allein }u
bk|cn &l^ritt fomtte er fi^ nie entfd^Iie^en, ob*
ao^ bt€ @ttfi)mifion il^m mieberl^olt angebrol^t
nb bei ber SEBeigenmg, eine ®ef (i^iebene gu trauen
ober i^ aitd^ nur bie S)imifforialien ou^sufteEen,
Mffic^ aber \fyn t)er]^öngt umrbe. S^ 9^e tarn
Hüft fi^Iie|Ii^ nur, inbem er ftd^ gan} einer
teftem Z^äi^eit mibmete, meldte x^m für ))nnci*
t^t erdrtenmgen feine 3eit Ke|. @d^on 1840
fißtti er angefangen, ^rebiger für bie in Slorb-
onenEa lebenben ^rotejknten beutfd^er S^ntge
^enni|ttbilben. 2)utd^ feine IBemfil^ungen entftan«
benin SRijfouri, inüIHd^iganunb in ^otoa felbftön«
btge iiroteflantifd^ 9kreinigungen, f omie in 9{euen«
bettefikm smei f^ne SRiffiondl^ufer jur ^u8«
bäbang ber für 9torbanterila beftUnmten $rebiger.
3» 3. 1849 rief er im ®egenfa| gu SBid^em eine
fciaen SUifd^ouungen entf))re(i^nbe ©efeUfd^aft für
innere Sttfftim in'8 Seben, tDeld^e ben genannten
Ußiem VtMor^md ebenfaQS in il^ren SlrbeitS«
beiS oi^nal^m. 3nt 3. 1853 grünbete er bann
einen ,,93erein für tt)eiblid^ Siaconie'^ meld^er
•SdDedbtng unb Silbung bed @inne3 für ben
Sicnß ber leibenben 9Renfd^l^it in ber lutl^eri*
f^n 9et)oIferung So^emS, namentlid^ in bem
tteibli^ Z^e berfelben", bemirfen foOte. 913
gnu^ oon biefer SBirffamfeit fonnte in bleuen*
bdtelikm 1854 eine 3)iaconif[enan{iaIt eröffnet
ttrben, totld^ ben @runb gu einer auSgebel^nten
nb blä^enben @enof[enf d^ft legte. 2)er @tamm«
fi| bcrfdben ijl }u einem ^omple; Don mel^r afö
mn^igSebdubenauf meit ouSgebel^ntem eigenen
9cfi| angdxxii^fen, unb unter ben mel^r als fünf-
p% ä^id^ ®enoffenfd^ften ber $rote{tanten
nnmt bie ton SleuenbettelSau an So^^^ bie britte
&dk ein. 3e|t 1^ fid^ Söl^e einen JheiS ge«
j^offen, in bem er gang tm^ eigenen ^nfd^ouungen
Rgiacn unb ®ottedbienft l^alten fonnte, fo ba|
er fid^ in feiner SBirffamfeit befriebigt f ül^Ite. SDa«
icibc^idien feine ^ßrebid^^ <ine groge^nsiel^ungS«
fmft fnr Xutoörtige, unb er fonnte aUmüIig bie
IßciMitfedforge auf Xoufenbe auSbel^nen, mel^e
Ml wd^ tnib fem gu ii^m f amen, um in geijtlid^en
lifiegen femenSati^ eingul^olen. %xi^ burd^ fd^tift«
fkflo^il^ Zl^ätigfeü entfattete er eine gro^e SBirf*
\mtaL €ett ben erften Zradaten, meldte er nod^
oli Sicor DerdffentHd^te, unb ben ;,@ieben ^re*
Mglm* (1836) erfd^en toof^l 60 größere unb
Schriften Hon ibm, U)e(d^ freüid^ für fein
Pen wa einer Uebergeugung gur anbem
SoKife genug liefern. %n meiften gelefen tt)urbe
fne fttn^ienpofttne, bie feit 1848 in fünf «uf«
liBBi cri^tencn iß; am meiften Süffelten mad^ten
fne ^9M 9M^ ton ber R\x^\ 2. «ufl.
Stuttgart 1845, morin meber eine lutl^erifd^e nod^
eine fatl^olifd^e, fonbem eine Söl^e'fd^e atteinfelig«
mad^enbe ffird^e geleiert mirb, fomie bie ^SRofcn«
monate l^eiliger grauen", ebb. 1860, unb baS
^aKmrt^roIogium", ebb. 1863. Söl^e war nämli^
Derftönbig genug, eingufel^en, ba^ baS o))fertt)iaige
Seben, toel^e« er t)on feinen ©iaconiffen f orberte,
ol^ne innere ^{al^rung nid^t beftel^en fonnte, unb
ba feine Aird^e il^m l^iergu bie auSreid^enben SRittel
nid^t bot, mugte er bei ber fatl^olifd^en SScefe %n«
(eilten mad^en unb namentlid^ bie l^eiligen t$frauen
unb Jungfrauen al§ 93orbiIber auffteQen. Sie
1^1. ^erluca marb babei gu „einer 2)iaconifftn au8
bem 12. äal^rl^unbert''. ©erabe bie le^tgenannten
@d^riften nun, in meldten er fid^ gu fatl^olifd^en
®Iauben§Ie]^ren unb Uebungen gu befennen fd^eint,
geigen am beften, mie meit er t)on ber Aird^e felbft
fem blieb. Sö^e mar thtn im DoQen @inne beS
9Borte§ ^roteftant, infofem er überaQ nur eigener
Eingebung folgte unb aud^ bem, maS er auS ber
fatl^olifd^mihrd^e ftd^ aneignete, bm Stempel ber
eigenm @ubiectit)itat aufbrüdfte; bieg ftanb gu
ber Untermerfung unter bie ^uctoritöt, meldte baS
SBefen ber fatl^olifd^en jhrd^e bilbet, in gu fd^reien«
bem ®eaenfa^, afö bag bie ^enlid^feit beS fatl^o*
Ufd^en ©loubenS il^m l^ätte aufleud^tm fonnen.
Sud^ fein „99üd^Iein t)on ber meiblid^m Sinfalt'',
eine Sc^Iagmorte für bie 2)iaconiffen: „©el^or«
am, Slrmut, ffeufd^l^eit, Sfn^fw^Bfcit", fmb öon
atl^olifd^en Slnfd^auungen fo meit entfernt, bog
man il^m fein @eftönbnig auli einer 3sit/ ba man
feinm Uebertritt gur fatl^oUfd^en jhrd^e ermartete,
fd^on glauben fann: „tiä) l^abe feinen Umgang
mit 9lömifd^»Jlat^oIifd^en, id^ l^abe nie einer il^rer
Seigren beigeftimmt, id^ bin gar fein Slnl^anger bed
^ßopiSmug, id^ l^abe feine eingige r5mifd^>fat]^o*
lifd^e SSefonberl^eit gu ber meinigen gemad^t, id^
l^nge mie el^ebem an ben f^mbolifd^en Sö^en unb
Sel^rm ber lutl^erifd^en jhrd^.'' Söl^e. ftarb nad^
jal^relanger angeftrengter Sl^ötigfeit am 2. Januar
1872. @ein 93i[b mag als SemeiS bafür gelten,
bag Alarl^eit im ßrfennm unb im ^anbeln nur
unter ber Srgiel^ung ber fatl^oUfd^en ^rd^e gebeult,
unb bog au(| bie ebelften Seftrebungen burd^ ben
@ubiectiDigmu§, meldten ber ^roteftantiSmuS al§
55rincip HiingeftcIIt f^ai, irregeleitet merben muffen,
fiö^e^g 2)iaconiffmmei^ l^at bm Stifter bis l^eute
überlebt unb mad^t feinem organifatorifd^en Xa«
lent alle gl^re; f. ob. HI, 1683. OBgl. ^\\iox.'
poUt. 831. XXXV, 454 ; LXXm, 361 ; LXXX,
767 ; ©einger, SBiD^elm Söl^e'S Sebm, 2 93be.,
9lümb. 1873—1880; ©täpn, 3lrt. Söl^e in
©ergogS S«eal«gnct)n. Vni; ®erf., Söl^e, 3:1^0.
mafiuS, §arle&, Scipgig 1886.) [Äaulm.]
(|4ieit, Jol^ann STZid^ael D., ein für bie Union
ber üerf^iebenm Konfeffionen tl^ätiger ©d^rift«
fleller, geb. gu gfwtiffurt a. 2R. 1694, geft. 1776
als preugifd^er ©e^eimeratl^ unb jfammer» unb
SRegiemngSpröfibent gu Singen in ^annoDer, trat,
nad^bem er fd^on frül^er TOel^rereS gefd^eben, im
3. 1724 als ©d^ftftcDcr über bie SReügion auf.
83
Sdfd^er.
84
inbem er unter bem ftngirten 3lamtn @ottloi Don
Sfriebenl^eim „Seit eoangelifd^en S^riebenStempel
nad^ ber Slrt ber erften fKrd^e'' l^erauSgab unb
bie[em99ud^ im 3. 1725 eine anbere @d^rift nad^
fenoete: ^^^dd^ftbebenfltd^eUrfad^en, toarumSutl^e'
rifd^e unb Sleformirte in fjfrieb unb (Sinigfeit }u*
fammenl^alten unb einerlei @otte§bienft ))flegen
f oHen" . 9lad^ einer langen 5pauf e erf d^ien im 3. 1 748
eine Sbl^onblung öl^nlid^en Snl^ItS über bie „SSer«
einigung ber $roteftanten''^ morin er }eigte, tüie
leidet eine fold^e SSereinigung toäxt, menn bie
Sontrot>erf en obgef^afft würben. S)iefe unb anbere
tl^eologifd^e^ moralifd^e, politifd^e unb öl^nlid^e Suf«
fö|e finb in eine jmeifad^e Sammlung feiner flei*
nen @d^riften Dom 3a]^re 1749 unb 1751 ein»
gerüdt morben. 9ber feine Don feinen biSl^er er-
fd^ienenen Sd^riften erregte fo Diel ^uffel^en al8
bie, meldte er 1750 l^erauSgab: ,, Sinnig malere
Steligion, allgemein in il^ren @runbfö^en^ Der*
teinet burd^ bie 3^n!ereien ber Sd^riftgelel^rten,
gertl^eilet in aUer^onb @ecten. Dereiniget in Sl^rifto '' .
2ht biefem merlbürbigen Sud^e glaubt Soen auf
ben Zrümmem aEer pofttiD-d^riftlid^n 99e!ennt>
niffe bie einsig UKil^e Steligion Sl^rifti aufrid^ten
}u !5nnen, bei todä^tt ed nur auf baS ® ebot ßl^rifti
Don ber Siebe ®otte3 unb beS 9iöd^ften anfomme^
unb beren ® laubenSinl^alt aQe Demünf tigen SJten«
fd^, oud^ bie einföltigften unb fd^tt)ad^ftnnigften,
anjunel^men DermögetU) finb. t$für biefe einjig
xoal^Tt äleligion geuge aud^ bie ©efd^id^te, ba bie
@runbn)a]^^eiten ber ^Religion ju aQen Qtüm
biefelben gemefen feien, unb bie natürlid^e Sleli*
gbn felbft bei ben l^eibnifd^en SBeifen mit ber ge*
offenbarten übereinftimme. dagegen l^abe man
reilid^ Dor 3(iten bie Sleligion in öugerlid^ed ®e«
präd^ unb Serimonientt)efen Derfe^t; aud^ bie %e«
bmuttoren ]^&tten mel^r il^re eigenen ^Reinungen
afö ben ®runb beS (SlaubenS Dertl^eibigt, m^»
fyilb feit il^ren Seiten bie geiftlid^e 3<inf« unb
S)i3|)utirfu(^t auf gelommen fei, unb aud^ ie|t f e^e
man bie Steligion mel^r in'S ®t^m unb bisputire
barüber nad^ ber Jhinft. %Qein ungead^tet aQer
biefer S)ifferengen im Slugermefentlid^en ftimmten
bod^ alle Sll^riften im ®runb beS ©laubenS über«
ein, »eil fie alle bie l^eißge @d^rift annöl^men unb
fie nur Derf d^ieben£[id^ auflegten ; bal^er fei benn
aud^ eine SJereinigung aller Derfd^iebenen d^rift«
lid^en @ecten balb gefd^l^en: fobatt) man erlläre,
ba| man fid^ an Sl^riftuS unb fein SBort l^al-
ttn tooOe, fei man einig. 93on ben ©eiftlid^en fei
aber biefe ^Bereinigung ni^t )u l^offen, ba biefe
für il^re f^nAolif d^en Sudler unb bef onberen Sel^r-
fö|e fömpfen, fonbem bie^ fei bad SBerf einer
n)eifen Slegierung, meld^ biefe Aufgabe aud^ ol^ne
3usiel^ung ber (Seifüid^en löfen fdnne, ^umal ba
bie Sl^Iogie j[e|t eine aDgemeine 9Bif[enf d^aft ge*
n)orben fei. 2fm Sufammenl^ang mitbiefen ®runb«
Sä^ mad^t bamt Soen Derfd^iebene SSorfd^Iöge für
»ie Sinrid^tung bed ftird^enmefenS ber Dereinigten
JKrd^e, Steinigung ber 99ibel Don ben Dielen 2)rud[-
unb Ueberfe|ung9f erlern, Verbot aller Sontro«
Derfen, fur^e S^mbola mit SuSlaffung aQer fbei«
tigen fünfte, Sefd^önfung ber Sierimonien ; Dor
ber ^anb !önne man bie JHnbertaufe no4 bei»
bebalten, bagegen fei ba§ Sbenbmal^l, als Dor»
aüglid^fler ® egenftanb ewiger 3an!ereien, auS bem
öffentlid^en ®otte§bienfte auf f o lange au3)ulaff en,
bis man fid^ l^ierüber geeinigt l^be; bie ffird^
jud^t fei nad^ bem aJlufter ber erften ffirdje 1^-
guftellen, tt)obei aber bemerft mirb, man l^abe fie
mit Siedet ber meltlid^enObrigfeit überlaffen, »etl
bie ®eiftlid^!eit il^ren Sif er nid^t )u mö|igen tt)iffe
unb ol^nel^in fein äted^t ^u escommuniciren l^be,
mie aud^ bie ffird^engud^t bauptfäd^lid^ bie @eifU
lid^feit felbft betreffe. 9n ben ^roteftonten tabett
es Soen fel^r, bag fte bie bolzen geiftlid^ StonbeS«
würben aufgel^oben bitten, inbem baburd^ baS
Sel^ramt ganj Deröd^tlid^ geworben fei ; man muffe
biefelben toieber einfül^ren, bamit aud^ Domel^me,
beffer er}ogene ^erfonen bem geiftli^en @tanbe
ftd^ guwenbeten; j[a man fbnne, fo wie jur Seitung
ber gemeinen Slerifei SSifd^öfe unb ^rdlaten, fo
aud^ felbft einen ^ßopft ober oberften Sifd^of fid^
gefallen laffen unb i|n ben @tattbalter £b^fti,
ben 9tad^f olger $etri unb baS fid^tbare Qavipi ber
ffird^e nennen, nur muffe immer bie ge^id^
9Ra(^t ber weltlid^en unterworfen bleiben. S)ie
neuen 99ifd^5fe unb ^ölaten follten aber nid^t in
ben Sl^eftanb treten bürf en ; überl^aupt bobe man
nid^t wo^lgetban, bei ben !ßroteftanten ollen ®eift«
lid^en obne Unterfd^ieb bie ^e }u erlauben. Cbenfo
wenig biSigt eS Soen, ba| man bie jlldfier ind-
gefammt, fktt fie ju ref ormiren, abgef d^afft l^be ;
er f dalagt bal^er mand^erlei ®attungen Don Stlb*
ftem Dor : f old^e, worin fromme Seute allein ber
Sleligion leben fönnten; fold^e, worin Domebme
bejahrte $erfonen Don 9krbienft ben Sleft il^rer
Zage }ubringen fönnten; wieber anbere gur f8tf>
pßegung ber Srmen unb ffranfen ober jur Uebung
ber ®aftfrei]^eit an Orten, wo feine Verbergen
unb ®aft]^5fe angelegt werben fönnten; enblid^
aud^ ftlöfter jur Unterweifung ber 3ugenb. @o
fel^r ber religiöfe ^nbifferentiSmuS im proteftan«
tifd^en 2)eutfd^lanb }u SoenS 3^it fd^on um ftd^
gegriffen botte, fo fonnte bamalS bod^ nod^ nid^t
SoenS UnionSproject realifirt werben; erft im fol«
genben Sabrl^unbert würbe eS SDhifter unb 93or»
arbeit für bie eDangelifd^en unirten SanbeSfird^en.
(35gl. fjf. 338. ffraft, Sieue tl^eolog. »ibliot^ef V,
Seips. 1750, 471 ff.: ©d^rödfb, ft.«®efd^. feU ber
Slef orm. vm, 354 ff.) [Sd&röbL]
<4Uf(((er,5Weilutberifd^e3:i^logen. 1. Aafpar
würbe am 8. Slai 1636 gu SSSerba im Soigtlanbe
geboren, begog mit 20 Salären bieSifabemie Seip»
gig unb mad^te l^ier unter bürftigen Umftünben
feine @tubien mit gutem^rfolge. 9lod^ im 3. 1660
warb er ÜRagifter, 1662 SaccalareuS, 1668 Si«
centiat ber Sinologie unb @uperintenbent gu @ott«
berSl^aufen. 2lm 3. 1674 erhielt er guSeipsig bie
Sodorwürbe unb 1676 }u Srfurt baS ^orat
an ber ^rebigerfird^ nebft ber Snfpection an
bem ®9mnaftttm, 1679 bie @uperintenbentur )u
85
Sötoen.
86
^BÜäaiL Snblid^ fönt er 1687 ofö ©enerolfuper«
iatenbent imb $rofeffot ber %f)to\o%\t nad^ äßit*
kaberg imb fkrb l^ier al3 Professor primarius,
6eiiiot ber Sfobemie unb bed SonftftotiumS^ $a-
fbr an ber @t SRarienlird^e unb ©eneraljuper»
vtabcnt bed föd^ftid^n JhirfreifeS am 11. 2hili
1718. 3Sie er in ben (netiftifd^en unb terminijli-
^rn @treitigteUen fetner 3eit eine 9toQe fpielte,
f» lic^ er att$ bod lUerarifd^e ®ebiet nid^t unan«
tfSbaai; er fd^rieb fel^r triele Hbl^nblungen t)on
iert^tctoiein , meifi tl^Iogifd^em Snl^alt, bte
Botürli^ |e|t nur untergeorbneten SSertl^ l^aben.
(Sgl ttnf d^ulbige 3laäfnS)kn Don alten utü> neuen
6Q4m ffitf bad 3al^r 1719 [Seipjigl 387 ff.;
1720, 842 ff.)
2. Salentin Srnfl, @o]§n beS (genannten,
Mibe am 29.S)ecember 1673 }u@onber§]^aufen
gebore«. Sr genog eine trefflid()e Srjiel^ung, ftu«
böte fi^dter auSOBittenberg, »urbe l^ier aud^ 1692
JBlagi^ unb 1695^ nad^bem er ftd^ in5tt)i{d^en
PL fdatt iDcitem VuSbilbung nod^ eine ß^itlang
m 3(na aufgel^alten^ Sbjiunct ber p]^Iofo))]^t»
Mm S^cultöt 3m 3. 1698 tourbe er $aftor
nb euperintenbent )u Jüterbog!, 1700 S)octor
kr Z^e^ogie ^ Wittenbergs 1702 Superinten«
bmt in S>eli|fd^s 1707 ^rofeffor ber Zl^eotogie
PL Stttenberg mtb enblid^ 1709 Superintenbent
ii S)re<bcii, UK) er am 12. fjfebruar 1749 ftarb.
Sie ^eologifd^ Seitfd^rift^ betitelt „SIte§ unb
Smtf aus bem @d^|e ber tl^ologifd^en äßiffen-
{^oflot', fpftter «UnfdQulbige 9lad^d^ten ton alita
nb nam lVi>^f<^ Qaö^, fdüä^ttn, Urfun«
bm a. f. ».', imtcbe t)on il^m 1 701 gegrünbet. SBie
er in btefe 3^4nft knele arbeiten lieferte, fo er«
McS er ^c^ au4 fonft aI8 frud^tbarer Sd^ftfteller,
latte der babei mand^ Strauß 5U befleißen fo-
«0^ mit fotl^olifil^ ald reformtrten unb felbft
M9tn\äftn €dMfifieIIem unb Zl^eologen. 99e«
finbcxi feefSmpHe er alle Don ben $teti{ien l^er-
n^mibew Sd^nften auf eine \tfyc l^eftige SBeif e unb
Krior bcdmrd^ \üft an Snfel^ bei ben ^tjfrom«
■m'^ memt er gleid^ auf ein tl^ötiged Sl^riften«
f^mn mit aHer Sntfd^iebenl^eit brang unb eine
Slcnge oicetifc^ €<i^ften abfaßte. Son feinen
»ieiei Scrfen foDen nur f olgenbe angefül^rt tott»
bm: ^tP0rieb!e8r5mifd^^urenregimentS,Seip'
M 1704; (SM^e @erid|)te ®otted über bad
^op^^mn, 8etp)ig 1706, wogegen fid^ bie PP.
Anmfe tnb 9lmi^b eri^oben; De causis lin-
gHMEbrmeaa, lips. 1706, eine t>erftdnbige 9e*
tMiMiiiig ber 9i^ge nad^ bem SBertl^ bed altteßa*
Urtq^teS; SoQfiönbiger Zimotl^euS SSe»
ober 3)ar^ung ber SSMrl^it unb bed
9ri^eni in bm bidl^engen pietiftifd^ Streitig«
käa. 2 X^Ie., IBittenberg 1718-1726. (SBgl.
Bmnriamm iheologiaa ezegeticae, Witemb.
1719: 9ongin^, ^onbbud^ ber allg. Sitterargefd^.
m, ^Brid^ 1790, 835; gful^ann, ^anbwörter-
Mkr fJ^rifU. SMigimid- unb ft.-®efd^. n, ^aOe
ltt7, 675; SHeftel, @efd^. bed 9. 2:. in ber
ML tM^ 3entt 1869, 799.) [@d^öbl.]
<4Uiliett, eine alte @tabt ber belgifd^en ^roDinj
95rabant unb frül^er bie ftauptfiobt berfelben, fyit
feit 3al&r^unberten il^re Sebeutung burd^ bie bor«
tige Uniöerfität, tteld^e in vergangener 3cit als ein
SWittelpunlt fat^olifd&er äBiffenfd^oft unb »ilbung
Don l^eröonagenber SBid^tigfeit »or, in unferen
Sagen aber unter öeränbertcn Umftänben für Sei«
gien unb bie SWeberlanbe Don l^öd^ftem ginftuffe
ift. S)ie @tabt bUbete ftd^ aUmälig feit bem
8. So^irl^unbert; fle würbe in ber golgegeit be«
feftigt, unb im 13. Sa^rl^unbert lebte borin eine
gol^lreid^e 8et)öl!erung öon 40 000—50 000 ein«
wol^nem, bie befonberS burd^ Sud^bereitung unb
%vjSfyanM )u großem SBol^Iftanbe famen. 3m
f olgenben Sa^rl^unbert t>erIor Sdtoen als ^anbels«
ftabt feine SBebeutung ; infolge innerer ßwiltigf eiten
ging bie Zud^fabrifation ein, unb bie jal^Ireid^en
Arbeiter fud^ten unb fanben in Snglanb für $an«
bei unb 3nbuftrie einen beffem SSoben. 2)ie Sr«
rid^tung ber UniDerfltät im jmeiten S>ecennium
beS 15. 3a]^]^unbert8 gab inbe| ber @tabt eine
triel größere äBid^tigfeit.
L ffiie ältere Uniüerfität (1425—1797).
^\&)tt toaxtn in ben 9{ieberlanben, obgleid^ bie
^roDinjen bed Sanbed eine gal^lreid^e 99et)5l!erung
litten, feine öffentlid^en Snflalten für ben l^öl^e«
reu Unterrid^t. 2ht ben Alöftem unb befonberS in
ben SongregationSl^öufem ber Srüber t)om ge«
meinfd^aftli^en Seben gab eS aSerbingS @d^ulen,
auf meldten man eine geioiffe l^öl^ere Silbung er«
»erben tonnte; inbeffen bieienigen, meldte auS«
gebel^nte @tubien mad^en teoQten, pflegten in bie
9lad^barlönber ^u gelten, unb befonberS waren ed
bie blül^enben ^od^fd^ulen Don JFöln unb $ari8,
bie Don ben Belgiern befud^t würben. ®a fa|te
3o^ann IV., ^er}og Don 93rabant, bem gugleid^
nod| meistere anbere ^ßroDinjen untertl^an waren,
ben Sntfd^lu^, in feinem eigenen Sanbe eine
^od^fd^le 5U errid^ten, weld^e fid^ ben beiben ge«
nannten UniDerfitoten würbig an bie Seite fteUen
fönnte. «IS @iif ber UniDerfitöt wöl^lte er S5wen,
weld^eS bamalS in ber S)i5cefe Süttid^ lag. 2)iefe
@tabt war gang geeignet, ein @i| ber äBiffen«
fd^aften }u werben. @ie war Don anfel^nlid^er
®rö^e unb }ö]^lte fd^öne ®eböube; man l^offte
aud^, ba^ ber 3ufluf Don Stubirenben il^r für
ben 92iebergang beS ^onbelS unb ber Snbufhie
einen ßrfa^ bieten würbe. 3ubem empfal^l fid^
bie @tabt burd^ eine gefunbe Sage, wie ^uftuS
SipftuS in feinem Loyanium (3, 1) mit 9ted^t
l^erDorl^ebt. Sol^ann IV. wanbte jld^ alfo an ben
l^eiligen Stul^l, um gur Srnd^tung einer UniDer«
fitöt bie ©enel^migung )u erlangen, unb aud^ bie
@tabt fanbte m^ S^m eine 6^efanbtfd^aft, an
bereu @pi|^e ber Sd^olafier ber @t. ^eterSfird^e
SU S5wen SBil^elm 9ieef8 (®uilelmud StepotiS)
ftanb. 2)er fianbeSl^en unb bie @tabt Derpßid^«
teten fid^, für bie nöt^igen ©eböulid^feiten Sorge
gu tragen, bie jlofien bed Unterl^alteS Don ^o«
fefforen }u fidlem unb aud^ bie fonftigen üblid^en
^riDilegien berllniDerfitötsujuwenben. TOartin V.,
87
Samen.
88
bem bringenben ® efuci^e be§ ^erjogS unb ber Stobt
toiUfal^renb^ gab unterm 9. 2)ecemBer 1425 jur
(Sntd^tung betUniDerfttät feine Shtnnlltgung. 3n
bem betreffenben fßxtot mürbe bie Srmäd^tigung
ert^eilt, in Sömen bie gf^^cultaten bed tRed^tS, ber
9Rebicin unb ber freien Jhinfte (^l^ilofopl^ie), mie
fte auf ben anberen Unit)erfitäten fd^on beftanben,
!u erri(i^ten. Sie t$fctcultät ber X^tolo^it mar in«
»effen ausgenommen, unb man fonnte bie pöpft«
lid^e SinmiUigung ^u il^rer Srrid^tung nid^t fof ort
erl^alten; ber ^uffd^uB foQte mol^I ba^u bienen,
bie SuSfül^rung ber gefteOten SBebingungen ju
fidlem. Siefeiben mürben benn aud^ balbigfi er«
füEt. S)ie l^auptfäd^Iid^fte mar, ba^ bem Stector
imb ber Unit)erfttät DoQftanbige SuriSbiction über
baS fie]^r))erfonaI, bie @tubirenben unb bie 9e«
bienfteten ber neuen ^od^fd^ule eingeräumt mürbe.
@obaIb bal^er bie Sominiftration ber Unit>erfiiöt
eingerid^tet mar, übertrugen bie ©tabt, ber $ropft,
ber 2)e(^ant unb baS Sa])itel ber So&egiatfir^e
Don @t. ^eter, fomie aud^ C^erjog Sol^ann, il^re
3uri§biction auf bie Uniöei^ttät. S)ie feierlid^e
Snauguration berfelben fanb unter großem @e*
|)rönge in ©egenmart Dieler @blen unb $rälaten
am 7. September 1426 fiatt; bie afabemifd^enSSor«
lefungen nal^men inbe| erfi am 2. October beS«
felben ^al^reS il^ren Anfang. Ser 9}tagiftrat l^atte
für bie UniDerfUöt baS ftattlid^e ©eböube ber
^a&en eingeröumt, meld^eS frül^er befonberg ben
Xud^fabrifanten (M ÜRaga^in unb ißerfaufS^Ia^
gebient l^atte. 3um erften 9tector mürbe ®uilel>
muS 9le^oti8, SaccalareuS im ftird^enred^t unb
@d^oIafter ton @t. $eter, gemdl^It. 2)er Ißapjl
l^atte il^n fd^on für fed^S Saläre ju biefer Sßürbe
ernannt, aJDlein er Derjid^tete auf fein 3it(i^i unb
überlief bie SBa^iI ben $rofefforen unter ber SBe«
bingung, ba^ man il^n menigftenS für lurse 3^it
}um Rector magnificus mö|le, ma3 benn aud^
gef d^al^. 2)er tRector ber UniDerfttät marb SlnfangS
ber Steil^e nad^ au3 ben t>erfd^ebenen ^^^cultäten
aDe brei SWonate ermäl^It; feit 1476 inbefe fanb
l^albjöl^riger SBed^fel fiatt. Sl^m unb bem @enat
mar ba§ Regiment anvertraut. Slu^er bem Slector
l^atte bie Unioerfttöt einen SonferDator ber $rit>i>
legien imb einen jfan}ler, gemö^nUd^ ben ^ropft
ber SoHegiatfird^e @t. $eter; festerer mürbe Dom
$a])fte auctoriftrt unb Derliel^ in pöpftlid^er SSoH«
mad^t bie atabemifd^en @rabe. Sie ^acultöt ber
Sl^eologie, meldte in ber infolge ber ^od^fd^ule Don
Sömen einen fold^en ©lang Derlief , marb fünf
Saläre nad^ Eröffnung ber UniDerfitöt ben übrigen
t$facultöten l^ingugefügt. ^ergog ^l^ilip)) ber ®ute
Don93urgunb, meld^er bem früf Derfd^iebenen 3o«
l^ann IV. 1427 in ber ^Regierung SSrabantS ge«
folgt mar, bat ^apft ßugen IV., ba§ SBer! feines
SSorgöngerS )u DoSenben, unb bie pöpftlid^e Son-
ftitution, meldte }ur Srrid^tung ber t^eologifd^en
f$facultöt ermöd^tigte, mürbe im 3. 1431 am
7. SJlör), bem Sf^fttage be§ 1^1. X^oma^ Don %quin,
ausgefertigt. Ser 1^1. 3:^omaS marb Don ba an
ber S^atton ber neu errid^teten Qfacultöt. tSvix bie
innere Organifation ber UniDerfitöt mar eS Don
Sebeutung, ba| mit berfelben Don Einfang an Der«
f d^iebene SoHegien Derbunben mürben. 3n einigen
berfelben befanben ftd^ bie Sel^rftül^le für $]^Uo-
f opl^ie unb ©prad^en ; befonberS mar eS aber i^re
S3eftimmung, ben @tubirenben einen Sufentl^
jn liefern, fie Dor ber SInftedtung eine« friDoIen
SBeltlebenS }u bemal^ren unb fte }u eifriger 9e-
nu^ung ber 3^it toeld^e fte an ber UniDerfttöt }u«
brad^ten, angul^alten. Sefonbere Srmöl^mmg Der-
bient l^ier baS gro^e Collegimn Spiritus Sancti
ür Sl^eologen, mcId^cS im 3. 1442 gegrünbct mar,
omie baS, meld^eS Don feinem Stifter ben Flamin
Holläge du Pape ober Collage d'Adrien VI
trögt, ^abrian begann ben 99au, als er nod^
}u Sömen Sed^ant Don @t. $eter mar. 42 ber-
artige SoHegien mürben im Saufe ber 3eit mit ber
to^fd^ule Derbunben. Sie UniDerfttöt toie bie
oEegien erl^ielten burd^ il^re ©rünber reid^Iid^e
gfunbationen, unb mit ber 3^t mürben biefelben
burd^ Dielfad^e ©oben Don Sßol^Itl^ötem nod^ Der-
mel^rt. 9lad^ bem Sendete, ber im 3. 1786 ber
9tegterung eingereid^t mürbe, litten bie SoQegien
bamalS pfammen iol^rlid^ über etma 160000
©ulben Stipenbien }U Derfügen; baju tarnen nod^
51 000 ©ulben für Stipenbien, meld^ nid^t an
ein beftimmteS 6^oDeg gebunben maren unb be|«
l^alb bourses volantes genannt mürben. Sie
jiäliirlid^en Sinlünfte ber UniDerfitöt mürben auf
1 400 000 gfranfen bered^net. „ jfeine ^od^f d^
in ber gangen SBelt", fagt be $rabt (Les quatre
Concordats I, 145), „l^atte eine Sotation, bie
ber gleid^fam, meldte ^rdmmigfeit unb SBiffenfd^ft
biefer UniDerfitöt geftd^ert l^atte."
Sie UniDerfitöt gelangte, befonberS burd^ tl^re
tl^eologif d^e gfacultöt, balb }u großem Snf el^en ;
eine ^eil^e berühmter ^rofefforen Derliel^en il^r
einen nid^t geringen ©lang, tlud^ bie religiöfen
Orben bemül^ten ^d^, in Sömen 92ieberlaffungen )u
l^aben; fie ert^eilten tl^eilS in il^ren Aldflem eigenen
Unterrid^t, tl^eilS befud^ten fie bie UniDerfitöt ; bie
Sominicaner unb ^uguftiner ermarben fid^ 9n«
red^t auf ie eine $rof effur in ber tl^eologif d^en fjfa«
cuUöt. 3m Slnfange beS 16. Sal^rl^unbertS ftanb
bie UniDerfttöt in DoEeräälüte; (SraSmuS ift in
feinen Sricfen il^reS SobeS DoD. ^TOrgenbS finbet
fid^", fd^retbt er im 3. 1521, ^mel^r Sßufee gum
Stubium, nirgenbS unter ber 3ugenb ein größerer
eifer für bie SBiffenfd^aft. 3ln SWenge ber ©tu«
birenben fielet bie UniDerfttöt Sömen feiner nad^,
ausgenommen ber Don $ariS. Sie ^ngal^l ber
Stubenten betrögt etma 3000, unb fortmöl^renb
firömen nod^ neue l^ingu." 2ln il^r mad^te öa«
brianuS QflorentiuS, fpöter ^ajjft ^abrian VI.,
feine Stubien unb erl^ielt 1491 ben t^eologifd^en
Soctorl^ut; er marb bann an ber UniDerfttöt ^ro«
f effor unb Kcctor, $ro})ft Don St. $eter unb $ro-
fangler ber ^od^fd^ule unb bemieS berfelben burd^
©rünbung eines neuen SoIIegS feine ^nl^önglid^*
feit. Sie l^ol^en 2Bürben, gu benen er Dor feiner
Srl^ebung auf ben a))oftolifd^en Stul^l emporftieg.
89
Sdtoen.
90
fetri^ien bei Utiü)crftt&t ^ l^öd^flen &^tt. 93on
eiBgmfeiibci Sebentung \dqx bie Stellung, toeld^e
Me Stoenet ^od^d^e ^ur 3^ i>^ f^d^* 9te*
fDOKEtioii eimui]^. Sie trat berfelben mit ber
feSitm Snlfd^tebenl^eit entgegen unb t>ert^eibigte
Bit regem (ßfer bie fotl^oUfd^ Seigre. Sie t^eo>
logifd^ ^cnllöt bon fiömen tl^eilt mit ber Don
ftobi ben ybOjim, bie erfte öffentUd^e SrHörung
gegen Sid^, ber fie um il^r ©utad^ten ange-
tragen ^<üte, in ber Gondemnatio doctrinalis
ühroiiim Lntheri Dom 7. 9lot>ember 1519 ab-
gegeben SU l^ben, unb bie Sömener Sll^eologen
f4<en foit^ bie neue Shrlel^re auf § Sntfd^iebenfie
p belampfen. SRel^rere Don il^nen, mie SRuarbuS
Zapper, Stobocud StaDejierQn (Xiletanu§), Raffelt
nb \p^ 3onf eniuS ber keltere, iBajuS unb ^e{-
fdi, nahmen and^ am SoncU Don Orient in el^ren-
MSer SBeife ÜfüL 93ei ber ßrrid^tung ber neuen
USiSt^umer in ben 9lieberlanben bur^ ^auIIV.
oaxcn cd bef onberS Sömener $rof eff oren unb 2)oc-
tocen, VMüdit caä bie Sifd^ofSft^ erhoben mürben.
lad^ an ber (Srünbung ber UniDerfttöt 2)ouai
d. b. «ri), bie um biefe 3eU (1562) ftattfonb,
tatte Stoen großen Stntl^I, unb mel^rere tüd^tige
fcofefforen, mie }. 9. ßftiuS, famen Don bort
m bie neue ^od^fd^ule. @o mar bie UniDerfttöt
in bie V^t beS 16. äal^rl^unbertS, mie $alla-
licirn in {einer (Sefd^id^te bed SoncilS Don 3:nent
(15, 7) nod^ bem 93erid^te beS popftlid^en Segaten
fommenbone l^orl^bt ein SoUmerf bed @lau-
laß, toeü^in benimmt burd^ ben 9luf ber $ro-
fe^ortn md) bie äßenge ber Stubenten, unb bi§
ba^ ffottt ond^ nod^ feine Slbirrung Don ber fird^-
^fynidftt benShil^m ber UniDerfttöt gefd^mölert.
um biefe Seit rief »ajiu8 (f. b. «rt.) burd^ fein
S^rft^ftem ^ftige äBirren unb SontroDerfen l^er-
tor, bie Sol^el^ l^ittburd^ bauerten. 2)urd^
bie fntfd^eibung beS römifd^en Stul^leS, ber bie
Mannten bajanifd^ S^efen Derurt^eilte, unb
bn4 bie Untermerfung i^re§ Url^eberS fd^ten bie
So^e glüdflid^ beenbet, ol^ne ba^ ber {Ruf ber
lI]iiiia:fltSt befonberS gefd^öbtgt mar. ®ie fd^arfe
foirtnioerfe mit SeffluS (f. b. Slrt.) l^tnftd^tUd^ ber
Aaobenle^ bedfelben mürbe mol^lDon ^nl^öngem
beS9ajn9 ^etDorgerufen, iebod^ auä^ balbigft burd^
btf (Eingreifen Si^tud' V. beigelegt. Um bie äBenbe
bcS 16. Sal^id^unbertd maren %^oma^ Stopleton
(9^ 1598) unb äufiud SipfiuS (geft. 1606)
|batri)ieri>en ber ^od^fd^ule, unb in ben erften
3o^r)d^nten beS folgenben 3ct^t]()unbert§ l^ielt fte
i^ ftttSpn in ieber SEBeife aufredet. S>er ,,%ugu-
^AnA" Don SonfeniuS (f. b. 9rt.), nad^ beffen Zobe
(1638) bnrd^ feine ^^eunbe b^rauSgegeben, rief
bie janfntifKfd^ SBirren b^tDor, bie natürlid^
adl anf bie UniDerfitat il^ren (Einfluß ausübten,
)ebo4 ^ eigentlid^ Sntmidflung in Srtanfreid^
vA fpö^ in l^oBonb l^atten. 2)ie UniDerfttöt
litte Anfangs pur 3anfeniu9 Partei genommen,
nfetMif fid^ ober balb (1651) ben gntfd^et-
bngen beS päp^xä^m Stubled. m ®efammt-
fkpa feenxitrrte oni!^ im fernem Saufe ber 3eit
f omol^I bie UniDer^öt afö bie tl^eologifd^e gfacultöt
inSbefonbere bie rid^tige Stellung. SDie im janfe*
ntftifd^en Streite Dom a))oftoIif(|en Stuhle an^
gebenben Sntfd^ibungen unb 93orfd^riften mürben
angenommen unb auSgefül^rt, unb ^uSfd^reitungen,
mie fie in fjfranfreid^ an ber Sorbonne, befonberS
burd^ 93eföm))fung ber SuEe ünigenitus, ftatt-
fanben, famen nid^t Dor. SRan^erlei $arteiungen
bilbeten ftd^ inbe^ im Sd^o^e ber UniDerfttöt, unb
bei Derfd^iebenen SRitgliebem unb 2)octoren geigte
fid^ mieberl^oU eine Hinneigung }u ber ianfent^-
fd^en Seigre unb IRid^tung, meldte mand^e Uebel*
ftönbe jur gfolge l^aüt. 3n ber juriftifd^en ^acaU
tat ermarb ftd^ Dan @fpen gegen baS Snbe bed
17. Sa^rl^unbertS einen bebeutenben 5Ruf ; er fd^Io^
ftd^ aber ben ianfenifüfd^en unb gaOicanifd^en £en-
bengen in einer fo au§gef))rod^enen äBeife an, ba|
er im 3. 1728 fomol^I a diyinis, al§ Don feiner
^rofefjur unb feinen Slemtem an ber UniDerfttöt
fuSpettbirt mürbe. Sr flol^ nad^ ^mfterbam gu ben
Sanfeniften unb ftarb nod^ im nömlid^en So^te
bort, 82 So^te alt. %I§ angefebene tl^eologen
leierten in biefen 3^tten ber Slugufüner €bri«
ftianuS Su))u§, Sol^. 2Btgger§, ber gefd^ö^te Som«
mentare gur Summa bed 1^1. X|oma§ fd^rieb,
Sßartin Stet)aert, §erm. 2)amen, @utlelmu3 ab
SlngeliS unb Rubere.
%xä) im 18. äabrl^unbert bel^au))tete bie Uni-
Derfttöt nid^t nur ibren großen @in{][u^ in ben
9UeberIanben, fonbem aud^ il^ren el^reuDoOen Slang
afö geleierte ^nftalt unb b^tte nod^ mand^e tüd^tige
TOönner aufgumeifen. 3ht ber mebicinifd^en 3fa»
cultöt genoffen SSerl^e^en unb Stega um bie 9)htte
biefeS Sal^rl^unbertS ein au^ergemöl^nltd^eS %n-
feigen; al§ tüd^tige Sll^eologen ftnben mir unter
Ruberen 9licoI. $aumel8, ffioelman, S)ane3, 8e
2)rou unb ben ^ugufttner SRartin 9ßouter§. 3n
feinen Memoires pour servir h rhistoire lit-
teraire des dix-sept provinces des Pays-bas
Dcröffentlid^te (1770) ber gclebrte ?5rofeffor unb
»ibliotl^efar ^aquot in 18 Sönben ein SBerf,
meld^ für bie fiiterargefd^d^te ber 9Heberlanbe
Don großem SBertbe ift. 3m SlOgemeinen mar jene
Seit, mie in anberen Keid^en, fo aud^ in ^Belgien
ben grünbltd^en Stubien menig günfttg^ fomol^l
megen ber jhiegSmirren, afö aud^, meil ber ®eift
ber 5Reuerung unb falfd^en Slufflörung biefelbcn
bemmte. S§ möre gemi^ mand^e ^enberung im
Stubium Don 9hi^en gemcfen, aBein möl^rcnb bie
rationaltftifd^en unb antütrd^Iid^en Senbengen bie
SBiffcnfd^ft auf falfd^e Salinen bröngten, traten
fte bem molaren Sfo^^^ntt l^inbemb entgegen.
Soi^rgeldnte l^inbur^ mürben Don ber öfterreid^i«
fd^en SRegierung, unter ber ^Belgien ftanb, 93er»
fud^e gemod^t unb SWa^regeln getroffen, um bie
alten ßinrtd^tungen unb bie ^rtDtlegten ber Uni-
Derfttöt gu Demid^ten unb fte bem mobemen Staats-
abfolutiSmuSin abminiftratiDer mie in miffenfd^aft«
lid^er §iwM* bienftbar gu mad^en. S)te fogen.
Slufflörung fanb gmar an ber Unioerfitöt einige
S^impatl^ien, unb eingelne ferDile El^araftere lei-
91
Söioen.
92
fteten ben entf))ted^enben Sejhebungen bet SRe*
gienmg SSorfd^ub; inbe^ im 9lilgemeinen getgte fid^
ein jöl^er SBiberftonb. fo bag bie SSerJ^oItnijfe sunt
@ubemium fd^toierig nmrben. Unter Sojepl^ ü.
eneid^ten bie ®ett)altnta|regeln ben ^öl^epunft.
Ungead^tet ber Sinfprod^e be§ SarbindS gfronfen-
berg unb ber übrigen Sifd^öfe 93elgien8 tourbe
mit Unterbrüdhtng ber 2)iöcefan{emincn:e oud^ in
S5n>en eines ber berüd^tigten ©enerolfeminore
(f. b. art.) burd^ ben ©taat errid^tet (1786), beffen
flifortgang inbe| bur^ ben SBiberjlanb unb bie
Entfernung ber Zl^eologen faft gönglid^ bel^inbert
mürbe. S)ann mürben (im 3uni 1787) bie ^facul*
töten mit SuSnol^me ber Xl^eologie nad^ SBrüffel
Derlegt, mo ed burd^ SSermenbung groger ®elb'
mittel mit 9Rü]^e gelong, eine Sn^o^l Don ®ta*
beuten sufammenjubringen. S)ie 3Ri|regierung
äofep^S n. fixierte in fturgem bie Srl^ebung unb bie
Unobl^ängigfeitSerllörung ^Belgiens l^erbel 9lod^
mö^renb bed ffampf e§ mürbe bie UniDerfitöt mieber
nad^ Sömen verlegt (1 790), unb bie Steorgonifation
berf elben nal^m aud^^ nad^bem Sofepl^ IL geftorben,
Belgien mieber untermorfen unb bie Stulpe l^er«
gefieHt mar, unter ben ffaifem Seopolb n. unb
^rau) n. il^ren gfortgang. Won l^offte rul^igere
Soge; allein bie Eroberung Belgiens burdSi bie
Sruppen ber franaöftid^en SRepublif (1794) fül^rte
balb ben Untergang ber Unitierfttät l^erbei. 92ad^
menigen äal^ren mül^eooUen StingenS um bie Sr>
l^Itung miurbe bie Unitierfttöt burd^ ein S)ecret
ber Eentra(t)ermaltung beS 2)9le«S)eparkment8
l7om 25. October 1797 oufgel^oben. 2)er le|te
SRector, 3o^. 3of. ^aöelange, ftül^cr bis jur Suf-
l^cbung beS DrbenS 3efuit unb SSerfafJer eine«
äßerfeS über bie pöpftlid^e Unfel^Ibarfeit in factis
dogmaücis (Sömen 1788), mürbe megen feiner
@(aubenStreue eingeferfert unb bann na^ Sa^enne
tranSportirt, mo er fd^on am 5. September 1798
feinen 3)rangfalen unb Seiben erlag. Somol^l ben
antiürd^Iid^en {Reformen 3of epI^S n. ate bem gott»
lofen Ireiben ber Scpublü l^atte bie Sömener Uni«
t)er(ttöt unb inSbefonbere bie tl^eologifd^e t$fQCuItöt
in treuem %nf d^Iuffe an ben Sarbinal t$ran!enberg
(f. b. 3lrt.) unb bie SBifd^öfe 95clgicn8 einen eieren«
l^aften SBibei^ftanb geleiftet, unb bie ^od^fd^ule
erlag in rul^mootter ^eife, nad^bem fie 371 Saläre
als eine Sittht für Selgien unb bie ganje ßird^e
beftanben.
n. SDte gegenmörtige UniDerfität.
9lad^bem ^Belgien unter l^oDönbifd^e ^enfd^af t ge«
fommen mar, bemül^ten ftd^ in ben Salären 1814
unb 1815 mel^rere ^rofefforen um bie SBieber«
l^erftettung ber alten Unioerfitöt. S)urd^ eine SSer«
orbnung beS AönigS SBiD^elm I. l^om 25. @ep«
tember 1816 mürbe inbeffen eine neue Unit>erfttöt
mit Dier t^facultöten, ber p]^ilofop]()ifd^>ppologi-
fd^en, ber matl^ematifd^nmturmiffenfd^aftlid^en, oer
mebicinif d^en unb ber {uriftif d^en, errid^tet unb im
folgenben Saläre eröffnet, ©ie jäl^lte furj Dor ber
belgifd^en SReöolution öon 1830 an 600 bis 700
@hibirenbe. 2)urd^ bie SReDolution aber mürbe
biefe neue UniDerfttöt nad^ fui^em SSeftanbe mieber
t)emid^tet, um ber j[e|igen fatl^olifd^ ben $Ia|
3U räumen, meldte M mürbig an Me frul^
Alma Mater anfd^lie|t. — IBelgien l^atte fid^ am
enbe beS Sal^reS 1830 als felbftönbiger Staat
conftituirt ; ber 9{ationalcongreg mar )ufammen*
getreten, unb am 24. t$f^bruar 1831 mürbe bie
Konfütution öerfünbet. „®er Unterrid^t ift frei,
jebe SJlagregel, bie il^n beeintröd^tigt, i{l unter»
fagt", ^ei|t eS im ftebcngel^nten SlrtifeL S)ie Äatl^o-
lifcn l^atten in ber fe|r freifinnigen IBerfaffung
ben3sitt)er^<niffen groge3ugefidnbniffe gemad^,
unb obgleid^ bie Parteien bamalS nod^ nid^t in
offenem Streite fid^ gegenüber ftanben, f o erfannte
bod^ ber Sd^arfbliä SOland^er fd^on flar, meld^
l^eftige SSingriffe öon ben gfteimaurem unb Ißfcubo»
liberalen bet)orftanben ; eS mar gu ermarten, bag
biefelben, fobalb fie bei bem SBed^fel ber SRini«
fterien an^S 9htber fämen, ftd^ aller ftaatlid^
ÜRittel )um Aampfe gegen bie fatl^olif d^e äleligion
unb bie ftird^e bebienen mürben. ^ierauS ent«
fprang für bie jfatl^olüen bie 9iot]^menbig!eit, ftd^
befonberS bei ^eranbilbung ber Sugenb eine Don
ber Staatsgemalt möglid^ft unabl^ngige, fefte
Stellung gu Derfd^affen. ^er allgemeine %uf na<^
einer freien fatl^olifd^en UniDerfttöt mar bie ^olge.
2)a t)om Staate bie UniDerfttäten )u @ent unb gu
Süttid^ als StaatSuniDerfttöten anerfannt morben,
fo mar, mie gefogt, bie Don ber l^oQanbifd^en 9te*
gierung }u Sömen gegrünbete UniDerfttöt nad^
fur^em SSeftel^en eingegangen, unb um fo leb«
l^aftcr mußten bie SBelgier an bie frill^ere ^oä^
fd^ule jurüdbenfen, bie Sal^rl^unberte lang bie
3ierbe beS SanbeS gemefen mar. ®ie Sifd^öfe
Belgiens, an bereu Spi|e ber Sarbinal Steros
ftanb, faxten ben CEnt)d^lu|, bie Sad^e in bie
|)anb ju nel^men, unb fül^rten fte mit groger Um«
ftd^t unb Sntfd^iebenl^eit ju einem glüdDid^ Snbe.
Sie manbten fid^ an ben ]()eiligen Stul^l unb er»
l^ielten burd^ ein SSreDe ©regorS XVI. Dom 13. ©e«
cember 1833 bie ©enel^migung jur Srrid^tung
einer fatl^olifd^en UniDerfttöt; bann erliefen fie im
t^februar 1834 ein gemeinfameS SRunbfd^reiben on
ben eieruS Belgiens, in meld^m fie ben gefaxten
CEntfd^lu^, eine fatl^olifd^e ^od^fd^ule §u errid^ten,
mitt^eilten, ben $lan auSeinanberfe|ten unb }u
einer organifirten SDWtmirfung aufforbertcn. S)er
S)of}olifd^e Stul^l gemöl^rte injmijd^en burd^ eine
onftitution Dom 8. 3lpril 1834 baS SRed^t, bie
afabemifd^en @rabe in ber S^eologie unb im ftir«
d^enred^t gu ertl^eilen. %m 10. 3uni erliefen bie
^ifd^öfe baS 2)eaet ber Q^rrid^tung unb Organi«
fation ber UniDerfitöt unb tl^eilten burd^ ein neueS
gemeinfameS SRunbfd^reiben bem SleruS mit, ba|
d^on im 5RoDembcr beSfelben Sal^reS bie äfacul»
öten ber Zl^eologie unb ^l^ilofopl^ie einftmeilen
in TOed^eln il^ren Slnfang nehmen mürben. S)ie
feierlid^e Eröffnung fanb bann aud^ am 4. 9io«
Dember 1834 ju TOed^cln ftatt; jum erften SRector
mar ber f^on burd^ mel^rere Sd^riften unb ein
Dorgüglid^eS organifatorifd^eS Solentbefannte^ro*
d3
Sömen.
94
ftffor bed €eminar3 gu SRcci^eln $etru§ be Starn
cnMmnt. £ie SSorlefungm mürben itn alten bif d^öf «
liil^ $akifte gu SRed^In gelten, unb im erften
3a^ iDorcn eS 86 Stubirenbe, mli^ biefelbe
bcfnc^tcn.
Kiur furje 3eit namlid^ bog 3a]^r 1835 l^in-
bm^, blieb SRed^eln bec @i| ber gegrünbeten
liipalt £ie @tabt Söttjen^ eingeben! beS ®lan^t%,
wtidfnL iSft bie fnil^ UniDerjttöt ^al^rl^unberte
tiabiinl^ oalie^ ^tte, tl^t bie geeigneten Sd^titte,
n bie Serbgung ber neuen fatl^olifci^en fy^ä^'
Httle nad^ Sömen ^ erlangen, unb gegen Snbe
bei do^rcft nntiben bie Unterl^nblungen gmifci^en
bcn SRagiffarot Don fiömen, an beRen @pi^e ber
SöxgcnneifieT ton IBodel flanb, unb bem iKector
be Sam M SeDoOmad^tigtem ber 99i{d^5fe gläd(-
H4 SV Snbc g^fü^rt Sine Uebereinfunft mürbe
|e$(41offeii unb bie Sebingungen fejigefteut, unter
bcna bie Verlegung ber ^od^fd^le nad^ Sdmen
Bo4 in ^ccember bedfelben äal^reS ßattfinben
{oflie. Sie entl^ folgenbe IBeftimmungen. Sie
Sii^öfe SelgtenS Dert^ßi^ten ftd^, {otDOl^l für il^re
(crfon atö für il^re Stad^f olger ^u Sdmen eine DoO«
ffoünge Umoerfitdt )u errid^ten, »eld^e ben 92amen
fahren foO üniversitas catholica in Oppido
LoTanieiisi WlA, toaS ben Unterrid^t, ba§ fiel^r«
pcrfonal unb bie S)iSci))lin angelet, ift ber Seitung
ab SerUKittung ber ®efammt]^eit ber Sifd^ofe
dedanen, unb bie {löbti[d^e Siermaltung bleibt
dkm biefem gan) fem. S)ie @tabt geftattet ber
Ifamierfitot bie unentgeltlid^e 9enu|ung ber ^Qen
nb eisiger SoQegien, fotoie ber SSibliotl^ef; fie
§iU il^ aud^ )ur Senu^ung bie erften für ben
ttoterrid^ ndtl^igentttenfilien; bieftöbtifd^en^ofpi«
toler bioien ber mebicinifd^en gfocultöt ^r prafti*
fil^ 9enu|ung für bie @tubirenben. Sie @tabt
b^^ baS Sigeiü^umöred^t über aUt Sntmobilien
nb SRobüien^ beren 99enu|ung fte ber UniDerfttdt
ttedo^t^ unb trögt aud^ bie Aoften ber Snftanb*
toltnug; nur bie laufenben geringeren SRepara«
tuen foOen ber UniDerfitat gur Saß. Sediere l^at
bsi Sigent^mSred^t über die Smmobilien imb
IRobißeii, toeld^ fie felber edoirbt. 2)aS in biefer
Safe georbnete Serl^oltni^ )n)ifd^en @tabt unb
nnöerfität iß offenbar le|terer burd^S nid^t
läßig, unb ba bie €tabt t^ren ®lan3 unb il^re
Cebeutuiifl nur burd^ bie UniDerfttat l^at, fo iat
fa 0»!^ boS gr0|te Sntereffe babei, fie in il^ren
nsuem SU beuxi^ren unb il^r Sßol^l möglid^ß gu
fkben. — 2>ie feierlid^ Sröffnung ber UniDerft«
tÜ fß Unom fanb am 16. S)ecentber 1835 ftatt,
nb sod^bem biefelbe einmal lieber in il^rem @i|e
Mr, esüDidelte ße ßd& balb sur fd^5nften 99lüte.
e^on imVnfang beSSal^ed 1836 l^atte ße 245
etnbixcnbe, im afabemifd^ Saläre 1836—1837
350, unb fo umd^ bie 3a^l ton ^af)t gu 3al^r.
3a 3. 1890 betrug biefelbe nad^ bem Annuaire
1S91 Stsbenten. — 2)ttrd^ eine planmö^ige Or«
Ißtäitütm nwrben bon ben Sifd^öfen bie ®elb«
nttel für bie Unter^Qung ber UniDerßtöt fo oiel
«k wägß^ geßd^ 9u|er ben fel^r bebeutenben
@ummen, meldte im ^Beginn i^on begüterten Aatl^o«
lifen Belgiens bargeboten tourben unb aud^ Don
3^i^ 5U 3^U nod^ gefpenbet merben, gibt ber ge*
fammte ^lerud jiöl^rlid^e fefte Seitröge, unb jmei«
mal im Saläre merben für bie Unioerßtöt in allen
JHrd^en Soüecten, unb jioar, mo e3 möglid^ iß,
perfönlid^ burd^ ein ÜRitglieb ber ©eißlid^feit ab»
geleiten. S)ie S3ifd^öfe fud^ten im 3. 1841 bei
ben jf ammem für bie Unioerßtöt SorporationS«
redete nad^, nal^men aber megen beS äBiberftanbeS
unb ber SSerböd^tigungen ber Sibsralen im ijfebruar
1842 il^r ®efud^ gurüdf. 93on ben Stiftungen ber
alten Unit)erßtät toaxtn aud^ nod^ t>iele @tipenbien
gerettet bie längere 3«t ben ju Sömen ©tubiren«
ben gu 9{u^en famen; inbe^ im 3. 1864 brad^te
bie liberale SJlel^rl^eit in ben jfammem ein ®efe'^
burd^. ioeld^e§ einer ftaatlid^enSommifßon bie ißer-
UHiltung unb 93ertl^eilung aQer Stipenbien über-
trug, fo bag feitbem nur ein Sl^eil ber urfprüng«
lid^n, für bie frül^ere |)od^fd^ule geßifteten @ti»
penbien ber ie^igen ^od^fd^ule gufommt. Snbeffen
i^at ßd^ infolge biefer SSerluße fof ort eine SSereini«
gung ber anciens ötudianta de Louvain organi'
firt, bie burd^ Jäl^rlid^e freiwillige Seiträge eine
älngal^l t>on Stipenbien ßd^ert.
2Ba§ bie Drganifation ber Uniöerßtät betrifß, f o
beßel^en an berfelbcn fünf Qfacultäten, bie tl^eo«
logifd^e, bie jurißifd^e, bie mebicinifd^e, bie pl^ilo«
fopl^ifd^e unb pl^ilologifd^e, unb bie matl^emattfd^«
naturtoifjenfd^aßlid^e, ber fpäter aud^ eine polQted^«
nif d^e @d^ule unb ein l^öl^ereS agronomif d^e§ Snßttut
angereil^t mürbe. Sie ® efammtleitung ber Uniüerß«^
tat iß bem Stector übertragen, ber ein ©eißlid^er fein
mu^. SDie 9lomination mie bie Steoocation beSfelben
l^aben ßd^ bieSifd^öfe oorbel^alten. Srerl^ält i^on
il^nen bie SeDoUmäd^tigung, seryaüs servandis
alle afabemifd^en ®rabe gu t>erlei^en unb aEed an«
guorbnen, mag i^m für ben guten Sfortgang ber
@tubien gmedfmä^ig unb bienlid^ fd^eint. ääl^rlid^
mu^ er über bie Sage ber Unioerfität ben Sifd^öfen
einen getreuen unb DoEßänbigenSerid^tabßatten.
Sem äiector gur @eite fielet ber Sicerector, ber
il^m mit ^aü^ unb %fyii Seißanb gu leißen unb
bei ^bmefenl^eit ober jhanf^eit beS tRector§ feine
©teile gu l^ertreten l^at; er l^at ßd^ aud^ inSbefoU"
bere mit ber SiSciplin unb ben Slngelegenl^eiten
ber @tubirenben gu befaßen^ gu meld^em 3tt)^dfe
il^m einige Ißrofefforen al3 ^ffeßoren beigegeben
ßnb. Seine Smemtung bel^alten ßd^ nad^ 3^''
ratl^egiel^ung beS Stectord ebenfaQd bie IBifd^öfe
Dor. Sem ^ector iß bie Seßgnation unb prüfen«
tation aller $rofeßoren gugeßanben; i^re beßnitiöe
Ernennung fommt ber ©efammt^eit ber Sifd^öfe
gu. Sie Ernennung beS ©ccretörS ber Unioer«
ßtat, fomie ber fonftigen an ber ^od^fd^ule %n«
geßeittten iß bem Sector übertragen ; berfelbe l^t
aud^ baS tRed^t, auf jfoßen ber Unit)erßtät SoDie*
gien ober ^bagogien gu enid^ten, bie SSorßel^er
berfelben gu ernennen unb bie Statuten feftgufe^en.
3n ieber gfacultät möl^lcn bie orbentlid^en ^ro«
feßoren jöl^rlid^ burd^ Stimmenmel^rl^eit il^ren
i
95
Söioetu
96
^tCQxi, ber )m§ Sted^t f^ai, bie Serfammlungen
ber gacultöt ansuberoutnen unb in i^nen ben
iBorft^ }u fül^ren. Sie Secane ber ^cultöten
nebf} bem iBicerector confiituiren ben orbentlid^en
fHat^ be§ Rector magnificus ; bei totd^tigen Sn-
gelegenl^eiten fann ber Stector alle $rofef{oren su-
fornmenberufen, bie unter feinem Sorfi^ ben ©e«
nat ober bo3 Corpus academicum auSmad^en.
-- ®ie Organijation ber ©tubien ift ben belgi«
fd^en 9)erl^Qltnif|en angepaßt. Sie tl^eologif d^e f]^«
cultät iDurbe Don Slnfong an burd^ bie 93ifd^5fe
Sur ^öl^em StuSbilbung Don ©tubirenben beftimmt
bie fd^on in ben bifd^öflid^en Slericalfeminorien
einige Saläre ))]^iIofo|)]^ifd^e unb tl^eologifd^e ©tu>
bien gemad^t l^aben. 93egabte Sl^eologen toerben
bann nad^ iin^toof)! ber 93ifd^öf e Don biefen an bie
UniDerfitöt gefd^idtt^ um bort nod^ einige Saläre
il^re ©tubien f ort^uf e|en unb eDentueO bie afabemi»
f(|en ®rabe ftd^ \u ertoerben. 92ad^ ben ©tatuten
ber ^od^fd^ule ift fär baS 93accalareat fei ed in
ber Sll^eologte ober im jfird^enred^t, erforberlid^,
ba^ man Dor ben betreffenben S^amina toenigftenS
Dier Saläre tl^eologifd^e ©tubien gemad^t l^abe. S)ie
belgifd^en Sl^eologen ftubiren in ber IRegel, nad^>
bem fie im ©lericalfeminar ber ©iöcefe brei Saläre
Sl^eologie ftubirt f^ahtn, Dor bem Cjamen für'S
IBaccaloreat nod^ }ioei Saläre an ber UniDerfttät.
gür baS Sicentiat erf orbem bie ©tatuten in gleid^er
SBeife ein fed^Sjöl^rigeS ©tubium, für baS 2)oc»
torat ettoa neun ^a^tt, ^üt baS (entere if} eine
im ®rud( Deröff entlid^te ©iffertation unb bie 95er«
tl^eibigung Don 72 SCl^efen in breitägiger öffent»
lid^er S>i§|)utation Dorgefd^rieben. S)ie Sßromotion
ift nod^ nad^ olter ©ittc mit großen Sfci^rfid^Wten
Derbunben. — §infid^tftd^ ber ©tubien an ben
anberen Sfacultäten ttar eS nötl^ig, fte nad^ ben
Sanbe§gefe|en p regeln, um bie ^nerfennung ber
ßs^^mina Don ©eiten beS SiaaitS p genießen, ©ie
fmb befetoegen bem jeweiligen Unterrid^t§gef e^ ge»
mä^ organifirt. ©egenioärtig fmb bie SSorlefungen
unb S^amina an ben UniDerfttöten SSelgienS burd^
ein ©efej geregelt, baS im 3. 1876 proDiforifd^
burd^ bie Äammem erlaffen toar unb 1890 mit
mel^rfad^en 9Mobificationen bepnitiD feftgefteEt
tourbe. 9lad^ biefem ©efeje ift für ben SBefud^ ber
UniDerfitöt ber 3laä^tüt\% erforberlid^, ba| man
fed^Sjöl^rige ^umanitötsftubien an einem ©taatS»
g^mnaftum ober an einem freien ©^mnafium ge=
mad^t l^abe ; für ben ^oXi, bafe biefer 9ladött)ei§
fe^lt, ift ein Sjamen Dorgefd^ricben. ®ie Unter-
rid^tSgegenftönbe an ben t^acultöten ftnb für bie
Derfd^iebenen göd^er in i|rer Seil^enfolge burd^
ba3 ®efeg geregelt, ebenfo bie jal^Ireid^en S^a»
mina. S^t Übnal^me berfclben fmb bie ^ßrofeff oren
ber einzelnen Unioerfitäten, aud^ ber freien (Sötten
unb Srüffel), bered^Hgt. 3ebe UniDerfttät bilbet
in il^rem ©d^ofee auS i^ren ^ßrofefforen, nad^
SSorfd^rift be§ ©efeJeS, bie Sommiffionen für bie
ßjamina. S)iefe toerben alfo ftaatlid^ anerfannt
nur ift an bie Stegierung Dom SRcctor ber Uni«
Derfität ba§ SSerjei^ni^ ber ßanbibaten, bie be-
ftanbenl^aben, ein^ufenben, mitber SSefd^einigung,
ba^ bie gefe^Iid^en SSorfd^riften beobad^tet finb.
%u^er ben gefeMid^ Dorgefd^riebenen SJorlefungen
f 5nnen natürU($ bie UniDerfitöten onbere l^in^u«
fügen unb il^r Programm in angemeffener SBeife
ermeitem. 3n Sötten l^at bie| au$ in bebeutenbem
QRa^e ftattgefunben. ©o ift 5. 9. auf ben auS«
brüdttid^en SQBunfd^ Seo'8 XIH. ein Snftttut für
l^öl^ere ^^ilofopl^ie ad mentem s. Thomae ou
ganiftrt tmb ebenfo ein änftitut für orientalifd^
©tubien errid^tet. Se^tere l^aben an ber ^od^fd^
eine gang befonbere Pflege gefunben. S)ie erfte
Anregung ging Dom Derftorbenen ^rofeffor Seelen
(geft. 1884) au§; bie fraglid^en ©tubien fidlen
ie^t unter Seitung ber ^rofefforen SamQ unb be
C)arleg. 9ud^ ber gegenttörtige Stector Dr. 9bbe«
I008 ifi burd^ feine ^ublicationen al§ Orien«
talift rül^mlidjft befannt — 6S finb mit ber Uni«
Derfttöt, ttie frül^er, fo aud^ iti^l einige SoQegien
Derbunben. %a^ Collegium S. Spiritus ift ttiebor
für bie 3:]^oIogen beftimmt; bie &)Eegien du Pape
(Adrien VI), Marie Theräse unb Juste Lipse
für ©tubirenbe ber anberen gfacultäten. SHe gro|e
^Jlt^x^a^ ber ©tubirenben fyit iiü)e^ in ber ©t(^t
il^re iffio^nung.
S)ie gegenttörtige UniDerfttät, bie im 3. 1884
feierlid^ ba§ 50id]^rige Subilaum il^rer ©rünbung
beging, l^ot ftd^ al3 ein Snftitut bettöl^rt, ba§ für
bie j[e|igen ß^itumftönbe in Belgien Don l^öd^t^er
93ebeutung ift SBie bie frül^ere UniDerfitöt, als
bereu Srbin unb ^ortfe^ung fte fid^ betrad^tet, ben
^öreften beS 16. Sal^rl^unbertS gegenüber ein ^ort
ber fird^Ud^n Seigre ttar, fo tturbe bie je^ige bem
Slnbrang be§ glaubenSlofen SiberaliSmuS gegen«
über ein SoQtter! beS fatl^olifd^en @Iauben§ vaib
SebenS unb ein SKittelpunft ber ffiiffcnfd^aft für
bie jfatl^olifen Belgiens. 3n legerer $e)ie]^ung
legt bie S3ibliograp|ie ber UniDerfitöt, bie 1884
im Liber memorialis be§ 3ubilöum3 berfelben
DeröffentUd^t tturbe, für bie literarifd^e Sl^ötigfett
ein berebteg 3^9^^^ <^- SnbererfeitS finb feit bet
@rünbung ber ^o^fd^ule nid^t ttenige ©taatS«
manner unb bebeutenbe $erfönUd^!eiten in aQen
t^föd^em au3 il^r ^erDorgegangen ; in aQen ® egenben
beS SanbeS l^aben gal^lreid^e SJlönner, bie an xf^t
ftubirten, el^renDoHe unb einflu^reid^e ©teOungen,
unb bie Söttener UniDerfitöt i^ mit bem ganzen
nationalen Seben beS 93oße§ fo Derttad^fen, ba^
l^ierin ttol^I bie pd^erfie SSürgfd^aft ber gortbauer
unb ber S3Iüte berfelben aud^ für bie 3ufunft liegt.
(93gl. Valerii Andreae Fasti academici studii
generalis Lovaniensis, Lov. 1636 et 1650;
Yemulaei Academia Lovaniensis, Lov. 1627
et 1667; Paquot, Memoires et<s. ; de Barn,
Considerations sur rhistoire de rUniversite
de Louvain [1425—1797], BruxeUes 1854;
[3ungmann J S)ie fatl^olif^e UniDerfitöt Sötten,
Äat^olif 1864, 1; A. Verhaegen, Les 50 der-
niäres annees de Tancienne üniversite de
Louvain[1740— 1797],Liögel884;Lemöine,
Le Cardmal de Frankenberg, Bruges 1889;
97
SogoS.
98
Libermemorialis [Univ. Lo van.] 1834 — 1884,
Lot. 1884; Annuaires de l'üniversit^ cath. de
Loüvain 1837—1891.) [95. Sungmann.]
JbfiS (A670C, Yerbum, SBort sc. ©otteS)
gefomu!^ A. bie !Besei(!^ng ^ovocl^l ber ettüelnen
CffenlMintngeit unb ^eilgt>er!ünbtgungen ®otted
OB Me SRnqd^ tote ber (Sefammtl^eU berf elben,
caäi bie Sejetd^ng ber in ber @d^5))fung unb
Segimmg ber SEBelt {Id^ betl^dtigenben praftifd^en
Cktaden, beato. SBiOenSbefd^lüffe ober IBefel^Ie
0otleft (iDorüber l^ier nid^t ^u l^anbeln ift); B. ein
Cgemtame ber }n>eiten $erfon ber göttüd^en
Zradtdt, toeld^ ))rögnant bie UHil^re ©ottl^eit bie-
kt $crfon, ilß UrfpnmgSDerldältni^ jur erflen
9ei{mi in ®ott unb il^re perfönlid^e (Sigentl^-
(kVeit beseitet. 9}ad^ biblifd^-MIid^er Se^re
if Wefcr .SogoS* berfette nne ber „So^n ©otteS",
mit neld^ Sigennomen bie gtoeite $erfon in
Sott ^figer bejeid^et mirb; infofem ber Sogo9
gleifd^ getDorben (ober Stenj^ gen)orbener @o]§n
Sotted) tfl, fü^rt er ben (meitem) |[ierf ondnamen
,S^rijhÄ'. 3)a bie ouf ben „©o^nÖotteS" unb auf
^^v/jtxA" bejüglid^ tl^eologifd^en Seigren (bon
ber Cii^t unb S)reifQlHg!eit ®otted über^oupt^
fovie bon ber 9Ren{d^toerbung beS @o]^ne§ unb
ber bnrd^ i^ bennrften Sridf ung) onbermörtS be»
ifloibelt tDtrben (bgl. b. 9rtt. (Sl^riftuS, (Srlöfung^
ZziniiötX f 0 bleibt l^er nur in unterfud^en : L ber
llxfi^mng ber Sejei^nung ber jtoeiten göttlid^
tpöfon ald SogoS; n. ber fpedfifd^e 3n^alt biefer
Sefeid^mmg, bqto. inn)ief em in berf elben bie ^xo»
^räftt ber gioeiten Ißerfon in ®ott unb bereu
Sa^Oiml }um SSoter (unb l^igen (Seifte) unS
{eojfenbort örf d^nt
L 1. Ad7oc (bon AEr-eiv lefen, fammeln, b. 1^.
«14 einem t)eniunftigen@eftd^tspun!te obergtoedte
bcrSfari^ nod^oufnel^enunbgufammenlegen, bann
lä^Iai, ^criSI^Ien, er^ftldlen unb in mittxtt 9b{d^tt)ä*
4nig ber wunbbebeutung reben^ fpred^, fagen)
btetfetc iDol^I iunad^ft ^3ufammenlegung, Sted^*
mg, Dennhiftige Ueberlegung, 3}la% Orbnung,
6cfc|'. 3n ber mtlgären @prad^e bebeutete Xd^oc
?40tt frö^seitig ..Srsdl^Iung^ Stebe", »obei man
der ne^ an ben äfnl^t ber Siebe, aI8 an bie
Sorte al§ fold^ badete; teeiterl^in „SuSfprud^,
Batitt%, aufigefprod^eS SBort", aber nid^t mit
Sndfi^ auf bie ftu|ere ^oxm, f onbem auf ben an
bie %otm fi^ fnüpfenben ®ebanlen. (Sgl. ^. 9lo«
mnbt, 2)te SEBm^el AET im ©ried^fd^en, 1869;
•. Zeiil^inMer, 9{eue @tubien )ur ©efd^id^te ber
«egriffe I, 1876, 167 ff.; Sq, ßremer, SBörter-
bitSi ber neutejL ©rdcitöt 6. 9ufl. 1889, s. y.
Ä^Toc) — i>ie mannigfad^jieniBorfteDungen t>er«
hüSbm im Saufe ber 3^t bie gried^ifd^en $^ilo-
fflfteii mit bem StudbrudCe Xd^oc. ^ier fönnen
nr bie ^ouptmomente ber reid^en SntmidRung ber
Sotrtb^re in bo: gried^ifd^ !ß]()iIof opl^ie l^rauS'
«qfn loerben, infofem biefelben jum aSfeitigen
ItifttiibHi^ ber alt« unb befonberS neuteftament'
SogoW^ beitragen. 3m allgemeinen
gba4adc{«foik Tm. 2. tütfL
ift ber SogoS ber gried^ifd^en ^^ilofopl^ie sunöd^ft
ein f oSmifd^eS (unb toeiter|in ein et](|if d^eS unb aud^
noötifd^eS) ^rincip unb beutet in biefer Mgemein«
l^eit bie im Uniöerfum fld^ manifefürenbe SSemunf t
an, fei e« mel^r in pd^ feftft, fei e§ mel^r in i^rem
tranöfcenbenten ©runbe. — ffier erfte, »eld^er in
ber ^]^ilofop](|ie öom „SogoS" rebete, »ar §era«
mt bon gpl^efuS (um 500 b. ^t,). MeS gefd^ie^t
nad^ il^m gemö^ bem (immer feienben) SogoS, ber
%Qed burd^bringt unb unberbrüd^lid^e ©eltung l^at.
®er SogoS bebeutet bei ^erallit aber nid^t „SRebe,
ftumme ^Prebigt ber ©d^öpfung" (wie ^. ©c^ujier,
^crallit öon gpl^efuS, 1872, 18 ff.) meint, fonbem
unter Slnlel^nung an bie SQBurjelbebeutung „SJla^,
©efej, aSemunft". ®a biefe Vernunft ftetä 06«
iectit), nid^t fub)ectit> ju nel^men ift, fo fann too^l
bafür aud^ „Semunftgefe^, DemflnftigeS SSer^ält»
«^6"/ iö gerabeju „Demünftiger ffiel^rose^" ge«
fagt »erben, ffier fo bejtimmte SogoS ift feines«
megd immateriell unb tran§fcenbent, er ift biel«
me^r mit bem meltbilbenben Elemente (bem Sftuer)
fubftantieQ ibentifd^ unb nur eine Sefümmung
beSfelben. ÜRe^r als fraglid^ bleibt eS barum aud^,
ob bem SogoS bei ^erallit Semu^tfein ober gar
$erf önlid^feit ju^ufd^reiben fei. — ®en ^^logoiS«
muS unb ^antl^eiSmuS ftreifte ber ^l^ilofopl^ ^na«
SagoraS mel^r ab. Sr nimmt ein boppelteS ^rin«
cip ber Sßeltentftel^ung an: baS materielle, als
SRifd^ung aQer @amen ber S)inge gebadet, unb txn
über bem Stoffe ftel^enbeS unb infofern immaterieEeS
unb tranSfcenbenteS, meld^eS 9lueS in ber äßelt
}n)edfmö|ig bilbet unb orbnet unb ftd^ burd^ @tn«
fad^l^eit, @eI6ftönbigteit, SBiffen unb Obmad^t
über ben Stoff öon bem materiellen $rincip unter«
fd^eibet. SDiefeS gmeite !ßrincip aber nennt Sna^a«
goraS nid^t mel^r Xd^oc, fonbem vouc. Sei eS nun,
ba| Sna^agoraS jur bollen $erf5nlid^feit feines
vouc gelangte ober nid^t, immerl^in l^at er baS
tl^eiftifd^e Slemmt in ber ^l^ilofopl^ie angebal^nt
unb eingefül^rt. — 5Rad^bem SofrateS bie leleo«
logie in bie äBeltbetrad^tung eingefül^rt, leierte
$lato, ba| bie f acUf d^ Orbnung unb 3tt)cdbnö^ig«
feit im UniDerfum nid^t ol^ne SßeiSl^eit unb ^er«
ftanb befiel^en fönne. 2)arum muffe man annel^«
men, ber vouc l^abe %QeS gebilbet unb georbnet.
©iefer vouc ift im Softem $lato'S junad^ft tranS-
fcenbmt (ibentifd^ mit ©ott als bem S>emiurgm
ober eine Oualitöt bon il^m). Sieben biefem j[en«
feitigen vouc nimmt aber $lato, um bie bem Uni«
Derfum immanente Orbnung 5U erflärm, aud^ nod^
einen ber 9Belt immanenten (mit ber SBeltf eele Der«
Bunbenen) vouc an, ber bie SSBelt il^rer SBeftimmung,
ber SSeräl^nlid^ung mit ben Sbeen, ben SJlufter-
bilbem ber toirflid^m Singe, entgegenfül^ren foH.
Sßte biefer immanmte vouc imn tranSfcenbentm
fid^ berl^alte, ift bei $lato ebenfo menig flar geleiert,
mie baS 93er]^öltni| beiber ^ur Sbeentoelt. 9lud^
baS lö^t ftd^ nid^t mit SSefiimmtl^eit fagm, xoamm
$lato f omol^l baS tranSf cenbente toxt baS immanmte
^princip ber Orbnung unb 3ttJedfaiäf;igfeit regel«
mä^ig vouc (nid^t Xo-^oc) nannte, ob im Slnfd^luft
» «
99 SogoS. 100
an SnasagotaS, obet toetl in vouc beffer bie 3n« 93i6el gu vereinbaren, maS il^m aber nur gelang
tdQigen} tmb baS Genien ouSgebrüÄ ift^ baS Dermöge einer escefftb aUegorifd^en @d^riftauS*
^tato feinem vouc entf d^ieben }u{d^reibt. — Stri* legung. Sr ^ielt f eft an bem jiübif d^n 3Ronot^eiS-
ftoteleS, ber Srfinber ber Seigre bon ber immanenten muS, fteOte aber einen f o fublimirten unb abstraden
3»edt]^ötigleit lel^rt, ba^ baS erfte bemegenbe unb 93egriff Don ®ott auf, ba^ il^m berfelbe einerf eitS
nid^t mel^ betoegte ^rinci)) gugleid^ lej^ed 3iel Vjt, tt)egen feiner eigenen Sleinl^eit unb SSoQfommen-
toeld^ed begel^rt unb gebadet tokb (tb öpextöv xal l^eit, anbererfeits tt)egen ber @d^n)6d^e unb Un*
t6 vo7]tov x(vet oi xivoufxeva [sc. oöota xal ooKIommenl^ ber SBelt unb ber (afö gtoeiteS
Ivep^eta, Metaph. 12, 7. 1072, a. 26]). SiefeS $rinci)) neben ®ott beftel^enben) SRaterie nid^t in
$rinci|) ift il^m aber nid^t eine beiDu^tlofe ^aft, unmittelbare Serül^rung mit ber lej^em treten fann.
fonbem ein beum^teS Sin}eUx>efen, ein abfoluted Sin SBirfen ®otte§ auf bie äBelt unb in ber SBelt
Seiden, al8 f old^eS vouc genannt. — 2)ie ZranS« ift barum nad^ ^l^ilo nur mbglid^ burd^ SSermitt-
f cenben} beS l^bd^fien 3BeI$rinci)>S, inf omeit fie Don lung Don S^if^^nurfad^en, Don Dermitteinben
^lato unb SrilbteleS fefigel^alten umrbe, liefen Jhöften, meldte eben oen SSertel^r }tt)ifd^en (Sott
bie @toiter Douft&nbig foSen. Sud^ fle nal^men unb SBdlt l^erfteOen. Siefe 3toifd^enurfad^n nennt
itoat ein bo))|)elte§ ^rindp ber SBeltentftel^ung an $l^iIo X^ot ober 6uva|i.eic unb Denoenbet }u il^rer
unb betonten gar fel^r ben 3^^d(begriff bei Sr« nähern 93eftimmung bie platonifd^e Seigre Don ben
flörung ber 2>inge. @ie unterfd^ieben Don bem 3been, bie ftoifd^e Don ben nnrfenben Urfad^,
(eibenben ^ncip, meld^ed bei berSEBeltentflel^ung femer bie iilbifd^e Don ben Sngeln unb bie grie-
geftaltet toirb, ein mirlenbeS, }tt)ed(DoII geftaltenbeS d^if d^e Don ben Sämonen. ^e l^öl^ere Sit2^eit
unb nannten bie| le^tere getoöl^nlid^ Xd^oc, aud^ bief er Gräfte, bie i&nx^d, auS meld^erjte ftammen
f d^Ied^tl^in ®ott 9(ber SRaterie unb Sogod (®ott) (nid^t tim baS atefultat einiger berfeCben), ift ber
UHtren il^nen bem SBefen nad^ ibentif^. Witd, göttlid^e SogoS. Siefer ift fonad^ ber aUgemeinfle
m& efiftirt, mu| nad^ ben @toi!em Sogo§ (93er« Sermittler jmifd^en ®ott unb ber 9BeIt unb eine
nunft) in fid^ l^aben, bief er aber mu| ftoP^ ge> %ci SJlitteltoef en )tDij[d^en beiben. 3ur Sonftruction
bad^t toerben. 2)er Sogo9 (®ott) Derl^öU fid^ gur feiner Seigre Dom Sogod Dermenbet nun $^iIo
SBelt als bereu €eele, bie Sßelt ber Srfd^einungen einerfeitS bie altteftamentlid^e Seigre Dom SBotte,
ift ber Seib ®otte8. 2)er Sogo3 fd^Iie^t aQe jfeim« Dom ®eifte, aud^ Dom Sngel, Dom ®efalbten,
formen (X^oi (nccp|xaTtxoO ber äBeltbinge infid^; befonberS Don ber äBeiS^eit @otteS (f. u. n. 2),
burd^ il^n ift ber ganje SBeltlauf bel^enfd^t unb anbererfeitS bie ))Iatonifd^e Se^re Don ben 3been
geleitet, maS ben 99egriff ber bei ben @toifem auS* unb Don ber SBeltfeele mit bem in il^r feienben
fäl^rlid^ erörterten Tcp^vota auSmad^t. 9ud^ im vouc, in erfter Sinie aber bie ftoifd^e Sogodlel^re.
SOtenfd^en ift ber X^^oc, unb )mar }unöd^ft al3 äBennman biefer le^temburd^ bieUnterfd^eibung
X670C ivStadetoc, ber bie @elbftentfd^eibung i^m beS Sogod Don ber ©ottl^eit il^r pant^eijtifd^,
erm5g][id^tunb}umX^7ocitpo(poptx6cmirb, fobalb burd^ feine Unterfd^eibung Don bem gebilbeten
ba§ ®ebad^te gum Sludbrudt gebrad^t tt)irb. Sie @tof[e il^r materiatiftifd^eg ©epräge einigermaßen
ftoifd^ Sogodlel^re ift na|^ep ein SRüdEfaQ in ben abfhreift, fo l^at man nal^egu ben ganjen ))]^iIoni-
^antl^eiSmuS unb SRaterialiSmuS ^^eraflitS. 9hir fd^en SogoS. Sine nöl^ere ^eftimmung be§ ))^ilo«
baburd^ ift ber Sogod ber @toi!er ubtt ben ^era* nifd^en SogoS l^infld^tHd^ feiner Sntfiel^ungSmeife,
flitS erlaben, baß er menigftenS gu ben gröberen feiner Sl^ötigfeiten unb Sigenfd^aften unb feines
Elementen ber Singe (Srbe unb SBaff er) in ® egen> eigentlid^en SiefenS unterFiegt aber großen Sd^mie*
fa| ftel^t unb nur mit ben feineren (Suft unb rigfeiten fd^on föegen ber oft rl^etorifd^en unflaren
Ofeuer) ibentificirt erfd^int, baß bei aU feiner Stebemeife ^l^ilo'S, befonberS aber, meil er )ur
SBirffamfeit ber 3tt)ed( in ben SSorbergrunb gefteUt Sonftruction feines SogoSbegriffS bie Derfd^ieben-
mirb, baß il^m Tcp^voia unb folgli^ au^ 2^n« ften, oft fel^r biDergirenben ®eban!enrei]^en Der«
teOigeu), 93ettmßtfein unb Sered^nung (ob aud^ mengt |at. Jhtrj gefaßt möd^ten feine bießbe)iig«
^ßerf bnlid^teit , bleibt f el^r fragli(|) gugefd^rieben lid^en Seigren f olgenoe fein : 3ur Sntftel^ung ber
ttirb. — @el^r nal^e ber ftoifd^en Seigre Don bem 9Belt bebarf eS eines amov dpaon^piov unb ica-
SogoS (ober ber ©ottl^eit) als ber in ber äBelt drjTtx^v. CrjiereS ifl reine, abf olute 95emunft (vouc
nKtltenben ißemunft fielet nad^ einer Seite l^in e^txptvearaToc xal (icxpat^veuratoc), erl^aben über
bie SogoSle^re beS {übifd^en ^l^ilofop^en ^l^ilo, aQeS gegenwärtig äBirflid^e, le^tereS leblofe, un*
toeld^ Don toeittragenbem Sinfluß auf bie Snt« bemegte üRaterie, bie aber faltig ift, bernegt unb
n)idflung ber SogoSlel^re innerl^alb beS Sl^riften« geftaltet unb belebt gu merben Don bem vouc.
tl^umS getoorben ift. ^l^ilo'S frud^tbare fd^rift« Samit nun bie SBelt entftel^e, muß ber vouc
fteüerifd^e SBirffamleit }ielte barauf ah, {übifd^en (®ott) juerft einen ©ebanfenplan entmerf en ober
®lauben unb l^eOenifd^e ©peculation ju Dermö^len. bie inteUigible SBelt, bie SBeltibee (x6cr|jLoc vo^<^0
SluSgel^enb Don bem ^ormalprind)), baß bie alt- l^erDorbringen als !Dlufterbilb ber ftd^tbaren SBelt
teftamentlid^e Offenbarung bie ]()öd^fie religiöfe (x^9|jloc 6paT6c, ala^x^c). Sie inteOigible SBelt
Srfenntniß in ftd^ f daließe, fud^te er bie ^oupt« ift im göttlid^en Xd^oc, öl^nlid^ toit baSS3ilb einer
refuitate ber gangen DorauSgel^enben grie^ifd^en }u erbauenben @tabt guerft im Xo7icr}A6c beS 93au-
SBiffenfd^aft unb ©peculation mit ber Seigre ber meifterS i{t. 3loä) me^r : bie inteUigible SBelt ifi
101
SogoS.
102
i
btr göttlU^ X670C felbft unb biefer Idia ^deuiv
(De mnndi opil, § 2—6, ed. Mangey 1, 2—5).
3iiifi4fl ift Qlfo ber X670C bie göttUd^e Jhaft
ber tteberlegnng unb Sered^nung , eine Sfdl^ig«
bit bte cbcnfo notl^menbtg mit ®ott Derbunben
i^ »ie bet aä Snologon gebraud^te Xo^urfiöc bed
SomiriPciS mit biefem felbft. Samt ift er plö^
^ ein ii^iectiDuteS (Sebonfenbilb (x6(7|jloc votjt^c),
18 er t^ fofort oud^ ba§ SBer^eug, mittels beffen
80tt bie tDirflid^ ^nge l^orbringt (t)gl. Leg.
iDeg. 1, 9, p. 47 u. Q. @t.). Sl§ fold^ed (relatit)
feft^bibiB t»org^d[te8) SBerl^eug ber SBeltbilbintg
ift ber SogoS oute d^ewrixoc <^c 6 Oe^c, oute
TtwijT^ Q>C ^pLStCi ^^^ |JLScroc Tuiv oxpcov, di^t^o-
Tcpocc 6t&T}ptofDv (Qms rer. div. her. 42, p. 502).
ul Slftteni neigt ^l^ib ber CEmanation beS Sogo§
Ol (Sott )u, o^ne in biefem fünfte Ilar unb ent-
N^idMi )U fein. SBo^rfd^einlid^ l^at bie ber ftoifd^en
f^ilofop^ie entle^teUnterf d^etbung gtoifd^enXd^oc
Mtdtdrcoc unb itpoa>op(x6c, totl6)t gunöd^ft in
8e|iig auf ben SRenfd^en einerfeitS Ueberlegung,
oibenrfeitd &ptüä^ bebeuten, aud^ ©eltung l^in«
Mftti^ ^ göttlid^ Xd^oc, unb menigfienS ber
A^ cpo^popcx^ ift burd^ ein Spred^en ® otted l^er-
Mgcgangen. 2)em SogoS mirb t>on ^fßo eine f el^r
nfaiigreid^ ffitrffamfeit jugefd^rieben. 9113 bie
üa^ ber Jbeen (unb duvajxeic) gleid^t er einem
€kgel, t>tm toeld^ (in ben tDirflid^en 2)ingen)
Me W^cüde gemad^t merben, bie ixyLa-^eXa ober
hataurtisyLaxa in etiblofer 3^^^ ^^ if^ Silbner
ber IBelt unb Srl^Iter btrfelben, Steuermann unb
Sigiaer ber SSBelt <gr ifl StellDertreter unb ®e-
intbter <Botte8^ ber Sngel ober Srjengel, mlä^tx
■tf bie Offenbarungen ® otted fiberbringt $riefter
nb ^^{»^ beS ^erm^ bann h)ieber ^au§ unb
Zcopd SotteS, baS ennge @efe|. bie Seele bed
U, ber €d^aäen (Botted^ er nHrb ibentificirt mit
bcs €#Kt>fenDer!e unb ber SBeiSl^eit ® otteS u. f. m.
B tamni i^m SBeidl^eit ®fite, 9Rad^t, ®nabe
I. f. 0. |u. 3Ste bief e Segeid^nungen feiner Zl^ötig«
fatB inb (Eigenf duften f orttt)öl^enb }tt)if d^ ))er>
fUii^ unb us^ierfönlid^en med^feln, f 0 fd^toebt
te gan^e SBefen beS ))l^iIonifd^en Sogod }mifd^en
lofhifu^eni unb un))erfdnltd^em @ein unllar in
bs Ritte. SRit ben SefUmmungen, toeld^e nad^
hat Soranfifejpuigen unfered 2)en!en8 bie $erf5n«
tt|ieit b^ SogoS forbem mürben, freujen fid^
fRtefi^renb fold^, meldte fie unm5glid^ mad^en.
60 ip ber SogoS toAtt fd^Ied^tmeg eine $erfon
Aller CMt nod^ and^ 6Io| ®ott unter einer be*
QinBten Xdotion, nad^ ber Seite feiner Sebenbig«
IbL Cr «ritb bei ^l^ilo aufgefaßt einerfeitS olS
Me nyexfdnfid^ ffra^ ®otted ober bie mirffame
oMlfi^e Semnnft überhaupt anbererfeitS afö ein
UHkUrigeS aSBefen au|er @ott, beibeS jugleid^,
äkr letnct Dou beiben auSfd^Iie^Iid^. 2)a| ed un*
■ilfiit fet^ biefe Seftimmnngen innerlid^ }u oer«
hj^ eifannte $^ nid^t 9iur bie Sielbeutig-
Ut kl tbiSbnuB Xä^oc (= Senfoermbgen ober
Innfk. Senl^bnct ober ® ebanf e, auSgef prod^e«
«I Sott) ermögHd^ eS il^, jene Seftimmnngen
öu^erlid^ auf ein Subject }u Dereinigen unb fo
m(^ fd^einbar bie Sel^e ber ®ried^n Don bem im
Unioerfum maltenben vouc (ober X670C) imb ber
Suben Dom SBort ®otted (oieUeid^t aud^ bie Seigre
ber lorgumiflen Don ber 3Kemro) in einer für cäle
Il^ile Derflanblid^en 3form (eben in bem 9luSbrud(e
X^To«) iu Derbinben. SSBie eS unentfd^ieben bleibt^
ob ber pl^ilonifd^e SogoS eine ^erfon ift neben
®ott ober nid^t, fo aud^, ob er göttlid^en SBefend
ift ober nid^t. (Sx mirb balb mit ®ott ibenttficirt,
balb Sol^n ober Eingeborener ®otteg genannt,
balb alg deuTEpoc &e6c begeid^net (Dgl. baS $ragm.
bei Mangey 11, 625), balb l^ei^t tS, bog er nur
uneigentlid^ ®ott genannt loerbe (De sonm. 1, 39,
p. 655). 9ud^ ber SBelt gegenüber tritt ber ))|il0'
nifd^e SogoS !eine8meg§ entfd^ieben aI8 Don i^r
mef enSDerf d^teben l^erDor, unb bie^ ganj f olgerid^tig.
2)a nömlid^ bie SRaterie al§ fold^e ein ft^ 8v ift,
bie nur burd^ ^ufprägung ber 3been ein SBirf-
lid^ed mirb, fo mu^ aUed an unb in ber SBelt
SBirnid^e etgentlid^ ber göttlid^e fiogoS (al3 Sin-
l^eit ber 3been) fein. Sarum unterfd^eibet $]^iIo
ben x^crfwc voTjToc unb aJ<j&y)TÖc nur mie ben
ulöc ^ou irpeaßuTepoc unb vecorepoc (QuodDeus
immutab. 6, p. 277). Son ftoifd^em aRaterialiS-
mu§ gang beeinflußt, nennt er ben Sogod ö^uxtvr)-
T^ratov xal Oep^iiSv, Ja fogar ?vdep|jLov xal itü-
pcoSri (De (yhenib. 9, p. 144). 9Benn aber meber
gmifdgen SogoS unb @ott, nod^ gmifd^en SogoS unb
Sßelt ein realer Unterfd^ieb entfd^ieben geltenb ge«
mad^t mirb, fo muß gule^t aud^ ber anfönglid^
extreme ®egenfa| gmifd^en ®ott unb SBelt Der«
f^minben. Sarum nennt $^Uo ®ott aud^ mieber
eic xal TÖ irav (Leg. alleg. 1, 14, p. 52), ^pr?|
xal icepac ^irdfvrcov (De plantat. 18, p. 341),
«(»üxi^Tüiv 5X<üv (Leg. alleg. 1, 29, p. 62), vouc
Tu)vöX(i)v(Demmidiopif.2,p. 2). Sbettbeßl^alb
Snb ober aud^ äße Stellen, na^ meldten ®ott ober
er SogoS %Ue§ erfüllt unb burd^bringt unb burd^
Med gel^t, nid^t Don Dom^erein frei Don ^n«
tl^eiSmuS. 2)a8 gange Softem ^l^ilo^S fommt auf
f old^e äBeife nid^t l^inauS über einen ftarren QRono*
tl^eiSmuS unb extremen 2)uatiSmu8 einerfeitS unb
einen emanatifttfd^en ^antl^eiSmuS anbererfeitg,
unb feine gange SogoSlel^re fd^manft l^erum gmifd^en
biefen beiben Derfel^Iten ®egenfä|en, ol^ne ^e iiber*
brüdten gu Wunen. — S)ie Dor» unb außerd^riftlid^e
Speculatlon über ben &ogo§ ift bem SBefen nad^
bei ^l^ilo gum 9bfd^Iu| gefommen. 2)enn bie
Seigre bei $Iotinu8 unb ben 9{eu))latonifem, teo»
nad^ ber SogoS ba§ britte ber fiberftunlid^ SBefen
ift (nad^ bem iv unb bem vouc), ^at für bie ttri«
tere Seftimmung feiner SBirffomfeit in ber SBelt
unb feines SBefenS feine SBebeutung. 3ubem ffltt
biefe Seigre ani^ ber 3eit nad^ Diel fpäter M bie
anfange ber d^riftlid^en SogoSIel^. (SdeSilemtnr
über bie griedbifd^e SogoSlel^e ift ebte fe^ rnnftrag«
reid^e. 93gl. bef. SR. ^einge, 3>ieSe^ MnSogoS
in ber gried^ifd^en ^pi^fop^ie, 1872; fc 3/ätt.
ffiie ^^ilofopl^ie ber ®ried^, 8 X^ 1. «nfl.
1844-1852. Die eingelnes «hAe leöbem in
103
Sogo§.
104
4. ob. 3. Slufl. @))ecieQ über $^iIo ftnb \n nennen:
Grossmann, Quaestt. Philon. De A679 Phi-
lonis, quaest altera, 1829; ©frörer, $|iIo unb
ble alesanbr. Sl^eofopl^ie, 1831, 1, 168 ff.; ffiöl^ne,
®ef d^. SorfleSung ber iäbifd^'Olesanbr. äleligtonS-
rtilofopl^ie, 1834, I, 202 ff.; gr. «. ©touben-
maier, Ißl^ilofopl^ie bed S^rtfient^umd, 1840, I,
361 j^.; 9r. Iteferftein, ^xW^ Seigre Don ben
9Rittein)efen, 1846; SouUer, La docizine du
Logos chez Phflon d'Alexandrie, 1876; J.
Böville, Le Logos d'apr^ Philon d'Ale-
xandrie, 1877; ^t.Hla]tn, Sie dtteft. aSeiSl^eU
unb ber SogoS ber iübifd^^ale^onbr. Ißl^ilofopl^ie
1878, u. %)
2. SBöl^renb in ber gried^ifd^en $l^iIofo^]^ie ber
(g5ttlid^e) X^^oc ein Don ber @))eculQtion im %U*
genteinen geforberted loSmifd^eS (fourfe etl^ifd^
unb noetif^ed) $rind|) blieb, aber beffen ^er*
l^Itnig }ur ©ottl^eit unb }um AoSmoS, f omie über
beffen |9))o{iatif d^en Sl^orafter nur ganj irrige ober
f el^r unflare SSorftdlungen l^errf d^ten, erf d^eint ber*
felbe im SIten Zefiamente, abgefel^en Don feiner
Sebeutung atö ^eiI§DerIünbung ober überl^aupt
atö geoffenbarted SBort. mel^r unb mel^r aud^ olS
)oefen]^afte8, fubft{Urenbe§ SBort ober als felb-
ftönbige ^erfönlid^feit neben bem Sinen Sel^oDa,
juglei^ aber al8 molarer (Sott unb mefenSeinS mit
Sel^oDa. S)ag SUte Zefiament entl^ölt eine fort«
laufenbe, immer mel^r fid^ entfaltenbe Seigre über
eine au8 Sel^oDa l^erDorgel^enbe göttlid^e jhaft,
bie im fSfortfd^ritt ber Offenbarung aHmöIig }ur
concreten götUid^en $erfönlid^!eit fid^ Derbid^tet.
^QerbingS toixh biefe !ßerfönlid^teit weniger unter
bem Flamen Xd^oc unb unter ben unmittelbar
biefem 9{amen beigelegten ^röbicaten geoffenbart.
S3 fuü) Dielmel^r anbere !Ramen unb Attribute,
unter benen iene ®ottedmad^t birect befd^rieben
ttHrb, fo befonberS bie !Se)eid^nungen „Sel^oDa-
6ngel, SKef Jia8, aBei8^eit\ 3nbcmaberim3nten
£e{tament felbft fd^on (abgefel^en Don ber bie|»
begüglid^en Sel^e be§ 9ieuen ZeftamentS unb ber
Krd^Iid^en Ueberlieferung) bie 3bentiftcation ber
genannten 93eseid^nungen nid^t unbeutlid^ DoQ-
gogen tovcb, entl^alten aSe über ben ^el^oDa-Sngel,
ben ilRef ftaS unb bie aSeiSl^eit im 9Iten Zeftament
gegebenen Offenbarungen xotqm ber @ubj[ectS"
ibentitSt inbired aud^ Offenbarungen über ben
innerg5ttHd^enSogo8. £)ier fönnen nur bie QaapU
punfte ber bie|be)ügli^en alttefiamentlid^en Sel^r«
enttoidttung fuq geftreift werben. — S)a8 ©ub-
flantiD Xd^oc ift in oer LXX bie getoöl^nlid^eUeber-
fejung beö l^ebräifd^en -^a- (nur feiten, j. 95. 3f.
40, 8 ftel^t bafür ^^ixa), teöl^renb ba§ 93erb. Xl^co
bem 1^ Aräifd^en "i?^ unb 1»« entfprid^t. ffiie 95ul-
gata l^at für Xd^oc meiji verbuin, feiten (j. 95.
HJf. 147, 15) sermo. 3m ffieutfd^en entfprid^t
nur bie Ueberfejung „SBort" (bejm. „reben, fpre»
d^en"), mie wenigjienS bejüglid^ beS alten Sc»
jtamenteS allgemein anerfannt ift. — ©d^on im
crfienÄai)iteI ber®enefl§fpielt baS „SBort" (bejio.
baS „©pred^en") (SotteS eine grofee SÄoEe, inbem
burd^ ein mieberl^oIteS ©pred^en ©otted bie ein«
}elnen 2)inge l^erDorgebrad^t teerben. MerbingS
ift biefeS ©pred^en nur eine bilblid^e 95e)eid^nung
für bie in ber aSeltfd^dpfung üd^ betl^tigenben
praltifd^n ©ebanfen begtt). SEBiuendbef^Iüne unb
95efel^Ie ©otteS; allein bie fpotere iübifd^e Sl^eo-
logie l^at in jenem ©pred^en ben erßen ^eim ber
Se|re Don einem Don ©Ott felbft irgenbnne Der«
fd^iebenen SBorte ©otteS gefunben (Dgl. % Sangen,
2)aS äubentl^um in $aläftina sur 3eit S^rijH,
1866, 249 ff.; bie ©eutung beS n^«na ©en. 1, 1
auf ben ©ol^n ©otted finbet fid^ erft in nad^d^rifl«
lid^cr 3ttt; Dgl. barüber Patritdi, De Interpret.
Script, sacr. 1. 2, q. 2). SBenn eS oftoioß
l^ei|t, baS SBort beS ^erm fei an bie $atriard^en,
an bie ißropl^eten u. f. m. ergangen (©en. 15, 1.
1 ©am. 3, 1 ff. 3er. 1, 4. 11 ; 2, 1. 65. 17, 1 u. 5.
Of. 1, 1. 3lgg. 1, 1. 3. 3ad^. 1, 1 u. D. a. ©t.),
totxm biefem SBorte Smigfeit ober anbere g5tt«
lid^e gigenfd^aften beigelegt »erben (Dgl. ^f. 118,
89. 105. 3f. 40, 8. 3er. 23, 28. 29), fo pnb
barunter nur bie Offenbarungen ober 95efel^le
©otted an bie 9Renfd^en 5U Derftel^en. StmaS beut«
lid^er tritt bie SOlnfd^auung, ba| e3 in ©ott aud^
einen fubftftirenben SogoS gebe, l^erDor, memt boS
SBort bed ^ttm l^ingefteOt mirb al8 bie ben gött«
lid^en©d^ö))fem)iaen realiftrenbeaRad^t($f.32, 6;
Dgl. ^f. 147, 15 unb ©en. 1, 3), »enn bie Siebe
ijl Don einem ©enben be§ SBorted ($f. 106, 20;
147, 15. 18), Don einem ^erDorgel^en beSfelben
au8 bem SKunbe beS §erm (3f. 55, 10—11;
Dgl. !Pf. 147, 15). MerbingS ift aud^ in biefen
©teSen nod^ nid^t flor unb beftimmt geleiert , baf(
©Ott einen ))erfdnlid^en &ogo§ in ftd^ l^abe. SHlein
trokbem ^aben SSöter unb Sl^eologen jumeift barin
me$r gefunben, al§ „eine auf poetifd^emSd^nmnge
berul^enoe $erf onificirung beS SBorted'' ($. ©d^l^,
Z^eol. beS «Iten 95unbed, I, 1861, 184). Unb
in ber Sl^at märe eS unerllörlid^, marum bie in«
fpirirten ©d^riftfteOer, teenn fie überall nur bie
(Sivlf^tii unb Sinig!eit©otte8 l^ötten betonen toollen
ober foHen, fo oftmals in SuSbrüdCen gerebet,
meldte j[ene 3ntention el^er Dereitelten al§ begün«
fügten. @S bürfte be^l^alb an ben gule^t ange«
fül^rten ©teilen eine Dom l^eiligen @(eifte beab«
ftd^tigte Snbeutung beSfubftftenten göttlid^enSogoS
gu erblidfen fein. SBenn gemög bem ©efagten ber
fubfiftente göttlid^e SogoS im %lten Seftament
mel^r unter anberen 5Ramcn geoffenbart ift, f 0 fragt
e§ ftd^ ^ier einmal um ben hirsen 3n]^alt biefer
onbermeitigen Offenbarungen, unb teeiterl^in, in«
toiefem mir auf eJrunb be§ 3llten SeftamentS be«
red^tigtftnb, in biefen Offenbarungen jugleid^ 95e«
ftimmungen über einen ^erfönlid^en SogoS gu er«
blidten. ffiie erfte Off enbarungSreil^e, meldte (au|er
ber Seigre Dom „SBorte" ©otteS) auf einen ^er«
fonenunterjd^ieb in ©ott l^inbeutet, betrifft ben
fogen. yi ^»V» (ff^eXoc, angelus Domini ober
Dei). an ben altteftamentlid^en 2:^eo})^anten,
befonberS auS ber DorbaDibifd^cn 3eit, ift oft
bie Webe Don einem ©cjanbten (ßngcl) ©ottcS,
105 Gogpe. 106
wd^ bcn %aata itnb bit fffiürbe @otleS in fl$ @ott ^ttoor in beit nief{iani(^en SQieifTagungen.
Irigl, bic aRa^t mb SBflibt @j}ttt§ nad| au|tn ättt tDicb btnct btt Snmf^tDcnbung ttnn gätl>
rqwilfeBlUI, tpecidt als gürp nnb Sii^^rr btS aui- lidini gerinn uoiouSaelagt mit bei nS^em Sf
aB^UnSiÄMairfttUt, unb aI6 bnjtniat, worin ^immuns, ba| ein €0^ SMDibS guglei^ @o^
Sott iu4 ati|en fiq offenbart, crjcEieint imb jul«|t @ottee unb tm^ttr @Dtt frin meibt (Dal. b. SIrtt.
•ott feOi^ genannt utib (»gl. ^rinii^, S)oginat. S^tiftue IV, A unb ÜHtJianif^c SSiri^agungen).
X^tologit IV, 37 ff-; M<"*b»e ^nb ^«rODijuleben — S^ ben SuSfagtn bee alten Xt^amcntS ^et bit
«o. 16, 7. 8. 13; 18; 22, 11. 14; 31. S. 11. SScie^tit enbli^ trji^ttnt UrftinniQ unbaStjen btr
IS. «t 18, 21; U, 19; 23, 20; 33, 2—6. ootpfa berort ^aiafterifirt (b(f. ©pr. 8. gccii. 24.
12—16. 3Ö4.3; 12; 13). edt ben^eitnt bet SBtiB^. 7. 9), bog |!c auc^ aufgtf agt toetbtn mug
SAhiiß rtpmtig, obbitfer angeluaD. ttn im aISungef(^a^enc!)qpDf)ati[(^(SBeie^tit,bcrcnn)aI)it
idfMa KBritfnilirdibet gtfc^ajfenn Sngel obn @ott^it unb eigcnt $niBnIid)Int gur ©eniigi er*
kd fniMuiliJ^ fl^tbai t^fymmt ^t^ota ftlb^ ^tUt. 3)a| aii birft luSjagen auf tin Subfcct, baS
ftL 2)alKni bnnqouS tKrfcpitbm \ft aba bit anbtn fon^ aI6 „ÜSort" ©otteS auftritt, btidnigen unb
Jngt, 06 her ttiie irninn (fei tS bui(^ tintn gt> foniit bt9 ItÜcTn tua^Tt ®otti)eit unb fclbitänbigt
f^iffon Cnftel, f« cS in tinem Sinnbilb) ttfil^ti' SßtTfMiif|mtini9Iten2:c{tamcntnntiimncigTä|e«
mit äd^oM bcT Sine (Sott feinem !S)eftn nac^, rer 9eftinnntl|tit geoffenboit tibliAn büif tn, ba|u
■te obtt «nc itptmintt ^trfon in @ott, ftKcidl dBt unS ba8 ^Ite Se^oment feQ>f) genügenb bie
Mt gBtffit^ SogoBfitifon, gelwfen. SSätei unb Screi^tigune. !Soi WItnt meiben im Sßud^t bei
Xlologcn (an^ itt % lluoußin maÄt fiinoon SSeiS^it X^Tot unb socpCa ibmtifiriit. 3)teinial
lriic9riBci|ricDe9iilna^me)$aItmnunfa^buT4- nämlii^ (9, 1; 16, 12; 16, 15) ulib^att so^fa
tABM ^, ba| in ^^otU'Sngd nad^ bei £&(• bei SuSbiud i.&jot ganj glei^bebeutenb gefegt
jt/tiStama bei fiasgen Vßen Xe^imentS me^i }u unb meiben lejiterem bie f onft bet tiften beigelegten
edfidtB fei oU eine Mo^ Sif^einung beB Sintn {^uncficnen gugefil^neben. S)aiau5 fi^Iiefien mii,
0otleS,baibaeif(l^tnbt3tboiweinetiejlinmite, ba^ Xd^oc nur eine anbere ^Benennung ift fürbie>
iiMfi4Mc)tPcilt$eifonbti@ottHt unb fomit ftIfieau9@DttI|eroorge^enbe^tH)o^aft.^erUt6ti-
Nt X^tsp^onic ein ^idlubium btr Sncamation gang bon ber einen Igenennung gut onbem er-
lOKfcB. SHefe etflOnDig iß bie allein ^Itbait f^eint babun^ oeimittelt, ba| nac^ Sccli. 24, 5
m f^cnbcn (Ehrfinbcn. &i)m tn bei @entfi8 bit SDeiS^tit au9 btm 3Jhinbe beS 9(Derf)S^fttn
■nbtn jtDri, bic St^otn ^^, unttrf^itbtn ^tiOoigtgangtn ifL S)ag quiC) ber We|fui3 iben>
09, 24; 0{^ 3«. 50, 40. «m. 4, 11). fflti ttf(^ fei mit bem in ®Btt (ubfiftirenben SogoS, ifl
3ai)aäat (2, 6) f^tinl ber im ßngtl auflretenbe gwai nii^t be^mmt im %Iten Xeftament geteilt,
9c^o«a Don eintm %nbtni, bei ätl^oDa ^rigt unb immerliin aber anaebeutet bei 3f. 55. ?tai$bem ^ier
Bi ^liinnd iß, Qtftnbet gu frin. gftmer iß ber MeeittgeIabtnßno}uben@nabenbeB3'teuen!Sun>
JB 3t^M»^it^ Cifi^cinenbe unb ^irfenbe iben> beS, unb bei aneffiaB oeiffinbigt iß als bei fiel^m
tiH Bit btm VEefHoS (3RaL 8, 1 ; ogl. aut^ Sau), unb Silöfei aUei SöRer unb ber ^eilige 36tatl8,
12 — 18), nM^olo au^ im !Reutn Xeßomenl ber- nad^bem %De oufgefoibert ßnb jur ^eftlintng,
Wäicne gtottdiontn, bie im %Iten Xeßament bem fprid^t ätl^oba »titer^in, ba^ frin „SBott' , baS
Stjau (nifld )ngef(^rieben tPtrbtn, bitect Hon ^trooigtl^t au8 feinem SThinbe, tBtnfo ß(!^er in
f^ißiiS oiÄgtfagt WfriKn (Bgl. Slpg. 7, 30-38. btn efi aufnelfimenben miifen Werbt, mit bti Megtn
1 Coi. 10, 9. Vtbr. 11, 26; 12, 26. 1 $(ti. 1, feine Dom Biibp\n beabß^tigte SBiifung an btr
10—11). »ie btr fflttfßaB, fo mufi barum on^ gibt Öetöoibringe (SB. 10— 11). 3ft l^ier unter
bn iBCisd tift^tintnbt Stt^oDa tine rigene$tr- bem ECßorte beS ^crm in erßtr£inie out^ nur bie
fm wbcn idtäta im ^inuntl fein. 3n SQei^t me|ßanifd)e SfiitiSfagung unb mriteiliin bie ^riI3>
9 — lOtpeiAaltrieltSimctionenbeSSebDOa'Sngds Dtrrünbung @olteS überhaupt gemeint, fo Durftn
bn ODigim m*^ jügefii^ben, motaui junädiß Dil btnnoc^ <ni(^ an baB titrfänlid^e 99Jort btnfen,
bie ^ntlit&t beibei mb UKittr^in mi) bie felb' meli^eB mie 3:^au unb Stegen nitbtrßeigt (ogl.
fii^ fiSttfi^e ^erfOtdi^reit bt§ erftein gefol' 3f. 45, 8; 64, 1) unb ^tnlii^t gruc^t bringt.
floliBCEtieR tatn. Utbrigenfi iß bie gaitje Stitxe S)it 3benlitäl be8 Zßefßae mit bem S0Q08 folgt
bt> men XeßomnttS fibtr btn 3c^DUa-€ngeI in jubem mittelbar barauB, ba^ btr erßtn mit b«
tii ganffet Snoiftl g^bült, »it ei bem Slanbe ungtfi^ffenen peifanliti^en aofltt ibentißdit ti>
basa^mlioaenbetcnSotteBoßcnbarungebment- f^int (ogl. @pi. 8— 9. gecli. 24). auf biefelbe
ifäält, ncfi^idb au^ in ber Sinärung bei rin* mittelbare SBrife ergibt fi^ aui^ bie Sbentität beB
irfaKslEifi^nninigenbtSftQienbieaiuctortn jebtr« 3e^o»a'SngtlB mit bemSogoB. inbemSStiB^. 10
i^ntenintbergel^ (ugL FetsTins, De Trin. junäd^bieaotpEamiterßeitmibentißcirterfi^tint.
vm, 2; Fniualiii, DeDeo trino, thea. 6, II; Slitfe Ie|tcre Sbentität bürfte aui!^ baiauB gu foI>
t. Sdnfc, Seitröge IV, 355 ß. ; ©(^dIj, si&to* gern frin, ba| bem SefiDDa-enget unb bem Sog«
li|ic bt« nten Snnbt« I, § 29; »otiling, Heber bieftibe g^unttion gugtf ^rieben niib, nämlit^ als
ba Sc^oM'CngcI bcJt %ttn ZeßamtntS, XOb. furt^tbortr ffritgtr SBoUftieder btr göttlichen @e-
ßßaöi.OaatteSfait. 1866, 415ff. 527 ß.n.a.). richte gu fein. SBä^renb nat^ 1 $ar. 21, 14 ß.
■ t tritt btr ^tfontnunttrfc^itb in (»gl. 2 ®nm. 24, 14 ff.) befl ©eim gngel bit
107
Sogod.
108
eäfoaxm 2)aDibdtdbtet ifted nac^ äBeiS^. 18, 14ff.
ber icavTo^uvttfioc X670C, tteld^er bie Srfigeburt
ber 9[est)t)ter f erlögt galten toit an ber äbentttät
beS an legtet Stelle ertoäl^nten X6^oq mit bem
äd^olHi'Sngel fefi, fo ergibt fid^ aaA, ba| erfterer
ni^t blo^ atö eine $erfonification bet SBirffant-
leit beS göttlichen äBiUenS aufjufaffen ift (®ut-
betlet 93u4 b. Sßeid^. 1874, 485), mag oud^
fonjl im «Iten lejlament (g. S. 3er. 13, 29.
Df. 6, 5) „ffiort'' bIo| ^erfomflcation ber baS
göttItd^e®eri^tDoD{tredenben%umad^tfetn. 908
))erföntt(^ mu|berX67ocSBei§]^. 18, 15 umfomel^r
oufgefa^ toerben, totü bie il^m beigelegten gfunc-
tionen fonft Don 3e]^ot)a Jelbft (t>gl. (£$. 12, 29)
ober t)on ber l^^poftatifqen SBeiSl^eit t)oIIiogen
tt)erben (DgL SBeiSl^. 10, 15 ff.). Sßenn mir fonad^
aOe Sejiimmungen beS ^ten Xefiamentd über ben
Sel^otKi-engel, ben ÜRefiiaS unb bie SBeiSl^eit auf
eine auS ®ott l^erDorgel^enbe ffraft, bie onber-
märts im Slten Zeflament SogoS genannt mirb,
bereinigen bürfen, fo l^aben mir im SIten Xefta«
ment eine giemlic^ ouSfül^rlid^e SogoSlel^re Dor und.
gteilid^ ift biefe SogoSlel^re nod^ in ein großes
S)unlel gelaunt, inbem meber bie innere unb notl^*
menbige 3ufammenge]^5rigleit il^rer eingelnenSe"
ftanbtl^eile, nod^ il^r Sefammtinl^alt mit Dotier Itlar-
|eit unb SBeftimmtl^eit und bor Sugen tritt.
8. SMe altteftamentlid^e Offenbarungdlel^re
muä»e, mie in anberen ^ßunften, f 0 auc^ bejflglid^
ber SogoSIel^re fort« unb meitergebilbet t)on ber
fpäteren jübifd^en S^ologie. SSorerft fud^ten bie
3uben in Sllesanbrien bie Seigren ber Sibel mit
ber ^l^ilofopl^ie ber l^eüenen gu oereitAaren (l^ier-
auS entfbmb ja bie bl^ilonifc^e SogoSle^re), mftl^«
renb bie palöjtinenfifd^en Stuben mel^r auf bem
ftreng biblifd^en ©tanbpunfte verblieben. 2)iefe
le|teren nun bilbeten eine eigenartige Seigre au8
über bad göttlid^e „ffiort" (njn-'i kw»), toie mir
{ie inSbefonbere finben in ben S^rgumim beS On«
!elo8 unb Sona^an ben U)iel. SBo in ber l^eiligen
@(i^rift t)on Offenbarungen unb @nabenermei[un«
äen @otte8 bie Siebe i{!, f e|en bie Zargumim fiatt
}ott bie SRemra ®otted, fo ba^ biefe bie ted^-
nifd^e SSejetd^nung ber Xl^ätigfeit ®otted nad^
au^en mirb. (@teDen f. bei Baymund Martin,
Pugio fid. p. 3, dist. 3, c. 1 ; Schötl^gen, Hör.
hebr. et talm. 11, 4 sqq. ; @taubenmaier, S)og«
mati! ü, 485 ; Sangen a. a. D. 269 ff. u. 31.)
3)en St^angSpunft gu il^rer SRemralel^re l^aben
bie Zargumiften jebenf olls bon ber ®enert§ genom-
men, in ber eben bie |)ert)orbringung oer Singe
einem ©pred^en (■»»«) ©otteS jugefd^rieben mirb.
3luf bie SntmidElung jener Seigre mirfte ftd^er aud^
ein bie altteftamentlid^e Seigre t)om „äBorte" (SotteS.
3^ren folibeflen @runb l^atte bie SRemralel^re
tl^atfäc^lid^ allerbingS in ber Seigre t)on ber (7o<p(a
(ügl. Älafen a. a. O. 35), bod^ mirb fid^ ber 6in«
flu| ber SSßeiSl^eitglel^reauf bie SDlemralel^re fd^mer«
lid^ genau bemeffen laffen. ®a^ aud^ bie pl^ilo«
nifd^e fiogodlel^re auf bie Xargumiften eingemirft,
mirb jmar üielfad^ beftritten (j. 93. t)on ftlafen,
SRol^ling u. %), ift aber bennod^ anwerft nxi^
fd^einli^ (t)gl. Sangen a. a. 0. 275 ; @d^5nfelber,
On!elo§ u. ^efc^ittl^o 34). Sinigerma^en l^ängt
mit ber gfrage nad^ ber Sntßel^ungSmeife ber Sel^
t)on ber ÜRemra aud^ gufammen bie Qfrage nad^
bem Filter unb ber eigentlichen Sebeutung biefer
Seigre, an erfterer C^infid^t nal^m man frül^ dH*
gemein an, bie Xargumim feien im 1. äal^rl^unbert
n. &)t. t)erfa|t morben. 3n neuerer 3^it mid)
aber il^r Urfprung bon Sielen in baS 3. ober gar
4. 3ol^^nbert verlegt, gnbe^ betnfft bie| ]^5d^
ften§ bie le|te Slebaction, unb bie ® runbanf (|auun«
gen ber Xorgumim flammen ftd^ au8 frttl^er 3rit
(vgl. ©d^flrer, ®ef(^id^te beS iübifd^en SSoIIeSi, 1,
1889, 115 ff.). SBaS enblic^ bie eigentlid^e »e«
beutung ber 9Remrale^ anbelangt, fo liegt bte-
felbe mol^l barin, ba^ fie bie ))erfMid9e SuSfd^«
bung ober SoSiafung bed SBorteS ®otted von (Sott
f elbff , mie fie in ber neuteftamentlid^en SogoSlel^re
flar voQiogen ifl, mel^r unb mel^ vorbereitete.
9Rag aud^ bie ÜRemra oftmals blo^ }ur Sntfer>
nung von 9ntl^ro))omor})]^iSmen eingefd^oben fein,
fo fte^t baS SBort bod^ auc^ läufig an SteOen.
mo eS im Unterfd^iebe von @ott nur eineSrt g5tt-
lid^er |»t)t)oftafe begeid^en lann, inbem eS mie
eine anbere $erfon von ®ott unterfd^ieben mirb.
SS bürfte bie| unbebingt feftjul^alten fein gegen-
über neueren Stabbinen, meldte unter ißemra nur
bie $erfdnlid^feit ®otte8, niemals eine anbere ^er«
f anlic^feit au^er Sel^ova verftel^en (3. SB. SevQ ;
bef. @. SRa^baum, S)ie Slntl^ropomorpl^ien unb
Sntl^ropopatl^ien bei DnfeloS u. ]. m., 1870, ber
l^eftig löm^ft gegen SRaimuni, Sfrörer, Sangen;
vgl gur ÜRemralel^re nod^ % SOlaier, Kommentar
über b. Svangelium beS ^ol^anneS 1, 1843, 119
bis 124).
4. SHe meiteren rabbinif d^en Xl^eologumena unb
fabbalifttfd^en ©peculationen über ben v'^rsw
(= 3el&ova«6ngel), bie n;-^? (aram. »ffi^ff in-
habitatio, gunöc^fl bie burd^ eine äBoQe Verfld^t-
barte Sinmol^nung ®otted über ber ^nbeSlabe,
bann fiber]^au))t bie ®egenmart ®otte8 in ben
finnlid^en Xl^eopl^anien, gule|t burd^ ^^poftaftrung
beS 9lamenS ber 3el^ova«Sngel, in Dem unb bur($
ben ©Ott fic^ jur Kreatur l^erablaff e) , bie -rt»
(aram. Knp^^, junöd^ft bie in ber @^ed^ina fid^
mgenbe ^errlic^feit ®otteS, bann ber äel^ova«
Sngel, in meld^em {ene |)errlid^feit ju S:age trete),
ben Bv (aunöd^ft Ütame @otte§ als 3lu§brud( fei«
neS SBefenS, bann mieberum ber 3el^ova«Sngel, in
meld^em ®otted i^errltd^feit jum SluSbrudt fomme),
f önnen l^ier fügli^ übergangen merben, ba fte tl^eifö
einen $erfonenunterfd^ieb in ®ott nid^t involvi«
ren, tl^eilS ber 3eit nad^ viel fpäter fallen, al8 bie
3lnfönge ber neuteftamentlic^en SogoSlel^re. Sud^
bie etmaigen Sinologien ^ur biblifd^en SogoSlel^re
in ben orientalifd^en äR^tl^ologien unb @pecu«
lationen bebürfen l^ier feiner SDarlegung, bia pe
entmeber }u unbefKmmt unb unflar fmb (mie gegen
6. S.Qfifc^er, ^eibentl^um unb Offenbarung, 1878,
65 ff. 120 ff. 185. 289 ff. feftju^alten fein bürfte).
109
fiogofi.
110
ober toemgjlenS auf bie %u§bUbims ber d^riftUd^en
bwAläfct feinen nad^ioeidbaren Sinflu^ geübt
l^aim (mic f eftgu^lten i{l gegen ^om, iBibUfci^
dnoRd, 1805, nnb bef. SB. Ȋumlein, S3erfu4
Me «beuhmg beö io^nneifd^en fiogod ouS bem
SeftgionSfirfieme beS Orients }u entmidFeln^ 1 828).
fnbli^ t^ bie gfrage l^ier uner5rtert bleiben^ ob
nb inmiciDeit bie Xrinitdt, fjperieO bie SogoS»
pa^ fd^on im Urjtonbe bed SRenfd^en geoffen«
krt tDor, ha eine f old^ Uroffenbarung nur au8
t^eologifd^ ^rindpien irgenbtt)ie gefolgert n)erben
bm, ans ^{brif d^ Ou^en aber ntd^t nad^meid-
bor ifl (mie f eflgul^lten if^ gegen %. o. Sll^imuS,
dannimilale e^mbolil bed ^Itert^untd, 1868
Ml 1876 ; dgt }u n. 4 ftlafen a. a. O.). Smmer«
tii aber tDaren in ber Seit Sl^rifK ^nbeutungen
ii Stenge Dor^onben, bo^ ed in ®ott reale, per-
fkfid^ tbtterfd^iä)e gebe, ba^ @ott nid^t eine
^flne, abstrade Sinl^ fei. 2)er im gangen Wien
Zijiimicnt imt^errfd^b betonte Segriff ber Sin-
tet nnb Stns^Ieit ®otted nxn: aumölig fo ge-
mottet umben, ba^ bie 9ufnal^me beS XrinUfttd-
ytciumlffeg in benfelben mdglid^, ia l^dd^fl bor«
ksitet iDor. 3n8befonbere gab ed ffir bie stoeite
fofon in (Sott mand^rlei 9tamen unb bamit oer«
fniifte (Skbanfenreil^, totlÖ^t tl^d in ber @d^ft
\aift aaSgeffncod^ (SBort, Sel^ooa-engeL SVlef-
M' Setd^tX ti^eilS auf @runb ber @d^rift unter
«d^erem sAn geringerem Sinflu^ ber gried^ifd^
€KcnIotion entftanben maren (SogoS, SRemra).
la^ bie 3bee eine« „@obne3 ®otted'' toax unter
ba Snben )nr S^i (S^fti oorl^onben. 2)ie| er-
gibt ^ and mel^reren 9lebett)enbungen bed bleuen
ZeßamentS, in todä^ t)om ©ol^ne ®otted ol^ne
db nSfyttt (SrnSrung bie Kebe ifl unb loeld^e tro|-
bem ald Don ben Seitgenoffen 3efu f ofort begriffen
btageßent toerben (o^ Suc. 1, 85. 3o]^. 1, 84;
9, 35 ff. 9Ratt]^. 26, 68). 9ud^ bie @ubiectS-
tetftüftt au biefer 9tamen nebfl ben il^en bei-
fdraten ^[Mbicaten mar an ftd^ beftimmt genug
9d($rt Sf^lt^ ^i^ ^^ f ^ ^^^ ^n bunfler @^Ieier
ofig^reitet über baS (Sel^eimni^ beS Sinen ®ot-
id in btet ^^onta. (Srfl bad 9leue Xefiament
Sid^t über biefeS ®el^eimnt^ unb mirft
einen Stral^I nad^ rü(itDärt§, fo ba^ mir
btt ^imoetfungen be§ Slten Xeflamentd auf unfer
vc^euiiuip tuir erieiuien.
5. fhif bie biSl^ bargefteOten ®eban!encom))Ie£e
iicr ben (gdttlid^) SogoS folgte, bie @ad^e gu-
lA^ vein oefd^d^tlid^ aufgefa|t, bie SogodIe|re
bei 9tenen XeflinnentS, fpecieO beS Stxmgelifien
ieffcamtS. %a^t man guerft bie ^auptmomente
ber jo^onneifd^ Sogodlel^re unb ebenbamit in-
Mnct bie fKmptnnteirfAiebe berfelben t)on allen
MDoalgpgangenen SSorßellnngen in'3 %uge, fo
asM eine unbefangene S^efe aQer Stellen, bie
IM 2ogo«^anbein (So. 30)^.1,1.14. 13o^. 1,1;
P, 7]. Offmb. 19, 13), unjmeibeutig folgenbe«
VftäaL 3n ber Sinleitung (bem f ogen. Prologe)
p fenem (bangdinm mill Sol^anneS orientiren
Ar bte^erfon beSfenigen, beffen Seben unb äBirfen
fein Soangelium f d^ilbem, unb gugleiä bie ® eftd^tS-
punfte angeben, unter meldten bie nad^f olgenbe ®e-
Wid^te bargefteHt merben foH. 6r ge^t jurüdt auf
bie (burd^ ben ®Iauben il^m f eftfiel^enbe) oorgeitlid^e
unb oormeltlid^ Cjiftenj beS ®egenpanbe8 feiner
®ef d^id^tSergS^Iung, auf beffen Ser^öltni^ gu ®ott
unb )ur 9BeIt oon Anbeginn ber le^tem an bis l^erab
gur pOe ber Seiten. Sr möbtt (gleid^oiel etnfl-
meilen, marum) ben Jlamen X^oc für bie $erf on,
bereu Seben unb Xl^aten er ergöl^Ien miO, unb fe|t
bei feinen Sef em oorauS, ba| pe biefen 5Ramen unb
einigermaßen aud^ ben 3n^t beSfelben anberS-
mol^er fc^on lernten. !Bon biefem Sogod nun mirb
flar unb beftimmt bie Sorgeitlic^Ieit unb Smigfeit
ausgefegt. „3m anfange mar er", b. 1^. atö bie
SBßelt anfing, gu fein (ogl. ®en. 1, 1), ba „mürbe"
er nid^t erft, fonbem „mar" fd^on, er ift oor allem
mirflic^en unb benibaren Anfang ber gemorbenen
Singe, felbft ol^ne Slnfang unb infofeme negatio
in abfoluter SBeife im ätnfang. 9ld ber bei ®ott
feienbe SogoS mar er auc^ ))ofttit) in eminenter
äBeife im Einfang (fß. 2), b. 1^. oor oOen mirflid^en
S)tngen außer ®ott, meldte eben oon ibm il^ren
Anfang nal^men unb burc^ feine SRad^t in'8 2)afem
traten. S)er SogoS mar „bei ®ott", i)erfönlid^
unterfd^ieben oon ®ott (bem SSater), gugleid^ aber
auf's Sngfte mit il^m oerbunben, in lebenbigfter
®emeinf^aft (i7p6c, nid^t itapiSt ober iv) mit ibm
ftebenb; Sr mar „®ott", 3nl^aber ber göttlid^en
Ütatur, alfo berfelKe ®ott mie ber SSater, mefenS*
gleid^ mit il^m. SS ift alfo S. 1 bie emige Soesifieng
beS perf önlid^en fiogoS mit bem il^m mefenSgleid^en
SSater geleiert, unb S3. 2 mirb biefeS innergöttlic^e
SSerl^öItniß nod^ auSbrädRid^ als ein oorgeitlid^eS,
oon ber ©d^öpfung unabl^ftngigeS, emigeS l^or«
gel^oben. 3lai^ Süßen l^in ift ber SogoS $rin-
aOeS @einS, SebenS unb SrIennenS, aUer
al^rbeit unb @nabe. Sr l^at feit Seginn ber
@d^5t)fung in mannigfad^fter SBeife in ber 9BeIt
gemitft, mar befonberS tl^ätig im auSermöl^Iten
i^olle, l^at gule|t gfleifd^ angenommen unb burc^
fein Sßol^nen unter unS unb meiterl^in burd^ fein
gangeS irbif d^eS Xl^un unb Seigren utü> gule|t burd^
feinen Opfertob bie SrI5fungSgnabe unS gebrad^t
(S). 18—18 unb baS gange (Soangelium. Ss bleibt
Runöc^fi gleichgültig, meldte S3erfe.man in bem %b«
fd^nitt, ben SS. 6—18 bilben, auf ben X^oc
foapxoc unb meldte auf ben X670C ^vcrapxoc be-
gießt). Sßenn aber aud^ ber SogoS in'S Sfleifd^
lerabfieigt, fo bleibt er bennoc^ im Sd^ofe beS
aSaterS (SS. 18). 2)er SogoS (t)or unb nac^ ber
SDlenfd^merbung) ift femer perfönlic^ berfelbe mie
ber @o]^n ®otteS, olf 0 gegeugt auS ber SBe^i^
beS SSaterS; alS etngiger SogoS ift er aud^ etqig
gegeugt unb l^eißt barum „ber SingAome bcS
SSaterS" (SS. 14). — (Sine gemiffe etgSqag er-
l^ält bie im Prologe gum (SDangähni tos Jo-
annes t)orgetragene SogoSIel^ nml fenri^ ieine
anbermeitigen bießbegüglid^ ft^iiilfiiifii 3x*«
bem er feinen erpen wlef
feinem Soangelium) mit bm
111
SogoS.
112
legmnt : „äB^S Don ^nfoTtg an toax, tt)o§ loir ge»
l^ört l^aben, mo§ mir gefeiten mit unferen Slugen,
roa^ ttrir gef d^aut unb unf ere ^anht berül^rt l^aben
öon bem X670C T^cCa)^c(t)erfünbigcn»ir)'MDieber«
l^olt er nid^t 6Io^ bie ßtmgfeit unb concrete ^er«
fönlid^feit bed Sogod, fomie bo^ berfelbe ^xmc\p
oUtö Qu|ergöttUd^en SebenS ift, fonbem Derftc^ert
aud^, bo^ er bei feiner ©d^ilberung nid^t ettoa bon
einer 6Io|en @pecuIation, fonbem nur Don bem aud*
gel^e, tt)a§ er erlebt unb gefd^out l^t. 3n ber Offen-
barung (19, 18) fd^aut Solennes ben ÜRefftoS in
feiner @ieged]^errlid^!eit, unb mie fein 9lame genannt
mirb 6 X670C xou Oeou. ^ier mirb nid^t bIo| bie
^erfanlid^feit bed SogoS unb feine 3bentität mit
Sl^riftuS geleiert, fonbem ber 9lame X^^oc für ben
@o]^n @otte8 in öl^ic^er äBeife old geoffenbart
l^ingefteUt, toie Ss- 8/ 1^ ber 9lame äel^ooa für
(Sott. 9n ber Stele 1 3o]^. 5, 7 mirb noc^ fura
bie Stellung beS Sogod jum 93ater unb l^eiligm
®eifte, über]^au))t bad ganje XrinitötSgel^eimni^,
bie 2)ret]^eit ber gdttlid^en $erfonm (6 iraxiQp,
6 X670C xal T^ icveufia ^T^iov) unb bie Sinl^eit
il^red SßefenS (o{ xpeic Sv eiatv) audgef^nrod^m.
■— CS fragt ftd^ nun, ob unb »ie biefe jol^an«
mifd^e fiogodlel^re mit ben l^iftorifc^ l^inter il^r
liegenben Ünfc^auungen über ben Sogo§ jufom»
menl^ange unb ixoax materieU mie formeQ; mit an-
berm SBorten, mie Solennes ba}u gefommen, bie
jueite $erf on in ®ott, ben Sol^n, bm Eingeborenen
u. f. tt). beS SSoterS, einige SDtale X670C }u nennen, unb
loelc^ed f onac^ ber eigmtlid^e Urfpmng ber gomm
nmteftamentlid^m unb d^riftlic^en SogoSIe^re fei.
3n ber iBeantmortung biefer ^^age fönnm brei
9Bege eingefd^Iagen merbm, bie au^ im Saufe ber
3eit in ber mannigfac^ften SBeife fmb oerfolgt
morbm. 9Ran lonn 9lame unb ^Begriff beS io^an-
neif d^en SogoS gu ermitteln f ud^en entmeber abstract
grammatifd^ aus bem SBorte unb feiner iBebeutung,
ober rein bogmatifc^ oon beftimmten fpeculatioen
ober tl^eologif d^m iBorau§fe|ungen auS, ober enb»
Ii(^ l^iftorifdd au8 bem @))rad^gebrau(^e bei an«
berm jeitgenöffifd^m unb oorauSgel^mben Sd^rift«
fteSem; unb in Ie|terer Sejiel^ung fann mieber
unterfud^t merben, ob blo^ bie StamenSbeseid^nung
als fold^e ober oud^ ber bamit oerbunbene @t'
banfeninl^alt Don anberen Sd^riftfteUem ift ent-
lehnt toorbm. Um jum rid^tigm ^iele gu gelangen,
muffen aber tool^l bie brei angebeuteten SSßege
Derbunbm merben. @ie ftnb au(§ tl^otfäd^Iic^ }u-
meift in biefer ober jmer gform Dereinigt morben.
S8 famt fid^ alfo nur fragen, loie fte gu Der-
einigen finb. Sie Dorftel^enb bargelegten ^au))t-
punfte ber iol^anneifd^en SogoSIel^re bürften bm
rid^tigen 9[n]^altd))unlt bietm, um l^ier bie un-
rid^tigm ober ungenügenben ^nfd^auungm afö
fold^e gu erfennm unb gugleid^ ben eigentlid^en
Urfpmng imer flel^re flar aufgubedfen. — Um bie
fd^on grammatifd^ ungulöfftgm unb auc^ Deraltetm
Stflämngen Don 6 X070C burd^ 6 XeY^fievoc, ber
SSer^ei^ene, ober 6 Xe7ti)v, ber ©pred^mbe, gang
gu übergeben, f 0 ift f ür'S Crfie unhaltbar bie grflä-
mng berjenigen, nad^ loeld^en 6 X670C nid^tS 9n-
bereS ift atö bie a))oftolifd&e 93er!ünbigung^ ndm-
lid^ il^ |)erfönlid^er Snl&alt, 3efu8 ber e^rlfhiS,
ober ba§ SBort Dom Jhmge, beffm Snl^alt Sl^riffatd,
ber @efreugigte, fui^ ber Inbegriff a&ed Men,
mag @ott ben SRenf d^m fagen ttollte unb in (äjfti*
ftuS il^nen gefagt l^t (|)ofmann, fiutl^rbt, Cremer,
@rau u. % ^ei^nlid^ed klärten, freilid^ gu anberm
Stoti, unter anberm SorauSfe^gm, fd^oi bie
arianer). ®enn menigflmS S. 1—5 beS $rolog8
fd^ilbem ben SogoS nic^t in feinem gefc^i^tSd^en
^erDortreten bei ber gfleifd^ioerbung, fonbem in
feinem innergöttlid^en Donoeltlid^mSeinunbDor-
d^ftlic^en SBirlm. gf^mer ift aQerbingS C^rtffatS
ber Snl^alt ber ißerfünbigung ®otted an bie ÜXm-
fd^m, er ift aber pgleid^ berfmige, meld^ Hefe
93er!ünbigung audfprid^t, unb ]^|t gerabe in biefer
Segiel^ung ber fiogoS. 9lur baburd^ lä^t fid^ feine
DormeltU^e unb Dord^rifüid^ $erfönli(|leit rettm,
ba^ man i]^n afö benjenigen auffaßt, meld^er feit
Cloigleit für fn^ feienbeS $rinc^ alleS au|ergdtt-
lid^en ©einS unb CrfennenS ift. — 9lod& »eitcr
mtfemm fid^ Don ber SBal^rl^eit biejmigm, toeld^
bie SogoSibee bed äol^anneS blog aI3 bie (foit-
toidflung eines f|)emlatiDm SegriffS unb bofi im
Coangelium endl^Ite fieben 3efu me^r ober minber
ald bie bloge Csplication biefeS Begriffs auffaffm.
tiefer @runbgeban!e ift in Derfd^iebmen formen
l^erDorgetretm, g. )93. bei bem Hegelianer gfrom-
mann (®er iol^. Sel^rbegriff, 1839, 105. 135 ff.),
nad^ tteld^em äol^anneS, ba er ®ott afö bie ab-
folute Siebe mit ber 9BeIt nid^t in Serbinbung
bringen tonnte, fid^ in bem SogoS rein apriorifHfc^
ein ÜRittelloef en erfann (ä]^nIidEiff5flIin,2)erSel^r-
begriff b. Cd. u. b. 95r. 3o^., 1843, 85 ff.); fer-
ner bei bm ölterm ^.Jhitifem", nad^ loeld^en im
2. äal^rl^unbert ein ^latonüer bie alesanbrinifd^e
SogoSlel^re mit ber (in SefuS Don 9lagaret]^ als
erfüllt gebac^ten) SReffiaSl^offnung Derquidtt l^be,
DieEeid^t beeinflußt burd^ bie gnoftifd^m @t)fteme
flo ©ilgmfelb, S)a8 Coang. u. b. »r. 3o]^., 1849,
132; in nmerer 3^it bef. bei J. Beville, La
doctnine du Logos dans le quatr. evang. etc.,
1881 ; «. Il^oma, ®ie ®mefi8 b. SoI&.-Cd., 1882 ;
% äafobfen u. %). Mein, um Don anberm fünf-
ten gu fd^ioeigen, ein nod^ fo oberflöd^Iid^er Slidt
geigt, bag gtt)if(^en ber j[o|anneifd^en unb ieber
pl^Uofopl^ifd^en, befonberS ber pl^Uonifd^en Sogod-
ie|re ein geioaltiger Unterfd^ieb befielet, ^e 5bee
ber SDtenfc^merbung unb beS OpfertobeS, toeld^e
3o]^anne§ mit feinem (im Unterf d^ieb Don $bilo
flar unb beftimmt als perfönlid^ unb boc^ mit @ott
loefmSeinS gebadeten) SogoS Derbinbet, erl^ebm
benfelben uncnblid^ über baS Object einer bloßm
©peculation. — CS gel^t aud^ nid^t an, bm Ur-
fprung beS jol^anneifc^en SogoS unmittelbar ouS
ber altteftammtlid^en Seigre Dom 2Borte @otte8 obgu-
leiten (fei e§ auä^ in ^erbinbung mit ber targumifti-
f d^en SKemralel^re), wie §engftenberg unb bef onberS
». ffieife (S)cr ioljl. Sc^tbegriff, 1862, 239 ff.;
»ibl. I^col., 5. STufl., 609 ff.) »oßm. CS ift
113
SogoS.
114
bo| äol^oimed bte oltteftamentlid^e
Bci^rittld^ dnfad^ ignorirt^Be. @etne fiogoS-
k^ i» Ser^öltniffe 5ur altteftatnentlic^en Seigre
Ml SBinte (BotteS tiritrbe einen gong unDetmittel-
ta, «rabqn nnecflärlid^ ©prung Bebeuten. —
fi $ fcriKt itul^t hmiiSbax, ba^ äol^onned an
hk t^^tUntif^ SogoSIel^re (mfnü))fä in ber SBetf e^
tt( Upm iDcnigllenS bie formelle OueOe ber erfte-
m man ober bie dunere ))ofltit)e IBeronloffung,
MAaSb ^ 3o]^mme3 beS SudbrudFd X^^oc be»
tüattt, voit MX inelen Seiten auf berfd^iebene
Seife dfl&xt tmrb (). SB. t)on @emifd^, 3uftin
ba gtartvrcr n, 1842, 267 ff.; @4mib, SBibl.
X^eoL t. 9L Z. n, 1853^ 368 f.; ou^ Don 3orb.
Silber, S)cS 9pofteI8 3o]^. Se^re t)om SogoS,
1356: twrfiil^er Don 3. Oäß, 2)er iol^. SogoS-
kgriff, 1848, 56 {f.; $aneberg-@d^egg, St), nad^
3^ I, 60 ff. n. «.). — 9IS mangdl^aft muffen
fsMäf ieietqnet toerben bie SuSffll^rungen Dieler
961a, iiqofam {ie au8 ber SBortbebeutung Don
20001 ober aus rein bogmatifcl^en SrmSgungen
Ut Peyiil^mmo Xd^oc ^ @o]^n rechtfertigen
wttoL Shibe^ $ iDobl gn bemerlen, ba^ bie Söter
IßamÜ mä/i anbere ®rünbe für jene iBegeid^nung
wO^i^ßtim iDoDen, ba fie iiber]^au))t nid^t eine aO-
fnüge imb oMd^fie^enbe Unterfud^ung aber ben
bfllniiia ber fiogoSlel^ aufteilen. — 2)ad SKc^«
ligpe ibcr bie fd^erige unb gerabe in neuerer
tjk mä großer 9u8fü$rlid^Ieit unb nid^t immer
0^ 9iAcnabftd^ten nnterfudbte gfrage nac^ bem
Bx^nniige ber jlol^amteifd^ Sogo3le$re bürfte in
{Bignbcn €ft|en entl^Uen f ein. aRaterieÜe OueOe
bcS jo^amigifyn 2ogo8, begto. aKer il^m beigelegten
IttrOvte, iß bie göttlid^ Offenbarung über bie
jßdtt ^^on in (Bott, unb gmar einerfeits bie
pafß bt(|6e|üglid^, an fid^ nod^ bunlle unb un«
loUiDiiiiiene aüteftamentlid^e Offenbarung (alfo
dk oben borgel^en SuSfagen über baS ,,SBort''
Mm, bot 3e$oDa-(gngeI, ben ÜReffiaS feiner
tMffi^^ Seite nad^, bie pecf bnlid^ (ro<p ia), anberer-
{od Me tioOenbete unb aud^ nad^ rüdboörtd l^in
«tIfBeBbe unb DoBenbenbe Offenbarung beSÜteuen
TifhuOTiH tote fie gegeben ift in ber gangen Sr-
Mdnng 3efn aß beS in lebenbiger Seftalt auf«
tRtatei aReffiod, in feiner oudbrüdKid^en Seigre
Her M feürft, in feinem gangen Seben unb SBirfen
nb fnaeiii f^Tic^fid^ Opfertobe. 9u8 au biefen
l^bcifd^ gegebenen unb im ®Iauben f eflge^Itenen
HowcwteH iß bie Sogoftlel^ il^rem Snl^te nad^
dMiQ^ist Santm aber gebraud^te ^clfymnti für
lil Giibiect ber Derfd^ebnien auf ben Sogod Der-
cingkB tttribnte eben ben 9lamen X^oc, ober
wd^ iP bie formelle Oudle feiner SogoSlel^re?
Sie ganie Srt nnb SBeife, in ber Sol^anned Dom
2m0| p icben beginnt, fe^ unttnberleglid^ DorauS,
hi feoK Seftr mit biefem 9{amen unb feinem
3ä^ fd^ iraenbtoie Dertraut maren. Sdlonnte
4Ka lAcr ber 8ogo8 nid^t blo^ belannt fein burd^
Me leiteaflffifd^ religUfen unb pl^ilofopl^ifd^
Bagduuigett (bie SRemralel^re unb bie alesan*
liiiif^e cogoile^), ttrie man getoöl^nlid^ an*
nimmt, fonbem oud^ burd^ bie münblid^e Sel^r«
mirffamfeit beS 9))ofteI§ felbft. S)ann aber fragt
e9 fid^ meiter, toaS ben Wpo^tl Deranla^te, in
Seinem münblid^en Unterrid^te Dom Sogo§ gu l^n*
»ein unb bie ^au))t)mn!te biefeS Unterri^teS in
bem Prologe gu feinem SDangelium gufammeu'
guf äffen. SMe rid^tige %nttt)ort hierauf f d^eint biefe
gu fein : 3unöd^ft Deranlagten il^n l^iergu bie geit-
genöffifd^en SSorfieUungen Don einem „äBorte"
(SogoS, SRemra) alg Vermittler gtt)tfd^en @ott unb
SSkIt, ober laum in bem @inne, oIS ob er feine
Seigren am beften burd^ 3lntt)enbung beS Sogo&>
namens l^ötte einfül^ren lönnen, fonbem Diel el^er
in bem @inne, bog er ben unfid^eren unb fd^man*
lenben, menn ni(|t gang unb gar irrigen SSor«
fleQungen eben bie »al^re 3bee Dom Sogod gegen-
überfteDen toofite. ffiiefe auff äff ung wirb beftätigt
burd^ bie immermäl^renbe Xrabition, monac^ 3o-
l^anneS fein gangeS SDangelium gegenüber ben
9nf öngen ber falfd^en ©nofid gefc^rieben l^at. 3n
le|ter Snftang aber berul^t bie SBegeid^nung X670C
für bie gmeite $erfon in ®ott, toenigflenS in ben
©duften beS fjii. ^ol^anneS, fidler auf einer 3n«
fpiration, menn nid^t Don Anfang an auf einer
förmlid^ Offenborung (Dgl. Offenb. 19, 13). S)ie
(Srünbe für eine fold^e Snfpirotion (ober Offen-
barung) liegen barin, bag tt)tr gerabe burc^ jene
IBegei^nung über bie Sigentl^ümlid^feit ber gtt)eiten
$erf on unb bie 9rt il^reS öerDorgangeS auS ber
erften in befonberer ffieife Meiert werben foDten,
mte fofort näl^er gu geigen ift. (2)ie Siteratur gu
?lr. 5 ifl fel^r reid^. 3lu^er ben im Sejte fd^on
Dorgefül^rten ?luctoren feien nur nod^ genonnt:
Salmeron, Comment. in evang. bist. 1. 2,
tr. 3; SloIetuS, Sonden, SRalbonat gu 3o]^. 1, 1 ;
SomeliuS a Sat>ibe gu 3ol^. 1, 1 unb nod^ auS«
fül^rlid^er m 1 3^^. 1, 1 ; bie neueren Sommen«
tare Don ihee, 3lb. SKoier, SiSping, ©aneberg«
@d^egg, $dlgt @d^ang, ^atritii, Sorlu^ ; femer
3. eo. ©tabler, Ueber bie 3bentität ber 3bee ber
aQ3ei§]^eit mU ber bed SBorteS, 1832; SutterbedT,
3)ie neutefiam. Sel^rbegriffe H, 150 f. 262 ff. ;
3. ®rimm, Seben 3cfu n, 1878, 1. ffap.: Ä.
üRüUer, @öttltd^e§ SBiffm unb göttlid^e maä^i
beS iol^. e^riftuS, 1882; Idem, De noDnullis
doctrinae gnost. yestigüs, quae in quarto
evangelio inesse fenmtur, 1883; $. Jleppler,
Sie Sompofition beS 3ol^anneS«SDangeIium§,
1884. S8on ^roteftantm feim nod^ genannt:
Hoelemann, De evangelii Joannei introitu,
1855 ; fied^Ier, 2)a§ apoftol. u. nad^apoft. 3^it-
alter, 3. «ufl. 1885, 465 ff.)
n. 1. 2)te jol^anneifd^e SogoSIel^re mit il^rm
gmei gfunbamentalmal^rl^eitm Don ber SBefmS-
einl^eit be§ SogoS mit bem SSater (unb l^eiligm
@eifte) unb ber perfdnlid^m SSerfd^iebml^eit beS«
felbm Dom SSater (unb ®eifie) erl^ölt eine umfang-
reiche SBefiötigung unb Vertiefung burd^ bie gange
Sel^e beS 92eum XeftamentS Don Sl^riftug, bem
(menfd^gett)orbmen) Sol^ne @otte9, inbem ia megen
ber feftftel^enbm @ubjiect§ibentitöt alle ^uSfagen
k
115
Sogo§.
116
über Sl^riftud unb ben Bo^n @$otted anä) t)om
S090S Bitten (üfli. b. 9lrt Srinitöt). — 3enc SogoS»
leiste mit i^ren gtoei ©runbgebanfen marb Don
9(nfang an aud^ feftgel^Qlten Don bet £rabttion
unb ber Seigre ber ftird^e gegenüber gttei ba(b ouf -
tQud^enben falf d^en 6|tremen. 2)a§ eine berfelben
läugnete bie ))erf5nlt^e SSerfd^iebenl^eit beS inner«
göttlid^en (fei eS mU (S^riftuS als ibentifdSi ober
als l^Qpofiatifc^ t)on xf^m berfd^ieben gebac^ten)
SogoS t)om SSater (Serintl^uS, bie Sbioniten, bie
Sntitrinitarier, unb 5tt)ar bie b^namifc^en Xl^eo«
bot Don S^som, Xl^eobot ber SBed^SIer, Srtemon
SSdepiobeS, ^emtopl^iluS, DtataliuS, befonberS
$auIuS Don @amofata, unb bie mobaliftifd^en
^xagtai, 9loetu§, i^igonuS, SlemenS^ befottberS
SabeOiuS, femer Ser^OuS Don Softra, fpöter bie
^l^otinioner u. f. m.). S)aS anbere Sstrem leug-
nete bie SßefenSeinl^eit beiber im Sinne ber nume*
rifd^«realen SBefenSibentitöt (ber @nofticiSmuS in
mannigfachen gformen^ ber SrianiSmuS unb @emi«
arianiSmuS^ ber Xritl^eiSmuS, fpüter 9lominaIiften
unb estreme Slealiften u. f. m.). Seiben Si;tremen
gegenüber l^ielt bie Ueberlieferung unb jKrc^e feft,
mie an bem $erf onenunterf d^iebe, f 0 an ber SBef enS-
eii^eit }nnf(^en Später uno Sobn (ober fiogoS) in
ber Sauff ormeL in ben älteften ® laubenSf Qtnbolen,
in ben fird^Iid^en S)osoIogien, ben Sefenntniffen
ber ÜRart^rer, gal^Ireid^en Sel^rauSf)nitc^en ber
aSäter unb iKrd^enf(i^riftfieaer. gfreUid^ barf nid^t
Dertannt mxhta, ba^ bie fiogoSIel^e ber Domicö-
nifd^en SSäter im SSer^ältnil sur nicänifd^en S)e-
finition manche ©dJ^toierigfeiten bietet. Ö^ne ba^
bie bie^begüglid^e berühmte bogmenl^iftorif^e Son»
troDerfe l^ier entfd^ieben toerben f oQ, fei f^oIgenbeS
bemerft. @ott)eU bie Domicönif c^en 93ater 3^S^
bed @IaubenS finb, fümmen il^^uSfagen burd^auS
überein mit ben f onßigen ®IaubenS)eugnif[en ouS
iener 3eit. 3nf omeit fie aber baSunmittettare @lau«
benSbettm^tf ein meiter entmidFelten unb bie einjelnen
ÜRomente beS XrinitdtSglaubenS tl^eologif d^ }u Der«
mittein ftrebten, erreichten il^e IBerfud^e oft nid^t
bie DoIIe äBal^rl^eit ol^ne aber be|l^alb f d^on ))ofitiD
irrtl^ümlid^ ju fein. 2)em ÜRobaliSmuS unb über«
l^aupt bem SlntitrinitariSmuS gegenüber mußten fie
ben Unterf d^ieb ber ^erfonen in (Sott betonen unb
}eigen, ba^ überl^aupt ein folc^er Unterfc^ieb be«
ftel^e, tt)eniger, »orin berf elbe liege. 3n erfterer 95e«
}ie|ung bleiben fie ani^ gang beim Sted^ten (befon«
berS bie ^äpfte ^epl^prinuS, SaUiffaiS^ Sion^finS^
oud^ ätenäuS u. %\ in legerer iBegiel^ung geratl^
fie aber oftmals in Snfd^iauungS« unb ^uSbrudfS«
»eifen, bie, »enn fie in ejcIufiBem ©inne genom-
men toürben, aQeroingS eine gett)iffe SBefenSinfe«
rioritöt beS fiogoS bem SSater gegenüber befagen
toürben. @o betonen mand^e (äuftin, XertuQian,
l^ippolQtuS, Siemens Don SIesanbrien, OrigeneS)
ben queOen« unb t)rinci))ienl^aften Sl^arafter beS
SaterS f 0 ftart ba^ eS f (feinen fönnte, er fei aSein
Deus super omnia , ber SogoS aber fei eS in
minber DoIIfommener äBeife. 3nbe| tt)irb bod^
nirgenbS bie Seigre Don jn^ei @öttem ober gmei
göttlid^en SBefenl^eiten aufgehellt Rubere (loie
Xatian unb Sltl^enagoraS) reben ftatt Don ber 3ben«
titöt ber ©ubftanj oft nur Don einer fubfbmtiellen
SSerbinbung, ober Don ber ®emeinfd^aft ber ffraft
unb @emalt, ber Sll^ötigfeit unb Siebe. Mein in-
bem fte eine unDoUf ommene Sit^eit gmif d^ fßahx
unb SogoS fe|en, f daliegen fie bie DoÜIommene, bie
Sinl^eit beS SiefenS, nod^ nid^t formell auS. fb\p»
poI^tuS nennt bie 3^d^8 ^^ Sol^eS volaii-
taria. S)iefe Smic^nung lommt iebod^ aud^ bei
nad^nicönifc^en SSätem Dor (}. f8. ^ilariuS, 9«^
nafiuS, ^mbrofiuS) unb ifl gau} geeignet, id)e
blinbe unb getoaltfame 92ot]^tDenbig!eit unb cdleS
SRaterieUe Don ber 3^gung auSjufc^Iie^en, ttomit
aber bief e Ie|tere nod^ nid^t als in baS liBelieboi
beS SaterS gefteOt erfd^int. Oftmals »irb (be*
fonberS bei ben Spologeten 3ufUn, 3:atian, St^eno»
goraS, Xl^eopl^iluS, aud^ bei i^i^pol^t, Xertidlian
unb 9loDatian) bie S^ugung beS @ol^neS l^inge-
fteUt als bered^et auf bie burd^ il^n }u erfolgenbe
@d^5))fung. 3nbe^ »irb nirgenbS bie 3eitlid^
beS SogoS geleiert; nur l^aben einige DieOeid^t bie
Donoeltlid^e $erf anlid^feit beS SogoS beeintrö^tigt,
inbem fie, Don einer bo))))eIten Seugung beS SogoS
rebenb, unter ber erfiem feinen emigen Urftmmg
aus bem 93ater ober feinen SuSgang als X670C
iv^idcOcToc (verbum insitam), unter ber Ie|tem
feine }eitlid^e @enbung nad^ 9u|en ober feinen
Urfprung als Xö^oc irpo^ootxdc (verbum prola-
titium) Derftanben (Xi^eopl^iluS, XertuIIian, (Qi^
polQt). ÜRand^e (SHon^S Don SIesanbrien) nennen
ben @o]^n ein r^olr^iui beS SktterS, aber nid^t ein
aus %id^tS l^erDorgebrad^teS ®t]äfipl Snblid^
leieren Diele OufHnuS, Xfytopf^iba, 3renftuS,
Siemens, XertuEian, !RoDatian), ba^ berSkiter
im Unterfc^iebe Dom ©ol^ne (unb ®eif!e) unfid^t«
bar fei allein ob bie ©id^tbarleU beS SolfM
aud^ einen SSkfenS« unb nic^t blo^ einen $erfonen«
unterf^ieb bemeifen foll, ifl mfaibeftenS fraglid^.
(S3gl. über bie Dornicönif d^e SogoS« [unb über]$au)>t
XrinitdtS-] Seigre: Petavios, De Trinit. L 1,
c. 3—5 unb Praef. ; Thomassin , De trin.,
c. 37 sqq.; Prud. Maranus, Divinit. D. N.
J. Chr. 1. 2—4; % Wifjiitt, atl^ttuoflus ber
®ro^eI, 1827, 1—116: §. ßagemonn, Sie
römifd^e ffird^e, 1864, 78 ff. ; Jhtfn, Dogmatil ü,
1857, 107 ff.; @(^ioane, Sogmengefd^id^te ber
Domic. 3eit 1, 1862; äBemer, ®efd^. b. apolog.
Siteratur I— m, 1861—1864; Pranzelin, De
trinit., thes. 10 — 11 ; ^»einrid^, ffiogmat Sä^L
IV, § 230—232; @d^ben,S)ogmatif I,§ 111;
Duchesne, Les tömoins anteniceens du dogme
de la Trinite, 1882; Bambonillet, La Gon-
substantialitö et la Trinit^, Bevue des scienc.
ecclds. 1883. Son^roteftonten, aber mit Sorfid^t
5u gebraud^en: 9aur, Sie d^riftlid^e Seigre Don ber
ffireieinigfeit u. f. ». 1, 1841 ; ffiomer, gntwidf-
lungSgefd^. ber Seigre Don ber $erfon S^r., 2. 9ufL
I, 1845.) — «IS «riuS, bie UnHarl&eiten unb
Unbeftimmtl^ten ber Dornicönifd^en fßäkt über«
I fpannenb unb }ugletd^ bie Srrtl^ümer ber DorauS«
117
SogoS.
118
ge^mboi ^fitetifet in mel^r ober mtnber fublt«
■iiter Sform uriebet aufne^menb, bie SBefend«
Ktfi^kbciil^ bed SogoS Dom Sater Bel^ouptete,
bcfbäite boS erfle (digemeine SoncU }u 9{icöa bie
^onottfie bd @ol^e8 mit bem 93ater, iD&^renb
M glrid^i^ittgeii unb immittelbar f olgenben Säter
(I^onaftiit , bie brei ffa)>|)abocier, ^ilariuS,
lairofiiiS) jme ^moufie toeiter begrttrtbeten unb
criUita. SDie nicdnif^ g^^nnel^ ber Sol^n fei
4|Mo6aioc (conspbstaninalia) xtp icaxpC, toeld^e
oegemücr olen femiorianif d^en Selben Don einer
Ha|ai ^omoinfie u. boL Don ben Ortl^obo^en mit
der Catfd^iebeii]^ feftgel^Iten nmrbe, befagt aber
näj/t blo| eine fpedfifd^ SBefenSeinl^t }mi{d^en
Sogoi nä Sater, fonbem eine numerifd^, be^m.
nak Cii^eU ober abfolute 3bentität beS SefenS
Mber (= Zautotrfie, unitas singularitatis).
Scgeniiec bm 9li|baitungen ber lirianer, beS
Sitt^ iHm Sftorid, einjelner lotl^oUfd^er Stl^eo«
loges, befonberd ber (Süntl^erianer unb Dieler
maam ^pEroteßontm, i{t )u betonen, ba^ 6fio-
Mowc nag eA osiä^ formen nod^ ntd^t bie abfolute
Sbenäftt bell 99BefenS bebeuten, bennod^ in feiner
tiambimfl auf bie odttlid^n ^erf onen implicite
km nanoifd^ SBefenSeinl^ befagt, femer ba^
il Dom ecften ollgemeinen Conctt unb Don aSen
Sitan ftM nur in biefem Sinne genommen mürbe.
CoadI mib Säter l^ten |a f eß an ber mef entlid^en
Kmi^ett ber gbttlid^ Subfianj, fomie baran,
bo| bie Sengung in (Sott nid^ eine Xl^eilung
Sottet fet (Vt^anoftuS) unb nic^t ^eroorbringung
nen aSBefenS (SafUiuS); bie Sinl^eü be«
mit bem Soter tft eine Sinl^eit fubftan-
tideii vnb mit^eilbaren 3ufammen$inged, ber
3nwnieii| tmb anlöten), bed DoUIommenften
M^fdfeitigen äneinanberfeinS beiber (St^anafiuS,
Siraor iKm 9}a)ian3 u. 9.). SBegen biefer nu«
■ec^fd^ aSBefensSmi]^ ifl bieXrimtöt
tai Sätccn ein gang eingigartiged ©el^eimnt^;
obemfettS ifi aber biefe SEBefendeinl^eit oud^ bie
mmlbd^rfid^ Sebingung, menn bie eimelnen ^«
fiKB tn^t oudf^ ebenfoDiele ®5tter fein foUen.
Selmii^ fSr bie «uffaffungSmeife ber SSöter ifl
odl bie ConiroDerfe, mdd^e an bad 9Hcftnum fid^
iiMl0|, ob man nämlid^ bei ber Xrinitöt toie
Hi| eiMc o&a&t, fo aud^ blo^ eine 67c6<7Ta(jic be*
ffaa^ltm fbrnu unb muffe; Sie Sateiner mollten
wkiS^ ben ludbrudt ^brei |^^oftafen" nid^t
mqAoi, metl il^nen berfelbe eine SJerbreifad^ung
M SBefoiS i» bejeid^ fd^ien. 918 man fpäter
is bm d^ripologifd^ @treitig!etten aud ber Sin-
|eit ber ^ßerfon in £l^fio auf bie Sinl^t ber
9tdax unb X^ätigfdt in il^m fd^Io^, toarb bie|
cieafo abgemiefen, nrie ber anbere @^Iu^, ben bie
Zrit^eilcs mirfli^ }ogen, Don ber !Dte]^r^eit ber
dhttB^CB ^onen auf bie SRel^rl^it göttlid^er
iBcfaAeites. (fö ^oben barum aud^ fpötere fird^
fii|e feüfc^lbmigen bie Dom 9ticftnum befinirte
ftywfie be§ @o^ned mit bem Sater mit aller
natleit nab SntUiebenl^it als numerifd(i«reale
Scfotfein^ berfelben l^ingefieHt. SS fei l^ier
au^er ber SBieberl^oIung beS V^outioc auf ber
jweiten, Dierten unb fed^Sten augemeinen ©^nobe
(DgL Denzinger, Enciiiridion, n. 47. 134. 237)
nur Denoiefen auf ba§ Symbolum Athanasianum
(n. 136), baS Sjonbolum ber elften ©^nobe Don
Solebo 675 (n. 223 sqq.), bog SBefenntnife beS
Ißapfied Sgotl^o unb ber mit ij^m in SRom Der«
fammetten SBifd^öfe (bei Mansi XI, 290), enb-
lid^ auf bie feierlid^en Sntfd^eibungen beS Dierten
SateranconcttS (n. 355. 358) unb beS S^ren«
tinumS (n. 598). (SSgl. SJberger, SogoSlel^re beS
bl. «tbanafluS, 1880, 81 ff.; befonberS ßuiz,
De trin., disp. 21—22; ©d^eeben, ©ogmati!
§ 112 ; ^einrid^, 2)ogm. ^tol lY, § 234 bis
236; Äleutgen, Sl^eologie ber Soraeit I, 3. W>i).,
3. &aut)tfJ., § 2. 5 u. «.)
2. 2)iefe biblifd^-patrifKfd^-Iirc^Iid^e Se^re Don
ber numerifd^en SBefenSeinl^eit unb ber l^^po«
flatifd^en Ißerf d^iebenl^eit gioif d^en fiogoS unb ißater
(unb (Seift) mu| ieber meitem Unterfuc^ung über
baS SJerl^ltniB beiber als unDerrüdCbore @runb«
läge gelten. SiSbann aber bietet unS gerabe bie
Sejeid^nung ber gmeiten g5ttlid^en $erfon alS
SogoS in b^orragenber ^eife ein ^ttel, um
einigermaßen eingufel^en, mie in ®ott bie Süil^eit
beS SBefenS mit ber SRel^rl^eit ber ^erfonen be«
flel^en I^e, unb toie bie gtoeite $erf on (analog
)u fpred^en) in @ott entjiel^e unb beftel^e, toeld^eS
il^r innerfieS S3er]^öltni| gur erften $erfon unb
ibre |)etf5nli(^e ßigentl^ümlid^feit fei. Uno gerabe
hierin liegt aud^ ber tieffte unb eigentlid^fie ®runb,
toeßl^alb baS 9leue Xeflament bie }tt)eite $erfon in
(Sott einige SMe unter bem 9tamen X670C ein«
\SfyA. — es ift burd^ bie Offenbarung (DgL 3o^.
8, 42; 15, 26) getoiß unb in ber SSorauSfe^ung
ber realen iBerfd^iebenbeit ber gj^ttlid^en ^erfonen
bei ber (Sinbeit il^reS SBefenS and) für bie iSemunft
eDibent, baß bie ÜRel^rl^eit ber $erfonen nur burd§
^robuctionen, bejtt). |ßroceffbnen ber übrigen auS
einer erfien betoirft mirb unb bemirft toerben fann.
S)emgemaß gibt eS in @ott jmeierlei ^robuctionen
begm. $rocefftonen, bie beS ©obneS auS bem SSater
unb bie beS @eifteS auS SSater unb ©obn. Sie
erftere beftimmen bie Xl^eologen nöl^er balin, baß
fte fei eine productio (processio) per modum
intellectuB. (SS ijt gloor nid^t gerabe ein for-
melles Sogma, aber aud^ nid^t eine bloße gur Sr«
nörung beS S)ogmaS irgenbloie broud^bare loiffen«
fd^aftlid^e ^^pot^efe, fonbem Dielmebr eine auf bie
Offenbarung gegrünbete fird^Iid^e fie^re (veritas
catholica), baß bie erfte ^robuction in (Sott eine
inteHectueUe, auf einen innem ^uSbrud ber Sr«
fenntniß objicienbe fei, ober baß ber ©obn in
ffleife ber (Srfenntniß Dom SSater auSgel^e. S)iefer
Kbörafter ber erpen innergöttlid^en ^robuction ift
(nad^ ber l^errfd^enben SluSlegung ber SSöter unb
X^toloqim) in ber ©d^rift Dor ^Qem baburd^ auS«
gefprod^en, baß fie ben XerminuS jener ^robuction
ober bie }ioeite göttlid^e $erfon mit bem Sigen«
namen 6 X670C benennt. Sine Srgönjung unb
Serftttrfung erbält biefer ©d^riftbewcis noc^ burd^
119
SogoS.
120
jiene Stellen, in meldten ber Sol^n ®otteS beseid^-
net tt)irb qI3 bie (ge}eugte) 909(0 (@pr. 8. Sccii 24.
SBßeiSlEl. 7—8. 1 gor. 1, 24) ©otteS, als eJxc/iv
(SotteS (gol. 1, 15. 2 gor. 4, 4), in »eld^em bie
ganje fJfüUe ber (Sottl^eit fuBftantieU mW (gol.
2, 9), fo ba^, mer il^n jiel^t, auc^ ben SSater fielet
(3o]^. 14^ 9), als d:raüYa<j}ta t^c 565t)c xal ^a-
paxT^jp T^c 6:ro<7Ta9£Q>c (toü Ocoü, §ebr. 1, 8),
atö bie fflol^r^eit (Sol^. 14, 6. 1 3o]&. 5, 6) unb
baS Sid^t (3o]^. 1, 4. 9; 8, 19; 8, 12: 9, 5;
12, 46. 1 ^0% 2, 8). atte biefe Seaei^nungen
toeifen an {ic^ f(|on mel^r ober ntinber beftimntt auf
eine %uSftra||IunQ ber grfenntnig l^in unb I5nnen
im 3ufttmttten]^alt mit bem 9lamen X670C nur
auf eine fold^e bejogen toerben. 9(IS inteUectueOe
$robuction mitb bie S^ugung beS Sol^neS aud^
Don ben iBätem aufgefaßt unb borgefteOt fc^on
t)or beut 9iicönum bon oen fogen. Spologeten unb
unt fo mel^r feit bem 4. äal^rl^unbert, befonberS
feit SuguftinuS, fei eS, ba^ bie SSöter biefe Se^re
in terminis bejeugen, fei eS, ba^ fie biefeibe
il^ren loeiteren ^uSfül^rungen gu @runbe legen;
unb ftets l^aben bie SBöter gerabe in bem 92amen
X670C jene gtgentl^ümlid^feit beS ©ol^neS unb fei-
nes 9(uSgangeS ouS bem 93ater ouSgebrüdt gefun-
ben. Unter ben Derfd^iebenen (Srünben, ttel^e bie
Söter für bie iol^omteifd^e SBejeid^nung beS ©ol^neS
als beS X670C angeben, ftel^t ber @runb obenan,
bog eben burd^ iene IBegeid^nung ber @ol^n uns ge-
offenbart merben foO als ber innere SluSbrudt ber
grfenntnil beS SSaterS (Sion^S t)on SRom, W^ana»
fiuS, gufebiuS, |)iIariuS, SuguftinuS, fjfulgentius,
g^rilluS, StufinuS, äol^anneS S)amaScenuS u. 91. d«
tirtbeiMaldonatuBylnEyang. Joann. 1, 1). 2)ag
ber @o]^n in SBeife ber grfenntnig Dorn SSater aus-
gebe, unb ba| bief er SluSgang in bem 92amen fiogoS
angebeutet fei, leieren bie ISäter loeiterl^in mittel-
bar baburd^, bog fte in jenem 92amen ben immate-
riellen, maleUof en, rein geiftigen, tnteUectueUen gl^a-
rafter ber gdttlid^en Generation auSgebrüdEt finben
(fo HeÜeic^t fd^on 3gnatiuS ber ÜRart^rer, bann
äuftinuS, ärenöuS, ®regor t)on ^tagian}, SBafUiuS,
g]^rt)f oftomuS, SmbrofiuS, ^ugufiinuS u. %.). S)er-
ielbe ®eban!e liegt gu @runbe ben 9(uSfüI^rungen
»er 193öter, bag ber IBater, menn er nid^t feit gtt)ig-
leit ben X670C l^ötte, einmal A070C, b. 1^. ol^ne gr-
!enntni|, unnriffenb geioefen fein mü|te (Sltl^ana-
futS, @regor t)on Stagian} unb t)on ^l^Ra, SaftliuS,
gt)rill t)on ^lepnbrien, äol^anneS S)amaScenuS
u. 9.). gnblid^ erflören bie Säter berfd^iebene,
bie Xrinitöt betreffenben ©laubenSlel^ren einfad^
barauS, bag ber Sol^n gum SSater ftd^ Derl^alte
»ie im JDlenf d^en ber X670C gum vooc — f 0 bie con-
fubftantieUe ginl^eit gtt)ifd|en fßaitx unb Sol^n
unb bereu perfi^nlid^e Unterfd^iebenl^eit (^on^S
bon ^Iei;anbrien, ^tl^anafiuS, @regor t)on 9lagiang,
ißaftliuS, SlugnftinuS, gfuIgentiuS, Sol^anneS S)a-
maScenuS) , bereu abfolute ®Iei(|]^eit (3luguftin)
u. f. m. gs ftel^t mitl^in ben l^ätem als eine burc^
bie Offenbarung (fpecieH burd^ bie offenbarungS-
gemäge Segeid^nung „fiogoS") getoiffe fflal^rl^eit
feft, bag bie erfte ^robuction in ®ott eine intel-
lectueBe ift, unb il^re tt)eiteren 9uSeinanberfe|un-
gen, bie fie befonberS feit ^uguftin unter 93eräd[-
^d^tigung ber analogen Sorgftnge im menf d^Iid^
®eifte untemel^men, l^aben nur ben 3tt>ed[/ i^^
^robuction nod^ mel^r gu Derbeutlid^en (bgL aber
bie betreff enbe Seigre ber SSöter Petavius, De
trin. 1. VI, c. 1—4; Thomassin, De trm.,
c. 19 Bqq.i; Buiz, De trin., disp. 2, eeei. 2;
Estius, In I. Sent. dist. 27 ; ftleutgen^ Zl^eoL
b. ^o^. I, 3. mf^,, 2. ©ptft., § 1 ; Pranzelin,
De trin., thes. 26 ; begüglic^ beS 1^1. ^tl^anafinS
^Iberger, SogoSlel^re 108 ff.). S)ie gange Sd^re
ber IBäter »ar aud^ ftets bie Seigre ber Xfytologioi
mit t)erf d^ioinbenben SuSnal^men (SuranbuS, 9ta9-
munbuS, 9licoIauS t)on gufa, ben ©iintl^erianem,
^irf d^er, Staubenmaier unb einigen Slnberen, bie
jeboc^ unter fid^ tt)ieber fel^r abmeid^en) unb ift in
ben rdmifd^en ftated^iSmuS f 5rmlid^ aufgenommen
»orben (P. I, cap. 2, q. 10).
3. SBenn fomit feftftel^t, bog bie erfte imier-
göttlid^e ^robuction per modum intellectus ftd^
t)oUgie^t, unb ba| ebenbegl^alb ber XerminuS Der*
felben .rSogoS" l^eigt, fo fragt eS fic^ nod^ genouer,
loeld^ Xl^ätigfeiten ober iBegiel^ungen beS gefd^
fenenänteHectS bergattIid^en$robuctionuid)beren
XerminuS entfpred^en, ober nac^ n)eld^ Seilen
unb Segiel^ungen |in man ben SuSbrudt X^c
auf bie erfte ^robuction in ®ott anmenben bürfe
unb muffe. gS ift nömlic^ in bem analogen gl^-
rafter unferer gangen @otteSerIenntni| begrflnbet
bag mir guerft in unferem Renten iene SoDfommen"
l^eiten e^affen muffen, meldte ber 9luSbrud[ Xd^oc
innerl^alb ber gefd^dpflid^en 2)inge befagt, um Don
l^ier aus auf bem 9Bege ber Analogie auf bie Soll»
lommenl^eiten beS gdttlid^en SogoS gu fd^Iie^en,
menn aud^ an fic^ betrad^tet bie Ie|teren fBoü"
lommenl^eiten frül^er unb l^öl^er ftel^enb finb aHü
bie erfteren, bie eminenten Urbttber ber in ben
©efd^apfen Dorl^anbenen Stbbilber. !ßun aber 1^
ber SuSbrud X670C, in feiner Snmenbung auf
bie @))]^öre beS (Sefd^apflid^en, mie gum %i)vi
fd^on oben (1, 1) angebeutet mürbe, eine mantrig-
fad^e Sebeutung. gr befagt bie 2)enlfraft ober
^Jemunft, ben mirflid^en @eban!en, bann ben in-
nem SuSbrud beS @eban!enS, femer beffen äu|em
SuSbrudF, baS SBort ober bie SRebe, aber aud^ ben
@runb einer @ad^e, il^re äBefenSbeftimmung ober
Definition u. f. m. (S3al. Hieron. Ep. 103 aL 53
ad Paulinum n. 4 : A670C graece multa signi-
ficat. Nam et verbum est, et ratio et sup-
putatio et causa uniuscunque rei, per quam
sunt singula, quae subeistant, quae universa
recte intelligimus in Christo.) gS ift nunfeineS*
megS Don Domel^erein unguli^mmlid^, alle biefe unb
nod| anbere Sebeutungen Don X670C ouf ben ©ol^n
®otteS angumenben, mie foId^eS Don älteren g^e«
geten im 9(nfd^Iug an gal^Ireid^e ^uSfpräd^e ber
IBöter au(^ tl^atfäd^Iid^ gefd^ie^t (bei SRalbonat,
gongen, lolet, ©almeron gu Sol^. 1, 1, gomeliuS
a Sapibe gu 3o^. 1, 1 unb gu 1 3o]&. 1, 1 u. «.).
121
Sogod.
122
JRon fami ja bte SoDfommenl^eiten, bte in ben
lof^icbenerlri 9d)eutimgeii bed gefd^öpfltd^enfio'
gol liegen, in einem bur^<nt8 richtigen @inne ouf
bcB gftäi^cn SogoS (»enigflend appropriationS«
Mite) übertragen, fo lange nur nid^t l^ierburc^ bie
(coiyrielftt beS le|tem, begio. iene int gefc^öpf*
fi^ SogoS gele^e Snologie bedfelben avS'
ftf^ffen ober beeinträd^tigt mirb, ttel^e olS bie
o^ nnb etgentlid^ f eftau^alten ifl. S)ief e Stna«
b^ liegt <äer in ber Sebeutung t>on Xd7oc ald
»imKrcr Sufibrud beS (SebonfenS". (Sleid^mie
fUüS^ ber 9Renf(^, toenn er ettoaS benft ober er«
leint, ftd^ üon ber gebadeten ober ertannten Sadge
eil 9ilb formt ober dnen Segriff (bte species
flocpreasa» nad^ einer anbem @eite conceptus,
fariNim mentis) unb l^ierin }unäd^ft innerltd^
feinn Oebonfen ober bo8 Objiect f eined SrfemienS
{mftaSbmdt bringt ebenfo probucirt bie erfie
9crfon in ®ott, inbem fie il^r SSkfen, unb maS in
besfeCben iß, erlennt unb erfaßt, ein 9ilb il^rer
fdbß olft ben imtern obäquaten, etoigen, abfolut
as^id^ Sndbrudt il^ SrfennenS. Unb biefer
ineif Suibrudl ber Srfenntni^ ber erften g5tt-
UleB ^ßexf^ ^ A^ t)ie }n)eite $erfon in (Sott,
ber €o^ ober SogoS. — S)er 92ante X670C
iitb olfo anf ben XerminuS ber erfien innergdtt«
fdfOL ^ßrobnction in erfter fiinie nid^t angemenbet,
ia^nHaa er S>enfIroft ober Vernunft, nad^ Su^en
Im ge^ncod^ene Siebe n. bgl. bebeutet, felbjtoerftönb-
ti4 ottdl md^t inf of em er mif baS in ber leben«
Mgen 9bitur ®otted gelegene unb barum ollen
fjkOiäfm ^ßerfonen gemebtfmne Sriennen gelten
ftna. Cxfter unb eigentlid^fter (menn aud^ nod^
bem O^ogten nid^ mi3fd^Iie|Itd^er) @nmb für
ieae Smooibung iß trielmel^r, ba| X670C, al^nlid^
»ie bd uns, oud^ in Segug mtf bie erfte göttlid^e
Ißcrfon ben innem SuSbrudF beS Srlennen§ ober
bot Sab bcS (Erfmmten bebeuten lann unb foO.
%a^ X^oc ^robe in biefer iBebeutung gunöd^ft
job iwöägli^ <ntf ben @o^n ®otted angemenbet
Mb, I^ren bie Sdter an }al^Iretd^en ©teDen (ogl.
PeUTÜiB, Thcnnassin, Maldonat 11. cc.), femer
}t$ oDe Z^Iogen, unb eS liegt bie| au^ gau}
nb gar in ber 9tatur ber @adbe, mie ficb nodb
ML
4. 3e|t erjt fornt ber gfrage näl^er getreten
, ttrie X670C als (Eigenname ber }tt)eiten gött-
fi^ot ^ßerfon am befien in anberen @prad^ }u
detfdKn fet 2>ie gfrage erj^ölt baburd^ eine ge«
«iffe SdMitung, bal Xd^oc in ber SSuIgota einige
Säle mit senno nnebergegeben ift (j. S. SBeid|.
18, 15 iMn. 4, 12), fottrie ba| einige SSöter (2er-
taGon, Kooation, dtffma, Sactantiud, aud^ ^t-
taciit, Smbrofind, SuguftinuS, ^ieron^muS u. %,
nb in fpdterer 3^ Sra§mu8, ^ugo (SrotiuS
nb inele Snbere) entmeber ben Sogod bei 3o^. 1, 1
■ii Mnno nberfe|en ober fonft l^ie unb ba ben
SäßL &otM Benno Dei l^^en, bag enblid^ bei
TfifnlHfln X070C and^ mit ratio überfe^t mirb.
9riK| iß bie Ueberfe|nng beS X670C mit ratio
\iSß miig geeignet, meil ratio ntd^t ben Ausgang
t)on einem ^nbem anbeutet unb nid^t bie actueUe
Setl^ötigung ber Srfenntnt^, n)ö]^renb bod^ ber
SogoS t)om SSater burc^ beffen actueOe Srf enntni^
audgel^t. S)ie Ueberfe|ung beS X670C mit sermo
ift gioar nid^t in bem ®rabe ungeeignet mie bie
mit ratio, fle ift mit 9tüd(ftd^t auf oiele SSöter«
[teilen an fid^ mol^I }ulöffig; aQein t)iel entfpred^en«
ber ift bieUeberfe^ung mit verbum, meld^eS auc^
öon ben SSätem f §on feit ältefter Seit, befonberS
aber feit ben trinttarifd^en Streitigfetten, üiell^äu«
ger al§ sermo unb Don ben Xl^eologen faft au§«
fd^Iie^Iid^ 5ur IBegeid^nung beS @ol^ned ®otted
gebrandet toirb. Sie ^aut)tgrünbe, megl^alb X670C
befff r mit verbumafö mit sermo überfe^t tt)irb, fmb
f olgenbe. f^ür^S Srfte bebeutet sermo eine avß mel^«
reren ffiorten jufommengefe^te SRebe (= oratio),
verbum ein einfad^eg SBort. Offenbar pa^t Ie|«
tereS beffer für ben bürdend einsigen unb ein«
fad^en ©ol^n, in meld^em ber SSater SlleS auS«
fprid^t. gemer toirb ba§ ber ^robuction beS ©o)^«
neS analoge SRoment in unferer Srlenntni^, baS
innerlid^ ]^ert)orgebrad^te 99ilb bed Srfamtten ober
ber innerlid^ erzeugte Segriff beSfetten, niemoIS
mit sermo, fonbem ftetö nur mit verbmn men-
tis (et cordis) in ber ©prad^e ber ^I^Üofopl^en
unb Sbeologen bejeid^net — 3m ©eutfd^en fonn
X670C afö Sigenname ber gtoetten $erfon in ®ott
nur mit „SBori'' toiebergegeben toerben, ba§ aud^
et^mologifd^ mit verbum Dertoanbt ift, inbem eS
(got. vaur-d, oltfod^f. word) gleid^ le^tcrem auf
bie ffiurjel ftp (ip-eo)) jurücftoeiSt. — - Ucbri»
genS ift 5U bemerfen, ba^ leine ber genannten
Ueberf e|ungen bie Iragtoeite be§ gried^if (|en X670C
ermißt, toie fd^on fiactantiu§ (Inst. 4, 9) erfannt
l^at. 3nbem nämlid^ X670C nid^t blo^ ben (innem
unb äußern) ^uSbrud bed @eban!enS bebeutet,
fonbem au(| bm @eban!m unb bie SSemunft,
fann eS ebm ienen SuSbmdt als einen folc^en be-
beuten, ber bie SSemunft unb ben Segriff, ber
audgebrüdtt toirb, ^ugletd^ in fid^ felbft einfd^Ue|t.
@o ift X6yoc l^j^d^ft geeignet, nid^t blo^ ben realm
Unterfd^ieb, fonbem aud^ bie fubjtantielle Sinl^eit
jtoifd^en IBater unb @o]^n }u bejeid^nen, unb fön«
nm bie gried^ifd^m Söter, je nad^bem fte etnm
®egenfa| t)or fid^ l^aben, mit bem SluSbmd X670C
einen @inn Derbinben unb SRommte l^erüorl^eben,
tote e§ in bm Ueberfe^ungm nid^t mel^r angelet
(t)gl. Petav. 1. 6, c. 1 ; Maldonat, Contzen,
Toletus, Salmeron 11. cc).
5. SuSgel^enb t)on ber Analogie, bie gtoifd^en
bem menfd^Iid^m SogoS als bem geiftig erzeugten
Silbe beö ßrfannten (bem verbum intemum
mentis, bem innem äBorte) unb bem göttUd^en
SogoS befielet, fann man im ^nfd^Iug an bte Säter
unb Xl^eologen ber Sor^eit eine mel^r ober minber
mttoidtelte bogmotifd^-fpeculatiöe fiogoSIel^re auf«
fieHen. ©ne fold^e l^at für^S grfte bie Slc^nlicö«
feiten unb Unäl^nlid^fetten jmtfd^m bem göttlid^en
unb mmfd^Iid^en fiogoS l^erauSjufteDen; jtoeitenS
bo8 ffiefm beS göttlid^en fiogo§ in ftd^ fclbft fo tief
als möglid^ ju unterfud^en, SetbeS unter ber aQ«
SogoS.
124
gmelmn !DIa^tic, ba|| in ^Bejug auf @ott bic
twolOointntnQeilen beS tnenfqliqen SiltnnenS
}u otmeintn, be|fen SßoIHDintntnl^tra aber im
übeift^ngliiiKn Sinnt ju btja^en finb ; fcmn
unter ber Strütffic^gung oH bt(|tn, ttmi W gött-
lid^e Offmfiarung unS fpecitU funbt!|ut tintiftitS
über bie %ü unb SBtile btS giJttlidieii eitennraä
afitt^upt, Qnbmrjeüa über bit ^«roorbrinflung
nnb bafi goiqe 3ßef«n btS @o^c3 ®otttS. gS
iji oon BomttKrrin nur, ba| eint fol^e £Dßo8((^re
na4 itlRm €tfnintni|t)Thicl|) mit nai!| i^etn 3icl'
punfte fid^ jt](ii tvefnitli^ iintnfi^eibet Don allen
lein ))tliIofop^f(^ ober mq^ifc^t^eofotiliiftCien
€pecuiationen, mie fit htülltitr unb neutrtiStit
iUitr ben gSttli^en Sogoi flnb onge^lU unrbtn.
— SßaS gutrp bit Xragmeite ber ^nologte gmi-
f^en bem flBttlid^ unb btm ntenlc^Iid^en SSJorte
betrifft fe Wftt fi^ btefetbt qu8 ber gtdur her ©o^e
unb in SnfmIuB an bie auSbrüAi<i^e Sel^rt ber
JBöter fnrj olfobepimmen: ©eibe finb borin &%n'
Xii), ba| fit immatertell unb Qetitig unb btm ®eifle
tnnerli^ flnb, ba| Rt jo lange bouem, mit baS
€rftnntn f tibfi, ba| fle ein Silb finb ber crfannttn
Sac^e, bog jie bem ÜBirfen nac^ ougtn Dörfer*
geben ; nwittrliin jeigt M i^rt 9t^Iii!^fdt barin,
bog Sott unb btr 3Rmm, )ebtr burt^ fein inneres
SBort, atteffiinge erfüll, 9nie8 nad^ biefem SEorte
oI8 bem ÜJluperbilbe wirft, baß ieber fein inneres
SBort ^eroarbringt buri^ eine 2:^ätigfett ftineS
erltnntnben @eifte8, bdg für jebtn ba8 innere
gei^ge SBort gu einem äuiem, mo^Tne^mbaren
SBJortetDirb,tDenntr(ber9KenJi$biir(^bi(6praii)e,
®ott bur^ bie 9Kenfrf|Ioerbung) fein SßJort nai)
äu^en bin (unbgtbt. 3)aS gSttli^eiinb baS menft^-
liebe SSort finb ober batin einanbti unäbnittl,
ba| le^tereS ttn blogtS ^tccibenS bt8 trftnnenben
©eifteS, erftereS aber fubpontieH unb eine fui-
fiflirenbe 5Bertonip; bofe leWereS jeitlii^ iftunb
fpäter als ber benlenbe @eift, femer unooIlfDm-
mtn, Deränberlic^ , unmirffam. balb Serge^tnb,
trßtitS ©Ott ift, glei^elsig, DoUIommtn, unwrän*
btrii^, alrrfam, aÜmSiiitig ; unftr 9Botl i^ ferner
als SccibenS Don unftrem @eifte Derfd^itben, baS
gSttli^f iß feinem ^lind)) toefenSgleid) ; unfn
ümoit fubrtjliit in unfeitrÖQfo^afe, baS göttlid^t
ift f ofort eint eigene ^Qpotioft ; enblic^ ift unf er
SSort nie^t unftr ©otin, no^I ober i^ boS S8ort
©ottes juflTeid^ ber Sobn ©otttS. — Der le|tert
©q| fü^rt Don felbft über ju tiner nod& einbringen-
beten erfofjung beS aßefenä beS göttlichen 2ogo6.
JBepimmt man bie 3f"g"ng mi' SlomoS (S. th. 1,
q, 27 , ■. 2) als origo vivenda a principio
vivente conjuncto secnndimi Bimilitudinem
dusdem naturae, fo ift Iei(f)t ein pfe^, bag bit
Jßrobuction btS gbttlti^tn SßorteS Snigung, baS
aSort ftlb^ @oi)n ©otteS ift, bei». ba| bie mit
bem Sßorte S^ugung unb ©o^n eerbunbenen SSoH-
tommen^iten ouf bie erfte innergöttlif^t $tDbuf
tion unb beren ItnninuS tint anologeanttenbung
finben. ©ringt nSmlii^SDlt burc^ fein ffirfennen
ein Dom erfennenben felbp teol oerfd^"*""** SBo^
^enot, fo ifl biefe ^erUorbringung im nu^rfltn
unb eminenteren ©inne eine 3tugung, ba f a boS
SSort burd^ ben Doniommenfteft göttlichen SebtnS-
act in immantnler SBeife oon ©Ott, olä bem tr-
(ennenben, i()m abfolut oerbunbenen, weil abfolut
confnbpantialen Sprinciti ouSgel^t, unb jwor olS
beffen DoHIommeneS gbenbUb, infofem eben baS
gfittlit^e Stf ennen ni(^t blnfe eine accibenteOt Snobi-
^cation bcS ßöttlid^en 3nttIIectS i% fonbem toegm
btr obfoluten Sinfac^tKit bfS Q&mHjtn SBcfcnS
mit bieftm felbft real ibtntif^ unb foIgrK^ juglti^
mit feinem $robude fubflontitO nnb ©Ott ^0*^
(@int bemettenSOMrt^t Snbeutung btr 9)ertDanbt-
fii^oft bejn). Sbentitfit jnif^ Stjeugen unb Sr-
iomen fann borin gefunben uierben, bo^ im tnbo-
germontfi^ioiefemitif^Sprae^ftannnfürbtibt
begrifft biefelben ©prai^muTiitln Dtnotnbtt nntr-
ben.) 3)0 gemäg bem S)ogma ber Skter oDtin ben
©o^n jeugt, fo mug baS ben @o^ 19otttS et«
jeugenbt innetgfitlli^e Srfenntn trgtnbiuit ter-
fd^ieben ftin Bon bem gatt[i(^en Srfennen übtt-
^aupt, raelc^eS ollen göttlit^ Sßerfonen etgntn
mug. aJtan nennt le^lereS baS effentiale gStfli^t
etlennen, trftereS baS notionale, infofem ebm
burd^ baSftIbe btr SBotet ole eigene ^erfon nnS
funb »irb. 3wiii^*n beiben ift ober lein ttolet
Unterf^ieb, aud^ fein f ormoler, mit ©cotuS wollte,
fonbem nur ein oirluelter, »eil ©otte« 3Beftn ob-
folut einfa^ i^ unb nur ben realm Unterf^ieb
btr Sperfonenuntereinanber.ni^t aber einer SjJerfon
Dom SHJefen pla^l 3IuS ber realen Sbtntilät be«
notionalen SrIennenS mit bem effentieHen unb
' mtiteitiin mit bem obfolut einfodtien äBefen unb
' grfennen ©otteS folgt binniieber, bof ber notio«
nale grfenntiii§act nid&t Dermetfrbar ift, baft alfo
ber ©o^n ©ottee nid^t mieber einen ©o^ jtugen
fann, unb bog, menn eS noi^ eine $robuction in
©Ott gibt, bicfelbe (eine eigentlie^e 3eugnng mtfii
feinlonn, toennfieaud^bie3eugungfeIbflDorauS>
fe|t. ferner ergibt fi(^ auS jener realen 3ben-
Ktät, ba| ber tl)atfö(f)Iid^e ^^It beS notionalm
SrfennenS berfefbe ifl, toie ber bcB tffentieQen, ober
bafe bnä göllIiif)E SBort feinem ^W^alte nad^ iffot*
\äiSilli) conftittiirt roirb buri$ bit €rltnntiii| oQ
Neffen, ma§ übcrliciupt unter baS göttlii^e ßrfen-
nen fäüt. ^reilicti be^tl|cn l)ier nid^t unbebtutenbe
©cljwicrigleitcn unb l^eitoeife einonbtt miber-
jptcc^enbc (mitunter ou^ fe^r btbenflid^t) Hn-
idinuungtn, menn eä fid)näfier barum ^onbelt, ob
unb in tteld^er SBeife bie eingelnen Obftde be8
gfitttidtien SrfennenS über^upt au<^ Dbjecte beft
notionalen SrTennenS feien, hierauf, fornie auf
fonpige (in ber näfiem Sntmidlung aud^ ber Dor>
auSgebenben Se^a^e aufftofeenbe) ©tfjroierigfeiten
unb gontroBerfen, lann febod^ nur eine auSfül^i'
tidtie fpeculattoe fiogoS« unb SrinitätSle^re »eiter
eingeben. (SJgl. b. Ktrt. arinität. aiS üiteratur
finb au^er ben fc^on angefii^rten Sßerlen no^ bc
fonberS ju uerjei^nen: Augnetinus, InEvaiig.
Joan., tr. 1. 2. 14; De Trin., Sef. I. 15 ; An-
I Beim, Monolog., c. 29 sqq.;LombarduB,I.Sent.
125
Soflot^ct — fiollarbcn.
126
dift. 3 sqq. ; bQ}tt bie Commentore t)on Thomas,
BonaTenturay Dionys. Garthus., Estdus etc. ;
IlMHDaa, 8. ÜieoL 1, q. 27. 34; De Potent.,
^ 9. 10; De Veritate, q. 4; bie (Sommetttare
fg Z^Q§ tK>ii Sofie}, ben Salmont. u. %;
goares, De Trin. L 1, c. 4 sqq. IX; Buiz, De
TnsL, bef. diap. 2—6. 54—64 ; Franzelin, De
Deo trino, thea. 26 aqq.; Sd^eeben, Dogmatil,
1 1 16 ff . ; ^^cinriil^, S)ogmat. 2:]^eoI. lY, § 240 ff. ;
^ e^cB, S)a8 äBirfen beS breieinigen ®otte§,
1885, 1. 9ii4, 1. Stop. u. D. 9.) [ilberger.]
^#fiffef (Ao7odcTT)c) mar einer ber gal^Ireic^en
Scamtni am b^jontinffd^ ^ofe : ber Xitel l^i^t
Mdl bcm aßortlaute Sted^fd^ftögeber, 9mt§-
tt^UkcL (B gab meliere Sogol^eten : X07. xou
)MEoi» (aararii generalis), IBorftel^er über boS
StneciDcfen: X. xou 6p^|tou (pnbUci cursus),
Socft^ über bie Courier« ober ^oftanftalt;
L twv olxstax«»v (rennn domesticamm fami-
ianmn), Sorfiel^ Aber bie laiferlic^e ^anSf^aU
ttaq, ^oöiS* mib ^ofminifler ; X. xou (Txpaxtom-
m (logotheta caatrenaiB), ffriegSminifter ober
(m cigntli^eii @iinie genommen) t^Ib}eugmeifter ;
L <Qwv ^TtXmv (rei peouariae), 9uffe|er über bie
Soninn 2c S)er toid^tigfte aber mar ber ®rog«
^Of/Ofd (Xo7oftrcY)c F^ac). SobinuS begeid^net
KJiai fbnt in folgenben SBorten: „(Sx beforgt bie
liiferfi^en (Erlaffe unb golbenen Süllen an bie
fiMge, 6ttltane unb StottJ^Iter" (6 pi^ac X070-
Vxt^ dcfltrdrmt xd icapd xou ßaotXecoc dicomX-
Upcva spo9xaY|&axa xal ^pu(76ßouXXa irp6c xe
^^C [reges], aouXxdvouc xal xoicdpxac). Sr
aar bcmnod^ Siegelbemal^rer ober ltan}Ier, mie er
ia ber X^ fp&ter xaTxsXXdcptoc genannt mürbe.
£icfen Logotheta palatinna entfprad^ ber Lo-
gotheta e^esiasticas. 2)erfelbe mar Sorfte^er
bei Mfi^i^en ffan)Iei, beS fir^Iid^en ®erid^ted
(i£c XI& XoriOTfKi^crv xal e^ xdc 5T)f&o(naxdc xal
ifQravtixdc ^iroO^oscc Xo^o^pa^civ — maS ®retfer
{0 abcrfe|t: praeest discutiendis et conscri-
boidia rationibna, tarn quas reddunt qui ex
flehe qiiam qm ex ordine ecclesiastieo prin-
^fiX bdDQ^rte baS @igill beS ^ßatriard^en unb
wfKtft bie bifd^öflid^ Sriafje (6icoxpax(5v t^jv
^oSUlbv xoo opytcpioK, xal cf xt Sv •^pdf^zi 6
IffTKocöc, o^ppoÄexai iwtp' aöxoo), ]pxai^ mol^I
04 felhp {um SoOe ())ennut^Ii(i^ burd^ ^irten»
W^e) oB etdbertreter beS ^triard^en (noicov
lipoc xaxv^XTCcxouc icp&c x^v Xa6v, ducatoc —
— xoü icaxpteCpxou)^ mar dfo mit
Sortt ber ffangler (S^nbicuS) unb ®ene>
bei $atriard^ unb ftanb }u biefem in
bcarfdhai Scr^lniffe, mie ber ®ro^Iogot]^et inm
mia. 3nberiKr4el^erbie$atene}u|aI'
ta. Mm ber $atriard^ felbft baS 9benbma]^l auis^
lleiltL (SgL Oeorgii Codini Cnropalatae, De
iCkSa magnae Ecdesiae et aulae Constan-
tiMpolitanae. Com vereione et comment.
lae. Gretaeri S. J., ed. Jac. Goar, Parisüs
1648; Joh. Menrsii Olossarimn graeco-ba]>
Lngd. Batay. 1614.) [aRatteS.]
<j£o9tier, XobiaS, S. J., ^aftoraltl^eologe^
mürbe 1619 juüteuötting in 9at)em geboren, trat
1637 in bie ©efettfd^aft 3efu, lehrte ^j^ilofo^ie
unb Xl^eologie in mel^rerenOtbenScoÜegien, mürbe
Stector beS ^aufed in Sugem unb ftarb {u Solingen
gegen Snbe bed Sal^rl^unbertS. Su^er einigen po»
l)ulär«a8cetifd^en Sd^riften Derfafete er öerfd^iebene
SBerle auS oem ®ebiete ber prattifd^en Xl^eologie,
meldte nod^ immer gefd^o^t unb gebraud^t merben.
Obenan fielet bie Instructissima Bibliotheca
mannalis concionatoria, 4foU., Diling. 1681,
bagu Auctuarium, ib. 1691, eine ungemein reid^*
l^altige aRaterialienfammlung für aDe fjformen ber
geiftlid^en SRebe. 2)iefe3 trefflid^e 9Berf erlangte
otele auflagen (3 Sbe., SugSb. unb S)il. 1695.
1712. 1717; 6 95be., Senebig 1738; 7 95be.,
»affano 1787. ^riS 1869—1874) unb mürbe
aud^ in'S S)eutfd^e überfe|t al§ ^anbbibliotl^ef für
^rebiger, neu georbnet t)on 8. fiaufd^, 3 9be.,
aaäien 1838—1839. TOd^t minber mert^öoD fmb
feine elf ^anbbüd^er über bie SSermaltung beS ge-
fammten ©eelforgeamtS. Sie erfd^icncn als Li-
struetio practica prima, secunda etc. in 6in*
jelauSgaben ju Ailingen 1670 — 168'8 unb mür-
ben fel^r oft nad^gebrudt; @ammelau8gaben in
11 99bn., S)il. 1726 ff., unb mü einem Sftituale
öermel^rt in 12 Sbn., ebb. 1739—1749. Son ber
britten 3nftruction erfd^ien 1849 eine beutfd^e Se»
arbeitung burd^ 2R. t). 9(uer, $ra!tifd^e Einleitung
)um apoftolifd^en jhanfenbienfte. Sie fünfte 3n-
ftruction De confessionibos rite excipiendis
mürbe in einem 1705 gu $abua erfd^ienenen 92ad^*
brudFe auS unbefannten ®rünben 1728 auf ben
rjJmif d^en 3nbes gefegt ; ber fpanif d^e 3nbes be«
merft, ba^ in mel^reren ber ^anbbüd^er bie auf«
genommenen, nid^t approbirten Sttaneien, fomie
bie Einfügung beS ba^rifd^en ^eiligen Sorbinian
in bie ^Oerl^eiligenlitanei gu ftreid^en feien. (93g(.
de Backer, Les ecrivains de la Comp, de Je-
sus s. V. ; Sleufd^, 3nbej n, 78.) [©treber.]
(jLoffatbeii, urfprünglid^ eine auS bem IßolfS«
munbe ftammenbe Segeid^nung begl^arbinifd^er
Vereine, meiere fic^ ber Jtranfenpflege unb Se«
flattung ber Xobten mibmeten, aud^ SHe^ianer,
SeQiten genannt, bann 92ame für fectirerifc^e^eud^«
ler unb §i^5mmler. 2)er S)oml^err 3o]^. t)ocfem be«
rid^tet in feiner ®ef d^id^te Süttid^S }um 3a^re 1 309 :
Eodem anno quidam h3rpocritae, g3rroyagi,
qui Lollardi sive Deum laudantes vocaban-
tur, per Hannoniam (^ennegau) et Brabantiam
quasdam mulieres nobiles deceperunt. ^e
Ableitung oon lollen, lullen = leife fingen ift
Diel fid^rer als t)on loUium (fpätlat. für lolium),
Unfraut. ®er 9lu§brud( SoSarben mürbe fd^on
1382 bon bem Siftercienfer ^enr^ Srum))e unb
1387 unb 1389 in bifd^flid^en Urfunben auf bie
Sni^änger SBiclifS angemenbet. Ueber bie Seigre
unb bie ®ebröud^e ber Sottarben f. b. ^rt. SBidif ;
l^ier foQ nur bie ®efd^id^te ber fioDarben gegeben
merben. grft im 3. 1378 trof SOSicIif, nad^ ber
ungünftigcn ßntfd^eibung ©tcgorS XI. gegen feine
127
SoIlQrben.
128
Seigre, anfialtert, feine jal^Ireid^en Slnl^änger an
ber Unberfität O^forb )u organiftren unb burc^
\t feiner Seigre Cinöang bei bcn SKoffen ju öer«
d^aff en. Sie Settelmönd^e bienten il^m atö 93oc«
nib. Sletd^ il^nen foSten bie „annen ober ein-
fad^en ^riefter" (fo nannte er bie neuen ^rebiger)
td^on burd^ il^re örmlid^e grobe jtleibung auf bie
®emüt]^er bed SSoIteS »irfen. @ie gingen barfuß,
trugen lange^ 6i§ auf bie ftnöd^el l^erabfaUenbe
jtleiber au§ ungefärbter 9BoDe unb prebigten gleid^
ben Settelmönd^en überall, in JKrd^en unb auf
JKrd^^öfen, auf Strafen unb auf SRarftpIö^en.
ObgleidQ Oiforb ber 9)UtteIpun!t toor, bon mo
bie $rebiger ausgingen unb »ol^in fte }urüdKel^rten,
f 0 mx bod^ il^re Organifation nid^t f o DoIKommen
»ie bei ben 9ettelm5nd^en unb bei ben $rebigem
ber SRetl^obtften, mit meldten Ie|teren fte fonft Diel
älel^nlid^feit l^aben. anfangs xoaxtn aSe ^rebiger
$riefter ober bod^ l^öl^ere Sleriler, fpäter mußten
aui) fiaien Dedoenbet toerben. 2)ie Qa^l ber ^e»
biger mürbe }ur ^tit x^ttt SBIüte auf 200 gef d^ö^t
(Walsingham 1, 324). 2)a fte jum großen £|^eU
ungebilbet maren, Derfagte SBicIif einfache ^rebtgt*
entwürfe für fte unb überfe|te einen großen Sl^ett
ber IBibel in'g Sngltfd^e. Rotten ftd^ SBicIif unb
feine ^nl^dnger barauf befd^rönft, bie @ünben unb
fiafter beS SleruS ^u geißeln unb bie ^iotl^menbig*
feit ber ebangelifd^enSlrmut für bie ®eiftltd^en ^u
betonen, ftatt fünbigcn Slerifem baS Siedet auf
Seft^tl^um abgufpre^en unb fiaien }ur ^eft^
ergreifung ürd^Iid^er @üter eingulaben, fo l^ütten
feine tln^nger aUenfallS auf Srfolg red^nen fön«
nen, unb eS l^ötten ber 9leib gegen bie reid^e (Seift*
lid^feit, ber 9lationaI]^a| gegen fjfranfreid^ unb
f omit gegen bie unter franjöftf ^em ßinffufe ftel^en«
ben $ö))fte ber neuen Semegung großen Sorf d^ub
geleiftet. ©eitbem jebodSi SBicIif uni feine ^re»
biger bie fat^olifd^e fiel^re t)om WtarSfacrament
angriffen (1381) unb einige berfelben offen ben
@oriaiidmud prebigten, mar il^re @ad^e oerloren.
S)ie aWenbicanten, mit benen SBßicIif nod^ 1377,
als er oor bie SSerfammlung be§ SIeruS in Sanier*
bur^ geloben ttmrbe, auf beftem Sfu| ftanb, boten
jie^t aQen il^ren Sinflu^ gegen il^n auf, bie ^o\pax'
tei aber, befonberS ber ^ei^og oon (Saunt, benu^te
bie fe^fd^e Seigre über baS SltarSfacrament ald
SSortoanb inm 9rud^ mit ber Partei, bereu foria-
liftifd^e 3been ben eigenen @tanb, ia ben ganzen
Staat bebrol^ten. S)ie auf il^re ^rioilegien fo
ftolae Unioerfttöt Drforb l^atte bisher nid^t blofe
SBicIif, fonbem au^ feine jal^Ireid^en ^nl^önger
an ber Unioerfttät gegen bie 9tf (|öf e lutb bie Zettel«
mönd^e in @d^u| genommen unb l^atte legieren
mel^rmalS ©ttUfd^meigen auferlegt; fie burfte eS
aber auf bie Sönge nid^t mögen, bie SJerbreiter
fe^erifd^erfiel^re^uoertl^eibigen. @o fam e8 benn,
ba^ bie fiel^re SBicIifS oon ber Untoerfitöt oerur«
tl^eilt mürbe. Umfonfl a))t)eDirte SBicIif oon ber
@ntf d^eibung ber Unit)erfitöt an ben ff önig ; ber«
felbe (SKd^arb n.) mar nod^ ju jung. S)e8 ffönigS
Ol&eim aber, ber ^tx^o^ oon (Saunt, mar frol^.
feinen frül^em SBunbeSgenoffen oerlöugnen }u fdn-
nen, unb f o blieb bie ^peUation erfolglos O^asci-
culi p. 113. 114). S)ie Confessio, ein @d^rift«
ftüdt, baS burc^ feine 2)unfell^eit unb Serfd^mom«
menl^eit bie malere Slnpd^t SBidifS }u oerfd^Ieient
fud^te, gab ben Slnl^ängem SBicIifS an ber UitiDet»
fttät neuen SRut)^; fie festen ed burd^, bog bie
^au))t))rebigt am ^immelfal^rtSfeft t)on Dr. ^ere«
forb, einem mannen Slni^onger SBicIifS, gelitten
mürbe, unb biefer t)erfe]^Ite nid^t, baS Siol! gegen
ben Stents auf}ureisen. Sluc^ Dr. Step^ngbon,
ber am f^rol^nleic^namSfefte in ber ffird^ ber
1^1. f^ribeSm^be prebigte, t)ert]^eibigte bie Ie|eri«
f d^en Seigren f eineS SReifterS ; nur betreffs feiner
Seigre über baS SlltarSfaaament moDe er Still"
fc^meigen beobad^ten, bis (Sott ben SIeruS übet
biefen ^unft erleud^te (Fasciculi p. 297). S)er
(Sarmelite $eter @tofeS, meld^er bie malere Seigre
oertl^eibigen moQte, mürbe burd^ bie ©emolttl^cttig«
feit ber fio&arben, meldte ftd^ mit Semaffneten um«
gaben, fo eingefd^üd^tert, ba^ er eS nid^t magte,
|ert)or5utreten. Slud^ ben il^m t)om Srgbif d^of t)on
SanterburQ gemorbenen Auftrag, baS t)on einer
Sierfammlung oon mel^r alS 40 Zl^eologen gef öllte
Urtl^eil über 24 @ö|e SicIifS in Osforb befamtt
JU mad^en, fonnte er megen beS SBU)erftanbeS b^
ff anglerS mie ber Uniüerfitöt nid^t 5ur SluSfül^rung
bringen. @oI(^ einen Slct beS Ungel^orfamS fotmte
ber Sr)bifd^of (Sourtena^ nid^t ungerügt laffen.
Dr. ^gge, ber ffangler, mu^te in bem ergbifd^f«
lid^en $alaft in Sambetl^ erfd^einen unb M mit
ben $rocuratoren oerantmortetu 2)er ffan^Ier,
meld^er mol^I nur aus Slbneigung gegen bie 93ettel«
mdnd^e ben bifd^öflid^en Sefel^Ien getro|t l^otte,
untermarf fid^ bemütl^ig unb mürbe auf bie ^üx»
fprad^e beS 93if d^ofS oon SBind^efter l^in begnabigt,
j[ebo(^ nur unter ber iBebinaung, ba^ ben ber
^ärefte oerböd^tigen SRitglieoem ber Unioerfttät
baS S)ociren, ^isputiren unb ^rebigen unterfagt
merbe, bis fte fic^ t)on allen anflogen oereinigt
l^atten (Fase. p. 304—310), unb ba^ bie cen«
furirten 24 Slrtifel in latetnifd^er unb englifd^er
©prad^e.in ber SRarienfird^e unb ben Sd^ulen
oeröffentlid^t mürben. S)er ffan^Ier mad^te geltenb,
er fönne ol^ne fiebenSgefal^r ben gegebenen Shtf«
trag nid^t auSfül^ren, mu^te aber gel^ord^en, mett
nid^t nur ber ^rimaS, fonbem aud^ ber gel^eime
Statin beS ffönigS ben gemeffenen Sefel^I ert^eilten,
bie @d^ulbigen gu fuSpenbiren. SBicIif l^atte ftd^
fd^on t)or %x§Ami^ beS @turmeS auf feine Pfar-
rei Suttermortl^ gurüdgegogen unb feine @d^ület
il^rem @d^id!fale überlaffen. ^eref orb unb SRepQng«
bon, bie }unä(^fl t)on ber @trafe betroffen maren,
reisten gleid^ nad^ ber SJerfünbigung ber Senteng
nad^ fionbon, um beim ^ergog t)on @aunt fflage )u
fül^ren. Se^terer aber mar f e^r ungehalten über il^re
änlel^ren unb il^ren Ungel^orfam, unb fo mußten
ft(^ bie Slngeflagten untermerfen, ba bie gemöl^n-
lid^en SuSflüd^te, Serufung auf il^r (Semiffen, 8e«
tl^euerung il^rer SRed^tglaubigfeit, ja fogar ^pel»
lation an ben ^opft (Wilkins, ConciL HI, 1645),
129
SoIIarben.
130
[.
m^t tKifongen tDoUten. Sc^on am 18. October
1882 tonnte ber (Srjbifd^of ben äBicUfiten Ißebe-
Bon in feine atabemtf(]^en Sted^te miebet einfe^en
nb Dr. Step^ngbon bon ber ^^communication
kfieien. ^^forb tDtbetftanb nod^ einige ^af)xt,
Mute ftdb aber fd^lie^Iid^ mit ber ihrd^e auS unb
MaI§iKirt^fermönd^ inSooentr^. SBidif ftarb
{(tonam31.2)ecemberl384. S)er ^lan, 0|f orb
im Stütelminft ber 93ett)egung }u mod^en unb ha*
K&ß eine ^fUniiftötte feiner ^rebiger gu grünben,
Kr gefd^tert. Sie SBetoegung l^atte fur^ nad^
\mm Xobe taum eine @pur gurüdFgelaffen. SBicIif
\aüt bie atte Abneigung gegen bie Settelmönd^e
eil ^bel benu^t, um Sinflu^ gu geminnen ; fte
Hieb, ober feine Seigre ttmrbe nad^ einiger 3^it t)er«
geffes. SBtdif unb bie SoIIarben l^atten bei tl^rem
Sorget gegen ben SIeruS ftd^ bomel^mlid^ auf
bk loeltltd^ aßad^t gefüllt, bei ber fie ftd^ burd^
lognffe auf bie SSorred^te beS SIeru§ beliebt gu
no^en jud^ten. Sine anbere äBaffe, ber fte fid^
in bcm ftüinpf mit Sorliebe bebienten, maren 3n«
Mctioe unb SSerleumbung. @Ieid^ fo bielen ®ec-
Hirni fc^einen fte nid^t geal^nt gu l^oben, bag ber
Seifnnbiger beS (Stxmgeliumd, tt)eld^er burd^ feine
9cä^ bie fd^Iimmften Seibenfd^aften beS menfd^«
ü^en ^ersenS, bie ^bfud^t^ ben 92eib, bie Sifer-
fi4t ben @toli, en^effett, baS Uniraut fäet mU
^ bie gute &acA gang unfel^Ibar erftidtt. 92eben
bei ^lebigem unter ben SoQarben, benen e§ mit
i^ SKffion Smft mar, fanben ftd^ aud^ btele
f^eni^Ier, üiele ^fonatifer, bie burd^ il^re S^ceffe
bemlnfe^n ber @ecte mel^r fd^abeten al§ nu^ten.
Sol Suftrettn ber Settelmön^, namentlid^ ber
Sranc^coner unb ber 2)ominicaner, meldten bie
cngßfii^ 9bition unb befonberS bie ©tobte il^re
geifügc Sieberemeuerung )u t>erban!en Ratten, mar
bo4 nii gan^ anbereS gemefen aI3 ba§ ber ,,armen
SckTter*. €ie l^atten fid^ auf bie ^rebigt bed
fiNiiigeltumS befd^ränft, l^atten nid^t gegen il^re
§ti^Oxfyn Oberen^ gegen altel^mmrbige Sebröud^e,
SctDo^n^etten unb religiöfe Uebungen geeifert,
}n3ban benfelben ben neuen (Seift etngul^aud^en
gcfnd^ @ie V^en bad 9ni|trauen unb ben 92eib
ber Vtöadft unb beS SSeltcleruS burc^ il^ire gro^»
adigen (Erfolge entmapet unb überall, mol^n ^e
famm^ gfrieben gebrad^t mä^enb bie fiolbrben
oBcr Orts an bie fc^Iimmfien fieibenfd^aften il^rer
ffdtn apftQirten. Sine Smeuerung tl^at freilid^
oott; bie Settelmbnd^ , meldte fo ®ro^e§ für
^ehmg ber 9Biffenfd^aft an ben englifd^en Uni«
mfilötm^ 3^(Ifü^rung bon Sleligiofität unb
Stttlu^t unter ber @taBt« unb Sanbbebößerung
geXeißet, Rotten mol^l nid^t ganj ol^ne j[ebe @d^ulb
i^ ftn^ered 9nfe^ unb il^ren ßinffu^ verloren;
aber bie Sormürfe, mit meldten fie oon ben ,,ar'
■es ^ricßem' überl^ft ttmrben, berbtenten fte
n^t <Benibe burd^ fie, ol^ne Unterftügung ber
Irgimtng^ tmxAt ber SoüarbidmuS gei^g über«
■nAcB, nod^ el^ bie Stegierung $arlamentdacte
gegm benfelben t>erdffentlid^te. Unter ben SBettel«
mbadißn befonben ftd^ eine Sieil^e l^od^begabter
tUloIciifra. ym. 2. «ttfL
aKänner, loeld^c i^rcn ©cgnem gctftig meit über«
legen maren unb bie Slöjen, meldte fid^ bie SoI-
Iarben gaben, gut ju benu^en mußten. Slid^tS
ftcfltc bie „armen ^riefter" fo bloj, mie bie
SDloJIoftgfcit unb ber Unöerftanb mand^er il^rcr
^rebiger. @o be]&au|)tete SBilliam ©mpnbcrb^,
ein fiaie, roeld^cr einem uncntl^altfamen Elerifer ben
Sel^nten entrid^te, mad^e fid^ jum ÜJKtfd^uIbigen an
bem SJerbrcd^en be§ SIerüerS : menn ber taufenbe
^riefter ober bie ^at^en beö töuflingS fi(^ in ber
Sobfünbe befonben, fo fei bie laufe ungültig;
bie l^etligen SBeil^en Derliel^en nid^t bad ^riefter«
tl^um, menn ber @tm\f)it ntd^t bon ®ott ermö^It
fei (Walßingham 11, 55 — 56 ; Fase. p. 338).
©m^tl^, ^uröe^, ^arfer mad^ten fid^ öl^nlid^er
Uebertretbungen fd^ulbig unb gingen über bie Seigre
SBicIifS meit l^tnauS. S)ur(^ bie ^Betonung ber
göttlid^en Srmö^Iung mürben bem @ubj[ectit)i3mu^
Xpr unb Xl^or geöffnet. SBar e§ ba8 Unbefümmte
unb @d^man!enbe ber fiej^re SBicIifS , bie allein
genommen baS SSoI! gleid^gültig unb lalt lie^,
ober rid^tiger ber äBunfd^, bie allgemeine Unju«
friebenl^eit ber nieberen @tänbe für bie eigenen
Stotät 3ubenu|en: bie ^rebiger ergingen ftd| mit
größerer SSorliebe in fodalen fjragen al§ in 6r-
Hörung ber d^riftlid^en Seigre, unb legten fomit ben
©runb )ur 93erf olgung. Sie ma^Iofen ©d^möl^un-
gen gegen bie Settelmönd^e, meldte ffinber 3fd^a>
riotS, irre^Iäre $rocuratoren be§ böfen fJfeiribeS,
®egner ßl^rifti unb Sd^ülcr ©atanS genannt
mürben, mit benen bie ßölle fo angefüllt fei, ba^
für irgenb eine anbere Seele fein SRaum me|r fei
(Mnllinger, The University of Cambridge I,
270), mußten auf bie ®auer alle ebleren ®e«
müt|er abfto^en. S)ie oon ben SoIIarben 1395
an ba§ Parlament gerid^tete Slbreffe (Fase. p. 860
ad 369) brad^ fo oollftönbig mit ben lat^oUfd^en
Seigren unb ©ebröud^en, bag eine Xöufd^ung über
bie ma]()ren Slbfid^ten ber SoIIarben nid^t mel^r
möglid^ mar. 3n berfelben l^eigt e§: 1. S)otation
unb lird^Iid^eS SBefi^tl^um ^nb bie Urfad^e be3
@toI}e8 unb aller @ünben be§ SIeruS. 2. 2)a§
ie|t an äBeil^en gehtü^fte ^rieftertl^um ift nid^t
ba8 ^rieftert^um gl^rifti; bieSifd^öfe fpielen mit
bem l^eiligen ©eift. 3. Sie bon ben ^rieftem gc«
forberte Sntl^altfamfeit l^at bie @obomie in bie
Jtird^e eingefül^rt unb ift bermerflid^. 4. 2)a§ 9Bun>
ber ber SBefenSüermanblung im %Itar§facrament
ift ju öcrmerfen; ber Seib El^rifti ejiftirt nid^t
au^erl^alb be§ öimmelS. 5.-— 12. ßjorciSmen unb
Segnungen aller 9trt finb ju bermcrfen, ebenfo
SeÖeibung meltlid^er ?Iemter burd^ ©eiftlid^e, ®e«
bete für bie lobten, fflaHfol^rten, ®cbcte bor
ffreujcn unb ©ilbem, Dl^renbeid^t, ftrieg unb §in«
rid^tung, ® elübbe ber ßeuf d^l^eit f eitenS ber fjrauen^
?Iu§übung ber ftunfi. S)ie SoIIarben jeigtcn pd^
l^ier als SSorläufer ber Reformatoren beS 16. 3a^r-
l^unbertS, ^mangen aber Slid^arb ü., t)on allen,
meldte ber ^ärefte üerbäd^tig maren, einen 9lb-
fd^mörungScib ju »erlangen, ^ofitifd^e fflirren
unb bie SKifegunft beS §ofcS öerl^inberten arunbet
5
131
fiollarben.
132
ber 1396 SourtenoQ auf bem @tul^( t)on Santec«
butQ gefolgt bie SoOarben gut Strafe gu jiel^etu
SHe Stift foQte nid^t lange bauem. ®er Seiiraum
öon 1399—1417 ifl nad^ Segler (C^erjog, SReal-
enc^n. vm, 740) ber leibenSDofifte unb fpe^t
mit ber ^inrid^tung bed fiorb Sobl^am; rid^
ttger gefagt, bie nid^t Iftnger t)om ^ofe gefd^ü|ten
fiollarben nal^men an ben Sm))örungen gegen bie
Ä5nige ^einri^ IV. unb V. tl^eil unb nmrben
na^ SSerbienft bejtraft. Seibe J!5nige toaren über-
geugungStreue ffoti^olif en unb ffil^lten fic^ t)ttp^iÖ^»
tet bie »örefie auSjurotten ; beiben l^atten fjffil^rer
ber Sol&rben nad^ bem Seben getrachtet gubem
mar eine Steaction gegen bie fiollarben eingetreten
(Stubbs m, 33). es ift bal^er felbjtoerflanb-
lid^, ba| fie gegen bie ^öretiler einfd^ritten. %n
26. äanuor 1401 berief Srunbel eine Serfamm*
lung beS SIerud unb t>erlangte Unterbrudhtng ber
fiouorben ; bie Idniglic^en Sommiffare Derfprad^en
bie Unter{m|ung bed Stbnigß, verlangten aber ent-
f d^iebeneS SSorgel^en^ benn felbft möl^renb ber $ar«
Iamentdfl|ungen t)erbreitete ftd^ baS ®erfld^t ))on
einer Srbebung ber fiollarben. 2)ie t)om SIerud
an ben ftönig gerid^tete 9breffe toax fd^rf ; i^r
iolgte auf bem ^u| ^^n ^roge^ gegen ben fiollar-
ben Satotre. Sie %bref|e mürbe t)om ftdnig mit
3uftimmung bed Oberl^aufeS angenommen; bad
Unterbaus fanbte gforberungen öl^nlid^en Snl^tS
ein. S)iefe gforberungen mürben 1401 gu einem
Statut erl^oben, bemgufolge ein unbu^fertiger
Rti^, meld^er t)om geifuidpen ©erid^tSl^of feiner
SSerbred^en iiberffll^rt morben, bemmeltlid^nSrm
leerlief ert unb t>erbrannt merben f oUte. S)er $ro-
ge| ©amtre'S bauerte üom 12.— 24. gfebruar; am
11. ÜRörj 1401 marb er ^ingerid^tet 2)ad Unter-
l^aud He^ bem ftönig burd^ ben ^Spred^er" banlen,
meil er baS für SuSrottung ber 3rrlel^re geeignete
l^eilmittel angemanbt l^abe (Lingard lU, 233).
3n Snglanb, baS btSl^er auffoOenb frei oon
lte|ereien gemefen, fd^eint baS ®efe|, meld^eS ben
@]^eriff bet)oDmöd^tigte, bie bed Unglaubens ober
ber Spofiafle SSerböd^tigen gu üerl^ören unb gum
^euertob gu t)erurtl^eilen, voriger nur in gang meni-
gen |$aSen gur ^nmenbung gefommen gu fein
(Stubbs m, 365). 2)aS Statut ging SHelen nid^t
meit genug ober mürbe nid^t ftreng burd^gefül^rt ;
benn 1406 Derlangte baS Unterl^auS fhengere
@efe|e gegen bie fiollarben (Kotuli Parliamen-
tomm m, 583). gS mirb in bem Sc^riftftädT
ouSgeful^rt, bie ^anbütngSmeife ber fiollarben
untergrabe bie ®runblagen beS Staates, il^re An-
griffe auf baS Sigentl^umSred^t bebrol^en SBeltlid^e
fomol^I als ®eifUid^; bie fioUarben l^ötten bie ®e-
rüd^te, bag ftdnig ^d^b nod^ am fieben fei, Ver-
breitet unb fldnben im SBunbe mit ben ^inben
beS ßönigS. 2)ie aRagifirate fottten bie SSoIImad^t
l^aben, bie fioDarben gu greifen, gefangen gu f e^
unb fie Vor baS Parlament gu ftellen. 2)er j^önig
gab feine 3uftimmung, mad^te jebod^ leinen ®e-
braud^ von biefer SSoHmadbt (Stubbs m, 372).
3m 3. 1410 gingen bie Kitter ber fionbfd^aftcn
ben Jtönig bittmeife an, er möge baS ®efe|, bem-
gufolge fioOarben jm ieber 3eit unb an iebem Ort
ol^e fdniglid^en SSerbaftSbefe^I arretirt unb fai
baS näd^fte löniglid^e ®ef ftngni^ abgefül^rt merben
burften, abönbem ober iriefelben gegen Sfirgfd^
freigeben (Walsingbam ü, 283). S)er ftönig
gab eine abfd^Iägige Antmort SaS Unterl^oaS
empfal^I auc^, bie fiönbereien ber Sifd^bfe unb ber
reid^eren Sebte gu confiSciren unb bamit 15 Sota,
1500 SKtter, 6000 SquireS, 700 Spitäler unb mtt
20 000 $fb. St aud^ ben Jtönig gu botiren (Wal-
singham 11,282). 2)er$ringvonaßaIeSbef(im)>fte
biefen abenteuerlid^en unb tl^drid^ten SSorfd^Iag, fo
ba^ man il^n fallen lie^. SSol^rfd^einlid^ um fid^
vom SSerbad^t ber ^äre^e gu reinigen, ver^te mm
baS Parlament bte |)inrid^tung beS Sd^neibeift
Sol^n 9abb9, meldten bie geiftlid^en 9tid^ter j)em
meltlid^en 9(rm mit ber IBitte um Sd^onung fein^
fiebenS übergeben l^atten.
^einrid^ V., einer ber ebelfien ttbniqt SnglonbS,
mar voS l^etügen Sif erS für bie Steiner^Itmtg ber
d^riflHd^en fiel^re unb Ausrottung ber ^e|eret gu-'
gleid^ VoS ÜRitgefül^IS für bie Verirrten; fo fu^te
er perfönltd^ ben Sd^eiber SBabbQ gu befe^n.
Mein burd^ fein mitleibigeS, poHtifd^ unOugeS
3ögem gab er felbft eine ©elegenl^it gur Sm-
pdrung (vgl. Stubbs m, 77). 3o^n Olbo^e,
Benannt fiorb Sobl^am, ein f^teunb |»einrid^ IV.,
atte ben fioOarben auf feinen ®ütem in ffeni
unb ^eref orb vielfad^ SSorfd^ub geleiflet unb ben
Steifeprebiger ber fioUarben befd^ü^t. ^einrid^ V.
fud^te il^n vergebens unuuftimmen. OlbcafUe
gab ber SSorlabung beS Si^bifd^ofS leine ^tl^t,
mürbe begl^alb gefangen gefegt unb, ba er nid^t
miberrufen mollte, am 25. September 1413 ver-
urtl^eilt. SS gelang il^m {ebod^, auS bem Zomer
in fionbon gu entftiel^en. ^leic^ nac^ feiner Sfbtd^t
verbreitete ftd^ baS ®erü^t 100000 fioDorben
feien bereit, ft(| gu erl^eben: baSfelbe ermieS fidb aber
als unbegrüubet Um SBetl^nad^ten mad^ten febod^
bie fioUorben mirQid^ ben SSerfud^, ben ftönig in
Sltl^am gefangen gu nel^men ; als biefer Anf ($lag
mißlungen, verfammelten fte fu^ am 12. 3aimar
1414 in St ®ileS in ber mf^t fionbonS. S)er
jtönig lie^ bie Xl^ore ber Stabt fd^lie^en, um
3ugug feitenS ber ^Bürger gu ben fioDarben gu Ver-
l^inbem, unb voftirte Xruppen an ben geeigneten
SteSen. Olbcaftleentfam; mand^berarmenOpfer,
meiere ftd^ von il^m l^atten betl^ören laffen, muroen
f efigenommen, unb einige berfelben als j^e^er l^in-
gerid^tet Sscommunicirt unb vom ftönig geöd^iet,
fud^te Olbcaftle burc^ SSerbinbung mit ben Sd^ot-
ten, ben 9RortimerS unb $f eubo-Stid^arb, bem 95-
nige neue Sd^mierigfeiten gu bereiten, bis er 1417
in SBaleS gefangen mürbe, ßr mürbe beS ^od^-
verratl^S unb ber |)örefte fd^ulbig befunben, ge-
langt unb verbrannt, fied^ler nennt il^n einen burd^
d^riftlid^en SRutl^ unb Seftönbigfeit auSgegeid^eten
SRann ; eS ifl mol^l richtiger, gu bel^upten, ba^ er
bie ftrengen ®efe|e gegen bie Ht^tt mit veranlagt
]^t ®urd^ eine $arlamentSacte vom 3a]^re 1414
133
2om6arb.
134
i
Durbe Riefte für ein SJerbred^en gegen ben @toat
oflffll 80 umrben bie meltUd^en 9Hd^ter nid^t
(infai^ SoÜfhcder beS bom getftlid^en (Sendet ge*
jolllen Ibt^^ilS, fonbem bilbeten einen felbftänbi«
gm (Scri^tSl^of. ^tiebendric^let ttmrben beboO-
nä^tigt, auf ^reüfer }u f o]^nben, Sierl^aftbef el^Ie
OBäge^ )u laffen, loeld^e bie Sl^enffS auSfäl^ren
wa^ttn, unb fie innerl^alb 5e]^n S:agen Den geifilic^en
K^tnn ju überliefern ic. Ungead^tet ber Strenge
birfer Scte ttmrben bie SoQorben 1422 in Sonbon
vicbcr f 0 gt f Ql^rlid^, ba^ bad Unterl^ouS bie Ueber»
aiDortung ber Singelerlerten an bie geijUid^en
Sii^ter (morbnete. 3nt 3. 1431 nol^men bie Sol-
bobcn i^I an ber Sr^ebung bed 3ad ©^arp; fte
woxm glri^fallS an bem Sufjionb bon 1450 be*
4eiligt mib hörten fomit feit 1417 nid^t auf,
eine fird^lti^politifd^ Oppofitiondpartei 5U fein
rogL Stabbs in, 375). S)ie ^rojeffe gegen ^e
Dorcn ja^Ireid^; bie meinen »iberriefen, unb
nnr n^nriot UKiren bereit, für il^re Ueber}eugung }u
toben. Sbie 38 ^ßerfonen, meld^ nod^ bem %uf'
Banb Clbcaflle'8 1414 ge^ftngt unb Derbrannt nrnr*
bcn, bann OlbcafUe felbft, 3ad( ©l^arp unb fünf
feiner (Senoffen göi^It man füglid^ }u ben politifd^en
Setbre^tm; f 0 bleiben nur menige eigentlid^e ff e^
sbrig, mcld^ ben gfeuertob erlitten, nömlid^ äol^n
Qo^bon unb 9li($arb 3:urm9n 1415, SBiSiam
Zfl^lDr 1422, Stid^rb ^unben 1430, Stomas
8aglc9 1431, 3o^n ®arbiner 1438, SKc^arb
S94 unb fein S^iener 1440, aBiUiam SBaloU)
1466 (Stubbs m, 377). 2)er aßart^rologi^
3op (in« 587) fügt nod^ einige 9tamen l^in^u.
3b Csforb, bem ehemaligen ÜRittelpunft ber Sol-
lotbcs, nxir ber Streit }nrifd^en bem Sr^bifc^of,
ber bie üniDerfttöt Difitiren tooOte, unb ben mu
gBcbcm ber UniDerfttöt, meldte fid^ auf i^re $rU)i-
legien beriefen, Don 92euem ouSgebrod^en, nmrbe
der bnrd^ beS $rin^en Don SBoIed Siermittlung
bdgdtg/L Sie SoKarben litten natürlich Partei
ben (&}bif4of genommen (1411).
eoidmer, citirt Don SDMinger (I, 274), be«
über fBidif unb feine Slni^anger: ^äBicIifS
6htfln| überlebte il^n nid^t lange. 9Beit
bog ber SoDarbidmuS je tiefe SBurgeln
a^fd^ Solfe gefd^Iagen, finb bie ©puren
fc^n iängft Dor ber 9leformation, bereu
Scddofcr er feinfoD, Derfd^tmutben. 3nbem rei«
tn Cndemnaterial über bie ber Siegierung
f^emzi^S YHL Dorl^ael^enbe ^ßeriobe fud|t man
sergefcfiit i>fi4 ^^lem SebenS^eid^n biefer @eäe.
Sie Bnorflung UMr eined natürlichen XobeS ge«
ssb ^tte aud^ feit bem Xobe OlbcafUe'd
b^cnteiibe $erfdnlid^feit me^r aufsumeifen."
gl) notürlid^, ba| bie befonberS an ber
gUmbS yil^lreid^ Snl^nger ber lutbe»
unter ber Stegierung ^nrid^ Yin.
Me SoOod^en anfnüpften, unb ba| baS 93oIf
religi53 unb poßtifd^ Unsufnebenen ben
£onarbcn gebrauste; bamit i{l febod^
\ bcsviefcn, bag fie bie Siorlaufer ber
icn getoefen. Sud bem gfactum, ba| 9i-
fd^of ^eacodr (f. b. 9lrt.) bie @$egner ber ®eifüid^-
feit fioüarben, SBibeüeute nennt, folgt nid^ts. Sie
d^arafteriftifd^e Seigre ber Sfteformation, Wed^tferti-
gung burd^ ben (Slauben allein unb Sierbienjtloftg*
feit aOer guten SBerfe, finbet ftd^ bei il^en nid^t.
Sie ^Reformatoren Derf eilten freilid^ ni^t, bie im
15. 3a]^r]()unbert Dergeffenen Sd^riften (D^^. Lyte,
Hiatory of the University of Oxford 286)
SBicIifd mieber an'^ Sid^t ju jiel^en unb im ßampfe
gegen 9tom {u benu|en. Sie SoQarben toaxta
für Snglanb nid^t ber Sauerteig, toeld^ bie ir«
religidfen ÜRafTen burd^föuerte, fonbem baS }er«
fe|enbe, bie (S^rfurd^t unb Sd^tung ber geiftlid^^
unb teeltlid^en Suctoritöt untergrabenbe Clement
Sie ffe|er, mlä)t im 15. äal^rl^unbert Don ben
geiftlid^en ä^ic^tem }um SBiberruf gegnmngen ober
beftrafi mürben, finb mit nid^ten @eelen, meldte
ba§ gütige SBort ®otte3 gefd^medtt unb auf bem
SBege jur feligen Smigfeit il^r Seben nad^ ®otte3
SBort eingertqtet laben, fonbem profane, aller
SReligiofttöt bare ÜRenfd^n, ober fd^Iaue ^eud^Ier,
bie mol^I feiten ben URutl^ l^atten, für il^re Ueber«
}eugung einzutreten, mie bie Unterfud^ung^cten
geigen. (Fasciculi Zizaniorum, ed. Shirley,
London 1858 (BoUs Series); Walsingham,
Historia Anglicana, ed. Biley, London 1864
(B. S.); Lingard, History of England, 6. ed.;
Stubbs, Constitutional History of England,
3. ed.; Mullinger, The University of Cam-
bridge, 1873; S. L. Poole, Wycliffe and the
Movement for Reform, London 1889; fied^Ier,
3o]^n Don SBicIif unb bie SSorgefd^id^te ber Sie»
formation, 1873; M. Creighton, Hist. of the Pa-
pacy II, Lond. 1 882.) [^. 3immermann S. J.]
(^omSatb, $etcr, Srgbifd^of Don %rmag^
(1601—1625), ttmrbe 1554 in ffiatcrforb, bem
;,irifd^en SSom", geboren, ©eine gfamilie gcl^örte
}u bm angefel^enften ber @tabt vaib lieferte Diele
äßanner, mel(|e, obgleid^ fatl^olifd^, ft^ in mid^
tigen Semtem gegen bie englifd^e 9iegiemng bis
in bie 3ctt SacobS L gu bel^auptm mußten. 3n
ber berül^mtm @(^ule beS $eter SBl^ite, meldten
bie SRegiemng megm ber Xreue gegen ben alten
@Iauben ber Sombed^anei in SBaterforb entfe|t
l^tte, empfing er feine l^ö^ere SBilbung unb begog
1572 bie ^od^fd^ule Don Sömen. 9tad^ breijäl^
rigem @tubium mürbe er }um primus üniversi-
tatis erflürt. %U ein}ige miffenfd^aftlid^ Seiftung
aus biefer ß^U befi|en mir Don Sombarb baS (Car-
men heroicum in doctoratum Nicolai (Jnemer'
fordii (1575) unb bie Carmina in laudem Co-
mitis Ormoniae. 93on 1576 l^ielt er in £teai
^Borlefungen über ^l^ilofopl^e unb X^ieolo^
mürbe 1578 in einem SSerjeid^ni^
linge, meldte gu großen |»offnungen
(Bregor xni. mann empfohlen. Seif
ftem beS iBajuS tro^ ber SSermerfnag im 7^ S%cl
burc^ $iu3 V. bennod^ fortträ^flt 'nmeqpdb^
netm bie |)0(^fd^ulen Dmi SAooi m/b 2tanr rrsi.
neue SSermerfung unb betnadtai liK iamncr:
mit ber Ueberbringnng bcildBiüM xun 5::-=.
135
Sombarb — Somentc be Siricnnc.
136
S)cfe9lei(^n l^attc er btc Scpimmung, blc Uni=
t)erfttat Sötoen in bem gto|en Streit über bie
©nabentel^re ju öertreten. Slad^bem er bereits 1594
Sompropft 5U 6^mbrai getoorben roax, erl^iett Som«
barb burd^ ElemenS Vm. am 9. 3uli 1601 ben
©rsflul^t öon Slrmaöl^. ©eine ©iöcefe jn betreten,
mürbe il^m bei ber Sebrüdung ber irifd^en ffird^e
nie öergönnt, bagegen entttidelte er in SRom eine
üielfeiHge I^ätigfeit. StemenS vm. beftettte il^n
SnmäJlitgßeb ber Congregatio deauxilüs, tDzlä)t
geitmeilig in SomborbS SBol^nung, bem $a{aft
@alt)iati, il^re @i|nngen abl^iett. 3m 13tägigen
«Pontipcat fieo'S XL bat Karbinat »orgl^efe ben
Si^bifd^of, bie ®rünbe, metd^e eine rafd^ere @r'
lebignng ber Streitfrage forberten, gnfammen»
juftellen. Unter ^Joul V. (Sorgl^efe) lieferte ber
Sr^bif d^of ben @ntttmrf )u einer IBuUe, meldte ber
$a))ft belobte, möl^renb bie SRitglieber ber Son*
gregation il^rer ÜRel^rjal^t nad^ in einzelnen fünften
Don Sombarb abmid^en. 3laä^ ber Ie|ten 2)i§))u«
totton (1. 9Rärs 1606) forberte $aut V. bie Kon-
fultoren anf, il^re ®uta(!^ten abzugeben. 2(nSom«
barbS 93otnm werben 30 ^ropofxttonen aWotina'S
beanjianbet. SBeiter erftattete Sombarb Serid^t
über jmdlf @ö|e, metd^e ungenaue ^nfd^auungen
über baS SSerl^ältni^ Don fftrd^e unb Staat be»
trafen unb bamalS in Snglanb im @d^tt)ange
gingen. 3n einer 2)enffd^rift an bie ^ropaganba
Dom Saläre 1623 ertoäl^nt Sombarb ben ^ntl^eit,
wetd^en er auf Sefel^I ®regor§ XV. on ber Sei«
legung be§ Streitet über bie d^inefif d^en ©ebröud^e
genommen. ®en ®rafen üon I^rone unb I^r«
conneH, meldte, 1607 öor Sacob I. geflol^cn, in
Som il^r Slf^I mäl^tten, toar Sombarb treuer Se-
ratl^er, fal^ fid^ aber üielfad^ gejtoungen, bereu 3ln»
träge auf Sif(|of§emennungen für Uljter ju burd^-
freujen. ^uf SombarbS Sefel^I berief ber $roto-
notar S)aDib Slotl^e eine ^roDin^ialf^nobe nad^
Srogl^eba (Vadepontum), meld^er inbe^ infolge
ber SJerwaifung ber Sprenget nur SiStl^umS»
bertoefer, ^riejier unb DrbenSleute beimol^nten
unb bereu kernte in 4 DistinctioneB auf un§ ge>
fommen flnb. Sin ^meiteS ^roDinjiatconcil, mU
d^e§ Sombarb 1618 berief, befaßte ftd^ mit ber
einl^eitlid^en Seitung ber 93ertt)altung, SuSgteid^
beS Streites smifd^en SQBelt» unb OrbenSgeiftlid^en
unb 9{id^teinmifd^ung ber (Seifttici^en in ftaatlid^e
tjragen. 9luf SombarbS Semül^en ift bie Sefiel«
lung Don ad^t irtfd^en 93ifd^5fen nad^ langer ^er-
maifung (1611) jurüdf^ufül^ren. ytaä^ einem State
Paper Dom 12. 9loDember 1606 (Russell, State
Papers of Irel. under James I., IL, 17 — 18)
erl^ielt Sombarb Dom ^apft ein SMonotSgel^alt Don
200 ®ucaten. 3lm 13. 3uni 1623 Dcrfügte bie
^ropaganba Se^al^tung aQer Sd^ulben beS Srg»
bifd^of§, fomie Sumenbung Don 50 ^b. Sterling
jur Seftreitung ber ffoften ber §eimreife. anfangs
1625 erlronfte Sombarb unb Derfd^ieb ju ^Jalom«
bara in ber Sabina, mol^in er pd^ jurüdfgejogen.
Seine äBerfe finb : 1. Casus circa decretumCle-
mentis Vlil. (Denzing. Enchirid., 3 ed., 312);
2. De Begno Hibemiae Commentarius. 2)a3
claffxfd^e ffierf, meld^eS eine Sülle ber fettenden
^lottjen über Srianb barbietet, erfd^ien 1632 juerft
in Sötoen unb encgte ben 3om ber engltfd^en
Regierung berart, ba& Jfarl I. e§ 1633 Derbieten
lie^. ^uf ®ntnb be§ bamals nod^ in ber Sor«
beriniana ju Slom berul^enben Originals l^at Kor«
binat SDloran 1868 eine neue 3lu§gabe ncbft ge-
leierter Einleitung l^erauSgcgebcn. 6in britteS SBerl
beS gräbifd^ofS l&at 3. 1. ©ilbert 1885 entbedft
unb auSfül^rlid^ befd^rieben. 6§ fü^rt ben Sitel Ad
Jacob. I. Magnae Brit. . . . B^gem Eiri jxömov
Acopov a P. Lombarde, Archiep. Armac, de-
Btinatum unb legt bie ©rünbe bar, meldte ben
fatl^olifd^en 3ren greil^eit ber Religion 5ufid6em.
(Lombard., De Begno Hibem., edid. P. F.
Moran, Dublin 1868; Brenan, EccL History
of Lreland, Dublin 1864 ; J. T. Gilbert, Tenth
Beport of the Histor. Manuscr. Commiss.,
App. V, p. 345, London 1885; 31. »etteS-
l^cim, ®efd^. ber fatl^oUfd^en ftird^e in Srlanb n,
283. 322 ff. m, 688, ÜWains 1891 ; G. Schnee-
mann, Controv. de div. gr. 273. 781, Frib.
1881.) QBclleS^eim.]
SM^axbf f. Sei^anftalten.
S^tniaxbtUj f. Sangobarben.
<i0miaxbnSf f. $etru§ SombarbuS.
c£oitiBe}, f. ^mbroftuS Don Sombej.
^ontänie be^^rienne, Stienne Sl^arled
be, ßarbinal unb le^tcr ginauäminifter grau!«
reid^S unter ber abf oluten SKonard^ie, mürbe 1727
5U ^artd avLfi einer bem ^od^abel angel^örenben
gamilie geboren. ®ie gamUientrabittonen be«
ftimmten il^n jur ftaat^mönnif d^en Saufbal^n; er
trat, ba bie äußeren Umftänbe unter bem langen
SRegimente beS EarbinalS gfleur^ nur geringen @r«
folg im Solbatenbienfte Derfprad^en, in ben geifi«
lid^en Staub. Sd^on mäl^renb feiner tl^eologifd^en
Stubien im Kolleg b'^arcourt befreunbete er ftd^
mit ben gnc^flopäbiften, befonberS mit b'Sllem»
bert unb Surgot, unb Dertl^eibigte 1751 an ber
Sorbonne eine Il^efe, bie offen anttfotl^olifd^ lautete.
Äud^ nad^bem er 1752 bie ^rieftcrmcil^e unb ben
S)octor]^ut em|)fangen l^atte, Derblteb er in biefem
iheife, gebrauste jebod^ je^t bie SSorpd^t, feine
ineligiöf cn 3been nad^ ^u^en l^in ju Derfd^leiem.
Seine greunbe Derfd^afftcn il^m benSRuf eines be«
beutenben 93em)altung§talente§; er mürbe 1760
Sifd^of Don Eonbom unb 1763 (Jrjbifd^of Don
3:ouloufe. 3e|t fud^te er al§ ^nl^änger ber lur«
got'fd^en ^Jl^^fiofratie unb al§ SJa^al^mer Don
bcffen SSermaltungStl^ätigfcit gcmeinnü^ige 9ln»
ftalten einjufül^ren; er errid^tete eine Saummollen«
manufactur, Derbcfferte ben ^rfcrbau, Derlegte bie
Segräbni^|)lö^e Dor bie Stäbte, baute SBege unb
Kanäle (fo ben Kanal be Srienne jmifd^en bem
Kanal Karaman unb ber ©aronne), botirte baS
§ofpital ju S^on, ftiftcte eine Krjiel^ungSanftalt
^r SKäbd^cn au§ Derarmten abeligcn gömilien,
ebenfo ein ftnabenfeminar, fud^te bie Kongrua be«
KleniS 5u erl^öl^en unb bie SSerforgung alter unb
187
Somenic bc Sricnne.
138
i
fnmfer $ne{lcr ^u Deimttteln. SUIeS btente ober
mir feinem Sj^getje; er fd^meid^elte ben „$]^Uo«
fop^", bie i^n toieberum öffentlich aß „SSorbilb
für ben Clerud" lyerl^errlid^ten, mäl^renb fie il^n im
Se^eimen ald böte t>erfpotteten, ba§ glüdflid^er«
iDeife burc^ b'^Iembert gut abgerichtet morben fei
(»rief «ottaitt'S anb^lembert ll.Sum 1770).
Somenie orbcüete feinen ®5nnem in bie Mnbe,
all er in ber Skrfammlung beS frangöftfd^en SleruS
^fibent be§ fogen. 3uri§biction§comitö'8 ttmrbe.
Si^t nur fterl^ii&erte er Diele SDta^regeln gegen bie
$une^menben Angriffe auf Steligion unb @itte, fo
bo6b*%Iem6ert 15. 9ugufl 1775 fd^reiben tonnte:
,Ser SIeruS tt^ürbe Diele 2)umm^eiten mad^en,
wnm mäfi einige ,Demünftige' 93if d^5fe ed 5u l^in«
bem mülten'', fonbem er toat e§ aud^ l^auptfäd^
Ii4, toelc^ bie für baS Orben§Ieben in ^i^an!«
teilt notl^koenbigen Reformen in falfd^e Salinen
knfte. S)ie SSerfammlung bed SIeruS l^atte als
allein rid^gen SBeg )ur 2)urd(fu]^rung ber Ste*
form ben Slecurfi an ben $a))ft beantragt, Somönie
aber erlangte, ba^ aUe Sendete unb iBorf d^Iöge an
bei If önig gerichtet tt^urben, angeblid^, um beffen
Sermütüntg beim $a))fte l^erbei^ufül^ren. 3e^t
^e bie Slegierung gemonnened @))iel. S)ie 93e«
rillte gingen nie nad^ Sftom ab, Dielmel^r erfd^ienen
1766 ^mei föniglid^e Sntfd^Iie|ungen, Don benen
bie eine exflärte, ba| bie SReform ber Orben alS
oBlfc^icglid^ 6taatdfad^ burd^ eine föniglid^e
Conniifftim tH)D)ogen totthtn foQe, möl^renb bie
)»ette bte 6u)nrematie bed @taate8 über bad ganje
gei^i«^ (Bdbiet audfprad^ unb eine gteeiie Som*
miffton einfette, todd^ bie ©taatSl^ol^eit aber ben
Qenid nnb boS gaiqe geifllid^e Gebiet xoal^xtn
fofitc SHe ÜRUglieber beiber Sommifflonen ttmr«
bcB imn if dnig ol^e SUtdffid^t auf ben $apfl er«
waaad; unter ben Stitgliebem auS ber SReil^e ber
9if4dfe trl^ Smn^e bie erfie SteQe. ein2)e«
Oft txmi 8. 9)nnl 1767 forberte aneSifd^öfe unb
OibcnSoberen auf, fd^neQe Stef onmntttel in iBor«
f^log SU bringen; ein neued Sbict Dom 9Jlör}
1768 gab bereits eine 9Renge Don Sefümmungen
ober bte (MSbht, bieSal^I ber OrbenSmitglieber,
Vifna^me Don 9{oDigen u. f. f. unb trug 3^^^
tad^ unb SenoeUIu^ung in bie fflöfter felbft
fßam. 3ej^ begann Somenie, als ^aupt ber
Oikiificommiffion, bie )93erfoIgung ber Orben.
8ar in einem ftlofler bie S^fjH ber SRitglieber
flchi, fo erflärte er ii^r SBirlen für bebeutungSIoS;
wa fte qjcß^ fo fürd^tete er ÜRü^iggang unb @nt«
asimigj in beibcn gfgflen unterbrücfte er. Obtt)o]^{
9a^ebmenSXIV. jumieberl^olten aRaIen(Thei-
MT, Pimtificat de Clement XIV, I, 463 ss.)
Si bod Xreiben ber Sommifflon ftd^ erflörte
bk Ser^mlung beS (SIeruS ebenfo toxt bie
^idomente Don $anS unb Sorbeaus gegen bereu
SOKir imb üngered^tigfeit proteftirten, arbeitete
MrConmiffion in einer ffleife fort, ba| Don 2966
fiüiem mit 26672 OtbenSperfonen, meldte ftd^
Wteafelgng ber Conuniffion Dorgefunben l^atten,
' ben Xden ber Sonftituante 1790 nur nod^
1056 Käufer mit 6064 PrbenSteutcn übrig blie-
ben (Darras, Eist, de l'Eglise XXXIX, 460 ss.).
Somenie »ar babci burd^auS nid^t uneigennü^ig.
SDBöl^renb er bie berül^mteflen fflöfter, julcjt anS^
Elugn^, jerftörte, liefe er anberc nod^ geitweilig
befleißen, um fie enblidj fld^ felbft anaueignen ; fo
Saffefontaine, baS il^m jur SSergröfecrung feines
©d^IoffeS Sricnne bienen mu|tc, aRoiffac, SKo«
reiDeS, ©t. aSanbriDe, ©t Ducn unb Sorbie.
S)ie enc^Hopäbiften, bie insmifd^en in il^rer SBeife
burd^ bie treffe baSJflofterleben unb bieSReligion
überl^aupt löd^erlid^ ju mad^en fud^ten, Derfünbeten
taufenbfältig baS Sob beS Prälaten, feiner iBer«
waltungStalente, feines ®eifteS, feines ©inneS für
Äunft unb SBiffenfd^aft, feiner Eingabe an bie
©ad^e beS SSaterlanbeS. 9IS 1787 ber Sinanj-
minifter ®raf ©alonne, beffen fjinangfläne So«
mönie an ber ©pi^e ber £)of))artei beföm))ft l^atte,
fein 9lmt nieberlegen mu|te, trat Somönie am
1. ajlai in'S SKinifterium ein. ungemein l^atte
man ertt)artet, ba| Salonne^S ®egner mit einem
neuen t$inang))Iane l^erDortreten tooUt, burd^ mU
d^en bie ungel^eure ©d^ulbenlaft geminbert »erbe.
Somönie begnügte fid^ aber, einige unbebeutenbe
^enbcmngen an bem frül^em $Iane Dorjunel^men
unb eine auSgebel^ntere ©tempelfleuer fottie eine
neueffopffteueriniBorfd^Iag gu bringen. 31IS aber
baS ^arifer Parlament fl(| weigerte, bie Sbicte
über ©runbfleuer unb ©tempelerl^öl^ung gu regi-
ftriren, Derbannte er baSfelbe nad^ 2:rot|eS, liefe
meistere $arIamentSrät]^e, nield^e bie ^riDitegien
beS ^betS unb baS ©teuerbettiQigungSred^t ber
Station energifd^ »alerten, Derl^aften unb erfe^te
enblid^ baS Parlament burd^ einen Dom ffdnig er«
nannten 9lat| (cour pl^nidre). 3n ^ßariS fott)ol^I
toxt in ben ^roDinjen rief bie Aufregung bettaff«
neten SSBiberftanb |erDor. Somönie fud^te )u be«
fd^ttid^tigen, inbem er ben ©taatSratl^ fuS))enbirte
uitb bie Einberufung ber ©eneralftönbe auf ben
1. aJlai beS fünftigen Sal^reS 1789 Derfünbete.
^efe SSerfpred^ungen tonnten aber ben ©taatS«
banterott nid^t mel^r aufl^alten. 9IS Somenie am
16. ^uguft 1788 erflären mufete, bafe aQe 3q^-
lungen ber ©taatslaffe bis ivm Snbe biefeS 3a]^«
res nur no(^ in ©d^a^biüeten geleiftet mürben,
orberte baS gange Sanb feine Sntlaffung ; ber ge«
lürjte SMinifter erfuhr in $ariS bie örgften per«
önlid^en S9efd^im))fungen unb Derliefe bann auf
längere Stxi fein SSaterlanb. Sin l^albeS Sal^r
Dörfer l^atte er fid^ baS reid^fte SiStl^um Sfranf«
reid^S, bie ßrjbiöcefe ©enS, übertragen laffen;
}e^t beantragte Subtoig XVI. für il^n aud^ baS
garbinalat, meld^eS puS VI. il^m nad^ längerem
SBiberftreben enblid^ Derliel^. SIIS er gmei Saläre
fpäter aus 3talien gurüdffel^rte, mar er einer ber
wenigen ©ifd^öfe, meldte ben 6ib auf bie Don ber
JlationalDerfammlung Derfafete KiDüconftitution
bcS eicruS (f. b. 3lrt. SeDoIuHon, frangöflfd^e) ab«
legten, unb übemal^m l^ierauf an ©teile feines
SßiStl^umS ©enS baS ncugefd^affene SiStl^um beS
©epartements ^onne. ßr fud^te feinen ©d^ritt
139
Sonbon.
140
burd^ itoci Sricfc an ^\t $iu§ VL (23. 910-
bembcr 1790 uno 30. 3anuat 1791), foioie burd^
einen Hirtenbrief )u re^tfertigen. $iuS anhoortete
am 20. tS^btuor 1791 burd^ ein an ^bböSlaur^
gerichtetes fßttt>t, baS balb ber Oeffentlid^feit über«
geben würbe. 3n bemfelben faßt ber ^a|)ji : ;,S3Btr
^nben feine SnSbrfide, um ben Sd^men gu fd^il«
bem, ben mir em^onben, als mir Don bem etne§
Sqbifd^ofS unb SarbinalS fo unmürbigen SSer»
l^alten l^örien. @ie f omtten bem römif d^ ^urpur
feinen großem @d^im))f antl^un, als Sie mit ber
Sbleiffatng bed @ibed, mit feiner ^luSful^mng burd^
3erflörung beS el^rmürbigen Sopiteß äbrer XHdcefe
unb mit ber Ufurtmtion riner fremben 2)i5cefe, bie
ttriberred^tlid^ burd^ bie ettnigematt in äl^re Qänbe
geg^en mürbe, getl^on l^aben. Sold^e fomblungen
finb t>era6f d^euenSmeril^e ißerbred^en. @ie bel^aup-
ten, um Sl^ren fjfel^ter }u Derbedfen, ba^ 31^ Sib ein
rein öu^erlid^er gemefen fei S)a8 l^ei^t aber }u einer
@ntfd^lbigung bie 3uf(ud^t nel^men, bie ebenfo
f alf d^ mie ungejiemet^ ift ; baS ]^ri|t au8 ber Der*
oerbten SRoral einer $]^ib)fo))]^ie fl^ ein unmürbi'
?ed9[u8funftdmitteId^er]^oIen, metd^ed nid^t etma
Io| ber ^ligfeit beS Sibed, fonbem aud^ ber
natürlid^ Stedbtfd^offenl^eit eines ßl^renmanned
mlberfprid^t.* ©ie SSeröffentlid^ung bei »reüe'S
tmU^it ben (Siarbinal auf's Sieffte. 9m 26. ÜRärj
überfanbte er feine S)emiffton atS (Sarbinal unb
tünbigte biefelbe öffentlid^ in einem an ben ÜRi«
nifler be SKontmorin gerid^teten 99riefe an. 3n
amei SreDen Dom 10. aJlör} unb 13. äpril 1791
erfolgte bie f orme&e SSeruril^ritung ber SiDikon«
ftitutbn unb bie 9iid^tigerflärung aOer auf il^re
IBeronlaffung l^in Don abtrünnigen Dorgenom*
menen geifilid^en ^mtsl^anblungen. 3n ben jiüngfi
Deröffentlid^ten Mömoires inödits de rintei>
nonce k Paris pendant la Bevolaücn 1790
k 1801 (Paris 1890) berid^tct ber SntemuntiuS
be Salamon (334), ba^ er biefe SSreDen an alle
<Er}bifd^öfe gfranfreid^ mit Seatritfd^reiben ein«
gefanbt, oud^ an Somenie be Sriemte, Don Ie|«
terem aber feine Sm))fang8an}eige erl^alten l^abe.
3n bem Sonftfiorium Dom 26. September erflftri
$iu8 VI. ben ©arbinal unb grjbijd^of Don ©enS
feiner Stürben entfe|t unb megen feines SibeS f omie
feines «ntl^eilS am ©d^iSma fuSpenWrt (Themer,
Documents inödits, relatifs aux affaires reli-
gieuses de la France de 1790 k 1800, Paris
1857). ffie ©alamon erjöl^tt meiter (338), bafe
er il^m aud^ bie Mocution Dom 20. @e))tember
nebp bem ©d^reiben ber KarbinalScongregation
nottftdri IJabe, morin il^m ber 9luSfd^Iu^ auS bem
l^eiligen SoDegium unb baS SSerbot, femerl^in bie
ßarbinalSfleibung ju trogen, mitgetl^eilt mor. Aber
aud^ fein offener ^bfaO fd^ü^te ben unglüdRid^en
ÜRann nid^t Dor ber SButl^ ber äteDotutionSmömter.
6r mürbe am 9. IRoDember 1793 ju ©cnS Der«
l^aftet unb juerft tn'S ©efängnife gefül^rt, bann
aber im eigenen |)aufe betoad^t. 9US ein neuer
SefclJI anfam, i^n abaufüljren , f anb man il&n im
Settc tobt Dor (14. gebruar 1794). ®ie einen
glaubten, er l^abe ftd^ Dergiftet, Rubere nal^men bei
feiner gerrittteten ©efunbl^eit einen ©d^IaganfaQ
an. 9n ber SBanb beS ^oufeS fhmben in grober
©d^rift bie ffiorte 63. 9, 6. 1 ^etr. 4, 17. (gr
l^nterfte^ au^er ben ^erid^ten unb Sieben in ben
Procds-Yerbaux des Assemblees da Glerg^
eine Oraison fündbre da Dauphin, Par. 1766.
%ii) a)titt]^eilung Don 9bbö aRoreÜet ift er amt«
Derfaffer ber ©(|rift XurgotS Le conciUateur
oa lettres d'un ecdösiastique k un magi-
strat, Borne (b. 1^. Paris) 1754, morin bem
$arif er Parlamente f omie bem Sr^bifd^of be 93eau«
mont Xolerans gegen bie 3cmfenifien nal^e gelegt
mürbe. (Sgl. Lacretelle, Hist. da dix-hoi-
tiäme sidcle V et VI; Marmontel, Mömoires,
6d, Par. 1824; Bohrbacher, Hist. univers.
Xm, 182 SS.) [SBemanb.]
c£oiiboit, bie befannte £)aut)tfiabt Don Snglonb,
|at gefd^id^ttid^ einen boppükti Anfang. Um baS
im 3. 43 Don 9uIuS ^lautiuS oberl^alb SBallbroof
gebaute römifd^e gori l^atte fld^ balb auf beiben
©eiten ber Sl^emfe eine bebeutenbe ©tobt gebilbet.
S)iefe marb iebod^ burd^ bie Einfälle ber ©ad^fen
unb fböter ber 9lormannen fo grimblid^ gerftört,
ba^ if önig Slfreb, ber an berfelben ©teile 886
eine neue Ituftebelung untemal^m, mit Siedet als
ber (Srünber SonbonS begeid^net merben famu Sa
bie ©ad^fen ftd^ nur ungern in ©tftbten nieber«
liefen, entmidfette fld^ bie Don VXhA mieber 1^«
gefteOte ©tabt tro^ ber für ben ^anbel f 0 g^«
ftigen Sage nur langfam unb mar nod^ }ur 3rit
SBiO^elmS beS Eroberers [el^r unbebeutenb. 2)er
eigentlid^e 9[uff d^mung SonbonS begann mit ^^«
ri^ I. S)ie ©tabt erlangte il^re ®rö^e unb il^
Sleid^tl^um nid^t aQein burd^ il^ Sage, fonbem
Dielme^r burdg bie f^frril^eiten unb SSorred^te, meldte
bie ff önige il^r gemäl^ricn, möl^renb ber ^ortf d^ritt
anberer ©tftbte bur^ iftre Slbl^ängigfeit Don ben
ÜRagnaten beS SanbeS gel^emmt mar.
9IS erfier IBifd^of SonbonS erf d^eint ber % 3Ref«
tihiS. S)iefer mürbe um 603 Dom 1^1. ^ugufHnuS
gum IBifd^of ber Oftfad^fen, meldte bamalS Don
Stl^elberi, bem ftönige Don ffent, abl^ftngig maren,
beMt unb möl^Ite Sonbon, bie ^aut)tftabt Don
Sffes, gum Sifd^ofSft^. S)ie ®rihibung ber. Son«
boner Satl^ebrale, ber ^auISfird^e, mirb ouf biefen
Sifd^of jurüdCgefül^ri. S)erfelbe marb nad^ bem Xobe
Stl^elberiS, beS fföntgS Don ffent, 616 Don ben
l^eibnifd^en ©dienen beS ffönigS ©eberi Dertrieben,
Pfld^tete ftd^ nad^ (SaUien unb fonnte infolge beS
SBiberjtanbS ber Sonboner aud^ fpöter auf feinen
©i| nid^t gurüdRel^ren. Sin fpöterer 93ifd^of Don
Sonbon mar ber ]^{. Sebb , ber als ÜRiffionar in
@ffe£ mirfte. 2)er größte SBol^Itl^öter SonbonS
marb ber 1^1. grfenmalb (675—693). ©erfelbe
grünbete nid^t nur ihrd^cn unb fflöper, j. 95.
ßl^crtfe? in ©urre^, 93arftng in ßffcj, fonbem
forgte aud^ für bie geitlid^e SBol&Ifal^ri feiner ©iö«
ccfanen burd^ SBieberl^erfteHung ber 9Rauem Son«
bonS. Unter iW ^^^^^^ bie S)i5cefe eine fefie
Organifation. ®ie SJerel^mng, meldte bem ©ri«
141 Song — SonguB. 142
%■ Ml^tnai auf bit 9{tfonnation8)ttt lu t^til fi^mtSro'berungbtflanb, c.€tX^Dma3itt@oul^'
■öd), ip ein bn^lmS Scupig für bit 9ki- tDarf,d.@LaRar9'glI49,e.@tX^omii8bcaicoTi
Nn^ dtamuQX, alS bit 91ai^ttn fibti i^ 1170, t @t. ©iltS in t^t O^icIbS, g. et. 99ai>
tnCcba imb ben &i0ii)«ii)>^tit. 2)it ffir^> t^olomtn, h. X^tS^mtitc. 9n@ilbtnimb9ntbti-
Müftt bn Stifittfc Sotibon unttr btn Sdigtl« festen, mtl^e i^rt cignttn ffapfllni inib Sltg-
HK« iß « 8">fl*S ^vitl fltfiüat; fo }. 99. iji pritflti ^atttn, }Sb<te fionbon etDu 14. 9Iai!^btm
it^t rinmol bei ®TaitbtT bn ffiri^ in Sßtfl« ^tinrtd^ YIH bit ffiatttc aufgt^aitn, confiS-
■faifa Matmt. S)ic $aultftr^ uxn offntbor cirten bit «IRinipti ebiunbe VL bit @ütn ber
Mt BhUltdtt^ um bitftibt ^tnun tmubm Don rtItsiBftn @(no|tnT|(!^afltn. 3)cin aICtn ben oBcn*
bn ndtlii^ Sanonittm @t. $aul3 ober oon ernannten Snjidttn unb i^rtn rci^ Sintfinfttn
So^lt^dtem anbtrc ftir^ unb ffotwUtn gt> blitb roenlg übrig; nur tinigt ber Satdn[d|ulen
Int fo hai bit $au!Sfir^ nod^ unb nad^ nur unb ber Spitälti murbtn t)trf(^Dnt obti ouii^
bt §ä%tau ^efQü^tfeittn Oon ben ®IftnbiQtn bc bit Otiftmilltgteit oon $riDat)ier|onen niiebcT'
fi^ mnbe. 3ur3tU«nitbS fc^tinen nic^l mt'^i ^trgtlient. fBm ber ShfomuitionSieit bis ^tnab
oU brtl ^Jfoinint btflanwn in ^btn, bit jebix^ auf'3 Sal^r 1870 toor in btr €tabt trob i^
■i^t grnon obgesratjt oxiren; oon btn j?irc^(n ungt^tutm atri^t^umS bit ^1)1 btr SiollBfiiiniitn
«kt tStnun fi^ UMt, ^fitnS biti, tin^g ^ofien gan} ungtnügtnb, btr €^Ibtfuc^ ttbäimliij^.
«Utri tfi^ncn. SRotiliatfrü^fdlfc^li^jfirc^in, 3nt 3. 1871 btfud^ten nur 167298 ffinbti
M^t fbnMwmifdN ober ftltif^tn gtiltgtn gt- bu S^oOSfii^uIt; im 3. 1881 itxir bie 3a^l ber
wiäft taatat, Hii ft^ alt gt^ttn; fact^i^ ftotnnten @i^tr auf 502 095 defütgen, olfo Dtrbttifac^t
bKMbcttati«ftKrttt3ett(8rogt^ränbt,nKl(^fi4 3Ht belamtttfltn Snittelf i^tn SonbonS finb : btt
1087 oab 1 137 trtigntttn, fi$tintn bie Souluft ei> $auISUuIt, Don 3>t4ant goltt gtgrünbtt, 3Rtr>
ngt |N fteättn, btnn eint gro^t 3(i$l ntutr ffin^ Äant XaQlor'S Sd^ool, btgrünbet 1561, €ainl
brtirt ort bitfti $eniibc. 3>ie auf btn trfim eiid $eter% (Sontgt, SBt^infitr 1 560, •SiuMi) m-
affsBaibc fef^eiming, bo^ num^t bemftlbtn Itgel619, gitti of Sonbon Sd^ool 1834. Ijrürben
(^gm ottocipt ftir^ mi^ bcifaimnnt liegen, UniDtrfitatSnnttTri At f argen Unioerfitq onb iHm'i
«fibt fiqi ans ber X^tilung btr ^ßfontitn. sie SoIltgeS. 3^inantngT0^@)]itJJItin^nbtn|t4
ibgttwHiihyfontibt^tttijroigtri&eniMtronunb mtbitinifi^t Sd^ultn. SttAin^uurtnliie^crab
fn(^bcKfcIbenbcn9tanitnbtrSocoIiifit6et,inD)tI- anf ttnige Sal^tl^ntt uittrig ga^Irtid^. Ku^ btn
4RU(itentiKn^{tanb;focntftmib).9.lfat(arino unter btn Xubor« jerprttn obti obgettagtntn
fncnnbAatbarinatEoItinän, 3RarqSt$ci»unb oemi^ttte 1666 btr grofit Sronb 85 ffir^tn,
Sn^GoMtrKtSHtnKipaiSfarrftn^tnSonbonS oon btntn nur 45 bur^ btn Ütrül^nittn 9tr^>
Mm tiwnif^i4. auf er WtM) St S9oD unb ttittn SBitn nitber auf gebaut Unirbtn. S)tr SCBif
GHctSK^Ml; bc^atn gei^nttcn fübbitlKr^ btranfbau btr ißaulscot^tbralt no^tn 35 ^iabn
tc CetMariti^t bröjj gro|e 6<^bttl au8. 91a A inXnfpni^, 1675— 1710. !BlmntutttnJ^ir4en
kaSnf^Aimg btrftlii^ unttr ^einri^VIII. tna^enmtmgtStnflniul^oufSii^^it. ^ela^o-
labti W ißitffx SonbonS otrgtbtttf, man mSge lifii^lSat^tbnilf in@ont^toarf umrtitDon^uginge»
^ua bie f^Ättttt unb gtriiumigtn ftin^ Sb«- p\mi unb ifl tint bn gr>tn nnb f^iSn|itn iftrqen
liffcB. fMmctit tmt initdiittli(&; bit 3)omini' SnglonbS. 2)itffir^btrOrotm:taner,9tfuittn,
camfuqt Stod gfrioiS unb bit SarmtlittnRn^ Somtnicontr, femer tinigt Don ®tlbtrt Scott er-
S^ ^imt ftnb fpurloS Wrfil^unniben, Oon btn bauttn gt^örtn au btn Kneten ttitifta ber aBtlt-
ükagm fötbcn fii^ no^ Utbcntfle. ^bt. «int @ef4i<^ bti XHOctft SonbonS tff,fm
Wm ge(tn ^tr eine Sifle btr oorjügli^fltn nt4t,tbtnfouienigiutitcIMgt9RonDgrtt))(ienQ6er
Sta^ SonbonS neb^ bem (SrCnbunglia^rt, »o bit grD|tn Hbttitn unb flin^ SonbonS, fiber
d bt&optt tp. 1. Sbtettn; a. Sk^tn|ltr, b. @t. bie geifhge Sntmiillung, bofi rtligiCft Stbtn ftiner
€«iaiirl082, e. bit fFartl^oufe 1371, d. Sog' Bürger; bitui(^tig^^ocunientt,nK%intal&r>
1^4''', Sract 9Bbt9 1859; 2. $noieitn: &. ßl* l^unbtrttlangem Staub begraben uwrtn, finb ttfl
fii| Ijßiiini) 1329, b. $Dl^ Xtinitt) 1109, c.€t. inneutfleT3tttan'8£tti^tgqogenUPorbtn.(Loflie,
9RqirtoiMlDll020e|tfte]^tMftnif)baS39art(oIo- London in btn Historie Towbs, Lond. 1887;
■ilnl rtillap. d.€t!Dtar^OMrD,ntugtgränbet The same, Hietorjof London, 2 volfi., Lond.
1106; 8. Srioiit« (JHeßn Bon 9tttelmfind(ien): 1884; John Stow, A Snrre; of London, ed.
a. tlad f^iarfl 1223, b. <&xe) ffrlarS 1225, Horley, Lond. 1890.) [«. Simmtrmann S. J.]
0. Cadi^ StiotS (uom ^igtn Jhtu}) 1298, <$«it9, f. St Song.
4.VagapiRa<^ettdtniht^l25S,e. SBIilttSriarS ^MtßS, Srauj D. (Soriolana, ffotiuiiner-
ffiaadila)1245;4.9Ionntnßfipn:a.@t3o:^n t^ologe ber rM^en ^robiiu, {larb 1625. Sr
4t Vtfäft, b. SL 6tlen, o. SlerftnoeQ; 5. &)!• befag alS OrbenSmann unb @elti|rttr unter btn
iegiai : a. Jefid CoDege 1 347, b. &dIq @^oP oi Stinigen groge ^uctaritdt , tourbt einmal jum
6Lgbii9l418. e.€t.3Ri({)atI1480, d.£Dnbon SßiDOinjialooneofengatmabltunbnxiraKSettor
Ui|e 1299, €L Kartin It ®ranb 700(?), bt- btr Xb^ologit unb t^eologiff^er Sc^riftfltlltr %n>
|iiMI068,€L9B4Dn9;6.^oftntöIer:a.@aD09 banger SBonaOentura'S. SSon fetntm ^aut)tnerfe
ixä, b. ^ 3<nntff, baS fij^on oot btr normonm* Snnuna tfaeologiae ad instar Sonunae D. Tho-
143
Soofe — Sorctinerinnen.
lU
mae ex operibus S. Bonayenturae compacta,
ba§ auf 7 Sönbe gfol. bcrcd^nct mar, crfd^icn nur
ber 1. Sanb, Romae 1622, btc Qfortfcjunö öer-
l^inbcrte ber %üb beS SScrf a^erS ; fein Tractatus
de casibus reserv. erlebte 5 Smtionen; t)on93e»
beutung fmb oud^ bie 2 ©ammcitoerfe Breyia-
rium chronologicum Pontificum et Concilio-
nun etc., Lugd. 1683, foL, unb Summa Con-
ciliorum etc., 2. ed., Paris. 1639. (£r f d^rieb nod^ :
Expos, in Bullam dem. YULL de largitione
muuerum omnib. Regulär, interd., Lugd. 1623 ;
Expos, in Bullam Goenae Dom., Lugd. 1623,
unb 3 oöcet. ffierfd^en. [% gberl, Oap.]
S^oftj f. @ortiIegtum unb (SotteSurtl^etle.
S^pt bt ^tio^ f. aSega.
c£ot4 (Laureacum), el^emaligeS SiStl^um an
ber SnnS, f. ^affou.
c£ornt}aiia, ^xani Slnton be, Sr^bifd^of
Don Xolebo unb Sarbinal, entftammte einer fpa-
nifd^en älbelsfamilie unb mürbe am 22. ©eptem*
ber 1722 }u Seon geboren. Sr trat nad^bem er
im äefuitencolleg [einer ißaterftabt bie @tubien
DoDenbet l^atte, in ben geiftlid^en @tanb unb er«
l^ielt ba er burd^ tiefe t$fcMmigIeit unb raftlofed
miffenfd^aftlid^ed @treben jld^ auSgeid^nete, balb
ein Sanonicat in Xotebo. 3m 3. 1765 mürbe er
IBifd^of Don ^lacentia: fd^on im folgenben Sa^re
mürbe er na^ ^meriia gefanbt^ um bie auSge«
bel^nte unb fd^mierige Sr}bi5cefe ÜRe^ico )u über«
nel^men. Sr maltete bort feines SmteS mit größter
Aufopferung, unterzog ftd^ felbft ben befd^merlid^«
flen Arbeiten ber ©celforge unb leud^tete feinem
SIeruS in SBort unb %f)(d DorauS. 3uerft fam«
melte er bie Acten ber brei erften mesicanifd^en
^roDtnsialconcilien Don 1555, 1565 unb 1585,
meldte er in }mei Sönben )u ÜRe^ico 1769 bis
1770 l^erauSgab, unb feierte bann 1771 ju Ttt^co
baS Dierte SoncQ. Seiber mürben beffen mid^tige
9ef d^Iüffe, metd^e er gur Sefiätlgung nad^ Spanien
fanbte, im löniglid^en Ard^iD begraben (Collect.
Lacens. I, 8). AI8 marmer Patriot fummelte er
femer aOe auf bie Sntbedhtng SJlesico^S be}üg«
lid^en SRittl^ettungen, Iie| alte Saubenfmale ab»
bitten unb religiöfe Sltertl^umer auf fud^en ; f o er«
f d^ien enblid^ ba§ ^rad^tmerf Historia de nueva
Espana, escrita por su esclarecido conquis-
tador Heman Cortes, aumentada con altros
documentos j notas, Mexico 1770. 9Rit fei«
nem Cifer für Äird^e unb 2Bif|enfd^aft Derbanb er
unbegrenjte SBol^It^ötigfeit, als bereu fd^önfleS
3)enhnal ein gro|e§ tS^iubell^auS }u bejeid^nen ift,
meld^eS er gau} aud eigenen aJlitteln erbaute unb
funbirte. 3m 3. 1772 mürbe er nad^ Spanien
gurüdCberufen unb erl^iett baS reid^e SrjbiStl^um
Jolebo. 3ti feiner neuen Stellung eiferte er fei«
nem großen SSorgdnger, bem Sarbinal XimeneS,
nad^. 6r errid^tete für bie ©tabt eine gro^e Si»
bliotl^cf, fammelte bteSBerfe berberül^mten Schrift«
fteller ber iKrd^e Don Solebo (SS. Patrum To-
letanorum quotquot extant opera, nunc pri-
mum edita, ad cod. mss. recognita, nonnidlis
notis illustrata, 3foU., Matriti 1782—1793),
lie^ bie Scfd^tüffe ber fpanifd^en ßoncifien in ber
Orbnung be§ canonifd^en SRed^tSbud^eS }ufammen"
ftetten (SKabrib 1784), Deranftaltete eine neue,
prad^tDoUe Ausgabe be§ mogarabifd^en SreDierS
(3Kabrib 1775) unb ÜRiffaleS (SRom 1804), in
bereu Einleitungen er bie gotifd^e Siturgie mit
großer ©elel^rfamleit erläutere, unb beforgte fpa«
nifc|e SluSgaben beS römifd^en ffoted^iSmuS unb
ber SanoneS be§ Soncifö Don Zrient. ®an} un«
bef d^rönft mar feine SJHIbtl^atigf eit ; er erbaute &o«
fpitäler unb ärrcn^öufer, erneuerte baS fftoper
unb bie Jhrd^e ber barml^er^igen Srüber : in ber
Seit ber ^ungerSnotl^ mar er ber ißater unb Stetter
Utqöl^tiger unb unterftü^te in freigebigfter SBeife
bie und fjfranfreidg gepd^teten ^riefter uid) OrbenS-
leute. ^iuS VI er]^obi]&nl789um feiner SBerbienfte
millen )um Sarbinalate. WS berfelbe $apfi Don
ber frangöftfd^en SteDoIutiondpartei auf S Sergfte
bebränat mürbe, lam Sorengana afö au|erorbent«
lid^er ©efanbter Spaniens 1797 nad^ 9lom unb
fianb bem Rupfte bis )u beffen (Sefangenfd^
tröfienb unb fd^ü|enb )ur @eite. 3^m ift ed oud^
)u hanttn, hai nad^ bem Zobe beS ^opfteS baS
nad^ SSenebig berufene SoncIaDe am 1. 2)ecembei
1799 eröpet merben tonnte, inbem er ben aller
SRittel beraubten Sarbinffien bie Sleifefoften aber«
mied. S)en neugemö^Iten $apft puS VII. be-
gleitete er nad^ 9lom unb Dergid^tete, um bemfelben
ftetd )ur @eite ftel^en gu fönnen, 1800 auf fein
Si^bidtl^um. Stud^ in Stom geigte er jid^ al8 marmer
Seförberer ber SSBiffenfd^aft; inSbefonbere ermdg«
ßd^te er 1801 bie (Srünoung ber neuen fotl^o«
lifd^en Wabemie, über meldte er aud^ baS $rotec«
torat annal^m, unb Ue^ auf eigene ffoften burd^
t$. ^reDalo bie gro^e ^u^abe ber SSBerfe bed
JjH. 3fibor Don ©eoilla (Romae 1797—1803) be-
forgen. gr entfd^Iief am 17. Slpril 1804 im
82. SebenSjal^re. 9I§ Srben begeid^nete er bie
9rmen, benen er furg Dorl^er nod^ eine angefallene
ßrbfd^aft Don 25 000 Scubigugemiefenl^atte. 0Bgl.
Moroni, Dizion. XXXIX, 192 seg. mit ber ba-
felbft angegebenen Siteratur; Hurter, NomencL
üter. m, 601 sq.) [Streber.]
c^^orefinetimieit, reIigiöfet$frauen«Son-
gregationen. 1. S)ie öltefte berfelben entftanb
in ben ^Bereinigten Staaten 9lorbamerifa'd im
3. 1812, unb gmar gu Sorcto, aWarionEo. (Stt^.),
12 ajleilen Don Sarbdtomn, bem alten @i| beS
SiS^umS fioniSDille. 3)iefe „@d^meftem Don So-
reto", ober nad^ einer fo benannten ^nbad^t oud^
„fjreunbinnen aJlaria^S am fju^e beö ftreuge«''^
ftiftete mit einer fel^r firengen Siegel ber geW^rte
uxtb fromme nieberlönbif d^e ^efter Sari 9ierindts.
hierbei mürbe er Don bem erftenSifd^of DonlBarbS-
tomn»Soui«Dine, Senebict Sofepl^ Qflaget (DgL
beffen SebenSbefc^rcibung Don feinem brittcn (Jo«
abjutor unb nad|maligen Srgbifd^of Don Salti-
more, 2R. ®. ©palbing, SouiSDiDe 1853), mit
meld^em 9lerindfi; aI8 einer ber erften aJlifflonare
1808 l^ierl^er gcfommen mar, fräfttg untcrfiüjt
I4b
Soreto.
146
Xii^Sdfiotfitxn mibmen ftd^, ol^ne bie Srjiel^ung
ba Xbd^ aud l^ö^eren ©tänben Don il^rem SBir«
bng&tmfe a]ifi}ufc!^Ue^en, bod^ t)or}ug3meife bem
9lä5(^eiutiitemc^t für bie nieberen Ulanen. Sl^r
IRnttcrtoid ift l^eute nod^ }u Soreto, baS 1829
EoqioratiünSnd^te im Staate ff entuif^erl^telt. @ie
Knieten fic!^ rafd^; im 3. 1828 loaren eS fd^on
100, nnb ^e finb eS mel^r als 500 Sd^meftem.
Sie leiten in ber 2>i5cefe Souidt)iQe aQetn fünf 9lfa«
banirn nnb in biefer Sifd^ofSjkbt fed^S $farr«
k^nlcn, bannüer gttiei auSfd^Iie^id^ für farbige
Sinber. SBeüer finben fie fid^ in ben 2)i5ce{en
Sl itmü, SRobile, 9[ri}ona, @anta ge, ffanfaS
(lim, ScoDcmDort]^, 3)eni>er (Dgl @al}bad^er, SRetne
Xeik mä^ 9torbameri(a, SBien 1845, 206 f. 348 ;
{>a^ ®efdft. b. fotl^oL SRifftonen, Stm 1863^
V, 344). — 2. (üne anbere Kongregation Don
£ocetineriitnen entftanb um 1822 in Srianb in
bem Orte Stat^aml^m bei S)ublin, nnb 1837
waA bann in S)ublin felbfl ein jtteiter Sontent
Scgtünbet,ber]^eba8!Dhitter]^u8biIbet. ®egen«
iDbtig ^aJben bie @d^tt)eftem in biefer Sr^biöcefe
i^ra 7 CimDente mit gegen 300 SRitgliebem.
Sm ffin ouS tierbreiteten ^e fid^ alS Sel^rerinnen
flomentlUI^ ber armen llinber in bieSidcefenSIo^ne
(65 Sd/BM^an in 2 Rufern), SReatl^ (28 @d^tt)e«
Bern in 2 ^önfem), fferr9-9g]^bon (40 @d^h)e«
tea in 1 ^auSi), OfforQ (21 @d^ioeflem), SSBater«
foib*Siftnore nnb 3twfyot. 3n Gibraltar finb fte
» Snnen^ nnb ftronfenl^ufem aI8 ^flegefd^me«
faa t^ötig, ald Sel^rfd^tteßern bann in aHen an-
beren fobt^etlen. 3n Sanaba finben fie ftd^ in
ben Sidccfen Zoronto (90 Sd^tteftem), Hamilton
(3^ ScJ^mcßeni), i^ingf}on, Sonbon (14 ©d^me*
^Boa) imb$cter6oroug]^ (15 Sd^mejtem); inSlfrifa
oIS Sorores m Laoreto in ber a))o{bIif d^en ^rö«
fcdnr XtaaSoaal, nnb in ber 2)i5cefe $ort-&oui§,
90 jie als Congregatio Dominae Nostrae a Lau-
reto in 2 Sonoenten 14 Sd^meftem unb 6 Son«
oexfen jaulen ; in OfKnbien gu Calcutta (96 ©d^me«
9eni) vab )n SOol^bab (18 @d^tteflem) ; enblid^
inSaßroIien {nSoIIarat (60 ©d^mejtem in 3 £)du«
km). — 3. Um biefelbe3(it, toie bie irifd^e, ent«
ftimb ottd^ eine frangdftfd^ (Kongregation Don Be-
ligiwiiiee de Loreite, imb gttar burdg eine @e«
jelQd^ mm S)amen )u IBorbeaus (1821), )um
isotdt, bien{iIo{e 9Rdbd^en aufgunel^men, 5u be«
anffu^tigcn unb }n il^rer fernem Ibiterfunft be«
)ilfli4 infein. Sorbeausift l^e nod^ baSSRutter«
ioBi, i^ Ausbreitung iß aber gering geblieben.
Sa4 ^dß (Sllgem. @M. b. SRönd^orben, Xüb.
1845, n, 396)]^abenfte fd^n 1824 mit Suflim«
OBOg beSSijbifd^ofS Don ^riS eine 9iieberlaffung
ii bor €tra|e Stegarb gegrünbet. £)eute finben
fie ^ nur n^ in 3Ront-be«!IRarfan (2)i5c 9ire)
Sit $enftonat unb gfreifd^e, fomie in 99iarri|
(SiBc Sodomie). [Tlel^er.]
/#ttf#, SBallf al^rtfiort unb Sidtl^um in
Stall ea. Ut pie creditnr et fama est (Bulla
Mn IL bri Bajnald ad ann. 1507, n. 27),
Mibe btf ^anS ober Dielmel^r nur ein Xl^eil, ein
3immer beöfclbcn, toorin ba§ ewige SQSort glcifd^
angenommen (f. b. Srt. giajaretl^), nad^ bem un»
Slüdflid^en 3lu§gange ber iheujaüge auf tounber-
are SSBeife nad^ (Europa unb }ule^t nad^ Soreto
im JNrd^enftaate gebrad^t, tDtli)t @tabt baburd^ gu
einem ber Dier berül^mteften SBaUfal^rtSorte in ber
Kl^riftenl^eit geworben ift. ®er 3n|alt biefer fama,
bie ftd^ feit bem 14. Sal^rl^unbert mel^r unb mcl^r
Derbreitete, burd^ S^igniffe gleid^jeittger ©d^rift«
fteQer gwar nid^t Derbürgt, bagegen burd^ anbere
3eugniffe l^öd^ft glaubwürbig gemad^t wirb, ift
folgenber. S)a§ genannte l^eilige ^aud, weld^eS
fd^on bie ^Ipoftel in l^ol^en ßl^ren l^ielten unb jur
Seier beS l^ciligen OpferS einrid^teten, weites
bann, nad^bem bie jhrd^e burd^ ffaifer Sonflantin
frei geworben, Don einem lieblid^en %zxnptl um«
f(^toffen war, würbe in ber ^aä)t Dom 9. auf ben
10. aJlai 1291 Don Sngeln nad^ S>almaaen über-
tragen unb an einem Orte, ber ataunija l^ei^t,
gwifd^en Zerfato unb giume, niebergelaffen. S)ie
99ewo]^ner ber @egenb ftaunten. al§ fte ein nad^
frember Srt unb ^eife gebautes iQavS an einem
$Ia^e fallen, wo nod^ nie eineS geftanben; no6)
mel^r, afö fie eS ol^ne f^funbament bafte^en fallen,
unb aß fte barin einen 9lltar, ein ßrucifig, eine
@tatue ber aDerfeligflen Jungfrau unb fd^öne
99tatereten an ben mafftoen Rauben erblidten.
Um biefelbe Seit lag il^r ©eelenl^irte ^llejanber
franf in Xerfato banieber. Siefer erl^ielt in einer
SSifion burd^ bie aüerfeligfie Sungfrau felbft 3luf-
fd^Iul, ba| biefe uner!lär!i(^e unb wunberbare @r-
fd^einung bad ^au§ ber SSerlünbigung auS ^la»
garetl^ fei, et ut herum ipse sis testis, sanus
esto. 3n ber Zl^at plbißä) gau} gefunb, eilte er
5ur SteDe unb tl^eilte bem Derfammelten SSoße bad
SSorgefaüene mit. @ofort würbe eine eingel^enbe
Sßrüfung, wie eS ein Sreigni^ Don f otd^er Sßid^tig«
feit Derbiente, angefteüt. Sluf iBeranlaffung beS
©tattl^alterS Don giume^ 9licotau3 t^rangipani,
würbe eine eigene @efanbtfd^aft nad^ ^Ragaretl^ ai"
gefd^idtt. 2)iefe fam unter Dielen SRül^en unb
Opfern bafelbft an, erful^r, ba^ baS l^eilige ^au8
Derfd^wunben, unb fatib nur baS f^funbament beS«
felben. Sie nal^m baS 9Jla| Don ber Sönge unb
^Breite be§ ^la^eS, worauf eS geftanben, fowie
Don ber S)idie ber @runbmauer. SOeS ftimmte
genau mit bem inSalmatien angefommenen^eiltg«
äum überein. 3)ie befd^worenen 9lu§fagen biefer
®efanbtfd^aft würben im Srd^iD }u f^finme nieber*
gelegt 3lxä)t lange jebod^ foQte ftd^ 2)atmatien
biefeS £)eiligt]^umd erfreuen. @d^on nad^ brei Sal^«
reu unb fteben SDlonaten wanberte ba§ l^eilige ^auS
l^inüber über baS abriatifd^e 9Reer in baS pice«
nifd^e ®ebietunb lie^ fid^ in ber 3laä^i beS 10. S)e«
cember 1294 in ber Stolpe ber @tabt Slecanati
in einem Sorbecrl^ine nieber, wcld^cr einer front»
men SJlatrone Saureta gel^örte, Wolter ber 9tame
Sauretanifd^eS ^auS unb Soreto. Sei ber 9n«
fünft beS l^eiligen £)aufe§, weld^eS ^irten über
baS SJleer f d^weben folgen, beugten ftd^ bie SBöume
el^rfurd^tSDott , unb nod^ lange nad^l^er erblidtte
U7 Sot
man an ifinm hit @^uini. ffoum aar bit ffunbe
booon no4 SRecanoti unb in bit Untgegenb gc
langt, ]o eilte MeS l^M unb erfonnte au6 ber
Sinn^tung btS nninbeiboi etf((tenennt ^aufeS
unb nod^ nte^t ouS auffälligen ßionfen^etlungen,
bo^ eä etwas Sefonbetefl auf liii& l&abt; abn erft
aI8 bie 9}Qd|ric6t Don bem fflerluft beB ^eiligen
£iaufe3 fic^ Don Slalmotien au3 ouc^ ^iei^er uer*
bieitel ^atte, tougtt man, niel^eS ffleinob man er-
eilen. Sine ©tfonbtf ^aft , müä)t gfrongt^iani
nai^ SRtcanati gefi^dt, fitflfitigte bonn, bo^ biefeS
^auS baSfelbe fei, totlditö ßngel )u i^nm gebracht,
unb toel^eS {o ;ilß|lic^ nrteber Derfqtmmben fei.
SaV^^t^t $tlget pedtm M nun bon na^ unb
km ein, ab« auc^ TiluIieTi|dEiei @efhibel, ba9 bie
!lBaina]6rtun{i4etntai!^te. S^a^er tnigen bic|erben
unfi^tboten ^Snbe boS ^eilige ^auS naä) oi^t
SRonaten bon 3teuem fort auf etntn nui ettm
8000 Stritte entfernten ^ügel. So {ebo^ bie
Sept" *"* ©runbjlüaa, jroei Srüber, wegen ber
Opfrrgaben fiii^ jonöen unb fo beS ffleinobS ftdj
unwütbig geigten, erljob eS (l^ nai^ jwd üRonaten
obennalS unb fenfte fi$ etwa 200 Stritte ba-
DOR mitten auf bie Offentli^e Sonb^age niebn,
an bie ©teile, auf welcher e§ ^eute noi^ ^e^l.
S)ie[e le|teUEbertragung4f|*iaIloiTi 7. September
1295. eine neue, uqi^ Stalmntien unb 5?ajaret5
abßefi$i(fte ©efanbtfd^aft (1296), bcftefienb qu5
16 ajlönnetn bet ^lODin} Spiccnum, fe&rte mit btm
nämIi<itieR Stefultat juifid wie bie ftiiliere. %uiij
Spapp eiemenS VH. fd&idte eine ©efünbtfc&Qft
naö6 Serfato unb Wajatet^, weIcEje gkic^faüS bie
Udiettragune unb ?le^I)eit bt§ ticiligen fiauic?
au|er 3n>eifel ReHle. 3n ffialmatien ^atte gran-
glponi an ber Stelle, wo boS ^eilige &au§ über
öiert^Ib Sa^te gefionben, eine Sfuyeile ertauf ;
feine 3ta4!ommen errichteten barüber eine groSe
ffii^e unb baneben ein ^TanciScanernoflet. ßit^e
unb fllofler be^^en ^eutc no^, unb erjtere i^ als
aBanfa^rtaRtie oiel befutftt. ffiie Solmatinet
tarnen lange 3tit f^aoxenweife über bal QReer
tierübet na§ ßoteto, um ibren Sßerluft ju beflagen.
9>a§ fietlige ^mii gu Soreto ^t in ber Sleitie
bet Sol^rliunberte ofle ^Proben fomo^I beS ge-
Sjic^tliien 3iac^weifeä al9 ber wilfenfi^afHiii^en
ntetfutfiung bur^auS beflanben, nnb eS ift
mtnfqlit^ getoife, ba^ e8 basfelbe ijt, in wel-
d^em bie ^immeföfßniafu 2Raria gu 91(qaret5
gewohnt unb bie SSerlünbigung beS gugelS in
S>emul5 entgeßengenommeu bat (ügL befonbtrS
Dr. ®. Spencer Slort^cote, Serübmte ®naben-
orte U. S. tJrou, o. b. gnglift^en üon Stubemunb,
ftain 1869, 78 ff., unb A. Molechan, Nazareth
et Lorett«, Paris et Leipsic 1865, weli^ le^.
teter namentliii6 auc^ bie ©ejanblfc^aftS'Sßroto-
cofle u. f. w. mitt^eüt). 9Ieuefi(n9 würbe bur^
ben tömifd^en ffotfc^er SBarfolim |elbft bie ajiine-
ralogie unb g^emie in ben ®ienp beS öeiligt^umS
ß^ogen. @S wuibe bemfelben oon $iu§ IX. im
äal&te 1860 gemattet, aus ben aRauera beS ^ei-
ligen ©oufea gu Soreto an oerf^iebenen Steffen
eto. 148
SteinPütf e £|erau8june%men. ©ief e wldelte er forg-
faltig ein unb beponirte fle in Slam. Sr titoimtl
jofoit, ba| es Steine feien, neU^ in Stalitn gar
niAtgefunben werben. Um |ii^ unb unportelqd^
gu vSttU gu ge^en, reiste er no^ 91a)aretli, 'fyiüt
Don bem noqi ^e^ienben Qfunbament beS ^eiligen
^aufeS glei^oKfi nngelne Slcinpde , OerpatHc
aud^ biefe in Sl}nl\i)n Sßeife wie bie früheren oul
Soreto unb übergab nun bem UnioetfitStfpiofeffiii
Dr. 91atti in 9iom bie Steine beiberOrte, um fie
d^emif^ gu unterfud^, aber o^ne i^m angubeuttn,
um RuS eS fii) ^anble. 2)aS iRefultat ber Unltf
fud^ung Dr. Satti'S war, baft bie Steine bon Bei«
ben Orten fic^ als gang biefelben erwiefen. Stol
nömlii^en SBerfm^ ließ SBartoIini mit bem SRftrttl
Don beiben Orten anjIeQen, unb wieber ergab f«^
baSfelbe IRtfuItat ber äbentUSt, unb ou^ bieftt
SnSrtel War Don goiu onberer 9rt, als er in Stoliot
iegebcauddttouibe. Siefe@uta(btenbeS^ofeffDil
9tatti t:^It EBortoIini mit in ber S^rift Sopr«
la Santa Casa di Loreto, Borna 1861. %\^
SQem bürfen wir mit bem älteflen unb aosßt^
tieften ©ef^i^tfd^reiber beS ^eiligen ßaufeS, bem
3e|uiten ^oratiuS XttrfeßinuS, wo^I fogen : „ttt
ein« fo febr begeugten unb crforf^ten Sa^ fann
nur ber iwrifeln, wel^ tnttvdm an ber SRadät
unb ajorfe^uRg SotteS imeifetn ob« ben menf^
(i^en @laubeR ouS bn Sßelt berbonnen will.'
SRit bem l^eUigen ^ufe fom bei ber Ueber-
ttagung aud^ ber in bemfeOien noi$ befinbli^
Sltot ^ietber, auf welkem b« ^eilige Kpoflel
!ßettuS baS l^eilige Opfer guet^bargeliTiul^; weit«
bn an bie SRäetwonb biefefi 9ntat9 angde^e $rri>,
Baoro Camino, unb in tinn Süettiefung über I^
tetem ein uraltes, ouS Sebetn^olg gefd^i^teS, Dom
Sit« unb Dom 9taud^ ber 52 immer bort brev
nenben Sompen gefd^wfitgicS ©nobenbilb SRarifi
mit bem SefuStinb. 9In biefe, angeblid^ Dom
^1. SucaS bort aufgepeUte iDiultergDtte«-Slotut
tnüpft ftd^ bie Snt^ebung ein« ©cbetSObung. bie
auf Dem gangen grblreife betaunt unb im ®f
btaud^ ifl, ber fiauretonift^en Sitonei (f. b. 9Iri
Sitanei) ; im b"KgEii &■>"!' 'P P' "'^'^ '"^ "«4
entftauben auS Sobfprüctien auj bie oOerfeligfte
Jungfrau, bie man aüobenbliq redtirte, wenn
man oai @nabenbilb Dom täglichen Staube rei*
nigte (2)1. S3. Bütgl« 0. M. Conv., Soreto,
ein ?pilflerbud&, SnJürjburß unb Soreto 1879, 63).
3)03 (leilige ^au§ felbfl bat im 3nnem in fei«
ner Sänge bon Ojl nac^ SSeft 9,25 m, in feiner
99nite 4,10 m; bie §ö^e beträgt ungefä£|r 5 m;
bie iDIauem fmb fo biS wie bie ©runbmauem in
JiajatetS. ®ebaut ifl eä nitfit, toie bie ifalienl-
ji^en 6äuf«, aus 3if9«'ft«nEn, fonbem qu5 flei-
nen ^rut^fteinen bon ^elienftüden. 9[ton innen
jinb bie 3)1auein im urfprünglii^n Suftanbe
gelafien, aber ganj gcfc^wärgt, auS bemfetben
@runbe wie baS ©nabenbilb. S)ie gange äufiere
Umfaffung bei Santa 6afa i|t umfleibet mit
Weitem carrarifd^ ÜKatmor, ab« fo, bafe btefe
UmFIeibung gleii^fam ein neueS ^HraS bilbrt.
149
ßorcto.
150
nboB fie überoQ t)on bec @anta Saja etttm§ ab»
jte|t $ap{l 3uUuS IL Ue^ ben ^ton 3U btefer
1Ufti(jaa% 1510 bun!^ ben berul^mten ^ronceSco
tonümtc cntmerftn; bie VuSful^nmg toarb aber
o^ uatcr Sco X. begonnen, unter SIemenS TEL
fKige{e|t mb unter ^(toul m. (1534—1549)
lolobet SHe SRormonoänbe fhtb m^ %x^tn
wä ben ^cRü^flen unb fmnreid^jten Silbl^auer*
wMtoL wa @anfotnno (geft. 1529) u. 91. bebedt
■ab |M einem fiitnffaoerfe erfier ®rd|e geftaltet.
Sri Z^äxcn^ eine Don ber @flb% bie onbere Don
bec 9loibfront, fähren in baS l^eilige ^m^, eine
kitte Hon €üben in ben €aao Samino. 2)a8
änece ift bunl^ ben Sltor in gtoei giften ge-
geben, «n ber SBeftfeite ijt boS f))öter beben-
kBb eiipeltecte genfler, burd^ n>el(i^e8 ber Sngel
•abriet bec alerfdigften Jungfrau bie SSerfün*
bigmig bcod^te ; au^o^Ib beSfelben i{t ber SItar
ber Sccfiinbigung. lieber biefem l^eiligen ^ufe
Ijßt iß eine oro^, ^d^tDoDe SafilUa mit Dielen
flaydDcB erbaut SHejelbe nmrbe unter $iu8 Y.
wem bem fbii^ften 3ol^. Soccdini Don Sorpi
bcgomen unb unter Si^tuS V. im 3. 1587 DoD*
o^et SM Ie|tgemmnten ^{ied foIopeSilb«
ftafc Mm Sronje iß am Singang )ur Äird^e auf-
gejUIt Ißra^ttmO ifi aud^ bie @acrijtei ber Stn^t
bÄ ne^ al9 reid^ bie ©d^ammer, in ber bie
hlfbes^m SBei^egefd^e Don ppfien unb Si«
MJOfnt i^on if aifem, lldnigen unb f^fürften unb
M« la^ofen anberen pilgern aufbemal^rt xotxbm.
%aS&äi ift bie &^fammtt nid^t mel^r fo reid^,
iik tat tHicigen 3a]^l^unbert infolge ber fron«
lififd^ SnMifion }u Snbe be§ Dorigen Stal^tl^un«^
mB ^ bec Steid^tl^um burd^ Beraubung unb
SoMubma snc Abtragung ber j^orrenben Son«
tcftBtionen ft^ abgenommen. 2)ie Sansculotten
id^Bien ni^t bto| ®oIb unb Silber unb Sbd>
pttat mit fort, fonbem fd^euten fid^ fogar nid^t
frfbß bQ3 <0irabenbilb nad^ !ßarid }u Derbringen
(1797), iKm UM) es Stopoteon im 9. 1801 »lieber
la^ frinec alten 6telte }uriid[faiü>te. SBaS bie
Stmcbofen ttod^ Derfd^nt unb uxiS fettig nrieber
a Sei^egefd^enfen bargebrad^t n^urbe, f deinen
ibce m&Mgcn 92a&f olger Don l^eute an ^d^ reiben
p MOen. S>ie 0dp^e l^aben nid^t blo| burd^
bil fb^g^^ <^ ftünfie bie Santa Safa Der«
boxfid^ fonbem aud^, tt>ie fd^on ^ßaul EL (geft.
1471), ben frommen Sefud^em be§ lauretanifd^en
i/a^ nUfiUft «bläffe Derliel^ 2)ie le^te 9u8«
lei^mrag einigte baSfelbebaburd^, ba^ ein eigened
fic^^fi^c« gfeft f&c ben 10. S)ecember, als ben Sag
bec mndieäaren ZronSlation nad^ Italien, fettend
bd opopolif^ Singles genel^migt nmrbe. 2)ie^
^ Web innftd^ nur auf bie lauretanifd^e Sa«
WSa befd^cAtift imb mürbe erfl 1632 auf bie ganje
9mbq ber aRocfen audgebel^nt. 3m % 1699
cwKAiüe bann Snnoccn} XIL, nad^bem bie ganje
iMrlcQfnVit tMm ber Stitudcongregation aber«
M» ecMert. mib qtpt&\t morben mar, ein eigenes
Oficnm com MiBsa für ben 10. S)ecember unb
Sek bie 0cbd(4tni|feier ber SranStation in baS
römifd^e SJlart^roIogium aufnel^men mU ben SBor«
ten : Laureti in Piceno Translatio Sacrae Do-
mus Dei Genitricis Mariae, in quo Verbum
Oaro factum est. S)iefe geier mürbe bann 1719
auf loScana unb Don ©enebict xni. aud^ auf
ben Äird^enflaat, auf Senebig unb über alle fjm«
nifd^ Sefij^ungen auSgebebnt. 2)aS Festum
translatioms aJmae Domus Lauretanae ift
eigentlid^ eine ftird^mcil^feier, maS jebem ffenner
beS Don Snnocenj xn. geftatteten DfficiumS fo«
fort Har mirb. (95gt. au|cr ben bereits angcfül^rten
©d^riften nod^ : H. Tursellinus S. J., Laure-
tanae historiae libri V, Mogontiae 1598 unb
öfters nad^gebmdtt • Silvio Serragli, Relazione
della S. Gasa di Loreto, Macerata 1654 ; B.
Bartoli, Le glorie del Santuario di Loreto,
Macerata 1700; A. Lucidus, Notizie della
S. Gasa di S. Maria Verg. in Loreto, estr.
dall' Angelita, Torsellino, Serragli, Ben-
zuoli etc. Aggiunt. i doni che si conservano,
Loreto 1782, 4%- bann aud^ Bened. XIV., De
ServorumDeibeatif.IV, 2, c. 10, n. 11—17;
Baynald. ad ann. 1291 n. 68 , 1294 n. 24,
1295 n. 58, 1296 n. 35, 1471 n. 58, 1507
n. 27, 1533 n. 37; »eiffel, S)a8 beilige ^auS
Don Soreto, in ben Stimmen auS 2R.«ßaad^ XL,
162 ff.)
Stabt unb SiStl^um. SRingS um baS bet-
lige ^uS l^er bauten balb nad^ beffen XranS«
lation ftd^ Seute aus Slecanati unb bem ))icenif d^
®ebiete an, fo ba^ mit ber S^xt eine Stabt adf«
blül^te, meldte na^ bem ^eiligtl^ume gleid^fauS
ben 9lamen Sauretum ober Soreto erl^ielt. Sie
gül^It l^eute gegen 4000 Sinmol^ner. anfangs
ein offener Ort, nmrbe Soreto, als türlifd^e itaptt
unb beutelu^ge praten fte belöftigten, Don 9lico«
lauS V. befcfügt. ^apft 2eo X. erl^ob bie l^ei«
ligeffapeüe jur KoDegiatfird^e, unb SistuSV., in
ber Stöbe Don Soreto geboren, begabte bief e Jhrd^e
mit au|erorbentUd^n ^ßriDitegien, erbob Soreto
}ur Stabt unb jugleid^ burd^ 93uIIe F^o excel-
lenti Dom 17. ÜRön 1586 gum Si|e eineS 9i«
fd^ofS, inbem er ben iBifd^ofSfl| Don IRecanati l^ier«
ber Derlegte. Slecanati, Don fpüd^tltngen ber jer«
ft5rten Stabt SlDia Slicina erbaut, mürbe Don
®regor IX. burd^ SBuHe Bectae considerationis
Dom 21. 3uni 1240 Sifd^ofsp^. »IS Slecanati
burd^ Ssceffe ber gl^ibeHinif d^en Partei bem Unter«
gange nal^ gebrad^t morben mar (1263), blieb
ber Sil bis 1289 erlebigt. Unter »ifd^of Sil«
DiuS 0. Pr. (1289—1300) gcfd^al^ bie SranS«
lation beS l^eiligcn ^aufeS. 3laä^ bem «bgange
feines 9lad^foIgerS gfribericuS be SKccoIo bi ®io«
Danni (1300—1323) blieb ber Si|, mcil bie
Stabt entPöIfert mar, abermals erlebigt, unb 3o«
l^ann XXH Derlegte baS gapitclmit bem gjifd^ofS«
ü|e nad^ SRacerata. 2)er g^arbinat SIbomo}, Don
annocens VI. baju beauftragt, reftituirteam 8. 3a«
nuar 1356 baS 93iSt]^um Slecanati, unirte eS aber
für immer mtt üKacerata, bod^ f 0, ba^ Slecanoti
bie ^räcebens l^atte. ®icfer Suftonb bauerte mtt
151
fiotin.
152
furaer Unterbrcd^ung bis auf ©ijtuS V., ber, toic
bemerft, an bcr StcBe öon SRecanati Sorcto gum
SiStl^um crl^ob. gin ©ecrct glemenS' Vm. öom
9. gcbruQt 1592 ftcDte ba§ SiStl^um SRccanati
abermals ^cr unb öcreintgte eS aeque princi-
paliter mit Sorcto. 3m Umfang bcr 3)töccfe Sc«
canati finben ftd^ oud^ bie Siuincn bcr alten S9t«
fd^ofSftabt ^otcntia, bcrcn Dbcrljirtc gauftinuS
als pöpftltd^cr Scgat an bcm 17. Soncil ju Sar-
tl^ago (419) tl^eilna^m; biefcr@t| ttmrbe nad^l^cr
mit Sfermo unirt. S)ic l^cutc nod^ öercinigten S)iö-
ccfcn Eecinetensis et Lauretana göl^tcn in
20 Pfarreien faum 50 000 ©cclcn. 3n Sorcto
finb 20 ©oml^crrcn, 8 ®omt)icare unb 3 Pfar-
rer, bann an bcr ©anta Kafa 16 ^önitentiare bcr
t)crf(^icbcnen Stationen unb ttxoa 12 Jfa))U5incr.
anfangs Dcrfal^cn ben S)ienft am l^ciUgcn |)aufe
bic na$ ben jheu))ügen in'S Wct^Umb gefom*
menen ©armcliten, aber nur neun Sa^re lang.
^apftSRartinV. bcftcHtc jurlBebienungbcSfelben
eigene ^rieftcr. ©pöter tt)urben Dcrfd^iebene jfa«
ploneicn geftiftet ; Don benfelben bcftel^cn l^eute nod^
bie für baS 5ftcrrcid^tf(i^e ftaiferl^auS, für baS föd^«
ftf d^e ff5nigS](|auS, gmei franjöftfd^e, itoA neapoli«
tanifd^e, eine fpanif d^e. Singegangen ift neuefienS
bie ita))Ianei beS gräf lidben ^aufeS 9rco, unb bie
polnifd^e ift Don Shi^Ianb untcrbrüdCt tt)orben. 9n
Stegularcn finben fid^ auger ben ^önitentiaren
nur nod^ ffa))U)iner als @acriftane beS l^eiligcn
^auf eS ; tl^r ff lofter ift Don Sarbinal Snton Sar«
ferini, ©ruber beS ^apficSUrban vm., gegrünbet
morben. S)ann finb ju Sorcto ©(^ulf^meftcm,
barml^crgige ®d^tt)eftem unb fran}öfifd^e 9lonnen,
bereu fflofter frangöfifd^cS gigcntl^um ift. S)aS
fflofter bcr @alefianerinnen mürbe Don bcr italie»
nifd^en ^Regierung in eine caserma Dcrmanbelt
unb in baS (Seböubc beS iQ^rifd^cn SoDegiumS
Dcrlegte flebie$oIi)eiunb eine grt gtcalf d^ule. S)a8
GoUegium nijricum umrbe Don ®regor XIU.
für 30 Alumnen gegrünbet, geriet)^ aber balb in
SSerfaD. Urban Vm. ftcHte cS 1. 3uni 1627
tt)ieber l^er, ol^ne tDcfentlid^c ^enberung beS $ta«
neS, nur mit geftd^erter ^uSjtattung (Bullar. Pro-
pag. I, 58). ßur 3«t bcr frangöfifd^en Occu»
pation unterbrüdCt, mürbe eS Don ©regor XVL
im 3. 1839 abermals nad^ feiner erften Sinrid^»
tung mieberl^crgeftellt unb ben 3cfuiten übergeben.
3)ie italienifd^e Segicrung fd^eute fid^ nid^t, in bie
gfugftaj)f en bcr plünbcmben Srangof en einjutreten.
Sie nol^m fclbft ben päjjftlid^en $alaft |inmeg ;
aud^ bemäd^tigt fie ftd^ bcr Dpfergaben, meldte
Don ben pilgern in bcr ©anta ßafa niebergelegt
mcrben, unb bie (Seiftlid^feit an berfelben ift ganj
Don il^r abl^öngig. Äurje ßrmöl^nung Dcrbient
aud^ nod^ bcr
SRitterorben Don Sorcto, Ordo et Religio
Equitmn Lauretanorum Pontificiorum, aud^
I Defensori della Santa Casa di Loreto. Sr
mürbe 1587 Don ©istuS V. geftiftet megcn beS
räuberifd^en ©cfmbelS, baS bie SaSallfal^rt nad^
Soreto bomoIS fcl^r unftd^er mad^tc. I)ie S^f^l bcr
SRitter mar auf 200 feftgcfe^t, mit ber SScrpflidft-
tung, bie ©tabt Soreto ju befd^ü^en, ebenfo bie
SJlarf ^ncona, in metd^er Soreto lag, fomie ben
baran anftogenben Sl^cil beS abriatifd^en SReeteS
Don ©ccröubem )u folgern. Sie Sltttcr burften
fid^ Dcrcl^elid^en, ol^ne baburd^ bcr Sinfünfte, bie
man il^ncn auf geiftUd^c $f rünben anmieS unb bie
jöl^rlid^ für feben bis ju 200 2)ucaten betrugen,
Dcrluftig ^u gelten. 92a^ il^rcm Zobe genoffen il^re
92ad^fommen nod^ DoQe 3 3a]^re baS ganje &n*
fommen. 31^re älteften ©öl^nc crl^iclten bie flSüAt
eines Comes Lateranensis, bie jüngeren, fomeit
fie ben geiftlid^en ©tanb möl^Itcn, bie eines No-
tariuB Apostolicus, fomeit fie aber im meltlid^
©tanb Derblicben, bie eineS Eques Aureatns.
@ie fclbft maren Don allen abgaben befreit unb
Sommenfalen beS $a))fteS. 3laäi bcm Zobe beS
^apfteS ©istuS V. fam ber Orben balb In Vb*
gang, unb eS crl^ielt ftd^ nur ber Xitel, ber ben
Domcl^mcrcn Sebienfteten ber ))ö))ftlid^ ffan}Iei
gegen Srlegung Don 500 %^aUxn ertl^cilt murine.
3m Dorigen 3a]^r]^unbert3ö]^Ite man nod^ 260atii-
ter. ^eute ift bcr gonae Orben als fotd^er er^
lofd^en unb nur nod^ alS ^uSgeid^nung ber Som«
Irenen Don Soreto Dorl^anbcn. 2)iefe tragen att
OrbenS)eid^en ein oDaleS ©olbfd^ilb, mit gemun«
benem SRcife eingefaßt unb mit bcm SRarienbtIbe
Don Soreto, an golbencr ffette um ben ^alS. (SßfjjL
nod^ über baS SSiStl^um Ughelli I, 766—771 ;
Cappelletti Vn, 195—269; Moroni XXXIX,
203-287; G. Petri I, 181— 183; bann Mo-
naldo Leopardi, Serie dei Vescovi di Beca-
nati, Becan. 1828; unb über ben Stittcrorben
B. Giustiniani, Hist. cbronol. deU' origine
degli ordini caval. e di tutte le religiöse caval.,
2 voll., Venet 1692 ; ©r^pl^iuS, ßntmurf Don
geiftlid^en unb meltlid^en Stittcrorben, neue 9i^«
läge, »reStau 1 709.) [Slcl^r.]
<^tiii, 3ean (Johannes Lorinus), S. J.,
bcrül^mter Cjeget, mar 1559 gu^lDignon geboren,
trat bafclbft in bie ©cfeDfd^aft 3efu, leierte bann
$]^iIofo))]^ie SU 9iom, XS^toloQXt ju $ariS, ÜRai-
lanb unb mieber ju Stom unb ftarb in ber emigen
©tabt am 26. SJlörs 1634. ©ein gangeS Seben
mar Don emften ©tubien unb eifriger ©eelforge
auSgcfüDt. @o lange er nod^ in 3lDignon mor,
l^iclt er anmöd^cntlid^ S^ortröge über baS SQe
lejtament für bie 3ubcn unb fül^rte baburd^ nid^
menige berfelben jur SSinnal^mc beS ©^riftentl^umS.
3lm meiften ift Sorin burd^ feine lateinifd^en ©tbel-
commentare befannt gemorben, meldte eine JRei]^
großer fjoliobänbe unb einige Duartbänbe füflen.
gr f d^rieb ßrüftrungen ju ScDittcuS, 9lumeri (Rbln
1623), ben gSfalmcn (3 Sbc, S^on 1612 ff.),
^ebiger unb ^f. 67 (S^on 1606), SQäeiS^eit
(Serben 1607), Slpoftclgcfd^id^tc (Serben 1605),
ben ©riefen beS 1^1. 3o^anneS unb beS 1^1. ^etruS
(Serben 1609) unb ben Briefen beS l&I. 3acobu8
unb beS 1^1. 3ubaS (Serben 1619). Mt biefe
SDBcrfc Dcrratl^en ticfeS unb ctngcl^cnoeS ©tubium
unb cntl^alien eine ÖfüHe bcS braud^barjten TOate«
153
Soriti — Sorfd^.
154
rioö. 3in 17. uiib 18. Sal&rl^unbcrt tmirbcn ftc oft
plmA; ie|t aber toerben fte toeniget benu^t toetl
negaritt hat angelegt finb unb managt meitf d^toei«
^ mflore Srörtenntg entl^alten. [ffaulen.]
/irifi» 6 ei nr i d^ , f. @Iareanu§.
/ifflf (Saured^am^ SaureSl^eim , Laurissa,
■ooasterium Laureahamense, Laurissense),
(loDoIige Senebictinerabtei im ©rogl^erjogtl^um
^ (mdft }u tftrtDtäfitln mit ber fpdtem, Don
ta 6laiifeni gegrünbeten Sbtei Sord^ im toür»
taks^^dfttt Sagftfreife), tourbe im 3. 763 Don
Incor, einem @raf en int Obenl^eingou, unb feiner
IhdKr SiatSiDinba, SBittme be§ am C)of e $i))in8
öPJ^reinfluBreid^n ®rafen Stupr^t, geftiftet
nb (nrf einer Sttfel ber SBefd^ni^, eine @tunbe
kP&4 Mm Sendl^eim an ber SSergftra^e, erbaut.
3i folgenben Saläre übergaben fie bie @tif'
tag i^ 93ertxKmbten, bem beritl^mten Sifd^of
CMcpig Don SRe^ (f. b. 9rt.), bamit berfelbe
Mt fli^ific^ Orbnung einfül^re. @r meil^te 764
Mt itlofieiürd^ nad^ bem SÖBunfd^e ber Stifter ju
^nabcS ]^L ^trud ein unb berief 16 ÜRdnd^e
Oll bem Don i^m ^u ® orje in Sotl^ringen geftif-
l(ln9ciiä>ictinerflofter. SDurd^ feine SSermittlung
\ipAt $aul L ber neuen Stiftung bie Sleliquien
)cS ^ $aj|flxiu3. 3n einer f eierli^en ^roceffton
anben biefelben auf ben Sd^uttem ber ©rufen
SoKor, SBorinuS unb onberer ^beugen in bie
Aflitttftid^ gcBrai!^t unb iDurben nun ber ©egen«
fsnb iQ^lreid^ Sßerel^rer auS m\) unb fem, f o«
feie bei 9nla| ^u fo fielen unb bebeutenben front-
m 6^(ndungen^ ba^ balb ein neuer, größerer
fii^abau auf einer Heinen Srl^öl^ung auSgefül^rt
toben bnmte. ® unbelanb, Don bem Dielfeitig be«
MäftigteR%niber^ ber nad^ ben erften Snorbnun«
9aimd)er in fein SiStl^um jurüdfgefebrt mar, pm
Uk eingef ej^, Dottenbete ben 9leubau unb leitete
hcA Slofter mit Dieler Umftd^t. 2)er erfte ©egner
ba frommen Stiftung ttxir Soncord eigener @o]^n,
^cnd^, ber baS &an}e }u feinem ^riDatbefi^e
jjk flufyax fud^te. WIein ourd^ bie ^orfid^t ber
etifttr UHU \d^n Dorgebeugt: bie Stiftung mar
loa itnen bem Sifd^of Sbtobegang (sub tradi-
tknds titiilo, fagt ber Codex Lauresh. I, 2)
fBnnfi^txrmaci^t uitb baburd^ mittelbar bem @d^u^
bei fiönfifd^ &ofed, mit iDeld^em Sl^robegang
scnnuibt toor, übergeben morben. ©unbelanb
»ö^ äbeibiel audbrüdSid^ ffarl b. @r. gum
Bdfap^axa beS fflofierd, unb btefer ftattete ba§-
feai^ nail^bem ^mid^ oQen ^nfprüd^en feiertid^
atjogl f^attt, mtt jmei gfreibriefen auS, Don mel«
äfä, ber eine bie freie SbtSmal^I, ber anbere f^frei«
bieit iMm ]d)em fremben ®eri(^t§}tt)ange guftd^erte
(772). 9hi|erbem fd^nfte er bem fflofter bie an«
räßßäft ^eti))en^eimer 9Rarf (773). ^ud^ Der-
bmfi^^ er am 14. Suguft 774, nad^ Seenbigung
bd Sangoborbenlrieged, mit feiner ©egenmart bie
Caipei^inig ber neuen ffird^e burd^ ßrgbifd^of
fidaS Don SRoiii), bem nod^ Dier benadgbarte
VW^ afftßirlen. Unter einer Sleil^e trefflid^er
Ichc gdimgte boS Plofier nad^ Smten unb ^u^en
au großem Snfel^en. 3u biefen gcl^örte au8 ben
näd^ften 9lad^foIgem ©unbelanbs, ber ben britten
Sl^eit ber 6in!ünfte für bie ^rmen Dcrmcnbete,
§elmreid^, augleid^ ^rd^iteft, bergleic^en bamafö in
feinem ber bcfferen fflöfter fcl^Ite, unb SRid^bob, ber
ftatt be§ Wh^tn §aufe§ für bie aWönd^e ein an»
bereS ©eböube in füblid^er Sage erbaute unb e§
mit 9Rauem umgab, gr mürbe fpäter Sifd^of Don
Srier, bel^ielt aber feine ©teile als 3lbt bei (geft.
803). Unter bicfem Äbte mar eS, bafe ber ha^*
tifd&e ^ei^og %^a\\xlo um ©nabe Pel^enb Dor ftart
b. ®r. in SngcH^etm erfd^ien. Cr tpurbe in ein
Jflofter Dertoiefcn, unb nur ba§ tonnte er Don
ffarl erlangen, ba| ber 3lct beS ^aarabfd^neibenS
nid^t in ©egenmart ber fränfifd^en ©ro^en, f on-
bem ju ©t. ©oar auSgefül^rt mürbe (Dgl. bie
Annales Nazariani, Mon. Germ. SS. I, 44).
I^afplo befd^lofe feine läge in Sorfd^. 9ln SRt^-
bob reil^t ft^ an ^t Sbelung unb ber geleierte
Samuel, Sßifd^of Don SQSormS. Unter 5lbt Sl^io-
brid^ (SHetrid^), ber eine ftird^ §u Dppenl^etm
baute, erl^telt ba§ fflofter Don fiubmig bem Seut-
fd^en (870) ©cel^eim unb Sitfenbad^. S)ie 8e«
fi^ungen beS JflofterS, nid^t nur an ber Sergftra^e,
fonbem aud^ in entfernteren ©auen, muffen ba»
mals fd^on fel^r bebeutenb gemefen fein, mie auS
bem intereffanten Codex Laureshamensis au er*
feigen ift, ber über 3000 einaetne ©d^enfungen,
grö6tent]&eil§ auS ber SeitftorlS b. ©r. unb fiub-
migS be§ tJfrommen, aufaöl^It. 3u Sorfd^ gel^örten
au|er benfd^on ermöl^ntenSefi^ungenno^^al^n-
l^elm an ber ©ela (Sejirf Dppenl^eim), Süriftabt,
SibliS, SBein^eim, ©edtenl^cim, SSiml^eim, @ro^-
fad^fen, ^irfd^l^om, tSfürtl^, S33i|lod^, Saubenbad^,
Srüfftel 2C. ; au|erbem l^atte eS liegenbe ©üter im
SJal^e- unb ©peierergau, im 9Jedargau, in ber
SEBetterau, im jfod^er- unb Sagftgau, bann aud^
)u ©iengen an ber Srena.
®ie erfte bebeutenbe ©törung in ber ftlofter«
jud^t trat im 9. Sal^r^unbert ein ; ba§ Jflofter
Derlor aur ©träfe baS SBa]^lred^t, unb Slbelbero,
Sifd^of Don SlugSburg, erl^ielt Dom ffaif er bie 2ei-
tung be3 ftlofterS. 6r ftettte möl^renb feiner fünf-
jcll^rigen SSermaltung bie Orbnung mieber l^er;
feine bringenbe Sitte j[ebo(^ um S^ntdfgabe beS
SBal^lred^tö ging erft 914 unter Jfönig ftonrab I.
in Erfüllung. 6ine Sierbe für baS fflofter mar
ber geleierte 9tbt ©alomon, ber brei Sudler Mo-
ralia fd^rieb unb 28 Saläre mit bem beften Er-
folge regierte. Salb nad^ feinem 3:obe fonnte
Sorfd^ ben Dttonen Sruno, ferabifd^of Don ftöln,
miemol^l nur hu^e 3^tt, 949—950, unter fei-
nen Siebten aufaäl^len. 6ine grofee ©cfal^r für
bie ©elbftänbtgfeit unb gute Orbnung be3 fflo-
fterS erl^ob fi(| in ber SKitte be§ 11. Sal^rl^un»
bertö. ©er länberfüd^Hge grabifd^of 9lbalbert Don
Sremen (f. b. 9lrt.) l^atte feine 9lugen aud^ auf
biefeS fd^öne geiftlid^e ©ut gemorfen, unb feein«
rid^ IV. l^atte il^m bereits bie Erfüllung feines
SBunfd^eS augefagt. 9lber baS ftlofter , unter 9lbt
Ulrtd^, miberfe^te fid^ mit ber äu^erften 9lnftren=
155 SDif4 166
gung; jurS^tot^t nutbe bamalS bit Starten' inDii|hatnt|ent)urbenutttntt>ni, ntib 1555 teuAt
bucQ erbaut (1066). ^si^t tro^t mehreren Sn- ein Iu%ri|cf|er $rtbigei au8 SBorm9, Sodann
Mtften ber ©Blbnct abolbertä, bis bet Mr^olte EorpentariuB, gam Sptopjte in Borfi^ etnatfÄt;
eribil^Df auf bem 9t(tiiE)ätage ju S-ribur, auf bie tßcnualtung ging an eint .btiprfHiqw 3&-
oel^em belonntfidb bie meiflen boitfi^ Seid^« minifhation" ü6er, biS im 3. 1623 Sorfi^ nritbtt
fürflen bem oon fSregor VIL gebannten flaifer an ÜHainj ßelangte, nraB im weflfülil^en griebeit
^einiid^ IT. bie Su9|bE)nun(| mit bn ifiidie ern- (ißetefttii|et SJcrtrag Don 1650) beftdtigt tmtibc.
pfählen, auf ben biingenben SSunfiii bei g^ürften Shir^ faifeilti!^ ^crtt Dom 81. 3Räxi 1664
aus bet Umgebung beS PoifetS eiifemt muibe. würbe ffurmainj inegen bei SBefi|tS bitfer fürp-
2)amit fc^manb au^ bie ®efa^r für Sorfc^. am lid^en 9btei mit @it unb ©timmc in btnKtiU-
3. 1090 mutbe bie ffloperfin^e bur^ TXttaof fürpental^ aufgenoniuitn, %m modalen im^ bU
p^^eit einiget Seute, »elt^e am ©ctilufft tineS Sprömonfttalenfet Sßerfu^e, ffitebet in i^te ftfl^
SoIteftfUS geuetfugeln tttotfen, ein SSaulb bet Se^ufung ju (ommen. ffitr OenerolDicor bd
01a)nmtn. 2)Dä| nur biefct ^Itrlufl burc^ tei^' OrbtnS, Stbt ^o^ann ^»ib ju SÜnou, befhUtt
tid(ie fimnmeSpeRbtnbatbli'iebettrf^t. S^fflit' einen neuen Stopft in bei ^erfon beS 3o^aim
tigei mar bie SSiebcrfierftellung bet abermals bc Silciuä ; biefer aber tonnte toegen bei f d^metiif Aen
boitenberf^ütteitenCiibnungunbSHScipIin. Slei Uniutien nid^t gum Sefibe gelangen. Safi St-
irn 3. 1110 gemölilte Stmenolb, ein anSn^ aus neialcapitel beS OtbenS fi^iAe ben oon i^m bf
^iif Aau, entließ eine tlnja^I !DtBnc^e ouB Sorfd^ ^ten $top{l an Stlesanbet TU, um bit @a^
imb ^|te anbete ouS ^itfc^u an il^te SteUe. @d ju Derfe^ten. SS tarn ju me^riä^iigen SBet^otä)«
beiid^tet Sriteufieim (Chronic &d ann. 1114); Inngen gu Wom, SBien unb SDlaing, bie }u teiiutn
anbeiS freifid) ergöSlt bie Sorff^et g^ionit, iiiel^* Sefultate füfirten. Snjmif^en tttot bafi Älofkr-
ttfl butd^ unmütbige, aui §trfii|au gemaltfam ein* gtbSubt 1621 abgebrannt, unb bie ßibauung tineS
geotungene ^Rfinc^e bie Otbming geftört miben neuen tttot adf)i in ben bamoligen firmeren Seitttt
lügt. Sbet f^on balb na^tjet na^m bei beffete lu fo^pielig. Slac^bem ft^ bit SBngftia^ Don
X^eil bei iSnibei, als er bei bei Slbtäuw^I bie Den 5)et^eerungen beS 30iöf|iigeu fftifgeS (@ii^
ÜJtaiorittU ttlangfe, luiebet ju einem ^luSmörtigen Stholf eroberte 1631 bie äBefte ®emB^«m, €t(n-
feine 3ufluctit. 3m 3. 1153 tturbe bet gelt:^e tenbuig unb bie ganje ©ergfttofee) etnwS ei^It
unb fromme ^eiurid^ auS bem Älofttr ©inSbeim ^ftt, tarnen neue fieiben über fie bur^ ben 6ta«
getsci^lt. St mar ein tteuet In^ängei li^ebii^ L, faU bei i^ianjofen unter Antenne 1674. Summt
führte bei bet Stlagetung gttmona'B peifänli^ blieb ©iegei bei SinB'^eim unb ^Jleipet bei ^a^
ein SorpS unb erhielt bafür oon bem Don ben unb ^gftiafie. 3m 3- 1388 famen bie Dilbm
ftaiferlirfien genä^lttn 5!ictot IT. eine 3nfuL Staaten tOJelücS; oße Ortf(fyiHen ba Berg-
<nai^ i^m gerfiel baS Alojlcr fittlic^ unb finangieH ftralc litten auf '^ ^feue f urdjtbar tiun^ ^euer unb
immer mc^r; eS berloi bobuio) feint ©tloft&nbig' <:äd)iDert. tStarfenburq bct;aiiptete bamaie feine
feit unb tarn on bafl gräftift ÜRainj. SlbtÄoni«) 5&re gegen eine ^nrte iöelagerung. 3m 3- 180S
umrbe ton ©legor IX. 1229 abgefdft unb ßrg- erhielt §f]|eif^armftabt bie hiimaingif(^n SSc
bifi^of @iegftitb IL uon äRaing mit oei SBcnsal- fi^ungen an bei Scrgftra&c unb bamit aud^ bit
tung unb SRefoimation beS fflofleiS beaufttagt ^lopftei £or{d[}.
griebtidö IL übergab ©iegftieb bie „fürfllidtit 9Ui- @ro|en üRuIini erlangte boS iMofler bnrc^ feine
tei" Sorft^ 1232. ßi^bifd^of Siegfritb HL tnt- Süc^erfammlung, bie mcgeit So^l, SUttr unb
lief fämmtlic^e Senebictiner unb fe^te an ijie ©tlteni)eit ber ^anbfi^riften, foroie megen ttoft*
©teDt (Eiftercietifer ; biefeaber gogtn fic^ wegen barteit bfteinbQnbeme^Tfnc^alSeifte in®eutfc^
fottgefe|ter@FE|äf!igteitunbter&ftgemaltfameiln- lonb galt Sorfc^ ttttete bei gelehrten 3Selt einen
giifft bet uertriebenen 'UMnäft balb miebei guiüd, ü)nl Don SitiiuS (jefit in SBien; Uommeen et
norauf ber @rjbi|<^of $rämonftratenfei-S^or' 8tudemnnd, Aiial.LiTi&ii.,Lips.l873,7);Don
bmin oui btm Alofter SUler^eiligtn in btr ©traft* ^mmianuS ÜRaneüinuB (S)eniS, 9tad^ti&ge gur
butgetSHOceft berief (1248). fluB bei ffir^id^ 30ien. %hid^bi. 55); Don ^efq^iuS; ben Ölteflen
Sbtti nuibe rint $top^. 9iod^ langt !^t abti obtrgnKitäIteflen31oiu3(jet^ in^eibelbtrg); ben
ÜRaing gegen btnoi^barte ®roge, namentlich gegen SRubm bei Sßalatina in 9{om bitbn oor STClem bie
bie ^fdggiaftn, ukIc^ untti einigen ft^ma^ Soi|(^et SobiceS (Naxarioni). Serü^mt mattn
unb naifiiajfigfn %bten beieits meutere SBefittungen bit ^anbf^fttn SßiigtlS unb Stegotfi Don Xßwd ;
tum Sotf^ an fid^ gtbrad^t Ratten, für bie neue «i- bn jängfl in SRontpf Ilitr an'9 Sid^ gddmmtne
toetbung numd^t blutigt t^^be gu fügten. St^lie^ 3ubenal ((Jod. Pithoean.) ; bann eint 3ttf d^rifttn-
eneid^te btiffutpföIgeibo^feinSiel; oIS bei Don fammlung, mtl^e Don be äiof fi als ^rinoepa ear-
9{i»nl462abgtfeite€rjbi|^ofS)i{tri(^Don9IIain} minum aaltem nmnero c«leb«rrima Palatina
gegen btn an ftintSteUt gett|ten Slbolf Don^af' eylloge genannt mirb (InscriptioiL chrietiaii.,
fau eine Stljbe begann, mußte, um Selb gu be- Introd.) unb in Poetae latini aevi CaroL, ed.
tommen, Sorf^ an ffuipfalg (1463) Derfet)t wer- Dümmler 1880, I, 99, i^re SSenoert^ng fanb.
btn. 33abet fotttt Sotfd^ im 16. 3a5t^unbett oue^ Uebei bie grammatifd^en gianbf^riften Cod. pal.
ben (Stauben UDnAutlifaIgannt:^en. 3>ie Sßiä' 1719. 1754 »gl. Keil, Anal, gramm. 19.21;
157
Sot.
158
fsKt at^chtif«!^ SRufeum fär ^l^ilobgie Don
Sddec unb 9ttt{4t 9lcue Sfolge XXm, ^xaxiU
M 1B68^ 385 ff.; aber bie ^iftorifc^ ^atib-
fünften bec ^ßolatitm DgL «rd^. b. (Befeafd^. Xn,
332, 9mA «xd^iD HI, 821 ; 3a]^büd^er unter
SoBzob n. tMm Sre|((m n, 531; fiber L. Vo-
Iw Metiaiii üb. de aase DgL SRommfen, 9b«
toMmg ba tSnigL fä^f. (BefeUfd^. b. SBiffen«
Hofteit 4iftor.-))]^f. iriane H, 285; aber Sor«
{i|cr Sooinncntanen Deliale, Memoire sur d'an-
dflste SacraiiMntaires 238—241 ; aber bie in
tnfBcnfil^ C^fi^t andge}eid^neten^Qnbfd^riften
Gori^ Thetmor. diptych. LH, 25; Sampred^t
3iüiaIoniamenai 28 ; Stxcaa, Seitr. }. Trierer
•cf4 1, 29. 3nr Sorfd^er SeU^te Dgl. Seitf^r.
f. bcHtf^cS «ttert^. XIX, 6eft 2; au ben Sorfd^er
Sft4Mnbtcfd6e3eitfd^r.,9{eueSol9eXL S)iebret
SSUot^clifataloge jle]^ bei Becker, Gatalogi
MblioUMwanimantiqm, 1885, 82—120. !Recro«
I09CB ^obcn fid^ aerettet unb liegen in 9lom unb
Biix|]6iag ; ben berül^ten Codex traditionum
Lamah. (3836 9hnnmem mit 2000 Ortsnamen)
ant bem in 12. Sol^id^bert jufommengeftelUen
Cfaralicon beUMJ^rt he& 3tnäßatä)\x> in ^nd^en
(Codes prineipia olim Laareshamensis Ab-
baliaa £plomatieii8, ed. Acad. elect Theo-
doro-palatiiia, 3yo1L, Mannk 1768—1770;
bie (E^nmif oOeiii Mon. Germ. SS. XXI). (iBgt.
C SttlUr Sefc^reibung beS prftentl^umS Sorfd^
oker ftM^gefd^e bed Oberrl^gouS, 2)arm'
fM 1812; S^n, (Sefd^id^te beS ehemaligen fflo-
M Sorfd^. aiegenSburg 1866; 9lad^tröge im
Coizcfp0iiben)bIatte bed ®efammtt)erein8 1874,
Ä. 3, 18.) [(©d^arpfD galt]
jM (e^^ LXX AiSyz), im 9. X. ein ©ol^n
Izoni^ rtncS 9ntberS Sbral^mS (®en. 11, 27),
aar bcr Sruber Don 3Rtlä^a unb 3efd^, meldte
kpat tnm Smigen mit @ara ibentificirt mirb.
(Er begleitete feinen O^im unb beffen Sater ifyixt,
als fte Don llr in Sl^albda, il^rer ^eimat nad^
^osan sogen wob bort fid^ nieberlie|en (®en.
11, 28—31). epöter, olS Sbral^am auf ®otteS
(fc^ an4 tum ba nneber fortjog, möl^renb fein
Satei nnb feine Semxmbtfd^ blieben, begleitete
ita fein 9ntber8fo]^ Sot ebenfalls bis in'S Sonb
CoBaan (®cn. 12, 4 f.). SS bmterte j[ebod^ nid^t
Inge , f 0 cntpanben Streitigfeiten jttif d^ ben
^irtcn Sbco^oniS unb SotS, infolge bereu fie fid^
Ml einoaber trennten unb Sot ben SorbanfreiS
Ms gttpn Soboma ffin bejog, eine ®egenb, gut
kBftffctt mb fmd^Oor, loie ein ®arten ®otteS
(®ca. 13, 5—12). aSoIb aber traf il^n l^ier ein
m%ts UnfoB. gfinf @tdbte beS 3orbanIreifeS,
«boaui, Oonumd^ Sbama, Seboim unb Sola,
non C^orlol^mor unb feinen SSerbun*
not flricg nber)ogen, totä fie nad^ }to5Ifj[ä]^
S)icaPboileit iMm il^ abgefallen uxiren. 3nt
Xlob €tbban bm eS jum Xreff en. SHe ffdnige
loa @flbona nnb ®omonba fielen, bie übrigen
Mo; btc enAorfcn 6täbte würben auSget^Iün*
kat nab ba Sot jn @oboma uwl^te, nmrbe oud^
er fammt feiner ^abe fortgefül^rt 9US W>tafym
]^iert)on Ihmbe erhielt, fe^e er mit feinen Seuten
unb feinen SSerbunbeten ben geinben nad^, über«
fiel fie mU)ermut]^t bei 3la^i in ber ®egenb Don
2)an, fd^Iug fie, »erfolgte fie bis ^oba in ber
9lö]^e Don S)amaScuS unb nal^m ibnen aUeS ®e-
raubte, namentlid^ aud^ Sot unb feine ^abe, toie«
ber ob (®en. 14, 1—16). ©päter, als bie üier
©täbte beS 2^orbanfreifeS, @oboma, ®omottfyx,
Sbama unb @eboim, tt)egen i^rer Safterl^ftigfeit
jerftört loerbenmuj^ten, tt)urbeSot auf eigentl^üm-
lid^ SSBeife baDon in ffenntni| gefegt unb Dor bem
Untergange bemal^rt. Stoei Sngel nämlid^ famen
atS unbefannte ^remblinge nad^ @oboma unb
folgten ber bringenben @inIabungSotS, in feinem
^aufe )u äbemad^ten. 9IS aber bie Semol^ner
Don @oboma einen Dergeblid^en SSerfud^ mad^ten,
bie Dermeinttid^en gremblinge gu mi^l^nbeln,
fünbigten biefe ben naiven Untergang ber @tabt
an unb fiU^rten am frül^en Sßorgen Sot mit ben
©einigen l^inauS, tt)obei jebod^ SotS SSBeib, meil
fie baS SJerbot ber Sngel ni^t beobad^tete, in eine
©alsfäule üertoanbelt würbe (®en. 19, 1—26).
SS ift l^ier nid^t an ein bIo|eS Umfel^en, fonbem
an ein 3urüdffileiben )u beuten, meld^eS auf bie
t)er!el^rte Knl^önglid^feit an bie @tötte ber @änbe
unb SSerrud^tl^eit gurüdCsufübren ift (Suc 17, 32).
9lud^ bie „^ermanblung'' ift fo aufsufaffen, ba^
bie Suriidfgebliebene burd^ bie uml^erfliegenben
®teinfal)ftüd(e getroffen n^urbe unb biefe ftd^ um
fte aufi^öuften. SotS munberbare ^Rettung fär einen
SJl^tl^uS }u erflören unb mit bem $eibnifd^en
SR^tl^uS Don ^l^ilemon unb Sauds auf gleid^e
Sinie }u fteQen (Dgl. SBiner, Slealmörterb. s. v.
Sot), l^at man feinen anbem ®runb als bie ratio*
naliftifd^e SSBunberfd^eu ; aud^ ber Serfud^, bie SSer-
manbtung in eine @al}fäule l^inmeg 5U erflören
(Dgl. atofenmüIlerS @d^olien su ®en. 19, 26 unb
SSBiner a. a. D.), t)erftö|t in allen feinen SSBen«
bungen gegen bie Ze^eSmorte. 3lai^ @oboma'S
3erftörung begab fid^ Sot mit feinen beibenSöc^»
itm gunöd^ft nad^ @egor (Sala), unb fpöter Don
ba auf baS nal^e ®ebirge, »o er in einer ^öl^Ie
ftd^ aufl^ielt. ^ier brad^ten eS feine 2:öd^ter, meld^
offenbar Don ben ftttlid^en ®ebred^en ber @0'
bomiten nid^t frei geblieben maren, ba^in, bog er
i^nen beimol^nte, ol^ne eS )u mijf en ; eine entfe^
lxä)t ©träfe für baS Derbred^erifd^e anerbieten,
meld^ er }ur 3^t ben @obomiten gemad^t l^atte
(®en. 19, 8). Seibe Slöd^ter befamen @ö^ne;
ber ©ol^n ber attem mürbe ©tammDater ber
aOfloabiter, unb ber ©obn ber iüngcm ©tamm-
Dater ber Slmmoniter (®en, 19, 22 f. 30—38).
%ii) l^ier l^t man eine auS SlationaC^a^ ent-
fprungene SoIfSfage, eine fel^r gel^öf ftge unb gar«
füge ©id^tung Jinben moDen, bereu et^imologif d^
Qfunbament felbft ber grammatifd^en SOBal^rfd^ein-
Ud^feit entbel^re (be SBette , Seiträge jur Sin»
leitung in baS «Ite leftament H, 94 f. ; SBiner
a. a. D.). ffliein bafe gegen baS et^imologifd^e
gfunbament nid^tS einsumenbcn fei, belauftet felbft
159 Sot^i
2:u(^ (eommentaT ixiti bie @meri3 370), unb|
iBaumgatten (Sommentai jum $entat{U($, JTiel
1843, 216) Bemnft mit SRtc^t, „bttft ÜRemung
fei nin au8 bet Suft gegriffnt* , unb fußt Bri : „benn
nirgenbl nrirb bieJenSöHem t^t blut|(^änberif(^
Urfprung jum Söommtf ßtmai^t, im ©tgent^til
Bitb btn 3«taetitai unlttjaflt, baS ©ttiiet ju be-
trtteii, toet^ 3el&otio .Den Söfinen ßotS' ße-
Qfbra ^at (5E)e«t. 2, 9. 19—21). grft na^bem
fw fi(6 unbrüberliijd gtgcn 3§raef bqeußt ^oben,
niib i^nnt, unb gmai au3brüdlii$ au3 biefem
©runbe, b(t gingona in bie ©tmeitibt 3SfaeI§
unlerlogt" (®eut. 23, 3. 4). 3n feintm gaU tarn
bit Sibftnminunfl ^mmonB «nb ÜJlmlbi Oon £ot
unb betmiai^ i^n ©tammoetnianbtfii^a^ mit 33'
rari beäloei[eÜ WErben. Uebet bie rabbinifd)en unb
mo^aminefaanij^en Sulfaten ;u htm biblifc^en
IBtric^te übet Cot Dgl. Calmet, Dictionariom
Biblicum a. v. Loth. [Sßelle.]
^■Ot^at n., fföniß, jracUer Sobn Aaifer
Sot^ati I., er^elt jc^on m Einfang bcS 3o5rÖ 855
Bon feinem Sßater bie feerrfii^ft übet grieSIonb
unb bei bet9?EfignütiDnoe8ffaifer§im©eptember
855 noi) übet gtoncien, boS Öaupiftürf beä re-
gnnm Lotharii bicffeitS bei Elften. Sie Unju*
fritben^ namentliifi bei ältetn SSnibetS, btS
ffaijerS Submig U., mit bieftt Xb^Iung toutbe im
£lD^fDmmci 856 ju Ctbe (untoeit bei Treuen-
Imirßei @te8) ba^in begliii^en, ba| fii$ bet flaifet
mit feinem lombatbifd^tn Aänigieid^e begnügte,
icäliienb anbereifeits auä) Sot^ai IL bem |itngetn
Sruber ffarl ben SBefif betBtoBence unb ber fii^
baian fd|Iie|enben 91^onetamK, beten et fld^ ge»
iDoltforn }u bemöt^tigen bai^te, gugefte^en mu|te.
„5Die Iräftißpen eon ben ©lammen, bie jum Seilte
SotbQt« I. gehört l&otten, be^ienf^t« ie|t Don ff atl8
btS @rD&en $fal} ju %ai)tn äuSSotlarEL; i^m
naten migei ben längft oettoSIfiiiten 93uißunbtm
unb ben bdgif^en Sanbf^often, bie auf bei @ptQ^-
giengt lagen, alle beulfi!) rebenben ÜRcnf^en aus
bet St bj^aft feine« iöatttS jußef ollen : bie Sriejen,
bie M^einftanlen ober SHipuariet, bie SJtofcIIanet,
bit Slfälfet unb bet I^eil bet Swnftn, bot man
noc^ fpäter nai$ jenem im engem Sinne Sot^a-
tingiet benannle" (Siümmlet I, 401). ffienrnni^
roai Sot^ar webet butd^ bie auSbe^nung feines
@ebiete8, auf meli^em aI8 ffam)>ffilat| Sa^r-
gelinte l^inbur<i(| bie Itebeilegen^eit bei germani'
fctien obei beS tomanifi^en Slementi im ^lanlen-
leic^e fi^ er)ii[)ben foQtc, noc^ burd^ feine peifön*
litfien gigenfc^aflen baju betnfen, inneibalb bei
fiäntifiiien itieitteii^e eine malgebenbe ©tetlnng
einjunebmen, unb Itiatfäi^Iitb fc^monfte er bie jum
3c^re 860 in einet fdimäi^lidien unb unjuDei-
läffigen SetmilHettotle groif^en Oft- unb SEßeft-
fianfen. Sine unbegä^mbatc &eibenf(^ft be§
ffitntßi, bit, @itte unb ^täft miga^tenb, ify
Siele juflenerte, bot bann unermartet bie SRii
fiuntte für bie gegenfeitigen SBejitbuTtgen beiC ,
unb ÜOeftteie^eä unb bie Sßeianlaffung ju eibi^^tei
@elltnbmac^ung (jäpftli^n luctoiität gegen bie
160
gtanlentönige. ©^on in jungen 3o^«n unb bei
Sebjeilen feines !8atei3 ^anb Sot^oi mitäBoIbtaba,
einer Sohltet au8 ßutet Familie, in einem SJer«
^ältnil, oon bem nur miglnubiuiirbige ®eiDö[)t§j
mannet, nämli^ einige 'in bem (JtjEfiQubEl com»
ptomittitte SBifc^öfe unb ber Jlönig fribft, unb
obenbrein etp im fpätem SJerlauf beS ^JrojeifeS, a!§
bie etften 9JtilteI mtb *Üiege nic^t jum 3tele gcfütirt
galten, bel^iutileten, ba% e§ ein in gEfe|mä^igei
gotm gefc^IotfeneS SlicbünbniB gcroefen fei. jjüt
bie fitlliii&e 5ßeutlbnlung bei ffönigS unb feinet
&ofbif(^öfe,fDttiiebei§onbIungSroeifebe§^apfttä,
ip eS üon mefentlidiet iSebcutung, baft feiner bet
3eitgenoffen unb Don mobemen ^i^oiitem tnn
Monte (aiellgefc^i^te VI, 181 f.) an bie S&afyc
tieit bitfei 99el|auptung geglaubt ^at. 3"^ Siegte-
rung gelangt, heiratete £ot!|ai, „no^ in btr frif^en
3:tauei um b<8 SSateiS 2:ob'', nic^t SBalbtobo,
fonbcnt S^ietbetga, bit Xoijta eines bamalB f^on
Btrfioibentn ©lafen Sofo unb ©rfjnitflet btS 16«
teS ^ncbert Don ©t. SDianrite. Sßennut£|Iiii^ ^abe«
politifc&e ©tiinbe bie SBetfcblDäßeniug mit lej«
lerem roünfc^enämetl^ etfcbeinen lüffen: ßucbm
be^errfctite buriii ben SefiJ einet auSgebel&nten
©laffii^oft im ÖfHii^^"' Surgunb, äroifd^en bem
3uta utu) ben penninifd(cn ^Ipen, Sie $äfft anS
bem 3nittelrti(^ na(f) 3talien. Slie <Sftt blieb
finbertoS, unb bie 91u3fid(|t, fein Stetig fo ntnig
als bie ffaiferFione, mel^e bei ebenfalls finbeilofe
iBrubei trug, SeibeStibtn t)inteilaffen gu Tonnen,
mag als politifc^tt @iunb mitgeioiift boben, ba|
btr an ©innengenüffe fiü^ gtm&^nte Sot^ot bä
fd^ulbloft ffi^igtn im 3- 857 Deifhe| unb gu btm
Umgangt mit Sßialbtaba, bie t^m f(!||on einen
Sobn unb jmei Xöcbttt geboten ttatte, jurüiflcltitte.
®et einfluö biefeS SfficibeS auf Soldat unb i^t
e^igeijigei Sffiunf (^, bie Jhone ju tiagen, ttfi^enen
ben 3IIitltbtnben ali bie eigentlichen Xriebfebem
Don Sot^aiS ^anbluugSmeife. SDit @d|änbli(^Ittt
beS !Btrfat)renS gegen bie ^bnigin foQte bei Üble
Stumunb iI)reS SiubetS bedtn : man fpienßte bai
@ecüd^t au3, Slbittbeiga fei bei it)rei ^etmdtilung
nid)! me^i äungftau gelnefen, fonbem fit fei Don
i^ttm leiblid^tn SBnibei ^ucbeit auf unnatüilid^
Kit tntefirt tuotben, f|nbe benno<i^ conciptrt, jtbo^
butc^ einen Xxavi eine grü^gebuit tjetbetßcfü^tt
Slie fcbon ton 1}!apft Senebict in. getüßttn fieii^tn
Oeraalll^Qten unb f t^tanf enlof en tHuSf t^raeifunßtn
^ucbctti, bet auBet bet Sonfut nii^B SlericaleS
an ^ä) ^otte, motiölen bem ©etiictit uietfod^ @lau>
ben öetfc^offen. 91bet bet Itnroine beS tottiringi.
f^tn SIbelS gegen biefe ^otmlDfigteit bei SJet-
fa^ienS pang ben ffBnig, bie ©ai^t im 3- 858
uot bem ffönigSgetiii^tjur^et^anblungju bringen.
3)Q ber angelloglen wönigin 3«"gfn fehlten, jo
mürbe i^r jum 5BeroeiS i^rer Unfi^ulb nad^ get»
manifc^em @eriil^l3gebrau^ baS @DtteSuit1^eiI beS
bei^tn aBaffttS auferlegt. 3^r Sertieter jog ben
^im unDttle^lt ou§ bem fitbenben SBaffei, unb btt
ffSnig fab \iä) gejmungen, bie imOtbal fiegrttc^
fiSnigin niiebti als @ema^Iin an juettenntn. SIbtr
161
Sotf^ax IL
162
Me fderii^e, Dom (ifci^öflid^ @egen begleitete
iBlfd^mmg loar nur Strug; bie ffönigm matiberte
ii'l @efftngm^, mo %IIfd aufgeboten lourbe, um
jie felb{l )u einem @d^ulbbe!enntni| in ndtl^tgen,
auf (Snnib beffen il^re (Sf^t getdSt merben fönnte.
3a i^ Serloffenl^eit at)t)eUirte fie an ben opo*
Itolif^ &tiüj!i unb erflörte im SorouS aOe il^re
fttfiogeii a\i burc^ Zobedongft erpte^t unb be|]^aIB
ngältig. SBa^renb ftd^ Sotbar noc^ ^u^en burd^
Me Siififöl^mtng mit feinen Srfibem Submtg unb
fiorl mit toeld^ er bei bei SReid^tl^eitung in fo
Mtigm Smifl geratl^en toat, ftd^er fteOte, geioann
tc pa SitSfu^rung feines fd^urfifd^en $Iane§ }h)ei
IRetropoIüen feines SleiddeS, ©untj^at oon ^5In
(f.b.fbtXetnene]^rgei5igenunb]^Qbfüd^tigen9J2Qnn
M>n leid^^ertigemSebenSttonbel, unb bengutmütl^i«
fien, aber gciftig befd^ranften unb unfelbftönbigen
^bifd^f S:^tgmib Don Zrier, neben il^nen ben
eif^9boentiuSOonaRe|. 3nber$fal3)u9ad^en
icrfoBmeßen ftd^ am 9. Sanuor 860 oier Sifd^ofe
mA jxoet Siebte auS bem Sleid^e Sotl^rS }u einer
B^nibt, um im auftrage beS ffönigS ben böfen
®ecwl^ten über feine (Semol^lin auf ben ®runb }u
g^en. Sie ftönigin, ber @9nobe oorgefie&t er*
f&te fi4 ber Sb^ unn)ürbig unb beauftragte ben
(tqfn^d^ @mdbar, ber S^nobe bie ®rfinbe )u
affeiibaicn, meld^ j^e il^m in gel^eimer 93eid^t an*
Dertnmt l^be. 9}od^ ffenntni^l^me berfelben er«
lläxte bie €Qnobe, ba^ bie burd^ il^ren 93ruber
cntetirte fidnigin bie &^ nic^t fortfe^n bürfe,
iklmel^ ^ JKrd^enbule in ein jflofter gu oer»
«eifcn fei @4on 9Ritte Sfebruor 860 trat in
%iidfm eine nod^ gal^lreid^ @9nobe gufammen,
an ber au^ Sif(^5f e aud bem meftfrönhfd^ unb
rooenaolifd^ Steid^e tl^eilnol^en ; neben ber
@^be tagte Soifyxt mit ben »eltlid^en ®ro|en
beS 9tei(^. ^ier, im Sngefid^te beS gefammten
SeiiibeS, mieberl^olte bie ffönigin münblid^ unb
fj^friftlid^ bie Selbfianflage; ber jfönig ]ä)tDnx, fte
lid^ gelungen gu l^aben; bie Königin oerftd^erte
foflcfid^, tro^ ber bemegteften 3ureben oon greunbeS-
feite, frei unb felbftanbig )u l^nbeln, unb Der«
fpta4^ idemalö mel^r eine fflage ober ^Berufung
ni^egen. S)en Sitten ber ffönigtn entfpred^enb,
kf^Ioffen bie IBifd^öfe, bad nunmel^r öffentlid^e
lergenril burd^ öffentlid^e JKrd^enbu|e gu f ül^nen,
Z^Ktberga nad^ ti^rem äBunfd^e bem fflofier gu«
ibergeben. SDaS IBerJ^ltnig ber beiben Sad^ener
Serfammlungen fnd^ @d^dr8 (^infmor 180 ff.)
Ol i^rcm Serfal^ bal^in p befümmen, ba| bie
cr^e eine rein geifUid^, tt>eil fte ein Sl^egerid^t mar,
Me iipeüe aber nidbt blo^ eine geiftltd^e, f onbem ju
9U4 eine meUlid^ mar, meil c§ ^d^ um ein @traf «
•affld^ ^anbelte, an meld^em bie Saien f d^on mit
SUdfU^ auf ben €)n:ud^ be§ JfönigSgerid^teS Don
858 li^t unbetVüigt bleiben burften. Sotl^r mar
Mei«ia^, finberlofeltönigin lo3, aber nod^ nid^t
flu Sidie feiner SBunfd^. Salb nad^ biefen Sreig«
nffea trat 2ot^ smar dffentlid^ als ißerbänbeter
Anil tum Seftfranfen auf, f örberte aber in ber
tSfot Me Siinf(|« SubmigS beS Seutfd^en: eS ift
tta^cifcitfoii. Tm. 2. HitfL
ber Seginn jener $olitif Sotl^arS, meld^ nur nod^
im aiuge l^at, bem Säfinbui^ mit SGBalbraba DoQe
«nerfennung gu ertoirfen, benn „nur bann burfte
Sotl^ar l^offen, fein Sanb auf bie 9?ad^fommen
SBalbraba'S ju Dererben, mennbieanberenSfranfen«
fönige feine &^t mit il^r als eine gefe^mäfeige unb
red^tSgültige anfä^jen, ober merni teenigflenS bie
3uftimmung ber übrigen il^m fo meit jur Seite
ftänbe, ba^ er bie »nfed^tungen cineS eingigen
unter il^nen, ber anberer SReinung märe, ni(|t )u
fürd^ten l&ötte" (Summier H, 8). ®er ©egenfat
fteDte fid^ juerft Don meftfränfif^er ©eite ein, als
ffarl ber ffal^le bie auS ber JMofterl^aft entmid^ene
Sl^ietberga in fein SReid^ aufnal^m, uno Dor ättem,
als Srgbifd^of ^infmar Don IReimS gegen @nbe
beS 2(Q!§reS 860 ein umfangreid^eS, gelel^rteS ®ut«
ad^ten auf bie fd^riftlid^en anfragen Derfd^iebener
(Seiftlid^en unb Saien iiber ben lotl^arifd^en Sl^e«
l^anbel Der5ffentlid^te, l^ier baS gange Zruggemebe
entl^üQte unb mit berebten Sßorten bie @a%e ber
unterbrüdften Unfd^ulb Dcrfodftt (f. b. 9lrt. ^inf-
mar). 91IS aud^ nod^ bie befreite Königin gum
gmeiten 3RaU nod^ SRom appeQirte, ba beeilten fi(^
Sotl^ar, ber fld^ nun guglei(| offen in bie ^rme beS
oftfränfifd^enffönigSmcrrf, unb feine Sßifd^öfe, burdj
bemfltbige unb ergebungSDoüe @d^reiben an ben
opoftolifd^en ©tul^l baS Singreifen unb bie Snt«
f^eibung beS $a))fteS Dor ber ßntgegennal^me ber
jd^riftli^en unb perfönlid^enSSerid^terftattung l^int«
ongul^alten. Unterbeff en burd^brad^ Sotl^ar bie legten
@^ranfen, bie il^n äu^erlid^ nod^ Don bem er«
fel^nten 3tc^e feiner SBünfd^e trennten. 9luf einer
neuen @Qnobe gu Sad^en am 29. ^ril 862 er«
Härten aDe Sßifd^öfe Sotl^ringenS (gmei auSge»
nommen) bie @^e beS ffönigS megen ber Dor ber
Sl^e burd^ 2:]^ietberga begangenen tJfleifd^eSfünben
für ungültig unb ertl^eilten bem llönige, ber bei
feinen jungen Salären unb feinem feurigen Xem«
peramente feine Sntl^altfamfeit üben gu f5nnen
Derfid^te, bie @rlaubni^ gur SBieberDerbeiratung.
Jlod^ in bemfelben Saläre feierte Sot^ar feine 95er«
mäl^lung mit SBalbraba unb fe^te biefer bie J¥5nigS«
frone auf, ol^ne bie Slnfunft ber Segaten abgu«
märten, meldte $a))ft 92icolauS I., als il^m baS
Srgebnil ber S^nobe burd^ Sotl^ar mitgetl^eilt
mar, gu fenben in SuSfid^t [teilte. 3m näd^ften
3a]^re (863) ermarb Sotl^ar nad^ bem 2:obe feineS
93ruberS Äarl (24. Sanuar 862) ol^ne jebe Sn-
fed^tung ben bei meitem größten %f)til Don beffen
SReid^, mäl^renb fein ©ruber, Äaifer Submig, nur
bie ^oDence unb DieOeid^t ein @tä^ Don Surgunb
am linfen SRI^oneufer erl^ielt. 9lber meber biefe
2Jlad^tDerme]^rung nod^ bie DorauSgegangene 9ln«
bal^nung eines friebli^en SSerl^ältniffeS gmifd^en
Sotl&ar unb feinem Ol^eim ffarl auf bem granfen«
tage gu SaDonidreS (bei Soul) im 92oDember 862
fonnten bie 2Ra|na]^men beS l^eiligen ©tul^leS
binbem, bei meinem SRed^t ufib ©itte il^re lejte
gupud^t gefunben. 3m 9loDember 862 batte ^fl
JlicolauS L nad^ langem 3ögem bie Sifd^öfe 911^«
boalb Don $orto unb 3ol^ann Don SerDia ent«
6
163
Sotl^ar IL
164
fatibl, bamtt flc Quf einer S^inobc ju 2Re^ bei
aintoefenl^eit nid^t bfo| ber loftarifd^en, fonbem
au(^ öon ie jtoei Sifd^öfen auS ben anbeten Il^eU«
reiben über ben ßl^el^onbel Sotl^orS eine grünb«
Ild^e Unterfud^ung anfteDten. grft nad^ ber Sbreife
ber Segaten erl^ielt ber $a))ft Don ber tnstoifd^en
erfolgten SSermolJlung Sot^arS unb aBolbrabo'8
unb ber neuen Sel^auptung jfenntnt^, bal Sotl^or,
fd^on frül^ üon feinem 93ater unter Seobod^tung
ber gefejmäfeigen ©olemnitäten mit SBatbraba
oermäl^lt, naä^ feiner S^ronbefteigung burd^gwang
unb ®rol^ungen beftimmt ttorben fei, SDBalbraba
5U öcrfto^en unb Sl^ietberga ju el^elid^en. 5leue
^efe be§ $a))fteS befolgten bie Unterfud^ung ber
SRid^tigf eit biefer Seljoiiptung unb f orberten fämmt»
lxä)t Crjbifd^öfe in ©aHien unb ©ermanien ouf,
in SOlel su erfd^einen, um über ßotl^or cononifd^eS
®erid^t gu Italien ; bie Seftätigung ober SSermer»
fung ber ©^nobalacten bel^ielt 9ScoIau§ fid^ felber
Dor. 31(8 ober bie fiegaten enblid^ SKitte Sunt
863 in ajlej eintrafen, woren nur 93ifd^öfe ou§
bem Stetd^e Sotl^orS antt)efenb. S)ie t)a))ftlid^en
Segaten, öon Sotl^or beftod^en, legten bie ©riefe
beS $a))fte§ tl^eifö gar nid^t nox, tl^eilS bulbeten fte
il^re 93erf älf d^ung ; nur jum ©d^ein tourbe eine
Prüfung be§ Zl^atbeftanbeS borgenommen, Sl^iet«
berga öerurtl^eilt, bie SRedfetmäfeigfeit ber ®^e
SBalbraba'ö fomit anerfannt. Sluf ben SRatl^ beS
fd^Iauen Sifd^ofS ^agono Don ^Bergamo mürben
bie beiben Sr}btfd|5fe ©untl^ar unb Xl^eotgaub
beauftragt, bie S^nobalacten bem S^opftt ))erf5n>
lid^ 5ur ©enel^migung Dorgutegen. S)rei SBod^en
nad^ bem freunbtid^en Sntpfang, meldten bie ni(|t§
@d^Iimmed- al^nenben Srjbifd^öfe in Sftom gefun-
ben, 6nbe October 863, mürben fle üor eine Sa-
teranf^nobe gelaben. ^ier legte ber ^apft bie
unerl^örte Slud^Ioflgfeit beS SSerfal^renS ju SKe^
ouf ©runb ber em})fangenen Steten bar, faffirtc
bie tej^teren, fuSpenbirte bie ©rgbif d^öf e für immer
öon il^rcm Simte, bebrol^te bie mit il^nen 9Ser«
lel^rcnben mit bem SBanne, mäl^renb ben übrigen
93ifd^öfen für ben Qfall ber Unterwerfung unter
ben @prud^ beS ^apfted SSergeil^ung in 3Iu§fid^t
gejleHt mürbe. ®ie furd^tbar enttäufd^ten ßrg-
bifd^öfe, meit entfernt, fid^ ju untermerfen, eilten
in ol^nmäd^tigem Sngrimm jum ffaifer nad^ Sene«
üent. 3)iefer lie^ pd^ burd^ bie iBorftellungen, ba^
®efanbte feines SBruberS, unb gmar auf biSl^er
ungemöl^nlid^e SBeife, ol^ne bie Sujtimmung i^rer
aWitbifd^öfe, burd^ toäppiid^en aKad^tf|)rud^ ob«
gefegt morben feien, fo in 3om öerfe^en, bog er
anfangt 864 mit einem ftarf en §eere nad^ Som
aufbrad^. S^gleid^ fd^aorten fid^ aHe SBiberfa^er,
meldte bie fröftige Slegierung beS $a))fte3 in
Stalten ermedtt l^atte, gu einer Kmjjörung gegen
benl^ciUgcnStul^ljufammen; burd^ ©enbfd^reiben,
molare Sronbfd^riften, öerfud^ten bie gr^bift^öfe,
il&ten perfönlid^en Streit otö einen Stampf bif(^öf »
lid^er ©elbftänbigfeit gegen bie |)0<)ftltd^c «age-
malt baräufteüen. aber bie SKa^lopgfeit be§ «n«
griffS entbel^rte ieben ßrfotgeS, benn ^niemonb
mochte bie bifd^öf lid^e f^freil^eit im IBunbe mit bem
Safter üertl^eibigen" (®ümmter H, 72). Sepegt
Don ber unbeugfamen ©tonbl^aftigfeit be§ belager-
ten ^oppeS, gefd^redf t burd^ Unf öQe, meldte al§ 3tn«
jeid^en göttli^er Strafgerid^te ongefel^en mürben,
50g ber ffoifer nod^ einem SSergteic^ mit bem
^ßappe ab. 3)ie f d^ulbigen Srjbifd^öfe, Dom itoifer
preisgegeben, erful^ren baSfelbe ©d^tdtfal in ber
§eimat öon Sotl^ar, ber il^re SIbfeJung anerfannte,
^r Äöln fogor fofort einen neuen Srjbifd^of Be-
pellte unb in Stom fd^riplid^ feine Srgebenl^eit
gegen ben a))opo{ifd^en Stul^I Derpd^erte, mit ber
Sitte, ben SSerbäd^tigungen feiten§ feiner Qfelnbe
nid^t )u Diel ©tauben beijumePen. S)ie onberen
SBifd^öfe untertoorfen pd^ unb mürben nad^ reu«
mütl^tg eingepanbenem Unred^t Dom S^op^U be*
gnabigt. 9tber ber $tan be§ $appe§, in 9iom eine
©^nobe frönfif d^er Sifd^öfe jur SSerl^nbtung übet
ben Sl^ebrud^ Sotl^atS 5U Derfammetn, obmol^I
smeimol aufgenommen (am 1. SRoDember 864 vaib
18. 3uni 865), fd^eitertc an bem SKangel Don
Sntgegenfommen feitenS ber Sranfenfönige unb
il^reS SpifcopotS. S)orum entfonbte 9UcoIau8 L
im 3. 865 feinen ftanater «rfeniuS, Sifd^of Don
Drta, bem ou^er anbeten Slufträgen für SBBeft«»
unb OPfranfen bie Stufgabe jupel, bie ffönigtn
Il^tctberga au8 ber ^falj Stttign^i in aBeftfronfen
bem Äönig Sotl^ar gujufül^ren. 3u Senbreffe
(fübmefttid^ Don ©ebon) fqnb am 3. «ugup 865
bie feiettid^e SBiebetDeteiriigung bet gettennten
Sl^egotten ftatt, unb am 15. StuguP nol^m boS
ßl^epaat in fönigtid^em ©d^mudt an bem $od^-
amte be§ ))ö))ptid^en Segoten )u ©onbteDiUe if^,
mo SBatbraba bem Segaten übergeben mürbe, ba«
mit er pe nad^ Statien fül^re. Stber obmol^t Sotl^or
unb gm5tf feinet Dotnel^mPen ©tofcn unb SSofotten
pd^ burd^ einen ©d^mut bofür Derbürgt l^atten,
bafe Sl^ietbcrgo aHe SRcd^te einer Äönigin unb
gl^cfrau genießen foUe, fo ]q^ pd^ biefelbe bod^
botb nod^ ber Stbreife be§ Segaten mieber un«
mürbiger Sel^anbtung preisgegeben, mäl^renb SBat*
braba bem Segaten in $aDio entßolg, in So£^ar8
Steid^ gurüdtfel^rte, in ^rad^t unb Ueppigfeit
fd^metgcnb an fot^en Orten pd^ oufl^ielt, mo fie
mit Sotl^ar teid^t Derfel^rcn fonnte, unb ©untl^at
neuerbingS fein SrgbiStl^um Dom ffönig über»
tragen crl^ictt. ®a bannte 9Jicotau8 I. mieberl^olt
(am 2. gebruar unb im 3uni 866) SBatbraba
mit ott^ il^ren ©önnem unb ÜJHtfd^utbigen, ben
jfönig ausgenommen. Sro^bem be^arrte Sot)^
bei ber 35erfotgung feiner ©d^eibungSptöne, unb
nod^bem e§ i|m im 5RoDember 866 getungen,
fogor bie fjfreunbfd^aft ffartS beS Äol^ten 5U ge»
minncn unb bicfen (jeitmeife) in eine unlird^ßd^
^otitif JU brängen, trat er nod^ in bemfelben
9Ronat in Irier Dor feinen Sif d^öf en mit ber otten
Sel^auptung auf, bo^ Sl^ietbergo niematS feine
red^tmöfeige ©emol^tin gemefen, unb brol^te, toemi
biefeS amttel nid^t jum Stete fül^ren fottte, bie
jlönigin beS Sl^ebru^eS an}u!tagen unb boS Or*
bat beS 3weWQWpf«S entfd^ciben p lopen. ffiie
165
Sot^ringen^ Staxl, Sorbinal t)on.
166
Sfi^dfe gingen bielmo! nid^t auf Sot^orS ^n*
trdge ein. W>tt bte mi|]^nbe(te mtrioin beftrüt
fdber in il^rer Xobedongft brieflid^ bie Siedet-
■iltgleit \ipctt &^ unb »oQte ))erf5nlid^ bent
9^ in Xont ben SetotiS erbringen, bol iEBal*
ta^ SotViTd ®atttn fei (grfl bte Surüdboeifung
bttfcfiSnetbietend burd^ ben ^ft ber biefiönigtn
Kl |um @iege beS Sted^teS unb beS ^rincipS auf
i^RT Stelle ttoii ber SebenSgefal^r ouS^ul^anen
Mit>flid^tete, unb ber SSertrog ber fiöntge Oft- unb
Seßfranlen§ gu mt^ (867) über bie fünftige
Z^hmg beS Steid^eS il^ erbenlofen !Reffen
ku^e Sot^ in fold^e IBebröngni^, bQ| er burd^
cncnerte Serftd^erung feiner Untenoürfigfeit unb
ergeben^ gegen ben opoftolifd^en Stul^I unb
bsn^ Hnnä^erung an Suboig ben 2)eutfd^en ben
bcolKnben ®efa]^ gu begegnen fud^te. 3loä^
üieqe^ Zage Dor feinem Sobe (18. 92ot)ember
867) fo^ fi<$ 9ticorau8 I., unter 2)arlegung be§
Serlauf ed bed lotl^arifd^ S^el^nbetö, ben er
nif^ mit Unred^t eine Sragöbie nennt, unb ber
Oiünbe feiner eigenen ^anbIungS»eife, t)eranla|t,
bie Sttterceffton beS beutfd^en ftönigS abjulel^nen,
OB allen Straffentengen gegen SBalbraba unb bie
(eiben er)bifd^5fe feftau$alten. 2)a§ 3al^r 867
Mir nod^ nid^t abgelaufen, atö Sl^ietberga per«
^nlti^ in 9hnn eintraft um bei bem neugemol^Iten
9a|rße fkibrian ü. bie Suflöfung il^rer (St^t gu
aiitim, meldte unfrud^tbar unb unrechtmäßig fei.
IBer cmä) ^abrian Iie| fid^ Don ber Unred^t«
ittKigfeit ber Sl^e nid^t übei^eugen ; er gemattete
jebo4 ber fiönigin, meil fie dblid^ t)erßd^erte,
litber unter bie Reiben ge^en, al§ il^en ^emal^I
»kberfe^ )n aoUen, eine vorläufige Srennung
nb fleHte eine nochmalige Untetfud^ung ber
&4ribung8ange!egenl^eit in ^uSftd^t. 2)ag fd^ein-
hm Sntgegenlommen beS bejal^rten unb milben
ftttrßed belAte bie Hoffnungen Sotl^arS nod^ mel^r,
olf fein Sßunf d^, )>nj5nlid^ Dor bem ^ap\it }u er»
Meinen, nid^t 6Io| miteinerfreunblid^eniSinlobung
|ir Xomreife beantmortet, fonbem aud^ SEßalbraba
tsf bie oDerbingS bringenbe 9}ertt)enbung bed Hai*
fei« iKmi Sonne gelbSt unb ben ftönigen Oft- unb
Scfifronfend gegenüber bie Unontaftbarfeit beS lo*
^orifd^ 9leid^ audgefprod^en »urbe. ÜJ^it einem
alaiqenben ®ef olge unb ^mit golbenen SJlitteln ber
uebmebnng ^inlonglid^ t>erfe|en'', trat Sotl^ar im
Smn 869 ferne Steife nad^ 3taUen an, 50g an Stom
Mrnber in baS @ebiet Don 93enet>ent, 100 ftd^ fein
9aiba, ftoif er fiubnng, int Ärieg gegen bie Sara*
cesen begriffen befattb. S)erSinIabungbe§Jfaifer§
folgnb, erfd^ien ber ^pfi am 1. 3uli in 9){onte
Canmojur Unterrebung mit Sotl^ar unb ber ränfe-
Bollen icaiferin (Fngelberga. ^Iber tro^ l^eftiger
Ser^fonblung erreid^te Sotl^r nur bad ein}ige 3u-
§cP&ibni^ ber Berufung einer @eneraIf^obe gu
«Damaliger ^ßrufung ber @ad^e ; bie ^uflöfung
ber €1^ unb bie Sieberl^erfteQung ber abgefegten
fi}Mfcl^fe le^ ber $a))ft tro| bed brangDoUen
iigablidtt fbtg unb feft jualeid^ ah. (Sxft nad^
ha fchrnd^ ^erfid^eimtg Sotl^arS unb feines
©efoIgeS, baß er, feinem gibe treu, feit ber gj.
communication ffialbraba's mit il^r feinerlei SSer-
fel^r gei)fIogen, entfd^Ioß fid^ ber «ßapft, Sot^ar
»enigftenS ein augenblidtlid^eS Unterl)fanb üerföl^up
lid^er ©efmnung gu geben: er reid^te il^m unb
feinem ®ef olge wöl^renb ber 5lReffe bie l^eüige (Kom-
munion unter ber Sefd^toörung, Sotl^ar folle t)om
empfang be« ©acramenteS, wenn fein ©ettiffen
il^n fd^ulbig fpred^e, gurüdCftel^en, auf baß eS il^m
nid^t gum ©erid^t unb gur SJerbammntfe gerei^e.
O^ne 3aubem empfing ber SJerftodfte fammt bem
©efolge bie gud^ariftie. «tö f>abrian IL nad^
»om gurüdffel^rte, folgte il^m ßotf ar auf bem guße^
unb obmol^I er l^ier nur geringe Seweife ber 9l^«
tung unb bed SBo^ItooQenS erl^ielt, f 0 reiste er bod^
mit frol^en Hoffnungen ab. ©d^on in Succa üon
einem gieber ergriffen, an weld^em fein ©efolge
fd^aarenioeife ftarb, fejte er feine Steife unaufl^alt-
fant fort, langte am 6. 5luguft in ^iacenga an unb
ftarb am 8. Suguft; im fflofter be« 1^1. antonin
außerl^alb ber @tabtmauem fanb er feine Ie|te
Shi^eftötte. Sl^ietberga befd^Io^ il^r Seben afö 9b-
tiffm be« ftlofterS ber 1^1. ©lobefinbe in 5WeJ,
iEBalbraba nal^m ben @d^Ieier im ftlofter gu Ste-
miremont an ber SKofel. ®er Jöl^e Untergang
Sotl^arS unb feines (SefoIgeS lebte im ®eböd^tni|
ber yiaä^rotli als baS ^nbenlen an ein furd^tbareS
©trafgerid^t ©otteS fort. 3n fein Sleid^ t^eUten
fld^ im Verträge gu SKeerfen (870) feine Ol^eime
unter SluSfd^Iuß ber grbred^te feines faiferttd^en
SruberS. (2)ie »id^tigften Ouellen bilben bie Seien
ber ©^noben, loeld^e in biefer ^Ingelegenl^eit gehal-
ten »orben finb, unb bie päpftli^e Sonefponbetq
über ben gl^el^attbel bei Mansi, ConciL coli. XV,
Hardouin V unb Jaffe, Begesta Pontiff. Born.
®urd^ bie Konciliengefd^id^te öon ^efele, 2. aufL,
rv, bie aWonograp^ie öon ©d^örS, §infmar t)on
SReimS, fjfreib. 1885, t)or Mcm burd^ S)ümmler8
®efd^. b. oftfränf. SReid^eS, 2.aufl., I— H, iftbie
altere fiiteratur entbel^rlid^ geioorben.) [©bralel.]
(jLof^ringettyftarl, garbinal Don, mar ber
gmeitgeborene ©ol^n Klaube'S, beS erflen ftergogS
t)on Suife (aus bem lotl^ringifd^en t)<ntfe), geb.
gu 3oint)iae am 17. ^bruar 1524. SRit ben
glöngenbften ©eifteSgaben auSgeftattet, loibmete
fid^ ^arl im Kolleg t)on !RaDarra bem ©tubium
ber Kloqueng unb $]^iIofop]^ie mit auSgegeid^netem
ßrf olge. ®ie meiften lebenben ©prad^en Suropa'S
mad^te er ftd^ gu eigen; mit Setmtnberung bemerl-
ten bie Staliencr, »ie tjortrefflid^ er ftd^ in ber
übrigen auSbrüdfe. ©d^on in frül^er SJugenb würbe
er Don Qf^ang I. an ben §of gegogen, unb t)iel
fittlid^e ßraft öerrietl^ eS, bafe Weber bie ßiebe gu
ben SBiffenfd^aften nod^ bie ftttlid^e 3ntegritöt beS
jungen §ergogS bei ben oerfül^rerifd^en SReigen
beS ßebenS bort einen ©d^aben litt. ©ereitS im
Saläre 1538 würbe er burd^ ftönig t^ang gum
KrgbiStl^um SReimS nominirt, eine SQSürbe, t)on ber
er nad^ erfolgter pöpftlid^er Seftötigung im 3R(A
biefeS Sal^reS burd^ einen ^rocurator 93eflJ na^m.
^ie bifd^öflid^e Konfecration jebod^ unb baS $al-
6'
167
Sotl^tingen, Raxi, Sarbinal k)on.
168
(tum empfing er erft im 3. 1545. Sioei Saläre
barauf, nad^bem er ftöntg ^einrid^ 11. in feiner
aßetropoHtonfird^e gefolbt mürbe er (S^rbinal mit
bem Zitel t)on ber 1^1. göcilio. 9118 fold^er nannte
er fld^ guerft ßarbinal üon (Suife; im 3. 1550
aber, nod^ bem Sobe feine« DnfelS, be§ ßarbinatö
äo^ann, nol^m er beffen Xitel an unb ]^ie| t)on
ie^t an ber Sarbinal Don Sotl^ringen, um Don fei-
nem trüber Submig, Sarbinal Don ®uife, unter*
f (Rieben gu »erben. SBie energif djj unb f olgenreid^
ber Sarbinal als ®Iieb bed mäd^tigen §aufe§
®uife, Don Anfang an bei ^ofe einftufereid^, aud^
in bie politifd^en ®ef d^ide granfreid^S eingegriffen,
ifl Bereits im ^rt. Hugenotten berül^rt. 3m 3.
1555 erfd^eint er loegen einer @enbung an ^apft
^aul rv. ju SRom. ®iefe ®elegen]^eit ergriff ber
^l. 3gnatiu§ Don Sopola, um il^m feine neu ge*
fiiftete ®efet(fd^aft bringenb gu entpfc^len. 9fad^t
frud^tloS mar biefe Sitte. S)enn gurüdfgefommen,
beantragte ber Karbinal bie 3ulaffung ber ©orie»
i&i in ber ©tänbeDerfammlung unb jpäitx gu
^oiffQ. 3mmer l^atte bie ®efeEfd|aft an il^m einen
^rotector (Orlandinus, Imago primi saeculi
Soc. Jesu üb. 10). «IS im 3- 1559 §cinrid^ U.
ftarb, folgteil^mfeinerft IGjöl^riger ©ol^nSrangll.,
ein in jeber SBesiel^ung unmünbiger gürft, meld^er
notl^menbig einen 33eiftanb unb Ofü|rer braud^te.
SSBer lonnte i^m ba nöl^er ftel^en al3 fein O^eim,
ber feit längerer Stil in politifd^en ®ef d^äften tä-
tige, ftaatsfunbige Sarbinal Don fiot](iringen, ber
bereits unter ber frül^em Slegierung feinen Sinflug
bei ^ofe befeftigt? ^iSbalb nad^ ber Xl^ronbeftei-
gung Deriünbigte ein S)ecret beS neuen jtdnigS,
ba| er bem Sarbinal Don Sotl^ringen bie 2)irection
ber ^ngelegenl^eiten beS Staats unb ber ginanjen,
beffen ©ruber, bem &erjog Don®uife, benOber«
befel^I über bie Armeen übergeben l^obe. 3ln bie
©pi^e ber ®efd^öfte gefteüt, fannte ber Sarbinal
Don Sotl^ringen feine angelegentlid^ere ©orge, als
bie Unterbrüdfung ber immer meiter um fld^ grei«
fenben l^ugenottifd^en ^örefie unb bie ^erftettung
ber religidfen ßinl^eit gfranfreid^S. 2)aburd^ er*
totdtt er fid^ unter ber giemlid^ gro^n ^ngal^I
l^ugcnottifd^er gbeüeute Diele erbitterte geinbe.
2)iefe aEe fd^aarten fid^ um bie ^ringen auS bem
mufe 93ourbon (Stnton Don 92aDana unb ber
Mti) Don @!onbö maren bie bebeutenbften ®(ie»
ber beSfelben), meldte fd^on Dörfer, Don Siferfud^t
gegen bie mad^fenbe 9Jlad^t beS ^aufeS ®uife ent*
^ammt, in erflörte gfetnbfd^aft gegen baSfelbe
traten, feit fle burd^ jmei ÜRitglieber bcSfetben Don
ber oberften iBormunbfd^aft, gu ber fie ben alten
®efe^en gemö| als ^ringen Don ®eblüt ein ^n»
red^t }u l^aben bel^aupteten. Derbrängt morben
moren. Süperbem »aren biefe ^ringen l^ugenot»
tifd^ gefinnt, bie ®uifen aber erflärte SSertl^eibigcr
ber !at]^oIif(^en JKrd^e. ©o nal^m benn aÜerbingS
ber grofee ftampf, ber fid^ entfpann, mitunter bie
®efta(t eines t^amilienjmtfteS an, unb tjfamilien«
intercffen maren ol^ne allen 3tt>eifel Icitcnbe Srieb«
febem babei Sttein offenbar war gerabe bei ftarl
baS religiöfe Sntereffe am regften, mie er benn oud^
Don Slnfang an unb fein gangeS Seben ^inburd^
mit perfönlid^ Aufopferung nid^t blo^ für bie
SSertl^eibigung ber iKrd^e, fonbem au(§ für bie
^Reform im 3nnem ftd^ als einen übergeugungS«
treuen, ftetS entfd^iebenen ©ol^n ber Äird^e, als
einen mal^rl^aft beforgten ^irten befunbete. Sie
©ourbonen fonnte er, Ja burfte er, felbft menn fle
ein trabitioneUeS, burd^ ben iBud^ftaben geftd^erüs
Ked^t baju l^otten, niemals gur ^errfd^aft gulaffen;
benn il^re Regierung mar möglid^er-, ja ttwl&r»
fd^einlid^crmeife gleid^bebeutenb mit bem ©iege beS
^roteftantiSmuS im 3teid^e. gfolglid^ toar eS, memi
aud^ DieUeid^t bie 93erle^ung eines eingelnen 9ud^
ftabenS, f o bod^ iebenf aus eine Sl^at ber Sr^altung
unb gmar ber Srl^altung beS religibfen unb eben
bamit aud^ politifd^en ®runbgefe|eS Don grani«
reid^, ba| ber Karbinal jene fcml^ielt.
Salb nad^bem er bie öffentlid^en ®efd^äfte über*
nommen, brang er auf ftrenge ©urd^fül^rung ber
alten ©traf gef e^e beS Sieid^eS gegen bie Hugenotten,
auf gel^eime religiöfe 3ufammen!ünfte mürbe bie
SobeSftrafe gefegt; jebe Segünftigung eines 9lnp»
geßagten foUte als ein eigenes ^erbred^en beftraft
merben. Unterbeffen brad^ bie S^erfd^mörung Don
Amboife auS, meiere, Dorgeblid^ nur, um bie ®uifen
gu Derbrängen, ftd^ ber ^erfon beS iungen fiihtigS
bemäd^tigen unb ben Sourbonen baS SRegimmt
Derfd^affen mottte (17. ÜRärg 1560). S)amit märe
nun mieber bem §ugenottiSmuS bie |)errfd^aft in
tJranfreid^ gepd^crt gemefen; aDein oiefe ^bpd^t
mürbe, aud^ burd^ beS SarbinalS Umfid^t, Dereitelt.
S)er Hau))tanftifter ber 93erfd^mörung, ber ^uge«
nott be la SRenaubie, mürbe im ®efed^t getöbtet^
bie übrigen StöbelSfü^rer l^ingerid^tet 9JHttler*
meile maren bie SalDiniften aud^ in ben übrigen
^roDtngen nid^t untl^ätig; fie fud^ten burd^ il^r
fred^eS auftreten überall bie Stegierung gu befd^äf*
tigen, um bereu fltäfte gu tl^eilen. 3n SSalence
Ratten fie ftd^ ber fiird^e unb beS filofterS ber
^ranciScaner bemäd^ügt; ®emeine unb Abelig^,
baS ®mt^t in ^änben, geleiteten il^re ^rebiger
bortl^in, mo bie calDiniftifd^e Seigre öffentlid^ Der«
fünbigt mürbe. ®erabe f o mar eS in 9)}ontelimart
unb gu SomanS, in meld^ lejterer ©tabt il^re ißre-
biger fogar bie jfangel ber ^auptürd^e beftiegen.
3n ber ^roDence marfd^irte eine Stotte gerabegu
gegen %\i, mo einige ^ugenotKfd^e Bürger il^nen
ein Sl^or gu überliefern Derfprod^en l^atten. ®üc
Sarbinal unb fein 93ruber maren mol^l geneigt^
biefem UniDcfen mit ben f d^ärfften SBaffen gu Seäe
gu gelten. 6S erfd^ien baS SteligionSebict DonSto«
morantin (9Jlai 1560), meld^cS in l^arten 9luS-
brüdfen baS 95erbot jebcr religiöfcn SSerfammlung
erneuerte unb ben nicberen ©erid^ts^öfen freie
93oUmad^t gab, gegen bie S^eilnel^mer baran Dor«
gufd^reiten. Allein in ber AuSfül^rung beS SbtctS
mürbe 93ieleS gemilbert. S)enn eS l^atten bereits,
bei ber immer fd^manfenben, grunbfaMofen, nad^
beiben ©eiten l^infenbcn TOutter beS ÄönigS, Äa«
t^arina be' SKebici, mieber anbcre ©npffe unb
169
Sotl^ringen, itatl, Sarbinal t)on.
170
Srbenfcn potitif ^ ^rt (be{onber§ aud^ gegen ben
4r lä{Kgen dinjlul ber @uifett) (Geltung gemon»
ML 3i^olg^effen ftteg ber 3!tväi) ber Satoiniftett.
Inf ber im Sommer 1560 t)eranftQlteten IBer«
fiDBmIung |u Sfontainebleau liegen bie IRotabeln
gleif^ m ber erfien @t|ung (23. Suguft) burd^
hm ftt^miiol Soltgn^ eine fßetition überreid^en,
18 iDcld^ fie freie Ausübung il^rer Sieltgion unb
ifjonbcrft bie SeuHQigung, ftird^en p bauen, Der*
Ingten. SRond^ Stimmen erlauben fid^ ^u i^ren
TOsßen, befonberd ber im ^er^en l^ugenottifd^
arfnmte Stfd^f t)on ÜRonttuc. 2)er S^rbinol t)on
xcrt^ringen aber fd^unrnfte nid^t. Ol^ne eine feiner
tmptpfliä^kn , bie Sefd^ü^ung ber laü^olifd^en
Sdioion, }tt oerle^ — fo bemerfte er — , fönne
ha xdnig bie Sitte nid^t gemö^ren. S)oS l^iege
Aenfo tnel, afö jenen ®ö^enbien[t beftötigen unb
feine eigene Seele ber ©efal^r ber 93erbammni|
aiiife|eiL (Segen ben ebenfaE§ t)orgebrad^ten Sn»
trag auf Sont)Ocation eine§ SoncilS bemerfte er
nit Siedet eine f old^ SRagregel fei unnü| ; über
Me Soginen fei löngft entfd^ieben; mag bie ®i§«
cipiin betreffe, fo bütften nur bie SBifd^öfe bie fd^on
befiebenben S)i§cipIinart)orfd^nften in i^renSpren»
gcla in SBirffamleit treten laff en. 2)ie t)ielen gegen
ibn ouSgelaffenen Sd^möl^fd^riften tümmerten if)n
tld^; er fyxht bereu 22 auf bem Sifd^e liegen:
fk bienten alle ^u feiner Sl^re, inbem fie feinen
Sifer fin: bie lat^olifd^e Se|re bezeugten, ^oä)
fonnte ber Sarbinal, fo energifd^ er aud^ auftrat,
ben Sefc^hi^ nid^t t)erbinbem, ba| auf ben SJlo*
not Secember 1560 ein 9}ationaIconciI unb auf
ben 3aitiiar 1561 eine Stönbeoerfammlung be*
nfm nnirbe. Unterbeffen ftarb granj ü. (5. 3)e«
(cnber 1560). S)a8 IRationakoncil unterblieb.
dngleid^ aber begann ber Sinf!u| ber ©uifen p
finto^ ba bie fi5nigin«9iegentin burd^ £)eran«
$k(mig ber gegnenf(|en Partei jid^ ein Segen«
fODid^t gegen il^re 3ilaäit su fd^affen bemül^t mar.
Jkba bie nun f olgenben poUtifd^en Lotionen, über
bie ®rünhnng be§ ZriumDiratS, ber Sigue zc. f. b.
Srtt Hugenotten unb Siga.
Sine ber mid^tigften 93erbanblungen unter biefer
■enen Regierung, an meld^ ber Sarbinal t^eil*
lal^, mar bad KeligionSgefpröd^ )u $oiffQ. 9Ran
Mmberte fid^ allgemein, ba| ber Sarbinal t)on
Soti^ngen, ber au§ gemig rid^tig erfaßten ürd^»
JU^ $rtnci|rien auf ber IBerfammlung ^u t^on*
teinebleau fid^ gegen bie Sebanblung be§ fird^»
fi^en 3^^ ^u^ ^^n 9iationaIconciI erflört
tatte, ie|t nachgab unb gegen ben auSgefprod^enen
Biflen beS JKr^enoberl^uptS, gegen bie SReinung
iB^rfelJ^er fotbolifd^ ^rölaten in bie ^bl^altung
bi^ (Mbqumn^ billigte, »eld^eS bod^ ^uerft
Mm ®hmem bed ^ugenottiSmuS {(S^oli^nt), bem
(alimiiftifc^ gefinnten IBifd^of k)on SJlontluc unb
oS Ocunben niebriger StaatSflugl^eit oon Staifyi»
ihtt br IRebici) mor Dorgefd^lagen »erben. Seine
CcgBcr behaupteten: ein eitles Sege^ren, burd^
fetaK 9eiebfomfeit su glönjen, l^ötte l^terbei Me§
Ber i^ Dermod^. 9ber nrie fonnte bod^ ein SDtann
oon f 0 großer SnteHigenä, SBelterfal^rung unb reit-
giöfer gntfd^iebenl^eit bie SDßal^rung einer großen
Sad^e unb bamit fein eigenes Slnfel^en um einer
niebrigen fleibenfd^aft millen bem 3ufaH auSfefcen!
®ett)i^ ^aben »enigftenS jum S^eil bieienigen
Meddt, tt)eld^e il^m bie ßrmögung unterlegen, ba|
bie äblc^nung einer fold^en 3)i8putation für
Sd^loöd^e ausgelegt n^erben fönnte, unb ba| eS
öon größter SQSid^tigfeit fei, einmal im ^ngefidöt
ber l^o^en Ferren beS &of eS, ber ®önner beS Sal»
oiniSmuS, bie IRid^tigfeit ber ©intoürfe gegen bie
fatl^olifd^e Seigre unb 3)iSciplin blofejulegen (Mar-
lot, Histoire de la ville de BeimsIV, 344, nouv.
ed. Reims 1846). ®enug! ®aS SRcIigionSgefpräd^
fanb ftatt (9. September biS 6. IRooember 1561 ;
f. b. Slrt. Disputation HI, 1850). ®er Sarbinal
oon fiot^ringen fprad^ in einer glönjenben SRebe
über baS Slnfel^en ber ftird^c unb über bie mefent-
lid^e ©egenmart im l^eüigen 3lItarSfacramente.
allein baS SRefuItat toar baS gett)5]^nlid^e, b. 1^.
feines ; beibe Sl^eile fd^ricbcn fid^ ben Sieg gu.
3)ie beiberfeitigen, ju ^bfaffung eineS interimifü«
fd^en ®laubenS{t)mboIS beputirten ^uSfd^üffe oer*
glid^en fid^ über eine boppelfmnige gformel, be-
treffenb baS beilige ^bcnbmal^l. ^ber biefe mürbe
alSbalb oon ber Sorbonne unb infolgebeffen oon
ben gu $oiff9 oerfammelten ^rölaten als fe^erifc^
oertt)orfen. %ad^ bem SSorgeben einiger Sd^rift«
fteller fott fie anfönglid^ fogar ber Sarbinal oon
Sotl^ringen mit unterfd(|rieben f)aUn. W>tx U)ie
tonnte baS oon einem fo entfd^iebenen SOtanne an«
genommen, loie mit feiner eben gel^altenen Äebe
über baS l^eilige ^benbmal^l oereinigt werben?
3m Sa^re 1562 oerfammelte ft^ auf »efel&l
^iuS' rv. toieber baS Soncil oon Orient, unb ber
^arbinal oon Sot^ringen begab fid^ alsbalb mit
ben franjöfifd^en Prälaten nad^ Snent, mo er am
13. 9ioocmber b. 3. eintraf. 5lm 23. IRooember
übergab er bem Koncil bie ^Briefe feines ÄönigS,
toonn biefer feine bemütfjige ßrgebenl^eit gegen
ben $apft erflörte. 93on nun an toax ber Starbt*
nal, melier gleid^ am Sage feiner Sinfül^rung in
baS ©oncil eine glänjenbe, oon aßen SSätem mit
Seifan begleitete SRebe gel^alten, eines ber l^eroor»
ragenbften 3JlitgUeber, neben ben fiegaten oieUeid^t
baS bebeutenbfte ber jf ird^enoerfammlung. Sein
warmer Cifer für bie ftird^e, feine bo^e Sntclli-
gen) unb feine eble ®ro|b^3i9^cit ftd^erten ibm
gro|en Sinjlu^ unb aQgemeine ^od^ad^tung. 2)iefe
lejtere ©igenf^aft jeigte fid^ im fd^önflen Sid^te,
als er in einer oon ben ber 23. Sijung oorauS-
gebenben Kongregationen fid^, ba er glaubte, be-
leidigt »orben ju fein, in ber ^ije leibenfd^aft-
lid^er Erregung ungiemlid^e SuSfö&e felbft gegen
ben $apft |atte gu Sd^ulben fommen laffen. Sei-
nen j^f)itt alsbalb toicber erfennenb, mad^te er
il^n nid^t blo^ burd^ frcimütl^igeS Sefenntnife, fon»
bem me^r nod^ burd^ feinen 6ifer fiir beS ^apfteS
Sl^re unb bie Sßoblf abrt ber fttrd^e in einer Sßeife
mieber gut, bofe ber ^apft nid^t genugfam feine
3ufrieben]^eit i|m glaubte bezeugen gu f önnen unb
171 Sotl^tingen, itaxl, Sarbtnal Don. 172
feine Segaten onmieS, überaQ in Uebereinftimmung er bolb naä) feiner ^ntl^ronifation l^terauf ^N^'
mit il^m gu l^anbeln. SSBäl^renb biefer legten ^e* lid^e Sonftitutionen, bie er nacJ^l^ auf einer S)i5«
riobe beS IribentinmnS toat er eS, ber am faifcr« cefanf^nobe 1548 »ieber })ubliciren Iie| (Marlot,
lid^en ^ofe in ännSbrud in Sad^en beS Soncifö Histoire de la ville , cite et universite de
unb ber Einigung ber d^ftlid^en gfürften tl^ötig Beims IV, 309; bie Sonftitutionen ibid., Piäces
toar (f. b. 2lrt. Srienter ©onciO. ©päter ging er justif. n. 69; Qallia christiana IX, 149). Um
nad^ 9lom, loo er Dom $a))fte mit ouSnel^menber biefelbe 3(it (1547) grünbete er in feiner SDletro«
3uDorfommen]^eit empfangen tt)urbe;tt)Qdnod^ Don pole eine Unioerfität mit Dier fjfacultäten, D^eOd,
ber frül^em ©pannung jurüdfgeblieben fein mod^te, um ben armen ©tubirenben ber ^roDinj il^
toid^ gou) ben Smpfinbungen gegenfeitiger ^od^' miffenfd^aftlid^e SluSbilbung }u erleid^tem, tl^eiS
ad^tung unb Siebe. S)er ^opft fd^rieb feinen Se- aud^, um gegen ben SalDini§mu§ ein neueS 9oI^
gaten, fie möd^ten fortan ben ßarbinal atö il^ren »erf jufd^affen (Marlot 1. c. IV, 319; ib., Pikees
SoQegen betrad^ten. 93or Men Derbiente getoil er justif. n. 70). $aul m. (im Januar 1547) unb
eS 5U fein, ©eine Semül^ungen, Sinigfeit unter ^einrid^ IL gaben bie Seftötigung mit äJerleil^ung
ben IBeratl^enben J^er^uflellen, loaren unauSgefe^t, ber geioö^nlid^en fßriDilegien. Sbenfo Dergd^lerte
unb ber etü)Iid^e befd^Ieunigte @d^Iu| ber S^nobe, ber Sarbinal um biefelbe 3^t ba§ Collage des
ber beim etmoigen Sobe be§ ^opfteS eine @u§' Bons Enfan8,tDo]^in 1546 bie @d^ulen ber iKrd^
))enfu)n auf unbeftimmte S^xi, DieQeid^t gön^Iid^e Don SleimS überfe^t morben toaren; e§ mürbe j[e^t
Stuf löfung brol^te, ift l^auptföd^Iid^ feinen energi* in eine naivere SSerbtnbung mit ber Unioerfitöt ge«
f d^en äJorfteÜungen ^u bauten, ^enn er ma^te brad(|t. SBie emftlid^ eS aber ber Sarbinal mit ber
geltenb, menn bis Snbe beS Sa^reS 1563 bog innem Sleform be§ SIeru§ meinte, bezeugt fein
Koncil nid^t gefd^Ioffen fei^ fo muffe er ber politi- perfönlid^eS Serl^ölhii^ ju feinem Kapitel^ bem
f d^en 97h|ftönbe in t^tanfreid^ l^alber }urüdf eieren, DieQeid^t, mie f o Dielen jener 3^it^ Don feinen gro|en
unb leidet fönnten bei längerer ^inauSf d^iebung Sleid^tpmem unb ^riDilegien ®efa^r brol^te. Sßie
beS @d^Iuff eS bie f o l^eilfamen 2)ecrete be§ SoncilS oft begab er fidd xAi^t, menn er gu SleimS meiUe,
in fjfranfreid^ gu fpdt fommen, menn nömlid^ ber in bie DoOe @i^ung ber ©lieber biefeS feines @tif«
^ftrefie bort auf il^rem SBege fortgufd^reiten ge« teS unb fd^uttete ba feine ^agen au§ über bie
linge. ©eine 9emü|ungen, mit benen ber fiegaten öu^erfte Sebröngnil, in ber fid^ bie ftird^e ® oQienS
Dereinigt, brongen burd^. 9m 4. S)ecember 1563 Je^t befinbe! SSBie bemeglid^ ermal^nte er fie nid^t
mar bie @d^luf fi^ung, bei meld^er ber &irbinal mit aller @orge bebad^t gu fein auf eine Stefor«
mit lauter, feierlid^er (Stimme bie gemöl^nlid^en mation ber Sitten unb auf bie Sl^re beS S)ienfteS
Scciamationen audbrad(|te. 93ielfad^e Unjufrieben* ©otteS, bamit fte al§ Seifpiel bienen fönnten bem
l^eit ftu|erte fid^ in fjfranfreid^ barüber, ba^ er ben ^olfe unb ben 3om ®otteS gu befönftigen bei«
9lamen feines eigenen, beSaSerd^riftlid^ften JfönigS, trügen, ber ba erzürnt fei über bie @ünben inner-
bei biefen Slcclamationen gar nid^t genannt. @r l^alb ber ftird^e ! 3n§befonbere f outen fte fleißig
aber entfd^ulbigte ftd^ bamit, er l^abe foId^eS unter* bem ^^ox anmol^nen, mit ^nbad^t bie göttlid^
foffen, um Stangftreitigfeiten )u Dermeiben, benn ^falmobie fingen unb aUeS Ungiemlid^e im ®e*
oud^ ber ft5nig Don Spanien |ötte bann genannt fang Dermeiben. 3uu)eilen Derlangte er, ba| baS
merben muffen, unb fd^merlid^ niöre biefer bamit Sapitel, um feinen guten SBiQen gur ^uSreutung
eiuDerftanben gemefen, erfl als ber 3)ritte genannt ber §ärefle ju bemeifen, fogleid^ über feine 3Jor-
}u merben. Um alfo neue 93enpirrung gu meiben^ fd^Iäge einen Sefd^Iu^ faffe unb il^m pr ®taä^*
i^abe er eine fpecieüe Srmöl^nung gang unterlaffen. migung Dorlege. ^u(| auf bie t^orberung !am et
WS Sifd^of Dermaltete t)er Sarbinal fein ^mt öfters gurüdC, ba^ bie 2)iaconen unb ©ubbiaconen
auf eine nid|t bIo| tabellofe, fonbem für bie ba« aÜe Sage im ^od^amt communiciren möd^ten.
mdige 3rit mirflid^ ejcmplanfd^e SQBeife. ©iefer ®ie| galt eben mieber ben ©tiftSl^erren, meld^ Ja
iflngfle Don aQen frangöfifd^en Sarbinölen, fagt btefen ^Itarbienft gu Derfel^en l^atten. SBie l^ätte
Stoide, befd^ömte bie anberen burd^ @eIbfU6e]^err« ber &irbinal bei aQebem feines 93oIfeS Dergeffen
fd^ung unb geiftlid^ eifrige t^ül^rung. ^unbe unb f önnen ! 9{ie ging er, menn aud^ in ben mid^tig-
gfaQen fal^ man nid^t in feinem ^aufe; aQe Saläre ften ©efd^öften, gu ^ofe, ol^ne einen benad^borten
)U Oftem sog er fidd in ein ftlofter }urüd(, um ftd^ Sifd^of gu proDifonf d^er Sfül^ntng feines ^mteS
grifUid^en Uebungen l^ingugeben. @r l^ielt barauf, aufgufteHen, unb fpäter f ogar^ ba er gu Orient bie
oa| bie ^arrer in ber ©iöcefe il^ren S)ienft Der- SRefibenj berS3ifd^öfe als juris divini Dertl^eibigt,
folgen; er felbflprebigtemmeilen; Don 3^it SU 3(it niemals ol^ne bie fd^riftlid^e SinmiHigung feiner
^ielt er S^noben mit feinen S)iöcefangeiftlid^en, ^roDingialbifd^öf e, meldte bie bringenbe 92ot]^men«
ttne mit feinen ©uffraganen. SlISSBemeiS feiner bigfeit ber Steife bezeugen mußten. 3n ber 3wifd^en«
pafbralen Sorgfalt ift inSbefonbere aud^ feine jeit aber, fo oft eS i^m feine politifd^en ®efd^öfte
wad^fame Sluffld^t über bie SDßal^I tüd^tiger ©eel« gcftatteten, !am er in feine bif d^öflid^e ©tabt gurüdf,
f orger anjufül^ren. ©a er bemerfte, mie gerabe um felbft nad^gufefjen. Oft l&ielt er l^ier — ge-
oer SKangel an eifrigen, mal^rl^aft berufenen §ir« möl^nlid^ gcfd^al^ eS nad^ einer befonberS auffeilen-
ten unb bie gfel^Ier ber angeftefften ^Jriefter ber enegenben, fo |äupg burd^ bie ©alDinifien Der«
^efie unter bem SSoIf e SSorfd^ub leifteten, erliefe übten ^rofanation einer ff ird^e, beS ^tterl^eiligften.
i:s
äot^ringen, jfarl, iiarbinal Don.
174
CBE JzBanjeS — vmt bei fcü^ üblt^en ^|«
lukifHMu, vd^ c( boxui IDO^I ctitd^ nad^ bcin
Häpkk be£ ^ And SorromöuS mit bloßen
psn fcykimg mb nit einer ergitifei^en 9iebe
fMfift. 9&4 fciMr SücSe^ Don Xrient ^ielt er
ill6a!b, m te CoanUarMd^läjfe in'd Seben ein«
f^aSfm^ nae ^ßcolriniialf^nobe (1564), 5U toel«
4a: te Sif^o^ Copttel, 9ebte unb bie onberen
tfifi^ifltrii ®liri)cr ber ^[kooin^ eingeloben mar*
boL &i4 bieSifd^fe ber neuen, burd^ $auIIV.
1559 gmünbettn unb oon 9teim§ lodgeriffenen
tponiiq Combcoi überging num ntd^t bei ber Son*
iocatum, ein beutßd^ SemeiS, ba| ber Sarbinol
li^t nrie iJ^ ber @e|d^id^tf(i^reiber be Sl^ou bor«
gODOcfcn, in bie @d^mdlerung ber alten ^rooinj
bei Metropolis Belgicae gemiQigt. SS mürben
im <Bon^ 19 @i|ungen gel^olten unb 22 9e-
f41üf{e gefaxt. 93a& barouf grünbete ber Sorbi«
noI ein X^idcefonfeminor, biefeS ftörffte, unerlö^-
li^e Sio^nient einer Steformotion ; er baute il^m
ein ^aa in ber 9tue Sarbaftre ^u SleimS unb
botitte c8 reid^lid^ burd^ Uebermeifung fird^Iid^er
^früaben (1571). 3)en SRimmen be§ 1^1. Sfran-
cücBl mar il^r fyiu^ in ber S)i5cefe Sangred nie«
beigetantnt; ber Sorbinal rief jie nad^ SteimS,
Bo er t^nen ein jflofler griinben l^alf (1572). @o
a^ tma er )ur ®runbung beS SoQeg§ oon fßont-
MRouffon oei, bad feine fjfamtlie [tiftete. 3m
Ipril 1572 1^ er mieber eine 2)iöcefanf9nobe
pi SbimS, tun bie 9J2a|regeIn in^S fieben ^u ful^«
n, btt er bei einer baS Sal^r }ut)or angeftellten
Sifüatifni ber Pfarreien in ber Sl^ampagne für
lot^BKiihig crbmnt ^e. 9ud^ für baS leiblid^e
Bo^ ftincr S)i5cefanen mar er öu^erft beforgt.
60 htfadfit er baS @))ital oon StetmS perfönlid^
Bit fenem Capitel mib forgte bafür, ba| eS neue
pKdmfifttge Statuten erhielt, ba| ber SleruS, toie
er aadf feibß t^, regelmalige Seiträge bal^in }ur
ber armen jiranfen leiftete, unb ba|
93^iUdi ein bequemerer $Iak angemiefen
^ernterlielnid^td/ gefielt Stanfe (gfran-
|bB^ 9nd^ I, 200) SU feinem Sobe^ ^umS ein
ps^ f^tSM 4nn fami, um ftd(| in feiner 9teft-
bo) ca joangäagfid^ 9lnben!en }u ftiften. Uu'
' * ^ er auSgetrodnet unb in ®är«
Denoonbelt; in feinem gforfte 5U
Sri er ^d|f plagen, ba§ }u ben Sauten
' tüatoL }oltte; man l^t auf i^n ba9
angaoaM, tr ^obe eine Stobt oon
e mormome }urü(!fgelaf[en.''
«V'ft^ (Entmürfen nmrbe er 1572
»0 ^ßiud Y. gegorben mar.
idfofü &xtQpi XTTT. gemS^It
ber Sorbinal bereits brei $a)^'
imli^ benjenigen, and meU
^Oai UL, KarotQ IL nnb $anl IV. ^-
Baec Sejftgenonnter ^ßa|>fi f^atlbt
bmMüfot in Som 1555 ben
BBtDSy ben f^on feü alter
SccujESE. ober 0^ bie bamit oer*
y^^'^ be*iätict nnb (Diä^ bie
entfpred^be 3uri2biction in oausis beneüciali*
bus et matrimonialiboe, iebo4) nur für feine
SebenSjeit beigegeben. HW ber Ä6nig jur *u4«
rü{famg feined }um ffönig oon $olen enoäblttn
©ruber« ^einrid^, C^trjog« oon «niou. unb )um
Smed ber Belagerung oon Siod^Qe Subflbien 00m
eieruS oerlangt batte, }^\t\i ber Sarbinal in ber
Assemblee du Clerge eine Kebe an ben Jtönig*
bei meld^er er, oon ber esaltirten Stimmung l^in«
geriffen, meldte fid^ bamald ber (Seifter aUer ^)!tar-
teieu bcmöd^tigt, leiber aud^ ber libartbolomäul«
nad^t in apologetifd^em Sinne geboc^te. 3m 3a^te
barauf ßarb ffarl IX. S)er Sarbiual rellte bem
neuen, aud Stolen gurüdfel^renbeu ftönig ßeln«
rid^ in. bis Sqou entgegen ; auf bem Stümoege
ftarb er ju ^oignon (26. ^cemoer 1574).
Unftreitig mar ffarl ein 9)lann oon ben größten
®aben. Sein über bad ©emöl^nlld^e ergobener
Ser{lanb, oerbunben mit großer SRebegabe, mußten
ii^m überaQ &influ| unb meift flbermtegenbeS ®e«
mid^t ftd^em. Sr mar ein aßann oon imponlren*
bem 9leu|em, eine ^ol^e ©eftalt; über Vtlen er«
fd^ien feine breite, l^ol^e, inteuigente Stirn. VOel
l^ing an feinem SOtunbe, menn er fpra^ : oerftänb«
lid^ unb anmutl^ig fIo| il^m bie SRebe ; ein nie fel^«
lenbeS ®ebäd^tnil| unterftü^te il^n. Selbft bU
Saloiniften mußten feine l^eroorragenben ßigen«
fd^aften anerfennen; aber bie fittlid^en SBemeg«
grünbe, bie il^n leiteten, lonnten jie, ba er oor
^Oem il^nen im Sßeg ftanb, nid(|t fd^marj genug
fd^ilbem unb oerbäd^tigen. Sßol^I moAte ber Sor-
get) über (Sebül^r t^eil an feinen ^anblungen
laben, ebenfo baS 3ntereffe für feine Familie.
Sber mo ift eine religiöfe IBemeaung in iener 3ttt
anzutreffen, in meldte fidd nidbt f old^e meniger lau«
tere SRotioe mifd^en? Unb für il^n lag bie (8e-
fa^r, aa}u einfeitig fein Sfamilienintereffe }u oer«
folgen, um f 0 nöl^er, alS offenbar mit bem 93eftanbe
unb bem Sinf(u| beS ^aufeS ®uije ber Seftanb
ber (atl^olifd^en ftird^ in gfrantreidp felbft )ufam«
menl^ng. 9htr bie $arteikibenfd^ft ronnte fogen,
ba| il^m bie Keligion 9lebenfad9e gemefen. SoU^
IBerbad^tigungen miberlegt auf'9 Unmiberfpred^«
Itd^fie fein begeifterteS SBirlen für bie 9lef orm, fein
ptx\Mxä^ malten als ^irte, fein gan)ei Sieben
unb Zf^uxL Sin SRürd^ ift, ba| er bem &er)og
oon SBfirtemberg bie 9nna|^ ber Vugiburger
^onfeffion oorgefd^Iagen. Sr mar oDerbingl in
Sooeme beim ^etjog (15. Februar 1561), ober
nur, van biefen oon einer Igrilfeleifiung ju (fünften
ber ^genotten a^nbringen. SBol^I moäfU er bm
Unterfd^ be9 beiberfettigen Sefen^ttiffel m*
ben relatioen Sorjug ber %uglfotrget <E<mfeffiM^
feinen relatio mel^ pofitioen $nl^ bedwry^Jtol
baben. Sine erft Spfttcren anfl4>gHy f iB rttM|
enb(i(^ lägt i^ bei ber gart»>toiilhÜiM» fe'
tbeili^^ fein ; er mar aber bamoM te Sml 9Mi
ift not^utragen, bog ber doMmi Mt bie H^
fübrung ber Snonifitimi^ fo ttk fk teSti« psj^
ntftrt mar, in gfranjfrei^ beiriiles Mile; ifa; üi^
^[knlament mar bagegoL i9ffi, Itmmm Hy
175
Sotterie — Sourbe«.
176
Btoriarum sui temporis lib. 3 sqq.; Auvigny,
Vies des hommes illustres de France, IV;
Marlot, Histoire de la Tille, cite et univer-
site de Beims, IV, nouv. edit. Beims 1846 ;
Eloges de quelques auteurs fran9ai8 [par Joly,
Michault etc.], Dijon 1742. Se|tere§ äBet! tnU
fßlt eine Sifte feiner Sßerfe ; qI§ fold^e bemerfen
mir: Harangues au colloque de Poissy et au
concile de ^ente ; Lettres ; Sermons ; Com-
mentar. de regno Henrici 11., fpdter Don $a§s
cal l^erouSgegeben.) [fferfer.]
SotUüt^ f. ©fiele.
jimtbeSf berill^mter SnoriemDolIfal^rtSort in
ber ®Qdcogne, 2)e))artement ber ^od^p^renäen.
3)a§ alte ©täbtd^en SourbeS liegt am iSu^t einer
IBergfeftung, loeld^e e^emoIS ben @d^lüf[el }u ben
SQrenäen bilbete unb ber @oge nod^ fc^on k)on
Roxi bem ©ro^en ben Soracenen infolge einer
iEBunbererfd^einung abgenommen »urbe. Sergfel«
fenfegel, auf »eld^em baS @(i^Io| tl^ront toirb auf
feiner ber Stobt abgefeierten @eite Don einem Serg«
OKiffer, bem ®aDe, befpält, ber l^ier fünfUid) in
}tt)ei 9rme getl^Ut ift unb eine langgeftredte
SBiefeninfel, Ile du Ch&let, umfd^Iielt. Jhtrg
e^e bie beiben SQBafferarme fid^ ttneber Dereinen,
fteigt am Ufer eine f d^roffe gfelStoanb empor, meldte
Don brei ungleid^ großen ^öl^Ien burd^brod^en ift.
Z)ie unterfte gr5|te trotte, tttoa 4 m l^od^ unb
10—15 m tief unb breit, l^ei^ im SioßSmunbe bie
(Strotte Don ÜRaffabieOe (b. |. alte pfeifen) ; aber
il^ }eigt fid^ eine ^meite ©rotte in oDaler fjform
Don ber ^öl^e unbSreite eineS gefödl^nndeen fjfen>
fterS: in Der Xiefe Don 2 m fenft jid^ Don il^r auS
ein ^ang in bie untere ©rotte, ein smeiter [teigt
aufmörts unb bilbet eine britte ©rotte, »eld^e bie
)meite in aQen il^ren Xl^eilen trleud^tet. ^iefe§
©rottenfQfiem Don aRaffabieOe bilbete im 3. 1858
ben ©d^aupfol einer munberbaren Srfd^einung.
Semabette @oubirou§, bie 14j[a]enge Sod^ter eines
gänglid^ DerarmtenüRüHerS, mar am 11. tjfebruar
biefeS »al^red befd^aftigt, auf ber Snfel Don (Sf)&Ui
angetriebenes ^ol) gu lefen, unb moHte eben ben
feid^ten Sßafferarm burd^fd^reiten, aß fie ein 9tau*
f d^en, mie baS eines ftarlim iEBinbeS, l^örte ; ba bie
^[kippeln bem ®Q!iDt entlang unberül^rt baDon blie«
ben, fd^aute fie erfkunt empor unb erblidfte mit
einem ^ale in ber }tt)eiten ber genannten ©rotten
eine fjfrauengeftalt Don unbefd^reiblid^er Sd^ön«
l^eit in glön^enbem Sid^te. 2)ie ®t\ialt trug ein
meines, fattenreid^eS ©emanb, baS nur bie 9u§«
fpi^en frei lie^, auf meldten golbene Stofen lagen;
um bie Qfifte fd^Iang fid^ ein l^immelblauer @ür-
tel, Dom ^auptt l^erab toaSte ein meiner ©d^leier,
ber bie @d(|uUem unb bie Oberarme umpQte unb
rüdhoörtS bis auf ben @aum beS JlleibeS l^erab»
fiel ; in ben gum ©ebete gefatteten Rauben l^ielt
fte einen Stofenfrang, bcffen »eifee Äömer an gol«
bener ©d^nur burd^ il^re Qfinger glitten. Sema»
bette erariff in fjurd^t unb ©emegung il^ren eige-
nen Slofenfranj unb tttttt benfelben, immer in bie
Setrad^tung ber Srfd^einung Derfunfcn, bis beim
legten ,M^t fei bem SSater'' baS Sid^tbilb Dei-
fd^manb. WS Semabette am folgenben ©omttage
mieber an bie ©teOe lam, gef d^l^ baS ©leid^. 3>a
fte in il^rer Sinfalt gu Qaufe Don ber ßrfd^einung
ergöl^Ite, Derbreitete ftd^ baS ©eräd^t Don berfdben,
unb als Semabette am 2)onnerStage bie ©rotte
neuerbingS befud^te, folgten i^r mehrere ^taum ;
biefe ermunterten fie, bie ßrfd^einung gu befragen,
mer fie fei unb iDe^l^atb fte l^ierl^r bmme. S>te
^^fd^öne Same^ befahl je^t bem ÜRöbii^, mft^
renb 14 Sagen tägli(| }u fommen, unb Derfprad^
il^r als So)^: „^^ gelobe bir, bid^ glfiddid^ }it
mad^en, nid^t in biefer SBelt, aber im SenfeitS."'
Stuf bie toeitere t^rage, ob aud^ Rubere fommen
bürften, erl^ielt Semabette bie 9ntmort: ^3d^
münfd^e l^ier Diele Seute ju feigen.'' 3^t muc^
bie aJlenge Don anbäd^tigen, aud^ neugierigen ißer«
fönen, meldte töglid^ an bie ©rotte famen, auf
^unberte utib Saufenbe. 2)ief elben erblidften nid^tS
Don ber Srfd^einung, fallen aber Semabette toie
in Sfftafe. S)ie iBruberld^aft ber ©teinme|e bal^nte
gmifd^en bem pfeifen unb bem ©aoe einen 99kg
für bie Sefud^er, unb ber ^la^ tourbe Xag unb
yiai^i umlagert. S)ie Srfddeinnngen bauerten fort
Semabette erl^ielt au|er brei für fte aDein beftimm«
ten 9Ritt|^eiIungen ben Sefel^I, ben ^riefiem }u
fagen, l^ier foQe eine JKrd^e gebattt merben, nnb
bie Seute f oQen in ^roceffton l^ierl^er fommen. SIS
ber OrtSpfaner fßeQramale, meld^er ftd^ forgf<ig
}urüd!ge^atten ^atte, biefen Sluftrag auS bem
SRunbe beS SRäbd^enS Dentalem, oerlangte er ein
äußeres 3^^^^ für bie SBal^rl^eit beSfelben. 3e|t
forberte bie @rfd)einung perft gum ©ebete für bie
©ünber uttb gur 18u^e auf, befal^I bann aber in
einer neuen Offenbarung am 25. gfebruar, ba|
Sernobette in oer ©rotte auS ber OueQe trinfht
unb mit bem SOßaffer ftd^ mafd^en folle. 3)a feine
OueOe Dorl^nben mar, Derftanb Semabette ben
Sefel^I nid^t; als fte aber enblid^ mit ben Rin-
gern ben trodCenen Soben aufmül)Ite, begann
SBa^er auS bem ^orpbi^rfelfen }u quellen, }uerf!
in bünnem ©tral^Ie, fpöter (o möd^tig, ba| enb«
lid^ töglid^ 122 400 Siter flofjen. Som ©ebraud^
biefeS SBofferS mürben alsbalb fünf ffranfe ge*
l^eilt. 3e^t mud^S ber 3ubrang beS SBoIfeS fo an,
bafe am 4. ÜRärg 20 000 2Renfd^ in tieffier
Snbad^t unb grö|ter Orbnung bie SBunberfteDe
bcfud^ten. 3loq l^atte bie 6rfd|cinung il^ren Fla-
men nid^t genannt, bis fie enblid^ am 25. aRörg
auf bie breimalige Sitte Scmabette'S bie SDSotte
fprad^: „3d6 bin bie unbefledKe gmpfängnil."
99}it ben SBunbem, bie burd^ baS SBaffer am Orte
felbft unb in ber gerne gefd^al^en, Derbanben fld^
gal^Ireid^e Sefcl^rungcn. äBie nod^ nie, mürben in
biefer Ofterjeit bie SBeid^tftül^Ie Don gerfnirfd^ten
©ünbem belagert, ungered^teS ©ut mürbe jurütf-
gegeben, mannigfad^eS Slergcmife gefül^nt. S)ie
Scmcgung ergriff immer meitere flhreife, bis bie
SRegierung einfd^ritt. Svitx\i fud^te man 93ema«
bette eines Betruges gu begid^tigen, unb als fid^
l^ierf ür burd^auS fein ^emeiS erbringen Iie|, mollte
177
Souöign^ — SubcntiuS, bet 1^1.
178
ttte Qkfi^te aud ®eifte8{Urungen erflören.
Sea tmbcr^mid^ bie ganje Srfd^einungSform
her Sfßofen. (Enblid^ nmrbe ber Sugang }ur
flcotte Darboten, die SSkt^efd^enfe unb Opfer-
^fikn, toeI4e bie (Beeilten bafelBji niebergelegt
Ißttoi, entfernt nnb ber gon^e $Iq^ mit einem
jnme abgef^Ioffen nnb ))0li3eili(^ bemad^t. 9lun
kttka bie SSSaSfol^rer auf ber oegenüberliegenben
8ieft ber Snfel Don &^&Ut einfiugretd^e $er-
foan nxtnbten fid^ ingnnfd^en an jtoifer ^lopo«
km UL, ber olk SSer^inberungen oufl^ob. ^m
16. dnni ^atte Semobette bie 18. unb le^te Sr-
Mehnnig. 9hm nxir bie 3^tt gebmmen, in mU
6er bie geifUic^ Sel^5rbe ouS il^rer SunidEgesogen«
tot tenwitreteu md) bie cononif d^e Unterf ud^ung
bcgbcneii bmnte. Sifcl^of Smtrence Don SorbeS
\^ am 28. 3uß 1858 eine eommi{)u)n ein.
Bd^e cmS X^Iogen. Sergten unb 9iQturf orf d^em
§MSttt nmrbe, um bie Srfd^tnungen \otDoi)\ als
bie ftranfon^Iungen forgfältig ju prüfen. S)ie
4emif(l^ Unterfuc^ung beS SBafferd burd^ $ro-
fcffor 9Uioi in Xoulouf^ ^om 7. Sluguft 1858
czgab, bas bie Onelle gang einfad^S, gemöl^nlid^eS
ZrioftiKiffer biete, unb bie burd^ fte ei^ielten auger*
0ibentIiii^ SBirfungen nid^t auf natürßd^e äßeife
PL erBoren feien. Sie Sr^ä^Iungen Semabette'S
emriefen ftd^ burc^ouS ald glotxbmürbig, ba§ ))U|-
^i f^eniorbred^ ber Oudle al8 munberbor, unb
^ gro^ SoifjH oon ftronfenl^ilungen, bie in gan}
Mr^SDetfelten ^öflenaugenblitflid^ auf Den ®ebraud^
bcfi SSoffctS eintraten unb anl^ielten, als offenbare
Snnber. 9ta(^bem bie Commiffion il^e Unter*
ju^ung beenbet ^tte, fprad^ fi(^ ber Sifd^of in
äum ^Hirtenbriefe iwm 18. 3anuar 1862 für ben
äcmatüxlid^ Cl^rafter ber Srfd^einung auS,
fßatutt ben Cult U. 8. gf. oon SourbeS unb er«
lonbte ben Sau einer ftir^e auf bem pfeifen bon
DtoffabieOe. S)nr(^ bie reid^Iid^en Opfergaben ber
(Hätbigen ttmrbe auf ber @pi^e beS fJfelfenS ber
SoB einer prod^tboOeniKrd^e im uebergangSftileer«
Bögli^t. Sie etmoei^g gefd^al^ am 2. 3uli 1876
to4 Srjbtfd^of (Suibert bon ^riS; fßiuS IX.
Mriieb biml^ SrcDe Dorn 30. fOlax 1876 ber ffird^e
bcB Slang einer Sofüüa (f. b. 9lrt. U, 20). 93on
bcrSaftlifa liü^tn fid^ breite SBege gur ©rotte
tinob. bie in \!fyctt nrfpriinglid^en (Seftalt erl^alten
Web. 3ii ber ^bl^Ie, »o bie allerfeligjte 3ung-
fnn erfd^ien, \\t eine am 4. 9pril 1864 gemeinte
Statue aiiS carrarif d^ SRarmor auf gefteQt, meldte
Mb^oner gfabifd^ in S^on nad^ ben Angaben
Senmbette'd gefertigt fyit Sin jierlid^eS Sifen»
gittcr trennt bie ®rotte oon bem großen $Ia^e,
ber bnnl^ 3uifiA)röngen beS ®abe für bie ^ilger
fCDonncn nmrbe. 2)ie SBunberqueQe fliegt in ein
kngcC Sofftn unb airb bon ba in mehrere Sabe«
Väaiä^ geleitet, in meldten bie ftranfen Teilung
Men nnb ftnben. 3)er 3ubrang ber Pilger über«
tUgt alle 9»efd^reibung. 3m 3. 1877 göpe man
250000 ^ger; in einem einjigen SRonate
ae. «ngufi bis 15. September) beS Sal^reS 1879
32 $ügaq)flge bis }u }e 10 000 iperfonen;
im 3. 1889 trafen 130 grofee ^ilgersüge mü
120 000 pilgern jum Sl^eil auS »eiter gerne ein.
3n ber Sapfa l^ängen mcl^r aI8 500 f oftbar ge»
ftidte Salinen, bie afö SSBeil^egefd^enfe auS auen
Xf^txUn ber fflelt gebrod^t »urben; bie Sa-^I ber
golbenen unb ftibenten 2)an!eSgaben mag mol^l
10 000 eneid^en. ©ie ©eforgung ber SBattfa^rt
mürbe ben aKijfionSprleftem bon ®araif on anoer-
traut, bie ie|t ben 2:itel ber Immaculata Con-
ceptio t)on SourbeS füllten. Seo XTIT. gab bem
©uperior berfelben burdji SSrebe bom 14. gfebruar
1885 bie SSoQmaddt, ben pilgern ben päpftli^en
Segen ju crtl^eilen. 3)ie ßrjbruberfd^aft U. S. fjf.,
bie fid^ bilbete, ift mit jal^Ireid^en abläjfen begna-
bigt. 9tad^bem Semabette @oubirou§ il^re SRiffton
erfäQt l^atte, trat fie afö barml^erjige Sd^mefter
mit bem 5Ramen aWaric-Scmarb in baS ftlofter
5u 92eoerS unb ftarb bafelbft nad^ bieten förper«
lid^en Seiben, bie flc mit großer fjfreubigfeit trug,
am 16. %pril 1879. (9$gl. Bascle de Lagr^ze,
Chronique de laville etduch&teau deLourdes,
Paris 1845. 1866; Le möme, Le chäteau de
Lourdes et la grotte de rapparition, 3® 6d.
1875 ; Henry Lasserre , N. D. de Lourdes,
1869, beutfd^ öon 9R. C^offmann, 6. Aufl. Sfret»
bürg 1891 [auf biefem SBerfe, beffen SSerfaffer
felbft burd^ SourbeSmaffer gel^eilt mürbe, berul^en
f oft alle übrigen sal^IIojen (Sd^ften über SourbeS] ;
als ^meiter IBanb folgte 1870 Les Ouerisons
miraculeuses de N. D. de Lourdes, beutfd^
^IJlain) 1884 ; Les Annales de N. D. de Lourdes
par les PP. Missionnaires de rimmaculee Con-
ception, biS je^t 24 Sol^rgönge, beutfd^ al§ Sd^o
ber annalen, feit 1881 ju ®onautt)ört| ; §enfe,
fiourbeS u. f. SBunber, 2. Sufl. $aberborn 1880 ;
% @d^ott, 2)ie SBunber bon Sourbed, 6. Slufl.
@tüttg. 1890; }u mel^r aScetifd^en 3toecfen bienen
E. Boyer, N. D. de Lourdes ou reflezions sym-
boliques et morales sur les apparitions de la
StcVierge, 1869; R. P. Marie-Antoine, Le Lis
immacule ou Manuel du pMerin de Lourdes,
1874; aW. 2Mefd)lcr S. J., DJoöene ju U. S. grau
0. SourbeS, 6. Sufl. Sfrcib. 1886; §ofeIe, Sourbe««
93ud^, Seutfird^ 1887 u. f. f.) [Streber.]
c^ntiign^, f. 9emidre§.
<^edfln$, ber f^l, ©laubenSbote beg
4. äal^rl^unbertS an ber untern SJlofel unb ber
fial^n, mürbe als Jhtabe oon bem l^eiligen 93ifd^of
aWartinuS (bon ÜRainj) bem gefeierten Sifd^of
aJlai^minuS bon Irier jur Untermeifung in ben
SQSijfcnfd^aften übergeben unb trat bort in bie
berül^mte Sd^ule ein, au§ meld^er f d^on bie 1^0. $au«
linuS, DuiriacuS unb gaftor l^eroorgegangcn
maren. 9lad^ SSoHenbung feiner SluSbilbung mürbe
SubentiuS ^um ^riefter gemeil^t unb erl^ielt baS
j 3)orf Kubrunum (gobem) an ber untern SKofel
I unb beffen Umgegenb als SD8irfung§(rei§. ^ier
; fowie am SRl^ein unb an ber Sal^n ocrtünbete er
nun bis über bie ©renken beS römifd^en 9teid^eS
mit großem ßrfolge baS ßoangelium. IRad^ bem
Sobe beS % 5Waximin (349) fteKte il^n beffen
179 Subit:
Slai^folger, bcr ^I. $aultnuS, an bie @pi|e einet
©efünb^^aft, .mtl^e bie lufgoBt ^Qtte, ben 2ei&
beä ötitiflen üu8 Slquilonien, roo biejer fein Sefctn
bcenbigt fialte, in feine SBiJd&ofSftabt jurütlju-
bringen. <SS gelang biefeS etft naät Uebennin-
bung Dielet ©^wietigFeiten , ia bie Slquitanirr
fi^ Don bem ^o^Dcre^itcn @^atie bur(f|au3 nid)t
trennen noQttn. Sdido^I auf bem StüdiDcge nai)
%ntr, als befonberl an bem @t:abe in ber na^
i^m benannten ÜIIaEtminFti^e Dti^enlid^te @Dtt
tiefen ^eiligen but^ jo^liei^t SBunbei. Suben-
tiuS le^ bann in feint SRiffion jurüd unb ftarb
in bec itoeittR Ibaifie bcS 4. Sa^r^unbcrtS am
6. ^bniat gu Sobern eineS glüdfeligen Xobee.
91m 13. Octobei muibe fein Seicduom nacti SÜel-
firc^en, bem ÜJHttelnuntte feinet aKiffirmet^ätig-
[eit, in bem Sanbe bet 3)iattialet übetttagen.
S)ort, am ©i^ b(3 etften ^ti^ibiaconi nadti bem
beS ^1. $etnt§ gu £ner, mecben nod| ^cute bie
Stcliquien beS ^I. SubtntiuS betna^tt unb Detel|tt.
Sog Slt^tbiacDnat beS ^l. SubenHuS in S^iet-
fit^tn umfa|te bis gm Stefoimation ben grbgten
%J^Ü btt Sn^ftcS 3;riei auf bet testen St^eiu'
feite mit ben fe^S Sanbcapittln ffiietlitc^en, ÜBeS'
ior, ffitbttft, Gunoftein-engetS, ÜBatienfelS unb
Jie^get, Söon allen biefen roaten tiaii) bei iRefot-
motion nur noi^ bie 8anbca;>ittl S)ittftt4en unb
Suno^tn'ßngetS übtig. ^ud) tu &]bem ift baS
Stnbenicn an feinen etften ©laubenöboten ftete ba-
bur^.Iebenbig geblieben, ba| Dan ben älteften
Seiten lEiet bte bortigt ^fatrüti^e ben ^I. Suben-
tiuS gum Sßattone fyxüt unb einen ^til feiner
Steliquien als toßbarften @4a| bcno^rte.
2)er Ouellen, auB Ueli^n baS Seben bei bn-
ligen }u f^fi^if en i^, finb Oome^mli^ biet a. Sie
Vita B. Maximini per Anonymum Sanmaxi-
minianensem saeculo VIII. scripta. 3)iefelbe
ift in ben AA. 88. BoU. jum 29. ajloi übgebtudt.
b. Sie Uebetorbeitung biefet Vita butc^ SSifc^of
&ii))u§ Don S^alonS au3 bem ^cüftt 839, alfo,
bü fene untet ffBnig Sßipin (747—768) Derfafjt
ifi, gegen 100 3a^re fpätet gefc^rieben. ©ie finbet
ji^ abgebmctt bei 8. ©uriuS jum 29. TOd. ©at^-
(i(^ flimmen beibe miteinonbtr gunj überein, aud|
in ben 9na[^oniSmen unb fabelhaften SuS-
f(l)mü^ngen i^er iBeri[f)te. ^u lefiteten gS^Ien
bie ^oüanbiflen mit Stecht ben angebli^en from-
men Settug, toeli^ fit^ bte 2:rieter @ejanblfc^afi
in aquitanien auf Sieifung eines €ngelS erlaubt
baben foQ, um fii^ in ben iBefi|) Dan OnapminS
Seilern ju fe|en. c. Sie Vita beS f|I. Suben-
tiuS (AA. 88. gum 13. Dctober), tun einem
SpreSbptet beS SDietfitc^ener ©lifteS fpäter als bie
beiben Dotfle^enben Deifagt, toie baiauS bm>oi'
ge^t, bog fie bie ^na^ioniSmen unb fabeT(iaften
gtjä^Iungen betfelben nit^t nur n>ieber!)oIt, fon-
bemnot^umeinSSebeulenbeSüetme^tt. SÜBöbrenb
a. unb b. nui oon einem l^L 3RattinuS übet^au4)t
reben, meldet ben ^eiligen bem :^1. 3Ro£imin in
bie fie^re gegeben ifcAt, begeit^et c. biefen 5JIar-
tinuS nai^r alS ben ^eiligen ^Biff^of uon XouiS.
litcfi 180
X)iefet trug aber beim £obe SRaEtmittS no^ ben
rSmif^en Sßaffenrod unb mar felb^ nid^t einmal
getauft, tonnte alfo au^ ni^t ben SubentiuS al§
feinen filiue apiritualis bem ^L SHaEimin gu-
führen. Sßit benfen un§ befe^afb nad^ bem 9Jo^
gange Don EBromer (Ann. I, 233) unter biefem
ÜRartinuS ben gleid^gettigcn iSifi^of Don Snottt}
biefeS ÜUamenS. Ser Vita c. ift bann bie Sqffl^
lung Don ber lounbeibaien Translation beifiei^e
be9 !|I. SubentiuS Don Sobem nai) Sietfin^
eigentl)ümlic^. 2)a§ auc^ in onbeten Segenben
ü^et Dottommenbe SBunbet foK barin beftanben
Saben, bag bie Seiche bei ^I. SubentiuS, in eines
'a^n D^ne Shibet unb ©egel gelegt, bte ^Rofel
^inab. unb ben 3it)cin unb bie 2ai)n hinaufgetrieben
fei unb etjl bei Sictlirdjcn §Qlt gemalt iait,
jum Seichen, boB ber ^ifilige bier feine 9f ubeftätte
baben maHe. ©afe bcr aScrfaffec flier ferne Kb«
^afte Sß^antafie lualien Iie&, biitflemo^If^onaufl
folgenbet SteEe beS SReifeberii^teS mit ©ic^er^
entnommen nerben: „S^ie 3ßeIIen bei ^^luffcS
ftaunten über bie ungemo^ntc ^^rt beS ©(j^iff-
leinS, Serge unb ^ügel mit ben ^Bäumen btr
SBälbet mieber^alllen Dom Sobe eines fo großen
SßQtroneS, bie X^iat beS 3BaIbeS fptangen on-
geft<^lS biefeS ^eiligen ftö^Iid^ um^et, tet^Itd^
Poffen bie Oueßenbätbe bem gfa^tgeug entgegen,
unb bie ^i\ä)t felbft, unbefotgt um eiueS tSferalM
5ie|e, fütjtlen oor bem ©t^ifflrin i^re fröbli^oi
Steigen auf. SBaS foll ic^ enblid^ Don ben Sob>
gefangen ber 5}ögel fagenl" u. f. m. §ier f))ii(^t
offenbar ber ^ii^ter unbntd^t ber @efit|id)tf(^reibec.
©Reiben mir aber biefc unb ä^nli^e fabel^
flingenben Sl^eile ber Segenbe auB, fo bleibt immer
nod^ ein gefunber fiiftorifd^et ffem übrig. ©tIBfl
bie negatioe Jhittt StettbergS (ffird^gef^i4t<
Seutf^lanbS 1, 187 u. 404) unb ^autfS (ffirc^tn'
gcfdi. S(Utfc()Ianbl I, 45) nagen eS ni<$t, ble^
enlf(%ieben in 9lbtebe gu fieden, mäbtenb ^Ari4
(ffii^engefcti, SeutfcblanbS I, 235) bie begügli^
Stabition im äQgemeinen anettennt, „6uie bem
bl. SDiariminnS jugefc^riebene 3:bätigleit: bit
9)MffioR untet bem SanbDolIe bet na^en Umgebung
(IrierS), bürfen mit nicftt unettoäbnt laffen. 3)it
tßetbältniffe genau eiwogen, fo fcbeint biefe %m*
bition gonj unb gat nti^t unmabric^ftnl'^- Inet
^Qile untet ibm einen tbrifflic&en ß^araftet ange-
nommen; maS befe^tungSfätiig mar, ^atte fii!^ gtn
c^ri|lliii^en Steligion belonni, fo bag 3!riei gu«
nü^ftfeinXRijfion^gebiet me^tmat. €benfo Ratten
bie benai^barten bebeutenberen ©tiibte ft^on i^rt
I Sifi^äfe ; mo^in anberS alS gum SanbooRt foDtm
bie eifrigen $riefter ^Dla^iminS baS &}angeliunt
tragen? 91o^ »erben utiS bie Olamen feiner HHiJ-
fionare genannt: ber ^I. ^auIinuS, fein Slaq*
folger, bie bl^. Saßor, SubentiuS unb Qui>
riacuS." [be Sorengi.)
^MtieaUcti (Lubieniecius), ©taniSlauS,
rin |}oInifd|er ^ntitrinitariec, nuib auB einer obt*
ligen Samilie im % 1623 ben 23. augufl ^
StaloD (nii^t gu Aratau), bem @i^ btr polni'
181
Suca.
182
\ifa Snfürniitarier, im Gebiete k)on ßrafau ge»
ton. 3n feiner Sugenb befud^te er baS ©pm«
njaan fnner Skxterftabt Qpaizt fci^icfte il^n fein
9cia C^riftopl^ Subieniecfi^ meld^er ^rebtger in
Mm toax, für |ti>ei 3a^re nad^ £]^om, tt)o er
P4 in ber beutfd^ @prad^e üerDoQfommnen
folltr. ^ier toaxb er mit Sonod @d^Iid(|ting unb
Viatia 9hior, ben belannten ^ntitrinitariem^
id^e p4 tt'egen bed GoUoquimn charitatiyiim
tot aufhielten ^ befreunbet. S)iefed SoUoquium
Mibe berufen, um bie ^bgefaUenen mit ben fio*
liolifn mieber gu tiereinigen, etreid^te aber ebenfo
itnig biefen So^td, al3 bie ütelen anberen ah»
fßßma SoQoquia. Subieniecfi mar bei bem
|i£^m @€^riftfü]^rer Don Seiten ber @oci'
lianri. ^rouf ging er ald ^ofmeifter be§ jungen
Mat Shempr^cg nac^ granfreidd unb ^oUanb.
Ǥ ober 1648 fein 9)aterftarb^ !e|rte Subieniecfi
vltba nad^ $oIen gurüd unb Derl^eiratete ftd^ mit
te Zoster Don ^ßaul Sr^eSü 3egota, melier auS
caen 2nt^eraner ein eifriger Unitarier getoorben
ML 3n bemfetben Sa^re morb er bem fßrebiger
tiSttbliafa, 3o^anned@iad^ott)§fi, ^umSioabiutor
ftgta. 9Hd^t lange nad^^er übertrug il^m bie
ailiiiittiUuifd^ @9nobe }u @!gar!om baS Slmt
öni $itbiger§ in biefer @tat>t SBöl^renb be§
fM»j(^ Jfrieged begab fui^ Subieniecfi ebenfo
IS bk meiflen ^roteftonten unter ben @d^u| beS
CöngS Don @d^tti«ben unb fam mit il^m nadd
MtoL ^ier f 4^rie6 er ben Srief, meld^er bem
Comtentace beS 3ona3 ©d^lid^ting gum @Dan«
fte So^ned tiorgebrudt ift^ unb fud(|te für
ine €ecte mbglid^ft ^u mirfen. %I§ aber ffrafau
1657 Mm ben ^olen toieber eingenommen mürbe,
Wgte Suliteniedi mit anberen @oänianem ber
«M)if(^ Gomif on unb begab \\ä) jum jf önige
Ml €d^iDd>en, vm U^n bringenb p bitten, er
■ige bod^ beim Sftieben3fd^!u| mit $oIen bal^in
mäoL, ba^ für oOe Unitarier Smneftie au§be*
bogen tDaä>e. @o fam Subieniecfi nad^ Stettin
ob traf am 7. October 1657 in SBoIgaft nn.
fi Morb Dom Könige Don Sd^meben unb beffen
KiiPKm red^t gnobig aufgenommen unb l^öufig
IS Xafel geloben« obgleid^ bie lutl^erifd^en $re*
biger biefeS burd^uS nid^t gern fa^en, ba Subie«
liecfi feiiie (SMegenl^eit Dorbeüie|, Don feiner 9ieli'
SB |n fpred^n. 93on bort reiste er nad^ Olioa
SoiQig, UH>bie9neben3unter^nbIungen3mi«
Hea ^len nnb Sd^UKben i^ren Anfang genom«
an jfattta, brnnte ober oder ^nfirengungen un«
padßtt cS ntd^t bemirfen, bog bie Unitarier in bie
lanepif onfgenommen mürben. 91I3 er fo bie
teffamig ax^fRüdU^x in fein SSaterlanb Derloren
iMte, begab er ftd^ nod^ ftopenl^gen; l^ier traf er
m 28. SKoDember 1660 m, um bort für feine
oS fßoim Dertnebenen ©laubenSgenoffen Dom
iMge gfriebrid^ IH Don 3)anemad bie Sriaub*
i^ bort fid^ aufl^aüen ju bürfen, }u erlangen.
tfäumq Ußa jebo4 mir für ftd^, nid^t aber für
ObmienSgenoffen^ biefe Srlaubnil ju er*
S)er SmAq betoiOigte i^m aud^ eine jö^r-
lid^e ^enfion unter ber ©ebingung, ba& er Don
bem fel^r außgebel^nten ©riefioe^fel, ben er fül^rte,
il^m bie merfroürbigeren ©d^reiben in3lbfd^rift mit«
tl^eile. ®ie Sutl^eraner Iie|en aber Subieniecfi in
^open^agen nid^t ru^ig leben. 6r menbete ft(^
befel^alb nad^ fßommem, juerft nad^ ©tralfunb
unb bann nad^ Stettin 1661. S)a er aber aud^
5[ier feine Stulpe fanb, reiste er nad^ Hamburg unb
lie^ 1662 feine gfamilie nad^fontmen. 9}on ^ier
begab er ftd^ nod^matö nad^ 2)önemarf unb fanb
beim ftönigc mieber eine gnäbige 3lufna]^me. ®ie
©el^örben in griebrid(|8burg erlaubten Subieniecf t'§
(SlaubenSgenoffen, in il^ren Käufern ©otteSbienft
5U Italien. 2)od^ trat bem ber @u))erintenbent
Sol^anneS SRcmbott eifrig entgegen, unb infolge
beffen erlieg ber ^er^og Don ^oIftein»®ottori) an
Subieniecfi ben Sefe^I, bie ®iahi ju Derlaffen.
Subieniecfi moDte nun mieber na(| Hamburg
5urüdffel^ren, allein aud^ ^ier erioirften bie lut^e>
rifd^en fßrebiger Don ber Obrigfeit ben Sefe^I,
ba| er mieber au8 ber ©tabt fortgel^e. 2lber
no^ el^e biefer 99efe^l )ur ^uSfiil^rung fommen
fonnte, ftarb Subieniecfi nebft jmei %bä)ittn, mie
feine ®lauben§genoffen felbft berid^ten, an ®ift,
meld^eS baS ^auSgefinbe ibnen beigebrad^t l^atte^
am 8. aRai 1675. S&ie Seid^e marb )U ^tona
begraben, nid&t ol^ne -heftigen SQBiberftanb ber
lutl^erifd^en ^rebiger. — 93on feinen S33erfen ftnb
in nennen: Theatrum cometicum, Amstelo-
dami 1688, 2 tom. fol. 2)iefe3 9ud^ ift bem
Könige Don S)anemarf bebicirt^ entl^ölt bie ®e*
fd^id^ten oller Jlometen, unb ift gerabe im ®egen*
fa^ 5u ber frül^em 3Reinung gef daneben, meldte
beim Srfd^einen ber ßometen allerlei UnglüdC be*
fürd^tete. Historia reformationis Polonicae
in qua tum reformatorum tum antitrinitario-
rum origo et progressus in Polonia et in fini-
tünis provinciis narrantur, auctore Stanislao
Lubieniecio, equite Polono, Freistadii apud
Joannem Aconium, 1685. 2)iefe ®efd^id^te ift
im ©eifte feiner ©ecte gefd^rieben, aber für bie
®ef(^id^te ber Sieformation in $olen fel^r mid^tig.
')Iugerbem ^at Subieniecfi nod^ eine SRenge Don
(Sd^riften l^interlaffen, meldte nod^ gar nid^t ge«
brucft fmb. [Uebinrf.]
JmcOj äo^ann 9a))tift be, £anonift unb
Sarbinal, p IJienufto 1614 Don einfad^en @Item
geboren, flubirte in ^leopel bie Sted^te, mugte bann
au§ ®efunb^eitSrüdftdbten in feine SSaterfiabt
jurücff eieren unb mürbe l^ier, obmol^I nodd Saie
unb erft 29 Saläre alt, pm Sa))iteI§Dicar gemö^It.
3mei Salute fpöter, 1645, ging er na^ SRom,
übernahm bafelbft eine 9lbDocatur unb ermarb
großen SRuf, menn aud^ mand^en geinb unb 5Reiber.
3m reifften SKanneSalter trat er in ben geiftUd^
Staub. 6r erfreute fid^ ber befonbem ®unft be«
$apfte8 Snnocens XI., meld^er il^n jum 3lubitor,
barai jum ©ecretär, enblid^ 1681 gum (Sorbinal
ernannte, ©r ftarb 5. fjfebruar 1683. Suca mar
eine Dormiegenb praftif^ oeranlagte 9{atur ; ibm
mar bie Sted^t§miff enf d^af t nid^t nur Zl^eorie, meldte
183 Sucae,
bur^ ben gtle^tttn Sprunf ritirltr ^luctorennamen
nnf>Dmnn raiQ. S)«nna^ tntl^ält au^ bit ®t-
fammtauSgabe feiiur SQeTle, Theatrum veritatiB
et justitiae, 19 foll., Born. 1669—1677, baju
Index, 2 voll., 1680— 1681, cum euppl.Nicolai
Falconii, 12 voll fol., Col. 1689—1699 u. ö.,
eint ni^^altigc @ommIung von @uta<^tni unb
^toje^ft^riftoi üb« bie oeri^iebenften ^rügm b(§
Itni^li^ni nie bce tiüigerli(f)en ^tdfß, wtlfy buid^
bit immenDä^Knbe iSüctru^t öuf bie Subicahir
bre römiitfitn (Seric^te, befonbttS ber JHota, notfi
beute mert^tioa finb (f. S. Rotae decisioneB ad
Theatrum, Lugd. 1700 u. S.; Mantisaa de-
cisionnm b. Botoe rom., Col. 1707). 2)U Quid-
^c^t auf bie ^rosiS ergibt [id(i aus btn 3:itetn
folgenbcr SBerfe: n cardinale pratico, Rom.
1680; n vesooTO pratico, Rom. s.a. 5)en ba-
maligen ©eitüäitSgong bet rönilf^tn Se^ötbcn
iSuftrimt Kelatio curiae romanae, Col. 1683;
Tract. de officüs venalibuB vacabitibuB rom.
curiae, Born. 1682. iBti nIleT Stülpt jinb bit
Annotationes practicae ad S. Cono. Trid.,
Col. 1684, [e^ le^micö unb noi) ^tute Itjenä-
wertti. [SR. ». ©^eret.]
^tas, ber 1)1, ber güangelip, ifinoiJ&
btr firi^Iit^ Srabition ber iBtrfa||eT hti britten
StHineeliumSu]ibbtr9I))[)ftelgeF(bi(f|te. ISelitRS-
umftänbe. S)er 95anw SucaS ift eine abgtfüräte
Sonn Don Suconu« (|. SQJiner, ©lomm. beS ntui
©ptad^ibiomS, 7. Suff. 1867, 97; ©c^anj, 6ontm.
übei boe gD. bc3 ^I. SucaS, Tübingen 1 883, 2) unb
meist tieSeif^t auf eint ÜJeTbinbung be8 yi. fiucaS
obttfeinefiSateiS, aKttneS feinen eigenen tfumiUeu'
nonttn tragtnbtn Srttgelofftnen, mit bet Sucanien
gatanntmSonbf^aftUnteritaltenS ^in. ^uf feinen
gafl ip ber iptop^el unb Se^rtt uon antiod^en,
SuciuS Don SQrtnt (HpQ. 13. 1], ober ber bem
I|L $auluS Dtmanbtt Suciul 0Rbm. 16. 21) mit
Sütai ibentift^; ^uiuS tnürbt ni^t benjelbtn
Wann balb SuciuS. balb SucaS genannt ^abtn.
fBon SucaS ift im *Reuen 3:eftamentt breimal bie
SRebe (Eol. 4, 14. 2 %m. 4, U. Sp^ilem. 24).
6t wirb »on ^utuS als btr „geliebte Mrjt" (So!.
4, 14) Beiei^net unb ]ä)tmt fi^ bemlelbtn jum
S5eil in fttnet profeffioneDen Sigenic&QJt äugt-
fc^Ioflen ju ^Qbtn; benn fein erfteS 3tuftrtten in
ber ©elettJt&Qft btfl ^l. SßauluS (^Ijig. 16, 10) ju
XroaS erfolgte ju einer 3'it- bn eben üßauluS in
©aldtien bmä) eine Jhanf^tit gurüdge^alten gc
tptftn mar (®Qi. 4, 13 f.). lieber bie cuitoft ÜJlei-
nung ffiäfettr ®ried&en, bafe SucaS einen SXdTiot
genannten Xranl componirt &abe, bejftn täglid)«
®tbrau^ ein langtS, gefunbeS Seben gebe, f. Lam-
becius, DeBibl.Caes.Vindob.,HannoT.1712,
474. 480. 3m ÜJlitttlalter mar Bitlfo^ bie 2)lei-
nung Dtrbreittt, bo| BucaS ÜDialer gettefcn fei.
iJieftrbe finbtt fi(f| bereits bei Simon anelnytiMfteS
(Vita Lucae c. 6) im 10. unb DttEtii^t fd^on
bti %\)omai Stctor im 6. 3a^rbunbtrt (f. Acta
Sancfc Octob. VIII, 297). 33it ©age bürfte
babun^ ueionlagl fein, bog SucaS unB in feinem
M- 184
eoangelium ein f o fi^i^eS EBilb bn SRutttr @ottd
unb btr ©cenen au3 bei ffinb^eitSgefd^iJ^tt gt»
jett^net ^at (ffaulen , ginl. 418. Sgl. Sied'
ÜKangnlb, einl., 4. ^u^., 146).
DJo^ euftbtuS (H. E. 3, 4) mar flucaSju
Slntio^ien geboren. Sr mufe Bon ^tibniji^ 9»-
funft gemtfen fein, benn a mirb SoI. 4, 11 jf.
ben @t^ilfen aus ber Sefdtineibung gtgenübtr»
geftetlt. 9IuS berfelbfu ©leUe ergibt p^ aaäi. ia%
er toebet gu ben 72 Süngetn gehört ^ot (wie
Epiphan. C. haer. 51, 12 u. 91. meinttn), ntH^
einer ber 2 jünger gtmtfen i^, bie mit bem ^trm
nad^ SmmauS gingen (Gregor. I., Praef. in
Job 1, 3 u. a.). MudI fagt [c^on im 2. Sa^f
bunbtrt baS Fragment Onuratori'S oon SucaS:
Dominum tarnen nee ipse vidit in came. Sr
ift ni^t einmal Dor feiner fflefebning jitoifc^
ißrofeIt)t getoeftn (f. Eua. Caea. Comm. in Lne.
bei Mai, Coli, nova I, 149 ; Sedulii Argum. in
Luc. 1. c. IX, 177). ®ie 3tit feiner Sefe^nmg
ip ungemife. Btjiere Berbünflt er too^rfi^einlit^
htm ^I. ^autuS (ügl. Tertull. Adv. Marc. 4, 2).
©id^er ift er fpottr befftn „aRitarbeiter" gtmodien
(got. 4, 14. $biltm. 24) unb fotnolgl Ȋ^rtnb
bei erjttn (1. c.) mit aui^ md[)rtnb ber gmeiten
i'Ö ^tm. 4. 11) r5mif<^en ©tfaugenftfioft beS
^IppflcUS bei btmfelben gtmefcn. ?[uS ber 9Ipofhl-
gejdjii^le ergibt f\i), ba| SucaS ben % $auIitS
auf bcficii jweiter !if!iffion5reife Don iroofl auS
uüdi giiljejus begleitete unb in 5(Jf|ilitifi jutüil-
blieb ; ber plötfidbf Uebergang ber6rjäf)lung in bie
cvfte «ycrjon (Slpg. 16, 9) unb bie fpätere SBieber-
nufiuilime ber ffirjälilung in ber britfen ^erfon
ift )o lim nittürltt^fien jn erflären (f. b.lrt. BtioPel-
(icfdiifiiic). i)lu8 äb"'^en anjeidjen folgt, bog
er oiid) öcn Slpoftel ouf beffen britter aüifftonStrife
ton 51if)iiif>pi bis no^ Sctufalem begleitete (9(|)g.
20, 5 bia 21. 18). Oft loirb 2 Kor. 8, 18 auf SucaS
bejogen. 31^ tr mirtlit^ ber „SBrubet, beffen Sob
im Soangelium in allen ffirctien ifi", fo ift er Don
iPbiliPP' nadtidDrint^ btm^Ipoftel BorauSgtrtiSt;
jugleid^ ^aben mir bann ein Urf^ttl bc8 Sfio«
ftelS über CncaS' eifrige Stlirfdätigteit mä^rtnb
btr 3a6rt jmijc^en btr erften unb jmtiten ^tn«
wefen^eit btS apcftell äu ^p^ilippi. iBac^ fpäteren
Stac^ric^ten (ogt. biefelben Acta Sanotonun 1. e.
295 Bq.; [. au^ ©ä)anj 4 f.) ^at SutoS in ttt*
jc^itbcnen ©egefiben btS ^Itargeu' unb %benb-
lanbeS gcmirtt unb ift 74 — 84 Sal^ie alt geworben,
gr blieb ebeloB (Seduliua I. c). 5Die ffirt^e friert
(rin geft ots baS eines ÜKartgrerS am 18. Octo-
ber. 3)er Ort feineS 3:obeS mirb Derfc^ieben an-
gegeben. 3tacb5lJitubo-®orotIieuS (bei S^eop^^lad,
Migne CXXHI, 685) ftorb er ju ep^tfuS unb
marb baftlbft begraben. (3" Sp^fuS geigt man
noii immer baS ©rab beS ^1. SucaS; ogI.Wood,
Discoveries at EptiesuB, Lond. 1877, 56 foU.)
3fibor (De vita et obitu Sanctorum c. 82),
bem R^ boS rämifc^e TOattqroIogium anfc^lie^t
fagt, er fti in Sitbqnien gejlorben. fflttein ©regor
Don 9tajian| (Adv. Julian, or. 4, 69), ©aabtn-
185
SucaS, bet 1^1
186
tnUkioii »rcdcta (Serm. 1 7, bei Migne XX, 963)^
^^tnuft Mn 9{oIa (Ep. 32, 17) unb Sticepl^oruS
(H. E. 2, 48) berid^ten in gloubtoürbiger SBeife,
ba( fiuca« aU ^Ratfa^ttt )u ^tarä in ^d^oia
^. Seine ®ebeine mürben im 3. 857 auf $e*
W bcS floiferd Conftantin au3 ^d^aja nad^i Son*
^BUtinopel gebrad^t (Hier. De virr. ill. c. 7. ;
Pliflofit. H. E. 8, 2; Sedulius 1. c).
n. Süangelium. Ütod^ bec fird^Iid^en Ueber*
firfenmg 1^ SucQd ein Soangelium l^interlaHen,
wdifA in enger S|esie^ung jum 1^1. $aulu3 ftel^t.
£ai filtefle 3^dni| barüber finbet ftd^ im mura«
torifd^ Fragment. 3)anad(i ift SucaS üon $au«
hA dd Siegleiter angenommen morben unb l^atin
{einem eigenen Stomen, b. 1^. felbftönbig, mä) er«
lataien !Rad^d^ten (ex opinione) ein SDon«
gdium gefd^^rieben, loeld^eS mit bet @eburt be§
Vi äo^onned beginnt (Westcott, History of the
Ctium of the N. T., 1889, 534; %\). 3a^n,
i8e{4.bdlneutefLeonon§ 11,1890, 21 ff.). S)er
id^ f^itt angebeutete Sin^ul bed ^(. $aulu§ auf
bie SAfaffung beS SbangeliumS U)irb Don ^tenouS
(AdT. haer. 8, 1, 1 ; ogl. £u8. 5, 10, 3) boj^in
bejttmml^ bo^ ^Sucad ba§ oon ^quIu§ geprebigte
CtNiBgeltnm in einem Sud^e nieberlegte". Ser»
2ifian ober fagt (Adv. Marc. 4, 5) : „9Ran ))fiegt
SbcuS' Sättiil^t bem 1^1. $aulu3 ausufd^reiben; eS
9 erlaubt boS, ma§ @d^üler Deröff entlid^en, al§
Set! il^r Sel^ on^ufel^en." OrigeneS (Eub.
E £. 6, 25, 6) erQdrt, au§ ber Ueberlieferung 5U
Biffen, ba6 bad britte Soangelium oon SucoS ^er-
iDnme, für bie Reiben gefd^rieben unb oon $quIu§
gitgd^len morben fei. gufebiuS (3, 4, 8) be»
jUft fo^ bie SBorte $auli (2 %xm. 2, 8) ,,mein
hmgßiiam'' auf SucaS, eine ^nftd^t, loeld^ aud^
^ouifmnS (Virr. ilL 7) al§ Sermutl^ung Einiger
anfü^ S>a8 olfo bef d^riebene Soangelium ift ba§
B ber Sulgata an britter Stelle fte^enbe. SDaS«
fdbe nnrb in allen alten |panbfd^nften Sucad p«
g^^neben. S)a| bieg mit d^ec^t gefd^iel^t, ergibt
M f^on aus bem jmifd^en biefem Soangelium
nb ben €d(iriften be§ % ^aulud foioo^I bem
3nb<il^ filS ^^ 9(>nn nad^ beftel^enben innem
^KioBinenl^g. @erabe in bem britten Soon»
pÜMm treten und bie Seigren t)on ber Seftimmung
OcKB^flentbumd für Suben unb Reiben, Don ber
(Erfdfnng^ Sßieberemeuerung unb Sefeligung bed
füfoi SRenfd^gefd^led^teS am flarften entgegen.
Iigeufd^enilid^ i^ ber ^erfaffer bei ber ^uSmal^I
nb Saorbnitng htS @toffe§ Don einem unioerfa*
GfKfibai @efi<bt3|)un!te geleitet tt}orben, meld^er
hm VL VouhiS a^id^ ift. SBö^renb }. $. maU
401« (28, 19) nnb aßarcu^ (16, 15) berid^ten,
b^ ber flerr bie 9))oftel in bie SBelt fanbte, um
de Söller }u leieren, refp. oDen @efd^öpfen ba§
fMutgetiiun SU prebigen, bejeid^net Suca§ (24, 27)
41 $Ded i^ @enbnng bie fßrebigt ber Ser-
ber @änben an aHe ptjjbtn, anfangenb
; 3etsfalein. SHe aHe, aud^ Reiben unb @ünber
■44M^ Si^ nn^ Sarm^ei^^feit beS ^eilonbeS
att in britten Soangelium burd^ mond^e, ftd^
nur in i^m pnbenbe 3üge ermicfen. ©aju gel^ören
bie Parabeln Dom barm^erjigcn ©omaritan (10,
30—37) unb bem Derlorenen ©ol^nc (15, 11 bi«
32), bie Slod^rid^ten Don bem Serfel^r be§ ^erm
mit Samaritern (9, 52—56; 17, 11—19), Don
ber ©ünberin (7, 36-50), Dom ^j^ariföer unb
Söttner (18, 10-14), Dom3ölIner3ad^cm§(19,
1—10), Dom reumütl^igen ©c^äd^er (23, 19—43).
2)abci ift biefc§ ]^eibenfreunblid^e ßDongelium
burd^auS nid^t anttjubaiftifd^. SBie ber Reiben*
apoftel ^auIuS (3löm. 9, 4 f.) bie ^riDilegien ber
äuben rül^menb l^erDorl^ebt, fo mirb l^ier bie ©e«
burt beS §erm als ein Shi^m für fein 95olf 38rael
gcpriefen (1, 54. 68 ; 2, 32) unb 3cfuS atö ©ol&n
2)aDib8 beseid&net (1, 27. 32. 69; 2, 11; 18,
38 f. ; 20, 41 ff.). 5Rur l^ier Icfen »ir, ba& ber ^err
beim ßinjuge in Serufalcm über bie ©tobt meinte
(19, 41) unb nod^ am ffreu^e für feine gcinbe
htttU (23, 34). ©elbft bie ^^arifäer erfd^einen
in biefem Soangelium in befferem fiid^te, ba bie
Sinlabungen bed §erm burd^ ^l^ariföer berid^*
tet werben (7, 36 ff.; 11, 37 ff.; 14, 1 ff.). 3u
biefer paulinifd^cn ^luffaffung be§ 6rlöfung§tt)erf e§
fommt eine SluSbrudfSroeife, bie nid^t blog in ein«
jcinen Porten unb äBcnbungen, fonbcm aud^ in
gansen ©ö^en mit ber beS l^t. $aulu§ überein«
ftimmt. SSefonberS auffaüenb ift bie faft mört-
lid^e Uebereinftimmung be§ 33erid^te§ über bie Sin*
fejung be§ Sbenbmal^IeS (22, 19 f.) mit 1 Sor.
11, 23—25 (Dgl. aud^ 24, 34 mit 1 Sor. 15, 5.
©iel^e S)ie ©Dangelien, il^r ®eift, il^re SJerfaffer
unb il^r SSerl^ältnig ju einanber, Seipjig, 2. ^ufl.,
1852, 260 ff.; ^oljmann, ©ie f^noptifc^eneDan-
gelien, Seipjig 1863, 316 ff.; ©d^anj 22 f.).
^ud^ bie Dielen gemüt^DoQen, ®eift unb ^er5 er*
greifenben 3üge unfercS CDangcIiumS, »ie j. S.
bie Srjöl^lung Don ber SrtoedCung be§ SünglingS
SU %aim u. % (Dgl. ffaulen, ginl. 420), bürften
auf ben ßinflug ^auli jurüdtjufül^ren fein. SBciter«
l^in fprid^t für bie ^bfaffung beS britten ©Dan»
geliumS burd^ fiucaS fowol^l ber ©ebraud^ kd)'
nifd^er mebirinifd^er SluSbrüdte (4, 38; 8, 46;
22, 43 f. SJgl. W. K Hobart, The Medical
Language of St. Luke, London 1882), loie bie
©prad^e überhaupt. ^Uerbingd ftnben ft^ aud^ in
biefem SBerfe sal^lreid^e ^ebraiSmen, bie mal^r«
f d^einlid^ auS pietätDoller Snlel^nung an bie tjform
ber Ueberlieferung entftanben pnb. 3cbcnfatt§ aber
überragt btefeS Soangelium bie anberen fomol^I
burd^ bie ^nmenbung einer reinem gried^ifd^en
©d^reibtoeife, toie burd^ Uterarifd^e (Sewanbtl^cit
(DgL fd(|on Hieron. ad Damas. Ep. 20, 4; In
Isai 6, 7). Sucag allein gebraust mc^r rein
gried^ifd^e SBorte ate bie brei anberen goangeliften
jufammengenommen. Siele ber ftd^ blo& im britten
gDongelium finbenben SBorte »erben aud^ Don
claffifd^en ©d^riftftellcrn angctoanbt, namentlidj
bie l^ier jum ^uSbrudt ber feinen Unterfd^iebe be8
®eban!en§ oft angctoonbten ßonH)ofita (Dgl. 9lö8«
gen, ©tubb. unbftritt. 1877, 468ff.; ©d^anj 38f.;
PiUion, Ev. seien s. Luc, 1882, 17. 46 ßs.).
187
SucaS, ber 1^1.
188
Sßeld^eS Slnfe^en biejeS Sbangeltum fd^on in ben
crftcn d^ftUci^en So^rl^^nberten al§ eine canonifd^e
unb cH)oftolifd^c ®(|nft öeno|, ergibt p<% öu§
ben 3eugnifjen fird^lid^er loie au^erfird^Iid^er ßitc«
ratur. SereitS Su^inuS fül^rt mit Serufunö auf
bie „®enfmürbigfeiten ber ^po^UV ginigcS an,
baS ftd^ nur im SucaS'göangelium finbet (ügl.
Suc. 22, 44 mit DiaL 103 ; 23, 46 mit Dial.
105. lieber bieSenu^ung be§ @t)angelium§ burd^
3uftin ögl. Westcott 96 ss. ; Sal^n I, 497 ff.).
3h:enäu8 (3, 14, 2 sq.) gibt fogar fd^on eine er«
f d^öpf cnbe 3nl^altSangabe beS britten 6oangelium§,
tt}eId§eS er auSbrüdRid^ Suca§ gufd^reibt. SBeitere
birecteainfül^rungen biefe§ göangeliumS finben pd^
•im muratorifd^enSfragment, bei ßpip^aniuS (Haer.
51, 7), 3uUu§ ^fricanuS (Eus. H. E. 1, 7) unb
gufebiuö (H. E. 3, 4, 6), um öon Späteren ju
fd^toeigen. 9Son ^opiaS ift aflerbingS fein birecteS
3eugni6 ju ©unften beS Suca8»6öangeKum8 er«
bolten. 6r l^at aber in ber Qform feineS 9Sorttorte§
(Eus. H. E. 3, 39, 3. 4) ben fßrolog beS SucaS-
SDangeliumS in auffälliger SBeife nad^geal^mt (f.
5Rö8gen, Stub. unb ffrit. 1880, 124 f.). ©d^on
jtt Anfang be§ 2. Sal^rl^unbertS l^aben 93afilibe§
(Philos. 7, 26) unb ÄarpofrateS (Iren. Adv.
haer. 1, 25) unb nid^t Diel fpöter ißalentin unb
feine ©d^ule (Iren. 1,18 etc.) biefe§ ßDongetium
benu^t. SEßid^tiger aber al§ ba§ 3^ugni^ biefer unb
anberer ^öretifer (f. bie ©tetten bei ffird^l^ofer,
Duellenfammlung jur ®efd). beS neutcft. SanonS,
Sürid^ 1844, 390. 399. 403 ff.; englifdje «uS«
gäbe öon gl^arteriS 154; Westcott 283 foU. unb
589 foU.) ift baS 3eugni| be8 OTarcion. 3m
©inflang mit feiner Slnfd^auung, ba| unter ben
^pofteln bIo| ^autuS feinem apoftoIHd^en Berufe
treu geblieben fei, nal^m er nur bie ^Briefe ^uli
unb ein Söangelium als öd^t an. 3laä^ ben %u3«
fagcn 3renäu§' (1,27, 2; 3, 11, 7), SertuIIianS
(C. Marc. 4, 2), Drigene§' (C. Gels. 2, 27) unb
gfif-^aniuS' (Haer. 42, 11) mar bic^ ba§ Suca§«
(St)angelium, meld)e§ aber ^arcion fo abgefärbt
l^atte, ba^ e§ ju feinen 9(nfid^ten falte. 2)er 9Ser»
fud^ öon ©emier, beibe ©öangelien auS einer ge«
meinfamen Ouelle l^er^uleiten, ift ebenf o gefd^eitert,
mie baS fpätere 93emü|en Sid^l^omS, 9aur§ u. %,
baS Suca§«St)angeIium al§ eine iüngere, burd^
Srmeiterung unb lleberarbeitung au§ bem mar«
cionitifd^en ©öangelium entftat&ene ©d^rift ju
ermeifen (f. SIee!«TOangoIb 151 ff.). ®enn ein
Sergleid^ ber (befonbcr§ Tertull. Adv. Marc.
1. 4 unb Epiphan. Haer. 42) crl^altcnen ©teilen
be§ morcionitifd^cn ©öangeliumS mit bem Suca§«
6DangeIium beweist Har bie Priorität beS le^tem.
3ubem itf^aupUU SWarcion blofe, baS öorl^anbene
©öangelium öcrbeffert ju l^aben (f. Tertull. Adv.
Marc. 4, 4; De came Christi c. 2).
äBie mand^e für ben öffentlid)en @e6raud^ be«
ftimmte ©d^riften älterer unb neuerer 3^t einem
ßinjelnen gemibmet finb, fo ift aud^ ba§ britte
goangelium unb bie 9lpofteIgefd^id(|te einem 6in«
jelnen, nämlid^ einem Sl^eopl^üuS, gemibmet. SMe«
fem »iE ber SSerfaffer l^inftd^tlid^ ber Seigren, toorin
er unterrid^tet morben mar, ©id^erl^eit geben (1, 4).
S)a aber nun biefe Seigren nad^ ^uSmeiS beS Soon«
geliumS paulinif d^e fie^ren maren, erl^ält bie Siedet«
|eit be§ iEBerleS eine meitere Sefiötigung butd^
feinen 3tt>edt. S^eofl^iluS mirb (1, 3) alS ^erlaud^
tefter" angerebet, ein äBort, »eld^eS in ber 9t})ofld»
gefd^id^te breimal (23, 26; 24, 3; 26, 25) t)on
^rocuratoren gebrandet mirb. Son Ortfd^aften^
meldte einem ^läftinenfer ober Sntiod^ener genau
befannt fein mußten, mirb bie Sage befd^rieben (ügL
S.S. 1,26; 4, 31; 8,26; 23, 51; 24, 13; f.aud^
^pg. 1, 22 :c.), mäl^renb Orte ©icillcn« unb
3talien8, ja felbft bie fleinften Orte in ber ÜWl^
Don 9lom, mie gforum 9l))pii unb SreS Xabemae
{Wpq. 28, 12 ff.), als be!annt bel^anbelt toerben.
©er SJerfaffer l^ält eS aud^ für nötl^ig, ju bemerfen,
ba| ba§ tijfeft ber ungcfäuerten SSrobe öon ben
3ubenOftem genannt merbe unb ba| an bem
Zage baS Ofterlamm gefd^Iad^tet merben mu|le
(2uc. 22, 1. 7). gfolglid^ mu| biefer Sll^eo-
pl^üuS ein angefel^ener SRömer |eibnifd^ 3tt»
ftammung gemefen fein. SQSa^rfd^einlidJ mar er
einer ber t)on $auIuS ju 9lom 93e!e]^rten (Spg.
28, 31). S)iefen l^atte ^auIuS feine georbnete
©arfteHung ber ©efd^id^te 3efu öon il^ren 9ln-
fangen an gegeben, fonbem öielmel^r in feinen fielet*
öorträgen bie ^auptf ad^e mitgetl^eilt (a. a. O. ; ügL
ßaulen, ginl. 425). 9Jud& menn ^uIuSMeS üoD-
ftänbig mitgetl^eilt l^atte, fonnte e§ felbft gebil-
beten 5Reube!e]^rten nod^ immer jmeifeB^aft bleiben,
ob fie ^ße§ rid^tig aufgefaßt Rotten. SebenfalÖ
erlangten fte aber eine größere ©id^erl^eit bur4
einen autl^entifd^en fd)riftlid^en Serid^t, alS burd^
eine iEBieberl^oIung be§ münblid^en llnterrid^ted.
SucaS min nun junöd^ft 2:i^eop]^iIuS biefe ©id^
l^eit baburd^ üerfd^affcn, ba^ er 3lIIe8 in georb«
neter S)arfteIIung oon Anfang an genau berid^tet
6r fagt in feinem ^rolog nid^t, ba| er bie ßrtig«
niffe il^rer d^ronologifd^en Sfteil^cnfolge nad^ er»
jäl^Ien, fonbem blofe, ba^ er felbft im 3ufammen-
lang fdjreiben miß (Sangen, 6inl. 46). S)e^]^alb
ift aud^ nid^t überall im Soangelium eine ftrenge
d^ronologifd^e Orbnung )u fud^en, menngleid^ ber
göangelift, mic fid^ fc^on au8 feinen bieten 3^*
angaben ergibt, im Mgemeinen ben d^ronologifd^
graben innel^ält.
Zro^ aQem bereits @efagten mürbe baS britte
güangelium feinen ^nfpru^ mad^en fönnen, eine
apoftolifd^e unb canonifd^e ©d^rift ju fein, totaa
il^m bie innere ©laubmürbigfeit fel^tte. ®a6 il^m
biefelbe nid^t fe^lt, ergibt fid^ auS ben il^m ju
©runbe liegenben OueHen. lieber biefelben fagt
ber SSerfaffer in ber ©inleitung feines SQBerfeS,
ba^ er ber Ucberlieferung berer gefolgt fei, meld^
t)on Anfang an Augenzeugen unb S)iener bä
SDBorteS gemcfen. !Ra(| ben fd^on ermäl^nten 3cwß*
niffen ber 93äter ift it)m biefe Ueberlieferung öor-
jüglid^ burd^ ?PauIuS vermittelt morben. Slfler»
bingS fann baS ßöangclium nid^t bIo| unter ber
Seitung ober bem @influ^ ßineS SKanneS gef d^eben
189
SucoS, ber 1^1.
190
fein. (Sine 3u{ommenfteSung ber Derfd^tebenen
anicxen 9nfid^ten übet bie Stellung beS %pofteI§
$aiiltt8 |nr SUbfajfung biefe§ SDongeliumS f. bei
^llmamt, dM. in baS 9}. 2:.^ 2. %x^., ^rei-
borg 1886, 399 f.) S)er 95erfaf|cr bemerft meiter-
bm, bo^ er über Med t)on feinen erften ^n«
fangen an eine genaue Unterfud^ung angefteüt unb
bol fo gemonnene SJ^aterial orbnungSmö^ig bor*
ttpefit ^abe; folglid^ muffen oud^ nod^ anbere
Diellcn tnm \ißi benu|t »orben fein. 9Ran nnrb
m ber Sbrno^nte nid^t feblgel^en, ba| il^nt SJland^eS,
■amenüld^ ^ftd^tlid^ ber Jhnbl^eüSgefd^id^te 3efu,
OBfi SRitt^etlungen SDtorienS, »enn oud^ nur in«
bizect bnrd^ bie ^oftel, belannt geioorben ift.
SnbereS mog er in ^löfiina burc^ ben ^oftel
jocobud unb in Soforea burd^ $]^iIi))))uS (^Ipg.
21« 8) erfolg l^oben (f. @d^na 11). S)er iSer»
faljer enofi^ aber aud^ (1^ 1), ba| SJiele t)or fei*
ven StMugelium fd^ftlid^e ^uf^etd^nungen über
boS eriöfung8U}erf gemocht litten. Mein üon
tDeid^ 9rt biefelben getoefen ftnb, unb ob unb in
BcI^em Umfange SucoS biefelben benu^t l^at, lö^t
^ nic^t mit @id^erl^eit angeben. 2^mer]^in ift
ti, ond^ üom $roIog abgefe^en, fd^on loegen ber
ttttftdfongß^t ber fptwptifd^en Soangelien unb
bcS regen Serfe^rd ber ^poftel unb ^{)ofteIfd^üIer
anter einanber fid^, ba| fiucaS bie frül^er ge»
j^benen (StKmgelien Don Stattl^öuS unb ^TlarcuS
(f. b. Srtt) gefomtt fyit ^at er fie aber gefannt
bani iß er cmd^ benm^ter ober unbemu|ter SBeife
im i^en beeinflußt morben. 6§ ift iebod^^ nid^t
iot grringften %f^ megen be§ fritif d^en 3uftanbe§
bcS Xe^teS^ faum mögli^, bie| im Sin^elnen nad^«
(Bioetfen. UebrigenS nrirb bie Zl^atfa^e, ba| bie
iriben erften (Etiongelien bei aDer ^erfd^iebenl^eit
oft eise gn>|e Sel^nlid^teit unb »brtlid^e Ueberein-
jBmminfl mit bem SucaS^StHmgelium geigen,
kieitS ^ütreid^enb aud ber ben f^noptif d(|en @t)an>
seilen pi @runbe liegenben gemeinjamen, münb«
li^ Ueberlieferung erüört (f. b. %rtt. (SDan-
gdicn^Qznumie unb Stxmgelium; fiaulen, 6inl.
375 ff.; Cornely, Iniroductio WL, 170 sq.).
£äs2uca§«St)angeIium mu| iebenfadS oorber
Ipofiel^fd^id^te gef(|rieben fein, ba le^tere (9l))g.
l, 1) als eine gfortfe^ung oed SDangeüumd be»
^ttdßut mirb. @ie brid^t in ber @efd^id^te ber
rteifi^ ®ef ongenfd^aft ^auli mit bem Semerlen
ob, bo^ ber ^oftel «}mei DoDe Saläre" in feiner
9Ke£^^nung geblieben fei. Ueber ba§ Stefultat
leiBer Serufung an ben Äaifer unb bie toeiteren
e^ljale be§ 9))oftelS erfahren toir nid^tS. S)iefer
&ul^Der^aIt tmrb am natürlid^ften burd^ bie ^n«
■0^ erfidrt, ba| baS SBerl nod^ Dor bem Snbe
ba Sefongenf^ft $auli gefd^rieben fei. ^ier«
gi^en ftmc^t 9^. 8, 26 leineSföegS. 2)enn bort
•ob nid^ ettoa f d^on bie 93ertt)üftung ber im iübi*
yStm Mege im 3. 66 n. ßl^r. jerftörten @tabt
<h%a doranSgefe^, fonbem bloß t)on einem Der«
ibeten SBege, todifyn vad) ©aja fül^rt, gefprod^en
iigL QxTjB. In Act hom. 19, 1). äßegen beS
Snfammenl^onged smifd^en 9t)ofteIgefd^id^te
unb SDangelium fann aber Ie^ere§ ntd^t tnel frül^er
als crftere entftanben fein. SBal^rfd^einU^ ttjurbe
baS @t)angelium ^föifd^en 61 unb 63 }u Stom
gefd^rieben; benn bamalS loar SucaS ftd^er bei
$aulu§ unb l^atte aud^ bie jum @d^reiben nötl^ige
ajhißc. 3n 5Rom ift ia anä) Sl^eopl&iluS au fud^cn,
5U beffen Sinken baS güangelium gcfd^ricben ttJurbe.
^ud^ ift es nid^t ol^ne Sebeutung, boß SKarcion
baS St)angelium }u Stom benu^t \at
Unter ben Kommentaren beS 2ucaS«goangeIiumS
aus patriftifd^cr 3eit fmb bcfonbcrS bie 89 Don
^icron^muS in'S fiateinifd^e überfc^ten ^omilien
beS DrigeneS (Migne, PP. gr. Xm, 1801 sqq.)
SU erwähnen, bie aber nur bie üicr erften SiopM
beS SöangeliumS unb einige ^ericopen berüdf*
fid^tigcn; fobann Mefle beS Kommentars bcS 6ufe«
biuS (1. c. XXIV, 530—606) unb ber Kommentar
Karins öon ^lejanbricn (1. c. LXXn,475— 950),
5luS bem SDMelaltcr pnb bie erHörungen »cba'S
(Expos, in Luc. evang.), Xfjtojpli^tfiact^ (Enar-
ratio in Lucam, Migne CCXXTTI, 683 sq.),
Sutl^^miuS' (Comm. in Luc. 1. c. CCXXIX,
854 sq.), aibertS beS ©rofecn (PostiUa in Lu-
cae evangelium, Hagenov. 1504) unb 33ona»
öenturo'S (Comm. in Luc, Venet. 1575) be«
mcrfenStoert)^. ®aran fd^Iic^en fid^ fpätcr bie be-
fannten SBerfe Don SRalbonatuS, ©almeron, ben
beiben ScmfeniuS, SucaS ©rugenftS unb KomeliuS
a fiapibe. SefonberS ift ber in bogmatifd^er ^in«
ftd^t auSge^eid^nete Kommentar beS KaroinalS f^r.
boletus SU ben erften smötf fl'a})tteln Don SucaS
(Comm. in ev. sec. Lucam, Colon. 1612) su
empfehlen. 2luS neuerer 3cit finb auf fatl^olifd^er
Seite ju nennen ber Kommentar Don SBiSping,
2. Stufl. 1868 ; ©d^cgg, KD. nad^ ßucaS, 3 SSbe.,
SDWind^cn 1861—1865; ©d(ians. Komm, über
baS Kd. beS 1^1. SucaS, 3:übingen 1888; Mac
Evilly, Exposition of the Gospel of St. Luke,
Dublin 1879; Fillion, Evangüe selon s. Luc,
Paris 1882; auf l)roteftantif|er Seite Kmalb,
Sie brei erften KDongelien unb bie 9lpofteIgcf d^id^te,
2 gäbe., ®m. 1871; DanOftersen, ®aS KD. nad&
SucaS, t]^oI.«l^omiIet. bearbeitet ©ielcfeß) 1859
(in Sauge'S ®i6eltt)er!), 4. 3lufl. 1880; Äeit
Komment, über baS Kd. beS 9)7arcuS unb SucaS,
1879; Soleier, ifrit.«ejeget. ^anbbud^ über baS
Kd. beS aWarcuS unb SucaS, 7. 5lufl., l^erauSg.
Don 9. SBei^, 1885; Godet, Commentaire sur
l'evangüe de St. Luc, Neufchätel, 3* öd. 1888.
1889, überfe^tDonffiunberlid^, ^annoDcr, 2.g3be.,
2. aup. 1888. 1889; Plumptre, A New Test.
Comm. I, London 1878; Jones and Cook,
The Gospel according to S. Luke, in The
Speaker's Commentary New Test. I, London
1878. (95gl. Don fat^. aScrfoffem.: §ug, Kinl.
in bie ©d^riften beS 5Rcuen Seft., 3. «ujl. 1826,
n, 127 ff.; m>. aJlaicr, Kinl. in bie ©d^nften
beS 5Reuen 2eft., fjfreiburg 1852, 88 ff.; SReit)^-
ma^r, Kinl. in bie canon. Südjer beS 5Reuen lefL,
MegenSb. 1852, 395 ff.; (Srimm, Sie Kinl^eübeS
SucaS"KDangcIiumS , SegcnSb. 1863; Sangen,
191
SucaS^ granctScuS — fiucca.
192
©runbrife ber ginl. in ba§ 5Rcuc Scft., Qfrclb.
1868, 41 ff.; Slberlc, ginl. in baS %cuc %t\L
grcib. 1877, 60 ff.; ©d^ana, gomm. 1—45;
FüHon 1—22; ftaulcn, ginl. 413— 427; Cor-
nely, Hist. et crit. introductio in ü. T. libros
ßacros, m, Paris. 1886, 119—169. Son pro»
teftontijd^cn SScrfaffcrn ögl. bie ginicitung üon
SB. ll^omfon im ertoäl^ntcn 99b. bc§ Speaker's
Commentary, p. XL f oll. ; Slcef-SDlongoIb, 6inl.
in baS 9Jcue Icft., 4. «ufl., ©crlin 1886, 143 ff.
213 ff. ; §. 3. ^oVimann, ßc^rb. ber ]^ift.«frit.
einl. in ba§ 5Rcue 2cft., 2. «ufL, fjfrcib. 1886,
837 ff. ; 53. mi% Scl^rb. ber ©inl. in boS 5R. 2.,
53crlin, 2. «ufl. 1889, 538 ff.)
m. ®ie apoftclaefd^id^tc (). b. 9Jrt.).
[3. gfelten.1
4MCÜS9 gfroncidcuS, k)on feiner SJoterftabt
SSrügge, »0 er ca. 1550 geboren »nrbe, gewöl^n»
lid^ SB r u g e n f i S genannt, gel^ört ju ben beben«
tenbften SSibelforfd^em feiner Seit. iBon feinen
Seben3t)er^altnif{en berid^ten unS bie 93iogra))]^en
nur, ba| er Sicentiat ber Sl^eologie gemefcn unb bon
ben @!anonUem feiner 93aterfiabt, balb barauf oon
benen in ©t Dmer in ba§ Kapitel unb üon biefen
im 3. 1602 }u il^rem 2)ecan gettJÖl^lt mürbe. 6r
ftarb 19. gebruar 1619. Um fo mti)x aber jeugen
Don feinem gleite, feiner ©elel^rfamfeit, feinem f ri=
tifd^en Soä unb feinen ausgebreiteten ©prad^fennt«
niffen feine SDBerfc, bie bis in unfere Sage blriben»
ben äBertl^ befi^en unb felbft t)on ga^männem
ber 9teu}eit gefd^ö^t merben. ©d^on baburd^ ermarb
er ftd^ Serbienfte, bo| er bem berül^mten ©enebict
9lriaS (f. b. 9lrt.), genannt SKontanuS, bei ber ^er«
ausgäbe ber ^ntmerpener polyglotten bel^ilfUd^
war. 93on feinen SD8er!en, bie 5U Serben 1712 in
5 tjfoliobänben berauSfamen, Derbienen befonbere
Srtt)ä]^nung : In quatuor Evangelia commen-
tarius, praemittitur itinerarium J. Christi ex
quatuor evangelistis collectum, 2 fol., Antw.
1606, fammt einem Supplementum in s. Lucam
et s. Joannem, 2 fol, ib. 1612. 1616. S)en Som=
mentar über baS SucaS^Soangeliiun nabm3Rigne
in feinen Cursus completus s. Scripturae auf.
2BaS aber biefen Kommentar in ben ^ugen man«
d^er 93ibeIforfd^ befonberS fd^ö^bar ma^te, mar
ein beigefügter boppelter Libellus, bie 93ananten
}um gried^ifd^en unb ^um 53ulgatatest entl^altenb,
quo quidem nihil est in hoc genere doctius
et elaboratius nad^ bem Urtl^eil SJlill'S in ber
53orrebe p feiner Ausgabe beS 92euen SeftamentS
in gried^ifd^er ©prad^e. 9tod^ t)erbienter mad^te
er fid^ burd^ bie Verausgabe beS SSuIgatate^eS
(nadd ber Kecenfton öon 3. C)enteniuS), ber er bei«
fügte Notationes in s. Biblia, quibus varian-
tia discrepantibus exemplaribus loca summo
studio discutiuntur , Antw. 1580, 1583 etc.
Sr benu^te ba^u 8 ober 9 gebrudfte Bibeln unb
»enigftenS 32 ^anbfd^riften. ©ijtuS V. bebiente
fid^ bei ber SSerbefferung ber 2Ju(gata befonberS
biefer «rbeit; Seilarmin, St. ©imon, SKia unb
Slnbere rül^men ben fritifd^en ©d^arffinn, ber fid^
barin offenbart; ia ber fonftfo fhrenge Sagoi^
(S)ie Dier eüangelien arabifd^, 1864, XI) mS^eiU
barüber: „2)ie aSeinbraud^bare Originalausgabe
Don 1580 i[t eins ber feltenften unb mi|Hd^flen
Sudler, bie id^ lenne, für bie ftritil ber lateinifd^
Sibelüberfe^ungen gerabeju uneutbebrlid^." S)ie
Notationes mürben fomol^l in ben YII. 93anb ber
Critici sacri (tjfranffurt 1696) alS au(^ in best
VI. Sanb ber Sonboner ^olt^glotte aufgenornmen.
9lad^bem enbßd^ bie berbefferte Sulgata )u 9lom
berauSgetommen mar, beröff entlid^te SucaS Borna-
nae correctionis in latinis bibliis editionis
Yulgatae jussu Sixti Y. P. M. recognitis loca
insigniora observata, Antw. 1601. 1603 iL 5.,
unb bamit fpöter Libellus alter continens alias
lectionum varietates in eisdem bibliis latinis
ex vetustis manuscriptis exemplaribus col-
lectas, quibus possit perfectior reddi feliciter
coepta correctio, si accedat ss. pontificis au-
ctoritas, ib. 1617; unb mit 9lüdftd|tauf bent>e&*
befjerten 98ulgatatejt bearbeitete er ju biefer eine
ßoncorbanj, ebb. 1617. [§urter S. J.]
SmcüS t)on XuQ (Lucas Tudensis), ^txmU
jd^er ffird^engefd^id^tfd^reiber in ber erften §älfte
beS 18. 3Qbt$unbertS, mar guerft 9teguIarcanomIer
am ©tifte ©t. Sfibor in feiner SSaterftabt Seon,
mad^te bierauf üerfd^iebene Steifen naä) Stom unb
in ben Orient, mürbe 1239 SSifd^of öon lup in
©alicien unb jiarb gegen Snbe 1249. 6r t)ec»
fa^te als Qfortfe^ung ber Kbronüen ber fß. 3fibor,
3IbefonS unb 3ultan eine Jhrd^engefd^id^te ©pa«
nienS, t)on 680 bis 1230 reid^enb (bei A. Schoth
Hisp. illustrata IV, Prancof . 1603) ; femer Vit»
u. Translatio S. Isidori (bei Boll., April. 1, 380 ;
Opp.S.Isidori, ed. Arevalon, Rom. 1797,452;
Migne, PP. lat. LXXXH, 19 u. LXXXI, 945),
S)od(i fprid^t ibm ^rebalo biefe beiben ©d^riftm
ab unb legt fie einem ungenannten SanonicuS t)on
Seon bei. Sin Smd^ftüd auS ben Miraculis S.
Isidori bilbet bie Vitia S. Martini Legionensis
(bei Migne, PP. lat. CCVm, 9). S3on großer »e»
beutung für bie fatl^olifd^e SDogmati! ift eine gegen
bie Sllbigenfer gend(|tete unb aud^ mobeme 3rr«
tbümer miberlegenbe Epistola de altera Tita
fideique controversüs adversus Albigensinm
errores; jucrft öeröffentlid^t öon ©retfd^cr, 3ngol«
ftabt 1612, bann in bie SSäterauSgaben über-
gegangen (Bibl. Patrum, Colon. 1618, XIII;
Lugd. 1677, XXV). (93^1. Nie. Anton., Bibl. hi-
spana vetusll, 58 sq. ; Florez, Espana sagrada
XXn, 108 sq. ; XXXV, 363 sq. ; Arevalo L c.
I, 70 sq. 76 sq. 680 sq.) [©treber.]
c$ttCca,©tabtunb(£r5biStbuminüKittel»
i tauen. 3n gartengleid^er @egenb, in ber yiaift
beS ©erd^io unb 3 SDleilen norböftlid^ Don $ifa
gelegen, bat Succa für feine 20 000 ginmo^ner (bie
gan^e ©tabtgemeinbe ^äf)lt 68 000 @inmobner)
au^er ber (Sat^ebrale 4 SoHegiat» unb 18 $fart»
firmen, 20 ehemalige filöfter, 2 ©eminarien unb
eine 1802 errid)tete ^b\^tit Sebranftalt im e^e«
maligen ^^alafte Succbcftni mit afabemifd^er ©in«
19S
Succa.
194
nSilbmg QurijUfd^, tnebicfarifd^ unb pj^^ilfolifd^-
mt^cmotif^ Sfacultöt, fotme a»ei SO^x^i^lt für
Z^Iogie), M)eittenbe anbete 3n{!itute, tme Sol*
kgio Cotlo Soboinco^ Seid^enf^ule, SfröuIeinfUft
SRoria Suigia, queOenreid^e ^rd^iDe beS SrjbiS-
VlfaaA, öffentliche Sibliot^ef, toetter fünf \6)bx[ ein*
tnii^ete €|ntöler, Smtenl^auf et u. f. ». SJlel^rere
irin^ in SafUifenform reid^en in bie fiango*
iarbcn^^nauf ; anbete flel^burti^ eine SDtifd^ung
wn blj^tinifd^n unb antif en tjfotmen afö einjig
ii t^ccr %xt ba. @el^t metftoätbig ift k)ot allen
Me Cofi^ebrole €. SRattino auS bent 11. Sal^t«
iBiibert mit bem fogen. pf antf d^en HxtVLi (Croce
da Pismm)^ einem 15 ^ fd^meten, teid^ Det*
iktten fiIben)etgolbeten Stttu^ fo»ie mit einem
fiabem fe^ fflnftUd^ geatbeiteten ffteu} unb bem
«nnbciC^&tigen (nad| bet Segenbe Don !Ricobemu§),
•aS ed)eni^oIa gefd^ni^ten S^tiftuSbüb (Volto
Santo). SoS leitete foO auf einem ©d^ifflein
0^ Steuermann an baS ®efUibe t)on Suni unb
pon ba auf einem mit ^loei ungejäl^mten 9lin>
bem befponnten SBagen 782 na($ Succa gelangt
{dn. 3spn Anbeuten an biefe Segebenl^eit mitb
lod^ oliöl^tlid^ eine ^toceffion gel^alten. 2)a§
fktf Dcrfc^Ieierte Silb mitb mit ber gt5|ten (Sf)X'
fan^ be^anbelt unb gembl^nlid^ nut am 12. unb
18. €cptcmber ieben3abt§^ fomie au|etorbentIid^
tei allgantiner 9ti)t^ öffentlid^ auSgefleUt. iBot
ker fnu^öfifd^ SuDaftön ju Snbe be§ zotigen
3a^r(uiibert8 brannten fletS 46 Sompen um baS*
fdbe ^. @eit 1836 l^angt miebet eine golbene
£aBipe an ber d^gangStl^üre bed SIempietto, b. 1^.
beS ai^tedfigen, }ur ^ufbeioal^rung beS Volto Santo
14S4errid^teten9)latmottem)>eI^en§. S)iefe8am))e
Mtbe infolge eineS öffentlid^en (SelübbeS loegen
Scfintnia tion ber S^oleta geftiftet. Sine bet
oltefien irird^fn bet @tabt ift @. 6^iot)anni, unb
bie Saftlifa be' Sombatbi ober @. gtebiono teid^t
fld^ beiKn Hon ^ßaoia unb ÜRon^a, abet mit un»
aerönbcrtem ännetn, n)enigften8 in'8 8. Sal^rl^un-
bect furSd. Son gleid^m %Itet ift oud^ bie marmor*
bebedte SafUila @. ÜRid^ele. Succa, bie Sater«
fbM bcS ^fle« SuduS m., ber ^I. 3itta, ber
&ßi!^patamn ber Sienftmögbe, fonrie be§ 1^1. 9n>
fdMtil, bc§ Seid^ttHiterS ber SRartgröfin SRatl^ilbe,
mdfyn fein 3^tgeno{fe, ber % ^etruS 2)amiani,
bcn »redten 9rm @regor8 YII." nannte, l^at aud^
bcn crftet SRalet oon 93ebeutung im 18. 3a]^t>
(aabert ^erüotgebtad^t, SonaDenturaSerligl^teri;
€l befi|t boS erfte bebeutenbe äßerf be§ SBieber-
lec^eOetS ber SoOptur, be§ ^ifanerS 9HcoIa, fo«
wk bie 9Ber!e bed einl^eimifd^en Silbl^auerS Sioi-
kifi. 2hn Sltertl^um mar Succa eine ligurifd^e
€iabt ftu^eitig rbmifd^e Kolonie, unb feit 9u«
pifbA yt Sirurien, fpöter }U Gallia cisalpina
ftse^^net Jiaäf 9ufI5fung beS rbmifd^en SReid^
IteOte c8 boS Sd^^at ®enua'§ unb ber anberen
nb mitteßtanenifd^en ©tobte. 3m 3. 550
c8 bie (Boten unter Sotila, benen e§
bie 99)antiner unter 9{arfe§ nad^ fteben*
Maffia Sdagenmg toiAtt entriffen. 92ad^
ber Eroberung XuSciend burd^ bie Sangobarben
gel^brte Succa ^um föniglid^en XuScien unb f^cAtt
eigene @rafen; bann fam eS an baS ftönigreid^
Stauen unb mit biefem an ba§ beutfd^e Steid^, t)on
bem eS fid^ |ebod^ fd^on im lombarbifd^en @töbte«
bunbe unb nod^ me^r sur 3dt be§ großen Sntet«
regnumd ju befreien fud^te, nad^bem ed feit 1120
angefangen, fxd^ im Kepublü ^u geftaüen. Son
ftaifer Shibolf L erlaufte ftd^ Succa 1288 bie
Steid^Sfreil^eit. @d^on }u Anfang bed 14. Sal^rl^.
aber bemöd^tigten fid^ )uerft uguccione beHa gRig-
giuola unb bann Saftruccio Saflracani ber ^err«
fd^aft über bie Stepublil. 93on 1430 an^ ba Succa
bie Unabl^öngigfeit mieber gemann, beftonb bie
5Rej)ubIif «nfongS mit bemofratifd^, feit 1556
aber mit orifto&atifd^er Serfaffung unb einem
©onfaloniere an berSpiJe, bis jum Solare 1797,
ba bie fjfranjof en eine neue SSerfoffung einfül^rten.
3m 3- 1805 ernannte 9tapoIeon ben ©emal^t fei»
ncr ©djtoefter ©life, benfSfürjien QfeHjSBacciocd^i,
Sum conftttutioneEen Oberl^aupte ber S^epublil unb
beftimmte bie @taat§form afö erbmonard^tf d^^repu«
bßlanifd^. S)er SBiener Songre| mied Succa afö
^ei^ogtl^um ber 3nfantin oon Spanien unb ehe-
maligen jfönigin t)on Strurien, SRaria Suife, gu,
meldte baSfelbe bis ju il^rem 1824 erfolgten Sobe
regierte. 3^r ©ol^n unb Slad^folger, flarl Sub«
mig, entfagte biefem ^ergogtl^um (7. Dctober
1846), morauf eS mit bem ®ro|]^ersogt^um ZoS«
cana Dereinigt mürbe, bei bem eS bis 1859 oetblieb.
S)aS S^riftentl^um mürbe f d^on }ur 3ett ber ^po>
ftel f)m Dertünbet, unb ber 1^1. ^auIinuS, ein
©d^ülcr beS 1^1. ^etruS, mirb als erfler 95ifd&of
oon Succa Oere^rt (Lucae in Tuscia B. Pau-
lini, qui a S. Petro primus ejusdem ciyitatis
episcopus ordinatus, Bub Nerone martyrium
suum cum aliis sociis consummavit. Mar-
tyrol. rom. die 12. Julii; Ogl. aud(| Baron, ad
ann. 46, n. 2). 92ad^ il^m, gemartert im 3* 68,
merben genannt: ber I^L SaleriuS^ gemartert um
baS 3o]&r 90, unb ber 1^1. fJfoDanuS, beffen Qfefi
am 21. October gefeiert mirb. ®er erfte fiebere
9{ad^fotger ift aber erft ber 1^1. Zl^eobor um baS
3a]^r 325. S)er um 560 ernannte ^l grebianuS
ober tjfrigibianuS, ^otron ber @tabt unb ber 2)iö«
ccfc, ftarb am 13. Wd^ 588 (578?) unb ift in
ber il^m gemeil^ten ftird^e beigcfefet. Ob ber 1^1. ©i«
louS, ein 3rlänber, ^tt 93if d(|of gemefen, ift nid^t
auSgcmad^t (ogl. ©tablcr, ^eiligenlejif on V, 292,
unb bcfonberS Fr. M. Fiorentini, Vita, mira-
coli e memorie di S. Silao, vescovo Irlandese,
il cm corpo si conserva in Lucca, ib. 1662).
®er 47. Sifd^of, 3lnfcImuS be Sagio (Sabagio),
ermöl^tt 1057, beftieg 1061 unter bem 5Ramen
5llesanber IL ben pöpftlid^en ©tul^I. 6r mäl^lte
feinen Steffen, ben 1^1. Snf elm IL ©abagio, ju fei-
nem 5Rad^f olger; biefer mürbe nad^ bem lobe ®re*
gorS vn. oon Urban n. beauftragt, alle bifd^öf-
lid^en ftird^cn ber Sombarbei, meldte nid^t mit
red^tmä^igcn ^irten befe|t maren, }tt leiten. (Sx
ftorb 13. gjlärj 1086, nad^bem er feit 1079 aud^
7
195
Sucia, bie f)l.
196
ben ^urpur getragen. Unter il^m erl^ielten bie
Sif(i^5fe t)on Succa bad ^aSium unb baS SRed^t
bad ftreu} t)or fi(i^ l^ertragen gu Ia[fen. Übertut
(1128—1137) würbe 1134 ouf bem eonctt ju
$ifa a6gefe|t tool^I al§ Slnl^änger be§ @egen-
Ijopftes anaclet H. (f. b. ?lrt). SBiD^elm be SRo-
fribo (1175—1195) erl^ielt t)on ^apft Suctusm.
öerfd^iebene Sl^renöorreti^te. Stöbert (1201 bi§
1209) bemannte auf jeine ßojlen eine (Saleere
tmb maä^it einen Jheujjug mit. Opijo (1227
bid 1231) mürbe Don Tregor IX. in ben Sann
getl^an, bie ©tabt mit bem unterbiet belegt unb
bie Sanonüer beS 9le(i^te§ beraubt bie SRitra gu
tragen; fein 9la(i^f olger ©uercio lebalbucd (1236
bis 1255) erl^ielt öon bemfetben 5Sai)fte biefeS
atedbt für feine (Sanonüer mieber jurüd. SSßiH^elm
be Sorbato (1368—1373) mürbe t)on Äaifer
ßarl rv. jum Qfürften beS SReid^cS ernannt; übri»
genS l^atte f(i^on jfaifer Otto I. ben Sifd^öfen oon
ßucca ben Sitel oon SReid^Sfürflen ert](>eilt. ©te»
l)]^an be Irenti (1448 — 1477), auS einer ange-
lesenen, f(^on feit ftarl b. ®r. in Succa anföffigen
t$amilie, mürbe oon ben köpften )u oerfci^iebenen
®ef(i^äften Dermenbet. 92tcoIau§ @anbonnino
'(1479—1499), einer ber mürbigftcn Snl^ber
biefeS ©iJeS, mirb getabelt, meil er, maß bamals
im ®eifte ber Qdt lag, ben Kanonifem gemattete,
auf ba§ gemetnf(i^aftlid^e Seben ^u oerjid^ten. !Run
folgten faft lauter ßarbinäleateOberl^irtenßucca^S.
Bartholomäus ©uibiccioni (1546—1549) mar
oiel für bie Berufung eines allgemeinen SoncilS
tl^ötig. Unter feinem Jleffen unb !Ka(^foIgcr ?lte«
sauber ©uibicctoni (1 549—1605), ber feine ftirci^e
mit üieler SBBeiSl^eit regierte unb ber ältefte S9if(^of
mürbe (er regierte 56 Sö^te), grünbete ber feiige
3o)^. SeonarbuS be^uSco 1574 gu Succa bie (Son«
gregation ber regulirtcn ©lerifer t)on ber SKutter
©otteS ; benfelben l^at ^iuS IX. mit feinem SanbS-
mann, bem SKart^irer 2lngeluS Orfucci, feiig ge«
fprod^en. Succa, baS anfangs unter SRom ftanb
unb feit bem 14. Sal^rl^unbert ©uffraganat ber
2Retro|)oIe $ifa mar, l^t Benebict Xm. burd^
BuUe Inscrutabili t)om 2. ©eptember 1726 nt
einem einfad^en ©rjbistl^um erl^oben. S)er SSou«
}ie]^ungSrat]^ ber bamaligen 9le))ubli! l^atte baS
SRed^t, ben Bifciftof }u ernennen. ®er 103. 93i»
fd^of, Beml^arb ©uinigi (1723—1730), mürbe
erficr grjbifd^of. Jlad^ beffen Sobe ernannte ber
^Papjl mit Umgel^ung beS SSonjiel^ungSratl^cS ben
aWfgr. 6ert)ioni jum grgbifd^of, moburd^ fxä) bie
»ötcr ber ^tpuhlit auf's §ö$fte beleibigt füpen.
©ie moHten ben neuen ßrjbifd^of gar nid^t in bie
©tabt l^incin laffen, mcil er gegen il^rc Qfreil^eit
unb SRed^te ermäl^lt fei, unb fie an il^m SSieleS
auSjufeJien l^ätten. ©er ^Papft brol^te mit gjcom«
munication ; als er aber balb barauf ftarb, mürbe
biefe Slngclegenl^eit unter feinem 9lad^f olger bal^in
vermittelt, ba§ bie SRepublü ben t)on il^m ernannten
©rjbift^of Qfabian ®raf oonEoHorebo, miemol^l erft
im 9loücmbcr 1731, annal^m; biefer ftarb 1742.
Unter il^m ftiftete ber berii^mte TOanft (f. b. %)
in feiner Baterftabt Succa eine t^ologifd^ ab«
bemie. ÜRanji mürbe bann felbft &r)bifd|of t»on
Succa (1764—1769) unb burfte ol^ne SDBlber-
rebe ber gelel^rtefte Oberl^irte biefeS @i|eS l^ei^en.
Unter W^^P ©«rbi (1789—1826), ber auf
3RartinSiand^i(1770— 1789) gefolgt mar, flurjte
bie frangöfif d^e 9tet)olution aud^ |ier bie alte fltcl^
lid^e Drbnung, unb ber auf gebrungene Qfürft Soc-
cioccl^i gab bem l^eiligen ©tul^le fd^on 1806 ®runb
}u oielen S3ef d^merben, namentlid^ ba er bie Func-
tionen beS geiftlid^en ©erid^tS fuSpenbirte unb biefe
ben meltli(|en ©erid^ten jumieS (®amS, St,'®, n,
188 ff.). aiS bie ^erjogin 3Raria Suife fl^ be-
reit erßärte, ber jhrd^e mieber geredet }u merben
unb, tl^eilS aus eigenen SJlitteln, tl^eilS auS ben
SReften ber ftird^engüter, bie jerfiörten ftlöfter
unb ß^oQegiatftifte mieber l^er^ufteUen, beftintmte
^iuSVn. burd^Sreüe oom 5. Sanuar 1818:
ftatt ber frül^eren 17 Kanonifer, mit 4 ®igni-
töten, unb ber 40 ffaplöne, foQtennunmel^r 16 So«
nonifer imb 30 jfa^löne angefteUt merben; meiter
foQten 3 ß^oHegiatftifte, jmei in ber ©tobt Succa
unb eines im Sanbe „Samajore", befleißen ; Me
^faneien f oHtcn auS 2Kef[cftiftungen aufgcbeffert
unb 6 SWannS« unb 7 tJwuenflöfter im Sanbe er»
rid^tet merben. Staxl Submig manbelte in ben erften
Salären in ben tJwfeftöpfcn feiner 5Dlutter unb er-
baute namentlid^ bei bem großen 3ubilöum 1825
in 9^om alle Pilger. Mmölig erlofd^ aber fein
Sifer, unb Don ba an gab eS mieber Derfd^iebene
Sonflicte ^mif d^en Succa unb 9lom, bis eS an XoS«
cana !am unb Succa bie ©d^idtfale biefeS SanbeS
)u t^eilen ge^mungen mar. Sluf ^pipp ©arbt
folgte Sofej)^ Ttobili als SBifd^of (1826—1836),
bann ber als ffan^elrebner gefeierte 3o^. 2)omi-
nicuS ©tefanem 0. S. D. aiS biefer 1845 auf
baS SrjbiStl^um XrajianopoliS i. p. i. tranSfertet
morben mar, folgte ^etruS Submig ^a (1845
bis 1846) unb »uliuS «nigoni 0. S. Fr. (1849
bis 1875). ®er gegenmärtige 113.Sifd^of be^m.
11. grabifd^of Ift !R'icolauS ©l^ilorbi, geb. 1827,
präconiftrt 1875. ©ein Kapitel l^at 4 ©ignitöten,
12 Kanonüer unb 30 ftapläne; in 10 ^rioraten
unb 234 «Pfarreien mit 628 iprieflem jal< nm
190 000 Siöcefanen. fjrü^er gab eS 23 ftlöfter,
1060 SBelt- unb 844DrbcnSgeiftlid^e. (Sgl. Isto-
ria eccl. di Lucca, ibid. 1736, 2. ed. 1741;
J. D. Mansi, Diario sacro, antico e modemo
della chiesa di Lucca arcivescovale, Lucca
1753; Ughelli, Italiasacral, 790 sqq., X, 279;
Memorie e documenti per servire all' istoria
del principato lucchese, pubbl. dall' Accade-
mia lucchese, Lucca 1813 — 1860, 13 volL;
B.Beverinus, Anal. aborigineLucensisurbis,
Lucae 1829 — 1831, 4 voU. ; Moroni, Diidon.
XL, 15 sqq. ; G.Petri, L'Orbe cattol.1, 341 sq.;
Cappelletti, Lechiese d'Italia XV, 467 sqq.;
Garns, Ser. Epp. 739 sqq.) [9le]^er.]
(Inda, bie |l., Sungfrau unb aWart^rin, mirb
im Kanon ber l^eiligcn 3Wcffe fd^on feit ben S^xUn
^opft ©rcgorS beS Örofeen gefeiert (S. Greg. Opp.,
197
ßucionuS — SucianuS, ber iUlart^rer.
198
ed. Maor. III, 4) ; feiner enthält boS @acramen-
tOT dregord (ib. 144) bie ©ebete auf i^r geft
nnb boS «nüp^onor bedfelben $a))fted (ib. 842)
gibt für t^ren gefttag am 18. S)ecember biefelben
latip^onen, mte fie mit einigen Slbmeid^ungen
iio4 i^t im 93ret)iet gu ben SaubeS unb ben ^ten
Doiiommen. ^[Ibl^lm, ber berül^mte englif c^e S)id^«
ier, Äbt imb »i^of öon ©l^erbume (geft. 709),
fü^ in feinem SBrief an bie ^ionnen be§ filofterS
9aün über bie jimigfraulid^e 9leinig!eit unter ben
loc^bcrü^mten l^Iigen Jungfrauen aud^ fiucia
Mm €9racu§ an ({. ^xbhl SrfteS Sal^r)^. ber
engt SHxi^ 29b, unb Basnage-Canisius, Lectt.
antiq. I^ mo 714—754 m^elmS SSrief, t)on il^m
fdbft in ein ®ebi(j^t übertragen, ^u lefen unb 743
bid 744 Don bem SRart^rium inda'^ bie 9lebe ift).
Sdki in feinem 9Rart9roIogium (beiBoll. Martii
U, p. XLI sum 18. S)ecember), Ufuarb, äßanbal»
bert, XabanuS äRauruS u. 9. in ben übrigen er»
marinen aOe am 18. S)ecember bie SeibenSgejd^id^te
ber fjil Sucia. Xud^ bie ®rie(i^en gebenfen il^rer
irm 18. Secember. ^ierauS erl^eÜt einerfeitS, in
iDel4 (o^ SSerel^rung feit ber ölteften 3^tt bie
. iL Sucia in ber gangen jfird^e ftanb, unb anberer»
Hiä, mit alt unb el^noürbig bie t)on @uriu§ pm
13. £ecember gelieferten Seiben^den ber 1^1. fiucia
fiob, benn auf biefe OueUe gelten @regor§ Sinti»
l^^onar, 9Ub](|eIm§ ©d^rif t unb aUt mart^ralogif d^en
^aid^te über Sucia gurüd. t^reilid^magehoaerftein
3a^bunbert nad^ Sucia^S Sab bie in Siebe ftel^nbe
Passio abgefaßt morben fein, fo ba| einige 9tu§»
K^müdungen unb in Ütebenbingen einige 3n»
tbäner unterliefen, nielc^ Dtuinart belogen, bie»
\isbt ntd^t in feine SRart^reracten aufgunel^men.
£aS SBefenüid^ ber bieten bn @uriu§ ift ^oU
genbeS. fiucia, au§ üomel^mem ©efd^Ied^t ber
Stobt @9racud entf)n:of{en, d^riftlid^ ergogen unb
f^on frulseitig il^red ißaterS burd^ ben %oh be»
nabt, mu^e mit @d^mer} mel^rere Saläre gufel^en,
nie i^ fromme Sßudtter Sutpd^ia ungead^tet oUer
äqtlic^ ^ilfe Don einem lBIutfIuf{e nid^t frei
nnte, unb berebete fte enblid^. gu Satanea am
dcobe ber ^L Sgatl^, ber l^od^berül^mten ftcilia»
lifd^ 3ungfrau imb äßart^rin, il^re Teilung gu
tx^äjOL %I3 biefe »irßid^ erfolgte, entbedtte fiucia
t^ SRutter, meld^ fte mit einem t)ome]^men,
ober ^eibnifd^en 3ünglinge gu t)ermä]^Ien U)ünf d^te,
bo| fie burd^ ein (SeÜibbe dl^nfto il^re fteufc^^ett
geiiei^ fiobe ; gerne gab nun bie SRutter ben ^lan
Bit i^itr 3U)d^ter auf unb miUigte aud^ ein, ba|
bkfe Sieles t)on il^ren Gütern t)er!aufen unb ben
Czlöd an bie Srmen t)ert]^ilen burfte. S)a ber
3sngiing fid^ in feinen ^opungen getäuf^t fa^,
flogte er bie Sungfrau mutl^entbrannt bei bem
Si#eE $afd^fiu8 aU S^rifün an. @3 gefd^a^
bicB lod^nb ber biocletianifd^n ißerfolgung.
^onb^ft befannte fid^ fiucia Dor bem Stid^ter gu
C|n^; boi^ befa||I $a§d^ftu§, fte, mie eS ber
|L %ffiifyi gefd^en mar, in ein ^au§ ber Un«
ptj/t objufi^en. WS man fie aber bal^in bringen
■ofllt, mor ferne @emalt im @tanbe, fte t)on ber
@teQe gu fc^affen. Unt)erfe]^rt blieb {te aud^ t)on
bem geuer, baS l^ierauf ^aSd^afiuS ringS um fie
anlegen Hefe. Sefd^ömt befal^l ber S^rann, ii^r
einen S)oId^ in ben ^al§ gu ftogen, morauf {le
nod^ einige ©tunbett lebte, ben fieib gl^rifti em-
Ijfing, ein balbigeS 6nbe ber Verfolgung borauS»
fagte unb ben SSerfolgem bie naiven ©trafgerid^te
anfünbigte. 3n ber t$olge !amen il^re ©ebeine nad^
aRe^unbiBcnebig. (S5gl.TiUemont,Mem. V, 142;
SutlerS fieben ber Säter unb ajlart^rer, beutf d^ öon
5Rä| unb SDBeiS XVm, 245 ff.) [©d^röbl.]
<^iicia]tii$ (mie er bei Spipl^aniuS [Haer. 48]
unb So^anneS S)ama§cenu§ [Haer. 48] l^eifet)
ober fiucanuS (TertulL, Deresurrect. camis,
c. 2 ; Origenes, C. Geis. 1. 2, n. 27 ; S. Philastr.,
Haer. 46) loar einer ber oorncl^mften ^n^önger
be§ gnofttfd^en ^öu})tling§ TOarcion (f. b. 5lrt.).
S)iefer fiuctan lotrb Don ben ^Iten, »eld^e über
bie ifejcrcien ber erften Sal^rl^unberte gcfd^ricben
l^aben, als §aiipt einer eigenen gnoftif^en @ecte
(ber 2llt«fiuciani)ten) aufgefül^rt, bie jcbod^ Mb
loicber erlojd^, ba fd^on ber eifrige gorfd^cr 6pi»
))^aniu§ im 4. ^al^rl^unbert ni^t oiel ©id^ereS
mel^r bat)on aufgutretben t)ermod^te. Snbemfiucian
ba§ ©i)ftem feines üKcifterS JBlarcion loeiter auS-
btlbete unb fd^ärfer entmtdCelte, bel^uptete er brei
eioige SBefen ober $rtnci))ten. SMefe ftnb il^m baS
oberfte geredete äßefen (gugleid^ ©d^öpfer unb 9lid^
ter), baS oberfte gute ^efen unb baS oberfte böfe
SDBefen, mofür er fid^ auf geioiffe ©teilen ber ^ro«
pl^eten berief. Slufeerbem oermarf er bie &)t auS
princi})ieller Oppofttion gegen ben ©d^öpfer, um,
loie er fagte, nid^t burd^ ^inbergeugung unb 93er*
mel^rung ber ©efc^öpfe bie HJlad^t beS ©d^öpferS
no(| gu oerftärfcn (S. Epiphan., Haer. 48). 2Jn
^Betreff ber tünftigcn 9luf erftel^ung liefe er gttar für
j[e|t fieib unb ©eele beS Wenf d^en untergel^n, ba«
für aber bermaleinft eine gang neue ©ubftang
(teriium quiddam) auferftel^en (Tertullian., De
resurrect. camis, c. 2). Snblid^ toirb aud^ Don
il^m unb feiner ©ecte bcrid^tct, bafe fte gleid^ bem
5ln]^ang SRarcionS unb SSalentinuS' baS ßoange«
lium oerfälfd^ten (Orig., C. Celsum 2, 27). (Sgl.
Tülemont, Memoires IE, 281 ss., unb b. 9rt.
©nofticiSmuS.) [Sefeler.]
<jLitciaiitt$, ber aWart^rer, mirb meift in
Serbinbung mit §eft|d^iuS (f. b. 5lrt.) genannt.
93eibe ftnb nämliq ]^ait))tföd^lid^ baburd^ befannt
unb berül^mt geloorben, bafe fie gegen 6nbe be§
8. Sal^rl^unbertS fritifd^e SReoiftonen ber ©cptua»
ginta unb gugleid^ SRecenfioncn be§ neutcftament»
lid^ 3:cjte§ untemal^men. SucianuS, gebürtig
aus ©amofata, ttirtte als ^rcSb^ter, auSgegei(^net
burd^ SQßiffcnfd^aft unb fieben, gu ^ntiod^icn. 6r ift
mol^l als ber eigentlid^e ©rünber ber antio(^eni»
fd^en ©d^ule (f. b. «rt. 1, 952 ff.) gu bcgeid^nen. Um
811 erbulbete er gu 9Zicomebien ben üKart^rtob.
©eine ©e})tuaginta«5Rebifton mar laut ^ieron^»
muS (Praef. in Paral. unb Adv. Ruf. 2, 27 ;
Migne, PP. lat. XXVÜI, 1825. XXIH, 451)
gu ©onftantinopel loie gu Slntiod^ien in allgcmei«
7*
199
ßucibuS — Sucifer.
200
nem ©ebtaud^e: Constantinopolis usque An-
tiochiam Luciani martyris exemplaria pro-
bat Crft in ncucftcr Seit tft c8 gelungen, btefen
lucionifci^en ©eptuagtntatest als fold^en mteberju»
erfennen unb Don anbeten Xe^tgeftolten gu unter-
f(i^etben, menngleici^ ein Urtl^eil übet ben SSßetil^
bedfelben nod^ nid^t etmöglid^t ift. 3u§ ben Don
£. ISetceOone als gufanratengel^öttg etfannten, t)on
gr. gielb als Kopien bc8 Iucianif(^en SejteS feft«
gefteOten ^anbf^tiften f)ai $. be Sagatbe ben
^ntateud^ unb bie gefd^ic^ttid^en Süd^et be§ j[übi»
fd^n (SanonS l^etauSgegeben: Libromm Yeteris
Testamenti canonicorum pars prior graece,
Gott. 1883. aus jtoeien ienet ^anbfd^riften
ifl bet ©eptuagintatqct bet (Sontplutenfet $ol9»
glotte geftofjen, unb oud^ biejet fteHt ballet bie
Seatbeitung Sudans bat. Uebet bie t)on Sucion
befotgte SRecenfion beS 9leuen SeftamenteS fcfflt
^ieton^muS (Praef. in Evang., Migne XX IX,
527) ein ted^t ungünftigeS Uttl^eil, unb baS jog.
Decretnm Gelasianmn (Migne LIX, 175; Dgl.
Thiel, De decretali GelasiiP., Brunsb. 1866,
24) t)ettt)itft ben Don ßucian bearbeiteten 6ban«
gelientest mit ben SBotten: Evangelia quae fal-
savit Lucianus apocrypha. 9lad^ 9Be[tcott unb
tott (The New Testament in the original
reek, Cambridge and London 1881, Intro-
duction 138 — 139) bütfte ßucian in l^etöot»
tagenbet SBeife an ben ftitifd^en 9ltbeiten betl^ei»
ligt gemefen fein, als beten fd^Iie^Iid^eS ßtgebni^
bieienige f^otm beS neuteftamentlic^en Xe^eS gu
bettad^ten fei, toeld^e als bet f^tifd^e obet bet an»
tiod^enifd^e Xe^t Don bem neuttalen, bem abenb»
lönbifd^en unb bem alei^anbrinifd^en %ti^tt untet«
fdöieben metben müfje. 5Rä]^eteS in b. 3ltt. Sibeltejt
n, 701 ff. einige gtagmente anbetet ©d^tiften
Sudans (feruntur ejus de fide libelli et breves
ad nonnullos epistolae, Hier. De vir. ill. c. 77 ;
Migne XXMI, 685) fmb jufammengefteSt unb
etlöutett bei M. J. Bouth , Beliquiae Sacrae,
ed. alt IV, 1—17. leitete Sitetatut übet Su«
dan t)et)dd^net Chevalier, Repert. des sources
hist 1424. [IBatbenl^emet.]
c^iidbtis, dn ptäbeftinatianifd^et $neftet,
ftanb an bet Bpi^t einet im 5. Sal^tl^unbett oft
genannten $attei. 3m ©egenfa^e ^u ben @emi»
pelagianetn, meldte bie auguftinifd^e Seilte butd^
folf^e Sonfequenjmac^etei ptöbeftinatianifd^ beu-
teten unb fte baburd^ eines gan} unetttöglid^en
SBiberiptud^ mit bem angemdn«menfd^Iid^en unb
bem dgnftlid^-fittUd^en Semufetfdn ju übetfül^ten
fud^ten, gab eS in bet jmeiten ^ölfte beS 5. ^a^X'
^unbettS in ©aflien mand^e, meldte um jeben ^teiS
an bem Sel^tbegriff beS üetel^tten Sifd^ofS t)on
^ippo l^ingen. 3]^t SSotfämpfet unb Vertreter
toar ber fonft unbefannte ^reSb^ter SudbuS. SBdl
aber bicfe ^Inl^önget bet auguftinifd^en Seilte nid^t
bie ®dfteS!taft eines ^tofpet, ^ilatiuS, gfulgen«
tiuS 2C. befo^en, um bie ienet Seilte üon ben ©emi«
pelagianetn aufgebütbeten (Sonf equenjen als f old^e
jutüdfjumdfen unb ben wefentlid^en Untetfd^ieb
gmifd^ bem malzten SluguftiniSmuS unb bem
femipelagianifd^en 3^ttbilbe beSfelben l^otju-
^eben, fo nal^men fte, nut um ben SlugufüniSmuS
nid^t fallen ^u laffen, bief e f älf d^Iid^ gejogenen Son-
fequen^en liebet als mefentlid^e Seftimmungen bet
augufUnifd^en Seilte an, unb behaupteten alfo:
1. ba^ bet ftde SSßiSe butd^ bie @ünbe ^bamS
gänjli^ Detnid^tet f d (ex toto arbitrium volon-
tatis extinctum) ; 2. ba^ baS menfd^lid^e Zfym
unb Streben neben bet göttUd^en ®nabe unnä|
fei; 3. ba^, mer immer t>etIoten gel^e, butd^ ben
Sßillen ©otteS t>etIoten gel^e, inbem baS göttlid^e
Sotl^etmiffen als dn abf oluteS gugleid^ ein S^otl^et*
beftimmen fd unb ben ÜRenfd^n mit ©emalt }ur
@ünbe tteibe (praescientia Dei hominem yio-
lenter compelUt ad mortem) ; 4. ba^ (Sinige )um
Xobe, Slnbete 5um Seben ptöbeftinitt feien ; 5. bo^
Sl^nftuS nid^t füt Sitte geftotben fei ; 6. oa^ au^
nac^ empfangenet Zaufe atte in Slbam ftetben,
meldte toiebet fünbigen, b. |^. bai bie 6tbf ünbe in
bet Xaufe nut jugebedft, nid^t abet nml^tl^ft unb
mit bet SButjel ausgetilgt metbe, unb ba| f olglid^
bie factamentale SSßiebetgebutt nut in ben ^uS>
etU)ö]^lten eine mal^tl^afte fei. SluS bet t)on!om-
menen Uebeteinfttmmung bief et @ä|e, bie man als
ben Inbegriff beS ^täbeftinatianiSmuS bet bama*
Ugen 3^it bettad^ten mu^, mit ben Sonfequengen,
meldte bie (Semipelagianet auS bet auguftinifd^
Seilte sogen, gel^t fiai l^etDot, ba^ biefe Sel^t*
beftimmungen nid^t etft üon SudbuS unb feines«
gleid^en etfunben unb felbftönbig entmidfelt, fon*
betn fd^on üotgefunben unb als mefentlid^e fStß
ftimmungen bet auguftinif d^en Seilte angenommen
mutben. SBöl^tenb fid§ f d^on mel^tete 9ifd^5f e übet
bie ^tage betatl^fd^lagten, ob man SucibuS nid^t
getabeju feines 2lmteS entfe^en fotte, um butdj
biefeS Sdfpicl bet ©ttenge weitete Snl^anget ju«
tüdtjuf d^tedten, rid^tete gaufhiS t)on Äeji (f. b. Sltt.)
Suetft allein, bann gugldd^ mit jel^n anbeten 93i-
fd^öfen an SudbuS einen ©rief (Migne, PP. lat
LIII, 683), monn et futj bie itrigen @a|e bet
$täbeftinattanet angab unb SudbuS }um SBibet»
tufe auffotbette. SudbuS gab butd^ Untetfd^rift
feine Suftimmung ju etfennen unb nd^tete ^uglcid^
an eine in SltleS 475 oetfommelte ©^nobe ein
Sd^teiben, motin et fid^ gleid^fattS bctdt etflötte,
bie üon bet S^nobe cenfutitten ©ä|e ju üetmetfen
(Mansi VII, 1010 sq.). Sic ptöbeftinatianifd^e
^attei fd^eint je^t balb gan^ üetfd^wunben gu fein,
benn fonft l^ötte fid^ bie ^meite S^nobe üon Otange
529 nid^t f o jmeif eH^aft batübet auSbtüdfen fönnen,
ob eS ie fold^e gegeben "^äbz, meldte lel^tten, ba^
®ott aud^ äum äobe obet jum Setbetben ptä«
beftinite. (55gl. Natal. Alexand., Histor. eccL
IX, Bingü 1787, 442 sq.; §efele, 6onc..®efd^.,
2. aufi., n, 597 ff.) [gftiw
cittclfer, f. leufel.
kneifet, iBifd^of üonSagliati (Calaris,
aud^ Caralis) auf @atbinien, göl^lt 5U ben ent»
fd^iebenften, abet aud^ l^eftigften unb fd^toffften
Sefämpfetn beS SlnaniSmuS im 9lbenblonbe. 3m
201 Suciferianei. 202
3a(R 354 tDoib n Don $at>^ SUkiüiS mit einet ad neophytoB de Bjmbolo) itiiib geftritten. S. $.
6cfaiibt{<^ an baS ^oflogcr be9 ßaiftiS Son- Soft^ari (UngebruAc u. f. w. OueUen jui Sef^.
fhntiiiS ja ^ilte betraut. SUSeifli^ 355 aufbei beS Xauflqmtiolg unb ber @Iauben3TegcI II, 6^
6qiiDbt ju Snoilonb nngcrtt, bm ^I. Stiianaflue ftiania 1369, 175— 182} glaubt Sucifer alSSJet-
(bcjtD.BnbnoiiiineAthanaeiiNicaenamfidem; f ö(ftr annt^men *u f oDen j ffrügei (a. a. Ö. 118
Hier., De TJr. ül. c.95 ; Migne, PP. lat. XXIII, btä 130) (uc^t ben aUertaJlet in «ufrtiuS Don
697) jn Dnuit^Uen, b«ibannte SonjtontiuS i^n ^etcedi. S)ie Sigenart bei Doit)in genannten
inboiOnent, iinb ei{tiintei3ultan(361 — 363) <Sd)Tiften SudferS liegt in i^rem iü(f{i^teiDJen
bnflt ei ^tinde^nn. 3e|t geriet^ inbtfjen Üucif ei 3:i)n( gegenü&et btm Stai]cx. S>abei i^ bet SBoit-
014 mit feinen btSbeiigen tjieunben imb AampfeS' ji^ag gio|Fnt^ei[§ ber !OuIgäT|))rac^e entnommen,
genoffen in ffiiberf)iiuä|. S)ui4 bie Hätxfft eineS unb auä) auf geoxbneten @cbaiäengang mirb nii^t
nfKn Stf^ofS OßaiilinuS) p ^ntioc^ieh tonnte bei genngfte ^ertti gelegt. Sucifer ift bei ^erDoi-
er ni^t bit boitige @)Hiltung fiefeitigen, [onbem lagenbfte ^eitielec beS iSulgätlatein^ fetnei ^eit
mn bit Dm^^anbent Sxmimmg fteigent (Sgl. b. unb }ugleii$, megen bei augeioibenllJcE) itirf|tn
lit 9nti(H^fn 1, 945 unb b. 9Irt. ffleletionif^e« St^riftcitatf, ein fe^i lDi(^liger 3tuge beä tor-
St^iSma). S)ic9ntlbe abei, meiere bie Sqnobe ^ieionqmianild^enSibellesteS. @etne6d|nften{itib
\a Slesonbiien 362 ben ieumütl|igen Sliionem nur buij) Sin Snanujcnpt (Cod. Yatic. 133,
tntgegeüi&niitte, totbeifpiac^ feinen Snfdfiauungen Baec. IX/X) iibeiltefeit. ^ie EöÜtio priuceps
fo fe^t, b(4 « fi*, wie «9 fc^eint, jum föraili^en roarb Don 3. iüiuS, SBifi^of DonÜDleout befoigl,
Snu^ mit btn EScitictcm bei Sqnobe f|ini(iien $aii3 1568 (abgebiudt bei GaUandi, BibL
liffc. ätbtnfons Globen fi^ noc^ i^m — et pötb vet, Patr. VI, 1770), eine bejfere ^InSgobe Don
STOobci 371 — biefenigen fienannt, nielc^e bie ben ©efitübetn 3. S). unb 3. Soleli, ^enebig
fiu^eRn Irionti Don aKtn iHtt^enömtein aus- 1778, 0dI. (abgebiudt bei Migne, PP.latXni,
«f(Üoffen lotffen »oQten. 3>ie|eä ©t^iSnw bei 1845); bie nenepe unb befie 'fluSgabe ift bie oon
SBciftnonec fytt fle^ jeboc^ nic^t lange ereilen, SB. ^aitel, SBien 1886 (Corpus Scriptt ecclea
i^takm» bei ®. Äiüget, Sucifer, »ifc^of oon So- lat. vol. XIV). (SgL §atlel, Suctfet üon 6agliati
loriS, imb boS S<^i8ma bet Sjurifeiionei, 8et^)Ji9 unb fein Satein, im Sic^iD für tat. SeEifogi. unb
1886.) 3m ejile (356—361) Derfa&te Suci- Siamm., Sa^ig. 1886, 1—58.) ©ie Doi^in er-
f(i m^me gegen SonftantiuS gerii^ttte SdEiiif- iDä^nte 2:Quftebe 1)at n\l ^]tfan tiecouggegeben
teil. Do^t^inlii^ in na^tc^ber Slet^enfolgc : a. a. <D. 132 — 140, uttb mieberum in ben
DenoiicoDTeniendocnmhaereticiBibieSle^t' Uten unb neuen Quellen, Sfiriftiania 1879, 186
^öubigen müßten jebe @emeinf^aft mit ben ^tia* biS 195. pSaibenlieiDei.]
atm ^ie^ ; De regibos apostaticiB : f ef|i mit S^ttAfttittMX, meutere ©ecten, tceldit bie ans
ünie^l begei^ne ^onftantiuS baS @lüil feiner bem3)h)igenIanbeinbae9IbenbIonbeingcfd^[el);)ten
SIegimms al3 einen iSemeiB beS Sßo^lgefaHene gnoftifc()-mani[f|(iifd^en3ntt|ümer bis ju bem St-
QMM, (ui^ maadtan gottlofen unb obgüttif^n tiem geigelten, ba| fie Sucifer wie ®ott Dere^rten,
JtBniQc SSioeie ^be @titt langes Seben mtb feinen @tuij Dom ^immel füi eine Ungeiec^ttgMt
gn^ <^Ige geun^rt; De S. Äthanaaio (ui- hielten unb behaupteten, ei mit feinen onbeien ge-
{piihtglii!^ DieOei<i^t Quia absentem nemo debet faQenen Sngeln meibe einft mteber eifioben, bo-
jii£care neo dunnare) Lib. I et II : e§ fei ein gegen bei eijengel Sßi^ael mit feinem Slnl^rmigc
BÜn Soree^ti^eit ^otinfpiec^nbc^ £!<Dr(;cficii gc in baS enige treuer geftüijt toeibcn. Sla| fi^ bie
tDcfcn, nxnn bei flaifei ben ju ^Jfailanb Dcrfnm- gnofti{c^'mamc^äifi|efte^tci MS }ubiefem@tabe
■elten Sifi^öftn junuit^e, ben !)[. 31l[)annrmS beS ^aifeS gegen @ott unb bie fic^tbaie Stmi)t
Dse^ tu Dentrl^len. S^iefe btei @<:^ri|tcu auSgebilbet,ifleonjgIaubnütbie;nuiftogteÖfi4
Bobni Vn(a| unb @egenßanb be§ Siiejmec^felg ob aUt, Hielte be« SucifetianiSmuS angefd^ulbigt
|iirif(^2udferunbbemlaiferli^enffammer^ertii tootben finb, aaü) wvctliäj bemfetben ^ulbigten.
gloiäittuS geiDefen feilt. 3)ui^ 31oienliu§ fragt Untei ben ßuciterianeru meiben Dotetft bie Sf^
ber Äoiftt £uriftr, ob er ^iS) tmxtl\ä) jur Üibfafjung hinget (f. b. 91rt.) aufgeführt, Sewobnei beS @aue8
bei eingcfmbten @^mä^f4tiften befenne, unb bet ©tebing an ben Sitebeiungen bet SBefei, loel^
Stiböiatle beeilt fid). biefe ^lage mit @toIj ju 1234 uon einem gegen fie auSgejogencn ittm^
beft^K«. «n biefen SrieftDed)feI 6at fi(^ DermutV ^eere gro6ent5eü8ouSgcrteben mürben. 3)onnfilwi
B4 bi« ©dirift De non parcendo in Deum de- bie im Anfang beS 14. 3aöif)unbetta in OePeireiilÖ
UnqnentibaB ongef^loffen, in toel^i Sucifei feine enlbedten unb jo^Irei^ Derbieiteten Üünnit^ei )u
€|ini4|t gegen ben ilaifei gu le^tfeitigen fuc^t, nennen, meli^e fi(^ bei greulic^ften Blasphemien
■oiuii^t^ bun^ ben £>iniiieiS auf baS Suftieten unb Unfittlii^feiten fi^ulbig maii^len unb »Dt Sud'
ber ^Top^ten beS Blten SunbeS. ©c^Iiefetiii^, fei eine ^otie 9I(^tung bejrigtni, ibn bem giäengel
fii^tit8360,oitI(eid(|tei^361,fDtgtebie@^rift ^\ä)atl notjogen unb feinen enblicf)en 2.rümi))(
Moriendnm esse pro Dei filio, toelf^e bei ÜQer* übeibiefenbebaupteten(j{lein, @e|(!^.be8ef|itß«>-
Uafi fmtbige Smitf^ft jum !DlQiti)rtobe auS- tbumginOeftenei(!)U.i5tdermatf,SBienl840,II,
frii^ Va^na Siiefe SucifeiS finb Deiloien ge- 394—402 ; Raynald., Ännal. £ccL ad a. 1318,
pRgtB. tUba eine fDg.Xoufrebe (Exhortatio n. 44). 3)a| unter bie StatictKtn (f . b. 91rt.) unb
203
Sucina.
204
baS öcijlcSüertDonbte ©cfinbcl au^ Sudfcriancr
fid^ etnfd^Iid&cn , l^ot alle SGßal^rfd^citiHd^fcit für
ftd^ ; üiclleid^t waren bie 14 Suciferianer beiberlei
©efd^Icd^tS, toeld^e 1386 ju langermünbe in ber
SWarf Sranbenbur 9 öerbrannt würben, f olci^e Ueber«
Ictufer; inbefe reid^ten aud^ ber gfraticeDiSmnS, fo=
nne bie anjd^auungen ber ©ruber unb ©d^weftem
beS freien ®eifte§ (f. b. 5lrt.) allein fd^on \)\n, um
Suciferianer gu erjeugen. — ?lud^ in ber grei«
maurerei ber ©egenwart treten bie alten gnofti«
fd^en ©ebanfen tmeber ju Sage. 3n bem §od^»
grabe ber SRitter ßabofd^ (f. b. 9trt. greintaurer
rv, 1973) tmrb ber SRecipient, nad^bem er bie
öorbereitenben ^^pl^ilofopl^ifd^en'' ©tufen burd^«
laufen l^at unb nunntel^r „fcj^r auSgettäl^lter Ra-
bofd^" ober „üoflfontmen ©ingetoeü^ter" werben
joB, 5ur 6rfenntnife gefül^rt, bafe Slbonai, ber
®ott ber jübifd^'d^riftlid^en Offenbarung, ba§ böfe
^rincip fei, toöl^renb in Sucifcr, bem Si(^tenget
ba§ l^öd^fte SBefen, ber SBeltenbilbner, üere^rt »er»
ben muffe. Sei biefer Slufnal^me pnben entfej»
lid^e ©otteSläjlerungen unb bann Opfer unb ®e«
bete ju Sucifer ftatt fl. 2eo Sajil [3oganb»«ßagä§],
©ie ®rei«^un!te»^rüber, beutfd^e Bearbeitung,
n, 8freiburg»©d^tt)eij 1887, 280 jf.). 3n bie-
Oeff entlid^f eit traten f old^e Suciferianer in SRom bei
ber gntl^üßung be§ ©enfmalS für ® iorbano Sruno
om 9. 3uni 1889, als fie Salinen unb ©mbleme
beS SeufelS in il^rem 3uge mitf ül^rten. Seo XTTT.
erl^ob in ber Mocution öom 20. 3uni gerabe
mit Säe^ug auf biefe Xl^atfad^e feine flagenbe
Stimme. [(©d^röbl) ©treber.]
<^ciita ift ber !Rame einiger Domel^men d^rift»
lid^en fjrauen gu 9lom in ben Sal^rl^unberten ber
Verfolgung. ®a8 allen ®emeinf ame ijl bei großem
Äeid^tl^um eine l^eröonagenbegfrömmigfeit, bie jld^
öomel^mlid^ in ber gfürf orge um bie Sefenner unb
in ber SSefiattung ber aWort^rer manifeftirte. Sie
erfte Sucina erfd^eint al§ discipula Apostolomm;
jle beftattete ben 2l})oftel ^ouluS auf il^rem Sanb«
gute an ber ©trafee nad^ Dftia unb begrub auf
einem anbem ®ute, ba§ fte an ber S5ia Surelia
befafe, bie beiben SKart^irer ^roceffuS unb SJlar»
tinianuS, »eld^e t)on ^etruS im mamertinifd^en
Äerfer aetauft toorben waren, ©ie gweite Sucina
tritt auf in ben Sagen beS ^apfteS (SomeliuS
(251—252) unter ber Regierung beS ÄaiferS
S)eciu§. ©ie erl^ob mit bem ^apfte bie Seiber ber
beiben 2lpoftelf ürften an^ ifyttt Sergungöftätte ad
catacmnbas unb fejte bie ®ebeine $auli in
praedio suo via Ostiensi bei; nad^l^er beftattete fte
aud^ ben ^apft EomcliuS felber in crypta juxta
coemeterimn Callisti via Appia, in praedio
suo (ögl. Lib. Pont, in Corn., ed. Duchesne
150). g§ ift tool^l biefclbe Sucina, totli^t balb
barauf unter $apft©tep]^anu8 ertoäl^nt mirb (BoU.
Aug. I, 143). gine britte Sucina ttrirb in ber
biocletianifd^en S5erfolgung§aeit genannt: fte »ar
angeblich eine SSertoanbte beS ffaiferS ©aüicnuS
unb ® emal^lin be§ $inianu§, ^roconfulS t)on Sfien,
ber in einer ifranf^eit burd^ ben ^riefter Slntl^i«
muS unb ben 2)iacon ©iftnniuS gel^eilt unb ba«
burd^ befel^rt morben ttmr. ^aä) feinem Xobe
meil^te Sucina fid^ ganj ben 2Ber!en d^riftKd^
Siebe, ©ie U)irb al§ Saufpatl^in bei 3^3 unb ben
anberen t)om 1^1. ©ebaftianuS befel^rtcn grauen
begeid^net; erl^ebt bie Seid^e beS 1^1. ©ebaftianuS
au^ ber Ifloafe, in meldte fte gemorfen morben
war; nimmt Seatrij (Siatrij), bie ©d^toefter ber
beiben Märtyrer ©impliciuS unb tJaufÜnuS, gu
ftd^ unb begrabt biefelbe fpäter nad^ i|rem SWorter»
tobe bei il^ren Srübem an ber SJia ^ortuenflS.
ajlit bem ^fte 5Karceau8 beftattet fte bie Seiber
ber 3)^artqrer Si^riacuS, SarguS unb ©maragbuS
auf il^rem ®ute an ber ©trafee nad^ Dftia (quos
manu sua recondidit b. Lucina). S^bem fte aO
il^rSiermögen ber jhrd^e fd^enft, lö|t fte il^rmud
burd^ ben $apft SJlarceUuS gum ^ottedbtenfte
meinen unb begröbt fpoter ben $apft nad^ beffen
SWartertob im Kömeterium ^riScUlä. ?[u^er bief en
Sucinen loirb nod^ in ben Steten ber 1^1. ©op^ia
eine Lucina virgo unb in benen be§ 1^1. Urban
eine anbere atö Sod^ter ber 1^1. SWarmenia, einet
SWarttirin unter Stlejanber ©eöeruS (222—235),
genannt.
S)en SRonumenten infolge t)ttt^üt man in
ben Sagen ®regor3 beS ®ro^en neben bem ®rabe
ber STOart^rer $roceffu§ unb SKartinianuS an
ber 95ia Slurelia aud^ baS einer 1^1. Sudno. 95on
ben an i^rem ®rabe brennenben Sampen ent«
nal^m nömlid) im Sluftrage beS $apfte§ ber W)\
3o]^anne§ Del für bie ßönigin S^eobelinbe. 3m
9Jä]^em berid^tet baS ©aljburger Sttnerar nad^
ßrtoäl^nung ber ftirt^e be§ 1^1. ^ancratiuS: Per-
venies ad ecclesiam, ibi quiescunt s. Pro-
cessus et Martinianus sub terra, et s. Lu-
cina ... in superiori (de Bossi, R. S. I, 182).
Sniem Slnfd^eine nad^ fal^ bie Ueberlieferung in
biefer Sucina bie oben an erjJer ©teile ertoöl^c
©d^ülerin ber Slpoftel. ®ie Crypta juxta coe-
meterium Callisti, too bie ^meite oben genannte
Sucina ben ^apft SomeliuS begrub, ijt burd&
be SRoffi mieber ausgegraben ttorben (R. S. I,
272 sq.). ©ie bilbet einen Sl^eil beS Eömeterium
Sucinö, beffen area in il^rem Umfange ftd^ genau
feftftellen lie^, unb beffen ü)lonumente in'§ gioeite
d^riftlid^e Sal^rl^unbert l^inaufreic^en. ®a§ bie
^oftelfd^ülerin ^omponia ®röcina, über bie und
SacituS berid^tet, ^u biefem Cömeterium in 95e-
jiel^ung geftanben l^aben mufe, ergibt ftd^ au§ einem
®rabftein beS 3. 3abr]^unbert8, ber einen IlOM-
ncONIOC rPHK£INOc nennt. 3a, bie Ser-
mutj^ung ift nid^t unbegrünbet, ba^ ^omponia
®räcina unb Sucina eine unb biefelbe ^erfon feien
(ügl. ffrauS, R. S. 44). Sann l^ätte ^omponia
®racina (Sucina bie 3lcltere) ft(^ in praedio
suo, via Appia, eine ®rabftätte angelegt, um
meldte ftd^ eine ffatafombe entmidfelte, unb bort
l&ätte im 3. 252 bie jüngere Sucina, al§ bie nun«
mel^rige 3n]^aberin be§ praedium, ben 1^1. Kor«
neliuS beftattet. 3ut 3a^re üorber l^ätte biefe
jüngere Sucina nad^ Eingabe be§ Liber pontifi-
205
SucinianuS — fiuciuS L
206
eiHs ben Settern bed UpoftelS ^ulu§ an^ feinet
9ctQfftätte ad oatacmnbas an bie via Ostien-
ik äbertrogcn unb xf^n bort in praedio suo bei»
9efe|t 3m Sömetenum Oftrionum an ber 93ia
Sümtentona fanb be Slofft in bem frifd^n Halt
eine« grabe« einen ©tenii)cl eingebrücft mit ber
3ni(ftrift: TVBR • LVCINES (deRossi, BuU.
1876, 151 ; Dgl Annellini, Gripte di S. £me-
renzimiia, 78 s.). S)e SRoffi ift geneigt, fic für
bieinnge Sudna )u l^ten, meldte unter S)iocIetiQn
oDö^Bi otrb. @ie gel^örte na(| bem @tem))el gur
gens Turrania, ml^t im 4. Sa^rl^unbert blühte,
DÜ) t|i unter ben Sucinen bie eini^ige, bie mit il^rem
Domen gentilitium erfd^eint. äl^r ®rab mirb in
bunl^cmd toert^Iofen fpötmittelalterlid^en eingaben
in bo« (Kömeterium ad catacumbas, nal^e beim
8nAebe8]^L@ebaftian, t>erlegt, ben fiefrül^er bort
beflattet ^atte. 9lo<i^ eine anbere Sudna mirb an ber
Sia Solana tmäfyxt n)0 ber Index Oleomm au§
ber 3eit Tregor« be« ®ro|en unb bie alten $ilger»
böi^ i^ @rab nebft bem ber Wart^rer geftu«,
äo^omie«, Siogene«, Siberali« unb IBIaftu« auf-
führen. Snblid^ ij! jene IBafUifa gu nennen, meldte
nn( einer Sucina ben Flamen trögt, bie Ziteßird^e
L Lanrentii in Lucina; fie ift ungmeifeH^aft in
bem ^aufe einer 2)ame biefe« Flamen« gegrünbet
tDorben unb mirb f d^n 499 auf einer @qnobe unter
$a|iß 69imnad^u« ermal^nt. 3ft bieje Sucina eine
Seitgenoffin be« 1^1. Saurentiu«, meld^er im 3. 258
fknb, fo bürfte jte biefelbe fein, meldte ben $apft
Comeliu« 252 in praedio suo via Appia be»
gruben ^atte.
Stögen bie fd^riftfte&erifc^en Ueberlieferungen
iber bte eine ober bie anbere ber genannten ijfrauen
aaä^ oeiböd^tig fein, fo bleiben immerl^in bod^ biefe
deogniffe ber SRonnmente, meldte oon ben Sagen
bei f^ioßcl bt« )um Snbe ber ißerfolgung l^eroor-
rogenbc SRiiglieber ber römifc^en ®emeitü)e mit
bem 9Uanta Sucina nennen, einem !Ramen, ber
giei4 bem mdnnlid^en Sucinu« in ber römifd^en
Jtoamdatia f e^r feiten ift. Sngefid^ beff en ^aben
eimge iStUffitt Denoanbtfd^aftlid^e Sejiel^ungen
^BOf^dftn ben oerfd^iebenen Sucinen oermutl^et ; 9ln-
bac oük^ten in bem 92amen Sucina einen ^mt«-
titdfe^ ßrfiere «nfid^t f))rid^t u. %. ^rmemni
(&ipte di 8. Emerenziana 78) au«, n)ä]^renb
Boä^inger (Pomponia Graecina 66) an bie
@ebinrt«g5ttin Sucina bei ben alten Stömem er«
imiert, totUf^ ba« jKnb an ba§ Seben«Ii(^t bringt,
nab bo^ m^ abgeneigt ift, in ben Sucinen ber
oerfc^ficbcnen (spod^en etma SlfPentinnen bei ber
Zoofe toeiblid^ ^ßerfonen gu erblidfen. ^lOerbing«
i^ ba« Sort Sucina oon lux abgeleitet, unb ba^
bobet an bie Xaufe gebadet merben barf, ergibt
^ bannt«, ba| bie 92eugetauften illuminati ge-
aoiiBt »erben (bgL de Bossi, R. S. I, 315).
Ucnt fpecieO bei pomponia @röcina, bie Sßan-
boger jinidd^ im 9uge l^at, mürbe bie Ummanb-
iog i^ {Ramend in Sucina mol^I el^er mit SlädC«
fUjjl auf i^re eigene Xaufe oorgenommen morben
Vau 3nbem erfiil^nt bei allen genannten Sucinen als
ba« g^arafteriftifd^e bie Seftattung ber Märtyrer,
ol^ne irgenb eine ßrmä^nung il^rer Il^tigfeit für
bie Säuflinge; mit ber SSerfoIgungSjeit l^ören aud^
bie Sucinen auf. — gär bie SSermanbtf d^of t ber ein«
jelnenSucinenmiteinanberfel^ltieberanl^altSpunft;
p beachten ift aber anbererfeitS, boft ber 5Rame nur
in 9tom, nic^t in anberen jfirc^en t)orfommt, aber
Qud^ l^ier nur bei ben üon un« oufgefül^rten Sei-
fpielen, niemal« auf ©rabfd^riften unb nur bi« §ur
conftantinifd^en 3eit. [be SBaal]
JLttcbtiatttts, f. Sicinianu«.
Jiudus, köpfte. Suciu« L, ber 1^1. (253
bis 254), n)urbe nad^ bem 3:obe be« l^eiligen ^ßap»
fte« Someliu«, ber mal^rfd^einUd^en ^nnal^me ^u«
folge, am 25. 2htni 253 auf ben Stul^I oon 9lom
erl^oben. 911« fein XobeSbatum fft mit Sid^erl^ett
ber 5. 3R&XI 254 anjunel^men, fo bafe eine Sfte«
gierung«3eit oon nur 8 SRonaten unb 10 Xagen
auf il^n entfällt (Duchesne, Le Liber pontifi-
calis I, p. CCXLVm. CCLX). S)o8 ^opftbud^
tl^eilt i^m inig 3 Saläre, 3 SRonate unb 3 Sage
gu unb lö^t il^n in jmei oerfc^iebenen Salären bie
®ecember»SQBci]^en ertl^eilen, mö^renb er nur ©nen
Secember al« ^apft erlebte. 3u^^Iüfflger mögen
bie Angaben berfelben OueQe fein, bo^ Suctu«
SRömer mar, unb ba^ fein IBater ^orpl^^riu« l^ie^.
3n ben 9lnf ang feiner Regierung f öBt fein fuqe«,
um be« @lauben« miSen erbulbete« Si;il, ju beffen
Seenbigung unb ftanbl^after Srtragung il^m ber
1^1. S^prian t)on (tartl^ago in einem nod^ erl^al»
tenen Schreiben ®lüdt münfd^te (Cypr. Ep. 61, ed.
Hartel 695 ; Migne, PP. lat. IH, 973). eben
biefe« (£^l mad^te fein ^nbenlen f o oerel^rung«*
mürbig, ba^Stiprianil^n nad^ feinem balb erfolg-
ten Sobe einfad§ neben Someliu« al« SRart^rer
^infteate (Ep. 68 ad Stephan., ed. Hartel 748;
Mignem,996).S)icrömifd^eÄird^cfeierteinbeffen
Suciu« I. im 4. ^al^rl^unbert nur al« Sifd^of,
nid^t al« ajlartt^er; fein !Kame fielet in ber De-
positio episcoponim , nid^t in ber Depositio
martynun. Sßenn alfo ber Liber pont. bie 9}a(^>
rid^t geläufig gemacht l^at: qui etiam a Yale-
nano capite truncatos est IQ nonas Martias,
f 0 ift bennod^, abgef el^en aud^ oon bem ^nac^roni««
mu« mit SSalerian, beffen Verfolgung Ja erft 257
begann, feine ^Beglaubigung für biefe« eigentliche
ünart^rium Dorl^anben. Suciu« erl^ielt feine Stulpe«
ftötte in ber ^apftcr^pta be« (Sömeterium« oon
gaUiftu« an ber !Bia ^pia. S)ort entbedfte be 9loffi
nebft ben ©rabplatten anberer köpfte be« 3. 3al^r«
l^unbert« aud^ bie feinige ; fie enthielt bie 3nfd^rift
AOYKIC uiü) lie^ in il&rem fragmentarifd^en 3u«
ftanbe nid^t erfennen, ob nod^ ein Sufa^ bei bem
9lamen gemefen mar. SRöl^ere 9loti§en über feine
©efd^id^te l^aben fid^ ebenfo menig mie Srief e ober
©ecretalen üon il^m erl^alten. 9hir oon ßqprian
erfal^ren mir in bem citirten ©riefe an ^[kipft
@tep]^an, Suciu« l^abe in Sejug auf bie mdl^renb
ber Verfolgung ©efaUcnen ba« $rincip ber SJlilbe,
b. 1^. ber mögltd^en SBieberaufnal^me^ bertreten
(dandam esse lapsis pacem et, poenitentia
207
SuciuS n.
208
acta, fructmn communicationis et pacis ne-
tandum non esse, litteris suis signat). Sin
)ccrct votlä)^ xf^m baS ^pbud^ beilegt: ut duo
presbyteri et tres diaconi in omni loco epi-
scopmn non desererent, propter testimonimn
ecclesiasticmn, ift in feiner Seife Verbärgt ; eS
l^at inbeifen feinen Snl&alt liefern muffen $ur
Sufammenfefenng beS foIf(^en pfeubo-iftborifdpen
©Treibens SuriuS' I. an olle iBif(i^5fe in ®aUien
unb Spanien^ beginnenb Litteras dilectionis
vestrae, in melc^nn bem ^opfte and) %norb«
nungen betr. bie fird^Iid^en (Sendete über 93if d^öfe
unb betr. baS IBerl^altnt^ gttifd^en 9Jietro))oIiten
unb @uffraganbifd^5fen über]^au))t angebici^tet mx*
ben (bei Migne in, 975 ; Jaffe-Ealtenbrunner,
Reg. Born, poni, 2. edit., n. 123; t)gl. ib. 11,
690. 782). (9Sgl. Lib. poni, ed. Duchesne I,
153; Allard, Histoire des persecutions UI,
Par. 1887, 27 ss.)
SuciuS n. (1144—1145) folgte mit rinem
^ontipcote t)on elf 2Ronaten bem $c4)fie Köle-
ffen n., meld^er feinerfeitS nur fünf iUlonate regiert
l^atte. Sr |ie^ DorJ^er (Sl^erorbo Saccianemici
unb ftammte aud Bologna. IBon ^onortuö IL
(1124—1130) xoax er gu Anfang öon beffen Sie-
gierung 5um Sarbinol üon @. Sroce in (Serufa-
lemme erlauben ttorben. 6r fam toäl^renb feines
Sarbinalated öfter als ))a))ftlid^er Segat nad^
S)eutf d^Ianb ; fo fd^on im 3. 1125, um an ber
ftönigSuial^I t^eiljunel^men, au§ meld^er fiotl^ar
ber @ad^fe ]^ert)orging. 3m 3. 1126 bemül^te er
Pd^ in S)eutfd^Iano für bie Sefe^g ber Stül^Ie
t)on SBürgburg unb Wagbeburg ; auf ben le^tem
mürbe immentlid^ burd^ feine iBemül^ungen ber
1^1. SRorbert, ©ttfter ber ^ramonftratenfer, be«
förbert. S)en ^apft 3nnocenjn. (1130— 1143)
unterftü^te er mirffam in bem @^i§ma, meld^eS
ber ®egen)>a))ft Slnaclet IL ]^ert)orrief, namentUd^
burd^ fiegationen nad^ S)eutf(^Ianb, mo feine Se»
mül^ungen burd^ ben gmeimaligen 3ug fiotl^arS
nad^ 3talien gehrönt mürben. Seim gmeitenSuge
beSfelben uerl^anbelte er mit Seneüent unb mit
ftönig Sloger Don @tcilien. 3nnocen5 IL. er^ob
gegen Snbe feines ^ontificateS ben t)erbienftt)oUen
(iarbinal jum ftamler unb 93ibIiotl^e!ar, unb bie
erfte belannte ))ö))pd^e Urlunbe, meldte berfelbe
als f Didier ausfertigte, ift t)om 4. 3anuar 1142
(Jaffö-Löwenfeld, Beg. Born. Pont I, 841j.
9m 12. 3Röxi 1144 gum ^apfte confecrirt, t)er-
taufd^te SuciuS IL feine frül^ere reid^e 3:]^öüg!eU
in Seutfd^Ianb unb Stalten mit einem bomen*
uollen, burd^ bie älömer gepeinigten Sluf entl^t in
Slom. Sein furgeS^ontificatjeigt gang baS®egen-
bilb eines ^errfd^S. SS maren bie burd^ Smotb
t)on SreSoa'S Seigren gefd^ürten bemagogifd^en
Elemente, meldte gunöd^ft ber toeltlic^en ^errf d^aft
beS ^apfttl^umS bebrol^Iid^ tmirben, bann aber über«
l^aupt baS ^apfttl^um in eine gebemütl^igte, uner-
tröglid^e Stellung Derfe|ten. @d^on im 3. 1143
l^atte fid^ eine fiöbtifd^e SfteDoIution t>oI]^ogen. 9Ran
l^otte auf bem ßopitol unter bem Sitel „Senat"
eine (Commune eingerid^tet, bie bem ^ßopfte bo8
bürgerlid^e ^Regiment götqlid^ entminben foOte.
Um ftd^ in fold^er Sage gunöd^fl mit feinem
einffu^reid^ften 9lad^bar )u Derftänbigen, üeran*
la|te ber $apft eine Sefpred^ung mit ftönig
Sloger t)on Sicilien, ber fd^on unter bem tior*
l^erigen ^onttficat megen ber 9bgren)ung fetner
Siedete als Se^enSträger ber IKrd^e mit bem l^ei«
ligen Stul^I ent^meit mar. S)ie 3ufammenlimft
fanb in ben erften £agen beS 3uni 1144 ^n &•
perano ftatt (Bomualdi Salemit Annal., bei
Watterich, Pont. Rom. Vitae 11, 279, unb in
Mon. Genn. SS. XIX, 424); fte ^atte fete
Srgebni^, ba SuciuS auf ben bringenben 3taä^
ber Sarbinäle bie übertriebenen ^orberungen beS
i^önigS ablel^nen mu^te. Stoger griff er}ümt ju
©emaltma^regeln ut^ lie^ feinen Sol^ Stoger^
^erjog Don %pulien, mit einem ftarlen ^eere in
baS pöpfUid^e iBeft^tl^um t)orrüdfen. Xerracina
mürbe genommen, unb bis fjferentino brang bie
SSermüftung Dor; ba milligte ber ^apft notl^
gebrungen in einen SBaffenftiUftanb ein, instant!
yiolentia nos cogente, mie er an ^bt ^ßetruS
t)on (Slugn^ fd^reibt (Jaffe-Löwenfeld n. 8658).
S)er ffönig gab babei bie legten Eroberungen
^erauS. 3nbemfeIbenS3riefe beauftragte ber ^[k)>ft
ben Slbt bretgel^n feiner jflofterange^örigen nad^
älom gu fd^idfen, mo er eine (Sluniacenfercolonie
errichten moUte. @r ftebelte bie SJiönd^e im Stlo'
fter beS 1^1. Saba auf bem 9t)enttn an (Jaffö
n. 8707 sq.). S)aS SJtönd^tl^um na^m uberl^oupt
in jenen S)ecennien nad^ iBeenbigung beS 3n«
t)eftttur!ampfeS einen großen Sluff d^mung, mie fol«
d^eS für 3talien fomol^I als für bie au^eritalifd^en
Sönber burd^ jal^Ireid^e Süllen beS ^fleS SucinS
tro^ beS furzen S^itraumS feines ^ontificateS htß
geugt mirb. ißon beutf c^en fflöftem empfingen Don
il^m iBeftötigungSurfatnben g. 9. @t. Stno in
Steid^enl^aa (Jaffe n. 8564), @t. Ulrid^ unb «fra
)u jheuglingen (8656), @t. HJlaria unb Suguftin
in SRoggenburg (8662), @t. SWagnuS in KegenS-
burg (8682), ©t. So^anneS »aptift in 3Ragbe-
burg (8704). $ropft ©erl^od^ t)on Sidd^erSberg,
ber eifrige Reformator beS <f loftermefenS, ber ben
$apft in 9^om befud^te, geno^ feine f^reunbfd^ft
unb empfc^Iung (8576. 8577). Sefonbere @unp
manbte SuciuS bem entftel^enben ^rSmonftratenfer»
orben beS 1^1. 92orbertuS gu (8534. 8614). SCom
felbft, miemol^I t)om ^arteüampf e aufgeregt, iml^m
an btefer Sntmiddung nid^t bIo| burd^ bie obige
Serufung ber Kluniacenfer, f onbem oud^ burd^ an«
bere 3Ra|na]^men beS «ßapfteS t^eü (8711). (9^L
Boso, Vita Lucii H, bei Watterich H, 278;
Lib. Pont., ed. Duchesne 11, 385.)
%om ^bel ftanben inSbef onbere bie Sfrangi))am
auf ber Seite SuciuS^ n. Um bie Demagogen beffor
im 3<^ume )u l^alten, überlief er ben ^i^angiponi
ben €ircuS ^apmuS p 9tom ad custodiam, b. 1^.
}ur Srrid^tung eines SoQmerfeS (Jaffö n. 8710).
Mein ber Slbel üermoc^te nid^tS über bie IBoIfö«
Partei. ®iefe moUte, mie Otto t)on tJreifing fagt
ao9
SuciuS m.
210
(Chnm. 7, 34, bei Watterich), „mm einmal il^rer
Ufloenrnnft feine (Stengen fe^en" unb ernannte
mm $atnctufi, ben jte aU meltltd^n ^errfd^er
Somft an bie ^P^^ be§ jüngjt gef d^affenen @e>
UM fteSte. iAt SBürbe übertrug mon an 3or«
hon ^ierleoni^ ben Sruber be§ ®e9enpa))fte§
laoclet n. So8 Steigni^ würbe in ber @tabt-
^^Afidfit dB renovatio sacri senatos in [o
Iftilim Vnbcnfen gel^alten, ba^ man eine 3eit lang
m4 i^ bohrte (®regorot)iuS, ®efd^. ber @tabt
Smn im 9R..«. IV, 3. aufl., 458, SR. 1). S)en
%ci^ forbexte bie ^ßartei gebteterifd^ auf^ aQe
»dfliil^ ^l^Sred^te barangugeben unb xoit bie
.fließet ber SorgeU'' fid^ mit ^el^nten unb 06-
laAtnoL |n begnügen. SS ttnrb in biefer Sage ge>
flRfm fein, ba| fiudud einen un§ nici^t me^r er*
Viitcncn Serid^t über feine 9lot]^ an ben beutfd^en
ftömg ftonrab UL^ ben erften @taufer, fc^idte,
vorin er i^ jum @d^u|e bed a))oftoIif d^en iStul^leS
oiiffoibctle (Jaffö n. 8684). @d^on üorl^er burd^
flnml^ fd^nier l^gefud^t (n. 8653), ftarb ber
M^ofte $a|)fl infolge ber auf il^n gel^ftuften
Ehben am 15. gfebntar 1145 im ©regorüofter
aaf bem (UliuS, xoit t% fd^t, unter ber ^ut ber
ScongilNim (quoüdianis craciatibus ac taedio
Titae affectoB . . . obiit, Otto Frising.). 9htr
Sottfrieb inm Siterbo, ber aud^ fonft an f^abeln
m^ iß, ci^tt, SuciuS fei bei einem @turm gegen
bol Ca)rito( binrd^ @teintt)ürfe Dermunbet morben
ab an biefen !BerIe|ptngen geftorben, ein Serid^t,
ber onil^ tmd^ bie malerifd^e Sinfleibung, mld)t
üfm ®icgorotmi9 gibt nid^ts an Sßal^rf d^einlid^feit
goponit SS ttnrb eine r5mif(^e @^obe Su-
Qa&' n. iM>m 9tai 1144 angefül^rt, auf tt)eld^er
er bie SRetcopoßtanfireitigfeiten in ber Bretagne
pi (Brnißcn bc8 Stuhles Don XourS entf d^ieben l^abe
i^U, Simc-®efd^. Y, 2. Slufl., 493). S)aS be-
tnf^nbe pdt^id^ @d^iben iebot^ ( Jaffe n. 8609)
01^^ feinen bejtimmten ^intoeiS auf eine bei
bie^ Odkgen^t gefeierte Sonobe. ^u8 ben bei
Söffe nerjcid^neten 195 IBuUen unb Urlunben
fab nix^ ioei ^or^ul^ben, bie im ®ro|en mie
inflleincn bie Untenoürfigfeit ber d^riftltd^en Sßelt
§tgBKäbn bem in Slom felbfi auf S ^eugerfte be*
bciagta ^ßa)iftt^um borfteHen. 2)er C)eqog %!-
fntf Mm Portugal brod^te fein Sanb bem 1^1. $etruS
bar nb leiftete einen ^omagialeib in bie ^önbe
bei bamoIS in ^ortugal anmefenben Sarbinal-
kgstcn ; er oerpflid^tete fid^ babet, icü^rlid^ 4 Ungen
6e(b als Sndbntdt feines S)ienftt)er]^altnif{e§ nad^
Srai }n fd^den. SuduS IL nimmt Don biefem
Idf^ ber übrigens fd^on unter Snnocens U. ge»
\SjAm tDOx, mit großem Z)an! gegen SlfonS
floatm^ (Jaffe n. 8590 : @d^eiben an SllfonS
BPH 1. SRoi 1144). SBenige Sage fpäter (am
11. SRoi, n. 8600) belobt er einen etnjelnen ißor-
fmmbert be $ringinS, meld^er ftd^ öl^nlid^
S^OKSmonn @t ^ßeM gemad^t unb mit fei-
Sbd^lommen fid^ }u einer jäl^rlid^en Abgabe
SifontinS tnm feinem Se^^e oerpflid^tet
ktk. — 2)ie (Earirinfile Suciu§' n. finb aus ben
(unooUftänbigen) Siften beS SoncIaDeS unb ber
Ernennungen bei ßiaconiuS (2. ed. 1, 1019 sq.),
fotoie aus ben Unterfd^riften bei 3affö«2ött)enfelb
(ü, 7) ju entnel^men. — Sie einfd^lägige toi(^ttgere
fiiterotur ift fömmtlid^ oben citirt.
SuciuS m. (1181—1185) tturbe am 1. Btp'
tember 1181 gcioäl^It unb am 6. ©eptember ju
SBeHetri confecrirt. ©ein furjeS ^onttficat mürbe
burd^ baS SSerl^ältnil flaif er griebrit^ Sarbaroff a'S
jum apoftoUfd^en ©tul^Ic getrübt: benn unter
SuciuS m. begann bie feit bem t$rieoen oon SSene-
big me^r unb mel^r gcl^obene ©pannung beS ftai-
ferS mit bem ^opfttfum mieberum jtd^ gcitenb gu
matten, ©d^on in feiner fird^li(^en Sl^ätigfcit üor
bem ^ontificate mar SuciuS, als Sarbinal Ubalbo
SUucingoIi, in oielf ad^e 93erü]^rung mit bem ff aifer
unb bem 9leid^e gefommen. €r mar bei ben Sor-
bereitungen jumgriebcn oon Senebig mitbetl^ciligt
gemefcn. SGßeil er baS Vertrauen beS ffaiferS ge«
nofe, marb er auf bef[en SGßunfd^ ber gommiffion
beigefettt, meiere bie beim genannten trieben offen
f|elaf[ene gfrage ber mat^ilbift^en ®üter orbncn
oQte. Sefanntlid^ jogen ftd^ bie ißerl^anblungen
in Setreff biefer ®ütcr übermäßig in bie Sänge,
meil ber ffaifer baS Siedet ber römifd^en fiir^e
auf bie bon ber SWarfgröfin SKatl^ilbe juerft an ®rc-
gor Vn. unb bamt burd^ neuen Slct an ^aSc^alU.
(17. SRobember 1102) überlaffenen ßrblanbereien
nid^t anerfennen moQte. S)a^ bie eine mie bie
anbere ©d^enfung öc^t ift unb ben $apft 5um
maleren SUobiall^erm mad^te, ift je^t feine f$rage
mel^r (©(^effcr«S3oid^orft, 3u ben matl^ilbinifd^en
©d^enfungen, in ben ÜKittl^eilungen beS öjlerreid^.
3nftitutS 1888, 177 ff.); aud^ mei6 man, bafe
bie $ö))fte nid^t bie Steid^Sgüter ber ©röfin bean«
fpru^ten, fonbem nur bie gebadeten, ber fiird^e
Dermad^ten ^auSaÜobien berfelben. ^tac^bem Su-
ciuS ^od^betagt ben a))oftoIifd^en ©tul^I beftiegen,
bemühte er ftd^, ]^atiptföd^U(| im 3ntereffe ber
Orbnung oorgenannter Slngelegenl^eit, um eine per-
f önlid^e Scf^jred^ung mit ff aifer f^nebrid^ I. ®iefc
mürbe nid^t erreid^t. S)agegen machte f^riebrid^
bem ^fte ^uerft 1182 burd^ Sr^bifc^of ffonrab
oon ©algburg, bann 1183 gu ffonftanj Slnerbie-
tungen, meldte ber l^eilige ©ti^I nid^t annel^men
fonnte. S)ie Sefd^Iagnal^me ber ®üter burd^ bie
faiferlid^c Partei bauerte fort. @inen anbem ®if-
feren^punft ^mif d^en ff aifer unb ^apft bilbetebalb
aud^ bie Sefe^ung beS er^bifd^öflid^en ©tul^IeS Don
2rier nadft bem Sobe beS erjbifd^ofS «molb 1183.
Sarbaroffa ergriff namlid^ bie Partei beS Don einer
HJlinberl^eit gemöl^Iten S)ompropfteS Stubolf unb
inoeftirte biefen auf bem Steid^Stag ^u ffonftan),
möl^renb ber Srd^ibiocon SSoIcmar, ber anbere ®e-
mäl^Ite, mcld^cr baS beffcre 3itäit auf feiner ©eite
l^tte, beim ^opfte ©d^u^ fud^te (f. bie Quellen
bei Wattorich, Rom. Pont. Vitae II, 653. 660).
93ei einer Unterfud^ung, bie ber ^apft Dor feinem
tJorum anberaumte, crfd^ien auf beS ftaiferS SSer»
anlaffung aud^ Jhibolf ; ber $a|)ft Derfd^ob aber
bie foitf^eibung, mol^l auS Südffld^t auf Srieb«
t
211
SuciuS m.
212
rid^ Iv mit bcm er bic gcwünft^tc 3ufammcnfunft
enblid^ bod^ in SSerona 1184 im October eneid^te.
®ie SSerfammlung ju Scrona gcftaltetc ftd^
wegen bcr SBid^tigfeit ber gefaxten 93cf d^Iüffe jum
bebcutcnbften 5lcte in Suctu§^ IH. ®cf(^i(^te. ©ie
controftirt mit il^rem großen ßl^araftcr eigentl^üm«
Ii(^ in ber f c^manfenben, eigentlid^ tlägli^en @tel»
lung, in meldte eben bamalS bie aufrül^rerifd^en
Parteien in SRom ben $al)ft atö tteltlid^en §err«
f^er t)erfe^t l^atten. Sm berül^mteften mürbe ba§
SBeronefer ©ecret gegen bie §öretifer. ®ie. geift-
lid^e unb bie meltlid^e ©cmalt mirften ouf biefem
fünfte einträchtig jnm ©ci^u^ ber d^riftli(|en
©efettfd^aft jufammen. SuciuS III. \pxa^ feiner-
feitS bie fird^Ud^e IBerbammung gegen bie $)äretüer
feiner 3^t auS, inSbefonbere gegen bie ffotl^arer,
^atariner, ^nmiliaten ober Firmen öon S^on
(SBalbenfer), gegenbie fog. ^affagianer unb 3ofe»
pl^iner, enbli(| gegen bie ^molbtften, b. 1^. bie
Snl^änger be§ S)emagogen unb ^äretilerS Smolb
t)on iBreScia. S)a§ 3)ecret befagt bie l^artnödigen
Jfe^erfoUtenbenmeltlid^enSeri^tenjurSeftrafung
überliefert, menn fte aber ©eiföid^e feien, öorl^er
otter il^rer priefterlid^en SGßürben entfleibet merben ;
eS befiehlt ben 99if(^öf en, in i^ren ^orod^ien, menn
biefelben öon fte^erei angeftecft feien, eifrig !Kad^-
forfd^ungen nod^ ben ©^ulbigen l^alten $u laffen,
oud^ mit §ilfe frember, il^r Vertrauen t)erbienenber
^erfonen (inquifttorifd^eS Sßerfal^ren) ; eS orbnet
regelmäßige unb läufige Serfünbigung ber ein»
jelncn im SBortlaut beS ©ecreteS entl^altenen 93e»
ftimmungen an unb mad^t e§ ben ©rofen, 8a-
ronen unb meltlid^en Dbrigfeiten jeber 2lrt jur
ftrengen ^flid^t, biefe Statuten bei ©efal^r be§
5BerIufte§ ij^rcr SGßürbe jum SSoUsug j^u bringen
(ber iejt in ben ©ecretalen ®regor§ IX. 1. 5,
tit. 7 , c. 9 , ed. Friedberg 780 sqq. ; JafFe-
Löwenfeld n. 15109). 6§ mar übrigens ein
förmlid^eS Soncil, ouf meld^em su ißerona biefeS
^tmt öerfünbet mürbe, ßaifer ^Jriebrid^ J)flid^tete
bemfelben in öffentlid^em feierlid^en Stete bei unb
fprod^ bie Steid^d^t gegen alle l^ortnödtigen ^äre-
tif er ou§. — Sine onbere Sngelcgenl^eit in meld^er
bie ^bftd^ten be§ JfaiferS mit benen beS $a))[te§
jufammentrafen, bilbete ju Serona bie |)ilfe für
ba§ l^eilige 2anb. Stbgef onbte Äöntg SalbuinS IV.
Don äerufalem, ber $atriard^ ^eracliud aud biefer
@tabt unb bie ^äu))ter ber So^anniter unb ber
Sempier, fd^ilberten bie 9lot]& ^aläfttna'S. ©erarb,
grjbif d^of üon SRaöenna, l^ielt eine mirffame Äreu^-
jugSrebe. 3)er ftaifer üerfprad^, baS f olgenbe 3a$r
i^inburd^ gu ruften, unb SuciuS in. fenbete bie
93oten beS Orients mit feinen ßmpfel^Iungen unb
§ilfegefud^en an bie gfürften be§ ÄbenblanbeS
(t)gl. Jaffe-Löwenfeld n. 15 151: Srief an ben
englifd^n Äönig). — gür ^tinnä) ben Sömen
mod^te SuriuS ju Serona fein 9lmt als t?neben§-
öermittler geltenb ; er ermirfte bemfelben beim ftaifer
in mel^rfad^er ^infid^t ©d^onung. — 908 bort
t)on ber faiferlid^cn ©eite aud^ bie SBitte gefteÜt
mürbe, biejenigen ©eifllid^en in Slmt unb SBürben
ansuerfennen, meiere ftd^ uon ben ©egenpöpfien
Sarbaroffa^Sl^attenbef örbemlaffen, morer anfäng-
lich fd^manfenb, berief fic^ aber bann auf eine bem-
nä(^fttge gntfd^eibung ber gfrage auf einer großem
fird^iid^enäSerfammlung, ba au$ eine fold^ bie 93er-
urtl^eilung berf elben auSgef proc^en l^tte. 2)ad un-
SufriebeneunbftoIgeSenel^menberlBetl^eiligtennod^
biefer Slntmortöeranloßte ben SluSrufberSorbinäle:
Ecce quanta est praesumtio Alemannorum, qni
gratiam minando qnaerunt (Amoldos Lube-
censis, Chron. Slavor., bei Watterich 11, 659).
— ©rötere Serftimmung rief beim ftaifer unb fei-
ner Partei bie SBeigerung be§ $a))fteS l^erDor, ben
älteften ©ol^n 93arbaroffa% <f önig §einrid^, )um
ftaifer ju frönen. SGßenn aber SuciuSantmortete:
Non esse conveniens, duos imperatores prae-
esse Romano imperio (Godefiridus Colonieiudfi,
bei Watterich II, 661), fo fonnte er ftd^ bafür
auf bie l^iftorifd^c @ntmidf(ung feit mel^reren 3o^"
l^unberten berufen. UebrigenS mar ber $apft ba-
mal§ f d^on ooQ Sef orgni^ megen be§ $Iane8^ bie-
fen grftgeborenen 93orbaroffa^§ mit ßonftantla^
ber @rbin oon ©icilien, 5U t)ermö^Ien. 2)ie ^ol^en*
ftaufen, ba§ fal^ er, ftrebten nad^ bem Srmerb bed
j{5nigreid^e§ beiber ©icilien, be§ reiben päp^"
lid^en Seitens, für il^re ^au^mad^t, ein Srmerb,
ber fomol^I bie 3itä)it be§ ^ftt^umS afö beffen
freie Semegung unb fidlere ©telbmg in SWtttel»
italien beeinträd^tigen mu^te. 3n ber Qfrage ber
matl^ilbifd^en ®üter legte femer ber ffaifer )u
Sierona nid^ ba§ ßntgegmlommen an bm Sag^
meld^e§ gu einem IBergleid^ nötl^ig gemefen märe;
ftatt ftd^ auf ben Sted^tSftanbput^ zubegeben, bot
er alles auf, ba§ Stetd^ au^ ber in SoScana ge-
monnenen ©teUung nic^t l^erauSbrängen gu laffen.
S)ie SSerftimmung gmifd^en $a))ft unb ffaifer
mud^S burd^ bie gebieterifd^e unb fd^roffe Haltung
99arbaroffa^§ in ©ejug auf bie oben berül^rte S3e«
fe Jung beS ©tul^IeS üon Iricr. 9ln biefem fünfte
brol^te balb nad^ ber IBeronefer Sufammenlunft
gerabegu ba§ el^emaligeßermürfniSstoift^enftoifer-
tl^um unb ^opfttl^ummieber ]^ert)or)ubre(^en. S)emt
o^ne bie befinitit)e 6ntf d^eibung gmif d^en ben beiben
Kanbibatm abgumarten, führte Sarbaroff a^g ®dfyn
§einri(^ faiferlid^e 2rui)pen in baS Irierer ®e-
biet; fie foKten ben §of]p>rätenbentcn Shibolf mit
©emalt jur 9lnerfennung bringen; bie greunbe
ißoIcmarS mürben al§ hostes reipublicae be-
banbelt (Gesta Trevirorum c. 97 ; Watterich
n, 661), unb ber ftaifer brol^te jornentflammt
in eigener (Sefanbtfd^aft bem ^ap\it mit bem 2tt«
hmä)t aller freunbfd^aftlid^en Sejiel^ungen, menn
feiner SBal^l für Srier ni(^t miDfal^rt mürbe (Ar-
noldus Lubec, Chron. cit., Watterich 11,
662). SuciuS beftättgte inbeffen SRubolf nid^t. firp
1190 mürbe bie Srierer ©ebisoacang burd^ bie
ßrl^ebung be§ ßrjbifd^ofs 3o]^anne§ erlebigt. 3)ie
fc^mebenbm S)ifferen3en maren aud^ mol^I ber
^au})tgrunb, me^^alb ftaifer 3friebri(| ben ^a|)fl
gegenüber ben Demagogen in SRom ol^ne §ilfe
lie|. Sie tJ^inbfeligfeit ber bortigm Partei gegen
218
SuciuS, ber 1^1.
214
bm ?# »wr fo groß , bafe SuciuS auf ber
%mk ^ Sfrona il^rc Slnl^nger förmlid^ für
JraiebfrÄrdJe erflärte unb mit bem »amie be-
legte, fe Jatte nur im 3. 1181 für einige TOonate
BiJ Jböi in ben Lateran f ommen fömien, feitbem
öfcr in feiner fl^maligen SBifti^ofspabt »cffetri
nb öomtarge^b in anberen ©tobten refibirt.
fr Joöe (legen bie j^rieg^mad^t ber Kömer, meldte
te|wppi(|gefinntc Saften 2:u8culum belagerte,
ta pmtbaren Sr^bifd^of ßl^riftian t)on aJlainj
■it ieim» beutf c^en Gruppen auSXuScien ^erbei«
jjenifen,oberberfflbc erlag im 3. 1183bem9luguft»
((kr (Shmbj(^iben bed ^Papfte§ an bie beutfci^en
fite über feinen Slob^ bei Jaffe-Löwenfeld
L14909). Serfud^e ber @^urie,burd^eine jfird^en»
Inet in Snglanb STlittel ^um j?am))fe gegen bie
dnij^Sebellen ^u erl^atten^ l^atten^marSrfoIg,
faßten ober bem liebet nid^t. 3n IBerona men«
ÄMbet^fi, f 05uf agen afö gflüd^tftng (gleid^
tenieibenütad^folgem), um^ilfeanbennatur-
yni^ 6^^u|^r bed ^apfttl^umS, ben ffaifer,
^ id)o4 fo toenig ^u^fid^ten auf einen Um»
üinng, bo^ er ^d^ entf d^to^^ in IBerona ^u t)er*
UflboL lÄe Sorbereitungen gum flreusjug nal^»
n ü[n boHtbft t)ieXf ad^ in 9lnf|)rud^. 3n biefer
äiM eiltete i^n bann oud^ ber Xob Don ber
ixgEttoBm ftir^nregierung unb t)on ber 9lu§-
^ dnl Sttt^^ mit bem beutf d^en §of e am
S-Sööcmbet 1185. 6r ttmrbe in SSerona be«
obol
(OntUen unb Sitcrotur. ®ie 99riefe unb
Bdntobc^ ^Ißapfte^ bei Jafifö-Löwenfeld, Beg.
fcuLPontit H, 432 — 492. SMe il^n betreffen-
tai adm aus Snnaten, ^^l^ronifen u. f. m. bei
Watterich, Pontiff. Bom. Yitae 11, 650 ad
6$2, nd) bei Dnchesne, Le Liber Pontificalis,
bie. 6. 9^ Ciaconius, Yitae Born, pontiff.,
2. eil, 1109 sq.; ^ier au(i^ bie fiifte ber ba-
■ifi(|m(Ead>tncile, mit toeld^ jebod^ lyx Dergleid^m
JdE^Löwenfeld II, 431; ^efele, Soncilien-
«jift., 2. «nfl. V, 722 ff.; ©d^effer-Soid^orft,
Mjer Sriebrid^ L le^er ©treit mit ber 6:urie,
Wa 1866.) [f). ®rifar S. J.]
^adsfy ber l^U ^nig in Britannien unb
Ion eioubenSbote ber Stfttier unb ißinbelicier,
|ft Ott erfter 99if(^of Don Sl^ur. Sine am tiefte
kl (L SttciuS |tt C^ gelittene ^omilie, toeld^
ii einem (Eobes au9 bem 9. Sal^l^unbert in ber
GAsMMIotl^t©!. (Skdlm (GoUectaiieusn.567)
ehalten ifl, erja^It tK)n biefem heiligen ^olgenbeS.
%o, ^L ^ßaulu§ fanbte feinen ©d^üler Simotl^euS
■d^ (Sa&ien. 2)urd^ einm gallifd^ jf dnig er-
■ntat, begab fid^ Ximotl^eud aud^ nad^ 99ri-
taüen, tDO itönig Suriud über ein milbeS, bem
MferiHcnfl ergebenes Soff l^errfd^te. SuciuS lie^
fealpoPelfd^Ier Dor fid^ f ommen, fd^enfte, bur(|
OKiDBibetbare (Srfd^inung bemogen, beffen Sßor-
te dkmben unb Iie| ftd^ mit feinm SSermanbten
■i eoRm großen X^e be§ SoffeS taufen, ©pöter
■Mbft er M, fein Sleid^ im Derlaffm unb frem-
kiSBOmi ocii dMfllid^en stauben ^u oerffinben.
S>urd^ ©aüien reiste ber föniglic^c Sl^joftel nadj
Augsburg, »o er ben ^otricier (Jam))eftcr befc^rte
unb eine ßl^riftengemeinbe grünbctc. SSon ba be-
gab er ftd^ in ba§ ©elänbe üon ßl^ur. 2Kit 93eten
unb Saften bereitete er fid^ ficben Xage auf bie
®Iauben§|)rebigt oor unb üerfünbete fobamt am
ad^ten ben ©efreujigtcn. 2«§ er l^örte, bafe in
einem SGßalbc, 9Kar§tt)aIb gel^ei^en, in unftnniger
ffieife Suerodfifen als ©öttcr oercl^rt würben, ging
er l^in unb befel^rte oiele ber bortigcn Reiben.
3lnbere mürben barübcr l^öd^ft erbittert, ma^en il^n
in eine ®rube unb moflten i^n ftcinigen. allein
munberbarcrmcife ging ber 1^1. SuciuS unüerle^t
aus ber ®rube l^eröor; bie milben Ure famm
l^erbei unb ledtten bie gü^e beS ®IaubenSboten.
S)iefer prieS barüber ben §erm unb mal^nte bie
erftaunten Reiben aur laufe; mirflid^ lobten bie-
f elben ® ott, baft er fie jur grfcnntnife ber SGßal^r^eit
gefül^rt l^abe. Snbeffen marb baS SBunber aud^ in
ber ©tabt befannt, unb bie bort junldtgebliebenen
Kl^riflen famen bem SWanne ®otte8 mit fjadfeln
unb fterjen unter Sobgcfängen entgegen, ^ier
enbet bie grjäl^Iung , o^ne t)om SebenScnbe beS
^eiligen etmaS gu fagen. ®iefe ^ornilic, meldte
uns bie Srabition ber ftird^e üon Kl^ur im 9. ober
8. Sal^rl^unbert miebergibt, mürbe in baS Bre-
viarimn Curiense (öltefter SDrudt 1490, in ®el«
tung bis 1646) aufgenommen unb auf bie See«
tionen fiir baS tJeji beS ^I. SuriuS oertl^eilt. 5DaS
gfefloffirium fügt femer l^inju, ber 1^1. SuciuS l^abe
na(^ feiner Sefel^rung ®cfanbte an ben ^app
ßleutl^eriuS gefd^idft. ©agenl^afte meitere Stn^el-
l^eiten auS bem Seben beS 1^1. SuciuS ftel&en bei
ben Sl^roniften nad^ SoIfStrabitionen. S)aS öltefle
©ocument, meld^eS ben 1^1. fiuriuS ermahnt, ift ein
$a<)ftüerjeid^ni6 auS bem 6. Sal^rl^unbert. S)aS«
fclbe l^at bei ^ft gleut^eriuS ben 3uf öfe : BKc
accepit epistolam a Lucio Britanniae rege,
ut Christianus efficeretur. SBeiterl^tn fprid^t
93eba ber gl^rmürbigc oom 1^1. SuciuS, fagt aber
nichts üon beffen 9JlifponSt^äüg!eit in Sftötien.
Sediere ermäl^nt Jlotfer SBalbuluS, jebod^ nii^t o^ne
einen 3ioeifel burd^blidfen ju laf[en. Sie alten
angelfäd^fifd^en ®efd6id6tfd^reiber fd^liefeen pd^ gu-
meift oxi Seba an. 6rft ®alfrieb oon SJlonmoutl^
(geft. 1154) bereid^ert bieSegenbe mit neuen, aber
unsuoerlöfjigen 3ut^aten. ^aisj il^m mare ber
1^1. SuciuS ber ©ol^n beS jf dnigS 6!oiluS gemefen;
ber $a))ft ^abe ^mei glaubenSeifrige 9)2änner ge-
fanbt, meldte t$äganuS unb S)uoian ober äl^n-
lid^ l^iefeen; na^ oielm SSerbienften fei SuciuS ju
®loucefter l^ingcfd^ieben unb bort begraben mor-
ben. 5m 16. Sal^rl^unbert mürbe bie Xrabitton
aud& in Kl^ur getrübt. ®ele]^rtc ber bamaligen
3eit, mie Srufd^iuS, verfielen auf bie fonber-
bare 9(nftd^t, SuciuS fei ein ©ol^n ©imonS t)on
St)rme gemefcn (oieHeid^t infolge einer falfd^en
SeSart apg. 13, 1). 3m SBeitcm erjäl^len bie
bamaligen El^roniften (mie ©tumpf, ©pret^er
u. f. m.) , ber ßeilige fei beim römif d^n ßapell
TOartiola in 6|ur geftcinigt worben unb fo als
215
fiuciuS, St.
216
5IRart9rcr gcjlorben. ®icfc Srübung bcr Uebcr«
lieferung mad^te fid^ auä) geltenb, al§ im 3. 1646
in bcr Diöccfe ®^ur baS römif(^c Sreöier ein«
geführt würbe. 3n bem gn biefem üerfafeten Pro-
prium wirb für baS Officium beS fjji, SuriuS ber
^erid^t ©olfriebS t>tmttü)tt, aber oud^ t)on ber
2:]^öti9!eit be§ ^eiligen in Augsburg unb Sl^ur
gefprod^en unb fd^Iie|li(i^ beffen angebli(i^e§ War«
^rium em)ö]^nt. SiSl^er mar SuduS als (£an-
feffor t)ere]^rt morben, Don nun an mürbe er als
SWart^rer gefeiert.
3n neuerer ^tii ]^at man bie 3bentitöt be§
britifd^en unb be§ rdtifd^en SuciuS ftarf begmeif elt.
Sfitolf in feinem Dorjüglid^en SBerfe über ,,bie
®IaubenSboten ber ©d^meig" mied iebod^ nad^,
ba^ bie Dorgebrad^ten Sebenlen nid^t l^inlönglid^
begrünbet ftnb. S)ie (Sl^urer Xrabition berul^t nid^t
auf angclfäd^jifd^en, fonbem auf burd^auS felb«
ftönbigen OueQen. ®erabe jie fd^eint bie IBeran»
laffung gegeben ju l^ben, ba^ im ermöl^nten ^a^ft»
t)erjei(|niffe be§ 6. 3a]^r]^utö)ertd bei Sleut^eriud
bie Sloti) über ben 1^1. SuciuS ouf genommen mürbe.
@enau betrad^tet unb rid^ttg aufgefaßt f(i^Iie^en
^ ber IBerid^t unferer ^omilie uiä) berj[enige
Seba'S nid^t aud, fonbem )te ergönjen ftd^ mie bie
gmei ^ölften eines gerbrod^enen StingeS. 2)a^ bie
britif(|en eingaben nid^tS Don einer apoftolifc^en
^uSmanberung il^reS fiuciuS miffen, unb bo^ ber oft
übel unterrid^tete ©alfrieb il^n inSSritannien fter-
ben unb begraben merben Iä|t, entfd^eibet in biefer
Unbeftimmtl^eit nod^ nid^t miber bie äbentitöt beS
SuriuS t)on Sl^ur mit bem britif d^en. @ine IBeran«
laffung bafür, ba^ ber 1^1. SuciuS als 3Riffu)nar
nad^ älötien gog, lögt fid^ in bem Umftanbe jtnben^
ba^ britifd^e @oIbaten in rätifd^en ©egenben
lagen. 3Iud^ ber Angabe ber Ueberlieferung Don
Sl^ur, ba^ bie iBefel^rung beS 1^1. SuciuS burd^ ben
Spoftelfd^üler Ximotl^euSftattgefunben, fielet nid^tS
entgegen. S)iefer Ximotl^euS jfann ber römifd^e
fein, ben alte Quellen (5. 99. baS Martyrologimn
parvuin Adonis unb ber aüerbingS unöd^te, aber
bod^ alte IBerid^t ^aftorS, beS IBruberS Don $iu§ I.)
einen @d^üler beS 9lt)oftelS $auIuS nennen. @e]^r
mal^rfd^einUd^ mar Ximotl^euS ein @o]^n beS @e»
natorS $ubenS, meld^er bie W?o\Ul ^etruS unb
$auIuS gaftlid^ aufgenommen l^atte. ©emal^Iin
beS Rubens unb mo^I Butter beS £imot^euS mar
(Slaubia, Don ber berid^tet mirb, bafe fie eine Sritin
gemef en. SS liegt nal^e, ba| fie münfd^te, eS möd^te
aud^ in il^rem ißaterlanbe baS Soangelium Der«
fünbet merben, unb ba^ il^r Sol^n Zimotl^euS biefer
Aufgabe fid^ unterzog. SDagu fommt bafe Sucina
(^omponia ©räcina), bie ^ol^e SBol^ltl^äterin ber
Sl^riften, meldte ZacituS ermöl^nt, unb beren @e«
mal^I ^lautiuS über Sritannicn triumpl^irte, bem
nämlichen ®efd^led^te mie $ubenS unb Ximotl^euS
angel^örte. 9uf fold^e Snbicien l^in ift eS nid^t gu
gemagt, menn man bie SRöglid^feit jid^ beult, ba|
ber biefen Domel^men Greifen beS d^riftlid^en 9lom
f 0 nal^e ftel^enbe ^riefter ümotl^euS eine 3eit lang
in Sritonnien gemirft l^abe ; biefe Dermanbtf d^af t«
lid^en Sejiel^ungen merfen bann felbfi ein aber*
rafd^enbeS Sid^t auf ben Umftanb, ba| ber Dmt
il^m getaufte britannifd^e $ring ben Flamen SuciuS
erl^ielt SBaS bie 3eitbefammung betrifft, fo Ifi^
fid| annel^men, ba^ Slimotl^euS ben % SitciÄ
nod^ als Jüngling taufte. 3m fpötem Slter mod^
le^terer ben Sntfd^Iu^ f offen, (SlaubenSbote ja
merben, mo}u er f obann bie ßrlaubni^ beS $a)>fiel
eieut^eriuS (177—192) erbat.
S)er Seib beS 1^1. SuciuS (mit bem feiner @<l^me«
fter, ber 1^1. (Smerita, bie il^m auf bcr äRiffionS-
reife gefolgt mar unb )u SlrimmiS bei &jiwc bes
aßart^rtob editt) rul^te bis in'S 16. Sal^rl^unbert
in ber fiirc^e beS filofterS @t. SuciuS m dffax;
ie|t mirb berfelbe in ber S)omfird^e oupemol^
S)aS SiStl^um 6:^ur Derc^rt ben ffi. SuciuS alS
^auptpatron unb betrad^tet il^n als (Srünber bec
2)iöce{e unb erften33ifd^of berfelben. Sud^ @t. (Sol-
len feiert baS ^\i biefeS ^eiligen unb ebenfo
SlugSburg. Se^tere SHöcefe Dcrel^rt il^n ie|t nod^
als 6:onfeffor. (ißgl. Sütolf, (SlaubenSboten ber
@d^meig Dor bem 1^1. @aUuS, Suaem 1871,
95 ff.; mat)tx, @t. Susi bei S^ur, Sinbon
1876, 2 ff.) [®. SKa^er.]
jMduSf @t. (@t. Su}i), el^emalige ^römonp
fhatenf erabtei unb ie^igeS ^ricfterf eminar in (£fya,
liegt am Sergabl^ange oberl^alb ber ©tabt in
gou} geringer Sntf emung Don ber S)omfird^ unb
Dom el^emaligen römifd^en SafteQ. S)aS alte Bre-
yiarium Curiense berid^tet, ber 1^1. SuciuS l^obe
bie 3Ifd^e unb ©ebeine feiner ©d^mefter, bcr
]^L Smerita, gefammelt unb in ber Don il^m et*
bauten Jhrd^e, meldte fpöter feinen 92amen erl^aOen,
beigefe^t. ^iefe Eingabe mag infofemetmaSStid^
tigeS entl^alten, als ber 1^1 SuciuS unb bie 1^1. (Smtß
rita an ber ©teile ber {pötem ®t. SuciuSfird^
il^re SRul^eftätte fanben. gin aufgefunbener r5mi-
]ä)tx Wofaifboben bered^tigt gu ber Slnnal^me, ba|
an bem 93ergab]^ange, mo fpäter bieffird^ erbout
mürbe, eine römifd^e ^tUa ftd^ befanb, gu beren
93ereid^ mol^l bie 99egröbniB{)ätte ber beU)en ge«
nannten ^eiligen gel^örte. Ueber biefen (Sröbom
erl^ob ftd^ ol^ne 3tDeifeI frül^geitig ein d^riftlid^
@^uItuSgeböube. 9IS mol^Ibegeugte Xl^atfad^e ftel^
f eft, ba| im 6. Sal^r^unbcrt bie ff ird^e St SuciuS
bie ^auptfird^c ber Sifd^ofSftabt mar. 3n il^
mürben bie 93ifd^öfe unb bie ^errfd^ beS SanbeS
beigefe|t, mie bie bejüglid^cn Srabfteine ben>eifei^
beren Snfd^riften unS erl^alten ftnb. 9}ad^ olter
Ueberlieferung unb nad^ ber 2lnbeutung einer Ur»
funbe Dom Saläre 998 lieft ber 1^1. SSalentinian,
93if d^of Don K^ur, in ber erftcn §älftc beS 6. Sol^r*
l^unbertS bie ffird^e @t. SuciuS unb baS an{!o|enbe
©eböube ermeitem. Se^tereS mar bie SBol^nung
beS Sifd^ofS unb beS SleruS. S)em Saue beS
]^I. IBalenttnian gel^ört mol^I ber nod^ erl^altene
öftU(^e Sl^eil ber ffttipta an, beffen Einlage ent^
fd^ieben auf bie Donomanifd^e Seit l^inmeiSt 3m
8. So^rl^unbert baute SBif^of Seflo eine neue
S)omfird^e an ber Stelle ber ie^igen, @t. SuciuS
faul }ur 9iebenfird^e l^erab. 3m 10. Sal^rl^unbert
217
2ttb — SubgarbiS.
218
ge^Me fle bcm itlojter $föferS. IBifd^of jfon-
BBb L tum Sibecegg (1122—1144) berief in bie
Hdoffenen SRöuine üon @t. SuciuS ^römon»
Mrafet oufi bem Stifte Stoggenburg bei Ulm.
Sol neue filofler erhielt bebeutenbe @d^enfungen
aOöttm unb ^tronotSted^ten, gelangte gu^n»
Hm unb nntxbe 1453 gur %6tei erl^oben. 3ut
3(it ber ®IonbenSf)>aItung xoat W)t 3:]^eobor
S^Xcgd ber gele^rtefte uid) entf(i^iebenfte 93er«
4ä)igcr bed alten ©loubend in ©roubänben. 2)er
ycotc^banlifd^ Stabtratl^ lieg il^n ergreifen unb
m4 gnmfamen Sfolterqnalen am 23. Januar 1529
od^cmtrten. SMe meifien SJlönd^e Derlie^en nun
tel ftlofier. (Einige berfelben begaben f\^ nai)
Dnbccn im l^eutigen ijfürftentl^um Sieci^tenftein,
vo tM Stift giemlid^ auSgebel^nte 93eft^ungen
totte. et SuciuS blieb faß 100 3a^re leer fielen.
Sie tKrni Shittetflofter SRoggenburg ietteilen er-
oomten %ebte tefibirten mit toenigen Sonüen»
tiden in Senbexn. Srft 1624 mürben JKrc^e unb
filofler €t fiuciu§ mieber reftituirt. @§ gefd^al^
Mrft infolge ber gmifd^n ben brei 33ünben unb
Oeßeneid^ gefd^Ioffenen C^itulation t)on Sinbau
fSO. Set^ber 1622). IBon 1636 an mol^nten
llt mib Son&ent mieber in @t. fiuciuS. 2)a3
Stift mar aber in feinen ®utem unb Sinfünften
jo gefil^äbigt morben, ba^ ed ftd^ nie me^r gu einer
ögntlicl^ Slüte em))orf(^mingen fonnte. 3m
3. 1802 er^iea eS ben 3:abe§fio|^ ba infolge be§
SotnigS DonSuneDiOe bie fämmtlid^enlBeft^ungen
ii tinl^mflein unb Vorarlberg an ben Surften t)on
Osnnen übergingen. %bt unb Sont)ent fallen fid^
ber ndt^en @ubRfienjmitteI beraubt unb traten
yina 1806 baS ftlofter mit allen Steci^ten gegen
SsfU^ernng einer lebenSIöngUd^ ißerforgung an
M bifc^fU^ $riefterfeminar in SReran ab.
SHefe Abtretung mürbe Don ^ft $iu§ YII. be-
jUtigt Som äonuar bis S)ecember 1807 biente
boS fliofler einigen Stebemtoriften, unter bem 9lec»
IK P. ^ßofj^rat, meU^e au§ Sabenl^auf en in f8a\)ttn
Krtricbcn morben maren, al§ Stuf ent^ltSort. 9uf
Sdieiben So^emS nötl^igte jebod^ (Sraubänben
Mefe Süebemtoriften meiter )u gießen (f. |)aringer,
Serfd.ekmendC>offbauer,2.9luff.,95ff.). 92un
nxbe boS $rieftarfeminar be§ SiStl^umS Sl^ur
«4 €t SuciuS üerlegt. 2)a§felbe mar burd^ 9le»
gEBS ®ottfrieb $urtf<i^ 1800 gu SReran gegrün»
bd nnb bnrd^ Som))ro))ft gf^iri bottrt morben. 3m
3. 1807 l^b bie bo^erif d^e 9tegierung baS Seminar
ii IReran auf unb Iie| bie $rofefforen poIiseiUd^
aber bie Orenje bringen; ed gefc^al^ bie^, meil
!i|tcre i^rem 3&fibif(^ofe jfarl Stubolf, ben bie
Seg^cmng vertrieben b^tte, treu ergeben blieben.
unn moren bie Kaume t>on @t. SuciuS für baS
6e«üiar eingerid^tet morben, fo mürbe baS ®e«
Htabe om 13. SRoi 1811 bid auf bie feften alten
Samm ein Staub ber Stammen. SRit ben größten
lofMid^ Opfern unb Unterftü^ung t)ieler SSßol^I-
4ter erfteOte Siegend ^urtfd^er auf ben alten
Sambnonem ein neued ®eböitbe^ breimal größer
dl bol frS^. ^Etartf^er unb bie übrigen $ro-
f efforen maci^ten eS fici^ gur Hauptaufgabe, in jener
Seit ber falfd^en aufflärung unb religiöfen S5er«
fla(i^ung entf d^ieben fird^Iid^e @efinnung unb cleri«
calen ®eift ju pflegen. 93i§ 1855 beftanb in ©t.
Suciud neben bem ^riefter- anä) ein ffnaben«
feminar. SeJtereS mürbe m^ @c^tt)t)8 ocrlegt,
erftereS befielt noc^. @3 ift mit einer tl^eoIogUd^en
Sel^ranftalt Derbunben unb umfaßt Dier ^apreS*
curfe. äu6er ben ^riefteramtScanbibaten beS eige-
nen iBi§tbum§ söl^It baS Seminar aud^ iemetlen
einige 3llumnen anberer ©iöcefen. (Sgl. Eich-
horn, Episcop. Cur. 317 sq.; SWa^er, @t. Suji
bei ei^ur, Sinbau 1876.) [®. JRa^er.]
<ittb (■»iV), Kottectionamc eineS femitif d^en Söl«
ferftammeS (®en. 10, 22; 1 ^ar. 1, 17), beffen
genaue IBeftimmung bi§ j[e|t nid^t gelungen ift,
obmol^I fd^on 5ofepl^u§ (Antiq. 1, 6, 4) unter
bemfelben bie (früberen) S^bier ücrftebt, fo ba^ ber
9}ame mit bem m^tl^ifd^en S^buS bei ^erobot
(1/ 7) sufammenfaflen mürbe (f. b. ^rt. S^bien;
ogl. ©d^raber, fteilinfd^r. unb ©efd^id^tsf. 522.
543 ; «eilinftlr. unb 91. %. 114). [Äaulen.]
<£ttbgarbi$ (Subgari§, Siutgarbi§), bie bl.,
eine ber bertorragenbften ©eftalten auf bem ®e«
biete ber (^riftlid^en SK^fti!, geboren 1182 ju
Xongem t)on anfel^nlid^en 6Item, mürbe jmar
fd^on frübseitig üon il^rem SSater jum ©b^ftanbe
auSerfel^en, aber bod^, tbcilS burd^ ba§ 3w^^eben
ber Söhitter, tbeil§ burd^ innem Srieb, gum Sin«
tritt in baS ftatl^arinenflofter ber Senebictinerinnen
bei ber ©tabt beS 1^1. Srubo beftimmt. @ie mar
erft etmaS über amölf Sabre alt, atö fie in bicfcS
ftlofter !am. S^^ Sünglinge, bie um fte marben,
mieS fie ftanbl^aft ab, S^&b^enb fte mit bem einen
im ®efpräd^ mar, erfd^ien il^r ßl^iftuS unb fprad^,
auf feine blutenbe©eitenmunbe8eigenb: „§ierbe-
trad^te, maS bu, unb marum bu lieben foflft, bier
mirft bu bie reinften SQBonnen flnben!" ©eitbem
trat fie in ein immer innigeres SBed^fetoerl^ältnil ju
ibrem fteilanbe , ber il^r oft erfd^ien unb fie mit
au^erorbentlid^en ®nabengaben überl^öufte. 9lud^
bie aWutter ®otteS, bie l^eiligen engel, bie bll. So-
banneS ber Xäufer unb Sol^anneS ber göangelift,
bie 1^1. Ä atl^arina unb anbere ^eilige pflegten mit
il^r einen oertraulid^en SSerfel^r. ©o erfd^ien il^r
einft ber ßüangelift in ©eftalt eines leud^tenben
SlblerS, ber mit bem ©d^nabel il^ren SWunb öffnete
unb ibre ©eele mit überirbifd^er SBBeiSbcit erfüllte.
9lm öfteften fteDte ftd& in ibren efftafen gbriftuS
bar mit ber offenen blutenben ©eitenmunbc, auS
meld^cr pe l^immlifd^e ©üfee unb Äraf t einfaugte.
3m ®tUit unb in ber Setrad^tung üerfe^rte fie
mit ©b'^ifhiS iii "oiüer ©infalt — „martc, mein
^en, bis id^ mieber fomme", fprad^ fie, üon einem
notbmenbigen ® efd^äfte bem ®ebete entriff en. ginfi
gofe fid^ in il^rem ®ebete bie ®nabe fo über fie
aus, bafe CS fogar üon ibren ^fingern mie Oel
flofe. Oefter fa| man fie frei über bie 6rbe er»
boben unb nöd^tlid^er SBcile über i^rem Raupte
einen ©lanj mie ben ber ©onnenftrablen. SGßenn
fie }u e^ren aJlaria'S im 6^or ben SBerflfel Dif-
219
Subger, ber H
220
fusa est gratia in labÜB tuis fang, [o l^atte il^re
Stimme ctmaS unbcfd^rciblid^ ©d^öncS unb 6r«
greifenbe§, tote toenn l^immlifc^e Söne au§ il^rem
^erjen [trömten, an baS fid^ (ttic e§ il^r fd^ien)
iDÖl^renb biefeS ©efangeS (Sl^riftuS in (Seftalt eines
SammeS legte. 6in m^ftif d^er Umtauft^ il^reS §ef
gen§ mit bem il^reS l^immlifc^en IBröutigamS 6e«
ftegelte ben SicbcSbunb jtoifd^en ©efd^öpf nnb bem
©^öpf er. Sei ollen biefen Ö^nabenftrömungen »er«
j^orrte fie in S)emut]^ unb getreuer ^flid^terf üSung.
9lad^bcm fte um 1200 bic ftfofterprofe^ abgelegt,
warb jle 1205 jur ^riorin be§ ftlofterS gemä^It.
3m 3. 1206 trat fie auf ben SRatl^ bc§ berül^mten
^rebigerS 3o]^onn be Sirot unb unter Sutl^un ber
ffi. (S^rifttna ber SGßunberbaren (f. b. ?lrt.) in baS
giftercienferflofter ju ^l^miärcS (Aquiriae) unweit
Srüffel. $ier geno| fie, waS fie »ünfd^te, tJrei=
l^eit üoniebem^orftcl^cramt, ba fie bie franjöfif (^e
©prad^e nid^t öerftonb unb nie erlernen tonnte,
obgleich Jic f onft in geiftlid^en ®ingen eine tiefere
al§ bIo| menfd^lid^e SßeiSl^eit befa^. 3ube^
bauerten bie ©nabenbejeigungen beS ^ilanbe§
aud^ in bem neuen Sufentl^aUe fort. SBöl^renb
fie ba§ Seiben (Sl^rifti betrad^tete^ erfd^ien fie am
ganzen Selbe mit S3Iut übergoffen. @inft nad^
ber l^eiligen Kommunion t)on SBonnen, wie ge»
tt)öl^nU(^, überftrömt, bat fie, ba eS 3^1^ i^^ ^^W
mar, au§ ©el^orfom unb Semutl^ il^ren ^eilanb,
fie ju üerlaffen unb bei einer anbem !Konne ein»
jufe^ren, unb il^r ©ebetfanb ffirl^örung. S5or 9Ser=
langen nad^ bem SJiartqrium fprang il^r eine ^erg»
aber, wobei fie fel^r oiel Slut oerlor imb oon
S]^ri[tu§ bie SSerfid^erung erl^ielt, er ne^me biefeS
93lut als aWart^rerblut ouf. ßiner SJlenge bon
^rmen, jhanfen unbSSerfud^ten oerfd^affte fieburc^
il^r ®ebct ^Befreiung üon il^ren Seiben. ®urd^ ®e»
bet unb ftrenge Suf werfe, zuweilen aud^ nur burd^
einen einzigen Slid, bef eierte fie bie größten ©fin«
ber. ^uf göttliches @e]^ei| übemal^m fte breimol
ein ftebeniäl^rigeS ftrengeS gaften, baS erfte 5Dlal
wegen ber Sllbtgenfcr, l^ierauf für bieSefel^rung ber
©ünber unb gulejt gur Slbwenbung einer großen,
ber ßird^e beoorftel^cnben S5erf olgung. 3luSgerüftet
mit ber ffiinftd^t in bie ©el^eimniffe ber ^ei^en,
fagte fte propl^etifd^ ißieleS t)orauS unb antwortete
unter Ruberem einem il^r nal^e ftel^enben Säruber
Seml^arb auf beff en ängftli(^e 3frage, ob bie 9Kon«
golen aud^ in ©eutfd^lonb einfallen würben, fte fei
gewil, bag bie^ nid^t gefd^el^en werbe. SBöl^renb
fte fo na(| aßen ©eiten ^in ben Scbenben l^alf,
ergofe fie il^re erfolgreid^en ©ebete aud^ für bie
SSerftorbenen , beren ©eelen il^r oft balb l^ilfe«
fud^enb, balb banfenb unb mit l^immlifd^er ©lorie
umftral^lt erfd^ienen. SubgarbiS ftarb om 16. 3uni
1246 in einem Filter oon 64 3ö^ren, nad^bem fte
40 3a]^rc p 2lt|WiäreS gelebt l^atte. 3^re inter»
effante unb merfwürbige 93iograi)]^ie ^at ber be«
fannte S)ominicaner Stomas (S^antipratanuS, il^r
3eitgenoffe unb oertrauter geifttid^er f^reunb, oer»
fafet unb ber üorl^er erwöl^nte ©eml^arb rebibirt.
(iBgl. BoU. Junü in, 231 sq.; La vie de sainte
Lutgarde, religieuse cistercienned'A3rwidre8,
par les meines de Lerins, L. 1875.) [@<i^5bL]
JMbiet (Sübiger, Siubger), b e r H/ *>« ^
99ifd^of t)on 9Jlünfter, ftammte ouS einet begüterten
gamilie in grieSlanb. ©ein ©ro^ooter SBurfing
war in ber 3läf)t t)on 3)odbun onföffig unb wegen
feiner Sieberfeit unb ©ered^tigfeit fowie wegen
feiner Qfreigcbigfeit unb Seutfeligfeit allgemein ge-
ad^tet. @r nal^m fid^ unter ber ^errfd^ft beS
SricfenfönigS SRobbob (679— 719) bet t)erfolgtoi
^^riften on, obwol^l er felbft nod^i ^eibe war, unb
enegte baburd^ ben $a| beS JlönigS. ©eit 677
waren bei ben griefen fd^on mel^rere SDliffionare
für bie ißerlünbigung beS 6t)angeliumS t^cüig ge*
wefcn, wie SGßilfrieb, Sif^of bon ?)or! in feig-
lanb, 3Bigbert, ber ^l. aDSiflibrorbuS, ber crjte
«ifd^of üon Utred^t, unb SBulfram feü 692, alfi
Stabbob oon ^ipin t)on ^eriftal bei S)uerßebbe
beftegt worben war. SBurftng entzog ftd^ ben %ad^
teiOLungen beS JfönigS Stabbob unb begab fid^ auf
tänfif(^eS ©ebict, wo er bei ©rimoalb, bem ©ol^
^ipinS, gute 3lufnal^mc fanb unb mit ®ütem be»
fd^enft würbe. IBei ben f^ranfen l^atte boS Sl^ri-
ftentl^um f d^on tiefere S38urjcln gcfd^Iagen ; SQBur*
fing fül^ltc fid^ unter i^nen jejt um fo mel&t ju
ber Steligion l^ingejogen, ber er fd^on längft feine
^d^tung unb Sl^rfurd^t ge^ottt ^atte, unb trat mit
feiner gamilie ^um Sl^riftentl^um über. 3)ur4f
oerfd^iebene l^arte ©(^läge in feiner gamilie ge»
prüft, foBte er enblid^ aud^ oom griefenfötrige,
nad^bem biefer fd^wer erfranft war, eine ©enug*
tl^uung erl^alten, inbcm berf elbc il^m erflärte, er werbe
il^m bei feiner Slüdtfel^r nid^t nur fein oöterlid^
@rbe }urüd(erftatten, fonbem aud^ nod^ anbere
©üter f (Renten. SQein er l^atte ben ^ufentl^t im
granfenlanbe liebgewonnen unb erj^ielt t)on ftati
ffllartett bebeutcnbe Scfi^ungen bei Utred^t ; auf
baS Slnerbieten älabbobS ging er infofem ein, oß
er feinen iüngem ©obn S^iatgrim nad^ ijfrieSlanb
gurüdtfd^idte, um bie angebotenen ©tammgüter
wieber ju übemel^men. ®ief er heiratete eine d&rip-
lid^e f^rauSiafburgunb würbe ber Später beS l^l.Sub-
gcr, beffen ©eburtsjal^r man auf 744 n. 6^|r.
anfejcn fann, weil biefer felbft in ber öon i^
üerfa^ten Vita Gregorii, feines Sel^rerS^ erjöl^lt,
ba^ er als jhtabe ben 1^1. 93onifaäuS (geft. 755)
gefeiten unb feine S^rfurd^t gebietenbe ^eftalt unb
fein ©ilberl^aar bewunbert l^abe. \Euf feinen eigenen
SSßunfc^, bei einem tüd^tigen Seigrer in bie ©d^ule
3U gelten, brad^ten il^n feine @ltem als swölfiöl^
rigen Knaben nad^ Utred^t p bem 9lbte ©rego«
riuS, einem ©d^üler bcS 1^1. SäonifotiuS, ber bo«
felbft eine berül^mte ©d^ule leitete unb S^glinge
auS oerfd^iebenen beutfd^en ©auen, oud^ auS bem
Sanbe ber t$ran!en unb auS Snglanb, um fid^ ge*
fammelt l^atte. §ier entwidfelte Subger feine reid§cn
Talente, mad^te crfreulid^e fjortfd^ritte in ber SBif-
fenfd&aft unb in allen (^riftlid^en Sugenben wob
erfaßte mit ganzer ©cclc ben 93cruf jum geiftlid^en
©tanbe. S^^ölf Saläre mod^te er in Utred^t bie
©d^ule befud^t l^aben, als ein 90tiffu)nar Sllubert
221
Subger, ber 1^1.
222
M« (Englaiib bottl^in fom. SDtefen lernte @tt'
gx bolb f 0 fel^r fd^Q|en, ba^ er il^n sunt SBeil^«
Uf^of tminft^te, tueil er felbft, ber iBeriDalter ber
lUied^ Sidccfe, bie bifd^öflii^eeonfecratiünntd^t
■e^mcn toollte. Slubert ging barauf ein, in ^orf
ji4 |um 99tf<l^of tDttl^ laffen gu tooden, toenn
Sitgor i^ giDet ^Begleiter mitgebe, bie il^n in
^ocf legitimtien fönnten. SDagu mürben Subger
nb €igibob auSertoal^It : erfterer erhielt in ^orf
bk S)iaamatS-, Ie]^terer bie ^rieftermeil^e, unb
SInbext tourbe ^nm S3if d^of gemeil^t. S§ toirb bie|
m 767 «fd^l^en fein, meü Don 766--780 911-
CBin ber ^orfle^ ber @<j^ule 5U ^or! mar, unb
£Bbga eilt ganzes Sal^r bafelbft t)erblie6, um fei«
na Untertid^t gu genießen. SBei il^rer SRüdfel^r
iia4 llbred^t mar ®regor f)o^ erfreut, nun einen
Sei^bifd^of gur Seite p l^aben. 9ber ben t)on
Biffen^burfl erfüttten Subger brängte e§ mieber
Bo4 Snglonb l^in, um 5U ben i^fügen ^IcuinS, ben
er f|o4 gu f(^^ gelernt l^atte, in ber 3:]^eoIogie
Heiter geführt ^ merben« 2)ur(^ feine Sntfd^ieben«
beit iDu|te er bad anfänglid^ SQBiberftreben feiner
SUexn unb feine§ Sel^rerd ^u überminben unb er-
bielt bie notl^menbigen 3RitteI ^ur Steife. SDrei unb
ein fydbe^ 3a(r brad^te er no^ in ber ©d^ule ^u
^orf SU unb mare nod^ langer geblieben, menn er
bitr4 bie StüdffU^t auf feine ©id^erl^eit, meil
feinbfelige @))annung amifd^en ^ngelfad^fen
nb grief^ entftanben mar, ^ur Stüdßel^r t)er-
aila|t morben möre. IBerfel^en mit einer 39tenge
loßborer Süd^ feierte er nad^ Utred^t ^urüdF. 3e|t
nrbe (Sregor üon einer langmierigen ffranü^eit
befallen unb ^nterlie^, ald er berfelben 775 er-
lag, bie SSertooItuug ber Utred^ter fiird^e feinem
Seffen Slberid^. Subger l^at feinem Seigrer ein
f^äied unb bleibenbe§ 3)enlmal in ber Vita s.
Gr^orii (abgebrudtt guerft bei Browerus, Si-
dera üL Tironim, fobann bei MabiUon, Acta
«d. B. m^ 2, 319 sqq., bei Migne XCIX,
749 aq.) ^terlaffen. ißon %berid^ mürbe er t)er-
folo^ bie Sliffion in 3)et)enter gu übemel^men,
M oor^ ein englifd^r Sniffionör Siafmin (geft.
773) geoirft unb eine itaptüt erbaut l^atte, bie
ki ben Sinf allen ber ^eibnifc^en Sad^fen gerftört
MAen uxir. Snsmifd^n ^atte ft$ Slberid^ ent-
i^bffen^ bie bifd^bflid^e Sonfecration t)om Stfd^of
p itöln }u nehmen, meil man bort auf @runb
ber Bdfathm% Sagobert§ in IBetre|f einer RaptUt
pthmSfk an fl5In 9nfprud^ auf eine SDepenbenj
c4ob; er na^m Subger mit ftd^, um ii^m bie
fricftottet^ ertl^ilen au laffen (im 3. 777), fo
hai Ubctdfk neben Süttid^ ein @uffraganat Don
8Ün nmrbe. Sarauf mürbe Subger jum 3)Mf»
funor im O^orgau (in pago Ostrachae), b. ^.
ai ö^id^ 9riedlanb, mit ber Oberaufftd^t über
äk borHfien SRtfftoti^ellen ernannt, nal^m in
Sednm feinen J^ouptföd^Iid^fien Aufenthaltsort
■b Krfa^ banden abmed^felnb mit bem 33ifd^of
Ilberi4 inib }mei anberen $rieftem bie Seitung
kr Bäjak fa Utred^t, fo bog er jöl^rlid^ brei 9Ro-
■k, mb smar im {ierbfte, bafelbft mol^nte.
3ube| nid^t lange follte bie SBirHomfeit Sub«
gerS in gfrieSlonb ungeftört bleiben. S)enn SBibu»
finb begab ftd^, nad^bem er 783 oon ffarl b. ®r.
gefd^Iagen morben mar, ju ben fjrief en unb miegelte
ie aum aufftanbe auf. ®ie Äirt^cn mürben jer«
tört, bie ^riefter oertrieben, aud^ Subger mu|te
Uelzen unb brachte feine @d^äler )u Utred^t unter
(784). ®a fa^te Subger, mie Diele (Sloul&cnSboten
t)or i^m in äl^nlid^er 9ebröngni|, ben Sntfd^lul,
nad^ 9tom ju pilgern unb fid^ ben Slatl^ unb ©egen
be§ $aj)fte8 für feine Untemel^mungen ju Idolen,
©ein Sruber ^ilbegrim, nad^maliger Sifd^of oon
S^alond, unb ®erbert begleiteten il^n (etma 785
n. Kl^r.). Ueber feinen Slufentl^alt in 5Rom be-
rid^tet Sllfrcb, ber gmeite 9iad^folger SubgcrS auf
bcm bif(^öflid^en ©tul^le ju SKünftcr, in ber Vita
Ludgeri nid^t§ ©enauereS. 3ebenfdl§ l^aben fid^
bie Seratl^fd^lagungen aud^ auf bie ©rünbung oon
S3cnebictincrflöftcm im 9lorben ®eutfd^lanb8 be-
logen. S)enn oon 9lom ging ber 1^1. Subger nac^
SRonte Saffino unb lebte bafelbft amei unb ein
l^albeS Sal^r nad^ ber DrbenSregcl, um ben fird^»
lid^en Kult unb ben ftird^engcfang genauer fennen
au lernen. Snamifd^en l^atten fid^ bie SScrl^ältniffe
in aSeftfalen unb grieSlanb für baSSbnftcnt^um
beffer gcftaltet. «arl b. ®r. ^atte ben SBiberftanb
ber ©ad^fen gebrod^en unb e§ eneid^t, ba| SBibu-
finb au enbe be§ Sol^reS 785 in «ttign^i bie Saufe
empfing. . 3m 3. 787 mor ftarl nod^ Stom gereist
unb l^atte aud^ ^onte Safftno befu(|t, mo er mit
bem ifi, Subger über feine 9tüdfel^r unterl^anbelte,
nad^bem er oon Alcuin, ber inamifd^en an ben
§of Äarl§ gefommen mar, über i^n fd^on SSieleS
gel^ört batte. jf arl übertrug Subger bit ^aftoration
üon fünf friefifd^en ®auen am redeten unb linfcn
Ufer ber 6m§ unb üon ber Snfel Saut. 3u bcm»
felbcn Saläre feierte Subger nad^S)cutfd^lanb aurüdE,
rid^tete baS ftird^cntbum in gfricSlanb mieber auf
unb !am auf feinen aJliffionSreifen nad^ Often bi§
aur Sufel §elgolanb, bereu Semol^ner er für^S
gl^riftent^um gemann. 3mar famen in gricSlanb
aud^ mieber Unrul^cn unb Verfolgungen ber Sl^ri»
ften üor; aber im ©anaen confolibirte fidö nad^ unb
nad^ bie fronfifd^e ^enft^aft im ©ac^fenlanbe.
Sei einer abermaligen Verfolgung, mäl^renb bereu
Subger mieber ftiel^en mufetc, ba^te er emftlid^cr
an bie ©rünbung eines ÄlofterS auf fränfifd^em
©ebiete, auerft an ber 6rft in ber 5Rö]^e üon IReufe.
Snamifd^en marb 791 baS SiSt^um 2:rier crlcbigt
unb Subger üon ffarl angetragen. 6r lebnte eS
aber ai unb mürbe nunmel^r, mal&rfd^cinlid^ bei
einem Sufammcntreffcn mit bcm ftönigc au grau!»
fürt (794) bei ©elcgcnl^cit ber bort abgehaltenen
©t)nobe, aum Sifd^of üon aJlimigemaf orb (SKimi«
garbeforb) im Sanbe ber SBcftfalcn bcftimmt, mel»
^eS üon bem burd^ Subger bafelbft gegrünbeten
monasterium fpöter, feit bcm 11. Sal^r^unbert
ben Stamen aWünftcr erl^alten l^at. (Sin früherer
SJHfPonar bafelbft, ber %U Vernarb, meld^er
785 üon Äarl nad^ ajlimigernaforb gef(^idft mor»
ben mar, mar balb barauf mit lob abgegangen.
223
Subger^ ber 1^1.
224
IBon ba 6t§ 795 war alfo eine Unterbred^ung in
ber ^aporation. Sber eine fird^Iici^e Stntl^eilung
beS an SVKmigemaforb übermiefenen Zl^eileS be§
SanbcS ber SBepfoIen, bc8 fpätcr Jogen. 5IRünfter=
lanbeS, mar bis bal^in nod^ gar ni^t in Angriff
genommen. Sine jhtnbe Dom g^riftentl^um l^atte
baS 93ol! freüid^ fd^on l^ier unb bort erl^alten;
manä)t SOWfjlonare, wie ©uitbertuS, bie Beiben
ßmalbi/ Siafmin u. a., l^atten baS @ad^fenlanb
f d^on burd^gogen. Slber ein georbneteS JKrd^entl^um
gab es im Sanbe nod^ nid^t Subger begann feine
3fliffton§t]^äägfeit in bem il^m jugennefenen föd^«
ftfd^en@ebiete mit ber@rätü)nng eine§ monaste-
rium gu SRimigernaf orb am red^tenSa'Uf er, brad^te
ed mit ber bamatö f d^on t)or]^anbenen Keinen ffird^e
in SSerbinbung unb unterjtellte eS ber canonifd^en
Siegel ber Siener Sl^rifti (sub regula canonica
Deo famulaiitiiiin). Seine erften 3^9linge U)irb
er 5um großen Zl^eil aud f^rieSlanb an ftd^ ge«
jogen l^aben, unb bie Siegeln für bie @tubien unb
bie SebenSmeife entlel^nte er benSlnftaften, in benen
er felbft gebilbet morben mar, Utred^t, ^orf unb
SJionte €af fino. 2)en Unterrid^t fd^eint er gum Xl^eil
felbft übernommen jul^abcn; auf feinen aJliffionS*
reifen liefe er fid^ üon einigen ber älteren 3ögHnge
begleiten, um fte in bie priefterlit^en gfunctionen
aud^ praftifd^ einjufül^ren. S)aneben mar feine
©orgc aud^ auf bie ©rünbung eines Senebictiner»
flofterS gerichtet, unb als bie geeignctfte ©lelle er«
fd^ien il^m ein auf frönfifc^em @ebiete am linfen
Ufer ber untern SRui^r gelegener §of, ber il^m ge-
fd^enlt morben mar. SineStl^eilS bot ftd^ l^ier für
eine tlöfterlid^e ©enoffenfd^af t eine größere @id^er«
l^eit; anbemtbeilS mar bie Sage auc^ für bie ®e«
minnung oon Siooijen geeigneter, imo eine ißer»
binbung mit ber Diöcefe 5Künfter ebenfalls leidet
aufredet ju erl^alten, ba biefe ©teile, Don Subger
alSbalb SBerben (Werthina) genannt, nur eine
balbe Sagereife t)on ber ©renje entfernt mar. 3n
ber Xl^at blieben aud^ bie beiben folgenben 9i»
fd^öfe, ©erfrieb unb Sllfrcb, beibe Slnüermanbte
SubgerS, jugleid^ klebte t)on SBerben. Slad^ bem
britten Söiograp^en SubgcrS, ber um 1000 n. ®l^r.
bie Vita Ludgeri in SGßerbcn »erfaßt l^at, faßt ber
Anfang beSfflofterbaueS in baS3ol&r794ober 795,
unb in einer Urfunbe üom Saläre 799 unterfd^reibt
Subger als 9lbt bon SQäerben. ®iefe Stiftung lag
Subger fel^r am C^erjen; er mufete für biefelbe
mel^rere @d^enfungen unb aud^ lauf lid^ einige 93e»
fljungen im gfranfenlanbe an ber @rft ju gemin«
neu unb gab gu Sebjeiten feinem IBruber unb ben
OrbenSleuten feinen SBillen funb, bafe ernad^ fei-
nem lobe bafelbft feine Siul^eftätte ^aben möd^te.
2)aneben arbeitete Subger an bem Aufbau beS
ffird^entl^umS in ber gangen S)i5cefe (bamalS nod^
^arod^ie genannt), baute berf(^iebene iKrd^en,
unter benen bie SWarienfapelle ju SKimigemaforb
unb bie ftird^en ju ßoeSfelb, Sitterbedt, 9lottuln,
aSBeme unb Sielen genannt merben, ftellte ®cift-
lid^e an, l^ielt SSifitationen ab unb fud^tc ben
l^eibnifd^en ©ö^enbienft ju unterbrüdten. S)ie
meiften Pfarreien im SRünfterlanb fd^emen fd^on
t)om 1^1 Subger in etma abgegrenzt unb eingerid^tet
morben )u fein, lieber feine Xl^ätigfeit in ben
5 friefifd^ ®auen (Don bem lBiogra))l^en VlftA
Slorbgau genannt), meldte bis in'S 16. äal^l^-
bert mit ber S)i5cefe SJlünfter Dereinigt gebUebni^
bann Don ^^ilipp ü. Ui ber neuen (Eintl^eiltmg
ber SiStl^ümer bem SiStl^ (Sroningen über-
miefen mürben, aber balb barauf )iun ^rotefiontiS-
muS abfielen, l^aben feine brei SBiogra))]^en nid^
©pecieQeS beri(|tet.
Subger l^atte, bem Seif))iele feines Sel^rerS, beS
SlbteS g^regor gu Utred^t, f olgenb, fld^ nod^ itnmet
gemeigert, bie bifd^öflid^e Sonfecration gu em*
pfangen, meil er fid| bereu nid^t für mürbig l^lt
9iad^ ber DoSftanbigenSeftegung ber Sad^fen burd^
Äaifer ftarl b. ®r. (803 n. (Sf)x.) brang biefcr
mie ber Srjbifd^of ^ilbebolb Don ftöln unb feine
Umgebung in Subger, nunmel^r bie bifd^öj^idfie
äSßeil^e ju empfangen. Subger folgte enblid^ ben
Dielfeitigen 2Bünf d^en, morin er ben SSßillen ©otteS
erlannte, unb liefe fid^ gum Sifd^of meil^en, ieben-
fallS Dom Srgbifd^of au jföln. 2)ie Siebte beS
SKetropoliten Don ftöln maren furj Dorl^er (798)
fisirt unb il^m neben ben SiStl^ümem Süttid^
unb Utred^t bie fäc^ftf d^en ÜRimigarbeforb, OSna-
brüd, ÜJHnben unb Sremen untergeorbnet »or*
ben. 93on biefer 3^it an, Dom Saläre 804 ober
805 — in einer Urfunbe Dom 23. Wpvl 805 mirb
er Sifd^of genannt — , mibmete Subger fid^ mtt
nod^ gröfeerem Srfolge ber ißerbreitung imb 9e«
f eftigung beS d^riftli(|en ©laubenS in feiner 2)i5-
ce)e unb eneid^te bie DoÜftanbige (Sl^rifHanifirung
beS SSolfeS (qnoadusqne Domino largiente ad
perf ectam ülos perdnceret fidem — Alfr. Yita
Ludg. 1, 21).
Sieben SRünfter unb 35ßerben, meldte bem 1^1. Sub«
ger il^ren Urfprung gu Derbanfen l^aben, l^at fein
Ort ber ©iöcefe ein lebl^aftereS Slnbenfen an ben
erften S5if d^of unb 2l})oflel ber ©ad^fen unb 3fnefen
fid^ bemal^rt, als SiOerbedf, meti er bafelbft ge«
ftorben ift. Ungeachtet ber gunel^menben @d^mäd^
fc^te er bie SKifftonSreifen nid^t auS unb l&atte an
einem ©onntage, am 26. 3R&ti 809, in SoeS*
f elb ber l^eiligen SWeffe eines ^rieflerS affiftirt unb
barauf bie ^rebigt gel^alten, fobann nüd^tem ben
SBeg nad^ SiÜerbedf gemad^t, l^ierfelbft um 9 U^r
ein ^od^amt celebrirt unb bie gmeite ^rebigt ge«
l^alten, als er Dor ©d^möd^e gufammenbrad| unb
beS Slad^tS barauf feine ©eele auSl^aud^te. ©ein
Sleffc ©erfrieb, ber in SJlünfter meilte, eilte in ber
Slad^t mit einigen ©eföl^rten nad^ Sillerbedt unb
fanb ben ^eiligen nic^t mel^r am Seben. Uebet
feine Seerbigung entftanb ein 3iDief|)alt. ©eine
©d^üler erinnerten fid^ feines im Seben oft auS«
gefprod^enen SBunf d^eS, im ftlofter gu SBerben be-
erbigt gu merben; aber baS SSolf, eingebenf feiner
SSerbienfte um bie ©iöcefe, mibcrftanb biefem SSor«
l^abcn. SJlan überliefe bie gntfd^eibung bem Sru«
ber beS Serftorbencn, §ilbegrim, Sifd^of Don ßl^a«
lonS, unb brad^te bie Seid^e Dorlöufig nad^ SJlünjier,
225
Subim — Subtöig IV. bcr Sanier.
226
no fk in bcr aKarienIa))eae am linfen Sla-Ufer ouS-
9ef(|t iDUtbe. See Sruber entfd^ieb nad^ Uebec«
QBfunft nttt bem ftaifer bem SBunfd^e bed Ser-
{bcbenen gema|, unb fo lourbe bie Seid^e am
82. Zage ttad^ bem Slobe an ber öjUid^en @eite
bcr ffir^e }u 9Berben betgefe^t. 2)ort rul^en feine
fiebeine bis auf ben l^eiüigen Sag, nad^bem ein
S:^ berfelben burd^ ben ^Rünfter^fd^en prft-
Kf^of Cl^ri{b))^9etnarb k)on ®alen im 17. Sal^r«
Ifoaabett nad^ Sttlerbed unb loieberum 1860 k)er-
f4id>tne Steile nad^ SJtünfter unb Si&erbedC ge«
bnubt iDorben ftnb. — 9(uf bie ®efd^i(!^te ber ftird^e
im (Sanken ober 2)eutfd^Ianb3 im 93efonbem l^at
bcr ^ 2ubger leinen meitreid^enben Sinflug au§«
geiibt ober um bie Sl^riftianiftrung ber S^rtefen,
bcr BKßltd^ @ad^f en unb ber angrengenben kran-
ial (ot er fid^ bleibenbe IBerbienfle ertt)orben unb
ühnrnmente gegrünbet, bie bis auf unjere Sage
fenmi Stauten ein gefegneteS 9nben!en bemal^ren.
S)ie im 11. 3a]^]^unbert entftanbene unb burd^
benVnsaltflenSaso im 12. Derbrettete @age k)on
bcr (Brimbung ^elmfiöbtS burd^ ben 1^1. Subger
i|l tDO^d^inlid^ auS einer IBermed^Slung $ilbi>
grimS, bcS erften Sifd^ofS k)on ^Iberftabt, mit
bem ghiij^namigen 99ruber bed 1^1. fiubger, bem
9^<^f tM>n Sl^IonS, entfianben. 2)ie brei SebenS«
bcfd^mbungen beS ^I. Subger, bereu le^te bem
10.3o^r]^imbert auge^rt, U)if[ennid^t§ k)on einer
BiiffanJeit SubgerS im öftlid^en @ad^fen.
^ Siteratur über ben ^I. Sieger gibt in er«
f4&|i^nber SBeife ^Adamp in ben ®ef d^td^tSqueÜen
bcfiSiSt^ 9litn|!er, 4. Sb.. 1881, Sinl. 118ff. an,
idcB bem avA neuerer 3^ ^üftng, 2)er 1^1. Sub«
£, SRünfter 1874 ; Zibud, ®rünbung§gefd^id^te
etifter u. f. m. beS Sidtl^umS aRflnfier ; ^ing§-
Bomi, S)er I^L SubgeruS, S^eiburg 1879, gu er-
Kö^ncn fbib. [©d^mane.]
SMm (c->-«VX 92ame eines d^amitifd^en, ju
leg^trten gered^eten SoItSfiammeS, ber k)ermut|-
fi4 loefUiil t>om SKOanbe u^ol^nte (®en. 10, 13;
1 ^Jar. 1, 11). [ffaulen.]
SMbwüUj bie l^l, f. Söl^men n, 960 ff.
SMb0tf (Seutl^oID. ber @ad^fe, 0. Carth.,
tSa^dfcc ed^ftfteSer, trat um baS äal^r 1300
ii ben Sominicanerorben unb glönjte im jheife
ber oaSge)eii!^neten Dominicaner beS 14. Sal^r-
tubotS, meld^ mie ^einrid^ @eufe baS ©ebiet
bcr c^ifffid^ 9Rt)fhI burd^ il^r eigenes Seben unb
hscä^ €il^ften oerl^Iid^ten. Um ftd^ ganj un»
9e9M ber Setrad^tung beS ®5ttlid^en mtbmen ju
Qnoi^ gtna er um 1326 in ben nod^ firengeren
CAm ba xartl^fer über unb fiarb nad^ 1340
oft $rior berfelben, mal^rfd^einlid^ ^u Strasburg
(labere nel^men HRainj an), ©ein ^auptmer! ift
ciae Vita Jesa Christi ex quatuor evangelüis
aluqoe scriptoribus concinnata, feit ber erften
liAyAe m Strasburg 1474 bis aur ^artfer 1870
ii ifyiüfm Sruden (ogl. Hain, Bepertorium
B. 10288 8q.) imb Ueberfe|ungen k)erbreitet. ^ud^
fne ^ßjalmenerilarung. In psalmos Davidicos
mumüo joxta spiritualem praecipue sen-
tii4ailcitti«. Tm. 2. SufL
smn, mürbe oft gebrudCt. (IBgl. Echard et Quetif ,
Script. 0. Pr. I. 568. II, 819 ; Th. Petrejua,
Bibl. Carthus., Colon. 1609, 233 sq. ; Fabri-
cius, ed.Mansi, Florent. 1858, IV, 567 ; Siter.
^anbioeifer 1872, 5lr. 114 u. 123.) [Streber.]
<^ttbtiiig IV. ber Saper, beutfd^er ftönig
(1314—1347), mürbe als ©ol^n ©eraog 2ub-
migg bei Strengen k)on Oberba^em mal^rfd^einlid^
1286 geboren. 9iad^ bem £obe beS IBaterS (1294)
ftanb er bis Snbe 1301 unter ber Sormunbfd^a^
ber SJhttter unb beS altem SruberS ähtbolf ; gro|«
jöl^rig gemorben, geriet)^ er mit biefem megen ber
fianbeitl^eUung in einen Streit, ber nad^ mand^en
Smifd^enfäHen am 21. 3uni 1313 bal^in beigelegt
mürbe, ba^ IBeibe baS oöterlid^e Srbe gemetnfam
regieren, SRubolf bagegen bie |)fäljifd^e ffittftimme
fül^ren fottte. 5lad^ bem lobe ^einrid^i VII.
mürbe Submig oon ber lusemburgifd^en gartet,
nad^bem bief ette ftönig äol^ann k)on 935bmen auf*
gegeben "f^aüt, l^auptföd^Iid^ auf Setreiben beS
9)lain5er Srjbifd^ofS $eter oon ii\ptU als San«
bibat für bie beutfd^e fiönigilrone aufgefteQt; San*
bibat ber babSburgif d^en Partei mar ^rgog f$frieb«
rid^ ber Sd^öne k)on Oefteneid^. %eibe maren
Snfel StuboIfS oon ^absburg unb jufammen in
SBien erlogen. Jhtr) ^uDor nod^ maren fte megen
ber ißormunbfd^aft über bie unmilnbigen ^er}öge
oon 9iieberbat)em in l^eftiger gfel^be gemefen, unb
gfriebrid^ mar bei (SammelSborf oon Submig ge*
fd^lagen morbcn (9. 9loo. 1313), ein Sieg, meld^er,
mie $eter üon Sittau (Dobner, Script rer. Bo-
hem, V, 338) fagt, SubmigS SRul^m unb 5Ramen
unter ben dürften begrünbete. 9}on Seiten beiber
Parteien mürbe k)iel oer^anbelt unb getagt. Sn bem
jum SBal^Itag beftimmten 19. Dctober 1314 er«
mäl^Iten ber ^faljgraf SRuboIf, SubmigS ©ruber,
für fid^ unb ben Crgbifd^of ^einrid^ oon Äöln,
^ergog ^einrid^ k)on Üätui^tn, melier bie böl^«
mifd^e ihirftimme für fid^ beanf|)rud^te, unb §er«
jog Subolf oon Sad^fen^SBittenberg 5u Sad^fen«
baufen f^friebrid^ gum fiönige, mabrenb am folgen«
ben 3:age bie ffir^biidböfe $eter Don SKainj unb
Salbuin oon Irier, flönig Sodann oon Söbmen,
SKarfgraf SBalbemar oon Sranbenburg unb §er-
jog Sol^ann oon Sad^fen»Sauenburg auf ber alten
SBa^Iftott, ber granfenerbe, Submig auf oen Sbron
bobcn. ®ie Stobt Qfranff urt entfd^ieb fid^ ju ®un«
^en bei Ie|tem ut^ öffnete i^m bie X^oxt, utfb
oor bem ^od^altare beS 99artboIomöu§>S)omeS
brad^ten ibm feine SBöbler bie gemo^nte öulbigung
bar. 9lm 25. Sfloüember mürben beibe 6Jemä|ltcn
gefrönt, Submig au Stadien , bem berfömmlid^en
Orte, aber oon bem bicrju burd^auS unbefugten
grjbifd^of öon Sölaina, gfriebrid^ ju Sonn oon bem
grabifd^of oon Äöln, bem bie Ärönung nad^ alter
©emol^nbeit ^uftanb. 9lad^ ben SRcd^tionfd^auun-
gen unferer Seit mirb man nid^t umbin fönnen,
in Submig ben allein red^tmä|tgen §enfd^er an-
juerfennen j benn er f)a\it unamcif el^aft bie SDlaJo-
rität ber SBablfHmmen für fid^. 3»eifelbaft mar,
mem oon ben bciben fäd^fifc^en ^erjögen bie Äur«
8
227
ßubtöig IV. bcr Sa^cr.
228
jlhmne jujlonb ; ff arl IV. entf c^ieb au ®un[tcn
bcr SBittenbfrgcr; SWarfgraf ^cmrid^ öon 93ran«
bcnburg gab am 23. Dctober feine Suftimmung
}utn IBotum SBaIbemar§ ; ^einrid^ k)on fiämt^en
foimte bie böl^mtfci^e ©ttmme ntd^t mel^r bean«
ftmid^en. 9ber c§ gab bamalS noäf fein ®efe^
ober ®ett)o]^n]^ettSre^t ju ©unfien einer SKaJori«
tätSwal^I, nnb bie 3^tgenoff en folgen bie SKajorität
burd^auS xdä^i ald ba§ einjige Kriterium für bie
®ültig!eit einer SBal^l an; fle urtl^eilten öielmel^r
na<i^ ^eu^erlid^feiten, unb in biefer Öinfici^t roar
Snbmig jmar an bem l^erfömmlid^en Orte gemöl^It
unb gefrönt (tber bie ffrönung toax Don burd^auS
unbefugter |)anb gefd^el^en, unb e§ fehlten i^m,
»aS in ben 3Iugen ber 3ritgenoffen ferner »og,
bie SReid^Sfleinobien, »eld^e tJtiebrid^ befafe. ®em«
nad^ toar nad^ bamaliger ^nfd^auung ba§ Siedet
nid^t fo flar auf SubmigS Seite, aie eS nad^ un»
feren heutigen ^Begriffen fein ȟrbe.
3ur 3^it ber beutfd^en 2)oppeItt)aj^I toax ber
pöpftlid^e @tu]^I erlebigt. 99eibe Parteien mad^ten
be^l^alb (19. unb 28. October) bem jufiinftigen
%a))fte oon ber SBal^I Snjeige unb baten für il^ren
Setoöl^Itenum benntöd^ftige@rt^eilung berffaifer»
frone (Gewold , Defensio Ludovici IV., 26 ;
Herwart, Ludovicus IV. defensus 10 ; Olen»
fd&Iager, ©taatSgefd^id&te n, 63f.). Seibe ®e«
wählten griffen aber, ol^ne bie ßntfd^eibung be§
^apfteS abjutoarten, gu ben SBaffen, fpielten pd^
in il^rem üRad^tbereid^ factifd^ afö fiönige auf unb
fud^ten aud^ in Statten bie SRed^te beS Steid^eS gel«
tenb }u mad^en. 2)er neue $a))ft ^ol^anneS XXTT.
rid^tete glei(| am Sage feiner ffrönung an 93eibe
©abreiben, in »eld^en er jie jur friebttd^en Sei«
legung beS Streites ermahnte (Baynald 1316,
10). gine jtt)ief|)altige fBaijil toar in ®eutfd^«
lanb bi§ bal^in jtoeimal Dorgefommen: unter
Snnocenj HI., atö ^W\pp öon ©d^toabcn unb
Otto IV., unb unter Urban IV., als 2ttfon§
t)on Saftilien unb 9Hd^arb Don SomtoalliS ge-
toä^It toaren. iBon biefen beiben $a))ften l^atte
ber erftere in feiner berübmten ffiecretale Vene-
rabilem (c. 24 De Blectione in X, 1, 6) für
lebe SBa^I eines beutfd^en ftönig§ al§ beS fpätem
römijd^en ftaiferS |)äpftUd^e 9lp|)robation »erlangt,
ber le^tere in ber SBuIIe Qui coelum (Eajnald
1363, 53) für bie entfd^eibuna burd^ ben $apft
bie SSorbebingung gefleut, bafe wlage ober Simpel«
lation an ben opofbKfd^en ©tul^I gefd^el^e. Sei
ben lefeten SBablen oor 1314 l^atten Sonifaj VHI.
unb ElemenSV. factifd^ bie 9l})probation ertl^eilt.
3o^anne§ XXTT. nal^m fotool^I bie ^probation
beS ©etoäl^Iten, al§ aud^, toie fein Vorgänger Sie»
mens V. (Raynald 1313, 16; 1314, 2), für bie
Sauer ber Sacang beS 3m))enum3 bie SluSübung
ber fai)erfid^en|)o]^eit§red^te in Statten für fid^ in
Stnfprud^, bebrol^te am 31. 9Köra 1317 aEe, toeld^e
ol^e päpftttd^e griaubnife bort 5Red^te fld^ anmofeen
toürben, mit fird^ttd^en ©trafen (Raynald 1317,
27) unb ernannte, toie fd^on SlemenS V. getl^an,
ben ff önig SRobert öon Sleapel jum Sleid^Söicar in
Statten (Theiner, Codex diplomaticus I, 471).
Sei biefer Sage ber S)tnge mu^te eS, toie bei frul^
ren ffömpfen gtoifd^en ^ßapft unb ffaifer, gerabe
toegen StattenS pm Srud^e fommen. Subtoig fo-
too^I toie tJi^ebrid^ fnüpften mel^rere SKafe in
^k)ignon Unterl^anblungen bel^ufS 9l])}nro6atton
an, über bie toir bis $um ^af^xt 1322 gong un-
genügenb unterrid^tet finb. Sie über bie SBal^I
aufgenommenen Urfunben finb bem Sopfte l^dd^fl
toal^rf d^einttd^ nid^t überf anbt toorben ; biefer nannte
beibe furgtoeg electi in regem Bomanomm.
3n ffieutf^Ianb l^atten fid^ bie §eere ber beiben
Parteien oftmals gegenüber geftanben, bis bie
©d^Iad^t bei SWül^Iborf am 3nn (28. ©eptember
1322), in toeld^er ftönig Sol^ann öon Söl^men mit
böj^mifd^en unb trierifd^en Sruppen für ßubtoig
[tritt, ben ad^tjäl^rigen Sruberfrieg enbcte; grieb«
rid^ f elbft tourbe gefangen imb auf bie Surg SrauS-
ni^ gebrad^t. Subtoig mad^te bem Zapfte txm fei*
nem ©iege Stnjeige; biefer anttoortete am 18. S)e»
cember in einem freunbttd^en ©d^reiben, in toeld^em
er feine Vermittlung jtoifd^en ben beiben ®egnem
anbot, im Uebrigen aber auf feinen biSl^erigen
Sorberungen unerfd^ütterttd^ (inviolabiliter) ht»
l^arrte (Baynald 1322, 15). ßubtoig tl^at nid^t
nur nid^tS, um bem ^opfie ftd^ gu nähern, fon»
bem begann in gel^obenem ©iegeSgefül^l bemfelbm
ftd^ feinbfettg gegenüber }u ftellen, befonberS in
Statten entf(|eibenber einzugreifen. 6r fanbte im
9Rär5 1828 einen 92eid^Sk)icar bortl^in, unb bur<^
bie ^ilfe, toeld^e biefer ben ®]^ibelKnen, befonberS
ben SiSconti in SRailanb, ertoieS, tourben bie biS-
l^erigen grfolge beS Segaten Sertranb bu $o^
üereüett. 3nf olge befjcn erttefe ber ^ap|i am 8. De*
tober 1323 ein an bie ftird^entl^üren in Slüignon
ongefd^laocneS SKonitorium: ßubtoig l^abe nid^t
nur ben ftönigStitel, fonbem aud^ bie Regierung
beS Sfteid^eS an fld^ geriffen unb bie 3f"tibe ber
ftird^e, befonberS bie SiSconti, begünfiigt; inner-
l^alb breier SWonate f oDe er befe^alb bei ©träfe ber
g^communication, bie il^n ipso facto treffen folle,
öon allem bem loffen unb bie SRegierung nid^t el^er
toieber antreten, als bis feine SBal^l burd^ ben
päpftttd^en ©tul&I approbirt jei (Martdne-Durand,
Thesaurus IE, 644 sq.; Raynald 1328, 30 ad
33). ßubtoig benal^m fid^ öufeerft fd^toanfcnb „mit
bcr Unftd^er^cit eines 9Kenfd|en, ben bie gel^eime
^l^nung befeett, ba^ ein ettoaS leid^ti^in aufgenom-
mener Äampf fur^tbare ^folgen ^aben fönne*
(Äiejler, ®efd^. Sai)emS 351). 9tm 12. 9lot)em-
ber fd^idftc er brci ©efanbte nad^ Stüignon, mit
bem auftrage, ©ctoi^l^eit barüber ju Idolen, ob
toirfttd^ ein f old^cr ^roje^ ergangen fei, unb toenn
bem fo, eine Verlängerung ber fefigefe^ten ^rifi
nod^jufud^en. S)iefe erbaten eine Verlängerung Don
f ed^S 2Ronaten ; Sol^anneS betoilligte am 7. 3anuar
1324 jtoei (Martöne II, 647; Raynald 1824,
1—4). Unterbeffen toar ßubtoig, nad^bem i^m
ber ffiortlaut beS päpftttd^en ^rojeffeS befannt
getoorben ju fein fd^cint, beeinflußt öon ®egnem
bcS ^apfteS, einen ©d^ritt toeiter gegangen unb
229
Subioiö IV. bcr Sa^cr.
230
Vxtte am 18. 2)ecem&er )u 92ümbetg eine l^eftige
fcolefiotion gegen ba& ISorgel^ bed ißQ))fte§ er»
(offen. %xd^ bem in 2)entf(!^Ianb geltenben Siedete
{ei ber lH>n ber 3Re^^I ber iturfurflen ©emä^Ite
nb inSad^ @e!rönte red^tmögiger j^önig; ba§
iieffe bei i^ pi, unb er bebürf e nid^t erft ber 93e-
{Mtuimg buril^ ben $apft ; t)on einem IBorgel^en
bc§ $apile6 gegen bie SStSconti fei tl^m feine Sn«
leige gemacl^t; nid^t er fei ein SSegünftiger ber
6tefie^ fonbern ber ^^% ba er tro^ aUgemeiner
Auge nbcr bie 9Rinoriten gegen biefelben ntd^t
oocg^ nnb bie Serle^ung beS Seid^tftegelS burd^
bie^Iben ntd^t befirafe; er forbere bie Berufung
mA angemeinen ßoncUd, auf toeld^em er feI6^ er»
Heinm tottbt (Gewold 68 sq.). 2)ie Oppofttion
gegen ben ^^ft, in meld^ Subtt)ig bamit ein*
gettctcn toox, fäi^rte bie pa))ftfeinbli($e Partei ber
SRtnocitcn auf feine Seite, n^eld^e nun großen Sin»
fbift aaf ii^ erlongten. 9iad^bem bie Submig ge>
toöifctt Sfrift o^ne einen entgegen! ommenben @d^ritt
bclfelBm abgelaufen UKir, tprad^ ber ißa))ft am
23. SRät) nnrüid^ bie angebrol^te Sscommunica-
fm über il^ au§ unb oefiimmte einen n^eitem
Sennin lM>n brei 9Ronaten 5ur Sblegung beS Rb»
«gltilelS unb jur Seiftung ber ürd^Iid^en ®enug-
4nnig(Martöne 11,652— 660). S)iefer bagegen
taut am 22. ber SRonate SRöra, ^ril ober 3RQi
(ber S)nid biefed %äenpded bei Balnzius, Yitae
n, 478, enthalt feinen SRonot, f. Sd^oper, S)ie
eod^feni^erSppellation, ©reifSUHiIb 1888) k)on
6ad^en^fen cmg ein nod^ ]^eftigere§ üRanifeft
gegen 3o^anne§ XXTT., ber fid^ $a)){t nenne. Sr
eijiebe fid^, l^et^t ed in biefem merhoürbigen Slcten-
Pädno^ einerSRenge maglojeriBoniimrfe, nid^t nur
gegen bie n>eltlid^e ^errfd^t fonbern gegen Sl^ri-
jtm, gegen bie feligfte Jungfrau, gegen bie ^oftel
nb ^be Derfudfft bie etHingelifd^e Seigre k)on ber
ifUjI^ «tnmt ^biefe gadel unfereS @IaubenS'',
n^Eifblen. S)ann folgt eine lange SrSrteruna über
Me Smmtfrage; burd^ bie in berfelben erlajfenen
Snlkn (Ad conditorem imb Cum inter non-
boDob) fei SobanneS ein offenbarer ff e^er unb be|"
^ beS pc^id^ Stul^Ied k)erlufag : jum @d^Iu|
ipydKrt Snbnng an bad Soncil, an oen fünf tigen
icd^totd|igen $a))ft, an bie l^eüige SRutter icir^e,
vbeäfanpi an \tbtn, an ben man am)eniren !5nne.
SM @c^nftflu(f. bad eine gro^e ißerttanbtfd^ft
mit äffoliä^ @d^ftftüd(en ^f^xWpp^ be§ @d^5nen
u bem aamp\t gegen Sonif ag YIIL jeigt (aRüHer
ii bcr Seitfd^ft für ft.«9t. XX, 259) unb beut-
dä^ bie SetbeiUgung ber fd^iSmatijd^en Spiri-
iMiIen Derrätl^ (ein groger Sb^eil be§ $affu3 über
bie fbmut ift. mie g^rle, %r(|ik) f. Sitt. u. fi.-®.
b. n.-9L m, 540, gezeigt fyit, ber ad^ten Ouö»
ffon beS $etrud OIit)i entnommen), n^urbe meit
* ii Statfc^ianb unb Stalten Derbreitet. Sine $er>
{fabignng nnir burd^ baSfelbe fafl unmöglid^ ge>
mtäU Später, im 3. 1336, bel^auptete Submig,
kr abfd^nitt iiber bie Srmutfrage fei ol^ne fein
B^ nnb SBillen burd^ bie 9Jtad^inationen f eine§
9aia§ tUrid^ in bie SppeOation gefommen, unb
er l^abe ben Sib, ba| er aUeS in berfelben Sntl^al«
tene für »al^r l^alte, nid^t geleiftet, »enn eS aud^
bort fo ftel^e (Raynald 1336, 31 sq.). (Sleid^-
zeitig mit ber @a(|fen|^aufener ^peOation mürbe
ben ffurfürften bie SReinung beigebrad^t, ber ^opft
moQe i^re Steckte oemid^ten, ma§ biefer in einem
eigenen ©d^reibenmiberlegtc (Raynald 1324, 17).
2)a Submig aud^ ben am 23. ÜRörj il^m gefegten
Termin ni^t itaä^ttit, f o erRörte ber ^opft feiner
Srol^ung gemö| am 11. 3uli i^n aller aus ber
SBabI tttoa für i^n fid^ ergebenben Siedete auf baS
»eid^ für oerluftig (Martene H, 660—671 ; Bay-
nald 1324, 21 sq.) unb bemül^te ftd^ für bie äBol^I
beS franjöpfd^en ÄönigS ffarl IV. auf ben beut-
fd^en S^ron, mit meinem aud^ ^er^og fieopo&
oon Oefterreid^ einen ba^ingel^enben IBertrag ob*
fd^log, möl^renb baS lusemburgifd^e |)au§ biefem
$Iane üd^ entgegenfteOte. fiubmig $atte unter«
beffen, ourd^ ben genannten IBertrag unb bie Sr*
folge fieopolbs gebröngt, mit feinem gefangenen
®egner Unterl^nblungen angefnüpft unb fd^Iog
am 13. aRör) 1325 mit i^m ben ZrauSni^r SSer»
trag, burd^ meldten S^riebrid^ auf aUe Snfprüd^
auf ba§ Sieid^ oerjid^tete, für ftd^ unb feinen iBru«
ber Slnerfennung unb Unterftü^ung SubmigS \)tf
fprad^ unb k)on biefem benftönigStitel unter fiub«
migS Oberl^obeit gugeftanben erl^ieü ($reger, fßtt*
träge 105). S)a aber gfriebrid^ feinen ©ruber, ber
am 18. ajlöra )u S)urlad^ unter aRitmirhtng bed
$apfte§ mit bem Sr^bif^of k)on SRoins unb ben
äifd^öfen t)on Strasburg unb Sßürjburg gegen
Submig fid^ oerbunben l^atte, jur ^nerfennung bie«
fe§ IBertrageS nid^t 5U bringen Dermod^te, mugte
Submig meiter nad^geben; burd^ ben SRünd^ener
©ertrag (5. September) geftanb er ^riebrid^ bie
Stitregierung im 9iei(|e al§ ffönig gu; burd^
ben Ulmer (7. 3anuar 1326), ber {e^t als ein
@d6einmanöt)er angefel^en mirb ($reger, ©er«
tröge 147), trat er il^m fogar baS j^önigreid^ ab,
k)orauSgef^t, ba| ber ©ertrag k)om Zapfte beftätigt
merbe, maS lebod^ nid^t gelang. 9m 28. ge*
bruor ftarb ^ergog Seopolb, unb bamit mar ^ne«
brid^S Snfel^en fo gut mie bal^in. SBal^rfd^einlid^
im @ommer beS Sal^reS 1326 erfd^ienen neben
ben 3Winoriten aud^ bie beiben ^arijer $rof efforen
SnarftUuS k)on $abua unb ^ol^anneS k)on 3an«
buno (f. b. 5lrtt.), bie beiben bebeutenbften litera»
rifd^en SBiberfad^er ber bamaligen $äpfte, bie
©erfaffer beS Defensor pacis, am ^oflager Sub«
migS ju Sflümberg. ©iefen ®egnem beS $apfi»
tl^umS gelang eS, in ©erbinbung mit ben @|^i«
bettinen 3talien8, Submig gu feinem üerl^ängnig«
t)otten tRömerjuge ju k)erleiten. 92ad^ einer ftarf
befud^ten ©erfammlung ber ©l^ibettinen gu Orient
(gebruar 1327), auf meld^er miebcr eine ffiemon«
ftration gegen ben ^opft nad^ ^rt ber @ad^fen-
^aufener ^ppettation unternommen mürbe, jog er
naä) Statten, ^uf bie ftunbe l^ieroon erKe| 3o«
^anneS am 3. ^ril einen üierten ^roge^ gegen
Submig, erflörte il^n oud^ beS ^erjogt^umd fBat^ttn
unb atter Selben k)erlufttg, erl^ob gegen il^ bie 9n«
8*
231
Subtoig IV. bcr Sa^er.
232
nage ber ^örcfte, tocU er bic öom Dbetl^aupte bcr
Äirc^e l^mfid^tltd^ ber ^rmutfrage öerworf ene ßel^re
ftd^ angeeignet unb öertl^cibigt, 5IRarjüiu8 unb
So^anne« üon Sonbuno fammt il^rem le^erifd^en
Sud^e in B^n^ genommen unb pt tro^ S^com*
munication unb 3nterbict ®otte§btenft l^abe galten
laffen, unb forberte il^n Bis 5um 1. Dctober öor
ben apo)toIif(]^en @tu]^I. %m @rünbonner§tage
(9. Slpril) folgten neue Sentenzen gegen feinen
@o]^n, ben SDtarlgraf en fiubmig k)on IBranbenburg
unb feine Slnl^anger (Martöne 11, 671—698).
Unbefümmert l^ierum mar fiubmig nad^ SDtailonb
gejogen unb Ue^ fid^ l^ier am ^fingftfefte (31. ?Kai)
t)on smei gebannten 93ifd^5fen bie lombarbifd^e
ftrone auffegen. aWerftoürbig ift bie giad^rid^t beS
fonft über ben SRömerjug gut unterrici^teten §ein«
rid^ bon ^erforb (ed. Potthast 245), fiubtt)ig
l^abe nad^ oer Jhönung in ÜJlatlanb ®efanbte an
ben $a))ft gefd^idCt unb um Srt^eilung ber jfaifer«
frone gebeten (ögl. Slltmann 41 f.). 3lm 7. Ja-
nuar 1328 l^ielt er feinen Sinjug in 9lom; jel^n
Sage fpäter fanb, im SBiberfpru^ mit aller Sra»
bition feit ftarl bem ©rogen, bie fiaiferfrönung
ftatt; berlBifd^of k)onSafteno Dolljog bie <BaU
bung, ber berüci^tigte ©ciarra ©olonna fe^te il^m
im 9Jamen beS römifd^en SSoIfeS bie Ärone auf.
S)amit mar ba§ ftaifertl^um $um tiefften ®rab
feiner Cmiebrigung l^erabgejunfen: eS mar in bie
§änbe ber Demagogie gelangt 5Rie ift im SDZittel»
alter ein fo fül^ner unb l^erauSforbembcr Eingriff
gegen bie l^ergebrad^te Orbnung gefül^rt morben
(bgl. ©regoroöiuS, ®cfd^. ber ©tabt SRom VI,
3. «ufl., 153-155; SRieaH ®e{d^. 93at|emS n,
377). auf ber C)ö]^e feiner Sölad^t »oute Subioig
ben §auptfd^Iag gegen ben ^op^ fül^ren, ber am
23. Dctober il^n aud^ ber ^faljgraffd^aft unb aller
©fiter ent jejt unb ben Sßann »ieberl^olt (Martine
n, 698—704; Raynald 1327, 29), am 21. Ja-
nuar bie ftreuäjugSprebigt gegen il^n angeorbnet
^atte (Martinen, 716— 723;Rayiialdl328,4)
unb jid^ bemül^te, in ®eutfd^Ianb bie SBal^l eines
©egenfönigS ^erbeijufül^ren (Raynald 1328, 40),
loaS nur an ber Uneinigfeit ber gürften fd^eiterte.
9lm 18. april tourbe eine grofee Serfammlung öor
ber ^eterSfird^e abgel^lten; ein Stuguftinermönd^
fragte breimal, ob jemanb ben ^riefter 3acob öon
Eal&orS, ber fW^ So^anneS XXTT. nenne, öertl^ci«
bigen »olle : barauf l^ielt ein beutfd^er 2tbt (ber
9lame ip nid$t befannt) eine Sebe über 4 ftön. 7, 9
(Haec est dies boni nuntii) unb DerlaS bann
eine ^roclamation SubioigS. 91I§ öon ©ott fraft
feiner faijerlid^en SOSürbe baju berufen, liefe er nad^
bem SSorgange öieler ffaifer, a. 93. Dtto'S I., öer»
fünben, ba| Sol^anneS XXTT. »egen offenfunbiger
§arefle unb ÜJiaieftätSöerbred^en öon Sl^riftuS f elbft
abgefegt feh burd^ faiferlid^en ©prud^ erflärt er
il^n alfo aflcr feiner SBürben für entfleibet unb
übergibt il^n bem meltlid^cn ©erid^te (Baluzius
n, 512 sq.). ®urd^ ein ©efefc öom 23. »pril
mürben bie fünftigen köpfte bei längerer ©nt-
femung mit abfe|ung bebrol^t (gidfer, Urfunben
n. 112). 3ur gjollenbung feines SSSerfeS iiettte er
am 12. 3Rai (®^ripi ^immelfal^rt) bem »oBe,
ha!^ auf breimaliged Sefragen feine 3uftimmung
gab, ben SRinoriten ißeter Slainalbucci unter bem
3lamen 9McoIau8 V. als ^apft üor ; bei ber (£on-
fecration beSfelben am ^fingftfefte fe|te iJ^m £ub«
mig bie Siara auf unb empfing auS feiner ^onb
ein goIbeneS S)iabem. 9tad^ SHöaruS ißelagiud
(De planctu ecclesiae 1, 37) foO $eter, ber
al§ 93eid^tt>ater unb ^rebiger gefeiert mar, ein um
SBeibergunftbul^Ienber^eud^ler gemefcn fein, mol^
renb atü^ere El^roniften, j. 93. DboricuS bon gforli
(beiBaluziusI, 1417), i|n al§ mafelloS unb eieren*
l^aft fd^ilbem. allein ba§ über fiubmigS langen %uf«
entl^att entfianbene SJlifeöergnügen be§ römifd^en
93oIfe8, ba§ ftd^ gum großen €]^eilDonbiefen@d^au*
fpielen femgcl^alten l^atte, ber §cranmarfd^ eine§
überlegenen &eere§ unter Stöbert öon 9ieapel, gegen
ben 5u fömpfen bie Stxi öerftrid^en mar. Uneinig*
feiten im eigenen Snl^ang gmangen fiubmig, mit
feinem Zapfte am 4. Sluguft unter bem ©efp5tte
beS 95oIfe§ Som ju öerlaffen. 3n ^ifa, mo bie
öon Slöignon entgoltenen feefena, Dccam, 93ona«
gratia u. 2t. Submig ermarteten, mürben burd^
nod^malige 93erfünbigung ber 2(bfe|ung (13. Se*
cember ; Baluzius n, 522 sq.), fomie bur^ 93erur«
tbeilung unb 93erbrennung einer mit pöpftlid^
©emänbem befleibeten ^pe (19. gebruar 1329)
bie S^reöelt^aten öon Stom erneuert. 2)od^ Sub«
mig§ ^errlid^feit mar bal^in; öon ben ©l^ibeüinen
faft öerlaffen, l^ielt er fid^ nod^ jmcdflo§ in ber
Sombarbei auf unb feierte Snbe beS Sul^teS nad^
2)eutf d^Ianb ^urüd. Qu ^aöia l^atte er am 4. 9lu«
guft mit ben ©binnen feines 1319 öerftorbenen
altem 93ruber§ Sfhibolf einen 9Sertrag gefd^Ioffen,
nad^ meld^em biefe bie Stl^einpf alj unb einen ^eU
beS 9lorbgaueS (feitbem Oberpfal} genannt) er^
l^ielten (93ö^mer, 5Regeftenn. 1048; SRiealer, ©efd^.
389). fiubmigS atömerjug mar fläglid^ gefd^eitert;
baS pöpftlid^e 2lnfe^en mar in Stalien balb mieber
l^ergefteüt, ber ©egenpapft imtermarf pd^ tm fol«
genben Saläre. SBol^I ^at bie ftete ©elböerlegen«
|eit SubmigS (ögl. aitmann 25, ?lnm. 4), fein
langes Sögern in SRom, ber 2lbfaII feines 93unbeS-
genofjen Eaftruccio l^ierju beigetragen; ober bie
l^auptfad^e mar bod^ ber ungered^te unb in feinen
Sßitteln gönjlid^ öerf el^lte Äampf felbft, ben meber
bie italienifd^en ©^ibellinen nod^ bie ffieutfd^en
mitmad^en mofltcn. 9lm 13. Sanuar 1330 ftarb
gfriebrid^ ber ©d^öne, beff en 95erl^ältni^ ju i^m feit
bem SRömcrjug mieber gejpannter gemorben mar.
SJlit biejcm Sa^re 1330 beginnen SRecond«
liationSöcrj^anblungen jmifd^en Submig unb bem
^apfte, öielfad^ gcfül^rt burd^ Vermittlung öon
fjürften, befonbcrS ber Sujemburger. £)ieferben
blieben ol^ne grgebni^, meil Sol^anneS XX ll.
ftd^ meigerte, Submig olS ffaifer unb ftönig an-
jucrfennen, unb als 9}orbebingung für Jebe 2luS«
f öl^nung ben 95er5id&t beSf elben auf iitel unb ®e»
malt beS ffönigS forberte, möl^renb Submig biefe
SBürbebeibel^altenmottte, menn er fic^ aud^ 1331
2d8
Subiolg rv. ber SBa^cr.
284
brrtii erfiörte, bie ffaiferfrönung nod^malS burd^
bcn $0)^ ober beffen Segaten gu empfangen. 3u-
glcü^ aber erlaubte er fi$ forttDö^renbe Singriffe
in innere SngelegenJ^eiten ber ftird^e, fe^te 99if(i^öf e
m unb t>ertneb bie Dom $apft ernannten, 5mang
bie ®ei^i^, tro^ bed SnterbictS ©otteSbienft
$s ^ten, unb behielt aud^ bie 9)2inoriten Bei fid^.
inbe 1883 erSörte er ttAdlx^ feinen SSer^id^t auf
bofi Sleid^^ ber aber erfl nadft erfolgter ^bfolution
ton Seiten beS ^f!eS in Jhaft treten follte; an
kine @teOe foIIte fein Setter, ^ergog ^einrid^ oon
IHeberbopent, gemä^It merben. 3m folgenben
3a^ iebod^ »iberrief unb löugnete er biefen IBer-
d4t unb XDoUit nur für ben %cä feines SobeS
weinborungen getroffen l^Ben^ fo bog bie SBer«
mst^g ni^liegt, ber SJerjid^t fei üBer]^au))t
niil^t ernfi gemeint gemefen. 9htn mieber )u ben
ön^erfien 9Ra|regeIn gegen ben ^Qp\l überfprin»
«nb, f4Io^ er fid^ ben Semül^ungen be§ Sarbinald
Stt^Ieon Orftni um guftonbefommen eines aK-
gniKineii£oncU8 gegen äol^anneSXXIL an. äBöl^'
resb beffen ftarb ber ^apft. 2)er neugeioäl^Ite $e-
«biet XIL gab balb nad^ feiner @r^ebung feine
Seneigt^ in einer %u§f ö|nung ju erifennen, unb
eS faid>en oud^ mel^rmalige Unterl^anblungen )u
bkfem So>^t ftatt. Submig feinerfeitd na|m bie
oom ^opfte als 93afiS ber Unterl^anblungen feft*
§ef(|ten grorberunaen, unter benen fid^ aud^ bie
Sieberiegung beS ftaifertitefö befanb, an (1885)
mb erflörte ftd^ gu allem bereit, aaS man billiger»
seife Hon i^ forbem lonnte. Mein ber Sinßul
9^i(Kt>S tKm ^ranfreid^ l^intertrieb eine Einigung,
tro|bem Submig im 2)ecember 1886 mit il^m einen
Seänig gegen ßnglanb gefd^Ioffen l^atte. infolge
beften anberte Subaig feine $oUtif unb fd^Io^ am
23.3iüt 1387 ein a3ünbnig mit Sbuarb HI. Don
fnglanb. Stne93erfammlungfübbeutfd^er93ifd^5fe
in Speier am 27. ÜRörg 1888 unter bem SBor»
nfe bcS SRoinger Srgbif^ofS ^einrid^ oon SSirne*
bürg, auf tDeI(|er Submig fein biSl^erigeS Serl^ölt'
n^ }n Senebict bargelegt l^atte, fd^idfte eine ®e-
MrtHl^ft an ben ^opft ab mit ber Sitte, »Submig
Mm ^^tm" in @naben aufzunehmen; anbere
Sett^d^önbe traten baSfelbe. Some^mlid^ megen
ber Suffamgen SubmigS gegen gfranfreid^ lel^nte
Sendnd ab (Bajnald 1888, 1 sq.). S)iefeS fort-
Bä^renb able^nenbe Ser^alten be§ ^apfteS, mofür
BOB fraI^5ftfd^ Sinflu| alS @runb anfal^. Der*
odo^ bie Ihtrfürften )u einer entf d^iebenen @tel-
fangna^e für fiubmig. %m 16. ^uli 1888 er»
t&Sta biefelben, ol^e ben ftönig oon Söl^men,
m fog. ihtroerein gu Stl^fe unter 3uftimmung
ber übrigen »eid^fiänbe: bie SBal^l eineS JfönigS
bnn^ bie Stajorität ber Jhtrfürflen gebe nad^ IRed^t
nb (BttH)(n|eit bem ©emöl^Iten ol^ne SBeitereS
bie Sered^tiguna }ur Senoaltung ber ®üter unb
ti^te beS Keines unb )ur pl^rung beS ftönigS»
titdl, tmb e8 fri biergn leine ^Ipprobation unb 3u'
tDuiiiaig beS ^apfteS erforberlid^ (f^idfer, 2)er
flloMcin }u S^fe, @i|ungSber. ber SBiener
Hob. ZI, 678). IRad^ biefem SSBeiStl^um mar bem
Raffte nur bie (Ertl^eilung ber ffaiferfrone oor«
begatten. Suf einem großen 9lei(^3tage gu ^ranf«
fürt berid^tete Submig über feine bisherigen SJer«
^auMungen mit ber ßurie unb fagte, um pd^ üon
bem Serbad^t ber §ärejie )u reinigen, baS 95ater-
unfer, ben englifd^en @ru^ unb baS apoftolifd^e
©laubenSbefenntnife l^er. ®en ©tänben mürben
l^icr (6. ^uguft) jmei ©efe^e oorgelegt ; baS eine,
oon Sonagratia rebigirt, oerbot bie Seobad^tung
ber 6|communication unb beS SnterbictS, meil
bie faiferltd^e ©emalt ntd^t Dom ^apfte, fonbem
unmittelbar Don ®ott ftamme, unb be^megen bie
©entenjen beS $apfteS nid^tig feien ; baS gmeite
mieberl^olte ben 93efd^Iu| ber Jhtrfürften Don
Sil^enfe. gfür baS gmeite l^atte Submig eine meiter*
ge^enbe ^ffung gemünf^t, nad^ meld^er ber ®e-
möl^Ite Qud^ fofort unabl^öngig Dom $apft ben
fiaifertitel erl^atten folle; bod^ fanb biefe nid^t
ben Seifatt ber ffurfürften (Söl^mer, SRegeften
n. 1291. 1292; SKüKer H, 292 ff.), «uf einem
glöngenben C)oftage gu Sobleu} (81. Suguft bis
7. ©cptember) mürben beibe ®efe^ mieberl^olt
(Böhmer, Fontes 1, 219), unb Submig fprad^ bie
frangöftfd^e jf rone bem anmefenben ftönig Sbuarb
Don Snglanb )u, ol^ne il^m jebod^ in ber ^olge im
JMege gegen gfranfreid^ tbötige Unterftü|ung gu
ermeifen. Weitere Unterbanblungen mit bem $apfte
gingen merfmürbigermeife nebenl^er, Derfiefen aber
erfolglos. Snbe 1840 erlofd^ bie nieberbat)erifd^e
Sinie ber SBittelSbad^er, bereu Sönber an Submig
fielen. 3« berf elben S^it liefe biefer aud^ eine neue
SBenbung in feiner ^oliti! eintreten, inbem er baS
Sünbnife mit @nglanb aufgab unb im SSertrage
Don SSilS^ofen in Tlieberba^em (Sanuar 1841)
fid^ mieber mit gfrottfi^cid^ Derbonb. S58irHid^ Der»
manbte fid^ ie|t ^l^ilipp ju feinen ®unften beim
^opfte ; aQein ba erlaubte fid^ ber f8ai)tt einen
neuen unerhörten Singriff in bie SRed^te ber ßird^e,
inbem er auS faiferlid^er ÜRad^tfüOe bie &^t ber
5IRargaret]&a SDlauItafd^, ber ffirbin Don Äämtl^en,
mit bem @obne beS bö^mifd^en fiönigS megen an«
geblid^er pl^^ftfd^er 3m{)oteng auflöste unb fie,
tro^ beS ^itü)emiffeS ber 93IutSDermanbtfd^aft im
britten ®rabe, feinem ©ol^ne, bem SKarfgrafen
Submig Don Sranbenburg, Dermäl^Ite, um fo il^e
Sauber an fein ^uS ju bringen, ©iefer ©d^ritt
Derfe^te, tro^ ber SJertl^eibigung burd^ Occam,
feinem Slnfcl^en einen fd^meren ©tofe unb 50g il^m
befonberS bie geinbfd^aft beS mäd^tigen lusembur-
gifd^en §aufeS 5U.
ElemenS VI. gegenüber moDte Submig eS juerfl
mit entfd^iebenem auftreten Derfud^en. 6ine f ^ein«
bar Don ^^ilit)p Don granlreid^ unterftüfete ®e»
fanbtf d^af t follte jmar Unterl&anblungen in SlDignon
anfnüpf en, ^atte aber bcn Sluftrag, 5U erflären, er
merbe feine früheren Swgeftänbniffe nid^t mieber»
^olen. 3e|t nal^m ber ^apft, ben Irabitionen
3o]^anneS' XXII. folgenb, baS Serfal^ren gegen
Submig mit aEer Energie mieber auf. 9lm ®rün»
bonnerStage beS folgenben Sal^reS (10.2H)riI 1848)
jöpe er in einer meit Derbreiteten SSuQe SubmigS
285
Subiüig IV. bcr Sa^er.
236
frül^cre Untl^aten unb bie ßrlaffc 3o]&ann§ XXH.
Siegen btcfelben, feine neuen SSergel^en, ben 6rla^
trd^enfetnbUc^er ®efe|e unb bie ^eirat feine§
@o|ned auf unb befallt il^m, innetl^alb brei SRo»
naten lebe Stegierung unb olle Xitel oufgugeben,
bie ^ärettter nid^t »eiter ju bef(l^ü|en^ bie k)on
ij^m eingefejten Sifd^öfe ju entfernen, ba§ 3nter»
biet beobad^ten 5U laffen unb 5ut ftird^e jurüdfjU"
leieren (Baynald 1343, 42 sq.). fiubmig Iie|
jwor ben Xermin öerftreid^en, aber bod^ burc|
einen Soten in Süignon erflören, bag er ju Wiem
bereit feu 2)ie Dom ^apfte l^ierauf überfanbten
Sorberungen gingen über bie be§ ^^xtS 1335
toeit l^inauS ; unter Ruberem follte Submig aud^
baS unter ßniglid^em litel SluSgefü^rte für un»
gültig erüären unb ben ^apfJ bitten, ba| er biefeS
(mli Snaben mieber für gültig erliäre unb il^n felbft
nad^ erl^altener Sbfolution mieber regieren laffe.
Submig nol^m biefe Unterl^anblungSbafiS mit eini-
gen 9lenberungcn eiblid^ an (Dlcnf^Iager ü, 225 f.)
unb fd^rieb in biefem Sinne aud^ an ben ^apft
unb bie Karbinöle (20. September 1343; Ray-
nald 1344, 10 sq.). ,,9Bie ein Säugling nad^
ber SRutterbruft/' fo l^ei^t e§ in bem Sd^reiben
an ben ißapft, „fo fel^nt fid^ unfere Seele, jurüdf»
jufel^ren jur ®nabe Surer ^eiligfeit unb ber rö-
mifd^en jnrd^e, bie tovt alS bie k)on (Sott gemeinte
9Rutter aOer @Iftubigen anerfennen"; ber $apft
möge nur ben Sinflüfterungen feiner ^einbe fein
®e$5r geben. SuS ber geheimen Snftruction aber,
bie er am 28. October feinen ®efanbten mitgab,
ge^t l^erDor^ bag er in mand^en fünften nod^
meniger nad^s^geben bereit mar, alS unter Senebict.
2)ie k)om 16. Januar 1344 big in ben ^ril
l^inein gepflogenen Unter^onblungen jerfd^Iugen
fid^ k)onftdnbig; mie ^einrid^ k)on 2)ie^en]^ofen
(Böhmer, Fontes 1,45) erjäl^It, l^ätten bieSusem»
burger, ftönigäo^amt k)on9ö]^menunb fein Sol^n,
SKarfgraf ftarl üon SKäl^ren, bie um biefe Seit in
lt)ignon fid^ aufl^ielten, bie Sinigung ge^inbert.
3e|t legte Submig bie päpftßd^en ^orberungen ben
Stetd^Sftönben t)or, meldte auf einem Steid^Stage 5U
Sfronffurt (September 1344) biefelben ald f^öb-
lid^ für bad IReid^ üermarfen. Mein bie dürften
monten oud^ nid^tS mel^r t)on einem ^errfd^er
miffen, ber ba§ Steid^ ju @runbe gerid^tet l^atte ;
auf einer adbt Zage fpöter gehaltenen Sierfamm-
lung gu Sad^arad^ brad^ ber Unmille ber dürften
über Submig in laute Sormürf e au§, unb auf einem
für 9Iot)ember nad^ ^ranffurt auSgefd^riebenen
Steid^tage mollten fie einen neuen ffönig möl^Ien.
2)ie^ l^inberte Submig burd^ ein ^eer. Sr ]äfioi
bomt ein 99ünbni^ mit bem jf önig Submig Don
Ungarn, ber bie Srmorbung feinet !Bruber8 burd^
einen ^eeredjug gegen 9{eapel an ber biefer Sl^at
Derbäd^tigen Königin S^ol^anna röd^en moDte, unb
trat aud^ mieber mit 6buarb üon gnglanb in 93er-
binbung. 3u Oftem 1345 ging nod^malS eine
©efanbtfd^aft — bie Ie|te — nad^ Sloignon ah,
leierte aber am 15. 5Dlai unDerrid^teter S)inge
jurüdt, meil ber ißopft an ben einmal Don fiubmig
befd^morenen ^rtifeln nid^t marlten laffen mollte.
„Unb in ber Xl^at meig man nid^t, maS SubmigS
Sd^mur, ber nad^ unferen Ütad^rid^ten an leine
Sebingung gefnüpft mar, bebeuten foDte, menn
er aud^ nad^l^er ftd^ l^erauSnel^men burfte, in j[ebem
fünfte, mo e§ il^m gutbünfte, bie pöpjtlid^en ^or*
berungen abgulebnen" (äüejier, ©efd^. 93a9em3
488). 9tm 13. «pril 1346 erlief SIemenS rine in
ben ^örtefien Sudbrüden abgefaßte IBuIIe gegen il^n,
in ber sugleid^ alle t^olgen be§ 93anne§ über il^n
Derl^öngt unb er felbft für red^t» unb el^rloS erll&t
tourbe, unb forberte am 28. 3lpril bie fturfürjien
ju einer neuen fiönigSmal^I auf, bei meld^er jebod^
SubmigS gleid^namiger Sol^n, ber SRarfgraf Don
Sranbenburg, nid^t mitmäl^Ien bürfe (Baynald
1346, 3 sq.). ?lm 11. 3uli fanb bann ju K^enfe
bie Dom ^(ktpfte gemünfd^te SBal^I be§ SRarfgrofen
ftarl Don SRäl^ren ftatt, ber fd^on am 22. «prü
3u ^Dignon eine Steige Don 3ufagen, im ®runbe
bie Don Submig geforberten Slrtifel (Dgl. barüber
§öper, 3lu§ SlDignon 6), befd^moren l^atte. SDlel^
rere gfürften unb bef onberS bie Stabte blieben aud^
ie^t nod^ auf SubmigS Seite, unb fd^on l^atte am
tR^iein ber 93ürgerfrieg begonnen, al§ fiubmig am
11. October 1347 beim SuS^ug }ur lBftren)agb
einen {äl^cn %oh fanb ; nad^ bem Serid^te einer
ba^erif d^en Sbroni! (Mon. Germ., Seutfd^e Sl^ro«
nifen 11, 339) foDen feine legten SBorte gemefen
fein: Süzze kunigin, unser frawe, bis pei mei-
ner schidung. Seine fietd^e mürbe in ber S^rauen*
fird^e }u SJlünd^en beigefe|t. SBann ber 99knni
über il^n auf gel^oben mürbe, ift nid^t ftd^er befannt,
eS gef(|a]^ aber fd^on Dor Snbe bed 16. ^al^rl^un«
bert§ (Dgl. aRütter H, 349).
S)ie Sßirren jmifd^en fiubtoig unb ben köpften
nel^men unter ben mittelalterlid^en ftömpfen be§
Imperium mit bem sacerdotium f^on be^l^aib
eine berDorragenbe Stellung ein, meil e§ baS le^te
ÜMal Dor ber Deformation mar, ba^ bie SSertreter
beiber (Semalten aufeinanber ftie^en. „®er Streit
mürbe Don beiben Seiten mit ber äufeerjlen Er-
bitterung unb fo örgerlid^ mie nur möglid^ gefül^rt:
örgerlid^ Don Seiten ber geiftlid^en 3Rad)t, bie
ol^ne 5Dia|, ol^ne SQäürbe, ol^ne Siebe, unDerföl^nlidö
mütbete; örgerlid^ Don Seiten ber meltlid^en ®e«
malt, bie mit tro^iger SSerjagtl^eit entgegenfämpfte,
ungead^tet i^rer §urd^tfamfeit bod& ^HeS fld^ er-
laubte, felbft ben Sßeiftanb ber clenbeften Dema-
gogie nid^t Dcrfd^möbte unb burd^ il^ren fraftlofen
Unbeftanb jebe eintretcnbe b^fame Ärife ftörte"
(^afior, ®efd^. ber ppjie I, 70). S)er Äampf
mar un^cilDoIl für beibe SRöd^te unb führte jur
DöHigen Serrüttung ber gefeflf d^aftlid^cn Drbnung
in Staat unb flirre. ®cr 3uftanb ber Äird^e in
SDeuifd^lanb mar ein böd^ft trauriger; ein großer
Xbeil be§ 3ieid^e§ mar mit bem unterbiet belegt;
Diele Sifd^öf e, unter ibnen bie geifilid^en fturfürften,
unb ein großer 2:beil beS EleruS unb ber Drben
— bie SRinoriten, ^uguftiner, SDeutfd^orbenS-
benen fianben burd^meg auf Seiten 2ubmig§, bie
Dominicaner auf Seiten beS $apfte§ — fümmerten
237
Sttbtoig öon SloiS — Subtoig a S. Carolo.
238
M vi4i ttm boSfette^ Befonber§ jeit auf bem
gnmffinrter Stcul^tag bie ^Uii^tbead^tung ber Sen«
fntm befohlen iixtr; bteienigen, ml^t biefelben
kobi^ieten, umiben gejtoungen, ju ^^ptofamren",
tticbcrSiiSbiud lautete, ober fon[tbebrüd!tunb Der«
trieben. ^azctifd^Seioegungen )eigteu jid^ mand^er«
Olli (tigL Moeheim, De Begardis et Beginabus
385 M.). 3n t>ielen Siöcejen [tauben fx^ atoet
Sifd^ gegenüber (ügL bie naiven Angaben bei
«üDcr 1,133 ff. 234 ff. 280 ff.; n,96ff. 226 ff.).
9lit traurigen SBorten fd^ilbert ^einridd k)on ^er«
forb (ed. Poithast 268) ben betrübten Sufianb
ber beutff^n ftird^ S)ie «uctorität be§ ^apft-
tbnnfi OMir in ben Sugen SKeler tief erfd^üttert
9lod^ au(^ äobonneS XXTT. auf Den @tanb«
pndt dnnoccn^' HL fidft fteOen, bie Seitüerl^It«
Bif(e aMBtn anbere gemorben; „ein ))a))füt(i^er ^u§«
%mi4 UKir nad^ f^einrid^ YII. Stob niä)i me^r
mm bem ©emid^te, mie nad^ bem 2:obe ^ein-
rii^ VL; ie|^ fa^ man in 2)eutfd^lanb. bei jebem
e^ntt beS $apfied ben (Sinftu^ be§ $ofed Don
9artt auf ben Don SDigtwn" (f)ergenröt]^er, Six*
ifag^, 3. 9ufl., n, 602). S)ie 2)ro]^ung mit
bem SbfoO S)eutfd{|Ianbd Don IRom fommt aniS^
^oi (DgL Sftder, imrDerein^ Seil. 1). ©egenüber
bea rabtcalen S^l^orien beS Defensor pacis f el^Ite
c§ aad^ ottf anberer Seite nid^t an S^traDagan^en,
fo ba| eine l^ofe SSenoirrrung ftd^ ber (Semütl^er
bemächtigen mu|te (DgL ^ergenrötl^er 11, 605 ff.).
9ür boS ateid^ mar bie Regierung Submigd eine
$ecü^ ber Xufldfung: bie fiaif ermürbe mar baS
Sei^eug ber ^magogie gemorben, bie Steid^S«
goDoIt mürbe erfd^üttert, bie gfürftenmad^t !am
empot. SDgemein mar baS IBerlangen nad^ ^rie«
bea. S)a| tro| fo Dieler Unterl^anblungen eine
Serßöiibigung nid^t gu @tanbe fam, ift einerfeitS
inbiDta ooribererfeitd bem ißopfte Dorgemorf en mor*
bes. im @d^ulb lag aber meniger an ben Ver-
fallen, atö an ber gangen Situation, mie fie fid^
feit bcB ^eren f^ol^nflmifengeiten unb burd^
bie Srrleg^ ber päpftlid^en Sleftbeng nad^ ^Di-
pam ^ermiSgebilbet batte. S)ie Seurtl^eilung ber
11 triefem Streite l^tü^Inben ^rfonen, befotü)er§
Snbmig?, ifi f^on bei ben 3^tgenoffen eine Der«
{^Ume g^oefen. Stö Solbat, mie er felbft fagt,
nmiffenb (Baynald 1836, 33), (ie^ er ftd^ Don
feiler Umgebung im l^dd^flen ®rabe beeinfluffen
nb biten. 9BUI man i^m aud^ nid^t gerabegu
Sngeaboftigfeit Dormerf en, f o nal^m er t% bod^ mit
ber aBofrr^ nid^t genau (Dgl. Baynald 1324,
21 sq.), >Km Xreuloftgleit mä> 2)oppeIgüngigfeit
ifl er ttk^ frei)ttf)»red^n ; bie ^eUigfeit beS SibeS
galt il^ mmig, menn politifdpe SBor« ober 9Iad^«
Üfdbt in Setrod^t tauten; 2BanfeImutb/ Unfelb-
|fabt||eit ^altloftgfeit unb unmflrbige Sd^möd^e
lei^^aen feinen Sl^oralter. Sßol^l miff en bie (Sffco»
w#aL manä^ lobenSmertl^ Sigeufd^ften unb
Sitte Mm i^ )u berid^ten ; fie begeid^nen ibn afö
fatfin, kutferig, gutig (StuffatuS bei Böhmer,
FoiifcM 1, 189; Henr. de Hervordia, ed. Pott-
271 n. 9.) ; tro| ber ftämpf e gegen ben ^ft
ift gläubiger Sinn in il^m nid^t erftorben unb er-
maßt immer mieber; fo grünbete er infolge eines
auf bem Stömerjuge gemad^ten ®elübbed ba§ j^lo«
Per ettal (f. b. art.). Se^r mcrfmürbig ift aud^
bie ^artcinal^me fold^er ^crfonen, mie 3)larga«
retbc gbnerin, für Submig; f. Strand^, ÜJlargaretl^a
gbncr unb ^einrid^ Don Slörblingen, gfrclb. unb
2üb. 1882, 148. 158. aber alle feine guten ßigen-
f4iaften, fagt ^einrid^ Don ^erforb (L c.)^ I^abe ber
ftampf gegen ben $a|){t 5U nid^te gemad^t; il^n )u
entfd^ulbigen, fei DergebenS. SKan l^at oft genug
Derfud^t, fiubmtg befonberS äol^anneSXXn. gegen«
über 5U Dertl^eibigetu aber aud^ bie gegen bie $öpfte
Dorurtl^eilSDonften ^iftorifer l^aben i^n meber rein
3u mafd^en nod^ p ibealifiren Dermod^t
Sitcratur. S)ie ältere Siteratur f. bei bergen«
rotier H, 603, 3lnm. 1. u. 2. 3n ben IMtn 3a|ren
iß ber Streit fiubmigS mit ben $ö))ften Dielfa^
@egenftanb l^iftorif d^er gforf d^ung unb S)arfteIIung
gemefen. S§ feien l^erDorge^oben: f$fidfer, Urhtnben
5ur ®efd^. be§ IRömeraugS fiaifer SubmigS b. $.,
3nn§brud( 1866; SKarcour, antl^dl ber aJUno-
riten im ftam))fe smifd^en ftbnig Submig IV. unb
^ft 3o]^ann XXH., gmmerid^ 1874; SRiealer,
S)ie nterarifd^en SBiberfad^er ber Rupfte ^ur 3^t
SubmigS b. »., Seipä. 1874, unb ®efd^. Sßa^emS
n, ©otl^a 1880; 5KüKer, ©er ffampf SubmigS
b. ». mit ber gurie, 2 93be., Sübingen 1879 bis
1880; ^reger, 93eitröge unb Erörterungen ^ur
®efd^. beS beuifd&en »eid^cS (1330—1334), 3lb-
^anblungen ber ba^r. 9fab. ber SBiffenfd^., l^iftor.
Ätoffe XV, 2, 1880; ®erf., ®ie Anfänge beS
fird^enpolitifd^en ftampfeS unter Submig b. $.,
ebb. XVI, 2, 1882; ffierf., SHe Verträge Sub-
migS b. ». mü griebrid^ bem Sd^önen, ebb. XVH,
1, 1883; ®erf., Sie $oIitü beS ^opficS 3o-
l^nneS XXTT. in Sejug auf 3talien unb S)eutf d^«
lanb, ebb.XVn, 3, 1885; ScSborpf, S)er Körner«
aug SubmigSb. S., {Königsberg 1885; gelten,
"Siie SuIIe Ne praetereat unb bie SReconcQiationS«
Derbanblungen SubmigS b. $. mit bem $apf}e
3o]^ann XXTT., Xricr 1885—1887; Jungmann,
Dissertationes selectae VI, Batisbonae 1886;
Slltmann, S)er Kömeraug SubmigS b. S., 93erHn
1887; ei^rouft 93eitr. jur ®efd^. SubmigS b. 83.
unb feiner 3eit, ®ot^a 1887; §efele»ihiöpflcr,
gonc..®efd^. VI, greiburg 1890. 3)ie l^iftorifd^e
Sommiffton bei ber !gl. ba^r. Sfabemie gibt Dati«
canifd^eäcten5ur®efd^i4itefiubmigS]^auS, meldte
jur 3«it im ®rudt finb. [SBurm.]
<^ttbiPig Don 93IoiS, f. 93IoftuS.
^ttbmig a S. Carolo, 0. Carm., mit bem
gfamiliennamen 3acob, Siterarl^iftorifer, geboren
ju6]^alonS«fur-Sa6ne 20.9luguft 1608, gcftorben
gu $ariS 10. aKärg 1670, Derfafete unter anberm
eine Bibliotheca Pontificia, Lugd. 1643, in
meld^er im erften 93anb eine ®efd^te aller $öpfie
unb ®egenpö))fte bis Urban vm., im gmeiten
99anbe eine $iogra))]^ie aller Sd^riftfteHer über bie
^(ktpftgefd^id^te gegeben mirb. Ueber feine Dielen
iBibliot^efS- unb ^anbfd^riften-ftataloge, fomie
289 Sublsis IX., bet ^I. 240
fibtr feine 3itcroIoge üuf berühmte Spetfonen Dgl. Sfifegelb 6, 3JM 1250 liiiebtr fieigtßetitn, jog et
[GosmaB de Villiera] , Bibliotheca Carmelit. no(^ Serien, um bie bDitigtn Sbti^m mit Stot^
n, 272 Bq., imb Nlceron, Üemoires XL, imb 3:^ gu tmteiftütfen, befeftigte nu^itn Stübte
87 BS. [@trcbei.] unb unttmolim eine 9BaIlta||rt na^ Stajan^
^ttbwtfl IX., ber ^I., ff Snig Don g^iant- S)tiS:Dbftiner!Dh]ttcitmS)ectm£etl252nöt^igtt
rei^, geb. ju ^Cniilt) 25. a))tt!1214, Srabetber ibn jut §etm(e:&r; 26. 3um 1253 betrat er ttiebtr
fei. eiijabelil, beten JJep auf ben 31. Kugufl fMt, fratqftfltdben »oben. SJie nun jolgenbe ^tit xota
maib bure^ ben %ob feinet 3!atei§ Siibmig VUL btt ^tebung unb Orbnung beS eigenen SanbeS ge>
7. ÜloBembtr 1226 auf ben S^ron er£|o6en, btei mibmel, StetS bereit, Angriffe »on Sugen abjn-
SED(^enfl)äterjuiRetniSg£trBntunbl234mit!IJIür' mehren unb ben Ungefiorfam ftörtifi^er SJafaflen
goret^Q Don Sßroüence bermä^It. Obgleid^ et bis ju befftafen, (uc^tc et, fnoiel an i^m lag, ^iläit
1235 unter bet Sitgtntft^aft feinet auägegeid&net mit Slllen ju erhalten, fetbft fiii jut freiBiUigm
tüdfitigen QJIutter, 53Ianca Don Kaftilitn, unb bi9 Vergütung tion Seeintröcdtigungen, «el^e feine
JU beren lob, Iitcember 1252, Dotjüglic^ untet SJotfa^ren anbeten ©taaten jugefügt. Su^inbett
i^tem Einfluß ftanb, trat erbo<5 tjon Anfang an Üloc^barianbembemü^teerfiti^, ben innem Stiebe»
in ben Sefd^äften beS ffriegeS tote bc3 ^rtebenS jufbrbtm, tnurbe oft t:on ben ftreitenben Parteien
petfSnliii^ ^eroor. ®ie S«"* »i"^ 1244 war foft aB Stfiiebärit^tet ongetufen ober würbe ouS eige-
ganj ausgefüllt butdf) ttiegerif^e SSerroidlungen nem91nlrie6äum5rieben^ifttr, 3m3nnetnfu^tt
einttfeita mit bem ©rafen Don iouloufe unb ben et butc^ Seffetung bet @efetfgetiung, gute SBet»
9IIbigenfein, anbetetfeitS mit ben niebet^olt gegen naltung unb ftrenge !Red|tepflege einen geotbneten
ben Bönig Berf[^tDorenen gro|cn ißaronen unb bem unb gelieferten 3"ftnnb l^erbeiäufü^ften. 3)a8 Suf-
mit i(men im SSunbe Pe^enbcn ät&nig Don Sng- ^öten bet jflt)Irei(f|en unb Detleerenben ^titut'
lonb. 9Äit leMetem fam ein eigcntli^t triebe fe^ben, bie efienfo mie bet getii^tlii^e Smeifampf
etfl 1259 jn ©tonbe, 91n üUen 3Ü9<" gfß'i bie Born ffBnigfttenguetliDlenroutben, bie SÜfc^ffung
gnglänber »ie gegen bie SSatone belSeiltgle fti^ bet ÜRonopole, bie 3Jetbe||etung unb SBetme^timg
bet ffönig in ^jjerfon, unb neben ber Umfiqt unb ber 3)erIe^rSiiiege tjoben ben ^anbel. 3m Segen*
ßntf^Ioflen^cit ber Slegentfdiaft Deifc^afften ifim fa| |u bcrfrütiem, inben^a^barftoatcnnoii^j;^
bie Sapferfeit unb (Seifteägegenioart, hie er troj bauemben IRünsberfi^Ie^tetung imirbe ein neueS
feiner 3ugenb babet beroieä, ein giofeeB Slnfe^en, fofibeS iDliinäniefen gejc^ffcn unb bemfelben ane^
gumat bo alle Unternehmungen glürflit^ füt i^n in ben SBofoUenfloaten ®eltung öetf^afft. ®et
erbeten. 2Bie butc^ günftige OriebenSDetttäge, fo 0alf(ömänäerei, SSetrügerei unb 9Iuä6eutung but^
getangten üüä) burd^ jfauf mehrere neue ©ebietS- baS Kapital tourbe butd^ fttengc, enetgif^ ge^anb*
t^eile in feinen unmittefbaten Sefil ©o Dollenbete ^afite Sefejje entgegengearbeitet. 5Dur^ Orbnung
er baS SEßerf feine« ©ro^BaterB vß&iltpp IMuguft. ber ÜBitten an ber $arijer Uniöerfität unb We
bie Ueberlegen^eitbeSflflnigtÖuma über bie Scijcns^ 9ieugiünbung bet Don Xouloufe, outd^ Unter«
orifiotttttie tierjuRellen unb bie gnglanb cibci,e-- püjung unb petfönlii^e auSjeic^nung Bon ®e-
nommenen ^iwöinjen ju fi^em. au4 ht)]tn lehrten, Slnlegung einet öffenllid^cn ©ibliot^
etfle SJerfm^e einet gemeinfnmen ©efeSgebuiii^ iüv auftrage jum Sluffui^en unb atfc^teiben feltener
ganj gtanfteic^ mürben erfotgreid) fortgefc^t, bie ©ücber, befonberS patriftift^er Sfßetle, unb burij
großen ffronBafoHen wie beren Unterf^anen enger ®rünbung oon Kollegien gut äufnal)me atmer
ölä bisher an bie Ärone Sranfteiii&ä gefettet unb ©tubirenben ma<5te er fii^ Oerbicnt um bie SSiffen-
bai ffBnigttium bur^ SubwigS perfÖnIid)e, ge- jc^afl (aiejanber IV. pellt i^n ben franjöftfilben
minnenbe unb g^rfur^^t gebietenbe Sigenf^aften SBif^Bfcn jum 5Rufter cor, Potth. Eeg. 17652).
}u einem bis ba^in unbelannten, fap übetnatür- ©ineS biefer Kollegien für arme ©tubenten, toel-
fidlen Snfe^en erhoben, gür bie Einigung mie für c^eS unter SBcrmitrtung IRobertS be ©orfion jum
bie gonje fpättre ünadtit unb ©rBge StonlreirfiS weitaus grßfttn St)eil öon flubtoig gegrünbet
matbSubmigaSRegierunginjeberSejiebunggtunb- unb noc^ im ieftament bebai!)t mutbe, $at fpötet
legenb. 3)flS ffteuajugSgelübbe, roelii^eS et 1245 bet t^eotogifii^en gacultät ber UniBerptät (©of
in fc^meret ffranf^eit getrau unb gegenüber bem bonne) ben Ülamen gegeben. S)le ftunft ^ob et
SEßiberftreben feinet ajluttet »ie feinet Sat^gebet nic^t nut butc^ erri^tung unb luaftottung Don
in gefunben Sagen erneuert ^atte, erfüKte er, in- Äiri^en unb Älöftem, fomie burc^ (ünfUerifi^
bem er 25. Suguft 1248 natf) gqpem fitfi ein- Sluef^müilung ber Meliquien, fonbem out^ hurt^
fd^iffte, Bon bort im folgenben Srü&jal^r in 91fri(a boS perföntii^e 3ntetetfe, »eld^eä er Jüt (ünft-
lanbete unb 5Damiette etoberte, Mein nai^ ben lerif^e Seiftungen an ben lag legte. S)ie Rixi^
erften glänäenben äffiaffent^aten brachten auf bem Bon ©t. SDen^S terbantt ibm i^ren' Umbau, uiä
3uge gegen ffairo etft bie SoKfü^n^eit feines burc^ t^n rautben bie on ganj Dcrfc^iebenen Orten
SruberB Slobert oon StrtoiS, bann bie SBirmn^en begrabenen Seichen bet franjSftfd^en ffbnige bort
beS fftimaS bem fceete fo ungeheure Sßerluite, betgefelft. 3« Sbren ber SReliquten, meli^e ffaifei
bag er fli^ jum Stüiljug gegen ^amiette genBt^igt SBaibuin Bon Sonftantinopel in ber !not^ an bie
fab unb auf bemfelben mit feinen Slittem in bie SBenetianet uerpfänbel unb in bet Unmögli^Ieit,
®efangenf(^aft bet ©atacenen gerieti). Um großes biefelBen auSgulöfen, btm fttknig Don grantrcii^
241
Submig IX., ber ^l
242
gcfi^jodt ^atte (ber Somenfrone, eines großen
i^ bcd Eiligen fhmiseS, eines S^eilS ber l^ei»
ligm Banse), erbaute er bie burd^ il^re @tilrein|eit
oBlgejeiilfnitte Sainte-Sl^opelle, bie er aud^ mit
Sibliof^, (Sinlünften u. bgL reid^Iiti^ bebod^te.
Unter ben |Q^Iretdt|len SGßerlen feiner äBoj^Itl^ötig-
bit yetgt ftq eine befonbere Sorge für ginblinge,
Saifen unb Seprofen, äntereffe für bie Seibeigenen
BBb yaiflitv^t ^reilaffungen berfelben. Unter mel^«
mrn onberen Spitölem ifl bie gro^e SSlinben«
onflatt in ^ßortd, bie Quinze-yingts (toeil für
Mttgfieiifi 800 Slinbe beftimntt)^ fein befonberer
Sn^m. S)ie i^m jugefd^ebene ®efe|e§fannnlung
Les etabliBsements de St Louis, roi de France,
idon Tosage de Paris et d'Orleans etc. . . .
i^ eine bebeutenb fp&tere Kompilation, in ber oHer«
bingl SideS Don Submig DL l^errül^rt. Sin fel^r
psragef ®ef e| gab er, nad^ j[a]^relangen 93erat]^ungen
Vit ben ge^lli^ unb meltlid^en (Srogen toxt mit
bem $a|i^^ gegen @otteSIöftemng. 2)og er gefe|-
K4 benimmt fyxU, bie Sippen beS ©otteSlöftererS
Bit glü^enbem Sifen }u brennen, ift gfabel 9htr
in einem einzigen, i^n befonberd l^eftig berül^renben
%dLt foD er bie| befolgten ^aben, fein ®efe^ aber
benimmt nur ®elb« ober üerfd^örfte ©efängnig«
^e. Ser 9Ri|erfoIg feines erften ffreujsugeS
lif^ bafi Sertangen in ^m nid^t gur Stulpe fommen,
einen ^nxiten 3ug )u unteme|men; 24. SOtörj
1267 fünbigte er ben ®ro^ beS Steid^eS feinen
6mfd^Iu| an; im Sommer 1270 fd^iffte er fid^
ein. S)er im übrigen mol^I überbad^te 3ug gegen
Smrift umrbe nad^ einigen günfügen Srf olgen ourd^
bie brüd enbe ^i)fe unb ben SRangel gef unber 9Iq]^*
nmgSmittel t)erberbttd^. Sßöl^renb ber jlönig im
mf^oniten Sager ber %n!unft feines SruberS
flarl non 9n]on l^rrte, brad^en @eud^en auS,
todfyn rndt Somel^me, ein Sol^n beS ftönigS, ber
pöi^i^e Sraat unb (25. Sugufl, 9Iad^mtttagS
3 Ufyc) ber ftlMg felbft jum Opfer fielen, ffura
oor feinem Xobe übergab er nod^ feinem Sl^ron«
erben eine fd^ftlid^ für il^n abgefaßte Srmal^nung.
€ie ifl in ad^t etttKiS t)on einanber abmeid^enben
Seifbnen er^tten, t>on benen bie in bem ^Seben
bei ^L Snbmig »om 99eid^t))ater ber ftönigin'' als
bie pnKrI&fftgfle begeid^net nnrb (BibL de Tecole
des Chartes 1869, 2*liyr.). 93ei bem balb barauf
erfolgten 9[b)iige ber ftreujfal^rer auS Sfrifa mur«
ben bie ®ebeine beS ftönigS nad^ tjfranfreid^ ge*
bro^t nnb in @t Sen^S beigefe^t; bie t>on ben
Sebeinen loSgeldSten gfUifd^tl^eile famen alS f oft»
kne Seliquie nad^ Sicilien; über ben Serbleib beS
^er^cnS beS l^igen ff bnigS ifi äBiberfprud^ in
ben CueOen, mefi^olb bie angebtid^e Suffinbung
biefei »elüinie in ber €ainteM£bapene 9Rai 1843
eiBcn lange banemben ©elel^rtenftreit unb eine
■mfongreif^ Siteratur über biefen ®egenftanb jur
^Ige botte (Letronne, Examen critique de la
deeonverte du pretendn coeur de St. Louis
inte 4 la Ste-Ghapelle, le 15 Mai 1843 . . .
Ptois 1844; Chr. Lenormant, PreuTes de la
deeonrerte du ooeor de Si Louis, Paris 1846).
93ei bem unbeftrittenen 9htf ber ^eiligfeit, in totU
d^em Submig )u feinen Sebjeiten geftanben, unb
ben nmnberbaren Sreigniffen^ mel^e feine Steli«
quien begleiteten, nmrben bereits 1273 auf Snorb-
nung (SregorS X. bie erften k)orbereitenben Sd^ritte
jur ^eiligfpred^ung getl^an. Siefeiben tourben an*
geregt burd^ @imon Sarbinal t)om Sitel ber ^I. Sd-
cilia, ber fd^on über gel^n Stal^re als Segat in
Sranlreid^ tl^ötig unb mit Submig genau befannt
getoefen war. 9lod^bem biefer 1281 aIsa)iartinIV.
felbft auf ben pöpftlid^en @tu^I erl^oben marb,
beauftragte er SRolanb Xaitxna, Sifd^of Don @po«
leto, mit ber Qfortfül^rung ber Unterfud^ung. 9WS
berfelbe 1284 auS gfranfreid^ jurüdRel^rte, (rad^te
er üottgültige 3«u8"^ff« fät 74 S58unber. 9lm
6. auguft 1297 öoBjog Sonifaj VUL, ber Sub-
mig gleid^faUS perfönlid^ gefannt batte, bie feier«
lid^e ^eiligfprec^ung.
Sür bie ffird^e ift Submig IX. Don 93ebeutung
megen ber mafellofen unb liebenSmürbigen ^eilig«
feit feines äBanbelS, ^umal in feiner ]^ert)orragenben
@teQung. @ebr ^örtlid^er ©atte unb SBater k)on
elf ffinbem, mar er jugleid^ ftrenger SiScet; mit
energifd^er, umftd^tiger IReaienihgStl^ätigfeit Der«
banb er Siebe unb ffiifer für uebungen ber SReligion
unb Smpfang ber ]^eUigen@acramente, mitSapfer«
feit in ber @d^Iad^t unb ®Ian| bei ben geften beS
ofcS häufige gfaften unb Äafteiungen. ©eine
oiitif, aufgebaut auf ftrenger ©ered^tigfeit, un»
oerbrü(^Iid^er SBal^rl^aftigleit unb unerf^öpflid^er
Siebe jum t^rieben, l^atte gleid^mol^I nid^tS Don
@d^möd^e unb mar erfolgreid^ unb nad^mirfenb
auf Sal^rl^unberte. ©ro^en SSorfd^ub leiftete feine
©unft ben eben auffommenben !BetteIorben, }umal
ben S)ominicanem unb granriScanem, bie er in
feine perfönlid^e Umgebung )og, auS benen er feine
IBeid^tDäter mäl^Ite, unb benen er mel^rere Käufer
grünbete. 3laä) feinem erften jheujsugebeabftd^tigte
er felbft, in einen biefer Drben einjutreten, jebodj
bielten i^n bie ^Bitten feiner ©attin baDon jurüdL
9Son feinen ©öb"cw l^atte er einen für ben Domini-
caner-, einen anbem für ben grandScanerorben
auSerfel^en. @ed^S Sarmeliten, Don bereu Orben
für} Dorber einige aud^ nad^ Snglanb gelangt
maren, brad^te er auS bem Orient mit uno baute
il^nen bei ^ariS il^re erfte 9lieberlaf[ung. 9lud& bie
übrigen alten mie neuen Orben batten ibm IBieleS
5u banfen. Sei ber Untermerfung beS ©raf en Don
^ouloufe 1229 mar in beffen Säubern bie 3n»
quifttion in ber Dom Dicrien Saterancondl be-
ftimmten Qform eingefül^rt morben. Submig erlief
für bie i^m neu ^ufallenben, Don ber ^ärefie an-
geftedtten ©ebietStl^eile feinerfeitS nod^ eingel^enbere
Seftimmungen ^um ©d^u| beS fatbolifd^en ©lau-
benS. SWS er bei ber SRüdfcbr Dom ffreujauge bie
^orefte mieber in ber Suna^mc fanb, ermirfte er
Dom ^fte bie ginf ül^rung ber 3nquifition in ganj
I gfranfreid^ 13. ®ec. 1255. Wejanber IV. über-
, trug fie gemeinf am ben SDominicanem unb 9Kino-
I riten, nad^bem fd&on im üKära beSfelben 3a^ für
i gfranfreid^, im 9lpril für 3;ouIoufe unb $oitou
248
Submig IX., bet 1)1.
24A
tnqutfltorifd^e IBoHmad^ten ettl^eilt morben maren
(Potth. 15731. 15804. 16132). 3lnbererfcit8
betDieS SubiPtg feine Sßilbe, inbem er mteberl^olt
unb mit Srfolg beim topfte für Sta^munb t)on
Stouloufe fid^ Dertoenbete unb 1260 auS freiem
antrieb bie (Süter jurüderftatten liefe, bie im Sin-
fang feiner Slegierung infolge ber bur^ bie Ser«
l^öltniffe notl^menbig gemachten ftrengen fteler*
gefe|e t)on ben 93e]^örben confiBcirt »orben moren.
S)a§ SlntDad^fen bed Sleid^tl^d in ben ^önben
ber 3uben, il^re IBermel^rung unb ij^r ftnan^ieUed
Uebergemid^t l^atte fd^on unter ^l^ilip)) Sluguft $u
grofeen SBirren unb il^rer gän}Ii(|en Vertreibung
1181— 1198 3lnlafe gegeben, unb bie grofecSuben«
\^%t, xoAi^t 1236 auf franjöfifd^ Soben, menn
Qud^ nid^t in ben Jhonlänbem gemütl^et, ^eigt,
xoxt Diel SSeronlaffung für Subttig »ar, |ier geje^«
geberif d^ einzugreifen. S§ ift eine ganje Sleil^e Don
Serorbnungen, bie er im Saufe ber Saläre nament«
Itd^ jur Sinfd^ränfung bed SBud^erS erliefe. 3m
3. 1230 Derfügte er, ha% in brei beflimmten
Terminen aOe Subenfd^ulben abgetragen »erben,
unb nad^ bereu %Iauf feine fold^ @d^ulben mel^r
gefe^Hd^en @(i^u| l^ben foHten. 3m 3. 1234
ttmrbe fSmmtlid^en bei Suben ißerfd^ulbeten ein
©rittel ber Sd^ulb Dom Äönig erlaffen; 1238
befragte Submig ben $a))ft über bie Semienbung
einer bebeutenben Summe, bie als SBud^ergelb ben
Suben abgenommen nmr, unb Denoenbete fie )ur
Unterj}ü|ung fiaifer Salbuing. Subttig arbei*
tete borauf l^in, bafe bie Suben ben ©elbgefd^öften
entfagen unb Don Slderbau ober el^rfamem ^anbel
leben follten, ol^ne jum @d^ad^er Don einem ®ebiet
(x^% anbere ju sieben, ^ür il^re Selel^rung )um
Sl^riftentl^um geigte er grofee§ Snterefje. ßinige
Serül^mtl^eit l^at fein Sinfd^reiten gegen ben Sxil«
mub erlangt, ber auf bie änorbnung ®regor3 IX.
I^in conftScirt, Don d^ripd^ ©ete^rten geprüft
unb nad^ erfolgtem ©eftonbnife ber iiU>if d^en Stab-
binen gut SSerbrennung Derurtl^eüt »urbe. 9Sie>
mol^I 40 SBagenlabungen Doli fold^er Sudler biefe*
mal ber 3erftörung onl^eimftelen, xooxvx bod^ Diele
gerettet iDorben. 3m SRai 1244 mürbe burd^ einen
Crlafe 3nnoceng' IV. bie grage auf's 9leue an-
geregt unb enbete, nad^bem fie mel^rere ^l^fen
bur^Iaufen, bamit, bafe am 1. üRai 1248 in feier-
lid^ Serfammlung ben 9tabbinen angefunbigt
ttmrbe, ber 2:almub unb Denoonbte Sü^er feien
für alle Sulunft jur Verbrennung Derurtl^eilt. S58ie
eS fd^eint, mürben biefeS 9ßal f cd^ meitere äBagen-
labungen Don fold^en Sudlern Demid^tet (Act. SS.
Aug. V, d. 25 , Comm. praev. § 32 ; Revue
des Stades juives, Paris 1880 — 1881, La con-
troverse snr le Talmud sous St. Louis , par
Ib. Loeb).
SJlan l^at ftd^ bemalet, Submig als ©egner ber
firdölidjien Sreil^eit, namcntlid^ aber ber geiftlid^cn
©erid^tsbarleit, barjufteüen. ®icfe fielet gang im
SBiberfprud^ mit ben S^atfad^en. ®ie „pragma*
tifd^e ©anction", bereu Unäd^t^eit bereits bie SoI«
lanbiften überseugenb nad^gemiefen, ift l^eute odl-
gemein als gfolf d^ung anerfannt (Grerin, Les deux
pragmatiques sanctions attribuöes k St. Louis,
2* öd., 1869 ; S^effer-Soid^orft in ben SRitt^.
beS 3nft. f. Oefterr. ®efd^. 1887, 353 ff.). Unter
ben $UT^en, über bie er fid^ mit bem ^dnig in
DoUer Uebereinftimmung meife, l^ebt SIemenS IV.
8. aßai 1265 an erfter Stelle l^erDor, bafe bie
fird^Iid^e gfreil^eit erhalten merben muffe, uti^ bec
^ßapft meife biefe auS bem perfönlid^en unb Dertrau«
lid^en Serfel^r mit Submig felbfL MerbingS foui
bief er mel^rmals mit einzelnen iBif d^öfen in emfien
Sonflid, bei meld^em jene bis ^ur S^communicotion
ber Beamten unb gum 3nterbict fd^ritten. fOlein eS
l^anbelte ftd^ l^ier lebiglid^ um gmeifeH^fte 9ted^tS-
fragen, bie jmifd^en bem jfönig unb ben 93afaIIen
fd^mebten, unb bei benen man auf beiben Seiten
Derfd^iebenen SRed^tSauffajfungen folgte, SKel^rere
3RaIe gab Submig nad^, als man il^m bemieS ober
er ftd^ felbft überseugte, bafe baS Siedet auf Seiten
beS iBifd^ofS mar; in anberen f$föQen, bei meld^
baS SRed^t übermiegenb auf Seiten ber Jhone nxtr,
mufete 5ule|t ber Sifd^of fid^ fügen. Sluf ber einen
Seite öngftlid^ beforgt, lein Siedet ber JKrd^e )u
Derle^en, mar Submig unbeugf am, mo eS i^m \^ifXi,
bafe auf Soften ber ffrone ungegrünbete ^nfpnld^
erl^oben mürben, fo ha^ er eS in einem berartigen
f$faQe felbft ju einem Sonflicte mit bem il(im fe^r
geneigten SIemenS IV. fommen liefe, ber inbeffen
feine meiteren S^olgen l^atte, als eine entfd^iebene
Sleufeerung beS äRifefoUenS Don Seiten beS ißapfleS
13. 3uni 1268. (Srünben beS l^iftorifd^en 9ted&teS
mar er fietS jugönglid^, mie ber ^rief SlemenS^ lY.
15. Sept. 1266 bemeiSt, unb entfd^ieb uneberl^olt
felbft gegen feine eigenen Beamten ju ©unften bet
ftird^e. 2)ie @erid^tsbar!eit, meldte ber l^ol^en ®eifl«
lid^feit burd^ baS IBertrauen beS IBoßeS unb alteS
^erfommen nid^t nur über bie ißerf onen ber Siedler
unb in geiftlid^en Sngelegenl^eiten, fonbem aud^
über Saien unb in Singen beS bürgerUd^en SebenS
pftonb, fd^ien aQerbingS feinen 93emü]^ungen ^ur
92euorbnung ber gefammten Sled^tSpflege etmaS im
SBegejuftefen. &: marbarauf bebad^t, DermittelS
freunblid^er IBerftänbigung mit bem l^eiligen Stul^I
mirflid^e Uebelftönbe, bie fid^ barouS ergeben bun-
ten, ju bef eitigen, unb f anb bei ben Späpfien bereit-
miUigeS Sntgegenfommen. ^gegenbetl^eiligte fid^
Submig nid^t an ben IBerfd^mörungen ber grofeen
93arone jur gemaltfomen ^bfd^affung biefer 9rt
Don lird^tid^er ©erid^tsbarfeit, fd^Iug (mäi nid^t
eigenmöd^tige SBege ein, mie fein 93ruber ^IfonS
Don ^oitou. 3m 3. 1247 unn: eS l^auptföd^Iid^
ber ff önig, ber bem topfte l^alf, bie iBerfd^mdrung
ber iBarone unfd^öblid^ p mad^en. 3m % 1235,
mo 26 ber SJomel^mften 92amen unb Siegel unter
bie 9$erabrebung festen, gef d^tel^t beS AönigS gleid^-
faUSnid^tSrmö^nung. diu Schreiben ®regorS IX.
ftagt aQerbingS 15. f^bruar 1236 über ein Statut,
baS ber fföntg in Serbinbung mit ben 93aronen
gegen bie fir^Iid^e gfrei^eit erlaffen l^ben foSe.
^^Qein fd^on bie im Sd^reiben gebraud^ten ^uS-
brüdfe ^audivimus', ,sicatdicitur*unbbieDage
24b
SubiDig IX., ber ^I.
246
Sngabe über bett 3ttl^ iened Statuts seigen,
baft ber ^^ojp^ Don ben SSorgdngen nur fe|r un«
le^hnmie ffenntnil befo^; bie großen 3^$en t)on
Sertnnien unb ®unp^ bie er no(| im namli(i^en
3a^ bcm ftönig )u %f^\l »erben lieg, bürgen,
bog ein (Mriglid^ Statut in biefer ©ad^e nid^t
cdaffen roax] ober bod^ f of ort nad^ bem ^Briefe be§
IßopjieS »irfldfge)ogen aurbe. @onft lonnte il^m
nrnndglic^ ein @regor IX. 13. 9Iooem6er 1236
boS ^riinllegium ixrleil^en, bagniemanb begfiönigS
fttnl^ nnb ftapeUen mit bem Snterbict belegen
tibn gegen beS ftdnigS jhonldnber unterbiet unb
ticommuutcotion anmenben burfe, nod^ aud^
bmnte i^ 1262 Urban IV. feiern als libertatis
eeclesiAsticae proteotorem assiduum (Potth.
18402). CBgL Act. SS. Aug. V, d. 25, Comm.
pr. S 24, n. 314; Revue des questions bist.
iXVU [1880], 432 sb.)
Jhd^ rodtn t>erbreitet tft bie irrtl^ümlid^e S)ar»
Pdiung, als ob Subttrig im Streite bed $apfie§
Bit gM^nrid^ n. bie |iartei beS Ie|tem genommen
nb baS Sorget bed ^apfieS offen getabelt l^abe.
f« beml^ bieg ouSfd^iieglid^ auf ben Sel^aup'
tssgen beS anSgefprod^en papftfeinblid^en unb in
Mefa @ad^ burd^S un3ut>erlöfftgen englifd^en
C^nmtflen SRott^uS $ari8, möl^renb bie autl^eu'
tiH^ ®efd^dbteqne&en l^ierDon ein gan^ anbereS
9ttb geben, dntfintd^enb feiner auf uneben ge«
tii^tetm $oIitif nnb ongeftd^tS ber oon Snglanb
|flr bro^mben ®efal^ l^atte Submig fd^on 1227
bk früheren Sfinbniffe mit Sriebri($ n. unb bem
itaifd^ ifdnig f^einrid^ erneuert, mit t^riebrid^
dkin nod^ ein gtoeited 3Ral 1232, einige 3eit oor
bcffrn cifier Sscommunication. 2)ie SBermöl^Iung
%Mbin^ n. mit äfabeUa oon Sngbnb fd^ien
1235 boS Sünbnig in t^rage ^u fieOen^ aber ber
9^ feOf} berul^gte Subtoig über beffen 9lb-
fid^lQL Xto^bem nnir ber ftaifer lange fd^on
bot ifähng Mrbfid^g ; ju ber oon jenem oerlang«
fci Snfooinienfunft bei SoucouIeurS 1237 mollte
Sitotg nax im ®eleite oon 2000 SKttem er-
ft^enteiu tDoronfl^n ^riebrid^ bie 3ufammenhmft
Kmndi. SHe Sertrage aber beftanben fort; eine
Seibiidmng bed ftaif er§ mit Snglanb gegen ^tanU
xe«4 tDöre, in 9nbetrad^t ber Unguoerlöfftgfett ber
gai|en Sofaüen unb bei ber ^btoefenl^eit ber tüd^>
üg^ Streitfrofte in ißalöftina unb Sonftanti»
wapd, in ben folgenben Salären fär bie 3Rad^t ber
fnm^öjifcl^ frrone oemid^tenb gemefen; überbieg
Wt Snlmng oud^ gegenüber einem jmetfel^aften
9iiid)cS«iioffen unoerbrüd^Iid^ feft am gegebenen
SorL W§ nad^ gfriebric^ IL abermaliger Ss-
ammmmcation 1239 ®regor IX. burd^ ben Sar»
Mnal 3acob bon ^lefhina unb nod^ burd^ mel^«
tat anbere 9lnntien i^n )u einem Angriff gegen
Kddnnd^ anfforbem lieg, toieS fiubmig biefeS Sn*
fnoKn ebenfo ab, mie bie Sinlabung für feinen
tebcr Stöbert, ftd^ um bie ftaiferfrone )u be*
Mben; Aenfo t^enoeigerte er bem ^fte bie für
cnniMcg gegen ^riebrid^ gef orberte ® elbbilf e, ald
nü bem Paifer gcfd^Ioffenen 93ünbnigoertrag
jutoiberlaufenb. 3n rid^tigcr SOSürbigung feiner
99ett)eggrünbe eierte il^n bejf cnungead^tet ®regor IX.,
als er i^m 9. Suguft 1240 bie ginlabung aum
Soncil fanbte, mit l^ol^em Sob unb bem ^u§brud!
feines ooHenSSertrauenS. 3nbem{clbcn Saläre brol^te
Smifd^en fiubioig unb t^riebrid^ ber Jhieg auSju«
bred^en, loeil le^terer mit Sta^munb Don Souloufe
gu einem Angriff auf bie ^rooence ftd^ oerbünbet
|atte. ^riebrid^S nad^brücflid^e Sntfd^ulbigungen
unb Serftd^erungcn l^ieltenjcbod^ ben Äönig micber
jurüdt. TOer tro J ber Sitten unb SDBamungen grieb-
rid^S n. lieg Subtoig feine ißrölaten jum Soncil
reifen; gegen bereu (Scfangennabme burd^ ben
^ol^enftaufen er^ob er energif d^en ^roteft unb oer«
langte unter ^nbro^ung beS JhiegeS bereu ^rei«
lafjung. äBöbrenb ber langen Sebisoacanj nad^
@regor§ IX. £ob bemül^te er ftd^ emftlid^ für baS
3uftanbetommen einer $a))fttt)a]^I, loö^renb gfrieb*
rid^ n. fle ju ocrl^inbem ftrebte. ^18 auf bem
®eneroIcai)itcl ber ©ifierrienfer @e|)tember 1244
bie oerfammelten Sebte il^n unb bie jfönigin*
SKutter für Snnocenj IV. um §ilfe anpeilten, er«
mieberte er, er rottbt bem Unred^t be§ j^aiferS gegen
bie ftird^e entgegentreten, quantom honestas
permitteret, unb er moQe ben pd^tigen ^ap\t
gern in feine Staaten aufnel^men, menn nur feine
Sarone einn)illigten, bereu Stimme ein ftönig
oon iJfranfreid^ in fold^er Sad^e nid^t unge^ört
loffen bürfe. S)ic 93arone loiberfe^ten ftd^, unb ein
bauembcr Slufent^alt in SleimS tt)urbe bem ^apft
abgcfdjlagen. SDod^ fam SJnnocens auf franjöp»
fd^e§ ®ebiet bei ber fiebentägigen 3ujQ>nmenfunft,
bie er Ütooember 1245 ju @IunQ mit bem jfönig
unb beffen ÜKutter ^atte, unb bie mit grogem
öugem ©lanje unb mit aÜen 3^^^ be§ freimb'
lid^ften 6inoemebmen§ ftattfanb. 3m grü^al^r
1246 mar eine smeite 3«fömmen!unft ju ßlun^,
mo Submig um bie |)erftenung be§ ^riebenS jmi«
f d^en ^apft unb fiai^r ftd^ bemül^te. 3n berfelben
Sad^e fd^idtte er nod^ im gleid^en Saläre eine ®t*
fanbtfd^aft an ben $ai)ft ; biefer antwortete 5. 9lo«
oember 1246, aber ber Sftiebe fam nid^t ju Staube.
3118 1247 gfriebrid^ H. ben ^ft in S^on mü
®emalt bebrol^te, eilte Submig in Begleitung oon
SMutter unb Srübem mit ftarfer ^ereSmad^t 5um
Sc^uJ l^erbei. ffier Abfall ißarma'S nöt^igte gricb«
ridft äum SRüdfsua; 17. 3uni banfte ber ^apft mit
begcifkerten Sobfprüd^en bem Äönig. 3)er 9luf-
f orberung t^riebrid^ n. 5ur Erneuerung be8 alten
9ünbniffe8 1248 gab Subtoig feine golge. Sor
feiner abfal^rt jum Ärenajug 1248 befud^te er
abermals ben ^ap% um bei il^m ju beid^ten unb
feinen Segen ju empfangen. S?od^ auf bcm ffreuj»
juge jeigte ftd^ bei Submig unb beffen Slatl^gebem
ftarf eS 9JHgtrauen gegen griebrid^ n. Dl^ne Unter«
bred^ung, abgefe^en oon bem fleinen 3tt>ifd^«ifött
unter Element IV., fielet Bubmig im l^erjlid^ften
Einoemel^men mit bem römifd^en Stuhle; olle
^äpfle, bie mäl^renb ber S)auer feiner SRegieruna
td^ folgten, l^aben il^m bo§ gläujeubfie 3«"9tti|
er ^od^fd^ö^ung unb be§ ißertrauenS auSgefteHt;
i
247
SubtDig t)on (Sranabo.
248
bic jämmtlid^cn acitgcnöffijd^cn 2eben§bejd^rcibet
bc8 öettigcu, mcl^rcre bcrfelbcn SWänncr feiner
mä)\m Umgebung, urt^eilen burd^tocg ungünftig
über griebrtd^ H. SBal^r ift bagegen, ba| Sub»
tt)ig in bem ©riefe, in »eld^em er bie greUaffung
ber gefangenen ^räloten öerlangt tJnebrid^ tro|
ber pöpftlid^en Sbfe|ung ben k)oIIen jfaifertitel
gibt unb öon feinen Prälaten bejeugt, fie Ratten
burd^ i^re Seife jum Eoncil nur i^rer !ir<i^»
lid^en ^pi^t genügen toollen, aber nid^tS SöfeS
gegen fjriebrici^ imSci^ilbe gefül^rt, etsi summus
rontifex fuisset ad aliqua minus debita pro-
cessurus. 5DWt biefen SBorten mürbe bie 5luf«
faffung ber S^ronif öon ©oiffonS 4, 9 fHmmen:
sed hoc (bie 9b)e|ung unb bad SSerbot il^n al3
Äaifer ju beäeid^nen) rex Franciae approbare
noluit, quia idem Fredericus quondam juratus
suus extiterat (d'Achery, Spie. 11, 632). 9lber
biefe ift nod^ toeit entfernt öon ben antipopftlici^en
Sleu^erungen, meldte ^nattl^äuS $ari§ bem Jtönig
in ben SDfcunb legt, ffierfelbe Sl^ronifl berid^tet
aud^ , bag ein föniglid^er ©efanbter am 2. 9Rai
1247 ben ^Qp\t megen feiner 3=inan}operationen
in einer l^eftigen Siebe getabelt l^abe. 6. Sergier
(Begistres d'Innocent IV, Par. 1887, Introd.)
pit biefe aJrtttl^eilung für aut^entifd^, aber ab«
gefeiten öon ber Unjuöerläffigfeit be§ einzigen ®c»
möl^rSmanneS unterliegt ber iBerid^t aud^ anberen
fd^meren ©ebenfen. ®ie 1262 fiir einen feiner
@ö^ne angebotene Jhone @icilien§ tt)ie§ fiubtoig
ab, meil er glaubte, ba^ jfonrabin unb nad^ i^m
Sbmunb Don Snglanb 9led^t§anfprüd^e auf biefeS
Selben l^ötten. 2)agegen mar er entfd^Ioffen, auf
bie lange öerabrebete IBermöl^Iung feines @o]^ne§
mit ber aragonifd^en ftönig§tod^ter ju oerjid^ten,
nad^bem ber @o^n {eneS jf önigS bie Sod^ter be§
^rätenbenten SDianfreb gel^eiratet l^atte, unb er
willigte in bie SSermöl^lung nur nad^ ber üertragS-
mäfetgen Sufidjjerung be§ ff önigS öon Siragonien,
nid^ts gegen bie römifd^e ifird^e 5u untemel^men.
S?ad^ weiterer Älärung ber ©ad^lage unb ßrörtc«
Hingen öon beiben ©eitcn öon ber ©tattl^aftigfeit
ber Erwerbung ©idlienS überzeugt, gab er 1264
bie Suftimmung ju beffen ©efi^ergreifung burc^
feinen ©ruber ftarl öon Slnpu. üRad^ feinem eigc«
nen 9lu§fprud^ (Ptol. Luc. Bei Murat., Scr. rer.
ital. XI, 1154) fal^ er baS Unternehmen gern
au§ g^rfurd^t für bie römifd^e ßird^e, wegen ber
grl^öl^ung beS föniglid^en ^aufeS öon granfreid^,
unb wegen ber Hoffnung, auf biefe ffieife ffarl
öon Stnjou in granfreid^ lo§ ju werben. ®aju
lam jebcnfaDS bie ©ebeutung ©icilienS für 2ub«
wig§ ftreujäugSpläne. ffarl öon anjou l^atte fei-
nem ©ruber unb Äönig in 3frtmfreid| ©d^wierig«
feiten bereitet, gro^e Unbanfbarfeit unb Sftüdfftd^tS«
lofigfeit an ben lag gelegt. Srofebem unb tro^
ber Qfeinbf d^aft ber Äönigin gegen ffarl ^ielt Sub«
wig feine freunblid^en Sejiel^ungen gum ©ruber
aufredet, ©elböorfd^üffc gewährte er i^m aUerbingS
tro J ber fünfmaligen bringenben Sitten beS ^apfteS
nid^t, ba ffarl längft l^od^ beim ffönig öerfd^ulbet
war unb niemals baran gebadet l^atte, feine @d^*
ben 5U bejal^Ien ober aud^ nur bie notl^wenbtgfte
Stüdfftd^t auf ben ftönig ju nehmen. 2)agegen l^If
Subwig bem ))ät)ftlid^en fiegaten mit bem in ben
fransöftfd^en (Sebieten erl^obenen ftird^n^el^nten
für ffarl ein ^eer au§rüfien, baS bann au^ unier
ffartö Qfül^rungSleapel eroberte. 9Son einerOegner*
fd^aft 8ubwig§ gegen bie ftcilifd^e ^olitif ber ^piöpfte
fann nid^t bie 3flebe fein. 9?od^ in ben Crma^
nungcn, bie er öor feinem Sobe fd^riftlid^ bem
3:^ronf olger übergab, l^eifet e§: C^iier fiuz, je
t'enseigne, que tu soies tousjours devot k
l'eglise de Eome et au souverain Evesque,
nostre pere, c'est le Pape : et 11 porte refe-
rence et enneur, si comme tu dois fere ä ton
pere esperituel. (Sgl. Lecoy de la Marche,
St. Louis, son gouvemement et sa politique,
eh. JX: St. Louis et la papaute, Tours 1887.)
S)ie OueOen finb jufammengefteQt: Acta SS.
Aug. Y, 275 sq. ; Bouquet, Becueil des Hi-
storiens des Gaules et de la France, nouT.
ed. publ. sous la direct. de L. Delisle, XX ;
A. Duchesne, Historiae Francorum Scri-
ptores coaetanei V; bie wid^tigfte berfelben flnb
Oeuvres de Jean, sire de Joinville, compre-
nant Thistoire de St. Louis . . . avec un texte
rapprochö du Fran9ais moderne . . . par
M. Nat. de Wailly, Paris 1867 ; beutfd^ öon
®riefd^, ®efd^. Ä. SubwigS be8 ^eiligen, 2rier
1853; wert^öoUe eingaben aud^ in Chronica
Fr. Salimbene Parmensis O.Min.,Parm. 1857.
&auptwer!e: Tülemont le Nain, Yie de Saint
Louis, roi de France, publice pour la 1** fois
. . . accompagnee des notes et d'eclaircisse-
ments par J. de Gaulle, 6 vols., Paris 1847
ä 1851 ; H. WaUon, St. Louis, 3* ed., Tours
1879 ; E. Boutaric, St. Louis et Alfons de
Poitiers . . . d'apräs des documents inedits,
Paris 1870; L. Gros, Vie intime de St. Louis,
roi de France, Toulouse 1872; §. 6. ©d^ol-
ten, ®efd^. 8ubwig§ b. §1., ffönigS öon gron!«
reid^, l^erauSg. öon SB. Snnfmonn unb % Scmffen,
2 93be.,aRünfter 1850-1855. [O.^fülf S.J.]
jjibwii öon (Sranaba (Luis de Granada,
Ludovicus Granatensis), 0. Pr., ift gleid^ gro|
al§ a^cetif d^er Sd^riftfteller unb al§ fpanifd^er Slof-
ftfer. ^Qpmant) fagt im Teatro historico critico
de la Elocuencia espanola öon il^m, er muffe
nod^ immer als ber bcrebtefte ©panier beS 16. Sal^r«
l^uubertS angefel^en werben; wie ^od^ er al§ ^§cet
öon ber ganzen fatl^olifd^en SBelt, öon köpften,
dürften, befonberS aud^ öon großen ^eiligen, j. S3.
öon ben p. ftarl 95orromäu§ unb Sfranj ö. ©aleS,
gefd^ä^t würbe, ift befannt genug. %l§ ©ol^n armer
gltem 1504 in (Sranaba geboren, l^atte er al8
^abt fd^on ba§ ©lüdf, eine l^öl^ere $ilbung )u
befommen, weil il^n ber ©raf öon Senbilla in fein
^au§ aufnal^m unb mit feinen ©öl^nen erjiel^en
lie^. aJlerfwürbig ift bie Seranlaffung ju biefer
SBol^ltl^at, inbem ftd^ an il^m al§ jhnb fd^on bei
biefer ©elegenl^eit bie angeborene eminente 93ereb-
249
SttbttJig bc Seon — Subiütg öon Souloufc.
250
famfeit geigte. Subioig ^atte nömltd^ einen l^ef«
tigen Streit mit einem anbem Anaben, iDobei tl^öt'
li^ Sti^^onblungen nid^t ausblieben. 2)er ©rof,
jaföüig %tgen^euge bed tinbifd^en 3ti)tfte§, Iie|
bie SrbttteTten trennen; Submig trat nun auf il^n
Gmtb Dertl^bigte fi^ mit {o lebenbiger 93ereb"
nfeit, fo fiarfen unb mo^Igeorbneten Semeifen,
baft SenbUla in Srflaunen barüber geriet)^ unb
ben berebten geijtoollen jhtaben liebgewann. 3m
19. 3Q^re trat fiubmig in ben SDominicanerorben,
ben er ai§ eine feiner f($önften 3i(tben Derl^enlid^en
füllte. 92a4bem er in IBalencta ^l^ilofopl^ie unb
Zbtologie ftubirt ^e, mirfte er für feinen Orben
als Se^rtr, ald Sßieberl^erfteUer beS k)erfaQenen
(^onoentd Scala coeli bei Sorbok)a, ald ^roüinjial
in Portugal, für bie 9u|enn)elt al3 eiferDoHer
$rebiger unb unermübeter Serfaffer geiftUd^er
9ü(^. 3ttm Srsbifd^of t)on SBroga auSerfel^en,
lenfte er bie e^renDoQe Sßa^I k)on fid^ ab unb auf
ben bfrü^mtnt Sartl^oIomöuS a Martyribus.
Sabbern er, allgemein ^od^ t)ttt^xt burd^ SBort
mb @4rift, unglaublid^ 93iele§ unb ®roge§ ge«
kijiet liatit, enbete er fein mufterl^aft fromme^,
bm4 febe Sugenb gefd^müdtted fieben am 31. S)e«
cember 1588 in fiiffabon im l^ol^en Filter Don
84 darren. 2)ie Sd^riften biefeS großen ÜJlanneS
ftttb t^itilSinlateinifd^er, tl^eilSinfpanifd^erSprad^e
oerfa^; einige feiner urfprünglid^ latetnifd^ ge«
KWebtnen SBerfe überfejte er fclbft in'§ <Bpa'
m\ifL ffien erflen SRang unter feinen ©d^riften
rannte er felbft bem SEBerJfe La guia de pecado-
res ein, ba§ in beutfd^er Ueberje^ung (7. Slufl.
^Qd}im 1876) unter bem 2:itel „S)ie Senferin ber
günbcr" befannt i\i, unb öon bem ein ©d^riftftcHcr
bemerfte^ e§ b^be me^r 3nenbe auf ben äBeg be§
{)eiIeS jurüdgefübrt, al§ e3 93ud^ftaben enthalte.
Sa onbered berübmte^ großes SBer! be§ geift»
triiben 3Rcmnt% ift £1 Memorial de la vida
ehzistiana = ®ebenf bud^ bed d^riftlid^en Sebend,
4 8be., 3lac^en 1834, morin ber El^rift eine öoH-
fionbige Anleitung finbet, mie er t)on ben erften
Isföngen ber Sefel^rung an jur l^öd^ften SBoQ»
toBrnm^eit gelangen f ann. ©eine ^rebigten über-
fe|te Sübfrt in 5 a3bn., Sanbdl^ut unb 9legen§>
tog 1834—1836; 2. «ufl. SRegcnSburg 1868.
%x^aA einer Slufjö^Iung feiner SDßerfe im 6in«
ttlncn mögen einige allgemeine SBemerfungen über
feinen fd^ftfleOerifd^en Sbctrafter bier ftel^en. Me
fräie aSerfe geid^en ftd^ burd^ füblid^e Sebenbig-
Erit, nid^t feiten burd^ bid^terifd^en ©(^mung, im>
Ber biv4 äd^t d^riftlid^e 9Bärme au§. Sr mar
teO^ Don bem, maS er leierte unb fd^rieb, innigft
ofüfll unb buni^brungen. Sapmaniii fagt Don il^m:
p%e bat ein aScetifc^ ©d^riftfteller mit fold^er
8sAe imb Sr^aben^t Don ®ott gerebet. SBenn
er nnfere S^möd^ unb Srmfeligfeit malt gegen«
Bbct ber SUmacbt unb Srbarmung ©otted, menn
fr feine unenblidbe Siebe unb unfere Unbanfbarleit
bar^, iS er grofe, ergaben, unDergletd^Iid^. gr
9 müer ben SDtpftifem, mag 93offuet unter ben
lAiiem.* !Rod^ einem fangen, glänsenben fiobe
feines ebcnfo reinen al§ erl^abenen, Slmnutb mit
$rad^t Dereinenben ©tileS Dergleid^t ber genannte
gjerfaffer il^n an Seid^tigfeit, Älarl^eU, SRcid^tbum
unb t^üCe mit bem 1^1. SbrQfoftomud. 2)a3 eifrige
©tubium Eicero'8 bilbete i|n jum großen SRcbner,
ba§ tiefe ©tubium ber l^eiligen ©^rift unb l^ei«
ligen SSäter jum großen asceten. Sflebft ben Ucber«
fc^ungen einzelner ©d^riften in'8 ©eutfd^e l^abcn
ttir aud^ eine lateinifd^e SluSgabe Don Qfr. SalcfiuS,
al§ S?ad^brud( in 3 »bn. in gol. 1626 in ff öln er-
fd^ienen. ©panif d^e ausgaben ftnb : Luis de Gra-
nada, Obras, precedente su vida escrita por
Luis Munoz, 6 tom. fol., Madrid 1788—1800,
unb eine OctaDauSgabe Don 18 93önben, äßabrib
1786—1789, tt)Oäu bie nämlid^e ©iogra^jl^ie Don
2. aKunoj ben 19. ©anb bübct. föingerlc]
(Xttbitrig be Seon, f. $once be Seon.
^ttbtuig be $onte, f. $onte.
jE^ttbtuifl Don Soulouf e, ber l^t, 0. S. Fr.,
ber 44. Sif d^of biefer ©tabt unb f öniglid^er ^rinj,
marb 1274 gu 93rignoIe§ in ber ^roDence geboren,
©ein SSater mar ff arl ü. Don ^njou , ber §in»
fenbe, ffönig Don 3ltQpü unb ©icilien, unb ^ine
SKutter Sülaria, eine Sod^ter ffönig ©te|)banS V.
Don Ungarn. Subtoig, ber in ber ff iri^e Dor SQem
burd^ eine l^eroifd^e, bemutl^SDoUe Sßeltentfagung
glänzt fonb bereits in feinen ffinberjal^ren nur
an geiftigen Singen ©efaHen. Siefe Vorliebe er«
l^ielt mö^renb einer fünfiöl^rigen ©efangenfd^aft
in Sarcciona, in meldte er mit Dielen änberen ate
®eifel für feinen gefangenen SSater abgeführt mor«
ben mar, ftetS neue Sial^rung. Obfd^on l^art ge«
Italien, führte er freimiflig einnod^ ftrengereS Seben
unb mürbe burd^ jtoei ^ranciScaner, bie in ben
p^ilofopl^ifd^en unb tbeoIogifd^en2)i§ci))Unen feine
Seigrer maren, nod^ mel^r in bie SBege ©otteS ein«
geführt unb in feiner SBeltDerad^tungbeftörlt. SBöl^«
renb einer gef öl^rlid^en ffranl^eit mad^te er für ben
SfaH feiner SBiebergenefung baS ©elübbe, grau«
ciScaner gu merben. 92ad^ erlangter ©efunb^eit
unb tJfreil^eit fd^Iug er 1294 ba§ il^m Dom $apft
angebotene Sr^biSt^um Don S^on auS, mu^te aber
aus ©e^orfam gegen benfelbenbaS 93iStbum Sou«
toufe annel^men. ©o mürbe er nad^ SSerjid^tlei«
[tung auf feine ^rimogenituned^te im Sllter Don
22 Salären ^um $riefter getoeil^t legte nod^ im
nömlid^en Saläre, feinem ©elübbe getreu, gu 9lom
^rofefe ab unb empfing im Sfebruar 1297 bie
SBifd^ofSmeil^e. ©ein furjer @))ifco))at mar eine
ununterbrod^ene ffette Don SBol^Itl^un utü) rap«
lofem ©eeleneifer. @r trug aud^ aI3 9ifd^ fca
$abit ber minbem SBrüber unb fannte lein ^eoeaei
©ebnen, als reftgniren 5u bürfen. (Sinft^erSCok
ftittte bie^ 93erlangen. ^uf berS^ibei^maB-
celona, mo er feine föniglidje
unb eine ffird^e conf ecrirt ]^dt<,
ftarb auf bem ©d^Ioff e Srignob^
alt, aml9.auguftl297.
ben in ber SJlinoritenfird^ |i
fpäter aber nad^ Valencia ii
unb ruben |e|t nod^ tML
251
Subed.
252
^P 3o^anne§ XXTT. itfS Scrjeid^nife bct C)eili-
gm; jein§cfitt)trbaml9.?lu9uftgcfeicrt. (©.Acta
SS. Aug. m., tDO [p. 806] bic ättcrc »iograpl^ie
eines 5lnottt)niu8 unb [p. 789] baS 95Ub beS jugenb-
Itc^en »if^ofS ftd^ finbet.) [^. ffiberl, Cap.]
JMeA^ el^emaligeS SiStl^um im l^eutigen
^olftein, I.etrici^tungbeS©i|e8inDIben«
bürg, ^efed SiStl^um ging au8 bei @^^riftiani«
ftrung bet Sanbfd^aft SDßagrien l^cröor. ®er fla«
üif^e Stamm ber SDßagricr faft im Often beS l^eu«
tigen ^olftcin, länoS be§ SKcereS , öom gin^u^
ber %xat)t bis gut fiieler SSud^t unb lanbeinmärtS
bis an ben bon Roxi b. ®r. gezogenen limes saxo-
nicus. öier pnbcn fld^ bie SBagrier fd^on jur
Seit ber ferünbung beS ©iStj^umS Hamburg. S)tc
unter ffarl b. ®r. erfolgte fird^Iid^e Drganifation
beS Sod^fenlanbeS l^atte nur geringen Sinflu^ auf
bie 93e!e]^rung be§ »agrifd^en Saiü)eS. lieber an»
bouembe unb erfolgreiche SRtffionSüerfud^e t)on
Hamburg auS fd^toeigen bie Sl^ronüen für ba§
gange 9. Sal^rl^unbert unb bis auf Srgbifd^of ^aU
gag (937—988). ©iefe ift leidet erflärlid^ bei ben
bamalS anbauemben Staub* unb JhiegSgügen,
meldte SBagrien ftetS am fd^toerften trafen. ^r[t
als im gleiten drittel beS 10. Sa^rl^unbertS bie»
fen Sn^tn ein 3icl gefefet toorben, trat für baS
Sefel^rungSmerf biefer ^egenben eine SBenbung
jum Sßeffem ein. C)erjog §einrid^ öon ©ad^fen
toar eS, teeld^er, nad^bem er beutfd^er ft5nig ge»
tt)orben unb gegen Often bie (Srengmarlen geftd^ert
Öatte, im 3. 933 bie üon 9lorben l^er feinem
©ad^fenlanbe unb bem Sl^riftentbum brol^enbe
©efal^r brad^. SBaS er begonnen, fe^te fein ©o^n
unb 9lad&foIger, Otto I., unter eifrigster aJHt«
mirfung beS SBremer ßrgbifd^ofS Slbalgag (f. b.
5lrt. 1 , 200 f.) mutbig fort, ©eine f ird^Ud^en
$Iöne für bie ber Oftfee auHegenben ©latien«
länber fonnte er fd^on im erften ®ecennium feiner
36iä]^rigen SRegierung üertoirWid^en ; allein fte unter-
lagen nod^ größeren unb fd^mereren SBed^felföIIen,
als frül^er bie föd^fif d^en SiStl^umSgrünbungen fei*
neS Vorgängers unb SorbitbeS , ÄarlS b. ®r.,
trafen, ja für Diele ®ecennien f d^ienen bie öon il^m
gegrünbeten Oftf eebistl^ümer f ogar üöHigem Unter»
gange öerf allen. Sieben §aöelberg (f. b. 9lrt.) grün»
bete er nömlid^ einen 95ifd^ofSft| in atbenburg, bem
^anptoxk ber S58ogrier unb ©i|e ibrer ^errfd^er,
Don ben ©laoen SRetl^re ober ©taargarb, üon ben
®änen95ranbebufe genonnt. SHcferöorSübedtSgr»
bebung tt)id^tigfte ^anbelspla^ ift l^eute unter bem
Slamen Olbcnburg, mie fd^on feit 3abrbunberten,
ein unbebeutenbeS @täbt(|en mitten im Sanbe,
nad^ aQen Slid^tungen mebr als eine Steile Dom
SWeere entfernt, »äbrenb eS in ben ölten Sb^^onüen
als civitas opimatissima, valde nobilis unb
gugleid^ als maritima , in fronte Slaviae be»
geid^net mirb. 3n tocld^em Saläre nun jene ®rün«
bung erfolgte, ift fd^toer ju ermitteln, ba aEe
biefelbc unmittelbar betreffenben Urfunben fcl^len.
9lad^ SaSpe^reS (94 ff.) gefd^ab bie| »ol^l um
baS 3abr 940. 3llS erften »ifd^of l^ätte, nad^
Slbam oon IBremen (Gesta Pontiff. Hamburg,
eccl. 2, 14, inMonnm. Germ. SS. VII, 310), ber
Sr^bij^of Slbalgag Evraccum vel Egwardmn,
quem latine dicimos Evagrimn, confecrirt (um
967 ?), toeld^er am 3. t^^bruar etma um 978 ftori.
^elmolb unb bie flaDifd^e Sl^ronü bagegen be»
Seid^en einen getoiffen SDlarco (um 946) als erften
Sifd^of, beffen 9Q)am nirgenbS gebenit 2)te»
fem 9ßarco foQ sugleid^ delegando bie ©tabt
©d^leSmig (f. b. ^rt.) 5ugemiefen morben fein;
erft nad^ feinem 2:obe foQ ©d^leSmig mieber einen
eigenen IBifd^of erl^alten l^aben, uiü> eS foQ Sg*
iDorbuS biefem in Olbenburg nad^gefolat fein
(ögl. «iStl^um Sfibedt, Urf. 9b. 146, audji 141).
!Run folgte 3. SDßago (SBego, SBßiego) , geft öor
bem 28. ^pril 988; bann 4. gjico (ßgigo), gu
beffen 3^it bie ©laoen bem S|riftentfum tren
blieben, überall j^ird^en erbaut unb Diele ^Rbnäfi"
unb ^rauenflöfter errid^tet mürben (Adam Brem.
1. c. 2, 24); 5. SJolcioarbuS (SSolquorbuS, gfoff«
marb), Derfunbigte in ©d^meben unb Stortoegen
ben ©louben, ba er um 990 burd^ ben Sufftmib
ber ©laDen ouS SBagrien vertrieben morben;
6. IRegimbertuS (Sle^mbertuS, Stembert), Dornet
Stopft beS ©tifteS SBalbedC, tfxoa 992 t)on jfaifer
Otto ni. ernannt, unter meld^em bie tReftben}
nad^ 3JledHenburg (f. b. Srt.) verlegt morben fein
foH (geft. 1013). 3lm folgte 7. SBenno ober »et*
narbuS, SanonicuSOon Hamburg, 1014 von Srj«
bifd^of Umman confecrirt. Sr regierte in einer nn*
rul^igen Qtit, meldte ju fafi gön^lid^er ^crftörung
beS IBiSt^umS 3llbenburg unb sum Slüdtfall beS
©laoenlanbeS in baS ^eibentl^um fül^rte. fßtm
ben ©laben vertrieben, |ielt er ftd^ feit 1018 in
2)eutfd^lanb, namentlid^ bei 93if(|of 93emmarb
von ^ilbeSl^eim auf unb mol^nte 24. ©eptember
1022 ber ßinmcibung ber ©t ÜJiid^aelSfird^e in
§ilbeS]^eim bei (Helmold, Chron. Slav. 1, 18 in
Monum. Germ. SS. XXI, 24). hierbei erlitt er
im ©ebrönge beS 93oIfeS eine arge ^efd^obigung,
an tteld^er er nad^ IBerflu^ f aum etneS 3abreS ftarb.
5Durd^ jfaifer Otto l. mürben bie norbifd^en 99i«
fd^öfe mit meltlid^en ®ütem unb Sleid^t^ümem
überböuft, um ©d^enfungen mad^en unb bie ®unft
beS SSolfeS gemtnnen ^u tonnen. 2)aburd^ ftanben
fte bei ben Häuptlingen ber ©laoen lange 3^
fe^r in gieren (Helmold 1. c. XXI, 19 sq.);
allein Senno mu^te balb bei ^einrid^ 11. flogen
über ben tem))oreUen IBerfaH feines SiStl^umS^ boS
il^m nid^t einmal ben notl^bürftigfienUnterl^alt ge*
möbrc, ba bie ©lauen unb bereu Sfürften bie ®üter
ber ßird^e ftd^ aneigneten unb ben Stfd^ofSjinS
nid^t entrid^teten. ^uf 93enno folgte, nocb im
3. 1023, 8. 5ReinbarbuS (SReinl^olbuS, »egin«
l^olbuS, aud^ SKc^nbaruS genannt), meld^er 1027
bem SReid^tag in Ulm unb ber ©^nobe ju §ranf«
fürt anmol^nte (geft. 1038). 9lad^ bem 34)be beS
9. SBif^ofS «bbelinuS ober SlbbelinuS (1038 biS
1052) tbeilte erabifd^of 5lbolbert von ©remen (f.
b. 9lrt. I, 191 ff.) ben Sprengel Sllbenburg in
bie brei SiStpmer olbenburg, 5Ra|eburg unb
2M
iüiti.
254
SRciBeiihire. SiS^er gel^örten noml^ jum Sid*
fifam 9Xbtäna% dOe sU'if^^ $eene, QXbt unb
bon SReere M^nenben floDifd^en Stamme« nöl^er-
Ißm bvt ObotrÜm, ft^smtn, ^oIoBet unb SBagriet
(Hefanold L e. XXI, 25). S)ie äol^onnidfird^e
ia Ubentarg be}eid^net ^^Imolb auSbrüdHtd^ afö
eedlesia matrix insignis, unb bo^ bad |feutige
VMtieabmq nrftminglt^l Qud^ bagu gehörte, er-
Moi vir aufi ben bem SiSt^ume bafelbft gugettie-
fncn (BtUem unb Sntfunften ; caxä) auS gleid^»
tnügnt S^nmtfen erhellt bte^, inbem l^ier bie und
Masnten «Ibenburgfr Stfd^öfe auä) dS SSifd^öfe
Hm 9ted(en6urg enoöl^t unb bdbe SSegeid^nun»
gm: Episcopos Aldenbnrgensis ober Halden-
tergensis, Antiquae CiTitatis, Antiquipoli-
tuiiis, unb Megalopolitanus ober Miclulin-
borgensis, k)öEig tbentiftdrt merben. Ueberbie^
VBkd> bie um bie 9ßitte bed 11. Sal^rl^unbertS er*
folgte (Errichtung ber SBiStl^ümer Stoßburg unb
SRälenburg Don ^Imolb audbrüdflid^ al§ divisio
episeopatoa AldenbnrgesBis begeid^net. Um
1058 beflieg 10. g%o (gjgo. ßl^renfrieb) bicjcn
StaSfi, inu|te ober f d^on 1066 bem großen @lQDen»
onfflanbe entfüel^en unb ftarb 1074^ nad^bem er
104 ^nn 14. gfebruor biefeS ^ol^red gu derSfelb
bot eingeborenen @o]^ ftduig^einrid^Slv ., fton«
nb, gfiUmft l^atte. 2)arauf erfolgte eine lange
Bateibied^ung bed S]^ri{lent]^um§ in biefen ®egen-
bot (f. b. «rtt. ©ottfd^ [ber l^L], Obotriten,
Sa|ebnrg, ed^IeSmig), unb baS ^m\pxm 311«
bcnbitrg, baS unter ben fteten |)oIitifd^en SEBinen
nxber gn einem bouemben Seftonbe nod^ gu DoIIer
ftPer dinrid^tung gef ommen umr, blieb 84 Saläre
olcbigt bis ber Don ®ott gefanbte 1^1. Siceltn (f.
b. 9rt) erfcj^en, um in SOjal^rigem fieten 93e»
■i^ burd^ SBort unbSSeijpiel baSS^riftentl^um
ii ben Oflftelönbem »lieber ouS feinen Xrümmem
IPt ergeben. S>iefer apojM ^olfteinS; ia ber fla-
mfil^ Sönber überl^t^ umrbe 1149 afö 11. Si-
MJof tum SUbenburg confecrirt unb ftarb 1154.
n. Uebertragung beS Si^eS nad^ Sü«
ied 3n ber XroDefiabt fiubedf, u^eld^e burd^ ^an«
kdäierfd^ fd^n t>or ber SRitte beS 12. Sa^un-
hcxtt ben alten 99ifd^of8fi|, bie antiqua ciTitas
Wagriomm, meit überfifigelt l^aben mod^te, l^atte
knM ber ffL Sicelin eine fefte Stätte eined ge-
oibneten ihrd^emoefenS begrünbet. Unter feinem
Jia^olger 12. @eroIbuS ttmrbe bamt ber bifd^5f«
Uft @i| ba^ t)erlegt S)er fel^r geleierte ® erolb,
em &Ux onS Sd^uxiben, Dorl^er Sotu)niat§ in
Bcannfd^iiieig unb Saphrn ber ©emal^Iin be§ ^er>
paß 6etnri4 beS Sdmen (t»gL 3. e. 93uffe. ©erolb,
öfter Sifc^füonSübed, Subedri856X nmrbet)on
Mcfent pm Sifd^of enunmt. 92ad^ SogeIiu§ nal^m
i|K ber 6cqog mit nod^ Stom, „um i^n bafelbft t>on
•brionlV. roa^ }u laffen (18., al. 20. 2hili
11S5), »eil ber Srjbifd^of gu Srel^men SSe^ben
pariber UNir'. 9I& er Don feiner Satl^ebrale ju
nlbcifatrg 9e{t| nel^men moOte^ f onb er bie @tabt
fip «Utig X)ermt imb ol^e ftird^e. @eine erfte,
wä frinen 6d^er ^dmolb, bem f)>ötem Q^^ro«
niften (f. b. Sri V, 1753), gemadbte »unbrelfe
überjeugte il^n, ba^ bie Sßieberaufrid^tung beS
il^m übertragenen Si§t]^m§ nur fd^toer gelingen
werbe. SSor Sllem förberte er baS SKifftonStoerf
in ben nod^ rein flaDifd^en Sl^eilen feines Spreu«
gelS burd^ ©rünbung neuer ffird^en unb $farr«
gemeinben. ffiurd^ gegenfeitigeS ]^ilfreid^eö 93e«
mül^en beS Sifd^of§ unb beS l^olfteinifd^en ©rufen
älbolf mud^S bann ba§ ©otteStoer! wieber im wa«
grifd^en Sanbe. Sutin, wo er fid^, nad^bem ber
©raf il^m biefen Ort gefd^enft, oft aufl^ielt, l^ob
er alSbalb gu ftöbtifd^em ^tä^k unb SSerfel^r unb
begann bafelbft für ftd^ ein ^auS }u bauen. Siel«
leidet l^atte aud^ er f(|on bie Sbftd^t bie fpöter
t)ertt)ir!(id^t würbe, biefe Stabt gur bifd^öflid^en
Steftbeu) )u erl^eben. UebrigenS brad^te er beim
öei^og, ber il^n wiebcr mitSänbereien begabt l^atte,
balb banad^ bie SSerlegung beS @i|eS nad^ Sübed
in Anregung, unb gwar, nad^ ^elmolb, weil bie|
et locus munitior et omniprorsus aptitudine
commodior, nad^ bem 92ad^foIger ©erolbs aber
propter incursus paganorum et crebras in-
festationes, wal^rf^einlid^ jiebod^. Weil fiübed,
weld^eS einige S)ecennien guDor auS beutfd^er Se«
DöIIerung unb auf ©runblage beutfd^er ©emeinbe«
üerfaffung fid^ neu unb feft begrünbet l^atte, ba*
malS fd^on afö $au))tort beS wagrifd^en fianbeS
galt. 3ugleid^ würbe in 2ixUd, waS in Slben«
bürg gefehlt l^attc, ein ®omca})ite( (12 graben«
ben), mit einem ^ropft an ber Spi^e, errid^tet
9lad^ bem lobe ©erolbs (geft. 1168) ernannte
ber ^ergog 1164 beffen leibli^en ©ruber, 18. Jh)n«
rab t>on SlibbagSl^aufen, }um Sifd^of unb be«
fd^enfte baS Stift abermals reid^Ii(|. jfonrab,
weld^er 1170 ben ©runb jum SDom in Subed
legte, ftarb wöl^renb beS JheuasugS 1172 bei
S^ruS unb fanb bafelbft aud^ fein ©rab. 6S
folgte 14. ^einrid^ Don ©rabant (f. b. «rt. V,
1698 ff.). Unter 15. Äonrab n. Don Ouerenöorbe
ober Ouerfurt (1183—1186) würbe baS SiS«
tl^um reid^Sunmittelbar. ftonrab, ein fränfifd^er
ebelmann, l^tte k)or feiner Srl^ebung an einem
3uge nad^ bem l^eiligen Sanbe ft(^ betl^eiligt ; nad^
0ew5^nlt(|er ^nnal^me foQ er im 9tok)ember 1184
auf baS SiSt^um reftgnirt l^aben, bann 1194
©ijd^of Don ^ilbeS^eim unb 1198 93ifd&of t)on
SSärjburg geworben fein; aQein bie^ gilt nid^t
Don ftonrab öon Ouerfurt, fonbem üon ffonrab
öon SRaöenSburg (ügl. 3lrd^it) beS l^iftor. SSereinS
öon Unterfranfen unb ^fd^affenburg 1855, Xin,
I, 257). «uf 16. ©ietrid^ ober il^eoborid^ (1186
bis 1210) folgte 17. ©ertoIbuS (1210—1230),
unter weld^em 2tbt amolb öon Sübedf ftarb, ber
bie ei&ronif ^tlmoM bis sum Sal&re 1209 in
fiebcn Sudlern f ortgefc^t l^at. SMmalS würbe aud&
burd) ffaifer griebrid^ H. SübedC freie SReid^Sftabt
unb war bann burd; brei Sal^rl^unberte bie treue
^aä^i beS beutfd^en SBefcnS im l^oben Ülorben,
§aupt beS l^anjeatifd^en StäbtebunbS unb ©e«
berrfd^erin beS §anbeIS auf ber 9lorb» unb Oft«
fee. Später bur(| innere Unrul^en unb üerfd^iebene
255
SübedC.
256
jhtege mit ben 9iad^6ar[taaten, namentUd^ aud^
butd^ ben SOiäl^rigen unb ben 9tetd^§fneg Don
1674, fel^r l^erabgefommen, l^ob fid^ Sübed, ba§
feit 1813 »ieber feine ©elbftänbiflfeit atö freie
©tabt erholten, erft in neuerer Seit »ieber etwaS,
ol^ne feine frül^ere Sebeutung erlangen p fönnen.
2^ ber freien SReid^Sfiobt mx für ben Sifd^of, ber
jugleid^ prft eines nid^t unanfel^nlid^en ®ebiete§
toax, feines SleibenS mel^r; bcfel^aft »urbe }ejt
bie regelmäßige SRefibenj ber S3ifd^öfe ganj nad^
Cutin öerlegt, toäl^renb bie ®om|enen nod^ in
Sübedtöerblieben. ®ie toeiterenSifd^öfe fmb 18. 3o=
l^Qun I. öon ®9ft ober ®ieft öon Sübefe (1231
bis 1247); 19. albert öonSRiga (1247—1254),
nur abminiftrator; 20. Solionn ü. öon ®9[t,
öorl^er Sifd^of öon ©amlanb i. p. i., reftgnirt
1259; 21. 3ol|annin. Iralome ober Srolau
(1260—1276) ; 22. Sur!arbu8 öon©erfen (1276
WS 1317); 23. ^einrid^ H. t)on Sod^olte (1317
bis 1341) ; 24. So^Qun IV. t)on SWule ober 2Kuel
(1341—1350), ber 1342 eine ©^nobe gegen bie
Singriffe Quf geiftlid^e ^erfonen l^ielt; 25. Sertranb
gremon (1350 — 1377); 26. WcolauS Siegen-
bodC 0. S. D., feit 1377, nod^ SKa^en tranSferirt
1379 (gep. 1392); 27. ffonrab öon ©rifen-
l^cim (1379—1386); 28. 3o^ann V. menebenjl
(Slcnbenp, ffleinbenft, 1386—1387); 29. ®ber-
|arb ober gl^abert öon «ttcnbom (1387—1899) ;
30. Sol&QnnVI. öon 3)ülmen (1399—1420);
31. Sol^ann VIL t)on©d^ele (1420-1439), ber
im erftenSö^re feiner SRegierung eine ©^nobc l^ielt,
auf meld^er er Derfd^iebene, ouS anberen Soncilien
entnommene 93ef(|lüf[e erneuerte; 32. SticolauS
©ad^ouioe ober©Qd^ott) (1439—1449); 33.3lr-
noß) SBeftpl^Ql (1450—1466) ; 84. aibert ßrum«
menb^d (1466 — 1489), auS einem abeligen ®e»
f d^ledbte ^olfteinS, tonxtt $i{d^of auf Smpfel^lung
beS ßflnigS Kl^riftian öon ©iänemarf, ber i^n oft
)u ©efanbtf d^aften Derttienbete ; er ift als ^iftorifer
Sübed(S belannt unb l^interließ eine Sl^ronif ber
SBifd^öfe bis jum Saläre 1465 (bei Meibom, ßer.
genn.n, mU Qfortf e^ung öon einem Slnon^muS);
35. Sl^omaS ©rote, feit 1489, mürbe nid^t con»
fecrirtunb refignirte 1492 (geft. 1501) ; 36. Sl^eo«
borid^ IL ambeS (1492—1506); 37. SBill^elm
SBcftp^Ql (1506—1509); 38. Sol^onn Vin.
©r^nliolt (1510-1523) ; 39. ^einrid^ IH. SodC-
l^olt (1523—1535). Unter biejem fanb
in. bie ©infül&rung ber fogen. Äefor«
mation in ber ©tabt Sübedf unb im ganzen S3iS»
tl^um ftatt Sifd^of §einrid^ miberfe^te fi^ fräftig
ber neuen Seigre unb mürbe tl^eilmeife oud^ t)om
anogiftrat SübedS unterftü^t, ber nod^ 1529, ja
tl^eilmeije nod^ unter Sürgermcifter ®römS (1529
bis 1534) fid^ gut fat^olifd^ jeigte. Mein bie gin-
fül^rung beS Sutl^ertl^umS aufjul^alten, mar er nid^t
im ©taube. Slad^bem ff önig griebrid^I. öon ©önc»
marf aud^ in^olftein baS „reine ßöangelium" l^atte
prebigen laffen (1524), begaben fid^ einige Sürger
ber ©tabt su bem lutl^erif d^cn ^rebiger nad^ DlbeS«
lol^e, mürben lutl^erifd^ unb brad^ten SSiele auf il^re
©eite. 3)iefe öeranlaßten im 3. 1525 einen ge«
miffen 3ol|ann Don OSnabrüdC^ in ber ©tabt felCbft
lut^erif d6 p prebigen ; er mürbe aber Dom Statine
eingef))errt unb felbft auf Snfud^en beS jhtrfärfteti
Don ©ad^fen nid^t freigegeben, hierauf traten 9ii«
breaS SBiU^elmi, ^aftor ju ©t. Slegibi, aRid^d
iJfunb unb äol^anneS SBaT^of als ^Reformatoren
auf. ©ie mürben auf ^n^eige ber ©eiftlid^f eit ouS
ber ©tabt Dermiefen ; Sutl^erS ^oftiUe unb anbert
©d^riften mürben burd^ ^enferSlionb auf bem
üRarlte Derbrannt S)ie Un^ufriebenen auS Sflbed
)ogen nun l^öuftg in bie 9iad^barorte )um lutl^«
rifd^en ©otteSbienfte. Sin ouS 99elgien gefiol^ener
^rebiger, $eter ^rimerSl^eim^ foQte bann in bie
©tabt eingefül^rt merben, mo)u ftd^ balb SBege
fanben. 3)ie ©tabt mar Derf d^ulbet ; neue ©teuem
[ollten eingeführt merben, maS eine ©ö^rung unter
Der Sürgerfd^aft l^erDorrief . S)iefe mürbe Don ber
lutl^erifd^en Partei benu^t,.um Seute Don il^rer
iJfarbe in ben 9ärgerauSf(^u^ p bringen. 2He«
f elben Derlangten bie ^uffteQung fold^r ^ebiger,
meldte baS Soangelium „rein uvb lauter'' DerUn«
bigten, mie baS in 93raunfd^meig, |^amburg unb
äBiSmar gefd^el^e. S)er 9tat| mä)erftanb ; als et
aber ben SÖürgem bie Slrtif el in Setreff ber Steueret
Dorlegte, morüber er ftd^ mit bem ^uSfd^u| Don
48 bürgern geeinigt liatte, erflörten bie Uiuteften
©timmen teuer, üe mürben nid^tS bejal^len, menn
bie Dertriebenen ^rebiger nid^t ^urüdgerufen unb
bie Uebung ber neuen Seigre freigegeben merbe. Me
©egengrünbe beS Statines l^alf en nid^tS. SBiD^elmi
unb SBaD^of mürben prüdtberufen, jener als $re«
biger nad^ ©t. ^eter, biefer nad^ ©t. ajlaria, unter
ber Sebingung febod^, ba| fte iJfriebenl^ielten. 2)od^
fte griffen ben fatl^olifd^en ©lauben an; bie ©eijt«
lid^en ber anberen SÜxä^m Dertl^eibigten benfelben
unb mußten aud^ gegen bie neue Se|re megen bet
©ef al^r ber Ißerfül^rung ber ©laubigen anfampf en.
2)ie 9ieuerer beflagten ftd^ über Söfterungen i^ret
©egner ; fie Derlangten Dom Statine eine Dispu-
tation, unb bag benen ©tiUf d^meigen geboten merbe,
meldte il^re Seigre nid^t auS ber l^eiligen ©d^rift
bemeifen Mnnten. 3)ie ©tifts^enen Dermeigerten
baS Srftere unb übeneid^ten ein ©d^reiben beS
^er}ogS ^einrid^ Don 93raunf d^meig, beS ^n^altS,
bag er bie ©tiftung feiner Sll^nen fd^ü^en merbe.
SlOein baS IBol! fd^ritt ^u SDrol^ungen; eS fammelte
ftd^ 5um Oeftem in l^etten Raufen Dor bem 2)ome
unb Derlangte SbfteHung ber ©d^mal^ungen tmb
beS ©ö^enbienfteS ber Pfaffen, ©o entftonb am
29. 3anuar 1530 ein SSolfSauflauf, meld^er Sin-
jiel^ung beS ffird^enguteS unb Srrid^tung eineS
neuen ffird^enmefenS mit „©efd^morenen auS bem
Solfe bei jebcr ffird^e" forberte unb eine fd^mffl^
lid^e ^lünberung unb ^rofanation ber ©otteS«
l^öufer im ©efolge liatte. S)aS 93olf erjmang enb«
lid^ (2. ^px\l 1530) benSefd^lu^ : baS gSrebigtamt
bürfe nur ber Dermalten, meld^er Dom Statine, Don
eigens beftellten bürgern unb ben ^ßrebigem beS
reinen 3BorteS tüd^tig erfunben merbe; benen, bie
es münfd^en, foQ baS ^Ibenbmal^l in ber ffird^e
257
Sübcd.
258
lUgibi unter betbeti ® eftalten gereid^t tDerben ;
TR ben anberen ftir^en foue e§, unter SSorbel^alt
fpStRcr 9tef ormen, Dorerft beim Wten bleiben. S)ie
för bu fta^pßfen günfügen liBefiinunungen tonxhtn
mduxüd^ ni^t erfüllt 9u8 bem grö|em Su§'
f^ttffe l^ S&rgerDerfögten fid^ jmölf Sbgeorbnete
|ii ben fot^Ilf^ ®id^id^en unb t)erboten il^nen,
bit ouf SBeitored bie ftanjel )u befteigen. Sm
27. 3ttni umtbe bann bie 9Reffe al3 ® ö^enbienft in
olhii 9fan« unb ftlofterfir^en unb am 2. äuli aud^
im 3>oine obgefldlt Sin fd^orfeS loiferlid^eS Sbict
MB October t>erlangte bie SBieberl^erfteÜung be§
dtcB (SotteSbtenfied, aber Dergeblid^. S)er groge
SnSfd^ umrbe um 100 SRonn Dermel^rt unb ^o*
(ana Sugenl^gen (f. b. 9rt.) l^rbeigerufen, tt^el*
iffx bcn neuen @ottedbienjt orbnete unb fogleid^
etoe &fyxU grflnbete. S)a ber Senat nod^ immer
ber 92euexttng SBiberfianb entgegenf e^te, f o f d^ritten
bie 164 be9 Su^d^ffed geUKtltfam Dor unb festen
bie 9fid>er beS Statines in ^aft Ser Statl^ mürbe
iöDig eiiigef(!^fid^tert unb mugte )ule|t ^u Mem
fein 3<n9ort geben. !Reue entftnrec^enbe ÜRitglieber
«ymben Vfym eint>er(eibt, unb balb mar jeber ^iber-
ikmb gebro^^ Sei aOen biefen iBorgöngen f))ielte
ber e^rgei^ige^ fc^Iaue ©eorg SSBuIIenmeber, ein
eiagenxnibcrter unb Derfd^ulbeter ffaufmonn, bie
Ömiptroae (ogL 3anffen, ®efd^. beS beutfd^en
SoIfeS m, 308 ff., unb ®. 2Bai|, Sübedf unter
Bürgen SBuIIenmeber unb bie euro))äifd^e ^oliti!«
3 »be., 93erlin 1855—1856). 3)er ©tabtl^aupt-
mann imb ^bmiral SRar; SReier ^atte il^n in ben
Sat( unb bann )ur jmeiten SürgermeifierfteKe
Scbrod^ Seibe Ratten eS burd^gefe^t, ba| ber
&tf^Iif4 gefinnte 9lat^ abbanlen mugte^ unb fo
naben fte Ferren ber @tabt SSuIIenmeber tonnte
am mit feinen ^reunben t^rannifd^ fd^alten unb
noUen; er beutete bie %e(igion für feine politifd^en
Ssedi aus. SRit $i(fe ber SBiebertöufer, benen
er fi:^ angefd^Ioffen, fud^te er fid^ Dorerfl S)ane*
noit 5u untermerfen; ja fein tJfreunb unb ©el^ilfe,
ber S^nbicuS Dr. Olbenbor)), entmarf il^m meit«
g^cnbe^Iäne gurfocialiftifd^enUmgeftaltung beS
gonjen 9corbenS. t^er^og ßl^rifüan Don f^olftein,
bei bie £ü6eäer }nm ffdnig auderfel^en l^atten, ben
jie bann ouf oBfd^Idgige^ntmort angriffen, )og enb>
Iid|, Mm inden Seiten unterftü^t mit feinem fieg*
lei^ ^tm twt SubedC. 3n m nun Don ber @ee
obgefd^nittenen @tabt mad^te fid^ Unpfriebenl^eit
nt bem ^errfd^enben Slegiment geltenb; ber tRatl^
ttnbinnnter^Uungenmitbemfyerjoggendtl^igt.
€l fom ^um @tur}e SBuKenmeberd (ber 1537
mttiaaptü nmrbe) unb feiner gartet, fomie ^um
SncbcB mit bem ^erjoge. 9uf einem (SLfril 1585)
p Hamburg abgd^Itenen SieligiondcouDente Der-
dii^enfi^ Sübedf, Sremen, ^Ktmburg unb anbere
iBcMicl^ €täbte }u ben ßrengfien 9RagregeIn gegen
Me 9Bid)ertdnfer; ober oud^ bie ffotl^olilen f outen
2)iilbung me^ finben, f onbem aufgetrieben
; id)er $rdriger f oSte an bad 9ug3burgif d^e
~ gemäßen fein; Don bem alten ®otte§
Meifk mib ber alten iKrd^enorbnung foKten nod^
■h^itfUiftUL Tin. 2. KufL
beliebige @tüde beibehalten merben, bamit nid^t
atte 3ierbe beS ®otte§bienfte§ fel^Ie unb öffentU^e
©ünbcr mit bem ifird^enbanne belegt merben
fönnten. S)amit mar bie fatl^olifd^e jfird^e au§
ber Stobt unb bem ®ebiete Sübedt Derfd^tmtnben.
S)a§ SiStl^um gans auf^ul^eben ober ^u föcu*
larifiren, magte manDorber|anbnod^nid^t; aQein
ba bie meiften Soml^erren lutl^erifd^ gemorben, fo
tourbcn nun lutl^erifd^ gefmnte SBifd^öfe ermöl^It
®er SReft ber f atl^olif d^en ©oml^erren Iie| fid^ ger-
bet, ben lutl^erifd^en S3ifd^of in gemiffem Sinne
al§ Orbinariu§ p bel^anbeln, unb l^olte ftd^ erft
f})öter feine SOBeifungen Dom 9luntiu§ in fföln.
^er erfle (utl^erifd^e ^ifd^of mar 2)etleff ober
Bieter Don SieDentlom, ffanjier bed jf önigd Don
S)änemart ^ro))ft ^u SteinbedC unb Sanonicud ju
Hamburg, ein eifriger Seförberer ber neuen Seigre,
ber namentlid^ in ber S)omürd^e ^u SübedC Intime*
rifd^ p })rebigen befal^I unb fclbft in @utin einen
lutl^erifd^en ^rebiger einfe|te (geft. ^u @d^te§mig
1586). Sein 5lad^f olger, 93altl)afar Don SRanjom
ober gian^u (1536—1547), ^rot)ft ju Sd^Ie§.
h)ig unb 3iaff) bed JlönigS S^riftian HI. Don
©änemar!, mürbe Don SKartin D. SBerbenfetö
ober SBalbenfelS, beS ffdnigS f^einb, röuberifd^
in bie 9Rar! entfül^rt, um S5fegelb p ^al^Ien,
unb ftarb im glenb 1547. 9ltö nad^ 3oboc ^ur«
filber (1547—1551) ber fat^olifd^e ©om^err
Zl^eoborid^ SRl^eben 1551 infolge einftimmiger
fl&dffl erforen morben, cathedram inscendere
noluity dignitatem istam deprecatus; benn ed
mar feine äu§ftd^t mel^r, mit einigem 9iu^en ben
S3ifd^of§fiab ju fül^ren, fo allgemein mar ber 9lb-
faD Don ber alten Äird^e; er ftarb 1556 gu OTainj.
9iun folgten lauter Iutl|erif(!^e Sifd^öfe, ober aQe
blieben, mie bie biSl^erigen, uuDerl^eiratet nod^
faft ein Sa^rl^unbert lang. 3laä) bem Sobe bed
anbreaS D. SarbuD ober 33arbi| (1556—1559)
mürbe fofort 2[ol^ann Siebemann gemöl^lt, ber
feine jmei Saläre regierte (geft. 1561); bann ftber»
^arb D. §oBe (1564—1586), Dorl^er 5lbt gu
Süneburg unb Slbminiftrator )u IBerben, nad^
SogeliuS ,,ein faft meltlid^er ^err, bod^ ein guter
gDangelifd^er", ber ftd^ ober erft feit 1565 jur
lutl^erifd^en fiel^re befannte unb ben ®eiftlid^en ba§
§eiraten gcftattete. Sm 3. 1586 mürbe ber Sol^n
beS ^ei^ogS Don ftolftein-®ottorj), Sol^ann 9lbolf,
Srjbifd^of Don Bremen, gum Sifd^of Don Sübed!
ermal^lt, unb Don ba an erl|ielten bie jüngeren
Sdl^ne ber C)ei^5ge Don ^olftein gemöl^nlid^ biefe
©ignität. §anS Don C)olftein, Dorl^er goabiutor,
bann an Stelle feines 1631 bei Seipjig gefallenen
«ruber« 3lbolf 1634 als Sifd^of in duün in-
tl^onifirt, l^at nad^ gogeliuS bem il^m „anoer-
trautenSiStl^ume rü|mli^ Dorgeftanben, bie^oj^eit
unb ©ered^tigfeit beS' Stiftes uuDerrüdtt beibe«
l^alten, unb mit forgfomer gmfigfeit beij großen
SSerutrfoftungen bal^in bei ben DSnabrügg» unb
5Künfter^f(^en griebenSDerl^anblungen fid^ bemül^t,
ba^ bie| einige gDongelifd^e Stift im SRömifd^en
ateid^ im alten Staub erl^alten, unb nid^t, mie ben
9
259
Süge.
260
anbcm Söangclifd^cn ©tiftem toiberfal^rcn, einer
ober ber anbem ^rteQ ber ^ol^en ^duptern )u
SJ)M getoorben ift". SüBed blieb nämlid^ ein
eiftlid^er Staat, freilid^ in lutl^erifd^ ^änben;
ilbft baS ©omcapitel beftanb fort, »ar aber in
etreff ber ©onfefPon feiner SJcitglieber gemifd^t
(ogl. I. P. 0. art. 5, § 23 unb art. 13, § 1 sqq.),
1UÜ) nod^ im 3. 1677 merben latl^olif^e S)om*
Ferren ermal^nt (SRejer, ^ropaganba n, 179).
^and erlangte aud^ burd^ feinen bei a&en SSer»
lonblungen anmefenben ©efonbten, ba| ber St»
fd^of oon Sübed mit bem oon OSnabrüd auf ber
jmifd^en ben geijtlid^en unb meltlid^en ^ärften be>
finblid^en Ouerbonf feinen @i| erl^ielt unb feine
Stimme unter ben fünf fogen. altemirenbenfürft*
lid^en ^öufem fül^ren burfte. Sr toar ber erfie
Sifd^of, ber jid^ k)er]^etratete (1640), unb }loar mit
ber gürftin Sulia QfelicitaS, geb. ^rinjeffm }u
SBürtemberg-Sed; er ftarb nad^ 20iä]^riger 9le-
gierung 1655. ®emü^ bem iBergleid^e Dom 2[a]^re
1647, bejm. bafür, ba| bad ^auS ^oljlein bie
eigentttd^eSacuIarijation beS ^ürftentfumd Subed
auf ge^tten^ bef d^Io| baS S)omca))iteI, nad^ einanber
ed^S Sifd^öfe au§ biefem ^ufe }u koöl^Ien. S)er
ed^Ste brad^te ed bann bal^in, ba^ fein ©ol^n al§
Soabjutor ernannt mürbe. 9tl8 im 3. 1701 bei
einer neuen ßoabj[utormal^I bie S)anen, meldte ben
genannten ißergleid^ fd^on lange ^u befeitigen ftreb«
ten, ad^t £a))itularen auf il^re Seite betamen,
meldte beS jf önigS Sruber ffarl ermöl^Iten, fiegte
bod^ nad^ bem Xobe bed iBifd^ofS ber t)on ben
übrigen Sanonifem ermöl^Ite Sioabjiutor Sl^riftian
Suguft aus bem ^oufe ®ottort>, ber aud^ 1706
beftätigt mürbe. ^13 bann bad S)omca])iteI 1756
ben bönifd^en ^rin^en ^riebrid^ )um ßoabjutor
ermäl^It refignirte biefer 1773 )u ©unften beS
$eter ^riebrid^SSBiU^elmbonOIbenburg, meld^em
ber 9i.-S)ep.-^au))tfd^Iu^ 1803 ba3 Stift al§
meltlid^eS ijfürftentl^um jum Srfa| für bie bean-
tragte 9(uf|ebung be§ SlSfletl^er 3on8 erblid^ )u*
fprad^, fo ba| e§ ooKjlanbig föculariftrt mürbe.
So ging bie| einzige reid^Sunmittelbare 9i§*
tl^um augSburgifd^er Sonfeffton, bad feine @si-
jlenj, ja im SBefentUd^en aud^ bie l^ergebrad^te
Serf af[ung burd^ bie Stürme ber ref ormatorifd^en
Semegung beS 16. Sal^rl^unbertS unb felbjl nod^
burd^ bie bed 30iö]^rigen ffrieged l^inburd^ gerettet
unb im toeftfälif d^en grieben feierliche 9lnerfennung
gefunben ^at, mit bem Sleid^e ju ®runbe. (SSgL
auger ben bereits angefül^rten SBerfen nod^ : fjfr.
ßogeliuS, Utl^inifd^e ßl^ronila ober Stabtgebd^t-
m% in ftd^ l^altenb fur^e Senfmürbigfeiten ber
bifd^öfUdften SReflbengPabt Utin in ^olftein, mie
aud^ ber Sifd^öfe Don Sübed, continuirt t)on %\.
9RoIbe, Sübed 1713 [au8 SogeliuS' .Ut^inifd^eS
Sifd^ofSgeböd^tnil :c", ba§ nod^ als aßanufcript
in ber Sibliotl^ef ju Sutin bemal^rt mirb, l^at
Dr. ei^r. $autfd^ einige «bfd^nitte als ©timnapal-
})rogramm 1878 üeröflfentlid^t]; ®. §. 9Rarfe, 3)er
Stabt Sübed ftird^enl^iftorie, Hamburg 1824,
2 Sbe. ; (Srautoff, ©ie SSerlegung beS SBifd^ofS«
ft|eS oon ^Ibenburg nad^ Sübed [in beffen l^ifto»
rifc^en Sd^riften, Sübed 1836, 1, n. 3] ; 3. St. 9f.
Sd^Iegel, Jhrd^en« u. 9ief ormationSgef ^. t>. 92orb«
beutfd^Ianb, ^annooer 1828, 3 Sbe.: iopptxf
berg, in $er^' Srd^io f. beutfd^e ©efd^td^tSbmbe,
1847, IX, 384—395; (E. «. 2. ia^ptt^tä, a)ie
Sefel^rung 9lorbaIbingienS unb bie ®runbung bdl
SBagrifd^ 93iSt]^umS SIbenburg-Sübed, Sremen
1864; Codexdiplom.Lubeceii8i8,9btl^.I, Sübed
1843—1889, Sbtl^. H: Urhmbenbud^ beS SiS«
t^umS Sübed, Olbenburg 1856.) Dßel^er.]
<JLft0(, ber ®egenfa^ jur Xugenb ber äBo^r«
l^eit ober SBal^l^ftigleit, ift eine 9uSfage im
SBiberfprud^ mit ber eigenen Uebergeugung ober
SJleinung (enunciatio contra mentem) unb mit
ber ^ji^t, iemanben in 3rrtl^um }u filieren, ber
ein Siedet auf bie SBal^rl^eit fyit 1. SS ifl glrid^
gültig, ob bie 9uSf age burd^ eigentlid^e SBorte ober
burd^ S^ii^m, ®eberben ober ^anblungen ge«
f d^el^e, bal^er aud^ bie SSerfteQung (simulatio) }ur
Süge gu red^nen ijl. Ser ®egenjlanb (materia)
ber Süge ift alfo bie Unmal^rl^eit, aber nid^t bie
obiectiDe, fonbem bie fubjedioe Unmal^rl^eit, baS,
maS man für unmal^r l^ölt, f o bag man aud^ lügen
!ann, inbem man etmaS SBal^reS auSfagt, memt
man eS nämlid^ für falfd^ l^olt. S)agegen ift bie
blog irrtl^ümlid^e, alfo nid^t beabfi^tigte SuSfage
beS Unmal^ren nid^t Süge, benn gumSßefen biefer
(als forma) gel^ört iebenfaSS ber SBiUe ober bie
tibftd^t, Unmal^reS gu fagen. Ob aber bagu aud^
bie ^bftd^t gel^ört, gu töufd^en ober irre gu fül^ren,
baS ijl aSerbingS controoerS. S)er 1^1. 9uguftinu&
betrad^tet biefe ^fid^t gu taufd^en als ein mefent»
lid^eS 3Rer!maI ber Süge (De mendacio c. 4).
S)er 1^1. Sl^omaS bagegen l^ält ben begriff ber
Süge für abgefd^Ioffen mit ber falfd^en 9uSfage
als materia unb mit ber Sbftd^t, Untoal^red gu
fagen, als ber forma, ^er aud^ er begeid^net bie
^bfid^t, irre gu fül^ren, menn aud^ ni^t als gum
SBefen ber Süge, bod^ als ad perfectionem ipsiua
(2, 2, q. 110, a. 1 c.)/ alfo gum ooHen Segriffe
berf elben gel^orig. SS ift f omit nur eine 2)ifferen(
gmif d^n einem meitem unb engem Segriffe ber Süge
oorl^anben, meldte ))raftifd^ ni^t oonSebeutungfein
fanu; benn in ber SBirtlid^feit mirb man bod^ !aum
iemalS bie bemühte Unmal^rl^eit auSf))red^en ol^ne
bie ^bftd^t, menn aud^ oieDeid^t ol^ne bie SuSfid^t,.
gu töufd^en. S)er burd^ Snbicien übermiefene Ser»
bred^er g. 93., ber nod^ läugnet, um baburd^ etma
bie SobeSftrafe Don ftd^ abgumenben, menn aud^
nid^t feine Unfd^ulb gu bemeifen, ^at bod^ bie
^bftd^t, bie Uebergeugung Don feiner Sd^ulb ab»
gufd^möd^en ober gu erfd^üttem, inbem er baS^
lejte unb fröftigfte SemeiSmittel für fie gurfld-
l^ält. Süperbem mag bie ^ftd^t, Unmal^reS gu
fagen, ol^ne bie Sbft^t gu töufd^en, etma befleißen
in Sd^ergreben, oon benen fogleid^ erfannt merben
mug, ba| fte nid^t emf! gemeint finb ; aber fold^e
Sieben tonnen bod^ !aum im eigentlid^en Sinne
Sügen genannt merben. S)ie Slbftd^t, nid^t blo^
gu tauf d^en, fonbem aud^ überl^aupt Unmal^reS auS*
261
Säge.
262
fißtoqini, tfi os^ef^Ioffen Bei folc^en SReben, bie
IBKtr i^rem SBortloute nad^ ber SSBol^rl^eit im @inne
ta conactcn SBirflid^feit itid^t entfpred^en, aber
08^ gor md^t in biefem Sinne angegeben unb
oagnioiinnen tt)erbm ßnnen. Siefedgiltnament*
fif^ iKm bot SBerten ber 2)id^tfmt{l, bie auSge*
\$€oi^nuxmaim ouf Jene SSol^rl^eU gor feinen
iB^mul^ maifm, f onbem nur bie Srjeugung on-
cnid^iiier ^^ntoftebilber ober bie anfd^oulid^e
i)or$dbtii0 oA^einer SSkil^rl^eiten jid^ ^unt 3tele
kim. trit bie gobel bie ^orabel boS ÜRärd^n,
bie (biJESfiani, ber 9tontan, baS 2)rQma 2C. 9htr
ber Umnönbige fonn baS^ nmS f o er^äl^It tt)irb, fo
osfii^iiien, äsi wöxt ed mirflid^ gefd^el^en. 3loä^
maß gilt bie^ Don ben bilblic^en unb figürlid^en
Sd)eiiiortm unb SuSbrfiden, ttie ^^erbet Sro*
ne, Tktapf^ ic, btren feine gebilbete ©{)rad^e
eaibc^im fonn unb bereu mirflid^ gemeinter, Dom
bnl|fidbli(^ abloeid^enber Sinn einerfeitS burd^
ben Sprad^ebraud^, onbererfeitS burd^ ben 3u"
iommen^g unb bie begleitenben Umftanbe mit
tbani^enber Sid^l^eit beftimmt mirb ; unb nid^t
minber ton ben ^dflid^feitspl^rofen, bie il^ren ur-
ipiunglic^ unb mörtlid^en @inn fd^on löngft
ttdorcn ^ben unb burc^ ©itte unb Sraud^ nur
K^ in fd^r abgefd^möd^ter 93ebeutung gebraud^t
nb Dcrflanben uierben. ©old^e Slebetoeifen fann
Bon bo^ tiid^t im eigentlid^en @inne Süge neu*
«9» obiDo^I mebrere SSdter ftd^ eine fold^e Su§>
bc^mmg il^ted SegriffeS erlaubt l^aben unb ftd^
bomi |u bcbenflid^en ^uSfunftSmitteln gebröngt
Mien, um bie l^ige @d^rift unb f elbfi Sl^nftud
ben ^erm gegen ben iBormurf ber Süge in @d^u|
p B^en. Ser I^L SuguftinuS l^t ba§ SSerbienft,
bcB engem unb nxil^ren ^Begriff ber Säge in feinen
beiben Serfen De mendacio unb Contra men-
iaciam ad Consentium feftgefteHt ^u l^aben.
2. 9Ba§ ober mirflic^ unb im ooQen Sinne Säge
i|t baS ip oud^ @ünbe. 2)ie l^eilige Schrift fpn(|t
)Mi boitli^ cmS, f d^on im 9Iten Zeftamente. S)enn
«am andb bad od^te unter ben oom Sinai Der*
fiibetcneeboten: „2)ufoIlftnid^tfaIfd^e§3eugni|
aAfpnd^ gegen beinen 9lad^ften'' (Ss. 20, 16),
«f boS 3<vgni| im engem Simt belogen tt)erben
tank, fo tmrb e9 bod^ im 19. ffa))itel be§ SeDiti-
(li, boS als eine Srflarung iener jel^n ®ebote be«
tmd^ totAttt tarnt, m einem meitem Sinn ein*
9^1^^ : »3^^ foUt nid^t lägen, unb feiner foll
{mn 9tcUl^ betragen" (93. 11). S)arum l^ei^t
d OBd^ in $f. 5, 7 : „2)u l^ffeß oOe Uebeltl^öter,
Denddi^eft alle Sägner ; ber ÜRann beS 93Iute§ unb
bei ZrageS finb ein ®reuel bem ^errn." Spr.
6, 16 f. nnrb unter ben fed^ S)ingen, bie ber ^err
^, ,bie lügnerifd^ Sunge" genannt. 3m 93ud^e
krlBeiS^ ffdit eS (1, 11): „S)er trägerifd^e
Unb bringt in'S Serberben bie Seele" , unb 3ef u8
Gött4 ^ (7/ 14): »Säge bodb ja nid^t mit maS
mma f£br einer Suge; benn bie @e»ö]^nung baran
9 lU^ (S^." S)ad 92eue Seftament Derbammt
H« babnrd^ bie Suge, bog e§ bief elbe Dom Teufel
dicttet ben iSfynpS einen Sägner unb iBater ber
Säge nennt (3o]&. 8, 44); bann in befonberen
Su§f))räd^en, in benen Dor il^r gesamt mirb, ). 9.
(&}fy. 4, 25: ^Seget ab bie Säge unb rebet SBal^r»
l^cit ein Seglid^er mit feinem Slöd^ften, »eil »ir
©lieber Don einanber fmb" ; ®oI. 3, 9: ^Scläget
nid^t einanber!" 3ac. 3, 14: „$ra|let nid^t unb
läget nid^t gegen bie SBalirl^eit; oenn ba§ ift nid^t
bie SBei§]^eit, bie Don Oben fommt, fonbem eine
irbifd^e, t^iierifd^e, teuflifd^c." StnaniaS unb Sa»
pl^ira merben fär il^re Säge mit bem Sobe beftraft,
unb ber l^I. 3ol^anne3 Derfänbet in ber Offenb.
21, 8 aQen Sägnem, ba| „il^r Zl^eil fein tt)irb in
bem ^fw^Ie, ber mit Sfeuer unb Sd^toefcl brennt",
unb 22, 15, ba| „ieber, ber bie Säge liebt unb
äbt, brausen fein mirb bei ben SRörbem, Ungäd^«
tigen unb ©ö^nbienem".
8. 2)ie Sänbl^aftigfeit (malitia) ber
Säge l^at barin il^ren ^auptgrunb, bog fte 3Jli|-
braud^ ber S))rad^e ift, biefer eblen ®otte§gabe»
bie ben SRenfd^en Derlielien ift, bamit fte burd^
gegenfeitigeSnittl^eilung i|re3 innem SebenS, il^rer
©cbanfen, Sntfc^Iäffe unb ©efül^lc, eine groge
geiftige ®emcinf(|aft unb ©inl^cit bilben fotten,
tt)ie fie burd^ bie iBanbe be§ SluteS Dermöge ber
gemeinfamen ^bftammung eine leiblid^e Sinl^eit
unb ©emeinfd^aft auSmad^en. 3m SBiberfDrud^e
mit biefem gottgeiooDten S^cdte ber S^rad^e ge-
brandet fie ber Sägner, anftatt jur üKittl^eilung,
Dielmel^r )ur lBerI|änung unb ißorent^altung feiner
©ebanfen unb fe^t baburd^ einen SBiberf))rude nid^t
Wog gtoifd^enfidgiunbbem^RädefJcn, fonbem fogar
in fid^ felbft, inbem fein 3unere§ nid^t mel^r mit
feinem 9lcugcm, baS Sein nid^t mel^r mit bem
Sd^ein übereinftimmt ®aburd& trägt er aud^, fo
Diel an il^m ift, jur Vereitelung beS grogen SieleS
be§ ^eilanbeS bei, ba§ er au§f))ndet in ben SBorten:
ut omnes unum sint. S)arum gibt ber Slpojlel
als ©runb, marum mir bie Säge meiben foOen,
an: ^meil mir ©lieber Don einanber flnb". ®iefe
einl^eit ber SReufd^^eit betl^ättgt fid^ in il^rem
ganjen gcf eiligen Seben, baS ein 3ufömmenmirf en
unb ein SluStaufd^ ber mannigfaltigen Sliötigfeit
ber einjelnen SKeufd^en ift. ®er gefellige Ser-
fel^r berul^t aber mefentlic^ auf bem aOgemeinen
gegenfeitigen Vertrauen, unb biefeS l^inmieberum
auf ber SBal^rfieit ; benn menn Sug unb Srug be-
rechtigt finb, merbcn fid^ burd^ allgemeines 9Kig»
trauen Jenem Sufammentoirfen auf jebem Sd^rittc
^inbemiffe in ben SBeg legen, — mie eS infolge
ber Don Anfang an in ber aRenfd^l^eit l^errfd^en-
ben Säge leiber in meitem Umfang mirflid^ ber
gfaH ift. 3ebe Säge bered^Hgt unb Dermefirt jencS
allgemeine SWigtraucn, mcnn aud^ in einem im ein-
zelnen QfaDe faum merfbaren SKage, unb trägt ba-
mit einen Sl^eil ber Sd^ulb an ber Sel^inberung
unb Vereitelung ber grogen ©äter unb Smedte bcS
gefefligen Scrfcl^S ber aRcufd^l^eit. — ®in fer«
nerer ©runb ber Sänbl^aftigfeit ber Säge ift, ba|
ber SKeufd^ nad^ bem gbcnbilbe ©otteS gefd^affcn
ift, unb bog ber ganje 3nbcgriff feiner pttlid^en
9(uf gäbe barin befielet, bicf e§ burd^ bie Sänbe Der«
9*
268
Süge.
264
bunfcitc unb cntftcHtc 66cnbilb in Jid^ loicbcrl^cr»
juPeflcn unb ^u öeröoDfommnen. ®o\t aber ift bic
aSal^rl^eit ; burd^ iebe fiüge iDerben mir bolier ® ott
unöl^nlid^ unb biclmel^r beut Seufcl öl^nli^ ber
ein Sügner unb in beut feine SOBol^rl^eit i[t (3ol&.
8, U ff.). — enblid^ ift an pd^ betrad^tet bie
SBal^rl^eit immer ein ®ut, f olglid^ if|r ©egentl^eil,
ber Srrtl^um, immer ein Uebel. ®er Sügner raubt
ba^er bem IRäd^ften ein ®ut, toorauf er 9lnf))rud^
l^at, unb fügt ü^m bafür ein Uebel ^u, berieft alfo
bie 9JQ#enIiebe. 9lDerbing8 mag im einzelnen
t^aSe bie äBal^rl^eit bei bem l^öd^fi berfd^iebenen
ffiertl^e, ben fte nad^ i^ren mannigfaltigen ®egen»
ftönben unb ben entgegengefe^ten SBirfungen auf
baS ®emüt^ ^ai, nid^t al§ ®ut gefd^ö^t, ber 2[n*
tl^um nid^t at§ Uebel empfunben -merben, aber ba§
önbert bod^ il^re 92atur nid^t; unb menn ber 9J{enfd^
aud^ feinSRe^t auf iebe Sit^eluxil^rl^eit l^at fol^at
er bod^ ba§ Sted^t bon ber Süge berfd^ont ^u wer-
ben, bie \a nid^t blo^ bie 3legation, fonbem baS
contröre ©egentl^eil ber SBal^rl^eit ift. SBenn übri«
genS ber Setogene bie Süge aud^ nid^t al§ eine
äJerlefeung ber 9?äd^ftenliebe empfinbet, »eil er
baS i$m sugefügte Uebet nid^t al§ fold^ed, fonbem
üielleid^t fogar atö ein ®ut fd^äjt, fo fann er fie
bod^ im immer mbglid^en SfaÖe ber ßntbed(ung al9
eine iBerle^ung ber il^m f d^ulbigen Sld^tung f d^mer^«
lid^ em))pnben ; benn in SBirflid^f eit l^t bie Süge
immer eine gemiffe ®enngfd^ö|ung i^re§ Opfers
5ur !93orau§fe^ung, inbem man i|m ba§ SSermögen,
ben Strtl^um bon ber SDBa^rl^eit ju unterfd&eiben,
entmeber gar nid^t ober bod^ nur in befd^ränftem
9Ra|e zutraut.
4. SBenn inbefe alle toirflid^e Süge ©ünbe ifl,
fo ift barum bod^ nid^t iebe Süge Zobfünbe, fon-
bem im tägtid^en Seben l^at Dielmel^r bie lä^Iid^e
©ünbe ber Süge ein toeiteS ©ebiet. SHeSdft teere
ber Sünbl^aftigfeit ber Süge beftimmt ftd^ nad^ bm
allgemeinen SRerfmalen ber fd^teerenunb ber leichten
@ünbe^ unb bal^er junöd^ft nad^ bem ®egenfianbe,
alfo nad^ bem objectibm unb fubiectiöen SBertl^e
ber SBal^rl^eit toel^e berläugnet unb bem SJüd^ften
üormtl^alten toirb. ©al^er ift j. S. bie 95erläugnung
einer SBal^rl^eit, bie ^um emigen^eile notl^teenbig
ift, immer eine fd^mere ©ünbe. 9lnbererfeitS be-
nimmt ftd^ bie ©d^toere ber ©ünbe nad^ ber 9lbftd^t
unb bem gtoed ber Süge. 3n biefer Se^iel^ung
unterfd^eibet man bie ©d^er^Iüge (mendacium
jocosum), bie 3loiS)* unb Sienftlüge (mendacium
officiosum), unb bie ©d^abenlüge (mendacium
damnosum s. pemiciosum). SBenn man nun im
^lügemeinen fagt, bafe bie ©d^erj- unb bie Sbtl^Iüge
nur löpd^e ©ünbe feien, f o gefd^icl^t baS unter ber
SorauSfeJung, ba^ bie SBal^rl^citen, bie barin ber»
läugnet werben, bon geringem SBertl^e, alfo ma-
teria levis feim. 5lber eS gibt Qfatte, bei benen
bie fubjcctiben SRomente ber Sobf ünbe fd^tter in'S
®ett)id^t fallen. @§ gibt }. 9. fel^r boSl^afte ©d^er^-
lügen unb für ben gfaS ber 92ot]^ lange t)orau§
erf onnene unb überbad^te 9?ot]^lügen ; aud^ fönnen
äu|ere Umftänbe, j. 95. leidet üorauS^ufel^enbeS
3lergemi^, bie Süge erfd^meren. Slber aUerbingS
toxxb in fold^en SfäQen bie Süge aud^ fd^on me|r
ober weniger in bie ©d^abmlüge übergelim ober
aud^ burd^ il^re ^Ibftd^t an bem (S^arafter einer
anbem fd^merm ©ünbe tl^eilnel^men.
5. 3)ie ©d^erjlüge ift bie Süge, meldte nur
jum S^ede ber ©rl^eitemng erfonnen unb ouS-
gefprod^en wirb. S)ie lBorau§fe|ung, unter weld^er
fte al§ leidste ©ünbe ^u ittta^ittt ift, ift, bag bie
Unwal^rl^eit ber ^u§fage leidet unb balb erfannt
werben fann, unb ba| fte auSfd^lieglid^ bie Sr>
l^eitemng ber Sul^^ter jum 3^^^^ W- ©^^ ^u|
bal^er inSbefonbere iebe lieblofe^ftd^t auSf daliegen,
alfo für niemanben fränfenb, fonbem ganj l^armlod
fein. 9lm fd^werften wirb bie ©d^erjlüge bie Sob»
fünbe bermeiben^ wenn fte fid^ auf ba§ ®ebiet beS
^eiligen wagt, wo fte leidet ben Sl^arafter ber
^eligion§f{)5tterei unb felbft ber 9la§p]^emie an«
nimmt. Smmer aber ift bie Süge, aud^ wenn fie
blo| rafd^ öorübergel^enbe Srreleitung ift, als
Snittel 5ur 93eluftigung mit bem gebül^renben @mft
be§ Kl^riflen unb feiner fd^ulbigen SSerel^mng bor
ber äBal^rl^eit unberetnbar.
6. S)ie 92 ot)^ lüge ift bie Süge ^um 3^^^/
einen ©d^abm ab^uwenben entweber bon ber eige>
neu $erf on (mendacium necessitate extortum)
ober oon einem 9lnbem (mendacium officiosum).
^u(^ bie 92ot]^lüge ift ©ünbe, wenn fte oud^ an
ftd^ ober nad^ Umftönben nur leidste ©ünbe fein
fann. 3^^^ f^ahtn fd^on mel^rere SSöter bie Süge
5U einem gutm 3toede bon ©d^ulb freigefproc^en:
fo Siemens oon ^llcjanbrien (Stromata 7, 9),
DrigencS (Strom. 6 , de la ßue I, 39) , Kl^r?«
foftomuS (De sacerdotio 1 , 8 sq. , Hom. 32
et 53 in Genesim), SactantiuS (Instit. 6, 10),
^ieron^muS (Gomment. in ep. ad Galatas
2, 11. 12, VaUarsiVn, 406, unb Epistola
67 ad Augustinum, Yallarsi I, 402 sq.), Saf«
fianuS (CoUat. 17, 17 sq.). Sud^ neuere, na«
mentlid^ })roteftantifd^e £^eologen l^aben in ber
9lot]^lüge nid^t nur überl^aupt nid^tS ©ünbl^afteS,
fonbem aud^ nid^t einmal baS 9Bef en ber Süge ge«
funben, inbem fte eigens su bief em 3tt'edte bie Sieb»
loftgfeit als wefentlid^eS 9J{erfmal in ben Segriff
ber Süge aufnel^mm: fo Siotl^e (Kl^riftlid^e gtl^if,
8. 2;]^., ©. 548). 2)em gegenüber l^at fd^on ber
1^1. SuguftinuS ben fünbl^aften Sl^arafter aud^ ber
SJotl^lüge in feinen beiben Süd^em über bie Süge
bertl^eibigt. ©o fprid^t er aud^ in ber Enarratio
in Ps. 5, 7 : Duo stmt omnino genera men-
daciortmi, in quibus non magna culpa est,
sed tamen non simt sine culpa, cum aut jo-
camur, aut ut prosimus mentimur. SDaS,
was bie Süge wefentlid^ jur ©ünbe mad^t, ber
SRi^braud^ ber @))rad^e gegen il^ren bon ®ott
georbneten S^td, finbct fid^ aud^ in ber 9?ot]^»
unb ®ienftlüge. S)ie ber Süge innewol^nenbe Sieb-
lofigfeit bilbet allerbingS aud^ einen ®mnb il^rer
©ünbl^aftigfeit, aber Weber ben einzigen nod^ ben
lauptgmnb, fo ba| fie, wenn fte im einjelnen
^aöe bie Siebe nid^t berle^te, fonbem fogar auS
265 Sütolf. 266
i(r ^otjuge^en fd^ienc, aufhörte, ©ünbe ju fein, öcrmögc bc8 aUöcmcincn ©prad^gcbraud^cS mcl^r«
Bonom ex integra causa, malum ex omni beutig fein (amphibologia), ober begleitenbe Um«
defeetn. SBia§ einmal gegen bie öon (Sott gefegte ftänbe unb SSerl^ältnif je muffen erfennen loffen,
Odmung tfl, tft oud^ gegen bie Siebe gu (Sott unb bog fie in einem anbem al§ bem gunäc^ft lie«
tonn bo^ tmmöglid^ ber 9lQd^ftenIie6e )um ÜRittel getä)en @inne gebraud^t metben, mie »enn g. S.
binim ; mt nmiben f onfl bem un^eilDoHen Srrt^um ber 93ebiente einen !Bef ud^ abtoei§t mit ben SBorten :
0crfanen,ba|ber3tx>edbie9RitteI]^eiIige. Sud^Don „S)er ^err ift nid^t }u ^aufe/' Sßo bagegen bie
ber 9b)t^^[ttg^ gilt halber bie 9RQ]^nungbe§S))o[teId: SBorte bie tt)irnid^e SOteinung be§ SRebenben gar
,6oOentmx95feSt]^un, ba|®utedbarau§]^ert)or' nid^t erfennen laffen, meil fte biefelbe nid^t bIo|
gtl" (9töm. 3, 8) unb inSbefonbere bad SBort in unDoEfommener unb baburd^ mi|t)erftänbli(^er
bS (13, 7) : ySebarf @ott ttma eurer Süge, SBeife, fonbem gar nid^t ober Dielmel^r i^r ®egen>
Uli Qjit ffix il^n Srug rebet?" Sarum mu| ber tl^eil begeid^nen, ba ift bie restrictio (in btefem
Cffiiß bie 3iU)erft(^t l^aben, ba^ bie Säge nie ben t^faUe pure mentalis genannt)^ ol^ne Sßeitere§ als
9tn|m boben fonn, ben fte titoa Derfpred^en mag, 92ot]^Iüge gu beurtl^eilen. Slber auc^ iene äleftric«
nd) ba| bagegen ®ott Den @d^aben, ben man tion, bie gmar SBal^reS auSfagt aber in abftd^tlid^
oon bei SBo^^ befurd^tet, }um 9lu^en menben mi^Derftönblid^en ^uSbrüdfen, ifl unerlaubt gegen-
mrb. 2)ie^ gilt befonber§ t)on ber Zenbenslüge, über Don benen, meldte ein SRed^t l^aben nid^t bIo|
mit ber man etUKi glauben tonnte, bie gute @a$e auf SSBal^rl^eit, fonbem auf bie DoKe äBa^rl^ett,
fD fMbent unb bem SBol^Ie bed Staates ober gar mie 5. 93. ber SUd^ter unb bie Obrigfeit überlauft.
kr Shxd^, beS Sleid^d ber enrigen SSal^rl^eit, }u Stnmer aber ift aud^ fie ein bebenflid^eS SRittet,
biaien. Sba% ober ia^ SRotio ber 9löd^ftenliebe, um ein ©el^eimni^ ^u bemal^ren, meil bie ©renj-
aenn e9 au(| bie @d^ulb ber Süge nid^t aufl^eben linie jtoifc^en bem Erlaubten unb Unerlaubten
toBB, fie bo^ Derringert unb pr leidsten @änbe fo fd^toer mit ber notbtoenbigen ^eftimmt^eit }u
wadfi, haS f ogt jiebem bad natörlid^e (Sefül^l S)iefe§ }ie]^en ift.
iß es aud^ ol^ine 3^<ifcl ^^^ i^te )n:oteftantifd^en 8. SaS meitefte ®ebiet l^at bie fd^teere @änbe
Zl^Iagen bei t|^ Sunidmeifung beS Unter* in ber @d^abenlüge, b.l^. in ienerSüge, loel«
f^iebeS ber lö^Iid^en unb ber Sobfünbe nbtl^igt, d^er bie Sbftd^t 5U ©runbe liegt ben 9löd^ften an
bie ^t^ unb SHenfUuge Don aOer Sd^ulb frei)U- Seib unb Seben, cm, ben 5eitli(|en (Sütem, an ber
firml^ S^re, ober fogar am emigen ^eile ju fd^iöbigen.
7. iQoxt an boS (Bebtet ber 92ot]^lüge grenzt 3l^re @d^mere bemi^t fid^ gunö^ft nad^ Der @rö^e
boinnereSorbel^alt, restrictio mentalis beS @d^abenS, ben fie anrid^ten f oQ, aber aud^ nad^
0. b. 9rtX ia er fd^meift fd^on }um großen Sl^eile bem Sßa^e ber SoSl^eit uttb Sieblofigf eit, meldte
ober i^ @rense hinüber. Sr befielet in einem un* ber 9bftd(|t }U fd^aben ju (Srunbe liegt. Sßenn
DoOfommenen SuSbrudC ber loirflid^en SReinung man alfo fagt nur bie @d^benlüge fei (an ftd(|)
(mens) be§3tebenben,foba| über biefelbe ein 3toei* fd^mere @ünbe, fo miQ baS iebenfaUS nid^t fagen,
fd mib bamit aud^ bie Wdglid^feit ber irrigen Sluf* ji^be @d^abenläge fei fd^mere @ütibe; benn eS gibt
fBJfonggdoffenifL 3)iefe8gefd^ie]^tbefonberS, inbem aud^ in il^rem (Sebiete leidste @ünben, menn nöm-
nm eine nö^Se^mmung unb engere Sdd^rön* lid^ ber angerid^tete @d^aben nid^t gro| ift ober
hng ber 9üidf age in (Sebanfen mad^t o^ne fte auS« aud^ ol^ne f d^ulbbare IRad^läf ftgleit nid^t in feinem
MäivS^ im SBorte auSguflnred^en. S)er 3toed( ifi, gangen Umfange Dorl^ergefel^en merben fonnte.
bem ^rogenben eine Slhi^rl^eit Dorguentl^alten, mo 9. 9luS ber l^&ufigen (£in}ellüge entmidfelt ftd^
btfS ndd^pe 9RitteI ba)n, baS @ttllf d^meigen, nid^t baS Safter ber S ü g e n 1^ a f t i g ! e i t, baS in einer
{Blfiflig i|^ S)iefer 3tt>ed( bmn im etngelnen ^alle §ertig!eit unb @eneigt]^eit )u lügen befielt. 92a(^
erknbt fein; benn, mie ber 1^1. SuguftinuS fagt unb nad^ ffil^rt biefeS Safter nid^t blo| eine oöUige
aliud eei mentiri, aliud verum occultare, si- (Sleid^gültigfeit gegen Sßa^rl^eit unb Säge, fon-
foidem aliud est fialsiun dicere, aHud verum bem aud^ eine mirflid^e Siebe )ur Süge l^erbei.
tacere (in Ps. 5). ^^n niemanb l^at ein SRed^t SBie t)iele SRenfd^en gibt eS, bie il^re gfreube baran
auf jebe omcrete SBa^l^eit, fo ha^ iebermann Der* ^aben, il^re 9{ebenmenf d^en }um Seften p Italien,
f^Mfitt toöxt, i^ (dled }U fagen, ukiS er miffen unb jebe gelungene Süge loie einen Sriumpl^ be-
mbdjkL 2)amit ober jener ißorbel^alt aud^ ein er« jubeln ! 3a, bie Sügenl^aftigteit f ann ftd^ }u einer
bmbtcS aRittel ju biefem 3mede fei, ift eS notl^- Srt Sefeff en^eit t)om (Seifte ber Süge auSgeftalten,
wcabiq, ba| bem ^ragenben neben ber 9R5glid^!eit bie ben Urfprung ber Süge t)om $ater ber Süge
bcS 3rrt^mS über bie SReinung beS Slebenben benütl^ unb bemeist. ^IS du Seifpiel biefer ge«
aml^ bie SRdgli^Ieit ber rid^ttgen 2)eutung ge* n)ifferma|en naturgemö^en Sntmidflung ber Süge
gdba fd, fo la% ibm bie SBal^l gelaffen ifl }tot« fönnte ein nur aU^u berül^mter ed^riftftener beS
J4ra 3rrt]^um unb SBabrl^t, unb ba| ber 3rr« borigen Sal^rl^unbertS gelten. [SBein^art.]
Hjan, memt er JRd^ für biefen entfd^ibet, ibm felbft <^otf, 9I098, einer ber bebeutenbften fatl^o«
oiBfd^reiben ift, viril jene unboOfommene 9lu8« lifd^en Sd^mei^er Zl^eologen auS neuerer Srit,
Vm^e ber SBo^rl^ nur ber ^nla^, nid^t bie mürbe geboren 23. 3uli 1824 ^uSettnau, Pfarrei
»affine 9Än:urfad^g f eined Srrtl^umS ift. 3)arum SttiSmQl im jf anton Supern. SDa bie öu|ere 9latur
m^fm bie gebraud^en Sudbrüdfe entmeber f d^on jebem !Dtenf d^en eine gemiffe Uxpttlxi^ unb geiftige
267
Sütolf.
268
\
Signatur üuf})rägt, unb in ber ®cgcnb, too 2ü»
tolfg Siege ftonb, baS poetifd^-romontif (^e ^Ipen»
lanb ^d^ gerabe in bie reid^ gesegneten SÜ^öIer ber
SKittelf (^»eij, abfenft, fo ift eS nic^t jum SJerioun»
bem, menn in bem f))atem geiftigen Seben unb
©d^offen SutoIfS neben Derjlönbiger Slud^teml^eit
unb fd^arfjtnnigem Qforfdöergeift aud^ eine eigen«
tpmlid^e SSorliebe jur aRpjHf unb ein regeS bid^»
terif d^eS Streben l^eröortreten. ©eine ßltem toaren
einfädle Sanbleute öon tiefer, aufrid^tiger 9ieli«
giofitöt, emP in ben emften Sogen be§ SebenS,
aber aud^ gemfitl^reid^ unb frol^ 5U guter @tunbe.
SBie tief fte bem Jhtaben SlIoQd ben ®eift ber
gfrömmigfeit ein^uprögen mußten, )etgt ber eine
IBorfaa, ha^, als berfelbe im älloQfmd-Sud^Iein
t)on ben [trengen Su^übungen be§ ^eiligen Ia§,
er fogleid^ bie foeben erl^altenen Sederfad^en bei
@eite legte, um bad Seif^iel bed l^eiligen 3ung-
Ung§ nad^^ual^men. (Sleid^^eitig ))ftan}te fid^ il^m
im Umgang mit ben SItem, bie er ftet§ mit mäl^e«
t)oOer älnftrengung belaben fal^, ber ®eift ber
Arbeit ein. @d^on in ben iBoRSf d^ulen feiner ^ei*
mat ^eid^nete ftd^ Sütolf fo fel^r au9, ba^ feine
geiftlid^en Seiter, Pfarrer @d^iffmann Don SItiS«
|ofen unb beffen ^farrl^elfer @taffelbad^, bie €!>
tem t)eranla|ten, il^ren @o^n SI09S fhtbiren p
laffen. Sütolf mad^te l^ierauf öon 1838—1841
feine ® Qmnafialftubien am neu gegrünbeten (2(efui>
ten») Kollegium in Sd^toQS' ^^ unter Slnberen ber
berül^mte ftomilet P. ©d^leiniger fein Seigrer »ar,
unb DoQenoete fie in Sujem. Stm SQceum bafelbjl
trat er )uer|} mit 3. Sutt^d^ Stopp, bem berül^mten
SItmeifter ber fritifd^en ®efd^i(^t§forfd^ung, in
nöl^ere SSegiel^ung. 2)er @runbfa^, ber Sütolf
f d^on tt)&]^renb biefer @tubien unb f^ter im Seben
auf bie geifhge ^dl^e unb )u feinem literarifd^
SRul^me brad^te, mar: nid^td mal^rl^aft SBiffenS«
mürbigeS )u Demad^Iöffigen unb feiner bebeutenben
erfd^einung in äSBiffentd^aft, ftunft unb Siteratur
fid^ }u berfd^Iie^en. Unb bod^ fielen gerabe feine
S^cealffaibtenineineDoIitifd^l^odgerregteS^it. ^er«
faffungSreöifton, 3efuitenberufung, tSfretfd^aaren«
)üge unb bie Srmorbung bed fatl^olifd^en SSoIlS*
mannet unb Statl^l^erm Seu folgten fid^ fosufagen
©d^Iag auf ©d^Iag, fo ba| aud^ bie filteren @tu»
birenben unmillfürlid^ in bie iBemegung l^nein*
geriffen mürben. Sütolf fd^Io^ fid^ mit feinen ®e*
ftnnung§genoffen bem neugegrünbeten fatl^olifd^en
fd^meijerifdöen ©tubentenberein an unb begann mit
Siebe unb SSegeifterung unter ben 3efuiten 9iol^,
©amberger u. 91. ba8 ©tubium ber Sl^eologie.
ffiaS ©tubienjal^r 1846—1847 mürbe aber an-
geftd^tS bed brol^enben JhiegeS ein äugerft un«
rul^igeS. Sütolf pellte pd^ im gfebruar 1847 mit
einer grdgem 9n jol^I ©tid)irenber )um 3tf edCe be>
liebiger 3)ienpleiftung jur Verfügung, fundionirte
im ^erbjl beSfelben Sal^reS al§ (Sel^eimfecretar beS
©d^ultl^ei^en ©iegmart SDlüIIer unb nad^l^er in
gleid^er gigenfc^aft unter Oberft SRüHer bei bem
jlegreid^en 3ug ber ©onberbunb§tnH)})en in bie
Seoenttna. ängefid^tS ber üerönberten Sage unb
Sftid^tung in Sujem bejog Sütolf im ^erbfte 1847
bie UniDerptät ^reiburg im $rei§gau; ^ier Der«
blieb er jmei 3al^re, möl^renb meldten er nid^t
nur in ber Sil^eologie p^ aQfeitig auSbilbete^
fonbem aud^ gefd^id^tlid^e unb felbp naturmiffen*
fd^aplid^e t$fa^er betrieb. Mein 93aben mar ba«
mal8 fd^on t)on ber 9tet)olution burd^mül^lt ; im
3uni 1849 brad^ pe l^epiger au3, fo ba^ bie doU
legten gef d^lo^en mürben unb Sütolf mit ben an-
beren ©d^mei^em in bie ^eimat jurüdhreidte. 3n
^reiburg l^atte er befonberd bie greunbfd^ft unb
ba§ ißertrauen t)on Sllban ©tolj gemonnen, unb
ba aud^ nad^ Tliebermerfung bed Slufftanbed bie
Sage eine red^t trübe unb troftlofe blieb, faxten
©tol^, ^irfd^er unb anbere $rofefforen ber Uni-
t>erptötben®ebanlen, in ber ©d^mei^ ein proDifori«
f d^ed SoHeg )u eröffnen. Sütolf f oKte ber SSermittler
ber be^ügli^Unterl^anblungen fein; allein bei ber
balb eintretenben günftigen SBenbung ber 2)inge
in SBaben unterblieb bie Sludfül^rung beS SBerfei.
3m ^erbpe 1849 begab pd^ Sütolf }ur ißertiefung
feiner ®efd^id^t§ffatbien nad^ 9Rün^en, bad bamal§
burd^ eine S(^f)l ber bebeutenbpen latl^olifd^en ®e«
leierten pd^ Slul^m öerfd^afft l^atte, trat bann im
^erbpe 1850 in'S ©eminar ju ©ototl^um unb
erl^ielt am ©te))]^an§tage bie l^eilige ^riepermeil^.
@r })aftorirte eine3eitlang in StltiSl^ofen unb nal^m
bann im ^erbp 1852 einen (mieberl^olt) an ^n
ergangenen Stuf al§ Seigrer ber ©efd^id^te an ber
fati^olifd^en ffantondfd^ule ©t. ©allen an. 9Bä^-
renb ber 3eit feiner Se|rt]^ätig!eit benu Jte er unter
ber Seitung iBifd^of ®reit^d peinig bie litera-
rifd^en ©d^ö|e ber bortigen ©tiftsbibliotl^e! unb
legte baburd^ ben ®runb gu feinen Sforfd^ungen
über bie üttefte JMrd^engefd^id^te ber ^meig,
bereu reife tJfrüd^te fpäter in feinen „®lai^en§«
boten'' AU Sage traten. S)ie 9ufbebung ber fat^o«
lifd^en frantonSfd^ule mad^te 1856 ber SBirffam»
feit SütolfS in @t. ®allen ein Snbe. 3n bemfelben
£»erbpe nod^ afö ©enti{)f arrer nad^ Supern berufen,
^nb er ^ier eine SBirffamfeit, bie i^m nod^ giem*
lid^ freie 3rit liefe, bie reid^l^altigen Sibliotl^efen
unb Slrd^iDe gu benu^en unb ben |ifbrifd^en ©tu-
bien obzuliegen. 2)ie engen |)erfMid^en Segiel^un«
gen 5U 3. @ut. Stopp f örberten il^n ungemein im
©ebiete ber fritifd^en gorfd^ung. 3tt)ar pnb bie
erPen bebeutenberen Slrbeiten biefer ^eriobe nod^
unter bem öorl^errf d^enben 6inpu6 feiner ®ügler«
unb ®öneS»©tubien entftanben unb meip cultur-
gefd^id^tlid^er 9latur ; fo feine „©agen, ®cbräud^e
unb Segenben au§ ben fünf Orten (ber Urfd^meis)",
oon benen Sütolf im 3. 1861 ein erftcS §ep Ver-
ausgab, ba§ pd^ bi§ 1865 ^u bem [tattlid^en Sanb
Don 600 ©eiten ermeiterte unb bie Slnerfennung
ber bebeutenbften ®ermanipen erntete. 3faP gleid^-
jeitig erfd^ien fein ^Scben unb SefenntniRe beS
3. S. ©d^iffmann", ba§ nid^t nur als S)enfmal
})ietätSDotter ©anfbarfeit gegen feinen geiftlid^en
Sater, fonbem audft al§ öufeerft mertl^Doller Seitrag
jur K^araftenpif 3. 3K. ©ailerS unb feiner ©d{|ule
in ber ©d^meij erfd^eint. 3u ben „©d^mei^erblät»
269
Süttid^.
270
tn' tnttenial^m Sutolf ^Streipge in'8 Dord^rift-
\^A er aber JSAt Seprof en unb il^re Verpflegung
m mgemeinen unb bie Sonberfted^öufer in
ia^an im Sefonbem" (»b. XVI), „SujemS
e^Io^knliebecbi^ter im 15. Sa^t^unbert, be-
jcnberigHmg ^albfitter unb ba§ @empad(|erlieb''
(9b. X Yiu) ; ferner aber „Sonn unb »q^, oud
bcB 8Acnbe8 &lfül\ffd%tn $. Don ©unbolbingen"
(15b. "Xyil); ^3ur (Sefd^id^te ber SermögenS-
SiPfinbe irnftonton Sugem im 14. unb 15. 3al^r*
Innberr (9b. XIX); „€an!tftämmemi^unb bie
ABBOicniiffe bered^ttjetaer" (9b. XIX u. XXIV);
oor bomben qI8 eifriger ÜRitarbeiter am 1862 be«
gonncaen f^^toeigerifd^en „Sbiotifon'' tl^ätig unb
OBf bcm (Scbiete ber ^bliciftil al8 ÜRitrebactor
(Mcn $rofeffor @tt))^iger) an bem 1863 neu*
gigrüabeten ^i^ird^enbIatt ber fatl^ol. Sd^mei}".
— 3« ^crbfl 1864 umrbe SütoIf Don 9ifd^of
iadfcd jnm 6ubregen8 bed ^rieflerfeminard ge«
wSVt, an eine @teUe, bie il^m gat^ }ugefagt l^ätte,
warn er ni^ bur^ )u tnele 9orIe{ungen Don feinen
fiAgettHnmenen Stubien abgezogen morben mdre,
nd) »cnn niil^t fd^on bamald bie rabicalen 2)id-
ccfanfantone i^ Angriffe auf baS Seminar be«
anmen ^fitten. S)a parb 25. Odober 1866 th
fti)em ber Qkfd^d^tdforfd^er 3. Sut. ffoD)), ol^ne
ba| er fein epod^emad^enbed 9Ber(, bie „@efd^i^te
ber eibgmBffifd^ Sünbe", l^atte DoKenben fönnen.
3nm »fd^üil bedfelben fehlten nod^ ba§ 5. unb bad
12. 9it4. Stopp aber l^tte Sütolfd geifhge Stxa%
\nm fetneunbfd^orfftnnige t$forfd^ung§met$obe fen*
len gdemt unb i^m bol^er jlerbetä» feine l^iftorif d^en
9bnntfcn)ite äbermad^t. Slnbererfeitö beftimmte
Bon ati4 t). WMi, bem burd^ bie SBebefinb'fd^
Stiftung bie 6orge für gfottfül^rung bed monu-
aentolen 9BerM oblag, $rofeffor 9uffon für bie
Scorbeilung beS 5., SütoIf aber für bie beS
12. 9füiäft&, in oeld^ Unterem „Sie Sage bed
Seid^ unter Submig (bem 9a9er) bis gum ^e«
bm Oeßerreid^ mit Sugem unb ben brei 3Bafi)«
{ftättm (1330—1886)'' bel^elt merben foQte.
^ictffir fanb ftd^ »ob! reid^b^^tigeS 9Rateria(, aber
n^ gfcrttgeS in bem 9{od(|Iaffe ffop))d. 2)ennod^
■o^tc fid^ Sütoff dsbalb an bie Arbeit, inbem er
bk 9onenbung bed SBerfed afö eine feinem Der-
ebrten SReifier jn leiflenbe Sl^renfd^ulb betrad^tete.
dlei^jettig feMe er in feinem 3Ber!e „3of. Sut.
fhpp ofö $rof eff or, 2Hd^ter, Staatsmann unb ^i*
toriler' (Sng. 1 868) feinem Deremigten ^reunb unb
Keiflcr ein cbiffifd^ S^nbenfmal. Slm 31. 3u(i
1868 umrbe SütoIf gum ^rofeffor ber JKrd^en«
grfi^d^te für bie tl^Iogifd^ Se^anfialt Sugem ge«
^aS^, unb f 0 marb il^m nic^t nur eine feinem reichen
Siffen angemeffene Stellung }u %f^, f onbem er
OTKbe and^ bun^ bie balb nad^l^er erf olgenbe SBal^I
anu CanonicttS am Stifte St Seobegar in bie
Sogt tietfe|t, feine 9Rit|e ungel^inbert bem begon«
Ser^n »ibmen unb feinen l^od^betagten
ein W(t)l ber »ol^lDerbienten SRul^e gu ge«
(Bleic^font }nr Ked^tfertigung feines 9e«
ruf es als af abemif djer Seigrer Deröffentlid^te er nun
Sunöd^fl feine „6(IaubenSboten ber Sd^meij Dor
Sanct ©afluS'' (1870, Sujem, bei ®ebr. »aber),
eine 9Ilonogra))bie Don bleibenbem SBertl^ über
bie ältefle JKrc^engefd^id^te ber Sd^meia. 9on ba
an arbeitete SütoIf an ber ^ortfe^ung beS ff o))t>'«
fd^en ©efddid^tSmerfeSunbgmar mit fold^er Energie,
bafe er 1875 mit ber 3leinfd&rift beginnen fonnte.
Sieben biefen großen 3lrbeiten fertigte er nod^
gal^Ireid^e gebiegene «rtifel in l^ijtorifd^e 3eit«
fd^riften, in bie SReal-gnc^Üopöbie ber d^rijl«
lid^en Slltertl^ümer Don ffrauS, in baS ffirdben-
lejifon (2. Auflage) u. f. tt). 3n ben Ie|ten Sauren
fül^Ite er fid^ immer mdd^tiger mieber }u ben Stu«
Dien l^ingejogen, Don benen er, bem 3uge feines
f|Iöubig«frommen unbmQftifd^«))oeti|d^n ®emüt^
olgenb, einfl ausgegangen mar: jum Stubium
ber anpftifer beS üRittelalterS. 2)ie tRefuItate fei«
ner begüglidben arbeiten : „S)er ®otteSfreunb im
Dberlanb", „Ueber ben ^roje| unb bie Untertoer«
fung SReifter SdC^arbtS'' unb ,,9efud^ eines (Sarbi«
naIS beim ©otteSfreunb imOberlanb", jinb jmar
burd^ bie neueren Unterfud^ungen Senifie'S mel^r«
f ad^ in §rage gefteUt morben ; SütoIf bleibt ober
baS 9erbienft, gerabe ben 9nfto|)u biefen neueren
^orfd^unaen gegeben }u l^aben. SRitte SRör} 1879
erfranfte SütoIf l^eftig unb ftarb barauf am 8. Spril
beSfelben ^al^reS, o|ne ben ^ortfe^ungSbanb }u
Stoppi (Sefd^id^te ganj DoÜenben }u fönnen; fein
!Rad^foIger im Smte, ^rofeffor gfrau} Scol^rer
(gejL 1882), brad^te il^n )um «bfd^Iuft. SütoIf
mar für feine 9erbienfte um bie SBijfenfd^ft Don
ber UntDerfttät 3ürid^ 1876 mit ber ))]^iIofot>]^i«
fd^en, 1877 Don Tübingen mit ber tl^ologifd^
S)octortt)ürbe auSgegeid^net morben. (9gl. beS
Unterzeichneten Erinnerungen an Dr. 91. SütoIf,
Sujem 1880, mo ein DoUftönbigeS 9er}eid^ni| ber
Sd^riften eingeflod^ten ift.) [3. Sd^mib.]
<jf^tt(iii|(Leodium, Liöge), belgifd^e ^roDinj,
52 Vt D^^I^n gro|, mit ber gleid^namigen
^uptftabt, umfaßt ben ^u))ttl^eiIbeS el^emaligen,
5um meftfälifd^en ffreife unb }ur SRetropoIe fföln
gel^örigen ^od^ftif teS Süttic^, baS Jid^ Dor bem
16. ^a^rl^unbert über etma 105 D^^^ auS«
behüte unb in ad^t Srgbiaconate einget^eilt mar.
ÜRit bem 4. 3al^rl^unbert beftonb f d^on eine eccle-
sia (dioecesis) Tungrensis, ber Anfang beS
fpätem SiStl^umS Süttid^. «IS Stifter ber«
felben mirb mand^mal ber ^I. SRatemuS, rid^tiger
ber 1^1. SenmtiuS (gefL 384) genannt; 9ifd^o|s«
PI mar erft Songem ; aber nod(| SerDatiuS felbji
Derlegte il^n nad^ 9RaaStrid^t. 9if d^of SOtonoIpl^uS
(geft. um 588) erbaute an ber SRaaS eine SReil^e Don
ftopellen unb fd^enfte bem SiStl^um bebeutenbe 9e«
fi^ungen, auS meldten fpöter baS gfürftentl^um
Süttid^ entftanb. 9lad^ SRonoIpl^uS merben nod^
fünf 9ifd^öfe, unter il^nen ber berülimte 1^1. «man«
buS (f. b. «rt.), bis auf ben 1^1. SambertuS (f. b.
Sri.) genannt. Unter lejterem mar ber Ort Süt«
tidj ober Seobium nod^ ein gfledCen, ber erft furg
Dorl^er ba entftanben mar, mo ber fleine tjflufe 2^gtö
271 SütticE). 272
in bie SHaaS fäDL ISAt Säi)t beS ^ilis«i War- getragen fiatte, unb opferte babei einen gtogen
tgrera würbe noä) ju ÜRaoHttit^l (IVajectuni ad Xiftil be8 ffir^en(^S*3 l'™«" S^tfleije. S)ie
HoBam) begraben, ißon ^ier aber »erlegte Sam- geißlic^e Bu^t Derfiei unter tl|m aSmälig, unb bieg
bertS ÜlQ^Jolget ftugbert ober §iubcrtu8, ber be- Deranla|te ©regor VIL, eine aßamung flegen bm
fannte fteilige, ben Si(c^Di§fil) •aaä) Siittii^ unb gemaltigen dürften gu erlafjen, ©ein Ian(ttnfit^"
borf mit Sei^t als ber erfte Segrünber bet ©tobt ger Slatlffllger, Öeinric^ Don 9)etbun (1076 h\&
an ber Gegia betrad^tet toerben, ba er bem Orte 1091), ber 38. %li|i^a{, mar nirf|t im Stanbe,
btlr^erlidie @efet)e gab, ^olljeUiii^e iSerorbnungen 6err über bie lißermimmg ju mcrben, bie fein
traf bie !Dla|e, ®eiiiirf)te u. (. B. regelte unb bort Sarganger gejd^offen. 6r mußte JebDii^ bie Trenga
«Bei ftirdien erbauen liefe. Unter Äatlb.®r. war Dei ju beförbera. ^einric^S unmitteOurer 9ia(^
Süttie^ eine Tüla regia, ni^tä 9(nbere8 aI8 ein folper Otbert (1092—1117) überlebte flaifer
größeres SJorf. 3)ie SBijt^üfe beförberten bafelbft öeinrit^ IV. unb 6er[a6te auf benjelben eine Set-
ba8 Unterric^tSBieJen. 9118 bie Sßutb ber 91or- diennbe, worin unS ein lebenbigeS SBilb ber ba-
mannen aulgetobt b^tte, beftiegen aaä) einanbei maligen 3uftänbe unb ©eifteerit^tung gegeben
bie berübnttra 9tatberiu8 unb Salberic, btr barnt- mirb. lu(^ biefer Si|il^o| ^at ^äf um bie«ergrö^
bergige öeratliuS unb (972) ber f^tDäbi({^e gür- rung ber Süttv^er ^eft^tbümer bebeutenbe 9xi>
ftenfol)nlRot!erbenSüttii6erSBift6oi8ii|. Se^terer, bienftc erworben; im 3. 1095 warb baS ^eiqjog-
ein t^athäftiger SKann, liefi bie Stab! mit SKouem t^um ÄouiUon bem 99i8tbum berpiänbet unb Mr-
umgeben unb bie 3)iaa8 canalifiren ; (emer liefe er blieb bemjelben bi§ 1482, fo ha% oie !ßii(§B|e oud^
bie Sambertualirrfie auf grofeartige 3Bei(e umbauen benSitel.^erjögeOonSBouitton" fübrten. 3)tir^
unb grünbeit eine aujatil neuer Äircben, metcEie au§ faijerlic6 gefinnt, nobm Otbert bie fterbßt^e
tbeilweife noii^ 'ijtutt befteben. S)en Sbleien 5ofle8, ^üUe ^einrii^ä rv. in feine galbebrale ouf, beoor
Sobbee unb ©embtous bewies er reitbei 3ßobl' biefelbe na^ ©peier überfübrt mürbe.
wollen; bie im Sntfteben begriffene ©tobt 37te<^eln 3m 11.3at)rt|unbert mieS Süttic^ brei blülbenbc
förberte er auf jebe äßeife, unb baS Släuberf^Iofe Spulen auf: bie ^omfi^ule, bie SaurentiuSf^ule
Sb^remont }er(t6rte er. 9Iud^ begrünbete er man- unb eine britte, Weldie mit ber goQegiatfinbe Don
ctlälei ^flegeptten berfSuItur unb rief fogar eine @t. %artbolDmdu8 Derbuuben War. 31ue le^tem
Eobifiencongregation (Pratrea ad pennam) jur ging ber ^omme unb gelebrf e SllgeruS (f. b. Sbt)
aUerbreilung »itfenf[^üftfi(^er §<inbfcbriften in'8 lerüor, beffen SBerfe oui^ in Sieutft^Ianb wobl-
Seben. 3)a8!8i8tbum Sättig erftredtefidbbalb Don Mannt finb. @in nocb berühmterer Sütticber bie-
9Ia(^ bis an bie S^Ibemünbungen. 3)a3 gfür- [er geit ift ©ojediin, beffen ißefi^teibung Sütti(^,
fienlbum war bereits bu«^ ^f'^'i^o'l' bebeulenb feineS geiftigen SebcnS unb feinet fünftlerif^n
crmeitert morben; bie fäcbfifiä^ Äcifer oerlieben ffleflrebungen eine intereffonte Duelle jut Sultui-
Sifii&of 9iotfer eine SRei^e ißergünftignngen. ©o- gcfcbicbte jener S^Ü bilben (Migne, PP. lat
mit borf man 5IotIer al8 ben ©rünber be8 ^ür. CXLUI, 886). 5Da8 12. ga^rbunbert bot me^-
ften^umS fiüttii^ bejei^nen, »elii^ buri^ ©c^en- rtre febr mürbige unb rübrige SBifi^Bf e au^uweifen,
hingen beS ffaifetS balb folgenbe Stegionen um- j. 33. bie beiben ^ero8 ober ^Iberic^. tSrfterer
fa^te: ben Pagua Hasbania, bie ©raffi^ft Soo], erlag ber ^interlift feiner ©egner; Ie|terer cerbiente
bie SltaTtgraff^aft ^ront^imont, (Sonbnij, baS burqaiäni^tbaS^engellrt(|ei[,baemancberiibei
Sanb iwifd^ @ambre unb 391<ia3. @eit bem i^n gefällt, lüeinmannigfa^ ereigneten Jic^!BottS-
7. ^abrbunbtrt botten fiib ffobeüen unb Aiefter aufftänbe gelegenllii!^ eine8 ^if^ofSwed^felS, weil
in erfrmli^er 3Beif e gemehrt ; fo werben genannt nömlic^ baS Sapitel Sfter otine faiferli(^en 39tf e^I
Stetqfia im % 650, €q^, Üleufmouftier, 371almebq einen 33ifd^of ermäblle, ber beim ÜJolfe übel beleu-
unb ©toOelol ober©tabIo (com fil- 3)emaclu8 ge- munbetwar, fo j.!B.9tubDlfDon3^nngen(1168
grünbet), Weii^ im 11. Sabi^bmibert onSa^Iunb &i? 11 f"!), berficb Borber (na^ iMirifl) (d^on un-
■äluSbebnung immer mebr junabmen. ÜIoHerS rcdjfiiuiyiii nuf ben ÜJIainjerSBif^offifiubl trieben
5Rai$folger waren meip ©öbne ouä Bomebmen liefe unb alöS^iSmatifer fpäter benSüttic^SBi-
§äufem. aiionf^e Bon biefen «i^neienpf^ burt^ id]o!§iif beftieg. Sr ftünb in bem SRufe grofjen
nmfic^tige SJerWattung beS iBiSlbumB, Stnbere ©cijeS, Wirb jebo«^ »on beutf^en ©{^riftftelUni
ieiber bur^ ©imonie unb gnifee ton ifinen üerübte gE^ricfcn, weil er baS erworbene @etb gu guten
SJlifebrün^e au8. einer ber bebeutenbften SBifd^öfe ^^roscfen, j. £B. ber Erbauung her Kotliebrale ju
beS 11. 3abrbiinbert8 mar Sßojo (1042—1048), greiburg im fflreiSgau, tierWenbete. ©ein ÜIo^-
bei gegen ©einriß m. für bie greibeit ber ftirii^ folget, btr eben genannte fromme Gilbert Don 25-
eintrat unb ben Äönig Bon Sranfrei^ Bon einem Wen (1191 — 1192), würbe toi Opfer antitiri^
Sinfüttlnffieutfcblanbabjubaltenmuite. SBojo'S li^er SBe^ebungen. Um bie ffiäbelSfübrer gu be-
91aii|foIger,3;^eDbuin (1048— 1075),ein gemalt- f4wii^tigen,Bertiebber48.S3itc^of,bergeijige,aber
tbatiger §en, ftanh auf ©eiten beS flaiferS^ein- fcbtaueailberf BanEu?(I(1194— 1200),bema!one
ri^ rv. 6r fiergeubete grofee Summen jur 6r- eine 3)lenge SßrioUegien , weli^e, oon mebreren
langung unb Sufrec^terbaltung ber SBürbe eineS Aaifem gutgebeifeen, als bie ©runblage einer mel|r
ObrrlebenSberm oon ^lennegau, weld^ bie be- tJOlfSUntmlii^en SDerfa^ung beS i^ürftentbumS be-
rüi^tigte ©röfin Sli^ilbiS Bon UflaiÜKm ifim an- tra^t werben tonnen. 3:roi) aCebem gaben 93oI!
273 Süttii^. 274
xab ©rijUi^Ieil bei jfber @elcflent|tit emeutt SBt- 14. 3a(irt|inib«t Seuge btr grtuli^fltn (Bemalt-
miftba giÖgtmBtöriffStKDDinutiQen in betreff unb g^icuclt^attn. Sit Magna Charta Don iJ^esldc
i^ ^fli^tnt gtfl«! ixt Of)rigfcit. Üjcrgeblit^ ertiielt eint Ingat)! Sufä^; niemanb \tixit fi^
taUt SombtTt leSi^gue (etft. 1187) buTt^ feilte baTanjbieSäBClloiisteitbeSSSolIeeunbbieUebei-
SuBpitbigtoi bie@äl|tung ju befQin))fen gejuckt; griffe beigürftbifitiäfetannltn leine ©renjentnel^i.
|#ie^i(^ tarn bn {»äpßli^e Segot fwinrii$ »on Sin ftiret^enbeä ^ilb biefer Suftänbe liefert bte
tSbaaa aufi Stom, um übti btt @(f|utbig«i eine SttgieninsbeSgeiDaltt^tigenSlboIf DanberSnaid
^fleKfnfitt jttoerbänflen. — ©«it9IoHer8 3eit (1813—1844). ©eine 91ac§folger^ttennod^ für
Dortn auf SütHi^ Soben Fleinete ©nntbbefi^ feine SJertmingen jubügen, uSbtenb bte ^Beamten
^iMTgttrcten, Stitterober SbtIIeute, mtläjt eine mit fdirflnlentoferSÖSiUfür bengesbErStoctat un-
gonffeSRa^t übet baÜSolf aueübten intbenblid^, beriidfii^tigt liefen. 3i": Sefttofung biefer Un-
tnift i^cnSe^cn, naiSf bem €Ienie ben mit ben treuen tnuibe ein befotiberer@erid)t3t|Dfge8iüttbet,
ati^ SSom^ten bcQÜnftiQten @tanb bilbeten. tDelctien ber Sifi^of jebod^ nic^t anerfannte. SluS
3n 13. 3a^t^nbert |öf)Ite man ungefähr 500 einem neuen Sürgerlrieg ging bei iBifi^of als (sie*
JDli^ otbtittli^ ^u))teT al3 Sßafallen bee Eßi- gei fierooi, bis enblid), nac^bem bie Don ifim felbft
iii(^. Sie Ratten felbfi tmebet &Brige unb patb- betriebene t^alfc^münjeiei rntbedt locrben, baS be-
^öiiigt in i^im 2}tenße. SMefe «bedeute geqoTi!^' treffenbe Xdbunal unter bem tarnen „@eriii^l3^of
an nncm VOÜens ober Slator, toeld^ bie ®e- ber3i'ieiunbätDQnjig"untetunfasIi(^en©d^iDierig"
lii^tSbailtit an feiner cour ober ^ofc ausübte, {eiten ju ©tanbe fam. SSenn au^ bann unb tuann
ja (Snbe be8 18. 3a5r^unber{B gab eS in ben ein gerec^tfr unb frommer Sifi^Df, mit Sodann
ästti^n Sonben 50 fol^ coura, momnler einige, t}on glanbem (1282), 9bolf Don Sßalbeit (1301)
ncli^c im Saufe ber 3ett ju @täbten ^eranmudifen. u. ^., auf ben Süttid)ei33ifcliofftu^[ erhoben nuibc,
£icfc 3>ipänbc fü^tn man^mal gro^ (Streitig' fo blieb benno^ baS Süitidier Sanb ein <Bä}aüp\a^
tetm ^bet tntb bnu^ 1238 fogar ein Don bei blutigften Q^efiben. ^rogbcm mag bie Stabt
balai^rli^ Partei gefdiürttS @i$iSma ^eiDor im 15. 3at|rf)unbert 150000 Sinrooliner gegii^lt
|fttrf4,9Um.OuaitaIfi^.lS89,177). Obgleich ^aben. 2lie bomaügen ©treitigleiten entf^iroßlen
man bot Anfang einet mebr bemofratifdien EBer- t^eils bem toa^fenben äJerlangen ber Süttii^er
faffimg in itA IS. Sabrbunbert beilegt, f)atte baS ^cDSKerung na^ auSgebebnteren ^ret^eiten, t^eilS
VM tDÖ^renb ber erpen ^lälfle beSfelben in Se- betöerrft^juc^lberniebertänbiic^enprften, l^eiia
tnjf btt Sagten ber @(!^fiffen u. }. to. (einerlei ber teinmifc^ung ber franjBrifc&en $Dlitif, beren
Sfl^ itru^nL 3m 3. 1246 tmabe in Süttid^ @efatir bie !8eD5irerung nic^t a^nte. ^unä^fi
jom ti^ aRal böl gTD^nleicbnamSfefi gefeiert bra<!^ ber ffrieg aus, alä bie fiüttti|er i^ren 1390
Üe Vidf^nwifnngen beS SiffiofB 5«inn4 ""i ernannten, Jebocb niii^t inl^roniftrten iöifc^of 3o-
«dben (1247—1274), fein ©eij u. f. ffl. boten bann oon Sa^em Objekten, ©iefei nur 17 3a^ie
beaSoOe eine 5}enmlaffun(i.fl(^ unter Der Seitung jäblenbe gürjt icar ber Sofin beS (Srafen Bon
tiitt antrm^menbcn Sn^rerS, ^nri^ tion ^oUanb unb ^ennegau. Sein Sruber nai ber
Siaant, triamnl ftegni ben Sif^of unb fein Sie- <§(^icicger{o^n $l)ilipp§ beS Aütinen Qe Hardi),
gimotan^itl^tim, bifibciSif^of enblic^ midier öerjog^oonSurgunb, beffen@D^n, 3o^annof|ne
bk ^tnfi^aft croböte; ^einriili »uibt oerbannt, ^md)t, Wargaielba, bie Sf^tocfier So^annS bon
nb boS Soll tKilot bie (onm errungene ^aäfi. ^aqeru, gel)<iralet batte. 3o$onnS anberc S^me-
Sit 6anciiibc Sättig behielt nur baS Sle^t ber ^er, 3obanna, mar bie Si^miegerlo^ter bcS flai«
giMinurifl Bfln jloei SBürgetmeifietn. Unterbeffen fcrsaBenjeeiauS.unbeinebiittebatlefidimiteinem
■nbe bn Stf^öf ob feiner ©emaltt^ten buii^ Öerjog Don Ocflcrreii^ Oeie^eIid)t. Ser fiiDole
M S^ona «oncU 1274 abgefe|t. Ser Streit Sebcusmanbel bc^ junQ^n, bem €piel ergebenen
fK^n ben 99if4öfen mib ber SemoFratie nnnte S^ür^bifd^ofa erhielt fomit ein @egengemi(^t buri!^
cip hn^ bn Siimn Von Se£^ tn ber &aha))t feine erlau<^te ^ernxinbtfi^aft, unb feine ^atbt.
ISIS WaelcflL SoS Sütticbei SBoIf erbielt bei unteiftült bui^ natürliche Strenge, mürbe ba^er
-<T;'df-(n (inen üii^gcbefentcii i^rtifieil=brief, ber nic^t gefc^mälert. 6t ttufite auflebe Sri ben 3"t"
ilrJram baS '^JaUabium btr ^oHSret^te muibe. bunß, ba er bie ißrieflemeibe erhalten foDte, bin-
In 55. 3Siirf)of, 3ob<inn Don 5}iniibcrn (1282 auBjuf^ieben. Slie golge boDon ffict eben feine
hS12S6>, ^ttefti^inbef)fngro6e9?(iihe gegeben, flbft^ung. ©ein ülot^folget lieft ftt^ ju9lBignon
nt eilt bfffen Sage beS 3?Dl(ea buri^ ben fogeu. Don Sßetei be Cuno (5Benebict XIII.) confcoiien,
JrnAcnbeSSleruSbeibrijufübren. ffrajt beSfelben mä^renb ber red^tmägige ^Sapft Sab^nn unter-
3Bfira bi« Steuern geregelt, eine bcffcre Oibnung p^te. S)o8 ©äjiSma trat ein. äo^QHn öou
•■ tfB Stmfgefc^ gefibaffen unb bie Strafen Saqem Derfuc^te inaä) ®emaltmafiregein mieber
' ' ' ' "b tilei^tctt. ^r nnnnte baS an'S SRubcr ju lommen, unb in ber S^at gelang
■■abrt» (nAmlti^ baS Der- eS i^m, feinen @egner ju befugen. Slie Slnbönger
i4i). «r lieg and) im 3. beS le^tem mürben jum 3;bei[ in ber ^aaS er-
M i^oßen, beren SSe* tränit. Ueberbaupt gingen bei bem 3ij(^ofSfireit
t So^^unbette mag- 300003nenf^engu@runbe(&efe[e,^nc.-@ef4v
tadgernni baS ganje 2. 9Iu^., VI, 924). 3)ie ^iberfpflnfltgleit ber
275
Süttid^.
276
Sütttd^er 50g il^nen eine betröd^tlid^e Sinfd^rönhitig
il^rer Steilheiten ^u. ^nberer[eit§ gen)Ql|rte Sodann
t)on fBar^tm ber 93et)ölferung Don ÜRaaStrid^t bie
äBieberl^erfteOunQ ber altl^ergebrad^ten @itte, [Sf^x»
Ii$ eine ^arod^iolfpnobe in ber Sotl^ebrallird^ie 06*
Italien su laffen. 2)iefe @Qnoben (ilbeten nömlid^
einen ©erid^tSl^of, Don totlä)tm au§ man nic^t an
ben (ürgerlid^en ®erid^t§l^of (cour de justice)
QppeUiren fonnle. Mein bie ©d{|öffen ber cour
de justice maren }ugleic^ Stid^ter auf ber @9>
nobe ; Sl^ebru^ ^alf d^mümerei, SBud^er, Srief-
fölfd^ung, Soncubinat JKr($enraub u. f. tt). ge-
hörten }u ilirer Siompeten}. (SrMxä^ befd^Io^ 3o-
l^ann, Don feinem SiStl^um iurüd^utreten, um —
mit Siedet ober Unred^t — bie grbfd^aft feines
SruberS ongutreten unb bie 9«d^te beS ÄaiferS,
ßlifabetl^ Don ®örli^, ^ul^eiraten. ßr tourbe aber,
nad^ ber allgemein Derbreiteten SJleinung in eng«
lifd^em auftrag, 1425 Dergiftet.
SBöl^renb bed 14. Sa^rl^unbertS l^atten bie
@ dd u I e n ber Süttid^er Siöcef e einen bebeutenben
3utt)ad^8 erfal^ren. Seit 1894 jhibirten angel^enbe
@eiftlid^e ^^iIofo))]^ie unb Zl^eologie an einer
UniDerptät ^auptföd^Iid^ an ber ju fföln im 3.
1888 gegrfinbeten l^od^fd^ule. S)ie SBrüber beS
gemeinfd^aftlid^en SebenS liefen ftd^ aud^ aföbalb
in ber Süttid^er 3)iöcefe nieber, unb ba§ ^riorat
Don ^etl^Iel^em bei Sötoen^ bad ben gleid^en Smä
Derfolgte, löste fid^ in biefer ©enoRenfd^aft auf.
3n aSen bebeutenberen fiocaUtöten gab eS bajumal
aud^ lateinifd^e Sd^ulen unb mand^mal fogar In-
ternate. Slu^erbem befaßten pdft bie Senebictiner-
abteicn (Stablo, gfleuruS. ©t. Srubo, tJIorenneS,
©t. ^ubert u. a.) forttoäl&renb mit bem ©d^reiben
geleierter Sudler unb bem Unterrid^t. Sol^annS
9iad^foIger, 3obann Don fflallenrobe (1418 bis
1420), ein geredeter SRann, fteDte nun bie alten
tSfreil^eiten toieber ber, 5. SB. bie 32 (Semerbe. Unter
»ifd^of §einsbcrg (1420—1456) nal^men bie
fflöfter unb Drben ber SütHd^r 3)iöcefe naml^aft
5u, bis ber popftlid^e Segat 9lico(auS Don SueS ein
altes Sßerbot Don 1215 unb 1273 in Äraft treten
lie^, meld^eS bie ©ränbung neuer Kongregationen
unterfagteunb a0en, bie ein gurüdCgesogeneS gott-
gemeiliteSSebenfüierenmoIIten, ben Slatb ertbeilte,
ftd^ einem ber jal^Ireid^en bereits beftel^enben Orben
anjufd^tiegen. Unter ^einSbergS e))ifcopat umrbe
1445 jum erften 9J{aI nad^ IBerlauf Don ^mei
äal^rl^unberten eine ^roDin^ialf^nobe abgel^alten,
unb smar im Sa)>itelfaale ber SambertuSfird^e. Me
geifUid^en Orben maren babei Dertreten. 2)ie Sta-
tuten beS Sal^reS 1288 mürben gunöd^jl beftätigt;
bann fiigte man einige ben bamaligen Sebärf-
niffen entf})redeenbe SJerorbnungen l&inju, j. 95.
baS Serbot ber Saufe burd^ Smmerfton unb
aHa^egeln l^inftd^tlid^ ber Seilte. (£s mürbe
u. 9. Dorgefd^rieben, ba^ bei ber Seid^te einer
nur i^anft&nbige Seute'' als Saugen in ber
ittocgen fein bürfen, Seid^tDater unb IBeid^t«
Mibb wqm ttieberf dalagen f ollen, ein ©eiftlid^er
Dw Sd^lafengel^en (nad^ 9)littemad^t)
bie l^etlige ÜReffe (efen bürfe u. f. m. ^nSberg
fal^ ftd^ 1455 Dielerlei 3ntnguen gufolge ge^mun-
gen, ben ^Sifd^ofSft^ }u Derlaffen, unb l^interlieg
ben Stuf eines Hugen, friebliebenben ^ütflen. Sr
mar ein gemanbter Sebemann, in ftttltd^er ^inftd^t
nid^t über ieben Zabel erl^aben. Sie Sinorbnungen
beS Segaten l^tte er nid^t unterfiu^t, befd^ülte iebod^
baS Jtlofterleben unb liebte bieOrbnung imlKrd^«
mefen. 3laä^ ^einSbergS Zob mürbe ber 93ifd(|0^-
ftul^l alSbalb ourd^ einen Alumnus ber fttrjli^ ge-
ftiftetenUniDerfitatSömen, ben iugenblid^enSubmig
Don SSourbon, eingenommen (1456). ©ein Onfel,
^l^ili)))) ber ®ute Don Surgunb, Deranlagte il^n,
alle ©teuem mieber^erjufteHen, falfd^e SRün^e gu
prögen u. f. m. S)er öffentlid^e äufftanb, meld^er
infolge bef[en auSbrad^, mürbe Don Submig XL
gefd^ärt. Sin burc^ Ißerrat^ entftanbener j^rieg
gegen Surgunb, morin Submig bie Süttid^er im
©tid^e lie^, enbete mit ber gönjlid^ ^liinbenmg
ber ©tabt Süttid&. «m 17.5RoDember 1467 l^ielt
|)er5og ff arl ber ffül^ne feinen Sinpg in bie ©tabt.
Submig Don 93ourbon Jfel^rte jurüd unb fe|te fein
jügellofeS SBefen fort, bis er Don bem furqtbaren
SBiD^lm Dan ber SRardC, „baS SSilbfc^mein ber
Srbennen" genannt, ber in fran^öfifd^em ©olbe
ftanb, 1482 erftod^en mürbe. 2)aS ^erjogtl^um
SouiOon ging nun mit bem ^erjogStitel an bie
@rafen Dan ber SßardC über, unb 3Bil|elm nötl^igte
baS Süttid^ Kapitel, feinen ©ol^n }um Sifd^of
}u ermä^len. Mein berfelbe mu^te bem pSpfUic^en
(£anbibaten,bem®rafenDon§om(1484— 1505),
baS t^lb räumen unb lieg ftd^ ^ur Sntfd^ftbigung
mit einer bebeutenben ©umme abfinben. Jhtr)
nad^l^er mürbe er burd^ ^interlift gefangen ge-
nommen unb aisbann entl^auptet. SS mirb oU-
gemein angenommen, bag um biefe 3^t baS SSer-
berbnig beim IBolfe in ftetem SSad^fen begriffen
mar. 2)ie ))flidetbefliffenen ©eneralDicare Dermoc^-
ten bem ^unel^menben fittlid^ Skrfall ber ®ei{i«
lid^Ieit nid^t }u fteuem. Zro^bem blül^te ber
öffentlid^e Kultus, unb ber Sufentl^alt eines pöpfi«
lid^en Segaten fd^ien bie öffentlid^e Orbnung fel^r
günftig p beeinfluß en. Mein f aum l^tte er Sät«
tid^ ben Stüden gefeiert, als bie alte iBermirrung
aufs 9leue begann unb ffird^en unb fflöfter ge-
plünbert mürben. 9lnbererfeitS iebod^ gab fid^ ber
äluffd^mung beS religiöfen SebenS in ber Snt-
fiel^ung me|rerer neuen Kongregationen funb, mte
ber 3^II^nbräber, ber grauen unb ber fd^marjen
©d^meftem, ber SKinberbrüber, ber ff artl^äufer u. o*
9hm fam ber Seitpunft, ba Süttid^ bem.meflfäli-
f d^en ffreife einoerleibt mürbe, unb bieg trug nid^t
menig gur SBol^lfal^rt unb Sßieberl^erfiellung ber
SRube bei. »ud^ übte ffaifer ffarl V. eine jirenge
«ufftd^t über bie SSifd^ofSmal^l, griff überall ptx-
fönlid^ ein, ernannte Koabiutoren jur beffem Re-
gelung ber 93ifd^ofSfrage unb gmang baS Kapitel
jur Untermerfung, nöt|igte aber aud^ bie ®rafen
Dan ber ÜRardP, baS ^erjogtbum 93ouillon an boS
95iSt]^um jurüdfjugeben. ®er prad^t- unb fünft*
Itebenbe »ifd^of Krl^arb Dan ber 9)lardf (1506 bi«
Süttt^.
278
1538) OMii nömn^ im 9egrif| otlncfen, baS ^Üi-
ftm^nmanSianfKic^ Quäiulitftm. ßr^b Der-
fn^ mti gt^er €tinigt gtgtn bte ^eteiobosen,
fo b<4 btt «ei^id^t jdbjt j1i$ i^ f^ettntije
feinbli^ eteraübnftdltc. ^^iqeijig tote tx loar,
lüg fb^ ba Qtf^f noc^ }u feinin Stbiciten tin
(etrti^tS mmtfolatm In feiner ßat^ebralt trri^'
taL ÜStmitbitneufStnt^nlunQbtiiSiSt^ümer
ani^ in bm Stiebtrloiibm tingefül^it mirb«, »aib
mg Süttii^, btfDnbnS im nörblid^n
X^. ba Ms ba^n btS an bit ©dtelbemünbung
«cnt^ (ottt, f^ btf^ifinK. SonibtT nttfpomt
^ eis bRiidtrign Stint, tixl^tt erft 1562 bamit
atbclt, bog P4 ber Si|($t)f Stöbert Don iß^gm
(1557—1564) imb baS Eapitel ben päpRlic^en
Snfi^rifttii mücnnirfen. Sä^tcnb be3 fpanifc^-
licibcdiinbif^'" t^riegtS maditt SEßil^elm Don Ota-
aica MtgAU^ ^crlu^t. bic @tabt Güttii!^ ein-
matffmm, oIS n mit bnitfi^ ixuifpeaat^m ben
nnjog Bon VCba bti €tomim übet btt Waai pq.
Gmtt Xm^Mn imubnt t^dlmdfe bi9 übet bie
fiaB)Bfif4t @Kn)t getrieben. Unter 39t{d|of ©er-
(odt tNin 9iot8betr (1564r—1580) louiben bte
SntH^o: ®^ lutb ^otegf ormen Deibeffeit 3)te-
fn 9^d^f tnar im @atutn ein geredet«: SRoim,
MC mn mit ber (Snt^lung bei Somb^ljtaaten
ngiam noOte. 3>er %if eineS e^ienfeRen Sl^>
niltn4 inib eines mnfi^tigen, geuanbten Staati*
■oBiieS folBte i^ In'S ®ra6. OB eS bitfer
StaatfiflugVit jujuft^reibtn i^, bog ber Siji^of
{• lange g5gertt, oaor er bie 3)taete btS Siritnter
CnuiH twminbtn lieg, !ann ba^inge|teSt bleiben.
~ ib ber ^Xtaa fdntS SjiifcopateS uarcn bie
> fctnbli^ci Määitt btm ^cben unb ber
bmg beS €tubiiune ni^t fe^ günlttg ge*
■efoL 3>mi^ bie Sorge bes ^iff^ofS teboc^ grün-
kdm bic 3cfiiiten biei goSegitn in bem S^ür^en*
^m, BW Sanifinfi unb untere bereits fo triel
WITi^e« gcleiflet; eine Dierte Infialt nnirbt in
te eiobt 2iitti4 felbß in'S Seben gerufen. SMeg
|^4>4 tnn 1569. 93alb lehrten fie bort bie alten
&fia^ nnb ^ten ein ^enfionot. 91IS bie 3e-
lÄoi anftmnen, na^ bie 3a^t ber Fratrea com-
■■Bis Titae M>eutenb ab; im % 1595 ging
f^ Cotbfiimn in bic |iänbe ber Sefuiten über.
tM ^jtriobe Dom €nbe bei 16. bis ju Slnfong
hl 18. äo^r^inüierte i^ ttorgüglid^ burd^ bie
Soiifi^tnigtn bei gfürflbifdEiefe onS bem ba^-
i^&aamfymi um blefeebung beS fat^olifdien
Sd^rt nnb bie Unterbrüining bn bemo!rctif(^
Su^mungen beiei^net. €S uaren bieg bie brci
fq/bifd^ snb ffurfürften tion ßöln, Smft, ger-
Nmb TOb URoEimilian ^einiii^, meli^e freiliii^,
■ 9cfi|c onberei gei^Iicfen tfütflent^ümer, ba3
SHtiÄer SiStl^um nur oIS Slcbenfaiifie betracEiteten.
P €ntfl (1581—1612) arbeitete äunäc&ft
K Cifolg an ber SteorganifininB ber narf) fei'
■Cnscffm gu republilnnif^en Son^tution unb
'tm mit auSbauembei Snergie bie $er-
I ber Se^tiüc^fr nnb ber Sweater. S)ie
c bie anberen tourbcn unter eine ^enge
ßenfur gefteHt. 68 entftonben aaü) unter (einer
Regierung ein Spriefterfemintir, ein ffnabenjemi-
noT gu @t. Xrubo unb ein neues ^oUegium für
2ütti(^er on ber UniBerfttät Sötoen. ffiaju brei-
tefen bie 3efuiten i^re aBirffamleit butd^ 93fr-
metirung beiSe^rfd^er aus. X)ie lepublilanifc^
Umtriet« bouerlen inbeffen fort, geftüW auf bie
Don ^ugtn ^eranbringenbe bäntif^ «enwgung.
SÜelf ad) auf Feinem S^'offe in ber S)iBcefe vtätf
fter »ertDeilemi, Tonnte ber Sif^of nur mit ^SRuf)t
boS aufrü^ierifd^ SiUtl^ei 9}oIf bejningen unb
bie anftimc^DlIen EBürgermeifter in bie ®ren}en
i^ret SRet^te jurücfbifingen. Stud^ ber (Selbmangel,
in neli^em er fi<$ Bftei befanb, fonric fein auS-
fi^toeifenbeS Seben madtilen eS i^m bi3 an ^In
6nbe fafl unmfiglid^, bie Drbnung aufrecht ju et«
lallen, gerbinonb, 74. SBifi^Df Bon Sütti^ (1612
bis 1650), pflegte, wie fein SBorgönger, längere
3eit auget^Qlb ftineS SStStbumS gujubringen ; ge-
mB^tit^ Dtrblieb er in Sonn. Somit lä^t eS p^
erflären, bog et ju roieber^olten SHaltn mit Äe-
bellen ju fömpfen fialle. aUein biefet gürflbif^of
ging bo^ fc^Iiepdi aß Sieger auS ben Streitig-
leiten ^ot unb ^errf<!^te als unabhängiger Süt^.
St ^tte mit riuger Uebtriegung bie Sßa^I feiner
®eneralDicaie, Sqnobalejaminatoren, art^ibio-
Conen unb f onftigen iBeamten getroffen ; aud^ mußte
er mit ©efc^itf feinen 9ieffm OToKimilian ^»inrid^
als @iaablutoT anfleüen unb tiofF bcS aßibetfpnic^
ber ^beugen eine bie Stabt be^etif Aenbe SitabeDe
erbauen gu laffen. S)et SOfd^ge ffiieg unb bie
einfalle ber ^oOanbif^en Situppen in baS fiüt-
liii^et ®ebiet machten i^m üiel gu fdbaffen. BIS
OTaaStric&t, beffen gjiitregent ber Sßifc^of mar, im
3«^ 1632 Bon ben ^ottänbem eingenommen
ttrurbt, Detbreüete fi^ ber ßatoiniSmuS über 2im-
bürg ; baS 2anb tturbe inbeg fetir balb burc^ ein
fpanifc^ Öeet Brieber erobert unb ton ber 3«-
le^re gefäubert. Unter g^binanbS gpifcopat er«
bititen bie Stubten in ber SliScefe einen neuen
^ufff^wung. Sie 3efuiten grünbeten ein fünftes
unb fec^SteS SoÜegium. ÜSiele anbete ffl5f)er, bie
?(ugufKner, g^rontiSconer unb Sominicanet, er-
fiffneten lateinifd^e unb SBoItSft^ulen. 3>aS Se-
minar blühte, obgIei(!^ bie Sütttil^ Xb^Dlogcn
mand^mnt Dorjogen, an ber SSnwner Unioerfität
gu pubiren. Unter bet fieitung ber Urfulinerinnen,
ber SeHulcrineu, bet Sefuitinnen nnb ber grauen
Sc^meftern entpanben oud^ eine SRei^e Don SDIäb-
Äenfddulen. SerbinanbS Sloc^foTget, 9KajimiIian
geinrii;^ (1650—1688), benujte bie enetgifd^en
Slagregtln f""** fflorgihiöerS gur Snffaltung bei
^ö^fltn anaebt. Mein fein ?IbfolutiSmuä Deron-
laSte bie Detf^iebenen SJoKSporleien, fii^ gegen
i^n gu Dereinigen, ßtn energifctiet aSiber^b
beft^mi^tigfe inbefe bie aufgeregten (Seiner unb
maä)tt fie bem dürften nieber unterwürfig. SJieg
bauerte biS 1675, in toü^tm Sa^it bie gtangofen
baS Sanb Der^eerten, bie ßitiüielle jerflBrieu unb bie
aIle93ortSDerfnffungtDieber^erpeIlten.3m3.1684,
oIS bie Suttidier Bergeblii^ bie Slleberlonbe unb
279 Sültic^. 280
granfrcid^ um §ilfc angegangen l^atten, erlangte bistl^um ju ©runbe ging. ®ie Ungufrieben^eit beS
ber Sifd^of »ieber eine unumfd^ränfte ajlad^t, unb S3oI!e§ über bie ^riöUegien, miä^t 3tbel unb Kle-
ber ginpul ber Silben toorb auf immer jerftört. ruS befafeen, unb eine gro|e Steigerung be§ ^rci-
«uS feinem epifcopat batirt ber öltejle gelten- feS ber SebenSmittelfül^rten im «uguft 1789 einen
brief (1661). 3um erjien SRal mirb barin («.beS ?lufftanb l^erbei, burd^ toeld^en ber gürftbifd^of ge-
feudftten SBetterS" »egen) ber ©ebraud^ öon giem jnmngen tourbe, bie Serfaffung öon 1684 aufju«
tt)ö]^renb ber gfaftenseit gemattet; fl^eifd^fpeifen leben unb fd^Iie|Iid^ baS Sanb }tt Derlaffen. SHe
bleiben unterfagt toxt Dörfer. Sin bebeutenber beutfd^enSruppen fonnten ben Sauf ber Segeben^
%ufjd^h)ung bed Unterriii^tSmefenS ift ebenfalls l^eiten nid^t aufhalten; bie ftegreid^enStepublilaner
toöidrenb feiner ^Regierung )u conftatiren. ©omenig nal^men im ^loDember 1792 Süttid^ ein unb t)ex>
mie unter ben t)origen ba^erifd^ ^ürfibifd^öfen trieben ben erfl am 16. Suguft neu ermöl^Uen
mürbe unter SRasimilian ^einrid^S g))ifco))at ir- r^M^^if^^f 9^^^ ^nton Don SRean. 3^^ ^^^^
genb eine S^nobe abgel^olten. ÜJtit ber Srl^altung biefer, nad(|bem ^erbinanb Don SBfirtemberg im
ber 3u(i^t unter ber Seiftlid^feit maren t)or}ügIi^ 9Rör) 1793 Süth^ mieber eingenommen l^atte, auf
bie Srd^ibiaconen betraut. S)ieiBorfd^nften gingen etIid^e9Ronate5urüd;baIb aber brangen bie ^ron«
t)on ben (Seneraltncaren ouS^ meld^ im Sluftrag jofen mieber t)or unb oereinigten baS ganje @e«
bed &tt)itel§ l^anbelten. ißon 3^it )u 3^it trat ein biet mit il^rer 9te)}ubHf. S)ie ^riebenSf^Iäffe Don
pöpjllid^er Segat )ur Sdfung fd^mieriger gf^aaen gam))0 Sformio 1797 unb SüneDiUe 1801 be«
unb Siegelung etmaiger ÜRifbröud^e auf; fo ber ftätigten biefe Sinoerleibung. 2)er reUgiöfen Set-
garbinal oon ^ej|en-S)armjlabt meld^er ßanoni- folgung mad^te jmar bad goncorbat oon 1801
cud ber Süttid^er Satl^ebrale mar, unb ber 9hmtiu§ ein gnbe, bod^ feierte Sifd^of 3R4an nid^t mel^r in
oon StblxL Unter äofepl^ ßlemend, bem 22j[ä]^ngen feine Siöcefe jurüdC, fonbem mürbe, nad^bem ber
grjbifd^of Don Äöln, einem Saien (1694—1723), SBiener Songre| 1814—1815 bie ©äcularifation
gefd^ai^ Sßand^ }ur meitem ^ebung bed Unter» beS ^M^biStl^umS fanctionirt unb baS @ebiet on
rid^ted. Mein nun brad^ ein gemaltiger Streit gegen baS neue ffönigreid^ ber 9iieberlanbe gegeben l^tte,
bie äanfeniften Io3, meldte feit 1698 mel^rere $ro« 1817 auf bad er}biStl^um 3Red^e(n Derfe^t, möl^
feflorenfteOen innel^atten. Jaaft bed SRed^teS, mel« renb ^uerft ber ftaatlid^ Dereibete Sifd^of 3. S^]iSi
d^eS il^m baS Srienter ßoncü gemalerte, fejte 3o- (1802—1808), bann SapitularDicare bie5)iöccfe
fe|)]^ Slemend Dier ianfeniftif d^e ^rofefforen ab unb Süttid^ Dermalteten. äBiU^elm L, jf önig ber Der-
erl^ob einen 2[efuiten an bie @{)i^e bed Suttid()er einigten 9iieberlanbe, gab eine auf ben alten Ueber*
Seminars, eine 9Ra|regeI, bie auf lebl^aften unb Ueferungen beru^enbe SSerfaffung (Becueil poli-
langmierigen SBiberfprud^ ftie|. tique et administratif poar la Province de
SBä^renb beS 18. Sal^r^unbertS beruhigten ftd^ Liege, 1829, 168 ss.), Derliel^ bem gleruS frine
bie SSoIfSbemegungen mel^r unb mel^r. Sie ®eifteS« früheren Sted^te mieber. beftimmte Suttid^ neuer*
cultur blieb aber tro^ beS fid^ auSbreitenben Unter« bingS )um @i^e eines ^ifd^ofS unb errid^tete neben
rid^tS }urüd(. S)ie l^öl^eren klaffen ber ©efeUfd^aft bem bifd^öflidgen Seminare nod^ 1817 eine Uni«
bebientenftd^ ber franjöftfd^enSprad^e unb pflegten Derftt&t. 9lber erft im 3Rai 1829 mürbe Stid^arb
auSfd^Iie^Ud^ bie franjöftfd^e Siteratur. SHe fßoV^ Slnton Dan 93ommeI als 93ifd^of ffir bie neu ot-
fd^ulen befanben fid^ in fe)^ bärftigem 3ufianbe. ganiftrte 2)iöcefe Süttid^ präconifirt. @d^on im
SuS tJfurd^t Dor glaubenSf einblid^er fiectüre mürbe nöd^ften Saläre filierte bie frangöfif d^e SteDoIution
fortmäl^renb eine ftrenge Senfur ausgeübt SktS aud^ eine StaatSummälgung in ben 9{ieberlanben
IBoR fül^Ue ftd^ )urudCgefe|t, unb eS mar nid^t )u l^erbei unb fteHte Süttid^ unter baS neu gebilbete
Dermunbem, ba^ fxä) Don Süttid^ auS Dor bem ^önigreid^ 93elgien. Sluf Dan Bommel, meld^
3luSbrud6e ber SReDoIution eine re»mblifanifd^e 95e« am 7. Wßxxl 1852 flarb, folgte atS Sifd^of Sl^eobor
megung funbgab. ®aS Journal Encyclop^que Sofepl^, ®raf be aRontpeUier (1852— 1879), auf
unbL'Espritdes Journaux, fomieLeDiction- biefen am 25. äuguft 1879 ber gegenmärtige
naire des sciences morales, politiques etc. Oberl^irte SSictor ^o]tp^ Soutrelou^ ber fd^on
maren bieienigen ©d^riften, meiere DorgugSmeife 1875 jum Koabiutor mit bem Siedete ber 3laä^
beim S5ot!e bie republifanifd^en Sbeen Derbreiteten. folge erl^oben morben mar. — ©eine 3)iöcefe, bie
anbererfeitS fejte ber gürftbifd^of aOßelbrudt (1772 unter bem grabiSt^umc SKed^eln fte^t, umfaßt
bis 1784) MeS in'S 2Ber!, um bie fd^önenftünfle bie ^roüinjen fiüttid^ unb Simburg unb jälftlt in
unb bie 9{aturmtffenfd^aften ju lieben, grunbete p 38 S)ecanaten 722 ^faneien unb ©uccurfalen
biefem Sel^ufe eigens eine no(| l^eute befiel^enbe ®e- mit 1150 ^rieftem. SJon Drben unb Kongre«
fcnfd6aft,ftifteteSBibIiot]^eIcnu.f.m. ©eineüRufif« gationen befleißen in ber ©iöcefe 3efuiten, Sf^on«
toptUt mar eine ber berül^mteften guropa'S. äBeI> ciScaner, Dominicaner, Sarmeltten unb Stebemto«
brudf glaubte iebod^ , tro| ber SRifebittigung ber rijien ; Don meiblid^en ©cnoffcnf d^aften Senebic«
^äpfte gtemcnS XTE. unb Senebict XIV., bie tinerinnen,8franciScanerinnen, Dominicanerinnen,
©rünbung Don gfreimaurerlogcn in feinem Sanbe garmelitcffen , Äebemtoriftinncn unb Urfulinen.
äulaffen ju muffen, ©ein 9Jad^foIgcr, Dan §oenS- Sie SeDöIferung gäl^It ungefäl^r 790 000 ©eelen.
broedf, ber 82. «ifd^of (1784-1792), erlebte bie §ö^ere ©d^ulen fmb bie UniDerfttät Süttid^ (ol^ne
franjöpfd^c SReDoIution, burd^ meldte baS alte gfürft« t|eoIogifd^c gacultät), baS bifd^öflid^e ©eminar ju
2äl
2ugo be.
282
Sütti(^, bad finabenfemtnat }u @t. Sronb, 2 9ior»
malfi^uleii, 11 bifd^öfli^e SoQegien unb 3nftUute.
0BqIL Qoi gesia Pontificum Tungrensium,
TrajecteDsium et Leodiensium scripserunt,
aaetores praecipui, ed. Joan. Ghapeaville,
3 ToIL, Leodii 1612—1616, unb Mon. Germ.
SS. IV, vn— vm, xn-xvi, xx, xxv;
B. Fisen, Hist ecclesiae Leodiensis, Leod.
1696; J. £. Foolon S. J., Historia Leodien-
sia, 3 YolL, Leodii 1735—1737; M. Dewez,
Histoire du pajs de Liege, 2 vols., Brax.
1822 ; Daris, Hist. du dioc^se et de la prin-
cipaat^ de Li^e, 9 vols., Li^ge 1874—1890 ;
Alberdingk Thijniy Yason et son temps, Loa-
Twn 1862.) [SObcrbingf S^iim.]
ifM%0 ht, 9{ame mel^rerer (ebeutenben Sl^eo-
logrn, toeld^ {t(^ ber 3rit nad^ in folgenber SBeife
aneinanber tei^ 1. ^oJ). fßtxnf^axb ^ia^
be 2itgo, Don bomel^mer Sibftammung in@e«
tBla, nad^ 9nberen in Suqo, einem uralten @täbt«
dißn in bcr fpanif d^en ^roDtnj @alirien, unel^elic^
geboren, fbtbirte an ber Uniüerfttat ©alamanca
bic ficiat Stuart, nontentlid^ @m^x]ä^, {otDte bie
3M^, mtb emxirb ftd^ in§6efonbere in legieren
\o (enmtiagenbe ffenntniffe, ba^ er ben S)octor«
§nib ei^ictt. 9iad^bem er eine S^tlong in Sa»
Ifflnonca commifd^ Siedet geleiert unb gugleid^
baS Smt eines (SeneralDicarS bed bortigen 9i«
VM^ Dtrfe^, rief il^n ber Carbinaler^bifd^of
Soj^ionn Xooera ald Offtriol nad^ 24)Iebo. ffaijer
flori V. ernannte ben megen feiner firengen Sted^t-
ti^int fledenbfen @tttenreinl^eit unb t)ielfeitigen
fikfc^^^t§gettKinbtl^it l^od^gefd^ö^ten SRann jum
Süj^ebe bcd neuerrid^teten Senate^ für 3nbien
nb nk^ 13id]^nger DerbienftooQer S^ötigfeit in
VUJia Sid^tnng )um Sifd^ofe Don Salol^orra, bem
•ta Cakigurrid im tanaconenfifd^en @))anien.
JUta ben ^ßdpften $aul m. unb 3uliu§ m.
«obUe er ben @i|ungen bed SribentinumS bei
(KS 1552 — ber 16. @i^ng) unb ttm|te ftd^
bn^ ferne gftdmmigleü unb äBiffenf d^oft bie 193er-
ftomg ber SoncilSmitglieber in bem 9Ra^e ^u er-
mtAtn, ha% iljia ber Sif d^of Don IBerona, WoQfiuS
fipOMmt nostri saeculi antistitum splendi-
Inmen nannte unb il^m ben erften Sl^eil
im 3. 1551 erfd^ienenen SBerfeS De yitis
toibmete. 2)er gelehrte unb feelen-
eilige Sifd^of erlebte nid^t mel^r ben @d^Iu| ber
w^jffTf" Serfammlung, beren 3i^be er mar; er
Inft im 3. 1556 }u Salal^orra unb marb in Sugo
fcflp^fc*» SHa) be fiugo ftanb bei gemid^tigen
■wiipifiTirn Ttiiftmitfilrn mieSl^ilcueta, SoDor«
tt. fL, im Stufe eine§ bebeutenben Sted^tS-
m. 9itd ber langen Stetige feiner @d^riften
kiiiiifif»fr imb fpanifd^er ©prod^e, meldte fein
ber Siterorl^iftorifcr 9iic. 2lntonio,
t feien nur bie firc^enred^tlid^en ermöl^nt :
aiminalifl canonica, in qua omnia
quae a clericis commissa sunt,
poenis describuntur — oft gebmdCt,
pB|t iB Vcala rnib Sqou 1554 unb mieber 1569«
fobann ju Sngolftobt 1577 unb Sßenebig 1581,
unb mit additiones ober @d^oIien Derfe^en Don
bem berül^mtcn JRed^tSlel^rcr su ^kala, 3gn. 2opt\
be ©aljcbo, SSenebig 1598 u. 1614, fomie mit
annotationes Don Sol^. ^elDetiuS, 9lntmer})en
1568; 2. Begulae juris cum suis ampUa-
tionibus et restrictionibus, Compluti (^lca(a)
1554, Lugd. 1554 (jugleid^ mit ber Practica)
unb micber 1569 mit 3wfä^ Don ©al^cbo;
3. Bepertoria ad opera Didaci de Segura et
Joann. Lup. de Palacios-rubios (über Seibe
Nie. Ant., Bibl. I, 314 u. 719). ®ic übrigen
©d^riften begießen fid^ meift auf ©iöccfanDermal«
tung (mie Instruccion de prelados, Gompl.
1530, unb Constituciones del obispado de
Calahorraen el synodo deLografio de 1533,
Legione 1534), «Paftoral unb «Scefe. (Sgl. Nie.
Antonio, BibHotheca hispana nova I, 501 sq.
n, 661, unb nad& ü^m ©c^ulte, ®ie ©efd^id^te
ber OueQen unb Siteratur be§ canonifd^en SRedbtS,
©tuttg. 1880, m, 1, 714 f.)
2. Scrnl^arb ober Sernarbin beSugo,
ein f))anifd^er S)omimcaner in 9{eugranaba (©üb>
amerifa), in ber erften ^älfte bc§ 17. Sal^rl^unbertS,
fdjincb als 3Kifftonar eine ©rammatif ber bortigen
fianbeSfprad^e, Grammatica de la lengua ge-
neral de los Indios del nuevo Beine, Madr.
1619, fotoie eine Slnleitung für Scid^töäter in
berfeIben(9Ro§ca-)©))rad^e, Confesionario. (Sgl.
Nie. Ant., Biblioth. nova I, 176.)
Sebeutenber unb befannter als bie ermöl^nten
ift baS burd^ biefelben natürlid^en unb übematür'
Ud^en Sanbc innigft Derbunbene SSrüberpaar gfranj
unb äol^ann be Sugo, beibe auS einer retd^en unb
angef eigenen ^atriderfamilie in ©eDtSa ftammenb
unb beibe SRitglicbcr unb Sterben ber (SefeUfd^aft
äefu. 3. ^ran^ be Sugo, S. J., mürbe geboren
im 3. 1580 }u SDlabrib, mo feine ßltem, Sol^ann
be Sugo unb Zerefia Don Ouiroga, politifd^er Sn*
gelegenl^eiten megen fid^ oufl^ielten. 9Rit 20 Sal^«
ren trat er )u ©akmanca in bie ©efeüfd^aft 3efu
unb marb in il^ren Kollegien alsbalb für'S fiel^r»
amt Dermenbet; juerp mar er ^rofeffor ber ^l^Uo-
fopl^ie }u Valencia, bann ber Zl^eologte ju Som«
i)ofteIa. Mein fein ©eeleneifer brängte il^n in bie
OTifftonen, unb er mürbe Don feinen Oberen nad^
©übamerifa gefd^idtt. 9ber aud^ l^ier erl^ielt er
mieber einen Sel^rftul^I: er trug Sl^eologie Dor
juerP in SMesico, bann in ©anta gö in 5Weu«
granaba, mdbei er nadd unb nad^ bie gan^e tl^eo»
logifd^e ©umma beS % jß^omaS commentirte.
©eine mertl^DoIIen 3Ranufcripte gingen jum grö^»
ten Sl&eile Derloren/ als auf feiner JRüdfal^rt nad^
©})anien bie gflotte, bei ber er fid^ bcfanb, im
§af en aJlatanca auf ber 3nfel Kuba Don ben§ol«
länbem angegriffen unb jcrftreut mürbe. SKit !Kot^
rettete ber geleierte Sl^eologe baS itbtn; bie lang»
jäl^rigen, gereiften grüd^te feines ©eifteS unb
tJIeiJeS maren unmicberbringlid^ Demid^tet. Son
ber ^roDina (Saftilicn mürbe fiugo im 3. 1645
als ©elegirter aur ad^ten ©eneralcongregation beS
283
Sugo, be.
284
OrbcnS mi) Siom gcfcnbct — ein SetociS Don
bcm l^ol^cn Slnfcl^cn unb SScrtrauen, befjcn er bei
feinen Orben^enoffen ftc^ erfreute. 9lad^ beren
iSeenbigung mu|te er qI§ Sl^eolog bed OrbenS«
generali unb qI§ Senfor ber t)on Sefuiten t)er«
faxten SBerle in ber ett)igen Stobt )urütfblei6en.
um fid^ jiebod^ ben Derfd^iebenen Sl^renbeseigungen
)u ent^iel^en^ meldte il^m inSbefonbere nad^ ber &-
lebung feines iüngem 93ruber8 gur CarbinalSttürbe
)u Sl^eil mürben, bat ber bemätl^ige ©elel^rte,
ttieber nad^ Spanien jurfidEfel^ren }u bürfen. Sort
mirfte er nod^ einige 3^it ctlS SRector )meier Kol-
legien bis )u feinem am 17. S)ecember 1652 er-
folgten %obt. ^xaxii be Sugo l^interlie^ mel^rere,
öuferfl feiten geworbene ©d^riften, bie ftd^ ber
3eit nad^ alfo folgen: 1. Opusc. de sacramen-
tds in gen., Yallisoleti 1688, Granatae 1644;
2. Decursus praevius ad theologiam moralem
sive de principiis moralibos actuum huma-
norum, L e. de conscientia et motu animi
Toluntario, 2 partes, Mantuae Garpetan.
(SJlabrib) 1643 ; 3. Theologia scholastica in
L p. D. Thomae, continens tres libros: de
Deo; de Trinitate; de Angelis, Lugduni 1647;
4. Tractatus de Septem Ecclesiae sacramen-
tis, praxim potius, quam speculationem at-
tendens et intendens, Yenet. 1652. fiugo
nennt fein fyxnpttotxi, boS er feinem DrbenS«
genoffen^ bem ^oftel t)on 3nbien, bem 1^1. Sfrang
Xaöer, getoibmct l^at, ^fd^olaftifd^e 3:]^eologie",
tt)eil er nur baS bogmatifd^e unb fpecuIatiDe 3Ro>
ment in'S Singe faffen, bagegen alleS ouSfd^eiben
miQ, n)a§ bie 9Roral unb bie Ssegefe (t)on il^m
„pofitiöe" Sl^eologic genannt) ju bel^anbeln l^at.
S)en ©efammtftoff ber „fd^olaftifd^en Sl^eologie"
aber ^at er auf 3 Sänbe ober 9 Sudler Dert^eilt.
2)a§ erfte Sud^ umfa|t bie Se^re oon (Sott, ha^
Itotik bie oon ber Xrinitöt, ba3 britte bie Don ben
Sngeln ; nur biefe brei. aUerbingS fe^r umfang-
rei^en Slb^anblungen, ^at ber geleierte Sl^eologe
Dom Untergange gerettet unb in bem eben Dei^ei^-
neten tjfoliobanbe Deröffentlid^t (ein jteeiter, Don
bem ©ottoel fprid{|t, ejiftirt nid^t). Sie übrigen
Sractate foQten fid^ in biefer Steil^e folgen: 4. ^ud^
Don ber @eligfeit (De beatitudine) ; 5. Don ben
menfd^lid^en^anblungen ; 6. Don ber ®nabe ; 7. Don
ben tlieologif d^en Xugenben ; 8. Don ber ^enfd^-
merbung unb 9. Don ben Sacramenten. Ueber
feine tlieologifd^e SRetl^obe öugert er fidd felbjl f ol*
genberma^en: Literam s. Thomae smnmatim
praefigam compendioque percurram, sensum
illios disputationibus librabo, ut non tam
commentator esse videar, quam sectator Doc-
tor» Angelici, qui mihi semper in ore, sem-
per in corde fuit. Sro^ bem l^ier auSgefprod^enen
engen %nf(^lu| an ben 1^1. Sl^omaS l^ulbigte ^rang
be Sugo, bem (Seifte unb ben großen SJluftem
feiner OrbenSfd^ule folgenb, in feiner ©dftolaftil
einer freieren Bewegung, einem gemiffen dclecti«
ciSmuS, ber unter fritifd^er Sßermertl^ung Doron-
gel^enber Seiffatngen unb Anregungen bie tl^eo*
logif d^e SBiffenfd^aft im fat^olif d^en @inne fortju-
bitten fu^t — ein SJerfal^rcn, ba§ er im Sonoorte
eingel^enb red^ertigt. Molior igitor, fagt er,
noviantiquam theologiam, quam laudat Chri-
stas Dom. Matth. 13, 52 . . . Ita christianae
religionis dogma soUdetur annis, düatetur
tempore, sublimetur aetate, incorruptum ta-
men illibatumque persistat. Crescat igitur
in agro nostro sacra doctrina, sed a semine
veritatis, recentes habeat flores, sed annosum
tnmcum, crescat in fundo nostro domus sa-
pientiae, sed priscis innixa fundamentis, as-
sm*gat theologicum aedificium nova quidem
venustate, sed antiqua firmitate compactum
(Prologus in Theol. schol. n. 25—48, p. 7 ad
14). (Sgl. Nie. Ant, Bibl. hisp. noval, 336;
de Backer, Bibliothäque des ecrivains de la
Comp, de Jösus s. v.)
4. 3ol^anne3 be Sugo, S. J., (Sarbinal,
ber iüngere Sruber beS SSorigen, mürbe cm
25. 9toDember 1583 p ÜRabrib geboren. Son
feiner IBaterftabt ©eDilla nannte er fid^ Hispa-
lensis, bie I^L jf atl^arina Derel^rte er zeitlebens al§
befonbere $atronin. @ein Dorsüglid^eS %almt
entmid(elte ftd^ fel^r frfll^e. @d^on als breiiöl^geS
Stvnh las er @ebrudfteS unb ®efd^riebcneS ofne
Slnfto^. amt 14 Sal&ren Dertl^eibigte er öffentlid^
unter allgemeinem SeifaEe 2:^efen auS ber SogiL
Satt l^ierauf fd^idtte fein Sater il^n }uglei(^ mit
feinem Sruber Sfranj an bie ^od^f d^ule Don @ala-
manca, mo Seibe bie Siedete ftubiren follten. SRit
meld^ glön^enbem (Srfolge ber jugenblid^e Sugo
bief em @tubium ftd^ l^ingab, baDon ^eugt ber f))ater
Deröffentlid^te Sractat De justitia et jure, in
meld^em er bie fd^mierigften unb Dem)id(elt{!en
fragen beS bürgerlid^en unb canonifd^en Sled^tS
mit ebenfo Diel Urt^eilSfd^örfe als (Selel^rfamfeit
unb jf larl^eit bel^anbelt. ©leid^mo^l Dermod^te il^n
bie jiuribifd^e Saufbal^n, gu meld^er il^n ber SBiüe
beS SaterS beftimmt l^atte, nid^t bauemb p feffeln.
S)em Seifpiele beS öltem SruberS f olgenb, trat er,
20 äal^re alt, nid^t ol^ne ^artnödtigen SBiberftanb
feines SSaterS, in bie ©efeUf d^aft 3efu, meldte burd^
il^re au^erorbentlid^en Seiftungen mie in ber äBiff en-
fd^iaft, fo im ))ra!tif d^ fird^lid^en Seben, namentlid^
in ben SRiffionen, bie Slite ber ©eifter an fid^ gog.
^ad) beenbigtem 9ioDictat fe^te Sugo feine ))]^ilo«
fopl^ifd^en unb tl^eologifd^en @tubien fort, morin
er ben inSbefonbere auS ben S)iS))utationen ber
Congregatio de auxiliis rül^mlid^ befannten^ßeter
Don ^nubal gum Seigrer ^atte unb eS )tt f old^er
SoUenbung brad^te, ba^ er alSbatt (feit 1611)
fettjl in Derfd^icbenen Sefuitencollegicn beim Sel^r*
amte Dertoenbet »urbe. 5Rad^bem er eine 3^Jcmg
$l^ilofo))]^ie )u Webina bei (Sampo (^roDing fßoiäa'
bolib), bann fünf ^a^xt ^inbur^ Sl^eologie )u
SaQabolib Dorgetragen, mar fein %tf als ©elel^r«
ter unb Se^rer bereits f o l^od^ geftiegen, ba| er im
3. 1621 Don bem DrbenSgeneral SK. SJitelleSd^i
auf ben erften tl^eologifd^en Selirftul^l ber SBelt
am rdmifd^en ßoOeg berufen mürbe. Stoti S)e'
285
Suöo, bc.
286
cnmien ^inburd^ le^e er l^ier bie l^eilige SBiffen*
{d^ mit fold^ Seifole, bol nid^t bIo| eine
)Qi^lmi^ Qsäßax^ä^, bonmter bie borjüglid^ften
Zdente, mn feinen Sotl^et fid^ fommelte, f on«
bem mtS^ feine SoiMge nod^ melfeitigen 9Bün«
f<^ burd^ nad^d^ebene SoHegienl^efte in auS*
nörtige ihetfe Derbreitet »urben. Unter feinen
St^ulem ragen indbefonberS l^erDor ber originelle
Sort be dspaxiß unb ber befannte ®ef d^id^tf d^rei*
ber be9 ZribentinnmS, Sorbinol ©forga ^aÜoDt'
dni^ Seibe Sugo'd 9iad^f olger auf bem tl^eologifc^en
ie^rfhi^e. SBiein ber SEBijfenfd^aft, fo nmrSugo
aii4 in ber ^rjymmigfeit 90en eine Sendete. t$ent
oon jebem el^rgeüigen Streben, lebte er, unbefüm*
nert um anbere SHnge, nnr feinen Stubien unb ber
9ciDtffen(aften (Erfüllung feiner OrbenSpflid^ten.
Sebcr bie Bcriptnrientis saeculi consuetudo,
Irie er beOagt, nod^ bie bringenbften Sitten feiner
^reunbe tmb €d^üler Dermod^tenben tief bemütl^igen
Otann gn beioegen, feine tl^eologifd^en arbeiten p
ttrbffetihi^en; eSbeburfteJ^iegueinedauSbrüdflid^en
Sefel^IeS iK)n Seiten feiner Oberen (Dgl. Tract.
^ Incam. mit Ad lectorem). SDKt Siortrögen
über bie l^Uigfte dEud^rifKe (otte er im 3. 1616
$n SoUaboßb feine tl^eologif^e fiel^rtl^ötigfeit be«
gmmen, aber erfl gmanjig Solare nad^l^er erfolgte
becen93erdffentltd^ttng, nad^bem er fie einer mel^r«
noligen grönbUd^ Ueberarbeitung unterzogen.
JM^ \pQixt f&Ot bie 3)rndlegung feines SBerfeS
MerbieZugenbbedg5ttlid^®Iauben8, 25 Saläre
Bo4 ber erften ^Bearbeitung. 2)Q]^er tragen benn
mSi Sitgo'9 fämmtlid^e t^eologifd^e SBerfe ba§
Schräge einer forgfamen Senfarbeit unb feinen
$olitnr. (Eine feiner oorjiiglid^ften ^bl^anblungen,
D« justitia et jure, burfte er Urban VIU. toib«
■en vnb perfdnlid^ überreid^en. 3)er ^ßa))ft, mit
wdS^ ber befd^eibene $ater, obtool^I f ^on Saläre
lang in Xom n^eilenb, bei bief em Sinlaff e }um erften
3Rale fprad^, ftaunte über fein Sßijfen, feine Ur«
4eiISfd^ärfe unb ftlugl^eit unb gebraud^te fortan
(änfig feine geleierten Sienfte. SBöl^renb Sugo
ebea an ber lej^en quaeetio feiner clafflfdeen Sb«
(oBldiiiia lieber bie Xugenb bed göttlid^en ®lau«
benS arbeitete, umrbe er plbißd^ t)on ber 3laä^'
rit^ fibcrrafd^, ber l^Uige $ater l^e il^n am
14. S>Kcmber 1643 jum Sarbinal ernannt (Dgl.
'Tract de Tirt fidei divinae, disp. 25, n. 58).
S)ec bcnüt^ige, nid^tS a^enbe ©elel^rte mar l^ier«
Öer fo beftür)! unb mebergebeugt, ba| er ben il^m
dtgegaigefanbten £arbinoämagen, ber il^n f ofort
{BB ^ßapfie bringen feilte, feinen Seid^magen
aonic nnb nur bmfd^ ben auSbrAdFIid^en unb fireng*
Pen 9cf^ beS ^|ki)yfhd fid^ }ur Snnal^me ber er»
labcnoi Surbe bemegen Ue|. Sugo felbft berid^»
tdt nod^mald in feinen Besponsis moralibos
(L 8, dnb. 5, n. 7) bei Erörterung ber gfrage, ob
ber ^opß bnr4 feüien 9efe(I einen OrbenSmann
1» Wsaafyaat ber btfd^öfH^en 9Bürbe gmingen
i: Haue potestatem in me ipsum novissi-
exerenit feL reo. ürbanus Pp. VIU.,
OD nsurpanti yerbiim illnd Mandamus, post
repetitnm saepius illud yerbum, ego quidem
aliquamdiu non acquievi, sciebam quippe
non deesse, qui de obligatione saltem gravi
eo verbo signifieata dubitent, donec expresse
dixit: se qua procul dubio pollebat auctori-
tate Buprema, praeeipere id mihi praeeepto
formali in Yu*tute sanctae obedientiae. 9l(§
Sarbinal blieb Sugo unter bem ^urpur ber frül^ere
bemütl^ige unb bef d^eibene OrbenSmann. (£r bul«
bete in feinem ^alafte feine foftbaren unb giän«
^enben SRöbel, mar bagegen befto freigebiger gegen
bie %rmen. 91I§ SRitglieb mel^rerer mid^tigen (Kon-
gregationen l^atte ber erl^abene jtird^enfürft nod^
eine SReil^e oon Salären, freilid^ oft unter fd^meren
förperlid^en Sd^mergen, reid^e ©elegenl^eit, feine
Oielfettigen unb grünblid^en jfenntntffe in un-
mittelbarem 2)ienfte ber ftird^e ^u oertoertl^en.
(Ein langmiertgeS Steinleiben ma^te feinem Der«
bienfboUen Seben ein Snbe am 20. Suguft 1660,
im alter oon 77 Sauren; fein Sieblinggfd^üler,
Sarbinal ^allaotcini, l^atte il^m bie l^eiligen Sterb«
facramente gereid^t. 2)ie le^te ätul^eftötte fanb er
nad^ le^tmiUiger SSerfügung in ber kaptüt unb p
ben Sü|en bed 1^1. 3gnatiu§, ut, toie feine ®rab«
fd^rift melbet, ubi fuerat thesaurus ejus (baS
$rofe|]^au§ ber ^efuiten ttmr fein Unioerfalerbe),
ibi esset cor ejus.
Sugo l^at feinen gefd^loffenen tl^eologifd^en (Sur-
fuS, nur einzelne Xractate über Oerfd^iebene t^eo«
logtf(!^e SRaterien, aOerbingS fe^r toid^tige, Der«
öffentlid^t. Sr bel^anbelt feinen ®egenftanb in ber
Siegel oon ber fpeculatio«bogmatifd^en unb morali*
fd^en Seite, in ber auggef))rod^enen Uebergeugung,
oa| bie eine oon ber anbem untrennbar, eine tl^eolo»
gifd^e SRoral o]^ne2)ogmatif grunb« unb l^altloS fei
^onfeinemDrben8gcnoffen,bemS]^eologen®en^r,
toirb er in scholastica et morali exciütissimus
genannt. Sabei mar er oortoiegenb fpeculatioer
Sl^eologe; bogmengefd^id^tlid^e ^uSfül^rungen oer>
mieb er, unb (SontrooerSfragen äberlie| er ben
auSge^eid^neten Sontrooerftften feiner 3cit. Seine
^au))tftär!e liegt meniger im ))ofitioen SBiffen, aU
im fritifc^en S^arfftnne, mit meld^em er bie ^ei«
nungen Ruberer ptn\t unb nad^ genauer 9lbmä>
gung aUer ®ränbe unb ®egengrünbe entmeber
billigt ober Oermirft ober mit feinem Sacte bie
rid^tige 9Ritte fttü>et. Seine ^uctoritöt l^terin mar
fo gro|, ba| mel^rere oorbem minber probable 9ln«
fid^ten bur^ feinen Seitritt fortan attgemeinere
®eltung gemannen. 3m ^inblidt auf bicfc fd^arf«
finnige unb principielle IBel^anblung tl^eologifd^er
Qfragen urtl^eilt über il^n fein DrbcnSgenoffe Ear»
binal^aOaOicini: Joann. deLugo hac gemina
laude semper inclaniit, ut nemini aetatis suae
vel ingenii acumine yel judicii soliditate con-
cesserit. Neque fuit in contemplatrice theo-
logia subtilior, quam in morali prudentior
(Praef. ad Resp. mor., ed. Vivös, VIII), unb
nod^ glönjenber etma ein Sal^rl^unbert fpäter ber
!^l. SlfonS : Doctissimus Lugo post D. Tho-
mam non temere inter alios theologos facilo
287
Sugo, be.
288
princeps dici potest, cum in dubiis discu-
tiendig hie auctor saepe, nullo praeeunte,
falcem ita ad radicem ponit, ut rationes, quas
ipse in medium adducit, difficulter solyi va-
leant (TheoL mor. III, 552). 91IS ßugo feine
literorifd^e Sl^ätigfeit begann, xoattn bie beiben
großen t^eologifd^en fiid^ter Spaniens unb ber
Sßelt @uare) unb SSaSque^, bereits bem Srlöfd^en
nal^e ; ber ^ifpalenfer fteQt fui^ j^äufig afö briüed
Derföllnenbeg @Iieb }tt)ifd^en bie beiben tDiffen*
fd^aftlic^en Slntipoben unb fud^t mit überlegener
©eifteSfd^ärf e il^re toiberftreitenben Stnfid^ten auS-
}uglei(^en. S)a er biefeS prüfenbe, auSgleid^enbe
ut^ ergän}enbe SSerfal^ren ouci^ an öfteren Sl^eo»
logen übte, toollte er felbft bef d^eiben feine %i)to»
logie nur als ^nl^ang )u frül^eren Seiftungen gelten
lajf en, babet aber nur StgeneS bieten unb bal^er bie
Sitate aus ben befprod^enen Sluctoren möglid^ft
befd^rönfen, um nid^t SBerfe }u fd^reiben, bie ^um
großen 3:i^eile aus Seiten Slnberer befleißen (Praef.
ad tract. de incam.). Seine S)ar[teSungStt)eife
ift nad^ Sarbinal $allat)icini Dergleid^bar ber Jht|«
ftaUfläd^e beS SReereS, bei großer Xiefe flar unb
burd^ftd^tig. Quis in eo, bemerft berfelbe Xl^eo«
löge U)eiter, non admireturinsignem stili soler-
tiam, nil omittentis eorum, quae omissa ser-
monem obscurarent, nil dicentis eorum, quae
dicta caliginem, non lucem affunderent?
(Praef. ad Besp. mor.).
2)ie Stetige umfangreid^er tl^eologifd^er Xrac«
täte, meldte be Sugo in einem S^itraum Don
18 Sauren, Don 1633 bis 1651 (nid^t 1660,
Xüxt gen)5]^lid^ angegeben mirb), Deröffentlid^te,
füllt in ber erften SuSgabe Don $et. ^roSt unb
Srben in S^on 7 f^foliobönbe. 2)en9lnfang mad^«
ten bie Disputationes scholasticae de Incar-
natione Dominica, Lugdun. 1633, foL, unb
bolb barauf 1636 ebb. in 2. 9tujl., Wieberum
1653 unb 1679 — ein ©ommentar ju ben erften
26 Quaest. in IDL s. Thomas mit einem Slnl^ange
über bie Serel^rung ber ^eiligen, inSbefonbere ber
©otteSmutter, il^rer SReliquien unb Silber: rein
fd^olaftifd^, ol^ne nöl^ere 3)arfiellung ber d^rifto»
logifd^en §ärefien unb ftümpfe. 9luf ben Iractat
De incam. lie^ Sugo bie Disp. scholast. et mo-
rales de sacramentis in genere, de venerabili
Eucharistiae sacramento et de sacrosancto
Missae sacrificio folgen, Lugd. 1635, fol.,
unb Wieberum ebb. 1644. 1652. 1670, au^
abgebr. in Migne, Theol. Cursus compl. XXIII,
9 — 873, eine oor^üglid^e Slbl^anblung, in neue«
fter 3eit befonberS befannt burd^ bie barin ent»
laltene Opfert^eorie, meldte Domel^mlid^ burd^
Earbinol gfranjelin ein gewijJcS Slnfel^en erlangt
l^at. — hieran rcil^ten pd^: Disputationes scho-
lasticae et morales de virtute et sacramento
poenitentiae. Item de sufh*agiis et indulgen-
tiis, Lugd. 1638. 1644. 1651 et 1666, fol.,
nad^ beS SerfafferS eigener Semerhing Dorwicgenb
für bie ^rajiS gefd^rieben. 3n weld^em ©cifte fic
gel^alten fmb, lajfen bie ßinleitungSworte ad le-
ctorem erfennen: In seligendis sententiis, sicut
non semper magis rigidas, ita nee semper
magis benignas et laxas elegimus: nee enim
fieri potest, ut in altero semper extreme veri-
tas reperiatur: conati tamen sumus, ubi fieri
potuit, probabilitatem alterius partis signifi-
care. 6r tl^at bie| nad^ bem Urtl^eile Sol^. W«
Darebo'S mit fold^em ®ef (|ide, ut in hac re ulti-
mam manum imposuisse videatur. — ^ad) bem
SSorgange feiner DrbenSgenoffen 9Rolina, SeffiuS
u. 91. Deröffentlid^te Sugo, als Dorjüglid^erftenner
beS römif d^en wie cononifd^en Sied^tS, ein ausfuhr*
lid^eS SBer!: Disputationes de justitia et jure,
2 foll., Lugd. 1642. 1652 et 1670, weld^eS
nad^ ber bei ben 9{ad^fd^olaftüem üblid^en 9Re-
tl^obe ungefäl^r baSjenige entl^ült, waS man l^eut«
}utage im $rit)atred^te (mit SluSfd^lu^ beS (Sfyt»
unb gfamilienred^tS) ab^ul^anbeln pflegt, unb an
SReid^^altigfeit unb IBielfeitigfeii nur burd^ baS
großartige, fed^Sbönbige SBetI eines anbem 3t'
fuiten, beS Stngolftöbter $rofefforS Sl^r. ^aunoQ)
(3ng. 1671), übertroffen wirb. — SereitS (Jar-
binal geworben, gab er Disputationes scho-
lasticae et morales de virtute fidei divinae,
Lugd. 1646, fol, unb Wieberum ebb. 1656 unb
1696 l^erauS, wol^l baS erfd^öpfenbfte unb grünb>
lid^fte SBer!, baS yt über biefen ©egenftanb ge*
fd^rieben worben ift. S)er erfte, fpeculattoe Si^eil
bel^anbelt bie fd^wierigften tl^eologifd^en S^agen,
an weld^en biefe ÜRaterte überreid^ ift; ber }Weite,
praftifd^e, erörtert bie einfd^lögigen moralifd^en
fünfte: bie @ebote unb S3erpfli^tungen beS ®lau«
benS, bie entgegengefe|ten Serfünbigungen unb
©trafen. — ®aS l^te feiner ffirudtwerf e, nur auf
Sitten feines SieblingSfd^ülerS Sarb. ^PaOaDidni
Der5ffentlid^t, betiteU fid^: Besponsorum mo-
raHum diversorum libri sex, Lugd. 1651, fol.;
wieber^olt ebb. 1660 u. 1696 : eS finb antworten
auf Derfd^iebene ^fragen, weldge ber geleierte Sar«
binal, Don allen Seiten ^u Statine gebogen, }unäd^ft
gu eigenem ©ebroud^e ausgearbeitet l^atte. 2)ie ge-
nannten ^ublicationen erf $öpf en nid^t bie Don i^m
im ÜRanufcripte ausgearbeiteten ^bl^anblungen
unb geben bal^er aud^ fein DoQflänbigeS 99ilb feiner
wiffenfd^aftlid^*literarifd^en Si^atigleit. Sugo war
bei aller @d^örf e unb ^röcifion ein ftu^erft frud^t«
barer ®eift : wäl^renb einer SOjäl^rigen Se^rwirf-
famfeit in ber ^l^ilofopl^ie unb 3:]^eologie l^atte er
über Derfd^iebene SKaterien beiber ©ebiete umfang-
rcid^e Sractate gefd^rieben, auf bie er fid& in feinen
gebrudHen SBerfen beruft, bie aber felbft niemals
5um S)rude gelangten. 2)em pl^ilof opl^if d^en Unter-
rid^te lag bamalS befanntlid^ ^riftoteleS }u ®runbe;
Sugo erwäj^nt mel^rere S^ommentare }u Derfd^ie-
benen @d^rif ten beS @tagiriten, f o )u ben Sudlern
De anima, De generatione, ^ur $^9fif imb
ÜKetapl^pfif, 5u ben gweiten 9lnal^|tifen u. a. 3n
ber X^eologie fül^rte ber 1^1. 3:]^omaS baS @cepter;
nad^ ben Slnbeutungen in feinen gebrudtten SBerfen
ei^iftirten Don Sugo Kommentare: De Deo ono
et trino, unb im SSefonbem De visione unb
289 Sugo, be. 290
De scientia Dei; De prsedeBtüiatdoiie , De u. b. a.}; in ^tncbig SiD. be Sllontuifto (Cim.
grstis. De actibas hnmonia u. a. Sltt uner' philoa. ad mentem Scoti , Yen. 1665) iinb
maxtat €r^6ung jum ßatbinalate fe^tt Sugn'i SUlaftiiuä be gjltlbula (Disp. theolog., ib. 1675,
^uftlicationen ein 3^ uib nenbctt feine l^ätig* u. a.) ; in tStailanb ^teron. (SaHuS (In m. Scoti,
faU auf ottbcn @t6tele; bit Wt^rja^l ftiner litt' Mediol. 1645) u. f. ». 3n ber 9iei{)t btefer gt-
lorif^ni Srjtugntfft Uitft, umä tc urfpiänglic^ let)rten ©cotifttn trimmt au^ Slltganber »ubeuS
oBta justbo^t, unwrüffenlliii^t unb ging für bit be Sugo eine ot^tungSmeri^t ©tdit ein. ®c mm:
Sifftnf4<ift oatetm. Stint gebnidFten S^crle tt> lange 3(tt Sekret ber 3:t)tDlogie unb Seittr bet
fc^ientn im eerigen 3a^i^unbtrt ju SBtnehig in ©tubitn in ben groBtn SoStgien Don ä(fi[i uiü)
imettei &rfiunmtauflagt , bit groar bie neutren Bologna unb definitor perpetuns btr letztem
tSmift^ ßntjdjtibungen ^inju^gt, im Uebrigtn ^roBinjunbUeröffentlic^te: 1. Controversiamm
ober btr cr^m Sqonti in man^ti ^infii^t na^' theologicanim inter Scotietas 2 part., Bonon.
^(Venetüfil718etl751,ed.Mc.Pezzana, 1651—1652. S)tcIeS äßeif be^anbelt bie „^uS>
7 TolL in fol.). 3n neueftei !^ät befotgtc l&a- litten S^^ift" ber Scotifttnft^ule unb mil billig
nimiaiS 3. 99. ^ouniiali eine @efammtau3gatie flart Slarlegung ber ödsten Se^rt beS ScotuS eint
beiSioMin^iiS 1868—1869, 8 39be., bie fu( EßerfStinung btr ab n>eii|tnben Weinungen ^trbtt-
}äb\l cinfü^ als editio nova diligenter re- fiit)Ten. 3)eT erfte X^eiC trMert in 40 @Dntn»
cognita, notis illnstrata et docamentie pluri- tier|tn beifd^iebtnt §aut)tbi^ttenj))unftt auS btt
boi, qnae a morte auctoris ad hnnc usque @ottt3-unb2:nntläl3le^tt,überbieSngeI,@nabt,
dieni e romana Coria prodienmt, necnonin- ©iinbe, €rb|iinbe n. f. tn.; btr jtoettt erläutert
dicibns copiosisaimis locupletata et omata. 22 SontroDtrSfiogen au€ btr 3ncamatiDne- unb
Seib* VnSgaben weichen in ber SRei^enfoIge btr Sacrnmentenle^re, au§ btr OToral u. f. ra. SDie
Xtactutt tMjn tinnnber unb Don ber erfttn in ber gorf(e|ung bei 9Btrtt§ foKte bie äußeren Sterben
faiiliirif^en Orbnung il^reS €r|t^eintn8 ab (Nie mit ben 3;|omiftengur®arfteaung bringen; oDtin
Antonio, BibL hisp. nova I, 556; de Backer, Sugo ^nb Von ber %luSfiif)ning hiefeS^IantS ab
Bibiiothiqne des ecriv. de la C. d. J. s. y.; unb übtrlit| fie bem ©coti[ten 3)IaftriuS, ben ti
Hmter, Komenclator I, 691 sqq.). aß feinen Setirer nmljxtt unb im Stile iener
5. Slcianber 9tubeuS be Sugo, 0. U. 3"! mü überf^manglid)en ^töbicaten feierte. Sr
Conv., fo genannt Don fetntm ©eburtSortt Sugo, ftlbfi manbte [eint ^ebet btr ^bt^ofopbie ju unb
nntm fleintn StÖbt^en }imft^en £Rat>enna unb fct)rieb 2. ControTerBiamm metaphysicalium
Sobgno. SdSSItsonbtt in bem jmeiten 9)iettel inter Scotistas totn. unicue, Bonon. 1654,
bei 17. 3ii(i^unbcrtS boS ftleib btS ^1. ^landS- eint Steige Don 17 ßontiobeifen über fi^wittigt,
adw^,flanbtnben@c^Ienbtt|eeOrbene,inS- mitunter \ti)i abfiradt unb fubtile $unltt btt
btfonböf ber SRtnoritnt'iSonbtntualtn, ntlc^en er fcotiftifctien Ontlafi^gfif,' mie jie bie enturtete @)>ät<
ome^iMt, bit St^ SunS Stotue' in DoKet ^lütt, f^olaflit fieiDoigebrac^t. 3t»ti 'Sal^it fpäter folgte
nb a btrtfi!^ getobt in Stolitn ein fe^r regeS 3. TotiuB philos^biae cureus Pars I, Bonon.
gttßigtSSdcnunbeintTülittgt [iteTarifcE)et^ätig- 1656 (über bolObject unb bie ^rincipitn ber
tetttabieftiSKt^tung. ^bgtfe^en uon benwiffen- ^tiilofop^ie unb @egtnftönbt ber ollgtnieinen
f^Bffful^etnttenSlomS, owfaftju gleicher ^eit, 3Rttap^t)fiI) ; P. ü, ib. 1657 (bie fcoH^f^e
tu Cotbinal 3o^_. be Sugo feint unucrgänglii^tn $f|Qfi[) ; P. III, ib. 1660 (bit fcotiftifc^t $|qc^o-
&älo\af^^)m SiSputotiontn otröffenllidite , bie logie, Sqnamologit unb Üloetit). @eint legte
ledl^mtm grinuiScaner-X^eoIogen ^ofj. ^onciuS ^ublication maren 4. BeHolutiones morales
mb fioBC. Stoncott, fpAtn Sorbinal (j. b. ?lrt.). juxta mentem Scoti et D. Tbomae, Bonon.
fcDtiptft^ a^bme tmb Sß^Iofop^ie Dortrugtn 1664, Srärteiung unb S&fung eon fc^raeitren unb
■ri» auf bflbtn (Sebittm bnootrogenbe SUBtrft häufiger nortommenben iSewiflenSfätlen — im
f4EiAen,^atttboniaKfaPitbtebtbcutenbeOrbenS- @eifte tum @colu3 unb 2:^oniag. Sugo'S Siterfe,
odleg brä Uaßenifi^ ^Ibinfel einen ober me^> bouptlSf^Iii^ für ben engem i^^d3 bei bamaligen
Rn «fi^il|tc Stlrm unb €t^nft^ller. @o lehrten g^ranciscanerfi^ult gtf(!)ricbtn, finb gegenwärtig
m fkilmiu) bei SonMntuale €aft). ©gtiemma äugerft felttn unb bieten roenig mefir als literar-
(Manuale seoüeam, Panormi 1638, unb Sco- gefi^tli^tfi 3ntertffe. (3!gl. Joann. a a. An-
tiea opiiBe., ib. 1645—1651) unb ber ffobU' tonio, Bibl. univ. Franciac. I, 35.)
Vaa (Befualbo bt^ononiie (In Scoti formal!- 6. Safttan iQtnitej bt Sugo, 0. Pr.,
tatM, Pul 1652); in ^Itopel !Biancofiu3 (De lebte am Snbt btS 17. unb in btr trften ^älftt
I>eo mio et trino, Neap. 1638), Slug. Sjolpi btS 18.3a^t^unbert§, toat ÜJtilglitb beg berü'dm-
(SKtBmKUieoL8ooti, ib. 1622— 1645, 12 voll, ttn SJominicanercontientS @t. ©lepgan gu @ala-
foL), 9H4- Snmco (TJniTereae philosopbiaa manca, ber 3ßflangf(f)ule fo uieler burcEi ÜBiffen-
fimtt, ib. 1650); in 99oIogna ^r. ^ontelongo ft^aft unb grömmtgleit auigejeii^neten SERÖnner,
(DaqpnUtiOTHa logicalea, Bon. 1647); in !ßa- »eilte ftiöter al9 afflftent für bie tßrobtnj ®\ia*
tan 9Monbo bt SRonte fieone (Integer cursus nien, |ugleic^ nl@ ßonfultor ber Stitencongrega*
^MM^tiae, Fatav. 1672 — 1673) unb !Dtatt^. tion unb Senfor ber rämifc^en Snquifition. an ber
^a^oA (DiflcoBsiones sooticae, PaL 1638, ©eittbtSOtbtnSgeneraläX^omaSStibolliuStDm
tMtftniitim. Tm. 2. Mnfl. 10
291
Suis t)on Seon — Suitpranb.
292
imb Jlarb im 3. 1739 al§ Sifd^of öon 3amora.
tq be Sugo Ott ber gerobe bomolS toteber auf»
jlammenben Sontroüerfe itoifd^en Sl^otniften unb
SRoliniften unb ^äl^lt al§ f old^er in biefem ^meiten
Stttbium beS ©nabenftreiteS ju ben l^etDorragenb»
ficn Sertljieiblgcm bcr ffiominicancrfd^ule. 93c«
lanntlid^ fud^ten bie Sonfeniften, nQ(|bem il^re
Seigre t)om apoftolifd^en Stul^Ie t)em)orfen »erben,
^d^ an bie Xl^omiften an^uflammem unb bie 3Rei«
nung 5U t)erbreiten, bur^ bie fBvüt ünigenitus
fei in ii^rer ©nabenlel^re bie bed 1^1. Suguftin unb
£]^omQ§ t)erurt]^eilt morben (ügl. b. 9lrt. Congr.
de auxiliis n. III). 3u ber alten SSerleumbung,
mit toeld^er man bie 6d^u(e beS 1^1. Xl^omaS be§
CaIt)ini3muS 6e[d^ulbigte, l^atte fid^ nun aud^ biebe§
3anfeni3mu3unbOueSneIliani§mu§gefenttt)eld^e,
o6[d^on burd^ tt)ieber^0lte Srflörungen ber köpfte
eiemenS XI. (Suüe Pastoralis officii, 1. Sep-
tember 1718), 93enebict XIH. (93ret)e 6. SRo-
Dember 1724 unb Sonftitution Pretiosus t)om
27. SWoi 1727) unb glemenS XH. (SBreüe 2. De»
tober 1733) auctoritatiü auf baS Sntfd^iebenfte
}urfidgett)iefen, bennod^ burd^ eine Sßenge oon
@d^riften in Umlauf erl^alten würben, ©egen bicfe
antifird^Iid^e unb antitl^omiftifd^e Semegung nal^m
ber geleierte Dominicaner Stellung für ba§ Slnfel^en
beS l^eiligen Stul^IeS unb bie @|re feiner @d^ule
unb fd^rieb }u il^rer SSertl^eibigung: 1. Concursus
Dei praeyius et efficax, necessario cohaerens
cum libero arbitrio humano a necessitate
libero, ex sacra scriptura, conciliis et ss. patri-
bus, praesertim Augustino et Thoma expla-
• natus, a calumniis vindicatus. Contra Jan-
Senium et Quesnellium, pro bulla Ünigenitus
et nullitate appellationis ad futurum generale
concilium, Bomae 1730, fol.; unb brei ^af^xt
fpöter 2. Vera Christi gratia, juxta ss. Augu-
stini et Thomae doctrinam stabilita atque a
Jansenii et Quesnellii erroribus vindicata,
Romae 1733 (mit bem SSilbniffe SlemenS- xn.).
SIS f obann im nämlid^en Saläre ein ^rofeffor ber
Zl^eologie unter bem ^feubon^m ÜRartin Orti)
in ber @d^rift Caducaeus theologicus et crisis
pacifica de examine thomistico, Matriti ann.
1733, eine Vermittlung jmifd^en beiben Slnfid^ten
Derfud^te, mobei er bie tl^omiftifd^e Seigre in ber
S^arfteQung be fiugo'd unb anberer l^erüorragenben
IBertreter biefer @d|ule einer ungerechten unb un^u«
treffenben Jhitif unterzog, unb aföbalb barauf aud^
ber portugiefifd^e Scfuit Srauio (ügl b. 9lrt.) in fei«
nem 1734 ^uSinabon erfd^ienenen Cursus theo-
logicus bie @d^riften unb @d^reibtt)eife Sugo'g
angriff, fo entfd^Io| er fid^, gur Slbmel^r biefer Sin-
griffe unb jur SRed^tfertigung feiner ©d^ule bie ge-
nannten @d^riften umzuarbeiten, p ertt)eitem unb
unter benfelben Sitein in ein ©efammtmerf gu-
fammenaufaffen, baS im 3. 1737 in 5 Duart-
bönben erfd^ienen i{t. 2)er erfte l^anbelt t)on bem
SDBefen bcr ®nabe unb Sreil^eit; ber jweite üon
bem concursus ober ber gratia praeveniens,
excitans unb su£ßciens ; ber britte unb vierte,
bie mid^tigften für bie fd^mebenbe Streitfrage, Don
ber praedeterminatio physica unb scientia
media; ber fünfte unter bem @pecialtitel Dispu-
tationes theologicae ober Tractatus apolo-
geticus t)on ber Sluctorität unb Sortrefflid^hit
ber Seigre beS ^l. Sl^omaS über bie gratia e£Qcax,
t)on ber Unfel^lbarfeit be§ ^apfteS (Srflörung
unb 99egränbung auS @d^nft unb Srabition,
au^ bem 1^1. Sl^omaS unb au§ £^atfad^en ber
ffird^n- unb S)ogmengefd^id^te) unb feinen in-
appellablen Sntfd^eibungen, t)on ber geredeten
93erurt]^eilung ber @ö^e OueSneOS burd^ bie de«
mentinifd^e ^ulle ünigenitus. @ämmtlid^e ben
SBerf en Sugo'8 üorgebrucf ten ^probationen — unb
bereu ift eine grofee 3ö^1 — ergel^en fid^ in fangen
unb glömenben SobeSerl^ebungen über bereu 5n-
l^alt unb SSerf affer. Unb in ber Sl^at üertritt 99enite$
beSugo, mie bie Memoires de Trövoux (1743,
ann. 44, p. 1016) ftd^ auSbrtidten, ben Xl^omiS-
mug mit großem Sifer unb mit all ber gföl^igleit
meldte feine @d^ule t)on einem ^ntoalte i^rer @adQie
tt)änfd^en !ann. 9)2it auSgebel^nter ©elel^rfamfeit
eine gewanbtc ^olemif unb gro^e ftlar^eit oer-
binbenb, gel^ört fiugo 5U ben bebeutenbjten %^o*
miften jener ^eriobe unb neben bem fajl gleich-
zeitigen SoumclQ 5u ben fd^ärfften ©egnern ber
Sanfeniften unb fräftigften SScrt^eibigem be§ l^ei«
ligenStul^leS. 3ugleid^ ift feine ma^üoHe ffampfeS«
meife ein mol^ltl^uenber 93emei§, ba^ bie alteSontro«
üerfe gegen bie 3Roliniften il^rc früljiere ©d^örfe
unb 93itterfeit t)erloren, unb ba| eine befonnenere
Sluff affung unb gered^tere SBflrbigung ber gegnen-
fd^en ^nftd^t $la^ gegriffen ^atte. Sugo äußert
fidd in lobenbfter ffieife über feine miffenfd^aftli^en
®egner, erfennt fogar aud^ i^rer Snfid^t eine ge-
miffe ^robabilitöt ju unb miU ben intellectuellen
ffampf nur für bie fflarfteUung ber Sßal^rl^eit
führen: Eruditae scholae S. J. suam esse
probabilitatem non diffiteor. Inter nos in-
tellectus rixa est, non voluntatis. Discrimen
utriusque scholae, non charitatis dissidium,
sed opinionum distantia seu differentia in-
telligitur. Diversa ergo poterit esse utrius-
que scholae intentio, at utriusque purissima
undique et sana fides est, consulente Deo,
ut ex ipsismet dissensionibus nostria et lu-
mina et munimenta quaedam nova doctrinae
orthodoxae accedant. Quare nihil damnatum
Yolumus, nisi quod expresse ab Ecclesia dam-
natum est ; nihil dictum, quod ab illa aequi-
tate, modestia et charitate deflectit. Vel mini-
mum verbum libens rejicio, ut pax et charitas
perfecta cum omnibus retineatur (Monitum
lectori I , p. XLI sq.). Sugo'S ©d^riften finb
fel^r feiten, fel^r gefugt unb fel^r tl^euer. (SJgl.
Hurter, Nomencl. II, 945.) [SRorgott.]
<^iti$ t)0n Seen (^lot|fiu8 Segionenp), f.
$once be Seon.
cjEttitpranb, Sifd^of Don Sremona unb @e-
jd^id^tfd^reibcr, purbe ju 93eginn beS 10. 3Q^t«
293 SuIluS, ber ^I. — Sumpcr. 294
(imbcrt8au$t)omel^memlangobarbtfd^en®ef(i^led^t l^aglid^er Ausmalung onfiögiger ^necboten. 91IS
getereiL Sifomfrül^eitig an ben ^of mä) i^attia, Quellen bienen if^m münblid^e 99erid^te unb eigene
wirb bafelbji in ben ffiiffenfd^often unterrid^tet unb Srf al^rung, tt)o6ei er aber nid^t feiten red^t !rttifto8
lernte bie Clofftfer Sicero, ^oraj, iBirgil, Zeren^, t)erfä|rt unb namentlid^ aber il^m femer Itegenbe
Oirib unb Shöienol ebenf o fennen unb üertoertl^en ©egenftönbe oft in fabulofer Sßeife berid^tet. 2)ie
wk bte ^Uige Sd^ft. ^ud^ mit ber ÜRetrif }eigte %xt ber S)arf!eIIung ift mel^r eine memoirenartige
er {14 tDO^lDertroutnnbJd^mädKe nic^t feiten feine Sr^öl^Iung. SBenn oud^ fein Urtlgeil in einzelnen
Seife nadf SQBeife eined Soetl^iud mit iBerfen. Sr fünften fd^arf unb treffenb 5U nennen ift, f o mu|
Hribmete ft<^ bem Clericalflanb, unb f^on jf önig il^m bod^ im ©anjen bie ^iftorifd^e Begabung ab»
^tgo fd^entte i^m ber fd^önen Stimme tt)egen feine gefprod^en merben, unb feine Angaben muffen, al§
9im{l in befonberem 9Dla|e, Serengar aber er« Dielfad^ t)on fieibenfd^aft unb ^a^ bictirt, mit 9Jor«
namtte i^ }u feinem jf an}Ier, unb mie fein 93ater ftd^t üerttienbet tt)erben. Sine ^totik @d^rift, Liber
«iib@tieft>ater nmrbe aud^ fiuitpranb 949 ^u einer de Ottonis I. rebus in urbe Borna gestis, er»
Scfonbtfd^ft nad^ Spsan^ t)ertt)enbet. ^ier mad^te ^öl^It bie Vorgänge in Italien unter Otto I. unb 2i0'
er fid^ f ptDol^I mit ber @)nrad^e al§ aud^ mit ber |anne§ Xn. (960—964). Sßenn aud^ SuitpranbS
(ikfi^id^e, ben @itten unb Sinrid^tungen bed grie» @))rad^e l^ier weniger leibenfc^aftlid^ ift al§ in fei«
4if(^ Xetd^ befannt. Salb nad^ feiner 3ivid* ner ^nta^obofiS, fo ift bod^ aud^ biefeS SBerl eine
le^ Serfiel er ouS nid^t nftl^er befannten ®rünben ^arteifd^rift, bie unbefangenen @inn Dermiffen
mit bem fdniglid^ ^ofe in fold^em ÜJlage, ba| lö^t. SDIand^e unbequeme Sorfommniffe merben
er nad^ i)eutfd^Ianb in Äönig Otto I. pd^tete, fur^meg übergangen (M. G. SS. III, 340—346;
ber i^n aß genouen Äernier ber italienifd&en SSer« Watterich, Vitae PP. 1, 49—63). ©eine britte
Hltmffe mit greuben bei fid& aufnal^m. 5ttm ^of e ©d^rif t gibt einen fel^r farfaftifd^en, aber nid^t un«
Ctto'3 trof er im t^februar 956 mit bem fpanifd^en maleren Serid^t über feine Srautgefanbtfd^aft nad^
Sik^f Äebemunb oon gtoira gufammen, unb Konftantinopcl im 3. 968, toorin er ben lieber«
biejer Deranla^te il^n, bie @efd^id^te feiner 3^it du mut^ ber ©ried^en unb bie Sage il^reS 9ieid^e§ mit
fftreibeii. SBirflid^ mad^te er fid^ 958 anbiefeS bei|enber Ironie ^eid^net (®iefebred^t, S)eutfd^e
8er! unb arbeitete baran troj mand^er Unter- ffaiferjeit, 4. Sufl., I, 523 ff. — Opera Luit-
ke^ungen WS 962. 3n biefem Salftre würbe er prandi in M. G. SS. III, 264—363 unb feparat,
nmilaifer Otto }um SSifd^of oon Sremona be« neue Ausgabe Don Summier 1877; beutfd^inben
Peflt unb oI8 Dertrauter ffenner ber italienifd^en ©efd^id^tSfd^r. ber beutfd^en Sorjeit, ^. 22, 93er«
Sttftdnbe gu öerfd^iebenen toid^tigen Aufträgen t)er» lin 1853 ; Seitröge jur Sejtfritif üon fföl^Ier im
Bwbet ©0 nmrbe er 963 an Sol^ann Xn. ge« 5R. «. VIII, 47 ff. (95gl. Köpke, De vita et
hibt unb tool^nte bann im IRoöember jeneS 3al^- scriptis L., Berol. 1842 ; Suitpranb öon Kre-
ier einer ©Qnobe in ©t. $eter an, auf meldl^er ber mona unb feine Ouellen, in ÜJl. 93übinger§ Unter«
$0^ abgefegt nmrbe. ^Oe biefe Vorgänge be« fud^ungen pr mittleren ®efc^., fieip^ig 1871, 1,
j^neb er in einer eigenen ©d^rift. Kad^bem er öon®änbIifcr unb9RüIIer; bagegen©^bel§3cit«
00^ 967 einer ©^nobe ju »aüenna unb an aOBeil^» fd^rift XXVI, 273 ff. ; tml. aud^ XXVIH, 233 ff. ;
Holten beSfelben 3a]^re§ ber ftrönung Dtto'S IL SBattenbad^, ®eutfd^I. ©efd^id^tSqueHen, 5. 9lufl.,
PL Xom angemobnt ^atte, ging er im ©ommer I, 391 ff.) [ffnöpjler.]
968 im «ufteog Otto'8 1. abermals nad^ Eonftan- Jinttm, b e r 1^ I. , f . TOaing.
tiiopel aI8 Srontmerber für beffen ©ol^nOttoII. ^nffits, 9tat|munbuS, f. Sla^munbuS.
b^ hierüber Derfagte er einen fd^riftlid^en 93e- (4uimagne, !DZarie be, f. SBorfel^ung.
ruj^, ber mit bem 7. Januar 969 abbrid^t. S3on Lumen gloriae, f. ^nfd^auung ©otteS.
ba an fehlen ft(^ 9tad^d^ten über fiuitpranb. Lumen naturae, rationis, f. ©tanb
Hb^ mmerbürgten Angaben to&xt er aud^ nod^ ber Statur.
SKtglid» ber glönjenben ©efanbtfd^aft gemefen, <^ttm)^er, ©ottfrieb, ein geleierter aSencbic«
bie 971 bie faiferlid^e IBraut abl^olte, unb toäxt tiner beS oorigen Sal^rl^unbertS, mürbe am 9. f$fe«
of biefer Seife geftorben. bruar 1747 5U tJfüffen im ^Ilgöu, meld^eS bamafö
©ein (Hni)ittDerf Historia imperatorum et bem gfürftbifd^of t)on Augsburg gel^örte, geboren
regom ober Aniapodosis (Sergeltung), meil er unb trat fd^on in feiner Sugenb in ba§ bur(| Sud^t
him ollen, bie il^m ®uteS ober 93öfe§ ermiefen, unb SBiffenfd^aft blül^enbe ^enebictinerflofter jum
mSi Serbien^ Dergelten miü, entl^It in 6 93ü« 1^1. ©eorg in SSiSingen auf bem ©d^mar^malb ein.
4eni bie (Sk^dfid^tt feiner 3tit, Don ftarl in. bi§ ^iele Saläre l^inburd^ toax er ^röfect be§ bortigen
PL feiner erflen Steife na^ ^93an} (949). Sr ©^mnaftumS, bog unter feiner Seitung gro^e§ ^n«
»lEr ime er fagt, bie ©efd^l^niffe t)on gan} @u« feigen geno^ unb oiele tüd^tige ÜJlönner bilbete.
la^, bieX^iten berPaifer unb jf5nige berid^ten. Sugleid^ mürbe er aud^ 5um $rior be§ jflofterd
Kd fkrrliebe nermeilt er beim gried^fd^en SReid^, unb }um $rofef[or ber ffird^engefd^id^te unb Sog«
nb am etngel^enbfien finb feine ©d^ilberungen matif in ber tl^eologifd^en ^auSIel^ranfialt befteut
aber Stolien. ^ier Id^t er namentlid^ feiner ge« unb Derfal^ alle biefe Remter mit großem Sifer bi§
niitm ©timmnna gegen jfdnig Serengar unb feine ^u feinem frül^en S^obe am 8. ^örj 1801 . Sinen
CeH^^SBilla fmen Sauf tmb geföllt ftd^ in be« Seleg feine§ großen gfleige^ unb feiner umfaffenben
295
fiuna — Sunb.
296
©elel^rfornfeit gibt fein ^aupttotd, bie Historia
theologico-critica de yita, scriptis atque do-
otrina SS. Patrum aliorumque scriptorum
ecclesiasticorum trium primorum seculorum,
eine fel^r ouSfül^rlid^e ^atrologte unb Siteror«
ßefd^id^te ber brei erjlen Sol^rl^unberte, bie in
13 Dctaöbänben gwifd^cn 1783—1799 juSlugS«
Burg bei Sieger erfd^ien. Sumper l^atte pd^ be»
fonber§ auf 3ureben be§ berül^mten Qfreiburger
Sl^eologen Engelbert ftlüpfel (f. b. 9lrt.) sur §er»
ausgäbe biefeS 2Ber!e§ entfd^Ioffen unb barum anä)
biefem greunbe ben öierten 93anb be§felben getoib»
ntet. ^xäii ju öerfennen ift übrigens, bo^ feine
historia critica in mand^en Xl^eilen ntel^r Som*
Dilation qI§ eigentlid^eS Originalmer! ift, unb bQ§
eine Seilte öorl^anbener S)iffertattonen, }. 95. öon
©aOonbiuS unb ÜRoSl^eim, l^ier faft unt)eränbert
toieber abgcbrudft worben ift. ©eringeren SBertl^
l^aben einige üeincreSd^riften, nämlid^feinelleber«
orbeitung be§ @d^röd^'fd^en SompenbiumS ber
jfird^engefd^id^te unter bem Xitel J. Matthaei
Schroeckhii Historia religionis, in usus prae-
lectionum catholicarum reformata et aucta.
@§ erfd^ienen baüon s^ei ausgaben, ebenfaHS ^u
Augsburg, im 3. 1788 unb 1790 je in einem
^iemlid^ ftarfenOctoDbanb. Süperbem gab fium»
per anonym no(^ itoti beutfd^e Süd^Iein l^erauS:
®ie römifd^^fotJ^olifd^e l^eilige SQUeffe in teutfd^er
©prad^e, nebft angel^ängten Gebeten, Ulm 1784,
unb : ®er E^rift in ber Saften, b. i. bie Saften»
SDangelia nad^ bem 93ud^f)aben unb fittlid^en
Sinne, Ulm 1796. (Sgl. 3öd^cr§ ©elel^rten-
lejifon, fortgefe^t öon ^Ibelung; Klüpfel, Ne-
crologium sodalium et amicorum etc. , Fri-
burgi 1809, 250.) [ö. §efele.]
(^tttia, f. $etru§ be Suna.
^ittib, el^emalige J^ird^enproDing für
2)önemar!. S)ie uralte @tabt Sunb, Lunda
Gothorum, Londinum Scandinorum s. Da-
norum, in ber l^eutigen fd^mebifd^en fianbfd^aft
©d^onen, norböftlid^ üon SDlalmö, brei SKeilen
lanbeinttjärt§ öom ©unbe, ber bänifd^en Snfel
©eelanb gegenüber, mit 9500 Sinwol^nem, einer
Satl^ebrale mit merfmürbiger jh^pta auS bem
12. 3a]^rl^unbert — öor ber SReformation mit
22 jhrd^en unb einer t)er]^altni^ma|igen Snjal^l
ftlöfter — , ttjurbe um bie aJHttc beS 11. Sa^r^un-
bertS ©i^ eine§ SBifd^ofS. ®ie Sonbfd^aft ©d^onen,
balb bönifd^, balb fd^mebifd^, t)erblieb ben S)anen
mit hn^er Unterbred^ung öom 11. Saljirl^unbert an
bis jum tSfrieben oom Sa^te 1658 ; fettiger fielet
fie unter fd^mebifd^er ^errfd^aft. Unter Kanut bem
®ro&en (1014—1035) »urbe biefe Sanbfd^aft für
ba§ Sl^riftentl^um gewonnen unb ber Obforge bed
55ifd|of§ t)on SRoeSfilbe anvertraut, ffönig ©öenb
gftribfen (1047—1076) trennte ©d^onen Don
biefem ©istl^um unb erridfttete für baSfelbe jmei
Sii^ofSfifee, Sunb unb ®alb^|. grfter »ifd^of
t)on Sunb mürbe ^einnd^, unb jmar nad^ ®am§i
fd^on 1048 (al. 1065); biefer aber mürbe fpäter
als unmürbig abgefegt. 3^m folgte ber geleierte.
fromme unb eifrige ©ifd^of ßgino mn ©albp, in»
bem berfelbe mit feinem SiStl^um SalbQ aud^
ba§ t)on Sunb Derbanb, bal^in feinen @i^ Verlegte
unb ftd^ ben ähil^m ber 93efe]^rung ber Reiben von
Siefingen unb Soml^olm ermarb (Adiun Brem.,
4, 8, Mon. Germ. SS. VII, 371; Saxonis
Grammat. Hist. danic. rer., reo. Dr. Müller,
Hauniae 1839, 548 sq.). 5lad^ SRicmaluS (1075
bis 1089) beftieg mjer, aud^ Oösur, «fteruS
(1089—1137), biefcn ©tul^l, ber unter i^m jur
SKetropole erl^oben mürbe. 3n meld^em Salute
bie^ gefd^a]^, ift megen ber verfd^ieben lautenben
92ad^rid^ten barüber (vgl. biefelben bei SBiltfd^,
itnäfi. ®eogr. u. ©tatift. U, 93 ff.) nid&t genau
gu beftimmen. ©emö^nlid^ nimmt man an, ba^
bie grl^ebung jmifd^en 1103 unb 1104 erfolgte,
unb }mar auf ^nfte^en jfönig @n!§ beS ©ütigen.
m^ namlxä) biefer 1098 als Pilger SRom befugte,
erl^ielt er auf feine Sitte von ^apft Urban IL baS
SSerfpred^en, bafe bie biSl^erige fird^lid^e Unter»
orbnung2)önemarfS unter bieSJletropole^mburg»
93remen aufl^ören, unb ba^ an einem angemeffenen
Orte in feinem äleid^e ein eigener erjbifd^dflid^er
©tul^l errid^tet merben foQe. Srft na^ SrifS %b»
leben (geft. 1103 }u Sppem) erfd^ien }u biefem
3tvede Sarbinal Silberig als pöpftUd^er Segat in
©önemarf. 9llS SOBürbigften jum neuen SRetro»
politen ernannte ^Iberid^ ben bamaligen 99ifd^of
von Sunb, ^b^er, unb befleibete il^n mit bem
Pallium, ^apfi Snnocenj 11. erfannte jebod^
fpäter biefe (Erl^ebung nid^t an unb erflörte bie
ber Hamburger SKetropole entzogenen ©uffraga«
nate, mitl^in aud^ Sunb, berfelben mieber unter«
georbnet (1133). SSon ©eiten beS beutfd^en SReid^eS
moSte man gleid^fatlS von einem Sr^biStl^um Sunb
nid^tS miffen. 6rg öabrian IV. erfannte ben auf
aibjer folgenben 6Snlb als Metropoliten an unb
ernannte il^n nid^t blog ^um Segaten unb beftän»
bigen Sicar (vicarius perpetuus) beS apoftoli»
fc^en ©tul^leS, fonbem verliel^ il^m überbie^ nod^,
nad^ ©tiftung ber Sr^biSt^fimer Upfala unb
3j:onb]&iem (3?ibaroS), ben Sitel eines ^rimaS
von S)änemarf unb ©d^meben. S)ie ^rimatial»
gemalt mar inbe| nid^t unbefd^rönft, inbem in
ftrd^lid^en ^ngelegenl^eiten ieber an ben $apft
appeHiren fonnte. ®ie erften ©uffraganate maren
bie ©iSt^ümer SRipen (geftiftet 860), ©d^leSmig
(934), ^arl^uuS (946), Dbenfe (980), SRoeSfilbe
(1012), SQBiborg unb Senbftiffel ober »orglum
(beibe geftiftet 1065). 3u biefen fiebcn bönifd^en
IBiStl^ümem famen fpöter nod^ bie beutfd^en Sübedt,
SRa^eburg, ©d^merin unb Sammin, fomie bie fla»
Vif^en aieval, S)orpat unb ©annepilt. ®ie vier
beutfd^en ©uffraganate gingen unter SBalbemarS
beS ©iegerS Regierung (1202—1241), unb bie
brei flavif d^en burd^ ben SSerfauf SivIanbS (1346)
mieber verloren. ®ie Notit. Coelest. füj^rt biefe
auf: Roschildensis, Othonensis, Sleswicensis,
Bipensis, Wiborgensis, Aruswensis, Burgla-
nensis; bie unter $apft Sol^ann XXTT. gefer-
tigte Notitia aber folgenbe: Roskildensis, Otho-
297
2unb.
298
niensis, SeBtrewicensis , Bipensis, Beva-
liensisy Wibergiensis, Arosiensis. Unmittelbar
Dor ber Sieformattün ftanben nod^ unter btefer
Sletropole bie SiStl^ümer 9toe§fUbe^ Obenfe,
Sipen, SBiborg, Sarl^uuS^ Sorglum unb @d^leS«
nng (\>%L aud^ Sinterim, Senfm. I, 2, 601 f.).
2)cr eifrige er}bif(J^of dmi, au8 !5niglid^em ®e-
Wtdftt unb Dor]^ (bid 1138) IBifd^of DonSloed«
fdbt, {üftete mel^e Siflercienf erflöfter unb f onnte
im September 1145 ben nun fertigen S)0m
St Soren} etntoeil^en. Sd^on am 3. Suguft 1139
(otte er eUi ^tationolcondl berufen, boS erfte im
eigentlid^en @Ianbinat)ten, bei toeld^em ber päpjt"
tid^ Segat Zl^obignud anmefenb xoax (t)gl. ÜRün«
trr, P.-<S. n, 163—164). 6in ameiteS goncil
berief er nad^ Sunb 1162/63. ^ierbei tourbe ba3
bcbmite fd^onifd^ ffird^enreti^t in 25 Srtifeln Der«
fall, btnd^ loeld^ bie norbif d^e Sixxä^t auä) inner»
lu| mel^ Sf^fHgfeit erl^ielt (bie lateinifd^e lieber*
felnng banon finbet fid^ in Eofod Ankers Danske
LoTlusiorie 11,517 sqq.). 9uf einer britten @9"
nobe iu 9lingj}eb (r5nte er ben ff5nig SSoIbemar
(25. Sunt 1170). Sei biefer ©elegenl^eit t)erla§
er coid^ bie Sülle Aber bie Sanonifation ConutS
bcS ^tgen. VHt aüm 9Rut]^ ftritt SSfUb bei
)d)er Oel^enl^t für Siedet unb gfteil^Ht ber SUxi^t,
mn^e aber oud^ knele Unbilben beg^alb erbulben.
Inf ber Stfidfel^r t)on 9iom nod^ S)önemar! tourbe
er in Snrgunb gefangen genommen unb beraubt,
nb ba ftaifer ^nebrid^ L biefe Untl^at ungeal^n-
bei Iie| unb ftd^ um bie ^Befreiung bed ^rölaten
nkl^ lümmerte, erlief ^rion IV. ein f el^r fd^ar»
fc§ 6d^reiben an ben ^aif er. SSftIb refignirte 1179
mb fUah olS ÜRönd^ ju (SIairt)aui; 1182. 9htn
WttAt Vbfalon ober Isel (f. b. %xt.), Sifd^of oon
Socfifilbe, gegen feinen SBiUen auf ben ÜRetro«
poRtanjhii^I erl^obcrn, ein in ieber Se^iel^ung au^er»
orbentßd^ SRann, ber ixoax t)iel StaufeS unb
fyoM an {t<^ l^tte unb bem iBoIfe lieber im
^ßanjer al§ im Sifd^ofSgemanbe toar, ber aber bod^
•ftmi @d^u|geift 2)dnemarf§ ba§ ©teuer, ben
9i{(^fSf!ab imb baS @d^toert in bie ^anb bef am" .
Vtakt \fyxi ttoUten bie aufrül^rerifd^en Säuern t)er>
qiAliäf ben er^bifd^öflid^ @i^ in Sunb abgefd^afft
iDijfen. Srnmrbe in feinemffIofter@orod begraben,
no er 1 201 fiarb. Stad^ bem Sobe bief e§ 93ef d^ü^erS
ber fBiffenf d^ft, ber namentlid^ ben berfil^mten ® e«
\dfiäfa\dfcabtt Sdnemorfd, @a£0 ®rammaticu§,
$n>pp inSloedRIbe (gefL 1208), unterp^te, mürbe
beffen Semxmbter 9nbrea§ @unef5n (1201 bi§
122S)imn(Er)bifd^of geiDöl^It. tiefer ^eilige Si-
\ä^ (ogL P. E. Malier, Vita Andreae Sunonis
Areluep. Lmid., Hafoiae 1830) ftiftete baS erfte
SoBtimcanernoiter 2)önemarf§ )u Sunb. betl^eiligte
P4 <M)S (Eifer för bie Steligion an ber Sefnegung
nb Sefe^ng Sjtl^Ianbd, Siolanbd unb ber Snfel
Oefe( unb befam infolge ber Eroberung Sftl^IanbS
haä^ ben Sänenldnig SBoIbemar n. bad bönif(^-
cjl^i^ Sidt^um Steool, nad^ ber Eroberung ber
3i4d Oefel mtd^ ba9 SiStl^um Oejel unter feine
Stdni|»oIitangetDaU. SnbreaS refignirte 1223
unb ftarb im SRufe ber gfrömmigfeit unb ^eilig«
feit 1228. ©ein 9iad^f olger war $etru8, ber ©ol^n
beS ©ajo ©rammaticuS, bi§ 1228, bann Uffo
ober Dffo (1230—1252) unb 3ocob grianbfön
(1253—1274). Se^terer, ein fel^r gelehrter 3Rann,
mar einige 3«tt Stoplan ^ap\i Snnocens' IV. ge-
mefen unb bann fed^S Saläre lang Sifd^of t)on
SoeSfilbe, el^e er grjbifd^of mürbe. 3m 3. 1256
berief er ein ßoncil nad^ SSeile, mo bie befannte,
aud^ Dom ^apft beftätigte Sonftitution Cum eccle-
sia Danica (bei Pontoppidan, Annal. eccl.
dan. I, 681 sq.) ausgefertigt mürbe. @r l^tte
gro^e ©treitigf eiten mit bem getoalttljiätigen ff önig
Sl^rifto))]^ I., bie il^m eine f^mad^ooOe Sinferfe-
rung (1259), bem Sanbe aber baS 3nterbict gu-
sogen. 3nt 3. 1261 miebcr befreit, tourbe er in
aUe feine Siedete eingefe^t. 3^nt folgte SrIanbuS
(1274 — 1276), ber nur electus mar, bann Sru-
got^uS Sorftoni (1277—1280). ®iefer mar ber
erfte grjbit^of, ber öom ^apfte felbft confecrirt
mürbe, utu> sugleid^ ber le^te, ber bie föniglid^e
»eftätigung erl^ielt. «uf 3o^anne8 ®roo8 (1280
bis 1289) folgte 3cn8 ®ranb (1289—1308), ber
in am^l^effigfeiten mit ffönig grid^ VH. 9Kcnoeb
geriet]^ unb t)on bemfelben f d^mer mi^l^anbelt mürbe.
Sr mar }mei 3ol^re ^uerft in einem bunf ein f eud^«
ten Sl^urme, ftarf gefeffelt, bann ein mcnig beffer,
bod^ nod^ immer in 93anben, gel^alten; enblid^ ent«
!am er unb flol^ nad^ 9lom. S)eS t$friebenS l^alber
öerfejte i^n ©onifatiuS Vm. im 3. 1303 als 6rj.
bifd^of nad^Stiga unb mad^te il^n 1307 ^um Sr^-
bij^of üon aBremen (f. b. «rt. SonifatiuS VIH. H,
1039). an ber ©teUe ©ranbS beftieg nunmehr
ben ersbifd^öflid^en ©tul^l t)on Sunb ber ))ö))ftlid^e
Segat 3famu§, ber bis 1303 grjbifd^of öon Siga
gemefen mar unb 1310 nad^ ©alemo !am. 2)arauf
möl^Ite baS SRetropoIitancapitel ben 93ifd^of oon
«ar^uuS, gSger 3uul ober3ueI (1311-1325);
biefer führte im 3- 1314 ben Sorfi^ auf bem
9tationakonci( 5U ffaOunbborg, auf meld^em baS
gfeft ber f(i, Urfula (21. Dctober) in bie bdnifd^e
ffird^e eingefül^rt unb mand^e frül^eren SSerorb«
nungen, namentlid^ über ben Söiibat unb bie
©itten ber ®ciftltd^!eit, beftätigt mürben (Pon-
toppidan n, 111 sq.). ^ud^ unter SSger mürbe
bie ffird^e oon bem oerfd^menberifd^en ffönig Sric^
SDflenoeb bcbrüdft. ®cr grjbifd^of fa^ fic^ fogar
genötl^igt, baS Sanb mit bem 3itterbict ju belegen
unb na$ ©d&meben 5U jliel^en. 9iad^ bem balbtgen
Sobe beS ffönigS fonnte er mieber jurüdffe^ren,
ftarb aber fd^on 1325. 3l&m folgte flarl grid&fon
(1325—1334), bann ^eter 3o^anfen ober3öne«
fon Stid^e (1335—1355), ber fd^on im erften
Saläre feiner SRegierung ein S^ationalconcil 5U ^eU
fmgborg ^ielt (2}lüntcr H, 185). «uf 3acob
ffprning (1355—1361) folgte 9KcolauS 3önefott
(1361—1379), ber ein mertl^öolIeS Ohronicon
Epp. Lundensium l^interlaffcn l^at. ÜKagnuS 9lxß
claSfon (1379—1390) reformirte eifrig bie ©itten
unb bie SebenSmeife ber ©eiftUd^, unb ftrofte
jeben l^art, ber baS Sigentl^um unb bie Xed^ ber
299
Supolb — SupuS, bcr ^l.
800
Äird^c fränftc. ©iefe t^at er befonber§ auf bem
ßoncU gu malmb (üKüntcrH, 187 f.). ^aä^ ber
furzen Stegierung be§ $etrud 3önefon (1390 bis
1891) tarn Sacob ©cr^orbfon (1392—1410) auf
biefcn ©tul^I. Unter i|m tourbe baS erfte ffanbi-
naöifd^e Koncil in ^elflngborg (SuQuft 1394) ab»
gel^alten, eine glöngenbe SSerfammlung, bei ber
Sie Sifd^öfe aller brei norbifd^en Steid^e, \a felbf!
bie SiJ^öfe ber iJaröer unb Drfne^-Snfeln zu-
gegen maren. Unter $etruS Jhufe (1410 bis
1418) tourbe ber @(i^a| ber ünetropotitanKrd^e
t)on Seeräubern bat)ongef ül^rt. $eter fiüde (1418
bis 1436), öorl^er »if^of öon SRipen, l^ieft ein
^lationalconcU }u jfopenl^agen, bei toeld^em eine
ÜRenge Serorbnungen über bie JKrd^enbiScipIin
erloffen würben (Pontoppidan 11, 540—550).
2)iefer Srgbifd^of mar au^ einer ber k)ome]^ntften
Stepröfentantenberbönifd^enJtird^ebeimffonftanger
Soncil, mo er eine l^eroorragenbe Stellung ein«
nal^m unb gu einem ber ^rocuratoren ber beut«
fd^en Station ernannt mürbe. Sl§ ÜRitglieb be§
Somit^^ meld^ed bie falfd^en Sel^rfö^e pvi&' ber«
bammte, l^ielt er am Xage Dor beffen ^inrid^tung
eine ^rebigt, in meld^er er ben jf aifer auff orberte,
ber Ausbreitung ber jfe^erei entgegenjuarbeiten.
Unter il^m ermö|igte aud^ $apft ÜRartin Y. bie
jfammertase beS SrgbiStl^umS t)on 4000 auf
2000 flor. aur. 2)ie Sinfänfte beS ergbiStl^umS
waren bebeutenb, etwa 75 000 Sl^aler (ögl. fta«
rup, ®e|d&. ber fatl^. Äird^e in ©änemarf, 9Kün«
fter 1863, 99). Sol^anneS Sajmanb (1436 bis
1443) frönte Steujal^r 1443 (S^rifiopl^ Don IBa^em
}um ffönig unb bewirfte auf bem unmittelbar nad^
ber Jhönung gel^altenen SReid^tag, ba^ ber ®eift«
lid^Ieit ftatt beS biSl^erigen 15. Xl^eilS, ber DoQe
3el^ent jugefid^ert würbe. Xuo ober Z^d^o (1443
bis 1472) war Sreunb ftönig S^riftianS I. 3)em
ffönige t)on Sd^weben, welcher il^n auf ieglid^e
SBeife balb burd^ @d^meid^eleien, balb burd^
S)ro]^ungen gu bewegen fud^te, bie $artei (Sl^ri«
ftianS 5U berlaffen^ antwortete S^d^o: „^^^,
oIS id^ ie^t fte^e. ba id^ Srgbifd^of t)on S)äne«
mar!, Segat beS ^apfteS unb $rimaS Sd^webenS
bin, fann id^ nid^t fteigen, unb geringer, als id^
frül^er gewefen, ba id^ mein 99rob bettelte (er war
öon fel^r armen ©Itern), fann id^ nid^t werben."
Sol^anneS Srodfborff ober Sroftorp (1472 bis
1495) t>erfa^te bie ölteften Statuten ber bamalS
t)on Sl^riftian L geftifteten Uni&erfitöt jfopen«
l^agen. Sirger ©unnarSfon (1497 — 1519), ein ge-
leierter unb würbiger ^rölat, üerfünbigte 1517
ben 93ann über bie fd^webifd^e ffird^e, weil Steen
©ture bcr jüngere ben grjbifd^of öon Upfala,
©uftob SroHe, in'S ©efängnife geworfen. SW iP
eS 5u banfen, bafe Sa^o^S S^ronif on ber 5Rac^weit
jugänglid^ geworben, inbem er bie einzige 5)onb«
fd^rift biefcS SBerfeS, bie fid^ no|^ borfanb, in
$aris abbrudfen liefe. Son feinen fünf SRad^f olgem
würben brei bem ©omcopitel bon Kl^nftian II.
aufgezwungen. Sucrft würbe Sage ©pane er«
wäi&It; ber ffönig erflärte aber bie SBal^l für un«
gültig unb }Wang baS Sapitel, baf ür feinen Secre«
tär @eorg ©fotborg ober ©d^otborg }u wöl^Ien.
©parre }og fid^ freiwillig }urüd; ©fotborg aber,
faum grjbifd&of geworben (1520), teflgnirte im
% 1521 gum ©d^eine unb ging nad^ ^m, um
ben jf önig }u Derßagen unb ben $apft um Seftäti«
gung in feiner SBürbe su bitten. Sr fonnte aber
nid^t gleid^ gurüdt, ba ber ffönig unterbeffen baS
(Kapitel gejwungen, 2)ietride (Z^eobor) ©lagl^ftg
gu wöl^Ien. 2)iefer würbe wegen Serbad^tS, am
©todt^olmer Slutbabe fd^ulbig }u fein, 1522 l^in«
gerid^tet. 9lun fam ©fotborg als bom ^pfte
anerfannter (Srgbif d^of bon Stom gurüdt, würbe cüber
t)om ffönig burd^ 2)ro]eungen wieber auS bem
fianbe vertrieben unb jlarb 1551 gu fföln. 2>er
1522 poftulirte ^ol^anneS bon 9ße|a (a IBefa)
fonnte ben ©tul^I gar nid^t befteigen; er würbe
fpäter »ifd^of üonff onftanj (1537—1548). ffiafür
feierte {e^t ^ge ©parre wieber }urud (1523), ber
bem ffönig 3000 @ulben für feine SejtöKgung
be^al^Ien mufete. SHefer red^tfd^affene unb geleierte
ÜRann reftgnirte 1532 auS 93erbrufe barüber, ba|
ffönig S^riebrid^ ben ffatl^oIiciSmuS unterbrüdtte.
S)er l^it fatl^olifd^e Sr^bifd^of war SorberuS
Silbe, erwählt 27. 3uli 1532. (Sx würbe 1536
gefangen gefegt, bann aber wie bie übrigen Si«
fd^öfe freigelaffen unter ber Sebinpng, bafe er
id^ Derpfli^te, ber lutl^erif d^en Seigre feinen SBiber«
tanb 5U leiften. Sr pd^tete fid^ auS 2)änemarf unb
tarb 1553. 3m 3. 1537 nal^m bann unter &](iri«
tian IL S^rau} 9Bormorfen alS erfter lutl^erifd^
Bifd^of Seft^ t)on biefem ©tul^Ie ; berfelbe warb
1660 nad^ ffopenl^agen, weld^e ©tabt fd^on feit
1443 föniglid^e Steftbeng war, verlegt. (Sgl. nod^
ben 9lrt. S)änemarf m, 1311 ff. unb bie ba«
felbft angeführte fiiteratur; baiunod^: Episcopo-
nun eccL Lundensis series, collectore Magno
Matthia, editore Th. Bartolino, Hafh. 1710;
Bhyzelius, Epp. Suiagoth., Linkoep. 1752, II,
7 sqq.; J. Neumann, Bist, Primatus Lunden.,
Hafn. 1799; Moroni, Dizion. XL, 139 sqq.;
Garns, Ser. Epp. 330.) [Slel^er.]
<^it)^o(b9 f. Sebenburg.
^npnSf ber |^l., ber ad^te Sifd^of bon Xro^eS
(Trecensis, Tricasinus), }u Soul um 383 ge«
boren, erlangte eine feltene ©elel^rfamfeit in allen
3weigen beS bamaligen SBiffenS unb nal^m als
Sed^tSgelel^rter ^imcniola, bie ©d^wefter beS
^l. f)ilariuS ton 5lrleS, aur gl^e. 9lad6 fed^S Sa^«
ren entfd^loffen fid^ beibe jur ffintl^altfamfeit; Su«
puS trat unter bem Slbte ^onorat 5u SerinS ein,
unb als biefer 426 Sr^bifd^of oon ^rleS geworben,
wollte SupuS feine ®üter Deröugem unb t)er«
f d^enfen, um bie ©elübbe ablegen ju fönnen. Mein
wäl^renb biefeS ©efd^öfteS begel^rte man il^n nad^
bem Sobe beS ^l. UrfuS (gcft. 426) jum Sifd^of
öon Sro^eS ; fein SBiberftreben l^alf nidfttS, unb er
würbe 427 geWeil^t. 911S Sifd^of fül^rte er ein
ftrengeS Seben für ftd^ unb war t)oU apoftolifd^
giferS für feine ©iöccf e unb f o weit nur immer fein
einjlu^ reid^te. ©eit 429 fe^te er, auf ©inlabung
SupuS, %bl ton ^ciii^ieB.
SOI
ba ittiot^^ fhd^oliftn, mit bcm ^eiligen Säi-
l^of Sennoii txm iiuffm fl^ bin $elagianem
j/ati SmibtS höttigfl entgtßen. 3>en iSatbortn
VMa bmdfit er ba^in, bic @tabt SroqeS jti Der-
fronen, nuiftte aber benfeltitn auf feinem SDücI-
|Mgt MS an bm Statin geteittn , mofiii er eine
inniii^rise SBobonniing ju erbulben ijatit. @i-
oonnl S^c^UnoriA fpric^t mit bem böi$|ien Sobe
»lAt^olt oon i^. nennt i^n (Ep. 7, 18) focile
principeiii poaüficiim GallicBnarum u. f. f.,
mit botn (Qu^ dU S9ifc^5ft fttntr Seit i^n ^oi)
in C^rni ^Itcn. %n Sauren unb Scrbienften
itii^, ßarb er na<^ rinem 52jä^rtgtn ^llonlificate
in 3. 478 itnb oirb am 29. 3uli ali ^eiliger
Dtn^ 3)ai SBenige, tDa§ oon feinen @d)titlen
llinteilanen unb üba üpi gcfammelt 1)1, flnbet
Vdi M Higne, FF. Ut. LVm, 62 aq. (!BgI.
BoU.JuLVII,5lBq.) [»raunmöKet 0. S. B.]
S*9»*f O. S. B., Übt bon ^errt«rt3,
gtoolfinuntti unb hr(^Ii<l^ ©c^nftfttlleT, nabm
ha Sniunun Serratoa an, otelleic^t ft^on S36,
adl a anf dnei Keife an baS ^oflaget nac^
gnnlfnit Bnmbeibartrnwife auä einer fe^r fi^merj-
li^en ffroi^^ errettet miibt (Ep. 20 unb Hil-
d^ftT, Vit 8. Faronk o. 118, bei Mabillon,
Ad. 88. n, 594), toa^if^einlii^r icbo^ trft 844
Hi^ friner Slettimg im ffompft bei ^ngoulämt,
wttnicTanSbttmb9lct46tfmilnSubtDig(Ep.92)
l^reibt: Cum ab Aqnitania, Dei bonitate et
claiieoti«BeiTabis,reTersasessemetc. @«tne
<Miirt büifte in'S 3a^i 805 fallen: feine Heimat
Üläat in ber <£qbüScefe @en6 getDcfen gu fnn, »0
et aaä) frü^D«tig in baS ftlofter 9ei:^Ie^cm (S^-
Titel) nntrat unb mit allem Otetgt ben clafftf ti^
€iBbint na^ äUaitnS @<!^Ie fi^ Eingab. @«n
Vbt VOnnO), wüiSfn feit 828 aui^ ergbifc^Df Bon
SotS Bot, ivei^tt ibn tum Siacon unb fanbte
i^ 829 )it umttrer SluSbilbung in bcr 2:^eoIogte
üb bei ^tsen @4nft na^ ^ulba. ^bt 9tab^
nanntit tmiAc i^m ntt^t nur eto Da teilten gicunb
mb toTgfmnn Se^, fonbem Derfa^te auf feinen
SuBfd^ OB^ bafi Collectariiim ober bie Enar^
nliones gu ben Sriefen beS ^I. $auIuS (bei
Migne, PF. Ut CXI, 1273). 3^0^ fe^te Su^mS
and) baS Stubium ber f t^öntn S^iffenf^aften fort,
ftonb bc^^KiIb fogar mit Sgtn^orb, bem feingebiU
beten unb gele^tten %bte Don Seligenftobt , in
9itefu)cdffd nnb erreicbte Dob' ben bö(^flfn®Tab
bamaliger ®cIe^mIeU. Seine ^efe (j. fQ. 8.
20. S4 n. o.) geben boDon Ric^Iit^ Seugnig. @S
i^ ni^ innoabrff^einlii!^, bä^ er }u ^ulba auf bie
Sittni brt Vbta 93mn Don ^eräftlb baS Sebeit
bei ^L SBigbert be8 erpen «bttS oon gri^Iar,
fonnt etlii^ ^omilten auf biefen ^eiligen f i^rieb,
nb |Umc wnmla^ bur^ bie ffnerli^leit, mit
vd^er Stobon unb Smn 831 btn (Sninbftein
jn SBig&ertUtnlbt in forfifelb legten. Einbeulung
Aei feint S^trift^dEmt in^ulbagibt feiniBnef 41 .
W» Snimi 836 vaä) ^oufe pratfte^rte, um nun
bgct |n mterriil^tin, unnb er, tbtils buit^ btn 9hif
jUatt Aenttn^, ^l uo^l buni^ Sm)>Te^lung
302
6[)tnbQTb§, am raiferlid|ien &ofe befannt unb etn>
geführt, gemann f^neD ba3 Sertiouen ber ftatferttt
äubill) unf iDurbe o^ne Slotifet unter bertn §of"
tüpldnt aufgenommen, ninburcb ibm eintrftita btt
Sffieg ju firdjlii^m SBürben genot)nt toar (Ep. 6),
anberetjeilä bie äßer^dltniffe il^n an bie $artti
Subit!)^ unb an bertn Sol^n jf arl btn Hd^lm hm*
ben. (Sein 91lit Obo bagtgen, unttiii bem ti pt
jener 3eit bie 5ßriePem)eit|e empfing, fe^ttnt gu
fe^T ben Scfhcbungen Sotl^orS juget^n gemefen
ju fein (ugl. £p. 26) unb gog ftd^ Wegen aüerlct
^Inj^ulbigutigen baS ÜRigf aHtn btS AänigS in bem
OTafee ju, ia^ fiütl ibn fönnli^ fetneä Elmteä ent-
fette (DioBeinber 842) unb feinen treuen flupid
mit ber Dbiotge über gfftriöre« betraute. S§ ge-
lang beinfelben äfar, feinen Vorgänger auf ^Bf-
lidie ?lrt jii entfernen unb bie 2tner(ennung Bei
feinen lÖJitbrübtm ju neminnen (Ep. 40. 42. 45);
, ciUfin b« semoltfamt eingriff btä ÄönigS in bit
, Bablfreibeil mi|fiel bod^ allgemein, unb SnfvS
' ioci fi[^ ben SSommif gu, et Ifobt feinen iSorgSnger
mit Sift unb @ttoaIt oetbrängt. lieber Sc^tertS
reinigte er fic^ in einem Sriefe (Ep. 21) an St-
fc^of 3ona@ oon Odeanfi; begügli^ ber erftem
JHage mamten bie folgenben @qnobtn bie latcale
@ema!t oor unbeieiibtigttn (Singrifftn in @ut unb
^mt ber fiird)e, unb ßu1>uS felbft erhielt Dom fflö-
nig ffar! ein SSitilom, woburc^ bem fflofter ger-
riereä bie 3Bal]lfreilbett für emiae Seiten gugtfi^ert
tmirbe(2T.^cc.ä43gu2:our§:Bonqaet, BecueQ
VIII, 44Sj. ?lucö bie biB ba^tn Dorent^allene
SeQe St. Soboc (St. Soffe-fur-OTer bri Ouento-
w\äf) murbc ibm ba urfunbKi^ gugefp rochen ; er
tonnte fie aber trp fjjäter uac^ bieltr SlRü^e »irf-
lid) erbauen (Ep. 92. 88. 71. 42. 43. 83. 44. 58.
55. 61).
$ec 91til £u))iiS muftte an ben Itni^Uc^en unb
polittjdjen SBorgängen fetner 3«! t^ätigen 9lntl)eil
nebnien unb fonnte e? auc^ mit Erfolg mtgen fei-
ner berDorrogenben ffenntniffe unb ©etoanbl^ett,
fottiic megen feinefl Qxo^tn ginfluffeä bei §ofe.
9!nci)berSi)nDbeDDn@trmigngbetDtIeana(843),
luo ein_e 5i5erbcfferung bet flöperü^en 3)iBcipIin
bcftbloffen mürbe, fanbte i^nftari 844 nac^^r-
gunb , um in ben bortigen Älfiffem bie iRefonn
bunbiufü^ren (Ep. 63). 3n biefem 3a§re ^atte
er bei beni ptmcinfamen tJelhgugt fein Kontingent
gegen ben flönig $ipin Bon 5Iquitanien gu fübten,
iuurbt gefangen anb entging nur mit genauer Diot^
bem Soöc, fonnte aber bo^ balb frei in fdn fflo-
fter jurücfretircii (Ep. 91). 3m lieeember »obnte
er berSiefonnft^nobejufSemeuil bei unb rtbigirtt
(Ep. 42) beren 12 ^anoneS, toel^e Dtel einfit^t
in bie ^uflänbe lener Seit Bewähren (Mon. Geim.
Legea I, 383 sq.). 3)er flönig l|ielf i|in oft longe
bei fidb jurütf ; fo im 3- 847 mehrere aOIonote,
inbcm er benfelfien gum Gonoente ber brri ^ett-
ftbenben ©rüber nat^ SJIerfen bei ÜJIaaStriii^t be-
gleiten mufete (Ep. 51. 59. 60); fo Oiebet 849,
ba er ben 3ug mä) atquitanien gegen frintn SßJillen
mitjumotticn geii&tl|igf mar (Ep. 78) unb Don bem
303
fiupuS^ S^l^riftian.
304
Äönige in Sourge§ über bic Seigre öon bcr ^rä«
beftinotion befragt lourbe (Ep. 128), »orübcr er
il^n münbUti^ unb fd^riftlic]^ belel^rte; fo enblid^
851, atö er am ^Ht QtQtn btc ©relagne tl^eü«
nol^m unb bie 9licbcrlage mit öerfoften ntu|te
(magnificentissimas epulas nennt er ironifd^
bad erlittene Ungemad^, Ep. 85). Bä^xoztlxä^ tüixi
her ftlage« unb ©rol^brief, ben er im SRomen ber
^arifer S^nobe 849 an ben SBrctonenfürften 9io«
menoi wegen feiner Untl^aten unb Verfolgung ber
SSifd^öfe gefd^rieben (Ep. 84), öiel auSgerid^tet
^obcn. 3m 3. 852 ttmrb Supu§ wieber öom ffö-
nige ^u einer Statl^SDerfammlung gerufen unb reifte
bal^in über |Jarmoutier«en«Srie (Ep. 105). ^bt
)ift)uin üon ©t. TOartin in SourS wollte 853 bie
^eiligtl^ümer feines ÄlofterS gegen bie ©inföDe ber
tormannen nad^ gferriöreS retten; allein Sut)u§
wiberrietl^ eS il^m, ba biefer Ort burd^auS leine
eid^er^eit biete (Ep. 110). SupuS War ein tl^äti-
geS SRitglieb ber großen @t)nobe t)on @oiff onS im
Sipril 853 (^efele, 6onc.-®efd6. IV, 173). wäl^«
tenb er benen k)on Ouierc^, @en§ unb IBalence
nid^t, wol^I aber ber }u 93onneuU 855 in @ad^en
beS fflofterS Snif ol angewol^nt 5U ](|aben f d^eint. 3n
biefem Saläre wollten einige!IRönd^et)on@t.Smanb
(SInon) il^n }um Sbte wölkten, wag er iebod^ ent«
trieben jurüdtwieS (Ep. 18). 3m ^februar 857
bürfte er bem SonDente )u Ouiercp mit ätatl^
unb %t)ai beigeftanben fein; fidler ift, ba| er ben
jfönig Staxl begleitete, als biefer 858 t)or feinem
99ruber Subwig nad^ @äbfranfreid^ fic^ jurüd^og;
ja er übemal^m e§, al§ ©efanbter feines ^erm
ben feinbf eligen SSruber }u befd^wid^tigen ober bod^
bie abgefallenen ©ro^en wieber )u gewinnen, fie^
tereS trat ein, unb fiubwig mugte im folgenben
3a]^re erfolglos abjiel^en. fiupuS banft ben SKön«
d^en t)on ©t. ©ermain in 9luserre für bie liebe«
ooQe Slufnal^me, weld^e fie i|m wöl^renb biefer
feihfd^en 3eit gewährt ^aben (Ep. 116). «uf ber
©eneralf^nobe gu @ak)onniäreS bei Soul (859)
unb auf bem Steid^tage ju Soblen} 860 fam bann
k)önige SuSföl^nung gu @tanbe, unb eS würben
Diele SQBirmiffe wieber gef ^lid^tet ; bei erftercr wirb
Su))uS mitgewirft l^aben, wie er aud^ ber @t|nobe
)u ^ifteS 862 beiwol^nte. 3nawifd^en ^atte er
freilid^ burd^ ben Sinfall ber 9tormannen 861 t)iel
Ungemad^ auSjuftel^en ; fie waren fd^on bis über
9Relun l^eraufgebrungen unb bebrol^ten gferriäreS;
ber franfe W)i unb bie ÜJlönd^e mußten mit ben
wid^tigerenftoftbarfeiten fliel^en unb fanben ©id^er«
l^cit in 9lis«en«Dt]j|, baS il^ncn ber 93ifd^of golfrid^
Don SroqeS anbot. SupuS banfte il^m l^erjltd^ft
für biefc Rettung (Ep. 125). 9lod^ im 6pötia|r
862 wirb fein 9iame auf ber ©t)nobe ju ©oiffonS
angefül^rt. §emad^ öerliert ftd^ aDe ©pur öon il^m,
unb er l^at wol^l biefeS 3al^r nid^t lange überlebt.
3n bie ©treittgfeit ©ottf^alfS über bie ^räbcfti»
nation würbe 2ut)uS, wie erwäl^nt, f aft unwittfür»
lid| l^ineingegogen. ©eine SDleinung über biefeS
©el^eimnife, bcffen ©pur er nad^ ber Seigre bcS
]^l. «uguftin Derfolgt, ift oben (V, 944 f.) für»
bargelegt, auSfül^rlid^er bei ©cfele (6onc.-®efd^.
rv, 149 ff.) ; er tiat fie befonberS in gwei ©d^rif«
ten auSeinanbergefe^t : im Liber de tribos quae-
Btionibus unb im Collectaneum de tribos quae-
stionibus, Worin er bie begüglid^en Vöterftellen
fammelte. 3ebod^ war im @runbe Weber ©ottfc^alf
nod^ ^incmar mit feinen Dermittelnben Slnfid^ten
juf rieben. — ®ie geleljirten ©tubien pflegte SupuS
fortwal^renb, fud^te bie ftlofterbibliot^ef mit ben
SQBerfen ber Sitten gu bereid^em, bie er fleißig ab»
fd^reiben lie^, forgte aud^ umfid^tig für bie ftird^en-
unb jfloftergebäubeunb bereu ge^iemenben ©d^mud
unb erwies fid^ fo als ödster 93enebictinerabt. ©eine
©riefe entl^atten barüber SWeleS. Su^er ben ge«
nannten Sßerfen wirb il^m aud^ eine Vita S. Ma-
ximini Ep. Trev. jugef d^rid&en ; biefe befielet
wal^rfd^einlid^ auS älteren iBorlagen, weld^e er in ein
beffereS ®ewanb fleibete. — SupuS' SBerfe wur»
ben, f oweit fie erl^alten finb, nad^ ^apiriuS äßaff on
unb Slnberen, weld^e entweber nur SinjelneS ober
UnDoSf ommeneS gu Sage f örberien, perft beff er unb
mit !Roten begleitet l^erauSgegeben Don ©tepl^an
99alu)iuS, Derbefferi in ^weiter Ausgabe ju Ant-
werpen 1710, neu abgebrudft bei SOligne (PP. lat.
CXJD^, 423 sq.). SSiele 93riefe, correcter unb nad^
ber 3eitfolge georbnet, ftel^en bdBouquet, Becueil
Vn, 480 sq. (Sgl. GaUia Christ. Xu, 159 ss. ;
Hist. litt, de la France V, 255 ss. ; Nouy. Biogr.
gen. XXXn, 19 ss.) [Sraunmüller 0. S. B.]
<iityit5(aBolf), gl^riftian, 0. S. Aug., Sl^eo»
löge, würbe ju ^pem ben 23. 3uli 1612 geboren,
geid^nete ftd^ fd^on in frül^er 3ugenb burd^ Xalent
unb tjflei^ aus unb gewann ftd^ burd^ Slugenb
unb Sefd^eibenl^eit bie Ad^tung unb Siebe friner
aWitfd^üler. TOü 15 ^a^xtn entfagte er ber SBelt,
um in ben Drben ber Sluguflincr einzutreten, ftaum
l^atte er feine ©tubien DoUenbet, fo würbe er nad^
ftöln gefd^idt, um bie OrbenSclerifer in ber ^l^ilo«
fopl^ie 5U unterrid^ten. S)afelbft lernte il^n ber
bort refibirenbe SluntiuS QfabiuS Kl^igi fennen unb
blieb iljim zeitlebens, aud^alS^apft9llexanberVn.,
gewogen. 9?ad^Söwen3urüdE5erufen(1640), würbe
SupuS mit ber Dor^üglid^ften tl^eologifd^en fie^r«
Ian}el beS OrbenS betraut. 9Rit wal^rem ^eig«
l^unger Derlegte er fld& nun auf baS ©tubium,
bem er töglid^ 15 ©tunben fd^enfte, unb mit
Bienenfleiß fammette er auS ben SSBerfett, bie er
las, baS reid^e 5Raterial ju feinen fpäteren ©d^rif»
ten. ®abei befaß er ein überaus glüdlid&eS ®e«
bäd^tniß, fo baß man il^n eine Icbenbige Sibliotl^cf
nannte. S)ur^ eifrige Vertretung eines ftren»
gen ^uguftiniSmuS 50g er ftd^ ben SSerbad^t beS
3anfeniSmuS p unb würbe bcßwegen b'eim 9lun*
tiuS in SSrüffcl Derflagt. S)iefer Derbot aud^ ber
UniDerfitöt, SupuS ^um 2)octor ber Sl^eologie ju
promoDiren. 9iur burd^ Sßcrwenbung beS DrbenS«
gencralS, ber beffen 9ln|öngUd^feit an ben ^eiligen
©tul^l bezeugen tonnte, l^ob bcr 5papft baS SSerbot
auf, unb fo erlangte SupuS ben 4. JJ^bruar 1653
bie S)octorwürbe. ^bcr ba er Don 9ieuem wegen
9{id^tbead^tung ber pöpftlid^en Srlaffe gegen Ben
305
Su§ctniu§.
306
^mfmiSnmft angeHagt morben mar, beauftragte
dcsonbcx YIL ben ®eneral, il^n 1655 naä) Stom
iB nif eiL SupuS mürbe f^itx freunblid^ auf genom«
Bcn^ mü) ber ^ßapft f orgte felbft für feinen Unter»
tatt. (Er gftoann aucl^ unter ben Sorbinölen oiele
Smnbe imb (Sönner ; nomentlid^ trat er in innigere
9e|ie^g ^u bembenll^mtenOrbenSgenoffenDto«
liS, nod^maligen Carbind, unb }u fiucaS ^oU
^BoäxA, nieder Derftd^erte, feinen genaueren Den-
ier bct oltd^fUid^ j^ird^engef(i^i(i^te }u »iffen
dl Stt^mfi. 9tad^ me^riöl^rigem ^ufent|alt }u
Shnn feierte SupuS 1660 nad^ Sömen surüd unb
kgcom mm bte Sfrüd^te feiner @tubien 5U t)er«
öffamid^ Gegen feinen Sßillen mürbe er 1676
riiißiimnig gnm SorfUmb ber belgif(i^en OrbenS«
ptütntt% ernannt Slnbere il^m angetragene SBür»
bni, ttrie ba« %mi eine! ))ä))ftlid^en @acriftan8, ba§
immer em Sugufiiner befleibet, eine ^rofeffur an
ber SopieiQa unb bie il^m burc^ !Rorid üom @rog«
lenog inm XoScona £o8mu§ in. genuui^ten glon«
yamn Xnerbietungen mieS er befd^eiben ab. ^od^»
■OB begab er ftd^ im Auftrag ber tj^eologifd^en
Socaltät tum fiömen gugleu^ ntit SRartin @tet)aert
Sroni oan Siane vmb Sombert Sebrou nad^ Stom,
m Me Senurt^eilung vieler Sel^rfö^e auS ber
Storni bitxd^suff|en. 9uf feinen tlntrag l^in cen«
fnzirttSnnocensXL am 2.9Rör5l679 65 biefer
€ä|c. 9lQd^ feiner älädfel^r mürbe Sut)u§ gum
er^m Btdgßäim $rofeff or ber SJ^eoIogie ernannt,
bm5 oHgemetneS SuffeJ^en erregte, meil nod^ nie
eia Orboifimannbiefe^djeid^nung erl^alten l^atte.
£01^ nid^ kmge mel^r fonnte er fid^ bem Sel^r«
ante mibmen, beim t)on arbeiten aufgerieben, tttx«
fc^rieb er nad^ biemumatlid^ fd^mer^Iic^er, aber
mit erbaulid^ ®ebulb ertragener Jhanfl^eit ben
10. 3ult 1681. Seine SEBerle erfc^ienen gefam-
nelt in 12 X^xl gu 6 9<>tiobänben in Senebig
1724—1729, mo}u nod^ ein 13. inSSoIogna
1742 erf(^ien. SMemid^tigerenfmb: Synodorum
generaliiim et proTincialiam statuta et ca-
DoneB cum notis et historicis dissertationi-
iNiB, 5 TolL, Lov. 1665, Brux. 1675 ; fie füflen
Me erfhm 6 Sonbe. 3n iJ^nen gibt Supug eine %rt
(Eonciliengefc^id^te, erbrüdtaber beinal^e benSefer
tmtdf btebartnaufgef))eid^rte®ele]^r{amfeit; aud^
bietet er gelegentUd^ meitläu^ge 9lb]^anblungen
ober Derfd^ebene fragen berffird^enbi§ciplin. Di-
TiBmn ac immobile s. Petri apostolomm prin-
ei|»8 eirea omnimn sub coelo fidelium ad ro-
ejus cathedram appellationes adver-
profanas hodie vocum noyitates assertum
prnilegiiim,Mog. 1681, t)or)ügIid^ gegen OueS«
■el, beSRarca, Soileau, ®erbai§; baju fommt
Pfirflegiuin ap. sedis quoad evocationes ac
^peDationeB germanicas, anglicas, belgicas,
Amon. 1742; Tertulliani 1. de praescriptio-
mSboB emn notis, Brux. 1675 ; Epistolae et
?ita d. Thomae M. et archiep. Cant., necnon
epjgtolae Alexandri IIL, Galliae regis Lu-
^orki VIL, Angliae regis Henrici Ö. alia-
nmqöe plurium sublimium ex utroque foro
personarum concementes sacerdotii et im-
perii concordiam, ib. 1682 ; Opuscula post-
huma , ib. 1690 , morunter 5lb|anblungen de
antiquitate et legitime usu sententiae pro-
babiUs; de germano ac avito sensu ss. pa-
trum, universae Ecclesiae et praesertim Tri-
dentinae synodi circa christianam contritio-
nem et attritionem , bie jmar fd&on ju fiömen
1666 erfd^ienen mar, aber nun mit Slntmortcn auf
bagegen erl^obene ^u§ftellungen Dermel^rt gegeben
mirb. Selber l^at fiu))u§ ba§ reid^e Snatenal, baS
er bietet, ju menig öerarbeitet unb boju bie ®ar«
fteüung unb ben Stil üemad^Iäffigt. (93gl. ©abatini
in ber ben gefammelten 2Berfen öorau§gefd^idCten
Vita; Ossinger, Bibliotheca august. 524 sq.;
Bevista agost. 1884, Oct. p. 330 ss.; Harter,
Nomenciator 11, 472 sq.) [^urter S. J.]
,itt$dtiitt$ (Slad^tigaU, Siad^tgoE), Ottmar,
f)umanift, geboren ju Strasburg um ba§ Sal^r
1487, geno^ ben Unterrid^t 2Bimp]^eUng§ unb
öerel^rte in ©eiler üon ßaiferSberg einen öätcr«
lid^en fjreunb. 3uni jungen SKonn bcrangemad^fen,
tl^at er ber mäd^tig ermad^enben Sßanberluft burd^
meite Steifen ,;burd^ faft gon^ Suropa unb einen
guten Xl^eil üon ^fien" ©enüge. Allenthalben
!nüt)fte ber l^eitere 5poet greunbjd^aftsbanbe, be«
fonber§ an ben Stätten geleierter SBübung, mie in
$ari3, fiömen, $abua unb SOSien, mo er ft$ überaE
}um 3^ed be§ StubiumS löngere 3^it aufl^ielt.
Seit 1514 mieber in Strasburg befinblid^, er«
l^ielt er im ^uguft 1515 im Sapitel St. Sll^omaS
eine erlebigte SSicarftelle, nad^bem er an ber Jhrd^e
bafelbft fc^on längere 3sit al§ Organift tl^ätig ge«
mefen mar. SRad^ SSeröffentlid^ung meljirerer juri«
bifd^er SBerfe erlangte er im 3. 1518 in Stolien
benSoctorgrab im canonifd^en SRed^t. 3nbe6 fa)^
er fu^ in feiner f)offnung, nunmel^r eine feiner
SSorbilbung entfpre^enbe Stellung al§ SanonicuS
p erijialten, troj einer ju biefem 3medCe unter»
nommenen Steife nad^ Stom getöufd^t, megl^alb er
nic^t ol^ne ©itterfeit an einen alten Sprud^ erin-
nerte : Doctrina vacuis est urbs Strazburgia
mater; Doctis atque bonis esse noverca seiet.
Snblid^ im 2(. 1522 mürbe er Sanonicu§ bei
St. Stepl^an, begab fi(^ aber im f olgenbcn 3a^re
nad^ Augsburg, mo er fxä) fd^on bei einem frühem
^ufentl^alt gelehrte f^freunbe unb ®önner ermorben
l^atte. ®ort na^m er aOSol^nung im ff lofter St. Ul«
rid^ unb l^ielt ben SKönc^en SSorlefungen über bie
^falmen. 3m 3. 1525 ober 1526 übertrugen
i^m bie Sfugger eine ^rebigerfteDe unb ein ßano«
nicot bei St. 5IKori3. 6r mar neben bem 3)om»
prebiger ^Jlattl^iaö ffrej (f. b. ^rt.) ber einzige
^rcbiger 9lug§burg§, melc^cr bie fatl^olifd^e fiel^re
oortrug ; meil er aber einmal bie fiut^eraner als
ffejer bejeid^nete, mürbe i^m öom Siot^ baS $re-
bigen verboten, ^a^tx begab er ftd^ im October
1528 nad^ gfreiburg im 93rei§gau unb t)erfa^ bort
baS 5lmt eine§ ®omprebiger§. ©egen 6nbe fei-
net fiebenS }og er fid^ in bie ffartl^aufe auf bem
Sol^anniSberg bei gfrciburg prüdf. 6r ftarb im
307
Suffi — ßutl^er.
308
©e|)tember 1537. — SuSdniuS' Sebeutung Hegt
in feinen Seiftungen auf bem ©ebiete ber l^umoni«
ftifd^en ©tubien. S)iefe unb im Sefonbem bie
ftenntnil be§ ©rieti^if d^en f örberte er f omol^I burd^
Verausgabe gried^ifd^er unb lateinifd^er @d^rift"
fteOer unb eines ^uSjugS auS ber gried^ifd^en
(Srammatif beS Sl^rpfoIoraS, al§ befonberS burd^
bie Sel^rtl^ätigfeit bie er an Snftalten ober )um
Unternd^t Sinjelner entfaltete. S)aS @tubium beS
@ried^ifd^en brad^te t)or5ügIid^ er in Strasburg 5U
@^ren; ebenfo envedtte er in SlugSburg t)ielfa4
3ntereffe bafür. ÜJlit ben bebeutenbflen ^wma»
niften feiner 3cit, wie 93eatu8 SRl^enanuS, Sleud^«
lin, ßraSmuS, unterl^ielterfreunbfd^aftlid^enSer«
f el^r. $rincit)iett fielet er auf bem ©oben ber altem
^umaniftenfd^ule — bie ftenntni| ber Sllten fott
in erfter Sinie ber moralifd^en §ebung beS 9Ren-
fd^en bienen — , bod^ jeigt fid^ bei ibm fd^on
eine übertriebene unb einfeitige ^od^fd^ä^ung ber
Sform (t)gl. Sorrebe p Sudans Deorum dialogi,
1515). ^nä^ gel^t er in feiner $olemif gegen bie
f d^olaftif d^e ÜRetl^obe in Z^eologie unb ^l^ilof o))^ie
über bie @d^ranfen ber SRögigung l^inauS^ mo^u
i^n iebod^ bie bittere Stimmung reiben mod^te,
toeld^e baS tJfel^lfd^lagen fdner 9emü|ungen um
eine fidlere Stellung jur iJolge l^atte. 3« feinen
l^umoriftifd^en Sd^nften t)errat]^ er tt)enig fd^lagen«
ben SBi|; fte machen ben (Sinbrudt einer geleierten
Spielerei ; babei l^ölt er fid^ nid^t frei t)on un«
flätigen hoffen. Stud^ in ber SKufif ift er be-
toanbert: eine feiner etrften unb feine lejte Sd^nft
ftnb il^r gemibmet. 9uf tl^eologif d^m ®ebiet ift fein
^auptmer! fdne Ueberfe^ung unb Srflärung ber
$f almen, eine tJfrud^t feiner Sorlefungen im ftlofter
St. Ulrid^. 6r übertrug ben Septuagintatejt in'8
Sateinifd^e unb gab ba^u mebrfad^e Erläuterun-
gen; bie ©rflärung felbjt befielet in moralifc^er
^nttjenbung ber ^^föttnen. S)aS SBer! erfd^ien
1524; 5ur felben 3dt mürbe aud^ bie beutfd^e
Ueberfcjung unb (Erflärung ber $falmen (^falter
beS fönigS unb propl^eten S)at)ibS) t)eröffentlidet.
3n bdben Sd^riften ndgt SuSdniuS in fdner
Suffaffung ber SRed^tfertigung einigermaßen ber
neuen Seigre ^u. S)ode k)ermeibet er fo diel als
möglid^ dne ©erül^rung ber ftrdtigen religiöfen
gragen ; nid^t alS ob er felbft unentfd^ieben ge-
mefen möre (t)gl. Ep. nuncup. inProgymnasm.,
bie SBibmung t)on Plutarchi Chaer. aliquot
conunent., Joci ac sal. n. 85), fonbem tt)eil eS
feiner ganzen ©eifteSnd^tung wiberfprad^, fid^ in
Streitigfeiten einjumif d^en, bie er für f opl^iftifd&eS
SSortge^än! l^ielt (ügl. Ep. nunc, cit., Joci ac
saL n. 54). 6r l^at in biefem ^Junft feine 3dt
nid^t erfaßt. Sein Sl^arafter ift abgefel^en tttoa
Don ber Sd^örfe in ftritif ber »iffenfd^aftlid^en
Wid^tung ber geitgenöffifd^en Sl^eologie, tabel«
loS, unb mit Unred^t wirb il^m ein jweibeutigeS
SJerl^alten gegenüber ber religiöfen SReuerung öor«
geworfen, äßenn man bie SSeftrebungen beS ^u«
maniSmuS unb dner gefunben lird^lic^en ^Reform
einerfeits unb bie ber „Reformatoren" anbererfritS
gel^örig aus einanber l^ölt, f o wirb man auS feinen
Sd^nften bie Snftd^t gewinnen, ba| er niemals
bie Sad^ ber legieren oertrat, wol^l aber immer
weiter fid^ t)on il^nen entfernte, j[e flarer il^re
Umfturjplane ^u Zage traten. — Quellen:
2)ie Sänften t)on SuSdniuS, t)er5ddenet bei Gh.
Schmidt, Hist. Utter. de l'Alsace n, 1879,
412—418, weld^en jeboc^ als eine ber beben»
tenbften bd}ufügen ift „SHe gan| ßDangelifd^
l^^ftorie u. f. w.'', wol^l ju unterfdjieiben öon „3)ie
et)ang. l^Qfiod, t)on ^mmonio fded^ifd^ bef^ine«
ben" u. f. w. : SugSburger Stabtard^iö (^afffl*
protof. unb dl. SenberS Sl^roni! ). 3. 1528,
SKanuf cript) ; f ürftl. tJugger'f d^cS ^auSard^iD. —
Siteratur: Ch. Schmidt I.e. 174—208; S)öl-
linger, SReformat. I, 547 ff. ; §. Sd^rdber, ®efd^.
ber Uniberf. grciburg H, 1859, 272 ff. ; ß. 2L
Sier, Ottmar 9{ad^tigallS loci ac sales . . im 9rd^.
f. Siteraturgefd^. XI (1882), 1 ff.; S. ®dger, SRe-
naiffance unb ^umaniSmuS, Berlin 1882, 372 f.
SSon frül^eren k)erbient Srwöl^nung: IBerfud^ dner
SebenSbef d^r. u. f. w., bd Strobel, 2RifcelL literar.
Snl^altS IV, 1781, 1—70. pilfreb Sd^röber.]
<^itf]ft, ÜReld^ior, ©efanbter ber fatl^olifdSien
Stönbe ber Sd^wei^ auf bem Sondl tön Orient,
würbe 1529 gu Stau} in Unterwalben geboren,
trat frä]^}eitig als Offizier nad^ einanber in fran«
göftfd^e, pöpftlid^e unb Denetianifd^e Sienfte unb
würbe f))dter elfmal ^um Sanbammann feines Pan-
tonS gewählt. 3m ÜRör} 1562 begab er fid^ als
©efanbter ber latl^olifd^en Sibgenoffen naä^ Xrient
unb Derblieb bafelbft bis }um 16. 3uti 1563.
9Rit il^m war ^bt 3oad^im ßid^l^om t>on ein-
fiebeln als SSertreter ber fd^wei}enf^en Stifter er«
fd^ienen. Son Xnent ^urüdgefel^rt, war Sufjt
unermüblid^ beftrebt, bie 93ef^lüffe ber JKrd^en«
Derfammlung in ber fatl^olifd^n Sd^wei} }ur 9n*
erlennung unb S)urd^fü]^rung }u bringen, ^ierfür
mad^te er in energifc^er Sßeife feinen (£infui| bei
ben bamaligen latl^olifd^en f(bwei}erifd^en Staats«
münnem geltenb. SefonberS unterftü^te er aud^
bie Seftrebungen beS il^m befreunbeten 1^1. ftarl
99orromöuS unb beS !RuntiuS S3onomi gur 2)urd^«
fül^rung ber öu^erft notl^wenbigen fird^lid^en 9ie«
form. 92eben ben beiben @enannten fommt Suffi
wo^l baS §au))tt)erbienft um bie fird^lid^e SReftau«
ration ber fatl^olifd^en Sd^wei) }u. Sr trug aud^
wefentlid^ bei 5ur Sinfül^rung ber äefuiten unb
ftaipujiner, bereu SOBirffamfeitöon benfegenSreid^«
ten Sfolgen war. Sed^Smal ging Suffi als ®e«
anbter ber latl^olifd^en Sibgenoffen nad^ SRom unb
ebenfalls wieberl^olt in gldd^er Sigenfd^ an ben
fpanifd^en unb franjöfifd^en §of. 3m 3. 1583
pilgerte er nad^ ^alöftina unb lie| nad^ feiner
SRüdRel^r eine Sefc^reibung biefer SReife brudten.
Seine legten SebenSjal^re wibmete er in 9lbgefd^ie«
benl^eit ben Uebungen ber tjfrömmigleit unb ftarb
1606. (§elt)etia Vn, 337ff.; Seu,©eli).Sejifon
Xn, 384 ff.) [®. 9Ka^er.]
cjLttf^et, ÜRartin, ber Url^eber ber beutf^en
Äird^enfpaltung, ber Sol^n eines ^Bergmanns, gc«
309
Sut^er.
810
boren }U Si^Ieben ben 10. 9iot)em&er 1483, l^atte
1501 bie UniMtfttät Srfurt belogen, mar 1505
l}ier TOagifter getsorben unb foHte {\d^ naS^ bem
Siam feiner eitern ber Sied^tönriffenld^aft toib«
mexL 3n einem SRomente plö^Iid^en S^redenS
unb heftiger SobeSfurd^t — ein S^reunb foQ an
jctner Seite Dom S3Ii^ erfd^Iagen morben fein —
ccrbanb er ft^ burd^ ein ®elübbe, äßönd^ }u mer»
den. 52i(^t leidet mo^te iemanb toeniger ^u biefem
Stanbe geeignet fein, aI9 eben er; gleid^tool^I trat
n TDiber feines SSaterd aOBiUen, unb f elbft fein über«
nlteS ®elübbe l^alb bereuenb, in ba§ 9luguf!tner'
Ibfter 3u Srfurt. 3m Seginn feines ^räfnngS-
libreS mugte er ftd^ na^l Jflofterfitte läftigen
^terbeiten unb bemütl^igenben Serrid^tungen
unterbieten, nnirbe jebod^ balb afö ÜJlagifter burci^
yn ^roDinjial @tau))i| baDon befreit. 3m 3Rai
1507 empfing er bie pnefierlid^ Örbination, bie
n fpäter ald SDtaljeid^n beS apocal^ptif d^en £]^iere3
i^ma^te unb Dermänfd^te ; ba| il^n unb ben orbi«
ihrenben 99if<^of bamafö nid^t bie Srbe t)erfd^lun«
pen, ankerte er, baS fei unred^t unb all}u groge
äotteSgebuIb gemefen. 9{ad^ fleißigem @tubium
der f^oIafUfd^ Sl^eologie toarb er 1508 auf
Stonpi^S Sorfd^Iag an ber neu errid^teten Uni«
Mtfität SBittenberg Seigrer ber SDialeftif unb Stj^if,
ging aber fd^on im folgenben Saläre ^u bem i^m
ciel mel^r jufagenben SSortrage ber Xl^eologie über.
3ni 3. 1516 gab er eine m^fKfd^e Sd^rift be§
U. Sa^r^unbertS, bie ^Seutfc^e 2^eoIogie\
beraub. e§ mar mol^l ni^t ber fpecuIatiDe $an'
dieifmud biefer Sd^rift, ber il^n fo fel^r an^og; e§
Qxir bie| feiner gan}en (SeifteS- unb Seben§rid^«
nmg ein aüju frembed Clement, beffen ttml^re 93e-
fAaffen^eit unb Sebeutung er l^ier nid^t einmal
Derftanbcn }u l^en fd^nt. SSielmel^r mad^ten bie
Sonfequenjen, bie in biefer Sd^rift aug pantl^eifti«
i^en Sorberfä^ be}üglid^ bed menfd^Iid^en SBil-
ln!§ ge5ogen merben, il^m baS 99ud^ fo toid^tig
asb tbeuer: ba^ ed nämltd^ nur Sinen SBiQen
gebe, ben göttlichen, ba^ nur biefer Sine, ber
cDUlit^ äBifle in ber Sreatur mirfe, ba^ alfo
Deber Don fjfrei^t bed menfd^Iid^en SBiÜenS, nod^
tim einem ben SBiUen binbenben ©efe^e bie Siebe
fein fdnne. S)arum foQte baS „eble Süd^Ietn über«
trcWc^ in ftunft unb göttlid^em SBertl^" fein.
Sbe no4 ber 9bla|ttreit begann, l^atte fiutl^er
n^ Don ber biSl^erigen S^eologie unb ber aUge»
seinen Seigre ber (Krd^e in einem fünfte entfernt,
ber neben bem Sogma t)on ber ^erfon S^riftt ber
5t4tigfte im ganjen fird^lid^en fiel^rgeböube ifi
05 iiber bie Suffaffung unb ^efialtung beS gan-
«n jrraftifdHWpfid^tti 2eben8 entfd^cibet — im
2ogma Don ber Sied^tfertigung be§ 9Renfd^en.
ter Peim, auS melc^em fein ganjeS nad^l^erigeS
Ssnem ^erDormud^S, mar bereits in ben Salären
1515 unb 1516 bei i^m entmidfelt, unb feine
lodrtn, mie er fie an ber Uniöerfität Dortrug,
batte bereite Snflog unb SSeranlaffung gegeben,
wn einer neuen, auf Srrmegen bcfinblic^n Sl^co»
bgif }n reben. Sr felber aber mar freilid^ nod^
nid^t einmal ber nöd^ften unb unabmeisbarften
ßonfequenjen, bie fid^ auS feiner Sorftettung er-
gaben, fid^ bemüht gcmorben. ®iefe neue Seigre
Sutl^erS Don ber SRed^tfertigung unb bem ganzen
93er|ältniffe beS 9Renfd^en au ®ott mar ba§ gr-
gebni^ eineS peinigenben unb troftlofen ©eifted«
juftanbeS, in mcld^em er fid^ lange 3^t l^inburd^
befunben l^atte. 6r f^aitt ben flöfterlid^en @tanb
unb beffen aScctifd^e SSorfd^riften unb Uebungen
mit ber ganjen Energie feines l^eftigen, tief^lcibcn-
f d^aftlid^cn unb ber größten 9lnftrengungen fälligen
ß^arafterS ergriffen. 6S ift fein Örunb Dorl^on«
ben, feine be§f aüftgen 9leu|erungen ju bejmeif ein ;
aber bie @eftönbniffe, bie er babei über feinen ba«
maligen ©eelenjuftanb ablegt, geben aud^ l^in-
lönglid^en ^uffd^Iu^ über bie Urfad^e, marum fein
aScetifd^eS 9ttngen unb arbeiten i^n nid^t förberte,
marum enblid^ ein ßuftanb ber DöQigen Sntmutl^t«
gung unb Serjmeiflung ftd^ einfteOte, ber mit
einem Umfd^Iag in baS gerabe ©egent^eil enbigte.
3ene Steigung jur 93erjerrung, jur unnatürli(|en
unb franfi^aften SntfteHung an fid^ molarer @e«
banfen unb d^riftlid^er SorfteÜungen unb Smpfin«
bungen, bie ftd^ fpöter bei il^m immer mieber gel«
tenb mad^te, finbet fid^ fd^on in fetner fat^olifd^en
unb flöftcrlic^en ScbenSperiobe. 6r Derfld^ert 3. 95.,
eS l^abe il^m, als er in SRom gemcfen, leib getrau,
ba| feine SItem nod^ nid^t toot feien, bamit er fie
burd^ feine ÜJleffe auS bem iJ^gfeuer l^ötte befreien
fönnen ; er meint fclber, menn er ©clegenl^eit boju
gefunben l^ötte, mürbe er in feinem äleligionSeifer
ober tjfanatiSmuS ber graufamfte Sobtfd^Iöger ge«
morben fein. SBenn aud^ nad^ feiner SoSfagung
Don berÄird^e unb nad^ bem gemaltfamen SBrud^e
mit feiner ganzen SSergangcnl^cit eine gro^c 9Ser-
änberung in feinem fittlid^en El^arafter Dor fid^
ging, fo ift bod^ nid^t )u Derfennen, ba| jenes
geucr beS SorneS unb beS bis jum §affe fid^ flei«
gemben 3ngrimmeS, baS fpöter in f^tUt Stammen
auffd^Iug, bamals fd^on, menn au^ nod^ nieber-
gel^alten unb gebönbigt burd^ feine aScetifc^en 9n*
ftrengungen, in il^m glühte, unb ba^ er überl^aupt
gegen fein mit eblen mie mit bebenllid^en unb
fc^Ummen Anlagen reid^ auSgeftatteteS Sempexo-
ment einen ff ampf fül^rte, ber oft mit 9Heberlagen
enbete. Sr fagt eS felbft, ba^ eS au^ ben &r«
fud^ungen ber SBoHuft Dorjüglid^ Kegnngen bS
3omeS, bcS §affcS unb SleibeS gemrien. tni c
nid^t ju übermtnben Dermod^t bnbe. £)abe: idt
eS il^m feinem @cftönbniffe nad^ an Hc Ssct.
®otteS ; er l^abe, fd^rieb er na^fya an srnnrr^
eigentlid^ Dor ©ott nur gel^em^,
5U tl^un Derfu^t unb eine erbitee
genc Siebe in SBorte gefa^ ^r. ftue: rr.-r:
er ferner, fei er Kl^rifJo fo feiiiD n
er fein ©emölbe ober
^ BS
flrcuje l^ing, er baDor eriitiimifc ■». n zjur.
niebergefd^Iagen nnb
^ötte. SDaS@ebet
er, mie er fagt in
muffe, um jn
-ii— — —
311
Sutl^er.
}u toerben^ (eteitS goti) rein unb ol^ne @ünbe tok
bi< ^eiligen beS §ttnmcl8 fein. SllleS biefc§ Der»
fejte ü^n beoreiflid^erweife in einen Suftanb büfte»
ter ßntmut^igung unb troftlo|cn SerjagenS, ber
aber »ieber mit tro^iger Sermef|en|^ett unb jelbft»
geföHiger ßtnbilbung abwed^felte; in fol(i^en 9Ro«
menten mar er bann feinem SluSbrude naci^ ein
^öd^j! anmaglid^er @eI6ftgered^ter (praesumtuo-
sissimus justitiariuB) unb fal^ ntd^tS t)on bem
©c^alf in feinem Snnem. 6§ ift aflerbingS ein
peinlid^er 3uftanb, [xä^ fo nac^ furjer SSeraufd^ung
in trügerif d^er ©elbftgufriebenl^eit linabgeftürjt ju
feigen in ben Slbgrunb beS Sd^redenS unb ber ä$er*
jmeiftung unb in bem jfampfe mit ber ^^bra ber
@flnbe ftatt ber abgefd^Iagenen immer neue ff ö))f e
na(]^tt)a(i^fen }u feigen. 2)ie ^ein'biefe^SuftanbeS
toarb immer unertröglid^er, unb Sutl^er forfd^te
unb gräbelte mit öngfUid^em 99emü]^en, mie er
ben ©tadlet ber bie SBunbe feiner ©eele ftetS offen
erl^ielt au§ ber 99ruft reiben ober il^m menigftenS
bie ©pi^e abbred^en !5nne. 3n biefer ©timmung
lad unb fud^te er in ber 99ibet befonberS in ben
Sriefen ^uli an bie Slömer unb ©alater, unb
»er, ber mit fo glfil^enbem ©urft, mit ber ßrmar«
tung unb bem ßntfd^Iuffe, eine für feinen ptx]bn^
lid^en Sufianb ermünfc^te unb tröftlid^e fiel^re in
ber Sibel 5U finben, an biefe§ 93ud^ l^erangetreten,
Id&tte nod^ iemalS ba§ @efud^te nid^t auä) gefunben
ober }u finben gemöl^nt? Sutl^erS Sntbedfung be»
ftanb aber »efentUd^ in tjfolgenbem: S)er ÜRenfd^
ift einmol in biefe SBelt bcS ^errfd^enben 93öfen,
eine SBelt, xotlfy nid^t in ber |$^inftemi|, fonbem
metd^e bie ?Jinftemi6 felbft ift, öerfe^t. 6r felbft
xjt infolge ber Srbfünbe burc^ unb burd^ b5fe; ba§
©treben nad^ innerer ^eiligung unb Steinigung
Don ©ünbe, in ber SKeinung, bo| bie§ üor ®ott
etmaS gelte, iflDerfel^rtunb Dergeblid^; ®ott bietet
öielme^r bem 9Renfd^en, ber e8 ju feiner eigenen,
mirflid^en innem ©ered^tigleit }u bringen Dermag,
eine fd^on fertige, frembe an, bie er fid^ nur }i^u-
red^nen brandet, unb bie burd^ biefe gläubige 3u-
rec^nung fein Sigentl^um mirb. S)aS, maS Sl^riftuS
auf @rben für und getl^an unb gelitten l^at, baS
ifi biefeS ffleib ber @ered^tigfeit, in meld^eS ber
3Renfd^ ftd^ nur ^u l^üQen, mit meld^em er feine
gan}e ©d^ulb unb ftete ©ünbl^aftigfeit nur mu»
bedten braud^t, um fofort öon ®ott für geredet er«
flört )u merben. Senn tt)a§ immer Sl^riftuS ge>
tl^an unb gelitten l^at, ba§ l^at er alles an meiner
©teile getl^an unb gebulbet, bamit id^ felber biefer
ol^nel^in für mid^ unlösbaren Slufgabe, innerlid^
toal^rl^aft geredet unb oermöge biefer ©ered^tigfeit
gottgeföüig 5U toerben, überhoben mdre ; mir ober
liegt nur ob, biefe Seiftung nunmel^r burd^ ben 2lct
be§ @Iauben§ p meinem Sigent^um gu mad^en,
fte mir gugured^nen unb mid^ im äJertrauen auf
biefe iroax frembe, aber mein geworbene ®ered^«
tigleit oor @ott, ber mid^ fofort a(3 ©ered^ten
anerfennt unb bel^anbclt, barjufiellen. Sutl^er Der»
ftärfte unb erweiterte biefe feine imputatiüe ®c«
red^tigfeit gerabe in bem SKa^e, als feine Serttjer«
fung einer mirflid^en ®ered^tig!eit bc
eS erforberie; biefer weite SKantel bei
feit ßl^rifti berft feiner SSorfteHung tuti
fortwö^renb aOe ©ünben, bie ber 9Dte
3U, fo bag ®ott fte nid^t ftel^t, fonbetn
ein DoQfommener unb überpfftger (&j
9RangeI einer ))ofitit)en®ered^tigfeitiai
bie gana geeignet fd^ien, jeben S^\^
forgni^ eines öngftlid^en ®ett)iffeni$ {B
^ier war alfo eine ^rt ber Sted^tfertifli
Slenfd^en gefunben; baSgro^e, biS^
^rinci)) War Derfünbigt, ba| bie ttrii
ber ^erfon nid^tS mit feinem t)on ®0J
gead^tet'Werben )u tl^un l^abe, ober ba^l
erflörung ber ^enfd^en an feine d^
bingungen gefnüpft fei, als nur bie;
ben Stet ber Imputation felbft erfcnA
nömlid^ an baS 99ewu^tfein ber eiga
unb Ol^nmad^t unb an bie Srfeni
Sure^nung ber ®ered^tigf eit unb
ber t)on ®ott beftimmtc SBeg ber
S)aS war ber ©inn ber t)on Sutl^
öertretenen 9tbfd^affung beS ®efe|e8^ 1
fd^en fowol^l als beS cerimonieüen; ba
folute ®egenfa^, inbem er ®efe| oba '
Sl^rifiuS einanber entgegenfteUte; boi
bem 9Renfd^en gumut^et, nid^t gu fünbfa
5U fein, bie^ imb jenes su t^un, unb (B
3um 9)lenf d^en fprid^t : S)u bifl nid^ ^
labe aber ^QeS für bid^ getl^an, unb i
bir biefe meine Seifhing nur gugured^
bie fo oft wieberl^olte Sumutl^uno, 1
burd()auS feinen Sinflu^ auf baS Seur
ftatten, baS ®ewiffen „freubig einfd^Id
in Sl^rifto ol^ne alle Smpfinbung beS (e
ber ©ünbe''. 3)ie^ alfo war bie grofie (
baS e3pv)xa Sutl^erS, mit ber il^m bie 8
giötl^fel beS religiöfen SebenS DoHfiänU
)u fein fd^ien; je^t erft waren ®efe^ unl
biefe unDerföl^nlid^en |$^einbe, Derföl^nt;
neuen, troftooUen Seigre bot ftd^ fofm
redete 9lame üon felbft bar — er noi
SDangelium; benn weld^ fröl^lid^
meinte er, fann eS geben, alSba|bet!
burc^ ^nftrengung, burd^ bie 9lrbeit ba
Sefferung, fonbem auf fo leidste sn
SSeife, burd^ einen bloßen Stet beS glti
nel^menS unb fid^ ßured^nenS not ®ott
feines ewigen ^cileS gewi^ werbe?
frö^lid^e IBotfd^aft, fte war feit Diebi
berten fd^on öerloren gegangen, unb
Kl^riftenl^eit l^atte, in tiefer 9iad^t 1^
fi^l mit einer ©ered^tigfeit abgemfil^t
SWenfd^en, nad^bem er ^öeS get|an, n
fül^l liefe, bafe er ein größerer ©üiAer
öorl^er gewefen. 6S war offenbar, fo fd
weiter, ®otteS fperielle SBal^l unb 8et
i^n jum SSerfünber unb SBieberl^
Oerfd^oUenen t^reubenbotfd^aft auSertot«
felber war biefe Sinftd^t unb baS red^
nife ber ©riefe ^aulx an bie SRömer n
315
Sutl^er.
816
©Qd^c fettft bcm 3n[titut ober »ituS iwc Saft
legen tnöd^te — .biefe ©ebenfen l^ielten il^n nid^t
ntel^r ^urüd ; er ^attt j!d^ ja mit aUer Jhroft in bie
SSorftettung l^ineingearbeitet, bo^ bie 93erunftal>
tung ber Sted^tfertigungSlel^re ein töbtlid^eS @ied^«
tl^um, ein jerftörenbeS ®ift in oHe ©lieber unb
Säfte be§ ftr^lid^en Organismus getragen l^abe^
ba^ bie falfd^e äBerf^eUigfeit, bie Sef re öom Swei«
fei an ber ©nabe ©otteS unb bie SSerioerfung beS
SperialglaubenS, bie SSerläugnung ber im^utirten
©ered^tigfeit ber l^od^mütl^ige 2)än!el, eS p einer
eigenen tnnem ©ered^tigfeit t)or ©ott bringen unb
fi§ bie ©eligfeit mit feinen SBerfen erfaufen p
»otten — ba§ bie^ ®inge feien^ bie notl^toenbig
ein oHgemeineS Serberben über bie ftird^e bringen,
i^re S5erfa|fung, il^re ©acramente unb il^ren ©ot«
teSbienft t>erfälf d^en unb in baS ©egentl^eil ber ur«
fprünglid^ öon Kl^rifto getroffenen Einrichtungen
tierfel^ren mußten. Sr »ar alfo feiner ißodfteOung
nad^ gan} jid^er, ba^ er aud^ bei ben ftörfften unb
fd^onungSlofeften Singriffen bod^ nie ju tief in'S
tJIeifd^ fd^nitt, ba^ feiner feiner ©daläge ein nod^
gefunbeS ©lieb am ftörper ber ftirc^e traf. ^©S
ift ja", fagte er, „fein ©ud^ftabe fo Hein in il^rer
Seigre, unb fein SSßerflein f o geringe, eS öerläugnet
unb läftert (Jl^riftum unb fd^önbet ben ©tauben
an il^n." Unb öor Sut^er „l^atte ja niemanb ge»
lou^t, nmS ba§ Soangelium, toaS Sl^riftuS, toaS
Saufe, n)a§ 93eid^te, tDa§ ©acrament, toa^ ber
©laube, teaS ©eift, toa^ ^eifd^, »aS bie ^el^n
©ebote, loaS ba§ SSaterunfer, toa^ 93eten, n)aS
Seiben, toai Xroft, toa^ nteltlid^e Obrigfeit, roa^
ßl^eftanb, waS gltem, waS ftinber, toaS §err,
ttKid Jhted^t, n)a§ f^rau, »aS SRagb zc. fei. Summa:
mir l^aben gar nid^t§ gen)u|t, n)a§ ein Sbrift
toiffen foH."
Sutl^erS erfte ©d^ritte lourben mit ajlutl^ unb
Vertrauen auf bie ©üte feiner ©ad^e unb in bem
©ewufetfein, oa^ er in feinem Drben unb aufeer«
l^alb bedfelben ©leid^geftnnte l^abe, unternommen.
SBenn in ben erften ajlonaten nad^ llJeröffentlid^ung
feiner Sl^efen bie Seid^en ber Sl^eilnal^me unb
SBeiftimmung nod^ fparfam l^erüortraten, fo ön«
berte fid^ bie| balb. SRid^t nur burfte er auf ben
©d^u^ feines »citöerbreiteten OrbenS, auS beffen
SKitte pdji feine einzige ©tinrnie gegen il^n erl^ob,
red^nen: im 9nai 1518 n)u^te er bereits, ba^ bie
ganje Uniüerfität Sßittenberg, mit SluSnal^me eines
Singtgen, ba^ fein S)iöcefanbifd^of unb mel^rere
anbere $rälaten auf feiner ©eite ftonben ober ftd^
beiföKig öu^erten, ya ba^ fel^r t)iele fagten: fte
l^ötten t)orl^er Sl^rifhtm unb baS @DangeIium nid^t
gefannt unb nid^ts bat)on t)emommen. 93alb er«
ful^r er aud^, ba^ bie ©unft unb ber 93eiftanb ber
einflu^reid^en ^umaniften il^m in loeiten jheifen
5u ftatten fam, unb nid^t nur f^reunbe, aud^ ^nbe
arbeiteten il^m in bie §änbe, mie benn bie phxmpt
unb ungefd^idfte ©egenfd^rift eines ©^löefter Frie-
das il^m ftd^er mel^r nü^te als fd^abete. Sutl^er
felbft filierte einige Wonate l^inburd^ bie ©prad^e
bemütl^iger Untertt)erfung unter baS Urtl^eil ber
fird^Iid^en Oberen unb üerftd^erte ben ißapft, ba|
er unbebingt über feine $erf on unb Seigre oerffigen
f önne ; um f o leidster geftattete biefer auf bie Slkr*
»enbung beS Jhtrf ürfien t)on ©ad^fen, ba^ Sutl^et^
ftatt ber SlnfangS Sluguft erlaffenen SSorlabung
gemä^ jid^ perfönUd^ in Stom ^u ftellen, feine
^aä)t t)or bem Sarbinal Sl^omaS be ißio, ber dS
Segat nad^ SlugSburg ging, fül^ren burfte. 3e|t
mifd^te ftd^ baS alte ^i^trauen unb ber SBiber«
n)iue ber 2)eutfd^en gegen bie fd^Iauen Italiener
in^S ©piel. Sutl^er erfd^ien nur mit einem ©eleitS-
briefe unb loeigerte fid^, ben SBibcrruf, ben ber
Sarbinal t)on i|m forberte, ^u leiften, appäüdt
an ben beffer ^u unterrid^tenben $apft unb bann,
als eine päpftlid^e SSuQe bie Slbla^Iel^re befiätigte,
an ein allgemeines Soncil. S)ie IBerl^anblungen
mit bem pöpftlid^en fi^ammerl^erm SDtilti}, bie ^
burd^ baS Sal^r 1519 l^insogen, blieben ol^ne ein
niefentlid^eS Srgebni^ ; Sutl^er oerfprad^ }mar, }u
fd^nieigen, aber nur, nienn aud^ alle feine ©egner
fd^nieigen niürben. @r rid^tete mirflid^ am 3. 3Rär}
1519 ein ©d^reiben an ben $apft, loorin er öer*
ftd^erte, er l^abe nie bie Sluctorität beS romtfd§[en
©tul^leS antaften moQen, bie mit SluSnal^me
Sl^rifti über MeS im ^tmmel unb auf Srben
ge^e, unb jugleid^ geftanb, er fei in fetner raul^n
©d^örfe miber bie römifd^e Siixä^t bis ^um 9Ri|-
braud^e gegangen; er moUe bafür baS 93oIf in
einer eigenen ©d^rift jur redeten gl^rfurd^t gegen
biefe jtirc^e aufforbem. S)ie^ mar iebod^ nid^t
fel^r emftlid^ gemeint, benn menige Zage fpöter
äußerte er in einem ©riefe an feinen gfreunb unb
©önner, ben furfürftlid^en ^ofprebiger ©(Kilatin:
„er mifje nid^t, ob ber $apft ber Slntid^rift felbft
ober nur beffen 3lpofteI fei". 3nbe^ maren bie
SSanbe, bie il^n an bie ftird^e feffelten, nod^ immer
ftarf genug, um i^n t)on ber entfd^iebenen unb
offenen ©el^auptung mand^er ©ä|e, in benen il^n
fein SieblingSbogma mit ©etoalt bröngte, ^urüd-
jul^alten. Üeber biefen Sonflict feines baÜ) Don
ber nod^ l^aftenben ßl^rfurd^t t)or ber fird^ßd^en
Sluctoritöt, balb t)on ber Sonfequen} feines 2)og«
maS bel^errfd^ten unb ^erriffenen ©erftanbeS unb
©emiffenS äußerte er in fpäterer Seit: „er l^e
bamalS ben ©eift mit fo ftarfer ©egierbe, gleid^-
fam t)ertt)irrt im ©eift unb beinal^e fmnloS^ er-
wartet, ba^ er faum gemußt, ob er toa6)t ober
fd^lafe; nur mit großem Hamp\t unb fel^r fd^mer
l^abe er enblid^ burd^ bie ©nabe S^rifti ben ©e«
banfen, ba^ man bie Äird^e l^ören muffe, über«
lounben".
®er gintritt in biefeS ©tabium feiner innem
gntmidClung mürbe befd^leunigt burd^ öu^ere
Snlöffe, namentlid^ bie Setpgiger 2)iS))uta«
tion, bie jmar juerft nur ^mifd^en SdC unb bem ie|t
nod^ eng mit Sutl^er öerbünbeten ffarlftabt geführt
merben follte, an ber aber Sutl^er, unb ^mar olS
©eftreiter beS pöpftlid^en ^rimateS, tl^eilnal^m;
bann burd^ bie Don ben UniDerfttdten jföln unb
Sömen auSgcfprod^enc ©crurtl^eilung feiner ©ä^.
2)en ©erfu^, ftd^ an bie Unterfd^eibung jmifd^n
S17
Sutl^er.
818
bcr ttaif^ JHt^ old ber Staut S^rifti unb
ficMderin bei Sklt unb )toif^en ber römijd^en
Cazic mit i^rcn f^Ie^en gfrüd^ten onjunammem^
tk^erbalb loidict fallen, bennfci^onfd^ienedil^in
gaoii ba| bei päppd^e Stul^I ber @i^ bed in
ber eäfM semiff agten «ntid^djl fei äßenn fein
Sbif mib ber feinet beiben ©el^Ufen jtariftabt unb
IRefaiiul^on bis imn beginne bed äal^red 1520
boeilft 1500 @tubirenbe nad^ SBittenberg gejogen
lotte, toemi i^ immer läufiger tuerbenbe bei«
fKancnbe ttnb benmnbembe 3uf(i^nften au8 ben
mf^kbcutlcn (Skgenben gufamen. @idingen unb
aSbat SbeOeitte $m €(l^u^ unb ^[pl anboten,
fo M%tt SuälSfn \Dclfjii, ba^ er unbefor^ nod^ tpei*
tir g^ra b&fe, unb ba^ er fd^on an bem in
S)eu[f4(anb bamolS unter ©eiftlid^en unb SBelt«
fi^ iDfit t>erbreiteten SBibenoillen gegen 9tom
cim mSd^ttgen SunbeSgenoffen l^be. 2)ie t)on
« enmifte pöpfllid^e »ulle (15. 3uni 1520),
lüdSut 41 @d|e fiutl^erS, barunter mel^rere, bie
{^ ben ganzen neuen Sel^rbegriff im ffeime in
^ tzBgesi, tf^U ate offenbar l^öretifd^, tl^eilS afö
iigErlid^ imb Dermeffen trerbammte unb il^m, toenn
er m^ imbemtfe, bie Sscommunication anlün«
higle, belraftigte' i^ in bem Sntfd^Iuffe, ben offe«
m 9ntd^ gu DoQenben, befonberS nad^bem il^m
jene Snfu^mmgen eined möd^tigen @d^u|e§ 5U«
grfömiueu tDoren. Sr, ber am 15. 3anuar 1520
Md^ in einem Sd^reiben an ben neuerioö^Iten
Saäjitt Jhnrl erfUrt ^^aitt, er loolle als ein treuer
mA g^orfamer Sol^n ber fatl^olifd^en ffird^e fter«
im mb ftd^ baS tbtbeil aller ni(|t oerböd^tigen
QntKifUöten gefoQen laffen, l^tte im 3uni be§-
fdben 3a^refi bie Sd^rift „Sn ben beutfd^en %M
soB bcS d^rilUid^ @tanbe8 IBefferung'' b^rauS-
ftgAen uid) Iie| im October baS IBud^ ,,93on ber
bobi^omfd^ (Sefangenfd^ft" folgen. Sn beiben
96dfau tDor neben ber Sufbedhtng unb Stüge
liekr arixSt^ unb fd^mer genug gefül^Iten HJlil«
Mn^ eine fo t^oUftdnbige Sodfagung t)on ber
Amte, i^rer 2e^, i^rem ®otte§bienfte unb il^rer
üecMnng ent^ten, ba^ Sutber fpöter im Ser«
Infc fnntil neuen ^rd^enbaueS nid^t t)iel mel^r
loqiQiifelen b^^tte. Sfö bie t$oIge ber im legten
fMft anfigefprod^enen SBermerfung beS eud^arifti«
fi^ Opfers, alfo berjenigen ^anblung ber ffird^e,
ac^e ben SRitttlpunft beS gan}en ©otteSbienfteS
Übet, gab er felber bie Stotl^menbigfeit an, ba^
»ber gr5|te tJfyiü ber !Bfld^er, bie jie]^o bie Ober«
Inb ^tim, unb fd^ier ber ftird^e ganje ©eftalt
»fggrt^<iii unb Deronbert merbe". S)em aud^ in
bcrlKn^ U^aaptäm aQgemeinen ^riefiertbum
dkr duften gab er einen fold^en Umfang, ba^
hnnt boS gan^ (Beböube ber JKr4ent)erfaf[ung
m Amnb an9 umgefltbrgt mürbe, iebe fird^Iid^e
bmmdfit, [ebeS an einen befonbem @tanb ge-
nipffee Sfanbt ber Settung unb SSemmltung ber
8in^ Ott Ufnrpattmi megfieL 9Kd^t ein geifi«
fi^o: €lanb foUe mel^ esiftiren, fonbem nur
lni# Snftiog ber ®emetnben auf geftellte 93eamte,
bie IM nerri^teten, mojn Mt bie gleid^e ®emalt
l^ötten. 2)abei fd^meid^elte Sutl^er mit fluger 93e»
red^nung ben anberen ©täuben, ben gürften, bem
9Ibe( unb ben ftöbtifd^en (Semalten, benn biefen
oorgüglid^ mugte, menn nad^ feiner ^bftd^t ber
Sau ber beutf(|en ffird^e in krümmer jerfiel, bie
reid^e 93eute sufaSen; ber bunbertfte ^b^il beS
gegenmörtigen ^ird^enguteS, meinte er, fei l^in-
reid^enb ^ur Sr^altung einer JKrd^e: au§brü(flid^
behielt er }u ® unften be§ 9IbeI§ t)or, ba^ bie 2)om«
ftifte al§ SSerforgungSanftalten für bie jüngeren
@öbne bed SbelS fortbefteben f outen; oud^ bem
j?aifer batte er eine Sodffpeife bingemorfen: Sin«
jiebung beS Jfird^enftaatS unb 3^i^^i^ung beS
SebenSDerl^öltniffed Don 92eapel
Sin neuer SSerfud^ SßütigenS, ber aud^ je^t nod^
nid^t einfeben mollte, ba& Sutber feine ©d^iffe ocr*
bräunt b<ibe unb bereite burd^ eine breite jfluft
t)on ber j?ird^e getrennt fei, oeranla^te nur ein
]^5bnifd^e§, on ^apft Seo gerid^teteS, aber für baS
gro^e ^ublifum beftimmte« ©d^reiben, morin
fiutber bie gefud^teften ^uSbrüdCe ber ©d^mad^ unb
93erad&tung auf ben römifd^en ©tubl b^ufte. Sn
biefcm ©d^reiben, loeld^eS er nad^ feiner 3wföin«
menfunft mit SKilti^, alfo nad{i bem 10. October,
erlief, ober auf ben 6. ©eptember üor ^ublici«
rung ber ©utte jurüdEbatirte, l^otte er bie $erfon
be§ ^apfteS nod^ gepriefen, ibn einen S)aniel unter
ben fiömen, einen Sjed^iel unter ben ©corpionen
genannt; aber fd^on am 17. 5Wot)ember lourbe
^apft Seo, obne bag irgenb etmaS 92eued Don 9iom
unterbe^ ausgegangen möre, in einer öffentlid^en
^[ppcflation an ein ©oncilium ein oerftodüer, öer«
bammter ftejer unb Slbtrünniger, ein gfcinb unb
Unterbrüdtcr ber b^ißg^n ©d^rift, ein SSerrätber,
fiöfterer unb ©d^möber ber b^i^^n d^riftltc^en
ftird^e unb eines freien Soncifö genannt. S)a5u
fam bie alles bisber in ber Eb^^P^^b^ü Scmom»
mene überbietenbe ©d^rift „Sßiber bie 93uUe beS
Snbed^rijilS" unb am 10. ©ecember bie feier*
lid^e Verbrennung ber SSufle unb ber canoni«
fd^en Sted^tSbüd^er oor bem 2:bore p SBittenberg.
®iefe§ Serbrennen ber „gottlofen ©üd^er beS fird^«
lid^en Sted^tS, morin ni^tS ©uteS ift, unb n)enn
auä) etmaS ©uteS barin märe, SlOeS bod^ ^um
©d^aben unb 93efeftigung il^rer antid^riftli(ben
S^rannei oerfebrt ift", mie Sutber gur SSertbeibi»
gung biefeS ©(^ritteS brudten lie^, wor eine be«
beutungSDoKe ^anblung; fte brüdte auS, ba^ eS
ie^t um nid^tS @^eringereS als um bie DöQige 3^r«
ftörung a&er bisberigen fird^lid^en Sled^tSDerbält«
niffe unb befiel^enben Sinrid^tungen ftd^ ^avhU,
unb ba^ eine fird^lid^e ®enof[enfdpaft gegrünbet
»erben foHe, bie ibren gcfcDfcbaftlid^en 93au rein
t)on t)ome anfange. 3laä) SBormS auf ben
SReid^Stag (1521) folgte Sutber bem Kufe beS
ftaiferS gerne ; er freute fid^, öor ben fjürften unb
bem Sbel beS SReid^eS, unter bem er bereits fo oiele
©önner jäblte, als SBefenner feiner Sebre auf«
treten gu fönnen ; feine Steife babin gli(| einem
Sriumpbsug ; im Semufetf ein perf önli^r ©id^er«
l^eit unb geloaltiger Popularität betoegte er ftdf)
319
Sutl^cr.
320
auf ber SSerfammlung mit einer Su^erfid^t bic
Sielen als ein neuer ScmeiS für bie ®üte feiner
©a(^e galt; ben Sßerfud^en, bie befonber§ ber ßrj»
bifd^of öon Xrier mad^te, il^n jum SQBiberrufe ober
ju irgenb einer berul^iöenben ßrflärung ju be-
wegen, fteHte er bie ©erufung auf bie ©fbel unb
fein ®ett)iffen entgegen; felbft einem ßoncilium
rodtitt er bie Sntfd^eibung nur bann überlaffen,
wenn baSfelbc nad^ ©ibelfteHen (er meinte natür»
lid^ : unb nad^ feiner SluSIegung biefer ©teilen)
ben ^u§fprud^ tl^ue. 3luf feiner Slüdfreife würbe
er auf Slnorbnung feines fturfürften unb mit fet-
ner 3uftimmung aufgel^oben unb olS Siitter öer»
fleibet nad^ ber SBartburg gebrad^t, ttJöl^renb in
5D3orm8 ber flaifer bie SReid^Sad^t über il^n öer»
l^ängte, bie aber erft nad^ Slbreife ber meiften Sur-
ften öon ber geringem 3a^t ber 3urüd!gebliebenen
unterjeid^net ttjurbe. S)er fjortgang ber neuen
Seigre ttJurbe baburd^, ba^ i^r Urheber auf fur^e
3eit ben 3lugen ber SKenfd^en fic| entzog, nic^t
gel^emmt; ber gfeuerbranb biefer 2e|re war einmal
in baS bürre ©cftrüppe, bcffen e§ aflentl^alben in
S)eutfd^Ianb genug gab, l^ineingemorfen, unb balb
ba balb bort fd^lugen bie ^flammen auf.
@§ war au(^ ein (Sd^aufpiel, ba§ billig Wt in
©pannung erl^ielt, ein ßontraft ber aud^ bie ©^m-
patl^ien ber Seften il^m unb feiner Qa6:it juwen»
bete. ®a ftanb auf ber einen Seite eine ganje
©d^aar öon ^rälaten, Rrd^Iid&en S)ignitären unb
^frünbentrögem, bie, mit irbifd^en ®ütem über-
reid^ auSgeftattet, forgloS bal^in lebten, ftd^ wenig
um bie 5Wot]^ unb ben Serfafl ber Äird^e fümmer»
ten unb aud^ jejt ben ftürmifd^en Eingriffen auf
bie Jtird^e in rul^iger Srögl^eit ^ufd^auten; auf ber
anbem ©eite ftanb ein einfad^er ^uguftinermönd^,
ber alles baS, waS jene in Qfülle l^atten ober er-
ftrebten, Weber befa| nod^ fud^te, ber aber bafür
mit SQBaffen ftritt, wie fle jenen nid^t ju ©cbote
Panbcn, mit (Seift, mit j^inrei^enber Serebfam-
feit, mit tl^cologifd^em SSßiffen, mit feftem ÜJlutl^e
unb unerfd^ütterlid^em ©elbftbertrauen, mit bem
©d^wunge berSegeifterung, ber Energie eines jur
^errfd^aft über bie ©cifter berufenen SBillenS unb
mit eifemer 5lrbeitfom!eit. ®eutfd^lanb aber war
bamalS nod^ ein Jungfräulicher, burd^ feinen 3our-
naliSmuS, leine Srofd^ürenliteratur überwud^erter
Soben ; wenig nod^ unb nid^tS t)on 93ebeutung war
über bffcntli(|e, Sitte gemeinfam berül^renbe Sin»
gelegenl^eiten gefd^riebcn worben; fSf^^agen üon
fö^erem Sntereffe, weld^e bie ©eifter anberweitig
befd^öf tigt l^ötten, lagen nid^t t)or ; um fo größer
war bal^er in atten ©tönben bie Smpfänglid^feit
für religiöfe Aufregung, um fo größer aber aud^
in einem nod^ nid^t an t)omt)]^afte S)eclamationen
unb rl^etorifc^c Uebertreibungen gewöl^nten Solle
bie ©ereitwilligfeit, einem SWanne, ber als $riefter
unb Se^rer ber Sl^eologie an einer ^od^fd^ule mit
©infe^ung feiner ^erf önlid^f eit unb mit im (Sanken
fo geringem SBiberfpnu^e bie furd^tbarften Sin«
Ragen gegen bie ftird^e erl&ob, 9lttc8 auf S SBort
ju glauben. Unb biefe ©ef d^ulbigungen , biefe
^inweifungen auf eine troftootte, biSl^er boSl^after-
weife unterbrüdtte unb öerfd^wtegene Seigre, bie jejt
in f 0 auSgefud^ten jf raf tworten t)orgetragen würbe,
waren t)erbunben mit fteten 93erufmigen auf Sl^ri-
ftum unb auf baS S^angelium, mit a))ocal9ptif d^en,
auf baS ^ßa))ftt]^um unb ben ganzen 3itf^<tnb ber
ff ird^e angewenbeten Silbern, weld^e bie ^l^antafte
mäd^tig ergriffen; bie ©d^riften aber, bie je^t jum
erften §lal baS gauje ftird^enwefen unb beff en ®e-
bred^en befprad^en, waren einerfeitS mit btblifd^
SQiorten, ©prüd^en, ®eban!en burd^webt, anberer-
feitS mit ber bered^nenben ftunft einer tl^rer Stotiz
ftd^ wol^l bewußten unb bie ©d^wöd^ beS Wta*
tionald^arafterS t)ott!ommen fennenben ^Demagogie
abgefaßt unb ebenfo gut geeignet, in SBirtl^Sl^äufem
unb auf öffentiid^en $lö^en als t)on ben ffanjeln
t)orgelefen }u werben.
SDtöd^tiger nod^ als bie öugerlid^en SRittel ber
görberung wirften bie inneren, bie in bem ©9«
fteme felbft gelegenen SKotiöe; eS waren füfte,
trofttjotte, gern öemommene 8e|ren, wie fie feit
gwei äal^ren unb nod^ entwidfelter in ben nöd^fl-
folgenben Sauren öon fo öielen Äanjeln, in Sie«
bem, in jal^Hofen ©d^riften bem Solfe beigebrad^t
würben, öon ber Äed^tfertigung ol^ne atte Vor-
bereitung burd^ blo^e Imputation ber Seiben unb
Serbienftc ©l^rifti, öon ber unmittelbaren, burd^
einen einzigen ©laubenSact ju erlangenben ®e-
wi^l^eit beS ©nabenftanbeS unb ber©elig!eit; bie
Seigren femer, ba& bie guten SBerfe öon attem Sin-
Puffe auf bie ie^ige ®ere(^tig!eit unb fünftige
©eligfeit ber SKeufd^en auSgeft^loffen feim, ba§
aber jeber Kl^rift fd^on im Sepje einer ol^ne atte
SRül^e burd^ einen bloßen ©laubenSact erworbenen,
blo^ Sugered^neten ^eiligfeit fei, wobei er atter-
bingS fünbl^aft bleiben fotte unb mü^e. Unb ba^u
fam nun bie neue d^riftlid^e Qfreil^eit, wie pe Sutl^er
als felbperwöper ©d^irmoogt ber in ber jhrd^e
biSl^er mit grüben getretenen Sl^riftenred^te fo nad^-
brüdtlic^ öerfünbigte, bie greil^eit, pd^ über bie
©Ölungen unb Orbnungen ber ftird^e wegjufe Jen,
nid^t 5U beid^ten, nid^t ju faften u. f. f., ober bieg
unb Ql^nlid^eS nur nad^ SBittfür unb eigenem ®ut«
bünfm 5u tl^un. „O eine feine $rebigt war baS,"
fd^rieb ffiicel fpäter, „nid^t mel^r faften, nid^t me^r
beten, nid^t mel^r beid^ten, ni^t me^r opfern unb
gebm u. f. f. ©otttet 3]&t bod^ wol^I jwei bcutfd^e
fianbe, nidQt eines aSein bamit geföbert unb in
6uer 9ZeJ gerüdtet l^aben ! ®enn wenn man einem
erft feinen SBitten lö^t, f 0 ip er wol^l ju gewinnen ! "
2)aS neue Süangelium oerl^ie^ aber nid^t nur einen
öiel leidstem unb pd^erem ferwerb ber geifligm
unb fünftigm ®üter, eS eröffnete aud^, befonberS
für bie gfürpen, ben Slbel unb bie päbtifd^en ®e.
waltl^aber, lodtenbe SluSpd^ten auf ®ewinn an
irbif^en ®ütem; gar öiele unter i|^nen waren ba-
malS tief oerf d^ulbet unb erblidften jejt im ftird^n-
gute bie geöffnete ©d^ajfammer, auS ber pe i^re
©c^ulben bejal^len fonntcn ; jugleid^ bot bie 6in-
jiel^ung ber SiStl^ümer pd^ bm ®rö6eren als er-
wünfd^teS 3Kittel bar, i^re ©taaten ju arronbiren
821
Sutl^er.
322
vnb il^ Zerritorialmad^t erft je^t fefl )u (egrün>
kn imb (md)u6tlbeiu
Cnbltd^ l^e 2uäfn in htm befiructtDen Raxtip\t,
bcn er gegen bie SHxä^t fährte, mü tnöd^tige SRen*
fiieiiflaf{en )u fBunbeSgenoffen. Sie eine 6e»
|bnb QxA ben ^umoniften, ^l^ilologen nnb ge>
karteten Sd^Itnönnem, nne jie t)oraügIi(^ au§ ber
fralmif ^^ unb in ben nöd^ften Salären oud^ qu§
betlReland^t^omfd^Sd^uIe l^erDorgingen, ^än«
«m, bie bem tris^ flbermöd^tigen unb im Seft^e
oKer eintrftgüd^ettn Stellen be^nblic^en SIeru§,
tan fie fi^ meiftenS an ffenntntffen überlegen
«s^trn, oon^ei^en gram ttioren unb begierig mit»
(o^, bie W^neigung unb baS ÜRi^trauen be§
SoßeS gf gen biefen ©tanb p fd^üren. 9HIe biefe
fo^ um fo mel^ in Sutl^er einen ber Sl^rigen
wib einen Seförberer il^rer Stid^tung roxt il^rer
StanbeSinterejf en, al3 er ben Untergang ber reinen
S^ au§ ber Skrnad^Iöffigung be§ @tubtum§ ber
giiefl^ld^ unb l^bröifd^en ©prad^e ableitete unb
bk neue Z^eologie, fomie ben 9leu6au feiner ffird^e
auf bei SafiS be§ @prod^fhibium3 aufrundeten
ttdfi^ SHe anbere ftlaffe mar nod^ toeit jal^I»
lei^; fie umfaßte eben bie j^erantoad^fenbe @e>
seraüon, bie fhibirenbe Sugenb unb bie jüngeren,
feü ftur^em erfl in'S (iroftifd^e Seben eingetretenen
IRämier; oHe biefe bemunberten unb üerel^rten in
Snt^ ben delben beS Saged, bie im))onirenbfte
^ßecf önüc^feit, bie SDeutf d^Icmb bamalS auf )un)eif en
^aite, bcn SRann, ber ein Sd^mert im ÜRunbe
fB^rte, bem feiner feiner beutfd^en ®egner irgenb
ebenbürtig mar, ber überl^aupt baS fraft' unb
lebenfDoQe 92ene, ben gfortfd^ritt unb bie ^uf>
flönmg reprfifentirte, ma|renb bie fatl^oUf d^e jfird^e
nb i^re Sertl^eibiger al§ bie SSertreter be§ SSer«
olleta, ber 9leaction erfd^ienen, menn man ba§
fln^ bomalS mit anberen 92amen bejeid^nete.
3nyDifd^u l^otte Sutl^er auf ber SDBartburg,
feinem ^^patmoS", fid^ mit ©d^riften gegen ben
Iat^Itf(^ Sinologen SatomuS unb bie Unit)er>
fbSt SötDen, bann gegen baS fird^Iid^e Op\tx 08on
»fd^affnng ber ^riDatmeffe) befd^äftigt. 3n ber
le|teni Bd)xx\t oerfid^erte er, erft nad^ fd^merem
ftomtife mit feinem ®ennffen fei er enblid^ bal^in
gcfoinmen, ben $a))fl für ben Sntid^ft bie 93i»
f^ofe für feine Spoflel, bie l^ol^en @d^ulen für
jßim ^urenl^Sufer jn balten ; fein ^erj l^abe gar
oft gejop^It unb i|m Dorgemorfen: „SBie, loenn
bs izrtefi unb fo Diele Seute in ^rrtl^um oerfül^r«
tt^ bie olh enriglid^ t)erbammt mürben!" SDiefe
^gfotflnife unb llngemill^eit fel^e aud^ ]päitx nod^
^ tDueber, bod^ nie mit fold^er @tör!e unb S)auer,
bo^ ^ ü^ auf ber betretenen fBaf^n einjul^alten
oba mnsufe^ren Dermod^t l^ötte. SSielmel^r ent*
\SßA er {t(^ nun anä), ben Sölibat ber ©eiftlid^en
aSb bie ®elübbe beS nöfierlid^en Seben§ mit aUer
faogic )u bffheiten unb ,,iur gfreil^eit be§ d^rift»
E^n Glaubend jurüd^ufel^ren", b. 1^. bie Don il^m
•badegten ®elubbe ferner ju bred^en unb Rubere
ntpSaAem, boS @Ieid^ ju t^un. 2)amit Der«
fädk er feine ^ßctrtei unerme^Iid^, benn il^m fiel
flbdMcrUoR. ym. 2. «nH.
fofort bie ©d^aar ber ©eifllid^en ju, »eld^e biSl^er
im @!oncubinat gelebt l^atte unb eine Seigre begierig
ergreifen mu^te, bie i^r ©elcgcnl^eit bot, ben SKafel
burd^ ©ingel^ung einer f örmtid^en (Sf^t ju tilgen ;
il^m fielen femer Sauf enbe öon Sölönd^en ju, weld^
ber flöfterlid^cn 3^4^ unb 6inf(^ränfung üUu
brüffig loaren.
änätoifd^en brol^te ju feinem SSerbruffe bie öon
il^m l^erüorgerufeneScmegung il^m fetter über
ben Äot)f 5U toad^fen unb i|n beifeite ju fd^ieben.
®ie erftenSBiebertäufcr erl^oben fidj, unbjtoar
in ber Jläl^e öon SBittenberg ; ganj mit benfetten
®rünben unb mit bem gleid^en Sted^te, mit bem
Sutl^er biSl^er bie ©acramente unb Stnftituttonen
ber ftird^e angegriffen unb öerloorfen l^atte, be«
ftritten fie bie ftinbertaufe unb brachten SMetand^»
t^on, ber il^nen nid^tS ju entgegnen tonnte, in
gro^e SSertegenl^eit. Sugleid^ begann ftariftabt
mit feinem S^nl^ang bie Silber in ben ftird^en 5U
jertrümmem, bie Elitäre um^uftürjen, bie Seid^t»
ftül^le toegsufd^affen u. f. f. ®a eilte Sutl^er oon
ber SBartburg toeg, !am am 7. SJlör) 1522 nad^
SBittenberg unb brad^te, öom fturfurftcn babei
unterftü^t, bie Deformation öon ber raf d^em Qfort«
betoegung toieber 5urüdt in ben langfamem ©ang,
ber bie äußeren Singe unb Qdä^tn mtf)x fd^onte;
man muffe nur bie Seigre t)on ber Sted^tfertigung
red^t nad^brüdnid^ treiben unb prebigen, meinte er
bamals unb fpöter, bann merbe aUeS, toaS im
fird^lid^cn fiebcn biefer Seigre nid^t entft)red^c, fd^on
Don felbft faSen, ol^ne ba| man ie^t bem SSolfe
baS 3ode eines neuen Qtoanqi^ unb neuer ®efe^
aufzulegen braud^e. Äarlftabt mu^te SBittenberg
Derlaffen; Sutl^er t)eranftaltete, bag il^m aud^ bad
^rebigcn t)erboten unb ber SDrudt feiner ©d^riften
unterfagt tourbe, beföm))fte il^n bann }u 3ena unb
Drlamünbe, unb nun würbe berfette 9Rann, ber
biSl^er Sutl^erS t)omeiemfter ©el^üfe mit Statl^ unb
%J)at gewefen, fcitbem öon i^m aß ein bitterer
gfeinb bel^anbelt; berfette SKann, ben Sutl^er bis-
her mit SobeSerl^cbungen überhäuft unb für einen
Sl^eologen t)on unDergleid^lid^em Urtl^eil erflört
l^atte, nmrbe Don nun an in ben ©d^riften bed
Sef ormatorS als ein f d^önblid^er, mit allen erben!«
lid^en 2a|!em gcbranbmarfter ÜHenfd^ gefd^iftert,
unb fiutl^er betl^euerte: menn jfarlftabt glaube,
bafe ein ®ott im §immel fei, fo fotte il^m (Sutl^er)
Gl^riftuS nimmermel^r gnöbig fein. Sutl^cr pflegte
oon Anfang an ftd^ menig auf bie alte ffird^e }u
berufen, tl^eilS meil, loie er fcttft geftanb, feine
^auptlel^re ber alten jtird^e DöQig unbefannt toax,
tl^eite weil er fül^len mod^te, ba^ man bie Srabi«
tion unb Sluctoritöt ber ftirt^e nid^t ftüdhoeifc an«
nel&men, nid^t gegen bie gleid^jeitige ftird^e fld^
auflcl&nen unb bafür beliebig fic§ an bie Seigre unb
$ra£i§ ber ftird^e eines frül^em Sal^rl^unbertS an«
f^lie^en lönne. Sei feiner geringen ftcnntni^ ber
altlird^lid^en Siteratur l^atte er bod^ fo öiel gefeiten,
ba§ ber ganje in icncn ©d^riften l^errfd^enbe ©eift,
ba| bie ^rajiS ber alten ftird^e in ©otteSbienfl
unb ®i§ciplin feinem ©^ftcme fd^roff entgegen«
II
323
Sutl^er.
324
gefegt fei ; er l^ielt j!$ alf o augfd^Ite^U^ on ba§
9leuc icftamcnt, welches über bic Sujichtbe, bic
Sinrid^tungen utib ba§ teligiöfe Seben ber erften
^rd^e fo Weniges unb aud^ biefeS SBenige oft in
fo bunfeln ^nbeutungen entl^ölt ba^ er um fo
freiem ©Kielraum für bie ßnttoidHung feines ©9«
ftem§ ju l^aben ttjä^ntc. 9Bie wenig il^m baS 3cug»
nig unb bie Suctoritöt be§ lird^Iid^en ^Itert|unt3
gelte, bie^ jeigte er red^t ougenföUtg, als er nun«
ntel^r bie bitterften 3lu§fäIIe feiner fd^möl^füd^tigen
Volenti! gegen bcSjenige SDocument ber ßird^e
rid^tete, meld^eS gerabe baS öltefte unb in feiner
unöerönbert gebliebenen ©eftalt unb Uniüerfalität
el^rtoürbigfte ift, gegen ben Sanon ber SReffe. €§
ift Xl^atfad^e, ba^ bieferSanon fd^on amSInfange
beS 5. äal^r^unbertS, ein paar furge, erft nad^l^er
l^in^ugefommene t$ormeIn obgered^net U)drtlid^ fo
lautete, mie toir ^n je^t l^aben; ba| in ben m*
beten unb Sformeln beSfelben gan^ ber gleid^e ®eift,
bief elbe ^nf d^auungStoeife ^errf d^t, tt)ie in ben übri=
gen alten Siturgien be§ Orients unb OccibentS.
©iefen Kanon nun gab ic|t Sutl^er in einer beut»
fd^en Ueberfe^ung unb mit feinen 3lnmer!ungen
^erau§, „bamit ieber ftd^ baoor entfe^e imb fegne,
toie öor bem ieufel feftft". gaft ieber ©a^ be§
Sektes toarb für einen ®reuel, eine ® otteSläfterung,
eine fiüge, für ein ^eillofeS unb oerflud^teS, oon
ungelel^rten, tollen Pfaffen jufammengerafftcSSBerf
erflärt.
SMit biefer negircnben unb beftructiüen Sptig«
feit l^ielt aber bie t)ofitit)e beS SteformatorS
gleid^en ©d^ritt; fo forgte er für bie ^rebiger
feiner Se^re fomol^I al8 für ba§ Sebürfni^ bed
93oI!e§ burd^ bie Verausgabe feiner ^oftille
(1523); er brad^te balb nad^l^er feine Uebcr«
je^ung ber SBibel ju ©taube, ein ÜReifterftüdt
in fpra^Iid^er f)injld^t aber feinem Sel^rbegriffc
gemög eingerid^tet unb ba^er in Dielen toid^tigen
©teßen abftd^tlidö unrid^tig unb fmnentftettetU).
(Ueber bie ausgaben f. b. 3lrt. SBibelüberfefeungen
n, 758 f.)
S)er ©treit mit ©raSmuS über ben m e n f d^«
I i d^ e n 938 i n e n unb beff en fjfreil^eit ober ff ned^t-
fd^aft, ber Sutl^er in ben beiben nöd^flen Solaren
befd^äftigte, offenbarte loieber bie ©igentpmlid^»
feiten beS SKanneS. ®ie einf ad^ften, flarften ©teilen
ber l^eiligen ©d^rift in il^r ® egent^eü 5U oerfel^ren,
»ar nie einem SReufd^en fo leidet geworben, wie
il^m ; wenn bie 95ibel öott oon grmal^nungen ift,
ba6 ber TOcnfd^ felber etwaS t^un, bie ©ünbe
meiben, fid^ reinigen f olle, fo fei, bel^auptete er, ber
©inn : S^ut e§, wenn il^r fönnt, aber freilid^, il^r
fönnt c§ nid^t ; ober : ®ott wotte bamit nur ber
Ofenmad^t ber SWenf d^en fpotten, als ob er fagte :
2a|t bod^ einmal fe^en, ob il^r eS tl^un fönnt.
SBcnn il^m ßraSmuS bie ©tetten, nad^ benen ®ott
nid^t baS Sßerberben ber ÜRenfd^en, fonbem il^r
§eil wiß, entgegenhielt, fo fe^te il^m Sutl^cr feine
Unterfd^eibung jwifd^en einem geoffenbarten unb
einem üerborgcnen SBiflen ®otteS entgegen; öer«
möge beS le^tem woUe ®ott aUerbingS bie ewige
SSerbammni^ beS großem 2:]^eiIS ber 9Renfd^en,
Wäl^renb er freilid^ in ber l^eiligen ©d^rift gan)
onberS rebe, fein verborgener SBiSe alfo feinem
geoffenbarten gerabegu wiberfpred^e. 2)en ®Iauben
unb }War ben l^öd^ften ®rab beS ®IdubenS f^e
er barein, ba^ ber SRenfd^ aud^ baS ftd^ logifd^
SBiberfpred^enbe bennod^ für wa^r unb gewiß l^atte^
alfo feft annehme, ba^ ®ott nid^t nur geredet,,
fonbem aud^ barml^ei^ig fei, inbem er SMionen
SRenfd^en, [a bie gro^e SJlel^r^al^I beS SRenfd^en«
gefd^Ie^teS erft burd^ feinen aUmöd^tigen SBiUm
üerbammenSwürbig mad^e unb fte bann in bie
ewigm Dualen ber §ölle ftür^e. Unb bei biefer
®elegen]^eit, fowie bei ber ^ertl^eibigung unb
Smpfel^Iung feiner Sted^tfertigungSle^re, t)f[egte er
gegen ben Unglauben, ber in folgen S)ingen aud^
ber menfd^Iid^m iBemunft ®e^5r geben woUe, ^u
eifem; ber Seufel fei eS, ber bie römifd^en Pfaffen
oerfül^re, ®otte8 SBillen ju meffen mit ber Ser«
nunft ; „benn bafe jwei unb fünf fiebm finb, fann
id^ faffen mit ber Semunft; wenn eS aber oon oben
l^erab l^eifet: 5Wein, eS fmb ad^t, fo fott id^'S glau-
ben wiber meine Sßemunft unb gül^ten". S)e^«
l^alb muffe man, oerlangte er, als Kl^rift ber S3er-
nunft bm ^alS umbrel^en, il^r bie $ugen auSfted^en
unb bie Seftie erwürgen. Ueberl^aupt tmg er oud^
in bief en ©d^riften feine 95e]^auptungm mit ienem
Sone jweifcllofer ®ewi6]^eit uiÄ ßöibenj oor, ben
niemanb beffer ju ^anb^aben wu^te, als er. ©ei-
nen ®egner, bem frül^er aud^ er, wie baS gan^e
3eitalter, feine ßulbigung unb Sewunbemng bor«
gebrad^t l^atte, bel^anbelte er in biefem ©d^riften«
wed^fel mit jener Wegwerfenben ®eringfd^ä^ung
unb fd^möl^füd^tigen ©mrrilitöt, bie il^m nun f d^n
5ur 92atur geworbm war; unbebenflid^ fd^i&erte
er i^n als einen ©pifuräer, ©feptifer unb Stl^eifien,
fd^rieb il^m aber bann einen entfd^ulbigenben 93rief,
in bem er il^n mit IBemfung auf bie SSel^emeu}
feines Temperamentes, baS er nun einmal nid^t in
feiner ®ewalt l^abe, ju oerföl^nen fud^te; graSmuS
aber l^ielt il^m in feiner Antwort einen ©piegel t)or
unb fd^ilberte mit einigen treffenbm, einfc^neiben«
ben 3ügen fein ganjeS Sreiben. ©eit biefem balb
5ur Deffentlid^fcit gelangten ©riefe war SraSmuS
für Sutl^er einer jener TOenfd^en, bereu er nie anberS
als mit bem Sngrimme eines brmnenben ÖaffeS
gebadete, eine giftige ©d^lange, ein fjfcinb ©l^rifH
unb aller Keligion, ein öoHfommeneS ©benbilb
unb abbmdt gpifurS unb SucianS. Sn^wifd^en
^atte ber 3tt)ift mit ßraSmuS feine weiteren fol-
gen für fiutl^cr unb ben Qfortgang feines Unter«
nel^menS ; ßraSmuS fclbft l^atte oorauSgefel^en, ba^
er wol^l üergeblid^ öerfud^en werbe, gegen bm
©trom ber Popularität, oon bem fein ®egner ge-
tragen warb, 5U f d^wimmcn ; öielmel^r bimte bie
anfid^t, bie Sutl^er l^ier öerfod^t, fid^tlid^ baju, fein
©9ftem bei ber üRengc nod^ beliebter ju mad^en;
benn bie Folgerung leud^tete jebem ein, ba& ber
2Kenfd^, wenn er feinen freien SBiUeu l^abe, aud^
feiner moralifd^cn 3ured^nung unb SSerantwort»
lid^feit föl^ig fei.
825
Sutl^er.
326
San trid größerer, \a unbered^enbarer Xrag»
nette UNIT aber ber l^aber über ba§ Sacra«
nent bet Suc^atiftie, ber ftd^ jefft entf))ann.
iaä^ ^atte in ben erjlen Salären, gemä^ ber Stid^-
taa% feiner S)o€trin, bie oQeg, toai jum §eile
bd SRenfd^ bienen lann, in ben 9lct ber glaubt-
gm Sneigmmg ber Seiffamgen S^rifti ^ufammen-
hängte, auf bie fubftantieHe ©egentoart beS SeibeS
S^ßi im Saaomente nur geringen SBertl^ unb
nlergeoä)nete Sebeutung gelegt 2)er ^aupt^med
bd Sbenbmal^Ied f oUte nur in ber Uebung unb
StärtungbeS Glaubens befleißen; bie SReffe, meinte
er, fei blo^ bogu gut, ba^ ber 9Renf(]^ ba bie 93er«
^Bung ®otted Don ber SSergebung ber @ünben
oeme^me, fie fei nur um ber ^rebigt niillen ein«
gefe|t; ber im Sacramente gegenmörtige fieib
%ifti foUte nur als boS $fanb ober ©iegel für
bie So^^ bed XeflamenteS, b. ^. ber ^rebigt,
bknen. So erfl&rt fid^ aud^, ba^ er feiner eigenen
tcnftenmg nad^ eine 3^1<^ng ftar! ^ur Ergreifung
ber Snfid^t oerfud^t mar, im Sbenbmal^Ie fei nid^t§
Ott 9rob unb SBein — eine Seigre, bie il^m fd^on
banun fe^r miQfommen gemefen möre, meil er
»bomit bem ^ßopfttl^ume ^e ben grö|ten $uff
francn geben". Sber ber 2:est ber ISibel, ber ^
gaoaltig fei, l^ielt il^n, mte er htf^^itk, gefangen,
anbei pflegten i^ fonfi bie flarften iBibetfteOen,
Mm fie mit feinen 2iebling§le]^ren in Sonflict
geriet, nid^t )urfidt)u]^aUen, unb er l^atte eben
cr^ ttol^b bed Streited mit SraSmuS in aßi^-
banblmtg unb gemaltfamer iSSerbrel^ung Harer
6<^riftteste baS unglaublid^ geleiftet. SS mar bie
ClKpofttion, erfi gegen j^arlftabt, bann gegen
JBingli unb Oe€oIam))abiuS, bie il^n antrieb, fid^
mit Q&r ffraft f eined ®eifted in bie Ueber^eugung
(iieinjnarbeiten, ba| bie ftreitigen Seste ber S^riff
nr t»im einer f ubfiantieäen ©egenmart unb äßit«
Teilung bed Seibed S^^rifti t>erftanben merben fonn«
in. S)en ®Iauben l^iett er feft, ba| er ein t)on
flott ouSerforeneS unb mit aUen erforberlid^en
Soben reic^Iid^ au§gerüf}ete§ SBerf^eug jur SBieber«
icingung be§ verlorenen Soangeliumd, ^ur SBieber«
(opdlung ber feit ben 3^^^^ ber 9{)ofieI Der«
fsflenm ftird^ fei, ba| bal^er aud^ im langen Saufe
ksSol^rl^uiiberte niemanb erfd^ienen, ber mit il^m
m Seic^tl^um ber ®aben unb Srbabenl^eit ber
6cidmng Dergfid^ merben fönne. 3e|t fal^ er in
berSd^mei} imb inOberbeutfd^Ianb eine oon il^m
nob^gig fid^ entmideinbe Partei, an beren Spi^e
^raigli fknb, ftd^ erleben unb rafd^ um ftd^
pifm; fo mifd^te ftd^ aud^ bie Sitterfeit ber Sifer«
W nnb bed oerle^ten Stoisch in ben Streit, unb
btäftt gab bie| felber burd^ ben nad^l^er au§ge«
i^uH^teit Sormurf }u erfennen : Stoingli traute
ioiien 9hi^ ätö Steformator )u fd^mölem; er l^be
fidt in boS SBerf, meld^ fi^m, Sutl^er, eigentl^üm«
&4 H ^eingebrängt S)ie gereifte (Sel^äfftgfeit
wi Sdbenfd^oftlid^Iett feiner Stimmung unb fei«
M ptkmi^dfta Serfal^reuS marb aber baburd^
1^ c^d^, ba| er ie|l eben bie SBaffen gegen fid^
fdd^ fa^, bie er ^ffier gefd^miebet l^atte: mill«
fürlid^c, Don atter Srabitton loSgeriffcne 3nter«
t)retation einzelner Sd^riftftcIIen, unb ba| er balb
genug aud^ erfennen mu^te, mie auf biefem SSoben
ber Streit fd^Ied^t^in unauSgleid^bar unb enbloS
merben mürbe. @r felber l^atte bie ^auptbottmorle
be§ S)ogma8, baS er nun oertl^etbigte, nieber«
geriffen; burd^ feine Sermerfung ber Sermanb»
lungSlebre l^atte er bereits ben einfad^en ftd^ ^u«
nöd^ft barbietenben Sinn ber Sinfe^ungSmorte
oerlaffen unb bie gfigur einer Spnefbod^e ange-
nommen ; e§ fei, erläuterte er auf ber Konferenz
ju ÜRarburg, eine eingefaßte Kebe, mie man etma
Don einem Sd^merte rebe, aber mit bem Sd^merte
aud^ Suglei^ bie Sd^eibe meine; benn ber SeiJb
S^rifti fei imSrobe, mie ber S)cgen in ber Sd^cibe.
6r l^atte ferner bie ßud^ariftie il^rcS Dpfcrd^ara!«
ter§ entfleibet, l^atte burd^ feine Snt))utationSle]^re
ben ganzen Organismus beSS^ftemS, in meld^
bie fubftantieUe 3Ritt]^eiIung beS SeibeS S^rifti
ein mefentlid^eS ®Iieb bilbet, ^erftört unb fal^ fid^
nun Don ben ©egnem mit ©rünben, 9InaIogien,
SBal^rf d^einlid^f eiten unb 6onf equenjen überf d^üttet,
bie fo nal^e logen unb, fobalb einmal Sutl^erS
Sorberfä^e ju ^runbe gelegt maren, fo plaufibel
erfd^ienen, baß eS ein SQBunbcr gemefen märe, menn
fie nid^t gleid^ in ben erften Sorten ber neuen Se«
megung l^erDorgctreten mären, ^tiji begann er eine
feiner S^riften miberbie ^Sd^märmgcifter", b.)^.
miber 3>DingIiunb OecoIampabiuS, mit
einem ffiel^erufe über „atte unfere Seigrer unb SBud^«
fd^reiber, bie fo ftd^er bal^er fahren unb fpeien
^erauS aKeS, maS il^nen in'S SRauI fället, unb
fe^en nid^t ^uDor einen ©ebanfen ^el^nmal an, ob
er aud^ red^t fei Dor ®ott", einem SSel^eruf, ber,
menn irgenb (Sinen in jener 3cit/ il^n Dor SWen
traf; er Derpd^erte gleid^ im ©eginnebeS Streites :
,,S)ie Einen Don unS SBeiben muffen beS SotanS
S)iener fein"; er überl^äufte fie aDe jufommen,
3u)ingli aber gan^ befonberS, nrit ben bifftgften
unb ))Ium))ften Sd^mä^ungen; fie l^ätten, fd^rieb
er, ein eingeteufelteS, burd^teufeltcS, überteufdteS,
läfierlid^eS ^er^ unb Sügenmaul; fein Sl^rift foDe
für fie beten, unb er muffe fid^ felber in ben 3lb«
grunb ber ^öHe Derbammen, menn er mit il^nen
®emeinfd^a^ ^aben foSte. 3nt Sinjelnen aber mar
feine SBiberlegung i^rer ®rünbe oft fclj^r fd^load^,
{eine ^otemif, mie immer unb gegen jebermann,
in l^o^em ®rabc unrcblid^. ®a er, um fein
^rieftertl^um jugeben ju bürfen unb baS Opfer
5U befeitigen, aud^ bie Eonfecration in fatl^oli«
fd^em Sinne Dermorfen l^otte, fo mußte er nun,
burd^ 3^i«g^i'S ßinmürfe gebrängt, einen neuen
SQBeg, auf meld^cm bie Bereinigung bcS 93robe8
mit bem Seibc beS §errn Dor fid^ gelten fottte,
ecftnnen, unb fo mürbe er bis jur 93e]^au))tung
einer mirffid^ Ubiquität fortgetrieben, b. 1^. er
leierte ein förmlid^eS SuSgebel^ntfein beS SeibeS
ßl^rifti in'S Sd^ranfenlofe, Dermöge beffen er bud^«
ftäblid^ aKentl^alben sugegen märe, fidd alfo aud^
in iebem Srobe, jebem 92a]^rungSmitteI über]^au))t
befänbe.
11 •
827
Sutl^cr.
828
Sutl^erS SSerVltatung fict mit bcm crften
anfange btefed 3^tfte§ na^t juf ammen ; jle lata
fo plöjli^, fic würbe mit fold^cr aufjattcnbcn, bcr
attgemeinen ©ittc totbcrft)red^cnbcn 6ile öofljogcn,
ba| iebermanti^ aud^ feine nöd^ftenf^reunbe, über«
rafd^t »aren. Sm 3. Stuni 1525 l^atte er bem
€arbinal unb ßurfürften öon SKoinj, ben er jum
heiraten aufforberte, jagen laffcn, er felber f übe
borum nid^t gel^eiratet, nieilernurnod^ gefürd^tet,
er fei nid^t tä(|tig bo^u. Smige 3:age nod^l^er
l^atte er bereits bie (St)t mit ber qu§ bem fflofter
entttjid^enen ftotl^arina ö. ©ora in größter ©tille
toolljogen, unb etma 14 Sage fpöter, am 27. 3uni,
l^ielt er erft baS ^od^^eitSmal^l. 2Ba§ il^n }u biefem
©d^ritte unb ^u Der ^rt, tDie er il^n tl^at, t)ermod^t
f^abt, ift nid^t red^t Ilar; feine eigenen Srüarungen
in feinen unmittelbar barauf erlaffenen ©riefen
jinb nid^t befriebigenb. S)urd^ TOünjer unb bie
SSouem, fd^rieb er, fei ba§ ©öangefium fo unter==
brädtt (b. ]^. ber IBauemaufrul^r l^abe Sutl^erS Seigre
beiSielen fo oerböd^tig gemad^t), ba^ er ^ubeffen
t^atföd^Iid^er ©egeugung, unb um ben triumt)]^iren"
ben Qfeinben feine SSerad^tung ju geigen, eine SRonne
gel^eiratet l^abe; bann beruft er fid^ mieber auf
einen frfil^em SDBunfd^ [eines SSaterS unb ouf bie
3lot]^ttenbigfeit benen oaS SWaul ju ftopfen, bie
il^m unb Sora il^red ©erl^ältniffeS megen UebleS
nad^gerebet; ein anbereS 9RaI fd^reibt er: plö|li$
unb loö^renb er an gan^ anbere 2)tnge gebadet,
l^abe il^ ber §err munberbarermeife in bie (Sf)t
mit ber 5lonne geioorfen, unb nun muffe er um
biefeS ®otteSn)er!e§ miUen @d^ad^ unb Söfterung
erbulben. 6r fetter fd^eint eine 3(rt üon Sriump^
barein ju fejen, ba| fie beibe, er unb feine Sraut,
il^re frül^eren ©elübbe gebrod^en unb eine (Sf^t ge«
fnfl})ft l^atten, bie feit mel^r als taufenb So^ren
burd^ bie ürd^Iid^en n)ie burd^ bie meltlid^en ®efe^
berpönt unb fih ungültig erflärt war. 3l[ber feine
Sfreunbe unb t)iele feiner ^nl^önger badeten anberS.
„3d^ l^abe mid^", fd^reibt er balb barauf, „burd^
biefe ^eirat f o niebrig unb t)erad^tet gemad^t ba|
id^ l^offe, bie Sngel werben lad^en unb aQe £eufel
meinen." @ettft an anftögig ))Iumt)en unb miber«
lid^ rollen 9eu|erungen über fein el^elid^eS SSer«
l^ältni^ fel^It eS nid^t in feinen bamaligen ©riefen;
aber l^inter all biefem iroj unb biefer f^einbar
leid^tfertigen 9luffaffung feine§ ©d^ritteS üerbarg
fid^ bod^ baS bemütldigenbe ®efü^I einer fd^meren,
feinem perfönlid^en anfeilen gefd^lagenen SSunbe,
unb fettft feine unbebingteften SJSemunberer f anben
»enigfienS bie SBal^I beS Sei^unfteS — mitten
in ben ©türmen unb bem STutDergie^en bed burc^
ben Sauemaufrul^r entjünbeten SürgerWegeS —
unerflärlid^.
©iefeS ßreigni^ beS Sauernaufrul^rS griff
erfd^üttemb in Sutl^erS Sebcn ein; ba^ er mit ^b=
fid^t unb Sewu^tfein bie Säuern gu biefer 6m=
pörung aufgeftad^elt l^abe, ifl l^iflorifd^ nid^t au§«
gemittelt, obgleid^ eine auf eingefel^ene ^roje§«
acten fid^ berufenbe Angabe bei SBobmann auä)
bie^ l^infw^tlid^ ber Säuern im Kl^eingau bel^au))»
tet. S)a§ aber in feinen für baS S5ott »erfaßten
©d^riften unb $am))]^Ieten mand^e Seu^erungen
unb aufmuntembe ©teilen Dorf ommen, bie in eine
fd^on gäl^renbe 5Kaf[e wie ßünbftoff fielen, faim
nur parteiifd^e Sefangenl^eit löugnen. 6r fetter
l^atte bereits Don ber ©efal^r geft)rod^en, ba| ein
^lufrul^r, freilid^, ttie er meinte, nur gegen bie
©if d^öf e unb geiftlid^en Surften, mürbe erregt wer-
ben, unb mit einem ^uSbrudf beS aBol^IgefaHenS
unb ber Qfreube bem 9lu8brud^e beSfetten entgegen-
gefel^en; er l^atte bereits alle, bie jur Serftörung ber
©iStl^ümer unb Vertilgung beS bifd^öflid^en JRegi«
menteS mitl^elfen würben, für liebe ©otteSünber
erflärt. ©eine Hoffnung ging benn aud^, wie«
wol^I nid^t gang in feinem ©inne, in Erfüllung ;
bie em))örten d^fen fünbigten atte an, ba^ il^re
ßrl^ebung ber aBieberl^erftettung beS reinen gDan«
geliumS gelte ; ^röbicanten ber lutl^erifd^en Seigre,
aus ben fliöftem entfprungene SWönd^e, bet^ei»
ligten fid^ in anfel^nlid^er Sol^I an bem ^(ufrul^re,
unb Sut^er — erliefe im SKai 1525 eine ©d^rift
(grmal^nung 5um gfrieben), worin er juerft bie
grellften unb übertriebenften hinflogen auf bie 99i«
fd^öfe unb auf biejenigen Surften, bie baS 6Dan«
geltum in il^ren ©taaten nid^t t)rebigen laffen
wollten, l^äufte, bann aber bie bereits unter ben
SBaffen ftel^enben SBauem aufforberte, fid& gebulbig
ju fügen, weil alle ^lotl^weldr ober ©ettftl^ilfe in
ber l^eiligen ©d^rift Derboten fei. 6S ift gang un-
benfbar, bafe ein SWann, ber fo Diel 5Wenfd^n«
fenntnil wie Sutl^er befa|, Don biefer feiner ^uf«
f orberung irgenb eine bebeutenbe SSßirfung auf bie
fanatifirten unb bereits burd^ arge greDel com»
i)romittirten Saueml&aufen erwartet l^abe; aud^
^atte er in eben biefer ©d^rlft S)inge einfließen
laffen, bie weit el^er bie ^ufrül^rer gu ermutl^igen
als fte abgufd^redfen geeignet waren, ffaum aber
war bie 9lad^rid^t Don ber 9lieberlage ber Säuern
erfd^ollen, als Sutl^er in einer neuen ©d^rift bie
Surften ermal^nte, ein erbarmungSlofeS Slutbab
unter ben Säuern angurid^ten ; bemt Je^t gelte eS
nid^t @ebulb unb Sarml^ergigfeit, fonbem eS fei
beS ©d^werteS unb beS 3omeS Seit: jebermann
foQe bareinfd^lagen, würgen unb ftedpen, unb ein
gfürft fönne jejt ben §immel mit Slutoergiefeen
beffer Derbienen, benn ?lnbere mit Seten. 3)te
ajlal^nung würbe nur allgu getreu befolgt. SIS
nun Dielfad^er Säbel laut würbe, bafe gerabe er,
ber biefeS fjfeucr anjünben gel^olfen, Don feber
©d^onung unb Sarml^ergigfeit gegen bie Serirrten
abmal^ne, überbot er ft(| nod^ in einem ausfuhr»
lid^en ©enbfd^reiben, worin er bie Sabler feines
Süd^leinS gleid^ bamit gu fd^redfen fud^te, bafe et
fie als ouftSl^rerifd^ ©efinnte Dcrbät^tigte, unb bie
Obrigfeit aufforberte, benen, bie pd^ ber 9Iuf«
rü^rerift^en annähmen unb erbarmten, „auf bie
§aube gu greifen". 5Rac^ ber Semerfung ©e«
baftian QfrandtS war bie ?lnfid^t, bafe IButl^er erft
bie Säuern Derfül^rt unb bann ju tl^rer Sertilgung
aufgeforbert l^abe, fo Derbreitet, bafe man an et«
lid^en Orten, wo feine Seigre geprebigt würbe, beim
S29
Sutl^er.
830
Sauten ^ $rebigt gu fogen pflegte : 2)a löutet
man bie 9Roibglode.
ffaum mar tnbe| ber Sauemfrieg beenbigt atö
Sn^et cüte, ben, xovt er beforgte, etroaS etfalteten
Sifo: feiner Snl^ger gegen bie fatl^olifd^e Stitä^t
^ neuer Z^atigfeit angufpornen. „Sa|t und,
lieben Sfreunbe/ j^rieber )u92euia]^rl526, ,,ouf§
9tene mieber anfangen^ fd^reiben, bid^ten, reimen,
malen. Unfelig fei, mer ^ier faul ift; benn bQ§
^opl^unt ifl nod^ lange nid^t genug jerfd^olten,
}erf(^eben, gerfungen, gerbid^tet }ermalet." 9lud^
Mcfiu^tc er, unter ben dürften unb jtonigen
neae ^^örberer unb Sefd^irmer feiner Seigre }u ge«
ttnmien. 3n biefer Sbftd^t fd^rieb er an ben ^önig
fton (Engtonb, ben er früber in feiner Sntmort
oif beffcn befonnted 9ud^ «S)ie IBert^eibigung ber
Sacromente" arg mi^b^^nbelt unb mit @d^mö^un>
gni uber^uft l^tte, einen fried^nb bemütl^igen
Srief unb erbot fid^ }u einem öffentlid^en SBiber«
mf. Xief befd^t mage er faum bie %ugen Dor
ibm au^uf (plagen; er fei ya nur ein Stotf^ unb
SBurm, ben ber jtönig am be|iten burd^ blo^e SSer*
od^tung ^be uberminben tonnen, unb er rnoUe in
einer neuen Sd^rift ben 92amen @r. 3Raj[e[töt toie«
ber ^ S^ren bringen, menn ber jfönig bie^ nid^t
Mfc^obe. 2)ie ^ntmort beS j!önig§ fiel fd^arf
ans. Sticht gu feinen ^ü^m, toie er ftd^ erboten,
fonbem twr ber göttlid^ ÜRaieftöt foSe er W>*
bitte leifien, bie unglüdtfid^ 9ionne, bie er oer>
fubrt in ein ftlofter gelten laffen unb fein ganjeS
2eben binburd^ Su^e tbun fiir bie Saufenbe, bie
er nm ibr jettlid^ Seben, unb bie 3el^ntaufenbe,
bie er um ibr Seelenl^eil gebrad^t b<^be. ^el^n*
fid^ 3nbült§ mar bie Sntmort beS ^er^ogd ®eorg
Mm €ad^fen, bei bem 2utber gleid^f aSS einen IBer«
fiid^ gemad^t fjotU, bie früheren @d^mäbungen
Imnb einige freunblid^e unb SBer^eibung erbittenbe
^bmfen }u milbem unb ben fd^mer gefrönften
^tirfien }u oerfbl^en. @eorg }äblte bie ftttlid^en
Siifungen unb Sfnid^te ber neuen Seigre auf, mie
er fie in feinem Sanbe fomol^I al§ im 92ad^bar«
knbe feü einigen äal^ren beobad^tet b^ibe, unb
bmi^e baran bie 9hi^nmenbung. Sutber föumte
mäft, nad^ feiner SBeife Stadbe }u nel^men ; feine
Sidmort ouf bie@d^rift bedftönigd foOte augleid^
and^ ben ^!er^g imb oorgüglid^ bie jminglifd^e
^ßartei feine ^golbenen Sfreunbe, bie Stottengeifter
mb B^tDQxmtt", treffen, bie il^m, möbrenb er
gegen bie ^ßopiften gu gfelbe gelegen, bie @tabt
osgejunbet unb alle§, maS barinnen, gemorbet
(aüen. 3)urd^ bad ®anae siebt fid^ baS %emugt>
lein einer erlittenen unb felbfttierfd^ulbeten 2)e«
■üt^tgung, ber Xon ber @d^rift ift aber barum
uz nm fo tro|iger unb bod^fobrenber.
3n}nnf d^ mar ed 3eit gemorben, bem j! i r d^ e n«
»efen, ^aaäd^^ in Sad^en, eine bem ©pfteme
Sntberi entfprecbenbe fefle ®eftaltung ju geben
mb an bie Stefle ber oermorfenen unb tbatföd^«
&4 bereits abgef(^fften bifd^öflid^en SSermaltung
neue Orbanng ber ^nge }u f e|en. S)ie fiebre
bct apoßoltfd^ @ucceffu)n unb ber baran
gebunbenen gfortpflanjung ber ©emalten in ber
ffird^e tonnte in bicfem ©^fteme teine ©ebeutung
mebrbaben; bie 92otbmenbtgteit einer bifcbbflid^en
Ordination mu^te obnebin fallen, unb im TlcA
1525 fanb bie erfte Orbination nad^ bem neuen
fiel^rbegriffe an Storariud in SBittenberg ftatt. Sin
Sal^r nad^b^^ htariQ er enblid^ mit feiner $orbe-
rung, ba| ber ffurfürft eine Sifitation jur fjfeft-
fteOung be§ neuen Äir^enmefenS oomebmen laffe,
burd^. 3la6) einer frübem Snftd^t Sutl^erS mürbe
bie ©enoffenfd^aft, bie fid^ ju feiner Seigre betannte,
eine abfolut bemotratifcbe JNrd^enoerfaffung er*
baltenbtiben; lauter oereinselt ftebenbe ©emein»
ben, mit $rebigem, bie auf SRuf unb aOBibcrmf
burd^ eine SRajoritöt ber j^opfjabl gemäblt unb
oon biefer mieber nad^ ©efatten abgefegt morben
mören. Sine fold^e (Sinricbtung mürben inbe^ bie
proteftantifd^en Surften felbftoerftänblid^ nid^t ge«
bulbet ^aben, unb Sutber felber brang nid^t meiter
barauf, fonbem gemöbnte ftd^, je böu^ger bie dür-
ften unb bie ftäbtifd^en äßad^tl^aber feiner Sel^
zufielen, immer mebr an bie iBorfteHung, ba^ biefe
an bie Stelle ber ^ifd^öfe treten unb Xröger ber
neuen j^ird^engemalt merben foSten. 3mmer blo^
mit bem 9töd^ften befd^äftigt unb aufrieben, menn
nur baS alte JKrd^engeböube in Xrümmem 5er«
f dalagen möre, mar er für je^t bamit eint)erftanben
unb bot felber bie ^anb baju, ba^ fein JKrd^en«
mefen unb feine ^rebiger ber Sormunbfd^ft ber
füfürftenl^öfe unb ber ^errfd^aft ber 2furiften unter«
ftellt mürben ; baS f reilid^ abnte er bamald nod^
nid^t, ba^ gerobe bie Suriften unb i^re JKrd^en«
gemalt ibm fpöter fo oerba^t merben mürben. 3n
biefen erften 3eiten ber bcginnenben neuen Orb«
nung mürbe nod^ MeS nad^ feinem SBiUen gebanb«
babt, man fragte bei il^m über 9QIe§ an, fteEte bie
$rebiger an, bie er em))fa]^I ; }ubem mar SReland^«
tbon einer ber oier SHfttatoren. 9htn batte Sutl^r
bi§b^t alle ®efe|e, aQe binbenben Sinrid^tungen
unb Slnorbnungen in ber j^ird^e für fd^Ied^tl^
oermerflid^ unb mit ber d^ftlid^en t^reil^eit un«
vereinbar erffört ; je^t aber foIÜe eine allgemein bin«
betd)e, oon ben 9Bittenbergem entmorf ene ffird^en«
orbnung im gangen Sanbe eingefül^, Pfarrer
unb ©emeinben gur 93eobad^tung berfelben ge«
nötbigt, felbft m(mä)t^ bi§ber auf ben ®runb
jener d^riftlid^en gfreibeit Sbgefd^affte (mie g. 9.
bie $rioat«^bfoIution) mieberbergefteUt merben.
S)iefen grellen SBiberfprud^ einigermaßen gu be-
fcbönigen, fd^rieb Sutber eine ißorrebe }u bem
^farrunterrid^te SWeland^tbonS, morin er ertlärte:
nid^t als ftrenge ®ebote tonnten fie biefe SSerorb«
nung ausgeben laffen, bamit fte nid^t neue pop^»
lid&c ©ecretoIeS aufmürfen, fonbem als eine ^i-
ftorie unb ©efd^id^te, unb als ein Seugniß unb
Setenntnil ibreS ©laubenS. Sofort merben nun
aber bie Pfarrer unb ©emeinben barüber »er»
[tänbigt, bafe biefe „§tftorie" unb biefeS „3<ug.
niß" oflerbingS für fie üerpflid^tenbeS ®efe^ fei,
folange nid^t ber l^eilige ®eift burd^ bie SBitten«
berger Xl^eologen etmaS baran änbere : benn ber
331 Sut^ti. 382
fturfür^ muffe al9 cEiiifUicde Obristcit barübcr | bie üßetlefung unb Uelbngabe bet Don ÜRelon^
^len,bagni(f|t(bur^UTigletd^^eitbti@ebräu^e l^on Derfagteii aitgSburgtii^en @ionf{|fion, vaS^
»nb b€r St%a) S">ittaä)t, SRotlen unb ?Iufruir renb Sut^tt, auf bem uoä) bie SReii^SatSt lapttt,
jiiil trl|t6e, wie benn aui) ffoi|er Sonftontiu bie | ju ffoburg roeilte, um bttn ©c^auplaje ber 6teig-
S^rtften ju einttäc^liger Sf^tc unb ©laufen ge- 1 ntffe nä^cr ju fein. ©afeaitelan^t^oninberSDn-
^Iten ifah. S)ie^ war bie gronn, in reeller fic& i fefiion heu neuen SJe^rbegriff in fn gemilberter,
jeM bie „^tifllic()e fjrei^eit" in boi Sönbem Tuttie- fficIeSOerfcfimtigenber, über^lnberea lei^t Iiinüfier-
rif^n SSelenntniffeä entmidelte. Sutlier aUx lam gleitenber gönn barftellte, buibete er; aber um fo
Balb üon feiner frühem Slnjid^l über büS IRtäft fc^ärfer unb bro£|enber mürben feine Sriefe, qI8
ber ©emeinbtn, i^te Sßfarcetr ein« unb objufe^, er Don ben bort gepflogenen 5ßergIeic§§oer^nb-
(o weit at, baS er bie, meiere bie^ traten, für Inngen Detna^. 51i^fS bürfe naii^gegeben mer-
©acritegi ertlärte, biefii^ felbft jum Seifigen ®tift ben, fcfirieb er: „SBenn mir nur ben ©onon ober
mai^ten, meil fte ifireS ©efaüeni ^rebiger ab- unb nur bie ^rioatmeffe gugebtn, fo genügt ESeibci,
einf^en moUten. Ilebert|auptaberf)nbfeine31eu§t' um unfere ganje Se^re ju ttcrmerfcn unb bieten
rungen übet bie grage Don ber Berufung jum , (bie fal^oliftöt) ju beftätigen." SSaS würbe a
^r^enamte fort unb fort ein @eioebe bon SBiber-
2)ec aäetrug befi Otto oon ^ad, b« ben
Sonigtafen bongen übetrebtte, bie fat^olifc^en
etft gefügt baben, wenn er %t\ou%t ^ättt. mie n»it
bort bie älacEigiebißteit SDielom^töonS eine 3"t[<uig
fic^ erftrecfte ? fflätirenb et feine Slnbänger in ^te»
bigfen Oerfii^ette, jebet ber SBifi^Bfe J)abt auf ben
gütfien Rotten ein gemeinte« SBünbniB jur SGet- üteic^Stag naä) 31ug3burg eine gonje Segion Sieufel
j;agung ber proteftantifcEien gfürflen unb jur I^ei» ' mitgebrnd)t, erflärle (ein ^reunb unb ©e^ilfe im
lung i|ter Sanher gefrf)Ioffen, mar für Sut^et eine ^Jiomen ber sparte! fiiib tiereit, baS ganje lul^erifi^e
nriCfornmcnc unb fogIei<| ausgebeutete ©elegen- jfirddcnmefen miebcr unter bie ^uctotitöt unb ®f
Seit, feinem ®rimmt gegen bie fot^olifc^en gür- ' ric^täbarleit ber heutf^en Sif^öfe ju ftetten. 3)o^
pen, tjor Mem gegen §trgog ©eorg, mieber fflorte I ttutbe an bem Sßeftonb unb btr gntraicflung bcS
iu leiten. SEBäbtenb bet uorfic^tigtre2WeIan^tSon' neuen SijftemS unb ber luttjerifc^n ffiriific bur^
m9 Sügengcmebe balb burd^f^autc, rebete Sutbet bie üßertjanblungen unb ^Sefdilüffe be§ Dtei^StagS
von Xobtf^Iügetn, gegen DKlc^e nun beten muffe, ' nichts geänbert, bie Stufforbenmg beS Aaifeti gut
nnb ats bie €rbic()tung fo flai aufgebetft not, bai jdtüilfeStinbenScSofibetlal^olif^fKi^etinirbe
felbß er ni^t met)t wd^I fie^ anfteQen fonnte, aI9 ni^ beachtet, unb bie f^malbOiif^t SonfCbt*
glaube et fit, ba gab er ftd^ no(S aSe ^M^e, ben I talion btt ))tote^ntif(^en Stänbe ju gemeinfamet
»ctjog mägfic^^ JU Detbä(^tigen, unb bebiente fidi i ^bme^t erhielt nun auc^ SutEietS ^uftimmung.
euieä füt ibn rtt^t itiarattetiftifcSen ffeHenfc^Iuffeä J 3n ben näd&fien Sagten (15S1— 1536) trat
ber i^m, mie für biefen gall, fo a\i^ füt olle ö^n- 1 füt Sut^er ber ©tteit gegen bie alte ffitcEje, ben ti
I^en bienen lonnte. Senn maS et audb immer j eigentlid^ in allen ^auplpunften bereits burc^
aSnleumbenfc^ unb @(binad)uollc3 feiroi &tQ- ' gefäi^rt ^atte, hinter ben junäddfl prattifd^ toic^
iiem,ben fotbolifcgen Surften, SBifdfiöfen unb %ljto= 1 tigern unb tteit me^r brängenben 9Ibenbmabl8fhnt
logen, nad^gefagt ^atte obertünftig noi^ gci;;cn fiel mit ben Bifing lianern jutücL ^ie ^lai^'
brutfen lieg, baelieg fid^ auf biefe SBeift befrtjoni^ jri^toon bem golle Sn^ingli'S in ber@c||Ia^t bei
gen, „ftetjog ©eorg", fagte et, „ip ein T^einb ftoppel unb oon bem furj barauf gefolgten Sobe
meiner Sefire, folgli^ tobt er mibet @ott?^ SBort ; beS OecoIomtiabiuS b^te er mit Sßotilgefallen oer^
HS) mufe q1[o glouben, bQ§ et mibet ©oft felbft nommen; nur eines bcbauette et, ba|i nümli^ bie
imb feinen S^tiftum tobet. %obt et toibcr (^ott (otSonf(^eibgenofftnit|Kn@iegni^t gut Untti*
fdbp, fo mug it^_ ^eimli^ glauben, et fei mit bem
»ufel befeffen j ip er mit bem Xeuf el befeffen, fo
uug i^ l^cimlii!^ glauben, bog et oaS ^letgfte im
Sinne bo^e" (ffialrf) XIX, 642).
©a8®efpräd^ju3fiQrburg(Dcto6trl529),
brüdung ber guinglif^ Se^re 6enu|t ^en;
titenn fie bieg get^on Rotten, bann mürbe i^t @ieg
„fafl frÖ^Ii^ unb gtogen JRubmeS merti) fnti".
SBeibe 3;^eoIogen, f(^rieb er, feien, im 3rrt6um
oettieft, in Sünben untergegangen, unb et muffe
iitmel(!^cm£utber benbeibcn^äuptembergmeiten an B'^'^Sfi'^ Seligfeit cergmeifeln, obglei^ i^n
Seformation, Smtngli unb OccDlani}iabiu§, gegen- ' feine 3ünger gum §eiligen uiüi SKart^ret matten,
flberftanb, lenfte injmifc^en feine SLufmerffamteit ^jmifdien füllte et immer beutli^er, bog btr
uieber auf ben ^enbma^liftrtit. ^e ^Becbin- Streit mit Stibelte^ten unb übet fie p^ tn'3 Snb-
bung mit ben ber }mingltf(f)en Scfire ergebenen lofe forlfpinnen mü^e unb unmSgliild }u irgenb
Stählen unb Rantonen, bie ber fianbgraf Bon ' einem onbem Stgebnig führen tonne, aI8 jut 58et-
ßeffen, felbp jminglifdd gepnnt, betrieb, um bem bteitung oon Ungemig^eit unb Don 3weifeln, bir
ffoiferunbbenfat^olifciienStänbeneinmäcbKgee, balb me^t umpct) greifen unb auc^ auf anbere
combodeS protepantif^ef Sünbni| entgegenpellen Sebrpunftc fiä) etftreden müßten. Sr jog ^läf babei
gn tbnnen, mar i^m bamalS ein @reuel. unb er ' ouf ben Stanbpunft bet früher fo gefc^mäbten
tielf) bofier Qu^ bem ffurfürften Don jebem Bünb' unb oemi^tefen tir^lic&en Ueberliefetung,
Htg jur 3Jertf|eibigung miber ben ffaifer ab. Salb auf baä ^Iter unb bie UniDerfalität ber 2e&re, bie
folgte ber Stei^Stag gu Augsburg (1530), .einentf^eibenbtäunbunfefilbareäflenngei^en btr
S88
Sutl^er.
884
tUffd^ fein muffe, präd. (St, ber fonft in ben
BunrnigfQltigfhm Sßenbungen 5u oerfid^em pflegte,
(§ ffobt t)or feinem auftreten fett t)ielen ^al^rl^un'
betten f<l^ ein ollgemetner Sbfall t)om ©tauben
C^rifh $<ittgefunben, im ganzen ^opfttl^ume fei
tom (BUniben nid^t ein Su^fkbe, nid^t ein $ün!t-
kin übrig gAlieben, eS l^be gar feine S|riften
(etn» mit SuSnal^me ber Ileinen JKnber in ber
IBiege) me^ gegeben — er erflärte ie^t (1532):
boS Srngai^ ber l^igen d^riftlid^en Rvcä^t, bie
txmSbifang an in aller SBelt bis auf biefe @tunbe
bie (Segenmart Cbtifti im @acramente einträchtig-
Ii4 geglaubt unb gelten l^ötte, fei aQein jä^on
enlf^eUtenb; merbaran }meifle, ber tl^ue ebenfo
9iü, als gbuibe er feine d^riftlid^e ffird^e, unb
terbomme nid^t allein bie gan^e fi^ird^e, fonbem
auä^ S^fium felbfl unb die ^oftel, bie ben
Irtifel m)n ber l^eiltgen d^riftlic^en JNrd^e ge«
gcänbet unb i^ bie SSerl^ei^ungen gegeben |aben.
»ftonn ®ott nid^t lügen, alfo fann aud^ bie j^ird^e
mift irren.* So fd^rieb jejt ber 3Rann, ber jld^
im Streite mit SradmuS geriU^mt l^atte, tme er
«od^ langem ftampfe ed enblid^ bal^in gebrad^t
bobe, über biefe Sluctorität ber ganjen JKrd^e fid^
tDeg^rfe|en ; ber SRann, ber felber befannte, ba^
feine ^oupüel^re, bie Don ber Sted^tfertigung, ber
gaB§en JKrd^ fremb gemejen unb erft burd| i^n
fls^ Si^ gebogen n)orben f et, unb ba^ bie entgegen-
gefeite ^^XeufelS-fie^" feit Dielen ^ol^rl^unberten
Mit wib breit gel^errfd^t l^abe. greilid^ toor er
bonolS loeit Don bem @ebanfen entfernt, Donbiefem
l^äaäp einer unantaftbaren allgemeinen ^rd^en-
1^ irgenb eine emßlid^ gemeinte unb praftifd^e
Imoenbnng )u geftatten, unb mer il^n an bie Seigre
tM)m ^ßrießextl^e unb Opfer, Dom Spif copat imb
ber Odmiotion unb Sebnlid^eS erinnert unb il^m
bie allgemeine JKrd^lel^re besüglid^ biefer SebenS»
fragen Dorgel^en l^e, nmrbe Don ibm mit jener
^niie Dmi Sd^mö^ungen überfd^üttet toorben fein,
wdSft 2uä^ für leben bereit batte, ber il^m mit
mnoilUommenen Sinnmrf en jufe^te. %ud^ lam balb
bie 3ettr in ber, angefid^tS ber brol^enber merben*
ben Stdbmg beS Paiferd unb ber fatbolifd^en
$ortei, £utl^ ed ratbfam fanb, ftd^ gemö^ ber
langß Dom Sanbgraf ^l^ilipp empfoblenen unb
ge^mib^abten $olitü ben fonfi fo Derabfd^euten
^imsgGanem mieber )u näbem unb ein ^bfom«
■en mü i^nen )u treffen, meld^eS biefe im Sefi^
ibrer Sd^ lie|. So mürbe bie SBittenberger
Concorbie gefd^loffen, in ber }tDar $u|er mel^r
aaibgab olS Sutber ; bornt aber fd^rieb biefer am
L S)ecember 1587 jenen SSrief an bie Sd^mei^er,
ber ben Bdßktn 3mingli'8 geftattete, bie Son-
coibie in i^rem Sinne au§}ulegen, lie| ftd^ biefe
Ssflegmig, ald fie il^ Don bort mitgetbeilt mürbe,
lefidlen unb öu^erte fid^ über feine eigene fiebre
in eimr biefelbe fo abfd^möd^enben unb in'S Un>
fONffe }ie;!mben SSBeife, ba^ bie ^beologen }u
Sirii^ ^ V^ 9^ Siegel freuten.
Cl mar bie| bie 3eit, ba ber ffaifer bie beut-
f#ei fn'leflanten brüngte, il^re Sad^e auf bie
Sntfd^eibung bed allgemeinen Sonciliumd,
mit beffen IB^rfammlung eS nun Smft merben
joHte, SU ftellen. ®iefe J^atttn fid^ bur(^ frühere
iBerufungen unb Sufagen Derftridtt, toöbretü) bie
Sbeologen red^t gut mußten, ba^ ein Soncil, toenn
e§ nid^t auf eine in ber ffird^e unerhörte unb aKen
fird^lid^en ^rincipien tDiberfpred^enbe Sßeife ju-
fammengefe^t merbe, baS gan^e neue Softem un*
febibar Derbammen merbe. Unb felbft tuenn man
auf ein günftigereS Srgebnig l^ötte re(|nen fönnen,
mürbe f d^on bie blo^e vlnerf ennung ber Sluctorität
eines SonciliumS, bie DorauSgegebene 3ufage, ^d^
feiner Sntf d^eibung 5U unterD)erf en, ein Slbf aS Don
ber ©runblebre ber Sleformation geioefen fein.
Sutl^er felbfi Derga^ am menigften, ba^ er bie Son«
cilien überl^aupt bem Xeufel übergeben, ba^ er in
feiner Jhr(|en))oftiDe bem SSolfe Derftd^ert b<^tte,
Soncilien feien „mit i^rer Sel^e aud^ bem gering-
ften Sl^riften, ob e§ gleid^ ein Jhnb märe Don fteben
3abren, bad ben ®lauben l^ätte, untermorfen''.
2)a^er bie neue Erbitterung gegen ben $a))ft, ber
nun mirflid^ ein Soncilium b^lten moSte, eine
Erbitterung, bie fid^ bis }u einem an Staferei gren«
jenben ^aro^^SmuS fteigerte. SBie er Don feinen
Slnfed^tungen ju fagen pflegte, in fold^em 3ufhtnbe
miffe er nid^t, ob Sott ber Xeufel ober ber Teufel
@ott fei, fo ging eS il^m je^ mit bem Zapfte ; ber
Satan fd^ien il^m mit bem $apfte bergefialt Sind
gemorben, ba^ er eine %ct Don fatanifd^er 3ncar«
natton, bie 5u Siom auf bem Stul^le fßetri fifee,
ftd^ mib Ruberen einjureben fud^te unb nod^ berat
^erauSfabren au§ Sd^malfalben ben ibn beglei«
tenben ^rebigem surief : „®ott erfülle eud^ mit
§a^ gegen ben ^apfi!" 2ht biefer Stimmung imb
biefem ®eifte maren betm aud^ bie fd^malfalbi-
fd^en ^rtifel (Sanuar 1587) abgefaßt; memt
bie leife unb Dorftd^tig auftretenbe StugSburger
Sonfeffion Weland^tlonS SinneSmeife reßectirte,
f 0 Derrietb bief eS iieue $ef enntni^, baS im 92amen
ber beutfd^en ^rotefianten auf bem etma }u l^al-
tenben (Soncil übergeben meroen foQte, auf ben
erften Slid(, baft e§ Sutl^erS SBerf fei.
%eu|erlid^ ging inbe^ in biefem unb ben nöd^
ften äal^ren ^lleS nadb SBunf d|, felbft meit über
bie Srmartung bed SteformatorS. ©an^e j^önig«
reid^e, mie Sd^meben utib 2)önemarf, nal^men feine
Sebre an, faß jebe Sßod^ brad^te ftunbe Don neuen
Uebertritten ; ber Slbel, bie gfürfien, bie Stäbte —
Med fd^ien \f)m in S)eutfd^lanb mel^r unb mebr
zufallen ju moUen, unb bem Untergang ber fatbo-
lifd^en JKrd^e, menigflenS in 2)eutfd^lanb, fomtten
er unb feine gfreui&e al§ einem ^iemlid^ naiven
greigniffe mit Su^erftd^t entgcgenfeben. SBie
triumpbirte er, als im 3. 1589 fein alter ©egner
l^er^og @eorg fiarb unb nun aud^ baS Sßeilner
&inb Don ber alten jhrd^e loSgeriffen unb unter
bie §errf(^aft feiner Sebre geftellt marb; al§ menige
SRonate nad^l^er aud^ ber Jhtrfürft Soad^im Don
Sranbenburg fein fianb ber neuen Seigre jufül^e!
S)afür mürbe aber freilid^ ber innere Swftönb ber
jungen Äird^e immer bebcnflid^er, unb bie fjfreube
385
Sutl^er.
836
an ben öu|eren @tegm unb (Eroberungen »urbe
burd^ bie SBal^me^mung fo vieler unl^eilbaren
inneren @d^öben DergöQt. 2)er Sanbgraf t)on
Reffen, ber Sorfämffer be§ $rote[tanti§muS, for«
berte 1540 ein ©utad^ten }ur 9le(i^tfertigung ber
t)on il^m beabfid^tigten IBigontie, unb Sut|ier l^attt
nid^t ben ÜRutl^, e§ 5U oenpeigem; Weland^tl^on
jelbjl tool^nte ber Sermäl^Iung bei, unb Sutl^er, ber
tt)enigfteng auf S3erfd^n)iegen|eit unb ©e^eiml^al«
hing ber ©efd^id^te gered^net l^atte, ntu^te 5u fei»
nem Serbruffe bemerfen, bofe fie rud^bartoerbe;
bod^ monte er, loie er fogte, be§ £eufel3 unb ber
^ai)iflen wegen feinen ifummer öerbergen. SDor«
^er fom baS loid^tige, 1540 5u SBormS begonnene,
1541 guStegenSburg fortgelegte Kolloquium
l^erbei, meld^eS für bie @ad^e ber fatl^otifd^en Jttrd^e,
in Seutfd^Ianb tDenigftenS, fel^r bebenflid^ l^ätte
merben tonnen, menn Sutl^er nid^t, gan) eint)er>
ftanben l^ierin mit bem fäd^fifd^en ffurfürften, jcbe
Snnöl^erung unb febeg Siad^geben gurucfgetoiefen
Mtte; baron fd^eiterten bie liftigen ^fünfte be§
SQubgrQfen ^i^ilipp unb 93u^er§. ®em ffaifer
mar bamafö fo fel^r an ber Teilung ber fird^ltd^en
Spaltung in 2)eutfd^Ianb gelegen, bag er in bie
Sbf enbung einer f önnlit^en Sef anbtf d^aft an 2utt)tt
na^ Sßittenberg billigte; fie beftanb auS bem
Sfürjten Sol^ann t>on ^nl^alt, t>on @d^ulenburg
unb bem proteftantifd^en 3]^eologen ^eftuS, aber
Sutl^erS äntmort fd^nitt iebe Hoffnung ab; bie
fatl^olifd^en "S^tdlo^tn, forberte er, feilten öffent»
lid^ befennen, ba^ fte biSl^er falfd^ gelehrt, unb
il^re Sfaffung beS 2)ogma§ t>on ber Sled^tfertigung
iDiberrufen. ßin ÜHonn, ber furg nad^l^er (20. 3a=
nuar 1542) in ber fd^ranfenlofen güße feiner
oberften ffird^enbictatur felbft einen SBifd^of — in
ber ^erfon feines 3ünger8 SrnSborf für ba§ 53i8«
tl^um 9?aumburg — orbinirte, fonnte freilid^ nid^t
geneigt fein, feine 3luctorität burd^ irgenb ein 2luf»
geben feiner biSl^erigen IBel^auptungen unb S)og»
men felber }u fd^toäd^en. 2)amal§ mar er über-
bauet burd^ bie rafd^en, glönjenben Srfolge feiner
Seigre unb ben SBeil^raucI, ber feiner ^erfon ge»
ffeeut mürbe, fo beraufd^t, bo^ er g. ©. in einem
Sd^reiben an ben ^rebiger Sauterbad^ gu $tma
(7. aWai 1542) forberte: bie 2Rei^nifd^en ©taatS-
beamten unb Sbelleute, bie bereits ba§ Sutl^ertl^um
angenommen unb gumSSemeiS baDon unter beiben
®e[talten communicirt bitten, müßten ntd^t nur
IBu^e tl^un, fonbem au(^ alles, maS er unb feine
(Sollegen bereits getl^an unb in 3u!unft nod^ tl^un
mürben, unbebingt gutl^ei^en.
2)od^ bie ©elüfie beS ürd^lid^en 3)eS))oten reid^«
tcn Diel mciter als feine mirflid^e SWad^t. ÜHan
lie^ i^n frei fc^alten in Sad^en ber tbeologifd^en
(Sontroöerfe unb ber Sebre; er burfte na(^ ^etjenS=
luft cai ber fteten ©rmeiterung ber ftluft jmifd^en
feiner neuen ifird^e unb ber alten arbeiten : fo meit
traf feine ©efinnung mit ben planen uno 3nter«
ef[en ber dürften jufammen, ^ber mon lie§ i^n
feine Dbnmadjt füllen, fobalb er SDKcne mad^te,
in baS ©ebiet, meld^eS ber 9lbel, bie Suriften unb
93eamten fid^ üorbel^alten batten, l^inübergugreifen,
bei ber SSermenbung beS ^rd^enguteS mit}urd>en
u. bgl. ®er SSerbru^, ben er barüber empfanb,
mürbe nod^ gefteigert burd^ bie S^itixai^i, bie
unter feinen Slnpngem unb felbft gmifd^en il^m
unb äßeland^t^on l^enfd^te. „Wit ©lieber beS
SeibeS in ber ftird^e fmb miber einanber," fagte
er; „aud^ mir, fo ein ®tixä beS öerjenS finb,
plagen unS einer ben anbem." Sd^on im 3a]^re
1537 l^attc er fid^ über bie Seigre öon ber Siedet«
fertigung, meldte HJleland^tl^on burd^ baS SDogma
Don ber Siotl^menbigfeit ber guten SBerle milbem
ober, t)om lutl^erifd^en @tanbpunlte auS bie @ad^e
betrad^tet, Derfölf d^en mollte, mit biefem feinem
öomel^mften (Sel^ilfen entgmeit. „SBenn gu beiner
3eit fd^on", fd^rieb SMeland^tl^on bamalS an S)iet«
rid^ in Tlürnberg, „bie Jhted^tfd^aft l^ier fd^limm
genug mar, fo ifi Sutl^er feitbem no^ t)iel l^örter
gemorben." ®te ®ifferenj in ber ^Ibenbmal^lS«
leiere fam als neuer ©toff ju Slrgmo^n unb Span-
nung l^inp; benn Sutl^er fonnte eS nid^t Derbor«
gen bleiben, ba^ SJleland^tl^on fd^on feit Salären
fid^ ber jminglifd^en fiel^re zuneigte. SSBöl^renb
Sßeland^tl^on mebr als einmal. t)on Sßittenberg
fortgujiel^en gebadete, ftanb Sutber im 3. 1544
gleid^ifoHS auf bem fünfte, in feinem SSerbruffe
über il^n, (Sruciger unb bie meiften anberen 2^eo>
logen Don bort meggugiel^en; eS beburfte bringen«
ber Sitten unb SSorfteUungen, um il^n }um 93lei«
ben 5u bemegen. „(SS fann eS", f^rieb bamalS
(Sruciger an Seit ©ietrid^, „faft feiner öon unS
Dermetben, ft(!^ Sutl^erS UnmiUen gugugiel^en unb
aud^ öffentlid^ Don il^m gegeißelt ju merben,"
t^rül^er fd^on ^atte er ftd^ mit feinem alten l^auS«
freunbe ^gricola entjmeit, unb nun Derfolgte er
biefen TOann mit jener Sel^arrlid^feit unb Energie
beS §affeS, bie il^m eigen mar; er Derleumbete feine
Seigre, fud^te il^m iebe SlnfteHung }u Derfd^lie^en
unb allenthalben gfeinbe 5u ermedfen, Derböd^tigte
il^n in Briefen unb lie^ t^m bie Verausgabe Don
©d^riften Derbieten; — benn Sutl^er lie| burd^ ben
meltlid^en 3lrm beS fturfürften eine ftrenge, auf
alle il^m mißfälligen @d^riften ftd^ erftredfenbe
Senfur üben unb fud^te a&eS, maS Sebenfen ober
3meifel gegen feine Seigre erregen fonnte, fomeit
fein 3lrm unb ber feiner Slnbänger reid^te, ju unter«
brüdfen. 2Bar irgcnbmo eine fd^reienbe ®emolt«
t^at Derübt morben, fo mar er, falls fie nur im
Sntereffe feiner fiel^re unb ^artei gefd^el^en mar,
fofort bereit, fie ju befd^önigen. SlS ber ftönig
Don ©änemarf alle ©ifd^öfe feines SanbeS ol^ne
irgenb einen gefejlid^en ®runb an einem Stage
batte gefangen fe§cn laffen, bloß um fid^ i^rer
®üter 5u bemöd^tigen unb baS Sanb unge^inbert
proteftantifd^ ju mad^en, bezeugte il^m 2ut|er brief«
Itd^ fein SBol^lgefaUcn, baß er bie Sifd^öfe „auS«
gerottet" l^abe, Derfprad^ aud^ gleid^, er motte „fol«
^eS, mo er fönne, jum Seften l^elfcn beuten unb
Derantmorten". 3ni 5luguft 1543 brad^ er benn
aud^ nod^ einmal gegen bie S^ii^düc^ner loS; bie
Seranlajfung gab i^m ber güri^er Sud^l^änblcr
8S7 Sut^cr.
^of^oiKi buti^UebtifenbungbcrSBi&tlübfric^ung
DM Sto 3ub ; in fcinn Stitnoit broI|te er bcn
Söru^mi mit btm ©hafsnii^te, meli^te i^rcn
SRtiilrT 3Bitn£|Ii tun^t fyibt. Sinige SRonate
waffya trfi^un ftin „fNÜ)e9 SBetenntnifi Dom
Socnnneiitt toibti btt @(^närmei", bie uoUftän'
liigpt Sotfagung Don b« S^totijer gmction bei
^tefbmhSmuS unb Don bei £SSittcnbergtt Son*
cnMc; beim btm^ bie „uberpffige Siebe unb Se*
mit^, bit et )u ^atbutg betDie[en, fti nur 9ineS
öigcT gnoocbtn, unb ba et nun auf bei @rubc
^, tDoDCe n bie$ 3cu8nt^ Der ben Sti^terftulEil
Cfpißi btingen, bag er bie Si^roarmer unb @a-
cniBKiitf«nbcflaiIßabt,3tt)ing{i,Oeci)Iain()abiu9,
€tci[(fcQi (bm ©^lejler ©c^roenfSelb) unb i^ire
ämieci )u 3ün4> unb mo fie fmb, mit ganjem
Eni^ pabamml unb aemitbtn ^alx, fte unb i^rc
läjtölül^iinb lügnt^pc A^ct^"- lliodd im fol-
gnibtit 3a^ (1M5) fanb Wa.\ox, al3 er, im Sc'
grifft, no^ SRtQtneburg jum goUoquium ju ge^en,
it4 tKm Sut^r onabf (Rieben uiDllte, an ber (Stubif
ftnbc btS Xef oimatoTS bit SSorte Don |eincr ^anb
gtic^iitbm: Noetri ProfeBsoreB examiuandi
imit de coena DominL S)aS galt tDIelan^ltion
mb bcffcn Srtunbcn.
Slö^ptenb n \o mÜ ^rgwo^neS gegen feine alten
SafftngefäI|Tten unb näi^fmi Umgebungen loai,
fallt er nJD^ einmal ben ganjen ®nmm, ben et
fltgtn btt aIteAir{l^eim^n:jtnnä^rlt, injtoei
&$iiften gufommtn; bit tint luar feint „Si^'^l'
Bibtr bw 32 Äriilel btr 3::^col£i giften gu SBmen";
pc beraub oui 76 Stiefen, in benen tr bie t)on
388
i (ot^olif^tn Seliren nii^t etma
Bibcdtstt, fonbcm nui titmtintt, Uerjtirtt unb
■it jenen giftigen unb ungt^euertii^en ^ijtnafy-
Bntca, nie fie nur ifyn eigen toartn, ju bejubeln
fnbtt. Cr meinte, f c^eint efi, ben but^ bie Wenge
ber ^logif^ Si^mä^fc^riflen unb poltemben
fid^gtcn abgt^nt|iften ©aumtn bei SJoIteS mit:
«4 mit fo bi#if^m Stoffe fistln ju fönncn;
obereibtfanbfit^fDitniäfirettb in einer Stimmung,
bdiD iHdüdii^ei 9u6brud biefe Srt ber $alemii
HI. Saß gfei^jeitig erf^ien „Slag ^opflt^um
B Sknn Dom Teufel gtftifttt", tine Si^rift, btren
entl^niig fi^ faum onberi alS burc(| bie ^n-
M^BC effldnn tö|t, bai fiut^et fie grüllentlieilS
im Snßonbe bei @i^i^ung bur^ beraujc^tnbe
Setrdnfe gefAiicben ^(uc. SBar er luirflii^ bei
Ufoffinu biefeS Su^eS nü^tetn, fo berffanb et
H, fU^ m< )u jener Stufe beS eEaltirteften 3n>
■nmneS (iiüufpf ^touben , roo bei @ti^, ber
Sclüp^nri^aft bar, ber SBtriiicri^eit ju CerfaUen
kc^iud. ullei^l als ob ee i^m an Objecttn btS
toUfS fc^e, f^ritb er in jenen legten 3al|ren
frinef ScbenSoiu^nM^gegenbieSuben. @^on
ii bet aftta bet gegen pe geiiditeten Sänften
Mtdc et fdnnli^ bie S^ti^en auf, bie ©tma- 1
gtgtk bn äubtit mit fjfeuti ju Cerbrennen, unb '
iatt, ber Umu, foOe Büfm]*! unb ^tiSf jumtrfen ;
km fo&c man t^ntn aQe i^re IBüii^er, au^ bie
SU, nt^mn, Ü^ata aäta ©otteSbienft bet 3:obes- 1
ftrafc ucrbielen, mit ifinm na^ aOei Unbarm^et*
jigteit Cerfaijren unb fie juleil auS bem Sanbe
jagen, ^ie jiDcitc Schrift, „^om ©^em §am>
p^oraä", begann glci^ tnit ber Erflatung, bie
^ubcn feien junge, jur ^öUe btrbammte Stufelj
im SJettauf ober trgel)t et fit^ in fo miberuiättigen,
e(ett|aflcn, gemeinen ißiEbetn unb Si^ißieiungen,
baß felbfl feine ?lnIiQuger fpäter bieftr ©i^rift nur
mit Sc^am gebndjtea.
Ueberl)aupt bm^ile Sutber bit legten Sa^ fei'
neS fieben§ in einer büftern Stimmung, in
fortluä^renbet Sitlerfeil, in frue^llofen j^lagen
unb 3Dtne§crgüffen unb in bem ftet§ miebtrfe^-
vcnben 2Bunfcl)e ju, rec^l balb burdi ben Sob btm
^JlnbCide fo eitler i&m unerträgti^tn ®ingc ent-
riirfl JU werben. ®it tnl^olif^e ßitt^e (latte feine
vioffiiung unb SSorau^ieJung eineä balbigtn gänj«
Iiii)tn 3erfaUe§ getäiijdit, unb i^t ^ottbtftanb
btriidte feiner @enoffetii<^aft hai ^Stanbmal einer
uon bem alten ©Inmnie ber ffiri^e loSgeriffentn,
a^nenlofen ©ede auf; bieSc6n]eigerftir<^tnpartti
breitete fi(^ netter auä, bie SGerfü^nung jffiifc^n
ben Beiben großen ^iroleffantif^en ffärptm »ot
nii&lungen, bie Svii"""ö f'"f Dollenbett Xfyii*
fai)t. Seine eigene fiUfflt obtt — fintier ftaitb
Dor biefem aBttft feiner pänbt mit btm @efiible
eines 3Kanu{ä, bem bie 3Jiac6t unb ^enf^aft über
feine Sc^6)ifung genommen ift unb ber ber neuem
Gntroittlutig unlljntig pje^en mul- dürften, IHbel,
iüürgev unb Süuem bctcii^erten fic^ mit bet Stute
be§ JJirc^enguteä, lieBcn bie Iprebiger barben ober
miB^anbflten [le, ttö(leten fiif| Reifeig mit btm
neuen ©uangtlium unb fül)rten oabei tin Sebtn,
böä ben et^ifdien e&anttttr btr proteffnnlififien
Üetjre in tin ^Bi$fi uugünftigt§ 2t(^t ftellte. 3)ie
^rebigtr aber ^aberteu aUentlaOien unter tinan»
ber nnb broe^len i^re Strtil^nbel auf bie ffangel.
i^utljet fonnte ben ^ujammtn^ang, in mtl^tm
dUel bic^ mit feinen Setiten unb Si^aten ftanb,
fii^ nii^t abläugncn, unb fo Uutbe btt ihimmei
unb jornige Wißmutl) feinet fpäteren 3a^ie nut
I)ie unb bn burdi einjelnc Sicbtblide, mit }. S. bie
■Kicberlage unb ©efüngenfc^aft bei Don i^m fo ge-
IlQ&ten unb gefc^mä^lcn ^erjogi ^einric^ Don
j'-BtannjföiDeig, aufgcijcitert SBenn er mit ber
iijm bereits jur anbern Dtotur geworbenen Silier»
tcit unb Sc^mafjfucfit aiii^ bie 5uriften julefet nodli
(laficl, fo lag ber ©nmb boDon mo^I meniger in
ber uäi^fteu unb äufecr[id)en aSeranlaffung, bem
Streite toegcn ber @i'illigfeit btr SJerlübni^t, al6
in ber SSa^nie^muitg, ba& bie ^ctrfcCraft itbtr bit
neue Sirene unb bereu ^4^r(biger immer me^t biefem
Staube iufdUe. unb bafi eben barum au^ baS
gefammte fitr^cnmefEu in bit 3)DongSneflt btt
juriftifi^-bureaulrattjc^en SBemaltungSrefonn fidi
etnfd^nüten loffen muffe — tine 2ßa^tnel^munQ,
boppelt brüdenb für einen 9)Iann, btt no^ bit alte
bt)c^Df[i^'Hrd}lii^e !!^crtDaItung gtfannt ^atle, unb
ber fi(i gefledcu muBle, ba6 et tS fei, bethiefefiti
aßen i^ren @cbrcd)ni boc^ JHr^Iit^ei auf fii^>
li<^t Stift bt^anbelnbe Setfaffung geittümmtrt
389
IButl^er.
340
unb ber neuen, fo burd^ unb burc^ unfird^Iid^en
Drbnung bie SBege gebal^nt ^öbe. 3n SBitten»
berg war unterbe^ bie Sut^tlofigf eit fo arg gewor-
ben, ba| Sutl^cr, wie er feiner grau im 3uli 1545
fc^rieb, el^er uml^erft^weifenb ba§ SBettelbrob effen
wollte, atö in biefcm ©oboma leben. 3«^^!^ trug
er fid^ nod^ mit mand^erlei gntwürf en : er woKte
nod^ einmal wiber bie $al)iften fd^reiben, ba ij^m
fein t)or jwei Salären erfd^ienene§ 93ud^ nod^ nid^t
oerbe genug ju fein fd^icn; bann wollte er an ber
9lu§treibung ber Suben arbeiten; am 19. 3anuor
1546 ,,übte er pd^ im ©d^reiben wiber bie $ari«
fxfd^cn unb Söwcn^f d^en Sfel", unb swei Sage oor»
per l^atte er fid^ mit ben Sßorten beS $falme3 feiig
gepriefen, bafe er nid^t im Statine ber 3tt)inglianer
unb auf bem Sel^rftutile ber 3ürid^er ft^e. 3n fol«
d^er Stimmung ereilte il^n ber Sob am 18. ge»
bruar 1546 ju SiSIeben, wol^in er, um einen
Streit ber ®raf en Don SRanSf e(b ju fd^Iid^ten, ge>
fommen war.
SBenn man ben mit Siedet einen großen äßann
nennt, ber^ mit gewaltigen Jlröften unb @aben
anSgerüftet, ®ro^e§ DoQbringt, ber al§ ein fül^ner
©efefegeber im Seid^e ber ©eiftcr SMilHonen fid^
unb feinem ©^[teme bienflbar mad^t — bann mu|
ber ©ol^n be§ ääauem öon 3Rbi)xa ben großen, ja
ben größten SJlönnem beige^öl^It werben, ^ud^
ba§ ift rid^tig, bag er ein tfeilnel^menber gfreunb,
frei Don ^abfud^t unb ®elbgier, unb Ruberen
gu l^elfen bereitwillig war. Slber wir muffen
il^n als öffentlid^en (Sl^arafter, al§ ^Reformator
unb ©tifter einer neuen ftird^e weiter jeid^nen ober
Dielmel^r il^n ftd^ felber fd^ilbem laffen. 2)ie
©prad^e ber jweifeöofeften ßuöerfid^t, ber un«
fe^Ibarften ©ewi^l^eit in aBen feinen 95e»
!^aut)tungen wu^te Sut^er mit ber größten Seid^»
tigfeit ju l^anbl^aben; er Derfld^erte in ben mannig«
faltigften SBenbungen, er l^abe feine Seigre Dom
^immel unb burd^ göttlid^e Eingebung, er fei
gons gettrt^, bafe fein SBort nid^t fein, fonbem
El^fti aOBort, fein ÜKunb alfo oud^ ber ÜKunb
Kl^rifti fei; E^riftuS felbft l^abe il^n ju einem
ßDangeliften berufen, mit feiner Seigre fei er Sftid^»
ter nid^t nur ber äflenfd^en, fonbem aud^ aller
ßngel, unb wer fte nid^t annehme, ber fei unfel^I-
bar Derbammt. 5!Kit fold^en ^eu|erungen war er
fiet§ jur pavb, unb eS foftete il^n feine Ueberwin»
bung, fic9 attcS ®mfte§ für ben größten unb be-
gabteften Se^rer ju l^alten, ber feit ber ^po\\tl
Seiten unter ben Kl^riften aufgeftanben. ©ei fot=
d^em ©lauben Dermod^te er leidet fid^ unb Rubere
JU übeneben, ®ott wirfe fort unb fort SBunber
JU feinen ©unften, unb l&icr !am il^m feine an»
geborene 9?eigung jum Slrgwol^n unb bie Sieb«
lingSibee, ba| ber größte S^eil ber TOcnWen
eigentlid^ unter ber ^errfd^aft beS Seufetö [tel^e,
fe|r JU ftatten. @r bilbete fid^ nun ein, feine
©egner feien nid^t nur feiner Seigre abl^olb, fon«
bem aud^ gegen fein Sebm Derfd^woren unb l^ättm
Diele aJlcnfd^cn in ©olb genommen, vm i^n ju
Dergiften ; bicfe SergiftungSDerfud^e aber würben
immer burd^ ein Singreifen ©otteS wunberborlid^
Dereitelt ; er l^abe, bel^auptete er, oft ©ift getmnfen,
e§ l^abe il^m aber nie fd^aben fönnen; ja bie natur«
lid^en folgen eine§ aHju reid^Iid^ genonenen^enb«
fd^maufeS f d^rieb er f old^m IBergiftungen ju; felbfi
bie ^ebigtftül^Ie unb Seltnen, auf benen er ge«
t)rebigt, waren, wie er nid^t jweif elte, oft Dergiftet,
unb bod^ !am er immer wol^Ibel^alten baDon. 3n«
be^ eigneten fid^ bergleid^en SBunber nid^t ju 9e«
weifen feiner göttlid^en ©cnbung unb ber SDSal^r«
l^eit feiner Seigre, unb Sutl^er, ber e§ mel^rf ad^
tl^eilS als notl^wenbig, tl^eilS al§ fel^r wünfd^S«
wertl^ anerfannte, ba^ feinem ©^fteme aud^ bie
Seftötigung burd^ SBunber unb 3ci^^ nid^t f el^Ie,
fal^ ftd^ bal^er nad^ ßreigniffen um, bie als fold^
au^erorbentlit^e SBirfungen ber unmittelbar ein«
greifenben göttlid^en SSmad^t geltm tonnten.
„S)enn/' meinte er, ,,wenn eS bie yioif) erforberte,
fo müßten wir wal^rlid^ baran unb müßten aud^
3eid^en tl^un, el^e wir unS baS SDangelium liefen
fd^möl^en unb unterbrüdfen.'' (Sx wu^te iebod^
nid^tS anjufül^ren, als ba^ eS einjelnen 92onnen'
gelungen fei, auS i^rm wol^lDerwal^rtm j?lö[tem
JU entfommen. 2)aS feien SBunber, bie fein SDan«
gelium tl^ue, bie aber freilid^ bie ©otttofm nid^l
feigen wottten. 3nbe^ bel^auptete er aud^ wieber,
eS fei nid^t mel^r not|, SBunber ju tl^un, unb be-
rief fid^ bann lieber auf bie fd^nelle Ausbreitung
feiner Seigre unb auf bie Uneinigfeit, bie fie in ber
SBelt angerid^tet l^abe; bie| fei ber ftärffte SeweiS
unb ein SBunberjeid^en, ba^ er bie Ba^t in ®ot«
teS !Ramm angefangen unb baS redete SBort ©otteS
lel^re. Sr Derga^ nur babei, ba| bie^ bei fo Diekn
ölteren unb neueren 3trle^ren oud^ ber §aO ge«
wefen, ober, wie er felbft einmal fd^rieb, „boi bie
SBelt faft atten fte^ereim anfänglid^ mit ausgebrei-
teten Slrmen, fie JU empfal^'en, entgegengelaufen fei".
Slber icne 3ut)erfid&t unb jener 2on einer uner»
f d^ütterlid^en gfefttgfeit war bei Sut^er jum großen
%^t\l nur baS @rjeugnig ber polemifd^m Sr»
l^i^ung unb eines fünftlid^ gefteigerten SioimtelS,
fowie beS Sewu^tfeinS feiner natürlid^en Ueber-
tegenl^eit, feiner bialeftifc^en ©törfe unb rl^etori«
fd^en ©ewanbtl^eit. 6S pnbet ftd^ in biefer 95e-
jiel^ung bie d^aratteriftifd^e Sleu^emng Don il^m:
„S)ie äußeren Slnfed^tungcn mad^en mid^ nurftolj
unb l^oprtig, wie i^r baS in meinen ©üd^em f e^t,
wie id^ bie SBiberfad^er Derad^te; id^ l^alte fie fhactt
für IRanm." SBar er aber fid^ felbft überlaffen
unb im einfamen Serfel^r mit feinem ©ewiffen,
bann wollte biefe 3uDerfid^t, bie eben oft nur er-
jwungen unb ertrofet war, nid^t ©tid^ gölten.
Oft f d^lug bie uual ber 9^ e u e unb ber © e-
wiffenSangft il^ren fd^arfen 3o^n in feine
bäuSli(^en greuben unb öffentlid^en Sriumpl^e.
S)iefc ma^nenben ©timmcn eines erfd^redten unb
gequälten ©ewiffenS nahmen Derfd^iebene formen
an, unb immer fud^te Sutl^er fid^ mit ber 93or«
teÜung ju beml^igen, ba^ eS fatanifd^e ©er-
üd^ungen, ßinflüftemngen beS ßrjfeinbeS feien,
ber il^m Dor allen ÜJtenfd^en auffö^ig fei, weil
Ml
Sutl^er.
342
maaab noi^ bem Steid^e @Qtan3 fo großen S6>
haäi q^tlfyttL ^auptföd^Hd^ toar e§ ber Sti'cifel
is ber SBo^tl^ feiltet eigenen Seigre, ein beängfti-
(nbeS (Sefü^I bogmotifc^er Unft^erl^eit n)Q§ il^n
yemigie; ex geftanb oft, er !önne jelber nid^t glou»
hoL, XDOi er Snberen leiste; al§ ber ^rebiger ^nton
Sbifa um 9likl^li| einmal Sut^er flogte, er fönne
nil^ Slffliben, nxi3 er prebige, em)ieberte biefer:
»dott fei S)anl, ba^ eS 9nberen aud) fo gel^t : id^
■einte, ntti todre aSein fo." 2)er Satan, äußerte
er ein anbered 3Rol, fyä>t tl^n mit @t)rüd^en ber
Ql^rift alfo jerplagt ba^ i^m ^immel unb Srbe
m enge genunten unb im ganzen ^opfttl^um fein
Sir^pam geiDefen fei. 2)a}n)tf(i^en mar e§ bann
aieber ba§ ^ oufbrängenbe ^etou^tfein, ba| er
1^ Senxf unb göttliche @enbung ftd^ ^um ®rün>
ba einer neuen Sel^ unb jtird^e aufgemorfen
^obt, unb bie fläglid^. Sroftmittel, an benen er
JN^ iDie ein Serftnienber an einem ©trol^l^alm ^u
Votten fuil^te^ beuieifen, toie nieberbeugenb biefeS
8eiim|lfein für i^n toax. ,,34 ^oh' oft gefagt
ob fag" ed nod^, i^ mük ber SBelt ®ut ni(|t
Kernen für mein Soctorat; benn id^ mü|te n)a]^r-
64 snle^t titrgagen unb tierjmeifeln in ber großen
nb f^meren @ad^e, bie auf mir liegt, too id^ fte
Ott ein Sd^leid^ ol^ne IBeruf unb ^efel^I l^ötte
«gefanflen.* ^SerXeufer, äußerte er ein anbereS
9laL ^ffittt mi(^ mit btefem 9lrgument gelobtet:
,S)n bi^ nid^t berufen', xotna id^ nid^t toäre S)octor
MDefcn." Sr überfa)^ nur babei, ba^ il^m ba3
udorat b(oB für ben geleiten SSortrag in ber
S^nle unb nur mit ber ISebingung unb bem %uf »
nage, bie ^ige @d^rift nad^ ber Ueberlieferung
nb betrfd^enben Se)^ ber fat^oUf c^en jtirc^e au§»
likgen, oerlie^ morben mar. ^öufig maren t%
akr and^ bie traurigen .^folgen feiner Seigre, bie
M^nenb Dor fein (Semiffen traten, bie 3ctrei|ung
ber por fSpn einigen jhrd^e, bie in feinem eigenen
ftin^emoefen aufgel^be Saat ber 3mietrad^t, bie
aflent^dben ft(^ ifunbgebenbe @ittenIofig>
feit, bie mit bem neuen 9{e4tfertigung§'S)ogma
H tröficnbe Sid^rl^t unb baS Sd^minben aller
«nPeren Xettgiofit&t, unb ba^u fam nod^ ba§
■c^ifodb iKm ^m anSgefprod^ene, nieberjd^Iagenbe
9emn|tfein, bog er feiger feit feiner Trennung oon
ker StMft et^if^ l^abgefommen unb erfaUet fei.
6o geßonb er )um Seifpiel: „3d^ befenne für
■k^ felbfl, unb obne Su'eif^I ^ud^ Rubere muffen
Mmnen, bog tnir'd mangelt an f old^em f^Iei^ unb
fmfl, brn i(| ie^ Diel mel^r benn suoor l^aben f oQ,
ob uiel naci^Iäffiger bin benn ^uDor unter bem
l^apftüfivn, unb iff ie|t nirgenb .fein jold^er Smft
kirn (EtKmgelinm, mie man ^uDor l^at gefeiten bei
Stauen unb Pfaffen/ «He biefe 93ormürfe unb
Ccbtmfen mit il^en baran fid^ fnüpfenben unab>
«oSbaren Sonfequenjen fud^te er nun mit au|er>
Vs fbiflrengnng burd^ bie SJorftettung ju ent-
bifiai rnib ^d^ aus bem Sinne ju fd^Iagen, ba^
Aber Xeufel fei, ber fte il^m eingebe, um il^
bont ine jn mad^ unb )ur SSei^ioeiflung au
teSoL Sornm iP in feinen S(^riften unb be-
fonberS in feinen ©riefen unb oertrautcn 3leu6e«
rungen fo öiel bie SRebe boöon, ba^ er „in ber ^anb
be§ Teufels fei, ba^ ber Satan fid^ in @!^riftu3
fclbft umgcftaUe, unb er, Sutl^er, mit feiner ftennt«
ni| ber l^etligen Sd^rift gegen i^n nid^tau§reid^e;
ba^ er gan^e 92äd^te l^inburd^ mit bem Satan
fämpfen muffe, ber eS il^m oft mit feinem ®ist)u«
tiren fo na^e bringe, ba^ il^m ber Slngftfd^mei^
barüBer auSgel^e" u. f. f. 2Hitunter fud^te Sut^er
einen eigentl^ümlid^en Zroft unb eine ^efdebigung
feines Selbftgcfül^lS in ber Sorftellung, bafe ber
Teufel für i^n ganj befonbcre, gro^e unb au^er«
orbentIi(^e Einfettungen erfonnen l^abe, oon benen
feine ®egner, bie $al)iften, freilid^ nid^tS ttJÜ&ten,
gleid^mie aud^ bie ffird^enoäter e|emal§ fie nid^t
gefannt l^ätten. IBerglid^en mit biefenSlnfed^tungen
feien bie getoöl^nlid^en SSerfud^ungen ju gleifc^eS-
fünben u. bgl. nur ftleinigfcitcn; er befd^reibt nun
biefe aflerfd^ioerften Slnfed^tungen als einen 3u*
ftanb, in ttield^em man ni(^t ttiiffe, ob ®ott ber
Seufel ober ber Xeufel ®ott fei, unb öor Sngft
gleid^ ben ®eift aufzugeben fürd^te. ^u§ allen
feinen ]^t)perbolifd^en SBenbungen unb t)arabosen
IBef (i^reibungen ergibt ftc^ aber am Snbe nur bie|,
ba^ e§ bie SSortoürfe feines ®ett)iffenS unb bie
Stoeifel an ber 5Rid^tigfeit feineS S^ftemS, befon«
bcrS feiner Sled^tf ertigungSlel^re, waren, bie er oor
fid^ felbft unb oor Slnberen gerne bem Satan als
beffen ganj befonbcre ffunftgriffe pgefd^oben ^ätte.
6S maren alfo Serfud^ungen, tote fie tool^l ieber
aufrid^tige unb emft gefinnte ß^rift ju beftel^en
5at, nur mit bem freilid^ fel^r großen Unterfd^iebe,
ba^ biefer nid^t baS ju oerantmorten j^at, toaS
Sutl^er unternommen |atte, unb ba^ ein in ber
ftir(|e mur^elnber ßl^rift S^^eifel unb Kegungen
beS Unglaubens oiel leidster übenoinbet, ba fein
®laube t)on bem S^ugniß unb Snfel^en ber ganzen
jf irc^e getragen mirb. SBenn bemnad^ Sutl^er oon
jenen l^öd^ften 3lnfed^tungen rebet, bie i^n an fei«
nem Seibe fo erfd^öpft unb gemartert ptten, ba|
er faum led^^en unb ^tl^em folen fonnte; toenn er
in feiner Sd^iocrmut^ greulid^e ©efid^te gefeiten
l^oben toonte, fo liegt ber Sd^lüffel baju in ber
gleid^ barauf folgcnbeneinfad^engrflörung: ;,®er
traurige ®eift ift baS ®ett)iffen felbft", unb in bem
®eftänbniffe, ba| er bem Satan, toenn biefer il^m
fo äufefcc, ben „®reuel beS ^apfteS" oorwcrfe, ber
fo gro$ fei, bafe er nad^ K^rifto fein größter iroft
fei. „S)arum" — fügt er l^inju — ^finb baS ^eil«
lofe Sropfcn, bie ba fagen, man foue ben ipapji
nid^t fd^eltcn. 5Wur flugS gefd^olten, unb fonber«
\id), toenn bid& ber Scufel mit ber Suftification
onfid^t" 6S bebarf tool^l feiner ^uSf ül^rung, tocld^
einen Slidt unS biefe ^leu^erungen in baS 3nnere
beS aRanneS tl^un laffen (f. fiutl^erS ßottoquia,
l^erauSgegeben t)on görftemann, III, 102. 103.
116. 121. 136; IV, 62).
SllS ^ 0 1 e m i f e r unb Serf af f er tl^eologif d^cr unb
befonbcrS t)Ot)ulärer Streitfd^rif ten oerbanb Sutl^er
mit einem unläugbar großen bialeftifd^-rl^etori»
fd^en Salente eine ®ciDiffcnlofigfeit, loie fie auf
343
Sutl^cr.
344
bicfcm ®et)ictc mol^I nur feiten im gleid^en ®rabe
öorf ommt. 6§ ift einer feiner gemöl^nUd^ften ff unft«
griffe, eine Se^re ober Snftitution erft bi§ jur ab«
furbcften graie ju öerunftolten unb fid^ bann,
üergeffenb, bap bo§, maS er befQm})ft, in fold^er
©eftolt nur ein ^^antom feiner gefolterten 6in=
bilbung fei, mit be^ogliti^em Sabel borüber ju Der«
breiten. 9lur allju oft fmft er jum 5:one eineS
geiftlid^en 9Kar!tf(i^reier§ l^erob unb blä^t p^ mit
Ippcrbolifd^en^l^rafen unb l^ol^Ien Uebertrcibungen
auf. ©0 mie er eine t^eologifd^e Srage anfaßt,
oermirrt er fie aud^, oft mit bered^nenber Slbfw^t»
l\d)kxi, unb bie GJrünbe ber ®cgner werben bi§
jum Unfenntüd^en öerftümmelt unb öerjerrt. Aber
bei ollen biefen ®ebred^en, meldte ba§ Sefen feiner
©d^riften je^t ju einer fo ermübenben unb miber»
tt)artigen Sefd^äftigung mad^en^ fü^It man bod^,
ba^ er eine n)unberbare @aht l^inrei^enber ^opu«
laritöt befa^, unb ba| feine S)emagogie auf bie
genauefte ßenntni| utü) 93ered^nung aUer Sd^aä»
d)tn beS beutfd^en 92ationald^ara!ter§ gebaut ift.
S)ie 2lrt, toie er in biefen ©treitfd^riften bie ^er»
fönen feiner ©egner bel^anbelt, ift mirflid^ beift)iel«
io8. 9iie ift e§ bie traucrnbe fiiebe, bie, nur ben
3nt]^um l^ajfenb, ben Srrenben p gemtnnen fud^t,
fonbem e§ ift fd^mäl^enber ©rofl, tro^iger, meg»
merfenber ^ol^n unb eine maffenl^afte §äufung
Don Snoectiöen, oft ber perfönlid^ften, oft juglei^
ber pöbell^afteften 5Irt, bie mic ein Strom au§
unDerftegbarer OueHe ftd^ ergießen. @§ ift burd^»
au§ unmal^r, ba^ Sutl^er in biefer ©ejiel^ung nur
einer in jener 3cit übcrl^aupt l^enfd&enben Unfitte
gefröl^nt ^abe; ba§ ©egent^eil toei^ jeber Äenner
ber gleid^^eitigen unb unmittelbar t)orau§gegange«
neu Sitcratur ; Sutl^erS ©d^rif ten erregten gerabe
burd^ biefen Kl^arafter aflgemeine§ ©rftaunen, unb
möl^rcnb alle, bie nid^t ju feinen unbebingten ^n«
l^öngern gcl^örten, i^r ©efremben barüber au8«
brüdttcn, ober il^m be|]^alb bie fd^ärfften SJormürfe
mad^ten unb auf bie oerberblid^en SBirfungen
biefer fd^mäl^enben ffirgüffe l^inmiefen, pflegten
feine 3ünger unb ©etounberer fid^ mit bem „l^eroi«
fd^en ©eifte" be§ SWanncS ju tröften, bem niemanb
SRa^ ober 3iel SU fejen ftd^ unterfangen bürfe,
unb ber tUn, burd^ eine Slrt öon Snfpiration öon
ber ©eobad^tung beS ©ittengefeJeS biöpenfirt, fl(^
baS geftatten bürfe, waS bei Slnberen unfittlid^ unb
freöel^aft fein würbe.
3n feinem anbem ©d^rif tfteller finbet fid^ femer
©egeifterung für ben unerfd^öpflid^en SReid^t^um
unb göttUd^en ßl^araftcr ber ^ e i l i g e n © d^ r i f t
mit ber gemaltfamften TOi^l^anblung berfelben
fo bid^t beifammen wie bei JButl^er. ©ein SScrfu^,
ben 93rief Sflcobi au§ bem bibUfd^en Kanon ju
werfen, bie öeräd^tlid^e ©prac^e, in ber er fid^ über
biefen Seftanbtl^eil ber l^eiligen ©d^rift auSbrüdft,
ift befonnt. S)ie neuerbingS oorgebrad^te Sel^aup«
tung, ba§ er fpäter öon biefer SSerirrung 5urüdf=
gef ommen fei, ift grunbloS ; nod^ in feinem legten
großem ffierfe, feiner jweiten Auslegung beS
crftcn SBud^eS aJlofiS, äußerte er fid^ über ben ©rief
imb beffen SSerfaffcr in ber alten, tabelnb weg«
Werfenben äBeife. Sr l^atte f reilid^ nur bie Sßol^l
entWeber ben ^nef gau) ju t)erwerfen, ober ben
fd^roffen SBiberfprud^, in weld^em bie Srüärung
biefer l^eiligen Urfunbe über Sted^tfertigung mit
feinem ©oftemc ftel^t, in ber SBeife, wie eS bie
fpäteren proteftontifd^en Zl^eologen getl^an, burd^
gewaltfame Interpretation ju entfernen. äBarum
er ftd^ nid^t l^ierfür, fonbem für baS grfterc mU
fd^ieb, iftnid^tttar; ©ewiffcnl^aftigfeit ber gjegefe
unb ©d(ieu t)or ber einfad^en fflarl^eit be§ Xeirted
war e§ fid^erlic^ nid^t, wa§ i^n beftimmte, bmn
bie wiHfürlid^ften , l^anbgreiflid^ falf(^en Snter-
pretationen finb in feinen polemifd^en ©d^riften
gau) gewöl^nlid^. @3 ift faum möglid^, e§ l^ierin
ärger ju treiben, al§ er e§ 5. S. in feinen ©d^rif«
tcn gegen Sra§mu§ in ben felbft öon ^landt an«
gefül^rten ©etfpielen getl^an. 3Sa e§ lö|t fid^ in
feinen ©d^riften eine förmlid^e ©rabation ejegeti«
fd^er SBiüfür unb ©ewaltfamfeit an ^al^Ireid^
Seifpielen nad^weifen. SBenn er aüerbingS am
pufigften baburd^ falfd^ interpretirt, ba§ er feine
eigent^ümlic^m SSorfteHungen, bie er fi^ feinem
eigenen ©eftänbniffe nad^ nid^t burd^ rul^igeS, un-
befangenes ®ibelftubium, fonbem in bem Suftanb
einer peinlid^en ©eifteSöerwirrung unb ©ewiffenS«
angft gebilbet l^atte, ben biblifd^en ©teUen unter«
legte, fo war e§ fd^on ein weiterer ©d^ritt gewalt«
famer SBiflfür, ba| er ben Sejt, ben er in feineu
polemif^en 3toedten gebraud^en wollte, erft bafür
gurid^tete, tl^eilS burd| falfd^e Ueberfe^ung^ tl^eilS
burd^ ^Interpolation. Steid^te aud^ bie^ nid^t auS,
bann fe^te er ©d^rift unb ßl^riftuS einanber ent»
gegen, wie 5. ©. in folgenber ©tefle: „®u ^apift
pod^eft faft (fel^r) mit ber ©d^rift, weld^e bod^ unter
Sl^nfto als ein ffned^t ift, baran feiere id^ mid^ gar
nid^tS. 3d^ ober tro^e auf ßl^riftum, ber ber re^le
§err unb ftaifer ift über bie ©d^rift. 3d^ frage
gar nid^t§ nad^ allen ©prüc^en ber ©d^rift, wann
bu il^rer nod^ mel^r wiber mid^ aufbrac^teft; benn
id^ l^abe auf meiner ©eite ben SMeifter unb §erm
ber ©d^rift, mit bem Witt id^^S j^alten, unb wei|,
er wirb mir nid^t lügen, nod^ mid^ Derfül^ren, il^m
will id^ lieber bie 6^r^ geben unb glauben, benn
ba| id^ mid^ in atten ©prüd^en um ein §aar breit
bewegen laffen wottte." ÜRitunter gefd^al^ eSaud^,
ba^ eine biblifd^e ©tette, bie einer feiner SieblingS-
leieren befonber§ Aar wiberfprad^, il^m unml^ige
©tunben mad^te ; jule^t aber wu|te er fein e^ege*
tifd^e§ ©ewiffen aud^ l^ier mit ber SSorftettung gu
befd)wid)tigcn, ba§ biefe ©eunru|^igung nur eine
Secfud^ung be§ XeufelS fei, ber i^n mit ©d^rift«
fteflen ine mad^en unb jur Verzweiflung trei-
ben wotte. ©0 mad^te Sutl^er e§ mit ber ©teile
1 Sim. 5, 12. .
9Rit biefen Sügen ju einem Silbe be§ Kefor«
matorS muffen wir un§ l^ier genügen laffen; nur
ba§ barf nid^t unerwö^nt bleiben, ba^ er, be«
fonberä feit bem 3a^re 1520, über ©efd^led^tS«
öerl^öltnig, Sl^e unb Sölibat Sel^auptungen
aufftettte unb unter bem 95ol!e verbreitete, bie in
345 Sul^t. 346
bts »rihpm Jfteifni, toc^ bem Seuflniftf t>on pann 8. 2. Snbevä, 5ranrf.l884. ®te politif ^en
3ritaaioRni, ehwn ^ö^jt nai^ltieiligeii motalitdjen ©c^riften go6 ÜJlujtbt fierouä, Berlin 1844, ntue
SiMpuS auSüMm. 6t ip mo^l (rit ber Stiftung auSgofie Seipjig 1868; bit geifllii^en Sieb« ^1f.
in 4inlÖit^ Äiri^ bet etfle geiDefnt, ber btt aßadeniagel, ©turtg. 1856, ©abede, Seifj. 1883,
2^ m^tüU, bti ajitnidd Jet ein ©floDf fetnel imb 91. gitd^er, ®üterit. 1883; bit 3:i[*rebeii
Kit nmriWlle^Iit^r HJlo^t ^errjc^enben !Ratur- trfc^iraen ju GiSIeben 1565, ©oatfelb 1741,
tncM, mtb baS ®ebot, ftcC) ju Dei^ciTOten, fei ^aÖe 1743, neue^leni burt!^ ^drftetnaiin unb
tiQ^er iri^miteinjebtnnQtmiittlipii^lenbrö, (on- Sinbfeil in 4 Sbn., Setiin 1844 — 1848, aul«
bau pobtnl» oud^ naäf ptfnger als jene ®e6ote ico^l 1876; 3. St. gtibemann, 2auttt6a(f)ä %aQt=
bii SJecaloflrt, lüdest TOorb unb U^eÄruc^ Der- but^ auf baS3al)r 1538, SlreSben 1872; aßram-
bfehiL 3ii tarn im 3. 1522 gelialtenen *pttbigt pelme^er, SotbatuS' XaQtlxid} übet Sut^er, §oIIe
äbH bit g^ trag a SSinge Dct unb geftattete 1885; ^rcget, Siftl^rEben ouS ben SQ^ten 1531
fMftt, tum bmm ba§ i«itürlid)t ©eroifftn eineS bt§1532nQC^9Iufjeii^nun9en»on3ol).©(^lflgin'
(wtbai fi^ atoenbrn mütbt. ^utf) bte Stloubnift, Raufen, Seipjig 1888; CoUoquia etc., ed. Bind*
bif ti bnn Scmbgtafm ^^''ipP 9<l6, mat eine eeil, 3 yoU., Berol. 1863—1866.}
8ote feinft ^- frnli^ Krtebft mit feinem ganäen 2uttitr§ Seben mufi au§ [einen eigenen
€qfleine jnfmnnKn^flmben — ^Infit^t, bal e§ ©Triften, Dotäügli^ feinen ©riefen, gehüpft mer-
— fettp für (Soften — («n ©tboi ber aKono- ben. Unter ben älteren i8iograpl)ien ift bie Öl-
gannt äeö*. ftorie oon OTottin £utt)et8 Einfang, Sc^re, Seben
Sun €4Inffe mu not^ bie €rtiräl)nung, ba% uon bem ^tebiger 9Ratfiefiu3, bet Sut^etS Xi^i)'
pif^ Sutfietfi lateittifi^en unb feinen bent^ genoffe gemefen (eigentlii^ eine tReil^c uon $te>
tiftenSi^tiften ein grofeetUnterf^tcbifl. 3n bigten, Hiüinbetg 1565), bram^bot Wegen ein»
beBlt|lemi liegt feineStärfe tub (t^cilineifejbQä jelner 3H^; bie Historia de vita et actis
de^rratnifa feinet mifeerorbentlictieii Grfolge, idöI)» M. Lutheri non ajltlani^t^on (Sflittcnbetg 1546)
nibbie3:^IogtninStantteid&,gngIanb,3tn!ien, ift gar ju biitftig unb ofierfläi^lic^ ; Biet teic^Iial'
Sponicii, twl(^ blofi feine lateinift^en Sänften liget, aber freiltd^i aud) in ^o^em ©robe parteiifi^
lofen tndi in btnfelben webet bf fonbere Streb- ift baS SSJerl Bon <S.o<^läa9, bem perfünlit^en @cg-
fenlrit, 1UM$ glSnjenben ©ifiarffinn ober impc ner Gut^er§ (Commentaria de actis et acriptis
niRibt Srnbition pnben, uielfac^ il)re Serwun° M. L., Mogunt. 1549, fol.), aber ba eS uon einem
bcmng batübn äugetten, ba^ btcfer Mann in S^tS^^i^fi^ii ii"b S^ctlne^mer an ben (Sreigniffen
Sattf^Ianb fo iKtgöttett Werbe unb felbft untei '^errül)rt, immer midttig unb btauifibar. ^iicl) bo3
tat Sd^rttn fo siele 9nf)änger unb Sere^ret fpätete SßetI UlenbergS, eineS jut fat^olifc^en
tiAe. f^sim fetnen Soften erfifiienen folgenbe ßitdie übetgetretenen Sut^eranetS : Historia de
7 OcfuiRiiitaniQaben. 1. 3n SBittenberg, 1539 vita, motibus, rebus gestie, etudiis ac deni-
W 1558, 12 9Mnbe beutfi!)er unb 7 fflänbe Intei- que morte M. L., Colon. 1622, ^at at§ afia-
«Her Stiften. 2. 3u 3ena, 1555—1558, terialienfammlüng ESerl^. ®ie ünertwürbiscn
8 Sbe. bodf^ unb 4 Sbe. lateinif^er Stfitifttn ; SebenSurnftänbe SulbetS Don ff. ©. ffeil (4 Xlfle.,
fciri^ibet gab bojH 2 (ErgänjungSbänbe, Giäleben 4", Seipjig 1764) bef<^äftigen fi(l& ^nujjtfädlilii^
1564—1565 (gieubnid Beipäig 1603). 3. 3u mitSutber3„£eibe§cnnftilution,fftan%iten,geift.
tibnbxrg, 1661 — 1664, 10 Bbe.; 6tgdnjungS> litfien unb leiblichen lÄnfed&tungen unb anbeten
iaöwra3«bler, feattel702. 3n biefet Wie in SufäHen". ®Qi Seben Sut^erS Bon ©. §. 1. Utert
bti gam folgenben fluSgaben finb bie lateinifi^en (®Dt^a 1817, 2 Xijit.) bietet nur einen ilBnft Bon
E«Ä inbeutf^UeberfeSung milgct^eilt. 4.3ii grofeent^eils werlblofet Sikralut. 3)ie ©cf)riften
Btiwig, 1729—1740, 22 Sbe., beforgt Bon 5^. Don^ifiä« (1836), ©tnng (1838), ÜJicuret (1843,
Jr-Sdnitr. 5.3u§aIIe, 1740—1750, 24 Sbe., 3. 91ufl. 1878), Sebbet^ofe (1836. 1893) Tannen
Mwfll Btm 3. ®. ffialc^, Bofl^önbiger als bie nutgeniigfatrteijefcrbefriebigen. S)q§ Söert Don ff .
fni^emi SnSgaben (Sleubnid ju ©1. ßouiä, 5Dio., Jürgens, Ißtebiget in Ötaunfi^iüeig, mürbe untet
1880 ff.). 6. 3n beiben Sprachen roieber $u 6f ben Dom proteftantifc^en Stanbpunft qu§ gefcbrie-
Intgn ttnb 8*airffurt Bon ^lod^mann, armifc^er, benen weitaul ba§ wiilitigfte unb braucf|barfte fein,
fdnS n. «., 1826—1886, 67 Sänbe beuifc^er aber bie 3 «anbe (Seipjig 1846-1847) geben
e^r^ d—XK, 2. aup. 1862—1881) unb nur bt§ jum 11!lu§bruc& bei abla^ftreiteS. ffiaS
28 Muneriilt nnb 10 nic^t nnmetitte Sänbe latei- JBerf Bon lubin (Hist. de la vie, des ecrits et
iirtttS<^(tni 1829—1886. enbli^ 7.flrilifii&e des doctrines de M. Luther, 3 voIb., Par. 1850)
gefanmtauSgabt Bon flnaole unb flawerau. ÜBei» ift mit einer aUju großen, mitunter an S^aicetot
Mir 1883 ff., biä je|t 7 bioerfe SSdnbe beutfi^er gteujenben UntenntniB ber ©Triften Sut^erl, bet
S^rifttn. IJie ©tiefe aOein gab b<rau3 SB, ?(. glci(|jtitigen Siteratur unb be§ gonjen bamaligen
tbiSBeät, 5©bf.,SfrIin 1825— 1828; einen SuftonbeS Don S^eulft^lanb gef^rieben. SDie M&-
i. Ämb lieferte ©tibemanu, SBerlin 1856 ; 6r= moires de Luther Don bem ^arifer ^ßrofeffot
8liViißotHdrn€.9l.99urfbatbt,Dr.3K.Sutf)et8 ÜKi^elel (3 vols., Par. 1833—1835) befielen
gitefBri^ftl, Säpi. 1866, u. %f). ffolbe, Analecta bouptföc^lit^ aus aneinanbcr gereit|ten ©leKen bet
Uäieniu, @Dt$a 1883; eine neue Ausgabe be* Kolloquien unb berienigen ©diriften, in bennt
347
Sutl^erancr, fcparirtc.
348
Sutl^r Don fic^ fclbcr fprid^t. Ucbcr bcn Kl^araltcr
unb SnttoicIIungSgang be§ SReformatorS t)gl. man
[6. t). 3arde] ©tubicn unb Sli^jen jur ©cfd^ic^te
ber Slefortnation, ©c^aPaufcn 1846, unb bie ®ar«
ftcDunö bei ©öDinger, ®ic Deformation, il^re
innere gnttoidflung unb il^re SBirfungen, III,
SRegenSb. 1848. [Umfangreid^e ^Bearbeitungen beS
SebenS gaben in neucfter 3cit 3. Sanffen, @t\ä).
beS beutjd^en SSoHeS ü— m ; % Sarb. §ergen-
röt^er in ber gortje^ung öon §efele'§ Koncilien«
gef^id^te IX, greib. 1890 ; ®g. gDerS, TOartin
Sutl^er, ein 2eben§« unb K^arafterbilb, 6 99be.,
SDlainj 1883— -1891 ; bann bie $roteftanten 2.
ü. Slanfe, SDeutfd^e ©efd^id^te im 3eitalter ber SRe«
formation, 6 93be., 5. Sufl., Seips. 1873; 3.
Äöftlin, 3R. Sut^er, fein Seben unb feine @(|rif«
ten, 2 Sbe., giberfelb 1875 (abgefürat 3. «ufl.
1883) ; ®. ^litt unb 6. 8f. ^eber[en, D. SWartin
Sutl^erS Seben unb SBirfen, Seipj. 1883; X^.
Äolbe, an. Sut^er, eine Siograpl^ie, (Sotl^a 1884.
9?on ©injelbarfteüungen ber Seigre Sutl^erS ftnb ju
nennen % SB. SDiedt^off, Sutl^erS fiel^re in il^rer
erften ©eftalt. Softod 1887; 3. «öftlin, Sutl^erö
S^eologie in il^rer gef d^id^tlid^en Sntmicflung unb
il^rem innem Swfa^nmenl^ang, 2 Sbe., ©tuttg.
1863; ^amad, Sut^erS Sl^eologie mit befonberer
Sejiel^ung auf feine 3Jerfö]^nung§« unb @rlöfung§»
lel^re, 2 Sbe., griangen 1862—1886; C. Fr.
Held, De opere J. Christi salutari quid M.
Lutherus senserit, Gotting. 1860; 3. Aöftlin,
Sutl^erS Seigre Don ber ffird^e, ©tuttg. 1853; a.
SB. ©iedl^off, Sutl^erS Sel&re uon ber lird^Iid^en
©eioalt, »erUnl865; ®.^fifterer, Sutl^erSSe^re
t)on ber Seid^te. ©tuttg. 1857; g^r. g. Sutl^arbt,
Sie etl^if Sutl^erS, Seipaigl875; ©. Sommatfd^,
2utl&er§ fiel^re oom et](|if^«religiöfen ©tanbpunft
aus, mit befonberer Serüdfid^tigung feiner Seigre
Dom ®efe^, Serlin 1879; SütfenS, Sutl^erS ^rä»
beftinationSlel^re im 3ufammen]^ange mit feiner
Seigre Dom freien SBiUen, ©orpat 1858; ffatten»
bufd^, fiutl^erS Seigre Dom unfreien SBiKen unb Don
ber ^räbejtination, ®ött. 1876; Sutl^er unb bie
93igamie, in ben Sl^eol. ©tubienu. ftritifen, ©otl^a
1891, 564 ff.; §. gering, S)ie TO^ftif Sutl^erS
im Sufammenl^ang mit feiner Sl^eologie, Seit)j.
1879. ginen Ueberblidt über bie bi§ 1851 er-
fd^ienene Siteratur gibt g. @. SSogel in ber Bibl.
biogr. Lutherana, ^alle 1851 ; ein SSerjeid^ni^
ber Sutl^erliteratur be§ 3a]^re§ 1883 erf(|ien )u
Hamburg 1883.] [3. D. ©öttinger.]
jM^etanetf feparirte, 2)enominationen
Innerl^alb ber preupifd^en SanbeSfird^e. I)ie 9(uf-
forberung jur Union ber Sutl^eraner unb Sefor«
mirten unb jur Silbung einer einl^eitlid^en eoan-
gelifd^en ffird^e, totlijt §riebrid^ SBiC^elm in. Don
$reu|en bei ber britten ©äculorfeier ber SRefor»
mation 1817 erliefe, fonb wol^I in weiten flreifen
93ead^tung. Slber nid^t olle Sut^eraner fonnten ftd^
jur ginigung mit einer fird^lid^en ©efettfd^aft Der«
ftel^en, meldte nad^ il^rer 9tuffaffung in mel^reren
crl^eblid^en fünften eine falfd^e Seigre l^otte. S)er
SSerfud^ be§ jf 5nig§, burd^ ^norbnung einer neuen
^genbe 1822 boS SBer! ber Union au förbem,
führte ebenfo ttienig gum S^tl. SdS ber SBerfud^
bei ber britten ©äciäorfeier ber Uebergabe ber
Confessio Augustaua 1830 mit größerer gner«
gie erneuert mürbe, trot im ©egent^eü ber SBiber»
ftanb nur um fo f)örfer l^erDor. gS erfd^ien afö
eine S3er(e|ung ber fird^lid^en Orbnung, ba| ein
ff ird^enbu^ einfeitig Dom ffönig aufgefteKt merbe.
SDlan ftiefe ftd^ au$ an bem Snl^alt ber ^genbe,
befonberS an bem Don galDin erneuerten SlituS beS
S3robbred^en§, »eld^er nad^ ber 95erorbnung Dom
30, 2lpril 1830 al§ ber f^mbolifd^e «u§brud beS
Seitritts §ur Union gelten follte. Unter ben ®eg«
nem ber ginigung unb ißerfed^tem beS bebrol^ten
reinen Sutl^erti^umS nimmt ben erften Slang ein
3ol^ann ©ottfrieb ©d^eibel, S)iaconu8 an ber gli«
fabetl^fird^e unb $rofeffor an ber UniDerfität 93reS»
Ion. gr tel^nte ben beitritt jur Union fd^on 1817
ab, ba il^m fein ©emiffen benjelben Derbiete, unb
mamte in ben folgenben 3a]^ren Dor ber 9leue«
rung. gr bel^orrte bei feiner ©teEung aud^ bei ber
3ubelfeier 1830, unb ba man nun mit ©uSpenpon
gegen il^n einfd^ritt, fam eS jum 93rud^ mit ber
SonbeSfird^e unb jur Silbung einer eigenen ®e«
meinbe, bie ftd^ ® emeinbe ber Slltlutl^eraner nannte.
200—300 gamilien folgten il^m, um mit il^m
bem ©lauben ber 95äter treu ju bleiben, unb in
Salbe marb miS il^nen ein 9le^)räfentantenconegium
gen^öl^It, melc^eS, entfpred^enb bem g^arafter beS
Snl^angeS, Dormiegenb au§ §anbmerfem beiianb,
aber aud^ einige Seamte, namentlid^ bie $rof eff oren
§ufd^f e unb ©teff enS unb ben DberlanbeSgeric^tS«
affeffor Don 6augttji|, in fld^ begriff, ©ie 95e»
megung trat fofort in ein neues ©tabium. TOon
forberte nid^t blofe Qfreigebung ber alten gormu»
lare, meldte burdft bie Union befeitigt ttjerben fott-
ten ; man Dermorf aud^ grunbfäfelid^ baS lonbeS«
l^errUdfte ffird^enregiment unb jteuerte auf eine
reine ^reSb^terialoerfaffung ju. S)ie Slotl^ trieb
nod^ meitcr. ®a baS geiftli(|e ^aupi fuSpenbirt
mar unb ber gleid^gefmnte ^aftor Serger in bem
benad^barten |)ermannSborf für ^erfonen, »eld^
nid^t 5u feinem ^forrfprengel gel^örten, menigfienS
nid^t bie Saufe fpenben burfte, menn biefelben aud^
feinen ® otteSbienft befud^cn fonnten, nal^men Saien
ürd^Ud^e ^mtSl^anblungen Dor, unb barob !am eS
ju poli^eilid^em ginfd^rciten. ©Äeibel Dcriiefe in-
folge beffen im f^rül^jal^r 1832 SreSlau, um fid^
nad^ ©ad^fen unb fpäter, Don ba auSgemiefen, nadj
Slümbcrg ^u begeben, mo er 1842 ftarb. SHe
Semegung mürbe burd^ feinen SBeggang nid^t jum
©tiUftanb gebrad^t ; fte mar bereits }u möd^tig,
um auf il^m ollein juml^en. ®ie Serbinbung mit
ben ©einigen mürbe burd^ feine räumlid^e gut»
femung gubem nid^t aufgel^oben. gine 3KaferegeI,
meldte bie SHegierung gegen bie ^ortei ergriff, lei»
lete berfclben fogar beträd^tlid^en Sorfd^ub. 3n«
em ©teffenS, um feine SSerbinbung mit ben @e-
parirten abjubred^en, nod^ Serlin Derfc^t mürbe,
fonnte er ben ginflu|, ben er auf ben ffronprinjen
i
849
Sutl^eroner, feparirte.
350
tcfol^ um fo e^ }u (Shmfien feiner ®eftttnung§«
genoffen geltenb maiftn. S)ie S9re§Iauer ftonben
iüeibifl nt^t aOein ba. 9ud^ einige anbete ®ei[t«
^ m Sd^efien t^emetgerten bie ^nnal^me ber
nsen ^genbe, unb ebenfo Derabfd^eute biefe ein
S^ bcS SoÜeS. 2)er SBiberftanb gegen ba§
CtnigungStDert nxirb fo immer größer, unb auä)
btt Srfl&nmg, toeld^e ber ff dnig, um ber 93en)egung
benSoben gu entjie^en^ in ber SabinetSorbre t)om
28. Sfebntor 1834 abgab: bie Union bebeute
fein aufgeben bed bisherigen ®(aubenSbefennt>
nifleft unb feine Suf^ebung ber biSl^erigen Sucto*
lUöt ber briberfeitigenSefenntni^fd^riften; fte be«
ptdt nur eine öu|erefir(^licl^e ®emeinf(i^ft, unb
i(re ®egner bürften fid^ nie ald befonbere Steli»
jefellf d^ft confHtuiren — l^atte feinen 6rf olg.
f<^ berief feine ®eflnnungSgenoffen fofort im
ünnitenben Wdrg }u einer @Qnobe nad^ Breslau,
nb ^er untrbe befd^Ioffen^ ba ber Seftanb ber
iKr^ im preu|if(!^ ®iaak burd^ bie Union unb
Igtnbe gefä^bet fei, bie Säel^örbe )u erfud^en, ,,bie
lu^erifd^ iKrd^ in freier @elbf)änbigfeit alS ju
3te^ befle^enb anjuerfennen''. S)ie ^ttte h)urbe
inbe^ obfc^ISgig befd^ieben, unb gegen meitem
8iberflanb nmrbe ©emalt angemenbet. 2)ie reni>
testen ^ßafbren mürben abgefegt unb, ba fte tro
bcm i^r 9mt f ortfe|ten, gu @eU)* unb ©efongni
trafen oerurf^eilt S)ie iBerfoIgung erftredfte fid^
on^ auf bieSoiem^orfle^er unb anbete angefel^ene
Seneinbeglieber, imb 9Rand^e famen burd^ bie
%i§pfdnbungen um il^r 93ermögen. Sber aud^
bkfe 9la|regeln Derfe^Iten il^r 3iel. Sin Xl^eil
est|0g fi(^ ber Sebröngni^, inbem er nad^ Omenta
nab Xiifiralien auSmanberte unb in ienem Sanbe
bie ,9nffaIO'@9nobe'' ober „bie au§ ^eu|en auS«
gnoonberte lut^fc^ JKrd^e'' bilbete. 2)ie übri«
geBHicbenoud^inber^eimatfianbl^aft. 3)a3iBor«
ge^ ber Se^rbe erUMirb i^nen l^ier f ogar meitere
SefimnmgSgenoffen. 2)ie 93ett)egung gegen Union
nb Igenbe tuifjim nid^t blo^ in @d^teften eine mei«
Im Suä)e(nung on, fonbem tl^eilte ftd^ aud^ an-
beten ftoninjen beS ftönigreid^S mit namentUd^
$ofen unb Sad^fen, ber 9Rarf unb $ommem.
Sie $oIUif ber (gemalt fteOte fid^ immer mel^r aU
Berfe^Ü bar, unb als 1840 ein Zl^ronmed^fel ein-
trat, untrbe enblid^ eine anbere Sal^n eingefd^tagen.
Sridnid^ SBil^m IV. leitete, inbem er bie ge-
jnigenen öfteren in ^^eil^eit fe|te, alSbalb tJfrie-
bea&NTi^onblungen ein; aOein eine SBiebert)ereini-
gmg UNtr nid^t mebr mdglid^. S)ie @e))aritten
gobm tndmtfyc auf einer Seneralf^nobe ju 93reg-
loB 1841 ft^ eine fefte SBerfaffung, festen eine
de tner 3a^ jufommentretettbe, auS ben im Smt
kJM^fid^ ®eißlid^en unb einer ^njal^t DonSaien-
be^ttKrtrn befiel^be @^obe als l^öd^fte gefe|-
gtebe (SmcHt unb Sp^eDationSinfianj ein unb
fftaeten ein in ber gleiten 3eit neu ju mdl^IenbeS
Oieifini^collegium oTS ^öd^fte regierenbe unb
MMOenbe Sel^drbe an. €o gemährte gfriebrid^
90^ IV. il^ am 23. 3uli 1845 bie fogen.
•deukimceffion unb mit i^r bie gfreil^eit, befon-
bere lutl^etifd&c ©emeinben mit bem Siedet einer
moralifd^en ^ctfon untet einem gemeinf amen Äit-
d^entegiment 5U bilben. @ine nod^ nö^ete Siege-
lung erfolgte in ber fogen. ©pecialconceffion bom
7. «uguft 1847. ®ie ©efeflfd^aft sö^tte bamalS
22 Pfarreien mit ctttja 19 000 Seelen. S)aSfelbe
Sal^r btad^tc il^ fofort einen beträd^tlid^en 3u-
mad^S. SS fd^loffen ftd^ il^r meistere ©eiftlid^ mit
Xl^eilen il^tet ©emeinben an, benen innetl^alb ber
SanbeSfird^e baS 93efcnntni& nid^t gemalert ju fein
fd^ien, gegen 10 000 ^etfonen. ©benfo ttatm \i)x
in einigen beutfd^en (Staaten au^etl^alb ^teu^enS
©efinnungSgenoffen bei. ®ie ©efammtgal^l ftleg
balb auf 50 000. ®ie ©efeEfd^aft mat bamit auf
il^tem ^öl^epunft angelangt; nad^ futjet 3^it be-
gann bet ;itx^a{i. 3nbcm bet ifompf nad^ Sinken
jutüdfttat, ttatcn bie inneren ©cgcnfä^e ]^ert)or.
SBenn aud^ in ber Sblel^nung ber Union unb Sgenbe
ffiinmütl^igfeit l^errfd^te, fo gingen bieSlnfdftauungen
in üerfd^iebenen anberen fünften auS einanber.
®ie ^auptbiffetenj httta\ ben Äitd^enbegriff . S)ie
SKajotitot, an bet ©pi^e §)ufd^fe, ber SDitcctot
bcS Obetfitd^cncollcgiumS, fal^ in bctftitd^e einen
anftaltlid^en OtganiSmuS, bem als fold^em bet
Kl&atoftet göttlid^et Stiftung guf omme. 6ine flei«
nete ^attei, gcf ül^tt bon bem $aftot ®iebrid^ t)on
3abcl bei SBittftodt, befd^tönfte bagegen bie ©id^t-
batfeit bet ffitd^e auf bie $tebigt beS SBotteS
unb bie ©penbung bet @actamente unb bean»
fptud^tc füt bie einzelnen ©cmeinben üöllige Selb-
ftönbigfeit unb Unabl^öngigfeit. S)ie 93etotbnung
t)om Salute 1858, bafe bem allgemeinen Äitd^en-
gebete fottan eine gfütbitte füt baS Obetfitd^en-
coKegium beijufügen fei, fül^tte jum Stud^. S)ieb«
rid^ befämpfte bie Dbetbel^ötbe mit fold^et Seiben-
fd^aft unb §attnädfigfeit, ba^ et im Stül^jo^t 1862
feines ^mtcS entfe^t metben mufete. 2Jlit il^m
fd^ieben Slnbetc auS, unb im folgenben ©ommet
üeteinigten fid^ bicfelben auf einet S^nobe gu
ajlagbcbutg fof Ott gu einem eigenen Äitd^ent)etbaiü),
bet ©mmanuelf^nobe, mie fie benfelben nannten.
®et SttfaD umfaßte etma ein ©rittet bet 93teSlauet
ffitd^e.
9lud^ an einigen anbeten Orten unb nod^ in
fpötetet 3cit fam eS ob bet UnionSangelegenl^eit
obet oetmanbtcn S)ingen gum 93tud^ mit bet 2an-
beSfitd^e. S)tri bicfet ©el)atationen üetbienen
menigftenS futg etnwl^nt gu metben. 3m ®to^-
l^etgogtl^um Reffen octfogten 15 ©eiftltd^e bet ouf
bet SanbeSf^nobc 1873 betatl^enen iKtd^cnt)et»
fajfung megen il^teS unioniftifd^en Kl^ataftetS bie
Snetfennung unb conftituirten, als man fic 1875
abfefete, bie „]xm lutl^erifd^efiitd^e in Reffen". —
3n init^effen ctl^oben gal^ltcid^c ©eiftlid^e ^toteft,
als nad^ bet ©inoetleibung beS SonbeS in ^teufeen
(1866) bie btei Eonpftorien, meldte biSl^et beftan«
ben l^atten, in eineS oetfd^molgen mutbcn (1873).
S)ie tSfolge mat 9lmtSentfeJung, unb 16 ®emrin-
ben blieben il^nen ttcu, ol^ne übrigens auS bet
SanbeSfitd^e auSgutteten. — 3n ^annobet üetan-
la^te bie infolge beS pteu^ifd^cn En)ilftanbSgefeJeS
851
Suttt)inu§, her 1^1.
352
t)om Saläre 1874 auföcpellte neue SrauungSorb«
nung einen 93ruc^. S)et $aftor unb ©irector be§
9Riffion§feminar8 in |g)eTmann§burg, X^.paxm^,
Derwarf pe, ba bie Kiüilel^e gar nid^t atö S^e cm=
erfannt werben bürfe, unb grünbete, feines ^mte§
entje^t (1877), mit bem größten S^eil feiner ®e«
mcinbe eine gefonberte lutl^erifd^e Äird^e, weld^er
f<)äter 15 anbere ©emeinben mit tttoa 4000 Seelen
fld^ onfd^loffen. (Sgl. SBangemonn, Sieben ©üd^er
jnxupifÄer iHrd^engefd^id^te, 3 93be., ©erlin 1859;
3. C). ÄurJ, Äird^engefd^id^te, 11. «ufl. 1890,
§§ 176. 190. 193.) [ö. gfunf.]
(^uMinns (SeobowinuS), b er 1^1., Stifter bcr
«btei ÜJlettlod^ unb ßrsbifd^of Don Xrier (698 bi§
713), flammte auS einem ber Domel^mflen ©e»
fd^Ied^ter be§ 3fran!enlanbe§, ba§ t)on feinen 93io«
grapl^en auf bie fränfifd^en Äönige jurüdtgefül^rt
toirb. S)ie ^erüonagenben Einlagen beS ® eifteS unb
§erjenS, toomit bie Statur i^^n ouSgeftattet, ge=
langten unter ber forgfältigen grjiel^ung feiner
frommen 6(tem, ©ertoinuS unb ©unja, fottjie
feines l^eiligen Ol^eimS, beS trierifd^en Sifd^ofS
93afinuS, ju fd^önfter Entfaltung. S8on feinem
Äönige ju ben l^öd^ften SIemtem unb äBürben er»
^oben, im 93eflje großer Seid^t^ümer unb einer
tortrefflid^en, tugenbl^aften ©attin, fonnte Sut»
toinuS bennod^ in biefen ©ütem nid^t bie ttjal^re
3ufriebent)eit finben; auf §)ö]^ereS unb SeffcreS
toar fein §erj gerid^tet, unb er befd^lo^, ber SBelt
%ani unb gar $u entfagen, um fid^ auSfd^Iie^Iid^
@$ott unb bem Streben nad^ SSottfommcntieit ju
n)ibmen. 3n bem fd^önen Sl^ale oon OJlettla^,
tttoa 40 km füblid^ Don Srier an ber Saar ge»
legen, brad^te er, nad^ ber Segenbe infolge eines
©efi^teS, fein lange gehegtes Sorl^aben jur ^uS»
fül^rung. §ier erbaute er juerft ein Oratorium ju
6^ren beS |l. S)ionQfiuS. ®er Sag ber ginttjeil^ung
beSf elben, ber 9. October, würbe aud^ in fpäterer Seit,
infolge eines Don Derfd^iebenen trierifd^en Sifd^öfen
ber abtei gegebenen ober erneuerten Privilegiums,
In einer eigentt)ümlid^en SBeife gefeiert, inbem nid^t
n)eniger als 76 namentlid^ benannte ^faneien auS
ber Umgegenb an jenem Sage bortl^in ju maH«
fal^rten oerpflid^tet waren, ein ©ebraud^, ber fii
bis l^eute als ein freiwilliger erl^alten l^at, nur baj
bie SBattfal^rt auf ben Sonntag oor $fingften t)er=
legt worben ift. S)iefem Oratorium folgte ber 93au
eines ÄlofterS unb nod^ jweier Äird^en, öon benen
bie Heinere bem 1^1. $etruS, eine größere Sapfa
ber aDerfeligften Sungfrau gewibmet war. ®ie
Seit ber ©rünbung ber Sbtei ÜJlettlad^ wirb in
bie 3a^re 695 — 698 ju fejen fein. Senebictiner
waren eS, benen SutwinuS feine aud^ mit reid^em
©runbbefil auSgcftattete Sd^ö})fung übertrug, unb
nad^ bem Sobe feiner ©attin jog er J\i) felbft
bortl^in jurüdf, um als einfad^er TOöndj ba|elbft
feine Sage ju bef daliegen. 3nbe^ !ann fein 9lufent=
tialt im ff lofter nur hirje 3cit gebauert l^aben, ba
er als ber 9lad^folger feines Of eimS SaftnuS auf
bem erjbifd^öflid^cn Stul^le oon Srier fd^on am
1. Sloüember 698 eineUrfunbe unterjeid^net (Hont-
heim, Hist. dipL Trev. I, 90). ®ie grjöl^lung
feiner Siograp^en (Gest. Trev. I, 71), ba^ er
aud^ Sugleid^ ©ifd^of t)on 9teimS unb Saon ge«
wefen, ift nad^ ben SSollanbiften (AA. SS. Sept.
Vin, 164 sq.) in baS SReid^ ber Segenbe m Der«
weifen, ba er in ben 93ifd^ofSliftcn biefer ftird^en
nid^t erwähnt wirb, unb ba für SeimS aud^ feft«
fte^t, bafe SU biefer 3cit ber 1^1. SRigobert (692
bis 717) auf bem bifd^öflid^cn Stul^le fafe. Subefe
fann man jugeben, bafe Sutwin an lejterem Orte
im 3. 713 ftarb. 95on l^ier brad^ten bie Srierer
feinen Seid^nam nad^ feiner SSifd^ofSftabt ^urüdf,
um il^n bafelbfi beijufe^en. ^IHein — fo l^eifet eS,
wie in fo Dielen anberen fiegenben Don ^eiligen —
eS war nid^t mdglid^, baS Sd^iff, weld^eS il^n trug,
an^S Ufer ju bringen, fo ba| man auf ben ®e-
banfen fam, eS ftd^ felbft ju überlaffen; unb nun
wanbte eS f\ä), wie Don unfid^tbarer §anb geleitet,
fhomaufwärtS nad^ JKettlad^ ju, wo eS Don felbft
an'S Ufer trieb unb fülle lag. §ier fanb ber Stif-
ter ber abtei feine le|te Sul^eftätte in ber «ofllüa
ber aDerfeligfien 3nngfrau. S8on Dielen 35Bunbem,
bie an feinem ©rabe fotten ftattgefunben l^aben,
berid^tet ber K^ronift beS fflofterS (Miracula
S. Lutwini, Mon. Germ. SS. XV, 2, 1261 ad
1268). 3m 3. 1494 lie| ^bt S^ilmann bie ©e-
beine in ein anbereS ©rab übertragen, unb Don
biefem rül^rt aud^ Dietteid^t bie Don Srowcr (AnnaL
Trev. I, 363) mitgetl^eilte ©rabf(^rift ^er, in
weld^er il^m mit Unred^t bie nie Don il^m befleibete
SlbtSwürbe beigelegt wirb.
6in eigentpmlid^eS SSerl^ältni^ war eS, in wel-
d^eS Sutwin bie Slbtei SDlettlad^ ju ben trieri«
fd^en Sifd^öfen fe|te, inbem er fie mit all il^ren
feepfeungen unter bereu ©ewalt ftettte. ®ie auf
i^n folgenben Sifd^öfe werben aud^ sugleid^ als
Siebte Don 3Kettlad^ bejeid^net. «IS fold^e fül^rt
ber K^ronift beS ftlofterS SBeomab, SRid^bob, §etti,
Sl^ietgaut , Sertolf unb JRatbob an. 9lud^ §ont-
l^eim (1. c. I, 74) fagt: quod (coenobium Medio-
lacense) Trevirensium Pontificum quoddam
veluti Seminarium factum est. S)aS fann aber
nid^t in bem Sinne Derftanben werben, als feien
bie ©enannten Dor il^rer 6r!^ebung auf ben erj-
bifd^öflid^en Stul^l Siebte Don JJlettlad^ im eigent«
lii)tti Sinne beS SBorteS gewefen. Slid^bob warb
als Slbt Don Sorfd^ jum grjbifd^of Don Irier er«
wäblt; Don aScomab l^ei^t eS bei §ont]^eim (1. c. I,
120, not. b): Fuerat ante S. Maximini abbas.
SBcnn bie Setreff enben alfo Siebte genannt werben,
fo fann baS wol^l nur bal^in Derftanben werben,
ba^ nad^ ber SScftimmung SutwinS ber jebeS«
malige Sifd^of Don Srier als fold^er aud^ Slbt Don
TOettlad^ war. S)arauf beutet aud^ l^in, bafe ber
Kl^ronift in ben Miracula fagt, bie grjbifd^öfe
l^otten kröpfte unter fid^, wcld^e 3Kcttlad^ regierten.
§atte Sutwin burd^ bie Stellung, wcld^e er ÜRctt«
lad^ gab, etwa ben 3tt)crf Dcrfolgt, feiner Stiftung
einen ftarfen Sd^uJ ju fidlem unb für i^r matc«
rielleS unb geiftigeS SBol^l bcftenS Sorge ju tra«
gen, fo würbe bcrfelbe fcineSwcgS immer eneid^t
sss
SusetnButg.
354
foSi man bem Serfaffet ber Miractda (glauben
fd^enkn boxf . 3)erfelbe fd^Ibert gerabe bie Qtit,
m toeU^ SRetÜaiJ^ unter ben trierifd^en St)»
KjdfiUtn poid), Ott eine nienigfiend in materiellet
^infid^ für bie Hbtei unglüdlid^e, „ba ein jieber
iNm il^en, looS il^nt am liebflen nmr, ouS bem
iRoßcr no^m unb bie Srmut beS 93iSt]^um8 ouS
bem tUberflul beS ftCoflerS bedte", md^renb er
aibemfeitS (mä^ pglei(i^ gejlel^t ba^ unter il^nen
wodi langt S^i l^inburd^ Sugenb unb SBiffenfd^aft
bin^len. Sod^ mu^ bestteifelt »erben, ob alle
9if<^fe jenen Sommrf t)erbienten. Stotbob (883
bü 915) fc^eint oUerbingS feine gro^e $retgebtg>
feit gegen anbere iHöjler jum Xl^eil auf Soften
VtMa^ geübt }u ^ben^ fo ba| bie Unsufrieben»
bot ber 9tSnd^ unter i^m jmm offenen ^iuSbrud^e
to«. Der bamolige ^ropft Sdbert protejHrte gegen
biefe Seeintrdd^pungen als bie Sted^te be§ er}>
bifd^ofS ubcrfd^ttenb^ to^fyäb er t)on le^terem
femer €telle entfe^ mürbe. S)ur(!^ SSermittlung
bd $c^pe3 nnb ftdnigd ftorl be§ 2)id(en erhielt
er {ebod^ feine SBürbe mieber^ unb eS mürbe bem
CiSb^^ onfgetogen, nid^t nur Don ferneren 99e»
f^äbigmmen ber äbtei absuftel^en, fonbem il^r
mid^ba8(&itnffene}urüd()uer{)atten. 9lod^@d^Itm«
aercS ober erfu)^ bie ^tei unter bem trieri«
Mn 8icd>onrinuS SBicelinuS, ber fie in fold^er
Setje bdnrudtte unb plänberte, ba^ bie grö|te Sr«
■Bt nnb 9lot^ unb infolge beff en aud^ $erf aS ber
Hdjletlid^ Saift unb €itte eintrat. 93effer mur»
bm bie Sufionbe unter Srgbifd^of Slotbert (930
M 941). er I58te bad bisberige 93erbaltni| ber
ntei f;m er^bifd^bflid^en €tub!e t)on Srier unb
gab t^ eine felbpnbigere Stellung unter einem
ebnen Sbte. Segeid^nenb für ben tiefen SßerfaU
Shtfla^ jn biefer 3eit ift ber Umftanb^ ba^
Sotbert unter ben SRönd^en ber ^tei feine fßer»
fMßd^feit fonb, meld^er er bie Steform auDer«
tnmen fomtte; fo erbat er ftd^ eine fold^e aud
kern fflofier 3nben ((Somelimänfier) bei Sad^en
m bem Sbte Statmid^ 941. URit Slatmid^ be*
9nn bie Slntejeit ber «btei. unb mit mt 92t}0 n.
n 1095 erreid^te biefelbe i^r (Snbe. S)ie bier-
Kt bejeUbiete Seriobe ifi }ugleid^ bie 3eit eines
regen rniffmfd^ftlid^ €trebenS. Unter Slatmid^
mß mld> als beroorragenber Se^rer an ber JHofter«
Ntnie (SennanuS genannt^ „ber gele^rtefte ^Rarnt
«Kit sab breif. TOetßad^ 9R5nd^ merben nad^
SeiiiS fu bem berübmten ®erbert, bem fpötem
fopiß Splbefier IL, gefanbt, um bei i^m fid^
Sif^fd^ anjueignen, unb ®erbert bleibt, mie
ctayÄie Sriefe beSfelben }eigen, in regem SSerlebr
mü ber Sbtei, bef onberS mit bem gelehrten Stemi»
gim, bem todtem 9bte ; le^teren f öS f elbft jf aif er
Ctto m., Herberts ^reunb unb @(bfiler, nad^ bem
8eri^ mm ZritbemiuS unb 93romer in einem ® e>
M^ gefeiert bakn. 2>er93erfa{fer berMiracula
Wlbtd übn c^S einen Sebrer tum fold^m Stufe,
M^ tüOt 9R0nd^ nnb SIerifer auS allen %i)nUn
Hinhaf ficb um feinen Sebrflubl fd^aarten . . .
nb, no^ ^onfe }urudFgefebrt^ bie iflaißaxn unb
alle ®egenben ®aQienS mit bem Sid^te ber ÜRett«
lad^cr ^flansfd^ule burdjgoffen*. — ^at bie ®e*
d^id^te ber 9btei in ber tjfolgejeit aud^ nid^t be-
onberS bert)orragenbe@))od^enober berühmte SRän-
ner }u t)er3eid^nen, fo famt bod^ ibr 3ufianb in
fittlid^er unb religibfer ^infid^t im 9ÜD[gemeinen
als ein günftiger betrad^tet »erben ^ 3«iten tiefen
93erfaIIeS laffen fld^ menigftenS md^t nad^meifen.
3n ber fransöftfd^en 9tet)oIution entging fie nid^t
bem Soofe^ baS aud^ bie übrigen religiöfen ®e«
noffenfd^aften traf. S)er iejt nod^ bcftc^enbe, im
3. 1728 begonnene S3au battc 1772 feine Sott-
enbung nod^ nid^t eneid^t. SIS ein merfmürbigeS
unb fd^öneS S9aubenfmal auS bem Snbe oeS
10. SabrbunbertS ift nod^ ber aDerbingS in ein-
zelnen Sb^il^ reftaurirte fogen. „alte Sburm"
geblieben. (93gl. Sager, Urfuiü>lid^e ©efd^id^te ber
mtei gKettlad^, Irier 1875, mofelbft bie Duetten
im ßittjelnen angeführt flnb.) [Sager.]
(^nimHxtf §au))t|iabt beS gleid^namigen
Qixo^'f^ttiOQtfyim^ unb ein bem römifd^en Stubl,
Dielmebr ber ^ropaganba unmittelbar unterftettteS
99iStbum. I. @tabt unb Sanb Suiemburg der»
banft feinen Urfprung unb 92amen einer auf bem
nadtten ^elSDorfprung jmif d^en ben SBinbungen
ber Stjett errid^teten 99urg Sucilenburd^, b. b*
„fleine Surg", fpoter „Süfeelbura", feit ber SBlitte
beS 16. 3abrbunbertS cÄer „Sujemburg" gc»
fd^rieben. S)er fränfifd^e öauSmeier ftarl SKartett
fd^enfte 738 bicfc »urg ber «btei ©t. aRajimin
5U Srier. SDurd^ Saufd| gegen anbere ®üter er-
marb @tegfrieb, ein in ben ^rbennen unb an ber
©aar unb SDlofcI begüterter ®raf, 963 baS alte
@d^Io| Sudlenburd^ unb erbielt bei 9lbh)efenbeit
Otto'S beS ®ro6en oom Steid^Dermefcr 95runo bie
Srlaubni^, für fein Sanb nad^ ber Surg ben
9lamen einer ®raffd^aft Sü^elburg an^unebmen
(Berteis, Hist. Luxemb. , ed. Brimmejr et
Michel, 38). ©iegfriebS crfte ©orge mar bie
SBteberberftettungbeS oaufättig gemorbenen ©Stof-
fes; er mad^te barauS ein tü(btigeS SBottmerl gegen
bie Singriffe auSmärtiger Qfeinbe. ®ie jablret(|cn
^anbmerfer unb 99auem, bie er }ur ßrbauung
beS ©d^loffeS unb ^ur SuSrobung ber umliegen-
ben SBalbungen berief, liefen fid^ auf ber mcftlid^
ftd^ bi^ii^b^nben Sbene unb am Su|e ber 93urg
nieber, unb fo legte ©iegfrieb ben ®runb jur
Oberftabt unb ju ben iBorftübten Slaufen unb
fßfaffentbal. SDerf^fifd^marftmit ben umliegenben
®ebäuben bilbete bie erfte ?[nlage ber Oberftabt,
bie ber ®raf mit SRingmauer, ®raben unb jieben
Xbfirmen befeftigen liefe. Slud^ für bie religidfcn
Sntereffen ^at ©iegfrieb auSreid^enb gef orgt. 3u*
folge einer bem Ausgange beS 10. SabrbunbertS
angebörenben 9loti5 lief ber ®raf am 5. unb
6. 9loüember 987 burd^ ben ©rjbifd^of ßgbert Don
Syrier in castro Lucilenburco eine jf apette unb
eine größere, mit mebrcren Slltären unb geräumi-
ger ftr^^jta öerfebene ©afilifa einmeibcn (Mon.
Genn. SS. XV, 2, 1282). ®iefe beiben ©otteS«
böufer bienten UHxbrfd^einlid^ t)on ba an ber Ober*
12
865
SusemButg.
85«
ftabt unb ben Unterftöbten als ^forrfird^e^ idö^»
tenb t)orIäufl9 bie übrigen Säetoo^nerbet Umgebung
t^eilS gu äBeimerSürdQ, tl^eitS ju ^oUeri^ ein«
ge))farrt blieben. SBteUeid^t l^ot ein in biefer 93a«
^lila }u ©^ren bed l^eiligen ßi^engelS SRid^ael
confecrirter ^Itar 9nla^ gegeben, bie ]päitt an
biefer ©teEe erbaute ^farrfird^e @t. aRidftetöfird&e
}u l^ei^en, meldten 92amen fte jeM nod^ trägt. S)ie
Sorftobt ®runb l^atte bereits früher in ber @t. Oui«
rinSfopeSe ein eigenes ^eüigtl^um, baS UHil^rf d^ein«
lid^ aus frönfif d^er Stii l^er batirt. ®er mit il^rem
Urfprung ber @tabt aufgebrühte religiöfe Sl^a«
ralter blieb il^r au(^ in ber infolge gemalert. 3ur
©ül^ne einer an bem Si^bifd^of ©berl^arb Don
Xrier Derübten ®emattt^at grünbete ®raf ff on«
rab L 1083 auf bem ^lateau, auf bem baS @d^to|
ftenb, ein aSenebictinerflofier, baS toegen feiner
prad^tDoKen jtird^e htnmeg SIbtet SRünfier ge-
nannt würbe. 3n ßrrid^tung frommer Stiftungen
wetteiferten mit bem ®rafen aud^ bie ^Bürger. 9D[S
bie 93ek)ölferung ber Oberftabt immer ^unal^m,
mar eine Erweiterung ber Slingmouer geboten, bie
nunmehr }w5lf %})wcmt entfielt unb fid^ nad^
2Beften bis }um l^eutigen SBiJD^elmSpIal unb ber
@rabenftra^e erftredte. Salb nad^l^er erbaute
§einrid^ ^egelon, ein frommer SSürger, 1120 als
jweite ^fanfird^e bie ©t. TOcolaus6r(^e, bie un«
geföl^r ben $Ia| einnal^m, auf bem je^t baS Stam'
mergeböube fie$t. Unter bem friegerifd^en ®rafen
^einrid^ IV. (1186—1196) würbe bie ©tabt
wieber Dergrögert unb derfd^önert. 2)aburd^ würbe
$Ia| gewonnen, ba| unter ber glanjDoIIen Sie«
gicrung ber eblen grmefinbe (1196 — 1246) fld^
bereits im % 1223 bie t$franciScaner in ber @tabt
nieberlaffen unb balb barauf ein ftlofter auf bem
je^igen 9Bi%ImS))Ia| (ffnobeler) begleiten tonn-
ten. 2)ie 2)ominicaner würben im % 1292 burd^
Seatrij, ©ema^^lin beS @raf en §einrid^ VI., nad^
Suj^emburg berufen (Berteis 242). 92ad^bem
Unterer in ber @d^Iad^t bei SBorringen 1288 einen
rul^mooUen 2:ob gefunben, übemal^m 99eatns bei
ber aßinberiöl^rigfeit i^reS ©ol^neS ^einrid^ bie
Seitung ber ©efd^öfte. Sie tl^at bic| mit ebenfo
Diel ©efd^idE als Sinftd^t. 3)abei Demad^Iöfftgte
jie bie Si^iel^ung il^rer ffinber feineSwegS. Siner
il^rer ©öl^ne, SlamenS ©albuin, würbe 1308 6rg«
bifd^of t)on Srier (f. b. «rt. I, 1883) unb jeid^-
nete ftd^ nid^t weniger auS burd^ ben ©tauA feiner
Zugenben, als burd^ firaft unb ßntfd^iebenl^eit
in ber ^ül^rung feines oberl^irtlid^en 9mteS. San!
feinen SSemül^ungen würbe fein 93ruber, ®raf
^einrid^, für) nad^l^er in ^ranffurt einftimmig
)um ffaifer gewöl^It unb am 6. Januar 1309
als ^einrid^ VTE. ju Slad^en gefrönt, ©eine ®e«
mal^Iin, bie ffaiferin SKargaretl^a, unterHefe nid^t,
biefeS rul^nwolle Ereignife burd^ eine fromme @tif «
tung in ber SSaterftabt ifreS ©emal^lS ^u Derewi«
aen. SereitS 1308 äufeerte fie ben SBunfd^, in
Sujemburg eine ffird^e fammt einem §)oft)itaI, in
weld^em bie armen flranfen §ilfe fönben, auf
eigene ffoften erbauen ju laffen. 2)er ffaifer er«
Hörte ftd^ einDerfhnben, unb beffen Sruber, Sr)-
bifd^of 93albuin t)on Srier, genelgmigte ben $Ian.
SDie JHrd^e warb bem 1^1. Sol^onn 93at)tifi geweift
unb am 6. Sanuar 1310 t)on feibifd^of 93albuin
confecrirt; fte biente feitbem ber SiorftaDt ®runb
als ^fanfird^e. 2)aS baju ge]^örige^of))itaI tonxbt
gleid^faUS erbaut^ botirt unb in ber infolge burc^
milbe @aben Dieffad^ bereid^ert. 2)ie Srl^ebung
ber Su^emburger @lrafen auf ben beutf d^en ftaifep-
tl^ron brad^te bem ©tammtanb Su^emburg wenig
Sortl^eile. ©d^on ftarl IV., ©ol^n 3o]^annS beS
Slinben unb Snfel ^einrid^ VII., Dermod^te, ha
er 0II5U fel^r mit SDeutfd^Ianb unb SJöl^men be«
fd^öftigt war, bie ®raffd^aft Su^emburg nid^t in
il^rer Do&en ^ntemtöt p bewol^ren ; er übergab
nad^ ad^tlöl^riger sBerwaltung feinem 99ruber äBen-
jeSlauS nur ein verringertes Srbe unb fud^te rUpx
baburd^ }u entfd^übigen, bafe er 1354 baSfelbe )tt
einem ^er^ogtl^um erl^ob. S)od^ balb l^örte Su^em-
burg unb baS neue ^ergogtl^um auf, burd^ ein«
l^eimifd^e f^ürfien regiert }u werben. 6S fam |u-
nöd^ft 1444 unter burgunbifd^e, bann burd^ bie
^eirat ^^üippS beS ©d^önen, beS ©ol^neS 2Ra£i«
milianS unb ÜJlarienS Don Surgunb, mit Sol^anna
t)on Saftilien, ber Srbin ber f))anifd^en Jhone,
1502 unter öfterreid^ifd^-f))anifd^e unb )ule|t burd^
ben t^rieben Don Utred^t 1714 unter öjterreid^ifd^
beutfd^e ^errfd^aft.
SBöl^renb ber fd^weren jfömpfe, bie mit bem
93eginne beS 16. Sal^rl^unbertS über Suropa l^er«
einbrad^en, bewalde Su^emburg baS i^m Don fei«
neu ®rafen aufgebrüdCte ®e))röge. 2[nSbefonbere
traf man in Su^emburg wirffame Snflalten, um
ber ^örefte Sutl^erS einen 3)amm entgegen)ufe|en.
3m 3. 1594 würbe baS SefuitencoSegium ge-
grünbet, 1634 nod^ ein gf^ügel an baSfelbe an-
gebaut, in bem \\ä) je|t baS ^riefierfemtnar be-
finbet. Swifd^en ben Salären 1613 unb 1618
entftanb bie 3efuitenfird^e, ie^t ff atl^ebrole. 3m
3a|re 1621 würbe baS ffapuainerflofter unb 1630
bie ffapujinerfird^e enid^tet. 3m 3. 1625 legte
ber 3efuit 3ctcob SBrocquart ben ®runb ju ber
iUhtttergotteSfapelle Dor bem el^emaligen 9leut]^or.
2)ie Srbauung beS ff lofterS ber Kongregation f öEt
in'S 3a]^r 1627; im folgenben 3a|re würbe bie
SongregationSfird^e (ie|t proteftantifd^e ffird^e)
aufgeführt. 3m % 1662 würbe bie ^rad^tDoÜe
t^franciScanerfird^e auf bem SBiD^elmSpIa^ erbaut;
^e war Su^emburgS geröumigfte unb bequemfi
gelegene ffird^e, würbe aber leiber 1830 abgebro»
$en. SuS SDanfbarfeit für bie 93ewa]^rung ber
©tabt Sujemburg Dor ben ©d^redtniffen ber fran-
5öftfd^en ffriege unb jum fernem Seiftanbe gegen
ber geinbe Angriffe erwöl^Ite bie ©tabt 1666,
im StnDerftänbnife mit bem ^rinjen Don Cbi-
mat), ®ouDemeur Don Su^emburg, bie ^eUtge
3ungfrau SKaria unter bem litel ^Sröfierin ber
Setrübten" jur©d^u^atronin; je]^3al^te fpdter
würbe fie in ber ®eneralDerfammIung ber brei
©tönbe 5ur Patronin beS ganzen SanbeS gewäl^It.
3ugleid^ würbe bie „OctaD" eingefü)^, bie feit
357
Su^emburg.
S58
1741 mit Um irierten Sonnlag nad^ Oflem 6e«
aiimt unb am barauffolgtnben Sonntag mit ber
Dctu^m SRuttergotteSproceffion fc^tie^t @eit-
fj/tt blieb Jene gfeier ein mol^red 9lationaIfeft^ baS
nngefd^iDä^t no^ l^e fortbefiel^t 3ur Pflege
ber annen ftranlen }tt ßaud unb im ^ofpitol be»
rief eine ebk 3)ame, ^aria 3om. im 3. 1672
Clifdbet^erinnen ouS Sad^en. Um biefelbe 3^it
oQo^ UM) ber 30j[öl^rige Arieg mit feinen ®ceueln
Soitf^Ianb Derl^eorte unb t^ranheid^ in S^erBin*
bmg mit bem colirinijlifc^ ^ollonb baS Su^em-
fair^ Sonb mit Arieg äber}og, liefen bie Su^em-
hager bie religiöfen 3nfKtute laSj/iitiä) auffommen,
Ott ebenfo oiefe 2>ämme gegen bie ^ärene. SBie»
bei^t mürbe Sucemburg möl^renb biefer Jhtege
DOB bcn Sroniofen eingenommen ; aber bie Occu»
IN^ion mar nie oon langer Sauer, me^l^alb ber
Wtfitt mit Slmlfid^t auf bad bourbonifd^e Sa>
Ki&iiiDap)>en Sucemburg fagen laffen fonnte:
.3^ bin idb, uiü> Silien oebeil^en nimmer auf
gdfen." Zief greif enber für Susemburg maren bie
Solgen ber franjöftfd^en Steoolution. %xi 10. 3uni
1795 ^ bie dfterreid^ifd^e Sefa|ung au§ ber
$e^g, unb bamit enbigte bie 5flerreid^ifc^e ^err-
f^ im ^erjogtl^m fiui:emburg. 3e|t trat eine
3eit fernerer, l^oder Prüfung ein. ^ie ^rangofen
Gifteten bie Xeligion, bie l^ier ftetd l^eilig gel^alten
iDorben mar, unb führten il^re „SSemunftreligion"
eil. Sie Hvcä^ mürben gefc^Ioffen^ 9Itdre^
ftaniel, &\odtn l^inauSgemorfen, bie ffreuje ab»
genommen. Sie Alöfter imb Die 3uf(ud^tS]^öufer,
wüdnt bie oerf d^iebenen Sbteien beS ^ergogtl^umS
ia ber ^au)>t|bibt litten, mürben auf gel^oben unb
qI§ Sotunutleigentl^um grö^tentl^eifö um ein Bpoü»
geO) oerfduft 9ud^ bie obenermal^nte SOtutter»
gotteSfotdle mürbe, naci^bem biefelbe in ein Sd^Iad^t'
(osft umgemonbett morben, fp&ter abgebrod^en.
Qflterbeffen führten bie ^rangofen an il^ren t^feft»
tagen bie SSemunftgöttin, einen Stein ber IBaftiHe,
einen ^ßitg u. f. m. in ber Stabt uml^er. Sie
Siiil^ttftrd^ mürbe als Ütationaltl^eater etngerid^«
tct imb biente gleid^eitig afö Secabentem))el. Sei*
te mmrbe burd^ bie gemaltfamen SSorgdnge feit
ba fromöfifd^ Steoolution aud^ baS religiöfe
Beben fe$r gefc^äbigt unb oerflad^t. Sie Supern»
hnrger, bie bo<4^ als Sofep)^ IL ba§ 2:ragen beS
dnoboibilbefi bei ^roceffionen verboten l^atte,
baSjdbe bamalS in einem 2Bagen l^erumgefül^rt
totten, hielten bie StuttergotteSproceffton, bie ju»
kjd 1795 mäl^renb ber 93elagerung [tattgefunben,
ap im 3. 1810 mieber ab, obgleid^ fd^on feitl804
bff fat^Iifd^ SuItuS mieber ju freier ^Sübung
gdangt mar. 3nfoIge beS SBtener 93ertrage§ oom
9. Simi 1815 mürbe baS Susemburger Sanb gum
OmUcqogt^um erl^oben, al§ ein unabhängiger
&ad hm beutfd^ Sunbe einverleibt unb an ben
fiaig ber SKeberlanbe abaetreten. Sie ^^ftung
Siqcraibiirg mürbe utr 93unbe§feftung erflört unb
o^tt einen ))reu|ifd^9RiIitörgouoerneur. IBeim
IiOm^ ber Mgifd^ SleooIuHon 1830 blieb
bie ^fättptfUibt, meldte armirt morben mar^ aSein
bem red^tmä^igen ^errfd^er treu, möl^renb bad
ftad^e Sanb jum 9nfd^Iu| an ^Belgien genötl^igt
mürbe. So mürben Stabt unb Sanb oon einanber
getrennt. Somit mar bie ^auptftabt in lird^Iid^er
^ejiel^ung in eine 9lot]^lage gebrad^t, meld^er ber
opoftoHfd^e Stul^I baburd^ abl^If, ba| er in ber
$erfon be§ ^fanerS oan ber 9loot einen eigenen
opoftolif d^en SSicar ernannte. Sie| mar fär Sucem-
burg ber erfte Sd^rttt gur fird^lid^enSelbftönbigfeit.
n. »iStl^um. Unter ben fär bie 9HeberIanbe
neu 5U errid^tenben iBtStl^flmem, meldte ^l^ilip)) ü.
1559 «ßaul IV. in SSorfd^lag brad^te, befanb fid&
mä) Sucemburg. ®an^ eigent^mlid^e SSerl^ölt»
niffe liefen bießrrid^tung eines S3l§t^um8 in bie«
fer Stabt al8 bringenb notl^mcnbig erfd^einen.
Sie ©ebietStl^etlc nämlid^, au§ meldten bie ©raf»
fd^aft unb baS nad^malige ^ergogtl^um Supmburg
beftanben, maren oor il^rer ))olitifd^en Sinigung
in fird^Itd^er Öinfid^t oerfd^iebenen Siöcefen ein-
oerleibt. Siefer 3ufianb bauerte aud^ nad^ ber
})olitif d^en ©tnigung fort ; bal^cr fam e§, bafe 93i-
f d^öf e oerf d^iebener Siöcefen im ^ergogtl^um Sucem-
burg SuriSbiction auSjuüben l^atten. 93ei SBeitem
ber größte Sl^etl ftanb unter bem grjftift irier.
Siefem gel^örten bie ^auptftabt, femer 5 kleben-
fiäbte (©reoenmad^em, ©d^temad^, Srion, Sie»
fird^ unb SSirton), au|erbem 249 ^faneien mit
ebenfo oiel Succurfalen. 3n einem Sertrage Dom
3a]^re 1357 l^atte SßenjeSIauS, j^önig oon Sö^men
unb ^ttiOQ Don Susemburg, bem (Irgbifd^of oon
irier freie unb ungel^inberte SuriSbiction in bie-
fem ©ebiete eingeräumt, unb biefer Vertrag mürbe
im 3. 1548 gmifd^en bem SrgfKft unb bem^aufe
Defierreid^ erneuert (Würth-Paquet, Becueü
[manuscrit] des docnments relatifs au projet
d'eriger un evdche dans le pays de Liixem-
bourg, 1560—1790). fjfemer gel^örten jum SiS«
tl^um Süttid^ über 200, ju 3Rti 44, au MeimS
14, gu SSerbun 7 unb ju Äöln 3 Pfarreien (ögl.
BerÜiolet, Eist. eccl. et civile du duche de
Luxemb.vm, 1743,358.). Sief e 3erf})Iitterung
ber f trd^lid^en SuriSbiction in Sinem ^ei^ogtl^um
l^atte o^enbar il^re 9lad^t]^eile, unb md^t minber
bie $otiti! als baS geiftige fBclf)! feiner Unter-
tl^anen Deranla^ten ^l^ilipp IL, bie ßrrid^tung
eines SiStbumS in Sucemburg mit Sifer gu be-
treiben. Sen erften Sd^ritt jur SSermirflid^ung
biefeS ®eban!enS tl^at SOtargaretl^a oon $armo
bereits im 3. 1560. Unter bem^erjog Don 9Iba
mar ein DoKftänbiger $lan ausgearbeitet, oon $]^i-
Ii|)p U. genel^migt unb im 3anuar 1 5 72 burd^ einen
©efanbten ben Sifd^öfen oon Srier unb Süttid^ gur
Smpfel^Iung unb99efürmortung mitgetl^eilt morben.
3iaä) Sleu^erung oerfd^iebener IBebenfen erflärten
bie beiben ©ifd^öfe, fte mollten fi^ ber 6ntf d^eibung
beS ))ä|)ftlid^en Stul^IeS in biefer Slngelegenl^t
ooüftänbig fügen (Bertholet 1. c. 44). Sleid^
zeitig iebod^ beauftragten fte il^re Renten in 9iom,
ben $Ian ju l^intertreiben, unb bte| gelang il^nen
aud^. 9lad^ bem Sobe ^l^ilippS n. übertrug fßl^i-
l\pp m. üon Spanien 1598 feiner Jod^ter 3fa-
12*
859 Susemburg. 360
6eIIa unb il^retn ®ma^l Gittert t)ün Oefterreid^ einftimmenbeS ®utad^ten. Mein baS ©egentl^eil
Me Stegterung ber 9heberlanbe unb beS t^erjog» mar ber gfott. ÜRit @rünben, bte t)om fitd^en«
ifymH fiusemburg. Seibe, ben Su£em(urgem fe|r red^tltd^en Stanbpunite auS unn)tberleg(ar finb,
gewogen, nal^men, »enngletd^ DergebenS, ben ^lon bemeist ber SBerfaffer bie 9lot^menbtgIeit ber St«
ber Srrid^tung eineS 93tSt]^umS bafelbft toieber auf. rid^tung eine§ SJiStl^umS in Su^emburg unb meint,
am 15. 3R&q 1627 gab ber gräbifd^of t)on Srier ber Ihirfürft t)on Irier muffe felbft feine §anb baju
feinen Slgenten in Som feinen anfd^auungen ent» anbieten. 6r wibcriegt eingel^enb bie entgegen»
fpred^enbe Snmeifungen, erbat ?iä) jugleid^ bie gefegten ®ränbe, bie, „ol^ngeac^tet fie Don einem
Unterftü|ung ber er}bif (|5f e Don if öln unb ÜOtain) angef eigenen, geiftlid^en unb geleierten SSerf affer
unb manbte fid^ am 28. ^ril 1627 an ben ^a^ft, l^errü^ren'' (SBeil^btfd^of ^ontl^eim), bennod^ ^fo
bomit ol^ne Slüd^prad^ mit il^m aber ba§ in Su» feid^t" erfd^ienen. 3n Srier mi^fannte man bie
Semburg gu errid^tenbe SSiStl^um nid^tS entf d^ieben Xragn)eite bief eS ©utad^tenS feineSmegS. 3n einem
würbe. SereitS l^atte eine öom 26. Stpril 1627 aRinifierialüortrag Dom 29. 9Rai 1786 |ei^t eS:
batirte 9nttt)ort auS 9tom bem ßr^bifd^of Don «^Sd^ beforge, ba^ a\i^ Abgang guter ®rünbe man
Irier bie SSerfid^erung ertl^eilt, ba^ feine 6ntf d^ei- ber ferrid^tung eines eigenen SöiStl^umS ju Sujem»
bung erfolge, o|ne ba^ er gel^ört tt^ürbe. 3m 3. bürg mit einem guten Srfolge fid^ nid^t entgegen-
1687, ate ba§ ^rjogtl^um }eittt)eiUg unter fran- fe|en bürfte.'' Sleid^ttol^I bel^arrte ber Jhirffirft
|öftf d^er ^errfd^aft ftanb, tourbe baS ^oiect neuer- Don 2:rier auf feinem Stanbpunite. 2)aS Srfud^en
bingS angeregt, aber megen ber beftönbigen Jhiege beg ©eneralS Don Soben}!, entmeber einen 9if d^of
nid^t ttieiter Derfolgt, bis am 7. @e))tember 1701 ober bod^ einen l^dl^em Offidal für Su^emburg
ber ^roDinjialratf Don Sujcmburg baSfelbe mit ju geftatten, fd^Iug berÄurfürftam8.9R(fafj 1790
regem Sifer in bie ^anb na|m. Slid^t mit Unred^t ruiwweg ab (Dgl. Würth-Paquet 1. c). 9hir }u
erinnerte ber Statl^ u. a. an bie SuIIe $aulS IV. rafd^ mürbe aber burd^ bie franjöfifd^e SleDoIution
Dom Saläre 1559, moburd^mel^rere neue SBiStl^mer bie Sage Derönbert. S)a§ ^erjogtl^um mürbe aß
in ben 9HeberIanben feien errid^tet morben; aUe ,,2BäIberbe))artement'' bem franjiöftfd^n Staait
@rünbe, bie man bamalS l^ierfür geüenb gemad^t duDerleibt unb in ürd^Iid^er SSqiel^ung nad^ bem
l^be, f^öd^en bo))))eIt unb bretfad^ aud^ für bie Soncorbate Don 1801 ber 2)i5cefe ^e^ unter-
Srrid^tung eines ^SiStl^umS in Su^emburg. 3n« morfen. 2)tefer 3uft<^b bauerte aud^ nad^ ben
be^ erfud^te ber ßr^bifd^of Don Srier am 25. @e))> Stipulationen beS SEßiener SSertrageS fort. 3n
tember 1701 ben Ißapft, M bem fßroiect 5U unber- politifd^er SBejiel^ung mar Su^emburg Don 2)eutfd^«
fe|en, unb am 22.0ctoberl701 antmortete Sie» lanb unb ^oHanb, in lird^Iid^er ^inftd^t Dom
mens XL, i^m feien be^faKfige Unterl^anMungen fratqöftfd^en ^SiStl^ume 9Jle| abl^dngig. Somit
nid^t befannt, iebenfaOS aber merbe er bie Sterte mar felbftDerfiünblid^ mieberum ein ®runb gu
beS Sr^bifd^ofS Don Xrier in Sd^ul nel^men. ^S üni^l^eKigfeiten gelegt. 3)aB bie fßrieftercanbi-
burd^ ben ^rieben Don Utred^t baS Su^emburger baten im SuSIanbe il^re Stubien mad^en mußten,
Sanb 1714 unter öfieneid^ifci^'beutfdee ^errfd^aft l^aben bie^roDin^ialftönbeDonSu^emburg bereits
!am, al^nte man in Xrier eine SEßieberaufnal^me im3.1816 tief beflagt; j^efd^lugenDor, entmeber
biefer ({frage, me^l^alb man feit bem Salute 1726 auf bie ©rünbung eines SiSt^umS in Suj^emburg
fämmtlid^eS barauf be^ügli^e ^ctenmaterial }u ober {ebenfalls auf bte Sirennung beS Suiemburger
fammeln anfing. 2)od| erft am 15. September fianbeS Don ber 2)i5cefe 9Re^ bebad^t ^u fein. 3m
1764 Iie| bie waiferin ÜWaria Serejia ben ^rä« Solare 1818 !amen fle barauf jurüd unb trugen
fibenten beS Suxemburger ^roDingtalratl^eS um @r. ÜJlaieftöt bem ffönig unb ©roll^er^og bie un-
Sinfenbung aller bie Srrid^ümg eines SBiStl^umS geföumte Srrid^tung eines fßriefterfeminarS in Su>
in Susemburg betreff enben Sctenftüdüe bitten. 92un- semburg an (Les ötats provinciaux du Grand-
mel^r nal^m ber IriererSBeil^bifdeof^ontieeim bie Duche de Luxembourg de 1816—1830, Lu-
©ad^e in bie ^anb. gr meinte am 2. ÜKära 1772, xembourg 1890, 41. 145. 159). ®ie golge
man muffe in ©emeinfd^aft mit ben 93if d^öf en Don l^ierDon mar bie Trennung beS ©ro^l^erjogilumS
Äöln, SleimS, Süttid^, TOeJ unb SSerbun Dorgel^en Don ber ®iöcefe 3BeJ unb beffen Skreinigung
unb sugleid^ ben ff5nig Don t^franfreid^ in bie mit ber 2)i5cefe 9lamur im 3. 1822. ^IS infolge
®aä)t mit ^ineinsiel^en. S^gleid^ reid^te er am ber 9teDolution Don 1830 bie Seigier baS ganje
5. SKärj 1772 bem Äurfürften Don Srier bie Sanb mit SluSnal^me ber Stabt Sujemburg befejt
®rünbe ein, bie nad& feiner ^nfid^t gegen bie 6r« l^ieltcn, mürbe 1833 für bie ©tabt in ber ^erfonbeS
rid^tung eineS SiStl^umS in Sujcmburg fpräd^en. Pfarrers Dan ber 5loot ein apoftolifd^er SSicar er«
ffiod^ l^ötte man in ber crjbifd^öflid^en Kurie Don nannt. ©omit mar für Sujemburg bie fird^lid^e
Srier bie SSorfldftt, aud^ Don unbetl^eiligter ©eite ©elbftänbigfeit angebal^nt. 9lad^ ber im 3. 1839
über bie Qfrage ein ©utod^ten ausarbeiten ju laffen. erfolgten JRüdEf el^r beS beutf d^en SanbeStl^eileS unter
hierfür l^otte man benn in ber ^erfonbeSgel^eimen bie ^errfd^aft beS §aufeS Oranien mürbe burdj
^at^S§orisDonaRainjbenred^tenSKanngctroffen. SreDe Dom 2. 3uni 1840 baS ©ro^l^erjogtl^um
31^m mürben fömmtlid^e auf bie t$frage bejüglid^en Sujemburg Don T^amur abgetrennt unb )u einem
3lctenftüdtegefanbt,unbmanermortete5UDerfid^tIid^ apoftolifd^en SMcariat erhoben, moju bie meltlid^e
einmitberinSrierl^errfd^enbenSlnfd^auungüber« Regierung am 13. 3uli 1840 il^re ©enebmigung
861
SuseuiL
862
ed^eittt. 9m 18. 2)ecember 1840 fiD^tte ber
päi^iä^ 9hmtiu8 im Iboag, aotfgr. Slntomtcd,
We twUfidiibtQe Umf (^reioung be§ SprenaelS ox&.
Hüb alei(4 batouf, am 30. Secember, fünotgte ftd^
tMm ber 9toot als apofbafd^r SSicar an. 9Rit
0n>|et Sinfv^t unb Dielem ®efc^id leitete biefer
SRmiii bie ItKi^id^ SBertpaltwig be§ SonbeS. ^a
tt iebo^ in DorgerfiAem Stter toar, fo reid^te er
feine (lhitla{|una ein gnr 3tit/ ba 93ifd^of Saurent
Q. b. %t) in ^m DertoeUte. 2)iefer »arb nun
am a)>ofloHf^ SSicor t>on Su^emburg ernannt
SBoS tKm ber 9fa)ot fo fel^r gemünfd^t unb an«
gejht&t aber nid^t burd^fe^en lonnte^ bie Srrid^»
limg eines $riefterfeminard in Su^emburg, gelang
{einem Stac^folger. 2)urd^ |)irtetärief Don fitd^t'
mc| 1845 nxirb bie Crri^tung eines fßriefter«
feminarS ongelfinbigt unb fc^on nad^ Oftem beS«
felben 3a^ eröffnet 2)er ^orftanb beftanb auS
bem 3)ire€tor uno fed^ $rofef[oren, fämmtlid^
Pooffid^ befolbet {Rad^bem am 1. SRai 1848 iBi»
\S^ 8aurent3 prooiforifd^e Abberufung erfolgt
oar, nmrbe fein biSj^eriger Secretär, 9HcoIau§
IbmneS^ |um apolloltf d^en ^roDicar ernannt @§
trat nun an bie Slegierung bie Slotl^ioenbigfeit
einer befiniüMi Siegelung ber fir^Itd^en 93er]^ölt«
tiffe bepimmter l^an. 9iS }um Saläre 1854 mar
Me Segiemng ber Srrid^tung eineS ISiSt^umS ab»
geneigt Obgleid^ im 3. 1855 Sifd^of Saurent auS
bem Sege trat unb feine $er[on }um Opfer brod^te,
}ogenfi<$bennodb bieSkrl^anblungenjur befinitioen
(EriebigmtgberSiStl^umSfrage in bie Sauge. 3m 3.
1861 ffytüit %om ber Stegierung bie 9bftd^t mit^
bcB biS^gen ^rotncar ^bameS }um iBifd^of in
pirtibiis i;a, ernennen, maS aud^ itm Sal^rejpöter
gtfc^^. Sie 9nerfennung Don Seiten ber Slegie«
nag ging in bemfelben Saläre Oor fid^. 9lun tt)ur>
ben bte Ser^anblungen mit Stom }ur Srrid^tung
etnelSiSt^umSmieber aufgenommen, blieben aber
(Qu^ \M erfolglos. Sublid^, im % 1870, erl^ob
(iiklX. fiusemburg ju einer 2)i5cefe unb ernannte
ben bisherigen apoftolifd^en iBicar ^ameS ^um
erßen 9ifd^f t)on Susemburg. S)ie Anerfennung
um Seilen beS Staates erfolgte nid^t f ofort Unter«
beffen nmrbe SRfgr. AbameS am 25."2)ecember
1870 feierlid^ int^roniftTt, unb am 4. SRai 1871
boS ^mcapitel injkllirt 3m 3. 1872 hxad^it
aa4 bie Regierung eine SBorlage betreffenb bie
foi^^tong eineS SiStl^S ein, meldte am 30. ^ril
1873 Don ber ftammer mit großer ^Raioritöt }um
Ck{e| e^aben nmrbe. ^iema^ mürbe bie Sie«
jienntg ermod^tigt, in bte Srri^tung beS @ro|-
(e^og^umS ^m SiStl^um eingumiQigen unter ber
Scbingiing, ba| an ben }mif d^ ber Staats« unb
Sird^engeUKiIt be^el^enben SBe}ie]^ungen feine 93er«
iitenng flattfinbe, unb ba| bie beiberfeitigen
Sh^te unb fjßid^en fortan burd^ bie }ur 3eit gel«
toben SejHmmnngen geregelt blieben; ba^ ber
fKfil^f ben Dorgefd^ebenen Sib leifie ; ba| ber
Vj^ii^ 6tu]^ nur burd^ einen Susemburger
bef^t wecbt; ba| bie Smetmnng eines IBifd^ofS
ber 6iaatSbe^be gegenäber nur nad^ erfolgter
fouDeräner SBeftätigung in SBirffamleit trete. ffiaS
@t^aU beS Sifd^ofS i{} auf 6500 fjfranfen feft-
gefe^. 2)aS S)omca))iteI, beftel^enb auS einemSom-
propft unb 8 Somcapituloren, mürbe nid^t Dom
Staate botirt. 9(uf AbameS folgte als jmeiter
Sifd^of am 28. September 1883 3o^anneS ftop«
peS. S)aS SiStl^um i^ai jur (Sat^ebrale bie ^f arr-
Krd^e }u Unferer Sieben §rau (el^emalige 3efuiten«
lird^e) }U Su^emburg unb ift eingetl^eilt in 13 9De«
canate mit 255 ^faneien, 83 ftoplaneien wob
82 SStcarien. 9u|erbem finb nod^ mel^rere Ißrie«
fter im Sd^ulfad^e angefteut [$eterS.]
jMMtiüt (LuxoYium), ^tei beS Senebic«
tinerorbenS in ber 3rand^e«ISomtö, 2)e)). ^oute«
Saöne, 15 Stunben Don lBefan9on, gegrünbet
für) nad^ 590 burd^ ben % SoUtmoan (f. b. Slrt),
ber mit ^mölf fd^ottifd^en ober irifd^en ©eföl^rten
aus bem jf lofter Send^uir ober iBangor nad^ ®d«
lien gefommen mar unb ftd^ auf SBunfd^ (Sl^ilbe-
bertS in ben SSogefen niebergelaffen l^atte. Stau«
nenb unb tief ergriffen laufc^ten SoU unb ft5nig
ber ^rebigt beS im l^etligen Sifer erglül^enben
2)ienerS @otteS. 3a]^Ireid^e Sd^üler ftrömtenberbei,
unb balb erl^oben fid^ in ber 3BiIbni^ bie ftlBfter
SnnegraQ, ^ontaineS unb baS beibe überpgeinbe
Su^euil. So jal^Ireic^ mar bte Sd^aar ber SRönd^e
biefeS JtlofterS (nad^ Stnigen über 600, mol^l Sinne«
gra9 unb t$fontaineS mit einbegriffen), ba| man bie
fogen. laus perennis etnrid^ten fonnte, b. 1^. bie
SOtönd^e mürben iuDier bis fed^S Sl^öre abgetl^etU,
meldbe abmed^felnb bie canonifd^en ^oren ber Art
auf bxt 24 Stunben beS XageS Dertl^eilt fangen,
ba| in ber j^lofterürd^e beftönbig Sag unb 92ad^t
®otteS Sob erf d^aQte ; ö^nlid^ mie in Stgaunum
(St. 97laurice), St. Sen^, Stemiremont unb an-
beren m5ftem. 9IS um'S Sal^r 608 ober 610
ber l^eüige Stifter, meld^er ben 9uSfd^meifungen
ber £ierrfd^er fd^onungSloS entgegentreten mar,
baS ^urgunberreid^ Derlaffen mu|te, tmd^ ber
Sd^mei) unb Stalien gog unb bort Sregenj tmb
93obbio grünbete, mürbe baS jfloßer Suseuil im
®etfte SoIumbanS Don einer Steil^e l^eiliger 9Rän«
ner, bie gum Sl^eil nod^ feine 3ünger maren, auf
ber ^5^e feines Slul^meS unb in frifd^er ^lüte
erl^alten, fo ba| eS eine $flan}ftfttte ber SiDili«
fation, ein SuSgangSpuuft für bie Sefel^rung
unb Erneuerung beS Surgunberreid^ bis nad^
gflanbem, ein Sid^tberb für ganj Sleujlrien unb
Sluftrafien mürbe. Sie ©efd^td^te gbroinS (670)
unb beS % Seobegar (673) ift innig bamit Der«
fnüpft 3m 3. 732 mürbe baS fflojier burd^ bie
Saraccnen gerftört; ftart b. ®r. erl^ob bie Sbtei
aus i^ren Xrümmem unb führte nun auSfd^Iie^«
lid^ bie Siegel beS l^L Senebtct bafelbft ein, nad§«
bem biefelbe bereits eine S^tlang frül^er jugleid^
mit ber beS 1^1. Solumban beoba^tet morben mar.
3ni 9. Säl^rl^unbert mürbe Su^euil burd^ bie Slor«
mannen abermals geplünbert unb Dermüjtet, er»
[taub aber balb mieber gu neuem ®lan). 3)ie
Siebte mürben SanbeSl^erren, Derliel^en ber fid^ um'S
ftlofterbilbenbenStabt(ie|t4— 5000einmo^ner)
863
Jlujern.
864
(Sotnmunaltec^te unb blieben bis jum ^al^re 1594
fout)erän. 9ß ber el^ctoärbige S)ibier be la S^üur
im 3. 1601 bie ©ongteöation t)on ©t. Samte«
unb @t. ^ibulpl^e gegrünbet fd^Iofe fxd^ Sugeuil
aföbalb bem lotl^ringif d^en SSerbanbe an unb marb
baS bebeutenbfte ftlofter bicjer Kongregation, begw.
ber Don ©t. SKauruß in ^od^burgunb ; bi§ jur
franaöpfd^en SleDoIution blieb eS in biefer el^rcn«
tJoKen ©teEung. 3ejt bienen bie ©ebäube ju einer
aeiftlid^enUnterrid^tS« unbßtjiiel^ungSanftalt. 9lu§
Sujeuil ging eine ©d^aar l^eiliger Sifd^öfe, Siebte
unb ®lauben§boten l^erDor, bie mö^renb be§ 7. unb
8. 3a]^r]^unbert8 in naiver unb fernerer Umgebung
eine ©ti^e ber ffird^e tourben ; f o u. 91. ©t. ©I^a»
gnoalb, Sifd^of öonSoon; ©t.Omer(9lubomar),
SBifd^of Don ^oulogne unb Serouane ; ©t. Sld^ar,
IBifd^o Don Soumai utü) 9lo9on; ©t. 2)onat,
33i|d^of t)on iBeyan9on; ©t. 9tagnad^ariud ober
Slegnier, Sifd^of öon 3lugft (ni^t Slutun, wie
Einige glauben) unb Saf el ; ©t. SBalbebert, 95i»
fc^of öon SKeaus : ©t. il^eobefrieb, erftcr 9lbt Don
(Sorbie, bann Sif d^of Don SBeauDaiS ; ©t. SKum«
molenuS Don IRoQon unb ©tSeobegar Don Slutun;
femer bie p. ^ilbebert, ^to unb ^ilberid^, S9i«
fd^öfe Don SKeauj, ber % S?iDarb Don SleimS,
ber 1^1. Sutbert Don Sambrai, ber 1^1. S^iDen Don
SrraS, ber 1^1. ^ermenfrieb Don Sutim unb ber
1^1. 9lgilbarb, Sijd^of Don $ari3 ; enblid^ bie ]^ei>
ligen Siebte ©ermonuS Don @ranbDiller§, 93er"
d^oriud Don ^autDiUerS, ^l^ilibert Don 3umiäge§
(Gemmeticum), Sabroe Don !IRe|, ^emerid^,
(Irmenfrieb, SBanbelin, ©t. ®oar, 9lbo, 93ru»
ber beS 1^1. SluboenuS, Seobarb Don SRauruS»
münfter, SlbelfuS unb 9tomarid^, 2)eicoluS Don
2ure, ©t. ®allu8, ©igiSbert, ©rfinber Don 3)if-
fentiS, UrjicinuS, ffialarid^, «ttala Don »obbio,
»abolenuS, 9lgilu8, «matuS, SertinuS, ©rünber
Don©it]^iu, 93ertrammu8Don©t.Ouentin. Unter
ben 92a^folgem bed 1^1. (Solumban in ber Slbtg«
U)ürbe Don fiuieuil Derbienen bef onbere ßrtDöl^nung
bie l^eiligen Siebte SuftaftuS (geft. 625), SBalbertud
(geft. 665), »ngolfrieb (geji. 670) ; fobann ber
14. «bt, ©t. aRettinuS (geft. 732), mit beffen Sobe
bie laus perennis aufl^örte; ber 24., ©t. Slnft-
gifuS, SReftaurator Don gfontoneKe (geft. 833), unb
ber 27., @t. ©ibert ober ©ebarb, ÜJlart^rer mit
feinen ©enoffen (geft. 888); enblid^ unter ben
ajlönd^en nod^ bie 1^11. KolumbinuS, 5Reffe beS
©tifterS, SetelmuS, «ntoninuS ober SlntoniuS Don
9froibmont,Slmolb, Slutmar, gmmo unb Kl^uaneS.
OBgl. Gallia christiana XV ; Martine et Du-
rand, Voyage litteraire, Par. 1717, I, 168;
Mabfllon, Iter germanicum et burgundicum,
Vet. Anal. ed. 2, Par. 1723 ; Dunod, Histoire
de TEglise et du dioc^se de Besan9on, 2 vols.,
Besan9on 1750; LemSme, Hist. de l'abbaye
de Luxeuil, ibid.; Clerc, Ermitage et vie de
St. Walbert avec un abröge de Thistoire de
Luxeuil, Besan9on, 5« ed. 1863; Delacroix,
Luxeuil, yille, abbaye, thermes, Besan9on
1868; S. de Beausöjour, Le monastdre de
Luxeuil etTeglise abbatiale, Besan9on 1891;
Richard, Histoire du diocäse de Be8an9on et
St. Claude, 2 volß., Beßan9. 1847—1851 ; Mon-
talembert. Meines d'occidentn, 412; Dantier,
Monast^es bönödictins I, 462; SBattenbad^,
®. ©.«O. I, 111.) [©uitb. Säumer 0. S. B.]
c^itjmt (Luceria, oud^ Lucema), ©tabt imb
Äantonin ber ©d^weij. 1. ©efd^id^te im SDlit«
telalter. 2)ie gegenmörtige ©tabt, }u beiben
©eiten ber 9leu| bei il^rem SluSjluffe auS bem
SMermalbftatterfee, entmidelte M auS einem 2)in0-
l^ofe, meld^er ber el^emaligen ä3enebictiner)n:o))ftet,
bem fpötem (Sollegiatftift ©t. fieobegar unb ^au«
ritiuS auf bem ^ofe (in curia) gel^örte. S)a3 ©tift
ift ^öd^ft toal^rf^einli^ eine Sod^ter beS 727 Dom
1^1. ^irmin unb bem §erjog ßberl^arb gejtifteten
^lofterS SRurbad^ (Vivarium peregrinorum) im
Oberelfa^, mit meld^em e§ aud^ ben ©d^u^l^eiligen
©tSeobegar gemeinfam l^at. 92ad^ einer Urfunbe
Sotl^arS L Dom äal^re 840 Dergabte bereits ^\pm
ber ffleine bem ©otteSl^aufe unb ben Wbnd^tn beS
Monasterium Luciaria mel^rere Sigenleute im
naiven Smmen. Unter ffarl b. ®r. unb Submig
b. 8fr. wirb als Sorftel^er beS Suaemer ©ttftS SQßi-
d^arb genannt, ein SBruber beSfelben Stupert, mel«
d|er ba§ ©ro^münfterftift in 3ürid^ begabte. SBon
biefem SBid^arb l^ei^t eS, ba| er an bem Orte,
ttield^er Don SllterS l^er Lucema l^ie^, ju (Sfycta
beS 1^1. 3Rauritiu3 unb feiner ©efäl^rten, bann
beS ^eiligen ÜRart^rerS Seobegar unb aller ^ei-
ligen ein fflöflerlein (parvum tugurium) baute
unb bemfelben feine ©üter am iBergeSllbiS f d^etdte;
)um 9lad^folger l^abe berfelbe ftd^ ben frommen
unb (enntni^reid^en Slln)tcuS befieUt. Sine anbere
Urfunbe (in diebus Caroli imperatoris) fprid^t
mit größerer SDeutlid^feit auS, ba| SBid^rb nic^t ber
©riinber, fonbem ber ffiieberl^erfteller eines alten
ÄlofterS mar (de reditibus suis monasterialibuB
muros reedificasse omnibusque bonis spiritua-
libus et camalibus commodis renovasse). Sine
mettere Urfunbe unter ff önig Submig nennt als
f olgenben fflofterobem ben 9bt Sted^o. S)aS IBer»
|altni|, in meld^em Sujem pm fflofter ÜRurbad^
ftanb, fd^eint urfprünglid^ baS einer ünio per
filiationem geuiefen }u fein; unter äBid^arb mar
Supern f elbftänbtg, trat aber fpäter, iebenfaHS f d^on
Dor 840, toieber in ein 95erpitm| ber ünio per
subjectionemjurüd, benn9lbt@igimarDon9Rur>
bad^ l^anbelte Dor ffaifer Sot^ar (840) im 92amen
beS ff lofterS Sujem unb lie| fid^ bie fnll^ere ©d^en»
fung $ipinS beftötigen. Ütod^ auf bem Soncil Don
ff onftan^ mad^te ÜJlurbad^ geltenb, ba^ mit päpfi«
lid^er ©enel^migung Supern Don einem Slbte 9Rur-
bad^S ermorben toorben fei. 2)er ^bt Don 3Rur<*
bad^ fe|te aud^ olS geiftlid^er OrbinariuS bem
©otteS^auf e in Sujem ben ^ropft als feinen ©teO»
Dertreter, fanbte bie Eapitularen, meiftenS ad^t,
mieS il^nen bie ßinfünfte an unb Derlieb bie clau«
firalen, nod^ beftel^enben Semter beS SuftoS, ff äm=
mererS, SSaul^erm unb ^ImoSncrS ; erp fel^r fpät
erfd^eint jettmeilig baS Snftitut ber novitii unb
865
Sujetn.
S66
«npeetantea. Sogegm fionb ber ^ebmtuS ober
So^nrieflcc (feit 1178) ber yilla Luciaria als
Mltget^icl^ $fifiiib€b€{i|et unter bem Sifd^of
iNm ftonffamg uttb beffen ^rd^ibiacon in SSur»
goBbta vnb toorVHtglieb beS großen unb einpug'
niii^(Eapiid«ber9)ier-aBaIbftdtte. SieaUmöng
osf 16 S)ntg]^fe angemad^fenen 93efi|ungen unb
Mc ^o^citike^ beS IMoflerS maren t>on benen
ber «Atel Obidac^ gftnslid^ ouSgefd^ieben. 2)te
SB^ober ber HReierl^öfe maren bie Sel^enSmänner
bcS ^ßro)yfte9, unb biefer übte im Flamen be§
UM bie ®eri(^t8bar!eit in Su}em f eiber auf bem
fiofe (in curia) unter berSinbe auS. ffQ{tem)5gte
für SRurbo^ unb Sujem im Flamen beS 9teid^e§
Mren bie Sanbgtofen Don Slfo^, im 13. So^r»
tmbert bie ®n^en Don ^bsburg; i^re @tett>
Mtreter für Sujem moren bie^reil^erren t)on SBoI«
^nfen, Stiot^enburg unb bie Sbeln t)on itn^naä).
Unter bem Pnmtmfiabe Don Snurbad^-Sujem
|atte ftd^ ber Singl^of Sujem )u einem anfel^n«
fi^m fiöbtif^ (raneinmefen mtSgebilbet. 93e'
leüS 1173 nmrbe eine ©tobtpfarrei errid^tet unb
fnr ben $IebanuS bie ®t. ^eterSftrd^e erbaut. Um
bk SRitte bed 13. Sa^rl^unbertö entjtonben auf
etipiboben bad Spital jum l^eiligen ®eift unb
baS SnmciScanerflojter @t 9Raria in ber %n,
ber Segenbe nac^ eine perfönlid^e Stiftung beS
ijL gfcanj mm Sffifl unb in feiner 99ebeutung
ciaeS ber erßen in ber Suftobie Don Strasburg.
SiqrmS Sage am Siermalbjlätterfee unb ber SSer»
^r mit ber freil^eitsftol^en SeD5I!erung ber fog.
Otfi^iDett toeAen ben (Seift ber f^frei)^ ^^
Ifagigfett SaDerfauften am 16. ^I 1291, tro^
dacrfeterUi]^ ber @tabt unb bem ©otteSl^aufe Su«
lon gegebenen ^i^%t, Vbt Serd^tolb Don ^U
fa^tm unb fein ben Shtben ju Sem unb Snftd«
tein Mfcl^IbeteS Kapitel um 2000 ÜRarl Silbers
nb fünf 2)0rfer im eifa| an ftdnig Stubolf Don
^obSborg bie Sefttongen unb bie gol^eitSred^te
bd dotteS^eS mtt SuSnal^me ber ffird^e JKrd^«
Wfiß&mpaii. 9{immtmanbie9krlaufdur!unbe
is SBortlaitte, f o fornite Don ben neun juftimmen-
ben (EmiDent^erren in Sujem feiner f d^eiben (quia
aiÜB soribendi non anm peritus) ; nad^ anberen
fbtnä]/^ roätt aber bie 3u{^nimung abgenötl^igt
»oiben. SMeferSnoerbmitberftaftenDogteimar
fir b«S ^anfi ^bSburg eine gro|e Srmeiterung
fdier V&dfi, in ben „obem Sanben" ; Sugem bi(«
bdc|c|t QlS^bSburgifd^Sanbftabt bereu ÜRittel«
pnft Seine fird^Iidden Siedete ^atteüRurbad^fid^
i0cb^Qlten, unb bie Sbl^gigfeit ttmrbe für ba§
&ah Sniem nod^ brfidknber otö biSl^er.
S>{e Stabt Su}ern trat, roxt eS ll^re Sage
f^M mit fid^ brad^te, 1332 bem Sunbe ber gib*
gmoffen bei nnb enoorb fid^ burd^ ffauf, SBer«
bnigied^Uuigen unb (Eroberungen bi§ 1415 auf
UfktL bei ^aufeS ^abSburg-Oejleneid^ ein ab>
innbetci nnb on^^d^ed &mtt; in biefem
fftgtä bk Stfibte eati^, SBfllidau unb Surfee,
bii n&d^ Stift eermniinfter (f. b. «rt.), bie
nU|e Ciflrrdcnferobtei St Urban, bie gfrouen*
Hofier SRat^oufen, gf c^enbad^ (f. b. Srt.), (Eberö-
edC unb Üteuenfird^, bie (Sommenben ^o^enrain,
&i|fird^, Steiben unb ^ItiS^ofen; anbere J7t5-
|ter unb Stifte, befonberS ßinflebeta, gngelberg,
aRuri (f. b. artt.) unb 3ofingen, moren reid& be-
gütert. anbererfeitS übte Sujem aß SDlitl&err ber
fogenannten ,,gemeinen ^errfd^aften" im Slargau
unb S^urgau feinen gemtd^tigen Stntl^eil an ber
ffoftenDogtet ber bortigen jal^Ireid^en Stiftungen
aus. S)a§ Stift fiujem befanb jid^ iejt in eigener
Sage. ÜRit ber Stabt mar eS einig im Streben
na^ Unabl^dngigfeit DonSOturbad^ unb93efreiung
Don ben fogcn. 6Ifä|ern, ftie| aber bei ber Stabt
auf SBiberftanb in feinen SSerfud^en aud^ nad^ melt'
lid^er Unabl^öngigfeit. 2)er ftreitluftige ^ropft
SWcoIauS ©ruber, ber SBeibeS anftrebte unb fld^
beilegen an bie S^nobe Don jf onftanj menbete,
Derfeinbete üd^ forno^t mit Sbt SBil^elm unb bem
(Sopitel 5U iOhtrbad^, aß aud^ mit ber Stabt Su*
jem; er mürbe am 29. 9{oDember 1417 auf ber
ail^einbrüdte ju ffonftans ermorbet; Sujem, bejfen
9tat]^ aß Url^eber ber %^ai Derböd^tig mar, ram
in IBann unb unterbiet. Unter ^ropft 3o]^anned
Sd^meiger, bem erften Sujemer, »aren bie S5er«
binbung mit äJhtrbad^ unb baS fl5fterlid^e Seben
im Stifte ^u Supern berart lofe unb zerrüttet ge»
morben, ba| ber entfd^eibenbe Sd^tt }ur Um»
monblung in ein SoHegiatfiift ol^ne irgenbmeld^e
fln^rage bei ÜRurbad^ gemagt unb aud^ baS 3i^l
eneid^t merben tonnte. ^Qp]i Salist m. geftattete
burd^ SBuUe Dom 22. SRai 1455 bie nac^gefud^te
Säcularifation ber biSl^erigenlBenebictinerpropftei,
meldte in feinem 9(uftrage ^einrid^ Don «Jörnen,
93ifd^of iuffonftan), unb beffen @eneralDtcar 9H»
coIauS Don ©unbetfingen, ^ropft }u 93eromünfter,
im SinDemel^men mit ^ropft Sd^meiger, bem (Sa*
pitel unb bem Statine burd^fü^rten. S)urd^ ben
„fpropp Sd^meigerifd^en »rief Dom 13. Sep-
tember 1456 mürbe bad ^lofter }u St. Seobe*
gar in ein Soltegiatftift mit einem ^opfte,
8 (Sl^orl^erren unb 2 ^röbenbaten umgemanbelt
2)te SBal^I beS ^ropfteS unb ber S^orl^erren mürbe
ben Ferren Dom (Sopitel unb ebenfoDiet Renten
be§ innem Statines }ugemiefen ; ber Ißropft foOte
aus ber Saijil ber Sopitularen genommen unb Dom
l^eitigen Stul^Ie beftöHgt merben. 2>ie 4 SHftd-
ämter unb bie 2 Ißröbenben befe^te ber 9tat]^.
S)iefed Sted^ßDerl^ältnil mürbe am 12. Januar
1480 Don SistuS IV. beftöKgt unb i{t bi§ l^eute
im aSefen baSfelbe geblieben. Seit 1777 fmb bie
kröpfte infulirt — 3u ben menigen l^erDorragen-
ben TOännem, bie baS SBenebicttnerflift jäljite,
gel^ören bie ^röpfte UIri(^ Don (£fd^enba(|, ber
SKitftifter ber mtei ffoppel am «Ibß; SKattl^iaS
Don »ud^egg, fpöter Sr^bifd^of DonüRatu}; ^ugo
Don Signau unb Sol^. Sd^meiger. SDaS (SoUegiat-
ftift }ä]^Ite bis jur Steformation unter feinen be-
beutenberen ÜRännem bie ^röpfte Sd^meiger unb
$. gjrunnenftein, meld^er 1479 bie legten Sled^
beS SHfteS an bie Stabt Si^em für 2500 rl^ei-
nifd^e ®ulben abtrat ; ^einrid^ !Bogt, Stector ber
367
Sujern.
868
Untoerjltöt 93ajel (1485— 1500), vir insignis
bonusque pater et defensor hujns Ecclesiae.
2. 2)o§ 3citaltcr her SReformation.
SujemS @tdlung in ben großen kämpfen beS
16. 3al^r]^unbert§ ift nic^t nur für ben 93eftanb
ber fatl^oUfd^en JKrd^e in ber @d^n)ei} t)on qu§»
f c^Iaggebcnbcr Scbcutung geworben, f onbem wirltc
aud^ auf bie europöif^en SSerl^öItniffe ma^gebenb
ein. SSermöge ber Seftigfeit unb Sl^aHraft feiner
Staatsmänner unb JmegSoberften, burc^ ben Um*
fang unb ben Stetd^tl^um fetne§ ®e6iete§ btibete
bag @taatStt)efen ber @tabt unb Stepublil Susem
bie @eele ber fteben fatl^olifd^en ifantone unb
mar mit biefen baS SoHmerf beg Jfatl^oliciSmuS
in ben 9Ipen. ^reilid^ l^atte aud^ in finjem
bie religiöfe unb feciale SBeioegung beS Sefor»
mationSjeitalterS wie bie geiftige Strömung be§
antilird^Iid^en ^umanidmuS unb bie feit ben 93ur»
gunber« unb Sc^wabenfriegen eingeriffene fittlic^e
SJerwilberung Eingang gefunben; SraSmuS unb
3toingIi l^atten jiemlid^ Snl^ang erlangt. %x\ il^rer
Seite [tauben bie Kl^orl^erren Sol^. S^mermann
(Xylotectus) unb Soft ftilc^meier, bann Dswalb
®etg^ü§Ier (Myconius), Sd^ull^err in Sujern;
ebenfo SBemer Steiner, Sl^orl^err, 3. Smbül^l
(CoUinus) unb Subwig jhel (Carinus), SBartner
auf Seromfinfter, t^friebrid^ Don 3Jlülinen, (Somtur
in^i^fird^, fowie bie9btifftn SRargaretl^a Siegen«
tl^aier Don Statl^l^aufen. 3n Sujem würbe 1525
am großen ^efte ber Slomfal^rt onen reformatorifd^
ge))rebigt, unb möd^tig griff bie Bewegung im
naiven S^reiamte um ftd^, wo „bie 9Reffe unb bie
®ö|en abgetl^an" würben. Xreu fianben aber ^ur
JHrd^e bie Sd^ult]^ei|en ^ug unb ©olber, Der
Stabtpfarrer unb fpätere ^ropft 3o]^. Nobler,
befonberS aber ber berul^mte f^tanciScaner X^o»
mad SRumer, ®uarbian unb SSerwefer ber Stabt«
|)fanei, ein ÜRann, ber unerfd^rodten unb uner>
müblid^ in SBort unb Sd^rift auftrat. 2ht ber
Sanbfd^aft wirften im gleid^en Sinne ^ropft
Ulrid^ ajlartin, SuftoS ÜRartin an ber Mmenb,
£]^or|err Srl^arb 93attmann unb baS Sapitel ju
iBeromünfter, Sebaftian Seemann, W>t }u St. Ur»
ban, ber, wie bag 92ecroIogium fagt, „ein ^wei«
ter ^o]^e))rieper ^l^ineaS, wie eine eiserne 9Rauer
M ben SBogen beS 9(bfaIId entgegenfieüte unb
{ein Stift, angefid^tS bed Unterganges fo üteler,
unDerfe^rt im ®Iauben unb baS fianb Sujem t)or
bem ^bfaSe bewal^rte'', %bt Sauren^ Don 9Jluri
unb feine ©spofiti, bie SSierl^erren in Surfee, 9lbt
SamabaS IBürH in Sngelberg u. 9t.
Unentwegt l^ielt Sujem ^ur alten ftird^e; fo
bereits in oem Steformgutad^ten ber fatl^olifd^en
Orte oon 1523, weld^eS eine Steformation in unb
burd^ bie jhrd^e, aber feine Trennung Don ber«
felben Derlangte; bann auf ber beräl^mten, färbte
ffat^olüen ftegreid^en 2)iS))utation }u Saben im
Sargau, wo eS ftd^ burd^ Dr. SRumer Dertreten
lie^. fiujemS Obrigfeit war bie befie Stü|e ber
SItglöubigen in ben „gemeinen SJogteien" unb ber
eifrigfte SBäd^ter gegen aUeS „3udfen nad^ Intime«
rifd^er Aä^erQ" unter ©eiftlidben unb Saien. iAt
gewaltfame Jhrd^ent>olitü in3ürid^ unb feit 1528
in 93em, baS „d^riftlid^e SSurgred^t" ber refor*
mirten Orte, bie Stufreiutngen StDtngli'd }ttr
Ddüigen SluSrottung aUer ftat^olifen (ber „Xami^
großen'') fül^rten 1529 jur „d^rifUid^ erbefaii-
gung", einem iBünbni| mit bem beutfd^ ftdttig
^erbinanb unb }um erften Stappdtt Jhieg, ber am
25. Sunt mit einem faulen fjfrieben fd^Io^ Su)em
würbe ge}Wungen,benge]^a|tenDr.9numer,wdd^
burd^ feinen „ JHrd^enbieb« unb j^elerfalenber" bie
9leuerer in 3ürid^ unb 93em grdbltd^, aber feines»
wegS ungefud^t beleibigt l^atte, }u entfernen. 3)ie
%rt unb SBeife, wie 3ürid^ unb iBem ni(!^t nur
auf iJ^rem eigenen ®ebiete, fonbem aud^ in bot
gemeinen 6errfd|aften unb felbft auf bem Soben
ber f atl^olifd^en ftantone bie 9lef orm f örberten, unb
bereu ginfül^rung in iBafel, Sd^Paufen unb
St. ©aEen (1529) filierte bie Dier fat^olifd^n
inneren Orte Uri, Sd^w^}, Unterwalben unb 3ug
unter Su^emS t^fül^rung gur Sintrad^t; bie aber
fte nad^ Stoingli^S 9lat^ Derl^angte 9Ra|regeI ber
SebenSmittelfperre ndtbigte ibnen bereits 1531
ben }Weiten SiapptUx Jmeg auf, ben fle ftegreid^
befianben. Sn ber 92ä]^e beS AlofterS »oppü
erf ödsten fte ben erften Sieg am 11. October;
3wingli fetter fiel im Streite unb mit ibm fein
^reunb SBoIfgang 3oner, ber (e^te W>t t^onRappü;
einen jweiten Sieg erfocht Supern mit feinen 93er"
bünbeten ben 27. October am ^erge ®ubeL Sd^on
am 16. 9bDember fam eS mit 3ürid^, am 24. Sfio»
Dember mit iBem, baS übrigens bem Jhiege fem
geblieben war, ^u einem für bie Stef ormirten mil«
ben f^rieben. Sujem unb feine 9}erbünbeten, }tt"
frieben, il^re eigeneSettftanbigfeit gerettet }u]^aben,
gefianben ben neuglöubigen Orten baS ^Uä^i btt
Sleform 5u, bel^ielten ft^ aber baS Sted^t Dor, ht
ben gemeinen SSogteien, wenn eS Derlangt werbe,
ben alten @Iauben wieberl^er^ufteHen. !Dtit (Sifer
unb Umftd^t mad^ten fte Don biefem Siedete @e«
braud^; in gal^Ireid^en ©emeinben würbe ber
Jfatl^oliciSmuS Wieberl^ergefteHt, bie Dielen oufge«
l^obenen ff Ibfter unb Stifte wiebereingerid^tet, unb
bereu Sieform, wo eS nöti^ig war, an bie ^onb
genommen ; bie f d^wanf enben Stäbte Solo^um
unb t$freiburg würben in bie fati^olifd^e Ißolitif
l^ineingegogen ; mit bem iBif d^of Don Sitten unb
bem Sanbe äBalliS würbe, um bie ref ormatorifd^
Slbftd^ten SemS in biefem wid^tigen 9I))enIanbe
5U Dereiteln, 1533 ein Sd^u^ unb 3:ru|bünbni|
abgefd^Ioffen. iBei aE bem tl^at Sujem baS 3Rög«
lid^fte, einen neuen SteligionSfrieg gu Dermeiben.
. Sie folgenbe 3^U braute, ba bie öfteren ^e«
fier wegftarben, unb bei bem DöÜigen !DlangeI
loserer fird^Itd^en Sd^ulen feine genügenbe 3^1
nad^wud^, auc^ für baS ©ebiet Don Sugem fecti-
rerifd^e, befonberS wicbertöuferifd^e Scnbenjen jur
Geltung. Sluf'S Sd^örffte wad^te aber bie Obrig«
feit über bie Steinerl^altung beS ©laubenS unb
93eobad^tung ber ffird^en^ud^t unb f d^ritt, mit Sin«
wenbung il^rer weitgel^enben ftaatSftrd^Ud^en 93e«
8d9
Su}ern.
370
ff¥SB^, gegen ^el^Ibote, $riefier unb Soien, Sin-
jcbie taab Cotpotationen, mit SDtanbaten unb
Strafen ein. Su)em8 Sinßug Dermoc^te bie fieben
hSfoi^^ Otte }ur gemeinfamen SBejcl^idung beS
CoBcUS tum Zrient ; 9bt Soad^im &iffyom t)on
Cinfiebdn nnb 9titter SDteld^ior Suf fi, Sonbammann
ttm Untemolben, nmrben boju abgeorbnet. 3m
Hamm bcc Obrigfeiten ber fteben Orte unb be§
Oerni erll&rten 1564 bie 9bgefanbten fdbriftlid^
mb feiecln!^ bie Snnal^me ber SondlSbefd^Iüffe.
bn^tm, beeinflußt t)om f(i ftarl %orromäu§
0. b. Sit), ber 1570 perfönlid^ bie fat^olifd^en
Cite befud^ unb aud^ in Suaem fid^ etnfanb.
lxe| 1571 bie Secrete feierßq (nwliciren unb
4at WLA, biefelben in'§ Seben einjuf ül^ren. 9n
€pi|e bicfer 9ett)egung fianben ^ranj 9uo«
noBti, Ssifd^f t)on IBerceOi unb opoftolif d^er fiegat,
ber gfromb beS l^L Stoxl, unb feine erften 9lad^«
folgtr in ber Stuntiotur, ^ol^. 93a|)t. ©ontonio,
Siti^f oon ZricoricQ, unb OctQDiud ^oraDtcini,
Kf(H M>n Sleffonbria, fpöter Sarbinal. ^uS
best Sujemer SIeruS fianben il^nen }ur Seite Sol^.
iRulIer unb SReld^ior @uter, Seufpriefter, unb
P. 9to(^ 9tad^baur, ©uarbion ber Sorf ü|er in
i^tm, ^^mpft äBiC^Im Stid^rt unb g^orl^err
3aco6 Sibmer in Seromunfter^ bann bie längeren
lUbmer ^ßetruS Smberger, ^ropft gu 93eromün[ter
sab £ii)em, 9KcoIauS Sd^oQ unb ©abriel Seu,
$ä|rfte p Sujem, 9bt UMd^ ^mftein in @t. Ur»
ban. mt erfien Staatsmänner ftanben ein für
bk Seform, fo ber t^atfräftige, aI8 JhiegSl^elb
unb Staatsmann l^od^ef eierte, im SBo]^Itl()un
ncrf(^yflid^ Sd^ult^ß Submig $f9ffer, ber
»Bdfo^^aBni^'' , ®arbeoberfi 3oft Segeffer in
Som mü) ber nnermäblid^ Stabtfd^reiber Sten*
nxnb Ctriat (f. b. 9rt.) fammt il^rer einflugreid^en
ScnDaabtfd^ 2)ad t^ereinte 2BerI bief er ajlänner
BNir bie Sentfung ber 3efutten nad^ Su}em
(17. Sonuar 1574) unb bie enbgältige Stiftung
b(S bortigen eoUegiumS (1577). Unter Seitung
beS erften ShdorS, P. ajlartin Seubenftein, entfat-
tden bie Soter eine reid^ gefegnete S^ätigfeit in
Sdfok nnb JKrd^; bereits 1580 mürbe Don Supern
aus bnn^ ben feL fßetruS SaniftuS (f. b. 9lrt.)
anb ben 9luntiuS Suonomi baS SoUegium ju
^iribsrg im Qed^tlanb gegrünbet. Um 1600 mar
ik Seform im ®ei{te beS ZribentinumS auf bem
SeUete ber Se)mbltl Sugem burd^gefiil^rt unb auf
So^r^nnberte befeftigt Ser $lan fiusemS, ftd^
DOK ber nnt^gen Curie in ff onftan^ loszutrennen
Hb für ben fonffamgifd^ SiStl^umStl^eil in ber
fid^ofif^en &^tDt^ ein eigenes ©enerafoicariat
ober Sifit^nm ^ ersten, blieb tro| 36jiö^rigem
Sea^en uner^oOt; bogegen mürbe burd^ SBertrag
pnf^en Sifd^of 3acob gfugger unb ber Obrigfett
{ft iai/em 1605 eine befonbore, auf bem ®e6tete
ber SnrMidiim mit großen SBoSmad^ten auSge«
ihtfUe bffi^flic^ KmtSfleae gefd^ffen, baS aud^
ata Sofel beftel^enbe Sommifforiat, äl^nlid^ ben
sittdatterlid^ Sbcl^iaamaten« 3m®tenfteunb
jvr lafm^tl^timg beS fletS bebrol^ten Aatl^oli-
ciSmuS erneuerte Su}em nebft ben anberen fed^
Orten fein Sünbniß mit SBoSiS unb fd^Ioß 1565
mit bem J^eiltgen Stülpte unb 1580 mit bem
großen gürftbifd^of 3ac. El^riftopl^ SBlarer öon
Safel (f. b. art.) ebenfattS ein Sünbniß. 3m 3.
1586 mürbe gmtfd^en ben fteben fatl^oUfd^en Or-
ten, ben a5if(|öfen Don Safel unb Sitten, bem
Sonbe äBaQiS, bem ^eiligen Stul^le, bem ffdnig
Don Spanien unb bem $er}og t>on SaDo^en ber
fogen. ®oIbene ober iBorromöifd^e Sunb in ber
SttftSfird^e guSujcm f cierlid^ befd^moren. Supern
ftanb mit ben fatl^oltfd^en Orten eifrig auf Seiten
ber @uifen unb ber Sigue, bis ber Uebertritt
^cinrid^SlV. jur ffird^e unb bie ^oliti! »id^elieu'S
unb SubtoigS XIV. Derönberte SSerl^öItniff e f d^uf en.
— ®aS 17. 3a^r]^unbert mar in feiner erjien
^olfte ein glönjenbeS, reid^ an Sd^öpfungen oller
9rt. 9lad^bem fd^on 1583 baS ffopujinerllofter
in Sujem geftiftet morben, entftanb 1604 ein
neues in Surjee, 1657 ein britteS in Sd^ü})f«
l^eim. 2)aS fflofter ber ffa|)U5ineffen in Supern
mürbe 1619, baS ber UrfuHnerinnen (TOaria^ilf)
1670, baS granciScancrHofter SBerbenftein 1630
errtd^tet SDie bis auf bie Z^ürme abgebrannte
StiftSfird^e mürbe in ben Sauren 1633—1644
neu erbaut unb mit ber meltberül^mten Orgel ge-
giert; in ben 3a]&ren 1664—1680 folgte ber fofl»
f pielige 93au ber 3efuitenfird^e )u St. f^ran) XaDer.
^ie OrbenSfd^ule mürbe burd^ ein DoÜftönbigeS
S^ceum mit tl^eologifd^er f^acultöt ermeitert. SiS
Seigrer mirften SRönner mie SobiaS Söldner, ®.
®obat, p, ^einrici, Saureng gorrer, 3. ^. K^fat,
9{ic. Sßifftng, Seobegar Don ^ertenftein, 3oft unb
xSti' XaD. ^mrl^^n, le^tere Sterben beS OrbenS
unb ber SSaterftabt. Unter bem SBcltcteruS mirften
SDtönner reid^ an Silbung, Sifer unb SBol^It^un
für Jtird^e unb Sd^ule, mie bie ^röpfie fi. iBird^er
unb SBiD^elm SReier ju Seromünfter, Dr. 3ofi
ffnab unb Submig $eier in Supern, Stbt S9eat
©ölblin in St. Urban. 92od6 einmal U^aupkit
Supern feine 1531 errungene SDtad^tftellung für bie
fat|oIifd^en Orte im fog. erften !Bi0merger ff rieg,
1656. Seit 1601 mar Sujem bie fiänbige SReP-
betq ber apoftolifd^en 9{untien für ^elDetien, Stl^ö«
tien unb Oberbeutfd^lanb, unb feit 1548 fteUte
Supern bem l^eiligen Stuhle bie ^au))tleute unb
Solbaten ber Sd^mei}ergarbe.
3. 9leuere 3eit. Unter bem ßinfluffe beS rö«
mifd^en Sled^teS unb ber fransöjtfd^en ^aat^^^ unb
ffir^enpolitif mad^ten fid^ abfolutiftifd^e ®runb-
fä]^ geltenb, bie 1653 )um fog. großen Säuern«
friege füi^rten. Gegenüber ber ffird^e traten galli«
canifd^e unb janfcniftifd^c Steigungen l^eroor unb
festen bie Stabt fd^on @nbe beS 17. 3Q|r^unbertS
in Streit mit ber 9luntiatur unb bem SIeruS.
Ser unglüddid^e SuSgang beS fog. Zoggenburger
ober 3möIfer-ffriegeS 1712—1714 förberte btefe
atid^tung; Su^emS Wad^tfteUung mar gebrod^en^
unb man begann ftd^ an bie ref ormirten Orte an-
julel^nen. SDte unoerbiente ftaatlic^e 9bfe|ung beS
^fanerS Don UbUgenSmil, ber fog. UbligenSmiler
871
Sujern.
872
fywbtl, führte 1726— 1729sum]^efttgftcn«anH)fe
mit bcm QXtxuS, bem 9luntiuS fpajftoncl, ber Su»
5em Derlte^, unb bem l^eifigen ©tul^Ie ; nur mit
3Rü]^e tourbe ein DöÜiger $rud^ mit Stom k)et«
mieben. S)et einbringenbe ®eift beS QfebronianiS«
mu§ unb ber ^ufflörung geigte ftd^ immer mel^r.
^§ Süci^Iein De Helvetioram juribus circa
Sacra procIamirtebaS föeitgel^enbfteStaatSfircl^en-
red^t; eS erfd^ienen eine Seilte öon ©d^riften gegen
bie ifIBfter, in benen il^re 93efd^rän!ung ober
3luf^ebung verlangt tourbe. ®te §au^)tt)ertreter
biefer ©eifteSrid^tung nwren in Sujem bie 3iat^^
Irenen gfelij SSaltl^afar, l^od^öerbient aI8 ^iftorifer
unb 9Ragi[trat, unb SSdentin SKeier, ©ruber ber
gfürjiäbte ©erolb Don ÜWuri unb Seml^arb Don
Wl^einau. ®er §erb biefer Seftrebungen toax bie
fog. ©d^injnad^er ©efeüfd^aft, toeld^e man als bie
SJhttter be§ fd^ttjeijerifd^en Siberali§mu§ betrad^ten
barf. ^od^ad^tbare, um ben ©taat, felbp um bie
Stxxä)t oerbiente SWönner unb ^riefter l^ulbig»
ten biefen 3been, ©iefeften TOönner l^ielten aber
in ber TOagifhrotur feft an ben SRed^ten ber Srifio«
Iraten; jie brad^ten nod^ 1747 im fte^ergcojeffe
gegen ben SBiebertöufer 3acob ©d^miblt (©uljig»
jioggi) unb feinen ^nl^ang ba§ mitteIaIterU(|e
©trafred^t nad^ feiner ganjen ©d^örfe in Sumen«
bung unb Dertl^eibigten il^r Sorgel^en im 3nter»
effe ber ©laubenSeir^eit. 9lur mit SBiberftreben
tjoüsogen fte nad^ Sufl^eBung bed 3efuitenorben§
bie ^ufldfung bed Sujemer SoIIegS, gerabe 200
3a]^re nad^ Berufung ber SSäter (17. 3an. 1774).
S)en alten ^Serl^ältniffen mad^te 1798 ber Ein-
fall ber granjofen ein fenbe; mit ber alten 6ib-
genoffenfd^aft ber emigen 93ünbe l^örte im ÜJlärg
1798 aud^ baS ©taat^mefen ber @tabt unb ber
Stepublil fiu}em ^u esiftiren auf unb Derlor fld^
elnftoeilen als SSermaltungSbesirl in ber Einen
unb untl^etlbaren l^elüetifd^en 9le))ubli!. 2)ie reid^en
@taatsfd^ö|e tt)urben ebenfo roit bie Stifte unb
jflöfter ge))tünbert, ber 3^^nte unb bie SSoben*
^infe abgefd^fft, ber 9luntiuS ®rat)ina polijeilid^
über bie ©renje gefül^rt, bie „Sriftofraten" unb
ber Stents gebranbfd^a^t; festerer blieb ial^relang
oOer (Sinfünfte beraubt. 3nt Urfulinerflofter unb
beffen JKrd^e in Supern fd^Iugen jeitmeilig bie f^tU
k>etif(^93e]^5rben il^ren ®i^ auf: an ben l^öl^eren
©d^ulen mürbe ber fiaienunterrid^t eingeführt unb
in amtlid^en Sctenpüden Dom „Bürger KJ^riftuS"
gefprod^en. S)aS fßott unb bie alte Sriftofratie
ober miberftrebten ber neufränfifd^en iRepublif ; bie
Okiftlid^feit leitete nur mU SBiberftreben ben 93ür.
gereib auf bie neue SSerfaffung; einSufftanb töSte
Den anbem ab. 2)a fteKte ber SonfuI Sonaparte
1808 bie alte f^öberatiDDerfaffung burd^ feine 9Re-
biationSacte mieber l^er unb fir^erte audb ben Sted^tS«
befianb ber Äird^e, ber ©ttfte unb Älöfter. 3m
jfanton Supern mürbe aud^ ber 3^^nte mieber atö
SU Sted^t beftel^enb anerlannt. allein ftete j^ömpfe
}mif d^en JKrd^e unb ©taat blieben bis ^um Sturze
9la|)oIeonS (1814) an ber XageSorbnung. 9uf
ber einen Seite panben bie Staatsmänner unb
ein Zl^eil beS €leruS als ^nl^onger S)aIbergS unb
SBeffenbergS unb ber ftaatSfird^Ii^en Zl^eorien unb
Ueberlieferunpen; il^r geiftigeS fyajipt toax ber
bifd^5flid^ Sommiffar unb Stabtpfarrer tfyib'
böuS SRflOer. 3^nen gegenüber mirßen bie att«
gefinnten @etftlid^ unter t^fül^rung beS ÜtuntiuS
SfabriciuS Xeftaferrata^ beS ^ropfteS gfr. 9. @ölb«
lin Don Seromünfter unb beS Sl^orl^erm Sfran)
©eiger (f. b. Srtt.) unb ber Sailerfd^ule, Dertreten
bur^ bie Ißrofefforen SBibmer unb ©ügler (f. b.
^rtt.), bie aUgefmnten ^atririer unb ber ®ro|«
tl^eit beS SanbDoIf eS. beeinflußt Don bem frommen
Säuern ÜWcoIauS SBoIf Don ^pertfd^wanb. ©Ic
SRagregelung beS SbteS SmbrofiuS ®Iu| Don
St. Urban, meldte i^n fd^Iießlid^ ;;ur Sbbanbtng
smang (1818), ber Sbfd^Iuß beS auf burd^uS iofe«
pl^iniftifd^en Sinftd^ten benS^enben fogen. SOßeffen«
bergifd^en SoncorbateS, baS am 19. gebruar
1806^ ol^ne SlüdFftd^t auf bie »ed^te ber ®eiftti^
feit unb ber fird^li(|en (Sort)orationen, fomit beS
l^eiligen Stul^IeS, }tDif d^en ber Surie Don jf ot^otq
unb ber ^Regierung Don fiujem gefd^Ioffen, Dom
l^eiligen ©tul^Ie aber Dermorfen mürbe, ber Streit
amifd^en X)^. SRüIIer unb % ®ügler, fomie bie
Berufung S)ereferS (f. b. Art.) als »egenS beS
^riefterl^aufeS in Sujem boten ftönbigen Sniag
5u Sonflicten. ®a mürbe enblid^ am 16. Sfdtomr
1814 bie Slegierung geprjt unb eS begann bie
^eriobe ber ariftohatifd^» liberalen O)>))ofttion,
meldte 1830 Don einem Hberol-rabicokn 9legi-
mente abgelöst mürbe. 2)ie näd^fte lird^lid^e $olge
mar bie SoStrennung ber f d^mei}erifd^en SiStl^umS«
antl^eile Don bem fäcularifirten SiSt^um ftonfian)
unb bie Sd^5))fung beS a^ofloHH^en ®eneralbica-
riatS unter ^xopfi ®51blin Don Seromünfier. SHe
)um Siege gelangte ^riftofratie manbelte aber baft
bie SBege i^rer Sorfal^ren; il^re (gingriffe in bie
fird^Iid^e ®iSci|)Kn, fomie eingelne am|griffe im
ßraiel^ungsmefen fül^rten ju neuen 3mijllgfetten
mit bem ®eneralDicar unb bem SIeruS. Sier 1819
Don feiner ^of effur entfernte, in SBort unb ©d^rift
f d^Iagfertige ^rans ®eiger fteKte ftd^ an bie €j)^
ber fatl^olifd^en gartet. 92ad^ faft enblofen 93er«
l^anblungen mürbe 1828 baS IBiStl^um Safel
mit bem ©i J in ©olotl^um (f. b. ?lrt.) gefd^ffen.
3e^t !am aber im jfantone ber SflabicaliSmuS
}ur ^errfd^aft. Siefe fogenannte SlegenerationS-
jperiooe geid^nete fid^ auS burd^ fiaifirung ber l^öl^
reu unb nieberen ©d^en, bie Srrid^tung einer
Don 3fr. gröbel geleiteten ©»ie^ungSanftalt in
SBiUiSau, burd^ Sufl^ebung Der granciScaner»
flBfter Sujem unb SBerbenftein, 3uDentarifation
ber übrigen ©tiftSgüter, ftaatlid^e ^fe|ung mi^
liebiger ^aner, fomie ber Derbienten ^rofeffo«
reu Sßibmer unb ©d^Iumpf, burd^ SRaßregeürag
ber fatl^olifd^en treffe unb il^rer Seiter. ffiaS
©d^Iimmfte mar 1834 bie ^nnal^me ber fogen.
SSabener Eonferenjartifel meldte SoStrennung Don
Slom, Stuf Hebung ber Sfluntiatur, SSefd^rönfung
ber ©tifte unb fflöfter, ber gfefl» unb Sfafttage,
Sinfül^rung beS ^lacets für bie ganje ©d^mei).
373
Sujern.
374
bo}^ eilte fd^iimatifd^ Staatöfirc^e 6e}tt)ecften.
8ciffa|fer bei fbrtUel toor bei Stabtpfarrer Sl^ri'
^^ gfu^ ^^ ytoppttStoifi, ber jum 2)anle an
SibmetS €teDe nad^ Susem berufen, aber Dom
Kf^of exft na<l^ aufnd^tiger Untertoerfung aner»
baut imnbe ; geißige Seiter ber fßolitif »aren bie
Sisber (Sbiiorb mtb (Eaßmir ^Qff er. @regor XV I.
Mcnurf feierli^ bie Srtifel, unb fein 9iuntiuS be
Vsigefi8DcrIie|Su}em. ShtSerl^dl^nungber JKrd^e,
M ^ßopfleS unb ber 9htntiatur nmrbe in ber ^effe
boSSeugerfie geleiflet. S)ie fird^Ud^e Partei unter
§n(nmg bcS reid^ unb l^od^angefel^enen Sanb«
nmneS Sofcp^ fieu Don ^erfoU mar ntd^t un»
ttttig; fie {hüte fd^on 1838 ben Antrag auf Se»
nfnng ber S^fuiten unb 1839 auf SteDifion ber
Serfafpmg. S)iefe 2Bünfd^e lourben anfönglid^
jd^ff )urfldCgett)iefen. 913 aber bie Siegenten offen
^ 69inpat|ie fSr ben jftofterjturm im Sargau
ob für bie Berufung t>on t$fr. Strauß nad^ 3ürid^
oBlftmu!^, tmadfit baS 93oII; bie fatl^oUfd^«
cmifenMitüK ^ßartei erfod^t am 1. ÜRai 1841 bei
ber aOgemeinen ^bftimmung einen glän^enben
Skg. Ss begann ie|t bie ereigni|« unb folgen«
td4e 3cit beS Sonberbunbed (1841—1847).
Sie nene DoQ8£^ämlid^e SSerfoffung ftd^erte bie
fOitt ber ttxxä^, ber @afte unb ff löfter unb er«
bD^ bie erbetene ®ut]^ei|ung be§ l^eiltgen @tu]^«
kl: ber 9httitiuft tel^rte nad^ Sugem prüdE. S)a§
Sqn&Defen nmrbe mieber auf ürd^Iid^e Snfd^uun«
gnjiirüdgefül^, bad religiöfe Seben bur(| !BoIfS-
■fponen geuiedt 3&äii ol^ne l^eftigen SBiberfprud^
ber ^mfimtigen unb unter SBiberfireben mand^er
ScfaDiinigSgeitoffen tt)urben bie äefuiten 1844
»4 Siqeni berufen ; baS JHojter ber Urfulinerin«
Kl «mibe mieberl^gefte&t unb in @t. Urban ein
fnfflid^ fid^rerfemtnor errid^tet. 9Rit Stfer trat
b^tm Ott !äf^oUfd^ iBorort ffir bie Sted^te ber
loqaitif^cn filbfler ein. ^ ^Intmort maren ber
Isbog Sorgou'S auf SuSmeifung ber Sefutten
aS bk goamai Bdfiim^, bie Don ben rabicalen
Smenmgen begünftigten §reifd^aaren}flge Dom
8. Sccemba 1844 unb 3. ^rtt 1845 unb bie Sr«
■oAmig bc8 Slat^l^erm fieu (20. 3uli 1845).
iantai, ium SeuBerflen gebrdngt, grif unter Sei«
tag ber frii^ freiftnnigen $oIinfer Sonftantin
6ttgiMxt-9RüIIerunbSeni]^arb9Reier
fda feiiiei asten Sled^td auf bie Erinnerungen beS
»WbdieR BunbeS" }urfid[ unb f d^IoB mit ben Ur-
Imtwen^ ^tg, gfreiburg unb SBalltS ben f ogen.
CoBbesfanib (11. Secember 1845). 2)ie Sag«
Mfng verlangte am 20. 2htli 1847 bie Sluf«
Dpng btefcS Sunbed unb am 3. September bie
iMlfcimmg ber Sehnten. SIS bie Urtantone ftd^
of boi bcße^enbe SunbeSred^t ftu^ten unb ben 93e«
HGWa ben ®el^am t^ermeigerten, befd^Io| bie
Xna|iotg ben Utngfl gefud^ten JMeg. ßin ftanton
ia4 bcm anbem mu^te ber Uebermad^t meid^en ;
Mmtad 2)iifimr }og am 24. StoDember^.nad^
Ib edfiaäft bei diSIifon. in fiu}em ein; bejfen
Irtrnmg unb bie Sefutten mürben jur Sflud^t
W^imeiL ^ Sfbige biefed SärgertriegeS mar
ber Untergang ber f antonalen ©clbfiänbigfeit burd^
bie »unbeSDerfaffungcn Don 1848 unb 1874.
Sujem erbielt eine freijlnnige Slegierung aufge-
brängt unb mufete grofee ftriegSlaften tragen. ®ie
Abteien @t. Urban unb Stat^^l^aufen mürben auf«
gel^oben, bie übngen Stifte unb fflöfter unb Diele
$riDate mit großen Kontributionen betaftet unb
beDogtet, ber SSertrag bejüglid^ ber päpjHid^en
©d^meigergorbe gefünbigt, bie 5BfKtglieber ber ge-
jlüd^teten ^Regierung al§ SanbeSDenätl^er bel^anbelt.
3mei Sal^rje^nte ber neuen SRegierung Derliefen in
Siemlid^er SRu^e. 6rP bie «nftönbe mit bem 95i«
fd^of Sugentu§ Sad^at Don 93afel, bie Z^eilnal^me
an ber Sluf^ebung beS ^riejierfeminarS in ©olo«
tl^um (1870), bie Slufl^ebung ber 9luntiatur burd^
ben SunbeSrat)^ 1873, bie SluSmeifung beSpctpft-
Itd^en ®cf d^äftSträgerS Sgnojji unb bie f d^roffe unb
grunbfäjttd^e,ben ;,95abener artifeln" entfpred^enbe
^artctnal^me gegen bie 93efc^Iüfje beS Daticani«
fd^en Koncitö fü|rten am 7. SRai 1871 bie Don
bem l^erDorragenben Staatsmann unb ©elel^rten
^]^. «. D. ©egeffer (gefi 1888) geführte confer«
DatiDe Oppofttion }ur ^errfd^aft, meldte biefelbe
feitl^er in fd^mierigen SBerl^öItniffen be]^au))tet unb
burd^ 9SoI!§abftimmung Dom 15. ÜKörs 1891
neuerbingS beftättgt erhalten l^at. Sßö^renb be§
(SuIturIam))feS ftonb bie ^Regierung unentmegt auf
Seiten il^reS Stfd^ofS, proteftirte gegen beffenftaat«
lid^e ^bf e^ung unb bie ^uf^ebung be§ S)omftifte3
in ©oIot$um, gemalerte bem Verbannten je^n
Saläre lang ein fid^ereS ^f^I unb erlangte enbtid^,
ba| aud^ bie übrigen ffantone mieber ba§ Sidtl^um
95afel ancriannten.
S)er ftanton fiujem, ber größte ber fatl^olifd^en
Sd^metj, jöl^Ite am 1. ©ecember 1888 eine SeDöI«
ferung Don 135780 Seelen, unter biefen 127533
j^at^olifen. 2)te @inmanberung ber Ißrotefianten
ift befonberS bemerüid^ in ber ^auptfiabt (mit
17 479 fatl^olifd^en unb 2829 onberSglSubigen
ginmol^nem) unb bereu UmfreiS, fomie im 9lmte
SBilligau (§interlanb); fie befijen bie jmei $far«
reien in Sujem (feit 1826) unb SBiUi§au.3lu8«
mit (fett 1886). 2)ie ffatl^olifen ftel^en unter bem
Stdtl^um Safel. «n ber Spi^ ber ©etftlid^feU
ftel^en ber bifd^öflid^e Sommiffar. bann bie ^bpfte
Don fiujem unb Seromfinfler unb bie Dier fianb«
becane Don Sujem, ^od^borf, Surfee unb SBiUiSou.
©ieSal^I ber StiftSgeiftlid^en beträgt 41, bie be§
EuratcIeruS 139 in 81 ^arreien, ol^ne bie 3ti-
l^ber Don Sel^rfteOen unb SBaOfal^rtSpfrünben unb
einige unbepfrünbete-®eifllid^e. (Sine ^rt fpfarr«
fKft befielet in Surfee, bie SBierl^erren (TV (Jurati)
nebft brei Äaplönen. ®er ftapuainerorben befi|t
bie fflöfier Susem, Surfee unb Sd^üpfl^eim mit
32 iJSrieBem unb ba§ graucnflofter St. «nna in
Suaem. ®ann befleißen nodft biegrauenabteiefd^«
iaä) Ord. Ciat. (f. b. «rt.), baS gremiteuHojier
in fiutl^embab unb bie Sc^mefteminftitute »ol«
begg unb ffiifon. 3n ben aufgel^obenen iHöflem
utu) (Eommenben befinben pd^ SnfKtute mit cwu
fefflonelleme^arafter; foinSusembiel^öl&ereSe^.
375 S^bio — ß^on. 376
Qnflalt als 9lo(3&folflcrin beS 3efuitencottcgtum8, betten Äoufleute unb bie Mtten ber tJfifd^. »el
baS iprieperfeminar unb baS ©tubentcnconöid. bem 3uf ammenpufe ber Sf one unb ©aöne flanbeii
auf bem Sanbe bePel^en bie Snenanflalt in ber bie S)enfmale, »eld^e 60 floHifd^e SSöIfer gu g^rm
el^emoltgen Slbtei ®t. Urion (feit 1874), bie beS öetflötterten StomS unb SugiiftuS errui^tet 1^
aSBatfenonftalt in SRat^l&aufen (feit 1883), erjiere ten. ^3m 3. 14 ö. £^r. »urbe ^ier einungel^eurcr
mit 400 Patienten, lefetere mit 200 Äinbem be- Iemj)el ju ®&ren beS auguftuS eingetoei^t. 3>ie
f^t, bie laubftummenonftalt ^ol&enrain unb baS goUifd^en (Bötter erfonnten ben Äaifer, ben ®ott-
Se^rerfeminor in ßifefird^, bie ^rog^nrnofien in gemorbenen, für ben Sel^enSj^crm. 3m römifdben
SBeromünfter unb ©lurfee. 3n ollen biefen 9lnftol« Sinne öerbiente ©oflicn bie ältere lod^ter ber
ten unb in jol&lreid&en «rmenl^oufem beforgen SReligion ber ©öttlid^Ieit beS auguflu« unb ber
borm^erjige ©d^toeftem ouS Sngenbol^l unb Sol« Äoifer genonnt ju »erben, »ie biefette (Segenb
begg Oeconomie unb ftronlenpfleae. einige Sal^rl^unberte borouf eS öerbiente, bie oltefte
Siterotur. Kojimir $M«^/ ®^f4 ber ©tobt Softer ber öon Serufolem ouSgegongenen iKrd^
unb beS ÄontonS Suaem, 2 Sbe., 3üri4 1850 ber neuen SReligion au l^ei^en, bereu outl^entifd^jier
bis 1852; S)erf., 2Der Äonton Sujern, 2 Sl^le., auSbrud unb tool^reS Kentrum ju fein SRom glek^
©t.®atten 1858—1859; 3t. ö. ©egeffer, »e^tS- fottS bie Sefümmung fyitit" (©olöobor, gWmcr»
gef(i&. ber ©tobt unb SRepuMil Sujem, 4 »be., öerrf d^oft in Subäo, 1847, 1, 252). Unter Äoifer
Sujem 1851—1860; Xl^. ö.Siebenou, ®aS ölte ^onoriuS überlief ©tilico, nod^ Uebertoinbung
Sujem, Sujem 1882; bonn bie jol^Ireid^en auf» ber®oten, bie ©tobt benSurgunbem, Don benen
fcfc^e unb Urfunben im ®efd^i(i^t8freunb, müW- fle unter gl^Iotor on bie gfronlen lom (532).
beS ^iftor. SereinS ber fünf Orte, I— XLV, 6in« ©päter fom fie foft gonj in bie ©ettxilt ber 6rj-
Pebeln 1843—1890, unb bie aRemoiren öon bifd^öfe, fo ba| ftoifer ftonrab IL (1024— 1039),
gfriebrid^ t). ^urter, 8 9be., ©d^oPaufen 1845; unter bem fte burd^ feine ^eirot mit ber $rin}efffat
S. ©iegttart-ÜRüIIer, 8 93be., 3ürid^ 1868; f&tm- ®ifeIo Don Srelot on boS beutfd^ Steid^ gefom-
l&orb ö. aRe^ier, 2 Sbc, SDBien 1875; ö. ©egeffer, men, bem grgbifd^of Surforb II. bie ©tobt mit
Sem 1887; femer F. de Balthasar, Museum SBoffengemolt obringen mu|te. 9lomineS gel^örte
virorum Lucematum, Lucem. 1777, fortgef. bie gou) Don gfrotdreid^ umgebene ©tobt t)on 1032
t)on e. $f9ffer. [Ofleifd^Iin.] on fofl 300 Saläre l^inbur^ )um beutf d^en Steid^e,
(jiiMa (AuSta), im 9t. £. 92ome (^v6fiatt) mor ober bot)on gong unob]^öngig,nomentIid^nod^
einer aäiittme ouS Si^Qotiro, meldte gu ^l^ilippi in bem ffoifer gfriebrid^ L im % 1164 bem Sr}-
SRocebonim mit ^urpurftoffen l^onbelte. ©ie mor bif d^of ^erodiuS bie meltlid^e ®emolt unb ®e«
^rofelQtin unb ertoorb fid^, nod^bem fie t)on $0U' rid^tSbodeit olS foiferlid^em Sicor, iebod^ mit bem
luS mit il^ren Sngel^örigm getouft morben, um Sorbel^olt ber foiferlid^en Oberj^ol^eit, }uerfannt
bie junge ^rd^e gro|e Sßerbienfte, inbem jte il^r l^otte. ^ierburd^ mürbe ber Srjbif d^of mieber ^err
^ouS bem apoftel oIS ©ommelpunft für bie erfte ber ©tobt unb il^reS ©ebieteS — beS S^onnoiS im
europäifd^e Sl^rtfiengemeinbe gur Verfügung ftellte engem ©inne. 9Rit ben ®rofm t)on Sqon, ouS
unb bemfelben oud^ fpdter mirffomen Seiftonb lei» bem ^oufe Sfloreg, logen bie Sr}bif d^öfe in Uß
ftete (apg. 16, 14. 40). [ffoulm.] ftönbiger Sfe^be megen ber ©rengm il^rer @emoIi
<j[90ii, ©tobt unb ÜRetropole in gfronf» ®rof ®uibo II. trof 1173 mit gi^bifd^of ®ui-
reid^. L SHe ®rfinbung biefer ©tobt im ©e» d^orb, unter Vermittlung ^ßopft aie^onberS ni.,
biete ber ©eguftoner mirb gemSl^nlid^ bm Siennen- einen Serglei^, nod^ meld^em er bie ®roffd^aft
fem gugefd^rieben. 3ur 3cit ber Srobemng ®oI- S^onnoiS bem Si^bifd^of unb beffm Sopitel gegen
lienSburd^SöformorLugdanumSegusianonim eine ©umme ®e(beS überlief. 92od^bem müer
(im SRitteloIter oud^ Leonia genonnt) bereits ein gfriebrid^ U. bie beutfd^en if oifer bie ^errfd^oft
bebeutenber Ort. 3m 3. 43 1). ^^x. ffi|rte C 9Ru» über arelot verloren, mürben bie fliogen ber 9ür«
notiuS $lonmS eine r5mifd^e Solonie bol^in ; fo ger mie ber ®rofen t)on Sqou über mißliebige Sn«
erl^ielt fie oud^ ben Ütomen Colonia Lugdunen- orbnungen ber ßrgbifd^öfe mieber l^öufiger. Um
sis unb, meil jfoifer CloubiuS l^ier geborm unb boS 3o$r 1300 monbten fid^ biefe on oen ifdnig
auguffatS l^ier brei 3o]^re reftbirte, ebenfo0S bie ^fßpp ben ©^önen Don gfronfreid^, oIS ob i|^m
Smennung Claudia Augusta Lugdunensis. bie Oberl^ol^eit über bie nod^ gum beutfd^en Steid^
Jloifer 92ero, unter bem bie ©tobt obbronnte, gob gel^örige ©tobt gebül^re. aiS bol^er ber Srgbifd^of
il^r nod^ ber SBiebererbouung ben SSonong t)or unb fein Sopitel fid^ l^iergegen bei bem topfte be«
oHen römif d^en ©tobten ©ollienS : fie mor ©i^ fd^merten, moHte fid^ Sonifog Vin., ber jtuf^
eines foiferlid^en ©tottl^olterS (Praeses) unb eines felbft SononimS gu Sqou gemefen, nid^t birect
Segotm. Unter ben ©ebäubm rogten f^Mot bie gegen ben ßönig entfd^eiben, fonbem verlangte,
$oIöfte ber Söforen unb beS ©tottl^olterS ; oud^ bo| ber Srgbif d^of unb bie SBürgerfd^oft bel^ufS
f el^Ite ein geräumiges Smpl^it^eoter nid^t, unt> im griebigung beS ©treiteS 2)eputirte nod^ Sbm
!Rorben breitete ftdj fpäter boS Sfomm beS Iroion fd^idten follten. 3)o bie ©tobt, fidler mit Sormiffen
ouS. Unterl&olb ber römifd^en ©eböube, om red^« beS ÄönioS, borouf ni^t einging, fo blieb biefe
ten Ufer ber ©o6ne, logen bie donblungSl^öufer Sroge nebft onberen oIS SriSopfel gmifd^en biefem
ber fremben, jum Sl^eil ouS bem Orient eingemon« unb bem ^opfle liegen. Sm 12. Slpril 1312 fom
877
SQon.
378
£9011 gcnu an gfrcmheU^ ; ^i^iüpp ber Sd^öne er*
Ifilb m ms^erige Soronie Sqon }ur ©raffd^aft,
Sofie^ fie obtt fammt ber ©erid^tsbarfeit bem
fi)Uf(|ot unb bem Sat^ralcapttel. Salier tarn
fS, ba| fiä^ bie Sanoniler ®rafen Don St^on nann«
IRL 2bn 3. 1563 jogen bie jföntge bie ©erid^tS«
tafeit an ftil^ ; ber übrigen fidbtif d^en ^errUd^feit
maSj/tt bie fion^öftfd^e Stäolution ein ßnbe. Surd^
McfdBe litt bie €tabt, nield^e ftd^^ namentHd^ burd^
bie im 15. So^l^unbert eingefül^rte @eibeninbu»
fat, immer mel^ gel^oben, imgemein t)iel. 2)a fie
1793 old Vollmer! ber ro^altftif d^en unb gemö^ig-
In Partei gegen ben Serg unb ben Sonoent ftd^ er»
lob^ nmrbe Jie erobert, bie Sinao^ner }u Sau«
pbcit bur4 i^anonen niebergejd^mettert unb bie
Wiißen tg^ebftube }er{iört (ogl. be|onber§ Clerjon,
Bist de Lyon, Lyon 1829—1834, 4 vols., mit
9ortfe|mig Don Olorin). ^eute befielet biefe ftorf
kfe^igte ^toeite @tabt tJfranfreid^ unb ba§ inbu«
pOt ^ biefeS SReid^ ouS ber alten Stobt
le^tt ba 6a6ne, am Sfu|e beS 3fourtriöred«99ergeS,
aif beffen oberßer @pi|e bie alte, l^od^oere^rte
SoOf o^fird^, 9lotre S)ame be gfourDiäreS, fte^t
osS ber eigentli^en @tabt auf ber fd^malen Sonb»
ange smifd^ Sll^e unb @aöne unb auS fed^§
Sotpbten; fie iSfjiii etma 345 000 unb mit ben
Sororten 390000 CintDO^ner. 3m Dorigen Sal^r«
tnbert gab ed l^ier neben ber $rimatial!ird^e }um
|L3o^ami9apti{i nod^ 3 SoÜegiot« unb 13 ^farr-
fir^ 2 äefuitencoHegien unb triele fflöfter je
mt SMft ober toenigftend ftapelle. ^eute ftnb in
im 18 btl^lifd^ ffird^, baneben einige pro«
kPonüfd^ unb eine Synagoge; benn ^ier ift
»4 em teformirted Sonjtftorium unb ein Som«
rnffariot fmr iSraelitif d^en SultuS. Üteben ber neu«
Degtöabeien tot^olifd^n Unioerfität, für loeld^e
1876 bei bem erßen Aufruf f of ort 40 000 gfranfen
dngiBgeii, befielet nod^ eine UniDerjUätS^SIabemie,
e(B£9mmnnbme]^rere bösere Se^anftalten, bann
OB ^^rfeßer«, ihmben« unb SRifftonlfeminar, mit
(Bdl ffia 1822 bie „©efeUfd^aft gur SSerbreitung
bef eknbenS" entftanben ift. 9n SBol^Itl^öHg-
listSanPaUen gibt eS ein gro|e§ ^ofpital, toeld^eS
ji^ 9000 ^ilfdbebürftige unterjlü^t, baS au«
Snse ftronmil^aud ober ^ötel«2)ieu mit 1350
cn, boS id^rli(( 12 000 ffranfe Derpflegt, unb
bflS ^liital Sntiquaille, e^ebem ftlofter, auf ben
tombrnmifni beS rdmif d^en if aif erpalafteS erbaut.
gtfonbcS )u nennen ift baS ^ötel be la Sl^aritö,
Mmnbet Don bem reid^en beutfd^en ifaufmann
ticberger, bem fog. bon AUemand, meld^em am
6a6ii>Ouai be ^nbre, ba mo bie Saönt in bie
eUbt tritt^ in ber Zrad^t be^ 16. 3abrbunbert§
cn ^enienicd @tanbbilb, al8 SBabrgeid^en beut«
\ifB %xmt imb üRUbtl^tigfeit, errid^tet mürbe.
n. 9i9t]^um. @d^on im erjlen d^riftlid^en
ShMonbert mag eS in S^on Sefenner be§ JfreujeS
f^c^ gegeben |iaben ; mer aber baS S^bnftentl^um
ffojl bc^m gebrad^t fcam nid^t ermittelt »erben.
weiMBS beßanb bie erfte Sl^riftengemeinbe in
tync »ie in TOorfeiDe, jumeift nod^ awi ©ried^en.
Sine fird^Iid^e ^ierard^ie aber gab e§ bafelbft laum
Dor ber aRitte bcS 2. 3abrbunbertS. S)er bl. $1^0-
tinuS ober $ot^tnu§, au8 ©m^ma in Jtletnaften,
Don ^olqcarp gefanbt, gilt als ber erfte Sifd^of
Don SQon. Sr ^at loobl ben l^eiligen Spoftel 3o«
banneS nod^ gefeben unb gel^ört unb lann fo als
apoftelfd^üler bejeid^net »erben, ©eine ^nfunft
mag in bie 3abre 140—150 fallen. ,,aRitten in
ber 3finftemi| ber neuen Sctool^ner Don ©allien,
bie fid^ f)kx mit ben alten Dermifd^ten, erfd^icn mit
einem 9Rale, toie bie 9Rorgenröfl^e, ber bemütbige
ajlifflonar Don ©m^ma, ein Diener ber SReligion,
ber Seinbcit, ber Siebe unb ber aRenfd^li(|feit,
einer SReligion, meldte f^itt bem SReufd^en eine
gan) neue fiel^e unb ein ganj neues Sid^t über
t'eine ^flid^ten mittl^cilte unb i^n für baS jenfeitige
Seben mit ben größten unb bauembften Hoffnungen
erfüUte'' (Abbe Jacques, Origine de Teglise de
Lyon 7). 3n ber Verfolgung unter 2Rarc ^urel
jeigte fi^ ^l^otinS Jtird^e in guter SSerfaffung unb
umfaßte jal^lrcid^e ©lieber. ®ie im 3. 177 mit bem
90j[äbrigen ©reifen gemorterten Kl^riflen, unter
benen bef onberS bie bl* Slanbina berDorragt, fitd)
aufgejäl^lt bei ©tabler, §cü.«2ejifon IV, 971
(ogl. aud^ P. Andre Gouillod, St. Pothin et ses
compagnons martyrs, Lyon 1868). 9luf $bo«
ttnuS folgte ber 1^1. 3renäuS (f. b, «rt VI, 867 ff.,
unb 5U ber bafelbft angeführten Siteratur nod^
P. A. Oouillod, St. Irönee et son temps, Lyon
1874), aud^ ein ftleinafiate unb ^uerft ^l^otinuS'
©ePfe. er litt um 202 als Opfer ber SSerfol«
gung beS ©eptimiuS ©eoeruS glei^faUS ben 9Rar«
tertob. ^ie gtoei folgenben 9if d^öfe maren 3(^d^'
riaS unb ßliaS ober SteliuS, toeld^er le^tere Don
©regor Don SourS (De glor. conf. c. 62) ermöl^nt
wirb. tSfaufttnuS, Seitgcnoffe bcS 1^1. K^prian,
fd^rieb an biefen unb $apft ©tepban I. rnegen beS
noDatianif d^ gefmnten SRartianuS Don ^rleS. Von
ben Vifd^öf en VeruS, 3uliuS unb ^tolemöuS ftnb
nur bie 92amen in alten Ver^eid^niffen entbalten.
SSociuS »ol^nte ber erflen ©^nobe Don SlrlcS (314)
in ©ad^en ber ®onatiften bei. ^uf SRasimuS unb
SetrabiuS folgte 343 VerifftmuS, meld^er ber
©Quobe'Don ©arbica (347) aniool^nte. Sr unter«
fd^rteb bereu 2)ecrete nad^malS mit 45 gaUifd^en
Sifd^öfcn an jmeiter ©tcÖe, fällte aud^ gegen 6u«
pl^rateS Don Jtöln eine ©enteng. Ser 1^1. 3uftu8,
etwa feit 350, Don bem Diel SBunberbareS ergöblt
wirb, regierte biefe Jlird^e mit großer ©orgfalt,
mar 374 bei bem Soncil gu SSalence unb 381 als
Sbgeorbneter Don ©aQien bei bem Don ^quileia,
»0 er als ber erfte ben arianifd^en SBifd^of $afla«
biuS Derurtl^eilte. 6in trauriges greigni^ Deran«
lagte ibn, gu reftgniren unb als Sinftebler in ber
fcetifd^en SBüfte in 3leg9pten ju leben, wo er um
390 ftarb (Dgl. Acta SS. Sept I, 365—376).
S)ie unter feiner 9lnrufung gebaute ftird^e ©t. 3nft
l^at für bie Äird^cngefd^id^te feine geringe Sebeu«
tung. 9lun folgten ber ^l. 3tlbin um etwa 380,
welker bie ffird^e beS b^* ©tepl^an baute; ber
bl. aRartin, ein ©d^üler beS 1^1. SRartin Don lourS ;
879
S^on.
380
ber % Sntiod^uS ober ^nbudluS, ber strenue ad-
mimstrato Pontificii colmine gegen Snbe be§
4. Sal^rl^unbertS ftarb; ber 1^1. eipibtuS, unb
434—450 ber l&I. gud^eriuS (f. b, 3trt IV, 952 f.,
fotDie P. Andre Oouillod, St. Eucher, Lerins
et l'öglise de Lyon au VIII® siäde, Lyon
1881). Ser 1^1. $atien8, feit 451, a^igte gro^e
Siebe ju ben Srmen, befel^rte t>itU Srianer burd^
feine $rebigten, erbaute, erneuerte unb tteil^te t)iele
Jhrd^en unb xdoc 455 bei bem SoncU }u %led.
Unter il^m würbe auc^ s^^if^en 475 — 480 toegen
beS gaOifd^en ^riefterg SucibuS, »eld^er ber erfte
nomentlid^ belonnte ^röbeftinationer war, in S^on
eine @Qnobe gel^alten (^efele, Sonc.«®ef(i^. ü,
597 ff.), er ftarb um 491. «uf ben 1^1. 2ul)ici»
nu§ (geft um 493) folgte 494 ber 1^1. StufticuS,
bann ber 1^1. Stephan (geft. um 512), ber mit
aoituS oon SKenne (f. b. Slrt. I, 1767 f.) eine
@tä^ ber Jtatl^olifen gegen bie arianifd^en SBur»
gunber mar. ©tepl^anuS oeranftaltete aud^ baS
SleügionSgefpröd^ )u Sqou oom Saläre 499, in
meld^em bie arianifd^en Sifd^öfe äbermiefen unb
ff5nig ®unbo6aIb für bie JKrd^e gänftig geftimmt
würbe (§cfele II, 629 ff.), ©ein Slad^folger, ber
1^1. SSiDentioluS ober 3ut)entioIu§, wol^nte 517 ber
©Qnobe t)on dpaon bei unb l^ielt im gleid^en 3a]^re
in S^on felBft eine S^nobe wegen ber inceftuöfen
Sl^e be§ oberften gfiScalS beS burgunbif d^en Steid^eS,
©tepl^an, gewö^nlid^ al§ Lugdunense I bejeid^»
net (^efele H, 687). gr foU aud& 524 ber @9»
nobe oon 9r(e3 unb 529 ber oon Orange an*
gewol^nt l^aben unb wirb oon Sgobarb wegen fei-
ner geleierten ©d^riften gerül^mt (ogl. au($ Acta
SS. Julü m, 303). ®er ^I. SupuS tl^eUte mU
feiner ^eerbe bie Seiben be§ ffriege§, weld^er mit
ber Ausrottung beS burgunbifd^en ff önigSgef d^ledi^«
te§ unb ber ISereinigung fernes @i|eg mit bem
frönüf d^en Steid^e enbigte. Sr ftarb um 542 ; fein
tJfefl ift am 25. September.
2)er 1^1. SupuS wirb gewö^nlid^ als erfter Srs'
bifd^of oon SQon angefe^en. 3ebenfa&S gibt e§
oor ßnbe beS 5. äal^rl^unbertS feine äber^eugen»
ben 9}aderideten, ba| S^on als ÜJtetropoIe galt.
SBiltfd^ jagt bie^foHS in feiner «ird^I.. OJeogr.
a, 104 f.): „Sei ber ffia^l beS »ifd&ofs 3o^ann
oon Kabitto im 3. 470 beurfunbet juerft ber 9Me»
tropoUt oon Sugbunum feine l^bl^ere 9if d^ofSwürbe.
9IS barauf biefe @tabt wieber bie dauptftabt ber
erften lugbunenfif^en ^rooing wuroe, fo war ba«
mit aud^ fär ben SBifd^of berfelben ber Snfang
eines großem ßinftüff eS auf bie ^rooinjialbif d^öf e
gemalt. Sud^ in anberen $rooin}en befam er
großes Anfe^en, fo ba^ SupuS auf bem britten
Eoncil ju aurelianum im 3. 538 präfibirte unb
id^ guerft .unb allein als Metropolitanus unter»
d^rieb." SHS ©uffragane unterftanbcn il^m oon
Anfang an bie Sif d^öf e oon Augustodunum ober
Civitas Aeduonim, CabiUo, Lingones, Ma-
tisco. S)iefelben l^at aud^ bie Not Coelest., wie
bie unter $apft Sol^ann XXn. gefertigte, weld^e
fie in folgcnber Drbnung aupi^rt: Eduensis,
Matisconensis , Cabilonensis , Lingonensifl.
2)iefe oier ©uffraganen oerblieben bem £r}bif d^of
oon S^on bis gegen bie ÜRitte beS oorigen 3<d^r«
l^unbertSjuweldeerSeitbie gweiSifd^dfeoonSHion
unb @t. (Skiube, bereu @i|e 1731 rejp. 1742 neu
errid^tet worben, ba)u lamen, f o ba| bis jur Steoo-
lution unter il^m ftanben bie Sifd^bfe oon Sutun
— biefer l^atte bie fird^Iid^e unb weltßd^ 93er*
waltung beS Sr^biStl^umS bei erlebigtem @i^ —,
SangreS, ültacon, Sl^alonS für @a6ne, ®ijion unb
@t. Slaube. $on biefen SBiSt^mem würben in^
folge ber Steoolution auf gel^oben S^nS unb 9Ra«
con ; bafür erl^iett Sqou alS neuen Suffraganfiul^I
©renoble, baS biSl^er unter SHenne ftonb. SBetter
würbe S^on baburd^ entfd^öbigt, ba^ mit il^m bie
altberül^mte SRetropole SHenne (f. b. Sri) unirt
würbe, weSl^alb ber ßrjbifd^of feit^er ben Goppel*
titel Archiepiscopus Lugdunensis et Viennen*
sis fü^rt.
9luf SupuS folgte nad^ SicontiuS ober SeontiuS^
ber nur ^wei Saläre regierte, im 3. 544 ber 1^1. @a«
cerboS ober @erbotuS, ber in feiner bifd^bfttd^en
@tabt bie gwei ffird^en @t. ^ul unb @t. SulaKa
(fpöter @t. ®eorg genannt) erbaute. Sr war 549
bei ber S^nobe oon Orleans, unb weld^ 9n«
fe^en er geno^, gel^t barauS l^roor, ba| ffbntg
@^ilbebert il^n afö ®efanbten nad^ Spanien )u
ffönig 9lt^anagilb fd^idtte. Srfterem, ber an fein
Sterbebett geeilt — er ftarb p ^ariS 551 — >
empfal^l er als feinen 9tad^folger feinen Steffen,
ben 1^1. TOcetiuS ober TOsier (551—573). 3)iefer
wirb befonberS oon ©regor oon £ourS (HisL
Franc. 4, 36 ; De gloria oonfess. 61, bei Migne
LXXI, 299. 872) gerül^mt alS treuer §irte, unb
bis auf bie 3ett, in weld^er ®regor feinen ^Stu^m
berSeifenner" fd^rieb, gefd^a^en gro^e SBunber an
feinem ®rabe. Unter il^m würbe 567 )U S^on eine
S^nobe (Lugdunense U) gel^alten, bei weld^
auf 93ef el^l beS jf önigS ®untram wegen oerf d^iebe«
ner ©ewalttl^ötigfeiten ber Sifd^öf e @aloniuS oon
ßmbrun unb @agittariuS oon ®ap oerl^anbelt
warb unb fed^S SiSciplinar-i^noneS aufgefteÜt
würben (^efele m, 21). Unter bem SSorft^ beS
Srsbifd^ofs $riScuS (573—585) würbe baS Lug-
dunense m, oon bem gleid^f aQS f ed^ S)iSciplinar'
SanoneS oor^anben ftti^, gel^alten (^efele DI, 38).
Ueberbiel war $riScuS bei oier weiteren Sqnoben:
573 3U ^riS, 581 )u SRacon, 584 gu iBalence
unb 584 in SRacon (IQ ; auf le|terer fül^rte er
ben 2:itel ^atriard^, weü|en aud^ fein SSorfal^r,
ber ^l. McetiuS, alS Sl^rentitel oom $apfte er»
Italien l^atte. ^er l^L ^et^eriuS ober SlermiuS
(586—602), anfangs am 6ofe beS ftönigS ®un-
tramnuS, weil^te ben 1^1. ^u^giftluS gum ^riefler
unb wol^nte ber 2:aufe Sl^lotorS n. bei. ^n il^n
ftnb mel^rere ^Briefe ^opft ©regorS beS ®ro^en
gerid^tet, wie benn aud^ oon biefem Rupfte ber
^o^el €nglanbS, ber 1^1. Sugufttn, an il^n em«
pfol^len würbe. ^uS biefem Umftanbe bürfte eS
fel^r wal^rfd^einlid^ fein, ba| ber 1^1. Sluguftin nid^t
oon SSigiliuS oon ärleS, fonbem oom 1^1. Setl^
381
SQon.
382
liiii paa Slf^of gnoeil^t oorben. 9htn folgten :
bcr nur cnoö^tte @ecunbud; SribiuS ober SrigiuS
(608—614); Xetricud ober Xl^oboricuS, ber ftd^
625 Ott e civitate Lugdona Treticus unter«
i^ridb ; (Banbencud nad^ 643 ; SSiDentiolud, unb
n 650 ber l^L SnnetnunbuS 2)elfinu§, beffen
Jbm oerfd^eben gefd^rieben wirb (Dgl. ©tobler,
täL'2^ t 229). S)er Sol^n eines lönigUd^en
$iftfectai, toot SmtemunbuS am löntglid^en ^ofe
eiiDgen umben. d^Iobmig 11. fd^ö^te il^n megen
jener \dtaun Xugenben fo l^o^ ba| er tl^n sunt
^^dfyn feines ölteften Sol^neS, bed nad^maUgen
Odmgfi iOfiotat UL, oöl^lte. W§ ersbtjd^of oott«
«bete ober rtfiaurirte er boS ftlofter gum 1^1. ^etrud
ob nbagab e9 einer (Senoffenf^aft gottgemeil^ter
jingfronen, totiä^ SBerfe ber 9lad&ftenUebe itbten.
VB na4 bem Xobe SblobmigS IL eine Stegent«
ktoft eintmt, nmrbe er megen SJlaieftötSüerbre^enS
ongeflagt unb miber Süllen ober bod^ ttnber SBiffen
ber Segentin, ber ^l SUl^ilbiS^ am 28. ©eptember
659 nmgArad^t Ser 1^1. (SeneftuS ober ©enetiuS
(659—679), öori^er Slmofenier E^IobmigS n.,
varbe in Me ftriege mit Sbroin t)erttndelt, l^ielt
okrmitgrolerXreueguSl^IotQrin. S)er]^I.Sam"
botBS ober SanOertuS (680--690), oor^er S6t
jK^oniandle — bem fpotemSt. SSanbrifle — , be»
9icg nur nad^ langem äBeigem ben Sr^ftul^l mar
fiber in SBort unb Zl^at ein auSgejeid^neter ^irte
(Acta 88. ApriL ü, 215 sqq.). 9uf bie Oier
&|bc{(^ «obmin ober ®ubinu8 (693—713),
JoIcobuS, OloubertuS ober äRabalbertuS unb 9bo
ober 9fo, ber 769 bei einem r5mifd^en Soncil
Mr tnb nm 798 ftarb, folgte ber berül^mte Selb«
abitf (f. b. «rt. Vn, 1688 ff.), in ber legten Seit
llazISb.<Sr. 9}a(l^bemer814reftgnirt]^atteunbgur
tcftgmmng eines 9la(i^folgerS 814 eine @Qnobe
}i 2^ gegolten »orben UKir, mürbe ber ebenf o
kdSfmk «aobarb (f. b. «rt. 1, 346 f.), ber f d^on feit
808 EeitoM (Eoabiutor gemefen, ermö^lt. Unter
^iV^h (gefL 840) fanben bi^ smei S^noben
m: 828—829 eine oom ifaifer angeorbnete,
9ofß\dfnnri^ megen ber Stuben^ morüber mir aber
hine Jta^ri^t ^ben (Cl^ele IV, 54. 69 ff.), unb
834 in «bmef eni^t beS d^jbifd^ofS oon bem SSer-
Mte bcS SiStl^umS, Smalor. Siefer trug l^ier*
W feine neue Seigre oon einem breifad^en Seibe
Qnpi twr, gegen meldte fid^ aber ber Siacon
^aoA, SorfU^ (Magister) ber @d^ule in Spon,
Bcibeti; unb meld^ 838 auf bem Soncil ^u Sil^ierfQ
caifnrirt nmrbe (^fele IV, 87 f.; ogl. aud^ b. Srt.
InoknuS t. 9Re| I, 672 f.). Um 841 folgte
JbmAü (f. b. «rt I, 572). fomie 852-875 ber
tL SemtgtttS L (f. b. Sri), ber in ben $rabe-
Unitioiidflreit, mie fd^on fein SSorgönger, oer>
mdäk nmrbe ^ b. «rt. ©ottfd^alf V, 946 f.).
Oatrc SnfterinS (906—915), ber auf Surelian
(875—895) unb inmolon (895—906) gefolgt
mk; ttuAe abermals eine S^nobe gmifd^en 912
nh 915 ge^toi, bie aber o^e nennenSmertl^e
Itfritale »erlief (f^fele IV, 578). Unter beffen
ftod^Igec ®obefreb be ISergQ, feit 1054,
l^ielt &irbinal &ilbebranb 1055 ^ier gegen bie
rimonifKfdöen Sifd^öfe ein 6oncH (^^cfelc IV, 787).
9tad^bem ®obefreb 1063 rejignirt l^tte, beftieg
^umbert ben @tu]^I; biefer l^ielt 1070 ein 6^oncü
I in 3lnfe, mürbe aber 1076 oon $apft ©rcgor VII.
megen @imonie entfe^t unb ftarb als 9Rön$ 1077.
Seine beiben !Rad^foIger, ber 1^1 ®ebuin ober ©i*
buin, aud^ 3ubinu§ (1077—1081), unb §ugo
öonSourgogne (1081—1 106 ; f. b. «rt. VI, 384 f.)
I^atten eine einflugreid^e Stellung in Jhrd^ unb
(Staat. Unter @^ebuin mürben ^mei Stoben ge»
Italien; bie eine oom 3a^re 1080 fprad^ über (Sx^*
btfd^of SDtanaffeS oon SleimS bie ^bfe^ung auS
I (§efele V, 145), bie anbere oom Saläre 1082 ej-
communicirte ben ®rafen Sfuico oon 9(ngerS unb
bie SRönd^e oon SJlormoutier megen oerübter ®e«
malttl^aten gegen bie jtird^e oon ZourS unb fuSpen*
birte ben 99i{d^of ©aufrieb oon ^ngerS, meil er
; pflid^tmibrig l^iergegen nid^t eingefd^ritten (^t\tlt»
' ffnöpfler V, 157). ©amalS beffättgte aud^ Ißapft
©regor VII. unter bem 20. Slpril 1079 ben
Primat ber ftird^e oon St^on aber bie ^ßrooinjen
Sftouen, SourS unb SenS, ein $rioiIeg, meines
oon UrbanIL 1095, ^oSd^aliS IL 1116 unb
galtet n. 1121 beftätigt mürbe. 3lad^ berUeber-
fd^ift beS SoncilS oon 99rioube im Saläre 1094,
bei bem ber Sr^bifd^of ^ugo benSSorft^ fül^rte,
l^atte er aud^ ben Primat über bie ^rooinj oon
99ourgeS unb mar gugleid^ pöpftlid^er IBicar.
SBourgeS gel^örte aber gum ^rimat oon SSienne
unb mirb in ber Seftötigung ^Sd^aliS' II. nid^t
mel^r genannt. Siefe ^rimatie, factifd^ mel^r ein
ßl^rentitel als eine mirflid^e SRad^t, mar ein oiel»
fad^ beftritteneS unb )urüd(tretenbeS Siedet. So
beftritt 1095 er^bifd^of SRid^er oon SenS unb grj-
bif d^of SBill^elm Oon SRouen baSf elbe ; le^terer unter-
marf fi(^. Stid^er aber blieb l^artnötfig bis ^u fei«
nem Sobe. Srft fein 92ad^folger ^aimbert gab
nad^ ; aber einjelne ißerfud^ ber (Sr^bifd^öfe oon
S^on, bie ^rimatialred^te ungebü^rUd^ ^u ermei»
tern, bemirften, ha^ ftd^ SenS abermals trennte.
^IS fi^on 1312 burd^ ben SSertrag oon SSienne
an bie ffrone f^ranfreid^S gelommen, mürbe aud^
bie $rimatialmürbe mieber allgemein anerfannt.
2)ie 3tt^tt beS ^rimateS maren aber bereits bis auf
baS einzige ^ufammengefd^rumpft, Appellationen
oon ben Sprüd^en ber SRetropoliten an^unel^men.
(93gl. Mansi XX, 878, De primatu Lugdun. etc. ;
P. de Marca, Diss. de primatu Lugdun., meift
im Slnl^ange feines äBetfeS De Concordia Sa-
cerd. et Imper. ; bann aud^ Thomassin., Vet.
et noY. eccl. discipl. I, 1, c. 30 sqq., bef. c. 34.)
92ad^ ^ugo be ^ourgogne folgte ©ojeran ober
Sogeran, aud^ Sauceranb (1107—1118), bann
§umbert (1119—1128). Unter beS lefetem SRe-
gierung l^ielt garbinal $etruS 1125 eine groge
St^nobe In St)on megen beS 3lbteS $ontiuS oon
glugn^. tiefer l^atte auf feine SBürbe refignirt
unb eine SBaÜfal^rt nad^ $alöftina gemad^t, nad^
feiner Stüdffel^r aber mit SBaffengemalt fid^ beS
fflofterS mieber bemöd^tigt unb mürbe be^megen
388 SQon. 884
mit bcm Sonne belegt (©efele-ftnöpfler V, 392 f.)- abmini|feiren. 3lm Wngften funflirte oIS «bmint-
95on ben melteren grjSijd^öf en fmb s" nennen : ftrotor 3o]^ann $quI (Safton be $in8, Dorl^er 99i-
aimericuS ©uetr^ ober ©uerrat (1236—1245), fd^of öon SimofleS unb feit 1824 litulor-grj-
unter bem baS erjte allgemeine Soncil ^u SQon bifd^of t)on ^mafia (geft. 1850). SHefer bßdb
gegolten tourbe. Unter ^f^ilipp oon ©Quoten aud^ 9lbminiftrator, aI8 ber grjbifd^of öon ^biäf,
(1246—1267), ber jid^ nic^t confecrircn liefe, fanb Korbinal 3oad&im b'Sfoorb, §um grjbifd^of öon
1264 eine @Qnobe ftatt, meldte gur 9eföm))fung S^on nominirt loorben ttxn:; le|terer flarb ober
ÜRonfrebd unb Unterftü^ung JForlS Don ^nj[ou bolb, ol^ne nod^ Don biefem Srjftul^Ie 9eft| er«
einen breijä^rigen S^^ntcn Dorn ßleruS bemilligte griffen ju l^oben, im nömlid^en 3o|re »ie 8ar«
(§efele»ftnö})fler VI, 87). $etru§ oon loren« binol Qfefd^ (1839). 5Run folgte ber burd^ ^o^
toife 0. P., feit 1272, würbe fd^on 1273 Sorbi» Segobung unb fird^Iid^e Ireue ouSgejeid^nete 2ub*
nolbifd^of Don Dftio unb befticg 1276 ben pop^U toig 3ocob ÜRorij Sonolb. ©eborcn om 30. Oc-
lid^cn ©tul^I olS Snnocens V. (f . b. «rt. VI, 743), tober 1787 s« SWill^QU («De^ron) oIS Dierter
ftorb ober nod^ im felben 3a|re. ^^moruS ober @o]^n beS befonnten $]^ilofo))tien unb @toot3>
SlbömorbeSRoufftllon O.S.B. (1273—1283) wor monneS 2. ®. % »onolb (f. b. «rt. H, 1009 ff.),
grjbifd^of, oIS ju 2i|on boS jweite oügemeine Kon» war er nod^ unter bem erften ffoiferreid^ bei ber
cü gefeiert würbe, ©afe unter §einrid^ be SSittorS ^offopelle ongefteDt. Unter ber SReftourotion be>
(1296—1301) im 3. 1297 ein 6onciI gel^olten ficibete er bo8 «mt eines gßmofenierS bei bem
worben, weld^em »onifoj Vm. })erfönlid^ proft- ©rofen Don 9lrtoi8, bem fpotetn ffönig Äorl X.,
birt ^obe, ift eine 9lad^ri^t, weld^e ofler Segrün« unb begleitete ^erfign^ olS Secretär nod^ Stom,
bung entbel^rt (§ef ele«ftnö})fler VI, 369). ^etruS oß biefer bie Sngelegenl^eiten Qfronfreid^S mit bem
Don ©oDo^en (1308— 1332) rebucirte 1322 bie l^eiligenStul^Ie orbnenfottte. «m 27, Äpril 1823
Sdfjil ber Kanonifer auf 32. SBitl^elm be @ure würbe ber oud^ ofö ffongelrebner berüJ^te SBonoIb
(1333—1340) l&ielt 1337, Sol^onneS be Xolaru junt »ifd^of Don 2e ^u^ emonnt unb am 27. «pril
1376 eine ©i^nobe, Don weld^en beiben nid^ts 1840al8grsbifd^of Don29on})räconirirt, oßwel«
auf uns gefommen ift (§efele=ihiöpfler VI, 726). dfter er fd^on am 1. 9Möi^ 1841 gum Korbinol er«
Sol^onneSl^Qtte 1375 benStul^Ibeftiegen, reftgnirte wöl^It würbe. Unter bem Sürgerlönigtl^um fompfte
ober 1389, olS il^n KlemenSVn. jum Eorbi- er fel^r eifrig für bie greil^eitbeSUnterrid^tS; unter
not erl^ob (geft. 1393). Unter grang Don Kol^on ber 3le})ublif befol^I er feinem ßleruS, „boS Sei«
(1501 — 1536) würbe boS Don fünf abtrünnigen f^icl be§ ©el^orfomS gegen bie neuen ©tootSein»
ßorbinälen gegen $a})fl 3uliu8 IL Deronflaltete rid^tungen gu geben". SRaj)oIeon HL ernannte il^n
^feuboconcil ^ifa-SOtoilotä) Don Sfti au§, wo bie bei feinem StegierungSontritte gum Sommonbeur
neunte ©ijung ftottfonb, im 3. 1512 nod^ 29on ber gl^renlegion, unb er erl^ielt olS Korbinol ge«
DerIegt;]^ierfonbbonnbiege]^nteunble|te@i^ung fe^Iid^en @i^ im Senate. 3m 3.1850 (ielt er
flott, unb boS Eonciliobulum löste ftd^ ol^ne offi« ein ^roDingiolconcil (Collect. Lac. IV, 456 sq.)
deflen 2lbfd^lu6 auf (§efele»§ergenröt]^er VIII, unb fejte in ben legten 3a]^ren feines 2ebenS bie
619 ff.), grjbifd^of fjranj l&ielt felbfl 1528 ein Cinfül^rung beS Breviarium Bomanum burd^.
^roDinjiolconcil für 3unidtweifung ber ^ärejie ©ro^e SSerbienfte erwarb er fld^ befonberS oud^
unb für SittenDerbefferung (§efele=§ergenröt]^er boburd^, ba| er 1869 mit öilfe eines Sermöd^t«
IX, 646). «ud^ anton b'Sllbon (1562—1574) niffeS eine t^eologifd^e §od^f§uIe grünbete, bie fid^
l^ielt eine ©^nobe. S^t Seit ber SleDolution fa| unter feinen 9lod^foIgem, no^bem bie Unterrid^tS«
auf biefem ©tul^Ie feit 1788 3do ^leionber SJlor- freil^eit enblid^ erlangt worben, gu einer Dottftön«
beuf; berfelbe mufete fld^ pd^ten, unterl^ielt ober bigen fot^olifd^en §od^fd^ule entwidtelte. 3)iefer
mit ben in ber ©tobt gebliebenen ipriejiem einen Prelat Grand-Seigneur, ber om 25. Qf^bruor
regen SSerfel^r. ©ein ©enerolDicor Koftillon war 1870 ftorb, war in ber Dottften Sebeutung beS
nun boS geiftige ^oupt in 29on unb bie ©eele ffiorteS ein ffird^enfürft. 3l^m folgte (1870 bis
oHeS d^rijtlid^en 2ebenS. 3n ber größten SobeS- 1875) ber nomentlid^ Dom Doticonifd^en Soncil
gefol^r {eben tiugenblidf ben SJlortertob erwortenb, oud^ über Qfronlreid^ l^inouS fel^r beforatte friH^ere
lotte er längft (Sott baS Op^tt feines 2ebenS ge» Sifd^of Don ©renoble, 3acob aRorio «d^iß ®e«
brod^t, QlSerl794al8„wiberfpänftiger$riefter" nouiU^ac, bann (1876—1887) 2ubwig 9Rario
jum Sobe gefül^rt würbe. ©oSfelbe 2ooS trof ^o\tpf) ©ufebiuS EoDerot, Dorl^er Sifd^of Don
ober oud^ nod^ im nömlid^en 3a]^re ben conflitu« ©t. SS>\6, ber 1877 als Selol^nung feiner eminen»
tionellen Sifd^of 2amourette, ber gu ^oriS ]^in= ten Serbienfte ben ^urpur erl^ielt. ®er gegen«
gerid^tet würbe. 6tn großer ©d^merg war eS für wörtige 123. ©rgbifd^of Don 29on»95ienne unb
aRarbeuf,beralsgflüd^tlingin2übedfaml5.a})ril $rimaS Don (SoEien ijt 3ofel)]^ Snfreb Qfoulon,
1 799 ftorb, unter biefen ©türmen feine ffird^e Der« geb. 1827, pröconiflrt als Sifd^of Don 5lanc^«
woiSt loffengu muff en. grji 1802 fonnte wieber ein Soul 1867, })romoDirt gum Krgbifd^of DonSe«
ergbifd^of ben alte]^rwürbigen©tu]&lbefteigen, 3o- fan9on 1882, l^ierl^er tronSferirt 26. 2Jlai 1887,
fe})| gfefd^ (f. b.9lrt.IV, 1383 ff.), O9eim9?a))0» ©ein ©prengel, ber fid^ im Dorigen 3aWunt>«t
leonS I. unb feit 1803 gorbinol. S)o er meifi ob- über bie ©tobt unb 800 ^forreien in 18 ®eca-
wefenb wor, lie| er boS CrgbiStl^um burd^ Sicore noten erfhedfte, umfofet l^eute boS Departement ber
385
S^on.
886
9fym, mit Sufinal^me bed ffontonS 93UIeur6anne,
■üb boS Departement Soire mit 1 845 000 @ee«
kM in 74 Parteien erßer unb imtittt JMaffe, 589
€nccnijalen unb 374 t)om ©taate botirten S3tca>
liaten. 3^ ^eranbilbung ber ^rieftet beftel^en
7 &mtnarien, nämßd^ baS S)i5€efan{eminar }U
d^cnt bQ§ pl^ilofop^fd^ @eminQr )u SHis unb
5 fletne @emtnarien ju St)on, TSlrgentito, SSer-
titecft, @t. äobarb unb SRontbrifon; leitete tott'
bm um aMtprieftem, bie l^öl^eren @eminorten
wm ben @nljncianeni geleitet. Sin Kongregationen
dbt e9 : ^efler nom % Srenöud }u Cl^artreus,
^orifien )u Si^on unb SalfleurQ, Clerüer t)om
btitlm Oiben beS 1^1. SominicuS }u OuIIind,
9iöber kxmi l^igen i^tn }u £Qon, ^ofpital-
bnber umi 1^1. äol^amt t>tm ®ott mit 9lot)iciat gu
Sniflottöre, ofrlfanifd^ed 9Riffton§feminar }u §i-
tonbefleS unb S^on, d^ftlid^ @d^rüber gu St)on
mit 9totnciat gu Saluire, ^ofpitalbrüber beS SQoner
^ofpttott, fletne Srfiber ÜRariö mit ÜRutterl^S
)n et deni^SaixiL SIerifer Don @t. 93iateur
Bit 9httter^9 gu 93ourIed^ Srüber ber ©efeU-
i^ du Befuge de St Joseph )u SriginaiS
nb Sruber ber ®efeHfd^ft t)om Jheuge 3efu.
iBBerbem gibt ed 66 t)erfd^iebene »eibli^e Son-
gregtdionen. (93gl. nod^ J. SeTerüi Chron. hist.
•rehiantist Lugdon., Lugd. 1628 ; P. de Saint-
Anbin, Hist eccl. de Lyon, publiee par Mene-
strier, Lyon 1666; J. M. de la Mure, Hist.
eecL du diocöee de Lyon, Lyon 1671 ; Oallia
Christ, Paris. 1728, IV, 1 sqq., et Instrum.
2 sqq.; £. J. Poullin de Lumina, Hist de
l'e^ue de Lyon, Lyon 1770; M. C. Gaigue,
Obitnariiim Lugdun. eccl. [IX®— XY« si^cle],
Lyon 1867; H. Fisquet, La France pontif.,
LyonetVienne, Paris 1867 ; Moroni, Dizion.
XXXVni, 268 sqq.; G. Petri, L'Orbe cattol.
II, 63 ; P. Garns, Set. Epp. 569 sqq. ; La France
eecL ponr Tan 1890.)
HL Sioet allgemeine S^noben bafelbfi.
Sie erßc allgemeine S^nobe fonb ftatt im %
1245 (ögl. bie «rtt. griebrid^ H. [IV, 2033] unb
3«ocenj IV. [VI, 737 f.]). giad^bem bie smifd^
SsnoceiQ IV. unb bem Ifaifer gfriebrid^ H. ge«
fn^rten Ser^onblungen burd^ bie @^Ib beS le^
fem 0^ (Ergebnis geblieben, entflog ber ^ft
ben Qfm gelegten gfaUfiriden unb begab ftd^ mit
Ocne^m^ltung SubmigS EL nad^ granfreid^.
^teonf fd^riä er eine allgemeine ©^nobe na^
itftm anf ben 24. 3um 1245 au§. S)er ^ft
litt Cinlabnng§fd^reiben ergel^ an ben Jlaifer
fhdbnin n. twn Sonf!antino)>el, an bie JFönige
um Sfranfreid^, Bpcadtn, Snglanb u. f. \d„ unb
fscbote biefe ffm^m auf, entmeber felbfl ^u er-
f^Riai ober Vertreter gu ber Skrfammlung abgu-
•cbacB. Wd befonbere 3*0^ ber S^nobe merben
in ben enc^fltfd^ SinberufungSfd^reiben l^er»
Mgc^obcn ber traurige 3ufiunb bed römif(|en
»i^, bie Serfolgungen ber Sataren unb bie
In bArOngten SJ^ßen in bem l^igen Sanbe ^u
kniadK^Ufe. 9m Sorabenbe beS gefte^ ber
tiUtuOQtfiW. TIIL 2. «Uli.
iß. $etru§ unb $aulud beS Sal^reS 1245 ttmrbe
bie ^rd^ent)erfammlung in bem Jlloftergeböube
beS 1^1. 3u|hi8 eröffnet, ffien SSorflt führte ^ap^
Snnocena IV. ; il^n umgaben bie Sarbinöle, loeld^
^ier guerfi gur bef onbem ^uSgeid^nung ben rollten
5)ut truaen. Sfemer UHuren orei Ißatriard^ an«
toefenb, bie Don Squileia, t)on Sonftantinopel unb
Don Slntiod^ten. Snmefenb mar aud^ ber ifaifer
99albuin II. Don Sonftantinopel, femer ber ®raf
Don Souloufe, %fyä>iäni Don @ueffa, faiferlid^
dämmerndster, $rocurator gnebrid^d IL, ®e«
fanbte (oratores) fiubU)ig§ IX. Don granfreid^,
beS JtönigS Don Snglanb unb anberer dürften.
SuS ^löftina mar nur ber Sifd^of Don ^er^tuS
gefommen, niemanb au8 bem f (^re^id^ Dermüfteten,
Don ben äRongoIen gertretenen Ungarn, fel^r menige
Sifd^öf e aus S)eutfd^(anb unb überhaupt ben Sftn-
bem be§ ifaiferS. 9lad^ bem einleitenben ©otteS-
bienfte ^iett ber ^apft eine fRtit über ben traurigen
3uf}anb ber S^riftenl^eit ; mie Sl^riftud, ba§ ^aupt,
fo blute aud^ ber fieib ber Hixä^ biefer 3nt au8
fünf aOBunben, S)iefe ffiunben feien ber ©nfaD
ber ^Barbaren in bie d^ftlid^ Sänber, baS
Sd^iSma ber gried^ifd^en JKrd^e, bie aufmud^em«
ben Srrlel^ren, ber f^aU äerufalemS in bie ^önbe
ber Sl^omaredmier imb bie feinblid^en Sl^aten
griebridS§ n. gegen bie ftird^e. ©onft futtten
bie erfte @i^ung SlnRagen beS $apfted gegen
ben Jtaifer unb dntfd^ulbigungen beSfelben burd^
2:^abböuS. Ser Untere bot unter anberm bie j?d«
nige Don ^ranlreid^ imb Snglanb afö ^Bürgen
an, ba^ ber Jtaifer ba§ Italien merbe, maS er
Derfprod^en l^abe unb Derfpred^e. ®ie| moHte ber
$apft nid^t annel^men ; benn menn ber if aifer nid^t
&ort l^alte, fo muffe ber ^ßapft gegen brei ber
möd^tigften gfürften ber Srbe feinblid^ auftreten,
unb bie legten S)inge mürben örger als bie erften.
S)ie gmeite @i^ung mar einige Sage nad^l^er. SRel^
rere Sifd^öfe erl^oben ftd^ Ilagenb gegen ben if aifer,
melden Sl^bböuS mit Energie Dertl^eibigte. fiel*
terer bat aud^ inftfinbig um ^inauSfd^iebung ber
britten @i^ung, n>eil ber ifa^er perfönlid^ gu er*
fd^inen im Segriffe jiel^. Siem Äaifer mürben
gmei SDBod^en Qfrifl gegeben. ®ie britte ©ijung
mürbe gur beftimmten 3cit abgel^alten. 3n biefer
©i^ung Derfünbigte ber ^ßapft, ba^ Don nun an
ba§ Sfeft SRariö ®eburt mit einer OctaD gefeiert
merben folle. ®ann lie| ber ^pft mel^rere 93e«
fKmmungen Derlefen, meld^ für bie SSBiebergemin«
nung bed l^eiligen Sanbed, bie Unterftü|ung beS
lateinifd^en Äoifertl^umS unb gum ©d^Je oer €^ri-
ftenl^eit gegen bie ginföOe ber Sataren Don il^m
erlaffen maren. 3)ie Konftitution megen be§ latei«
nifd^en ffaifertl^umS beginnt mit ben SBortcn Ar-
duis mens nostra occnpata negotiis. 9Rit ber
gcmeittfamen Sittigung beS KoncilS mor biefeS bie
SBcife ber Untcrftüjung : S)ie §älftc ber iäl^rlid^en
giitfünfte ber ©ignitüten unb ber ^erfonate mie
ber ^räbenben unb onberer fird^Iid^en Senepcien
Jener $erf onen, meldte nid^t menigftenS fed^S SRo-
nate im Saläre Sefibeng l^olten, fei eS, ba^ fle ein
13
387
St^on.
388
ober mcl&rcre Sencjtcien fyiUn, foDe bcm latetni»
f ^cn Äaifertl^um qIS Seifteuem fiberkffen tüerben.
grei l&ieroon flnb bic pcrfönttd^ bei bem ^opfte,
bei ben Sarbinölen unb anbeten ^rölaten ange [tes-
ten ßlerifer; fobann bie, »eld^e in ©efd^äften il^rer
Rvcä^m ober ber @tubien toegen ni^t SRefiben^
Sialten fönnen ; frei fmb natürlich auä^ bie ftreuj»
al^rer ober bie, meldte bem Steid^e Don @ionftan-
tinopel }u ^ilf e eilen, ausgenommen Don ber 93e«
freiung, au|er ben j»ei legten Älaffen, ftnb in«
bei bieienigen, meldte über 100 aßorf iöl^rlid^eS
ginfommen begleiten ; bief e muffen auf brei 3o^re
ben britten Il^eil i^reS Ueberfd^uffeS abtreten, ffier
nid^t beitrögt, toirb mit bem Sänne bebrol^t. SSon
ben Sinfünften ber römtfd^en JKrd^e Derfprid^t ber
$a))ft, nad^ Dorl^erigem 9lb}uge beS 3^^nten für
bad l^eUige Sanb, einen gmeiten 3^^^^^ }u bief em
StDedfe. Sbgefanbte be§ apoftolifd^en Stul^IeS
»erben biefe ®elber eingiel^en. 2)ie Sl^eilnel^mer
an biefem frommen SBerfe erl^alten biefelben (ird^«
Ud^en aSBol^Itl^aten wie bie ftreujf al&rer. 5Diefe Se«
fd^Iüffe, l^eifet eS, enoirfte ber ftaifer »albuin H.
auf oieleS Sitten. SDie Sonftitution gegen bie
Xataren beginnt mit ben SBorten Chnstianae
religionis cultmn. Sie d^riftlid^en Sönber foQen
gegen i^re SinföUe burd^ fefte $Iö^e gefd^ü|t teer«
ben. SSon ber etn)aigen ^nfunft ber f^einbe möge
ber apoftolifd^e Stul^I in ffenntni^ gefegt merben.
6r felbft toerbe für bie 3lu8gaben unb Op\tt bei»
fteuem unb bafür forgen, bag bie ^ilfe be§ d^rift»
lid^en ßrbfreifeS ben bebröngten Sf riften in reid^»
lid^m SRa^e guflie|e. Sie bem l^eiligen Sanbe
IVL bringenbe ^ilfe mar ein befonberer ©egenjtanb
ber Sorgfalt biefeS SoncilS. Sie betreffenbe S^on*
fÜtution beginnt Afflicti corde pro deplorandis
terrae sanctae periculis. Sie ^rtefter unb bie
glerifer, meldte fid^ in bem d^riftlid^en §eerlager
befinben, follen flei|ig beten unb ermal^ncn, fouen
bie ffreu^fal^rer gur SReue über il^re @ünben, sur
SRögigung, in gegenfeitiger Siebe burd^ äBort imb
Seifpiel erttedfen, ba| fte nid^t bIo| mit n^eltlid^en,
fonbem aud^ mit geiftlid^en ffiaffen bic geinbe
®otte§ niebenoerfen. Siefen Elerifem öerwiUigt
ber ^ft mit Suftimmung beS Koncitö, bafe pe
i^r gangeS Sinfommen burd^ brei oolle ^al^re be«
aiel&en foüen, »ic toenn fie Kepbenj l&ielten. Sie
übrigen ©eifttid^en foIIen ju perfönlid^er I^eil»
nal^me an ben ftreuggügen ober bod^ ju Opfern
für biefelben alleS 9SoIf bringenb ermal^nen. mit
eierifer, niebere unb l^öl^ere, foüen ben jwanaigften
Sl^eil aller ßinfünf te brei 3a]^re lang beifleuem
5um ^ni^t beS l^eiligen 8anbe§ unter @trafe ber
gjcommunication, ber $apft unb bie Eörbinäle
ben gel^nten Sl^eil. Sie ftreugfal^rer ^nb öon ben
gewö^nlid^en bürgerlid^en Soften ejemt; il^re ^er-
fonen unb il^re @üter fmb unter ben @^u^ be§
ijli, ^etruS aufgenommen. SBenn fie eibli^ jur
gnlrid^tuna il^rer 3infen fid^ oer})ffid^tet l^oben, fo
follen bie Gläubigen il^nen ben geleifleten 6ib er«
laffen unb follen oon Eintreibung ber 3tnfen ab«
ftc^ert; bie 3ubcn aber foüen aum 5Ra^Iaffe ber
3infen burd^ ben meltlid^en 3(rm gegnntngen mer»
ben. Sie @eeröuber unb i^re Sefd^ü^er merben
mit bem Sänne belegt ; aud^ follen bie ^rölaten
ben Sann über bie gfürften unb Seamten au8«
fpred^en, meldte il^re Untergebenen Dom Seeraube
nid^t abgalten. Me @traf gerid^te ber Jhrd^e merben
t)er|ängt unb alle ©trafen über bie l^erabgerufen,
totlä^t ben SRol^ammebanem @d^iffe, SBaffen ober
SRunition liefern, il^nen mit ^Ufe ober mit ätotl^
im @eite gelten gum @d^aben beS l^eiligen SanbeS.
Sie foOen nid^t abfoloirt merben, menn fie nid^t
baS gewonnene (Selb gum 9lu^en be§ l^eiligen San-
be§ Denoenbet l^aben. Sier 3a^re lang foSe burd^
bie gange S^riftenl^eit berf^riebe gel^alten werben;
bie Prälaten foüen Men fjrieben ober SGBaffen«
ftiüftanb bef eitlen unter Strafe ber Sscommunica«
tion gegen fie unb beS SnterbictS gegen il^re Sanbe.
Sen sT^eilncl^mem unb ©el^ilfcn an biefem l^eili-
gen SBerfe aber werben aüe B^al^t ber fird^Ud^n
®naben eröffnet. — 3n biefer Serf ammlung würbe
fobann befonberS t)er]^anbelt über bie ®efangen«
nel^mung ber $rölaten, weld^e gu bem burd^ Sre«
gor IX. nad^ !Rom au§gefd^riebenen Soncil reifen
woüten. Mz Serebfamfeit be§ Sl^abbäuS lonnte
ben jfaifer nid^t entfd^ulbigen. Sa er leinen an«
bem Sludweg wugte, fo appeüirte er für feinen
^erm an ba§ nöd^fte aügemeinere SonciL Ser
^apft erwieberte: ^@d genügt bad aügemeine Son«
eil fo Sieler, welche beinen ^erm nid^t ol^ne Se-
fd^werlid^feitumfonft erwartet l^aben, fo Dieler ^-
triard^en, 6rgbifd&öfe, Sifd^öfe unb anberer gblen
au§ Derf d^iebenen Sl^eilen ber SBelt ober beren @teO«
Vertreter. Sie ^bwef enben ftnb be^wegen nid^t ^ier,
weil fie Don ben StridCen beineS ^erm gebunben
ftnb. Sarum ift eS nid^t geredet, ba| ber gegen
il^n auSgufpred^nbe Urtl^eil^fprud^ ber Stüfe^ung
Dergögert werbe, bamit er nid^t nod^ auS feiner
SoSl^eit einen Sortl^eil gu giel^en fd^eine, ba bod^
niemanbem fein Sctrug nu|en foü." 9lm 17. Sttli
würbe fofort ba§ ^bfe|^ung§urt]^eil gegen ben JFai«
fer Derfünbet, weld^ed beginnt Ad apostolicae
dignitatis apicem. ^lesanber 92atali§ fud^t weit-
läufig gu beweifen, ba^ ber $apft biefe 9lbfe^ung
nur in feinem, nid^t in bem 9}amen beS SoncilS
auSgefprod^en f^aU. 3n biefem Urtbeile wirb ber
jfaifer Dorgüglid^ wegen Dier überwiefener Ser»
bred^n entfe^t: 1. wegen Dielfad^en ÜReineibS unb
SfriebenSDerle^ungen gwifd^en Staat unb ^rd^;
2. wegen bringenden, faft eoibenten Serbad^tS ber
§ärefie ; 3. wegen ffird^enraubS in ber ®efangen-
nel^mung unb gewalttl^atigen 3urüdf]^altung Don
Karbinälen unb anberen firc^lid^en SBürbenträgcm ;
4. wegen Seriejung ber päpftlid^en SMajeftät burd^
feine Sriefe an ®regor IX. ; weil er femer bie
Sewol^ner be§iKrd^enftaat§ gegen i^ren red^tmögi«
gen ^erm aufgereigt unb bemfelben Stöbte unb
SafteÜe weggenommen l^abe. Sagu !am bie Sn«
flöge ber Unterbrüdfung ürd^Iid&er fjreil^eit, befon«
ber§ in ber Sefejung ber (ird^lid^en 9lemter; benn
burd^ feine Sd^ulb waren bamalS 11 SrgbiS«
tpmer unb Diele SiSll^ümer l^irtenloS. 3nfoIge
S89
S^on.
890
Wefer mtb onberet 93n6ted^en mürben bie, totl^t
i^i bcn Sib ber Xteue gef(3^tt)oren l^atten^ Don
bcmfdben entbunben. — 2)ie meiften 9ifd^5fe
ndafil^eben bie Sntf e^g be§ Jlai jerS. 2)ie Ser«
tünbigung bcd über il^n Derlängten Urtl^etld tturbe
tpater bcn Domintconern übertragen, 21. S)e>
(onber 1245. — 9{od^ traf bie S^nobe eine SReil^e
ftn^iiil^ Seftimmungen, meldte fid^ in bem L. VI
Decrei. flnben, befonberd über baS ©erid^tömejen,
tatb anbete fe^r nü^id^ Seftinnnungen über bie
SertDoItimg unb Srl^Itung bed fir^Iid^en SSer*
mdgend, totlä^, toie oben gegeigt mit feinen ge«
liagcn iaftm belegt »or. ^ud^ mehrere ^rioat-
Bo^onblmigen lamen Dor, g. 9. Sefd^merben ber
Snglönber über (Semaltt^ötigfeiten eines bortigen
poirtttü^ Segaten SRartin. (93gl. Baynaldus
ad a. 1245 ; Matthaeua Paris., Eist. Anglic.
ad a. 1245; Harduin, Conc. VH, 375—406;
Mann XXIII, 605 ; t^efele, 6onc..®efd^., 2. «ufl.
V, 1105 ff.)
3)ieiiDcite allgemeine ©Qnobe (bie 14. qU»
gemeine). Xcam (otte ®regor X. (f. b. 9lrt.) ben
pQiy^i^en etu^I beftiegen (27. SRärg 1272), al§
a bk c^rifUid^ ^ürften unb ^rölaten gu einem
oOgaietncn (toncil auf ben 1. 9Rai beS Stal^red
1274 einlub. 3tt>ed ber ^Berufung waren bie aU»
gemetaen anliegen ber Cl^ftenl^eit, bie bebröngte
£age bcd beiligen SonbeS unb baS gried^if^e
S^iftno. i>€A SinlabungSfd^reiben an bie $rä«
latea im ^igen Sanbe ift Dom 81. aRörg 1272
^oüzt; fie merben ftreng aufgeforbert, gu ber be»
^tnailen 3<it an bem Orte gu erjd^einen, ben il^nen
ber $a|ip erfl fpoter befannt machen »erbe. Sine
Mß^iäft £iiilabung erging an ben gried^ifd^en
Saifer SRid^el ^laologud, ber feit bem 3a|re
1261 ttiebet in bem %eft^ oon Sonfiontinopel
w nnb f(^ im 3. 1262 feine ®eneigt^eit gu
am Union mit ben Slbenblönbem an ben Zag
gdcgt (atte. Set ^ft fprad^ fein inniges SSer-
loigm na«^ ber SSereinigung, mie feine ^opungen
cnf Sv^oid^dommen berfelben au8. unter bem»
fdbeB S)atum erging eine Sinlabung an ben ^'
tiiat^m 3ofcp^ Don Sonftantino))eL Ueber baS
iiaiftxt DcnoteS er ben ^triard^en an bie lönge«
m Scicf c für ben if aif er. S)er if aifer anttt)ortete
in 3. 1273 nnb erhielt Don bem ^Qp\k eine be>
jbnitece (Einlabung Don S^on au§, batirt Dom
24. 2)eccmbet 1278. — 9)a§ Sondl felbft mürbe
ter4 ben $a))ß gu S^on eröpet ben 7. ÜRai
1274 in ber Sat^brale gum 1^1. ^o^onneS. 9n«
■cfenb oaren ber ftdnig ^Qcob Don ^ragonien,
Me ^ßatriarc^ ^[hnüaleon Don Sonftantinopel unb
Op{io mm Sntux^ien, lateinifd^en StituS. Unter
bei Sarbindlenjal aud^ ber l^L SBonaDentura. gfer-
KT tpoan bie (^efanbten ber if önige Don gfranN
md^, 2)eittf (^lonb , Snglanb unb @icilien gu«
noL 3)et ^ßapft l^ielt bie SinleitungSrebe unter
taSorfpnu^: „3d^ l^be fel^nUd^ banad^ Der-
iai|t biefeö Ofierlamm nod^ Dor meinem Seiben
mb Zote mit ou^ gn effen.'' 918 ®rünbe ber
Seo^ beS eoncilS führte er an bie Unter«
ftü^ung beS l^ciligen SanbeS, bie ^Bereinigung mit
ben ©ried^en unb bie Serbefferung ber ©itten.
9}od^ feiner SRebe er^ob pd^ ber ^apft unb fd^Io|
bie erfte @i|ung. Sm 18. SKoi fanb bie gmeite
©ijung ftatt. ©er «Papji btelt eine «ttocution,
unb ed mürben SBeftimmungen über @Iau6en unb
SRegierung ber Äird^e Dorgetragen. 3n ber 3dt
gmifd^en ber erften unb gmeiten @i^ung brad^te eS
ber $a))fl burd^ befonbere Seratl^ungen mit ben
fird^Iid^cn SBürbenträgem ba^in, bafe fie ben Sehn-
ten oQer ibrer ßinfünfte auf fed^S Saläre gur Unter«
ftü^ung beS l^eiligen SanbeS obtraten. fßox ber
britten @i^ung mürbe bie balbige Slnhtnft ber grie-
d^ifd^en ®efanbten gemelbet; ber ^apft lieg barum
a&e ^rölaten gufammenrufen, unb ber ^I. SBona*
Dentura bielt Dor il^nen eine Siebe mit bem iOor«
fprud^e : „Ste^e auf, ^erufalem, fteUe bid^ auf bie
^öl^e unb blidfe im Jheife b'm nod^ bem fianbe be^
SlorgenS, unb Don ba göl^Ie beine ©öl^ne Dom
Aufgang bis gum aiiebergang." 9lad^ biefem Vor-
trage mürben bie SSriefe über bie 9lnfunft ber ®e-
fanbten Derief en. am 17. 3uni tourbe bie britte
@i^ung gebalten. Voriger mor ber ffönig Don
^ragonien abgereist. 2)er Sorbinal betrug Don
Dftia bielt eine SRebe über bcn Sejt: „Sr^cbe im
Umfreife beine klugen, unb f ebe, aQe biefe baben
fid^ Derfammelt, fie finb gu bir gefommen." hier-
auf mürbe eine Slngal^t Don Conftitutionen Der«
lefcn. 3lai) biefer SSerlefung l^ielt ber Ißopft eine
Slnrebe an bie SSerfammelten unb gab hierauf
aOen ^rölaten bie grlaubnig, S^on bis auf fed^
5!KeiIen Entfernung gu Derlaffen. S)en Sag ber
nöd^ften @i^ung beftimmte er nid^t tDeil bie 9ln«
fünft ber ®rie^en ungemil mar; fo enbete bie
britte ©ikung. 9lm 24. 3uni famen bie ©cfanbten
beS grieqifd^en ifaiferS SRid^ael ^alöoIoguS an.
@ie mürben unter a&en S^renbegeigungen em-
pfangen unb gu ber äßol^nung beS lßa))fteS geleitet
S)er ^opft ftanb in bem SSorl^ofe mit allen Sar«
binölen unb Dielen ^rölaten, unb bie @efanbten
mürben Don i^m mit bem gfnebenSfuffe empfangen;
fte übergaben bie IBriefe il^reS ifaiferS unb ber
morgenlönbifd^en 93if d^öf e unb fprad^ in ®egen«
mart beS ^ßopfteS, fie feien gelommen, um ber ^ei«
ligen römifd^en Jtird^e jeglid^en ®eboif am gu leiften
unb ben ®Iauben, meldten biefe ffird^e feftbölt,
fomie i^ren Primat gu befennen. Sinige Sage
nad^l^er, am 29. 3uni, an bem Sfefte ber Slpoftel
$etruS unb $auIuS, iitlt ber $apft bie feierlid^e
SReffe in ber ^auptfird^e beS b^- 3obanneS, in
®egenmart aller Sarbinäle unb ^ralaten, bie gu
ber @9nobe berufen morben maren. ®ie Spiftel
mürbe lateinifd^ unb gried^ifd^ gelefen, ebenfo baS
Soangelium gefungeu; bi^ouf ^ielt ber 1^1. So-
naDentura einen Vortrag, unb baS ®IaubenS-
befenntnig marb mieber lateinifd^ unb gried^ifd^
gefungeu. ®cr 5lrtilel: „unb an ben ^eiligen
®eift, meld^er Don bem 93ater unb Don bem @o|ne
auSgel^t", mürbe breimal gefungeu. — ?lm 4. Shili
fteUten ftd^ bem $apfte, umgeben Don feinen Sar-
binölen, Sbgefanbte beS ßönigS ber Sataren
13*
391
, Slime bon — Sofias.
S92
(^fiiagSQ) Dor. Sreitag ben6.3uli iwr bie uictle
allgemcint ©i^iuiQ. ^aä) ber $ttbigt be^ (iax'
imaÜS $etiuS Don O^ia l^ielt bet ^<x»\t eint
%nrebe; untei ^ESoiIeguitg bei biet ©triinbe jut
SeiufunQ btS SoncilS fagtt er, mit gegen bit Wä-
nung Witt bie @iie^n freix^il^tS i» bem iMe^or'
fam unb }u bei (Sinfieit btS iSttenntniyieä mit ber
römij(!(|tn flir^ gelommtn [eien, unb iroat oitnt
goiberung neltli^ti Sßort^ilt. Slonn loiirben bie
iBricfe bc9 griet^if^cn Jfai|ti9 unb bet giied|i]^«n
!Bif(^üfe wrielen, ®tr ffaitet erftnnt mä) ber
t^m Bon bem ^Jopfle Dorgtlegitn ©Imibcuaformel
bin Sprimat b(3 SPflpfteS, btn ^tuigang beS I)ei-
ligen ©tifteB Don btin SJat« unb brät So^ne unb
bit ©trafen btS ^tgfeutri an. Sie @c^{ei&en
bei 99ifc^öfe Dartn ä^nlii^en 3n^alt§. ^terau{
ttat eintr bei @c[anbttn, bet Sogot^fl @(oigiu§
^fropoltto, auf unb fagtt, tt !)abe con feinem
Aaiftt ben Suftiag, ßatt jeintt btn @Iauticn
btt tBmif^en Stirüjt jn bef^mSitn. Sr fc^tuur
imb bettäftigte einen (Brperßc^en 6ib auf jeine
unb beS Stai\ai ©tele, bofe er ben romij^en
@Iaubtn als btn na^itn aneiEtnne,. bog er i^n
unoerletft bematirtn, ba^ tr nie ton i^m abtaeii^en
UKtbt; unb nie ben @tauben, fo twtbt er ben $ri=
tnat bet tömif^en ftit^e, ben tt fteimillig befenne,
imVtrle^t (tnafiten. Slo^em bas Te Deum ge=
fungtn notben nut, ^ielt btt $a)i1i eine ''^nrtbe
an bie SBeifammlung, nitbet mit btn Stnlangä"
iDOrttn: .^(id^a&eDetlangl, bieftSOflerlammmil
tu^jiif^nt'- 3)ei$apftftiinnitebannÜQ§6rcbo
(attinifd) an, unb bie @nei^tn fangtn ti gric^ij^,
inbtm fit jUitimat; „ber Wm bem äßaler unb bcm
So^nt ouägt^t", mitbetl^Dlttn. ^aä) bicjem rii^-
tttt bet ^^\t uiebet einigt SBorte on bie ^er-
fatnRiIuug, tsorin er untet Snbeiem fagte, bag ber
A&nig bet Xataten @e{anbtt mit SBtie|en an i^n
unb bie 9)etfommIung geftitiictt ^aU; bie|e Briefe
tie| tt Dorltfen. Vm €i$Iuf[e tünbigte ber $apft
»Dti wtitere Sifiungen unb mit i^tn jugleiä) baS
fenbt btt S3trfammlung an. 9lm 7. i^uli l^etlte
ber ^a^ift ben SarbinSlen bie neue ^onftilulion
üÄer bie SPap^oa&l mit; barüber entponben 9)ii6'
^Higltiten jluif^tn i^m unb ben Eatbinalen, bie
?4 abtt jpättt ouiglidien. %m 15. 3itl( [tarb her
[.SBonat)tnluragumSt(|meqbtrganjtn (5 griffen-
l^t. $tttuB DDU 0{tia pttbigtt über ben %e.it :
,34 ^t> btttübt übiet bi^, mein EBruber Sona'
1^". äHtlt £^antn unb Dielt ©eu^jtr folgten
i^m no4: .benn biefe @nabt ^atte Sott i!)m gr^
fc^ei^ bog oUt, bie ä)n fa^en, fogleid) ti[>n ):)txf,=
ii^rSiebejui^m ergriffen iDutbtn". 5lml6.^iiLli
tDor bie fünfte ©thung, Dot nxl^tt 5)}etni3 non
O^a tintn Da @e[anbten ber £atartn taufte, ^n
bei ©i^ung uurbe »ttber eine ÜDlenge Don (.ioti'
ftitutiontn Deiltftn. ^ä) biefetStfung fprod) fii^
btr Spapft in tintr Mnrebt an bit SBct[d?nmlving
fibtr btn unerftSliiiöen SBeiluft ouB, rocldicn bie
ffirt^e in btm§intritlt be3Srubtr8S&üii,iuentuta
(f. b. art.) ettitten ^obe. ßr befahl aUen 5prie=
pem but^ bit ganje ÜBtlt, tint Stefft für itin ju
fingen unb tine onbete fSt bie ©eelen oller btc-
lenigtn, ntlt^t auf btt ^tt* unb Stüdttift, foKiie
uä^tenb beS 31ufent^altt§ bei bem Sondl mit
Xob abgegangen fettn. %m folgenben Xagt, ben
17.3uli, »Qtbitfti^Sttunble^Si^g. TOtö-
rtte Gonftitutionen würben Dtrieftn. Ser Ißapfl
fprarf) übet ben 3»^* ber Berufung bt8 SoncitS.
tffioä jur SJtrbtfferung bei ©itttn auf bem ßoncil
noiid nif^t tiabe gtfc^en (Bnnen, baS aerbe et un«
berjüglic^ nachtragen. S)ie @a^e wegen btS l^tt*
ligen SanbtS unb btr Sßertinigung ber ®rit^tn
fei glfi^ii^ begomttn unb mit btr ^ilft @ottee
gtüdli^ DoQbta(^. S)amit enbett bteftS SoncÜ.
S)ie Union mit ben @ntd^ murbt jtbo^ aldbalb
Don btn ©tied^tn utebtt aufgtlMt (f. b. 91rt @nf
i)\\<!^ tt\ti)t), unb bem b'iligtn Sanbe nurbc Don
btt e^^l^eit leine §ilfe gebraut. OBgLEard.
Concil. Vn, 670 aq.; Mansi XXIV, 27 sq.;
Leo All&tius, De ecclee. occident atque orien-
tal. perpetua consensione 2, 15; ^tftlt, <£onc.'
ISJefi^., 2. Stuft., VI, 125 ff.) [*Ht5tt.]
^ifcn, Sltme uon, f. aBalbtnfer.
ciljro, f. 9ftcDtau§ Bon i^rt.
^pfanios, im % X. (8uc. 3, 1) Setrar^ Bon
abilene (f. b. 'Jtrl.), jur 3tit 3efu, Derf^ieben Bon
einem fiCtttn SQfaniaS, ber Bon 40—34 b. S^i.
ju S^altie am Libanon ^errfi^te (Dio Caas. 49,
32) ; benn Sofep^uS ermähnt bie „Xetmt^ii beS
S^faniag" neben bem ißieifürfltn^um btS $^i-
lippuS, beä ©D^neS Dan ^erobeS bem @tD^
(Antt 18, 5, 10 extr.), TOeId&e3 ni^ti an-
bereS iß, atS ber Seft| beS Ültem SqfoniaB, btr
erft auf einen getDiRen 3«u)boruS (Jos. Antt. 15,
10, 1), bann auf ^ttobeS übergegangen tooi
(L o. 3). [ÄQuttu.]
Evitas, 1. im SI. X. ein 3ßitglitb be« (bnig-
li^en ^ufeS, toel^eS bui^ ©eleuoiS auf om
f^tif^ X^ton fam (1 !DIa^. 3, 82. 2 ffKod^.
11, 1), warb uon SnliDi!C)u§ l^^aneS gum ©tott'
^alltr bt§ fübüc^en ©^rien uiib €^ie^ ftinei
©o^neS ^ntiD^uS Su^iotot tingefe^. Sn Slufi*
Übung bitf er Slemler bot n eine b^tutenbt Üßo^t
gegen 3uba3 ben Snat^obder auf. S'nä %bt]|fti>
lungtn bieftS §tert3 untti Siilonor unb @orgiaS
würben oon btn Subtn bei emmouS gtfd^Iagtn
(1 TOad&. 4, 1 ff. 2 Wa^. 8, 9 ff.). 3m folgen-
btn 3a^n jog S^fmS ftlbft mit einem Ditl gt6|tm
§etrt ^etan, warb ober ju 5Bet^oron ebenfalls ge-
ft^kgen (1 mxü). 4, 28 ff.), fo ba& 3ubaS nun-
mt^r baran qtijtn tonnte, ben SIemptl gu rtinigtn
unb einen neuen aitar gu Wt i^ fflaßi na^^
flatb ^ntioc^uS ßpipfianeS, unb fein ©o^n 3n-
t\ßä)üi gupatOT War gang in ber @ewalt beS Sq*
fiaS, bet bit Segierung eigenmäi^tig übtmaW,
wäljmib bet Don Slntio^uS epipbontg gum iRei^
Detnefet beftimmte ^büipfu^ uilbSltmetriuS ©oter
ebenfoÜB 31nfptü^ auf ben S^ton trtioben. Sl)-
fwB begann fogleii^ btn ihieg gegen bie 3ubni
Don 9itutm, belagerte Sel^fura unb lieferte 3ubaS
eint ©dtilat^, in weichet bie 3uben flc^ Dor bet
Uebennat^ gunidgie^en mußten (1 Wai^. 6, 82).
3d8
S^fimad^u« — SKobinon.
894
Kalbern Setl^futa co^UuIirt f^atit, m M^^^
fegen Stntfalem unb imirbe boSfelbe Qu§ge^un($ert
^äm, toeitn er itid^t burd^ bie ^lad^rid^t, bo^ ^l^t«
fipimS gegen il^n l^eranrfitfe, ^um Slbjug bewogen
Bwxboi »Ate (1 SRodJ. 6, 55 ff. 2 aRad^. 13, 1 ff.).
f« «dang üfm, $]^tli|>pud su ubenoinben unb t)on
ben mmetn M Stegent onerfonnt gu merben ; oHein
im n&c^fien 3a]^ ^el er mit feinem ÜRünbel in bie
^änbc bcS 2)cmetriit8 Coter, nnb biefer lie^ beibe
iBbringcn(l aR(x!^. 7, 2ff. 2aRad^. 14, 2).— 2. im
9L Z. bcr rdmif 4e fHnipImann, meld^ ^ouIuS su
äemfolem in eemd^am nel^men unb t)on bo nod^
Cäfaria |ur geoä>neten rid^erlid^n ißerl^anblung
hingen lie^ («pg. 23, 26; 24, 7ff.). L^aulen.]
(jLffhMU^s, im 9llten Xeftament 1. „ber
6o^ beS ^tokmävS ton 3erufalem'^ ber grie«
d^ifd^e Ueberfe^er be§ IBud^eS SPer (Sftl^. 10,
21 gried^.). — 2. ein SJruber beS öo^Nenprie«
fterS ÜRenelauS, ber tDöl^renb beffen Siottefenl^ett
ben Sem])elfd^a^ }u Serufalem plilnberte unb be^«
»egen ber Solföttutl^ gum Opfer fiel (2 Tlaij.
4, 29 ff.), [ffaulen.]
<^tfflta (Awrrpa, i^ ?lpg. 14, 21, tä 3l})g. 14, 8.
2 Sim. 3, 11), ©tabt in ber fieinafiattfd^en 2anb-
fd^ft fiQcaonien, nid^t tmt t>on 2)erbe unb 3c0'
nium (^pg. 14, 6. 20; 16, 1), nimmt in ber ®e«
fd^id^te beS f)l ^uIuS eine mid^tige SteOe ein,
tl^eilS meil bort il^m auf ber erften SRifj^onSreife
göttlid^e ßl^re ernnefen unb er bolb nad^l^er ge«
fteinigt würbe m^- 14, 8 ff.), tl^eüs meil bafelbfl
fein treuer ©efäl^e Ximot!(|euS geboren mar (91)^.
16, 1). [ffoulen.]
m
fbuttf« (m:9rtt), im %Z. 1. ^erfonen-
lame für brtt Gönner unb fed^d f^rouen. 3)iefe
jiib toenig in bie <Sff d^id^te eingetreten, auSgenom-
Rcn bie 3 Stba. 15, 2. 2 ^r. 11, 20—22 ge«
wnte ^Zml^ter'', b. ^. enfelin Slbfalmnd, bie
ÜcUinf^emal^Hn 9loboamS, meldte bemfelben
tai Z^jnmfDlger Sbiom gebor. S)a Wbfolom fei«
VB €oht, fonbem nur eine Zod^ter Zl^mar
Nnlic^ (2 €anu 14, 27), meld^ mit Uriel ou§
SAoQ on^rota mar, f o mu^ aiaad^a ouS biefer
Qe CRtpommt fein (Jos. Archaeol. 8, 10, 1),
nb el ift bemnad^ aud^ i^r 9{ame ftatt ÜRid^ia
2 $ar. 13, 2 einsnfelen. 9lod^ 3 Jl5n. 15, 10
Mielbete VUmifyk noa^ unter il^rem Snfel Sfa bie
6Me bermynigin-aRutter, k)ieaeid^t meil berfelbe
in ben erßen ^Ifttn no^ minorenn mor , ober
•ra bcffen SRidter frfi]^}eitig gefforben mar, unb
«f fRood^ mfire borni bie Sludbel^ung be8 Don
Ifa bcOmpften ^öj^nbienfteS (2 ^ar. 14, 2)
fBMfB^SSjlfnn, ber in ben brei 9Regierung§|a]^ren
niamS mo^ nid^t fo um fi(( greifen fonnte.
2. 9tame etneS 8änbd^en9 an ber Storbgrenje
bei Üroetitifd^ Oftjiorbanlanbee (2 8am. 10,
6. a 4 StbTL 15, 29), fo nad^ feinem erften 9e-
ficbler genannt (@en. 22, 24). e§ mürbe gu@9«
noL geregnet nnb ]^ie| bol^er aud^ Syria Maacha,
•C^rini begSRaa^^ (ns»» en«, i ^r. 19, 6).
9ed^ U« )nr i9raeHtifd^en'ft5niad}ett bilbete ed
eis eigenei fleineS Seid^, fo bof ffdnige baDon
mmnt meiben (2 @am. 10, 6. 1 $ar. 19, 7).
ik (Hniptftabt biefed Sönbd^end, meldte gang nal^
bei ber )KiI&ßinen^fd^ @renae lag, bie^ SBet^-
wmä^ (2 6am. 20, 14. 15. 3 ßbn. 15, 20.
iUm. 15, 29 lied Abe], Domum Maacha, „Slbel
bei Drt^moad^''); bie (Einmol^ner mürben 9Raa«
llᎠgenannt (4 ftdn. 25, 23. 3er. 40, 8). Se^
imi tanrnt geM^ßd^ ald SoÜectiDum Dor unb
Mifc ba^ Don ber Sulgata mi^oerfiönblid^ in ber
9ini Macliati ober Machathi alS SanbeSname
gebrandet (ffieut. 3, 14. 3of. 12, 5; 13, 11. 18.
1 Ißar. 4, 19). 5Rad& aSBe^tein (»eifeberid^t 82)
ift maa^ „ba§ f))ötere ^ippmt bis in bie 9iö]^e
beS ,9to|pgel8' (TeU el Faras)" ; nad^ ben Sn-
beutungen ber l^eiügen @d^rift log e9 jmifd^ bem
®ebietDon2)omo8cu§unbbem^ermon. [JFoulen.]
9ta9if0ii, Sol^onneS, Senebictiner ou8
ber Songregotion Dom hl SRouruS, ber größte
unb gelel^^rtefte SJUnd^ biefer OrbenSgenoffenfd^oft
mürbe om 23. 92oDember 1632 ju @t. $ierre-
mont, in ber Srjbiöcefe SReimS, ofö ber ©ol^n ein«
fod^er Sonbleute geboren. 2)od fleine Döterlid^
|mud ift nod^ l^eute in bem 3uflanbe erl^lten,
ben eS oor 200 ^afycm oufmieS. (SBgl. L'abb4
Oainet, Sur nne Mission ä SainirPierremont,
Bulletin du diocäse de Reims, novembre 1869,
unb Jadart, La nudson natale de Mabillon et
son monnment dans l'eglise de Saint-Pierre-
mont [Ardennes], Caen 1885.) S)en erften
Unterrid^t erl^ielt SRobiOon Don feinem Ol^eim,
einem benod^borten ^foner. S)a ber gut beon«
logte ftnobe ou^ergemö^nlid^e ^igldten befun»
bete, mürbe er noc^ 9teim9 gefd^dtt, um bort bie
l^oniftif d^en Stubien }u DoOenben. ^ropft Sie»
ment Soud^er nol^m il^n in fein ^ouS ouf unb
forgte für il^n mie ein }meiter Sktter. Salb )ö^lte
9Jlobillon su ben beften Stubenten ber Sleimfer
UniDerfität. ffläl^renb ber gferien, bie er meift im
befd^eibenen §eim feiner Somilie jubrod^te, be-
fud^te er gerne bie Älfifter ber Slod^borfd^oft, be«
fonberS bie ifortl^oufe Don 9Ront«2)ieu unb bie
^rämonfirotenferobtei SelDol. ?ln lejtcrem Orte
fonb er eine SibeD^onbfd^rift, meldte il^m menig
gefd^äjt }u fein fd^ien. 9ltö Äenner fd^rieb er in
ben jie^t }u Sl^orleDille oufbemol^rten @iobes Biblia
Sacra infiniti valoris et servatu dignissima.
Sbenfo burd^forfd^te er bie gefd^id^tltd^ benftnite«
bigen S5meterien unb JKrd^en ber fronjbfifd^en
IhönungSftobt, mo foft jeber @tein Don ben %v-
895
URabillon.
896
f öngen beS ßl^rifientl^umS tn @allien )u il^m fprad^.
Site magister artium trat er in'3 Slericolfeminar
}u ateimS unb erl^iclt am 7. Januar 1651 bie
2:on{ur. S)er gflei^ unb bie SluSbauer, momtt er
bem @tubium ber Derf d^iebenett tl^eologif d^eti 2)ig«
ctplhten oblag, l^ielt gießen Sd^rttt mit feinem
Sifer fär bie gotteSbienftlid^en Hebungen unb mit
bem Seftreben, {id^ burd^ £ugenb unb ^römmig-
leit auf baS ^rieftertl^um t)or)u6ereiten. @§ trat bie
Sfrage an il^n l^eran, ob er baS OrbenSIeben ober
ben SBeltpriefterftanb mäl^Ien f oHte. 3n feiner Un»
entfd^iebenl^eit befud^te er öfter bie blül^enbe ^tei
@t. Slem^, tt)eld^e fid^ fett 1627 ber Kongregation
t)om l^L SDtauruS angefd^Ioffen l^atte, unb erfannte
balb, ba| in biefem Örben für feine ibealen Se«
ftrebungen öolle Sefriebigung su l^offen fei. 5lm
29. 3luguft 1658 trat er in ba§ 9lot)iciat unb legte
im f olgenben Saläre bie f eierlid^en ©elübbe ab. 3e^t
Sd^on mürbe er Don ben Oberen baju Dermenbet,
lie längeren OrbenSleute in baS SBefen ber fit«
turgie eingufül^ren. Uebergro^e ^nftrengung aber
Derurfad^te il^m ein l^eftigeS ffo))fIeiben, meld^eS
il^m Ictngere 3^it iebe geiftige 3:|ötigfeit unmög-
iid^ mad^te; einige Srl^olung fanb er burd^ ben
aufentl^alt auf ben lönblid^en ^öfen beS fflofterS.
©pdter na^m er in ber Slbtei Sorbie (f. b. Slrt.)
feine @tubien mieber auf unb bereitete ftd^ auf bie
Ißrieftermeil^e Dor, meldte er am 27. SRörg 1660
}u9lmien8 empfing, ©einem miffenSburftigen (Seift
boten bie Qanbfd^riften ber ^btei reid^e Slnregung
(Revue des questions histor., janv. 1891,
162, unb Delisle, Le cabinet des mscr. de la
Bibl. nation. H, 104—141); bod& befiel i^n
toieber fein j^opfleiben mit alter ^eftigifeit^ fo
ba| bie Oberen il^m bie mel^r gerftreuenben Remter
eines Pförtners, Sleemof^nard, $rocurator§ unb
enblid^ SeQerard übertrugen. @r oerfa^te in biefer
3eit ^^mnen auf bie j^lofterftiftenn, bie l^L Sa«
tl^UbiS (f. b. 9(rt.X unb auf ben 1^1. mall^art, meldte
fpäter im O^dum ber JKrd^e oon Sorbte SSer»
toenbung fanoen. 93on Sorbie mürbe SHabillon
im 3uli 1668 nad^ ber Sbtei ®t. 2)enQ§ bei ^riS
gefd^idEt unb enoieS ftd^ l^ier auf ber ffanjel mie
im i(ated^iSmu§unterrid^t unb ber ©eelforge aud^
als aotann beS SSolIed unb SSater ber ffleinen.
Sieben biefer feinem &er}en f el^r )uf agenben 2:]^dtig«
feit übertrug man i$m baS ^mt eined Sil^efaurard
ober ^üterS ber Sltertl^umSfd^ö^e unb Sleliquien
ber berfil^mten ^tei. 3n biefer Sigenfd^aft ^atte
er ben jal^lreid^ nad^ @t. ^mtß ftrömenben
®äften bie ÜRerfmürbigleiten unb AönigSgröber
|u }eigen; bod^ fanb er burd^ forgfältige 9u§-
nu|ung ieber freien SRinute nod^ ÜRu^e, bie Sßerfe
ber SSöter unb bie aScetifd^en Sd^riften ber beften
@d^olaftiIer unb aßqfiifer beS SRittelalterS }u ftu»
biren. 2)a er erful^r, ba| man in feiner 6^ongre-
gation ftd^ mit bem @eban!en trug, eine neu« fri*
tifd^e Ausgabe ber JHrd^Döter Dorgubereiten, fo
mibmete er fd^on j[e|t ben SBerlen beS 1^1. Seml^arb
[eine befonbere Slufmerffamfeit unb ba^te feine
ourd^ SSergleid^ung ber ^anbfd^riften gemonnenen
Slefultate einem ffinfttgen %beiter )ur SBerffiguna
}u fteUen. Sr al^nte in feiner S)emut^ nid^t, ba|
er f eiber burd^ eine oorjüglid^e Ausgabe be§ Doctor
mellifluus bie erften fiorbeeren ernten foHte.
©eine augerorbentlid^e ^Begabung unb fein ®t»
\ä)ii für gelehrte arbeiten beftimmte ie^t bie
Oberen, il^n 1664 bem berül^mten SucaS b'Sld^er^
(f. b. 9rt.) in ber mtei @t. @ermain beS $re3
gu ^ariS als Sßitarbeiter }ur @eite )u geben. 3u"
gleid^ erl^ielt er ben Auftrag, bie Dom SDlauriner
Klaube Sl^antelou begonnene Ausgabe beS 1^1. 93em«
l^arb in erweiterter ©eftalt unb nad^ neuem ^lane
)u DoUenben. SRabiUon ging mutl^ig an bie feines*
megS leidste Arbeit, unb in meniger alS brei Salären
lonnte er bie SrftlingSfrud^t feiner miffenfd^aft«
lid^en ©tubien in gmei florfen goliobänben ber
Oeffentlid^feit übergeben: S. Bemardi Abbatis
primi Claraevallensis Opera omnia, 6 tomi
in 2 voll., Parisiis 1667 ; gugletd^ erfd^ien eine
anbere Ausgabe )um ^anbgebraud^ in 9 Octao*
bünben. Sluf ffiunf d^ beS IßapfteS aiejanber VUL
mu^te SRabtSon balb nod^ eine britte oeranftalten.
SBeitere Sluflagen erfd^ienen gu ^riS 1690 unb
1719, guSSenebigl726, 1750, 1760, 1765 unb
1781; bann ju Sefan90n 1835— 1886, «Pari«
1889, SRailanb 1850 unb gule^t in ber ^atrologie
Don aRigne,^nS 1862. S)ie befannten ©d^riften
beS l^eiligen &]^rerS ftnb in biefer Iritifd^n Sud«
gäbe bebeutenb Dermel^rt, gefid^tet, georbnet, mit
geleierter SSorrebe unb trefflid^en 9loten Derfeben.
^aureau fagt barüber : SHabiOon bemieS in feinen
%oten sum |L Seml^arb einen fold^en (Sefd^mad,
fo Diel ©d^arffinn, Selefenbeit unb Srubition, ba|
man il^n nad^ biefer erften $ublication fof ort unter
bie großen ©elel^rten beS gabrl^unbertS gol^lte
(Noavelle biographie generale XXXTT, 488),
unb ba| ein JMtifer mit Sted^t fagen lonnte, 3Ra»
billon f d^reibe fiatein mie Soffuet gfranibftfd^.
SS l^arrte beS jiungen (Selel^rten eine nod^ größere
Slrbeit, bie gur SebenSaufgabe für il^n merben
foUte. 3n ben iflöftem beS SenebictinerorbenS
pflegte man Don leider bie ßreigniffe im Seben ber
OrbenSfamilie, f omie aud^ bie in bie (Sefd^id^te beS
fflofterS einfd^lögigen Segebenbeiten auS ©taat
unb JHrd^e mit em^ger ©orgfalt unb ©enauigleit
für bie ^Rad^melt aufguf(^reiben. ©d^on b'S^er^
l^atte begonnen, fold^e Sctenunb (S^ronilen beS ®e«
fammt»SBenebictinerorbenS, ber ftd^ über baS gange
Sbenblanb, [a über Sonftantino))el unb baS l^ei«
lige Sanb erftredte, gum S^zit einer baS gange
SRittelalter umfaffenoen ©efd^id^te beS OrbenS gu
fammeln; SJlabillon trat ibm je^t bUfi^^^ gur
©eite unb gemann tl^eilS burd^ bneflid^e ®efud^,
tbeilS burd^ fpötem perf önlid^en Sefud^ Dieler %b«
teien in 3lai) unb gfem reid^eS SRaterial, meld^eS
neue unb retd^e Suffd^lüffe über bie ©efamrnt«
gefd^id^te beS 9)litteIalterS gemalerte. ®ie fd^orfe
Jhitif, meldte SRabiQon übte, gog i^m freilid^
mand^en Säbel gu ; inSbef onbere nal^m man eS übelC
ba^ er einige ^eilige, bie bisher als Senebicüner
gegolten, ^^ol^ne nöt^igenben ®runb" anberenOr«
397
aßabillon.
398
bot mget^t V^* S)a3 Slec^tf ertigungdfd^reiben
ftttmllimd gibt nt^t nttnber t)on feiner S)emut^
dS Mit feiner Siebe )ur SSal^rl^eit unb gur ff ird^e
Scngitift. 6r legt barin bie @rünbe feinet Ser*
fa^reaS mit fo Diel (Einfalt unb SBürbe bar, bag in
ber gfofge niemanb meJ^r feine Arbeit gu fritiftren
nagte (Oeuvres posthumeB 1, 435 ss. ; Broglie
1, 44 68.). Ser erfte 9anb ber Acta Sanctorum
Ordims sancti Benedicti erf^ien 1668 su ^ariS,
fann ein 3a^r nad^ ber ^erauSgabe beS ^I. Sern«
|aä». Cr ttmrbe in ber Selel^rtenmelt freubig be»
gm^; toor e3 ja nid^t eine einfädle Sammlung
Ml Heiligenleben, fonbem ein®efd^id^t§merf erften
Sänge«. 2)er ^erfaffer fteUte fi^ barin bie 9uf-
gobe, bte Chronologie }u berichtigen, t)iele contro«
Mfe unb bunlle fünfte ber ihr^en« unb profan«
gef^i^te auf suflaren imb namentlid^ bie ® ebröud^e
nb Sitten ber Soi^eit }u erlautem. Sie meiteren
o^tSönbe, totlä^ im Saufe ber f olgenben brei^ig
3a^re in Derf(]^iebenen3)t>if(i^aumen erfd^tenen,
tigerten ftufenmeife ben 9tuf be§ SSerf afferd (erfte
InSgobe ^ris 1668—1701; umeite SSenebig
1733-1740, 9 SoUobänbe). ®ie Sorreben
(IVae&tioneB ad Acta), tt)el(|e fpöter gefammelt
nb in einem befonbent ^oliobanbe ttieberl^olt ge>
bnAimirben (Orient 1724, Senebig 1732, Slouen
1733), emedtenumfo]^d]^ered3nteref[e, meilfieab*
«anbete l^fbrifd^d^logifd^ Xractate maren.
Isi bemfener jfritifer fagt Don i^nen: Sie allein
oeimgen, einem @ele]^rten unfterbUd^en SRul^m ju
fdffxti (Memoires de Trevoox; ogl. Broglie I,
SO). S)aneben gab Olabillon in benfelben Sauren
ciiK 9lei](|e anberer SBerf e l^erauS, Don benen unten
Me Sebe. 2)a8 Stdt^fel, mie bief er SRann bd feiner
\^ßBOQäfi\ä^ «efunb^eit fo Crfiaunlid^eS su leiften
MnniN^, IMt uns Suinart, n>enn er fagt : 9Ra-
Mob Detlot leinen Shtgenblid! feiner loftbaren 3eit ;
er becfagte fid^ lebe 3^^ung; faum hai er
fnier jorten Conftitution bie notl^ige Stulpe unb
Ci^lttng gönnte. Um 2 Ul^r SRorgenS ftanb er
(Dif, itnb nad^ ben bem ®ebete, ber l^eiligenSReffe
n^ bem C^orbienft getoibmeten Stunben tt)urbe
Mi )mn Stittag rafUoS gearbeitet. 9lid^t toeniger
ftffgfdltig umrben bie 92ad^mittag§ftunben aud«
Scn|t; oft fe|te er bie Stubien ol^ne Unterbred^ung
lü üef in bie 9Iad^t l^inein fort (Abrögö de la
m de Dom Jean Mabillon, Paris 1709, 51).
3b SerUmfe ber arbeiten für bie Acta San-
ctemm nnb ber fid^ baran fd^Ue|enben ^nnalen
bei OcbenS ergab fid^, ba| für bie Seurtl^eilung
maäfa (ün^el^en eine an Ort unb SteQe Dor»
me^enbe Prüfung ber Sttfd^riften unb anberen
Socamente ober eine Seftd^tigung baulid^er 9)lonu*
■oleaiiniallid^UKir. ^nabiOonuntemal^mba^er
ia Segleitung eined 9Ritbruber§, }uerfl 9ßid^el
flcnurai'd, fpöter Stuinarf d, melj^rere Steifen burd^
Smaheid^, Sflonbem nnb bie 92teberlanbe, fpöter
bn^ Sentfd^Umb unb Stalien. 92id^t§, m% für
bk 6e^(^ Don Sebeutung mar, entging bem
{itnffUbKgen Sforfd^; ba aber SRand^eS oon bem
11 bot iKbtto^fäi ober auf SRonumenten SSor*
gefunbenen auf bie OrbenSgef d^td^te leinen Sejug,
mol^l aber ein aOgemeineS äntereffe l^atte, fo gab
SRabiUon baS Sßid^tigfte baoon in gefonberten
Sönben l^erauS. ^uf biefe SBeife erf d^ienen in Diet
Ouartbönben bie Vetera Analecta, seu Col-
lectio veterum aliquot openim et opusou*
lorum, Paris. 1675 — 1685. Sie entl&atten üor«
trefflid^e Slbl^anblungen be§ SSerf äff er§, gfragmente
unb gange SSerfe, ^eben u. bgl. ölterer JHrd^en«
fd^riftfteDer, Condlienbeaete u.,f. m. Cine jjpelte
^uggabe mit bemSebenSRabillon'dDonSela v9arre
mürbe in $ari3 1723 in gfolio l^rauSgegeben*
3u biefer 3^it nal^m er aud^, freilid^ ol^ne fonber«
lii^tH ®lüd, an ber Controoerfe über ben SSer«
faffer ber 92ad^foIge Sl^rifti tl^eil unb fd^rieb:
Animadversiones in vindicias Eempenses a
B. P. N. Canonico regulari Congr. Gallicanae
advers. D. Fr. Delfau, monach. Benedictin.
Congr. S. Mauri, Paris. 1677, 2. ed. 1712.
S)en größten Stubm foQte il^m ein anbereS SBerf
bringen, morin er bie biplomatifd^e ßritif unb bie
Urhtnbenlel^re }um erften 9)lale miffenf d^aftlid^ bor«
[teilte. Seit SaurentiuS SSaSa (1440) litten mand^
©elel^rte oerfud^t, ftd^ere @runbfa|e unb Siegeln
für bie Prüfung alter Urfunben unb &anbf d^riften
p gemimten ; ba eS aber )umeift an oer f^ftemati«
fd^en Segrünbung unb an umfaffenbem ^emeiS«
material fel^lte, mar ber Srfolg gering. Shtd^ ber
bebeutenbfte unter ben SoUatUnften, ®aniel oon
Ißapebroe!, trat 1675 in ber SSorrebe 5um jmeiten
äprilbanbe ber Acta Sanctorum (Propyl. antiq.
pars I ad tom. II April., no. 20 De diplomat.
discemendis) mit einer Zl^eorie l^erDor, meldte
bie ©renken einer gefunben JMtil überfd^ritt; er
fteUte bie Sled^tl^eit Dieler Urfunben, auf meieren
biSl^er bie ^iftorifer il^re Sd^lüffe aufgebaut, unb
barunter aud^ bie }u ®unften ber Senebictiner
lautenben S)ocumente ber frönfifd^en ffönige, in
Sfrage. 2)ie Sad^e mar }u mtd^tig, al§ ba^ bie
SRauriner biefelbe l^ötten ftiUf d^meigenb ]^inne|men
bürfen. ^Robiflon erl^ielt ben 9(uftrag, eine Snt«
gegnung gu fd^reiben. Statt blo| bie Sut^entici*
tot ber angegriffenen ®iplome gu Dertl^eibigen,
erad^tete er e§ für mürbiger unb bem 3ntereffe ber
jtixfy mie ber Sßiffenfd^aft bienlid^er, fidlere unb
unbeftnttene ©runbfö^ ber S)iplomatif aufgu«
fteOen. Cr t^at bie| in bem umfangreid^en SBerfe
De re diplomatica libri VI, fol. maj., Paris.
1681; einer Arbeit, bie man fein SKeiftermerf
nennen barf. §od^]^erjigermcife erflärte ^apcbroef
ftd^ felbft für beftegt unb fd^rieb an 9RabiIIon einen
fd^önen Srief. ®er 93erfa||er ber S)iplomatif liefe
id^ an ©rofemutl^ nid^t übertreffen unb goUte in
einem Sntmortfd^reiben fomol^l ber tiefen ®e«
el^rfamfeit al8 auc^ ber S^emutl^ beS Souanbiften
gebül^renbe Snerfennung. SSon biefer 3cit an blie-
ben bie beiben SRönner bis ju il^rem Cnbe in l^erj»
lid^er fjreunbfd^aft Derbunben, berietl^en einanber
in fd^mierigen ^fragen unb tl^etlten fiä) gegenfeitig
bie Kefultate il^rer gforfd^ungen unetgennü|ig mit;
aRabiUon griff balb batnaä) )ur C^ber, um bie
899 'jRabiUon. 400
14 83änbc SDlörj, ^xxl unb 3Kai bcr Acta San- lid^cn auf<)icien, gleid^forn ate Segot ferne« ©crm,
ctonim oor ber il^ncn brol^enben rötnifd^cn ©cnfur fid^ 5ur SReife na^ 3taUen rüjien. Son SR. ®er»
}u betoQl^ren. @etne S)t))IomQttf fanb Derfd^iebene tnain begleitet trat aRabiSon am 1. 9px\i 1685
®egner;tn8befonberet]&atü^, einige Saläre fpöter, bie Keife an, befud^te Surin unb aRailanb, mo
ber Sefuit (Sermon burd^ r^i^t Angriffe auf bie- bef onbcrS bie ambrofianif d^e Siturgie il^n Befd^f»
fette Ifteroor. SHe^ Deronlafete SKabiflon, in einem tigte, ging über SSerona, $abua, SSenebig unb
Supplementum librorum de re diplom.^ Fax. Sfloren), !am am 5. 3uni nod^ SRom, Don ba na<i^
1704. 1709, Neap. 1789, ginigeS genauer ju 9leapel bcfud^te faft jebe Sibliotl^ef, Äunflfamm-
iwöcifiren, änbereS burd^ neue Setoeife an ftüfeen. lung unb ffird^e, toeld^e etwaS SRerftourbigeS bot,
UdbrigenS He| er ftd^ in ber Ueberseugung^ do| unb fanb überall bie e^renooUfte unb ^eralid^fte
bie Stid^tigfeit ber Don il^m aufgefteüten Stegeln Sufnal^me. 92ad^bem er löSRonote lang bie reit«
mit ber Seit allgemeine Snerfennung finben mürbe, giöfen unb mifjenf d^af tlid^en ©d^^ bur<i^forfdJt
)u feiner meitem Entgegnung mel^r bemegen. 3n bergeffene 3BerIe ber Siteratur an'8 Sid^t gebrad^t
ber Xl^at mar au^ ber Srfolg beS SßerfeS burd^* foftbare Sudler gefammelt unb ^nbfd^riften, bie
fd^ogenb, unb menn fpötere gforfd^r bie oonSRa« um feinen $rei§ anjufaufen maren, abgefd^eben
billon gemonnenen SRefuItate aud^ erweiterten, oer- l^tte, feierte er im 3. 1686 nad^ f^ranfreid^ gurud(
tieften unb tbeUmeife mobifidrten, fo bleibt baS unb bereid^erte bie föniglid^e SBibUotl^ef mit me^
SSerf bod^ l^eute nod^ bie unentbel^rlid^e ®runb« al§ 3000 [eltenen Sudlern unb ^anbfd^rif ten. ^e
läge ber Ißalöograpl^ie unb S)i))lomatif (3:1^. @tdel, iBefd^reibung ber Keife unb il^re (Srgebniffe mit
Acta regum et imper. Earolinonim, 1. S^etl, Beifügung oon Socumenten, inSbefonbere ber neu
Seigre oon ben Urfunben, SBien 1867, 34, n. 12). entbedtten Ordines Bomani seu antiqui libri
^efeS aßerf mad^te ben 9Rinifter Sottert auf SRa» rituales S. Bomanae Ecclesiae, mürben im Mu-
biSon aufmerffam, unb ba SRabiOon ftd^ um bie seum italicum seu collectio Teterum scrip-
®efd^id^te ber ifönige Sfronfreid^S fo oerbient ge« torum ex bibliothecis italicis, Par. 1687 ad
mad^tl^atte,trugSotterti^meine^enfu)noon2000 1689, in 2 Sönben befannt gemad^t. Sin britter
SitnreS aue bem fönigttd^n Sd^e on. Sine f old^e 93anb mit ben IBrief en be§ Samalbulenf er-®enerald
Unterflü^ung mied ber genügfame SRann mit ber Slmbrofiud fam nid^t ^ur ^uSfül^rung unb mürbe
Srflörung }urüd, ba| er bie ^rrnut gelobt iaht erft fpöter bei Martine et Durand, Amplissima
unb oon bem iflofter baS !Rdtbige empfange, äe^t collectio veter. script. lU, Par. 1725, ob«
Sanbte il^n Sottert 1682 nad^ Surgunb, um einige gebrudtt
ne (Benealogie beS fbniglid^ ^aufeS betreffenbe 3la^ feiner SRüdßel^r lebte 9RabiQon mieber fo
Socumenteauf^ufud^en unb na(^$ari8}u bringen. }urüd(ge50gen im jflofter Don @t. ®ermain, bo|
2)er glüdfßd^e Ctfolg bemog il^n, bei Submig XIY. niemanb in bem ftiUen unb befd^eibenen iflofter-
au§}umirfen, ba^ SKabillon auf fdniglid^e ffoften geiftUd^en ben SRamt erfannt ^aben mürbe, beffen
Seutfd^lanb bereife unb bie bortigenSrd^iDeburd^- ftenntniffen aud^ Seutfd^lanb unb Italien ge«
forfd^e. SRabiUon trat 1688 biefe Steife an. 3n l^ulbigt Rotten. @ein 3Bunfd^, nur bem ©tubiurn
Suseuil, ber el^ürbigen Stiftung beS 1^1. Solum- unb bem @ebete leben ^u bürfen, foQte ober nid^t
bon, fanb er ben mel^r ofö lOOOjäl^rigen So* erfüllt merben. Sr mürbe in eine literarifd^e gfe^be
bes ber altgaOicanifd^en Siturgie (Lectionarium DerfiridCt, ouf bereu SluSgang bie meiteften jheife
LuxovienBe), ben er nad^ feiner atüdffel^r mit mit Sntereffe blidtten. 9lbt ^rmanb 8e ^out^iQier
Sommentor unb Siffertationen Derbffentlid^te (De be Siance, meld^er in ber alten Siftercienferabtei
liturgia OaUicana libri HE, accedit disqui- Sa trappe bie alten ftrengen ^formen ber SRönd^S«
sitio de cursu Gallicano, Par. 1685. 1729), aScefe mieber einfül^rte (Dgl. b. ^rt. Irappiflen),
mobei er bie ®otte«bienfbrbnung ber Dorlarolin- l^ielt bafür, ba| eine miffenfd^f tlid^e Z^ötigfeit bie
gifd^en gkriobe bed 9lei(j^e8 beleud^tete. ^Rabillon SSoUf ommenbeit ber 9Rönd^ l^inbere, meldte neben
be^ feine Steife über bie ndrblid^en ü^dk ber ^anb* unb gfelborbeit nur bem ®ebete unb bem
Sd^meij, über lirol, ©d^maben, ^\)tm unb baS ^falmengefange leben bürften. 3ur SScd^tfertigung
(Sebiet Don @al)burg auS. ginen Xl^eil ber reid^en feiner Snfid^t fd^rieb be Stance baS Sud^ De la
ausbeute gab er im IV. Sanbe ber Slnalecten al§ saintete et des devoirs de la vie monastique,
Iter germanicum. Snstoifd^en mar 2Robiflon'S 2 vols., Paris 1688. S)ie 3anfcniftcn unb fettj!
(Sönner (lottert gefiorben unb ber ßrabifd^of anbere l^erDorragenbe 9Rönner, mie Soffuet, gaben
8e Sellier Don »eimS an beffen ©teKe getreten, bem SligoriSmuS bcS 5lbte« Seifall, mä^renb bie
3n ffiürbigung ber Serbienfte, meldte 3)labitton aSertreterberfIöflerU(^enSrabition,fettftbieÄar.
ermorben l^atte, mad^te Se leHier bem ftönigc ben tl^oufer, gemid^tige Sebenfen gegen bie neue auf»
SBorfd^Iag, benfetten aud^ nad^ Stauen )u fenben, faffung erhoben. 3118 nun be SRance 1684 bie
um t^eilS Sudler unb ^anbfd^rif ten für bie fönig» angegriffenen ©äje nod^ f d^ärf er in bem ©d^rif tdj^n
lid^e Sibliotl^ef gu ermerben, tl^eilS burd^ neue Eclaircissement de quelques difficultes que
t^orfd^ngen bie Siteratur su bereid^em. Submig, Ton a formees sur le Livre de la Saintete
ber l^ierin eine grl^öl^ung feines eigenen Shil^meS (Seubrudf ^ariS 1847), sur S)arfteBung brad^te,
fal^, gab fogleid^ 83ef el^I, SKabillon folle nid^t blo| mürbe SKabillon Don feinen greunben beftürmt unb
auf föniglid^e Äoften, fonbem aud^ unter fönig« Don ben Oberen aufgeforbert, bie malere OrbenS»
401
aKabiUon.
402
itoMibm ftorjukgen. SS gefd^a^ btejeS itt bem
Serie Traite des etudes monastiques, divise
«n trois paiüeB, avec ime liste des princi-
ptles difficultes qui se rencontrent en chaque
necle daaa la lectore des originaux et un
citalogiie de ÜTres choisis pour composer
ime biUiDthl^1l6 ecclesiastique , Par. 1691.
1692 (logleii^ aud^ in'S Sateinifd^ unb tn'S Sta»
limif^e überte^). Ol^ne bie Z^fen beS ^bteS
mSoXiotipe birect onjitgreifen, setgt SRabiUon,
ta8 Mc im TttJ^tea iBcifte betriebenen Stubien gur
lofrc^tl^timg ber fibfixrlid^ 2)i^lin nöt^ig
jdcn. S)ie Stt&^tt litten bie «ufgabe, bie d^rift-
liibe SMEEonmen]^ SU pRegen unb bamit aud^
bem (ScfammttDoble ber irird^e )u bienen. Sin
mäjm Orbenägrift imb eine fefibegrünbete Keli-
910^ imbe ober burd^ tmffenf d^Iid^e Sef d^öfti-
gnig geförbcrt tto^tenb i^r Sbgang nid^t tDie
SoiKe meine, Semuil^ unb Xegularität f onbem
Zrog^ snb C^d^ffung ergeuge. @eine Sl^efen
kmA aRobiOmt and ber Siegel beS I^L ^nebict
fcih^ aa§ ben anSgegeid^ten Seifhtngen ber Or«
beifimüglieber, bie beim tiefen Stubium ftd^ f elbft
leüigten imb ben Sntereffen ber IHrd^ bienten,
am ben reiben Sibliot^Ien, bie twm Sinf onge an
ii ben iHbfIcm angelegt »urben, unb au§ ben
Nekn ^mbfd^ften unb literarifd^en OueUen, bie
■an \tt^ ehigtg bem S^ei^ ber SRönd^e oerbante.
f^ienmf ^t er bie SBiffenfd^ften auf, beren @tu«
ten ben SRcIigio[en |u empfehlen fei, fd^reibt bie
Irt bdl @tnbirenS Dar unb mod^t mit ben nöt^i*
gm f^ftaittein befannt Sc Stonce antmortete
Bit migemö^id^r ^f tigfeit in ber Beponse au
IVnte des etudes monaetiques, Par. 1692, in
Mf^er er gegen äKobiUon unb ben ganzen Sene-
MdiBcrorben vorging. SRabiUon ignorirte aUe
paftefid^ Angriffe, beleud^tete ober in feinen
fidkzions sur la reponse de M. l'Abbe dela
Trupe, Par. 1692, auf 3 %eue in 30 »rtileln
Me fonttooerfipunfte unb gab am @d^(uffe bie
Snnbfa|c an, nad^ mdd^er bie Streitfrage be«
ntteitt iDcxben muffe. 9teben bem SSorguge einer
fi^lagenben Sogi! md) gebiegener <f enntniffe in ber
fio^li^en Stteratur unb Xrobition geigte bog SBerf
eine foldfie @emanbt^, bie f d^tta^en Seiten be§
flcgncrd onfjubcdten, unb f o Diel fieben unb (Srogie,
bo| Stobiflon na<i^ bem (Befammturtl^e ft(| felbft
abatraf. SeSfamcötooIItenad^einmolQntmorten,
«ä SRobiUim e|pe{icrfönlid^ 3ttfommen!unft f ud^te
nb bm frommen 9bt burd^ ^rfid^ng feiner
äebe imb Sere^rung DdUig entmaffnete.
9nd^ fonfl blieb SRabiOon t)on angriffen nid^t
iafd^ont €eine SSorrebe gum vn. Sanbe ber
Seife bed ^I. 9ugufUnnd (fpöter im X. Sanbe
olgebnifft) olitt Sng^ffe, meÜ bamald gerabe bie
ionnnßifd^ (SontroMrfe im SBorbergrunbe ftanb.
111 in Snglanb bie Ihmbe fid^ verbreitete, ein
haigb^er 9Rdnd^ (Babilmi fei apoftajtrt, nmrbe
Ik4 9iomen6Dcrmed^dIung bie Sac^e auf aRobillon
ikKtoigen, mib bit Sngabe fanb fo Diel ®(auben,
^4 StobiOon 1698 ein ®Iaubendbetenntni| Der«
öffentlid^te ; in bcmfclbcn erflärte er, bag bie 93er-
tl^eibigung ber fat^olif d^en ftird^e unb i^rer Snter-
effen feine 2ebenSaufgabe fei, für bie er fein Slut
gu gei6en bereit fei. Rubere Unannel^mlid^Ieiten
Derurfad^te il^ eine SlnfangS ononQm erfd^ienene
Sd^ft EusebüBomani ad Theophüum Gallum
epistolade cultu Sanctorum ignotorum, 1698.
^en ^u8gangß)mn!t ber @d^rift bilbete bie in
Sftonfreid^ oufgelommene Sitte, ba^ man ben
Steliquien namenlofer 9RartQrer au§ ben römifd^en
ftatafomben, benen man bti i^rer Srl^ebung 9^amen
gegeben f^aiU, befonbere Uturgifd^e 0=eftUd^Ieiten
meil^te, möl^renb nad^ einem S)ecrete Don 1691 nur
fold^e ^eilige, bie im SRart^roIogium ftel^en, in
SKeffe unb Officium gefeiert werben follten. 3Ran
ging fogar fo meit, fiebenSbefd^reibungen fold^er
unbefamtter SRartQrer gu Derfaffen. SRabiUon ta-
belte aber aud^, ba^ man in SRom mond^e in ben
®röbem gefundene ©ebeine ol^ne auSreid^enben
@runb als 3RartQrergebeine ausgebe, ^n feiner
erften ® eftalt erregte baS Sd^rif tc^en in 9tom Stnftog
unb Deranla^te mel^rere ®egenfd^riften. äRabiUon
dnberte einige Don ber 3nbe£>^ngregation beon*
ftanbete Sö^ unb überfanbte 1705 an ^apft
ßfomenSXI. eine Derbefferte Ausgabe, hiermit mar
bie Sad^e erlebigt. — 9Rit aßabillon*^ Slul^me
mud^S feine Sonefponbeng in^S Uebermö|ige. 9u3
aUen ®egetü)en ^^anfreid^d, auS S)eutfd^Ianb,
Stauen, Spanien unb Snglanb lamen gal^ireic^e
93riefe Don ®eiftlid^en unb Saien, ^rofefforen,
Staatsbeamten, Sarbinölen unb Sfürften, in benen
ti^eilS miffenfd^aftUd^e ^fragen bejubelt, t^ilS
9{at^ unb ^ilfe in Seelenangelegenl^eiten erbeten
mürben. %Uen biente SRabiUon mit gleicher Siebend«
mürbigleit. ÜRod^ ie^ bett)a]^rtbie92ationaIbiblio«
t^! in $ari8 (Fonds de St.-Germain) Diele
fJoBobänbe mit feinen ©riefen, meldte aber feine
^orrefponbeng mit bem SluSIanbe nod^ lange nid^t
erf^öpfen. ^er Sriefmed^fel mit Derfd^iebenen
Sarbinälen, befonberS mit Sarbinal SSona, l^atte
unter Ruberem baS 9tefultat, ba| SRabiUon bie
Dissertatio de pane eucharistico azjmo et
fermentato, Par. 1674, fd^rieb; für anbere Der«
fagte er aScetifd^e Sd^riften: La mort chretienne
Bur le modele de celle de N. S. Jesus-Christ
et de plusieurs Saints, Par. 1702; Instruc-
tion sur le renouvellement de vie (Rouen
1874): weitere Stb^anblungen liegen nod^ als
SRonufaipte in ber 9iationaIbibIiot]^ef (Fonds
fran9. 19 649 ss.).
S)ie Seiben, Don benen SMabiBon in feiner
3ugenb ^eimgefud^t werben war, fingen im 9llter
wieber an, mit erneuter Störfe fid^ gu geigen. S)ie
fui^bare »bnal^rae feiner ilräfte brängte i^n, am
Stbenbe feines SebenS an bie Verausgabe ber
^nnalen beS 99enebictinerorbenS emftlid^ gu benf en,
eines SBerfeS, weld^eS er burd^ ben fjleil Dieler
3a]&re Dorbereitet unb gum 3if fünfte atter feiner
Stubien gemad^t l^atte, unb baS nid^t nur über
bie ®efd^id^te beS OrbenS, fonbem aud^ über bie
IKrd^en« unb $rofangefd^i(|te bebeutenbeS Sid^t
403
SRacatiug bet ^eg^ptier.
404
öcrbreitet uitb aI8 l^iflorijd^e tJunbgruBc für jcben
fpötem Sefd^id^tfd^retber beS aRitteldterS n)i(|ti9
unb ergiebig ift. 3m 3. 1703 erfd^ien ber erfte
SBanb biefeS großen ©efd^id^tStDerfeS, bem bis }um
3. 1707 nod^ 3 anbete Ȋnbe folgten. S^on
mar aud^ ber V. Sanb beinal^e DoQenbet, bod^
i^n ]^erau§gugeben loar SRabiOon nid^t me^r ge«
tattet. am 1. S)ecember 1707 begab fid^ aJlabiUon
rül^ SRorgenS in baS lBenebictiner*9lonnennofter
}u S^eQeS, mo einige geiftlid^e Serrid^tungen feiner
darrten, ^f bem ^ege bal^in erfronfte er an
fd^mersUd^em Slafenleiben, unb bad Uebel t)er>
fd^Iimmerte ftd^ burd^ bie t)er!e]^rte Sel^anblung
unttiffenber Sanbd^irurgen fo fel^r, ba| ber auS
^[kmS l^erbeigel^olte Srjt erflärle, aWobitton fei
unrettbar für biefe SSßelt verloren, ^ierin täufd^te
er fid^ nid^t. ZobfranI brad^te man if n nad^ $aris,
unb fd^on am 27. 2)ecember 1707 l^aud^te er unter
bem ®ebete feiner 93rüber feine fromme Seele au8.
Xreffenb be^eid^net fein @d^üler 9tuinart beS ge«
liebten fiel^rerS Seben unb Streben mit ben SBorten:
Sic moriebatur, ut vivere non recusaret, sie
autem vivebat, ut supremum non metueret
diem, et spiritu magno yidit ultima, ^uf
SBunfd^ be§ ^fteS SIemenS XI. »urbe bie Seid^e
aneiner]^ert)orragenben@teneberiKrd^ein@t.®er*
main beigefe^t, bamit einftmalS, menn bie Unter*
fud^ung feinet Sebend beginne, feine ®ebeine ol^ne
Sc^mierigfeit erl^oben merben lönnten. S)ie SSoU«
enbung ber Annales Ordinis S. Benedicti ge«
fd^]^ burd^ aWaffuet, ber 1713 ben V. Sanb
jum ^xndt brad^te, unb burd^ fOtaühm, meld^er
1739 ben VI. Sanb beifügte (neue öermel^rte
«uSgabe juSucca 1739—1745). ©nSebenSbüb
gab £1^. äiuinart (Abrege de la vie de Dom
JeanMabillon, Par. 1709; aud^ in'§ fiateinifd^e
unb 3talienifd^e überfe^t). (Sgl. Tassin, Hist.
litter. de la (yongr. de St. Maur, Bruxelles et
Par. 1770; Niceron, Memoires VIU, Par.
1 729 ; ©cbodt in ber 5Weuen tl^eot 3tf d^r. öon
IßleJ IV, aSBien 1831, 190 ff. V, 1832, 24 ff.;
Ghavin de Malan, Hist. de D. Mabillon et
de la Congr. de St. Maur, Par. 1843 ; Valery,
Correspondance inödite de Mabillon et Mont-
faucon avec l'Italie, 3 vols., Par. 1847 ; H.
Jadart , Jean Mab., ötude suivie de docum.
inedits, Reims 1879 ; Darras, Hist.de l'Eglise,
continuee par Bareille et FövreXXX VEII, Par.
1886, 467 SS., mitDocumenten; E. de Broglie,
Mabillon et la soc. de l'abb. de St. Germain,
2 vols., Par. 1888; ftarfer, SWabillon, ^berb.
1889 ; Säumer in b. §ift.»»)oI.SIättemCVu. GVL
Ungebrudtte Srief e öeröff entlid^te ® olbmann in ben
©tub. u. SWittl^eil. a. b. S3enebict.-Orben X u. XI,
iRaigem 1889 u. 1890; mit einer öoDftänbigen
Ausgabe ber SSrief e betraute baS franjöfif d^e 9Mini=
fterium ben ?a[rd^it)ar Stein in $ariS. lieber bie
§anbfd^riften unb bie Reineren S)rudffad^en f. Ja-
dart 1. c. 259 SS.) [S. Säumer 0. S. B.]
;SBacarhi$ ber 9egt)ptter, ber 1^1. unb
ÜKacariuS ber ^Uejanbriner, ber ^I., jmei
äg^ptifd^e SDlönd^e be3 4. 3a^r]^unbert§, bei beren
SBunbertl^oten 9lufinu§ (Vitae patrum c. 28
ad 29, Migne, PP. lat. XXI, 449-455) unb
IßattabiuS (Hist. Laus. c. 19—20 — PP. gr.
XXXIV, 1043—1065 ; ögl. 177—200) mit be-
f onberer Vorliebe Dermeilen. !tRacariu§ ber 9eg9)>«
tier, um 300 geboren, begab fid^ im Sllter t)on
30 3a]^ren in bie fletifd^e 3Büfie unb lebte l^ier
nod^ 60 3cil^re lang, ^aä) jel^niäl^rigem 9uf«
entl^alte in ber Sinfamfeit mürbe er ^um ^riefter
gemeint unb megen feiner überaus fd^neUen Sfort*
fd^ritte in ben Sugenben bereits „Jhtabengreid"
(iratdapto^epcDv) ge^ei^en. ©längenbe SBemeif e fei«
ner ^eüigleit maren bie ®aben ber SBeiSfagung,
ber 2)ömonenatt§treibung unb ber Jhantenl^eilung.
3n nod^ l^öl^erem ®rabe aber mürben biefe utU)
öl^nlid^e ®aben feinem etmaS jungem 3^gcnof[en,
SRacariuS bem 9Ie£anbriner, gu X^tü. (Sx mar
gletd^f aQ§ Ißriefter unb leitete ein JFIofter (ober bie
i^löfter ?) in ber nitrif d^en Sßüfte, bem benimm«
teften @ammelpunfte beS bamaUgen äg^ptifd^
SRönd^t^umS. ©ein £ob mirb um 395 an^ufe^en
fein. 3ur Unterfd^eibung Don feinem 9lamenS«
genoffen erl^ielt er ben ^Beinamen ,,be8 SUeson*
brinerS'', meil er aus Sllesanbrien gebürtig mar,
mäl^renb jener auS Oberäg^pten ftmnmte (Socr.
Hist. eccl. 4, 23 — LXVn, 513). «uS bem
nämlid^en®runbemarb er aud^ „berStäbter" ge«
nannt (6 iroXtrixöc, Soz. H. e. 3, 14 — LXVÜ,
1068), ®ie Segeid^nung ^ber 3üngere'' iflerjl
in neuerer 3^it in Slufnal^me gelommen; bei @o*
aomenuS (6, 29) unb ^licepl^oruS SaUiftuS (H. e.
11, 35 — CJXLVI, 697) fü^rt ein anberer äg9p.
tif(^er 3R&nä^ ben 92amen „SnacariuS ber 3unge*
(6 v^oc, Dgl. Pall. Hist. Laus. c. 17). Sott
@d^riften beS Sleg^ptierS unb beS ^lesanbrinerS ift
bei ben altenSäiograp^en nid^t bieStebe. @ennabtud
fennt Sin Se^rfd^reiben beS ^berül^mten ägi:^
Hfd^en 9Rönd^eS SRacariuS'' an jüngere SRönc^
(Macarius monachus ille Aegyptius . . . unam
tantum ad juniores professionis suae scripsit
epistolam, De vir. ill. c. 10 — PP. lat. LVÜI,
1065—1066). 3n fpäterer Seit taud^t eine grö^erfe
Slnja^l l^ier in f^rage lommenber @d^riften auf.
S)en 9tamen SnacariuS' beS Seg^ptierS tragen
50 ^geiftlid^e", b. i. baS geifüic^e 2eben betref-
fenbe ^omilien (6fiiXtat irveofiaxotaf — PP. gr.
XXXIV, 449—822) unb eine juerfi tjou glofe
(1850) l^rauSgegebene Epistola magna et per»
utilis (ib. 409 — 442). S)ie §omitten, an bereu
Sled^tl^eit mol^l nid^t ^u gmeifeln ifl, l^aben Don
jiel^er gro^e Slnerfennung gefunben, unb ber 93er«
faffer gilt inSbefonbere alS ]^ert)orragenber 93er«
treter ber frül^eften fird^Iid^en SK^ftil. ©ieben
aScetifd^e ^ractate (De custodia cordis, De per^
fectione in spiritu. De oratione, De patientia
et discretione, De elevatione mentis. De
charitate. De libertate mentis — ib. col. 821
ad 968), meldte ^offinuS (1683) alS @d^riften
beS ^eg^ptierS l^erauSgab, finb erjl t)on @imeou
Sogotl^eta (mal^rfd^einlid^ im 10. 3al^r]^unbert)
405
aRacariuS Sl^r^focepl^alud — SRacariud SRagneS.
406
(oi ben geifUU^ ^omilien escerpirt toorben.
Unter bem 92amen SRacohud' bed ^lesanbrinerS
g^t ein, aQem Vnfd^ine naä) unöd^ter, Sermo
de eidtu animae jostorum et peccatorum,
qnomodo separantar a corpore et in quo statu
manent (ib. 385—392). ^Itf^mt titmxt @en-
tn)m«€ainmlungen (Apophthegmata, ib. 229
ad 264) finb lumeifl unter bem !Ramen beS „ögQp*
tif^eii Vbted SRacoriud'' überliefert, unb ein !ur-
}tl @ebet (445—448)^ brei hxteinifd^e »riefe
1405-410. 441—446) fowie eine lateinifd^e Be-
gila ad monaehoB (967—970) mxhtn in ben
9aiibf(^nftm bem Jfl, SRocarind'' zugeeignet. 3n
berSltgne'f d^ @ammelauSga6eftnb biefen @c^rif«
t» iierf<^tä>ene Dissertationes beigegeben, na«
neRtlk^ ottd^ bie Quaestiones criticae et histo*
riete de Macariorum Aegyptii et Alexandrini
litis betU. J.Floss^Macarii Aegyptii epistolae,
bmiliamm loci, preces. Primus ed. Fl., Co-
kniiel850, 1—188. (£inebeutfd^eUeberfe|ung
ber genannten @<i^rif ten t)eröff entlid^te 3R. 'Soqam,
QO^badf 1839, 2 9be.; unb h)ieberum Kempten
1878 (St6(. berJKrd^enodter). S^.gfötfler CDta«
corinS oon Veg^pten, in ben Sal^rbb. f. beutfd^e
Vfol, 3al^rfl. 1873, 439—501) ^anbelt über
bei 2d^n^It ber geifiUd^ ^omilien. SEBeitere
äteratnrangaben bet Chevalier, Bepert. des
Morees bist 1435—1436. 2721. S)ie beiben
Stogmente, totld^ ^o^ in bem 93onner UniDerfi«
iatf|irogramm gum 3. Vugufl 1866 unter 3Ra*
oBxaS)' (bed 9[eg9ptier8) !ßamen ebirte, gel^ören,
feie SUbnneifler erfonnte, einer unter ben SBer«
in be§ ^I. Spj^räm fle^enben Sd^rift an (im
gritd^jc^ X^eile ber römifc^en 9lu3gabe ber
»erfe ^ffcäaa, 1732—1746, 1, 41 B— 61 F).
O. CHÖiemeifier, Heber bie an ber fönigl. preu|.
Qnoerfüfit Sonn entbedten neuen Fragmente bed
«ocaritt«, Seipsig 1866 ; $. 3. gflog, 3. @iß)e*
■elfter mib baS Sonner Uni^erfitätdprogramm 5um
3. Vng. 1866, eine fritifd^e SBürbigung ber aud ber
Sertiscr f^bfd^. 9lr. 18 t>er5ffentl. gried^. gfragm.,
SreOnrB i»r. 1867; 3. (Silbemeifter, Ueber bie
ii 8oim entbedten neuen ^ftagmente be§ 9Jlacariu§,
SnetteS SBort, SlberfeQ) 1867.) [Sarben^emer.]
Ifaonrfa» ^ivffoupiatnSj 9)letropoUt t)on
9|üabdp^ in ber Glitte beS 14. Sal^r^unbertd,
W^M €enten)en«€ammler unb als Srflärer
ber ^ligen @4^ft einen 9lamen ermorben. 9ud^
jenen Setnomen (xpu9oxe(paXoc) foD er bem fleißi-
ges Somneln golbener ©prüd^e (xp^^^a xe9aXata)
fliril ber Siteratur ber 93or}ett t)eroan!en. 9tur ein
lerfi^iDtiibenber Smd^t^U feiner SBerfe ifl biSl^er
0ruft toorben. 9Rigne (PP. gr. (TL) gibt au^er
Heineren Städten unb gfragmenten eine umfang«
niibe Oratio in exaltationem venerandae et
▼irifieae orucis (173 — 236). Ueber eine große
Stmnlung Don @prid^n)örtem, Sentensen unb
fpei^, Domel^mli«^ au§ ^rofanfd^riftftellem,
ntir bem Site! ^Äofengarten" (foaovta) t)gL
1 Ansbad^, defd^id^te ber bQ^antinifd^en Site«
ntv, SlttR^eR 1891, 290. [$arben]^en)er.]
^Sacatius t>on 3erufalem, ber 1^1., ettoa
314—333 ©ifd^of faon Scrufalem, loirb in alter
Wie in neuer 3eit beßl^alb l^äufigcr genannt, weil
er nad^ ber am meiften t)erbreiteten Scgenbe an ber
^uffinbung beS l^eiligen ftreujcS bct^eiligt loar
unb nad^ unameifel^aften 3«"9niffcn bie ffird^e
beS l^eiligen ©rabeS erbaute (f. b. Srt. ftreuj«
erfinbung). ßrwol^nteaud^ bem erften allgemeinen
goncil au ?Ricöa (325) bei (^efele, eonc..®cfd^.,
2. aufl., I, 292. 406. 438 f.). gin Commen-
tarius historicus de S. Macario episc. Hie-
rosol. fte^t in ben Aeta SS. Hart, n, 1668,
34—35. [Sarbenbewer.]
^catitis 'SBogttes (b. i. ber ajlagnefter),
griec^ifd^er ftird^enfd^riftfteUer nm bie SBenbe bed
4. 3abr]^unbert§, ift erft burd^ bie 1876 erfolgte
erfbnaliae ^^erauSgabe feinet ^auptmerleS (Ma-
C. Blondel, Parisiis 1876) naiver belannt ge«
worben. S)iefe§ SBerf, totlä)t§i Slonbel aUerbingS
nur fel^r lüdtenl^aft unb unDoSftanbig Dorlegen
fonnte, oerfolgt eine apologetifc^e Xenbenj unb
berichtet in 5 Sudlern über eine (iebenfaOd ^n«
girte) fünftögige S)iSputation bed IBerfafferd mit
einem l^eibnifd^en $l^ilof opl^en. fie^terer mad^t eine
Sleil^e Don @teQen bed 9teuen Zeftamented, Dor«
nel^mlid^ ber Soangelien unb ber^poftelgefd^id^te,
5um @egen{tanbe f eined Angriffes ober @potted ;
erflerer red^tfertigt unb erläutert ben biblifd^en
2;e£t, nid^t feiten in einer etmad fünftlid^en SBeif e.
(93gl. L. Duchesne, De Macario Magnete et
scriptis ejus, Paris. 1877, 13—27.) Sie ein-
würfe bed ißl^ilofopl^en fmb grö^tent^eilS ben (Der«
loren gegangenen) Sudlern bed 9ieuplatoni!er3
$orp^Qriu8 (geft. um 304) ^©egen bie g^riften"
entlel^nt. (@. Sßagemann, $orp]^9riudu. bie Frag-
mente eined Ungenannten in ber atl^enifd^en 9Ra«
cariuSl^anbfd^rift, in ben Sa^rbb. f. beutfd|e Zl^eo«
logie, 3a^. 1878, 269—314; Dgl. C. J. Neu-
mann, JuHani Imperatoris librorum contra
Cbristianos quae supersunt, Lipsiao 1880,
14—23.) ®er2itel beS SBerfeS lautete urfprüng-
lid^ mol^l „2)er Eingeborene ober Sntmortgeber an
bie Reiben" (jjlovoysv^c ^ dicoxptxixic irpöc^EX-
XT)vac, ber er^e Xl^eil beS SitelS fanb Dermutl^lid^
in bem nid^t erl^altenen Eingänge be§ 2Ber!e3
naivere Segrünbung), unb bie Sbfaffung ift au3
inneren ®rünben wobl erft nad^ 410 ^u Derlegen.
2)er äierfaffer aber ift l^öd^ft tt)abrf(|einlid^ ber
93if d^of SKacariuS Don SRagnefia (fei e§ nun TOa«
gnefia in ftarien, fei eS aWagnefia in Spbien),
meld^r laut ^l^otiuS (Bibl. cod. 59, Migne,
PP. gr. OQI, 105) auf ber fogen. gid^enf^nobe
bei e^alcebon im 3. 403 (Dgl. VI, 1614) al§ 9ln-
fffiger gegen ben 93ifd^of ^eraflibed Don Sp^efuS,
einen ^reunb beS 1^1. Sl^r^foftomuS, auftrat. (@.
Xb- 3ö5&n, 3w 9Racariu§ Don aRagncfia, in ber
3eitfd^r. f. ft.-®efd^. H, 1877-1878, 450 bis
459; Duchesne, Vita S. Polycarpi Smjrm.
episc. auctore Pionio, Parisiis 1881, 7—8.)
%u^er biefem 3BerIe ftnb einige e^egetif^ gfrag«
407
SKoccbo — aWaccbo.
408
mcnte unter bcm 9lamen bc8 aJlogncfterS über«
liefert bei Duchesne, De Macario M. 39—43,
jotDie bei Pitra, Analecta sacra et claesica,
Paris. 1888, pars I, 31—37. [SSarbenl^emer.]
SÄoaba ("•:i!:«), im 31. %. eine conoanitifci^e
Stabt in beren Möl^e Sofue feinen glorreid^ften
Sieg über bie Kanaoniter feierte (3o|. 10, 10 ff.).
@ie lag in bem Mtem @ebiet beS Stammes 3uba
(15, 41), iebenfaflS im 5Rorben beSfelben, weil bie
Don @üben naä^ Sterben gel^enbe ^luf^öl^lung
(15, 41) mit il^rem ?Ramen enbigt. MeuerbingS
ift iJ^re @telle bei bem S)orf & SDlogal^r auf bem
ndrbUd^en ^tbl^ang be§ %f^aU^ Soref nad^gen)iefen
morben. ^ier finben fid^ fold^e ^öl^Ien, une bie
l^eilige (Sefd^idjte (3of. 10, 16 ff.) t)orau§fefet;
fd^on ber arabtfd^e 9iame mogär olS $lural t)on
mogr bebeutet „^öl^lenort'' unb ftimmt mit bem
f^rifc^en 9iamen Mokor überein, mcld^er in ber
ißeft^ittl^o für 9Jlaceba fte^t (Palest. Explor.
Fund 1875, 165). [ftaulen.]
W^^^^9 Sfran) (fpdter mit bem 3ufa( & S.
Augustino) , ein m feiner 3(it Diel genannter
Xl^eologe, geb. )u Soimbra 1594, trat, nac^bem
er längere 3eü (1614—1642) ber ©efeflfd&aft
3efu ongel^ört ^atte, )u ben StanciScanem über
unb begann bamit eine überaus rül^rige miffen-
fd^aftlic^ Saufbal^n. Sr toat Sector ber ^l^ilo*
fopl^ie tmb X^eologie in feinem Orben, betl^eiligte
fi(| ober aud^ ftar! an ben ))olitif(i^en SBirren, bie
baS ^aud Sraganja in Portugal auf ben £^ron
brad^ten. 9iad^ 9iom berufen, genxmn er bie @unft
aiejonberS VII., ber i^n jum ^rofeffor ber po-
lemifd^ Xl^ologie in ber ^ro)mganba unb ber
fhrd^engef (^id^te an ber ©opien^a beftedte unb i^n
)um Sonfultor ber ^nquifition ernannte. 2)od^
Derfd^jte er biefe ®unft baÜ) burd^ fein feuriges
Temperament, toe^^alb er jid^ na4 SJ^ebig be-
gab, ^ier )og er bie 3lufmer!fam!eit ber ©elel^rten*
melt burd^ einen gewaltigen miff enf d^ftli^en äBett«
fampf auf fid^, inbem er dffentlid^ in ber bortigen
ÜJlinoritenfird^e ad^t Sage ^inburd^ über fafi alle
3weige beS menfd^lid^ SBiffenS biS)mtirte, über
bie gefammten biblifd^en SHSciplinen, bie ffird^en«
gefd^id^te unb $atrologie, namentlid^ über aQe
äBerfe beS 1^1. 3luguftin, über $^ilofo))^ie unb
fd^olaftifd^ £l(Kologie, unb gmar im Sinne ber
t]^omigifd^en,fcotiftifd^enunbmoliniftifd^en@d^ule,
über Jnrd^en* unb StaatSred^t, über bie gried^if d^e,
lateinifd^e, ttalienifd^e, franjöftfd^ unb fpanifd^e
Siteratur. Slud^ ertlörte er fid^ bereit, nad^ 93e«
lieben auS bem Stegreif )u bid^ten, unb tl^t bieg
mit fold^er (S^emanbtl^eit, bag er bie 2)iS))utation
mit einem ®ebid^t Don lOOOiBerfen befd^lo|. Sr
be^eid^net felbft biefe SDiSputation als Leonis
Marci rngitus literarü infolge baDon ermarb
er fid^ baS Sürgerred^t jener Stabt unb bie Sel^r«
fanjel ber SRoralpl^ilofopl^ie 5U $abua. ^ier be«
fd^lo^ er l^od^betagt fein bemegteS Seben ben 1. 3Rax
1681. 3a^lrei(^ finb feine SBerfe. man i&ffit
beren 109 gcbrudtte unb 30 ungebrudfte, baju
fommt eine Unja^l Don Epigrammen unb @ebl(|>
ten, ba 2Jlacebo in feinem Myrothecium ex do-
cumentis moralibus, Patav. 1675, Don fid^ be«
^eugt: Carmina, quantum recolendo praeterita
consequi possum, omnis generis quae scripsi
et ex tempore füdi, ea opinor centum et quin*
quaginta myriades posse conficere h. e. ses-
quimillionem yersuum. ®0(^ biefe äBerfe ftnb
grö^tentl^eilS Derfd^oUen, ba fte mel^r eine ftaunenS«
mertl^eäSelefenl^eit alS Xiefe unb ©rünblid^feit be«
zeugen unb Diele Uebertreibungen entölten. S)a«
|er fagt ^^ccaria in ber BibL ritualis II, cap. 8
etwas f d^arf Don ibm : thraso librarius pothu
quam vir literatus audiit. SSon feinen bemerfenS«
mertl^eren Sd^riften mögen l^ier genannt werben:
Collationes doctrinae S. Thomae et Scoti (in
bie brei erften Senten^enbüc^er) cum differentiis
inter utrumque, textibus utriusque fideliter
productis, sententiis subtiliter examinatis,
commentariis interpretum Cajetani in primis
et Lycheti diligenter excussis et aliarum
scholarum pene omnium, praesertim jesui-
ticae Suario et Vasquio auctoribus, contro-
versiis apte probatis, 3 voll, Patay. 1671.
1673. 1680, ein fel^r felteneS äBerf, baS Sd^ben
(Cmnbb. ber latl^. S)ogm. I, 438) als fel^r ein-
feitig unb l^artnödig fcotiftifc^ begeid^net. ScholM
theologicae positivae ad doctrinam catholi-
corum et confütationem haereticonun aper-
tae, Eomae 1664; De clavibus Petri LL. 4^
Bomae 1660, aud^ Don dtoccaberti in feine Biblio-
theca pontif. aufgenommen, worin er Don einer
Dierfad^en Sd^lüffelgewalt rebet, de clavi papalis
dignitatis, potestatis et jurisdictionis; de clavi
interpretationis ac intelligentiae s. paginae;
de clavi fidei dogmaticae ad docendum ; de
clavi sacramentorum. f^ür bie @nabenlel^re beS
1^1. ^uguftinuS trat er entfd^ieben ein, fo ba^ er
Don fid^ erflärt: Ego augustinianus sum, augn-
stinianissimus sum. 3nbe| l^ielt er baS rid^tige
9Ra| nid^t ein unb ftreifte an janfeniftifd^ Kn«
fc^uungen. 9tad^bem le|tere burd^ 3nnocen) X
Derworf en waren, lenfte er ein in bem äSßerfe Mens
divinitus inspirata ss. papae Innocentio X.
super quinque propositionibus Com. Jan-
senii, Londini 1655, worin er jebod(| leiber tmrd^
l^aarftröubenbe Sopl^iSmen unb äuSreben fo Won«
d^eS wieber ^u Derbunfein fud^t (Dgl. Sd^eeben
in, 770 f.). 3n bem Concentus euchologiciu
s. matris Ecclesiae in breviario et s. Augo*
stini, Venet. 1668, fteflt er aud^ einen eingel^en^
ben ^ergleid^ burd^ 28 j^apitel an ^wifd^en ber
Se^re beS 1^1. ^uguftin unb bem S^ercitienbud^hbi
beS 1^1. ägnatius, unb fteUt bie Se^uptung auf:
Soleo idque expertus acprudens dicere, liaiid
facile inter sanctos reperiri alium Augustino
cum doctrinae, quae a Deo est et mystica
appellatur, tum institutae a se et aliis in-
dictae vitae ratione quam Ignatium similio-
rem. ®egen Sarbinal 93ona erfc^ien Azymus
eucharisticus sive Jo. Bonae . . . doctrina de
usu fermentati in sacrificio missao per mille
409
ajlaccbonianer — TOaccrota.
410
et implios annoa a latina Ecclesia obser-
Tito . . . examinata^ expensa, refutata, In-
golst (ma^ri^emU^ ^bua ober Sknebtg) 1673,
dlbolb iebod^ oerboten, donec comgatur. 9)la«
büüm f^eb bagegeti; Sotm f^vdt biefe Sd^nft
dntr SBibtrle^ng ni^ toürbig. (93gt. Nic^ron,
MemoiteB XXXI, 317—333; Biogr. univ.
XXYI, 34; Harter, Nomenciator 11, 341
ad 347.) [^urter S. J.]
9bKek#«fanur, f. ^netunatomad^en.
IhKfloiric», bk befaimte Sanbfd^ft in ber
SoUaa^albtnfel, tritt m bie l^eilige (Sefd^id^te erft
Bit ^i^ipt^S @o^ Wesanber bem ®ro|en ein,
beifen SicgeSlaufbal^n 1 ^Dtaä^. 1, 1—8 futA bar«
fejidtt wiA, um p ber SHobod^nl^errfd^aft unb
bei bun^ bicfelbe l^rbeigef ül^rten 3ubent)erf olgung
iibei)]i(eiten. €pater loerben nur gelegentlid^ bie
nacebomfdtien ftiynige $^ilit))> V. nnb $erfeuS als
lon ben at&ment nbenonnben ertoöl^nt (1 SRad^.
8, 5). Sm 91. X. erfd^eint 9)iacebonien neben
Ittoia unb Snpricum cid römifd^ $rot)in5 (%pg.
19, 21). Set ber Eroberung beS fianbed bur^
Icmifind ^3<niIIuS 168 umr ed ndntlid^ erft in Dier
{dbpänbige StepubHIen getl^ilt, fpäter ober »egen
maa Unruben gur $rotnn) erilört toorben. Sn*
(B^if überuned biefelbe bem Senat, fo ha% fte
iMo^ einen ^ßroconful Dermoltet nmrbe. 3Ract»
bsmen ^t ben Stnl^nt, bafi erfie d^rijUid^e Sonb
ii Suro|xi jn fein. 9nf feiner ^toeiten ÜRiffbnS«
nüe iDorb ber l^L ^nluS in mmiberborer SBeife
oA illeinaften hnOfia gefü^ (%pg. 16, 9 ff.)
nb fanb bofelbft föv feine Seigre ben fnid^tbarften
Sobcn. 2)ie erffen d^rißlid^n ©emeinben ent«
Mcn 5u $l^ili{i)»i/ Sbnpl^ipoßd, Sl^effalonica
Bflb 9erda (f . b. Vtti). «tö ^ßouInS meiterreifen
ms^, Heft er für einige ^tii @tla3 unb Simo«
t^ jurüä, um fein SBertfor^ufe^en. 9!uf feiner
britim StiffumSreife fam er toieber nad^ 9Race«
boiiien npQ, 20, 1 ff.), nod^bem er SimotbeuS
BBb SroffatS borl^er bol^in gefd^idK l^atte (2 Sor.
1, 16; 2, 13; 7, 5 ff.). 3)ie maccbonifd^Hm ®e-
nehiben uxnxn DoS d^riftlid^SiferS unb merben
is {etncB Briefen megen il^rer SiebeStl^ötigfeit be«
ioBberS gerübmt (2 Cor. 8, 1 ff. ; 11, 9 ff. pil.
4, 15). lieber Slacebonien in nad^biblifc^er 3eit
f. b. «rt ®riedManb. [ff aulen.]
fbcdrain, ber 9{ame für bie Semol^r beS
Borßebenb genannten SonbeS, erfd^eint in ber l^ei«
Ugm €d^ft nid^t bloft in bieder feiner eigentlid^en
SdMdnng (1 SRad^. 1, 1. «pg. 16, 9. 2 gor.
9. 2), f onbern (mify in oQgemeinerem Sinne für
bie Vngd^drigen be8 fQnfd^macebonifd^en SReid^eS
(2 9la4 8, 20) unb burd^ ^RiBberftönbntft nad^
Sor^inig ber Septuaginta fflr 9Reber (@ft|. 16,
10. 14; f. b. «rt. agagiter). [ftoulen.]
Ibcmfa, SiStl^um im ffird^enftaate.
Sk Stobt SRocerata UKir bid auf bie neuefte 3eit
6i| einer p&pfilUI^ Delegation in ben anarfen.
6ie fiegt 868 m iL b. SR. auf einer Snl^ö^e an ber
Strafte tnm 9lom naä^ 9ncona, 5 SReilen füblid^
Ml Ie|terer Stobt, unb l^at 11 000 (&\nm^mt.
Satl^ebrale, 1 SoUegiat-unb 6 ^farrlird^en, 13 el^e«
malige ftlöfter, ein ©qmnafium, ein SefuitencoUcg
unb eine 1290 Don ^apft 9licoIau8 IV. (ber biefe
Stabt überl^aupt in äufnal^me brad^te) geftiftete,
1548 unb 1824 erneuerte Secunbär-UniDerjltöt.
3n ber Stolpe finben fid^ bie ähtinen be§ alten 93i-
)d^ofSft^8 Slefina, Bicinia, Helvia (Elvia) Bi-
cina, beffen lejter Dber5[irte, ber 1^1. glaubiuS,
nod^ ber Xrabition aud^ bie ^Regierung ber ßird^e
tH>n ailacerata übernommen f^at 2)iefer Srabition
jufolge wöre SRacerata fdfion in ben erften 3€iten
ber ftird^e Si( eined Sifd^ofd gen)efen. Sid[)er ift
erft, baft e§ burd^ bie (SonfKtution Sicut debito
rationis t)om 19. S)ecember 1320 burd^ ^^\t
Sodann XXn. an ber Stelle beS frühem 93id-
t^umd 3:olentino mit einem bifd^öfUd^en Si|e ge«
1 (^müdt, unb baft biefem sugleid^ ber t)on SReconati
incor))orirt h)urbe. 3n Solentino, am Sl^ienti unb
am tJfufte ber ^Ipenninen, f übtteftlid^ unb 7 SJleilen
t)on ^ncono, mit 4500 Sinmol^nem, einer (Sol-
legiat« unb 2 $farrürd^, bem @eburt§orte beS
1^1. 92i€0lauS (f. b. 9(rt.), gefd^d^ttid^ merlmürbig
burd^ ben 1797 ^mif^en gfranfreid^ nnb bem
$apfte l^ier obgefd^loffenen gfrieben, mürbe baS
ßoangelium burd^ ben ^eiligen SRartQrer (SoterDuS
Derfünbet. 2)er erfte Sifd^of $robianud lebte um
baS äal^r 100 ; bamt ift fein 93ifd^of mel^r befannt
bis auf ©afiliuö (487—503). Sriebdd^, »ifd^of
t)on Slecanati, mürbe om 20. 2)ecember 1320 ber
erfte Sifd^of t)on SRacerata. 9m 8. Sanuar 1356
mürbe ^mar bad 93i§tl^um 9tecanati mieber f^»
gefleSt; eS blieb aber üorberl^onb nod^ mit SRace«
rota unirt unb mürbe erfl am 7. äonuar 1516
gons baoon getrennt unb nur jeitmeilig mieber
mit SRocerata vereinigt (1571—1586). «18 am
10. S)ecember 1586 Zolentino mieber reftituirt
unb mit SRacerata fofort unirt mürbe, morb ju«
gleid^ Stecanati mieber oon ÜRacerota getrennt, aber
nur um mit Soreto (f. b. Art.) oereinigt ju mer«
ben. S)ie Dioecesis Maceratensis et Tolen-
tina, bisher unter 9lom ftel^enb, mürbe ^u gleid^er
3eit ber ^rd^en))rot)in} germo ^ugetl^eilt, )u ber
jte beute nod^ gel^ört. Sifd^of Sfelis CenHui (1613
bis 1641), ber fd^on 1611 mit bem ^urpur ge*
fd^müdft mürbe, errid^tete bad Seminar. S)omini«
cuSSpinucci (1777—1796) meil^te bie ncue€a«
tbebrale S. JuUani ein. 2)er gegenmortige 48. Si«
f^of i^ Sloberto ^apiri, geb. ^u 3Dtonte«fortino,
erabiöccfe Sermo, 21. 9Rärj 1837, präconiftrt
25. 9loDember 1887. 3m Umfang feines SprcngelS
liegt aud^ bie alte Sifd^ofSftabt Urbifaglia, ürbs
SalYia, oon ber nur 93ifd^of fiampabtuS 499 be«
fannt ift (ogl. Colucci, Antichitä Picene XII).
5)te SDiöcefe SRacerata l^at in 15 ^fancien 28 000
unb bie ©iöcefe Solentino in 8 Pfarreien 12000
Seelen. (9JgL P. Compagnoni, La Beggia Pi-
cena owero de' Presidi della Marca. Con
tutti 11 Vescovi, Podestä e altri Giudici di
Macerata, 1661, foL; C. Santini, Saggio di
memorie della cittä di Tolentino , Macerata
1789, unb Append. 1790—1791; Ughelli U,
411
3naä)ahätx.
412
729 sqq.; Cappelletti in, 665 sqq.; Moroni
XL, 235 sqq. XLI, 2 sqq. ; G. Petri 1, 1 70 sqq. ;
Garns 703 sq.) [9lc]^cr.]
9Ka(9a6det (Maxxaßalbi), Seiname einer jü«
bifd^en gfamilie, unter welcher bie lejte ^eriobe
be§ ©langes unb ber gfreil^eit für baS gange 93oII
auf Icud^tete, unb el^enf o ber 9lame öon üicr Sudlern,
Don weld^en bie jwei erften, welche bie ©efd^i^te
3§racl§ unter ben erften ber 5!Ra^aböer berieten,
jum Kanon beS alten leftamenteS gcl^ören. ®er
9lame ^Raä^abaui mar urfprünglid^ ©einame beS
britten Sol^ned bed SRattatl^taS, beS befannten
religionSeifrigen Jübifd^en ^riefterS gur 3«* beS
Slnttod^uS epipl^aneS (1 maä). 2, 4. 66). Später
ging aber ber 5Bame auf feine gange tJamilie über
unb tturbe bann aud^ überl^aupt benjenigen 3uben
gegeben, weld^e in SSerbinbung mit il^r bie öäter«
li^e Seligion gegen bie f^rif^e Uebermad^t Der-
t^eibigten. lieber bie Sebeutung be§ 9iamen8 gibt
eS Derfd^iebene Slnftd^ten. üRanc^e glauben mit
©elitfd^ (3ur ©efd^. ber iüb. ^oepe, 28), bem
Maxxaßaibc eutfpreci^e im debräifd^en ""a^», unb
biefeö fei eine rabbinifd^e 9lbbreöiatur für ^:nri»
■jarj'iv-^^ ■jnb. allein in biefem tJalle wäre eS 93e»
geid^nung für 9)kttat^iad unb tonnte nid^t Don i^m
felbft feinem @o]^ne 3ubad atö Seiname gegeben
toorben fein (2, 66), aud^ märe für baS einfädle ^
im @ried^ifd^en {id^erlid^ nid^t xx gefd^rieben mor«
ben. 3ubem finb f ol^e 2lbbret)iaturen fiir bie
9Rad^bäergeit unermeiSIid^ unb unmal^rfd^einlid^.
S§ lä|t fid^ barum aud^ nid^t annel^men, ba^ 3u«
baS bie Sud^jtaben '*:3a» ald Abbreviatur t)on
"PI =>«^ ^fe=-'» (6s. 15, 11) auf feine gal^«
neu gefd^rieben ^abe unb barauS fpäter für il^n ber
Seiname entftanben fei; ol^nel^in trug er benfelben
f d^on bei Sebgeitcn feines SSaterS unb fann il^n f o»
mit nid^t erft infolge feiner felbftänbigen ihiegS«
fül^rung gegen bie @t|rer erl^atten l^aben. Sbenfo
menig Iö|tfid^ annel^men, ba^ ^^i'^'o Sßbreüiatur Don
mwa ms ntth^« (beUum vehemens in Juda),
ober ein 3al&lgeid^en fei, baS fid^ auf bie 72 9iamen
®otte§ begie]^e(tt = 40, s = 20, a = 2, ■• = 10).
9m mal^rfd^einlid^flen ^t unb bleibt ed, ba^ bem
Maxxaßaioc baS l^ebräifd^e ober aramäifd^e «a;«»,
agtt (Jammer) entfprid^t, unb ba| babur^ bie ben
tJfeinb germalmenbe Sopferfeit beS 3uba8 begeid^«
net merbe. S)ie SRad^abäer fül^rten aber aud^ nod^
ben 92amen ^aSmonäer, 'AcrapLCDvaToi (Jos. Antt.
14, 16, 4; 20, 8, 11; 10, 3), ^«s-Jttwh (Baba
bathra f. 3 a), c^aiÄwh ober ••«3i»»h •^sa (Jos.
Gorionid. ed. Breithaupt. 66. 159. 443), unb
e§ ftnb aud^ über bie Sebeutung biefeS 92amen§ Der«
fd^iebene Anftd^ten aufgefteHt morben. (Sgl. gid^«
^om, (Einleitung in bie opocr. ©d^riften beS 91. S.
217; Henke, Introd. in lil»QB apocrjrph. vet.
Test. 35 ; Sertl^olbt, (Einleitung HI, 1043. 1045.)
9lm mciften l^at bicjenige für ftd^, meldte ben 9?a«
men Dom Urgro^Dater be3 SRottatl^iad l^erleitet
imtcr Sermcifung auf Sofcpl^uS (Antt. 12, 6, 1 :
MarcaWac, ül6c 'lo>awou toü Ztfiecuvoc toü
Affapicovatou).
L SDie ®efd^id^te ber ÜJlad^abäer beginnt
mit ben SebrüdCungen unb ©emalttl^aten, meldte
ber f^rifd^e ffönig Slntiod^ud üpxp^ant^ (f. b. «rt)
anmanbte, um bie 3uben gum ^bfaU Don il^rer Ste«
ligion gu gmingen. 3m 2(. 1 75 d. &^x. gelangte 9n«
tiod^u§ gur ^errf d^aft über Serien, gu bem aud^ $a«
löftina gel^örte, unb [teilte Rd^ in te|terem Sanbe f o«
gleid^ bie Aufgabe, bie iübifd^eSReligion auSgurotten
unb baS ^eibentl^um an il^re @teDe gu fe^n. Siele
3uben gingen bereitmiHig in feine $läne ein; bie
ober, meldte ednid^ttl^aten, maren bengröbften^l-
]^anbIungenunbSerfoIgungenau3gefe|i3m3.169
!am 3Intiod^ud felbft nad^ 3eruf alem, lie^ eine gro^e
Saffl ber Sreugebliebenen l^inrid^ten nxi> plünberte
unb entmeil^te ben Xempel (1 aWad^. 1, 12—28.
2 ajlad^. 5, 1 ff.). (Einige 3eit fpäter lie^ er burdj
^ononiu§ mieberum ein großes Slutbab in 3e«
rufalem anrid^ten, ben Sempel bem ol^mpifd^en
Jupiter meil^en unb burd^ ein S)ecret Derfünben,
ba^ in feinem gangen SReid^e bei SobeSjtrafe nie«
manb eine anbere SReligion l^ben bür
e, als er
felbft (1 ÜJlad^. 1, 30—64. 2 SKad^. 5, 24 bis
6, 17). Um biefe 3eit ffol^ TOattatl^iaS, ein alter
frommer ^riefter, mit fünf ©öl^nen auS 3erufa«
lem nad^ 9Robein, um l^ier, ungeftdrt Don ben
föniglid^cn Seamten, nad^ il^rer Steligion leben gu
tonnen. Salb {ebod^ erfd^ienen aud^ |ier iene Se-
amten, unb als eiujübif d^er 9Jlann Dor VSUx Singen
l^inging, um ben ^ö|en gu opfern, erfd^lug IDtot«
tatl^iaS benfelben am Altäre, fomie anä^ ben Se*
amten, ber il^n gum Opfern genötl^igt l^atte, ger»
ftörte bann ben %Itar unb fb)^ in baS ®ebirge.
^ier fammelten ftd^ balb Diele @leid^geftnnte um
il^n, unb er fal^ fid^ bemnad^ im Staube, bie l^eib»
nifd^en Altäre im fianbe um^er gu gerftören unb
bie Uebertreter beS @efe^ gu beftrafen (1 9Rad^.
2, 1—48). 92ad^ furger 3eit jebod^ jtarb er (166
D. &)x,), unb feine ^nl^änger mäl^lten feinen @o]^n
äubaS, mit bem Seinamen 9Rad^abäuS, gu il^rem
anfü^rer (1 TOad^. 3, 1-9). 5)iefer red^tfer-
tigte il^r 3üttauen Dollfommen. 3uerft fd^lug et
baS miber il^n gie^enbe, an S(^V^ tDeit überlegene
^eer beS f^rifd^en gfelbl^erm ^oUoniuS, balb
barauf baS nod| größere beS f^rifd^en 9eß)]^erm
@eron, bann bie Don S^fioS gegen il^n gefenbeten
^eere unter ^tolemäuS, 9ticanor unb ©orgiaS
unb im folgenben ^al^re baS mel^r als fünfmal
überlegene f^rifd^e §eer unter 2lnfül^rung beS So-
fias felbft ©iefer fül^rte gmar balb barauf ein
neues ^eer gegen bie 3uben, marb ober auf's
92eue gefd^lagen unb gum ^fd^luffe eines ben 3u-
bcn DorttieiD^aften griebenS gegmungen (1 SRad^.
3, 10 bis 4, 35. 2 Wlad^. 8, 9 ff.). Se^t mar
ber @ieg ber SRad^aböer entfd^ieben. SubaS begab
fid^ na(| Serufalem, reinigte ben Sempel, fteDte
ben gefe^lid^en (SotteSbienft mieber l^er, brod^te
am 8. (S^aSlcD im 3. 164 D. K^r. baS erjie Opfer
bar, feierte bann ad^t Sage lang baS gfefl ber
Sempelreinigung unb Derorbnete bie jäl^rlid^e
SQßieberl^olung bicfcr ^feier (1 Waä^. 4, 36—61.
2 SKa^ 10, 1-8). 3c§t erl^oben p^ aber bie
113
maäiaiätx.
414
(aufborten l^ttmifd^ SSoIföftämme gegen bie
3ibcn unb unttmal^inen an üerfd^iebenen Orten
gembfeligfciten gegen fie. 3uba8 tebod^ bemütl^igte
fn im 9lorbcn unb @fiben beS fianbed in meisteren
Zicffen unb serfUhrte tl^re Wiäxt unb @5^en6ilber
a Viaä^ 5. 2 ÜRad^. 8. 10. 12). Snsföifd^en
IM Sntiod^uS (Sp\pfyxnt%, nac^bem er nod^ feinen
6o^ Xntiod^S^ ber ben Seinamen (Sn^aiox er«
tteU, pm 9ta4f olger beftimmt l^tte (163 D. &)t. ;
^L 1 Vlad^ 6, 1—17. 2 ÜRad^. 9). SDiefer unter-
10^ cntf Suteben ber abtrünnigen 3uben einen
Ari<(Mi8 8^^ 3uba8, fd^Iog aber nad^ einigen
Gt/La^Un Sfrieben mit il^m unb ftc^erte ben 3uben
{leic KdigionSäbung )u (1 ^ai^. 6, 18—63.
2 gitt^ 13). 3m 3. 161 t). (S^r. mürbe SDe«
KtrinS eoter (f. b. 9(rt.) fein 9ta4f olger; biefer
feotb burd^ abtrünnige Suben mieber gegen bie
Obu^oböer aufgereiht Sr fanbte ein gro^ed ^eer
ntcr Xnfül^rung be8 Sacd^ibed 0. b. 9lrt.) gegen
^ bofi aber nid^tS auSrid^tete. Sin anbereS unter
JKcoBor Derlor ^rm S^Iad^ten, unb 9licanor f elbft
Im bobet mn'fi Seben. @in britted enblid^, mie«
bemn unter IBacd^tbed^ 20000 ÜJlann p gfu^
nb 2000 Steiter »al^Ienb, entmutl^igte baS ^eer
kd 3uba9, bad nur au8 3000 Wlam beftanb, f o
H riß «De bis auf 800 9ßann Derlie^en. aßit
U^ UKigte er ben ungleid^en ffampf, unterlag
oier ber Uebermad^t unb uerlor @d^Iad^t unb Seben
060 0. (Efyt. ; t)gl. 1 9Rad^. 7, 1 bis 9, 22. 2 madf.
If 1 bis 15, 37). es traf i^n hiermit bie Strafe
kafnr» ba^ er, ber f o l^errltd^ bie SRad^t beS g5tt«
fi^ni SeiftonbeS erfal^ren l^tte, tro|bem bei ben
Sömem eine menfd^Iid^ Unterftü^ung gefud^t l^atte.
3n feinem 92ad^foIger mürbe fein Sruber Sona-
t^ gelDäl^tt. S)iefer l^ielt ftd^ gegen 93acd^i«
bd, brad^te t^n ^mei 3a]^e fpöter (158 t). g^r.)
m großes @ebränge unb erlangte einen Dortl^eil«
mm Sfrieben (1 ÜRad^. 9, 28-73). «IS barauf
tlesonber 39aIaS bem Könige SDemetriuS bie f9>
nf(^ Ihone fheitig mad^te, umrbe Sonatl^an Don
erflerem alS iQof^xpxxt^tt unb Surft ber 3uben
feicrii4 anerfannt (1 maä^. 10, 1—47). S)aS«
felbe gef(^]^ f))öter t)on 2)emetriuS 9iicator im
Isfange feiner {Regierung. Sonatl^an leiftete il^m
boför mistige 2)ienfle, mürbe aber be^ungead^tet
in ber Sfo^t t>on il^m l^eftig angefeinbet unb be«
brfogt bis enblid^ Sntiod^uS, ein @o]^n «le^an«
berS, SemetriuS Vertrieb unb felbft ben fQrifd^en
Königsthron befUeg. gl^n iebod^ fud^te mieberum
iü^tm üom Zitrone 5U Derbrangen, unb um an
Sonaten leinen Gegner )u l^aben, brad^te er il^n
mü £ij^ in feine ®emalt unb töbtete il^n. SDie
Silben Rotten fd^on mdl^renb ber ®efangenfd^aft
Sono^onS beffen Sruber @imon jum Snfül^rer
aeiDä^It (1 9Rad^. 13, 8). ®egen biefen sog £r^-
1^ mit einem fiarfen ^^tttt, rid^tete aber menig
oS mb hfyctt nad^ Serien jurüdf, töbtete bort
bnftömg 9ntio<l6uS unb fe|te fid^ felbft bie ffrone
of (l SRad^. 13, 12—32). Sn^mifd^en brad^te
6bBon bie jubifd^ gfeflungen mieber in guten
^nPonb, fi^Iol mit ftönig SemetriuS Sfreunbf d^aft
unb 33ünbni| unb mürbe Don il^m als ^ol^erpriefter
unb Sfürft ber 3uben anerfannt unb beftätigt; Don
ba an beginnt bie Unab^angigleit ber ÜJlad^abfter
(142 D. Kl^r.). Simon reinigte jejt nod^ bie Surg
5U Serufalem Don ber fremben Sefa|ung, unb feine
Regierung mar Don ba an eine 3cit lang rul^ig
unb glüdFlid^. S)aS IBoD felbft bezeugte in einem
öffentlid^en S)enfmale bie SDol^Itl^äHgleit feiner
^Regierung (1 üRad^. 13, 33 bis 14, 49). «ud^
S)emetriuS' 9iad^foIaer aintiod^uS fd^Io^ ^[nfangS
mitSimonSfreunofqaft unbSünbnil unb erlannte
feine ^errf^a^ in 3uböa an; balb [ebod^ begann
er geinbfeligleiten unb fanbte SenbebduS mit eipem
großen ^eere gegen bie Suben. S)iefer mürbe jiebo^
Don ben beiben ©öl^nen Simons, 3o^anneS unb
SubaS, gänjlid^ gefd^Iagen (1 ÜRad^. 15, 1 bis
16, 10). «IS Simon nunmel^r baS Sanb bereiste,
um beffen Suftönbe unb ©ebürfniffe beffer f ennen ju
lernen, mürbe er gu Serid^o Don feinem Sdbmieger«
fol^ne $toIem&uS (135 D. Sl^r.) meud^Ierifd^ um-
gebrad^t. Sein Ütad^folger in ber {Regierung unb
im ^o]^en))rieftert]^ume mürbe fein Sol^n Sol^an«
neS, mit bem Seinamen |^QrcanuS (1 SRad^. 16,
11 — 24). Ueber feine uno feiner ?Rad^f olger {Re-
gierungen bis pm Sturze ber mad^aböif d^en ^en«
fd^aft burd^ ^ompejuS f. 3SraeIiten VI, 1044.
n. 93on ben fd^on im «Itertl^ume ermöl^nten
Dier Sudlern ber SRad^aböer l^aben nur baS
erfte unb ^meite canonif d^e SMgnität unb barum l^ier
«nfprud^ auf {BerüdCftd^tigung. Sie muffen aber
megen i|rer großen 93erfd^iebenartig!eit abgefon«
bert in 93etrad^t gebogen merben. S)aS erfte 9 ud^
ber SDtad^aböer l^at )um Snl^alt bie eben Dorl^in
für) ffi^sirte mad^aböif($e@efd^id^teDon9Rattat|^iaS
bis )u 3ol^anneS ^^rcanuS. S)ie Urfprad^e biefeS
iBu(|eS ift bie l^ebröif d^e, ol^ne ß^Deif el in berieni«
gen 9Runbart, mie fte bamalS in ^alöftina üblid^
mar. OrigeneS lennt ein l^ebräifd^eS 93ud^ ber
5Kad&abaer mit ber Ueberfd^rift 2apß^d aapßave
IX (Euseb. H. E. 6, 25, 2), unb ^ierouQmuS fagt
gerabe^u : Machabaeorum primum librom he-
braicum reperi (Prolog, gal.). 2)a^ ber grie«
d^ifd^e Xest biefeS Sud^eS bie tteberfe^ung eineS
l^ebröifd^en fei, jeigen fd^n bie Dielen, 5um Zl^eil
fel^r l^arten ^ebraiSmen, nod^ mel^r aber einzelne
Stellen, bie ftd^ nur als Ueberfe^ungSfel^Ier auS
einem |ebröifd^en Original erflören laffen. 3u
erfieren gcl^ört, bafe baS 95ud^ gleid^ mit xal ^76-
vexo beginnt unb öfters mit xal ben 9tad^fa^ an«
fängt, mie 5, 1; 9, 29, baft in Slbfid^tS- unb
tjolgefö Jen gern ber 3nfinitiD gebrandet mirb, ent«
fpre^enb bem l^ebrfiifd^en 3nfinitiD mit \ j. 93.
2, 22. 29. 34; 3, 10. 15; 8, 18; baft {RebenS*
arten gebrandet merben, mie -(l-ptisdai tU ^öpov
(oc'^ n;n) l, 4, Süvajievoc SüvVjoETat irp6c ^ji-ac
(k\ h^^"^ hb'i) 5, 40, iirpaOrjffav toü icoiYJaai t6
irovijp6v (Dgi. a^-^n n^toj?^ ^IP«*?»:, 3 ftöu. 21, 20)
1, 15. 9lod^ auffaUenber ift ber (Bebraud^ Don
ol X67o^ TÄ f T^P-axa , für ßrcigniffe, ^Begeben«
l^citen, mie baS ^ebrätf d^e c-^nann (5, 37 ; 7, 33),
Don eTot{i.aCo> für baS IBefeftigen ber ^ierrfd^ft.
415
SOtad^abder.
416
toie IIS (1, 16), t)on oixoc t^c ßajtXetac für baS,
was bcr föniölid^n ^crrf d^af t untcrtoortcn i[t wie
rr5*>»en n-^a (2, 19). ^IS fe^lcrl^aftc Ucbetfcjuttg
txmi\tM\\ä)m lejic« crfc^cint bie SteÜc: Kai
lastjdr] 7) TYJ iiz\ toüc xaTotxouvrac «Sttqv (1, 28),
WO boS lirl als ungenouc Uebcrfe^ung üon -^«
ober V ju bctrad^ten ijl ; cbcnfo bcr SluSbrudf ßt^Xux
(1, 44), fofcm er im gegebenen Sufötnmenl^ang
nur bie Sebeuhing ^95rief" l^ben fann; in biefer
!ommt cj-'nKb juweilen Dor (j. ®. 4 Äön. 19, 14.
3Sef. 37, 14); unb bieft ijl ol^ne 3«)eifel Wörtltd^
mit ßtßXCa, ftatt nad^ Sinn unb 3ufammen]^ng
mit lirtOToXi) überfe^t loorben; ebenfo bie SBorte:
In iiXtipoüvroc 'louSa Taura (4, 19) , ttXlS nad^
bem 3nfommen]^ange nur l^i^en fann: „ViH 3u'
baS biefeS nod^ rebet*, unb fomit ol^ne Sweifel
auf einer 85er»ed|§Iung öon ^^» mit «^» Umi^l
©old^en grfd^iramgen gegenüber fmb bie ®rünbe
üon fel^r geringem ©elange, mit benen ^engften-
berg beweifen will, ba^ ber gried^fd^ Zeit unf ereg
Säuere« ber Urtejt fei (t>gl. ^bft, (Einleitung H,
8, 70 ff.). Uebrigend )eigen (ene Srfd^einungen
gugleid^, ba^ ber Ueberfe^er fld^ ftreng nad^ feinem
Original rid^tete unb oenau unb wörtlid^ }u über*
fe^en fuc^te, ba^ wir atfo burd^ i^n eine im @anjen
rid^ttge Ueberf^ung ber l^ebräifd^en Urfd^rift er*
l^alten l^ben. S)er 93erf affer ift, nad^ ber @prad^e,
in ber er fd^rteb, unb nad^ ber genauen ftenntni^,
bie er überaS Dom @d^upla^e ber Segebenbeiten
jeigt, }u fd^Ite^n, iebenfaUS ein ))alöftinenftfd^
äube. @eine ^erfon aber nöl^ )u be^eid^nen ifl
bi§]^er nid^t gelungen, unb bie bielfaOS auf gefteU*
ten 9Reinungen, bog äol^anned ^^rcanuS, ober
einer ber ©öl^ne beS 9Rattatbia§, ober bie SRän*
ner ber großen Synagoge boS f&uä^ üerfagt l^aben,
l^aben meit mel^r gegen ald für {td^. S)a8 3eit-
alter bot man au3 bem @d^Iujfe be§ IBud^ed, aber
auf mel^ als Sine SQeife }u bestimmen gefud^t.
SBetl Don ben Untemel^mungen unb jhiegen beS
äol^anned ^^rcanuS gefagt wirb, fie feien auf*
gejetd^net h ßtßX^cp '^{jtepwv dip^iepcoTuvrjc aSTou,
d^' 00 l^evT^dr) dp^tepsüc jjlstä töv itarepa aÖToü
(16, 23 f.), fo glauben bie einen, baS ©udj muffe
nod^ Dor bem Sobe beS^^rcanuS entpanben fein;
bie Slnberen aber fagen, e§ feien {a bem SSerfaffer
bie JRegierungSannalen beS §^rcanu§ als ein ab«
gefd^IojfeneS ©anjeS Dorgelegen. 3lflein leJtereS
liegt augenfällig nid^t in ben SBßorten ber ©teile,
Dielmel^r fprid^t baS di<p' ou l^evT^Sr) xtX., baS blo^
ben terminuB a quo unb nid^t aud^ ad quem
angibt, offenbar bafür, bafe ^t)rcanuS no^ am
Seben war, unb nad^ feinem 2obe wäre biefe 93e*
merhtng in i^rer je^tgen ©eftalt wenigjienS fel^r
unpaff enb gewefen. fSfüreinegntfiebungbeSSud^c«
nod^ jur 3eit beS ^prcanuS fprid^t aud& ber Um*
ftanb, bag nirgenbs bie leifefte ^inbeutung ober
SÄüdffld^tnal^me auf fpätere 3eiten unb 3eitDerl^ölt*
niffe Dorfommt, waS bod^ ju erwarten ftänbe, wenn
ber SSerfaffer erft nad^ ^^rcanuS gelebt unb ge«
fd^rieben bütte. S)ie entfte^ungSjeit ber grie(|i*
fd|en Ueberfe^ung lägt fid^ ntd^t genau angeben.
Sebenfalls ift fic Dor Sofepl^uS entjtanben, weil
biefer fte bereits gebrandet. ^cSpx Dermutbet, bog
fie no(^ Dor bem legten Sa^rbunbert Dor C^bnfhtS
entftanben fei, unb bafür lägt ftd^ anfül^ren, bog
ein aucb für bie auswärtigen 3uben f o wid^tigeS
Snd^ wol^l }iemlid^ balb nad^ feinem Srfd^einen
oudb in'S @ried^i{d^e merbe überfe^t worben fein.
3n 39etreff ber ÖueKen fyit man bel^auptet, bcr
iBerfaffer fyiU feine fd^riftlid^en OueSen benu^,
weil er nie auf fold^ Derweife unb ata @d^luffe
feines Sud^eS p Derfteben gebe, bog er bie @e*
fd^id^te ber früheren ÜRod^abäer nid^t befd^rteben
baben würi)e, menn über fte glaubwürbige dltere
Suffd^eibungen Dorl^nben gewefen wären. Mein
boS Sd^weigen Don fd^riftlid^n Oue&en ift fein
SeweiS gegen bie93enu^ung Don fold^en: bie SJüd^er
Samuels 5. 9. Derweifen aud^ nie auf fd^ftlid^
Duellen unb rul^ bod^ auf fold^. S)ie Sd^lug«
bemerfung beS Sud^eS aber, bag über ^prco*
nuS' Slegierung Sagebüd^er gefül^rt worben feien,
lägt Dermutl^en, bag unter feinen SSorgängem
Slel^nlid^eS werbe gefd^el^en fein. Unb wirfltd^ niirb
in 93e}ug auf 3ubaS bemerft, bag feine Xb^ten,
Kriege 2c. wegen il^rer SRenge nid^t aue l^aben auf-
gefd^rieben werben fbnnen (9, 22), momit menig«
ftenS bie ^[uffd^reibung Don einigen inbirect be*
bauptet wirb. 9lber eS wirb übabieg oud^ nod^
auSbrüdRid^ gefagt, 3ubaS l^abe feine Iriegerifd^
Sl^aten auff^reiben lajfen (2 9Rad^. 2, 14). 93er»
balte eS fid^ t^bod^ mit biefen SuSfagen »ie eS
wolle, bie Senu^g fd^riftlid^er OueUen bei un*
ferem Sud^ liegt am Xage, benn eS werben in
bemfelben meiere fd^tlid^e Socumente aus bex
ailad^bäerseit tl^eilS mörtli^ mitgetbeUt, g. 9.
8, 23—82; 10, 18—20. 25-45; 12, 6—23;
18, 36—40; 15, 2-9. 16—21 u. a., tl^eilS nur
für} bem ^auptinbalte nad^ gegeben, ). 93. 10, 6;
15. 22 f., 5um beutlid^en Semcife, bag bem 9}er*
faffer f d^rlftlid^e Oueüen }u ®ebote ftanben. äßaS
eraugerbenauSbrüdflid^naml^ftgemad^tenOueüen
nod^ für anberweitige benu^t babe, lägt ftd^ nicbt
fagen, aber no<b weit weniger läugnen, bag fold^e
93enu|ung ftattgefunben, unb eS ift tmmerbin am
wal^rf d^einlid^ften , bag Sagebüd^er, wenn aud^
fragmentarif d^e, über bie Xl^aten ber erflen ÜKadfta*
bäer feine ^auptquette gemef en feien. (93gl. ©d^ürer,
®efd^. b. iüb. SolfeS H, Seipaig 1886, 579.) ®ie
@laubmürbigfeit beS 93ud^eS fann feinem 9n{tanbe
unterliegen, tbeilS megcn ber juDerläf ftgen Oueflen,
bie bem Serfaffer ju ©ebote ftanben, tbeilS megen
ber geringen 3«itfeme, bie ibn Don ben berid^teten
©reigniffen trennt, ©aju f ommt nod^ eine SKenge
ebr genauer 3rit« unb DrtSongaben , toeldje eine
Idbere ©ad&fenntnig Denatben, unb eine auffallenbe
leberetnftimmung mit gried^ifd^en unb römifd^
©efd^id^tfd^reibem, weld^e bie mad^abäifd^ @e*
fd^id^te berübren. Sediere l^at ftd^ namentlid^ in*
folge ber biegfaüfigen ©rörterungen jtoifd^en ben
Sefuiten grölicb unb SüitU unb ben beiben SBemS*
borff (f. ^erbft, ginleitung H, 3, 22 f.) im fd&ön*
jlen Sid^te geseigt. S)ie Sebenfen, bie immer nodd
417
aJlQd^afiöer.
418
|e^ mutlnt SngoBen bed 93ud^ed gerid^tet tuet«
boL nämlU^ bo^ Slesonber fein 9iei$ unter feine
Mb^ecmt geseilt fyiU (1, 7), bog Slntiod^uS ber
«ki^tnriynitfd^®efongenfd^ftgerat]^enfei (8^6),
ba| bie @|Kxrtancr mit ben äuben Denoonbt feien
(12, 6 ff .)^ fhib f 0 unbebeutenb, ba| fie l^ier feine
kfonbm(Eröttenmgt)erbienen!önnen. (iBgl. ^erbft
0. 0. 0. 23 ff.; ftanlen, Sinl., 3. «uff., 288.)
Sq9 stoetteSud^ ber SRad^abäer aerföUt
tB inei 110^ äni^It unb Umfang fel^r ungleid^e
Z|dlc. S>er etfh enti^ält jtDei 93riefe Don ben pa-
I&pnrnfifd^ äuben an bie ögQptifd^en, burd^
«d4c le|tere gut iöl^tid^ @ebö(i^tniMeier ber
hBi4 3ttbad oorgenommenen Zempetreinigung
migdabcii toerben (1, 1 (iS 2, 19). S)er gmeite
Zlett (2, 20 bis 15^ 40) ift ber ^ouptfad^e nod^
die Srgftii{img beffen, maS baS erfte 99ud^ ber
IRo^^ldbäcr jum Xl^ nur fel^r furg über SfubaS
no^oUiiS berietet 2)ie Urfprod^e biefeS 99ud^ed
i$ 0^ oQen S^^eifel bie gried^tfd^e. ^ieron^muS
{sgt: aeeimdiis (sc. über Machab.) graecus
est, qjood ex ipsa qnoque phrasi probari potest
(Prolog. gaL), unb Med fprid^t für biefe luSfage,
üi^ gegen fie. Siejenigen Srf (Meinungen, tt>el$e
M gried^ifd^ Ueberfe^ungen l^ebröifd^ Se^te
^ fonfl immer geigen, f eitlen ^ier, unb bie Sd^reib«
(Kt MtrftA einen ber gried^ifd^en Sprad^e m&d^«
tigm mib felbfi&nbig f d^benben IBerfoff er. S)Qgu
fDnatt, bol^ ber ^oupttl^eit bed Sud^ed (Don 2, 20
ob) anSbrüdlid^ aI8 ein S^cerpt au8 bem umf äff en>
bcB (Scfd^id^ttmerfe 3af ond Don (Sirene begeid^net
»iib (2, 24). 2)iefe8 ober nxn: fd^on megen feines
Catp^^gSortcS gried^ifd^ gef daneben, meU bie
Soabe^)irai^ Don Sirene bie gried^ifd^e mar, unb
hei ber (gpUomotor fid^ einer onbem @prod^e be«
biot ^be als ber 93erfaf[er f elb{), mirb niemonb
ODR^men toollen. Sber aud^ bie gh)ei 33riefe on
Ke ögQiitifd^ 3uben, tt)eld^e ben erften Sl^eil ouS«
maäitn, muffen urf)mtnglid^ gried^fd^ gefd^rieben
toDdMt fein, »eil ^e fonft Don ben Smpföngem
nSj/t Derßanben morben n)Sren. 3)enn bie ög^p*
t^4oi Silben Der|imtben bie b^brSifd^e Sproc^e
n^, toie fd^on bie 92otl^h)enbig!eit einer gried^*
\dim Sibelüberfe^ung für fie geigt nne ouS ben
&^riftcn be3 ^l^Io beutlidp l^erDorgel^t, unb ttne
ia^&iaA auSbrfidmd^ begeugt (Apol. 1, 31). 3n
ber Z^ geigen fid^ aud^ in ben Briefen f o menig
od in ben nad^l^gen Sendeten bie 9Rerfmale
eiier ttrterfe|ung auS einem ^ebraifd^en Origi«
wl, imb toemt Sertl^olbt namentlid^ in 9)egug
oif ben erften 99rief baS (S^egentl^eil Derftd^ert, fo
kat er eine fpecieOe SBegrünbung biefer SSerftd^erung
gor nii^ einmal Derfud^t ((Sinl. m, 1072). 2)er
ttcrflid^ ongefteClte Serfnd^ tt)ürbe il^n mal^rfd^in«
|i4 enf eine anbere9nfid^t gebrad^t l^aben. (%I.
iid^ Sehlünkes, Epistolae, quae 2 Mach. 1,
1—9 l^tor, explicatio, Coloniae 1841, 51.)
Sol boS 3eitalter betrifft, fo l^ot man in ^ebr.
U^ 35 eine S^gnol^e auf 2 3Raä^. 6, 18 ff.;
7, 8. 24 finben moOen, bie aQerbingS »al^rf d^etn«
ft|, jAodft nid^ fid^ ifL S)a| bagegen ber 93er«
ih#nif fittoB. vm. 2. XttfL
faffer ber SRebe E^c Maxxaßafeuc ^ mpl aöto-
xpaTopocXoYKjjjLOü, bie bem Sofepl^uS gugefd^rieben
n)irb unb {ebenfalls Don einem äSraeliten nod^ Dor
ber Störung SerufalemS burd^ bie SRömer l^er«
rül^rt, baS gn)eite 93ud^ ber SRad^aböer fenne, mirb
aUgemeingugeflanben. Somit ift h)enigftend bieSe«
l^auptung unbegrünbet, ba| ftd^ Don bemfelben Dor
bem S^italter ber ffird^euDöter nirgenbd eine fidlere
@pur geige. S)a nun ber gmeite Srief ba§ ^oü^t 188
(alfo 123 D. (Sf)x,) atö 2)atum l^at, fo fann baS
93ud^ begreiflid^ nid^t Dor bief em Solare gefd^rieben
morben fein. Sine er^eblid^ fpötere SntfteJ^ungS«
geit aber angunel^men, Derbietet ber Umjtatd), ba|
bie genaue ftenntmg ber ergäl^Iten Sreigniffe ba«
mald nod^ nid^t fefr aOgemein nmr, jebod^ Don
SSielen gemünf ^t umrbe (2, 26 f.), unb ba^ eine
Spitome be§ umfaffenben 3afon'f^en Sßerfed mol^I
fd^on einige 2)ecennien nad^ feiner SSeröffentlid^ung
münfd^ensmertl^ erfd^einen mu^te. SSeröffentlid^t
mürbe baSfelbe aber mal^rfd^einlid^ balb nad^ bem
äal^re 160 D. (Sf^x., meil ed (ber dpitome gufolge)
bie ®efd^id^te blog bis auf biefeS Sal^r l^erabfü^rt
unb nad^ ber 39ef d^reibung ber 9iieberlage 9licanor8
bemerft, ba^ bie 3uben Don ba an 2terufalem be«
l^auptet baben (15, 38). 2)emnad^ mag bie 6pi«
tome, ober unfer gmeited Sud^ ber SRad^aböer,
gegen ba§ Snbe beS 2. Saljirl^unbertS D. S|r. ge«
fdftrieben morben fein. ®er SSerfaffer beSfelben ifl
unbelannt, unb bie bie^faQS geöu^erten 9)er«
mutl^ungen finb tl^eitö entfc^ieben unrid^tig, tl^eiß
menigftenS jeber n&l^em SBegrünbung entbel^renb.
Unrid^tig ift, bag 3ubaS SRad^böuS fetbft, ober
ba^ $]^iIo, ober ba| 3ofep^uS ber 9)erfaffer fei,
benn in au' biefen gfäHen lönnte feine ßntftel^ung
nid^t in bie Dor^in begeid^nete 3eit foQen. @egen
3uba« ben ©ffener ober einen gfreunb unb Seit«
genoffen be§ ^riftobuIuS mürben gmar bie S^U
Derl^öltniffe nid^t fpred^en, aber ed lö^t fid^ aud^
fein irgeno erl^eblid^er ®runb für ben einen ober
anbem Dorbringen. S)ie OueUen bed Sud^eS mer«
ben Dom 93erfaffer felbft angegeben, unb bie ^aupt>
quelle ift fogar etmaS nöl^er befd^rieben. 2)e^«
ungead^tet ift bel^auptet morben, ber Sierfaffer l^abe
bei ben Dier legten ftapiteln nid^t mel^r 3afon8
@ef^id^tsmer!, fonbem eine anbere Ouelle benu|t
^Eein ber ^auptgrunb für biefe Snnal^me, bag
nömlid^ 2, 20 f., mo ber Umfang be§ 3afon'«
fd^en 5D3erfe8 angegeben werbe, ®cmctriuS nid^t
mel^r genannt fei, ift Don geringem Gelange. SDenn
menn gang allgemein bie Zitaten 3uba3' unb fei-
ner »ruber (2, 20) al§ ©egenftanb jenes ®ef d^id^tS«
merfed begeid^net merben, fo ift il^r SSerl^öItni^ gu
2)emetriu8 f^on mitbegeid^net, mnn er aud^ ni^t
mel^r auSbrüdlid^ genannt mirb ; menn aber Sin«
tio^uS epipl^aneS unb fein 9iad^f olger au^brüddid^
genannt merben, 'f o ift nur ber mid^tigpe X'f^M cM
bem ®angen l^erDorgel^oben. SlnbereS, maS nod^
gu ®unften jener Slnfid^t gefagt mirb, beruht auf
unrid^tiger 93eobad^tung ober SluSIegung unb
fprid^t meit mel^r gegen als für biefelbe (f. |)erbfl,
ginl. n, 3, 37 ff.). ®ie 3ntegritat beS 93ud&eS
14
419
SJlad^aBöer.
420
iji injofem geläufltiet worben, al§ man bie bcibcn
»riefe im »nfang beSfelben für spätere Sutl^at er«
nört ]^at. 3u ©unften biefcr «nfKi^t ift auf „bie
falfd^en 3eit«S)aten 1, 7. 10 unb bie fabeln 1, 19
bis 2, 8" unb ben 2Biberfj)rud^ ämifd^en 1, 13
unb Stop. 9 l^ingewiefen werben (be SBette, ginl,
8. auSg., 570 f.). allein bafe bie palöfUnenflfd^en
3uben erft im 3. 169, olfo jwei ©ecennicn nad^
ber Zempelreinigung burd^ S^ubad, bie ög^ptifd^en
3uben jur iäl^rttd^n ©ebäd^tni^f eier berf elben auf«
forbem (1, 7), i|l feineSwegS unmöglid^ ober un«
QlavAliä^, abgefel^en boDon, ba| bief e Stuf f orberung
eine etmaige frül^ere berfelben Sri nid^t auSfc^Iie^t.
©obann fönnte bie 3aW 188 (1, 10) nur unnö-
tig fein, wenn ber unter ben 3lu8fertigem iene§
Schreibens ermöl^nte äubaS ber Sol^n beS Wat'
tatl^iaS tt)are ; bic^ ober ift nirgenbS gefagt , unb
eS onjunel^men ift nirgenbS ein ®runb. 3*''if^««
1, 13 unb Stop. 9 ift atterbingS eine ©ifferenj.
^er Sob beS Sntiod^uS Spipl^aneS mirb in bem
Briefe beS tentfalemifci^en l^o^en 3t(iif)t% anberS
er^öl^It als in ber @efd^i(i^te 3afonS nad^ 9Ra^«
gäbe ber Spitome ; aber biefeS f onnte fär ben Spi«
tomator, ber ja nid^t als felbftänbiger @efd^i(^t-
fd^iber auftreten toiD, fein @runb fein, jenen
^ef, bie Sd^rift einer l^od^ftel^enben amtlid^en
©enoffenfd^aft, Doi^uentl^alten. 9lod^ weniger
f onnten für il^n bie angeblid^en tJfabeln ein fol(|er
@runb fein. 3)enn biejenigen, meldte in bemSriefe
S^abeln finben, finben fold^e im ganzen ^weiten
^ud^e ber 9Rad^aböer an t)erfd^iebenen ©teilen;
l^dtte ber Spitomator biefelbe Snfid^t unb ©d^eu t)or
biefen „gabeln'' aud^ gel^abt, fo l&ötte er ben gan«
Jen auSjug unterlajfen ober in anberer Sßeife Dor«
nel^men muffen. S)ie Sed^t^it beS Sud^eS l^at
man infofem gelöugnet, als man bie inbemfelben
mitgetl^eilten S)ocumente bentenigen ^erfoncn ab«
gefprod^en l^at, benen fte jugef daneben merben.
SMe^ gefd^a^ junäd^ft in Sejug auf bie eben be«
rül^rten oeiben ®riefe, unb man berief fid^ baBei
1. auf iene jmei 3at[reSja](>Ien (1, 7. 10), 2. auf
bie falfd^e Angabe über ben Sob beS älntiod^uS
gpip^aneS (1, 13), 3. auf bie 1, 18 bel^auptete
Srbauung beS jmeiten SempelS burd^ 9le|emiaS,
enbli(^ 4. auf bie offenbaren „fjabeln'* über bie
äSieberflnbung beS l^eiligen gfeuerS burd^ Stelle«
miaS unb bie Sierbergung ber 93unbeSlabe burd^
3eremiaS. 3tt all' biefen fünften, f agt man, toöre
ber l^ol^c SRatl^ ju 3erufalem beffer unterrid^tet ge«
mcfcn, alSberSSerfafferberfraglid^engSriefe. Mein
jene Sal^reSjal^Ien muffen »ir bem oorl^in Semeriten
jufolge als rid^tig anfeilen, ©obann in ©etrcff
ber SobeSart beS ^ntioc^uS Spipl^aneS lonnte ftd^
in 3ubäa leid^tlid^ eine falfc^e 92ac^rid^t öerbreitet
unb aud^ bei ben ajlttgliebem beS l^ol^en Statines
©laubcn gefunben l^aben. ®ic grbauung beS fem«
babelifd^en SempelS aber bur(^ Slcl^emiaS mirb
mit ben äSBorten: Nee|ji(ac ol%oBo]ir^<ja<: x6 ts Up6v
xal t6 dü(jia(m^piov, dvijvepce dü(jiav (1, 18) nid^t
notl^menbig bel^auptct: pc Wunen ft^ gar lei^t
auf tt)id^tige bauKd^e Sßerbefferungen beS Xempel«
geböubeS bejiel^n. @nblid^ gel^ren biejenigen,
meldte an ben ermöl^nten angeblid^en ^beln an«
fio| nel^men, am menigften ju benen, bie ben ba«
maligen l^ol^en älatl^ ju S^rufalem t)on SBunber-,
SRörd^en« unb gfabelfud^t freifpred^n, unb f oQten
i^m bol^er eine ©d^rift, meldte nad^ il^rem 2)afät-
galten SRörd^ unb f^fabeln entl^ölt, nid^t fd^on
aus biefem ®runbe ftreitig ma^en. Süperbem
l^t man aud^ nod^ bie übrigen 93riefe, meld^ in
unferem 93ud^e t)orIommen, il^ren ouSbrüdCIid^ an«
gegebenen Url^ebem abgefprod^en unb für unöd^t,
für blo^e „S)id^tung }ur S)ramatiftmng ber ®t»
fd^id^te'' etflört, oHein auS fo unerl^eblic^en ®rün«
ben, bog fle l^ier füglid^ unberül^rt bleiben fdmien
(f. C)erbft a. a. O. 47 f.). S)ie ^iftorifd^e ®Iaub«
mürbigfeit ^at man junöd^ft unb f el^r }uoerftd^tUd^
beim jtteiten 93riefe gelöugnet unb babei tl^eilS
auf bie bereits berül^rten unb erlebigten angeb«
lid^en Unrid^tigfeiten in bemfelben, tl^eilS unb be«
f onberS auf feine Angaben über bie SBieberfinbung
beS l^eiligen QfeuerS unb bie Serbergung ber Stifts«
bütteunbSunbeSlabe@en)id^tgelegt. 3eneSßieber«
^nbung lie^e fid^ aber fe^r leidet unb ol^ne aDeS
SBunber begreifen, »enn baS „fette SBaffer" (1, 20)
etma 9tapl^t]^a toar, unb baS mirb man wegen
1, 36 notl^menbigannel^men muffen. Serbab^Io«
nifd^e £almub, bem nad^l^er bie ätabbinen folgen,
nennt aQerbingS baS |eilige ^f^uer unter ben
©egenftönben, bie im jweitenSempel gefel^It l^aben,
aber ber jerufalemifd^e Zaimub nennt eS nid^t unter
benfelben. Srfterer fann übrigens nur baSjienige
t^uer meinen, weld^eS im t)oreiiIifd^enC>eiIigt]^um
wunberbar angefad^t unb ununterbroqen unter«
l^alten worben war; Don biefem aber fonnte er
fagen, eS l^abe im ^weiten Sempel gefel^lt, wenn
il^m aud^ bie fraglid^e Angabe beS SriefeS befannt
war unb als rid^tig galt, ^m meiflen ift bie 9lad^
rid^t über bie SSerbergung ber ©tiftSptte uro)
SunbeSlabe angefod^ten unb für fabeH^aft erflört
worben, weil 1. bie SunbeSlabe im jweitenXem«
pel fel^lte, 2. SeremiaS biefelbe nid^t fammt ber
©HftSl^ütte l^ötte fortfd^affen fönnen, unb 8. bie
SunbeSlabe nad^ 4 Abu. 24, 18 Don ben (SfyiU
böem geplünbert unb jerftört worben fei. Mein
ber erfte ^unft ift nid^t gegen ben ©erid^t, benn
biefer fagt nid^t, ba^ bie SunbeSlabe im ^weiten
Sempel ftd^ beflnbe, ober »erborgen worben fei,
um fpöter in benfelben gebrad^t }u werben, ^er
jweite $unlt ift infofem rid^tig, als bel^auptet
wirb, SeremiaS felbft ^iit bie ©tiftSl^ütte unb
SBunbeSlabe nid^t fortf^affen fönnen, aber un«
rid^tig, fofem angenommen wirb, ber ^opl^et
f)ötte feine Reifer befommen unb wäre burd^ bie
Sl^alböer gel^inbert worben, ba bod^ befannt ift,
bag er immer feine f^freunbe unb ^nl^önger l^atte
unb bie (Sunft 9}abud^obonoforS befag (3er.
39, 11 f.), fo bo^ er öon il^m wo^l bie SunbeS«
labe unb ben SRaud^opferaltar (2, 4. 5) fammt ber
©tiftSl^ütte, bie nod^ im falomonifd^en Stempel
aufbcwal^rt würbe (3 flön. 8, 4. 2 $ar. 5, 5),
erl^alten fonnte. 2)a^ enblid^ bie SunbeSlabe nid^t
tu Ono^ati — ^aä)\ot. 422
nhx btn Don ben e^Tbänn gnoubten X«mptl> 1 fürt 1835 ; @rimin, Sofi 1. unb 2. EBuifi ha
gRd^ ft(^ btfanb, trl^Dt boroui, ba^ |le, tOD ' Wiaftabätr nti&tt, Seipjig 1853; fftil, Sotn-
Mtffctn \;)«idl onfflqä^It totrhra, nie gntaimt mtnlar üb« bii Siii^er ber ^KaKoMet, Stipjio
•itli(3n. 52, 17. leebi. 1, 7—11). ^uä) 1875. Sud) Sd^ütti, @ff^. btS JOb. iQoIIi« in
Bio bm )l«iltn a>il ober btc gpitomi bcS 3eitaltei 3e|u S^fti, I, &i)]gtg 1890, 198 &iS
aofonfi^ ^«M t^ in $ejug auf (iftodf^f 202, fann ^ieilieT geregnet tntiben. [Belte.]
ttahnärbislrit fc^r imgünftig geurttidlt tDorbcn. ^Bodafi, f. !Qlaai^.
8ri S>( fficttt ^|t es no^ in bcr aAten 91u9- ^laiftiuu (^»=», cnau), im H. SL eine bur^
adtMiKT9iiiIntnng(@.571): „^e ergä^Iung i^re Sage mit^tigt @tabt im Stamme iBenjamin,
V Ml von abenteueili^ SSunbem (III, 25 f. 1 ha% heutige 3)orf ajtun&tnaS, fiftltä Don aetlH.
V, 2. X3, 8. XV, 12), Itiflcrifc^en unb c^irono- 42 km nBrblid^ »on Setufaltm. I£« bel&tnfdirte
l*glf4«i gr^ttm (Dg(. X, 3 ff. mit 1 3[ßacc. IV, ben nüiblid(ien Eingang eine« engfuffeS, btr bitr^
S2.I, 20.29; 11,1 mit 1 9Racc. IV, 28 ff.; jd)eifttiIe3^1lja(fenSSofe8(7*i=) uiib©nit(nss)
Hn, 24 ff. mit 1 3Raa. VI, 31 ff.: IV, 11 gebilbet imirbt. a)ie Sß^ilijier Ratten bitfen eng-
«ü 1 Wact. Vm), übertiiebentn uno miärür' pag beft|t unb fid) Don ^ier aus über baä gonje
B4m «mfi^inüdungen" (VI, 18 ff. VH, 27 ff. nörbli^ ©eöiet Don 3uba (1 Sam. 13, 5 ff.), ju-
H, 19 — 27. XI, 16—38). eine grünblic^e nää)\t ben Stamm Stn(amtn, Deröeetenb auB-
Sä^igmig biefe« Hwitgteifenben iobtIS müfete : gebreitet, iw^rtnb ©aul mit feinen 600 fSSlatm im
attnli^i in cnttr f)Kde1!len Setra^tung unb SSei* Süben beS feigpaffeS lag. @rft [pätei erf^nt er
tfei^vng oH' ber Dielen angeführten ©teKen be- ju ÜJtagton (ebb. 14, 2) im ?tngefl(tte ber 5p^
iäpi, auf bie er ft$ ju Ptfen fuc^L ÜOein eine lifter, bie Sonat^an nui^ tnut^ootier Ueber^eigung
ioUie gejlüttet ber Slmrai ^er nic^t, unb eB wirb beS gngpalfeS jum SRütfjuge bratfite. 2)ie ©e-
boter eine einfa^ Skrmtifung auf gerbft? Sin- |cf)retbung btS aff^rifi^en ^eereSjugeS bei 3f. 10,
btOng n, 8, 52—62; flauten, ginl. 288 ff. gc 28—32 ifi ibeal, aber audj au8 it|r erf)elft, ba$
mgtninfiffciL %u^ fogai ber Se^rgefialt beS mit ber SSefe^ung Don SHad^aB baS le|te ^in-
m^ iß beonpaitbet morben; t§ ^nbe fii$ in bcmig. Strufalcm ju erteilen, gehoben mar. Sier
katjdbenbetaIeEanbrinif^iübi|^3rrt^um,ba| ÜJia^abäer ^onat^an rcfibirte in Slta^maS, bis
* " " ' "" ■ ■ " ■ er in 3erufalem felbft einjii^en fonnte (1 ^aä).
9, 73). 2)ie ganje Umgtgenb ttiar toegen i^rer
g^rui^tbarfeit qodi berühmt. @}ro6e, bebouene
Steine, eine gemBIbte Sifleme unb uralte @räber
begeii^ntn je^t bie Statte beS alten äRat^maB. €ine
SSefc^reibung ber heutigen Situation f. Palest
Explor, Fund 1874, 62. [Si^gg.]
3K«^f»r (-iiifitt, 3urüiMe^r, ffreiSbetoegung,
t, juriiÄebren), 9Jame beS Iiebräijc^en ®e«
$dt Don bct Iffitit abfolut getrennt fei unb nur
tei^StitteltDefen auf fie einnirten Ibnne. allein
bit vmiberban fof^einung, nelc^ ^lioboi am
Mi^tigtrR XetnlMlroube ^tnberte (3, 24. 29 f.),
ijt nuenfinite mit tlnre^t alB ein ^emciS bafitr
gdltnS gcma^ toorben, ba fie nxit ebet bagcgen
lpii# unb mit mancben äffnlii^ erf(f)einungen,
bit f^on in ben Alteften fSü^tm beS bebraifc^en
bnmi berietet werben, gaw au| gUit^er Sinie , . , „ , , ,
Vfi. Sie Semnhing aber, ba| im jerufalemifcfien ' betritualB für baS ganje 3af|r, im @egenfa^ jum
toB^ eine getniffe flraft @otte8 (&toü Süvngitc) gcwä^nli^en &thttbai)t ber ^uben, toel^eS man
H bie bra Ort Befi^üje (3, 38), ntill biefe flraft idiIed)t^inSep^ttttt(@ebet, n^Bn)ju nennen ppegt
fiotttS ItinelRKgS als ein pt|ilonij(^e§ ^Diittelrotfeu i ßS unterf^eibet \iä) Dom Icgtem, bem eB für ben
fßaäft Briflen; berni ber folgenbe fßtxi (3, 39), 'tdgli^en unb iS^rli^cn ^otlcSbien^ mit ent-
ta bie d«o5 S(nayLit mir nStjer erflärt, lä&t ge- fprerfienber ginrii^tung ergänjenb pr Seite ge^t,
rtAqn 4golt felbfl unmittelbar ben Ort beauffic^- , nur burc^ Deifi^iebene aufäße, namentli^ religibfe
tigen ttnb Veiltiungen beSfelben bt^afen. 3)ie ' greflgefiinge. ßin DoOftünbigeB üna^for en^ält
mft obei Wo^t @DttcB toirb alfo nur in ö^n- auger ben in Sirofa gtf^tiebenen @ebeten: 1. ^fl-
&^ Seife neben ®ott felbft als baS genannt, gefängt berf^iebener SSerf affer ; 2. bie 9tbf(!^nitte
Bgintn^ « fii^ nirlfom ertneiSt, nie ). 99. $f . 20, ouS bem ^enlaleut^ unb ben ^rop^eten, ioüäft
14; 65, 7: 67, 55. 1 Sßanil. 16, 11, unb an an ben gefttagen Dorgelefen »erben; 3. bie fogen.
ein felbBftnbiflrt, ton @ott fubftanHell »erfti^ie. riV^-i» wen (jünf Collen, fünf Sü^er, b. i. baS
hneSSBefen iß nii^t im Sntf ernteten gebaut. — 99uc^ 9tut^, baS ^obe Sieb, bie fllagelieber 3e-
WS ecegttift^ &ilf9mittel finb gu nennen auger remia unb ben ^irebiger); 4. bie ^Sirfe ^bot^,
bei (Eommentonen über bie gonje Bibel, nament- Sprüche ber aSätet, ben belannten Sractot auä ber
BibnnlLajmibberApooryphainTheSpea- aJhfc^na. I5§ gibt ober auc^ fürjer abgefaßte
kw-s Bible, London 1888, bie eommentareDon ÜRac^forim, »eld&e nur bie ©ebete unb bie Sefl-
Sic SenttTu«, fta^. Sonrtiufl, 3. 6- Sullo über geföngc enthalten. ^)iä) ^aben, je nodi ben oerfd^ie«
Wbt »üifter ber IRac^baet, imb bie oben be- benen Dlationen unb Sänbem, ju bereu ©ebrouc^
t^dtn ©«Triften Bon gröli^ unb R^tü. Sann fie beftimmt [mb. bie ÜRac^jorim Dcrfrf)iebene ©f
3.S).5Ri(^eH«, ©aflerpegju^ berSDIaccQbäer, ftolt. 68 gibt bo^er italienif^e, beutf^, pol-
•Wngeii 1772, unb |wffe, ffiaS onbere SSurf) nifc^ie, fpanifii^e unb portugiefif^e, bie fit^ müf
»s RuteoMer «., Sem 1 786 ; 3. SDI. 91. Stbßlj, ben ®ebräud(ien unb bem 3iitu8 bief er oft in einer
*it M^er bet aBoBoMer fiberf. u. erlt., granf- unb btrfelben Stobt unb ©emeinbe fii^ finbenben
423
SDlacrino — SDlobian.
424
Derfd^enen fßoiUQtnof\tn rid^ten. SDer mer^«
DoIIfte X^eil bed SJlad^for tfl ber poetif d^e, nömltc^
bie öielfad^ cttigctoebten gfeftfiebid^te. ®icfe gfeft-
gcfänge, getoö^nlic^ ^inutim genannt (Dna-j-D, ein
Sel^toott, baS mit poeta sufammen^öngt), ent«
l^alten etnerfeitd tdmubifd^e Sbeen, anbererfeitd
Rnb fie SluSftufTe ber mittelalterlid^en otifiotelif d^-
fd^olaftif d^en SleligionSfpeculQtion , to^^jalb anä)
getoöl^nlid^e 3uben fie nid^t Derftel^en. 2)er ^otm
nod^ ftnb fie Stod^l^mungen orabif^er $oefte; Diele
{falb jel^r gelungen, ntond^e aber ftnb Sr^eugniffe
efateS gefmdenen @ef d^madCeS, gefallen ftd^ in eitlen
äßortjpielereien unb entl^alten »enig 3been. Sei«
ber ift boS fd^önfte ®ebid^t be§ au^erbiblifc^en
^ebraiSmuS nisV» -ins (beutfd^ herausgegeben
unter bem Sitel ^ftönigSfrone t)on Ben ©abirol",
metrifd^ überfe^t Don fieo))oIb &tm, gfranffurt
0. 9R. 1838) in ben neueren ausgaben auSgelaffen.
®ie 95erfaf|cr biefer jjeftgebid^te, ^eitontm (cata-'B)
genannt, meld^ mit naiveren eingaben in ber ]^e>
bräifd^ gefd^riebenen Einleitung jur ^eibenl^eim'-
f d^en StuSgabe beS ÜRad^f or a4)|abetif d^ auf gefül^rt
tinb, fann man in gmei ftlaffen tl^eilen: 1. in
fpanifd^e, bie befonberS amifd^en 1070 unb 1170
gelebt l^aben, unb an bereu Spi^e @aIomo ben
©abirot, äfaac ben ®iat]^, SRofeS bm @§ra,
äel^uba ^alleDi. Slbral^am ben &3ra fiel^eu; 2. in
beutfd^-franaöflfd^e, ungefähr Don 1040—1293,
grö^tentl^eitö 5Bad^a]^mer beS 3taliener§ Äalir. —
9Jlanufcri))te unb ausgaben Dom üRad^for ftnb
unjöl^lbar. S)ie erfte unb feltenfte 9u3gabe ift bie
Don @oncino unb Safalmaggiore i486, toeld^e
in Dielen ^bbrüdCen gu $efaro mieberl^olt mürbe.
Sfür bie DoOftönbigfte unb gefd^ö|tefte Don allen
^udgaben gilt bie Don Bologna 1541. Me biefe
finb nad^ italienifd^em Stitud. S)ie erfte ^u§gabe
nad^ beutfd^em 9litu3 ift bie 3{ug§burger Don 1536,
bie erfte nad^ })0lnifd6em SRituS bie au§ ^rag 1533.
Steuere ausgaben finb : ÜRad^forim nad^ polni-
fd^em 9HtuS Don ^etnemann, 2 93be., Seips. 1838;
biefelben mit beutfd^er Ueberfejung, 10 %f)t\lt,
SBien o. 3.; SDlad^for nad^ altem beutfd^em SRitu§,
2 Sbe., 8ei})jig 1838. 3>ie ie|t in ®eutfd6Iünb
gebräud^Iid^fte 3lu8gabe ift bie Don ^eibenl^im in
5 ^txlm (nad^ ben fünf Qfeften: ^Reujal^r, 95er-
fö^nungStag, Saubpttenfeft, Oflem, ^pngften)
mit beutfd^er Ueberfejwng unb l^ebräifd^em Kom-
mentar; bie beften ^luSgaben baDon ftnb in 9 unb
5 SBbn. SU SRöbeD^eim bei Sel^rberg o. 3. erf d^ienen.
Rubere ausgaben ftnb: in 2 I^eilen aßtcn 1826;
Don Qfränfel, 3 SBbe., »erlin 1855; überf. unb
erfi. Don8etteri§, 993be., ^rag 1845—1848; in
5 93bn. ©uljbad^ 1845 ; ®ie tägltd^en ©cbetc Don
95ä^r, SRöbell^cim 1854; mä). Saäß. Qfeftgebete,
4 Sl^eile, 4. «ufl. 95erlin 1860. 3n ben «uS-
gaben beS 3nbes feit 1596 wirb im «nfd^luB an
bie Serorbnungcn über ben Salmub bemerft, ba^
aEe ausgaben be« 3Wad^for in ber SSoßSfprad^e
fd^on feit Sangem Derboten feien unb nur ausgaben
in bebröifd^er ©prad^e Don ben 95ifd&öfen unb 3n-
qutfttoren gebulbet werben bürften. (3Jgl. de Rossi,
Dizion. stör. 11, 17; 2)ufe§, S^ ftenntni| ber
neul^ebraifd^religiöfen $oefte, 1842 ; 3un), 2He
f^nagogale $oefte bed SRittelalterd, Berlin 1855;
2)erf., fiiteraturgefd^id^te ber f^nagogalen $oe{ie,
»erlin 1865.) [Sid^ter.]
9biarbut, }mei l^eiligegfrauen aud Sa))-
))abocien. l.üRacrina bie Weitere, bie®ro^-
mutter beS ^. »aftliud b. ®r. unb be3 1^1 (Tre-
gor Don 9t9ffa, gel^örte einer altabeligen gfamilie
aviä 9leo-Säfarea an, tourbe burd^ ben bortigen
»ifd^of @regor ben SBunbert^äter (f. b. 9Irt.) für
ba§ (Sl^riften^um gemonnenunb bulbete (304) möl^-
renb ber »erfolgung unter @aleriu§ »ieled für ben
@lauben. Wt \fycm 9Ranne l^ielt fie ftd^ l^ierauf
fieben 3al^re in ber »erborgenl^eit, bis mieber
gfriebe für bie Sl^riften eintrat. 3^r %oh erfolgte
Smifd^en 330 unb 340. »afüiuS b. @r. rü^mt
bie tiefen Sinbrüdte, meldte bie Sieben unb baS
»eif))iel feiner l^eiligen®ro^mutterinfeinerJtinbeS«
feele getoirft l^ätten, fo ba| er fpöter bei reiferem
Urtl^eile nid^tS 92eue3 mel^r }u ermerben, f onbem
nur baS Empfangene )u Dertiefen unb ^u DerDoQ-
lommnen gebrandet l^abe (Ep. 204. 223, Migne,
PP. gr. XXXII, 752. 825). ®urd^ »aroniuS
ift il^r 92ame in baS SRartt^rologium sum 14. 3q*
nuar aufgenommen morben. (»gl. Boll. Jan. I,
952 sq.) — 2. SWacrina bie 3üngere, bie
altere ©d^toefter bed 1^1. »afiliuS, empfing l^aupt«
föd^lid^ burd^ il^re fromme 9Rutter Smmelia eine
tief religiöfe Sr^iel^ung, burd^ toeld^e fte felbft
mieber auf bie jüngeren »rüber, ben 1^1. $etru8
Don Sebafte unb ben 1^1. ©regor Don 929ffa, ein*
toirite. ^l§ il^r »räutigam, ein abeliger Säug-
ling, ber ftd^ fd^on als ©ad^malter einen abraten
gemad^t b^tte, il^r burd^ fd^neQen Xob entriffen
mürbe, f d^lug fte alle neuen antrüge auS ; benn
gemä| ber Hoffnung fünfttger Suferftel^ung be-
trad^te fie ben ©efc^iebenen toie einen, ber nid^t
tobt, fonbem blofe Denei§t fei. 5DUt il^rer SKutter
ftlftete fte im $ontu§ amci ff löfter, eines für aRän-
ner, tpeld^e§ ber bl. »aftUuS eine S^itlong leitete,
ein anbercS für Sungfraucn, in mcld^cm fte felbft in
großer ^btöbtung unb in ^eiligleit lebte. Unter
bem »eiftanbe i^reS »ruberd, bed 1^1. ©regor,
ftarb fte bafclbft im S)ecember 379. «18 (£rbe
nal^m @regor ibren Sling in ßmpfang, in meinem
ein Stüdtd^en Dom b^i^tQtn ffreu^e eingefd^loffen
mar; er felbft gab i^r feinen SRantel als Sobten«
Heib. 3br iSfeft föüt auf ben 19. 3ull (»gL
ibr Don (Sregor gegeid^neteS SebenSbilb bei BolL
Julü IV, 592 sq.; Migne, PP. gr. XLVI,
960 sq.) [©treber.]
SBocnts, S)ominicuS, f. SRagri.
^Saba%aHax, f. «frifa I, 307.
"SBabiim ("iTI^)/ ber Dierte @obn ^ra^amS
Don ffetura, StdmmDater ber SRabtaniter, meldte
mit ben 3Smoclitem (f. b. 3lrt.) baS norbmefi-
lid^e Arabien ($Rabatäa) benjobntcn unb gu ben
9Roftarabem (^raba SKoftaraba, b. i. bur(| »er«
fd^mögerung gemorbene Slraber) gegenüber ben
Urarabcrn (9lrab al 9lraba), b. i. ben ffmbem
426
ÜRabru}].
426
nk Sad^bmmen flat^tand (3octanS ber Sibel),
fei^It nmzben. 3^e erfte ^imat verlegen bie
noKfil^ S^^tiftfidler ^treinftimmenb Qtt baS
ipii4e nfct beS ftkniitifd^en ÜReerbufend^ auf bie
2i3. etatiim bet ftQ^cJ^ !IRecca|)tt9er, Wogl^atr
e^omb/ 27. • IL 95r., hn Slorben Don «iin Uime
(bem DwT) beS $toIemöu8) an. S)ad otabifd^e
^erar bei €ec|en (D. Sf^ä^, ^onail Sorre«
f|K»iibeii),1809,XX,310)fagtauSbni(nid^: ,,aRa-
baiin tDox eine Stobt an bet ffüfte bed SReereS^
ao man no^ Slefte oormoliger ®e6öube fmben
fofl. Sd ifl 1^ ein großer, fd^Ied^ter 33runnen
nb baneben ein Zeicl^, au8 bem SRof e§ bie Schafe
beS €(^oaib Oet^o) tränfte. 3n einer l^ier be«
liablic^ @rotte, 9Rgar (Wogl^ir) S^ooib ge»
■ont, tietticl^en bie ^ilger i^r @e6et unb fe^en
bom i^ Keife »eiter fort/ S)iefeS SRag^air
64oaib ifl ibentif d| mit bem SBabi ^ben, n)orin
Sä|ipd joi^Irei^ ®tuppm Don ftatofomben unb
bk Zr&mner einer ontifen Sultur fanb, meldte
Mm ber beS fibrigen Arabien aanj oerf d^ieben mar.
tiu^ $toIemäu8 femtt ein MoSiava, beffen Sage
\fimaä^ beftimmt merben mu^. S)ie Araber, mie
li|>tKl, be^eid^nen biefe ®egenb afö eine ber lieb«
fiepen etationen, ein tfyil DoU fü^en äßafferS,
nit 3üattel)if[ansungen unb Dielen 93aumen )mi«
\fyn ben Reifen. SHe Slobianiter litten f omit )u
i^ l^iil^ unb norböftlid^ 9iad^bam bie
Srnberflamme Zl^ema (®en. 25, 15) unb ffebor
(3f. 21, 17 ; f. e^gg. 3faia8 1, 226), unb maren
qmi an bem $Ia|e, ben ffaramanenl^anbet au3
bem 3nnem Don Arabien nac^ 9[eg9))ten (®en.
87, 28) unb ^läjHna (3f . 60, 6) ju Dermitteln,
tnbem no<l^ ^^age bie ägQpttfd^en 3Dtecca|)iIger
mitten bnrtl^ il^ @ebiet ^iel^en. 2)ie biblifd^e dr»
yäSflmi%, nad^ ber SlofeS im Sanbe SJtabian fid^
un $^arao oerbarg, ndtl^igt unS nid^t, bie ara*
V^ Srabition anzugeben. S)a nad^ 3bn @atb,
ben Sbulfeba an[ü]^rt, bau SReer bei SRabian eine
Sagfa^ breit tft, fo fonnte 9Jlofed auf feiner
^(itd^ l^er leidet über bie SReerenge fe^en. 2inbe^
(atte SRabian atö ein nomabifirenber Stamm in
ber fru^eften 3^ ^^n ftreng begrenjteS @ebiet;
tat ia SRofed mit ben beerben Setl^ro'd bis an
ben Sinai Sd^on bamalS fd^eint fic^ ein Sl^eil
Mm feiner urfprünglid^ ^eimat Io§gerif|en ju
Viben unb nad^ 9torben, bem ofttid^en Ufer be§
tobten Steered entgegen, gerüdtt 5U fein. 3n $er«
binbung mit ben ÜRoabitem (9htm. 31, 2) unb
ipäter mit ben %male!item (Siid^t. 6, 3) ftanben
fk benä^raeliten feinblid^ gegenüber, bid fie burd^
bk Stege ®ebeon§ (f. b. %rt.) oöllig aufgerieben
Mffben. ^e einzelnen Sd^mörme ol^ne ^nfül^rer
(9K(^ 7, 25) Derloren fid^. Son biefen ftnb bie
«abwmiter (3f. 60, 6. ^ab. 3, 7), meldte frieb»
64 in i^i^ f)eimat geblieben UMiren, )u unter»
Reiben. 9tt 93eute gemannen bie Israeliten Don
baiSRabiamtem (na^ 9hun. 31, 22) ,,@olbunb
eOber unb er) unb (Sifen unb 39lei unb 3itm^
Md^ S. 52 golbene Sd^mudCfat^en im ®emid^t
m 16 750 Sefel, nad^ SHd^t. 8, 26 blog an
SRingen 1700 SeW ®oIb. «De biefe «ngaben
fe^en bei ben SRabianitem einen au|erorbenüid^en
Steid^tl^um an SRetaQen Dorau3, meld^r auf bie
geologifd^e Säefd^affenl^eit il^reS SanbeS guräi!«
jufüj^ren ifL 3n neuefler ßeit l^at ber englifd^e
^ipitön SBurton burd^ jmeimalige S^ebition ia
hau alte SOtabian ben SemeiS geliefert, ba^ nod^
l^eute in ben el^emald mabianitifd^en Sergen uuf
gemöl^nlid^ reid^eüRetallabem ^ufinben finb, mel^
nad^ ben Dorl^anbenen S))uren fd^on in öltefter
3eit ausgebeutet mürben unb l^e unb banod^ l^eute
bergmönnifd^ aufgefd^Ioffen merben. (S. Palest
Explor. Fund 1878, 141.) [Sd^egg.]
tSabf»}), Sl^rifto))^, aule|t Sarbinalbifd^of
Don ißorto (nid^t ju Dcrmed^f ein mit feinem Steffen,
bem etmaS |üngem Sarbinal unb gfürftbif d^of Don
Orient, fiubmig Don Wabru}j), niar ein ÜRann
Don großen ®eiftedgaben, fel^r gemanbt in melt«
lid^en ©efd^äften, bei ftaifer ftarl V. unb feinem
93ruber ftönig f^erbinanb fe^r beliebt, Don ben größ-
ten SRönnem feines Sal^rl^unbertS l^od^ gead^tet, be»
f eelt Don großem 6if er für öerfleHung einer beffem
ffird^en^ud^t. 9lur (Sin S($atten f^\ttt an feinem
Sl^arafter, nömlid^ ba^ er gegen bie JHrd^engefe|e
}u Diele SiStl^ümer in feiner $erf on p Dereinigen
fud^te; bod^ lä^t fid^ bieg burd^ bie umftönbe, in
Denen er lebte, etmaS entfd^ulbigen. Sr mar im 3.
1512 geboren, mad^te feine Stubien auf ber 6od^>
fd^ule 5U Bologna unb fd^Iog bort 93e!annt)d^ft
mit SRännem, meldte na^maß in ben l^öd^ften
ürd^Iid^en SBürben em))orftiegen unb il^m ftets in
Siebe unb ^d^tung sugetl^an blieben; auS biefen
finb befonberS l^erDorjubeben $nq:anber gfamefe,
^ugo 93uoncom))agno ($a|)fl ®regor XIU.), Otto
Xrud^f eg unb StaniSlauS j^ofluS. Sd^on möl^renb
er nod^ als Sieb^el^njöl^riger in ^ßabua ftubirte,
überlief il^m fein älterer 93ruber fein Sanonicat
in Orient unb bie ^ane Zirol bei SOleran, meldbe
er bann burd^ einen SteUoertreter Derfel^en Iie|.
Sinige äal^re fpöter befam er ba}u no^ ein Sa«
nonicat in Salzburg (1536) unb ein Sanonicat
in SBrisen (1537), mäj^renb er um biefe 3eit be»
reitS S)ombecan in Xrient gemorben mar unb alS
®efanbter beS römif d^en ff önigS t$erbinanb an bie
SRet)ubUf Senebig f omdl^I bie Sffiünf d^ feines ^erm
glüdRid^ erfüUt, als aud^ bie %d|)tung beS Sogen
Don Sienebig (^. Sanbo) in auSgejeid^netem ®rabe
ftd^ ermorben l^atte. Salb banad^ ftarb ber be»
rühmte gürftbif d^of Don Srient unb ßorbinal 93em«
l^arb Don eieS. ffaifer ff arl Y. em^fal^l aRabrua),
baS 2)omca))iteI Don Xrient möi^lte il^n, ber ^ßa^t
beftöttgte il^n 1539 jum g-ürftbifd^of Don Orient,
obmol^l er nur Subbiacon unb erft 27 Saläre aß
mar. hierauf mad^te er bem ffaifer in ben 92ieber«
lanben einen ©efud^, Derf ügte ftd^ nad^ fui^er Qfrtft
als föniglid^er Sotfd^af ter auf ben Sleic^Stag m
SlegenSburg unb trat ^ier als eifriger fföm))fer
gegen SutberS Srrlel^re auf. 3m 3. 1542 Iie| er
M enblid^ }um S)tacon, ^riefter unb Sifd^of
meil^en. 3l\^t lange barauf ))oftuIirte unb erl^ielt
i^n baS 2)omcapiteI Don Sri^en alS SiStl^umS«
427
^abru}).
428
91bminifirator(1543 imSanuar). Srnttömlid^en
2Mlte (1543) er^o6 il^ ^apft $aul HI. )um
i^rbinal (Presbyter Cardinalis tituli S. Cae-
sarii), mit befonberer ätüdfid^t auf fein SSecl^öIt-
ni| p ber bemnöd^ft in Xrient abjulQaltenben oQ«
gemeinen ftird^ent)erfQmmlung. iBon biefer 3^U
an nal^m er mö^renb ber gan^enlSiöl^rigen SDauer
bed Sonciliumd Don Xrient eine in Dielfad^er Se«
}ie]^ung dugerf} toid^tige unb einflu^reid^e Stellung
ein als garbind^ aI8 Sifd^ofunbPrftDon Orient,
als Vertrauter greunb unb (Ratl^geber bed ftaif erS,
)a fclbft burd^mel^rere Saläre, in melden baS (Son«
cillum burc^ ungänjtige 3^^t))er]^öltnif|e unter»
btod^en ttmr^ alfi fdnigßc^er Stattl^Iter in 9Rai«
lonb (1555—1558). Sinige Saläre nad^ bem
@d^Iu| beS (EonciliumS (1567) reftgnirte er auf
boS SiSt^um Orient ju ®un|ten feine§ Steffen
Submig t)on SRabru}}. 2(n Sri^en l^atte er fd^on
früher mit ®enel^migung beS $a))fte§ feinen 9ief»
fen Solenn Zl^omad bon @))anr als Soabjiutor
ongenmnmen, (el^ielt aber biefeS IBiStl^um bis ju
feinem Xob. S)ie legten Saläre feines Sebend brad^te
er in Italien ju oIS (Sorbinalbifd^of Don @abina,
fpäter Don ^ßi^efte unb }ule^ (feit 1570) Don
«Porto, «r ftarb ju »Doli am 5. 3uK 1578. —
^itSeifeitlaf[ung feiner poIitifd^enSkrbienfte um
ftaif er unb Sleid^, meldte il^m bad befonbere SBol^l«
mouen bed Jtaiferd ftarl V., bed römifd^en Hb-
nigfi Sf^binanb unb beffen Sol^neS SRasimilian
Merten, möge l^ier nur feiner SBd)eutung auf bem
Sondlium Don Orient unb feiner ref ormatorif d^en
Xl^ätigfeit im SiStl^ 99risen gd)ad^t merben.
3luf bem SoncUium Dertrat er mit großem 9{ad^-
brudf bie aud^ Dom jtaifer fröftig unterftit|ten
gforberungen berSeutfd^en in Setreff ber Steform
ber ftird^enbi8ci))Iin, burd^ bereu ®ett)&^rung man
Don einer Seite l^er immer nod^ eine ^Bereinigung
unb frieblid^ l^erfiönbigung mit ben ^te^on«
ten Dermitteln ju Unnen glaubte. S)e|]^alb moDte
er im Slufttog beS ftaiferd bie 93erbefferung ber
tief gefunfenen JKrd^en}ud^t Dor ben 2)ifferen}en
im ®Iauben bel^nbelt miffen. Sd^n neigten fid^
bie meiften SBif^df e auf feine Seite, als ber erfle
))(l))find^e fitgat erOärte, er 1^ oud^ nid^tS ba«
ttibet, aber borni mfi^n Dor allem bie anmefen«
ben SarbinSIe unb Sif(^fe mit gutem Setfpiel
Dorongel^en, ieber nur Sin IBidtl^um bel^Iten unb
ouf bad itoelte reflgniren, aQen $runf unb toüt»
lU^e eUelfeit ablegen (SRabrusj toat fe)^ prad^t-
liebenb), ben dofftaat entlaffen ; er fei fär feine
$erfon gerne l^ergu bereit. 3)a8 mirfte; ÜRabru})
unb bie übrigen Slfd^fe auf feiner Seite liefen
Don il^em ungeftümen drängen etnxiS nad^, unb
man fam enUid^ bal^in iiberein, bie ®IaubenSlel^
unb bie ^erfteQung ber jHrd^engud^ in ieber
6i|ung neben einanber ju bel^beln. 9ud^ auf
bie Ueberfe|ung ber l^eiligen Sd^rift in bie 9)oIfd-
\pTQd)t brang SRabru}) mit großem ßifer imb
Dermenbete fid^ mit jhaft für bie S)eutfd^en, ba|
il^nen geflattet merben möd^te, bie l^eilige Som-
mmrionunterbeibenSeftaltenju empfangen. 9ßä^«
renb bed SoncUiumS unb nad^ bemfelben Iie| et
ftd^, namentUd^ im 93iSt]^um Krisen, bie Srbol«
tung bed malten ®IaubenS unb bie ^rfteUung
einer beffem ffird^enjud^t fel^r angelegen fein. 3»
bem Snbe brang er emftlid^ auf bie Srfääung beS
ftird^engebotd über bie iöl^rUdl^e Seid^t unb Som«
munion, auf ben @m))fang ber te|tem nur unter
@iner ©eftalt unb auf bie Entfernung Derbüd^tiger
Sd^uIIel^rer unb geföl^rlid^er Sudler; l^ierfär na^m
er aud^ ben fröftigen 93etftanb ber lonbeSfürfi«
lid^en Stegierung in %nf)mtd^. Sobann Deran«
ftaltete er öftere SSerfammlungen beS (EleruS, lie|
$aftoraI«9Jifitationen Dome^men unb fud|)te fo
rafd^ als möglid^ bie Sefd^lüffe beS SoncitiumS
Don Xrient burdti^ufül^ren. 2)e^]^alb lieB er bem
einberufenen (SIeruS gunöd^ft dreierlei bebeulen:
ba| t^ber innerl^alb 14 Xagen jebe Derböd^ttge
$erfon auS feinem ^aufe entferne, ftd^ Dor ben
SBirt^b^fem unb oer Unmö^igfeit im Xrinfen
l^üte unb aUe Obliegenl^eiten feines SenepciumS
treulid^ erfülle; ben Uebertretem biefer 93orfd^rif-
ten mürbe bie S^communication angebrol^i 3)aS
Dom tribentinif^en (SonciKum für iebe Siöcefe
Dorgefd^riebene ^riefterfeminar fud^te er mit olfem
Sifer ins Seben ivl rufen, menn aud^ fein 9e-
mül^en an ungünstigen Umftönben immer mieber
fd^eiterte. i$ür fein gfürfientl^um Srient gab er
eine eigene ©erid^tSorbnung l^erauS, genannt Oon-
stitittiones Christophorinae. ^fir baS 9iS«
tl^um Srisen Iie| er baS ältere Obseqxüale (Don
SJleld^ior D. ÜRelau) mit einigen 93erbefferungen
1555 als 9torm bei ^uSfpenbung ber Sacramente
unb Sacramentalien neu auflegen (Obsequiale
secundom consuetudinem et statuta Brixi-
nensis dioeoesis, Dilingae excudebat ßebal-
dus Mayer 1555), mit bem gemeffenen Auftrag
an aüe ^riefter, bei Sertoaltung ber Sacramente,
fotoie bei SSomal^me Don Senebictionen unb an>
bereu gotteSbienftlid^en ^onblungen genau bo«
nad^ IVL ad^ten. ÜebrigenS mar er nid^t nur felbfi
fel^r gebilbet, fonbem aud^ ein befonberer @önner
ber äBiffenf duften, babei aujierorbentlid^ fteigebig.
SBenn man erfahrt, meldte gro^e SluSgaben il^m
feine Stellung als fjfürft Don ^ent, mo bie oQ«
gemeine jhr^enDerfammlung mit fo Dielen St*
fcböfen, fürftltd^en (Sefonbten u. f. m. tagte, }ur
^id^t mad^te, unb in meld^ ^ol^em SRa^e er bie
Saftfreunbfd^oft gegen ben ftaifer unb feine fieute
mie gegen bie beS $ap{leS übte, fo mirb man gerne
entf ^ulbigen, ba^ er nid^t nur möl^rettb ber 2)auer
beS SonciliumS jmei 99iSt]^er bef a^ , fonbem
aud^ überbie^ nod^ feit 1546 burd^ bie ®nabe
ffaif er ftarlS V . auS ben Sinfünften beS fpanifii^
SrjbiStl^umS Sonq)oftela eine jöbrlid^e Ißenfion
Don 2000 S)ucaten be^og. 2)ie äBiffenfd^ft l^at
ben f)ingefd^iebenen tief betrauert unb il^m el^renbe
3)ennnale gefe|t; feine aUföDigen Sd^möd^en ent«
fd^ulbigen bie ^Berl^öltniffe. SluSfül^rltd^ereS über
ibn gibt Bonelli, Monumenta Eoclesiae Tri-
dentinae HI, 2, Tridenti 1765, 195—211,
unb in bem gunöd^ft DorauSgel^enben Sonb bed>
429 aRö^ren. 430
(dkn SBerfeS mit bem Xitel Notizie Istorioo- unb toeftßd^ t)on ber 3taab, fomit nebjl Ober«
bitiche della Chiesa di Trento m, 1, in pannonien(md^ba§9Rat(^Ianb,bem3uridbictiond«
wdSfm 399 — 448 eine eigene Sammlung bon fprengel beS SBiStl^umS ißaffau, bad ojt« unb füb«
tocmBrntcn; Memorie Madruziane, Dorfommt. mörtd baDon gelegene ober Unterponnonien bem
(Sgl S)ie ftin^ beS l^L SSigiliuS unb i^re ^irten beS er)bi3t^um§ Solaburg ^ugemief en. SRit ber
[•w6<hiii|erL»ojen 1825, 1, 316—344; ©in- ie^ beginnenben d^rifüid^en 3eü beginnt jugleid^
mdftt, ScUrdge }ur @e{d^id^te ber Bifd^Müc^en aviä) eine georbnete (monard^tfd^e) ^Regierung unb
tMft €äben unb Sri^en in Xirol YII, Sri^en eine }u{ammen]^angenbe ©efd^i^te bed SanbeS unb
1880, 392— «16; PaUavicini, Historia Con- SSoIfe«; \>oä) i[t bie mä^rifd^e ©efd^id^te nod^ auf
cdü Tridentiiii IIb. 5. 6. 7 et 8.) [Sfe^ler.] lange |in bei gön}Iic^em SRangel einl^eimifd^
|Ufr«i (i^ij^ Morava), SRarfgraffc^aft OueQen nur auf frembe, jumeift frönfifc^e vmb
nbdpmeic^ijcJ^Kronlanb, umfaßt in feiner l^eu« b^gantinifd^e Serid^te ongemiefen, ju benen eine
tigen Sudbe^nung Don 22 229 qkm faft baS ge« Heine ^n^al^l aud^ nid^t immer unt)erböd^tiger
fouBte t$luf|gebiet berSRard^ (Morava, Maraha, ißapftbriefe bie für baS ^d^engefd^id^tlid^e notl^'
Miros) unb 1^ Don i^r oud^ feinen 9iamen, menbigfte @rgön}ung bilben. S)er erfte nöl^er be«
ntci mdd^ cd gum erften 9RaIe bei ßinl^arb fannte 9Jlöl^renfürft ift SRoimir; er ttHir unter
(Aniuüas ad a. 822) in ber Siteratur erfd^eint. frönhfd^er 3ßittt)irfung erl^oben morben, mu^te
3b ber ftttctn ®efd^te fpielt baS 9Rard^Ianb nur feine &errf^<^f^ ^urd^ SJerbrongung feined 92ad^«
idtBeüig eine 9loQe ofö Sanb ber äJbircoman« bard ^rioina aud^ über Oberpannonien au3)u-
m unb ber Ouaben, meld^ nad^ Serbrangung bel^nen, !am aber fd^Iie^Iid^ in ben 9)erbad|)t, fxdt^
kcr öoier Qdt 80—70 ü. €l^r.) al8 5Rad^bam ber t)om fränfifd^en 3iei^e freimadl^cn ju toollen, unb
finm^m IRoricum unb $annonien in n)ed^felnbe mürbe barum 846 t)on fiubmig bem S)eutfd^en be«
9eiie^gen }u bem 9lömerreid^e traten. Ob unb friegt, übermunben unb abgefe^. ^n feine ©teile
inncveit bid ju Sufong beS 4. Sal^rl^unbertS, ba mürbe fein 9ieffe Stafti^ (SRoftiSlam) erl^oben. Slud^
bk rtaifd^ (Srenslonber bereits 9)lart9rer Don SRaftis verfolgte balb Unab]^öngigIeitS))Iftne, leiftete
y^lf^vä^ Staube, mie bie fjSL 93ictorinu§ unb bem ht^aXb 855 neuerbingfi in SRöl^ren einfoSen«
Oinrnuifi, oufmiefen, ba9 Sb^^f^entl^um aud^ in ben ffönige Submig erfolgreid^en äBiberftanb unb
Mc$c®e0enbenDorgebrungenmar,baräberiftnid^td fud^te ftd^ meiteri^in burdp SSerbinbungen mit ben
Qe^inraiteS öbediefert Segen ßnbe biefed Sal^r- ®egnem SubmigS, f o mit beffen über bie Oftmarf
Inibcrlft f od jebod^ mit ber SRarcomannenfönigin gefegtem treulofen @ol^ne ftorlmann, mie \päkf
SntigUb, bie fid^ Dom 1^1. %mbrofiu8 d^rifütd^e ^in mit bem ebenfo treulofen fiubmig bem 3ün«
idfox erbeten l^otte, oud^ bereu ©emol^l unb bad gern, }u fd^ü|en. Slfö ein ganj befonberd ge-
8ol! be» S^riftenti^ume beigetreten fein (Paulini eignetet ÜRittel }ur Srreid^ung einer ))oIitifd^en
FiU & Ambroeü 36, Migne XIV, 42). 93alb Unab^öngigfeit fa^te er aber bie fird^Iic^e Selb-
woififa Derlieren fid^ fomol^I 3Jlarcomannen ald ftönbigfett feined SanbeS in'd Singe, unb in biefer
Oaaben aud ber ©efd^id^te ; bie i^unnen Der« Sbfid^t erbat er fid^ Dom gried^if d^en ftaif er 9)h«
n^^ aSeS, maS an Sultur etma l^ier Dorl^anben d^ael ni. ©laubenSboten, meldte fein 93oI! ;,im
mnr, anb unta ber Soaren^ertfd^aft fe|en ftd^ fiefen unb im @efe|e" DoUtommen )u unterrid^ten
SoDen im (Skbiete ber 3Rard^ mie im benad^bar« Dermöd^ten. S)a| bie beutfd^en 9Rifflond))rie{ler
tat Sollen fejL SHefe l^atten an bem @tan)e beS unter einer iebenfaÜS ber ÜRel^rja^l nad^ floDifd^en
b«^ ben S^üringer @amo Don 627—662 ju« SeDöIferung nid^t immer Diel mel^r atö ein blo|
fammatgel^tenen großen @IaDenreid|)ed (Dgl. Fre- öu^erlid^eS Sl^riftent^um b^jufteQen im @tanbe
dflgarii Oiron.) mefentlid^ Snt^tt ; bann aber gemefen fein mod^ten, lä^t fid^ benfen, unb eS mirb
lenf^t mieber über ein ^al^rbunbert lang ge« aud^ burd^ bie ^orte ber ^in^er S^nobe Don
müii^ S^mOel bis auf bie 3eü AarlS b. @r. 852 beftätigt, mo baS S^riftent^um ber Stöbren
aab feiner S^lbjuge gegen bie SDaren. Sn beffen als ein no$ rol^eS (rudis adhuc christianitas
fagceiii^ (Erfolgen mußten jmar bie @laDen gentisMarahensiam) ermdl^nt mirb. SDUd^ael III.
SU^renS unb 935^menS Die 93efreiung Don il^ren mu^te nid^t ungern bem Slnfud^en entfpred^en, unb
ogaun Sebrttilem erblidCen; bennod^ liefen üe fxä), fo mürben bie auS bem tl^eilmeife flaDifd^en XJ^effa«
auj^bemfie 791 benfrantifd^ Gruppen benSurc^« lonid^ ftanratenben Srüber Conftantin unb We«
{■B gettäl^, fd^n beim nää^fitn Sufftanbe ber t^ob Deranla^ nad^ SOld^ren ^u gelten (Dgl. b. 9rt.
S^fen anb Sümren aud^ mieber }ur Xl^eilnal^me S9riEuSunb!Dletl^obiuS).3)ie@prad^a^i9^/^^^^^
a biefem fortrei|en, unb als nun nad^ gön^lid^er Don ben bamalS Dom SBeften beS btijantinifdben
SUenoerfung ber SDoren bereu 6au|)tgebiet, baS bis ^um Often beS f arolingif d^en Sieid^eS angefie«
iile 9amumien, }nm frdnfifd^ Xeid^ gefd^lagen belten ©laDenftömmen gef))rod^en mürben, maren
Mibe, antaten alSbalb aud^ bie flaDifd^en 92ad^ in {euer 3eit bei äßeitem nid^t f o Don einanber
Ion berfelben, fomit gunad^ft bie 3Rard^f[aDen, Derf d^ieben, mie in ber 9teu3eit ; fömmtlid^e @laDen
kl iimika Zribut geloben. S)ie| mar }ugleid^ entbd^rten aber bamalS nod^ einer 33üd^erfd^ft
fir bk Srage beS religiöfen 9e!enntniffeS biefer unb gebraud^ten jum 3ftl^len unb SBal^rfagen, )u
Mfafclttfieu entfd^eibenb, unb bereits 803, mie ^auS- unb ^ofmarfen nur il^re Slunen. ^cS^tt
■MtnoB 829 mieber, mürbe baS (gebiet nörblid^ ^ (^onftontin ober S^riH Dorerft ein eigenes,
431 iER&^rcn. 483
btm Slotiif i^m angtfxigteS WpljaM. baS eegeit- SlaDcnieic^e eint firic Stellimg ju tKifi^lfen. CS
Wattig unter htm IRamenbeSalosoIüif^enbetüimt nwx biefe bit gmd^tung einer eigenen panmmi-
ip, unb begann mil Ueberltagung beB ao^aHntS- jeden (bäm. ma^n]^tii) grjbiöte)t unb bit Sei»
öxmgeltumS eine flootfc^e SibelüberjeSmig berju- Ici^ung berletten an ben 869 in Som felbp jum
Een. ®it toeitewn üiad&rii^fen über Me md- Sil^ot ßemei^ten SCTlct^ob. ftierburtld SoOtt boS
!eit btt btibtn griti^iJi^jlQBii^en ©InubtnS- ©lonenrei^ bouenib an bte römiji^e Ritc^ gt-
n im inä5ri|Atn ©eWete berul^en faft nur auf butiben, ber übetgtofeen «uäbe&nung btr ioabt
einer neUjc von Segcnbtn, totli^e (bötem unb lunt batnals fui 3lm tKbro^Iit^en Snai^l S)tut{(ld(atib8
3:i^e fcbiematifdden Urf()nnig3 ftnb unb mit i^icn toie ou^ bet btuti^n HRetiopoIiten eint @^ante
^^t mibeifbrucdeDoIIen Angaben fef)r Diel gut etfebt. bit €ifeifu(^t €onftanlino))el3 aber unb boS
Siermiming. abet nur fe^i nenig gut HuF^eOune ^ftrauen beS gmi(^ beutjc^etn unb bqjanttni'
bee miiüii^en @ac^Der^alteS beitragen. S)a6 bie fc^ einflu^ {^nanlenben Bulgarien bfl^nn^*
?(nrtienbung ber flaüifc^en Spiai^e beim !8Dlf§= tigt werben. S)ie|e abfielt mürbe jebotö ntt^t «■
unttrrt^te unb bei ftr^lii^ Sinbadjten unter ber reicht Suetf' flinfl Bulgarien für SRom Dtrloren,
mäbrifd^en SeOBHenuifl Dielen SlnHang fonb, ift inbem eS, tmim geroonntn, fic^ ji^on 870 an baS
natürlidi; aiic§ Tonnten, fo lange teine bebtntli^e^ gtiti^if^de $atriai^at an|i^lD|. £)en tmtbtrt|oIten
ten 9Ieueiungen Dorfamen, bte beutjc^eii ?ßric(ter ^rotepen ©aijburgä unb ^aljau'S gegenübtr, bit
nnb i^rt Ober^irlen gegen bo3 WnUn grie äiic&er, J^ auf eine Töjätirige ^luSübung i^ter SturiB-
fi0 getreu an bie Äir^engefsfe öollenben ^riejter biction in ben Don ffiart bem ©rofeen eroberten
ni^t fiel ttnmenben. ^| biefe aber jdicn in ber SÖnbim beriefen, Tonnte aüerbingS auf boS äUtrt
Seit i^ret erften antoefenlieit jmifi^en 863 unb Serf)t be8 apofloüfc^en Stuhles lingemiefen oer-
869 irgenbmo eine flaoif^ !DIe|Iitutgie einju- ben, ber bie Eni^tung befi neuen grjjprengelfi
fübren uerfuc^t Ratten, nricb bon leiner gioubbomi nur al3 eine Smeuerung ber alten, blD| bui^ bie
Oueüe behauptet. StnDafion ber Sloaren unterbiüÄen , firmifd^en
S^ieSc^idfoltäRii^renS unb feiner ftii^etDortn ^töctfe betro^ttt niffen mollte. %i3 874 nuir
weiter^ nefentlt^ oon ben mcc^felnbcn befolgen aui^ Die ^nerfennung ber pannonifc^mä^fifieB
beeinpu^t, meldet bit J^nro^tngtr im ffomtjf für Sri^iSceft uon Stilen beS ßönigS Subnig ttrei^t
bie entieitttung t^reräAai^t gegen Optn mit ber Smatoplul Dtrtrieb um biefelbt ^tit bie beutf^
ni^t mtnber felbftfüc^tigen b^jontinifc^tn Sßolitil $ritptr au3 bem Sanbt, unb für XRet^obfi Xfiätig*
errangen, roä^renb beibeu gegenüber btr römifi^e leit pmtb nun ein fe^ir toeiteS @ebiel voQftönbig
©tul)l bur^ feine TOalnal^men i)a% äffio'^I ber oD- offen. 3n ber golge Bar eS aber Sroatoplul felbp,
gemeinen Stiiift nia^rjune^men bemüht war, ©en ber, übtrbaupt unfabig, ba3 lü^n {Ermorbene ou^
granlen mar SRaftij mit feiner gonjen ^Itung ju erbalten, ber rubigen SfBeiterentroidelnnfl be3
olsbfllb betört tjerbä^tig, ba| fidon 864 Pönig md^rifd^enftin^entbumSebtt^inhemifieatsgöt-
Submig, natbbem er fn^ ber SSuIgaren bunl^ einen berung bereitete, lieber bie ginjel^eiten ber SBiif-
griebenibunb uerfidieri buHe, ein §eer gegen i^n famteit ültetbobS in ber 3"* Don 874—885 gibt
fiil)tte, ibn in feiner ^auptfefte tinfc^lofe unb ju eS leine eiujige, Qc^tbiftorif^t^lüd^ri^t; nutaaä
nettetllntertterfungn&t^iflte:übererfl870gelang römifc^n Duellen ergibt fic^, hafe ibm SBebräng-
eS, ben immer reieber gegen Submig confpirirenben niffe au§ ber 3Intoenbung her flaniftijen ÜRefelitui-
ajlüfirenfürpfn burdji btn Berratö feineB eigenen gie erftonben, ntläft er als grjbifi^of mit feinen
Steffen StoalDpIuf ju übcrmälligen. gr rourbe in ©ctiüicm einjufü^ren begonnen bitte. Sioeiraal
Wegeniburg jum Xobe oerurtbeilt, jebDi^ nur ge- mürbe bieielbe auf bie fflagen ber 3)eutf^en ^in
blenbetunbincinffloPergefperrt. 3t)m folgtt Don con Jotiarmc^ VIII. Daboicn, jucrft 873 burc^
870—894 Smatopluf (3roeniiba!b) a]§ fröntif^tt ben Segalcn $aul Don 'Jliicona, bann mitber bur^
SBafoB ober Se^Sfürft über ÜCRä^ren. ©uri^neut po^iflli^cs S^ieiben Bon 879; foHte ober, vxä
BitIfältigtlleberHPun9bfr3)eutfJ6enBerpanbbit' jebod) felir beäloeifelt werben mufi, infolge ber
(er.fi^oDmiüifleinemätbtigeSteaungjugrünben; aied^tfertigung SDfet^obS berfelbe 3o]&Qnne8 VUL
binnen ffurjem reifte feine §errfd|oft über boi biejer flanift^en Süurgie bie Slpprobation flräfet
©ebietju btibtn Seiten btr SDiartb unb ber Slonau eri^eill ^aben, fo mürbe biefel tctne mtjentlit^
bis ^inab an bit SaDe unb bit ®rau, nßrhli^ übet Slenbening ber ißerbällniffe btrbcigtfü^rt ^ben.
SBö&men HB gegen bie ©aale, unb na^ bem gorcb- Sag bcutj^=Iotf inij^e fiird^eniDfjcn mar inSbefon-
^imet Eßertrage Bon 874 flanb er in einem Sun- becc in Ober- uiib UulcipnniiDiiien, oo bie floBifd^e
btaoertmltniffe ju S)eutf(^Ianb. ©ewö^nli^ wirb ©eBölIerung übetbaupt nur bünn mar, bo^ gu
biefe« SReirf) ©roatoplufö baS „grofema^rifrfie* ge- mächtig; büju ni^ ber 880 für Sieutra in Ober-
nannt; her SuSbruÄ „@ro&mä^ren" mirb jebodd pannonitn oufgefteHte ©uffrügonbifc^of SDIet^obB,
urfprungli* oon gonponhn Sßorp^gtogenetoa nur ffiie^tng, ein ©ünftling MmuIfS Don R&mß^
auf baS untere ^annonien angeroanbt. 3n ber eine offen feinbftlige Gattung gegen ÜRet^Db an,
Sttifi^niäeit mar Don Seiten bei päppIic^enStu^. unb Sroaloblut, Diel ju ftbr butd) bit SRutffi(5t
le8 ein bB<^ roi<(|tiger Sii^ritt gefc^eben, her unter auf bie beutf^enOberlelieni&erren gebunbtn, gtigle
anbeten Umftänben am Pd)erpenl(iälttbajub!tnen fi^i in feiner Sffleife oI§ ajitlöobs ©iJnner. 9118
muffen, bem Don ffitfi unb Op umworbenen bieftt bann 885 parb, mürbe her ddu ibm ge-
488
SKä^rifd^c Srübcr — SDlaeS.
434
Miifit Stad^folger (Sorogb, el^e er orbinitt toer»
bm !oinüe, nngefeitert unb 886 mit ben anbeten
20064älemaRet^obS über bie S)onau gefd^fft,
■0 fic fi4 bolb unter ben fd^igmotifd^en Bulgaren
Rdoren. 3)ie (Sefd^id^te l^at oud^ nid^t einmal
eineftunbe t)on berStdtte aufbema^rt, anmeld^er
her Sladcnapoftel fein @roo fanb; üBerl^aupt
Vßodqlt fortan jiebe drinneruno an \f)n, 6i§ erft
in 14. äü^rl^unberte mit ber Sinfül^rung feines
Se^ fein ^nbenlen mieber auflebt. SDte SRad^t
cvoatdphd^ nol^m immer nod^ ju, befonberS als
Inmif, ttiol^I )um So]^ne für bie bei ber Srmerbung
bcr i^aifennärbe geleijleten SHenfte, il^m ^öl^men
(oQflibd abtrot 9ber aud^ biefe ^reunbfd^aft
10^ ein Snbe ; @n>ato))Iu! ftarb 894 nad^ einer
Smut^gung, unb feine brei Söl^ne, unter bie
irine ^)crrfd^ft bann getl^eilt mürbe, Derloren ein
Stnd Sanb nad^ bem onbem. @d^on 895 fteUte
^ ^MHpnttt fdrmlid^ unter 2)eutf^Ianb unb er«
K^eiat feitbem aud^ ftrd^Iid^ ofö im S)i5cefe SRe-
genShirg gel^ihrig. gffir baS übrige SRöl^renreidb
mdfiit nod^ Sol^omted IX., bem nad^ bem Sinfau
ber SRogporen in Stalten an ber Srl^altung eineS
Warfen €lQt>enreid^eS um fo mel^r gelegen fein
in4te, einen Serf ud^, bie t)on ben IBorgöngem ge-
tcofme (Sinrid^tung for^uerl^ten, inbem er 899
ciBfli Sribifd^of, 3ol^nne8, unb jmei Sifd^öfe,
Seaebid nsb 2)aniet nai^ Slöl^ren fatd>te, meldte
bofi Stei^ in iner Sprengel tl^eilten unb einen S«)«
M^ imb brei Sifd^öfe für biefelben meil^ten.
Iflein meber bie 9iamen bief er 93ifd^öfe nod^ beren
8i)e merben irgenbmo genannt. SßobI ober ift
ein neuer f^nit^ beS Sol^burger Sr^bifd^ofd unb
feiner Suffrogone befotmt, meldte t)on einer felb»
pänbigen (xmnonifd^n Srjbibcefe nad^ nrie Dor
iridis miffen moDten, unb 901 jiel^en f d^on mieber
Si$(M 9ti(^ ttm ^ffou unb ®raf Ubalrid^,
Mm iKnig Submig gefd^idt, nad^ 9Rö^ren. 93on
905 begimit beffen meitere3etfiüd(elung burd^ bie
Stog^oren, mit benen bann $oIen unb Säöl^men
ben 8eft^ tl^en. 93on einer fird^Iid^en ^bmini«
Mira itnbet fid^ jie^t feine @pur mel^r bis auf
bie fou^tung eines SiSti^umS in $rog 973,
ad^efi nebft Sbl^men oud^ SRäl^ren umfd^Iie^t.
Siofi 5o^ 1063 bringt bonn mieber ein eigenes
Süt^ für anderen mit bem @i^ in Olmü^.
(Son ^ier xigL für boS IHrd^gef^id^tlid^e b. 9rt.
Chnn|.) ^oliHfd^ hm 3R&ffvtn 1028 burd^ Sr-
obenmg g&nglii^ unter SBöl^en, foUte 1182 als
Oiaifgraffd^ft oon biefem mieber unabl^öngig
Mben unb nur unter foiferlid^er Sel^enSl^o^eit
nebn, blieb ober bennod^ Söl^men Ie]^enS))fIid^ttg.
Sät bem iobt Submi^ IL t)on Ungarn lom eS
15*26 an Cefierreid^ unb ^tte feitbem leine eige*
am Storfgrofen mel^, fonbem tbeilte fomol^I ))0«
litifi^ »ie fird^lid^ bie ®efd^id(e Oefierreid^S. 3m
isSfa 1890 jd^Ite bie aRorigraffd^ft 2 272 856
tauolpmi bot^on finb 663962 beutfd^, bie übrt«
9aiGMn, tkUfyt fid^ imor ber böl^mif^en (cjed^i-
\lim) 6i^tflftiiu<jie bebienen, ober obmeid^enbe
SMaUk (m6^fd^ tmb flmxififd^) ffnred^en unb ftd^
öorl^errf d^cnb jur römifd^«!at]^oIifdJen SReligion be«
fennen. (Sgl. Codex diplomat. et epistolaris
Moraviae, ed. Boczek, I — V Olomucii etBru-
nae 1836—1850, fortgcf. t). g^lumecf^ u. gl^^til
VI— Vn, gjrünn 1854— 1864, öon95ronbI Vm
bis XI, ebb. 1874-1885 ; ffiubil 0. S. B., 3Rä]^.
renS aBgem. ®efd^., 12 93be. unb 2 SRegifterbbe.,
©rünn 1860—1888; ©inael, ®ef(^. ber ©loöen-
Qpo\itl Stritt unb SRetl^ub, Scitmeri^ 1857 unb
SBien 1861 ; ®erf., ftird^enl^iftorifd^e ©d&riften,
SBien 1872, H, 9lrt. 6.) [Suffd^.]
W^t^üf^t 9tftber, f. mWW »rüber.
iBaes, 31 1 e ja n b e r, S. J., S^eolog, geb. ju3lnt«
merpen 1649, leierte ^I^Uofopl^ie, bann Sl^eologie
au äntmerpen unb Sömen unb ftarb 1694. S)o er
faum etmaS oonSebeutungl^erouSgegebenl^t, möre
fein 92ame löngft Derfd^oHen, menn nid^t eine je*
fuitenfeinbUd^e Partei i^n ber IBergeffen^eit ent«
riffen l^ötte. Sr l^atte nömlid^ }u $ntmer))en am
20. 3uni 1690 eine S^efe über bie fog. pl^ilo«
fopl^ifd^e @ünbe Dertl^eibigen laffen für} Dor ber
burd^ tllesanber YHI, am 24. 3luguft beSfelben
3a]^reS auSgefprod^eneniBerurtl^eilung. UebrigenS
l^at nid^tSRaeS biefe 3Reinung guerft auSgefpro^eu;
fte mürbe bereits unter bem ^orft^ beS P. ÜJtuS«
nier S. J. 1686 gu S)ijon oertl^tbigt, Don 3{nt.
Slmaulb gierig aufgegriffen unb mit ber ben jon«
feniftifd^en $arteif ül^rem eigentl^ümlid^en @d^ein«
l^eiligfeit burd^ Derf d^iebene @d^riften f örmlid^ beim
^opft, ben Sif d^öf en unb Parlamenten benuncirt
2)ie Dom ^apft als scandalosa, temeraria, pi-
arum anrium offensiva unb erronea Dermorf ene
Sl^efe lautet: Peccatum philosophicum aeu
morale est actus humanus disconveniens na-
turae rationali et rectae rationi ; theologioum
yero et mortale est transgressio libera di-
vinae legis. Philosophicum quantumvis grave
in illo, qui Deum yel ignorat, vel de Deo actu
non cogitat, est grave peccatum, sed non est
offensa Dei neque peccatum mortale dissol-
Yens amicitiam Dei neque aetema poena
dignum. Siefe Sl^efe gab 3lnla| gu gal^lreid^en
@>treitfd^riften (f. Backer, BibUoth. des Ecriv.
de la C. d. J. H, 948 ss., 2« öd.; SReuf^ Subej
II, 536 ff.). SBenn aud^ einer ober ber onbere
Sefuit fid^ mel^r ober weniger für biefe 9Reinung
Dor il^rer ißerurtl^eilung ouSgefprod^en l^aben f oUte,
fo ift eS burd^ouS unrid^tig, jo eine Serleumbung,
menn man bief elbe als OrbenSlel^re ausgibt; benn
mie SretineaU"3ol9 berid^tet (Histoire de la
Comp, de J. IV, 428), befinbct fid^ in bem «rd^io
beS römijd^en ß^oüegS noc^ boS ^ergeid^ni^ ber
©utod^ten über bie in SRom Dom Drben cenfurirten
aSüd^er. Sarin ift nun bereits oom Solare 1619
eine oon üicr Seöiforen abgegebene Srflärung gu
lefen, bo| biefe anftd)t, bie bomoIS ein ^rofcffor
in einer ©d^rift ouSgefprod^cn, obmol^l fie t)on
fotl^olif d^en ^uctoren oorgetragen morben, oon il^m
gu miberrufen unb feinen ©c^ülem boS Oegentl^eil
gu bictiren fei. gin äl^nlid^cr gntfd^eib mürbe
oud^ im 3. 1659 oon ben OrbenSret)iforen ob«
485 ÜHatStii^t — 3ßa|igftit3Deieine. 486
et{|t(tn. Sliefc andnung nutbt nic^t einmal ton (tnen f^bto3 }u galten, falls bem SSttnmfennt
einem Stfuittn juetft ouSgefagt, bo fd{|on gronj ein Unfall begegnet.
3umel, b« gu enbe be9 16. 3a^^unbexte lehrte, Mt teligiofen S>eiij)min(itiimtn in Imerita imb
unb giang be iBictoria 0. Pr. (geft. 1546) folc^er Snglanb ^aben ft$ bte Pflege ber ÜHäligteit unb
gebenfen (ogl. Tanner 11, diap. i, q. 1, dab. S), iBefämpfung ber Sninfud)! tum 3«t« Öffefc' unb
nxlc^ fie Dorgetrogen ; unb jut 6nt|(i)ulbigung ^en größere ober geringere ferfolge erjielt. Unter
aKu6nitr'Sbemerft58iBaCDamnataethe8.jubiefer ben S)if(enter8 finb ei nmnentli^ bie SDietöohifien
prop, § 3), bafi er hieje Slnjic^t ntd&t (o unbtbingt, unb ©aluttften, roüäftn Seetotoliäm «13 eine 3ieli-
fonbtm nur unter gemifJEn ©ej^ränhingen, unter gion in ftd£) felbp, als bie fajt einjige ^rifüii^e
StorauSfegung mtrüi^er unDerfi^tbeter UtUemit- Jjigenb gilt; mon^e 3)tUgIiebn tljrer ißereiue
ni^ ©olteS auägef()ro(^en ^obe. [&urterS.J.] glauben aKer übrigen ©tltense|e&e enthoben p
SKocsfridf, ^tsitium, f. Süttic^. fein unb ma^en fi[^ bemerfli^ bur^ Sügellofig-
9Bd^isft(ttovneitt((3:emperonjgefe]I(i^ften) teit. S^iintel unb £ßtra^tung oQer HhätUXMio-
)inb SJereine, beten SRitglitber Jc^ enttoeber aUet taUiS ift ein bei allen biejen 3nä$igleil§t>ttetntn
geijltgen @etränfe ober nur beS SBtanntneinS ganj häufiger S^^Ier. @erabt bie bauenibe Sete^rung
unb für immer ober biä gu einem genipen @rab Don Snintentiolben gelingt Derbältnigmii^ig Jelten,
entölten unb juglei^ ber älninlfu^t übet^au^it bagegenioitb Don manchen, meiere fe^onalBKinbet
ju fteucm fu^en. Sin foId^etSieTein nutbe guerft ben pebge (ein Sietfpreii^en, ber geiftigen @t*
1517 gu @iag in @teiennarf burt^ &iegmunb träntefiii^guent]^alten)ütieme^men,bie@efa^ab>
Don 3)tetricEiftein gegrünbtt unb erhielt ben Sternen gemenbet. ISorbinal !D{anning, einer bet eifrtgfttn
@t. S^njtov^Sorben. @egen ben Unfug be§ 3"' »^ etn^ulretcliften ^äBighitiotioftel, ^at bantm
trinfenS, ben fc^on Äaifet Waj L auf bem SRet^a» bie aJriefter ©nglonbS aitfgeforbert, bie ^eron»
tag ISllftrengDerbßtenliütte, rief garbinol Otto ttac^irnbe ®eneratian Dor bem Saft« ber Iruid«
£ru^fe| am 27. Secen^ 1545 bie @t. ^6- fu^t burdE) bie Sßerlifltd^tung jur gönjlic^en <£tit*
IlonuiSgefeUfi^aft in'e £eben. 2}n neuerer 3eU fmb tialtuna gufc^tien; bie fat^Dlifi^en Sif^bfe 3i^
nn^fligtettSDereine befonberS in Dloibamtrifa ent* lanbS ^atien baä 9uimltd)e get^n unb namentlt^
fianben. S)er anterilanifc^e ^igt Dr. Stuf^ mai^te bui^ baS SSerbot bei S!Birt^§^uebefud^e8 an
buicb fein 1785 Deräffentlic^leS !3u(^ „@egen bie ©onntagen @ro^eS erreicht. IBon 1833 btS 1845
olloqDlifctien ©etränfe" fold^tS ^luffe^en, bafi be- übte ein einfacbet ^rieftet, bet betannte ,g=at^"
geifterte aHänuer über fein Sudb in üerf(l()iebenen S^eobalb SDlat^ew (1790—1856), eine ungemein
€töbten SImerila'e Siorlefungen l^ielten. infolge gro|e SQiirffamteit auf Silanb unb ©rogbritoii'
baDon mürbe 1803 ein ÜJtäfitgleitSDtrcin gu IBoftou nien über^au^t au3 ; tm % 1842 Ratten 5 3RiI>
gegiftet; getDb^nlid^ aber gilt bie uon ©reenfieQ), lionen auf feine ^eranlaffung ba8 Xein)]erang'
einem bet a}lö|ig[eit§a}io^el, gu ©aratoga in ben Selübbe abgelegt, ^ui^ bie gro|e ^ungerSnot^
SBereinigten ©tooten 1808 gegrünbefe alä bie etfie Don 1846 iebo^ unb bie Vertreibung ber fleinen
„SenMieranjgefenft^ft". ©ine anbere ©efeUfttiaft, ^Öi^tet Don §au§ unb §Df »urben in Urlaub bie
bieAmericanTemperftnceSociety(1826),fanb gtüc^te feinet gtoBartigen S^ötigfeit ffiieber gn>
au<^ in 3rlQnb burc^ ebgar Don Selfoft unb in ftört. S)oS gtenb unb bie Sßetjmeifluug trieti bit
e^otttanb bur^ 3)unIop Don OlaBgatD ißetbtei- tüt^» unb ^ilflofe arme S8tD5Iterunfl bem flauet
tung, aber erfl Dier Rollte fpäter be^nte fid) bie Sc- loieber in bie Irme, bem fie frütier abgejagt ^aüe.
Biegung anä) auf englanb au8. Sofep^ Siucfei) non SJiebcbeutenbfte Bereinigung bilbet für «metita
^refton ging meitei alä feine SJorgänger unb fübrte gegenwärtig bie National Temperance Society,
1832 bie gänglii^e Snt^oltung Don nCen gciftigen für ©ro^britannien bie ünlt^ Eingdoiit So-
©ettänlen (SeelotoliSm) ein. Slaiii^t, ni^t ju- oiety. Süt bie ftolliolütn fle^t obenan baSgrofte
trieben mit bet gänjlidjen ent^altuiici. terpflic^' aßerfbc86Qrbtnal§imannin8,TheLeagaeofttia
teten fi^ gur Unterbrütfung befi ®e7iniie§ gfifÜGEt Ctobb, 1886 bereits 160 Smeigoeteine umfoffenb.
©etränfe ; fie Detfpra^en, ni^t mir nicmmibem bc- Sliefi ift eine Bon Sßiuä IX. unb Seo XIH. gut-
toufc^enbe ©etrünle ju Derabrei^en, fonbetn au^ ge^ifiene (ttc^Ite^ SBtubetfi!|aft, bie p^ übet olle
bui^oflegeieSIii^enaRlttelbenSetue^beraBirttiS- SönbetengllfcdetSunBeetftredt. auSetbemfinbju
l&äufer eingufi^tänren ober gang gu Mtbieten. 3n nennen: ber S{6otlif(l&. SßreSb^terianif^ ©wein
berS^otift eB in einigen ©laaten «merilo'fl, in (1845),berengIif(^.©taotair^Ii[^e,berOrderof
tinigenenglifi^eolonienunbanberSltio gelungen, Good Templars (1868). eine Slrt ^^rnmauitf
benSBetfauf Ben a"ftigtn ©ehönlen abguf^ff en ; orben, ber befonberä gablreit^ in ben englifc^ra
oÄet bet a:runffu(^t toutbe mit nickten gefteuert, ßolonien ift unb ungefi^r 500000 3Jütg(iAet
benn bie bem Xtunf ergebene SBenöKerung fyit ^t, Sons of Temperance (1842) mit ungefä^i
SRittel unb SBege gefunben, bem allen Softer nn^ 200 000 SDlilgliebem (nac^ «nheren nur 80 000).
[emet gu ftö^nen. SÜJeiferfinb bie®efebe in eini- Unterbengtauen»ereinenfinbeniiä;6nen§nierttiTlie
gen SPtoDinitn 3tufitalien8 , »elc^ bie ÜBirt^e WomanOhriBtian Temperance Union (1874),
prengcontroliren, bosauSfü^enrenfurÄinber.Un- TheWoridWomanTemperancelJnion(1883).
mfinhtge, Iruntenbolbe ftreng befkafen unb ben Shic^ in ©eutfi^lanb ift man mit «nftrengungen
agitl^ jnringen, bie SBernianbten eines iSetrun- gegen bie furddtbaren Sßetl^eerungen beS SlUofiDrs
tf« 3Säfttttciti»crciae. 438
Sa^gnfcMttttaii^.flugfirgt 1881* asxMfi Jtiltgtiik Vtt Oreabgrig ftsA'
[ib pätuuKWBL ^o^hplaiii" hc^er fXo^igbit^&cxniu ober Sntaiil^afiai {v
Said mb lc9Bi&if^ Ihii^ bit Snlpiaiig Mib wi tfciiwi ScttnirfHig bg Innrf«
^%9il$37i. bcrgliigifaif* iiAr'.ltoeibiiigli^lSSSiBflaMto^Sai^
jnskbitft ^füasdier* 3crns otga bea fSisbuui4 9^V^9^ Ooisiiie^
Imta'iirt Smidkai nf$ S«ieB genttto; er ^ m Snwa kiaca
tp6ier naer bca 2ild kSwn^ibe Soxtxäge nd> mosatMlie ^3Ritt^
I« HaJMjtrianorlfyfctt in tangn" bir Xxsid^Hl^ X«6 sban^aa bk
^Cttmw te bcBtiiba StiSSiji* 9bigtsd)cr ffiat Wliiaalg Sctudidiboig bei Snt*
fB C 'iMtiÜ ■ ii^wg ffldpocft Mnbc ^>rtiCT<| fir $il( Kfb^. anb uiudxu aiifet bk
Sii 1^ ^A. Vi^iiibftn iMkonabni bk Sat^olt* yaitk^t ffii^iilliag, fwibcra aar ^9Rasi§{nf*
iai Sii^iMiiagi olifibuM^ QiyfBnbfrbttkrtiiyafliiaifay|!Priigi
ecs» a^üoL ia Cibcates kit beatiAca 9lasiglRfitaNgBa9", bk fiife kbiglii^
1^39 rZ^ ^imwgi'^tiiib, eint 3^^^ ^orf bca Sinahiinaft bcr ^aaunilat nc&t aab
:9ldBi§tuiälRiiiat akbt Sat^oltang, tmbaa aar SRa^igtdt iül| {aai
T%ati<tiaa>*. fbuhrngtoflgi« 3uk k|t, {^obea n4 iebmil ia oodOki^ £a^^
lai^bai^foilieai^aai Sippe ioid^BaaibafleSMc bcr ateaSatiBt cil^alluc fo
3aScniakak9inalS43 bklbkklbcaaai^banlt bk€iBniicimilStö,49
bö Sl js^na ia C^aa» yliiini^ntica- £<t|inrtt^iiniiiifec$aiipcJ9c!tul^g;
Cxfolg ia Siat aab bcr 1S57 oaf bcai iatoaatioaaka ScMtMlig«
|B ciiaa. tesScoBgas |a Juiiiffait o. 9L bvt Saifef bei
baut CT ia cnao Sntxat vaxai aofod^iea ^attt, fDanlt 1863 |a
£)Mn föOOOtßaiDacB, bdE oonnopcr ring gtofeca JScacmlacnaBnilBns bcr«
iakiacana^iglciMcRiaaaf* kibca iiüiibUca, ja d- 1883 gcknig cd Sdnor
laf 9ahä Si0Mi 1844 fol^ SiabdrlHfiMi^zaicBinubkiaVRaBCBbcmbca*
KT vzpnQKr ö^cfCt |B vcaini^ oca ii gwTpintnTniguHJcinacyrpttffiiBiiKyi isiia^
bff lyi ipaoiM aa fciat ci^caca ^ßlnx^ tmiiai pi bcai ^ feanatac i hi ibf bcr cmnicjifhKb«
ober aad| oaf bik IfaagEgeBb i|nnlübai ffatbg>^^""fr»^^bcinar ia Sc&n4Manb
£k aaifiuaük Oült |ar ScÜnapfaBg bcr Zzaaffaubt' ja uciciuiQou
ailaxkbca Aa|Ni)iacr QriibflB bct^a Crpaa oad^ p^ wod^ hcS 1837 flygraabctc
3a wai^ SsMka bade lUb bk ^gcatniftkitr ijL fba27,lprülS87^aiBibcig
bk gn^ 9o*<>l aaSybcbal, £inapScrfiaba$50iatii9tdBbiUiBaibcrpinifti>
nr WbcfläioafoUbcr^bkiicb icbcaScmacriiigio^gckkit. S)ick3hrciBcaaSbcr
bB^ ScShiii ]pr flSisiffcii scrpitiditcf b^ttca. 3^ ^ »cr^ca bcuncbca Wa^igkiWbfiifgnig*
9BlipftlS44a4aibcr«i3biM0faoaOlani| Mflca oaf rdigidfer Qiaablogc Mca aab m^
fckaK2^iioEicbkSaAciBbk€>oab;bk9id« toageabkaatiflcfaibflltknalcitbOBCiMulinria.
bOB ftuilaa twbciif uc bas^ ja "yn&fcwb awibca aalcr fiaifcr 9h£oliDiS bk
JRäsiginWbnriaf ünfartga al4 fd^abtgeab fnr bk
Xv^caboff criob dngor XVL bciwiiih: jabapnc £q gfnibrpnl^ aii^t ^dtca
|a ciBcr finblicbca Smbcr« gm^c ftian iiyciwiibf a bai4 Sciabbt fi^ |ar
icaifipni ani icaya awatica igatyniaag aoa icamiinMna ocrpu^^UiHCn, awnüc
fnbcrtca gäiQli4c ant gopott ygea fk borygaaiira (lh)tb, feacbb.
ai&bi9ca@aa]|aoa bcrin9ki4cabcaStati(tiLecii^l871,ILSbcb.
bgL Sopdiiteag, «a« e. 124). 3a JN>laab, &ißtibtm. bcr 64»«}
Scr Sercia |laab a, f. wl toaatca bogcgca aayjHwt Scrfaibc loUbcr
64a|c fnniB^ (f , i). So« Scrci« geawbt »crbca. 3b e^Mtai cmfianb
bk ^NBimmiiMtil iaCbcr» 1857 bk buibutk ^&bwcbitibc Wfifeiglciggcfcfl«
fiHBiuG^pctelM5).3B3.1«45MaB£<alicb- i^off. ai^ ia bca cr«ca |cba Sobrai Qkg bk
12 1Rä^ußä}^aiaMQp^z jobl bcrSraacaBf 500. eiBCBSerciaambcm
«^ SübbddMkmb aagriäbr @ti[abia| billiger (hitbaltnaggiäabetcpKrfkSo«
aritl'tWüiioamWä» amel Cibcb ia €tfxlboIaL 3a 3n°>trc«b tmirbc
9L XXCL g4j;. Sk bkr am 29. Xcccaibcr 1871, namtam tmä^ bk«c-
awogf bcr SoQtarifiunKB cr^ anibuagfa Scrgcnnr $« eia SRoBiskttaicrtai gc«
!• ctea bicfc aa4 feracrbia grnBbet, aB§bcmom2.när)lS72bkABsoeia-
tellM«gni£cci4cSixt■agiBlg|ci^£iBac don fran^aiseeontre Tabus des boissonsaleo-
6i |tt i* B0db ia ^ölcna 3a|iRB «nantlttb boHqoesliguwigiag. 3a fetoflanbbilbclc 10^1842
t AüBff S. J. Cgc^ 1875) o» «poitcl bcr bk ^5tkbcrffflibtf(bc ®cidlHbaft va »iibaiiaag
fhijaiüfi bcr DtäBigfril^Dcrriac bcr Sarfca ®cträBle*, bk tn bcn ficbci^igcr 3ab>
2k 28. eaaxd' rca ca. 150009htgrtcber }ä^ltc. ^cbcnibrwrft
bcr ttttäftßkm 3)ca44iaBbi (Soaa feit 1881 bcr Volksboad. 3« Ocpmci^ er»
439 ÜRftMsung. 440
fij^eincn monotUd^ ble „SDWtti&eUunöen bc§ öftcn. 1885; 9l.Saer, ©ie Srunffud^t unb il^c mtödit,
SEkreinS gegen %tunf\viä)i" . 3tt ber @^metg Be« ein Seitrag ^um ber^eitigen @tanb ber ^Ool^ol«
gann eine erfolgreid^e SSereinStptigfeü 1867 in frage^ äBien 1890; Dr. SQB. aRortiuS^ ganbta^
5Reufd&otel 1871 in Saufanne, 1874 in Sem. ©ie ber beutfd^en Srinfer« unb Sruntfud^tSfrage. ®tt
am 21. September 1877 ju ®enf gegrünbete So- Seitrag jur fociolen üleform, ©otl^a 1891. 3tt
ciäte de Temp^rance de la Groix-bleue, meldte Sremerl^aDen erfdbeint feit 1. Januar 1891 «3ntec*
bie t)oUe Snt^attung t)on geiftigen ©etrönfen ber» nationale 30tonat§fd^nft3urSeIäm))fung ber SrinI«
langt grünbete feit 1885 aud^ 3*üeigöereine in fitten", l^erauSgeg. D. ^ropft %f^. ©örenfen, ©fon«
Selgien unb ® eutf ^lanb unb f u^t ebenf o i^re SDBirf « berborg (S)änem.), Dr. 9lug. Qforel, $rof eff or a. b.
famfeit auf bie romanifd^en Sönber au^jubel^nen. Uni&erfttöt SMä) u. % [^. 3tnimermann 8. J.]
3n S)önemarf toat 1843 ein ,,3:otaIent]^aItfam« ^ä^i^iinti 39lögig!eit (temperantia) ift
leitS&erein'' unb ein ;,3Rögigfeit§t)erein" entftanben, biejenige fittU^e 3:ugenb, burd^ tt)el^ ber Snenfd^
bie ftd^ jiebod^ burd^ gegenfeitige Sef einbung balb ^u im ® ebraud^ ber natürli^en ®üter bie redete Orb«
®runbe rid^teten. Srft 1879 mürben neue Sereine nung malert; fie gel^ört 5u ben Sarbinaltugenben^
gegrünbet, bie ie|t in Slüte flnb. 3m Wlgemeinen in benen baS gefammte ftttlid^e fieben mie in feinen
laben bei ben Sdllem nid^t^englif d^er 3unge bie Sngelpunften fid^ bemegt , unb t)on benen feine
Seftrebungen für üdUige Sntl^altung Don geifti* einem freien acte fel^Ien barf, menn er mol^ri^
gen ©etrönfen (3:eetotaIer§) menig gfortfd^ritte ge« ftttlid^ gut fein foU. 3um Unterf d^iebe bon ben
mad^hmanbegnfigtftd^.lIRögigfeitunbSntl^altung anberen Sarbinaltugenben fommt ber 9Rö|igun8
t)on Sranntmein )u empfel^Ien, unb erhielt meit bie redete Orbnung beg Segel^reng }u; fie bulbet
beffere Stefultate atö in @nglanb unb 9iorbamerifa. lein Segel^ren in ber Seele, meld^ed nid^t mit ber
SQBal^rl^aft löd^Iid^ ifl bort baS Seben!en mand^er t)on ®ott ald Url^eber ber 9latur unb ber ®nabe
XeetotalerS, meld^ ftd^ meigem, beim 9lbenbma|le gefegten S^iedCorbnung im Sinflange fielet. Sie
SQBein p loften ; nod^ läd^erlid^er, bag bie |iro» mug mitl^in rüdCfid^tUd^ aOer begel^renStoertl^eii vf
teftantifd^en ®eiftlid^en an bie Stelle beS äBeineS bifd^en Objecte geübt merben (Temperantia est
für baS ^benbmal^l ein ®etrönle gefegt, baS ben refrenatio cupiditatis ab üs, quae temporar
SeetotalerS leinen ^nfto| gibt. Sie ®enfer So- liter delectant, S. August. Quaest. Lxxxiir,
ciete de la Groix-bleue |at in il^rer iBert)f[id^* q. 61, n. 4) unb ifl nac^ bem 1^1. Stomas (S. Th.
tung 5ur SotalabStineu} ben religiöfen mie ben 2, 2, q. 141, a. 2) eine virtos generalis, toü^
mebicinifd^en ®ebraud^ geiftiger ®etränle aud« ben SOtenfd^en anregt, in aOen feinen Steigungen
brüdKid^ aufgenommen. Sie Semül^ungen, bie unbbaraugentfpringenbenQanblungenl^in^d^tlid^
^Regierungen SnglanbS unb ber bereinigten Stau- ber gefd^aff enen Singe baS redete 9)ta| einjul^Iteo.
ten )ur UnterbrüdEung aller SBirtJ^SI^öufer ju Der» 2)er 2Ra|ftab l^ierfür ift nur bie Sejiel^ung bei
mögen, ben Serfauf aller beraufd^tä)en ®etrönle ®efd^5pfe3 auf baS einzige ginalgut, bie emige
8u unterfagen, finb bis )e|t nod^ erfolglos ge« Seligfeit in ®ott. SebeS gefd^ffene ®ut ifl nur
ilieben. SS fmb in Slmerita befotä)er8 bie 2)eut« f o meit begel^renSmertl^, als eS ^ur Srreid^ung bet^
fd^en, meldte il^re SonntagSoergnfigen unb il^r feIbenbienenIannoberi]^rmenigftenSnid^t1^hiba>
Sier nid^t aufgeben moUen unb bur(| il^ren poU» lid^ ifi. Salier baS fd^öne SBort beS |^L StugufKii
tifd^en Sinflu| bie ®egner beg ZeetotaliSmuS ge- (De mor. eccL 1, n. 25): Temperantia est amor
ftötit l^aben. %xi^ in Seutf d^Ianb lonnten bis j[e^t sese integrum Deo incorruptumque servana.
bie £eetotaI*®efeIIfd^aften nid^t }u größerem C^n
flu| fommen, ba bie öffentlid^e SDleinung gegen
eine Sef d^rönfung ber greil^eit ift unb ba nur baS
Sranntmeintrinlen eine fodale ® efal^r in fid^ birgt.
Sie 3:em))eran5ler ftnb befonberS rül^rig in Ser«
breitung Don Sd^riften gegen bie Zrunffud^t too«
t)on jebod^ bie menigften miffenfd^aftlid^en ober
ftiliftifd^en Sßertl^ l^aben; eine äBürbigung ber
®egengrünbe finbet man feiten ; in Smerifa unb
@nglanb mirb Don il^nen faft ieber 9lid^t-£eeto«
taler ben ®ottIofen beigejö^It, bie Sd^attenfeiten
ber lIRö|tg!eitSDereine merben nie l^erDorgel^oben.
9uS ber gal^Ireid^en fiiteratur lieben mir l^eroor:
P, T. Winskill, History of the Temperance
Beformation. One hundred years of Tem-
9iid^tS barf um feiner felbft miüen begel^rt toerbei^
bnbem j[ebeS Sing barf man nur Derlangen, t»>
bmeit eS um ®otteS miUen gemoQt merben tcam,
unb nur ^u bem Don ®ott beftimmten 3medk
(8. Aug. 1. c. 21 drc. fin.). ßineS fold^en 3Ra|-
l^altenS bebarf nun bie Seele in gai^ befcm-
berer Sßeife bei bem Segel^ren nad^ finnlid^en (B^
nüffen. Senn bie Soncu))iScen} biefer 9rt mibe«-
ftrebt im 3uft<^nbe ber auS bem SfaUe erlösten
%atur am meiften ben il^r Dom natürlid^en va^
göttlid^en ®efe(e angetoiefenen Sd^ranfen. 2^
biefer Sejiel^ung mirb bal^er bie temperantia p
einer virtus specialis, 3Rft^igIeit im engem
unb gemöl^nlic^en Sinne beS SßorteS^ möl^reid^
5ur Segeic^nung ber Sarbinaltugenb baS SBoct
perance, New York 1886; Centennial Tem- ; aWäfeigung Dorjujie^en fein bürfte. Si coa-
perance Volume, Philadelphia 1877; äRar« i sideratur antonomastice temperantia, secmi-
tiuS, Ser Ramp^ gegen ben ^Ifol^olmi^braud^, dum quod refrenat appetitum ab hiis, qnaa
pQÜt 1884; Serf., Sie ^meite beutfd^e Snö^ig* ; maxime alliciunt hominem, sie est speciaUs
bitsbemegung, ^eißronn 1886: fiammerS, Sie j virtus, utpote habens specialem materiam
SHä|ig!eitSgefe|gebungini^reraaBirffamleU,Sonn 1 (S. Th. 1. c).
441
3Rd|igung.
442
S)al 6ttbiect bec SRöligfeit al3 fpedeUer
Xigenb iß ber appetitos concupisoibilis ; fie ift in
■täxiu^ Stiie^ung bie ertoorbene, in übematür»
fi^ bie notn l^eiligen (Seifie gemirfte ftraft bed
9egc^nmgS)Knn5gen8, nid^t bem blinben Stiebe
ber faaalxi^ 9latut, f onbem ber t)oxt ber SSemunf t
sab (Bnabe gezeigten Orbming im Skrlangen naä)
giiiiiciigcnü{|en }u folgen. äl^reObjecte bil»
bm bie }iir lExi^Umig ber leiblid^en 92Qtur Dom
&^d|ifec beftimmten Xl^ötigleiten unb bie bamit
lechöÄcnc Sitfl — ®enu| oon @pei{e unb Sranf
fB Cs^iottinig bed fiebenS ber änbiDibuen unb
dngung pxt Srl^ltung beS ®tjifit^itd (art 4).
fl bmmt ber Xitgenb ber 9Rö|ig!eit^ namentlid^
Ol Satd^mig ouf baS fepeQe ®ebiet eine bef on*
bot SBäxbe §u, meil fte baS niebere leiblid^e fieben
in ber Unterorbnung unter bad l^dl^ere geiftige
e^ftlt« unb bie moralifd^e greil^eit fröftigt unb
fecM^ gegenüber ben mQ(|tigften trieben ^ in
wdifm bie men{(^tid^e 92atur ber tl^ierifd^en ftd^
aaaäfyai, unb totlä^ bem (Seifte fortnml^renben
ftm^ bereiten. 3nf of ^^< f\^ ^^^^ nur bie im fieben
M Sii^elncn liegenben SSe^iebungen }n)if d^en bem
nbcm snb l^ö^ geiftigen (Sebiete be§ menfd^*
fi^cn SBefend regelt, fielet fie benienigen Xugenben
Ol Sert( tio^, burd^ meldte ber SDienfd^ in bie
niftt Orbinmg jur (SefeUfd^oft gebrod^t tt)irb (®e*
itäfdgfai imb Xopferteit) ; Dor biefen gebül^rt ber
Snooig ben Xugenben bed rein geiftigen SebenS
ob Mnr allen ben tbeologifd^en (art. 8). S)ie ber
SUftigleit entgegenftel^eii^en fiafter entioürbigen
ianfaihmVttR]äfta am meiften unb mad^en i^n
nji^ig ^^erer geifüger SSerooIßommnung, ha er
bn4 ^ V^ Xl^iere ^rabftnft (q. 142, a. 4).
Sonit bie 9Rd|igung ooEIommen unb bel^orr»
fii^ gcfibt iDcrbe, beborf fte ber @d^eu (yerecundia)
ftK oOcm, 1908 ungegiemenb unb unel^rbar ift
^ 144), unb bed 3<irtfinned (honestas) für boS«
% liMft e^bor unb tool^lonftönbig ift (q. 145).
finb bie \!^x beigegebenen partes integrales.
— 3^ Unterarten (partes subjectivae sive
wf&dfBB) ftitb: in Se^ie^ung auf ®enu| t)on @pei-
{■ bk Snt^tfomfeit (abstinentia) unb rüd(*
^fSä^ ba ®etrön!e bie 92üd^teml^eit (sobrietas);
«Sqicl^iing auf gefd^Ied^tlid^en 93er!e^r bie j^euf d^»
|Bt nb bie @<l^mbaftigfeit (q. 143). 3m Sin«
pim ijt hierüber ^olgenbed ^u fogen.
a. Cat^aUf amiett (abstinentia) ift bie £u«
fäb, UPd^e ben SRenfd^en l^abitueQ ba^u anregt
Ib Scimffc ber &ptx\t ber redeten Orbnung ber
iBmft {u folgen (2 $etr. 1, 6) unb @pei{e
■^ m bcd ©innengenuffeS tt)iüen gu nehmen
(8. Th. q. 146). 9m ooUfommenften betl^Qtigt
|i JH^ in Sofien, b. i in freimilliger Sntl^altung
!■ Sa^mng um eines ^b^m SugenbmotioeS
Mhn, unter Serüdfid^tigung ber SSer^öItniffe be§
te^ unb ber @efunb^t nad^ ben ©runbjö^en
ks Zagenb ber iHug^eit (q. 147). Soften im
■■mnufn (jejanium) föQt unter ba§ Statur»
M; eine be^mmte Sri unb äBeife^ e§ ju üben,
f Ccgrnfhmb beS |>ofttit)en ®e)e^e§. ^u^erbem
ip eS aud^ freiioUIige abtöbtung jur ßrlangung
unb Seioa^rung l^öl^erer SSolIlommenl^eit (f. b.
9lrtt. Soften, «btöbtung). ©er «bstinena ent-
gegen ift Unmä|igfeit im gffcn (gula). ©ie ge-
hört unter bie peccata mortalia ex genere suo,
U)irb ober nur bann }ur Zobfünbe, menn man
in Sefriebigung ber e|luft fo fel^r feine ©eligfeit
fud^t, ba| man bereit mSre, ^retmegen felbft
unter fd^merer @ünbe t)ert)flid^tenbe ®ebote }tt
übertreten (quorum Dens venter est, $^il. 3,
19), ober toenn man toiffentlid^ unb freiwillig ba-
burd^ bie ©efunbl^eit fd^toer fd^öbigt ober ftd^ un«
faltig mad^t aur erfüUung mid^tiger $pid^ten.
S)ie oerfd^iebenen Unorbnungen im 9lal^rung§-
genuffe f ofet ber 1^1. ©regor b. ®r. jufommen (Mor.
30, 60): Qoinque modis nos gulae vitimn ten-
tat: aliquando namque indigentiae tempora
praevenit; aliquando lautiores cibos quaerit;
aliquando quae sumenda sunt, praeparari
accuratius expetit; aliquando in ipsa quan-
titate sumendi mensuram refectionis excedit;
aliquando ipso aestu immensi desiderii ali-
quis peccat, — meldte fünf 9rten Don Unmäßig*
feit lurj mit bem ^e^ometer bejeid^net loerben:
Praepopere, laute, nimis, ardenter, studiose.
S)ie ungeorbnete S^begierbe gel^drt unter bie fteben
§aiH)tfünben (f. b. ^rt. Softer), unb oIS folgen
(filiae) berfelben be^eid^net ber 1^1. @regor b. ®r.
(Mor. 31, 88) eine nid^t t)on ber SSemunft geleitete
Sröl^Iid^Ieit (inepta laetitia), SluSgeloffen^eit im
Senel^men (scumlitas) , Unlauterteit (immun-
ditia), ouSgeloffene unb tl^örid^te ®efd^n)ä^igleit
(multiloquium), @d^toäd^ung ber ^nteUigen^ (he-
betudo sensus circa inteUigentiam).
b. ^üd^ternl^eit (sobrietas) er^ätt ben3Ren*
fd^en in ber redeten Orbnung in SSe^iel^ng auf ben
@enu| üon ®etrön!en imb ift fpecifif db Derf d^ieben
t)on ber ^bstinenj, meil fte ein fpecififd^ onbereS
Objectl^ot. 3l^r ®egenfa^ ift bie @ünbe ber Xrun-
fenl^eit (ebrietas). 2)iefe bilbet ^mor ^ufommen
mit ber Unmä|ig!eit im Sffen (gula) Sine ^oupt«
fünbe — ift ober bod^ ber @pecie§ nod^ üon il^r
üerjdöieben, »eil fie in einer gonj onbem äBcife
ber Orbnung ber SSemunft entgegengefe^t ift al§
jene; fie beraubt felbft beS SSemunftgebroud^eS.
^obfünbe ift bie freimiUige unb DoHfommen gu«
red^enbore @elbftberau(d^ung (ebrietas perfecta),
burd^ meldte nid^t für ^ugenblidfe, f onbem für
©tunben unb nod^ längere Stxi olle fjö^igfeit Der«
nünftigen S)en!en§ unb$^a.nbeln3 aufgehoben mirb.
Sl^re ©ünbl^ajtigfcit liegt barin, bofe ber nicbem
finnlid^en Suft bie totale §errfd^aft über bo§ p^ere
geiftige fieben eingeräumt mirb (S. Th. 1, 2, q. 88,
a. 5 ad 1). 3n einem geringem ®rabc (ebrietas
imperfecta) ift fie an fid^ nod^ läfeUd^e ©ünbe,
wirb ober jur 3;obfünbe, toenn bobur^ fd^mcreS
^ergemil gegeben ober bie Ucbertrctung mic^tigcr
^Pid^ten Derf ^ulbet toirb. — S)ie 1^1. ©d^rift fpridjt
fid^ überbot fiafter ber Xmnf enl^eit au§ : 6pr. 20, 1 ;
21, 17; 23, 20. 21. 29-32. gccli. 19, 2. 3f. 5,
11; 28, 7. Of. 4, 11. fiuc. 21, 34. Köm. 13, 13.
448
aRöfeiflwnß.
444
®oI.5,21. ieor.640. l^etr.4,3. ©änil^cSe-
täuBung !ann ou$ eintreten infolge be§ ®enu{fe§
von SBein, melden bet Slr^t in einer bem Patien-
ten nid^t gett)5]^nli^en Ouantitöt t)erorbnet l^at.
®orin aber liegt nid^t eine beabfid^tigte Sefriebi-
gung ftnnlid^en ®enuffeS, alfo au^ feine @ünbe.
68 »irb nur ein für bie §ci^wwö ^^ Äranfen,
alfo für einen erlaubten Stoed, notl^toenbigeS 9Kit«
tel angemenbet, an% meld^em nebenbei unb ol^ne
alle Slbftd^t bie ))]^9ftfd^e SQBirfung ber 93etöu6ung
erfolgt (2, 2, q. 150, a. 2). Sbenfo n)enig lann
ber ebrietas gleid^gefteKt merben Betäubung burd^
narfotifd^e äßittel jur Srleid^terung t)on Opera-
tionen; an ftd^ ift fold^e oont @tanbpunlte ber
3Jtoxa\ nid^t }u beanftanben. S)urd^ ftl^nlid^e SRittel
@terbenbe in Semu^tlojigfeit t)erfe^en, bamit fie
baS @efü|^l für ben ©d^merj Derlieren, ift mit
ben d^riftlid6«etj^ifd^en ®runbf&en nid^t Dereinbar ;
ob baS 9lämlid^e bei ben ©ebörenben, allem
d^riftlid^en @efül)l entgegen, erlaubt fei, mu^ afö
fcl^r gmeifell^aft bejeid^net »erben. — ®ie ©ünbe
ber Srunfenl^eit, namentlid^ wenn fie jur ® emol^n-
l&eit gemorben ift, jiel^t bie oben aufgcfül^cn
folgen ber gula in meit l^öl^erem ®rabe al§ biefe
nadb ftd^. ^ie @d^ulb ber im S^ftanbe ber 93e-
raufd^ung begangenen ©finben, toie Qflud^, un-
leufd^e Sieben, Unlauterfeit u. f. to., erfd^eint info-
»eit geminbert, aI8 e§ ber Semunftgebraud^ ift
(alfo gans auSgefd^Ioffen, merni biefer ganj auf»
gel^oben ift), aufeer ber ©d^ulbige l^abe fd^on im
|[cte feiner Unmäjigfeit gett)u|t, ba| er in ber
Srunfenl^eit leidet fold^e ©ünben begebe, unb 11^
gleid^mol^I nid^t unterlaffen.
c. lieber bie jf euf d^l^eit (castitas) unb bie
entgegengefejbten ©ünben f. b. SIrt. Äeufd^l^eit. ©ie
t)onf ommenfte Uebung berfelben ift bie Sungfräu-
lid^feit (f. b. 9ftt.).
ßS gibt aud^ oiele lugenben, »eld^e ber SKäfei»
gung äl^nlid^ finb, infomeit il^r SOBefen SKa^l^alten
in »efriebigung natürlid^r Steigungen in fid^
f d^Iie|t, unb meldte unter i^rem Cinfluffe fi^ ent«
folten unb betl^ätigen, in il^r alfo quasi in po-
tentia entl^alten ftnb (partes potentiales). 2)iefe
flnb 1. ©elbftbel^errfd^ung (continentia) im
Sinne moralif d^er geftigf eit ber ©eele f elbft gegen-
über l^eftigem «nfhirme ber Seibenf d^af ten (q. 155).
Sie ift eine bem SBertl^e nad^ ber IKäJigfeit nad^»
ftel^cnbe Sugenb, infofeme ber Swftötib öoller
Untermerfung ber leiblid^en Slatur unter ben ©eift
bem 3uftanbe beS ÄampfeS oorjujiel^en ift. gl^r
Subject ifl ber ägiDe, meldten fie fröftigt in ber
ffial^l, in bie er geftellt ift, mit ßntf d^iebenl&eit fld^
bem l^öl^em gciftigen Segel^ren (bonum rationis)
bin^ugcben. S)ie 2Bad^t ber Seibenfd^aft, gegen
toeld^e c§ fd^ioer ift, fid^ ju bel&aupten, bietet aber
aud^ im f^Ue beS Unterliegens (Incontinentia)
mel^r ober »enigcr gntfd^ulbigung (q. 156, a. 8).
Unentl^altfamfeit gegenüber ber finnlid^en Scgier-
lid^feit ift fd^ulbbarer atö gegenüber ber 3om-
mütl^igfcit, weil in i^r bie geiftige Sl^ötigfeit ganj
erlahmt unb bie Seele ganj öom fjfleifd^e gefned^»
tet ift, unb »eil man fid^ leidster ber ftnnlid^en
93egiertid^feit ermel^rt, als beS plb^Iid^ entbrennen-
ben 3omeSfeuer§. tJfemer gel^t ber ^ornmütl^ge
gerabe unb offen gu SEBerTe, möl^renb ber Süftling
jid^ in 92ad^t unb ^nfel ein^üUt unb l^öuftg unter
bem Sedfmantel ber fiüge unb ^eud^lei fid^ t)er-
birgt (q. 156, a. 4).
2. S)ie ber Sötnmütl^igfeit entgegengefe|ten
Sugenben ÜRilbe (dementia) unb Sanftmut)^
(mansuetudo) fd^Iie|en 9Rö|igung in ft(^ in bet
SBeife, ba| erftere ben ftrafioürbigen Untergebenen
gegenüber Sd^onung unb C^rbarmung malten Iö|t
le^tere aber für bie t)on gleid^gefteUten ^erfonen
erlittene Unbilb fid^ mit madiger ©enugtl^uung
begnügt, ober fie f elbft mit ooHer iBerjeil^ung unb
SBo^ltbun ermiebert (q. 157). 3nbeffen märt
nid^t nur ungeorbnete 3ommüt(|igfeit, übermö^ige
Strenge unb ©raufamfeit Sünbe (f. b. 3lrt. Safter),
{onbemaud^ ®leid^gültig!eit, %pat]^ie unb fd^möd^
lid^e, Sd^aben bringenbe 9iad^ftd^t gegenüber ben
Sel^lem, gegen meldte aufzutreten unb bereu Seffe-
nmg ^u erjielen man t)erppid^tet ift (inirascentia).
3. Sefd^eibenl^eit (modestia, q. 160) im
SMgemeinen ift bie iugcnb, meldte ben 9)ienfd^en
beföl^igt, in ?Infe]^ung alle§ beffen, maS ntd^t fo
fel^r, mie bie Sinnlid^feit unb bie 3ommüt]^igfeit,
baS Segel^ren foüicitirt, bie redeten ©renken ein-
^ul^alten. 3m Sin^elnen mirb fte mobiftcirt nad^
ben t)er(d^iebenen Obj[ecten. Se^üglid^ beS gebül^
renben SorrangS t)or anberen erfd^eint pe alS
S)emut]^ (f. b. 9lrt.), ber entgegengefe^t ijl Stolj
unb C>offart (f. b. «rt. Safter). — Sll§ redete Drb-
nung ber SBi^begierbe mirb fie t$tei| (studiositas),
momit man grünblid^eS, bem Serufe entfpred^enbeS
SBifJen ftd^ oneignet; il^m entgegen fielet bie 9?eu-
gierbe (curiositas), meldte aud^ baS ^u miffen i^er-
langt, ma§ nid)t p^id^tgemög ift, mol^l aber ber
Sugenb l^inberlid^ ift unb felbft oerberblid^ »erben
fann. — 3m äu|cm Senel^men ift fie Sefd^eiben-
l^eit im gemöl^nlid^en Sinne be§ SBorte«. aud^
ba§ aeufeere beS SKenfd^en, ffleibung, ©eberbe,
®ang u. f. ». mufe geregelt »erben burd^ bie Ver-
nunft unter SRücffi^t auf Stonb unb ©eruf unb bie
Sejiel^ungen ju anberen SKenjd^en, unb barauS re-
fultirt bie SBol^lanftänbigf eit (omatus). Sie ift ein
aibbilb unb Stxä^zn ber guten Drbnung be§ innem
aKcnfd^en (gccli. 19, 27). «uö bem 1^1. «mbrofiu«
(De off. 1, 18) fül^rt ber 1^1. Sl^omaS bie SBorte
an: Habitus mentis in corporis statu cemitur
. . . Yox quaedam animi est corporis motus.
Sntgegengefe^te Sünbe ift aber au^er bem äJlangel
an SBol^lanftanb (per defectum) eitle Siererei
(per excessum) alS SluSbrud be§ Stolpes unb
ber ©efallfud^t, ober, »a§ om fd^ulbbarften »öre,
mit bem 95e»u6t|ein ober felbft ber äbfid^t, ba^
man in 5ttnberen baburd^ unreine Segierben ^erDor-
rufe (1 Sim. 2, 9). — Segc]^ren§»ert]^ ift für ben
SKenfd^en aud^ grl^olung unb Spiel; aber aud^
l^ierin ift gar fel^r not]^»cnbig SKo^l^oltung. ®ie
barauf be^üglid^e 2:ugenb »irb bejeid^net mit bem
SEBorte eutrapelia. (ißgl. au^er ber Summe beS
445
aWaffei.
446
fjL X^omoB 1, 2 unb 2, 2 ben Sommentor oon
Seegor tM>n Sdlentio ; 88. Augustinus, De mori-
liiu EccL caÜi.; Ainbrosius, De offic; Gre-
goriuB M. y Mor. in Job; 8. Bonaventura,
Brvrfloqmmn unb Centfloquium ; Lessius, De
jure et Justitia.) [$nmet.]
ptff ei, 9laine mehrerer geleiten ätaliener.
1.8ernarbtno aRaffei^ eorbinol geb. 1514^
Silber, Smfi, Siebner unb SOtertl^umStorfd^r^
onbe erß €ccretftr bei Corbinol Silesanber ^au
nrfe, bem Stepoten ^ßould HL, bann SanonicuS
m 6t. $ctcr, Sif^f t)on SRoffa^ erjbifd^of Don
S^ unb 6ecretar bee ^apfteS felbfi 3m ^pxü
1549 umrbe er SorbtnaL Sr toirb genil^mt megen
gro|er (Bdc^rfamfeit unb gfrömmigleit 93ei ^«
Haft nL ^onb er in l^o^ Snf el^en ; gum 1^1. 2^g-
Botiufi iMm So^ola nwr er in befonberd freunb«
l^en Sqie^ungen. 9[u|er jal^lreid^en Briefen
nb einigen Sieben l^interlieg er einen Dielgerfil^m«
tn Kommentar ju ben Sriefen ßicero'8 unb
oü 9nt^t feiner ontiquorif^n gforfd^ungen fein
^ottphoerf De Inscriptionibus et imaginibus
intiqiionmi numismatum. ßr flarb 1. ^uguft
1553 in frfl]^ %lter. (93gl. Ciaconi-Oldoini,
Vitae et Bes geetae PP. HI, 737; Phü. Bon-
unici. De olans Pontiff. epistolarum Scripto-
rflms. BoDL 1 753, 237 ; Tiraboschi, Storiadella
Letter. itaL VH, 2, 214.) [O. ^fülf 8. J.]
2. gfranceSco @cipione ünaffei, SDRar«
4(fe, itolienif^er ©efd^idfitöforfd^er, ^ol^l^iftor
nb Siii^ter, geb. 1. 3uni 1675 in 93erona, gefi.
bojelbfl ll.^ebr. 1755, loar im abeligen Sonütct
30 $arma berangebilbet ging 1699 nad^ SRom,
feibmeteftd^ ^auptföd^lid^ literarif d^en @tubien unb
feiube Sntglieb berWabemie ber^rcobier; 1704
waäfit er bei einer ba^fd^en öeereSabtl^eilung
Osler Sburlborong]^ unb ^n) (fugen ben tJfelb-
jn gegen bie gronjofen mit utu) fömpfte mit ^u§»
)rii^Rung bei S)onautDbrt]^. 9{ad^ SSenma 5urüd(>
^Mftt, oerdffentlid^te er (SJenebig 1710) feine erfte
S<!^rift Della 8cienza chiamata Cavalleresca,
Ebri tre, eine trefflid^e Sbl^anblung gegen ba§
iueH »eld^, burd^ einen fogen. Sl^ren^anbel fei»
nfi 9ruber9 beroorgerufen, nid^t menig ba}u bei*
tmg, bie SueUe in Statien in tlbnal^me ^u brin«
fPL 3m felben Saläre grünbete er mit ^oftolo
jeno unb 9nt. SoUidnieri bie epod^emad^enbe
Süeraturseitfd^ft Giomale de' Letterati d'Ita-
lia, bie bi§ 1750 auf 40 99önbe ann)ud^§ unb p
ber er (Serono 1737—1740) eine felbftänbige
3ortje|nng f^eb (Osservazioni letterarie).
Qm m italienifd^ Sl^eater )u l^ben, gab er eine
Sammlung ölterer S)ramen l^erauS (Teatro ita-
Kmio, 1723—1725) unb I>erfa6te felbfl Suftfpiele
ob bie XrQg5bie ^SRerope" ÖIRobena 1713), bie
iidtidien ungeheuren 93eifaU fanb, Don ®oIb«
fsit^ als the moet finished tragedy of the
vorid gepriefen, Don SBoItaire üerlappt, Don 911*
fieri of^ angegriffen, Don Seffmg (^amburgif d^e
2)nmaturgie, 36.— 50. @täd() treffenb unb ma^«
ikA beartbetlt ttmrbc ^affei Dertl^eibtgte anä)
bad Xfftattx gegen bie Uebertreibungen bed 9ügo-
riften Soncina burd^ bie @d^rift De' teatri an-
tichi e modemi, bie ben 93eif aü bed ^apfteS ^e-
nebict XIV. l^tte. ffiurd^ bie anttfen ffienhnäler
fetner Saterftabt, befonberS baS bortige $Lmpbi«
tl^eater angeregt, Derlegte er fid^ ober baupt^d^Ud^
auf ard^äologifd^e unbl^iftorifd^e ^orf jungen, Der-
meilte )u biefcm Stotd (Don 1732—1736) in
gfranfreid^, bereiste bann bie Slieberlanbe, Sng«
lanb unb Seutfd^Ianb unb lie^ fid^ ^ule^t bleibeid)
in SSerono nieber. 9lad^ einigen fleineren ©d^rif-
ten (Gommentatio de fabula equestris ordinia
Constantiniani, Tiguri 1712, meldte 1714 auf
ben 3nbes !am unb fpöter ol^ne SRa^ei'd Flamen
barauf blieb ; Dell' antiqua condizione di Ve-
rona, Venezia 1719; Degli anfiteatri, Verona
1728) folgte fein bebeutfameS ^auptmer! Verona
illustrata, 2 voll., Veron. 1731—1732. 4volL,
Milan. 1825—1827, eine umfaffenbe ©arfteOung
ber 9Jlonumente, ber ©efd^id^te unb Siteratur«
gefd^id^te feiner SSaterftabt, aud^ fär bie Jhrd^en-
gefd^id^te Don Sebeutung. S)aran rei|^ten fid^ an-
bete l^iftorifd^e @d^riften, 5um Sl^eil mert^DoUe
[ OueQenforfd^ungen entl^altenb: Galliae antiqui-
i tates quaedam selectae, Paris. 1733; Istoria
I diplomatica che serve d' inti'oduzione all' arte
; eritica, Mantova 1727 ; Graecorum siglae la-
pidariae, Verona 1746; Museum Veronense,
Verona 1749; Dittico Quiriniano, ib. 1754.
gfemcr ebirte er bie SBerfe beS 1^1. ©ilariu§, mit
mehreren Fragmenten bereid^ert (Verona 1731),
unb Gassiodori senatons complexiones in epi-
stolas et acta Apostolorum ex vetustissimis
membranis erutae (Florent. 1721). SDen San»
fcniSmuS befämpfte er in feiner Istoria teologica
delle dottrine e delle opinioni corse nei cinque
primi secoli della chiesa in proposito della
divina grazia, del libero arbitrio e della pre-
destinazione, Trento 1742. Seine @d^rift Dell'
impiego del danaro, morin er gegen bie aü*
gemeine anfd^auung ber Seit unter beftimmtcn
^ebingungen bie Srlaubt^eit be§ 3in§barIe]^enS
Dertl^eibigte, erfd^ien 1744 in ißerona unb 1746
in Som unb erlebte bafclbft mehrere Auflagen
(|. S. 3e. Sunt ©cipio 9)laffei unb bog fird^Ud&e
3in§Derbot, lüb. i^col. Duartalfd^r. 1879, 3).
©efammelt erfd^ienen SKaffei'S SBerfc in 28 Sän-
ben 8^ aSenebig 1790. (95gl. J. Pindemonte,
Elogio del marchese Sc. Maffei, Verona 1784;
Lombardi, 8toria deUa Letteratura italiana
nel secolo XVUI, Moden. 1827 ; Hurter, No-
menclat. liter. 11, 1362 sq.; SReufd^, Snbej 11,
152. 154. 770. 794—796.847—850; Moroni
XLI, 231 s.; Maffei, Storia della Letteratura
italiana HI, 281 s.; 3- S. Älein, ©cjd^id^te
beS S)rama'8, Seipjig 1865 ff., V, 461 f. VH,
150 f.) [^. Soumgartner 8. J.]
3. ©iampietro SKaffci 8. J., Doräüglid^er
©tilift unb ©prad^fcnner, tourbe au 93ergamo 1535
aus altem ^atriciergefd^led^t geboren. 5Rad^bem
er trefflid^e Sugenbbilbung genoffen unb im ©ienfte
447
SRagbalQ.
448
eines l^ol^en ^rölaten feine fioufbal^n begonnen,
oerfd^ffte er fid^ bie angefel^ene unb etniröglid^
@telbtng eined fiel^rerd ber Stl^etorif , bolb aa^
eines @taat§fd^reiberS in @enuQ 1563. Sd^on
ttaä) gtoei Salären entfagte er feinen glönjenben
3lu8fid^ten, um pd^ i)om 1^1. granj Sorgia bie Stuf*
nal^me in bie ©efeEfd^oft 2^{u ^u erbitten. Salb
übemal^m er für ben nad^ $oriS berufenen P. ^er»
pinion ben Sel^rftul^I ber äll^etori! am römifd^en
SoIIeg unb begrünbete feinen Stuf burd^ ^erauS«
gäbe ber bem Sarbinal Otto Xrud^fe^ getoib*
meten Ueberf e|ung oon Smm. %cofta'§ SBerf über
änbien. 2)ie §oIge mar feine Berufung burd^ ben
Sarbinal ^rinjen ^einrid^ Don Portugal nad^ Sif »
fobon, mo er unter 93enu|ung ber bortigen 9lrd^it>e
eine dlgemeine ®ef^id^te SnbienS Derfaffen follte.
aiud^ nad^ bem Xobe beS ^ringen^SorbinalS er«
möglid^te il^m bie ^ulb ^l^ilippS n. bie IBoOen-
bung feines SQBerleS (1588). ®emä| bem frOl^em
Auftrag feines OrbenSgeneralS Sberl^orb 9Rer"
curian ooQenbete er nad^ feiner StüdCfel^r bie
fiebenSbefd^reibung beS 1^1. SgnatiuS t)on So^ola,
bie loegen i^rer @prad^fd^5n^it l^od^gerfil^mt ift
(I, Rap. 12 berül^mte 93efd^reibung SSenebigS),
unb mibmete fid^ überl^aupt mit SSorliebe ber Se*
benSbefd^reibung ber C^etligen, }u bereu 9bfaffung
er aud^ Rubere ermunterte. |[uf Snfud^en beS
3acob Soncompagni, Surften t)on Sora, über»
trug il^m ber OrbenSgeneral aud^ eine ©efd^id^te
(SregorS XTTT. nod^ p beffen Sebjeiten, bie er in
italienifd^er @prad^e begann unb fpäter aud^ gur
SSoüenbung brod^te. 9lber erft 140 Saläre fpäter
(1742) »urbe biefette auS benSlrd^iDen berSon«
compagni l^erDorge^ogen unb t)eröffentlidf|t. SluS
©ieno, tt)o er ganj ber IJfrömmigfeit unb feinen
fd^riftfteßerifd^en arbeiten lebte, rief il^n ein 99e»
fel^I Siemens' vm. in ben päpfüid^en ^alaji nad^
tRom, mo er, mit aQen benfbaren Hilfsmitteln unb
^uSjeid^nungen umgeben, eine @efd^id^te ber $on«
tiflcate nad^ ©regor XTTT. fd^reiben foDte. S)od^
öoDenbete er nur bie erften brei Sudler bis jum
Sobe ©ijtuS' V. gr ftarb ju SiDoIi im IRoöember
1603. Sei ben ongefel^enften ©elel^rten unb $rö*
taten feiner 3eit fianb er in l^ol^er 9ld^tung ; als
lateinifd^cn ©tiliflen ftellte man il^n ben «uctoren
beS golbenen ßeitalterS an bie Seite ; als italie«
nif d^en ^rof ai^en oerglid^ man ^n mit bem ®id^«
ter Saffo. (Sx pflegte am SluSbrudt fo forgfältig
5U feilen, ba^ er in fpäteren Salären faum mel^r als
10 — 15 StWtn in einem Sage ju Rapier gebrad^t
l^aben foH. Seftänbigc ffrännid^feit läl^mte übri«
genS feine SlrbeitSfrdft. 2Ban rül&mt feine Äennt«
nig aud^ ber iapanif d^en @prad^ ; als ^iftorifer
ift er nid^t bebeutenb. Siner @ammeIauSgabe feiner
lateinifd^en @d^riften, J. P. Maffeji Bergomatis
S. J. Opp. omn. latine scripta, 2 voll., Bergomi
1747, ift eine üon $. 31. ©eraffl öcrfo^te SebenS«
gef d^id^te beigegeben. (Sgl. Tiraboschi, Storia d.
Letter, ital. VII, 2, 339 ss.) [O. ißfülf S. J.]
4. giaf f aele ÜJlaf f ei, auS Solterra, geb. 1451
(nid^t ju oermed^feln mit Sap^ael SDlaffei 0. P.
oon Safteloetere, ber aber bie Sßal^I UrbanS YL
gefd^rieben, 1385), mt @o]^n ©l^erarbo 9Raffei'S,
ber unter $iuS IL $rofeffor ber Siedete in Stom
gemefen, unb ©ruber TOario SKaffei'S, beS »i-
fd^ofS t)on 9quino, bann Don SaüaiQon. @ein
ganzes Seben mibmete er geleierten @tubien ; feit
1466 mar er @ecretör mel^rerer ^öpfte. (Sx über«
f e|te mel^rere ©d^riften ber gried^ifd^en SSöter, gab
aud^ eine $rofa"Ueberfe|ung ber Ob^ffee, beS $ra«
cop unb ber Oeconomie beS Xenopl^on l^erauS,
ebenfo eine @d^ft über bie Sltertl^ümer StomS.
Sein |)auptn)erl, boS er 3uIiuS IL mibmete^
finb bie Commentarii rerum urbananim libri
XXXYm, bie mel^rere 3luflagen in t)erf d^iebenen
Sönbem erlebten. SS ift eine Snc^flopöbie alleS
für iene 3eit SBijfenSmürbigen; gruppenmeife tott'
ben alle Sl^iffenfd^aften bebanbelt. 2)en Sntbedhm«
gen ber Spanier unb ^ortugiefen mie bem Seben
berül^mter SRönner finb barin Diele Sudler geunb>
met. 2)ie brei ^aupttl^eile fmb Geographia, An-
thropologia (®ef d^ii^te) , Philologia. 3ule|t
fd^Iol fid^ Staffaele ben Siuguftinem an. (Sx ftarb
25. 3animr 1522 im 9hif eines frommen unb
ernften ÜJlanneS. S. gfalconini, Sifd^of bon ^xt^o,
f^ai in einer eigenen SebenSbefd^reibung feine £u«
genben Derberrlid^t. (Sgl. Fsdconini, Vita di
RaffaeUo detto 11 Volaterrano, Borna 1722;
Tiraboschi, Storia dellaLetteratura ital. VI!,
2, 165.) [O. ^fülf S. J.]
5. Simoteo 9Kaf f ei, $rior ber regulirten
©tiftSl^crren t)on Qfiefole, jcitmeife ©ecretör
SßauIS n., 1467 bis )u feinem %ot>t (Spril
1470) Sr^bifc^of t)on 9lagufa, ftanb im Stufe
großer ffrömmigfeit unb ®ele]^am!eit unb UHir
bei 5RicoIauS V. unb gkml IL in «njel^en. 3u
einer 3cit ^o, bie Seftrebungen beS ^umaniSmuS
t)on Seite ber Orben nod^ angefeinbet mürben, trat
er mit einer eigenen ©d^rif t l^erDor über ben 9hi|«n
ber claff. ©tubien für bie TOönd^. (»gl. «(Jaftor,
(Sefd^. b. köpfte 1, 412 ; Tiraboschi, Storia della
Letter, ital. VI, 1, 329.) [O. ^fülf S. J.]
SBoflbnlii (MatBakd), am meftlid^en Ufer beS
©eeS t)on ©enefaretl^, ift baS l^eutige 9Rebfd^beI^
ein elenbeS, fd^mu^igeS S)orf (@d^ubert m, 250).
Sllte ®emöuer bejeid^nen nod^ ben Umfang unb
bie Sebeutung beS ebemaligen 9Ragbala. 3lQ(fy
ben Stabbinen lag eS ber @tabt Liberias fo nal^,
ba| man gegenfeitig bie 9(uSruf er t)eme]^men lonnte
(Hieros. Scheviit fol. 38, 4); |e^t liegen bie
Sluinen beiber @töbte ungeföl^r eine @tunbe meit
auSeinanber. ©tatt Ma7ÖaXa (SKattb- 15, 39)
bat bie SSuIgata Ma7eSav gelefen; B, D, Syr.
Oant. I^aben (oon aiOlen neueren Herausgebern
aboptirt) MaYaSav. 3)iefer 5Rame finbet fic^ nid^t
mel^r, lonnte aber leidet burd^ baS t)on SJlariaäRag«
bolena ^tt befanntere SRagbala üerbröngt merben.
Snbeg ift aud^ ÜRageban, mie baS rabbinifd^e
KV-TÄte, auf bie SBeftfeite beS ©eeS p »erlegen (dgL
b. Slrt. S)almanutba) ; nur bie Sage lö^t fi^, menn
nid^t beibe Orte ibentifd^ ftnb, nid^t me^r genauer
nad^meifen. . [©d^egg.]
449
ÜRagbalena — SDlagbaliuS.
450
ytt^fnw, ^ßecfonomome^ f. unter SRotia.
9bvMäi<rbmaioberOrben t)on ber
8Bfteber]^I.9laQbaIena, ein el^malS blühen»
ber 9nutenorben. Sie ftlteften unb jal^Iret^jien
PO^ biefe§ Oibend fanben ftd^ in S)eutf ^lonb,
sab gtDor fd^on im anfange beS 13. 3a]^r]^utU)ertö,
0^ ba^ iebod^ il^r Stifter Befannt »Klre. Sd^on
bk $&p^ (Stegor IX. (1227—1241) unb Sn»
Boccna IV. (1248—1254) beel^rten biefelben mit
bcbentoibeii $rik)Uegien. S)ie urfpränglid^e Se»
Pianmmg biefer @tiftuna mar Slufnal^me unb Se-
Id^noig öffentüd^Sunberinnen: nad^mdS mur*
bcB f(£oä^ bIo| unbefd^ottene ÜRabd^en auf genom»
men ; fie bel^iäten aber ben 92amen Sü^erinnen
hn, von bomit il^r ber 9BeIt abgefbrbeneS Seben
in bcseU^en. Sie iReibung biefer ^ü^erinnen mar
tocif, tot^lfycSb fie aud^ gemöl^nlidfi mei^e iJfrauen
%auaaai mürben. 2)a9 erfte |)auS mit biefem
Sipcde mürbe ^u Starfeille 1272, }U $ari8 1472
ciriii^ nnb unter bie Siegel be§ 1^1. ^ugufKn ge-
fttOt S)en geifllid^en Seifionb be§ le^tem bef org«
Im Sdlgio^ beSfelben OrbenS. Sel^nlid^e 9[n-
ftoStbttL entflanben ju Steopel (1314), m^i (1432).
Son ha bereits genannten Stiftung ^u $ari3 x\t
eine fpötere bom Sal^ 1618 }u unterfd^en,
iifiBiIi^ boS XlofUt ber 9RagbeIonetten, mie eS
bem öberi^au))t )u 5ßarid mel^rere f)öufer gur 9u'
inline nnb Sejferung gefallener SRöbd^en gd
|. S. tumi guten ^irten, t)om l^L ^elagion, 1^1. £|eo*
bor n. f. m. 3m 3. 1629 mürbe bie oberfte Sei-
timg ber SRogboIenenftiftung fflofterfrauen t)om
Orben ber f^eimf ud^ung SRario^S fibertragen ; nad^«
voH fom bicfelbe an bie UrfuKnerinnen unb enb«
64 <ni biejäofintaliterinnen don ber 93arm]^er)ig'
feit Sefu. Sie im 3- 1637 entmorfenen Sa^ungen
erhielten 1640 fhrd^Ud^e ©enel^migung, unb baS
^onS mürbe }u einem fHofler erl^oben; t)on ii^m
ans mnrben nod^ jmei anbere, ju Sorbeaus unb
Sbmen, gegrönbet Sie @inri^tung biefer brei
^änfer fernien mir genauer. 99ei Strafe be§ 99an*
«S bnrften bIo| lafterl^fte TlSöi^m aufgenom«
men merben ; nur lonnten auf Snfinnen ber &•
tem aud^ fotd^ 9Rdbd^en ^ufnal^me ftnben, bereu
ectffid^bebrol^tmar. Sie amtglieber felbft 5er-
fitlm in breiftlaffen; unter bie erfte gel^örten bie«
iniffin, meld^ nad^ einer l^inlanglid^ $robe)eit
bie «Möbbe (biegen burften unb il^ren "Hamtn t)on
ber 1^ 9RagbaIena, biefem erl^abenen SSorbilbe
nsiger €finberinnen, erl^ielten^ il^re Sa^ungen
mren giemlid^ ffaenge. Sie ^mette ff laffe, Don ber
%Vkaffyx benannt, umfaßte fold^e, meldte bie
CeÜbbe nid^ ablegen bnrften, fei eS, meü man fie
HetfSr nid^ murbig l^It, ober meil fie e§ au§
anbem Urfad^, ). 93. meil fie derel^elid^t
rnd^t t^un fonnten. Sem Uebertritte t)on
kcc smeüen in bie erfie Stla^t ging ein smeiiöl^"
feS 9hmiciat boroud. Sie aRitglieber ber ^meiten
SItfft brod^ ben 3:ag unter @ebet, Setrad^tung
ob imedbtennd^ meiblid^en arbeiten l^in ; maren
jiegAeffert unb in ber Sugenb erfiarft, fo mar
d^oen freigefteDt, in bie SBelt gurüdjuf eieren ober
in bie erfte ff laffe einzutreten. Sie britte fflaffe,
genannt t)on bem 1^1. fia^aruS , f a|te lauter f olqe
Witglieber in fid^, meldf/e gegen il^ren SOSiUen ber
^nftdt }um 3toede ber Sefferung übergeben mor«
ben maren. ^ier foHten fie ftd^ bei firenger Sian^
für, bei ff afteiung, @ebet unb Srbeit an bem guten
Seifpiele ber Sd^meftem ber gmeiten fflaffe er-
bauen unb mieber auf ben $fab ber Xugenb gf
leitet merben. Sie fpeisten unb mol^nten abgefon*
bert t)on ben übrigen fflofterfrauen unb erl^idtten
Don ben Sd^meftem ber jmeiten fflaffe tlntonid^t
unb Einleitung }u aOem ®uten. Oeftere $röfung,
ob fie bie ff reil^eit ertragen f bunten, bebingten ffyct
Sntlaffung ober ftrengere Slauhn:. Ueberl^ai^yt
mürbe bie Slaufur bei allen brei ff laffen f el^r ßreng
eingel^aäen. — 3Iud^ $a))ft fieo X. errid^tete unter
bem Atomen St. SDlaria üßagbalena ein fflofter
in 9lom für aHe SRäbd^en, meldte bie 33erirrungen
eines augfd^meifenben SebenS bemeinen unb Su^e
t^n moUten. SSerfbl^nt mit (Sott unb ber ®efeO«
f(|aft, fanben fte ba aUe Sorge für Seele unb
fförper. Sie Snftalt mürbe burd^ bie St^bruber*
fd^aft öon ber Sarml^erjigfeit (f. b. «rt. I, 2023)
geleitet unb t)on Sllmofen ber ®I&ubigen unter*
galten. — 3m 3. 1550 mürbe gu SeoiOa ein
fflofter $u bemfelben Qmdt geftiftet. 3n unferen
Sagen übernahmen biefe Aufgabe befonberS bie
grauen t)om guten §irten (f. b. Srt. VI, 34).
(SJgl. Helyot, Hist. des ordres monastiques,
ed. Par. 1721, m, 358 ßs.) [gebr.]
9tagbaßii5, 3acob, belgifd^er Somtnicaner,
t)on feinem ©eburtSort ®ouba ®ubanuS (®au»
banug) genannt, mürbe um bie ÜRitte bed 15. Sal^t«
^unbertS geboren. Qn ffbln trat er in ben ^«
bigerorben. ßr mar mol^I gebilbet in ber gried^>
f d^en unb ber bebrätfd^en Sprad^e, meldte le^e er
t)on gmei befeinden jäbifd^en Slei^ten erlernt l^atte,
unb jeid^nete fid^ aud^ afö Sid^ter auS. ^ier t)er-
bient er ßrmöl^nung megen feines Gorreciorium
Bibliae cum difficiliam qoarundam diotio-
num luoulenta interpretatione, bem er beifügte
ein Compendium Bibliae, in quo continentar
257 versuB, quibus totus fere Bibliae textus
comprehenditur: ita ut qmlil>et versas quin-
que dumtaxat diotiones complectatur excep-
tis yersibuB finalibus libronim, qtd qoandoque
plures qoandoque paudores complectuntur,
Colon. 1508. SiefeS SonU)enbium erfd^ien aud^
5U SBittenberg 1617. 9u|erbem finb Don ibm
}u nennen: Passio magistralis D. N. J. Christi
ex diyersis ss. Eoolesiae dooiorum senten-
tüs postillata cum glossa interlineari b. AI-
berti M. ; beigegeben ift Polylogus compassionia
y. Mariae seu compassio Christiferae V. Ma-
riae in modum Polylogi, Colon. 1506. Seine
übrigen bid^terijd^cn Sd^rtften f. Quetif, Script. 0.
Praed. ü, 44. SSBann er geftorben, ift ni^t be-
fannt ; bo(| fd^eint er bi§ ^um 3al^re 1520 gelebt
5U l^en. (ä3gl. J. H. a Seelen, De Magdalü
Jacobi Gaudensis laboribus biblicis corrigen-
dae in primia yersioni latinae Vulgatae im-
15
451
3Ragbeburg.
452
pensis, Lubec. 1728; reid^lid^e SUetahtr bei
Chevalier, Repertoire des Bources bist, du
moyen-äge 1442, Suppl. 2722.) [gurtet 8. J.]
SBagketotd, untergegangene^ Srgbtdt^um in
@Qd^fen. 2)ie erfte Hixä^ in ber Stobt aRagbe«
bürg an ber SIbe, eine bem 1^1. Stepl^anuS gett)ei]^te
RaptUt, mürbe 804 t)on Roxi bem ®ro|en erbaut
unb Dom 99if4of f^ifbegrin non f^olborfiabt ge*
weilet 3m 3. 929 fd^entte Otto L ben Ort fei-
ner (Semal^lin (SbiXfyi, bie bofelbjl jumeijl mol^nte.
Seit ben JMegen mit ben SBotbcn ienfeitS ber
SIbe f a|te Otto ben $Ian , in SRogbeburg ein
SiStl^um 5u gnhtben. Sem miberfe^ \iä) aber
Sif c^f Seml^rb bon fkilbarfiabt unb fein SRe«
tropolitan, berSRainjerSi^bifd^f; berat baS @e«
biet um SOtagbeburg geirrte ^u be§ erftem S^nren*
gel. Otto gntnbete bo^ suiiäd^ll 986 ein ftlofier
in SRagbeburg, fomie eine ftird^ gu ®^ren be§
% 9Jlauritiud unb feiner @enoffen. Siefe bef d^fte
er xtxd^li^, fo 937 mit bem ganzen 3o0 bed Or*
teS, mit fiegenben ®ütent unb mit ben Steliquien
beS 1^1. SDtori^ 2>obei oerlor er feinen $Ian nid^t
ou8 ben Slugen, tt)e$b<ilb er mit Sc^enfungen unb
®rünbung fird^Hd^r 3nfHtute fortfuhr. Sr rief
eine Senebictinerabtei mit einer tüd^gen @df|ule
bafelbft in'd Seben. gab 961—966 ber ftini^ ju
Wagbeburg bie Sonbf dbafteit meld^ ie|t ben grög«
ten tbtil beS Saalhtifed bilben, oudb ®iebid^n-
ftein unb bie Soljguter bofelb^ %ad^m bie
Stiftung btft SidtbnmS borbereitet mar^ erfolgte
962 bur4 $apft 3obann XU im lOgemeinen
bie SJeftimmung, baB bod ftlofier su 9Ragbeburg
für bie Sbriften ienfeit« ber $lbe sum Sr^biStbum
erboben UKrbe ; 965 f d^entte Otto bemfelben bie
®eridbt4barteit Don SRagbeburg unb ber Um-
gegenb ; bann lourbe auf ba Sonobe )u Xaoenna
1H}7 burtb Oiobann XIIL boS Q^dtbum Wagbe-
bürg feierlid) trriAttt Ser neue Si^bifd^of bon
Watnj. j>)tto. unb ber neue Sifd^f ^ilbenxxrb
xmx (^olberflabt miUigttn rin^ unb bem neuen Si^>
bietbnm umrben otö Suffraganbi^tbümer Sron«
benbura, jjSiU>elber9. itbvS, Conmu Sterfeburg,
;\t\k Weisen unb onfänglidb aud^ $ofen unter«
)uorVn. bereu iMnuibung bereite gefd^l^ ober
uor\Kiebn) uhu, ;\m li>erbil 96$ würbe bamt jum '
t\\\f\\ iS^rjMj^^of em^OU unb uon 3obann XIII. ,
in atom mnit^t ^balbert fruber l^tönd^ im RlO' :
\Ux €'l. *uNuiMün ju irier. ^ultft Wiffionar unter
bru v?'UU»ifu. ttv umrbe ^«be 9t>S feierlid^ in
Wuubi^buV)) lutbvoiüiivl Tai( i^r^bii^tbum foKte
bn* uKitkl- uub ^'(U|4muft ieiu für bie Sefefti-
\\\\m mh %\^\^\i\\m\\ bc^ äbriflentbumS unter
bcH vWvubni iVBb^Ub nbirtl e< ju Wncm Spren«
1^1 bua U\\\)\^t iN^t^bkt iiUMUVn i^lbe. 9)obe unb
bu« \mu N(4 Vüiib i^unutKn Hnftrut, Saale,
1*1^111 ]\\\\\\\^\\ ^« mtb b<^v ^dme. ba^ jpilbemarb
iMMi WlMvul4^«lbMm«l^tuu CUo ber®ro|e fubr
I(mI U)hi^tl«vmM\\ m\ bcNutvub<^n ot)(nfnngcn ju
l«Mhh1iHM| v\mU I^Uvii bw ubviflen fädftfifd^cn
ÖmI|m. 4'm» iViunO^Mvi AM Waabfburg hatte
HfHMi t'llH I \^>sA )Hys\\\ \^s^ hvkHm\bl bcd t^rj-
If
bifdfiofd gegeben; alS aber Sbolbert 980 fUni,
nmrbe ton jfaifer unb $a))fl @ifeler, ber Sifd^of
oon SRerfeburg, gum Sr}bif d^of eingefe^, unb bie
SEBobl^ bed 2)omcapitelS, meU^e auf ben berühmten
atedor ber blül^nben SRagbeburger Sdl^ Oti-
cus, gefallen mar, mürbe anmiOirt ®ifeler uwr
burd^ Sift unb Setrug }u feiner SSBärbe gelangt,
unb auf gleid^e SBeife ermirfte er bie ^eitoeilige
%tf^ebung bed 93i§tbum§ SRerf eburg. Seine 9fau|-
folger Sagino (1004 — 1012), SBalt^er (gefr
1012), @ero (geft. 1024) merben afö tud^e»i-
fd^öfe gerül^mt ^i ber Sßal^I Sero'S, bie ftaifer
^^einrid^ burd^feMe, fügte fid^ baS S)omcatriteI ez^
nad^bem ber jfaifer bemfelben für bie golge bad freie
93ablred^t beftötigt l^atte. Unter ben franfifd^
JJaifem bauerte bie Seeinjiuffung ber SBo^I biurd^
bie ffaifer ^uerß ^mar nod^ fort, bo^ fam boS
Sapitel aHmöIig in ben DoQen Seft^ fetncS 9ied^
teS. 3)ie taif erlid^n Sd^nfungen Irrten nad^ inü)
nad^ auf, bagegen gelangte ber Srgbif d^of gu tmller
Ianbee]^Ii(^r @emali 3n ber bnrd^ bebeuten«
ben ^ubei aufblül^enben Stabt unb in bem retd^
Sebiete bed Sr^ftifteS übte ber Surggraf Don
9Ragbeburg bie ®eri(^t§bar!eit im 9tonen beil
er)btfd^of§ aus. 93on ben St^bifd^öfen biefd: Seit
maren @]^unfrieb (geft. 1051) unb Sngel^arb (gql
1063) tüd^tige, fromme unb beliebte aRonner;
beibe maren erft faiferlid^e j^apl&ne gemefen. aBa>
ner (gefL 1078) unb ^artmig (gefL 1102) maren
als t$einbe ^einrid^S IV. in bie blutigen i^cabü
ibrer S^it DermidCelt S)er erßere, obfd^ dos
einriß IV. eingefe^, fömpfte gegen il^ mit ben
d^fen unb mürbe 1075 Don^inrid^ gefangen ge»
nommen; nad^ feiner Befreiung ftcmb er auf Seifte
StuboIfS. @rmarbin2:bünngenerfd^en. fMsot-
mig, ber Dom ©egenlaifer Siubolf §nm (S^bifd^
bef örbert mar, gemö^rte beff en 9iad^f olgier ^emmmt
Sd^u| in SRagbeburg. ^einrid^ DertnA il^ nnb
fe|te il^m einen ®egenmfd^of, erfannte i^ ober
1087, nad^bem ber gfriebe }urüd(geie]^ mar, att
Sr^bifd^of an. ^artmig mtrb befd^uQrigt, Ue
Sd^ö^e bed S)om3 Derfd^menbet gu l^ben.
S)ie folgenben Sifd^öfe ^inrid^ L (gefL 1107),
^belgott (geft. 1119), ber @rünber beS fttgn-
ftiner"6^or^erren*jfIofter8 jum Staten SBerf Dor
^aHe a. b. S., unb Stobeger (gefL 1125) matea
ibreS geiftltd^en^mteS mieber mebr eingeben! ladl
merben a(§ fromme unb mobltl^ge 9$ifd^fe ge*
rü^mt Unter ben @r)bifd^öfen beS 12. So^r^nn-
bertS ragte Dor allen ber ijjL Storbert (gejL 1134)
l^erDor. S)erfelbe mar nad^ einer gmiefpaMgenSBo^I
auf Smpfeblung Sotl^rS IL ^u Speier, mol^ ba
pöpftlid^e fiegat ba§ S)omcaptteI bef(!^eben f^a^
gemault morben. S)urd^ b^ilige Streif nnb Diek
Stiftungen Don $rämon{tratmfer!Ibfian fleOfte cc
Orbnung unb 3ud^t in feinem @ebiete ^ mb
befeftigte bie menbifd^n SiStl^ümer (DgL b. 9tt).
auf «onrab I. (geft 1142) unb gWArid^ L (gefr
1152) folgte ber Sobn ®ero'8, beS erafea {n
Seeberg, gr^ifd^of SBid^mann, bis 1192, ein be«
beutenber SRonn, eine mid^tige $erfmi im SKeidb.
458
ÜRagbeburg.
454
gel^ itnb flug, ebel unb (od^geftnnt unbef d^önü
in feinem Sn^^ unb feiner JDlad^t in SKagbe«
barg, okr meltft^ unb triegerifd^. @r mot tl^ätig
unter ben SBenben unb bemäl^te fl(^ qI8 gfreunb
bc« ftaifetd Sfridnid^ L für beffen 9(u§f ö^ung mit
^ßopfl «lejanber. ffiie geiftlid^en 9Serrid|tungen
uiOm »ttoieiR 2uboIf (gep. 1205) für il&n, ber
on^ jein Stod^folger nmrbe. 3m 18. 3a]^r]^unbert
MMitn bie 6tabt 9RagbeBurg, bie ftd^ 1294 bem
eanfohmbe anfd^lol, burdb i|ren Steid^tl^um, ba§
Snnungtoefen, bie Srmeroung bed Burggrafen«
iSpm%, bie Xl^eilnal^me on ber ©erid^tgborleit
n. f. m. eine bebeutenbe @eI6ftönbig!eit ; ed be«
anmen bomit bie ttnberlid^ Streitig! eiten mit ben
«}bif45fen, bie im 14. gal^rl^unbert ju offenem
ftrieg aufarteten, «Ibert IL (gep. 1234) begann
1208 ben Sau beS iekigen S)om8, ber 1263 ein«
gevet^ umrbe. Surd^arb L (geft. 1235), SBille-
bronb (gefL 1258)^ Siubolf (geft. 1260), 9tu«
pnäft (gejl. 1266), ffonrab ü. (geft. 1276) waren
vcnigtr bebeutenb. Unter ©üntl^er L (refignirt
1278) unb »em]^ (reftpirt 1281) »arb mit
bem 9Rax!grafen bon Sronbenburg JMeg ge^l^rt;
berfdbe iAAtb bie SBal^I eines branbenburgi{(|en
^ßrüQen unb brad^te e8 ttnrßid^ bal^in, ba| tro^
beS (leftigen SBiberfprmi^ ber StiftSbemobner fein
Sezuxmbter Srid^ (gefi. 1295) jum Srjbifd^of ge«
raiftt umrbe. SHefer oerftanb eS ieboc^, feine
UnMJ^en in l^ol^em ®robe für fid^ ^u gewinnen.
61 folgten Surd^b R (geft. 1305) unb ^ein«
w^ n. (geP. 1307). »urd^rb ÜI. (geft. 1325)
Mite ben ^od^mut ber @tabte SRagbeburg unb
doOe bnrd^ fehte Sreulopgfeit Sebrüdbmg unb
pobfni^t berart, ba| er in offenen Jtrieg mit ben*
lillen, felbft in @efangenfd^ft ber SRogbeburaer
«ciet^ unb t>on i^nen meud^IingS ermorbet mürbe.
t)e^ traf bie 6tabt Sann unb Steid^Sad^t
Cilbifd^f Otto bon f^effen (geft. 1361) 15§te fte
jkNir boDon, aber ber @tabt umrbe neben anbe«
m fc^meren Su^en aufgegeben, ba^ fte iebem f ol»
gelben 9if d^of f eierlid^ l^bige. SHe^ f onnte inbe^
neue Streitigleiten nid^t l^inbem. Crjbifd^of S)iet«
n4 (8ejl^l867) uxir ein bebeutenber Staatsmann;
\aut tmi ^p )H>fluIirten 9tad^f olger albert m.
nb $eter refignirten 1871 unb 1381, unb 9(1-
fat IV. (gep. 1403) Kmpfte toieber mit bem
Bifiocct gegen bie Stabt QRagbeburg, meldte ba«
maß auf bem ^d^epunfte i^rer Slüte ftanb, aber
bm^ innere Streitigfeiten ber Snnungen mit ben
9^Mi^iem bie 9Rad^t beS (Srjbifd^ofS über ftd^
»Üer Mrgrdlerte. ®ünt]^r n., ber am Idngften
«gierte (1408—1445), fül^rte mieber iWcg mit
Ifaigbeburg unb £mlle; mieber marb ^nn unb
Vft gegen biefelben auSgefprod^en. Selbft bem
K^terfinrui^ be9 eondtö oon Safel 1433 woUit
M Oti^beburg nid^t fügen; erjt 1435 lam ein
8^ )n @tanbe. Süntl^ mar ein fd^Ied^ter
8iHof ; erfi im 84. Raffet feiner ^Regierung cele«
kirte er junt erßen 9RaIe eine l^eilige !Dleffe. Sonft
mUßk er bem 0ottedbienft in meltlid^er, üppiger
AiAnig bei unb nerftanb ftd^ mel^r auf jhieg.
Vergnügen unb Sfefte, ate auf priefterlid^e 9funo
tionen. S)a8 ©egentl^eil t)on il^m mar Sqbifd^of
gfriebrid^ m. (geft. 1464) , ber burd^ frommen
Sßanbel unb ^Reformen unter ber jflofter« unb
SEBeltgeiftlid^Ieit mie beim IBoHe mieber gut }u
mad^en fud^te, ma§ fein 33orgönger )>erf^Ibet.
SMe ftttlid^e Serfommenl^eit im Srjftifte l^Kitte
einen bebenüid^ l^ol^en @rab eneid^t. ^riebric^
Sejtrebungen festen feine 5lad^foIger 3o|ann öon
Sägern (geft. 1475) unb gruft öon Sad^en (gefi.
1513) fort; ber festere fteHte bie lanbeSI^Iid^e
Tlaä^i in SRagbeburg unb ^oQe mieber l^er. Seht
Slad^folger mar ber Karbinal Slbred^t (V.) bon
®ranbenburg (gefl. 1545; ogl. b. 9{rt.). SHefer
leitete burd^ feine fd^manfenbe SteOung gegen
Sutl^, burd^ feine oielen Sd^ulben, fein nid^t er«
bauIid^eS ^rioatleben unb burd^ Diele Ungefd^idC«
lid^Ieiten ber Ausbreitung ber Steformation Sutl^erS
im ßrgfKft, ol^ne eS ju mollen, großen Sorfd^ub.
3n ber Stabt 9Ragbeburg fanb ft^ fd^on 1521
eine ftarfe proteftantifd^e $artei; 1522 begannen
bie tumultuarifd^en Sluftritte unb pöbeD^ften ®e«
malttl^ötigleiten, unter benen fid^ bie Steuerung ba«
malS gemöl^nlid^ Sal^n brad^. 3tt ber Infolge mürbe
bie Stabt ber ^ort be§ ^roteftantiSmud. pr bie
übrigen Stiftsgebiete gab Sllbred^t auf bem fianb»
tag 3u Salbe 1540 ben Stönben gegen Sriegung
einer l^o^en Summe bie ßinfül^rung ber Sleforma«
tton }u. S)a9 @r)ftift blieb }unöd^ft no A befielen,
allein eS traten 9(bminiftratoren an SteOe ber 6q*
bifd^öfe. S)er erfte mar Älbred^t üon Sranbenburg,
meld^er ber fatl^olifd^en JHrd^e treu blieb ; bie fol-
genben, Qfriebrid^, Sigi§munb, Soad^im Sriebrid^
unb Sl^riftian SBil^elm, alle ou8 bem ^aufe 99ran«
benburg, maren meltlid^e prften vm ber IReue«
nmg }uget]^an. Soad^im tJfriebrid^ l^eiratete 1570 ;
Sl^riftian SBil^elm marb 1631 oon 3:iII^ gefangen
genommen unb mürbe in Sßien fat^oltfc|. Sein
Speculum veritatis red^tfertigt biefen Sd^ritt unb
gab 5u einer meitlöuftgen Siteratur %nla|. (S3gl.
SRäfe, gonoertitenbilber V, 404 ff.) «n feine Stefle
marb jmar Srjl^qog Seopolb SBiU^elm )um Srg«
bif d^of t)on 9Ragbeburg t)om $apft poftulirt ; er
gelangte j[ebod^ nid^t )ur eigentlid^en ^Regierung,
unb fo ging baS ^r^biStl^um )u ®runbe. 3m
grieben öon ^rag (1635) marb bem ^njen
^uguft öon Sad^fen baS ®r§ftift überlaffen, unb
im meftfälifd^en Qfriebcn mürbe beftimmt, ba| eS
mit bem Äbfterben beSfelben als ^et^ogtl^um
ÜJlagbeburg an ffur-SBranbenburg fallen folle. 3m
3. 1680 nal^m e§ ber gro|e fturfürft in ®cfl|. SSon
ben ^al^lreid^en Jtlöftem be§ SanbeS fmb bi§ }ur
Söcularifation burd^ ben ^auptf d^lu| ber Steid^
beputation t)on 1803 folgenbe ftlöfter beftel^en
geblieben: baS Agnetenflofter an ben 9Rauem
SRagbeburgS, baS fflofier ÜRarienftul^l bei ßgeln,
baS ftlofter SRaienborf, fämmtlid^ gfrauenflöfter,
unb baS aJlannSflofter 9llt]^alben§lebcn. Sei bereu
^iufl^ebung mürben an il^rer StcHe fatl^olifd^e ^far»
reien gegrünbet, beren Unterl^alt Dom Staat über«
nommen mürbe. 3ti ben Sorftöbten SRagbeburgS
16 •
455
SKogbcburger Kcnturiatoren — aWagiflcr.
456
unb on oerf^iebenen anbeten Orten l^at ber Soni*
fatiu§t)eretn in neuefter 3^ eine Stetige t)on 9Rt[«
jionSpfaneien gegrtobet. (SSgl. v. Mülverstedt,
Begesta Archiepiscopatos Magdeburgensis,
Magdeb. 1876, 1, toofeI6ft bie übrige Siteratur
gr bie ältere 3eit ; Statl^mann, ®efd^. ber @tabt
toßbeburg, 4 95be., ebb. 1800—1817; C>off-
ntann, Sl^ronil oon Stogbeburg, 3 99bev ebb.
1843—1850.) [SBofer.]
SBoflkelhnrfler ^enfutiirforeit, f. Senturien.
9blflebbO p'iAX}, LXX Ma-feddco, Maxsddco),
faft immer mit Sfyianai^ (Vulg. Thenac) ge»
nmtnt, frül^er canaonitifd^e JtönigSftobt^ umrbe
bon 3ofue bem Stamme SJlanaffe jugemiefen Oof .
12, 21; 17, 11. gtt^t. 1, 27; 5, 19. 1 ^at,
1, 29), ober lange nid^t erobert (SHd^t. 1, 27).
SS lag im ®ebiet bed Stammed äffod^ar in ber
Sbene Ssbrelon am Sifon, xotXi^tt bal^er poetifd^
baS SBafler JWagebbo'S ('»'^a» ■>») genannt toirb
(Stid^t. 5, 19). Sie Sage bed OrteS mar nament-
li4 ^ ^ategifd^er Se^iel^ung f el^r mid^ttg ; Don
ber Seefeite au§ mar ed ber @d^lüffel }u SRittel»
unb Slorbpaläftina. @aIomon l^atte e8 be^l^alb
befeftigen laffen (3 Jtön. 9, 15) unb }um Si^
eines ed^a^meifterd beftimmt (3ft5n. 4, 12); bie
ebene üRagebbo'8 ('.i5»p»?, 2 $or. 85, 22;
r^ia» nyr^3, 3ad^. 12, 11) ift aud^ mirllid^ öfters
}um @^lad^tfelb gemorben. 3n ber 92ä]^e fiegten
Sebora unb 93arac (ätid^t. 5, 19) ; Cd^o}iaS, t)or
3e^u ffiel^enb, ftarb l^ier (4 ftön. 9, 27); Sofias
fonb l^ier feinen Sob in ber Sd^Iad^t gegen $]^a>
rao IRed^o (4 jf5n. 23, 29 u. 30. 2 $ar. 35,
20—25. ©erobot nennt [2, 159], baSfelbe fjac»
tum erjäl^lmb, ben Ort Ma78oXoc, ol^ne 3ttJ#J
baS ög9))tifd^e ÜRigboI mit SRagebbo Dermed^felnb,
f. b. (Srn.). S)ie Sage don SRagebbo oufju^nben,
ift nod^ nid^t gelungen ; 92ö]^ereS f. Palest. Ex-
plor. Fund 1877, 13. 191; 1880, 223; 1881,
86. 232. 319. [Äöttig.]
W^^9 \' Souberei.
9bi0ier, f. S)rri jf dnige.
TßoMtx (= aneifter, ®rimm, S)eutfd^eS
aOSörterbud^ VI, 1446. 1952) l^ieg bd ben 915-
mern jeber, ber Untergebene l^atte, an ber @pi|e
berfelben ftanb, ben SRittelpunft eines ©anjen bil-
bete, bie 3:]^ätigfeit Mer leUete unb übermad^te
unb bafür berantmortlid^ mar. Quibus praecipua
cura rerom incumbit et qui magis quam ce-
teri diligentiam et sollicitudinem rebus qui-
bus praesunt debent, hi magistri appeUan-
tur, fagte ber Surift ^auIuS 1. 57 De verbor.
signifioat. 50, 16. Salier magister populi
= SHctator, magister equitum, Sefel^lS^aber
ber SReiterei, magister militum, gl^ef ber SKilitär-
oermaltung, magister officiorum, ^ofmarfd^aU
ober aßinifter beS faiferlid^en ©aufeS, magister
morum, Senfor, magister scriniorum, SSor*
ftanb beS ffan^IeiperfonalS. mag^ter vici, Si«
ftrictSüorftel^er, magister pecoris, Sluffel^er ber
C)cerben tt. SefonberS l^äupg fommt baS ffiort
oor }ur Sejeid^nung eines ©d^uIüorftanbeS, eines
Sel^rerS (Cicero, De invent. c. 25 : artium li-
beralium magistri ; Pro Muren, o. 81 : vir-
tutis magistri; De orator. 1, 57, 245 : magi-
stri Carmen; Horat. Epist. 1, 1, 14: jurare
in yerba magistri; 1,18, 13: saevus magister;
Quintüiani Institt. 2, 2 : artis magistri; 2, 5 :
magister eloquentiae; Sueton. Caesar 4, Aa-
gust. 89: dicendi magister; Domitian. 10:
arte formaque non absimilis magistro ; Colu-
mella 4, 28: magister rerum rusticarum,
Se^rer ber Sanbmirtl^f d^aft ; Plin. Panegyr. 47 :
quem honorem dicendi magistris habes ; AoL
Gellius, Noci Attic. 14, 2: muti mag^tri
= Sfid^er). Ol^ne ^xoA\t\ im ©inne ber altclaf«
ftfd^en Terminologie fagt jfaifer Julian (L 5,
Cod. Theod. 13, 3) don ben Seigrem ber l^dl^eren
SBiffenfd^aften: Magistros studiorum doctores-
que excellere oportet moribus primum, deinde
facundia. SDie erften anfange beS d^riftlid^en
©prad^gebraud^ finben fid^ bereits in ber ©d^rift,
meldte mieberl^olt bie Seigrer als magistri be^eid^«
net, t)orMem ben göttlid^en Seigrer felbft (TOattl^.
8, 19 ; 19, 16, ögl. 22, 16. 36. SKarc. 10, 35.
Suc. 12, 13. 3o^. 1, 38; 3, 2), aber aud^ bie
Seigrer überl^aupt (aRattl^. 10, 24. 9i5m. 2, 20.
2 Sim. 4, 3).
SS mar natürlid^, bag fid^ bie f olgenben 3a]^«
l^unberte ber Stebemeife ber altclafftfd^en Sucto»
ren unb ber l^eiligen Säd^er einfad^ anfd^Ioffen.
Sie d^riftlid^en Jtaifer überl^auften bie l^öl^eren
Sel^, bie magistros Urbis Bomae, bie rhe-
tores et grammaticos, bie doctores et ma-
gistros, bie liberab'um literarum magistros mit
ben oerfd^iebenften @rmeifen ibreS SBol^ImolIenS
a. 10. 11. 18, Cod. Theod. 13, 3). Suner-
l^lb ber JKrd^e unb feitenS il^rer ®efe^gebung
mar magister bie ted^nifdf|e Sejeid^nung eines
leben, ber Unterrid^t ertl^eilte, fei eS in einer $n'
t)at' ober öffentlid^en ©d^ule, obmobi mitunter,
aber feiten, aud^ praeceptor ober doctor bor«
fommt (Seifptele bei Thomassin, Vei et nova
eocles. diso. 11, 1, c. 92 sqq.; Ogl. c. 12,
D. XXXVn; c. 4, D. LXI; c. 1, C. ?PI, q. 1;
c. 49, X 1, 6). 6S ift befannt, ha% im Mittel-
alter auf bem ©ebtete ber Sugenbei^iel^ung bie
Jlldfter unb Sanonicate eine l^erborragenbe SioIIe
fpielten unb Sal^rl^unberte lang faft bie einzigen
Zröger ber (Sele^rten« unb SSoItSbilbung maren.
äebeS jflofter unterrid^tete bie fär ben ÜJldud^«
ftanb beftimmten jhtaben, bie oblati, in einer
eigenen innerl^alb ber Slaufur beftnblid^en @d^ule
(schola interior) ; neben il^r beftanb oielfad^ —
au^erl^alb ber jfloftermauer — aud^ eine ©d^ule
für bie Sanbibaten beS SßeltcIeruS, bie ©öl^ne
beS benad^barten SbelS, bie JKnber ber freien
unb felbft ber Unfreien. Unterrid^tSgegenftönbe
maren Sefen, ©d^reiben, üled^nen, ©efang unb
©rammati!, auf ben bbl^^en ©tufen claffifd^e
unb tl^eologifd^e ©tubien. SHe Oberaufftd^t aber
biefe ©deuten lag in ber ^anb beS ^bteS unb
KonöenteS, bie unmittelbare Seitung berfelben führte
457
aRaflificr.
458
ein BetDöl^rter, in ben geiftlid^en unb tDeltlid^en
SBiffenf tieften toofflbtmmittttx , aber nid^t auf
2cboidb(mer ongefteEter ÜRdnd^, ber magister
principalis, aäi seholasticiis, unb bie unter
i^ {Icl^enbcn Sel^ ^e|en im @inne beS alt'
(ergebro^ten 6)mid^ebtau(I^Sburd^tDegmagistri.
(SgL über bie fflofierfd^en Siettberg, j{.-®efd^.
3)atf4Ianbd n, 796 ff.; @pe<j^t, ©efd^id^te bed
Unterrü^tSmefend in 9)eutfd^Ianb Don ben ölteften
Seiten bid pxt SRitte be§ 13. ^a^rl^unbertS, Stutt»
gozt 1885, 25. 82. 150 ff.) Sinem äl^nlid^en
Sntdt bienten bie 3)om* ober @tift§f deuten (Tho-
maasm I, 8, c. 70, n. 8 ; Böhmer, Jus eccles.
Protest V, 5, § 5 sqq.; ©urter, ®ef(i&. ^ft 3n-
nocens' ^ 3)ntten in, 898 ff. ; @pe^t o. a. O.
172 ff.). 6ie unterri^teten junöd^ft, um bem
Stifte ben nötigen JRad^mu^S )U)ufitl^ren, bie
pmgen, bereits ber (Benoffenfd^aft angel^örigen
Ganimifet ; ober oud^ anbere ffnaben unb 3üng*
linge, bie nod^ einer f^bt^ttn Silbung ftrebten,
tomten tl^eilnel^en, unb man^e Stifter unter«
bielten nad^ bem SSorbilbe ber fflöfter eine be-
fonben sehola exterior. S)a8 Se^rpenfum um«
f a^te bie «fteben freien iKinfte": ®rammatiI,S)ia«
Icttif, S^ri! (trivimn), ^ritl^metif, ©eometrie,
Spronomie unb SRuft! (quadrivinm), bie daf«
ft)(^ $(Uologie, bejtel^ im fiefen ber alten
S^nftßeOer (^onu, SSirgU, eaUuft. Statins).
nab bie Z^logie (Stubium ber l^eiligen (Sd^rift
mb ber Säter), notärlid^ Med je nad^ ben IBer*
boltniflen unb $erfonen in oerfd^iebenem Umfang
(Spe^t 192 f.). ZHe ober{te Seitung ber Se^r-
anjtaü fu^e ber fird^Iid^e SSorftanb ber S)iö€efe
in Setbtnbung mit feinem Sapitel. 6in 9RitgKeb
bcft Ie|tem, twm )8ifd^of beauftragt, ^atte bie un-
nitte&oze Seitung vmb betl^eüigte ftd^ perfönlid^
am Hulertid^te olS magister scholarum ober
sdiolastieiis, in 9Roin} el^ebem didascalus, in
3tdien magniscola, anberuiörtS aud^ archimagi-
ster ober capiscolus (caput scholae) genannt
(feurterin, 867; eptäfi 182 ff.). ®te«a(^encr
S&gel (817, Hard. IV, 1142) l^tte c. 135 Dor«
gcff^riden, ba| für bie pueri et adolescentes,
qoi in congregatione nutriuntur et erudiun-
tor, ein frater vitae probabilis, quem et ma-
gistmm doctrinae et testem vitae habeant,
oBfgefteDt loerbe. Sie Siegel bejeid^net aud^ an an«
beren ©teilen, §. S. c. 123, bie fie^rer unb 95or«
pe^ als magistri, unb ber ®efd^id^tfd^reiber ^o«
boarb (Histor. ecdesiae Bemens. 4, 9) beridf|tet
über ben Si^bifc^of ^fulco Don SReimS (882 ad
900) : diias seholas . . . jam pene delapsas
restitoit et, eTocato Bemigio Antisiodorensi
magistro, liberaliumartium studiis adolescen-
tes dericoB exerceri fecit 3ener frater vitae
probttbiUB follte nur miberruflid^ angefleHt unb
im SoOe ber ^id^tüerföumni^, ^art beftraft,
kn^ einen Snbern erf^t toerben; aber aOmöIig
atoiddte fii^ Me €teue bed S)omfd^oIafter8 ju
diCBi Ueibenben 9mte, )u einer mit reidf|en C^in«
Inftm oiägfpatteten (Eatnteföbignitöt, unb totil
ber 2ht^aber j[e^t oon einer SRenge anbertoeitiger
®efd^öfte in 9[nf))rud^ genommen mar, }og er fid^
t)om Sel^ramte jurüdC, befteUte einen @ubftituten,
ben tl^atföd^Kd^en magister scholarum, magister
secundarius, fül^rte über tl^n unb bie fonftigen
fie^rgel^ilfen bie ^fftd^t unb leitete in oberster
änftau) baS Sd^ultoefen ber ganjen S)iöcefe. 3u«
bejfen mit bem^ufblül^en ber Uniüerfttäten sogen
eS bie reid^eren, bem $U)eI angel^rigen SanonUer
Dor, bie f)od^f d^ulen 5u befud^en unb ben bisherigen
SJlagifter gu t)erlajfen, fo ba^ biefer Dielfad^ fid^
begnügen mugte, einige Jhmben auS ber @tabt
in ben SRubimenten ber lateinifd^en Sprad^e }u
unterrid^ten (SDürr in Sd^mibtS Thesaur. lU,
98 sq.). S>ie B'6fßt ber gongen Sanbbemol^ner
unb ärmeren Stöbter, meldten }um 9ufent]^alte
an einer Unioerfttöt bie SJlittel fei^Iten^ Derblieben
smar in ber @tift§fd^ule, erl^ielten aber leinen ober
nur un}ureid^enben Untenidbt. Qauptföd^Iid^ in
il^rem 2fntereff e l^at baS britte Sateranconcil (1 179)
Derorbnet, ba| bei jieber Satl^ebraÜird^e ein ma-
gister, qui dericos ejusdem ecdesiae et scho-
lares pauperes gratis doceat, aufgefteSt unb
il^m ein anftönbiged Seneficium übertragen tDed)e
(c. 1, X 5, 5). äBeil aber bie ^norbnung Diel-
fad^ nid^t ausgeführt tourbe^ l^at bie vierte allge«
meine @9nobe im Sateran (1215) fie mieberl^oU
unb beigefügt, ba^ nid^t nur bei jeber (Satl^ebrale,
fonbem aud^ an anberen ftird^en^ bie e§ beftreiten
fönnen, ein magister idoneus, qui dericos ipsa-
nun ecclesiarum gratis in grammatica facul-
täte ac aliis instruat juxta posse, angefteEt
merbe. Ueberbie^ follte jebe 3)tetrot)oIitanürd^e
einen eigenen Xi^eologen |aben, qui sacerdotes
et alios in sacra pagina doceat et in bis prae-
sertim informet, quae ad curam animarum
spectare noscuntnr; jebem ber beiben äJlagifter
(cuilibet magistrorum) feien bie Sinlünfte einer
&i))iteI8pfrünbe 5U}umeifen, fie foüen aber baburd^
nid^t (Canonici merben unb bie Srträgniffe ber
$räbenben nur fo lange be}ie]^en, als fie im Sel^r»
amte oerbleiben (c. 4, X 5, 5). UebrigenS fd^einen
ftd^ an ben S)om(d^uien bie Serl^ältnifje bereits in
einer SBeif e geftaltet }u l^aben, ba| f elbft bie ^öpfte
auf bieS)ur($fü]^rung beS @9nobalbefd^IuffeS menig
^Öffnung fe|ten. Unmittelbar banad^beüagt^ono«
riuS m. (1216—1227) ben l^errfd&enben Seangd
an mifleufd^aftlid^em Sifer, bie Seltenl^eit tü^«
tiger Se^rer (raritas magistrorum)^ forbert
ftrenge Sinl^altung ber iüngften Serfügungen unb
ergreift meitgel^enbe 3Ra|regeIn, ben obmaltenben
SRiMtänben abju^elf en (c. 5, X 5, 5). S)aS 6oncü
t)on aSaSaboHb (in ber S)i5cefe Valencia) 1322
c. 20 Iö|t auf ö^nlid^e 3uftönbe in Spanien
f^liefeen (Hard. Vn, 1477), unb toaS S)eutfd^
lanb betrifft, fo fagt bie ffölner @Qnobe Dom
Sa^rc 1536 (P. 12, c. 3; Hard. IX, 2023), ba|
bie ^norbnungen ber Sateranconcilien }um grojsen
92ad§t^eU beS @emeinn)efenS gönjlid^ in 33ergeffen«
]^t gef ommen feien imb meber an Satl^ebral« nod^
an ben Derm5genben (SoQegiatfird^en ein tüd^tiger
459 ÜRagijlet. 460
9Dlagiftet obet 3:]^eoIogud, tote Dorgefd^neben fei, Sd^iebdrid^tet toöl^Ien löntiten (coram domino
feines ^mte§ malte. 2)Q3£ribentinuml^at(Se88.V, vel magistro suo vel ipsius civitatis episcopo
0. 1 De ref.) eifrig auf bie öltere ©efe^gebung conveniat, Auth. Habita Cod. 4, 13). S)em
5urüd(9egriffen,fürbieaKetrot)oliton«,biegrö|eren laiferlid^en ©d^ujbriefe entfpred^enb t>td\t^ 9Ue-
gatl^ebral- unb gollegiatfird^en fotoie ffir bieÄIö« gonber III. (1159—1181) ben fiel^rem ber S)om.
fter^ beten SSermögen e§ erlaube^ bie SlnfteUung fd^uIeguSReimd bie ©end^töborfeit über bie eigenen
ber magistri grammatices uid) ber theologi Sd^üler, quamdiu coram magistro suo parati
auf g 9teue oorgef d^eben^ aud^ für il^ren Unterl^alt sunt justitiae stare (Bulaeus, Hist. Universität
treffli^eSlnorbnungen getroffen; aber feine tool^I* Paris, n, 501), unb bie ^arifer UniocrfitötS«
gemeinten SteformbeftrebungenoermodfitenbeniBer* ftatuten oom äal^re 1215 beftimmen, quilibet
faQ ber S)om* unb ftlofterfd^Ien nid^t mel^r auf* magister forum sui scholarishabeat (Bulaeus
jul^alten. IH, 82). ßlemenS HL (1187—1191) tabelt in
Seit bem 12. Sal^rl^unbert l^atte fid^ ber 6in» o. 1, X 8, 18 bie in Bologna eingeriffene Unfltte,
f[u| ber Unioerfttöten in einer Sßeife geltenb ge> ba| Stubirenbe (au§ ^od^nrntl^ ober Sigennu|)
nrnd^t, ba| aät, bie nad^l^öJ^ererSilbung ftrebten, burd^ l^öl^ere Angebote S^re Kommilitonen auS ben
blefe Kentren beS miffenfd^aftlid^en SebenS auf« OKietl^wol^nungen oertreiben, bebrol^t fold^e SRüdt»
fud^ten. 3)ie ftird^e loar »eit entfernt, i|^re fünf« fid^tslofigfeit mit ber ©träfe beS SJanneS unb oer«
ttgen S)iener baran }u l^inbem, begünftigte oiel« fügt, ba| biefeS fd^arfe @bict aHjöl^rUdfi ben Sel^-
mel^r ben Sefud^ ber studia generalia mit ber rem unbSd^üIem in Erinnerung gebrad^t loerben
größten fiiberalitöt, bi8))enfirte fogor eigentlid^e foHe (ut hoc singulis annis in communi au-
^enefidaten, mod^ten fie auSmörtS Unterrid^t er« dientia magistrorum atque scholarium re-
tl^eUen ober emfifangen, oon ber f onft f o nad^brüd« citetur).
lid^ geforberten Steftben^pflid^t, geftattete ben 9Ib« hieben magister finbet fid^ aud^ bie ^}eid^*
mefenben ben ungef d^mülerten SSejug beS $frünbe« nung doctor, unb jmar galt fie (menigftenS in
einlommend (c. 5, X 5, 5; c. 34 in VI, 1, 6; 93oIogna) atö ber l^öl^ere unb oomel^mere Xitel,
Fagnani, Comment ad o. ultim. X 5, 5) unb bie Suriften beanfprud^ten il^n au8fd^He|Iid^ unb
fal^ e§ gern , menn oon Slarbinalen, Sif ^5f en, oerlangten, bie anberen Sebrer f oUten einfad^ ma-
Soml^errentc. fogen. SoQegien gegrünbet tourben, gistri ]^ei|en (©aoign^, ^efd^id^te btS römif^en
um bie örmeren Sd^olaren aufjunel^men unb aud^ %ed^t8 im SDtittelalter, ^eibelberg 1822, III, 189;
il^nen ben @enu| beS ]^%m Unterrid^tS }u er« @d^ulte a. a. O. I, 214) ; erft gegen ßnbe bed
möglid^en (S)eni^e, Sie ^itftel^ung ber Unioerfi« 12. ^al^rl^unbertS erl^ielten aud^ bie (Sanoniflen
tüten be§ amttelalter§ bis 1400 I, 816. 362. unb £]^eoIogen bie bigl^er beoorjugte Titulatur
865. 874. 494. 505. 551). — SBie bie Uniüerft« (Sarti 1. c. I, Praef. XXVI), unb balb gab e8
töten, 3.99. bie )u$ari§, au8 ben S)om« unb aud^ doctores medicinae, grammaticae, lo-
jflofterfd^ulenl^eroorgegangenmaren ober bod^bie gicae, philosophiae et aliarum artium, fogor
£inrid^tungenberfeIbenfid^}um!Dlufter genommen artis notariae (Sarti 1. 0. 421. 484. 468. 501.
l^atten, fo mürben aud^ il^re Seigrer mit bem glei« 504. 511). 3m ^gemeinen iebod^ galten ma-
d^en 9lamen bejetd^net ; jeber ©elel^rte, ber Sd^üler gister unb doctor als S^non^ma. Uion einem
um ftd^ gefammelt unb il^nen in irgenb einer SBif« Se^rer gebrandet finbet ftd^ bad le^tere SBort f d^on
fenf^aft (X^eologie, fird^lid^eS unb bürgerlid^eS beibenSlafftfem(Cic.,Deorat. l,6,23:Oraeci
Siedet, SRebtdn, freie Jhinfte) ol^nefefte Aufteilung dicendi artifices et doctores; Orat. 33, 117:
unb ^itn ®t^ali freimillig gegen ein beftimmted judicem me esse, non doctorem volo ; Plin.
Honorar Unterrid^t ertl^rilte, l^ieg magister (ober Panegjr. 47 ; Suet. Caes. 42 ; QuintiL tnstitt.
aud^ dominus). 2)er 93enebictinermönd^ ®ratian, 2, 17). Slud^ bann fommt baS SBort mit ma-
meld^er gegen bie SRitte beS 12. ^al^rl^unbertS im gister überein, ba| eS gleid^ biefem in ber @d^rtft
jf lofter beS 1^1. gfelis }u Bologna über canonifd^eS als Sejeid^nung eines fiel^rerS ober @ele]^rten ge«
SRedJt SSorlefungen l^ielt, mürbe oon feinen Seit« brauet ift (SKattl^. 22, 35. Suc. 2, 46. 2l})g.
genoffen unb unmittelbaren 5«ad^folgem faft auS» 13, 1. 1 Kor. 12, 28 f. 1 lim. 1, 7; 2, 7).
nal^mSloS magister genannt, eben mit Slüdtfid^t SDie Stebemeife j^aifer Julians unb feiner 9iad^«
auf baS Se^ramt (©d^ulte, 3)ie (Sefd^id^te ber folger (L 5. 11, Cod. Theod. 13, 3) ifl berdtS
OueQen unb Siteratur beS canon. 9led^tS I, 46), oben ermöl^nt unb gldd^aeitig barauf l^ingemiefen
ebenfo um biefelbe 3dt ber bortige ßioilift Slbri« morben, bafe aud^ in ber Sprad^e ber ftird^e neben
cuS unb ämeriuS, folange le^terer nod^ $]^ilo« magister bismeilen doctor für ben Seigrer oor«
fot)]^ie leierte (Sarti, De claris archigymnasii fomme. @S mar bal^erburd^auS im Sinne beSSllter«
Bonon. professoribus I, 68. 488). 3luf jbem t]^umS,tt)ennaud^anbenUnit)erfltötenbieg3ejddi«
Sleid^Stage }u Stoncaglia (1158) fu^erte mifer nungen magister unb doctor alS gldd^bebeutetü)
Qfriebrid^ I. allen Sel&rem unb ©d^olaren, bie fld^ mit einanber abmed^felten. SBalfrebuS, ^of. ber
ju miffenfd^aftlid^en S^edten auf Steifen befinben, SuriSprubenj in Sologna (geft. 1 151), mürbe balb
frdeS ®eleite gu unb ertl^eilte ben le|teren nod^ magister ha\i> doctor genannt (Sarti 1. c. 29).
fiberbiel baS ^ßrioilegium, bag fte in @trdtfad^en ännoceu} HL rebet in c. 1 1 , X De constit 1 , 2 bie
il^ren Seigrer ober ben Sifdf|of ber @tabt }um Selber ber frden jf ünfte an ber g^fer Unioerfttüt
461
aWogipcr.
462
rnttaf^^tebSlod old doctores unb magistri an.
ttegibind ^uScoiartufi, unter ben ßanoniften )u
Sologna bei erfk Saie (gefL 1289), fommt in ben
Urinnbcn oIS magister unb doctor tot (Sarti
L c 868; 6^, ®ef4. ber OueUen H, 140).
Stül^b mm @iena, einer bet SRebactoren beS
Liber seztos, ^t in ber ^ublicationSbuHe ma-
gister unb juris utriusque doctor. äBenn bie
$ä|if}e i^ @efe|edfammlungen an bie UniDerfi-
tälen txifanbten^ lautete bie 9breffe enttteber di-
lectis filiis doctoribus et scholaribus (Dgl. bie
ben S)ca:etalen ®regor3 IX., bem Liber sextus
unb ben Clementinen Dorgebrudten ^3uSen), ober
dilectis filiis magistris et scholaribus, tt)ie
3mocms IV. (1246) bei Ueberfenbung ber S^oner
£imrildbef41itffe (bei Böhmer, Corp. jur. can.
II, 251), Sonifag YIII. in bem für @alamanca
bcfhmmtrn ^ublicationdf d^reiben (Potthast, Beg.
II, n. 24726) unb 9KcoIau8 m. in feiner 3u-
fenbung no^ $ariS (@d^ulte, SHe S)ecretalen
gmifd^ ben Decretales (jrregorii IX. unb bem
über VI Bouifacü vm., ©ij..93er. ber SBiener
mfabemie ber SBifl., p]^.«^ifL AI. LV, 718 ff.)
qtäfoai ^aben. Sie Statuten ffir bie Srtiften ber
Unberfüdt aRontpdlier (1242) tragen bie 9uf-
fc^^rift Magistris et Scholaribus in Grammatica
ai Logica, unb im (Sonte^te mirb fortgefahren
de communi ergo consensu et consüio tam
doetomm quam discipulorum . . . ordinamus
(bei Oariel, Series praesulum Magalonensium
I, 356). 2)ie ^Mf er Uniberfüät ift aud ben bor-
tigenSom* unb fHofterfdiuIen ^eroorgemad^fen;
bai^ fhmben bie $rofefforen ber S^^eologie mit
ben 9tf (^dfen ber Stobt nod^ lange 3eit in freunb«
li^enSqiel^ungen unb unterftü^ten biefelben, na«
vua£Rä^ bei (Eenfnrirung l^eteroboier Sel^rmei»
mngeii^ mit il^rem Statine. Sifd^of ©tepl^n L,
kdÜ es, r^ 1227 efai berartigeS Urtl^eil gefallt
de eonailio magistrorum theologiae, Sifd^of
Sill^dm 1240 conyocato consilio omnium
ma^strorom tunc Parisiis degentium unb
Bttpfym IL 1270 tam doctorum sacrae theo*
logiae quam aUorum communicato consilio
(Ihomassiii IE, 1, c. 101, n. 4). ^ud^ in ben
faigenben Sol^rl^nberten merben bie beiben Sud«
bmcb dS S^non^ma gebrandet 2)ie berül^mte
Secfugmia. in meld^ Slemend V. (1305—1814)
gegenüber eingeriffoien SRi^Bröud^ bie SRa^mal-
nmnne ber ^Mnu>tion8gebul^ren f eftfe|t, rebet t)om
honor doctoratns yel magisterii, Don ber col-
htio magisterii sen doctoratus (c. 2, Clement.
5, 1). Sein 9{ad^oIger Sodann XXH. (1816
M 1334) beftdite für baS }u Perugia neugegrün«
bete Sta£um generale ben bortigen Sif^of al§
(öp^td^ 3>tlt%aUn mit ber SSoIImad^t, ben SRebi-
OKtn mib Srttften bie licentia docendi ju Der*
Ici^ unb bie ad doctoratus seu magistratus
elicnim jn Sromobirenben burd^ bie SJlagifter ber
ktnffenbot ^cuUSt (nrüfen }u laff en (Const. Dum
leOiBitae bom 18. gfebruar 1321, Bullar. Taur.
IV, 294). ^Diefdbe Sbentitöt tritt ung entgegen
bei (grünbung ber UniDerfltät Sübingen (1477)
fotool^I in ber t)öpfUid^en @rectionibuIIe ald aud^
in @raf Sberl^arbS ^e!anntmadf|ung, betreffend
bie (Eröffnung ber ^od^fd^ule, ebenfo in ben erßen
Statuten berfelben^ Derfa^t Dom pä))ftltd^en V9e«
DoHmöd^tigten, unb nid^t minber in ben Don ber
tl^eologifd^en ^cultöt entworfenen Statuten (Ur«
funben jur ®efd^. ber UniDerfltät Sübingen, 1877,
19. 20. 29. 44. 46. 50. 53. 62. 255 ff.) ; femer bei
©igtuä rv. (1477) für Crrid^tung eine« Studium
generale }U ÜJlaiiu (Würdtwein, Subsid. di-
plom. III, 197). SDie gleid^e @prad^e rebet baS
goncorbat jtoif d^en Seo X. uno gfran} L Don ^ranf*
reid^ 1517 (SOÜind^, iSoÜftänbige Sammlung aller
öltem unb neuem (Soncorbate 1, 231. 233. 235 f.)
uub SuIiuS in. in ber Sonftitution Dom Sagte
1552 (Sug. Sl^riner, ®efd^. ber geiftl. Silbung§-
anftalten 407). m bie folgenbm p^fte beS
16. äal^rl^bertS bm Don ber ffird^e immer mel^r
ftd^ lodlöfenbm UniDerfitöten eigene Sel^ranftalten
loserer Orbnung entgegenfteHtm, Derliel^en fie bm*
f elben bie ^rioilegim ber beftel^enben ^od^fd^en.
namentlid^ baS SRed^t ber ^omotton; ad quoe-
cunque baccalaureatus, licentiaturae, magi-
sterii et doctoratus gradus promovere con-
cedimus et indulgemus, fagt $iud IV. in bem
$reDe Exponi nobis Dom ^afyct 1561 (Corp.
constitut. Bodetatis Jesu, Antwerp. 1702, 1,
46 ; Dgl. beffen Oonstitut. In sacrosancta Dom
3a]^re 1564 bri Eichter, Conc. Trid. 573 sq.).
Sßo immer baS Sribentinum Dorf d^reibt bie mid^«
tigften unb etnf[u|reid^ftm IKrd^dmter mit @ra*
buirtm )u befe|m, totthm bie lederen ganj im
Sinne ber 3^t magistri seu doctores ant li-
centiati genannt (Sess. XXTT, c. 2; XXEII, 18;
XXrV, 8. 12. 18; XXV, 2 De ref. Cfr. Congr.
Concilii bei Richter 1. c. 18, n. 7—12). Sanon
21 be§ balb nad^l^er (1583) gefeiertm SoncilS
Don £our§ lautet: officia et dignitates iUae,
quae scholasteriae dicuntur, nonnisi docto-
ribus yel magistris aut licentiatis in sacra
pagina aut in jure canonico conferantur
(Hard. X, 1440). S)ag bie gro^m canoniftifd^m
glaffifer be§ 17. unb 18. äa^unbertS (j. ».
Gonzalez-Tellez, Gomment. ad c. 4, X 5, 5,
n. 6 in fin. ; Barbosa, CoUectan. Doctor. V,
5, c. 2, n. 1; Fagnani, Comment. ad c. 1 h. t.
n. 13; Pirhing, Jus can. h. t. § 1, n. 4. § 3,
n. 14 ; Beiffenstuel, Jus can. h. t. n. 2 ; Schmalz-
grueber. Jus ecdes. h. t. n. 8 sqq. ; Bene-
dict. XrV, De synod. dioeces. 13, 9, 17 ; Fer-
raris, Prompt, biblioth. s. y. Magister, n. 17)
doctor unb magister DöUig auf bie gleid^e fiinie
fteffcn, ift nad^ ber ganjen gnttoidttung, bie ber
Sprad^gebraud^ burd^Iai^en 1^, felbftoerftünblid^
utü) in ber 9latur ber Sad^e gelegen.
Sud^ im Slnfang unfereS ^al^rl^unberts finbet
ftd^ nod^ bie altl^ergebrad^te Terminologie (Oongr.
Conc. Dom Saläre 1809^ beiMühlbauer,The8aur.
resolutt. rv, 1440 sq.). Stber $iud IX. fennt
in feinen Literae apostoL, quibus seminarium
468 Magister sacri palatii. 464
Pium instituitor Dom 3al^re 1853, tit. 7 ($]^i- 9lmt bed magieter s. palatii {ammt ber OU
lofopl^ie unb X^eologie) nut nod^ ben doctoratus, fert)an) gdCnupft l^oben, eS inunet nur einem S)o*
ol^ne boS magisterimn }u ertoftl^nen (Bei 3Ro9, mimcanet gu übertragen (Bolland. ad 4. Ang.
Srd^iD I, 657), unb bei oen tl^eologifd^en gfacul» de s. Dominico comment. praey. § XXIK;
täten ber Se^tBeit, ben latl&oUfd^en toie ben jnro« Echard et Quetif, Script. Ord. Praed. I, 15
teftontifd^en, toirb ber aKagiftertitel nid^t mel^r öer- unb n, 996). 3ladi onberen unb fpöteren Se-
lid^en; an feine ©teile trat überall ber S)octorgrab rid^ten l^atte ber 1^1. S)oniintcu8, tovl er fal^, nnc
(Öerjoö/ »eal-ßnc^Hopäbie, 2. SlufL V, 345 bis bie SHener ber 6arbinale, »äl^renb il^re^erren
850). S)te bebeutenben $rit)ile6ien unb (S^ren- beim ^fte }u tl^un litten, bie S^\i mit IDlügig«
redete, bereu fid^ bie SRagifier unb S)octoren beS gong unb hoffen Dertönbelten, t)on ^onoriuS IIL
aRittelalterd erfreuten (©aDiguQ o. o. O. 212 f.; tmxtti, hak biefen nml^renb beS äBartenS bie 1^-
Ferraris 1. c. n. 17 sqq.) »ertragen fid^ nid^t lige @d^rift erflört merbe; bie| l^be auf ben
mel^ mit ben mobemen 9nfd|auungen unb fodalen SEBunfd^ bed $a))fte§ SominicuS felbft einige Seit
SBerl^ältniffen, finb bal^er burd^ (Setool^n]^ ou^er übernommen unb bamit ben erften 9(nfang $ur
Uebung gefommen ober ))ojitU) aufgel^oben mor« Sinfül^rung eines ftönbtgen magister s. palatii
ben. ßnblid^ fei nod^ tmöird, ba|, folange ma- gemad^t (f. Boll. 1. c). 3m 13. 2N^r]^unbert,
gister unb doctor alS S^n^ma fid^ gleid^» fd^bt Sd^arb (Script. Ord. Praed. I, p. XXI),
ftanben, ie nad^ ber SanbeSfitte ober in ©emä^l^eit befianb baS %mt beS magister s. p. ooi^üglid^
bef onberer Statuten für bie oberfie jf laffe ber @ra« in scholae Bomanae et Pontificiae regimine
buirten balb baS eine, balb baS anbere biefer Spi« et in publica s. scripturae expositione; aO«
tl(ietaauSfd^lie|Iid^ ober bod^t)or]^errfd^enb gebrandet mölig, befonberd feit äo^tmeS be Surrecremota
nmrbe. ©o berid^tet ^ol^anneS 9nbre& in feiner (f. b. 9rt.), mud^S fomol^I baS Sbtfel^en mie ber
®Ioffe 5U ben SIementinen (c. 2, Clem. 5, 1, yerb. SEBirfungSfreiS be§ IDlagifterS, unb berfelbe mirb
Doctoratus), bie Seigrer beS canonif d^ unb bür- nod^ ie^ ald ))ö))ftlid^er Xl^eolog mit bem Shmge
gerlid^n Steinte feien 2)oäoren, bie Xljieologen eines Ubitore ber Slota betrad^tet. MeS, maS am
unb $Pofot)]^en iDlagiftri genannt morben, möl^- pä^fUid^n ^ofe bem ^pa))fte oorgetragen ttnrb,
renb nad^ Sieiffenftuel (L c. n. 8) im 17. Sal^r« pivi\t er auf feine Uebereinftimmung mit ber latl^o«
l^unbert an ben beutf d^en Unioerfitöten (ängolfiabt, lifd^en Seigre; er beflimmt für gemiffe ©olemni-
@al}burg :c) bie Xl^eologen, 3uriften unb SRebi- töten bie ^rebiger unb fielet il^re ^rebigten bnrd^;
einer S)octoren, bagegen bie $]^iIofop]^ SRagißer er ift (Senfor oHer gu 9tom erfd^einenben 99üd^
gel^ei^en l^aben. — 3n bemfetten SSerl^öItnif , in unb Sd^ften unb Sonfultor bei mel^reren Son«
U)eld^em ber Xitel magister anfing, feltener }u gregationen; er affiftirt mit ben Übitoren ber
merben, unb f d^Iie^Iid^ bem doctor boUftSnbig ben 9tota, nad^ benen er bei ber pöpfttid^en ftapelle
^Ia| röumte, lel^e baS SSBort )u feiner urf))rüng- einen f d^r bifUnguirten $Ia| einnimmt, ber Se«
ßd^ Sebeutung }urüd unb be^eid^ete untergeorb« mad^ung beS SondaDe, lann ben S)octorgrab in ber
nete Seigrer einer l^öl^ Snftalt (Pius IX. L c Xl^ologie unb $]^iIofo))l^ie ertljieUen unb l^t nod^
tit 2. 5, 9rdbit) I, 658. 655), femer Selber an anbere ^örogatiüen unb Sacultftten. (6. Zac-
Stittel- ober £ateinfdf|ulen (Vita Wolfgangi Ab- caria, Oorte di Roma, Roma 1774, 11; Mo-
bat um 1665, bei fQ^lt, SfefKd^rift beS ®^* roni, Dizionario s. t. Maestro del sacro pa-
nofiumS au ei^ingen [1889]. 7, 9iote 15; Oonstit lazzo XLI, 199 ss. ; $pipS, ITird^enred^t VI,
synodi dioeces. Oonstantinens. 1761, P. 1, tit 541 ff.)
25, 4); namentlid^ aber merben feit bem 17. äal^r« S)ie Steil^enfolge ber magistri s. palatii bis
l^unbert bie SoOSfd^el^rer mit bem 9lamen ma- }um 9(nfang beS 16. äal^rl^unbertS ift folgenbe:
gistri (aud^ ludimagistri ober ludimagistrae, L im 18. Sol^l^unbert: S)ominicuS; ber feL Sor«
Krabbe, Statuta synodal, dioeces. Mona- tl^oIomäuS be SragantiiS unter ^ft ®regor DL
steriens. 4. 16. 19. 241 sqq.) bejeid^net, unb ba (f. Echard, Script Ord. PP. I, 254; BoUand.
in unferer 3<it baS Slementarfd^ultoefen für bie 1. Jul.) ; (SaufnbuS be SleoeUo unter 2tnno«
JKrd^e oon ber l^bd^ften 93ebeutung ift, f o lommt cen^ IV. ; SIbert ber @ro^e möl^renb ber ^iofyct
baS oltdaffifd^ SBort ouf biefem @ebiae au|er» 1255 — 1256 (f. b. 9(rt); SBiU^Im SoberiS-
orbentlid^ oft oor (Collect Lacens.1, 488; IE, ^enfiS unter ^ft Urban IV. (Echard L c
82. 676. 1075; IV, 188. 148. 236. 325. 259); C>annibaIbu8beC>annibaIbi8 um 1259biS
487 sqq. 488 sqq. 520. 765. 995 sqq. 1109; 1261, ein fel^r geleierter unb frommer SKann,
V, 77. 458. 705. 989. 968. 989. 1258; VI, greunb beS ^L Xl&omaS Don «quin. €ari)inal
188. 825. 764 sq. 821). [0. «ober.] Q. Echard L c. 261. 826. 828) ; ©t. Il^omaS
Magister sacri palatii, Xitel eines l^o^ oon «quin oon 1262—1268 (f. Echard L c
aBeamten am l)ät)ftKd^ ^ofe. S)er l^L ©omini- 271 unb ben «rt. Sl^omaS); ber feL «mbrofiuS
cuS (f. b. «rt.), ein großer ^freunb ber l^iligen ©anfeboniuS etma um 1269—1275, auSge^eid^
@ö^rift, intert)retirte bei feiner «nmefenl^ )u 9tom neter $rebiger unb Seigrer ber Sl^Iogie in 3talien
am t)öt)faid^ ^ofe, mo bie tl^Iogifd^ @d^en unb S)eutf^Ianb, tt)o er gu jf öln mel^rere 2N^re
iDoren, bie l^igen @d^ften bor Oielen 3i^rem leierte (f. Echard L c. 401. Bolland. ad 20. Mart
unb ^ßrolaten, unb baran foll fid^ aümdlig baS in vit s. Amhr.); Sta^munbuS be Sorfatnno;
465
Magißterium — SKognctiSmuS.
466
bwgp be StOonio, t)on ^apß 92icolQuS IV. gum
taämol bcförbert 1288 (Echard L c. 450); 9U-
batufi be Stoma (ib. 466). IL ^bdomdm Steigen»
folge im 14. äQ^^N^bert bis )um Snbe beS
S^i^ma DonXtrignon: SBül^elm ^etti be ®o-
bino. oon ^ßopjl SlemenS V. )um Sarbinal er-
boben (fl). 591); S)uranbug be @t. $ortiano
(ib. 586 unb m 9rt. 3)utanbuS a @t. $.);
SUbelm be Soubuno t)on 1818—1821, erg-
btfc^f Don Xouloufe (ib. 687) ; 9tat|munbu§ Se»
quill Don 1821—1824, gum ^otriord^en Don
3cnifatrm confecrirt 1824 (ib. 561) ; 2)omintcu8
drima (aL ®renier) 1824—1827, »ifd^of Don
^omicrd (ib. 612); SrmanbuS be SeUooifn
1327—1334 (ib. 583); «molbuS be ©t. 3Ri-
i^ele (ib. 584); $etrud be $ireto t)on 1884 m
1336 (ib. 584); Slo^munbuS 2)uranbi 1886 big
1342; Sol^Qimed be 9RoIenbino 1842—1849
(ib. 627); SBül^m @ubre 1849—1861, Sor-
binol (ib. 670) ; SBiU^elm Stomani SSrito 1862
bis 1375 (ib. 664); 9iicolQu8 be @t @atumino
1375 — 1878, (Eotbinal, ber ju «ßapft (Ele-
mens YIL überging (ib. 688); $etru§ ^Ipe«
ximift ton 1378—1379 (ib. 687) unb Simon
eoUareDi Oon 1879—1885 unter $a))ft Ur«
banVL (ib. 687); Sortl^olom&ug be Solfenl^etm
nn 1385—1895 unter Urban VI. unb Soni-
fc^DL (ib.); SacobuS arigoniuS 1895—1407
mib ^ugoIinuS be Somerino 1407—1417 (ib.
788. 759). m. Som d^nbe be« Sd^iSmo oon
Voigmm bis gur 9lef ormotion : Siol^anneS be Sa»
\Bama mm 1420—1424, daxbiml (ib. 791) ;
labnoS be ^fiS oon 1424—1429 ; ^o^onneS
oon6onßantino)>el oon 1429—1481; 2io]^anneS
um Xuzrecremata oon 1482—1489 (f. b. Srt.) ;
Sort^IomduS Sa)KicciuS (ib. 834) oon 1489
hl 1443; ^einrid^ italteifen oon 1448—1452
(f. b. Srt.); äocob ®il ober %gibii oon 1452
fö 1465 (ib. 881); SeonarbuS be SRanfuetiS
m 1465—1474 ^. 848); @oIt)uS Soffetto
wm 1474—1481, DrbenSgeneroI; 9KarcuSSWa»
nmnS oon 1481—1487 ; $ouIuS be ^Ronelia
HOB 1487-1499 (ib. 910 u. U, 8); 3obanneS
SrnnsS (aL ^bmniuS) t)on 1499—1502 (U, 4);
So^omieS be atofonelliS oon 1502—1515; @il-
M9ergto)olini$rieria8 oon 1515—1528, unter
bcfjm ^Udä^ @d^ften befonberS bie gegen
iiilfa oofa^ anjumerfen finb (11, 55). 3)ie
todterrn magiBtri s. p. f. bei Echard, Script.
Ord. Pr. n, p. XXI, begm. bei Moroni 1. c. 2)er
bflire ermd^ oIS bie l^eroorragenbften Sd^rif«
tau über bie magistri s. p. : Fontana 0. Pr.,
SjUabiiB MagiBtrorum sacri Palatii Aposto-
fid, Bomae 1668, unb Catalani, De Magistro
nm Palatü D. dao, Bomae 1751. [@d)röbl.]
Mafisteriuii, f. Sel^ramt unb fl1r(|engenmU.
Ifafscftomif , animolifd^er, ]^ei|t eine ge-
kme Jhoft, meiere man in lebenben jf örpem ent*
kcA |B (oben almibt unb mit ber bem SRognet
incM^nenben Proft ibentiftcirt 1^; biefelbe foU
hß^ to|ein (ßn^ in ber SBeife »irfjom ge»
mad^t merben tonnen, bol t)ermittelS beS Üteroen»
f9ftemS bie Uebel beS betreffenben übxptxfi gel^eilt
unb feine Sinnentl^ötigfeit gur l^öd^ften Entfaltung
gebrad^t »erben fönne. l.Sefd^i^tlid^eS. SReS-
mer, ein SBiener 9r}t, ttKtr, menn aud^ nid^t ber
Srfinber, fo bod^ ber ^u))tt)ert]^eibiger ber Seigre
oom tl^ierifd^en äRognetiSmuS ; bal^er merben bie
Srfd^einungen beS Testern aud^ mit bem 92amen
SReSmeriSmuS begeid^net. 3Re§mer mar gu ^gnang
am Sobenfee 1788 geboren, jtubirte SRatf ematif
unb ^l&^fif an ber 3efuitenf d^ulc gu 3)ifingen unb
nad^l^er 3Rebictn an ber SSßiener ^d^fd^ule. 3u-
erft manbte er ben mineralifd^en Magnet bei 9e«
l^onblung oon ffranfl^eiten an. 3Uiäfytt glaubte
er im SRenfd^en eine öl^nlid^e ffraft entbedFt gu
l^aben unb nannte fte ben tl^ierifd^en SRagnetiS-
muS. 3m 3. 1778 begab er ^ä) nad^ $ariS; l^ier
fanb feine neue ^eilmetl^obe oiele Snl^änger, aber
Qud^ oiele ®egner. 2)a3 iBerfal^ren erregte ein
foId^eS Süffelten, ba^ fid^ mehrere miffenfd^a^Iid^e
Sommiffionen bamit befd^öftigten; il^rllrtl^etl fiel
1784 ungünftig auS. SReSmer (eierte fpdter nad^
2)eutfd^Ianb gurüd unb ftarb 1815 gu SReerSburg.
Sein befanntefter Sd^üler, Sl^aftenet be ^^f^ur,
beobad^tete bei ben bel^anbelten $erfonen einen
fd^IaföbnUd^en 3uftanb, ben er alS fünftlid^en
Somnambulismus begeid^nete. 3m 3. 1786 mürbe
baS neue ^eiloerfal^ren in 2)eutfd^lanb, gunöd^ft
inSremen, befannt. iBonl^ier auS gemann eS be«
fonberS in ben erften 3a]^rge]^nten unfereS ^af^X'
^unbertS gro|e SSerbreitung in 2)eutfd^lanb : ba«
gegen tturbe eS 1815 für gang Oefteneid^ oerboten.
Um biefe 3cit fam ein gemiffer %bbe Sfaria auS
3nbien nad^ S^ranfreid^; biefer brad^te biefelbenSr«
fd^einungen, meldte baS magnetifd^e ^eiloerfal^en
^ertorrief , mit ^ilf e eines blo|en 9ef el^lS gu ©tanbe.
hiermit mar ber Uebergong gum l^tigen ^9))no«
tiSmuS (f. u.) unb bem fog. SuggejIionSoerfal^ren
angebol^nt. Seit 1820 Derlor ber eigentlid^e 3ReS«
meriSmuS mel^r unb mel^r an Soben unb artete
in Sd^minbel unb Setrug auS. 2)ieienige neuere
Sbart beS nömlid^en SSerfal^renS, meiere ^^t^notis»
muS ]^ei|t, oerbanft 9tamen unb Sntftel^ung einem
3lrgte in SWand^eftcr mit 5Ramen Sraib. S)emf elben
mar eS 1841 gelungen, einen öl^nlid^en Sd^laf«
guftanb baburd^ l^eroorguruf en, ba^ er einen glön»
genben ®egenftanb ftan anbliden lie^. ®egen
@nbe ber fünf giger Saläre mürbe SBraibS dntbedung
in gfranfreid^ befannt ; nur gong aHmälig fanb fie
meitere SSerbreitung. 9Ran bef d^rönfte ftd| auf il^re
Slnmenbung, um Operationen fd^mergloS auSgu-
fül^ren ; iebod^ mar ber grf olg ein geringer, (grft
als ei^rcot unb Slid^et in $ariS, Siöbault unb
»eml^eim in 3lanct) \\d) beS ^^pnotiSmuS gu §eil»
gmeden bebienten, gcmann baS neue SSerfal^rcn eine
rafd^e unb meite Verbreitung. 3n allen Säubern
guropa'S, in 5florb» unb ©übamerif a erftanbcn gal^l»
reid^e an^änger. Salb mürbe ber ^^pnotiSmuS
aud^ gu öffentlid^cn Sd^auftdlungen mi^braud^t
unb baburd^ baS ^olf in meiten Sd^id^ten mit beff en
aulergemöl^nlid^en grft^einungen befannt gemad^t.
467
!D{agnett3mud.
468
S)er bänif d^c SKagnctiJeur §anf en, fpätcr bcr 3ta«
lienet 2)onQto, ber Snglönbet S^umberlanb unb
^nlid^e SRänner erregten bur(i^ unglaubliche Sr«
f d^einungen bie öffentUd^e Slufmerffamleit in lol^em
®rabe. Mmölig fant e3 fo koeit, ba^ Sd^ulfinber
fid^ gegenfeitig in @d^Iaf t)erfe^ten, unb bo^ in
$orid bereits ntel^rere l^unbert ©omnambulencobi«
nette ej;iftiren, in benen eine leibeufd^oftlid^e ®ier
nac^ I^Qpnotifd^em ©d^Iof Sefriebigung ftnben tonn.
2. 2)a8 SSerf Ql^ren unb feine ^irf ungen.
ÜReSmer felbft bebiente fid^ onfönglid^ eines mine«
ralifd^en SRogneten, nad^l^er manbte er Serül^«
rungen mit ber ^anb an, jule^t benu^te er ^o^
Sif en u. bgl., bef onberS ein eigens bagu J^ergefteQteS
Saquet, einen mit SDBaffer unb 6ifenfeile gcf üEten
Sottid^, ben er mit feinem magnetif(^en f^uibum
lub. ^iefe ganje Sßetl^obe ift bereits Deraltet. 3n
neuerer QAt bebient man ftd^ 5ur @infd^Iöferung
anbauernber gleid^förmiger SinneSeinbrüdFe, g. 9.
ber Smpfinbung beS Streid^enS mit ^önben, mo»
bei eine 93erü^rung nid^t erf orbert ift, ftorren 9ln-
fd^auenS eineS leud^tenben ® egenftonbeS, gefponnten
^ord^enS auf baS Siden einer Ul^r. ^nbererfeits
^ren pld^id^e unb flarfe Sinbrüde gu bemfelben
3iel/ toit baS ^ufleud^ten einer SRagnefiumflamme,
ein ftarfer ©d^Iag auf baS Sam>£am, )un>eilen
genügt ein leifer S^rud! auf einzelne Jldrpertl^eile,
3. 99. auf bie @time. S)iefe Sel^anblungSmeife
lönnte man bie $arif er nennen, ba fie l^uptfäd^»
lid^ in ber ^au))tftabt Don gtanfreid^ im (Sebraud^
ift. 2)agegen legen bie Serjte t)on StancQ baS
panpt^miä^t auf bie fogen. Suggeftion. 2)ief elbe
befte|t barin, ba^ bem gu ^Qpnotifirenben ein»
gerebet toixh, er foUe in @d^laf faQen. SHe Sin-
fad^l^eit beS SSerfal^renS t)erf^a|[t bemfelben immer
meitere SSerbreitung gegenüber bem mel^r ntmidtU
ten mit ^ilfe anbauernber @inneSeinbrüd(e. 3)aS
^ufmeden gefd^iel^t bagegen burd^ Slnl^aud^en ober
bie entfpred^enbe ©uggeftion, g. 95. burd^ ben SRuf :
„(imai^t**. 99e{)ufügen iftnod^, ba^ bie^^pnofe
nid^t bei allen $erf onen mit gleid^er Seid^tigleit ge-
lingt, ßutoeilen bebarf eS monatelanger ^e^anb«
lung bis gum erften @d^laf. Ob überl^aupt |eber
l^^pnotiftrbar fei, fd^eint nod^ eine offene Sfrage ju
fein. 3e größer bie gmpfönglid^feit \&x äußere
ginbrüde unb Je geringer bie aSBiberfianbSfraft beS
aSBiQenS ift, befto leidster tt)irb ber gemünfd^te Sr*
folg ergieß. 911S SBirfungen fönnen im Stoff«
me^fel beim Sebenben folgenbe eintreten: S)te
atl^mung »irb erfd^wert, ber ^erjfd^lag unregel»
mö^ig, baS ®efid^t erblaßt. Suneilen toerben
aud^ bie SluSfd^eibungen qualitatio unb quanti«
tatit) t)erönbert, ®d^n)ei|, Zl^tänen unb Sel^nlid^eS
]^ert)ovgerufen. 2)a| au^ baS Sntßel^en t)on ilBun"
ben erzeugt merben fann, fd^eint nid^t l^inreii^enb
verbürgt. 3m @inneSleben fonn ungmeifel^aft
nid^t nur leidster, fonbem auc^ tiefer ©d^laf ein»
treten, ffierfelbe artet juweilen in baS fogenannte
„Sd^lafmad^en'' ober Somnambulismus aus. Un«
emp^nblid^f eit beS SaftftnnS tourbe mand^al bei
O|)erationen einengt; eS foff fogor gelingen, eine
t)orüberge]^enbe Slinbl^eit, £aub]^it, Sbftuntpfung
beS ®ef d^madCfmneS l^erbeigufül^ren. 2)ief er menig«
ßenS fd^einbaren Hemmung ber SinneStl^otigteit
fielet bereu Sd^rfung gegenüber : gefteigerte @e]^
traft ober 93erfeinerung beS ©el^ör- unb ®erud^
ftnneS. 2)aS SeioegungSoermögen fonn burd^ Sr-
ftarrung aufgel^oben merben. S)aS ®eböd^tni| geigt
eine boppelte Seeinfluffung: 93ergef[en aUeS beffen,
maS im fd^lafmad^en 3uftanbe gefd^el^en ift, unb
baS fpötere SuSfül^ren eines im @d)lafe ertl^ilten
Sefel^leS am beftimmten Sage unb gur angegebe«
neu Stunbe. ißerftanb unb SBiUe tottbtn nid^t
unmittelbar beeinflußt.
3. S)ie Sf 0 1 g e n finb in gef unbl^eitlid^er 9e>
giel^ung ni^t unbebenflid^. S)ie mebicinifd^e gfa«
cultät t)on SBien bemerft in i^rem ©utad^ten t)on
1880 gegen Raufen, ba| bie Übeln ^folgen fd^r
emft merben tonnten, unb ba| eS unmöglid^ fei,
©rengen gu giel^n, innerl^lb bereu j[ebe ®efal(|r
auSgefd^loffen fei. Sbenfo fd^arf fiel f))öter bie
SSerurtl^eilung l^^pnotif d^er SSorftelDlungen burd^ bie
mebidnif d^en Sluctoritöten Italiens auS. 6in nid^t
elten angerid^teteS Unl^eil befielet in ®eifteS>
iörung. 99ei fel^r oorftd^tiger ^nmenbung burd^
einen tüd^tigen 9trgt tann aOerbingS aud^ eine
99efferung ber ©efunbl^eit erreid^t merben. Suf
bem ftttlid^en ®ebiet fpringen bie ©efal^ren in bie
Singen. SDer intime SSertel^r gmifd^en $erfonen
Derfd^iebenen ©efd^led^teS, ber betoultlofe 3uftanb
ber ^Qpnotifirten bemeifen genügenb, mie nol^e
ber tiefe Sfall brol^t. S)agu gefeilt fid^ gemöl^nlid^
nod^ eine gemiffe 3uneigung gum ^^pnotifeur.
93or ben frangöftfd^en Slffifen ^nb f^on mond^
SSerbred^en, fei eS gegen bie $erfon, fei eS gegen
baS Sigentl^um beS Singefd^läferten, gur ^r-
l^anblung getommen. 93ei l^äufiger Sßieberl^olung
tritt ©d^möd^e beS SBillenS, @tum))ffinn unb ®ei-
fteSDermirrung ein. 2)ie ^öufigteit beS angerid^
teten Sd^abenS genügt allein f d^on, ein allgemeines
Serbot gu red^tfertigen, fo baß ein ©eftatten bie
SuSnal^me bilbet.
4. SrtlörungSDerf ud^e. 3u!DleSmerS3eiten
mürbe ein gel^eimnißooÖeS i$luibum angenommen,
bem man aW bie fonberbaren SBirlungen guf d^rieb.
@d^on meil baSf elbe eigentlid^ nid^tS ertlörte, bamt
au(|, meil ftd^ beffen Spfteng ni(|t feftftetten lie|,
mußte man biefe ^rt ber (Sdflärung faUen laffen.
93iS ie^t ift inbeß nod^ nid^tS gang @id^ereS ge«
^nben. Einige moOen MeS als SeufelSmerl er«
flären, mie Dr. SoD^agara^ (Revue des sciences
eccl^siastiques, Oct. et Nov. 1889). ^. Qfranco
(L* Ipnotismo tomato di moda, CivUtii catt.
1889, n. 156, p. 291) l^ält eS bei einigen (Sr-
fd^einungen als auSgema(|t, bei allen anberen als
mal^rf d^einlid^, baß fte bem böf en gfeinb gugef d^ne«
ben merben muffen. S)ie Semeife bafür finb ieben«
faQS nid^t burd^fd^lagenb. ^enc(Leinerveilleux
et la science, Par. 1887, 429) unb ^. gaftelein
(Psychologie, Namur 1890, 647 ss.) I^alten
baS fidlere Srfennen verborgener ober gutünftiger
2)inge, bie 99eeinf(uffung t)on Seiten beS iQ^uo*
469
Magnificat.
470
tifeni tmcd^ blo^ (Bebanfen ober bei fel^r großen
giüfamutflen f&r teuflifd^en Ursprungs, bie atibe-
n SBixfungen für boS Srgebnil natürlid^er fträfte.
fhte SfyxTOit Snftd^t »irb in bet SeUf^rift The
Lyceom 1888/89 tiertreten. 2)ie meiften ^er^te
mb 92atttrforf4er fähren felbftDerftonbßd^ »UeS
mif rein natürlich Urfad^en ^urädL SBenn eS f eft«
Pänbe, ba| eine fid^ 6rfenntni| gan§ t)erborge«
aer Dinge ober ^e^ic^eS Dorgefommen ift fo
Bftrt aned)ing8 ber böfe gfeinb im Spiel Mein
eigenfiic^ nmnberbore unb übematürlid^ Srfd^ei-
nnigen finb bislang nid^t l^inreid^enb beglaubigt.
^ anberen abnormalen ^örperguftönbe bürften
fti^ tto^I burd^ eine frai^ft aufgeregte Sinbil«
bni^fraft erflären laffen. SSoQfommen gelöst ift
iBbcffen boS Stfit^el nod^ nid^t.
5. ftird^Iid^e entf d^eibungen. 3m 3. 1840
(2. Smii) antwortete aujf eine bie^bejüglid^e Sn«
fmge baS ^ige Officium: ,,9ei Sermeibung
lebcS Srrt^nmS unb SoerglaubenS unb ieber au§«
brädaid^ ober fKHfd^meigenben Anrufung beS
Seufefil iß bie Smoenbung beS SRagnetiSmuS,
b. (. bie tl^&d^Iid^ Snkoenbung naturlid^er aJlit«
tiL toeld^ fonß erlaubt ftnb, nid^t moralif d^ Der»
brten, foIl8 fie nid^t einen fd^Ied^ten S^oed l^at.
Sog^gen iß bie Smoenbung rein natfirlid^er Ur-
Sa^ (prmeipioram) ober SRittel ^ur Sneid^ung
Hbematäriid^r @ad^ unb SBirfungen nid^td Sn-
beieS all ein nnoiaubter fe^erifd^ (haereticidiB)
betrug.' S>er 99ifd^of oon Saufanne legte furj
booxf eodge genau befd^riebene t$aUe ber $öni*
tatiarie inr Seurtl^eilung oor. 2)ie Sntmort Dom
15. 3uli 1841 lautete ba^in, ba| bie 9lntt)enbung
bd SRognetifimud in ber SBeife, mie fie in ber
infrage gefd^ilbert »erbe, unerlaubt fei. dxi*
Nfd^f ®oitffet mm 9teimd fragte barauf an, ob
ber (Mfoond^ beS SRagnetiSmuS einfad^l^in al§
(eibrittel edoubt fei. ßr erl^ielt feine Stntmort;
0^ am 2. @eptember 1843 fd^rieb ber ®ro|>
^teüentior Sorbinal Saftracane unter Ruberem :
^ bitte S». bifd^dfüd^e ®naben, gu bebenfen,
hol bie 9latnr ber f^rage felbfl feine balbige Snt«
ft^eibmig julft^t wm fie überl^aupt je entfd^ieben
•oben totcb, ba e8 feine @ef al^r bringt bie Söfung
n^nfd^teben^ unb eine voreilige Sntfd^eibung ber
Cifre bc« ^igen Stul^Ied Eintrag t^un fönnte."
Chi ttngereS Sunbfd^reiben ber römif d^en 3nqui«
lilioii tmn 30. 3uH 1856 {teilt im ungemeinen
benfefben @mnbfa| auf, mie ba§ l^eilige Officium
ii feinet ttntmort oom 2. 3uni 1840, begm.
28. 9hR 1847. 3n bemjelben merben aber bie
(iH^geii gii|brftu^ auf ba§ ©trengfte oerurtl^eilt.
9(frabetd naml^ gemad^t merben bie SSerle^ung
Icr 6tl(Kn4oftigfeit t)orgebIid^er fßtxUf)x mit ber
■fmttuuu aSBelt, tiermeintlid^e Offenbarungen
Scr tdigiAfe (BegenfiSnbe, Snt^üIIung Don Se«
IdaidffeiL (Sgl Steed 0. Sfenbed, entn)i(flungd-
fWd^ bed magnetifd^ @<!^laf3 unb ^raumS,
Infi» 1820 :INe^, XelluriSmug, Seipjig 1822;
; ^SRi^gnetidmuS im iBerböItnil 5ur
nb SMigion, 2. aufL, Stuttgart 1853 ;
^atn%, lieber SebendmagnetiSmud, Seipjig 1857;
SBurm, SarfteQung ber medmerifc^en^eilmetl^obe,
ÜRünd&en 1857 ; «(JertQ, S)ie m^ftif^en grfd^-
nungen ber menfd^Ud^en JRatur, 2. auf[., Scipjig
1872; E. Bersot, Le magnetdsme animidy
4* ed., Par. 1879; »raib, ®er öppnotiSmuS,
beutfd^ ]^erau§gcgeben oon ^re^er, Berlin 1882;
6. S. tJifd^er, ffier fog. SebenSmagnetiSmuS ober
^9pnoti§mu§, SRaing 1883; BeauniB, Le som-
nambulisme provoquö, Par. 1886; ©ermann,
SnagnetigmuS unb ^^pnotiSmuS, ^ten 1887;
a. mo% §9pnoti8mu8, 2. «up., »erlin 1890;
a. gforel, S)er §9pnotiSmu§, feine pf9d^oIogif(^-
pl^^fiologifc^e, mebicinifd^e unb forenftfd^e Sebeu«
tung, 2. äup., ©tuttg. 1891.) [ft. ^aan S. J.]
Magnificat mirb nad^ bem StnfangSmorte ber
propl^etifd^e ^ubelgefang genannt, meldten bie aller-
feligfte äungfrau im §aufe beS ißrieftcrS S(^^(^'
riaS anftimmte. 2)ad begeifterte ©rugmort il^rer
Safe SUfabetl^ unb bie ä^l^mel^mung, ba| ®ott
bie in il^rem 3nnem Derfd^loffenen ©el^eimniffe
ber SSermanbten funbgemad^t l^abe, mecften in
il^rem ^ergen biefen Sang, ber Don Sucad fpäter
in baS goangelium (1, 46—55) aufgenommen
mürbe unb feitbem in ber ftird^e nid^t me^r t)er-
flungen ift. 9Ran fann biefen Sobgefang metrifd^
in k)ier Stropl^en 5u [t t)ier SerSgeilen abt^eilen :
1. ©tropl^e 46—48, 2. ©tropl^e 49 unb 50,
3. ©tropfe 51—53, 4. ©tropfe 54 unb 55. 3n-
l^altlid^ befielet er auS }mei 2:]^eilen; ber erfle
(46—50) ^ebt l^eroor, toaS ®ott an 2Raria ©rofeeS
getl^an, inbem er tro|ober megen il^rer 9Uebrig«
feit fie gur ^Jhttter be§ UReffiaS ermöl^Ue, unb meid-
fagt mit ftc^erer unb flarer Sorausftd^t bie burd^
alle d^riftlid^en 2ia]^r]^unberte anbauembe Sob«
preifung unb iBerl^enlid^ung ber ®otte§mutter.
3nbem 93. 49 f. ber Mmad^t ©otteS, bie im SBun-
ber ber jungfröulid^en ©eburt ftd^ funbgibt, beffen
^eüigfeit unb Srbarmen an bie ©eite gef e|^ mirb,
ift ber Uebergang l^ergefteUt oon ber ber Jungfrau
gemorbenen 3lu§)eid^nung gu bem bie gange äßelt
umfpannenben ^eifömirfen ©otted, oon meld^em
ber gmeite S^eil (51—55) l^anbelt. 3)ie ©d^U-
berung begiel^t ftd^ meber auSfd^Iie^Iid^ auf bie
3ufunft, noc^ audfd^Iie^Iid^ auf bie SSergangen-
l^eit; fie überfd^aut baS gange SrIöfungSmirfen
©otted, nrie eg f d^on in ber iBorbereitung bed ^tten
Sunbed fid^ funbgibt unb eben ie^t einen neuen
Anfang nimmt, unb geid^ bie| &irfen aI3 ein
aUmöd^tigeS, aQe ^inbemiffe bemöltigenbed, bie
feinblid^ fid^ entgegenfteHenben ÜRdd^tigen unb
Steid^en ber Srbe bemütl^igenbed, bie Stiebrigen
unb l^ungcmb Serlangenben begnabigenbe§ unb
bereid^cmbeS. 3n 35. 54 f. culminirt bie ©d^il«
berung in ber iubeinben 3lnfünbigung be§ 98ott-
gugS ber (Erlöf ung, ber erfüttung ber altteftament-
Ud^cn aBeiSjagungen, toie jlc im ©d^eimnife ber
3ncamation eingeleitet ift. 5)er Sobgefang legt
meift altteflamentlid^e gbclfteinc (ogl. 1 ftön. 2.
^f. 117) gu einem aWofai! gufammen, für meld^
aber baS IReue-Seftament, bie eben angebrod^
471
ÜJlQgnuS, ber 1^1.
472
mcffionif d^c 3«it, bcn golbcncn ^intetörunb f d^afft.
@ein l^ol^et poetif d^er SBertl^ liegt in ber l^enlid^en
SSerbinbung beg inbioibueU ^erjönlid^en mit ben
uniX)erfeQen unb toeltumfpannenben ®e{td^t§pun!-
ten, ber tiefen ffiemutl^ ber 3hingfrau mit bem
DoIIen unb feiigen iBemu|tfein beffen, tooS fte burd^
©Ott geloorben ift, ber fraftüollen, großartigen
©d^ilberung ber SRad^t ®otte§ mit bem milben^
rül^renben $rei8 feinet SrbormenS. S)a8 Magni-
ficat ift bie Jtrone ber ^oefte beS 9tten SunbeS
unb gugleid^ ber Slnfang ber $oefie unb ^^mnen«
bid^tung beS 9teuen Sunbed, ber erfte unb fd^önfte
mef fianifd^e Soipfolm, ber bal^er aud^ in ben ftän*
bigen ©ebrauc^ ber JKrd^e übergegongen ift. SBte
ba§ BenedictoB baS Sonttcum ber Saubed^ fo ift
ha^ Magnificat baS Sonticum ber SSeSper, mh
d^e§ burd| eine ^ntipl^on bie Stimmung unbÄIang*
färbe ber 3eit unb bed SogeS erl^öU. SS trögt
feine mefpanifd^en SJubelHänge felbft in baS Offi-
cium defiinctorum l^inein unb Derftummt nid^t
einmal an ben Sagen^ mo alle Sfreubenäußerung
oerjiummt an ben testen Zagen ber Sl^armod^e.
3n ber feierlid^en fß^ptt »irb mäl^renb ber Slb-
fingung berfelben ber 3lltar incenfirt. [fteppler.]
9bi(|ittt$, ber l^L (SRaginalb, SRaginoIb^ 3Re-
ginolb, SKagnoalb, beim SSoHe ©t. 5IRang), apo»
ftel beS SlUgöuS. 3laä^ ber öltem 2)arfteIIung,
meldte burd^ bie neuere Jhritit t)iele Angriffe er-
fal^ren l^at, ift feine SebenSgefd^id^te folgenbe.
SRagnoalb tritt gum erften !DlaIe auf im % 612,
h)0 er mit £]^eobor bem Pfarrer SBUIimar m 9lr«
bon am fäblid^en Ufer bed SobenfeeS aI8 ©ebüfe
in ber ©eelf orge gur ©eite fielet. 91Ö ber 1^1 ®al»
M, am Qfieber erfranft^ l^er bleiben mu|te unb
feinen ©eföl^rten, ben 1^1. Solumban, ni^t nad^
Stauen begleiten tonnte (f. m, 682; V, 80), gab
il^m aSBillimar feine beiben Slerifer aß ftranlen»
ppeger. 9lad^bem er gcnefen »ar, fd^loffen pe fid^
an il^n an unb mürben (um baS Sttl^r 618) mit
il^m bie erften Setool^ner ber nad^ bem Srbauer
genannten Cella S. OaUnni, bed fpätem ÄlojterS
©t. ®aUen. 2hn:tpmlid^er SBeife l^at man nad^
ber in ber ie^t oorliegenben gform au§ bem 10. (unb
12.?) äa^rl^unbert ftammenben Siograpl^ie an*
genommen, 5IRagnoatb fei ein 3re gemefen. afflein
bief e Sebendbef d^eibung l^t gmei Ueberorbeitungen
erf ol^ren, oon meieren nur bie lejte erl^alten ift ;
in biefe ftnb 3üge au§ ber Vita S. Columbani
t>on 3onaS unb auS ber Vita S. Galli oon 9[Bala-
frib ©trabo l^ineingetragen morben (gfriebrid^,
ft..®. n, 655, gflotc). 3u äBirttid^feit mar 2Ra«
gnoalb, mie f d^on feine 9iamendf orm bemeist (Ma-
gin = SJlad^t, ald = meilenb; ogl. Mon. Germ.
SS. n, 33, not. 6), ein ©eutfd^er unb §mar ein
5llamannc. 9lad^ Serid^t ber Vita S. GaUi (Mon.
Germ. SS, L c. 18) blieb er beS % ®anu8 ®e-
föl^rte bis gu beffen Sob. «ß gfribeburga, bie
Xod^ter bed alamannifd^en ^ergogd ®ungo gu
Ueberlingen, üon ber Sefeffenl^eit burd^ ©allu«
befreit toorben mar (V, 81), erl^ielt er Dom §er»
jog reid^e ©efd^enfe, meldte er aber fogleid^ unter
bie Sirmen Dert^eilen ließ. 2)a SRagnoalb ein loft*
bares ®eföß, meld^ man als Rtlä) für ben Wtor»
bienft benu^en fonnte, gurüdfbel^altenmollte, mal^nte
il^n ber ^eilige: „®ebenfe ber SBorte, bie ber
3l))oftel fprad^: ®olb unb ©ilber l^be id^ nid^t
— unb »enbe bief eS ® ef ö^ mit ben übrigen SBertl^-
fad^en ben ^rmen gu." 3ugleid^ mit @t. ©oSuS
mol^nte SRagnoalb ber 614 (ober 615) gu Ston*
ftau) abgel^altenen ©Quobe bei, mo er bie Sßei^
als Siacon erl^ielt. ^IS ®aEuS burd^ eine Sifion
Jhmbe r)om £obe beS 1^1. Solumban (615) er«
galten, fanbte er SRagnoalb in baS ftlofter Sobbio
(f. b. 2lrt.), um 9lä]^crcS ju erfunben. Star eine
5Rad^t meilte aWagnoalb im ftlofter. ©ie »rüber
gaben il^m ein ©^reiben an ®alluS mit unb über«
fanbten il^m ben ©tab beS l^eiligen SbteS, mie
biefer auf bem ©terbebett felbft angeorbnet l^aüe.
5Rad^ beS 1^1. ®alluS 3j)b (f. V, 47. 83) über-
nal^m SRagnoalb bie Seitung ber ®enoffenfd^aft,
meldte nad^ ber t)on Solumban oorgefd^riebenen
Siegel lebte. Einige Saläre fpater mürben bie
füblid^en Ufer beS SobenfeeS Don j^onftang an
bis nad^ Slrbon l^in oon einem ®rafen Otmin ge«
plünhtvt unb Dermüftet (Vita S. Galli; Mon.
Germ. SS. U, 18, not. 71. 72). 3)ie »etool^ner
ber Umgegenb l^atten i^re SBertl^fad^en nad^ ber
®alluSgene gebrad^t, mo ^e biefeCben gefid^
glaubten. 9ber bie SRöuber nal^men fie bod^ fammt
ben l^eiligen ®efö|en, \a fte burd^mül^lten fogar
baS ®rab beS C^eiligen, in ber Hoffnung, nod^
meitere ©d^ö^e gu fitäen. SRagnoalb unb %^
bor, bie allein im ^lofter gurüdgeblieben, mürben
oermunbet. Sifd^of Sofo Don ^onftang eilte auf
bie Jhinbe Don bem ®efd^e]^enen l^erbei, legte bie
®ebeine beS ^eiligen mieber in il^r ®rab unb
mürbe überl^aupt ber gmeite Segrünber beS JllofterS.
SRognoalb unb S^eobor aber mod^ten ftd^ an ber
0 greulid^ Dermüfteten ©tötte nid^t mel^r l^eimifd^
ül^len. 3n bem erftem mod^te aud^ ein ptopf^tü*
d^eS 3Bort mirfen, meld^eS einjt ber fd^eibenbe So*
umbau gu il^m gefprod^en : Scio, te . . . lucrari
Deo ex populis orientalibus (ben ©ueDen) plu-
rimum. Ueberbie| l^atte ber Sifd^of il^nen bie Sr«
laubnil gegeben, gu gelten, mol^in ®ott jte fül^ren
merbe. Um biefe 3^^^ ^om nun ein $riefter ber
3)idcefe Augsburg 92amenS £oggo als ^Iger gum
®rabe beS |l. ®aQuS, meld^er fid^ il^nen als Sfül^«
rer ouf il^rer SBanbcrung anbot, ©ie Derabfd^ie*
beten ftd^ Don il^ren 9Ritbrübem unb hmnberten
gunöd^ft nad^ »regeng, mo Solumban unb ®anuS
Brei Sto^re lang an ber »ef el^rung ber Sinmol^ner
gearbeitet l^atten. ^ier l^eilte ^agnoalb einen
»linben, ber il^n um ein älmofen angefjjrod^en
l^atte. SSoD Qfreubc über feine ^eilung rief biefer
il^m. gu : Domine video, quoniam magnus es
tu et magna opera tua. »on ba an mürbe er
aud^ Don bem »olfc 3){agnuS genannt, mie ber
1^1. Solumban eS ibm einft DorauSgefagt. ®er
©el^enbgetoorbene aber fd^lo| ftd^ il^nen auf ibrer
meitem SBanberung an. Senn bie Segenbe ergäi^lt,
Soggo l^abe eine munberbare g^del gel^abt, meldte
473
SRagnuS^ ber 1^1.
474
fß Sttd^tgrit ftd^ felbfl entjünbete unb nid^t ab»
w^ mid^ tn Stegen unb Sturm nid^t erlo^, fo
ifl boS ein fd^ned 99ilb fOr bad Sid^t bed Simn-
fßmi, lodd^ bie get{lige2)unfel]^eitt)erfd^eud^t
nb bur^ feinen €hmn bet 93erf olgung ^unt St»
Uf^en gebindet »erben fann. SBenn femer er^äl^It
»irb. ber Ifi. SRagnuS l^be auf feiner tt)eitem 9leife
ba3 Sanb Don ^Icaimi, 2>ra(i^ unb fonjUgent
Sngciiefer bnrd^ fein Sebet befreit, fo finb biefe
fnM»er oIS Sinnbilber ber oon Magnus oud bem
Solfiglauben vertriebenen ©öttergeftalten (Sau»
wnm, mgAn I, 96), ober caxä) im eigentlid^en
Sinne ald ȟbe, f^redbare Xl^iere Quf}ufaffen,
Bd^e in ben fumpfigen SBälbem l^auSten unb
tod^e ber im unmittelbaren ©efolge beS Sl^riflen«
ifttoA fk^nben Kultur toeid^ mu|ten (StabeQ,
ecbenOilber ber ^ligen U, 340). ^n einer
StcBe, bie fie non folgen Ungetl^ümen gereinigt,
best ^erfoUenen unb f oft oeröbeten rdmif d^en Garn-
pidona (Campicliinum), bem l^eutigen Kempten
(f.b. Vrt.)/ prebigten fte bad Soongelium, unb }ur
gnPgoi Pflege ber Sieubetel^rten lie^ SRagnud
bn geseilten Slinben unb Sl^eobor gurudF. 3Ra«
gml unb ic^ loanberten loeiter nad^ Spfad^
(fotatieoB, Abodiacmn) am Sed^, too gur S^t
9q(^f Sitterp Don Sugdburg meilte, unb erbaten
j^ Mm biefem bie oberl^irtlid^e Sluctorifation 5u
i^9tifftim8tt)erl. 2)er99ifd^of gab il^nen einen
negtimbigen gfül^er }ur »eitern Säuberung in^S
Mirge mit Sn einem Ort, ber caput equi
(9bH<^m) ^f^/ töbtete 3Ragnud »ieber einen
fnn^baren Sinbnmrm. Suf ber »eitern Steife
tiagte er an einem fd^bn belaubten $aum nal^e
bem rec^ Sed^ufer fein Steliquienfreug auf unb
ftei^ bie Stelle gu einem Orte be§ ® ebeteS. 2)ann
hnkn fie bort ein ffird^Iein, »eld^eS SBifterp gu
tifon ber beiligen äungfrau unb bed 1^1. f^orian
eimoei^; fo etüftanb bad leMge ^fanborf 3BaI-
tn^ofen, beffen erfler ©eelforger ^oggo »urbe.
Stognnd ging am redeten Sed^ufer auf»art§ big
in ber Stelle, »o ber Sed^ fic^ burd^ »ilbe gfelS«
jl/tadj/tni einen SBeg bal^t, unb »o bie 9lömer
|ni@(l^u| ber oier an biefer ©teile fid^ freugenben
6tni|en ein CofteO gebaut litten, ^ier überf d^ritt
RogmiS ben Sed^. Sie 93oH§fage bejeid^net eine
bem Sbbnid eined Sfu^ed ö]^nli($e SSertiefung im
$dfen als bie Spur feined gfu^eS (@t. 9)tang§-
txitt). 9m linfen Ufer beS Sed^ erbaute er (629)
ene SeOe nnb ein fleined IBetl^auS, »eld^ed SSßif-
tap al§ €aü»todird^e ein»ei]^te. 3ugleid^ f anbte
le|^Rer bem l^L 9Ragnu8 einige Steriler, mit »el«
jtcB biefer in 0dperIid^r (Semeinf d^aft lebte. S)ie^
1 ber Anfang bed fpöter fo berül^mt ge»orbenen
«0^ Söffen. (Sie öblid^e Satiniftrung Fau-
9m mit Sejiel^ung auf ben felftgen Sngpa| ift
^oWfit Sie alte beutf d^e gform ift Fuazin, b. i).
fedes, alfo tttoa: om 3fu|e bed ©ebirged erbaut;
^LStotfargll, 168; eteid^IeIV,317, 9lote2.)
8iei ciaan gemeinfomen Sefud^ SRagnuS^ unb
nnhpif in (Epfac^ tt^te ber Sifd^of ben erftem
iipie einer gdttln^n SRal^ng tro^ feiner 3Bei-
gerung jum ^riefter. 95ci ber unmittelbar folgen«
hm ein»ei]^ung ber JKrd^ }u Itempten au C^ren
ber ^eiligen Sungfrau l^ielt SRagnuS auf »efel^I
beS »ifd^ofS bie Sßrebigt. Siefe »ar ber «nfang
JlemptenS afö SeHe; ber erfte %bt beS JHoflerd
»ar «ubogar im 3. 752. (9SgI. Herrn. CJontr.
Mon. Germ. SS. V, 99 ; giub|art, «eltejie ®e-
fd^id^te fBar^tm^ 343, 9lote 1 ; f. b. art. ftempten.)
3n güffen ful^ 3Ragnu8 fort, an ber Verbreitung
ber geiftigen unb materiellen Sultur $u arbeiten.
®o »irb^ auf i^ bie SntbedCung oon ßifenabem
am SBerg ©äuling (Suilinc) aurüdtgefül^rt, »o«
burd^ er ben Um»o]^nem eine reid^e Sr»erb8queQe
eröffnete. SBol^renb feiner 20iä^rigen Sl^ättgfeit
in tJüffen grünbete er ber Srabition nad^ Seel-
forgSftellen im Ober- unb Unterled^tbal (^oljgau
unb gibingenalp), Sfd^au, Sieben, Sembeuem
(3luerberg), Sejigau, 9lcffel»ang, ©ontl^ofen,
Surad^, ^gatl^enjdl. 9n feinem Sterbelager ftan>
ben feine treuen gfreunbe unb SKiffionSgenoffen
^l^eobor unb £05)0, »eld^er Untere itM»t)d^en 93t»
fd^of Don SlugSburg ge»orben »ar. ßr ftarb am
6. September 655 an einem Sonntag frül^ 9 Ul^r,
im aiter oon 73 Salären. $0550 l^iclt ibm baS
ateqmem unb fekte il^n in bem t)on bem ^eiligen
felbft erbauten Oratorium bei.
Sie 9lad^nd^ten ober ben oben genannten 99i-
fd^of SDBifterp (oud^ SBigbert, ca. 736 ober 740
bis ca. 749) unb biefen Sif^of %o^o (et»a bis
755) ftel^en mit ben übrigen d^ronologifd^en Säten,
»ie bie Soüanbiften fie für baS Seben bed ^l aRa>
gnud auffteQen, nid^t im Sinflang, ba i^r Seben
um ein ooHeS Sal^rl^unbert fpäter fällt, al§ baS
beS ^l, SKagnuS. Sfnfolge beffen nal^men SRett-
berg («.-(Sefd^. H, 149 5Rote) unb gJottl^ap (SQBeg-
»eifer 794) nad^ ^acibuS Sraun (@efd^id^te
ber Sifd^öfe oon Augsburg, SlugSburg 1813, I,
90 ff., unb beffen ^ffritifd^er ^rüfung ber SebenS-
gefd^id^te be3 % SRagnud'', in SebenSgefd^id^ten
ber ^eiligen unb Seligen ber Siöce{e Augsburg,
«ugSburg 1825, 115 ff., unb in »enfertS «tl^a-
nafia, äBürjburg 1832, XI, 414) an, bafe bie erfte
^If te ber Siograpl^ie, »ie oben er»ä]^nt, au3 bem
12. äal^rl^unbert ftamme unb au§ ben Siograpl^ien
ber p. Solumban unb ®aQu8, al3 ßrgönaung 5U
einem au3 bem 10. äal^rl^unbert ftammenbenSrud^«
Vxd, »eld^eS bie $»eite ^älfte ber Siograpl^ie um-
a^t, auSgef daneben fei. Sbenfo urtl^eilt Steid^ele
(SiStl^um Augsburg, «ugSburg 1 883, IV, 338 bis
367) unb nad^ il^m Saumann (®efd^id^te be§ M«
gäuS I, 93 ff.), gfriebrid^ (ft.-®efd^. U, 654 ff.)
fe^t bie ganje Siograpl^ie in*8 10. Sal^rl^unbert,
fnüpft aber mit Sraun unb ben übrigen oben ®e»
nannten bie ganje ©efc^id^te be§ 1^1. SRagnuS an
ben um 749 geftorbenen 1^1. SBifterp unb ben um
755 geftorbenen 1^1. Sojjo an, unb fejt baburd^
baS Seben be§ 1^1. 9Wagnu§ um 100 Saläre fpäter
alä bie Soüanbiften. 5lber e§ ift »ol^I faum gc-
re(^tfertigt, bie Angaben ber Vita S. Galli, »eld^e
nur »enig über ein Sal^rl^unbert nad^ beffen Sob
oerfa|t »urbe, f 0 oöHig ju t)er»erf en unb SJRagnu«
475
maqnvii, bcr ^I.
476
trid^t Qß unmittelbaren Sd^üler beS 1^1. ®aEud
onsufel^en, »ie bo8 bie «eiteren (JRubl^art a. a. D.
341 ; C>«M«/ einfül^runö be« g^riftent^mS im
fübmefllid^en ©eutjd^Ianb, Sübingen 1837, 283;
©tälin, aaSirtembergifd^e ©efd^id^te, Stuttgart unb
Sübingen 1846, 1, 193) tl^un, fonbem nur aI8
ben (elften Solumbaner in @t. ©allen, meld^em
mit Ottmar bie eigentlid^en Senebictiner gefolgt
feien (a. a. D. 664). SBenn Sraun (SebenS-
gefdji^te ber ^eiligen öon «ugSburg, 119 ff.),
aud^ @teid^ele unb Saumann ÜRagnoalb Don
©t. Satten unb SWognuS t)on gfiffen als jwei
üerfd^iebene ^erfonen f äff en, fo fte^t bem entgegen,
ba^ etfel&arb ber Süngere (geft. um 1060) bie
um 895 gefd^el^ene SranSIation ber SReliquie be§
bl. SRagnud nad^ @t. ©allen berid^tet (Casus
S. Galli, in Mon. Genn. SS. H, 79. 108). 3n
einem mal^rfd^einlid^ bei biefer ©elegenbeit öer»
faxten ©ebid^te mirb SRagnud el^emaliger Semol^
ner oon ©t. ©aHen unb ©eföl^e beS % ©aUuS
genannt, «el^nlid^ fielet in einem jmeiten ®e-
bid^t, melc^eS Statpert (gefL am @nbe bed 9. Sal^r«
l^nbertS) ^ugefd^rieben tt)lrb (AA. SS. Boll.
Sept. n, 720 sq.). S)er ©t. ©aBener ÜKönd^
9lot!er 9a(bu3, meld^er um 895 ein SOtart^ro-
logium fd^rieb (ed. Canisius-Basnagius U, 89
ad 184), fül^rt jum 6. ©e))tember an: Nativitas
Sancti Magni confessoris, discipuli et comitis
beati Oalli, mirabilis atque sanctissimi viri —
Med ein »emeid für bie alte unb in beiben fflöftem
ftet§ f eftgel^altene Xrabition über bie Sbentttät ber
beiben 9lamen. — ®ie genannten d^ronologifd^en
3Biberfprüd^e, )u bereu ^ebung man bie erfte
^ölfte ber Siogropbie pretSgab, fd^minben aber,
menn bie gemö^nlid^e Angabe über bie Steil^enfolge
ber erften ^ebn SugSburger iBifd^dfe rid^tig ift,
bereu Flamen fid^ aUerbingS (na^ Oams, Ser.
epp. 258) Dor Dem 12. 2iabrbunbert nxd^i ftnben.
Unter ibnen ift ein SBid^o (ftofeform für SBifterp
ober ffligbert), beffen Sob Sraun (S)ie Sifd^öfe
Don Augsburg I, 78), aOerbingS o|ne Ouellen-
angabe, um baS äal^r 667 fe^t, nad^bem er 18 3al^re
regiert (t)gl. aud^ a. a. O. 64 f.). Sbenfo fonnte
ber fpätere Snterpolator Sojjo, ben erften Pfarrer
öon SDBaltenl^ofen, mit bem ca. 755 öerftorbcnen
Sifd^of Sojgo confunbirt baben (SafratbSbofer).
SBenn fid^ bie itnül begüglid^ ber Sbtonologie
enblid^ baran gefto|en l^at, ba^, toxt bie IBiograpf ie
berid^tet, flönig ^ipin (mcld^er üon 747 refp.
752—768 regierte) auf Sitten »ifd^of SSBifterpS
bie 3ette be« ^l SWagnuS mit ®runbftüd(en in bem
jfeltenfteiner ®au botirt f^aU, fo Iie|e ftd^ baS
tixoa aus ber altem Urfunbenfprad^e erflören, tt)o»
nad^ biefe ©d^enfung nid^t bem 1^1. SRagnuS per-
fönlid^, fonbem bem öon il^m begrünbeten unb
feinm 9Jamm tragenben ftlofter gemad^t mar (S.
Magno = monasterio S. Magni, ©tabler IV,
50). ffier jmeite Ueberarbeiter unb Snterpolator l^at
biefe 3loi\l etma mi^öerftanben unb in feiner SBeife
ausgemalt. Ober eS fommen l^ier jmei ^ipine in
Setrad^t, wie aud^ eine 3nfd|rift im (Jl^or ber
©tiftSMe auPffm befagt: $ipinl., ^er^og
Don 9leuftrien, ^uSmeier Don ©aOien, meld^
biefem 628 Dom % SRagnuS begonnenen jflofler
629 eine gfunbation gegeben, unb $ipin lEL, ber
©ol^n Roxi 9Rartens, ftönig Don ©ollien unb ®er«
manim, meld^er baS Dermüftete ftlofter 759 mte»
ber berfteOte unb botirte. (S3gl. Sod^am, Bavaria
sanctal, 139 sq.; Ehamm, Hierarch. August.
Auct. 1, 41 ; AA. SS. BolL Sept. n, 732, n. 160
et 750, nota g. 2)agegm fprid^t ftd^ auS Stella
berg U, lb0 3lok,) Sber Slnad^oniSmen bleiben
tro£biefer SrflömngSDerfud^e nod^ mand^e übrig,
©id^er l^t ber bl. ©intbert (©impert), Sifd^of
Don Augsburg (geft. 808 ober 809), mit Unter»
ftü^ung ftarlS beS ®ro|en baS burd^ bie Udo«
rm jerftörte ftlofter »ieber b^^gcftdlt. ©ie 95i«
fd^öfe 5»itger (geft. um 830), Ubalmann (geft
um 840) unb Santo (geft. um 858) erbauten bie
Jhrd^e aufs 3lt\it. S)ie ermöbnte SSenoüftimg bet
ftird^e mar berartig gemefen, ba| man nid^t einmal
bie ©rabftötte beS ^eiligen mefr lannte. Sifd^of
Santo Derorbnete ein breitögigeS g^ftm, um Doa
®ott Offenbamng gu erl^alten, mo biefelbe feL
9lad^ 9lbiauf biefer S^it ergriff ber Sifd^of eine
©d^auf el, grub unb ftie| auf dnen ©arg, in toel^
d^em man bie uuDerf el^rie Seid^e beS Mligm f anb,
neben bem ^Kuipte eine ©d^rift mit feiner Sebenfi«
gefd^id^te, angeblid^ auS ber gfeber Sl^eoborS. 2)a
fte etmaS unleferlicb gemorbm mar, übergab fie ber
Sifd^of bem gelel^rien SJlönd^e Srmenrid^ Don (ED-
mangen (f. b. Sri. ^ermanrid^), bamit er fie abr
fd^reibe, Derbeffere unb ergönje. — 9ladö Soa^
mann (I, 94) ift ber Seri^t Don biefer im ©robe
beS 1^1 SRagnuS auf gefunbmen Siograpbie eine
fyiction unb bie Don bem SHmanger 9Rönd^ um
851 nad^ münblid^r Srabition gefd^ebene Sio-
grapl^ie bie erfte Slufgeid^nung über ben ^eiligen.
2)a^ fie nid^t in ber Dorliegenben gform Don Srmen*
rid^ ftammt, ift fidler, ^e SoHanbiftm nehmen
nad^ ber Ueberarbeitung burd^ ßrmenrid^ nod^
eine meitere Interpolation an, meldte 3onaS unb
SBalafrib ©trabo plünberie. (93gl. aud^ Mabilloa,
Elogium S. Magni, in AA. SS. Bened. Saeo.
II, 484 — iS9.) SBaumann nimmt an (a. a. D. 94),
ba^ biefe Ueberarbeitung um 890 in ©t @aUen
entftanben fei, als bi« ber ftonftanjer Sifd^of
©alomon in., gugleic^ 9bt Don ©t. ©allen, }u
Sl^ren beS l^eiligen JhreugeS unb beS bl. SRagnuS
eine ffird^e baute. Sifd^of Slbalbero Don Sugfi«
bürg (887—909), mcld^cr bie SSerel^mng biefe«
^eiligen eifrig pflegte unb eine ^Reliquie beSfelben
in ein bri bem Älofter Sorfd^ erbautes ftirdjlein
gegeben l^atte (Chron. Lauresham., in Mon.
Germ. SS. XXI, 384), gab 898 ben redeten «rm
beS ^eiligen in biefe !DlagnuSfird^e nad^ ©t. ©allen
; (Gas. S. GaUi 1. c. H, 79). 5Rad^ »aumann er-
baten ftc^ bei biefer ©elegenl^eit bie ©t. ®aUener
SRönd^e aud^ bie Siograpbie beS C^eiligen unb
confunbirien nun bie auS ber Vita S. Galli be»
lanntmSRaginolb unb Sb^obor mit bem güffener
ÜRagnuS unb feinem g^reunb Sl^eobor. ©o erhöri
477
!D{agnud, SSalerian.
478
ff («4, ba| um biefe 3eit (890 unb 895) bie
a. SoSener aRönd^ Stolpert unb S^otfer bief elbcn
pa^ Ol« Schüler unb (Seföl^rten beS 1^1. ©oUud
Orfriect ^tten. 9{ad^ eteid^Ie (q. q. O. 379)
bnfte xntMäfi toaldrfd^nd^ bie Ie|te Ueber-
aikUmtg in XegenSburg gefd^l^ fein, um'8 2io^r
1070 »eilte bort im jtlofter @t. Smmeram ein
imger SRönd^ Slomenö abeC^Im ou8 gfüffen, um
bofelbjl toeitere Stubien jumad^. 9luf beffen Sitte
H^iM ber ^ 3- bmrt leBenbe fleißige Otl^Io ein
Srimi ht% ^t SlagnuS (Othlonis Liber de temp-
tiüoiie, in Mon. Germ. SS. XI, 891) — mal^r-
fd^cinlu^ bie Ie|te unb umfangreid^fte Ueberorbei«
Urag unb äntrrpolation (t)gL Boll. 1. c. 701,
n. 5. 6). — S)er Seib beö 1^1. SWognuS »urbe
mit gro^ 9<ierlid^feit erl^oben unb in bie neu
crbonte ftird^ übertrogen. Son bief em in ber SRitte
bei 9. 3o^]^unbert8 errichteten 9ou flammt mal^r«
f^einliil^ i^ erften Snioge nod^ bie im 3. 1833
iDieber oufgefunbene Sttt^pta unter bem (Sf)Ox ber
€tiflSfin^, boS öltefle Senf mal romonifd^er 93au-
iBiip in biefer @egenb. 2)em fflofter felbft mürbe
bvil^ bie €dcnlonfotion t)on 1803 boS £obe8-
nt^gefpnxj^ 2)ie9leliquienbed ^eiligen finb
nter ben jo^IIofen UnföHen^ meiere bog JHojler
erfitt, fpitrloS Derloren gegangen, ßrfl im % 1840
bB mm ber in €1. @allen befinblid^en Steliquie
iMdM ein $artileld^ nod^ gfüffen. 2)ie bortige
€tiftifird^ beft|t t)on il^rem ®rünber nod^ eine
Stola unb einen Stonipel, ein ftIbemeS ffreuj,
eiaen fUbemen Stüä^ unb feinen in Silber gefallen
Stob, neld^ er Dom 1^1. (SoHuS geerbt, tool^I ben«
{dben, ben er fdbfl in Sobbio aß ben €tab bed
|L Sofumbon eri^lten unb feinem Sel^rmeifter
eolbS Oberbrod^t (@teid^Ie o. o. O. 442 ff.).
Die Serel^mng beS ^eiligen verbreitete fid^ bott)
n Bdftoäbm, Sofern, ber Sd^meig, im SIfa|,
n 9nmfen, Jelbfl in Belgien. 2)ie SoHonbiflen
befoBen in i^rer Sibliolbe! bie IVopria SS. aud
16 ^ükefen mit bem Officium bed ^eiligen, auS
Sohl}, Siugiburg, Strasburg, SBürgburg, j^on«
Ihui, (Eii^ßdtt, epdtt, SBormS, SBien, ^offou,
SegembBrg, Sredlon, SRinben, Jldln, Songem
wA ntred^. €elbflt)erf}önblid^ gab ed bereu nod^
Be^nre. S)a8 Sfrauenfloper R^iad^, 3)idcefe
faglburg, nmrbe im 11. 3ob^^nbert gu feiner
ttftt gAont; in€tobtombof, Sorftobl DonStegenS-
hs^ bante 1138 ein 2)om]^err ©ebl^arb unter
\ämm 9tamen ein iMofier unb übergab e8 ben
lagi^Kncr-C^orl^erren; 1188murbeba§$ramon*
jhiteBfciflofter Sd^ffenrieb m feiner Sl^re erbaut.
änffontim Untenoolben tom fein ^fl ofö f^eier-
tfq begangen unb er old ^tron ber SSiel^l^eerben
oigenifen. gfür bie l^ol^e ISerebrung bed t^^i^id^
\liaäß mt4, ba| er in ber gangen ^ugSburger
Xitefe nt communis pater et auxüiator om-
nm moerentimn et affiictorum Derel^rl mirb
Soiiiqcr); Sobenfhtber nennt il^n Germanorum
fwwwmfw anziliator ; ber 9ugujliner'@]^or^err
InKÜaift $etm8 fogt bonil^m: Inter eos Divos,
ob speciales qnasdam praerogativas
Auxiliatores Tocamus, praestantissimus pa*
tronus habetur. 3n ber Sl^ot mirb er in einem
SRoinger SDtiffoIe t)on 1493 in ber SoUede, Se«
crelo unb $oftcommunio ber SReffe De XIV ad-
jutoribuB sanctis neben ben 92amen ber betonn*
ten l^eiligen t)ierge]^n 9lot]^]^eIfer oIS fünfjel^nter
genannt; gleid^Ioutenb in ber Missa de quin*
decim auxiliatoribus in bem Utred^ter Stiffole,
gcbrudft 1514 gu Serben (AA. SS. Beil., Sept. II,
731, n. 155. 156; ögl beS SSerf. ©d^rift ffite Ser-
ebrung ber beUigen oiergel^n 9lol]^b^If^^/ Kempten
1886, 6. 119). «bgebilbet wirb ber fettige mü
$ilgergemanb unb @tab, gemöbnlid^er oI8 9lbt,
bie ^onb gegen einen fliegenben 2)ro(|en erl^oben.
2)ie Vita S. Magni finbet fic^ in fürgerer g^f«
fung bei Goldast, Script. Ber. Alam., Francof.
1730, 1, 2, 189—203, in längerer Saffung bei
BoU., Sepi n, 735—759. (98gl. Martini,
Vita et miracula S. Magni, Aug. Vind. 1621 ;
Seben unb SBunbertboten beS 1^1. SDtagnuS, Stift
Kempten 1665 ; 0. ftod^-Slemfelb, S)er % 5IRan»
golb in Oberfd^maben, Seitröge gur beutfd^en
ßänber- 2C. ffunbe, ^affou 1825 ; Sofroll^bofer,
2)er 1^1. ÜRognuS, Kempten 1842; eine umfaffenbe
fritif^eS)atfteIIung ber Siterotur über bie9Ragnu§*
Segenbe bei @teid|ele, S)a8 SiStbum Augsburg
IV, 349—363.) [Jfficber.l
"^iatuu^f SSoIerion, 0. Cap., ^l^ilofop^
unb Sl^eolog, mürbe 1586 }u SRoilonb au3 ber
tSfomilie ber ©rafen SKogni geboren. 3n iugenb»
lid^em Silier trat er in ben jfopuginerorben unb
mürbe Sebrer ber $bili>fi>P^te unb Sil^eologie, bid
i^n gJapfl Urban vm. um 1640 jum opoftoli-
fd^ien ajttfflonor für Deulfd^Ianb, gjolen unb Un-
garn befummle. Sr geno| bie ^od^fd^ö^ung ber
jfoifer gferbinonb IL unb DL, fomie bed Jlönigd
SobiSIoug IV. oon $oIen unb mürbe t)on i^nen
5U biplomolifd^en Beübungen Dermenbet. Sonb-
grof 6mft öon ^t^tn (f. b. 3lrt), ber il^n gu SQBien
fennen lernte, berief bei feiner Konüerfton ftopu«
giner nod^ 61. ®oar unb mol^nle bem SteligionS«
gefpröd^ bei, meld^ed SRognuS mit &aberfom
aus Sieben 1651 gu SbeinfcIS l^ielt. (Ueber bie
au§ biefem 3lnla^ oeröffentlid^tcn ©d^riften f. oben
IV, 830.) einige aufiftellungen bei biefer S)i§.
putolion mürben bolb barauf burd^ Sol^onned
SRofenll^al S. J. angegriffen ; e§ enlfponn fid^ je^t
ein leibenfd^aftlid^er ©treit jmifd^en flapujinem
utd) 3efuiten (ogl. de Backer s. v. Rosenthal),
ber bis nod^ SRom gebrod^l mürbe. S)te $ropa-
gonbo modele P. TOagnuS auf ein S)ecret öon
1655 oufmerffam, nod^ meld^em ben opopolifd^en
SKifftonaren verboten fei, ol^ne f d^riftlid^e ßrlaub'
nift ber ^ropoganbo irgenb elmoS bruden ju (offen.
9lid^t8beftomeniger Iie| SRognuS nod^ 1659 ein
©d^riftd^en Contra imposturas Jesuitarum er*
fd^einen. 6r mürbe ie^t nad^ SRom citirt, unb oö
er feine Solge Iciflete, 1661 in SDBien auf Sefel^I
be« 9lunliu8 ocrboflel. 9lur gegen fflürgfd^fl er-
langte er bie greibeil. Salb borouf florb er
(29. 3uü 1661) ju ©oljburg, mie eS ben «nfc^ein
479
SKagog — aßagri
480
fyii, auf bcr SRcife nad^ JRom begriffen. 9Son feinen
pl^ilofopl^ifd^en Sd^riften (SBemer, ©uate} n,
StegendB. 1861^ 174), in meldten et fid^ f^avipU
fdd^Iid^ gegen SlriftoteleS menbete, t)etanftaltete er
1643 gu Siten eine (SefammtauSgabe. ©eine ))o«
lemifd^en ©d^riften gegen bie $roteftanten, t)on
Koramuel t| SobfotoiQ (f. b. 3Irt.) atö unmiberleg»
lid^ gerül^ntt (opera, quae qui legerit, Luthe-
ranuB aut Calvinista esse non possit ; Theo-
log, fondam. 14), ftnb: Judicium de Acatholi-
corum regula credendi, Viennae Austr. 1641 ;
Judicium de Catholicorum regula credendi
ad studia universalia Biblistai*um, ib. 1641 ;
Organum theologicum, ib. 1643; Methodus
convincendi et revocandi haereticos, ib. 1653
u. 0. (SSgl. Bemard. a Bononia, Bibl. Script.
Gapuz., Venet. 1747, 241; Hurter, Nomencl.
Hter. I, 764.) [©trcber.]
^SBnaog (A'iA>3) , im 91. %. ein Sigenname, ber
5uetft Sen. 10, 2 eine $etfon qI§ StornntDatet
einer ia))]^etitifd^en SSöIfedd^aft begeid^net. ^efen
Spornen fe^t f))öter ber ^ropl^et (Sjed^iel (38, 2)
als bef annt t)i)rau8, inbem er il^n mit bem 9rtif el
Derfiel^t, broud^t il^n aber gur Segeid^ng eines
Sanbed, ol^ne ba^ bie ^erfonalbebeutung bef megen
aufgel^oben erfd^eint (a'iaÄn r*)«?., „SWagogSIanb";
t)g(. 39, 6). 9lu3 biefem Sanbe foQ nod^ bem $ro-
pleten ein gfürft 9{amen§ ®og fommen, ber (nad^
bem l^ebröifd^en Sejt nnb ber LXX) über 3lo8,
9Rofod^ unb Sl^ubol l^errfd^t. S)a bie beiben Ie$>
teren ißdUer ou8 ®en. 10, 2 als @tamnu)em)anbte
Don 9Ragog befonnt finb, 9ioS aber t)on b^gonti»
nifd^en unb morgenlänbifd^en ©d^riftfiellem eben-
falls dS ein )a))betitifd^er Stamm begeid^net mirb
(SRuffen ober @Iat)en), fo barf angenommen wer-
ben, hafi unter SRagog eine ben genannten @töm>
men benad^barte SSöIferfd^aft gu öerftel^en ifi, beren
Jlönig ®og biefe @tömme unteriod^t l^at. S)em-
nad^ too^nte SRagog, mie bie ^iborener unb 9RoS-
d^er, öftlid^ üom Jd^toorgen SKeer. 5Rä]^ereS Iä|t
fid^ bann ouS Sged^ielS toeiterer Sd^ilberung
fd^tie^en. 2)ie ©d^aaren ®ogS fommen ,,k)om
äu^crften 5Rorben'' (39, 2), auS ber mf^t ber
Äimmerier unb ber Armenier (38, 6), fotoie aö
Slad^bam üon ftüftenbeiool^nem (39, 6), auf ^f er-
ben reitcnb (38, 15) unb mit Sogen unb ßange
bewaffnet (39, 3). «tte biefe 3üge paffen auf
baSjenige Soll, meld^eS bie ©ried^en ©f^tl^en
nannten (Her. 1, 73. 105; 4, 66; Xen, Anab.
3, 4, 15), fo ba| fd^on 3ofep]^u§ (Antiq. 1, 6, 1)
unb ber ^I. ^ieron^muS (Ad Ezech. 38, 2) biefe
unter ÜRagog Derftel^en. S)te Sf^tl^en mol^nten
nad& §erobot (4, 48) um baS afolo'fd^e ?Weer bis
nad^ ben 2)onaumünbungen l^in unb l^atten ftd^
gegen @nbe beS 7. Sa^rl^imbertS bereits burd^ Der-
^eerenbe Staubgüge bis nad^ 9leg9))ten l^in furd^t-
bar gemad^t, fo ba^ @ged|iel wol^I oon il^rer Sr-
fd^cinung bie eingelnen 3ügc feiner 93efd^reibung
genommen l^at. Offenbar |at ber ^rop^et aber
bctbe 9?amen t^ipifd^ als JRepräfentanten ber fem-
pen, ungebilbetften ^eibenmelt gefaxt, weld^e nad^
Unterwerfung ber fonjtigen gfeinbe beS ®otteS«
reid^eS einen lejften gemaltigen Angriff auf baS«
felbe mad^en wirb. 3n biefem Sinne werben
®og unb SRagog aud^ Offenb. 20, 7 genannt
wo offenbar oon bem legten 9nfturm ber gott«
entfrembeten SRenfd^l^eit auf bie d^lid^ Sßelt
bie Äebe ifl [ftaulen.]
3Ba(tti(Macra8,Macer),2)ominicuS, 9r«
d^öolog, würbe gu Sa Sklette auf ÜRolta am
28. 9Rä^ 1604 geboren. 9lad^bem er in ber 6ei«
mat fid^ in ben Slerilerftanb l^atte aufnel^men lojf en,
ging er nad^ 9tom, um $|^ilofo))l^ie gu ffatbiren.
Sarbinal Sle^anber Orftni betraute ben )ungen
SRann nod^ t)or Sollenbung feiner ©tubien mit
einer wid^tigen lird^lid^en !Diiffton an ben $a>
triard^en ber ÜRaroniten. SRagri warf ftd^ ie|t
mit großem @ifer auf baS ©tubium ber arabif ^en
Sprad^e unb t)onbrad^te bann glüdClid^ feinen Auf-
trag, lieber bie Steife, auf weld^er er mel^rmolS
burd^ fanatifd^e £ärfen in SebenSgefal^r geriet)^,
fd^rieb er Breve racconto del yiaggio al Monte
Libano, Viterb. 1654, Boma 1655. 9iad^bem
er l^ierauf gu 9lom feine Stubien oollenbet unb
bie ^riejterweil^e empfangen l^atte, wirfte er als
gef d^ö^ter ^rebiger unb Seelenfül^rer in feiner Hei-
mat, würbe aber aud^ öfter nad^ 9iom gerufen, gu-
erft burd^ Sarbinal ^aleotti, ber fid^ feiner fib: bie
Vorarbeiten gu einer arabifd^en 9ibelüberfe|ung
bebiente. 3tuS feinen fflibelftubien erwud^fen Ävn-
Xo^tat seu contradictiones apparentes et con*
ciliationes s. Scripturae a diversis auctoriboa
expositae, Venet. 1645. 1653, auS feinem 92ad^*
laffe oermebrt l^erauSgegeben oon feinem Sntber
Stall SRagri, Bomae 1677, Venet. 1712; bejle
Ausgabe Don 2efät)re, Par. 1685. Sarbinal Sfrong
SRaria Srancacci, 93ifd^of oon SSiterbo , weld^er
il^n feiner befonbem Sfreunbfd^aft würbigte, über-
trug il^m 1654 einSanonicatguSHterbo. Spater
würbe er nodb apoftolifd^er $rotonotar tmb Son-
f ultor ber Snoejcongregation. ©ein frommer lob
erfolgte gu SSiterbo am 4. SKörg 1672. Am mri-
ften belannt ifi 9)tagri burd^ ein ard^äologifd^eS
Se^ilon, weld^eS nod^ l^eute oon SBertl^ ifi: Noti-
tia de' vocaboli ecclesiastici con la dichia-
ratione delle ceremonie, dell' origine dei riti
sacri, voci barbare e frasi usate dai SS. Padri,
concUi e scrittori ecclesiastici, Messina 1644,
Boma 1650. 1669. 9tad^bem im^uSlanbe unge«
nügenbe lateinif d^e Ueberf e^ungen erf d^ienen waren,
gabftarlSKagri eine beffere unb öermel^rte lieber«
fe^ung mit bem S^itel Hierolexicon sive sacrom
dictionarium , in quo ecclesiasticae voces,
earumque etymologiae, origines, symbola,
caeremoniae , dubia , vocabula barbara etc.
elucidantur, Bomae 1677, Venet. 1712; mit
neuen SSerbeff erungen burd^ @t. ©ciugliaca, 2 Sbe.,
©ologna 1765—1767. gine populäre grflörung
ber ^Qmnen beS SreoierS erfd^ien gu SHterbo unter
bem anagrammatifd^en Flamen Nicodemo Orima
(Jleubrud SSenebig 1729). 6in nid^t geringes 95cr-
bienft erwarb ftd^ 9Ragri auc^ burd^ bie Verausgabe
481
IKag^aren — SRal^If^aJ.
482
her Serfe bcd betü^mten ftritiferS SatlnuS SqK>
Kini (gefL 1593 ; t>gl boruber Tiraboschi, Storia
delk letter. ital., P. 7, 1. 2, c. 4, n. 34), bie er
«d^ mit einem SebenSbilbe bed SSerfaffetS t)erfQ]^
(Ladni Latmii episiolae, conjecturae et ob-
sorationes, 2 toIL, Bomae et Yiterb. 1659
ad 1667; EjuBcl. Bibliotheca sacra et profana
Bire obaerrationes, correctiones, conjecturae
et yariae lectionee in sacros et profanes scri-
piores, 2 toIL, Bomae 1677). (%I. baS furge,
iwn 9R. Srgoli gefd^riebene SebenSbilb t)OT ber
InSgobebedHierolexioon; Niceron^M^oires
XLI, 869 88.) [Streber.]
JßMifmu^ f. Ungarn.
y<tfiiirtm (D^shfi, Mava^iJL), au|er ®en.
S2, 2 in ber Sulgoto immer SRanaim gefd^rie-
bcn^ im 9. X. eine f ejle ©tabt mtf ber Oftfeite be§
3odkm9, nid^ meit t)om 3aboc gelegen (®en.
32, 22). SHe a|>penatit)e Sebeutung bed 9lamenS
i^ ^i^ipptOüatt" ; f 0 nmtnte ber ^atriord^ 3acob
\k &ait ber f)>ätem €tabt, meil i^m mt berfelben
Spornen tum (Sngeln erfd^ienen nmren. Siefer
9ebcalmig 1^ bie SSuIgota Sted^nung getragen,
nem fie in ben 99. @amneld unb ber Jf5nigc
cMtra (2 @am. 2, 8. 12. 29) ober Castra bä-
te fejft (2 ©am. 17, 24-27; 19, 32. 3 ffön.
2, 8). Sie froglid^ €tabt gel^brte gum ©tomme
M» mib log auf ber 92orbgren)e feinet ®ebiete§,
mSf Qkn. 82^ 22 nihrblid^ Dom 3aboc. Sei ber
So^eibmg bed Sanbed loarb fte ben Seoiten gu-
goviefcn (3of. 21, 37. 1 «ßar. 6, 80). 3u 9Ka-
tonim fiel 9bner 3)at)ib8 (Segentönig ädbofetl^
M«9tefibatj ne^en (2 @am. 2, 8); alS 2)ak)ib
BOT tbfolom fliel^ mu|te. f onb er baf elbft einen
m «nfent^alt (2 ©am. 17, 24. 27; 19,
S2. 8 ffdn. 2, 8). Unter ©alomon voax bafelbft
da Omglid^ ^tnantamt (3 Stbn. 4, 14). AuS
flg^iliWIeu Ouellen mei^ man, ba| bei ber Sr<
o(mmg 3entfalem8 bnrd^ ©efac (2 $ar. 12, 2)
an^Wa^omna, b. i SRal^anaim, t)on ben Seg^p-
tiem eingenommen ttmrbe. Ob Siant. 7, 1 oon
ber &M 9Ra^naim ober Don S^oppelreil^en beim
ZoB) bie Siebe i{l, mirb fd^toerlid^ au3)umad^en
fda. 2)ie©teneberatten©tabtgufinben,ijl neueren
Seifenben nod^ nid^t gelungen. [Aaulen.]
yi^CMf (arrha sponsalitia) l^ei^en bie«
iorigen i^genfi&tbe, meld^ ftd^ Verlobte ^um
Sßäfm nnb }ttr Sdröftigung bed gefd^Ioffenen
f^coeclttmffed gegeben l^aben. 9läl(iere Sejtim«
■mgen barfiber entl^ölt bad rdmifd^e Siedet in
efam eigenen Xitel beS iujUnianifd^enSobei: De
iponaalibfis et arrhis 8pon8alitiiB (5, 1) ; ben
pa o^geftdlten @runbfö|en folgt auc^ bad ge«
■Rie cmumifd^ Xed^t. tflcm, unterfd^eibet aber
m bm aXo^Ifd^^ bie fogen. Srautgefd^enfe
(^nsalitia largitaa, aud^ donationes ante
Blias), b. i bie (Sefd^enfe, h)eld^e fid^ Sraut-
icqoBea md^renb i^ SrautfionbeS als SBemeife
^at 9iAt geben, obgleid^ aud^ oon biefen im
Sefnrffi^en biefelben (Srunbfa^ gelten. (S3gl.
bk Sepimmungen beö römifd^en SRed^tS
tfr4af crttDii. TIQ. 2. Kofi.
unter ber SRubril De donationibus ante nuptias
in ben ffiigejlen [39, 5] unb im (Eobej [5, 3]).
®el^n bie Verlobten bie öerfprod^ene &)t »irfli^
ein, f 0 bel^alten beibe Zl^eile ben SRal^Ifd^a^ fomo^I
al§ bie Srautgefd^enfe. 6rf olgt aber bie e|c nid^t,
f 0 lommt ed barauf an, ob baS Sl^eoerlöbnil burd^
gegenfeitige Uebereinfunft ber Srautperfonen auf«
gehoben, ober ob bie Sl^e in anberer SBeife oer-
^inbert morben ift. 3m erftem gfatte muffen beibe
Sl^eile ben ÜRa^Ifd^a^ (nid^t aber aud^ bie iBraut«
gefd^enfe) einanber auS^önbigen, ba berfelbe unter
ber ftillfd^meigenben Sebingung fünftiger gl^e«
fd^Hegung gegeben mürbe, eS mü^te benn au§«
brüdlid^ at^erd ftipulirt morben fein. 3ft aber bie
n)irnid^e Singel^ung ber (St^t f onftmie t)ereiteU tt)or-
ben, fo ift gu unterfd^eiben, ob fold^eS bur^ ein«
feitigen Stücftritt ober ungegrünbete äBeigerung bed
einen iBerlobten, ober aber burd^ 3uf all ober ol^ne
SSerfd^uIben bed einen ober anbem £]^et(S gefd^e^en
ift. 3m crfiem gfaH l^at ber fd^ulbigc sfeU aflc«
empfangene gu rcftitutren, ber anbere aber behält
ben 9Ra$I{d^a| unb bie ©efd^enfe. 3ur SSerfoI«
gung feinet ^tä^M ftel^t biefem fotoo^I bie actio
causa data causa non secuta, afö aud^ bie utilis
in rem actio )U (L. 15, Cod. 5, 3). 2)ie ißer«
orbnung beS römif d^en 9led^t8 aber, ba| ber f d^ul«
bige Xl^eil, toenn er nid^t nod^ minbeqöl^ng ift,
baS Stoppelte bed Smpfangenen gu erftatten l^abe
(L. 5, Cod. 5, 1), ift l^eute nid^t mcl^r antoenbbar.
2Birb bagegen bie Sl^eabfd^He^ung ol^ne ©d^ulb
beS einen ober anbem £]^eil§ oerbinbert, fo mü^tn
fi(^ bie SSerlobten ben aRabIfd^a| gegenfeitig gu«
rfldfgeben. ^ierl^er red^net baS Sefe| namentlid^
aud^ bie gföue, koenn eine Srautperfon oom Sl^e«
oerlöbniffe gurüdftritt, um in einen geiftlid^en Or»
ben gu treten , ober mett fie nad^ Smpfang bed
9Ra]^Ifd^a|e3 erjl bie SteligionSoerfd^iebenl^eit bed
anbem %f^tx\^ erfal^ren ^at , ma3 ^e j[ebod^ be«
»cifen mu^ (L. 56, pr. Cod. 1,3; L. 16, Cod.
1, 4). S)iefelbe Sted^tSmirfung ^at ber t)or bem
^bf(|lu^ ber (Sf^t eingetretme Xob bed Sröuti«
gam§ ober ber ^raut, tomn bie ©ponfalien bi§
bal^in gältig beftonben l^aben. S)er Ueberlebenbe
mu^ ben ÜRal^Ifd^a^ beS berfbrbenm Sl^eilS an
beffen Srben l^erauSgebm unb erl^ölt bagegen bm
feinigen gurfidf (L. 3, Cod. 5, 1). ffiiefcn gemein«
red^tlid^en Sefümmungm berogirt biStoeilen ba§
^artimlarred^t eingelner Staaten unb ißrooingen.
©0 ift g. 93. l^ie unb ba gebröud^Iid^, ba| bei 93er«
l^inbemng ber Sl^e burd^ ben £ob beS einen ober
anbem Verlobten iebem Sl^eile ba§ Empfangene
öerbleibe, ober bafe (wie nad^ ^reu^. S.=SR. %f^, 2,
Sit. 1, § 122 f.) ber Ueberlebenbe bie mOfi l^abe,
ob er bie erl^altmen ®ef d^enf e auStaufd^en miQ ober
nid^t. UcbrigenS bebarf eS faum ber Erinnerung,
ba^, ba ber aRal^Ifd^a^ ein bIofec§ SSerftärhmgS-
mittel ber ©ponfalim ift, ber ®eber burd^ baS
blo^e gallenlaffen bc§felbm fcincSwegS fid^ öon
ber SJerbinblid^feit ber 93er löbnifetreue bcfrcim fann.
auöfübrli^creS bei J. Wolf, De arrhis sponsa-
litiis, Altdorf. 1670; B. Bardili, De sponsalitia
16
488
SWal^nunö — ÜRoi
484
largitate , Tubing. 1675 ; C. U. Grupen, De
donationibus ante nuptias, Francof. et Lips.
1741. [^crmonebcrj
yal^ititm (monitio), cononifd^e, bilbet
einen S^eü bc8 fird^Kd^en ©trafüerfal^tenS. ßl^e
ber geipiid^e SRid^ter eine ßcnfur (Cscommunica-
lion, Snterbict ober ©uSpention auf SebenSseit)
red^tögiltig oetl^ängen !ann, ntu| er bem IBeflogten
eine SDlal^nung ertl^eilen, bamit berfelbe entn)eber
red^taeitig ©enugtl^uung leiften ober fid^ t)ert]^eibi-
gen fönne (c. 26, X 2, 28; c. 48, X 5, 39). ©ie
Segel bilbet eine breimalige, inSjoifd^enäeiten er-
folgenbe SKal^nung (c. 5, C. XVI, q. 7 ; c. 6, X
3, 2; c. 9 in VI. 5, 11); jum ntinbeften eine zwei-
malige verlangt baS ^ribentinum (Sess. XXV,
c. 3 de Ref.); bod^ genügt aud^, n)enn ©efal^r bei
Sersug brol^t, eine eingige unb gioar peremtorif d^e
SKoi^nnitg mit einer fSfrift toie pe bie SBefd^affen«
l^eit ber Sai^t er^eifd^t (c. 9 in VI. 5, 11). (9SgI.
ftober, @u3penfion ber Jlird^enbtener, Tübingen
1862, 58; Mendelssohn-Bartholdy, De moni-
tione canonica, Heidelb. 1860.) [% Sberl.J
^SB^ti» Sngelo, Sarbinal, einer ber erften @e«
leierten beS 19. Sal^rbunbertd, mürbe am 7. SRör)
1782 }u @d^i^)ario in ber $rot)ing Sergamo ge«
boren. S3on feinen (Sikm fromm erlogen unb für
ba8@tubiumbef}tmmt, geigte er batt> ebenfol^en-
lid^ ®aben beS ©eifteS toxt bed emergens. Stebft
oier gleid^gefmnten tilterdgenoffen geno| er ben
Unterrid^t bed ßsiefuiten Slo^ftud SRoggi, feines
SanbSmanned, eined bebeutetü)en ©elel^rten, im
bifd^flid^en Seminar }u Sergamo. 91I§ fliferbi-
nanb Don Sourbon, öergog t)on $arma, feit 1793
bie aufgel^obene ®epfd^aft 3efu lieber l^ergu«
ftellen fud^te unb ben ©liebem berfelben bie Sr«
rid^tung eine« öaufe« mit ßuftimmung SßiuS' VL
geflattete, begab fid^ SKoggi nad^ ßolomo im ^«
mefanif d^en, »ol^in il^m biefe fünf ©d^üler folgten,
bie il^n mie einen SBater öerel^rten. Stngelo SKai
unb feine öier ©efäl^rten traten 1799 in bie ®e«
fcUfd^aft 3efu ein, »o fte unter bie Seitung beS
e]^rtt)ürbigen, im »ufe ber ^eiligfeit öerporbenen
P. 3ofep]^ gJignateKi famcn. ai§ aber 1804
^iu8 Vn. auf Sitten bc8 ftönigS Scrbtnanb IV.
Don 3ltQpü in beffen ©toaten ben 3efuitcnorbeu
»ieber l^erfteüte, mufete fid& SRai mit ^ignateüi
unb feinen ©tubiengenoffen nod^ ^Itoptl begeben,
m er bereits bie ^umaniora gu leieren f^attt unb
neben rafHofen ©tubien ber Elaffif er gur grl^olung
nid^t ol^ne (£rfo(g fid& in ber ^oefie öerfud^te. 2118
bann ^apoUon baS ffdnigreid^ beiber ©teilten
feinem ©ruber Sofepl^ gufpradö unb gerbinanb
nad^ ©iciUen flo^, tourben aud^ bie bortigcn 3e»
futtcn vertrieben, unb fo !am 9Rai nad^ »om. |)ier
betrieb er im Collegium Bomanum eifrig bie tfeo"
logifd^en ©tubien, bis il^n ber »ifd^of 3oi 95.
SambruSd^ini öon Dröteto mit mel^reren feiner
OrbenSgenoffen in biefe ©tabt berief unb il^m ba=
felbft aud^ bie gJrieftertoei^e ertl^eilte. 9hinme^r
»erlegte er fid^ oor Mem auf bie l^ebräifd^e unb
gried&ifd^e ßtteratur, befonberS auf bie ^aläogra«
pf^xt unter Seitung gmeier alten toanif d^ Sefuiten,
SRonero unb !Dlen<|aca ; er fud^te ^alimpfefte auf
unb übte ftd^, t)on biefen erfal^renen (Selel^rten
unter{lü|t, in ber ihtnft, fie mieber lesbar gu mad^en
unb il^ren Xe^t gu entgiffem. 2bn Snbe beS 3al^-
reS 1808 rief i|n ^ignateüi nad^ 9tom gunUt;
aOein aud^ l^ier fonnte er nid^t lange bleiben^ ba
bie frangöftfd^e ^errfd^aft aUe im bamaligenffdntg«
reid} 3talien ©eborenen fkenge in baSfelbe gurüd-
rief. 93eim 2Ibfd^ieb oon SRom fagte il^m $igna*
telli beftimmt oorauS, er tottht i|n nid^t mieber
feben, 3Rax aber nod^ gu l^ol^en SBürben in ber
JHrd^e ftd^ erbeben, toie ber fpätere Sarbinal unb
anbere nod^ lebenbe Saugen öfter ergäl^It l^ben.
aRai ging nun mit SRoggi nad^ SRailanb; festerer
oerfd^affte i^m l^ier 3utritt in bie ambrofutnifd^e
93ibIiot^ef unb empf al^I il^n ben Selebritöten biefer
©tobt ©d^on l^ier entbedtte er mel^rere ©d^d^
ber alten Siteratur, bie il^m einen bebeutenben 9ia«
men erwarben; 1813 erl^ielt er bie aufpd^t über
biefe berühmte Sibliotl^et. S)ie SluSgabe ber Stebe
beS SfocrateS De permutatione nebft lateinifd^er
Ueberfe^ung unb feinen Kommentaren mar bie erfte
Sfrud^t feiner ©tubien; in ®emein{d^aft mit Sa«
ftiglione gab er 1819 bebeutenbe gfragmente oon
ber gotifd^en Ueberfe^ung ber paulinifd^en Sriefe
berauS, bie er in ber Ambrosiana entbedt l^atte;
fdl^on voriger oeröffentUd^te er (1818) in iBerbin»
bung mit 3o^^ab bie Ghron. canones EusebjL
^iebftbem fanb 9Jlai bort mehrere ©d^riften beS
3uben $l^Uo, ein unebirteS 3BerI beS ^l^ilofojbl^en
^orpl^^riuS, bie römifd^en Antiquitäten beS SHo«
n^fiuS Don ^alicamaffuS^ SSBetfe beS SomeliuS
tJfronto, mel^rere alte 3nte^reten SSirgilS^ unebirte
Briefe t)on AntoninuS $iuS, 9Jlarc Aurel, fiuciuS
SSeruS unb 9l))pian^ gfragmente oon $(autuS,
Zl^emiftiuS, 3fäuS, «ureliuS ©^mmad^S u. %,
baS 6. unb 14. ^ud^ ber Oracula Sibjllina, mogu
er fpöter in 9iom nod^ mel^rere, befonberS Sud^ 11
bis 13 entbedte. bereits 1819 batte !Dlai einen
europäifd^en Stuf. 3n eben biefem 3a]^te mar in
9tom bie ©teile beS erften Säibliotl^efarS an ber
SSaticana erlebigt. S)ie Sarbinöle Sorengo Sitta
unb ^ercuIeS Sonfabi, langft auf !Dlai aufmerf-^
fam, baten ^iuSVII., biefen auf bie erlebigtt
©teile gu berufen, unb nal^men mit P. AIo^puS
SfortiS^ ber beffen Seigrer in ber $l^iIofo))]^ie ge«
mefen toar unb batt) nad^l^er gtun @eneral ber ®e«
feQf d^aft erhoben mürbe, barüber StüdFfprad^e. 3JUm
einigte ftd^ ooQfommen ; $iuS VH. entbanb ben
P. 9Rai feiner ©elübbe unb übertrug il^m boS
IBibliotbefariat. S)er gelehrte 3lrd^äoIog P. 3ofep]^
Snard^i, ber gu 9Rai in naber Segiel^ung geftanben^
öu^crte ftd^ in bem ber ©itte gemofe bem ©arge
beS nun t)eremigten großen ÜRanneS beigelegten
auSfül^rlid^en @pita))]^ium barüber alfo: Angeli
interea nomen ita per Enropam didebatur,
ut L. Litta et H. Consalvius Cardinales agi-
tare (coeperint) inter se, ad divinam gloriam
magis nee ne conduceret, si A. in Vaticanam
Bibliothecam adduceretur vel vitam in Socie-
485
ÜRailanb.
486
tatiBiiutitatotransigerepermitteretur. Cum
A. Fortis, qui paulo post toti Societati prae-
flau, qniqiie pbilosophiam Angelo tradiderat
el «ztrama ad eundem Pignatellii y erba prae-
elare noverai, rem totam communicant, cum
Pio VIL demum consilia conferunt, atque hie
nlOiorem Vaticanae Bibliothecae quam So-
delati Angelum fatorom interposito decreto
dedaral 918 erfier Suftod arbeitete 9Rat Don
1819 an imermublid^ in ber SSoticono; er fonb
iiN^ mibere 9üd^ beS SomeliuS t^ronto, mel^-
vat Sfragmente b^ Doriuftinionif d^en 9le(i^t8, einige
Scbcn bcS etßamaäfvA, bie St^etorit beS SuIiuS
Sidor, befonbetd ben größten Sl^eil beS {o lange
ocnm^leit SBerfeS Sicero'd De republica unb
hilb eine faft unuberfeldbare Steil^e Don nod^ un«
gdmtdtm 6d^ften ber JKrd^enDäter. 9albtt)urbe
ec (Eanonicud im Satican, romifd^er $rölat, apo*
9oU{d^ ^rotonotor unb Secretdr ber Songrego«
tion bet ^ßro)>aganba. Oefter l^ielt er aud^ ge«
le^ Sortrdge, loie 1824 eine Stebe über bie
»d(ffelfettige j^rmonie ber SReligion unb ber
Ssn^ unb eine onbere in ber Sfabemie ber fo«
t^Ii^ Sleligion über bieSSerbtenfte^iug'Vn.
nb MB CleniS für bie SBiffenfd^aften; ebenfo l^ielt
er in bet Sistina eine toteinifd^e Zrauenebe auf
ben StM% 3ol^mm VI. t)on Portugal unb bei
bem Sonclatie nad^ bem Sobe $iuS' YUI. bie
Siebe Prodigendo Pontifice. Snblid^ erl^ob il^n
(Stegor XVL gugleid^ mit bem großen Sprod^en*
tonar SRqgofanti am 12. ^bruar 1838 gum Sar«
Moal mit bem Xitel ber l^L Snaftafto. Salb toaxb er
fcäfect ber Congregatio Indicis, ber Gongrega-
tioConci]ii(Tridentim), ber oaticanifd^enSiblio-
t|d mib il^ Smtesen mtb ber Kongregation für
Me Se^ffenmg ber orientalif d^en 93üd^er. 2)ief e
Mfttl^ Obliegenl^eiten l^inberten in 9Ud^t§ feine
for^iekltelitnarifd^Zl^&tigleit. «Died wetteiferte,
ferne Smienjte )u oerl^errlid^en. Seine ^eimat
jnäßät jfpai QxA, inbem Sergamo fd^on 1825 fein
Bäbnil feterlid^ in baS bortige Sltl^enaum auf«
iq|iii; triele Slobemien ernannten i|n }u il^rem
ütitglieb ; (Snglanb erfamtte il^m eine gro^e gol«
bcieSRdKiine mit ber Umfd^rift gu: Angelo Male,
Mlimpaeatonim inyentori atque restauratori.
Srnmec ober betoal^e er ben ruhigen ©leid^mutl^
friacr €eele ; fd^ön fagt t)on il^m boS angefül^rte
ClRtap^tum beS P. SDtord^i: Adversus plauden-
tis aeqoe ae inyidentiB Tulgi lasciviam im-
■obiUfl perstitit semper, nee quidquam un-
qnarn animi qnietem illi imminuit, inlibatus
Deo et divinae gloriae vixit. Sein i$forfd^er>
trieb fpomte i^n §u immer neuen arbeiten an-j er
sibiKtebieSDbnmfcripteberiBaticana, lie^ genaue
AHoIoge anfertigen^ prüfte, überfe^te unb erlöU"
tote bie Mfd^iebcnartigfien 3)ocumente be§ Slter*
t|ni8 ; nden feinen übrigen arbeiten befd^öf tigte
a fi4 befonbetd mit bem berül^nüen Daticanif d^en
9ibd4obes ((Eob. B), beffen (Sbition bei feinem
ZobeberSoIIenbungnal^mar. Srfd^öpftburd^fort-
94t|^ Injlifiigunflen unb t)on einem Srufiletben
befallen, }og ftd^ ber Sarbinalim @pötf ommer 1 854,.
mie er ed gemöl^nlid^ tl^at, nad^ 9Ubano )urüd; bort
mad^te eine Sntgünbung ber Singen^eibe am 9. Sep-
tember 1854 bem Seben beS audgegeid^neten 9Ran*
neg ein Cnbe. Sr flarb, t)erfe$en mit ben @a«
cramenten, in einem ^Iter Don 72 ^al^ren. 9m
13. September fonb für i^n in feiner Sitularfird^e
ber f eierlid^e SrauergotteSbienft ftatt, bem $iuS IX.
mit bem l^ettigen SoHegium anmol^nte. ^aupterbe
feines anfel^nlid^en, befonberd burd^ feine Sbitionen
erworbenen SSermögend würbe bie ^emeinbe feined
©eburtSorted; au|erbem grünbete er nod^ mit
12000 ©cubi eine bem 3)iöcefanbifd^ofe unter-
ftel^enbe SBoj^ltl^citigteitganftalt bafelbft, f omie jmei
Sanonicate in feiner Sitularfird^ gu Stom ; bogn
famen nod^ Diele anbere Segate. Seine foftbare
^riDatbtbliotl^ef foUte entweber bie päpple Re-
gierung um bie ^ölfte beS Sd^^ung^preifed an
ftd^ bringen, ober fte foHte ebenfaUd ber @emeinbe
Don Sd^ilpario gufaUen; baS ßrftere gefd^al^. —
Unftreitig ift Sarbinal 3Rax einer ber erßen ®e«
leierten unfereS Sal^rl^unbertg, ein $o(9biftor im
öd|ten Sinne ber Sllten; mit Sted^t fte^t er einem
SRontf aucon unb SRabiOon gur Seite. 3l^m l^aben
Xl^eologie, $]^iIofop]^ie, ©efd^id^te unb ^^Uplogie
bie l^errlid^ften Sd^ä^e gu Derbanfen; ingbef onbere
finben au3 ben Don i^m an baS Siä^t gegogenen
patriftifd^en Urfunben Diele 2)ogmen ber ftirc^
neue unb glöngenbe 3^9ni{f(- ^<n gab uns bis
bal^in nid^t gebrudCte SSßerfe Don SuguftinuS, S9-
riUuS Don ^lesanbrien, SufebiuS Don Söfarea,
Sbr^foftomuS, Sl^eobor Don 9Ropfueftia, ^oIq-
(^roniuS. SaftliuS, ®regor Don 929ffa unb ®regor
Don 9tagiang, Sltl^afiuS, SRariuS SHctorinuS,
^ulinuS Don 92oIa, g^rranbuS 2)iaconuS, 9Rar-
tinuS, SfloruS Don S^on, $b^tiuS, Don mel^reren
fpöteren S^gantinem unb Dielen Ruberen. 2)ie
wid^tigften biefer SBerfe finb niebergeleg^ in Dier
gro|en Sammlungen: 1. Veterum scriptomm
nova eolleetio, Bomae 1825—1838, 10 Sönbe
in®ro|quart; 2. Classiei Scriptores ex Godd.
yatiep.editi, ebenfalls 1093önbeumfaffenb, 1828
bis 1838; 3. Spieilegimn Bomanum, Bomae
1839 8qq., 8«, gleid^faHS in 10 93änben^ 1844
DoHenbet; 4. SS. Patrum nova Qibliotheea,
begonnen in feinen legten fiebenSjal^ren; Don biefer,
^iuSlX. gemtbmeten, äu^erftreid^l^altigen Samm-
lung fmb bis gu feinem Sobe fei^S ftarfe Sänbe
erfd^ienen. SBenige ©elel^rte ftnb im Staube, oHeS
2)aSienige aud^ nur gulefen, maSSRai mül^fom auS
alten SKanufcrtptenentgiffert, übcrfejt, erläutertunb
fritifd^ burd^f orf d^t l^at. Sein 9?ame nrirb für oHe
Seiten unfterblid^ bleiben. [% 6arb. ^ergenrötl^er.]
^laUimb, Stabt unb ajletropole in
Oberitalien. I. Stabt. ÜRailanb, italienifd^
Milano, mit bem Beinamen La Grande, im ^(ter-
tl^um Mediolanum, fpöter aud^ Milanum, würbe
nad^ ber Sage 585 D. Sl^r. Don bem feltifd^en
prften SeUooefuS alS ^auptftabt ber 3nfubrer
in ber tranSpabanifd^en Gallia cisalpina gegrün»
bet. S)iefer Si^ beS S)ruibenbienfteS würbe in bem
16»
487
aRailanb.
488
infubrif^en jhtege 222 D. (Sfft, t)on betn römifd^en
Sfelbl^emt £neiu§ Sapxp etftürmt unb botnit toorb
bae ganse Sanb erobert. Wd ftarl befefiigte r5-
ntifd^e ^roDingialftobt tmter bem Planten Aelia
Augusta ober Golonia Augcusta, unb al§ Jhioten»
punft mel^rerer ^au))tftra^en blül^te ed bolb maäf«
tig Quf unb tourbe in fpäteren Slömergeiten @i^
ber Sßiffenfd^aften unb JNtnße, fo bo^ ed ben
9iamen Novae Athenae erl^ielt. SBegen fetner
®rd^e unb Sd^dnl^ett galt Mediolanum qI§ gtoeite
Stabt bed Sleid^eS unb tt)urbe oft Borna secunda
genannt. Seit Sonftontin bem ®ro^en nal^m e§
an Sebeutung immer me|^r gu, l^atte aber nad^ bem
Untergange beS meftrömifd^en Jtaifertl^umS in ben
Stürmen ber SSößermanberung gleid^eS Sd^idfal
mit bem übrigen Italien. 93on ben ^unnen 5er»
ftört, tt)urbe e§ t)on ben Sangobarben, unter benen
bag ® ebiet Don 9RaiIanb eine i^rer ^auptproDin^en
toar, unb ben gfranlen toithet aufgebaut, ^ie
Sangoborben l^atten e8 jmar ju ®unften be§ naiven
!ßat)ia t)emad^Iaffigt, olletn nad^ ber Eroberung
bed Sangobarbenreid^eS burA Rati ben ®ro^en
toarb eS ttneber bie nrid^tigfte Stabt t)on gan^
Dberitalien. S)iefer flaifer »ererbte SKailanb, baS
774 mit htm fränllfd^en Steid^e bereinigt toorben
mar, an feine 9lad^f olger, meldte als Adnige t)on
Italien }u !DlaiIanb ober ^u ^anxa, fpöter gu
SWonja mit ber eifemen ihone (f. b. 3lrt. ftrone
Vn, 1222 f.) geWnt mürben. SRad^bem Otto I.
burc^ feine ffrdnung gu SRailanb (961) Italien
miebcr bem beutfd^en Seiche untertoorfen, lie| er
SRailanb, mie bie anberen lombarbifd^en Stöbte,
burd^ faif erlid^e Stattl^alter ober $räf ecte regieren.
Sßöl^r enb ber langen St&mp^ ber italienif d^en Stäbte
gegen bie faif erli^e Oberl^ol^eit ftanb SJloUanb ftetS
an ber Spi^e ber notionalen $artei, me|]^alb ed
benn aud^ mel^r al§ alle anberen Stöbte burd^
ffrieg l^eimgefud^t mürbe. Jlonrab II. belagerte
1037 Dergeblid^ bie ftolsc 5IRetropoIe, griebrid^ L
Sarbaroffa {ebod^ jmang fie 1158 gu bemütl^i»
genber Untermerfung unb gerftdrte fie 1162 megen
Sreubrud^S gönjli^. 9lad^ bem SBieberaufbau
(1167) tourbe aRailanb Scid^SIel^en, trat aber
1176, nad^ bem Siege ber Sonföberirten über ben
Ifaifer bei Segnano, an bie Spi^e be§ lombarbi»
f d^en StöbtebunbeS unb mürbe im Jtonftanger f^rie»
ben 1188 a\% freie Stabt unter faiferlid^er Ober»
^ol^eit, aber ol^ne SributpjKd^t anerlannt, 9lad^
^erfteQung ber öu^em Stulpe entbrannten aud^ in
Slailanb innere Aöm))f e um bie ^errf d^aft stoifd^en
gmei möd^tigen @efd^Ied^tem, ben gl^ibeÜinifd^ ge»
Slnnten S3i8conti unb ben guelfifd^en bella 3:orre.
Jejtere mußten fld^ bi§ 1812 foft ol^ne Unter«
brcd^ung im SSefi^c ber Dbergemalt ju bel&aupten,
unb gmar erft unter bem 2itel ^obeftä, feit 1277
aud^ als 9leid^§k)icare. hierauf famen bie SSiSconti
mit 9J^attco I. an^ä Shibcr. ©iefer, aud^ gum fai-
ferlid^en SSicar ernannt, erweiterte ba§ ®ebiet ber
Stabt bebeutenb, f 0 bafe e§ fid^ unter feinem jmeiten
!Rad^foIger auf bie ganjc Sombarbei auSbel^nte.
3)ie ©efd^id^te beS §öufe8 98i«conti ift eine faft
ununterbrod^ene Steil^e Don SSerfd^mörungen unb
Worbtl^aten feiner SnitgUeber gegen bie im 9efi|
ber Sßad^t 93eftnblid^en. ©ioDomti ©aleagjo erlauft
1895 t)on Stbnxq SBengel um 100 000 ©olbgulben
für fid^ unb feine Dtad^fommen ben Sitel eines
^ergogS Don Sßailanb unb ®rafen Don $aDia mit
allen Siedeten ber Strid^l^ersdge. 9Rit bem Sobe
^mpo TOaria'S (geft 1447) l5Ste Jtd& baS §er-
50gt]^ auf, unb SDtailanb erflörte ftd^ alS Stepu«
bUf. ^er fd^on 1450 mürbe ber t^felbl^err unb
Sod^termann fjilippo SKaria'S, QfranceSco Sf orga,
Dom Soll als ^ergog ausgerufen (geft. 1466).
9lad^ bem SuSfterben beS ^aufeS Sforza (1585)
Derliel^ Raxl V. baS ^ergogtl^um feinem Soj^ne
^l^ili^p, unb fo lam eS an bie ftrone Spanien,
bei ber eS bis aum gfrieben Don ^a^iatt (1714)
Derblieb, hierauf gehörte ÜRailanb gu ben öfter«
reid^tfd^en Srbjtaaten; 1796 marb eS Don ben
gfrangofen erooert unb blieb ^auptftabt ber eis«
alpinifd^en »epublif bis 1802, ber italienifd^en
»epublif bis 1805, bann beS ff önigreid^S Italien
bis 1814. a(tn3.1814marbeSmieberanOefter-
reid^ gegeben unb gel^örte }um Iombarbifd^«Dene«
tianifd^en ffdnigrei^, bis eS 1859 burd^ ben
3ürid^er ^rieben bem Äönigreid^ Sarbinien gu«
geff)ro(^en mürbe, ^eute ift eS ^auptftabt für
bie gleid^namige ^oDing beS ffönigreid^ Stauen
unb i&)\i über 800 000 ßinmol^ner. Unter ben
79 »ird^en — 10 ©oHegiat-, 24 gjfarr« unb
45 anberen ffird^en — ragt befonberS ber mefent«
\iä) gotifd^e, auS meinem SRarmor erbaute 2)om
l^erDor, nad^ ber ^eterSfird^e gu 9lom unb ber
Satl^ebrale gu SeDiÖa mol^I bie größte unb fd^önfte
»ird^e ber SSBelt, ber 1^1. 5IRana unb ber 1^1. 3:^efla
gemeil^t. Sd^u^l^eilige ber Stabt felbjt ftnb ber
|l. SmbrofiuS unb ber 1^1. ff arl SorromöuS. S)er
2)om mürbe 1886 unter ®ioDanni ®a(eaggo be-
gonnen; Url^eber beS erften SntmurfS ift mol^I ein
SDeutfd^er. 3n ber ffr^pta rul^en in einem mit
Sumelen gej'd^müdtten Silberfarg bie Steliquien
beS 1^1. ffarl SorromöuS, bie alle 3a]^e am 4. !Ro«
Dember feierlid^ gegeigt unb Derel^rt merben. 9lur
an bem Slltare biefeS ^eiligen in ber genannten
ffr^pta barf bie l^eilige ^eff e nad^ römif d^em StituS
gefeiert merben; an aQen übrigen ^Itören beS
2)omS mu6 fte nad^ ambroftanifd^em SRituS (f. b.
^rt. Siturgien) gelefen merben. 3n aUtn übrigen
ff ird^en bagegen bürf en frembe ^riefter ol^ne Unter«
f d^ieb nad^ römif d^em StituS celebriren. S)em ambro»
fianifd^en SRituS folgen bie meijlen ^riefter ber
Srgbiöcefe SRailanb. 93emerfenSmert]^ ift aber aud^
no^ eine Seilte anberer ffird^cn. San Sorengo gilt
als ältefte ffird^e ÜRailanbS; il^r SnnereS bilbete
einft ben §auptraum ber Sl&ermen ober eines ^a»
lafteS beS lu^ajimian, nad^ anberen eines 3:empelS
bcS ©erfuleS. San guftorgio marb fd^on 1227
ben S)ominicanem übergeben unb Don biefen gong«
\i^ umgebaut; in ber ffapeUe bi S. ^ietro TOartire
ru|en bie ®ebeine beS 1252 megen feines ßiferS
in SSertl^eibigung beS maleren ®IaubenS auf bem
äBege Don @iomo nad^ SJlattanb ermorbeten S)o«
489
9JlaiIanb.
490
minicaiietS ^ßetruS ißeronenfld. @an Smbrogio,
\dß dt, tDor iniprungli^ ben l^eiligen aRart^rem
(SextKifiud unb $rota^uS gekoetl^t unb mar frül^er
Sat^rale ber Sifd^dfe t)on aRailonb; fie tDorb
nod^ (Erbauung beS neuen S)om8 einem mit t)te(en
$rit>Uegien ouSgepotteten SoQegiQtca))itel an\)tx»
tränt, bad aber 1886 t)on ber italienijd^en S^e»
giomig aufgel^Ben mürbe. 3ur SBal^rung beS
alten Xed^teS führen bie mit ber @eelforge 6e>
trauten Popidne biefer ffird^e ben Xitel Sanonüer.
3n bem fd^nen Sorl^ofe berfelben mar ed, mo
890 ber 1^1. SmbrofiuS bem ffaifer S^eoboftuS
entgegentrat unb megen ungered^tfertigten IBIut'
oergielenS bid nad^ DoQbra^ter 9u|e ben 6in«
tritt in boS ^eüigtl^um Dermel^rte. Sin ber SteQe
beS heutigen ^od^UarS ertl^eilte ber ^t 9mbro«
fuid bem fjjL augujUnud bie Saufe, unb eben«
bort empfingen Dom 9. Bis 15. äal^rl^unbert bie
neuen Aoifer bie etfeme Jhone beS lombarbif d^en
ftönigreid^. Sie ffr^pta birgt bie äteliquien ber
Zeitigen ®ett)afiud, $rotaftu8 unb SlmbrofiuS.
ta nw @an (Eelfo fieH befanb fid^ in altd^rift«
fiäna 3^ ^ @otte8a(Ier mit ben ®röbem ber
beU)en l^gen 9Rartt|rer 9la5anu8 unb C^IfuS.
$M aieliquien beS erfiem lamen in bie @tabt,
mib ju feiner Sl^re marb 1518 bie JKrd^e (San
%k)ario erbaut, möl^renb beS Ie|tem ®ebeine in
einer über ber @rabftötte felbft erriii^teten Jhrd^e
^aüftt »erben, meldte Srjbifd^of Sanbolf 998
Dogrögem lie^. 92eben ber JHc^e @an Seif o er-
^ f^ @. SRaria preffo &Ifo, unb jmar an
ber eteOe, mo bereits ber 1^1. StmbrofiuS ein
SRarienbilb )ur dffentlid^ SSerel^rung aufgefteHt
iotte. 9tAen ber ffir&e @. SRaria belle ©ragie,
tDeU^ fan auftrage ber S)ominicaner 1465—1487
in fpStgotifd^ Stile erbaut mürbe, befinbet fid^
im ^maltgen IHofter-Stefectorium baS berül^mte
Ibenbma^I Don SeonarbobaiBinci(1494— 1497),
boS bereits fel^r befd^bigt ijt unb bem DoÜftönbi-
gen 9htin unrettbar entgegengel^t SHe 43 3RannS«
imb 6 Sfrauenflöfler, meldte nod^ im vorigen 3al^r-
bnnbert befianben, ftnb fafi oQe aufgel^oben. ^n
Unterrii^tSanftalten befielen ou^er bem ^riefter»
feninar 2 Si^ceen, 2 ©^mnaften, eine ^ormal-
bantit)d^,DieIeSIementarfd^uIenunbSnie]^ungS"
j^änfer, ZonbflummeninftUut u. f. m. SHe 9tfa-
bearie ber SBiffenfd^ften ift in bem ißala^jo bi
9rera nntergebrad^t. S)iefer, im 12. Sal^rl^unbert
dS iHofler ber ^umiliaten nod^ au^erl^alb ber
Siabtmauem auf bem Srad^Ianbe (brera) erbaut
wtb nad^ Sufl^ebung ber (Senoffenf d^aft burd^ ben
(L ffarl SorromäuS Don biefem ben Sefuiten als
Coflcgtnm öbergeben, mürbe nad^ UnierbrüdCung
bcS äefmtenorbenS guerft @i^ ber jfunftafabemie
sab neaeflenS 3nftitut für l^öl^ere miffenfd^aftlid^e
sab literorifd^ Stubien (%[effanbro aotansoni)
Vit gro^ Sibliotl^I unb mertl^DoUer ©emölbe«
fsanntag. SBeltberül^ unb ber @to(a ^KailoubS
i^ OBd^ bie SKbttot^ca Smbrofiana, 1609 burd^
bn gd^en (koMaal gfeberigo Sonomeo als
IKtld fsr Sefdmpfung ber immer mel^r um ftd^
greifenben Derberblid^en 2hn:tl^ämer gegrflnbet unb
unter geiftlid^e fieitung geftefit. SSon ben Öofpi-
tälem, bereu eS mol^I 30 in aWailonb gibt, ftnb }tt
nennen: boS Ospedale maggiore auS bem Stalle
1456 mit 2000 Betten unb einem ßinfommen Don
mol^I IVs SRiUionen Sire; bann baS Ospedale
de* Fate bene Fratelli (fo l^ei^en in Italien bie
barml^ergigen 95rüber Dom 1^1. Sol^ann Don ®ott),
erft 1836 Don ßaura SiSconti für 110 Äranfe ge-
ftiftet. ÜRailanb ift ber ^auptfi^ ber barmherzigen
IBrüber in Stauen, unb in biefer ©tobt beftben
fie nod^ gmei Käufer für 50, begm. 20 d^ronifd^e
Jhanfe. Unter ber Sluf ftd^t ber Gongregazione
di Garitä ftel^en: baS ^enl^auS alle Senavra,
mel^rere äBaifenl^öufer unb ^rbeitsfd^ulen, fomie
baS äSerforgungSl^auS ZriDuIgi, eine Stiftung beS
®raf en Sroce. (Sgl über bief e unb ä^nlid^e mol^I-
tl^ötige Stnftalten, bie felbft in ber l^arten S^ii Don
1808—1812 bie ©umme Don 6 260 064 Sire
DerouSgabten, P. ®amS, ©efd^id^te ber ftird^e im
19. 3a^r^. n, 651 f.)
n. SiStl^um. es ifi mo^I fein Steifet, bag
SRailanb gu ben erften Stöbten gel^drt, in meieren
ber d^riftlid^e ®(aube Derfünbet mürbe. Ob bie^
aber burd^ ben l^eiligen ^poftel SamabaS (f. b. 9lrt
I, ^23 ff.) gefd^el^en, bleibt bal^ingefteUt, mögen
aud^ alle Ueberlieferungen, angeblid^ auS bem
4. äal^ri^unbert, bafür fpred^en, unb mag felbft ber
]^I. Staxi SorromouS in einer feiner ^rebigten bie«
fen aipoftel als „9lpofteI aRailanbS" auffül^ren.
UebrigenS erl^ielten Don einer il^m ballier gemeil^ten
ftird^e 1545 bie IBamobiten (f. b. «rt. 1, 2030 ff.)
ben 9Jamen. 31IS erften SBifd^of nennen bie ein-
l^eimif d^en ®efd^id^tf(|reiber ben ]^(. ^Inatl^olo. Sin
©riedge Don @eburt, mar er @d^üler ober Sünger
beS 1^1. SamabaS unb leitete biefe ffird^e Don etma
53 ober 55 burd^ od^t (aL 13) Saläre, morauf il^m
ber 1^1. SaiuS, gleid^f aUS ein Sd^üler beS 1^1. fßca^
nabaS, folgte, ber im % 85 als IBefenner fiarb,
nad^bem er in ber neronifd^en SSerfoIgung SSieleS
erbulbet l^atte. yiaä^ gmölfiöl^riger ©eb^Dacau)
folgte im 3. 97 ber ^I. EaftridonuS ober Kaftri-
lianuS, ber ftd^ in brangfalDoHer 3eit burd^ feine
Xugenben unb eblen Sl^aten möl^renb 41j[ö]^riger
Stegierung rül^mlid^ l^eroortl^at (geft. 138). Sein
9tad()f olger, ber 1^1. SalimemS, auS Domel^mer
gried^if (|er ^ctmUie, leitete Diele Saläre biefe ff ird^e,
bis er megen feines SiferS in Ausbreitung beS
Sil^rifientl^mS mal^rfd^einlid^ unter SommobuS ge»
martert mürbe. 92od(i lönger mar 3Rona auf biefem
©tul^Ie, Don 193 an DoOe 59 Saläre (geft. 251).
9tad^ abermaliger Sebisoacau) folgte 283 9Jla«
temuS (geft. 304), bann ber |l. SD^rocIeS ober
TOerocIeS, ber bei ben gegen bie 3)onatiften ge«
l^altenen S^noben ju 9lom 313 unb ju ArteS 314
anmefenb mar. Unter il^m erliefe ff oif er Eonftantin
313 baS befannte Sbict Don ^Kailonb, baS ben
ßl^riften freie SReligionSübung geftattete. 3)er]^I. 6u«
ftorgiuS, ein ®ried^e Don ®eburt, mürbe Donffaifer
SonfUmtin als Stottl^alter nad^ 3nfubrien ge«
fd^idft unb Dermaltete bort baS Sanb fo meife, ba^
491 aRailanb. 492
il^n nad^ bcm lobe bc8 1^1. SKirocIeS (geft. 315) KoppobocierSluscntiuS, bcr nid^t einmal bet lotet«
bie ^riefterfd^aft unb boS So« jum Sifd^of üon nifd^en Sprad^e mäd^tlg loor (^efcle I, 654 ff.).
aRoilanb emäl^Ue. 2)iefer t)om 1^1. ^mbrofiuS oI3 ßr l^atte fdbon unter feinem SanbSmanne, bem
Konfeffor belobte, butd^ SSSunberfraft auSgeseid^» arionifd^en Slftcrbifd^ofe ^u aUejanbrien, IKrd^en«
nete Sif d^of f oH bie Sleliquien ber 1^1. brei Äönige bienfte geleiftet unb jeigte fid^ fortan atö einen
t)on Sonftantinopel nad^ Snailonb gebrad^t l^ben ebenfo Derfd^Iagenen nne l^eftigen Sf^inb ber Sted^t-
(geft. 331). ©er 1^1. «ProtaftuS (331—352) ftonb gläubigen. «ujcntiuS (geft. 374) l^atte ben gro|en
biefer ftird^e unter ben ftaifem ßonftantiuS unb |l. «mbrofinS (f. b. «rt. I, 695 ff.) jum 9lad^»
(EonftanS öor unb öerf od^t bie Sad^e be§ ]^l. Sltl^a« folger; biefem gegenüber ernannte bie ftaiferin
naftuS auf bem Soncil }u Sarbica, mo er ftd^ ab 2iuftina gum Sifd^of t)on SOlailanb einen gleiten
Italia de Mediolano unterfd^rieb. Unter il^m fan- ^lusentiuS, ber aber für feine Partei nid^t einmal
ben es bie ortl^obo^en 9ifd^5fe boXb md) IBeenbi* eine einzige Aird^e ber @tabt erlangen tonnte.
gungberfarbicenftfd^en@9iiobe(nid^tt)orberfeIben, S)er 1^1. 2lmbroflu8 l^ielt 380 eineS^nobe, toeld^
wie frül^er angenommen mürbe) für nötl^ig, auf feine aBgemeine Slngelegenl^eit, fonbem nur bie
einer @Qnobe gu aRailanb (345) aud^ i^rerfeitS Sted^tfertigung einer ^riftUd^en Sungfrau au8 93e*
baS Urtl^eü über ^l^otinuS gu fpred^en. 9leben bie* rona jum S^^i ^ötte (C)ef ele I, 744). 98on einer
fem nal^men befonberS aud^ SSalend unb UrfaciuS meitem unter ^mbroflu§ 381 gel^Itenen @9nobe
Die aufmerffamfeit ber Stinobe in Änfprud^, meldte fmb nod^ gmei ©d^reiben an ffaif er a:]^eobofiu«
ftd^ mit ben Sücönem au^suföl^nen fud^ten unb oorl^anben, in melden bie Sateiner il^ren auf ber
fid^ t)on ber orianifd^en Se^re loSfagten (^efele^ S^nobe su ^quileja auSgefprod^enen äBunfd^ nad^
Konc.-®efd^. I, 637. 638). ffier 1^1. ®iont|ftu8 einer großen ©^nobe gur Beilegung ber Sd^iSmen
(352-365 [? 371]) t)ert^eibigteaur3eitbe8aria- red^tfertigen (C^efele U, 36 f.). 3m 3. 390 l^ielt
nifd^geftnntenJlaiferSSonftantiud eifrig bie malere er bann eine ^roDingialf^nobe, bereu @9nobal>
Sel^ gegen bie 3lrianer unb nal^m ftd^ auf bem fd^reiben ben ^apfi megen feiner jjfürforge für bie
Soncil ballier (355) bed I^L Sltl^anafiuS miber feine JHrd^e l^bd^Ud^ belobt, bie ioDinionif d^ 3rrt]^ümer
gfeinbe an. ^apfi Siberiud münft^te in Sad^en auSeinanberfe^t unb ftd^ aud^ gegen bie Stl^cianer
bed le|tem nad^ ber ©Quobe oon ^rle§, mo bie auSfprid^t (t)efele n, 51 f.).
^rurtl^eilung über benfelben auSgefpro^en mor- @d^on Dor ^mbroftu§ (geft. 397) l^atte SRai"
ben, eine neue S^nobe Dom ffaifer gu ermirfen. lanb bie aßetropolitanmürbe erl^olten, unb gmor
%m ^ofe ging man um fo mel^r barauf ein, meil mal^rfd^einlid^ nod^ t)or ber aJKtte beS 4. ^a^v
man ]e^t aud^ im ^benblanbe ber arianifd^en ^r- l^unbertS; menigftenS fül^rt SaroniuS ad ann. 355
tei bie ^errfd^aft ftd^em »oQte. 3n @^egenmart n. 25 Mediolanum al§ Italiae Metropolis an.
beS t^rannifd^en ftaifer§ würbe p Snaüanb bie 9iad^ äSBiltfd^ (ffird^l. @eogr. I, 234) aber befa|
S^nobe eröffnet, auf ber über 300 abenblänbifd^e t)kMd;t f^on ber Sifd^of, »eld^er 314 auf bem
unb nur wenige morgenlönbifd^e Sifd^öf e erfd^ienen Soncil gu Srled war, aÄetropolitanred^te. Obgleid^
waren. SeibenerftenSeratl^ungenbrangSufebiuS fld^ nömlid^ bielBifd^öfe DDn9Railanb nie mit ber
t)on SSerceUi auf Untergeid^nung ber nicänif d^en 2)e- Segeid^nung Archiepiscopi ober Metropolitani
finition, unb 2)ion9ftu§ Don 39lailanb war baran, unterf ^rieben, f o fte^t bod^ il^re Unterf(|rift auf
ben Anfang gu mad^en; aber 93ifd^of SSalend ent« Sondldacten immer an erfter @teQe, wie 381 gu
ri^ i^m bad Slatt unb erflörte, ha^ bürf e in feiner «quileia. 3laä) Sinterim (©enfwürbigf eiten 1, 2,
SBeife gefd^el^en. 3)a§ ©erüd^t oon ber ©efal^r für 696) famen f d^on gü Anfang beS 4. 3a|rl^unbert8,
ben fatl^oUfd^en ®lauben brad^te bie @tabt äJtai* al8 Italien nod^ ber Organifation ^onftantind
lanb in bie größte Aufregung, we^l^alb gur Sid^er» in 17 ^roDingen eingetl^eilt würbe, 7 unter aRai«
l^eit bie ©i^ungen, weld^e biSl^er in einer jhrd^e lanb unb 10 unter $om, fo ba| 9Railanb neben
geleiten worben waren, in ben faiferlid^en $alaft 9lom bie eingige größere bürgerlid^ie SRetropole
Derlegt würben, ^ier l^drte ber Jlaifer guerft |inter war unb be^l^alb wol^l aud^ balb fird^lid^e SRetro«
einem SSorl^nge ben Serl^anblungen gu, trat bann pole geworben fein wirb. Salb nad^ SRailanb würbe
ober felbft offen ]^ert)or. 91le foUten Stl^anafiug aud^ aiquileja iDletropole, unb wöl^renb frül^er bie
Derurtl^eilen unb mit ben 3lrianem in ©emeinfd^aft ^öpfte felbft biefe SSif d^öf e orbinirten, erlaubten
treten. «18 bie fatl^olif d^en Sifd^öf e erflärten, bic^ fie in «nbetrad^t ber gntfemung üon 3lom ben
fei ben ßanone« entgegen , fagte KonfiantiuS : beiben 5IRctropoliten, fld^ wed^felfeitig ju weilen.
,,9Rein 3BiQe gilt für ben ßanon", unb bebrol^te 2)arau§ entftanb bie Dielfad^ vertretene Slnfid^t, als
bie äBiberftrebenben mit bem Sobe ober bod^ mit ob ÜRailanb, bie SRetropole in Sigurien, bi§ gegen
SJerbonnung. 9lid^t§ frud^tete bie SRal^nung, er @nbe beS 6. Sa^rl^unbertS in feine Serül^rung mit
möd^te ©otteS ©erid^t f ürd^tcn, nid^t ©eiftlid^eS ben römift^en Sifd^öfen gefommcn fei ; Weber fei
unb SBeltlid^eS vermengen, nid^t bie arianifd^e ein SRetropolit von il^nen orbinirt^ nod^ fei irgenb
^ürefte in bie ffird^e einfül^ren. %ni gfurd^t oor einem ba§ ^aOium gefenbet worben, bi§ ©regor
ben ärgften 9Ri|l^anblungen unterf daneben bie mei« ber ©ro^e 593 im ©ebiete von SRailanb im
fien Sif d^bf e ; bie anberen würben e^ilirt, fo aud^ SSerfud^ gemad^t ^abe, ^atriard^alred^te au^n^
®ion^ftu§ von l(|ier nad^ Sappaborien, wo er nad^ üben« SSon einer bleibenben SoSfagung WailaubS
365 ftarb. «n feine Stelle fam ber arianifd^e vom Sßatriard^alverbanbe mit SRom fann feine
49S
aRailanb.
494
9hbe fctn; mag oud^ Stoitonb eine eigentl^ümlid^e
SteOnng gegen 9h>m, namentlid^ feit bem S)ret*
fa|ntel|teeite, eingenommen l^oben, fo famt biefe
SMhmg hoä^ teineSmegS mit bet mond^er 9Jletro"
iNdtten, ber fog. outofepl^Ien, 3um ^otriatd^en
Mm (lonflmttino))eI Derglid^ toerben. 3^ ®uf-
fnigonen ^tte SRoilanb 6id )um 7. äal^rl^unbert
na4 Si&l^ bie Sifd^öfe t)on SBrisio^ ffkiuM,
SmüMi, Xidnum, S>ertona, ©enua, Sourinum,
ÜMsganum, 9fla, Sremono, 93ergamum. $o-
bism, £ttxia, Sugujia Sinbelicorum : nad^ IBin-
terim bogegen a. in Sigurien: SerceUö, 9lomxa,
S^mrdria, Zidnum, &nt8 Pompeji, Sremona,
Srisla, 9ergamum, Comum; b. im faooQifd^en
SeMrge (Alpes Cottiae), baS einen S^eil bed f pö-
In» ^^emont in fid^ begriff (Slontferrat, (Senuo)
mib einen ZI^I Dmt SRoilonb: Xurin, ^fto, Sor-
tona, tOBo ^mnpeia, «qua Stotieüö, Slbin-
gcmum, Sigiittt«3lhnium, Sobium, ®enua, @o*
Mnu, fH^o; a im erßen Slfttien (Baetia major),
bem genügen (Sronbünberlonb: ^l^ur; d. im
^netten SlMen: 9btg§burg, Ouintono, Stegend-
bng, ftofta, Srijen. 3)er alte Orbo ber @uf-
ftogonen 9hiUanb8, meld^ SRurotori (Script.
itaL I, 2, 228) bef Areibt^ meidet ]^iert)on in mel^«
ram @tüden ab. (E8 l^ei^t bo, gur Siedeten beS
nctroponten fä^en bie ad^t 9if(^5fe auS Sigunen:
VerceDensis, Koyariensis, Laudensis, Ter-
doBODfiia, Asfcensis, TanrinenBis, Agustensis,
AqnensiB, Januensis; ^nr Sinfen fägen neun
Sijd^fe aus ben cottifd^en ^\ptn: Brixieneis,
Pergamenms, Oremonensis, Curiensis, Tpo-
rioiflis, AlbensiSy Sannensis, VigintimillienBis,
Alboiganenaia. Siefe Orbnung ber @i|e f d^eint
jdM)4 ungenau )u fein, inbem \>on ben Ugu-
vifiim 9ifd(|öfen einige }ur Sinfen unter ben fa-
M^fd^ erf^einen unb ber Ep. Bobiensis gön^»
^ fäflt 991^ sum 11. äal^rfiunbert gob eS nod^
fo^eidie 15 €uffraganen: ^Ibinganum, 9fia,
Iqna, Sergomum, Sri^ia, Sremona, S)edona,
tfütMa, (Senua, Skmba, %)txma, ^opxa, Xau*
nmnn, SercelUI, SintimiKum. 3m 12. 3a]^r>
imbert Detior bief e SHxä^tnptotAtti Don il^er @rd|e
\b inet als bei ber Srrid^tung ber JKrd^en))rot)in}
Semw bie Sprengel Don @enua unb ^obBio Be«
tmgen Ratten ; bie übrigen iBiStl^ümer blieben bei
naOonb. 9iad^]md Briefen ^ftSregofSVIL
(foiat 1, 43 u. 8, 9, bei Mansi XX, 95. 194)
befbmb bie ^roDing aRailonb bamafö au§ 12 SiS»
(timeni: 9re8da, Sergamo, Siremona, fiobi, 9to*
tno, 3tnea, Zurin, 9llba, 9lfU, 9lcqui Zortona
nb Sercdli Sie Not. Ooelestini fyxi für bag
18. So^r^nnbert mieber 18 @uffraganen, nömlid^:
Bergamenson , Brixiensem, foemonensem,
iMxäeoBem, Kovariensem, Vercellensem^Tpo-
lifiDsem, Taurinenaem, Astensem, Aquensem,
AlbensenifTerdonensem, Saonensem, Albiga-
MBaem, Viginti-Milliensem, Placentinum,
Fi^Mosem, Ferrariensem — beibe le^tere olS
csnde. fßü m (Enbe bed Dongen Sal^r^unbertd
fhibca antaraRttilanb: Sentimiglia, ^Dia, @a-
oona, «cqui, «rta, afii, a«effanbria, Zortona,
Sörea, Kooara, SSerceHi, Bergamo, 93re§da, 6re-
mona, Sobi, Somo. ©emdg beS Soncorbated oom
Solare 1 801 f oUten unter SKailanb nur mel^r ftel^en ;
SreSda, Bergamo, $aoia, 6omo, (Erema, Kooara,
SSigeoano, gremona, Sobi; nad^ ber Sleftauration
aber erl^ielt Sßailanb im % 1818 biefe neun @uf"
fraganen: SreSda, Bergamo, 6omo, ^aoia,
(Erema, Sobi, ßremona, Bentimiglia, 3Kantua.
Bon biefen f^at ed big l^eute nur Bintimiglia an
(äenua oerloren unb l^t fomit nod^ ad^t @uf«
fraganen.
SDem 1^1. ambrofmd folgte afö aRetropoIit ber
1^1. SimpUdanuS (397—400). gr mar au 2Rai-
lanb geboren, marb ^riefter ber rdmifd^en ffird^e
unb bübete eine i^rer fd^önften Sterben. 3m auf-
trage bed ^fteg 3)amafu3 1. oerIte| er 9lom,
unb ttmrbe. oon Je^t an eifnger Beratl^er utü)
Stmtdgel^ilfe bed 1^1. Smbroftud, bem er aud^ bie
l^eilige Zaufe ert^eilt l^aben foll. 2)er 1^1. ^ugu-
ftinuS gebenft fdner oft (g. B. Gonfess. 8, 2)
mit Sl^ren als feines gdftUd^en Baterd unb l^at
il^m au(^ bie Sd^rift De diversis quaestionibos
gemibmet. S)er 1^1. SmbroftuS empfahl il^n fterbenb
als feinen 9{ad^f olger mit ben SBorten: „Sr ifi
jtoar tin ®rei8, aber gut." SWd^t gang oier Saläre
fül^rte (Simplidan ben ^irtenftab, unb il^m folgte
ber „felige" BeneriuS (400—408), ber 401 ein
Sondl gd^alten l^aben foQ; bann ber l^L SRaroIuS
(408—423), ein ©^ner unb mit Sunoceng L
fel^r befreunbet; ber 1^1. SßartinianuS (423 bis
435), ber fid^ 431 gu e))]^efuS burd^ ©efanbte
oertreten Ue| unb aud^ einige ®d^riften gegen
^J^eftoriuS oerfa^t l^aben foU: ber e^rmürbige ®l9«
cenuS (436—438). Slun folgte ber 1^1. SagaruS
(438—449), dn geborener SWaüänber, ber oon
ber Barbard ber ®oten Diel gu leiben l^atte. Um
in ben bamatigen trüben Seiten ben göttlichen
@d^u^ bef onberS tröftig anguflel^en, fül^rte er brei-
tägige Bittgänge ein, Sitaneien genannt (ogL b. Slrt.
Bitttage n, 894 f.), Iti meldten mel^rere flird^en
SDtailanbS befud^t mürben. S)iefe Sitaneien mur«
ben fpöter oon ben Srgbifd^öfen QUpf^an 9tar»
binuS unb bem % Raxi BorromöuS beftätigt unb
finb nod^ in ®ebraud^. SagaruS mar ber erfle
Srgbifd^of, ber ben jungem beS |^I. SluguftinuS
in aRailanb ein ftlofter anmieS, in meinem fie
mieber dne beff ere 2)iSd))Kn leiten fonnten (ogl.
Acta SS. Febr. U, 521—523). 5Rad^ SagaruS
folgte „ber greunb ®otteS" SufebiuS (450 bis
462), ber 451 mit 20 Bifd^öfenOberüaßenS IJier
eine ©Qnobe gu ®unften beS ortl^obo^en ®IaubenS
gegen bie »öuberf^nobe l^ielt (C^efde U, 392 f.);
bann ber 1^1. ®erontiuS (462—465), unter bem
bie iWegSfd^aaren DboaferS baS römtfd^e »eidj
umftürgten unb aud^ SRailanb gerftörten (DgL
Acta SS. Majin, 43 sq.); ber „el^rmürbige" ©e-
nignuS (465—472, al. biS 477) ; ber „feHafie
3Rann" Senator (472—475, aL bis 480), bet
fc^on als $nefter 450 burd^ ^ft Seo ben®ro^en
ber ®efanbtf(^ft beigegeben mürbe, t9eU^ Don
495
Mailanb.
496
jtaifer 3:]^eoboftuS IL bie Sbl^altutig einer @9nobe
in Sonftantinopel gegen bie Sut^d^ioner )u @tanbe
bringen nnb im Warnen be§ ^ai)fle§ leiten foUte
(Acta SS. Maji VI, 769 sqq.) ; >er mit allen
lugenben gefd^müdte" Sl^eoboruS (475—490) ;
SaurentiuS I. (490—512). gnnobiuS öon ^aöia,
ber in ^niölf S))igrammen bie biSl^er aufgeful^rten
Smölf 9!ad^f olger beS 1^1. ^mbroftuS al§ fel^r mür»
bige IBifd^öfe feierte (f. Enn. in Sinnondi Opp.,
Venet. 1728,1, 1131 sqq.), »ar ein greunb be§
5ule^t genannten SaurentiuS unb preist il^n in
öerf^iebenen ©teilen feiner ©d^riften. 5RamentIid^
mad^te ftd^ SaurentiuS ^ur 3(it beS j^ampf e3 ^mi»
fd^en Oboafer unb Sl^eoborid^ ]^od^t)erbient um
SRailanb, erbaute unb reparirte bafelbft mel^rere
JKrd^en unb j!anb an ber ©pi^e ber Jtömpfer für
ben red^tmö|tgen ^apft ©i^mmad^uS gegenüber
ben ©d^iSmatifem (bei Sirmond. 1. c. 985. 1047
bis 1051. 1053. 1116. 1117. 1127. 1128; bann
aaä) Acta SS. Jul. VI, 435—443). 9lad^ Sau-
rentiuS folgten ber 1^1 guftorgiuS U. (512—518;
t)gl. Cassiodor. Var. 1, 9, unb Acta SS. Febr.
I, 662) unb ber 1^1. SKagnuS (518—530), auS
bem mailönbifd^ ©efd^Ied^te ber grind^eri, ber
t)om ]^I. ^ituS t)on SSienne in ^nfprud^ genom»
men mürbe, il^m }ur SuSlöfung eine§ in gotifd^
®ef angenf (^aft geratl^enen S)iöcefanen bel^ilflid^ gu
fein; bann ber 1^1. S)atiu8 (530—552), aud^ S)a«
ciuS, 3)afmS, au8 einer fel^r öomel^men gfamilie.
Se^terer erhielt auf einen Serid^t an feinen greunb
Safftobor über eine auSgebrod^ene ^ungerSnotl^
©etreibe für bie Srmen jur 93ert|eilung. 3u feiner
3eit brad^ ber Oftgotenfrieg in 3taUen au8 (585);
im 2(. 536 mürbe er als faiferlid^ geftnnt t)on Jtönig
3:]^eobat auS 9JlaiIanb t)erbannt; 539 marb bie
©tabt t)on ben Oftgoten }erftört. 2^ bem 2!)rei*
fapitelftreit ftanb 2)atiuS bem bebrängten $a))ft
SBigUiuS als treuer gfreunb in Sonftantinopel, too*
l^in er ftd^ nad^ feiner !Berbannung auS SKailanb
begeben l^atte, }ur ©eite.
^aä^ bem £obe beS % S)atiuS (geft. ^u Son»
{tontinopel 552) fd^Io^ fid^ fein 92ad^foIger ißitatiS
(552— 555)ben95egünftigem ber breiffa})itel an
unb fteDte fid^ mit93ifd^of ^auIinuS t)on^quireia
an bie ©pi^e beS in Sigurien, ^emilien unb äftrien
tDegen ber 2)reilapitel«9ngelegen]^eit entftatri)enen
6(|iSmaS. ^ud^ fein 9{ad^foIger ^ronto (555
bis 566) l^ing bem ©d^iSma an, mürbe aber t)er«
trieben, morauf 2tusaniuS (566—567) unb ßono«
totjiS (568—570) mieber ott ortl^oboje SHd^öfe
foloten. 99eibe merben t)on ber 9RaiIörU)er Jcird^e
p oen ^eiligen gegöl^It. Son 568 an eroberten
me Sangobarben unter Sllboin nal^e^u alle ^ro*
öinjen OberitalienS, unb fel^r öiele ©tül^Ie ber bor»
tigen fd^iSmatifd^en Sifd^öfe lamen in il^re ©emalt,
namentlid^ aud^ bie 3JltkopoU SRailanb. Srj«
bifd^of f)onoratuS ftol^ ©eptember 569 nad^ bem
k)on ben Sangobarben nie eingenommenen ©enua.
Mein bie eroberten mie bie nid^t eroberten ®egen>
ben be^arrten gunöd^ft in ber Trennung oon 9lom.
3laäf ^onoratuS' Xobe mä^en bie mit bem Sr}«
bifd^of had^ @enua geflol^enen mailönbifd^en Sie«
rüer, meldte bie 3Jlaj[oritöt bilbeten, SaurentiuS IL
(570—592); bie ju SWailanb jurüdtgebliebenen
aber riefen ben 566 t)ertriebenen Oftonto als Sr)«
bifd^of aus. Srfterer, ber ftetS t)on ©enua auS bie
grjbiöcefe leitete, fniipfte mol^l fd^on 571 bie 95er«
binbung mit 9lom mieber an unb fteHte bem ^{kipft
Stol^anneS III. districtissimam cautionem auS
(Greg. M. Epist. 4, 2). 3)iefe cautio untergeid^i«
neten aud^ t)iele viri nobilissimi auS 9JlaiIanb.
2)ie Union mud^S nod^ mel^r, als SaurentiuS nad^
bem Xobe gronto^S in ben unbeftrittenen 99eft^ beS
©tuj^IeS !am unb aud^ ber p 9JlaiIanb ^urüd«
gebliebene %^z\i feiner ©emeinbe il^n anerfannte
(§efele H, 915 f.). EonftantiuS (593—600), ein
Ofreunb ©regorS beS ®ro|en, umrbe einftimmig
t)om (SIeruS ^u SaurentiuS^ 92ad^foIger gemöl^tt
unb nad^ ©regorS eingel^olter 93eftötigung t)on
ben IBif^öfen ber ^rooing orbinirt. ©eit bem
2)reüaf)itelftreit l^atte ber 93ifd^of t)on ^quileja
aufgel^ört, Orbinator beS IBifd^ofS oon 9RaiIanb
gu fein. S^onftantiuS erl^ielt t)on ©regor baS erg«
bif(^öflid^e Pallium, Dermaltete fein ^mt )ur 3u"
friebenbeit feiner jf ird^e unb beS ^a|)fteS unb ar-
beitete in SSerbinbung mit bief em bem oft genannten
©d^iSma entgegen ; aber eben um beS le^tem ©run«
beS miUen trennten ftd^ brei feiner ©uffragan«
bifd^öfe unb, mie leidet Dergeil^lid^ mar, felbfl bie
onft burd^auS fatl^olif d^e j^önigin S^eobolinbe oon
einer ©emeinfd^aft (Grreg. M. Epist. 4, 1—4.
38). ©leid^ nac^ SonftantiuS^ Sobe marb ebenfo
einmütl^ig ©eobatuS ober ©euSbebit (601—629)
gemö^U. ^IS bagegen ber Sangobarbenfönig
tfgilulf fid^ in bie 3Mfi einmifd^en mollte , er»
flörte ^ap|i ©regor, er merbe nie einen IBifd^of
anerfennen, meld^er t)on ben Sangobarben aufge«
fteSt fei. SS gibt nod^ gmei 93riefe biefeS ^opfteS
an 2)euSbebit (t)gl. Greg. M. Epist. 1 1 , 4 ; 12, 38 ;
13, 80). 3)ie legten erjbifd^öfe öon 9KaÜanb, bie
feit ber f$Iud^t beS 93if(|ofS C^onoratuS auS ^Rai«
tanb naä) ©enua in ber leftem ©tabt DorgugS«
meife ftd^ auf l^ielten, maren SlfteriuS ober SufteriuS
(630—640), ber aud^ in ©enua ftarb, unb Sortis
(641 — 643). 3laä) fed^Sjäbriger ©ebiSöacanj
folgte ber 1^1. äobanneS SamiUuS, mit bem Sei«
namen ^IBonuS" (649—660), ber fu^ öorbcr
löngere 3^it in 9tom aufgel^alten l^atte unb bie
©unft ©regorS beS ©ro|en geno|. JUS Srgbifd^iof
befud^te er 649 eine ©Qnobe gu Stom unb urfadtte
im SSereine mit bem b^i^ifi^n Sifd^of 3ol^anned
t)on Bergamo gegen bie 3Jlonot]^eIeten (Acta SS.
Jan. I, 622). 5Rad^ Slntonin (660—661) unb
ajlauriciUuS (661—662) trat mieber eine ©ebiS«
Dacang t)on fünf Sauren ein. ^m))eliuS (667 bis
672) latte als 9!ad^foIger ben 1^1. a)tanfuetuS (672
bis 681), einen Sömer, unter bem 680 l^ier eine
©Quobe, als !BorIöuferin ber römifd^en ©^nobe
unter $af)ft Slgatl^on t)om felben 3abre, in 99etreff
beS SJlonotl^eletiSmuS gel^alten mürbe. SBon il^m
befi^en mir nod^ ein ©abreiben an Jtaifer Son*
ftantin ^ogonatuS, morin Unterem Sonftantin ber
497
ajlailanb.
498
Sto^ unb X^oftuS bet (Sto^e aI3 SoriUber
ttnr^ßeHt tDcrben, sugleid^ bie ^ni^änglid^feit an
hie fünf ongememen Soncilten erflört unb bie
ox^öbose 8^ in ein neueS @9mboIutn gefaxt
ttnxb (f^e m, 252). 2)er 1^1 Senebictug^ ^u-
«namit SriSpud (681— 725), mar ein eifriger
Sert^iget feiner ergbifd^öflid^en Siedete, babei
,fm Sfamn üon audgegeii^eter Sftömmigfeit, ber
in gcni) Stolien großen Shtl^m l^atte'', mie ^aulu§
Siaconuft fagt (Hist Langob. 6, 29). SEßenig
befamit finb J^eobor IL (725—789), 3latal\^
(740—741), «rifrebnö (741-742), bcr nur ad^t
Ofamotf regierte, StabUiS (742—744) unb SätuS
(745—759). Unter (Erjbifd^of 2:^oma8 (759 bis
783) tarn bod longoborbifd^e SReit^ an bie gfranlen,
imb ttne für bad Ie|te 3al6t|unbert ber tangoborbi«
J4ni3^. fo gibteS Qud^ für bie erftenl^unbert 2(ctl^re
bcr früntifd^ l^rrfd^ft nur menige ^lad^rid^ten
über bie fir^Iid^ 3uftönbe biefer ^roDin}. ^uf
V^mtA folgten: $etru8 (784—805) unb 9U-
laM ahn ObelbertuS (805—814); bem Sinen
ober bcm Sfaü^em foS Stati ber @xoit bie an bie
Dteildnber iKrd^ Don ffaifer Sonftontin unb fei»
sen Stod^olgem gemachten großen Sd^enfungen
»ieber reßituirt ^aben. Of^eili^ erlangten bie
Sttifm in Stauen nia^renb ber fränfif d^en f)en*
Moft biefelben Sted^te mie im übrigen fjfranlen*
ni^e, niib bie itdienifd^en Sifd^öfe famen ^u
glei^er f^offm ))oIttifd^ @teQung unb ujeltlid^en
@(iMtt nne bie onberen fränfif d^ ^rölaten. (Sr)-
H^of Xnfdm (feit 814) muri)e megen feiner Se«
4ciiigimg an ber Smpörung Seml^arbd gegen
fo^ £s^mig L beS ergbifd^öfli^en Stul^teS Der*
tapiQ (817), unb an feine Stelle nnirb IBonuS ober
2)nDifi (818—822) gefegt. 92ad^bem 93onu3 ge«
Porben, nnirbe ber mieber^uSnaben aufgenommene
bfdm reßituirt, lebte iebod^ nur nod^ einige 9Ro«
uk (ge{L 822). Um biefe 3eit l^errf d^te in ber
RoOdiiber flird^ fd^on jtarf ba§ Safter ber @i»
nosie. ^ßa)rfi ^ßoSd^iS L (817—824) ma^te
liernber biefer ftird^ 93ormürfe; oDein feitbem
f^eint ber (Qent9 Don 9RaiIanb eine bis jum
S^iSma getriebene Abneigung gegen ben römi«
\^ BtsOfi, gefa^ }u l^oben, meldte faft 200 äal^re
kai% bie Simoirfung ber $ä))jte auf bie mailanbi-
kten %t|^en^en fel^r |inberte. SJlan fagte,
boft Me ftird^ bed l^L 9mbrofiu§ nid^t emiebrigt
Mben bürfe! (2)ömnger, Se^rb. b. Jl.»®efd^.,
Segendb. 1843, II, 78.) (Srgbifd^of «ngilbert I.
M \äm B23, unb eS folgte ^ngilbertn. (824
bis 860), tmter bem eine 842 l^ier gel^altene @Q«
nbe Me Smmunitdt beS mofterS @t. ^auftinuS
n^ imnki gn »reSda beftatigte (^ef ele IV, 108).
fr ttor ottd^ einer ber brei SSotft^enben bei ber
Sotionalfpnobe gu ^Dia 850. 3u einer 860 l^ier
§e|altenen 69nobe nmrbe auf Sefel^I $a))ft 92ico«
im' L d^geltnibe, Sixl^ter beS frönfifd^en ®ra»
fm Slotfrib, tiorgelaben, bie il^em (Semal^I %of o
aftnifen loar mU) ^d^ in oerf^iebenen ©egenben
SmbeiiJ^ in nngudbtigen SSerl^öItniffen uml^er-
tnd. Sa fk ber Sobrnig nid^ folgte, mürbe fie
mit bem Slnatl^em belegt (§efele IV, 227). Slud^
2;abo (861—869), mit bem »einamen Sapiens,
l^ielt 863 eine ^rooingialf^nobe, Don meld^er mir
14 ©iScipIinar-KanoneS ^aben (§efe(e IV, 275).
Uebcr ^nSbertuS ober 9lnSJ)ertuS (869—882) Dgl.
M. G. Script, m, 287; berfelbe mol^nte 875 ober
876 einer S^nobe gu ^Dia bei unb l^atte 9ln-
felm n. (888—896) gum 5Rad^foIger.
@eit bem Ausgang ber farolingifd^en 2)9nafKe
in Stalien bietet biefeS Sanb ein Silb ber 9luf«
löfung aller Sanbe bor. 2)ie möd^tigften dürften«
l^äufer rieben fid^ gegenfeitig auf, nurbie^ifd^öfe
befa|en nod^ 9J^ad^t unb @influ|. Ueber bie ba»
maligen traurigen 3uftänbe berid^ten ^atto Don
aSercem (f. b. «rt. V, 1529 f.), SRatl^eriuS Don
SSerona unb Suitpranb Don (Srcmona (f. b. 9lrt.).
Sijd^öfe gu 9RaiIanb maren nad^ Slnfelm 11.: San«
buIfuS (896—904); SlnbreaS (904—906, al.
fd^on feU 899); 9lt^o ober 9ld^o (906—918);
(SaribertuS (918—921); SambertuS (921—932).
Se^terer mu^te bem Jtönig IBerengar für ben Spi«
{co))at eine l^obe Summe begal^Ien, mu^te bie|
aber gu Dergelten (Dgl. M. ö. Script. HI, 298.
305. 312). C>«buinuS (932—936), frül^er »i-
fd^of Don Seobium, ging, Don ba Dertrieben, nad^
Italien gu bem il^m Dermanbten Jtönig ^ugo,
meld^er i|m baS SiStl^um Verona unb nad^ Sam«
bertS 3:obe baS (SrgbiStl^um aRailanb gab. !Dtit
il^m !am aud^ ber ^nd| Sflatl^eriuS na^ Italien
unb mürbe %if d^of Don !Berona. 3(rbericuS (936 bis
948) mar fd^on ^iemlid^ alt, alS il^n Jtönig ^ugo auf
ben ergbifd^öflid^en ©tul^t brad^te. (Sr foute näm-
lid^ einftmeilen, bis §ugo'S Saftarb Sebbalb etmoS
l^erangemad^fen möre, einen Südenbü^er abgeben;
aber miber ^ermutl^en unb ungead^tet eines Ser*
giftungSDerfud^eS Don dugo regierte SlrbericuS
12 3a|re. 9{ad^ feinem Xobe fompften fünf ^ol^re
lang um biefen (Ergftu^I 9JlanaffeS Don SrIeS unb
SlbalmannuS ober ^belmaruS. SBöl^renb biefer
Dom ^Bolfe unterftü^t mürbe, erl^ielt iener bie 9ßai*
lönber Jhrd^e Don jf önig Serengar n., obmobi i^m
jtönig ^ugo, fein Setter, bereits bie SiStl^ümer
Serona, aRantua unb Irient fimoniftifd^ über«
geben l^atte, mogu aud^ nod^ baS SiStl^um $[rIeS
gu red^nen ift, meld^eS 9JlanaffeS, nad^ 2(tatien
gel^enb, Derlte|, aber nid^t aufgab. SlbalmannuS
reftgnirte 953 unb ftarb 956. , Tnter hos fluctus,
fagt Slmulf, natabat caute Walpertus^ ober
SalpertuS (953—971) unb gelangte auf ben erg»
bifdl^öfUd^en @tubl ; er rief mit anberen ©ro^en
ben ftaifer Otto L nad^ Stalien. ©ein Slad^folger
9lmuIfuSl. (971 — 975), vere declinans a maJo
et faciens bonmn, mar ein Sermanbter beS ^i«
ftoriferS 5lmulf . 3bm folgte fein ©ubbiacon ®oti«
frebuS(975— 980), bem ßleruS unb So«9lnfangS
meniger genel^m, meil er als bloger @ubbiacon
gemalt morben mar. 92od^ unbeliebter mar bem
Soße SanbuIfuS n. (980—998) megen ber 3n.
foleng feines SaterS unb feiner Srüber; bod^ fonb
gule^t gmifd^en il^m unb bem Solfe eine SuSföl^«
nung Patt. Cr mar auf ber Don (Sregor V. prüft-
499
SKailanb.
500
bitten ©^nobe ju ^oüia 997 aniucfcnb. 9lmul-
fuS n. (998—1018) reiste im auftrage Otto'S HI.
nad^ 6on[tantinoj)eI , um für il^n als SSraut«
»erber auf jutreten. Sluf ber Mdttf^t mad^te er
bei bem ^\U gu SRom feine Slufwartung. Äaifcr
Seinrid^ n. I^atte ben nod^ befejten bif^öflid^en
tul^l t)on 3ipi on aiberic übergeben, unb biefer
mar gu Som confecrirt »orben, toeil Arnulf fid^
jur gonfecration nid^t l^erbeigelaffen. hierüber
erbittert, fprod^ Smulf über SHberic bie gscom«
munication auS unb überwog il^n mit ffrieg, in
beffen gfolge fid^ SWberic unterwarf. 3m Uebrigen
sacerdotaliter suam regebat ecclesiam, de-
nun foTens ac populum, suisque plane yacans
negotüs, tt)ie ber Ipiftorifer Arnulf fagt. ?lribert
ober Heribert (1018—1045), ber ®it)felpunft ber
meltlid^en SRad^t ber ÜRailänber ftird^e, ber mäd^«
tigfte Surft feiner 3eit in Dberitafien, ein l^errfd^«
f üd^tiger unb friegerifd^er ©ebieter, lub fo fel^r ben
3om ÄonrabS 11., ber il^m bie italienifd^e ftrone
banfte, auf fid^, ba^ er il^n 1036 gefangen nel^men
Iie| unb ben ^riejler SmbrofluS an beffen Statt
5um Srgbifd^of auffteHte; bod^ entrann f)eribert
balb ber ©efangenfd^aft unb föl^nte fid^ 1040 mit
ffaifer ^einrid^ HI. toieber au8. 3nbe6 fel^Ite eS
Heribert anä) nid^t an guten Sigenf duften ; bie
§rmen enujfingen öon il^m öiel, unb öor feiner
virga pastoralis, menn fie auf baS ©ebiet ber
mit einanber @treitenben etngeftedtt mürbe, l^atte
man großen SRefrect. gKerfmürbig ift, maS Sanbulf
(bei M. G. Script. Vm, 65) öon bem aWanid^äer
®irarb erjäl^It, ben Heribert um fein ©laubenS«
befenntni^ fragte.
Unter gi^bifd^of ®uibo ba SSelate (1046 bis
1070) brad^ enbtid^ baS ©efd^mflr auf, an meld^em
bie SRailönber Jhrcbe fd^on feit Sangem franf lag.
S)ie lombarbifd^en ftird^en, unb an ber ©pi Je ber«
felben bie mail&nbifd^e, maren per excellentiam
bie öeimat ber ©imonie unb beS EoncubinatS ber
©eiftlid^en gemorben, unb ftatt ba| bie Sifd^öfe
bem Unmefen gefteuert l^ötten, maren fie felbft bie
örgften ©imoniften unb Soncubinare. 9(ud^ Srg»
bifd^of ®uibo mar t)on biefer bo))))eUen ^eft an>
geftedtt. 3)a erl^ob enblid^ ber mattönbifd^e ^riefter
finfelm ba Saggio, nad^malS ^a))ft 3(Iesanber n.,
feine ©timme gegen baS Serberbni^; bie mailän*
bifd^en Slerifer Sanbulf Sotta unb 3(rialb fielen
il^m gu, unb balb ftanben fid^ in 3JlaiIanb unb
gang Oberitalien jmei Parteien gegenüber, mot)on
bie eine unter Sinmirfung beS pöpftlid^en ©tul^IeS
Sir ^Reformation föm))fte unb juiejt aud^ fiegte,
ie anbere aber unter ben gfittigen beS ÄaiferS
^einrid^ IV. fid^ um baS gett ber flird^enpfrünben
unb il^re ßoncubinen mütl^enb meierte, babei als
Sofung bie greil^eit ber Äird^e beS 1^1. SlmbrofluS
t)on bem Sod^e ber römifd^en ftird^e im 3Runbe
fül^renb. «IS 1060 unter bem Sorftje beS Kar-
binalS ^Petrus S)amiani }u 9RaiIanb eine ©ijnobe
gehalten mürbe, meil eine ©efanbtfd^ft ber 9Rai>
länber über ben traurigen 3uftanb il^rer ftird^e
(fimonifüfd^e unb nicolaitif^e ^ärefle) ju SRom
jtlage gefül^rt, Derfprad^en aUe ©d^ulbigen, 9u^
JU t^un (§efele IV, 885 ff.). SBie toenig emft
bie| Serfpred^en mar, jeigte gteid^ ®uibo felbft,
inbem er, ba er fld^ nid^t mel^r leiten tonnte, feine
erjbif d^öflid^e äßürbe an einen gemiffen ® otofrd>uS,
©d^ü^Kng ^einrid^SlV., öerfaufte (1070). ©uibo
ftorb tm fferfer 1071. ®em ©otofrebuS gegenüber,
ber unterbeffen escommunicirt morben mar, mahlte
bie äteformpartei 1072 ben mailänbifd^en ^rie*
fter 9(tto 5um Srjbifd^of; biefer mürbe nie gemeil^t
unb tonnte aud^ t)on bem Srjftul^I nie 9efi| er«
greifen; ©otofrebuS, in SRaüanb nie anerlannt,
mu^te 1075 oem öon ^einrid^ IV. intrubirten
Xl^eobalb ober Xebbalb meid^en, ber gleid^faSS
um baS 2(a^r 1080 t)ertrieben mürbe (Dgl. ^efele«
Änöpfler V , 57 f.). ?lad^ biefen ©türmen be-
gann unter «nfelm m. (1086—1093), ber fld^
an ^apft Urban IL anf(^lo|, eine beffere 9Hd^
tung; aber nod6 lange bauerte eS, bis ein Doli«
tommen georbneter 3uftanb gurüdRel^rte. 6rj«
bifd^of Arnulf HI. be ^orta argentea (1093 bi»
1097) marb blo^ öon ßinem Sifdjofe orbtnirt, in
©egenmartmel^rereranberenSifd^öfe, meId^,meU
fie ©d^iSmatiler unb t)om römifd^en ©tu^t escom«
munidrt maren, bie ^önbe nid^t auflegen burften.
2)a er nad^ feiner 99^1^1 ftd^ t)om jfaifer l^atte in«
t)eftiren laffen, marb er burd^ ben Segaten beS apo«
ftolifd^en ©ti^IeS beponirt, aber nad^l^er mieber
reftituirt. Unter Änfelm IV. be Slobe ober ba So«
öifio (1097—1101), ber allen bie Don il^m ge«
meil^te l^eilige ©rabKrd^e ju 3JlaiIanb 33efud^nben
einen ^bla^ tertiae partis delictonim gemöl^e,
mürbe 1098 eine gro^e ©^nobe bafelbfl geleiten,
auf meld^er aud^ gaüifd^e iBifd^öfe erfd^ienen. 9uf
ben meiften ©tül^Ien ber ^roöinj 9RaiIanb fa^en
nod^ immer fd^iSmatifd^e Sinbringlinge, unb biefe
bilbeten ben ^auptgegenftanb ber 93er^anbtungen.
SnSbefonbere mürbe jefet ber fird^Iid^ geflnnte 3lr«
manuS ftatt beS t)on ^einrid^ eingefe|ten Salbe«
rid^ }um 99ifd^of t)on SreSda orbinirt unb ber
©treit ber ßanontter öon ©t. SlmbroftuS mit ben
SWönd^en ju ©unften ber erfteren entfd^ieben (^«
fcle«ftnöpner V, 251 f.). 9?a(^ bem lobe «n«
felmS IV., ber als ffreu^fal^rer 1101 im Älofter
©t. SWcolauS 5u ßonftantinopel ftarb, mürbe fein
ißicar, IBifd^of S^r^foIauS t)on ©at)onQ, ein
®ried^e, gu feinem S^ad^folger ermöl^It. SBegen
feiner groben ff leibung nannte man il^n gemdl^nltd^
®roff olanuS (grosso = grob). 6r mar ein unter«
rid^teter unb um bie römifd^e ftird^e burd^ feine
2)ienfte gegen bie gded^ifd^en ©d^iSmatifer t)er«
bienter SJlann, bagegen fein Singang in ben Spi«
fcopat nid^t rein t)on ©imonie; bal^er mar bie
SReformpartei mit feiner grl^ebung nid|t jufneben.
33efonberS ber ^defter Suitpranb, mdd^er megen
fdneS @iferS gegen bie fimoniftifd^en unb concu«
binarifd^en ®eiftlid^en einige 3wt 5Ut)or an 9lafe
unb D^ren üerftümmelt morben mar, befd^ulbigte
ben neuen grjbifd^of miebcrl^olt unb felbft öffent«
Ud^ in ber ffird^e ber ©imonie. Um fid^ t)or fol«
d^en t^etnben Sftul^e ju k)erf(^affen, t)eranftttltete
SOI
ÜRailonb.
502
QMfoIattiift 1103 eine @t|iu)be, bie ober nur aber
eilige ^ßricflet bie Wfe^ung auSfpra^. infolge
ber mm tDid)ei heftiger in bet Stobt entbrannten
Snnfligletten mu|te (BroffoIanuS ÜRoilonb t)er«
kiffoL Cr nmrbe {UKtt 1105 auf einer römifd^en
eonobe refütuirt, allein am 9ieuia]^r8fejt 1112
imi feinem SlentS abermafö t)erbröngt; on fei-
ler etdk nxirb ber ^efter 3orban ü. (1 112 bis
1120) lumCrgbif^of erhoben. 3luf einer Sateran-
flBDbc 1116 »urbe bonn entfd^ieben, bag®ro|fo«
Itml auf fein frfll^ered 93i§t^um @ot)ona }urüd(*
^nn (gefL ju %om 1117), Sorban aber ben
€tetl mm SRoilonb belüften f oDe (^ef ele- jhtöpfler
Y, 271 f. 332 f. 335). 3m jBfebruar 1117 nmrbe
Oberitalien üon einem l^eftigen Srbbeben ^eim-
grfn^ SBie in $abua bie Sat^ebrate unb in
fcmna bie neue Sofilifa, fo prjte aud^ in 9Rai>
taib baS 9toi9^8 ein unb erfd^Iug alle Status«
Ferren M auf einen, ^ierbon erfd^üttert, t)eran«
{toliete ber Crjbifd^of Sorban fofort eine groge
Skibbe in ber 9lä^e ber @tabt toobei (Slerud unb
ttS anttefenb unh: unb Ausrottung ber Softer
kf^IofHn nmrbe (^feleOhtöpfler V, 837). 9luf
OtnaS id)er Ulricud (1120—1126) folgte An-
idmT. bo ^fterla (1126—1185), unter bem
te 0iv4cntnroirin) 3RaUanb eine @d^mölerung
ditt, inbem ännoceu) IL ®enua jum SrjbiS«
tißm eti^ob. Obmol^I Anfelm toiber ben auS-
Di^rodienen SBiOen ber ÜRailänber nad^ Stom }u
$(# ^onoriuS n. reiste, f o toeigerte er fid^ l^ier
bod^, baS ^ßollinm auS ber ^anb beS ^apfteS ^u
oqrfoigen. S)ie SRattönber erblidtten nämlid^ eine
S(amt$tgmig ber iKrd^e beS 1^1. SmbrofiuS barin,
ka| i^ Crgbifd^öfe (»erfönlid^ nad^ 9tom reifen
nb ba boS $aOimn erhalten f oDten, tt)eil bie alten
9äpße ben Sijbifd^dfen baSfelbe blo^ sugefd^idTt
lilJat (Eicmnmunictrt t)on bem t)ä|)ftlid^en Se*
Ä3oVnnK8 t»on Crema, loeil er ben ^ol^en*
i Ihmrob, 6einrid^ Y . Steffen, gefrönt l^atte,
lidt er fid^ nod^ beS ^fteS ^onoriuS n. Xob gu
kes 9ftcrpa)>fi 9nacIetuS n. mtb na^m bon bief em
ktS tßollittm an, nmrbe aber, nad^bem bie Partei
beS red^ö|ton ^fteS 3nnocen} n. auä^ in
übnlanb bie Cber^ianb getoonnen, auS ber @tabt
MriAen (1135). SamalS fam berl^LlBeml^arb
«i4 fRaOonb mtb nmrbe mit ungel^eurem 3ubel
capfongen. S>ie Stoilönber moOten il^n an ^n«
MnS' Stdie }u il^rem Crsbifd^of mad^en, aber er
\lßa% eS ans. Unter feinem ßinfluffe mürbe 1185
of einer S^nobe bafelbft bem Sifd^of StobalbuS
iber SiboDmS üon Slba bie SSertoaltung beS ßr}»
WIS einfhoeilen fibergeben. S)er ^apft, mit bem
m btt atailanber ganj auSg^öl^nt, beftätigte bie
nfe|mtg SnfeIntS unb billigte feine Vertreibung
(f^cfde^pflerV, 402 f. 428.431). ^laä^ bem
X0be tnfdmS (gefL Stom 1136) übemal^m 9to-
UbsS btt Seitmig beS ßrjbiStlumS gang (gejt.
1145). Unter feinem 9la4foIger ObertuS ober
UkM, foiBert (1146— 1 166), brad^ ber Jlampf
pMoi f^af^ tOesonber IIL unb ben Sombarben
mtfeitt wib bem ftaifer Sfriebrid^ I. unb feinem
afterpapfi anbererfeitS auS. grjbifd^of ObertuS
fprad^ im Verein mit bem pöpftlid^en Segaten 3o«
^anneS t)on %nagni ben Sann über ^riebrid^ unb
ben «fterpopft auS. SHit unerl^örter Oraufamfeit
öermanbelteÄoifer Sfriebrid^, nad^bem er furj jubor
nod^ eine ^off^nobe öerfammelt l^atte (|>efele«
ftnöpfler Y, 600), im 3. 1162 SRailanb in einen
©d^uttl^aufen. 3n biefer fel^r bebrängten 3eit be-
ftieg ber 1^1. ©albinuS Voteafp-Sala (1166 bis
1 1 76) ben grgftul^I. Cr loar unter feinen jmei SSor»
göngem j^angler unb St^biacon ber ftird^e 9Rai*
(anbS, f omie treuer ^Begleiter beS ßrgbif d^of S Ober«
tuS auf ber gfluc^t bor ffaif er griebrid^, l^atte bann
bie greube, bie auS i|rer SSaterftabt oertriebenen
9Rai(änber mieber gurüdtgefül^rt unb ben 2Bieber«
aufbau ber @tabt gu fe^en. 9llS Sarbinal unb
Segat beS römifd^en @tu|leS mar er unermüblid^
t^ätig, als molarer Reifer unb Xröfter feines Vol»
!eS Men bei^ufpringen, ben gfrieben gu ftif ten uvb
5U erl^alten, bie Jte^ereien ber Jtatl^arer burd^ feine
eifrigen ^rebigten gu unterbrüdten, bie polittfd^en
^arteten gu berföl^nen unb bie OerfaQene ffird^en«
jud^t mieber ^ei^uftellen ; namentlid^ fe^te er ftatt
ber fd^iSmatif(^en mieber fatl^olifd^e Vifd^öfe in fei-
ner ^rooing ein (Ogl. Acta SS. April, ü, 593
bis 599). ^aä) löngeren aßa^lftreiHgfeiten mürbe
nun «IgifiuS ba ^irooano (1176—1185) jum
Srgbifd^of gemöl^It; bann UbertuS SrioeSi, ber
ben päpftlid^en ©tul^I als Urban HI. (f. b. ^rt)
befüeg, aber baS ßi^bistl^um beibel^ielt (geft. 1187);
meiterTOilo bagarbano (1187—1195), UbertuS
baIer3ago(1195— 1196)unb$]^iKj)puSba2am-
pugnano (1196—1206).
erjbifd^öfe beS 18. Sa^rl^unbertS nad^ W'
lipp maren: UbertuS ba prooano (1206—1211),
Sorbinal; ®irarbuS @effio 0. Cisterc, ber nod^
bor ber Sonf ecration ftarb ; ^einrid^ be ©eptala
ober @etara, 1213 oom ^apft aufgefteUt, meti ftd^
bie ^rteien über eine SBal^t nid^t oereinigten, ein
ffömpfer pro totiue ecclesie tuenda libertate,
pro isüus majoris ecclesie honore conser-
vando, pro hereticis expellendis, pro epi-
ßcopis, qui videbantur a subjectione Medio-
lanensis ecclesie absoluti, recuperandis (geft.
1280); ffiil^elm bi SRijoIio (1280—1241), bem
bei ^r| (Script. Vm, 108) grofeeS 2ob ge«
fpenbet ift ; Seo (SSaloaffor) ba ^erego 0. S.Franc.
(1241—1257), ber fid^ felbft auffteEte, nad^bem
er mit ber ffial^I beauftrogt morben mar, ein
iQp\mx Vert^eibiger ber greil^eit feiner flird^e,
aus 9Ra«anb burd^ bie SolfSj)ortei oerbannt; Otto
be'SSiSconti (1262—1295), tourbe oon «ßapft
Urban IV. ernannt unb mar mel^r ftrieger unb
©taatSmonn alS Sifc^of, bod^ aud^ als Sifd^of
nid^t ol^ne Serbienfte. 9luf einer ^robinjialf^nobe
im 3. 1287 oerfünbete er 29 auf ffir(|enreform
gielenbe EanoneS, unb auf einer ameiten^rooinjial»
fijnobe im 3. 1291 mürbe SSeratl^ung gepflogen
über bie $ilfe, meldte bem l^eiligen Sanbe gebrad^t
merben fönne (§efele-«nöpfler VI, 258 ff. 263).
3lad^ bem ©iege über bie Ferren beHa lorre 1277
508
SKailanb.
504
unb fpätcr noci^matö pm ©ignorc üon SDlaUanb
tmäfjlU, bcnufetc er bic ©etoalt fo, bo^ er feiner
gfornilie ben 2Beg jur fürftitd^en ©teHung bal^nte.
3u feiner 3eitjö^lte SKailanb jtoifd^en 150 000
unb 200000 ginttjol^nem, 13000 ^riüatpufer,
15 Seigrer für ©rommatif unb Sogif unb 70—80
für ben glementarunlerrid^t 50 Süd^erabfd^reibcr,
bie sugleid^ Sud^l^önbler xoaxtn, 2)a bie SBöl^Ier
über einen SJod^foIger Dtto^S \xä} nid^t öereiniglen,
fieEte Sonifas vm. im 3. 1295 ShifinuS ha gfris«
jeto 5um grjbifci^of auf, ber, al§ grembling juÖlai«
lanb nid^t eingelaffen, fid^ burd^ einen SSicar Der«
treten lie^ unb fein öoHeS Sal^r mel^r lebte, ©ein
5RQd^foIger granj gontana (1296—1305), ein
^ormefancr unb üorl^er Sifd^of öon 9loIa, »ar
Don feiner großem SBebeutung. 2)iefem folgte
1308 gaffone (©afton) beüa lorre, ber, toeü er
burd^ bie Verbannung feiner ganzen gamilie t)on
bem @i^e be§ Sr^biStl^umd auSgefd^Ioffen mürbe,
ba§ erlebigte ^atriard^at bon 9(quiie|a erl^ielt (geft.
1318). Sin feine ©teße möl^Ite man ©iobonni bei
S3i§conti, einen ©ol^n SKatteo^S, be§ ©ignore üon
lDtai(anb;l^ieraufna]^maber$a|)ft2^o]^annedXXIL
feine Städffid^t, fonbem ernannte ben S^ranciScaner
SlQcarbo ba ^ntimiano ^um Srgbifd^of. SlQcarbo
tourbe t)on 9Ratteo erft um 1320 anerfannt. 2)er
afteri)at)fl SubtoigS beS Sägern, SRicoIauS V. ge-
nannt, erl^ob itoat 1328 ©ioüanni SBiSconti }um
Sarbinal, pöpftlid^en Segaten unb Srjbifd^of üon
SRailanb; bie| l^atte aber für ©ioüanni ifeine an-
bere ^ol^t, aI3 ba^ il^n 2(o]^anne§ XXTT. escom«
municirte. Srft nad^ bem Xobe Si^carbo'S (geft.
1342) erl^ielt er^ ba er al§ IBifd^of üon !ßoüara
üon 9^euem jum Srjbifd^of üon SRailanb gemöl^It
mürbe, l^ierfür bie pöfiftlid^e SSeftötigung, unb nad^
bem Xobe feines SruberS Sucd^ino (1349) mürbe
er aud^ aQeiniger ©ignore üon IDtailanb. Sr grün«
bete bie ffartl^aufe in Sarignano unb ftarb 1354.
Ol^ne ©inn für ba§ geiftlid^e Seben, mar er für
bie meltlid&en SSerl^ältniffe fel^r gefd^idtt, ein greunb
^etrarca% ein SBerel^rer S)ante'§, ju beffen Oom-
media divina er einen S^ommentar burd^ }mei
Xl^eologen, jmei ^l^ilofopl^en unb ^mei SRagifter
ber freien ff ünfte auszuarbeiten befal^l 9iad^ ®io«
üanni fd^manb mel^r unb mel^r ber Sinf(u| ber
mailönbifd^en Srjbifd^öf e auf bie bürgerli^en unb
politifd^en ißerl^ältniffe : bagegen bemül^te ftd^ bie
©eiftlid^feit mel^r um Die Pflege ber SBiffenfd^aft
unb ber grömmigfeit. 68 folgten nun afö grs«
bifd^öfe: SRobert ©iScontt (1354— 1361); ffiil-
^elm ^uftreHa ober ^ufterla (1361—1370), üor«
l^er ^atriard^ ^u S^onftantinopel unb geftorben ^u
Slüignon; ©imon SorfanuS (feit 1370), megen
feiner großen jfenntniffe im canonifc^en Siebte
1375 5um Sarbinal erl^oben, fpöter aber fd^iS»
matifd^ unb 1380 abgefegt; «ntoniuS be' ©a=
lujji (1380—1402), beffen Regierung burd^ ben
Sau be§ l^enlid^en aRailönber 3)om3 (feit 1386)
üerl^errlid^t ift ; $etruS gfilargo ober ^l^ilarguS
0. S. Fr. (1402—1409), ber 1404 garbinal
unb im Soncil )u $ifa ^um ^apft gemäl^lt mürbe
(f. b. 9lrt. aiejanber V.) ; gfranciScuS ba (Sreppa
0. S. Fr., üon Sllejanber V. aufgeftellt, ber burd^
©regor XIL als ©egcn-erjbift^of Sol^onneS 3JiS-
conti erl^iclt. 9?ad^ ßreppa'S lob (geft. 1414), ber
SRailanb nid^t l^atte betreten fönnen, mürbe Sor«
tl^olomäuS ^apxa, 99ifd^of üon S^remona, im Kon*
eil 5u ffonftanj üon ^apft 3Jlartin V. }um red^t«
mä|igen jfeailönbcr grjbifd^of erflärt (geft. 1433
in ^afel). 3)ann folgten : f^ranciScuS ^iccolpaffo
(1435—1443), ber am 30. 3anuar 1440 ben om»
brofianifd^en SRituS reftituirte; ^einrid^ 9tam)mn
(1443—1450), garbinal 1446 ; Sol^anneS SiS-
conti (1450-1453); 5RicolauS 3lmibano (1453
bis 1454); Simotl^euS SKaffei, ber aber balb refi-
gnirte; ©abrielSforsaO.S. Aug. (1454—1457),
ber ©tifter beS Ospedale maggiore; ffarl ba
gforli (1457—1461); ©tepl^an Jiarbini (1461
bis 1484), garbinal 1473 unb einer ber trepd(|fkn
SRaUönber grjbifd^öfe; äol^anneS ^rcimbolbi, ber
(Sarbinal mürbe, aber fd^on 1488 reftgnirte (gefL
1491) ; ©uibo SlntoniuS ^rcimbolbi (1488 bis
1497),95ruberbe8S8origen;Octaüian9lrcimbolbi,
ber üor ber Sonfecration ftarb; ^ippolQt V(S^t
(1497—1520), «arbinal feit 1492; ^^ippol^tlL
b'gfte, feit 1520, 5Reffe beS SJorigen unb gleich
falls Sarbinal, ber als ^bminifttntor üon etma
ad^t iBiStpmcm 30 äal^re ni^t mö^ SDtoildnb
fam. 9llS er 1550 refignirte, mürbe ber Sifd^of
üon 9{oüara, ^ol^anneS ^ngeluS Srcimbolbi, eben«
falls Sarbinal, Sr^bifd^of üon SRailanb; biefer
ftarb aber fd^on 1555, unb $ip))ol9t n. mürbe
abermals Slbminiftrator, fam aber mieber md^t
nad^ 3Jlailanb. S)er neue Srjbifc^of ^l^ilip)) Sr«
d^into, biSl^er iBifd^of üon ©alug^o, ftarb fd^on
1558, unb nun mürbe ^i))))olQt IL )um britten
3Kale Slbminiftrator, ol^ne SJRailanb nur p feigen,
refignirte aber 1560. 3lvm. folgte ber unfterbli(^e
1^1. ftarl SorromäuS (f. b. «rt. Vn, 146 ff.), ber
in ben Solaren 1565 — 1584 nid^t meniger benn
fedbS ^oüin^ial- unb elf 2)iöcefanf9noben 1^
uno feinen ©prengel mal^rl^aft reformirte. 3]{im
folgte ftaSpar SSiSconti (1584—1595), bann ber
mürbige Setter ÄarlS, geberigo SJorromeo (f. b.
«rt. n, 1125 ff.), garbinal feit 1609, ber beffen
9tef ormation ber 9D%ailönber Jhrd^e mit aUem 6ifer
f ortf e^te unb ftd^ um bie ambroftanif d^e Sibliotl^
unfterblid^e Serbienfte ermarb. Son i|m ftnb aud^
bie Acta eccl. Mediolanensis a Carolo Card.
S. Praxed. Archiepisc. condita, Fred. Card.
Borrom. jussu edita, Mediol. 1599. S)amalS
moUte ^^ilipp ü. im ^ailönbifd^en, baS il^m gn«
gefaUen mar, am menigften beSpotifd^ regieren unb
erlief an bie ©tattl^alter bie|faUS ftrenge 3Bei«
fungen. $[IS er 1583 ffarl üon Slragon ^um ®ou«
üemeur üon SRailanb ernannte, erflärte er tl^m, er
fenbe i^n nid^t fo faft als ©ouüemeur, fonbem olS
®iener beS grjbifd^ofs, ber ma^rl^aft ber 9Ser»
t^eibiger ber ^roüinjen fei unb, inbem er bie SRe«
ligion befeftige, üiele ©olbaten entbel^rlid^ mad^e.
S8on 1617 an mürbe übrigens üon ben ©tatt»
l^altem bie fird^lid^e Immunität oft üerle^t, f o bo^
M5 SRaillarb be Zoutnon — ÜRaimbourg. 506
ftSoln ge^mungen fal^, biclBifd^öfc jucncrjgi- F.ügheUi,Itaüa8acraIV,2— 281; Vagliano,
KStberßanbe aufeuforbcm. Sluf gcbcrigo SommariodellevitedegliArcivesc.diMüano,
folgi«: 6afor SRimti (1632— 1650), ^atriarci^ 1715 ; Dr. Nie. Sonnanus 0. Obl., Apologismi
ftmXniÜKi^ien unb feit 1683 Sarbinal, ber im Mediolan.,Mediol.l740;Lo8tesso,L'Origine
3a^ 1636 bie 32. ^iöcefonf^nobe l^ielt; $[lfon8 apostol. della Chiesa Milanese e del rito della
Stto(1652— 1679X Sorbinal 1666, bcr glcid^- stessa, Milano 1755; A. Saxius (Sassi), Ar-
fdä eine Stdcefonf^ttobe (1669) l^ielt; gfriebrid^ chiepp. Mediolan. series criüco-chronologica,
Däomti (1681 — 1693), garbinal 1681 ; grieb« 3 tom., ed. B. Oltrochus, Mediol. 1 755 ; Pape-
tkifoccia (1693 — 1699), gotbinal 1695; 3o« broch, Exeg. de Epp. Mediolan., in Acta SS.
j(rt «njjinlo (1699—1712), garbinal 1699; Maji VU, p. LXsqq.; B. Oltrochi, Eccl. Me-
fcKbiderba Obcöcald^i, feit 1712, Earbinol diolan. bist. Ligustica, Mediol. 1794; Moroni,
1718, ber 1737 refignitte (geft. 1740); eojeton Diz. XLV, 28—87; J. CappeUetti, Le Chiese
Qniq»(1787 — 1742), garbinal 1789; 3ofc<)]^ d'Italia, Venet. 1856, XI, 35—305; Garns,
l^boneOi (1743—1783), Karbind 1743; Ser. Epp. 795 sqq.) [5Re]^cr.]
ndin) Si^conti (1784—1801). ©iefer erlebte :3BaUlratb be fotttttoit, f. loumon.
ÄBtrael ber transöpf^enSnüaftonJeit 1796 unb :Slto{ititotttg, Subwig, f ranjöpf d^er ifird^en«
jlob, fern öon feinen S)iöcefanen, bcn 30. S)e- l^iftorifcr, lourbe 1610 ju 5Rancij geboren. SKit
cdiec 1801 SU fi^oiu ^l^m folgte ber Sarbinal 16 äol^ren trat er in bie ©efeUfd^aft 3efu, leierte
JotomuS (Saprara (f. b. ^rt. n, 1924 f.), ber dtl^etorif unb prebigte in t)erfd^iebenen Stöbten
ioRB BpmiQtl nid^t ^erfönlid^ leitete, aber tro^ mit großem, obmol^I megen feines freien Urtl^eilS
joRi nhigen &d)tD&ä^ fein ganzes SSermögen nid^t allgemeinem 93eifan. 3Sl\t @ifer Derlegte er
\m &ßait in 9RaiIanb t)ermad|te. 3laäi feinem M bann auf bie ®ef d^id^te, tou^k aber au($ l^ier
tibe (1810) blieb baS er}bi§t]^um erlebigt bi§ fein Urtl^eil nid^t ^u madigen unb t)eröffentlid^te
gBi3öiKl816, in »cld^m burd^ ftaif er gfranj I. mel^rere SöSerfe, in benen erfd^roff unb unbiHig
kr M^ge SBei^bif^of t)on ^affau unb 99id« ben l^eiligen @tu]^l bei jeber ®elegen]^eit tabelte
ftnRftotDefer ®raf jtorl ßoietan ®aQdruf pm unb für bie ©runbfö^e ber gaUicanifd^en iJfrei»
fi^^f ernannt nmrbe. lieber biefe SBaJ^l eines l^eiten eintrat. 3JleJ^rere feiner $üd^er mürben
Mä)eie tDoc bie tJfreube in SRailanb nid^t f el^r t)on 9tom t)erboten , ja Sunocens XL fal^ ftd^
|t4 Sa^rul nmrbe unter Seo XIL Sarbinal Deranla^t, SRaimbourgS (Sntlaffung auS bem
(1824) unb fiatb 19. 92ok)ember 1846 im 91ter Orben ^u t)erlangen. 92ad^bem biefe erfolgt mar
iw 77 äd^en, getabe am SSorabenb ber großen (1682) , fe^te il^m Submig XIV. eine ^enfion
ktMon in HRailonb. %S 9{ad^f olger l^atte er auS. iBom @d^lag gerührt, ftarb er in $ariS
D^olmn&ud S^omilli, oorj^er 99ifd^of t)on Sre» am 13. Sluguft 1686. 3a]^Ireid^ ftnb feine äBerfe
mm, ber 1850 ein ^roinnäialconcil abhielt (Coli. (f. de Backer II, 999 — 1005), bie fel^r anmutl^ig
lic VI, 701 — 788) unb 7. 5Dlai 1859 ftarb. unb anjiel^enb gefd^rieben finb, be|megen ju i^rer
bf bcn Sotf d^lag beS ffaiferS t)on Oefteneid^ 3^tt t)iel gelefen, öfter aufgelegt unb in Derfc^ie»
MAe no^ tDQ]^tetib beS bamaligen JhriegeS in bene Sprad^en überfe^t mürben. @ie entl^alten
OMtolim ^ßoiil SoSerini, S)om|^err in 9Rai» mand^eS 3ntereffante, bod^ l^aben fte burd^ bie
lob, als 9Ui^oIgcr StomiDi'S pröconi^rt. S)ie neueren Oforfd^ungen t)on il^rem SBertl^e eingebüßt,
itofimif^ SlcQientng miberfe^te fid^ jebod^, ben« 2)ie bebeutenberen ftnb : Histoire de l'Aria-
{dbeninÖtatlotibsitjulaffen, unbbaSSr^biStl^um nisme . . . avec l'origine et le progres de
fenk bnrd^ ben £itularbifd^of t)on ^amagufta, l'heresie des Sociniens, Par. 1673; Histoire
8tA Coccta, in bcr Sigenfd^aft eines SoabfutorS de l'heresie des Iconoclastes et de la trans-
mvoüet 3ni 3. 1867 gab ber fßapft SaUerini lation de Tempire aux Fran9ois, ib. 1674;
bei ytaXi^, pro bono pacis feine Steftgnation auf Histoire des croisades pour la dölivrance de
SioÜdnb ctn^ureid^: er tl^t bie^ unb mürbe auf la Terre Sainte, 2 vols. , ib. 1675 ; Histoire
boft 9i§fl^nm %[ef[anbria tranSferirt. Sl^m folgte de la decadence de Tempire depuis Charle-
ber gegemodttigc 146. Sr^bifd^of Submig 9{a)ari magno et des differends des empereurs avec
bJCalaWonQ, geb. 27. 3uli 1808, als SBifd^of les papes au sujet des investitures et de Tin-
MRifafale (nröcomfirt 12.^ril 1847, auf biefen dependance depuis la mort de Charlemagne
Cq^I inrmnotnrt 27. SRörj 1867. ©ein ©n- 814 jusqu'en 1356, ib. 1676, t)on ber 3nqui-
tnimien, baS bis auf bie neuefte 3^tt 14000 @cubi fttion 1679 verboten ; Histoire du grand schisme
Mag, ift auf 8250 flor. aur. taprt. 2)aS Ha- d'Occident ou des Antipapes depuis 1378
^ bep^t aus 7 S)ignitöten, 8 orbentlid^en 6a- jusqu'en 1429, ib. 1678, ebenfalls t)erboten mit
uaSttm, 8 S>tac0nen unb 3 ©ubbiaconen, einem 3)eaet Dom 23. 9Rai 1680, mie aud^ baS folgenbe:
lfagisterCerimoman]m,einemMagisterChori, Histoire du Lutheranisme, ib. 1680; Histoire
49otaten, 8 Sectoren, 6 9D^e}socanonici unb 2 jfa» du Calvinisme, ib. 1682 ; Histoire de la Ligue,
|iiKKba:gf(unüie9}imercati. Ser gan^e Spreu» 2 vols., ib. 1683; Traite historique de Teta-
|d f/Bfit 1 823000 Seelen, bie in 743 fßfaneien blissement et des prerogatives de Teglise de
Ml 2167 ^eftem (lafiorirt merben; 600 ber- Rome et de ses evesques, ib. 1685. 2)iefeS
fettet «riifen in ben 24 Pfarreien ber @tabt. (93gl. $ud^, morin bie gaEicanifd^en ©runbfä^e oon
507
3RaimontbeS.
508
1682 öcrtl^cibigt »erben, tourbe burci^ ein eigenes
95ret)e öom 4. 3um 1685 ganj befonberS üerbolen
unb t)on ©d^elftrate unb ©fonbratt in feinet
Gallia vindicata befömpft. Me biefe äBerfe er-
fii^ienen gefornmett unter bem litelLeshistoires
du Sieur Maiinbourg gu $ari§ 1686 in 12 IBbn.
Süperbem: Histoire du pontificat de S. Gre-
goire le Grand, ib. 1686, ebenfalls verboten;
Histoire du pontificat de S. Leon le Grand,
bie nad^ feinem Sobe 1687 erfci^ien. ©aju fom«
men ©treitfd^riftcn gegen bie ^roteflanten, bie ge«
fammelt erfd^ienen unter bem litcl Trois traites
de controverse pour ramener les protestants
et toutes les societes chrestiennes ä la creance
catholique, Par. 1682, unb gegen bie janfeniftifd^e
Ueberfe|ung beS 92euen XeftomenteS k)on SDRonS.
(S8gl: FeUer, Biogr. univ. V, 456; Du Pin,
NouY. Biblioth. des auteurs ecclesiast. XYIII,
288; Hurter, Nomencl 11, 467 sq.; Seufd^,
3nbej n, 588.) [§urter S. J.]
Jßaimonibes, 9RofeS (v»"'» 'p "»» \ dh*
gefürjt catt-i [SRambam], mit öottem Flamen 9lbn
^mron SRufa ben SOVoimun ben ObeiboUa)^), ber
grd|te iübifd^e ©elel^rte im 3JlitteIoIter, mürbe ^u
SorboDa, bem SBol^norte feiner SSorfal^ren, om
30. 2Rärj 1135 geboren, ©ein 93ater, SR. SKai»
mon, ftonb als DieQöl^riger Slid^ter ^u (£orbot)a in
großem Slnfel^en unb ermarb ftd^ als ©ekl^rter
einen bebeutenben 9{amen. Sr f d^rieb einen 6om«
mentar jum 95ud^ 6ftb«t, ein äßer! über bie ®e«
fe|e ber ©ebete unb ^^fttage, einen (Siommentar
^um Salmub unb Ruberes, unb unterrid^tete felbft
feinen ©ol^n SJlofeS in ben rabbinifd^en SBiffen»
fd^aften. 2)ie arabifd^e ©prad^e bagegen, SRatl^e«
mati!, Slftronomie unb ^Irgneihmbe lernte SMofeS
bei 9ü)erroeS, 3bn %opJ)a\l unb 3bn ©aig (Soft
®efd^. ber SSraeliten 2c. VI, 168). 3n ber l^ebröi«
td^en ©prad^e unb ben tatmubifd^en ©tubienmad^te
3RofeS fd^on als jhtabe au|erorbentUd^e ^ort»
fd^ritte unb t)ermenbete auf fte in feiner Sugenb
am meiften gflei|, fo ba| fte bis jum Saläre 1160
feine f)au))tbe|d^öftigung bilbeten. ©d^on l^atte er
meliere nid^t unbebeutenbe ©(^riften^ bie in bie«
fen ©tubienfreiS einfd^Iagen, öerfa^t toie namcnt«
iid^ Sommentarien über einzelne Sbtl^eilungen ber
®emara unb einen Sommentar über bie ÜJtifd^na
(ben er erft f^Klter öoflenbete) (ögt. SSraelitifd^e
«nnalen, 1839, 317 f.), alS im genannten Saläre
eine gro^e ©törung in feine Sl^ätigfeit !am unb
berfelben auf einige S^xi eine ganj anbere 5Rid^«
tung gab. SQflol^ammeb ben £omrut nämlid^, ISe«
l^errfd^er öon Slorbafrifa unb ©panien, erlief
ben SBefel^t ba§ fid& aUe SSraeKten entmeber jum
SSIam ^u befe^ren ober innerl^alb cineS SWonatS
bie unter feiner §crrfd^aft ftel^enben Sonber ju
üerlaffen l^ätten, mibrigenfaflS fte ber lob treffen
werbe. 3nf olge beffen nal^m bie jübifd^e ©emeinbe
5U Sorboua unb aud^ bie gan^e Familie 3JlaimonS
äufeerlid^ ben 3tSlam an. aWofeS fud^te fid& gegen
einen SRabbinen, ber biefeS Setul^en f d^arf tabelte,
in einem auSfül^rHd^en, giemlid^ berben ©d^reiben
5u red^tfertigen unb erntete bafür bei ben übrigen
SRabbinen großen SeifaO. Son j[e|t an befonnte
er ftd^ nid^t nur dffentUd^ jum 3Slam, fonbem
lernte fogar ben ganzen ^oran auStt)enbig, be«
fd^äftigte ftd^ Diel mit ben pl^ilofopl^ifd^en S^erfen
ber SRoSlemin unb ertl^eilte einzelnen auS il^nen
fogar Unterrid^t. S)er iBemeiS für feinen 9lbf aS gum
2(Slam, ber t)on manchen jübifd^en ©elel^rten nod^
ie^t gern gelougnet mirb (Rabbi Davidis Kimchi
Radicum liber etc., ed. Biesenthal et Lebrecht,
Berol. 1847, p. XXXIV sq.), liegt in feinem tbm
ermöl^nten, unsmeifell^af t ödsten ©^reiben an }enen
anonymen 9tabbi mx, unb bie Xl^atfad^e fielet
aud^ gang im ginflang mit feinen im owri »-jtp
(Heiligung beS göttüd^en 92amenS) auSgefprod^
neu ©runbfä^n (3SraeI. annalen, 1839, 325 f.;
1840, 32 f.). 3m 3. 1162 ftarb gmar SKol^.
meb ben Xomrut, aber fein 92ad^foIger ctntnvcit
baS Sbict gegen bie 3uben, unb bie !BerfoIgung
mürbe l^ärter unb örger alS guDor. SDlaimonibeft
inbeffen, obmol^I du^erlid^ unb 5ffentlid^ als 9Ro«
l^ammebaner ftd^ bemegenb, fd^eint bod^ imterlid^
ftets bem Snbent^um treu geblieben gu fein unb
befd^öftigte ftd^ Doi^ugSmeife mit bem ©tubium
iübifd^er ©d^riften, namentlid^ ber Stifd^o, gu«
gleid^ aber aud^ mit SBerfen gried^ifd^er unb oro«
bifd^er ^l^ilofopl^en. 3eneS feinem 3nnem toiber-
fpred^enbe äu|erUd^e ^ene^men mürbe il^m j[ebod^
in bie Sauge gumiber unb unerträglid^. Sr fa^te
bal^er, 30 3a|re alt, ben (Sntfd^Iuf, ftd^ an einen
Ort gu begeben, ber eS il^m mögli^ mad^te, ,,fei«
ner eigenen Steligion angugel^ören unb fein ®i\tk
auSguüben ol^ne S'mnq unb ^ngft''. (Sx begob
fid^ bal^er mit feinem Sater unb feiner gattgen ^»
mitie auf ein ©d^iff, baS na(^ ^alöftUm fegette,
unb !am innerl^alb eines 3JlonatS, toiemol^i unter
Dielen ©efal^ren, glüdQid^ nad^ %cco. iBon ba ging
er nad^ Serufalem, l^ierauf nad^ Hebron, Dertueüte
aber nirgenbS lang auS t^furd^t Dor ben Sl^riften,
bie bamalS jene Orte in iBefi| l^atten. Son ^e«
bron begab er ftd^ nad^ ^eg^pten unb |ielt ftc^
gunöd^ft in Sleianbrien auf, lie^ ftd^ aber fpöter
in Sfoftat nieber. ®a er felbft biefe SReife ausfuhr»
lid^ befd^reibt (f. 3SraeI. ^nnalen, 1840, 45), fo
erfd^eint bie gemöl^nlid^e Eingabe, ba^ er ftd^ Don
©panien unmittelbar nad^ Slegqpten begeben ^obe
(Basnage, Histoire des Jiufs V, 1617), ober
gunö^ft in'S maroccanifd^e ©ebiet unb Don ba
tmd^ ^eg^ten gefommen fei (3oft, ®efd^. ber 3S«
raeliten VI, 173), als eine irrige. 3u goftat mar
bamalS gerabe ber j?am))f gmifd^en ben SRabbaniten
unb ben Äaraiten (f. b. ^rt. Äaräer) feljir lebl^,
unb le^tere maren bereits baran, bie Oberl^anb gu
gewinnen, als SRaimonibeS ben alten rabbaniti«
fd^en ®efe^en mieb^r Dolle ©eltung gu Derfd^affen
mu|te unb eS bal^in hxad^it, ba| in Setreff ber
^au))tpun!te eine förmlid^e, Don ge^n Slabbinen
untergeid^nete Sefanntmad^ung in aEen ©d^ulen
unb ©tinagogen Derlefen, uttb ba^ auf bie 3u'
miberl^anbelnben ber 95ann gelegt mürbe. ®iefe
^^ötigfeit Derfd^affte il^m gmar auf ber einen Seite
509
SRaimonibeS.
510
910^ ^oc^tung unb IJSetel^rung, }og il^tn aber
«m bec anbem oiul^ bittem ^| ^u, f o bol er mit'
nitrr {ogor in Sebendgefol^ tarn. @o fel^r er übri*
gcnil avSfy Ifitt boS Stubium beS @efe|eS gu för«
bcm unb 9nbere borin )u untertoeifeti bemüht toar,
{o foO a fär f old^ Untenoeifimg bo^ nie eine IBe-
lo^numg angenommen, fonbem fid^ mit äutoelen«
ttmbdnnbSudfibung ber9r}neifunbe feinenttnter«
Hau tKtj^fft l^oben, benn oud^ in Unterer l^tte er
M in4^ nur bebcutenbe tl^oretifci^e Jtenntniffe,
ionbcxn au4 gro^ed |nraftifd^ ®ef(^i(I ermorben.
3n 3. 1168 mutbe fein in arabifd^er Qpxaä^t
abgrfo^er Sommentar gur 9Rif^na, ben er jd^on
tu feinem 28. Sol^ begonnen ^otte, enblid^ t)on»
fflbd unter bem Xitel Sira^ (bie IBeleud^tung).
3« einer ouSf ill^Iid^ Einleitung l^ölt er fid^ t)or*
iugltteife an bie Snfui^ten ber griec^ifd^en unb
uobifd^ $]^fo))]^, bie er ben 2Beifen 3§rael§
oor{U}ie^ p^tjfi, unb ftellt ft(^ bie Aufgabe, bie
2^^ ber l^igen Sd^rift mit benen ber ^^ilo«
|o|^ in Uebereütfiimmung gu bringen. 2)a8 ara*
M{4c Original biefed 9Ber!ed mürbe balb qu(^ in^S
Öebraif^e uberfe|t unter bem Xitel "t'iMttn b unb
öfto gdmtdtt, luerft gu Steapel 1492 (de Bossi,
AiD^es hebraeo-typogr. sec. XY, 90 sq.)/
tom )u €abioneta 1559, SRmitua 1561, ißene-
big 1566 unb 1606, enblid^ in lateinifd^ Ueber«
ic^ in ber 9nif d^na«9uSgQbe t)on ©urenl^uS,
laftatom 1698—1708; bie (Einleitung mürbe
Mm^ocode, Osforb 1655, orabijd^ l^erauSgegeben.
So^ Soflenbung bief eS (Kommentars entf d^Io^ ftd^
OtsnumibeS iva %6faf[ung bed 2Ber!eS navt:
«?i»«, ^fig audj n^tn n; genannt, meld^eS in
U9ä4lem aOe bomais' gültigen @a^ungen ent*
tdt mdgen fie bie S^it ber 3erftreuung ober bie
3nt bc8 Xemfiett betreffen. @ie ftnb auS aDen
MKgäigigen SBerlen, SRifd^na, Xalmub u. f. m.
ge^lfen. (Sr arbeitete ed in reiner ^ebröifd^er
Spione aus unb beftimmte eS }um 9iormalcobe£,
bomt ]d)er Sefer fd^eS iebeS (Sefe| nad^ allen
frinm Scrimeigungen auffinben fönne unb fo ber
Sn^ beS 3ufammenfud^8 unb be§ eigenen (£om*
biaiicnft entge^ (Sdrael. Snnalen, 1840, 218).
(Eine anfifü^rlid^ fpecieüe Sn^altdangabe baoon
ftnbd fid^ in SBoIfg Bibliotheca hebraea I, 840
ad 851. 2)ad SBerf ift öfter gebrudtt morben, au«
ot 0^ Ortsangabe unb ^a^reSgal^I (de Bossi
L c 126 sq.X bann gu Soncino 1490, ju (Eon*
Vantmopel 1509, gu Sknebig 1524, 1550 unb
1575 mit oerfd(|iebenen Sugoben, am beften gu
Im^erbam 1702. Suterbem finb aud^ faft alle
nqdnen Xl^ik bed SSkrIed abgejonbert l^röifd^
nb lateintf^ l^auSgegeben morben. 3m Saläre
1179 ararbe äRaimonibed Seibargt @aIabinS unb
Uid Mm i^ unb feinen (Sro|en fel^r l^od^ ge»
«ttit 9m S)eminciation feiner ^einbe, ba^ er
bei 381am, ben er frül^er ongenommen, mieber
Mafien ffabt, nmrbe mit ber Semerfung abge«
■KJn, ba| ein ergmungeneS 93efenntni| feine @üU
ijfnt Viie. 9u(^ unter ben betben 92ad^foIgem
ddabinS toar er Setbargt, unb fein regelmäßiger
Slufentl^alt mar |e^ 9egQ))ten, me|]^a(b er aud^
ber ^egi^tier genannt mirb. Ungeachtet aber bie
örgtUd^e Xl^dtigfeit einen großen Xl^eü feiner 3^it
in ^nfprud^ nal^m, fo l^örte barum fein Sßirfen
für bie SBiffenf^aft bod^ nid^t auf. Sr oerfagte
nod^ mel^rere @d^riften unb grünbete gu Slesan-
brien eine ^fabemie, an melc^er M ga^Ireid^e
@d^üler aus ^egqpten, ^alöftina unb B\)xitn ein«
fanben. 3m 3. 1204 ftarb er unb mürbe feinem
frül^em SQSunfd^e gemäß nad^ ^aläfttna gebrad^t
unb gu XiberiaS begraben.
SRaimonibeS^ bebeutenbfteS unb berül^mtefted
SBerf ift neben bem nn^inn na»» ber oielgenannte
csiasn nni» (Seigrer ber SSerirrten), ben er gu»
näd^ft für feinen @d^üler St. 3ofet)]^ in arabifd^er
@))rad^e oerfaßte. @r fud^t barin gu geigen, baß
unb mie man bie altteftamentlid^en Offenbarung^«
urfunben geiftig auffaffen unb beuten muffe, mo»
bei er ftd^ gugleid^ iiber eine SRenge pl^ilof opl^i jd^er
unb t^eoIogif(^er$[nfid^ten verbreitet unb nament«
Itd^ für eingelne fd^nbar grunblofe mofaifd^e ®t»
fe|e ben magren (Srunb nad^gumeifen fud^t. ^rei«
iid^ mifd^t er au$ bei feiner IBorliebe für grie«
d^if d^e unb arabif d|e ^^üof o))]^ienid^t feiten mand^e§
bem talmubifd^-iübifd^n SleligionSf^ftem Oftemb«
artige bei. ^aS arabifd^e Original mürbe nod^
unter feinen ^ugen unb mit feiner 93il[igung Don
^bu Xibbon in'S |^ebröijd^e überfe|t, unb biefc
Ueber je|ung marb öfter gebrudtt, guerft ol^ne OrtS»
angäbe unb 3al^re§ga^I, mal^rfd^inüd^ fd^on oor
1480 (de Bossi, Annales etc. 121 sq.), bann
gu Senebig 1551, gu @abioneta 1558, gu SSafel
1629 k)om jungem Su^torf, enblid^ gu 93erlin
1791 oon 9{abbi @aIomo äRaimon. ^ußerbem
oerbienen l^ier nod^ (Srmol^nung bie 18 &lan»
benSortifel (d'^'^r^. nnw| wht ; f. b. 3lrt. Snbcn«
t^um), bie ©d^rift (Srief ober Siebe) über bie
Sluferftel^ung ber Xobten (^'^t^wj n^nn-Vy nn^»
ober ">HKtt),^ bie Sogif (Ti-*" fc) unb bie $f9d|b"
logie (D^.|n o). 93gl. bariiber, fomie au(^ über
manche anbereminberbebeutenbe, namentüd^ aud^
mebicinifd^e ©d^riften, SQSoIfS Biblioth. hebr. I,
860 sqq. (SarmolQ (3drael ^nnalen, 1839, 808)
oinbicirt SRaimonibeS unter allen (^ele^rten 3§-
raelg ben erften 9iang, unb er l^ötte unbebenflid^
nod^ bel^upten bürfen, baß fein @inf(uß auf bie
rabbinifd^e Xl^eologie größer gemejen unb geblieben
fei, als ber irgenb eine§ anbem. 2)ieß geigt fid^
am beutlid^ften in bm Jtlagen, meldte no($ ie^t
oon mand^en Siabbinm gegen 3Raimonibe§ erhoben
merbcu, meniger megm feiner irrtpmlid^en Seigren
unb 3lnfid^ten, als megen ber ©tanl^eit unb 9lb«
gefd^Ioffen|eit, bie ber rabbinifd^e Sel^rbcgriff burd^
il^n erl^alten. ®egen feine Ort^obojie merben feine
fo l^eftigenSlngriffc mel^r gend^tet, mie balb nad^ fei»
nem Xobe unb gum X|eil nod^ bei feinen Sebgeitm
oon ben „©todttalmubiften" in gfranfreid^ unb mit«
unter aud^ in ©panien felbft, mcld&e nid^t nur feine
§aut)tmerfe, fonbem aud^ i^n felbft mit bem 95anne
belegten unb erfterc oerbrannten. S)ie 3trt]^ümer,
bie il^m gegenmärtig nod^ oon SWand^m gurSaft ge»
511
Jtatnj.
512
legt meiben, noQtn Slttbm nic^t hi [einen €i$nf*
teil finben, nie natnenllic^ bieSäugming bn^uf-
erftel^ung be@ ^ei|(^ee unb bei inbioibueKen glort'
bauet ber Seele unb bte ni<$t |eltent 9IbtMi$ung
ton ber ^titigen ©djnft unb bem Salmub, Ue6ri'
genS fdieini feine non belben gurteten gan} SRedit
unb eben batum auc^ feint ganj Unrecht gu l^abcn
unb bei toa^re Sac^oei^ait baiin ju (efte^en, ba^
SRaimonibeä in feinen ^eliauptungen unb Se^ren
fii^ nic^t gleidi bleiSt, ginerleilS folgt er ehoaS
unUDtfic^tig ben griec^ifi^en unb arabift^en $^ilD'
fofilitn unb abD)]tirt Don tlinen mandje Sn^c^t,
bie fii$ in ben talmubifd^en 9ialibini@mue ni^t
fügen mitt; onberetfeitS |ud)t et wieber baS Se^r-
l^ftem biefeS 3)atibini@mu§ ju geben unb tommt
bann natürii^ mit feinen ip^ilofopEjemen in Sol-
Ilfion. Sßä^renb et j. SB. baä eine Wlal bie leib-
Ii[t^ ^ufetfte^ung alä einen Slaubensfa^ bei
Sfubent^utnS ^inftcOt unb bemjenigen, ber fie laug-
net, ben Änt^eil «m eroigen 2ebtn nbfpric&l, erflärt
et boS anbere SKol biefeä Seben, inlolge feiner pt)>
lofop^ifc^en SBotftellungen Bon ©olt unb ber ©ecle,
alä ein rein geifttgeB o^ne aUt leibliche SBeimif i^ung,
UMS notürltt^ bte SiegoHon ber leiblichen 9Iuf'
erfietiung jur Siorau^IeJiung ^t (f. Seiger, SBJif-
ftnf^aftt. 3"lffi)rift für jüb. Slnol. V, 89. 92).
^ie ^autitlluge neuerei Siabbintt gegen ÜRatmO'
nibeS fieäie^t fic^ auf bie bur^ i^n bemittte Arg-
ftaUifirung bcSjübifc^cuSieljtbeariffä. ©aDibfiuj-
jato j. 5>. jagt. ÜJIaimonibeo tiabt mit oder feiner
^^ilofoji^ie iljerberben gebraut. 3ßa3 btr Xal'
mnb fc^webenb geloffen, ^abe hmö) i£|n rine eiftme
Seftigfcit erfiollen. ©ein abgef^Iofftneä ©lüubene-
fijftem fei eine (Sifinbung, üon welket bie Alten
feine 9l()nnnggcl)ci6t.SDiit einem me^tmo^mmeba-
nifdfien alä jübifc&en unb tnlmubif^en SJe8))otia-
mu§l)abeereincn6obeEgebilDet,umane@loubene-
fäbe unb Uebungtn bis in'3 ffleinftt feftjufletlen
unb ju entf^eiben (f. Siraelit. Mnnolen, 1839, 6.
405). Sfaac Mcggio in Oötj gibt ^ierju »eifatt
unb lobt brn eblen ßif et jur @nlfemung be8 3oil|e6,
bflg biefet SHonn ben 3§taeliten aufgcbürbet labe,
unb ba§ auf greibeit im SJenfen taube (ebb. 22).
3)ie6Qm]lfaii&eifliebo(^bie©teIlun9,Kie((^e!Dlai'
monibeS feinen iübif^en Üteligionäurfnnben gegen-
über einnahm. 3tt bitfer SBegiebung fann al§ ju-
gtftanben betrai^tet uerben, bafs er nii^t geiabe
eben biefe, fonbem Dielmeir feint aus ©ritten
unb Slrabem gefi^Spftt ^^ilofopbit gum ^u^
oangSpunttt mai^te unb ba^er nic^t fo faft bte
grgebniffe feiner ^i^tlofotilift^eR gorfc^ungen mit
btr ©t^rifl unb bem 3;almnb in Stnflang ju brin-
gen, oIS Bielmelir legiert fo ju btuttn fu^te, bafe
fit mit feiner Sßbi'ofop^'' fiortnonirten. GS tonn
oal^er nii^t fehlen, bal er in feinen biblifc^eu unb
tnlmubifc^en Auslegungen überall jum ©qmbolt-
firtn unb öublimirtn genöt^igt i^ unb infolge
beffen ben Sejt juroeiltn nii^t blofe roitlfürlii^,
fonbem au(^ getoaltfam bt^anbelt bat ((Seiger
a. a. O. 89), UK^fialb er aud^ oon Sinigtn nic^t
gonj mit liniert als bti SJatei beS ntutm jübi*
fdien SlationaliSmuS bejei(!^net roirb. €r i^ na-
mentli^ lein $reunb uon SEOunbem, unb obmo^I
er bit IDtSglt^Ieit unb ai)ir(Itd|ttit btrfclben an-
ertennt, nac^bem er einmal eine ©dfüfifung au3
^iic^tl flotuirt ^at, fo fud^t er boc^ in gegebtnen
Säuen buri^ uneigentli^e S)tutung btt bttrefftn-
ben ^erit^te bem roirfli[f»en SBunbtr uo mag-
Ii<]^ ouljuweic^tn. (SSgl. Bevae Orientale, Bnuc
1841; 5|J. Söter, fieben imb 2ßirlen beä *öiaimo»
nibeS, 5ßtag 1844; «br. ©figet, ÜHofeB ben ÜJltii'
mon, SRofenbetg 1850, unb 9ia(^gelQffene ©i^rif-
itn in, Striin 1876, 34 ff.; Sieger, ®a§ pfq-
i^olog. ©gftem beS SDIoimonibeS, Sfronff. 1845;
3oel, Seiliäge gut @t\i). ber SP^ilof.. SörtSlon
1876; 9tubin, ©(Jirtoja unb SJtaimonibeS, SBitn
1868; SRofin, 3)ie gt^il be§ 9KaimonibeS, im
äabre€ber. beS )übifc^*tt)eoI. ©tminorS ju SgitSlau
1876 ; 3f. ÜBünj, 5Bie SeiigionSp^Iofop^ie be8
aJiaimonibe«, Serün 1887.) j.SßieIte.]
^Bainj (Moguntia). früheres Stjbi§tl)umunlt
Ihirfürftentbum btS beutf^tn Sleii^, ie|t 93i3>
ttium im @ra|^crjogt!|uin Reffen. I. Sit %n>
fünge beS alten SiSt^umS füllen fid) in
Sunlel. 3)togontiacum, ^auptort Don Obtrger*
monien, war als Sagerpla| oon ^tro ßlaubiuS
S)nifu3 im % 9 0. ISt|t. gegtünbet noiben. tjn*
folgt btt im rßmif(f)eii Cagtt ^tttft^enboi Diel»
fad^tn Unniben unb bet häufigen SluSfäSe in boS
©ebiet ber ÜRa^barftämme roirb faum an eine fefit
änppanjung beS S^riflent&umS im erften So^r-
t)unbeit }u benten fein. Siagegen machte bit untn
Srajau (98—117) unb ^abrian {117—138)
eiutrelenbe ruhigere 3fit einen flärttm Sujug btS
cf|tiftlidl)en SlcmenteS mögli^, fo bofi Don bem SBe«
ftef)en eineS c^tiftlit^en @emetnuiefenä mit einem
SSifc^of an bet ©pifee für bie lIRiHe beS 2. 3a^-
tiunbcrtS Wo^l bie ^ebe fein fann (^nlf, (Satalogt
ber Dorbonifatianif^en SSif^üfe, ^oing 1870,
15 f.). Sia6 in ber S^at um bieft 3eÜ in ben
beiben getmanifd^tn Sßtooinjen {^riftU^t ©tmein-
btn beftanhen, bejeugt 3tenäuS (Ädv, haer. 1, 10)
mit ben SSotien: Atnequehae, quaeinGer-
maniis sitae eunt eccleeiae, aliter crednnt,
□ec quae in Hiepaniis aut Galliis. @r nennt
jroar Wainj ^ier nid|t auSbtüdlid) ; aber ba ^Dlainj
bie ^auptftabt beS etften ©ermanienS, ffbln bie
beS jmeiten mar, unb ba bie gtä|ten unb toid^tigften
©tobte übetall guerft ^nfllii^e @ltmeinben iiatten,
fo muffen biefe SBorte beS ^eiligen not^menbig al3
Stuguife für bie ßnfteng einer Sl&rifltngemtinbt
}u ^Üiaing im 2. ^abr^unbett angtfefien meibtn.
S]a3 Stirifttnt^um mürbe tiia|tf[!^einli(^ bun^
^anbelSleute unb ©olbaten in bie @tgtnb Qt*
ttagen; bet Slnnabme jeboc^, ba| DocMembie
22. Segion biefe SBermittlung gebracht bobe, fttbtn
grofee Stbtnftn entgegen (3^11, Kataloge 16). «B
erfter SSifi^of oon DJtain j roirb UreScenS (f. b. «rL)
genannt. 3BäI)renb bie alten tgif^ofsfataloge bor-
auf ^inroeifen, boö er erft ju Seginn bt^ 4. Sabr»
^unbettS lebte, rourbe ßreScenS im fpätem DJHttel»
alttr nad^ bem Vorgänge bon 9)upert oon 3)en|
513
3Raxni.
514
(De divinis ofßciis 1, 27) mit bem in 2 Xim. 4,
10 f. genannten Spojlelfdper SteScenS (f. b. ^rt.)
tbenti^cirt S>ie{er annähme fielet bie gon^e Zra«
bitiim entgegen, ff eine alte Sitonei, fein alteS
(Ealenbarium femtt einen ^ojlelfd^äler afö 93tf(^of
Mm 9Rain). 2)er ju SRain} geborene StabonuS
SRcDtntS^ roüä^ baS gonje t|eoIogtf(!^e SQSiffen
fetner 3^ bel^ierrfd^te nnb bie 92amen ber alten
Sifc^fe Don 3Roin) fonnte, l^at meber in feiner
Ssegrfe ber (Hutlinifd^ ^Briefe, nod^ in feinem
Sbnft^rologium, in toüäftm er bie SRoin^er fiocal*
iKüigen 9Iban, 9ureu8 unb Suftina auf ül^rt, t)on
fiaem Spofielf^äler old SBifd^of ber @tabt etmaS
fldvnftt (gfalf, S^ SRainjer SredcenSfrage, in ben
8efd^.-SL für bie mittelrl^ein. 93i§tpmer, SRain}
1885, 198. 200). SBenn man k)on ben anber*
Biärtig bcjeugten Sifd^dfen ber aJlainger ff ataloge
lüdtofirtd gel^t, fo beginnt bie Sleil^e ber mit 92a'
ncs be^eid^neten Sifqöfe erft in ber conftontini«
{(^3cit 9nf eredcenS folgten 9Rannu§ (SRar«
timiS) nnb @o|)]^oniu8. iBon Ie|terem iß nxi)\i
bcfdimt ; ber 92ome bed erjtem finbet ftdp in ben
iden be§ 346 gn fföln gel^altenen goncitö (f. b.
%it ffölna e^noben YU, 898 f.). ^Rit Sifd^of
9Rasimtn Don Xrier untemal^m er eine aßaUfa^rt
Offii^ Som (Vita S. Maxim., BoU. Maji VU,
21, 3) nnb l^tte oal^rfd^einUd^ aud^ ber ©Qnobe
Mm Sorbtca 344 angetool^nt. Unter IBifd^of So«
t^olmft (nid^t ®ot]^bu§) tourbe eine Saftlifa }u
S^ten beS fjü 9Kcomebed toor ber @tabt erbaut
(SbCP, XkiS erfie Sal^rtoufenb d^riftl. Sau« unb
flinfl^^dfcit in SDloin}, in ben Slnnalen be3
Sa^auer SeretnS Xn, 2Bie§baben 1878, 2). 9luf
t^ folgte SKutl^bud (Shttl^arbuS, Slutl^ariuS).
Sa| i» fetner 3<it ÜRoüt) eine jal^Ireid^e d^rift«
^t (iintoofym^ä^ f^aüt, bemeiSt ein Sreigni^
ton 3a^re 368. 2)er Slomonnenf ürft SRanbo l^atte
ji^ Umge Söfed gegen bie @tabt im Sinne. 3ur
laSfu^ntng fetned Sorl^abenS nun erfa)^ er fid^
eisen ^cfltag ber (El^riften, unb mal^renb ber größte
iifdl ber Set>5IIming in ber ffirc|e gum ©otteS«
Maß Derfatnmelt ttHtr, brad^ er unDerfel^enS in bie
€lobt ein tmb fäl^e Diele befangene nebft reid^er
Smte mit ftd^ fort (Ammian. Marceil. 27, 10).
le^id^ tDUii)en tun 406 Don ben Sanbalen Diele
toa^enb Stnnn>l^er in einer ffird^ l^ingefd^lad^tet
snb bie etobt felbj} jerftdrt (Hier. Ep. ad Age-
rttdL, MigneXXn, 1057). m SRartQrer biefer
Seit nerben genannt Sifd^of aureus (f. b. Slrt.)
mb feine @(l(ime{ter StufHna, fotoie ber ^riefter
Ukm (f • b. Srt). 3m l^ligen %fyd (vallis sacra)
Mr ben SRonem ber @tabt foQ bie erfte 9lieber«
loffimg ber alteflen 93ifd^5fe getoefen fein (99ob«
«nn, Sil^gauer «Uertl^., SRain} 1819, 185).
9od^ biefem Sorborenuberfall blieb bie @tabt fo
KdDofiet, ba^ @alDian mö^ 450 fagen fonnte
<l>egabaiLDei 6, 8, MigneUn, 116), ®ot«
M Stntfgerid^te Qnnten ^ttfyxupt über fte nid^t
wSnc fonmen. 3n biefe 3eit bed SlenbeS föDt
9i^ Vtttj^maS, ber ben Ueberlebenben tröftenb
nb (elfenb pvc 6eite fionb. (Sine Sefferung tourbe
tlr^cnlcsffon. TIIL & VitfL
eingeleitet unter Sifd^of ©iboniuS. Unterftüjt öom
ÜJleroDinger 'St^tohtitxt (534—547) unb beffen
2:od^ter Sertl^oara fteOte er mel^rere alte ffirdi^en
l^r unb erbaute neue, barunter ein Saptifterium
(Venant. Fortun., Carm. 2, 11 ; fl^auS, S)ie
d^ftl. Snfd^riften be§ SRI^einlanbeS, greib. 1890,
I, 26). Sluf il^n folgten ©igi8muttbu§, Seoni«
ftuS (aud^ Seubega^uS, SeobegariuS)^ SentilinuS
(IBecelinuS), Sanualbu§ (Santmalb) unb Saboal«
bu3 (Saboalb). Sin SupoalbuS Don 3Rainj unter«
Seid^nete 625 bie ^cten btx ©Quobe Don 9ieim3
(Flodoard. Hiet. eccl. Bem. 2, 4). Stigibert,
ber O^eim ber 1^1. SiD^ilbiS (f. b. «rt.), f öttt gegen
6nbe beS 7. Sal^rl^unbertS (galt Kataloge 9 f.).
3Rit Anfang bed nöd^ften äaj^rl^unberts toirb Si-
fd^of ©eroU) genannt %l% biefer im ffriege gegen
bie @ad^fen gefaUen ttmr, folgte i^m fein @o]^n
®etoiIieb ober 6)ertoiIio, ber nachmals, U)eU er am
IDtörber feinet SaterS Slutrad^e genommen l^atte,
745 auf ber fränlifd^en (Seneraifqnobe abgefegt
tourbe (Dgl. ffatl^oKI 1878, n, 150). Se^t be«
ftieg ber 1^1. SonifatiuS (f. b. Slrt.), nad^bem fein
SBunfd^, bag SiStl^um ff 5In }u i^emel^men^ am
SQSiberftanbe beS bortigen SIeruS gefd^eitert toar,
im 3. 747 ben SWainjer ©tu^I, für toeld^en l^ier«
mit eine 3^it großen @Ian)e§ begann. S§ ge^en
il^m 13 Sifd^öfe k)orauS, Xüxt fömmtlid^e alte ffata«
löge sollten ^on. Germ. SS. XIII, 308 sq.).
n. 2)a§ SrjbiStl^um. 2)ie beiben frönfi«
fd^en tjfürften ffarlmann unb ^ipin fd^idKen gleid^
nad^ ber @tu]^Ibefteigung beS fjiL Sonifa; eine @e«
fanbtjd^aft nad^ 9lom, um l^ier bie Srl^ebung ber
SRaitijer, biSl^er }u Zrier gel^örigen ffird^e jur
^RetropoIitantDÜrbe }u betreiben. $a))ft 3ad|ariaS
toar bamit eiuDerftanben unb erlief (Jaffö, BibL
Rer. Germ, m, 226; Söl^mer-aBill, SKainjer
Stegeften I, 18) no(^ im 92oDember 747 baS
Sbict: „ba| bie ffird^e DonSDtaiu} an SonifatiuS
unb feine 9lad^f olger für etoige 3^iten al§ 9Retro«
))oIitan!ird^e übertragen toerbe, unb bie @töbte
longem (f. b. «rt Süttid^), fföln, SBormS,
@|)eier unb Utrecht ^ fomie alle Sölfer @erma«
nien§, toeld^e burd^ SBonifatiuS }um Sl^riftentl^um
befe^rt morbcn, unter fid^ l^aben foBe''. S)urd^
bie legieren 2Borte: „ä&t SöRer ®ermantend ic."
maren bem @tu]^Ie Don ^Raitu bie Don IBonifa}
neu errid^teten SiStl^ümer Crfurt, SJuraburg,
äBürjburg unb Sid^ftätt unterfteUt toorben, fo ba|
berfelbe neun ©uffraganate jäl^lte. SJon äugS«
bürg, Strasburg, ffonftan^ unb Sl^ur fagt ba§
2)ecret beS ^apfteS S^^^^oxi^^ ^^ine @ilbe ; bod^
»erben biefe Dier 93i§t^ümer furje 3eit nad^l^er f ac«
tifd^ als @uffraganate Don URatu) ertoö|nt, in«
bem }. S&. ein no(^ Dorl^anbeneS g^i^agment geigt
ttJie ersbifd^of gHcuIpl^ Don SHains (787—813)
bem Sifd^of ggino öon ffonftanj einen Sefel^I er«
tl^eilte (SRettberg 1, 580). Später l^örten bie »iS«
tl^ümer ©rfurt unb Suraburg auf, unb fföln tourbe
798 als SRetropoIe für Utred^t unb longem, fo-
toie für bie neu errid^teten fäd&ftfd^en SiStl^ümer
anerfannt; bagegen erl^ielt aWainj neue ©uffra«
17
515
SKaing.
516
goimte an Ißaberbom, ^oKerfiobt, ^ilbeSl^eim
unb Serben, mogu fpötet aaä) ^rag unb Olmü^
famen, fo bafe baS gr^biStl^um 14 ©uffraganftül^Ie
unter ftd^ l^otte. Äaifer ftarl IV. jcbo^ 15§te um
bie 9Rttte be3 14. 3a9r]^unbtrt§ Ißrag unb OImü|
hiebet t)on SRotu} ab ; ^alberftabt unb Serben
ober gingen burd^ bie Äef ormation (bleibenb bur^
bentt)epföHfd^en5neben)t)erloren,foba|ber5Dlain»
jer IKetropoIe fortan jel^n ©uffroganatc blieben :
SBürjburg, SBormS, ©(i^ftätt, ©peier, Strasburg,
ffonftonj, «ugSburg, Kl^ur, ^ilbeSl^eimunb $aber»
bom; baju !am im 3. 1752 nod^ baS burd^ 93e»
nebid XIV. neu errichtete ©iStl^um guöm. lieber
baS Dom 1^1. Sonif atiuS perfönlic^ bearbeitete SRif-
PonSgebiet ögl. ®rö^H ©nfül^rung beS ei^ripen-
tl^um« in bie norbt|ttringifd^en ®aue §riefenfelb
unb §affengau, ^alle 1883, 26.
ffier Jlod^folger beS 1^1. 93onifag auf bem eq»
bifd^öf Kd^en ©tul^Ie öon 9Rain j war 2. fein ©d^üler
SuttuS (754 bis 16. Oct. 786). Sul ober SuHuS,
um 705 geboren, l^atte feine ßrjiel^ung ju SWalmeS«
burti unter 9lbt Saba empfangen. ®leid^ t)ielen
feiner fianbSIeute pilgerte er bann nad^ 9iom unb
fieHte jtd^ auf feiner gflüdheije nid^t lange nad^ 732
in benSHenft beS l^od^öerel^rten SonifatiuS. S)icjer
fanbte il^n als URif^onar nad^ H^üringen. 3m
3. 751 fam Sul mit Aufträgen beS ^eiligen loie-
berum nad^ SRom. Site bann 93onif aj ferne STOf fionS-
reife ju ben gfriefen antrat, tt)ei|te er Sul jum
ßl^orbif d^ofe unb befieOte il^n unter allgemeiner 3u'
jümmung jum fünftigen 9?ad^folger. 9?ad^ bem
glorreid^en äßartqrtobe beS ^eiligen brad^te Sul bie
Sieliquien beSfelben nad^ t^fulba, U)o Sonifa) f d^on
bei Scbgeitenjld^ feine ©rabftätte bereitet l^atte.
(93gl. Sfall, SBeg ber Sei^e beS 1^1. SB. Don 9Rainj
nad^ gfulba, im Patl^oli! 1878, 1, 659 f.; S)erf.,
93onifatiuS«3feji unb ^Reliquien, in ben (Sefd^.»95l.
f. mittelrl^. »iStl^ümer 1883, 2 f. 51 f.) 2ltö Q^'
bif d^of mürbe Sul in einen löngem 3uriSbictionS*
ftreit mit Slbt @turmi t)on gfulba Dermidtelt ; bie
Urfad^en beB ©treiteS jtnb nod^ nid^t gang Aar
geftent. @turmi nmrbe gejmungen, feine SbtS-
mürbe niebergulegen, feierte aber nad^ gmeiiöl^riger
SSerbannung }urud( unb erl^ielt Dom ffönig $ipin
baS ^riDileg, bafi baS J?lofter Dom Jtönig aOein
@d^u^ unb Sert^eibigung f orbere. 3)a Sul nun
allen tlnfprüd^en auf gfulba entfagen mu^te, grün«
bete er an ber t$fulba ein neues fflofler, ^erS*
felb (f. b. 2trt.). lieber bie ©d^enfungen unb ben
»cftJiianbbiefcSfflofterSgibteinÖuterDeraeid^nil,
t)aS mid^tige Breviarium Lulli, Sluffd^lu|. 93on
feinen bifd^öflid^en SmtSl^anblungen merben er«
toäl^nt bie SBeil^e ber Älöfter Sorfd^ (1. September
774), Orbruf (777), @t. @oar (25. SKai 782?)
unb SReujlabt a. 9R. (2. 3lugujl 784). «uf gin«
labung beS ^apfteS ©tepl^an III. (TV.) mar er
als einer ber bebeutenberen 93ifd^öfe beS Qfranfen«
reid^eS auf einer ©ijnobe 769 ju Sftom anmefenb ;
bod& fd^eint fein 93er|öltni| jum pöpftlid^en ©tul^le
nid^t ganj ungetrfibt gemefen gu fein, benn er
etl^ielt baS ^llium erft nad^ langer SlmtSfiil^rung
imifd^en 780 unb 782, nad^bem eine gemifd^te
^ommiffion Don 93ifd^öfen unb föniglid^en ©enb-
boten eine llnterfud^ung über Sel^e unb Sßanbel
angefteOt l^atte. (Sx mürbe im fflofter ^erSfelb
begraben, mo nod^ ie|t baS SulIuSfe{l Dom 16. Oc«
tober an eine 2Bod^e l^inburd^ gefeiert mirb. (SgL
©opfert, SulluS, ber 9lad^folger beS SBonifatiuS,
Seipg. ®i|fert. 1880; §>. §aH SBonifag unb SuL
31^re angelföd^ftfd^en Sorrefponbenten. Suis Seben,
Seipj. 1883 ; ^alf, SHe Serel^rung beS ^L Sul,
im Äatl^olif 1879, n, 662; §a^n in bengorfd^.
jur beutfd^. ®efd^. XXI, 383 ff. XXH, 423 ff. ;
©ümmler, ebb. XXV, 177.) «uf Sul folgte
3.gKd^ulf (4.3Jlärj 787 bis 13. «uguft 813),
ein greunb beS J^aiferS JFarl unb SllcuinS. ßr
mar mel^rfad^ in Slngelegenl^eiten ber jf ird^e unb
beS ateii^eS tl^ötig. «m 1. ©ecember 805 meiste
er baS berül^mte jFlofter ©t. Sllban bei SRaing ;
l^ier erl^ielt bie 794 gu gfranffurt a. 9R. Derfbrbcne
©emal^lin ftarlS, gaftraba, il^re SRul^eftätte. —
«uf 4. ©aiftulf (818—826), einen ©d^üler BulS,
ber Don utaban fel^r gef d^ö^t mürbe, folgte 5. Otgar
(826 bis 21.april847). 3mÄampfe ber®ö$ne
gegen il^ren Sater Submig ben frommen fianb er
auf ©eiten Sotl^arS, ebenfo im ff ampfe ber ©ö^e
unter ftd^. SleruS unb SSolf geigte Diel «nl^öng«
lid^feit an il^n. 92od^ berül^mter nmrbe 6. StabatmS
SKauruS (f. b. «rt.), früher SWönd^ unb «bt in
3ulba, feit 26. 3uni 847 Crgbifd^of, einer ber
gelcl^rteflen SWänncr feiner Seit. 9?a(^ feinem lobe
(er ftarb ben 4. Qfebruar 856 in bem ffiorfe
SDSinfcl im üll^eingau) mürbe 7. ffarl, ber ©ol^n
beS ftönigS ^ipin I. Don «quitanien (856—862),
barauf 8. ber Wegerifd^e Siutbert (863—889),
Srgfangler beS beutfd^en Üteid^eS, bann 9. ©ungo
ober ©unberolb erl^oben. S)iefer fiel 891 in einer
©d^lad^t gegen bie 9lormannen an ber ®eule. Sie
näd^flen grgbifd^öfe l^iefeen 10. §atto I. (f. b. «rt.);
11. §eriger (913—927); 12. ^ilbebert (ge|l
987); 13. griebrid^ (geft. 954), ber g^lonie gegen
Otto I. f d^ulbig unb barum löngere 3^t Derbonnt;
14. SDSiD^elm (geft. 968), Otto'S L naturlid^
©ol^n (feit il^m l^aben bie SJlainger ßrgbifd^bfe bis
gum Untergänge beS Steid^eS ben Xitel als Srg«
fangler beS beutfd^en Steid^eS) ; 15. ^tto n. Don
968—970 (f. b. Slrt.), ber angeblid^e Erbauer beS
aWäufetl^urmS bei SBingen ; 16. Shipert (geft. 975).
3ett folgte ber berül^mte 17. SBiKtgiS (geft. 1011),
gro| als Staatsmann mie als ^if^of, ber Er-
bauer ber neuen £)omfird^e (1009), meldte fein
britter IRad^folger (unmittelbar folgten nämlid^
18, ard^imbalb 1011—1021, unb 19. «ribo
1021—1031), 20. ber 1^1. »arbo, Dollenbete.
Sarbo mar SJlönd^ in t^fulba unb ißermanbter ber
ftaifcrin, ber ©emal^Un ftonrabS IL, ber il^n aud^
(Dor bem 3nDeftiturftreit) gum ©rgbifd^of mäl^lte.
®leid^ na(^ feiner ßrl^ebung mürbe er an SBeil^«
nad^ten gur tjfeflprebigt nad^ ®oSlar, mo ftd^ ber
Äaifer eben aufl^ielt, eingelaben. ©eine ^reWgt
fiel, meil er nid^t bie gehörige Seit gur Vorbereitung
l^tte, gu furg unb inl^altSleer auS unb mürbe Don
517
9Rain).
518
ber bei ^drid^ Don !D{e| am Ste^l^onStage meit
flcitroffen. 9HeIe IBotnel^me toaren barum mit
ber SSoi^I bed IfaiferS mtjuftieben unb tDarfen
^ $arttißd^feit t>or. Wbet am britten gfeiertage
fcAigteSarbo abermals, f o geiDatttg unb folbungg«
nH hol aBe 3u^ötet totimn mußten, bet JFaifer
fkt batauf freubig ausrief: „C)eute feiere i^ mein
ScHiUMJ^tSfefl'' CPleury, Bist eccl. 1. 59, n. 30).
3in folgte 21. Seopolb (Suitpolb, 1051—1059),
ba6t.3acob bei SDlain}^ störten unb 8i))))oIbe8-
kig jHftete; botm 22. ©iegfrieb 1., ®raf öon
fnim^ (Z)5nniged^ @tegfrieb t)on Sppenftein,
KPttner ^ogramnt 1878) unb nod^ beffen Xob
(1084) 23. XBeailo, ber auf ber @t)nobe bon falber«
^t Ott ^retif er mit bem SBanne belegt touiht,
wä n Uf^aupitt l^atte, bie äßeltgeiftUd^en, bie
i|i(c6üter beraubt feien, Jiänben nici^t me|r unter
kngetjUiil^ ® ertöte. SrttHberrief iebo(|^btefen
JrQpi unb fiorb 1088. 3n bem großen ^ompfe
iriHm $a^l^um unb ffoifertl^um ftanb Sßesilo
Alf Seiten bed ffaiferd unb Derfoci^t bie @ad^ be§
8cga|x#ed (Clemens. Son ben ©treitfd^riften,
bk in btefer ^tngetegenl^eit Sltmonn t)on ^affou
nbSciUÖ t>on !0latn5 ouSgel^en fielen, l^at @brQ«
)A 1890 eine commentirte ^uSgabe ju ^aberbom
«{(^laffen. aBestIo'8 9{Q(i^folger 24. SRutl^orb
^jeüigte fl<!^ bei einer blutigen Subenberf olgung
nä) {lo| barouf , auS ^urd^t Dor bem jFaifer, na^
^VEinsm (8^- 1109).
Sit «rjbif d^öfe als ifurfürften. 25. «1=
fei ober «batbert I. (f. b. «rt.), ein @raf öon
6Q(tttnrüd(1109 — 1137), »or ein ®egner §ein«
lid^y. imb XDWcbt be^l^alb t)on biefem gefangen,
tbcr tKm ben ^Jlainjer Sürgem nneber befreit.
h& SkoiIbatTeit t>tt\\tJ^ er il^nen ben gfreibrief,
ber anf ben ehernen %f^üxtti beS 2)om3 eingegraben
i|i(Mftcaa8. Sl^fH. 3nf(i^r. beS Sil^einlanbeS II,
lOe). 9tQ4 ^nrid^ V. Sob berief er im 3. 1125
ieiea Slcl^Stag, auf mlä^tm bie erfte &pm t)on
ftafuttUii hl ber ®ef^id^te auftauet. 9uf feinen
ob bc8 pät>fHt^ Segaten (Sarbinal @er]^arbS)
tot^^Iog nd^en j[e|t nid^t mel^r xoxt frül^er f ömmt-
N^ bastfd^ Sfärften an ber ff aifedoal^I tl^eil, f on>
bem cft tmirben 10 auS j[ebem ber Dier ^cmpU
fSmmt (gpconfen, ©ad^fen, Qä^tooibtn unbSBa^em)
MgtmSSß, unb biefe 40 erforen ben @ad|fen*
^eqog 2ot^ gum ffaifer. @o nnn Slbalberi nid^t
nt fettfl ber erjie Ihirfürfi Don aRainj, fonbem
mu^bex eigenUid^eUrl^eber berfurfürfUid^enSSärbe
(f. b. «rt «urffirjien VH, 1253). Unter ben
teffirflen nol^ aber ber Srjbifd^of Don 3Jlain)
jklft ben erfien Stong ein, nne er über]^au|>t allen
Söi^ unb Prälaten bed beutfd^en 9teid^e3 boran«
Öl. «nf «bolberil. folgte 26. fein !Reffe %bal-
IL(1138— 1141). «rgel^öriunterbiettjenigen
9m^ Sijd^iyfe, toeld^ unter il^ren 3ritgeno^en
fbtoi (Befitt^tfd^reiber fanben (Anselmi Vita
Addberti IL Mognntini, bri Jaffe, Bibl. Rer.
Ckm. m, 565 sq.). 92ad^ 27. SRarcolf ober
tfiilf (1141— 1142) tmtrbe 28.C)einrid^(1142
Ml 1158) cnod^ft. (St 1^ boS Sob eines aO^anneS
Don emfler ©epnnung unb Xugenb; burd^ ßinflufe
beS ffaiferS IBarbaroffa »urbe auf ber SSerfamm-
lung ju aaßormS 1153 über il^n bie «bfejung au§.
gef»)rod^en. 3n feine 3eit f äflt bie äBirffamfeit beS
% 93eml^arb am SRI^ein unb ber 1^1. ^ilbegarb auf
bem 9hH)ert§berg (Stöwer, §einrid^ I. oon 2Rain§,
©reifswalbe 1880, unb SDSolff in ben ©efd^.»»!.
f. mittelrl^. SiStl^. 1883, 26). Ueber 29. Slmolb
t)on©ele]^ofen (1 153— 1 160), ber öonbenaKalnjer
95ürgem ermorbet lourbe, f. b. Sri. ©ein 5Rad^
folger 30. Äonrab I. öon SBittelSbad^ (1161 bis
1177 unb »ieberum 1183—1200), ©ol^n beS
ba^erifd^en ^faljgrafen Otto IV., toat ein Sn-
l^önger beS ^apfteS Sllesanber III. , mu|te bef;-
l^alb üor ftaifer griebrid^ I. fliel^en unb nmrbe
1177 erjbifd^of bon ©aljburg. ©tatt feiner l^atte
ber ffaifer feinen ffanjler, ©rafen öon 99ud^, als
31. gl^riftian I. im 3. 1165 jum grgbifd^oföon
SRains befteHt; biefer nal^m nun au(^ an ben mm»
pfen beS ÄaiferS gegen SRom unb Dbcritalien leb-
haften «ntl^eil (ögl. SRaumer, ®efd^. b. ^ol^enft. H,
182. 202. 207. 227. 264). 5Rad^ feinem Sobe
1183 tourbe fein SSorfal^rer ffonrab ttjieber eiup
gefegt (ogl. mU, ffonrab Don SßittelSbad^, ßar^
binal-grjbifd^of öon 9Kain} u. ©aljburg, SiegenSb.
1880). Sluf ff onrab folgten 32. ©iegfrieb H. üon
eppenftcin (1200—1230) unb 33. ©iegfrieb HL
(1231—1249), beS Vorigen 5Reffe, aud^ ein ©raf
Sppenfteitu biefer fteDte bie burd^ 93ranb Der«
unglüÄe Satl^brale mieber l^er, bUligte bie Vb'
fe|ung griebrid^ II, unb l^atte fold^eS Slnfel^en,
ba| er l^interrinanber }tt)ei ffaifer, ^einric^ ^a]pt
unb aßiH^elm Don f)ollanb, auf ben Xl^ron erl^ob.
Sin barauf be^üglid^eS 2)enhnal finbet fid^ nod^
jejt im aWainjer ®om (ffrauS, 3nfd^riften n,
114). SBeniger berül^mt waren 34. Kl^riftian n.,
ber im 3. 1251 refignirte, 35. ©erl^arbl. (1251
bis 1259), 36. SBeml^er Don e))))enftein (1259
bis 1284; @oSn)in Don ber SBop)), Si^bifd^of
SBeml^er Don ÜJlains, ©ötting. 1872); 37. §ein-
rid^ n., ein gfrandScaner, bürgerlid^er Slbfunft
unb ftrenge in ^anbl^abung ber ffird^enjud^t (gefi.
1288); bann 38. ©erl^arb 11. Don gw>enftrin
(1289—1305), Dom ^apfte ernannt, ©erl^arb
fpra(^ über ffönig Slbolf bie ^bfe^ung auS unb
)n:oclamirie }u ^aing im Some ^Ibred^t Don
Oeßerreid^ als beutfd^en ffönig (ge^mad^, ©er-
l^arb Don Sppftein, Srjbif d^of Don ^^ain^, ©tra^b.
1880). einen großen IRamen ertoarb fid^ 39. Pe-
trus Don «Spelt (1305— 1320; f. b. «ri.); il^m
folgte 40. ^Rattl^iaS ®raf Don 93u(^ed( (1321 bis
1328), ein aßönd^ Don Slturbad^. 92ad^ beffen
2:0b ernannte ^apft Sol^anneS XXn. als 41. grj-
bifd^of ben ®rafen §einrid^ Don SSimeburg (1328
bis 1346) ; baS gapitel UJoQte biefen jebod^ nid^t
anerfennen unb fteQte als ©egenbifd^of SBalbuin
Don Sü|elburg, gqbifd^of Don Irier (f. b. «rt.),
auf. grft 1337 fonnte ^einrid^ m. bie Stbmini-
firation beS SiStl^umS antreten : fein SJerl^alten
mar fo wenig entfpred^enb, bafe Siemens VI. i^n
1346 abfegte (©laSfd^röber, S)ie «ufl^bung ber
519
SKoinj.
520
ü6et ^einrid^ Derpngten Senfuren, in ber 9t5m.
Duortalfd^r. IV, 69); bod^ ^ielt jid^ ^Annä) K8
SU feinem Sobe 1858 im IBeft^e be§ 93iSt]^umS,
unb nun erft lonntc 42. ®erla(^, ®raf öon SRoffau,
ber fd^on 1846 Dom ^opfte ernannt morben mar,
ben @tu]^I befteigen. S)iefer ftarb 1871 unb l^atte
48. Sol^anneS 1., ©rafen öon Susemburg-Sintoei
(1871— 1378), ivm IRad^foIger. ®a8 Kapitel
Xoä^ltt gegen ben Dom ^apfte Smannten 44. Sbolf
Don 92affau, ber baS SrsbiSt^um in 9eft^ nal^nu
9lad^ bem lobe Sol^anneö' I. fteEte iW 1375
®regor XI. 45. ben SRarfgrafen Subniig Don
aRet|en entgegen. S)od^ niurbe fpäter ein SSergleid^
eingeleitet; fiubmig Derjid^tete 1881 auf Sliain}
unb ttjurbe ßr^bifd^of Don SMagbeburg. abolf ftif«
tete al§ onerfannter ßrgbifd^of Don SOtainj 1889
bie UniDerfität grfurt (f. b. «rt.) ; er ftarb am
3. gebruar 1890 (SriebenSburg, Sanbgraf ^er-
mann n. unb ßrjbifd^of ^olf I. Don SRain},
ein Seitrag ^ur beutfd^en £erritoriaIgefd^td^te be§
14. Sal^rl^unbertS, aOtarburg 1886). 46. Pon«
tab IL Don aaßeinSberg (1890—1396) mu^te
gegen Derfd^iebene SJrrlef ren, bie im Crjftifte 6in=
ganggefunbenl^atten, einfd^reiten. 47.3o]^anne§U.
Don Jlaffau (1897—1419), ein ©ruber beS gra«
bifd^ofS aibolf, nal^m tl^eil an ber Slbfe^ung be§
ff önig§ äBen^el unb l^atte lange Jhriege mit IBraun»
fd^meig unb J)effen. 6S toxxh berid^tet, ba^ er }um
ffonftanjer ßoncü mit DoDer @ifenrflftung einge»
ritten fei. (®erit8, 3ur ®efd^. beS grjbifd^ofS
Sol^ann H. Don SKaina, ^attenfer ®iff. 1882 ;
^udtert, Ißoliti! ber @tabt 9Rain) n)äi^renb ber
ÄegierungSjeit be§ 6rjbif d^ofS 3ol^ann 11., 2Ren»
ben 1877; S)erf., 2Bar grjbifd^of Sol^ann ber
Url^eber ber Zöbtung be§ ^er^ogS gfriebrid^ Don
93raunfd^ttjeig? Programm Don 9leiffe 1888.)
Siel^nlid^ tag 48. ffonrab IIL, Stl^eingraf Don
ffioun (1419—1484), in beftänbiger gelobe mit
ben SMainjer 93firgcm, unb erft fein 9lad^foIger
49. ffiietrid^, ©d^enf Don (Srbad^ (1484—1459),
fonnte im 3. 1485 unter SBetftanb peier Som«
.miffarien be3 SBafeter domU bie SRi^l^enigfeiten
f d^Iid^ten. Unter il^m tt)urbe bie Äunfi, mit beweg«
iid^en Settern ^u brudten, erfunben. 9lad^ feinem
lobe ftritten fid^ 50. 5)ict]^er Don Sfenburg
(f. b. 9lrt.), bem ber ^app baS ^ium fonbte,
unb 9lboIf n. Don IRaff au um ben ergbif d^öfßc^cn
. ©tu]^l. S)ie Sürger ber biSl^er freien 5Reid^§ftabt
5Dtainj nal^men ^artei für ben erftem ; allein er
tDurbe, weil er bie ^nnaten nid^t entrid^tet l^atte,
Don ^u§ n. abgefegt unb Don feinem ®egner in
einer Bäfiaä^i bei ^eibelberg 1462 übertounben.
51. Slbolf, ber 1461 Dom ^apfie onerfannt xdox^
ben UKir, .eroberte unb plünberte barauf 9Rains
unb unterwarf j[e^t aud^ biefe @tabt (1462) ber
weltUd^en ^ol^eit ber Srgbifd^öfe, bie bereits aud^
mand^e anbere ^errfd^aften erworben l^atten unb
im Saufe ber Seit bereu nod^ mel^rere «rl^ielten.
5Rad^ abolfs n. lob 1475 erl^ielt wieber Stetiger
ba§ graftift unb grünbete ie|t 1477 bie UniDerfttöt
aWainj, bie fid^ bi§ 1798 erl^ielt. ßr ftarb am
6. 5Kai 1482. (^JJaftor, ®efd^. ber ipäpfle ri,
115; aRenjel, ÜRitt^. aur ®efd^. beS ßraftifteS
aßaina wö]^renbber9iegierung2)iet]^er§Don^ain),
in ben ^nnalen f. 92affauifd|e ®efd^. Xn, 142;
3öger, ffurmaina unb 2)uberftabt in ben Salären
1477—1479, ^\tb^% 1885; ©ie furmoinaifdöe
SSerwaltung ber Steid^Sfanalei in ben äal^ren 1471
bis 1475, in ben gjHttl^. be§ Snftit. für öfterr.
®efd^.«Sorfd^. Vm.) 3]^m folgten 52.aibertin.,
^eraog Don ©ad^fen (1482—1484), ein ISjö]^-
rigcr Süngfittg (fein Sob bei SSalentineHi, SRegeften
aus ^bfd^r. ber aRarcuSbibl., ^Ründ^en 1865,
586); 58. »ertl^olb, ®raf Don C^enneberg (1484
bis 1504; f. b. «rt. unb SDSeii Sert^oÜ) D. SKoina,
gfreiburg 1889); 54. Sacob Don Siebenflein (1504
bis 1508); 55. Uriel Don®emmingen (1508 Bis
1514; über ben @ilberfd^a| beS SraftifteS au feiner
Seit f. änaeiger für ftunbe ber beutf(^en SSoradt
1888, n, 116; ard^iD für ältere ®efd^.-Äunbe
XI, 180); barauf 56. ffllbred^t Don »ranbenburg
(f. b. Srt.), ein Seitgenoffe Sutl^erS, anfänglidji ber
Steuerung nid^t abgeneigt, fpöter il^r entfd^iebener
®egner. ßr flarb am 24. September 1545 (®rebQ,
6arb. grab. «Ibred^t H. in feinem SJerl^ältnijfe
au ben ®laubenSneuerungen, Üßaina 1891).
9QSä]^renb57.@ebaftianDon$eufenftamm(1545
bis 1555) auf bem Soncil Don Orient anwefenb
war, eroberte ^Ibred^tSllcibiabeS DonSranbenburg
bie @tabt Sßaina unb Derbrannte ben furfürftlid^en
$ataft nebft mel^reren ffird^en. 93on ba bis aum
SOjöl^rigen jhiege regierten 58. Saniel SBrenbel
Don ^omburg (1555—1582), weld^er 1561 bie
Sefuiten nad^ SJJlaina berief unb 1562 nad^ langer
Seit aum erften SKale wieber bie Qfrol^nlei^namS-
procefflon burd^ bie ©trafen fül^rte; 59. SBoIf«
gang Don ©alberg (1582—1601); 60. Sol^onn
abam Don fBidm (1601—1604), ein Sögling
beS ®ermanicumS, ber bie fatl^olifc^e SReligionS«
Übung in ben ®raffd^aften 9liened( unb ffdnigftein
unb au Sol^r wieber l^erftcttte (Slnnalen f. 5Raff.
®efd^. XV, 288. 248). 61. 3o^anneS ©d^weilarb
(©uicarb) Don ftronenberg (1604— 1626), gleid^»
falls ©ermonif er, erneuerte, unterftü^t Don 3ef uiten
unb ffapuainem, ben ffatl^oliciSmuS im gid^Sf elbe
unb an ber 93ergftra|e; er felbft Derfa|te ein ^anb«
büd^lein geiftlid^er Uebung, Sßaina 1612. 62. ®eorg
griebrid^ Don ©reifenflau (1626— 1629) begann
ben 99au beS nod^ erl^altenen furfütftlid^en ©d^loffeS
unb trat entfd^ieben für baS SteftitutionSebict ein.
Unter 68. «nfelm gapmir Don SBamboÜ) (1629
bis 1647) würbe SRaina wieberl^olt ber Jummel«
pla| ber fd^webifd^en, franaöfifd^en unb faiferlid^en
Gruppen. iBier Saläre (1681—1685) waren bie
©d^weben Ferren ber ©tabt ; f d^lie|lid^ blieb fie
in ben ^änben ber granaofen, wöl^renb ber Jhur«
fürft als gflüd^tling in granffurt ftarb (SB. gud^,
Seid^« unb Sorbeerfrana Slnfelm gafimiri, SKoina
1647). gS folgte 64. Sol^ann gJl^üipp Don ©d^ön«
bom (1647—1678). gr rettete baS »iStl^um,
obgleid^ bie ©d^weben beim 9lbfd^lu| beS weft«
fälifd^en SfriebenS 1648 bie ©öculorifation beS
521
3Wain5.
522
6tifte8 i}crlQngten. Sr toax ber erfte beutfd^e prft
wtUftt ben ^esenprogeffen ein Snbe mai)k, grün«
bete 1661 bog $rte{lerfeminar, tooju il^m baS 3n-
Pitut bed f eL Sort^. ^olgl^aufet 3(nla| gab, boute
1665 ein SSoifenl^d unb fül^rte bie fitturgie unb
ben (Sfymd ber römif d^en ftird^e ein, infolge beff en
\dfc gut onSgeflattete liturgifd^e SBü^er in aßatn}
g^dt nmrben. (Ein 93rief an ben $a))ft über
bk (Einffil^rung bed fioienfeld^ed finbet fid^ bei
Sehelhomy Amoen. litter. IV, 507. SBeniger
9M ^e feine SD^tigfeit auf bem Gebiete ber
Uifxn ^olttil (9L SJogt, (Smop, ©taatSrelationen^
franff. 1804, 1, 304; ^ribram, &^uüoa^l Seo-
polbs L, im «rd^U) f. öfterr. ®ef4 LXXTH;
Onl^ranet, Jhtrmain} in ber Spo(^e Don 1672,
bomb. 1839: SHe Untenoerfung grfurtS, in ben
m^o^bL Der l^r. Sommif{bn ber $rot)in}
6<4fen 1887). Unter il^m begann aud^ ber Streit
pDif^en HRoin) nnb Stbln tt)egen beS SRed^teS, ben
mgODö^Iten beutfd^en ffihtig ju falben. @d^on
cr,iu)d^ me^ feine 9lad^f olger 65. fiotl^ar t$friebrid^
lon9Rettenrid^Sin:fdbeib (1673— 1675), 66.S)a«
warn fyttiath üon oer fielen (1675—1678),
67. ffarl ^einrid^ t)on 9Rettemid^"9Btnneburg
(1679) unb 68. 9nfelm tJftan} Don Sngell^eim
(1679—1695)^ untren Dielfad^ in xotM^t C^önbel
ftiBod^; festerer mtrb fogar eine§ gel^eimen Sin»
icrpäidmitfeS mit ben t^frangofen bef(|utt)igt, benen
UOtoins 1688 ergab, aber fd^on im folgenben
^ifjltt tmrrbe bie Stabt mieber Don ben 3)eutf d^en
cobert vab ber ffurfürfl feierte }urüd(. @ein !Rad^«
folger 69. Sot^ tjfrang Don @d^5nbom (1695
M 1729) mad^te fein 9amUienfd^Io| @aibad^ in
ltoieifimJcn}ueinem8Knfenfi|e(Monmn.typogr.
in Bebdorf, Eicfcst 1787, JPraef. 6) unb Der-
osigte in ber bortigen 93ibtiotl^ef fo^bare S>rud!e
nb Qanbfd^ften (ftbl^Ier, Snmeif. f. reif enbe ®e>
V/tk, 9ranlf. 1762, 40; ^irfd^ing, Sefd^eib.
kcr Sibfiofi^en Xentfd^IanbS I, Erlangen 1786,
128). 9tad^ 9ntlQt berief er bie Urfulinen, in
naht) baute er Sa3 SRod^ugfpital unb erl^öl^te ben
SMS ber ltnit)erfit&t. Unter i^m »eHte in SRainj
bec SU^^mift unb @ele^rte Sal^inger (@d^un!,
ec^trftge gut aRainger ®efd^. HI, ao^ain} 1790,
409). 9lad^ bem Xobe Don 70. tJftan} Subnng
ftm^|^-9leuburg (1729— 1732), bemßrbauer
bcS bottfi^ doufed in SRaing, teoKte baS 6:atritel
]te (ßnmifdSung ber regierenben ^öufer juDor»
fonmen unb tod^Ite in größter ßUe auS feiner
ütitte ben Somcontor 71. $|ili)))) Jtarl Don &i^
8emt)emd^(1732— 1743). ermirbaldfel^r fromm
nd) 0» ftdbter IBifd^of gef d^ilbert (%. 3B. S. 9lot^,
9^. ber eerren unb @raf en m 6% SOtain} 1 890,
n, 300; ßenneS in ber 3eitfd^ft beS 93erein8 }.
fsf. ber r^ein. @efd^., SRaina 1868, m, 78). 9uf
9ß folgte 72. 3ol^ne8 gfriebrid^ Jtarl Don Oftein
0743-1763), ein getoijfenl^after, ©ered^tigfeit
Bcbeito SanbeSDoter unb Gönner ber ftünfte unb
Siffenfd^aften. 73. Smmerid^ ^o]tp^, SBaron Don
8ieiUadH9örreS]^m (1763—1774), geliebt m-
gmfeiaerSaitfeltgTeitunbäBol^ItpHgfeit, aberaud^
lebensluftig (Crl^arb, Ucberlieferungen jur Daterl.
®efd^., SWagbeb. 1827, H, 57. 125); er Derbefferte
baS aßün^mefen unb ben SSoIfSunterrid^t, bem er
baS Vermögen ber 1773 aufgehobenen ©efcHfd^aft
2(efu 5un)ie3. Seiber Derbano er ftd^ mit ben Srg»
bifd^öfen Don JFöIn unb Xrier, um 1769 p (Noblen}
bie f ogen. ®raDamina ber beutfd^en 93tf d^öf e gegen
atom abjufaffen. 5bd^ »eiter ging 74. griebri(^
Äarl 3ofep]^ greil^err Don ßrtl^al (1774—1802,
f. b. 9(rt.)^ toeld^er an ber Smfer ^unftation t^eil«
nal^m unb bie Of^^^^nianifd^en ®runbfö^e be*
f d^u^te. äSßöl^renb feiner Stegierung fiel aRain) im
3. 1792 burd^ Sfeigl^eit unb SJenatl^ in bie ^önbe
ber Ofranjofen unter ©eneral S^uftine^ mürbe il^nen
}tt)ar niieber entrtffen, aber am 29. S)ecember 1797
niieber Don ij^nen erobert unb ber Stepublil ein«
Derleibt. Seim Sombarbement ber @tabt im
3. 1793 geriet)^ bie ®omfird^e am 18. 3uni in
93ranb unb Derlor bie S)öd^er il^rer @d^iffe, ber
^ürme unb bed ffreu^gangS, aud^ il^re Io{lbare
iB^liotJ^el. 3n ben folgenben JhiegSJial^ren marb
fie gu einem Sfouragemagagin enttt)ürbigt, ge))Iün«
bert unb Denoüfiet. 9IS Darauf burd^ ben Süne*
DiKer gfrieben (1801) bie @tabt aRain} nebft einem
großen Zl^eile beS ßrgftiftS an gfranfreid^ fiel^ er«
fielt ber frangöftf d^e SDomönenbirector ®u9on Don
ber Stegierung bie 2Beifung, alleS, maS ftd^ nod^
an benieglid^en ®egen{tönben im 2)ome befinbe,
öffentlid^ an ben SDleiftbietenben }u Derfteigem.
SBöl^renb ber SReid^Sbeputation^iBerl^anblungen^
nield^e aud^ eine ßntfd^öbigung beS 6r}bifd^ofS
Don aRatn) l^erbeifül^ren foQten, ftarb ber genannte
le^te aRainjer fturf ürfl Srtl^al, unb fein bigl^eriger
Soabjiutor S)alberg (f. b. ^rt.) erl^ielt nun ftatt
ber JhuiDÜrbe ben £itel ffurergfangler, bie t$furf}en«
tbümer Sifd^affenburg unb StegenSburg unb bie
^raffd^aft 9^e^Iar; )ugleid^ towcbt ba§ ßr)bt§t]^um
nad^ StegenSburg Derlegt. S)a8 fhtrfürftentl^um
unb ßrjbiStl^um aRain) l^atte auf gel^ört. Sn mlU
lid^em Gebiet l^tte baSfelbe 150 Ouabratmeilen
mit ungeföl^r 400 000 Sinniol^nem umfaßt. Ser
Jhirfürft l^atte 1400000, ba§ (SxipM, au3 24
abeligen SDoml^erren, barunter 5 infulirten^ unb
18 S)omiceaaren beftel^enb, 380 000 ®ulben Sin«
fünfte. S)ie Sr)bi5cefe toat in 26 Sanbca{)itel
getl^eilt (Sbeling, ZHe beutfd^en Sifd^öfe bis )um
gnbe beS 16. 3a|t]^unbertS,Sei})). 1858,n, 90 ff.).
m. S)a3 gegenmörtige SSidtl^um.
aiad^bem 92a))OIeon als (Sionjul im % 1801 mit
puS Vn. ein Soncorbat gefd^Ioffen l^atte, erl^ob
er aud^ aRain) als ^auptftabt beS S)e))artement
S)onnerSberg mieber )u einem SBiStl^ume unb er«
nannte am 23. October 1802 ben eblen äofepl^
Subwig Kolmar (1802—1818, f. b. «rt.), toelt^er
ttJä^renb ber franjöfif d^en ©d^redfenStage in Stras-
burg fein Sebcn oft auf's ©piel gefe|t l^atte, um
bie Segnungen ber SRcIigion ju fpcnben, )um
erften Sifd^ofe Don aRainj. S3on bem (EuItuS«-
minijler ^ortaliS untcrftüjt, Don Sonapartc |(er«
fönlid^ gead^tet, brad^te eS golmar bal^in,, bag; im
3. 1803 ber S)om »ieberum bem lird^ßd^en ®e»
523
SRaiti}.
524
braud^ iurüdgegeben tourbe. 3e|t begann aud^
beffen bautid^e Erneuerung. %ber na(^ ber ©d^Iad^t
Don Sei))stg niurben toieber 9000 Solbaten t)om
9.-27. 5Rot)ember 1813 in ben S)om einquar-
tiert toeld^ au§ 9{ot]^ aOeS ^olitotd ber ßirc^e
Derbrannten. ®Iei(]^ barouf morb biefelbe aber»
mal§ al§ 3Jlaga}in benu|t, unb erft mi) äBieber«
bef e|ung ber @tabt burd^ bie S)eutf d^en am 4, Sßai
1814 fonnte }ur Steinigung bed 3)omeS gefd^ritten
unb am 12. 9loDember 1814 mieber ber erfte
®otte3bienft barin gel^alten werben. Um biefelbe
3eit tt)urbe 9Rain) burd^ ben äBiener Songre^ bem
®ro^]^er5ogt]^um Reffen *S)armftabt einverleibt,
einige 3a$re fräter, 15. ©ecember 1818, ftarb
Sifd^of Soimar, unb e§ folgte eine }tt)ölfiä](irige
@ebi§0acan3, bi§ 1827 nai) ßrrid^tung ber ober«
r^einifd^«ird^enproöinj (f.b.Slrt.) 2.aSitu§»urg
gum IBifd^ofe Don ^aiu) erl^oben imb am 12. 3a*
nuar 1830 feierlid^ inftaUirt niurbe. Seibern)urbe
baS burd^ Solmar in^§ Seben gerufene unb gläd^»
lid^ blü|enbe ^riefterfeminar burd^ bie ätegierung
gefd^Ioffen unb bie Slbeologen an bie SanbeSuni«
Derfttöt @ie|en gemiefen (Dgl. fdtuä, ®efd^. ber
tai^. ßlrd^e im 19. Sal^rl^unbert H, 5lRain3 1889,
422 ff.). 9lad^bem »urg am 22. aotai 1833 ge»
ftorben ttmr, folgten 3. Sol^ann Sacob ^umann,
geboren }u Strasburg 1771, )um SBijd^ofe ge»
toöl^It 16. 3utt 1833, confecrirt 11. 3uni 1834,
geftorben fd^on 19. Slugufi 1834; bann 4. ^etru§
SeopoIbÄaifer, geboren su SDlül^D^eim a. 9K. 1788,
getoÄp 6. October 1834, confecrirt 30. 3uni
1835, geftorben 30. S)ecember 1848. Sei ben
öu|erfl f d^mierigen äierl^öltniff en, in meldten er bem
Staate gegenüber ftd^ befanb (Dgl b. Xrt. Sennig),
unbbeiberreligi5fenunbt»0litifd^en®ä]^rung,bie}u
aRains 1847 gur SBUbung einer beutfd^fatl^olifd^en
®emeinbe fül^rte, }eigte er itlugl^eit unb Seftigf eit.
Cr l^interltel ©onntaggprebigten, SRains 1823,
©efammelte Hirtenbriefe, ebb. 1835— 1843, u.a.
3)em am 22. gfebruar 1849 ^um 9if(^of ertoäl^I-
ten @ie^ener ^rofeffor Seopolb @^mib, geboren
9. 3uni 1808 ju 3ttrid^, geftorben 20. ®ecember
1869 }u ©ie^en, Derfagte $a))ft puS IX. bie
Seftötigung, ba er bie für einen 95ifd^of erforber«
lid^en Siget^d^aften nid^t beft|e (S. @d^mib, lieber
bie iüngfie SRain^er »ifd^ofdma^I, ®ie|en 1850;
6. Qfriebberg, ®er ©taat unb bie SBifd^ofStoal^Ien
in ©eutfd^Ianb, St\pm 1874, I, 296). 9Jte
bie SRe^rl^eit bed (S^im am 1. gfebruar 1850
nod^malS Dergeblid^ um 95eftätigung gebeten l^atte,
brad^te baS ganje Ka})itel am 24. Qfebruar mit
Suftimmung ber Regierung bem ^fte brei Kan»
bibaten in SSorfd^Iag; au§ biefen ernannte ^iu§ im
3uni 1850 ben 9ßroj)ft Don ©t. §ebtt)ig in ©er»
Kn, 5. aSiU^elm Immanuel gfreil^erm D. Äetteler,
jum Sifd^ofe. Ueber fein SDSirfen, inSbefonbere bie
§erfteEung ber tl^eologifd^en gfacultät ju SMainj,
f. b. «rt. 5Ra(^ feinem 1877 erfolgten Sobe blieb
bie ©iöcefe neun Saläre DertoaiSt; ber fog. Kultur»
fampf fül^rte bie ©d^Iic|ung beS ©eminarS unb
be§ gouDictS unb bie 3erftörung anberer religiöfen
^nftalten l^erbei. ßrfi nad^ langen Unterl^anblungen
tt)urbe 6. Dr. ^ul SeopoU) ^aper, geb. gu ^orb
21. 3anuar 1B29, ^riefter 1852, $rofeffor ber
$]^iIofo)>]^ie am ©eminar gu SRaing 1855, S)Dm«
ca|)itutar 1866, }um 93if(^ofe ernannt unb am
25. 3un 1886 confecnrt. ßS gelang il^m, einige ber
Jtird^e ungünftige ®efe|e in Sßegfall }u bringen ;
fo erfolgte 1887 bie 5ÖlögIid^Ieit, bie ^faneien
mieber gu befe|en, 1888 bie äSiiebereröffnung bed
©eminarg unb beS SonDicteS gu aRaing.
®egenn)örtiger ©taub beS SiStl^umS.
S)en Dom S)omca))iteI gu toöl^Ienben Sifd^of wxt*
geben 7 2)omca))ituIare, meldte abloed^felnb Dom
^fd^of unb Dom Sapitel ernannt nierben, unb
4 2)om))räbenbaten. S)aS ^rießerfeminar ad S.
Bonif. mit einem Dierjöl^rigen &urfu3 beft|t eine
mertl^DoUe 93üd^erfammlung. JhtabencouDicte be»
fiel^en }u iDlain}, S)ieburg unb SenSl^eim. 93on
ben 1271 ®eiftlid^en mirfen 250 (gjfarrer unb
üoplöxit) auf 162 gifarreien in 17 2)ecanaten mit
269 900 ffat^olifen neben 648 150 ^nberSglöu«
bigen. ißon OrbenSleuten ftnb bie ffa))uginer }u
aRain} unb 2)ieburg in ber ©eelforge befd^dftigt,
bie ©^ulbriiber geben Unterrid^t in ^ing; frül^er
Derfal^en bie 3efuiten eine ©tation }u ©t. S^ri«
ftop]^ bafelbft. S)ie Snglifd^en fjfröulein, ie|t oud^
augerl^alb be§ SiStl^umS (^ulba, äBiegbaben) Der«
nienbet, unb bie SRainger ©d^meftem Don ber gött«
lid^en ^orfel^ung l^aben il^r a)lutter]^au3 in aRoing;
festere leiten bad ©t. 3ofe))]^Sftift in ber aieuftabt
unb baS aRarial^ilfftift, ieneS für ^enftonäre unb
^auSl^altungSunterrid^t, biefed für S)ienftboten;
es toirfen au^erbem al8 fcranfenfd^meftem bie
Slad^ener gfranciScanerinnen, bie barml^ergigen
©d^toeftem Dom 1^1. ^Binceng, bie aiieberbronnec
©(^nieftem unb bie 93orromöerinnen im 99id«
t^ume; ie ein itlofter l^aben bie aionnen ber emigen
SInbetung unb bie Dom guten ^irten in aRain).
2)er ®efeIIenDerein unb baS Sel^rUngSl^uS [teilen
unter äBeltgeiftlii^en. StettungSl^äuf er für Jtinber
ftnb in aieuftabt i. O. unb inein»3intmem.
S i t e r a t u r. S)ie erfte gebrudCte ®ef d^id^te ber
Si^bifd^öfe gab C. Bruschius, Epitome de Omni-
bus Oermaniae episcopatibus, Norimb. 1549,
foL 2 sq. 2)iefer nur biogropl^ifd^e S)ata bietenben
Arbeit folgte in einem madigen Ouartanten 1604
Serarius S. J., Rerum Moguntinensium libri
quinque, toeld^en ®. 3oanni§ biS auf feine 3^it
(1722) nieiterfül^rte unb gu einem ftattlid^en ^o»
lianten Don 1700 ©eiten erweiterte; im gweiten
93anbe bel^anbelt 3oanni§ Domel^mlid^ bie ©tiftd-
unb ff loftergef d^id^te , im britten bie Soncilien,
^Itertl^ümer unb äSieltlid^eS. Suf ber alten 9(rd^i«
biaconatSeintl^eilungberul^t bie Urfunbenfammlung
Würdtwein, Dioecesis Mog. in archidiacona-
tus divisa, 4 Toll., Mannh. 1769; Scheppler,
Codex ecclesiasticus Mog. novissimus (1547
ad 1688), Aschaffenb. 1802, blieb uuDoIIenbet;
aaßemer, S)om Don aRaing, 3 IBbe., aRaing 1827
bis 1836, entl^ält eine ©efd^id^te ber ©rgbifd^öfe
unb bafirt auf 3oanni§; ^inm^, 2)ie Srgbifd^öfe
525 SRaina. 526
um Vtavtti, dMufl., STtainj 1879 ; Jafife, Monum. mungen (Hartzheim, Concil. Germ. 1, 404 sq. ;
Moguntina (BibL rer. germ. III), BeroL 1866, ßcfele, gonc^Scfd^., 2. Slufl., m, 759 ff.), ffiicfc
bringt bie Vita S. Bonif., Epistolae Mog., Vita Sefd^Iüffe ^ugleid^ mit benen ber Oiec anberen
8. Bardonis, Adalberü, Arnoldi etc. Sie be» @Qm)ben unterlagen bmtn im September 813 auf
beutenbfle Srbeit ber neuem 3^it bietet 995]^mer« ber 9lei(]^§ft)nobe }u 9a$en bei @elegen^eit ber
Sin, Stegeflen jur (Sefd^. ber SRainjer @r}bif(i^5fe Jh5nung Subtt)ig§ beS frommen einer weitem
Don Sonif. bis Uriel (742-- 1514), Snngbrud Prüfung. %xx a$t t>on ben SRainaer &mone8
1877—1886; fie reid^n biS ßeinrid^ EL (1288). erlangten bie allgemeine 3uftimmung mit ber miS-
SgL ^ ben einjelnen SBijd^öfen bie Srtüel ber brüdlid^en Angabe, ba^ fie bem SRainjer SoncUe
mgcm. beutfd^n 93iogra)>]^ie, £ei))}ig 1875 ff.; entnommen feien. 93ei einigen anberen @a|ungen
{n bot SBei^bifd^öfen Severus, Memoria Pro- ber 9iei$§ft)nobe liegen bie SRainger SanoneS }U
räficmn, Agathopolil768. (Sefd^id^tSblötter ©runbe, ol^ne auSbrädlii]^ genannt iufein (Mon.
bie mitteld^inif^en SBiStl^ümer, 2 Sal^rg., Germ. Leg. ü, 552 sq.). S)od^ aud^ fo erl^ielten
Staing 1883 ff.; SBagner, S>ie k)ormaIigen geiftl. bie @a|e ber Stei^SfQnobe nid^t inSgefammt bie
6tifte im (Broll^og^um Reffen, 2 93be., Sarm« faiferli^e 93eftätigung, fonbem in bem jur Ser«
tobt 1873—1878; SoH^^igedaRaina, aRain) öffentlic^ung ber Sefd^Iüffe erlaffenen (lopitOat
1877, be^anbelt bie ^ligtl^fimer in @tabt unb (Mon. G. Leg. 1, 187 sq.) tourben fotool^I fold^e
Silt^ium; ÜRmtfang, 2)ie SRain^er ffated^iSmen, toeggelaffen, bie oon ber Sieid^Sf^nobe gebilligt
db. 1877 ; ^ott, S>ie Srude bed Missale Mog., toorben toaren, alS auä^ f oI$e aufgenommen, toeld^e,
Brer., Agenda, Direciorium, im Sentralblatt k)on ben einjelnen S^noben in ^Borfd^Iag gebraut
für SibOot^fmef en, 1886 ff.; ftird^Iic^e @tattftil ju Stadien feine Billigung erlangt l^atten. 93onben
für boS Si&tl^. aJlaina 1830. 1838. 1847. 1855. aRain^er 93efd^Iüffen finb breij^n in baS Sa^iitu«
1866 ; fnl^^ fd^on Don 1740 an, ffurfürfU. ^of* lar aufgenommen. (93gl. Eckhart, Franc. Orient,
nb StttotSloIesiber ; @d^umann, @ammlung ber U, 77 sq. ; Sigism. Calles, Annales ecd. Germ.
boliKid^« unbSd^uImefen betr. SBerorbnungen, in, 84 sq.; Sinterim, Sonc^Sefd^. n, 338 f.
SRoin} 1840; 9uSfd$reiben bed Orbinariated, ge- 456 f. ; f)efele m, 766 ff.) — S)ie }tt)eite größere
bmdt fett 1835; ft. 9L @d^ab, ®efd^. ber @tabt Sifd^ofS^nobe ju aRain^ fällt in'd Sal^r 847. %m
Vtatni 4a9be., aRaina 1841—1855. 2)ie93au- 21. ^pril loar ßr^bifd^of Otgar t)on aRain} ge«
l)tfi^id^be8S)omdbe]^fanbeInSf.€d^neiber,99erIin ftorben. Submig ber SDeutfd^e t>ttlxtf^ bie erlebigte
1886, eine Solio- unb eine OctaDaudgabe, unb aRetropoIe an StabanuS aRauruS. 2)iefer tourbe
Sodenl^tmer, aRoing 1879. lieber bie @imul» am 26. 3uni confecrirt unb k)erfammelte bann mit
loaeri^ItmRe bonbelt Stb^ltx, 2)ie Simultan- Iöniglid^er93emilligung Anfang October eine Sro«
Gnl^ im ®xo^. Reffen, i^re ©efd^id^tS« unb t)in3iaIf^nobe }U aRain}, auf ber au^er elf @uffra>
Sa^tSDer^dltniffe, Sormft. 1889. [t$faß.] ganen oud^ ber k)ertriebene Sr}bifd^of SnSgar Don
IV. @9noben. S)ie erfte größere Sifd^ofS« Hamburg erfd^ien. aiur ein @uffragan, Slatolb
ftnobe jn aRain}, beren Slden toxt beft|en, fanb k)on Strasburg, fel^Ite, toal^rfd^einlid^be^l^alb, meil
nter mrl bem ®ro|en 813 fiatt ffaifer ffarl Strasburg }u Sotl^aringien gel^Örte unb bie| il^m
&efa^, bol fünf @Qnoben in ben oerfd^iebenen SRüdCftd^ten auferlegte. @ie Ifielten ein breitögigeS
X^eOen feines Steid^, }u aRain}, SteimS, ZourS, Saften mit feterlid^en ^Bittgängen, bann tourben
S^olond unb Sried, aber gemiffe fragen beratl^en allgemeine ©ebete für ben ff önig unb bie föniglid^e
wih bie Srgebniffe einer gemeinfamen 93erat]^ung ^amilie angeorbnet unb fämmtlid^en ®eiftlid^en,
in 9od^ unterfieSen foQten. 9m 6. 3uni traten Sfarreien unb fflöftem }u l^aßen befolgten. S)ie
irie auffrafifd^en ®ro|en geiftlid^en unb loeltlid^en @i|ungen fanben im fflofter @t. SUban ftatt aRan
StonbeS unter 6r}faplan ^iltibolb k)on ff öln unb t^eilte ftd^ in }tt)ei Surmen, bie 99if d^öf e mit il^rem
ben Stjbifd^öf en Sticulf t)on aRain} unb 9mo SBeltcIerud unb bie Sebte mit il^ren aRbnd^en. 3n
ton €al}bttrg — Smalor t)on Xrier UHir auf einer bem €t)nobaIfd^reiben an ben ff5nig entmirft bie
Sefonbtfd^dreife nad^ Sonftantinopel abmefenb ©^nobe ein trauriges IBilb t)on ben bamaligen
— in aRain} }ufammen, angebßd^ 30 Sifd^öfe, 3uftänben. „(Segentoärtig'', l^ei^t e§, „toerben
25 Sebte^ ba}u mel^rere ®ro^en unb föniglid^e meber bie l^eiligen Orte in Sl^ren gel^alten, nod^
Käita. Sie gelten ein breitägigeS S^Pen mit bie $riefter @otteS nad^ ® ebi^r gead^tet ; lefetere
feieiltd^ Sittgöngen, bann }ogen fie ftd^ am peitf^t, beraubt, mi^l^anbelt man auf mannigmd^e
9. 3mii in baS fflofter €t. SIban }urüdt unb orb« SBeife. 2)ie gro|e aZotl^ }tt)ingt un3 ba^er, bei @ud^
nka {i(( in bie fiblid^ brei Wurmen, vorauf bie Sefd^toerbe }u führen unb }u bitten, ba^ 3^r, bem
9i{(^fe fid^ mtt ber l^eiligen @d^rif t. ben Sanoned SBeifpiele Surer erlaud^ten Stirnen folgenb, bie
tob ben SBerlen ber SSäter, bie 9ebte mit ber ffird^e ®otte§, il^re 93efi^ungen unb il^re 2)iener
»cgd beS ^L Senebict befd^ftigten, bie meltlid^en unt)erle|t ermaßen möget.'' 93on ben 31 93efd^Ififfen
Stäube bagegen bie Solföred^te be^anbelten unb ftimmen mel^rere faft mörtlid^ mit ben @ä|en ber
Scd^ ^d^ SHe 56 }U aRain} entworfenen ©Qnobe t)om Saläre 813. SBeiter }og bie S^nobe
CanoneS ueiribreiten fid^ aber bie meijten fünfte eine $feubopro))]^ettn in Unterfud^ung. Zl^iota,
bcSBcd^d^ SebenS unb finb meift SQBieberl^oIung ein SBeib au^ ^llamannien, l^atte ben na]^en 2BeIt«
fä^eicrinbenSapituIarienDeröffentUd^tenSeftim« Untergang t)errünbtgt, ber nod^ im felbigen 3al^r
527 sola inj. 528
erfolgen »erbe. Sl&rc öiclfadjcn ^ropl^cjemnacn Sa^cmS unb ©aci^fenS feien nntet bem Sorfije
machten im SiS^um Äonftanj großes auffeilen. beS aRetropoIiten SRobon jur ©^nobe snfammen«
S)q8 gemeine SoH, feftft Elerifer l^ingen il^r an, getreten (M. G. SS. I, 367). 3)a^ oud^ bie ala-
man brad^te il^ ©ef^enle unb tmp^a^l fldj il^rem mannifd^en Sifd^öf e fld^ einf anben, erließt ou8 bcm
®ebet. 3n SWainj, ttol^in fle gefommen, Dor boS SSerjrid^niffe in ben 9lcten, weldjeS bie Sifd^öfe
Koncilgefül^rt unb Morf befragt, befanntefle, ba^ ©alomo üon Äonftanj, ßffo üon ®&ur, Santo
©cwinnfudjt unb ber SRa^ eines ^efterS fle ju öon Augsburg auffül^rt. Son ben brri SMetro-
biefer ©aufelel verleitet l^abe. ®ie ©^nobe lie^ })oIiten ®eutfd^Ianb§ toaren nur jmei antoefenb:
fxe öffentlid^ au8})eitfdjen, unb bamit l^örte il^r SRoban Don SRainj unb Siui)ramnu8 üon ©olj»
^op^etentl^um auf. Sud^ bie ©adje «nSgarS, bürg; ber britte,9ln8gar,befanbft(i^,tt)iee8fd^int
nämlid^ bie Bereinigung ber ©tfil^Ie Hamburg auf ber SJlif ftonSreife nad^ ©darneben. Super ben
unbSremen, fd^eint auf ber©5nobe üerl^anbelt beiben©^bifdiöfen8äpebieS5erfammIungl499i«
worben p fein: bie antoefen^eit anSgar« unb bie f d^öf e, 4 gl^orbif d^öfe unb 3 Siebte, unter biefen
SBorte feines Siograpl^en SUmbert (Mon. Germ. W>t gfolourin Don Steid^enau. 2)ie 25 Sefd^ISffe
SS. n, 706 sq.) meifen barauf l^in. 3lm ©djiuffe ftimmen öielfad^ mit benen beS Sal^reS 813 unb
ber Sopitelfagt bie ©pnobe: „ajieleanbere Segen« 847 überein. SMeS^bewor, ttieüblid^, mit
Pönbe flnb in Antrag gebraut toorben, ol^neba^ einer n)eÜlid^enSleid^8t)erfammIungi)erInapft.Sub«
tt)ir iebod^ aKe auf gegenwärtigem Soncil ju er- »ig ber ffieutfd^e Derliel^ auf berfelben ben SDlön«
lebigen t)ermod^t l^ötten." (Hartzheim, Concil. d^en beS fflofterS Stl^einau baS Sted^t, il^ren Vbt
Germ, ü, 151 sq.; Eckhart, Franc. Orient, unb il^renSogt frei p möBIen. 9u^ mürbe über
n, 892 ; Sigism. Calles, AnnaL eccl. Germ, bie abgaben ber fflöfter Sort)eQ unb ^erforb m
in, 352 ; Mabillon, Annal., ed. Luc. 11, 628 ; ben Sifd^of Don OSnabriid auf ber ©Quobe im»
Anna]. Fnld., M. G. SS. I, 365; SSinterim, l^anbelt, mie foId^eS bie Urhmbe SubmigS beS
6onc.-®efd^. n, 413 f. 495 f.; ^efele, 6onc.- ffieutfd^en augranffurt bom 22. SWai 853 melbet
®ef(^. IV, 124 ff.) — anfangs October 848 (M. G. Leg. I, 410 sq.; Hartzheim H, 165 sq.;
l^ielt Submig ber 2)eutfd^e einen Steid^Stag au Neugart, Cod. dipl. Alamanniae 1, 279 ; Sbt»
aJlainj. SRa<$fränfif^em§erIomment)erbanbman terim n, 429 f. 503 f.; |)efele IV, 179 ff.) —
mit bemfelben eine @t)nobe. Sie Derfammelten lieber bie ©Qnobe, meldte (Iqbifd^of Hoxl ju 9n«
Sifd^öfe traten unter ÄabanS S5orfi| ju conciliari« fang October 857 in SDlainj öerfammelte, ip ou|et
fd^en Serl^anblungen )uf ammen. Sie 9cten f eitlen. Der 92otig bei Siubolf t>on gulb (M. G. SS. 1, 370)
3)a| aud^ lotl^aringifd^e 93ifd^5fe jugegen maren, nid^tS 9lö]^ereS befannt. SaS ©d^reiben beS $ap«
ift unmal^rf d^einlid^ ; baS S3er5eid^ni| ber ©^nobal- fteS 9licoIauS L an Sr^bif $of jf arl unb feine @uf«
Mtt bei 3^t]^emiuS (Chron. Hirsaug. h. a., fraganen (Martine, AmpL ColL I, 149), mel«
ed. S. GalL 1, 20) ift offenbar fel^Ierl^aft, ba mel^» d^eS auf eine größere bifd^5flid^e ©^nobe (ntan
rere ber bort genannten S3if d^öf e bereits tobt, anbere t)ermutl|et bie SKain jer t)om Saläre 85 7, ib. Prae£
bamalS nod^ nic^t SBifdbbfe maren. Ser ^äretifer p. XVII) l^inmeiSt, ift l^inftd^tlid^ feiner ^ed^t^
®ottfd^aI! erfd^ien auf ber ©Qnobe, marb t)er]^ört, nid^t unt)erbäd^tig. (Sgl. SSinterim m, 5 f.;
öeruti^ieilt unb feinem aRetroi)oIiten ^incmar t)on &efele IV, 202 f.) — 3)ann üerfammelte 6rj-
SteimS überantmortet ; jubor mu^te er einen Sib bif d^of Siutbert im ©ommer 867 eine bifd^bflidbe
fd^mören, ba| er ben beutf d^en Soben nie me^r ©^nobe gu SRainj. Sie S9eträgereien gmeier fftd;«
betreten tooSe. Sie ^Bereinigung tremens mit fifd^en ^defter, meldte fid^ g5ttlid^er SBunbergaben
f)amburg, moüon Slimbert (}, c.) fprid^t, bfirfte unb l^immlifd^er SSifionen rül^mten unb ®efd^en!e
auf biefer SRainjer ©pnobe entfd^ieben morben anna|men, mürben auf ber ©Qnobe auf gebedtt unb
fein. 9lud^ beurfunbet Subtoig ber Seutffie unter beftraft (Annal. Xant., M. G. SS. n, 232). Sie
bem 11. Sloüember )u SDlainj bie auf ftfage beS acten ber ©^nobe fehlen. Soö^ entl^ölt bie Sarm-
»ifd^ofS ggibert auf ber gürflenüerfammlung ju ftdbter ^anbfd^rift 2123 (olim Colon. 124, 4,
granffurt getroffene ßntf d^eibung , monad^ bie Saec. :Ö) eine Kanonfammlung in Dier Söd^em,
Stiftung unb ämmunität beS öod^ftiftS OSna- meldte SBafferfd^Icben, »eitröge ©. 20 f., genau
brfidt befiatigt unb bemfelben bie ftreitig gemad^ten bcfd^reibt. 3m 3. 888 fanb ju SDlaing unter Siut-
Sel^nten sugeftnrod^en toerben. (Hartzheim n, bertS gSorfiJ eine neue gro|e Sifd^ofSf^nobe Patt
162; Eckhart n, 396; CaUes HI, 356; Ma- ftarl ber Sidfc mar im Secember 887 enttl^ront
billon, AnnaL IE, 636 ; Annal. Fuld. h. a., M. morben. amulf Don ftömtl^en fd^rieb einen SReifiS-
G. SS. I, 365; »interim n, 417 f.; f8bf)mtx, tag nad^ granffurt auS unb begab fld^ felbjl bc^in
Regest. Carol. 78 ; &efele IV, 130 ff.) — SaS (M. G. SS. 1, 405). gr meilt aDba im 3uni unb
nöd^fte SBifd^ofSconcö ju SWainj fäflt in ben De 3uli 888 (Söl^mcr, Reg. Carol. 103). fturg
tober 852. Sie ©rflnbe, mit njeld^en $erj in öor ober nad^ ber granffurter Scrfammlung nun
feiner SSorerinnerung ju ben Steten beS KoncilS bürfte bie ©^nobe faDen. Sie ßrgbifd^öfe Siut«
ftd^ für baS ^af^i 851 entfd^eibet, Italien nid^t bert öon SWainj, SBiDibert t)on ftöln, Slabbob
IjJrobe (Sinterim n, 429). Sftubolf öon fSfuIb be» t)on Srier mit i^ren ©uffraganen erfd^ienen, femer
jeid^net bie ©^nobe beutlid^ als eine allgemeine bie ßrjbifd^öfe S^eotmar t)on ©al^burg unb Stbal-
beutfd^e, inbem er fagt, bie Sifd^öfe DftfranfenS, gar t)on §amburg=S5remen, l^öd^ft mal^rfd^einlid^
529
ÜKaina.
530
mS^ bte nettfirif(i^ 9Retro))oKten t^ulco t)on
SehnS mit feinen Suffrogonen ^onorot Don 93eQU-
wn§ imb fyxVio Don Sto^on, unb So^onneS Don
Sonen ; aud^ ber berfi^gte 93if(i^of Shttmort Don
SerceOi, e^moliger jfan}ler ff arid beS SDiden.
SBemgßenS unterjeid^en biefe S3if^5fe eine Ur«
btnbe (Hartzheimll, 378), me^e laut alten ^aä)'
nSj/^ (Marine, AmpL Coli. I, 661) auf bem
9tat]i)er Soncil oui^e^eOt ttutbe. S)ie 93onebe
ber Seien entmicft ein entfe|lid^e§ Silb ber ba-
naligen SufUnbe infolge ber 9lormannenDertDÜ-
fkimgen. SHe Wtäre ^nb umgeftärst bte ffI5fter
teirn^, bie Shxd^ Derbrannt, ^ol^e unb nie-
boe Oerilet ftnb Don ben Reiben erfd^Iagen tt)or«
bcn, fBUni^ unb 9tonnen inen unftöt uml^er,
^ fjBL roi^tn, tDol^in fie fid^ ttienben foUen, unb
in^t ol^e (Befal^r für il^re geifllid^en ©elübbe.
3» bem ön^m gfeinb gefellen fld^ innere SRul^e-
tte^SUubernnbSlbtrunnige, bie, meber göttlid^eS
1«^ ncnftl^nd^ Stecht ad^tenb^ ben ©^»üd^ern
lensben, mod)en unb unterbrädFen. SDie @9nob'e
trifft in 26 (SononeS )tt)e<Imö^ge Serorbnungen.
^fißßä^ tDurbe auf ber @Qnobe eine Urfunbe für
Me ffldfbr 9{eucorDe9 unb ^erf orb unteqeid^net
Xbt 9oDo Don 9}eucorDe9 l^tte gebeten, bie 93er«
Nidnng möge geuriffe ^teibriefe, meldte beiben
tlSfttm erfi neulid^ Don ffönig Arnulf unb frül^er
m feinen SorgSngem auf bem Zitrone, fomie
m bea ^ßätifkn Sbrian m. unb Stepl^an V.
Mftt^ morben umren, burd^ il^re Unterfd^rift
Mäßigen. SHe Urfunbe befagt, ba^ beiben fflö-
Ihm DdKommene ^reil^ i^i^tl^t, il^r bemeg*
^ti mb unbeioeglid^ed Sigentl^um gu Dertoal*
tai; memonb^ nomentlid^ lein SBifd^of Don $aber«
bom, burfe fid^ l^erauSnel^men, biefe Ste^e )u
ftMIem; Beibe iMbfter l^ötten bad Sted^t, il^re
Sor^^ frei ju loä^Ien; man bitte ben ff 5mg,
i^ nie einen Sorftel^er aufgubrängen, loie eS
beim iiberliaupt unred^t fei, @oIbaten auS bem
ftird^engut gn belol^en. äBurben bie genann«
toi Sorred^ ber ffI5fter 9leucorDeQ unb §erf orb
ongetoPä, fo l^ötten fie bie Sefugnil, iutx\i bei
bem Sbrinjer Srgbifd^ofe alS il^rem ^Dletropoliten
fß flogen, unb menn bie| nid^t l^elfe, SSerufung m
ben rtaifd^ @tul^I einjulegen unb bie @ad^e Dor
bcffcn Setid^ gn bringen. 9balgar Don Hamburg»
Sternen nnteqeid^et bie Urfunbe erft l^inter ^ilbe-
oia Don ^oOerftabt 6r nmr nömtid^ tita erji
lc)bif(^ gemorben unb l^atte nod^ nid^t ba§
9<d[iusL (Erjbif d^of SRimbert l^tte il^n gum Soab«
iiim: mb 9iad^foIger Dorgef dalagen ; ald berfelbe
Üb banmf (3nm 888) ftarb, belel^nte Smulf
bcB (Ergbif<i^f Sbatgar unb na^m il^n in ben
€toal8rat]^ auf. ' S)a Slbalgar Snönd^ Don 92eu-
ceOKQ nxnr, gab baS fflofter feine 3uftimmung,
tob bie@9nobe genel^igte baS ©ef^el^ene (Vita
Bimberti e. 21, M. O. SS. H, 774). e§ fann
nrbieIRttin}er@9nobe 888 -gemeint fein. SBenn
Ibas Don Sronen Smulf ben ßrgbifd^of burd^
Sonetfl^g beS ^irtenftabeS, per baculum pa-
Itonlem, inDefüren lö^, fo beruht bo3 tl^eil§ auf
3Jti|Derftänbni^ ber SBorte be§ 93iogra))]^en 9lim-
bertS, t^eilS überträgt er bie Suftänbe feiner Seit
auf icne früheren. SDaS ©d^reiben Sitp^an^ V.
an grgbifd^of Siutbert (Mansi, Suppl. Conc. I,
1043) l^at mit ben SSerl^anblungen beS 6onciI§
nid^tS gemein unb ift aud^ l^infi^tlid^ feines 3n«
baltS nid^t unDerböd^tig. (Hartzheim n, 868 sq.;
Eckhart, Franc. Orient. 11, 704 sq. ; Calles,
Annal. HI, 687 sq. ; Mabillon, Annal. h. a. III,
250; Sinterim m, 31 f. 177 f.; §efele IV,
546 ff.) ®amit fd^Iiefet bie »ei^e ber fränfifd^en
@9noben gu 3Jtaing.
3m 10. äa^rl^unbert fanb eine $roDingiaI-
f^nobe gu SWaing gtoifd^cn 950—954 ftatt, über
»cld^e ein furger 33eri(^t Mon. Germ. SS. IV,
App. 159 abgebrudtt ifi. 3m 3. 963 traf eine
gallreid^ befud^te 9tationaIfQnobe gu 3Jtaing, beren
9lcten Srit^emiuS nod^ Dor ftd^ l^attc, trcfflid^e
SSerorbnungen für Kcform bc8 ©äcular- unb Sle-
guIarcIeruS (Chron. Hirs. h. a. I, 108). 3ni
11. 3a^r^unbert fanb 1023 eine »ifd^ofSf^nobe
gu SWaing ftatt (Hartzheim HI, 51 ; §efele IV,
677). eine anbere ^iclt 2co IX. 1049 gu SRoing
(Hartzheim HI, 112; X, 681 ; §efelc IV, 734;
Dgl. nod^ Sl^einer^ Ueber 3öo'§ Dermeintl. SDecret,
SKaing 1832, 89 f.). grgbifd^of ©icgfrib Derfam-
melte 1071 gu SRaing eine glöngenbe 93ifd^of3-
f^nobe (§efele IV, 888). SDSir übergel^en bie 3lfter-
fQnoben gu 3Jtaing 1080 unb 1085 in @ad^en
ferinrid^S IV. gegen ® regor VII. — 3m 1 2. 3o^r«
funbert pnben pd^ SKaingcr Sifd^ofSf^noben er«
ttö^nt gu ben ^df^xtn 1128. 1130. 1181; lefeterer
})räftbirte ber Segat beS ^opfteS 3nnoceng II. ;
bann 1143. 1154 (Dg(. Günther, Ood. dipl.
Bheno-Mosell. I, 353) unb 1180. (2)ie stetigen
über fie l^at Hartzheim III u. X ; ^efele^ffnöpf«
ler V.) — aSaS baS 13. 3a^r]^unbert betrifft, fo
tomrbe 1233 eine ^roDingialf^nobe in @egentt)art
beS ffönigd ^einrid^ unb Dieler geifllid^en unb
n)eltlid^en ®ro|en gel^alten. ^auptgegenftanb mar
bie in Seutfd^Ianb immer meiter um fid^ grei-
fenbe ^ärefie unb bann bie ffiiSci})Iin ber SIerifer
(§efcle«ftnöpfler V, 1026). SDann fanben $ro-
Dingialconcilien gu 9Raing 1234 unb 1239 ftatt
(Hartzheim m, 567; §efelc-ftnöpf(er V, 1033.
1083); ein anbereS 1243 (Hartzheim IH, 569;
IV, 616; §efele»ffnöpfler V, 1098); ein anbereS
1259 (Hartzheim IV, 576); eineS 1261 (Hartz-
heim m, 596 ; IV, 61 7 ; §ef ele>ffnöpf Icr VI, 69) ;
enbttd^ eines 1292.— 3m 14. 3a]^r]^unbert mürben
SWaingcr $roDingiaIconciKcn 1310, 1312 u. 1327
geißelten; bie ^ctcn pnben fid^ Hartzheim IV;
Sinterim VI, 40 ; §efele«ffnöpfler VI, 473. 498.
— 3m 15. Sal^rl^unbert feierten ßrgbifd^of ffon«
rab m. 1423, grgbifd&of Sl^coborid^ 1. 1451 unb
1455 ?ßroDingiaIconciIien gu 3Kaing (Hartzheim
V; §efele VH, 382; §efclc.§ergcnröt]^er VHI,
51). Sie Statuten Don 1451 erf^iencn als Sta-
tuta nova alSbalb in 3ncunabclbrudfen, l^ierauf
in SSerbinbung mit benen ber ©^nobe Don 1310
als Statuta vetera et nova (Dgl. Hain n. 15039
531
SBlaiftre — SKaJot.
532
ad 15041), bann 1512 ju ^agenau. — 3m
16. Sal^rl^unbcrt traf Crjbif^of ©cbaflian auf bcm
SWainicr $roöinaiaIconcü 1549 eine Stetige yoti»
mäßiger ^crorbnungen (Hartzheim VI, 563).
ijortan f anben, »ie e§ fd^dnt feine conciliarifd^m
^erfammlungen mel^r in ber alten 9)letropoIe ftatt.
— ©iöccfanf ^noben su SWainj finb au§ ben 3a]&«
ren 1074, 1090, 1124, 1127, 1149, 1150, 1171,
1191, 1196, 1209 (Wenk,Hist.Has8.n, prob,
p. 131), 1227, 1233, 1250, 1298, 1301, 1316,
1318, 1322, 1499, 1527 befannt; man finbet
fie bei Hartzheim HI. VI. X, bie öon 1527 aud^
bei §efele»§ergenröt]ier IX, 577 ff. (Sgl nod^
J. A. Schmid, Dissertatio, qua historiam con-
ciliorum Mogunt. et imprimis concilii a. 1310
habiti . . . publicae ventilationi sistit, eden-
disque statutis proTincialibus Mogunt. anni
1310 praemittit P. Lyserus, Heimst. 1713
[aud^ bei Joannis III, 281] ; Würdtwein, Elen-
chus conciliorum Mogunt., Mogunt. 1761;
Id. , Concilia Mogunt. . . . novis accessioni-
bus aucta, queis disciplina ecclesiae Mog.
saec. XIV. XV. XVI. etc. illustratur, Mannh.
1766.) [Slow
:3Sai^e, ®taf Sofep]^ t>on, fatl^olifd^er
Ißublicift, geb. am 1. 9l))nl 1754 gu iSf^amUtt^
au§ einer urfprünglid^ auS Sangueboc ftammenben
ijamilie, bie ftd^ in $iemont niebergelaffen l^atte,
mürbe 1788 ©enator guSl^ambör^ unb emigrirte
1793 nad^ ber Sefe^ung feines 93aterlanbed burd^
bie Sranaofen. 3ltö 1799 ber ffönig Don ©ar-
binien ftd^ genötl^igt f anb^ ba§ fefte Sanb m t>€f
Iaf[en, folgte i^m ber treue ®raf öon SWaiftre auf
bie Snfel ©arbinien unb mürbe mit ber Seitung
bei farbinifd^en oberften itan^lti beauftragt. 3m
Satire 1803 mürbe ber ®raf aI3 bet)oamäd^tigter
SRinifter an ben ruffifd^en ^of gefd^idCt unb fe$rte
Don bort erft 1817 gurüd. @r ftarb ald ©taat§-
minifier, ftangler t)on ©arbinien unb SRitglieb ber
Slfabemie ber SBiffenfd^af ten gu Xurin am 26. t^fe*
bruar 1821. 9(u|er mel^reren ßeinen gel^altreid^en
©d^riften erfd^ienen t)on i^m k)ier größere Sßerle:
Considerations sur la France, Londres (Neu-
chätel) 1796, in fpüteren 9(uf lagen t)erme]^rt mit
bem Essai sur le principe generateur des con-
stitutions politiques et des autres institutions
humaines, Par. 1814. 1821 ; Du Pape, 2 vols.,
Lyon 1819. 1821; De Teglise gallicane dans
son rapport avec le souverain pontife, Par.
1821 , Lyon 1829 ; Les Soirees de Saint-Peters-
bourg, 2 vols., Par. 1821. ftat^olifd^er ©laube
unb fat^olifd^e Seigre ift (Seift unb ©eele biefer
nad^ 3n|alt unb Sorm auSgegeid^neten ©d^riften.
9liemanb l^at beffer als &xa] 90taiftre e§ ein»
leud^tenb gemad^t, bag bie maleren ©runburfad^en
ber aflgemeinen ßrfc^ütterung atter SJer^ältniffe
öon iNrd^e unb ©taat bie Derfel^rten Seigren feiner
3cit feien, unb bafe baS erfle unb feftefte Sanb aller
©efcüfd^aft nur in ber Steügion beftel^e. 3Kaiftre
mar mieber ber ßrfte, ber e§ unternal^m, bie SSer»
bienfte beS ^apfttl^umS um bie ©efammtcultur
ßuro))a^§ auSfül^rlid^ barguflellen unb bie l^ol^
Sßid^tigfeit ber pöpftlid^en SKad^t für bie magren
©runblagen ber ©odetöt unb Siinttfotion gu gei-
gen. 92ad^bem gfriebrid^ o. ©d^Iegel auf bie 9e>
beutung beS SßerfeS über ben $apft oufmerlfam ge«
mad^t l^atte, untemal^m ber oerbiente 9Rori| Sieber,
bie genannten Sßerle in 93erbinbung mit einigen
Sreunbenin'§S)eutfd^egttäberfe|en; fte erfd^ienen
in 5 Sänben gfranffurt 1822—1826, unb ffarl
3. ^. Sßinbifd|mann begleitete bie Sbenbjfatnben
Don ©t. IßeterSburg mit 93etrad^tungen äbtx bie
©d^idtfate ber Ißl^ilofopl^ie in neuerer Seit Qtpaud
granff. 1826). 9iad^ l^interlaffenen SÖtanufcripten
be aJlaiftre'g teröffentlid^te fein ©ol^n Sbibotf
Lettres et opuscules inedits mit einer SStogra«
pl^ie, 2 S3be., SSrüffel 1851. S)ie Correspon-
dance diplomatique gab 3(. 93lanc 1858 gu ^>
riS l^eraug; e§ folgten burd^ ®raf ffarl be 9)taiftre
Oeuvres inedites, Par. 1870. (Sgl 3. £. @Ia-
fcr, ®raf 3. be TOaiftre, »erlin 1865; Margerie,
Le comte J. deMaistre, Par. 1883.) [©d(|röbl.]
^iaitflatsxeAtej f. Jus circa sacra.
:3Sai0bt$, m, f. eiugnQ.
^SMoXj ®eorg, Uttl^erifd^er £]^eoIoge, an
beffen 3camen fxd^ ber fog. SRajoriftifd^e Streit
innerl^alb be§ Sutl^ertl^umS Inüpft, mürbe am
25. ^pril 1502 gu 9lümberg geboren. 2)er ftur«
f ürft t^friebrid^ t)on ©ad^fen nal^m ü^n unter feine
ffaj}ellbtaben auf unb ermögttd^te ü^m ben 93efud^
ber UniDerfttät Sßittenberg. ©d^on im 3. 1529
mürbe il^m bag Slectorat an ber ©d^ule gu 9]tagbe«
bürg anvertraut, unb burd^ feinen rül^mlid^n ^ei|
unb Sifer lam bie bortige ©d^ule gu bebeuteid>em
Oflor. ©ieben äal^re fpäter mürbe er ©u))erinten«
bent gu SiSIeben, unb im 3. 1539 lam er afö Ißco*
feffor ber Sl^eologie unb alS ^rebiger an ber
©d^Io^tird^e nad^ Wittenberg; im 3. 1544 erl^ielt
er bie t]^eoIogif(|e 2)octormürbe. Sa bem 9te-
Iigion§gefprö(|e, meld^ed nad^ bem Sßunfd^e beS
ftaiferg in 9tegen§burg ftatt^nben foQte, mürbe
3Jla|or, ba er nad^ Sutl|er§ SReinung 3Rann genug
bagu märe, am 10. Sanuar 1546 abgefertigt; bei«
gegeben maren il|m $uker, IBreng unb ©d^nept
unb bie augSburgifd^e Sonfeffton unb 9))ologie
mar ü^nen in il^rer Snftruction at§ 9tid^tfd^nur ge-
ftellt. Segreiflid^ermeife fam aber l^ier fo menig
eine äJereinigung gu ©tanbe, ba^ bie föd^ftfd^en
SoDocutoren am 20. SRörg 9legen§burg mieber Der-
liegen. 9tun brad^ ber fd^malfalbifd^e Jhieg au§, unb
WHaiox fa^ ftd^ Veranlagt, ba§ bebrol^te SBitten*
berg gu öerlaffen. 9hir ber Umftanb, bafe il^m ^»
gog ^uguft t)on ©ad^fen ba§ ^mt eineS ^ofprebi«
gerS unb ©uperintcnbenten in TOerfeburg 1547
übertrug, rettete il^n unb bie ©einen Dor bitterer
9lot^. SDod^ fd^on im folgenben Sa^re nad^ 93e-
enbigung be§ JhiegeS fonnte er mieber nad^ SBit«
tenbcrg gurüdfel^ren. ScrgebenS liefen il^m ber
Jlönig t)on 2)änemart unb ber ^ergog fjfriebrid^
öon §oIftein im 3. 1551 glängcnbe ©teilen an«
bieten, bagegen nal^m er im Slnfang be§ 3a]^re3
1552 einen ^uf naä) SiSleben als ©u{)erintenbent
533
2Raior.
534
ber SRonSf e(bec ftird^e an. Sr tpar {ebod^ um bief e
Seit Imrd^ ferne Xl^nol^me an ben äJerl^onblungen
iber bad 2ei))siger änterim (f. b. %tt.), in meld^em
bie gfeinbe bief er Sormel f o Diele ))ö)>mid^ 3rt-
^nner mitteden^ unb 6efonberS burd^ bie in ba^
fdbe aufgenommene 9eu|enmg, ba^ ber 9Renfd^
bei bem SBerfe ber Sefferung unb {Rechtfertigung
fi4 ni^t ald ein tobter fBlod terl^alte. ber 3e-
loientKirtet fel^r mi|f öUig ober minbeftenS oerbäd^tig
§eiPocben : bo^u lam nod^, bo^ il^n SlmSborf (f. b.
dt) |u Snbe bed Sol^ 1551 in einer S^rift
bc§ 9bta)>]ioriSmu8 (f. b. 9rt. 9bia)}]^oriften) unb
ber Serfölfd^g ber Sted^tfertigungdle^re Befd^ul«
bigtc mib i^m nametttlid^ t)om)arf, 1. bo^ er ir*
Snbtoo gef^rieben fyibt, er loolle über baS SBört*
Icia sola, ober über bie gformel ba| ber ©taube
dein geredet mad^, nid^t ftreiten; 2. bo^ in einer
\am 6(^riften ber SuSbrudt t)orIomme, ber ©laube
voäft fürnel^Iid^ felig; 3. ba| er mel^rmafö auS«
bcäAid^ geleiert fyxist, gute SBerfe feien nötl^ig )ur
6digietL ^t^ffäSb erl^oben bie ^rebiger ber ® raf-
Wii, ald iH^ge ®egner beS 3nterim8 befannt,
SifimgS €d^nnerigfeiten^ il^ ald il^ren Sorgefe^»
t» (o^terlennen, unb liefen fid^ enbtid^ SRajiorg
li^elhmg nnr gegen bie 3uf age gefallen, ba| ber
ne 6u|)ertntenbent an bem biSl^erigen fird^Iid^en
SsPonbe nid^tS finbere unb fid^ Don ber fd^on be«
n^dffenflid^nSnnagegenügenb reinige, ^a»
JKicrfafi^ be^Ib no$ im 3. 1552 eine 9nt«
M cmf bie Snllagefd^ft 9mdborf8 unb loied
Ne ofie ber Sefd^ulbigungen alS eine Unnml^rl^eit
ymd, inbcm er äebermann aufforberte, il^m bie«
jonge 6tdle feiner @d^riften, in n^eld^er iener ^uS-
bc»f 9e^ fdtte, naml^ )u ma^en. ^ierauf
üSbk er fid^ über bie Snl^onglid^feit an bie 2ttyct
MB aOetn red^tf ertigenben ©tauben in ber be[timm-
leflm Seife, glaubte fid^ nun aber aud^ in 93e'
lie^img auf bie Seigre t)on ben guten SBerlen be«
Rd^tigt feinen nieitem StüdD^tt gu beobad^ten, unb
fic( ba^ in feine SBertl^ibigungSf d^rif t bie SBorte
bnAn: i,S)ad bef ernte id^ aber, ba| id^ atfo t)or«
mlS gde^rt b^be unb niNi^ tel^re unb f ürber aQe
nie Sage fo feieren »iH, ba| gute SBerfe gur
Scfigfett not^menbig finb, unb fage öffenttid^ unb
Bat tkncn SEBorten, ba| 9liemanb burd^ böfe Sßerf e
fefig loerbe, unb ba^ aud^ Stiemonb ol^ne gute
Seife fdig n^erbe, unb fage nod^ mel^r, ba^, mx
BBbetS le^, aud^ ein Snget t)om ^immet, ber fei
iccjbi^t!' SRator »oUte m% burd^ bie SBir-
faigm ber neuen 9led^tfertigung§te]^re erfd^redtt,
i(c bunl^ befd^rönfenbe 3uja^e bie gefö^rtid^fte
€^ abbred^, unb er l^iett ftd^ ](|ier}u um fo
■c^r für bered^tigt loeil nid^t bto| in einer ber
€4^iften Sleland^^ond, burd^ metd^e bie Sl^eo«
lo^ ber neuen Stitift grö|tent^eitd beftimmt toor«
boi Mir, bie @ö|e, baf; gute SBerfe gur @etigfeit
Bi^ig fden, unb ba| biefelben geifttid^e unb tetb«
B^ 9di^^nungen in biefem unb in ienem £eben
^oäfyam, ftd^ üorfanben (f. 3. Sluggabe ber Loci
tlMok^ bom Solare 1543 im 9(bfd^nitt De
bonii operibos), fonbem toeit aud^ fiutl^er feI6ft
befonberS in ber antinomijlifd^en ©treitigfeit mit
Stgricola, fid^ auf bad gntfd^iebenfte für bie guten
SBerfe erftärt l^atte. SUIein bem großen Raufen
ber «nl^änger be§ Sutl^ertl^umg f^aüt fid^ bie Se^re
t)om gänglid^cn Untoertl^e ber guten SBerfe, mit
toeld^er bie Reformatoren juer jl aufgetreten toaren,
tiefer eingeprägt unb inniger mitoIIcnSJorfteflungen
terfd^motgen, atS ba| bie nad^trögtid^en Sinf d^rön«
fungen, burd^ loetd^e fte ben bebenftid^en Sotge«
Hingen berfelben öorgubeugen bemül^t gemefen
waren, ßingang finben fonnten, unb e§ mufete fo«
nadj ben eifcmben (Begnem aRajorö fel^r leidet
»erben, il^n auf ben ®runb eines gu bejiimmten
SBiberfprud^ gegen bie angenommene ©runbtel^re
ber neuen ftir^e al8 einen Srrglöubigen Derbäd^-
tig gu mad^en. Smäborf, gftaciuS, ©ofluS unb
anbere ^räbicanten beeitten fid^, in ©Triften ober
©utQd^ten gegen iebe 92ot]^tt)enbigfeit ber guten
SBerfe gur ©etigfeit, loie fie oud^ bargeftellt unb
motit)irt »erben möd^te, gu proteftiren. SHe näd^fte
Sfotge mar, ba^ ber öltere ®raf ^tbred^t t)on 9Ran§-
felb an SKajor ben Sefel^I ertiefe, fofort bie ®raf.
fd^aft gu öertaffen. 6r fom nun miebcr nad^ SBit«
tenberg unb gab ftd^ l^ier SRül^e, feinen @a^ fo
mit Staufetn gu umftellen, bafe er ))roteftantifd^en
Clären aÜenfallS erträgtid^ ftingen möd^te; er t)er«
malerte ftd^ nad^brüdlid^ gegen lebe ^orftellung
eine§ SSerbienfteS: er miffe mol^t, bafe ber aWenfc^
burd^ ben ®tauben o^ne alte SBerfe gered^tfertigt
merbe, ba| er atd ®ered^tfertigter aud^ f^on bie
©etigfeit befi^e, unb bie guten SBerfe atfo burd^
QuS nid^t gur Srmerbung ber ©etigfeit, bie ber
3Jtenf d^ bereits unb allein burd^ ben ©tauben l^abe,
bienten ; nur eine 9lot]^menbigfeit be§ 3uf ammen«
](iangeS ober ber Sotgen (necessitatem conjon-
ctionis et debiti, non meriü) be]^au{)te er, meil
ber ®taube nid^t ol^ne gute SBerfe fein fönne.
S)ann aber mied er aud^ barouf l^in, mie anftöfeig
unb geföl^rlid^ bie entgegengefe|te Seigre t)on ber
Sntbel^rtid^feit ber guten SBerfe gur ©etigfeit fei
SDie ®egner beftritten nun aUererft SRajorS 93e«
l^auptung, bafe bie t)on i^m aufgeftellte IRotl^men«
bigfeit ber guten SBerfe gur ©etigfeit nod^ feines«
megS eine oerbienfttid^ SSegiel^ung berfetben auf
bie ©etigfeit int)ott)ire, unb man mufe gefte^en,
bofe StmSborf unb bie übrigen ®egner l^ier im
Siedete unb befugt maren, auf ®runb fetner $rü«
miffen feine 2)iftinction atS unl^ottbar gurüdfgu«
meifen. SBenn gefügt mirb, bafe bie guten SBerfe
gur ©etigfeit notl^menbig feien, fo fann biefe 9lotb-
menbigf eit il^ren ®runb nur barin l^aben, bafe ®ott
bie £)eitigfeit unb i^re §rüd^te, bie guten SBerfe,
für bie unertäfetid^e 93ebingung erftärt l^at, non
metd^er baS emige ^eit abl^ängt, fo bafe, mer bie
guten SBerfe l^at, bamit atS mit ber t)on ®ott ge«
festen unb Don il^m geteifteten 93ebingung bie
©etigfeit ermirbt; unb ba nad^ allgemeinem menfd^«
tid^en ©prad^gebroud^e ba§ Seiften beSjenigen, mo«
burd^ man ein ®ut ober eine SBol^Itl^at ermirbt,
ober bie Sebingung erfüllt, unter metd^er bie SBobt«
tl^at öer^eifeen ift — ein SSerbicnen genannt mirb.
535
5DlQior.
536
tote incommcnfurabel ücrfd^icben oud^ bic Seiftunö
unb baS bofür gegebene ®vA ober ber Sol^n fein
ntögen, fo ift eS ri^tig, bol ber Segriff ber SSer«
bienftlid^feit ber guten SBerle t)on bcm Segriffe
einer Jlotl^toenbigfät berfetten jur ©eligfeit nid^t
getrennt toerben fann. Sulejt nal^m 1562 aRajor
ben ongefod^tenen ©qJ ganj jurüdt, io er Q})pel-
lirte, qI§ man il^n bennod^ nid^t in SRul^e lie^, in
einem neuen S3e!enntni| im 3. 1567 unb in fei-
nem Seftomentc öom Saläre 1570 on benSMd^ter«
ftul^I ©ottcS, be§ alltoiffenben öerjenSfambigerS,
bol er niematö Beabfid^tigt, ber ftreng luti^erif djen
Seigre t>om oBein feligmad^enben Glauben ben min-
be^en 3lbbrud^ ju tl^un. ^er oergebenS. S)ie
il^eologen gu 3ena gaben nun eine „d^rifüid^e, in
®otteS SBort gegrünbete Srinnerung" l^eroud, in
weld^er fxe bie SBBelt toamten, fein SSBort öon allen
biefen SSerftd^erungen gu glauben, unb obto'ol^I fte
©Ott baten, ba^ er ben armen alten 5Dlann be-
feieren möge, bamit er nid^t ol^ne SJu^e bal^inf al^re,
fprad^en fie am Snbe bod^ bie Sermutldung au§,
ba| il^m tool^I nic^t mel^r gu l^elfen fein toerbe. 3a
giaciuS (f. b. art.) fd^Iofe eine ©d^rift, bie er
bem Seflamente 9Rajior§ entgegenfe^te, mit bem
aSBunfd^e, ba^ bod^ Sl^riftuS balb aud^ biefer
©d^Iange ben fto})f jertreten möge.
Sei bem langen unb mit fo öieler Seibenfd^aft-
Iid^!eit unb Sitterteit geführten aKajoriftenftreit
(ögl. «molb, «ird^en- u. fte^erl^ifiorie n, 16, 27,
§ 8 ff.) toar unter allen Il^eologen, bie fld^ babei
betl^eiligten, feiner, ber fid^ bal^in erflärte, SKajor
fei nad^ feinem Urtl^eil nid^t Don ber reinen Iut|e«
rifd^en Seigre fetter, toenn fd^on t)on il^ren 3Iu§«
brüdten abgemid^en, ber ©uperintenbent SuftuS
aReniug gu ©otl^a aKein ausgenommen. 2)iefer
Dertoeigerte, OieUeid^t nur ouS O))))ofition gegen
SmSborf, im 3. 1554 einem amtlichen SuSfd^rei»
ben, in meld^m SRaiorS Seigre f örmlid^ t)erbammt
toarb, bie Unterfd^rift, gog baburd^ aber aud^ bie
Verfolgung auf fein eigenes ^aupt. S)er ^ergog
3o]^ann t^nebrid^ Iie| il^n fogleid^ mit l^arten in»
quifitorifd^en aRa|regeIn bebrol^en. S^oax famen
biefetten bamatS no($ nid^t gur SuSf^rung, meil
eS an aUen Setoeidmitteln fel^Ite; bafSr aber brad^»
ten bie S^loten baS ©erud^t unter baS Solf, ba^
SReniuS ein $a))ift getoorben fei. Somel^mlid^ um
ftd^ t)on biefem Serbad^t gu reinigen, Iie| berfette
gtoei 3a]^re barauf (1556) eine ©d^rift Don ber
SSereitung gum feligen ©terben unb eine $rebigt
Don ber ©eligfeit brudfen. 3n beiben ©Triften
trug er bie rein lutl^erifd^e Seigre, ba^ unb toarum
fein aJlenf d^ burd^ baS ®ej[e| unb burd^ Sßerfe feiig
toerben fönne, auf baS Seftimmtefte unb S)eut»
lid^fte Dor unb lautete ftd^ fel^r forgföltig, Don ber
9Jot^toenbigfeit guter SBerfe gu fpred^en. ffiod^
l^atte er nid^t Dermieben, ber ifeotl^toenbigfeit ber
93u|e gur ©eligfeit gu gebenfen, unb in ber $re-
bigt auä) boDon ge|anbelt, ba^ benienigen, bie
ol^ne <illc§ ®efej unb SOBerfe allein burc§ ben ©tau-
ben an gl^riftum felig getoorben, bod^ Don 9Jöt]^en
fei, fid^ Dorgufel^en, ba| fie bie ©eligfeit, bie i^nen
ol&ne aßeS SSerbienfi au§ ©naben toiberfal^re, burdj
öffentlid^e ©ünbe toiber ©ott unb toiber i^r ©e-
toiffen nid^t toieberum Derlieren, fonbem fte Diel-
mel^r in reinem ^eqen, gutem ©etoiffen unb u»-
geförbtem ©lauben erhalten unb barin beftel^
unb bleiben möd^ten. 3n biefen unb öl^ntid^en
©teDen fanb amSborf majoriftifdöeS ©ift. «uf
be|]^att gemad^te Singeige lie^ ber ^ergog bie f d^on
frül^er gegen 3Keniu§ beabftd^tigten SRalregeln in
Sntoenbung treten, il^n Dom ^mte fuSpenbiren unb
Dor einer in Sifenac^ Derfammelten tl^eologifd^
Sommiffion gur Seranttoortung giel^en. SßeniuS
Dereitelte aber ben gu feinem Serberben enttoorfc-
neu $Ian burd^ feine SereittoiHigfeit, ein Don ber
Sommiffton il^m DorgelegteS ftrenggläubigeS Sc-
fenntnil gu unterf d^reiben unb babei gu Derfid^,
ba^ er bie in feinen 9eu^erungen gef unbene aßetp
nung nid^t gel^egt l^abe unb gern alle auf biefelbe
gebeuteten SluSbrfide berid^tigen toerbe. SHefer
SluSgang l^atte eine Irennung unter ben ©trcng-
gWubigen fettfi gur ffolge. SKeniuS Derlor gwar,
ungeachtet feiner nad^giebigen ßrflärung. fein 9lmt
unb ftarb ba(b barauf in fieipgig, too er eine an-
bere ^(nflellung erl^alten l^atte. ^mSborf fanb fid^
aber l^ierburd^ nod^ nid^t gur Stulpe beftimmt. Sol
Serbru^ über bie SBeigerung mehrerer feiner ^|kn>
teigenojfen, ber Don il^m auf gefteEten Sel^ouptung
beigupfiid^ten, ba| gute SBerfe in. feinem ©inne
unb in feiner Segiel^ung nötl^ig gur ©eligfeit feien,
trieb er nun biefe Sel^auptung auf bie öu|erfle
©pi|e unb lie^ im 3. 1559 eine ©d^rift unter
bem 2:itel bruden: „SDa| bie ^ropofitto: gute
SBerfe fmb gur ©eligfeit fd^äblid^, eine red^,
toa^re, d^riftlid^e $ro))ofttio fei, burd^ bie ^eiligen
$autumunb fiut^erum geleiert unb ge))rebigt'' . 9ud^
SBiganb äußerte in einem ©d^reiben an SBeller,
man f önne too^I fagen, ba| gute SBerf e gur ©elig-
feit f d^äblid^ toären ; toer baS ni^t ftatuire, b«r
Derfleinere bie ©d^redCIid^feit ber ©üttbe unb ben
@mft beS göttlid^en ©erid^teS; toenn man l^ingegen
f age, gute Sßerf e feien f d^öblid^, f o treibe man Sl^ri^
Serbienft unb ©el^orfam fein in bie ph^. (h
liegt in ber 9latur ber ©ad^e, ba^ feine anbere
SontroDerfe jener Qtii einen fo mäd^tigen unb
burd^gretfenben @influ^ auf bie t^orm unb ben
3n^a{t be§ 9teIigion§unterrid^teS üUt, ald bie
majoriftifd^e, unb ba^ an ber Sntfd^eibung beS
©treiteS bie ©emeinben nid^t geringeres 3nterene
nal^men, al§ bie Sl^eologen unb ^rebiger. S)ie be»
fürd^tete ^nnöl^erung an bie fatl^olifd^e Seigre,
toel^e in ÜKaJorS fiel^rform lag, unb bie lieber*
geugung, ba| Sroft unb Seru|igung leidster ge»
funben toerbe, toenn man bie ©eligfeit nur Don
bem Sict be§ ©laubenS ober SertrauenS abl^ongig
mad^e, als toenn man bie 9tot]^toenbigfeit ber guten
SBerfe gur ©eligfeit lel^re, gab ben ^uSfd^Iag, gu-
mal ol^ne^in befannt toar, ba| f old^e Seigren, toeld^e
ber £iceng beS großen ^aufenS fd^meid^eln, am
liebftcn gehört toerben. ffiie Eoncorbienformel Der*-
toarf ben SKajoriSmuS, toenngleid^ mel^rere 3Jlit-
arbeiter biefer gormel, toie fettfl 3acob Slnbreö
S37
aRaiounuS — aRalad^ioS.
538
0. b. %±), htm SRoloriStnud geneigt tDoren. 9JIq-
}0r feßfl erlebte ben %[u§gQng be§ @trette3 nid^t
■e^; nad^bem er faft brei Saläre l^inburd^ ge»
Mnfelt, ßarb er gu SßittenBerg ben 28. 9louember
1574. ein Xl^eü feiner @<i^nften mürbe Don il^m
{eftft n. b. X. Opera D. Gg. Majoris, Yiteb.
1569,^raudgegeoen. (93gLAdami,Vitaetheol.,
Francol 1705, 223 sq.; 3. ®. fBalä^, 9ieIigion§«
jbeitig. in ber Iut(. JKrd^e I, 3enQ 1733, 98 ff.;
BMingar, »ef orm. m, 493 ff.) [griW
Ibdotimis, f. Sonatiften m, 1971 f.
fbq^tifbm, bieienigen (Slerifer, meldte bie
IS^^ SBei^ (gegentt)örtig Dom ©ubbiaconat
an) empfangen l^oben. (Sgl. b. ^rt. Ordo.)
Kajoritas bebeutet in ber QpxaS^t be§ fturd^en«
wSß 1. im fubfectiDen @inne ben SBorrong,
wkfa bem geifUid^ @tanbe, beffen ©efommt»
W bie lel^irenbe unb regierenbe Jhrd^e bilbet^ t)or
bot Soienftonbe über^upt pfommt ; l^auptföd^»
&( aber ben SSonong, ben bie Sleriter f elbft unter
anmber, ie nad^ ij^rem SBeil^egrabe unb il^ren
dunSbidionSbefugniffen^ einnehmen. SBenn alleS
Mnge gleid^ ift, gibt bie öltere SBeil^e, menn aber
kk Bei^ nngleid^ ftnb^ bie l^ö^ere SBei^e ben
Sommg (e. 1, 15, X 1, 33). 9tur ein t)om $apft
toeil^ gel^ ben SIerifem bedfelben SBäl^e-
gnbefi 0^ SSädftd^t auf boS 9Iter ber Orbination
IOC (e. 7, X eod.). SHe SBeltgeiftlid^en ge^en bei
gb^er Sei^e ben 9legularen, unter ben Sßelt»
täßdfm felbg aber bie 2)omca))ituIaren ben Sa-
waiäxm ber GoUegiatftifter ; unter ben OrbenS-
fplßSjlta bie SteguIorcononUer ben SRönd^en, bie
iirigen SDOnd^orben ben SRenbicanten, unter le^
ton »lieber bie Dominicaner ben übrigen t)or.
(9gL Benedict XLV., De syn. dioec. 3, 10,
feo Mm biefen 9bmgt)er|ältniffen auSfü^rlid^er ge*
lonbelt mirb.) — 2. 3m objiectit)en @inne
Mrß^ man unter maioritas bie %mt§gemalt,
b.i ben änbegriff ber Sefugniffe eines Jhrd^en«
adeS. S)ie mit fold^r SmtSgeioalt befleibeten
fecfonen ^igen bie ftird^enoberen (superiores
eeelesiaatici) unb bilben pf ammen ben Jhrd^en-
teaideBfianb (atatos hierarchicus). Ser ürd^«
Gita^äitdgetDalt aber entfprid^t ber fird^üd^e ®e-
tocfom (obedientia canonica) feitenS ber Unter«
gebcnen, b. i nid^t nur ber 9lid^tbeamteten, f onbem
«4 ber niebereren Seamten. S)enn aud^ bie ftir«
tobeamten fte)^ in einer ftrenggeregelten Unter«
otamg unter einanberunbuerpjlid^tenftd^, bernie-
boe bem l^öl^, }ur Untermürfigteit unb gum ® e«
tnlam bnrc!^ einen f örmlid^en Sib (obedientia ca-
Boniea). (Sgl b. 9rt. Som))eten].) [$ennaneber.]
fbCtifUis ('':;>!?», MaXax^ac), im %, %. 9lame
diä Serfafferd, bon meld^em als bem te|ten ber
flmn^p^eten ein fur)eS))ro))]^etifd^ed&ud^ in
boi Caum aufgenommen ift SaS l^ebröifd^e Sßort
SofaK^ iß lebenfaÜS nur eine Slbfärgung au§
VOnäfia (n:^»^«), fo toie 3rbi 4 Äön. 18, 2
fbtbm 2 $ar. 29, 1 fielet; be^toegen mu| ber
9mt mibebingt afö Sigenname gefaxt »erben.
Sie let^ erfennbare appeSatiDe 93ebeutung ,,9ote
®ottc8" ober „engcl ©otteS" ift freilid^ Urfad^e
gen)6fen, ba| man unter SRalad^iaS irgenb eine
f onftnjol^cr befannte $erfon gefud^t l^at. ©d^on bie
©eptuaginta überfc^t ben 5Bamen 1, 1 mit a-n^^^c
aÖTOü Ci=«^»); baS largum Sonat^an l^at ■'5«^»
Knti n-»»» -»npntt-r, ^TOalead^i, beffen 5Rame gS»
braS ber ©d^reiber l^fet^t". Spätere Suben öer«
ftel^en ben 92amen Don aJlarbod^äuS, 9tebemia3
ober 3orobabcI (Sürjl, Eanon beS a. %. 47).
SBäl^renb l^ierbei bie Sebeutung ^©efanbter ober
©tefiöertreter ©otteS'' feftgel^alten ttmrbe, faxten
öicie El^riften in ben erften Sabtl^unberten bie
SBorte ber ©eptuaginta im engften @inne unb bad^
tcn fid^ unter SWalad^iaS wie unter 3lgg&u8 (f. b.
2lrt.) einen ßngel in SDlenf d^engeftalt fo ba| fd^on
ber 1^1. ^ieron^muS (Praef. in Mal., Migne XXV,
1541) Diefen Srrtl^um toiberlegen mu^te. ©old^e
SSermutl^ungen lonnten nur baburd^ entftcl^en, ba|
über bie SebenSumftänbe beS betreffenbcn Serf äff erS
nid&t baS ©eringfte befannt ift. SIo^ bie ©d^rift
felbji erlaubt, ©(^lüffe über feine SebenSumftänbe
5U sielten. 2)er Snl^olt berfelben, meld^er nad^ oft
gemad^ten 93emerlungen in bialeltifd^e t^form ein«
gefieibct ift (1, 2. 5. 6; 3, 8 u. f.), bilbet in
t)ier jfapiteln eine gufammenl^angenbe Siebe. Unter
$ert)or]^ebung ber SBorliebe ©otteS für SSrael,
meldte burd^ ben gleid^geitigen 3uftanb SbomS
red^tflarwirb (1, 1—5), tabelt ber $ro})l^etnad^«
brüdnid^ bie Untreue unb 9lad^Iäffigteit ber $rie-
fler loegen SDarbringung ungefcfelid^er Opfer (1, 6
bis 10). ©ie fmb um fo fkofbarer, mü fte bie
öorbilblid^eSebeutung il^rer Opfer nid^t erfcnnen,
n)ä]^renb in ber ^eibenmelt bie ©el^nfud^t nod^ bem
©rlöfer ertoad^t. ©ott ber §err Witt ein öottfom«
menereS Opfer anbal^en, beffen SReinl^eit feine
l^öd^fte SSerl^crrlid^ung bilben Wirb (1, 1 1 bis 2, 10).
hierauf rügt ber SSerfaffer bie 6^en mit §eibin«
neu unb bie baburd^ l^erbeigeful^rten ©d^eioungen
red^tmä|iger ßl^egatten (2, 11 — 16). ®ann wen«
bet er f\^ gegen bie Ungufriebenl^eit mit ©otteS
gfügungen, weld^e ftd^ im fßolt äußert (2, 17), unb
öerfei^t „ben Sag beS §erm", ber burd^ einen
Vorläufer angefünbigt werben foD (3, 1). 3ln
biefem Sage wirb ©ott felbft tommen, um ©erid^t
5U Italien, bie Söfen t)on ben ©uten }u fonbem
unb fein SSoH geiftig ju erneuern (3, 2—6). ffia«
mit fie in biefem ©erid^t beftel^cn, foDen bie 3S«
raeliten fid^ bie treue §altung ber mofaifd^cn 9Sor«
fd^riften angelegen fein laffen, ftatt ba§ fie je^t auS
irbifd^en 9iüdftd^ten bie ©ebote ©otteS übertreten
(3, 7—12). SBenn aud^ jejt bie ©ottlofen fid^
ein bequemeres ffiafein ju bereiten f d^einen, f o wirb
bod^ ber ©erid^tStag bie Sreue ber ©otteSf ürd^tigen
red^tfertigen (3, 13 bis 4, 3). ffiarum wirb auf's
5Beue bie Haltung beS ©efe^eS cingefd^ärft (4, 4).
ffier §err Witt feinerfeitS jebe ©nabe barbieten unb
t)or bem ©erid^tstag nod^ ben ^ropl^eten @IiaS
fenben, bamit atte, weld^e auf il^n l^örcn, bem SSer«
berben entrinnen fönnen (4, 5. 6). Ob biefe lej«
tere SBeiSfagung in bem öom §cilanb gebraud^ten
©inne(5matt^. 11, 14; 17, 12. aKarc.9, 11—12)
539
aRalQd^ia§ O'^Rorgoir.
540
Don bem auftreten bed 1^1. Sol^anneS ober t)on
einer Slnlunft 6Ra8^ am gnbe ber SBelt ju Der-
fte^en ift fonn ouS bem Sejt nid^t f cfigeftettt »er«
ben, ha offenBor Dor bem Suge beS ^ropl^^ten bie
gcfammte SDBirffamWt beS grlöferS ate ein Sieben«
einonber erf d^eint. 9?qc^ ben in bief en SSorl^Itungen
ertoä^nten Umftänben lä^t \\(Sf bie Seit be§ frag-
lid^en ipro})]^cten toofjil bejKmmen. SDer %tmpü
mx ju bcrfclben üoDenbet (1, 10; 3, 1. 10). SDic
Don bem ^ropl^eten gerügten Vergeltungen flnb
bie n&mlid^en, meldte au^ t>on 3lt\)m\a^ ener«
gifd^ befäm})ft »erben mußten (2 g§br. 13, 4. 5.
10—18. 28—30), unb ha bie Suben unter einem
S(mb|)fleger (nha) ftanben, befjen Sitel nad^ 3oro«
Babel («gg. 1, i) nur 5Re]&emia8 führte, fo ift eS
burd^uS glaublid^, ba^ SRalad^iad ju 3lt\)m\a^'
Seiten gemeiSfagt i^at. ^ieromimuS' SuSfage, er
l^abe ju «ggäuS^ unb Sad^aS' Seit gelebt (In
Xn propk, praef.), ift bemnad^ nur in allgemei-
nem ©inne ju faffen. ffiie ©prad^e beS fleinen
©d^riftftüdfeS ift ein f o rrineS §ebräifd^, ba| man
beim 93ergleid^ beSfelben mit ben fpöteren Sudlern
be§ Sanond auf ben (Sebanfen !ommt, ber 93er»
f affer l^abe baS ^ebräif d^e Bereits als tobte ©prad^e
gel^anbl^aBt. Ser canonifd^e Sl^arafter be§ 93ud^eS
ift Don jel^er anerfannt morben. 3m 5Beuen lefta«
mente toxth eS als ba§ 3Bort ®otte§ dtirt (^Dlattl^.
17, 10. Suc. 1, 17. mm. 9, 13), unb im öier«
ten Sud^ SSbraS (1, 40) erft^dnt aRalad^iaS Bei
ber S^eil^e ber canonifd^en Ißropl^eten (Malachias,
qui et angelus Domini vocatus est). Serfil^mt
ift BefonberS bie SBeiSjagung 1, 11, meldte nad^
il^rem SQBortlaut, mie nad^ bem Sufammenl^ng ber
altteftamentlid^en Offenbarung, nur t>om l^eiligen
3Re|oJ)fer Derflanben werben !ann unb fo aud^ öon
ber Jlird^e (Conc. Trid. Sess. XXII, cap. 1) Der»
ftanben toirb. (©. ftaulen, Sinl., S.auft., § 440b.)
Kommentare gibt ed Bei ben Jlatl^oliten Don ©d^egg,
Sie fleinen ^xop^üm H, SRegen§B. 1854; JReinfe,
©er ^ropl^et SBlalead^i, (Sieben 1856; Trochon,
Les petita prophätes, Paris 1888; Knaben-
bauer, Comm. in proph. min. (Cursus Script,
sacrae V, 2) 11, Paris. 1886, 410; Bei ben
^rotcftanten t)on Äöl^Ier, 3)ie SBeiSfagungen SWa»
Icad^i'8, erlangen 1865, fowie üon fteil im SiBI.
Komment. üBer boS «. S. HI, 4, in The Speaker's
Bible VI, 1876, 740, unb D. Drefli in ©tradf
unb SödHerS Äurjgef. Komment, A, V, ?lörb»
lingen 1888. [flauten.]
:3Sa(iti9ia$ 0' 'SKotgait, beriet., Krabifd^of
ton 9lrmag]^, ber ^Reformator ber feltifdjen ftird^e
SrIanbS, »urbe 1095in2lrmag]^geBoren. Jla^bem
ber Snad^oret 3mar in 3Irmag| ben l^errlid^ Der«
anlagten 3üngling in baS ©tubium ber Sl^eolo«
gie eingefül^rt unb in ben ©runbfäfeen ber SiScefe
untcrrid^tet l^atte, mp^nq SRalad^iaS 1119 bie
^rieftermeil^e. Kelfu§, ber SrgBifd^of, unb 3mar,
fein Seigrer, gaben il^m gerne bie SrlauBni^, in
ber Bcriil^mten ©d^ule gu SiSmore feine ©tubien
"ortjufe^cn. ftier lernte SKalad^iaS aud^ ben römi«
d^en Situs fennen, toeld^en ber im ftfoper ber
i
Senebictiner su SBind^efter ergogene SBifd^of !DlaI-
d^u3 eingefü]^ l^atte. Sugleid^ mürbe er bort mit
bem au§ jeinem Steid^e DertrieBenen t^ürften unb
SSifd^ofe (?) aR'Kart|^5 Kormac Befreunbct, ber
nad^ feiner Steftauration i^m fpöter gro^e SHenfte
leiftete. 92ad^ ^rmagl^ jurüdEgefel^rt, mürbe ber
eifrige ^riefter Balb bie ©eele ber 9lef ormbemegung
unb mirfte als @eneralt)icar fel^r fegenSreid^. 3ui
Saläre 1125 mürbe er gum 93ifd^of Don Konnor
unb SDomn ermäl^It. ©ein SBiograpl^, ber 1^1. 9ent-
l^arb, entmirft ein bflftereS SSilb t)on ben religtdfen
Suftänben, meldte ber neue Sifd^of in feiner S)iiy-
ceje oorfanb; nie fei il^m eine fold^e Sügellofigleit
ber ©itten, nie fold^e 92ad^Iä{fig!eit Beim (Sottefi-
bienft, nie fold^e @ottIofigfeit unb ^fred^l^eit Be-
gebet. ®erabe im 92orben SrIanbS maren bie
folgeren geiftlid^en SBärben erBIid^ gemorben, litten
fiaien fid| bie ^orred^te unb Kinfünfte ber Sif d^öfe
angemalt unb bie SBirffamfeit ber S)iener ber
flird^e, meldte in Dielen Rollen gu S)ienem ber
®ro|en l^eraBgefunlen maren, tief gefd^äbigt SDla-
lad^iaS mar eS ßar, ba| nur eine engere 93er«
Binbung mit Slom unb baS eigene Seifpiel ber
ßntfagung unb SlBtöbtung feitenS ber ^irten Bef«
fere Suftönbe anbal^nen !5nne. Se^megenl^atteer
1121, als i^m feinOl^eim bie großen ^efi^ungen
beS gerftörten ftlofierS 93angor anbot, baS 9(n-
erBieten auSgefd^Iagen unb nur ben $Ia|, auf htm
bie Stuinen beS flIofterS {tauben, angenommen.
Sr erneuerte nun baS einft f o Berül^mte jf lofier
93angor nad^ ber Siegel beS 1^1. KomgaS unb mirlte
Bei biefem %nla| fein erßeS SBunber. SHe SieBt
gur Srmut unb ^emutl^, meldte ber ^eilige Bei ieber
©elegenl^eit an ben Sag legte, ber Kifer, mit bem
er im Sereine mit feinen ^riefiem SWiffionen fjjvtlt
unb baS 93oII Belel^rte, trugen reid^Ii(|e ^räd^te.
Bereiteten aBer aud^ Diele ©d^mierigfeiten. ViS
SrgBifd^of KelfuS 1129 bemSobe nal^e mar. Der»
mod^te er ^riefter unb SBoIt, gegen bie frül^ere
©emol^nl^eit nid^t einen auS feinem ©tamme, fon-
bem SRalad^iaS gu möl^Ien. Snaurice, ein afn«
Dermanbter beS 93erfiorBenen, Dermod^te iebod^, ben
©emö^Iten f emgul^alten, unb Be]^au))tete fid^ felBfi
fünf Sal&re in ben ffir^engütem. Srfi 1184 ge«
lang eS bem l^L SRalat^iaS, in ben ^eft^ feineS
ßrgbiStl^umS gu lommen. 2)od^ nur brei Solare
leitete er baSfelBe; nad^bem er bort alle fird^
lid^en ^ngelegenl^eiten geregelt l^atte, feierte er in
fein frül^ereS SiSt^um gurüdf ; an feiner ©teile er»
l^ielt @elafius baS KrgBiStl^um. 9(Ber oBmol^I er
id^ ber 9Retro))oIitangemaIt BegeBen l^atte, äBte
od^ ber Don ©eiftlid^en unb Saien gleid^ Derel^
^Jlalad^iaS ben größten Kinf[u| auf bie ©efialiung
ber gerammten irif (|en Jhrd^e auS. Uebei^eugt Don
ber 92ot]^menbigfeit einer engem SSerbinbung mit
9lom, mad^te er ftd^ je^t, tro^ beS SBiberfhebenS
feiner £anbSIeute, mel^e i^n gu Derlieren fürd^
teten, auf ben 3ßeg naä) 9lom, um für bie Beiben
Sßetropoliten Don 3rlanb, bie KrgBifd^öfe Don
Kafl^el unb Srmag)^, baS !ßallium gu erl^alten.
^uf ber ^iU' unb Stüdhreife Befud^te er KlairDaus
['
Hl
Bib m^ bofelb^ bie »damdfi^ft txS ^I. SScm-
Inb, bei btm n tnrigt frintr SBegltitcr gurücflie^,
■ö^inib bei l^t SiRi^ari) bitr Si^eicienfn; mii-
WAe bt^ufS iSiünbung nnefi fflo^tiS fSt feine
gitaK^ 9iii^ bU Sufna^nu in %im mar eine
|Bi^ c^conioOt ecmefen. 3)eT Sa^ß ^Ite SRa-
iMfrioS iun ttfifi^it^ Segaten fieftimmt unb i^n
sitafflen nötigen SoKmai^en m^gecüßet; baS
foSom tDoOtt et aiec nur gttDö^ren, menn eine
v ädmib )u Dafaimnelnbe @qnobe barum ein*
bnou. WÖt gfetUTttfer fudjte inalad^iae bie t^m
gOMKbcnt Snfgobe, bie Stegdung bei irif^n %n-
gdt^nt^ritni, ju Uthn, f o f e^i er ^lerfSnlii^ c8 borge
ftgn ^fälte, in ben Rillen fnpßennauein bon ISIair-
tot \m Scben gu bef^Iie^ @tine Semü^ungen
mäm iinteipB|t Don btm CleruS, bef onberS auc^
M bcB Ciflatunfein, bie fic^ gro^e 9)trbien^e
nbic XtfontHdion ba Sitten ernxn&en unb mc^'
tHtUa^(nbcJnö^f(^iuSebjeiteni^re9gro&m
«■BÖ« ttnb SrambeS ^fielen. 2>uri^ feine !8e-
lAlndtit, fettun Slact unb ben iRuf fetner ^eiligleit
BnSbdöqiae für baS fc^mienge Unternehmen
gn^gcfc^a^: et Dereinigte in tio^em iUta|e bie
Ibirigieni^igtea, Semut^ unb ben ©eelenetfer ber
dm hltif^cti aRiniDnare unb genxinn |lc^ b<tburi$
A ^cqcn. 2hn 3a^re 1148 oerliefe er t\oi^ an-
wA feint fKimat. 3>uri$ bie Siferfuc^t beS Aö-
ri^ &t\^(m in (Englonb aufgefallen, traf er
bot 9(9ß Sugen m., bon bem er baä Pallium
^ bie Ci3bi|46je tion Vnnag^ unb gaf^eC er-
Mdtl^ mqt tneqt in Slairuaus. Seine Saufda^n
■B btlltnbet ; Dom ^eber ergriffen, fiarb ei in ben
Inn feines gfteunbeS, beS ^I. EBem^arb. «r
■Bbc |n(EIainaus beflattet unb fct)on am 6. 2^Ii
1189 im Clemens m. cononifirt. Sein Sfeft ift
■4 bem li^mifi^ SRort^ologiunt am 3. ^o- ,
MBbcr.
Oitei jeintm 9lamen ifl eine Propheti» de fu-
tni« BonumiB PonlifieibnB berbreitet, in melier
tntn 141 tKi}en ۊtat bie ^^e feil 1 14S bis
eBdtenbe ^oiafterifirt toerben. 3uni erftcn
nnbc biefc Sßiofi^egeiung Don bem iBent'
Kdisn Vnulb Wioa itn Lignnm vitae, Venet.
1595, DoSfftntli^ Sion gab ni^t an, nober
a M Sbatufciipt bef omrnen b<ibe. 93alb trbobcn
H SUKifd fln ber SledEit^it bei tßio^i^ejetung.
Obm^ ber % Sernfnib Don bei ^lop^etcngabe
kd f/i Obdo^iS f^m^t, tt)ci| er bo^ ni^tl Don
tma $n(il^eiimg über bie ^S^ifte ; bis jui
IMkffoii btcn^ ffiion uat fit überEiautit un*
Maot; mcrturiiibig ifl oui^, bog bie üitottoS
■* C^aaBeripiltn von SBIefün n. (1143) biS
6i[U T. (1585) fogoi bis )ur flenntnt| bei
|iBifiaaoat)tMn bei bctrtffenben $a:t>ftt ^eruntec>
ftiga nb tum Uibm VI. ben Familiennamen
fiÖMni angeben. €4on ber 3efuit SI. Si. ÜJle-
■IUI itat 1698 in bei BefatAtion des pro-
mtieB &Dueiiient atbibnöes k S. Malachie,
nr. ■. d.,Jlt als boS Seit eincS ®t>ätern na^'
mkfea. SitOri^l pnb fie för baS @oncIaDe beS
3atn> 1S90, OBS UKl^cm Qliesoi XIV. bciDor-
SRalagiiba. 542
ging, gu ©unfJen beS @aibinal8 Simoncelli (bgl.
Moroni LXVI, 156. LV, 287) betfagt »orben.
aßanc^e iDIottoS auf fpätere Ptifte eiTOeifen fid)
freiließ ati baffenbe, g, Sß, Peregriima apostoli-
cus auf $iu8 VI., Aquila rapax auf $iu8 VIL,
bei ben Sblei im Wappm fübite, Lumen in coelo
auf Seo xni., tn beffen blauem SBJappenfelbe ein
leud)lenber ©tem fte^t; in anbeten Sällen finb
ober bie Einbeulungen fo uniepimmt, ba^ mon
alles aWögliiä^e beiauSlefen fann. gut bie tommen«
ben ^JöpPe Pub no^ 10 3:ilel ufirig: Ignie ai^
deiiB ; Ketigio depopnlata ; Fides intrepida ;
Pastor angelicuB ; Paetor et nauta ; FloB flo-
nun ; De medietate lonae ; De labore eolis ;
Gloria olivae ; Petrus II. (!SgI. 0. Fanlon,
Life of 8. Malachy O'Morgair, Dublin 1859;
SeMbeim, Oef^icbte berlrifd6en1hT*e, SDioinj
1890 ; über bie 5itopb(äeiungen Marquis of Bute,
On the Propheoy of S. Malacliy, Dublin Re-
view 1885, October.) [Ä. Zimmermann S. J.]
^Salagriba, ®abriel, beftberleumbtler 3t*
fuil, mar öm 7. Setit. 1689 im Slorfe ffienaggio,
im ©ebiele BonMoilonb, geboren. ©ii(ion in fräbet
3ugenb trat erTnbU®efelIf^aft3efu(1711)mtb
beUKtrb fiäj nac^ glänjenb Dollenbeten @hibien um
bie Serwenbung in ben *lJliffionen.Iiut<^ feine brin«
genbcn Sitten bewogen, fenbeten i^n feine Oberen
nac^ ber an ber SRünbung beS ^majonenflromeS
gelegenen 3nfel SUJaranboo, Bd er ßatir^aft apo*
ftolifi^ Birlte. Ob"' ®«'b, o^ne Sorrät^e, nur
fein SStebiet unler bem 9Itnie unb feinen Stab in
bei ponb, tuanberte er unermübet buri^ baS b'i^t
2anb, überall ben SBüben bis in bie gefieimfJen
St^lubfuinlel folgetib, um fie bem mabien glau-
ben ju genintien. Huf ben aäein bertranenb, beffen
Flamen er Derfünbete, troMe ei aUen @efabien, bie
ibm Don OTenf^en unb Silieren brobten. ©eine
Dlabrung beflonb in iDl|en SSuijeln unb SBoIb-
friii^ten. ffiurc^ folc^e SJIüfien unb gntbebiungen
gelang eS ibm, eine grofee 91njQ(iI bei Sßilben ju
befehlen unb jur ©rünbung Don S)Brfetn ju be-
wegen. §ierauf begann er BtifflDnereifen inSSio-
filien, reelle mit ou|etDtbenlli^m ßrfolge ge-
hont »aien, unb rief bafelbft jui Sefeffigung
feines SßeifcS manche aßoblt^ätigfettSanfialt in'S
geben. 9)a^bem ei fo 29 3a^re eifrig in ben 5Rtf-
fionen gemirft, ttmibe ei Don feinen Oberen in brin-
genben ©ef^äften na^ ßiffabon gefc^idt (1749).
ipier maib ei bon flönig 3otH»"i V. mit ben gtö|"
fen 6bien aufgenommen, ja biefei ma^te untet
feiner fieitung bie geiftlicben Hebungen, um fl^
auf einen ^lipc^m lob borjubereiten. ®et
hromme ÜHiffiDnar ftanb ibm üuc^ im Sobc bei
3m 3. 1751 lebrte er miebet in feine Smiffion
jurüd, ober bie greife flönigin Waiia DonOefter-
mä), unttßftli^ über feine 91brdfe, mble nit^t,
bis ei Don ben Oberen jurüifberufen mürbe; benn
au^ fie rooHte feines ^eiftanbeä in itirei Ie|ten
©tunbe fic& erfreuen, llnbefd^ttiblic^ mar bie
Siauet, bie biefer SÖefebl unter ben 3nbianem
, beroorrief, benn anotogriba, in einer Sßoia^mmg
543
2nalQla§.
544
beS ©turmcS, ber ftd^ ttibcr i^n erl^cBm f oDte, Qai
nur )u bcutlid^ ju bctftcl^cn, ba| er für immer t)on
il^ncn f d^eibe. SQBieber würbe er am })ortugiefif(i^en
§ofe auf baS Olöujenbfte emt)fangen (1754);
feftft ber junge ffönig Sofcpl^ I. wollte fiä) feiner
Scitung gonj l^ingeben, befonberS nad^bem 3HaIa«
griba mit feinen OrbenSbrübem bei ©elegenl^eit
beS fd^redlid^en grbbebenS, baS Siffabon im ^af^xt
1755 in einen Srümmerl^Qufen öerwanbelt |atte,
bie glänjenbften Seweife l^eroifd^en ßiferS unb
feftftlof er Siebe gegeben unb aß ^rebiger ber Sufee
jal^lreid^e SSelel^rungen unter aUtn @tönben be-
wirft l^atte. S)aS war bem el^rgeijigen, leiber aU-
mäd^tigen SWinifter $ombaI ju öiel. Um ben mädj-
tigen dinjlul }u bred^en, ben ber Sefuitenorben,
namentlid^ burd^ !DkIagriba, bei ^ofe befa^, be«
fd^Io^ er ben Untergang be3 OrbenS. Sd ift l^ier
nid^t ber Ort, oXi' bie Sntriguen auf sujöl^ilen, beren
fld^ biefer emporf ömmling bebiente (f. b. Srt. Ißom-
baQ. @d^Iag auf @d^Iag erfolgte gegen ben er-
pxobim, attgemein gead^teten unb geliebten einflu^-
reid^en Seelenfül^rer. Suerft würbe er nad^ ©etubal
unter nid^gen93orwänbent)erbannt(1756.1757);
ben anberen 3efuiten, bie al§ 95eid^tt)äter unb ©eel-
forger am $ofe biSl^er befd^äftigt waren, würbe für
immer ber ßutritt gum ^f e tierboten. S)aS Sanb
warb mit einer wahren ^ut t)on @d^möl^{d^riften
gegen ben Orben überfd^wemmt, unb bie Sifd^öfe
würben auf öd^t bQ^antinifd^e Sßeife gebröngt,
ben 3efuiten baS IBeid^t^ören unb ^rebigen )u
unterfagen. Seiber bot ein unborl^ergefel^ened Sr*
eigni^ bem SRinifter erwünfd^ten Slnla^ gu nod^
graufameren 9)la|regeln. Jidnig 3ofe))| I. l^atte
einen Äammerl^erm Don nieberer §erlunft, ^ebro
Zei^eira, ben ermitlSunftbegeigungenüberl^aufte.
Saburd^ übermütl^ig gemad^t, wagte berfelbe bei
einer ®elegenl^eit, ben ^ofmarfd^aS SRaScarenl^aS,
^ergog t)on 9t)eQro, gu beleibigen. SDief er befd^Io|
in feinem 3ome, fid^ an bem Smporfömmling m
röd^en, unb ba er wu|te, ba| berfelbe faft |ebe
IRad^t burd^ eine einfame @tra|e fal^re, lauerte er
auf il^n mit jweien feiner ©iener. Sß Seijeira'S
SBagen oorbeiful^r, befolg! er ienen, gegen bie Stüd-
wanb begfelben gu fd^ie|en. UnglüdHi^erweife war
3tiseira nid^t, wie ber §erjog glaubte, aKein, fon-
bem ber Äönig felbft, ber mü il^m einen nöd^t-
lid^en SuSflug mad^te, war barin unb würbe burd^
bie @d^üff e leidet t)erwunbet. S)iefer SSorf aU würbe
nun t)on bem liftigen @taatSminifter gu einer weit-
t)ergweigten SBerfd^wörung wiber ben jfönig auf-
gebaufd^t, unb er bejd^lo^, an bemSlbel, ber i|n alS
einen Smporfömmling mit Serad^tung bel^anbeltc,
blutige Slad^e gu nel^men, unb bie Sefuiten, na-
mcntlid^ 3HaIagriba, bamit in SJerbinbung gu
bringen unb baburd^ gu öerberben. aJlit bem Sluf «
gebot aller 2ift unb SRänfe würbe ber ^rogefe ein-
geleitet, bie SRid^ter eingefd^üd^tert, unb fo tonnte
^ombal ben 12. 3anuar 1759, anfläger unb
9iid^ter gugleid^, aß ^räfibent beS ®en(|t§]^ofe8
über meistere Östren öom 3lbel ba§ SobeSurtl^eil
auSjpred^en; TOalogriba aber würbe aß §au))t
ber S3erfd^wörung unb anbere Sefuiten old Xl^eil«
nej^mer berfelben be§ ^od^t)errat^ed fd^ulbig er»
Hört. 3lm folgenben Sage fd^on ftarben bie un«
f d^ulbigen 3(beligen in ©egenwart beS Unmenfd^
auf bem Slutgerüfte. ffiie Sefuiten würben il^
(Süter beraubt; rtele würben in unterirbifd^ Äerfcr
geworfen, wo über bie ^ölfte t)or ßlenb umfam,
bie anberen aber ooüe 18 ^al^re, bß gu feinem
@turge, fd^mad^teten; bie übrigen würben gu fQvai*
berten in bie 93erbannung gef d^idt. SRalagriba war
fogleid^ nad^ Siffabon gurüdCberufen, ))er]^aftet unb
in einen fd^auerlid^en fferter geworfen werben.
S)od^ baS genügte bem daffegiombaßnid^t. €ein
Sob war befd^loffen, aber bie ükrurtl^eilung ftie|
auf ^inbemiffe, weil er aß geriefter unb OrbenS«
mann ol^ne 3uftimmung bed geiftlid^en ©erid^teS
nid^t gum Stöbe oerurtl^eilt werben lonnte, rnib
biefe 3uftimmung war nid^t gu erlangen» fo Icmge
S)on äofep]^, IBruber be§ JfdnigS, (Sro^inquifttor
Ißortugaß blieb. 2)e|]^alb würbe biefer entfernt, bie
Slid^ter würben burd^ S)ro]^ungen mürbe gemalt;
bie fd^amlofeften äJerteumbungen erbid^tet, bem
armen ©efangenen Sd^riften t)o(I irriger unb t^5«
rid^ter 93e](iau))tungen unterfd^oben. SHe feigen
atid^ter l^atten nid^t ben ÜRutl^, bem auf fo f d^nb«
lid^e SBeife bem £obe geweiften SRifrwnor \Suge
in 9(uge gegenübergutreten unb, wenn aud^ nur gum
@d^eine, ein fßtx^bt mit il^m angußeUen. €äb{l
ber oDmüd^tige ÜRinifter gitterte Dor feiner Begeg-
nung, unb fo würbe biefer t)om Solfe aß ^eiliger
Derel^rie 99tann aß ff e|er gum £obe burd^ Sr«
broffelung oerurtl^eilt. ylad^bem er guerft bffent»
lid^ burd^ ben ©enerabicar beS Srgbifd^ofd be>
grabirt worben, würbe bad £obe§m:t]^eiI mit auf-
Menbem ©e))ränge in ©egenwari beS ffdnigS imb
ber gangen SBeamtenwelt unter bem @d^u^ Don
5000 @oIbaten, ba man bie Sntrüftung beS^oIbS
fürd^tete, am 20. September 1761 OoÜgogen unb
bie Seid^e Derbrannt, ^ß SlemenS XIIL Don ber
^inrid^tung SJlalogriba^d jhtnbe befam, brad^ er
tief gerül^ri in bie SBorte auS : ,,3e|t l^at bie Ihrd^
einen SDlart^rer mel^r!" (93gL [^olgwartl^] 5Ba«
logriba unb $ombal ober ein Opfer be3 Sefuiten-
l^affeS, KegenSb. 1872, wo ©. VI bie l^auptfädj-
lid^ften OueUen angegeben ftnb ; Mury, Histoire de
Gabriel Malagrida, Par. 1864; S5u]^r, ^omiol,
gfreib. 1891 ; reid^e Siteratur bei de Backer, Bi-
blioth^ue des Ecrivains de la Compagnie de
Jesus n, 1026—1029.) [§urter S. J.J
^atataSf So^anneS, b^gantinifd^r ®e«
fd^id^tfd^reiber beS 6. d^riftlid^en äal^rl^unbertS.
Ueber feine SebenSDerl&ältniffe ift un§ fo gut wie
nid^tS belannt, ia felbft bie ©eftimmung feiner 3eit
war fd^wierig, unb erft neuere t$forfd^ungen f)abtn
feftgefteüt, ba| biefcffie in bie Regierungen ber
ftaifer 3eno bis Suftin EL (491—565) gu Der-
legen fei. äol^anneS ftammte au§ ^ntiod^ien in
Serien; auS feinem Scinamen (malal [f^r.] =
SRl^etor) barf man DicUeid^t auf feinen ©tanb aß
©ad^walter ober Slcrifer fd^Iiefeen. 6r l^intcrlie^
eine SBeltd^ronif (Xpovo^pacpfa) , bie in bem
545 SRald^uS. 546
(isjigen erl^tenen, am Stnfatig unb @nbe ober t)er> in @t)xxtn, ben ber 1^1. ^ieron^mud 374 a\% ^oi^*
Pümmciten Cobej (in Orforb) öon bcr fagcnl^aften betagten ®rei8 fcnncn lernte. 3laä) feiner eigenen
Seilte ber Seg^ptier bis 568 n. (Sfyc. ttiä^t @o erjö^Iung mx er au 9iifibi§ bei Sbeffa als ein*
aBgünftig bad SBerl Dom toiffenfci^Qttlid^en @tanb» ^iger @ol^n eines begüterten 3Ranne§ geboren. Sßon
pimtt aus beurtl^ieUt n^erben mu^, fo mertl^DoU ift frül^ auf fagte er ben ßntfd^tu^, bie ffeufd^l^eit
(4 für bie Sttitur- unb Siteroturgefd^id^te ber 3^it. unentn)ei]^t ju betoa^ren, unb mugte biefem 93orfQ^
90e Segeln unb @o|unQen miffenfd^aftlid^er @e« unter ben eigentpmU(^ften @d^tdhtngen treu }u
Kbü^d^ibung n>erben Taft gejliffentUd^ Demad^' bleiben. 9l(S feine SItem in il^n brangen, ftd^ ^u
löjfigt, ober beffer^ finb Wm SJerfaffer völlig un- öermd^Ien, ÄolJ er auS ber §eimat in eine ber
betamtt SBid^tigeS unb Unmid^tigeS, ®efd^id^te, flöfterlid^en 9iieberlaffungen, meldte bie d^alfibifd^e
Sage unb Segeiäe rottbm oenoorren unb !ritif> äßüfle bel^erbergte. 9tad^ einigen Salären ermad^te
M bttr^inaid)ergen)orf en. SnalalaS f d^reibt nid^t aber bie Suft in il^nt, feine ^eimat h)iebergufe](ien,
für boS miffenfd^aftlid^ gebilbete ^ublifum, fon> unb er nal^m fid^ Dor, menn fein 93ater geftorben
bem für bie g|rofee ÜJlaffe; fein SBerf ift bal^er eine njöre^ öon beffen Vermögen ein ©rittel ben armen
%it ^d^id^tlid^n 93oIfSbud^eS, ttoburd^ ba§ ge« )u geben^ ein anbereS bem jtlofter guautoenben,
Qo^nlid^ ^ublifum in entfpred^enber gform über eines aber für fid^ )u beimaßen. Obtt)o|l ber ^bt
ba Sang ber SBeltgefd^id^te unterrid^tet »erben i^m erüörte, menn er l^eimtel^re, fo fei er nid^tS
ioi mb )tDor bemegt ftd^ biefe oorl^errfd^enb um anbereS, als ,,baS gemafd^ene ©d^mdn in ber Jlotb«
«nfiM^ien alS 9J{itteIpun!t ber 3BeIt. Sd^mierig mölse'' (2 $etr. 2, 22), fo lieg er ftd^ bod^ liid^t
i^ e§, bie CueOen nad^gmodfen, auS benen 9JIa« }urädCl^aIten unb brad^ nad^ 9iiftbiS auf. Mein
iaIaS gefc^öpft ; er citirt }mar eine SRenge oon bie ff aramane marb Don Arabern überfallen ; er
Suctoren, bo4 lögt ftd^ nid^t feftfteQen, maS unb felbft mürbe als @f(at)e mitgenommen unb mugte
in loel^fer gform er auS il^nen gefd^öpft l^abe. 93on bie ^eerben feines ^erm pten. Sei biefer 93e«
irgenb loelc^ fritifd^en SBel^anblung ber Quellen fd^ftigung nal^m er feine aScetifd^en Uebungen
i^ Botürlid^ gleid^f ailS feine Siebe ; baS SBert ift Doli lieber auf unb bett)ieS bem §erm bie größte Zreue^
m ärrtl^mem, 9Ri|t)erfiönbniffen, Ungereimt- fo bog unter feinen ^önben MeS gebiel^. Um il^n
tdtenmibSBieberl^Iungen. SBebeutungSDottiftbaS begl^alb nod^ mel^r an ftd^ gu feffeln, befd^Iog ber
Sof betrep ber @prad^^ ba eS baS erfie größere arabifd^e ©ebieter, il^n mit einer gfrau }u Derl^et*
Sootment ber gried^if d^en SButgarf))rad^e ift. gfür raten, meldte bie @RaDerei mit il^m t|eilte. 9RaId^uS
Itte n^folgenbe 3^ ^urbe ^alalaS tro^ feiner mugte öugerlid^ ftd^ 1^9^^/ befd^Iog aber, aud^ in
tnjfenfddaftlii^Unbebeutenbl^eit muftergültig unb ber auf ge^mungenen Sbe bie ffeuf d^|eit su maleren,
fioiol bis auf bie ffomnenengeit eine Sirt canoni» unb entbedfte balb, bag bie il^m gegebene ©eföl^r«
VfOi Snfe^enS. Z)er Originaltext beS SBerfeS ift tin ebenfalls ben SBiUen l^atte, il^rem nod^ lebenben
Mtlocen gegangen, nur ein ^uSjug beSfelben ift SDtanne treu gu bleiben. @o lebten bie Seiben längere
fäfoika geblieben ; bod^ l^at ber Spitomator bie 3^^^ bei DoUf ommener @nt(altfam!eit gufammen
\ttoäßfy %OTm unoerünbert gelaff en, h)ie bie Ser« in ber @teppe. Sin @d^tt)arm Snten aber, ben fie
%\a^m% mit ben S^cerpten fpöterer ^uSfd^reiber gelegentlid^ betrad^ten tonnten, rief in il^nen ben
bort^ SoS SBert mürbe aud^ in^S @IaDifd^e ©ebanfen an aUe bie Sort^eile toaä^, meldte baS
ttbeibragen. — ausgaben: Edm. Chilmeadus, Seben unter ©leid^gefinnten mit fid^ bringt; bal^er
Oxonii 1691 ; mit Sommentar unb loteinifd^er befd^Ioffen fie, su fiiel^en, unb eS gelang il^nen,
Uebexj^lung im Corpus script. bist. Byzant., nad^ ben römifd^en 9lieberlaffungen in ^efopo>
Boniiae 1831; mieber^olt bei Migne, PP.gr. tamien ^u entfommen, tt)o ©abinianuS feit 359 alS
XC\TI, 9—790. (93gl. ©utfd^mib im @renj= «Pröfect beS ftaiferS gonftantiuS reflbirte (Amm.
feto 1863, 1, 345; SKommfen im §ermeS 1872, Marcell. 18, 5). S5on l^ier begab f«^ 5DlaId^uS in
323 ff.; 9leumann, ^ermeS 1880, 356; Sub». fein alteS ftlofter, fanb aber feinen 9tbt nid^t mel^r
%np im allein- 9Muf. 1881, 351 ; ®. ©otiriabiS am Seben unb na^m befemegen feinen 9lufent^alt
W gfledteifen, Sal^rbb. für claffifd^e ^pi^ilologie, in bem SDSeiler SWaronia bei 9lntiod^ien, mäl^renb
6n5plemenlbanb XVI, 1888; Ä. Ärumbad^er, feine ©eföl^rtin in einem benad^bartenSungfrauen»
Seichte ber b9}antinifd^ fiiteratur, ÜRünc^en flofter ^ufnal^me fanb. SRaronia fiel burd^ Srb«
1891, 112 ff.) [ffnöpfler.] fd^aft an göagriuS, ben fpätem. Sifd^of Don
TßMms (MdtXyoc) l^eifet 1. im $Reuen Sefta- Untiod^ien; in feiner ©efeHfd^aft fam ber 1^1. §ie-
«Btber2)ienerbe8^oben))riefterS, meld^em^etruS ron^muS 374 auS Italien bortl^in, unb bie Se6enS>
ki ber @efangenne(mung beS ^erm baS redete gefd^id^te beS el^rmürbigen ÜRanneS mad^te einen
Citobbieb. ®ie Ib^tföd^« «jöl^^en bie brei erften fold^en ßinbrudf auf il^n, bafe ber längft gel^egte
famgelipen (SKatt^. 26, 51. 5Dlarc. 14, 47. Suc. SBimfd^ nad^ bem Slnad^oretenleben je^t in il^m
22, 49—51); ben Flamen fejt ber 1^1. Sol^anneS jum gntfd^Iu^ reifte unb im folgenben Saläre jur
lovi (3oi 18, 10). ©iefer SRald^S mar im per« %i)ai mürbe. ©ed^Sjel^n Saläre fpöter fd^rieb er bie
WUftn Sienß beS ^o^enpriefterS angefteHt unb merfmürbige SebenSgejd&id^te nieber (Vita Malchi,
nlj/itom S^nebrium beorbert. Sntereffant ift, ba| inter Opp. S. Hier. ed. Vall. 11, 41). — 3. 6in
tos berSqt£ucaS bie an i^m gef d^el^ene §eilung fiaie, an meldten ber 1^1. 3ob. Sl^rtifoftomuS einen
m^ — 2. einer ber frül^eften ana^oreten fleinen l^eralid^en Srief beim Xobe feiner lod^ter
fNotf cxib«. TIIL 2. Rttfl. 1 8
547
SDlalbeten — SWalbonabo.
548
fd^ricB (Ep. 71, Migne, PP. gr. LH, 647). —
4. Sin b^jantinifd^er @op]^i[t ouS bem Anfang
be§ 6. Sa^rl^unbcrtS, bcr aufecr einer Steige anbe-
tet ©d^riften ein gto^eS ©efd^id^tSwerf Bojav-
Tiaxdf öerfa^te. S3on biejemberid^tet ipi^otiuS (Cod.
78), es ^abe fld^ über bie Seit üon 474 bis 480
erftredt; nad^ ©uiboS (s. v. MaX^oc) unb ßubocia
(Anecd. Graeca, ed. Vül. 1, 800) umfaßte eS bie
3eit t)on 828 bis 491. einzelne 93rud^ftüd(e ouS
biefer ©d^ritt flnb in bie 'ExXoYal irepl irpeaßecDv
aufgenommen (Migne, PP. gr. CXIII, 755 ad
791 ; MüUer, Fragm. Eist gr. IV, 112—182).
— 5. ßinSifd^of öon S)elminium inSalmatien,
über toeld^en einige 93riefe beS 1^1. (SregoriuS beS
®ro|en ouS ben Salären 592 — 594 l^anbeln. 6r
fiorb 597. (Joan. Diacon., Vita Greg. 4, 9;
Migne, PP. lat. LXXV, 177; LXXVH, 492.
621. 721.) [ffaulen.]
'SKutbeteit, Dan (Malderus), Sol^anneS,
Zl^eotoge, iDurbe am 12. Siuguft 1568 in ber
92ä]^e t)on SSrüffel geboren. 92ad^bem et in 2)ouai
^l^ilof opl^ie unb )u fiömen Sl^eologie fhtbirt l^atte,
erlangte er 1594 gugleid^ mit $etruS fiombarbuS
(f. b. 9rt.) unb Sacob a Saftro bie tl^eologifd^e
Sel^rfangel in Sonden, tomrbe 1596 gum föniglid^en
^rofeffor ber fd^olafüfd^en 3:!|eoIogie unb }um
SanonicuS, )tt)ei Saläre fpöter aud^ gum $röfeS
beS föniglid^en Seminars unb enblid^ 1611 burd^
föniglid^e Slomination gum Sifd^of öon 3lnttt)er})en
beförbert. 91IS fold^er ftarb er am 28. Dctober
1688. S)a feine fd^n)ä(^Ud^e ©efunbl^eU il^n titl
aa baS 3tttnner feffelte, brad^te er als Sifd^of
feine frül^eren tljeologifd^en SSorlefungen ju einem
t^eiln)eif en ^bf d^luffe unb Deröff entlid^te guerft eine
fpecieUe SRoral nad^ ber Secunda secundae beS
1^1 Sl^omaS, Sntto. 1616, bann bie generelle nad^
ber Prima secundae 1628. Saran reil^ten ftd^
Heinere Sractate De abusu restrictionum men-
talimn 1625 unb De sigillo confessionis 1626 ;
ein Sl^eil feiner ßrflärungen gur Prima mürbe ei*ft
1684 nad^ feinem £obe gebrudCt. ©eine Sntfd^ei»
bungen meifen t^m einen $(a^ unter ben gemid^»
tigeren SKoraliften an. 21IS ^Scet geigte er fid^ in
bem Kommentare jum ^ol^enliebe 1628, im Ju-
dicimn de ecstasi perpetua (bei Fromond,
Comment. in cant. cant., Lov. 1652) unb in
ben Meditationes theologicae, universae theo-
logiae summam complectentes 1681 ; alS $o>
lemif er f d^rieb er gegen bie ©alDiniften Aiitisyno-
dica sive animadversiones in decreta Con-
ventus Dordaceni 1620. ©eine btfd^bflid^en 6r>
laffe ftnben ftd^ gefammelt in ben Decreta et
statuta . . . Archiepisc. Mechlin. . . ., Antw.
1680, 417 sq.; in ber SSolfSfprad^e erfd^ien 1618
ein ®iöcefan!ated^iSmuS. (S3gl. Foppens, Bibl.
belgica II, Brux. 1789, 684 sq.; Paquot, Me-
moires 11, Louvain 1768, 5 ss.; Hurter, No-
mencl. liter. I, 675 sq.) [©treber.]
^tatboitabo, äol^anneS, 8. J., gemöl^nltd^
na(§ ber lateinifd^en SlamenSform SKalbonat
genannt, einer ber größten ß^egeten, mürbe 1588
in bem ©töbtd^en (SafaS be Ste^na in ber f))anif4en
$rot)ing Sftremabura geboren. 2)en l^erüorragen»
ben Seigrem ber Unioerfttät ©alamanca, auf mel«
d6er bamalS bie l^umaniftifd^en ©tubien in l^ol^em
Örabe Wülsten unb }u einer l^eilfamen SReform ber
))]^iIofo))]^ifd^en unb tl^eologtfd^en SiScipIinen ge«
fül^rt l^atten, Derbanfte er eine tüd^tige dafftf(^
Silbung. 3tt>ei fd^arffinnige, menngleid^ ton 3u-
genb auf erblinbete ©elel^rte unterrid^teten i^n in
ber lateinifd^en, gferbinanb Shrneg be ®ugman
(^inciani) in ber gried^ifd^en Siteratur. 3n ber
^l^ilofopl^ie l^örte er ben fpäter gum Sarbtnal er»
l^obenen t^frang Solebo, ben man fd^on bamalS bie
3ierbe ber tl^eologifd^en tjfacultöt unb ein SBunbet
Don (Selel^amfeit gu nennen pflegte. 9lnfang8
mibmete fid^ SRalbonat ber SuriSprubeng, aber
balb «wirb er t)on feinem fjreunbe röc^ael be ?|5a«
lactoS für bie Xl^eologie gewonnen. ^IS SanbUmt
ber Sl^eologie gäl^Ite er gu ben 600 Sul^örem,
m\ä)t ber berül^mte S)ominicaner Strang Sictoria
um feinen Sel^rfhil^I oerfammelte. ^aä^ iBoSenbung
eines Dierjöl^rigen tl^eologifd^en SurfuS marb 3RaU
bonat an bie ©teile SoIebo% ber ingmifd^en TOit*
glieb ber Oefellfd^aft 3cfu geworben mar, berufen
unb bocirte ^^ilofopl^ie mit fold^em Srfolg, ba|
man bem fungen SRanne ein menig fpdter ben
fie^rftul^I ber Sl^eologie ant)ertraute. Salb fd^Io|
aber aud^ er fid^ einer ©d^aar t)on mel^r als 500
afabemif^en Sünglingen an, njeld^e infolge ber feu-
rigen $rebigten beS 3efuitenSRamireg baSOrbenS-
leben ermöl^Iten, unb reiste am 10. ^uguft 1562
nad^ 3tom, um bort in bie ©efeHfd^aft 3efu ein-
gutreten. fie|tere mar eben baran, ben ®eban!en
t!|reS ©tifterS SgnatiuS gu termirflid^ utd) in
Som, mo bie ftird^e ij^ren 5DlitteH)unft l^atte, toie
in $ariS, mo bie SBtffcnfd^aft il^ren Sl^ron oo^«
gefd(|lagen, ein Kolleg gu erridjten. 2aS neu eröff-
nete CoUegium Bomanum (f. b. 9lrt.) errang fid^
burd^ bie glängenben ?lamen feiner ^rofefforen,
eines lolebo, SebeSma, SUlariana, !ßereira, !per-
pinian, glaöiuS, gmmanuel ©a u. %, f of ort l^ol^eS
Slnfel^en. ffiiefen SKönnem marb anä) SJ^albonat
nad^bem er fein 92ot)iciatSia]^r DoÜenbet unb bie
^rieftermei^e empfangen ijatte, beigefeW. aber
fd^on im folgenben Saläre (1568) erlieft er ben
Auftrag, in $aris ein EoIIeg gu grünben. SDBil-
l^elm bu ^rat, Sif d^of öon Slermont, meld^er auf
bem Srienter ßoncil bie patres Saineg (f. b. %xt.),
2^iat), ©almeron unb KanifiuS (f. b. ^rt.) fennen
unb fd^ä^en gelernt l^atte unb infolge beffen ein
großer SBol^ltl^äter ber ©efellfd^aft 3cfu gemorben
mar, [teilte 9RaIbonat ein ^auS nebft ©elbmitteln
gur Verfügung, mefel^alb aud^ bie ^nftalt ben
Flamen CloUegium Claromontanum erl^ielt. 9laä^
Ueberminbung l^eftigcr SBiberfprüd^e erfolgte 1564
bie gröffnung beS ßoflegS, gu bem fid^ fd^on im
erfien Saläre 1000 gu^örer melbeten; unter biefen
waren 400, meldte TOalbonatS SSorlefung über
3IriftoteIeS befud^tcn. 3m folgenben 3al&re eröff-
nete berfelbe bie tl^eologifd^e gfacultät mit einer
freimütl^igen ^ntrittSrebe, in meld^er er ber bis
549
SRalbonQbo.
550
ba^ on ber Sorbonne fibfid^en, jur SSeförnpfung
ber neuen Srrle^ren untouglid^en fd^oloftifd^en
Rd^be ein Ne quid nimis gurtef unb baS ^tx*
kngm fiellte, man fole Bei Stüfd^eibung tl^eologi»
14er Streitfragen nid^t auf $Iato unb ^riftoteleS,
fmdoern auf bie ^o))^eten, bie ^poftet, bie Sttan»
gdißen unb C^ffatm felb{]i, bie Jhrd^e unb ba§
ntett^um fid^ berufen. Seine SBorlefungen brode-
ln iK^ tl^Iogifd^ Stubium, meld^eS tiorl^er an
ber bortigen ^o^fd^ule terad^tet bamieber log, 5u
Kson ünfel^ SuS allen Stönben erf d^ienen 3u"
(te in fo großer 9n)a]^I, ba^ lein Se^rf aal {ie ^u
|aj{m Dermod^te unb Stalbonat oft im §ofe unter
iiticBi6immeI feine SSortröge l^alten mugte. Sei-
KO ei^ üteriä^gen Se^rcurfe legte er ben
Magister sentenüarum gu @runbe; im gtoetten
fötde er aber mit Stüdftd^t auf bie 3^tbebürfniffe
ei» neue Orbnung ber gu (el^anbelnben bogmoti»
f((cn ®egenftanbe ein, meldte einen 3^itraum oon
je^ 3alf|ren beanf))rud^te. ^JlalbonatS Sinfeben
p»g mm Sal^r ju Sal^r ; t)on auStoörtigen m»
karten mürbe er in ben [(i^mierigften ^fragen gu
Sat^ gebogen. 3m 3. 1571 jäl^Ite ba§ SoOeg
W 3000 ©d^üler. ©old^e grfolgc erregten ben
JWk einiger ^rofefforen ber Sorbonne, bie be«
fonbetS SlalbonatSSnfel^en ungern mad^fen fallen.
Srnmrbe ber^örefie befd^ulbigt, meil er be^aup»
ftk, ba^ bie fie^re Don ber unbefledKen ßmpföng»
jä^mäjlt ein Don ber JKrd^e aufgefteUter ®Iauben3»
oiäfel fei, unb meil er mit Slüdtfid^t auf bie f d^toeren
Qrpfen im Qfegfeuer, mie fie ber 1^1. 3luguftinuS
ammmni, gern ber SRetnung beitrat, ba| DteUeid^t
mommb gegn äal^re lang bort jurüdtgel^alten »erbe.
SnrAltrt^Dom 17. Januar 1575 fprad^ $etru§
M Olonb^, Srgbifd^of Don $an3, ben gefeierten
Ideologen Don ben gegen i^n erhobenen Snfd^ulbi»
gpgen frei^ unb ein Sal^r barauf brol^te ®re>
80r XTTT. feinen Derfotgung§füd^tigen @egnem
flit jirengen IKrd^enfhrafen (Dgl. Gesta sacrae
Fieoltatis contra Maldonatum Jesuitam in
CoOegio Claromontano, bei Du Plessis d'Ar-
gentre, Collect Judiciorum II, 443 sqq.).
IRoIbonat inbeffen, bem Streitfud^t }utoiber mar,
Bttrb nun auf feinen SBunfd^ bed Sel^ramtS ent»
Vxa, }og Jid^ nad^ 93ourgeS jurüd unb begann
^ einen Sommentar über bie Dier SDangeliften
o^narbeiten, ber il^ unfterblid^ mad^en foHte.
HaSt t^cni Xobe beS OrbenSgeneralS SRercurian
IS80 nad^ Kom gefanbt, l^atte er bie SBal^Il^anb'
Ing ju kUen, au§ meld^er SlaubiuS SquaoiDa
oii (Mierol l^orging. 3n 9iom marb er jej^t
jBittl^e^oQen^ arbeitete al§ tl^ätigeS SRitglieb in
ber mit ^»enniSgabe ber Septuaginta betrauten
fmniiiffion unb DoOenbete feinen SDangeliencom«
mtar. Sod^ Dermod^te er nur eben nod^ an ben
Ibtt^finScommentar bie Ie|te Sfeile anzulegen, be>
IK t^ erft 50 3a]^re olt, ber Sob nad^ furjer
tea^ett am 5. Sanuar 1583 ba^inraffte.
9bdbonat mar ein frommer ^riefter unb be*
■Üfoer Ori)enSmann. 9Rit feinem Urt^eil, treuem
tAi^tMift, gefeiltem Stile Derbanb er unermüb«
lid^en gflcife, ßigenf d^aften, bie il^n gu einem Sebner
unb t^eologifd^en Sd^riftfteller erften SRangeS er-
l^oben. 3n feinem ^auptmerfe, bem @DangeIien>
commentar, iji er be|trebt, mit allen 3Ritte(n einer
gefunben Cjegefe ben maleren Sinn ber l^eiligen
Sd^rift feftguftetten unb auf biefer ©runblage aU
einer ber ßrften gegen bie änlel^ren ®alöin§ nod^
bei beffen Sebjeiten aufzutreten. So fel^r biefer
®eper ben Ealoiniften mißliebig mar, tonnten
fie fid^ ben 95efud^ feiner SSorlefungen bod^ nid^t
Derfagen. @rft 13 3ci^re nad^ 9RaIbonatS Sob l^at
1596 gfronton bu ®uc mit Dier S^eologen beS
KoOegS gu ^ont«ä=3Dlouffon biefeS daffif(|e SBerf
in berfelben Stabt Deröffentlid^t. Siu^erbem marb
eS gu 95re8ria, gu SSenebig, fed^Smal gu SKaing,
ebenfo oft gu S^on unb pebenmal gu ^ariS ge-
brudtt. ®ie legten Dier ^ainger ausgaben be«
forgten gfr. Saufen (5 Sbe., 1840—1844), flon«
rab SKartin, meld^er bie polemifd^en ^ßartien auS«
fd^ieb (2 9be. 1853. 1862), unb Said^, ber ben
%tit ber Originalausgabe Don ^ont=ä»9Koufjon
micber ^erftcDte (2 93be. 1874). 3n ber erjlen
Ausgabe mürbe gmar bie erft nad^ 9JlaIbonat8
2ob erfd^ienene clementinifd^e SluSgabe ber 93ul«
gata abopttrt, bie Se^terHörung iebod^ unDerön«
bert gelajfen, Jo ba| bismeilen bie grflärung mit
bem Sejte nid^t l^armonirt. 3"^^ Sefeitigung bie-
fer ©iffereng l^at guerft bie S^oner 9lu§gabe Don
1607 gal^lreid^e Sejtänberungen Dorgenommen.
— Sauge nid^t fo bebeutenb fmb Commentarii
in Prophetas quatuor Jeremiam, Baruch,
Ezechielem et Danielem, meldte nebft ber mal^r-
fd^einlid^ Don Sd^ülem nad^gcfd^riebenen Expod-
tio Psalmi CIX Dier Auflagen (1609—1611) er-
lebten. Ob 5KaIbonat bie minbermertl^igen Com-
mentarii in praecipuos sacrae Scripturae
libros veteris Testamenti (Par. 1643) Derfafet
(ot, ift gmeifel^aft. %x% ben bogmatifd^en Sd^rif«
ten TOalbonatS finb folgenbe gu nennen: 1. Opera
varia theologica (Par. 1677) in 3 Sönben. ®ie
gmei erften 93änbe entl^alten bie Don ®u ^in (Bi-
blioth. ecclesiast. XVI* siöcle, P. 5, p. 439)
l^od^gefd^ö^ten Sractate über bie fteben Sacra-
mcnte, ein Sal^r Dorl^er bereits in 93rüffel gebrudft.
6inc Diel frül^ere (1614), incorrecte luSgabe ol^ne
angäbe beS ©rudferS unb mit bem f al jd^en 3)rudf«
ort 2t|on ftatt-gfranffurt !am auf ben Snbej. ßinen
Snl^ang gum britten 93anb bilben bie Epistolae
et Orationes, l^erauSgegeben Don 2)uboiS unb
t^aure. 2. De Caeremonüs tractatus, Don 9ti»
d^arb Simon (Bibliothöque critique IV, 75)
fel^r gerül^mt, Don 3öccana in feine Bibliotheca
ritudis (t. III) aufgenommen. 3. ®er 3:ractat
über bie ßngel unb Jeufel, Don grang be Iq
Sorie in'S grangöflfd^e überfejt (SRouen 1615,
^ariS 1617), gufammengefafeter ^nfjalt bcrSSor«
lefungen 5KaIbonat§. 4. Epistola de Collatione
Sedanensi cum Calvinianis, mit ben Sommen»
taren in Prophetas quatuor unb feparat 1611
erfd^ienen. 3Raß)onat berid^tet l^ier über baS be«
rühmte 9ieHgion§gef))räd^, meld^eS er auf fßtx*
18*
551
5DlaIcBrand^c.
552
langen bc8 Surften öon 51KonH)enfler, ber feine
2:o^ter, bic gfürftin öon Souitton, baburd^ jur
Sirene äurüdjufü^ren l^offte, im 3. 1572 in @e»
ban mit 23 Kalöiniften gefül^rt. Unterfd^oben ift
bie nod^ SKolbonatS ©(|nften öon 9)iartin 6o«
bognat compiUrtc unb am 16. fficcember 1605
onf ben Snbes gefegte Summula, quaesüoiieB
casuum conscientiae difficillimas in se com-
plectens (2t)on unb fföln 1604), öon bem ßar»
meliten 3. 3. StionnoiS hud^ in'§ Qf^^anaöfifd^e
übcrfcjt ($ariS 1607 unb Kouen 1614). Sa^I-
reid^ pnb bie SKanufcripte SKalbonatS, unb nod^
Sal^Ireid^er bie Sbfd^nften, meldte fld^ auf Der-
fd^iebenen SBibliotl^efen bepnben. (SSgl. J. M.
Prat S. J., Maldonat et rUniversitö de Paris
au XVI« siäcle, Paris 1856; Sotwel, BibUoth.
scriptor. Societ. Jesu; Hurter, Nomencl. liter.
1, 170; de Backer, Bibliothäque des ecrivains
de la Comp, de Jäsus s. v. ; enblid^ eine hxo-
grapl^ifd^e ^fi^^e in ber t)on Unterjeid^netem be»
forgten SiuSgabe be§ 3JlaIbonaf fd^en Soangelien»
SommentarS.) [Staid^.]
9ta(^>tait(^, 9ttcoIauS, ein $Pofop]^ ou§
ber carteftanifd^en @d^ule, mürbe im 3. 1688
5U ^uriS geboren unb megen feines f d^h)ad^en unb
milgcftalteten ftör|)erS im glteml^aufe unterrid^tet
imb gebilbet. 92ad^bem er an ber Sorbonne %f)tO'
logie fhibirt l^atte, trat er al§ ipriefter in ba§ Ora«
torium. 6r l^ötte ftd^ fd^on geraume Qdt mit
Jhrd^engef^id^te unb fritifd^en Stubien befd^öftigt,
afö i^m burd^ 3ufaII bie ©d^rift be§ SarteftuS
De homine in bie ^önbe fiel. 2)aburd^ !am er
auf bie p]^iIofo))]^ifd^e fiaufba^n. Qtf^n 3o^te be»
fd^öftigte er ftd^ mit bem @tubium ber carteftoni*
jd^en $]^iIofop]^ie, unb bamt erft entfd^Iog er ftd^,
in feinem 86. 2eben§ja]^re, in feinem $au})ttt)erfe
Recherche de la veritö bie Stefultate feiner @tu-
bien belannt ^u geben. S)aran fd^Ioffen ftd^ nod^
weitere, jal^Ireid^e ©d^riften an. ffiie Singriffe,
tt)eld^e t)on Derfd^iebenen Seiten auf feine pl^ilofo»
|)]^if^en 9(nftd^ten gemad^t mürben, ))eran(a|ten
il^n 5ur SBeröffentli^ung eines ©efpräd^eS über
bad ^erl^öltnil )h)tfd^en $]^iIofo))]^ie unb JKrd^en«
lel^re unter bem Sitel Conversations mötaphy-
siques et chrätiennes , tooxan ftd^ bann fein
Traitö de la nature et de la gräce anreihte.
S)ann folgten bie Meditations metaphysiques
et chr^tiennes unb ein Traite de morale. Sine
»eitere ^u§f ül^rung feiner ©ebanfen entl^alten bie
Entretiens sur la metaphysique et sur la re-
ligion, ber Traite de Tamour de Dieu unb bie
Entretiens d'un philosophe chretien et d'un
philosophe chiiiois. Slufeerbem fmb nod^ ju
nennen bie Reponses de Malebranche ä Ar-
nauld, eine Sei^e oon i5treit|d^riften gegen feinen
^auptgegner, ben Sanfeniften 3l[maulb. ©ein ©til
ift breit unb tt)eitfdt)tt)eifig. gr ftarb im 3. 1715.
SSon SarteftuS au3ge|enb, fud^t 9)lalebrand^e
bie cartefianifd^e £e]^re bod^ in mand^en fünften
3U corrigiren. 9Sor ^Dem ift er mit ber cartefia«
nifd^en S)octrin t)on ben eingeborenen 3been nid^t
eint)er[tanben unb fud^t biefelbe burd^ eine anben
©octrin gu erfe^n. 6§ gibt, fo lel^rt er, nur (gmi
unmittelbare Sdenntni| im Snenfd^en, nömlid^ bfc
©rfenntnife beS eigenen 3d^S im ©elbftbe©u|tfeiti
Me§ Rubere erlennen mir nur mittelbar burd^ bi
3been. SBad mir unmittelbar erfennen, ift nid^
ber ©egenftanb, meld^er ber 3bee entfprid^t, fon»
bem üielmel^r biefe 3bee felbfi, unb erft burd|
bief e erfennen mir ben ©egenftanb. SDa mu^ nui
bie Srage ftd^ ergeben, mie benn biefe 3been ii
un§ entftel^en. äßalebrand^e beantmortet bief
Sfrage, na(|bem er oHe biSl^erigen fiöfungen ber-
felben at§ unl^altbar nad^gumeifen gefud^t, bamit
ba^ erbel^auptet, mir fd^autenoHeSbeen unmittel
bar in @ott an. ®ott fd^liegt nämlid^, fagt er, oli
ba§ unenbßd^e unb allgemeine @ein, bie 3been olle
SDinge in fid^. ©Ott ift aber als ba§ aKgemein
unb unenbli(|e @ein aud^ unferem 93erfianbe fteti
innerlid^ unb unmittelbar ))röfent. Sr ift bie au
gemeine ©onne ber ©eifter, bie aDgemcine SJer
nunft, ba§ Sid^t, baS aUe @terblid^en erleud^tet
ber allgemeine Ort ber ©eifter, in meld^em 9SL
leben unb fid^ bewegen. 3ft aber ©ott unferen
SSerftanbe ftetS innerlid^ J)räfent, fo ift berfelb
baburd^ in ben @tanb gefegt, aud^ baSjenige ii
©Ott )u fd^auen, maS im göttlid^en @ein entl^
ten ift — bie 3been. 6r fd^aut fte oud^ in br
Sl^at in il^m an, 2)abei ift jiebod^ ein S)op))eItei
ju bemerfen. Sür'S 6rfte, obgleid^ bie ©eel
aDe S)inge in ©ott erblidCt, fd^aut fte bel^H
bod^ nid^t ba§ SBefen ©otteS, mie e§ an ft(| if}
fte erblich Oielmel^r biefeS Sßefen immer nur nad
ber beftimmten ^egiel^ung, bie eS gu einem be
ftimmten ffiinge l^at, fofem eS beffen 3bee ifl
3für'§ Stt^eite offenbart un§ ©ott bie befonberei
3been nur unter ber Sebtngung, ba^ mir ü^nei
unfere Slufmerffamfeit jumenben. 3"^ ßrreguni
biefer 3(ufmer!famteit bient aber bie ftnnUd^e Sr
fal^rung. 92el^men mir nömlid^ einen ©egenfionl
finnlid^ mal^r, fo merben mir baburd^ angeregt
unfern geiftigen Slidt gerabe jener 3bee gu^umen
ben, meldte bem ftnnlid^ ma|rgenommenen Ob
jecte entfprid^t. 3)ie grage, mie mir benn au
biefe $römif[en l^in nod^ gemi| fein Tonnen vibt
ba§ 2)afetn ber j(5r))er au|er un§, beantmortc
SRalebrand^e mit bem dinmeiS auf bie pofitiD
göttlid^e Offenbarung, ffiie SBal^rl^aftigfeitSottef
momit Sartefiu§ unfere ©emigl^eit über ba§ Sa
fein ber Slufecnmelt begrünbet l^abe, reid^e nidj
au§; e§ muffe oielmel^r ©ott |ene§ S)afein be
^u|enmclt tl^atföd^Iid^ bezeugt l^aben; erft untc
biefer Sebingung fönnten mir auf feine SQBal^rl^al
tigteit l^in fi^er fein über ba§ 93e5eugte, nämlic
über baS ©afein ber ftörper. ©ott l^abe eS abc
bezeugt burd^ feine pofitioe Offenbarung. 9foIgIi(
fönne nur biefe unS über baS gebadete 2)afein bc
aufeenmelt Dergemiffern.
äud^ in feiner 9{aturppiIofop]^ie unb ^f^d^c
logie Qt^i SWalebrond^e über ©artefiuS l^inau!
6r fd^tie^t ftd& l^ier an ben Eartcfianer 9(mol
©eulinj an unb befennt ftd^ mit biefem jum Oi
553
URateficium.
554
aponoTtSmud m feiner eicef jtoften gform. S)en
^jBftten Urfad&en"^ lel^rt er, mögen fle nun gei«
{%r ober löx^erlid^ Statur fein, fontmt gar
Idiie eigene 3^&tigfeit unb Saufolität gu. ®ott
ipkie einzige causa activaseuefficiens. Seine
amfiUe Xl^feit rietet ^d^ aber noc^ einem qQ*
genemen ®efe^, bod er überall befolgt, nömlid^
|tt4 bem @efe|e ber gelegenl^ettlid^en Urfad^en,
iafi^ ®ott immer nur bei ©elegenl^eit einer
geDiffen Stl^otigteit in einem 'Singe bie entfpre*
iftslit SBirtmig in einem anbem l^erDorbringt.
Seomod^ ifl aud^ bie SBed^feIn)irfung groifd^en
@cde itnb Seib im 9Renfd^n in fold^er äBeife )u
ofidieiL ®ott ifl ed, meld^er bei (Selegenl^ett einer
6i|»fhdmiig im Seibe in ber @eele bie entfpre-
4ad)e fßmtption, unb umgelel^rt bei ©elegenl^eit
encft beßimmten SBiüenSacted in ber @eele bie
(#red^enbe 99etoegung im fieibe unmittelbar al§
mdnibe Urfo^ l^erDorbringt. Me fog. Jhäfte,
fein el Seelen« ober 9taturfröfte, f ammt ben barin
fitgoiben ®efe|en fbib fomit nid^ts Ruberes o<8
ber nad^ bem <Sefe|e ber gelegenl^eitUd^en Urfad^en
Bitienbe göüHd^ SBiDe.
Sie Sinensfreil^eit f a|t SRoIebrand^e h)ieber in
Gotefiamfd^ äBeife auf. 2)er SBiUe, fo lel^rt er,
9cSfiä ^ ben befonberen ®ütem gegenüber in>
biffeient ober tnbeterminirt unb mu^ erft burd^
bek SerPonb beterminirt »erben, infof em biefer
ißBL ben SefümmungSgrunb {ufül^rt. S)iefer ift
da immer boS l^ö^ere ®ut ober baS gr5|ere fßtt»
Ingen. S)nrd^ biefed ift alf o ber SßiUe ftetS notl^«
waSn% beterminirt 9ber — unb ba§ ift entf d^ei»
taib — ber SBilb lonn feine SinttiUigung gurüd»
taiten, mtffd^ieben unb bamit bem 93erftaTÜ>e er»
■SgK^en^ meiter )tt überlegen, »oburd^ e§ bann
§tf$e^ fami, ba| ber Seirflanb ^ule^t bod^ baS
mabm ®nt als baS l^öl^ere erfennt unb bann gu
biefoR ben SBiDen beterminirt. 3n ber aRöglid^»
Vt mm, ferne SinnHUigung )urüdf}u]^atten ober
tBAMjitUa, befielet feine Sfreil^eit.
iktmoi^ aber betrad^tet äJIatebrand^e im Sin*
flong mit feiner occafionalißifd^en ^Q^otl^efe ben
Silien md(rt als eine eigene Jttaft ber @eele, fon-
bem bqei^net il^ atd eine SBirlung ®otteS in
m. SBie mm l^iermit bie Sinftd^t, ba| ber SBille
feae (EimoiOigung auffd^ieben fönne, ftd^ Derein»
inen laffe, ift freilid^ nid^t erfid^tlid^ ; nod^ »eni*
E, nrie unter ber occafbnaliflifd^en SJorauSfe^ung
itt i»m ber @<l^ulb beS böfen 9cteS im 9Renfd^en
fniiuftnced^ fei SRalebrand^e md^ ftd^ in ber
Z^ angefid^tö biefer @d^mierigf eit }ule^t nur ba>
nt }& $^en, ba| er bem 935fen ben Sl^arafter
CQKr ^onblung gong abfprid^t unb baS 935f e über«
Intrt nur oIS Unterlaffung auffaßt.
3n ber 6d^ö))fungSle]^ betennt ftd^ URale'
knä^ )nm Optimismus. 2)er Sma ber @d^ö>
Ifnig, fagt er, ift in fester Snftanj bie SBer^en*
fi^iiM ®otteS. 9ber nid^t blo^ biefeS; »enn
Wt wofft, fo mu^ er in feiner @d^öpfung unb
bn^ btefelbe ond^ feine grd|tm5glid^e SBerl^err*
tm% fni^; benn @ott tl^ut uberatt baS SSefte.
S)ieg ift aber nur baburd^ möglid^, ba| @ott bie
öoHfommcnfte SBclt fd^afft. Sufeerbem fann ber
göttlid^e SBifle nad^ 9lu|en nur tt)ir!fam fein na^
ben Siegeln feiner unenblid^en SBeiSl^eit; barum
mu^ er aud^ immer auf bie befte unb ttoQfom«
menfte SBeife tl^ätig fein. SOBenn aber biefeS, fo
mu^ aud^ baS t)on il^m gefd^affene SBerl baS befte
unb t)oUfommenfte fein; baS fd^ulbet @ott fld^
felbfi. S)a| in ber SBelt aud^ baS Uebel, baS Söf e
fid^ finbet, bilbet feine 3nftang gegen biefen Op-
timismus; benn baS Söfe gel^ört gleid^faHS mit gur
beften SBelt, ba ol^ne ben ^egenfa^ beS 93öfen baS
@uk Hei weniger äßertl^ unb ©lang l^ätte. Sbenfo
ift aud^ bie 9Renfd^h)erbung beS @o^neS ®otteS
ettoaS, baS mit gur beften SBelt gel^ört, me^l^alb
fie aud^ bann l^ätte eintreten muffen, »enn ber
SRenfd^ nid^t gefünbigt l^ötte.
* 2)ie fiel^re SRalebrand^e^S t)on ber göttlid^en
®nabe enblid^ iji im ®eifte beS fogen. Slugufti»
nianiSmuS gehalten. 3m erften 9Renfd^en ftanb bie
Seele nid^t unter ber ^enfd^aft beS fieibeS unb
bal^er aud^ nid^t unter ber ^errfd^aft ber finnlid^en
Suft. 2)urd^ bie Sünbe bagegen mürbe biefeS SBer«
l^öltnil umgefe^rt; bie ftnnlid^e Suft, baSfinnlid^e
93ergnügen bel^auptete nun bie ^errfd^aft. 2)ie
SOBiebergeburt !ann alfo nur barin beftej^en, ba^
burd^ eine anbere Suft, nömlid^ burd^ bie l^immlifd^c
Suft, burd^ baS l^immlif d^e SSergnügen bie ftnnlid^e
Suft, baS flnnlid^e SSergnügen übertounben unb
»ieber in i^re el^emalige Stellung gurüdCgemiefen
»irb. 2)iefeS l^fümnlifd^e SBergnügen fann nur
burd^ ®otteS ®nabe in unS l^erDorgebrad^t »erben,
»eil nur ®ott als Url^eber ber ®nabe im Staube
ift, pd^ felbft als Url^eber ber 9latur gu über«
»inben; oenn nad^ ber occafionaliftifd^en ^^o«
t|^efe ift ja eigentlid^ bod^ ®ott eS, »eld^r bie finn»
lid^e Suft in unS als »irfenbe Urfad^e l^ert)orruft.
S)iefe l^immlifd^e Suft ift bemnad^ gu faffen als eine
fold^e, »eld^e Don ®ott in unS l^eroorgebrad^t »irb
t)or ber IBefel^rung unb gum S^^i^ ^^ 93efe](irung;
fte ift bal^er nid^t gu t)er»ed^f ein mit ber Suft, »el^e
aus ber 93efel^rung unb auS ber Ausübung beS
®uten erft l^erDorge^t, unb ift gu begeid^nen als de-
lectation prövenante. Sa| bie Soctrin SRale«
brand^e'S in il^rer ®efammt^eit genommen Dom
Stanbpunfte ber d^riftlid^en SBal^rl^eit auS feine
93illigung finben fönne, »irb »o|l nid^t g»eifel«
l^af t fein ; mehrere ber Sd^riften ftel^en aud^ auf
bem Snbes (SReufd^ H, 599).
Ueber 9RaIebran(!^e fd^rieben: Blampignon,
Etüde siir Malebranche d'apräs des documents
manuscrits (1862), unb OU^-Laprune , La
Philosophie de Malebranche (1870). Su|er«
bem erfd^ien fd^on im 3. 1800 ein 93ud^ unter
bem 2itel ^SWalcbrand^e'S®cifi im 9Ser]^öltni| gum
p^ilof opl^ifd^en ®cifte ber ® egen»art" . [Stödl.]
^tdlefiditm , eine SpedeS ber 3JlaQxt ober
Zauberei. S)ie bämonifd^e 5Dlagie ober fd^»arge
^nft (bie natärli(!^e SÄagie nannten bie Eilten
bie »eiße flunft) ift dne g»eifad^e ober ]{|at t)iel«
mel^r einen g»eifad^en S^^d. Sie »irb geübt
5:>r>
SUtQlerei.
556
nihucbcr Aur Oftcntation ober )ur Srreid^img be«
ftliiuntcr (Mniilffc unb ^i^orti)dU, ober ^ur Sd^öbi«
m\\\ b(9 ^)tä(i)ftcn. unb bci^t in letzterem ^f^^IIe
V)talcjiciinu im totitmt Sinne. Slbarten Don bem«
(clbeu {inb ba« ^J)taleficiuni iui tw^mi Sinne,
luorunter nuut bie ^SufülVUIg eine^ Uebeld bunl^
;\na)utation iKrpebt ; btinu bie fascinatio, 3u*
U\\W\^ eiue^ UebeK$ bunb 'AnMiden ; ba^ male-
lioiuiu li^aminiH (nodalio. intihulatio. ligatura
umgioa. boi) 'Kefttlhti^^fen). uon bem ber ^ber*
\\\\\\\\h unji^bliiK "Jlrten uiib Siktfen leunt. befon-
beis^bie ligatura niHuiymphorum, mittels toelcber
beu ^^ermabUeu ober einem berfelben bie 3:ü(bti|^>
teil jiur '^iioobnuu^i genommen n>erben foU; ba4
^^ueftcium. ^Sufü^iun^ eine4 liebelt \>\xc^ iS^e«
xmxU unb ^octe. im nyittni Sinne ou^ ieb«
^e^uib^nnui buivt) nwli^ IVenicben ober 'Sbiere
^ni ber ^^eümbbeit ober an bem ^brau^ tbm
^lieber bei^bi^it ober $<l^frücbte lutb ^etm^
mittel wt^orNn t^^:^en loUen : enbliA bot i^bU«
tnim ob<r ber >HeMti\:n(. ^rie ftiiitt>ttn$ M
iVaUncium itl Mbu?<rt SüR>e. ba tm ^n?l^
ber*tibett aufecr b<» 45iUeti be« *iA%tR Siii»
biet« «i»* >w )^;^^^ >cse^ r^tl^^t $li::^rai kxk
^ > rt c. l, ;^. X K :^: re> KiÄ^c xc ili
xv^»j M fÄlL\iot ^XOTRcl ^^* tgüte in:
iW*i>.-. ^^ TirxÄ •Iitiiiis^'n: SosöetfL/it • c. ^^
v^ WM <. >. c. ",. X X il , fyrjuijtxii*
H,iÄVit in-^ ^rvsrC'Uvfi. c. '^. ?. ?. l.v vT. 3lXVL
'Ȁtfft^'iijo- >K ilirc Ti'.c Xm 5j0t ^urt S^ik
^'Ai^iy)^ v^iujt\t 3^^x:•;i *• Jim *. }*fli ,Ttonc tamxf
>?i -^Mtt^ui^. Jic Tv.iLv: ^«vs^pJun\i tunüvr n
Xn noiftn i'onövn Äfti !f£iAt*Tv*um ixjs c^nr ^
t2K^\i;uitir Xs ^'uiilri mir: ^mimsrsnihn Iin*
yrVg&V >m: Jl : l 4 : : - X J : ixinnir
i^ir: is .-.. ;:«n av.* X"n i^iüiiCin. iiiiXT iin tr,:^
jLfiuM ;^«'".i»". V4:v..\2*! :i >n i^nrt ^s f ^;n;ä.
Itiiiiv.i x*i i:-.:: .ur x-n 5tr*s. it^i-uii-, j*.-i:^*
*««>■.• i-> ' a^ •»
• •■•--■•■" .%"^ •. ■• >■>.
ligen ®efäge ; Don fünftlerif^em S^mud bnrd^
Vcalerei ift babei ntrgenbS bie Siebe. 9u^ im
Sempel SalomonS unb ebenfo im jmeiten %tmpü
erfd^eint ber äßalerei feine befonbtre Aufgabe )u«
getldeilt. S)ie ^Ro^nung 3no]x^ (S)eut. 4, 12):
„^tt ^err rebete ju eud^ mitten oxS bem geuer.
S)en 3:on feiner SBorte l^örtet i^r, aber ®eflaU
fa^t ildr feine, . . . bamit i^ nic^t im mür«
bet unb eud^ ein @(ei4ni| f(i^ni|tet, boS 9iO)
eined 9)lanne^ ober 9Beibc§, ba§ Silb Don Spieren,
bie auf &rbtn finb, ober ber Sogel . . ^ unb hai
bu nid^t enoa beine 'Sngen $um ^immel a^A^
unb bie Sonne f^onefi unb ben iRonb mü) oJk
Sterne bed ^pimmel^, unb bic^ inen unb betrügeß,
unb fte anbett^ m^ rere^rtp, ju. mci^K I^ bta,
bein Sott» gefcbanen" ~ biefc Stafnnnig büA
fortan für bcn ^ÜLua %mb in flrjfL ^IsScri im
$euen Sunbc jici^^nn bos cist^e Sjn gld)((
$eoor^Rt alä tooS^zcrSmKft voCj @c3 mccrimi
$efcbaui unb on^dcm tK:^a tcim. cod io p
b<n iKrmvtKn ccs 1Ls^en4ff p ^zmüi oceba
boae, cur Nr Äilcr: da izTtjt^ai'
icn c:\taaci Ä anri c ^ riiic r3r:=5 f:ct
'•»i
i "Slä* 3ti: -ä: läadcic: rß 3ici ir
inline ¥'di!«!i äeicnsc:: 3uic2iai
nihrJnsTL TLLirrT^ to tes teznpciüer ^ayrmftnr
^icsrii sl rri: mümg^ics rjcniaxlDmrisiiifL
^^irfbul je X!: ül'rr'imnfr aun iiltm. lu^SUnbr
inil Xä Cmrxtc. luti ine nimm im mntltift"
nitunin: SLnc::^ 1Llc4. mü Ulis Jtssaaz ic m
ixa. $s im jxtü Jam im. :r3mz 9Ik^ % it
^Xuiazxij, ^uzuonncxnuzni;, CiJnunif snüt f3D>
Xcx. ^3dz IC Xu doHäiiacr 6inxes nr Uta
JSmüt ^uc Iic ^iiionias lis ffnfi:^ Rliiee onfi
X: TLinTiaacr liimuum: ii inm:r ic n neen
iooa SIL;« n^ TLnmiIhnü mü auimszzexa. iiac
it int S^iTÄ rjr:tt vh± jlt Sucßi. ti tboL
it HCT vxz TiL oxsci'JSi cuncusiv mülr i
•^*i«tn. inü ^i 4^.:?i St^air lujl lis ÜLoizs
r.r.!ir: Sitc^ä r«^ r::'n::i. i. i. nntanaü
^— •■■•■^it"« »■■»*••-. ^taT ^'^^ ■■"IT" ^ 1--^
^ •■ ««
557
aJiQleret.
558
benflalafombeii, aber ebenfo bie SBerfe ber d^rift-
^m SMer aSer 3^ten beftötigen bie^.
US dcctton ber d^riftltd^'religiöfen SJtalerei er«
gut lii^ nun au3 bem ©efagten furj S^^Igenbed.
JkStvcä^t betrad^tet mit Siedet alle IBübmerfe t)om
Merfinnlid^en au8 unb beurtl^eilt baS @innlid^e
OB benfelben |e nad^ bem l^ö^em ober geringem
6mbe, in bem eS oIS Xräger unb Serfünber be§
3imem unb S^bf^ui erfd^eint; fte fielet in ben
Sübcmbie $rebiger eines übemotürlid^en SReid^ed.
Sonim mu| fte für^S ßrfte verlangen, ba^ t)or
Unn ber ÜTtaler nur boS gebe, mad mit biefem
fibeieinftimmt b. 1^. toaf^x ift. üt nullae f alsi dog-
mitia imaginea et rudibus periculosi erroris
oocasionem praebentes statuantur, fogt baS
6mcü Don Srient (Sess. XXV). 3id^t 6r.
fbibung ber 9Mer ift bie Anfertigung ber Silber,
jmibeni gefe|Iid^ Sorfd^rift unb Ueberlieferung
kcr fot^olifd^n JKrd^e . . . @ad^e beS ÜRalerS ift
ssr bie ftimjt, bie Snorbnung aber ift t)on ben
teiligen Sütem" (Conc. Nie. ü. Labbe, Conc.
Coflect Vn, 831). es ift bie l^eilige ©d&rift,
l»iebeiD6^rte Xrabition, bie «uctoritöt beS Stfd^ofS,
»el^e l^er entfd^eibet. AUeS Ungemol^nte unb tluf«
fällige tfi bol^er ^u meiben. Statuit s. Sjoiodus,
■flmini licere, ullo in loco vel ecclesia etiam
qoomodolibet exemta ullam insolitam ponere
▼d ponendam curare imaginem, nisi ab epi-
leopo approbata füerit (Conc. Trid. Sess.
UV). S)ie Stitd^ mu| jmeitenS verlangen, ba^
ber SRaler nur boS gebe, maS bem 3^^^^ ent«
fpredM^/ b. 1^. maS gut ift. Omnis lascivia vite-
toTy ita at procaci venustate imagines non pin-
gutar, nee omentur . . . nihil prof anum nüiil-
foe inhonestum appareat, quum domum Dei
deeeat sanctitudo (ib.). S)aS fieiblid^e, baS blog
OBatomifd^ Sftid^tige ift nid^tS ol^ne ben @etft, ol^ne
ben Sieg über baS 9^eifd^ unb ol^ne bie l^ierburd^
icbingte ^rmonie beiber. ^ierauS fann aud^
snf^ttcr Sie ^loirn abgeleitet merben für bie 93e*
M>Imtg bed 9ladtm in ber d^riftlid^^religiöfen
Ohilerel 2)ie jtird^e mu^ enblid^ brittenS Der«
langen, ba| ber 3RaIer nur baS gebe, moS t)on
fifsan £eben befeelt, b. 1^. loaS mal^rl^aft lebenbig ift.
Siedi^ripIii^religidfe^Iereimirbil^reSufgabenie
mi erfüllen, menn fie fid^ begnügt, nur bie öugere
iBodSu^feit DoUfommen 5U erreid^en, aber il^ren
Serfrn nid^tS Don jenem übemotürlid^en Seben
Kitpit^eilen meif;, mit meld^em bie i^ird^e Mt^
tazd^bringt unb über fid^ erl^ebt. Illud vero diu-
^Biiter doceant episcopi, per historias myste-
riorom redemtionis nostrae, picturis vel alüs
amilitadinibiis expressas, enidiri et con-
irmari popnlum in articulis fidei commemo-
randis et assidue recolendis; tum vero ex
Omnibus sacris imaginibus magnum fhictum
perdpi (Conc. Trid. L c). — Snner^alb biefeS
CmumS ift aber aud^ bie inbiüibuelle t^reil^eit beS
4n{ili(^ 9RalerS Dollftänbig gemalert; \a bie
Scofeoc^iung biefer @runbregeln fd^ü^t i|^n Dor
Serirrang unb Entartung unb beföl^igt i^n erft
red^t für bie erl^abenften unb fegenüoHfien Sei-
ftungen. ätterbingS l^aben biefe ©runbregeln ju-
näd^ft ©eltung für biejenige ÜKalerei, welche fid^
in ben ©ienft ber ftird^e ftellt; aHein fie geben
augleid^ ben einjigen SBeg an, auf meld^em bei
jeber ihinftleiftung baS ©d^öne pd^ offenbart; unb
feine ftunft, aud^ nidftt bie profane, fann ol^ne
©d^aben Don il^nen ftd^ abmenben. Um fo me^r
mirb bie d^riftlid^-religiöfe SDlalerei, aud^ menn fie
aufeer ber ftird&e t^ätig ip, e§ fei für baS ^auS
ober für bie ©emeinbe, an ü^nen fepidalten, um
SBerfe ju fd^affen öon l^öl^erer unb bauembcr Se-
beutung. SnbererfeitS fann aber aud^ bie d^rijtlid^*
religiöfe SRalerei »erlangen, ba| il^re ©t^öpfungen
nad^ biefem Sanon betrad^tet unb beurti^eitt mer*
ben. aiid^ttge 3eid^nung, lebenbige Serbinbung
beS ginaelnen 5u einem ®anaen, mol^Itl^uenbe
SSertl^eilung ber fjfarben u. bgl. pnb gemife jur
SSoBenbung eines d^riftlid^-religiöfen SübmerfeS
unerlö^Iid^ ; aber fte flnb nid^t baS Sin}ige unb
nid^t baS 6rfte. 3uerft mirb geforbert, bafe ber
Snl^alt mal^r unb ber Ueberlieferung cntf})red^enb,
f omie bofe ber ftünftler erfennbar beftrebt ift, über
boS aeufeerlid^e jum Snnem unb Uebematürlid^en
id^ au erl^eben. Sllle jene SSor^üge ol^ne biefeS
rommen menig ober fd^abeu; mol^I aber fann auä),
too fie mangeQaft auftreten, ein d^riftlid^-religiöfeS
®ilb nod^ feiner Aufgabe nal^efommen. ßs ift
t)om Uebel, in fold^em Salle alsbalb öon einem
9?iebcrgang ber Äunft, öon Unföl^igfeit unb SRol^eit
JU reben. ®ie SDBerfe ber fird^Iid^en ff unft nur mit
afabemif d^en 9lugen betrad^ten, fül^rt ju unbilliger
Seurtl^eilung berfelben im ginaelnen unb au un»
rid^tiger äuffaffung beS ©d^ffenS ganaer ^erioben
in ber ffunftgcfd^id&te. (Sgl. beaügli* ber $rin»
cipicn 3of. 3«ngmann S. J., S)ie ©djönl^it unb
bie f d^5ne jhmft, nad^ ben Snfd^auungen ber fofra«
tifd^en unb ber d^riftlid^en ^l^ilofopl^ie, SnnSbrudt
1866; ®e8f. 92eubearbeitung unter bem Sitel
«eft^ctif, Sreiburg i S., 8. «up. 1890; aibert
©ti)dH, Se^rb. b. «eftl^etif, 3. Sup., ÜKatna 1889.)
n. ®ie djriftlid^«re«giöfe SKalerei unterfd^eibet
fid^ bal^er aud^ öon ber profanen in ü^rer g e f d^ i d^ t>
lid^en Sntmidüung. ©iefd^reitet öoran in
bem ®rabe, als fie bem @eifte ber JHrd^e pd^ über«
lö|t, unb erl^ölt burd^ il^n aud^ il^re öu|ere Soll«
enbung ; pe gel^t aurüd unb mirb in il^rer Snt«
toidHung gel^emmt, ober pe öerliert il^ren eigent»
lid^en religiöfen Sl^arafter, menn pe öom @eipe
ber ffird^e pd^ mel^r ober minber loSfagt. 2)rei
aeitlid^e Sbfd^nitte biefer SntmidKung la^en pd^
aud^ bei ber d^riftlid^-religidfen 3Ralerei unterfd^ei«
ben. 1. ©ie^eriobe ber altd^ripiid^en ^cit
umfaßt nid^t blo| bie anfange ber d^riftlid^-reli«
giöfen SJlalerei, fonbem aud^ il^re SBeiterbilbung
au einer mirflid^ d^riPUd^en nad^ Snl^alt unb ^Jform.
^ierau beburf te eS aber einer Arbeit, meldte baS ganae
erfte Sol^rtoufenb in Slnfprud^ nal^m. — ®aS Kl^ri«
Pentl^um bebiente pd^ gleid^ anfangs aum ©d^mud!e
ber l^eUigen Stäume mit Vorliebe ber Malerei megen
il^rer großem gfä^igfcit, anä) baS geiftige Seben
559
SRalcrei.
560
jum biIbK(i^cn SluSbrude ju bringen. S)ic l^ciliöcn
SSätcr berufen fid^ immer auf bie 2H)ofioIicität bcS
©cbraud^eS l^eiliöcr »über. „Sott ber gl^rfurd^t",
f agt ber 1^1. SafiliuS (Ep. 360), „füffe id^ bie Sil»
ber ber ^eiligen, ba fie gcmäfe apofloUf d^er Ueber»
lieferung un§ nid^t öerboten, öielmel^r in otten
unferen ffirdften auSgeftettt ünb." 6benfo ift ber
©ebraud^ ber SRalerei in ber Äird^e attgemein
nad^ Ort unb 3eit ; unb e§ iji biefer 3lttgemein-
l^eit nid^t entgegen, »enn einjelne SSäter ober @t)»
nobcn pd^ gegen ©emälbe in ben ffird^en au§an»
fpred^en fd^einen, ba biefeS ftets nur mit SRüdffid^t
ouf aWifebräud^e ober auf ©efal^ren für ben @lau=
ben ober bie ßod^ad^tung be§ ^eiligen gefd^iel^t.
5Wid^t bie Verfolgungen ber crften Sal^rl^unberte,
nid^t bie Sertoüftungen ber SSößertoanberungen,
nid^t bie äBirmiffe be§ »ilberftreiteS, nid^t bie
Serl^eerungcn ber Äriege tonnten bie oDgemeine
Uebung biefer Äunft in ber ftird^e emftlid^ be»
brol^en. ©ott bie innere 6nttt)idHung berfelben im
erften 3al^rtaufcnbe rid^tig gemürbigt werben, fo
ift öor attem fcftäul^alten, bafe biefelbe oom 9ln«
fange an unb fort unb fort im öeiligtl^ume felb|i
unb am Elitäre, »ie an il^rer SBiege, il^re Pflege
fanb; fie ttjar eine l^eilige Äunft im ftrengften
©inne. 3^ren l^eüigen Snl^alt erl^ielt fie öom
aitare auS, oon ben ©el^eimniffen, bie auf il^m
fid^ üoüaiel^en. §iert)on sengt eine im ganaen erften
äal^rtaufenbe fortbauembe Irabition bejüglid^
bejfen, mag bie SJlalerei um ben Sltar barftettte.
ßl^riftuS, ber §eilanb unb Seigrer in ber Glorie
beg SaterS, umgeben oon feinen ^ofteln unb
^eiligen, leud^ten öon bem ©olbgrunbe ber 3l})fi§
unb Dom Zriumpl^bogen ber Jhr^e, möl^renb bie
SBänbe be§ ©d^ififeS unb ber Sorl^atte il^ren Silber»
fd^mudt aus ber @efd^id^te be§ ^Iten unb 9ieuen
Steftamentg ober auS bem Seben ber SDtart^rer er«
l^alten. «BeS fül^rt l^in aum «Itare, MeS em-
^f öngt Don bal^er Sebeutung unb 3uf<^tnmen]^ang.
9!)a aber fold^r Snl^alt Dom Seginne an p er«
l^aben unb l^eilig mar, al§ ba| bie Jhtnft l^ierfür
attfogleid^ unb attgemein ben entfpred^enben ^uS«
brudf l^ötte finben fönnen^ fo begegnet und in ben
SBerlen biefer $eriobe ein 3toeifa^e§, bag fte in
befonberer SEBeife afö einer l^eiligen Jhtnftübung
angej^örenb d^aralterifirt, nömlid^ bie f^mbolifd^«
m^ftifd^e unb bie mel^r innerlid^-aScetifd^e 2)ar«
ftettung. S§ i{} l^ier nid^t ber Ort, bie ©pmbolif ber
alteften d^riftli(|en SJIalerei im Sin^elnen aufau«
f ül^ren, toic fie in ben Äatafombenbilbem begrün»
bet tourbe, unb mie fieaumSuSbrndtel^ol^er @e|eim»
niffe in ber ffird^e aud^ bann nod^ il^ren SBertl^ be»
l^iclt, als eS nid^t mel^r geboten fd^ien, baS Slrcanum
Dor @ntn)ei]^ung 5U bel^üten. 92ur SineS ift l^ier
au ermöl^nen not^n)enbig. "üuä) an ben figu»
ralen 2)arf}ettungen in ben ftatafomben erfd^eint
eine gewiffe UnüoHftänbigfcit unb 3wnidf]5>Q^tung;
man Derftel^t biefe bei ber ßrmägung, ba| eben ber
l^eilige unb überreid^e Snl^alt be3 }u Silbenben
nid^t bie bctaittirte unb l^iftorifd^ treue SDBirflid^«
feit ber ^anblung, fonbem bie oerftönblid^e §in»
meifung auf il^re innere Sebeutung Derlangte. SS
ift baSfelbe, maS oben al§ bie m^ftifd^e ©eite ber
d^riftlid^»reiigiöfen SD^alerei überl^aupt be^eid^et
toorben ip. 3m ganzen erften Sal^rtaufenb tritt
an ben SCBerfen ber SWalcr eine Dorl^errfd^enbe 3n«
nerlid^feit au 2:age, b. 1^. baS ©efül^l ber lieber«
mad^t innerer @rö^e unb Sr^abenl^eit, ber gegen»
über atteS ^eu^ere nid^t entf|)red^en fönne unb als
menig bebeutetd) erfannt nierben müf[e. SS ift ge»
rabe l^ierin ber tiefere ®runb jener fo oft an ben
Silbtterfen biefer 3cit l^eroorgel^obenen Unbe»
l^olfenl^eit au fud^en, Don ber balb bie 9^ebe fein
ttirb. 6in befonbereS 9RerfmaI ^r bie innere
6nttt)idHung ber d^riftlid^»religiöfen SKalerei im
erften Sal^rtaufenb ift il^re ginl^eit. 3m Oriente
mie im Occibente fölOlt unS \otDofjil in ber ölteften
3eit als fpäterl^in eine merfmürbige Ueberein«
ftimmung auf, fomol^I maS bie SCBal^I unb bie
?lnorbnung il^rer ®egenftänbe als ttaS bereu ?luf«
f affung unb bilblic^e SBiebergebung betrifft Ueber»
att aeigt ftd^ nömlid^ baS treue Sf^ftl^^Iten an
einer gemeinsamen irabition. S)iefe grfd^einung
erflärt pd^ nid^t auS einem gegenfeitigen ginpuffe
beS 9lbenb« unb beS SWorgenlanbeS, fonbem attein
aus ber 9Jlad^t beS Sinen in ber ffird^e ©otteS
maltenben ©eifteS. 2)iefe aber befunbete p^ l^ier
ttie bort in ber einl^eitlid^n Entfaltung ber Seigre
unb ber ©d^ripauSIegung, ber fiiturgie unb beS
ürd^Iid^en SebenS; unb auS biefer ginl^eit fd^o))f*
ten bie SorPel^er ber ftird^en il^re übereinftimmen»
ben anorbnungen für bie fird^Iid^e aWalerei. ®ie
f ird^Iid^e Suctoritöt mar eS, meldte bie innere Snt«
midlung ber SJIalerei leitete. Ob aud^ fd^on in
ben erften 3al^r]^unberten biefe Snorbnungen bet
ftird^e aufgeacid^net morben, mipen mir nid^t; ge-
mi| genügte bie gemeinfame $rapS. ©(eid^mol^I
ip anaune^men, ba| Don ©eiten ber SDlaler, unb
befonberS ber ÜKeifter, biefe ^rajiS felbp fel^r frül^e
als eine uuDerleJlid^e pjirt unb niebergefd^rieben
mürbe. ®er Urfprung ber fogen. SWalerbüd^er ip
aurüdfaufül^ren auf biefe Slbpd^t, bie ßinl^eit ber
religiöf en SKalerei für atte 3cit au bemal^ren. S)ie
orientalifd^e jhrd^e bep^t nod^ l^eute ein foId^eS
Sud^ in ber epjxTjveCa t^c Co)7pa<ptx^c, baS atoar
erp im 11. 3a]^r^unbert in feiner jejigen gorm
l^ergeftettt mürbe, bepcn Äem aber meit in baS
erfte Sal^rtaufenb aurüdfreid^t. 3n ber römifc^en
ftird^e ift nirgenbS bis je^t eine berartige Unter«
toeifung für bie SMalerei auf unS gefommcn; aber
mit äte^t meist Sibron in feiner ^ublication ieneS
3Ber!eS (Manuel d'iconographie chretieime
grecque et laidne, avec une introducüon et
des notes, Paris 1845, beutfd^ auS bem Urtejte
Don ©obel^arb ©d^äfer, Irier 1855) auf bie
mannigfaltige Uebereinftimmung l^in, meldte a»i«
fd^en ben SKalereien ber abenblänbifd^en ^rc^en
unb ben in ber gried^ifdjen §ermeneia bel^anbelten
bePel^t; biefe gcftattet mcnigftenS au fd^Iiefecn, ba^
aud^ im Dccibent berartige 3cugniPe für bie Sin«
l^eit ber d^ripiid^«religiöjen Malerei Dorl^anben ge«
mefen fein mod^tcn.
561
3)lalcrei
562
Sq8 bie fiulete ober tnel^r {«liftifd^e gnttuid-
bng ber aWalerei im crpen Sol^rtoufcnb betrifft,
jo srtt P« parallel mit ber ?lu§bilbung ber übri»
gn ffünfle. Der ftird^ ftonben unter bcn 5Rcu»
belegen fomo^I SBaumcifter als SKoIcr ju ®icn«
pe»; ime aber jene in ber bamaligcn öricd^ifd^«
rkifd^en SBeife hauitn, fo malten bicfe in feiner
aabem. 6S mar bie fogen. claffifd^e, bie nömlid^e,
»I(^ in ontifen 9KaIereien, 5. 95. ben SÖßanb»
pölben ^ompeji'S u. a., gu Sage tritt, ©al^er
in ben ölteften d^rifilid^en SKalcrcicn, in benen ber
flötofomben, bie gleid^e Xtä^ml glcid^e formrid^«
tige 3ei(^nmig, gleid^e 93cl^anblung ber nadten
läxpitf^t, ber ©emanbung, ber Ornamente
1. f. f. «Hein aud^ bie fd^önpe clafftfd^e gorm
^ nid^t genagt für bie 2)arfteUung ganj neuer
3been unb einer ganj neuen Suffaffung Don SBelt
sab 9^atur; bog Sl^riftentl^um mu^te aud^ eine
mt gorm ou9 ftd^ erft l^erauSbilben^ eine fpe»
cifiH (ftrifirid^e fform. ©d^on in mand^en ffata«
tomienbilbem ifl ber 93eginn biefer Umttjanblung
pi^tbor burd^ bad SBemfil^en, ben l^etligen i$figuren
einen ffil^ttn SuSbrud! t)on Smfi unb Sebeutung
jB derlei]^, unb jttxn: f ettfi auf Äofien ber äußern
6^0«^. S)iefeS ©ud^en nad^ einer bem erl^abc«
Ben 3nJ^Ite entfpred^enbem gform mufete f d^cinbar
einni SerfoK ber Äunft l^erbeifül^ren. ®§ mar biefe
jtbiki fein eigentlid^er Serfoil, fonbcm nur ein
^bfoflen bed lllten unb Ungenügenben, bagegen
eine Äuferflel^ung beS 5Reuen, innerlid^ bereits
Bor^nbenen. 95onfoId^em©tanbpunfteau§aDein
iam and^ bie formeUe SutmidCIung ber SJlalerei
im ei^en Sa^rtaufenb rid^tig beurtl^eilt merben.
Wft htm S^riftentl^um als fold^em fann ein
Scrfött ber Äunft jugef daneben merben; biefe er«
W f^on barouS, ba| gerabe burd^ baS g^riften»
fim Jhmfl unb ftünftler um il^rer Aufgabe millen
fo ^ gead^tet mürben, möl^renb bei ©ried^en
onb Somem bie Uebung ber Jhtnft aI3 unmertl^
eines greien unb SSomel^men angefel^en au merben
irfkgte. ®erabe öon ber SKalerei äußert fid^ ber
ollere ^liniuS (Hist nat. 35, 4, 7) : Non est
spectata (haec ars) bonestis manibus. S)ie
ftin^e erfl gab ber Äunft i^ren 9tbel miebcr jurüdf.
%S bnrd^ Sonfiantin bie d)rif!Iid^e Steligion
8toatSreIigion gemorben, als aüentbalben ber
febfreiS mit d^ftlidjen lempeln ftd^ füllte, erful^r
inSWmiberS bie SRalerei oon ©eiten ber SSifd^öfe
nne ber jfoifer bie reid^fte $Pege. ßonftantin äeid^«
Bete bie ihtnfiler, unter il^nen bie SJlaler, im
9fl8}en rdmif d^ Steid^e burd^ ißrimlegien auS ;
bosjdbe traten nad^ i^m SJalentinian , 93aIenS
snb (SrotionnS. (Sgl. Cod. Theodos. IIb. XIII,
tit 4f Leg. 1. 2. 4; Unger, OueQen ber b^^an-
tinij((|en ffunflgefd^., SBien 1878.) ®ie »ifc^öfe
ober iDoren Dielfad^ in jeber jhmft felbft erfahren
Hb blieben, mie $^auIinuS t)on 9{oIa u. ^., ftetS
bonmf bebad^t, i^ren IKrd^en aud^ ben ©d)mud
ber SRotori Ju geben. 3m Orient mie im Dcci«
bent iDor eS ®ebraud^, bie jtird^en, unb fclbft ein«
MeSmbfird^, auS}umaIen; unb menn man an
bie rafd^e Verbreitung beS gb^iftcntl^wtnS in Italien
unb ?lfrifa, in ©panien unb ©allien, in 93ri»
tannien unb in ben füblid^en ^roüinjcn ® ermanienS
benft, fo mu6 man einfeben, ba^ bie d^riftUd^e 3Ka»
lerei einen ganj neuen Sluffd^mung erhielt, unb ba|
infolge biefer allgemeinen pflege aud^ i^re formale
©ntmidttung nur öoranfd^reiten tonnte. SJon einem
SSerfaH ber 9Walerei in ber ffird^e, jumal in ber
abenblänbifd^en, f ollte alf 0 nid^t gefprod^en merben.
®ie b^jantinifd^e SSBelt behielt länger bie claffifd^en
formen bei, unb eS gelang i^r, biefe bis 5U einem
gemiffen ®rabe mit bcn d^riftlid^en 3been ju Der»
binben. ^^xt 3Kalereien fennjeid^net eine größere
©efäßigfeit beS ^eu^em bei treuer geftbaltung
ber Jrabition ; allein fie öerlicren fid^ aud^ mebr
unb mebr in ber äußern Sorm unb in einer pd^
abfd^lie^enben ©elbftgenügfamfeit. 3n immer auf«
faltenberer SBeife tritt bie bt)jantinifd^e Äunft aud^
nad^ biefer ©eite auS bem ©trome ber lebenbigen
©ntmidlung in ber ©efammtf ird^e berauS, je inten»
fiöer bie Trennung öon biefer ja^rbunbertelang
fid^ vorbereitet. ©ierömifd^eifir^eaÜeinbat, mie
in Sebre unb Seben, fo in Siturgie unb ffunft,
eine conftante unb organifd^e Entfaltung auf^u«
meifen, unb eS möre unred^t, menn man biefe ober
iene SSßerfe aud^ ibrer SKaleret, blo| barum, meil
pe meniger an ibren SluSgang üon ber griedfiifd^«
römifd^en erinnern unb eigene Qform erft mübfam
unb in bemühter Ungenügenbbeit 5U geminnen
fud^en, binter bie b^jantinif d^e SKalerei ftellen unb
als SSemeiS für ben Äüdgang ber ihmft im Witnh^
lanbe anfül^ren moflte. ®cmife baben t>it ffaifer in
ßonftantinopel ®ro|eS für ben malerif d^en ©d^mud
ibrer ^ofürd^en getban, mie bie nod^ erbaltenen
SKofaifen in ben ff ird^en beS oftrömifd^en SReid^eS
unb beS S^ard^ateS in Italien bezeugen; ungleid^
größer unb umfaffenber aber ift, maS bis jum
©d^luffe biefer $eriobc bie ^öpfte unb bie Sifd}öfc
beS ^benblanbeS geleiftet, mie ein 99lid in baS
römifd^e ^ontiftcalbud^ (Liber pontificalis, ed.
Duchesne, Paris. 1885) unb in bie ®efd^id^tc
ber einzelnen S)i(^cefen bartbut. 3ubem batte ber
Occibcnt in ben Älöftem beS ffi. Senebict gabl»
lofe SBerfftätten ber SDlalerei, in benen bie leben«
bige gntfaltung ber ihinft unb bie ginbeit ber
ürd^lid^en £rabition gegenüber allen Ummöl^un«
gen immer mieber feften 95oben fanb, unb auS
benen 9Reifter unb ©d^üler balb bi^tbin, balb
bortbin gefanbt unb bie gfortfd^ritte ber SKalerei
aud^ in bie entfernteften Sänber getragen mur«
ben. ®en Älöftem entnabmen in biefer ßpod^e
bie Surften unb SBifd^öfc jene TOänner, bereu fte
fid^ 5ur SluSmalung il^rer ffird^en unb jur ^uS«
ftattung berfelben mit allem 9iötbtgen bebienten;
JU lejterem geborten inSbefonbere bie liturgi«
fd^en Sudler, bie f aft immer in farbigem 93ilbmerf
prangten. 5lu(b maS bie 3:ed^nil betrifft, fammelte
fid^ in biefen fflöftem bie ganjc Ueberlieferung
unb ber ©eminn neuer ©rfafrungen, mie bie im
11. ober 12. 3abrbunbert öon einem beutfd^en
93enebictiner J^copbiluS gefertigte 3afammen»
563
SDlalcret.
564
ftettung berfelben für bie gcfammte bilbcnbc ihmft
belDet§t. @ie f ül^rt ben Stitel Diversarum artium
schedula (neu |crau§gcgebcn im vn. Sanbe bcr
Oueßenld^riftcn für ihinftöcW^tc, SDBicn 1874,
öon % 3Ig). SBic im ffltalcrbu(i^c öom Serge
Sltl^oS bQ§ gange erfte 93ud^ mit ber Anleitung }ur
SKoIerei fi<| bcfd^äfttgt^ fo l^aben mir aud^ im
crften Sud^e biefer schedula einen Untcrrid^t für
Subereitung ber gfarben unb il^ren ©ebraud^ bei
ben SDlalereien auf Pergament, auf ber SKauer,
auf §ol5tafeIn u. f. m. 6§ gemalert biefeS SBer! fo
re^t einen Ueberblidf über bie Sntmidnung, meldte
bie ihmft befonberS bie SWalerei, in il^ren Der«
fd^iebenen 3*^^49^^ mäl^renb ber erften ^(Seriobe
burd^jumad^en l^atte, unb sugleid^ eine SSoranbeu«
tung jener nod^ reid^eren, bie il^r in ber folgenben
ftd^ auftl^at
2. S)ie jmette !ßeriobe umfaßt bie3eit
nad^ bem erften Sal^rtaufenb bis ^ur fogen. 9^e»
naiffance, ober nad^ genauerer ßintl^eilung bie3eit
be3 auSgebilbet romanifd^en @tile§, be§ lieber»
gangSftileS unb be§ gotifd^en @tile§. S§ lö^t ber
Sl^araÜer ber romanifd^en SDtalerei fid^ be}eid^nen
als baS ©treben nad^ größerer fjreil^eit unb Se»
benbigfeit in ber bilblid^en 2)arftellung, ber Sl^a«
ralter beS UebergangSftileS aber als baS bemu|te
^ufnel^men größerer ®efe^mö^ig!ett unb Statur«
ma]()r]^eit mö^renb ber beS gotifd^en@tiIeS in ber
üottenbeten ßinl^eit beS Sttl^alteS unb ber fjform,
beS ©anjen unb ber einzelnen Xl^eile berul^t. SBaS
bie 3^tt beS romanifd^en @tiIeS betrifft, fo baben
bie Serfe ber 3Ro\axt unb SBanbmalerei mie bie
ber ÜRiniatur» imb Tafelmalerei auS biefer 3«t
tl^eilS nod^ mel^r ober minber mit ben 3JtängeIn
ber gorm ju ringen, tl^eilS begnügen fie fid^ mit
einem mel^r tQ))ifd^en 9nfd^Iuf{e an altd^riftlid^e
SSorbilber ; mieber anbere, l^ierDon fld^ loSarbeitenb,
geratben in eine gemiff e Ungebunbenl^eit ober Ueber>
treibung beS bilblid^en ^uSbrudtS; eine vierte @aU
tung enblid^ bilben biejienigen, meldte an ber über«
lieferten ftrengem ® arftellungStoeif e jttmr f eftbalten,
aber jugleid^ burd^ rid^tige 3cid^nung, grogartige
Stube, sarte Snnigf eit fid^ l^eroortbun. SKan möd^te
in neuerer Qtxt für bieje befjeren SBerfe überall
b^jantinifd^en ©influfe nad^meifen ; inbeffen Iä|t
fid^ biefer nur in ben SCBerfen ber ^meiten ©attung
anerfennen. ®ie p|)pe unb »ijd^öfe unb fflöfter
beS SbenblanbeS maren nad^ aO ben %nmagungen
unb 9Ri|l^anbIungen, meldte Don SB^gans auS bie
JHrd^e ju ertragen gel^abt, unb }umal nad^ bem
SSonjugc ber Trennung, ebenfo toenig geneigt, Don
baber bie SRormen für bie SortentmidHung ber
jhmft als bie ber Stturgie unb ber tbeologifd^en
SBiflenfd^aft ju entnel^men. SBenn glei^mol^I grie«
d^ijd^e Äünftler ba unb bort in ben abenblönbifd^en
ftir^en tl^ätig maren unb DerbienteS ^nfel^cn ge=
noffen, fo ftanben fie Dielmel^r felbfi unter bem
6influj|e ber ftetig fortjd^reitenbenßunftbeS^bcnb»
lanbes. 3n S^janj ober burd^ baSfelbe mar eine
lebenSöoIle aBeitcrbilbung ber d^riftlid^«religiöfen
ajlalerei nid^t mel^r möglid^, fonbem l^öd^ftenS eine
gemiffe SonferDirung beS ^Übergebrad^ten, mobei
eS benn aud^ bis je Jt Jcin SSerbleäen batte. — 3>ie
Dierte ©attung romanifd^er SRalereien fd^Iiegt fid^
enge an bie ber UebergangSjeit, bis jur SWitte beS
13. äabrbunbertS. ^S Sebürfnig größerer 99e«
rüdfftd^tigung ber 9iaturma]^rbeit, beS rid^tigeren
SSerl^ältnijfeS ber einjcinen Sl^eile unter fid^ unb
ber lebenbigeren Sejiebung berfelben gum ©angen
mad^t ftd^ immer mebr geltenb. Sßie in ber Srdbi«
teftur, f 0 fpred^en aud^ in ber SWalerei Qfranfreid^
unb 2)eutfd^Ianb guerft unb am flarften baS neue
$rinct|) aus. 3n Stalien ))flegte man nod^ immer
bie aJlofaif mit Sorliebe anjumenben, mäl^renb in
Seutfd^Ianb aud^ in ben gobtteid^en 9leubauten
überall bie leidster gu bebanbeinbe unb bett^eglid^ere
SBanbmalerei ben S$or}ug erbielt; in 3talien femer
blieb bie Quälerei nod^ böufig in ber S^ad^al^mung
clajfifd^er Sorbttber befangen, mäl^renb in ©eutfd^
lanb aHentbalben ein tief d^riftlid^er, aber ftetS felb«
ftönbiger unb freigefiattenber ©eift fid^ geltenb
mad^te. — SBaS man gotifd^en ©til aud^ in ber
SRalerei nennt, d^arafterifirt ftd^ burd^ baS treue
Sfeftl^alten an ber fird^Iid^en Ueberlieferung einer*
feitS unb burd^ bie erftrebte unb erreid^te lunfilerif d^
Sinl^eit anbererfdtS. S)iefe Sinl^eit erfd^int als
bie Uebereinftimmung beS d^riftlid^en 3itl^teS mit
einer ^oxxa, bie nun 5ur fpeciflf d^ d^riftlid^en DoQ«
enbet morben, als gefe^mö|ige Orbnung unb ©lie*
berung beS Sin^elnen, mie fte nur bur(| bie liebe«
DoIIe Setrad^tung ber 9iatur gemonnen merben
tonnte, enblid^ als bie Srbebung beS ©onjen über
fid^, f 0 ba| eS nid^t in %eu|erlid^!eit fid^ Derlor, f on«
bem allzeit auf baS 3nnere unb ^öl^ere ju meifen
im ©taube ift. S)ie SBerfe, meldte biefen Sl^ardtter
aufseigm, muffen su benen beS gotifd^m ©tileS ge«
red^net merben, ob fte nun in biefem ober jmem
Sanbe berSbriftenl^eit, im 13. ober im 16. 3a]^rbun«
bert, burd^ biefen ober burd^ jenen SReifier entftan«
ben finb. S)enn mie in ber Saufunjt baS SBefen beS
©tileS nid^t in einer einseinen ßform 5U fud^en ifl,
fonbem im principe ber einl^eitlid^m SBeiterbilbung
aller DorauSgegangenen d^riftlid^en Sauftile; mie
bamm ber gotifd^e 93auftil nid^t etma einem ober
bem anbem Sanbe allein angebört, fonbem uberaS
5ur ©eltung fam, mo jenes $rinci)) confequente
S)urd^fübmng finben f onnte, f o ift eS aud^ für baS
SSerftänbnife ber SRalerei gotifd^m ©tileS notb«
menbig, nt^t bIo| auf bief e ober jene öugere f^form,
auf ?lationaIität, auf ©d^ule u.bgl. ju feigen, fon«
bem barauf, ob unb inmtemeit baS oben be}eid^«
nete ^rincip biefeS ©tileS im ©anjen unb Sin«
jelnen bei einem SBcrfe crreid^t, gemalert ober
Derlaffen ift. SS finb jebod^ })kxbtx au^ bie ©tufen«
folgen ber Sntmidflung ju bead^ten, Dom ftrengem
nömlid^ bis ^um ted^nifd^ DoUenbeten ©tile. 9ud^
bie SBcrfe bcr 9Malerei in biefer $eriobe geigen
anfänglid^ ein Sorbenf d^en beS SonftmctiDen, beS
mebr ©cfelmöfeigen, im gortgange ober in ber
SBlütejeit beS 14. unb 15.3abrbunbertS eine tief«
innige unb ibcale 3lid)tung bei Dicigef örberter Sed^
n», enblid^ Don ber TOitte beS 1 5. bis in'S 16. 3a]^r.
565
aJlalerei.
566
tutet eineDoOenbette^nifd^e^uSliilbungunb eine
ionner fiörfere Steigung 5um9}eaU§mu§. ^teftunft
mr ottS ber ftlofier^eUe gmar nid^t auSgef d^ieben,
okr (Gemeingut gen)orben, unb ed ift ein IBemeiS
für ben fröfHgen fird^Iid^en @eift ber S^xt, ba^
on^ in ben ^oler}ünften, voxt DormoIS in ben
ffijiem, baS erl^bene 3ic^ ber d^riftlid^-religiöfen
Dtolerei nid^t caa bem 9uge Dertoren rourbe.
3. Sie britte $ertobe ift bie ber Sienaiffance
nb ber neuem 3^^* ^^ fönnen biefe sufam»
nagefa^t totthm, fon)o]^I meil bie ÜRoIerei ber
nenem Seit auS ber Ihtnf} ber Stenaiffance ^ert)or»
Segangen, ald oui^ mil f elbft bie ber neueften 3eit
io4 immer erft ringt, ftd^ Don il^r loSgumodlen
anb }um Seffem jurüdf^ufel^en. 2)er Segriff ber
!b8aii|ance oud^ in ber SJIalerei fd^Iie|t ein 3tt)ei«
HeS in {id^: bie entfd^iebene Slbfel^r Don ber bis*
Itrigen (Entn)idRung als einer Dermeintlid^ f alfd^en
nb, loie man fte nannte, barbarif d^en, f obann bie
tamlte f^inmenbung }u einer nad^ Stil^alt unb
Sbm fd{^n!enIofen itibiüibuellen Suffa^ung aI3
ber dafjifd^ unb allein funfttt)ürbigen. IBilbl^auer
BBb Stoier 3taUend litten fd^on frül^er toieber»
iolt berfttd^t, i^re ihtnf} gu einer gebeil^Iid^em Snt-
indbrng burd^ bie Sßieberaufnal^me claf ftf d^er SSor«
Über |u erleben, fo ba| man in gettnffem @inne
M einer l^e unb ba auftretenben $rotorenaiffance
im 13. Soi^^unbert unb nod^ frül^ fpred^en fann.
€d^ al§ toirüid^ mit bem @d^Iuffe biefed ^al^r«
tunbÄtS unb im f olgenben bad eigentlid^ d^riftlid^«
nligidfe $rincip ber SRalerei aud^ in Italien, ni(|t
inm minbeflen burd^ bie beiben neuerblül^enben
Oiben ber fß. f^franciScuS unb 2)omimcu3, fieg>
mi gemorben nxir, bauerte biefer ©ieg bod^ ni^t
pt Imige. 2)enn ber fld^ aufbringenbe ^umaniS«
nS ubaßeferte bie Junge Srrungenf d^aft fel^r balb
peifl ber @fringfd^|ung, meld^er bann bie ent»
{i(irt)ene Sufna^me ber ol^ne ßnbe gepriefenen
(i^\d^ 9RaImeife mie oon f eiber folgte. Sfteilid^
gab e§ aw^ in Sttalien nod^ immer SO^aler genug,
tMft an ein SSred^ mit ber fird^Iid^en Sin-
ff^Quimg nid^t badeten; aber fle bead^teten nid^t,
bot eine fold^e 92ad^a]^mung clafftfd^er gform für
4tißlid^ 3been biefe f elbft abf d^toöd^en, ber äBill«
lir beS Süi}elnen onbeimfiellen unb enblid^ Der»
ftdtftd^ unb entd^riftlid^ mu^te. Sd niarb für
Me ftimfUer eine inbiDibueEe Sfreil^eit in Snfprud^
pammtn, toie fle f ogar in ber religiöfen Walerei
berOrie^en unb 9t5mer nie beftanben l^atte; bie^
9 ber eigentlid^e Segriff beffen, mag man Ste»
«nfjance nannte. Ungefd^id^tlid^ ift e§, aQe SRa»
kieiinibe§ 14. Sal^rl^unbertS unb meiterl^in, n)el(^e
eise Befreiung Dom fog. S^santiniSmuS unb eine
frohere @elbflänbtg!eit Denatl^en, ber SRenaiffance
fBpt^cilen. 2)ie eigentlid^e SRenaiffance, n)ie fte
fei gefd^Ibert morben, Derbreitete fid^ Don Stalten
Ol in bie übrigen cl^riftUd^en Sauber unb bebro^te
bie ^cißlid^^eligidfe ÜRalerei beS SlbenblanbeS in
am innerflen Sßefen. gfaft möd^te man bie be§
Rorgenlonbed glücflid^ greifen, meldte in il^rer
fifhnxnng Don foId^SBiebergeburtnid^t berührt
merben fonnte. 5Dod^ ber ®eift ber jlird^e, mie et
gerabe im 16. ^a^rl^unbert feit bem Soncil Don
Orient neuen Sinflu| in aKe Serl^öttniffe }u ge*
toinnen anfing, loar bereits möd^tig genug, aud^
bie Jhtnft Dor bem Seu^erften gu bemal^ren. 3n
3talien felbft finben ftd^ tro J fo Dieler Abirrungen
5U «eu^ertid^feit unb 3BeUlid^!eü bod^ 3BerIe ber
SWalerci in großer 3a]^l meldte 3eugni^ Don fird^»
lid^em ©eifte ablegen. SaSfelbe gilt Don f^franf«
reid^, mel^r nod^ Don Spanien unb 2)eutfd^Ianb.
@erabe l^ier l^atte ftd^ ol^nel^in bie iDIalerei am
löngften Don ben f d^Iimmen C^npff en ber melfd^en
ober „antififd^en" 9lrt freigul^alten gemußt. ®er
StealiSmuS, ber in ben f pötgotif d^en SBerlen 2)eutf d^«
lanbS ftärfer l^erDortritt, ift weit Don biefer SCrt
entfernt unb Derliert fid^ nod^ lange nid^t in ein
blo^ed Spielen mit ber f d^önen iJform unb in ein
leidstes @enügen an ber Äeugerli^feit. 93etrad^ten
mir felbft bie SWalereien mand^er SRenaiff ancefird^en,
fo ift an il^nen bie Erinnerung beS Üeberlieferten
aus befferer 3eit unb ber ^ö|ere 6mft nid^t gu
Derlennen. ®ie SRenaiffance ber d^riftlid^-religiöf en
aWalerei mar feine SBiebergcburt, fonbem eine 9lb»
fel^r Don il^rem fiebenSprincipe. SDaS betoeiSt il^re
weitere SntmidRung, meldte mel^r unb mel^r fid^
als Entartung funbtl^at, man mag fte SRococo
ober anberSttne nennen. ffiiefubjectiDeSluffaffung
fül^rte 5U 2)arfleQungen, meldte in ber ffird^e un»
gemol^nt ober gar Derpönt waren, gu fpielenben AQe»
gorien, weld^e in ber Ueberlieferung fein gfunba«
ment l^atten; bie fog. claffifd^e fjform aber warb
5U einer Ungebunben$eit unb tl^eatialifd^en Effect»
lafd^erei, weld^e einen Unterfd^ieb ber ff ird^e Dom
@aIon nid^t mel^r erfennen lie^, als l^öd^ftenS burd^
eine gewiffe öu^erlid^e Anböd^tigfeit 9Bo aber
EblereS in ben SBerfen biefer ÜRalerei gu Sjage
tritt, ba Derbanft eS feinen Urfprung nid^t ber IRe«
naiffance, fonbem, wie eben angebeutet, ber fort«
wirfenben 9Rad^t fird^lid^er Zrabition. AIS bal^er
in neuefter 3eit fird^Iid^er @eift SBiffmfd^af t unb
fieben wieber mel^r burd^brang, als baS Serftänb»
ni^'für baS Sßefm ber fatl^olifd^m fiiturgie in Sie«
mS unb 93oIf ftd^ wieber Derbreitete, furg, als man
mit ^od^ad^tung unb Siebe fid^ ber Auctoritöt ber
JKrd^e guwenbete, ba fül^Ite man aud^ lebenbtger
baS Ungeeignete ber biSl^erigen SRalweife unb bie
Slotl^wenbigfeit, bie ber altem 3eit wieber fennm
5u lemen, gu würbigen, nad^gual^men unb ben
gfaben ber SBeitermtwiddung ba ansufnüpfen, wo
man in ©elbftüberl^ebung ^n abgeriffm l^atte. 2)ie
d^riftlid^-religiöfe äJlalerei ber neueften 3eit in
SDeutfd^Ianb unb Italien, in Sfi^anfreid^, Spanien
unb ben 9lieberlanben beweist, bafe fic in ber SRüdf«
f el^r )u ber Jhtnft beS Mittelalters ben rtd^tigen 3Beg
eingefd^Iagen l^at. @rogeS ift Don bebeutenben
TOeiftem feit mcl^r als einem l^alben Sabrl^unbcrt
geleiftet worben, ol^ne bafe fie auf wirflid^e fjfort«
fd^ritte ber jhtnft gu Dergid^ten brandeten ; wo^tn
aber eine religiöfe 5)JaIerci gelangt, weld^e in ber
SBeife ber Kenaiffance fortfahren unb Dom ©eifte
ber ff ird^e nid^tS wiffen wiO, baS }eigm bie groben.
567
aSalcrci.
568
tDcld^c man jctttoeifc öor bic Slugcn Witt ju [teilen
nid^t enöt^et. S)ie d^riftl^^reliötöje 9KaIerei tonn
il^re WQl^re SRenaiffance unb il^re bauembe 6nt»
ttidlung nur finben auf bem ©oben unb im ©eifte
ber fat^olifd^en ffird^e. (Sgl. gfr. 3E. ftrau§, 2)ie
d^riftl. ffunft in il^ren frü^cften Anfängen, Seipaig
1873; Eoma ßotterranea, g-reiburg 1879; SReal-
enci)Wopäbie ber d^riftli(ä^cn ^Itcrtpmer, Qfreiburg
1886, mt Silber; 3of. SieH, ®ie ©arfleflungen
ber atterfel. Sungfrau 9Korio auf ben ifunftbenf«
mälem ber ftatütomben, g'^eiburg 1887; 3of.
SBilpcrt, ®ic ftatafombcngemälbe unb i^rc alten
ßopien, gfreiburg 1891; Sbolf ^'O), ©runbri^
ber @efd^. ber bilbcnben Äünfte, Sfreiburg 1887 ;
grid^ SfranJ, @ef d^. ber d^riftl TOalerei, greiburg
1887; 5Ric. ©org, @efd^. ber d^riftl. SDMerei,
gtegcnSb. 1863, fobann im Äird^enlepfon bic 3lrtt.
Silber in ber ffird^e, Silbcrftreit, Silbertjcrel^rung.)
Hl. 3Bag bie einzelnen 3^^i9^ ^^^ $nft-
Iid^«religiöfen SWalerei betrifft, fo erl^alten fie il^re
Sebeutung, 3lufgabe unb Sßürbigung au§ ber fit»
turgie, in beren 2)ienft fie junö^ft ftd^ 5U fteUen
l^aben. @ie beleben bie SBönbe be§ ®otte§]^aufe§
(äßanbmalerei, SJlofaü, ®la§malerei), umgeben
ben ^Itar mit l&eiligem Silbtterf (Tafelmalerei),
gieren bie l^eiligen Sudler unb ©erätl^e (SWiniatur*
maierei, ^oI}«unb 9RetaUfd^nitt, @mail), fd^müdfen
bie Sefletbung be§ SItarS unb feiner 2)iener (9Be«
berei unb ©tidferei). 1. SBanbmalerei. fieere,
eintönige SBänbe ftnb be§ gotteSbienftlid^en ®e«
böubeS menig müf^ ; im @$mud! ber i$farbe aber
erfd^eint cS ttic ein ^bglanj ber l^immlifd^enftird^e.
S)ie omamentale ober Sfafmalerei unb bie figurale
SD^alerei tl^eilen fid^ in biefe ^u§fd^mäd(ung; erftere
l^at bie röumlid^e unb ard^iteftonifd^e @lieberung
be§ ^amli auSgugeid^nen unb flarer in^3 fiid^t gu
fteUen, bie figurale belebt il^n mit ben Silbern anli
bem |)immel. @Ieid^ bie ölteften uns erl^altenen
l^eiligen @tätten ffir Segröbni^ unb @otteSbienp,
bie ^atafomben, geigen an SEBönben m\b 2)eden
biefen gmeifad^en @(|mud: reid^c farbige ®Iid)e«
rung unb Umral^mung in linearer ober pffanglid^er
Dmamenti! unb finnige Silberf^mbolif für Sob
unb 9(uf erftel^ung, gürbitte unb Opfer. S)a& ben
Safilifen biefe Sitx nid^t gefel^It l^abe, bejeugen
bie ©d^riften ber l^eiligen Söter beS 3Rorgen« unb
SbenblanbeS. SBöl^renb berUeberrepe öon ÜKale«
reien in ben Safilüen auS bem erften Sal^rtauf enb
nur anwerft menige ftnb, l^aben fid^ ou§ ber roma«
nif d^en 3cit be§ 11.— 13. äal^rl^unbertö fd^on eine
größere 3a^l erl^alten, unb itoax fowol^I in gröge«
ren ßird^en mie in Äapellen, in fallen unb ffreuj-
gängen. ®§ mögen ertoäl^nt fein in 2)eutfd^Ianb
bie SSBanbgcmälbe ber (St. ©eorgSfird^e gu Ober=
jeü auf ber 3nfel SReid^enau, beS St. $atrocIu§«
münfterS gu 6oeft, ber lobtcnfapeUe ju $erfd^en
in ber Dberpfalj Sat)cm§, ber ffird^e gu ©d^marj»
r^einborf bei Sonn, be§ 3)omeS gu Sraunfd^toeig
u. f. f. 3n tJranfreid^ finb bie l^eroorragenbften
bie in ber ffird^e St. Saoin ju $oitou. 3n ben
ilird^enbauten beS gotifd^en Stitö oerfd^wanben
itoax mt^x bie großen SBanbjIad^en^ aber uxa fo
forgfältiger mürben Pfeiler uiib ©icnfte, ©eioölbe
unb @urten burd^ gmedfbienltd^e Sfct^ntqlerei ge«
giert. SS)oi) aud^ bie figurale S)arfteIIung fanb
immer nod^ il^ren $la^, menn aud^ in befd^eibener
SSBeife. 3u nennen finb auS bem 14. unb 15. 3a^«
l^unbert in ®eutf d^lanb bie ©emölbc ber St. SeitS*
f ird^e gu SRül^ll^aufen, bie ©emölbcQflen ber ftird^e
gu SRelborf in Sübbitl^marfd^en unb ber SRarien«
tird^e gu jf olberg in $ommem unb baS gro^e, bem
SJ^aler |)anS S^ülein gugefd^riebene @emälbe beS
jüngften @erid^tS am Zriutnpl^bogen beö Ulmer
SJlünfterS. 3n Italien mu^te aud^ bie gotifd^
Srd^iteftur auf Sd^affung größerer SBanbfläd^en
für bie SJlalerei oom anfange an mel^r bebad^
fein, unb biefelbe gebiel^ bal^er, gumal als bie Sn«
toenbung beS 90tofai!§ immer me^r gurüdftrat, gu
l^ol^er Slüte. @3 fei erinnert an bie @emalbe in
ber Unter» unb Oberfird^e beS 1^1. tyranciScuS gu
Slfftfi, meldte menigftenS gum D^eil benftorentini«
fc^enaWeiftemeimabue (1240—1302) unb@iotto
(1266 — 1336) gugefd^rieben toerbcn, foioie on
®iotta'3 t$fre§!en im Oratorium ber ^nnunciata
gu $abua, an bie beS Orcagna in ber ßird^
S. SKaria KlooeHa gu Qfloreng (1357), femer on
bie gfiefole'8 (1387—1455) in ber 3Karienfaj)eUe
bed S)ome3 gu Oroieto. 3<^^Ii^ci$s unb großartige
SBerfe fd^ließen ftd^ biefen an. 9ud^ in ber 3^
ber ätenaiffance l^ielt man überall feft an ber Sn«
fd^auung, ba| ein ©otteSl^auS be§ malerifd^en
Sd^mudfeS bebürfc, unb mögen il^rm Sd^öpfungen
aud^ mand^erleiäJlängel anl^aften, fo merben fte bod^
aUgeit ber fpöter beliebten Sintönigfeit ober bIo|m
Stuccooergiemng oorgugicl^en fein. 2ta neuefler
3eit mirb bie Sebeutung ber SBanbmalerei midier
dlgemein anerfannt, unb eS genügt, auf bie SBerfe
eines 2)eger,®omeIiu§, SKüHer, SteinleinSeutfd^-
lanb, eines @uffenS, SmertS in ben 92ieberlanben,
eines glanbrin in granfreid^ tmr l^ingumeifen.
^inftd^tlid^ ber Zed^nif ber SBanbmalerei finb be«
fonberS oier ©attungen gu unterfd^eiben. ffiie
Temperamalerei, meldte oonberaltd^riftlid^enS^it
an bis in baS 14. ^al^rl^unbert gumeift im @e-
braud^e mar, bebient fid^ ber Mineralfarben, bie
mit ßiftoff, §arg, ^ergamentleim u. bgL gemifd^t
(temperirt) auf bie mo$lbereitete ÄaK» ober ®ip8-
manb aufgetragen mürben. 2)ie ^reScomalerei,
ebenfalls f^on auS römifd^en SBanbgemöIben be«
fannt unb oon ber ölteften 3cit an in ber JNrd^e
oermenbet, t)om 14. 3al^r]^unbert an faft überoä
oorgejogen, trögt bic SKineralfarbe auf frifd^en,
b. i. naffen jfalfgmnb auf. Sie en!auftif(^e ^a*
lerei, fd^on in oord^riftlid^er 3cit geübt, für fir^«
lid^c 3»ede feltener angemcnbet, mifd^t il^re Qfarben
mit ^ad^S, toeld^e toarmflüfftg aufgetragen unb mit
l^eißemlinetallfpatelgeglöttet merben. SieOelmale»
rei marb erft oon ber Senaiffance gu SBanbgemöften
benu^t, aber megen i^rer bebeutenben TOöngel gar
balb miebcr oon ber SrcScomalerei oerbröngt
2. aJtofaif. S)auer!^aftig!eit unb ©ebiegenl^eit
mürben mit S^ed^t bei ber bilblid^en S)arftellung
569
SKaterei.
570
ber enrigen d^rifUid^n SEBal^rl^etten t)on iel^er bc»
foabetd in ^nfd^Iag gebraut unb biefeg ift 5u«
vßifi ber @ntnb, toarutn man fid^ l^terbet, [tott
bec Walerei mit einf ad^en garben, lieber ber 2Ro»
fdümolerei mit ungerfiörbaren farbigen @tüdd^en
(DtS @la8 ober ©teinen bebiente. 3^r Derbanfen
Dil bie ßr^ltung fo jal^Ireid^er SEßerfe ölterer
Piniji, ba^u bie empere Sform unb ftetigere 93e-
BM^rimg ber Xrabition. 2)ie Jtird^e überlam fie
oU eine t>on ben ölteflen 93öl!em unb oud^ Don
bmSUmem Dielgeübte £ed^nif, bie sur SSer^terung
ton Sugböben unb S93önben benu^t niurbe. 3n
b(R Aataf omben l^ben ftd^ Heinere SRefte ber mu-
Itoifd^ Ihmß fd^on auS bem 2. unb 3. ^oX^u
limbert erl^Iten, in ben ffird^en feit SonftontiuS'
p^ aber bie l^ienlid^Pen Ihinftmerfe, unb ^toax
inJlmn toie in anberen @täbten StalienS, t)or«
ne^Itd^ in StoDenna. S)ie t)oUenbetfte formelle
luSMIbung l^tte bie 9Rof ai! im oftrömif d^en SReid^e
erfa^, unb man benu^te bal^er nod^ in fpöte«
m Sa^r^unberten gried^ifd^e SJhtfier bief er Ihtnft
(04 im Occibente. 3n 2)eut{d^Ianb unb f^fran!-
nid^ uMe mon bie SRofaümalerei gleid^faUS. sumal
für gcö|ere ftird^n, on SSBänben unb t$fu|b5ben,
in^tolien felbfi ru>i^ im 12. unb 13. Sal^rl^unbert.
Stofaif nmrbe ^geßeQt burd^ ©tüdfd^en, meldte
iaben toeid^ Stauergrunb eingebrüdt mürben;
cnt&^d^ toaren eö mürf eiförmige (opus tessela-
tum), ober regelmö^ige, aber in Derf d^iebene Sfor»
nen gefd^ttene (opus sectile), ober f old^e, meldte
mtegelmälige unb länglid^ gezogene ^formen l^at«
tm(opiisyermiculatam). ®eometrtfd^e unb or«
floiieitfale 3^d^nungen liegen ftd^ beff er burd^ bie
Mben erften Srten erzielen, figurale aber befon«
bert bmr$ bie lefcte, bo man l^ierbei leidster ben
Sostonren unb SBemegungen be§ ©emälbeS folgen
fomtt (9tö^ereS bef onberS in ffraud, StealencQfl.,
fttHofaif, mo aud^ biefiiteratur ftd^ Derjeid^net
fiibet)
3. taf elmalerel 93or ober l^inter ober fiber
bem Sttare foll fid^tbar fein ba§ ©emalbe ober bie
€tatue bed ^eiligen, }u beffen Sl^ren er confecrirt
iP (Conc. Prov. Trevir. 1810, Hartzheim IV,
U2; S. B. C. 27. Aug. 1836). Um ben «Itar
%ipi erfd^fhü mit Sl^riftud bie ®Iorie feiner
deüigen. S)amit iß bie erl^obenfte Aufgabe ber
iafe&mlerri t)orgeieid^net. S)ie Malerei ouf %a*
Mb nmrbe Don ®ried^ unb Siömem l^od^gefd^ö^t,
p)gar \fif^ al9 bie SEBanbmalerei, unb au^ in
becötteften c^fUid^en 3^t fommen, obn)o]^I nur
Mtem^elt, ®emalbe auf ^olstaf ein, auf fieinmanb
BRb €db€ Dor. @d^on in ben ffatafomben mar
(§ 9üfcaai^, tragbare Xafelbilber in f^farben ober
inOto{ai! an ben %rcofoIien aufsufteUen (deRossi,
Borna Botterr. m, 592). 3m Orient erhielt biefe
Sitte fii^ fortan; aud^ ))flegte man bafelbft fel^r
feit twr bem Sltore bie fogen. 3conoftafi§ ober
Dübenoonb anjubringen. 3ur romanifd^en 3^U
ftmb in nnferen iHrd^ auf bem Sltare eine nie>
keie Studmanb (retabulum) mit IBilbem S^rifti
«ab feter fmligen, balb in einer einjigen Safel,
balb in gorm ciueS Sript^id^onS j aud^ bie SJorber»
jcite be§ SlltarS jierten oft gemalte Sfrontalien.
%IS in ber gotifd^en Seit bie glügelaltäre in ®c»
braud^ famen, mar ber Safelmaleret SRaum für
eine reid^e S^ätigfeit geöffnet, unb bie SRenaijfancc
ermeiterte biefe nod^ burd^ bie ^uSbel^nung be§
SntarauffafecS oft bis jur §ö]^e ber ftird^e. 5lber
nid^t bIo| für ben Slltar unb ben l^eiligen ©ienft,
fonbem aud^ für jeglid^en anbem Ort ber ftirc^e
unb im ^nfd^Iuffe baran aud^ für ba§ d^riftlic^e
^avi% unb bie ^riöatanbad^t lieferte bie lafel«
malcrei il^re l^enlid^ften SDBerfe. 9?od^ l^aben Diele
berfelben bis auf unS fid^ gerettet, barunter aud^
fold^e, meldte il^ren Urfprung im Oriente l^atten,
jal^lreid^ere. ober, meldte auS ben SBerfftötten ober
@d^ulen italtenifd^er, beutfd^er, aud^ fponif d^er unb
franjöfifd^er SWeifier l^erDorgegangen. 95on bem
berül^mten SRarienbilbe ©uibo'S t)on@iena (1221)
unb bem großen %ltarmerfe S)uccio'S Don @iena
(1311), fotoie oon ben iafelbilbem ber beiben
Segrünber ber fforentinifd^en ©d^ule, ©iotto
unb Simabue, bis 5u benen eines fjfiefole, eines
Seonarbo ba SSinci (1452—1519) unb »ap^ael
(1482—1520) u. f. f. geben gerabe biefe Safcl-
gemölbe ben beften Ueberblid! über bie Sntmicf*
lung ber d^riftlid^en ÜRalerei. S)eutfd^lanb beft^t
feine SBerfe auS ber öltem Kölner @d^ule mit
ben 5Ramen eines SKeifter SBiD^elm (um 1370)
unb @tep]^an (geft. 1451), auS ber flanbrifd^en
oon ben SKalem SRid^ael Dan ber Sord^ (1332)
unb ben ®ebrübem Dan S^dt (geft. 1426 unb
1441), aus ber öfterreid^ifd^en unb tirolifd^en
Don SBolfgang Shielanb (1446—1501) unb ÜKi-
d^acl $ad^er (feit 1467), auS ber fränfifd^en Don
SDlid^ael SBol^lgemut]^ (geft. 1519) unb «Ibred^t
®ürer (1471—1528), auS ber f^toäbifd^en Don
9Kartin ©d^ongauer (geji. 1491), Seitblom (geft.
1520), ben beiben ©anS §olbein (geft. 1524 unb
1543). 3lud^ aus oer 3eit ber frül^em unb ber
fpätem Slenaiffance geigen bie ffird^en nod^ fel^r
Diele in £ed^ni! unb Sluffaffung Dorjüglid^e ®e«
mälbe, 5unöd^ft in Italien, too aud^ am frül^eften
ber ^Itar mcip für umfongreid^ere Silber $la|
bieten mufete. SBaS in neuerer unb neuefter Seit
burd^ bie 9Weifter, mie fie oben bei SSefpred^ung
ber Sßanbmalerei genannt finb, aud^ in ber Tafel-
malerei mieber im beffem, fird^lid^en Sinne ge»
fd^affen mürbe, ift belannt. 6S mögen ben ge-
nannten 92amen nur nod^ bie einiger beutfd^en
SDReifter angefügt werben, nämlid^ §c6, ©d^rau-
bolp^, ODerbedf, Seit unb Sttenbad^. — 2BaS bie
Se^nif anlangt, fo mar eS im Anfang unb burd^
baS ganje Sötittelolter am gebräud^Iid^ften, auf
mol^lbereiteteS §015 ju malen, entmcber in ßnfau-
ftif ober in Sempera. 3)er §intergrunb blieb füfi
bur^meg in ®olb angelegt, fo t>a^ bie ®ar«
Teilungen mie im l^immlifd^en Sid^te erhoben unb
Derflärt erfd^einen. 5Rä^ereS über bie Bereitung
beS ®runbeS unb ber garben in älterer 3cit er-
fal^ren mir in bem TOalcvbud^e Dom Serge ^tl&oS
(§§ 1—72), in beS Sl^eopl^iluS Diversarum ar-
571
SRalerci
572
iimn schedula an Derf d^iebenen Orten uttb in bem
%xcictatt (kmxnü% bcS ©d^üIcrS ®iotto'§, über
bie Hunft bcr SDlalerci (beutfd^ öon %, 3Ig, SBien
1871). Oiroclffi bic Delfarbc oud^ bem 9lltcr»
tl^ume nid^t unbelannt mar, fo tDurbe il^r ©ebraud^
für bie Tafelmalerei bod^ erft feit »an ß^d all-
gemein l^errfd^enb, nnb jmar wegen il^rer leidstem
Sel^ianblung, il^reS ©langes unb il^rer Sauer«
l^aftigfeit; gleid^tuol^I trug gerabe fte nid^t me«
nig @d^ulb an ber fd^neUem Sertoeltlid^ung ber
SRalerei.
4. @IaSmaIerei. S)ie t^nfter ber ffird^en ftnb
glei^fam Pforten, burd^ meldte Sid^t Dom ^immel
einbringt unb ba§ 9uge ber ^laubigen gum ^im«
mel empoi^iel^t; bal^er ift e§ nid^t gu munbem, ba^
ju allen Seiten, unb befonberS als bie ®rö^e ber
ijfenfter mud^S, bie SDtalerei aud^ biefer glöd^en fid^
bemäd^tigte, um ^e mit leud^tenbem Ornament
unb Silbmerf gu füEen unb fo baS XageSUd^t für
ben l^eiligenSlaum suDerflören. äBenn aud^ Sfen«
fter anfangs am l^äufigften mit bünngefögten unb
^albburd^fid^tigen 9narmor|)Iatten gef^loffen mur*
ben, fo tüox bod^ fd^on Don ben ätömem l^iergu
aud^ baS @la8 benii|t morben. S)aSfelbe niar l^ie
unb ba in ben Safilüen ber gfall, unb eS fann aus
$rubenttuS (Perlst. 12, 53. 54, ed. Migne LX,
566) abgenommen merben, ba^ aud^ farbiges ®laS
babei in Siermenbung !am. Sigentlid^e ® laSmalerei
ftnben toir urfunbli^ erft im 11. Sal^r^unbert er«
niäl^nt, unb gtoar merfmö^ig unb in größerem
Umfange geübt gu Xegemfee in Sägern burd^ bie
SSenebictiner bajelbft. 93on nun an breitete fid^
biefe ßunft fel^r rafd^ in alle Sauber auS. SBol^l
bie ölteften auf unS gefommenen gemalten gfenfter
ftnb im S)ome gu 9ugSburg, nömlid^ fünf mit
2)arftellungen aus bem Sllten £eftamente. 3n ber
3eit beS gotifd^en @tilS maren eS befonberS bie
©eutfd^en unb bie 9lieberlänbcr, meldte in ber
Jhtnjt beS @laSmalenS fid^ auSgeid^neten unb
größere mie Heinere Äird^en nid^t nur il^rer ^cimat,
fonbem aud^ in Spanien unb Snglanb mit il^ren
aSerfen fd^müdften; in Stalten bie ffiominicaner
unb bie Sefuaten. ®er ©til ber ©laSgemälbe
folgte in ber romanifd^en Seit mel^r bem ber 3Mo«
failen, in ber gotifd^en nad^ Ornament unb 93ilb
bem ber reid^em Seppid^Joeberei. 3lud^ in ber SRe«
naiffancegeit l^örte bie Pflege ber ©laSmalerei nid^t
auf; erft fpäter Derfd^toanb fie, bie 9Weberlanbe unb
Snglanb ausgenommen, faft gönjlid^ auS unferen
ßird^en. ©elbft bie Sed^nil friftete jid^ nur notl^«
bfirf tig, f 0 ba| il^re SBieberbelebung in neuerer Qdi,
unb itoax gleid^faKS Don Sägern auS, faji einer 9leu«
erpnbung gleid^fommt. S)ie mirflid^e ©laSmalerei,
entgegen ber bloßen Suf^mmenfügung farbiger
©laSjd^eiben, befielet in ber Äunfi, auf ©laS in un«
Deränberlid^er Qfarbe burd^ ginfd^meljen berfelbcn
©emälbe l^erjujiellen. 2Ran trug auf farbigen, ber
3cid^nung möglid^ft entfpred^enben ©laSftüdten mit
fogen. ©d^Joarjlotl^ in bid|teren unb bünneren
©d^id^ten bic ßontouren unb ©d^attirungen auf,
brannte fie ein unb Derbanb fobann bie ©tüdte
mofaifartig mittels SBleijireifen ju einem ©amen.
2)iefe einfädle 2:ed^ni! tt)urbe in ber gotifd^en S^\t
auf bie Derfd^iebenfte SBeife fortgebilbet, in ber
Sienaiffancegeit aber burd^ Ueberiünfielung, Diel«
fad^ gum ©d^aben biefer ihmft, Derlaffen. Sud^
in neuefter 3eit l^enfd^te lange nod^ bie irrige 9ln»
fd^auung, als ob ©emölbe auf ©laS in möglid^ß
großen gflöd^en unb mit möglid^ft menig Ser«
bleiung auSgefül^rt merben foHten. (lieber ©laS«
maierei f. au^er ben größeren Arbeiten Don Sa«
bartc, SangloiS unb SSer? befonberS ®ef|ert, ®e-
fd^id^te ber ©laSmalerei, ©tuttgart 1839; »runo
Sudler, ©efd^id^te ber ted^nifd^en ßünfte, ©tutt-
gart 1875, I, 59—92; ftarl ©doofer, ®ie ©loS-
maierei beS Mittelalters unb ber Stenaiffance im
«bri| bargcftent, »erlin 1881.)
5. Smail. S)ie Srl^abenl^eit beS SuItuS unb
feiner ©el^eimniffe forbert bie $rad^t aUeS beffen,
maS gu feinem nad^ften SDienft gel^ört. SDie 1^«
ligen ©efö^e unb ©erötl^e finb, tt)enn nid^t Don
purem ©olbe, bod^ Dergolbet unb, lun ben ©olb«
glang gu erl^öl^en, mit leud^tenben eblen ©teinen
unb bem fifarbenfd^immer ber ©d^melgmalerei, beS
SmatlS, gefd^müdft. jfeld^e unb Siborien, Jtreuge
unb Seud^ter, Sabemafel unb Altar, SReliquien-
bel^ölter unb bie 2)edtel ber liturgifd^en Sudler juert
bie ßunft mit biefem farbigen ©d^murfe. 5Da8
@mail (smaltum, esmaltum, ©d^mel}) befielet
aus OuarjpulDer, baS burd^ SDtetaKoj^be beliebig
gefärbt, auf ©olb ober ©Über unb j^fer an bie
5U malenben ©teilen gebrad^t unb eingefd^mel}t
ttiirb. äßenn ber SRetaSgrunb auSgel^oben unrb,
fo ba^ nur bie 6^ontouren ber 3^id^nung l^erDor»
ragen, unb bann bie Vertiefungen mit ©d^mel)
gefüDt »erben, fo ift baS ©rubenemail; menn bie
Sontouren burd^ aufgelöt^ete Snetaübrö^te 1^
geftellt finb, f o bag glei^fam 3dlen für ben ©d^mel)
entfielen, 3dlcnemail ; menn jur Ausfüllung ber
Vertiefungen nid^t Diclfarbiger ©d^melj, foi&em
eine f d^toarje ©d^toef elmetaümaffe Dermenbet toirb,
92ielIo; menn bie 3si^ttung auf bem äRetaSe in
ätelief gearbeitet unb mit farbigem ©d^melg über«
gogen mirb, Scliefcmail; toenn enblid^ bie SöletaD«
platte Dorerft mit unburd^pd^tigem ©d^melj über«
bedft, bann mit bem $infel farbiger ©d^mel) ju
einem Silbe aufgetragen unb eingebrannt tuid),
SKaleremail. — ®ie ältere ^riftlid^e ff unft mod^te,
obmol^l baS Smail fd^on frül^er befannt mar, bod^
l^ierDon nur menig ©ebrau^. 2lm frül^eften ge«
fd^al^ bte^ 5U VQ^an^, meSl^alb aud^ im erften 2[a$r«
taufenb emaillirte ©egenftönbe befonberS Don grie«
d^ifd^en ffünfttem gefertigt unb in ben Occibent
eingefül^rt tourbcn. @ine ber berül^mteften Arbeiten
biefer ?lrt ift bie golbcne Slltartafel Don ©t. 2Rar«
cuS in Venebig. 9lud^ im Slbenblanbe mar bie
ffunfl Don SllterS l^cr geübt , aber erft feit bem
ll.Sal^rl^unbert allgemeiner Derbreitet, inQfranf«
reid^ befonberS ju SimogeS (opus LemovisiDum),
in Stalten, in ffieutf^lanb am Sl^ein unb in
Oefterreid^. SS fei genannt ber Smailaltar in
ffloftemeuburg. £)ie funftooOere Xed^nil aber, in
573
aWalcrci.
674
tKl((cr ber SRetoDstunb |}etö loemgftenS burd^ bie
Umiiffe m ben (Semölben erfennbar bleibt, Der«
fi^toanb bolb tmb modele mit bem 16. ^ol^rl^un'
bert immer me^r bem oberftöd^Iid^eren SOtaler«
einail$la|. (Sgl. Labarte, Becbercbes sur la
pemtore en ömaU, Paris 1856; 93r. 99ud^er,
0(f(^te ber ted^nifd^en ffünfte^ ©tuttgort 1875,
1, 1-57.)
6. Miniaturmalerei SEBie Don ben äBänben
bffffinl^, üon ben Xafeln ber Slltöre bie Silber
oOm (Slöubigen (ntbigen, {o erflören unb Der«
fläien Me 3Ibtflrationen ber liturgifd^en Sudler
bm Sefenben bie ^eiligen SEBorte. ^q^ aud^ bie
Sdmer 99üd^r unb 99ud^roIIen mit SDtalereien ^u
perm mußten, erl^Ut auS $liniu§ (Hist. nat.
25, 2, 4 unb 35, 2, 2). Sie erften Üiad^rid^tcn
obaSnuminirung ber ^eiligen Sd^riftcn ftommen
a&§ ber 3eit SonftantinS beS @ro^en, inbem Su«
jeMuS in ber 8eben§Qefd^id^te biefeS ffai|er§ (1. 4,
c 36. 37) berid^tet er l^obe ouf bcfjen »itte il^m
50 (Esem)}Iare, auf gutes $ergamcnt gefd^rieben
oib rei^ au§ge{tattet, beforgt. S)a§ öltefte un§
otottene SSerl mit SJliniaturen altd)ri)tlid^en
Siib ifl in SBien, eine @eneft§ nad^ ber Q^tna*
ginta, iDo^I nod^ bem 4. ^ol^rl^unbert angel^örig.
^fd^ften mit ^bbilbungen au3 bem 5. unb
6. So^r^unbert beft^en 9iom unb Sf^oreng. S)ie
ütoleteien biefer fottie ber f olgenben S^xt Derratl^en
idbpDcrjtönbUc^ eine gro|e SSerfd^iebenl^eit, fotDOl^I
M funfüerifd^e 9ertig!eU als m9 Originalitöt
htrifft; in oiOten aber tritt baS Seftreben l^erDor,
Me £!aut>t}üge beS d^rifilid^ Seelenlebens , 2)es
val^, 3niiig!eit, Unfd^ulb, f anften 6mft Zriumpl^
iB&iben, möglid^ft lebenbig au§su))rögen. 3n
bcc romanif d^ 3^t möl^renb meld^er bef onberS
in S)eiitfd^Ianb bie Sud^malerei eine ungemeine
Seiheitung fanb^ mie fd^on ouS ben Dielen be«
inmt geworbenen S^amen ber Illuminatoren l^er«
Dorgej^, fftOt beffere Omamenti! unb reid^e $]^an«
tope in bim gemalten SobiceS f oglcid^ in'§ 3luge,
iw^tenb bie figuralen 2)arfteUungen meiter gurüdt«
Mo- 3n ber 3tü bed gotifd^en @til§ aber er«
zei^ aud^ biefe in ben nod^ Dorl^anbenen 3BerIen
orit Kiniaturen, fomol^I in Italien aI8 in i$fran!«
mSi, in Seuifd^Ianb unb in gflanbem, eine iBoH«
obmig, uiie fie fp&ter, )umal nad^ ber Srfinbung
bcS ^()fd^mtte3 unb ber Sud^brudterfunft, nid^t
Be^r erjfeebt morb. SBol^I gab ed aud^ im 16. Sal^r«
tnibert nod^ SQuminatoren, mel^e burd^ il^re
Simß bie SDliffalien^ SDangelien^ Sectionarien,
Ifoteien imb 9btti))]^onarien, aud^ ©ebetbüd^er,
Sänften ber ^igen Söter u. f. f. f d^müdften ;
obiB me^ unb md^r Derf d^manb biefe gfertigfeit,
ob eine SBieberbelebimg berfelben toxtb nad^ ber
{o aMaütm Zed^nil ber DerDielfömgenbenffünfte
Wljt für immer nur ein SBunfd^ bleiben muffen.
— 8oS bie Zed^il ber ÜRiniaturmalerei betrifft,
{b n| befonberd bie Sorgfalt l^erDorge^oben toer-
tat, Brit toeld^ bad SRaterial l^ierfür bereitet
fenbe. ^e Sin^d^tung bed $ergamente§ auS ben
>gfticbenpcn Z^ierfdten erforberte 9Rä^e unb
UnDerbroffenl^cit; für foftbare Sudler würben nid^t
nur bie reid^ften unb gleicbmö^igften Slätter au§«
getoöl^It fonbcm biefe aud^ oft nod^ in $urpur«
färbe, meift Dioletter, getränft. ®ie Sud^fiaben
tourben mit bauerl^aftefter Xinte, mand^mal au(^
mit ©ilber unb ®oIb, gefd^rieben. ®ie garben
für bie Initialen unb SKiniaturen (fo genannt Don
ber rotl^en Qfarbe, 9Wennig [minium], mit »eld^er
Zitel, Snfönge unb Slbfö^e auSgejeid^net würben)
waren bie nad^l^altigften 2)edfarben (@ouad^e),
gebunben burd^ SQBaffer, ®ummi unb Siflar. %ud^
ba§ ®oIb Derlangte feine gang eigene 3ubereitung,
würbe mit bem $infel aufgetragen ober plattirt
unb 5ule^t nod^ burd^ @d^attirung ober mit ber
$un5e omamentirt. (IBgl. Bastard, Peintures et
omements des manuscrits depuis le IX* siäcle
jusqu'ä la fin du XIV, Paris 1883; SBatten-
Ud^, ©d^riftwefen im 9KitteIaIter, Setpjig 1875;
fel^r einge^enb bel^anbelt bie erl^altenen SobiceS
mit SKiniaturen SfranJ in feiner ®efd^. ber 9Ka«
lerei, gfreiburg 1887.)
7. ©oljfd^nittunbilJletaUfd^nitt. ©iefe
SweigeberÄunft, weld^e nod^ jur SKalerei gcred^«
net werben fönncn, l^aben f ür bie d^riftlid^»religiöfe
©arfteBung namentlid^ infofem SBertl^, aI8 fie ge»
eignet finb, nid^t nur einselne Sudler für ben 6ul«
tuS ju äieren, fonbem burd^ SJerDielfältigung gute
93ilbwer!e in |)au§ unb @d^ule in Derbreiten. S)ie
jhmft bed ^oljfd^nitteS ift unbeftritten beutfd^e
Srfinbung unb reid^t in il^ren ^nföngen in'd
13. Salftrl^unbert gurüdt, wöl^renb ber Urfprung bed
SKetaüfd^nitted (in SKeffing unb Äupfer) nad^ ßeit
unb Ort nid^t nad^gewiefen werben fann, aber über
1400 nid^t l^inauf ge^t. 2)ie Jhinfi bed C^oIsfd^niHed
wie bed SRetaUfd^nitted würbe Don ben größten
2KaIem geübt, unb ed würbe bamit ben liturgi«
fd^en Sudlern, aber aud^ Slrmenbibeln unb Segen«
ben, ffated^idmen unb @ebetbud^em reid^e %ud«
Gattung Derfd^afft. ©ie neuefte 3«it fügte biefer
IBerDielföItigungdfunft aud^ nod^ ben ©tal^Iftid^
unb bie Sttlogropl^ie bei. SSBöl^renb in frül^eren
Sal&rl^unberten ^oljfd^nitte, im 16. Sal^rl^unberte
aud^ Äupf crftid^e , oft fettfi Don bebcutenberen
2)Jeifiem, wie Don ben ©lodfenbond in 5Rümberg,
ifluminirt würben, fteflt nun bie ßrfinbung ber
G^l^romo^^Iograpl^ie unb ßl^romolitl^ograp^ie aud^
in ®ruä 9)laleretcn Don l^ol^er 93oflenbung l^er,
fo ba^ fie felbft gute SMiniaturen ber frühem ßcit
wieberjugeben Dermag. SBeniger für liturgifd^e
3wcd(c eignen fid^ bie ^l^otogropl^ie unb bie Der»
wanbten Sleprobuctionen. 95e§üglid^ ber led^nil
ift ber Unterfd^ieb jwifd^en ^ol^fd^nitt unb 9We«
tallfd^nitt p bemerfen. Sei erfterem werben bie
lid^ten @teUen bed IBilbed aud bem ^olje l^eraud«
gefd^nitten, fo bafe bie Umriffe erl^aben bleiben. ®er
aJlctaDfd^nitt Dcrfolgt bie entgegengefe^te SBeife;
ed wirb nömlid^ mit bem ©rabftid^el bie ab^u«
brudtenbe 3(i<^ung Dertieft in bie platte ein«
gegraben (®raDterfunft), ober ed wirb bie platte
mit bem fogen. 3lc|grunbe bebedtt, auf biefem bid
jum ^tiaüt bad !BiIb burd^ bie Stabimabel aud»
575
anoUcoIu^ — aKalündrobt.
576
gehoben unb burd^ ©d^cibctuaffer in bcm Wofe»
gelegten SWctott eingeölt (SRabirfunft). Stnberc
SRonieren ftnb bte Sd^mar^funft, bie Squotinto
u. f. f. (95gl. Qu^et ben größeren SSBerfcn öon
Sart)^, ^QfJQöant u. 9(. Sruno »ud^er, ©efd^. ber
ted^n. ffünfte I, 359-445.)
8. SSon l^ol^er 99ebeutung für ben Sultu§ ftnb b i e
aBeberei unb bie ©tiderei ober, »ie lejtere
mit SRcd^t genannt wirb, bie Klabelmolerci. ®ie
ftird^e nal^m beßl^olb biefefd^oniml^öd^ftenSlIter«
tl^ume fel^r ou^gebilbeten jhtnfi^meige gleid^ an*
f änglid^ in il^ren 3)ienft, fei e§ für bie gotteSbienft*
iid^en ffleiber, ober 5ur $e!Ieibung be§ ^ItareS,
ber SOBönbe, ©äulen, Qfufeböben, ober für bie S3e»
bedfung ber Xprcn unb genfter. 95eibe vermögen,
toie bie eigcntlid^e JRoIerei, iebe§SiIbtt)erf ingfar»
ben boi^uftcKen, unb wir Icfen int ^ontificolbud^e
^äuftg t)on reid^en @ett)önbem auS @eibe mit ,,ber
©efd^id^te" (b. i. bcm SSilbe) beS Sötten, beS ©reifen
u. f. fv ober mit ©cenen au3 bem ^Iten unb bcm
bleuen Seftamcnte. ©elbftDcrftanbltd^ ijl e§ bie
©ttdterei suerfl, ttcld^e mit ben Ud^tt)onen gfor*
Ben ber ©ctbe unb mit @oIb toirlKd^e ©emölbc ju
f d^affcn im ©tanbe toar. S)Q]^er föurbe fte aud^ mit
bcfonbcrcr Siebe öon ber frül^eficn bis in bie neuefte
ßeit in fflöftem unb in ben ©emäd^em am §of e,
im fpätem SJRittelalter öon eigenen 3ünften geübt.
SluSgcjeidfencte SWolcr lieferten l^ier ju oft il^re 6nt«
würfe. ®ie l^öd^fte «uSbilbung erl^ielt biefe ffunft
löol^I in SlrraS unb Srügge jur 3eit $l^ili))))g be§
@uten unb feines ©ol^neS, ffarlS beS ^^nen, toie
benn oud^ bie äBeberei bafelbft figurenretd^e %tp'
piä^t in öoüenbetfter ©d^önl^eit }u ©tanbe brad^te
unb fpöterl^in unter anberen Silbmerfen fogar aud^
f old^e 9tap][)aeIS }u copiren nid^t gurüdfd^eute. 2)ie
neuefte 3^it l^at in ©ttderei uttb Silbmeberei bie
alte Xed^ni! wieber aufgenommen unb aOentl^alben
©ro^eS l^ierin geleiftet. (SSgl. über ©efd^id^te unb
Sed^nif beiber ifünfte 95odf, ®efd^. ber liturg. ®e«
wänber, 95onn 1859.) [@. Salob.]
^atteotns^ SfeliS/ f. ^emmerlin.
^oHitiArobf, ^ermann öon, parlamen»
tarifd^er SSorfämpfer ber bcutf d^en Äatl^olifen, ent=
flammte einer märfifd^en, urfprünglid^ auf 95urg
SRaUindfrobt bei SBitten a. b. Slul^r anfäfpgen
Ißatririerfamilie, meldte im 16. Sal^rl^unbert jum
$roteftantt§mu§ übergetreten unb nad^ Sortmunb
übergefiebelt toar. ©eboren toar er am 5. fjfe«
bruar 1821 }u 9Minben, wo fein SSater ®etmar
ö. aKaüindfrobt (geji. 1842) bamalS al§ SRe»
gierungS'SSicepräpbent angcfteüt toar. fficrfclbe
war mit einem fatl^olijd^en i^fröulein ö. ^artmann
(geft. 1832) öermöl^lt unb liefe feine öier ftinber
latldoUfd^ er^iel^en. 3nbefe würbe er fd^on 1823
in gleid^er Sigenfd^aft nad^ ^ad^en öerfe^, unb
l^ier würbe |)ermann öon ^kUindCrobt auSgebil«
bct, bis er 1838 jum ©tubium ber Siedete bie
Uniöerfitäten Serlin unb 93onn bejiel^en fonnte.
3m 3. 1841 würbe er ©erid^tSauScuItator, 1844
SRegierungSreferenbar unb 1849 Stffeffor. 3u ber
lejtem ©teHung blieb er 11 Sa^te; 2 baöon war
er in SKinben bcfd^äftigt, 2 in Erfurt, 2 in ©trol-
f unb, 4 in fjranffurt a. b. Ober. 3u ßrfurt öer«
fal^ er 1851 eine 3^i^^^ng commiffarifd^ aud^ bie
©teile eines erften SürgermeifterS, ttitb gwar gu f o
allgemeiner S^friebenl^eit, bafe er beim Abgänge
gum Sl^renbürger ernannt würbe. 3m 3. 1859
berief @raf ©d^werin il^n alS öilfSarbeiter in'S
SWiniftcrium beS 3nnem nad^ SSerlin unb über«
trug i^m inSbef onbere bie Ausarbeitung unb parfo«
mentarifd^e Vertretung beS neuen @e)e|eS über
gfeftfteQung ber SBal^Ibejirfe für baS Abgeorbneten«
l^auS. 3m folgenben 3al^re }um SRegierungSrali^
ernannt, würbe er auf eigenen 3Bunfd^ tu)d^ in
bemfelben 3al^re nad^ S)üffeIborf, öon bo aber
1867 gegen eigenes SDBünfd^en nad^ SRerfeburg
öerfe^t unb 1872 auf feinen Antrag penfionirt. —
äJlaOindtrobtS |)auptt]^ötig!eit l^atte nömlid^ fd^on
feit 3al^ren nid^t mel^r bem SerwaltungSamte,
f onbem bem parlamentarif d^en Seben gegolten, utü>
l^ier l^atte ber unerfd^rodfene, in feinen l^eiligjien
©efü^Ien tief öerle^te SSertl^eibiger fird^Iid|er grei»
l^eit unb befd^worener SRed^te fid^ fd^on (ange bei
ben Siegierenben mißliebig gemad^t. ©d^on 1852
war er öon einem weftfälifd^en SBal^Ifreife in ben
Sanbtag gewöl^It, 1863 unterlag er bei ben 9}eu«
wallten ber bamaligen liberalen SonflictS«^od^f[ut,
1868 erl^ielt er jebod^ wieber ein SJlanbat, unb
wie fortan bem ^bgeorbnetenl^aufe, fo gel^örte er
bis 5U feinem £obe aud^ bem norbbeutfd^en refp.
beutfd^en Sleid^Stage feit beffen Sonftituirung oIS
SRitgUeb an. @Ieid^ 1852 war er ber neuen
„fat$olifd^en", fpäter „fjfraction beS KentrumS"
genannten, nad^ il^ren beiben ^auptfül^rem aber
gewöl^nlid^ als „Qfraction SReid^enfperger" begeid^»
neten $arIamentSgruppe beigetreten unb l^atte in
berfelben namentlid^ für Rarität ber Sonfefftonen,
ßonfefftonalität unb f^frei^eit ber ©d^ulen unb
^od^l^altung ber fungen ©taatSöerfaffung tapfer
mitgcwirft. 5Rad^ bcm ©ingel^cn ber genantiten
fjraction war er 1867—1870 bie ©ecle ber flei«
nen „bunbeSftaatlid^ • conftitutioneEen Sercini«
gung", bie ftd^ l^auptföd^lid^ gegen baS Siuffaugen
Mer burd^ ginen wehrte. 3m 3. 1870 würbe er
bann für beibe ^öufer ber ^auptbegrünber unb
mit SSBinbtl^orft, ben SSrübem SRcid^enfperger unb
bcm Sfrcil^crm ö. ©d^ortcmer'Wft aud^ ber l^oupt*
fül^rer jener neuen „Qfraction beS KentrumS"^
weld^e balb auf mcj^r als 100 SRitgliebcr onwud^
unb bei unöergleic^Iid^cr i^fül^rung als „itner-
fd^ütterlid^cr Sl^urm" nid^t blofe einer wed^feloollen
^olitif gegenüber allein feftftel^cn, fonbem l^oupt«
föd^Iid^ aud^ in ben ©d^recfen beS langen „Sultur*
fampfcS" 5um tapferen ^luSl^anen unb Erträgen
wie 5um enblid^en glüdtlid^en ©icge unfd^ä|pbar
öicl beitragen foQtc. @erabe SJlaQindtrobtS tluf«
treten gab bem SBirfen beS (SentrumS bie ©i«
gnatur: eS war ein ]^eiIig*emfteS, uneigennu|igeS
ginfcjcn unb ^inopfem ber ganzen $crfon fiir bie
als l^cilig erfanntc ©ad^c, öcrbunbcn mit abfoluter
Ofejiigfcit ber ©runbfä^c unb nid^t minber abfo«
lutem Sfcmf ein aDer TOcnf d^enfurd^t. 9KaflindtrobtS
577
üKalta.
578
(C0§e Reben litten i^re p(mp\^täxh »eber in
Jidti^itm ber SBorte unb @Iatte ber ^otm, nod^
ia omtonf^^ S^umnge unb funftoolem Appell
aiai (Befühl: bie SBorte quollen otelmel^r lang«
\m, o6et toorm unb mäd^tig, unmittelbar unb
mgefu^t ouS übervollem ^er^en, in il^rer Indien
Kin^unaudMeibUd^über^eugenb, inil^rerSBud^t
nb ftraft untoiberftel^lid^ l^inreigenb, in il^rer
anjlen Xragi! ben f^freunb erfd^üttemb unb ben
Segnet tief ergreifenb. SJlallindCrobt fprad^ jule^t
m 19. SRai 1874, unb snmr flammenber al3
je^BDor. Per cnicem ad luceml toar fein pro*
|ri(eti{4^ @<I^Iu6n)ort; gleid^ barauf ergriff il^n
OB W^Qß Sfieber, unb nur fteben £age fpötcr
(26. Seat) toQX er Derfd^ieben, xoit ein ^elb in ber
9elbf4tad^t. S)ie ungeal^nte 3:obednad^rid^t er«
läBle bie gai^e SBelt mit emfter Xl^eilnal^me, bie
ih^oltlen Seutfd^IanbS mit Trauer unb 9e«
Pigmig; Xobtenflage unb £rauerfeier maren bem
cBtipie^^ oSgemein. 2)ie Seid^e nmrbe unter
(pMigem (Skleite Don ^Berlin nad^ 93öbbe!en
bei ij^oberbom äberfül^rt unb in ber bortigen ^a*
■ifimgntft beigefe^t. ~ SRaKindfrobt l^interlie^
OBS erßer &^ mit (Slfe Sfreiin t>. IBeml^arb (geft.
1872) iner @ö]^ne unb eine ^d^ter; bagu bie
iBeite, erfl üor brei SJlonaten i|m angetraute
Sottm Xkttia D. 93em]^rb, ^albfd^mefter ber
Sorgenarntten. 9{ad^bembie]^inter6Iie6ene2Bitttt)e
bie Srgie^ung ber il^ir anvertrauten jhnber mit
aller 6orgfaIt unb Siebe voüenbet trat fie felBfl
im 9boembet 1887 in ben Orben ber Sftauen oom
^igpen fyx^ 3efu ein. 9JlaIIind(robtS einjige
Zo^ ^tte fid^ eben voriger mit bem nieftf ölif ^en
SMWn Staxl t. Sönind oermöl^It. (IBgl. SRer*
taS, SHe Xobtenflage um ^m. t>. 9RaIIind(robt,
$abeib. 1880, unb allgemeine 2)eutfd^e 99io«
9D0fffit XX, 143. Sine auSfül^rnd^e Siograpl^ie
SRoDintfrobtd unrb Don P. ^ülf S. J. vorbe«
teüet) [§)äldlamp.]
SMft, 3nfel unb SiStl^um. aJlalta
(Mdtn], Melita) bilbet mit ©o^o, Somino unb
be» nibetDOl^nten Silanbe Sominotto bie füb«
fi#e )tt Sim>pa gel^drige Snfelgruppe, n^eld^e
ia BtitteOanbifd^ (flcilifd^en) SReere liegt, burd^
bei 12 SReUen breiten ffanal von SRalta oon
bei fttbfid^ ftfifie @icilien§ getrennt unb ttm
40 IReOeii Don ber norbafrifanifd^en Jhtfte bei
Xritwli entfernt ifL ÜRalta mar eine pl^önicifd^«
OKt^ogifd^ Kolonie unb ^auptfhpelpla^ bed car«
^d^ ^anbete bis aur Serftörung ber üRutter«
jkbt bmnl^ bie 9Umer im britten punif d^en ffriege,
ob tDo^d^emlid^ n)egen ber bem ^unifd^en oer«
iNBdtoi (fcnntifd^en) Sprad^e, meldte bie üRat«
tefn lebeten, red^net ^toIemöuS biefe 3nfel su
Vrib. 3m Stoten Xeflament mirb ^tlxta, beffen
boDo^ner ifitt U)egen il^rer Sbftammung unb
SftttS^ ßapßapoi genannt totthm (%pg. 28, 2),
bn^benllmflanb enoäl^t, ba^ ber l^eilige^oftel
tonlal bei brtefer 3nfel @d^iff brud^ erlitt unb auf
% bcci SRonate lang ®aflfreunbf d^aft geno^. 2)er-
fAe iRzb l^eute nod^ afö Patron ber 3nfel oer«
iroK. vm. 2. stuft.
el^ri 9iid^t toeit Don ber alten @tabt SRalta an
ber ©t. $auföbai — Don ber Irabition wirb eben
biefe an ber 9lorbfüf}e gelegene 95ai einftimmig al§
ber Ort bejcid^net, an welkem ber 9lpofteI ©^iff«
brud^ litt, unb biblifd^-noutifd^e ©rünbe unter»
flüjen ben alten ©touben ber 9Raltefen an il^re
»ai aufs 5Rad^brfidHid^fte (Dt. »udfert, 9lad^ Jlorb-
afrifa, SDBürjburg 1884, 422) — fielet eine «eine,
bem ifi. $auIuS getoeil^te JKrd^e unb babei eine
IBtlbfäule beSfelben mit einer ©d^Iange in ber ^anb,
meldte eben ba ftel^en foU, m biefer Stpoftel eine
giftige ©d^Iange, ol^ne ©droben gu nel^men, Don
feiner ^anb in baS gfeuer fd^Ieuberte (Slpg. 28,
3 ff.), ©citbem gibt eS tl^atfäc^lid^ leine giftigen
©d^Iangen mel^r auf SJIalta. Stalle bei ber $aulS»
lird^e finbet ftd^ aud^ bie ©rotte, wo ber 1^1. ^uluS
ber Xrabition gufolge feinen unfreiwilligen Suf«
entl^alt augebra^t. Unter ben 9i5mem mürbe 9RaIta
Don einem unter bem $rötor Don ©icilien ftel^en«
ben $räf ccten (Segaten) Dertt>altet. ©pöter gel^örte
bie 3nfel jum gried^if d^en Äaif ertl^um. 3m 3a5te
818 nal^men bie ©aracenen boDon Seft^, mußten
aber 1090 ben ficilianifd^en 9iormannen toeiclen.
©eitbem l^atte äJlalta mit ©icilien einen unb ben«
felben §erm. Äaifer ftarl V. trat bann SKalta
an bie eben auS Sil^obuS (f. b. %rt.) Dertriebenen
3o]^anniter«9lttter ai, meldte nunmel^r l^ier il^ren
©i| auffd^lugen unb fid^ Don ba an SJlaltefer«
IRitter nannten. Unter bem @ro|meif}er Sa Sa«
lette Dert^eibigten biefe SRitter bie 3nfel ftegreid^
gegen bie gan^e SRad^t ber Xärfen unter ©oli«
man n. (1565). 2)agegen gelang eS ber eben
nad^ Seg^pten fegcinben ^anjöftfd^en Qflotte unter
5RapoIeon L, SRalta, freilid^ nur burd^ Serratia,
au erobern (1798). Sttei 3al&re fpäter lam bie
3nfel nad^ langem Sßtberftanbe in bie @emalt ber
Snglönber, meldte burd^ ben ^arifer gfrieben Don
1814 im 9eft| berfelben beftötigt tourben; nod^
l^eute bilbet fie bereu |)auptfeftung im TMtU
meere. Unter ben Snglanbem mürbe ^alta über ein
Siertelial^rl^unbert lang aud^ baS Hauptquartier
beS ^roteftantiSmuS in ber Seoante. 2)ie Son«
boner SRifftonSgefeUfd^aft mar eS, meldte fd^on
1809 (1811) einenaRifponar l^ierl^er fanbte, 1815
!am aud^ ein SRiffionar ber engli)d^«fird^lid^en
aRifftonSgefeUfd^aft an, unb 1823 folgten bie SBeS«
lepaner, möl^renb baS 3ol^r auDor ber omerifanifd^e
SSoarb feine Slrbeitcr f^xtt ftationirte. 9luf 9ln»
regung beS SanfierS ^enn^i 2)rummonb mürbe
1817 eine fleine 93ibelgefellfd^ft gegrünbet unb
1821 aud^ eine 2)rud!erei errid^tet. 93on biefem
Sentrum auS, baS, mie ber 3Riffu)nar 3omett
(Christian Besearcbes in the Mediterranean,
ed. 3, 376) fo d^arafteriftifd^ fd^reibt, „meit boDon
entfernt, ungcfunb au fein, bie britifd^e protection
in DoQem SRa^e geniest, unb au^erbem nod^ eine
SWaffe Don Komfort bietet, mie er in fremben
Säubern feiten au finbcn ifi", l^at fid^ bis in bie
Dieraiger 3al^re l^erein eine ©intflut Don Iractaten
unb Sibeln ergoffen unb bcibe Ufer beS SRittel«
meereS bebedCt. älad^bem ftd^ bie genannten ®e«
19
579
^Jlalta.
580
feüfd^aften feit 1889 t)on üßatta }urfi(I}u}te]^en
begonnen ]^attcn(ööI.85o§lcraKiJ!.-aKa9(Qinl848,
n, 9 ff.), würbe 1845 eine proteftentifd^e 6r-
^iel^ungSanftaU, baS Malta College, etrid^tet in
ber W>\xä)\, bem tömifd^en 3nftitut bcr $ropa«
Qonba eine proteflontifd^e ^nftolt öl^nlic^er 9tt
entgegensufteOen (Dgl. ben iäi^rUd^ erfd^ienenen
Aimual Eeport of the Malta Protestant Col-
lege, Sonboner u. 99a§Ier SRiff.-^Raga^tn 1859,
299 ff.)« ^ud^ t>i(| Sottegiunt. melc^eS nebenbei
eine mt f^ofpital fär lifHge Slbenteurer mar (Dgl.
g. S. Dr. Achilli and äie Malta Protestant
College, Lond. 1851), bejtonb foum 20 Saläre
lang. 3n SRoIta ift eben fein SSoben für ben ipro»
teftanti§mu8, ba, toie felbft boS Saöler 3Riff.«
aWagaain (1848, H, 4) gefielet, >§ »olf fid^
räl^mt, gegen ))roteftQntifd^e $rofeIt)tenma(i|erei
t)5Qig unDermunbbar ^u fein''.
2)erbreintonatIid^e9ufentl^aItbeg93öI!era})ofteI§
iDQr für ^unberte ber Snfelbemol^ner bie IBeran'
laffung be§ reid^ften SeeiengeminneS, unb ba§
^au8 beS römifd^ ^räfecten $ubliu8 n)arb bad
n\U @otted]^aud ber Snfel. S)iefer trat nömlid^
einen Sl^eU feine§ ^lafteS für ben @otte§bienft
ab unb hmctionirte nad^malS felbft barin al§ erfter
SBifd^of Der Snfel. Ob er unmittelbare Slad^folger
ge^bt, ift unbefannt. 2)er näd^fte befannte ^ifd^of
ift ^caciuS, 451 beim SoncU }u Sl^alcebon an«
mefenb'; Sonftantin mar 501 bei einem römifd^en
(Soncil. 9ln SuciUuS fd^rieb ©regor ber ©rofee
^pist. 2, 44) : nad^l^er befallt ber ^ap% ba^ ber-
felbe fofort abgefegt merbe (1. o. 9, 63; 10, 1;
13, 18). 9n feine ©teile fam 599 ber »encbic«
tiner ZrajianuS. 93on ba an erfd^eint lein Sifd^of
mel^r bis auf 9Ranna§ 868, unb aud^ nad^ biefem
ift bie Stetl^enfolge mieber unterbrod^en bis auf
3)io§p]^oru8 1082, meldten ©regor VIL bem grj«
bifd^of t)on äteggio als @uffraganen unterfteOte.
Unter ©ualteriuS, feit 1090, erbauten bie 9lor«
mannen in ber @tabt SJlalta bie glön^enbe Satire-
bralc ©t. $aul, meldte am 21. ÜKai 1697 burd^
ein Srbbeben gön^lid^ 511 (Srunbe ging, ©tep^an
(1140—1157), ber auf 99iralbuS unb Sol&anneS
gefolgt, mürbe ©uffragan beS SKetropoliten öon
^lermo, unb biefe ©tellung bel^ielten aud^ feine
Slad^folgcr, bis ^pft ©rcgor XVI. ÜKalta un-
mittelbar bem l^eiligen ©tul^l unter orbnete (1844).
$iuS VI. vereinigte bur^ »reoe Dom 3. SKära 1 797
baSSitulaoerjbiStl^um SG^obuS mit bemlBiStl^um
SRalta, um bie^ifd^öfeauSju^eid^nen, unbgeftattete
benfelben, bcnSitel „Srjbifd^of-Sifd^of " ju fül^ren.
SHe legten Sifd^öfc ttwren: SSincenj Sabini (1780
bis 1806); Qferbinanb ^Blattei (1807—1829);
Qfranj XaDer garuana (1831—1847); ^ubliuS
aWaria be' gonti©ant, refignirt 1857 (geji. 1864) ;
Kajetan be ^acegomo (1857—1874). «IS Un-
terer am 22. 3uli 1874 ftarb, legte ganj ÜWalta
Sraucr an, felbft bie englifd^en Äanjleien l^iclten
Serien ; bie meife englifd^e ^olitif meife eben bie
religiöfcn ©efüble ber SeDölferung 5U ad^tcn. ^fftn
folgten Sormelo ©cicluna, ein geborener SJIal«
tefer, feit 15. 2Rärs 1875, unb $ietro ^ce, fett
11. gebruar 1889. ©0 lange bet SKttrrorben
beftanb, l^atte er boS äted^t bem ff ihtig Don ©i*
cilien brei Sanbibaten Doi^ufd^lagen, auS bernn
ber Jtdnig ben neuen Sifd^of ernannte. Sie bi^
fd^dflid^e SRenfa betrug gu SLnfong biefeS Jal^r^
^unbertS nod^ 10 000, l^ute nur me|r 6000 ©cuM
(etma 80 000 Sieid^Smm:!) unb ift gu 150 (frä^
360) ffammergulben ta^irt. S)ie Stefiben) beS %i-
fd^ofS ift inSittä^cd^ia, ber alten ©tobt SRoIto,
Don ben Singebomen einfad^ „üßebina" (©tobt)
genannt, mit 6500Sinmo]^nem, meld^ au|er ber
fel^enSmertl^en, 1697—1703 Don bem SDloltefer
Sorenjo @afa erbauten Satl^ebrale nod^ mel^rere
ffird^en unb fflöfter l^at; in ber mf^t ^nb meU«
löufige ffatafomben. Übrigens l^lt fic!^ ber 9i«
fd^of Dielfad^ in ber Dom ©ro^meifter £a SSalette
1566 erbauten imb nad^ il^m benannten l^utigen
§au))tftabt Sa Valetta auf. S)iefe, eine ber ftörf«
ften Sfcftnngen, liegt auf ber %orbfeite, jmifd^en
ämei geraumigen ^äfen, l^t 60 000 Q^inmo^ner
unb au|er ber pröd^tigen el^emaligen OrbenS!b:d^
5um 1^1. äol^amteS nod^ eine gried^ifc^ unb gmei
anglicanifd^e Jhrd^en. S)ie ftird^e @t Sol^neS
tourbe 1573 — 1578 mäl^renb ber Deri^öngni^Hen
Regierung beS 3ean PgDöque be la Kaffiöre (1572
bis 1582) erbaut. Sa Kaffiöre botirte biefe URutter-
ürd^e beS OrbenS no(^ mit einem jäl^rlid^en Sin»
fommen Don 1000 Sl^alem; aud^ feine 92ad^f olger
mctteifertcn in ber Dpfermüligfeit für bereu 98er-
fd^önerung, unb flatutengemäg entrid^tete feber
ätitter, ber }U einem l^öl^em Stange aufftieg, bie
©rojia, b. i. eine beftimmte ©abe ^um Seften ber
OrbenScatl^ebrale. Ueberbie| fanbten europöifd^
S^flrften ®efd^en!e, fo ba| ber ffird^enfd^| gule^t
megen feines äteid^tl^umS berül^mt mar. ^ie mert^
DoUften ©egenftänbe mürben in ben ©emftd^em
beS linfen 9lebengebäubeS (©acriftei) ber Sotl^
brale oufbetoal^rt, bis bie granjofen 1798 bim
größten ZX^xl ftd^ zueigneten. S)aS 2)omca)ntel, be-
^el^enb ouS 5 S)ignitäten, 16 @ianoni!em, 6 93ene-
fidaten unb anberen Slerilem, ift l^eute flatt beS
einmaligen OrbenSpriorS unb feiner ffapläne mit
bem ©otteSbienft an ©t. Solenn betraut, imb
bie englif d^e Slegierung miQ, ba| biefe ff irc^e als
f^Socatl^ebrale" ber Satl^ebrale ju Sittä SSecd^io
angefel^en mirb. 2)ie Dioecesis Melitensis l^atte
um 1840, mo nod^ fämmtlid^ brei unfein ba}u
gel^örten, 109000 ftatl^olilen in 37 «Pfarreien,
715 ^riefter, 77 ffird^en, 241 ffopeüen unb Ora-
torien, 12 SRannSflöfter mit 259 dleligiofen unb
5 f^rauenflöfter mit 126 9tonnen (Notizia statist.
bei SJleier, ^ropaganba 1, 513) ; l^eute, mo fie nur
bie 3njel SRalta umfaßt, jäl^lt fie in 34 Pfarreien
über 142 000 ffatl^olÖen, neben faum onbertl^olb
Saufenb %nberSglöubigen. 3>ie Sanblcute reben
ein DerborbeneS ^rabifd^ mit Dielen eingemengten
neugried^if d^en, italienif d^en unb fran}5fif d^en Sßdr-
tmt; bie ©töbter fpred^en meift Stoltenifd^, baS
aud^ ©d^riftfprad^e bleibt, möl^renb feit 1823 baS
gnglifd^e als ©efd^äftSfprad^e Dorgefd^rieben ift
581
SDtalDenbcu
582
Sie Stoftefm tfll^en ^ä^ „unüIiertDinblid^er Sin»
ijb^^^nt an bie römif ^e ffird^e. 2)iefe idgt ftd^
an^ bd ollen 9nla{fen, om auffoUenbften iebo^
in ben l^figen religtöfen ^roceffionen an getuiff en
Sepiagtn^ f otoie in ^enoerfen unb Seleitclhtngen
|D (B^ getoinet ^Ugen" (SaSIer a»iff.-3Ka-
mn 1848, n, 7, too eine eigentpmlid^e $ro«
opm am ®Tfinbonner§tag'9lbenb ouSfül^Iic]^
grfdirflbcrt toirb). 3n fia Valetta ift ie ein fflofter
beiSngufKner, ber S^armeliten, ber ffopuginer unb
ber 3efmten. 3)ie SRaltefen Italien lange t)erge6>
114 bei ber englifd^en Stegientng um bie Sriaub«
4 gebeten, bo^ fid^ bie ^efuiten mieber bei il^nen
iiä)erla{fen börften. SnbUd^ röumte ein fönig*
^A Sefcri))t 1845 ben 3e[uiten ben SonDent
Son^oolo ein, unb balb barauf tuurben 80 3üng>
finge aus ben erften Sfontilien ber 3nfel, barunter
dide Sngl&nber, in baS Sllumnat ber @efellf d^aft
anfgenommen (®am§, ®efd^. b. ff ird^e Sl^rifti II,
662). Weben jtoei §aufem ber ©d^toeftem Dorn
(L 3ofe))^ t)on ber ^rfd^einung befielet anä^ ein
§an8 ber Slonnen Dom guten ^irten. ®te gegen«
whtige Orgonifotion ber !5niglid^en UniDerfttät
taiiit Dom 3al^re 1838, il^re Stiftung Dom ^afjxt
17^. Sor^r toor fie ein 3efuitcn»6onegium
geipefen, baS 1592 auf ^Beronlaffung be§ Sifd^ofS
J^omoS ©argoflo (1578—1614) gebaut »urbe.
5^ ber Vufi^ebung be§ SefuitenorbenS n)urbe
qbS beffen ®ütem eine ^od^fd^ule gef d^aff en, toeld^e
öiergacultöten, einen gciftlid^en Äector, einen be=
itttjenben Senat, lauter auf ba§ Iribentinum
teeibiate ^rofefforen unb einen ^ater (Spiritual
toben foDte unb nod^ ^at. S)ie englifd^e Slegierung
^aktt fi4, an biefem 3itf^<ntb tttoa^ gu önbem.
8ie ;nx 3rit ber 3efuiten, ift ber Sector l^eute nod^
Soifhrab bed SqceumS, ba§ mit ber UniDcrfttät
bofifelbe S)a4 mä) biefelbe f d^öne (3efuiten>) ffird^e
t^eitt, femer bief elben Subppenjmittel, fjfonbs unb
Stofü^d^ffe l^ot, aud^ biefelbe geringe i^frequenj
aufroeift (Dr. SKidert a. a. O. 380 f.). S«eue»
tos Derlegte Sarbinal fiaDigerie Don 6!art]^ago bie
Segeranfialt St. Subttng nad^ a^alta unb Derbanb
bomit eine opofiolifd^e Sd^Ie für jhtaben, toeld^e
«enif §um ^rieflerftanb l^aben. (Sgl ff atl^. SKif»
jumen, Sfreiburg 1882, 111 f.)
8rur bie beiben 3nfeln Ö0550 unb Somino
Bit 18974 foft nur fat^olifd^en ©inmol^nem in
10 ^arreien nmrbe 1863 bie Dioecesis Gau-
fsAiisis errid^tet, bie xoxt Stalta aud^ unmittel"
hrimterbem^IigenStitl^Ie fielet. ®o^o,anbert-
Nb Steilen norbmeftlid^ Don ÜRalta, l^ieg im
Stert^m FauXoc, Oaulos ober Gaudos, fpäter
Otndisiay bei ben SiniDOl^nem l^ute no(^ @au«
m, Ser gleid^namige gteden in ber 3)l\ttt ber
3b|cI ^U 3000 Seelen ; ßauptort, Don einem
JMen Sfott be^errfdbt, i{} aber ä^abato, mit ber
Viorfinl^ jum 1^1. ^org unb mel^reren ff löftem.
St^ SKfd^of nmrbe am 22. September 1864
ÜKdM gfranj »utHflleg (gefi 1866); i^m folgte
btm eire^ 2)elicata (1868—1876), bann $e»
tM ^^ (1877—1888) unb 3o^anne§ (lamxU
Icri 0. S. Aug. feit 11. gfebruar 1889. SDie
fflöfter ber fJfranciScaner unb ^uguftiner l^atten
1848 nur je 5 SWitglicber; aud^ ffopujiner |aben
l^ier ein fflojier. ($gl. nod^ Brydone, A Tour
through Sicily and Malta, Lond. 1774, 2 vols.;
SBord^, ©riefe über Sidlien u. 9Kalta, al§ Supplem.
SU b. »eifebefe^r. »r^bone^ Sern 1783, 2 93be.;
5Reuej!e§ ©emölbe Don SRalta (d. ftat)fer), SRonne-
burg 1800, 3 93be.; H. Bres, Malta antica
illustr., Borna 1816; Mi^ge, Eist, de Malte,
Paris 1841, 3 vols. ; Sicilia sacra II, 900 ad
928 ; Moroni, Diz. XLII, 62—92; A. Ferres,
Descrizione stör, delle chiese dl Malta e
Gozzo, Malta 1866.) [Steiger.]
^SSaCoenba, Sl^omaS, geleierter 2)omini«
cancr, 1566 ju XatiDa in Spanien Don Dornel^men
gltcm geboren, geigte frül^jeitig feine großen
©eifteSanlagen. 6r lernte bie gried^ifd^e unb bie
l^ebräifd^e Sprad^e ol^ne Seigrer. 3m 3. 1581 trat
er in feiner SSaterftabt in benOrben ber Domini-
caner unb befleibctc nad^l^er Dier 3aiere bie $ro-
feffur ber ^^ilofopl^ie unb jel^n ^oif)xt bie ^ro-
feffur ber X^eologie ju 2ombat|. 6in fleißiger,
geleierter unb fdearffmnigerSefer ber Slnnalen unb
bc8 9Kartt)roIogium8 Don 93aroniu8, fd^rieb er
1600 an biefen ebenfo bemütl^^G^ ^^^ gelel^^en
ßarbinal einen ©rief, morin er aufrid^tig auS»
fprad^, ttjaS il^^ in beffen SWarttjroIogium nid^t
gefalle. SaroniuS nal^wt bieg fel^r gut auf, utib
ba er in5öialDenba einen SKann erfannte, beril^m
mid^tige ©ienfte Iciften lönne, bemerffielligte er
bei bem DrbenSgeneroI beffen ^Berufung nad^
SRom. §ier unterftü^te SKalDenba ben ßarbinal
bei feinen arbeiten, entfprad^ bem Don ber 6on«
gregation be§ 3nbej il^wi ertl^^ilten 5Iuftrag, bie
Bibliotheca Patrum beS 5Jl. be la 95igne 5U ej«
purgiren (Dgl. SReufd^, 3nbejl, 551. 554 f.). Der«
beffertc im Sluftrage feines OrbenS bie DrbenS-
aWiffalien unb SreDiere, fd^rieb bie Slnnalen f eineS
OrbenS (ober Dielmel^^ ben Slpparot baju), bie
aber nur bis auf baS Sal^^^ 1246 reid^en, unb gab
fein SBerf über ben «ntiderift l^erauS. 3«! 3. 1608
nad^ Spanien surfidtgefel^^^, fe^te er im ®omini«
canercouDent }u SSalencia feine gelehrten 9(rbeiten
fort unb ftarb 1628 im erabifdeöflid^en ^alafte ju
Salenria, too er feit ßrl^cbung feines QfteunbeS
Sftbor 9Hiaga jum ßrjbifd^of biefer Stabt feine
SBoie^iung l^attt nel^^en muffen. SRalDenba gel^ötte
ju ben gefc^ö^teften 6j;egeten feiner Seit. Seine
§aupttoer!e finb: 1. De antichristo libri XI,
toeld^eS SQßerf er ju Som 1604 unb ftarf Dcrmel^^
1621 gu Valencia l^erauSgab, unb toomit er ben
größten Seif all ber gangen gelel^^tcn SBelt erntete;
eine SinalQfe biefer Sd^rift f. bei Du Pin, Nouv.
Bibl. XVn, Autr. 1731, 86. 2. Commentaria
in s. scripturam una cum noTa de verbo ad
yerbum ex Hebraeo translatione Tariisqae
lectionibus, 5 foU., Lugd. 1650. 3. De para-
diso Yoluptatis, Bomae 1605, eine SlnalDfe
boDon f. bei Du Pin 1. c. (Sgl. ifcchard et Qu^,
Script. Ord. Praed. ü, 454.) [Sd^röbl.]
19*
- 3Jlamtrtu5.
584
^Bomat^i, %1)omai 9)Jaria, 0. Pr., St-
^aolog, mürbe am 3. SJtcembet 1713 auf ber
Sttfel S^ioä Qui eintr Oorne^men, ur[))riinglic^
aui S^inltei^ eingeiDanberten S^amilie stboien.
Sr trat in ben SDominHQnKDrben, jeif^nete jic^
hmi^ Xdlettl uitb 6ifer für bie SBiffeni^afttn au8,
mürbe 1 740 5ßto[e(1or an ber SprDjjaflQnba ju Slam
unb er^iell balb no^ anbete Remter. 3)er 9Iufent-
!£|alt in SRom fletoä^rte feiner SBifefiegicrbe bie rtiii)-
li^fle !nal|runQ unb braii^te i^in mit bin gelehrte'
fien aKännnm feines Orbenä, namenlli^ Sonctna,
Orfi unb SSineUt, in 5Serfef)t. 91m ftounotS-
ttett^epen ujaren feine JJorlfi^ritte in ber flenntniS
ber ^ttftli[^n aitert^iimet. fo ba& i^m f^on ber
fltle^rte SjJopft SBenebict XTV. bur<^ ein e^rtn-
iotk Srece bie l^üd^iften ttiealagtf^en Sßiirben
imb eine ©tefle als gonfultor beS Sniej ertlieilte.
®ie 5)aneiIofi9feil, Weii^e et in biefet ©teQung
fowol^I ben apfeDanten (äanfeniften) aU ben 3e-
fuiten (refp. i^ren Sü^em) gegenüber einnalim,
jog il)m Sei aJianc^en ben Sßorttutf eineä ^atalter«
lofen Sd^roanteni ju ; aber Korn l^iett i^n fietS in
ISofieng^renj SPiuS VI. emamntet^ngum Magister
Bacri p^atdi unb bebiente fii^ oft feine! Stat^eS unb
fttneTÖ^ebcr.Uebetbie| leitete ^Rama^i bie getauS'
oobe beS liid^Iid^en ^QU^alS' baS feit 1785 ju
»Dm erfi^ien. ßtftatb nm 7. 3uni 1792 an einem
©aflenfiebet ju Sotneto bei ÜHonteficiecone, roo^in
et fic^ furg juBor gefunb^eitSbit^" begeben l^atte.
@tine äßetfe fmb: 1. De ethnicamm oraculie,
de cnice Constantino visa et de evangelica
chronotaxi, Flor. 1738. 2. De landibus Leo-
nia X., Gtim. 1741. 3. De ratdone temporum
AtlianaBiorum deque aliqaot eynodie IV. ee-
culo celebratiB epistolae IV, Flor. 1748^ ge-
rietet gegen iDIanfi unb befonbtrB feine 3eitbejiim«
mung ber Sqnobe Don Sarbica. (Sgl. botübet
H. J. Wetzer , Reetitutio verae chronolo-
giae etc., Francof. 1827.) 4. S)a8 ^aupttnert
SÜQmac^i'i foHte feine (^riniid)e ^tt^Sologie aet'
ben untet bem Xitel: Originum et antiquitatum
christianarum libri XX, 1749—1755. 68 ef
f:^ienen Don ben 20 £Bü(^ent jeboi^ nur 5 in
4 Ouattbänben (neue 91ufl. in 6 Sänbcn, Stotn
1842—1851), bennonbere ©ef^ofte, bogmatif^e
unb[iretnre[^tIi(i)e,^mbertenleibetbie3!oQenbung
biefet cbcnfo fc^arffinnigen alS geleierten Arbeit.
Sinen X^eil baDon gab SUtomad^i überbie^ auc^
italienifi^ ^erau§ unter bem Sitel; De' costumi
de* pritnitivi cristiani, Rom. 1753—1757, in
3 Sanben (neue 9lufl. in2 Sänben, Slorenj 1853),
unb ^ierBon erfi^ien im 3. 1796 p IHu^hirg
in 3 Ouottbänb^en eine beutj<!(ie llebetfe^ng:
.©itten bet erften (J^riften". 5. De anima-
buB justonun in aiim Äbraliae ante Christi
mortem expertibas beatae visionis Dei libri
II, Rom. 1766, 2 Sänbe in 4°, gegen ben
ISanonicuS ßabonici Don Stemona, toeli^et be*
^auptcte, ba| bie Sered^ten be€ ^[len 3;epamentS
f({lDn Dot bem ßinnbfleigen ßllitifti ad inferos
bie Seligleit bet SotteSanf^auung geitoffen litten.
6. Del diritto libero della Chieaa d'acqnistare
e di possedere beni temporal!, Rom. 1769.
7. La preteea filosofia dei modemi incredoU
eeaminata e discussa ne' sooi caratteri, Rom.
1770. 8. Alethini Philaretae epistolaram de
Palafoxü ortbodoxia, Rom. 1772 et 1773, in
2 Octoubänben, eine ttlntmott auf bie €intDüife
ber 3efuiten gegen bie SSeatiftcation beS S. ^ala*
fo£, ben fie be8 SanfeniSmuS befdgulbigt Ratten.
ajiamacbi utt^eilt batin jiemlitft ^atl über meiere
franjBfifc^e gioiabiliiaien, j. !8. Soumelp. 5)iefe
©d(irift beleibigte bie 3efuiten)Jartet ; aber )u gteit^
Seit etflätte M gjiamac^i auii^ fe^r ftarl gegen
beten (Segnet, bie Slppellanten unb biejanftni^fd^t
Ait^e Don lltred|t. €nblii$ toaz Snamac^i einer
ber 6tften, loelttie ben ffampf gegen JJebtoniuS auf*
natimen, bur^ feine ©^rift : 9. Epistolae ad Ju-
stinma Febronium de ratione regendae chri-
atianae reipnblicae, deque legitima romaai
Fontificis auctoritate, Romae 1776 et 1777, in
2DctaBbbn. (g)9l.Biogr.gen.XXXni,123B8.;
Hurter, Nomencl. lit. Hl, 412 eq.) [D. &efde.]
■SSomflte (c-üo):), im 91. X. nrffrrfingfi^ ber
Ülame eines 9tmoriter8, lueli^er nebfi feinen SriUicm
gic^ol unb 9!ner ben §eranjietienben91bTam freunb*
lii$ aufgenommen batte, fo ba| btefer feine 3(lte im
©cbütten ber Bon 2Rambre gepftanjten 3:erebint^
auffc^Iagen tonnte. Sei bem ffriegSjug 9lbrQm8
gegen bie Deieinigten ffönige, weifte ©oboma gt'
plünbert fiatten, leiteten bie biei üBrüber it|m Sei>
flanb unb ©eeteBfolge (@tn. 14, 13. 24). 3)er
SerebintlienSain, toeld^en 9JIambte angelegt !(wtte,
etliiElt fpötct beffen 9icmen, fo ba| leitetet im
SQetlauf bet ®enefiä nur nod^ Bttlid&e, nic^t me^r
ferfönlicbc SBcjeicbnung ifl. 9Iad& ®en. 13, 18
lag biefer §ain im SBejitl Bon ^ebron, MK^tDegen
beibe Siamen auf bie eine Dertlnj(iteit SInnienbunfl
finben lonnten {®en. 23, 19). §ier Derbrad&te
91brQm bie ßonje 3"*, »el^e »wifd^en feinen
9lufent^alten in ^et^el unb in 99erfobee lag (®en.
13, 18; 20, 1); ^iet etfd^ien ifim roiebet^olt btr
jperr {®en. 15, 1; 17, 1; 18, 1); ^iet loarb
U)m 3lmael geboten (@en. 16, 15); ^iet t^m baS
®efek ber aSef^neibung gegeben (®en. 17, 9):
unb 9ier ertiielt er bie SSer|ei|iungen, toeM^e ina^
ben lommenben ßrl&f er etfüHt werben f oHlen (®en,
15, ISj 17, 4), foioie bie 3")"Gf. ^ajj ©aro i^m
einenSrbengebarentuetbe(®en. 17, 16; 18,10).
5Bie Sage iDtambte'l ift buri^ bie 9tngabt Be«
ftimmt, bog bie boppelte ^i5^!e, Icel^e 9lbia^am
al3 Segräbni^lal laufte, fi^ nacb Wambrt ](|in
öffnete (@en. 23, 19V Eiefe ^otiie ift uon je^et
befannt gemefen (f. b. *Jtrt. §ai|le V, 1561), unb
bie baran na^ SBeftfii [xd) fc^liefeenbe gbene ip
jebenfaHi ber Soben. nieli^er friibet ben Xete>
bint^enl^ain trug (Palest. Ex plor. Fund., 1881,
268). ffiutdfi einen ©d) reib felller ftel)t ^ambre
aud) Subitii 2, 14, Wo ber griccbifcbe Scjrt 9). 24
ÄßpiBvä liest. ' [flaulen-l
SSamertns, ber ^I.. ßribifd^of Bon aSienne,
grübet beS 3}ic^terS unb 2:^eoIcigen StaubianuS
585
Mammotrectus.
586
IFcbidu§ SRatneriuS (f. b. ^xt), {lammte mal^t-
fitemlt^ QUS einer tetd^en gaOifd^en t^omüie unb
i^tmt Dor bem S))tfcopat üerl^eiratet geioefen )u
fnn (TiUemont, Mdmoires XVI, 104). 3um
eipen SRoIe unrb fein 3lamt im ^. 463 erlDöl^nt.
fo^l Seo ber ®ro|e l^tte nömlid^ 450 bie ftitd^en«
tnnmin) SKenne bet ^rt Derlteinert, ba^ il^r nur
Salence^ Zorontaife, ®enöt)e unb ©renoble al§
SuffrogcmbiS^umer t)erblieben, iDöl^renb bie übri-
p 6nffrQQanate ber SRetropoIe ^rle§ unterfteKt
ttKd)en. O^e Slüdpd^t auf biefe pspjllid^e 9n-
oibnmig loei^te ober 9Ramertu§ 463 für bie ie^t
m IdeS gelange @tabt 2)ea (2)ie) einen neuen
9if4of. Iluf itlage bed Surgunberfönigd ®un«
\nk, in beffen Stei^ 2)ea unb ^rleS lagen, beauf-
im^ ^ft ^ilariud am 10. October 463 ben
fi^i|<i^of SeontiuS Don %Ied, bie ^ngelegenl^eit
oaf einer @9nobe )u unterfud^en. 2)ie ßntfd^ei-
tang fiel )u tbtgunjien be§ ffi. SRamertuS au§,
sab ber $apfi erflärte in feinem SRunbfd^reiben
Mn 24. gfÄruar 464^ bo| er nur au§ ®nabe
m ber 9bfe|ung beS aßetropoliten 9b{ianb
wigm; fönte (wer SRamertuS für bie 3ufunft fid^
ber Segrenjung feiner SRetropoIitangeioalt nid^t
nienDofen, fo »firben il^m aud^ bie verbliebenen
Snffragonotegenommentoerben. SRamertuStourbe
fliito ber Url^ü^ ber fogen. Rogationen ober ber
9itt)nDcefftonen in ben Zagen t)or (^rifü ^immel«
fo^it, benen er Beftimmte ®eftalt gab. @oId^e3
folgtet fein 3^d^iu)ne unb ^reunb ^poHinariS
€ibmnn8 mit furzen Sorten (Bogationum so-
Ignnitatem piimiiB Mamertus . . . invenit, in-
ftitnity invezit ... In his jejonatur, oratur,
pnifitar, fletor. Ep. 5, 14 ad Aprum, Migne,
PP.UtLVm, 544; Dgl. Ep. 7, 1 ad Mamer-
tarn, ib. 563). auSfüü^rlid^er berid^tet ber % 9k)i-
W (f. b. Sri), ber gmeite 92ad^foIger bed 1^1. SRa-
mM im 6r}bi§t^ume, über ben Snla^ unb bie
Sinfä^nmg ber ätogationen. 93or 3u|[|5rem, bie
%ifiDetfe nod^ 3eugen ber Segebenl^eiten moren,
fi^ilbert er (HomiL de rogat., Migne LIX, 289),
fett bie Sinmol^ner t)on SSienne burd^ tl^uftge
Mebt, be{lanbige grbbeben, nöd^tlid^eS @etöfe,
te feÖji bie f(^en ^irfd^e aud ben SSöIbem
sitint in bie Stobt trieb, in «ngft unb 3ittem
t)ei{e|t ttmrben. €o ging ed längere 3eit fort, bi§
\nt gnabenreid^e Öjtemad^t l^eranrüdCte ; man gab
^ ber fröpd^en C^offnung l^in, bie 9uf erftel^ung
bei ^^etlonbeS tt>erbe bem Strafgertd^te ein 3icl
{rlea: allein gerabe in ber Oftemad^t, toöl^renb
bol Soß bem ®otte8bien{te antool^nte, brod^ in
enem großen dffentnd^ ®ebäube ein getoaltiged
Scner and. 9fled eilte »oII Seftürjung auS ber
ftr^e; mtr SRomertuS blieb unb löfd^te burd^
{rne X^änen oor ®ott ben Sranb, fo bog bie
flffitabigen fel^ balb tt)ieber in bie ftird^e jurüdt-
b^den, bie im ©lonje ber fiid^ter leud^tete. 3n
Mtt fSr^terlid^en 9lad^t mar e§, ba ÜRamertuS
p[ lK»r ®ott ben fßlon ber ^Rogationen entmarf
nb btc ^ßfolmen unb ®ebete onorbnete, bie je^t
MeSett bei bief en Bittgängen fmgenb jum §immel
fenbet. Um aber feinen $Ion in^S SBerl ju fejen
unb 5U einer bauerl^aften ©etool^nl^eit ju ma^en,
betete er juerft, ®ott möge bie ^erjen ber ®Iäu»
bigen günftig für ben $Ian ftimmen, fejte l^emad^
benfelben in $rebigten auSeinanber unb fanb all-
gemeine Seiftimmung, aud^ üon Seiten ber SSor-
nel^men, t)on benen man gefürd^tet l^atte, fie möd^-
ten, faum ba§ ^er!5mmli(|e beobad^tenb, ber neuen
ßinrid^tung mtberftreben. 3ll§ 3«t ber 3lb]^altung
ber Slogationen mürben bie brei Sage öor Sl^rifti
^immelf al^rt feftgefe^t. STOamertuS felbft öeranftot-
ttU jtoifd^en 471 unb 475 eine S^nobe ju SSienne,
um feine Suffragane )u befümmen, ba| aud^ fie
in il^ren 2)i5cefen biefe Sittgänge einfüj^rten. Salb
folgten anbere gaUifd^e ^ir^en bem Seifpiele, ol^e
jebod^ bie ^Rogationen gerabe immer an ben ge-
nannten brei €agen abjul^alten; aber nod^ )u 3k)i-
tud^ 3^it hörten fold^e SSerfd^iebenl^eiten auf, unb
bie neue Su^anbad^t mürbe ein ®emeingut nid^t
blofe ®anienS, fonbem beinal^e be§ ganjen d^ft-
lid^enSlbenblanbe«. SBaS ®regor t)on3;our§ (Hißt.
Franc. 2, 34) über ben Urfprung ber Rogationen
öorbringt, ifl biefer ^omilie öon 9U)itu8 entnom-
men unb bestätigt bie allgemeine Verbreitung ber-
felben. 3u Stom mürben bie Rogationen beS
^I. STOamertuS erft t)on ^affl 2eo HL. um 801
bei ®elegen]^eit eines l^eftigen SrbbebenS, ba§ jtd^
über ganj Stalien erftredte, eingefüj^rt unb l&iepen
l^ier Litania Gallicana, aud^ Litania minor,
Ie|tere8 im ®egenfa^ gur Litania major am
5Dcarcu8tag (f. Pagi, Brev. R. P. de Leone ÜL).
— 3m Uebrigen toei^ man öon STOamertuS nur
aOßenigeS. SemerlenSmert)^ ift, ba^ il^n 9It)itu8
^om. de rog.) feinen spiritualem a baptismo
patrem nennt. 3u SSienne erbaute SDlamertuS
eine neue Ä ird^e gu (Sf)xm beS 1^1. 5IR. SerreoIuS,
beffen aufgefunbenen Seib er bal^in tranSferirte
(Greg. Tut., Gloria mart. 2, 2). »uf ber ©9-
nobe gu SrleS 475 mirb fein 3lamt gum legten
SWale genannt. Seingfeji ift am ll.STOai. (S8gl.
Tillemont I. c; BolL Maji II, 629; A. de
Terrebasse, Notice sur le Tombeau de St.
Mamert recemment decouvert dans Töglise de
St. Pierre k Vienne, Vienne 1861.) [Sd^röbl.]
Mammotrectus ift ber Sitel eines mittel-
alterlid^en Sel&rbud^eS für SIerifer, in toeld^em oDe
in ber l^eiligen ©d^rift unb im fird^lid^en ©tunben-
gebete öorfommenben fd^mierigen SBorte et^mo-
logifi^ unb grammatifolifd^ erlöutert unb biS-
meilen au^ mit ard^äologifd^en 9lotigen Derfel^en
merben. 3m erjien Sl^eile mirb bie l^eilige ©d^rift
nad^ ber SReil^enfolge ber Sudler unb Äapitel er-
Hart; bann folgt auf furje Siegeln für Ortl^o-
gropl^ie unb 3lccente unb einige ard^äologifd^e Se-
merfungen ber gmeite §auptt]^eil, meld^er nad&
Orbnung beS iKrd^enial^reS bieSlntipl^onen, |)9m-
nen, flefungen au8 ben SSätem unb bie flebenS-
be|d§reibungen ber §eiligen bel^anbelt. 9lm ©d^luffe
ftel&t ein alpl^abetif d^eS SSerjei^ni^ ber erHärten
fflorte. aSerfaffer ift ber SBlinorit So^onneS SDlord^
finuS ou§ SReggio im ÜKobeneftfd&en, meld^er um
587
aKanajfeä.
588
1300 ber Euflobie Don {Sfertora otiöel^örtc (Wad-
ding, Script. 0. Min., Romae 1650, 247).
äBenn Si^tuS @enenft§ unb nad^ il^m anbete (dqI.
Fabricius-Mansi, Bibl. mediae aetatis, Flor.
1858, V, 12. 22) bie aSoHenbung bcS fficrfeS
crft in baS 3a^t 1466 {c|cn, fo »iberfpred^cn
biefer Snnal^me bie ^anbfd^riften. S)er altefte be»
fanntc ßobeg (je^t ^arijcr Siationalbibliotl^el cod.
lat. 2520) gehört nömlid^ fd^on ber SBenbe be§
13. 5um 14. Sal^tl^unbert an; ^anbfd^riften auS
bem 14. unb bem äSeginne be§ 15. 2(a!|r]^unbeä§
ftnb nid^t feiten. Ueber ben merfwürbigen Sitel,
ben ber 93erfaf{er bem 93ud^e gab, fpri^t er ftd^
in ber Sorrebe bal^in au§ : Quia morem geret
talis decursus paedagogi, qui gressus dirigit
parYulorum, Mammotrectus poterit appel-
larL SDu Spange (PraeC Glossarii n. 50) l^ölt
bafür, baS SBort fei in corrupter ^form bem
1^1. ^uguftinuS entlel^nt toeld^er (Enarr. 8, 12
in Ps. 30, Opp. IV, 160) fd^reibt: Adhuc
lacte vis nutriri et fies mammothreptus,
quales dicuntur pueri, qui diu sugunt, quod
non decei SDie Sopiften gaben nod^ »eitere
ttmgeftaltungen in Mammotretus, Manunetra-
ctus, bie ^rangof en in Marmotret, bie Italiener
in Malmotretto u. f. tt). SDie erften S)ru(Iau3'
gaben erfd^ienen gleid^seitig im 9loDember 1470
}u IBeromünfter burd^ £Iia§ ^el^e k)on Saufen
unb in ÜRainj burd| @d^5ffer. 93id )um äal^re
1521 finb nod^ 32 »eitere SluSgaben nad^juiDeifen.
(9}gl. Tiraboschi, Biblioteca Modenese, Med.
1781, m, 153. VI, 135; S. Berger, De glos-
sariis et compendiis exegeticis medii aevi,
Par. 1879, 31 sq.; 3- 2. «ebi, ®ie Sud^brudCerei
5u S3eromünfter im 15. äal^rl^unbert, Sinfiebeln
1870, 22 ff.) [Streber.]
^liatMiifti^ ("^.5>3)/ Im a. %. 1. ber erft»
gebome Sol^n Sofepl^S Don ber ägQ))tifd^en
$rieftertod^ter Sfenetl^ utä> fomit ölterer Sruber
epl^raimS (f. b. 9lrt.). ©er 5Rame ift feiner Se-
beutung na(^ (oergeffen mad^enb) eine Erinnerung
an be§ 93ater8 @r|ö]^ung nad^ feinem Unglüd
(®en.41, 50—52; 46, 20; 48, 1). 3acob abop-
tirte 9)tonaff eS toie beff en iängem Sruber Spl^raim,
gog il^m iebod^ biefen t)or; fo tourbe er gleid^ ben
©binnen SacobS, ben Srfibem feines SSaterS, öaupt
eines iSraelitifd^n Stammes, ber feinen Sfamen
crl^ielt. äacob tteiffagte il^m, ba^ er gmar gro^
unb gal^Ireid^ toerben, jebod^ l^inter ßpl^raim jurüdt«
ftel^en merbe, unb ba^ man in SegenSioünfd^en
jagen n)erbe : ®ott mad^e bid^ tt)ie ßpl^raim unb
3RanaffeS (®en. 48, 5. 14—20). 3ur 3eit STOof eS'
aäl^Ite ber Stamm auerft 32000 (5Rum. 1, 34;
2, 21), bann 52 700 maffenfäl^igeaKänner (9lum.
26, 34). Sein Stammgebiet erl^ielt er gum %^zü
fd^on unter SOtofeS im oftiorbanifd^en Satü>e, nöm«
lid^ ^oxii 93afan, baS Dormalige SReid^ beS jf önigS
Og t)on 83afan fammt ben ©örfem 3airS, unb
bagu nod^ l^alb ®alaab nebft Slftarotl^ unb Sbrei
(9lum. 32, 39 f.; 34, 14 f. 3of. 12, 6; 13, 29
bis 31). UebrigenS fd^eint biefer ©ifirict loeber
füblid^ unb fübioeftlid^ gegen baS ©ebiet beS Stam«
meS @)ab l^in, nod^ öftHd^ unb nörblid^ gegen bie
nid^tiSraelitifd^en Soäsftamme l^in fd|(uf obge«
grenzt gemefen gu fein. 3ttMir mirb ber 3abbof
als ®rengflu^ gioifd^en ®ab unb SRanaffeS be«
geid^net (S)eut. 3, 13 ff.); biefeS lann iebod^ nid^t
im ftrengen Sinne gemeint fein, toeil nai) 3of.
13, 27 baS Stammgebiet ber ®abiter fid^ <nn
äorban l^inauf bis gum See ®enefaret]^ ^^injog.
S)iefeS giemlid^ auSgebel^nte ®ebiet toax j[ebod^ nur
für bie eine ^älfte beS Stammes auSretd^enb; bie
anbere ^ölfte erl^ielt il^ren äBol^nft^ unter 3ofue
im meftltd^en Sorbanlanbe neben bem Stamme
Spl^raim. S)ief er Säegir! grenzte meftlid^ on^S mittel«
(änbifd^e SKeer, nörbiid^ an 9lfer, öfilid^ an 3jfad&ar
(3of. 17, 10) unb füblid^ an ßpl&raim. fiettere
®renge tear jebod^ nid^t fd^arf gebogen; eS und)
5ioar 9lad^al«ffana (älol^rbad^) als ©renjßu^ 6e«
äeid^net (3of. 16, 8; 17, 9); jugleid^ toerben aber
aud^ Ortfd^aften im ®ebiete ÜRanaffeS als m
gpl^raim gel^brig ermähnt (3of. 16, 9; 17, 8), fo
n)ie SDianaffeS n)ieberum in ^f er unb äff ad^ar 93e*
fifeungen l^atte (3of. 17, 11). ®ie SHanaffiten
moren jebod^ längere 3eit nid^t im Staub, auS ben
i^nen angeioiefenen ®egenben unb Ortf d^aften bie
ßanaaniter au vertreiben (3of. 17, 12. SRii^t 1, 17).
9lad^ Salomon nmr ÜRanaffeS ein Zl^eil beS Sleid^eS
3SraeI unb t^eilte bann aud^ bie Sd^idEfale biefeS
unglfiddid^en, bem maleren ®ott unb feinem 2)ienfie
[id^ immer mel^r entfrembenben, in Abgötterei unb
il^re tjfolgen öerfinlenben SReid^eS.
2. Sin Aönig Don 3uba, Sol^n unb 3lai^
folger beS flönigS ejed^iaS (698—643 D. 6^r.),
in ftttlid^er unb religiöfer SSegiel^ung aber baS
®egenftüd( beSfelben. @r fam fd^on als stodlfläl^
riger jntabe jur Stegierung unb pflegte unb för«
berte auf aüt Sßeife ben Sö^enbienß, fte&te bie
Don feinem iBater gerftörten gefe^n)ibrigen ^öl^en
lieber l^er, errid^tete bem Saal unb ber ^ftarte
Altäre unb trieb ®eftimbienft. Sogar in ben beiben
2:em))elDor]^5fen baute er ®ö^enaltäre unb fieOte
bort ein 93ilb ber Slftarte auf, trieb 3öuberei uid)
Xobtenbef d^toörung, opferte einen Sol^n bem 9Ro'
lod^ unb Derleitete aud^ baS SSoIf jum AbfoS unb
®5^enbienft, „fo ba^ fte fd^Ummer tl^aten, als bie
SSöIfer, tDtiä)t ber ^err Dertilgt l^atte Dor ben
Söl&nen 3SracIS" (4 ffön. 21, 1-9. 2 ^Jar.
33, 1—9). Aud^ Dergofe er unfd^uIbigeS aiut in
SOtenge, „fo ba^ er 3erufalem bamit anfüllte Don
einem 6nbe bis jum anbem" (4 Äön. 21, 16);
felbft ber ^ropl^et SfaiaS mirb Don ber Srabition
unter bie Opfer feiner ®rauf amfeit gejäl^It. 2)arum
brol^te ®ott burd^ $rop]^eten, bereu 92amen nid^t
genannt »erben, bereu Sieben aber in ben 3al^r-
büd^em beS äleid^eS 3uba aufgejeid^net tearen
(2 ^r. 33, 18), ba^ er bie ane^d^mtr SamarienS
unb baS Senfblei beS ^aufeS Ad^abS über 3eru-
falem bringen unb bie Stabt auSmifd^en tottbt,
tt)ie man eine Sd^üffel auStoifd^t unb bann fte um«
menbet (4 ffön. 21, 10—13). ©ine Art Sorbote
Don SrfüKung geigte fid^ balb. S)ie AffQrier mad^
S89
SKanbäer.
590
In, man toei^ tri^t ouS toeld^er iBeranlafjung,
dam eittfaH in 3uba, unb SRanaffed felbft tDurbe
gefongni unb mit ffetten belaben nad^ Sobel ab'
gefä^. ^ter in feinem SIenbe tDurbe er anbem
Shme9, befe^rte unb bemutl^tgte fid^ t)or bem
fcetra unb erhielt bafür balb wieber feine Qfrei-
(ttt unb bcn iübifd^ ftönigStl^ron unter Itm-
fönben, bie unS unbefannt finb. 3e^t lie^ er an
bec SBefIfeite bet @tabt eine imiit f^o^t ÜRauer
(uffSl^ren, legte in bie jübifd^enStöbte^efa^ungen,
estfernte bie ®d^6ilber unb ©ö^enoltöre n)ieber
n§ bem Xtmptl unb auS 2(erufalem, fteHte ben
lltor ®otte9 unb ben gefe^Iid^en Opferbienft
tMbn f^ unb Befal^I bem SSolfe, ben einen toa^»
m ©Ott ju oerel^ren (2 ^ar. 33, 11—17). 3laä^
riner 55j[d^gen Stegierung ftarb er unb mürbe
im (Sorten feinet ^mtfed^ im ©arten Uf[a%
begraben (4 itön. 21, 1. 18). S)ie bab^Ionifd^e
Sefttngenf<l^ft SRanaffed' unb feine Sefe^rung
ttnrbe I&iigere 3tit atö un]^i{tonf d^ bargefteUt, meil
bk ffdnigSbüd^ borfiber nid^tS entl^alten. 92ad^-
bem aber f d^on frül^er bie l^tig angegriffene ®Iaub»
tmrbigfeit ber ^ßaralipomena infolge ber bie^»
foüftgen Unterfud^ngen au^er 3ti>(if^^ gefteOt mar
(Dgl. fteil, Spologetifd^er 93erfud^ über bie Sudler
bei S^nü 2€., 261 ff. ; ^öDemidt, ^anbbud^ ber
WL*it(KnIeitungin'S«.S.n,l,207ff.; §erbft
enWümg H, 1, 199 ff.), l^t jejt bereu Angabe
bntl^ bie neu gefunbenen leilfd^rifttid^en ®e>
((^i^tSqueOen eine jUDerläffige Seflätigung ge*
Iraibm (6<^ber, fteilinfd^. unb % %., 2. 9tufl.,
266.854; «oulen, «inl., 3. «ufi., 246). — 3. S)er
9miffi, bnrd^ beffen Xob S^ubitl^ SBittme ge>
iWfbeÄ war GSvhxt^ 8, 2; 16, 26). — 4. 3mei
StSmttt, meld^ bei Ssbra§' Sleftauration il^re auS«
Unbifd^ gfrauen entlaffen mußten (1 ߧbr. 10,
«0. aS). [95Belte.]
Jßnhtet (K'^M-raRfi) nennen fid^ felbft bie ^n-
ibmct einer morgenlönbtfd^en SietigiondgefeD*
W(t, wtldft bei uns ald 2(o]^anni§jänger, 3obier,
Ht^cü^, }ulej^ aud^ al§ @ubba§ befannt gemor»
bes finb. @ie leben am untern ßupl^rat, in ber
!% tion SaSro, t^eifö auf türfifd^m, t^rilS auf
brr^d^m ®ebtet, finb ie|t nur nod^ titoa 4000
Mj»fe flarf unb entölten fid^ meift al§ U^rmad^er
ober als @d^reiner. 3n Suropa mürben ^e suerft
1652 burd^ ben Sarmeliten ägnatiuS a ^efu be»
brat, ber ^e «äol^annidd^ften'' nannte unb fie,
iRd^'c^Iid^ gu l^od^, auf 28 000 f^familien an«
\Sfi!i%. ^Rafyxt 9{ad^nd^ten über fie gaben etmaS
ft^ Wna^Qm Scd^HenftS im smeiten Sanbe f ei-
Bfl Entjchiiu patriarcha Alexandrinus vin-
tfcatiu, Romae 1660, unb Tl. Sl^eoenot in ben
Vojages tant en Europe, qu'en Asie et en
Afriqne, 2« pariie, Paris 1689, 584 ss. ^a^
ktatm foDten fie nur 3279 t^familien sohlen;
tqbaa berid^ete oon ge^eimnilooKen Sudlern,
iBd^e in i^rem Seft^e feien. S)ie (entere "^aä^^
nStt mai^te bie miffenfd^ftlid^e !Reugierbe in Su-
tB^ tege, nnb burd^ Steif etü)e unb SRifftonore
^Smgfm Sbfd^en ber manböifd^en 9{eIigion§-
büd^er in abenblönbifd^e IBiMiotl^elen. S)a bie
@prad^e, in meld^er biefelben gefd^rieben finb,
ben femitifd^en, fpecieU ben aramöifd^en Sl^arafter
fel^r beutlid^ geigte, fo Derfud^te ber f d^mebif d^e @t'
leierte 92orberg in Die @el^eimniffe biefer ^üd^er
einzubringen unb gab eines berfetben in fprifd^er
@(|rift mit lateinifd^er Ueberfe^ung unter bem
Site! Codex Nasaraeus, liber Adami appella-
tos, LondiniGothorum 1815—1816, in 3 San»
ben l^erauS. 2)er Xitel berul^t l^ier auf ber 9Rit-
tl^eilung eines ^riftlid^n Snif fu)narS, meld^ oage
92ad^rid^ten t)on ben mol^ammebanifd^en 9ioffai-
riem erhalten l^atte, biefe mit ben d^riftUd^en 9ia«
Saräem t)ermed^felte unb bereu Ueberrefte in ben
SWanböem mieberjufinben glaubte. ®ie 5IRan»
bäer felbft nennen 9laforaia («•'«->'>b«5) nur bie
„im SDBiffen unb SBanbel gleid^ auSgcjeid^neten",
eine ßl^re, bereu freiüd^ frül^er afle fid^ gerül^mt ju
l^aben fd^einen. Genauere 9iad^rid^ten gelangten
nad^ gurofa erfl um bie SDlitte unfereS Sal^rl^un»
bertS burd^ ben beutfd^ ©elel^rten Leiermann,
ber einen großen Xl^eil beS Orients ju miffen»
fd^aftlid^cn Stoedten bereist l^atte. Ueber bie frag»
lid^e SReligionSgefeÜfd^aft l^atte er mand^erlei SDlit-
tl^eilungen burd^ einen il^rer ^rieiler beim Unter-
rid^t in ber manböifd^en @prad^ erl^alten unb
mad^te biefe juerfi in bem ?lrtifel „SWenbäer" ber
^eraog^d^en SRealenc^Hopäbie, l.aufl.IX, 1858,
318 ff., befannt. Weitere «uffd^Iüffe über bie ieft
rid^tig Don i^m „ÜJlanbäer" genannte ©emein-
fd^aft gab Leiermann in feinen berül^mt gemorbe-
neu „Seifen im Orient" (Seipjig 1860, 2. »ufi.
1865, n, 98 unb «nm. 46). SJeiberlei ©ar-
legungen fanben meite Verbreitung unb galten t)or-
erft als ^auptqueüe für bie j^enntni^ ber eigen-
tpmlid^en ©ecte. ®em rege gemorbenen 3utereffe
entffrai^ ber nömlid^ ©elel^rte 1867, inbem er
baS fd^on Don 92orberg ebirte 93ud^ t)on !Reuem
unter bem Sitel Thesaurus sive Liber magnos,
Lipsiae, 2 voll., facfimilirt, aber ol^ne Ueber«
fe|ung l^erauSgab. Sinen anbem manböifd^en Sest
gab gleid^jeitig guting autogra})]^irt unter bem
Sitel „Oolafta ober ©efönge unb Seigren öon
ber Saufe unb bem Ausgange ber ©eelen", Stutt-
gart 1867, l^erauS. 9luf ®runb biefer SKaterialien
fonnte 9lölbefe 1875 gu ^e eine forgfältig ge-
arbeitete „SWanbäifd^e ©rammatif l^crauSgeben,
bereu Einleitung aud| über bie manböifd^e Sitera-
tur neues Sid^t verbreitete, ©d^on 1873 aber mar
ber fSfranjofe ©iouffi als Siceconful nad^ Sagbab
gefommen unb fonnte öon einem fatl^olifd^ gemor-
benen jungen STOanbäer auSfül^rlid^e 5Rad^rid^ten
über Seligion unb ©itte feiner frül^eren ©laubenS-
genoffen einsielgien. ®iefe öeröffentlid^te er unter
bem Sitel Etudes sur la religion des Soubbas
ou Sabeens, Paris 1880. ®er Xitel biefeS
©ud^eS, für meld^eS aum erften 9Kal monböifd&e
S^pen gegoffen morben maren, l^ölt einen 3tr-
t^um fep, ber feit S^molfol^nS ©ud^ „®ie ©fabier
unb ber ©fabiSmuS", 2 93be., Petersburg 1856,
als miberlegt gelten burfte, ndmlid^ ba^ bie SDlan-
591 ünanbdtt. 592
Mei mit bcR alten ®(ibäeTniufomintn^mgtnunt} mm 3arban triJgt, iinb but^ bit {iet8 tnxeak
befliwflen autj^ nad| ®e|tnmS' SBorgonge {^loit- Saufe in bemfefben ^erbeigtfü^rt S)et Sifloiifl
^ep ju gtf(6 unb SnibttS gncgtlofSbte) 3abitt ju bem Si^trciii^ unb ben ©öttem ifl im ülorben,
genannt ueiben foDten. SctSn^altODnSiDufft'S mäbrenb bie Untetmdt ton ©üben ^ei erjtidenbt
%uc^ letftet biefem Stnrti^um leinen SBotfi^ub, fon* Stampfe unb £ßerberben [enbet. S)ie Seele beS
betn flibt über Se^ie, Sitte unb ISuttuS ber jefiigen ^IRenf^en |iamml aus bem Gi^tnii^, {ein Seib Oon
äRanoäer out^entif^e 37ad(|ric^ten. ^ur[^ aUt bei Srbe; ber 9Iu[entt)aU ber ©eele im Seibe ifi
biefe Hilfsmittel aber tonnte bag eigentfiümlidge doH bau ^ii1)fal unb Don Sünbe. Seim Xobt
^nCel, mtUliti auf bem fiaglidien SteligionS- fommen bie guten unb bie b5fen Seelen av.^ jlDei
foftem ru^te. nii^taufgcfieUtUierben; aucfi bei9Ii> Derfdiiebenen 3Begen Dot benSiic^teiSIbat^ui, ber
tifel »Snanbäer" beS auf äl^nlid^cn @ebieten be- jenen eine Efflobnung in bem „®ro|en Seben",
»anberten Äefiler in ber 2. Auflage ber ^eqog'- biefen eine ©teile im „brennenben freuet" ober im
f^en JRealencgflojJäbie IX, 1881, 205 erreichte crtaini) (ber ©e^enna) anweist, ^iti bleiben jte
bieJeB 3itl ni(|i ©o enlf^IoB M ei" ^oüänbi« bia jum Snbe bet SBelt, bei melcEiem bie Süuber,
[e^et ©elefirter, bnrc6 baB ©tubium lebigli^ ber Toü^t gläubige 5Dtanbäer gemefcn, in baS ®TD|e
monbüifi^en ©elften gu einer Rarem SBorPeUung üeben eingeben, aße anberm ben „än«ü"i lob"
ton ben in tRebe ftefienben Se^ren ju gelangen, [terben. 3*i>iii^f" Sittlic^Ieit unb öulerem Siiltufl
3II8 Snic^t feiner Semü^^ungen entftanb bie ©(btift ifl (ein Untcrfd(iieb. Sb^bru^, älobtf^Iag, SMeb*
„S)ie manbäif(^e 9teIigion, i^re Snüstcfeiung unb ftafil^inb ff^nere ©iiiiben ; eine &aut)tfif(U^ iß
Betc&itt)tliiJ6e Sebeutung erforfd^l, bargefteHt unb ba8 asobü^un ; baneben werben ©atinippit^teit,
beleucEitet uon SS. Sranbt, £ei^)ig 1889". ßinbert)^i^tenunb@Itempftid;iteneingef^rft.S)ie
S)iefeS abfi^liegenbe 9Betf, auf neli^m aurf) @'^e ifi geboten, bie $oIt)gamie em|)fo^[Ri, bit
bie ^ier folgenbeu Mitteilungen berufien, bereitet SFInoerci iinlafagt. SlUeS @ute erhält feintn
bem Sefer infoftm eine gnttäufd^ung, aie au§ bem* aBcrll) eift burd) beu testen Slouben, unb btefer
felben lieroorge^t, ba| auS ben eigenen Sii^nftcn mug \iäi im religiöfen Seben offenbaren. @ßj^
ber äRanbäer feine Alor^it über iiire leltgiüfen bienft, ^ou^^" unb äSa^rfagerei [inb Derbolen.
SBorpeMungen gu geroinnen ifi, unb bofe biefelbe, Me. bie ju ben 3ab«n ber Unterfi^ibuna g*"
roenn fie je uorbanben öeaefen, in ben iBüd^em langt finb (-nn-suBNi K■'^«■'■T), muffen am fonn"
burd) 3uf%, bei i^ren Scfennem bun^ 3nbDlcnj tögli^tn ®otte§bien[t t^ilnelimen. ®er ©anntog
JU ©runbe gegangen iff. 9JÜt 5Iuabrüd»n, WElt^c roiib im ©cgenfafe ju« jübif^en Sabbat gefeiert;
aui^ @emeiumärter beS t(iglid)cn ScbenS ^nb, be> aufierbem feiern Die SJIanbäer ben Sleuja^rStag
jei^nen bie 3)ianbäer eine ^nja^l überiibifi^er (1875 am 20. Suguft). ein 3^uffe^ unb brei
Sßefen. beten SSebeutung unb ^angorbnung nur tiefte i^ei ^immelSwefen. Sdgli^ muffen fit
fe^ unbeutlid) ju erlennen finb. ^olQttieifiifti^e funf@ebetefpre^en. ©ie Rotten ein gro|e3^ften,
SQor^ungen finb bier mit ber entf^iebenften ißer' ba§ aber ni^l in ber @nt^altung Don Sfieife intb
ebtung eines einzigen ©ottcS gemifc^t, ber ben Sronf, fonbem nur in bereut ber äu|eicn Sinne
Sitel„gro|€r''ober„erf)abener£i^tfÖnig"f»=5Ki= befielen foll. Slut, ©eraflentS unb Siä^tigefl
»niDT [non-i] «3-i) fiibrt. SJermul^lic^ ift biefcr barf nidit gegeflen »erben. 3ebe Staörung, »eld^
SDlonot^eiSmuS jünger als jene; er f^nt eine (£nt= nid^t Bon einem üötanbäer bereitet roorbeu, ift un«
fteOung ber d^rifttic^en £e^re aus ber Seit ber rein unb mu&forgfältigabgeloäft^tntDerben. ßint
jroifd^n 500—600 n. Edt. faHenben ÜKiffionS' SRei^e Don Borlommniffen beS täglichen StbenS
t^ättgleit ber 91ePorianer ju fein, ©o finb bie «etit Unreinigteit na(^ fii^, «eEc^e hmi) ein ©ofl«
iÖfonbäer jebt SJlonot^iPen unb fprtt^en uon bem bab in flie^eiüiem äBaffer, (utgnieg Saufe genannt,
^ö^ften aSefen %ldi)a (KmtVn) , (offen aber bie ju ^eben ift. 3u biefer SReinigung ift bie SDUt-
Söttet ibtet l)eibnifc|)en SSorfobren baneben a(8 mirtung eineS SßriefierS nit^t nötbifl. Snbefe ^aboi
untetgeotbnete, Don einanbet burd& gmanation ab- bie 3Jtanb(ier ^ßriefter, roel^e ben ©otteSbien^ if
ftammenbe §immeI8»efen gellen. Eines bet lefc- fotgen; biefelben büben eine §ieratii^ie Don btei
teren, TOanba b'§ajc (■"«"■' «-'S«»), bie;»erfoni- ©tufen: Sebrlingen, geprüften ipriePem unb ge-
ficitteßrfenntnife, erfifteint mit ber ©teÖDertretung rafibllen SSilc^öfen. 3um ©otteSbienft finb tleinr,
ber (manbäifd^en) !£R(nf^^eit unb ber S^ürforge fc^mudlDfe ©ottee^aujei («»«kk) erriditet, Dtii^
für biefelbe betraut. SfBaS itire toSmogonifi^en SBor- nur Don ben $rieftem betteten Werben; f« muffen
flellungen betrifft, fo ift bie 6rbe na^ ben Won- immer neben einem Saffm ftebcn, baS buri^ einen
bäetn eine Jßerbiditung beS „fd&roargen SBoffetS" flanal mit bemnäi^ften „Sorbon" oberfliefienben
ober beSDceonS unb ru^t auf bem SBaurf) ober bem äSaffer oetbunben ift. ©ümmllic&e EultuS^aub-
ffopf beS Unge^euetS Ut; neben i^r gibt eS noc^ lungen Pe^en in unmitteftarer 33erbinbung mit
jwrieifei 38elten: jTOei Ci^tmelten über bem gif ber feierlii^en, burd) ben Spriefter gu Bolljie^ert
mament unb jroei SßJelteu ber ginpemifi unter ber Saufe. Siefe mu% an jebem neugeborenen ftinbe
Srbe. !Bet|ettfd^erin ber j$inftemig i^ Shi^a, auc^ DoQgogen merben, fobalb eS biefelbe ertragen (ann;
JRul^a fabifc^a («»"»p nm-i, bet fieilige ©eift). abet au<5 für bie grroa^fenen bleibt bie Saufe bö8
Eine ©emeinj^aft mit ben ^Bl^eren SBelten «itb OTittel, Don alter Unreinigteit unb Sünbe frei gu
blit^ jebeS flie|enbe ÜBaffet, baS immer ben 91a- metben. SBei ber Saufe burc^ ben ^ritfttr ift bit
m
SKanbäer.
594
Zimffonnel: „^er 92aine bed gro|en Srften Se6en§
|h über bir genannt'' ; mit einer fold^en i[t eine
lit Ibenbmol^I t>erbunben, bo§ au§ Stob unb
.ttad" Don SBafiet befielet. IBeim ©otteSbienft
■nfjen bie ©löubigen brausen leintet bem $rie-
pd flel^ unb ®ebete unb Slnrufungen Denid^ten;
ber Singang in baS ©otteSl^ouS ift an ber @üb«
feite, bamit man nac^ 92orben feigen unb beten
loim. Snbere ^eu^erungen beS religiöfen Seben§
jinb bie 9}ennung l^Iiger, gel^eimni^DoUer 9iQ-
wa, bie 9ef d^mdrung böfet Seiftet unb 'bo§ Sef en
bc§ .aReffad^to". b. 1^. langer (SebetSformeln für
Me Seele etned Serftorbenen.
Sqü^d^ ber Offenbarung bief er Steligion glau«
bei bte SRanböer, bo| bie gange äRenfd^l^eit il^ren
isfong Don 9lbam unb be{fen @attin ^atoa ge-
lonmen. Unmittelbar nad^ feiner @r(d^apng
kn4 baS Srfie Seben morb 9bam in ber maleren
(nonbäifc^) Xeligion untenoiefen. 3ugleid^ aber
kgomtm aud^ bie 92ad^flellungen ber böfen Siul^a
n& ^ro: fttnber^ ber fieben ©eifler auS ber Itnter-
M, eigmtlid^ ber ^eben ^loneten, xotii)t bie
ReiH^ für ftd^ }u geniinnen fud^ten. fyxtoa unb
üß 60^ Sbam bar 9lbam tturben gur @änbe
ttrfnl^, eti^elten aber Seqeil^ung, unb e§ ttmrben
bcn SRenfdiien nun brei fogen. UtraS ober 6nge(
(^ibil eitl^tf, enoS, b. L «bei &tt% SnoS) als
Qdfer mib Sefd^utor an bie Seite gegeben. SHe^
ttmUi^ bie böfen aRöd^te, brei ffataftrop)^
über bie Srbe }u bringen^ m\ä)t eigentlid^ gegen
Me bm Utrad gerid^tet nmren, burd^ mel^e aber
Me SRenfd^ Dertilot ttmrben. 93ei ber britten
tttüiprop]^, ber gro|en gflut blieb blog 9ht 00
tM%, ber fid^ mit ^aren ber einzelnen Xl^ier-
oda in eine 9rd^ rettete. 9hm festen bie 3Slaä)\i
ba OntertDelt ben itampf gegen bie ÜRenfd^l^eit
fnt, inbem fie eine SSiell^eit Don @prad^en unb
SdOent mb Md^ Religionen l^erbeifül^rten. Me
Mefe ttebd fomen au8 ben Suben. SSeranlaff ung gur
SiOer^ unb €|mid^trennung ttnnrb bie ©rün-
lüg Sctttfalemd; bie Derfd^iebenen Religionen
An Mrben bnrd^ falf d^ $ro^]^eten l^erbeigef ül^rt,
tome^id^ burd^ «bral^m, SRofed unb Sefum
taijfeffm8(i«rrwfl nry), »eldi^e alle SJuben »aren.
3ngete Sd^riften fügen nod^ SRol^mmeb l^ingu.
Sfäa aber erfd^en gum ^eile ber SHeufd^en 3o«
ioncS ber Xdufer (MaKnscMtt RdMnr) am Sorban
nb timfte Ung&^Iige in bemfelben^ aud^ nad^ lan-
ges 6tr&ibcn Sefum ben 9RefftaS, ber bie tiaufe
kge^ tmb fid^ nid^t abmeifen lie^. 9{ad^bem
3o(anic8 42 iafpct lang aetauft l^atte, trot ÜRonba
V^ft in ®efialt eines ff inbed gu il^m unb Der«
kargte cbcnfaHd bie Xauf e ; an munberbaren ßr*
ttetmmgen erfannte 3o]^anneS nun benjenigen, in
bcffm Komm er bi§^ bie Xauf e gefpenbet l^atte,
nb Ott btefcr i^ bie ^nb auflegte, ftarb 3o-
\amM imb marb in ben Ort, ber (auter ®Ian}
nb 9i4t ifi, Derfe^t; l^er übt er feine gffirbitte 5U
6a^ olbr 9bepten feiner Saufe. 9m 6nbe
ber Zage ttritb ber (f alf d^) SRefftaS 3fu bar SRir«
ja« iPKber auftreten, bie 3uben Dcrtilgen, aUe
SSöKer unterwerfen unb überall feine Religion ein-
fül^ren ; nur bie SWanböcr toerben pd^ toeigem unb
fld^ gum TOartertob anbieten.
©iefeS ®ett)irr Don religiöfen Meinungen, mel-
d^eS l^ier nur in feinen §auptäügen bargcftettt ift,
in ben manböifd^en ReligionSbüd^em aber burd^
aufeerorbentlid^ Diele, jum größten Sl^eile fidfe felbft
loiberfpred^enbe ^ngoben ein nod^ Diel buntfddedü-
gereS ?lnfe^en befijt, legt 3«wö"i6 öon mand^crlei
SBanblungen ah, meldte bie fraglid^e fiel^re im Ser-
lauf ber 3cit erfal^ren ^at. Smmerl^in aber er-
lauben bie angeführten @ä^e einen @(|lu^ auf ben
Urfprung be§ eigentpmlid^en ReligionSftjftemS.
3uerft ifi eS burd^ Rdlbefe'S ©rammatü auger
3tt)eif el gefteOt, bog bie @prad^e ber aRanböer mit
feiner anbem fo Diel Serül^rungSpunfte geigt, als
mit ber im babt^lonifd^en Salmub Dorliegenben,
mit ber fte eigentlid^ gufammenföllt. S)ieg ift bie
Sprad^e, toeld^e auf bem Soben beS alten SabQ«
lonien Don jjel^er ein^eimifd^ mar, unb eS bürfen
bal^er bie SKanbäer als Rcfte ber fcmitifd^en Sa-
b^lonier angefel^en merben. S)em entfpred^enb mug
aud^ ber pol^tl^eiftifd^e ©mnbftodt ber manböif d^en
Slnfd^auung aai ber altbabQlonifd^en ajl^tl^ologie
l^erftammen ; eine Reil^e Don parallelen f inb bei
93ranbt (a. a. 0. 182) jufammengeftellt. Ueber
biefe m^tl^ologifd^n iBorfteSungen aber erlebt jld^
bie manböifd^e «nfd^auung baburd^, bag in il^r
bie göttlid^en SBefen Don ben elementaren @ub-
ftraten DoUftönbig getrennt erfd^einen. 3n biefem
@upranoturoliSmuS ^eigt ftd^ ein frember ßinflug,
bem nid^t {d^mer auf bie Spur 5U f ommen ift. S)ie
Benennung »•'»•'3«t3 nömlid^, meldte bie SKan-
bäer ftd^ felbft geben, ift, bie manbäifd^ 93ertau-
(d^ung ber ©utturalen DorauSgefe^t, un^meifeD^aft
Don ber SBurjel »•'% miffen, abzuleiten ; 9Ranba
unb äRanbaia entfpred^ alfo genau ben gried^i-
fd^en 9lu§brüdfen tvcSoic unb 7v<o<rctx6c. 2)em-
nad^ fmb bie manböifd^en Xl^ogonien, meldte ber
ßmanation fel^r öl^nlid^ feigen, bie iBorfteHungen
über 9Belt- unb SRenfd^enfd^öpfungen, meldte einen
2)ualiSmu§ DorauSfe^en, unb bie Unterfd^eibung
beS SeibeS Don ber Seele, meldte bie gried^ifd^e
Slnfd^auung mieberfpiegeln, auf bie d^riftlid^e @no-
ftS gurüdfgufül^ren. Reftorianifd^en UrfprungS mirb
bie Sinfül^rung beS Slbenbmal^lS fein, menn bie-
fer 9Jame beibel^alten merben barf. 6ine Seilte
weiterer SorfteÜungen, mie bie ©leid^fteUung beS
flid^teS unb ber Qfinftemil mit bem ®uten unb bem
Söfen unb bie Sd^idfale ber Seele nad^ bem Xob,
fd^eint perfifd^en UrfprungS ju fein. S)ie Se-
nil^rungSpunfte mit bem ©lauben ber 3uben ftnb
jum Sfeil aus einer fel^r frül^en, mal^rfd^einlid^
Dord^riftlid^en jfenntnig beS Subentl^umS, jum
Xl^eil aber auS ber 93ermittlung burd^ ben ®no-
ticiSmuS l^er^uleiten. 3"^^ grflärung ift weiter
eftgul^alten, bag bie fleine ®enof[enfd^aft, tt)eld^e
id^ einem fold^en @QnfretiSmuS ergeben l^atte, nie
eine nationale @elbftänbig!eit befag unb im Sauf
ber ®efd^id^te ben mannigfaltigften ©d^idfalen
preisgegeben loar. Sl^re Srlebni^e finb iebenfaÜS
595
SRanbagot.
596
nid^t ol^ne SmiDirlung auf bie religiöfe Snfd^auung
geblieben ; nainentK(§ ift bie feinbfeltge SteQung
gegen boS ^ubentl^um^ loeld^e bem ÜRanbaiSmuS
etgentl^ümltd^ ift, getoi^ auf erlebte Unbilben,
ntöglic^enDeife auf bie bei 2(ofe))]^u§ (Archaeol.
18, 9, 1 sqq.) betid^tete ^txx^ä^a^t be§ MnnuS
unb beS WinöuS jurücfsufül^ren. S)agegen fd^eint
bie ©eringfd^ung, womit bie ^rfon 3efu unb
fämmtlid^e d^riftlid^e ßinrid^tungen bel^anbelt »er*
ben, au§ ber äleaction gegen d^riftlid^e ^efel^tungd«
öerfud^e erflört toerben p muffen. Sei aBem bie-
em aber fommt aud^ in Setrad^t, ba^ bie ttiffen»
d^aftlid^e Silbung bei ben SRanböem n)enigflen§
e|r frü^ auSgeftorben ift. ^riefter »ie ©laubige
fd^einen ftd^ Don jiel^er in ba§ ©emanb beS ®e>
^eimni|t)oflen gel^iUlt 5U l^ben ; jene, um ba§ ^n»
feigen tl^reS Stammet ^u ttal^ren, biefe, um il^re
Sbgefd^Ioffenl^eitben anberen^ationalitöten gegen-
über 5u fidlem. 2)iefe ©el^eimtl^uerei fonnte bie
Unflarl^eit ber religibfen SSorfteflung nur beför-
bem, tt)ie eS benn aud^ be^eid^nenb ift, ba^ bie
Seigrer ber europäifd^en ©elel^rten baS redete SSer-
.ftänbni§ als im 3lu§fterben begriffen barfteflen.
S)ie l^ierauS gu erfd^lie^enbe Snbiffereng erflört
eS, bafe bei ben aWanböem ber Uebertritt gum 38-
lam fel^r l&äufig ift. SSon unttjiffenben $erfonen
ftammen aud^ bie f ünf 9teligion§büd^er, todä)t bie
3Ranböer j[e^t nod^ Utoa'f^xtn. SHefe Sammlungen
einzelner t)on einanber unabl^öngigen ©d^riftftfldfe
unb Stemini^cengen ouS gang Derf^iebenen Seiten
gelten in ben ©runbanfd^ungen fel^r meit aud«
einanber unb lonnten nur Don f old^en aneinanber-
gereil^t werben, »eld^e ben Snl^lt nid^t mel^r üer-
ftanben, toenigftenS nid^t mel^r beurtl^eilen lonnten.
®ie 9lamen biefer ©d^riften finb : ©ibra xahia
(«an »mo), aud^ ©onja («tsii, 6d^a^) genannt,
ba§ nömlid^e, weld^eS 9torberg atö Liber Adami
unb Leiermann al§ Thesaurus sive Liber ma-
gnus Verausgab; Äolafta («no^ip), ba§ öon 6u-
ting l^erauSgegebene SRitual; ©ibra bi ÜRalfe ober
bi 3o]^anna («■•s^tj -»n »tjö, aud^ «"»n-'n ttw-j-r)^
ba§ftbnig§' ober Sol^anneSbudg, ba§ auftreten beS
Sauf er§ bel^anbelnb ; SDittjan, Sammlung religiö-
fer gformeln; 9l8far malmafd^e («•'»«i^tj ikdo«),
aSudI beS 2^ier!reife8. ®a8 SBerjiänbni^ berfelben
l^at bem ?lbenblanb burd^ 5RölbeIe'8 t)ortrefflid^e
?lrbeit erft ongebal^nt tt)erben fönnen; benn fo
fidler berfelbe aud^ bie grammatifd^en ©efeje ber
©prad^e bargelegt -l^at, fo f^at bod^ bi8 je^t nod^
fein fiid^t in eine gro|e 2Renge Don SBörtem ge«
brad^t werben fönnen, weld^e religiöfe ober fpecu«
latioe Segriffe barftdlen. 3u afierjüngfter 3^it
l^at ^aleDQ in feiner mel^r geifireid^en al8 über-
jeugenben SDBeife unternommen, biefe ©egriffe gu
beuten, unb will bamit bemeifen, ba§ ber 3Ron-
baiSmuS feine SDBurjeln eigentlid^ in ber l^eiligen
©d^ft l^abe; er fei, wie üon Anfang an bel^auptet
morben, auf bie 9lpg. 19, 1 ff. genannten Sünger
be8 1^1. 3o]^anne§ jurüdfjufül^ren unb l^abe unter
ßinflu^ ber talmubifd^en Sbeen feine SuSbilbung
erft um 700 erlangt (Revue des etudes juives
XXTT, Paris 1891, 139 ss. 296 ss.). S)Qd eigen*
tl^ümlid^e S)unfel, meld^ed bie in Siebe ftd^enbe
^Religion umgibt, ijt bamit nid^t aufgellt morben.
äJermutl^lid^ wirb bie l^ierüber gu geummenbelHar-
l^eit bie Hoffnung auf einen auS bem Sn^lt auf«
gufd^lie^enben @ett)inn töufd^, unb fd^ioerlidl
wirb bie Sufmerffamfeit gered^tfertigt werben,
weld^e bie europöifd^e SBelt ben 9Ranböem feit
gwei Sal^rl^unberten bewal^rt l^at ©terben hvtp
f elben, wie e8 ald wal^rf d^inlid^ Derftd^ert wirb, mit
ber gegenwörtigen @eneration au§, f o wiri>^ ba bie
jtenntni^ religiöfer SSerirrungen gewi^ f d^on reid^
genug ift, al8 nü^lid^fted 9Inbenfen bie ftenntnil
t^rer©|)rad^e unb ©d^rift übrig bleiben, [itaulen.]
W^Kuboiot, äBill^elm Don, Sanoni^, trügt
ben 93einamen Don feinem ©eburtSort inSongne-
boc, wo feine Sltem reid^ begütert waren. iSx tni
in ben Sleru§ du unb ging 1270 gum ©tubium
beS canonifd^en 9ted^t8 nad^ ^Bologna, worb bort
gum 2)octor )}romoDirt unb l^elt wal^rfd^einlid^
eine 3^ lang aud^ SSorlefungen über bad cono-
nifd^e »ed^t. 3m 3. 1285 würbe er Srd^iaom
Don 92lme8, an weld^er JKrd^ er fd^on frfil^ ein
Sanonicat erl^alten l^tte. Um biefelbe 3^ wx
er gum pöpftlid^n ffaplan ernannt worben, unb
wol^l wenig fpüter würbe er aud^ Slrd^ibiacon Don
Ugä8 unb $ro))ft Don Souloufe. 3n befonberem
®rabe erfreute fid^ 9Ranbagot beS SSertrauenS
»onifag' Vm.; biefer erl^ob if^ 1295 aufbrn
ergbifd^öflid^en ©tul^l Don Smbrun unb ert^eilte
il^m ben e|renDoQen 9Iuftrag, in ©emeinfd^
mit Serengar f^reboli, Sifd^of Don S^ierd, unb
bem Sicefangler ber römifd^en IKrd^e, Slid^arb Don
©lena, eine neue officieUe 3)ecretalenfammlnng
auSguarbeiten. 9lu8 bem Umftanbe, ba| SDton*
bagot in ber SuUe be8 $a)){le8, womit ber Liber
sextus (f. b. %rt.) 1298 ebirt würbe, an erfier
©teOe genannt wirb, fann nid^t ol^e ®mnb ge-
folgert werben, ba^ il^m bei ber großen Arbeit
ber Söwenantl^eil gufiel. Slemen8 Y. ernannte
i^n 1305 gum Srgbifd^of Don 9is unb 1312
gum (Sarbinalbifd^of Don ^aleftrino. Sr ftorb in
lol^emWter 1321 guSlDignon. Sßir befl^en Don
il^m eine ber ölteften unb gebiegenften 9Rono-
gra))]^ien über bie bei SBal^len geltenben 93eftim«
mungen: Libellus super electione facienda
et ejus processibus ordinandis, wal^rfd^einlid^
Dor 1285 Derfa|t. ®er ?luctor felbft fc^rieb bagu
(Erläuterungen; il^m folgten Slnbere. SHe^bl^anb-
lung ift wieberj^olt gebrudCt; unter bem Slitel De
jure electionis novorum praelatorum, cura
Matth. Boyss, Col. 1573, cum addiüonibua
Nie. Boerii, Col. 1601, aud^ in Tractatus
juris univ. XV, 1, Ven. 1584, 407—440. 9hir
l^anbf d^riftlid^ ift eine ©umme gu ben SDecretalen
Dorl^anben; nid^tS IRöl^ereS ift befannt über bie
in 3öd^er§ ©elel^rten^fiej. IH, 99 il^m gugefd^
benen SBerfe Statuta pro monasterio montis
majoris; Super legumdisciplina. (iBgl.©d^ulte,
@e(dgid^te ber OueKen unb Sit. beS can. Sted^tS
n, 183 ff.) [». D. ©d^erer.]
597
SDJanbat — a}Unct^o.
598
p«iik€f, f. ^rocurator.
Miuidatii de providendo, f. ^ntoart»
»oft.
Kamdstuii, f. Sugnxif^ung.
ffifimid V, 425 f.
SbimMw bebeutet nad^ gried^ifd^em Sprad^«
gAnnu^ ttrfpTüngltd^ einen $ferd^ ober aud^ eine
Wt, \Doxva bte @d^fl^eerbe geborgen n)urbe
(Theoer. 4, 61 ; Dueange, Gloss. s. v.). 93on
^ allgemeinen ^uff äff ung audgel^enb, »onad^bie
(linflen oI3 @d^fe bed guten f>irten angefel^en
Derben, betrod^teten bie erflen Orbendleute fid^
da eine ^rbe, me(d^ ein ^irt aU ©teÜDertreter
9(fii SbnfH leitete, unb nannten bemgemä^ i^re
ffldfierSRonbren. 2)er einzelne OrbenSmann l^ie^
bdier and^ SRanbrita, ber 9}orfie]^er eines jflofterd
Inftimonbrit (f. b. «rt.). [ftaulen.]
Jßmu%0tb Don Sautenbad^, O.S.Aug.,
eis entfd^ebener SSorfämpfer für bie Steformibeen
M Vopfied Tregor VU. in S)eutfd^ranb, gehörte
bemS^OT^errenftifte Sautenbod^ b^ @ebn)eiler im
efog an. 3n ben muften ffömpfen gmif d^en ben
päpftli^ mib ben foiferlid^ ®eftnnten, bie feU 1078
out Slfal Der^eerten, ttmrbe baS @tift serftört;
bieS^nr^erren mußten ftd^ bei gfreunben verbergen,
Otonegolb fogar Idngere 3^t im 2BaIbe 3u|Iud^t
Hidben. Wd bann etnxi 1082 im auftrage be§
SH^ofS S)ietrid^ üon SSerbun ber Trierer Sd^o«
la^9 SBenrid^ ein giftigefi ^mpl^Iet gegen @re«
pr Vn. erliel (bei Martine, Thesaur. noTus
Aneedotl^Par. 1717,2048q.), trat SUlanegoIbin
(iaer langem Sdjft^, Liber Manegoldi ad Gebe-
iaHiim, für boS ^ßopfitbum ein unb toitS, gefiü^t
oif bie e^riften ber SMter, bie alten gondlien«
M^luffe unb bie (Skfd^id^te ber Jhrd^e, nad^, ba^
Sccgor bered^tigtgemefen fei, ben jtdnig mit^com*
BDricotion )u belegen, bie 3nt)e[titur ju »erbieten
nb bie Cdlibat8gefe|e 5u erneuern. S)ie @d^ft
enikirt ^eute nur in einer einzigen ^bfd^rift, bie am
€(Uuffe berflümmelt i[t (grogl^er^ogl. SBibliotl^f
IB ftarl9ni^ cod. 93). 3br Slbreffat fann fein
oberer fein, ald (Srjbifd^of @eb^rb Don Sal^-
tars- 2)a in ber @d^hft bie @ünben be3 JtaiferS
nb ber ju il^ flebenben iBif d§öf e in greUeut^ar«
ha gefibilbert nmrben, fud(fte ftd^ 9}knegoIb in
Std^bfit ju bringen unb fanb in isüa^em Suf*
u^e m Gl^orl^rrenfHfte Slaitenbud^, als beffen
Secan er im 3. 1086 enoöl^nt mirb. ^ier fd^rieb
er Opuseulum magistri Manegoldi contra
Wolfefannm Goloniensem (beiMuratori, Anec-
doU latma lY, 163 sq.; Migne, PP. lat. CLV,
147). 3n biefer ©d^ft berührt er jeboc^ nur ge»
kgentii«^ ben großen fird^gefd^id^tlid^en Streit;
i> ber f^an|rtfad^ bef öm)>ft er bie t)on %bt Sßolf l^elm
M^honioetler Oertl^eibigte Snftd^t, ba^ bie Se|ren
berdten ^^Uofo))]^ mit ben d^riftlid^en 2)ogmen
Mreinbar feien. WS bann 1090 iBurd^arb t)on
Oekcf^ioeter, ein reid^er ^Riniftertale ber @tra^«
hirger fttni^, bod neue Sl^orl^errenfiift SJtarbad^ in
ber 922^ bed jerfidrten Sautenbad^ grünbete, fül^rte
bie Siebe gur ^eimat ^anegolb nad^ ÜRarbad^.
er mürbe um 1094 ber erfte tropft biefeS @tifteS.
@ein religiöfer Sinfiug erftrecfte ftd^ ie|t über bad
gange 6lfa^. 9lad!)bem i^n Urban U. 1096 jum
pöpftUd^en $önitentiar ernannt l^atte, brängten
fid^ oon aUtn Seiten bie 9litter unb anbere l^o^e
^erfonen gu i^m, um bie ^bf olution gu empfangen.
@ie mußten fid^ Dom ©egenpapfie loSfagen unb
ben @otte3bienft berftmoniftifd^en unb unent^alt-
famen Slerifer gu meiben oerfpred^en. 3Rit allen
t^^ü^rem ber pöpftUd^en ^rtei ftanb er in un-
mittelbaren iBerbinbungen unb genog attent^Iben
l^obeS^nfe^en; barum mürbe er, al§ j^atfer ^ein«
rid^ nad^ bem ^uSgleid^e mit ben äBelfen vmb
3öl^ringem in Oberbeutfd^lanb mieber ÜJcad^t er*
f)xtll 1098 in l^arte ®efangenfd^aft gefekt. äSBann
er befreit mürbe, ifl nid^t überliefert. 2tn einem
©d^u^briefe, ben $a§d^ali§ U. am 2.%uguft 1103
für SQ^arba^ auSfteUte, mirb SRanegoIb nod^ als
$ropft begeid^net. 93on ba an Derfd^minbet fein
9{ame. S>er 9ieaoIog Don ^toiefalten gibt i^m ben
24. SKai aI8 SobeStag. — SSon ibm ift gu unter-
f d^eiben fein 3«it9«M>ff e Ü)l a n e g o 1 b , gugenannt
ber $]^ilofop]^. Stid^arb Don SIuguQ f d^reibt
in feiner (Sl&ronif (Muratori, Antiq. IV, 1085),
ba^ gur ätegierungdgeit beS JfönigS ^einrid^ L
Don gfranfreid^ (1031—1060) in SDeutfd^lanb
^ÜJlenegalbuS" feine 3eitgenoffen in fird^Iid^er unb
jrofaner SäSiffenf d^ft meit übertroffen l^abe; felbfi
eine ®attin unb feine Zöd^ter feien in ber Sel-
igen Sd^rift fo mol^Ibemanbert gemefen, ba^ fie
aI8 Sebrerinnen auftreten tonnten. Um 1070 ge»
borte ber f pötere S3if d^of 2:i^eoger gu beffen Sd^ülem.
5Jon biefer 3cit an mirfte STOanegoIb in Sfranfreid^;
bie Historia Francorum göl^lt il^n (Du Chesne,
Hist. Francorum Script. coetaneilV, 88) mit
bem Flamen Maingaudus Teutonicus neben
Sanfrant iBruno Don äieimS, unb ®uibo, bem
Sombarben, gu ben berühmten Dier Seigrem in ber
3cit bcö ffönigS ^l&Uipp (1060-1108). 3n
^riS unterrid^tete er äßiH^elm Don S^ampeau^^
ber bamt nad^ feinem Sorbilbe gu @t. Siictor unent-
geltlid^ feinen Unterrid^t ertl^eilte. 92ad^ bem £obe
feiner ©attin mäblte er baS aiUnd^SIeben, gu mel-
d^em @d^ritte ibn 3do Don @^l^artred beglüdtmünfd^te
(Ep. 40 ad Manegaldum, bei Migne, PP. lat.
CLXn, 51). er binterliefe ©loffen gu ben ^fat-
men unb gu SRattl^S unb eine erflörung ber
pauünifd^en iBriefe (Fabricius-Mansi, BibL me-
diae aetatis, ed. Ploreni 1858, V, 13). (Sgl.
gu ©eiben (Sicfebred^t, Ueber STOagifter ÜKanegolb,
in ben ©i|.-93er. ber 3)lünd^ener Äfab. 1868, H,
297 ff.) [Streber.]
^SBandfo, Don ben ©ried^en balb SJlanetl^od,
balb SDlanetl^on, mit feinem rid^tigen 5Ramen aber
jebenf aflS SDlanctl^ot]^ genannt, ög^ptif d^er Dord^rift»
lid^er ® ef d^id^tfd^reiber, lebte unter ben beibcn erften
iptolemäem olS Dberpriefter unb Sempclfd^reiber
gu ©ebennptbuS in Slegt)ptcn unb Derfa^te neben
anberen Dcrioren gegangenen Sd^riften eine in
gfragmenten erl^altene ©efc^id^te feines Sanbed Don
599
2JlanfreboniQ.
600
ben ältcflcn 3cWcn bis gut moccbonif(J^cn @robe»
rung (AJ^üirciaxa, naä) ©^ncettuS 3 töji-oi). Ucbcr
btefe§ ]^0(^bebeutfame 9Ber! ftnb unter ben beutjd^en
©elel^rten neuerer 3cit eingcl^enbe Unterführungen
angefteUt n)orben, beren SRefuItote folgenbe ftnb.
S)a§ Sud^ l^atte feinen S^arofter t)on ber boppelten
®ei[te§ri(|tung feines SerfafferS erl^alten, ber bie
l^eUeniftifc^e Silbung mit ber ein^eimifd^en Der«
einigte unb be^megen oud^ gried^ifcl fd^rieb. 2)ad
SSerf beftanb au3 gmei Sbtl^eüungen, einer gufam«
menl^cingenben ©rjäl^Iung unb einer tabettenförmi»
gen ^ufgö^Iung ber ^Regenten. 9Il§ OueUen benu^te
Sßanetl^o bie 5Ut)erIöfftgen eingaben ber monu-
mentalen Slnnolen unb ftönigSIiften; hoä) fd^eint
er für ben erften Il^ett auä) bie alten ff önig§= unb
SanbeSgefd^id^ten, ujeld^e lebigtid^ l^iftorif^e 9to*
mane gu nennen ftnb^ gu Statine gebogen 5U l^aben.
ßbenfo mifd^te er gried^ifd^e aüeminiScengen ein, fo
bag aud^ ^eg^ptuS unb 2)anau3 eine @teQe bei
il^m fanben. ^ai) bem SSorbilbe ^erobots aber,
ben er übrigens an t)ielen Stellen feines Sud^eS
rectificirte, führte er ftatt ber relatiöen Angaben
feiner OueUen, »eld^e nur nad^ Salären beS je«
meiligen ffönigS red^nen, eine gufammen^öngenbe
Sl^ronologie ein unb nal^m gur ®mnblage ber-
fenben bie Sotl^iSperiobe t)on 1460 jinlianifd^en
Salären, b. 1^. biejenige ^eriobe, nad^ beren Ser«
lauf baS ög^ptifd^e, ben Sd^alttag entbe^renbe^al^r
alle tjfel^Ier burd^laufen l^atte unb mieber mit bem
Sonnenjia^r gufammenfiel. ßr fiod^t aber aud§
S^nd^roniSmen unb Segiel^ungen gur ©efd^id^te
anberer SSöHer ein uiü) fd^affte fid^ fo felbft ®e»
legenl^eit, üon ben Angaben feiner OueOen obgu-
meid^en unb bie ©efd^i^te gured^t )u legen. 2)a|er
fd^eint eS, ba^ fd^on in ÜRanetl^o^S fdni) bie Siften
beS gmeiten S^eilS nid^t genau mit ber 2)arflellung
im erften übereinftimmten. tSfreilid^iftbarübernur
eine unDoQfommene Sontrole möglid^. 9}on 9Ra-
netl^o^S ©efd^id^tsmerf gibt eS nömli^ nur mel^r
ober minber bebeutenbe SRefte. 3n feiner ©treit«
f d^rift gegen ^ion tl^eilt 3ofe))]ruS eine Stetige Don
iBrud^päen auS ber (Sefd^id^te ber ^^ffoSgeit unb
ber gunäd^ft folgenben ^eriobe mit. S)ann l^aben
Julius ^fricanuS unb SufebiuS eine %t SuSgug
aus ÜRanetl^o'S Sud^ gegeben, in meld^em bie SDq>
naftien unb bie mid^tigften ^errfd^er nad^ 92amen
unb SRegierungSbauer nebft l^iftorifd^en unb f^n«
d^roniftifd^en SDaten entbatten Pub. SSeibe ar-
beiten ftnb in ber Sb^onograpl^ie beS ©pnceUuS
aus bem Sal&re 792 n. ^x. , bie gifte beS ^fri-
canuS aud^ in ben f ogenannten Excerpta Barbari
erl^alten. Sofefl^uS l^at offenbar aus bem erften
gufammenl^angenben Sl^eil beS SBerfeS, 2(uUuS
^fricanuS auS ber }meiten tabeUarifd^en Slbtl^ei-
lung gefdrö))ft; @ufebiuS bagegen benu|te gmeifets«
ol^ne frül^ere ^uSgüge, toel^e SRanetl^o^S 92amen
trugen, aber in d^riftlid^em 3ntereffe mit ber l^er«
fömmlid^en biblifd^en Scitred^nung in ffiinflang
gebrad^t maren. Slud^ fonft ift ber SRul^m beS
alten ©cfd^id^tfd^reiberS Slnla^ getoorben, feinen
Slamen Sudlern öorjufejen, meldte auS fpäteren
Seiten ftammtcn unb tenbentiöfenUrffrungS toörcn.
3u biefen gel^ört eine ©d^rift, meldte ©^ncdhiS
baS alte Sl^ronMon nennt unb mit SRanetl^o in
iBerbinbung bringt ; fie ift d^ripd^ UrfpnmgS,
legt ftd^ aber altögtiptifd^en Urf)}rung bei. (Sme
onbere ©d^rift biefer ^rt, meldte ©^ncelluS als 3Ra«
netbo'S SBer! anfül^rt, ift baS ©otl^iSbud^ (2io8tc,
ßißXoc vik IcüOecüc, Kuvix^c xuxXoc), Dermutj^lü^
t)on bem Sl^ronograpl^en $anoboruS (um 390) 1^
rübrenb, baS mie baS üorgenannte bie äg^ptifd^
Sl^ronologte mit ber biblifd^en inllebereinftinuromg
f e^en foH. ^lod^ fpötem UrfprungS ift ein ©ebid^t
in fed^S Sudlern, meld^eS unter SRanetl^o^S 9iamen
unb bem Sitel 'ATroTeXeafjLaxixa Don bemSittj!«!
ber ©eftime auf bie ©d^idtfate ber SOtenf d^en b^n«
belt unb in Siner ^onbfd^rift nod^ et^Iten tjl
(abgebrudCt bei KöcUy, Corpus poeiamm epi-
corum graec. VU, Lipsiae 1858). 2)ie ouS
SDtanetl^o'S mirflid^en ©d^riften erl^altenen Stag>
mente finb gefammelt u. ä. bei Bosellini, Mon.
stör. ly 1 — 94; Müller, Fragmm. histor. graec.
II, Paris. 1848, 511 sq., unb bei Unger, f. u.
S)er ßinflu^ SRanetl^o'S auf bie 2)arfteIIung ber
altägt)ptif d^en ©efd^id^te l^at fid^ bis l^eute et^Üen,
inbem bie ftönbig gemorbene ßintl^eilung berfelben
in bie ben brei ©otl^isperioben entfpred^nbe @e«
fd^td^te beS alten, beS mittlem unb beS neuen
9lei(|eS, fomie bie Slnorbnung ber Siegenten in
30 S>9naftien, eben Don il^m l^errül^rt ; Don ü^m
flammt aud^ bie rid^tige ^rflörung beS SDBotieS
^^ffoS (Hek-u Schas-u) burd^ ^^irtenfönige",
(Sgl. ^bdf), ananetl^o unb bie ^unbftem))eriobe,
^Berlin 1845: fiepftuS, lieber bie ÜRanet^ontfd^
iBeftimmung beS UmfangS ber ögQptifd^en ®efd^.,
3KonotS.Ser. b. »erl. «lab. 1857; Unger, gj^ro-
nologie beS SWanetl^o, 95erlin 1867; ftroD, »ie
Sompofltion unb bie ©d^idfale beS ÜRanetl^oni«
fd^en ©efd^id^tSmerleS, äBien 1879; {ufammen«
faffenb unb orientirenb SBiebemann, Segppt @efd^.
I, ©otj^a 1884, 121 ff.) SlnberS, als Dorfle^enb
auSgefül^rt ift, urtl^eilt Saut^ ; biefer ©elel^rte et»
Hört baS „Sud^ ber ©otl^iS'' für eine äd^te ©d^rift
SRanetl^o^S, meldte er mieber ^erguftellen Demiod^t
l^abe, unb auf ®runb beren er fömmtlid^en i&po^
ber ög^ptifd^en ©efd^id^te in ununterbtod^enet
Steil^enfolge baS abfolute 2)atum angumeifen t)er«
möge (f. beffen SRanet^o unb ber Muriner ftönigS«
))a))9ruS I, ÜRünd^en 1865 ; ^egQptifd^e Sl^rono-
logie, ©tra|burg 1877; SuS Seg^ptenS SJorjeit^
Serlin 1881, 8 ff.) [Äaulen.]
^SKattfrebottio, ßrjbiStl^um in Unter»
Italien. 2)ie in ber neapolitanifd^en $rot)inj
Sapitanata (Julien), am gfu^e beS äßonte @ar*
gano, l^art am ^briatifd^en SReere gelegene ©tabt
SJlanfrebonia, ber SDtittelpunft eines ouSgebebnten
^anbelS, mit 7200 ßinmol^nem, ift als 93ifd^ofSfi|
mie als ©tabt 92ad^foIgerin beS alten Sipontum
ober Sipus, einer angeblid^ t)onS)iomebeS erbauten
unb t)ormalS unter ben Stömern unb S^gontinetn
nid^t unbebeutenben ©tabt. 2)aS Sl^riftentl^um
foD fd^on t)on ben ©d^ülem ber Spoftel l^ier auS»
601
DJianfrcbonia.
602
gffetitet unb ber 1^1. ^uffatS t)om ^ofiel ißetruS
iB boS 3a^ 44 ote erftet IBifd^of nad^ @iponto
oigeiaiibt u>orben fein; aud^ um 132 unb 138
tö ld4 tDcrben jiDei ungenannte Stjd^öfe onge-
§ekiu SebenfoKS nmt 3ur3eitber mosiminifd^n
Scifolgung ein Sifd^of bofelbft. 3)er 1^1. fieo (256
W 293) l^otte old IRod^foIger ben ^I. Sufantug
(296-300X unb ber ^I. gfeliL ber 465 bei einem
tdnifd^ Concil erfd^ien unb etnm 490 ftarb, ben
|L£aurentiuS. SHejer, einSSenDonbterunbgfreunb
bd ffaifeid 3^no, regierte bie ßird^e Don Sijionto
ihr 50 Saläre imb baute mel^rere ftird^en, unter
OBbcrm and^ bie }u Sl^ren beS ]|I. 9Rid^aeI auf bem
MooB Garganus, nad^bem bafelbft ^u feiner Seit
Me merüDÜrbige C^d^einung biefed Srjengelg ftatt-
gefsnben, toeld^ k)on ber ffird^e am 8. SRai ge>
(eiiEit iDirb (DgpL Brey. Rom. die 8. Maji unb
b. Sri 9Rid^ep. Um bad äal^r 668 foQ ißapft
Sitalion bod SiSti^um @i))onto mit bem Don iBene>
ncBt Meinigt l^aben, fo bag beibe bamafö unter
Som ^^ben Sprengel Don Sinem 93ijd^of Der>
tndtet nmrben (CanteHiiB, Metropol. urb. bist.,
Ptois. 1685, 418 sq.). SBie lange biefe ißereini-
pa% gd>Quert, tft ni(|t befannt. äebenfaUS fonnte
gmiumc Seit gor fein Sifd^of gu ©iponto refibiren,
neil bie Soracenen nod^ im 9. unb 10. 3a]^r>
Imbert bie Umgegenb unter 9{aub unb ÜJtorb
otficlen; im 3. 869 plunberten fie bie jtird^e
St SRid^el ouf bem 3Ronte ®argano, l^auSten
\ifaAvS^ unb fd^Ieppten aUe ©eiftlid^en unb Diele
SoEfo^rer a\& (befangene fort (2)amberger, @t)n-
^IroniiKfc^ ®efd^id^te m, 544). »uf einem (Son«
dl iit »om im 3. 969 (Mansi XIX, 19) »ur-
bm bami bem Srjbifd^of Don SeneDent bie bi«
k^dffii^ €tabt Siponto fammt bereu Sprengel,
Me Strd^ €t 9Rid^eI auf bem Serge ®argano
ob bte €tabt SBononum am gleid^namigen @ee,
Me \ftak nid^t mel^r e^iftirt, übertragen. Slber
I^M 1034 erl^ielt Siponto ttneber einen eigenen
OM^irten, toeld^ Don Senebict IX. (1033 bis
1045) bte 9RetropoIitantt)ärbe unb als @uffra-
lOKH bte Sifd^öfe Don Xroja, ÜRelft, aßonopoli
lab XopoOa erhielt. gkiSd^IiSlL (1099—1118)
fngk aod^ ben 93ifd^of Don Siefti atö Suffraganen
bop, mtb fo 1^ oud^ bie Not Coelest. biefe fünf:
FettannB, Trojanus, Melphiensis, Mono-
polenfls, Rapolensia. Obgleid^ aud^ Seo IX.
m 3. 1050 einer ^roDin^ialf^nobe 5u @iponto
ycißbirte, auf meld^ )tt)ei ftmoniftifd^ (grie-
4if^?) Sifd^dfe abgefegt mürben (^efele, Sonc«
Scfi^. IV, 740X f 0 treffen mir bod^ ben Oberl^irten
M 6iponto im 3- 1059 bei einem römifd^en
CoBcil mitten unter ben 93if d^5f en unb nid^t unter
kiSi}6if4dfenunterfd^ben. ®erarbu§, ernannt
1066, tDdd^ ®amd (8er. Epp. 924) afö erften
C^Kfd^f annimmt^ mürbe Dielfad^ als pöpftlid^er
ft|ii ocdoenbct. S)a bem ßrjbifd^of Don @iponto
•4 Vk etabi aRonte @. Slngelo auf bem Serge
Siipao ingetl^ mar, bie Sürger berfelben aber
#aMa^ Ue SBurbe il^rer Saftlüa aum ^I. aRid^el
a|äf4( cf, bo^ {ie gleid^ Siedete mit ben @ipon-
tincrn l^ötten, fo gemattete Scnebict IX. fpäter, ba^
ber ßr^bifd^of fid^ Sipoutinus et Garganicus
nenne. ®a jebod^ am 8. SKai jeben Sal^reS, an mcl«
d^em Sage baS 3lnbenf en ber 6rf d^einung bc§ 1^1. SKi«
d^ael auf^S geierlid^fte begangen mürbe, eine unab«
fe^bare ©d^aar frommer $ilger jum Serge ®ar»
gano 50g, unb fo ilKonte ©anf 9lngeIo fird^Iid^
mid^tiger gemorben mar als Siponto (eS ift eS
l^eute nod^ mit feinen 14800 Sinmol^nem); ba
ferner in ben bamaligcn friegerifd^en Seiten bie
Sifd^öfe Don @iponto biefe e^ponirte @tabt meift
Derloffen unb il^re SRepbenj oft auf biefem Serge
genommen l^atten: fo ftrebten bie (äarganefer
bamad^, ba| ber SRetropoIit nad^ il^nen allein
fid^ nennen foKe , mogegen aber bcfonberS 3n-
noceu) m. auftrat (Baynald. ad ann. 1202,
n. 12). IRad^bem bie @tabt @iponto möl^renb
ber JhiegSjeiten Don ben @aracenen unb Ruberen
f d^mer l^eimgefud^t unb einmal fogar gans ^erftört,
ple^t Deröbet unb ungefunb gemorben mar, legte
ffönig STOanfreb Don 9JeapeI 1256, eine l^albe
SDteile nörblid^ baDon, eine neue @tabt an, in
meldte er bie Semol^ner Don @iponto Derpjlangte,
unb meldte nad^ il^m ben Dramen SRanfrebonia er-
l^ielt. 9lud^ biefe ©tabt mürbe 1620 Don ben Surfen
erobert unb jerftört, aber balb mieber aufgebaut.
'*Raä) ÜRanfrebonia mürbe bann aud^ ber @i^ beS
ÜKetropoIiten Derlegt, ber fid^ aber bann, mie
l^eute nod^, Archiep. Sipontinus nannte. Son
ben oben angefül^rten Suffragonen Derblieb bem
aWetropoIiten nur ber Don Siefti, ba bie anberen
mieber unmittelbar unter SRom fomen. §fflr Siefti,
Vesta, am au|erften Snbe ber ^albinfel ®ar»
gano, mit 6600 ßinmobnem, mürbe ber erfie un»
genannte Sifd^of Dom Srgbifd^of Gilbert Don @i«
ponto aur 3eit $apfi ^aSd^aliS' H. confecrirt.
^ugo Suoncompagni, ber 1558 als Sifd^of Don
Siefti ernannt mürbe unb 1565 refignirte, als er
ben SarbinalSl^ut erl^aßen, beftieg 1572 ben pöpft*
lid^en ©tu^I als ®regor Xm. (f. b. 9lrt.). 5Rad^.
bem ber 50. unb le^te Sifd^of, 2)ominicuS 3rca»
roli, im 3. 1808 geftorben, blieb biefer Stu^l
erlebigt unb mürbe 1818 bem Srjbifd^of in be-
ftänbige Slbminiflration übergeben (Ughelli VII,
865 sqq. ; CappeUetti XX, 595 sqq. ; Moroni
C, 92 sq.). Son ben Srgbifd^öfen Don Siponto
fmb ^erDoraul^eben : SRattl^äuS Orfmi, ber 1338
Sarbinalbifd^of Don @abina mürbe; ^ngeluS (Sa>
pranica (1438—1447), gleid^faflS mit bem Pur-
pur gefd^müdCt; ber bedifmte Sarbinal Seffarion
(1447—1449); 3o^ann SWaria bei SMonte, feit
1512, ber fpäter alS ^app 3itIiuS m. bie Siara
erlangte. 9Jad^bem ßrjbifd^of Sincenj Saglia»
latela, ernannt 23. 3nni 1854, am 27. gfebruar
1880 auf baS grjbistl&um Softra i. p. i tranS-
ferirt morben mar, mürbe unter gleid^em S)atum
Senjamin Seuli, geb. am 30. S)ecember 1821 ju
SeneDent, als 81. grgbifd^of Don STOanfrebonia
präconifirt ^^m folgte am 24. 2Härg 1884 gfrleb»
rid^ $ijja. 3m Umfange feiner grjbiöcefe liegt
aud^ bie alte Sifd^ofSftabt Srpi, bie frül^Lampa,
603
TOanl^arter — aWani.
604
bann Argos Hippium, Arguripa ober Argyripa
]^ic^ unb jpecicil ^ur Daunia gehörte ; i^rc Situinen
finb m\\\xä) üon SKonfrcbonia, Succra ju, ju feigen.
3)er crftc bcfatmtc 93Mof ipontuS toat 314 bei
bem erften arelatenfifdpen Soncil; öom 7. Sol^r«
l^unbert an fmb feine Sijd^öfe mel^r befannt (Mo-
roni III, 42 sq.). S)ie ergbiöcefe SBanfrebonia
t^at in 12 «pfarreien 70000, bie ®iöccfc aSicfti
in 2 Pfarreien 7200 SHöcefanen. S)ie neue ®a«
t^ebrole gu SKanfrebonia, »o aud^ baS $riefter-
fcminor, iji bem §auptpatron ber ©iöcefe, bem
'^eiftgcn Sifd^of ßourentiuS, gettjeil^t; bie alte,
nod^ [tel^enbe Satl^ebrate birgt ein n)unbert{)ätigc§
SKaricitfiilb. (SSgl. P. SarneDi, Cronologia de*
vescovi ed arcivescovi Sipontini, Manh'ed.
1680, 4«; UghelH VH, 810 sqq.; CappeUetti
XX, 5778qq.; Moroni XLH, 105 sqq.; G.Petri
I, 244 sq.) [5Re]^er.]
^ati^artft, eine Secte mit fd^iSmatifc^em
E^arofter unb einigen fe^erifd^en ^nfd^auungcn,
bilbete fid^ im 3. 1809 wäl^renb ber ©efreiung§»
fampfe im Sri^ent^ale (an ber @alt)e) unb im
Snnt^ale gu SBörgl unb Äird^bi^I. 9}avoIeon§
ebict com 30. aWai 1809 fd^rieb bcn »ewol^nem
ber ißrcöinj ©aljburg, b. 1&. fämmtlid^en Sel^ör-
ben unb %u§fd^äffen, nad^jtel^enbe ßibedformel )ur
Unterjeid^nung oor: ^3d& fd^möre auf meine ©l^re,
in ber SSertüaltung für ©e. SKajeftät ben Äaifer
ber tSfranjofen ... mit bem nämlid^en ©fer, ^n-
l^önglid^feit unb 2:reue fortgufabren, mit me(d)en
id^ meine SlmtSgefd^äfte für ©e. ÜKajieflät ben
ffaifer bon Oefierreid^ öot ber franjöfif d^en SefiJ-
na^me üermaltet l^be.'' S>er ^ürftbifd^of t)on
K^icmfee unb Slbminiftrator ber ßrgbiöcefe Salz-
burg, ®raf 3cil untergeid^nete biefelbe unb erliefe
am 6. äuni ein SDecret an bcn unterjtel^ben SleruS
mit ber Suff orberung, baS 9tömUd^ )u tl^un. 3m
Sri^entbale mürbe bie SibeSf ormel t)on bem ^ar»
rer unb 3)ecan gu SBriren, SSJoIf gang ^ec^enberger,
am 17. 3uni untcrfd^rieben. ©einem 98ortritte
folgte ber gefammte SleruS be§ Secanated ol^ne
SSBeigcrung, mit ^uSnal^me eine« ©njigen. ®icjer
UMir ffaSpar iBenebict ^agleitner, ^rootfor bed
SuratbeneficiumS gu ^Ifd^au im ©bertentl^ale. 918
©runb fütirte er an: „^apji ^iu8 Vn. I^abe
burd^ bie Süden Dom 11. unb 12. 3uni 1809
nid^t nur auf ^^apoleon, fenbem aud^ auf aUe feine
©el^ilfen unb ^nl^änger ben 93ann gefd^Ieubert;
bie ©eiftlid^, »etd^e ben 6ib leiftttcn, feien ej-
communicirt unb alle il^rc Serrid^tungen ungiltig*'.
^gleitn« fanb balb eifrige ?ln^önger, befonlHrrS
an feinem ©d^mager unb gfreunb, bem Seberer
Homa§ Wair, unb on ©ebaflian TOonjl, bem
©emeinbeoorfle^ gu SBeflenborf. 9Da TOanjl
bort baS fogen. Untemum^artfigut befafe. fo l^iefe
er gem5^id^ bet ^SRan^*, unb bie ^nbonger
ber Secte nannten fi^ „TOonl&arter*. Sm 3. 1815
gab biefer9Ran^ba§3^(^gum offenen ¥nu&e;
er i>em)eigerte feinem SSicar gu SSeftenborf bie
Cfierbeidbte unb eiflörte bemfelben: .@ebetd^
unb commmiidrt l^oben mir bei bem @eifUid(Kn.
ber bie ©emalt l^at" (§agleitner). S)ie ©ede
nal^m balb grö|ere 2)imenfionen an. äBeber 9c«
lel^rungen t)on ©eiten beS neuen (Srgbifd^ofS Don
©algburg, Suguftin ©ruber, unb bed geifUid^
®ubemialrat]^e§ SSeml^arb @alura, nod^ ©trafen
ber meltUd^en Obrigfeit megen gel^eimer 3ufam^
menfünf te unb l^artnödtigen Ungef orfamS Dennod^
ttn il^ren ©tarrjtnn gu bred^en. ©ie erllärten, nnr
bem $at)fte felbft mfirben fie ©lauben fd^enlen.
Snblid^ im 3. 1825 erlaubte jfaifer gfrang^ ba|
^Ranl^art, Sl^omaS ^Itair unb ©imon Saimtnget
nad^ 9lom gum !{kpfle reifen foOiten. 2)ie Unter»
banblungen mit biefen brei Wönnem fül^ im
auftrage bed ^ßapfteS Seo XIL ber Sarbinal SRosp
ru§ gappeUari (fpöter ©regor XYL). 9lad^ ge-
böriger Selel^rung unb ^ufflörung erl^ielten fie
äubieng beim l^eiligen 93ater unb feierten bann i!e>
rul^igt unb getröflet in il^re ^eimat guritdC 3d>od$
nid^t aEe ©ectirer folgten il^rem Seifpiele; nament«
lid^ mar e§ eine gemiffe STCoria ©illober, SRagb
im Sad^erl^aufe gu JKrd^bid^l (im Untennnt^le),
meldte burc^ ibre faft bömonif^e 93erebfam!eit bie
gange Sad^effd^e t^amilie unb t)ie(e Rubere in
bem alten SQSabne beftörfte. ©o erl^ielt fid^ bie
©ecte burd^ mel^rere ^ecennien; erft Dor toenigen
Salären ift fie gänglid^ erlofd^en. (98gl. 91. 5lir,
Sie STOan^arter. ein 93eitr. gur ©efd^. 2irol8 im
19. 3abr^., 3nn8br. 1852.) [ÜKitterru^er.]
'^Biani (bei ben ©ried^en 9Rane§, bei ben Salti-
nem aWanid^öuS), ein SReligionSftifter beS 3. SWjfC"
^unbertS, beffen ©Qftem, ber 9Ranid^di8mn8«
ftd^ au§ d^alböifd^en, fKirfifd^en, bubbl^iftif d^ mÄ
diriftlid^en 93eflanbtbeilen gufammenfe^t 2)ie gno*
ftifd^en Sbeen übten einen f o möd^tigen 3<niber avf
ben in bie %aturanfd^uung vertieften unb in il^
aiätbfel Dermidtelten 9Kenfc$engeifl, bdfe fie immer
unb immer mieber in neuen ©eftalten auftaudbten
unb Slaufenbe betl^orten. ftaum l^atten bie ebelften
SSorfömpfer ber geoffenbarten SSkil^r^eit in gemd*
üger^lnjlrengung ba§ glöngenbe SBal^ngebtlbe beS
®noftici§mu§ (f. b. «rt.) erjd^ert unb tl^eilmeife
gertrümmert, fo erl^ob ftd^ im fernen Dfien, aufi
ber in ^pen meitt)erbreiteten bualiftifd^ An-
f d^uung^meife burd^ 9Rani funfinid^ geformt imb
mit altperftfd^ religidfen 3been bermoben, ber
alte Srrtbum al§ neueS ©Qflem, baS tro| aOier
93e!am))fung bi$meilen ben iHamm med^felte ober
im ©tülen f ortmu(^erte, obne |e mieber gänglid^
untergugel^en. Sie ©efd^id^te S^ani'S unb ber
Snbalt feinet Sebrfoftem§ ^nb tro| tnelfad^Untec»
fud^ungen nod^ in mon^ Singelbeiten nid^t ge>
nügenb aufgebellt unb feitge^eOt, memt aud^ Uc
; ^kmptumriffe giemlid^ allgemein in gleid^ SBeife
■ anerforaü finb. I. S^aS Seben 9Rant'§miib
uerf d^ieben bargeflellt ie nad^bem ben orientalifd(kn
' (b. b. ben perfiid^, fjdrif«^, orobifd^) ober bcn
grieibifd^n unb lateinifd^ OueHen ber Sorgng
gegeben mirb. ^e orientalifd^ OneOen finb t)cr«
gleid)$metfe tebr jung, aber fie boben benSoi^g,
, einbeimücbe \a lein, ^e bebentenbfie bomntert^
bie 9SS n. 6br. ocCenbete Siterorgefc^d^ Fibrist
605
aWani.
606
il-'nito (SSerjcid^nife ber aBiffcrifd^often) beS
SraberS 96ulfarabfd^ aRul^ammob ibn 3{^q! aU
SBarrol, bcfatmt unter bem !Ramcn att=5RQbim
(tenm^gegeben mit Ueberfe|ung unb Sommentor
Don ®. t$läget 9Ram unb feine Seigre, Seip^ig
1862, 49 ff.). S8ead^ten8tt)ert^ fmb aud^ bic mu
^rihmgen beS 1153 n. Sl^r. Derftorbenen al«
SJo^aflani in beffcn ©efd^id^te ber SReligionS»
Parteien (Eit&b al-imlal wan-nuhal, ed. Gureton,
Lond. 1842, I, 188; beutfd^ Don S^. ^oar»
hüder, ^Ile 1851). 2)ie gried^ifd^en unb latei«
irij^en OueDen reid^en itwxx in'3 4. unb 3. Sol^r»
tBnbert ^ouf, fiteren aber fämmtltd^ an^ einer
Cnde, bte felbft mand^en S9eben!en unterliegt.
Jicje CueDe bilben bie gröfetentl^eilS nur in alter
iatraii)(^ Ueberje^ung k)or{)anbenen Acta Bis-
potationis Archelai cum Manete CMigne, PP.
gr. X, 1429 ; M. J. Routh, Reliquiae sacrae,
ed. alt, V, Oxonii 1848, 36 sq.), bie Dom
^ lr(^Iau§ urfjprünglid^ ft^rifd^ t)erfa{st, bann
m^ (Sried^ifd^e überje^t unb Don ben SSötern
b<S 4. Sa^r^unbertS bei il^ren @d^ifi)erungen ber
äußeren 2eben§Der]^attniffe beS 9Rane§ offenbar be»
nii)t iDurben, fo Don bem 1^1 S^riUuS Don Sern-
wm (Cateches. 6), Dom ^t. Spipl^aniuS (Hae-
res. 66) unb Don ben jfird^ngefd^id^t)d)reibern
3oaate8 (Hist eccles. 1, 22) unb 2:beoboret
(Hterei. fabul. 1, 26; 5, 9). SDer Sird^en»
sej^i^tfd^reiber SufebiuS fd^eint Don il^nen nod^
wä/ti geiou|t )u l^aben (Hist. eccles. 7, 31).
%4 btefen 9cten Derbanft ber 3nanid^ai§mu§
eigcnflit^ feinen Urfprung einem DielgerciSten fara»
(onfi^ ^nbel§mann Scptl^ianuS, ber ftd^ ^ulc^t
iileg9pten meberlie^. ^efer l^atte einen @d^üler
Soebinl^uS, »eld^er ftd^ fpöter ben 92amen S3ub*
bä beilegte, ftd^ für ben @ol^n einer Jungfrau
oigab unb uxiter behauptete, ein Sngel l^abe il^n
ii einfamen ©ebirg aufergogen. 2)iefer Sere-
Knt^ Derfa^te feinem SReifter Dier.Süd^er, ge>
anmi: 3)ie ©el^eimniffe — Sie ^auptftüdfe —
SaSSiMxngelium — £er ^äial^. ^aä) beg9)?eifler8
^ iog Serebintl^uS nad^ Sab^Ion, meld^eS ba»
noK eine )>erfifd^e ißroDim mar, unb mol^nte bort
bri einer alten !ffiittme. ^a rühmte er fid^ feiner
C69|tif4en 9ßei§^eit unb Derfünbete, mie e§ Dor
frfi^fl^g ber SBelt zugegangen fei, toa% bie bei»
hs Skatet am ^immel (@onne unb 9)lonb) gu
Meiden ^ten, mie bie @eelen au§« unb ein«
anbczten u. bgL mel^r. ^Iber eineS 9Rorgen§, a(§
ff cnf boS ffad^e ^u§bad^ geftiegen mar, um bort
»4 feiner SBeife ®ott }u Derel^ren ober ÜRagie gu
ttriiai, fiel er herunter unb brad^ ben §al§. S)ie
^OBlfrait erbte feine Rapiere unb taufte ftd) einen
ttkB)ä(rigen Irnaben, SubricuiS, als @!laDen.
Zicfem fd^rntte fte bie Sfreil^eit unb lieg il^n in ben
S^mf^often unterrid^ten. 92ad^ etlichen Salären
|nk fic imb fe|te il^n )um (Erben ein. S)er junge
iB4e Cxbe jog nun in bie ^auptftabt, nal^m ben
liamaL fmaatS an, itbcrfe^e unb ermeiterte bie
felAmfbtiifyx unb gemann balb mel^rere @d^üler ;
in bicfea ging riner^ X^omaS^ nad^ ^egt)pten
(fpöter DieDeid^t nad^ 3nbien, Theodoret., Haer.
fabul. 1, 26), ber anberc, SlbbaS, aud^ ©ubbaS
genannt, nad^ ©ct)t]^ien (nad^ ©^rien, Theodoret.
1. c); ber britte, §erma§, blieb bei il^m, manbte
aber fpöter DieHei^t pd^ nad& 3tegt|pten (Theo-
doret. 1. c). Um biefe 3^it fiel ber ©o|n be§
perfifd^en flönigS ©apor in fd^toere ffranfl^cit,
unb e§ mürbe dlentl^alben für i^n ^ilfe gefud^t.
SRaneS melbete fid^ beim jfönig im IBertrauen
auf feine 3öuberfünfle unb Derfprad^ Rettung.
Snicin bie Äur fiel übel au§. ®er ^rinj ftarb
unter feinen ^önben, unb ÜRaneS marb mit
ffetten bclaftet in'§ ©eföngnig geloorfen. 3n-
bcffen feierten bie Soten feiner Seigre jurüdf unb
bcrid^tetcn il^m ben geringen Erfolg il^rer Se«
mül^ungcn, unb mie if)nen befonber§ bie Sl^riflcn,
mo e§ fold^e gebe, l^inberlic^ gemefen feien. S)a
fanbte er fie fin mit bem 5luftrag, bie l^eiligen
Sudler ber ßl^riften ju laufen ; bic| gelang il^ncn
burd^ SSerftcHung. ®iefe i8üd[|er benu^te er nun,
um feinen eigenen ©d^riften einen d^riftlid^en 9Jn«
ftrid^ gu geben unb il^nen burd^ ben 9iamen Kl^rifli
leidstem Eingang ju Derfd^affen. ^I§ er auf bie
©teilen Don bem Derl^eigenen $araclet ftieg, ber
bie Sünger in alle SBal^rbeit einfül^ren foflte, beu«
tete er bicfe auf fid^ felbft hierauf fcnbete er feine
©d^üler abermals au§, um bie fo mobificirte Seigre
5U Derlünben. Salb barauf gelang e§ il^m, ju ent>
mifd^en unb in einem alten ©d^Iog Slrabion, an
ber ©renje Don ißerfien unb TOcfopotamien, ein
id^ereS SSerfledf gu finben. 5?on bort au§ fc^te er
eine Scmül^ungen fort, neue 9Jn]^änger ju ge»
minnen, unb l^atte e§in§bcfonbereauf einen reid^en,
angefel^enen unb überaus mol^Ul^ötigen äRann gu
SaSfar in SKefopotamien, SHarceÜuS, abgefcl^en.
®iefem fd^rieb er alS ,,9IpofteI ßl^rifti" ben in bie
Acta eingeflod^tcncnSrief, morin er il^mfein tiefeS
ffiebauem auSbrücft, bog er bei feiner großen mer!«
t^ötigen Siebe nid^t ben xtdjUn ©lauben l^abe,
inbem er (Sott nod^ für ben Url^eber beS 93öfcn
unb Kl^riftum für einen mirflid^en, Dom 2ßcib
(SDJaria) geborenen TOenfd^en l^alte, ba bod^ 93eibe§
ber l^eiligen ©d^rift miberfpred^e. 9KarccIIu§ jeigte
biefen 93rief feinem Sifd^of 3lrd^elau§. ©iefer gab
il^m ben SRatl^, 9Kane§ in einer öffcntlid^en S)i§pu«
tation über bie neue fic^re aufguforbem. 9Rane§
ging barauf ein unb erfd^ien am feftgefe^ten Sag
5u ßaSlar. §ier fanb eine förmlid^e SDiSputation
gmifd^en SJrd^elauS unb 9Kane§ \iaü, bie mit ber
gänjlid^en 9tieberlage beS Ie|tern enbete. ®er be=
fd^ämte Srrlel^rer fe^rte auf fein ©d^Iog jurüdt,
tourbe aber bort nid^t lange bamad^ ergriffen, Dor
ben ffönig gebrad^t unb auf beffen Sefel^l mit
fpijigen 5Robren tebenbig gcfd&unben im 3. 277
(über baS SobeSja^r Pagi, Grit, ad a. 278, n. 6).
©eine auSgeftopfte ^aut mürbe ^ur ©d^au auf-
gel^öngt. ©eine Slnl^önger pflegten jum ^nbenfen
an bie SobeSart il^reS 5Öleifter§ bergleid^en SRol^re
unter il^r Sett ju legen (Archelai Acta Disput,
n. 51—55; 1—6; 12 ; Dgl. Epiph., Haeres. 66,
n. 1—12). g§ ift fc^r bead^tenSmertl^, ba^ bie
607
ÜKani
60
ältcften gried^ifd^cnOueHeit auf ben®nofti!er Saft»
libeS als auf einen altem ®eiftc3öcrttjanbtcn 9Ha«
neS' unb ©ctitl^ianuS', ber nid^t o^ne Sinflufe auf
bie ©Übung be§ neuen ©9flem§ geblieben fei, l^in«
weifen (Archelai Acta n. 55).
^(bweid^enb ]^ierk)on erjöl^ten bie arabif d^en Ouel»
len. 3laä) il^nen ftammte SWant au§ bem berül^m«
ten perfifd^en ©cfd^led^te ber S^aSfanter, mütter»
lid^erfeitS auS bem ber 9lrfaciben unb tourbe um
216 n. ßl^r. geboren, ©ein SSater, gataf SSabat
toar aus ©cbatana nad^ Ktcfipl^on in Sab^Ionien
;efommen, l^atte l^ier Dom SDienfle ber alten ©ötter
td^ abgemenbet unb ber ©efeUfd^af t ber äJlugl^taft'
ai (ber Saufenben), ber Vorläufer ber 9Jlanbäer
(f. b. 3lrt.) am untern SigriS, ftd^ angefd^lofjen.
»ier »eilte 5!Kani, bis er in feinem zwölften Saläre
Offenbarungen beS Sid^tgotteS burd^ einen Sngel
enipfing. 6r mu^te fid^ öon feinen ©toubenS»
genoffen trennen unb fid^ Vorbereiten, al§ SeüoII«
mäd^tigter ©otteS bie Seigre ber SBal^rl^eit aUent»
l^alben gu üerfünben. SRad^ »eiteren gtoölf Salären
burfte er öffentlid^ auftreten. 9lm ÄrönungStage
beS ÄönigS ©apor (242) erfd^ien er als S^top^ti
beS Sid^tgotteS am perftfd^en ^ofe. 2)od^ stDang
il^n ber ginflufe ber STOagier balb sur tJIud^t. 6r
lebte nun lange au^erl^alb beS 9teid^eS unb lie^
feine Seigre burd^ ©d^üler bis nad^ Sl^orafan,
Snbien unb ßl^ina bringen. SIS er felbft mieber
nad^ $erfien gurüdfam, gelang eS il^m aud^ l^ier,
5In]^änger gu gewinnen; unter ber SRegierung beS
ÄönigS Sal^ram I. aber würbe er 276 ober 277
gefangen genommen unb gefreugigt; feine auS»
geftoffte §aut mürbe gum ©d^redfen feiner 9ln«
^önger am ©tabttl^ore t)on ^(^onbifd^apur, baS
fettbem baS STOani^S^or l^iefe, aufgetiängt. 6tne
graufame Verfolgung ber ©^üler folgte auf ben
tob beS TOeifterS.
n. STOant ]^at feine flel&re In öerfd^iebcnen
©enbfd^reiben niebergelegt, bie ie|t öerloren finb.
®er ÖfiMt h^W 7 C^auptmerfe (6 in f^rifd^er,
1 in perfijd^er ©prad^e), ®aS Sud^ ber ©el^eim«
niffe, berSliefen(S)ömonen?), ber SSorfd^riften für
bie3ul^drer, baSan Jt5nig©apor, baSberSebenbig-
ma^ung, ber irpa^fiatete, unb enblid^ ein namen«
lofeS (DieHeid^t baS SDangeKum); au^erbem waren
t)iele ©riefe t)on il^m unb feinen 9Jad^foIgem im
Umlauf (äufammenftellung bei Äe^Ier 213 ff.).
3m 9lbenblanbe beftanben fogar eigene ©amm«
lungen baDon. 9uf gried^ifd^^rdmif^em ©ebiete
fmb biefe ©d^riften burd^ bie geiftlid^e unb weit«
lid^e Dbrigfeit Demid^tet worben. ginige tJrag»
mente finben fid^ gefammelt bei Fabricius, Bibl.
graeca, ed. Harles, VII, 811 sq., unb bei Mai,
Collect, nova vet. script. VII, 17. ßrl^alten l^at
fidfe blofe ber oben genannte manid^äifd^e 93rief an
^arceHuS in ben Acta Archelai. S)er mani>
d^äifd^e Scl^rbegriff fann barum nur auS fecun»
boren Duellen gegeben werben. tJür bie ßrfd^ei«
nungSform, weld^e baS ©tiftem bei feinem Ein-
bringen in bie c^riftlid^en Sänber erl^alten l&at,
bieten bie ©treitfd^riften ber Äird^enöäter auS bem
4. Sal^rl^unbert ben l^auptfdd^lid^fien Vxifyää
pnxtll 3n erfter ©teSe fielen l^ier ber l^L (Spfycöx
in feinen ^t^mnen gegen bie ^arefien (Opera syr
Bomae 1740, II, 437 sq.) unb im Sractate gege
3Ranx (Opera selecta, ed. Overbeck, Oxoni
1865, 59 sq., beutfd^ bei ffegler 269 ff.) ; bann b«
1^1. ^uguftinuS^ weld^er felbft t)iele Saläre lang be
Snani^äem ftd^ angefd^loffen l^atte unb Don 381
bis 405 in 12 größeren SBerlen (Opp. ed. Mam
I unb YHT) U)u ©el&eimniffe aufbedtte. Jlebt)
ben fd^on oben genannten Acta unb ben Rbc^
l^iftorifem geben bann einzelne 92ad^rid^ten bi
ßoncilienbefd^lüffe (C)efele l—DI) unb bie ©treö
f d^riften ber unten }u nennenben ©d^riftfteHer bc
Solgejeit.
£er tieffte ®runb beS in feiner SluSfd^mfidhmi
fo ))]^antafti(d^ aufgepu^ten ©QftemS ifi ber oQi
immer wieberfel^renbe, nur im ©^rifientlgum gc
löste gro^e SBiberfprud^, weld^er gwifd^en boi
äBefen ©otteS einerfeits unb bem zerrütteten Sßefe)
beS SOtenfd^en unb ber IRatur anbererfeitS l^erbot
tritt. 2)aS ganje ©^ftem, alsS5fungSt)erfttd^ bi^e
großen 9tät^felS ber 9Renfd^]^eU. lä^t ftd^ auf bn
S^unbamentalf ö^e jurüdf fül^ren, nämlid^ : 2)ie gan)
SBelt mit Snbegriff beS STOenf d^en iji eine 9Wif d^j
t)on ®utem unb Söfem; bal^er ber beftanbtg
ffampf; eS war aber nt(|t immer fo unb wir!
nid^t immer f o bleiben. S)iefe an ftd^ wal^ren ©äj^
bie 9)lani^S ^nfd^auung ^u ©runbe lagen, btentei
in il^rer weitem und^riftlid^en SuSfiil^ntng qI
^olie eines burd^ unb burd^ falfd^en unb gotieS
löfterlid^en ©QftemS. 3ur Söfung beS in ber SBel
Dorl^anbenen SBiberfprud^eS griff SRant nad^ boi
abfoluten 2)ualiSmuS, ben er mit ^antl^eiSont
Dermifd^te. hierbei lel^nte er ftd^ an bie altperjtfd^
religtdfen SSorfteQungen, in benen baS Sid^t/ iua|
als ©Qmbol ber ®ott^eit gebrandet, fpöter in
©onnenbienft unb in ber tjfeueranbetung felbfl bi
©teile ber ©ottl^eit einnahm, ©teilen ber SSibel
nad^ feinem ©inn öerbrel^t unb mi^beutet (Ardi
Acta n. 40), mußten bann bem ©pftem ben 9n
f d^ein eines ^riftlid^en geben unb unter ben Sl^riflei
Slnl^önger werben. £)iemad^lautete baS monid^aifd^
©Qftem in feinen ^aupt^ügen alfo : SS gibt ooi
Anbeginn gwei gletd^ewige, ungebeugte, lebenbig
SDBefen, bereu eineS gut (Sid^t ®eift), baS anb«
böfe (gfinflemig, TOaterie) ijl (Ephraem. Traci
bei Äe^ler 279). Seibe ftel^en im birecten, DoO
fommen auSgebilbeten ©egenfa^. 3eber« ber®nt
wie ber Söfe, l^at fein wol^lgeglieberteS, if^m gleid^
artiges Sleid^, beftel^enb auS fünf 9tegtonen^ be
oölfert t)on unjöl^ligen, auS il^m l^erdorgegongenei
SDBefen, t)om anbem fd^arf gefd^ieben. Sie fidjt
bare SQßelt unb ber9)lenfd^ (bie ©d^dpfung
entftanb aber auS einer SBermifd^ung beS Sid^t^
unb ber tJinftemi^. S8om guten ©otte fonnte Mef
3Rifd^ung nid^t auSgel^en; fie nal^m Dielmel^r il^
Anfang burd^ einen auS 9leib ]^ert)orgegangenei
feinbli^en 9lngriff beS SReid^eS ber 8finflerm| o»
baS 9^eid^ beS Sid^teS, Wobei bie ^fürfkn be
Sinftemi^ Sid^ttl^eile, alfo eigentlid^ SefianbC^etl
609
SWant.
610
M guten ®otted, an fid^ riffen, biefe bann in bte
ttfe SRotene etnfd^Ioffen unb fo ben anenjd^en
ii4 bem im Std^ireid^e erfd^auten Sbeol bilbeten
(Ang. De natura boni, n. 46 ; Acta Archel.
B. 10). S)iefer Si^tfunfe ober Heine Xl^eil ®otte3
iP in jebem 9Renf(^en bet t)emünftiüe ®eift mel-
ij/a jomtt ein SuSflu^ bed guten SotteS, mol^-
^ göttlid^ @ub[tan) i{l. Sber ond^ bie ÜRaterie
|at i^ eigene @eele, tteld^e ber @t^ ber böfen
»egieriid^eU ift. @o erflörte ber 9nanid^äi§mu§
^ Söfe in ber SBelt oI8 etnmS 92atumot]|men"
^, tteU^ int itörper ober in ber 9Raterie
Jemen @runb l^be; fo nmrbe aud^ ber im gefalle-
m SRenk^ t)or]|anbene Stt'iefpolt als ein ur*
(ofonglid^er, burd^ ben ftörper not]^n)enbig bebing«
ta angefe^ 3)od^ nid^t blo^ im ÜRenf d^en foEten
Mefe bem guten @otte geraubten Sid^ttl^eile t)or«
loben fein, fonbem au($ in ben Spieren, ${Ian-
|n nnb 9&nnen, fo bag bie gange fn^tbare 92atur
wOß ober minbcr göttlid^e @ubflan) in fid^ f daliege.
Sö^tenb aber bie @eele ber Siliere ald göttli^e
6Bbfian} onerfannt mürbe (Aug. Ep. 286, n. 2),
fß baS 8fleif4 als ber concentrirtefte SluSbrudf
krStotme, ba^er alg DöUig Ud^tlod unb böfe,
mHoK aud^ ber ©enug bedfelben abfolut Der*
Uia nur. Unter ben ^^anjen nxir ber SEBeinftodt
OS einem %xo}^tti ber ®aUe bed Xeufefö ent*
toben, ba^ aud^ ber SBein feine beraufd^enbe
ftmft eri^ielt unb ben SRanid^öem burd^auS Der-
loten UNir. S)ie Srlöf ung fobann gefd^iel^t nad^
ÜBBt burd^ bie SoSmad^ung ober Befreiung ber
nberSRaterie eingefd^IoffenenSid^ttl^eileober g5tt-
^ea €ubfiangen unb burd^ il^re 3urädfü]^rung
m bafi Sid^tretd^. 3)ie in ber Srbe f eftgel^altenen
S4tt^ »erben tJ^eilS burd^ bie ffraft ber @onne,
^ burd^ ben (Einfluß ber bie ßrbe umgebenben
ä^t in ^ßanjen unb g^rüd^ten ]^ert)orgeIodft unb
\i OrnäLiq befreit (Aug. De mor. Manich. n. 36).
Sa|er tmirbe bie gro^ Sid^tmaffe ber Sonne ber
fdS^abt 3efuS genannt unb nad§ perftf d^ äBeife
|ittlid( Me^rt; bie Suft aber nannten fie ben
teffigm <8dfi (Aug. C. Faust 20, n. 2). —
3b iReiif^ra f oUte bie Befreiung ber Sid^ttl^eile
fiiiAm burd^ bie Srfenntni^ beS guten @otte8
ni fänefi Sid^^eS, burd^ ba§ 93enm^tfein be§
Scgmfa|c8 gmifd^ Sid^t unb Ofinfkmi^, jmif d^en
ben (AäxRdfm unb Ungöttlid^en in ber eigenen
9itax imb in ber gangen SBelt. 2)er erfte @d^ritt
p Mefem ^ö^em Senm^tfein (Acta Arch. n. 10;
TU. Bostr. G. Manich. L 3, praef.) toax bie
lUatictuna bed Dom tJfürflen ber ginftemi^ bem
opm 9Rcnfd^cn)MUxre auferlegten ®efe^, nid^t
Ml 9onme ber Srfenntni^ be3 ®uten unb be3
88fm {n effen. Wd aber biefed Semu^tfein unter
tai Sknfd^ fid^ ftmter immer mel^r Derlor, ba
Im bei crldfenbe 3efuS and ber @onne l^erob unb
auf ber ßrbe einen Sd^einleib an, in bem er
ben fOUx^fyn UKUibelte, fte aufhörte über
kl mcrfö^d^ ®egenfa^ in il^rer 92otur unb
4kb tum Senm^tfein i^reS göttUd^en SBefenS
toM- ^ (Slfnpi§ nur einen @d^einleib l^atte,
YIIL 2. 8u|L
fo fiel bei SJlani natürlid^ alled tt)eg, roa^ t)on ber
®eburt bis gum Seiben unb ftreu}tobe feine malere
menfd^Iid^e 91atur betraf, ©ie Don S^riftuS ge-
brad^te 3Iuf!Iörung l^ot 9Rani, ber t)er]^ei|ene $ara«
clet (on:» , gebeutet ouf 9Kani), DoIIet&et, inbem
er bie nötl^igen proftifd^en iBorfd^riften }ur ßr«
(5fung ber fiid^ttl^eile brad^te, fo ). 93. ben &tmi
beS gfleifd^eS, wie auä^ bie (Sfyt utü) bie JKnber«
geugung burd^auS unb allgemein Derbot. 3)em«
na^ fü|rt bie Sribfung in bief em ftetS fortfd^eiten«
ben @d^eibung§« unb fiduterungSprojeffe }u einer
gönglid^en @d^eibung ber beiben SReid^e oeS Sid^ted
unb ber ijfinftemi^, mie fie uranfönglid^ oorl^anben
UHir unb nur burd^ bie ungluddid^e IBermifd^ung
beiber eine 3^UIang geftört Sorben tt>ar. @o iß
im manid^öifd^en Softem baS Söfe eine eigene,
für ftd^ beftel^be, ewige Subftau) unb ein teefent«
(id^er Seftaubtl^eil be§ ajlenfd^en. 2)ie ÜRaterie,
tt)eU bem Steid^e ber gfinftemig angeprig, ift not(«
ttenbig b5fe, »e^l^alb bie mani^difd^e Se^re bie
@aaamente, in benen ®ott bie SRaterie ald Trä-
gerin feiner ®nabe brandet, burd^auS Dermarf ober
mi^ad^tete. S)ie Saufe tturbe als gftn}Iid^ mertl^-
loS ut^ uunii^ erflört, l^öd^ftenS nod^ l^ie unb ba
als Slufnal^mScerimonie in einen l^öl^em ®rab ber
@ecte beibel^alten; eine 9lrt Su^ariftie fanb in
gräuelbafter SntfteOung nad^ ben Srrtpmem ber
gecte ftott {Cyrm. ffier. Catech. 6, 33). »ud^
bie ^uferftel^ung beS SeibeS tt)urbe geldugnet, ba
nur bie bem Sid^treid^e entftammenbe @eete am
ßnbe bortl^in gurüdffel^ren unb in ber @ubftang
be§ Sid^treid^eS ol^ne fernere SSerbinbung mit ber
böfen aWaterie fortan bleiben f oute.
mt biefem @Q{tem be3 aßanid^öigmuS fielet
beff en @ittenle]^reim engften 3uf ammenbang.
S)iefe befielet in ben brei Siegeln beS ÜRunbeS,
ber ^önbe unb beS @d^o^ed (tria signacula oris,
manuum et sinus), tt)omit bie Sntl^tung Don
aUen @ünben angebeutet merben f oOte. S)ad Siegel
be§ annnbed verbietet aüt Söfterung, b. 1^. aM
Steben gegen bie manid^ifd^e Seigre, beggleid^en
ben @enu| oon gfleifd^ unb SBein, Don Wli) unb
Siem (Aug. De haeres. c. 46); baS Siegel ber
^änbe verbietet baS lobten ber Zitiere, baS 3(b-
reigen ober Slbfd^neiben ber ^flangen unb baS
^flütfen bed Obfte§, nmS fte M^ bem SRorb
gleid^ ad^teten, tt)ell baburd^ bie gntmidFIung unb
Befreiung ber überaU eingef d|lo{f enen Sid^ttbeile ge«
mattfam Derbinbert »erbe^ baS Siegel bed Sd^of e8
enblid^ verbietet ba§ heiraten ober bod^ baS
ftinber^eugen, »eil l^ierburd^ bie Sid^tfeele immer
mel^r in bie äJlaterie Dermidfelt »erbe, möl^renb fte
l^ingegen bie fleif d^Iid^ SJermifd^ung ber ®efd^Ied^-
ter f onft !eine3tt)egd unterfagten unb fo ben jf eim
ber abfd^eulid^ften Unfttt(i($feit legten, ber ftd^
nur 5U balb enttt)idfelte (Aug. De mor. Manich.
n. 19—67 ; De haeres. c. 46). ®a aber eine
f old^e Sittenlej^rc ftd^ proftif d^ unauSfül&rbar geigte,
tt)enn nid^t bie gan^e Secte binnen Jhur^em Der«
bungem unb auSfierben foUte^ tooju fte eben feine
Suft Derfpfirte, fo fal^ man ftd^ genbtl^igt, gegen
20
611
aßonl.
61S
bie Konfequenj bcr auf oejielltcn ^rincipicn in ber
©cctc öctüiffe Wlaffen ober ©robe ^u untcrjd^eibcn.
2)e^]^alb gab e§ eine Stla^t ber ^örer (auditores)
unb eine ber SQiuSertoäl^lten (electi). ®ie §örer,
d§ bie minber SSoIIfommenen, butften itoax oud^
fein S^icr tobten, wol^I aber ^fianjen oller 9lrt
abreißen ober abjd^neiben unb Öbft pfifiden (frei-
lid^ nid^t o^ne ©ünbe); ja fogar l^eiroten burften
^, nur fönten pe feine ihnber jeugen. ®ie 3lu8-
ermö^tten aber mußten bie manid^ifd^e Sitten*
leljre mit il^ren brei Siegeln ganj genau beob»
ad^ten; bafür l^atten fie beniBor^ug, ba^ fieburd^
ben ©enufe ber ^flangen bie in biefen eingefd^loffe«
nen Sid^tt^eile befreien fonnten; je mel^r fte a^en,
befto mel^r Sid^t, befto me^r @ott erlösten fte,
ba^er man ftd^ er^öl^Ite, ba^ einige auS lauter l^ei-
ligem ßif er jid^ gu Sobe gegeffen l^aben. SSeil fte
aber feine ^flange abreißen ober abfd^neiben burf-
ten, fo mußten bod bie ^örer für fie tl^un unb
il^nen Spetfe bringen; gum So^n empfingen fte
bann für bie l^ierbei begangene @änbe t)on ben
%uSern)ö|^Iten bie ^bfolution. Sinem, ber ni^t
vur manid^öifd^en @ecte gel^örte, burfte aber fein
9Rani(^öer Speife ober Xranf geben, meil berfelbe
bie Sid^ttl^eile burd^ ben ®enuB nid^t befreite, fon«
bem nur imlöSborer in bie TOaterie Dermidette
(Aug. De mor. Manich. n. 86. 52—53. 57 biS
60). @o mar benn ber Wanid^äiSmud nad^ feiner
praftifd^en Seite eine 9ieIigion DoQ beS unl^eil-
baren Sßiberfprud^eS, eine SReligion ber Sfcn^D^it
unb ber Sieblofigfiit.
Siie l^eilige Sd^rift bel^anbelten bie ÜRanid^er
gleid^faUSmitberfi^tyentli^fhnSBillfür; bie Sudler
bed «Iten SunbeS erflörten fte für ein SBer! bed
Seufefö (Aroh. Acta n. 10. 13. 29. 40), ber einiget
SSkil^re in biefelben gebrad^t l^abe, um Diel gfalf^eS
baburd^ einutfd^mörjen, mö^renb fie bie Sd^riften
bed neuen Sunbed bod^ nod^ für ein SBer! beS
guten ®otted anfal^ ; bal^r bemül^ten fie fi^ fo
fel^r, einen burd^göngigen SBiberfprud^ jmifd^
bem SIten unb 9Mien Sunb l^rauSjnbringen.
Skil aber aud^ im !Reuen Sunb nid^t Me8 in
il^ Softem pa|te, fo behaupteten fie, ein bebeuten«
ber Xbeil bed %euen 93unbeS fei erfi fpotere ßr«
finbung (Aug. De mor. Eccles. CathoL n. 2;
De mor. Manich. n. 35. 55 ; Epist. 82, n. 6) ;
inSbefonbere erflörten fie für falf(| unb unterfd^
ben, xoai aud bem 9)euen 9unb gegen {%x Sqßem
oorgebro^t mürbe (Aug. G. Faust 16, n. 33;
33, n. 6) , namentlid^ bie gange Seigre t)on ber
Srbfünbe (Aug., Retract 1, c. 9, n. 6) ; bol^cr
ber HL Vuguffin mit 3Mfi gegen fie bcmerft:
«Sagt e$ nur runb ^rauS, bo^ i^r bem Gtxm«
gelium Qbrifti nid^t glaubt; bam bo i^r im StMtn-
gelium glaubt, vmA eu^ gefallt, unb t)eitoerfet,
voai eudb nid^t be^gt, f o glaubt i^r offenbar me^r
rud^ felbp al8 bem ^Dangelium* (Aug. G. Faust
17, n. 3; 32, n. 19). 3a fie gmgen fo meit, bod
@i>angelium Wattböi nnb bie übrigen S<^riftm
ber ^oflel fpöteren unbefamden $erfaflerii gn*
5uf(^ib€n (Aug. & Faust 17, n. 1), bie nur
fo t)om ^orenfagen unb au§ unfid^eren (Serüd^tet
il^re Sr)4^Iungen }ufammengeftoppelt unb i^tt
eigenen l^albjiübifd^en^nfid^ten ben hnr!lid^en9td!a
3efu unb ber ^oftel beigemifd^t l^ütten (Aug
G. Faust 82, n. 7). Se|tere§ fud^ten fie l^aupt-
föd^lid^ burd^ bie oergleid^enbe Jhitif ber Sor»
ftellung ber einzelnen SoangeUften unb burd^ bi
angeblid^en SSßiberfprüd^e in ben SBerid^ten bei^
fetten gu erl^örtcn (Aug. C. Faust. 32, n. 16
88, n. 2. 8; t)gl. l^iermit bie merfmürbige SteD
bei Origen. Comment. in Johannem tom. 10
n. 2, Opp. ed. Ruaei IV, 162—168). mify
renb fie bie ödsten €t)angelien unb befonberS Vi
^oftelgefd^id^tefammt einigen ^Briefen ber^oße
oermarfen, maren fte bagegen fel^r tl^g, unöd^t
Sd^riften ber ^oftel unter bem 92amen bediel. £^
ma§ (S^omaS'Süangelium), $]^ilippu§ u.f. tt
ju fobriciren, fo bafe bie ?lpocr^p]^en«Siteratur be^
92euen SunbeS bur^ fie naml^aft bereid^ umrb
(Aug. £p. 64, n. 8 ; Dgl. «T. A. Fabricii Bibliotb
Graec, ed. Harles, YII, 822 ; %rt. tlpocr^p^
Siteraturl, 1070 ff.).
^I§ ^olgefö^e be3 manid^aifd^en Spflem^
treten junöd^ft bert)or bie Sougnung ber 9uf
erftel^ung be§ Seibed (Theodoret Haeret fabnl
1, 26), bie Anbetung ber Sonne, bereu ffiefei
®otte§ 9Befen, bie S^rifhid felbft ifl (bal^er Au
gustinus: «Yos in die, quem dicunt solis
solem Colitis*, G. Faust 18, n. 5; t>gl. Ardi
n. 86), bie f)d^ Sl^erebrung gegen SDtoni bei
$araclet, be{fen SxbeStag ibr ^muptfefl toa
(ß^lia, gfeft beS Sel^rjlul^leS) (Aug. C. epist
Manich. n. 9), baS gel^eime Srfenmmg^jeid^
ber Secte, inbem il^re SRitglieber ftd^ gu bic^
3toedt bie redete ^anb reid^ten, meil burd^ bief
ber lebenbe ® eifl ben gefangenen Urmenfc^ mtAe
befreit ^atte (Arch. n. 7). — S^ie Crganifatioi
ber Secte mar ber Sinrid^tung ber d^rifUic^fthnJ^
nad^gebilbet; 9Rani al§ $araclet l^tte, ^.^ri^
nad^ffenb, 12 ^ofiel angenommen. ^eBed^
fid^ in ber SSkife fort, bag beftönbig 12 e^
fid^ unter ben ^uSermablten befanben ol8 bk 9tad|
folger ber 12 9poftel, ein breije^ntcr alba d«
9{ad^f olger Sloni'd i^r Cberbanpt was; bk|
festen burdb bie SBeibe 72 Sifd^fe ein, tioit lud
d^ bann bie ^efler fpresbjteri) gemei^ wm
ben; aud^ l^en fte ^aconen unb Sämiman
3b' ®otte$bienft mürbe fel^ gebeim geboüra; bi
Sacramente ber fiin^, in melcber bie SRotericiÄ
; Xrögerin ber @nabe eric^int, ueimarfen fte goa%
' ber laufe legten fie feine befonbereSebendnigM
menn ^e biefelbe and^ tbeilmeüe beibebidtni; M
; Qitd^riftie feierten fie im ftrei§ ber SnScraM^&n
aber obne SBein, ben fie für bie (SoBe beS Xa^
erflarten (vinum non bibunt dieentes, hl bbb
prindpum tenebrarum. Aug. De ha^es. c4Q
mobet e8 jebodb gan^ i^bönblicb unb giendbaft p
ging. ^ ifl eine für bie @ei(6idbtt beS ncuM
Ii(ben ®eific$ böcbQ merftpüibtge Siftkimmg, ba|
ein 10 miafürlidK#, io mibenwwbenbcg 6«^
gerabe auf iehie ¥ei lunf undsigfrit pcdj/k wA bei
618
aRanifejtationSeib — 5I»anH)eI.
6U
Niatai fföl^Ierglouben ber ftatl^olüen Derl^öl^nte.
3^ »^o^tönenben SSerl^eigungen t)on SSemunft
n^ ÜBo^r^eit" (Aug. De mor. Manich. n. 55)
grtDaimen il^en junge, l^od^ftrebenbe, talentDoUe
fXämier unb l^fofförtige äBeiblein, mlä)t lieber
Sennmftglöubige afö einfädle ®Iöubige fein moE-
tn (Aug. De utilit. cred. n. 2. 4 ; De Genesi
eontra Manich. 2, n. 38 — 40).
Sie änle^re üerbreitete fid^ im ÜRorgenlanb
iBie im Sbenblanb^ in ^erften^ SRefopotomien,
Serien unb ^(aflina, in ^eg^pten unb in ^fnfa,
m ätolien, @aEien unb Spanien. %ber fd^on
itaijei ^ocletian erlie^^ tt)o^I sunöc^ft ouS poU«
tif^en ®nmben, ein f^t fd^arfeS ®e{e^ gegen bie
obj^enlid^ @ecte (in^lfrifa), bie, au§ bem feinb-
fuifOL $erferreid^ etnbringenb, ba§ rul^ige unb braDe
dmit^fSoI! aufrege unb Derberbe; SobeSftrafe
nb @ätert)erlufi traf bie ^n^änger biefer @ecte,
IQ bie ^äupter fogar ber Xob auf bem @d^eiter»
(imfen (Baron. Annal. a. 287, n. 2). ^ud^ bie
4nMi4<nt ffoifer erliefen, unb ^toax biefe au3
ittli4«reUgidfen ©rünben, fort unb fort ftrenge
@efe}e gegen bie SRanid^öer, fo SSalentinian I.,
n. imb IIL, Z^eoboftud ber ®roge, §onoriu§
nb X^oboftuS ber jüngere, SuftinuS unb 3u«
KnamiS (f. Cod. Theodos. IIb. 16, tit. 5 unb
Cod. Jostin. lib. 1, tit. 5), ein ftd^ereS 3^i4^n,
boB bie @ecte, menn aud^ häufig nur im 93er»
borgmen, fi^ im römifd^en Steid^e »öl^renb be§
i, 5. unb 6. 3ol&r]&unbertS forterl^ielt. — Unter
Me iefannteren unb angefel^eneren @d^ü(er unb
fa^änger bed 3Jlani, bereu mel^rere aud^ burd^
t|R Sd^en ftd^ einen 92amen mad^ten, fmb
oin ben bret fd^on oben im Seben beS Sßani
IQumnten nod^ }u ertpö^nen %tua^, oon bem bie
iflm^äifd^ @eäe fogar in einigen ©egenben ben
Honen Sbtoniten erl^ielt (Epiph. Haeres. 66^
s. IX tt)tmanhtS, §au{ht3, ^S^üi, g^ortunatuS,
SeombrnnS (toeld^e aOe ber 1^1. ^uguftin in eige-
m Serfta befömpft), ^riftofrituS (meld^er ein
^ttJQpl^ifddcS 2Ber!^ 6eo30(pta, fd^rieb, in bem er
kfeeilcn tooflte, ba^ bie Sieligion ber 3uben, ber
Reiben unb ber gi^rijten gan^ bie nömlid^e fei,
toQä TningtiiA Itinerarii Italici, Trajecti 1696,
142). 3)iefe unb mand^e anbere berüj^mte 97lani«
4^ ySSjia bie alte Formula receptionis Mani-
dttecnnm auf in bem angeführten SQSerf oon
ZuOinS (144), beggleid^en bie fieben ^auptürd^en
bs IRaxddfitt in @amofata, Saobicea u. f. m.
(Die beraten alten SOtanid^er aud^ 5ufammen>
ffidtt in J. A. Fabricii Biblioth. Graec, ed.
Hades, YII, 318—322.) ^ber aud^ an ge-
ftanMni (gegnem fel(|Ite eS feit %rd^elau§ ben
Utaü^fiian nid^t bereu Sd^riften 5um Sl^eil nod^
oif nl getommen ftnb, )um S^eil Derloren gingen.
mn bteienigen, bereu @d^nften gegen bie 9J{ani>
Üka toir nod^ befi|en, geboren ^leganber Don
SlnpoSfi (Migne, PP. gr. XVm), ©erapion,
9l#ßH mt X^mutd in «eggten, Situs, Sifd)of
tn Soßro in Arabien, 2)ib9mu§ ber IBIinbe in
tkpnbria, fammtlid^ bem 4. ^o^rl^unbert ange-
l^örig (gried^ifd^ unb lateinifd^ }u finben in H. Ca-
nisii Lectt. antiq., ed. Basnage, Amstelo-
dami 1725, 1; au(§ Migne, PP. gr. XL. XVm.
XXXIX), SWariuS SSictorinuS au§ «f rifo (Victo-
rini Afri Liber ad Justinum Manichaeum con-
tra duo principia Manich., in Sirmondi Opp.
var. I; Migne, PP. lat. Vni), ber l&I. gp^röm
ber ©^rer, ber 1^1. 6t|rillu8 öon Sctufalem (Ca-
tech. 6), ber ^l 6j)ip]^oniu8 (Haeres. 66), ber
^l ^uguftin in ben f^on genannten SBerfen unb
mehrere anbere SSäter, 5. 8. Sl&r^foftomuS, §ie-
ron^muS, SRufinuS, ^rubentiuS, 8eo ber ©rofee
gelegentlid^, fpöter aud| nod^ ber gelehrte ^atriard^
oon gonftantinopel ^^otiuS (Photii Libri IV
contra Manich., Migne, PP. gr. CII, 15 sq.).
3lnbere gegen bie SDlanid^äer, g. 83. oom 1^1. 93a»
ftliuS bem ©ro^en, Don bem ^öretifcr ^oUi«
nariS, SBiobor öon SarfuS, 6ufebiu§ öon 6mefa,
eracIianuS, ißifd^of öon ßl^akebon, öerfafete
erfe fmb längft öerloren gegangen (eine Sifte
aller ©d^riften gegen bie SKanid^äer in J. A. Fa-
bricii Biblioth. Graec, ed. Harles, VII, 323
ad 332). Sro^ biefer gal^Ireid^en toiffenjd^af Üid^en
®egner, tro| ber faiferlid^ien (Strafgefe|e, troj ber
eben fo undpriftUd^en afö unöemünftigen äBiOfür
be§ gangen @9ftem§ l^aben fid^ benno(| bie SKani»
d^äer frül^er unter il^rcm eigenen, fpäter unter an«
bereu 9Jamen, atö ipriSciUianiften, ^aulirianer,
93ogomiIen, Älbigcnjer unb SBalbenfer (f.b.Slrt.),
über taufenb Saläre erl^alten. (95gi. Tillemont,
Mem. IV, 367—411; Beausobre, Histoire
critique de Manichee et du Manicheisme,
2 vols., Amsterdam 1734—1739; Walch,
Histor. haeres. I, 685 sqq. ; J. Basnagius in
Praefat. generali c. 1 ad Canisii Lectt. antiq.
I, 3 — 10; P. Th. Gacciari Exercitationes in
universa Leonis M. Opera, Bomae 1751, 1 ad
200; ®. 3flügel, SKani, feine Seigre unb feine
©d^riften, Seipg. 1862; ^. ö. SittmiJ, Acta dis-
putaiionis Archelai et Manetis unterfud^t^ in
ber 3tfd^r. f. l^iftor. Sl^eologie 1873, 467 ff.;
% ©eQler, 2)a3 Softem be§ SDtanid^öiSmuS unb
fein 93erpltni^ gum iBubbl^iSmuS, Sena 1875;
ft. Äe^ler, SWani. tJorfd^ungen über bie mani«
d^äifd^e Seligion I, Serttn 1889.) [9fefeler.]
SSonife^afiotiseib, f. ßib.
^atl{)^et (manipulus, b. 1^. manum implens),
ein liturgifd^eS ©emanbftüdt, tt)eld^e§ bie Slerifer
ber l^öl^em Orbnung (angefangen öom @ubbia«
con) bei ber Dpferfeier am linlen %rme tragen.
3ur Seit ©regorS I. mar e§ ein ßl&renred^t ber
römif^en Siaconen, bie Mappula, ein ^anbtud^«
äl^nlid^eS Sinnen, ju tragen ; biefer ^apft gemattete
fie für ba§ $onti^calamt aud^ ben S)iaconen ber
ftird^e öon S^aöenna (Ep. 3, 56) , unb allmöng
mürbe fte burd^ ©eiool^nl^eit allerorts ein litur«
gifdJeS ^arament fiir ©iaconen, ißricfter unb 95i»
f(^öfe. S)iefe lihirgifd^e SWoppuIa erfüllte nod^ im
9. Sfal^rl^unbert ben praftifd^en Stoedf, bei ber
Opferfeier ben ©d^mei^ (bal^er aud^ ber 5Rome
Sudarinm) unb bie S^rönen ab^umifd^en (Ama-
20 •
615
a)Zanna.
616
lar. De offic. 2, 24). ©pötcr, minbcftcnS feit bcm
11. Sol^r^unbert, ibxtt man auf, fic öon Seinen
(fanon, öon ir^voc) 8U ttiod^en, unb ttäl^Ue je^t
ben nömlid^en ©toff, au8 tteld^em aud^ bQ§ 5Wef -
üeib unb bic ©tola gefertigt »urbe. ©citbem boS
©ubbioconat ju ben l&öj^eren SBeil^en gered^net
iDurbe^ erl^ielt ber ©ubbiacon bei ber SBeil^c ben
aJlonipel als fein fpedfifd&eS fßarament, burd^ totU
d^e§ er für ben SlUarbienft auSge jeid^net wirb. Sm
f^mbolifc^en ^intteiS auf ^f. 125, 6 fprid^t bobei
ber93ifd^of: Accipe manipulum, per quem de-
eignantur fructus bonorum operum, benn nur
burd^ ben ©d^mei^ ber apoftoUfd^en %beit unb
burd^ bie ^l^r&nen beS ©ebeteS fönnen bie ®ar-
ben guter SBerfe gewonnen »erben. 95i8 tief in'S
aOflittelalter l^inein nal^m ber fßriefter erft an ben
SItarftufen nad^ beut Sefenntniffe ber offenen
©d^ulb ben TOani})el an ben linf en Slrm ; je^t er«
l^ölt nur mel^ ber Sifd^of in biefem 3lugcnMidte
Dom ©ubbiacon ben5IKanii)eI gereid^t; beüDleffen
für SBerfiorbene legt {ebod^ aud| ber 93ifd^of gleid^
ben ^rieftem benfelben ^ufantnten mit ben übrigen
fßaramenten an. Sei Functionen, bie au^erl^alb
ber 9Ke^feier ftatt^aben (SBeil^ungen unb ^ro-
cefflonen), wirb ber iDlanipel nid^t getragen ; bie
einzige SuSnal^me bilbet bie ©lodfenttetl^e, bei mU
d^er ber 2)iacon, ber am ©d^Iuffe baS SDangelium
fingt, fid& beSfelben bebient. [8f. S. ©d^mib.]
Lianna 0», p-av, fidtw«) , im 31. %. 9lame
ber munberbaren ©peife, n)eld^e bie SSraeliten
tt)ö]^renb bed 40jö^rigen SBüftenjugeS genoffen,
©ie toax nid^t bie einzige 92a]^rung berfelben in
ber angegebenen Seit, fonbem biente neben bem,
tt)aS ber Srtrag ber beerben, bie Sobencultur unb
ber ^anbelUeferten (®eut. 2, 28. 3of. 1, 11), jur
SSert)oaftdnbigung als Srfa^ beS IBrobeS. SilS
fold^er warb eS Don Dom|^eretn neben ber tfleifd^«
nal^rung Derl^ei^en, als bie Israeliten fic^ über ben
aRangel an tJleifd^ unb 95rob beHagten (65. 16, 4) ;
babei warb über feinen Urfprung blo^ angegeben,
ba| es Dom feimmel regnen werbe. SBirRid^ erf d^ien
eS am f oIgeiu)en SRorgen gugleid^ mit bem ZS^an in
ben ©trauten ber auf gel^enben ©onne unb war ben
SSroeliten fo neu, ba^ fle Doli ©taunen fragten,
man hü'? waS ift baS? Sine anbere 93ebeutung
barf biefen ilBorten ntd^t gegeben werben, als ber
SufaJ im Sest nal^ekgt : „benn fle wußten nid^t,
was es war". gS ift babei ber auSfprud^ auf-
bewal^rt, wie er im SSoßSmunbe Hang ; l^ier l^atte
ftd^ baS altfemitifd^e man ftatt mft, wie im ^Ira*
möifd^en unb Sletl^iopifd^en, nod^ erl^alten. 92ad^
biefem 9luSruf würbe baS neue 9la]^rungSmittel
iDlanna genannt, womit freilid^ nic^t auSgefd^loffen
ift, ba| man ben 5Ramen man fpäter aud^ nad^ ber
Sebeutung Derftonb, wonad^ er (Don is» ober nat)
„®abe, ^efd^enf" l^eifeen fonnte, ober ba^ mon
ftd^ beS agQptifd^en SßorteS mannu für etwas
bem ajlonna Sel^nlid^eS erinnerte. SebenfaKS war
beim Inblidt ber ©otteSgabe nod^ leineS Don beiben
ber 8fall. S)ie ©eptuaginta überfejt bol^er rid^tig:
Tt i<m ToüTo. S)iefe SSerwunberung ber 3Srae«
Uten tö^t fd^on erfennen, ba| eS ftd^ l^ier nid^t um
ein anberweitig befannteS ^^aturprobuct, fonbem
um etwas gan§ 92eueS unb Sigentl^ümlid^eS l^on*
belte. 3n ber Sl^at fleSt bie l^eUige ©d^rift baS
iBorl^anbenfein beS SRanna als ein SS unb er
bar. ©0 erflärt eS fd^on SWofeS, wenn er bie
gfrage ber äSraeliten beantwortet: „S)ie^ ifl baS
Srob, weld^eS eud^ ber §err 5U effen gegeben ^at*
(S^. 16, 15). SBunberbar ^nb aud^ aQe Sigen*
fd^aften, weld^e bem SRanna beigelegt worbetu (SS
fiel nämlid^ fo reid^Iid^, ba| für iebenffopf tögFid^
ein 9lapf (gomor) Don ber ®rö^e eineS Qt'f^viü^
6p]^a (etwa ein fßfunb entl^altenb) gefammelt wer*
ben fonnte; gab eS an ber einen ©teile weniger,
f 0 lag an ber anbem mel^r, fo ba^ beim ©ammeb
Sitte burd^ SluSgleid^ung genug fanben (6j. 16, 18).
Ütal^men fle mel^r, als baS 93ebürfni| forberte, fo
faulte baS Uebriggebliebene fel^r balb. Slm fed^Sten
^ag in {eber SBod^e gab eS fo Diel ÜRanna^ ba|
jieber bie boppelte 9){enge einfammeln fonnte ; baffir
aber fanb fid^ am ftebenten ^age feines, unb ber
Ueberflu^ Dom fed^Sten fonnte ie^t Derwenbet wer»
ben, weil er nun nid^t faulte, tlud^ ein Stopf DoS
SKanna, ber jum Stnbenfen an biefe ©ro^tl^t
®otteS aufbewal^rt würbe, faulte nid^t, fotü)em
erl^ielt fid^ für unbenHid^ Seit (® j. 16, 33. §Ar.
9, 4). ©0 blieb eS genau 40 3a^re, bis bie 3S-
raeliten in &maan eingebogen waren unb ftd^ Srob
)ur ©enüge auS ben Srtrögniffen beS SanbeS be*
reiten fonnten (3of. 5, 12).
2)ie l^eilige ©d^rift Witt alfo baS äRanna oIS
eine ©d^5pfung @otteS bejeid^en, weld^e nid^t
innerl^alb ber natürlid^en Orbnung entftatd)en iß.
Slud^ bei benienigen, weld^en baS 9Ranna gegeben
würbe, beftanb feine anbere Sluffaffung, fo ba|
ber ®Iaube an ein SBunber bei ber SnannaDertl^-
lung ftd& ftetS bei ibren 5Rad^f ommen erl^ielt. 3)em-
nad^ l^ei^t baS 9Wanna (^f. 77, 24; 104, 40.
SBeiSl^. 16, 20) „Srob Dom ^immel", ^©ngel-
brob, bereitet ol^ne Slrbeit''; ben nämlid^ ©lait^
ben bewal^rten aud^ nod^ bie 3uben ^ur 3^it 3efu
(30)^. 6, 31). erft Sofepl^uS ift in bem IBefheben,
bie l^eilige ®ef d^id^te ben Slömem feiner Seit munb«
geredet ju mad^en, fo weit gegangen, baS SKanna»
wunber in ber SBüfte mit einem natürlid^en 93or»
gang in SSerbinbung ju bringen. ®r gibt näm«
lid^ eine iäl^rlid^ wieberfebrenbe Srfd^einung alS
gfortfe^ung beS greigniffeS auS ajJofeS' Seit an
unb gibt baburd^ inbirect gu Derftel^en, aud^ baS
le^tere fei nid^tS SInbereS gewejen (Antiqq. 8,
1, 6). 3)iefe 9Inbeutung warb in einer Seit, in
weld^er man SBunber fammt allem Uebematür«
lid^en auS ber l^eiligen ©d^rift l^inweggubeuten
fu(|te, begierig aufgegriffen. Sluf ber finoitifd^e«
^albinfel fommt nömlid^ befonberS l^öufig ein
Degetabilifd^eS ^robuct Dor, weld^cS in ©übcuropa
unb bem Orient auS einer SteiJ^e Don Söumen
unb ©trdud^em fd;wi^t ober quittt unb im Sn«
benfen an baS greignife in ber SBüfle ÜJlanno ge-
nannt wirb. 6S ift urfprünglid^ eine fü^e Sflüfftg»
feit, weld^e, fobalb fie an bie Suft tritt, fid^ biS
617
5IKanna.
618
ptrEonjiftm} beS Sßod^feS Derbtd^tet unb in Rbv
nem urieunjet SBet^raud^, enttoeber an ben 3^(i*
gm fleben bleibt ober gur Srbe fällt. Oft ift bog
9nSf(^t|en btefed SRanna burij^ ben @ti(i^ einer
&fiM(vk bebtngt, oSein ebenfo oft tritt e§ aud^
0^ eine fol^ 93emmnbung au§ ben Steigen l^er-
Dot. 3n ber Sinail^olbinfel ift ed bie bort einl^ei-
aifd^ XomariSfe (Tamarix mannifera), eigent-
Ii4 nur eine %bort ber f übeuropäijd^en Siamarinbe
(Ttmariz gallica), au§ meld^er ftci^ Sßanna er-
logt SHefe $flan)e, Don ben Arabern Zarfa ge-
nannt, iDÖc^t als Saum Don 20 |$u| ^5]^e ober
als niebertr Strand^ in ben Zl^älem um baS
gcibalgebirge fe^r läufig, fommt aber aud^ fonft
in ben firud^tbaren Sl^älem ber ^albinfel oor. 9u§
i^n \fyoaifi m ben l^ei^en äJlonaten 3uni unb 3uU
bä tageSbrud^ in fleinen ffömem ein 9Ranna,
fedi^ nad^ d^if d^r ^nalQfe ouS reinem @d^Ieim»
pufer o^ne meitere Seimifc^ung befielet. SS lögt
M ^t Idugnen, ba| biefeS $robuct mand^e
id^ii^feit mit bem biblifd^en ÜRanna l^at. SBie
l()tncS b^t eS ber !5merf5rmigen ©eftalt aegen
l(4nli(^feit mit Sorianberfamen unb ber ijarbe
904 mü SbeSium (9him. 11, 7); föHt eS l^öufig,
fr) MeA e8 ebenf ans bie Srbe mie Steif (Qi, 16, 14),
nb fobolb bie @onne l^eiger f d^eint, jerf d^mil^t e§
(il 16, 21) ; k)on ©efc^madC ift e« füg, »enn
(»^ nid^t oon fo angenel^mer @ä|e, mie „@em-
ael mit ßonig" (gj. 16, 31) ober wie „OtU
buten" (STum. 11, 8). 2>em)ufoIge l^oben mand^e
Seßieiier ber Offenbarung fein SBebenf en getragen,
Ott Me Bpt\\t ber Sdraeliten wöl^renb ber 40 ^al^re
^ ffiilflen)uge§ bad ^arf amanna gu begeid^nen,
te mn: in ber @age gu einer Dom ^immel ge-
iRnmenm €|)fife geworben fei SUIein biefe SiuS-
bnft forbert in ber %fyd einen ftörfem Glauben,
«IS bä an ein SBunber ift. @8 ift fd^on eine ftarfe
lnna^,ba|9]lofedgen)agt]^abe,ben]^aISftarrigen
9tofiien ein $robuct al§ Dom ^immel gef ommen
in iqric^neit, baS Dor i^ren klugen Don bem Zarf a-
pnm4 Ixdpf elte. SbidbrüdFIid^ f agt bie l^eilige @d^rif t,
to IRaitna fei to&^renb ber 92ad^t gefallen unb
|ak bei Sonnenaufgang bagelegen(ß|. 16, 14. 21 ;
Ihm. 11, 9), mö^renb baS Zarfoprobuct erft unter
bs (Etnmirfimg beS ©onnenftral^tS entfielet 2)ie
SSn^ten crl^ieUen bie ^immelfpeife guerft in ber
Sipi Sin f d^on im SM, su weld^er 3eit baS Dege-
Wfifd^ 9laima nod^ nid^t gu finben ift. Seitbem
4a fie boS 9Ranna 40 3abre lang gu ieber Sal^reS-
id. XkiS Degetabilifd^e ÜRanna aber wirb, wie
Mob grfogt, nur in ben l^eigen SDtonaten be§ Sal^-
n§ eqagt 3)ie| gefd^el^t inbeg nur in f endeten
34ri^ nnb ed Dergel^ 9tei]^ Don Salären, in
iKl^cn gar fein SRanna geemtet wirb, gefd^weige
banc ba| 40 dolore nad^ einanber bie baju nötl^i-
gnSeMngimgen üorl^nben wären. S)a| am fie»
bolm Sage htt SBod^ für bie S^raeliten fein
übnia fiel, mvi gewi| ber Sage gugewief en wer-
bo^ warn barin lein Sunber gefunben werben
\A; btf (cutige 9Ranna tröufelt an iebem Zage,
n ttc^em bie Sonne fd^eint. Slel^nlid^ Derl^ölt
es fid^ mit berSlngabe, bog baS iSraelitifd^eüKanna
faulte unb SBürmer nöl^rte, jobalb man eS länger
als einen Sag aufbewal^ren woSte, ba| eS aber am
fed^Sten Sage fid^ l^ielt. S)er S^rup, weld^er auS
ber SamoriSfe fliegt, trodtnet im Schatten ein unb
gewinnt eine fold&e Konflftenj, bog er fid^ mel^rere
Saläre aufbewal^ren lägt ; in fold^er ©eftalt baben
il^n frül^er bie frommen ^ilger mit nad^ Suropa
gebrad^t unb baburd^ gu einem Srrtl^um begüg-
lid^ beS biblifd^en SDlanna SSeranlaffung gegeben,
aber aud^ bei biefer Sefd^affenl^ett, no^ weniger
wenn eS frif d^ ift, lägt fid^ baS Samarinbenmanna
fo, wie Dom bibltfd^en ÜRanna berid^tet wirb, im
ÜKörfer ftogen unb ju ihid^en Derarbeiten. 2e|te-
res l^ötte aber aud^ fd^on begwegen nid^t gur Sr»
l^altung beS iSraelitifd^en 93oßeS bienen fönnen,
weil ju bcrfelben, ben 5Rapf ju einem $funb ge-
red^net, t ä g l i d^ 20 000 Sentner nötl^ig woren,
wäl^renb je^t bie Smte auf ber gangen Sinai-
l^albinfel in ben beften Salären nur 800 ßilo be-
trägt. 5Rad& aHem biefem ift ber SSerfud^, bie wun«
berbare 5Ra|rung ber SSraeliten in bem natürlid^en
Srjeugnig beS Sarfa nad^suweifen, Derunglüdft.
9lid^t beffer aber fielet eS mit bem SluSfunftSmittel
einiger gtöubigen 93ibelerflärer, wonad^ bie M-
ma(§t @otteS baS natürlid^e ÜRanna ber ^albinfel
fo gemeiert "f^aht, bog für bie gange ÜRenge ber
Israeliten täglid^ ein 3lcip^ Dott gefammelt werben
fonnte. ^gefel^en baDon, bog auf bem langen
SBeg ber 3SraeIiten, wenn au§ ju il^rer Seit bie
SamariSfe l^äufiger war als ie|t, biefelbe bod^
nid^t überall anzutreffen war, lann bloger Sd^Ieim-
gudfer burd^auS feine ^^al^rung für erwad^fene
3Jienfd^en bilben; am wenigften fann bagu ein
$funb töglid^ 40 3a]^re lang bienen, bemt baS
^anna ber SamariSfe ift, wofür eS anä) in un-
feren apotl^efen gebrandet wirb — ein 3lbfül^r-
mittel. 3n neuerer 3^ ^^^ tnan, um baS äBun-
ber l^inwegjuerflären, nod^ gu einer anbem ^flange
feine 3uflud^t genommen, nämlid^ gu ber SRanna-
fled^te (Lecanora esculenta). biefelbe ift in
mand^en ©egenben SifienS unb in ber ftrim nid^t
feiten unb entl^ölt, wie aSe f^ed^ten, nal^r^afte
Seftanbtl^eile, fo bog fie in armen ©egenben ge-
malzten unb ber ®erfte beim SSrobbadCenbeigemijd^t
wirb. S)a fte bem Srbboben, ben fie übergiel^t,
nur lofe anhaftet, wirb fte mand^mal Dom Sturm
weggefül^rt unb |aufenweife gufammengewebt, fo
bog man Don einem ÜRannaregen fpre^en fann;
bann Dertrodhxet unb gerftümelt fie anä) unter bem
ßinjlug ber SBitterung unb erfd^eint mand^mal in
einer ©eftalt, weld^e ael^nlid^feü mit itbmtm l^at.
aHIein biefe ^ed^te ift auf ber Sinaibalbinfel nod^
nid^t nad^gewiefen worben, unb für fie würben ftd^
ganj biefelben 93ebenfen erl^eben, wie für baS Sa-
mariSfenmanna; boSfelbe gilt Don einigen anberen
SRotl^bebelfen, wie bem SWannaflee (Hedysanun
alhagi) unb gewiffenl^onigbaltigenSäumen, weld^
an allerlei Orten, nur nid&t in ber arabif d^en SBüfte,
au finben finb. SKan mug alfo babei ftel^en blei-
ben, bag bie l^eilige Sd^rift unS ein SCßunber er-
619
5Kanning.
620
lalß, tpeld^eS bem S^oed, bie äSraeUten mit bem
®Iau6en an ®otte§ ajlad^t unb SBeiSl^eit ju er-
pttcn unb fte im ©cl^orfam gegen beffen Seitung
}u erl^alten, l^öd^ft angemeffen ttjor, ttie bie^ bie
Suben felbft anerfennen mußten (3o]^. 6, 31).
SBie benn atte SBunber in ben gormen ber natüt«
üd^en SntttJidlung gefci^el^en, über »eld^e fie bod^
tt)eit l^inouSgel^en, fo mu^ man aud^ sugeben, ba|
in ber aSBüfte mit bem 5Kanna ein SBunbcr ge-
fd^al^, toeld^eS ben im SBüjtenleben gegebenen 93e-
büigungen conform mar; baS^immelSmannal^atte
in ber ©eftdt Slel^nlid^feit mit bem k)on ber ilBüfte
erzeugten ÜRonna. Sntftel^ung unb ©efd^mad be§
le^tem mar \a geeignet, ba§ ^anna als ein @Qm«
bol einer DoQfommenen ©nabenermeifung Don Sei-
ten ©otted erfd^einen }u laffen. S)arauf beutet ber
§eilanb l^in, menn er (3oi 6, 32. 49) baS §im-
meföbrob, meld^eS er Derl^eigt, mit bem Don SRofeS
Derfprod^enen Dergleid^t, ober memt er bie feiige ®e»
meinfd^aft mit ® ott, meldte bie SBirfung ber l^eiligen
@^ommunion ift afö ^.DerborgeneSÜRanna'' begeid^-
net (Dffenb. 2, 17). 3n bem legten auSbrudf fann
aud^ eine 9nf pielung an ben iübifd^n @Iauben
gefunben merben, ba| SeremiaS bei ber 3^^t5rung
be§ Sempefö ba§ golbene ®efä| mit ^anna ge-
borgen l^abe, unb ba^ biefed erft in ber 3^it beS
aJlelfiaS als SemeiS t)on beffen göttlid^er @enbung
mieber gum iBorf d^ein f ommen merbe. 2)ie tppifd^e
^beutung beS Sflanna ift baS gange SRittelalter
l^inburd^ mit Vorliebe feftge^alten uvb ausgebeutet
toorben. Sine bilbUd^e S^arfieüung auS ben ffata-
lomben, toeld^e bief en @inn l^t, gibt ffrauS, Steal-
enc^fL n, 358. «uSfäl^rlid^ erHört bie ii)p\i beS
ÜRanna ber 1^1. S^prian (Epist. 69, 14, ed. Har-
tel.). — 2)aS ilBort manna ift in ber ißulgata anib
an einer auS ber 3ta(a [tammenben @teDe einfad^
für baS l^ebräijd^e r^rir^ beibel^alten OBar. 1, 10).
2[m fpötem SRittelalter nannte man manna aud^
baS tool^Iried^enbe Oel ober bie Sf^üfftgleit meldte
aus ben ©ebeinen etngelner^eiligen fliegt. iBom
(Brab beS 1^1. 3o]^anneS bei Q|)^fuS berid^tet fd^on
3uIiuS SfricanuS: Et protinus manna exiens
de sepulcro appamit cuncüs, quam usque
hodie gignit locus iste (f. Ducange, Glossar,
s. V. manna). S)ie ©ried^en unb Araber feiern
am 8. SRai ein eigenes t^eft gum Anbeuten an
biefeS ^erauSqueOen beS ÜRannaS. (Sgl Löon
de Laborde, Gomment. geogr. sur T^ode et
les Nombres, Paris et Leipsic 1841, 95 s.;
»urj, ®cfdj. beS «ßenSunbeS ü, 93erlin 1858,
227 ff.; (Ebers, ©urd^ ®ofen jum Sinai, 2. «ufl.,
geizig 1882, 224 ff.) [ftaulen.]
;^iiiiitig, ^enr^ Sbmarb, S^rbinal unb
grjbifdöof üon ffieftminfter, marb gu 3j)tteribge
in ^cttforbfl^ire am 15. 3utt 1808 geboren
unb in ber StaatSfird^e getauft unb erlogen, fo
ba| feine 3ugenb burd^auS unter anglicanifc^en
ginflüffen ftanb. ®ie SReligion ber mol^Il^abenben
ÜJ^ittelflaffen befd^ränfte fi^ bamalS auf eine 9lrt
conoentioneller annal^me ber 39 Srtifel mit meit-
gel^enber (ErHörung, bie um fo mel^r befriebigte.
ie fd^örfer ber ©egenfa^ mtber ben $a))ft barin
5um SiuSbrudE fam. Sluf ber altberäl^mten Satein-
fd^ule in ^arrom bei Sonbon seid^nete ber ]^5d^
tatentDoüe jhtabe fid^ bei ben SeibeSübungen, ato
nod^ meit mel^r in ber ^aläftra beS @eif)eS k)or
feinen ÜRttfd^üIem auS. SBiele ber (enteren ftnb
nad^malS gu l^ol^en Q^l^ren gelangt unb $aben i^
mie namentn^ 99tfd^of SBorbSmortl^ k)on St. 9n-
brems in ben 1891 öeröffentfid^tenSKemoiren, ein
treues Inbenfen bemal^rt. 93on ^arrom, meld^
im %ufe eines religidfen SatitubtnariSmuS ftonb,
manbte ftd^ SJlanning nad^ Osforb unb empfing
bafelbft nad^ 93eenbigung ber Stubien 1830 einen
boppelten erften fßreiS unb eine SteOe a(S gfello»
im 9Rerton-€oneg. 3uOsforb regten ftd^bomalS
bie erften ff eime ber anglo-fatl^oKf d^n 93emegung,
beren Sräger, unbefriebigt mit ben l^errfd^ben
Stid^tungen beS fßuntaniSmuS unb SüangelicaliS-
muS, ber StaatSfird^e neues Seben eingul^aud^
gebadeten. Selbftönbigfeit ber ffird^e gegenüber
ber Staatsgemalt, eifriger ©ebraud^ ber Sacra-
mente, erl^öl^te Ißrad^t beS ©otteSbienfleS, Aus-
übung ber Sl^aritaS unb iBerbröngung beS Statio-
naIiSmuS burd^ Erneuerung beS patnftifd^en Stn-
biumS, baS maren bie S^^K toeld^e bie Anleger
ber neuen SRid^tung oerfolgten. Sßenngleid^ biefe
mit bem ganzen fjeuer feiner Seele umfaffenb, ifl
SJlanning ben Seitem ber anglo-fatl^olifd^en 99e>
megung auffaSenb fem geblieben. 2)agegen er^
regte er ju Dsforb in ber fogen. Oxford Union,
einem ißerein gur Erörterung miffenf d^aftlid^er unb
politifd^er tJfragen, als äJleifter in ber Debatte alt
gemeine Semunberung. 2im 3. 1831 marb et
jeitmeilig im SJlinifterium ber Kolonien angefteHt,
bod^ trat er 1833 burd^ Empfang ber angttconi-
fd^n Sßeil^en in ben S)ienft ber ßird^e unb üboD*
naj^m 1834 bie fßfarrei Saüington in Suffes,
2)i5cefe El^id^efter. f)ier üermal^Ite er ftd^ mit ber
Sod^ter feines %mtS))orgängerS, 9Ri^ Sargetd,
beren gmei Sd^meftem bie beiben Srüber Sanutd
SBilberf orce, Sif d^of öon Djforb, unb ©enrt^ äBil-
berforce, Sird^ibiacon Don ^or!, el(feli(§ten. 92ad^
t)ier 3a|ren inbe| Derlor $lanning feine ©attin
burd^ ben Zob. Sein SEßirfen in ber Pfarre mar
begeid^net burd^ grengenlofe Eingabe an fein Amt
unb burd^ erfd^üttembe ^rebigten, meld^ fd^
bebeutenb bie fociale Seite beS Sl^dflentl^umS
betonten. 2)ie SSerftaatlid^ung beS £Krd^em)e^
mögenS befftmpfte er 1838 energifd^. 3um Ard^i-
biacon 1840 ernannt, brang er auf feinen SSifita-
tionen bei ber ©eiftlid^feit auf tiefere Erfaffung
beS geiftlid^en Amtes unb Uebung ber AScefe. 2)ic
Sammlung ber in biefer Eigenfd^ft gel^altenen
Anreben (Gharges) begeid^nen fogar bie Times
als meifterl^aft. ®en fjortgang ber Djforb-SSe-
megung mit lebbaftem Sntereffe öerfolgenb, l^ielt
er bod^ ber berül^mten 99rofd^üre 90, in meld^
92emman bie anglicanifd^en 39 Artifel in fatl^oß*
fd^em Sinne auffaffen mollte, SMangel an Qfolge«
rid^tigfeit entgegen. 3la^ 92emmanS Abgang t)on
Osf orb mürbe SRanning megen feiner Derf dl^nlid^
621
SJlanning.
622
]ti4|ung gum UntDerfttötfiprebiger berufen. 2)ie
in biefer Stellung gei^altenen Steben bergen bie
iettlid^jten ©ebonlen über bie ^Begleitungen ber
Siffenfd^ft }ur 9tettgU)n, ftnb ober l^eute f el^r f el>
Im genorben, ha ber Saittnal bie IBeforgung t)on
flmen SuSgobm ber Sßerfe au§ feiner ongUcani»
{4en $eriobe fietS ablel^nte. 9lur einmal l^t ÜRan*
nng bie ff an}e( in Osf orb }u einem %x§/\q& gegen
Som benu|t n)e^(Qlb ber stt)if(i^en SnglicanidmuS
mb Jtai^oltddmuS fd^mebenbe 9len)mQn il^n gu
Kttiemore ju empfangen fid^ weigerte. 3n 9tom
bogegen foiü) ber ^ngticoner ÜRanning freunblici^e
Infnal^e bei $iu8 IX., teeld^er ftci^ Don bem reb-
Ik^ na4 SEBal^^eit firebenben SJlanne f^mpatl^if d^
berii^ fanb. S)ie k)om aRinifier Sorb 3o]^n ätuffeD
ber anglicanif d^lKrd^e auf gegmungene Ernennung
bei in feiner Sled^tglöubigfeit fe|r Derbad^tigen
Dr. fkräipben }um 99ifd^of ))on ^ereforb l^atte
nrnming in feinem 93efenntni| f d^on teanf enb ge«
ni^ 918 ober ber gel^eime Sftatl^ (the Crown
Conneil) 1850 audfprad^, ber Sifd^of t)on Steter
fei nid^ befugt, bem ^biger SomeliuS ®or|am
bie (Sdangung einer Ißfrünbe au8 bem @runbe gu
MiDcigem, ocil er bie aCßiebergeburt im Stauff acra«
«Ol I&tgnete, rid^tete 9Ranning an ben 93if d^of k)on
(B^i^er fein berül^mted €d^reiben „über bie 3u-
nSMction ber Arone in ber SerufungSinflan}".
^ ecfd^eint er als <£ontrm)erfift erflen 9tange8,
bei im Slone unerfd^ütterlid^ Sid^erl^eit bemeiSt,
bi| ber 9ef d^lul bed gel^imen Statins bad göttlid^e
Int ber ihrd^ als pvitmn ber Seigre. ))erle|t unb
dn Se^ ber Offenbarung auf bie @tuf e menf d^-
fiäin %n^dft l^rabgebrüdtt l^abe. 3m iBerein mit
tum (Bei^id^ unb Soien erlief ünanning eine
fnerlid^ S^noal^ng nriber bie @en)att ber Jhone
in 6ad^ ber Sel^ unb ßird^engud^t. 92ad^bem
n otf einet Serfammlung ber ®eifUid^feit feines
li^iUaconotfprengelS, bereu Berufung i^m ouf-
iqiDmigen ttorben^ feine bem $ap|t unb ber Sr-
n^tmig ber fotl^olifd^ ^ierard^ie günftige Sn»
V/t iDü)a oBe übrigen Stimmen funbgegeben,
b|^ er {um l^öd^fien am|fallen feines Sifd^ofS
A gei^id^ Semter nieber imb lebte k)orber]^anb
is^iniifgegogenl^t unb ®ebet gu Sonbon. @o
(QMrb er fid^ bie ®nabe ber SonDerfion. 3n ®e«
iKinfd^ mit bem berül^mten Slboocaten (Queen's
Cooncnllor) 3. 91. ^ope-Scott mürbe 3J2anning
•B $afftonSfonntag ben 6. Spril 1851 burd^ ben
ätfniten SomeS SrotenbiO gu Sonbon in bie fa»
^olifd^JKrd^ aufgenommen. 93alb barauf f d^rieb
er: .SineS mei| i^, ba| id^ je^t fel^e, mäl^renb
tSl fru^ blinb nKtr."
Son txbifd^ 9anben befreit, empfing 9Jlan>
mig bie ^igen SBei^en, ol^ne jebod^ Dorberl^anb
eittfeßeSflmt gu übemel^men. dagegen toxttit er
Vit glü^enbem Sifer als lBeid^tt)ater unb $rebtger.
iafteiod)entlid^eS ^luffel^ erregten bie 1852 gu
Sonfi^tDotl gesottenen k)ier Vorträge (Lectures)
über bie ®runbe beS ®laubenS (The Grounds
of FaithX ^W ^^ S^ormal> ober StuctoritötS»
priRciii ber htfj^li]äfta JKrd^ ftegreid^ barlegten.
S)ie näd^ften Saläre brad^te er auf bef onbem Sßunfd^
IßtuS' IX. abmed^felnb in ber Academia eccle-
siastica gu Slom unb in Sonbon gu. 3m 3a]^re
1854 ttjarb ÜRanning burd^ IßiuS IX. mit ber
tl^eologifd^en Soctormürbe gef^müdtt, unb nun
xoanhtt er ftd^ mit nod^ größerem Sifer ben @tu-
bien gu, nomentlid^ ber neuem Ihrd^en- unb Son-
ciliengefd^id^te, in teeld^er i^n bie ©eftalt beS
1^1. ffarl 93orromöuS fepte. 92ad^ einem Sefuc^
in SRailanb grünbete er 1856 bie Kongregation
ber Oblaten Dom 1^1. ffarl, bereu Statuten $iuS IX.
burd^ 93ret)e Dom 26. 3uni 1857 genel^migte (Gon-
stitut. 42). ^uf ®runb berfelben entftanben 1857
gu 99ai^Sh)ater in Slieft-Sonbon fflofter, Jhrd^e unb
@d^ulen für Elementar- unb mittlem Unterrid^t.
^ier tt)ir!te ÜRanning Don 1857 bis gu feiner Se«
mfung gum Srgbif(|of 1865^ raftloS ber @eel«
forge, bem Ißrebigtamt unb ben @tubien l^in*
gegebm. SBegen feiner @elbftlofigfeit, l^ol^en fttt*
U^en SBürbe unb t$fr5mmig!eit Don allen ftlaffm
mit befonberem Vertrauen beel^rt, ^at er Saufenbm
Don @eelm burd^ Sinfül^rung in bie lat^olifd^
ftird^e ben t^frieben beS ^ergmS miebergegeben.
SllS f ofibare gfmd^t feines ^rebigteif erS liegm brei
Sönbe ffangelreben Dor, bie, in Sonbon, 9lom unb
^ariS gel^altm, guf olge ber au^erorbentlid^en fflar-
l^eit unb Srl^abenl^eit ber ®ebanfen, ber gefunben
Sinologie, ber meifierl^aften Serüdffid^tigung ber
mobemen Sebürfniffe unb beS clafftfd^ Stiles
gerabegu (Spoä^t mad^tm. ÜJtit befonberer SBor*
liebe bel^anbelte er barin bie gro^m ^eiligm unb
Seigrer ber JKrd^ feit bem Sribmtinum. Sie
tt)iber aOeS göttlid^e unb menfd^lid^e Siedet 1859
erfolgte ^Beraubung beS l^eiligm SJaterS Deran«
la^te ÜRanning gu iBortrögen, auS meldten bie
@d^ri^ „SHe meUlid^e 9Jla(|t beS SteODertreterS
^^rifti'' l^erDorging, bie Dom gefd^d^tSpl^ilofopl^i«
fd^m @tanbpunfte auS il^reS ®leic!^en nid^t 1^.
3n biefe 3^t fallen aud^ feine Sieben auf bm brei
erßen IßroDingialf^noben Don SBeftminfter, ber
mad^tDoDe offene 93rief an bm gel^eimen Statl^
SarbmeS über ®aribalbi'S Sefu^ in Snglanb
unb ber f^mpatl^ifd^ 9lad^mf an P. ^ber. Sor-
binal SBifeman eierte äJlanning bereits 1857 burd^
Smennung gum 2)omprop{t, ttiö^rmb $iuS IX.
i^m bm Slang eines ^rotonotarS Derliel^. ÜRan«
ningS Seid^enrebe auf SBifeman unb ber il^m in
ber Dublin Beylew gemibmete 9lad^mf tt)irfm
ergreifenb auf bm Sefer. S)ie nad^ bem Ableben
SBifemanS (15. gebmar 1865) bem ^ft Dom
2)omcapiteI Dorgelegte Sanbibatmlifte Dermarf
fßiuS IX. unb berief , aUm auf gemanbten Sin-
Püffen entgegm, aßanning gum St^bifd^of Don
SBeftminfter (Menth LXXIV, 164). «m 8. 3uni
1865 empfing er burd^ 93ifd^of UHot^jome Don
Sirmingl^am in Sonbon bie Confeaation. ?IIS
^Programm beS neum Srgbifd^ofS lann man bie
balb nad^^er Deröffentlid^te Sd^rift „3)ie geitlidje
©enbung beS l^eiligen ®eifteS, ober SSemunft uiti)
Offenbamng" begeid^nm. ©eltm ift bie S3ebeu-
tung ber j^ird^e als unfel^lbarer Sel^rmeifterin ber
623
SWanning.
624
!'
SBal^rl^cit gcgcnüBer jcttgcnöjftf(]^cn Srrt^ümem
0 trcffcnb bar gelegt toorben xoxt l^ier. 3m SSer»
olg biefer ©ebanfen erfd^ien 1868 baS SBer!
„©nglanb unb Sl^riftentl^um" mit ben gffa^S über
,,S)ie Jhone unb ber ©el^eime Statl^ über bie
Essays and Reviews", einem Srief an ^ufe?
über Da§ ilBirfen beS l^eiligen @ei{ied in ber (nid^t
burci^ bie) angUcanifd^cn ffird^e unb ein Hirten-
brief über bie Bereinigung ber d^riftlid^en IBefennt«
niff e. ®te Sll^eorie öon ben brei Steigen ber einen
Äird^e mirb in umfaffenber ©elel^rfamfeit miber«
legt unb bie Sinjigfeit unb Unfe^Ibarfett ber fa-
tl^oßfd^en IHr^e, inSbefonbere bie beS ^opfted,
vorgetragen. S)ie Dielfad^e IBerül^rung mit ben
armen, aber tiefgläubigen 3ren feines ©prengelS
erfünte SRanning mit ber innigften Semunberung
für biefeS l^rtgeprüfte 9SoH unb öeranla^te bie
Sbfaffung eines ^Briefes an ßarl @xtt) (Miscellan.
I, 211—257), meld^er ben gro|ortigften SKonu-
menten mobemer Ihrd^engefd^id^te beigugöl^Ien ift.
S)ie eben genannten SBerle l^atten SJlanning
feine ©teSung auf bem k)aticanif(|en Soncil fd^on
Dorgejeid^net. SBon ber Sentenarf eier beS % $etru8
im 3uni 1867 l^eimgefel^rt, erlief er am 8. ©ep-
tembet ein ^irtenfd^reiben, toeld^eS ben alten unb
neuen (Sallicanidmud gu fßaaren trieb. S)en nöm-
lid^en ©egenftanb bel^anbett ber im Sngefid^t beS
ConcilS am 8. Däober 1869 erlaffene Wirten«
Brief, meld^er bie pö))ftlid^e Unfel^Ibarfeit nament*
lid^ burd^ 3^8niff^ ctu§ ber engUfd^en JKrd^en*
gefd^id^te belegt unb ben fünftlid^ l^orgerufenen
Befürd^tungen über bie Sl^ötigleit beS SoncilS
mit !D2anne8mut]^ entgegentritt (Coli. Lac. YII,
1275; Manning, Petri Priv. H, 73). «uf bem
Soncil toax SRanning äJlitglieb ber 2)eputation
für ©laubenSfad^en, toiberlegte am 28. 9Rör} unb
25. aWai 1870 bie gegen bie ^©d^emata" über
ben ©kuben unb bie Jnrd^e erl^obenen Sinmdnbe,
brad^te am 3. 3uli eine neue gformel für bie Sr>
«örung ber Snfaffibilität ein (CoU. Lac. VH,
1701), tool^nte ben Dier bffentlid^en ©i^ungen bei
unb fKmmte am 18. 3uU 1870 für bie Unfel^I-
barfeit (CoU. Lac. VH, 490. 1750). !«ad^ ber
Shtdtfel^r in bie ^etmat erlöuterte er in einer be«
fonbem ©d^rift in tJform eines ßirtenbriefeS bie
S)ecrete beS SoncilS unb gab biefe brei ^ftoral-
f d^reiben unter bem Zitel Petri Privilegium l^er«
aus. Sieberbolt befud^te er 9lom, fo bei ber Er-
nennung )um Sarbinal burd^ $iuS IX. am 1 5. ÜRör}
1875, bei berSl^eilnal^me am ßondaöe, auS toel»
d^em Seo Xm. am 20. gfebruar 1878 als fßapf)
]&ert)orging, fomie bei ben SBerbanblungen ^um @r-
lai ber 93ulle Romanos Pontifices Dom 7. 9Jlai
1881, meldte bie ©ejiebungen ber SBelt- unb Dr-
benSgeiftlid^en in Snglanb regelte. SBöl^renb beS
fird^enpolitifd^en ©treiteS in $reu^en ermarb fid^
SRamting burd^ bie mit feiner 93tUigung oom ^er-
Sog öon 5RorfoH t»eranftalteten $rote|h)erfamm«
lungen, burd^ f^mpat^ifd^e ©d^reiben an bie beut-
f d^en Sif d^öf e, burd^ Slufnal^me Verbannter beutfd^er
$rieper, fomie burd^ 9luf!Iärung ber öffentlid^en
SJleinung in (Snglanb um bie ftird^e gro|e Ser»
bienfte. ®em Singriffe ©labftone'S auf bie Untere
t^anentreue ber englifd^en ftatl^olifen fe|te er 1875
eine bogmatifd^-canoniftifd^ glöngenbeSmneberung
entgegen.
aiS Dberl^irt feiner S)iöcefe rid^tete ÜRanning
fein Säemül^en namentlid^ auf bie SBerme^runa unb
äiuSbilbung ber ©eiftlid^feit SBal^renb feiner
SlmtSfü^rung ftieg il^re 3a^I Don 210 auf 350.
^eilfame S)ecrete für ganj Snglanb erlief er auf
bem 1873 in ©t. Sbrnunb^S SoSeg abgehaltenen
$rot)inpIconcU, mäl^renb er baS Sbeal eines ißrie-
fterS in ber ©d^rift „©aS emtgcfßrieftertl^um* fie-
berte. SDie S^\)i ber SDBaifenbaufer flieg unter i^
Don 2 auf 9. ^ier unb in ben brei Snbufhrial-
f d^ulen unb elf Slrmenfd^ulen empfangen 3204 fttn-
ber fatboUfd^e Sr)ie|ung. 3n ben ©d^ulen ber
Slrbeits|öufer befinben ftd^ 2253 Ainber, beren
@emiffenSfreibeit SQßifeman unb SJlanning im Un«
terl^aufe erfömpft l^aben. 3n ©d^rift intb äBort
ift ber le^tere unermübßd^ für bie confefftoneOe
Slementarfd^ule eingetreten unb l^at biefelbe ber»
art erweitert, ba| gegenüber 11 145 Jhnbem beS
Sal^reS 1865 l^eute 22 580 ßinber fatl^oHfd^ (Sac
Stellung empfangen. Siuf bem ©ebiete beS f^ilf^tm
Unterrid^tS botte ber Sarbinal mentger ®Iüdf, in-
bem baS 1874 in Sonbon enid^tete fat^olifdjie
UnioerfitötScoUeg nad^ menigen Sabren einging.
S)agegen fd^uf er ein S)i5cefanfeminar unb ein
Sel^rerfeminar unb ton^tt burd^ Srrid^tung einer
fogen. Academia ecclesiastica, an meldtet @eifl-
ii^e unb Saien fid^ betl^eiUgten unb beren gel^e
Slbl^anblungen ber Sarbinal betauSgab, ben ©inn
für miffenfd^aftlid^e 93eftrebungen gu unterbaltou
(Er felbft blieb bis aulejt »iffenf^aftliÄ t^ätig,
nrie feine „3nnere ©enbung beS beüigen ®ei^eS*,
bie bogmatifd^-aScetifd^e ©d^rift über ^2)ie ^err»
lid^feiten beS b^^^^d^ p^^^^^** ' ^^^ geif&oUe
©d^rift über bie Unabi^öngigfeit beS l^Ugen
©tul^IeS, bie fur}e 2)arlegung ber SntmidRung
beS Daticanif d^en SoncilS, fomie jal^Ireid^e Sluffdte
\n latl^olifd^en unb au^erürd^Iid^en 3citf(^riftoi
ber alten unb neuen Sßelt bemeifen. 2)iefe festeren
fmb in ben Miscellanies gefammelt unb betreffen
bie confefftoneSe ©d^ule, baS Safter ber Xrun^n-
beit, meld^eS ber g^arbinal burd^ fein eigenes S^i«
foiel DoOftönbiger Sntl^altung oom @enu| geifKger
©etrönf e unb burd^ ©tiftung ber JheugeSliga and^
praftifd^ befömpf te, femer bie 93ebeutung beS SibeS
unb beS 9{aturred^tS unb bie fociale gfrage. ©eüft
ber Slrmut oerlobt unb ein möd^tiger ©d^ü|er ber
9lrmen, gewann er burd^ feine ebenfo fraftige toie
auSbauembe SSermittlung im meltberübmten S(uS-
ftanb ber Sonboner 2)oäarbeiter um ©efeOfc^ft
unb ©taat ftd^ 1890 unflerblidbe ißerbienfie. 3n
ber %f)toxxt ging er burd^ bie gorberung fd^-
lid^er unb nad^ einer Steige oon Sabren gu reoi-
birenber ißertröge gmifd^en SIrbeitgeber unb 9lr«
better bis an bie ©renge beS ^9i5gH(|en. Sßöbrenb
er bann fid& ftreng innerbalb ber ©renjen feines
SImteS bi^It unb bie Sort^eile ber Serfaffung }u
625
aWanriquc — aWonfi.
626
6itnpm ber Itxxä^ tDcife Benu^te, unterl^ielt er gu
oBoi (»olüifd^ ^orteten freunbUd^e SSegie^ungen.
9m Smtn mit feinen ^mt§brübem überreid^te er
1887 ber ftönigin-ftaifertn ißictoria jum 50j[ö]^-
rigen StegierungSjubildum eine S)anfQbrene. 3r-
kmb ^ IRamiing ald Sifd^of nie betreten. Siber
Ins $rälat bürfte bie 3ren berort rid^tig gemür«
Mgt mb ttxmn Dertl^eibigt l^ben, toxt SJtanning
iB ben atebcn über @t. ^trid unb in ben fhiQtS«
iitoi)(^ Sriefen an ^rl ©re^ unb ben Srg-
Mf^of k)on Vrmagl^ (Sermons on Eccl. Subj. I,
249; Miscellan. I, 211. 361). ftein SBunber,
MB oHe @tönbe ber ©efeOfd^aft in Snglonb unb
bie ongefel^enften 99ifd^5fe englifd^er 3unge in ollen
Beltt^eilen bim Sarbinal ^ur freier beS 25iö]^rigen
8if4ofSju6iIäumS 1890 begludmänfd^ten. S)en
San! ber beutf d^n ff atl^olifen für bie ber beutf (^en
fieifllid^feit fan fird^olitifd^en Streite em)iefe-
n SBo^lti^ten l^t tl^m CErgbifd^of ftremen^ Don
tUa in einem toarm empfunbenen 99riefe auS*
ttbriidt €ett einem 3o^re fr&nflid^, erlog ber
tacbinal nad^ anbdd^tigem Smpfong ber l^eiligen
6acmmente unb feierliqem Sefenntni| beS fot^o«
fijfifm QloubcnS in ©egenmort feined ^omcopitelS
nlec fordDO^renben Stoßgebeten einer tädifd^en
ImiZ^ am SonnerStog ben 14. 3onuor 1892
m {ehttr SBol^mmg p Sonbon unb f onb ouf bem
ffn^f jtt ffenfal ®reen feine ätul^eftötte. 3m 9ln«
tadm beS englifd^ Solfed unb auf ben ^Blättern
bernmem IKrd^gefd^id^te ift ber 9lome SJlonntng
nonlßfd^Iid^ eingejeid^net Sr l^ot bie englifd^en
tattoISen i^iren !Dlitbürgem im öffentltd^en Seben
bei Kation eboAiirtig gemod^t — Siterotur.
IRommigS Sßerfe: Sermons, 4 vols., Oxford
1842—1850 ; Sermons preached before the
UniTersity of Oxford 1 844 ; The ünity of the
Cbrch, 2. ed. 1845 ; The Orounds of Faith,
km LectoreSy 8. ed. Lond. 1890 ; Sermons
«EedesiasticalSubjects, 3 vols., 2. ed. Lond.
1870; MiscellanieB, 3 vols., Lond. 1877 to
1888; En^and and Ghristendom, Lond. 1867 ;
The Temporal Power of the Yicar of Jesus
Christ^ 3. ed. Lond. 1880 ; The Lidependence
<tf the Holy See, 2. ed. Lond. 1877; Petri
Airil^nmy three Pastoral Letters, Lond.
1871; The fourfold Sovereignty of God, 3. ed.
Lond. 1891 ; The fonr great Evils of the Day,
5. ei Lond. 1891 ; The tme Story of the Ya-
tiaui Conncfl, 2. ed. Lond. 1877 ; The Tem-
poral Mission of the Holy Ghost, or Reason
od Bevelation, 2. ed. Lond. 1866 ; The Li-
tflmal Mission of the Holy Ghost, Lond. 1875 ;
Tlie Vatiean Decrees in Üieir Bearing on Civil
ADegiance, Lond. 1875 ; The Glorios of the
SicredHeart, Lond. 1876 ; The Etemal Priest-
kood, Lond. 1884; Beligio Yiatoris, 3. ed.
Lood. 1888; The Office of the Church in
Ugliar Galholic Edncation, Lond. 1885; Na-
tioial Edneation, Lond. 1889; Confidence in
6ody 3. ed. 8. a. Lond. ; The Love of Jesus
toPeidleDts, a. a. Lond.; The Blessed Sacra-
ment the Centre of immutable Truth, Lond.
1885 ; The Office of the Holy Ghost under
the Gospel, s. a. Lond. (9Sgl W. S. Lilly, Cha-
racteristics political, philosophical and reli-
gious from the Writings of H. E. Manning,
Cardinal- Archbishop of Westminster, Lon-
don 1885; % »eaeS^eim, im ffot^olif 1892, 1,
193 ff.) [93enc§]^cim.]
^tawAqae^ SngeluS, geleierter Siftercienf er,
geboren )u Surgod in Spanien um baS ^af)x
1577, toar eine Sierbc ber Unioerfttät ^u Sola«
manca. 6r erflärte bafclbft juerft ©cohiS, bann
ben 1^1. Zl^omoS unb beftieg ^ule^t bie el^renboUfte
tl^eologifd^e Satl^eber. @oI$en Stuf geno| er, ba|
er atlas salmanticensis academiae genannt
würbe (ogl. SBemer, S)er 1^1. Sl^omoS ü. ^q. in,
141). SJnucrl^ott beS DrbenS beHeibete er toid^'
tige Slemter, xoax aud^ beffen Oberer für ganj
©panicn. ^l^ilip}) IV. ernannte il^n jum §of-
prebiger unb bann sum SSifd^of bon Sobajo^
(1645); bod^ nur wenige ^ol^re leitete er biefe
JKrd^e, inbem er fd^on 1649 [tarb. Um ben Or-
ben erwarb er fid^ gro^e SSerbicnfte burd^ feine
Cisterciensium annalium a condito Cistercio
tomi lY, Lugd. 1642—1659 (oud^ beutfd^ )u
«ugSburg 1739—1742 in 2 93bn.), bie, wenn
au^ nid^t fritifd^, bod^ fel^r gefd^ö^t unb gefud^t
fmb (ügl $iniu8 in Act SS. XXXYIH, 231,
Paris. 1867). ©eine übrigen SSBerfe, in fponi«
fd&er ©prod^e gefd^eben, finb tl^eilS ^rebigten,
tl^eifö aScetif d^e Sibl^anblungen unb finben ftd^ Der-
^eid^net bei de Yisch, Biblioth. scripi s. Ord.
Cisterc.y unb N. Antonio, Bibl. hispana nova
I, 90. [§urter S. J.]
SB^tift, äol^onn 2)ominicu8, Sr^btfd^of
))on fiucco, ftommte au8 einer fßotricterfamiUe oon
Succo unb würbe bofelbft am 16. Sfebruor 1692
geboren. Obgleid^ ber ältefte ©ol^n, Wibmete er
ftd^ bod^ bem geiftlid^en ©taube, trat in bie @^on«
gregation ber Glerici reguläres Matris Dei (ge«
ftiftet gu Succa oon 3ol^. Seonarbt 1583), lehrte
mel^rere Solare long ^u 9lea^el bie Zl^eologie,
würbe bann bon bem ßt^bifd^of oon Succa, gfabiuS
SoHorebo, }uräd(berufen unb )u feinem Zl^eologen
ernannt. Um feine ftenntniffe gu bereid^em, mit
berül^mten ©ete^rten SBerbinbungen angufnäpfen
unb gro^e Sibliotl^efen gu benu^en, bereiste er
Italien, 2)eutf d^Ianb unb gfronlreid^ unb grünbete
fobonn in Succa eine Slfabemie, weld^e ftd^ fpecieD
mit JKrd^engefd^id^teunbSiturgie befd^aftigen follte;
er felbft aber erwarb ftd^ burd^ feine geleierten SBerfe
balb fold^en Shtl^m, ba^ il^n $apft SlemenS XIIL
im 3. 1765 jum Crjbifd^of öon Succa erl^ob unb
il^m nod^ anbere Sl^ren bejeigte. S)ode SJlanfi
ftarb fd^on nad^ üier Solaren, am 27. ©e<)tember
1769, in einem 9lUer öon 77 Solaren. — ©eine
literarifd^en arbeiten fmb fel^r ^oJ^Ireid^ unb üon
breierlei f)auptarten : Ueberfe^ungen, neue 3lu§-
gaben älterer SBerfe unb eigene arbeiten, ©o
überfe^te er baS gro^e biblifc^e Sei^ifon bon SoI«
met (f. b. %xt,) unb beffen boluminöfen kommen»
627 Mansionarii — Mansus. 628
tat über bie 93iBeI fammt 2)iffertQttotten au3 betn h)iebergab. fßan S§pen (Gomment. in can. et
8franjörtfd&enin'82ateimfd^c,Succa 1730—1 738. decr. etc., Colon. Agripp. 1755, 234 sq.; ügJL
3la^ SSoHcnbung btefer 3lrbcit bcforgte er öon auci^Bevereg.Synodiconl, 112. n,108annoi)
1738— 1759 bie trefflid^e, 38 gfoIbbänbefüSenbe t^erftel^t unter ^oramonariuS ober aRonftonoriitS
neue Ausgabe ber Slnnden be§ 93aroniu§, mit ber einen IBenoalter ber JKrd^engüter; nad^ Suicec
fjottfe^ung bed SiapnalbuS unb ber JTrittf beS (Thesaur. e patribus graecis s. h. ▼.) bogegen
$agt. Se^tere fe^te er an ieber besüglid^en @telle l^atte er bie ^fiid^t, in ber thrd^e }u bleiben, biS
unter ben Ze^ unb fügte au^erbem nod^ einige Wit l^inauSgegangen »aren, unb fie bann jn tMXß
yioitn unb einen Apparatus l^ingu. Singer» fd^Ue|en, ebenfo bie Sampm auSjuIöf d^en unb s«s
bem beforgte er neue, burci^ 92oten :c. Dermelrte redeten S^xt »ieber ansugünben. Sr l^atte fomit
ausgaben a. ber Historia eccles. Don 9lata(iS n)ie £)efele (Sonc.-®efd^. II, 507) bemerlt, einige
aiesanber (f. b. «rt.) in 9 Qfoliobänben; b. ber ©ejd^äfte beS alten OftiariuS. SBieber^oIt wirb
Hist. eccL ©raöefonS (f. b. Slrt.) ; c. ber Sll^o» ber aWanfionariuS in biejer Sebeutung enoäl^nt in
mafftn'fd^en Nova et vetus eccl. disciplina; bem unter Ißatriard^ SJlennad (536 — 552) m
d. ber SJloraltl^eoIogie bon Sieiffenftuel unb iat)* S^onftanünopel abgehaltenen Soncil, unb ebnqo
mann (f. b. %rtt.) ; e. be§ ÜRart^roIogiumd Don Dom l^eiligen ^apft ®regor bem ®ro|en. Se|te-
^ieron^muS; f. ber Miscellanea Don SalugiuS; rer erjäl^It Don 6!onftantiu8, 9Ranftonariu8 an bo
g. ber Bibliotheca mediae et infimae latinita- JMtd^e beS % Stepl^anuS, ba| berfelbe auS 9Rttn«
tis Don fJabriciuS, Patav. 1754, 'Flor. 1858; gel anOel bieSampe mitSßaffer gefüOt unb bie-
h. ber Orationes politicae et ecclesiasticae fe§ fogleid^ gebrannt l^abe mie fonft (Dialog. 1, 5;
Pü n. u. % am Derbienftlid^ften aber mar feine Dgl. aud^ 3, 24. 25; Ep. 4, 30); in DiaL 3, 25
93eforgung ber größten unb an Urfunben reid^- nennt er ben ^Jlanfionariud SbunbiuS gerabqn
ftenSondlienfammlung: Sacrorumconciliorum custos ecclesiae. (SSgl. Thomassin, Yet ei
nova et amplissima coUectio, Flor. 1759 sqq., nov. eccl. discipl. I, 2, c. 103, n. 15.) @))&tec
moDon 31 ^oUobönbe erfd^ienen. Seiber rei(|en tt)urbenbannbie@^]^orDicare6eneficiariietMan*
biefe nur bis gur SRitte beS 15. ^al^rl^nbertS (ein eionarii genannt, fo in tit 6, c. 25 bed Cone»
paar Socumente ausgenommen), »öl^renb bie §ar* Aquense 1585 „nad^ itaUenifd^er Sitte", tote
bouin'fd^ Sammlung in 12 SfoUanten bis in ben Zl^omafftn fagt (1. c. I, 3, c. 70, n. 11), m(l^
Einfang beS 18. Sal^rl^unbertS gel^t. 9lud^ ift bie renb ein me^tcanifd^eS Sondl Don bemfelben 3al^
Sorrectur bei ber SRanfi'f d^en Ausgabe nid^t immer fte Portionarii unb Semiportionarii, nad^ @ttte
brgföltig gemefen. ©leid^fam einen Sorlöuf er bie« ber fpanifd^en ihrd^en, nenne. (9)gl. ben Vtt
er großen Sonciltenf ammlung bilbeten bie 6 SfoHo- Mansus.) [9lel^]
)&nbe Supplemente )u ben frttl^eren Sammlungen, Mansionaticiuii, f. %6gaben.
1748 — 1752. ^u^erbem f^rieb ÜRanft einen Mansus mar im frönfif^en Steid^ unter ben
Tractatus de casibus et excommunicationibus Karolingern berfenige Zl^etl beS ©runbbefl^ einer
episcopis reservatis, Luc. 1724; bie Sd^rift Ißfarrfird^e, tt)eld^ Don alen Saften unb 9%gd6(nt
De epochis conciliorum Sardicensis et Sir- frei bleiben mu|te (Gapp. Beg. Franc. 1, 85;
miensium, 1746, wogegen ÜRamad^i (f. b. 9lrt.) c. 24, G. xxm, q. 8). Ueber bie et^mologt^
mit ^f tigfeit auftrat ; eine Epitome doctrinae Slbleitung beS SEßorteS mansus i{t man nid^t einig,
moralis ex operibus Benedicti XIV. deprom- Q^id^l^om (St(ä)t IBerf. 152) leitet baSfelbe Don
ptae, Yenet. 1770; enblid^ eine ^bl^anblung De manere, Rubere, mie ^Birnbaum (Sie red^tlid^
insigni codice Caroli Magni aetate scripto 3lat\xx ber S^^titen 174, 9lnm. 73), Don mann-
et in bibliotheca majoris ecclesiae Lucen- missio ab. ^ebenfalls bebeutet äJlanfuS ein ®runb"
sis servato. SKel^rere ^interlaffene SDlanufcripte ftüdf, tt)omit ein greigelaffener für fid^ unb feine
SRanR'S blieben ungebrudtt. Sine SebenSbefd^rei» 9lad^fommen nod^ in einem gemiffen Serbanbe
bung biefeS geleierten ^rölaten lieferte Zatta, Com- (^örigfeit) mit bem $atrone ftanb. Sal^ lautete
ment. de vita et scriptis J. D. Mansi etc., bie Formel einer folgen unDoOfommenen ^reUof«
Venetüs 1772. (iBgl. nod^ bie Sorreben )um fung: Gumpeculiosuomaneatsubpatrocinio,
xlx. IBanb ber Soncilienfammlung unb gur 6i- mftl^renb eS bei ber DoSfommenen gfreilaffung f^i^:
bliotheca latina.) [D. ^efele.] Peculiare, in quo ante laboravit, cessum in
Mansionarii l^eilen an ben italieni|^en S)om* perpetuum habeat (Formul. Sirmond. 1 2). Unb
fird^en Dielfad^ bie S)ompräbenbare ober Sl^or- gan^ in ber 93ebeutung obiger ^ormel fagt baS
Dicare. ^ier unb ba »urben aud^ bie Canonici Dierte Soncil Don ^olebo 633 in c. 69 (f. o. 8,
residentes bamit bejeid^net, tt)eil fte ftetS an il^rer X 3, 13) Don @etftlid^en, meldte einer iKrd^
JKrd^e meilen muffen (Ducange, Glossar. s.h.Y.). Sd^enfungen ober 93ermöd^tniffe gumenbeten: Li-
S)iefe 93e}eid^nung finbet ftd^ fd^on im can. 2 ber ceat üs aliquos de famiUa ejusdem ecclesiae
S^nobe Don Sl^alcebon (451), in toield^em unter manumittere, ita ut cum peculio et posteri-
htn Jhrd^enbienem aud^ ber irpo(7(jLovapioc, ober täte sua sub patrocinio ecclesiae maneani
iia^ anberen SeSarten ber Tcapajiovaptoc, auf« Sold^e porige nannte man iDlanfionarii. ffiem«
gejöl^lt ttJirb, »cld^cn ©ion^ftuS 6^guu8 unb nad^ nad^ begriff ein SKanfuS ungefäl^r f o Diel 2aiA,
i^m @ratian (c. 8, C. I, q. 1) mit mansionarius als gemöl^nlid^ ein 3)lanftonariuS (etma unfer
629
ajlautua.
630
iRenuütIer,@ölbiier)bet0irtl^fd^tt^te. Unter ienem
{teurfrdenSRaiifttS (mansus integer) loaren aber
»(^ fold^ ®ruitb{tüde begriffen, meldte bte frän«
^fynStbm%t f elbfl auSbefonberer SRunificens einer
Kxdft gefc^mlt litten unb meldte o^nel^in reget*
afi^g DöIIig freies Sigentl^um ber ftird^e nmren
(Gonc. AureL I, a. 511, c. 5). [^emtaneber.]
SIbivtaii, 1. Stabt unb IBiStl^unt in
Cberitolien. Sie fel^r alte @tabt ÜRantua,
lümtoTa la Oloriosa, in fumpfiger Umgebung
an SRincio, 17 ÜReilen t)on ÜRaitanb unb ebenfo
Mit tMm Senebig, l^t l^eute 30000 (Sinhiol^ner,
mtcr xot\^ 10 000 Suben ftnb, eine f d^öne Sa*
l^ale @. $ietro, unter beren ^od^Itar ber Setb
k§ ^ «nfelm öon Succa (f. b.«rt.) rul^t, 18 ißforr*
fin^im mit mtrfmürbigen ©rabntälem unb Dielen
famfhucifai, namentlid^ Don @iuIio 3tomano,
\ßxd\S^ ^Ififte, ein S^eum, Scuole pubbliche
(fi%r Unioerfttöt, gefUftet 1625 oon ^ergog
Sobinanb, ber befonberd ben 2)eutfd^en gro^e
^riinkgien Derliel^X n^it öffentlid^er Sibliotl^ef t)on
tt^qu 100 000 Sönben unb 1000 ^anbfd^riften,
pA (B^rnnafien. eine (trirgilianif^e) ^fabemie
Wi fd^Snen Stürmt, ein großes ftran!en]^au§ (feit
1499) mit 3nenanftaU unb gfinbel^ouS (für 350
Sinbltnge jiöl^did^), gmei SEBaifenl^aufer, ein ätt»
BofmfHft, eine Srbeitd« unb Serforgungdanftalt
(feit 1819), ein tfiraelitifd^eS Suflud^tS- unb Slr-
WtS^anS im ®^o u. f. tt). 9m SBeften beS obem
€ecS oon SOtontua — bie @tabt ift nomlid^ oom
jecortig au^ebreiteten ÜRindo umfloffen, ber in
ba Lago inferiore, superiore unb di mezzo
cnget^t mirb — ift bie berül^mte, 1899 ent-
N)ciie SBoOfa^rtSfird^ ÜJlabonna belle ©ra^ie,
nter ber grd^ten ÜRorien-SBatlfal^rtdorte Staliend,
M(in iffi^did^ 80000—100000 fßilger avi§ ber
giqen Smnbarbet pilgern. äJlontua, eine ®rün-
kng ber CtruSler, nxir unter ben Römern ein Oor«
gi4er€i|_beräBiffenfd^ft; in feiner m^t, su
cd, ie|t $ieroIa, mar bie ^eimat beg 2)id^ter8
ÜigiliuS. 2>te @tabt bie fpöter jum Ssard^at
Sooemui gel^örte, mürbe gur S^xt ber iBölferman-
bomg oon ben ^unnen unter Sittila unb oon ben
iongobarben unter Wboin erobert. Sonftarlbem
6ro|^mnrbe9Rantuabefeftigt. Smll.äal^rl^un-
kot Iinn e8 in ben 93eft| ber t!^müie Sonoffa, unb
Ion 1115—1276 bilbete eS eine Stepublif. S)ar-
of fionb e8 unter ber ®emalt]^errf d^ft ber 99uona-
coqi, bid biefe gänslid^ oerbrdngt unb befeitigt
toniben burd^ Submig oon (Songaga, meld^er fid^
i&m lifrrfd^er aufmarf unb für ftd^ unb feine 9}ad^*
tamun ben Xitel eineS 9leid^oicard oon 9Rantua
tnna^ Sie f^it^tn guerft Sopitoni, feit ftaifer
6igifimmtb (1432) tDtard^ft unb jule^t, feit Stau
\a Staxl V. (1530), ^erjoge. Unter ber öen*
f^oft ber ®on)aga, bei meldten bie Siebe für ininft
mb Siffenf^ft erblid^ mar^ erreid^te ÜJiantua
fnnen ^fiini ^lanspunft, unb feine Sinmol^ner-
ja^nnul^auf 56000an. atlS^eraogg^erbinanbX.
00« IRontua im fpanifd^en grbfolgefrieg ftd^ üer-
Mten Iie|, ^rtei gegen ben ftaif er unb für iJfranf *
reid^ ju nel^men, mürbe er in bie SReid^Sad^t erftärt
unb fein Sanb oon faiferlid^en Sruppen in S3efi^
genommen (1707). ©eitbem blieb SRantua bei
Defterreid^, mit SluSnal^me beS 3eitraume8 oon
1797—1814, in melc^m ed einen ©eftanbtl^eU
ber ciSalpinifd^en Slepublü unb fpöter beS j^önig*
reid^§ Stauen bilbete. 3m 3. 1866 fam eö an
$iemont unb bamit an baS neugefd^affene j^önig«
reid^ 3talien.
92ad^ einer uralten Ueberlieferung foll Songinu§,
ber rbmifd^e ffrieger, meld^er bie @eite beS ®e«
Ireujigten mit ber Sanje burd^ftad^, baS Sid^t bed
Sl^riftentl^umd nad^ SJlantua gebrad^t l^aben unb
l^ier geftorben fein. Ucbcrbie| l^obe er oon ber 6rbe
oom Sialoarienberg , meldte mit bem 93Iute bed
grlbferS getränft morben, bortl^in gebrad^t; j[e|t
nod^ mirb biefe Srbe unter bem Flamen Prezio-
sissimo Sangue al§ größtes ^eiUgtl^um ber
©tobt in ber Äird^ ©. Slnbrea oufbemal^rt. Si«
fd^of §ft$ mürbe ÜRantua erft um 804 burd^ ^fl
Seo in., meld^er benfelben unter bie ^Jletropole
Slquileja ftettte; 1453 mürbe er ejemt, unb feit
1818 fte^t er unter ber 9KetropoIe 5KaiIanb. (Jrfter
Sifd^of mürbe ber SRömer ©regoriuS (804—813).
Unter bem jmeiten SSifd^of grfulf (813—827)
mürbe 827 baS erfte Soncil gu äJlantua gel^alten,
unb gmar in ©egenmart ^meier popfUid^en Segaten,
megen ©treitigfeiten gmifd^en ben äJtetropoIiten
oon ^quileia unb ®rabo. 9uf bie undd^tige S)ar'
fteUung bed ÜRasenäuS oon 9lquilej[a l^in mürbe
entfd^ieben, ba| er, mie in ben übrigen Sl^ilen
feined ©prengelS, fo aud^ in 3ftrien bie 93ifd^5fe
JU orbiniren l^abe (C^efele, gonc.»®efd^. IV, 50 f.).
3toei meitere SoncUien fanben 1053 unb 1064
in ÜRantua ftatt. ®a8 eine l^ielt $apft Seo IX. im
^bruar 1053 gur äBieberl^erfteUung ber IHrd^«
gud^t; megen ber renitenten Iombarbifd^93if(^fe
fonnte jebod^ bie bei Eröffnung bedfeffien beabfid^«
tigte Strenge nid^t burd^gefül^rt merben (C^fele
a. a. O. 763). ®ad 6:onciI oom 3a]^re 1064
ift „bie mid^tigfte unb eigentlid^ entfd^eibenbe 99e-
gebenl^eit in bem ©treit um ben päpftlid^ ©tul^I''
jmifd^en Sle^anber 11. unb bem @egenpapfl ^o*
noriud 11., inbem erfterer afö red^tmä^iger $ap{l
beftätigt mürbe (§efele a. a. 0. 859—871). Unter
Sifd^of SRartin ®raf €afatolbi (1252—1268)
ftiftete 3obcmne8 SonuS baS erfte ftlofter ber 9lu«
guftiner-Srcmiten in iDlantua. ®er feiige 3acobu8
aus ber eblen gamilie Senfatti, 0. S. D. (1304
bis 1332, aL 1320—1338), mürbe auf Ver-
langen ber Snantuaner oon $apft 3ol^nne3 XXTT.
auf biefen ©tul^I erhoben; er befriebigte aud^ bie
^ol^en Srmartungen, meldte 9Rantua oon feinem
^irtenamte liegte. 5Jom Ausgange beS 15. 3al^t-
l^unbertS an maren lange 3«it bie Sifd^öfe ober
SiStl^umSabminiftratoren faft fämmtlid^ au8 bem
Öaufe ®onjaga. 9lad& bem Sobe beS Sifd^of«
©regor Solbrino 0. S. D. (1566—1574) mott-
ten bie f^erjoge oon SJlantua, bie aud^ fonfl at§
faiferlid^e SafaHen oft millfürlid^ fd^atteten, bie
Ernennung für ben IBtfd^ofäftul^l il^rer ^auptfiabt
681
SDtantuQ.
63!
in 3lnfprud^ tiel^mcn, allein $apft ®rcgor XTTT.
toieS fic ab. 9lQd^ ^crgcnrötl^er (ffird^cngcfd^i(]^tc
n, 518) unterfd^ieo tnon bamafö in 9lom genau
brei 3lbftufungen: IßräfentationS-, 9lominationS«
unb ©iippKcationSred^t; ben metften Qfötftcn 3ta«
UenS mar nur le^tered }ugeftanben. 2)er t)orte^te
Sifci^of Don äJlantua toax $etru8 SRota, geb.
30. 3anuar 1805 gu Soneggio, atd Si{(i^of t)on
©uaftaDa pröconifirt 23. SWära 1855, nad^ 3Kan-
tua tranSferirt 27. Dctober 1871. ®iefer »al^r-
l^aft a^joflolifd^e 9Jlonn unb rul^möottc Sefenner-
bifd^of ttjurbe fd^on in ©uaftaOa 1859 burd^ einen
SSoKSauflauf öon feinem ©i|e öertrieben unb
mu|te at§ f^lüd^tling Dier DoQe Saläre feine Si5«
cefe ouS ber Qfeme regieren. Surüdfgefel^rt, fal^ er
ftd^ feines fßalafieS beraubt unb Derlei 1866 bem
Q^riSpi'f d^en ®efe|e, gentö^ »eld^em il^m abennalS
ein gejmungener Siufentl^alt ))on fed^S ÜRonaten in
Zurin angemiefen mürbe. 9(18 er nad^ SJlaniua
tranSferirt morben, mürben il^m bie ^emporalien
gefperrt. Sr Ue^ fid^ aber burd^ nid^td abl^atten,
mit SBort unb ©d^rift gegen bie Sebränger ber
JHrd|e gu Iöm))fen, namentlid^ aud^ in ber Don i^m
gegrünbeten Seitfd^rift ^S)ie fatl^olifd^e Qfol^ne".
©ein freimüt^igeS 3luftreten brad^te il^n 1874 auf
f ed^S Zage in ben ff erfer ; gugteid^ tourbe ba§ ©e-
ntinar gefd^Ioffen, in meld^em er biSl^er gemol^nt,
unb er verlegte nun feine 9lefiben) in baS fflofter
ber Jhanfenbrüber. Sßeil er ba§ ß^equatur ber
itaßenif d^en Stegierung auf feine SBeife }u erlangen
t>ermod^te, refignirte er unb 50g ftd^ nad^ SRom gu-
xüä, m il^n ber l^eilige Sater am 12. ÜRai 1879
5um Sitular-Q^bifd^of oon Sartl^ago promoDirte
unb )um SononicuS Don ©t. $eter im SSatican
ernannte. 918 fold^er mad^te er fid^ um bie ©rün*
bung ber „f atl^olifd^en fie^irgefeCfd^aft" in SRom fel^r
Derbient. S)er gegenmörtige 63. SBifd^of ift 3ofep]^
©arto, geboren in ber S)iöcefe Sreöifo am 2. 3uni
1835, präconiprt am 10. 5Roöember 1884. (gr l^at
in 153 Ißfaneien 254000 ©eeten unter fid^; fein
ßa^jitel j|al^It 2 ffiignitäten, 12 Canonifer unb
mel^rere Siciflaat, Ißriefter unb Slerifer. S)ad @^oI-
legiatpift ©t «nbreaS tourbe unter gJa})ft fßiuS IV.
Don bem ^ergog Don ®on}aga botirt. 3n ®on-
|aga, mit bem ©tammfd^Io|[e ber dergoge Don
aWantua, Diertl^lb 5KeiIen Don bief er ©tabt ifi ein
3Röbd^ener}ie]^ung8inftitut : in ©. IBenebetto toar
frül^er eine Senebictineraotei, eine ber reid^ften
unb präd^tigften StaKenS. 3fn bereu ftird^e tourbe
bie aus ber ©efd^id^te ©regorS VIL unb §ein-
rid^ IV. bef annte 2Kar!gräfin SWatl^übe nad^ il^rem
aSBunfd^e beigefe^t, Don too ^opft Urban Vm.
il^ren Scid^nam in bie ^eterSfird^e nad^ SRom über-
trogen Iie|. (95gl. J. B. Visi, Notizie storiche
della cittä e dello stato di Mantova, Mant.
1612, 2 tom.; S. A. Maffei, 611 annali di Man-
tova, Tort. 1675 ; H. Donesmondi, Dell' isto-
ria eccl. di Mantova 1723; A. Sordi, Cenni
biograf. della dignitä e dei Canonici della
Mant. Chiesa assonti all' episcopato, Mant.
1850 ; üghelH I, 857 sqq. ; Cappelletti XII,
Isqq.; Moroni XLII, 171 sqq.; 6. Petri ]
390 sq. ; Garns, Ser. Epp. 794 sq.) [5Re^.
2. gfürftencongre|. 3ni 3. 1459 fanb t
biefer ©tobt jene benftoürbige SSerfammhmg fiat
toetd^e ^uS IL auS l^ol^er 93egei[terung ^ bi
Sl^re beS d^riftlid^en 92amenS in ber^bftd^tberid
um über bie äJtittel ^ur t$fortfe|ung beS Xürfesi
friegeS mit ben europaif^en ^Regenten Stotl^ j
pflegen. SHefe aber betoiefen ebenfo Diel ©leidj
gültigfeit für Sefämpfung ber Surfen, als $iu
^ampfeSmutl^ an ben %aq legte. Sänge toortel
ber fßapft ber Sinfunft ber dürften m 9Rantna
unter ben meiftcn berfelben l^errfd^ten 3crtoürfntffi
felbft gtoifd^en bem Ungarnfönig SOtattl^iaS ttn
bem ftaifer lagen Errungen toegen ber Jhone Un
gamS in ÜJtitte. S)er ftaifer entfd^ulbigte ftd^ b(
^iuS^ ber als SeneaS ©QlDiuS f rül^er fein ©ecretd
getoefen toar, mit bringenben ©efd^ften, bte il^t
nid^t erlaubten, perfönlid^ 5U erf d^einen. S>er ^Po^i
mad^te il^m barüber SSortoürfe. 9lad^bem enbli«
einige Sleid^Sfürften ftd^ p äJlantua eingefunbe
l^atten, eröjfnete ber$a|)ft ben@^ongre| (21. 3m
1459), ungead^tet ben meiften ber Serfammettei
felbft popftUd^en ^ofleuten, 9Rantua mi|fiel al
ein ungefunber fumpfiger Ort, too man nid^tö al
fjröfd^e l^öre. 3ngtoifd^en famen aSmälig Do
oJDlen SRid^tungen bie ^bgefanbten an, unier %üh
ren bie beS C^er}ogS ^l^Uipp Don Surgunb, anc
bie fJranfreid^S unb ber italienifd^en ©taoia
%ax 26. ©eptember l^ielt ber ^ap{t an bie Sa
fammlung eine faft breiftünbige Siebe über bi
^^otl^toenbigfeit eineS ZürfensugS, über bie 3Ritt<
unb bie Kontingente ber einzelnen SReid^e. !Rq(
bem ^apfte l^ielt ber gried^ifd^e Sarbinal Sefforio
(f. b. 9lrt.) eine Siebe ftl^nlid^en 3n]^aItS. «IS b'
S)eutf d^en il^r Kontingent beftimmen f oEten, seigi
M Uneinigfeit )toifd|en ben ©efanbten beS Stcc
ferS, ber beutfd^en gfürflen unb ber Sleid^fi&nb*
tooran ber berül^mte Sted^tSgelel^rte ®regor Do
^eimburg (f. b. Srt.), als @efanbter beS ^er}oc
Slbred^t Don Oefteneid^, Diel ©d^ulb trug. Snl
lid^ Derfprad^en bie S)eutf d^en bem ^ßapfie bennoi
32000 aWann gfu^DoIf unb lOOOOSReiter. 2)«
Stolpere follte auf s^ei Sleid^Stagen )u Slümbo:
unb )u 9ßienerifd^>9leujlabt auSgemad^t toerbei
®en j^aifer fjriebrid^ beftimmte ber $apft )ui
Dberfelbl^erm. Mein bie Uneinigfeit unb b*
©treitigfeiten, bie bamafS gerabe unter fold^
Surften l^errfc^ten, auf toetd^e ber $a^ft Diel redj
neu mu^te, l^inberten ben getoünfd|ten gfüdlid^
Srfolg beS KongreffeS ju äßantua; aSe 9tebe
unb Säeratl^fd^Iagungen, toomit man ftd^ abmül^t
toaren nid^t im ©tanbe, bie Sl^eilnal^mSlofigfe
an bem l^eiligen Äriege ju entfernen, toefd^e b(
fonberS burd^ bie beftönbigen einl^eimifd^enffrie^
in S)eutfd^Ianb l^erDorgerufen toorben toar. €
beburfte ber ganzen ©egcifterung eines IßiuS, ui
bie ©ad^e enbli(| bod^ in -ben ®ang ^u bringei
fßiuS rid^tcte jum Ueber^ufe an ben ©ultan 5K(
l^ammcb ein umfaffenbeS ©enbfd&reiben, toorin (
il^m unter ^ugninbclcgung Don Sufa'S Cribrati
633
SKanuQlbcneficium — 3Rap\)xxan,
634
Aleonni bie SBol^rl^eU bed Sl^riflentl^umd unb
\nt 3nt^ihner bed Sdlont t)or Sugen legt. Snb«
lüi begab jid^ !ßtu8, oBfd^on bebeutenb letbenb,
jeM Mrtrauenb auf ®ott unb auf ein IhiegSl^eer
m mt^x ald 88 000 SRann unter bem to^f em
Sombedbeg, |>erf dnlid^ }um ftreu^l^eere, erlag aber
imlntDegS baß) feinen Seiben, nad^bem er ben Sar-
Mndlen benihieg gegen ben S^riftenfeinb an baS
fyq gelegt l^tte. Sie SSerfammlung ))on 3Ran»
tm hmdftt f^vaS oud^ baju, ein ftrengeS SSerbot
fegen aue 9)>))eIIationen oom ))(ipftUd^en Stul^Ie
befomt ^ geben. (Sgl. ^einemann, 9lenea§ @9l-
DtsS aI9 fßrebiger bed JheujsugeS, IBemburg
1855; ^elc » ^ergenröt^er , ßonciliengefd^id^te
Vm, 101 ff.) [S)üj.]
9taauLtt€9ufUbm^ f. JKrd^enamt VII, 514.
|ttWl<te (i)f7etp(Siov), auci^ pastorale, pa-
iDchiale, liber officialis, b^i^t ba§ ^anbbud^,
feel^cS bem @eeIforger in ffurge bie ^nmeifung
|ir Ibminiftration ber Sacramente unb }ur Sor*
M^ ber liturgifd^ Serrid^tungen bietet. ßS
$ hmxunA gleid^ mit Slgenbe (f. b. 9rt.).
Manndaetor ffis<j6Yopoc) in ber alten IHrd^e
ber in Otitte bed S^oreS jiei^enbe Sluffel^er, ttield^er
bn Gängern mit ber fyxxib ba§ 3^^^ }um 93e«
pme bei ®efange8 gab.
Tßumet jAoCelUis, f. ffalefad.
lbui«8 mortua, f. Slmortifation.
Item i^*^), im %. %, nad^ ber Sulgata
Sfliie einer Ortf ^ft auf bem (Sebtrge 3uba, tt)eld^e
H 15, 55 }um Srbt^eil bed Stammet 3uba
fiejttkigen urirt». 3n ber 9lö^e lag Sarmel, ber
ipötere ffiol^nort 92abafö unbmigaild Oof. 15, 55.
1 Sam. 25, 2). Sie l^öl^Ienreid^ ttmgegenb biefer
Saht bie ^äBüfle 9Raon'', UKir eine Qüi lang
ber lofentl^ 2)ak)ib8 unb feiner Seute teöl^renb
ber Serfol^mg @ouI8 (1 @am. 25, 2. 4). ^ier
lübe er burd^ bie Sknatl^erei ber 3i)>^iter in bie
tobe feines gfeinbed gefallen fein, teenn nid^t ein
mi^ einfoS ber $^ilifter @aul genötl^igt
Vlk, fd^emiigfl gegen biefe }u ^iel^en. Sie ©teUe
i iplebergefttiäen in Seil 9Ra%, einem 100 t$fu|
Wm gfdiberg f uböftlid^ Don Hebron, oon tt>el^em
m pd^ eine SH^f d^btd^t langf am jum tobten SReer
üs fenfL S>ie{^ ifl ber nSmlid^e pfeifen, meld^er
iMb Mm €aul f d^ieb, als er f d^on MeS oerloren
mim Ifotit (1 @am. 28, 26); il^n l^at aud^
i^tfUfia bei feiner Sarfteüung beS Sorf aUS (An-
tin, ^t ^3, 2) iebenfaQS im Singe. Sie gleid^-
lOBioe Ortfd^ fd^nt auf ber ^öl^e beS IBergeS
gdtgei gemefen )u fein (Palest. Explor. Fmid
1875, 45). [jlaulen.]
Piy (SRafyip, anapuS, 3Raup), Sßalter,
Sinter imb Sotiriler, ftammte auS einer rttter»
Krtigen gfornüie in SßaleS unb mürbe um 1135
ii Slonorfler* ober ^ereforbfl^ire geboren. Sr
otfij^ ftd^ für ben geifÖid^n @tanb unb ging
n 1156 nad^ $ariS, mo er unter Ruberen bie
IMogifd^ Sorlefungen beS QhrglänberS @iral«
ki0 ^Mla (gefl 1184 a(S ^fd^of oon Sooentrp)
kfBd^ 9Ia^m er gkiriS 1161 oerlaffen l^atte,
fam er an ben ^of beS ÄönigS ^einrid^ IL Ißlanta-
genct, ber il^n atöbalb ju feinem SSertrauten unb
fteten Segleiter ermäl^Ite, ging 1163 mit bem Kö-
nige nad^ Cnglanb, trat l^ier in freunbfd^aftlid^e
IBe^iel^ngen ^um % Sl^omaS SedCet oon Sonter«
bur^ unb ju bejfen fpöterem ©egner ©ilbert gfoliot
oon §eref orb, unb erl^ielt balb üerfd^iebene $frün«
ben ; f o tourbe er ^räcentor ju Sincoln, $f aner
oon SBeftburQ unb SanonicuS an ber ißautsfird^e
gu Sonbon. 3n bem Streite beS ftönigS gegen ben
Sr^bifd^of unb $rimaS oon Santerbur^, ber }u-
lejt mit ber ©rmorbung SedtetS 1170 enbete,
ftanb ajla^ auf @eite beS ffönigS, unb bie gro^e
^Ibneigung, bie er fd^on feit langer Seit gegen bie
Kifterrienfer in Cnglanb in fi^ getragen l^atte,
fteigerte Jtd^ in biefen ftämpf en ^u ttefem öaffe utri)
bitterer SSerfolaung beS DrbenS. 3m 3. 1179
mo^nte er als Sefanbter feines ffdnigS bem erften
aSgemeinen Sondl im Sateran bei; er gel^örte bort
5U ber Sommifjion, meldte mit ben SBalbenfem
ein 9teligionSgef))räd^ }u ful^ren l^atte. Srft als
ftönig ^einrid^ ü. 1189 fiarb, oerlie^ 3Rap ben
^of ; 1196 erl^ielt er baS Srd^iaconat oon Os«
forb; l^ier fiarb er oor bem ^af^tt 1210. Sr l^inter*
lie| eine größere Sngal^l lateinifd^er ©ebid^te, in
meldten er l^ouptfdd^lid^ bie @itten feiner 3dt
inSbefonberebeSSleruS, geißelt Sine Sammlung
berfelben oeranftaltete ti^omaS Sßrigl^t (The Latin
Poems commonly attributed to Walter Mapes,
London, Camden Society, 1841). SlS bann ein
gemiffer ©aufrieb, oieQeid^t ber iBifd^of ©aufrieb
oon 6l9 (geft. 1189), il^n einfi bat, ein 2ef rgebid^t
)u oerfaffen, in meld^em SolfSfagen unb gefd^id^t«
lid^e iBorbilber in einer erl^ebenoen unb ergö^enben
iffleife oorgetragen mürben, untemal^m Map eine
f old^e Sammlung, bei loeld^er il^m ber Policraticas
sive de nugis curiaUnm et vestigüs philo-
sophomm Oon Sol^neS oon SaliSbur^ (f. o. %rt.
VI, 1764) als ÜRujter biente. (Sr lam aber nid^t
}ur Ausarbeitung in metrifd^ ^orm, fonbem
binterlieB in $rofa bie für SRqtl^ologie unb ®e«
f d^id^te SnglanbS mid^tige Sammlung, an melier
er bis 1193 gearbeitet }u l^aben fd^eint. Sine
Ausgabe nad^ bem einzigen 9Ranuf cripte )u Osf orb
beforgte £1^. SCßrigl^t (Oualteri Mapes de nugis
curitdimn distinctiones quinque» Lond.» Cam-
den Society, 1 850). (Sgl. Wright 1. c. Preface ;
PUlipS, SBalter Mop, Beitrag mx ®efd^. ftönig
leinrid^ IL o. Snglanb unb beS fiebenS an feinem
of e, in ben ©i^.»®er. ber SBiener 3lfab., pl^ilof .•
iifbr. fll. X, 1858, 319 ff., fotoie in beffen ißerm.
©d^riften, SBien 1860, m, 115 ff.) [Streber.]
^^Slap^xiaUjXütl ber]^5d^{lenIir(|lid^enSBürbe
na$ bem Ißatriard^en bei ben 3acobiten. Sie Sin»
fül^mng biefer 9Bärbe mirb, nad^ bem ißorgange
beS !Bar»^ebröuS in feiner Sl^ronif (bei Assem.
Bibl. Orient II, Dissert. de Monophys. n. 8),
gemöl^nlid^ Sacob 93arabäu8 (f. b. «rt. 1, 1981)
jugejd^eben. 5Rad^ Se Ouien (Oriens christ.
n, 1533) l^ötte ber ^atriard^ in «ntiod^ien, toeil
ber anbere monopl^^pfd^e Ißatriard^ in SUesan«
685
Mappae.
686
brien einen Obermetro))oliten fär Sletl^iopien ge»
XD&j)li ^aht, aud^ einen $rima§ für bie nod^ oft«
Ud^et gelegenen S)i5cefen be§ Orients gemWt
unb benfelben ÜRopl^rian genannt. Slllein nad^
©ilbernogl (SSerfoffung u. f. to. ber ftird^en beS
Orients 258) entftanb biefe l^terord^ifd^e @tufe
erft im 7. Sal^rl^unbert, unb itoax oIS bie iaco«
bitifd^en e^rer bie äBOrbe eines ffotl^oIifoS obet
^JrimaS beS Orients, meldten 2itel feit ftaifer
3ufttnian ber SKetropoUt öon ©eleucia unb ßtefi-
pf^on fül^rie, oud^ auf einen il^rer IBifd^öfe über»
trugen. 3)er 5Rame SRapl^rian foHte gerabe feine
^errfd^aft über bie Sifd^öfe beS Orients bejeid^-
nen. 9)or ÜJlarutaS, ber atS erfter ÜRapl^rian be-
fannt ift, fotten fd^on brei SKopl^riane an unbe-
ftimmten Orten reftbirt l^aben. SRarutaS nal^m 629
feinen ©ij 5uSagrit(Martyropolis) inSKefopota»
mien, unb |ier reftbirien aud^ feine ^ad^f olger (Le
Quien 1. c. 989 sq. 1848 sq.). SJlapl^rian 3gna«
tiuS L SKarcuS mod^te ben SSerfud^, fid^ in Sag«
bab niebergulaffen; eS gelang il^m bie|, aberntet
für lange Seit. S)er ftotl^oUfoS ber 9leftorianer
erlangte Dom ffl^alifen 1016 ein Sbict, n)onad^
nur ^m eS geftattet fein foSte, fi(^ in 93agbab
aufjul^alten, h)orauf ber ^Ropimn auSgemiefen
tourbe. 31IS Sagrit 1089 öon ben Strabem er«
obert unb jerftört tt)orben war, öerlie^ SWapl^rion
äol^anneS ©aliba biefe @tabt unb wöl^Ite 9){o«
ful )u feinem Sufentl^alte. Um 1152 hat bann
ägnatiuS Sa^aruS ben ^triard^en Sltl^anaftuS,
er möge baS ftlofter @t. äJlattl^äi auf bem 93erge
&pf)t^ bei ÜRofut baS bem fßatriard^en unter-
ftanb, ber SuriSbiction beS SJlapl^rian l^injufügen:
er monte nämlid^ ÜJlofuI, Sagrit unb ^iineoel^
fotoie Jenes Älofter ju einer einjigen S)iöce|e, als
SDiöcefe beS ÜJlapl^rian, t)ereinigen. @etn SBunfd^
tt)urbe 1115 erfüHt, utii feitbem war biefcS fflofter
Sleftbens beS SJlapl^rian (Le Quien 1. c. 1545 sqq. ;
Assem. 1. o. n.8» Sedes Maphriani). ißom 18.
bis 16. äal^rl^unbert l^aben bie ÜRopl^riane oft ge«
med^felt, wa^rfd^einlid^ unter bem ßinflu^ beS unter
ben iacobitifd^en Syrern auSgebro^nen@d^tSmaS.
5Jon 1266—1288 beHeibete ber bereits genannte
Sar-§ebräuS (f. b. art. I, 2005 ff.) biefe SBürbe.
Unter bem äJlopl^rian ftanben anfönglid^ au^er
bem ajlctropoliten üon SKofuI 12 refp. 18 »ifd&öfe,
meldte in Arabien unb Werften il^re 2)iöcef en l^atten,
unb über meldte er biefelbe @mal\ ÜW, roit ber
^atriard^, ber fid^ in feine ^uriSbiction feineSwegS
mengen burfte. S)er ÜRopl^rian tonnte SBiStl^ümer
errieten, 93if d^öf e orbtnircn unb abfegen ; nur bie
ißerfejung öon 93ifd^öf en flanb il^m nid^t gu, SBeiter
fonnte er baS Sl^riSma »eilten, überlaupt aQe
^ontificall^anblungen in ben orientalifd^en 2)iö-
cefen t^omel^men, mie ber ^atriard^ in ben occi*
bentalifd^en. Ol&ne 3«ftitnmung beS iDlapl^rian
burfte aud& fein ißatriar^ promoöirt werben. (SSgl.
über atteS bicfeS bie einzige canonifd^e Sfted^tSqueDe,
weld^e cS bejüglid^ ber jacobitifd^en flird^e gibt :
Nomocanon Bar-Hebraei, bei A. Mai, Script.
vet. nov. coli. X, 2, 3 sqq.) ©eit bem 6nbe
beS 16. Säl^rl^unberiS ging bie äBürbe unb boS
^mt beS Snap^rian bis auf ben bloßen Sitel eineS
„Stai^oUM ober $rimaS beS Orients" unter, unb
er l^at l^eute nur baS einzige Sted^t bei Serfonon-
lungen u. f. m. ben @i| pr Siedeten beS ^atrior-
d^en einjunel^men; aud^ ift er eS, ber im Srlebi-
gungSfalle gemöl^nlid^ auf ben ^triard^alfht|(
erl^oben wirb. (ißgl. femer Moroni, Dizion. XXX,
197 sqq. ; aBiltfd^, ftird^I. ®eogr. I, 227. 464.
11, 149 f. 871 f. ; Eastem Churchea by the
Author of Proposais for Christian Union,
Lond. 1850, 58 sqq.) [310^.]
Mappae l^ei^en im litinrgif d^en ©prad^gebraud^
bie linnenen 3:üd^er, womit jeber Slltar bebedtt fein
mu|. ^ie unb ba l^ei^en fte aud^ tobaleae unb
pallae altaris. ßS beftel^en in ^e^ug auf biefen
^Uarfd&mudf folgenbe SJorfd^riften: 1. ©old^
^UarbedCen foÜen brei fein; jebod^ wirb eS tote*
rirt, wenn bie untere S)edfe boppelt juf ammcngelegt
ift, fo ba^ eigentftd^ ftreng genommen nur jwei
Mappae auf bem Altäre Iiege|t (Missalo, Babr.
p. 1, t. 20). 2. S)ie obere S)edte fott oblong fein
unb auf beiben Seiten bis jum gu^boben reid^
2htbeffen wirb auf ber le^tem Seftimmung l^ut^
gutage nid^t mel^r fo ftrenge geleiten; lebenfalß
aber mu§ baS obere Sinnen ben gangen ^Itar be»
bedfen (Cerim. Episcop. 1, c. 12, n. 11). 8. 6S
befielen ftrenge SSorf d^rifteu, bo^ nur Seinwanb gu
fold^er äiUarbebedfung genommen werbe; Derboten
ift ieber anbere, wenn aud^ fonft nod^ burd^ 2)atter-
l^aftigfeit ober SReinl^eit ber Seinwanb nal^ !om»
menbe ©toff (Congr. ßituum 15. Maji 1664);
unb neuerbtngS wieber würbe (Congr. Ritaum
15. Maji 1819 decret. generale) bie Ungn-
löffigfeit Don SaumwoSenftoffen befonberS gu er»
Hären für nöt^ig gefunbcn. ffier ®mnb fotdjien
SSerboteS ift bie Südtfid^t auf eine uralte ge^igte
Srabition unb auf bie baran ftd^ fnü))fenbe m^
ftifd^e Sebeutung. (3n reine Seinwanb gewidfelt
würbe ber Seib beS§erm in'S ®rab gelegt.) 4. 3>iefe
S)edfen muffen t)om93ifd^of ober einem anbembagu
lBet)o0tiiöd(|tigten benebicirt fein (Miss. Rabr. L c).
— 6S fann, wie aud^ ©ingl^am gugibt, feinem
3weifel unterliegen, ba^, weil eS ja bie &ft'
furd^t gegen ben Seib beS ^crm etforberte, bie
SItöre t)on Einfang an in ber d^riftlid^n ^d^
bebedCt waren. @d^on ber alte ©ebraud^ ber ^
bräer, ben 3:ifd^ mit einem Sud^e gu bebedtoi,
fül^rte biefen ©ebraud^ mit fid^ (f. Sal^, ^öxßL
«ItertJ^ümer ber §ebr. I). 2)ie apoftel bel^ielten,
wie nid^t anberS gu erwarten, beim l^eiligen Opfer
unb abenbmal^Ic biefen ®ebraud& bei. SBenn bem
^fte @t. @9lt)efter (c. 46 Dist. I De consecr.)
ober 93onifag eine barauf begügltd^e Sntfd^eibung
gugefd^rieben wirb, f o ifl baS ol^nc Zweifel nur öon
einer gefe^Iid^en QfeftfteHung ober 50lobifidrung
beS uralten ©ebraud^S gu Derftel^en. OptatuS t)on
SJHIeDe (De schismate Donatisi 6, 1) fprid^t
t)on biefem ©ebraud^ alS einem aHbefannten:
Quis fideliom nescit, in peragendis mysterüs
ipsa ligna (b. i. altaria) linteamine cooperiri?
637
ü)iara — SKaran.
638
nnbSidor Don Utica (edagt ft^ bog bie Ifrieg^
kuiebcdftdnigS ®ei{end^ ft^ ))on ben SHtortäd^em
(de palliB altaris) litten iBeinfleiber unb ^em«
ben ma^en laffen (Persecut. Yandal. 1, 12).
Sri ben @ried^n mthtn bie Zitate t)ierfQ(i^ be«
bedt: 1. 9uf ben Sden liegen Dier Heine @tüde
&ibe, toorauf bie Smingeliften gemalt ftnb, bo*
(Krfelbjl StKingeliflen genannt; 2. barüber liegt
eine JKjQppt üon feinem Seinen, xara dapxa ge-
nannt; 3. l^erubet eine anbete ^tdt, TpairsC<^-
fofoc; 4. enblid^ tt)iib bei ber Siturgie über biefe
boS CotpDtoIe gebreitet. 3ft ber gried^ifd^e Slltar
oom 9if4of ni^t confecrirt, fo geftattet ber grie*
4iMe Slitue^ barauf gu celebriren, fofem menig»
M ein dvn|xe vcnov (aud^ bei ben Unirten gebräu^«
114) barüber gebreitet ift. S)te{e§ ^ntimenfton
$ ds leinened Xnä), Dom IBifd^ofe gemeil^t, in
bejfen Dier Sifen SSeliquien ber ^eiligen ein*
pioilt finb. [ff er!er.]
Wm ("*:«), im 31. %. 5Kamc eines ^alk'
}ßiB^ mit Sitterqueüe, bei meld^er bie 3§raeliten
onf bcm 3uge aud Sieg^pten gu ra[ten gendtl^tgt
mm {(h- 15, 23—26). S)em Snjammcnl^ange
tt4 toam für fidler geUen, ba| bie @tette nt^t
iKit tMm ber ffüfte bed ®oIf§ üon @ueg gelegen
DQi; nad^getoiefen aber ift bie Oertlid^feit nod^
n^t klettere Steifenbe fud^ten fie bei ber aud^
^ no^ bittem Cuelle 3lin ^omara, neuere in
bem nid^t toeit baüon gelegenen ilBabi 3Imaral^
(flonlen, S^e SSBüfte, ftatl^oli! 1867, n, 296 ff.;
Palest Explor. Fund 1871, 4). 2)ie gntbel^»
nmg, iDeld^e bie SSraeliten an biefer ©teile gu
tngm ^tten, toar nad^ ben SBorten ber l^eiligen
6($rift eine 9)erfi\fi^ung für fte; eS foEte ftd^ jei-
9n. ob il^r ®Iaube aud^ in SBibermörtigteiten
6t(mb ^Ue. S)iefer ißerfud^ung unterlagen fie,
nb jie iDÜrben k)ielleid|t ©otteS @nabe t^erfd^ergt
toben, »enn nid^t SRofeS als SJ^ittler für fie auf«
gdieten toore. tiefer betete inftönbig für jte, unb
infolge be{fen toieS (Sott il^m ein Wittl an, baS
Nto 9SBaf[er fü| unb trinfbar ju mad^en: er
jrigte il^m einen Saum, beffen f^olg SRofeS l^inein-
Mcf, nnb fo nxirb baS SBaffer jum ® enuff e braud^>
Wl &itm 3ofe))buS l^at aud^ auS biefer Stelle
ber Reuigen @d^ft bie Q^rjal^Iung eines SBunberS
jn befeitigen gefud^t unb eine »al^rl^aft löppifc^e
Stfidnmg an bie Stelle gefegt, monad^ baS 93afftn
berOnelleauSgefd^öpftmorben unb baSnunnac^»
^aeDcnbe SBaffer fü| ^orgefprubelt mare ; baS
^ ipiidt babei feine anbere SftoUe, als ber @tab
m ber ^onb beS Zafd^fpielerS. ffaum meniger
ngerctmt finb bie neueren Srnörungen, monad^
die befttmmte, je^t nid^t mel^r befannte ^olgart
bn^ d^ifd^ dinmirhing baS bem äSBaffer bei-
gORifi^ Sitofalg geföüt l^be (SepftuS, Steife
lon Sieben nad^ ber ^olbinfel beS @tnai, 93er-
Gn 1845, 25 f.), ober monadd baS bittere iEBaffer
kn^ bk 3&^^ ^n^ SJanmeS filtrirt morben
nb fo Mm ben feften Seftanbtbeilen befreit mor-
bca \n (Sänge, X^oL-l^omiletifc^e SrÜarung beS
&K^ (^buS, Sielefelb 1874, 51), um oon
ber bem £est )umiberlaufenben Srüarung oon
ber ^nmenbung einer 93eerenart nid^t ^u fpred^en.
®ie l^eilige ©c|rift miH ganj offenbar bie Srinf»
barmad^ung beS SBafferS als eine S^d^t beS ®e-
beteS barfteUen; bte^ mirb mit ber auSbrüdDid^
angegebenen Slbfid^t ©otteS in ßufammenl^ang
gebrad^t, ba^ er bei ben Israeliten bie fpötere
^unbfd^Iie^ung anbal^nen noOte (Ss- 15, 25).
S)emnad^ gel^ört aud^ ber fraglid^e 93orfaU auf baS
©ebiet beS Uebematürlid^en, ni^t ber natürlid^en
jhöfte, unb mu^ als SBunber betrad^tet merben.
©0 l^aben bie 3Srae(iten aud^ fpäter felbft bie
Sl^atfad^e aufgefaßt, benn feinen anbem ©inn l^at
bie ©teDe 3ubit]^ 5, 15. SBenn gccli. 38, 5 bie
SBirfung beS oon SWofeS gebrauchten ^olgeS mit
ber ftra^ ber 9lrgneimittel oerglid^en tt)irb, fo fott
nid^t jene in baS ©ebiet beS 9?atürlid^en l^inein-
gejogen, f onbcm biefe in baS ©ebiet beS SBunber«
baren erl^oben werben (iv rote daüjiacjtoic «ötou).
S)en Sl^arafter beS SBunberS l^aben bemgemö| aud^
bie Seigrer ber ftird^e oon biefem SSorf aH immer feft«
gel^alten unb benf elben auf 2KofeS' SKittlerfteHung
äurüdfgefül^rt. SBie biefe eine SRealmeiSfagung üon
bem oottfommenem 9lmte 3cfu Kl^rifti, fo ttar baS
^ol3 5U SDtara ein ^inmeiS auf bie ooQfomme-
nere ftraft bcS iheujeSl^oIaeS. (Sgl. Tertull. De
bapt. 9; August. Doctr. christ. 1, 2; Contra
Faust. 12, 31.) [ftaulen.]
^SCaxaUj ^rubentiuS, geleierter ÜKaurincr,
tt)urbe am 14. Dctober 1683 ju ©ejonne im
Sönbd^en Srie geboren. Ttad^bem er gu fßariS im
Kollegium ber oier ^Rationen mit glüdHi^em 6r«
folge feine ©tubien gemad^t unb ft^ befonberS im
©ried^ifd^en oiele ftenntniffe crtoorben, trat er in
bie Kongregation t)on ©t. ÜRaurüS unb legte in
ber Sbtei @t. Qfaron bei TOeauj bie ©elübbe ah
(30. 3anuar 1703). 3u ©t. ©en^S, »o er l^ierauf
feine ©tubien fortfejte, mad^te er bie Sefanntfd^aft
beS Slbbate ^fftonei, nad^maligen KarbinalS, ber
bei feinen öfteren Sefud^en in ber 3lbtei ben jungen
©elel^rten megen feiner auSgejeid^neten ©eifteS«
gaben f d^ä^en lernte unb mit il^m bis jum Zobe in
regem literarifd^en SSerf el^re blieb. Salb mu^te ber
junge DrbenSmann nad^ ©t. ©ermain«beS«^reS
überftebeln, um feinem geleierten OrbenSgenoffen
2:outt^e bei Verausgabe ber ilBerfe beS ^l K^riH
oon Seruf alem beieipt^^ 5« f^i"- ^ß^ide SSoHenbung
biefcS SBerfeS fiberliefe er fid^ ganj feiner SSorliebe
für biblifd^e unb patriftifd^e ©tubien unb lag biefen
mit einem Sifer ob, m\^m bie fd^önften Srfolgc
frönen mufetcn. ffianeben üerfäumte er bie ^pid^»
ten eines ^rieflerS unb §irtcn nid^t; er fate^iftrte
bie Äinber ber ^fanci unb baS ^auSgeflnbe beS
ftlofterS; »aS ityrn öon ben Srträgniffen feiner
literarifdeen 3lrbeiten überlaffen »urbe, öermanbte
er auf ben Slnfauf guter d^riftlideer Sudler für bie
fßfarrfinber unb für bie ^rmen. ®ie »erftl^ätiö«
Siebe gegen biefe armen ©lieber S^rifti ttar über-
^aupi ein leeroorfted^enber 3ug feines Kl^örafterS,
ber xf^n fein ganjeS Beben ^inburd^ begleitete unb
i^m ein gefegneteS Anbeuten unter ben UnglüdE»
639
aSaranatl^a — iDlarbob.
640
lid^cn l^interlicl. ffio il^n bcr ßarbinal öon 93if|9
in SSerbod^t ^aik, bo| er bei feiner Kommunität
bie ^nnal^me ber Sufic ünigenitus l^intertreibe,
fo ttjurbc aKaran 1734 in bie «btei DrbaiS öer-
tt)iefen. Sinige S^it (feit 1735) verlebte er l^ierouf
aud^ in ber Slbtei St. SWartin ju ^ontoife unb
burfte enblid^ 1737 mieber mä) $ari3 in bog ^au§
t)on SIanc§«2KQnteQUj. §ier blieb er 25 Solare
ftetS befd^äftigt mit ber ßrfüttung feiner Drben§-
obliegenl^eiten, benen er auf'3 ©ettJiffenl^Qftefte
genügte, mit feinen ©tubien, mit Uterorifd^en tMr«
beiten, aber oud^ mit ben äßerfen ber 9iäd^ften«
liebe. 5Reben ben Firmen maren e§ aud^ bie ®e«
miffenSbcängftigten, benen er feine ®ienfte mibmete.
eine SBofferfud^t madftte am 2. ^Ipril 1762 biefem
öerbienftöoHen Seben ein 6nbe. 9Raran ebirte fol-
genbe SBerfe: 1. 3m 3. 1720 erfd^ien unter feiner
Dbforge unb Seitung bie öon ®om. Souttöe ge«
fertigte Cbition ber SBerfe beS "ffi. K^rifluä öon
3erufalem. SSon iDlaran f elbft rül^rt bie bem SBerfe
Dorgebrudtte Siograpl^ie be§ ©bitorS, ber 1718
geftorben toax, ^er. 2. Dissertation sur les
Semiariens, dans laqueUe on defend la nou-
yelle edition de St. Cyiille de J. contre les
auteurs des Memoires de Trevoux, Paris
1722. iUlaran öertl^eibigt l^ier bie bon ben 3efuiten
angegriffene Sel^auptung Souttee'8, bo^ bie ©emi»
arianer im ©runbe feine anbere ÜJleinung bon ber
©ottl^eit 3efu Sl^rifH feftgel^alten l^ätten als bie
fatl^olifd^en 93ifd^öfe, unb ba^ il^re SBeigerung,
ben SluSbrudt 6jiooü(jioc anjunel^men, eine ent»
fd^ulbbare @d^mad^]^eit fei (f. Slu8}uge au§ biefer
©d^rift bei 2e Kerf). 3. S. Caecilii Cypriani
Episc. Cartha^ et martyris opera ad Mss. Co-
dices recognita et illust. studio et labore Ste-
phani Baluzii Tutelensis. Absolvit post Ba-
luzium ac praefat. et Tita S. Gypriani ador-
navit unus ex monachis S. Mauri, Paris. 1726
in fol. 4. Sbenfo boQenbete 9Jlaran aud^ bie burd^
@amier8 Sob unterbrod^ene SluSgabe ber SBerfe
be§ 1^1. IBaftliuS. ÜRaran beforgte bie SluSgabe
be§ britten IBanbeS, meld^er 1730 erfd^ien unb
bie 93riefe be§ ^eiligen mit einer bon SRaran
neu gefertigten lateinifd^en Ueberfejung, mit einer
ebenfaSS bon il^m l^errül^renben Siogra))]^ie beS
1^1 ©aftUuS unb mit einer geleierten ißorrebe ent«
l^ielt. 5. Justini philos. et mart. opp. qaae ex-
tant omnia. Nee non Tatiani adversus Oraecos
orat.y Athenagorae philos. Athen, legatio pro
Christianis, S. Theophili Antiocheni tres ad
Autolycum libri, Hermiae philos. irrisio gen-
tilium philosophorum ; item in append. sup-
posita Justine opp. cum actis illius Martyrii
et exoerptis opp. deperditor. ejusdem Justini,
Tatiani et Theophili. Cum Mss. Codd. col-
lata, ac novis interpretatt., notis, admonit.
et praefatione X'lustrata etc. Op. et stud.
unius ex monachis Cong. S. Mauri, Par. 1742
in fol. Ueber 9)Zaran§ ausgaben ber iBöter be*
merft ein neuerer ©elel^rter: ^rubentiuS SDRaran
übertrifft an ©d^arffmn alle 9Kauriner. (Sr arbei-
tete gugleid^ mit einer fel^r großen Seid^tigfeit
©eine leidste unb rafd^e ^uffaffungdgabe rt^ il^
jebod^ oft berma|en mit ftc^ fort, ba^ er auf SSiebS
nid^t tief genug einging (5Rolte, in ber SBiener
3eitf(^rift für fatl^ol. Sll^eologie 1854, VI, 450,
9lote 1). 6. Divinitas Domini nostri Jesu
Christi manifesta in scripturis et tradiidone.
Op. et stud. imius ex monach. etc., Par. 1746
in fol. S3enebict XIV. ertj&eilte biefem gegen
bie ©ocinianer unb gegen bie Ungläubigen beS
18. 3a]^r]^unbert§ gerid^teten SBerfe grofe Sob«
fprüd^e. 7. La divinite de Notre Seignenr
Jesus-Christ prouvee contre les heretiques
et les deistes, 3 yoIs., Par. 1751. 2)er brüte
SBanb ift eine ganj neue Arbeit SMaranS; in ben
beiben frül^eren |at er fein latehtifd^eS SBetI
über benfelben (J^egenftanb ftarf benujt. 8. La
doctrine de TEcriture et des Päres sur les
guerisons miraculeuses. Par un Beligienz
de Paris, 1754. S)ie ©d^rift ift gegen Sutl^
raner, Solbinifien u. f. m., l^auj^tföd^lid^ aber gegen
eine bon ben religiöfen ^ropofttionen beS Wb6 be
^rabeS (1751 bei einer ©iöputotion anberSot»
bonne auf gefteSt) gerid^tet. 2)er le^tere l^atte unter
onberen eine bloSpl^emifd^e parallele gebogen {toip
fd^en ben Teilungen Sle§culaj)§ unb ben S)utü)er*
l^eilungen beS f)erm. Senebict XIV., bem Ttoxm
fein SBerf überreid^en lie^, belobte ben SJerfaffet
auf's 9leue. 9. 3n einem onbem SBerfe l^atte 9Wa*
ran ben 93ettjei8 gefül^rt, ba| bie ®abt ber SBun«
berl^eilungen in ber fatl^olifd^en JKrd^e nie ouS«
geftorben; allein feine ^anbfd^rift ifi nid^t gebrudt
n)orben. 10. Les grandeurs de Jösus-Christ
et la defense de sa divinitö contre les PP.
Hardouin et Bemiyer, Jesuites. £n France
(Paris), 1756, 12^ (9SgI. bie Slrtt. SBemi^er
unb ^arbouin.) 11. ÜRaran l^at aud^ für eine
5iemlid^e§ Sluffel^en enegenbe ©erid^tSberl^anblung
aus Auftrag be§ ©eneralabbocaten ©eguiet ein
SJlemoranbum aufgearbeitet, morin er bie 9Rei^
nung feftl^ölt, ba^ ein gum Sl^riftentl^um üba>
getretener 3ube in feinem Qfatte bei Seb^eiten feinet
tjfrau ftd^ tt)ieber berl^eiraten bürf e. 1 2. S)ie Sbition
ber SBerfe beS 1^1. ©reger bon 9{a5iani, toeld^
9Raran aufgetragen toax, h)urbe, nad^bem nur
SBenigeS bon il^m barin gefd^el^en, burd^ frinen Xsib
berl^inbert. (Saf fm, (Selel^riengefd^. bon ©t. 3Rom,
beutfd& 1774, ü, 541.) [flerfer.]
'^axanaU^Oj f. ^Inatl^em I, 795 unb Sarni
I, 1934.
ISKattob, Sifd^of bon 9tenneS, toax einer an*
gefebenen Qfamilie ju Angers entfproffen (geb. um
1035), erl^ielt eine forgfältige miffenf d^ftlid^e 9lu8«
bilbung unb mirfte junad^ft als Seigrer ber93ereb«
famfeit in feiner SJaterftabt in fo erf olgrrid^er SBeife,
ba^ 93ifd^of IBruno i^m 1067 bie Seitung bec
©tiftsfd^ule bafelbfi übertrug. Salb gel^örte bie
©d^ule 5u ben blübenbften gftanfreid^. 9Rönnec
ttJie ©amfon, Sßifd^of bon SBind^efter, Slainolb,
Sifd^of bon «ngerS, 5!Kartel 11., ®raf bon Slnjou,
IL Sl. gelfiörten }u il^ren ©dualem. SDland^e tooDeit
641
aWarburger SReligtonSgefprod^ — 2Rarca.
642
IRodob foffiir fom (Brünbet ber Unioerfttät SngerS
«u^QL £er Xobtenrotel fagt t)ott il^m: Ipse
oratomm rez, Gallicanae arcem eloquentiae
^ecuüiter obtmebat. 2hn 3. 1081 tourbe er
M {einem 9tfd^of mit bem 9mt bed Srd^ibiaconS
betraut, tmb totUS) großes Sttfel^ unb Sittflu^ er
od fold^ geno^, ergibt ftd^ auS ben k)ielen Ur-
tnben, bie feinen 9tamen tragen. 3m SRör) 1096
nnbe er Don !ßa)yfi Urban n. auf bem SoncU ^u
%mi lym %ifd^of k)on Stenned confecrirt unb
lotete biefe S)i5cefe unter ben f d^h)ierigften ißer»
töltniffen (inter barbaros et natnrali quadam
innatoB feritate) 28 Solare lang mit ftlugl^eit
ab (Energie (saperbomm ooUa justitiae cen-
nrnperdomiiit). SIS bei ßrlebigung be§ @tu]^»
iei iHm angerfi i % 1101 ^rteiftreit aber bie
5Ia4foIge entflanb, nm|te ÜRorbob }u vermitteln
nb für Snerfdmung feined @d^filerö Stainalb
km 9iartign9 )u mirfen. Sod^ balb entftanb
Sine^It )Uiifd^ beiben, inbem SRainalb, mal^r«
i^einfid^ im erßen SlmtSeif er gegen bie IBeneficien'
tänfmig in einer ^anb, olle ^eneficien, bie 9Rar«
lob in ber 3)i5cefe SngerS befa^, tl^m entzog, ßrft
in 3. 1108 erfolgte eine SuSföl^nung ber beiben
^Mttten. 918 88id](|riger ®reiS legte ÜRorbob,
M Stter gebrod^ unb beinal^e erblinbet, ben
{liitniflQb nieber unb 50g ftd^ in bad Senebictiner-
Mkr €i WbinuS 5U Engere jurüdE, mo er balb
bdntf am 11. September 1128 felig im ^erm
ntf^Oef. — Son ben ©d^riften aHarbobS ftnb
RtoUen: 1. fed^ Sriefe, bereu erßer, an 9tainalb
m SngerS gerid^tet, unS über obige Siffibien
ntmic^; Dier anbere menben fid^ an Steligiofen
nA cnt^ten mand^e infhuctttie SuSetnanber»
I4ng, fo nomentlid^ über bie gotteSbienftlid^en
DoiiS^tungen unumrbiger $riejter. 2. SebenS«
i#eibmigen Derfd^iebener fird^Itd^en Ißerfonen
nb^tgen, fo beS SiriniuS, Sif^ofS oon 9lnger§,
9«. (0. 600 (AA. SS. 18. Febr.) ; be§ ^I. 9iO'
H «nrnberS ber «btn S^e-Sieu (AA. SS.
21 A|MiL); beS I^L Wainboeuf oon Angers, geft.
0. 630; beS ^L @ualter, 9lbt Don efierp in
Ksonfin, gefL 1070 (AA. SS. 11. Maji); bed 1^1.
^nnSfotS (AA. SS. 22. Sept.). 8. @)ebid^te t>tt-
WiAmm ?infyd% fo über bie 9u|e beS ffi. Zl^eo»
\iiäai; über baS SJlart^irium ber fteben mad^a«
VSifyn Srfiber, beS l^L SourentiuS, be§ % 93ic-
toi; bed 1^ !D2auritiu8 mit feinen ©enoffen ; über
bflS 9Am ber Sü|erin ZS^axi in Sleg^pten ; bag
!Roit9riitm ber ^ gfelts unb 9bauctud; über
9oaaciba, 9ifd^of t)on tingerS. 2)a)u lommen
104 eine 9tei^ oon ^Qmnen i)erfd^iebenen reli»
giafm Sn^tS. SSertbtion für bie @efd^id^te be§
Ibtenii^ fokool^I, mie für Seurt^eilung 9Rar-
hbl wäb fetner 3^t fino bie Sßedfe De oma-
▼erbomniy eine 9rt Sil^etorif ; bann De
capitaÜB, De civitate Redonensi, De
iqiffibiia pretiosis, namentlid^ aber bie Versus
eaaooieales, morin einnid^t eben günftigeS @itten-
Hb bdCIeinS |ener 3^ entmorfen mirb. — Son
bcB Serien IRarbobd esifüren i)erfd^iebene SuS«
MntirfuttD«. Ym. 2. etttff.
gaben, bie edit. prino. Paris. 1581 ; CoL 1589;
BasiL 1555; (}ottingae 1799. Sie befte ®e-
fammtauSgabe erfolgte burd^ Seaugenbre gu ^rid
1708, gfol. ffiaö epitapl^ium Don SRioaBo, Slrd^i-
biacon oon SlenneS, f. bei Martäne, Anecdot. I.
(Sgl. Histoire littöraire de la France X, 843
k 892 ; 11, 885 ss. ; Biogr. univers. XXVI,
424 ; CeüÜer , Histoire des auteurs sacres,
2« öd. XIV, 225 BS.; Leop. Delisle, Bouleaux
des morts du IX« au XV«" siäcle, Paris 1866,
344.) [iJnöpfrer.]
SBuftiitgeY ^eßgionsgeAnri^, f. S)i§pu-
tation m, 1842 f.
^SB^rco, IßetruS be, franaöftfd^erlßrälatunb
Staatsmann, mürbe am 24. äanuar 1594 }u
® ant in ber ® raff d^aft Söam geboren. Sr ftammte
aus ber alten unb angefel^enen fSfamilie be 9Rarca,
bie aud @))anien eingemanbert mar. @ie l^atte an
ber latl^olif c^en Sleligion, aud^ nad^bem bie öffent«
lid^e Uebung berfelben 1569 burd^ bie Königin
Solana Don 9laDarra unterbrüdtt morben mar,
mit Sntfd^iebenl^eit feftgel^atten, unb bie Sltem
gaben ibrem einzigen @obne IßetruS eine biefen
©efinnungen entf)nred^nbe Sqiebung. @ie fanbten
ben jhtaben, ber frü)^ au|erorbentIid^e Anlagen
}eigte, mit neun Rubren nad^ 9ud^ in baS SoUeg
ber 3efuiten. 9iad^ Seenbigung ber bumanifüfd^en
@tubien mürbe er im 6!olIeg ber äefuiten }u SCou«
loufe in bie ^bi^of^P^^ eingefü^^rt unb lie^ ftd^
im auguft 1608 bie Sonfur geben, gr batte 9lei-
gung jum geiftlid^en @tanbe, inbe| tbat er auf
ben SBunfd^ feiner SItem in biefer f)inftd^t feine
meiteren ©dritte, f onbem ftubirte nad^ IBeenbigung
ber $bi^<>f^P^^^ i>^^ 3^^^^ ^ ^^^ ÜniDerfitöt }u
Zouloufe SiDil- unb JKr(^enred^t, ermarb ftd^ aber
anä) in anberen t^föd^em, mie ®ef d^id^te unb %Iter«
tbumSfunbe, unb f elbf! in ben tbeologif d^en ^fragen,
meldte bie SontroDerfen mit ben Safoinißen be«
trafen, umfaffenbe ftenntniffe. StadJ feiner Sftüdt«
fel^r in bie ^eimat trat er gu Ißau mit großem
SBeifatt afö SoDocat auf. 3n}mifd^en Ratten ^ein-
rid^ IV. unb fein 5Rad^foIger Submig XTTT. fd^on
mand^e @d^ritte getban, um bie fatl^olifd^e iReli»
gion in ^6am mieber l^ergufteDen, unb aß ein
3Qflitgtieb beS großen StatbeS ober Senates Don
^ßau, ber gau) ani ^roteftanten befianb. mit %oh
abging, mürbe ^ieron^muS be ^Jloxca, SanonicuS
p SeScar unb t)oäor beiber Sted^te, Dom ffönige
an beffen Stelle gefegt. S)a inbe| ber ^aif^ gegen
bie ^ufnabme eines ©eiftlid^en ben b^ftififten
SEßiberflanb leitete, fo Derjid^tete ^ieron^muS auf
bie Stettung p fünften feines Steffen $etruS be
SKarca. ffiicfer mürbe bann, obgleid^ nod^je^r
jung, im 3. 1615 burd& ein SHpIom SubmigSXm.
5um iDlitglicb beS SRatbcS ernannt. 3n biefer ©tcl=»
lung mad^te $etruS ftd^ um bie fatbolifd^e Baä^t
febr Dcrbient unb beförderte mit großem ©fer bie
DöQige SBieberl^erfteüung beS ftatboIiciSmuS in
93öam. %IS bann Submig xm. ben Statl^ Don
$au 1620 in ein fßarlament umgeftaltete, mürbe
fßetruS be 9Rarca alS Ißräftbent an Die Spi^e beS«
21
648
3Rarca.
fetten gejieDt. Snjwlfd^en Derel^elid^te er fid^ unb
erl^ielt öoti feiner ©emal^Iin SKargoretl^abeäfargneS
meliere ftmber. Kad^ ilftrem frul^ Sobe (1632)
Bef^lol Ttoxta, SBBitüoer ju bleiben, ©a er mel^«
rere gdel^rte SMffertationen, befonberS über reit»
gtöfe Kontroöerfen, gcfd^rieben l^otte, bie in toei»
teren ßreifen befonnt mürben, unb aud^ aU SSer«
treter be§ Parlamentes üon ißau öfter ju ißartS
fid^ auf^iett, fo ertoarb er fid^ balb einen bebeuten-
ben 5Ruf. 3luf gmpfel^lung be§ ftanglerS ©cguter
berief il^n 2ubtt)ig XIIL im 3. 1639 in ben
©taatSratb, ba er für benfetten ein 5Dlitglieb
ttmnfd^te, bo8 im 6töil« unb Äird^enreti^t l^erDor»
ragenbe Süd^tigfeit beflfee. 3tn folgenben 3a]^re
gab ÜRarca feine ©efd^iqte ))on S^om l^erauS, an
ber er lange gearbeitet l^atte, unb fd^rieb mel^rerc
»id^tige ürd^enred^tlid^e 9lbbanbtungen für ben
garbinal SRid^elieu. Saft barduf (1641) öer«
öffentUd^te er fein bebeutenbeS SBerl Dissertatio-
nes de Concordia Sacerdotii et Imperii, seu
de libertatibus Ecclesiae Gallicanae. S)en
9?ebentttel de libertatibus etc. fügte er nur un-
gern auf anbringen beS Sud^l^önblerS Iftinju, um
ben ißerfauf beS SBerleS ju bef örbem. S)ie nöd^fte
Seranlaffung ^ur Serfaffung beS 93ud^e§ »ar bie
8U $ari8 1640 erfd^ienene @d^rift Optati OaUi
de cavendo schismate liber paraeneticus,
bereu 3luctor ber ®octor ber ©orbonne Klaube
^arfent war. 68 ^atte fid^ um jene 3rit ba§ (Se»
rüd^t öerbreitet^ JHd^elieu beabpd^tige, in gfran!«
reic^ ein ^atriar^at ju errid&ten, um bie franjö«
ftfd^e ftird^e Don 9tom nod^ unabl^öngiger ^u mad^en.
SDie ©d^rift |)arfenf8 toar eine bittere ©atire auf
biefeS ^oject : jugleid^ jbolemifirie fie gegen bie
fug suöor erfd^ienenen SBerfe ©upinS über bie
gauicanifd^en greil^eiten, beren lejte ßonfequenj
aDerbingS bie ßrrid^tung eines franjöftfd^n ^^
triard^atS gett)efen fein mürbe, unb gab ju öer«
Men, ba| SRid^eKeu fd^on einen l^erDonagenben
SRann }ur 2)ur^fü]^rung feines flaues gewonnen
l^abe. SeJtereS beutete man ouf IßetruS be 3Karca.
3)er Liber Optati tourbe burd^ baS ^artoment
unb mel^rere 95ifd^öfe Deruril^eitt unb e§ erfd^ienen
baftigft mel^rere ©egenfdjriften. S)a fte bcm ftönig
nid^t genügenb erf^ienen, erl^ielt be 9Karca ben
Auftrag, burd^ rin größeres SBerf ben Ülad^meiS
in liefern, ba| bie gaDiconifd^en ffreil^eiten unb
lie fd^uftige aid^tung öor bem l^eiligen ©tul^Ie
xoofjii vereinbar, {a ba^ bie erfteren, rid^tig Der«
ftanben, baS redete ÜRittel feien, um bie gintrad^t
jmifd^en Beiben ©cioalten ju ftd^em (Steufd^ n,
364). 3u biefem ©inne »erfaßte atfo SKarca fein
SBBcr!. S)ie öier erften Sudler ber Concordia er«
fd^ienen 1641 ; fte fmb mit großer ©elel^rfamfeit
unb formcDcr ©emanbtl^eit gefd^rieben unb l^an«
beln Don ber 9uäorität beS ^apfteS unb ber
»eltlid^en gfö^cn, t)on ben fjreil^eiten ber galli«
canif d^en ffird^e, ber SluSfül^rung ber 3)iSd<)Iinar-
gefe^e unb ber föniglid^en custodia canonum et
legum ecclesiasticarum. SBenngleid^ inbe^ be
SKarca in ber fjorm eine gro^e TOäfeigung be«
obad^tet unb nid^t feiten baS ^nfel^en beS
lif d^en ©tul^IeS ^erDor^ul^eben fd^eint, f o liej
bem SBerfe bte irrigen goüicanifd^en Slnfl
©runbe, unb aud^ bie S)arfleDung ber %^
fomie bie Interpretation ber ®ocumcnte i
biefetten beeinjlufet. ©o rül^rt üon be 3Ri
öiettefprod^ene Auslegung beS gflorentiii
cretcS über ben fßrimat beS ^ßa})fteS l^er, b^
dl l^abe erflärt, ba^ bem $a))fte feine ^
nad^ bem 9J^a|e (quem ad modum), rsAt
ben Sondlien unb ben SanoneS fejigeftel
^ufommen, ebenfo bie 93e]^auJptung, ba^ b
nifd^e Ze^t nad^ bem gried^ifd^en auSgu!
(Conc. 3, 8). 6S fonntc nid^t feilten, tx
in 9tom SWand^eS in bem SDßerfe irrig unb <
fanb unb burd^ ein S)eaet ber Snbejcongi
öom 12. 3uni 1642 baSfette öerbot.
3m S)ecember 1642 »urbe be 9Karca ü
nig jum SBifd^of öon SonferanS ernannt; i
biefe Smennung ganj genel^m, ba er i
mar unb bie ÜReigung gum geiftlid^en
immerfori bemal^ri l^atte. 3nbe^ mar bie
meldte fein iBBerf getroffen batte, ein nid^t j
§inbemi^ für feine Seftätigung üon @e
apoftolifd&en ©tul^leS, unb längere Seit i
cl^e bief ette erfolgte, ©d^on im 3. 164
TOorca, nad^bem er bie Senfur erfal^ren, b
Memoire ju jeigen gefud^t, ba| eS feine
burd^auS nid^t gemefcn fei, baS Slnfel^en t
ftolifd^en ©tul^IeS l^erabjufejen, fonbem \
bie ated^te beSfetten gu Deril^eibigen. S
aud^ in ben folgenben Salären burd^ meiere
ten feine ^nl^önglid^feit an benfetten gu
fo öeröffentlid^te er ba§ öon il^m aufgi
©d^reiben beS ^apfteS SSigiliuS an Suti^^
Sonftantinopel nad^ bem fünften allgemein
eil, meld^eS bie bepnitiDe SScrurtl^cilung
ffopitel entl^ölt, unb fuc^te burd^ eine fo:
Sorrefponbenj mit ben leitenben ^erfönl
in Stom feine 93eftätigung als IBifd^of }u ei
S)a er ftd^ aber nid^t entfd^Iie^en mollte^
il^m gefteHten Sebingungen einjugel^en,
bie angelegenl^eit in bie Sänge. 3m 3
mürbe er als ©enerattifttator öom f)ofe t
talonien gefd^idft, meld^eS infolge ber Stc\
©panien in f)änben ber gfranäofen mar;
fid^ in Barcelona auf unb maltete mit groj
fid^t feines «mteS. 9la(^bem Urban Vm.
ben mar unb 3nnocenä X. ben pöpfttid^ei
beftiegen l^atte, mürben bie SSerl^anblungei
beS 93iSt^umS fortgefe^t. 3nbe^ bereii
ÜJlarca neue ©d^mierigfeiten. 3n einer
frage über bie 93efe|img eines ßanonicatS
celona öertl^eibigte er in einem ©riefe an bei
biacon SReffabeS baS SSorgel^en ber fronj
{Regierung; biefer ©rief mürbe ol^ne fei
miffen gebrudft unb furj barauf, am 18. 1
1646, oon ber 3ubei;congregation gleid^fc
boten. 3tn 3wni 1647 eriranfte be SSRaxca
lid^ ; er empfing jur 3eit biefer ftranfl^eit I
fu^ beS römif d^en ^rölaten @^anbiotti.
M
ÜJlarca.
646
linP^ Vngelegen^eUen nad^ Katalonien ge«
tanun tDor. Sei biefer (Sklegenl^eit Derfianb er
^ am 14. Vttgufl )u einer Stetractation, mel^e
fcdgiiet nxtr, bie ^inbemiffe fär feine SSefiätigung
(ASifd^f in lieben. S§ l^ei^t in berfelBen: Pro-
fiiaor, me in omnibus sequi et amplecti eam
doctrinun de juriBdictione ac immunitate ec-
daiiastiea ceterisque rebus et eausis eccle-
■istieis, quam docet Bomana ecclesia, eique
finniter adhaerere. Quaecunqne vero huic
doctrinae contraria scripsi in libro de concor-
dii Bacerdotii et imperii, et in epistola Hya-
dntho Measades Archidiacono £mpuritano
eedeaiae Gerundensis directa, a me editis,
qnae postea decretis sacrae congregationis
bdids damnata sunt, ea quoque et nunc
damno, et in altera ejus libri editione me
anendatnmm spondeo, eandemque Ecclesiae
doetrinam etism in reliqua operis parte a me
adenda me secutummpromitto. Profiteorque,
mgolaria illa jura, quibus in negotiis eccle-
nutids Bex christianissimus utitur, non-
nä ex priTÜPgio apostolico posse exercerL
Alioqmn legitime non usurparentur. 2)iefe
tdnuDtotton f ud^t Salute bar}uftellen al§ eine bem
V^mt eticaniten SRomit abgebrungene SrflörunQ,
Ml feinen toasten (Sefinnungen nid^t entfprad^;
(Im cS liegt (ein gemtgenber ®runb tot, fte ni(|t
für anfric^g gu l^en. Tloxca genaS balb bar«
of Mm feiner ftronfl^ unb mad^te ^ur S)anf-
\ai^ßa% einen 9efu(!^ in bem berül^mten SBaUfal^rtS«
Rte Obmtferrat S)ort feierte fein Sktter unb
ingifi^nngrr fiMniSgenoffe ^ßoul be fraget feine erfte
Ihff^ unb 9larca ntad^te gum S)anfe für feine
Sor^mg boS (BelBbnig, felbfi bie SBeil^en gu em-
Ifongen^ ndge feine 93e{l3tigung als ^ifd^of er«
filga 0^ nid^t. Sr fud^te oud^ bolbigft in 9iom
n Vk nfitl^ge Z)iS)>en8 l^infid^tlid^ ber SnterfUtien
■ ^ bie ^l^ren Sßeil^en nad^. 918 er nun für}
knmf, am 16. 2)ecember 1647, enblid^ präconi*
pittDiabr. fiel er ftd^ am 2. ^nlie4S ^uSBor-
oloia mm bem Cartneliten Semarb t)on ber 1^1. 3:e-
ofia, 9ifd|of tum Sob^Ion, ber twc^ 5ut)or auS
bn Orient jnrSdfgefel^rt nnnr, ^um $riefter meinen.
Sa 20. Secember beSfelben äal^red erl^ielt er ju
Sniomie üom (Ergbifd^of ^SloubiuS be 9ieb4 bie
löitdffii^ Gonfecratum. Sr mu^te inbe| nod^ 6i§
PB %ili 1651 in feiner Stellung in Satalonien
Hrikn; bann eri^dt er bie Srlaubni^, nad^ S^anf*
n4 anriid^ufe^ren, unb nal^m enblid^ anfangs
ligH^ twn feinem SBiStl^um Sonf erand 93efi^. 3m
Btptaaitt ftarb ber Sr^fd^of Don Zouloufe, Statt
k VbmUfal, unb SRarca tmtrbe Dom jf önige im
■d 1652 p feinem Stad^folger ernannt. 3nbe|
nie and^ j[e|t bie Seftdtigung in 9iom Derjögert ;
«4 Vngabe ber beiben SSiogropl^en ÜRarca^S,
thtaje imb %Q%tt, meil er bed 3anfenigmu3 Der*
M^t^ mar, vaä^ einer anbem 9(ngabe, bie mol^I
tätiger tft, meil er befd^bigt nmrbe, in einer
libe mu^ ber Qkfonaennel^mung be§ Sarbinal§
ft| Mff bem ftdnig nie fUtä^it bed a))oftoIifd^en
@tu]^Ieg nid^t genugfam gett)a]^rt }u l^aben (Sieuf d^
a. a. O.). S)ie ^räconifation }og fid^ big jum
ÜRöra 1654 l^inauS. @taat8gefd^öfte maren bie
Urfa^e, ba| ÜJlarca erft im ^ör^ be§ folgenben
Sal^red oon feinem @tul^Ie SSefi^ nel^men tonnte,
unb aud^ in ber golge mu|te er teegen feiner l^ol^
Stellung im Staatsrat)^ unb fpäter als @taatd>
minifter oft Don Zouloufe abmefenb fein. WS
^Delegat ber JKrd^enproDiu) 2:ouIoufe mol^nte er
1656 ber SSerfammlung be§ SIerue }u $arid bei
Sr nal^m in berfelben eine l^erDorragenbe Stellung
ein unb geigte ftd^ aiä ben entfd^iebenften ®egner
bed 3anfenidmu3; burd^ feine Semül^ungen befon*
ber§ mürben bie S)eaete ber köpfte gegen ben
3anfeni8mu8 Don ber ißerfammlung bereitmiHigft
angenommen unb aud^ ein Sformular entmorfen,
baS bem gefammten SIeruS $ur Unterfd^rift Dor«
gelegt werben f oUte. 9ßejanber Vn. rid^tete in»
folge beffen 1657 ein ©d^eiben an SRarca, in
bem er feinen Sifer mit SobeSerl^ebungen aner*
f annte unb il^n ermunterte, in biefen ©efmnungen
ber Snl^önglid^feit an ben l^eüigen Stul^I gu be*
l^arren. 3« i««w 3ßit fd^rieb ber Srgbifd^of aud^
eine Darlegung (Relation) ber Sreigniff e in gfranf >
reid^, bie auf bie fünf $ropo{ttionen bed 3anfeniu8
unb auf ben 3anf eniSmuS ^egug l^atten ; biefelbe
nmrbe ben ^cten ber ißerfammlung bed SIeruS
eiuDerleibt unb aud^ befonberS l^erauSgegeben. S)en
äanfeniften mürbe ber Srgbifd^of Don |e|t an fel^r
Derl^a^t; fte griffen il^n in mel^reren ^ofd^üren
an unb fud^ten feinem Stufe }u fd^aben. 3m Sal^e
1660 mar ÜRarca mieber in Katatonien, mo er
bie iBerl^anblungen jur SefKmmung ber ®ren)e
gmifc^en ^^franlreid^ unb @t)anien leitete. Um biefe
3eit DoKenbete er eine SBefd^reibung Satalonieni^
unb ber angrengenben ^roDingen unter bem 3:itel
Marca Hispanica sive Limes Hispanicus. Sie
mürbe fpäter, nad^ aJlarca'S iobe, im 3. 1688, Don
Salute l^eraudgegeben. Sfö ber Sarbinal SRe^ am
15. Sfebruar 1662 feine 9(bbanlung atö Sr^bifd^of
Don $ariS gab, ernannte Submig Xiv. 3Rarca gu
beffen 9{ad^foIger unb fud^te unter bem 26. beS«
f elben SJlonatS in Stom um feine SSeftdtigung nad^.
Sud^ ber Srgbifd^of, ber fid^ bamalS in $ariS auf*
l^ielt, tl^ot bie nöt^igen ©d^ritte, um feine 3:ran8*
lation Don Xouloufe gu erlangen. SSSöl^renb ber
ißerl^anblungen iebod^ fiel er in eine f d^mere ffranf-
l^eit, ber er am 29. 3uni 1662 erlag. S)rei Sage
Dorl^er mar il^m nod^ baS 2)ocument feiner $rö>
conifation sum Srjbifd^of Don $arid eingel^onbigt
morben. Sr fanb be^l^alb aud^ in ber SJletropoIi*
tanürd^e Don $ari§ fein (Srab.
3m 3. 1663 Deröffentli(^tc ©tepl^an Saluge, ber
in ben legten fed^3 3al^ren ^auSgenoffe SDtarca'S
unb ®el^ilfe bei feinen literarifd^en arbeiten ge»
mefen mar, eine neue DerDoUftänbigte ^u§gabe ber
Concordia. Sr überf e^te baS fed^Ste, ftebente unb
gum grölten Xf^til baS ad^te 9u4 meldte SRorca
nur frangöfifd^ ^interlaffen l^atte, in'§ Sateinifd^e
unb DoOenbete baS fünfte Sud^, meld^eg nur gum
fleinjlen Sll^eile Don SRarca ^interlaffen morben
21*
647 anatccIUna, bie H 648
but. ^u4 fügte er eine Vita beS (Si}bi|d^ofS colDinifd^en Sttfit günjltg gebeutet twibtn. SRnu
^iiqu, bie er f;>iter noi^ emwtttrte. Stefe ^uS- ()atte bieje Slifjertationen gefdirieben, als er ttua
g(^eumrbet>ORber2fntie£tDiiQieeationaml7.!RO' 23 3af)n alt tDoi, unb jtDai jui aSibetltgimg bet
Oembei 1664 txeboten butrc^ ein Secret. in bem &ilDinipen; bo er inbeg in ber 3:^eologie bräiaU
ce^gt: De cancordia Bacerdotii etimperii mentgei bemanbert nur, fo toäte tS niii^ gu Der-
Ben de libertatibuB ecclesiae Gallicanae liber munbem genefen, totnn iSinigeS p ^^boitunetn
a 8t«phanoBalatio impresaufl Parisüs 1663, ^tte Inlag geben löimen. Site ^rifei 9u8gm
perperamadBcriptuaPetrodeUarca.excujus erf^ien gemäg ben gorbeningen bei ßenfom;
retractatiB scriptie aliorumque erroneis aen- buid^ Subiäcietion beS SliuderS lont aber eht OoB-
tentüsoperapraefaüBalutüeditus. 3ntt9te(!^t ftönbigeS (^Eemploi in bie §änbe beS caMnif(^
bntntebieSongngatimtbiefeSluSbtüctegebraut^n, ^nbigerS Staube, btr 1669 in ^oUonb eines
bemt TOorca fyMt längfl eine förmli^ JRetracIa* Siac^bruil bei unoeriinberten aSoitaae oeronflaltett.
tion gegeben unb tierfproii^en, bei einer neuen %u8* ^oä) fii^tiut e€ nicbt, bag bie €a(i>iner Mifu^t
gäbe fouo^I baS in ben Ditr er^ 8üd^em SSc ^aben, 3)!arca'3 SuS^^rungen ju itiren @iinftm
anßonbete }u Dtriteffem, als in ber ^ortfetfung beS ju Deraenbm; an feiner Sei^tgläubi^eit fonnte
S9ud^ bm rit^tigen ©ninbfätfen gu folgen, ^e au^ nic^t bn geringftt 3nKifcI fein. 9BaS ben
bon Saluge ergänzten 2beilt beS fünften Eßu^eS Hl^arafter beS gi^bif^ofS unb Staatsmannes 6c
aber brad|ten geraoeju betetbigenbe ÜluSfü^niugen trifft, fo mar er bec Jhrt^e Don ^erjen ergeben unb
gegen ben o^ioftolifdien @tu^I, bie ^la«a fic^ nie auc^ perfBnlic^ ein frommer ^ralat. 9t8 %l)to*
erlaubt baben mürbe. SBoIuje betiouDtete jffiar in logt mar er nid)t tief unb grünblicb genug butd^
bet SBcfnebe, ba| Sßoica i:|n in feinen legten gebilbet ; auf f|iftorif t^em unb juiiftif (^em @cbietc
SebenStagenmitbci&erouegabeunb^trtigfle&ung iebc^ bt^a^ er umfaffenbe ®ele^_rfamleit. 3n fei*
Seiner tiinterlaffenenSt^riften beauftragt ^abe. Sn- nem §üuptD>er!e, ber Concordia Sacerdotii et
ie| ber EBetter beS (Si^bif^ofS, ^ul be ^get, Imperii, tritt gu febr bet 2)ifilomal unb Staoljt'
ber benfelben aI8 fein SBicor in Xouloufe Dertreten mann })tmix, ber eine Dermitlelnbe StdUuiQ n^
Ibatte unb in ber ^olge als SIgent beS iSleruS in men roiQ unb auS Stütffi^lcn ber Op^icirtunilät
(einen ißerfammlungen gu ^iariS t^fitig mar. Der- balb bie ^uctoritöt beS oJiD^lifcben Stuhles ifti*
fiebert in feiner Yita Petri de Marca unb in Dorbebt, balb bie Dermeintli(^engalIicanifdben|Srrti>
guei Siiefen, bie et 1668 gegen ^luge fd^eb, b^itcn aufreiht gu galten unb jU bemcifen \a^
ba| ber ßrgtrifi^of feineStDcgS bie SSereffenfli^ng obne in folgcrii^ltger Steife auf bie feften ©niid)*
feines SQäerlefi nadb feinem Sobe gemotlt i^abt, unb fäfee ber Sfteologie unb beS flircbenre^le« p^ J»
ba|bie99ebauptung,93alu3efeimitber^erau8gabe ftiigen. (S}gl. Balutii Vita ill. Tiri Petri de
beauftragt Worben, eine Sügc fei, bie man ber Site!' Marca Ärchiepiscopi Parisieuaie, Paria. 1663.
fett biefcB IDIanneS gufi^eiben muffe. Se ümorca 1669, ber Concordia DorgebruA; P. de Fagat,
fei überjeugt gemefen , bafi ntannigfa^e Slenbe- Vita ill. et rev. Petri de Marca Par. Archi-
lungeu in feinen S(^riftennät^ig feien ; ba et aber episoopi, Paris. 1668, ben SHffettotioncn bei>
ba|u ni(^t bie 3rit gefiinben, fo bobe er bie ^8tx- gegeben; Bayle, Dicdonn. hist.; Steufd^, 3nbei
Öffentlidbung berfetten nii^t 9e»ünf(^t, fonbem berDerbotenenSü^erII,364ff.;Hurter,Noin«n-
Derorbnet, ba6 feine SKonufctijJte feinem ©o(me, dat. liter. I, 896 sq.) [^ungmann.]
bem $räfibenten beS ^iarlomentt gu $au, jugu- SBarceOiMO, bie bl-. bie ältere ^i^atfla bd
fteQen feien. Saluge l^obe boS midb get^on, aber 1)1. ^IriibrcfluS, nurbe um 330 geboren. 9iac4
eine abfddtift gurüttbe^alten unb naii^ biefet bie i!)Tc§ai(iterS3:obIeblefiemittbrer5Kutterfäiigm
XuSgobe Deranftaltet 3fUt großer ^eftigfeit fud^te 3^i> i" ^Jlom unb tief! ficb na^ ftrenget ^[hüpnig
fBoluge biefe anflogen gurü^uUKifen unb gab im bur<!) $at)fl StberiuS gu Sfiieibnat^ 353 in Ut
3(1^ 1669 baS 39iidE| neuerbtngS ^erauS ; er fügte i&{f)aai: ber gottgeu>ei^ten 3un^auen aufnehmen,
no^ 16 Silfertotionen biflanlt^cn unb Ürilien' 9}nd)beiii aut^ i^re SRutter geuorben toor, fhÜtc
te^tfit^N Sn^oM bei, bie gum lä)til fc^ou früher fU fii^ in ÜJtailanb unter bie ©eelenleitung i^
erfi^ienen tnaien. ©liftter mürbe bie Concordia heiligen ©ruberS. ambrofiuS, ber f\t febt liebtei
noi^ an Derfdüebenen Orten neu aufgelegt 3)et mibmete ibr feine brei Süiiber über bie Jungfrauen,
oenramle SQetter TOarca'a, $aul be {Jaget, liefe im ©ie überlebte i^ren SBruber um einige 3übre unb
3a^ 1668 nebp einet Vita bei 6rjbif^ofS tonnte bem gleriler ^ulinuS, meldber büS Seben
einige anbete SDiffertationen be 9Jtarca'8 brutfen, beS ^I. Srnbroflua fcbrieb, nod) ütele ffiinjelbeiteB
bie fbtilS in Iateinifd)er , tbeilS in franjöfif^er über benfelben mittlieilen. 3b>^ ^"b erfolgte imi
©prad^e geft^rieben toaren. ga maren baruflter 398 ; fic mürbe in ber ffr^ta ber ambrofmiri-
9(b:|anblungen über bie gud6aripte,boS3Reti3l)fer, fcben Safilifa beigefetst. 3fir &«(* if* n«^ bem
bie iBufec unb bte S^e. 9119 bie Sa^en fd)on im rämifd)en SJtartqrolDgium om 17. juIi UeÜn
Srud maren, cerlanglen bie ^nforen bet Sor* eine ^^auengcnoffenf^aft unter ibrem unb i^
bonne, baß bie ftang&fitd)e Kb^anblung übet bie ffiruberS 9tamen f. b. Qtrt. SInnunciaten I, 876,
@ui^ariftie niiit Deraffentlii^t, unb ba| gu ber la- (!Bgl. BoU. Julü lY, 231 aq. ; S. ^irogH Seben
teinifdEien über benfelben ©egenponb gattonS gf bet ^eiligen Jungfrau aKarcdßna, aus bem 3ta-
bniett»ürben,bajlefürd)teten,€irageBfBnneal8ber lienifd^en, flempten 18790 [©trebet.]
m aRoTctltinii, bie ^nofliteiin — ünaiccIUnul, bei ^I., ^apft.
IbrcdRa«, bic @nopitciin, f)ai nur ha-
M^ SebrutunQ, bag fit bttn miD^fc^tn Softem
td Jhqwfralianer (f. o. Sltl. ffai:i)iiIiaieS) giti'
00 in Xom mf^aift'' loo f)' unter bem $a;)fl
ant Atsm baS 3(i^i 160 auflmt unb nacti bnt
ibaräiftinunenbm Snii^tni bcr ^Ittn (Iren.
Adr.luerefi. 1, 25, 6; Epiph&n. EaereB. 27,
L 6) %tlt gtnuttn. Sie mag mofil in ber ge-
bÜbctm (wulitpiibt bobmi^ 9uf|c^tn nrregt unb
ti^ineci gcfiiiibni !|abm, bog fie nl§ g^rau bei
i^ SoriTfigtn mit bcn Silbrni oeg ^gltiagorol,
^Mtcr, ^lait) iinb SlriftottltS aui^ bn@ angeblii^
öl 9^1 b(S SßilatiiS DCTftrtiöte Silbni| Seju
abboBStlb bteaiwfttlB^auIuSautftelle, biefc
Silbtr nö^ ^cibnifc^i Sitte beltänite, i^ncn
Stt^nnu^ fbäät unb gOttli^e Sett^nntg bejetgtc
(InilLc.; Epiphan.].c.; ÄDguBt., Debaeres.
c. 7. Prsedestä&atos c. 7, in Sirmondi Opp.
nr., «d. Tenet I, 270). ^ glei^citigt ^tib-
nf^ $i^1o|>^ CelfuS (|. b. Sit.) ermähnt in
((hw Öiritfi^ft gegra bie 6I|ii^en ali eine
eipt ^li^i^ @ecte .bie 3JlaiceClinifttn (Map-
nUmvoO, bie iljien Flamen ban bei ^aicellina
^ia' (Origen., G. Celanm 5, n. 62, ed. Buaei
1, 626) unb ni^t }u OtrtDc^jetn jinb mit ben
Oncdlianmi, btn Sn^ngem beS 9if r^of S Wai-
idri oon KncQia (f. b. 3it.) int 4. ^a^i^unbeit.
%»^ Vm bie Stete bet lOtatceDini^en, bie toalfl
■t u IRotn untei biefem Üfamen befannt mar,
(Rnboi blo| ein Stoeig ber Aarpohatianei, otine
ii ben Snttinrnem felbft ctumS SeionbereS ju
Vm. SoS eitle SBeib mochte bie Se^re beS
iaifataM <äS> itfa eigene uoitiagen, meg^alb
h €tde in 9lont nad^ if|i genannt macb, bie alten
tun nnb ftir^enf^rift^eHer aber fie nur bei ber
Stele btr Aoiiiotratianer als ^auptDerbreiterin
m^ift moi^ Skalier lonnte auc^ OiigeneS im
1. 3a^4imbeit bcgeiigen, ba| er Don btcfei ©ecte
ttut feines eifrigen ^orf^S in bei dEJiiftlid^n
!^ mb in btn Dtif^itbtntn *Dttiniingen i^ier
Sdtiwr nie etüNie gebärt tiabe (Origen. 1. c);
Bd^e Sngabe mir minbef^S aie ein fit^ereS
3^i)BH bebauten bürfen, bog bie @ectt bei ÜDlar*
oGii^ iebenfalie um bit SHitti beS 3. Safir-
(nbciti nii^t me^ esiflirte, unb ba| fie ba^er '
Min ntr eint luiüberse^et^e €rf[^cinung unter
im adtenombittben (lo^ unb niebem $ü&el bei
p/ita fBtß^an|)tpbt geioefen ifi. [Segler.]
pOTffBwM, ber ^I., ^fi (296—304), ;
Mt waifi htm lAber pontificalie Stßmei unb
6i^ eintS ^ojectufi. Ser libtiionift^e ober
.. .„^ Stataioi berietet über feine We-
Fnit temporibns Diocletiani
ex die prid. kol. jul., a cona.
Diocletüno VI et Conetantio II usque in
«M. Diocletiano IX et Maximiano VIII, quo
Nwimu fnit persecntio. Sie (|iei angegebenen
bulatc tntffiiei!^ ben 3a^en 296 unb 304,
«f4t fär bic SlcflierungSjeit beS $o^fteS gefiebert
iiA. la setDifi trfd(tetnl au$ baS Xatum beS
Ni 3nd ffit bcti Stcgitrun^ontritt, Ȋfiitnb btr i
650
alB SlobeStag gtmö^nlii^ angenommene 26.9]inl
nur bie ®etoäI|i beS Liber pontificalia für M
^t; nat^ bei ®auei hei Diegienatft, imt |ie «r
obige Äatolog meitei^in angibt, n4mlic6 8 3a^ie
3 Monate unb 25 2:agc, mürbe oielme^ bei
24. October als XobeStag anjunefimen fein (Dn-
cliesne, Lib. pont I, 6 et p. CCXLVHI sqq.).
$ap^ !DlQictIIu3 toiib Don SufebiuS erod^nt, mel-
(fKr (H. E. 7, 32) Don i^m in etuwe bunHer äStn-
bung fagt, er fei in bie (biocletianift^e) 33eifoIgung
Berfflirfelt gemefen. XJieoboret (H. E. 1, 2) fagl
beftimmter, tDIaitellin ^obe fid^ in ber SQof olßimg
onSgegeii^net (xiv Iv änu-jfjii^ BianpeiavTa), 3n
bei i5mifi$en Aiidje nnir nac^nieiSIic§ loenigfienS
feit SluSgang be« 5. 3a^i:^unbeit3 fein Slnbenlen
als baS eines ^fieS, bei im SSehnntnig beS
®laubena unb für baä^flefenntnifi gcftorbtn, geehrt,
unb feine @nib^e uurbe im 6. unb 7. 3afir^un-
bert Don b«i Sßllgeni befui^t, obroo^l fction bamalS
ungünfüge SuSfagen unb SiDrifel feiner ©tfc^iii^te
anfingen. Säjon boS er^e S^erfoIgungSebict, 303
ju Sücomebitn Derüffenttiitit, uurbe im Occibtnt
unb \ptdt% in Stom bun^ SbiKimionuS ^icultufi
fi^onungSIoS auSgefii^it, u^ienb Son^ontiuS
SflloruS in feinem iKei^ebtet na^mtiger oxir ;
bie i5mifc^e ffir^e fa^ buri^ haSfelbt Aber fit^
Dei!|dngt ^tiltSiung bei gotteSbienfUit^ !Ber*
fammtungSorte imb ber betligen EQü^ei, iSeibot
bei religiöfen 3nfanimen[ünfte, SBeftiafung ber
Slüubigen bui(^ @nl}ie^ung ber Semlei obtr ber
giei^eit. SDhiceDinuS tiotte in ru^igeiet 3eit bie
@efat|i DOiauägefel^, mele^ für bie i^riplii!^
Oratorien, in benen man über ben Aatalombtn am
offenen S:age bie Siturgie ju feiern )>flegle, ^tran'
lommen mürbe; in feinen Singen unb f^on »oi
ibm muiben im @^ofie ber ftotafiimben viele in*
einonbtrge^enbt ffarnntem grfilem UmfongeS aus*
gegraben, mtli^ gotttSbienftli^ 3>ntden in ber
9tol^ gemibmet fein füllten. 6ine foli^ ffanuner
im Sämeterium beS t|I- ßalistuS ^t noi^ bag %n-
beuten beS ^o^ifteS bema^it; fie rebet in einer 3n<
fi^rift oon einem oubicnlnm duplex atS einem
unter ber 3^ürforge beS Klrc^ibiatonS StöeruS aus-
geführten aBerft, melier baSfelbe jubbu papae
sui Marcellini begonnen ^be (de Bosai, Eoma
Bott. in, 46; Ogl. tav. 5, n. 3. Ueber bie Sn*
läge ber genannten ffammem fibeiiKiu))t ib. 57.
63. 64. 70. 73 unb Sftti). 9tlltr SOkiM^inlu^
feit nac^ ßmrbt eben btim ^Beginnt bei biocletiani'
f c^en Verfolgung baS Oratorium btS ^I. XqßuS U.,
meines ficE) in t)ioim einer cella tricbora über
ber 6ali£tuStatafombe erl^ob, jeiftSiL 3>e ERofft
meist biefei ISpo^e unb ber 3^t SHarcellinS au^
biejenigen mit gio|ei 3!oiftd^t unb oielem Popen-
aufmonbe auSgcf ü^iten arbeiten in ber genannten
Aatalombe ju, burt^ melt^e bie Sugönge }u ber
iSrab-ffr^ta bei ^öpfte, bem EßeftattungSoit bei
1)1. Säcilia, ben fogen. @acramentsta;»ellcn unb ben
baul]tgalenen bitfer 9)egion Mrf^üttet mürben,
bis ^a)]p SamafuS I. fie jum S^belle miebei er-
öffnete (Borna BOtt. I, 213; II, 106. 259.879;
651
aKorceUinuS, bcr 1^1., ^ap%
652
n, Analisi geolog. 52 — 58). S)a§ ©ömcterium
be3 ^I. @iaUjctu§ mürbe ttebft aUem übrigen gemein»
famen Sefi^ ber gl^rifien in ber SSerfoIgnng con»
fiSdrt. SS nmr ^op^ SRarcettin, toeld^er jum
Srfa^ bofür ben Gläubigen in bem ^riDatcöme«
terium ber d^fifid^en ^cilii ©labrioneS eine neue
gro^e ®rab« unb Sultftätte erf(i^Io|. 2)iefe afö
^ömeterium $ri§cillö an ber S3ia ©olaria befannte
Äotafombe tourbe x^m öon einem 2)litgUebe be§
genannten ©efd^Ied^teS gu großen Erweiterungen
uberlaffen, tDtläjt burd^ bie neueften Ausgrabungen
conjlatirt flnb. Sei bem Semid^tungSfriege gegen
bie fird^Iid^en Sudler unb Sd^riften, melden ba§
erfle 6bict eröffnete, l^atte bie Äird^e ton SRom ben
Untergang il^rer 5a]^Iretd^en 9Jlartt)reracten, il^rer
gefd^i^tlid^en 2)ocumente, {a aller SBal^rfd^einlid^-
feit nad^ il^rer ganzen SiMiotl^et bie ftd^ in ber
amtte ber ©tabt bei ber fpätem ftird&e beS 1^1. Sau»
rentiuS inSamafo, erl^ob^ gu besagen (deBossi,
De orig. etc. bibUoih. sedis apost. p. XI sqq.,
p. XXXVJLL; AUard, Les Persecutions IV,
185). S3 gab 5U 9iom bamalS traditores, aber
nur bie 9lamen non peien merben mit ©id^erl^eit
genannt, bie ber Siaconen @traton unb Safna»
nuS (fo bie Sonatiften bei August., Breyiculus
collationis 3, n. 34 sq.). 3m 3. 304, bem
Sobe§ia^r beS ^apjteS SRorceHin, f anb baS Slut-
ebict, $u meld^em ©aleriuS aud^ Siocletian im
gortfd^ritt ber Verfolgung ju beftimmen gettm^t
l^atte, ein Derl^ängnilooSeS Sd^o im ^enblanbe
burd^ ba§ oon ÜRa^imian ^ercuIeuS als AuguftuS
beS SBeftenS erlaffene Sbict. aRajimion Hefe auf
bem QiQpM am 22. ^ril 304 burd^ ben @enat
ben 3tt>ang jum Opfern unter lobeSftrafe unb
bie ©onpScotion Jeglid^er ^abe ber El^riften be»
ftötigen. 3al^Ireid§ maren bie römifd^en SRart^rer,
unb bie Verfolgung fonnte nid^t leidet an bem ber
ftäbtifd^en Sel^örbe mol^I befonnten Raupte bcr
d^Iid^en ©emeinfd^aft Dorübergel^en.
SHe Umfiönbe beS SebenSenbeS ^apft SRar«
cellinS flnb inbeffen einigermaßen bunfel; jte boten
fd^on in atterfrül^efter Seit ^u tontroöerfen Slnlafe.
S)er 3eit nad^ suerji fielet bie eigent^mlid^e ßr-
fd^inung, baß beS SSerftorbenen SRame in ben offi«
detten, im 3. 336 abgefaßten unb im % 354 er»
wetterten ®ocumenten ber römifd^en ftird^e, ber
Depositio episcoporom unb ber Depositio mar-
tynim, nid^t genannt mirb (bei Duchesne 1. c.
I, p. LXXI sq. unb bei Mommsen, Mon. Germ.
Hist. Auctt. antiqq. IX, 1, 71), toöl^renb bo$
f ämmtlid^e $ä<)fie öon SuciuS I. bis ©^iloefter unb
3uIiuS I. barin üorfommen. ®aS MarceUini in
tanbfd^riften ber Depositio episcoporum beim
latum XVII Kai. Febr. bürfte nur ein ©d&reib«
fel^Ier fein ftatt Marcelli, »eld^er ja laut feiner
SeibenSacten unb laut beS l^ieron^mionifd^en 9Kar»
t^rologiumS am 16. 3anuar ftarb. SWommfenS
VorouSfefeung bagegen (1. c), baß möglid^ermeife
anfänglid^ 95eibe neben einanber in ber Depositio
geftanben unb nur t)om ®o|)iften megen ber Sel^n«
lid^feit beS SeflattungSorteSSSeiber (Coemeterium
Priscillae) ein Sprung gefd^el^en fei, ift megen
ber 2)iffereng ber SobeStage nid^t red^t l^lttoc.
S)aS Uebergel^en SJlarceHinS toiucbe einen inbireden
Zabel gegen il^n entl^alten; teenigfienS txm feter*
lid^er ^ftbegel^ung toäre fein 9nben!en ouSge«
fd^loffen gemefen. ^irb er nun aud^ Dom liberiom»
fd^en jf atalog, oon SufebiuS unb bann rül^menb
oon Sl^eoboret ermöl^nt, fo äbergel^en bod^ fömmt«
lid^e erl^altene ^apftfataloge 00m 5. bis 7. 3al^
l^unbert (bei Duchesne I, 13 sq.) feinen ^tarnen.
Sine fbrmlid^e Auflage n)iber i^n erfd^eint aber
oon @dten beS bonatiftifd^en SBifd^ofS ^etiliomtfi
oon Sonfiantina, meld^cr um 400 unb 410 in
@d^nften bel^ouptete, SJlarceUin unb feine ^ejier
aOWltiabeS, ÜJlarcefluS unb @t)loefter Ratten in ber
Verfolgung bie l^eiligen Sudler ausgeliefert unb
ben ©Ottern 9!Bd|raud^ geftreut. SuguftinuS l^&It
il^m Dor, baß er bieß nid^t bereifen fönne (Contra
litt. Petiliam 2 , n. 202. 208 ; De un. bap-
tismo n. 27), unb in ber Zl^at brad^ten bie 2)onQ'
tiften 411 auS öffentlid^en römif d^en Slden nur bie
beiben obengenannten 92amen @trabo unb Gaf«
fmnuS bei. 2)er jfird^enlel^rer Don p\ppo fyütt
oon dnem ^Ut beS ^apfteS, ber bodf nid^t leidet
ein unbefonnteS Srdgniß bleiben fonnte, fdne
yiad^d^t. 3nbeffen muffen eingaben, toit fie bd
benSonatiften auftreten, aud^ in fird^lid^ jheifen
5U 9lom drculirt l^aben, n)enigftenS gegen Snbe
beS 5. So^rl^unbertS, OieÜeid^t nid^t o|ne bonati«
ftifd^e ßinmirfung. ©ie werben in inoti ©d^rift-
merfen überliefert, in ben 501 in Umlauf gefegten
unöd^ten Scten dneS SoncilS Don @inue|fa unb
im Liber pontificalis. 3u bem fingirten Sondle,
baS fdnen Urfprung ben f^mmad^ianifd^en ©trd«
tig!dten oerbanft, erfd^eint ÜRorceSin als ber beS
^bfaSeS ©d^ulbige; er flagt ftd^ Dor 300 (!) 9i«
f d^öf en an, unb man befd^eibet ftd^ mit feiner ®enug*
tbuung, mil über ben $apft niemanb nd^te (prima
sedes a nemine judicatur ; biefe in ber 9latur beS
$nmateS gegebene Zl^eone, mdd^e f d^on löngft 00t
biefer 3cit praftifd^ anerlannt toar, erfd^int l^ier
in fel^r unglüdflid^em]^iftodfd^en 3ufammenbange).
2)aS el^ebem immer für öd^t gel^altene Soncilnmrbe
burd^ SaroniuS (menigftenS in ber erften römifc^
SluSgabe fdner3lnnalen), bann $agi julBaroniuS,
^apenbroe! in fdnem Gonatus histor. (Acta SS.
Mail VII), oon 9?atali8 Sllcjanber unb Don Sn«
bereu als greifbare Sfölfd^ung bloßgeftdlt (f. ^efele,
ßonriliengefd^. I, 2. 31. 143 ff.); immerl^in aber
jdgt fein Ie jt, boß bei SRand^en in IRom ber gfdl
SJlarcellinuS als fixere ^Innal^me galt; er mirb ein«
ad^ DorauSgefe^t, unb ber ebenfaUS befonnte Sel^r*
a^ mirb mittels beS erfunbenen SondlS an il^n
angelel^nt. £)aSä»dte©d^rifttt)er!, ber unter Soni«
fa) n. (geft. 532) entftanbene Liber pontificalia,
l^at, mie S)ud^eSne fal^, für bie betreffenben 3Rit-
tbeilungen über ÜKarccHin eine jeJtDerlorenePassio
Marceilini auS bem 5. 3u^rbunbert^ mol^l bem
6nbe beSfclben, jur Duefle; unb biefe DucDe ifi in«
fofem felbflänbig unb Don ben Segenben beS ©i«
nuef[a»SondlS Derfd^ieben, als bann ein Sondl
658
9RatceUinu§, bet ^^l, 3Staxi\^xti.
654
imb bie Seifhmg perf önlic^er @enugt]^uung f eitenS
bd $Q|)ped gar ni^t genannt mar, ber $at)ft t>xth
wäß bIo| burd^ bad SOtart^rium ®enugtl^uung
gab. 2)ad ÜRartQrium tt)irb überl^aupt l^ier 5um
oßmSRale mitgetl^ilt: Marcellinus ad sacri-
fidom ductus est ut turificaret, quod et fecit.
Et post paacos dies, paenitentiain (sie) du-
etos, ab eodem Diocletiano (ber gar nid^t in
Xom UKir) pro fide Christi cum Claudio et
C^oet Antonino (fonft unbefannte ^DlartQrer,
bie erjl im 9. 3o^r]^unbert auf ®runb beS Lib.
pont in bie SRartqroIogten aufgenommen merben)
capite sunt tnincati et maii;yrio coronantur.
Sioddtan^ l^t ed bann, l^tte il^re Selber 25 2:age
!^^\äf liegen laffen, toonac^ ber ^rcSb^ter SJlar-
ctOuS biefelben befiattet l^abe in via Salaria in
eymiterio Priscillae in cubiculum, qui patet
osqoe in hodiemum diem (alfo im 6. 3a]^r>
(u^ unb todffi fd^on frül^er befud^t; anbere ge»
BU^ge ^onbfd^f ten l^aben : in cubiculo claro
ete.), quod ipse praeceperat paenitens dum
tnheretur ad occisionem, in crypta juxta
eoipos fiancti Criscentionis. 3ln irrtl^ümlid^en
In^iben unb an Sermed^SIungen in ^ejug auf
bie öeiligengefd^td^te ifl im Liber pont. befannt»
^ Itta tRongel. Sein Serid^t aOetn !ann meber
baSbfoO nod^ ba§ ÜRort^rium unbebingt glaub»
Düibig mad^en. 9ber bie topograpl^ifd^en ^{otijen
bi^ CuteÜe menigjlenS ftnb überl^aupt glaub'
Äi^ wah bie Dorliegenben über SRarceUinS be«
{B^toJaQptafbibenanbernjeiHgeSeßöHgung^ Sie
Stiiierare htx römifd^en ^^eiligtl^umer unb Söme-
toim üom 7. 3a]^r|unbert nennen nömlid^ bie
ScaUommer bed obigen ^l 6re§centio (SreScen-
tiiiS, GrekentianuS) in ben J?ata!omben ber $ri3-
(3a, unb eine berf elben, t)on be 9tof{t al§ Epitome
delocifl 88. martymm DeröffentUd^t (Roma sott.
1, 176), gibt unter üerfd^iebenen anberen ^eiligen»
gröbanaud^ ba§|enige oeS $apfie§ SJlarceUinuS an.
3n jängfta: 3^ f)abm be SRofft'S Ausgrabungen
boS eobiculum Q[re§centio'§ unb ÜRarceUinS 5U*
gösgli^ gemad^t (de Rossi, BulL di archeol.
eikt 1888, 103 88.). SBegen feiner guten iBe«
lo^Dhoig burd^ einen nad^ oben gel^enben Sd^od^t
eotfpnd^ e§ bem il^m gegebenen @))it]^eton darum.
Son Seidmölem ober 3nfd^riften, bie ftd^ auf
Storcdin belögen, l^at ftd^ bei feinem Dermüfteten
Snffambe nid^td gefunben. Sin großes ^xt^cb be§
i So^unbertS in ber ®rabfammer ^eigt jebod^
boS jianb^fte 9efenntni| ber brei Sünglinge t)or
bec €tatue 92abud^obonoford (de Rossi, Bul-
lettmo 1888, Uy. 4). 2)iefeS 93ilb fann t)kh
ki^t mit SRarceQind ©efd^id^te in SBe^iel^ung ge>
im^ rnerben. 6d nmre gleid^fam ein $roteft
Sbte ungunfKgen KuSfagen, eine SarfteQung
QUoubendtreue, toie fie Don anberen ®(au>
kaSbcIennem unter ber gigur 2)aniel§ in ber
Stootgnibe gegeben »urbe (SBilpert). 2)ie Aue»
toriUlt, lDel4ie ber Liber pontificalis erlangte^
fi|^ inbefjen aRarceKinS ©efd^id^te für bie gfolge»
Kit: er ifi ein glorreid^er ÜRatiqrer, ber aber t)or
feinem fiebenSopfer ein Seifpiel ber Sd^mdd^e
menfd^lid^er 9latur gab. 3n biefer gorm toirb feine
® ef d^id^te beifpielSttjeif e öon $apft 5RicoIau§ I. (gefl.
867) angefül^rt, in biefer brang fie in bie Scfungen
bcS römifd&en SreöierS, ttjo fie fid^ tro| ber 6in»
Beübungen ber fatl^oUfd^en unb ber ni^t fotl^oli«
fd^en ffnti! fogar mit bem ©inueffa«6onciIe bis
5um 3a]^re 1883 bel^auptete. Srft in biefem Saläre
lieg Sarbinal SSartoIini sugleid^ mit Slenberungen
in anberen ^eiligenlectionen aud^ baS Sondl fo«
mie ben gfaU be3 ^apfted ftreid^en. @S er^eOt au§
aKem oben S)argelegten unb namentlid^ au§ bem
Uebergel^en SnarceOinS in ben nur 32 ^al^re nad^
feinem Sobe ongefertigten offlcieHen ®ocumenten
ber römifd^en ffird^e, bag baS Slnbenfen beS l^ei«
ligen aßanneS anfänglich menigfteng nid^t ganj
ol^ne Trübung xoax. SBoburd^ er Anla| ba}u ge«
geben l^at, toiffen wir nid^t; ob eine ©d^ulb oorlag,
unb wie etwa bie ©ül^nung befd^affen, entjieljt fi$
ebenfaHS ber ff enntni|. ©el^r möglid^, bap irgenb
eine miloerftänbfid^e §anblung feinerfeitS gef d^al^,
weld^e bei ber burd^ oie plö^lid^e Verfolgung er»
jeugten Verwirrung unb bei ber grfd^werung ber
Eommunicatton bie ungfinftigen Meinungen über
il^n l^erOorrief . SBäre er aber al8 Wirflid^er traditor
ober thurificatus in bie Sudler ber ©tabtobrig»
feit jemals eingefd^rieben worben, wie e§ mit ben
anberen 3tpoftaten ju gefd^e^en p^tQtt, fo würben
bie S)onatifien bei ben 2)i§t)utationen mit bem
1^1. 3luguflinu8 gewig bie Slcten l^eröorgejogen
l^aben. ®iefen §ärcti!em aber, fowie aud^ ber bei
eben jener Verfolgung l^eröorgetretenen ftrengem
SRid^tung im römifd^en SIeruS (f. b. «rt. 2Rar«
ceEuS I) fonnte e§ genügen, bap SKarceHin als
}u milbe etwa bei ber 2Bieber}uIaffung ber lapsi
erf^ien, um bie Verbä^tigung beS 9lbfaEe8 auf
il&n felbft ju werfen. — 3»« nnöd^te Decreta
Marcellini papae ftel^en in ber gfeubo=iflboriani«
fd)cn ©ommlung, ba§ eine an SSifc^of ©alomon
mit Darlegungen über bie Srinität, oaS anbere
an aHe iBifd^öfe be§ Orientes mit 9lnorbnungen
über baS fird^Iid^e ®erid^tSwefen (Hinschius,
Decretales Pseudo-Isid. 218.220; Jaffö-Kal-
tenbrunner, Regesta n. tl58. tl59). (3(uger
ber angefül^rten Siteratur »gl. ®öttinger, ^opft-
fabeln, 2. «ufl., 48 ff. ; AJlard, Persöcutions
rV, 376 88. ; B. Jungmann, Dissertt. in bist,
eccl. I, 388—389; fiipfiuS, ßl^ronologie ber
römifd^en Vifd&öfe, ber jebod^ nad^ ©ud^eSne ju
berid&tigen ifi) [§. ©rifar S. J.]
^rcelRtiiis, ber Iftl, aJlart^rer, ber täglid^
im Sanon ber l^eiligen SKeffe genannt wirb, war
}U enbe beS 4. Sal^rl^unbertS $reSb9ter ber römi=
f d^en ffird^e unb würbe in ber biodetianifd^cn Ver«
folgung awfllet^ oiit bem 1^1. $etru§, ber gjorcift
neben il^m war, burd^ einen $rätor ©erenuS ober
©eüeruS jum lobe oerurt^eilt. Stn ber ©efangen«
f d^af t beftärften Veibe oiele ber eingeferferten Kl^ri«
ften in il^rem ©laubenSmutl^ unb gewannen aud^
bie gfamilie beS ^eibnifd^en ©efängnifewärterS,
beffen Sod^tct $etru§ öon einem böfen ®eifl be*
655
URoiceUtttuS Srnmianud — SRarcelluS L
656
freite, für ben ©touBen. Me biefe murben mit
il^en in einem ^idiifi bei 9iom, toeld^eS 6i§ bol^in
Silva nigra gel^ei^en l^otte, l^ingeriii^tet ; bie Stelle
erl^ielt infolge bat)on ben 9{amen Silva Candida.
®ie Seiber ber J^eilwen SWart^rer »urben an ber
Via Labicana im (Sömeteriiun ad duas Lauros
beigefejt. ®ie SReliqnien ber p. SRorceBinuS unb
5petru§ fd^enfte ^ap^ ©reaor IV. 827 ober 828
bem ©el^eimjd^reäer jtartö oed ©ro^en, Sginl^orb;
biefer Iie| fte mä) ©eligenftabt übertragen nnb
lieferte eine angiel^enbe Sef d^reibnng biefer SranS«
lation. 2lm 2. 3nni feiert bie römifd^e ftird^e ba§
gfep ber p. SRarcettinnS, $etru§ nnb 40 il^nen
beigefeBter ÜKart^rer. (BolL AA. SS. Jun. I,
170; 93mber, Sie fß. 5IBart9rer ÜJlarcettinnS unb
^etruS, il^r SWort^rium, il^re SJerel^rung nnb il^re
SReliqnien, SKainj 1878.) [ftaulen.]
9^tceSiiiii$ Jintittiiiitsis, f. SmmianuS.
^latcelRtittS ^am», Sl^ronift be§ 6. Sal^r-
l^unberts, entftammte einer möd^tigen unb einf[u|*
reid^en t$familie in 3Ilt)rien, me^l^alb il^n Saffwbor
BlyricanuB nennt Unter Sax]zt 3uftin I. (518
6i3 527) mar er j^on^ler beS gum Sl^ronfolger
ernannten $atririu§ Suftinian, bei bem er aud^
in 3uhinft in l^ol^en Sl^ren unb Slnfel^en blieb.
Ueber feine »eiteren SebenSöerl^ältniffe ift 9läl^ere§
nid^t be!annt ; nad^ feinem SBerf e ^u f d^Iie^en, f d^eint
er balb nad^ 534 geftorben ^u fein, ©eine S^ronif
ift eine Sfortfe^g be§ Sufebiug-^ieron^mud Don
379 — 534, unb itoat in jweifad^er SRecenjiou;
benn in ber Sorrebe erKart er felbfl ba| er ba§
3Ber( }uer{l bi§ 518 gefül^rt, fpäter aber nod^ bis
534 fortgefe^t l^abe (itemque alios XYI annos
suffeci). Spöter tt)urbe eS bann t)on einem Un*
befannten nod^ bid 566 fortgefe^t. Sr moKte, mie
er felbft fagt, l^auptföd^fid^ über bie Sreigniffe beg
Oftreid^ed berid^ten (Orientale tantum secutus
imperium); uHrflid^ fielet il^m Sonftantinopel im
SRtttelpunft ber SBeltereigniffe, unb nid^t feiten
gel^t unter ber }u ftarf localen Sförbung ber uni-
k)erfene Sj^arafter gans Derloren. @töbtifd^e %n»
gelegenl^eiten, §ofgef(|id^ten, ja felbft 9lne!boten
»erben neben 9lüturereigniff en in überreid^er 3ö^I
mitgetl^eilt, mobei ftd^ nid^t feiten ber aberglöu»
bifd^e Sinn beS IBerfafferd Derröt)^. 9ud^ fird^en«
gefd|id^tlid^e Sreigniffe unb $erfonen Don (Sregor
k)on 9ia}ian} big gu ben monofil^^fttifd^en Streit-
fragen finben tl^eUmeife eingel^enbe Sel^anblung,
unb l^ier ^eigt ber Suctor überaH feine ftreng ortl^o»
böge (Sefinnung. ®ie §äretüer finb il^m pravi,
perfidi, nefandissimi 2)ie Sreigniffe be§ äEßeft-
reid^eS bagegen finben nur nebenl^er unb infofem
fte mit bem jtaiferl^of in 3ufammenl^ng ftel^en
Serüd(ftd|tigung; aud^ fd^einen l^ier bie iett)eil§
)ut SSerfügung ftel^enben OueUen au§f d^Iaggebenb
§u fein. ©0 »irb a. 8. ju Anfang DrofiuS ftar! au8»
gefd^rieben imb aud^ (SennabiuS (De script. ec-
cles.) oielfad^ benu|t. SaS d^ronologifd^e @d^ema
für baS ®an}e fd^einen bie SlaDemtater ^nnalen
für ben Sßeften unb bie conftantinopolitanifd^en
ßonfularfaften für ben Often geioefen ju fein; in
bief ed ttmrben bann Sloti^en au§ anberen DueQen,
toie fie gerabe ^ur Serfügung Rauben, eingeigt
S)er Ort ber ^bfaffung mar tmeifelSol^ Son«
ftantinopel. 9{eben ber Sl^roniif fennt Safftobot
(De institut. div. c. 17) nod^ ein jmeited SBerf
oon SRarceOinuS, nömlid^ oier 93üd^er De tem-
ponim qualitatibus et positionibus locomm,
unb mol^I nod^ ein britted fleinereS Sd^riftd^:
SSefd^reibung ber @tabte Sionftantinopel unb 3etui>
falem (in quatuor libellis minutissima nairar
tio), bie aber beibe oerloren gegangen jtnb. —
9u§gaben: Ed. pr. cnra A. Schonhovii, Paris.
1546; Op. J. Sirmond., Paris. 1619, in beffen
Opp., Paris. 1696, H, 349. Venet. 1729, ü,
269; bann inBibl. Patr., Lugd.IV, 517; Gal-
land., Bibl. patrumX, 343; Boncalli, Yetost.
latt. Script. Chronica 11, 266; Migne, PP.
lat. LI, 917. (Sgl. »äl^r, ©ie d&riftl. ©id^ter
u. ©efd^id^tfd^r. SRomS 107; R. Ceillier, 2« ed. XI,
98 ; Chr. Bösler, Chronica medii aevi, Tnb.
1798, 1, 94—100; §oIber-egger, ®ie gl^ronif
be3 aRarceUinuS (SomeS, im 31. ^rd^. f. ä. beutfd^e
®efd^. 1876, 250—253, u. ©ie Cl^ronif beS aRorc
Some§ u. bie oftrömifd^en gapen, 91. «. 1877,
49—109 ; SBaiJ, ®ött. 5lad^r. 1857, 38 ; «. (Bbert,
®efd^. b. d^riftl. lat. Süeratur, 425.) [ffnöpfler.]
^xcettus I. unb n., ^&p\it. 2Rar-
celluS I., ber ^I. (308—309), 9lad^f olger
beg $a))fte§ aRarceUinud unb laut bem $0^)^-
bud^e oon ®d6urt ein Slömer, mürbe nad^ einet
Dierjöl^rigen, burd^ bie biocletianifd^e iBerfoIgung
Deranla^ten Sebiioacan^ tu)d^ afö ^reSb^ter 5ttm
^apfte erl^oben, aI3 Jtaifer SRa^entind im Kn«
fange feiner Slegierung ^u 9iom ben Sl^riften einige
9iu|e t)ergönnte. Sßenn ber liberianifd^e ftatalog
unb nad^ il^m ba§ $a))ftbud^ oon einer mel^r cAi
ftebenjöl^ngen @ebi§t)acan) fpred^, fo ifi biefe
Angabe mörtlid^ genommen unrid^tig, mug aber
oieUeid^t auf bie 3cit (bid 311) belogen merben,
in melc^er mäl^renb ber biocletianifd^en iBerfoIgung
bem Corpus Christianormn unb bem ^ifd^ofe
SiomS bie bürgerlid^e ^nerfennung Dermeigert mar
(AUard, Persecutions Y, 20). Ueber bie 9le«
gierungSbauer fagt ber liberianifd^e ftatalog:
a cons. X et Maximiane (b. 1^. Maximiane
Herculio X et Maximiane Galerie YII) usque
post consulatum X et septimum ; bamit finb
bie Saläre 308 unb 309 aI3 anfangs- unb Snb*
puvüti be^eid^net (de Bossi, Inscriptiones christ
1, 30). SDa aWarcelluS nad^ berfclben Duette ann. I
mens. VI (ober VII) dies XX regiert l^at, unb ba
anbererfeits aI3 SobeStag fomol^I nad^ ben liturgi«
fd^en OueOen mie nad^ feiner Passio ber 16. 3a>
nuar 309 (XVH Kai. Febr.) f eftfte^t, fo föttt bie
(grl^ebung auf ben 27. ÜKai ober ben 26. 3uni 308
(Duchesne, Lib. pont. I, p. CCXLIX. 165;
l^iemad^ finb fii)){tu§. Sl^ronologie ber römifd^
Sifd^öfe, unb 3aff^'8 jmeite «uSgabe ber »egepen
JU corrigiren). ^on ber Sl^ötigfeit beS ^ßopfted
mad^t ber Liber pont. bie nid^t unmid^tige SRit«
tl^eilung: XXV titulos in urbe Roma consti-
657
ünarceUud ü.
658
tntl, qnaai dioeceees (b. 1^. Se^trfe), propter
btptigmum et paenitentiam multorum, qui
eonTertebantar ex paganiB, et propter sepul-
tons mart jmm ; b. 1^. er l^be }U 9iom bie $f an-
Mftn georbnet in toeld^ bie Sotbereitung für
bie laufe unb fflr bie dffentlid^ 33u|e ftattfanb.
(ZoBfe mtb b^Ii^e 93u|e felbft mürben nid^t
in beti ^arrftrc^ mit ben Sin^elnen Dorge«
nmumu fimbem fonben olS feierU(i^e öffentlid^e
riümgen gemetnfant burd^ ben Sßa))fi ftatt.)
3ettiage Ia|t fold^e Snorbnungen in ber
lii^e Stomd red^t glaubtid^ erfd^einen; benn in ber
Ikrfolgimg nm|te bie regeintd^ige ftrc^Iid^e SSÜir!'
fntfdt fafi oufgelöSt morben fein, unb bie onf äng*
li^ 9hii^ unter 3Rasentiu8 gab jur ^erftdlung
flauerer (Einrid^tungen @tlegenl^eit. S)ie 3a^I ber
SbSinl^ onlangenb, mag bie Siff^t 25 menig*
M bcr3eit in vxl^ ber Liber pont t)erfa|t
Mibe (um 580), entfpred^en. S)te 3iffer ift nxfy
is flaccm ®egenfa| p ben anfc^einmb 28 Xiteln,
ttU^ auf bem römifd^ Sondl Don 499 genannt
tDoben; berni unter biefen 28 merben einige, meldte
Mejdben ftnb, nur mit Derfd^iebenen ^tarnen an-
ge|ä^ »iS^c IM man 22 biefer Zitel mit il^rer
{oge nad^meifen fömten; ffinf »eitere unbeftimmte
Sanen bleiben fibrig, bie aber nid^t aUe einen
mm Xitel bqeid^nen (Duchesne 1, 165). %iä)
bniUmetenen menbete SJlarceSuS feine @orge m.
b erneuerte bie älteren Seftimmungen über Bie
SaiiMitung ber gfriebl^öfe burd^ ben SIeruS je
oier ber nSd^fUiegenben Sitelfird^en (f. obigen
txii, mo aber ^um 9lu8brude propter sepul-
tni8 martymm )u ergftngen ift: fomie über«
^ ber ®Ulubigen). aRarceOud eröffnete aud^
tia «eneS Cömeterium: bie fecit cymiterium
HovdUe, Tia Salaria (Lib. pont.); e3 liegt
R^ an ber falarifd^en Strafe, gegenüber bem«
inigm ber ^riSdUa, bad fi(| )ur Sinfen au3-
betä. £e Steffi fonb in bemfelben fein (Srab, baS
M m bie Seit beS gkipfted aJlarceSud l^inauf-
Mrmlie^.
i)c8 $^ed Xl^gleit mürbe burd^ ben Sßie«
bokginn ber Ie|ten großen iBerfoIgung unter»
hs^nt SRosentiuS trat balb als blutiger ißer-
tnUger beS |eibnifd^ SuIteS in bie f$fu|ftapf en
Sioddionfi unb 9Kasimian§. ®egen Tlaxctüu^
fitrinen Mn feinen Stid^tem unter anberen bie ^n*
flogen geltenb gemad^t morben 5U fein, ba| er baS
CorpoB ChriBtiaiiomin mieber organiftre unb ald
Sif4^ auftrete (tentos, eo qaod ecclesiam ordi-
Miet et eonprehenauB a Maxentio ut negaret
••6880 epiaeopiim, Lib. pont). ^ebenfalls aber
tagen m ben SRagregeln miber il^n bie trau«
ngn l^n^ntii^en Zumulte bei, meldte unter ben
fffü^ felbß in Setreff ber SBieberaufnal^me ber
^•i entßonben. fBbttälbxS forberte, mie aud^ fein
]Mf<%r dufebtui^, Dor ber Sufnal^me ftrenge
bie iÜU^ Serrid^tnng ber 93u^e ; eine Partei
•tafelte ful^, unb ed f am fogar ^u blutigen ^uf«
Intlei. 6eiiie (Brobfd^ft fagt, ba| be^megen feine
UnTwnHng burd^ bie l^eibnifd^ Obrigfeit erfolgt
fei. S)er Ort ber SScrbannung ift unbefannt. 3m
9e!enntni^ beS ®Iauben§ unb afö Sertl^eibiger
ber ©ittentorfd^riften enbete SJlarcettuS im 6jil
baS Seben. @ein fieib mürbe fd^on frül^e nad^
Stom }urüdEgebrad^t unb im Sömeterium ^riSciSö,
mo fein SSorgdnger rul^te, beigefe^t. SRarceUuS
tl^eilte mit SJlarceQin in ber t$oIge auä) bie 9ln«
Sagen ber 2)onatiften, als l^ötte er ftd| )um Op^ttn
unb gur SluSlieferung ber l^eißgen 93ü$er Oerleiten
laffen. Sa§ 9nben!en, baS er in ber römifd^
ihrd^e l^interlieg, miberlegt ben SSormurf gegen
il^n als Srfinbung. Sr erl^ielt in bem SSergeid^ni^
l^eiliger $ci))fte, ber Depositio episcoponim, fei*
nengJIaJ: XVni(XVn)KalFeb.Marcelli(irr.
tpmlid^ ift Marcellini gefd^rieben) inPrisciliae,
ebenfo im Mart3rrologiamHieron7mianum unter
XVII Kai. Feb. ^Qp\i ©amafuS I. f ejte il^m bie
oben ermöl^nte ©rabfd^rift, meldte in ad^t ^e^a«
metem feine SSerbicnfte feiert. Sie mürbe in ben
Sudlern ber alten ^ilger bemal^rt, bie fein ©rab
im 7. äal^rl^unbert in ber oon @^Ioefter über ber
^ri^cilla-Aatafombe errid^teten Heinen üixä^z oer*
eierten (Yeridicus rector lapsos quia crimina
flere | Praedixit . . . | Einibus expulsus pa-
triae est feritate tyranni etc.). Sei ber für)«
lid^ erfolgten 9luf bcdtung ber Ueberrefte biefer ff ird^e
tonnte bie genaue Sage beS el^emaligen SRarceQuS«
grabet nic^t beftimmt merben (de Rossi, Bollet-
tino di archeol. crist 1890, 113 es. unb tav. 6).
2)ie bamaftanifd^e 3nfd^rift mei| nid^tS oon ber
in ben fiegenben erjöl^Iten Serurtl^eilung gur 93e«
bienung beS öffentlid^en Gatabulum (Saftenpoft)
5U 9tom bei @. SRarceHo an ber %ia Sata. 2)ief e
Segenbe, nad^ meld^er er möl^renb biefee 2)ien«
fied im SIenbe geftorben mare, rül^rt aue ber un*
ödsten Passio s. Marcelli Dom 5. ober 6. 3a]^r«
l^unbert, meiere bei ben 93oIlanbiften Januar. 11,
869 aß 3:^eil ber ®efd^id^te be§ 1^1. S^riacuS oor-
liegt ; fte mürbe bereits oom Liber pont. benu^t,
jeboc^ in einer etmaS befferen, iejt oerlorenen fjorm
(Ducbesne I, p. XCIX). 3le^te «riefe ober fe-
laffe beS ^apfteg ftnb nid^t erl^alten; aber äaffe^S
gmeite Auflage t)erBeid^net n. 160 sq. gmei pkubo«
tftborionifd^e unb ein unäd^teS gratianif d^e§ 2)ocu"
ment biefeS ^apfteS. (SSgl. auger bem 6:itirten Al-
lard, Persecutions V, 122 ss.) [§. @rifar S. J.]
aKa r c e 11 u S n. (1555), oorl^er SRarceflo 6er«
Oini begli @pannocd^i, geb. 6. Tlai 1501 gu
9Jlontepulciano, ein SRann oon feltenen ®eifteg>
gaben unb ffenntniffen, fomie oon groger 3Rögi«
gnng, ff lugl^eit unb ®üte, begann feinen Sauf gur
l^öd^ften SBürbe in ber Sl^riftenl^eit al§ @ecretar
bed Sarbinafö gfamefe, mürbe 1539 pm Sifd^of
oon 9licaftro unb noc^ im S)ecember biefeS Sal^red
$um Sarbinat promooirt, leiftete burd^ gefd^idtte
^uSfül^rung f äpftlid^er auftrüge unb als pöpfi-
lid^er Sarbinallegat auf ber ©^nobe gu Orient
bem $a))fie unb ber ffird^e gute SDienfte unb mürbe
nad^ bem Zobe be§ $at)fte§ 3uliu§ m., obmol^I
il^m bie faiferlid^e $artei bie S^dufioe gegeben
l^tte, am 9. %pxxl 1555 auf ben a))ofbtifd^en
659
aRarcellufi, bcr 1^1. — aRarccUuS, Sifd^of t>on äncijro.
660
(Stul^I ttf^oUn. SBegen ber Ställe be§ Ofterfe[te3
tDurbe er fd^on am 10. ^ril confeairt unb am
SDtitltDod^ in bet &^xtDod)t gefrönt. SRarceEud,
ber, tt)ie ^abrian VI., feinen Dlamen ntd^t änberte
(ma§ ®arpi ^u gel^öfligen Semerfungen üeran-
la^k), bered^tigte ^u ben fc^önften ^Öffnungen,
äßirflid^ l^otte er fd^on angefangen, fid^ mit ber
großen ^ngelegenl^eit ber notl^menbigen Siefor"
mation 5U befc^öftigen, aI3 er f(|on 22 Sage nad^
feiner SBal^I (1. Sölai 1555) infolge ber ftranf^eit,
bie er fid^ bei ben t$unctionen in ber Sl^ar* unb
Oftermod^e sugejogen, ftarb. Satpx, ber leinen
$apft unDerleumbet Iä|t, bid^tet SJlarceUud ein
gro|ed ißertrauen auf bie Sftrologie an, burd^ bie
er feine Srl^ebung unb ein langet $ontiftcat fic^
prognofticirt l^abe; $allat)icini l^at biefe fiüge
miberlegt. 3n feinen fhrengen äieformibeen l^atte
^arceOu§ beabfid^tigt, bie $u feiner Stxi entartete
pol^pl^one Stuftf gänjlid^ auS ber Süx^t ^u t)erban"
neu, nntrbe aber milber geftimmt, al3 $ier'fiuigi
ba ^aleftrina bie fpäter Missa Papae MarceUi
genannte Sompofttion Dor il^m ^ur ^upl^rung
bringen tie|. (ißgl. Pallav., Istoria del Gonc. di
Trentol.l3,c.ll;Baynaldada.l555,n.l3sq.;
P. Polydorus, De vita, gestis et moribus Mar-
ceUi IL Papae, Rom. 1744.) [©d^röbl.]
"SBatcefftis, ber 1^1., ÜRart^rer, mürbe in ber
SSerfoIgung SRa^imianS unb 2)iocIetian§, nad^ ber
!Dleinung t)on ^aroniuS unb Stuinart ettt)a im
Saläre 298, actenmä^ig am 30. October, ein Op\tt
eine§ SBefenntniffeS. 9fö am ©eburtstag be§ Sau
erS (aRajimian) in ber ©tabt SingiS in »frifa
;S:anger) Slled bei @aftmö]^(em fd^melgte unb
Opferbienft trieb, nmrf einbarüber empörter ^aut)t«
mann ber trajianifd^en Segion, SRarceEuS mit 9la'
men, feine Solbatenbinbe oor ben @tanbarten ber
Segton meg unb fprad^ mit lauter @timme : „^ä)
biene 3efu Sl^rifto, bem emigen ffönige.'' gr marf
caxi^ ben SBeinrebenftodE (Sl^ren^eid^ eine^^aupt«
mannS) unb bie SBaffen meg, beifügenb : ^SSon
nun an biene id^ euren jtaifem nid^t mel^r unb
Derfd^möl^e bie Anbetung eurer l^ölgemen, fteiner«
neu, tauben unb fhtmmen ®b^en. Sßenn ed fo
mit bem 2)ien{te ber @oIbaten befd^affen ift, ba|
fie gejtoungen merben, ben ©öttern unb j?aif em ^u
opfern, fo teerfe id^ ben @todE unb ba3 Singulum
toeg, oerlaffe bie f^al^nen unb meigere mic^, 5U bie»
nen.''2)tefe9uSbrüdEen)ieber]^oIteert)orbem$röfe3
ber Segion unb erüärte, ba| er al3 Sl^rift einen
f old^en @otte§bienft nid^t mitmad^en fönne, f onbem
nur 3efu (Jl^riflo, bem ©ol^ne ©otteS, beS aUmäc^»
tigen SJaterS, biene; Dor ben SMd^terftul^I be§ Su-
reliu^ ^gricoIanuS, ©teltoertreterS bed Oberften
ber Seibtoad^e, gefül^rt, blieb er gleid^ flanbl^aft.
(£r tt)urbe gur ^inrid^tung mit bem @d^n)erte oer«
urtl^eilt. ^13 er ^um Zobe au§gefül^rt mürbe, fagte
er 5u 9tgricolanu8 : ^®ott loffe eS bir mol^l er»
gelten"; „benn", fejen bie 3Rart^reracten bei, „fo
gejiemte eS fid^ für einen ÜJlartprer, auS ber SBelt
5U fd^eiben, unb al§ er ba3 gefagt l^atte, marb er
entl^ouptet unb ftarb für ben 9lamen unfere§ §erm
3efu S^rifti, ber glorreid^ ift in Smighit. Smen.'
S)aS ©ebäd^tnig biefeS l^eiligen jtömpferi^ begd^
bie JKrd^e am 30. October. 99ei bem Sierl^öre beS
l^eiligen SRart^rerd SRarceUud biente in feinem
^mte alg SJlilitörgerid^tgfd^reiber ein gemiffer £af«
fianud. 2)er geifttge @ieg bed d^ftlid^en ^oupt*
manng über ben l^ibnifd^en SMd^ter unb bie SBut^
biefed Slid^terS über ben fiegrei(^en SBeletmer unb
beffen SSerurtl^eilung ^um £obe mad^te auf Sof»
ftan einen fold^en Sinbrudt, bag er @d^reib^
unb @d^riften ^ur Srbe marf. 2)effen freute
SJlarceQuS, im Seifte üorauSfel^enb, ba|
ftanuS balb il^m folgen merbe. Unb fo mor tiS
aud^; menige Sxtge nad^ bem Sjiumpl^e beSSRar*
ceSug mürbe aud^ Saffian bie SRartprerfrone )u
Sl^eil. SafftanS Anbeuten feiert bie Ihrd^ am
3. SDecember. S)a| Safftan fd^on im 4. 3q^
l^unbert fel^r befannt getoefen, ftel^t man auli bem
vierten ^^mnud be§ $rubentiu§ (De coronis),
in meld^em er bei ^ufml^lung ber Dor^üglid^flen
gjotrone öerfd^iebener ftird&en (SS. 45) pngt: In-
geret Tingis sua Cassianom. (93gl. Buinart,
Acta martyr., ed. Batisbon. 1859, 342 sq.;
Esps^a sagrada XXXVI, 256.) [@d^röbL]
3Batcelbi$,93ifd^oft)on9lnc9raim4.3a]^
l^unbert, ift bi§ l^eute in SSe^ug auf feine SRe^t'
glöubigfeit umftrittenen ^^lnben!en§. @ein %mt
mirb suerft mit ber S^nobe Don Snc^ra in ®a-
latien 314 in iBerbinbung gebrad^t, auf ber er
nad^ ßinigen ben iBorft^ gef ül^rt l^aben f oQ ; nur
ftnb bie erl^altenen Skrjeid^niffe ber 9RitglidD«r
menig 5ut)erlöfftg. S)a ber 1^1. ^tl^nafiuS il(in im
Sa^re 358 (Hist. ad Mon. 76) einen alten TUmn
nennt, fo ift menigftenS fein Slter fein $inbenü|
für bie Snnal^me feiner ^ntoefenl^eit. @id^ mar
er elf Solare fpöter auf bem Soncil t)on !ßicaQ zu-
gegen unb befämpfte bafelbft bie ^^arefte beS 9riuS
fo energifd^, ba| bie Segaten bed ißapfted il^m in
Stom baS el^renooQfte S^^G^iB gaben, unb ba|
aud^ $apfi SuliuS I. ben Sufebianem gegenüber
feinen ©lauben^eifer rül^menb l^ert)or]^eben f onnte.
SDiefen ®egenfa| gegen ben ^rianiSmuS bemal^rtc
er fein ganje^ Seben l^inburc^ unb legte il^n bei
ben Derfc^iebenften ©elegenl^eiten an ben Zag.
(Sx fd^rieb pnöd^ft eine eingel^enbe SBiberlegung
gegen ^fteriuS, ben literarifd^en ©ad^malter ber
iirianer, gab aber ber langen ^bl^anblung feinerlei
(Sintl^eilung, meil fte ein 93ilb ber Sin^eit ®otte§
fein foUte. 2)ie l^ierbei eingenommene Stellung
bet^ätigte er aud^ burd^ feine SBeigerung, bie Se*
fd^lüffe ber S^nobe ^u Z^ruS 335 ju unterjeid^"
neu, unb burd^ feine ^bmefenl^eit bei ber @in*
meibung ber ^^eiliggrabfird^e ^u 3erufalem in bem*
felben So^te. hierüber erbittert, befd^ulbigten i^
bie Slrianer, er ^abe in ber genannten ©d^rift bie
^nftd^ten be§ (SabeHiuS unb beS $aul Don Oim^
fata mieberl^olt. SSermutblid^ maren bie| fold^
Sefd^ulbigungen, mie bie ^rianer fte bamald gegen
bie SRebrjal^l ber treu fat^olifd^en 99ifc^5fe er«
l^oben; ba aber bie fraglid^e Sd^rift 5u ©runbe
gegangen ift, fann über bie bogmatif d^e Sefd^ffen«
661
ÜßatctlluS, Sift^of Don Stnc^n
|ril tietftrbni ftbi Ur^I jefäCIt nitrben. 3laii)
6«mM (1, 36) itÜMi fott er auf bie tt^ofiene
Migt jin MrfprDf^n ijobtn, Jtin £Buc^ gu ftr-
bmont, ntil c§ jo inel 91npD^ Qcgeben. X^n n
ttti m4t ddIIjdqri ^ottt, iparb et im folgenbcn
31^ mä bei SqnDbe gu (SonftantiiiDljel. auf
■rii^ wuftbiuS oon 9Iicmntbien ben üiorfi^
(ihti, DDti fernen @egneni ber $äre|le f^ulbig
nfiört unb abgefegt, ^n feine ©teile maib bet
iltlttrtt 99afilin9 ei^obtn, unb bei gneibeuHge
ftftbiuS Don Cdfaita ei^ielt bot Suftiag, fein
ft4 }u nribeiltsen. SRoiccIIuä felbft begab fi$
Böi luit^ 3)om gu Sßopfl 3uliu3 unb blieb bort
IS SRonale, um fttne ?infläget Qbjuioarlen imb
ihfl gegen fle Boi btm ^opft ju ueranttoiirten ; bo
tiniumb erf^ien, legte er fein @Iaubenlf>eTenittni§
fäc^i^ om i^m at>. @d fle'^t in einem 93iiefe
mt i^, Otlä^ S])ip!taniul (Haer. 72, n. 2)
nnotu^Tt ^t; berfelbe iß fieiltc^ unbatirt, fann
iibtt ran aufl ber 3eit Don 338—340 ^eTrüiSien.
Ji it|terem 3a^ie feE|ite ber 1)1. It^onaftuS auB
Nim ti^ ^il oon Xrier juiü^ unb blieb
ISÜbnate ju 9tom, bis im ^eibft 341 $a))ft
3dObS bie )ui flbuit^tilung über i^n berufene
Gtubt ai^Itnt tonnte, ^uf biefer mar aüä)
StoitdlaS omvefenb, bti, mie e€ f ^etnt, jum jroeiten
IRalc noi^ Stom gttommen nar. ÜJtit ?Itt|miaftu§
wA <m4 SRoTceQuS für ungerecbt abgefegt er-
Bnl; bie S^nitbt natim i^n rote ät^anaflu^ jur
ftinl)engeiiKtnfi^ft unb gum ^eiligen ^benbma^I
o imb nfnftte ben ^popft, biefe ben ^tnllägem
iMr bciben SItSnner ju ernSren. ^ bem ©c^rei-
td, miifa ^ofijl äuIiuS bemjufDlge erlieg, roirb
fir Warnlln«' 9^tgI3ubigfeit fe^r beftimmtel
?p^\i abgegeben unb bie StedCihnägigTeit feiner
li|4^i$tn Stellung genullt (cgi. Äthan. Apol.
Motn Arias. 32). ®Iei(^li)of)I gelangle auf ber
SfBDbc tion 3lntiod)ien in encaeniis 341 ba3
SUaubcnSbefemitnil bei £Bifd^of3 üpoQoniue Don
XvK jui Hnna'^me, in melt^cm eS om @d)Iug
W: .Sei ti mit WarceKuS bon üncQra ober
S^eOiia ober $aul Don Samofata bält, ber fei
ittiflmt mit aäm feinen Sfieilnelimcm.'' S)iefe€
Untieil loarb jebod^ Don ber @Qnobe }u Sarbica
344 Bitbti aufgehoben. 9iad)btm Snaiccllui'
thi4 gegen ^flertuS sotgtleitn morben, crfiarte
kie Snfommlung ben JBerfaifec für reditgläubig
Hb ma^t feinen femiorianifcfien ^Innägem jum
Sunmirf, fie ^enolS feine eigenen ?tnfi(l&ten an-
Meben, toas er nur im Saufe ber Unterfut^ung
•B fragli^ (Cnyöiv) jur ©ptiK^e gebracht ^alt.
tafi bw €ufemaner nunmehr auf i^ret after-
^mb« MI $l^li|)|)opoIi3 mit gemeinen fflerleum-
kagenSRoKdluis angriffen, unb bag aui$ bie @q>
Mbe )n VntTod^itn 344 bie 3Inot^emati§men gegen
Meutn uitbo^olte, barf nii^t befremben, ba ee
tn frnpigen Sorge^n biefet ^rtei entfprat^.
)■ 3. 845 xaaA «ülarrellul mieber in fein %i§'
l|mtmeeft|t; boc^ fanb er groge Si^roierigleit,
kl b(c9mntHft^f SSafiliuS nic^t miilb, unb fc^Dn
347 abtr bo^ 849 muite er feinen Stu^I mieber
Dcriaffen. Uebet ben SReft feines SebcnS flnb feine
tßadEiricbten er^Iten; fiauptfä^lid^ fürbiefe3eit
mirb gelten, vbcü ber ^I. ^itronQmuS Don i^m
fagt: Malta diversanun ÜTEofteTEcuv scripeit
Volumina. 3n bie nämlid^e Seit foUt ober aüä)
baS Sinfi^reiten ber ffir^e gegen bie ^rrle^re beS
^!|0tinu9, ber immer mit ©tolg fi^ einen @<^üler
XÜarceKS Don 9ncpra nannte, ©ei ei, bag er fic^
mit 9tei$t auf beffen Sebranfic^tcn berufen tonnte,
fei es, bal ber Sedier ben @c()üler gu entf^ulbigen
unb JU ret^tfertigen fudtite — in bem p^otinif^n
lalreit le^e fi^ baS aRigtrauen oieler SBifd^flfe
aui^ gegen ÜTtarceOuS, unb nie bei ^1. ^UariuS
(Hilarü Fragm. 2, 21) unb ©ulpiciuS ©eOtruS
(Hist. EccI. 2, 37) behaupten, (ünbigte i^m ber
$1. ^It^nofiuS (c^on Dor 349 bie ffir^engemein-
t(f)aft auf. 5Der niclgeprüfle Wann ftarb erfl 372
in febr ifofftm SUtcr, o^ne ba| ber @IautK ou
feine Stei^lgläubigTeit bauemb roieberldergc^llt ge*
»efen märe.
S@ ifi gtnig begreiflich, bag in einer Don bog-
motiff^en ©treitigteiten unb boäfjaften 3ntriguen
aufgeregten 3fit bie Siorficbt ober baS ÜJIifitrauen
begiigli^ btr SJe^tglöubigfeit DieQeiifit gu meit
auSgebe^nt merben tonnte. Sigentbümlid^ aber
bleibt es immer, bai aKÜnner wie SafiliuS, 6i-
lariuS, (S^r^foftomuS, aud^ gpip^aniuS, bie SRe§t-
gläubigteit ÜKarcellS Don 3Inc^ nii^l onerfenntn.
33ie Serfi^ieben^eit, nietii^e fii&on gu feinen Seb«
jeiten begügli^ beS UitbeilS über i^n ^errfi^te, ift
im 9)erlauf ber Seil ni(()t nuigEtiDbcn morben. SDie
Unterfui^ung ift bnburcE) crfc^mcrt, bafi Don feinet
Sd)rift gegen 9Ifteriu§ fiti) ^rigmenle Wo^ in
Sujebiu8'©c&riften gegen iI)nfAdv. Marc. LL-H;
De Ecclee. theol. LL. III). iebenfafla lenbentüSfl
entfteÜt, finben. 3u feinen SInnägern gehören,
roenn nid&t ft^on BaroniiiS (Ad a. 347, n. 61 sq.),
fo bo^ Siätmont (Memoires YII, tit. Marcel
d'Ancyre), SßelaDiua (Dogm. Üieol. II, 1, 13),
©ä)elftrate (Antioch. Conoil., Antverp. 1681,
129 sq.), ajomer (Se^te Don ber Sßerfon g^ripi,
2.91ufl., I, ©tuttg. 1845, 864), ffiBttinger (&ippD-
li)tu8 u. ffaffiftuS, fflegensb. 1853, 216 f.) unb
Soußc§ (Smitii and Waoe, Dicdon. of Christ
Bibliographym,808);gu feinen SBttttieibigem
5IalQliS aieranber (Saec. IV, Dies. 30), aJIont"
fauton (Coli, nova Patnun U, p. LI) unb äJlöfc
Itr (aUbanapuS, 2. auf!., 3Jtaing 1844, 318 ff.).
S)ie Sfrage roarb gum ©egenfionb einer befonbem
Unlei^uc^ung gematl)! ton Äettberg (Marcelliana,
Goottingae 1794), unb nac^ ben ä)lonograp^ien
über SOlarcetluS uon fliofe (Hamburg 1837) unb
!S)iaenborg (Ueber bie Ortbobo^e be3 Ware. Don
anc., SKünfter 1859) i)at jule|t 3a^n (tUIarc. 6.
anc. Sin Beitrag jur ©efc^. ber S^eotogie, ©ot^a
1867) gut Sbfung ber Srage beac^tenimertbe SRt-
fultate geliefert, roel^^efeleCdonc.-Sef^. 1,476)
aboptirle. §iemact) bietl TOarceÖuä rool)! an bem
3nbalt beS nicänif(^en ©lauben^befenntniffeS un-
Derbrüi^Üi^ fefl, glaubte aber beffen gormulirung
nidbt als maftgebenb beibelialten gu muffen. 3)n
663
TOarccIIuS öon Slpamca — ÜKard^ant.
664
gan^e ©trcit feiner 3eit erf d^ien il^m ofö eine gfolge
unglüdüd^erSSermifd^ungDonpl^tlüfop^ifcl^enäbeen
mit ber Se^re her J^eUigen ©d^rift. 3n le^terer
moHte er meift nur boS Serl^öltnil beS men{(i^»
getDorbenen fiogoS 5unt ißater angebeutet ftnben.
S)cr 9lu§bru(f ber S^ugung fd^ien il^m fo fel^r ein
^nfongnel^men )u iebeuten, ba| eine emige ßm»
gung il^m unbenfbar mar, unb ba| er in biefem
@inne benSogoSaß ungebeugt bejeid^nete; @o]^n
®otteS unb gezeugt fönne nur ber men{(i^gemorbene
©otteSfol^n ]^ei|en. Sbenfo beurtl^eilte er fold^e
3lu8brüd(e, tDie Silb ®otte§ u. a„ \o bafe er jd^ein»
bor ben Sogod in smei SBeJen, ein immanente^ unb
ein itp6c T^v ^e6v bepnblid^eS, jerlegte. OTe biefe
^uSfül^rungen feierten ftd^ teefentltd^ gegen ben
^uSbrudt, nid^t gegen ben Snl^alt ber nicönifd^en
Seigre, waren aber geeignet, 3ln]^aft§punlte für bö§»
miUige SBefd^uIbigung be§ @abeniam3mu§ ^u btt»
ben. 9uf ber anbem @eite ntad^te ÜRarceUuS^
9u§brud(, bem umnberbar geborenen äJlenfd^en
3efu§ tDol^ne ber Sogoe, bie dpaonx^j Ivsp^eia
©otteS, inne, tro^bem er benfelben red^tglöubig
Derftanb imb bie (Sinmo^nung al§ eine tüefentltd^e
unb innerlid^e be^eid^nete, bod^ mögtid^, il^m bie
Sntl^ümer be§ ^aul Don ©antofata 5ur Saft ^u
legen. Smmerl^in aber barf baS Urtl^eil feinet
jungem 3^itgenoffen @ult)iciu§ @et)eru8, bag bie
allgemeine Snfid^t barlegen foQ, alS ju l^art be«
gei^net merben: Antea innoceiiB, postea depra-
vatus, videri poterat jam tum nocens fuissey
cum de eo faerat jadicatum (Ghron. 2, 37,
ed. Halm 90). [ffoulen.]
9bitcelEii$ t)on %pamta, gleid^er 92ame für
itoei C^eilige be§ SJlorgenlanbeg. 1. SRarceUuS,
Sifd^of unb SRart^rer, t)on Sll^eoboret (H. E.
5, 21) ald l^eiliger, geifboOer unb in jeber ^in-
fid^t ]^ert)orragenber SDflann gefd^ilbert, ftammte Don
ber änfel S^bern unb befleibete bafelbft als fiaie
Derfd^iebene Sl^renämter. 9lad^ bem Siobe feiner
©emal^Iin tt)urbe er ^riefier unb erl^ielt 381 baS
Sr^biStl^um ^pamea in Serien. 9Jlit großer Snt«
fd^iebenl^eit ging er gegen bie Slefte beS Reiben*
tl^umS in feiner 2)iöcefe Dor. 63 mirb bei Sl^eo*
boret (L c.) bemerft, ba^ er, um bie ÜRad^t ber
2)amonen }u bred^en, bie l^eibnifd^en Opferftötten
juerft mit gemeil^tem SOBaff er befjjrengte. SIS Äaif er
Sl^eobofiuS feine ftrengen Sbicte gegen ba§ ^ei»
bentl^um erliefe (L. 7—12, Cod. Theod. 16, 10),
erl^ielt SJlarceOuS befonbere faiferlid^e iBoIImad^ten.
93on9ett)affneten umgeben, liefe er aüentl^alben in
feiner Siöcefe bie ®5^entem))el jerftören. Sr fam
fo aud^ 5u bem befonberS präd^tigen SupUertempel
in ^ulon bei ^amea. 6ier liefe er bie öufeere
Säulenreil^e mit Saßen ftü^en unb bie ^unba«
mente untergraben. W& man bann bie @tü|baßen
angünbete unb ber %txtOpti }u manfen begann, marf
bie erbitterte SSoIfömenge ben Sifd^of in bie Qflam»
men (Sozom. H. E. 7, 15); mabrfd^einli^ ge»
fd^al^ biefeS im 3. 389. Sei ben @ried^en gilt er
als ^atron gegen gfeuerSgefal^r unb mirb befel^alb
aud^ mit einem brennenben Srucift^ abgebilbet.
S)aS römifd^e SRart^roIogium nennt il^tt }um
14. Suguft. (Sgl. BolL Aug. m, 151 sq.)
2. aRarcelluS, ^bt, ftammte auS Spomea
Don fel^r angefel^enen Sltem. 9btd^ Syrern Xobe
Dertl^etlte er fein ganzes Sermdgen unter bie fb«
men unb begab ft$ nad^ @D]^efud, angezogen Dom
9hif e ber Dielen tugenbl^af ten ÜRönner, bie bafelbft
lebten. ^13 er aber ^Mt, bafe in Sonftontinopel
burd^ ^bt 9(Ie|anber ein fflofter ber ^Ibimeien
(f. b. 9rt.) eingerichtet morben fei, erbat er fid^ bie
^ufnal^me in biefeS 3nftitut, meld^eS gan^ feinen
Steigungen entfprad^. 3Ud 3Rönd^ mad^te er fo
grofee t^ortfd^ritte im geiftlid^en Seben, bafe feine
SBal^I gum ^bte nad^ ^lesanberS Xob alle äBal^
fd^einlid^fett für ftd^ l^atte. Um biefer Sl^re oufi-
^umeid^en, Derliefe er Sonftantinopel imb manbette
in Derfd^iebenen jflöftem l^rum, bis SIesanber
geftorben (um 430) unb ein neuer W>t, SJo)^«
neS mit 9tamen, gemöl^It mar. Unter äol^onneS
mürbe baS JHofter Don Sonftantinopel meg, mo eS
Derfd^iebenen ^nfed^tungen auSgefe^t mar, in bie
9läl^c ber §au]ptftabt (3renäum) tranSferirt 3Kar«
celluS unterftü^te ben 9lbt 3o]^ne§ in feinem
^mte unb mürbe gum 3)iacon gemeil^t, oIS biefer
bie ^rieftermeil^e empfing. @o auferbaulid^ inbiefe
fein äBanbel mar, fo f el^Ite eS bod^ nid^t on ÜRdn*
d^en, bie il^n ber Sitelfeit bef d^u&igten ; befe^olb
übertrug Sol^anneS il^m bie @orge für bie SfeL
3m Slngeftd^te ber gefammten Kongregation über«
nal^m !D^arccQuS biefen ^ienft bereitmiKigft unb
Derpflid^tete \xd) fc^riftlid^, er moSe für feingongeS
Seben babei Derbleiben. @o maren feine 9{eiber
befd^ömt unb- baten il^n nun felbft, }u feiner Dor*
l^erigen SteQe ^urüdE^ufel^ren. 9la^ bem Xobe
beS mteS trat OßarcelluS an beffen ^laif. Unter
il^m Dermel^rte fid^ bie 3<i^I ber SRönd^e aufeer»
orbentlid^, unb eS mürbe ju bereu Sufnal^me ein
neues grofeeS jflofter erbaut. Siele auSge^eid^nete
SRänner gingen barauS l^erDor, unb bie Srbauer
Don ffird^en unb jf löftem menbeten fid^ an 3Rar>
celluS, um fid^ feine Sd^üler ju Sorftänben p er>
bitten. 2)ie 9lad^t unb einen guten 2:]^U beS
SageS Dermenbete er jum (Sebet, bie übrigen
@tunben 5u ben äBerfen ber 9}äd^ftenliebe , bie
Sebröngten tröftenb^ ben Serf olgten ^u il^rem 3ted^t
Derl^elf enb, bie (Spitöler befuc^enb u. f. m. 3n bem
)u Sonftantinopcl gegen Sut^d^eS gel^altenen Son*
eil unterjeid^nete er bie Serurtl^ettung biefeS ^öre«
Ufers, er ftarb Dor 484. (Sgl. Sur. 29. Dec;
Fleury, Eist. eccl. L 27, n. 30.) [©d^röbL]
^iax^antj $etruS, belgifd^r aRinorii,
mürbe geboren im % 1585 ju Kourtin in bem
ehemaligen gfürftentl^um Sütti(|. Ütad^Sollenbung
ber ©tubien leierte er in nod^ jugenblid^em SQter
$]^ilofop]^ie, bann Sl^eologie. 3m 3. 1621 mürbe
er als custos proyinciae jum ®eneralcapitel nad^
SegoDia entfenbet unb Don biefem )um Sifitator ber
OrbenSl^öufer in ber Sretagne befteHt. Sier Sal^
barauf (1625) mufete er abermals ßum ©enerol«
capitel nad^ S^om reifen unb marb l^ier jum ®ene"
ralbepnitor ermöl^lt, fomie mit ber Siptation ber
6(5
üßatcion.
666
Oibeii8(öiri^ in 9Ueberbeutfd^Ianb betraut. 2tm
vMifyn Sq^ic »urbe er }um ^ßroDtn^ial Qt»
»^tt unb im 3. 1629 Dorn $apfte feftft }um
aPa $nmm)iQl ber neuerrid^teten Dl&imfd^ $ro*
in) kßhmnt. Spöter nmr er SSifttator ber eng-
Hfiilm imb izUnbifd^ Orben§f toDittj unb timrbe
16S9 {um Oenerolconttniffor aller $rot)m5en
Sent^^^mbd^ Selgiend unb ßnglanbS ernannt.
b {fairb im 9hife ber ^eißgfett ju ®ent ben
11. 9i0lMn6er 1661 im Slter t)on 76 Salären,
M benen er 60 im Orben ^ugebrad^t l^at. %xo^
kt Mm Xetfen unb arbeiten, tDAi^t bief e eieren«
Mim Semtcr mit fid^ brad^ten, l^t er mehrere
Berfe l^erloffen, tt)oruntet bie Dorjüglid^eren
jU: IVibunal sacramentale et visibile ani-
manim in hacyita mortali, 2 volL, Antv. 1678,
wrin er fid^ atö grünblid^en ^robabilifien be»
tt^rt; Beeohitiones notabiles variorom ca-
man et qnaeetionum, ib. 1655; Expositio
mystioo-literaliB ss. incmenti sacrificii mis-
ne, ib. 1653; Baculus pastoralis sire po-
tesbis episcopomm in reguläres exemptos ab
erigimbim buIb explicata, Brugis 1638. ^IS
b(iCom>mcui^ SI. 2)au§que bie Snfid^t bed t^ran-
diamedl 3p^. Cortagena, ®erfon8 unb SdS
m ber ^ligung beS I^L äofepl^ im ÜJhitter-
kSe angegriffen l^tte, fd^eb er ^u bereu %er»
l^eMgmig: Sanctificatio s. Joseplii sponsi Y.
imlTitii Jesu in utero asserta contra E. D.
dtndii Dausqmi Tomacensis canonici ca-
hmniiB, gebrmft }U Srügge um ba§ Sal^r 1630.
i)aiiS<yne antmortete mit ber Sd^nft S. Joseplii
mietificatio extra utenmiyLugd. 1631. ÜRor»
ilBsA fdtfurieg nid^t unb t)er5^entlid^te: Fastus
im ülastnuis sponsi Mariae nutritii Jesu
gratioeam sanctificationem in utero ab eo,
qiwm Pater sanctificavit et misit in mun-
dum, Gand. 1632. 3nbe^ fam feine oben ge«
«amite Sd^rift am 19. SJtör) 1633 auf ben 3n>
bcs, inib bomit rul^te bie grage. (Sgl. Dirks,
Hist Utt^raire et bibliographique des Fr^res
IGn. de l'Obs. de S. Fran^ois en Belgique,
An?. 216—229; Hurter, Nomencl. 1, 913 sq.)
- Unter ben 24 ©efd^mifiem, m\ä)t $etru§
Utaifani fyxik, jeid^ete ftd^ fein Sruber 3Q'
ai (oA, ber Sfarrer feinet ®eburt§orted tt)urbe
(ge^ 1648). Tlu^er mel^reren anberen @d^riften
pcM^Sfta änl^tted fd^eb er ben ^u feiner 3^t
Kit Sied^ gefd^d|ten, öfters aufgelegten unb toeit
soAreiteten Hortos pastorom et conciona-
tonmi, 2 YolL, Mont. 1681, Colon. 1635,
Lugd. 1652 u. 5. (Sgl Foppens, Biblioth.
b«k I, 525.) Courier S. J.]
PtaciM, ber ®nofli!er, etn9Rannt)on
hitaftem (Seifte, großem Salente unb reid^
Siffen (Hieron. Gommentar. in Oseam c. 10,
T. 1), loar aud @inope in $ontu§ gebürtig ; fein
9ckt loar im l^öl^em Slter S3if d^of gemorben. 2)er
€o^ »ibmete fid^ bem Staub l^öl^erer SSoU'
bmen^, t>erffi]^rte aber nad^ einiger 3^it eine
t/BU^gtmi^t Sungfrau unb tt)urbe be^l^alb Dom
eigenen SSatcr, ber ein fel^r frommer, eifriger aRarai
mar, aud ber JKrd^engemeinfd^aft audgefd^Ioffen.
S)a il^m fein tief gehäufter SSater auf fein gflei^en
bie SBieberaufnal^me Dermrigerie, begab er fid^ um
140 (f. b. Sri. C^^ginuS) nad^ Stom unb fud^te
bori ^ufnal^me in bie ftird^e. Sd marb i^m be-
beutet bag biefeS ol^ne 3ufKmmung feines äSaterd
nid^t ange|e. Sarüber jornentbrannt, menbete er
ftd^ gu bem ^äretüer Serbo (f. b. Sri.), meld^er
eben bamalS in S^om eine gnoftifd^e @erie bilbete,
um mit biefem bie ffird^, meld^ il^n nid^t mel^r in
il^ren@d^o^ aufnehmen tooUit, j)u jerrei^en (Bpiph.
Haeres. 42, n. 1—3; Dgl. TUlemont, M^m. II,
275—278). hierbei bebiente er ftd^ einer aBcibfi«
perfon (öiettei^t ber oon il^m SSerfü^rten?) als
©el^ilptt (Hieron. Ep. 133, n. 4). gr foU bann
mel^rere9^eifeninoerf($iebenefiönbergemad^t^aben.
^oä) fd^eint er ben C^auptft^ feined SBirfend in
9^om aufgefd^Iagen ^u l^aben, too in fpöterer 3rit
ber ]^I. ^ol^carp, ber Sd^üler bed 3ünger§ ber
Siebe, btefen SSerfül^rer unb SSerberber fo oieler
Seelen, ben „ödsten ^rotefianten" (nad^ 9leanber,
Äird^engefd^. I, 782), ben „ßrftgeborenen beS
©atonS" nannte (Iren. Adv. Haer. 3, 3, n. 4;
Eus. Hist. Eccles. 4, 14; Hieron. De viris
ülustr. 17). er fiH^rie baS Softem ©erbo'ß weiter
aus unb t)erf d^affte bemf elben in fur^er 3rit gro|e
aSerbreitung, toxt fd^on SnfSn ber SKart^rer um
ba9 ^cä)x 150 flagt (Just. Apolog. 1, n. 26 ;
anä) bei Eus. Hist. Eccles. 4, 11).
Sfür bie 2)arfteaung feines Sel^rf ^ftemS erl^ebt ftd^
bie Streitfrage, ob er jtoei ober brei emige SBefen
angenommen l^abe. 2)er d^ftlid^e ^l^Uofop)^ unb
9Rarit)rer Suftin, meld^er gleid^geitig mit 9Rardon
in SRom lebte (Apolog. 1 , n. 26) , ber wenig
jüngere ^renöuS, Sifd^of t)on fi^on (Adv. haer. 1,
27, n. 2 — 4), unb beffen 3citgenoffe SRl^obon
(ttjörilid^ angeffil^ri in Eus. Histor. Eccles. 5,
13), aud^ SertuQian, ber ^auptgegner SRarrionS
(Adv. Marcion. 1, 15), bann ^ip|)ol9t (Philo-
soph. 7, 29. 31), als bie älteften 3^ugen, geben
einftimmig unb auSbriidDid^ an, ba| SJlardon nur
5tt)ei ewige Sßefen gele|^ri l^be. Sagegen fagen
Rubere, ba| er brei emige ^rindpien gelel^ri unb
f 0 bie S)rrieinig!eit auSeinonbergeriffen |abe, näm*
lid^ ber römifd^e SBifd^of S)ion9fiu§ um baS ^af^x
260 (feine äiSorie bei Athanas. De decret. Ni-
caenae Synodi n. 26), ber 1^1. S^rilluS Oon
3erufalem (Oatech. 16, n. 4 et 7), ^^ppol^t in
ben Philos. 10, 19, ber 1^1. ßj^ipl^aniuS (Haer.
42, n. 3) unb Il^eoboretuS (Haeret. fabul. 1,
24). SlugufHn erwäl^nt jwar bicfe le^terc Slnfid^t,
entf d^eibet pd^ aber für bie erftere (Lib. de haer.
c. 22). ®iefe brei oberften ungcfd^affencn ®runb-
mefenmören: ba§ gute, aber unftd^tbare pd^fie
aSefen, ber SSater 3efu «l^rifK; baS geredete, fld^t-
bare l^öd^fie SBefen, ber (Sott ber 3uben, ber
@d^5t)fer, ©efe^geber unb Siid^ter; enblid| ba§
böfe mit ber ba^u gel^örigen SJlaterie. 2)ie @ad^e
f(!^eint fid^ aber in SBal^rl^eit fo ju berl^aßen:
!Dlardou lel^rie nur, ba| neben bem oberften
667
SRarcion.
668
guten @ott (tantummodo bonus atque optimus,
Tertull. Adv. Marc 1, 6) nod^ ein onbercr
geredeter ®ott cjiftire (deouc öia<f6poüc, aXXov
TÖv d^aMv xal töv äXXov xiv öixatov, 8. Cyrilli
Hierosolym. Catech. 6, n. 16), ben er aud^ jum
Url^eber beS SSöfen mad^te (malorum factorem,
beUorum concupiscentem , et inconstantem
quoque sententia et contrarium sibi, ferum,
bellipotentem, Iren. Adv. haer. 1, 27, n. 2;
Tertull. Adv. Marc. 1, 6). ^ierin lag ein
gel^eimer äBiberfprud^ , ba geredet unb bö8 in
Sinem äBejen pd^ gegenf eitig auSjd^üc^en ; biefen
SBiberfprud^ Iie| SDlardon nid^t auffommen, unb
befetoegen ztxü'ofyiitn bie Seitgenoff en nur jttjei ^rin«
cipien in fernem Softem, ©eine ©d^üler jebod^
entU)idEeIten bie Sonfequensen ber Don il^m auf»
gefteUten ©runbfa^e ; einer au8 il^nen, S^nerog,
nol^nt auSbrüdßid^ brei ^rincipien an (nadfe SRI^o«
bon in Eu8. H. E. 5, 13), unb fo fonnten bie
fpäteren ©d^riftfteller feit bem 3. Sal^rj^unbert mit
einigem SRed^t HKarcion brei etoige ^Srincipien al§
bie @runblage feinet ©^ftemeS $ufd^retben. S)en
^auptgebanfen beSfelben bilbet ber anwerft fd^arf
ausgeprägte ®egenfa^ ^mifd^en ®ered^tig!eit unb
®nabe, ®efe^ unb (SDongelium, 3ubent|um unb
Sl^riftentl^um, ben er für einen unoerföl^nlid^en
l^ielt unb bal^er auf jmei gon^ oerfd^iebene Url^eber
5urfidCfül^ren 5U muffen glaubte (Tert. Adv. Mar-
cion. 4, 6), jebod^ fo, ba| bie ®nabe unenblic^
meit über bie ®ered^tig!eit erl^aben fei. S)al^er
He| er fid^ befonberS angelegen fein, biefen ®egcn=
fa^ nad^utmeifen, unb Derfa^te m biefem Snbe ein
eigenes äBer!: Antitheses (Tert. Adv. Marc.
1, 19; 4, 1; Hier. Adv. Rufin. 1, 5), toorin er
ben burc^göngigen 9ßiberft)rud^ ^föifd^bem ®efe^
unb bem ßoangelium offen barjulegen bemül^t toar
(f. A. Hahn, Antitheses Marcionis Gnostici,
Über deperditus, nunc quoad ejus fieri potuit
restitutus, Begiomonti 1823). Sin fold^er ah«
foluter ®egenfa^ nötl^igte il^n unb feine ^nl^önger
5ur ^nnal^me ber beiben l^ö^ften SBefen, bie er ^d^
nun aus ben ©d^riften beS ^Iten unb beS 9ieuen
SBunbeS conftruirte (Tert. Adv. Marc. 1, 19;
bgl. 4, 6). 2)ieB ift ber ®runbgeban!e beS gansen
©QftemS, mobei bie SBemerfung gelegentlid^ i|re
©tdle finben mag, ba| man fatl^olifd^erfeits einen
burd^greifenben Unterfd^ieb oon ®efe| unb Soan«
gelium gar nid^t in ^rebe fteKte, biefen aber nid^t
in bem ®rab ^ugab^ um be^l^alb jtoei oerfd^iebene
®ötter anjunel^men, mie TOarrion tl^at (f. Tert.
Adv. Marc. 4, 1. 24). ®ie beiben ®ötter fmb nad^
Snarcion gföar emig unb ungefd^affen, aber bod^
nii^t gleid) l^od^ ftel^cnb ; ber gute, ber nid^tS als
®üte unb ®nabe fennt (deus solius bonitatis,
eine ganj neue ßrfinbung SKarcionS nad^ Tert.
De praescr. haeret. 34), ift meit über ben anbem
erl^aben, meld^er jebem nad^ ©ered^tigfeit öergilt ;
eine l^öd^ft gefäl^rlid^e unb oerberblid^e Unterfd^ei-
bung, infofcm babei bie ®üte unb bie ©ered^tig«
feit ®otteS fo meit auSeinanbergel^alten merben,
ba| fie in ßinem SBefen gar nid^t bereint gebadet
merben fönnen. 3ebem biefer beiben l^Bd^ftenSSkfen
gab äJlarcion fobann eine eigene SBett; bem guten,
aber unftd^tbaren unb unbefonnten ® Ott eine 1^51^,
obUig unfid^tbare unb immaterielle, ben o&erßm
^immel, mo aud^ fein©o]^ SefuSSl^riftuS tl^onte;
bem geredeten eine tiefere, fid^tbore, moteridle,
toogu aud^ ber untere ^immel gel^örte (Justm.
Apolog. 1, n. 26; Tert. Adv. Marc. 1, 15;
4, 7). äBaS mit biefem einfeitig falfd^en 99egriff
eines blo| guten ®otteS ftd^ nid^t oereinigen lu^,
fd^ob SRarcion ^fieS auf ben anbem, fo ben Ur*
f prung beS S5f en, jhieg unb Unfrieben in ber S&tU,
bie mannigfad^en Seiben u. f. m. S)a nun in ben
^eiligen ©d^riften beS ^Iten SunbeS fo oft tum
@ott bie Siebe mar unb SJlarcion bie borbereitenbe,
erjiel^enbe SBebeutimg beSfelben nid^t ^u begreifen
oermod^te, fo ftem))elte er baS Sllte Zefloment |u
einem äOBer! beS geredeten (bbfen) ®otteS. SBaS bort
t)on ®ott er^öl^lt mirb, l^abe ^tteS ber 93öfe getl^on.
Sr l^abe bie gange fid^tbare Sßelt fammt bem Seib
beS SJlenfd^en öon ber böfen SRatcrie crfdjaffen,
bem er batm eine ©eele auS feinem eigenen äBefen
gegeben (etrXaare T^v Adaft, ix t^c o^xeiac oo^tac
Ss6o)xa>c auTw t9jv ^ü^v, Theodoret. Haeret
fabul. 1, 24y mo bie gange ftd^tbore @d^ö))fung
nöl^er bef daneben mirb); er l^abe ben erften SRen*
f d^en baS ® ebot gegeben, gu beffen Uebertretung fie
ber gute ®ott burd^ bie ©d^lange ermal^nte; er
l^abe fpöter baS mofaifd^e ®efe^ mit feinen ftrengen
©trafen gegeben unb bie ^rop^eten gefenbet Snb«
Itd^ l^abe ftd^ ber gute, biSl^er ganglid^ unbelannte
®ott ber SRenfd^en erbarmt unb feinen ©ol^n 2kfuS
Sl^riftuS gu il^rer Srlbfung gefenbet, meld^er, loeit
erleben über ben SBeltf d^öpf er (Cosmocrator, tote
SRarcion biefen le^tem nannte, Iren. Adv. haer.
1, 27, n. 2), aHe SOBerfe beSfelben gerftören, inS-
befonbere baS ®efe| aufl^eben (Iren. 1. c; Epiph.
Haer. 42, n. 4) unb bie btSl^er an ben @d^5))fer
©laubenben oon ber ©flaüerei beSfelben befreien
foUte (Theodoret. 1. c); bagu l^abe er j[ebod^ Don
ber böfen SJlaterie !etnen £eib angenommen, fon*
bem fei in bloßer ©d^eingeftalt (f. b. 9lrt. SDo-
fcten) unter ben aWenfd^n gemanbelt (Tert. Adv.
Marc. 5, 7). §ieran fd^liefet SRarcion auS einem
pf^d^ologifd^ leidet gu begreifenben ®mnbe bie 93e*
^au^tung, ba| gl^riftuS in bie Untermelt l^inob«
geftiegen fei, um ben ©eelen aller ^ingefd^ie«
benen gu ))rebigen; ba ^ait er bann jfain unb
bie ©obomiter unb bie SlegQptier unb cdleS gott«
lofe ^eibeuDolI, meld^eS il^m gläubig gugeeilt fei,
erlöst; bie ®ered^ten bcS Alten SunbcS aber, Slbel,
9ioe, Snod^, bie ^atriard^en unb ^ropl^eten müßten
untm bleiben, meil fte il^m nid^t getraut unb feine
^rebigt nur für eine folc^e SSerfud^ung, »ie pe
Don ifrem äßeltfd^öpfer l^er gemol^nt maren, ge«
l^atten l^ötten. UebrigenS erftredEe ftd^ bie gange
Srlöfung blo| auf bie ©eele, nid^t auf ben Seä
(Iren. Adv. haer. 1, 27, n. 3; Epiph. Haer.
42, n. 3. 4 ; Theodoret. 1. c).
Sie geinbfd^af t gegen baS mofaifd^e ®efe|, mo
bie Sl^e in l^ol^em ^txff) gel^ltm mar, Deran-
669
üRarciott.
670
ki|t( SHorchm, ben Sölibat atö aagetneine ^^id^t
n^ bk (8^ für unerlouBt ^u erflären (Epiphan.
Hier. 42, n. 3 ; Tert De praescript. c. 33 ;
Adr. Marc. 5, 7 ; 1, 29; 4, 11) ; au3 bet ttöm*
Ik^ Utfa«^ mad^te et ben SomStag für bie
Stmigen )um t^fUag^ meil an biefem Sag ber
64^fer gemixt unb boS alte ®e|e^ il^n }um
Sdertag «^beti l^e (Epiph. Haer. 42, n. 3).
3ii ^ger Solgerid^tigfett oe3 S^ftemS t)ertDarf
Otocion oUe fbnfyx bed Wten 93unbe$ aI8 ein
Berf M SBeltfd^dpferfi, afö ben ^uSbrud feines
6e|M (Tert De praescript. haeret. c. 38 ;
foiph. Haer. 42, n. 4). 9lm 92euen Seftament
m er eine unbarml^ige ffritif, tnbem er afö
oficr (iiai^ Iren. Adv. Haer. 1, 27, n« 4)
fromflid^ brei dtxmgelien (bed ÜJlattl^dud, SRor-
cbS rnib So^omteS) gan) Dertt)arf , baS SucaS«
forngelinin aber arg üerfhimmelte unb aOe§ baDon
(mljil^ieb, moi^ feinem ©Aftern miberfprad^, aud^
rimge Stellen gerobe}u t^erfdlfd^te (Cjrrill. Hie-
roi. Catech. 16, n. 7 ; Iren. Adv. haer. 1, 27,
1.2; TertuU. Adv. Marc. 4, 1. 2; Epiphan.
Hier. 42, n. 9. 10. 11 et ib. n. 78; Theo-
4oret 1. c). 2)a]^ fing fein Sucad-ßDangelium
Bit Skgtoffung ber erften }tt)ei ftapitel ber gan«
« Oe^d^te t)on S^^nad unb SlifaBetl^, ber
iMmibignng unb ber ®eburt bed ^errn, f omie
ieiiec 3Qgenb)eü, Saufe unb Serfu^ung einfad^
o: Anno XV imperii Tiberii Caesaris de-
nendit in civitatem Galilaeae Caphamanm.
Lqc 3, 1 ; 4, 31 (Tert Adv. Marc. 4, 7 ; Epiph.
Hiar. 42, n. 11). 2)a§ }tDette SBud^ beS 9^euen
ftmbeS, iDeld^ er anerlannte, befianb an^ itf^n
4nI)Deifet)erPümmeItenunbt)erfölfd^ten9nefenbe§
V. fottlnd; biefe Sammlung nannte er t6 'Atüo-
3w^nt^v(Iren. Adv.Haer.l,27,n.2; Tert.Adv.
Mirc 5, 1 et 21 ; Epiph. Haer. 42, n. 9. 10).
Sie beibel^attenen Sriefe fteQte er in f olgenbe Crb«
nmg: ®alatet, 1 unb 2 Sorintl^er, 9l5mer, 1 unb 2
iJepOTiicenfer, (Spf^tt, goloffer^ ^l^ilemon unb
$(ili|)tmifer; aud^ Don bem opoct^pf^m 99rief an
bieSouÄicenfer nal^ er einige Stüdfe an (Epiph.
Lcn. 9), menn er nid^t etttxt ben an bie Sp^efter
Wtteilen unter biefem litel anfül^rt (Tert. Adv.
Mirc. 5, 17 et 11; ügl. Epiph. Haer. 42). ^lu§=
brüffid^ bezeugt ZertuHtan, ba^ SRarcion bie
l|wPeIgefd^t(^te unb bie ^ocal^pfe Dermorf en l^abe
(Adv. Marc. 4, 5;^5, 2, unb TOarcuS ber ÜJlar-
owit bejeugt : yi}»^^ rX£ov tou eua-infeXtoü xal
:w flh:oTrd>.öü oö 8ev6jieBa, Opp. Orig. 1, 828).
Xertnllian (Adv. Marc. lib. 4 et 5) unb Spi-
ptamnd (Haer. 42) l^ben fel^r Diele Stellen au§
leiiem SucaS-Stxmgelium unb au8 feinen jel^n
mliiiif(^ ^Briefen aufbetual^rt, tt)orau§ man jur
6cüge erfiel^t mit n>eld^er fd^ranfenlof en SSillfür
ff Uc einzelnen Seste bel^belte. 9ud^ baS ift fel^r
htereffont bei XertuIIian ^u fel^, mie bie fatl^o»
fif^n Sele^en im 2. Sal^rl^unbert bie Eingriffe
ntumofiftif^ ^perlritil gegen bie Sutl^entie unb
lei^ett ber mer StHmgelien unb ber übrigen
anonif^cn Sfid^ bed 9teuen SBunbeS abliefen
(Tert. Adv. Marc. 4, 2—6), unb tt)ie fie baS
SSerl^ältni^ beS 9l(ten jum 9?cuen 93unbe auffaßten
(Tert. Adv. Marc. lib. 4 et 5). SBenn ttir nun
nod^ l^in^ufügen, ba| SJlardon bie ftreng bud^«
ftöbli^e Sd^riftauSIegung feftl^ielt (fx9) Setv inr^
7opetv t9jv 7pa(piQv, na^ Orig. Comment in
Matthaeum tom. 15, n. 3, Opp. ed. Ruaei
m, 655), fo mirb beS „ödsten ^roteftanten" SJer-
l^öltnil 5ur l^eiligen @(^rif t na^ ben Angaben ber
^Iten j^iemlid^ Dottftönbig bargelegt fein, e§ mügte
benn jemanb nod^ Dermiffen, ba| feine Slnl^nger
als eifrige Reformatoren immerfort an il^rem Cüan«
gelium önberten (nam et quotidie reformant
iUud, i. e. Evangelium, be}eugt Don il^nen %tx*
tullian Adv. Marc. 4, 5). — 9(u|erbem fmb einige
Sefonberl^eiten biefer @ecte l^tnftd^tlid^ ber 2)i8*
ci|)Iin 5U ermöl^nen. Sie Saufe foU er ^meimal ^u
mieber^olen geftattet b^iben, um nad^ fd^merem
@ünbenfaQ bie Saufunfd^ulb lieber ju erlangen;
fein eigener ^aü foE il^n auf biefen Sebanfen ge«
brad^t l^aben (Epiph. Haer. 42, n. 3 ; Dgl. C^-
rilli Hieros. Procatech. n. 7). 2)ann foO er aud^
ben grauen ju taufen erlaubt ^aben (Epiph. 1. c.
n. 4). ®ie uralt fird^Iid^e ©itte, ba| bie 2Jl#e.
rien (inSbefonbere ba§ l^eilige Opfer) nur in ®egen»
roaxt ber Getauften Derrid^tet mürben, gab 9)lar-
cion, geftü|t auf feine bud^fl&blid^e 9lu§Iegung einer
mi^Derftanoenen SibelfteÜe ($auIuS an bie (Sa«
later 6, 6 nad^ Hieron. Gomm. in h. 1.), auf,
maS ibm nod^ im 4. ^al^rl^unbert als ein freDent«
lid^eS Srfül^nen, al3 eine $rofanation be§ ^eiligen
angered^net mürbe (Epiph. Haer. 42, n. 3. 4).
SJlarcbn l^atte, mie fd^on oben au§ bem gleid^»
zeitigen 2(ufiin bemerft morben, gleid^ anfangs
Diele ^nl^önger gef unben ; im 4. Sal^rl^unbert mar
feine ©ccte (SKarcioniten ober aWarcioniften ge-
nannt) fel^r jal^Ireid^ nid^t blo^ in 9lom unb Italien,
f onbem aud^ in Seg^pten unb $alöftina, in 9lra«
bien unb Serien, ouf ber 3ufel ß^em unb in ber
Il^ebaiS, ja fogar in $erflen (Epiph. Haer. 42,
n. 1). S)a| fie fd^on frül^er in ^frifa ftar! Der-
breitet mar, ficbt man auS SertuSion. SIber bie
3erfplitterung, meldte ba§ gemeinfame SooS aller
Don ber burd^ (Sb^tftuS gegrünbeten Sinen maleren
fatl^olif d^en Äird^e abf aUenben ©ecten ift, traf aud^
SJlarcionS ^Inl^ang in l^o^em (Srabe, mie fd^on
Mbobon um ba§ 3abr 200 bezeugt (f. bie ©teile
bei Eufl. H. E. 5, 13) unb fpätcr im 4. Sal^r-
l^unbert epipl^aniuS (Haer. 42, n. 13), im 5.
Sl^eoboret beftötigt (Haeret fabul. 1, 24 et 25).
9118 Url^eber foI<|er Spaltungen in biefer ©cctc
merben genannt SlpeOeS (f. b. ^rt.), fiucinianuS
(f. b. Slrt.) ober SucanuS, ffllaftuS, ©^nero«, ^o-
tituS unb fflafUicuS, ^repon unb ^itbon. Sic
©ecte ber SKordoniten mürbe fd^on im 2. Sol^r«
l^unbert Don 3uftin bem SRort^rer, Wbobon, Ibeo«
pl^iluS Don antiod^ia, ?p]^ilippu§ Don ©ort^na,
5mobefiu§ (Ena. H. E. 4, 24. 25) unb lertußian
in eigenen SBerfen befämpft, moDon nur baS gro|e
SDSerf SertuflianS (Adv. Marcionem libri V) fid^
bis auf unfere 3cit erl^alten l^ot. Später l^at ein
671
SWorcuIf — aHorcuS, bcr 1^1., eöanflelift.
675
fonft nid^t nöl^et betannter SlbamontiuS bie 3rr-
tpmer bet SRotcbniten in einem unS nod^ erJ^al*
tenen SBerfe nod^brüdlid^ befämpft (Adamantii
Dialogus de recta in Deum fide contra Mar-
cionitas, in Origenis Opp., ed. Buaei I, 803
ad 872); au^erbem ^aben bie meiften JKrd^en-
Döter unb angefel^enen Jhrd^enfd^riftfteOer einzelne
93el^aut)tun9en ber SJlotcioniten an t)erfd^iebenen
©tdlen il^rer äBerfe njiberlegt, \o f^on ber 1^1. 3re«
näuS, KlemenS öon 9llejanbria, DrigeneS, ^if»
poI^tuS, S^nllud Don äerufalem, Sf^l^^niu^^
Sl^r^f oftomu§ , ^ieron^muS, ^ni^entiuS u. 9.
^ud^ bie l^äretij^en (^lementinen fd^einen gegen
SRarcionS Softem gerid^tet. @d^on Jtaifet Son-
ftontin ber ®ro|e erlief gegen jie ©traf gejeje nnb
Derbot il^nen jeben^ fomol^I öffentlid^en al§ $rit)at«
®otte§bienft (Eus. De vita Gonst. 3, 64 et 65),
be^gleid^en bie jpäteren ßaifer. Sennod^ fanb
Sf eoboret ber 93if d^of üon K^ruS in Serien, noc^
im 5. Stal^rl^unbert {o Diele ^nl^önger biefer @ecte
in Jeiner 3)iöcefe, ba| er, freilid^ nid^t ol^ne grofee
Stülpe unb ©efal^r, il^rer mel^r als gel^ntaufenb
be!e]^rte unb taufte (Epist. 145). 2)o(| fd^eint bie
©ecte um bieje Seit mel^rere Sel^rfäje ber ÜJloni-
d^öer (f. b. 9rt.) aufgenommen }u l^aben, toie aug
ber@(|ilbemng^ meldte £]^eoboret (Haeret. fabul.
1, 24) Don il^rem Softem gibt, ^iemlid^ beutlid^
l^erDorgel^t; biejenigen, meldte nid^t jur fotl^olifd^en
ftird^e jurüdBel^rten, finb mol^I balb banac^ in bem
9Jlanid^äi3mu§ aufgegangen, (ißgl. Tillemont,
Mem. n, 266—285 ; ®. SReanber, ffird&engefd^.
1, 2, 779-812, ber il^n an% parteiifd^er gSorlicbe
fo ibeolifirt, ba| man ben gefd^id^tlid^en SJlarcion
oft nur mit Stülpe erfennt; SRatter, @efd^id^te beS
®nofHciSmu3, überfe^t Don Körner, ^eilbronn
1833, 205—259 ; Harting, Quaest. de Mar-
cione Luc. evangel. adulteratore , Traject.
1849; SJoIfmar, ®o§ ßDang. aWarcionS, Seipa.
1852; ^ilgenfeß), 5IBarcion8 Slpoftolüon, in ber
gtfd^r. f. Bifi 2:]^eotogie 1855, 426 ff., unb bie Sit.
im «rt. ©nofliciSmuS.) [SfefelerJ
'SBarmtf, f. gormelbüd^er IV, 1608 f.
9birais, ber 1^1., ber gDangelift, toeld^
ber Sanon als SSerfaffer be§ $toeiten SDangeliumS
nennt, ift berfelbe, »eld^er 3lpg. 13, 5. 13 3o-
l^anneS, ebb. 15, 39 ÜJlarcuS unb tib. 12, 12.
25; 15, 37 3ol^anneS mit bem Seinamen SKar«
cuS ]^ei|t. 5ln anberen ©teilen ber l^eiligen ©d^rift
(gol.4, 10. ^f)x\m. 24. 2 2im. 4, 11. 1 ^etr.
5, 13) unb in ber Srabition wirb blofe ber 9Jame
2Rarcu§ gebrandet. SBal^rfd^einttd^ ift Sol^anneS
fein l^cbräif d^er , 2Karcu§ fein römifd^er 5Rame.
®er fpätere Slfleingebraud^ beS 5Ramen8 SRarcuS
ift analog bem be3 9iamenS $aulu§ für ©auIuS
ober be§ 9lamen§ $etru8 für ©imon. Einige ®e»
leierte (SaroniuS, SiHemont, ®rotiuS, Kotelier,
gJatriai, S)an!6, Sam?, 2Rac gDiH? u. «.) §aben
Sttjifd^en 5IKarcu§, bem Begleiter $auli (apg. 12,
12), unb aJlarcuS, bem ®efä]^rten beS 1^1 «ßetruS
(1 ^etr. 5, 13), unterfd^eiben tt)oEen, ol^ne aber
einen l^inreid^enben ®runb 5U einem fold^en Unter«
fd^ieb Dorgebrad^t ju l^aben. (SSoL 6d^a% <Sm»
ment. über baS @Dang. beS l^L SRorcuS, gh»ibni|
1881, 2 f.)
L fiebenSumftänbe. 9)tarcui^ UKir änbi
Don ®eburt, ber ©ol^n einer aemiffen SRaria, ii
beren ^aufe ju Stemfalem ftd^ Die Sl^riften ^u md
fammeln pflegten (äpg. 12^ 12). S)a8 orabHd^
©Qnaiar ber foptifd^en ftird^ berid^tet, ba| (eb
SSater Sriftobul gel^ei^en l^abe, unb ba| ber &a»
gelift in ber ^entapolis geboren fei (Dgl. 2\pfaA,
Sie apocrtipiden Slpoftelgefd^d^ten n, 2 [18841
342) ; allein bief e 9lad^rid^t ift fonfl unbegloitbigl
unb fpötem UrfprungS. SRarcuS mar ein fMtu
beS 1^1. SamabaS (Sol. 4, 10) unb ift toafy^i^
lid^ Dom 1^1. $etru§, ber im ^aufe äRorienS ]t
Serufalem Derfel^rte (^pg. 12, 13 f.), getauft toot^
ben ; benn biefer nennt il^n (1 $etr. 5, 13) feism
©ol^n. S)a SRarcuS nad^ bem S^ugnig beS $o*
piag (bei Euseb. H. E. 3, 39, 15) ben ^mn
toeber gehört l^at, nod^ il^m gefolgt tfi, !ann Me
juerft bei @f ipl^aniuS (Eaer. 51, 6) ft^ ftnbo^
^nfd^auung, ba| ber Soangelift ju ben 72 3&i>
gern gel^ört l^abe, nid^t rid^tig fein. Slud^ bie (^
göl^lung be§ 5tt)eiten SoangeliumS (SRarc. 14, 51 fj
Don bem 3üngUng, meld^er in ber 9}ad^t Dor ben
Seiben bIo| mit einem Seintud^ befletbet ben
^erm folgte unb bann flo)^, brandet nid^t (ndt
OlSl^aufen, Sänge, Äeifd&I, 3. ©rirnm, SBeil
u. %) Don SRarcuS Derjlanben )u merben. S)ck
ßDangelift föiU aOem ^nfd^eine nad^ burd^ bie
SRittl^eUung biefeS bramatifd^en 3uge§ nur hm
großen Sifer ber Verfolger, meldte f ogar an einai
5uföIIig SDaftel^enben ^onb anlegten, fd^ilbem.
^fö ^uIuS unb SamabaS jur 3^it ber fyx»
gerSnot)^ unter Slaubiud nad^ 3erufalem gebmmes
maren (3lpg. 11, 30), begleitete fle SKarcuS anj
ber S^üdfreife nad^ Sntiod^ien unb ebenfalls auf bei
erften SRifftonSreife nad^ Supern unb ^amp^ißn
(3lpg. 12, 25; 13, 5) ; attein ju ^erge in ^.
pl^^Iien Derlie^ er fte unb feierte ^urüdE (^g. 18,
13). SBal^rfd^einlid^ l^atten bie großen ©d^mietig*
feiten unb 9ef d^merben ber Steife ben jungen SRmn
abgefd^redtt. ^IS nun bie beiben ^oftel il^re ^iDetti
9Jliffion§reife antraten, moUte SBamabaS tov^
SDlarcuS als ^Begleiter mitnel^men (3lpg. 15, 37);
^auIuS miberfe^te ftd^ bem aber unb Der}id^teti
lieber aud^ auf bie ^Begleitung Don SamcAaS
Se^terer ging nun mit 3Rarcu8 nad^ S^em (Spg
15, 39). ©pöter l^at $auIuS beffer Don SRorati
gebadet. Sr l^atte il^n in ber erften römifd^en ®t
fangenfd^aft bei fid^ (gol. 4, 10. ^j^ilem. 24]
unb lernte il^n als jum S)ienfte nü^Iid^ fd^^|en
^u§ biefem ®runbe gab er in feiner jmeiten rö»
mifd^en ®efangen{d^aft an Simotl^euS ben luf*
trag, SRarcuS mit nad^ SRom }u bringen (2 %m
4, 11; Dgl. «pg. 13, 5). SefonberS eng finb bi
SBejiel^ungen beS 1^1. SnarcuS ^u $etruS gemefen. Si
»ar beffen Sänger (Iren. Adv. haer. 3, 1), IBe«
gleiter (6lem. Don 9Wej. betEuseb. H. E. 2, 15
unb 2)olmetfd^er (^apiaS bei Euseb. 1. o. 3, 39
Iren. 1. c. 3, 10; Tertull. Adv. Marc. 4, 5
(TS
!Raitu3, bcr 1)1, SoangtlifL
674
EiiMb.L c. 5, 8; Hier. Ad Hedib. q. 11). 3Haf
M tOK taiä) na^ btm cmfhminiQen 3tuQni| btr
NItt bei ber ^itbigt bt3 ^I. $ctniS ju IStom an-
Kfmb (Pspias L c. ; Iren. 1. c. ; @:iem. D. %Ui.
MEnseb. 6, 14; EpipL Hser. 51, 6; Hier.
D« vir. m. 8). 3>Q nun 5petru9 mi) bet oflge-
kIbri lat^Dlifc^ UebtTlitfening guei^ unter
tkibiaS tm 3. 42 nai$ 3tom getommen ifl (ogl.
X|q. 12, 17; Euseb. H. E. 2, 14 unb Chron.
idum. 2 Clandü; Hier. De vir. ill. c. 1), Qt-
nbc bomalS abn am metftni eintä 95EgIrittr§ be-
hnjle, fo ip ou^ bit trpe anhintl beS ^t. TOotcul
jiSom WB Sfalfr 42 ju Otrjrten. ©ein HlnH^Iufe ;
a Satna&il inib ^quIuS ift baim nac& fetner .
SMÜ^ uoti SIooi rrfolgl. ^päta fytt ^armi
h ntjmtbrien gcfiiebigt imb bn bortigen @f \
Milbe aVt Sifii^of Doigt^onben (Dgl. Enseb. H. E. i
2, 16; Epiph. Hser. 51, € ; Hier. De vir. ill.
c 8). Si^ UMt er gegen Snbe bei erften iSmi- ,
fj^ni Ckfangtnf^ bei atlioflelfi $(nilu3 in dtom |
ICdL4, 10. IfXflUm. 24), beabfic^tigtt aber, na$
Ano^ )u ge^ (SoL 4, 10). SSa^ifc^einlit^
tut n bit Steife etuwe aufgeft^oben, ba er aut^
mti9iifaii(|bce3al^8 64. Die \i<i) au3 bem gu
iniet 3rit in 9Iom gefdiriebenen trften $ttiu3briefe ,
{i, 19) ogibt, ni>4 in Stom onuiefenb toar. SDcf j
biagl ip bie aRBglid^fett nid^ gang auegefc^Iafint, |
taS et, fobalb Der günfHge Stuagong bc« Sßro- 1
jtfftlpt ^MltiS gemil tDar (f. ^f)\lm. 24), nad^
JRnujtot gereist imb naä) fe^r furgem ^ufent^alt ;
Mettfl loieber nad^ 3tom gurüclgefe^rt ip. aDein
M|t insa^e berme^rt feine SHttfen nac^ fRom in
müßiger i&teife imb fe^t aai) uorauS, ba| ^Ilar*
tri bolb nat^^ tnieber nat^ ffleinafien gertiet ift, i
tan bort tDor er tväi^rcnb ber goxiten iSmifc^en .
CefntSenfi!^ beS Vfofläi $ciulu3 (ogl. 2 Sitn.
i 11). Heber boS toeitere Sd^tdfal be« ^1. <mai-
(tf Gi^ |t4 nur tnit Sid^eit fagen, ba| er in
lt|m*n ben aRort^rertob erlitt (cgi. Becretum
mud 3). 3)ie ffin^ feiert [ein g^eft al§ ba@ eine§
fetDmt am 25. VfiriL Slie 9it ftinti 3:obee
ü^fi^ ni^ genau beftimmtn. X'ei ^erii^t ber
M bir )B)dten ^Slfte be§ 4. ober bem SInfang
Id 5. So^i^^unbertS flammtnben 1D}aicu§>9lcten
ftfL Acta Basctomm April. HI, p. XLVl sq.
«UTeqq., tvmnil Sipftii3a. a. O. 321^846
V Mtgle^en ift), ba^ 9)tami8 bei einem jne tten
Viai^ m Vlcjonbrien nS^enb be3 Opferi
tm ha fKiben ergriffen unb mit ©tiiden, bie
■H itm um ben fyiK legte, bim^ bie @tio|en
|i tÄt gtf^ltift tmirbe, ift eaö) in'S tamifi^e -
Snti)niIogtinn ^um 25. Iltinl) übergegangen. ;
|itmil)miiS (De lir. iU. c. 8) gibt gnar baS
«tt 62 als lobeSja^r beS ^eiligen an, ber in
nmnB etnen ^lai^olget trollen 1iaht; a&cin
Hife VnQabt iß eine blofe SBtrmutbung. ®enn .
ük Ouät für ^ieionQniuS, SufebiuS (H. E. |
1^ 84 ind) dhron. ad s. 62 ; DgL auc^ CoustiL i
ipiMt 7, 46) ettDÜ^ gum 3a$Te 62 bieg, bog |
*~" tf an eWOe be« (L Slara^ Sifd^of Don
hrim mnrhf nivr ffltiMtriMiS hnfa flUftinifi '
n imrbe, aber (eintfit«^, bai ^rcuB
ah4tibtf(0H. tul a-MO..
bamal§ geftorften fei 9BäV>ib tto^ ®regor ton
^Jinjian,) (Orat. 33 ad Arian.) bloß fagt, bafi
llarciia in Stalten geprebigt Ijobt. berieten lotet-
niftfje §oiibf[i)riften be9 10. ober 11, ga^r^un-
tettä bie (Kriiiibung ber tHiäft Bon aquileja burd§
■JJtarcu§ (rill. Acta SS. 1. c. 346 aq.). ®ie be-
.ifiglidie Ueb erlief erung Iä§t |id(i biB in'3 7. 3at|r«
Inmücrt äiirüiföerfolgen (»gl. SipfiuS 346 %).
iBoütixt PEiictianifc^ DueOen berii^ten bieUeier»
brtngung ber Seliquien beS ^l TOarcuä onS 9De-
niiitiTien mvi) 5ßenebig, ttiofelbp 976 — 1071
bcr 5.'i.utll^^L^tn erbaut tDurbe, unb Berfejfen blefe
SraiiSlfltiDn i« bie 3rit beS flaiferS 2eo be8 9(rme-
niEta 813— 830. (SBgt. Acta SS. L o. 352 sqq.;
Baron, atl a. 820, n. 22. Hebet bie Mnetia-
iiitcljen DJtaraiStrabitianen übertiaupt Dg(. Auga-
stinuG Molinae, De vita et lipeaiiis e. Marc!
cTangelistae libri 11, ed. Sanctus Pieralisi,
Romae 1864.)
n. gDongelium. Sßon bieftm fflfarcu» be-
riditeu ^Po^jiüä, SIemtnS Don SHesnnbrien unb
3rcnQu§, bcnen fid& bie Ipflleren ffiöter onfc^Ittöen,
baß tr auf ßrunb Don JBorirÖgen beS i|l. 5petru3
^u "Stom übfr bie Se^ren unb X^atm 3efu ein
g»angeliuni »erfaßt ^abe. 3)aS 3nigni| beS Sa-
pia5 (bei Eusob. H. E. 3, 39) lautet alfo: „Sier
*Pre§bi)tcr Qo^anneS) jagte aaä) bieß: SOlatcua
iruthe ber 3:iiftnetf<i)er be§ ^I. SßetniS, inbem er
bii3, ttiaS er Don ben aBortcn ober a:baten 3efu
im ©ebüi^tiiiii behalten ^atte, genau, wenn om%
ufjiic Orbtumg, nicber[<i)rieb ; btnn er ^atte Weber
ben §erm ge^Brl, no^ mar er beffen 3ünget ge«
mefen. ©pättr aber, wie gefagt, loar er Sünget befl
1)1. ^etraä. '3^ieftr gab feine Untenoeifungen naif
Sfbnrf, iiid)t aber fo, baß er eine Utberfic^t über
bie 0f fcbitfi'f ÖfS feerm gab. ©omit fehlte Jftar»
cti@ nid)i, menn etSinigeSfo nieberf^rieb, nrie er
fii^ hnran erinnerte; benn et mar eingig bebaut,
nW^ au-s,Viliiffen, rnaä et gebM ^tte, unb mdtjts
Unritfttigcp- bnbd gu fagen." ©omit ^ieß3Rarcu9
bty,i)a\b bcr ^olmetfc^er beä ^I. Sßettufl, Weilet
biiE t^üiiiigciium beBfetben ftöriftli(^ bearbeitete.
95!iircu5 E)ot baä aufgef^rieben, Kai $ftru8 er«
tofllinl ifot; benn bießift, raie fic^ ouä ber ©e-
griinbmig ergibt, bet ©inn berSBorte, er ^be
geic^riebcn, S^i iptvTijiiveussv (Dgt. Paulen, gin=
ieitimg 40G). 6t fehlte borin nic^t, baß et nic&t
autf) anbcre? tOJotetioI uetmett^ete. 3)enn er ^atte
per)ötilid) ben §ei(anb ni(^t gebort unb befcöränHe
\\iil barauf, ba8 Don SpetruS QJtitgetl^dlte , alfo
einiges, niebergufii&teiben. llnttt ben angegebenen
Umft'änbcn tonnte boS goangeHum nxbtr DoIIpän-
big uDifi ftreng [^tonoIogifii§ fein. 5|Japio8 fpri^t
teinesroegS bem ^I. SRotcuS iebe logifi^e ober ^to-
nologifdje Orbnung ab, f otAetn f agt nut, ÜHIarcufi
fjobe eben wegen ber angegebenen UmftSnbe nii^t
?llle9 in eine fgftemotifi^ anorbnnng (ai p.ivroi
^■iU'X wie Hiatt^äuS, gefegt. (Sgl. Westoott,
Hiet. of the Canon of the New Teot., 1889,
75 ; ffaulen (i. a. O.) SItmen! ton aiejonbrien
(bei Euseb. H. E. 6, 14; bgl. ib. 2, 16) t)f
675
StarcuS, ber 1^1., SDangelifl.
676
ftötigt baS $a))ia8-3eufim|. 3lai^ x^m toax eS
Die UeBerlieferung ber aßen $re§bt|ter, ba^ Diele
3u]^örer bet ^rebigt beS 1^1. $etru§ in Sftotn
ben !Dlarcu8 baten, il^nen ben Snl^alt berfelben
auf juf ^reiben, ha er fte üermüge feines langen
Umganges ntit $etru§ ousmenbig miffe. ÜRarcuS
l^abe nun baS SDangelium gef daneben unb eS il^nen
gegeben. W& $etru§ bie| erfal^ren, l^obe er baS
@ef d^el^ene meber gebiSigt no(| ntilbiUigt, aber bie
äUd^tigleit beS ©efd^riebenen anerfannt unb bie
SSorlefung beSfelben in ben ffird^en erlaubt. S§
lö^t ftd^ annel^men, ba| bie je (£r(aubni| erft fpöter,
als baS SDongelium f d^on mel^r Derbreitet xoax, ge>
geben nmrbe. StenöuS enblid^ fagt (bei Euseb.
H. E. 5, 10, 3) : „SWarcuS, ber Sünger unb ®oI-
ntetfd^er beS $etruS, l^at baS Don $etruS &tptf
bigte uns fd^riftHd^ l^interlaffen." S!)iefelbe Ueber«
lieferung ftnbet ftd^ aud^ bei OrigeneS (Dgl. Euseb.
I. 0. 6, 2b), XertuKian (Adv. Maro. 4, 5). ^ie»
ronqntuS (De vir. iU. o. 8) u. %. erttöl^nt. @omit
ift bie 9lad^rid^t^ ba^ ÜRarcuS für römifd^e Sefer
ben Sttl^alt ber $rebigt beS l^L ^etruS in einem
ßDangelium auf ge}eid^net l^at, eine fefte fird^Iid^e
Ueberlieferung.
2)oS l^iermit ftgnaliftrte SDangelium ift nad^
inneren xok öu^eren (Srünben erl^alten in unferem
ÜRorcuS-ßDangelium. innere ©rünbe ftnb ber
änl^alt, bie 3)arfteQungSn)eife unb bieSe}ie]^ungen
auf römifd^e Sefer. Merlei in ben anberen SDan-
gelien nid^t ertDöl^nte unb an fid^ unmefentlid^e, ben
$1. $etruS betreffenbe (£in}ell^eiten )tt)ingen }u bem
@d^Iu|, ba| ber Säeric^t beS jmeiten SDangeliumS
auf ^etruS jurüdC^ufül^ren ift. @o }. 8. »irb bie
f)eilung ber Sd^miegermutter beS ^etruS l^ier (1, 29
bis 31) Diel eingel^enber alS Don ben übrigen SDan-
geliften (TOattl^.S, 14—17. Suc.4,38— 41) er-
jäl^Ö. 3n Semerfungen toie (1, 36): ^©imon
fammt benen, meldte bei il^mmaren, folgte", lö^t fid^
bie SuSfage @imonS als Sugenjeugen erfennen :
äd^ folgte mit ben Uebrigen (Dgl aud^ 3, 16;
II, 21 2C.; Thomson, Grener. Litrod., in The
Speaker's Comm., New Test, 1, 1878, p. XL).
SBeiterl^in mirb bie SBerlöugnung $etri auSfül^r«
lid^er alS Don ben anberen SDangeliften ei^öp,
aber bie großen ißeDorjugungen beSfelben mer»
ben nid^t enoöl^nt. ^Bereits SufebiuS (Demonstr.
evang. 3, 5, 92) erflärt biefe Xl^atfad^ auf bie
einfa^fte SBeife barauS, ba| ^etruS in feinem
Sortrage Don benfelben gef^miegen l^abe; ber
fjH. $etruS f^aüt, ma^rfd^einlid^ auS iBefd^eibeU'
l^eit, nod^ nid^t barüber ju 5Rom gerebet, alS 5Mar«
cuS fein gDangelium f d^rieb. 93ei bem erjlen ^uf «
treten beS SlpoftelS in SRom lag aud^ gar fein @runb
Dor, ttjefel^alb er über feinen ^rimat l^ötte rcben
follen. SDamit ift natürlid^ nid^t gefagt, bog er
aud^ fpöter baDon gefd^miegen l^abe, ebenfo menig,
ba^ IRarcuS, ber in Serufalem mit ben a^^ofteln
Derfel^rt l^atte, nid^tS baDon mugte.
5luf ttjeld^e fünfte ber 1^1 5pctruS bei ber apo»
ftolifd^en $rebigt baSC)auptgemid^t legte, lö^tftd^
flar aus ben in ber 9|)of}eIgefd^id^te mitgetl^eitten
Sfteben beS StpoftelS erfennen. 9Ber an bie ©teile Do«
SubaS in baS 9I|)oftel€oaegium trde, fagt ^ßetmS
(^g. 1, 21 f.), muffe mit ben 9l))ofteIn toöl^reiib
ber 3^t, ba 3efuS bei il^nen h)eilte, Dom Xjoqjt
ber Xaufe beS Sol^anneS bis }ur ^immelfal^rt hk
§erm, juf ammen getoefen fein, bamit er 3«uge fei
Don ber ^uferftel^ung. iBei ber Setel^rung bcS
l^eibnifd^en Hauptmanns (S^meliuS ober l^b ffiiß
truS befonberS bie SBunbertptigfeit Cl^nfK ^erDor,
ber, SBol^Itl^aten fpenbenb unb iBefeffene l^lenb^
uml^ergegangen fei unb ben Don ®ott Dori^
beftimmten Saugen befol^Ien l^abe, )u )n:ebigen unb
}u bezeugen, ba^ ber ^err Don ®ott }um 9lid^et
ber Sebenbigen unb ber 2U>bten eingefe^t fei (9^
10, 36 — 43). S)ie erfte d^riftlid^e ©emeinbe )»
Sftom l^at mal^rf d^einlid^ nur jum fleinem £1^1 ouS
3uben beftanben. SBenn bie^ aber aud^ nid^t bec
t^faU mar, f o mu|te bod^ ber ^nger, meld^er unter
allen }uerft ben @Iauben an bie (Sottl^eit 3efn
Sl^rifti auSgefproc^en l^at (Dgl. ÜRattl^. 16, 16),
ftc| Don biefer Snfd^auung aud^ in feiner $rebigt
leiten laffen. SBir finben nun aber in unferem jmei«
ten SDangelium genau biefelbe @runbanfd^auung.
SS min namentlid^ auS ben SSunbertbaten bä
Serm bemeifen, ba| 3efuS (Sott ift. Sleid^ im
ingang ]^ei|t eS (1, 1): „Seginn beS SDange>
liumS Don 3efu Sl^rifto als bem Sol^nc (SotteS";
bie ffinb]^eitSgefd^i(|te mirb übergangen unb fofort
baS auftreten beS 2:öuferS gefd^ilbert. Samt tDe^
ben befonberS bie SBunber beS ^erm erjöl^It unb
ber iBerid^t mit ber %uf erftel^ung unb ^immelfal^
@i]^rifti gefd^Ioffen. SDaS erfte Don ÜRarcuS mit-
getbeilte SBunber ift aber eine XeufelauStreibung
(1, 23). «ud^ fpater mirb bie ÜRad^tS^rifK über
bie3)ämonen fel^r oft l^erDorgel^oben (Dg(. 1, 34. 39 ;
3,llf.l5.22— 27;5,2— 20;6,7-13;7,25bi8
30; 9, 16—28. 38; 16, 9. 17 ; Dgl. Comely, Ih-
ta-od. 108sqq.). SRel^r alS mie in ben anberen (äoan"
gelten treten bie jünger als Saugen beS Sr^öl^Iten
in ben Sorbergrunb. Sel^neben fel^Ien natürli^
nid^t gan), obgleid^ fogar bie Sergprebigt über»
gangen ift, merben aber, abgefel^en Don Rap. 4
unb StopJß. 10 — 13, mel^r im SJorbeigel^en er«
möl^ni S)abei mirb f aft nur in ben @iitaten, meld^
bem ^erm in ben SRunb gelegt ftnb, auf baS 90^
Xeftament SBejug genommen (Dgl. Sd^anj 85 —43).
SBenn bemnad^ ber 1^1. ^uguftinuS (De consemm
Evang. c. 2) ÜRarcuS einen Epitomator beS
\)l ^attl^öuS nennt, fo barf biefer ^uSbrudf nid^l
mi^Derftanben merben. 6r ift nur infofem rid^tig,
als baS 9J{arcuS»SDangeIium Diel fürger alS boS
ÜRattl^öuS-SDangelium ift unb inl^altlid^ nur SBe«
nigeS (nömlid^ brci 6r jöl^Iungen 4, 26 — 29 ; 7,
32—37; 8, 22—26, unb einige SBerfe, namlic^
1, 1; 11, 12. 19; 16, 1. 8. 14-18. 20) gibt,
maS nid^t aud^ in ben beiben anberen ft|noptif(^
SDangelien entbalten ift. 9n»er SJ^arcuS ifl in bar
iBe|^anbIung feines @toffeS burd^auS felbftönbig.
95ßie er fd^on bcfel^alb fein blofeer ^Slbfürger" Don
SRattl^öuS im gemol^nlid^en @tnne fein tann, fo
miberfpred^en aud^ bie alten 9{ad^rid^ten ber ^nf»
677
SRotcug, bet 1^1., SDangeHft.
678
fflUBBg, qIö ob er gaiu Dort ÜRattl^öuS obl^onge,
iNin^. 3n neuerer 3dt l^aben nad^ bem SBor-
goige OrieSbad^ (Commentatio , qua Marci
mogeHmn totmn e Matthaei et Lucae com-
nentanb decerptum esse monstratur, 1789.
1790, in Opnsc. acad. U, 358 sqq.) mond^e,
botnüer bie meiflen Xl^eologen ber SSaur'fd^en
64ttle, bem f^l SRarcuS^ loeld^er nad^ ^attl^öuS
nb Siicad gef d^ieben l^be, bie Stolle eines Qpu
JOBOtorS biefer beiben }iiibeilen »ollen. Slnbere,
|.8. Seil, i^oI|monn, äBeijfödCer, bel^iaupteten
(ingegen bie Priorität befi SRQtcug'SoangcIiumS,
deibnmS nubt immer in bemjelben @inne (ogl.
«M-Vtongolb, (SM., 4. ^ufL, 255 f.). (Sintge
M^nen an, t>or il^m l^be ein Don bemfelben oer*
^Sßaan Ur^SRorcuS e^fiirt, unb U)onen beffen
f^iPen}, ba bie Ueberlief erung baoon nid^tS xm^,
(nA inneren ®runbenbQrt]^. %ber mit benfelben
inaen (Srihtben, morauS (itoaü, SBeiffe unb
^oI|mann einen miSfül^rlid^em Ur-ÜRorcuS be«
Mtfm moOen, mil äBe^fädter einen fürgem Ur«
Otaraifi barüdun (ogl. ^ügenfelbS Sinl. 503).
In^ fon^ merben öfter gerobe bie @teUen, »eld^e
bei Sine rniful^, um bie Sbl^öngigf eit be§ |j)I. ÜRar-
ol Mm ben anberen Sixmgeliften ju ermeif en, oon
bon 9nbem für boS (Segentl^eil in %nf))rud^ ge«
unnnfn. SHe rid^tige, oud^ ber Ueberlieferung
entiinml^enbe anftd^t ijt bie, bol bad ÜRarcuS-
bomefinm tot bem Suca8«ßoangelium entftan«
ba i^ {M. unten unb b. 9rt. SucoS). Sßol^rfddein-
64 W StorcuS bad oramöifc^e ÜRattl^aug-Soan-
gefinn gdännt (ogl. ^ug, Sinl. n, 71 ff. ; ©d^an}
28 ff. n. S.) unb oieSeid^t aud^ benu^t ba fein
&(mgtlium in Sprad^e unb Snl^alt unoerfenn«
kit Se^id^eit bamit jeigt, SRorcuS aber nad^
Statte (ogt b. 9rt.) gefd^rieben l^at. 3ur Sr-
flinmg biefer Sel^nlid^feit genügt aber aud^ bie
bcibm (Euangeßen }u ©runbe liegenbe münblid^e
ZioMtion.
SoS gmeite Soangelium geid^net ftd^ meiterl^in
bn^ eise lebenbige unb anfd^aulid^e 3)arfteEung§'
ttife ans. ^e| bemeifen bie bis in'S Stngelne
gnoncn Sd^ilberungen (ogl. 1, 16 ff.; 1, 29 ff.;
2,lff.; 6, 22 ff.; 9,1 ff.; 14, 16 ff.); ebenfoSe*
ndüngen, mie ). S. ,,3efuS fd^aute fie ringsum
{imenb an, traurig über bie SBlinbbeit if^xtt ptc*
Iß' (3, 5), ober ,,er xwX^m baS ßinb auf feine
li«- (9, 35) u. a. gbenfo lebenbig ift ber
i^mSfi^ 9uSbrudt, ber, »enngleid^ nod^ ftar!
tMjtrcnb, entfd^ebene Sorliebe für baS l^ifto«
nHe^röfenS gdgt, fel^ l^öufig S)iminutit)formen
fuffinb, SRöbd^n, Zod^ter, gif^, Ol^r, §unb :c.
«Dcnbct nnb ben Eintritt ber ^anblung l^erDor«
W (^p&rco fommt 26mal, ber 3luSbrud( „fofort"
41nil iKnr). 0erabe $etruS l^tte aber nad^ ben
ffeaBQeficn einen fo leb^ften (Seift, ba| aud^ feine
SotfUbrng M^ lebenbig unb anfd^aulid^ gemefen
in m|. ^t^oiß) entfprid^t ber Sl^aratter beS
PMüm (hNmgeltumS DoOflönbig ber Stnfd^auung,
btleip^rimfil^UrfinrungSifi. SnbUd^fe^tbiefeS
wwjfyinw offenbar als ^e Sefer römijd^e Sl^ri-
ften oorauS. SS gibt, »ie baS in einer f o ftarl mit
^eibend^riften burd^fe^ten ©emeinbe nötj^ig mar,
Srflörungen fpecififdd jübifd^er ßinrid^tungen ufd>
©ebroud^e (ogl. 6, 27; 7, 3f.; 12, 42; 14, If. 12),
Säemerfungen über bie Sage iilbif(^r Oertlid^feiten,
5. 99. beS OelbergS (13, 3), fomie Ueberfe Jungen
iübifd^er ober aramöifd^er SSorte, mie 99oanergeS,
gSeeljebub u. a. (t)gl. 3, 17. 22; 5, 41; 7, 11.
34; 10, 46; 14, 36; 15, 22. 34. 42). Um aber
ben genngen ©elbmert)^ beS Opfers ber armen
SBittme }u fennjeid^nen, mirb (12, 42) eine 9Rmt)-
begeid^nung gebrandet (xoSpavojc), toeld^e nur bei
ben %ömem üblid^ mar. Ueber^aupt gebraud^t
ber gried^ifd^e Xe^t biefeS SDangeliumS öfter latei-
nifd^e SBorte, mie Senturio, fiegion u. a. 3ubem
ermöl^nt eS (15, 21), ba| Simon oon Sirene ber
SBater oon ^le^anber unb ShifuS fei ; auS bem 9lö«
merbricf (16, 13) miffen mir aber, ba| menigftenS
ShifuS gu Stom mol^Ibefannt mar. ^Dht Unred^t
l^aben aber befonberS ältere Sd^riftfteEer, bereu
^nfd^auungen SaroniuS (ad a. 45, n. 41) ver-
tritt, aus ber ^bfaffung unfereS SoangeliumS gu
SRom f d^Iie^en mollen, eS fei urfprünglid^ lateinif d^
abgefaßt gemefen. !Dlan f^at ftd^ für biefe 9n-
f d^auung auf Unterfd^ften berufen, meldte ftd^ feit
bem 6. 3ci^t]^unbert in ben ^anbfd^riften ber $e»
fd^ittl^o bejinben (ögl. Wright, Catal. of Syr.
Mscr. p. 47, col. 1) ; biefe fagen aber bIo|, SRarcuS
i^aht romane in SRom geprebigt, nid^t romane ge*
fd^rieben. 3n Senebig meinte man längere 3^it/
baS lateinifd^e ^utograpl^ Don ÜRarcuS }u beft^;
aUein bie|, mie au^ ein entfpred^enbeS Fragment
gu $rag, ift meiter nid^tS als ein Xl^eil einer 93ul'
gata-^anbfd^rift auS bem 7. 3a]()r^unbert. ^iero-
ntimuS (Praef. in lY Evangg. ad Damasum)
unb 3lugufttnuS (De consensu Evang. 1, 2, 4)
bemerlen auSbrücflid^, ba^ baS Coanadium grie-
d^ifd^ gefd^rieben mar. SDiäre baSfelbe lateinifd^
gefd^rieben gemefen, fo mürben gerni^ bie alteren
^äter etmaS baoon ermäl^nt fyibtxL
Sleu^ere ©rünbe gum ^emeiS ber Sbentitot un-
fereS gmeiten SoangeliumS mit bem i^prüngUd^en
SBerfe beS ffi. SRarcuS gibt eS, abgefel^en oon ben
alten Ueberfe Jungen, nid|t oiele. S)enn ben älteften
ffird^enfd^riftfteUem, meldte überl^aupt bie l^eitige
©d^rift frei citiren, bot biefcS Cüangelium nur
menigen il^m eigentpmlid^en @toff. Smmerl^in
ermäint fd^on Suftin (Dial. c. Tryph. 106), ba|
nad^ ben ÜRemoiren beS 1^1. $etruS (ogl. SRarc. 3,
17) SebebäuS' ©ö^ne 93oanergeS genannt morben
feien (ögl. bie Kitate bei ben SSötem in ftird^l^ofer,
DueHenfammlung gur ®efd^. beS ncutcft. SanonS,
3ürid^ 1844, 123—132, engl. ?luSg. oon Char-
teris 150—153; Westcott 589). 5lud^ ber §eibe
gelfuS (ogl. Äird^l^of er 341—347; Charteris 374)
unb bie §ärettfer Salcntin, ^toIcmäuS, ^a-
fleon unb ber Salentinianer 9KarcuS (ogl. a. a. O.
389 f. 396 ff. 398 f. 413 f.) \)ahtn baSfelbe be-
nujt; ebenfo bie clcmcntinifdfeen öomilien (ogl.
Hom. in, 57 mit TOarc. 12, 29 ; Hom. XIX, 20
mit aWarc. 4, 34; f. Westcott 287). S)er ^l 3re-
22*
679
SRatcud, ber 1^1, ßtiangelifl.
680
xOmSi iji ber erflc, toAi^tt (Adv. haer. 3, 10, 6)
ehte Stelle biefeS SDongelium^ ouSbrüdlid^ mit
bem Ütomen beS 1^1. SRorcuS cttirt.
©ie ältefte «ird^e l^at ouä^ fidler ben ©d^lu^
(16, 9—20) ate ödsten ScPanbtl^eil bcS TOarcuS-
StKmgeliumS ongefel^en. SllerbingS feilten biefe
SJerfe in unf eren ölteften gried&if d^en §anbf d^riften,
ber ffaiaitifd^en unb ber tmticanif d|en, unb ebenf oSS
in einigen älteren ormenifd^en unb attei ötl^iopi«
fd^ SobiceS, nne oud^ in einem arabifd^en See«
tlonar ou8 bem 9. Sal^rl^unbert unb einer Stala-
^bfd^rift k QuS bem 4. ober 5. Sal^rl^unbert.
SSie SufebiuS (Quaest. ad Marinum, in Mai,
Nova Patr. BibUoth. IV, 255—257), unb nod^
il^m befonberS f)ierimt|mu§ (Ad Hedib. 9, 3) unb
(Sregor üon 9lt|ffQ (De resurr. Christi or. 2) be«
jeugen, fel^tte ble ©teile fd^on im 4. Sal^rl^unbert
in Dielen gried^fd^n§anbfd^riften. ©efel^olbl^aben
bie neuejten Iritifd^en ausgaben Don Xijd^enborf,
IregeKeS, SBejicott unb §ort bie ©teile otö unöd^t
erflärt. (SSgl.aud^Iifd^enborf, §abentt)ir ben ödsten
©d^rifttejt? «uSg. 1873, 22 f.; TregeUes, An
account of the printed text of the Greek New
Test., Lond. 1854, 246—251 ; Hort's Notes
29—51.) Mein bie SBerfe finben ftd& nid&t blofe
in fämmtlid^en onberen gried^ifd^en §anbfd^riften,
fonbem logen fogar ben ©d^reibem ber ftnaitif d^en
unb tmticanif d^en §onbf d^riften t)or, benn biefelben
loffen am ©d^Iu| beS 9Rarcu§»@t)(mgeIium§ l^inter
16, 8 fo öiel freien JRaum, bofe bie fel^Ienben iBerfc
borouf gef daneben werben Knuten (ögl. Scrivener,
Introduction to the driticism of the N. T.,
3. ed. 1883, p. XIH, 584). Sie 9Serfe finben fid^
oud^ in fömmtlid^ alten Ueberfe^ungen unb ftnb
Dielleid^t fd^on Don !ßa))io8 (bei Eus., H. £. 3, 39),
fidler ober Don 3uftin (Apol. 1, 45) unb mit
birecter Berufung auf SRorcuS Don Srenäud (Adv.
haer. 3, 10, 6) citirt. 3m 3. Sa^rl^unbert »erben
fie t)on ^i))pol9tu§ (Contra haer. Noeti 18, ed.
Bouth, Opuso. I, 80), im 4. ^al^r^unbert Don
^pf^xaaitS in einer f^rijd^en f^omiltc ou§ bem
Sül^re 337, g^riH Don 3eru|alem (Dgl. Scrivener
587), g})i})]^Qniu8, «mbrofniS, SluguftinuS, Kl^r^-
foftomuS u. 9. ongefül^rt. 9Rorcu8 fonnte oud^
unmöglid^ fein SDangelium mit ben SBorten (16, 8)
fd^lie|en: ^unb fie (bie l^eiligen gtauen) fagten
feinem ettooS, benn fte furd&teten jld^". gür bie
9led^t]^eit fpred^ femer innere ®rünbe. ^orcuS
betoeiSt bie ©ottl^eit 3efu Sl^rifU ouS feiner gött-
lid^en SWod^t. ®er ööl^epunft ber Dffenborung
berfelben biftet bie öimmelfol^rt. S5on Icjtercr
mirb ober erft in bicfem 9lbfd^nttt (16, 9), unb
jttwr in benfelbcn SuSbrüdfen, toie fie f onft ^etruS
gebrandet J^ai («pg. 1, 22), gerebet. ߧ paf^t ju
ber d^arofteriftifd^en Sigentl^ümlid^feit be§ Soan-
geliften, »cld^er befonbereS (Semid^t auf bie Offen»
borung ber göttlid^en SWod^t burd^ 2eufcI8ou8trei-
bungen legt, bofe SefuS in biefem ©d^Iufeobf d^nitt
(16, 17. 18) ben 3tt)ofteIn bieTOad^t, Seufel ouS-
Sutreibcn, Derl&ei^t. ®ie ©t)rad^cigent]^ümlid^feiten
biefeS abfd^nitteS finben tl^eilS i|re grHärung in
bem bort befprod^enen ®egenftanb, tl^eild l^cAen fb
Analogien in ben onberen Sbfd^nitten beS <EkNm«
geliumS (Dgl. Cook, St. Mark's Gospel, in The
Speaker'sComm. N.T.I,Lond. 1878,305fon.).
SDie ^ed^tl^eit biefer ©teUe i{) fiberl^oupt mel^ mtS
esegetifd^en ofö ou§ fritifd^ (Srünben beiloeifdt
morben. £)er iBerid^t bei 9Rorcud (16, 9) : ^mfy
bem er oufgeftonben »or, frül^ om ei^ £oge her
SBod^e, erf d^en er juerß ber SDlorio Stagbotoia',
fd^ien im SBiberfprud^ su SRottl^. 28, 1 au ftOftti,
»onod^ ber $en „nod| Stblouf bed ©obbotd, oegen
SRorgen bed erften SBod^ntogeS" oufftonb. SDom
»enn mon im erftem Serid^t bie 3eitbeflimmmig
,;fril]^'' :c. mit ber Suferftel^ung Derbinbd, fo fd^elnt
eine Slbtteid^ung Don ÜRottl^öuS Dorjuliegen. Sa
nun bie ole^onbrinifd^e Jhrd^e ouf ®nutb Doa
aRottl^. 28, 1 bie Ofterfeier um aWtttemod^t, bie
übrigen jfird^en ober erft gegen SDtorgen befas
^ol^nenfd^rei begonnen, l^ot »ol^rfd^einli^ bieole*
^onbrinifd^e jftrd^e ben Serid^t Don äRorcuS am
Ofterfefte nid^t Dorgelefen unb be^l^olb in iSpctn
Sectionorien ouSgeloffen. S!)oburd^ ift eS benn g^
fommen, bo^ ber Sbfd^nitt oud^ in einigen fyxäb»
fd^riften fel^Ite. SujebiuS l^nbelt (L o.) Don bem
onfd^einenben SBiberfprud^ jtoifd^en STlorcuS unb
ÜRottj^öuS unb bemerft: „S^^ntmortenfönnten
ouf biefen Sinh)onb gegeben »erben. 3uerft tonnte
jemonb, ber bie Sed^tl^eit bief eS 9tbf d^nitteS Iftugnd,
fogen, er fönbe ftd^ nid^t in ollen ^onbfd^nften
beS SRorcuS'SDongeliumS. Siebeften^onbfdpf^
ten fd^Iie^en mit ben SBorten: ,benn fie fflr^teten
ftd^'. 3n foft ollen ^onbjd^riften bilben fie ben
©d^Iu^. 2)ie folgenben SBorte ober, mlä^t fi^
feiten in einigen, ober nid^t in ollen fittben, m5gen
oI§ überflüfftg betrod^tet toerben, betonberS menn
pe einen SBiberfprud^ ju bem Seugni^ ber anbexen
ßDongeliften entl^olten follten. S!)ie| lönnte jemonb
fogen, um bie SontroDerfe objulel^nen uid> un«
nötl^iger ßrörterung ein 6nbe ju mod^en." ®iefe
unbeftimmte Sleu^erung l^ot ^ieron^muS f oft m5rt«
lid^ oboptirt (Dgl. Mai ju Eus. 1. c. ; Bnrgon,
The last twelve verses of the Gospel accor-
ding to St. Mark vindicated against recent
objectors, Lond. 1871, 51 — 56), bel^onbelt obei
bod^ ben ^bfd^nitt bei ÜRorcuS in feiner SteDifion
ber 3toIo otö öd^t unb ffil^rt SIBorc. 16, 9 unb
16, 14 in feinen SDBerfen (Adv. Pelag. 2, 15)
on. Slel^nlid^ Derl^ölt ed fid^ mit ©regor Don 929ffa
(Dgl Hort 1. c. 34). (Sgl. überl^upt über bie
^ed^tl^eit beS 9bfd^nitte§, ou^er Bürgen, Cook
1. c. 301—308, Scrivener 1. c. 583—589;
Comely, Introd. spec. in N. T. libros, Paris.
1886, 93—100, unb bo8 fel^r ouSfül^rlid^e, grünb-
Itd^e, leiber Mofe litl^ogropl^irte ffier! Don J. P. P.
Martin, Introd. k la critique textuelle du N. T.,
Partie pratique, 11, Paris 1884.)
SDoS ^orcuS'SDongelium ifi nod^ ben bereits
ongefül^rten Jlod^rid^ten ber SSoter in SJom gef dane-
ben. 9htr 6]^rt)foftomuS (Hom. 1, 3 inMatth.)
Derlegt bie 3lbfoffung nod^ 9lIesonbrien. S)iefe «n-
fd^ouung ift ttiol^l boburd^ entftonben, bo| SRorcufi
m
SRarcuS, ber 1^1., ^ap%
682
ii Hesonbrien gettirft, unb ba^ ftd^ baS SDan*
gefinn tMm bort auS im SRorgenknbe Derbreitet l^at.
Som no^ ben 3^gnif{en Don S))ip]^amug (Haer.
51,6) rnib ^ieron^muS (De vir. iU. c. 8) l^at {td^
SoraiS unmittelbar tmd^ ber Slbfaffuttg feines
fMmgeßnmd in 9iom mitbemjelben nad^ ^eg^pten
hoeka. SSBdre boSStKmgeliumober inStleianbrien
(enriebeit fo fdnnten bod^ nid^t gerabe bie ole»
pkiittfil^ @d^nftf)eller 9iom afö Sntf}e](|ung§«
nt beSfelben genannt l^ben. SIemenS t)on ^le*
pakrien (bei Eus. H. £. 2, 15 ; 6, 14) fül^rt
fdam Urfinrung auf bie $rebigt beS 1^1. $etruS
{iSbrni )uräd. SufebiuS Derfe^t bie ^bfaffung
(EE. 2, la— 17) auf ®runb ber ^ugfagen bei
Cknend tHm Wesanbrien unb ^[iapiaS in bie erften
Segknmg^iol^e beg ffaiferS SlaubiuS unb gibt in
\aim S^ronicon (ad a. 3 Glaud.) baS So^t 43
^ör an. 2)ie einjige ©d^mierigfeit bei biefer
lana^ ifi baS 3^gni| beS f^l 3renöu§ (Ady.
kier. 3, 1, 1 ; bie ganje @tefie ift lateinifd^ er«
tollen; DgL Ifigne, PP. gr. Vn, 844; ber (Bäfin^
rnä^ gcied^ifd^ bei £ub. H. E. 5, 8). 92ad^bem er
bk 3afireuung ber Xpoftel ertoöl^nt unb gefagt
tot. ba| aiattl^g fein eDangeUum fd^rieb^ al§
betraft nnb SauIuS bie römifd^e Jhrd^e grünbeten,
(^ er fort: Mera 6e t9jv toutcov e^odov Mapxoc
«. t. X. 3{t ber Sufibrud l^oSoc l^ier auf ben 3:ob
ba S|M)f)eIfürf}en }u be^iel^en, bann ift aUerbing^
bal(ä»ngelium nad^ 3renäu§ erft ]p'di entftanben.
Ileis SufebiuS, ber bod^ bie Stelle onfül^rt unb
bcB gongm g^ec^if d^ Ze^t beS 1^1. 3tenöu§ Dor ftd^
ffoik, mu^ fie anberS Derfionben l^aben, ba er f elbft
cim iriel frül^ Urftmmg beS SoangeliumS an«
mal S)e|^b 1^ fd^on (SrotiuS bie Sedart
naer ^oibfd^rift ixe-ra t9jv toutou Ixdo^tv, nad^
ber ^erottSgabe biefeS, ndmlid^ beS ÜRattl^äuS»
Cttn^inmd, Dorgegogen. SBenigftenS erfd^eint
bte^ ^n, ha^ bie ^bfd^reiber bie ©teUe bei 3re«
wbA sk^ rid^tig oerftonben l^ben (Dgl. Cornely
L e. 77 sqq.). 9(uf jeben %dä, mu^ aber bie 3^it
pi^^ 42—44 für bie Sntftel^ng beS SDan«
«Toonfi fcßge^Iten merben. S)enn bafür ft)red^en
Inrmtlid^ anbercn alten S^ugniffe unb ber S^a»
nber beS (Elxmgelium§. iBeim 2:obe ber ^oftel«
^^ wat bie römifd^ ©emeinbe bereits im Säe»
Pt beS 2ucad«ßDangeIium8 unb beburfte be^l^alb
iemger eines !ür}em SoongeliumS. Unter ben
Hemm JK^ben befonberS SReitl^matir, ißatrigi,
&^g, ^onlö, ^iCberle, ^unbl^aufen, ffaulen,
Oblbt u. 9. fi^ für bie ^bfoffung beS @k)an-
enS in ben erften ^al^ren beS ^aiferS Slau«
ottSgefprod^
3)a baS 9RarcuS«St)angeIium nur »enige il^m
dgmt^mltd^ 9lad^rid^ten entölt, l^at man ftd^ in
Btoer 3nt tnelfad^ mit gelegentlid^en Semerfungen
iicr boSfelbe begnügt unb feine befonberen 6om»
Mknt bajtt Derfa|t. 2)er öltefle gried^if d^ (Som«
Miar ifi }uerf} in ber Satene Don ^offin im
3. 1673, »eit beffer aber oon (Sramer in feiner
0ic^(t|4en eatene (Oxomi 1844, 1, 261—447)
ywiifleybcntooTben. Serf elbe mirb in ben ^anb»
f d^rif ten balb OrigeneS, balb 93ictor Don ^ntiod^ien
(geft. um 406) ober SqriQ Don 9Iei;anbrien bei-
gelegt. SDie frül^er irrtpmlid^ bem 1^1. Sl^rQfofb«
muS }ugefd^riebenen domilien De princ. ev. seo.
Maroum (D. Joa. Chrys. Comm. in ev. sec.
Marcum, Antverp. 1542) finb unbebeutmb;
ebenfo ein f älfd^Iid^ bem 1^1. ^ieronqmuS beigelegter
Gomroentarins in Ev. sec. Marcum (Migne,
PP. lat. XXX, 590—645). ®er ältefte lateinifd^e
Sommentar rül^rt Dom 1^1. 99eba l^r (bei Migne
XCn, 131—302) unb ift ein ©ammelmer!. «u§
bem STHttelalter finb bie fur}en gried^ifd^en Som*
mentare Don Xl^eopl^qlaft unb Sut^^miuS )u er»
mäl^nen. Sud^ bie Gatena aurea beS l^L %f)0»
maS berüdfid^tigt baS 3RarcuS»SDangeIium, ebenfo
SRalbonatuS, bie beiben 3anfeniuS, fiucaS Säru-
genftS, 2io]^. be @9lDeira unb SomeliuS a 8a})ibe.
3n neuefter 3cit fmb Don ffatl^olifen folgenbe
aSerfe Deröffentlid^t morben: F. Xav. Patrizi,
Comm. in Marcum, Born. 1862; 93i§ping, £r«
flärung ber SDangelien nad^ SJlarcuS unb fiucaS,
2. ^ufl., Stünfter 1868; @d^egg, ßDangeliumnad^
SDlarcuS, 2 93be., SMünd^en 1870; McEviUy, Ex-
position of ihe Gospels of Matthew and Mark,
Dublin 1877; FiIlion,EYangileselonStMarc,
Paris 1879 ; @d^an}, Somm. über baS Sd. beS
bl. SDlarcuS, tJreib. 1881. Ueber nennenSmertl^e
Siommentare Don $roteftanten f. b. Srt. fiucaS.
^gl. aud^ Cook, St. Mark's Grospel, in The
Speaker's Comm. N. T., vol. I, 1878, 209 to
319. ($g(. au^er ben unter fiucaS angegebenen
SinleitungSf d^rif ten bie Einleitung Don 2B. %^om'
fon in The Speaker's Comm. L c. p. XXXYII
foll. unb ©d^ana, Komm. 1—58.) [3. gfeüen.]
SBotctis, ber 1^1., $a))ft (333), mar Stömer
unb ift DieQeid^t berjienige ÜRorcuS, meldber im
3:itel beS @d^reibenS gionftantinS an $a))ft mu
tiabeS genannt mirb. Sr gelangte als 9lad^foIger
@9lDefterS auf ben a))oftoIifd^en Stul^I unb f^xtlt
benfelben Dom 18. 2ianuar bis }um 7. October 333
inne. 3)iefe burd^ ben liberianifd^en Katalog über-
lieferten d^ronologif d^en Saaten ^nb begüglid^ beS
ZobeStageS burd^ bie Depositio episcoporum,
in meld^ ÜRarcuS bereits als ^eiliger erfd^eint,
beftötigt. SBenn il^m ber Liber pontificalis (ed.
Duchesne I, 202) bie 93erorbnung beilegt, ba|
ber 93if d^of Don Oftia bie Säifd^öfe Don SRom con«
fecrire, unb ba^ er baS $aQium trage, meil er bie
99ifd^5fe (SRomS ober im 92amen berfelben bie }u
SRom }u meil^enben 93if d^öfe ?) confecrire, fo l^at eS
bamit möglid^ermeife feine Stid^tigfeit. S)a| bie
Sonfecration ber $ö))fte burd^ ben SBifd^of Don
Oftia nebfl }mei anberen 99ifd^5fen gefd^el^e, mirb
fd^on Don augufKnuS (Brevic. collat. 3, n. 16)
ermöl^nt, unb ber @ebraud^ beS $aUiumS burd|
]()erDonagenbe ©lieber beS S)nfcot)ateS erfd^eint
bereits im 6. Sal^rl^unbert alS etmaS ^ertömm*
lid^eS. äBenn aber biefelbe Duelle bem ^ßapftt
SRarcuS bie }h)eimalige ßrtbeilung feierlid^r
SBeil^en in ^mei Secembermonaten jufd^reibt, fo
S^8^ fi<^ ^ictin bie äBiUtür il^rer Angaben über
683
aRarcuS Siaconu§ — ÜRarcuS SugetticuS.
684
bic aSeil^en ü6er]^au})t : SWarcuS l^at feinen 3)e»
cember (ad ^ßa))ft erlebt unb boS Sedit annos n
beS Liber pontificalis h)tberft)rid^t ben obigen
Seugniffen. ®er ^opji benujte bie unter $Q})ji
SRiltiabeS eingetretene griebenSjeit ber Äird^e jur
ßrbouung jtoeier Sofüifen in 5Rom, »elc^e auf
feine Stnregnng Don ßonftontin mit ©ef^enfen
bebod^t nmrben (bie glaubmürbige Sifte ber ©oben
unb Qfunbationen im Liber pontificalis) ; bie eine
erl^ob fid^ bei ben Säbem ber ^aüacina in ber
©tabt unb l^ot pd^ in Umformungen bis l^eute er«
l^alten (chiesa di s. Marco); bie anbere mar über
bem Sömetenum ber iBalbina an ber ©trage Don
Slrbea, unb in biefer würbe SWarcuS beigefejt.
ffiie ^ilger bcrel^rten bort laut ber 3tinerarien be§
7. 3a]^rfunbert§ fein ®rab. 5Rad^ be Sofft (In-
script. Christ. II, 108) ifi in einer Sorfci^er
©ammlung beS 9. Sal^rl^unbertS bie Don SDamo«
fu8 »erfaßte ©rabfd^rift be§ ^l 9Rarcu§ auf unS
gefommen ([Lisons] vita fuit Marci quam no-
vimus omnes etc.). SRarcuS toirb Don $feubo»
(fibor mit einem unöc^ten ©(^reiben an ben
|I. Stl^anafluS bebad^t (Jaff^-Ealteiibrunner
n. 1 181). [§. ©rifar S. J.]
9btr(tt$9 ntit bem ^Beinamen S)iaconuS,
toar ber unjertrennlid^e greunb unb Segleiter beS
1^1. ^orpl^^riuS, »eld^er ettoa 395—419 ben 95i-
f d^of Sfiul^I ber alten ^l^iliftäerftabt @a^a inne l^atte.
$or))]^Qriu§ »eil^te Marcus aud^ ^um 3)iacon.
Salb nad^ be§ Sifd^ofS Xobe fd^rieb Marcus eine
Vita S. Porphyrii, »eld^e al§ ©efd^id^tSquelle
nad^ mand^er ©eite l^in Don Sebeutung ift. Srft
^orpl^qriuS l^atte nad^ langem unb l^eftigem üamp^t
bem in @c^a nod^ immer fortlebenben Reiben»
tl^ume ben SCobeSftofe gegeben, unb 2Warcu8 fd^il»
bert ba§ Seben unb SBirfen f eine§ 95if d^ofS ebenf o
anf d^aulid^ »ie ^uDerlöfftg. SDie ©(i^rift toar lange
3eit l^inburd^ nur in einer fel^r mangell^aften, Don
@entianu8 ^erDetuS gefertigten lateinifd^en Ueber»
fejung belannt (Gallandi, Bibl. vet. Patr. IX,
Migne, PP. gr. LXV) unb Warb erft burd^
9K. §au})t in ben «bl^anbl. ber !önigl. Mab. b.
ffiijf. SU Serlin Dom Saläre 1874, ©. 171—215,
(fobann 1875 feparat) im gried^if^en Originale
l^erauSgegeben. Ueber ben %tgt ber ©d^rift f.
3. S)räfefe in ber 3eitfd^r. für wiffenfd^. ^l^eoL,
3a^. 1888, 352—374; über ben §au})tin]^alt
f. S)röf efe, ©efammelte Datriftif d^e Unterfud^ungen,
mtona u. Strpm 1889, 208—247. Sie in ber
Vita S. Porph. c. 88 gelegentlid^ angefül^rte
©d^rift, in »eld^er 9Karcu§ bie Serl^anblungen
jtoifd^en ^orjjl^^riuS unb ber SWanid^öerin 3ulia
niebergelegt l^otte, ift bis je^t nid^t oufgefimben
morben. PBarbenl^emerJ
9bnrcti5 pioboi^s l^eigt laut ben ^anb-
fd^riften ber Serfaffer eine§ gried^ifd^en Sermo
contra Arianes (bei Migne, PP. gr. LXV,
1149—1166). er ift allem «nfd^eine nad& bem
4. 3a]^r]^unberte jiuuweifen unb ift irrtl^ümlidj
mit bem Sifd^ofe ©iobod^uS Don ^l^otice (in
epiruS) um bie TOitte beS 5. 3a]^r]^unbert8 iben«.
ficirt morben. SBon biefem Sifd^ofe befi|en tobe
Gapita centum de perfectione spiritoBli (grie>
^tfd^ 1578 suSfloren^l^erauSgegeben; beilfigne
LXV, 1167—1212 nur lateinifd^) unb einen erfl
Don 9. 3Rai (1840) an'§ Sid^t gezogenen Sermo
de ascensione D. N. Jesu Christi (bei Migne
LXV, 1141—1148). (Sgl. Fessler, Institk
Patrol. n, 634—635. «nbere Siteratur bei
Chevalier, Report. 571.) [Sarben^etoer.]
'^Kaxm^j genannt Sremita (^.ovaxoc, ä<na^
TiQc), aScetifd^er ©d^riftfteDer, »ar m^ 9lice«
t)]^oru8 eafliftu§ (Eist. eccl. 14, 30. 53. 54, bei
Migne, PP. gr. CXLVI, 1157. 1252. 1256)
ein S^itgenoffe beS ffi. 3rtbor Don $elufium unb
beS 1^1. 9HIu§ unb, mie biefe, ein ©d^üler beS
1^1. Sl^r^foftomuS. Sr ))f[egt bemgema^ in bie
erfte &ötfte bed 5. 3ct]^r]^UTÜ)ert§ Derfe^t )u ttec»
ben. S)er äßdnd^ ^arcu§, Don »eld^em ^OabiuS
(Hist. Laus. c. 21, in PP. gr. XXXIV, 1065)
unb ©ojomenuS (BEist. eccl. 6, 29 ; ib. LXVn,
1376) erjal^Ien, ift Don unferm 3Rarcu8 )u unter-
fd^eiben (über erftem l^anbelt 9Wcep]{|oru8 L c. 11,
35; CXLVI, 697). Se^terer l^interliefe laut ?Rtce.
p]^oru§ (14, 54) minbeften^ 40 ^b^anbümgen
(X($-]foO aScetifd^en 3nöalt8. 3€|t bep^en nnr unter
feinem 92amen, abgefe]()en Don einem lateinifd^
gfragmente (ex S. Marci Epistola n.), m>d^
gel^n gried^ifd^e Wl^anblungen: De lege spiri-
tuali; De his qui putant so ex operibus justi-
ficari; De poenitentia; Besponsio ad eos qui
de divino baptismate dubitabant; Praecepta
animae salutaria (einem 9R5nd^e Sticolaud geh)ib«
met unb Don einem SDanffd^reiben bedSmpföngeiS
begleitet); Capitula de temperantia ; Dispn-
tatio cum quodam causicfico; Consultatio
intellectus cum sua ipsius anima; De jejunio;
De Melchisedech. 6ben biefe Sbl^anblungen tott*
ben [d^on Don $]^otiu§ (Bibl. cod. 200, ^iGgne
cm, 668—669) rinjeln aufgeführt unb genmr-
bigt, mit aQeiniger ^uSnal^me ber Capitula de
temperantia, bereu Sed^tl^eit benn aud^ ntd^t ol^
®runb beanftanbet »irb. SWel^rere ©tetten ber
Capitula finb n)5rtlid^ ben ^omilien ÜRacoriuS'
be§ ?leg9ptier§ (f. b. «rt.) entlel^nt. atö bie be|h
®e[ammtau§gabe ber genannten Sbl^anblungen
gilt bieienige (Saüanbi'S (Bibl. vet. Patr. Vm,
1—104 ; abgebmdft bei Migne, PP. gr. LXV,
903—1040). ginige «bl^anblungen finb ^anb-
fd^riftlid^ in f^rifd^er Ueberfe^ung Dorl^anben (gr.
Sätl^gen in ber 3tfd&r. f. ff.«®efd^. XI, 1889 bi§
1890, 443 ff.). (Sgl. %i), Qfidfer, 3)er ajlöndd
SWarcuS, eine reformatorifd^e ©timme au8 bem
5. 3a]^r]^., in ber 3eitfd^t. f. bie l&ijtor. S^eologie,
3a]&rg. 1868, 402—430; öltere Siteratur bei Che-
valier, Report. 1469.) [Sarbenl^etoer.]
'SBarctis ^gettims, @r$btfd^of Don Sp^e«
fuS, berüd^tigt als erbitterter ©egner ber auf bem
Soncil gu gloreng gefdftloffcnen Union, toar um
1400 }u Konftantinoliel geboren, tt)o fein 95ater
®eorgiu3 2)iacon an ber ^auptfird^e nmr; feine
SDlutter SWaria mar bie Sod^ter eine« gotteSfürd^
685
maxcn^, (gnoftiler.
686
tigm 9i)te8. %i9 }u feinem 13. Saläre mürbe er
MO eigenen Soter unterrid^tet. 9Rit 25 3a]()ren
KrIieUte et fcfaien 8efi^ an bie Ernten unb mürbe
9^, »obei er feinen biSl^engen 9iamen SRanuel
in SRorcuS umSnberte. 3n Sölbe mürbe er Seiler
bcr^oirianl^lfd^ule unb f^aüt ^ol^Ireid^e ©d^üler.
%(( bem £obe bed SRetropoIiten 3oafaf Don
Cp^fuS nmri)e er 1437 ju beffen ^iad^folger er-
iDä^ unb nol^nt in biefer Sigenfd^aft ]^ert)or'
ngmben Sintl^il an ben UnionSüerl^Qnblungen
nit ben Sateinem, namentlid^ auf ber S^nobe }u
gmDara«3floren3, mol^in er ben ^atriard^en be«
olritet, unb mo er jugleid^ boS ^triard^ot 3eru«
pm p t>ertreten $atte. ^ier erlangte er als einer
tounmfdl^nlid^jlen ®egner jebed frieblid^en SluS«
glei^eS sunfd^en beiben Jhrd^en eine ^meifeH^afte
Seru^nt)^ (Ueber feine bie^bejüglid^e Sl^ötig«
feit tgL ben «rt Senara-gtorena IV, 1368 ff.)
tod^ bie SU Sfbrena tro| feiner t]()eilmeife red^t
ipftigen Oppofttion gefd^bffene Unbn, bie er übri«
omS nid^ untergeid^nete, befömpfte er nad^ feiner
Stüdle^r in glei^ rädftd^t§Iof er unb ]()eftiger SBeif e
iiSort unb Sd^rift, unb l^atte fd^Iiellid^ bie trau«
nge ®enugt(uung, baS mül^fam ^u @tanbe ge*
MnU gfrid^nSmer! mieber Demid^tet ^u feigen,
fi ftnb nad^ nur 14tögiger jhanf^eit am 23. 3uni
1451 vaib mirb t>on ber gried^ifd^en jhrd^e megen
|änr ^ftigfeit gegen bie fioleiner f^oä^ in Sl^ren
grollen. — Son feinen ^iemlid^ jal^Ireid^en @d^rif >
tat, bie fafl ale ber 93efäm|)fung ber Satdner unb
ba Qnion gelten, fittb bie meiften nur l^anbf d^riftlid^
M^onben. gabriciu8«&arled (Biblioih. graeca
H, 670-677) fül^rt bereu 28 auf mit Eingabe
bei gonborteS ; S)emetraco))uIu8 aber »erjeid^net
18 ttrf4id)ene Streitfd^riften^ S)ie mid^tigften
bfltlOB flnb: 1. 'EitwToX^ Toii äTzavzayoZ x^c
ify Xfld Tttiv vincTcov 6pdo$6£oic ^ptonavoic icepl
t^ h OXcDoevTt^ 9üv6dou. 2. 'EirtoroX^j Seurlpa
cp^ tok aoTo^K etc. 3)ief e beiben @d^reiben ent«
(oltm eine uberoud )>arteiifd^e unb abfid^tlid^ ent«
|Uie0efd^d6te ber@Qnobe Don gfenara-gfloren^
fottieeine ^fHgeSefämpfung unb Verunglimpfung
ber Satetner imb aller greunbe ber Union. Se^»
toe tDo^ oIS ®r&coIateiner, latinifirenbe ^alb-
^KB^äfOL, smitterl^fte Kentauren u. bgl t)er]^ö]^nt.
Dtt ^tfteln ftnb boburd^ erl^alten morben, ba^
Sifd^f 3of ep]^ t>on SRentl^one unb ber ^rotof QuceS
Sngor fie in i^re SBiberlegungen aufgenommen
loben (Labbe Xm, 677. 740; Harduin IX,
549. 601). 3. Sin meiterer SBrief an @eorg @d^o«
knA beUtm))ft bie Serimonien unb Opfer ber
Soteiner, ^eiauSgegeben k)on Seo SQatiuS, in Bob.
&ejgioiiis Apparatos, Bomae 1674, I, 88.
4.Sme onbere @d^ft: Quod diTinorom dono-
tum oonsecratio non solum fit verbis domi-
aidB, sed etiam a Spiritu S. per preces et
benedietioiiem sacerdotis, Dert^eibigt bie grie«
((cfil^ Sd^ über bie Spiflef e gegen bie Sateiner ;
fie ^ l^crand^eben afö ^nl^g ju ben Situr-
|im bd ^ SofiliuS unb ß^r^foftomuS, $ari§
1562. Sine Slei^ meiterer @^rif ten betreffen bie
processio Spiritus S. unb bie Seigre Dom fSfeg«
feuer, fo 5. IuXXoykttixä xecpoXata vf (57) Tcp6c
Aaxivouc Twspl t9]C ixiuopeudecuc tou är^iotj Ilveu-
ftaro?, erftmalS 1757 ju Seipjig ebirt aö 9ln»
^ang beS SBerfeS TavTioriioü (mjXCTeuatc, bann
Don SRigne inter opera Bessarionis, PP. gr.
riveüiioToc, §anbfd^rijt in SBien, unb 7. Ilept t^c
ixTwopeucxecüc tou d^iou üveufi^Toc, ^aubfd^ft
in aOBien, TheoL n. 280. 8. gine SuXXo-^ xp'i-
aecüv Ypacpixuiv für bie processio Spiritus S. ix
{jLOvou TOU IlaTp^c, od^i Bi xal Ix tou Tlou, an
Haifer ißalöoIoguS gerid^tet, ^anbf d^rift in ÜRod«
tau n. 208 u. 355. lieber baS ^fegfeuer l^anbetn
folgenbe ©d^riften: 9. ÄiravrQotc . . . itepl tou
7:oup7aTop(ou ^toi xadapTTiptbu irup6; Iv Oe^-
^apuxT^TzSXti^rfievJOL; 10. 0|X(X(ix deuTlpa ic£pl
T^c aÖT^c 6iüo&eaeo>c unb 11. Ke^oXaicü^Tjc dliro-
xptai; . . . irspl tou aÖTOU iroup^aTopiou. S)tefe
brei Stbl^anblungen finben fid^ l^anbfdl^riftlid^ in
aßoSfau n. 208 u. 394, $ari§ Bibl. nat. 1218
unb äOBien Cod. phü. 68. Sublid^ 12. 2uXXoYt9(i.ol
dexa $7)XouvTec, ^rt oöx ^ari icup xadapr^^ptov,
^anbfd^rift in aRoSlau n. 24. 9ieben bief en Streit«
fd^riften merben ÜRarcuS aud^ einzelne lx(ppa(retc
jugefd^rieben, fo aber ben SRartertob beS ^I. S)e«
metriud, bie ®eburt (S^rifti, ben Xob beS l^L epj^röm
u. a. allein i^itt ]()errfd^t ein ®ren)ftreit gmifd^en
SOtarcuS unb feinem Sruber, bem Stl^etor 3ol(|anneS
SugenicuS, ber nur burd^ genaue fprad^Iid^e unb
l^aTÜ)fd^riftIid^e Unterfud^ung gefd^Iid^tet merben
fönnte. (SBgl. S. JlaQfer, ßtplrafen unb ^Briefe
be§ ÜRarc. SugenicuS, ^eibelberg 1840; Bois-
sonade, Anecdota nova, Paris. 1844, 349 ad
362 ; Migne, PP. gr. CLX, Paris. 1866. Ueber
einen Codex autogr. t)on 901. ßugenicuS Dgl.
^apabopulod HerameuS in Seilage ber Serid^te
beS 'EXXt)v. ytXoXoiftxöc auXXo-jfoc, Kouftautinopel
1886, XVn, 47 f. Semer Demetracopulus,
Graecia orthodoxa, Lipsiae 1872, 98 — 105;
Jhumbad^er, ®efd^. ber b^gantinifd^en fiiteratur,
Wünd^en 1891, 212.) [ffnöpfler.]
SBotctis, ©noftiter. & gibt brei @noftifer
biefed 9lamen§, bie, menngleid^ nid^t ©ectenl^&upter
erften 9lange§, bod^ immerl^in Don Sd>eutung ftnb.
1. S)er befanntefte unter il^nen ift SOtarcuS, ein
@d^äler SBalentinS unb Stifter ber ©ecte ber
aOlarcofianer. S)iefer SRarcuS, ber allem Stn«
fd^ein nad^ ftd^ }uerft in Men l^erumtrieb, fpäter
aud^ in baS füböftlid^ ©aUien fam unb etma um
bie SRitte beS 2. äal^r^unbertS ober balb banad^
auftrat, mar berfid^tigt megen feiner Sönber- unb
SBerfül^runggfiinfte. Sr fud^te l^auptföd^ttd^ reid^e
unb t)ome]()me gftauen }u geminnen, unb bie| ge-
lang il^m, nad^ bem 95erid^te beS S^^genoffen Sie»
nöuS, mit ^ilfe be§ XeufelS t^eilS hnx^ Siebed«
trönle, tl^eilS burd^ Sodtung il^rer Sitelfeit, inbem
er il^nen bie ®abe ber ^ropl^ejeiung Derliel^, ia
felbft bie ©arbringung be§ Ijieiligcn Opfers ge-
mattete. 9leben anbcren Souberffinjien, meld^ ge-
rabe mie Zafd^enfpielerftüdCd^en ausfeilen, iß eine
687
SRarcuS, ©noftiler.
688
(efottberS mertoürbig, toett fte ouf ben (glauben
ber Sl^tiften an bie UMil^rl^iafte SBemanblung beS
SBeineS in ba8 Salut Sl^rifti fd^Iie^en lö^t. 3Benn
er nömli4 bei feinem ©otteSbienft bie Sonfeaa«
tionSf ormel fpra^, »u^te er }u betDerffteOigen, ba|
ber mei^e SBein bie rotl^ gforbe annal^m, um fo
baS 93Iut tebermann anfd^aulid^ }u mad^en (Iren.
Adv. haer. 1, 13). SHefer SSerful^rer, bem be»
f onberS bie t^frauenmelt ftarl anfing, [teilte ein bem
S^fteme SBalentinS (f. b. 9rt) gana öl^nlid^ ouf,
toeld^eS er jebod^ in eine f^^äfii unDerftönblid^,
aber l^od^flingenbe^ ben ^tit^goröem ober ber
läbifd^en ffoBbala nad^gebübete So^Ienm^ftil ein-
l^äOte unb mit 93ibelfieaen be§ Sitten unb be§ 9ieuen
99unbe§ Derbrömte. 3tenöu8 Don SQon^ in beffen
9erei(i^ biefe Snlel^re gleid^ anfangs Diele 9ln«
l^änger fanb, l^t baS l^retifd^e Softem bed SRar«
cuS einlä^lid^ mit ftaunengtt)ert]^r ®ebulb bar*
gefteHt (Adv. haer. 1, 14—21 , »örtlid^ auf-
genommen Don Epiph. Haer. 34), unb bei il^m
fann man bie Sinjel^eiten nad^fel^en. S)a8 SBefen
beS unerforfd^lid^en, unbelannten ]()dd^ften ®otteg
(icpoicocTcüp, ßudoc) manifeftirt ftdl nad^ ÜRarcuS
in Sauten, Silben unb äBorten, bie nad^ beftimm*
ten 3a]^lent>er]^altniffen (teiaras, ogdoas, dodecas,
aud^ fed^S, jel^n unb befonberg brei^ig fmb il^m
fold^e ]()eilige unb gel^eimnilDoUe 3<^lm) geglie-
dert toerben unb immer baS Sob beS Unergrünb-
lid^en unb Unerforfd^lid^en fortertönen laffen, bis
ftd^ bie ÜRannigfaltigteit ber Saute unb Sud^ftaben
}ule^t in Sinem Xon ^ufammenfinbet (diroxata-
9Ta(7tc Tcov ^cüv), meldten ie^t nod^ ba3 beim
®otte8bienft üblid^e 9men ber ganzen ©emeinbe
f^mbolifd^ anbeute. S)ie Unergrünblici^feit be§
^öd^ten SBefenS mad^te er baburd^ erfid^tlid^, ba|
baS erfte k)on (Sott auSgefprod^ene SQBort nid^t blo|
in feine Sud^ftaben fid^ auflöfe, fonbem jeber ein-
}elne Sud^ftabe beSfelben, ). 93. X (Xa^ßSa), loieber
in bie 99ud^ftaben ober Saute, mit meldten er au8-
gefprod^en mirb, jerfaUe, unb fo immer meiter,
monad^ freilid^ ein unenblid^eS t$ortt5nen unb
S)urd^einanberfummen biefer unablöffig fid^ k)er-
üielfältigenbeniBud^ftabenlaute notl^menbig mürbe.
2)ie| nannte er bie aud ber Ureinl^eit l^erDorgel^enbe
unenblid^e 3RannigfaltigIeit, meldte }ule|t mieber
in bie Sinl^eit, in ßinen Sud^ftaben ober Saut,
ek x6 8v 7pa|X|xa, p-fav xal T?jv adT?jv lxcpcüvT]9iv
(Iren. Adv. haer. 1, 14, n. 1), }ufammenflie|e.
Sine biefe Saute boben nad^ ÜRarcud |eber feine
(Si^iftem atö ein eigenes SBefen nad^ Slrt ber d^rift-
li^en Sngel unb bilben aufammen bog $leroma.
6r gibt benfelben t)erfd(|iebene gemeinfame SRamen,
alg Leonen, SBorte (k6fo\j^), SBurjeln, ©amen,
tJrüd^te; bie befonberen 9lamen eines Jeben ber-
felben feien in bem SBorte ecdesia entl^alten. ^im
fyiit aber bie ©ige, eine ber oberften 9leonen, bie
jur erfien SetraS gehören, bie 9kmen berfelben
geoffenbart, \a fte l^abe ibm bie SBabrl^eit (diXi^-
deux), gleid^fafis einen ber ^öd^ften Sleonen, un-
üerl^üHt gejeigt, bie er bann, munberlid^ genug, als
aus lauter SSud^ftaben }ufammengefe|t bef^reibt
(Iren. 1, 14, n. 3) ; femer f^aU fte il^m baS See»
böltnil bet Seonen unter einanber, beren iebcr
baS unerfa^lid^e SBefen ®otteS nad^ irgenb einer
©eite auSbrüdte, genau mitgetl^eilt; unter biefen
Leonen be^e ftd^ aud^ 2[efuS £^riftuS, beffen
9lame in feinen einzelnen Sud^ftaben unb Saiiten
lounberbare ®e]()eimnijfe in ßd^ oerfd^lie^ unb
gan) au^erorbentlid^e ^öfte beft|e. ©o ift btefeS
gan^e ©Qftem auf bie 24 Sud^ftaben beS gried^-
fd^en 9ll))]^abetS gebaut, mobei ÜRarcuS jur %ä"
fd^müdhtng feiner pl^ntaftifd^en (Sebilbe mieber
bie ftummen 93ud^[taben, bie ^^albfelbfUoute, bie
©elbftlaute unb bie S)oppelbud^ftaben unterf d^eibet
Sie ©d^öpfung biefer ft(^tbaren SBelt mar ibm nur
eine Stad^bilbung beS unftd^tbaren $leroma mit
feiner funftreid^en ®lieberung (ber ZetraS, Og-
boaS, 3)ecaS, S!)obecaS unb ber l^etligen S)rei|i8-
}a]^l), meldte ber unooUfommene S^emiurg, ol^
etmaS baoon }u begreifen, als SBerf^eug ber i^n
leitenben l^immlifd^ SRutter l^erfteOte (ogl. l^ier»
über Iren. 1, 14, n. 2. 7; 1, 17). Sie» fud^te
SDlarcuS auS ber mofaifd^en ©d^öpfungSgefd^d^,
aus ber ßinrid^tung beS ÜRenfd^en unb auS beu
©eftimen unb i^rem Sauf nad^}umeif en. S)er Xeon
2iefuS (Sl^riftuS, ber burd^ SRaria nur mie burd^
einen Kanal burd^^ing, obne Don il^r etmaS oi)tt-
nel^men, unb in bem nad^ ber Zauf e bie Ihraft oOec
Leonen concentrirt mar, foQte auf Srben imr ben
39tenfd^en ben l^öd^ften ®ott oerfänben unb ba-
burd^ ben %6b auf lieben (Iren. 1, 15). ÜRarcuS
unb feine Snl^önger festen fobann grojsen SQtot^
in ibre fogen. (Erlbfung (XuTpüxrtc, redemtio),
momit fte jenen %ct bejeid^neten, in bem baS äBerl
Sbnfti in iebem (Sin^elnen auS il^nen )um %b»
f d^lu| unb }ur DöHigen SluSf übrung f omme. ^efer
9lct ber SRebemtion marb jiebod^ bei feinen 9n»
böngem febr mannigf ad^ aufgefaßt, inbem fidft
eine rein fpiritualiftifd^e Slid^tung Don ber anbem
SRid^tung auSfd^ieb, bie mebr ober minber ftd^ ba
altberfömmlid^en d^riftlid^en ©itte unb bem (Sebot
beS @rl5ferS fügte. 3)ie ^n^änger iener rein fpi*
ritualiftif d^en SRid^tung festen bie SRebemtion in bie
blo^e (Srifenntni^ beS böd^ften (SotteS (jvotcnc) ind>
oermarfen iebeS äußere ftnnlid^e 3eid^en; biefe
merben aud^ mit bem bef onbem 9iamen ber 9Sb)«
brüten ober SSfobrupiten als eigene ©ecte ange-
fübrt (bei Theodoret. Haer. fabul. 1, 10). 9n-
bere l^atten ^mar eine SBaffertauf e, Derf ölfd^ten ober
tmd^ ibrem Sleonenf^ftem bie Saufformel, meld^
mej^rere auS il^nen mit l^ebröifd^ SBorten auS«
brüdten, morauf fie eine ©albung mit Solfam
beifügten ; Rubere mifd^ten SBaffer unb Oel unter
einanber unb tauften mit biefer äRifd^ung; Sttbere
enblid^ Derfd^oben bie 9lebemtion burd^ bie Saufe
mit SBaffer unb beigemif d^tem Oel bis jur ©terbe»
ftunbe unb gaben bann bem ©terbenben guglrid^
gemiffe iBannformeln mit, moburd^ er bie ^eifler,
bie il^n nod^ bem Sobe auffangen moUten, ja ben
ibm auflauemben S)emiurg felbft vertreiben fönne
(Iren. 1, 21). (Ss Derbient befonberS b«tüor«
gel^oben }u merben, ba| eine öl^nlid^e „(Srlöfung"
ÜRarbod^äuS — aßarefa.
690
bei bm im 12. unb 18. Sal^^unbert im füblid^en
Jnndret^ ouftau^enbcn gnoftifd^-montd^öifd^en
gedm ber «Ibignifer (f. b. 9rt) unb SBalbenfer
nkr bem Stamm GonBolamentum, Xröftung,
H finbet SRorcuS mtb feine ^nl^önger Rotten }u
(tres 3ttKden eine gro|e 3^^! ^on ^ocr^p^en
Dofo^, ttm|ien aber oud^ bie Stellen ber ödsten
bcagelien geumnbt für i^re 3^^^^ au§}ubeuten
(Im. 1, 20). @ie erQörten ftd^ felbft für bie
oleiB SBeifen imb SSoQtommenen (Iren. 1, 19,
0. 2; 1, 21, n. 2. 4) unb fonben biefe 99e]^aui>-
tngbabnrd^ nid^t beetnträd^tigt, ba^ ftefofd^m-
M 9ie i^ SReifier bie grauen }ur Un}ud9t Der-
^Irten: cüd großen er^benen (Seiftem fei il^nen
Ud erlaubt uib fte litten fid^ t)or niemonbem,
n^ einmal Dor bcm fünftigen ^Hä^itt, ju f ürd^ten
(Iren. 1, 13, n. 6. 7). @<i^on im 2. Sa^r^unbert
ianb biefe @ecte einen übrigens unbefannten fa«
tlolijd^ ®egner, ber fie in Werfen angriff (Iren.
1, 15, n. 6). 9m nad^rüdlid^ften ^t 3renäu§
ii (einem g)n>^ 2Bert gegen bie gnoftif d^en ^ä>
nncK biefe 3nle]^re befömpft. S)ie ÜRarcofter er-
(ietlm {i4 fort bis in'g 4. ^al^rbunbert unb trieben
»4 iur 3<tt be8 l^L Spipl^niud il^r ffunft« ober
Sffljkrpucl mit ber SkrtDonblung beS meinen
Seiicfi in rot^, um l^ierburd^ %il^anger ju ge*
vinea (Epiphan. Haer. 34, n. 1). @e]^r enge
BotMiibt mit biefer @ecte finb bie beiben @eäen
beilnl^pntifer imb Solorbixfianer (f. b. %[rt. So«
ladofuS). (Sgl Slaffuet in feiner SluSgabe be§
tL ärenduS Dies. I, art 2, § 6; Tillemont,
Mem. n, 291—296; SRotter, ihit. (gefd^id^te be8
SaopiciSmud, uberfe|t Don 3)ömer, ^eilbronn
1883, n, 109—112; «. 5Reanber, «ird^engefd^.
1.2, 741 ff. 808 ff.)
1 (Ein anberer 9Karcu9 ttmr ju Anfang beS
i jo^^nnbertS einer ber berül^mteften Snl^önger
M9iiofKfer8 aRorcion (f. b. %xi.), beffen in eini-
p ^ßmdten eigent^ümlid^ Softem in bem be*
bntes, mit Umed^t Origened beigelegten Dialo-
gas Adamantü de reota in Deum fide contra
Mardoiutas (Origenis Opp. ed. Buaei I, 822
ad 833) genmter bargelegt unb befömpft »irb.
DieCigentlttmli^feit biefeS @9ftemS befte^t barin^
kfl§ bie (Erfi^ffung be8 Slenfd^ in gan^ befon-
W»r Seife borgefteHt ifl SRarcuS unterfd^ieb
itaifiit mü ben Wten brei Seftanbtl^eile be§
IbHien: Seib (a«o)Mi). Seele (^urfi) unb @eift
(ncufia). 9hm fteOte er ftd^ Sie ^d^öpfung fo
IK: ber €d^fer l^be ben fieib gebilbet unb bie
bele (fu^ il^m eingel^aud^t, aber boS fei nod^
Ol oxmfettgtf <8efd^f gemefen; ber gute ®ott
iik mi Einern oberfien £)immel l^rab biefeS
«■friige SBcfen in feinem SIenb jappeln gefeiten,
i^ feiaer erbarmt, i^ Don feinem eigenen ©eift
■äget^ unb fo erft baS fieben in il^m l^rDor-
flnqci; nnr um biefen (Seift (icveü{jLa)ju erlöfen,
ja ber Mn guten ®ott aufiaei^enbe S^riftuS l^erab-
idDncn unb lomme no($ fortnmbrenb l^erab in
te %tm ber Sud^flie (Dialog, de recta in
Ikm fide, in Origen. Opp. I, 825—826). SS
ift nid^t fd^mer, l^ier bie SorfteUung bed ®noftiIer8
®atuminu§ (Iren. Adv. haer. 1, 24, n. 1) mie«
ber )u erfennen, meld^ an biefer SteUe in baS
marcionitifd^e Softem eingebrungen ift, unb burd^
bereu ^Innal^me SDtarcuS ftd^ unter ben übrigen
2Rarcioniten bemerflid^ mad^te. ®onft n)ei(|en
feine SBebouptungen Don benen SJlarcionS nid^t ab.
93on feinem Seben ift miitx nid^td befannt; nur
Dermut^et man au§ ber 9lebnli(|feit feiner Se]()r-
meinung mit ber ^nftd^t beS @attuitinu8, ba| er
ftd^ in @Qrien auf gel^alten babe. (93gL ^Rätter n,
247—249; 9leanber I, 804.)
3. 3)er britte ©noftiler aRarcuS gel^ört erft
bem 4. 3abrl^unbert an. S)te|er ÜRarcuS, melden
ber ^l ^ieronqmuS mit bem SSalentinianer 9Rar*
cu8 Derteed^felt (Hier. Episi 75, n. 3 ; Commen-
tar. in Isai. c. 64, y. 4), fam ouS ^eg^pten (er
toat aus 9Rempl^i8 gebürtig) etma um bie SRitte
beS 4. Sabrl^unbertS (DieEeid^t burd^ gfranfreid^?)
nad^ Spanien, brad^te }uerft gnoftif dl-monid^öif d^e
ärrtl^ümer in biefeS Sanb unb fanb mit benfelben
bei einer Dome]()men Sfrau Sgope unb bei bem
SRbetor SIpibiuS Eingang. Siefe unterrid^teten
barin ben ^riSciStanuS, meld^er fobann bie be>
fannte ©ecte ber ^riScillianifien (f. b. 5lrt.) be«
grünbete (Sulp. Severi Histor. sacr. 2 , 46) ;
3ftbor nennt i|n einen „@d(|üler beS 39taneS unb
in ber Äunft ber SDlagie fel^r bcnnrnbert" (Isid.
Hispal. Lib. de viris illustr. c. 15, n. 19). (93gl.
Tillemont, Memoires VIU, 791, not. 1 ; Em.
Grabii Adnotat. in Irenaei Opp. 65, aud^ in
Irenaei Opp. ed. Massuet, Yenetüs 1784, II,
205.) [Sfefeler.]
SBarboi^s, f. Sft^er.
SBatefa ("»«":»), im %. %. 1. ^erfonenname
an ber bunleln Stelle 1 $ar. 2, 42, mo DieUeid^l
$u lefen ifl 'j'»">an -»aij n?^» ^5=" , f. Äeil, SSibL
Komm. j. b. St. — 2. Ortsname für eine in ber
@6p]^ela gelegene unb bem Stamme 3uba }u«
gctl^eifte ©tabt (3of. 15, 44. 1 ^x. 4, 21). Sie-
felbe marb Don SRoboam aum Sd^u^e gegen Sie«
gtiptier unb ^xlx\itT befeftigt (2 $ar. 11, 8) unb
blieb benlmürbig burd^ ben großen @ieg, meldten
%fa unter ibren 2Rauem über ben Set^iopier 3aro
erfod^t (2 ^. 14, 9). Spöter h)irb fte alS ^ei-
mat eines $rop]^ten ßliefer genannt (2 $ar.
20, 37). Suf bie ^erleitung beS 9iamenS Don
»->•• = wK-i anfpielenb, Derfünbet SDlid^äaS il^r
(1, 15), bafe fic ben redeten ßrben finben werbe.
93ei ben ÜRad^oböerfriegen mu|te fie 3ubaS' fteg*
reid^eS ^eer nad^ ber Eroberung Don Hebron be«
Verbergen, benn Don ber Stelle 1 ÜRad^. 5, 66 f^at
fd^on Stelanb gejeigt, ba| ftatt Samaria ebenfo
mie bei Sofepl^uS (Antiqq. 12, 8, 6) ÜRarefa ober
Dielmebr, »ie ber fpätere 92ame ber Stobt mar,
TOarifa (2 ÜRad^. 12, 35 gried^,) ober SDlariffa ju
lefcn ift. 3n biefer 3ctt gehörte bie Stobt ben
Sbomitem, marb aber bur^ 3o^anneS ^QrcanuS,
ber 3bumaa unterwarf, ju einer iübifd^en Solonie
(Jos. Antiqq. 18, 9, 1 ; 10, 2). ©ie| blieb fie
faft 50 3a^re (\. c. 13, 15, 4; 14, 1, 4), WS
'.»''i;* >r*/ .'-.-: ^r5«*r > »rr '•^ rr'iri^s 's^ .^.t-X-^ -■-■n -=. — .--ä
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f#f* M* I/jt*ir"V, r-^;? **; .'.er: a^ten c*^ören; \%z auf einruil iä SÄrofen ö<r gczlii^
Ufi\fft iro#tR w«n ou/f^ r"^t nal^^r, rccrau» i:^ ötr rct^tigfrit, BtlcS« ne bur«^ ibr vürJngc§
'i/f/i/f^t f'^V'V/ '"»* ''*"* 'i< V'"'^^, barq?üellt roirb. ^trau^geforbcrt ^ne. Ubcnbig Dor bie S«Ie
7)t'(l#l/f^t Vjt fiiM^ Mf;i; mt i9mf;;.Iiid)e Ißebeu« unb nun entiitloB pc fi<&. ^a Sünbc }u a
hffr({, r/Mr n kft t(^r, tooS 003 Süa^rfc^einlic^fte unb bem ^u folgen, ber ne ^^üh fo lange {
\f\\\ tnirti, rrfl mid|^ fim Cf ntftef^en ber apocr^p^en ^atte. ^ür i^re erfte $fli(!^t ^ielt jie, ba§
'nfrirt^rff^f^/id/tf, tDortn uflerriinp^S ber Xeufel in ^quH R)ieber auf^ujucben, ba§ jie frebclmüti
Wr|tfi(t f titffl %xa(i^ (i(ft V<erfii(^er ^JJfargaret^a'd ber (Gelegenheit 5111 Sünbe oertauid^t (Kitt
aifttriit, fifl((r({ebni tporb^n. Xad i^üefentHcfie ber Zrauerfleib erfcJ^ien fie toeinenb bor i^rem
\\f\,\f\\hf \\\, \Hi\k ^V\iix\\i\xt\[)a, KU Vlntiod^ia in $i> 1 um feine 33et)ei^ung ju erbitten, unb er
|l^itrn({rhorrn, bfinlf^rcm eigenen (|eibnij(^enSQter|fte mieber aufgenommen ^aben, menn bie
iilA (S.Orljlhi t)erftuf{en unb in brr l|[)erfo(gung ber - mutter ftd^ nic^t l^artl^erjig tt)iberfe|t ^ötte.
ffiil|rr Wnrhninu unb Tiodetidn (ober fc^on i braci^te einen l^arten @turm in i^rem Sttnr
|rll(;rr; bitrd; ben ^UüfeO Olpbriu^, ber fie i^rer ! cor, \i(x fte fid^ bemüht mar, mie leidet {te j
<2>ri;AM()rll mrgrii l)rlr(iten moUte, aber fein (^e^ör ! So^n ber @ünbe mieber in einem Domel^men
timb, für hrii (V)iuubrtt unb bie '^Vmgfröulic^feit 1 9(ufna^me ftnben mürbe ; allein fte bejmai
Kr Wiiirlrrfriiiir H^eilbaflig tuurbep (^gl. H0II. ! bie 9l6meifung aI3 99u^e an}une^men, un
anorgaretl^a oon Sotl^tingett
694
Mm (Sott ber ©ebonfe, bei ben ^ranciS"
n bcm Dier @tunben entfernten Sortona
[img für il^ femered Seben ^u erbitten.
4 ongel^rt, legte fie juerft il^re Seiest
er Semutl^ unb Slufrid^tigfeit ob, ba^ an
ipSnbtgen Ummonblung nid^t 9U jn^eifeln
t ffiatttd trugen bal^er anä) fein Sebenfen,
[connnen f^frouen ju empfel^Ien, totlä^t fte
ßond nahmen, ^ter begann nun ^ar»
ein Su^Ieben, beffen Strenge bem 6ruft
iie entftnrad^. S!)ie meid^e ffleibung unb ben
, melden il^r bie @ünbe eingetragen, gab
e Srmen l^n, l^üllte fid^ in ein grobe§ ®e-
l^lief auf Keifig ober auf ber l^arten Srbe,
|td^ nur bie notl^bürftigfte 92a]^rung unb
e Sd^önl^eit loeld^e il^r jum SfoMftridf ge»
Dar, obftd^tlid^ gu entfteSen. 3m bemüt^ig»
jug, mit einem ©tridf um ben §al8, er«
e on einem ©onntag in ber ftird^c il^rer
mib leiftete bort öffentlid^ 3lbbitte für ba§
$, u>eld^ fie gegeben l^atte. ®em »öre
61 ben fhrengpen Orben eingetreten ober
Sindbe gegangen, um il^r ganzes Seben ber
i tDfil^en ; aOein bie $atre§ geftatteten il^r
^ Senberung il^rer SebenSmeife nid^t, meil
i^r Äinb ju forgen l^atte unb für biefe§,
pd^, baS 9cotbloenbige mit f)anbarbeit ge»
mu^te. Sie bat bal^er menigftenS um ^uf >
n ben britten Orben; biefelbe »arb il^r erift
niö^ger ^robejeit in i^rem brei^igften
1277, gemährt. aSöl^renb aHer biefer 3eit
>)itfägen unauf]^5rlid^ il^re Su^tl^ranen afö
f bittem SReuefd^merjeS gefloffen; allein
gni aümälig an, ftd^ in gfreubetl^rönen 5U
da, totü fie innerlid^ ft(| »unberbar oon
bc angeregt unb gu ®ott l^ingegogen fül^Ite.
nr SeÖung, toeld^ fie fonfi öom ^riefter
m, t)ema]()m fie nunmel^r immer beutlid^er
nnc ®otteö in ftd^, »eld^e il^r ben SBeg
tnigung mit bem l^öd^ften @üte n)ie§. @ie
!te ie|t il^re Su^ftrenge, blieb ieben 2:ag
bis jur 95e§per, geno| nur mel^r Srob
^egrüd^te, burd^toad^te bie meiften 5Räd^te
tt imb mi^l^anbelte il^ren Seib unb il^r
mit ber ©ei^el bi§ jjur Unfenntlid^feit.
lieb fie aber gegen ben Seid^toater offen
ffinb unb entging fo ber ©efal^r, 00m
eift flott Dom ©cifi ®otte§ getrieben gu
9Ux^htm fit burd^ munberbare Srleud^»
e @mtben i^red fiebend in einer SBeife
^tte, ttrie pe nur ®ott befannt fein fönnen,
nad^ od^ttögtger IBorbereitung nod^ einmal
nnetne Seid^t über i^r oergongened Seben
mm begonn für 18 3a^re ein äBettftreit
i^ mib i^rem göttlid^en Bräutigam, M
immer größere Selbftoerod^tung unb ^u^»
mcd^ immer größere ®naben ermiebert
gpur bieje 3eit gel^ört aWargaretbo in bie
r gotttegnobigten Seelen, »eld^e in m^fti»
fmimmg bie Snfd^ouung unb ben Seft^
im ®ute8 gleid^fom fd^on oonoeg nehmen
bürfen. Sie ftonb in einem Serfel^r mit bem §ei-
lanb, ber einer ununterbrod^enen Offenbarung uiÄ
Snfprod^e glid^. Obttiol^I fie il^rem ^eid^hmter nur
SSenigeS oon ber munberboren Srlenntni^, meldte
il^r auf bief e SBeife juflol, mitjutl^eilen toogte, f 0
gaben ibre auffd^Iüjfe bod^ borüber 3wgni|, ba|
fie burd^ il^re Siebe gu ®ott unb il^ren ÜRitmenfd^en
in bie ®eftnnung beS SrIöferS DoIQommen einge«
gangen »or unb fo al§ ein ®efö^ ber ®nabe ben
@ünbem bie SBefel^rung, ben 3u>eifelnben Srleud^-
tung, ben Seibenben Sröfhing unb ©efunbl^eit, ber
Si\xä)t unb i^rem Ober]^au))t utot]() unb Seitung Der«
mittein burf te. ^u^ bie gemöl^nlidlen Srf d^eimmgen
m^ftifd^er SiebeSoereinigung, nrie bie ^ergüdung
unb bie Jtenntnig frember ©eelensuftonbe, mürben
il^r ju tl^eil. @o fe^te fie, nur in fleinem jheife
gelaunt unb Derel^rt, i^r ®nabenleben unter ftetS
größerer Sntf ogung unb SoSfd^älung fort, ^ixc bie
legten fteben Solare il^reS SebenS forberte ®ott oud^
ba§Oi)fer Don il^r, bo^ {te ben treuen Seid^tooter
unb Sfül^rer, ber fte 1 3 Solare geleitet l^attc, tnihä^xm
mu^te. So biefer ber Sinjige mar, ber über il^re
inneren Srfobmngen Sufgeic^nungen gemod^t, fo
feilten über biefen Ie|ten SebenSobfd^nitt ÜRar»
garet^o'S olle 9iod^rid^ten, uttb man mei^ nur, ba|
f\t ibr abget5btete§ Seben in niebriger Stellung gu
Sortono bi§ 1297 fortfe|te. 9lad^bem fie 17 Sage
long, oon ber ®Iut ber göttlid^en Siebe erfüUt,
meber mel^r effen nod^ trinlen gefonnt l^otte, ftorb
fte am 22. ^ebruor beim Snbrud^ ber ÜRorgen»
rötl^e, um in ben emigen ®nabentag ein)uge|en.
^n il^rem Sorge unb fpöter an il^rem ®rabe ge«
fd^ol^en ouffallenbe SBunber, mit beren Srjöl^Iung
fd^on il^r frül^erer iBeid^tooter ein gonjeS SBud^
füllen fonnte. Sie morb gu £ortona in ber lange
oerfd^loffen gemefenen jtird^e beS 1^1. Softliud bei-
gefe^t; bort rul^t il^r Seib tu)d^ l^eute DoOfommen
er](f alten unb unoermeSt. 9lad^bem SeoX. ber Stobt
©ortono bie grloubni^ gegeben, il^r Qfeft ju feiern,
bel^nte Urbon YIU. biefeSemilligung auf ben gon«
gen SftondSconerorben ouS, unb Senebict XIII.
fe^te fte 1728 in bie 3a]^I ber ^eiligen. Sie mirb
am 22. ^ebruor oß an il^rem Sobedtoge oere^rt.
(9Sgl. BoU. Febr. m, 298 sq.; Sed^ner, ®a§
mt)ftifd^e Seben ber 1^1. SRorgoretl^o oon Sortono,
MegenSburg 1862.) [ffoulen.]
'SBargaref^a^onSotl^ringen, bie fei.,
oom britten Orben beS f)l ty^ondScuS, mor 1463
al§ Sod^ter be§ ÖergogS ^riebrid^ oon Sotl^ringen
unb feiner ®ema|lin 3olont|^e Don ^njou geboren
unb erl^ielt, mie i|re ®ef d^mifter, eine fromme 6r»
giel^ung; bie ]()ierburd^ in il^r gegrünbete Seben8>
rid^tung bettelt fie oud^ bei, oIS fte in il^rem
13. äol^re on ben ^of il^reS SäruberS SlenotuS II.
Don Sotl^ringen tom, unb oIS fie 1488 mit bem
|)er}og SRenotuS Don 9IIen9on Dermäl^It mürbe.
Sejterer mar i^rcr mertl^ unb legte il^ren frommen
Hebungen fdn ^inbemt^ in ben SBeg ; Dielmel^r
erbaute er gu ^Itxn^on ein gloriffenflofter, in mel»
d^e§ fte oft fid^ unbemerft jurüdf gießen fonnte. Sd^on
nad^ Dier Solaren, nod^bem fte SKutter Don brri
695 SDlatgoretl^a ÜRaria Sllacoque — ÜRargaretl^a Don SaDo^en. (
JKnbem gemorben, toaxh fte SBittme unb mürbe
fogIei(!^ ben @äleier genommen l^oBen, h)enn nid^t
i^re mütterlidjic $p^t fie in ber SBelt surürf«
gel^dten l^alte. ©al^er trat fie öorerji in ben britten
Orben beS 1^1. SrcmciScuS unb lebte fortan ou^er
für bie grjiel^ung il^rer ftinbcr nur nod^ für gute
SBerfe, für »eld^e pe ein grofeeS 93ermögen auf»
n)enbete. £ine Steil^e Don Jtird^en unb fflöftem, be«
fonber§ beS britten OrbenS, öerbanfte ber from-
men ^er^ogin il^re ©rünbung unb S)otirung;
ebenfo »ar fie bemül^t ©t)itöler für ffranfe unb
SIrme }u errieten. 9iac^bem il^re JKnber ju tugenb^^
l^aften SJlenj^en ]()erangeh)ad^{en maren, glaubte
pe fid^ öon ben SRüdfid^ten frei, meldte pe in ber
Sßeß gurüdgel^aUen l^atten, unb trat 1520 in ba§
öon il^r gejHftete Klariffenfloftcr ju 3lrgcntan, §ier
ftarb fte fd^on am 2. 92ok)ember 1521 im%uf ber
§eiUgfeit, unb il^r Seib »arb nac^ stoölf Salären
in einem feud^ten ©rabe gan) unDerle^t gefunben.
^f)x SInbenfen »irb am 2. ober 5. Jloöember ge=
feiert. (95gl. Maitre Yves, Vie de Marguerite
de Lorraine, Bourges 1585 ; Hameau, Vie de
Marguerite de Lorraine, grande-aleule du
roi Louis Xm, Par. 1618 et 1658.) [Äaulen.]
9tat0atef9a '^axia iLtacoqut^ bie feU
au§ bem Orben ber ^eimfud^ung, mürbe au§ alter
angefel^ener tJamilie, bie ein eigenes aBajjjjenfül^rte,
aber an öu^eren SDtitteln l^eruntergefommen mar,
am 22. 3uli 1647 in bem äBeiler Sl^autecour 5u
SeroSöreS (Sourgogne) geboren. 'fRaii einer an
SBed^f et unb Prüfungen, aber aud^ an l^immlifd^er
SBegnabigung reid^en 3ugenb trat fie 20. 3uni
1671 in ba§ burd^ Sifer unb Su^ftrenge au^'
gejeid^nete Hlofter ber ^eimfud^ung p $ara^ unb
erhielt 25. ^uguft b. 3. ben @d^Ieier. SBenig ge»
eignet für bie löuSlid^en iBefd^öftigungen, ma^te
fie fid^ bemerfbar burd^ au^erorbentlid^e £ugenb,
inSbefonbere burd^ Siebe ^ur Serborgenl^eit unb
5um fieiben. S)a§ ^u^ergemö^nlid^e, meld^eS f d^on
balb an il^r l^erDortrat, erregte t)iele Saläre lang ba§
SJli^trauen t)on Oberinnen unb @d^meftem unb
50g i^r ben mel^rmonatlid^en Sluffd^ub il^rer ^ro»
f ejfion unb anbere l^arte Prüfungen ^u, bie erft mit
ben legten Dier Salären il^reS SebenS ein Snbe mf)'
men. ®ie ftarb im SRufe ber ^ciligfeit am 17. Oc=
tober 1690. 95on ber bifd^öflid^en 95ebörbe üou
Sutun mürbe 1715 il^r @eligf))red^ung3t)ro5eg
eingeleitet, erlitt aber Unterbred^ung biö 1820.
fieo XIL nal^m ben $roge^ mieber auf, $iug IX.
entfd^ieb 23. 2luguji 1846 über ben ]^eroifd)cu
@tanb i^rer Sugenben unb nal^m 24.9lprü 1864
bie ©eligfpred^ung öor. — fjfür bie ©efammt«
firc^e ift bie fei. TOargaretl^a öon 93ebeutung,
f of em burd^ pe bie ie|t Don ber Äird^e gutge]^ei|ene,
meit öerbreitete Snbad^t jum göttlid^en ^ergen
3efu juerp befannt gemad^t unb ju ber Htüt öon
dinmirfungen, meldte enblid^ jur ßinfejung bc§
6era.3efu«gfePe§ führten (f. b. art.), ber erPe ?ln-
fto| gegeben mürbe. Seftimmenb für bie bie^«
be^üglid^en SBemül^ungen ber überaus bemütl^igen
unb ungemöl^nlid^ fd^üd^temen Sungfrau maren
befonberS brei gro^e Offenbarungen, meld^
möl^renb ber ßfftafe 27. ©ecember 1673, in
i^rol^nleid^namSmod^e (?) 1674 unb in ber
leid^namSoctaö 1675 }u S^eil mürben,
über bem fepen SBiberftanb innerl^alb ber e
neu ©enoffenfd^ap gemannen il^re Semu)^
erp §alt burd^ bie 1684 im S)rudf öeröffentfid
Sufseid^nungen be§ angefel^enen, 1682 gepoiA«
P. SlaubiuS be la Solombiöre, in mdd^ t
92ennung il^reS 92amen§ ber 3u]^alt il^ter Of
barungen aufgenommen unb mann befürtiu
mar. S)ie{er $rieper mar 1674 als ou^ecorb
Hd^er SBeid^töater beS ff loPerS unb (SemipenS
mit ber Seligen öorübergel^enb befannt gemoc
l^atte il^ren @eelen}uftanb unb il^re Opetäarm
forgfaltig geprüp unb bei ber fritifd^en Sage
S)inge pe mie bie Oberin burd^ fi^em StoS^
ftü^t unb berul^igt. SBon 1685 an maren eS 1^
föd^Iid^ 9Jl. 3narie«t$ran9oif e be @aumaif e. Ob
gu ®ijon, unb SB. (Sre^pe, Oberin ju @en
en<9lu|oiS, meldte, nad^ je fec^jöl^riger Seit
beS fflofterS ju ^araQ öon bem ^bl^em ^fi
ber Seligen überzeugt, bie Semül^ungen berfel
burd^ i^ren @inpu| unterftü^ten unb burd^ il
brieflid^en Serfel^r mit ber Segnabigten genoi
92ad^rid^ten unS erl^alten l^aben. 3)ie Selige p
erlebte nod^ eine auffaüenbe Ausbreitung ber 1
bad^t, bie SBeil^e mehrerer ffat)ellen on bofi
ligfte bn^ unb bie ©ut^eigung einer ÜReffe :
eines OfpciumS ju bcffen &^xt burd^ bie btfd
Ud^e SBel^örbe. (Sgl. Vie et oeuvres de la bi
heureuse Marguerite-Marie Alacoque, 2 vc
2* ed., Paray-le-Monial et Paris 1876; E. B
gaud, Histoire de la b. h. M. M. et des (
gines de la Devotion au coeur de Jesus, 3*
Paris 1875 ; SK. §auS]^crr S. J., P. 3oi 6
fet S. J. über bie Aiü)ad^t ^um l^eiligPen iQtmtn
Sine Stimme auS ben Sagen ber fei. ÜRargo»
5Dlaria ?llacoque, SKünper 1888; bie übrige 1
fangreid^e Siteratur f. bei N. NiUes S. J.,
Bationibus Festonim SS. Gordis Jesu, 5.
Oeniponte 1885, II, 520 sq.) [O. $fülf S.
^tgareffa öon 3Raria>9Rebtng
f. Ebner, SKargaretl^a.
^^ax^axetf^a öom l^eiligen Sacramei
f. ^Tcarie n. 2.
^axiOXtU^a öon Saöo^en, bie fei., *
1382, mar bie Sod^ter beS ^er}ogS ^mobeuS
öon Saöo^en. 3m % 1402 öermäl^Ite pe pc^
bem @rafen £b^obor öon SRontferrat unb I
mit i]()m in fel^r glüddid^er Sl^e, bis biefelbe 1'
burd^ ben %oh beS ®atten gelöst mürbe. 3e^
fd^lol pe, nur mel^r für @ott gu leben, über
befemegen il^ren gefammten SePJ bem iBorm
il^reS einzigen Sol^neS, gelobte emige fteufc^
unb liep pd^ auf ben 3iaii) beS 1^1. ^incen^ t
reriuS ^u ^Iba in ben bntten Orben beS l^L ^
minicuS aufnel^men. ^ier erlangte pe bie §ei
feit beS SebenS burd^ eine faP ununterbrod^ene *
betSfammlung unb burd^ bie ^elbenmüt]^ige®eb
momit Pe Jhanf^eit, Serleumbung, boSl^afte 9ti
(97
SRargaretl^Q ton Sd^ottlanb — ÜRargaretl^io oon Ungarn. 698
kr Dhnfd^ nnb fdbrecfenbe 9lnfed^tungen bed
tofrK ertntg. Set fio^n für t^re Sreue beftanb
h ber eigen^ihnfic^n ©nobengobe, bo^ aQe il^re
ftMf er^rt ttmtben; bur^ biefelbe tt)arb fte eine
So^l^äifrhi fifar ungejöl^Ite Seibenbe il^rer 3ctt.
6ie entfette ein 9Iter Don 82 Solaren, ol^ne jeit
ifm eifien (Eintritt ba3 ff lofter tierioffen }u l^ben.
CknenS X. orimete an, ba^ fie t)om ganzen 2)0'
flriaicanerorben am 27. 9{ot)entber ju Derel^ren fei.
fl$gL 6. Beynaud, Yie de la bienh. Marg.
h SiToie de l'ordre de S. Dominique, Paris
1674; etübtaf, ^«igen-Sey. IV, 138.) [ffaulen.]
Pte|iRfff«t>on@$ottIanb,bie^I., t)on
ftng (^ttorb bem Sefenner abftammenb^ (Se«
wdflm be8 ffönigS aRakoIm ton ©d^ottlonb, mit
boB fte 1070 in il^rem 24. Saläre t)ermä]^It nmrbe,
y^ brn 16. 9lm)fmber 1093, t)on ^opft 3nno-
(ni IV. cononifirt 1251. SDie ©efd^i^te biefer
geUigen bilbet eine« ber fd^önflen iBIötter ber
notttf^en (Sff^i^te. @te mar ein ÜJhtfter öci^ter
Scomim^kit mri) Sugenb, ber Sngel il^reS ®e«
M^i, bk befte Srjiel^erin il^rer @ö^ne unb Xöd^>
ter, bie €<l^irmerin ber Steligion, @ittltd^feit unb
fioed^eit, eine malere Siferin für bie ffird^e,
bmn Qebott fie aufredet ju erl^alten unb bie fie
ont lo&rbigen ^irten 5U 5ieren bemül^t mar, eine
Si^iberin ber l^unfie unb SSiffenf duften, eine malere
taabelimttter ^ meld^ aUe Srmen, Sebrängten
nb Unglüdflid^ W^ ^er) gefd^rieben maren.
Sto^ über baS Seben biefeS §immel8gefd^en!e§
fnr 6((ottIanb ift in ber fiebenSbefd^reibung )u
Moi» toeld^ Don i^rem Seid^ttKiter gef daneben ift
nb bei ben SoOanbiften am 10. 3uni, il^rem (Se«
M^toiltoge, fld^t ßd ifl biefeS Seben aud^ ein
MentenbeS 9ctenftud! ffir bie fd^ottifd^e ffird^en-
fef^U^. 9lur )mei 3üge mögen barauS l^ier nod^
i|R Stelle finben: bie ^ige mnigin brang oft in
4Rn9€id^ter, Q^x rüdffid^tSloS aSe il^re Sfel^Ier
flpjeigen; bie l^fige Königin beranftaltete aud^
wäfon Eoncilien unb trat in einem berfelben
obob mri) eifemb für bie SBieberJ^erfteKung ber
foi^gebote auf. [@c^röbl.]
Sto|tfff^ t)on Ungarn, bie fei., im
18. 3o]^r^bert eine Sierbe beS ©ominicanerin»
vnDofieiS ju 93ef}pr6m, marb al§ Sod^ter bed
ttetgS Sda rv. unb feiner @emapn SRaria
31 einer 3^ geboren, als bie SinföDe ber Sa«
tarn ben Seftanb be§ ffbnigreid^eS bebrobten.
Uli 9otted ^ilf e gegen bief en Srbf einb ber Sl^ri«
fUlfät |u erlangen, mad^te il^r SBater nod^ tor
SOäurt baS @elübbe, ba§ ju ermartenbe
für ben OrbenSftanb erjiel^en ^u laff en. ÜRar«
ftaäfa )eigte Don frul^efter 3ugenb an eine ®e*
fmoig, meld^ biefem Serufe tn^ptaä). ®d^on
ntrieräol^lTen t)erlangte fte in ben d^riftlid^en ®e«
leinriffoi miterrid^tet )u merben, unb t)on biefer
Sldt an oere^ fte befonberS baS Jheu§ be§ ^erm
■it lortefler 9nbad^t. 3n ben ©elf! be§ ®efreu-
Mtoi {n^te fte aud^ burd^ emjte ^u^e unb ^b>
tMmg cfai|ugeVn. 9Rit bem fünften ^al^re trug
Pe flott Simtenjeug nur ®emebe t>on SRo^l^aaren
auf bem blo^ Seibe. 2)en Sag t)or ber ^eiligen
Sommunion brad^te fte bei SBa^er unb ^ob ju,
bie 9iad^t bor berfelben burd^mad^te fte im @ebet,
unb am Sommuniontagefelbft na^m fte erft^benbS
etmaS ©peife }u ftd^. 9lie bulbcte fte, ta^ man
fte mit ben il^rem ©taube entfpred^ben Sitein
anrebete. ^68 märe mir lieber," fagtefteoft, „als
95auemfinb geboren ju fein, meil id^ bamt ®ott
befto ungejmungener bienen fömtte." ?ll§ i^r SSater
fte unter fold^en ®eftnnungen ^eranmad^fen fa^,
lie| er }U il^rer Sufnal^me ein neues IHofter auf
einer 3)onauinfel bauen unb {kttete eS reid^licQ
aus. 9iad^bem fte l^ier eingebogen mar, aber nod|
nid^t bie ®elübbe abgelegt f)attt, marben erft ber
^erjog t)on $olen, bann ber Honig oon Sö^men
um ibre f)anb, unb ber IBater, bem bie ))olitifd^e
Soge beS SanbeS fold^e Serbinbungen überaus er>
münfd^t mad^en mu^te, fud^te t>on feinem ®elübbe
entbunben ju merbeti: aber feine ffiorfteüung unb
fein 3ureben tonnte ÜJtargaretba bemegen, auf baS
eigene ®elübbe ber 3ungfröultd^feit ^u t)er}id^*
ten. 9lad^ ber $rofeffton meierte fie ibren ßifer für
baS @tf)ti unb bie ^töbtung in einem fold^en
SWa^e, ba^ iljir fjortlcben als ununterbrod^eneS
SBunber ©otteS angcfel^en mürbe, ©icfem SBufe-
getfte entfprad^ aud^ bie S)emut]^, momit fie jebe
^et)or3uguna, fei eS megen i^reS ©tanbeS, fei eS
megen ibrer ©efunbl^eit, ju umgeben mufete. ©abei
mar eS il^re Suft, bie niebrigften ©icnfte im fflojicr
}u t)errid^ten unb bie efelbafteften ffranteninbem»
f elben )u beforgen. iBet f old^en iBefhebungen nabm
fie ftd^ befonberS bie bl. Slifabetb dum ißorbilb,
mit ber fte btud^ nabe 9lutSt)ermanbtfd^aft t)er>
bunben mar. 3)aS ^nbenfen an ibren gefreu5igten
Sröutigam mar if^x immer fo lebenbig, ba^ fte oft
fogar bei Sifd^ in bie tieffte SBetrad^tung t)erfunfen
fa| unb nur mit Tl&^t toieber ju fi$ gebrad^t
merben tonnte, um bie notl^menbigfte Stabrung 5U
nebmen. ©tunben unb Sage lang mar fte für alleS
©egenmörtige entrüdt; oft f darnebte fte bann Dor
ben ^ugen aller ©d^meftem fnieenb bod^ über bem
93oben; oft ftral^Ue übematürlid^eS Std^t auS ibren
3ügen. ßirnnal itt ber ^IböentSjeit, mäl^renb bie
Siebe unb baS Seiben beS ^erm fie mieber empor*
gejogen l^atte, brannte eine l^IIe fl^amme auf ibrem
taupt;*ane ©d^meftem fa|en eS, unb baS gan^e
(öfter lief }ufammen, um 3^9^ ^i^^ fold^en
SBunberS )u fein. 92ad^bem ^e enblid^ mieber )u
ftd^ gefommen mar, fagte man il^r: „©d^mefter,
eS brennt 6ud^ ein tS^ntx auf bem ffopf " ; ba ftrtd^
fte mit ber 6anb bie ^flamme l^inmeg unb erfd^ten
mie t)on übemotürli^er ©eligfeit erfüllt, ^fjxt
®ebete unb 5lbtöbtungen fc|te fte aud^ nod^ fort,
als fte bon flarfem gieber auf boS lejte Sager
niebergemorfen mar. ©ie jtarb, mie fte öorauS-
gefagt batte, am 18. 3anuar 1271, als fte beim
Seien beS 30. ^falmeS ju ben SBorten gefommen
mar: Inmanustuas commendo spirittim meum.
©ie marb in ibrem fflofter begraben, fpäter aber
naä^ $ofen übertragen unb foD bort nod^ rul^en.
Obgleich ber $rojef ibrer ©eligfpred^g nid^t }u
699
Margarita — SKar^einefc.
700
Snbe geffl]^ morben ift, toirb fie bo^ gan^ gemöl^n»
lid^ ju bm Seligen gered^nct. (Sgl. AA. SS. Boll.
Jan. n, 897 ; Andräs Illejes, Pretiosa Marga-
rita, i. e. vita S. Margaritae Ungariae virginis,
Tyrnav. 1707; ©reitl^, ®ie bcutfd^e W^ftif im
$rcbiger.Drben, greib. 1861, 356.) [ftoulen.]
Margarita ober Margaritae l^ei^t in
ber Bpxaä^t bcS 9DflitteIaIter§ eine Snl^altSübcrftd^t
ein Slu^ug qu8 einem gr5|em SBerfe, meift ouS
einet Sted^tSjammlung, aber auc!^ an§ [tat! Der«
breiteten Kommentaren. 2)iefelben fd^Iie^en flci^
enttt)eber an bie Orbnung ber IBorlage an ober
folgen ber alp]^abetif(i^en Orbnung. ^eben |)ro>
faifd^en fommen aud^ metrifd^e Margaritae t)or.
Snbere 9(u§brüdte für biejelbe Sad^e ^nb tabulae,
notabilia, memoriale, remissiones , reper-
torium, flos ober flores, indices u. f. m. (^gl.
©tinjing, ®ef d^. ber popvlbxtti Siteratur be§ röm.
conon. SRed^tS im SWittelafter 41 ff.; ©d^utte,
®efd^. ber DueSen unb Sit. beS canon. 9led^t§
n, 489 ff.) [M. t). ©d^erer.]
9bnr9eiiiefte, $)^ilit))) J^onrab, proteftan«
tifd^er Sl^eologe, geb. ^u ^ilbeSl^eim am 1. 9Rai
1780, ftubirte 1798—1801 Sl^eologie in &bU
tingen, mo befonber§ $Iant ©töublin unb Slm«
mon feinen SntmidQungSgang beeinflußten, h)urbe
1802 ^auSle^rer bei bem $röfibenten t). ^emi^
in TOe&enburg, 1804 SRepetent an ber tl^eologi»
fd^en Sfacultöt ju ©öttingen, 1805 außerorbcnt«
lid^er $rofe{for unb UniDerfttötSprebiger in Sr«
longen unb 1807 $rofeffor ber S^eologie in^ei«
belberg. $ier fd^Io| er fi(^ Dor^üglid^ an 3)aub
an, ftanb aber auc^ mit Sreujer, be SBette, ©d^toar^,
®5ne8, SlemenS ^Brentano, Sd^im D. Stmim,
»ödß^ u. 21. in regem SBerfel^re. 3m 3- 1811 folgte
er einem Shtfe an bie neugegrünbete Uniüerfttät
93erttn, »irfte bort al8 Se^rer ber Sl^eologie an
ber ©eite bc SBette'8, JleanberS unb ©c^Ieier»
mad^erS unb mar feit 1820 neben Ie|terem ^ugleid^
^rebiger on ber ©reifaltigfeitsfird^e. Seit §egel§
Üeberfiebelung nad^ SBerlin 1817 arbeitete er fld^
mit fd^merer unb an|altenber ©eifteSmül^e in beffen
@9ftem l^inein unb geftaltete feine gan^e Xl^eologie
nunmel^r im ©eifte biefeS ©9ftem§ au8. 3m 3a]^re
1835 erl^ielt er ben Sitcl eine§ Oberconfiftorial«
ratl^eS, 1844 entfagte er »egen förperlid^enfieibenS
afler öffentlid^en S^ötigfeit auf Katl^eber unb ffan»
gel, unb am 31. $IRai 1846 ftarb er.
SRarl^einele übte fomol^l als Seigrer toxt al§
©d^riftfteÜer eine fel^r umfangreid^e Il^ätigfcit
aus, meldte ftd^ über alle {^öd^er ber Zl^eologie,
bie biblifd^^ejegetifd^en ausgenommen, verbreitete.
3m SBereid^e ber ftird^engef^id^te öeröffentlid^te er
attererft eine „UniöerfaD^iftorie beS ßl^nftentl^umS"
(1. 2:^1. Erlangen 1806), ein unöollenbet gelaffe»
neS, im ©inne ber ©peculation eines fjfid^te unb
©d^eOing gel^alteneS 3ugenbmerf. ©pftter Heß er
bemfelben als gereiftereS SBerf folgen eine „®e«
fd^id^te ber beutfd^n SReformation", bie 1816 gu
Serlin in 2 Xl^eücn erfc^tcn unb bis 1530 reid^te,
»öl^renb bie 2. «uflage 1831—1834 in 4 Steilen
erfd^ien unb bis 1555 reid^te. 3uc SSodotfetec iHm
Sut^erS Xob Deröffentlid^te er no(^ eine @^^tift
über bie „Sieformation, ii^re Sniftel^ung unb 3ktß
breitung in £)eutfd^Ianb\ Serlin 1846. 3n bet
bogmengef d^id^tlid^en 3nauguralab]^anblimg S.Pa-
trum de praesentia Christi in s. Goena sen-
tentia triplex (^eibelb. 1811) fud^te er burc^uuF
fül^ren, baß im Gebiete ber ^Ibenbmal^lSle^re fo-
mol^I bie reformirte mie bie lutl^erijd^ imb faX^
lifd^e £onfeffbn bie Saterlel^re o^iel^ungStDäft
für ftd^ in ^nffirud^ nel^men fönne, inbem bie
IBöter in ben erften brei 3a]^r]^unberten ubermie-
genb bie Dirtuelle @egenmart S^rifti in ber Sitd^
riftie t>ertreten l^aben, t)om 4.-9. Sal^rl^unbett
— in ber ^eriobe beS „dafpfd^en unb golbenea
d^riftlid^en ^tertl^umS", toit er fi(^ fpöter anfi*
brüdtte — bie fubftantielle ®egemDart beSfelben in
ber Sud^ariftie unb Dom 9. Sal^rl^unberte on gu
bem l^in nod^ bie fubftantieEe SSerUHmblung beS
SrobeS unb SBeineS in Seib unb 93Iut beS ^emt.
Muä^ in ber „@i]^riftüd^en S^ogmengefd^ic^te", bem
4. Säanbe ber nad^ feinem Sobe üon @t ÜRoi-
tl^iaS unb SB. Satte gu Serlin 1847—1849 1^
ausgegebenen Sorlefungen, fud^te er biefe auS
einem fünftlid^en ©d^ematiSmuS l^erDorgegongene^
gang unb gar ungefd()id^tlid^e ^uffaffung nod^ ouf*
red^t gu erhalten. ^uS 93orIefungen, toeld^ er ge>
l^alten f^aüt, erteud^fen mannigfad^e, in'S ®ebtel
ber ©qmbolü einfd^Iagenbe ©d^riften. ^ffin ge>
l^ört bor SOIem „3)aS ©9f!em beS ffatl^oIiciSmuS
in feiner f^imbolif^en ©nhoidHung", 3 93be,, ^ei«
belberg 1810 — 1813, fomie bie nad^ bem gtteiten
Säanbe biefeS SBerfeS erfd^ienene, auS ^Briefen an
Panf beftel^enbe ©d^rift über „ffiaS toal&re Skr»
l^öltnig beS ffatl^oIiciSmuS unb $roteftantiSmnS
unb bie projectirte ftird^enüereinigung", ^eibelberg
1810. S^al^in gel^ören meiterl^in bie für ben Si)väF
gebraud^ bered^neten Institutiones symbolicae,
gu »erlin 1812 in 1., 1825 in 2., 1830 in
3. Sluflage erfd^ienen; femer feine Sbl^anblung
über .aWö^IerS ©^mboUf", »erlin 1833, auSben
öon il^m mitbcgrünbcten ^Berliner 3a]^rbüd^em fifac
miffenfd^aftlid^e Jlritif befonberS abgebrudtt, luü)
enblid^ feine „Sil^riftlid^e ©^mboUf", auS feinem
9{ad^Iaffe l^erauSgegeben als britter Sanb feiner
tl^cologifd^en SBorlefungen. 3m 95ereid^e ber S)og-
matif lie^ er guerft ,,®runb(e]^ren ber d^rifüid^en
S)ogmatif", SBerlin 1819, crf(^einen, meldte öor»
l^errfd^enb nod^ ben Sinffu^ ©d^eUingS unb ^aubi
t>ttTaÜ)tn. ®Ieid^ le^terem menbete er ftd^ bann
aber §egel gu, fo bafe feine „®runblc]^rcn ber d^rift-
lid^en ©ogmatif als SBiffenfd^aft", Serlin 1827,
ebenfo in beffen ®eifte gel^alten fmb, mie aud^
fein „©^ftem ber d^riftlid^en ©ogmatif, baS auS
feinem 92ad^Iaffe als gmeiter »anb ber tl^eologi-
fd^en Sorlefungen erfd^ienen ift. pfür aOgemei*
nere S^tdt ift fein „Sel^rbud^ beS d^rifUid^en ®Iau-
benS unb fiebenS für benlenbe Sl^riften unb gum
®ebraud^e in ben oberftcn fflaffen ber ©t^mna«
rlen^ «erlin 1823, 2. ^uf[. 1836, bered^net 3n8
®ebiet ber 3Sloxal fd^lägt ein fein SntrittSpro«
701
ÜRarl^einefe.
702
inaiin De potaori yi^ quam ad commutandam
■ornm disciplinam exaemit Eantii philoso-
Sii practica, i^lang. 1805, femer feine ;,@e'
4te ber tl^obgifd^ ÜRoral in ben ber SRefor«
Botion {imad^fl Dorangel^ben 3o]^rl^unberten",
Siitnberg 1806, unb fein i,@9ftem ber d^riftlid^en
ütoml", aus feinem iRa^loffe l^erauSgegeben afö
oPrr 9(mb ber tl^Iogifd^ Sorlefungen. SBor«
|enf(^ oon fird^enreii^tlid^em Gelange ift feine
JMaOfhm^ Don ®örred' «tl^anoiiud", ^Berlin
ISaS, feine Stecenfton Don S)rofte-iBifd^erin9d
64nft Udber ben ^rieben }n)if d^n ber ffird^e unb
ba etooten, Serlin 1843 — beibe auS ben Sal^t-
Wj/m für nnffenfc^ftlid^e jhitil befonberS ob-
gebmdt — unb feine ^.S^eform ber ffirci^e burc^
ba etoot", Serlin 1844. 9iomentIid^ anä) im
Soeid^ ber proftifd^ Xl^eologie entfaltete !Dkr«
teinde eine gro^e ^rud^tbarfeit. S^g^n Neffen
finb ieine ^®runblegung ber ^omiletif", ^am-
\m% 1811, feine ^Slpl^oriSmen jur Erneuerung
bcS fir^liil^ SebenS", 1814 onon^m erfd^ienen,
ferne: jeine gegen Sd^Ieiermod^er gerid^tete Schrift
ober ,S)ie tDafftt Stelle bed Iiturgif(|en 3itä)M
im eiMngdifd^lNrd^regimente'', Berlin 1825,
inb fein «(Sntnmrf ber pra!tifd^en %f^t6ioQ\t",
Salin 1887. 9u|erbem t>er5ffentUd^te er berf d^te«
bcne Vb^anblungen, mie ). 93. über ben SBertl^ ber
beBtf^SibdOberfekmg Sutl^erS 1815, über ba§
Stob im WmCma^l 1817, unb gol^Ireid^e $te«
Mgtn, bte er tl^eilS in gan}en Sammlungen, i^txl^
cindn erfd^inen lie^.
SoS ber S^eologie SRarl^einete'd im Sntmidt'
hnoSgong bed proteftantifd^en Se^rbegriffg il^re
i^ncQ&rißifd^ Sebeutung tnlti^t, ift bie 3lu8'
gePoItmig ber (nroteftantif^en S)ogmatif im @inne
ber jpegePfd^ Speculation. @ie tritt unS ^u«
i^jt entgegen in ben „®runble]()ren ber d^rift«
filmen 2)ogmaHI als SBiffenfd^aft'' t)om Saläre
1827. ^er menbet fid^ SOtarl^einef e einerf eit§ gegen
ben @upranaturaU§muS mit beffen itS^xt t)on einer
nmittelbar göttlid^en Offenbarung, meldte ber
Sennmft fremb unb öu|erlid^ bleibt, unb an*
bemfeit§ ^m ben bon einem SBegfd^eiber, 93ret-
JiNber, ^ßoubiS, fUSf^x vertretenen ätationaUS«
n&, tot^tt eine unmittelbar göttlid^e Offen-
loniiig gar nid^t anerfennt, unb fud^t alSbann
eine Skrmtttlung biefer beiben S^treme l^erbeiju«
fatren im Sid^te eines über fte l^inauSgel^enben
^colatioen 2)enfen8 (ebb. in ber ißonebe). %n
^ie SteDe eineS bIo|en SkrftanbeSrationaliSmuS,
Die er ber fogen. ^fflörung meift eigen toax, foll
UHJ^ SRor^dfe alfo, um baS 92ömnd^e in unfe«
ra SBorten ouSjubrüden, ein ft)eculatit)er fßtx»
BimftzationandmuS treten. SDer d^riftlid^e ®Iaube
iol in ffitff en Derflört merben ; bem 3n|alte nad^
jrka beibe ibentifd^, nur ber ^orm nad^ feien fte
teif4id>en. SHe Sd^rift fei nur bie öu^ere 9lorm
ber ^nßfid^ Sdenntni|, ^rincip berfelben fei
bie Vernunft, iaS Demunftige 3)enfen (§ 102 ff.).
Oott ift, nad^ Stor^einefe, ber „3lQn)iffenbe, ber
Ol sab für fid^ Med 9lOeinn)iffenbe"; er mei|
„SnieS, weil er 2flle8 gefd^affcn ^at, benfenb fc^afft
unb fd^affenb bcnft". gr ift abfolute $crfönli(|.
feit als ginl^eit feiner Mtoiffenl^eit unb Sfrei^eit;
allem unb jebem ^antl^eiSmuS, meld^er eine fold^e
läugnet, liegt bie falfd^e 93orau§fe|ung eines
menfd^Iid^en 93emu^tfein§ unb ®egenfa|e§ bon
@ein unb SBiffen in ®ott )u ©rut^e. Sielmel^r
fann ber SRenfd^ feine $erf5nlid^feit nid^t anberS
betrad^ten benn al§ baS SRebium ber fid^ in ber
ßnblid^feit offcnbarenben Urt)erfönlid^feit ©otteS
(§§ 188. 194). aus feinem ^n-fid^-fein gel^t le^
terer notl^menbig in baS SlnberSf ein über unb nimmt
fid^ aus il^m gurüdt in^S 9für»fid^»fein; fo ift er ber
S)reieinige^ ^ater, @o]^n unb ©eift. S)aS §er-
öortretcn ©otteS auS feiner innem, ibeellen ©efcft»
Offenbarung in bie öu^ere, ^eitraumlid^e Offen-
barung ift ©d^öpfung. ©ie iji ©rfd^einung ®ot»
teS au|er ftd^, Sntöu^erung feines SBefenS, auS
meld^er fie mieber ^urüdtfel^rt unb jur ©elbftber«
innerlid^g tommt im menfd^Iid^en ©eifte. 3um
Semu^tfein gelangt, mu| Ie|terer l^erauStreten in
ben SBiberfprud^ beS natürlid^en S)afeinS ober in
fein ^nberSfein, meld^eS baS Säöfe ift unb feine
Sufl^ebung, feine SSerföl^nung finbet in ber 3bee
ber göttUd^en SRenfd^merbung. SHefe ift ^mar bon
allgemeiner Slrt, eneid^t aber il^ren ^öl^epunft in
ber $er)on 3efu Sl^rifU, in n)eld^em bie göttlid^e
Offenbarung boOfommen menfd^Iid^ geworben ift.
„SDer ^Begriff beS ©ottmenfd^en in ber l^iftorifd^en
^erfon 3efu ßl^rifti entptt in ftd^ bie beiben SKo«
mente in einS ; baS eine : nur burd^ ben 9Renf d^en ift
©Ott offenbar, unb in biejer iBe}ie]()ung ift Sl^riftuS
nod^ oÜen anberen SRenfd^en gleid^gefteKt ; baS
anbere: in biefem ÜRenfd^en ift ©ott offenbar mie
in feinem anbem." 3n il&m ift aaii baS $rinci|)
aOer SSBunber unb alleS SBunberglaubenS offenbar
geworben. ®ie SJBal^rl^cit feiner SBunber ift bie
in feiner göttlid^en äBeiSl^eit unb ^eiligfeit mit«
entl^altene ÜRad^t über bie 92atur. @inb biefelben
aud^ nid^t ^u löugnen, fo finb fte bod^ feine ob*
foluten SBebingungen unb 95eftanbtl^eUe ber SReli«
gion unb feine SSeweiSgrünbe für bie ©öttlid^feit
feiner ©enbung unb Sc|re. S)iefe il^re ©öttlic^feit
ift uns offenbar burd^ ben bon il^m auSge]^etü)en
(Seift. Siurd^ il^n ift unS aud^ berbürgt baS ewige
geben unb bie Unfterblid^feit beS ©eißeS (§§ 326.
359—360. 600).
' aSie ift nun biefe ganje Seigre, inSbcfonbere
bie Se^re bon ©ott, bem ©ottmenfd^en unb ber
Unfterblid^feit, ju beuten? S)ie bon SKarl^einefe
für bie Dcffentlid^feit bearbeiteten SBorlefungen
^egelS über bie „^l^ilojopl^ie ber SRcligion" l^abcn
ftd^ in einer unbeftimmtcn ©d^webc gcl^alten,
weld^e als fold^e nid^t fortbeftel^en tonnte unb
innerl^Ib ber ©d^ule beS 2KcifterS alsbalb bie
©paltung in eine redete unb linfe ©eite l^erbei«
fül^rte. ^ar^einefe war ber ^auptbogmatifer ber
^egerfd^en ©d^ule unb wuroe bei ^erbortrden
biefer ©poltung fowol^I bon ber redeten wie bon
ber linfen ©eite berfelben in ^nfprud^ genommen;
bei ber Unbeftimmtl^eit feiner oben angefül^rten
707
SKarl^cincfc.
70
öufeerHii^e SScrcinigung bcrfcIBen für eine bcrcinft
burd^ bie SBiffenf^oft p öolläiel^enbe innerliche,
©ie 3bce beS K^riftentl^umS fei notl&menbiö im
®egenfQ^e Don ffatl^oKciSmuS unb ^roteftantis*
muS l^eröorgetrcten; Jener belege pd^ öor^errfc^enb
im Elemente ber ^^Qntajlc, biefer öorlfterrfd^enb
im glemcnte beS ®enfen§, fo ba| [lä^ beibe f ör»
berten unb ergönjten. ®ief er (Segcnfafe f olle nid^t
fünjHid^ jurudfgebröngt fonbem p öoUer ©d^ärfe
l^erouSgeoilbet merben, bamit frül^er ober fpöter
burd^ bie SBiffenfc^aft jlc^ beren l^öl^ere Sinl^eit
]^erQu8|Me ; benn „roa^ foD bie SBiffenfd^ft unb
bie ©ejd^id^te, tomn fie un§ nic^t on ben UrqueQ
alles SebenS unb @ein§ l^infül^rt unb eben bamit
an bie emige Quelle ber ginl^eit auS toeld^er alle
®egenf ä^e ausfliegen, bie baS Seben burd^bringen,
erl^alten unb bemegen?" (©. 59.) 3n feinem
„©9ftem beS ffatl^oIiciSmuS" 1810 fud^t aJlar»
^einefe fietä baS UebereinfKmmenbe beS fatl^oli»
f d^en unb beS l)rotefiantif d^en Sel^rbegriffeS auf, el^e
er auf ben Unterfd^ieb beiber eingeigt. 6r erörtert
aud^ bie fatl^olifd^erfeits flrittigen fünfte, j. 95.
über ba§ SSerl^öltni^ beS ißa))fte8 jum allgemeinen
Soncil, bejüglid^ beffen er baf ür l^ölt bag ber Spi>
fcopaliSmuS „bem inncrften ®eifte be§ ffatl^olidS«
muS mel^r entfpred^e" (IE, 375). «n Dielen ©teilen
befunbet er ObiectiDitöt be§ Urtl^eilS unb leiben-
fd^ftSlofe JRul^e. Oft aber fd^eibet er nid^t genug
bie Seigre ber tatl^olifd^en ftird^e Don ber Seigre
einzelner Sl^eologen, j. 8. eine§ SeÜarmin, ÜRura«
tori u. a., lö^t fid^ aWi^üerftänbniffe unb Unrid^«
tigleiten ju ©d^ulben lommen unb ergel^t ftd^ mit-
unter in langwieriger unb unmürbiger ^olemif.
hierfür einzelne 95eifpiele. SBenn bie ^roteflanten
[d^ jum ©runbfa Je ber SobeSftiaf e Don ööretifem
bef anntcn, f o badeten fie l^ierin toef entlid^ fatl^olif d^ ;
toenn aber ffatl^olifen ftd^ nid^t ju il^m befennen,
fo benfen fie wefentlid^ proteftantifd| (ü, 182).
Sie ebenbtlblid^feit beS ajlenfd^en mit ®ott fofl
nad^ fatl^olifd^ Seigre ein 3lcciben§ ber menfd^«
lid^en 9latur fein unb burd^ bie Urfünbe Derloren
gegangen fein (HI, 10), als ob eS nad^ fatl^olifd^er
fie^e nid^t eine natürlid^e Sbenbilblid^teit beS
SKenfd^en mit (Sott gäbe, toeld^e il^m nad^ bem
gfaHe Derblieb. 3)ie fatl^olifd^e UrftanbS-, 3led^t.
f ertigungS- unb ©acramentenlel^re f oH Btmrptla*
gianiSmuS cntl^altcn, bie protefiantifd^e bagegen
«ugufHniSmuS (m, 14. 181 unb a. a. O.). ®ie
SBirffamfeit ber ©acramente ex opere operato
fott nad^ fatl^olifd^er fiel^re eine magifd^e fein, »eil
unab]()ängig Dom @lauben, ol^ne ba^ ^»ifd^en ob»
lectiDer unb fubjectiDer ^eitöma^igfeit berfelben
flar unterfd^ieben »iirbe (m, 130 ff.). 3)ie un«
DoÜfommene Meue (attritio) fott baS 2:ribentinum
^allein ouS natürlid^cn Äröften unb ber greil^eit
beS aSillenS herleiten* (in, 178—180). 9Son
gei^eimer f8t\i)k foDen ftd^ in ber alten ftir^e
^feine ftd^ercn ©puren pnben'' (m, 198). ®a§
fatl^olifd^e Oftergebot »irb befämpft mit ber Se»
merfung, proteftantifd^erfeitS l^abe man „nad^
«IrifH »efd^l: ,fo oft il^r baDon effet unb trinfet'.
ben ^auIuS ^toeimal »ieberl^oH (1 Sor. 11, 25*
bis 26), nid^t nur leinen eigenen Xag ffim, @e«-
nuffe beS ]()eiligen ^benbmal^lS befttmmen }u bfir»
fen geglaubt, fonbem aud^ gefürd^tet/ba^, fo moK.
einen öu^erften Sermin bet Kommunion Dot^
fd^reibe, man eben bamit bie ©laubigen Don Sfte«
rem (Senuffe abgalten unb baS Sebürfniggeffi^
gu fel^r fd^möd^en möd^te" (m, 306—307). 3ttn-
fd^en Slnbetung ®otteS unb SSerel^rung ber ^«
ligen nad^ fatl^olifd^er Suffaffung mirb nur ein
„grabueller Untcrfd^ieb'' anerfannt (IH, 447)
u. f. tD. 3ud^ in ben auS bem 9lad^Iaffe l^eronS«
gegebenen ißorlefungen über „d^rifUid^ ©9m>
bolif '^ betont SKarl^einefe in erfier Sinie fletS bo8
Uebereinftimmenbe ber fat^olifd^en unb ber pto^
teftantifd^en fiel^re, um erft in gmeiter Sinie biten
Unterfd^ieb p erörtern. 2)aS Spifcopalf^ftem gtft
il^m nunmel^r, im ©egenfaje )u früher, afö jSm
@eifte ber römifd^en ^rd^e nid^t entfpred^enb unb
baS curialiftifd^e ©Qftem Dielmel^r für baS eigent«
lid^e unb malere ©oftem biefer Äird^e" (©. 93.
97). ®ie fat^olifd^e UrftanbS» unb Sled^tferti-
gungSlel^re mirb l^ier balb als ^elogianiSmnS,
balb als ©emipelagianiSmuS l^ingcfteKt (©. 131.
158), als ob biefe beiben 9lid^tungen ibentifc^
tt)ören. SBie »enig er infofem ftd^er tji, Derröt^
f d^on bie Semerf ung, bafe im 3Rtttelalter ^bie Sn«
l^önger beS Sl^omaS Don Squin bie reinen Sor»
f!e!Iungen SuguftinS öngftlid^ beijubel^lten, bie
t$reunbe beS ©cotuS l^ingegen bie beS ©emii)ela«
gianiSmuS ju Dertl^eibigen fud^ten'' (©. 155).
9htnme]^r foH nid^t ber fhenge SlugufiiniSmuS,
fonbem ber ©^nergiSmuS ÜReland^tl^onS ,,bie bem
©eifte ber lutl^erif ^en ffird^e entfpred^enbpe Iljeo-
rie" fein (©. 161). 9lad^ loie Dor toirb fefige]^-
ten, ba^ bie 3lnrufung unb 21nbctung ber f^etügen
„ben ffeim ber Abgötterei'' in fid^ trage (©. 206).
iflaä) mie Dor mirb aud^ bie ÜRöglid^feit einer
frül^em ober \pättm, burd^ bie SQBiffenfd^ft "fytf
beijufül^renben ^Bereinigung ber fotl^olifd^ wb
proteftantifd^enfHrd^e betont; eine fold^ nm^ efaie
innerlid^'bogmatifd^e fein, Jebod^ fo, ba^ ^bie eine
Jhrd^e fo gut als bie anbere nad^Iaffen mu^, um
fld^ gegenfeitig in trieben abjufinben*' ; eS fann
unmöglid^ fo gelten, ba| „eine jhrd^e bie anbm
Derbrange, bie anbere unbebingt geopfert »ed)e*
(©. 242—243. 254). ®er ©^mbolif aHöl^IerS
fpenbet SKarl^einefe große 3lnerfennung. „&n mit
allen bagu nötl^igen SRitteln beffer Derfe^ener Be-
arbeiter fonnte fi§" — fo bemerft er — „wol^l nid^
leidet Don jener ©eite erl^eben, als §r. TOöl^ler, bwi
mir »egen feiner ©elel^rfamfeit, fritifc^en &^t,
SRößigung im Urtl^eil unb anberen Dorgüglid^
®aben löngfl l^od^jufd^ä^en gemol^nt maren.'' 2)a
ftd^ aber ÜKöl^ler einfeitig auf ben ©tonbpunft feinet
Konfeffton fielle, fei hiermit bie Duelle aller 3rr»
tl^umer gegeben, meldte fein SBerf nod^ entftellen
(Ueber % %. ÜKöl^IcrS ©^mbolif, 1838, 3. 5).
SWöl^ler Derfenne, ha^ „bie Deformation bie SBie«
berl^erfteQung beS (S^riftentl^umS in ber 2Belt ge-
toefen fei felbfl für bie fatl^olifd^e JMrd^e''; er Der-
705 SRarl^einefe. 706
9he}tt dertDttKU^ pflegt in Sin Ssemplar il^re (Sefül^ßtl^eologie ju )ie]^en (Ue(er bie SBebeutung
§in)e9äDeau8}ttfd^ttenunb gegen aSe anbeten )u ber ^egerfd^en $l^tl. 42).
pim, maä^i er gettenb, ba| „bie 3bee ber Sinl^ett 3n ben IBorlefungen über baS ,,@9{iem ber tl^eo«
gSimiftt nnb menf^Iid^ 9iatur in Sinem 3nbi- logifd^enSRorar' fud^te Snarl^einefe eine fiüde auS«
liteitm fo ttie Dörfer nie toirüid^ gemorben ift, gufüQen , meldte ^egel offen gelaffen l^atte : be«
ite ott^ anbererfeitS une nad^l^er nie" (@. 306 fonntlid^ l^at ^egel nur in feiner für bie @Qm«
M 811). 9u4 betont 9Rar]^inefe l^ier oudbrüdC- naften bered^neten ))]^iIofo))]^ifd^en $ro))öbeutif eine
fi4 bie Unflerbli^feit ber inbioibueOen menfd^- „^flid^tenlel^re ober TtoxaV in lurjem 9briffe
S^ffl Seele imb bie 9ufer{le]^ung ald fortleben geboten. 3nteref[e tmtit befonberS bie 9rt unb
kof^tben mit einer innem, geifitgen fieiblid^feit äBeife, xtAt toeiterl^in SRarl^einefe bie ^egeFfd^en
oiK finlere (@. 580—584). ^Riemald f^ai fid^ (Srunbgebanfen über baS iBer]^ä(tni| oon Staat
IBa^emefe ^ »ettm|tfein gebrad^t, ba| bie unb JKrd^e (gnc^n. § 552; 9ted^tdp|Uof. § 270)
^fd^ $^ilofo)>]^e nad^ allen biefen Seiten l^in im Sinne bed fog. Xerritorialf Qftemd )u ndberer
MiSn^ beS d^fUid^ (glaubend umbeute unb ^udfOl^rung gebrad^t l^t. @r befennt fid^ jur Sm«
Rdhibcre tro| ge^b^Uiger Serftd^erung. 9Ue- l^eit oon Staat unb JKrd^e gegen bereu einerlei«
■all ifl er fiq baruber flor gemorben, ba^ er bie l^eit einerfeitS unb gegen bereu Trennung anberer«
fiiQigtdt unb UnDergleid^Iid^feit 3efu S^rifli nid^t feitS (SRef orm ber ^rd^e burd^ ben Staat, Sei))}ig
Mo|$ 0» eine „religionSgefd^id^tlid^e Slotl^menbig- 1844, 11. 17). 9Bie ber @Iaube bem SBiffen
fett' b^oupten bürfe, f onoem aud^ auf Iritifd^em untergeorbnet ifi , f o nad^ x^m bie JKrd^e bem
Sctt )u confiatiren bobe, unb nid^t in unbeflimm- Staate. Sie ift unabbängig im innem ®Iauben,
In Sorten unb SBenbungen aber bie Sfrage bin- abhängig oom Staate aber, fofem fie gu öu|er«
»ggeben bilrfe, ob ber biblifd^ SbtiftuS mit feinen lid^er Sirfd^einung berauStritt in Se^re, IBerfaffung
Sobm md^t bIo| für bie gl&ubige IBorfieSung, unb 9mtdDertt)aItung. ffdnnte aber nid^t ber
foiteB aüiäf fai SSabrbeit einen gefd^id^tlid^en Staat bie Se^re unb baS Sefenntnil be§ d^rift-
fi(amtter bobe. 9uf biefeS Don ber SungbegeF- lid^en ®IaubenS bebrdngen unb bunten mie in
\iaL&fnit aufgeworfene Problem bat er ^d^ nir- ben erfien brei (briftlid^en 3abrbuiü>erten? 2)abin
inM grimblidber eingeloffeu; bie @efd^id^te ift in- fann er eS in feiner SSkiSbeit nid^t fommen laffen,
iofmi über ibn meggegangen unb bot an ibm be- meil er eS oielmebr als feinen SSortbeil )u ttaä^tm
Rill ffrittl geübt MerbingS fagt er: „9Bir b<it, ba| bie JKrd^e in ibm blübe unb ibren gangen
Onen und nid^t Derbeblen, ba| neben bem ®dtt- äteid^tbum unb Segen entn)idne. 2)ie Serfaffung
^m in ber Sibel oud^ baS 9Renfd^(id^e in ibr )u ber iKrd^e ift nid^t gdttlid^er Sinfe^ung ; fie ift
inAcB iß; bie gebübete Xb^ologie unferer Slage „ein Inbegriff menfd^Iid^er Sinrid^tungen nad^
icxgdmitauAberiMtilibrSled^tunterfibeibetaud^ SRa^gabe beftimmter S^^^^ unb Seiten. 2)er
kil Sort ®otted t)on ber SBibel unb fagt, bie Rxxi^t eine ISerfaffung )u geben, bat ber göttlid^e
Süd fei nid^t bc^ geoffenbarte SBort, fonbem ent- Stifter in feiner SBeilbeit unterlaffen". ttebrigenl
litte el nur" (Ueber bie Sd^eOing'fd^ Offen- foO bie ffird^e nid^t burd^ ein brüdCenbel $oIt}ei-
knoig||)btlofo)>bie, Serlin 1848, 26—27); in merl bei SiaaM belaftet unb beläfHgt »erben.
Mefa oMtraden @eban!en blieb er aber bangen, 3^ar ftebt Ie|terer über ben Sonfeffionen, bod^
i|Be fie in'l Soncrete )tt oerfolgen unb auf rud(- toiberfpricbt el feiner Aufgabe, eine beftimmte Sfor«
Id&ofe Seife faif ofom — %axht }u befennen. mulirung bei d^rifilid^en @Iaubenl )u ber feinigen
^f^14^$anIogilmult)ertraternament- }u mad^en unb gegen bie f ortfd^rittlid^e Sntmidt«
84 aiub gegen ben $ectoraIilmul feiner Sottegen lung belfelben fi(b ab}uf)>erren, ober umgef ebrt in
be Seite, Sd^ermadber unb 9ieanber. 2)ie ®t* alle geitlid^en Sd^ttanlungen unb SSeränberungen
fi|lfitb«)Io{^ uriD er burd^ eine begriff Itbeo- bei S)ogmal fid^ bineingieben }u laffen unb fidg fo
Serfejt miffen. Ueber Sd^Ieiermad^ fagt er: m compromittiren (ebb. 16 ff. 46—47). 3m 99e-
ben (EigenU^ümlid^feiten feiner Xbeologie bat fonbem gilt biefel allel oom )>reu|ifd^en Staate,
d fifid, ba| er bie Xbeologie Don ber $bilo- Ueber ben Sonf effionen fiebenb , fonnte er bie
Wi» bunboul lumbböngig miffen mollte. @Ieid^« Union ber Iutberif(ben unb reformirten JKrd^e ber«
Kiy bot ^iemanb mebr all er unter bem Sin- beifübren, um ben allgemeinen @eifl d^rifilid^er
Mfe ber ^biIofo))bie geftanben unb fein SBort f o gfrömmigfeit unb Sittlid^feit oon bogmatifd^en
ft^ trie er bwrd^ bie 2!bat miberlegt. Strauß fagt ^eftimmungen unb tJformeln unabbängig, frei )u
OMb in btcfer ^infid^t ein fd^el SBort über ibn, mad^en unb in fid^ malten )u laffen; er ift aber
■iHB4 ba| er nid^t bIo| bie ^bi^ofopbie an bie mefentlid^ ein )>roteflantifd^er Staat, miemobl er
Sbcologie, fonbem ebmfo f ebr aud^ bie Xbeologie audg gegm bie rdmifd^'fatbolifd^e JKrd^e gleid^e (Se-
at Me ^bUofoPbie öerrotbe" (SSorlefungm über red&ttgfeit ju üben bat (ebb. 56—57. 139-140).
dinpfid^ S)o(^iotiI 279). 92ammtlid^ erinnert Sine fpecififd^e Stellung bat SRarbeinefe ber
fKadiändt m Serebrer Sd^Ieiermad^erl baran, rdmifd^-fatbolifd^ ffird^e unb ibrer Xbeologie
k4ft Sencrtad^ fidb auf ibren SReifter all OueQe gegenüber eingenommen. 3n feiner ^bbanblung
iofen iäbt mit ber Semerfung, el fei berfelbe über bal „umbre IBerböItnig bei ffatbolidlmul
OBl Ibeologifd^ Sefongenbeit nid^t ba}u ge- unb ^rotefiantilmul unb bie proiectirte ffird^-
, Ue no^menbigen Sonfequenjm feiner Bereinigung" 1810 erllürt er ftd^ gegm eine blo^
YHL 2.8itfl. 28
707 SDlarl^einefe. 701
öu^crfld^e ißeteinipng bcrfclbcn für eine bereinft ben ^quIuS jioeimal loiebetl^olt (1 Cor. 11, 21
bur(| bie SBiffenf^aft }u tJoKsiel^enbe tnnerltd^e. bi§ 26), nid^t nur feinen eigenen Zag lum ®c
^ie 3bee bed S^riftentl^umS fei notl^menbig im nuffe be§ l^eiligen ^benbrnal^IS beftimmen }u bilx
©egenfa^e t)on ffatl^oIiciSmuS unb $roteftcmti§« fen geglaubt fonbemaud^ gefärd^tet ba^, fo tnoi
mu8]^ert)orgetreten;iener bewege fid^üor^errfd^enb einen äu^erften Zermin ber (Sornmunion tm
im (Elemente ber !ß|antafte, biefer üorl^errfd^enb fd^reibe, man tUn bamit bie ©laubigen Don öfb
im (Elemente beS ©enfenS, fo ba§ fid& beibe för« rem ®enuf[e alf^dttn unb baS SebürfnilgePS
berten unb ergänsten. ®iefer ©egenfa^ folle nid^t ju fel^r fd^mäd^en möd^te" (m, 306—307). 3»!
fflnjHid^ jurfidtgebrängt fonbem ju oouer ©d^örfe fd^en Slnbetung ©otteS unb SSerel^rung ber §d
^erauSgebilbet werben, bamit frul^er ober fpäter ligen nad^ fat^olifd^er Sluffaffung toirb nur et
burd^ bie SBiffenfd^aft fld^ beren l^öl^ere ßinl^eit „grabueller Unterfd^ieb" anerfannt (m, 447
l^erauSftelle ; benn „toa^ foQ bie SBiffenfd^ft unb u. f. m. Sud^ in ben au§ bem 9{ad^Iaffe l^eronS
bie @efd^id^te, menn fle unS nid^t an ben UrqueK gegebenen Sorlefungen über „d^rijUid^e @Qn
aiteS SebenS unb ©einS l&infül^rt unb eben bamit bolif " betont ÜRarl^einefe in erfler Sinie ftetS b(ti
an bie emige OueQe ber Sinl^eit, au§ meld^er alle Uebereinftimmenbe ber fat^olifd^en unb ber ptü
©egenfäje ausfliegen, bie baS Seben burd^bringen, teftantifd^en Seigre, um erji in jmeiter Sinie hnt
erl^alten unb bemegen?" (@. 59.) 3n feinem Unterfd^ieb ju erörtern. S)a§ ßpifcopalf^fiem gQ
„©9ftent beS ftatl^oIidSmuS" 1810 fud^t ÜRar= i^m nunmel^r, im ©egenfaje ju frül^er, atö „ben
leinefe ftetS ba§ Uebereinftimmenbe be§ fatl^oli» ©eifie ber römifd&en Ärd^e nid^t entfpred^enb mi
fd^en unb be§ proteftantifd^en Sel^rbegriffeS auf, el^e ba§ curialiftif d^e Softem t)ielme]^r für ba§ eigen!
er auf ben Unterfd^ieb beiber eingeigt. 6r erörtert lid^e unb toal^re Softem biefer fttrd^e* (©. 98
aud^ bie fatl^olifd^erfeitS jirittigen fünfte, a. ». 97). Sie fatl^oIUd^e UrftanbS- unb Sled^tfer«
über ba§ SSerl^dltni^ beS ^ßapfteS }um allgemeinen gungSlel^re mirb l^ier balb als ^elagiamSnml
©oncil, bejüglid^ beffen er bafür l^ätt, bafe ber ßpi« balb al§ ©emipelagianiSmuS l^ingefteflt (©. 181
fcopaliSmuS „bem innerften ©eifte beS ftatl^oKciS« 158), als ob biefe beiben Stid^tungen ibentifd
muS mel^r entfpred^e" (11, 375). Sn öielcn ©teilen mören. SBie »enig er infofem fidler tfi, tjerröt
befunbet er Dbiectioität beS Urtl^eilS unb leiben« fd^on bie Bemerfung, ba| im 5IRitteIaIter ^ble Ih
fd^aftSlofe Shtl^e. Oft aber {Reibet er nid^t genug l^önger beS Sil^omaS oon 9quin bie reinen %n
bie Seigre ber fatl^olifd^en ffird^e oon ber Seigre ftettungen ^uguftinS öngftlid^ beigubel^alten, bi
clnjelner Il^eologen, g. SB. eines ©eHarmin, 9Wura» greunbe beS ©cotuS l^ingegen bie beS Stmi^a
tori u. a., Iä|t ^ä) !Öli|i)erfiänbniffe unb Unrid^« gtaniSmuS ju oertl^eibigen fud^ten** (©. 155]
tigfeiten ju ©d^ulben fommen unb ergel^t fid^ mit« Jlunmel^r foH nid^t ber ftrenge SlugujiintSmuS
unter in langwieriger unb unmürbiger ^olemif. fonbem ber ©^nergiSmuS SJleland^tl^onS „bie bei
ßierfür einzelne Seifpiele. SBenn bie ^Srotefianten ©eifte ber lutl^erif^en iKrd^e entfprcd&enbjie %f^tt
^d^ §um ©runbfa Je ber ZobeSftraf e oon ööretifem rie" fein (©. 161). 3?ad^ toie oor toirb fefige]^
bef annten, f o badeten fle l^ierin toefcntUd^ fatl^olifd^ ; ten, oa§ bie 3lnrufung unb Slnbetung ber f^eil^
totm aber ftatl^olifcn fld^ nid^t ju il^m befennen, „ben fteim ber 3lbgötterei" in fld^ trage (©. 206]
fo benfen fle »efentlid^ proteftantifd^ (ü, 182). 9iad^ »ie oor tt)irb aud^ bie 9Röglid&!eit eine
fdften mit ©Ott foH frül^em ober fpötem, burd^ bie SBiffeufd^ft "^
Sie ebeuHIbltd^feit beS ÜRen
ül^renben ißereinipng ber fatl^olifd^en mi
nad^ fatl^olifd^er Seigre ein ^ccibenS ber menfd^« beiguj
lid^en Slatur fein unb burd^ bie Urfünbe oerloren proteftantifd^enffird^e betont; eine foid^e ntufe ein
gegangen fein (TU, 10), alS ob eS nad^ fatl^olifd^er innerlid^»bogmatifd6e fein, {ebo^ fo, bafe „bie ein
Se|re nid^t eine natürlid^e ßbenbilblid^feit beS ffirdöe fo gut als bie anbere nad^laffen mufe, m
SKenfd^en mit ©Ott gäbe, »eld^e il^m nad^ bem fld^ gegenfeitig in gfrieben abjupnben" ; eS ftmi
tSfalle oerblieb. Sie fatl^olifd^e UrftanbS«, SRed^t» unmöglid^ [o gelten, ba^ „eine Äird&e bie anbei
fertigungS« unb ©acramentenlel^re fott ©emil)ela« oerbrönge, Die anbere unbebingt geopfert toeAe
gianiSmuS entl^alten, bie proteftantifd^e bagegen (©. 242—243. 254). ®er ©^imbolif SJlöl^Ier
SlugufliniSmuS (TU, 14. 181 unb a.a.D.). 3)ie fpenbet IDlarl^einefe große Slnerfennung. „Cinwi
SSHrffamfeit ber ©aaamente ex opere operato allen baju nötl^igen SWitteln beffer oerfel^ener 8e
fott nadft fatl^olifd^er fiel^re eine magifd^e fein, »eil arbeiter tonnte ftd^" — fo bemerft er — „too^l nid^
unabl^ängig oom ©lauben, ol^ne baß jtoifd^en ob« leidet oon jener ©eite erl^eben, als §r. TOöl^ler, ht\
jectioer unb fubjectiöer ^eilSmäßigfeit berfelben toxt megen feiner ©elc^rfamfeit, fritifd^en ©d^
llar unterfd^ieben mürbe (in, 130 ff.). Sie un« Mäßigung im Urtl^etl unb anberen oorjfigBdfei
DoMommene Weue (attriido) fott baS 3:ribentinum ©aben längji l^od^jufdftäten gemol^nt toaren.* 3)(
„attein auS natürlid^en ihäften unb ber greil^ett pd^ aber SDlöl^lereinfeitig auf ben ©tonbpunft feine
beS SDSittenS l^erleiten^ (IH, 178—180). SSon gonfeffion flelle, fei hiermit bie Duelle atter 3n
gei^eimer g3ei(^te fotlen fxd& in ber alten Äird^e tl^ümer gegeben, meli^e fein SBerf nod^ entftäei
„feine fidleren ©puren finben'* (HI, 193). ®aS (Ueber % %. SJlöl^lerS ©^mbolif, 1833, 3. 6]
fatl^olifd^e Dftergebot toirb beWmpft mit ber ©e« SKöl^ler oerfenne, baß „bie Deformation bie SBle
merfung, proteftantifd&erfeitS l^abe man „nad^ berl^erftellung beS ßl^riPentl^umS in ber Belt ge
(K^fH «efel^l: ,fo oft il^r booon effet unb trinfef , »efen fei felbfl für bie fatl^olifd^e «ird^"; er Der
709
maxxa, Sd^toefter SRofeS'.
710
tan onli Ue »toid^ge unb not^menbige Unter*
Ütrihung umf^ bet fatl^olifd^ unb rdmifd^en
9kift\ Sei ber S)ar{!eIIung ber fotl^olifd^en Se|re
ie&mbe er oft ein «abfid^tlid^ SBeglajfen aM
bp^gen", wogegen gerabe ber ))roteftQntifc^e
Sikecflnnd^ in ben meifien gföllen gerid^tet ift
fiNpk oid^ ein (Sntfc^ulbigen imb 99ef^5mgen ber
9K|Mhu^ (Er ergebe fid^ nid^t DottenbS über
kn Segriff einer bIo| nmgifd^en SBii^amf eit ber
Sacnnoüente, Derü^eibige bte fteld^entite^ung, {teile
iaim}ette9nSf)n:fld^ ber Sleformatoren, befonberS
Mfa§, 5fterS als )n:otefiantifd^e @Iauben§Iel^re
tiB B. f. o. 3m (Bangen ifl biefe gegen WSiffitx
9Stt^ $olemiI lebenfoUS aber meit gemö|tgter
aBbieSouerS.
Snm Sd^biffe möge nod^ bed @tQnb))unIteS Sr«
Bfl^nmg gefd^^, Don meld^em ouS SRorl^einefe
hfil red^id^ aSer^Iinil beS Staated )ur fat^o-
Gt4n ffird^ beurt^eilt. 2)er Staat foO nad^ i|m
ii Sei^&Itni| gu berfelben bad ^acet auSfiben,
am loenigf^S negativen (Sinflu^ auf Sefe^ung
bet ijlUßta ftird^enftmter in Snmenbung bringen,
Me (Eom{|M>nben} ber Sifd^dfe mit bem ^apjte
nriHter feiner Skrmittlung geftatten, feine Zi^tiU
wSfBOi am l^öl^ Sd^ttefen maleren unb betl^ö«
tign, bie Se^tfreil^it fd^ü|eti gegen päpftlid^e 93er-
K^eiboigen^ bie Stf^xt Don ber aOeinfeligmad^en«
baflird^ nnb bie römifd^en SBorfd^riften bejüglid^
betÜKfi^e]^ att ftaatSgefäl^Iid^ j^rofcribiren, bie
9X(Sß/\t unb (SenerolDicare t)erantn)ortIid^ mad^en
für i^ SHIbraud^ bed Srid^tftul^Ied, beffenüRög*
G^ pänbig DorouSfe^ unb bie fflagen berer
mäfoun, meU^ betrfibenbe (Srfal^nmgen l^ierin
gtM^t (oben : er f oHJ emer bie auS bem Innern
te ttaifd^ Kird^e feloft l^orbringenbe Reform
filKit m^d^ förbem, SEBadfal^rten gu ©naben*
odmmd) inöftem verbieten u. f. tt). (Ueber bie 9te-
fom berftizd^ burd^ ben Qiaat, 1844, 67—68.)
8ir Danen l^ierin nur 9lece))te erblidfen für einen
ji|. (Eiltnrfam)if, nrie er in ben ftebengiger 3a]^«
Ri (enmfgcfäl^ tt)orben.
8iteratnr: St. &. Sretfd^neiber, ^anbbud^ ber
tognotill, Seit^jig 1838, 115—141; SD.gf.
Gtm4, iSfy^ilfyt (BlaubenSIel^re H, Tübingen
IMl, 209—212; S. S. amd^elet, (SntmidnungS-
fßfüäßit ber neneften beutfd^en ^^ilofopl^ie, 99er«
h 1843, 370—376; A. Weber, Le Systeme
'ogBatiqne de Marheineke, Strasb. 1857;
8t VfL Sonr, (Sefd^. ber d^riftlid^en JKrdbe V,
186% 219—221. 358—359; SB. ©ag, ®efd^.
ks tpcsteßantifd^ 2)ogmati! IV, Serlin 1854
tu 1867, 485—495; 3. 9. SDomer, @t\ä). ber
IBDiefbnKMen Xl^logie, 9Rimd^en 1867, 784
W 785; e. (E(. 9. ^ünfer, (Sefd^id^te ber d^rift-
fi^m SAeionSp^ilofo))]^ n, Srauufd^m. 1880,
282—263 ; 9R. 9L Sauberer, Üteuefte S)ogmen«
|#ii4te. ^e^romt 1881, 270-271; Otto
j/fÜtixu, Sie (EntnridDung ber ))rote{tanttfd^en
ZMogie, gfrettarg 1891, 128—129; femer
tai Id. SRar^einefe in ber StealencQÜopabte für
imePaBÜWK Zl^Iogie unb iKrd^e oon ftling
in ber 1. unb Don SBagemann fai ber 2. Sluflage
berfclben. [motß ©d^mib.]
'Ataxia l^ei^t im 9. %., nad^ ber in ber 9hd-
8 ata bemirlten Umbilbung be§ gried^ifd^en 9tamen8
fapiafi, ber für bie l^ebräifd^e 99enennung SRir»
iam (oyyxi) gefegt ifi, bie ®ä)m\itt 9laron8 unb
SRofed'. @ie mar nad^ 9htm. 26, 59 bie eingige
Xod^ter ^mramS unb 3od^abeb§ unb mu^, ba ^e
bei ber ®eburt SRofeS' fd^on als J^eramoac^fenbed
aWäbd^en erf d^eint (gj. 2, 4. 7), bij ältefie ber brei
®efd^tt)ifter gemefen fein. 2)a SRofed ber ^amüie
\t^ entfrembet ttmrbe (gj. 2, 10), fd^eint fie }tt
Saron, ber il^r aud^ an 9Iter nöl^er ftanb, in be«
fonberS nal^e ißerbinbung getreten )u fein, fo ba|
fie es. 15, 20 blo^ als Sd^mefier SaronS auf-
gefübrt mirb. 9uS biefer 9e}eid^nung glaubt ber
|L ©regor öon Sl^ffa (Lib. de Virg. 6) weiter
folgern m bürfen, ba| fie immer jungfräulid^ ge»
blieben fei, ba eine SSerl^eiratete im Slten fdmitt
bod^ ^etS nad^ bem 9Ranne genannt merbe. 2)iefe
9nft(!^t mirb t)pn mand^en öfteren @d^riftfteUem
um f 0 mel^r get^eiU, meil nirgenbS in ber l^etligen
Sd^rift ein ®atte ober ff inber oon il^r ermö^nt
»erben. SnberS war inbe^ bie 9nfid^t ber 3uben;
nad^ 3ofe))]^ud (Antiqq. 3, 6, 1) mar fte bie
®emal^Hn ^urd, unb iBefeleel, ber (Erbauer ber
etiftSl^ütte, war il^r (Snfel. ÜRit Saron unb SRofed
t^etlte 9Raria bie (Snabengabe ber $ro))]^etie unb
erfd^eint be^megen aud^ an ber @))i|e eined grauen-
d^orä aß SSorfängerin (gj. 15, 20). 3nbe& l&atte
biefe (Snabe ^e nid^t oon ben @d^möd^en il^reS
®efd^Ied^te8 befreit. 2)ie beoorjugte Stdiung ber
einzigen unb älttm Sd^toefter fonnte SRofeS über
feiner großen Aufgabe nid^t, tt)ie fie münfd^te, im
9uge bel^aften, w& fie ertrug haS^tt um f o weniger,
ba| il^re Sd^mägerin ber nal^eliegenben SiteReit
na^gab, ^ofeS über feine (Sefd^mifter }u fteOen.
@o fonnte aus ber eigenen tJfamilie für SDtofeS ein
fold^er Sutoad^ an Siiberfprud^ unb ©d^mierig-
feiten l^erüorgel^en, wie 9lum. 12, 1 ff. ergäl^ft wiib.
93e)eid^nenb genug wirb l^ier 3Raria t)or Saron
genannt; offenbar l^atte ber ftiDe, nad^giebige 93m«
ber fid^ t)on il^ beftimmm laffm. Z>af^ erl^ielt
fie au|er ber Strafe, weld^e fie mit Saron tl^eilte,
aud^ nod^ il^re befonbere 3ä(!^tigung. Seibe wür-
ben für il^re Srj^ebung gebemütl^igt, inbem 9Rofe8'
ißorrang oor feinen ^fd^wiftem oon (Sott f eierlid^
anerfannt uni) beftötigt würbe ; 9Raria aber warb
als Snftifterin ber gangm Suflel^nung aud§ nod^
mit bem 9ludfa| geftraft 3war warb |e|t Saron,
ber fid^ bei biefem Snblidt ber eigmen Strafwür-
bigfeit bewußt würbe, i^r gfürbitter M SRofeS,
unb biefer bewies feinm geifHgen Sonang, inbem
er ftd^ bei (Sott für fie berwanbte ; allein für fieben
Xage mu^te fie bod^ bie golgm be§ SluSfa^ed
tragm unb auSgefonbert lebm. 2)a§ gange $oR
bewies il^r feine Snl^änglid^feit, inbem eS ,,fid^
nid^t bon ber Stelle bewegte, bis 9Rana wieber
aufgenommen war". SebcnfallS beml^te biefe (Se-
finnung nid^t blo^ auf il^rer Suge^örigfeit }u
9Rofe8, fonbem aud^ auf ber Snerfennung i^rer
28 •
711
3Raria. bie ancrfeliöfte 3ungfrau.
71!
Sorjüge : nod^ in \paitt Seit toaren bie 3uben ftd^
betDU^t, Da| aud^ jie neben SOtof e§ unb ^oron eine
SRittlerfiettunQ jttnfd^en ®ott unb bem IBoIIe 6e«
Beibet l^atte (mä). 6, 4), unb in ber nämlichen
SInerlennung betrachtete bie d^ftlid^e Seit jie alä
SSotlouferin ber mit il^r gleid^namigen ^tter un»
fereö ^eUanbeS. aber nrie 9Kofe§ unb 2laron, fo
j^atte aud^ {ie burd^ il^re @ünbe ftd^ ben Eintritt
in'8 gelobte Sanb terf d^Iofjen ; fle ftarb als erfte
ber brei (Sefc^mifter in bemfelben 40. Saläre beS
3Bäften}uge8, tote il^re Srüber, unb jumr )u SabeS,
unmittelbar öor bem Creigni^, toeld^ baS ©traf ■
urtl^eil für SWofe« unb Slaron jur golge l^atte
CRum. 20, 1. 12). SBar aWaria bei ber gj.
2, 4 ff. erjöl^lten »egebenl^eit 13 Saläre alt, fo
erreid&te fle ein alter ton 133 Salären (apg. 7,
23. 30. 36). [«aulen.]
9fotia, bie allerfeligfte äungfrau
unb anutter 3efu Kl^rifti, beS ©ol^neS
®otted, unfered ^erm, nimmt in ber innem unb
öu^em @efd^id^te ber göttlid^en ^nlSanftalt eine
ebenfo eimige als für unS alle tt)id^tige Stellung
ein. @o fe|r aber um biefer miUen baS 3ntereffe
aller ©Iftubigen \\ä) il^r gumenbet, fo toeitl^in aud^
il^r 9tame genannt unb ge)mefen toirb; f o \ai bod^
über i|ir Seben bie @d^rift unS nur SBenigeS auf«
bemal^rt. 9Bie in ber etangelifd^en ^lSfutd)e SlleS
auf bereu göttlid^en unb geiftigen aRittel))un!t be-
logen, unb aQeS, ttaS bon ^ßerfonen in bem großen
SBerle mittl^ätig erfd^eint, nad^ SRa^gabe biefeS
l^öd^ften 3i^I^ berüdfid^tigt toirb : f o tturbe aud^
t)on 9Raria in bie eoangelifd^e Serid^terjlattung
blo^ fo Diel aufgenommen, als bie (Srfenntni|
unb baS aSeritdubnig beS (Sel^mniffeS 3efu Sl^rifti
erf orberte. älleS Uebrige, namentlid^ Snf ang unb
Snbe il^reS irbifd^en SebenS, bleibt in 3)unlel ge«
l^üQt. 3^ar l^at bie probuctioe @age ber ^olge«
geit, oomel^mlid^ jener @ecten, mel^e t>iel ,,auf
^eifdg unb »Inf' l^ielten, il^rem Silbe gar IBieleS
beigefügt; unS aber ift eS burd^ tiri^lid^e auctorität
getoel^rt, fold^e Ueberlieferungen, mie fie ). S. baS
Protevangelium Jacobi minorisy baS Evan-
gelium natiyitatis Mariae in ^ülle entl^ält, ol^ne
äBeitereS l^eran^u^iel^en (t)gl. Imiocentii Ep. ad
Exuperiom Tolos. 7: Ceteraque sub nomine
MatÜiaei sive Jacobi minoris etc. . . . non
solum repudianda, yemm etiam noveris dam-
nanda; Gelasii Decr. de libris apocryph.,
Thiel, Ep. Born. Pontif. 462: Evangelium
nomine Jacobi minoris apocryphum); bemnad^
erübrigt nur, auS ben autl^entifd^en 9Rittbeilungen
ber Soangelijlen unter 3u)ie]^ung ber älteften 93ater
baS }u einem ®an)en au Derbinben, uxiS bei biefen
}erftreut fid^ finbet.
9SBaS t>or Sllem angieH ift bie Genealogie
anaria'S, ber aJhitter 3cfu ©l^rifH. ®a8 (grfte,
tooburd^ bie Sd^rift ben oerl^ei^enen unb erfd^ie-
neuen Sl^riftuS feinem SSolfe fennbar mad^t, ift
beffen bairibifd^e abhmft (2 ©am. 7, 12. 55f. 88,
37; 131, 11; ogl. bie prompte anttoort SDlattl^.
22, 42) ; »eil er aber auS unüerle|tem jungfröu*
lid^em Sd^o^e l^orgegangen ift, mug bie ^lOV
nad^ ber abfkmmung ber j[ungfrüult45n SRntta
als überaus toid^tig erf d^einen. 3ur 3eit ber vAv
fd^en Srfd^einung 2[efu toar barüber fein Sioeifd
SJlan tt)u^te nid^t anberS, als ba^ er 3)a)nbS Sofgi
fei ; f 0 marb er angemein geeiert rxnb begrubt (ÜRdt^
9, 27 ; 21, 15). 2)ie ^milie, tteld^er er ongel^rte
mar befatmt dS eine bat)ibifd^, unb im er^en ctt<
nonif d^en StKingelium toirb biefeS Seugni^ begrün*
bet burd^ S)arlegung ber ai^en, bur^ totUS^ tm
abral^am unb 2)at)ib l^er baS @efd^Ied^t Sofep]^,
„beS SnanneS SRariö, auS ber geboren morben ^
3efuS, genannt Sl^riftuS'', fid^ abtoinbet S)a| b«
Genealogie ber le|tem in ber SBurjel eine fei niij
ber il^reS SJlanneS, mirb babei fiiUfd^nmgenb unte^
ftellt ober nad^ ben gegebenen SJerl^äUniffen (fi
befannt angenommen. S^xm l^ben Steuere nd
SraSmuS unb Sutl^er bie Genealogie bei Snaä
als Stad^meiS ber tmtürlid^en abftammung 3RaiUI
angefel^en, meil bafelbft SK fiatt maifyxn geM
ift; allein bie ftird^euDöter l^ben rid^tiger m
Unterf d^ieb auf baS SSorbanbenfein einer Setnraifi'
el^e jurüdtgefül^rt. S)aneben f ann nid^t geüenb g^
maä^t merben, ba^ im Xalmub t>on 3trufabnr
(Chagig. foL 77, n. 4) SRaria, bie Shttter 3efi
beS SbtjarenerS, eine Siod^ter Sli'S genannt uirb
epipl^aniuS (Haer. 78, n. 1 7) berid^tet, i^re &bm
l^ätten 3oad^im unb anna gel^ei^en ; biefe angab
ift, mol^er fie aud^ ftammen mag, fp&to in bei
jhrd^e bie gemöl^nlid^e gemorben (f. b. artt an»
unb 3oad^m, fotoie @d^n), Somment i^r io&
(Soangelium beS 1^1. SRattl^. 76 ff., beS 1^1. Sucai
171 ^.). SBeld^eS aber ber SBol^nort fyiffi
gemef en, ift fo menig befannt, nrie SRario'S ^ami<
lient)er]^ältniffe. 9htr baS f(^eint rid^tig }u fein
ba^ SRaria baS einzige jhnb il^rer Sltem, olfo,
mie ßpipl^aniuS berid^tet, eine du^axf^p Iic&Xtjdo^
getoefen, momit jufammenl^ängt, bag fie }ur 3^
ber römifd^en @d^a|ung (Suc. 2, 3 f.) oIS Srbit
für il^re $erf on in ben rdmif d^en &nfuS auf genom<
men merben mu^te (TertulL Contr. Jud. c. 9)
9BaS t>on il^rer SBeil^ung unb Sr^iel^ung im Zem>
pel )u3erufalem, unterauffld^tbeS$riefter83od^'
riaS, berid^tet mirb, ift Segenbe. 9tid^t )ut)erlftffi8ei
ift, maS 9lice))]^oruS (Bist. eccL 2, 3) ouS einen
angeblid^en gfragmente beS antiod^enifd^enSifd^ofl
St)obiuS, iBorgöngerS beS 1^1. SgnatiuS, mittl^
(93gl. barüber Baron. AnnaL eccl. in Appar.
edid. Colon. 1624, 19.) 3)aSfelbe ge]^eimni|
ooHe 2)unfel, toomit Gott ben übrigen Gang be:
Don il^m )u realiftrenben ^eilSanftalt t)or bei
äugen ber SBelt umfd^leiert |at, bebedCt eben aud
bie ftinbl^eit unb 3ugenb ber GotteSgebörenn
Unter ben SSorfel^rungen, meli^e im ätttotffi
beS ÜR^fteriumS getroffen loorben, erfd^eint in bei
et)angelifd^en Gefd^id^te als erfte SRaria'S fßtt
lobung unb iBermal^lung mit einem ab»
fömmling beS bat)ibifd^en ^aufeS, mit Sofepl
bem @o]^ne Jacobs. S)en triftigften unb rid^tig<
ften Grunb biefer prok)ibentielIen SSorfel^rung 1^
ägnatiuS ber SRort^rer bereits angegeben. SS follti
TIS
iiia, bie allcr(eli9|ie aungfrou.
7U
tii JtmgfiMiii^Irit unb junofiöuli^t Smpf Sng*
n$ imb Stburt bem gürftni btr SScIt ein @f
{ämrifc Mribtn (£p. ad Ephee. c. 19), au%tt*
ttnoiln i^ €l^ ecnu^ imb t^ni 3)emn|antunQ
Nigtbngt nwtbnt. 3Ba6 bit $ti|on 3Dfept)3 U*
tijft, [o nfal^ttn toti aud^ Don tfim ntc^t me'^t,
oB ba^ n ein gne^ttr IDtann, feineS Setoerbe^
dl Sinnnennonn {tixxaiv), gut Seit bet SJetmä^*
bag in Sagnrtt^, beut galiläift^en SBagfiäbti^en,
Bs^ft lüib mltm ainfd^eine nat^ in bm 3aV
n BcnitS DorgeiüA mn; er na^m, mit man
Mnnt^, W Cibtod^tci als nS^^n: ^gnat bem
9Mf nnb bct $f[ii%t imä% jui et)e. 3)0^ ci,
■ii Wi;Apfyattai (Haer. 78, n. 7 sq.; ou^ Ori-
MHB, In Uattb. 13, 55; Eus. H. eccl. 2, I;
fingor-Nyss. De resuir. Dom. Or. II) anführt,
jnt2lbigannSßittiMtunb(o4bttaat(6t)'4i^(nt>ue
ffU i^ 80 3a^tt) unb mit Ainbem qu3 einet
it|m C^ «fönet gni)e|tn, al3 n mit bet %ti'
mn Sanglrau ^ät Deilo&te, ip immabrfd^einliil^ ;
(teoüiiiniS (C. Helvid. c. 10) ift anbetet HRei-
nag; mb nnS S)ri^t|aniu3 6« biefn @efegen^eit
MK M iog. «Siubem 3efu' mittat, ift fi<|«;
ntijhitit^. SBi4tigei als bit|ti unjuDeitäffige
SsgnAxiS, bei t^fl auf ^omjfiften. t^eilS auf
tdäoft iEsegefe fii| p|t, ifl SDIorio'S unb ^ofefil^e
St^Utnigtui^ber^tciIotiunsunbbetSetma^lung
p liianbci. 3Ran btout^t setoö^li4 biete SuS*
bndt Dott Olana unb 3oftp^ nai$ beten qeutigei
Ottnitnng tmb fagt unS, bei btn 2fuben fei bie
ittfooaaüo unb bie dednctio eponeae in do-
■DB ^onsi bntd^ eine ^titftifl Don einem ^aiix
■A bnsba getrennt geUKfen ; qu^ bei SRoria
■AScftti^ tieffe bic| gn; unb gnift^en inne liege
U pole Cttignig, oon tDeld^m bie ^eilSbeteitung
knliägans genommen, ^ein bet c^tip(i(^en
Xnbüimi, Ud^ baS ouvEpxEoOai matt\). 1, 18
mbegiRpirili^en SoQiug einer e^e netfte^t, unb
ts läugifi^ geflotbnung, welche 3}lan& Siet-
■Qline (23. äcotnor) Bor Ovaria Qierhinbigung
Ü5. ÜW)) feicit, tntftnui^t nui, ba| Snaria beieitS
iH 3i)f4i^ ecmo^tin in be^en ^aufe fic^ bef onb.
A her ^tgd i^i bie Sßotf^nft braute unb ibr
idfhrtt, bog fie einen @o^n in i^m iEJ^tler'
fw emtifangeR unb gebären mürbe, toel^ei 3e|uS
KDUn fei, bcn IRomen @o^n @otteS ^aben unb
SateiC Salrib X^on auf enig einnehmen
■cbt (vgl ^. 131, 11 ; 88, 20—38). Säet biefer
Mt^rid^ l^it ^e Sfungfran (Suc. 1, 27), bie
■üemem SRonnt OermSblt tuar; benn [o ifl
rtf.itfnvifUvti (Part. Perf.) ju übtrfejen. HJloria
ldttf4oRfiü4erba8@clütibe abgelegt, unuerfe^rte
än^iänli^trit gu beipobten (Dgl. Baron. Annal.
U 22 sq.). ES nwi bieS nic^t bIo|e§ ißoi^aben.
fnAoB bereits unti>iberm^ii$e X^at. @ic erinnert
Vta, nie bem, umS bet Sngel ongetünbigt, bcr
"~" ' ■ R SBege fle^e, bofe fie ouf (einen c^e-
.mg fiA einlaffe. S)er Sngel bebt i^te
:" et uetbe bie Sefrui^tung i^eS jung*
m Selbes bur^ bie Uebeif^nttung beS bei-
'~ B tmb bit aRac^t beS Mer^öd)ften ge-
fd)eben. unb banim ani) (Sih xal) baS ^eilige,
tDcI^eS auS ibt geboten merben foQe, @obn Sottefi
flcnaniil mtrben. 3i"n Unterpfanbe gibt er i^r ein
aßofiräcicf)cn an bet Sedoanbten @lifabelb, weld^
in ifiren bDt)en inat"- ""^ °^^ So^reu betUn«
fnic^tbarfeit. mit einem ©o^ne im feisten 3Jlonate
gcfctjnEt fei. ©iefe SBort entf^ieb; JÖloria fjjra^;
„Mir gtfcljcfie nod^ beinern SSJort" (Suc. 1, 27 biS
38). Sieä (f iL^elS ßinaieifung ouf glifabetb »ot
mct)t nl§ eliK bloße 3Injeige beS ©efi^e^enen;
(S, follle 3Tf(tii(i jur @eroäbr bienen, bo^ bei @ott
fein Sing unmüglic^ fei, auc^ baS ntc^t, tooS
il^r mar oettünbigt motben. Sie Derlangte nun
niii^t blofi beS berbei^enen SBa^rgei^S onfi^tig
p »erben, fonbem au^ i^rer betagten fflertoonbten
in beten ungetnBbnli^er Sage beigu^bcn, unb fo
eilte fie naä) bem fübif^en ^oi^lanbe, wo 3qi^'
tiaS, mabrf^einli^ in ber alten $tieftet^bt He-
bron, lebte. Raum aar fie eingetreten, faum ^otte
fie eiifabet^ gegrüßt, als biefe l^r laut entgegen-
rief : ,@ebenebeit bijt bu unter ben SBeibem, unb
gebencbeit iß bie 9tu(bt beineS SeibeS; unb nob^r
mir bie @nabe, ba^ bit XRutter meines ^erm gu
mir (ommt?" ©ie etflärle ibtou^, mie fie ju
biefem Siffen gelommen. ^i): jfinb, baS gum
„Segbereiler beS §ertn" beftimmte, lioJe, als
2KariQ fie gegtu^t, ddH greube in ibrem 2eibe gc
^ft, ©ie pries äJIario feiig, bo6 pe bem SBotte
®otte9 fo gISubig oettraut. Wlana vxa burc^
biefefl 3uDot(ommen überrafd^tj fie fonb SUeS,
unb mdit no<^ als fie erwartet gatte, betätigt.
©0 broeb i^r begeijterteS ©tmütb in ben tierrli^en
§gmnu§ aus, bet feitbem im *lJhinbe aEer ®e-
ft^Htet lebt (f. b. art. TOagnificat). Siaib einem
Sufentbalte oon brei 3Ronalen fe^rte SDlaria bon
3ubäa lieim natb *Kagaretb. Slbet nac^ biefer Seit
jeigtc fi4 »tt§ Dorbet (Sebrimnife gewefen; unb
äofepb trug nun @eiDiffcn3beben(en, bie @attin,
wellte obne fein SßSiffen 3?Iuttet gemotben, bet
fl^ gu bebalten (HHalti 1, 20). SJenn biet fonn
impnAiißeTv nur mit 3iti(tfii^l auf i^re breimonot-
lii^e Slbliitfenbeil oB „miebernuftiebmen" Derfton-
ben merben; bet Slrtilel bei ^\i•^aT%a jeigt, bQ& fit
feine ®attin mar, fo mie auc^ !S. 24fagt, bog er
feine (S a 1 1 i n (-rijv luvaraa näToü) mieber aufnabm.
an feinem ©c^merg übet bie Dermeintliij^e €nt-
becbmg aber batte 3ofetib glei^tnobl ben €ntfi!^Iug
gefaxt, ÜRaria'S ßb'^e m5glii$ft gn fronen unb fie
be|megen beimlii^, b. i. mittels ©^eibebriefs bor
;nri S^Q^- i>b"t Angabe beS @runbe3, gu ent-
laffen. SJo tibcmabm Sott bte Sßermittlung. ®ott
gob bem geredeten Wonne in einem Xraumgefi^te
belebrenben 2(uff tfitug über bie übematürlirfie Sin-
pfängnig bei Seibeäfrui^t im ©c^oge ber Jung-
frau, unb be^tnmte i^n, feinen Sntf ibiu| gu änbem
unb ^aria miebei gu \\äi gu ntb^ien, VirginiB
custos potiaB, quam marituB (Hier. C. Helvid.
c. 9). 3br aSerbältnife b^rte ni^t auf, ein biöut-
(i^eS gu fein (ÜJlaltb. 1, 25. Suc. 2, 5). äDaS
bit lübif(f|e @et)äffig(eil miber SRario'S Steinig-
[eit aufjubringtit nid)t errBtbtte, »itb in bei
715
2Raria, bte ancrjeüöftc Sunöfrau.
711
©d^möl&fci&rift bon 6elfu8 (Orig. C. Celsum 1, 28)
einem Suben in ben SBhinb öcleöt. ©S genügt,
borübcr anjufül^ren, tt)o§ SKol^ammeb (Sura 4,
155; Mdttt, ®er «oran 70) urtl^eilte: „SBeil
jie (bie 3uben) nid^t geglaubt (an 3e|[um), unb
toiber 9RariQ gro^e Söfterungen auSgefto^en, barum
l^aben »ir (®ott) fie terflud^t."
@o marbbutii^bieSSennöl^IungSRaria^dberSBelt
gegenüber ber Schleier bed ©el^eimniffed über baS
©on^e geworfen. aWaria erfd^ien unb galt al§ ®e»
mal^Iin äofepl^S unb reiste oIS f old^e fed^S 9Ronate
fpäter, als ber Don SluguftuS befol^Iene SenfuS fie
Don ® aliläa nad^ ber StantmeSl^eimat rief, mit il^m
nad^ Se^lel^em. Sl^re amoef enl&eit baf elbft fiel ju»
fammen mit bem Snbe il^reS gefegneten @tanbeS,
unb f 0 tt)urbe baS göttlid^e JKnb bei Säetl^Iel^em in
einer ©rotte (a. U. C. 747) unter Segrü^ung ber
l^immlifd^en ^eerfd^aaren geboren. 9lad^bem baS«
felbe am ad^ten Xage befd^nitten unb nad^ ©efe^eS
SSorfd^rift im Xem))el unter fortmöl^renb neuen
Offenbarungen bargefteUt mar (fiuc. 2, 22 ff.),
nal^men bie SItem il^ren 9Bo]^nfi| in Säetl^Iel^em.
S)iefer bauerte gegen 6in 3al^r unb barüber, bis
bie änfunf t ber SDtagier unb ber 3)torb))Ian ^erobeS'
}ur SuSmanberung nad^ ^eg^pten nötl^igte. @ie
liefen ^d^, mie bie Xrabition fagt, in ber Umgegenb
ber $riefterftabt ^eliopolis, mo jal^Ireid^e Snfteb-
lungen ber Stuben maren, nieber. SMefer ög^tifd^
9ufent]^alt mäl^rte iebod^ nid^t lange. 9tad^ »e*
robeS' lobe (750 U. 0.) feierte bie l^eifige gfamüie
mieber l^eim ODlatt)^. 2, 19), unb }mar, ba baS
tQrannifd^e auftreten beS Xl^ronfoIgerS 9rd^eIauS
neue ©efal^r fürd^ten lie^, nid^t mel^r nad^ 9e^«
leidem, fonbem nad^ 9ta}aret]^, baS unter ^erobeS
aintipaS' @cepter mel^r @id^erl^eit für baS 3efuS-
finb barbot. 93on nun an fäUt mieber bie ^üOe
über bie ©efd^id^te ber l^eiligen Sungfrau. 9lur
biermal nod^ tritt fie in bem fieben i^reS Sol^neS
l^nbelnb l^erein : bei ber Djierreife 2uc 2, 41 ff.,
mo fte ben }m5If jäl^rigen SefuShtaben berliert unb
nad^ langem @ud^en im Sempel mieber finbet;
bei ber ^od^geit }u Sana^ Sol^. 2, 1 ; einmal }u
ßopl^amaum, TOattl^. 12, 46 ff., unb enblid^ am
fieibenStage unter bem ffreuje, 3o]^. 19, 25 ff.,
mo fte t)on SefuS bem SiebeSiünger 3o^anneS über-
geben mirb. SBeld^eS injmifd^en il^re 93erl^ältniffe
gemef en, lö^t jid^ nur errat^en. Sie lebte in armen
Umftönben in ber gfamilie beS 1^1. Sofe))]^, ber in-
gmifd^en gefiorben, jufammen mit beffen Sruber
eieopl&aS ju gtajaretl^ (9Ratt]^. 13, 55 ff.), mö)^.
renb SefuS feiner 9)Hffion folgte. S)iefe erlaubte
il^m nid^t mel^r, auf bie SBünfd^e feiner SSermanbten
SRüdfpd^t ju nehmen Qo% 7, 8 ff. TOarc. 8, 81 ff.).
92ad^ ber ^immelfal^rt beS ^erm mirb il^rer nur
nod^ WpQ. 1, 14 gebadet; baS übrige Seben l^eOt
leine 92a$rid^t auf. @ie lebte nod^, gel^t eine @age,
elf Saläre, nad^ Ruberen bis 48 n. S^r., unb marb
am ^uit beS OelbergeS begraben (ögl. Baron.
Annal. ad ann. Chr. 48). 2)od^ fa)^ il^r jung-
fräulid^er fieib nld^t bie SSermefung, fonbem mürbe
alSbalb mit ber Seele mieber bereinigt unb in
ben ^immel aufgenommen (f. b. 9lrt. SRorienfef
n, n. 5).
©0 meit bie bereinjelten ßrlebniffe SMoria'!
9ieben biefen berbient aber bie tieffte ßrmögm
bie eigentl^ümlid^e ^ül^rung ©otte
meldte beftimmenb unb geftaltenb auf ba§ 2eb(
ber ^eiligen Jungfrau mirfte. SBir bürfen nid
ol^ne 99ead^tung baran borübergel^en, unb bie^ tt
|o meniger, meU bon iel^er auf ben Shtl^m b
jungfräulid^en SJhttter S^rifti fo gerne neibifd
fSlxdt fid^ gel^eftet l^aben unb nod^ SRond^ fii
mie befriebigt fül^Ien, menn fte etmaS in ben @d^
ten beS bleuen ^eftamentS finben, baS boron in
)u mad^en ober etmaS bon il^rem ®Ian)e meg|imet
men fd^eint. 3Benn eS ein auf d^riitlid^em 99obe
unbeftreitbarer @a| ift, ba^ baS Sbongelium obc
bie ^eilSberanftaltung in Sl^rifto bie iBermiii
lid^ung eines göttlichen Urgel^eimniffeS ift, beffe
9uS« unb SDurd^fül^rung an gemiffe, bon @ol
eigens bafür borbereitete ^erfönlid^feiten gefnutj]
erfd^eint; menn l^ierbon aud^ ber Segimt ber Sa
mirhid^ung nid^t auSgunel^men ift, fo mirb fn
ieben, ber biefe biblifd^en 93orberfa|e atmimntl
SDtoria unter biefen borbereiteten ©efö^en un
SSßerfgeugen, mie ber 3^it/ fo aud^ ber @ad^e tuuf
bie borberfte Stelle einnehmen. Sie, bie )u biefeo
9Ber!e $röbeftinirte, mirb in eigener SBeife b<qi
auSgerüftet morben fein. S)te^ brüdtt aud^ be
Sngel auS, menn er fie „boQ ber ©nabe"* nennt
bie Sebeutung beS Part. Perf. xexaptTcDjiivj
fann nid^t beffer als burd^ bie Ueberfe|ung be
Stala miebergegeben merben. SBaS eS aber be
SRaria bebeutete, boH ber ©nabe gu fein, baS fja
in unferer 3^it erft bie 99uIIe Ineffabilis bcA
ftönbig erfd^Ioffen: fie befa^ bie gfüSe ber®nab«
meil fte nie ol^ne ©nabe gemefen unb oud^ fd^
als fte em))fangen marb, bon ber 6rbfüid)e fr«
geblieben mar. 9Rit biefer ©nabe ber turf^njinc
lid^en ^eiligfeit unb ©ered^tigfeit l^atte fte cSh
aud^ baSienige 3Ra^ mir!Ii(|er ©naben mit itr
irbifd^e fieben gebracht, meldte il^rem fünftiomS«
rufe angemeffen mar; fo mar fte in ieber ^va^
boU ber ©nabe (f. b. 9rt. gmpf ängni^, unbefledEtc
9ber biefe uranfönglid^e gfreunbfd^aft utib Sc
etnigung mit ©ott |atte fte nie burd^ irgenb eb
Sünbe unterbrod^en, f o ba| baburd^ bie t^füHe il^ti
©nabe eine Sinbu^e l^ötte erleiben fdttnen; be»
nad^ tonnte ber Sngel im boSen Sinne ber 9Boti
gu il^r fagen : „®er §err ift mit bir" ; eine Xcm
nung gmifd^en ©ott unb ^Raria, mie fte burd^ \A
Sünbe l^erbeigef ül^rt mirb, ift unbenibar. Snfo^
einer fold^en ©naben« unb SebenSgemeinfd^aft init
®ott nal^m 3Baria'S ßrfenntnife benienigen 9tof«
{d^mung, ber unS in ber Srflärung überrafd^t:
Vinim non cognosco. 99ereitS l^atte il^r ttUafy
teter ®eift ju jenem 3i^^^ fi<^ erfd^mungen, tKm
bem eS l^ei^t : Neque nubent neque nubentor,
sed emnt sicut angeli Dei in coelo (!Dlatt^
22, 80). Son biefcr ©nabenfüEe l^er, meldte ou^
i^r letblid^eS äBefen ^u einem boUfommen reiner
®efö|e beS ®eift6S mad^te, erllört unb begreif
717
SKarta, ble aUerfcIigPc Sungfrau.
718
aift jimgfr&ulid^ed @elübbe mit einfädlet unb
Eir, ald burd^ ben 9uffd^Iu|, tDeld^en ba§
ipjdiboctxmgelium Jacobi minoris barüber geben
»OL SoS Sulerorbentlid^e ber Segnabigung borf
)ifr md^t cmff allen. ^nbeItee§ftd^umben9}o&«
(Hg bcS göttlid^ UrpIoneS, bie iDtenfd^j^eit butd^
m Sit Steufd^ffung, ttne fte Don SlriftuS auS«
l^en foltte, }u U^rem 3i<t^ 3U Dodenben, fo borf
M i^ilfU, tDc& in ber 9rt Don @ott Derliel^en
laA, nid^t uberrafd^ @o unb nid^t onberS fal^
d 0») bie bemutl^oone Sungfrau f eiber an:
Fadt mihi magna, qoi potens est, et sanctum
Bomen ejus (Suc 1, 49). Sd ift ia begreif Ud^ :
{ölte, idqS ©Ott beAkoedKe, fidler Jtd^ DoQenben, f o
n^te ber erfie Anfang }um großen 3BerI f eft be-
girabet fein. 3nbe| toie reid^ au^ bief eS ®naben«
kici iDor, fo l^e ed bod^ feine Stufen unb feinen
Sortfdjnntt @d^on bie Srfenntni| Don allem, mad
kol St^fierium umfaßte, mar nid^t mit einemmal
ni^DoiDknbet; unb bie flrengen ®efe|e ber ^eil§«
Hoiiomie, nad^ benen ^ier ^DeS j^u bemeffen ift,
M^tm bei SRoria feine Sudnal^me. 9lud^ ber
teüigm 3ungfrau bedtte fid^ admölig unb Don
€4ntt SU e^riU bad auf, nxid nad^ ®otte§ $Ian
fai Seiborgenen fid^ erfüSen f oUte ; unb tt)ie bie
Srittretgni^ Dorrfidtten, fo enoeiterte ftd^ il^r ber
ftwi ber Offenbarung. SBaS fte im ^aufe beS
S^oriad erful^, beftätigte unb ertt)etterte il^re
(bfamtm^, toie fel^r gnöbig ®ott mit il^r gemefen,
nb erfünte fte mit ©lauoen unb 99egeifterung.
8qS bie betl^Iel^itifdN Ritten bd ber ©eburt
i|n§ ftinbed ^interbrad^ten, toarf il^r neued fiid^t
oj ben neugeborenen ^eilanb feines SoIfeS utü>
nf ben Don ben Sngeln befungenen ^nebend«
firP». @ie ermog dleS baS in il^rem ^erjen
9k 2, 18 f.). Su^ ttxtS @imeon }ule|t im pto»
M#^ (Skifte im Ztmptl ibr Don bem ftinbe
ififm^, ba| ed f ein tottit nid^t ber @Ian5 allein
IniÄ wUed, fonbem aud^ bad ^fiid^t ber Reiben,
Ue im Aftern unb ©d^atten beS 3i)be8 fi|en^
^näfii einen neuen Sutoad^ il^rem SBiffen, unb
1^ «fie in Semmnberung'' (Suc. 2, 33). S)urd^
^ 3<ni0atfKmmen entl^iUIte fid^ in mad^fenber
fatfoltmig bad ibr 9nDertraute unb ubenafd^te fte
ho^ bie SRannigfaltigfeit berer, meldte fietS neue
Kit^eilungen }u ber Sotfd^aft auS bed SngelS
Rnb brauten. 2)iefe Srt Offenbarung tritt mit
ber Seit }urudt, unb e§ übernimmt ibr @o]^n eS
Wjt, \Sft 2tfpctt }U n)erben, ber fle über bad menf d^-
li^e £enlen ^inmeg in bie ^eildgel^eimniffe ein«
Wt ^Dvt imd betannte mettmärbige Sinleitung
Hbd bie Begegnung im Xempel (Suc. 2, 46 ff.).
JSmm "fyobt ibr mid^ gefud^t?" mar bie Slnttoort
«f ben fd^merjlid^ Sor^alt ber SRutter: „hmgtet
%ii<|t, ba| id^ in bem, nxid meined IBaterd ift,
fäi niRe?' 3&ofjH roai il^nen aQed bemüht, toa^
biejicotri^d^n ttnb bie btmmlifd^en Stimmen Don
4> iömgt batten; aber über ber Mtöglid^feit ber
b|mi Snfd^Nnmng urarb ed bem SJerftanbe nid^t
fi ki^t, bie gemeffenen tjfolgerungen ftetd unb
Bit fieti gleid^ fttarl^eit ft^ Dor}u]^aIten. S)arum
erinnert er fte baran, mer er fei, um au|er aEen
3weifel gu (teilen, wo er fein müf[e, »eld^ ©eruf
il^n, fernab Don ber (eiblid^en aWutter, fc|le. SDRit
ber 3cit barai, ba 3efud, ber SKenfd^enfobn, ald
,, Jhted^t ©otted" in bie 9udfü]^rung ber ibm Dor-
gejeid^neten IvroXi^ eingeigt, unb ba mit bem an-
heben bed ßDangeliumd (ÜRarc. 1 , 14 f.) bad
gange Seben bed ^erm ben ftrengen 6|^arafter bed
©el^orfamd nad^ vlrt ber jhted^te annimmt, treten
aud^ beffen älädtftd^ten auf bie natärlid^en Sanbe
immer entfd^iebener in ben ^intergrunb. Sd ift
bed äiaterd 9luftrag, in bem ftd^ Don ba an fein
Sebendo))fer in DoQftönbigfter @elbftentau|erung
Dergel^rt. (Segen biefen ftebt felbft bie SRutter i^m
gurudf. 9Id biefe &clf). 2, 3) )u Sana i^n bröngt,
berid^tigt er fle: „Sfrau, »ad ift mir unb bir?
9Reine @tunbe ift nod^ nid^t gefommen", fie er«
innemb, mie er Derfd^ieben Don ibr, gebuttbenoon
bem bbb^tn SEBiQen, feine ^anbelndjeit Don ®ott
bem 93ater }u gemartigen, nid^t aber fid^ felbft }u
nel^men l^abe (Dgl. Iren. Adv. Haer. 3, 16, n. 7),
unb bad, möl^rerd) bad SBunber bed }u SBein ge«
manbelten äBafferd }eigt, ttie fel^r ber SBiUe SHa»
ria^d mit bem SBiUen bed SSaterd übereinftimmt.
SBie Diel mel^r femer bem „ ftned^te ©otted'' bie
geiftigen 39aitbe gelten ald bie ber 9tatur, brüdft
er feiernd^ SRattb. 12, 48 f. and: „9Ber ift meine
SJhttter, unb mer ftnb meine 93räber? Unb aud*
ftredfenb feine ^anb über feine jünger: @ie]^e
l^ier meine SRutter unb meine 99rüber; benn mer
ben SBillen tl^ut meined SSaterd im^immel, ber
ift mir 93ruber unb ©d^wefier unb SJcutter." 3n
meld^em @intte er biefed gefDrod^en, baruber gibt
er Suc. 14, 26 f. felbft ben Sommentor. 9Bad er
ald ®efe| feiner Sfingerfd^aft Dorgegeid^net, fyxi er
felbft Dorgetl^an. 2)ie SetbjiDerläugnung beffen,
mad er umr, in Jhted^tdgel^orf am unter @ott (^bU-
2, 6 ff.), bel^nte ftd^ aud^ auf jebed anbere menfd^«
lid^e SBoHen, aud^ auf bad ber SRutter aud, mo
biefe mit natärlid^er @orgIid^feit il^m folgte. Sie
aber lernte tmb vibtt, belehrt unb geful^rt Don il^rem
@o]^ne, mit bief em DoQIommenen ©eborfam (^ebr.
5, 8). S)a]^r ttiS ber ^eilanb fie aud^ Heber feiig
))reifen, meil fte ©otted SBort gel^ört unb befolgt,
all^ meil fte il^n geboren (Suc. 11, 28). SSieOei^t
gibt bie @rtt)ögung eben biefed ©efe^, melcbed
fid^ im Seben Leiber fo ftreng ab))rögt, oen@d^Iüffel
aud^ jum tiefem SSerftänbniffe bejfen, toa^ unter
bem ^euje Dorgegangm ift. S)a| mit ben 2Bor-
tm: „SBeib, fle^ ba bein ©obn", «©ol^n, ficb'
ba beine SJhttter", Ie|tere in bie finbli(|e Ob'
l^ut bed geliebten Süngerd übergeben mürbe, ift
rid^tig; nid^t mlnber liegt aber in ben SDBorten
bed feine @eIbftopfemng ebm DoÜenbenben ©ott«
menfd^en, ba| er bamit bed 9iaturDcrbanbed Ie|te
gföben lödte, ald alled, tt)ad er Don ibr batte, tm
Op\tx ftd^ für ©Ott Derjel^rte. Seiber ©elbftent«
öu^erung erretd^te bamit ibre @pi^e, aber aud^ il^re
SJcrHömng. 5lld fte ben ibr entfrcmbetm ©ol^n
aud bem Xobe ba(b barauf surüdCempfing, ttxnr
bad Don il^r genommene menfd^Hd^e SBefen trand«
719 9Ratia, bie allerfeligfie Jungfrau. 720
formirt WS ©öttlld^, ©ol^ (SottcS, cmgcfejt in Sungfrau mp^an^m unb geboren 1^, bnrd^
ajlad^t naä) bem §eütgungSgeipe (ögl. SRöm. 1, 4. ginnjirfung be§ ^eiligen ©eipcS befrud^let. SHIeö,
2 Kot. 5, 16). ©0 tnel über bie göttftii^e pl^rung tt)Q§ weiter öon ber ßntfünbigung unb 95efreiimg
ber aHerfeligPen aungfrou. 68 f ättt, öon biejem unfere« ®ef d^Icd^teS burd^ boS 93lut Sefn ei^riftl
®efl(!^t§punfte ouS i|r Seben betrad&tet, freittd^ ,,qI8 beS unbcjietften Sammc§" geleiert wib «■
monii^e Slnfld^t toeg, mläit öermeintlid^ il^re ßl^re glaubt »irb, ftüjt fld^ auf biefeö Qfactum. 6«
ju toal^ren jud^t, weld&e aber, inbent fxe bie Jung- |ängtbamitau|ammcnbieUnbef[e(ft]^eitbermenfcl^
fräuli^e SRutter f aft aber ben in ural^rl^aft menf^- lid^en SBefenl^eit 3efu Sbnfti Don allem , vhA
lid^en SeibenSgel^orfam l^ingegebenen ©ol^n @otte8 ©finbe l^eigt, eine Steinl^eit, meldte niemanbem
pettt, ^r me^r nimmt als julegt. g§ fallen bomit julommen fann, ber auf bem SBege ber giatur*
ober oud^ weg bie ginwenbungen alter unb neuer ei^eugung in ben allgemeinen Jlaturöerbonb unfe«
ihitifer, bie cS unbegreiflid^ pnben, ba§ nad^ bem, reS ®ef(§Ied^te8 ]^ereingcl)flanjt wirb. ©e|]^
roaH ©abriel ju SKaria gefprod^en, bicfe ftd^ nod^ Panb biefe SDBal^rl^eit bei bem artifel über 8nt-
über baS, waS ber ©reis ©imeon il^r weiffagte, wie fünbigung in ber apoftolifd^en ^rebigt (ögL Slöm.
über etwas 9leueS „wunbem" fonntc; unb ba^ fxe 8, 3. ®al. 4, 6) öoran unb bilbete öon Anbeginn
nic^t Derjtanb, waS ber }WöIfia]^rige 3efu3 wollte, einen Seftanbtl^ett beS apoPoIifd^en @QmboIum§.
als biejcr il^r erwieberte, pe litten wol^l wif[cn 9lud^ bei ben erften SSötem wirb öor 3UIcm tat'
follen, Da§ er in bem, waS feines SJaterS ip, fein girt, „ba^ 3cfuS ©^rifhiS wal^rbaft geboren ip
muffe (Suc. 2, 33. 49 f.). SBol^I wu^te SDlaria auS einer Sungfrau" (Ignat. M. ad Smyrn.
^lleS unb bewal^rte unb erwog aDe äBorte in c. 1); ^uftin berSRart^rer mad^t eS in feinem
i^rem ^erjen; aber weld^en gfort« unb SntwidC- S)iaIoge mit bem 3uben 2:r9))]^on }um Segen«
lungSgang baS Snenfd^Iid^e unter ber Seftimmung Panbe einer eigenen auSfül^rlid^en Darlegung, ba|
ber ©ottl^eit burd^ baS Seben l^inburd^ fd^rittweife nad^ apoftolifd^er $rebigt 3efuS iungfröuli^ em-
nel^men werbe bis gur SSoOenbung ber großen pfangen unb geboren ift, unb gwor im Sinftoig
IvToXi^ beS SJaterS, inbem ber @obn in ftned^tS- mit bem 9Iten Xeftament (Just. DiaL c. 48 sqq.,
gePatt ben SBeg beS Jhted^tSgel^orfamS ging, baS bef.c.66). S)iefen^un!tinberUeberIieferungna4h
$atte pe fuccefpo burd^ Offenbarung }u lernen, brudfam unb feierlid^ l^eroorjuPeÜen, gab s^nftd^p
S)a^ pe lernte, mad^te pe wad^fen vmb mad^te pe %nla^ ber 9Btberfpru(| ber Sbioniten (f. o. 9rt.).
gro| über Me t)or ®ott unb ben SRenfdi^en. S)urd^ 2)ie tungfr&ulid^ Smpf ängnt^ beS )u erwortenben
Seiben geprüp unb boQenbet, erfd^eint Pe nid^t Sl^ripuSwartro|bernaren93er!ünbigungim%ten
blog in il^rer erl^abenpen pttlid^en ®rö^e, fotü)em XePament in bie d^ripologifd^e SSorfteHung ber 3u«
ip aud^, um ben ®ebanlen ^ebr. 2, 17 f. auf ben nid^t aufgenommen. S)er^öretiIerSertntl^ 0.
pe anjuwenben, mitleibsoolle |)elferin il^reS ®e« b. 9rt.) fanratt allen ßbioniten Dermod^te eS nid^t
f d^Ied^ttö geworben. 93on biefem, bem biblifc^en über p^, bem apoftolif d^en S^O^iPe t)on ber über*
©tanbpunfte auS, um einen folid auf frül^er S)a« natürlid^en Singlieberung 3efu bt'S SReufd^fen«
gewefeneS }urüdfguwerfen, jeigt pd^ aud^ baS Un- gefd^Ied^t pd^ )u unterwerfen (Iren. Adv. haer.
oerftönbige in jenen Sagen, womit bie apocr^pl^if d^e 1 , 26). 92ad^ il^rer ^nnal^me war 3ef uS @obn 3o«
fiiteratur baS fieben ber ®otteSmutter auSgugieren fepl^S, auS ^Raria natürlid^ erjeugt. Sinen Snl^It
beptpen war. @ie pnb Silber rein menfd^Iid^er l^atten pe bafür im Soangelium felber nid^t. 906er
^l^ntape, weld^e nad^ il^rem ©inne webt unb beiberganjenbürftigen9luffaPungt)onber^[krfon
aud^ baS ®öttlid^e nad^ il^rer SBeife pd^ gepaßet, unbbem9BerfeSl^rifti,wiePeinbencIementimfd9en
weld^e aber mit ber göttlid^en SBeiSl^eit in ber gül^- ^omilien entfattct vorliegt, öermod^ten pe nid^t gu
rung feiner SluSerwäl^tten nid^tS gemein l^t. 95on begreifen, weld^eScbeutungienebogmatifd^eSl^«
l^ier aus werben anbererf ettS aber aud^ bie 93er- fad|e in bem nad^ il^rer 9lnp^t gebilbeten Sl^riffen-
Heinerungen il^r red&tcS Sid^t erl^atten, wcld^e pd^ tl^um b^ben foHte, unb oerwarfen fo eine Se^re,
an bie ®Iorie ber Sungfrau gewagt l^aben. bereu annähme il^rem ganjen Se^rf^Peme eine der»
3n}Wif d^en Pnb eS bef onberS ^wei @tüd(e, weld^e änberte ®epaU bätte geben müpen. S)aSfeIbe puä*
ben 9lamcn SKaria^S mit bem ®tauben unb ^offen tifd^e SnterePe bröngte aud^ bie neueren gbioniten,
ber Kl^riPen auf S ßngPe oerpcd^ten unb im ge» jene öomebmfte Sl^atfad^e oom Umfange ber d^rip«
f ammten Seben unb SuUe ber fatl^olif d^en JKrd^e lid^en ^eilSIel^re auSfaUen )u laPen. S)ie fatl^olifd^
il^re crbebenbe ihaft äußern: ba^ pe Sungfrau Ueberlieferung unb Se^rbeftimmungreid^t aber nod^
unb ba| pe ®otteSgebärerin ip. S)aS (Eine preist weiter, ©ie bebauptet, ba| gKaria nid^t blo^ öor
®abriel, ber jungfräulid^e ßngel, an il^r mit ben unb in ber ®eburt Jungfrau gewefen, fonbem ba|
SBorten: „®ubiPgebenebeit unter ben SBeibem"; fie eS aud& nad^l^er unb fortwäbreub geblieben ip.
baS Rubere rül^mt bie 5Dlutter ßUfabetb, bie für fes wirb burd& biefen weitem 3ufa| bem 3)ogma
bie ajhitterfd^ap il^re Stungpräulid^fcit l^at bm- oon ber gfleifd^werbung beS ©o^neS ®otteS auS
geben müRen, mitbem®rufe: „®ebenebeit ip bie ber Jungfrau jwar nid^t mebr etwas 5ReueS bei«
g^rud^t beineS ScibeS" — bie einjige, weld^e nid^t gelegt, wol^l aber ber iungfräulid^en SRutter jener
bie iungfröulid&e SBürbe ber gmpfangcnben auf» Wubm ber Unberübrtbeit, womit pe in bie braut-
geboben l^at. S)er ganje ©d^werpunft beS ßl^ripen- Ud^e (Si)t getreten, unoerfümmert oinbicirt. 3laä^
glaubenS rul^t auf ber Xl^atfad^e, ba| 3Baria als bem, wie aWoria Suc. 1, 34 pd^ auSfprid^t, foflte
721
SDlaria^ bie allerjeligfte Jungfrau.
722
(in anbereSnftd^t faum benfbar fd^einen, toenig«
fga mtf bt6Iif(^ ®ruttbe faum f^aUhax. ®k\^-
8»tl brnnte man f d^on )u OrigeneS' S^ii (Hom. 7
iBLac.)bte9Reitmng]$te unb ba Demel^men, ba|
Vlam nac^ il^rtr Srftgeburt ftd^ in el^elid^en Um>
goig mit 3ofe))^ gefegt unb ba^ bie im bleuen
tt^madt Dortommenben „SStüber 3efu" nad^-
geforene 65]^e feien. Sptjpl^aniud l^atte in Sr-
^am% gebrad^t bag e§ namentlid^ in Arabien
In^ger biefeS SBal^neS gebe, unb rid^tete eine
(ignie «(nftel uriber {ie (Haer. 78). Sr nennt fie
IVB ber Sid^tung i^et ßontroDerf e Xntibif omaria«
mtm (f. b. Sri). SHe tSrianer SunomiuS unb
fohositifi (f. b. Srtt.) maten biefer ^nftd^t im 3n«
toeffe i^ ^ärefie gugetl^. Sefannter nod^ ftnb
in ber (Scfd^^te beS barübet gefül^rten Streites
Me Samen ^iDibiuS, 3ot)inian unb SonofuS
({.b. Vrtt), todäitti ^ieronqmuS mit feinen Streit-
Hnftm entgegengetreten i{l. 3m ©an^en maren
cSiDcnige bibüfd^ @tfi^un!te, an meldte bie 9lnti-
bttoiminamten fid^ otölammerten, ). 99. SHattl^.
1, 25; btefe il^nen }u entreißen, fonnte einem
Si^iifttmibigen ttrie ^ieron^muS menig ÜRül^e
■Qd^ (3}gL b. Srt. Srüber 3efu, unb @d^IeQer
i»bet greifeirger tl^eol. 3eitfd^ift IV, 30.) 3m
fitsnbe tooren ed aud^ nid^t bief e biblif d^en ©teilen,
tKl4e irre leiteten. 2)ie ^fd^möd^ung beS @Iau-
hnS snb beS 6inne8 für bie fittlid^en 3beale be§
4njUic^ SebenS fül^rten barauf, ben SSßertl^ ber
Smigfrfiulu^eit l^ab^ufe^en unb natürßd^ t)or
Shm bie glorreid^fle Slüte berfelben ^u Derbunfein.
So bie Sbeale einmal entriffen ober entfteQt ftnb,
Ion bie anflBfung bed l^d^em fittlid^n SebenS
n^t ausbleiben. Sag bei ^etoibiuS unb 3ok)i«
»an biefeS )>raftifd^ iDlotit) ben näd^fien unb mei»
9m Inti^ an ibren Suffiettungen gel^abt, tritt
gn^ mioerblümt l^erDor, unb ba^ in ben fpöteren
Sritai unb l^utage bie ^erabftimmung ber fitt«
ii^enSebfnSf orberungen auf äl^nlid^e Umbeutungen
ber 9ibel toieber geleitet ^be, toxtb fd^merlid^
ioRonb Derfennen.
Staria'd ^öd^fte SBürbe aber begrünbet, bag fie
6otte8gebdrerin(Deipara) ift, bagfieSotted
ßngeborenen in i^em tflti^ä^ empfangen unb
§mm bot „2)arum aud^", fprad^ ber Sngel,
.ipiib baS Öeißge, baS au8 bir geboren toerben
M, So^ @otted genannt merben." S)aS nöm«
^ ip bie 6)>i|e bed fatl^olifd^en S)ogmaS, ba|
ber, xodSfn, bon Smigfeit erzeugt auS ®ott, bei
M f«fönlid^ fubfiftirte, bag biefer 9iamli$e in
te Seit emfifangen unb geboren morben ift al§
6o^ ber äungfrau auS ber 3ungfrau ; ober toie
3|iBtiuS ber aRartt)rer eS auSbrüdft (Ad Ephes.
^ 18). bag irtmfer ®ott 3efud SliriftuS im SetbeS-
fM( mm ^aria getragen nmrbe (ixuo^popi^^),
gnSI ber Snorbnung ©otteS, auS S)at)ib§ 3(b«
Ndb poox, aber bom l^eiligen (Seifte. Siner ifi
ftqft, fbiff^Itd^ fomol^I als aud^ geiftig, geworben
nb BngctDorben, im f^fleifd^ geborener ®ott . . .,
[mcHfi ans SRaria als aud^ auS Sott'', genau fo,
»ie aii4 ^ßouIuS ((Hai. 4, 6. 9iöm. 1, 3) ben-
felben Sel^rfafe vorträgt. ®er 3?ame „©ebörerin
®otteS", „Wutter ©otteS" ift infofcm, unb weil
ber in il^r eingefleifd^te unb auS ibrem fjfleifd^e
»irflid^ ©eborene ewiger unb gleid^wefentlid^er
©ol^n ift mit ®ott bem SSater, ni^t blog oollfom-
mcn abäquat bem ©ad^öerl^öltniffc, fonbem ift
aud& biblifd^, inbem ©lifabetl^ fd&on, erfüllt oom
beiligcn Seifte, aWaria begrüßte als „SDlutter ©ot-
teS, ibreS §erm". ®ie 93ejeid^nung 6eoT(5xoc,
fd^on fel^r alt, umfaßt aUe l^ier in SRebe ftel^enben
99e§ie]^ungen unb brüdCt baS S)ogma oon ber 3n-
camation wie am fürjeften fo am fd&ärfften auS.
®aS 55töbicat würbe aEmöIig um fo gefeierter,
weil bie ölteren ^örefien faft ol^ne ^uSnabme um
baS 93er]^öltni| beS ®öttli(|en unb beS SRenfd^-
lid^en, ober, waS baSfelbe ift, um bie Sel^rbeftim«
mung über bie Sfleifd^werbung beS SogoS fid^ be'
wegten, unb bie ffatl^olifen il^rerfeitS nad^ oerf d^ie-
benen Seiten immer einen unb benfctbcn ©a^ ju
oertl^eibigen l^atten, bag ber ©ol^n ©otteS, in
ÜRaria ber 3ungfrau mit gemeinmcnfd^Iid^er 3la-
tur empfangen , sugleid^ DoDf ommener ©ott unb
ooHfommener 9Ren{^, als ©otteS ©ol^n unb als
ÜRenfd^enfol^n auS il^r geboren worbcn fei. SDie
ooQenbetfte^uSprögung unb feierlid^fte S)arlegung
f anb bief e Ueberlief crung gegenüber ben S)iftinctio-
nen, burd^ weld^e )ule|t 92eftoriuS (f. b. 9rt.) nad^
bem SSorgange beS $auIuS oon ©amofata, bann
nad^ ben einfeitigen biblifd^en 3nterpretationen
beS S)iobor oon XarfuS unb Xl^eobor oon 9Jtop-
fucfte ber Seigre öon ber 3ncamatton eine ©eftalt
^u geben unternommen l^atte, woburd^ ber Segriff
ber 6eoT6xoc als unangemeffen befeitigt würbe.
®a§ er bie gemeine Irabition nid&t für fid^ bobe,
geftanb ?ReftoriuS ju; feine unb feiner Seigrer 9lrp-
mente waren bialeftifd^^biblifd^er 9latur. ^^tt
^fung unb Sntfröftung forderten, ba fie mit
feiner ©runbanf d^auung oom SrIöfungSwerfe oer»
wad^fen waren, bie IBöter gur fubtilftenSrforfd^ung
ber ^eiligen ©d^riften auf; bie ^rud^t babon war,
bog baS $röbicat 6eoT6xoc nod^ beftimmter unb
entfd^iebener ber l^eiligen 3ungfrau beigelegt unb
gegenüber ber §ärefie gefeiert würbe. 3nfofem
bann 3efuS beim SrIöfungSwerf ' als baS ^aupt
unb ber ©teHoertreter ber gangen ÜRenfd^l^eit angu-
feigen ift, l^at ftd^ f d^on frül^ in ber ftird^e bie lieber»
geugung auSgeprögt, bag bie SRutter beS ^erm
aucb gur SRenfd^l^eit tnSgefammt unb bemnad^ gu
iebem eingclnen SDlenf d^en in ein mütterlid^eS 5Ber«
lältnig getreten ift. S)ie SDlutter ©otteS ijt aud^
3Kutter ber SKenfd^en. 3n berfelben ©tunbe^ in
weld^er ber (Erlöfer feine Aufgabe als Crlöfer ooH*
brad^te, l^at er aud^ biefe ©teHung ber oÜerfelig"
ften 3ungfrau anerfannt unb bcftätigt, inbem er
einen eingigen 5Kenf(ben als il^ren ©ol^n erflörte,
ber nad^ aügemciner ^uf f affung in ber ffird^e l^ier»
bei nur alS gunöd^ft liegenbeS 93eifptel gewöblt
würbe. (©. Ventura, La Madre di Die madre
degli Uomini, 2. ed., Roma 1845.) SBaS in
biefem Slugenblidf als 2luSfIu| gegebener Um^änbc
erf d^ien, baS f oQte eine allgemeine ^nwenbung auf
723
Tlaxia, bie allerfeligfte äungfratu
724
ttHc JDlenfd^en unb aDe Supänbc ber §Uf§bebürf-
tiöfcit unter SKenfd^en finbcn unb in bicfer 91II»
gcmetnl^eit aU xSmä^i bc§ DpfertobcS 3cfu gelten.
SBenn l^ierbei bie am Äreuj crtoorbenen ®naben
gewiffenna^en ber l^eifigen Sungfrau qI§ ?lu§»
jpenberin anöertrout »erben, f o entfprid^t biefe bem
bet)orgugten ^ntl^eit tueld^er burd^ ®otte§ SBeiS»
l^eit aWaria bei ber SuSfül^rung ber ®rlöfung über»
l^aupt gugebad^t mar. ^a^ bie aJlenfd^merbung
@otte§ gan^ ol^ne ^Ritmirl^ng ber 5u erlöfenben
SOtenfd^l^eit "^dtte gefd^el^en fönnen, ift unbenfbar.
Sine fold^e SRittoirfung aber tonnte nur t)on ber
Sinen erwartet merben, meldte burd^ i^re unbeffedfte
Smpföngni^ unb il^r fünbenreined fieben fällig
mar, bem ®otte§fo^n einen il^m angemeffenen
menfd^Iid^en Seib )u fd^enfen. S)ie @enbung ®a«
briel§ )u ^Raria l^at bemnad^ ben Sl^arafter einer
f örmli^en Sroutmerbung : er f oUte bie freie 6in«
milligung aWaria'S l^erbeifül^ren, unb nur im Sid^te
biefer SBal^rl^eit Iö|t fid^ fein S^izqt^pxäi^ mit
9Waria öerfte^en unb bie Sragmeite ton SBario'S
Fiat ermeffen. @o jur ©tcHöertreterin ber er»
löfungSbebürftigen SKenfd^l^eit gemorben, blieb jie
il^rem 93eruf beftönbig treu; fie nöl^rte, ptete,
rettete bad ber 9Renf($l^eit gefd^enfte Unterpfanb,
fud^te e§, als eS Derloren mar, unb bemal^rte ed fo
für ba§ fteUtiertretenbe Opfer, meld^eS bad ^eil
ber SBclt bemirfen follte. 3n biefeS Opfer milligte
aud^ fie ein unb teiftete bamit Don Seiten ber
aJlenfd^l^eit ben freien Sntl^eil, ber öon berfelben
ermartet merben f onnte. SBie fte bie 9lad^nd^t Don
bem Sd^mert, bad il^re @eele burd^fd^eiben foUte,
in treuem ^ergen bemal^rt unb ftd^ immer me^r
mit bem @eoanf en an bad Opfer Dertraut gemalt
l^atte (8uc. 2, 35. 51), fo gab jie il^r fiiebfteö
mtQig l^tn, al§ er ba§ mütterlid^e ^auS Derlie^,
um ben SSBiUen beffen j^u tl^un, ber il^n gefanbt
I)atte, unb mit nod^ Diel l^elbenmütl^igerer Srgebung
ftanb fte unter bem Jheu} il^reS Sol^ned, um Don
©eiten ber aWenfd^l^eit baS Opfer mirflid^ l^inju-
geben, baS fie einft fmnbilblid^ fd^on im Sempel
@ott bargebrad^t, bann aber für fünf @efel mieber
}um ©gentl^um ber SRenfd^l^eit lodgefauft l^atte
(Suc. 2, 22. 23). So ift il^r afö ber erften gr-
lösten eine SKitmirfung bei ber ßrlöfung jugeftan»
ben morben, meldte ber Xl^ötigfeit ber Jtird^e bei
ber IBermittlung ber @rlöfung§gnabe gleid^fommt;
fie mirb begmegen mit Siedet al§ bie @teIlDertreterin
ber Jhrd^e betrad^tet, unb olle bie Sorbilber bed
eilten 2:eftamente§, meldte auf bie ßrlöfung unb
bie ftird^e beS 9leuen SunbeS l^inbeuten, bürfen
nad^ bem Seifpiel ber SSöter aud^ Don il^r gebeutet
merben.
eben biefe bogmatifd^en 2:i^atfad^en unb biefe
SBürbe SWaria'S fid^erten il^r im gfortgange ber
Seiten jene eminente SSerel^rung, momit fte in ber
fatl^olifd^en ffird^e aller 3"tigen gefeiert mirb. 68
mürbe gefagt: „im gfortgange ber Seiten" ; benn
ha^ ber marianif^e Kult fd^on in bem 1. bis
3. Sal^rl^unberte fo auSgebilbet Dorl&anben gemefen,
mie im 5. unb ben folgenben Sa^rl^unberten, bürfte
fd^mer ju bemeifen fein. fQA aOen großen $et>
fönlid^f eiten mirb il^r SBert)^ unb il^re ftttii^e ®rö^
unb 99ebeutung erft erfannt unb empfunben, tDenv
fte DoÜenbet unb bem (Srbenleben entrüdtt ffatb.
6S tritt biefeS bei bem Raupte unb iBoQenber aOa
^eiligen, bei 3efu§ Sl^riftuS, red^t ougenf^g 1^
Dor. „Unfer ®ott 3ciu8 Kl^riftuS", bemerft Sgro
tiuS ber aJlart^rer (Ad Rom. c. 3), stritt nun, bc
er beim SSater ift, mel^r in bie ©id^tbarfeit l^rein.*
@o ging eS aud^ mit ber 3Rutter bedfelben. 3|i
9lame fing an ^u glön^en, als fte nid^t me^ auf
(Srben gefe^en mürbe. S)ie blo^ irbif d^en fßttf^SÜ'
niffe gingen im 99emu|tfein mel^r unb mel^r gurud;
bafür aber trat befto leud^tenber l^erDor, maS @ott
in feiner ®nabe an xi)x getl^an, unb maS fte in bec
^aä^t unferer ^eilSbereitung für unS gemidt
S)abei fonn unb barf nid^t Derfannt unb geläugnä
merben, ba^ bie Entfaltung il^reS ätu^meS mie bie
IBere^rung, meldte il^r gegoEtmurbe, gleid^nSd^
gel^t mit bem jfampfe gegen unb mit bem @iege
über bie ^örefie. 9Ran barf fül^n bel^aupten, bag
bie ber l^eiltgen Sungfrau in mad^fenbem !Dta^
}ugemenbete Sierel^rung eine 9lrt begeiferter @€-
nugtl^uung unb ^ulbigung mar, meldte man in bei
ffampfeS« unb @iegeSfreubigIeit il^rem 9Iamen
brad^te. @o lel^rt menigftenS bie ©efd^id^te. 3(
mel^r bie Sl^riftenl^eit ober bie JKrd^e an bem @e*
bauten fefi^ielt, ba^ „®ott menfd^lid^ ftd^tbar g^
morben }ur Tieul^eit emigen fiebenS" (Ignat M.
Ad Ephes. c. 19), befb meniger lie^ fie fid^ burt^
l^äretifd^e @op]^iftif logrei^en Don ber burd^ bie
älpoftel il^r Derbürgten SBal^rl^eit, ba^ ben Stn>
geborenen ®otteS, ber unS in feinem 93Iute aud«
geboren, Iflaria auS il^rem Salute für tmS gebore»
$abe. Segreiflid^ mürbe barum il^r 92ame vxd
befonberem 9lad^brud(e DorangefteSt unb in boS
iSetenntni^ feierlid^ aufgenommen. „Unfer @ott
3efuS Sl^rifiuS mürbe Don ber Sungfrau SRorio
burd^ ben l^eiligen ®eift im @d^o^e empfangen«
getragen unb auS i^r geboren" (Ignat. M. Ad
Ephes. c. 7 ; Ad Trall. c. 9; AdSmym. c. 1 etc.),
mürbe als ^ntibotum gegen alle l^öretifdl^e Se^^
corruption eingeprägt 9äd^t lange, fo nöt^igtc
biefelbeSontroDerfeaud^, bie fatl^oIifd^eSnfd^aiutng
tiefer gu begrünben. 9IS nöd^fie frud^tbare ^[kmil>
lele bot ft(| bar bie @tammmutter unfereS ®^
f d^Ied^teS. 3}lan f onb eS gang entfpred^enb ber Orb>
nung ber g5ttlid^enOeconomie, ba|, „menn binn(
eine Sungfrau, Soa, bie Don ber @d^lange burd(
^nnal^me il^reSäBorteSbefrud^tetmorben, Ungel^oD
fam unb %oh geboren mar, bann burd^ eine gmeUi
Jungfrau, ^Raria, bie auf beS SngelS 99otfd^
l^in Dom l^eiligen ®eifte befrud^tet morben, 2)er ge*
boren morben ift, burd^ meldten ®ott bie @d^Iang<
unb bie ibr Deröl^nli^ten 6ngel unb SDtenfd^
mad^tloS l^inftellt (Just. M. Dial. c. 100 ; DgL
Iren. Adv. haer. 3, 22 ; Tert. De came Chrisi
c. 17;Ejpiph.Haer.78,n.l8). ©0, urtl^ilte man,
fei bie rüdftönbige @d^ulb beS SBeibeS mieber re«
parirt morben, inbem, menn SDa auS einem SDlamu
entfprungen mar, l^inmieberum nun IDtaria, o^nc
725
5IRaria, bie allerjcUgftc Sungfrau.
726
JB^tm eines ^Diaxmti, ouS il^r aSetn, burc^ bie
ifl&mrbmg bed @eifle§, 3e|[um Sl^riftum geboren
tot (CyrilL ffieroB. Cat. 12, n. 29). 9latürKd^ :
jt florer unb kbenbiger man ftc^ t)on ber 3bee an-
riptoäfm \uSjfk, ba| burd^ bie Stnffeifd^ung aud
mm ber 3ungfrau eine geiftige 9ieufd^5pfung
asgeM^nt toorben fei^ befto inniger fül^Ite man
H (ing^^ogen }u bem Silbe berjenigen^ burd^
harn n&cpfle Vermittlung biefer Umf^mung in
kff idigiöfen @efd^ic^te unfered ©efd^Ied^teS ober
M Seid^ (S^otted eingeleitet tt)urbe. S)er gfort-
fi|ritt il^ Serel^rung barf bal^er nid^t über«
vIfifaL 3f toeiter bie ^drefie im 3<itenlaufe mit
^Ru Sngriffen fid^ bortoagte, |e mel^rere ber Sel^r»
inmfte fte ontaßete^ befto meiter ttmrb ber 9lame
ker deot^xoc DorgerfidCt. Sd ift nömlid^ eine fd^on
Bon ätenduS beobod^tete unb feitbem l^unbertmal
ktD^rte Srfal^rung, ba| alle ^örefie entmeber
M ber l^gnung ber Sncamation beS SogoS
oS ber Jungfrau auSgel^t ober bamit enbigi
Sq^ biää iene 9e}ei^ung für bie ffatl^olifen
OK Irt Smidet gegen alle ^örefte, mie benn ber
U. (^riOuS t)on 9Iesanbrien in ber 9teftorianifd^en
CostroDerfe fein Sebenfen trug, au^^ufpred^en:
Mapui lad BeoT^xoc, toüt^ i<TZi irap(£6et7(ia ttJc
«d^olLocrc dXT)&t&(c. 93on biefer @eite auS be-
imft jid9 ebenfo einfad^ ald gefd^id^tlid^ bie 93er«
ttoBS. toeld^ SRoria ber Jungfrau in ber fatl^o«
rif((cnlKrd^ ergeigt mürbe uiti) mirb. 2)iefelbe
iP mit ber fatl^olifd^en Sel^rüberlieferung auf baS
Snigpe üermad^fen. 2)ie{er Sult lö^t fid^ aber
fli^ ffod^ t)on einer anbern @eite auS auffaffen.
SNa fU^t gugleid^ afö eine fittlid^e ©röge ba,
iNi^er nid^ Dor no^ nad^ eine anbere gur @eite
ffPdit tsabm barf. SEBie fte baftel^t, ift fie ein
9(M 9txo&Sß, gepflangt unb groggejogen burd^
«tobe unb obenbrein baju bereitet ba^ ein neues
i^tfiOft fid^ barauS entfalte. 9IS fd^öne Slüte
ofitdnt an il^r bie gottgemeil^te äungfröulid^«
kit 3n il^r ober, in ber baS @efe| ber gemeinen
Datnr Dom ®efe| bed @eifte§ aufgel^oben ober
Qter^ gemad^t erfd^t, unb in ber nad^ 3efu
i#md^ biefer einft feinen Xrium))]^ feiern mirb,
af(^ }UDörberft bie IBoÜfraft ber geftaltenben
nkDeiflftrenben ®nabe be§ ©eifteS. SRaria fielet in
Ner^tnfi4t oIS Slüte mie ber 3eit fo ber @ad^e
v^ oben an. SBenn eS bann ba§ lebl^aftefie 99e«
jUen ber JKrd^ ift, ba| baS bon Sl^riftuS ein«
leNte (Element be§ ®eifted in Men burd^gebil-
kctioeibeunb bie borgel^altene 3bee treue 9lad^«
d^Ntmig fnd>e, f o begreift ftd^ aud^ mol^I, marum
ob iDOju fte |ene einjige $erfönli(|feit, „moraud
Me ouS einer SBurjel fortan bie iungfröulid^en
Steige ftd^ ausbreiten^ (Athanas. Fragm. in
Lue. 1,49, MigneXXVII, 1393), fo J^eUftra^Ienb
fMpot^ es ift ber fat^olif d^en ff irc^e, ber ^ä-
nfir gegenüber, eine in'S tieffte Säemugtf ein unb
wfulftleingelirägteSorftellung: malere gottgeioeil^te
- Sngfiönlid^feit fei ber Xriumpl^ ber geiftigen
Snobe, \d bie nad^fte Säerül^rung beS 3ieIeS un-
fstS Oefi^teS in engelgleic^er SSertlörung. S)aS
Sl^riftenDoH fül^It ftd^ aber aud^ fonft nod^ an fte
l^ingcjogen. „öat bie Sungfrau 3Baria burd^
®Iauben unb ©el^orfam'' , um mit SrenöuS gu
reben (Adv. haer. 5, 19), „bie Sanbe gelöst, meldte
6t)a burd^ il^ren Ungel^orfam gefnüpft", unb „ift
fte fo bie Sfürfpred^crin ber SWutter goa geworben",
fo bel^nt ftd^ bie| äierl^ältnil begreifü^ auf baS
gonge ©efd^Ied^t auS, meld^eS jener erften SRutter
entf))roffen, jene tJfeffeln ber @änbe unb beS XobeS
oon il^r geerbt l^at. ©d^merlid^ mirb man fi$ ber
aus ber ^eifd^merbung beS @o]^neS @otteS neu«
gefialteten ©nabenDerl^öItniffe oollfommen bemüht
merben f önnen, nomentlid^ ber barauS erblül^enben
S^reil^eit, ol^ne t)on öl^nlid^en 99etrad^tungen unb
@m))finbungen gel^oben }u merben. S)a}u fommt
tu)d^ eine meitere Srmögung. SRaria, bie ©ebene«
beite, ging lemenb unb leibenb bie @d^ule beS
©el^orfamS. 3n bem aber, maS fie gefielt, ge«
litten unb gelernt, bermag fte il^reStl^eilS SRitleib
gu fül^Icn mit benen, bie unmiff enb finb unb inen,
unb be^megen ift fte eine mitleibSbotte ^elferin
für bieienigen, loeld^e tu)d^ mit ben SSerfu^ungen
ringen. ®iefeS 5IJlitgefü]^I erfd^cint in unenbUd^
l^ol^er Sebeutung, memt bie Stellung ber aUer«
feligften Jungfrau DoÜfommen in'S Suge gefaxt
mirb. Snoria ift bie mal^e SJhttter 3efu, ber in
bem oon il^r angenommenen Seibe bis in Smig«
feit beim SSater tl^ront, unb fte barf be^megen aud^
bis in Smigfeit bie Siedete geltenb mad^en, meldte
aus il^rer IDbtttermürbe fliegen. 9Bie foQte nun
ber, meld^er aUen ff inbem Sl^rfurd^t, Siebe unb
©el^orfam gegen bie @ltem be^e^It, fid^ felbft t>on
bief en ©eftnnungen gegen feine 3Rutter ^eifpred^en,
totnn fie alS S^ürbitterin bei il^m auftritt? 2)em«
nad^ barf man aud^ fold^e SSerel^rer SRaria^S an«
l^dren. meldte im Uebermag il^reS Vertrauens fie
^e attmäd^tige ^ürbitterin nennen. SS ift l^ier
nid^t ber Ort, bie gegebenen Slnbeutungen nad^
ben t)erf d^iebenen Sejiel^ungen l^in }u tierfolgen ;
td^er aber finb biefe auS ben ebangelifd^ Xl^at«
ä^en gef d^ö)>ften 9nf d^auungen bie malere ©runb«
äge beS morianifd^en SuIteS, meld^er in bem fatl^o«
lifd^en ffirdbenmefen eine fo auSgegeid^nete Stelle
einnimmt 6r ift mal^r für Jeben, bem baS El^riften«
tl^um nid^t ein Softem oon abstracten Seigren, f on«
bem eine lebenbige, in ber ©efd^id^te ber SKenfd^«
l^eit murgeinbe, in gnöbiger Snnöl^erung ©otteS gu
unferem ©efd^Ied^te ftd^ erfüüenbe unb ooKenbenbe
Steligion ift SBie bie ffird^e baburd^, bag fie aUe
befannteren SKomente im Seben ber l^eiligen 3ung«
frau in il^rem geftfreifc Iiturgifd& fijirt unb fo bie
Sl^atfad^en unferer t)eilst)eranfialtung l^iftorifd^
f eftl^ält unb gegen SSerbunflung fd^üjt ber Seben«
bigfeit ber ©loubenSübcrlicf erung einen unücrfteg«
baren Suflug gufül^rt, f o mirb boburd^, bag fie bie
l^ol&en pttlid^en (Sl^araftere, bie ©ebilbe ber ©nabe,
^cttleud^tenb über fid^ ftcllt, oerptet bag je ber
ÜRafeftab ber fittlid^en Sforberungen ftd^ il^r t)er-
ringerc, ober baS 93ilb erblcid^e, wcld^eS ber 6in»
gelnc, jcbcr in fetner Scf onberl^cit nad^guf ormen l^at
(Dgt Cultus hyperduliae im ^rt. ^eilige n. II).
727 Waxia, Orben unb Songregationen. 728
aus ber ou^erorbeiüßd^ rei^l^oltigen Sitcratur fal^ }u SourbeS (f. b. Art.) beforgcn. Unter
über bic atterf cligfie SJungfrau jlnb befonberS l^er» gleid^em Süel befleißen SDliffionSl^fer in ben S>iB-
Dor^ul^eben bad @mnmeltt)erf Joan. Jac. Boa- cefen SRenned (feit 1825) unb 9lante8. (Keller
rasBÖ, Summa anrea de laudibus B. M. V . . ., 482. 818.) — b. S)ie Sd^toefiern t)on ber
omnia complectens, quae de glorios. V. Dei- Unbefledten @ntpföngni| (de Tlmma-
para reperiuntur in s. bibliis, s. patribus, con- culee Conceptdon) für Unterrid^t unb ihanlen^
ciliis et constitutionibus pontificum, libris pflege bilben mel^rere, Don einanber unabl^öngigf
celebr. doctomm . . . necnon hagiographica, Songregattonen. S)ie öltefle ift bie Don SDignoi^
liturgica, theologica, ascetica etc., 13 voll., geftiftet 1808, autoriftrt 1826. @ie leitet Sfrei^
Paris., Migne, 1866 sq.; bann bie bogmotifd^ fd^ulen in 22 ©tobten unb l^ölt Ißenftonote in
S)arfteIIungenbetH.Hurter,Compendiumtheol. ^Dignon, SorpentraS, $an§ unb 9h^Q. (La
dogmaticae, ü, Oenip. 1877; % ffurj, 9»a- France eccL 1891, 170.) — S)ie gongregotimi
riologie ober Seigre ber fat]^oli|d^cn ffird^e über bie öon Sorbeauj ober Don ber l^eUigen Qfamilie, ge»
aüerfel. Sungfrau 9»aria, SRegenSb. 1881, unb ftiftet 1820, autoriprt 1826, l^at&ofpitäler^aftle
©d^eeben, §anbb. ber fotl^ol. ©ogmatif HI, 3^rei» unb greifd^ulen in gfronfreid^ uiä) in ben €oIo»
bürg 1882, 455 ff.; femer gf. SMorgott, TOario« nien; bie Don 9logent«Ie-9lotrou (SHöcefe (Sfyttß
logie be§ 1^1. Xl^omaS D. Squin, gfreiburg 1878; tre§),autonrtrtl827,]^Qtarmenf(!^uIenunb3:anb-
%l ©d^öfer, S)te ®otte§mutter in ber I^L ©d^rift, {tummenonftalten (ib. 310) ; bie Don 93u}an9aiS
TOünfter 1887; g. 9. D. Seltner, ®ie aWarien« (S)iöcefe93ourge8), geftiftet 1835, outorifirt 1875,
Derel^rung in ben erften ^af)x^., 2. Sufl., Stuttg. SOtabd^enf d^ulen unb ftranlenbienfl ; bie Don (So*
1886; 3. Sien, ©orfteHungen ber allerfeL 3ung« ftreä, geftiftet 1836, outorifirt 1852, S^tn,
fron auf ben jhtnfibenfmälem ber jfatafomben, ^enfionote unb Suflud^tSl^öufer (ib. 81); bie Don
gfreiburg 1887. [SReitl^ma^r (Äoulen).] @aint-ÜRecn-Ie«®ranb (SHöcefe SRenne«), outori-
9tatia, £itel mel^rerer Orben unb Songre* firt 1852, SnfiituteunbtJfreifd^uIen; im 3. 1880
gationen. I. 9litterorben:l. Orben ber f elig- bef a|en Ie|tere 70 9lieberlaf[ungen mit 355 @d^nie«
ften SJungfrau 5Kario Don S e 1 1^ I e 1^ e m, f. 93et|« ftem. (Keller 482.) — S)ie ©d^weftem ber Un-
lemitenll, 541; 2. Dom 99erge Sarmel, f.Sar« befledften Smpfängni^, genannt S)amen Don ber
melitenorben ü, 1974; 3. Don ber unbefledFten SSorfel^ung, mit bem 90tutter^aufe gu 9liort (2)i5«
empfftngni|,f. gmpf ängni§ aJlariä IV, 474 ; cef e $oiHer§), autorifirt 1856, befi^en 22 ÜWeber-
4. Don 3erufalem, f. ©eutfd^er Orben IQ, laffungen für ihonfenbienft unb Unterrid^t (La
1591; 5. Don aWaria ber ©lorreid^en, f. Fra- Francel891,598.)— cUnterbemlitelMarie-
tres gaudentes lY, 1936. Immaculöe finb gu nennen: 2)ie ifinber Don
n. ^Rönner« unb ^rauen-Songre* ^Raria ber Unbefte^en (Congr. des enfants de
g a t i 0 n e n für 9Rifftonen, 3ugenbunterrid^t ober Marie-Immaculee ober Oblates de St.-Hflaire)
Ifranfenpffege. 1. Siener unb S)ienerinnen mitbem9Rutter]^aufeSl^aDagne§-en«$aiaer§(3)id«
SDlarienS, f. ©erDiten. — 3m 3. 1836 nmrbe cefeSucon); fle mürben 1800 für bieSBenbee Don
burd^ einen ^riefter auä ^an eine (Senoffenfd^aft SouiS-uWarie Sauboin (1765—1835) unb Seon*
mit bem litel Servantes de Marie in ber S)iö. Soptiftc fSflcuriffon (1767—1849) geftiftet. S)ie
cef e Sa^onne geftiftet, um §ofpitäler, SujIu^tS- SSöter leiten ftnabenf eminare unb l^aben SWiffumen
unb SBaifenl^äufer ju leiten. Sie ©efeUfd^aft er» auf ben Antillen. (Helyot-Badiche, 6d. Migne
l^ielt 1852 bie autorifation ber Stegierung. 9Som IV, 760; KeUer 228.) — Ueber bie Oblaten
SDlutterl^aufe ju anglet fmb in ber ffiiUcefe 93a» Don 3Baria ber Unbepedften f. Oblaten. — SHe
Qonne 55 ^öufer, anbermörtS nod^ mel^r als 100 9lonnen (Beligieuses de Marie-Immacnl^)
obl^öngig. 9»it gleid^em SJamen ttmrbe 1854 in mit bem SRutterl^aufe ju 95ourge§, geftiftet 1657,
ber S)iöcefe 93Ioi8 rine ©efeUfd^oft Don gfranciS» autorifirt 1867, l^aben ihanfenpffege unb Unter-
caner»Iertiarinnen für ff ranfenpfiegc unb Seitung rid^t. ©Icid^en 3tt)ed( Derf olgt eine Kongregation
Don af^Ien gegrünbet. 3n ber ®i5cefe 93eauDai8 ju aRarfeiUe, autorifirt 1870, bie ftd^ inSbefonbere
befleißen feit 1855 bie Petites servantes de ben ©tummen unb 93Iinben mibmet. 95eibe jn»
Marie-Immaculee für ben S)ienft ber armen unb fammen bef a|en 1882 34 ^äufer unb leiteten
franfen Arbeiter. SSom SRutterl^auS gu ®aubc» 52 ©d^ulen. (Keller 118. 274; La France
d&art l^angen 16 «nftaltcn ab. (3JgI. Marchand, 1891, 459.)
Moines etNonnesII, Par. 1882, 350; Keller, 3. ©^mcftern aKarienS Don ben ©ngeln
Les Congrögations religieuses en France, (Beligieuses de Sainte-Marie-des-Anges), mit
Par. 1880, 84. 108. 88; La France eccle- bem aJhitterl^aufe ju 3lnger§, eine 1871 gefHftetc
siastique 1891, 212.) ©enoffenfd^aft, meldte ^cnjionate unb SSBaifen-
2. Sieben ben Orben au gieren ber Unbe- l^öufer leitet, l^at \xä) avä^ nad^ ßnglanb unb ber
fledften gmpf ängnif (f. b. 9lrt. IV, 475) ©d^meij Derbreitet. (La France 1891, 112.)
befleißen mel^rere Kongregationen unter biefcm 4.S)ie©d^tt)efternDonüRariä®eburt(de
Sitel: a. ®ie aSiffionSpricfier Don ber laNativitedelaSainte-Vierge)mitbemgWutter»
UnbefledCten gmpfängnife (Missionnaires l^aufe ju ©aint«®ermain»cn«2a9e (S)iöcefe SBer»
de rimmaculee Conception), tocld^e bie SBaH- faillcS), autorifirt 1826, leiten aRöbd^enpenfionate.
729
fOlaxia, Orben unb Kongregationen.
780
5.!)teSäterunbSräberber®efen>
f^aft SRatiend (Pöres et petdts fräres de
b sodet^ de Marie), meift furglDeg SRoriften
§aasntumf offen gmeiOenoffenfc^aften. S)ieSon'
giegatum ber Sdter bilbete ^d^ 1816 5U S^on, al§
w^tm iunge ^riefier in ber SBaÜfal^rtgtird^e )u
Sottnnöte ft^ bem befonbem S)ienfte SOtarienS }u
!Ri){ioiifi)me(Ien meil^ten. 2)ie @enoffen{d^aft er«
^tt am 29. 9)nra 1836 Don ©regor XVI. bie
Deßätigmig unter bem 9!amen Societas Mariae
nb iDäi^te nun P. Solin )um erften @eneral«
Mnor. WSboIb würbe il^r bie ÜJhffion in bem
m emd^teten apoftolifd^en SSicariat Sßeftoceanien
ikrgeben. &ter erlitt fd^on 1841 il^r 9RitgIieb
P.6^1 auf Sfotuna benSRortertob. 3m 3. 1842
famm SKffionare nad^ Sentroloceanien, 1843
it^jlettcolebomen, 1844 in bie ißicariate 9nela>
Kjimmibniaconefien, mo gleid^faÜS mel^rere einen
Hntigm Xob fonben. 3n Sufhralien entftanb ba§
etik^ 1845 }u @ibneQ. — ®Ieid^)eitig mit
Kefet Senoffenfd^ft entfianb )u SRarf eiDe burd^
UM C^in(ü)e eine Kongregation t)on @d^ul-
kiibcni, loeld^ im ©üben bon ^ranfreid^ @Ie>
mtor* unb Sdterbaufd^ulen, Saifenl^äufer unb
Xnijhimmenanfialten errid^teten. 2)a fte immer
8r5|Re SuSbel^ng über ^ranfreid^ gemannen,
inbe 1852 bie Xl^eilung in }mei $rot)in}en
sitttig, bie fublid^ Don S^on CIRutterl^aud @atnt-
6anS-2akNiO unb bie nörblid^e Don ^ariS. 2)ie
Sinber famen 1852 nad^ Snglanb (9!ot)iciat
6t Stades m $aigntonX @d^ottIanb (9iot)i-
dotgiount et 9Rid^eI, SDumfried), Urlaub,
1866 in bie englifd^en Solonien, bann nad^ 9lorb«
onOo Cm 10 SHdcefen) unb ©übafrifa. 3nben
StifponSpationen, mo fie neben ben 93&tem ber
Scfdlfd^ mirfen^ unterfiel^en fie in feelforglid^er
Sqie^img berSeitung bexfelben. — ÜRariften*
l^ioeflern« mit bem SRutterl^fe )u Seilen,
ünben 1858 oon ber Stegierung autoriftrt; fie
Uta mel^rere SR&bd^in^tute in ber 2)i5cefe
Uk^. — 2)ie92onnen Don ber Sletraite,
9namit Don ber @efellfd^ft SJtarienS, mit bem
Shto^oufe }u 9nger§, beforgen mel^rere SSoIfö«
Hitoi unb $enftonate unb geben Ssercttien für
Snnea. @ie imirben 1827 unb 1854 Don ber
9h|ienmg autorifirt 9u|er il^ren ^öufem in Der«
Helenen S)iö€efen gfranlreid^ l^aben fte aud^
Kebedaffungen in Cnglanb. (93gl. Helyoi-Ba-
&he, M. Migne IV, 776 ss. 743 ss.; La
hnce ecdee. 1891 ; Sadlier's Catholic Direc-
toiy 1891 ; EeUer 234. 370. 90. 30.)
6. Die aRiff ionare Don ber ©efellfd^aft
Rariä (Gongregation des missionnaires
^laeompagnie de Marie) Derel^ren al3 il^ren
Mnber benfeL SouiS Slarie be SRontfort (21.3a-
nur 1673 bid 28. «pril 1716). S)er @elige,
iR^cr ond^ ber Stifter ber 9Bei§^eit§fd^meftem
(t b. Iit) UNir, l^otte für) Dor feinem Sobe nod^
tm Ste§d fmr ^efier Derf a|t, meldte il^n in feinen
SKffiaäarieiten unter ber SanbbeDöIterung unter«
|U|ai^)^ (bft 1722 trat bie ©efeQjd^ft }u
©aint«2aurent«fur«©6Dre in ber SSenbee (SHöcefe
2u9on) in'8 Seben unb toirlte troj ber üeinen 3al^l
ber ÜRitglieber fegenSreid^, namentlid^ in ber 9ior«
manbie, ber ^Bretagne unb in 9lniou burdj aWif«
fionen. gJiuS IX. betätigte fie als Kongregation,
ßinc 9liebcrlaffung bepnbet fid^ aud^ auf ©alti.
(Helyot-Badiche, öd. Migne IV, 735 ss.)
7. SSäter IL S. grau Don ber®nabe,
f. 5Rola§cuS.
8. 9tonnen Don 9Rariä ^eimfud^ung
ober SSifttantinnen, f. @alefianerinnen.
9. Kongregationen Dom ^ergen SRariö:
a. SSöter Dom unbef(ed(ten derben SOtariö, f. Kon-
gregation Dom l^eiligen ©eijte V, 220. — b. SSäter
Dom l^eiligften ^ergen 3efu unb SRariä, f. $ic-
puä. — c. ©d^toeftern unb löd^ter Dom l^eiligfien
©ersen 3efu unb aWariä, f. fterg 3cfu V, 1921. —
d. @d^n)eftem ber Siebe beS leiligften ^er^enS Sefu
unb aWariä, f. Siebe VE, 2004. — e. ©d^meftem
beS l^eiligen unb unbefledften ^erjenS SDtariö mit
bem anutterl^aufe 9tiort (3)i5cefe $oitierS) leiten
Unterrid^tSanftalten unb beft^ in ber S)i5cefe
25 9aeberlaffungen (La France eccl. 1 891, 598).
10. ©ie ©d^meftern Don aKorio-ßilf
(Soeurs de Marie- Auxiliatrice), mit bem SDtut«
terl^aufe }u $ari8, gegrünbet 1854, femer bie
gleid^namigen ©tiftungen }u S^on unb au 99ourge8
leiten W^Ie für Arbeiterinnen unb Sel^rmäbd^en.
11. Srüber unb ©d^meftern Don SRariö
^immelfal^rt (Fröres et Soeurs de l'As-
somptdon). S)te Srüber, geftiftet 1822, leiten
gro^e Srrenanftalten in ben S)i5cefen Klermont
unb 9ti}}a; ebenfo bie ©d^meftem (SRutterl^uS
Soid-be-Kro8) in Klermont unb Se $uQ. — Ofür
SKäbd^ener^iel^ung tt)irlen in }e]^n S)idcefen ^ranf-
reid^S bie Beligieuses ober Dames de TAs-
somption (SDtutterl^aud $ari8), bie fid^ aud^ in
Sritif d^ Slmerifa in ber ©idcefe 9licoIet angefiebeü
l^ben unb bort 16 ©tationen befi^en. (La France
eccles. 1891 ; Sadlier's Directory 1891.)
12. SRönner- unb Srauen-Songregationen unter'
bem £itel Don SefuS unb SRaria, f. Sefud
unb 5Karia VI, 1465.
13. ©d^meftern Don beritinbl^eit 3efu
unb aJlariä, f. 3efu8 unbaRariaVI, 1465.
14. ©d^meftern beS innern Sebend (de
rintörieur) Don3efuS unbSRaria, Kon-
gregatton fiir Unterrid^t inaRarfeitte, geftiftet 1876 ;
ebenfo bie bed innem SebenS SRariä in $ariS,
gefKftet 1829. (Keller 276. 420 ; La France
458. 569.)
15. ©d^meftern Don ber Siebe 3efu
unb 9Rariä, f. Siebe vn, 2004.
16. ®ie Xöd^ter ber Siebe Don ber
1^1. SRaria ^illes de la Charite de Sainte-
Marie) für Unterrid^t unb ihan!enpf(ege gingen
aus ben ffranlen))f[egerinnen l^eroor, meldte baS
im 16. 3a]^r]^unbert eingerid^tete gro|e ^of))itaI
in 3lnger§ beforgten. Sin S)eaet ^RapoIeonS Dom
15. 9loDember 1810 erfannte bie ©d^mefiem afö
^ofpitalfd^mefiem an unb gab il^nen bad &of))itoI
781
9JlQriQ, Orben unb Songregationen.
(M ÜJluüerldaud ; 9lapoIeon III. autorijtrte fie
U. ^ecember 1852 aud^ für bie Srt^eUung bon
Unterrid^t, nod^bem t^inen fd^on 1844 bte Saub-
ftummcnanftalt in tlngerft anbertraut toorben toar.
S)ie 9}onnen leiten etma 20 groge anftalten in
ben Siöcefen 9Inger9 unb Orleans unb beforgen
fcbr ulele S|)farr|(ftulen in ber ®iöcefe SngerS.
(tlgl. Helyot-Badiohe, öd. MignelV, 718 ss.;
La Franoe ooolös. 1891, 110. 549.)
17. 3)ie Sd^meftern Don SRaria unb
3 0 ] e )) b Cde Marie- Joseph), mit bem SRutter«
baufe m !I>orat (5>iöctfc fitmoge«), gejHftet 1805
bon C^iifabet]^ ^wpH |um Sienjk bn ©efangenen
unb jur ^tflmuig gtf äl^rbeter ober gefallener SRöb«
^tw, (äblcn ungefähr 500 amtgtieber . bie in
{^ronfttldb unb Wgtcr in 29 «nftolten tl^tig finb.
(Hdyoi-Badiohe, M. Migne IV, 765; La
France ecclea, 1891, 419.) — 6ine anbm
Qongrtoation mit btm SRutttrioufe ju ^mme«
roue (^ilkfft Vngtr«)« autorifirt 1852. ^t in
mtbrtrtn ^iiktfen bit Scitung iK>n Cnementor»
unb ;Snbuftrit«<S4uInt w^ llfplen u. f. f. (KeDo*
SO; La Fram« eccleeu 1891, 111.)
18. lltarienpritücT unb 8räbet (Ptew
el Ar^rea i» Saint^Marie) imubm 1852 {n
%in(btbr«\i i^iiktfe €«()) ffit SKffiom« nab
UnttnMrt «tfKfttt: ^ ibobea fOi oudk übet bie
1^. ^it Tonnen Patient »av Crbea
l^ou ^i^ntei^taaU iR«ligieiis«B de Sainte^
Mam di^ FS»iti»Tra«lt> baKm ^finMik $a
^^ri^i^ (SiMr dr ftaaV «iitni{iit 1$^. ndii
)! ^^««kiMt (SiMe IMbV oatMifott 1^47; {a*
$kt(ib KMbea ^ mA anae fflanle la ilvcn CMf"
aw^Kit iK«ibr ^^ 4$i^>
Alan*^i b^Qstii ^^ tSjNMif^iiiMML Mii ^cw nt
il«e Nc« <«];N$*9< 1l%e (I^M^ISIS) «i
tK^aMai fW 99i'!||l(faBa^ ana «Mnaafljfla ^mk
vmum* ania i^^MK^ilaEMi» •^9OTiHlwae^ asv '^kb*
^^4ttQii^ ^^i(te asv 4oti9Mad«aaii^ tnae fPRile
$^ii^{j:t$a)m 3Kst tat Ktaankwr )» ttfc^«
^üMb 9a «vft WwulHitiQKai ^aKiAK Huiuiutt. Sie
)cS9e im 4t KaDR^aal pa Ihjuiiil (Sifojie
^itftttK^MKX <QQe saL^t laoa «pMiscr ^taosa
wi c^AHM A)ciim mr i?w9 «ubhüpüsl jwwua
KTtonffnuiiMa i^ oiS' 9ae ^iniin|i vna ^isiQiQaABa
^md* 'vui^unoQi )vi!QliiuuL '^ae jnait 4«r4 aEä^
jil«xd<c ittfc $> "fntibEdwiiin^jCK ^ )vr StiHaca vd'
ist ^r )^^ijtea te «ade ^eudtdmsBsa S^sua^
nm^ X^ifiir ^Ik^ 3^: La FTraow waks.
betung unb l^alten meistere $enftonate. (La France
1891, 658; KeUer 498.) — gür Unterrid^t uni
ihanfenbtcnft befleißen ju fiongn^ (®iöcefe©öej)bie
Dames de Marie, autortrtrt 1868. (Keller 570.)
21. 2)ie Xöd^ter SRarienS (Fflles de
Marie), mit bem SJluttetl^aufe in 9gen^ geftiftet
1816, autori{irt 1828, (alten ^ofpi}e unb (S»
)tebungSanftaIten (La France 48) ; bie mit bem
SRutterl^aufe }u ®ace (S)i5cefe ©eq), outmrifitt
1859, üben ambulante ffranfenpflege; fie (oben
in ber 2)t5cefe 4 ^öufer (ib. 731). Serfd^idM
bon i(nen finb bie Filles de Marie bom britlm
Orben mit bem Stutterboufe ju 9gen rnib einem
9}obiciat )u 9ud^; biefe (alten Sn^itute mib be-
forgen ffranfen» unb 3rren»%t{lalten; in beibea
2)i5cefen (aben fie 20 ^fer ^. 49. 150). —
Sine ^reif^ule tmb ein Ssercitkn^onS (obea Vk
aRanent5d^ter)tt9ienne$,anti>rijtrtl827^635).
22. S)ie6d^mePern bon beraRnttei^
fd^aftatarienS (de la Matermte), mitbc«
HRutterboufe )tt SR^, pßegen oime anb fxtaA
atätter. (e<(emati§mn§ ber taOfoL SM^t ta
Sfutf(((anb, ^reib. 1888. 214.)
23. SdbtDeßera boa bea (eiligpenSi^
men 3efnS nab IRaria, f. 3cjneS wiSb Vtaxia
VI, 1465.
24. S^ie Sonnen acv Stitfeiben Wt^
rienft (BdigieiiseB da la GoaifssBaeB da la
Sainte^Tiofe). gcfäflct m gtaa «. tSalarit
' ilr iJfaAiiaiii pi 6aait-Sa^ kiSBö
Mibcn 1S34 hn« fciKiiaf Oa^ta anib Id^
; nona isT|HNa6f gtawn am» m hiif aoraa^CBss*
! iffri a|i|valiit. ^w InAcb in ^cQia«^£isiS da
lorrvt» ^;mtnHi w kskb jw ii wt ywawuitt.
fH«lT«(-Badkfe. «i. IfioK IV. 3»; La
2^ Sie Kennen iri^x Sxzix Ctfa*
' Tnnia iiaiiH'L l^^i^ imc JhiAu^ Xtafiis^ Sm*
«as^im ^^ a«f{^l«^ % «Sl4»
laoel Mt^ ffwffli.t vuiui ll'fS^ irer T^iiii'iftrtw
lii$ "IpiaA^ IbftiiK lUL ^flt mn enii|cifltaifii||a
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9uic^ ^tc fe UHU nimm
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Sßaria, im Üteuen Sejlament.
734
IhonbiMeitfL Sie tourbm Don Tlaxia 9iik)ier
(1768-1838) gefliftct ©regor XVI. ert^cilte
1886 ben Statuten bie SSelobung. fßom SRutter»
laufe 8ourg-@Qtnt-9nbeoI (S)epQrt. TSlrbäd^e)
Mftmieten ^4 t^M^ Sc^ulfd^toeftem, beten 3a^I
ogemDdrtig 1800 beträgt über mel^rere S)töcefen
^oA^ifi. 3m 3. 1853 berief fte »ifd^of 3o»
)inm iforl $rmce noii^ Sanaba in bie S)t5cefe
BiM4^tja(Mfyt. 2)ort }a]^Ien fie bereite gegen
800 Sd^toefienL (Yie de M. Bivier, fondatrice
eipremi^re superieare de la Cengr. des soeurs
k la Presentation de Marie, Avignon 1842 ;
Hefyot-Badiche lY, 1120 ss.; La France
eedee. 1891, 837 ; Sadlier's CathoL Directory
1891, P. 2, 48.) ©lei^nomige Kongregationen,
btt {14 ffcaapi^&^Wä^ mit Unterri^t befd^ftigen,
bcpe^ in ben 2)id€efen Vtt>t^ (9Rutterl^aud Sa-
PreS)^mtfem mit 15 unb gfrejuS (jufiongueS).—
an 5tlonb {Kftete SRi^ 9lano !Ragle ju Sorf 1758
l^SefeOf^oft Don ber Presentation jum Unter«
ti^te armer Kinber. $iud Vn. approbtrte fte am
9. X|ml 1805. 2)ad ^auptl^aud befinbet fid^ in
Coif; in 3rlanb beft^t fie 28 9iieberlaf|ungen;
out anbetmörtS mir! en bie Sd^mefiem unter ben
ini^ni SuSttKmberem. (Moroni LV,1 72 ; Sad-
ber 1890.)
26. 3)ie Zbd^ter t)on ÜRariä Steinigung
(Figiie della pnrificazione), geftiftet 1590 }U
bona im (Sebiete Don SRailanb für SRöbd^en«
ntai(^, fionben unter ber Seitung ber 3efuiten,
tarn ber I^L Staxl SorromöuS baf elbft ben Unter-
ti^t berffnaben äbergeben l^otte. — S)ie Sd^me»
^ern tm 9Rariö Steinigung, aud^ Yictimes da
Sici^-Coeiir de Jösus genannt, mürben am
2. M 1834 burd^ ben (SanonicuS 3. 93. $a§"
(m (gefL 21. 3uni 1842) p 24)ur§ auf @runb«
te ba Sugufttnerregel gefHftet. @ie üben bad
kf^anfid^ Seben. (Moroni LYI, 100; Helyoir
Bidiehe, ed. Migne m, 323 ; IV, 1206.)
27. 3)ie@efeUfd^aft DonMariaBe-
Kfttrixy mit bem üRutterl^ufe in 9tom, ge«
1855 gu $ari8 Don Smilie b'OuItremont,
tofiKttmeteSaroninb'^oog]^t)orft(1811~1878)^
atitRDMrtt)onSeoX]ILaml8.^))riI1883. S)ie
S^mßrm üben bie emige Slnbetung, bitten S^er«
dinbäiifer, ert^eilen ffated^Smudunterrid^t unb
fkttoi arme ftird^n mit ^ramenten auS. Sie
Ida in gfranfreid^ ^öufer gu $an§, Se SRanS,
Zooloitfe, ^, 9tanted unb Sie^e (SDiöcefe Soif*
jmh in Belgien }U Xoumai, SütHd^ unb Trüffel;
mädonb }u Simeridt unb Sorf ; in @))anien }u
&^, Sorcelona, SSalencia unb SJlanref a ; ein
tes iB Scntfolem, @enua, Sonbon unb Strag«
m^l bamt SRiffionen auf Steunion unb SRau«
ritiiA. (V. Delaporte S. J., La societe de
Haria-B^paratrice, Paris 1891.)
28. Oblaten SRarienS, f. Oblaten.
29. Sd^meflern Don ben fieben Sd^mer-
}ct IRatienS )u Semur (^öcefe S)iionX au«
ttäloA 1810, unb }u Slarbed, autoririrt 1867,
wS^mm {14 ber llranlen))flege. (Keller 176. 588.)
30. S)ie ©d^toeftcrn U. 8. ^tan oom
Siege, geftiftet 1845 juSSotron, SWuttcrbauS
feit 1863 ju S^on, beforgen Sugenbunterrid^t
31. Jtonnen Don SRariä^erfünbigung,
f. ^nnunciaten.
32. 3Dtarienfd^mefiern Don ber SBor«
f ebung (Soeurs de Sainte-Marie de la F^o-
vidence) in ber ®iöcefe 2a Stod^efle, geftiftet
1818, autoriflrt 1827, mit bem SKutterl^aufe ju
SainteS, leiten SBaifenl^öufer unb ÜRöbd^eninfH«
tute. (La France ecd^s. 1891, 644; Keller
492.) [Streber.]
^SBarin, im 9t. %. 9tame mel^rerer grauen.
1. 9tad^ bem übereinjiimmenben 99erid^t ber SDan«
geliften ftanb unter bem ffreuge 3efu neben ber
SRutter beS ^erm audg bereu Sd^mefter ÜJtaria
(ÜRattb. 27, 56. TOarc. 15, 40. ^o% 19, 25).
SDBie bier ber Segriff Sd^mefler }u f äffen ift, bleibt
gmeifell^aft S)ie ©leid^b^tt beS 9tamen§ mürbe
nid^t binbem, an eine leiblid^e Sd^mefter gu benf en
(Dgl. ob. n, 1347); allein ber Segt beS 9t. S.
unterfd^eibet bie beiben 9tamen in genaueren ^anb-
fd^riften burd^göngig (aud^ Suc. 2, 19) al§ Mapidf^t
unb MapCa, unb bie f^xtx in 9tebe jlebenbe gfrau
bei^t aWatti 27, 61 ; 28, 1 „bie anbere 3Jlaria"
nur mit SlüdCftd^t auf 9Raria ÜRagbalena. 3Ran
fann fid^ alfo begnügen, biefelbe al§ eine Sd^mefter
im meitem Sinne, b. b- oH^ eine SSermanbte ber
allerfeligjlen Jungfrau gu betrad^ten. 9fö fold^e
fübrt fie einen bo))peIten Seinamen. Sie bei^t
3ob. 19, 25 nad^ gembbnlid^er Segeid^nung 9Ra«
ria Eleopbö, Mapta too KXo>ira (f. Jifd^enborf,
8. ^u§g., g. b. St.) unb mar bemnad^ bie ®e«
mabltn eines 9JtanneS, bef[en femitifd^er 9tame
"B^n i^ier ülopaQ, anberSmo ^Ipl^öuS auSgefprodben
mirb (9Ratt]^. 10, 3). So beifet nämlid^ ber 95ater
bed SlpofteB äacobuS beS jungem, nadb bem bie
bier gebadete üRaria einen gmeiten Seinamen Suc
24, 10 fübtt. Sie mirb l^ier „3Jlaria be« 3a-
cobuS", MapCa ii 'laxwßoü, in bemfelbeu Sinne
aenannt, toie fie ÜJtarc. 15, 47 „ajtaria beS SofeS",
MapCa ^ loxj^Toc (Vulg. Joseph) ]^ei|t; Denn
fte mar 9)tutter ber beiben angefül^rten ÜRänner
unb au^erbem nod^ gmeier Sbbne, Simon unb
3ubaS Sb^^bböuS, fomie einiger £öd^ter (SRattb.
13, 55. 56. aJtarc. 6^ 3). 9tad^ ben bei C)ege-
ftppuS aufbemal^rten Ueberlief erungen (Eus. H. E.
3, 11. 20. 32 ; 4, 22) mar AlopaS ober ^IpbüuS
ein Sruber 3ofe))bS, beS 9tö]^rDater§ 3efu. Mer
SBabrfd^einlid^feit nadb fior^ «Ipl^äuS früb, unb
feine Hinterbliebenen mürben Don ibrem Ol^eim
3ofe))b aufgenommen, fo ba| bie beiben gfamiUen
Don ba an, befonberS aud^ alS bie l^Iige Jung-
frau Dermittmet mar, nur 6in ^uSmefen f übrten.
Salier erfd^eint 9Rarta bie @otte§mutter mieber«
bolt in Segleitung biefer il^rer Sermanbten unb
^auSgenof[en CDtattb. 12, 46. 9»arc. 3, 31. Suc.
8, 19); unb e§ beburfte ber auSbrüdGlid^en Se«
ftimmung 3efu, um ben b^. 3obanne§ ftatt ber
Sermanbten, benen ^e nad^ natürlid^em Sledbt an»
l^eimflel, mit iljrer Pflege gu betrauen (SolJ. 19- 2ßV
735
3Raria, im 5Rcuen Sejlament.
78€
©0 crflärt eS \\(S), bafe bie iKnbcr bcr l^ter bc«
]ptoditntn maxxa „»rüber 3cfu" (f. b. 3trt.), aber
anä) ,,©ö]^ne Sofepl^S" (Eus. H. E. 2, 1. 23)
]^ei|en, ol^ne ba^ toegen bed Ie|tem %u§brudS an
eine atoeite gl^e be§ 1^1. ^o]tp^ ju benfen iji.
2. SRaria l^ie^ aud^ bie 9}httter beS @t)an»
gcliften 3o]^anne§ 3Slaxai^, in beren §aufe ftd^ bie
erften ßl^riften ju Serufalem üerfammelten (Slpg.
12, 12).
3. Sine onbere 9Raria mar )u Slom, »eld^er
ber fjii, $aulu§ unter riil^mlid^er Snoa^nung einen
®ru6 ft^idt (Köm. 16, 6).
4. äßö^renb bei ben genannten $erf5nltd^(eiten
lein 3^^if^t ä^^^ )^^^ 93erf(i^ieben^eit befleißen
bleibt, geben meitere Slnfül^rungen beS 9lamen§
SKaria im 91. S. 9lnla^ ju einiger Ungetoi^l^cit.
S)ie Süangelien nennen 9Raria bie ©d^teefter
aWart^a^S ju Setl^anien (2uc. 10, 39), »eld^e nac!^
3o]^. 11, 1 gugleid^ bie ©d^tt)efter beS Don 3efu
ouf ermedten fiajaruS mar. 9n festerer ©teile nennt
ber 1^1. 3o]^anne§ Setl^anien bie xcufXT) MapCac
xal Mc£p&ac iebenfaQS mit 93erufung auf bie Don
SucaS 10, 38—42 erja^Ite Segeben^eit^ burdj
meldte SSetl^anien guerj^ eine Sebeutung für bie
d^riftlid^en Sef er gewonnen l^at. 6s gel^t aber oud
bem 2:e£t burci^auS nid^t l^eroor, ba^ bie brei ®e«
fd^mifter au3 SSet^anien gebürtig maren, fonbem
nur, ba| SRart^a bafelbft ein ^au§ |^tte, unb ba^
ftd^ erft il^re ©(|tt>efter, f))öter aud^ ^r Sruber bei
V^x aufl^ielten. 9iad^ ben ^nbeutungen, meldte ber
1^1. Sol&anneS gibt (11, 5. 32), mar 3efu8 mü
biefen brei ©efd^miftem unb befonberS mit ÜJlaria
innig befreunbet unb bemieS i^nen eine gro^eSu«
neigung, fo ba^ bie ©d^meftem bei SajaruS' Sr-
Iranfung il^m aud^ nid^tS tlnbereS fagen liefen,
atö „^err, fiel^, ben bu Uebji, ber ifl franl". ffiie
l^ierbet jur ©prad^e fommenbe SDtaria ttrirb nun
Dom 1^1. Sol^anned (11, 2) afö biejenige fenntli^
gemad^t, meldte ben §erm mit S)uftdl gefalbt unb
feine isü^t mit il^ren paaren getrodhtet ^atte
(diktl^aLaaL, l%[Ldiaaa). ®ie SSerbalform nötl^igt
bier, an eine anbere ©albung )u benfen, als an
bie Dom 1^1. äol^anned felbft 12, 3 (unb Don ben
©9no))ti!em) erjö^Ite, meldte erft fpöter burd^ bie
nömlid^e ÜRaria an ben Sfügen bed ^erm gef^al^;
gerabe bie Sinfül^rung mit ben SBorten : „SRaria
mar bie, meldte ben f^erm gefalbt l^atte", lö^t er-
fennen, ba^ äol^anned l^ier auf etmaS feinen Sefem
fd^on 93efannted anf))ieli (Sin Sendet über einen
f old^en f rfil^er gefd^el^enen SSorgang nun ftnbet ft^
bei Suc. 7, 36—50, unb jmar fo, bafe bie ©al-
berin bi^r nid^t mit 92amen genannt, fonbem als
eine öffentlid^e ©ünbcrin in ber betreffenben, eben«
faQ§ nid^t genannten ©tabt bejeid^net mirb. 6S
ift mobi !aum }u bejmeifeln, ba| ber ^I. SobanneS
biefe ©albung im Sluge f^ai ; eine f o auffaUenbe
ißerbemütbigung Dor fo Dielen 3eugen mu^te gemi^
ein amttel merben, bie fraglid&e$erfönli^!eit aB-
gemein lenntlid^ ju mad^en. Sie gform beS %u§-
brudfeS aber 3ob. 11, 2 ^v Bk Mapfa ^ dXef^^ada
aeigt aud^, ba^ 3ol^anneS an bte Serfd^meigung
bed 9lamen3 bei SucaS gebadet bot. Sd liegt olfo
nabe, ju fd^Iie^en, ba| 9Raria, bie ©d^toefta:
9Rartba^3 au§ ^etbanien, auf Sbmege gefomntai
mar unb in einer un§ nicbt bef annten ©tobt,, toäUft
nad^ bem 3ufammenbang bei Suc 7 nid^t torit Don
Sa))bamaum gemefen fein fann, ber ©ünbe ge«
bient batte. — (Sntmeber bie ouS 92eugierbe aw
geborte ^rebigt beS l^erm, mie eine alte Segenbe
miU, ober ein anberer 3ug ber ®nabe l^otte ibr
^era gerübrt, fo ba| fte öffentUd^ 8uge ^ot uiA
f 0 Don 3efu ^er^eil^ung erlangte, yiaä^ Suc. 7, 50
ift gemi^ anjunebmen, ba^ ibre IBuge emßli^
mar, unb ba| bie Siebe, meldte ibr bie SJei^etbung
gemonnen batte, fte fortan oud^ unaufl5dlid^ an
3efu3 fettete. Unmittelbar nun nad^ biefem Sor»
gang im §aufe be§ ^barifäerS erfd^eint bei Sucat
(8, 1—3) unter ben grauen, meldte bem §erra
ibr 93erm5gen jur Verfügung {teilten unb für feine
leiblid^en ^ebürfniffe f orgten, an erßer ©teile eine
SRaria, ^Don ber fteben Teufel auSgefabren [nidb^
ausgetrieben morben] maren", alf o eine Donf d^meren
©ünben ju einem tugenbbaften Seben @ebefferte.
©0 nötl^igt ber Sufammenl^ang, in biefer SRaria
bie ungenannte Sü^erin unb ©alberin mieber ju
erfennen. f^ier aber erbölt ibr 3Umt ben 3ufa|
i^xoXoüjxevT) MaYSaXrjvT^, „SKaria, bielKagbolene
genannte". SBaSb^iB^ biefer Seiname? SBemtmon
neuerbingS (Sagarbe, @5tt. 92ad&r. 1889, n. 14^
©. 257) barin bie talmubifd^e Segeid^ng o:-^«
«^'jAtt, „9Raria bie ^aarfräuSlerin", mieberfinbea
miii) momit freilid^ bie 3uben bie ÜRutter beS
^erm bejeid^nen (Buxt. Lex. Talm. et rabbin.
389. 1458 ff.), fo änbert bie| an ber Dorliegenben
Unterfud^ung nid^tS, nur ba| mir bamt Dor einer
unbefannten unb unerfennbaren Sl^tfad^ flän«
ben. Mein ^Mapfa ^ Ma7SaX7]vi^, jmölfmol fo
genannt, fann }unöd^ft ni^t anberS erflört mer-
ben, als SRaria auS 9Ragbala". S)ie^ ift baS 9tid^
tige, meil bie gried^ifd^e Snbung -t)v6c bei nid^«
gried^if d^n Oertlid^feiten baS nomen gentQe be»
|eid^net OButtm., @ramm. 119, 50), mie SucoS
NaCap7]v6c für NaCapaToc fagt (4, 34). 3n bie-
fem ©inne mirb Ma75aX7]VTj mid^ fd^on Don ber
$efd^ittbo, mie Don ber ötbtopifd^n unb armeni*
fd^en Ueberfe^ung erflört. SDtaria üßagbolena iß
alfo 9Raria auS SRagbala, mag fte fo nad^ il^rent
©eburtSort ober nad^ ibrem 93eft|tbum ober nad^
bem ©d^aupla^ il^reS ©ünbenlebenS benonnt fein.
aWagbala aber (f. b. «rt.) ifi auS aRattl^. 15, 89
moblbefannt; felbft menn l^ier SRagebon, maS febr
JU bejmeifeln ift, bie rid^tige SeSart m&:e, mürbe
bod^ bie SSerbeff erung unS baSfelbe fagen, nömlid^
ba^ üßagbala eine Ortfd^aft am SSBejfatfer beS
galtlöifcben SReereS, in ber 92öbe Don &o)lba^
naum, mar, gang mie eS nad^ Suc 7 gef orbert e^
fd^eint. S)ie Sage biefer Ortfd^aft ift I^Htute bunb
baS arme 2)örfd^en 3Rabf(^bel bejeid^net (Palest
Explor. Fund 1877, 121), beffen a})|)caatiDe 95e-
beutung „SafteQ'' aud^ in beS bl- ^ieronqmuS
ßrflörung Don ÜJlagbalene mieberflingt (Lagarde,
Onomast, sacra 62, 22). äBo nun llRono 9Ra0>
7S7
URorio, im bleuen Zeftament.
738
Mne n0(^ f onfi in ben Stxingelien genonnt totrb^
c#iBt {ie in bemf elben mf^ Ser^ältni^ 5U 3ef u,
»k Me tH)n Set^nien l^er befonnte ÜRoria. 9lb«
yfe^a tMm il^ @orge jpür ben deilonb (Suc. 8, 2)
fß bie^ bataud l^or, ba| jte mit ber ÜRutter
M ^erm unter bem ffreuje Sefu ftonb, bag fie
idbcB gfnmen toat, roüä^t ben Seib beS ^eilanbed
ciBhiRffiniren nmOten (Ware. 16, 1), bag bie fiiebe
jk M beflen (grobe nod^ f ef^telt^ als bie %po\iti
MMi< \äm tKrlaffen ^tten Ool^. 20, 11); bor
Hon ober geigt bie^ bie %rt, toie 3efu§ ftc!^
in bcr (Erfd^einung nad^ ber Suferftel^ung il^r gu
fAmn gab Qo^. 20, 16). SBenn aljo aud^ Don
&qanfi' €<l^jter Staria ergöl^It tt)trb, tt)ie fie ben
bim Dor feinem Seiben gefalbt unb mit il^ren
bunrogetrodnet l^abe (SDlatt)^. 26, 7. aJlarc. 14, 3.
H 12, 3), fo erfd^eint bie^ al§ eine SBieber-
Msng ber n&mlid^en Stebe8äu|erung, meldte Suc.
7, 88 iKm ber Sünberin berietet toirb, unb be-
fl&tigt bie Ueberseugung, ba^ unter ber unge*
wmtm Sönberin, unter 9Raria, ber @d^tt)efter
Koitta'S inSei^ien, unbStariaüRagbalene nur
{Sie $«{ mi derßanben ifi 2)ie^ barf aud^ al§ bie
hbcrffird^ Domriegenbe ÜJleinung bejeid^net toer*
boL In^ ZertuHion (Depudic. 11), f^ieron^«
M (Prief. in Os. proph.), 9mbroftu3 (Lib. 6
mLoe. n. 14), 9ugu^inu8 (De cons. Evang. 79),
Srtgor bem (großen (Hom. 25. 33 in Evang.),
8ebQ(CkmmLmMatÜi.4,26) }eigtbie^befonber8
bieiihirgie ber römifc^en Jhrd^e, bei toeld^er am
22. 3nli, oB bem Sfefl ber ffl. SRaria SRagbalene,
bie gefeierte ^iüge in ber Oration afö ©c^mefter
iqan8^ im Soongelium al§ bie Sünberin be-
Mlet totrb. Sofox finb einjelne griec^ijd^e 93ater,
feie 3ren&u9 (Adv. Haer. 3 , 14) , Origened
Ibaet 35 inMatih., Opp. m, 892), (Sl^rQfofto-
HS (Hom. 80 in Mat^ 26, 6), anberer 9lnfid^t
tODefen« unb auf \fyct Suctoritöt l^in festen bie
im^tfd^ Stenöen brei Derfd^iebene Safttage für
imSianen: 18. aHärj für SajaruS' @d^tt)efter
Km, 21. anar) fär bie ©ünberin bei Sucad,
22. 3vli ffir aRoria ÜRagbalene, an. 9ud^ im
UeÄIonb erfd^etnt t)erein}elt bie ndmUd^e 9lnfid^t;
ii bex SRort^roIogien Don KabonuS SRauruS unb
ÜAr (f. b. 9rt. Acta Sanctonun 1, 180) toirb
i^BoSf €d^mefter aRaria am 16. Februar, 9Raria
Btgikilene am 22. 3uli aufgefitl^rt, unb bie Se*
n^fee ober SRoria aßagbalene'd unb ber @d^tt>ejter
bcl8a)amfi(Brabftötten lauten t)erfd^ieben. ®Ieid^»
^ wa^ oI9 bte in ber ffird^e Dorl^errfd^enbe
mnmg biefenige bejeid^d merben, loeld^e oben
flu bem Sorflout ber SiMmgelien entmidfelt mor*
kttip. fldruseomeftor(geflll79)fä]^rtrteafö
kiecbqige an (Hist ey. c. 64). Srfi im 16. 3a]^r-
Weit narb biefelbe Don gfaber @to))uIenft§ (f. b.
ftt) Mimt^ft, oSein ber Angriff marb mit f o guten
CdUbcii tiirädgetmefen, ba| bie @brbonne unb
ftUnma^ bie Congregatio Indicis bie barüber
tnbcUb« 6d^ften ^ber§ verboten (Keufd^,
9ibc( I, 156 %). eine falfd^e 9iüdfftd^t§na^me
of Me 9>nnibin beS ^erm, ber man ben SSor*
»urf frül^erer ©unbl^aftigfeit erfparen möd^te, 1^
feitbem nod^ einjelne lat^oltfd^e ®ele^rte beran«
la^t, bie ^nftd^t t)on brei Derfd^iebenen 9Rarien )u
toieberl^olen. 3m Mgemeinen aber barf bie ent«
gegenfte^enbe aJleinuna geioig afö bie Uebeqeu-
gung ber fatl^oUfd^en Rixä^t be^eid^et loerben.
92od^ eine anbere aileinungdüerfd^ebenJ^eit be*
Mt bei ben lat^olifd^en ©elel^rten besügtid^ ber
^ier genannten $erf5nlid^feit. !Rad^ d^rifttid^er Se*
genbe, loeld^e aud^ in baS römifd^e 93ret)ier auf-
genommen morben ift, lamen bie brei ©efd^ioifter
SajaruS, 9Rartl^ unb 9Raria bei ber apg. 8, 1
genannten ißerf olgung nad^ ber $roDence in Sftatd-
reid^ unb finb al§ @tifter beS Sl^rifientl^umd in
Sübfranlreid^ anjufel^en. ÜJlaria aJlagbalene Der«
brad^te nad^ berf elben Ouelle benKeft i|re§ Sebend
als befd^aultd^e Sinfieblerin in einer ©rotte bei
@te. Saume, unb i^re fteten Su^übungen tour«
ben l^ier burd^ Sröftungen vergolten, melci^e ber
3freunbf d^aft 3efu gegen fie m^pxaä)m, ®icfe ur-
fprünglid^en Angaben finb nad^l^er in Sage unb
S)id^tung monnigfad^ auSgefd^müdtt ober emieitert
morben, fo ba| bie gefammte hierauf bejüglid^e
ßr^al^Iung begioegen in ^toeifel gebogen lourl)«.
@id^er aber ift, bag ba§ ®rab unb bie Reliquien
ber ^I. aJlaria ÜRagbalene )u ©te. Saume Don ben
älteften 3^ten bis jum Saläre 700 in l^ol^er SSer«
el^rung ftonben. SIIS bie Araber @übfranfreid^
überf^toemmten, marb ber l^eilige Seib verborgen;
im 3. 1279 ttmrbe er aber »ieber oufgefimben
unb feierlid^ in ber 2lbtei St. aRogimin gu Slij,
bie nunmel^r benS)ominicanem übergeben tourbe,
beigefe^t. Sei ben Senoüftungen ber fronjöfifci^en
SteDoIution gelang ed, einen %f^M ber l^eiligen
Ueberrefle in ©id^erl^eit ju bringen ; im 3. 1804
tourben biefelben mieber öffentlid^ jur Serel^rung
auSgefiellt. 2)urd^ P. Sacorbaire marb 1859
@t. SRastmin für bie Dominicaner nrieber ge*
toonnen, unb burd^ bie Slnmefenl^eit ber OrbenS*
leute erlangte bie 9lnbad^t gur % 3Rana !Dlagba-
lene, fotoie bie SBaÜfal^rt nad^ iJ^rer ^ö^Ie }u @te.
Saume eine größere Serbreitung, afö fie je gehabt
l^atte. S)en €nfto^ bagu gab Sacorbaire^S Sd^rift
Sainte Marie-Madeleine, Paris 1860 (beutfd^
KegenSburg 1861, Srier 1862). «uö biefem «n-
la^ lebte aber aud^ ber alte Streit über bie 3txäf»
tigfeit ber Don ber Segenbe bel^aupteten Z^atfad^e,
toeld^erfd^onburd^SfaberStojpuIenfiSl^erDorgerufen
worben »or, »iebcr auf ; freilidj tonnte im 1 9. 3a]^r«
^unbert meber für no(^ toiber etmaS beigebrad^t
»erben, bo8 nici^t fd^on im 16. 3a]&r]^unbert »ore
gefagt morben. Sonad^ lann als abfci^Iie^enb bie
SeweiSfü^rung beS SoHanbiflcn 3. S. bu SoDier
gelten, ber mit großer Selefenl^eit unb ftrenger
jhitü fomol^I für bie gemöl^nlici^e ^nft^t über
TOaria aRagbalcne atö Sd^mefter 8aJaru8^ wie
aud^ für bie SDßirflid^feit il^rer Slutoefenl^eit in ber
iproDence eingetreten ift. (AA. Sanct. Jul. V,
187 sq.; Baronius ad a. 35, n. 5; Nat. Alex.
Saec. I, Diss. 17 [ed. Bing. IV, 441] ; ^ergen«
rotier, ^otiuS m, 295 ff; ßlaruS, ©efdjid^te
24
739
ÜJlatio Don 9egl)))ten — SRaria Don Slgreba.
74C
beS SebenS, ber Sleliquien unb be§ @^uItuS ber l^ei«
ligen ®ef(|tt>ifter 9RagbaIena, 3RaxÜ)a unb Sa«
garuS 2C., SRegcnSburg 1852; Alsters, De quae-
stione quae Tocatur Magdalenica, Aquisgrani
1880; f. aud^ b. 2lrt. SKarfeiöe unb bic bort gc»
nannte Sttcratur.) [Äaulcn.]
^Boria oon Seg^pten, bte 1^1., ift im
üRorgen- tt>ie im ^benblanbe afä eine§ ber groB'
ortigften Seifpiele für bie ^Utt>ir!f amfeit ber @nabe
gefeiert. 3^re SebenSumflönbe fmb mit l^iftori«
feiger ©id^er^eit befannt, obtool^I bie 3cit berfelben
je^r oerf(|ieben in baS 4., baS 5. ober boS 6. Sal^r«
^unbert oerlegt »irb. ©ie »ar in einer nici^t näl^er
befannten Dertlici^feit beS nörblid^en 9leg9J)ten§
geboren unb entffol^ mit gloölf Sauren bem elter»
lid^en f)aufe, um in Slejanbrien ein ©ünbenleben
5U fül^ren, bei bem fte toeniger ben ©eminn al§
biefiuftimSlugel^atte. ©oljattefie bereits 173a]^re
lu^Axad^i, als eines ZageS fte bie 9leugierbe an*
trieb, fi(| ben SBaUfal^rem an^ufd^Iiegen, nield^e
naä^ Serufalem jur geier ber Äreujerl^ö^ung fegel»
ten. 9lud^ auf bem ©d^iff unb ju SJcrufalem felbft
biente fle nur iljrer Seibenjd&aft. 91IS aber bo§
l^eilige jf reu) gegeigt tt>urbe unb fie mit bem 9Ren»
f d^enftrom, ber fid^ in bie JHrd^e ergo^, ebenfalls bie*
felbe betreten mollte, fül^Ite fie fid^ ouf ber ©d^loeDe
Don einer unfid^tbaren ©etoalt guriitfgebalten, n)ä^»
renb aöe 5lnberen unaufgel^alten on il^r oorüber«
sogen, ©ie bat, il^r gu l^elfen, aQein aud^ bie oer»
einte Äraft mel^rerer ÜRänner fonnte fie nid^t öon
ber ©teile beniegen. S)a traf fte ))I5^Iid^ ber @e»
banfe, il^r ©ünbenleben fei Urfad^e, ba^ jte Dom
^eiligtl^um jurfidfgel^alten toerbe, unb gugleid^ fiel
i^r baS 93ilb ber aüerfeliaften Sungfrau in'S Sluge,
»eitles in ber SSorl^aHe oer ftird^e auf gefteüt war.
5Jun rief fte in tiefer Sefd^ämung unb SReue bie
aOtoitter beS §erm an unb gelobte, jebe Sufee gu
üben, loenn SRaria i^r ben ©intritt in bie ßirc|e
als 3«id&en ber gu boffenben 93erjei^ung geioä^re.
©ogleid^ mar baS 93anb gelöst, baS fte auf ber
©d^weHe feftbielt, unb jie fonnte mit ben Uebrigen
baS b^ilige Jheug oerel^ren. S)abei oemal^m fte
ober innerlid^ bie SBeifung, fie folle ienfeitS beS
3orbanS Stulpe fud^en. Unoerjüglid^ mad^te fte fid^
nun auf unb fam nod^ an bemfelben Zage gu ber
Aird^e beS f)l So^anneS am Vorbau ; ^ier beichtete
fte unb etnpfing bie fioSf))red^ung, fomie bie beilige
Sommunion. S)ann }og fte toeiter in bie äßüfte
oftmörtS oom Sorban, um fte nid^t me^r gu t)er»
laffen. Unter ben äufterften ßntbebrungen in SBob»
nung, SRal^rung unb Äleibung mufete fte bier nod^
17 Sabte mit ber ©emalt ber Seibenfd^oft fäm«
pfen, toeld^er jte 17 Sabre gefrö^nt b^tte; bann
aber fanb Jte bie Derl^ei^ene Sube in ber Sereini«
gung mit ®ott, bem fie nod^ 30 toeitere 3abre in
ber SBüfte biente, unb üon bem fte burd^ wunber-
bareßrleud^tung in bie ©ebeimniffe berSBefd6auung
eingefübrt mürbe, grft in ibrem 77. Sabretoagte
fie, ftd^ einem SKanne gu naben, ben bie 2lnbad^t
ebenfalls in bie SBüfte getrieben batte. S)amaIS
pfltQttn nämlid^ t)iele DrbenSIeute oom erften
t^ftenfonntag bis gum ^almfonntag baS IHofia
)u Derlaffen unb in ber SBüfte ein Snad^otetou
leben ju fübren. ©o fam ber fafi bnnbertjidlbnge
^riefter 3oftmaS auS einem am 3orbon gelege>
neu mofter in bie nömlid^e Sinöbe, in t9el($er
SRaria ftd^ aufbielt, unb ba fie tminberbatertodfe
feinen Ütamen nennen fonnte, erlangte fie Don ibm
baS 93erf))red^en, ibr am grünen SottnerStage Ue
beilige Sommunion an ben 3orban gu bringen.
9iad^bem fte baS fo lange entbebrte Heilmittel em^
))fangen botte, bat fte 3oftmaS, im nöd^ften 3cdN
mieber an biefelbe ©tele ibr bie beiligen ©el^eini"
niffe SU bringen, unb jog ftd^ in bie Sffiüfte guxflä
3ofimaS tbat, toie er gebeten mar, fanb bie 99tf|e'
rin aber an ber Derabrebeten ©teile tobt auSgeftredt;
ibren 9iamen b<^tte fte Dorber in ben ©anb ge-
fd^rieben. S)er fromme ^riefler begrub fte an bft
nömlid^en ©teile, febrte in^S fflofter jurüd unb
fdprieb bi^t Dor feinem balb eintretenben Zobe nod^
für {eine 5Dtitbrüber bie SebenSgefd^id^te ber 93u|e-
rin, mie er fte bei ber erften Begegnung Don ibt
erf al^ren botte. %n ber ®ef d^id^tlid^feit biefer Sor-
fteUung ju jmeifeln, ift fein ©runb, mettn aud^ bie
merfmürbige Srgöblung in fpoteren Zeigten um ein-
jelne abenteuerlid^e 3üge bereid^ert morben fein
mag. S)aS gfeft ber ^eiligen mirb am 2., am 4.
ober am 30. ^ptü gebalten. (SJgl. Migne, PP. lai
LXXm, 671 sq. ; BoU. AA. SS. Apr. 1, 67 sq.;
Wright, Catal. MSS. Syr. p. 1 108.) [ffaulen.]
;gBatiaDon9lgreba, bie ebrm., mit bem
ffloftemamen SKaria Don 3efu, abrtfpn beS JHo-
fterS ber unbef[edEten(Sm))fängni^9Rariä5u9greba,
geborte bem ßfranciScanerorben an unb ift betul^
burd^ ibr beiligeS Seben unb ibr Sud^ „3)ie m9>
ftifd^e ©tabt ©otteS", in meld^em fie auf @runb
göttlid^er O^enbarungen baS fieben ber ©otteS«
mutter SRaria auSfübrlid^ befd^rieben i^at Sei
feit 220 Sabren angefangene SanonifattonSpri^
biefer großen SHenerin ©otteS ift bis |e^ no^
nid^t }um ^bfd^Iu^ gefommen ; eS f eblt mi^in \Ai
DoQe fird^Iid^e ©emöbr für baS, maS bift nad^ g^
fd^id^tlid^en Ouellen über ibre ^eiligfeit, {|n
Offenbarungen unb über baS ermöbnte 99ud^ }i
berid^ten ift. — L 3n 5lgreba, einem ©täbtdber
SItcaftiltenS, baS jur S)töcefe Zara^ona gebdrt
lourbe aKaria am 2. ^pxxl 1602 geboren. 34np
Sltem maren gran} Soronel unb Ratl^arina Doi
Tirana, bbd^ft fromme @bn{ien, Don altem 9bd
aber nid^t reidl). !Bon ben elf JHnbem berfelbei
erreid^ten nur ^mei jf naben unb )toei SRöbdben bo!
reifere 9llter. S)ie in SRebe ftebenbe Zod^ter 9Korifl
mürbe Don ben erften Sabren ibrer janb^eit an
Don ©Ott mit augergeioöbnIid|en ©naben übe^
böuft unb burd^ fd^mere £eiben unb eigentbünUid^
gübrungen für bie fiöfung ber ibr bePimmtenSW»
gäbe Dorbereitet. 3n ibrem ad^ten 3abre legte fle
baS ©elübb( ber ffeufd[)]^eit ab, unb fd^on mit
jtoölf 3abten moHte fte in einem fflofter ber®m>
meliterinnen fid^ ©ott meiben. %IS aber ibre &
tcm infolge einer böb^ni Srleud^tung fld^ ent«
fd^Ioffen, felbft ben OrbenSftanb ^u ermäl^Ini unb
741
ÜRoria Don 9greba.
742
i)r ^ unb SBermögm jur ©rünbung eine§
JnuKnflojierd )u Demenben, trat fte mit i^rer
ütntter unb iängem Sd^mefier im 2ianuar 1619
h biefeS ftloftet ein, möl^renb ber 93atet unb bie
ieibai 9rfiber fJfranciScQner mürben unb l^eilig«
■S|ig lebten unb ftarben. Qn ber neuen jf lofter«
fi{famg tooren brei IRonnen au8 bem Orben ber
fanccfItimtifKnnen, einer befonbem gform ber @Ia*
riffn, aus SurgoS berufen morben ; bief e mürben
okr nrn^ brei 2kil^ren burd^ jmei anbere auS bem
KoPer ber PuriBsima Concepcion ju SRabrib,
MfA burd^ eine nod^ ftrengere Obf erDans ftd^ auS*
in^iiete, erfe^t 9uS einem ungebrudten Briefe
Skki'S Dom 6. 3uli 1623 erl^eUt, ba^ fte an
Mefer Senbentug großen Sntl^eil l^atte. 2)er ge-
innte Orben uxir 1484 )ur SSerel^rung ber un«
kflcdten Cmpföngni^ SRariö Don ber früher am
fyHt glctnjenben 99eatris be @ilDa geftiftet, l^atte
Ott St^el ber 1^1. Slara angenommen unb ftanb
inta fieitung bed fJfranci§canerorben§. ÜJiaria
Ktrte im IHofler ein engelgleid^eS fieben in ftreng«
W 93n^/ ferneren Setben unb Uebung aQer Zu-
gnba; fie burd^Iief in rafd^er golge bie @rabe
incS verborgenen innem fiebenS unb äbematür«
li^ai (Bebeted, beffen ©el^eimniffe ben Unerfal^re»
M ein Derfd^IoffeneS Sud^ {inb, ben ^eiföbegieri»
|n aber in ben erl^benen @d^riften be§ 1^1. Co-
lones Dom itwii unb ber l^L Xerefta f o munberbar
^Sfoäm »erben. 9Son il^rer $rofe{fton an
(2. September 1620) l^tte aHaria l^öufig effta|en
ntneiß imaginären IBiftonen, mel^e fie ju i^rem
pS/jilbm Seibe oud^ Dor il^ren ÜJHtfd^meflem nici^t
is^eimfid^ tonnte. 9iad^ brei Sauren erlangte
pe biin^ onl^ItenbeS ®ebet ba§ ^uf^ören biefer
nlfdlenben 3ußönbe unb bafür einen Diel inner«
Viaa @tanb mit l^öl^erer Erleuchtung in meift
Medudlen Siftonen (Dgl. aR^fi. @tabt @otte§
tSj. l ». 1, 9. 1. 2). 9?od^ nici^t 25 Saläre alt,
Me fte 1627 gegumngen, il^re auf ©runb einer
^Uf^ 2)iSpen8 erfolgte SBa^I aur 9lbti{fin
opie^men. aJlit Sudna^me Don brei ^al^ren
inoolltte fie biefeS %nt, elfmal miebergemöl^It,
tü {H il^rem Zobe }um größten SSortl^eil be§ jf lo»
M ^0^1 in geitlid^er afö in geiftlid^er $)inftd^t.
6ii ecboute ein neued, geröumiged fflofler mit
Hhcrffird^ ou^erj^Ib ber @tabt, ba ba§ im
Aofid^ Cnrnfe errid^tete fel^r bef(^rönft unb an
n^ie^ $Ia^ gelegen mar; jte Dermel^rte ba§
bge (Knlommen fo, ba^ ftatt 12 bort 33 92on«
KI angemeffen leben fotmten. S)ie jfloftergud^t
^ boS geijUid^ Seben ber ©emeinbe erl^ob fie
§1 fol^er SoOfommenl^eit, ba^ il^r ff (ofier al§ ba§
ioBbmmeitfte in gong Spanien unb al§ eine Sd^ule
Ar^eifigteitangefe]^ mürbe, m ^^ilipp IV.,
AittDon Spanien, 1643 nad^ Katalonien reiste,
Mi^le er am 10. 3un baS fflofier ^u ^greba.
rae kmge tlnterrebimg mit 9Raria brad^te bem
WüinVu unb feiner Stellung nid^t gemad^fenen
flWge fo Diel Zroft unb Sid^t, ba| er berfelben
RB mbcbingteS SSertrauen fd^nfte unb mit i^r bis
pi 'üfam Zobe eine fortlaufenbe Sorrefponbenj
fül^rte, ol^ne meldte er nid^t leben ju lönnen meinte,
©iejen mcrfmürbigen SBriefmed^fel begann er am
4. Dctober 1643. 3laä) furjer 3cit pflegte er iljr
an iebem ^ofttage auf einem in ber SRitte gefal-
teten 93Iatte 3U f^reiben unb forberte, ba^ fte auf
ber anbem Seite fofort bie 9lntmort fd^reibe (f. u.).
® anj munberbare S)inge merben über iljr fieben,
il^re Zugenben unb il^r SSßirfen berid^tet. ÜRand^eS
baDon, namentlid^ bie ^öd^ft auffaHenbe SBeife,
mie fie milbe Stämme in 9leu»aMejico für bie
^nnal^me beS @IaubenS Dorbereitete, mirb aud^
Don SofeplJ ®öneS (SK^fli! H, 585 ff.) erjöljtt.
S)od^ i|^re Hauptaufgabe mar, ba§ gro^e fieben
ber l^eiligften Jungfrau unb ® otteSmutter ju f d^rei-
ben. S)iefc erf üQte fie in bem 93ud^e La mystiea
Ciudad de Dies . . . historia divina y yida de
la Virgin Madre de Dios, Maria santissima.
Sd^on im 2^. 1627 erl^ielt fte im ®ebete bie erfte
5lufforberung ju biefer 9lrbeit. S)a fte überl^aupt
auf bem SBege groj&er gurd^t gefül^rt mürbe, fonnte
fte lange il^r SBiberftreben unb eine beftönbige
Slngfi, getöufd^t )u merben, nid^t überminben. 9lud^
beburfte fte nod^ einer großem SBorbereitung, meldte
smölf äol^re unter entfe|Iid^en fieiben unb käm-
pfen bauerte. ®iefe erreid^ten il^ren ^ö^epunft,
als fte möl^renb 80 Zagen, ö^nlid^ mie bie 1^1. 9Ra-
ria ÖRagbalena ^a^^i u. %, ber ®emalt fatanifd^er
SRöd^te l^ilfloS übergeben ju fein fd^ien. 92ad^ bie-
fer bunfeln 9lad^t mürbe fte )u ber m^ftifd^en Stufe
ber ©ottDerlobung erl^oben unb mit übematürlid^er
SBiffenfd^aft (scientia infusa) in fo bol^em SRa^e
erf (ist, ba^ bie mit i^r Derfe^renben geleierten ÜJlän-
ner, unter meldten ber berül^mte Z^omift Soj^anneS
Dom 1^1. Zl^omaS 0. Praed. ju nennen iji, ^r 6r-
fiaunen barüber in ftarfen ^uSbrüdfen htnbgaben.
©el^orfam ben SSefel^Ien i^reS Seid^tDaterS uttb
il&rcr DrbcnSoberen, fd^rieb fie enblid^ 1637 mit
fliegenber geber in nur 20 Zagen ben gangen
erften ZJ^eil, gegen 400 ftarfe OctaDfeiten. Sie
moSte biefe S^rif t gel^eim Italien, mu^te aber bem
ffönige ^^ipp IV. auf feinen auSbrüdtüd^en 93e-
fel^I eine ^bfd^rift geben. S)a möl^renb einer lön«
gern ^bmefen^eit i|re3 gemöl^nlid^en SSeid^tDaterS
ein anberer DrbenSmann beffen Stelle oertrat,
forberte biefer, bafe fte baS JJiebergefd^riebene Der-
brenne ; fie gel^ordlte auf ber Stelle unb Derbrannte
fpöter aud^ il^re anberen Sd^riften, aI3 berfelbe für
brei Sa^re il^r regelmö^iger SSeid^tDater mar. S)ode
nad^ einigen 2^afren mürbe il^r abermals im ®e«
^orfam aufgelegt, baS SBerf Don SReuem gu fd^rei-
ben unb gu DoUenben. ^uS ben Einleitungen gu ben
brei Zl&eüen beSfelben fie^t man, mit mel^' erljabe-
neu Uebungen, obmol^I Don fd^meren ftranfl^eiten
gequält, fie fid^ auf biefeS SDßerf Dorbereitete, unb
unter meld^' großen anfcd^tungen unb Sd&mierig-
feitcn baS 93ud& in ben 3abren 1655—1660 DoH-
enbct mürbe. Sie l&ielt eS aber bis gu il&rem Zobe
gcbcim. S3on ba an bereitete fte fid^ burdj eigen-
tJ^ümlid^e ^eilige Hebungen täglid^ gum Zobe Dor,
ben fte 20 Zage Dorl^er anfünbigte. 9?ad^ l^arten
fieiben ftarb fte mit allen Setd^en eine« l^eiligen
24*
743
SRaria t)on %greba.
744
Snbed am 24. ÜRai 1665. S)ur(^ gan^ @))Qnien
erfd^oQ ber Stuf Don il^rer ^eiligteit unb t)on ben
äßtmbem, bie nad^ il^rem 3:ooe fofiten gefci^el^en fein.
@(^on in ben nö(i^ften Salären begann ber SDi5-
cefanbif d^of ben 3nf onnationS})ro8e^ für il^re Sea*
tificotion, unb om 21. Sloöember 1671 »arb ber«
felbe beim l^eiligen Stul^Ie onl^ängig gemaci^t. 9m
28. Januar 1673 mürbe bie introductio causae
Don Siemens X. ftgnirt, unb in ben folgenben
2kkl^ren mürben Don ber ))ä))ftlid^en Sommiffion
in Dielen 2)iöcefen ©))Qniend 80 Dereibete Saugen
oerl^ört. ffia^ ber anfangs fel^r eifrig betriebene
$ro)e^ bis j[e|t noc!^ nici^t beenbet ift , ^at mol^I
einzig feinen ®runb in ben ©d^mierigfeiten, meldte
bei ber Unterfud^ung il^reS Dielberufenen 93ud^eS
fid^ einfteUten. Sinige ^emerfungen über baSfelbe
unb uber]^au|)t über $riDatoffenbarungen, fomie
über bie fonberbaren ©d^idEfale unb bie Derf d^iebe»
neu Seurtl^eilungen^ meiere baS 93ud^ erf al^ren ^ai,
bürften nid^t ol^ne 3ntereffe unb 93elel^rung fein.
Slöl^ereS, namenilid^ ber SBortlaut ^al^Ireid^er ^»
probotionen unb Socumente, finbet ftd^ auS ber
äfteflen 3«it in bem fel^r lefenSmertl^en Prologus
galeatus beS geleierten gtanciScanerS P. Sofepl^
Ximenes @amiega, f))atem ®eneralminifter§ unb
jule^t Sifd^ofS Don $Iacencia, ber als ii^r $ro»
Dingial unb auBergemö^nlid^er Seratl^er fte genau
fonnte. Serfel&e fd^rieb aud^ einen ^ri^ i^reS
SebenS unb fugte ju f d^mierigen ©teilen beS SSud^eS
gelehrte 9h)ten l^inju. MeS biefeS mürbe in ber
1. «uflage, meldte 1670 ju ÜRabrib in 3 ^folio-
bönben Don berIönigIideenS)rudferei Deröffentlid^t
murbe^ beigefügt unb finbet ftd^ aud^ in ben meiften
übrigen Sluflagen unb Ueberfe^ungen, menigftenS
ouSjüglid^. 9ltd>ere bort fel^Ienbe^lotijen über f))ä«
tere Sreigniffe ftnb l^ier meift genommen auS bem
fleißig gearbeiteten Sud^e Della mistica Citta
di Dio . . . Allegazione storico-apologetica
del P. Anton Maria da Vicenza, Lett. Teologo
nei Min. Bif., Bologna 1873, meld^eS in ben
neuefien italienifd^en unb beutfd^en Ueberfe^ungen
ber „SR^ftifd^enStabt^otteS'' entmeber abgebrudt
ober bod^ benu|t ift. IBon bemfelben Serfaffer ift
eine lurje Vita della yen. S. M. d'Agreda ^u So*
logna 1870 Deröffentlid^t^ meiere Don bem 99ene-
bictiner Dr. Sierl^eimer beutfd^ bearbeitet mürbe.
Sin größeres, in f||)anif d^er ©prad^e f))öter gefd^rie»
beneS S^en ber S^rmürbigen mar bem 93erf . nid^t
jugönglid^.
n. @eit ber erften 9Rabriber Ausgabe ift baS
genannte iBud^ in fafi aQe europäifd^e ©prad^en,
mel^rmalS in bie lateinifd^e, aud^ in bie gried^ifd^e
unb bie arabifd^e ©prad^e überfe^t morben unb in
fel^r Dielen ^ußagen erfd^ienen. ^ud^ fmb nid^t
menige SuSjüge auS bem meitlöuftgen SBerfe in
Dielen ©prad^en gebrudtt. 2)ie neuere italienifd^e
Ueberfejung Don ®ioD. Serefeto (£urin 1881)
gibt fid^ in ber SDebication an ben Sarbinal %Ii»
monba als bie 53. SluSgabe auS ; fte entl^ölt bie
oben ermäbnten Einleitungen unb Diele 5loten. 3n
$ariS erfd^ien 1860 eine neue fran^öfifd^e Ueber«
fe^ung Don bem ^affioniften Serapl^in Dom 1^
ligften l^er^en S^u. S)ie neuefte beutfd^e Ucta»
fe|ung auS bem fpanif^en Original ift Don md("
reren ^rieftem ber Kongregation beS oÖerl^eiligPai
SrlöferS beforgt unb bei $uftet in SlegenStog
1886 in brei ftarfen Sänben erfd^iencn. — S8o«
ben brei Sl^eilen beS Originals bef d^reibt ber erße
in jmei Sudlern bie erften 15 Saläre beS SebenS
ber l^eiligften Jungfrau ; ber gmeite in Dier ^Bufyta
baSfelbe Don ber SOienf^merbung 3efu bis p fei*
ner ^immelf al^rt ; ber britte in jmei Sudlern bie
übrige SebenS$eit. IRad^ jebem ifapitel folgt eine
längere aScetifd^e 92u|anmenbung. — Srfi Dier
Saläre nad^ bem Xobe ber Serfafferin mürbe nad(
forgföltiger$rüfungbaS9Ber!Derdffentli(^t. @d^
Dorl^er mar auf Slnorbnung ff5nig ^l^ißppS IV.
ber erfte Sl^eil Don einer Sommiffion angefe^eittr
Zl^eologen, unter meldten ber ermöl^nte 2^om^
Sol^anneS Don ©t. Sl^omaS mar^ mit fel^r günßi*
gem Kefultate geprüft morben. S)er @eneral beS
^ranciScanerorbenS , 9llfonfo ©ali^aneS, berief
f ed^S ber bebeutenbften f panif d^en 3:]^logen f eincS
OrbenS, meldte unter feinem Sorft^ baS 9BerI
SQäort für SBort gemeinfam prüften, ©ie erHärten,
feinen Strtl^um gegen ben ®lauben barin gefunben
5U l^ben, unb f öOten baS Urtbeil, probabüe for-
mari posse Judicium, reyelationes has Tere
6886 diyinas. %u^er ^mei onberen berül^mten
2:beologen Derfd^iebener Orben empfal^I ber ge«
leierte 93if d^of Don Sarasona in einem longen mo«
tiDirten ®utad^ten baS 93ud^ unter l^ol^en Sob«
fprüd^en. 2)aSfelbe f anb bei feinem ßrf(|einen in
Spanien eine begeifterte Slufnal^me. S)od^ fd^n
nad^ jmei ^a^xtn mürbe eS Don ber Dorftd^tigen
fpanifd^en 3nquifition fequeftrirt, mit bem Se»
merfen, ba^ „nad^ reiflicher Prüfung bie Sefung
beSfelben entmeber merbe geftattet ober gön}lid|
Derboten merben". ®iefe fel^r ernftlid^e Prüfung
bauerte 14 Saläre unb enbete mit ber freigäbe beS
^d^eS. Unterbeflen mar baSfelbe in Stom 1681
Dom briligen Officium Derboten morben, bod^, mie
SBenebict XIV. bemerft, nur bur^ eine S^iScipIi-
narDerfügung, ol^ne ba| eine lebrinl^tlid^e ^nt*
fung ftattgefixnben l^atte. S)iefeS S)eaä hmrbc
aud^ fd^on nad^ brei SRonaten Don Snnocenj XL
mieber aufgel^oben, unb als 1704 baS 93ud$ un>
red^tmö^ig in ben 3nbes ber Derbotenen Sü^ei
gefegt mar, mürbe eS fur^ barauf auf 93erorbnun(
Clemens' XI. mieber geftrid^en. Sine S3erfügun(
SenebictS xm. (1729) erlaubte auSbrüdflid^ bif
Sefung beSfelben unb beftimmte augerbem, b(^
berSSeatiftcationSprojeg berS)ienerin®otte8 „otpst
neues ßjamen il^rer ©Triften Dorongel^en fönne'.
SDiefe le^tere 99eftimmung mürbe freilid^ Don 6le«
mens xn. 1730 mieber caffirt, allein ol^ne ba|
baS 93ud^ Derboten mürbe. 3u neuer !ßrüfung ber
genannten ©d^riften fe^te Senebict XIV. eine fp^
cieQe Commiffton Don Sarbinälen unb Slb^Iogen
ein, bei meldi^er er felbfl ben 93orfi^ führte. 3^
gleid^ beauftragte er bie Dier UniDerfttöten Don
©alamanca, ^cala, Sömen unb 2:ouloufe, il^r
SRaiia Don Vgtetia.
m
Mg4ttn|itiülittati)U(|tbtn. ßc feT6ß nai üM- 1
gntberSoi^ Sfinpig ßt^mmt ba tr, tote er in .
RMS^nibm Mm 16. 3anuar 1748 an bm ;
OtMBnitral ^ ouSbrÜcftt, nimiam aifectio-
■a args ancülam Domini merito fovebat.
fti KUtl ^inbttni^ tiot ein ; tS umibt nümlid)
kr^nnftl oufgtlvotftn, ob Waüa toirflt^ bit
Sn^fnin ^t .Stqjtif^ @taht @otitS" (ei.
Sb^I ^c f4on bti ^teifaffer bee Prologus ga-
laitu (§g IS. 14) bitftS na^genicjen, aber baS
ttotf^ Siribunol foiU) ben ^eneiä nod^ nic^t
jangtnb. %tut fii^rfe Unttt[u^ungen ^ttrübeT
nvom fonw^I in ©panim als in 91om ongejleltt,
Botin fimmflid^ 9IutoQra|)^ bei e^nu. Wana
l^itB^ imnbni. Unterbtl nntrbe bunj^ belcnbere
Setgünfügiing bod^ bcr ^ojeg in ben übrigen
Sngtn ncittigefü^. ^aä} Sauren unrbc butc^
imiXlecTete 1757 imb 1771 bit getagt naä) bem
ttt^ijftt lu ®itn|Un bei SMenntn @ott(§ rat-
i^idicn. 3)ie btlonnten 3^tumftänbe bewirften
ii Von eine lange Unteibitd^iung ber Serfionb-
fnpL Sifl Ol« im 3. 1367 in «Dte^eln eint
U# infTaatnbt pü^xiSft ^eilims einer t&btlic^tn
nö^ttt auf Unnifung ber e^ito. üftaria erfolgt
M, DuAt oie Unttrfuddung infolge Ditlei ^itt*
«|b^, toelt^ ber ß))if copat unb bie ßCnigin bon
6)ianini an ben $a)>ft richteten, wiebec aufgenom-
m mtb tnnäc^ft bie X^tfac^e iener Rettung
tn^eint^ftlidl^SDntmiffiDn conftatirt. 9Ieue
fldo^ttn über bit oft tmä^nien Schriften unb
KÜRen StT^onblungtn maren fo günftig, bn^
■n feil 1886 eine 6albigt !ü5fung btefer giage
«Wrtde. 3nbtffen ip baS entf^eibenbe SBorl beä
9^iPilnM(mi^tQtftirDd(|(n. (9)gI.ActaOrdiiiiB
Kn. a. 1890, n. 1. 3.)
Kn4 bem @efagten ^t olfo ber ^eilige @tuf|l
du ppfitiw Sipprobatton obet tSmpfe^Iung bitfee
m* biSb« ni^t nlaffen; tS beflebt ober ju
141 1104 bie auebiüdlifi^e, Htm Senebict XIII.
Beeilte Ccloubni^, basfelbe ju Itfen, ttuS ja auä)
tWia^Tn^ in ber fat^olifi^ Seit gcf^ie:^).
UenxS jablrei^ aber finb Approbationen unb
Mm Smpfefiluneen b^fetbtn, loeltl^c oon er-
lü^Uni 99if^ftn, Don Unioerftläten unb Cr-
toiQmoffenfii^fttn unb con jaliUofen ein}elnen
tifäoxtt feil 200 Stofiitn ausgegangen ftnb.
Ueretftitt Mßt eS aui^ ni^ on 9ßiberfprud^
■ft an fd^ifcn SontroDtrfen ü&er biefe Offen'
traniitn. XitefeS fann abtr um fo ntniger auf«
joleB, Ott Ve^li^rt bei allen $riOatoff enbaningen
M 6nliflni 1)(^ gqeigt l^t, namentlich bei ben
6(^ltn bei 1^ ^i&K^oib, ^Sirgitta unb Sierefia.
Cw fi^aife (foifui erlitft bit Sorbonne gegen ba%
814. als et in fnnqöfifc^nr Spraye, o^ne Sßro'
bg nb Koten, uon bem S^ronciSconer äl^omaS
Cä|el 1695 ^trouSoegeben mürbe. 68 ift nacEi'
pÄfen, ba| biefe Stnfur oon ber janfenifhfd^n
9*M SWR bie Snfiitit uielet anbeien Sodoren
tA 01 inegalem SEwge )u Stanbe gefomtnen
(P. Ant M. i* VicenzB, Ällegazione 41 eq j.
Sv SfbcÄsung bnfelben eif^ienen fofort in
746
t^TanfcHc^ eine Steige bon @egtnf^riften, auc^ bon
iDlitgÜebem ber Sorbonne, unb ebenfo aud^ in
onberen SÖnbtm. Unter ben Setfafftm berfelben
tfl ^ier tor fflUen einer her erften ©ele^rten jener
3eil gu nennen, nämli^ ber ßarbinol 3of. Satnj
b'Slguine 0. S. Ben., berühmt als Herausgeber
bcr CoUectio maxima Conciliorum Eispa-
niae et novi orbis unb SBeifaffer btr Tlieologia
S. Aueelmi conunentsrÜB et disputatdonibos
illuBtrata. fßon bem fi5nige oon ^canFrdd^ nm
ein ©utüc^ten über bie „3Jl9fÜfd&e ©tabt ©otteS'
gebeten, f^rieb hiefei garbtnal am 17. 3uli 1698
on benfelbcn unter fflnberem : „ÜßaB i(^ im Saufe
bon 50 3a^ren erlernt babe, ifi beinahe nichts im
SBergleicC) gu ber tiefen Se'^rt, melii^t id^ in bitfem
%ui|e gefunben ^aht, eine Se^re, loeli^e boKIom'
men iibereinftimmt mit ber ^eiligen ©^rift, ben
5Öäteni unb benSoncilten. 5Da man nid&t bqtoeifeln
fonn, ba^ ouc^ ber gelt^rtefte perblid^e äßenfii^
jener ebmiürbigtn aJhitter eine fo ^ob« St'iftt «nb
fo erhabene iJJlitt^eilungen auf natürlid^em SBege
nii^t ^fitte beibringen fOnnen, fo nu!| man mit
mornIif[f)er @ett}i||eit annel^men unb glauben,
bofi biefe gro|e Wienerin ©otttS unter ber (Ein-
gebung beä Seifigen ©eifleä gefi^rieben ^it.' —
©elebrte ©egenfc^riften gegen bie 6enfur ber ©or-
bonne erlitfien anii) bie ftionifdtien Uniberfitflten
oon (Sranobü, ©orogoffa, llcala unb befonberS
feierlich, grünblic^ unb mit riner SEßfbmnng on ben
$ap^ gegen 100 ^octoren bon ©olamanco. Sie
flcleörte^en OTänntr aller Orbtn in Spanien oet-
t!)eibigten unb ftierien in Sdjriften, @uta(Sten
unb ^probationen bie IRe^tgläubigfeit unb ^ert-
lic^teit beS angefochtenen 99u<^ (ogl. Anton.-
Maria 1. 0. 49—67). ©efonbete SBeac^lung ber-
bitnt baS fpäter (20. 3uli 1715) erlafftne gtbif
gtne @uta{f|ten ber t^eologifd^n giicultät bon
Samen (L c. 67—71). 33amit IjMm inbt| bie
angriffe tingeiner ©elt^rttn ni^t auf. SS tarn
hierbei t]on befannten Ungläubigen ober Sanfe*
nifttn abgefe^tn utrbtn, imb eS mag aui!^ baf|in'
gffieHt Meibtn, ob bie funen Obfertwtionen amen
baS Säucö, roel^e in ber ju amfterbam 1 753 etf qie-
nenen 9u8gabe ber aOerfe SÖoffuetS gebrudt nmt'
ben, mirfli^ oon biefem giogen ÜHonne gefc^rieben
finb, maS mit @runb begmeif elt uiib. ^S ber in
profaner @ele]^rfamleit ^od^berülimte Subm. 91nt
^Auratori mit toenigen !S)oiten gegen boSfelbe fogt,
p|t fti^ auf bie falfd^ annähme, ba^ ber ^eilige
Stu^l ba9 £Bu(^ Beiboten fysbt. Qm ouSfO^Ii^
Sefämpfung aber untemal^ ber gtDi| ni^t gu
unttrfc^nbe ^ologt SufebiuS Smort, Slegu-
lorcanoniler bon Reilingen (f. b. Uri.), junA^f)
in ber 1 744 ju Sug^utg erf c^itntnen ©il|rifl De
revelationibus, TieionibuB et apparitionibna
privätiBregulaetutae. 3neiauSfuSrli(^e@egen>
ft^riften, mel^e bei fpanifcbe gtanciSconet Srtego
©ongolq unb ber baqerifc^e Sanbelinirö 3Raitr
Verausgaben, moren nod^ bem Urt^eile uon ®ui-
rangtr rao^t in ber fii&oloftifi^en Sbeotogie ge-
bitgtn, boten aber i^rem @tgneT fc^na^e €eiten
747
Statia bon 9greba.
748
l
in 93cju9 auf ©efci^id^te unb 5RaturtDtffenfd|aftcn.
@te riefen eine SRejjIif öon 9lmort f)ttt>ox mit bem
Xitel Controversia de revelationibus Agredia-
nis explicata cum epicrisi ad ineptas earum
revelatLonum vindicias, editas a P. Didaco
Gonzalez Matheo et a P. Landelino Maier,
Aug. Vind. 1749. ©agegen erlauben fid^ P.SDal«
matiuS Shi^ mit ber ®ä)xx\t Bevelationum Agre-
danarum justa defensio cum moderamine in-
culpatae tutelae, Batisb. 1750, unb mieberum
ber genannte ©onjoles i^ ^^^ Apodixis Agre-
diana, Madr. 1754. SHefer le^tem ®ä)xx\t legt
©u^ronger nid^t geringe 93ebeutung bei unb ^ebt
befonberS l^erüor, bog in berfelben nad^gett)iefen
et Slmort l^abe an mel^r ate 80 ©teilen ben ©inn
eS fpanij^en Originale mi|öerftanben unb ent=
ftellt. 2)iefer nid^t mit ber gel^drigen ÜRö^igung
gefül^rien SontroDerfe tt)urbe babur^ ein Snbe ge»
maci^t baft ber fturfürft öon Sägern bem P. 2lmori
©(i^meigen auflegte. UebrigenS gibt 9lmori tro|
üieler f(|roffen Eingriffe gu, ba^ bie el^rto. SKaria
b'Ägreba l^elbenmüt^ige lugenben, gro^e 6r«
Ieu(i^tung unb aud^ tt>a$re Simonen gel^abt l^abe ;
aud^ betreffen bie Srril^ümer, bie er i|r nad^tt)eifen
min. arö^tentl^eild »ertliche SBiffenfd^aften.
anoererfeitS ip bie 3a|l unb ba§ Anfeilen ber-
ienigen, toeld^e bie „SMtifKfd^e ©tabt ©otteS" em-
Pf ol^Ien l^aben^ unDerl^öItuigmölig größer, aß bie
ber ©egner. Mt Sauber, alle ©täube, atte Dr»
ben l^aben feit 200 Salären unter ben Serel^rem
berfelben Vertreter, unb p>ax inele mit glänjenben
9lamen. 9htr )tt)ei unparieiifd^e unb competente
©elel^rie aus oiefem Sal^rl^unberi feien l^ier an*
gefül^rt. Der gro^e Sofe^ ©örreS l^ebt freffid^
in feiner ffll^ftif (H, 352) an bem Sud^e aud^
einige aJlöngel in 93e)ug auf bie S)arftenung unb
auf einige ®egenflönbe profaner ßenntni^ l^eröor,
im Uebrigen l^ält er biefe Offenbarungen für be-
ad^tungSmeril^ t)or anberen unb fpri(|t ber Ser-
fafferin eine ganj fmguläre m^ftifd^e Sntuition,
f oioie eine f aum Je übertroff ene SRein^eit unb 93oE»
lommen^eit ju; ber fpecuIatiDe Sl^eil beS 93u^e3
fei mit einem für eine grau betounberungSmeril^en
liefflnn burd^gefül^ri, unb ber l^iporif d^e f d^ilbere,
»enn aud^ ol^ne Äufmanb fonberlid^er ^l^antafte,
bod^ biStoeilen mit großer 9lnfd^aulid^feit bie ein»
jelnen Umftänbe unb Sreignijfe. ®anj befonbere
Slufmerffamfeit öerbient ober ber in ber Sl^eologie,
Siturgi! unb aWtifHf gleid^ bemanberie SSenebictiner
$ro§per ©u^ranger, Sbt t)on ©oleSmeS, »eld^er
in ben Salären 1858—1859 eiue SRei^e »ertl^-
üoBer 9lrti!el über bie „SM^fd^e ©tabt ®otte§"
im L'Univers öeröffentlid^te unb ba§ SBud^ glän»
jenb gegen langiäl^rige Soruri^eile red^tfertigte.
Um übrigens ein ma^öoIIeS unb rid^tigeS Ur«
tl^ell über baS oft genannte SSud^ unb bie ertool^nte
Kontroöerfe fällen gu fönnen, ift öor 3niem nöt^ig,
bie fatl^olif d^en ©runbf ä^c über ^riüatoffenbarun-
gen unb bereu SBerl^ältni^ jur iJird^enlel&re l^ier
anautoenben. S)ie getoö^nlid^e Seigre l^ierüber ift
Rar unb grünblid^ bargelcgt t)on Senebict XIV.
De Beatificatione 3, c. ult. SinerfettS toäxt eS
irril^ümlid^, ju löugnen, ba^ ©oit caxä^ nad^ ben
Seiten ber ^oftel l^eiligen ©eelen nid^t blo| bmi$
bie fi^ben ©aben beS l^eiligen ©eifteS ein geiji'
üoIIeS iBerftänbni^ ber Don ber JKrd^e gele|rtai
©laubenSgel^eimniffe ju Derleil^en pflegt Jonbem
ba| er aud^ juioeilen burd^ übematürlid^e änftonen
unb ^nfpra^en neue SRitt^eilungen religidfer Sta*
tur gemad^t l^at, bie nid^t bIo| perfötüid^ Sei^
l^ältniffe betreffen, fonbem aud^ aSgemetne SBol^
l^eiten unb Zl^atfad^en, tt>eld^e über bie JKrd^enlel^re
l^inauSgel^en unb als $rit)atoffenbarungen begeid^
net tt)erben. S)er l^eilige ©eift bleibt unb und!
immer in ber JKrd^e, fomol^I im ©anjen als tu
ben Sinjelnen, um bereu ©lieber in alle bem Srben«
leben angeme^ene SBal^rl^eit ein}ufü^ren Ool^. 16,
12; 14, 16). Snbeffen aud^ in bem ^dU, memt
©Ott fold^e Offenbarungen gum 9hi|en weiterer
jheife beftimmt l^at bürfen fie bem Don Sl^rifio
burd^ bie ^oftel ber i?ird|e mitgetl^eilten Depo-
situm fidei burd^auS nid^t gleid^gefe|t ober bei*
gemifd^t nierben. 9hir bie l^eilige ©qrift unb bie
l;rabition Jtnb bie ©laubenSquellen, auS meld^
bie JHrd^e oei ber gemdl^nlid^en unb ou^ergeteöl^n*
lid^en iBertt)aItung il^reS Se^ramteS bie latl^olifd^
SBa^rl^eit fd^öpft. @ie DeMid^tet niemanben, an
^riöatoffenbarungen, bie ©ott 9lnberen, felbft an«
erfannten fettigen gemad^t l^at, auf beren SBort
]^in ju glauben, am menigften mit bemjienigen gbtt»
lid^en ©lauben, mit tt>eld^em man bie Don Sl^fb
geoffenbarien unb Don ber ffird^e Dorgelegten
äSßal^r^eiten annel^men mu^. 2)iefe 93efd^ränfung
DorauSgefe^t befolgt bie JHrd^e aud^ baS SBott
besapopelS: „Serad^tet nid^t bie SBeiSfogungen"
(1 Sl^eff. 5, 20) ; ja man mu| sugeben, ba^jte,
tt)enigitenS bei liturgifd^en ober bisdplinären Sin«
orbnungen, tl^atföd^Iid^ in etma aud^ $riDatoffen*
barungen gumeilen berüd!ftd^tigt l^at, bod^ feineS«
tt)egS als |)auptmotiD. 9Ran ben!e nur an bie
Sinfe|ung oer f$fefte Dom fjfrol^nleid^nam unb Dom
l^eiligften öerjcn 3efu.
Snbe^ ^el^t aud^ feft, ba^ nirgeubS mel^r als
bei fold^en SSiftonen bie SRal^nung beS ^(poftelS
äol^anneS am $Ia|e ift: ,,®Iaubet nid^t iebem
©eifte, fonbem prüfet bie ©eifter, ob fie auS ©ott
finb" (1 3o^. 4, 1) ; femer, bafe eine fold^e Prü-
fung aud^ bei l^eiligmä^igen ©eelen oft fel^r f d^mex
ift unb nid^t über eine Demünftige $robabiIitö1
^inauSfommen !ann. 2)e^]^alb ift ber l^eilige ©tul^l
nid^t bIo| öu|erft ftrmge in ber Prüfung fold^
Offmbamngen, fonbem auä) fe^r Dorfid^tiig rnib
prüdF^altenb in bem Urtl^eile, meld^eS er alS SRe*
fultat feiner Unterfud^ung mittl^eilt. 93eibeS gilt
befonbcrS bann, wenn eine Offenbamng bisher
nid^t S3e!annteS entpit. SBeber bie S^atfad^e, ba(
eine Offenbamng mirflid^ Don ©ott gefommen fei,
nod^ bie SDßa^rl^eit il^reS 3n]^IteS, infofem ber«
felbe 9leueS cntl^ält, toirb in einem fold^en 3faDe
als abfolut gemig unb unbebingt in glauben Don
ber Jhrd^e Dorgelegt. S)ie Slpprobation fold^
Offenbamngcn »ifl als ftd^er nur feftflellen, bo^
749
ÜRartQ Don 9lgreba.
750
i^r 3n^ hti becnunftiger unb gemäßigter Su§'
kgmig (pie et pradenter intellectum) nid^t bem
Mmbrn unb ben guten Sitten tt)iberfprid^t ober
Md\äi ift; bog betfelbe ni(i^td burc^ouS ^b-
psM ober UnglaubKd^ed entplt^ f onbem Dielmel^r
ben fiefer (Srbauung unb 92u^en bringen fann;
nb enblid^, baß num au3 t>emünf tigen ®rünben
annehmen borf, bie angeblid^en Offenbarungen
feun nnrflid^ Don ®ott unb il^re SJlitt^eilung
Dodg^S ber ^auptfaci^e nad^ toa^x. 3n biefem
Sinne fmb }. 93. bie Offenbarungen ber ^t ^ilbe*
gaib unb ber I^L Sirgitta txxäjiii^ approbirt, ob*
nwl^ gegen einzelne ©teilen berfelben ©d^mierig«
intni ftoien eri^oben »erben. SDenn felbft bann,
Mm eine Stfum ttirflid^ Don ®ott fommt unb rein
istdectuen unb alfo an fid^ untrügli(i^ ift, bleibt
es feiiKdmegS auSgefd^Ioffen, baß in ber SD^itt^ei»
hmg berfelben Srrtpmer eingef(|Ud^en ftnb, toit
bq4 ber geiDöl^nli^ien SReinung Senebict XIV.
I^ Senn ein fold^ed an ftd^ mal^reS, aber aud|
unnt^rec^Hc^ed (SotteSttort muß erft in unDoU-
fonmene unb inaböquate menfd^Iici^e SBorte über«
je|tiDcrben, DxiS für gemöl^nlid^ burd^ Slnmenbung
nesfd^id^ (BeifteSfräfte unb xAi^i o^ne bie nal^e»
lieimbe 9R5gIid^!eit gef(i^ie]^t, baß mit bem gött-
lijen Sid^te ftd^ boS befd^rönfte ißemunf tlid^t unb
nit ber geoffenbarten äBal^rl^eit ein Srrtl^um Dor*
gtfo^ 9Reinungen einmifci^e. ÜRit Siedet fagt
Sueranger (L c. a. 1858, n. 22): ,,$riDatoffen«
btmgen gelangen nid^t immer rein Don jeber
Bottrüd^ 93eimifd^ung ^u un§. ®ott laßt biefeS
i»r auf baß ttnr niemals ber SSerfud^ung nad^»
fjia, boS Snfel^ berfelben mit bem ber ^eiligen
Si^tift auf 6ine Sinie ju fteKen." — 5Ra4 biefen
6ntnbf&|en toürbe eine gemöl^nlid^e fird^Iid^e ^p»
pniatum ober Gmpf el^Iung ber ^Snqftifd^en @tabt
SotteS' feineSmegS bie DoUe SBal^rl^eit aUeS beffen,
MI in berfelben entl^alten ift Derbürgen, mithin
^ abioeid^enben SDteinungen über Sel^rf ö|e ober
VjiaXiadfm, mXi^ bidl^er in ber JHrd^e frei geleiert
m, rdifi Sintrag t]|un. gfreilid^ mürbe biefe
«Mnsbation bem 93ud^ ein l^öl^ereS Slnfel^en Der»
ki^ien, unb eS mürbe bann burd^auS unftattl^aft
nb fceDentlid^ fein, baS 93ud^ in Saufd| unb
OoQtn }u Dermerfen unb bie Offenbarungen al§
!tin|d^ung ober betrug ju bejeic^nen.
. Ser Sni^tt biefed fiebenS 9Rariä nun gel^t aOer-
bingS toeit l^inouS über ba§, maS bie l^eilige @d^rif t
IIb am^ bie ftird^e und über bie aüerfeliglte 2tung»
ta p glauben gebietet. S)enn biefe§ betrifft ja
(4 mr bie eri^cäene Stellung berfelben in ber
^eiHöamomie, meld^ burd^ bie brei ^auptbog«
w, näsiftd^ ber göttlid^en SRutterfd^af t, ber un»
Muten Smpfängniß unb ber beftänbigen 3ung>
^tkl^, inrhidpieO beftimmt mirb. Selbftoer»
piabGi^ entfprid^t biefer einzig erl^abenen Stellung
eile entfpred^enbe, burd^auS einzige @nabenfüEe
nb eine f^entid^feit bed innem fieben§, bie alle§
iKit fiberfd^reitet, mad in ben größten ^eiligen ie
Sanbetbored Don (Sott gemirft ift. SBirb bod^ ber
SotteSmntter in ber ffird^e eine ganj befonbere
art Don Eult (hyperdulia) gemibmet, bie freilid^
fpccififd^ Dcrfd^ieben ift Don ber nur ®ott unb
S^rifto gebü^renben Anbetung (latria), aber an-
bererfeit§ mit Ket^t meit l^inauSgel^t über bie ben
^eiligen gejiemenbe Serel^rung (dulia). 9hin
fc^meigt freilid^ bie l^eilige Sd^rift Don ben mun«
berDoHcn ©el^eimniffen be§ SebenS ÜWariü faft
gänjlit^, aber beßungead^tet ift eS gemiß, baß biefe
uns unbefannten S^atfad^en in größerer gfüHe
muffen ftattgefunben l^aben, aß ber jleifd&Iid^e
TOenfd^ nur al^nen !ann. Siefe Südfe unferer
Äenntniffe foK nun ®ott, mie bie el^rm. SMaria er»
flärt, burd^ biefe Offenbarungen jur ßrbauung
ber g^riften l^aben ausfüllen mouen. äBirfli(|
mirb Dort il^r baS Seben ber ©otteSmutter in einer
i^rer erl^abenen SteDung entfj)red^enben SBeife ge«
fd^ilbert, unb jmar mit einer fold^en gütte Don
tl^cologifd^em SBiffen unb fortlaufenber paffenben
Slnmenbung ber l^eiligcn Sd^rift, baß ber gele^r-
tefte Sl^eologe l^ättc Derjagen muffen, »enn er
eine fo fc^mierige 3tufgabe mit aflen 9RitteIn ber
SBiffcnf d^aft unb genialer ßrfinbung in gleid^ an«
gemeffener aSeife löfen follte. S)a nun feftfteljt,
baß aMario b'2lgreba bie SSerfafferin biefe« Sud^eS
ift unb baß fie burd^auS feine miffenfd^aftlid^e 93il«
bung erl^alten l^at, menngleid^ fie burc^ Sonoer«
fation mit ©elel^rien einzelne Seigren unb t^eolo«
gif(^e SuSbrütfe gelernt l^aben lann ; |emer, baß
in bem 93ud^e bie fd^mierigften tl^eologtfdben $ro«
bleme unb bunfle SteÖen ber l^eiligen Sdgrift mei«
fterl^aft erüärt merben, unb enblid^, baß il^r ganjeS
Seben nur eine ununterbrod^ene Uebung ber er«
l^abenften Sugenben, namentlid^ einer erftaunlid^en
^emutl^ unb Sbtöbtung gemefen ifi: fo lann man
Demünf tigermeif e nid^t umljin, eine l^öl^ere unb f o«
gar außerorbentlid^e ßrleud^tung ber SSerfafferin
ansune^men. S^aju fommt, baß baS in }al^IIofen
ß^emplaren über bie ganje SBelt Derbreitete f8uä)
un^öl^Iige Sefer belel^ri, erbaut unb aud^ betel^rt
l^at unb Don competenten äiid^tem auS Dielen 9la«
tionen mit l^ol^en Sobf))rüd^en überl^öuft ift
9Ran ^at eingemenbet, baß SRel^rereS in bem
93ud^e mit apocr^pl^en Sd^riften übereinftimme
unb fomit aud^ benfelben entnommen fein muffe,
hierauf lößt fid^ mit bem 1^1. 2luguftin (De civ.
Dei 15, 28, n. 4) ermiebem, baß aud| in a))o«
a^pl^en Sd^riften einiges SBa^re fiä) finbet, unb
baß mir aud^ nid^t bel^aupten, eS fei burd^auS
ni(|tS, maS in bem Sud|e ftd^ finbet, auS OueUen
beS natürlid^en SBiffenS gefloffen. — Unrid^tig ift
femer bie Sel^auptung, baß il^re tl^eologifd^e fie^re
nur ber f cotiftif d^en S^ule entnommen fei. S)aS ift
mal^r nur in 93egug auf einige Sä^, 3. S5. il&re Seigre
Don ber unbefledCten Smpf ängniß ^ariö unb über bie
tjrage, ob aud^ ol^ne bie Sünbe ber erften ÜRenfd^en
bie ^eifc^merbung beS Sol^neS ® otteS mürbe ftatt«
gefunbenl^aben. Sagegen ift inbem99eatiftcationS«
projeffe nad^gemiefen, baß baS Sud^ in 29 Sö|en
Der Seigre beS 1^1. 2:]&omaS, nid^t beS ScotuS folgt.
2BaS Stil unb 3form ber ©arfteüung betrifft,
fo muß man mit ©örreS jugeben, baß eine gemiffe
751
aJlario ei^Iotilbc — SWaria «l^riftinc.
752
SBeitf d^tt)eifig!eit unb tnand^ SBieberl^oIungen, be«
fonberS in ben Stu^ntDenbunoen, ftören, unb ba|
QU^ @))uren j[ene§ folfd^en m^d^maitä, ber im
17. Sa^irl^unbert in Spanien l^crrfd^te, bcm beut«
j(i^en fiefer auffallen. UebrigcnS erl^obcn bie erften
f))anifd^en @enforen aud^ ben @til mit ben f)'6ä)^
ften Sobfprüd^en (t)gl. Prologus galeatus § 11),
unb au^ ie^t nod^ gilt il^e Bpxafy, xoxt htm Serf .
biefed Don @))aniem Derftd^ert morben, al8 claf*
fifd^ unb burd^ eine f eltene jflarl^eit ber SDarfteÜung
unb Sngemeffenl^eit ber SBorte bemunberungdmfir*
big. SBenn olfo aud^ nid^t Med in biefem 93ud^e
gleid^ ttertl^DoU ift unb aud^ menfd^Iid^e @d^tt)öd^en
an bemfelben ftd^ jeigen, fo !5nnen mir bod^ ben
9u8fprud^ ©uerangerS (1. c.) unterfd^reiben: „2)aS
SBenigfte, maS man jum Sobe biefeS SBerfeS fagen
lann, ift, ba| eS eines ber impofanteften SDen!«
male beS menfd^fld^en ®eifte§ bleibt."
2)a§ Original ber Mjstica Ciudad de Dios
ift ie|t }u ^greba im ^rd^ü) il^reS Alofterd, mo
auc| im Original il^re in Spanien oft gebrudtten
„®eiftlid^en Uebungen" finb, fomie bie Leyes de
la esposa (unüoEenbet unb in boppelter ^om) ;
femer ein Slbri^ bed SebenS il^rer SItem unb ber
Anfang il^reS eigenen Seben§. S8 finben fid^ femer
bort eine Kopie ^red ^efmed^f efö mit $]^ilipp IV.
nebft einigm ©riefm im Original, eine Kopie ber
Escala espiritual para subir a la perfeccion
unb einiger anberen aScetifd^en ©d^riften. Sine
alte 9lbf(!^nft t)on ben Leyes unb ber Escala be*
fi|t aud^ bie SSibliotl^e! beS Kollegiums ^u Oua»
racd^i. 93on il^rer Korrefponbmj mit ^l^ilipp fin»
ben ftd^ Kopim t)on 42 Sriefm in ber 9lationaI»
bibliot^ef ju $ari3, meldte @ermonb be Saüigne
in fran)5fifd^er Ueberfe^ung 1855 }u $ari8 (%ug.
SSaton) Deröffentlid^t ^at. 2)ie Sutograpl^en ber
Briefe beS jf önigS unb ber S)ienerin ©otteS galten
für öerloren, bis P. gibeliS a ganna in üerf(|iebe«
neu f ponif d^en 93ibIiot^ef en, namentlid^ imKScurial,
)u @et)iQa, Solebo, KorboDa, f^unberte berfelbm
loiebergefunben l^at. 93or einigen Salären mürben
614 biefer 93riefe öon bem ©taatSminifter S). grau«
ciSco @it)ela ju ÜRabrib in 2 »önben Deröff entlid^t
unter bem Sitel Carias de la Yen. Madre Sor
Maria de Agreda y del Senor Bey Felipe IV.
etc., Tipogr. Sucesores de Bibadeneyra. S)er
^Herausgeber, obmol^I einer liberalen Stid^tung l^ul*
bigmb, fpric^t mit großer SSerel^mng öon SWaria.
tjfär bie Kl^arafterifti! unb bm l^ofen ®ei{i ber
©d^eiberin finb biefe 93riefe offenbar öon großem
SBertl&e. [3gnatiuS 3eiler 0. S. Fr.]
^^xia ^l^toütbt, bie el^rm., jlönigin t)on
©arbinien, geb. juSSerfaiÖeS 27. September 1759,
mar3U)d^terbeS2)aup]^in,@d^mefterSubn)igSXVI.
unb ber l^elbenmütl^igen 9Rabame Klifabetl^. 9lm
§ofe SnbmigS XV. in großer Unfd^ulb unb fjfröm-
migfeit erlogen, tourbe fte auf 93ef el^I ibreS 95mberS
Submig XVI. am 27. auguft 1775 mit bem far«
binifdien Sl^ronerben ffarl Kmmanuel üermäl^lt.
Die Kl&e mor finberloS, ber ®atte fränflid^; bie
fd^merften Sd^idfalSjd^Iöge trafen bie eigene gfa«
milie, mie baS Ibniglid^e ^KntS ton Sadrtniai
jf aum mar unter ben ben&ar fd^mierigften Soü
l&ältniffen 16. October 1796 ßorl Kmmanuel IV.
^önig gemorben, als ji(^ feine ©tellung ^ranfreid)
gegenüber unl^altbar ermieS. 9m 9. 3)ecenAet
1798 mußte er auf feine feftlönbifd^en SSefi^gm
Derjid^ten unb flol^ mit ber treum @attin erft iim|
Kagliari, bann nac^ froren), Kom unb 9leapeL
@ie ermieS fid^ bei ^Uem als ftarfe unb ffoge
gfrau, als 3)lufter einer aufopfernben ©attin nnb
d^riftlid^en f^elbin. 9Ran rü^mt il^re befonbere 9»
baä)i 5um göttlid^en ^er^m Sefu, ju beffen (B^
pe SU Surin eine SSmberfd&aft in'S Seben rief, mib
il^re Krgeben^eit gegen ben l^eiligen Stul^L Sä
fte am 7. ÜRörj 1802 nad^ fur}em Unmo^Ifein jn
92eapel im Stuf ber ^eiligfeit geftorbm mar, leg^
il^r ®attt, niebergebeugt burd^ biefm Skriuft, |it
@unftm feines SruberS SSictor Kmmanuel L bk
ffrone nieber, meldte er in ftürmifc^er 3^ wä
feltener äBürbe getragm l^atte. Kr ftarb als WU
glieb ber ©efeUf^aft 3efu ^u 9tom am 6. Octobcc
1811. ®urd^ Secret beS ^fieS ^iuS VIL,
meld^er bie {Königin perfönlid^ gefannt l^atte, nmde
am 9. ^ril 1808 il^r ©eligfpred^ungSproseß er^
öpet; am 19. September 1843 fanb unter ®tc»
gor XVI. bie Congregatio antepraeparatoria
ftatt behufs Krflömng ber ^eroicität ü^rer Xn-
genben. Kine größere ^niafjH il^rer 93riefe 1^
Komte be Keifet Deröffentlid^t (Lettres inedites
de Marie- Antoinette et de Marie-Glotilde üb
France, Par. 1876). (93gl. Eloge historiqne
de la servante de Dien Marie-Gloidlde, reine
de Sardaigne, traduit sur les memoires ita-
liens pnblies ä Turin en 1804, Par. 1806;
Eloge historique de Marie-Clotilde-Adelalde-
Xavier de France, reine de Sardaigne, ayee
des notes et des pieces inedites, Par. 1814;
2B. aWenjel, ®efd^. ber SReu^eit, ©tuttg. 1866,
2. ^ufl., I, 307 ; 95. ®amS, ®efd^. ber Stxtiß
K^rifti im 19. 3a^r]^., SnnSbr. 1854, 1, 70 f. 90.
n, 42. 239.) [O. ^fülf S. J.]
;SH4iria $9rtfliite t)on @at)OQen, bie (l^riDv
geb. }u Kagliari 14. 92ot)ember 1812, mar bie
Sod^ter SSictor KmmanuelS I., ftönigS t)on Sar^
binien, unb ber Kr^l^erjogin SRaria Xerefm tm
Oefterreid^. @eit ber Knttl^ronung il^reS SkdoS
18. 3Rä^ 1821 lebte fte surütfgejogen in 9S^
fiucca unb @enua, bis ffarl Slbert fte nad^ bem
2obe i^rer 3Rutter an ben ^of berief, «m 21. »o-
Dember 1882 mürbe fte, entgegen i^rer Icmge
gel^egten 92eigung für baS fflofterleben, bem flS*
nige gferbinanb IL t)on 9leapel angetraut unb
lebte mit il^m in fel^r glüd(ltd|er Kl^e, ftarb ober
fd^on 31. Sanuar 1836, na^bem fte 14 Soge
juDor bem legten ßönig t)on 9ieapel (Sfrang IL)
baS Seben gegeben l^atte. @ie mar auSge^eid^
mie burd^ engelgletd^e grömmigteit unb SBo^l>
tl^atigfeit, fo burd^ aQe ©aben perfönlid^erSiebeiä«
mürbigfeit. 9{amentlid^ leud^tete fte aud^ bur4
Siebe jur 9lrbeit il^rcn Untertl^anen t)oran. 3)ie
Srauer um il^ren SSerluft mar eine ganj auße^
758
aRatia bie ffatl^olifd^e.
754
nbeolB^e; fle mutbe gleid^ einer f^etligen geehrt.
3)Br4»teIe9itten6eftännt unterjetd^nete^iuSlX.
OB 9. 3ttlt 1859 baS S)ecret, toeld^ed i^ren no(^
]()( fd^benben ©eligfpred^ungSprose^ einleUete;
in Snli 1880 unb 1884 beriet^ bie Songrega'
tiM äier ben l^oifd^ ®rab il^rer Zugenben.
hf^cu^mmgen über bie e^no. Wienerin ®otte3
IM einer ^^ Skune, bie il^r im Seben nal^e
fknb/ oeriiffentlid^te ber Senbbote beS göttlid^en
^eqmS, Smidbrud 1880, 348 unb 379; 1881,
38.40. 89. (SgjL no^ Annales de la Saintete
n XIX« dMe.) [O. $fälf S. J.]
9hrki bie ffatj^olifd^e, Königin Don
tijfoßh, Xod^Ut ^nrid^S VIII., »urbe am
18. gebntor 1516 in @reeniDic^ geboren unb
fäfudi Don i^ SRutter ffotl^arina Don Slrogon
äie |e^ forgf&ttige Srgiel^ung. 3l^re tjfrömmigfeit
nb^o^enSgäte, ü^tt Snl^glid^feit an il^re i&littn
nb ite umfoffenbed SBi^en, bad ftd^ auf fiotein
nb (Bned^tfd^ ebenfo mie auf neuere Bpxa^vx
crMte, mad^ten fie )um Siebling bed f^ofeS unb
bs graben Station. Sie unDerbienten Seiben,
ieU^ i^ SRutter unb fte felbft tt>egen il^rer 9ln»
tiigli^feit on bie SRutter )u trogen l^atte. Der»
Mm lUK^ bie e^mpatl^ie beS 93oI!e§. 3)ie{e
^ bmnte fie ebenfo tt)enig al§ bie Sinfprad^e
bclfnferli^®efanbten£^a))U9d gegen bie ©rau*
InMt ber 9mm $oIeqn unb bie ^örte be^ eigenen
ItiM fd^uten. Se^terer überl^ufte fte fo lange mit
Mnngen unb C^ölereien ieber 9rt, bo^ fte ftd^
flibfi(( gegen il^re Ueber^eugung bagu Derftanb,
bie ,E^ il^er Stutter afö ungefe^Iid^ unb nad^
Ätzern ®efe| blutfd^nberif^'' 5U be^eid^nen.
to toaA eS i(r mbglid^, f emerl^in in Snglanb
ni inüd(ge}ogened Seben gu filieren. Unter ber
SesKnmg $re3 ^IbbruberS Sbmarb fonnte fte
li^ bc^ betoegen, bie neue Steligion an)U'
letacn. S)ie| marb ttneber Urfad^ Don mand^er»
ioSebmAmgenfurfie. Sie aRinifter be§ jf öntgS
iMBen i^ fogar bie Snl^örung ber 9){effe im
00001 ^oufe unterfagen unb bie ^Beamten il^reS
^oaafyOM pvc Sufred^t^altung biefeS ®ebote§
to^tc^ten. (gbUKirb enterbte gan)tt>UIfürIid|feitte
ms Sd^tDcßem ÜJlar^ unb ßltfabetl^ unb be»
liaate 3ane ®req, bie mit bem ölteften ®cit)nt
M &B}ogS Don 9lort^umberIanb Dermöblt mar,
W fl^folgerin. SBöre ber $lan be§ ^er^ogS,
bs ieäen ^rinjefftnnen l^ab^aft }u toerben, ge«
inp, fo ^ bie am 10. 3uli 1553 aU jfönigin
Monirte Sone ® req ftd^ allenf aus Italien tonnen ;
fc norp tourbe jeitig getoamt unb fammelte
^ langer um fid^. 9{ort]^umberIanb magte
*^ fie mtjugreifen, fal^ fid^ im ©egent^eil Don
mln^ängem Derlaffen unb genötl^igt, 9Ra»
^ aM ffiynigin m prociamiren. SDtefe feierte
^ üngug in &nbon am 10. Suguft unter
bi nerven 3ubel ber SeDöIterung. Samtt
|i^ bie fat^Iifd^ Sleaction begonnen; e§ galt,
ntCsergte unb Umfid^t bie alte SReligion lieber
ias^dkn. (Eorbind $oIe (f. b. 9rt.), ber auf
Mr lonibc ber Z^onbe^eigung l^in jum Segaten
für (Snglanb ermöl^It morben, Derlangte, ba^ man
fofort afle gegen bie fat^olift^e iKrd^e erlaffenen
®efe^e abfd^affe unb bie geiftlid^e Oberl^ol^eit beS
^pfteS mieber anerfenne. S)er jfaifer bagegen,
bem bie englifd^en Stätl^ be§ $apfte8 unb baS Sar«
binaföcollegium beifttmmten, rietl^ )ur 9Rö|igung.
@o f d^affte bann bie jf önigin traft il^rer Sludoritöt
als Oberl^aupted ber JKr^e bie ®efe^e SbmarbS
ab, fd^örfte ben ^i^Iibat ber ©eiftltd^euDon 92euem
ein imb befe^te bie @teUen ber bemeibten $riefter
unb Sifd^öfe mit treuen jlatl^olüen, ol^ne beS
^ßopfteS, Don bem fte bie nötl^igen iBoOmad^ten er*
Italien l^atte, in ermöl^nen. 3^re iBerlobung inbe|
mit $bi%p/ bem @o^ne beS ffaiferS, meldte beim
Sol! mißliebig mar, Deranla^te eine (Srl^ebung
unter SB^att, bod^ marb biefelbe Anfang 1554
glüdKid^ unterbrüdft. Srft im 9ioDember 1554 !am
$oIe in Snglanb an unb abfolDirte bie 92ation Don
allen pöpftli^en Senfuren. allein bie 3ntriguen bed
fransöfif d^en f^of e§ unb bie ©emalttl^ötigfeiten ber
proteftantifd^en Partei, meldte ben fat^oltfd^en Sult
Derl^ö^nte unb aufreijenbe @d^mä^f^riften gegen
bie jfi^nigin in Umlauf fe|te, jmangen bie 9Ragi'
ftrate jum ßinfd^reiten gegen bie 9ht|eftörer. ©tatt
biefelben nun, maS meit flüger gemefen, als poli«
tifd^e Serbred^er ju beftrafen, brad^te man bie
ffe^rgefe^e gegen biefelben in ^nioenbung. Sie
^uptfd^ulb trifft l^ierbet nid^t bie jfönigtn ober
bie äif(|öfe, meldte einfad^ baS Urt^eil gegen bie
Don ben 9Ragiftraten SSerurtl^eilten DoUftredfen
mußten, fonbem ben gel^etmen Statl^ unb in nod^
^öl^erem 9Ra^e bie poUtifd^en t^flüd^tlinge, meldte
Don ber @d^tt)ei} unb Don Seutfd^Ianb ^er il^re
©d^mö^fd^riften nad^ (Snglanb fd^idCten. ®erabe
)U biefcr gcit fonnte SWaria ftd^ infolge Don ffraitf«
i^eit nur jeitmeilig ben @efd|öften mibmen unb
mar Don bem iBorge^en beS gel^eimen Statines,
ber nad^ bem Sobe beS JfanjIerS ©arbiner Diel-
fad^ feine eigenen SBege ging, nid^t immer unter*
richtet. Sranmer, ber frül^ere Srgbifd^of Don San*
terbur^, »urbe erft 5IRäri 1556 l^ingertd^tet; Don
perföniid^em ^affe ber jtönigin gegen il^n fann
fd^on be|]^alb feine SRebe fein, meil fte il^n fo
lang fd^onte unb i^m bie ^ud^t au§ Snglanb fo
leidet gemad^t l^atte. Ser jhieg mit ^^anfreid^,
5U bem fte burd^ bie Sntriguen ber fran^öftfd^en
©efanbten förmlid^ gejmungen mürbe, bie gfeinb»
{eligfeiten @d^ottIattbS, bie Un^ufrieben^eit beS
^IbcIS, ber auf bie ©panier eiferfüd^ttg mar, bie
^bna^me il^rer Popularität bei Der 92ation, meldte
über bie ©teuem flagte, bie lange Trennung Don
il^rem ©cmal^l, an bem Jie mit gansem f^erjen
l^ing , bie oft getäuf d^te Erwartung , bem Sanbe
einen Sl^ronf olger ju geben, alles biefe Derbitterte
bie leiten Saläre ber fföntgin. Ser Umgang mit
i^rem Setter, bem Karbinal ipole, bie 9ln|önglid^*
feit il^rer §ofbamcn, Dor Slüem aber bie Uebungen
ber grömmigfcit morcn il^r ein Sroft in il^ren
Irübfalen, auS bcncn fte ein ebenfo frommer als
crbaulid^er Job 17. 5JoDcmbcr 1558 erlöste. Sl^re
9tegierung ift baburd^ bebeutungSDoü, ba^ fie bie
755 SRatia SRagboIena, bie ^I. — SRaria SRagbalena be $0)}l
756
latl^olifci^e Steaciton einleitete, meldte unter ber
Stegterung SßfaBetl^S ju einem SBieberoufblül^en
IatfoIif(i^ergrömmig!eitffi]^rte; ba^ ber rein ptO'
teflantif(|en 9K(i^tung, »eld^e unter ßbtoarb VI.
!id^ ©eüung üerfci^afft, ^alt geboten tt)urbe; enblid^
)a| bie fräl^er f o {d^tt)ung]^Qft betriebene Sinjiel^ung
ber ftird^engüter oufl^örte. 3^r größter gel^Ier toax
bie fpanifd^e ^eirot^ burd^ ttel^e fie bie ®egner
ber fpanifd^en 3Raä)t, fSfranfrei^ unb $aul IV.,
beffen ^Ra^nal^men gegen $oIe i^r ni(|t geringe
@d^n)ierig!eiten üerurfad^ten, gegen ftd^ aufbrad^te.
SRaria tt>Qr ein ebler g^arafter, unb ben Ütamen
ber „Slutigen" l^at fie nid^t öerbient.
S i t e r a t u r. %u^er ben ® efd^i(]^t§tt)erlen t)on
Sfroube, Singarb, Calendar of State Papers, Ve-
nice, V, VI, jlnb 3U öergleid^en Kervyn de Let-
tenhoTe, Belations politiqnes, Brux. 1882.
Sei 91. 3inimermQnn , SKoria bie ffatl^olifd^e,
greiburg, §erber, 1890, pnbet fld^ bie Siteratur;
beizufügen ifl ber IV. SBanb öon Dixon, Church
History, meld^er bie Kegierung TOaria'S in einf eitig
t)arteiif d^er SBeif e bel^anbelt. [91. 3iinmermann S. J.]
^^iatia :SH4igba(dia, b i e f^l. , f . oben SRaria
im 91. 2. n. 4.
^SBaria 'gBagbaldia be 9<(i)i, b i e 1^ I., ge>
boren juglorenj 1566, ftammte öon Seiten i^reS
SSaterS au§ ber berül^mten gamilie ber ^o^ji unb
Don Seiten i^rer SDhitter aud bem ©efd^Ied^te ber
SSuonbelmonti. 3n ber Saufe erl^ielt fie ben 9la«
men jf atl^arina (Don ©ieno), unb an bem Seifpiel
öott beffen erfter Srögerin mud^S fie balb unter
au^erorbentlid^er ©nabenftrömung ju einer ber
l^errlid^ften Kojen im ®otte§garten ber Jhrd^e
l^eran. 9ln verborgenen Orten ju beten, 9lrmen baS
t>om 9J2unb tt)eg ßrjparte ju fd^enfen, ffinber in
ber Sleligion ju belehren, bilbete bie greube ber
Eebenjäl^rigen i?at^arina. gür unb mit 3efu lei«
en, mad^te fxe glüdttid^ ; in biefer SBeiSl^eit beS
Jheu}e§ übte ftd^ ba§ jarte ÜJiöbd^en ebenfo fel^r,
n)ie fte ben gemöl^nli^en jfinberfreuben abj^olb
toax, UnauSfpred^Iid^ tt>ar il^re 9lnbad^t ^u bem
9tltar§ge^eimni6, unb fie l^ielt jid^, unerflärlic^
angezogen, gerne um bieienigen l^erum auf, »eld^c
für} voriger bie l^eilige @^ommunion em))fangen
l^atten. ©ie burfte ba|er aud^ fd^on im 9llter öon
ul^n Salären bem Xijd^ bed |^erm naiven, unb
fd^on bamafö »ar ^, tt)o fte j^d^ burd^ ba§ ®e»
lübbe ber Sungfräulid^feit auf ettjig mit 3efu der«
banb. ©eitbem »ud^f en il^rer Siebe bie ©d&mingen,
unb ber 9lbfd^eu gegen alleS SSöfe, ber il^r fd|on
Don 9latur innewol^nte, fteigerte fxä) forttoäljrenb,
fo ba| fie ganje SJäd^te »einen fonnte, »enn fie
öon iemanbem aud^ nur ein und^rijMid^eS SBort
gel^ört l^atte. 3n i|rem 16. Saläre trat fie, iebe§
9lngebot eines irbifd^en SräutigamS öerf d^mäl^enb,
in baS Älofter @. griblano ber Sarmeliterinnen
5U gloren) ein, Dor^üglld^ au§ bem ®runbe, »eil
man ba beinal^e aUe Sage bie l^elllge Kommunion
empfing. 9U§ fie am 30.3anuar 1583 baS DrbenS«
«eib erl^ielt unb ber ©eiftlid^e l^r ba§ ßrucifij in
bie §önbe gab mit ben SBorten: „3n nid^tö anbe«
rem »iü id^ mid^ rühmen afö in bem Iheuge bc9
öeilanbeS", erglül^te il^r 9lngefid^t t)om gfeuer ba
^eujeSllebe, baS nid^t me^r erlöfd^en foUte. S)ii
©lut beSjelben »anbelte bi§ an ^r SebenSenh
il^rf^erj }u einem f ortmäl^renben Sronbopfer um
fo ba^ fte öfter ben SBunfd^ au^pxaä), länger lebei
ju bärfen, um befto mebr leiben ju fönnen. an
92ot)iciat befiel fie eine f(|mere Jhanf^eit, unb h
man an i^rem 9luffommen t)ei^tt>eifeUe, burfte fi
auf bem Jhanfenlager bie ettigen ©elubbe oor oe
beftimmten 3eit ablegen, ©ie tl^at bie^ mit grd|le
greubigfeit, »orauf fid^ ^um erften 3Jlai eine jun
©tunben lang bauentbe dfftafe einftellte; bei btefe
lag bie oorl^er bleid^e unb abgemagerte SOtagboIe»
(biejen 9Jamen erl^ielt fie bei ber ^rofeft) liebßd
in @ott rul^enb, ba§ 9Inta| fd^ön unb blülM
baS 9luge auf ba§ Srudfls gel^eftet. 93on ba an
40 Sage ^inburd^, »urbe fie {eben SRorgen nad
Smpfang ber l^eiligen Sommunion auf gleid|
SBetf e in ®ott entrüdCt, unb aud^ in ber golge M
an tl^ren Sob festen fld^ fold^e Sfftafen fort, Be
benen fte »le in einem SKeere t)on Sid^t unb Sie6
fd^ttamm. SRerftoürblg ift, ba^ fte in ber S8er
5üdfung oft in ber gorm elne§ 3^iegefpröd^ed mi
bem emigen ißater, bem incamirten äBorte, ben
l^elligen ©elfte, mit ber l^elligen 3ungfrau unl
anberen ^eiligen rebete, unb babei fragte unl
antwortete, je nad^ Umftönben bie Stimme it
tounbcrbarer 9lngemeffen]^eit beränbemb. SDlcrf
ȟrbig Ift inSbefonbere aud^, ba^ jie einft in be
Sfftafe ein Sefenntni^ aller ber Heinen 93ergel^
ablegte, bie fie einen ganzen Sag ]^inbur($ fie
l^atte $u ©d^ulben fommen laffen, unb ba^ fie o"
mitten In ber 9lrbeit unb i^ren ©efd^ften, o|^
blef elben ju unterbred^en, Don ber SSerjüdhmg l^eui
gefudjt »urbe. 6in ^dt^x naä) ber $rofeg, bie i
am 27. 9Rai 1584 ablegte, trat inbeg an b
©teile innerer SRul^e unb SBonne in ®ott e
SeibenS« unb Serfud^ungSjuftanb ou^erorbcn
Ild^er 9lrt bei il^r ein, »eld^er mit Unterbred^tms
fünf 3a]^re lang bauerte. SBerfud^ungen oHer^L"
ber ©otteSldfterung, ber SSerjttelflung, ber Ä;
feufd^l^elt, ber S^begterbe, be§ Ungel^orfamd u.f. u
fürd^terlld^e SSelöftigungen t)on ©elten ber S)anic
neu, 6nt5lel^ung be§ fül^Ibaren SrofteS in SRäÄ
aller biefer ilämpf e, 9flle§ üereinigte fid^, fie mit en^
fe|Iid^en feinen }u quälen. In benen JRe nur bunj^
ben ^Inblld auf ba§ ffreu), burd^ ^emuf^ mtb
©el^orfam aufredet erl^alten mürbe, ßnblid^ am
^flngftfefte 1590 mar i^re ^fungSjelt DoOenbeL
'Jlaä) ber l^eüigen Kommunion ftral^Ite ibr Sntßji
t)on au^erorbentlid^er greube, utÄ i^ren Oberinmn
bie ^änbe brfldfenb, fprad^ fie ^u il^nen: ^2)q8
Ungemitter ifi Dorfiber, banfet unb pxtijti mit mir
meinen licbenSmürblgen ©d^öpfer." ©eltbem botte
fte nie mel^r 9le]^nll^e§ ju beftcl^cn. 3^te ©eefc,
burd^ unb burd^ gereinigt unb ju einer uneimtel^m'
baren %urg ® otte§ bef eftlgt, mürbe mel^r unb m^
mit ben au|erorbentIld^ften ®naben gefd^mädft mü)
3u einem Sentpel etngemell^t, auf beffen 9lltar eim
fold^e ®otte§Itebe flammte, ba| baS geuer ber*
757
aRoria öon ber SJtcnfd^toerbung — 9Raria Stuart
758
feto fk oft aud^ am Seibe gatt) entjünbete, ba|
jK auf Seit einlub, mit il^c bie emige Siebe ju
fiekn, unb ein SSogel ^u fein nmnf (|te, um im
f^ReDen ginge alle SBeltgegenben bur^fegeln unb
nbn boS Sieb ber Siebe ftngen ^u fönnen. 9u§
Mtr Siebe entf prang il^r unauSf pred^Iic^er Sd^mers
Bkr aDe Seleibigungen ®otte3, su beten Sü]^*
Rng fie ®ott i^re glül^enben ©ebete unb bie
f^verpen Supbungen aufopferte, unb i^r un»
(DtfgcKlted 314^ um bie ^ef el^rung ber @ünber,
jRSJ^O^n, jbeiben unb namentlid^ auc!^ ber
nrarbigen @ei{tli(^en; biefer Siebe entquoE bie
loite vaah unermfibete S^ötiglett, mit meld^er fte
mofi 0I8 Se^rerin ber ffloftermöbd^n, bann al§
flod^metflerin unb jule^t alS Unterpriorin
mdit Sie legte l^ierbei eine mal^r^af t übernatüt'
^t SeiS^ unb fflugl^eit in ber Seelenleitung
n bm %a^ unb t^at öfter ben ^uSfprud^, bie
Safe ber Stebe feien loeit aQen ßfftafen, SSifionen,
leiidatimien unb äl^nlid^en 2)ingen t)or$u5ie]§en,
tarn biefe Ie|teren feien rein nur ein ©efd^enf
Sottet, bntd^ bie Siebe§tt>erf e aber unterftä|e man
iopifa^m (Sott felber. 3n ben legten Salären il^reS
MOS ^tte fie burd^ jhanf^eiten Siele§ p lei*
bei; fie litt ed gerne unb betete, obgleid^ nac!^
Sott fid^ fel^nenb, au§ SeibenSl^unger um längeres
Seiben ol^ Xroß. %m 25. ÜRai 1607 tuarb i^re
tm Seele Don ben Sanben bed SeibeS befreit,
tu ein 3a]^ nad^ il^rem Sobe il^r l^eiliger Seib
coolen umrbe, fanb man il^n unoerfel^rt, unb
a Sage fang flo^ Oel barauS ^erDor. $apft
; Vm. fprad^ fie 1626 fefig, unb ^apft
CtaKnS IX. Derfe^te fte 1669 in bie 3a]^I ber
fdügen. (S8gL BoU. Maji VI, 177; ®örre§,
Stßü I u. n; SB. ßepari, Seben ber 1^1. a^aria
Sogb. mm $a)}i, beutfd^ t)on jhebd, StegenSb.
1857.) [Sd^röbl.]
TßioAtt oon ber ÜReufd^toerbung, f.
wie.
9tisbi $fMrf, Königin Don Sd^ottlanb
1542-1587. L Sugenb unb «ufentl^alt
ii S r a n I r e i d^. Sie erblidfte ba3 Sid^t ber SBelt
ii^Mo^ }tt Sinlit^gom am 8. Siecember 1542
3& ZodÜer Socobd V. unb feiner ^meiten ®e«
«ITmilaria oon ®uife, ber äBittme be3 ^ergogS
loiSonguetnIIe. bereits am fed^Sten Sage nad^
krSebiot Derlor SDtaria i^ren iBater, ber nad^ ber
Htom TOeberfage feines ^eereS bei SoItoaQ 3Jloi
ta^ ^einrid^ YIII. Don Sngfanb gebrod^enen
(qnS ßorb. SBöl^renb 3ame§ Hamilton, ©raf
tu Inan, bie Stegentfd^ft übemal^m, rul^te bie
^iif^nig 9Raria'8 in ber ^nmb ber burd^ l^ol^e
tdPtfoaben unb tugenbl^fteS Seben auSgejeid^«
Ktai fttaigin*9Rutter. 2)ie politifd^e Sage beS
Iei4ei geffattete fid^ l^öd^ft gefal^rooll, ba jtoei
at|tige Parteien um bie ^errfd^aft ftritten. %n
ks ^pijfe ber )u Snglano neigenben unb bie
ftnbeninenenmg förbemben $artei ftanb ©raf
lim; ber aber in feiner Sd^möd^e unb Unent-
)i|bffa4eit fid^ ben oSerDerfdiiebenflen einfluten
PtSnjß^ emried. S)er patriotifd^e S^eil ber 9e*
Dölferung Dere^rte afö ^ül^rer ben £arbinaI»Sr}«
bifd^of 3ame§ Seaton Don St. SnbretoS. 3u il^m
ftarü)en neben ber ©eiftlid^feit aüt Elemente, bereu
Streben auf Srl^altung ber fat^olifd^en Jlird^e unb
ber Unabl^öngigfeit beS Sieic^eS toiber englifd^e
©elüfte fid^ ri^tete. 9lac|bcm jal^relang fortgefejte
öcmül^ungen |>einrid^8 vm., feinen Steffen 3a«
cob V. 5ur Slnnal^me ber Deformation unb jur
Sin^iel^ung be§ ifird^enguteS ju betoegen, gefd^ei«
tert toaren, Derfolgte ber l^errfd^füc^tige S^rann
biefed 3i^I ^Ci^ bem Sobe bed ^5nig§ mit Der«
ftärf ten 3RitteIn. 9lunme]^r lautete fein ^Programm
auf Trennung Sd^ottlanbS Don^vanfrei^, Sinfü)^«
rung ber Sieformation unb Sermöl^Iung ber jiungen
<?önigin üßaria mit feinem Sol^n Sbuarb. $er
©ebanfe an bie SiuDerleibung Sd^ottlanbS in
Snglanb lauerte im ^intergrunb. Snglif d6em © oß)
in ^erbinbung mit ben Umtrieben beS ©efanbten
Sir SRalp]^ Sabler gelang e§, bie fünftige 3Jer«
mä^lung SWaria'S mit 6buarb ju fidlem. SDßeiter
plante ber engUfd^ei?önigbie3tu§neferung5IRaria%
toeld^e gemö| ^norbnung beS 4^arlament3 bei
i^rer SRutter in Sinlit^gom unb Stirling lebte unb
unter ber Dbl^ut ber SorbS 6r§fine, SRutl^Den,
StDingftone unb Sinbfa^ ftanb. f^einrid^S Ungeftüm
in ber ©urd^ffil^mng feiner Slbfid^ten l^atte eine
(Erhebung ber !at]^oIifd^>patriotifd^en Partei )ur
9=oIge, tooburd^ Srran geftür^t unb Seaton an
ba§ StaatSruber gef ül^rt mürbe. Sin ^auptfd^fag
gegen §einrid^ Vin. war bie ffrönung 5Dtarta'8
5U Stirling. %iä) Don 9tom !am b'xl\t, inbem
$aul IIL ben ^atriard^en ÜRarco ©rimani Don
^quileja nac^ S^ottlanb mit bem Auftrag fanbte,
ber ffönigin-SKutter ben lird^lidjen 3«^nten juju«
menben. S)iefe 93orgänge, fomie bie Smeuerung
einer Miang Sd^ottlanbS mit Sftanlreid^, reiften
§einrid^ VDI. jum ifriege. Seinem ^eerfül^rer
trafen Don f)ertforb fd^rieb er Dor, „mit Qfeuer
unb Sd^mert MeS }u Dertilgen, fomie Sbinburg
5U Derbrennen unb bem Srbboben gleid^ )u mad^en"
(Stevenson, Mary Stuart, First 18 Years
53). 9uf bie Ermunterung unb Sefted^ung ^ein«
rid^S VIIL ^in gelang eS 3lorman SeSIie, am
29. aWai 1546 ben ßarbinal Seaton in St. «n»
brems JU ermorben. ®iefe Untl^at, f omie eine unter
bem englifd^en ^rotedor ^erjog Don Somerfet ben
Sd^otten ju $infie Sleugf beigebrad^te 92ieberlage,
entjd^ieben bad Sd^idffal ber jungen {Königin. 3u
^abbington befd^loffen bie Stäube am 24. 3uni
1548 bie SSermäl^Iung 9Raria'§ mit bem S)aup]^in
^ranj Don ^^^anfreid^, fomie il^re Srjiel^ung am
franjöfifd^en f^ofe. 9Son Sd^lo^ Siumbarton auf
bie im ßl^be anfembe franjöfifd^e gflotte unter
^bmiral SSiUegaigon gebracht, lanbete SJlaria am
13. Sluguft 1548 in bem fleinen ^afen SRoScoff
bei Sreft too fte nad^l^er sum Slnbenfen an biefed
Sreignil eine ffapeUe errichtete.
§einrid^ IL lie^ SKaria mit ben Äinbem ber
föniglid^en gamilie erjiel^en. ßnge greunbfd&aft
Derbanb fie namentlid^ mit ber ^rinjeffm ©ifa»
betl^, nad^l^erigen ©emal^lin $^ilipp3 IL Don
759
SRatia Stuott
7eo
©panien. S)ur^Qu8 unbegrünbet ift bie Slnnal^me,
als l^abe Saterina be' äRebici ©emol^Iin ^m»
rid^S n., SKaria'g Srjiel^utig geleitet unb fie un»
l^eitoon beetnflu|t. 3nt ©egentl^eil untcrftanb pe
gänalid^ ber Seitung i^rer ®ro|mutter mütter«
lid^erfeitd, Slntoinette t)on fBowcbon, ©emal^Iin bed
erften ^er)og§ Klaube t)on ®uife, beten ^auS
e^er einem Itlofter als einem ^ofc glic!^. S)a§
l^ergoglid^e $aat tt)ar in bie ©ebetSgemetnfci^aft
Dielet Otben aufgenommen, ettt)ie§ fic^ abet m«
mentlici^ als ®dnnet bet Senebictinet. ^ntoinette
mibmete fid^ nad^ bem 9lbleben il^teS ©emal^fö
(1550) auSfd^Iie^Iid^ betUebung beS ©ebeteS unb
gutet SBetfe. SBeitetl^in etlangten mäd^tigen Sin«
Puft auf SMatia il^te Oheime ^et^og gtanj t)on
®uife unb bejfen SStubet, bet 6^tbinaI«6tjbifd^of
t)on 9teim§^ jtati Don Sot^tingen. Set Satbinal,
Deffen l^etDottagenbem Xugenbleben älanfe ein
fd^öned S)en!mal gefegt i^xani, ®efd^. I, Seipjig
1868, 140), pHanjte il^t jene tiefe anJ^önglid^feit
an ben alten ©lauben ein, in totli^tx fte untet
ben fd^metjlici^fien Sd^Iögen beS @d^tdffal§ nie ge«
manit l^at. 9Rit ben ®uif en bet fat^olifd^en Steli«
gion tteu etgeben ju fein, ift ein ©ebanfe, bet in
il^ten ^Briefen oft )um ^uSbnidfe gelangt. Set
Katbinal toat eS aud^, bet SRatia'S ^auSmefen
leitete unb il^te mettliclen^ngelegenl^eitenfttenget
Sonttole untenoatf. S)en 9bfd^Iu| beS f$fneben§
mit tjftonfteid^ benähte il^te äßuttet 9Ratia Don
©uife 1550 )u einem Sefud^ in ^^anfteid^. 3u
bie 3^it il^ted 15 SRonate »dl^tenben Slufentl^altS
föUt bet Setfud^ eines SRobett ©tuatt }ut Set»
giftung bet Königin SRatia; }ugleid^ abetbenu^te
bie englifd^ ge^nnte $attei in @d^ottIanb untet
bem unel&eWd^en 93tubet SKatia^ 3ame§ ©tuatt,
i^te 9lbtt>efen]^eit jut ©tätfung beS ^toteftantiS»
muS unb 5um 9nfd^Iu| an bie englifd^e 9tegietung.
Untet auSgejeid^neten Sel^tetn entn)itfelten^d^ ftül^
bie f d^önen Talente SRatio^S. ©ie fptad^ unb f d^tieb
Püfpg ftanjöfxfd^ unb italienifd^. 3n ^tofa unb
^oepe ttat pe geübt. 3n bet altcIafPfd^en Siteta«
tut toax pe nad^ 9luStt>eiS il^tet UebungSl^epe tteff*
lid^ bemanbett unb mat ebenfo Detttaut mit bet
^eiligen ©d^tip. 3n bet ftunft bet Stabelmaletei
etlangte Pe fcitene gettigfeit. ^toben listet SDecIa»
mitfunp legte pe Dot bem ^ofe nid^t feiten ah ;
}u il^tet SBeitetbilbung Detfa^te Sfouquelin 1555
eine auf altclafpfd^e ÜRuPet gepfi^te Anleitung
)ut atJ^etotif. 93ei aEer Open^eit beS Sl^ataftetS
nnb einem tief f^mpotl^if d^en 3ug/ butd^ tt)eld^en pe
ieben, bet il^t nal^te, »ie mit einem 3oubet bannte,
befunbete pe ein ItaftDoIIeS @eIbftbeiDu|tfein. 3m
3. 1558 enblid^ befahl ^einrid^ U. auf ©tunb bet
äietttöge mit ©d^ottlanb bie Setmöl^Utng SRatia'S
mit feinem öltepen ©ol^ne Sftanj. 2)aS fd^ottifd^e
^atlament entfanbte baju eine @ommiffion als
3eugen, untet il^nen ben Stjbifd^of 3ameS Seaton
Don ©laSgom, bie Sifd^öfe 2)aDtb $antet Don
9log unb Stobett Sleib Don OtfneQ, bie @tafen
9ioti^eS unb (SafPiS, fott)ie 9Ratia'S Sapatb-
btubet, SomeS ©tuatt, Sommenbatat'Saienabt
Don ©t. 9(nbtett)S. SBöl^tenb bie (EommiPare bfa
®ett)ö^tleiftung bet Unabl^ngigleit ©d^otüoiibf
butd^ öpentlid^e Utiunben enei^ten, untergeid^
9Ratia untet bem S)tud beS ^ofeS am 4. 9)rnl
1558 gu Sfontainebleau btei ^ctenftüde, toeld^ btt>
felbe ))teiSgaben. 2)atin übetttug pe bie Jhpimi
©d^ottlanb füt ben gall, ba^ pe o^ne SeibeSerbei
Petbe, auf il^ten ©d^tt)iegetDatet, unb Deq>pid^tefc
pd^ Sugleid^ jut SEBiebetetftattung oller füt i^
Sqiel^ung aufgetoenbeten Auslagen. iSüx ©d^di
latö) tt>aten biefe S)ocumente Detl^ängni^DoH, b(
Pe einen bauetnben uneben )tt>ifd^en biefem Sleid
unb Snglanb, fotoie jmifd^en bem ledern ini
tJftanhtid^ unmöglid^ mad^ten. Sa pe erft 16 3#d
alt rxm, fyii 3Slaxxa beten DoIIe Stagttmte ol^
3tDeifeI nid^t etfannt, fonbetn pd^ läiglid^ m
bem ttaä^ il^tet 93ettt>anbten gebeugt, beten 9n<
feigen bamals füt pe ma^gebenb mat. 9IS SuS«
fteuet etl^ielt pe bie Sinfünfte beS ^ergogt^uni
Soutaine unb bet ®taffd^aft $oitou. 3laä^ S»
t^eiUtng bet SiSpenfe übet ben Dietten ®tab bei
93IutSDetmanbtf (^ap butd| (Satbinal XtiDuIgio fani
©onntag 24. ^tU 1558 in 9lotte»Same )u ^ßarü
in ®egenmatt beS ^ofeS bie äktmöl^Iung Patt
Seibet matb Pe balb nac^^et bei ber S^tonbepd'
gung Slifabet^fS (18. 9toDembet 1558) burd^ i^«
rid^ n. gegtoungen, ben ftdnigStitel unb boS &a|>>
pen Don Snglanb angunel^men. ©o toor 3JUväi
fd^on ie^t butd^ bie untt)U)etPe]^Iid^e @ettKiIt be
S3et^äItniPe anfd^einenb in einen ®egenfa| ji
Slifabetl^ gebtad^t. SSetfd^tft mutbe berfelbe, dl
pe butd^ ben am 10. 3uli 1559 erfolgten Zol
Mnrid^S ü. bie btei fftonen Don ©d^ottlanb
§tanfteid^ unb Snglanb auf il^tem Raupte Der
einigte. Sie fteigenbe SDtad^t bet ®uifen Detail
la^te bie Hugenotten, bei jfönigin Slifabet]^ Joüf
$u fud^en. fßom englifd^en ©efanbten ©ir 9nco
lauS ^todmotton untetftü^t, btad^ Snbe 156(
untet Seitung beS 93attq be la Stenaubie bie Vkt
fd^mötung Don 9lmboife auS, meldte Srmorbuni
beS jungen AönigSpaateS unb Setnid^tung be
fatl^oUfd^enSteligion anfttebte. ffaum tt)ar Stori
biefet ®efal^t entgangen, fo ttaf Pe ein tu)d^ l^fir
tetet ©d^Iag, inbem il^t @ema|^I tSxaoi n. an
5. Secembet 1560 gu OtleanS einet ©el^imfronf
l^eit etlag. 9Rit d^tiftßd^et Stgebung ertrug 3Slani
biefeS Unglüdt, l^ielt 40 Zage tiefPe SBittme»
trauet unb mo^nte bem feietlid^en £obtenamt )»
OtleanS bei. SEBöl^tenb $iuS IV. alsbolb eis
^enlid^eS SeileibSf (^teiben unb am 23. Spril 1561
bie golbene Kofe überfd^idtte, fanbte Sßfabdl^ erP
im gfebtuat 1561 benj^et^og DonSebfotb, einen
bittetn SalDiniften, an §tatia, meniger )ur 9qei*
gung il^reS SeileibS, alS Dielmel^r gur dtfireffinij
^rer 3upimmung ju einem Sertrag, loeld^ in*
gmifd^en Don englifd^en ^bgeorbneten mit proi^
pfd^en Sbgefaubten unb ben fd^ottifd^ ©tänbei
}u Sbinburg gefd^lopen motben nxir unb roanaH
3Raxia mit il^tem ©emal^I ben Xitel einet ftönigii
unb eines jf önigS Don Snglanb abgulegen baiten. 3i
©d^ottlanb l^tte nümlid^ ßUfabe^ ingurifd^ burd|
761
9RariQ @tuart.
762
SitoPujfimg bcr aufnü^rerifci^en SorbS ber Son«
fiqatioB bie Sbfe^ng ber ftönigin-SJhttter qI3
Sqjrnlm mib bamit eine Donbalif d^e S^tftörung
ber bitolif^en SHxä^, ff löfter unb ffunftmerfe
ktoiilo^ (Forbes-Leith, NarraÜTes 37). Salb
terirfa aadi bie Sorbd ber Kongregation auS
RgnrrSlad^ ein^Ioment; biefeS fäl^rte am
24.Siigtt9 1560 bie Steformation ein unb fe^e
of boB Sefeimtni^ bed alten (glaubend bie l^är-
kfim 6tmfeiL 5Die (Senel^migung bed Sertragd
Mm Cbiirimrg lel^ SDtoria entf ci^ieben ab, »eil
et hk Xeii^ ber Ihone unb bie ^^eil^^^n be3
SoOrt {<l(ifibige unb nur mit Ueberfd^reitung
ber 9fmi Sammiffaren ertl^eilten IBoUntad^ten ^u
6kmbe gebmmen fri (Philippson 1, 183. laO).
fbenfo ttenig genel^migte ÜRaria bie grunbftürjen«
bcB 9ef(lftlüffe beS 9ugu{i'$arlament8. 2)agegen
lofitate fie ben fd^ottifd^en W>tl, inSbefonbere
bcB 9iofen Srran, il^ Umbedmittterlid^en Siebe
nb red^nete auf beren DoIIed Vertrauen. Sdlein
Utes bem (EinfluB bed englifd^en 9Rinifter§ Secil,
iNPtt bc§ oerfd^iton f d^ottif^en @taat§femtär§
üntlanb tnm Setgington enoieberten bie @tönbe
NefH Sertrouen burd^ Sborbnung einer SDepu*
^ todd^ fid^ t)orab mit eiifabet)^ in ißer-
bbm {e|m, ooim aber ÜJlaria bie Sebingungen
i|ni mäkdäfc Dorf d^reiben f oEe. 2)te{e Slbge«
steten empfing SDtoria auf il^er SRüdreife t)on
Kaa, 100 fie Oflem gehalten, am 15. ^ril 1561
pst 2)isier, lehnte aber beren antrüge auf
iMfcmnmg beS 93ertrag8 Don Sbinburg unb
Senfmg il^ Saftarbbruberd ^med Stuart
m Stegenten Don ©d^ottlanb ab. 3nbe^ Iie| fte
n ebenfo tDenig Don ber am 14. Slpril em))fange«
M S)e)mtation f dj^ottif d^er ff atl^olüen unter Set«
tng btf nad^maligen berül^mten Sifd^ofS Sol^n
«q betoegen, in Sberbeen )u lanben unb fid^
ben @cofen f|untlq in bie 9rme ju merfen. Ün*
UmD UKirb il^ bod SSertrauen, tt>omit fte il^ren
halber 2oA 2Kmte8 Stuart bel^anbelte ; it)a§ ber«
fAe tMm ü^ Demal^m^ l^ittterbrad^te er fof ort bem
eioTtf^en ®efanbten X^rodCmorton in $art§ unb
WMt boaxa in Sonbon Slifabetl^ auf, feine
€iMier gefangen ju nehmen. 9tad^ einem Se«
fB4sin9lanc9 uxd) SteimS lam ÜJlaria am 10. Sunt
1S61 in ^ßoond an. SBieberl^oIte Semü^ungen
ZloKtamrtonS jur ©enel^migung be3 93ertrag§
in Cbinbnrg toieS fie ab unb bemerfte au^erbem :
tSMe Steligion, meld^ id^ befenne, l^alte id^ für
MeSott angenel^fte; eine anbere !enne id^ nid^t
^inffint and^ nid^t, eine f old^e lernten )u lernen.
fioA^aftigfeit }iemt iebermann, niemanb mel^r
A 9bpbi, namentlid^ in @ad^ ber Steltgion."
fti 1. Snli 1561 empfal^I pu3 IV. ber fföntgin
fnam Segoten in fjfranfrei^, ben Karbtnal Don
imaca, rodä)a ^ feine 9(bfid^ten mittl^eilen
iKibt yS)emi toir lieben gan^ befonberS SDeine
9alj^ ald mtfere Zod^ter im $emt unb Der«
IN^ 2)ir, alles ju tl^un, tt>a§ tt)ir Dermögen,
n Seine Sl^ unb S)ein SBol^Iergel^en ju f örbem"
(Fliifippsim 1, 321). aRaria ^atte i^re Steife nad^
Sd^ottlanb urf))rttngrtd^ burd^ €nglanb mad^en
woBen. Jtad^bem aber ßlifabetl^ i^ire ,,95itte um
auSftellung eine§ Sd^u^briejeS' miber aOedSölfer-
red^t Derfagt l^atte, fd^iffte 9Raria fid^ am Freitag
ben 14. Sluguft 1561 ju SalaiS ein. SeSle^fd^eibt
il^re gludKid^e 9nfunft in @d^ottlanb einem btd^ten
9lebel ju, meld^er fie Dor bem gegen fie audge«
fanbten engltfd^en ®efd^maber f$ü|te, tt)ä^renb
ber Sifd^of 9lDaro be Ouabra Don vlDtla, fpani-
fd^er ©efaubter in Sonbon, bie Ergreifung einer
f old^en ÜJla^regel f eiteng Slifabetl^S in 9brebe fteOt
(Phibppson I, 338). SebenfaUd fielet feft, ba^
bie Snglänber ein @d^iff mit ben ^ferben ber
ffdnigin erbeuteten. 9m SHenStag 19. auguft 1561
lanbete ÜRaria )u Seitl^ bei Sbinburg. ,,©o Diel
mir bcfannt/ bemerft ©teDenfon 0. c. XVI),
^ift mäl^renb ber 3a^re, bie 3Raria in granfreid^
Derbrad^t, aud^ ntd^t eine einjige Stimme beS
Sabefö miber fte al§ ^rinjefftn, ©emal^Iin ober
SBittme laut geworben."
n. ategierung berffönigin 1561 bis
1568. 3m ^lafte Don dol^roob eingebogen,
empfing bie jugenblid^e ^en^d^erin bie ^lübigung
be§ Slbefö unb ber Sürgerfd^aft ber ^aupt^abt.
9lur eine ultracalDiniftif d^e Partei, an beren Spt^e
ffnos, Sinbfaq unb bie ©etreuen ber ®raffd)aft
9ife [tauben, l^ielt fid^ fem. 9m erften Sonntag
nad^ il^rer 9nfunft foUte für ÜRaria unb il^r ®e«
folge in ber Sd^lo^fapeQe fatl^oUf d^ ®otte§bienft
ftattfinben. SDiefeS geringfte 9Ra| Don KeligtonS«
freil^eit l^atte il^r ^albbruber 3amed Stuart im 3la*
men ber Stönbe beS Sleid^eS i^r Derfproc^en. SlQein
bie 3ufage marb fd^led^t gel^alten. unter bem Shtfe:
„®cr göfeenbienerif d^e $foffe foH fterben!" toofite
^atritf Stnbfaq ben celebrirenben $riefter am
aitar ermorben. 9lur mit SJlül^e Dermod^ten bie
brei ^albbrüber ber ff önigin, SameS Stuart, f o«
tüte Stöbert unb 3o^n, Sommenbatar«9ebte Don
£>olQroob unb Colbingl^am, bem bebrol^ten $rie«
fter ba§ Seben }u retten. S)od^ bie SRel^rgal^l ber
S3eD5lferung beobad^tete eine n^ige Haltung, fo
ba^ ber feterlid^e Sinjug ber fföntgin in Sbinburg
ftd^ ol^ne Störung DoQjog. Um bie Siferfud^t ber
Sd^otten nid^t ju reiben, leierte baS fran5öftfd|e
©efolge in bie ^eimat surüdf : nur ber 9Karqui§
b'SIboeuf, iüngfter Dl^eim Der ff önigin, Wieb
Dorlöufig ju i^rem Sd^u| jurüdt. 3n Iluger Se«
rüd!ftd^ttgung ber beftel^enben Serl^öltniffe fud^te
fie bie gemö|tgte ^rtei ber ^roteftanten für ftd^
ju gewinnen. 9lur für fid^ felbfl gultuSfrctl^eit
beanfprud^enb, erfantite fie bie beDorjugte SteEung
beS SalDintSmuS an, um f o bei ff önigin Slifabet$
i^ren 9nft)rud^ auf ben englifd^en Sl^ron, fowie
bie |>crau§gabe eines 21^18 ber Dom 9bel be«
f d^lagnal^mten ffird^engüter für bie f d^otttf d^e ffrone
p erlangen. ®ie nämlid^e ^oltti! tt)ir!te entfd^ei«
benb bei ber (Ernennung beS gel^eimen Statines,
bie am 6. September 1561 erfolgte. 9Jon feinen
SWitglicbem gcl&örten bem neuen (Slauben an ber
^erjog Don (S^ätel^erault, bie ©rafen Strg^le,
Sot^toeU, SJtorton unb ©lencaim, f otoie bie SorbS
763
SRaria Stuatt.
3ame8 ©tuart unb ßrSfinc öon S)un ; f atl^olif c!^
tDQten nur bie ®rafen ^untlQ unb ilÜ)o\. S)ie
leitenbe $er[önlid^!eit aber mar SameS Stuart,
ber böfc S)änion bcr Äönigin, totli)tx fclbcr nad^
berffrone traci^tete unb immer neue 93er{$tt)örun«
gen ttriber feine Sd^mefier anjcttcite. ®ie Strenge
feines SebenS unb bie Sibelmorte, mit benen er
um fid^ marf, mad^ten il^n jum itbqott ber @al>
Diniften. S)od^ „iene bfirften ber SBa^rl^eit näl^er
fommen", bie i^n „al§ el^rgeijig unb treulos (sans
foi ni loi), alS einen pmä)Ut fd^ilbem, ber mit
ber Keligion SKi^braudp treibt unb in feinem öffent»
lid^en Seben fein anbereS 3^^^ ^^nnt als benSrmerb
ber ffrone, öon »eld^er feine ®eburt il^n auSju»
fd^He^en fd^ien" (Philippson I, 249). Dbmo^I
mit ben l^öd^ften StaatSömtem betraut unb in aQe
©el^eimniffe feiner ©d^mefter eingeweil^t, üergafe
er nie, „ba^ Snglanb feine jmeite §eimat unb
Slifabet)^ feine obcrfte ©cbicterin mar" (Philipp-
son n, 11). am 7. gebruar 1562 erl^obSDtaria
i^n jum ©rafen ÜRar unb becl^rte feine S3ermä]^=
rung mit SgneS fteitl^, Sod^ter beS ©rafen 5IRari»
f^al, mit ifrer ®egentt)art. 3um ©taatSfecretär
berief SKaria SMaittenb t)on Sctl^ington, toeldier
burd^ l^umaniftifd^e 93ilbung unb Serebfamfeit
]^ert)orragte, ober treulos unb Derfd^Iagen ttxir.
3n ber ^oliti! ein 9lnl^änger SWacd^iaöefii'S, ge-
l^örte er in ber Sleligion 5u jenen falben, meldte
mit bem alten ©tauben nid^t gön^Ii^ bred^en moll'
ten. Obtt)o^I er bie SRegentin 99laria Don ©uife
üerlaffen unb SMaria ©tuart felbft lurj öor i^rer
Slnlunft an ben SKinifter ßecil in Sonbon Der«
ratzen l^atte (Philippson I, 332), moQte er tior«
löufig bie gemäßigte $oIitif ber jf önigin unter-
ftü^en. Sie proteftantif d^e SRid^tung ber Regierung
betoog ben fat^olifd^en ^bel, unter toeld^em ®raf
^untlQ ]^ert)orragte, ben §of }u üerlaffen. 918
bann Srjbifd^of Hamilton t)on @t. SlnbremS mit
ben Sifd^öfen Don S)unblane, (S^ait^ne^ unb 9io^
unb bem W)i ®at)in Hamilton t)on ffilminning
in abttjefen^eit beS Sorb 3ömeS ©tuart ber Köni-
gin im Dctober 1561 bieSitte umSDßiebercinfe^ung
in ibre ©üter Vortrugen, »urben Jie abgetoiefen
(Phüippson n, 16), »aS bie ffatl^olifen tief
»erlebte.
3ur SBerul^igung ber öffentlid^en SKeinung er-
flärte 9Raria in einer $rocIamation Dom 26. Suguß,
)um aiuStrag beS 9teIigionSftreiteS molle fle el^e*
ftenS bie ©tönbe berufen, bis bal^in feien bie be«
ftebenben iBer^öItniffe ju ad^ten. 9IS Jrnos bennod^
}u toben magte, lie^ SRaria il^n nad^ f^ol^roob
öorlaben unb erflärte i^m: „Sie römifd^e Aird^,
meldte id^ für bie malere Jhr^e l^alte, merbe id^
fc^irmcn." ?luf einer Seife nad^ bem 5Rorben im
C^erbft 1561 liefe SMaria überanbaSbeiHgeO|)fer
feiern, unb als ber 9)iagtftrat öon gbinburg am
2. Dctobcr 1561 „alle SJiönd^c, ^ricfter, !Ronnen,
6bcbrcd[}cr unb Unjüd^tige" burd^ ^^roclamotion
öerbanntc, befahl SMaria, i^n abjufefeen. gort-
baucmbe Angriffe auf bie föniglid^en ffapläne Be- .
antwortete bie SRegienmg mit einer CrWörunfl Dom .
7. ©ecember 1561, ii
tungen bie 3:obeSf)rafe
fönlid^er KeligionSfreilu
$artei mit SuSffil^runi-
nat aiugujt 1560. m
$rior Don SB^iteber:
SroferagueI)uOften!
mürben fte mit^oft t
meld^er TOaria Den v
Sod^IeDen gur SRafeb^v.
obne Srfolg. 3uni
teftanten feKft eine
abftofeenben SiferS v>
möbrenb ber gemäf%:
erl^ielt «8 über:
9Raria))fIid^tmd|io.
bung au^ auf i^rc -
3nbem$iu8IV.bv
gu il^rer Kntunft
bemeidHeer: «.SELV;
glängenb gebaltei;
Derirrte fd^ottifd^i
gurüd^uftü^ren,"
nuor 1568, Jy:.
bie ®ott uns Dl
^eSiflnid^tgmc.
unb polittfd^e S!
miegenbeStebi'
ftonb il^ ül
treu geblieben *
©d^ben Dor
ben 3efuiten ^
lonb) an ÜRr
Sborbnung >
ium Soncil ■
lerl^erftelluii
}u ertpeileiT
mürbe er nr
roob gel^ei:'
tember in
»eife erft.
molie e^ei
loffen, ot
nid^tinii
lid^e 9Ibr
Sage bc.
f45fe b.
Stöbert
empfaiu
entfe^li
berftüi
abfali
bigen
©d^r-
flföv
mib
an«
©r:
bei
765
3Jtaxia @tuart.
766
Km n, 39), ifl unjlattl^Qtt. SBei bem Soncil t)on
txM lU^ SRoria burd^ il^ren Ol^eim, ben Sar-
MboI tKm Sotl^nngen, bie Sbmefenl^eit ber f^ot»
lif((m $rölaten entf^ulbigen, pgleid^ ober tl^re
ScRiMligleit )ur SuSffil^rung Der Seftimmungen
MConritt erBären, toorouf bie Säter ertoieberten,
ber Stame einer Solfyn Königin merbe ftetS in
Qrr bleiben. 3n engen SBejiel^ungen p ber
IMgin fianb ber lelfte it&mpz ber alten ffird^e,
Kman SBinset, $rie{ter unb ^umam{} in Sin»
BtgoiD. 9BaS er in feinen brei „^bl^anblungen
Ber Serbdferung in Seigre unb @itten" über bie
(ktm^ oed fird^Ii^en SebenS f^onung§Io3 auf»
Mt crBSrt beffer olS alled Snbere ben Sf^^rtgang
hr Seformatimt. Um bie ))äpftli(i^e ©efanbtfd^aft
a enoiebem unb ben burd^ bie ^aft beS ßr)-
kf^ofS Hamilton ei^eugten fd^Iimmen Sinbrud
« tilgen, fonbte 9Raria ben Soabjutor SBiQiam
S^Im t>on 3)unblane nad^ 9tom. Sr foQte
^ lY. fettend ber Königin unb ber ju i^r
|k|cnben (Srofen SennoS/ 9t$oIe, ^untlQ, 9nont>
tsfe, Sglington, SaffUIiS u. %. Obebien} leiften.
Im 27. e^tember 1563 ertoieberte ber $a))ft
bkfes 6(l^ritt burd^ ein Skxnffd^reiben on bie ge-
Mnten Ibeligen neb{t entfpred^enber Sufforbe»
ana jur Zreue gegen bie ffird^e.
Smie Sorge bereitete ber Stegierung bie i^rage
lo^ber Sertl^ung ber JNrd^engüter, bie in t)ielen
Sillm bnrd^ ben calimtifd^en ^be! i^ren 3tt>eden
atfmnbd ttorben maren. SBillfitrlid^ l^atte man
mlle $ad^tiKr^tniffe gelöst, bie gegen mö|igen
$ii fafl nie Sigentl^ümer auf bem ßird^engut
ofiMgen Säuern Vertrieben ober bie abgaben
liUßrii4 gefieigert (PhiUppson ü, 48). ^ferner
ksütm yäfixÄä^ ®eiftlid^e, bie nur bem 9iamen
M^ Stfildöfe ober Vebte moren, el^emaligeS Jhr«
4a^ in ^riooteigentl^um oermanbelt. Sber aud^
fnlkiten ber alten JKrd^e litten JNrd^engut ju«
Krlajfigen Seuten als jeittoeiligeS Selben überlaffen,
iefa^ na^ SBieberl^eQung ber Jhrd^e an bie
kttm juräcffd^ren foltte (aSeOeSl^eim n, 17. 57).
äHrfi ber £rotef}antifd^ 9lbel toanbte ftd^ mit @e-
ii^en |ur SrUmgung fold^ 9efugni| nad^ 9tom
(PUfip^eon n, 49). 9tad^bem ber gel^eime Statl^
Ol 9. i&eptember 1561 bie ^tod^fud^ung fold^er
Sefugniffe in 9tom verboten, verfügte ber l^ol^e Sbel
11 Secember 1561 @d^ ber be^el^enben ^ad^t-
Ba^ottniffe, verlangte von ben ©eijtlid^en vor bem
10. gfebruar 1562 eine Srflorung über bie ^5^e
4ri (Bnfitnfte unb übemrieS ein 2)ritte! be§ 6r-
tagB * aller icin^güter ju aleid^en Sl^eilen ber
Acnie mib ben ^rebigem. Jhtos tobte gegen baS
Sc^Stel, nmrbe aber von Setl^ington jured^t«
flflDM«. Sine Sommiffton von l^ol^en @taat§-
mnftm mürbe mit ber Sinnal^me unb Sertl^ei«
bog ber ffird^evenuen betraut, bie Sntfd^eibung
iücrbQgStgent^um von ffird^engut aber bi§ ^um
i&tN Parlament vertagt Sine (Srleid^terung
fb bie ^dd^tec bebeutete bie SJta^rege! nid^t, fte
tfittm Mt oud^ boS S>rittel für t$i§cuS unb ^re«
%r auBuhingen. «Sl^bem von ben Jtibftem
unterftü^t, empfingen bie ^äd^ter iejt feine 2H-
mofen unb burften §unger§ fterben, loenn eS il^nen
beliebte" (Philippson H, 53). ®aS Parlament
vom SOtai 1563 verfd^ob bie gftage auf toeitere
brei ^al^re. ^ud^ il^rerfeitS vergabte Sflaria er-
lebigteS ^rd^engut. ^l^rem Seigrer @eorge Su»
d^anan fd^enfte fte bie burd^ Ableben be§ Ie|ten fa-
tl^olifd^en ^bteS Ouintin jfenneb^ erlebigte ^btei
Sro|ragueI, toöl^renb @taatgfeaetör Setl^ington
bie ^btei ^abbington empfing.
SBenn 3ame8 Stuart feiner ©d^ioefler bis 1565
}ur Seite ftanb, fo gefd^al^ bieg lebiglid^, um bie
il^m feinbttd^en gamilien ber Sennoj, Hamilton
unb ^milt) )u ftürgen unb ftd^ bamit ben SBeg
aur SRegentfd^aft ju ebnen. Auf feine SJntriguen
mit glifabetl^ ift bie Cinferferung beS »egen feiner
Hinneigung ju Snglanb aug Sd^ottlanb verbann»
ten Orafen SWattl^em Sennoj unb feiner ©emal^Iin
SKargaretl^a ©ouglaS im iotocr SlnfangS 1562
jurüd|ufü^ren. ^lud^ bie Hamiltons fielen. SSer»
le^te Sitelfeit l^atte ba§ ^aupt biefer fjfamilte, ben
Herzog von S^äteH^erauIt, unb feinen Sol^n ®raf
tnan ju ©egnem SKaria'S gemad^t. ®raf Sot)^«
toeU trat ^u Snan über, mölrenb @raf SOtar ben
lej^tem befömpfte. Sin angeblid^eS Somplot teiber
SJcaria, »eld^ ber l^albtoal^nfinnige Slrran bem
@rafen SOtar entbedte, ^atte ben Sturj ber Hamil-
tons unb bie 9luSIieferung ber von il^nen befel^Iig-
ten Sf^ftung Sumbarton ^ur Sfolge. ^otl^toeQ ent»
fam aus bem @efängni| unb ging nad^ ^f^anf«
reid^. ^ud^ ben f^Q beS fatl^olifd^en H^^feS
§untl5, baS im 9lorben faji aümäd^tig l^errfd^tc,
pibrte 3amcS Stuart 1562 im ^crbft l^erbei. aJlit
tuntl^'S ®ütem auSgcftattet, erhielt 3ameS ben
itel eines ®raf en ajluna^, »ol^renb ®raf 5IJlor»
ton 5um Sd^mer^ ber ßatl^olifen baS von ^untlQ
erlebigte ftan^Ieramt empfing. 3m Sid^te ber nad^-
maligen Sreigniffe betrachtet, erfd^eint SKaria in
il^rer unerbittlid^en Strenge gegen baS ^an^
Huntl9»@orbon lebiglid^ als SBerfjeug il^reS 93a«
ftarbbruberS, ber fie langfam i^rem iBerberben
entgegenfül^rte. 3m Uebrigen betoieS ftd^ SJtaria
als treue SanbeSmutter, inbem fie eifrig ben
Si^ungen beS gel^eimen SRatl^eS beimol^nte, ftrenge
@ered^tigfeit pßegte unb burd^ ebenfo l^öufige roxt
gefal^rvoQe Steifen von bem 3uftanb beS Steid^eS
$enntni| nal^m. 2)aS Stäubermefen h)urbe unter»
brüdtt, bie ©rengbemol^ner in Sd^ad^ gel^alten,
Sel^enSfheitigfeiten gefd^Iid^tet unb bie t^rage beS
3el^nten ^n ©unften ber ^rmen erlebigt. S)urd^
Smennung beS trefflichen 3oldn SeSle^ gum Stf d^of
von !Ro^ l^at fie fid^ um JTird^e, Staat unb Sßiff en-
fd^af t unjierblid^cS SScrbienft ertoorben (SeHeSl^eim
n, 57). ^uS eigenen SKitteln fliftete bie l^od^»
gebilbete jf önigin, meldte mit Sud^anan bie alten
ßlafftfer laS, an ber Univerfität OlaSgott) ein
SoUeg. 2)aS ^ofleben erinnerte an f^fontainebleau,
inbem bie finftere Sintömgfeit calvinifd^er SebenS»
auffaf[ung burd^ aJhiftf unb tS^\k unterbrod^en
tourbe. 3n ber auSmärtigen ^olittf erftrebte SKaria
eineSlnnäl^erung an Slifabetl^ von Snglanb. ©leid^
767
SOtaria Stuart.
mä) il^rer 9(nfimft in Sbhtbura entbot fte @taat§«
fccretör fictl^inöton on il^rc Sßafe, um bie 9ln-
erfennung tl^ed 9ted^t§ auf ben englifd^en Sl^ron
nad^ Slifabetl^d kleben gu erreid^en. Sie fd^ot»
tifd^en ©taotSmönner, meldte ben äJertrag Don
Sbinburg Dom 6. ^uli 1560 gegen SOtaria burd^«
gefe|t erfonnten Jejt il^ren tSfeJ^Icr unb treten ber
^uff äff ung il^rer @out)eränin bei^ nad^ meld^er Srt. 6
burd^ ben englif d^en IDlinifter Secil er^mungen unb
bal^er uuDerbinblid^ mar. ©ebrängt t)on Sedl ber
in SOtaria eine unDerföl^nlid^e ^f^inbin SnglanbS
erblidKe, lel^nte Slifabetl^ {ebod^ eine 5ffentlid^e
ßrllörung su ®unften 3Raria'§ bel^anlid^ ob, unb
ebenf 0 menig geftattete fte, nmS SRaria Dorgef dala-
gen, eine ^bönberung be§ genannten Vertrags.
%xi) bie Don Setl^ington im 9lamen SHaria^S an«
gebal^nte 3ufonimenhmft ber beä)en jtöniginnen
in ^or! fd^eiterte an eiifabetl^ §artnädRg!eit.
9tie ftnb bie beiben ßdniginnen ^d^ ^dnlid^
nol^egetreten. Slngeblid^ mar ed bie ^ärte ber
®uifen gegen bie Hugenotten, meldte ßlifabet)^
bie 3uf ammenfunft unterfagte, mo8 jie il^rer Safe
bur^ ein ber ^^gel^äfjigen Sfeber ßecitö" entfioffcneS
©(^riftftüdf eröffnete (Philippson H, 139). 5Rur
Sine§ eneid^te Setl^ington, ba| ba§ englifd^e Par-
lament bei Regelung ber 3:i^ronfoIge SDlaria nid^t
föhnUd^ au§f(|lo^. 2)ie Ueber^eugung Don ber
Unmögiid^feit einer äJerbinbung mit ßlifabet^
fül^rte aWario 6nbc 1562 mieber ben ®uifen ju.
SOtit bem Sarbinal jfar! Don Sotl^ringen, ber am
13. 9loDember 1562 in Srient angelangt, unter«
l^ielt flc ebenfo lebl^fte Serbinbung, mie mit
ben irifd^en ^öuptlingen 0'2)onneQ unb @]^ane
0'9?eiII. S)afe 9Karia ber Don $iu8 IV., gfranf»
reid^ unb Spanien beförberten fat^oHfd^enSiga fid^
anjufd^Iie^en geneigt mar, barf man au§ ber @en«
bung be§ @tep]^an SBilfon nad^ 9tom 1564 unb
aus ber Snmefenl^eit be§ ßr^bifd^ofS Seaton Don
®!adgom, fd^ottifd^en ©efanbten in $ari§, auf ber
Sonfereu) DonSa^onne 1565 mit Sted^t f daliegen
(Philippson ü, 259. 273), menngleid^ bie baran
gefnü})ften Sefürd^tungen für bie Unterbrüdtung
ber neugläubigen Siid^tung ber ^gränbung ent«
beirren.
Sür eine neue el^elid^e Serbinbung SKaria'S mar
Set^ington in Sonbon tl^ötig. S)ie ^anb Jtönig
ßrid^ Don Sd^meben, fomie bad ^(nerbieten be§
tergogS ^einrid^ Don 9lemour3 au3 bem ^aufe
aDo^en, meld^eS SRarquiS be SJlorette ßnbe 1561
überbrad^te, lel^nte ÜKaria ebenfo ab, mie bie öom
ßarbinal Don Sotl^ringen 1563 in 3nn§brudf gc«
iplante ©l^e mit bem Srjl^erjog ftarl. 93on bem
SBunfd^ befcelt, „bie größte ftönigin ber SQBelt ju
merben", Derlangte fle ®on ßarloS jum ©emal^!
(Philippson 11, 174; Documentos ineditos
para la historia de Espana XXIY, 450). Mein
bie|er $Ian, meld^er Dom fpanifd^en ®efanbten in
Sonbon, Ouabra, Sif d^of Don äöila, unb ben fpa«
nifd^en ©taatSmönnem befürmortct, Don Katerina
be' SKebici unb ßlifabetl^ aber ebenfo l^eftig bc«
fömpft mürbe, fd^eiterte an ber jaubemben ^olitif
$]^ilit)))§ n. @o befanb fid^ SOtaria, todi
fabetl^ nid^t befriebigen fonnte, Don @)Mmfa
taf[en mar uno nirgenbS einen aufrid^tig<
ratl^er l^atte, in Dergmeifelter Sage. ^iM 1
in Sonbon funbgeben, fie merbe il^ren @att
ber ^anb Slifabetl^ em))fangen. 3nt ü
münf^te eiifabetl^ iebe ^eirat ÜRaria'S iu '.
treiben; um aber i|re nxil^re Slbfid^t }u Dei
erl^ob fie Stöbert 2)uble9 jum ®raf en Don 8
unb empf al^I il^n SOtaria afö ©emal^I. S)iefe
bemfelben il^re ^anb gereid^t l^aben, menn
bet^ nid^t eine Srflörung über bie Xfyxon\o\
gelel^nt ptte. %ber aud^ fonft fud^te SI
biefe S^e ju l^intertreiben, inbem ^e bet
Samle^, @o]^n bed ®raf en Senno£ unb be
SOtargaret 2)ougIad, an ben fd^ottifd^en ^of
lieg. 9htn fa]^f(d^KeciIbaß>getäufd§t. 2)eti
gemanbten, menn aud^ geiftig bef d^rftnlten SN
Don bem ßecil feinen ßrfola bei SDlaria ei
l^atte, nal^m bie fd^ottifd^e icönigin aU d
an, nid^t etma auS 92eigung ober fmnlid^er
f onbem bur d^ Slif abetl^S trei^of e $oIitü g^m
meil 2)amle^ burd^ feine ÜRutter, eine red^t
@fif abet]^§, 9Raria'g «nred^t auf bie englifd^c
öerjtörüe (Philippson H, 327). ®raf 2
S)amle9'§ SSater, empfing bie il^m aberl
Klaren unb ®üter gurüdf ; 2)amle^ f elbft, ]
17. gebruar 1565 bei SWaria erfd^ien, mm
Dorfommenb aufgenommen unb balb bara
er in eine fd^mereftranfl^eit fiel, Don il^r fei
ppegt. 3tt>iWen bem 7. unb 10. 3tpriT 15(
bie Königin ftd^ fogar im ©el^eimen mit S
trauen, maS Dom Stanbpunit ber @ittlid^lei
Stüge Derbient. 3n @d^ottIanb fanb bie (£f^\
fen Sabel ebenfo bei ben ftrengen KalDinip
im gel^eimen Statl^. 92ur mit SOflül^e fonnte
bur^ 3uftd^erung ber ®emiffen§frei]^eit it
$rocIamation öom 12. 3uli 1565 bie öffi
SReinung berul^igen. 5Run faxten ®raf 4
unb beffen @d^mager, ®raf ^rg^Ie, ben
SJtaria gefangen junel^meu; bie^uSfül^ruti
mürbe burd^ ben perfönlid^en ÜJhitl^ ber R
im SRonat 3uli Dereitelt. 92ad^bem Sifd^oj
l^olm Don 2)unblane mit ber 2)igpenfe ü{
gmeiten unb britten ®rab ber 9Iut§Dermani
au3 3lom angelangt, fanb am @onntag ben 2
1565 burd^ 2io]^n Sinclair, ernannten i
Don Sred^in, bie 5ff entUd^e Sinfegnung Don
@tuart§ unb 2)amIe9'S (Sf^t ftatt. S)a|
burd^ bie SSerbinbung mit bem in ieber 9e)
tief unter ibr ftel^enben ©omle^ ben De^
Douften ©d^ritt il^reS SebenS getl^an, fol
näd6fle 3uhinft leieren. ®ie Slbneigung bei
tifd^en 3lbel§ miber ben unfelbftönbigen, li
mütl^igen SJtamt mürbe Derfiörft bur^ SSeri
be§ jfönig§titefö, mo^u 2)amle^ aud§ m
Sl^efrone, meldte baS med^t ber SJlitregentfd^
grünbete, gu erlangen münfd^te. 3ur 6rn
biefe§ 3i€le§ trat er mit ben fjfeinben feiner
lidfien ©cmal^Iin, namentlid^ aber mit 9D
unb ©enoffen, }u bereu Sburtl^eilung 3Ra
aOtaria Stuart
770
fodmad auf ben 7. ÜRär} 1566 na$ Sbinburg
knfn ^otte, in Serbinbung. 3n einem nod^ ber
6tte ber 3^ a&gef^Ioffenen 9onb t)erfpra(i^
S)0nb9 bem (Srafen ÜRurraQ, il^n Dor ben tjfol«
goi bcS VufflanbeS (1565) )u f^fi^en, h)ö]^renb
Mcfdr il||m bie S^frone, ober ou^ jugleid^ bie
Begriiumuifl SKccio'S, mifyx bie Uebertragung
bo: le|teni an S)QmIe9 befömpfte, }ufogte. 9lm
6osltQg ben 9. 9Rör} 1566 erlag 2)ot)ib Sticcio,
bo: Secretör 9Raria'8, in ©egennmrt ber le^tem,
km Seben ebenfoOd bebrol^t toox, ju ^ol^roob
bm Sollen ber Serfd^mörer. ^aä) 9lau'3 aße»
■oimi gemäl^ SRaria, Don 9Rurra9 unb ÜRor»
tOB gd^ftngt ben IBerfd^tt)5rem Vubieng, lel^nte
äkr i^ Sitte nm Segnabigung ab. !Dtorton,
M^, Sbttl^Den unb Setl^ington h)urben t)er«
tarnt ,S)ie nSmlid^ SRänner/ fo l^ielt fie
SnsIeQ fein Unre^t t>or, „meldten @ie ben §of
mSfta, treiben falfd^ed @piel mit Sinnen, ^i)
(flk bhfe gebröngt, Sinnen bie Sl^efrone gu geben,
dei neine Sitte mürbe abgefd^lagen" (Nau, ed.
8tfl?eiiBQn 219). OeffentKd^ löugnete 2)amle9
fme Set^Iigung am Sliccio^Worb ; bomtt batte
(t bai Sonb oerle^t unb fein fieben t)ermirft. %x^
IMofi Seben IQitng, mie ouli ber t)om Sifd^of
f^bn Mm Sunblane am 11. Slpril 1566 t)or
^ V. geJ^Uenen Stebe (SeUeSl^eim ü, 448)
leaorge^, mftl^renb ber nöd^ften Soge nad^Sticcto^g
Xobe an einem Sfoben, unb bie Serfd^mörer be*
Mßm iebcn Serfud^ ber Befreiung 3ilaua'^ mit
ha tobe. 9huc burd^ eigene fül^ne Sntf d^Ioffen»
W taOam fie in Segleitung 2)omIe9^d unb ber
SitfinfmnUQ aus ^oltiroob nod^ Shtnbor. 2)ort
fnndte fid^ ber fdnigdtreue Sbel unb trieb bie
!laf(tiD9rer nod^ Snglonb, mo fie auf Anregung
9uattfi @d^ fonben (Nau, ed. Stevenson
fXCIX). ®egen ßnbe Spril 1566 mürbe ®raf
Sbonq nrieber in ®naben aufgenommen, morb
|te ixm 9leuem }um Senotl^er an ber jfönigin,
iiAoB er fie mit Sti^ouen gegen Somle^ er«
Wk beffen Umtriebe il^n CDhtnoQ) 1565 jur
faqÄnmg ge}mungen l^dtten. 9Ritten unter oUen
Mtiat€d^merigfeiten blieb 9Rona il^rem ®Iouben
tni. Im 81. Sonuor 1566 beglüdtmünfd^te fte
9hl V. }n feiner Srl^ebung. 2)ie tS^nht ber
Mft, bdonte fie^ meilten im 9u§Ianbe, im 3n>
«en Brinben fie niebergel^olten ; bod^ fei ba§
fiWmmfie ju befflrd^ten. 9m 11. ^ril 1566
küMe Slfd^of e^Sl^oIm im 9iamen beS f d^otti-
m iBm^areS dor $iu§ Y. Obebieu}. 3n
fncr Intmort Dom 16. 3uli 1566 gob ber $a))ft
MeSifid^enmg auSreid^ber ^ilfe unb fonbte bann
tettfdJM^Saureo DonüRonbooi mit 100 000 Jho»
*> wiS^ S^^ottionb. SSein oIS er in $ari§ an«
Ingle, empfing ber 9hmtiu§ burd^ ben au§ @d^ott*
taftgdoimnenen Sefuiten Sbmunb^a^ betrübenbe
I^Bißxlllfim aber bie bortigen 3ufiänbe, megl^olb
^ fefaK €cnbnng aufgab (Nau, ed. Stevenson
f. CXLIV). 9lad^ ben im txiticanifd^en ^rd^it)
VI enftcfllBi Paralipomena be§ Sif (^ofS 3ol^n
ftflq Ml 9b| »erfaßte aRorio im @ommer 1566
ihiotfciibiL Ym. 2.Kiiti.
Dor i^rer TOeberfunft eigenl^änbig il^r Segoment,
meld^eS 2t%Ut), ^untlQ unb Sotl^meO au Sermol-
ttm be§ Steiges möl^renb il^rer Sel^inberung be«
rief. 2Bie in 2:obe§gefa]^r empfing fie oor ber
9lieber!unft ba§ l^eiligeSocroment (Forbes-Leith,
Narratives 113). «m 19. 3uli 1566 genoS fte
eines ©ol^neS, beS fpötem Socob VI. @ie foä
bonn im ^erbft beSfelben dolores bei Sotl^meÜ auf
@d^Io| ^ermitoge einen Sefud§ obgeftottet l^oben,
ber )ur ffrönlung il^rer ßl^re ausgebeutet morben
ift. §cute toiffen mir ouS 9lau, bo^ berfelbe „oi^
Sitten unb SRotV' i^rer Umgebung gefd^ol^, unb
ba| bie jtdnigin in ©egenmort oon ÜRurro^ unb
onberen Ferren nur einige @tunben bei Sot^meB
üerbrod^te (Nau 239 f.). IRod^ Sebburgl^ surüdf-
gefeiert, mo fie bie affifen abl^ielt, erfronfte bie
ftönigin an ®ift. 9luS ber j[üngft Don SmoQ Der*
öffentlid^ten ^^SBiUenSerRörung ber Äönigin9Raria
Don ©d^ottlanb jur 3cit i^rer fd^merftcn ftronf«
l^eit nebft il^ren Gebeten unb ßrmol^nungen" ent«
nel^men mir, ba| fie 5IJhirra9 ouff orberte, im ^oSit
il^reS SobeS bie ^otl^olifen nid^t ju Derf olgen, unb
ba^ fie als fromme Jtotl^oUfin fid^ auf ben Xob
Dorbereitete. Um bie nömlidbe 3^it ntu^ boS Ser«
]^öltni| ^mifd^en 3Rax\a unb Somle^ nod^ ^eit-
meiliger ^uSföl^nung eine @t5rung erfol^ren '^oben.
S)enn mol^renb il^reS Suf entl^olts in @d^Io^ Sroig«
miliar im ffiecember 1566 »urbe ber ßönigin
burd^ Sotl^meÜ, ^untl^, ^rg^Ie unb Set^ington
bie @d^eibung Don S)amle9 ongefonnen, moS jie
aber cntrüftet ablel^nte. Sejt Derbanbcn fid^ bie
nämlid^en SKönner in einem Don Salfour entmor-
f enen Sonb ^ur ßrmorbung Somle^'S (Hosack,
Mary and her Accus. I, 166).
Die am 24. S)ecember 1566 ber Königin ob*
gebrungene Segnobigung ber an Sicdo'S 9Korb be»
tl^eiligten ^beugen brod^te Somle^^SUnmillen jum
^uSbrud§. Obmol^I auf @d^IoB @tirUng onmefenb,
l^atte er pd^ Don ber am 16. 2)ecember 1566 Don
Sr^bifd^of ^omilton Don @t. ^nbrems bafelbjt
no^ fotl^olifd^em StituS gefpenbeten Saufe 3a»
cobS VL femgel^alten. 3cjt brod^ er nod^ ®laS»
gom auf, erfronfte ober im Sonuor 1567 an ben
Slottcm, toö^renb Sotl^meK, SKorton unb SJloit«
lanb auf @d§Io| SBittingl^om burd^ einen Sonb
feinen Sob bef^Ioffcn. Sm 21. 3anuar 1567
fom SRorio in @Io§gom on, übemol^m f ogleid^ bie
$f(ege il^reS ©emol^IS unb brod^te il^n bann nod^
dbinburg, mo er in ber ^ropftei Äirf of Sielb
feine @enefung obmortete. ^ier befud^te SRorio
il^n Sog für Xog. Do flog ptö^Iid^ in ber 9lad^t
Dom 9. auf ben 10. gfebruor ©omle^'S §au8 in
bie Suft, toäl^renb er felbft im ©orten erbroffelt
gefunben mürbe. 3)en 3wftanb SKorio'S unmittel-
bar nad^ ber Sl^ot fd^ilbert ein augen^eugc, ©ei«
gneur be SIemouIt, oIS Derjmeifelt (Nau, ed.
Stevenson p. CLSI). Dbmol^I bie öffentlid^e
TOeinung mit ^tä^i Sot^mcII oIS S^ötcr bcgeid^-
nctc, fo mürbe er bcnnod^ om 12. april Don biefer
hinflöge freigefprod^en. S)o§ am 14. 5lpril Der-
fommelte $arIoment fonnte jie|t bie Don ber ßö-
25
771
ÜRaria @tuatt
772
nigin bcm l^ol^cn SIbel gcmad^tcn SBergabungcn,
meldte 2)omIe^ ftetS (efömpft l^atte, unbel^inbert
ÖcncWtö«". lieber SWarta aber fom bie größte
Prüfung il^reS SebenS, inbem tl^r eine neue &)t
mit SSotl^toefl ongefonnen »urbe. 9lQd^ ben Pa-
ralipomena be§ ^ifd^ofS SeSleQ „l^aben bie gei[t>
liefen fiorbg unb ber größte S^eil ber »eltlid^en
Sorb§, fotoeit fie pm fat^olifd^en @Iauben ftan*
ben, biefe 6^e befämpft". Sic „toomten öor bie=
fem ©d^ritt, ber unerlaubt fei unb bie ßönigin mit
©c^anbe unb ©d^merj bebeden »erbe" (Forbes-
Leith, Narratives 123). SBieberl^oIten „brin-
genben" Einträgen fe|te SKario il^r 3ein" ent-
gegen, aber burd^ eine einftimmige Sittfd^rift be§
3[bel§ ,,Ieb!^aft öerfolgt" (poursuivie trös-in-
stamment), \>tx\pxaä) fte Prüfung ber @ad^e (Nau,
ed. Stevenson 245. 246). 3e|t ging Sotl^mell
tl^atfäd^Iid^ \>ox, nal^m SRaria ouf il^rer ^eimfel^r
oon ©tirling, »o fie il^r ffinb befud^t, gefangen,
entführte fte nad^ S)unbor unb erprelte il^re Sin»
miOigung ^ur &)t. SeSle^ t)ermut]^et babei bie
^nmenbung unerlaubter narfotifd^er Sßittel. SBöl^»
renb Sotl^iieUg fatl^olifd^e @ema]^Iin, SabQ 3ane
©orbon, ftd^ beim proteftantifd^en Sonftftorium
megen Sl^ebrud^S il^reS 9)lanne§ Don biefem trennen
lief, ftrengte ber proteftantifd^e Sot^toell felbft
beim fatl^olifd^en Srjbifd^of ^amilton t)on @t. ^n»
brems, meld^em bie Königin am 24. SDecember
1566 5lu§übung feiner SuriSbiction gcftattet l^atte,
bie ©d^eibungSüage an unb erlangte eine 92unitöt§«
erflärung, »eil baS ^inbemi| ber SIutgDenDanbt»
fd^aft jtDifd^en il^m unb ber Sab^ ®orbon nid^t
gel^oben h)orben. S^^'^^ ftnb bie $ro5e|acten nid^t
mel^r Dorl^anben, aber e8 ^at ftd^ bie ®i3penfation§»
urfunbe beS fiegaten unb Sr^bifd^ofS Hamilton t)om
17. Ofebruar 1566 (Stuart, A lost Ghapter 4;
Lindsay 9. 10) erl&altcn, meldte bem belegirten
SRid^ter nid^t unbefannt fein fonnte. 3nbc| ift
5U bead^ten, ba| bie 2)i§pen§, h)ie fte ^eute Dor»
liegt, nad^ Hrd^Iid^em SRed^te ungültig toax, mil
ber Segat nur bie beftel^ettbe SIutSDermanbtfc^aft
l^ob, o^ne ba§ ^inbemi| ber gemifd^ten ^Religion
(Sotl^men mar feit Salären eine ^auptftü^e ber
9tef ormirten) ju bead^ten. Ob bem Hrd^Iid^en 9lid^»
ter biefer Umftanb aufgefattcn, Iö|t fi^ ebenfo
h)enig beurtl^eilen, als bie moralifd^e @d^uß> ber
jfönigin, toeld^er man bie (Srtl^eilung einer S)i§«
penfation mal^rfd^einli^ Derl^eimlid^t |at. 3eben«
falls empfanb fte, xo'xt SeSle^'S Paralipomena
geigen, itter bie am 14. 9Wai 1567 nad^ proteftan«
tif d^em !RituS mitSot^meE eingegangene &)t hxU
tem SReucfd^mcrj, bem fte öor SeSle^ in bewegten
SBorten ^uSbrud gab. Um $ftngi)en beid^tete unb
communicirte fic (Porbes-Leith, Narratives 1 23).
^aä) ürd^Iid^em ^td^i Wax bie Sierbinbung Wa«
ria'S mit Sot^ioeK wegen gurd^t unb 3>oangeS
ungültig. 9luf biefer Slnfd^auung rul^te ber jüngft
mitgetl^cilte ßrla^ Dorn 15. 3uli 1571, in »eldffem
^iuS V. brei fd&ottifd^e $rälaten mit ber Unter»
fud^ung biefer &)t unb beS il^r entgegenftel&enben
§inbemiffe§ ber vis et metus betraute (§iftor.
Sal^rb. VI, 157), fotoie ber üon ber Äöntgin bc»
nad^ 3tom reifenben Sifd^of SeSle^ 1575 gegdbou
Auftrag, bei @^regor XIU. gu bemirlen, ^ber ^peb
Kge fHattx möd^te bie ol^ne aUeS Siedet, fonbem mi
©runb eines ©d^einprogeffeS (pretended proo»
dure) gtoifd^en mir unb Sotl^mea eingegangnu
fog. &)t als nid^tig erflören'' (Nau, ed. Stevensoi
p. CLXXI). etma einen ÜRonat befanb Stou
fid^ in ber ®ett)alt Sotl^toeUS. S)a Derbanbei
ftd^ bie nömlid^en Serfc^toörer, teel^e am 9Rotb(
S^iccio^S unb 2)amIe9^S ftd^ betl^eiligt l^atten, attd|
gegen Sotl^toell. %m Sarberr^ ^iU ftieften bi
^eere Sotl^toeHS unb ber öerbünbeten ®ro|en ou'
einanber: ^otl^toeQ marb gefd^Iagen, erl^ielt freier
^bgug, ^0^ nad^ ben Orfaben, bann nad^ Stömt^
mar! unb ftarb bafelbft 1578 als ©efongener.
teal^renb SRaria auf bem in einem @ee gelegene!
@d^Io^ Sod^leöen eingeferfert würbe, ^ier gioaiif
man fte am 24. 3uli 1567, il^re ^banfung )i
unterjeid^nen, wogegen il^r @o|n Sacob "VI. os
29. 3uli SU @tirling gefrönt mürbe. SRoria'i
^aft, möl^renb bereni^re ©efunbl^eit erjlarfte uni
il^re tJfrömmigfeit ftd^ vertiefte, enbete mit i^re
^ud^t am 2. max 1568. 9ber fd^on am 15. 3Xa
t)om S^egenten @rafen ÜRuna^ )u Sangfibe be
©laSgom gefd^Iagen, flol^ fte gegen ben Statin \fycti
beflen t^reunbe, namentlid^ beS Srgbif c^ofS ^amU<
ton, auf englifc^eS @ebiet unb morb l^ier fogUid
als ©efangene bel^anbelt.
m. 2Karia in gnglanb (1568—1587)
® egen SRaria waren t)on il^rem ^albbruber SRurro!
mand^erlei SSerleumbun^en auSgefireut morben
namentlid^ würbe fte ber SOtitfd^uIb am £obe il^
Ie|ten ®ema|^IS bejid^tigt. 3ur Unterfud^ung bie
fer Sefd^Ibigungen berief Slifabetl^ tmter ben
Sorft^ beS ^erjogS Don 9torfoIf eine Sonfereq
nad^ |)orf im October 1568. S)aS erfte Slnftoge*
material gegen SOtaria erfd^eint bereits in etnei
angeblid^en ^cte beS fd^ottifd^n gel^eimen 9ta£^
Dom4.S)ecemberl567. ^ofadC, weld^erbiefämmt'
lid^ im Original nod^ öorl^anbenen ^otoMb
unterfud^t l^at, erflört, ba| fte eine fold^e SLcte nid^
entl^alten. Sßäl^renb bie angeblid^e 9cte Don 9n^
fen SOtaria'S rebet, bie fte an Sotl^wdl „gefd^
ben unb unterjeid^net'', tragen bie in ^orf vaA
SBcftminfter t)orgeIegten ^Saffettenbriefe" fdn
Unterfd^rift, woraus bie Unöd^tj^eit iener 9cte er»
beut (Hosack, Principal Charges 27—29)
Unter Saffettenbriefen Derftel^t man ad^t Sriefe
weld^e in einem mit bem 93ud^ftabenF (Sfranjn.
TOario'S erfter ®tmdffi) gezierten, bem ®rafei
Sotl^well gel^örenben ^öft^en lagen, baS 9ot^
wellS S)iener S)algleifb auS @d^Io^ Sbinburg fä
feinen §erm 1568 abholen foDte. Sitrd^ (Bta
Worton würbe ber Ueberbringer feftgenommen
unb fo !am baS ßöftd^en in bie §anbe SJhtrra^'S
ber es in ^orf öorjeigte. ©eit 1889 fcnnen toi!
ben Don Worton, bem einzigen Slugengeugen, ffamt
menben Serid^t über bie Sntbedbtng ber Saffettc
Sr ermangelt inbe^ einer genauen 9uf)a]^!ungbe
@d^riftftüäe, unb au|erbem Dermi^t man ben ^in
773 anaiio Stuart. 774
■ä, litfc tiic am 7. unb 8. SJtccmb« in SCßtft' traurige Unttrbnd^ung erlitt Set ^lufent^t in
■iiPit Mcgcltslat Sriefe mit btn atn 21. Suni trni ftu^ten Sßotinungen ju tSoIton, Xutburt),
ISM gefimtioim ibentiid^ feien. 3a , ÜRortoiiS ©^effidb unb g^tSraort^ oerutfa^tt 9Karia %ef«
Sttoaptnis, tr ^bt bie ealfttte Don Slnfong 6i3 tigen Sl^eumattSmuB, mä^ienb bei i^r aie ^flter
jn 8. Sltcnnm 1568 auftxtca^rt, fittbet i^rc befteltte ©raf @l|tem3burq fit mit au§gefm$ttc
iffldtlle ffiibnltgune in einer Slcte beS fcEiottilcEien tRo^tit be^anbette, unb beffen @emiil|lin fogat ntit
|i|eiiim Xd^ Dom 15. (septembtr 1568, ucl- btn SBaffen ber älerltumbung i^rt @^ie angriff
i|b to, Shlrrop fyxit am erjlgtnannten Sage (Opifc II, 244). eiijabef^ liefe (§ in ifirem 6e-
ltilii^tttiHm3)'Iortonem))fangen(|>ifbr.3afirb. fanntm @eij manchmal an ber bürftigflen ^u8>
111,782). 3n Horf geigte 2Jlurra5äumtSeiDeife, ftattung «ffiaria'S Jetilen, f^ute fic^ aber ni^t,
t^Sot^lodl fe mit il^rer ginnilligung entführt beren ^abelmalereien anjune^men unb babei ju*
titt, fnnf ongtblid^e Sriefe aitana'B, Don benen glei^ i^ren ültorbtilan immer »orfic^tiger gu ent-
■d M» ®I(^flDD, gUKi anbere Don <StirIing an nicfcln. 3a^relang blielb i^r ber Seijlanb eineS
laaäet gef ^rieben flnb. ©erlebte SBrief, ur- Sßriefterä Derfagt. Set jur ä8efreiuno9JJüria'3 Bon
ktÜKgli^ üä)t unb framBfiic^ , enttiält in ber ben @raf en Dbri^umberlanb mib SBe^morelanb
BBlil^ Ueberfe^g offenbare Interpolationen 1569 unternommene, aber Don ifir nic^t gebilligte
(Hottck L 0. 36). 33er 99rief beS englifii^en Som- Sluffianb mufetc elenb fctieitern unb (onnte bie §ärte
»Ünfl, 5«rjog8 Don ©ufl'E. an iDfinifter Uecil i^rerflage nur Derfrfiärfen. gmpörenb, tniberalleS
tM 22. October 1568 geigl beullict), bofe bie natürli^e @efübl war bei 1569 Dom f^nttifc^en
(«MKiffan Staria für nnfc^ulbig hielten unb Slegenten @rafen SThirraQ untemommet», Don
fB^ttten, fie md^te jj^t gegen 3Jhirraq erfolg- ffno; unteiftü^te SSerfu^, bie SluSlieferung Wa-
ni4 Ml anHage auf SoUbringung be§ SRiceio- ria'e an bie f ^ottif ^e Regierung gu eaeit^en. Dlur
BlKb«« ei^bm (Hosack, Mary and her Accus. baS energifc^e Eingreifen be§ SBift^ofiS üeäleg ton
I, S18). Kinnnebr gog glifabetli bie fflerSanb« SRofe, Weichet babei buit^ bie ©efanbten ber (atbo-
bngm tto^ Sßje^inftei unb ^ompton Kourt, lijctten IRät^le nnterftüjil mürbe, uereilelte biefen
» Rartai) btn ©oben ff^on untenoi^It bolte. ^lan unb bamit ben SPtorb ber ÄBnigin. IIB
lie |n port in fi^Dttif^ ©pra(^e Dorgelegten bann ÜRurrag im Sanuar 1570 ermorbet fflorben
dfittteiStitfe geigte er jii SBeftminfter in fran- war, niurbe genr^ Äilligrem, mit einer „btut»
Äii^et,itnbouBerbembtei anbere Brief eSRario'S, bürfiigen 3nftructiDn" 6eciI8 Derfe^en, 1572 on
»lUleid^fl^t, aberni^anSBotbmen, fonbem ben fdiottifi^en SRegenten (Srafen 9Jlar ju fi^n«
■tlanileQ geriii^tet Tinb. SDie neuefte ftritit Der- ticken Eßeitianblungen gefonbt; biefe ((^eiterten
■(ifl ben tni^tigflcn oerfelben aI8 großartige gÖI- aber ebenfaltfl an bem Siobe beS Sejtem. SDen
f4u. 3)amit ip gugleic^ ben übrigen Briefen ^ergog uon SlorfoH, meli^er mit Srfolg um üRa«
te Sollen entgogen. Jfianfe'a ©lanbpunR, nac^ ria'S ^anb gemorben, erreid^te auä biefem ©runbe
M^ btt Soffettenbricfe „inber^auptfa^un' als ^oc^berrät^er 1572 ein jätieä @(^iiffal, mo*
MitSaftä^fpnb.iftgängliii&Derallel. ©iefinb mit ber Untergang ber gartet ber Sd^otten-
>idK|t .ein Sügengeloebe, Don folc^er £ur(b' fönigin in @nglanb befiegelt mar. 3m 3Ronal
miigttit ba| nur eine (lorteüfdie unb oberflädd- Slugufl 1573 mu|te ©(^Top Sbinburg, Ucldiel
^i 9cf4i<^4reibnng baoon getäufii^t werben flirlolbp of @rangc unb ^Dlaitlanb Don Setbington
ML ni4t einmal auSgeflattet mit S)atum, ^U' für!inariabet)aupteten, fitbonben9tegenten<InDr•
IIbt «ät Unttrf^ft, flnb fie aui^ faibliii^ }i)ltäit' ton unb ein englift^eS ^eer ergeben, nomit Wana
toi fimiloB mib immögli^" (Beffer 377). 3n i^re legten ^Parteigänger in ber §eimat Derior.
te g^liißiw^anblung am 10. Sanuar 1569 Ühir jum ©c^ein liefe Clifübetb mit bem Bifd^of
tpimXiüiflei £tril bie fct)ottif[^e ffbntgin Don SeBleq über SRaria'SStüfffebrnaii^Sc^ottlanb Der*
Bin lirilagtn frei Sätirenb aber @raf Slurra^, l^anbeln, unb bie über bie nSmlicCie Sroge jDift^cn
taStif^lDSrer unb falfdie Slntläger feiner fSnig- 3Jtana unb bem SRiniftei Secil ju SbQlStDort^
^a 6(^m!ftei, mit einem @efä)enl Don 5000 ftattge^abten llnterrebungen, uorüber SJlaria am
lüSLobietfcnburfte, nmrbe SRaria gegen oDeS 31. Oclober 1570 on ^\uS V. benotete, ent>
HORTtd^ aß @efaiigene gurüdbcbotten. S)a€ bc!)vten burri) Slifabet^8 leere ^uBflüc^te beB ge<
>Hte^l( <^u(^ bei englif^ Siegierung, tuiinjdjtcn l£rfolge§. ^uc^ baS ungef^ictte Unter»
Snia mi^ nbbonfra, tnopr man fogar i^ren uelimcn bc^ in Sonbon anfäfftgen italienift^en
taKi Sbttobei 99if cbof SeSIep gemonnen balte, -^auf^erTn 3iibalfi, meld^eS gerabe megen feiner
*Ht fit bi$anli^ ab. 3n ber Sbat märe biejer Uitgeiä^rliditciigueinetStaatäfa^etrftenKongeS
6Wt Mit Snerfennung i^rer ©(^ulb glei^- Biifsiebuiiidit lourbe, ^atte für OToria uerfc^ärfte
wilmb flewefen. ^uf'l ^ur ^o\g,e unb brachte SeSIeg geitmeilig in
S* Vfun 17 3al|re nwren für ajtaria eine öeii Imüer. Xie Hoffnungen, meiere ÜKaria an
3*^itefrt iBefaiiaenJi^att, meiere nur burt^ bie3:brDnbepeigungibre§@c5raageriHeinriil^III.
fiWK^Berfiu^, ^ Si^lat^topfer in ftetS neue Don ffranlreic^ 1574 fnüpfle, erroiefcn M ebenfo
SoHlDfciinsen gegen boB ©taalSoberboupt gu trügerifd^, als bie romantifc^cn 5ßlane beS Ibalen-
Uridtfi tmb bie immer mäkliger oufteimenbe buriügenStatllialterSberÜIiebetlanbe, EonSuon
MNmaWorio'8 auf Sefreiunggutouf^en, eine b'tttufhio (1577). iHunme^r je^le bie flönigin
775
ÜJlaria Stuart.
77«
il^r Vertrauen auf il^rcn ©ol^n 3acob VI., bcr im
Saläre 1578 bie Sleötcrunö ©d^ottlanbS über«
nal^m. «ber leiber blieb ®raf aJlorton, TOoria'S
3i)bf einb, aud^ ie^ nod^ aUmöd^tig unb ftürate f o»
öor bie fotl^oBfd^e Qfamilie ber Hamiltons (Porbes-
Leith 138). Um SDlortonS ginftui a« bred^en,
fam 6§m6 ©tuort, §err t)on Subign^, ein SSctter
©amle^'S, an ben §of nod^ gbinburg, too er bie
JKiffionStl^ätiöfeit ber Sefuiten ßrid^ton unb C)oIt
unterftü|te unb aJtaria'S $Ion ber affodation
(Sacob VL oIS il^r aWitregent) f örberte. aber bcr
©tura aJlortonS (1581) erbitterte glifabet^ ber«
art, ba^ fie burd§ @ir SRobert Seale neue 93er«
^anblungen mit SKaria in ©l^effielb jur Shird^«
freujung ber Sffociation einleitete unb nad^ ber
Qflud^t (1582) beS jum ^erjog öon Sennos er«
l^obenen QM6 ©tuart mit Srfolg an ber Sren«
tmng SacobS VI. öon feiner SKutter arbeitete.
€in miOtommened SBerljeug il^rer ^olitif fanb
Slifabetl^ an bem f ormgen)anbten unb t)erfd^mi^ten
aitafter $atrid ©ra^, meld^er in $arig gebilbet
unb in bie gel^eimen $Iane ber ®uifen unb ber
fd^ottif d^en gflüd^tlinge jur ^Befreiung ber ©d^otten«
(5nigin eingeteeil^t h)ar; biefe tl^eüte er in 8on«
bon^ tt)o er als ©efanbter 3acob§ VI. erfd^ien, ber
Regierung mit. 3lud^ Sacob VI. fteKte alle 99e»
mül^ungen 5ur ^Befreiung feiner ÜRutter ein unb
toarf fi^, burd^ englifd^e §eere§mad^t gejhiungen,
eiifabet^ h^iHenlod (1586) in bie Slrme (Forbes-
Leith 211). Um bie dffentlid^e SReinung gegen
5IJlaria auf juregen, l^atte ®raf Seicefter 1584 ben
Sonb ber äffociation in'8 SDBerif gefegt, ber alle unb
iebe, bie irgenbmie ber jfönigin nad^ bem Seben
ftrebten, mit bem Zobe bebrol^te, teöl^renb Slifa«
betl^ im aJlonat Slpril 1585 ber ©d^ottenfönigin
ben eifemen Puritaner ©ir 9lmia8 foulet aI8
)üter befteflte. 3m 99unbe mit bem öerrötl^erifd^en
iriefter ®ilbert ®ifforb gelang eS bem ©taatS«
fecretör SBalfmgl^am, bie ftönigin t)on ©d^ott»
lanb in baS Somplot beS 9nt|on9 99abington
}u t>tttoxdtln, meld^eS ben Untergang Slifabet^S
unb bie Befreiung SKaria'S anftrebte. 3n einem
93riefe, ber öon Jebem benfenben SKenfd^en aß öer«
fälfd^t angefel^en werben mufe/foHte bie ©d&otten«
fönigin ba§ Som^Iot gebilligt l^aben, h)ö^renb
5IJlaria in il^rem urfprüngüd^en ödsten ©riefe lebig«
Kd^ ben $Ian ju il^rer Befreiung genel^migt l^atte.
8i8 ju il^rem Sobe l^at fie feierlid^ in 3lbrebe
gejieUt, je einen fold^en ©rief, toie man il^r an-
gebid^tet, gefd^ricben ju l^aben. 9Son Sijall warb
2Karia mit größter SRüdtfid^tSIofigfeit nad^ ©d^Iofe
gotl^eringl^a^ gebrad^t, auf ®runb bcS gefälfd^«
ten 93riefe§ an Sabington l^ier ber Setl^eiligung
am ÄöntgSmorb angeflagt unb mit allen gegen eine
©timme im ©erid^t ju SBeftminfter am 25. De«
tober 1586 jum Sobe öerurtl^eilt. S)en anfäng«
lid^en SDBiberftanb glifabetl^S gegen bie Untcrjeidl«
nung beö SobeSurt^eilS fud^te ba§ 5IKinifterium
bur^ fünftlid^e Slufregung ber öffentlid^en SKei«
nung unb beS Parlaments gu bred^en. 9lm liebjien
l^ätte fte gefel&en, wenn ©ir SlmiaS foulet SKaria
auf gel^eime Sßeije au§ bem SBege geröumt; bot
biefe für} t)or ber ^inrid^tung an $ouIet gefatüH
3umut]^ung l^at biefer 99eamte abgelel^nt Sh
aud^ felbft bann, teenn er feiner ©ouDerantn biek
2)ienft erliefen, mürbe il^n baS nömlid^ ©d^iil|(
tt)ie aQe übrigen beim Srla| unb ber SluSfül^nmg b<
XobeSurtl^eilS bet^eiligten 93eamten, bie in C9en
unb äJerad^tung geftorben, eneid^t l^oben (Eervy
de Lettenhoye 11, 441—491). @o mürbe boi
am 8. Sfebruar (alten ©HI3) 1587 ju Sfoti^edtif
l^aQ ba§ 2:obe§urt]^eiI an SRaria ©tuart doUftred
®en 93eiftanb beS $riefter§ ®u $r6au l^tte ^
let ber Königin abgefd^Iagen. Um fo eifriger ^
fte burd^ ®ebet unb ^f^inbeSliebe, fott)ie bnn
energifd^eS !Be!enntni^ be§ fatl^olifd^en ©louben
gegenüber ben löftigen 3umut^ungen beS angt
canifd^en 2)ombecanS ^etd^er il^ren legten @an
gel^eiligt.
SOtaria unb Slifabetl^ erf d^einen in biefem 6InÜ
gen Srama als bie Vertreterinnen Don jmei ft<
einanber be!öm))f enben Sßeltanfd^auungen. „S)ttn
93anbe beS SlutS mit einanber Derbunben, fin
fie burd§ eine unüberfteiglid^e jfluft auf bem ®<
biet beS ®eifte§ getrennt. Slifabet^ ift baS @qtt
bol geiftiger Stegfamfeit unb nationalen ^
fd^ritt§^ ber inbe| um ben $rei3 ber SBafrl^
unb ®ered^tig!eit erfauft h)irb. SRaria bageg*
bleibt bem alten ®Iauben treu unb t)erliert lidb
ffrone unb Seben, als ba^ fte il^re religiöfe Ueb«
jeugung preisgibt.'' 2)ennod^ rrfül^Ien pd^ bei
jföniginnen mit einer ©^mpat^ie ju einanber 1^^
gebogen, bie mit ber ®en)alt eines ©d^ic^alS mhi
^ie eine folgt ber anbem mie ber ©d^atten l^i
jförper'' (Nau, ed. Stevenson p. X). äRoric;
Sl^arafter l^at feine geftigfeit in ber ©d^ule b
unfäglid^en Seiben erlangt, bie Slifabetl^ über f
t)er^ängte. iBermeintlid^ ben 3ntereffen beS neoa
®IaubenS unb ber ^förberung nationaler @tiy^
bienenb, l^at (Slifabet^ il^rer Safe SRaria bie Stam
beS aWart^riumS gefid^ert. ÜRit Sed^t bemerft ba«
l^er Senebict XIV., ba^ tool^I feine öon jenen 8e
bingungen bei il^r fel^Ie, meldte ^u einem mal^
5IJlart9rium erforberlid^ finb (Bened. XIV., D<
canoniz. Sanct. 1. 3, c. 13; Opera, Prati 1840
in, 119).
Siteratur. John Hosack, Mary, Queei
of Scots, and her Accusers, 2. edit., 2 vola
Edinb.1870; The same, Mary Stewart. Abrie
Statement of the principal Charges brough
against her with Answers to the same, Edml
1888 ; D. Stuart, A lost Ghapter in the Histor
of Mary, Queen of Scots, discovered, Edinl
1874; J. Morris, The Letter-Books of Si
Amias Foulet, London 1874; Xl^eob. Opii
9Jlaria ©tuart, 2 Sbe., grcib. 1879; JohnSmaÜ
Queen Mary at Jedburgh in 1566, Edinl
1881; g. Seffer, SKaria ©tuart, SDamle? un
SSotl^toen, Sieben 1881 ; ®. ©epp, Sagebud^ b<
Äönigin SK. ©tuart, SDIünd^cn 1882; §. »r^
lau, S)ie goffcttenbriefe ber Äönigin SK. ©tuor
Seipjig 1882; 93. ©e^jp, Die ßaffettenbriefe. giti
777
5IJlario lerefia.
778
Snrikenmg an p. Sre^Iou, 9Ründ^en 1884; J.
SterenBon S. J., The History of Mary Ste-
wart from the Murder of Riccio until her
Ffight into England. By Claude Nau, her
Seeretary, Edinb. 1883; The same, Mary
Stuart, a Narrative of the first eighteen
Tean of her Life, Edinb. 1886; Colin Lind-
uj, Mary, Queen of Scots, and her Marriage
with fiothweU, Lond. 1883 ; Will. Forbes-
Lath, Narratives of Scottish Catholics under
}bij Stuart and James VI., Edinb. 1885;
Ninian Winzet, Certain Tractates, edid. J. E.
Hewison, Edinb. 1888 ; Eervyn de Letten-
bore, Marie Stuart. L'oeuvre puritaine,
2to18., Paris 1889; M. Phih'ppson, Histoire
do regne de Marie Stuart, 2 vols., Paris 1891 ;
1 MtSfftim, ®efd^. b. tai^ol SHxä^t in S^ott*
ha^, 2 «be., ÜKoinj 1883; S)cr|v in ^ob.
3SIatt 1874, 433 ff. 489 ff., unb ßift..poI. Slätt.
XCI, 208 ff. XCn, 650 ff.; §. garbaunS, S)cr
Stur) Storia Stuarts, ftöln 1883 ; ^ift. Sal^rb.
m, 31. 445; V, 121; XH, 778. [ScBcSl^cim.]
9btUi tixtfla^ ftdnigtn Don Ungarn unb
tc^men, Q^l^ogin Don Oefteneid^ unb ge«
!iMcr5mif(^beutf(i§eßaijerin, tt)urbeam 13.aRai
1717 oI8 bie öltejte Sod^ter jtaifer JfarlS VI.
lA {einer (Skmal^Iin Slifabetl^ Don Sraunfd^meig"
SdfenUtttel geboren. 9IS bie 16iä]^rige, einfad^
nk ^teng er}ogene ^njefftn in ben Staatsrat)^
ngcfn^ umrbe, in mlä^tm thm ber polnifd^e
Sotifrieg jur @ptad^e !am, ße| fte bereits bie
in^Segentinal^nen, bie burd^ i|ren mönnlid^en
6(9 mb Sl^tter bie ^Retterin ber SOtonar^ie
atnben bon ber SSorfel^ung beftimmt mar. 2)em
9nif4^ ^ (SItem unb il^rer eigenen ^tt^m%*
Kigmig entfpted^enb, reid^te fte am 12. fjfebruar
1796 bem $^er)og tS^mi ©tepl^an Don Sotl^ringen
9fBt ^anb, ^ielt mit il^m, als berfelbe ®rog>
laiogüon SoScana nmrbe, am 20. Januar 1789
wa (Hn^ug in S^oren^ unb beftieg nad^ bem
iBiad^ Xobe il^reS tßaterS (20. October 1740)
iiSien ben ößetreid^ifd^en Zitron. i8on aQen
Seiten nmrbe ber jlungen gürftin ber re(^tmö|ige
&|ik i^er 2anbe beftritten. ftarl VL l^attc nöm«
^ ourc^ bie pragmatifd^e @anction baS f^ah^'
hrgifi^ drbf olgegefe^ bal^in abgeönbert, ba| in
tnianglung mönnlid^er ßrben bie 92ad^foIge an
{tne älkfte Xod^ter unb i^re SeScenbenten äber>
rim foÜte, unb l^tte bagu nid^t blo^ bie 3u>
mmtg feiner Stäube, fonbem aud^ bie @arantie
tff neifien eutopaifd^en ^dfe erlangt. 3n ber
(octiDä^renben ^offnung j[ebod^ auf bie SRöglid^«
ttnomilid^ 9iat^!ommenfd^aft l^atte ber jfaifer
ttteikffen, butd^ tßeranftaltung einer römifd^en
tUgdioa^I ju ©unfien feines SibamS baS jf aifer*
^ iei ber öfierreid^ifd^en SOtonard^ie ju erhalten.
tnm fjßtk nun Jtarl YI. bie %ugen jugebrüdtt,
Aber (oi^fdSie ®efanbte, @raf $erufa, im
^imta feines ITurfürfien jfarl mred^t bie ßr-
flinng obgab, ba| ber Jhtrfürft Dermbge feiner
ttfbnmmmg bon 9nna, ber öltefien %o^itx 3fcr>
binanbs I., bie ©rofel^eraogin üon SoScana nidjt
als ßrbin ber öfterreid^if^en SKonart^ie anju»
erlennen öermöge, beüor feine naiveren Slnre^te
geprüft feien, ©r berief fid^ babci auf bie tefta-
mentarifd^e Serfügung gerbinanbS I., worin fefl»
gefegt fei, ba^ in Ermanglung männlid^er grbcn
Don Seiten feiner Söl^ne bie SRad^fommen feiner
älteften Sod^ter in bie Erbfolge eintreten foHten.
gr l^atte jebod^ gegen ftd^ bie Driginalurfunbe
biefer teftamentarifd^en Verfügung, toie fte inSEBien
niebcrgelegt mar, worin jene Erbfolge blo^ in Er-
manglung el^elid^er SeibeSerben entl^alten toar.
SBeil bem @efanbten eine ßntbedbtng Don einer
fjfölf d^ung biefer Urfunbe nid^t möglid^ war, fuäte
er p beweifen, ba| unter bem %[uSbrud(e efe«
lid^e SeibeSerben nur männlid^e oerftanben werben
fönnen, unb öerUefe (20. 3loDember 1740) SBien
mit 3urüdHaf|ung einer ErRörung, worin Sägern
feine 9led^tSanfprüd^e auf alle dfterreid^ifd^en Erb«
lanbe geltenb mad^te. 3ugleid^ lauerte $reu^en
im ^interl^alte, fid^ Seute su Idolen. Sd^on ÜRitte
ffiecember 1740 rüdtte griebrid^ ü. mit 30000
$reu|en in Sd^Iefien ein, unter bem SSorgeben,
baS ^erjogtl^um Sd^Iefien, weld^eS feinen Steid^»
lanben sur iBormauer biene, gegen biejenigen
ftd^er^ufteUen, weld^e an bie ßrblanbe beS öfter»
reid^ifd^en ^aufeS ,,einige $rötenfton" l^aben gu
fömten glaubten. 3ugleid^ Derfprad^ er ber be>
brängten SKaria Serefw feine iUlitwirfung gur
?luf red^tl^altung ber pragmatifd^en Sanction, feine
Stimme für bie Srwöl^Iung ^reS ©emal^IS jum
römifd^en j^aifer unb einen Sorfd^u^ Don gwei
SRiQionen Sl^alem; bafür wolle er ftd^ mit ber
Abtretung beS ganzen ^ergogtl^umS Sd^Ieften, alS
Selol^nung für fo wid^tige S)ienfte unb Sntfd^öbi«
gung für bie babei ^u übernel^menbe ©efal^r, be«
gnügen. SOtaria Xerefia wieS baS anerbieten ent*
fd^ieben mit ber Erflörung jurüdt, ba| fte nid^t
SBiÜenS fei, tl^re Regierung mit 3^tfiüdnung il^rer
Staaten anjufangen. Sie fel^e fid^ e^ren» unb ge*
wiffenSl^alber genötl^igt, bie pragmatifd^e Sanction
wiber alle mittelbaren unb unmittelbaren Angriffe
ju Dertl^eibigen. jf eine ©elegenl^eit f d^ien ber alten
$oati! Ofranfreid^S, bie auf Sd^wöd^ung beS l^abS-
burgifd^en ^ufeS gerid^tet war, günftiger, als
eben beffen bamalS Derl^öngni^DoQe Sage. S)er Der«
fd^Iagene ®raf D. SeHeiSIe fa^te biefen $Ian, für
ben er aud^ ben alten Sarbinal tjfleur^ p gewin»
neu wufete, mit aller 3uDerfid^t auf unb fal^ in ben
Don meieren SKöd^tcn erhobenen ßrbanfprüd^
bie aKöglid^feit einer 3erftüd(elung Oeftenei^.
5lad^ einer SRunbreife burd^ ®cutfd|lanb l^atte er
bereits in einer Serabrebung mit bem fturfürftcn
Don Sa^cm auf bem Sd^Ioffe Jl^mpl^enburg bie
Sl^eilung auf ber Sanbfarte entworfen. 6S !am
fobann ein förmlid^er SunbeSDertrag $u Staube
jwifd^en Sägern, fjranfreid^ unb Spanien (22.
unb 28. aWai 1741). SDie beiben Ie|teren Der»
fprad^en bem ffurfürflen il^re Unterftü^ung jur
griangung ber ff aif erwürbe ; biefer bagegen bem
ffdnige Don Spanien bie Sinl^önbigung ber öfter»
779 maxia lercjio. 780
retd^ifd^cn Scfljungcn In Stallen, unb bcm öon ©ad^fen ftd^ öon bcn Scrtünbcten loSfogtc, ttnn*e
granfrcid^ bcn ungcftörtcn 83cfiJ ber Sänbcr unb baö Ucbcrgcmidfjt ber öfterreid^ifd^cn SBaff en immec
©täbtc, toeld^c er am SRl^eine bef e Jen ttjürbc. S)cr mäd^tigcr. ®er ftaifer mufetc ftd^ nad^ Qfranlfiitt
fturpirft eröffnete nun ben Ärieg mit ber ®ef e Jung flüd^tcn , unb feine eigenen Untertl^nen mu^cn
öon $affau, rüdtte bann, öerftärft burd^ ein fran» ber Königin öon Ungarn bie ^ulbigung leiten.
jöflf d^eg §eer unter 93eIIei§Ie, in Dberöftcneid^ ein, ^aä^ bem 5lnf c^Iu| ber f og. |)ragmatif d^en Vrmee,
nal^m Sinj ol^ne ©d^toertftreid^ unb legte fid^, nad^« toeld^e unter ©eorg n. öon ßnglanb jur Unter-
bem bie ©tdnbe il^m gel^ulbigt, ben Sitel eines ftfijung Defterreid^S gefommen toar, badete man
gr^l^crjogSöonDePeneid^bei. aud^ftönig9luguft baran, ben fltieg nad^ Swn!reid§ ju öerlegcn.
öon ©ad^fen fd^Io^ ftd^ ben Serbünbeten an unb gin »ünbnife su SBormS (23. ©eptembcr 1743)
f d^idfte 20 000 SKann jur ©efijnal^me SKöl^renS smif d^en gnglanb, Defteneid^, ben ©enerolftooten
nad^ Söl^men. jtönig ®eorg ü. öon Snglanb, unb bem l^önige öon ©arbinien^ bem fu!^ balb
ber aWaria lerefla ju §ilf e giel^en toollte, tourbe aud^ ber fäd^ftf^e §of anfd^Ioft, ö^^rantirte SRoria
burd§ ein franjöpfd^eS unb ein preu^ifd^eS §eer Serefw auf's 5leue bie 9lufre(|t]^aItunB ber präg»
baran gel^inbert , unb mu^te al§ Jhtrfürft öon matifd^en ©anction. 2)af ür erflörte nun Sfranf«
^annoöer baS SSerfpred^en geben, ftarl aibred^t reid^ im eigenen 9lamen ben ftrieg an OefferreidJ
öon Sägern bei ber ftaifenoal^I bie ©timme )u unb Snglanb, unb Subh)ig XV. begab ftd^ felbfl
geben; Shtgtanb mürbe burd§ eine auf fran^öftf d^en ju ber ^rmee, meldte in bie 9lieberlanbe einge-
Setrieb erfolgte ftriegSerflörung öon ber §ilfe» faflen mar. ®a griebrid^ öon $reu|en beforgen
leiftung abgel^alten. Snjtoifd^en ^atte gnebrid^ n. mu^te, infolge }ene§ ®ünbniffe§ ©d^Ieften »lebet
in ©d^Ieften feften tSn^ gefaxt unb fd^Io| ein in öerlleren, f^Io^ er im Sinöerftonbniffe mit
©d^uj» unb 3:rujbünbni^ mit Sägern, in meld^em Swnfreld^ ju S^anffurt mit Sägern eine Unum
er fid^ ©d^Ieflen unb bie @raf fc^aft ®Ia J gemöl^r- ab ^ur SBlebereroberung Söl^menS unb fiel (VttguP
Ieiftenlie|. 3lm 7. 9?oöember 1741 em|)fing er 1744) mit 80000 5Kann öon brel ©elten in
5U SreSIau bie ^ulblgung ber nieberfc^Iefifd^en baSfelbe ein. @r mu|te eS aber baß) mieber tftu«
©tönbe. Sbenfo bemöd^tigten fid^ bie ©ad^fen, men, unb ebenfo baä mar gan^ ©d^Iefien midba
3franjofenunbS8a9em(26.9?oöemberl741)burd^ In ben Rauben ber Dejieneld^er. 3n einer ftftf-
einen nöd^tlld^en UeberfaQ $rag§. SDer Jhtrfärft Hgen ^roclamatlon an baS fd^leflfd^e SSoQ fejii
nal^m ben ältel elneS JtönlgS öon Söl^men an 9)larla£ereftablemlberred^tlld^enänf)mid^e9riä>
unb empfing bie ^ulblgung öon ben öler ©tönben rld^ auSelnanber. 2)a§ mörberifd^e treffen bei
beS ßönlgreid^§. 3n biefer bebröngten Sage fanb Jfef[eI§borf (15. Secember 1745) unb ber ffridN
SJtarla XereRa ll^re lejte 3uf(ud^t bei ben Ungarn, öon SDreSben öereltelten aber ll^e Hoffnung auf bfa
ffaum mar jf arl aibred^t j[24. Sanuar 1742) dn» nal^e Snöglld^felt einer öollftanblgen SSemld^tmig
ftlmmlg jumftalfer gemöl^It unb (12. gebruar) ll^reS ®egner§. 3)er®re§benerSrleben8f(^Ii^ Be-
ate ff arivn. mit großem $runfe gefrönt morben, [tätigte aufS 9?eue bie Im 3. 1742 ju »reSfai
ba fing aud^ baS ®lüdt an, ll^n ju öerlaffen unb unb Serlm gefd^Ioffenen Verträge, morouf Qfrieb»
fid^ auf bie ©elte ber Ifönlgln öon Ungarn ju rld^ In einer befonbem Urfunbe bie bereits |K
menben. bereits mar fte In ben ©tanb gefejt, ®unften Sfran^ ©tepl^anS ausgefallene ffaifenoal^I
amel neue §eere In baS Sfelb au [teilen. SRlt bem anerfannte. ftarl vn. mar nämfid^ (20. 3atraor
einen rüdtte ll^r ©emal^I In Söl^men ein, mit bem 1745)auaKünd^enpIöJlld^ge[torben. ©ein ISjä^
anbem eroberte ber ®eneral Särenflau Ober» rlger ©ol^n 5KapmiIlan 3ofep]^ fab fld^ balb au^er
öfterreldb mleber, befejte Sägern unb rüdtte am ©tanbe,baS95ünbnl|mltgfranfreld^unb$reu|eu
13. gcbruar In SKünd^en ein, mo öor menlgen aufredet ju erl^alten, unb entjd^Io^ fi(^ befel^ gn
iagen bie ßrmöl^Iung beS ffurfürften jum ftalfer einer SuSföl^nung mit Defterreld^. es mürbe p
gefeiert morben mar. ©paltung unb glferfud^t gfüffen(22.3lprlll745)eingfriebenSöcrtrogabge-
unter ben Serbünbeten begünftlgte Serefta'S ®mdt f d^Ioffen, morln SKarla Serepa alle in aSa^em ge-
nod^ mel^r. S)urd^ Vermittlung beS engllfd^en ®e- mad^ten groberungen jurüdtgab, fomle bie Äolfe^
fanbten^^nbfort mürbe mit grlebrld^ öon $reu|en mürbe beS öerftorbenen flurfürften anerfannie,
SU Sresrau gfrlebe gefd^Ioffen (11. 3unl 1742). aJlapmUlan 3ofep]^ bagegen allen 2lnfprud^en auf
5ßleber» unb ein großer SS^ell öon Dberfd^Icfien bie öfterreid^ifd^e Erbfolge entfagte,blcpragmatifdie
nebft ber ®raffd^aft.®Iafc mürbe Infolge beSfcIben ©anction anerfannte unb bem ®ro^]^eraog gfranj
an ben Äönlg öon $reupen unb beffen grben für feine ©timme bei ber fünftigen ftalfermai^I jufagtt
Immer abgetreten, mogegen biefer alle feine Srup» S)iefc erfolgte am 13. ©eptember 1745 unb fid
pen aus bcn Sänbem ber ffönlgln aurüdfjuaicl^cn troj ber Umtriebe gfranfrelc^S auf grana ©tepl^
unb allen Sünbnljfcn mit ll^rcn gduben ju ent» ber am 4. Dctober jum ftalfer gefrönt mürbe,
fagen fid& öerpflld^tetc. pr bie fatl^ollfd&c Älrd^c aJHt blcfem greignlffe ging ein fcl^nlld^er SBunW
©d^IeftenS mürbe «ufrcd^tl^altung ll^reS blSl^crlgcn öon SKarla Scrcpa in grfüHung: einer fafl eben-
SScfitfianbcS nrit Sorbel^alt ber ben ^roteftantcn fo entfd^clbenben ging fie entgegen. a)er9riebeöon
au gcmäl^renben unumfd^rönften ®cmlffcnSfrcl^clt ^ad^en (18. Dctober 1748) ftd^erte für Oejta»
unb ber bcm ©ouöerän au[tcbenben ©cred^tfame reld^ auf S 9?cue bie pragmatlfd^e ©anction, unb
f ejigefe^t. Site Infolge blefeS SrlebenSfd&IuffcS aud& 9Jlaria Serepa fal^ fid^ mleberum im »efi|e oDet
781
aJlaria Sercfia.
782
i^ Sänber, mit 9u3na]^me be§ ^er^ogtl^umS
id^Irpen unb bec ®raffd|aft @Ia^, fotoie ber
Oa)ogt|umer ^tma, ^iacenga unb ®uaftalla,
1B^ Ie)ttre fte an ben fpanifd^en Infanten S)on
^\pp abgetreten l^atte.
Son einer ätegentin, meldte erflörte, lieber il^ren
4tai £belfiein Derfaufen au toollen. a!3 auf @d^Ie«
fin m teqid^ten, mar im SorauS }u ertoarten,
n| jie mit nid^t minberer Snergie bie Sw^ ber
önem Stegierung i^rer ßrbftaaten in bie ^anb
lernen toerbe, a(8 mit ber fte bie Srl^altung ber>
(An derfolgt l^tte. SBirflici^ gemann ba§ öfter*
ni^if^ €taatd!eben unter i^rer 40j[ä^rigen SRe»
gitnmg einen Suffd^umng, toie il^n baSfelbe faum
ntec einem il^r SSorgönger gefunben l^atte. 93ei
^ran Regierungsantritte l^atte fte tl^ren @ema^l,
ben ftdfer, jum 9Ritregenten il^rer ^rbftaaten er«
idnit; berfelbe betrachtete ftd^ aber il^r gegenüber
|ir faum mel^ oIS einen $rit)atmann unb be«
ipngte fid^, ben ®e]^imrat]^3»@i^ungen beiju*
m^uxL Sine ber erften Sorgen ber jfaiferin
Mr bie ^bung ber burd^ ben Inrteg aU^ufel^r in
liflnnid^ gnwmmenen ginanjen, unb aföbalb ftei*
PR ft4 biefelben tro| bed 9}erlufte§ t)on Sd^Ie»
imb ^rma bebeutenb. Sine neue Organi«
faium bei ^eer« unb fhiegSn^efend unter ber Sei»
ing Sound mar gegenüber bem Dorgefd^rittenen
SRißÜbisefen Sfriebrid^ H. bringenbe§ Sebürf-
1$. 9flr audgejeid^ete militärifd^e iBerbienfte ftif»
Me Ue ftotfcxin nad^ bem @iege bei Sollin ben
Ml i^ benannten SOtaria^Serefta-Orben. 3m
3v^fad^ mürben ebenfalls bebeutenbe Sieformen
iMgmommen, unb namentüd^ marb bie f^olter
tigrfd^. änbuftrie unb ^anbel, fomie über*
Wf^ Sermel^ng ber materiellen @taats!röfte
Ingoi i(fr befonberS am ^ei^en. 2)ie @d^ulen unb
Sd^ranPoIten blieben babei nid^t t)ergeffen; bie
ftinbimg ber Stitterafabemie gu JhemSmünfter,
kl ZercfumumS, bei Obfert)atorium§ fomie ber
orioitofifd^ Sfabemie geben bat)on 3^ugni|. S)ie
Stitang hk StubienmefenS mar nod^ in ben ^än*
ha ber Sefuiten. Die SReformlufl ber Äaiferin
hgam aber eine gefdl^rlid^e Slid^tung ju nel^men,
oü pe burd^ eine Hrd^enfeinblid^e $artei am ^of e
o^ oof bad fird^Iid^e ® ebiet l^inübergelenlt mürbe.
Sit Slaria Xerefta nid^t nur bie Butter 3o»
Min., fonbem aud^ bie aKutter beS Sofepl^iniS«
« iDor, f. im «rt. Sofepl^ VI, 1849 ff. S)ie
b^tsfrinblid^ ^rtei, an bereu @pi|e ber 3Jti>
Wt nnb Sotl^eber ber ßaiferin, Sßenjel @raf
iMAomil, ibr Seibar^t txtn ©mieten, fomie ber
!i|)eimeifier @otmenfeI§ ftanben, gemann bei
Witt Zerefia um fo leidstem Sinflu^, \t me^r
pt i^ fird^cinbTid^n Seftrebungen mit bem
@Mie )K)Iitifd^er 92ot]^menbig!eit ju umgeben
*4ie nnb in il^rem @obne Sofepb/ ber nad^ bem
ZAejeinedSaterd (18. «uguft 1765) }um römi-
MnioMge gemol^tt unb Don 3Jtaria Serefta ^um
fttugcnten ernannt umrbe, einen gele^rtgen @d^ü«
bim. Sd fd^eint faft eine Sonceffion an bie
iHtB^nmlreid^ gu fein, menn bieftaiferin auf
bie SinPfterungen biefer Partei l^in aw^tft ben
Sefuiten il^ren Sinflu^ entjog. SRid^t lange na^
bem Äad^ener gneben foHte nämlid^ ein großer
SBenbepunft in ber öfterreid^ifd^en $oIi«f ein-
treten. aWi^trauifd^ gemorben auf ba§ englij^e
Sabinet, badete SKaria lerefia baran, in eine
engere Serbinbung mit granfreid^ um jeben $rei§
|u treten. 2)e|b<ilb tonnte fte fid^ fogar ba}u Der«
fteben, fid^ mit ber SRaitre^e ^ompabour gu bie-
fem 3med(e in eine Dertraulid^e Sonefponbenj ein-
Sulaffen unb fte mit bem Sitel Madame ma chäre
soeur et cousine angureben, möl^reitb e§ il^r fonft
jur Oual unb gum ?lerger mar, menn fte mit $er-
f onen fd^riftfid^ t)erle]^ren mu^te, bie mit Jener auf
gleid^er ©tuf e ber ©ittlid^f eit ftanben, j. S. SKfa-
betl^ ober ftatl^arina Don 9tu|Ianb (f. Anemonen
aus bem Zagebud^ eineS alten $tlger§manne9,
3ena 1845, n, 231 unb HI, 22 f.). SEBirnid^
fam bog gemünfd^te Sünbni^ gu Staube (1. ÜRai
1756) unb l^atte ben fiebenjäl^rigen ftrieg jur
Solge. S)iefe aiüdffld^t auf ben fransöftfd^en öof
beftimmte fte aud^, ben fd^mer bebrängten Sie-
mens XTTL im ©tid^e ju laffen, ber fte unb i^re
9kd^foIger mit bem audjeid^nenben Sitel Spo*
ftolifd^er ßönig beehrt f^aiit. ©d^mieriger mar
e§ für bie fird^enf einblid^e $artei, bie ftaiferin jur
2)urd^fäbrung ber ^ufl^ebungSbidle beS äefuiten-
orbenS in beftimmen unb fte ben bourbonifd^en
^öfen midföl^rig }u mad^en. ©d^on im 3. 1770
gab ^ofepl^ bem l^ergog Don Sl^oifeul gu Der-
ftel^en, ba| ed fd^mer galten merbe, feine SRutter
für bie 2}ntriguen bed 6er)og§ ju geminnen, Der-
tröftete i^n aber mit bem Sinf{uffe Jtauni^enS,
ber mit ber ^ufl^ebung eiuDerfianben unb nid^t
gemol^nt fei, „bie Baä^tn nur l^alb p tl^un"
(f. Anemonen IV, 143). Sntfd^ieben Pellte aud^
bie jfaiferin ben b^uftgen Seftürmungen miber
bie Sefuiten bie Srflänmg entgegen, „^e begreife
nid^t, mie benn ein Orben f o Derlei^ unb Derberbt
fein (önne, bem fo Diele fromme ©eiftlid^e, $re»
biger in fremben 3onen unb unter milben Sößem,
bem f 0 gro|e ©ele^rte in Derf d^iebenen miffenfd^aft-
lid^en ©ebicten angebörten". SRit berfeften 3lner»
fennung beS OrbenS fprad^ fte fid^ bem frangöfi-
fd^en Sotfd^after Sarbinal Stoban gegenüber aud
(a. a. O.). S§ ift eine Don ©orani (Memoires
secrets et critiques des gouvemements etc.,
Paris 1793, H, 59) erfunbene Sügc, TOaria
Serefta b^be einmal il^rem Seid^tDater ^aupl^en-
butter eine @eneralbeid^t abgelegt unb il^m baS
SJerjeid^ni^ il^rer ©ünben f^riftlid^ übergeben;
eine 9lbfd^rift baDon l^abe fofort ber gemiffenlofe
$ater an feine DrbenSgenoffen nad^ Korn gefanbt;
eg l^abe ftd^ aber aud^ ber ßönig Don ©panien
eine Sopie gu Derfd^affen gemußt unb biefelbe ber
Äaiferin jugefd^idtt, um ibrer SSorliebe für bie 3e«
fuiten ein Snbe )u mad^en; auf biefeS i)xn fei nun
SKaria lerefta bereitmillig in bie $Iöne ber bour-
bonifd^en §öfe in Setreff ber Slufbebung beS 3e-
uitenorbenS eingegangen. ®ie SSöSmiHigfeit bie-
er Snefbote liegt um fo mel^r auf platter ^anb.
788 2Raiia Xtxt\\a.
als ber SBd^ttMtet t«r I^Iifertn rintnal b^aimtlii^
nt0t Aaup^tn^uttn, Imtbent Sßar^ammnr ^ieg.
©obaiin i|i allgtmem (Kfantit, ia% nie unb irirgmbS
bit 9riii|t«iben i^ ©ünbenMigtidimg f4d|tli(^
flfrcTgtbm büiftn, eS toä» benn, bag [tt ftutnin feien,
ms bei 9naria Xenpa betanntüi^ bet g^aU ni^t
tota. S)ie übf orberuna tiiue |dIc| f c^riftli^n SBer«
{{it^ilfefl ^atlt dfo fi^on I)iiigcni(^t, hai Wi-
hauen bet ffdferin gegen itiren SBfi^ttwtet ju et-
toeden, unb eS ijäitt oeroi^ einer 93etöfftntticöung
beBfelben nic^t mt^r beburjt. SSieje toUMt Süge
abn uörbc fic^ nad) bem fogen. ^efuiten'ffatei^tS-
muS, bei im 3- 1S20 in Sei^ijig et|(^ien unb eine
ber jeinbfeligften Sänften gegen bie 3e{uilen \%
auf fDlgenbe 3::^atfa^e rebuciien: Sei ber elften
Sfieilung ^ßolenS im 3. 1772 ^abe bie fiaiferin
aufierfyiib ber SBei(^te i^ren SBeic^tBaler, btn 3f
Juiten ^t^ammer, befragt, inmiEmtit biefe parü)-
tung, an berftet^eilne^menfoUte, gmifjifci. %ir
5ßoter, unfii^Iüffig, wie et in einem fo fdjiuicrigeii
O^Oe JU entfqeiben ^abe, ^abe fi^ bei feinen
ÖrbenSoberen in 9)om Status ju er^olni gcfudjt.
6tne 91b[((nft Bon feinem Srieff Ijabe fid) jtbDi^
ber ßfltneid^ifi^e ©efonbte am röinifdicn ^ofc,
§trt öon Silfed, gu Berf^affen geiDufet unb bie-
felbe bagu benu^t, bie ffaiferin ungfinftig gegen
bie Scfuiten ju ftimmen (©c^oite, @ef^i^te b»
SBei^tDätcr, Seitijig 1825, 1, 168). Sin nid|tun-
no^tf^tiittii^er @rflärungägmnb, uatum fie bem
anbringen enblii^ nai^gab, fe^eint in ber ingabt
beS %bbe @etirge3 (Memoires ponr servir k l'hi-
fltoire etc., Paris 1817, 138) ju liegen, ba^
nämli^ Elemena XIV. ber frommen SKoria Serefio
i^n ^rtnädigen SBiberflanb al§ eine SJerfünbi*
gung an btr (iri$Ii(^en Sluctotität bargefteEt ^abe ;
Denn man nic^t lieber onntmmt, ba| auf bie ffai-
fetin bie 9?orfteIIung itirtfi fe^Iaucn ffangleiS jfau-
iii^, baS @lü(I i^rtr an btnSaub^in Don i^ranf-
rti^ Dtrmälilttn Sot^ttr fti Bon ibtem ^la^geben
abhängig, ben mcifttn ginbrud machte. ^i(!)t
minbere Verlegenheit unb Semtffen§unrul)e ali
bie Aufhebung beS 3efuitenotben3 l^tte für ^ana
Xetefia bie uon ^eufien unb Shtglanb längft tiro-
iectirte unb im 3. 1 7 72 Dollgogene ä^eilung ^olenS
jut 3oIge. SDlit tiefem St^meräe ja^ fie bie Unter-
btüetung ber Aol^olilen bur^ bie ©etpaltt^ötig'
teilen ffot^rina'S oon Stuglanb unb beren ^lon,
^olen an fic^ gu rei^n. XK|^alb unterftü^te fie
bie SonfÖbenrten unb etflättt, nie eine 3'^^'
lung ber SRepublif, HKl^cr Sit fte auä) fei, jugeben
JU aoUen. Sr^ alS i?aunig ein gingt^tn auf ba$
i^ilungSproject als einen unOetmeiblic^en polili-
fc^n S(i&ritt barfleUle, fiegit in i^r bie Sufi, bie
tJrü(^tt iiti Unte(^tS ju genießen, über ü)xt ®t-
niffen^aftigfeit, unb fie untcrgeic^nete ben J?ou-
ni^'fd^n SSortrag mit bet beigefügten Senierfung :
.Placet, weil Jo Diele grofee unb gelebrte SOtiinnet
eS meinen. SBonn i^ aber f^on längft tobt bin,
Dtrb man erfahren, roaS tteroiirgt^t auS biefet
ÜStrlt^ng Bon allem, UaS biä^er getetbt unb tiei'
lig mar." %>^ offenet fpni^ fie^ i^r beunruhig-
781
teS Seniiffen in einem ^anbbiUet an ffaunti oA
(f. anemonen rv, 46 f.).
Sin toiii^tigeS Sreignig foQti no4 ben €^nft
beS Bitlbemegtcn SebenS ber ffiaifetin bilben: cS
mar biefeS ber baprifc^e (EtfifoIgeWeg (f. b. Irt
3ofetil(i II.). ©erfelbe mar i^r um fo la^et ge«
»otben, i« jnjtifetbafttr bo8 Se(bt unb je unent«
figiebenet bQ§ @\üd auf i^ret &eite toar. 3>e^
balb fu^te fie jum Stetget i^rei ©o^neS äofm
foffiie ilireS 2RinifterS ffaunij. eine aläbatbige Se-
enbigung btSfelben berbeijufu^ren, moS i^t on^
in bem Sfrieben uon Seiii^en (13. SRÄrj 1779)
glüdlic^ gelang. 3m barauffolgenben 3a^
18. October 1780, ^atte fie f(^n eine «C^mnid
oon ititem I)erannat|enben ^be. S)ie in i^m
3ugenb mit aufierorbcntli^er S^Bnldett begabte
^aiferin narb nämlicC) in i^iem fpätem SItn in*
folge einer ^odenfranfbeit unb eineS unglüdli^
SoUee febt Deninftaltet, unb i^re übermä|ige Cof
pulenj mai^te itir baB @eben unmoglid). Wfi fit
nun eben baS @iab if)re€ ©atten befui^te, 6ta4
bai eine @eil beS StubleS, auf bem fie in bie 3»^
^inuntergelaffen norbtn, unb bann eine Sop
bebeutung a^nenb, rief fie: „Sr totQ mid^ begatten
— i^ lomme balb." ®ie fyxät fid) nii^t getauft
!Son einem beftigeniSruftcatarrfibefallni, fta»^i
na^ uenigen SBoi^en am 29. 91oDtmbtr 1780,
nai$bem fie guoot i^ren @of)n 3ofepb Bef^moni
^atte, um bei äteligion feiner EBätet niemals pi
loffen. SBenn bei ißerfaffer bei Anemonen fa^;
„^ie t$tan bat faum gelebt, bie }uglei(^ giöln
auf bem %})VDia unb mafellofer im ^riDatlebts
gemefen märe, aCä biefe t^ürftin", fo fc^eint not
biefet Sob, tsenn aui^ fetir grofi, bott) nid^t übet*
trieben. SebenfaQäiftbaSfelbegetedttfettigt, meim
man fte mit anbeten Sßerfonen ü^reS @tf(]^Iec^tel,
bie \a it)ret 3eit auf S^tonen fa^en, g. ». einer
glijabet^ ober ffutlaiina ton Ühiftlonb, in Sßa-
gleid) bringt. <Sic mar baS SDhifttt ein« trnun
@flttin unb blieb mit einer aufietotbentlic^ 3^
lit^Ceit unb ^reue ibiem ®atlen ergeben, »enn fie
gleii^ eine fold^e neniger auf feiner Seite fanb.
@ein unerroarteter Sob, bet |u 3nnSbtu{t n>£^rtnb
ber ÜSeimä^lungSfeierlidileiten be€ Stj^ogS Stp>
polb mit ber Snfantin con @tuttien, Silaria Suift,
erfolgte (1765), perfekte fie in eine tief e Srauer. fo
baB ^e niäbienb il^ieä ganjen SebenS bie 3xauei>
rieUier ni^t me^r ablegte. 3}tit ii^rtn eigenen f)Äi>
; ben fertigte fie beS ffaiferS Seidrentu^ unb dng
mit bem ©ebnnlen um, i^r Sieben in einem fllo»
fter ju bcfd^Iiegen. $en 18. [eben IDlonatS fd^lo|
fie fii^ einfam ein unb meilte ftunbenlang in ha
@rufl bei ben JTattuginem an granjenS @rabnumn-
mciil. Wit befonberer SJorliebe nabm fie fiÜ) bei
Mittuen unb Siaifcn an, mie i^r btnn übet^ioupt
bie SBobÜbätigfett fa^ jur Setbrafcbaft geuotbtn
todi. .3Ran mu^ mtd^ tbbten,' fall fU etnmal
Sofep^ gegenüber geäußert baben, .nMnn man
mid^ binbem miü, SBob'tb^ittn gu ei^eigen.' ffiü
fte eine tnue @attin UKir, Rur fie auc^ eine Ite>
benbcSIhitter. iBon i^ }tifi ^vlfyatn unb j«^
785
97taria«Saad^.
786
£0^ überlebten fte folgenbe: 1. Sofep^ II., i^r
mfolger; 2. Seopolb, ®ro|]^cr}og t)on 3:o§cana
nb Jta^f olger Sofepl^S; 3. t^nebri^ ©oubemeur
to£ombarbei; 4. 9Ra^mtHan, ®ro|meifter be§
botfi^ Orbend. 2)ie SBal^I bte{e§ legten Sol^neS
{mnCoabjiutor Don ÜRänfler unb ßbln lag il^r t)or
itrem SebenSenbe nod^ befonber§ om fersen. Sie
\ßt baburd^ einen nid^t unbebeutenben (Sinflu^
|n boS 5jierrei4i|d^ejmu8 im 9torben 2)eutfd^«
IflobS )u gewinnen. 9uein nid^t nur tJfriebrid^ t)on
iproi^ panb einer fold^en SBal^l entgegen, fon-
bctn jie l^tte aud^ ben alten jhirfürften Don Rbln,
Ibpmiian Sriebrid^, gegen ft^, ber bie SBal^I
pc auf feinen @taat8minifter im ^od^ftift 9Rün>
^, ben um boS @d^ul- unb 6r)ie^ung§n)efen
lii^ moerbienten gfreil^erm Sftanj Don tjfürften«
tag, geteuft l^e. SOein ba t^ürftenberg für einen
btänger $reu^nS galt, baS bamalS im Sr^fttftc
85(n oenig S^mpat^ien l^atte, fo tou^te ber in
beujelben regiereni>e 9Rinifter D. ^elberbufd^ feine
Sa^ auf eine fd^laue SBeife )u l^intertreiben. (&x
fodiertc, angeblid^ im 9tamen bed fturfürften, ben
$iiii)en3ofep]^ Sl^riftian Don |)o]^enIo]^e«9Saß>en-
teg-Sartenflein, meld^ tölnifd^er 2)omgraf unb
imSfm in Strasburg unb Breslau loar, auf,
juk um bie Soabiutorie )u betoerben unb ben ßur»
Jörnen felbfi um Unterftä^ung l^iergu an^ugel^en.
£tt Infd^lag gelang DoUfommen. 2)enn nun
ntfo Selberbufd^ bem ffurfürften biefe IBetoer«
hng als eine Dom jtönig Don $reu|en angeftif tete
boiußdlen, fo ba% berfelbe nid^t nur bie Sin»
läU^nig in bie Sßal^I beS Sr^er^ogS SRasimi-
fion gab, fonbern au^ nod^ ein befonbereS (£m«
rte^lungSfd^reiben für benfelben an ba§ Sapitel
m Adln richtete. S)ie ^rotejtation 3friebrid^§
gtgn biefe SBol^I mad^te, ba^ pe um fo ^d^erer 5u
S^ fam, 5U Stbln am 7. ^uguft 1780 unb
Üb bomuf (16. 9uguft) aud^ )u 9Rünfter (f. b.
Irtt. gfirfteiAerg IV, 2089, unb «öln VH, 885).
lole^ l^nterlieg SRaria Serefta nod^ 2:öd6ter:
5. SRoria 9nna, ^btijfin Don $rag unb klagen*
fsit; 6. SRaria Sl^ftina, Dermö^It an ^Ibred^t
Mm gad^fen, 6o^ bed ft5nig§ Suguft III. Don
Wett; 7. aJlaria eufabetl^, «btiffm ju 3nn§.
M; 8. Stada Vmalia, ©emal^Iin beg ^er^ogS
Secboumb Don^ßarma; 9. SOtaria Sl^arlotte Suife,
wma^in gferbinanbd IV., JfönigS beiber @ici«
Bo, imb enblid^ 10. bie unglüdlid^e Sflarie ^n>
Wnetle, ffjtoigin Don Sftanfreid^.
Is ifl auffoüenb, toxt fd^on gro^tentl^eilS unter
te Segierung 9Raria Serefia'S, bie öfter Don an«
teer Seite fogor beS Hrd^Iid^en OfonatiSmuS be»
Hnibigtunrb, bielBanbegefd^miebettourben, meldte
M ior Hemmung unb Unterbrüdbtng beg fird^»
^ßXLimni in Oefierreid^ bis auf bie neuefte Stit
<9(!flDn!bet fyiL SDiefe Srfd^einung lögt fid^ aber
^jUnbig begreifen, tt>enn man bebenft, loie ber
llMi<tt)dli§mnS ber $oIiti! in i^rer 3(it über»
(Qpt auf bie Semid^tung ber @elbftönbig!eit ber
Airtlt anarbeitete, imb nne fobann bei bem aü^u
gnftm Sertrauen ber jtaiferin in il^re ÜJiinifter
unb Satire, loeld^e bie Sröger jener politifd^en SRid^»
tung loaren, pe bie gcfö^rlid^e Stellung, toel^e
fie ber Äird^e gegenüber einnal^m, in i^ren golgen
nid^t begriff, nod^ aud^ bei i^ren Ucbergriffen in
ba§ fird^Iid^e ©ebiet ftd^ eines Sßiberfprud^S mit
il^rem fird^Iid^en ©lauben betonet toar. S)abei
loar aber SKaria Serefta perfönlid^ eine fromme
tJfrau unb bem tat^oHfd^en ®Iauben Don ^er^en
ergeben. Sie fott felbft ein ©ebetbud^ gefd^rieben
l^aben unb lool^nte töglid^ gmei l^eiligen SDteffen bei.
3nbe| fd^ü|te fte i^re grömmigfeit ni(%t immer
gegen bie 3lufmallungen leibenfd^aftttd^er ©ereilt«
beit, nod^ aud^ gegen Serlejungen il^rer ©etoiffen»
l^afrtgfeit in götten, too politifc^e SRot^wenbigfeit
fold^e il^r ju gebieten fd^ien, loie biefeS j. ©. in
jenem Briefe an bie ^ompabour ber gaU mat
3mmer]^in loirb aber bie ©efd^id^te einer $erfön»
lid^feit bie Slnerfennung il^rer Sor^üge nid^t Der»
[agen, bereu politifd^er @iegner i^r na^ bem Xobe
oa§ fd^öne Seugnig gibt: „Sie l^at bem S^rone
unb il^rem ©ef^Ie^te Sl^re gemad^t; id^ l^abe fte
befriegt, aber id^ bin niemals il^r geinb getoefen"
(Oeuvres de Frederic XI, 292). Son il^ren
©riefen finb l^erauSgegeben bie ßorrefponben^ mit
3ofep^n., 3Sbe., SBien 1867 (Don «metl^);
mit aWarie 2lntoinette unb ®raf 2Kerc5«9lrgenteau,
3 93be., $ari8 1871 (Don «metl^ unb ©effro^) ;
mit ben ftinbem unb il^ren greunben, 4 93be.,
SDBicn 1881 (Don 3(met^). (Sgl. SBoIf, Deper«
reid^ unter SKaria Sl^erefta, SBien 1856 ; ametl^,
®efd^. aJlaria Sl^erefta'8, 10 Sbe., SBien 1863
bis 1879.) [Ä^uen.]
Wiaxia'JiiuU^f Senebicttnerabtei, ^ule^t toU
legium ber 3efuiten in ber S)iöcefe Srier, unfern
Don Soblen^ unb ^nbemad^, toarb Don $fal}graf
^einric^ n. gegrünbet, ber, toeil feine &)t finber»
loS geblieben mar, unter 3uftimmung unb ÜJHt«
toirfung feiner ©emal^Iin ^bel^eib DonOrlamünbc
fid^ im 3. 1093 entfd^Io^, in ber 9lä^e feiner
$fal) am Saad^er See eine ftöfterlid^e 92ieber»
laffung ju grünben unb auSguftatten. (Sx legte bie
Sfunbamente ju bem großartigen ßird^enbau unb
l^atte, toie auS bem frü^romanifd^en @tile ber
Sht)pia unter bem Oftd^ore ju erfennen ift, nur nodf;
biefe DoUenbet, als er fd^on am 12. ilpxü 1095
ftarb. ©ein Don i^m aboptirter ©tieffol^n, $fa(s-
graf Siegfrieb, foQte baS begonnene ^u Snbc
fül^ren, legte aber erft um 1110 §anb an'S SBerf
unb erbaute ^unöd^ft ben Oftd^or mit ben beiben
DieredKgen 2:]^ürmen, DieOeid^t aud^ fd^on baS 5{t»
lid^e Ouerfd^iff mit bem gemaltigen ad^tedKgen
3:^urm über ber jheu^Dierung. ^u$ er ftarb fd^on
1113 infolge einer fd^ioeren SSermunbung. 5Da«
mit ben trübem mel^r Stulpe gemalert bliebe, l^atte
er nod^ Dor feinem Sobe bie, mie man annimmt,
am füblid^en Ufer beS ©eeS gelegene ^falj ab«
tragen lajfen. S)aS SSerbienft, ben ßlofter» unb
ffird^enbau DoQenbet ju j^aben, gebül^rt ber ©röfin
^ebtoig Don^re, meldte in bem bena^barten 3l\ät'
mi) ju reftbiren pflegte. 3^y ift tool^l ber 9luSbau
ber brei Sangfc^iffc, fobann bie Slnlage beS meji»
787
3Rax\a»2aaif.
788
lid^enOucrfd^iffeS mtt bem öiercdigcn Sl^urm über
bejjcn SKittelraum unb ganj bcf otü)cr§ bic (Jrrid^-
timg be§ reid^ Dersierten äBeftd^oreS mit ben beiben
runben Sreppentl^ürmen su t)erbQnfen. Sie Jhrd^e
tourbe am 12. Äuguft 1156 ju gieren bcr aller»
^eiliöftcn 3)retfaltiöf eit burd^ gr^bif d^of §ülin öon
irier conf ecrirt unb unter ben ©d^u^ ber aHerfelig«
ften Jungfrau (Maria ad Lacum) unb beS 1^1. 9lt'
coIauS gefteKt. 3)er 83au ber äu|erft jierlid^en SSor»
l^ne nad^ Sßeften mit il^ren ^mei prad^tt)oII beco«
rtrten portalen gehört bem 6nbe beS 12., unb bie
anläge ber Jheusgönge, toeld^e fid^ an ba§ füb»
Hd^e ©eitenfd^iff anfd^Ioffen, leiber aber nod^ auf»
l^cbung be« ÄlofterS niebergclegt würben, toal^r»
fd^einlid^ bem ^infange be§ 13. 3a]^r]^unbert§ an.
aiS bie ältefte nod^ öorl^anbene ®aftli(a in 3)eutf d^«
lonb, teeld^e t)on Doml^erein auf jcreu^gehiölbe an*
gelegt ift, mirb bie Jhrd^e ju 2aaä) afö eine $erle
ber ganzen romanifd^en ©aufunft ge|)riefen. §ier
in bicfem majeftätifd^en ®otte§l^aufe, in bem ein«
famen Sl^alfeffel, an ben Ufern be§ toalbumfräns«
ten @ee§ mar ber redete $(a^ für ein befd^auIid^eS
unb gugleid^ bem @tubium unb ber arbeit ge»
mibmeteS DrbenSIeben. S)er fromme Stifter l^atte
Senebictincr ber Eluniacenfer SRef orm au8 ber auf
feinen Seftlungen in tJIanbcm liegenben ?[btei
?lfflig]^em berufen. ®a§ anfängIid&e$riorat würbe
1127 5ur Sbtei erl^oben unb erl^ielt auS ^(ffligl^em
ben erften 3lbt ©ifclbert. S)iefer erwarb 1138
Don $a{)ft ännoceu) U. eine 93eftötigung§ur!unbe
für bie «btei nebft bem Ked^te freier 3lbt§toal^I
unb t)erme]^rte ben ©eft^ftanb be§ ^aufeS burd^
weitere Erwerbungen. Sßid^tig war ber unter ibm
eintretenbe SBed^fel ber ©(ffirmöögte. ©iegfriebS
@o]^n SBiD^elm l^atte burd^ le^twiSige iBerfügung
bie Slbtei ber ftird^e be§ 1^1. $etruS überwiefen.
gi^bifd^of Slmolb öon ftöln gemattete 1144 ben
OrbenSleuten, ftd^ einen nöl^er wol^nenben ©d^irm»
öogt jebeSmal felbft ju wölkten, bel^ielt fid^ aber
bic ^ol^eitSred^te öor, fo ba^ feit biefer 3cit bie
Slbtei in geiftlid^en ®ingen Dorn Srierer, in weit«
lid^en aber Dom Äölner grjbifd^of abl^öngig war.
S8on bem guten ®eifte, weld^er unter i|m (bis
1152) bie «ruber befeefte, legt feine ©rabfd^rift
3eugni| ab :
Praeclams genere, meritis praeclarior, Abbas
Gilbertus jacet hie, virtutis regola cunctis.
2)a§f elbe Sob gebül^rt ber gro|en SRel^rgal^I feiner
40 Slad^f olger, öon weld^en |icr nur bieienigen
]^ert)orge](|obcn werben, an bereu 5lamen jld^ be-
beutenbere greigniffe fnüpfen. 9luf ©ifelbert folgte
gfulbert (1152-1177). gr förbcrte ba§ wiffen«
fd^aftlid^e ©treben feiner DrbenSgenoffen burd^
bie 3lnlage einer Sibliotl^ef unb beftimmte nid^t
weniger al§ fünf^el^n öon feinen öierjig SKönd^en
baju, wert]|t)olle tl^eologifd^e SBerfe abpfd^rciben.
Rubere SSrüber mußten fid^ ber Pflege ber ftran«
fen wibmen, weld^e in bem ^ofpitale beS Älo«
fterS Slufnal^me f anben. S)urd^ ben Stuf ber ftren»
gen OrbenSbiSciplin unb beS wiffenfd^aftlid^en
©eifteS, weld^e in fiaad^ l^errfd^ten, jog er au§»
gejeid^nete unb l^od^ftel^enbe SWänner in fein ÄIo«
fter, unter weld^en befonberS ®erlad^, S)ecan beS
93onner ©HfteS, unb bie «ruber SBiD^lm utA
^l^eoberld^ Don ^od^fiaben genannt werben. 6tn
befonbereS Serbienft erwarb ftd^ g^ulbert, old er
burd^ ben Serg einen ©tollen trieb, um bie oft
Übertretenben ®ewaffer be§ ©ee§ abzuleiten ; jn*
gleid^ gewann er baburd^ bem @ee oiele SRorgen
frud^tbarcn SanbeS al. S)er 5. Slbt, albert (1199
big 1217), lieg ed ftd^ angelegen fein, ba§ ©otteS-
l^auS au§5ufd^müden. @r öoUenbete ba§ Orato«
rium be§ |l. 3ol^anne§, weld^eS Srgbifd^of Sol^-
neS I. öon Srier 1208 einweü^te. ®er Slitter ^«
rid^ ö. Ulmen übergab il^m eine in Sonflantino^
erbeutete gro^e ^rtifel öom l^eiligenflteuje: 81«
bert lie^ biefelbe in ®olb faffen unb mit Sbel-
fteinen umfleiben unb f e^te fte jur öffentlid^ 9Ser»
el^rung au§. 9h>n ben bisherigen ©d^irmööghn
fel^r bebrängt, ftellte er feinfflofter unter ben @d^
ber Srjbifd^öfe öon Stbln, mu|te aber, wie ou^
mehrere feiner SRad^f olger, öon biefen monnigfad^
«ebrüdungen erbulben. 2)aburd^ geriet)^ baS fyM
aUmölig in ©d^ulben, fo ba| ber 7. Vbi, %^
berid^ öon Srier (1235—1247), fi(^ genfi^iB*
fa^, bebeutenbe @üter ju öerlaufen unb enblid^ ai»
jubanfcn. ®r trat ju ben SfranciScanem in Sn-
bemad^ über. (Srft bem ll.^bte, Sl^eoberid^ öon
Sel^men (1256—1295), gelang e§, ben SD8oWö«i>
ber %btei fo öoUfommen l^erjufteOen, ba^ er baS
^ofpital umbauen unb neu botiren lonnte. Sott
il^m rül^rt ba§ nod^ l^eute im Sßeftd^or ber StM^
ftel^enbe reid^e ©rabbenfmal be§ ©tifterS ^ol}»
grafen §einrid^ ^er. 3)iefer ift in liegenber Stel-
lung auf bem mit gotifd^en Ornamenten aah
geflatteten ©arcopl^ag bargeftcflt, in feiner SRedjIen
ba§ SRobeU ber Saad^er ffird^e tragenb. U^
bemfelben wölbt ftd^ auf fed^S fd^lanfen 9Rono-
litl^en ein balbad^inartiger Oberbau, weld^ in
feiner Sonftruction unb omamentalen SbiSbilbung
bie beginnenbe Entartung beS romanifdl^en ©tSeS
zeigt, alfo bem Snbe be§ 12. Sal^rl^unbertS an*
gel^ört. Sine befriebigenbe Srilarung biefed fon*
berbaren Snad^roniSmuS ijt ben jfunftöerjlönbigen
bis l^eute nod^ nid^t gelungen. Unter bem 13. 9bt,
Sol^anncSl. SBinfelin (1328-1333), trat ein
@t)m{)tom ber erfd^laffenben Jnofter}U(^t l^or.
%m äal^reStag ber Sinweil^ung ber JKrd^e, an
weld^em bie SuSftellung ber l^eiligen Sleliqmen
eine gro|e «olfSmenge l^erbei^og, würbe öor ben
ßloftermauem ein jham» unb SSiel^marft gel^alten,
öieQeid^t anä), wie baS anberwörts mel^rfad^ ge«
]ä)a% öon ben SRönd^en ber SuSfd^an! öon äßein
als $riöileg geübt, jebenfallS öon il^nen gebulbet.
S)aS ftanb nid^t wenig mit ber fird^lid^en Sfeftfeier
unb mit ber ©tille beS DrbenSl^ufeS in ©ontrafl
Srjbifd^of äBalram öon J!öln mad^te 1332 bem
3lergemi6 ein fd^nelleS @nbe, inbem er ben Saljr«
marft nad^ 9lnbemad^ öerlegte. Unter ben folgen«
ben bebten mad^te bie Stuflöfung ber ßloftergud^t
immer mel^r fjfortfd^ritte, fo ba^ fd^on jur S^beis
17. StbteS, SDBiganbS 11. öon $annaw (1380 KS
SOtaria'Saod^.
790
1402), Srsbifd^of fhmo t>on Stier bagegen ein«
fil^tritei ma^, inbem er ben SJtön^en unter
Smfe ber Sscommunication Derbot, augerl^alb
tofimtfitr )u tool^nen ober uml^erjufd^tDÖrmen.
6em Slad^folger^ ber 18. mt mi^tlm Don Seu«
leiborf (1402— 1442), ftrengte fld^ in berfelben
Seit old ber gro^e 9bt Stöbe t)on @t. aßattl^iaS
MXrier feine reformatorifd^en Seftrebungen bort
ienttl DoOenbet unb bie Steform in fielen Sene»
Mdineti^fern eingefiU^rtl^atte 0Burdf eiber Union),
kcgdend an, oud^ in Saod§ eine SSerbefferung
hn^Dfelen. 2)aS Sßenige, bo§ er emic^te, verfiel
lidiei unter bem 19. W>t, Stubolf t)on Sel^men
(1442—1458). ©0 griff ber Srierer erjbtfd^of
JotoimeS IL (Don Soben) energifd^ ein unb legte
banengeniöl^Iten (20.)%bte3o]^anne§]II. Sleuber
bie jirenge Spi^t auf, bie Surdf eiber 9tef orm ein-
iifB^ Ütt Srfolg feiner 93emü]^ungen toax,
k| ad^ iKm €t. SRortin in Jtdin bol^in berufene
wkt Don ber fhengen ObferDan^ nad^ fed^S
KoBaten Don ben Srübem au§ Soad^ h)ieber Der-
tridentonrben. S)er@tarrfinnberle^teren, meldte
H W ben Sefel^Ien be§ ^opfteS @i£tu§ lY.
n^t fügten, fonnte nur burd^ ©emalt gebrod^en
•eAen. S)er Srjbif d^of entbot bal^er unter ber SRe«
tRomg bc8 Dortrefflid^en (21.) ^bteS Sol^onn lY.
»liBeibeSl&nm (1469—1491) im 3. 1474 bie
fatmämier ber benad^borten @täbte, um mit ^ilf e
bct Sörg^ Don 9Ra^en ba§ jtlofter ju befe^en,
Ue SiberfpänfKgen auszutreiben unb bie ad^t
Über Don €t SRartin mieber ein^ufül^ren. @o
9ffifiä^ e8, unb nun erblül^te ein uunberfam f d^öne§
«im in getreuer Seobo^tung ber Siegel, in ®e«
Mctfer, in gettnffenl^af ter @eeIforge, in ber Pflege
krflönpe unb SBiffenfd^ten, unb, h)a§ mel^r ift,
Nefer gnte ®eifi lebte in £aad^ fort bi§ aur Suf-
Qfimg be8 fflofierS. Sluf Sol^anned lY . folgte al§
22. Ut Simon au8 bem eblen ©efd^Ied^te berer Don
bei Saien (1491—1512). SSon i^m unb feinem
Sottni entiDtrft ein fel^r anfprec^enbeS Silb 3o-
\ma 9n|bad^ Q. b. 9rt.) in feiner Don 93ed(er
1869 l^enmSgegebenen Sd^rift „SI)ronifa eines
Mmben @dp[er8^ Vbi Simon l^atte 93u^bod^,
A et no<!^ auf ber berul^en Sd^ule gu S)eDenter
bei Stnbien oblag, für fein Snftitut gewonnen.
th|iQ4 vni^ H" @d^filer S^berti l^aben ber %btei
Mben 9hif einer ^eim{latte ber Sßiffenfd^aft ein-
igt S)te9iegierung beS (24.) W)M ^eter Don
Saugen (1529—1552) fiel in bie fhtrmbemegte
Sot ber großen JKrd^enfpaltung. 2)n§ jflofter
Si^ i^ Don Uefen Stürmen nid^t berül^rt morben.
^ Denoaltete Diele 3a]^re mit Sl^ren ba§ 9lmt
nci eeneroMfitatord ber jtlöfier feines OrbenS
tt tetfd^id^enen S)iöcefen unb ftanb ber 9urS«
fteOinon niöl^renb breier Saläre als $rö^bent
^ fr iimrbe fogar Don bem Xrierer (Srjbifd^of
äotonicSDim äfenburg ju feinem geifilid^en SRatl^
<Qttmt snb ju aUen nnd(|tigen Sierl^anblungen
Inaviogen. ®Ieid^ ibm ein !Dlann ber Sßiffen«
M. mgfte ber 25. 9bt äol^ann ^uguftin Ü^a«
MCItttd^l^attS) aus &)blen5 burd^ bie Jhxnft ber
enfauftifd^en 3RaIerei l^erDor. Sr Derfal^ feine jfird^e
unb bie jtlofterbibliot^et mit ben l^errlid^ften @IaS=
gemälben. Sine nod^ l^eute fd^ö|enSn)ertbe tjfrud^t
feiner literarifd^en Sl^ötigfeit ift bie Sd^rift Ri-
tuale monasticae hyparchiae coenobii La-
censis. Sr l^atte ebenf o mürbige mie tüd^tige 9lad^»
folger, gegen meldte ber 30. 9lbt ^einri(| Sungl^
(1619—1624) fel^r unDort^eiD^oft obftid^t. SDiefer
brad^te burd^ SSerf d^toenbung unb gigenmäd^tigfeit
bie Ser^ältniffe ber Slbtei fo in Unorbnung, ba^
er Don ßrjbifd^of ^l^ilipp Sl^riftopl^ jur SSeront«
mortung gebogen merben mu|te. Sr mid^ biefer
aber ouS unb fud^te @d^u^ in 9tom, Don mo er
nid^t mel^r ^urüdffel^rte. Statt feiner übemal^m
ein modtcrer $rofeffe Don St. SKoria bei Srier,
Kljriftian Sd^äffgcn, aud^ S^öuffgen genannt, als
31. mt (1624-1638) bie Regierung bcS ffIo=
fterS. Ungead^tet ber anbauemben ffriegSwinen
teufte er bie Sd^öben auS ber SDtigDemmItung
feines SSorgängerS burd^ meife Sparfomfeit ju
l^eilen. ^l^m folgten nod^ jel^n teürbige Siebte,
bereu le^ter, Sl^omaS Äupp, „eine 3ictbe ber ®e»
noffenfd^aft", am 18. 3uni 1802 ettoö^It würbe.
Unmittelbar banad^ l^ob bie franjöfifd^e S^epubli!
bie 9Ibtei auf. ®ie el^rtoürbigen SWönd^e jerftreuteu
ftd^, bie teertl^DoUe Sibliotl^e! würbe Derfd^Ieppt;
jflofter unb JKrd^e aber gingen, weil feine annel^m»
bare Serlauf Sfumme erjielt werben fonnte, als
StaatSbomöne auf bie preugifd^e Stegierung über
unb würben f o erl^alten. 3lo(^ jejt gehört läterer
baS l^enlid^e Jhrd^engeböube, weld^eS bem SuItuS
jebod^ Derfd^Ioffen ift. ®aS ftlofter felbfl fam
1820 mit ben umliegcnben gelbem in ben SeftJ
eines $riDaten, wel($er eS nad^ bem Traube Don
1855 in mobemem Stile neu auffül^rte unb feine
ganje SSeft^ung 1863 um ben faft fed^Sfad^en 9ln»
faufSpreiS an ben ©rafen Sd^aeSberg ablief,
worauf bie ©efeKfd^aft 3efu bafelbfi ein EoIIeg
grünbete.
®aS änftitut ber Sefuiten in3Raria«fiaad^ biente
bef onberS gur ^uSbtlbung ber jüngeren SOtitglieber
beS OrbenS. 3<2^^^^^^ äWfftonare gingen Don
bort aus fowol^I in bie auSwörtigen IDlifftonen,
als aud^ }ur ^ibl^altung Don SOtifponen im 3n>
lanbc. S)aneben fanben bie bebeutenbften Sd^rift«
fteUer beS OrbenS bort ein ml^igeS ^f^I unb eine
l^errlid^e Sibliotl^ef. SBeitl^in befannt würbe iejt
baS alte ftlofter burd^ bie l^ier gegrünbete 3«it«
fd&rift „Stimmen auS aJlaria«2aa(!|". 3m 3. 1864
^atte ^apfi $iuS E^. bie gnc^flica Quanta cura
mit bem S^DabuS, bem Ser^eid^ni^ Don 3n»
tpmem beS mobemen SiberaliSmuS, erlaffen.
auf Anregung beS bamaligen $roDinjiaIS ber
beutfd^en DrbenSproDinj, nad^maligen DrbenS«
gencralS P. Slnberleb?, festen ftd^ bie $atreS in
Saad^ 3ur Aufgabe, in S)eutf d^Ianb für ben 6rla^
beS l^eiligen SSaterS in bie Sd^ranfen ?\u treten.
gS würbe alfo ein 6t)fIuS jwanglofer Srofd^üren
eröffnet, bie erfte Serie ber Stimmen auS SÖtaria»
8aad^, bei weld^er bef onberS P. Sd^neemann tl^ätig
war. SBäl^renb beS Daticanifd^en KondlS folgte
791
aRarialeS.
eine giDcüe ©erie, an mlä)tt ftd^ öorjugStoeife
P. gflorian «tefe beH^eiliötc. Sie SSettagung beS
ßoncilS fül^rte cnbKd^ im ©ommer 1871 jur britten
Serie, einer regelmä|ig erid^einenben 3«itfd^rift
(jäl^rlid^ 2 Sönbe), bie ben Äampf auf ber ganjen
Sinie gegen benSiberoIiSmuS »eiterjufül^ren unter»
nol^m. Süt bie ©ebUbeten aller ©tänbe gejd^rie-
ben, überflügelte Jie balb anbere in ®eutfd^Ianb
erfd^einenbe S^ttp^ften. @ie umfa|t alle S)i8«
ciplinen ber aEßiffenfd^oft unb bietet in ben gr-
gönjungSbanben aud^ größere Unterfud^ungen über
toid^tige Srfd^einungen beS geiftigen SebenS. Sin
anbereS literarif d^eS itntemefmen erftanb ebenfalls
in bem Saad^er SoDeg. @§ ifi bie gro^e @amm»
lung aller Sondlien auS ben legten Sal^rl^un«
berten feit ber 3eit, in »eld^er bie älteren ©amm»
lungen ben fj^aben abgebrochen l^atten (Acta et
decreta sacr. Conciliorum recentionim. Gol-
lectio Lacensis, 7 voll., Frib. 1870—1890).
SDaS !ßerbien{l biefer SIrbeit gebührt Dor Mem
bem unermüblid^en P. ©d^neemann, — Sfür bie
nöl^ere Umgegenb marb Saad^ h)ieber eine Ouelle
be§ ©egen§ burd^ eifrige ^uSl^üfe ber $atre§ in
ber ©eelforge unb burd^ tjörberung einer ratio«
neQen Sanbmirtl^fd^aft, für meldte bie bei ber
großen SoHfi ber Semol^ner erforberlid^e au3ge>
bel^nte Deconomie eine SKuftertoirtl^fd^aft bilbete.
S)em großartigen Sßirten be§ OrbenSl^aufeS h)urbe
burd^ baS ®efe^ Dom 4. 3u!i 1872 plö^Iid^ ein
iöl^eS ßnbe bereitet. aJlit bem 1. Sonuar 1873
mußte SOtaria-Saad^ t)on ben ]^od^t)erbienten Or«
benSIeuten geräumt fein. (Sgl. Broweri et Ma-
senii Metropolis Trev.y ed.Stramberg, I, Gonfl.
1855, 483 sq.; äßegeler, ©efd^id^te bed J¥Iofter§
Saad^, Sonn 1854; ©d^om, Eiflia sacra I,
Sonn 1888, 723 ff.; 93od(, S)a8 monumentale
SRI^einlanb, Äöln unb 5Reuß 1866, §eft 1; 93au«
un^ Jhmftbenfmäler ber 9ll^ein))rot)in3 1, Süffel»
borf 1886, 394 ff.) [be Sorenai.]
W^tiatts^ dlanM, 0. S. D., tl^eologifd^er
©d^riftfteOer, tourbe um 1580 auS ber abeligen
Familie ber $inarbi )u Senebig geboren, genoß
eine forgföltige Sr}ie|ung, mad^te feine l^uma»
niftifd^en ©tubien in feiner Saterftabt unb trat
bafelbfl nod^ fel^r jung in ben SDominicanerconDent
Don ©t. So^anneg unb $auIuS. 3ur SoQenbung
feiner ©tubien fanbten bie Oberen ben talent»
boUen iungen SOtann nad^ ©panien, an beffen ^a^U
reid^en UniDerfttöten, 9f abemien unb ßlofterf deuten
bamalg bie tl^eologifd^e SBiffenfd^aft unter auS»
geseid^neten Seigrem in l^d^fter Slüte fianb. Son
9latur mit fd^arfem ©eifte unb umfaffenbem ®e»
böd^tniffe auSgeftattet unb babei öon auSbauem«
bem Sfleiße befeelt, erwarb er fid^ in furjer 3«it
Diele unb grünblid^e ßenntniffe. 9lad& Stauen ju»
rüdfgefel^rt, tourbe er juerft im tbeologifd^cn Un-
terrid^te feiner Drbcn§gcnoffen in SSenebig üer«
menbet fobann burd^ Sefd^Iuß be§ ©eneralcapitelS
SU 9tom Dom Saläre 1608 als Sector ber %f)to«
logie an ber UniDerfitöt ju $abua für ba§ ^al^r
1610 unb balb barouf als fieiter ber gefammten
©tubien bafelbft bejieat — ein «mt, i
Saläre 1624 gum britten 3ilak befleibeti
§oIge sog er fid^ Don aUen Remtern }i
nur nod^ ben Uebungen ber 0fi^5mmtg
©tubium unb bem l^e^rberufe {u leb«
Siograpl^en ^eben rü^menb l^erDor, U
biefer gänslid^en 9Ibgefd^Iof[enl^eit nid^l
mürrifd|e, abftoßenbe SBefcn Derfiel, toie
bengelcl^rten" mitunter eigen ift, fonber
mer gleid^er greunblid^feit unb ©efoQi)
Sefu^cr aufnal^m. SBcgen feiner treuen
lid^feit an ben opoftolifd^en ©tu^I unb
unerfd^rodenen Seril^eibigung Don beffc
l^atte SDtarialeS mand^e Verfolgung su
Sßieberl^olt mußte er in bie Verbannung
er ging nad^ SOtailanb, nad§ Sferrara, g
Bologna. UeberaS ertoarb er jid^ burd^ fi
mäßiges fieben unb burd^ feine ©elel^rfo
l^obe Verehrung; in Bologna gefd^al^ bi
SRaße, baß ber bortige S)ominicanercc
einflimmig als fein SKitglieb aufnahm u
ht^alim xooUit. ^IS ber befd^eibene 3)l5t
in fein jflofter 5U Senebig jurüdEf eieren )
beitete er an ber VoHenbung feiner ff^i
SDBer!e, bis er, me^r als 80iä^rig, (&
1660 Dom ©daläge gerü^ri, fein Seben
3u feinem SSegräbniß f anbte felbft ber i
Spanien einen Vertreter.
2ÖS t^eologifd^er ©dffriftfteller Derf olgi
tl^eilS apologetifd^'polemifd^e, tl^eilS f
condIiatorif(^e S^tit. S)ie Seigre beS
maS gilt il^m als bie einzig rid^tige, oli
ber Jnrd^e, ben köpften unb Don Sl^ri
approbirie; pe toiH er commcntiren, i
Angriffe Deri^eibigen, aber aud^, h)o ml
ben Seigren anberer tl^eologifd^en ©deuten
lid^ beS ©cotuS, Derjö^nen. Wit umfaff
lel^rfamfeit Derbinbet er großen ©ddar'
lemif d^e (Semanbtl^eit unb eine geh)iffe S
fd^einbar gegenfö^Ud^e Snfid^ten auSj
©eine $oIemi! ift ni^t ol^ne ©d^ärfe m
feit, feine SDarftcHung ift flar, aber brei
tein ift oft holperig unb fd^toerfäKig.
ber einzigen 3luSgabe feiner SDBerfe, befc
Bibliotheca, mimmelt Don SrudCfel^Iet
erfte ^ublication fd^eint bie äBieberl^
eines SBerfeS feines fpanifd^en Orbei
®iego 9?uno (f. b. ^rt. Congreg. de
Gommentarii ac disputationes in UI.
s. Thomae, auctore F. Didaco Nuno (
(Don SWarialeS mit SnbiceS Derfel^en unb
binallegaten Waffeo Varberini in Volo(
maligem ^apfte Urban VIEL, gewibmei
Venet. 1612, geioefen ju fein. SIIS 9Jte
britten ÜKale ©tubicnrector in $abua
öffentlid^tc er Controversiae ad univen
mam theologiae D. Thomae Aq. m
4 libros Magistri sententiarum, Yen
S)aS SBerf, ein fpecuIatiD«poIemifd^er (£
jur Summa, ift bem ^apfte Urban VIEL
unb foQte nad^berSlnfünbigung beSVerfc
793
ÜRarialeS.
794
im (5) 9dnbe umf äffen ; inbeffen erfd^ien nur bte jer
opr. O^ne f^fleniatif d^e Otbnung greift ber Ser«
jbffer eiiqelne f d^nierige ober Diel umftrittene Sel^r-
^tnfte aud bem t^omiftifd^en @9ftem l^eroug unb er«
driert fte mit großer breite, ftetS mit S^üdftd^t auf
bu SrOänrngen ber Neoterici unb bie be^üglid^en
S^tm ber fcotiftifd^en €d^ule. ©eine ^ibftd^t gel^t
bdfta, bie onfc^nenben ^iberjprüd^e in X^omaS
fdiifi, fonrie in ben diteren 2)omimconer>Sommen«
tiitoren auSjugleid^ unb mo mdglid^ bie tl^omi«
ft^ilß £e^re mit ber bed @cotu3 gu vereinbaren,
«DoM er gegen bie ^uffaffungen ber „Steueren'',
namentli^ beS Scotifien SRaba unb bed t$franci§>
coBcr-SonDentualen ^l^ilip)) f^ber (f. b. 9rt.), faft
M ieber Srage polemiftrt. IRur al§ Organ unb
Sntntntt beS englifd^ Sel^rerS tt)ill er gelten:
Bind noTerint omnes, regulariter me nihil
dietamm, qnod ex D. Thoma non desumpse-
Tirn (ad lectores) ; nad^ Sl^omaS aber be^eid^net
er q1§ feinen SieblingStl^eoIogen ben @cotu§ (aman-
tusimoB meus post D. Tliomam, Conlroy. 1,
c 2) unb betennt offen : Ego fateor ingenue, post
D.Thonuun in nuUo alio auctore nee jucundius
I» detennisae, nee uberius profecisse, quam
b Seoto, quod dixerim, ut novitii utriusque
Kholae diseant, unde notabiliter proficere
possint, et sie amorem et reverentiam, non
odiom et despectum, ut faciunt quidam (quos
qno nomine appellem, nescio) erga tantos
toores concipiant (ib.). 3u 9Dtariale§' 3^it
lOBli^ nmren bie bdben ©deuten be§ 1^1. Sl^o»
Boi unb beS @cotu8 in DoQer Glitte, unb an aQen
ieiMRagenben Unit)erfitöten beftanb neben bem
84ijfat^e beS 9lquinaten aud^ eine cathedra
8eotL 3nSbefonbere ttmrben in ben Derfd^tebenen
SnmciSamerconDenten StalienS bie f cotiftif d^e $^i«
Iriop^ unb Xl^ologie t)on bebeutenben Seigrem
nfrig Wfitgt 9}iele @elel^rte ber einen toxt ber
öbon €d^e aber fud^ten bie ©egenfö^e beiber
Bösfi^fl (A)ufd^möd^en unb eine Serf ö^nung l^er«
k^ufffi^ren. 3^ biefen Sonciliatoren auf @eite
kcr {^omiPen )ablt ^arialeS, toxt etma auf @eite
b(r€cotifien bie Ideologen @amanu§ (^ucca*
IkiI), Wmrc a Soubunio u. 9. SBetter^in Der«
tRatrul^SRarialed eine Dierbönbige Bibliotheca
iatcipretum ad nniversam Summam theolo-
0ie D. Thomae Aq., Venet. 1660, in foL,
Me er felbfl al§ „eingel^enbe jhitit aM beffen
tqriil^, mad bis bal^in Don irgenbmeld^en alten
nb neuen Sd^riftfteOem in Se^ug auf f d^olaftif d)c
tWogie Deröffentlid^t mürbe" — ttJicber mit be«
fnbetcr Serudfid^tigung ber abmeid^enben ^n«
P<tto unb eigent^ümlid^en SuffteUungen ber 2:i^eo»
bga feiner 3eit (inSbefonberc ber Sefuiten SSaS«
m, SRoIina, ©uare^ u. ^.)- S)em erften Sanbe
McfcS 9Ber!e8 ge^ eine Quaestio prolegomena
feonmd, mel^e eine Spotbeofe unb ißert^eibigung
ber andoritöt beS 1^1. XbomaS enthalt. Sßö^renb
mS^ bie Xl^logen be§ 3e)uttenorben§, na«
mmXBdi SaSqueg be $abilla unb 3. @D. ^osa, fid)
eise fcehre Stellung ju maleren fud^ten, ^eigt ftd^
aJtorialeS al§ unbebfaigten Änl^önger beS Slquina»
tcn, Don beffen Seigre abjumeidjcn feinem Sl^eolo«
gen erlaubt fei ®cnn er befifet ba§ gl^ariSma ber
Unfel^lbarfeit unb ber grleud^tung burd^ ben bei«
ligen @eift : Est Div. Thomae calamus , dico
ego, et lingua quasi instrumentum disjunetum
divinitatis, quae fallere fallique non potest
(ib. c. 3, p. 17 ; Dgl. p. 15) ; — ex specisJi Dei
gratia in utüitatem communem Ecclesiae sor-
titus a Deo est donum infallibilitatis in scri-
bendo, quod Doctorum communitati coUatum
est (ib. p. 20) ; — habebat (sc. D. Thomas)
assistentiam Spiritus Sancti, ut quaecunque
scriberet, lumine plus quam humano scribe-
ret (ib. c. 4, p. 29). ®emä| S)caet ber römi»
fd^en 3nbe£Congregation Dom 20. 3uni 1662 f oQte
biefe Sinleihtng au§ bem SBerfe be§ ÜJlarialeS
entfernt merben, mie fein DrbenSgenoffe Ouötif
(unb nad& il^m Hurter, Nomencl. I, 714) be«
merft, ob J. B. Pozae sociorumque doctrinam
acrius perstrictam (Script. IE, 600). 3tt)ar
tüuren aud^ bie SBerle be§ Suan Satifta $o}a (geft.
1660), Doran fein fcanbalöfeS Elucidarium Dei-
parae (Compluti 1626), burd^ Snbejbecrete Dom
Saläre 1628 unb 9. September 1632 Derboten
morben (ba§ le^tere 2)eaet bei Mariales, Biblioth.
I, Contr. prooem. c. 2, p. 11, fotoie ein ^uSjug
aus ber ^nflagefd^rift be§ fpanifd^en Sl^eologen
gfr. SioaleS gegen $0}a bei ber fpanifd^en unb
römifd^en 3nquifition ib. p. 11 sqq.; femer bie
gan^e Anfluge, Manifestum M. Fr. Reales, in
t. IV ; Dgl. l^iequ SReuf d^, ®er Snbcj ü, 434 bis
441) ; aber aud^ bie $olemif beS SJtarialeS gegen il^n
unb feine OrbenSgenoffen (adversus novatores)
betreffs ber tl^eologifd^en ^uctoritöt beS 1^1. %f)o*
maS übcrf d^ritt f o fel^r bie ©renjen ber SKäfeigung
unb einer fad^lid^en miffenfd^aftlid^en Jhiti! unb
entl^ielt f o Derle|enbe @d^möl^ungen, ba^ baS Non
permittitur ber Sube^congregaHon aUerbingS ge«
red^tfertigt crfd^ien. S)er 3efuit §on. Söbri Der«
öffcntlid^te gegen 5IJlarialeS^ ßritif unter bem $feu«
bon^m Subm. SarteriuS eine ^inflagefd^rift, bie
freilid^ ebcnfattS bem Subej Derfiel: Justa ex-
postulatio de P. M. Xantes Mariales 0. P.,
auctore Biblioth. interpretum etc. Auctore
Lud. Carterio, Vocontio, S. Th. et J. U. D.,
Gergoviae Vocontiorum s. a. (Dgl. Sleuf d^ a. a. O.
504 f.).
3n ber SSorrebc jur Bibliotheca Derf prid^t 9Jla«
rialcS bte balbige Seröffentlid^ung Don Kommen«
taren ju ben Quaestiones disputatae beS 1^1. S^l^o«
maS; fic erjd^ienen unter bem litel Amplissimum
artium scientiarumque omnium amphithea-
trum, h. e. De rebus universis celeberrimae
quaestiones disputatae ab orbis oraculo D.
Thoma Aquinate, eccl. doct., ad hanc usque
diem a nomine expositae, nunc primum in
lucem pro^eunt cum commentariis P. Mag.
X. Mariales, Bonon. 1568. S)aS SBerf umfa|t
26 Duöftionen in 2 fSfoliobänben. S)er Serfaffer,
ein ®reiS Don 80 Sorten, bcfennt freimütl^ig Don
795
ÜRariana.
796
bicfen feinen Testen Stubien: Ego octuagena-
rius Sinn, et ab ineunte aetate in studiis con-
sumptus fateor Bincere, bis tribus vel qua-
tuor annis, quos in edendis commentariis
consumpsi, me longe plus profecisse, quam
toto decursu prioris vitae meae. 3^^^ toeitere
93änbe l^atte er pm S)rudc öorbcrcitet; ob fie toit!«
liil erj4«nen, ift bem SSerfaffer nid^t bcfonnt.
^u^er bief en gtö^eten tl^eologtfci^en Sßetfen t)er«
öffentUd^teSOtarialed meistere fleine fird^enpolitifd^e
©elegenl^eitSfd^riften in italienifd^er Sprad^e unb
unter f alfd^em Planten unb 2)rudorte. @o fd^rieb
er unter bem ^feubon^m ^. SoreEi bie ©ro»
fd^üre Quali presagimenti possano haversi
delle presenti sconvolte dell' Austria e della
Spagna, e da i progressi degl' Eretici e de'
IVancesi (Coloniae 1643), eine %nttt)ort auf bie
Sd^rift U Zimbello owero 1' Italia schemita,
an ben erften SOtinifter bed ßaiferS Of^^^i^^^^^ ^•
gerid^tet, al§ 5lufruf on StoUen, \iä) gu über«
jeugen, bo^ eine ^erbinbung mit gfranfreid^ gegen
Spanien fein Untergang fein tt)ürbe; femer unter
bemfelben Flamen unb 2)rudForte: Stravaganze
seguite nel cristianissimo regno di Francia
(Coloniae 1646), unb unter bem ^^amen @igig>
munb Sampeggi: Enonnitä inaudite, nuova-
mente uscite in luce nel cristianissimo regno
di Francia (Francofürti 1649), eine Sertl^eibi«
gung ber ^tä^k be§ apoflolifd^en Stul^led gegen
bie ^nma|ungen ber ©oUicaner unb ätegaliften.
S)iefe SSerö^entUd^ungen moren e§, meldte für ben
SSerfaffer bie ertoäl^nte nad^tl^eilige golge l^atten,
ba| er auf 93efe]^l bed Senates )u S^enebig au§
feinem jflofier @t. ^ol^anned unb ^auIuS, fott)ie
aus bem ©ebiete ber Slepublif in bie SSerbonnung
jiel^en mu^te (Quötif-Eohard, Scriptores 0. Pr.
n, 600 sq.). [aRorgott.]
SBatimia, 3 o 1^ a n n e S, S. J., Zl^eologe unb
nftorifer, war 1536 ju Zalciütxa be la SReina in
iftilien geboren, trat 1554 in bie ©efeÜfd^aft
3efu ein, fam 1561 nad^ SRom, empfing bafelbft
bie ^rieftenoeil^e unb marb fofort mit ber $ro»
feffur ber Siegefe am CoUegium Romanum be-
traut. 3m 3. 1567 ttHirb er, toeil ba§ römifd^e
ftlima il^m fd^led^t befam, nad^ ©iciUen (Palermo)
gefd^idtt, mürbe iebod^ fd^on 1569 nad^ ^riS be«
rufen, um am SoIIege be SIermont S^eologie
t)or5utragen. 2)a aud^ ^ier feine ©efunbl^eit @d^>
ben litt, mugte er 1574 nad^ Spanien surüdf»
teuren. 3n £oIebo, wo er Don nun an ftonbig
weilte unb am 17. gcbruar 1624 l^od^betagt ftarb,
entfaltete a)lariana eine bebeutenbe fd^riftfiellerifd^e
S^ötigfeit. 2Begen feiner tiefen unb ausgebreiteten
®ele^rfam!eit fowo^l als wegen feineS ebeln S)^»
rafterS ftanb er überall in |o^em Slnfel^cn, unb
fein einflufe erfkedtte pd^ in bie l^öd^fien Stönbe
bis an ben fömglid^en §of.
Unter feinen SOBerfen ift baS erfte unb l^röor«
ragcnbfte eine ©efd^id^te Don Spanien (Historiae
de rebus Hispaniae libri XXX). S)ie erfte 9luS»
gäbe erfd^ien 5U Solebo 1592 unb reid^te in
20 Sudlern Don ber ölteften 3eit bis 2um 3a]^
1428. Sßeitere 10 93üd^er, weld^e fi^ biS in»
2:obe SferbinanbS beS jfat^olifd^en (1516) cd
ftredfen, liefe ber Serfaffer 1595 unb 1601 cd
fd^einen. 2)aS SBerf fanb großen Snflang uid
würbe aud^ in SDeutfd^lanb alSbalb nod^gebiudtt;
6r felbft lieferte eine fpanifd^e ^Bearbeitung (ffi
storiageneral de Espana, Toledo 1601), Wd(^
fid^ Don ber latetnifd^en Vorlage burd^ mond^ ^
jä|e unb SSerbefferungen unterfd^etbet. Sie wmiM
fel^r oft, aud^ nod^ im 19. 3a]^r^unbert, neu asfi
gelegt unb Don Derjd^iebenen Herausgebern tmi
(Srgönsungen unb Ofortfe^ungen bercid^ert, audf
in^S gfran^öftfd^e unb (Suglifd^e uberfe^. 2)er gp
biegene 3n]^alt unb bie DoEenbete Sform bct 2)aD
fieDung trugen ällariana ben Sl^rentitel eines fpc»
nifd^en SiDiuS ein.
Sin neinereS SBerf d^en. De Rege et Begis in
stitutione libri 111 ad Hispaniae Begem Ca
tholicum, erf^ien 1599 )u ^lebo unb mod^
!IRariana'S 92amen ^unöd^ft mel^r berüd^tigt ol
berül^mt äSeranlafet würbe er 5ur Sbf affung bicfe
p^ilofop^ifd^-politifd^en S)en!fd^nft über bie^flid^
ten ber j(5nige burd^ bie Slufforbenmg feine
^reunbeS 2)on ©arria Soa^fa, bem $]^ili|)p D
bie Srgiel^ung feines Sol^neS unb Xl^ronfolger!
auDertraut l^atte. 9luS ber ©efd^id^tc, befonbexii
ber Daterlönbifd^en, woUte SOtariana bie geeigneten
Seifpiele fammeln unb an biefe anfnä))fenb im
3nfanten einen rid^tigen begriff Don feinen Sted^
ten unb $flid^ten, befonberS aber einen tiefen
9lbfd^eu gegen SSiDfür, ©ewaltl^errfd^aft tmb S^-
rannei einflößen. Seiber beeinflu|te ber ttngeftiäi
beS feurigen Spaniers feine Sr^ber bal^in, ba| 0
ftd^ weit über biefeS bered^tigte 3i^ l^inouS fori-
reiben lie|. 9{id^t aufrieben bamit, bie ju jenci
3eit aSgemein unter Äatl^olüen unb ^roteftcmten
Derbreitete Slnftd^t Don ber ^bfe^barfeit eineS ^X^
rannen" auS^ufpred^en, warf er bie S^rage auf, ä
ein fold^er aud^ gewaltfam angegri^en unb Don
einem ^riDatmann getöbtet werben bürfe (f. bot
Kältere im 9lrt. I^ranncnmorb). Unter Derfd^
benen Sinfd^rönfungen unb S3orauSfe|ungen hb
jabte er bie Srlaubtbeit, wie befanntlid^ aud^ Sutl^
unb SReland^tl^on fid^ in öl^nlid^em Sinne auSg»
fprod^en bciben. SHoriana meinte, i,eS fei einl^
famer ®eban!e, ba| ber fSfürfl Wiffe, waS üjmi
beDorftebe, wenn er fein SSolf unterbrüdfe"
Sd^limmer war, ba| er bie Srmorbung S^m»
rid^S m. Don f$franfreid^ als !Beifpiel anj^^tli
unb ben 3}2örber Slement auS bem ®runbe rcd^«
fertigen wollte, weil ber ffönig ein X^rann ^
wefen fei. 2)o(^ fügte er bingu, biefeS fei nur fetn
perfönlid^e Snftd^t; er wiffe wobl ba| gelel^
unb gewiffenbafte Männer entgegengef^ter SRri«
nung feien unb Clement als äSerbred^er branb*
marften. ^IS baS 93ud^ 1599 erfd^ien, l^attt bei
$rin), bem eS gewibmet war, bereits olS Rhm^
^f^xlvpp lU. ben fpanifd^en Xl^ron beftiegen
SBeber ber j^önig, nodb bie föniglid^ So^itr
bebörbe, nod^ bie 3nquifttion fanb an bem Sud^
797
üßarionQ.
798
dM }tt tobcln, imb loäre ber 93erfafjer nid^t ein
itfiai gctoefen, fo loütbe man l^eute !aum nod^
haim ttben. 2)o4 gerabe bamalS lauerten in
Stadmi^ }al^Iretc^e unb möd^tige 3ltxhtx ber 3e«
fiäm auf jebe ®t\t%tüfyxi, um fte al§ flaatS»
orfäirlul^ )u benunciren unb i^ren maci^fenben
eii^ iu beföm^fen. S^x 3eU ber Stgue l^atten
ODor bie UnüierfUat unb ba§ Parlament Don ^ari§
f^cinri^ ni. alS ^S^rannen" ber jhone Derlujlig
csBArt bie Untert^anen Dom Sib ber Srcue ent*
tanben unb gum JFampf auf Seben unb %oh gegen
i^ onfgeforbert. 3la(f^ bed jtönigg Srmorbung
^^ bä Parlament Don 93orbeaus fogar einen
olgemeinen ^Donfgottedbienft für biefeS glüdflici^e
(Enrigml angeorbnet. Sie 3tf uiten bagegen l^atten
^ triel iurüd^enber benommen unb baburci^
btt 9d|iung unb 3uneigung ^einrici^S IV. ge»
mnnen. SScS^ boten nun UniDerfttät unb $ar!a-
nente Uled auf, um menigftenS bie Seigre ber 3e-
pniaoföfiaatSgeföl^rUd^, aufrül^rerifci^ unb föntgg«
«Merifd^ bai^ujldlen. 3lthm SSeUarming unb
hmaS^ €d^ften !am tl^nen babei Snariana^S
ti^ i^c gelegen. S^ßox fyüim bie fran^öfifd^en
Wen, gunäd^fi bie ^roDinjiale Don 93orbeaus
ob $arifi, fofort nad^ Srfd^einen be§ 93ud^e§ bei
Wi Orbenfigeneral SquaDiDa ^d^ beflagt. 2)iefer
N^ au(^ feine emfte ÜRigbilligung barüber au§,
ta| nm in @)Kmien ein SQBerl Don biefer Srag»
idte o|q)robtrt unb in ben 2)rud gegeben J^aU,
fißt t^ badon 9Ritt^iIung 5u mafyn, unb Der«
«bttt^ bo^ bie Auflage eingebogen unb bie an-
jB^ Stellen Derbeffert werben follten. 2)ie{e
V^ mäht jebod^ baburd^ Dereitelt, ba| ber
I»lepantif4e iBud^l^bler 3o]^. «ubri in Sfran!-
tat 0. SR., ber Srbe bed berül^mten SBed^el, 1605
nb 1611 bie erfte Auflage (allerbing§ mit eini-
9n ciQemnöd^gen Senberungcn) tt)ieber abbrudfte.
itp Uefer 3ladj!btnd nmrbe in t$fran!reid^ Derbrei»
tA mb Denmla|te bie Skrurtl^ilung be§ Sud^e§
bn^ ba8 ^brnient unb bie Sorbonne (1610),
sab einen l^tig^n g^erfrieg („Sntimariana"
^ ^) gtgen bie 3efuiten. Unrid^tig ift bie oft
nb Ul in bie neuefie S^xt mieber^olte Sel^au))»
tng, Olariana'S 93ud^ De rege l^abe eine fpecieÜe
%iobation Dom Orben§generaI felbft erhalten.
Sk ber Sifittttor ber $roDin§ Solebo, Stepl^an
Mbo, l^dte, auf ba§ Urtl^eil einiger fpanifd^en
Moten ^in, feine ®ut]^ei|ung ertl^eilt. S§ liegt
nf ber f^nb, ba| auS einer fold^en Senfur ni^t
§4%it »erben !ann, ber gange Orben über»'
*|tt bie Serantn)ortung fär jebe Dorgetragene
^ÜjuSlL (Ebenfo unrid^tig ift e§, menn bel^auptet
^, anä^ ber Steubrud Don 1605 (ober Don
1611) fei mit erneuter Approbation unb ÜJlit»
VKAng ber Sefuiten in 9}kin) erfd^ienen, toeil
nf bcm Zitel flel^e: Chim privilegio S. C. Maj.
«ipennissaSuperioniin, unb meil bie Aufgabe
m 1605 bei )8. Sipp in SRain) gebrucft fei
(boni lirirb biefelbc gemöl^nlid^ al§ editio Mo-
SVBtiiui b^eid^et). 2)a§felbe Sitelblatt nennt
3thi bem SRainger 2)ruder ebenfo bcutlid^ bie
l^ugenottifc^e SSerlagdfirma ,,3lnbrea§ Sßed^ers
erben" (in grantfurt a. 3Sl,), in bereu Sluprag
ber SReubrud geliefert tourbe. Son einer neuen
©ruderlaubni^ ober SDlitttjirhing ber Scfuiten §u
biefer SluSgabe fann alfo feine SRebe fein. S^t«
föd^Iid^ l^at Aubri fid^ aud^ begnügt bie ^proba«
tionen ber erften Auflage mit Sinf d^Iu| bed f önig-
lid^ fpanifd^en $riDiIegium§ gegen 92ad^bmd fei-
nem 9{eubrude Doran^ufe^en. 2)urd^ SDecrete Dom
6. 3uli 1610 unb 1. «uguft 1614 .Derbot bann
ber Drben§gcneral atten Sefuiten bei ftrengen
©trafen, „öffentlid^ ober priDatim ju leieren ober
SU bel^aupten, e§ fei irgenb iemanb unter irgenb
einem SSormanbe ber X^rannei erlaubt, ftönige
ober t$fürften ^u tobten ober il^re Srmorbung gu
planen" (3. Sanffen, ®efd^. b. beutfd^en S5o«e§
V, 541 — 549; Crötineau-Joly, Histoire de la
Comp. d. J., ed. Paris 1859, H, 333—347;
aSalmeS, ^rotefi u. ftatl^ol, ftap. 51 ff. ; SRiffel,
Slufl^ebung be§ Sefuiten-OrbenS, 8. Aufl., 270
bi§ 300).
3m 3. 1599 erfd^ien Don ÜRariana nod^ ein
anbereS SBerfd^en De ponderibus et mensurie,
eine erKörung ber römifd^en, gried^ifd^en, l^ebröi»
(i^ta unb fpanifd^en ©emid^te, SHa^e unb Selb'»
orten. 93ebeutenber fmb bie Tractatus Vn tum
;heologici tum historici, Col. Agripp. 1609,
fol. 2)en änbalt biefer fteben Ab^anblungen bil«
ben: 1. ®ie Anmefenl^eit beS ApoftelS 3acobu§
in Spanien (gegen !Baroniu§ wirb bie SBered^ti»
gung ber fpanifc^en Srabition ^u Italien Derfud^t),
2. 2)ie äulgata, 3. lieber @d^aufpiele (morin
unter anberem bie ©tiergefed^te ftreng Derurt^eilt
U)erben; nod^ l^eute lefenSwertl^), 4. SOtün^Derfd^Ied^*
terung, 5. XobeStag unb XobeSjal^r S^rifti, 6. S)a§
3a]^r bei ben Arabern, 7. Sob unb Unfterblid^feit.
— Au(^ biefe§ SBerf würbe feinem SSerfaffer jur
Xrübfal eine S^itlang jianb eS fogar auf bem
3nbe£, l^öd^ft wal^rfd^einlid^ wegen ber in ber
erften Abl^anblung an ^roniuS geübten Jhiti!; in
©panien aber enegten bie fd^arfen Sßorte über ben
eigcnnu^, bie ©elbgier unb bie Unföl^igfett ge«
wiffer föniglid^en aJUnifler, »eld^e fid^ „Dom Salute
ber Armen bereid^em" (De monetae mutatione
c. 13), ben S^^ beS^erjogS DonSerma. ©iefer
lieg eine Unterfud^ung wegen 90taieftöt§beleibigung
gegen ben freimötbigen DrbenSmann einleiten,
ajlariana würbe in baS granciScanerflofter juSRa*
brib in ^aft gebrad^t unb eine Sommiffion mii
ber S)ur(|jud&ung feiner Rapiere beauftragt, ©rfl
nad^ Ablauf eine§ 3a]^reS fd^Iug man ben ^rojeg
nieber unb gab ajlariana bie Qfrcibeit wieber. ©r
foBte bie anftö|igen ©ä^e Dcrbeffern ober unter«
brüden ; bod^ erf d^ien feine neue AuSgobe, »oT^l
aber pnbet man ßjemplarc ber Sractatc, in wel«
^en ber Anfang De monetae mutatione (Sogen
Q, p. 181—193) fc^It. 3n neuerer Seit ift biefc
Abl^anblung Don einem franjöpfd^cn gad^mann
im Journal des economistes (Paris 1870) mit
Auäjeic^nung gewürbigt worbcn. gnblid^ Der«
öffentli(|te SKariana nod^ Lucae Tudensis epi-
799
ÜJlarianud @cotu§.
80C
Bcopi De altera Tita fideique controversiis
adversus Albigensium errores libri III nunc
primum in luoem prolati, Ingolstadii 1612,
unb Scholia in Vetus ac Novmn Testamentum,
Matriti 1619.
Sei ben S5crfaf|ung§ftrcüigfeitcn iimcrl^alb bcr
©efeüfd^aft 3efu, meldte unter 3Jquabit)o'8 ®e»
neralat (f. b. ^rt. 1, 1178) bon einer fpanifci^en
Partei im ©imte größerer S)ecentraItfation unb
Sefc^ränfung ber ® ewolt bed OrbenSgeneralS aus-
gingen, fpielte aJlariana'S Jlamc ebenfalls eine
SRoQe. @r toax Bei ber SBa^I bon 2)elegirten für
bie fünfte ©eneralcongregotion (1598) in feiner
$robin) Xolebo als (Sanbibat jener Op))ofttionS»
))artei aufgefteUt, Blieb aber toeitauS in ber SHi»
norität. 98ei biefem Slnlaffe foE er eine ©d^rift
„Ueber bie ©eBred^en in ber Seitung ber ®efeQ»
fd^aft 3efu" O^e erroribus, qui in forma guber-
nationis S. J. oocurrunt; ^uireilen aud^ De
morbis S. J. genannt) abgefaßt l^aBen, nid^t
um fie 5U beröffentUd^en, fonbem um feine 98e«
id^werben in Stom bor}uIegen. 92un tourbe nad^
feinem %oht ein 93ud^ unter obigem Xitel als an»
geblid^eS SBerf SHariana^S beröffentlic^t unb ^mar
3uerß (1625) frangöfifd^, lateinifd^ unb italienifd^
5U 93orbeaus; 1631 erfd^ien bann 5U ®enf baS
angeblid^e fpanif d^e Original, ©in ©emeiS für bie
^ed^tl^eit tourbe bon ben ungenannten l^erauS»
gebem nid^t einmal berfud^t. @ie er^öl^Ien nur
eine UrfprungSgef d^id^te, meldte fel^r an bie fingirte
^ufftnbung ber Monita secreta erinnert. 92ad^
ber SSerl^aftung SRariana'S ju SKabrib fott ber mit
^urd^ftd^t feiner Rapiere betraute $rölat auf biefe
^enffd^rift gefto|en fein unb l^eimlid^ eine %b-
f ^rift genommen l^aben ; biefe möre bann berDiel-
f öltigt morben unb f o ein S^emplar in bie §änbe ber
^erauSgeber gefommen. S)aS @d^riftftäa ift aber
in biefer Oform mal^rf d^etnlid^ gan^ unäd^t ober bod^
flarf interpolirt. ®a| ÜJlariana feiner 3rit eine
SBefd^merbefd^ft gegen ^quaöiba öcrfa^t, »irb
aÜerbingS bon feinen SHttbrübemjugegeben; aber
es ift bod^ felbftberftönblid^, ba^ biefe für bie
rbmifd^e ©eneralcongregation beS OrbenS be>
ftimmte Singabe lateinifd^ unb nid^t f))anifd^ ai^^
gefaxt mar. 3n bem jpublicirten Seit meist ber
Kläger auf fein l^ol^eS Sllter unb ben naiven Sjob
]^in. ÜJlariana mar aber 1598 erft jmtfd^cn 50
unb 60 3a]^re alt unb ftanb in boüer ©d^affenS«
fraft. ©eine ©efd^merbe mar nid^t für bie Dcffent«
lid^feit beftimmt baS ©egentl^eil aber ift bei bem
gebrudtten Sractat augenfd^einUd^ ber ^aU. ®er
Snl^alt ift öollcnbs berart, ba^ man ni(|t begreift,
mie ber SSerf affer nod^ eine ©tunbe lönger in einer
©efeüfd^aft l^ötte bleiben fönncn, bie nad^ feiner
©ddilbcrung fd^limmer mär als eine Sftöubcrbanbe.
9li(|t nur bcr ©eneral, fonbem aUeS unb jcbeS,
t)on ben ülobijcn angefangen, erfd}etnt in ben
fd^toörjeften Qfarbcn. S)abei fclftlt cS nid^t an
jiaj^lrcid^en ©elbftmiberfprüd^cn (Huylenbroucq,
Vindicationes adv. Tubam Magnam, c. 5;
Theod. Eleutherius [Livin. de Meyer S. J.],
Historiae Controv. de aux. 1. 2, c. 21 , p. 158
unb Historiae Contr. yindicatae L 2, o. 15
p. 176; Garzön, Mariana c. 18).
SS ift nid^t ju bermunbem, ba| ein Sl^orotte
mie äHariana bie berfd^iebenartigfte Seurti^eilmi
gefunben l^at : l^enlid^e ©eifteSgaben, eif emer gfleif
tiefe unb ausgebreitete ©elel^rfamfeit maren bo
bunben mit ben fd^önften Xugenben, mit uneigen
nü^iger ^Begeifterung für bie &^xt ®otteS unb ba
ffio^l ber amtmenfd&en, für SBal^rl^eit, grei^
unb 9led^t. ^a^n tarn eine gro^e natürlid^e Sok
famfeit unb eine mürbeboUe, el^rfurd^tgebietent
©tatur. ^ber aud^ bie ©d^atten fel^Iten nid^t 2)j
ftol^e SBal^rl^eitSliebe unb f^teimütl^igfeit mnrt
l^erb unb l^erauSf orbemb unb überf d^ritt nid^t aOei
bie d^riftlid^e ftlugl^eit unb bie bem OrbenSmomi
gegiemenbe SSefd^eibenl^eit, fonbem aud^ bie bei
geiftlid^m unb meltlid^en SSorgefe^ten fd^ulbi(
Untermürfigfeit. 2)aburd^ l^at er ber guten @ad^
ber er ^u bimen gebadete, mitunter fel^r gefd^
unb feinem Orben, bem er tro| jeitmetliger Oppt
fttion gegen ^quabiba in begeifterter Siebe }ugi
tl^an mar, fd^mere Verlegenheiten jugejogen. @
er^eOt l^ierauS aber auä), mie berifefrt boS für
fal^ren berer ift, meldte für jebeS SDBort aRariana-
bie gan^e ©efellfd^aft äefu berantmortlid^ mad^
mollen. %uf ber anbem ©eite l^at man ben cofti
lianijd^en 3efuiten fogar für ben mobemcn 2i6e
raliSmuS (SoltSfouöeränitöt), ja für ben gJrote
ftantiSmuS in^nfpmd^ nehmen mollen! 2)ie Spc^
nifd^en Siberalen l^aben il^m ein 2)enfmal gej^i
ajlariana felbft l^at fld^ in ber SSorrebe feinet m
fd^id^te bon ©panien folgmbeS Spigramm ge
loibmet:
Elbora me genuit; Compluti mystica coepi,
Eomae et Lutetiae dogmata quae docui.
Sed firactus coelo duro atque labore Toletun
Conscripsi Hesperiae tempora prisca rednx
Est Mariana domus, Christi inter yita sodales
Multiplicis sophiae cultus, amica quies.
An dabit exstinctus tarda ut post fata quies
cam,
Volvere bis Septem qui mihi lustra dedit
(Sgl. P. Fr. de Paulo Garzön S. J., El Padr
Juan de Mariana y las escuelas liberales
Madrid 1889; Cordara, Historia Societati
Jesu, Pars 6, 1. 9, p. 517 ; ferner bie 9räfel U
Alegambe unb de Backer s. y. ; Harter, Nomen
clator I, 597; Biogr. gener. XXX, 618; Mo
reri; Bayle.) [SK. SRcid^mann S. J.]
^atiaims $coftt$, gemeinfd^aftlid^er 3Um
für jmei iro^fd^ottifd^e aRönd^e, meldte im 11. 3W^
l^unbcrt in S)eut|d(|lanb mirften. 1. ®er fei. 9Wa
rianuS bon StegenSburg foll fd^on in ©d^otl
lanb (Salebonien) SHönd^ gemorben fein. 9ti
^mei ©eföl^rten untemal^m er eine größere 9BaO
fal^rt, mcilte um 1060 eine 3€iHang auf b«
3)hd^aelSberg bei Bamberg unb moQte bon l^ier au
nad^ SRom pilgern. SIIS er 1064 nad^ StegenSbur
fam, bc
nen ®e
timmte il^n ein Sraumgefid^t, fid^ mit fei
äl^rten neben bcr fleinen Äird^e ©t. ^e
Ml
aßarienfefie.
802
MtenSRouemiriebenitlaffnt. Sie Sbtijfin SOta*
ttäbe oon 9Hd)ennSnfter errid^tete ben $tlgem
m KiSIfMfym, in bem bolb neue Snfömmlinge
ml Srionb unb Sd^ottlonb Sufnal^me fonben.
9lonami8, ber erfte SSorfianb biefed @d^otten-
flo^ Don 9Bei^fQnct|>etet, lebte mit ben Srübem
tmUmofen unbSüd^abfd^reiben, legte bie l^ei«
liy Sd^r^ and unb eröffnete eine ffnobenfci^ule.
Ci fiatb 1088 im 9iufe ber ^eiligYeit unb würbe
tri St. $€ter begraben. S)q§ fromme Seben ber
€^^ottemndn(l^ befiimmte ben SSurggrofen Otto
«m SegraSburg, unter 93ei^ilf e ber Sürgerfd^oft
tai 9iubeni ein größeres ff lofter am SBefttl^ore
bec Stobt baS S^ottenflofter @t. Sacob, gu er-
taoL 8if4of ^rtnrig meil^te 1120 bafelbft bie
itiz^ ein. S)o8 fHofier fammt bem bomit Derbun-
taa fd^ottifd^ Seminore l^ielt feinen SSeftonb
M in nnfere 3^t aufregt. Srft al3 fein 3uiug
OBl bem ßeimotlonbe mel^r erfolgte, mürbe gegen
CDR SbfiiumngSfumme an f d^ottifd^e ff ird^en boS
(Hopcr unb bod Seminar bur(^ a))oftolifd^e8 93ret)e
IM 2. September 1862 bem bifd^öflid^en Stul^le
Ml XegenSburg übermiefen unb 1866 bem S)iö-
(cfasfeminar eingeröumt. Sin mertl^üoüer $erga-
■ntcobes, ^on ber ^b beS @tifter§ 9Rarianu§
lari) {eines @^ülttS Sol^onned gef daneben , mit
aKttifd^ Xradoten t>on Safilind, dp^x'dm, %iU
WA, 3fibor t>on Setnlla, SIcuin u. f. \d., tarn
hibiefcmSnlag mit onberen 93ibItot]^ef§beftanben
feiebcriiod^ Sd^ottlonb; eine Don SnarianuS Der«
^H lEatenenfammlung 5u ben ^falmen, meldte
er in Sanfbarfeit bem @tuble 92iebermänfter ge»
kAmet ^tte, tourbe bafelbft big 5ur Suf^ebung
M ettfteS (1803) als foftbared 9lnben!en auf«
htDttIM. (Sgl. BolL Febr. ü, 361 sq.; ffobolt,
«airr. ©ele^rten-fiepfon, SanbS^nt 1795, 430.)
2.S)er Snclufe SWarianuS ÜJloelbrigte
l^ains, tn SJrlonb 1028 geboren, l^atte in
pm fecimat jum Selber ben Slnnaliften Siger-
tt4- Ir f am 1056 ^u fföln in ba§ @d^otten-
flopei ®ro^ @t. 9Rartin, manberte aber fd^on
1058 »eiter. «m ®rabe bcS 1^1. ©onifattuS, ben
K QlS Sonbdmonn betrad^tete, lie^ er fid^ in ber
?lfit beS mel^rere Solare Dorl^er Derftorbenen 3n»
dnfm Smun^ob (f. b. «rt. Snclufen VI, 637)
(inumem. IRo^bem er l^ier 11 Saläre in großer
IMbinngjugebrad^tl^tte, !am er auf 93efe]^I be§
CiSUj^ofd @iegfrieb nad^ ÜJtaing unb lebte l^ier
A ändufe an ber S)omfird^e bis 5um 22. 3)e»
cnkr 1083 (aL 1086). Sr ermarb ftd^ afög^ro-
if eisen nid^t unbebeutenben 9lamen. 2)ainben
n^ ffidflem feit alter ß^it aftronomifd^e unb
■o^raiatifd^ @tubien blül^ten, rid^tete er fein
bgnmerl befonberd auf Sl^ronologie unb !am
HbemSefnltate, ba| biebion^fifd^S^itred^nung
v 22 So^re }u f))üt beginne, ßr fd^rieb nun
ene Seltd^ronif in brei Sudlern, in meld^er er
ffitt ittoe Sered^ng neben ber gebröud^Iid^en
üjigte. £ad erfie Sud^ umfaßte bie alte ®e»
W^te, bo8 (ttette baS Seben 3efu unb ber ^poftel
MI brüte bie (^fUid^ ©efd^d^te big 1082. ^ag
iBer! ift mit großem Sf(ei|e auS älteren OueUen
gufammengefejt unb erlangte, befonberg in 6ng«
lanb, großes Slnfel^en, fomie mel^rere^fortfe Jungen.
®er erfte %f)txl mürbe 1559 ju ©afel gebrudft;
eine Snl^altSangabe be§ erften unb smeiten iSud^
unb bie DoÜfiönbige SBiebergabe be§ brüten !Bu^e§
nad^ ber Originall^anbfd^rift in ber Daticanifd^en
©ibliotl^ef, fomie jmei Öfortfejungen pnben fid^ in
Mon. Glerm. Soriptt. V, 495 sq. (banad^ bei
Migne, PP. lat. CXLVH, 623 sq.) ; ein ©tüdt
au| M. G. SS. Xm, 72 sq. (95gl. bie Prolegg.
au SS. V, 481 sq.; ferner X, 476; XVI, 480;
Migne 1. o. 601 ; 3Battenbad^, @efd^.«OueIIen,
5. ^ufl., n, 103 ff.) [©treber.]
'^ÜnimftfU (festa beatae Mariae Virg.)
treten feit bem 5. Sol^rl^unbert in bie Hturgifdje
fjeierein. I. ®ie SKorienfefie im allge-
mein e n. ©tetS marb 9Raria, il^rer Sßeiff agung
(2uc. 1, 48) entf})red^b, in ber ffird^e feiig ge»
^riefen unb l^od^ gefeiert. SBie Sl^riftuS als neuer
©tammDater, afö gmeiter 9lbam, ba§ Qavipt bed
erlösten ©efd^led^teS ift, fo erfd^eint feine SWutter,
bie l^od^begnabigte Jungfrau, ben l^eüigen 93dtem
al3 ^meite @Da, aI3 geiftlid^e Snutter beS erlösten
©ef^led^teS, burd^ bereu ©el^orfom ber Ungel^or«
fam Sdo'S mieber gut gemad^t morben. 3e mel^
baS innige SBerl^öltnil aJloria'S ju bem ®ott-
menfd^en unb il^re 93e}ie]^una ^u bem ßrlöfungS-
merfe für bie Sr!enntni| ber ©laubigen ^eroortrat,
je mel^r bie ^örefien beS 4. unb 5. Sol^tl^unbertS
il^re ^ürbe ^u beeintröd^tigen Derfud^ten, befto
großem Suffd^mung nal^m il^re Anrufung unb
Screl^rung. 3ebod^ beöor biefc ftd^ in einer eigent»
lid^cn unb flönbigen Qfcftfeier liturgifdj ouSgeflal-
ttit, l^atte bie ©id^tfunft unb Serebfamfeit ffltaria
Derl^enlid^t unb mar bie SRalerei mit 9Rarien-
bilbem ber Slnbad^t ber ©löubigen entgegen*
gefommen; bie Sr^iteftur ^otte in allen $ro«
oinsen ber d^riftlid^en Sßelt jal^Ireid^e ffird^en 5u
g^ren OTaria^S errid^tct: fo mit ben ajlitteln,
meldte Konftantin gur Verfügung flellte, in 9lle«
janbrien, 9lntiod^icn, Serufolem, SRom. 3)a8 6on«
eil oon ß})]^efuS (431) »urbe in einer ber ©otteS»
mutter gemeil^ten ffir^e gel^alten. 3n £our§ mürbe
um 540 eine SWarienfird^e errid^tet. 3n SRom mür-
ben 607 baS ^antl^eon unter bem Xitel Mariae
ad martyres unb Dor unb nad^ biefer ^tit flcincre
unb größere ©aftlifen ber gebenebciten 3ungfrau
unb SJhittcr ©otteS gemeint. S)ie Sangobarben»
fönigin SRobcIinbe ftattcte 691 ^aoia mit einer
SWarienfird^e auS. ®ie faiferlid^e SRefibenj Kon«
ftantinojpel mar burd^ jal^Ireid^e SWarienfird^en eine
SWarienflabt gcmorben. ®urd^ biefe monumentale
Serel^rung ber feligften Jungfrau mürbe il^re litur«
gifd^c SSerel^rung angebahnt unb geförbert, mie in
ber golge burd^ bie freier il^rer gejie unter Der»
fd^iebenen Xiteln aud^ bie grrid^tung Don ftird^en
JU il^rer ßl^re unter ben mannigfa(|ftcn ©egeid^-
nungen Dcronla^t mürbe. 3m aKittelalter mett-
eifertcn bie religiöfen Drbcn miteinanber in ber
Sereid^erung beS marianifd^en geftc^cluS. ®iefe
26
803
ÜJlarienfefte.
804
l
Srfd^einung ift {ebod^ ntci^t tixoa ben Sateinem
eigentpmlid^ ; bie Orientalen ftnb tl^nen hierin
nid^t nur vorangegangen, fonbem j^aben fte aud^
an Sifer übertreffen. S)er (£uU blieb babei nid^t
o^ne Sinflul auf bie Sel^rentmidlung, mie um«
gefe^rt lejtere ben 6ult tteiter förberte. SBie
über]^au))t nid^t ber falte reflectirenbe Serftanb
ba§ ergeugenbe unb belebenbe ^rincip bed SuIteS
ift berfelbe Dielmel^r au§ bem erleud^teten, front*
nten unb tiefftnnigen ©emütl^grunbe ftd^ erbebt
unb entfaltet, fo l^at eben biefer in feinem ©treben,
u ben gegebenen neue ©eiten an ben Objecten
er Seref rung aufjufud^en, Dereinjelte SSejiel^ungen
baran entbedtt, bie er ju feiner innem SSefriebigung
l^ert)or!e]^rte unb auffieute. S)a nun bie ffird^ im
4ulte fowol^I baS, ma§ bem S)ogma angemeffen
unb ber Sförberung ber grömmigfeit unb beS reli-
giöfen SebenS bienlid^ ifi, felbp l^eroorl^ebt unb
anorbnet, afö aud( ba9 gern geftattet, mag Don
bem frommen Sifer angeregt tt)irb, infofem fte e§
bem ^ogma gegenüber unDerfönglid^ unb für ba§
d^riftlid^e Seben f örberlid^ finbet, fo l^at fie aud^
im (Suite ber ^eiligen bem marianifd^en Suite
ftetS einen ]^ert)onagenben Slang eingeräumt »ie
e8 bie eminente Stellung ber l^eiligen ©otteSmutter
mit ftd^ bringt, unb il^n in jeber angemeff enen unb
erfprie|lid^en SBeife geförbert, ^ugleid^ aber aud^
babei bie ©ren^e jmifd^en 2)ogma unb frommer
3Reinung feftgel^alten.
SBie bie @eböd^tni|tage bed Sobed ber |)ei-
(igen unb ber ^ufftnbung unb Uebertragung i|rer
äteliquien eine offtdeüe (ird^Iid^e Sf^ftfeier fanben,
0 boten bie in bem Soangelium ermöl^nten Sl^at-
ad^en au§ bem Seben ÜJlaria'S unb Sreigni^e in
ber ®efd^id^te ber JKrd^e, in meldten ber fromme,
glöubige @inn be§ SSoIfed Snoeife ber mäd^tigen
Sfürf))rad^e 9Raria'3 erblidtte, jal^Ireid^e SDlomente
5U einer ©eböd^tnigfeier uid> ^u eigenen gfeften.
3n benfelben erfd^etnt ÜRaria in il^rer boppelten
ßigenfd^aft als SRutter be§ (SrlöferS unb afö
ajlutter ber aKenfd^en. ©ie gefte ber erftem 3lrt
ftnb fo in ba§ ffird^enial^r eingeorbnet, ba^ fie in
einer unüerfennbaren parallele mit ben ^eften beS
|)erm ftd^ bemegen unb ä^nlid^, toie au§ jenen bie
Hturgifd^e Sal^reSfeier ftd^ auSgeftaltet, ein eigenes
marianifd^ed ftird^enjal^r bilben; in l^iftorifd^er
Sleil^enfolge georbnet, feiern fie jene ©otteStl^aten,
in toeld^en bie Sl^eilnal^me ber fei. Jungfrau an
ber SoÜbringung bed SrIöfungSmerfeS in befon*
berer SBBeife betöortritt. 6§ ftnb bie^ 8unäd^ft bie
ölteften 3Rarienf efte , »eld^e ftd^ auf ®runb ber
Sendete ber l^eiligen Sd^rift an bie gefd^id^tlid^en
ajlomente be§ SebenS TOaria^S anfd^Iie^en. 3n
ben geften ber jmeiten 5lrt erf d^eint SDlaria in il^rer
2:]&eilita^me an ber Sortffibrung beS SBerfeS ber
Sriöfung, al§ Vermittlerin ber SrIöfungSgnabe
an bie aKenfd^en. ®ie näd^fte SBeranlaffung biefer
tJfefte boten (Sreigniffe im Seben ber Äird^e, bereu
fegenSreid^er SluSgang ber fjfürfprad^e unb bem
©d^uje 2Karia'§ jusufd^reiben ift. Swnöd^ft er»
mud^S eine fold^e gfeier au§ ber ^nbad^t beS 93oIIe8
f
in einer einzelnen jKrd^e oberOrbendfamilie; nad^
bem fte aUmöIig in größeren Greifen gur Uebung ^
f ommen mar, marb fie bann t>on ber fird^Iid^en fteo
toritdt fanctionirt unb mitOffirium wib
auSgeftattet, unb eS f anben biefe gfefte nunmd^r 9i
nal^me in bie Sleil^e ber allgemein geltenben 1
ber jtird^e. Sinjelne blieben auf ein engeres ®e
biet unb il^re Offtrien auf bie S)i5cefan« übt
OrbenSproprien befd^ränft, anbere finb olS Se
DotionSf efie meiter Derbreitet unb i^re Officien be|
l^alb (als officia ex Indulto pro aliquibus lodfl
im Slnl^ang jmm römifd^en SreDier unb 9Rt{|Ql
Dorgefel^en. ^öl^renb bie $röf ation ber SReffe bi
tiefte ber erftem %ct mit il^rem liturgif d^en gfeftttti
beseid^net, qualiftcirt fte biefe legieren al8 soleni
nitas, festivitas unb commemoratio. 3n eine
britten J(ategorie Don Ofefien mirb bie auSgegei^
nete ©tellung ber 1^1. Jungfrau in ber (Snoben
orbnung, il^re Sßürbe unb Srl^abenl^eit über id
(Kreatur naä^ x^xvx einzelnen SRomenten entfaäd
fte gel^ören mit ^uSnal^me bed gfefteS ber Vbän
fledCten Smpföngni^ ber neuem 3rit an unb nm
ben nid^t al§ allgemeine ftird^enfefte, fonbem oI
festa ex Indulto in einem befd^rönften oberioei
tem ffreife gefeiert. S)icfen finb in öierter Stetig
als rigentli(|e ^ariicular« ober Socalfefte (feeti
propria locorum) nod^ fold^e f^fefle bei^u^Ieq
5u bereu freier einzelne jf ird^en burd^ ben Sefi| tun
@nabenbilbem ober befonbere auf bie Sfürfpn4
Waria'S erlangte ©naben Deranla^t mürben; hm
felben mirb in ber $röfation bie 93eieid^nung festi
vitas beigelegt.
Sßie in bem liturgifd^en JÜrd^enja^r ein)^
Seft5eiten d^rafteriftifd^ ]^ert)ortreten unb einzeln
SSo^entage, Don ben einfaOenben tJfeften (äge
fe^en, eine befonbere SSe^iel^ung 5U einzelnen ®t
l^eimniffen beS SrIöfungSmerfeS unb feiner Seie
gefunben l^aben, unb mie biefe Vesiebung inSotil»
offiden unb SSotiDmeffen für biefe Slage ftd^ anS
fprid^t, fo l^aben ftd^ aud^ neben ben SRarienfeßa
morianifd^e Seiten unb in ber SBod^ tin SRorien
tag auSgebilbet. S)er ©amStag, ©abbat ift o£
SSorf eier beS XageS beS |)erm, als Zag ber Sbi^
@otteS, ber an bie älul^eftötte erinnert, bie bc
©ol^n ©otteS burd^ baS ®e]^eimni| ber SRenfd^
merbung in 3Rarta ftd^ gebaut l^t toobi ou^ ^
®eböd^tni|, ba^ Dom Zobe beS |^erm bifi ^
feiner ^uferftel^ung ber DoUe ©laube in SRari
aUein ftd^ erhielt Don SllterS b^r ber ©otteSmutte
gemeint. ^IS fold^em ift bemfelben baS Offictmi
Don ber fcligften Sungfrau mit ferialem &^(xt(äU
(Officium S. Mariae in Sabbato) jugemiefen
toenn nid^t ein f^feft einfallt ober eine feria majo
in begel^en ift; in ber ^räfation mirb biefe geic
als veneraüo B. M. V. bejeid^net. $iu8 V. 1^
biefeS Officium an ©teile beS bis bal^in nebe
bem tüglid^en Of fiaum obligatorifd^en Keinen mo
rianifd^en DfficiumS (Off. parvum B. M. V.
Dorge^eid^net. ©eitbem SSenebict XIII. für bi
freien ©amStage baS SSotiDofficium Don ber Sn
pföngnil ÜRaria'S inbulgirt l^at i{i ieneS feria)
W5
SKorienfefle.
806
gtorienofficiiim mel^ unb mel^t Derbrängt unb nur
sie dse Kturgifd^ * gefd^d^tlül^e Srinnerung im
fhciicr Maffen toorben. 919 tnarianifd^e 3^it
sab poat ttic^ in ber Siturgie, f onbem nur in ber
^rittämba^ bn @Iöubtgen feit ber ÜJtitte be§
Mcigcn Stol^l^mibertd ber 9Raimonat begangen,
|ir bcffen gfeter $iuS TU. im 3. 1815 miöffe
gcn^rt ^ 9IS gioeiter ÜRorienmonot fteUt fid^
berOctober mit bem feit 1888 fär feben Sog an*
geoitaeien dffentlid^ Sftofet^anjgebete bar. @eit
bn 1^ ^ßetniS Somiani mürbe neben ben cano»
n^en Xagsetten baS Qeine marianif d^e Officium,
ber Cursiis Marianus (Officium parvum B.
)L y.), eine in oHen Stäuben gepflegte täglid^e
CkMäbmig ; bie neueren Kongregationen legen
i|rat Otitgliebem badfelbe als ^flid^t auf.
Sit brat fleinen Officium ftimmt ba§ cano«
nj4e Officium ber 9Jlorienfefte in ber ^falmobie
In We wifSptt unb bie SRatutin neBft ben Saube§
ihtetn; nur finb bie in erfierem natj^ ben SBoci^en«
logm Ml^elnben brei 9loctumen ^u einer einzigen
Sefbna^ttin Dereinigt; bie ^falmobie ber übrigen
(um ijt bie allen ^en gemeinfame. 2)ie ein*
}dim 8^ l^oben eigene Sectionen, uun ^eil
ai4 eigene Sntip^onen unb ^^mnen. 2)aS Com-
nme in featis B. M. V. per annum ftnbet ftd^
ta9ietner erft feit etnm 1850 als einfad^ tec^nif^e
3i(aninenpdlung ber (SebetStl^eile, meldte allen
BteicuMleu gletd^|ig angel^bren. S)er litur«
giHm Songorbnung nad^ foUte bagfelbe feine
@dle üor bem Commune Ss. Apostolorum
)aba; e8 mabt aber bei ber Slecenfton ber editio
^piea nid^t aß eigentlid^ed Kommune bebanbelt
ü, mn toeiter^ aud^ bie beftel^enbe Orbnung
ni Sie&ier nid^ umjugeflalten , Dor bem Off.
8.]liriae in Sabbato belaffen. — äl^rem Stange
w^ jtnb bie gfefte ber erften Orbnung claffi^«
nde^cpe: feata duplida 1. et 2. olassis, bie
flrigen dnplicia majora, mit %u§na]^me be§
Stpefi bei unbefledCten Smpföngnig unb bed ätofen»
taqfepeS, meld^ in ber iüngften 3eit ben l^öd^ften
SeP» eingereil^t mürben. S5ag SSotiDof ficium Don
1^ nieffedtten Sm))f öngni^ mürbe biSl^er mand^er-
M oB dnplex recitirt; feitbem aber für bie ein«
)tei %tntn ber 9Bod^ SotiDofficien allgemein
rtottet tDori)en finb, ift, mie für bie übrigen, fo
«4 für |ened semiduplex afö Slangftufe Dor«
Biet S)aS Off. 8. Mariae in Sabbato mirb
ferialen Sl^rafter entfpred^enb al§ simplex
Ballett.
n. Die allgemein geltenben 3Rarien»
feH 1. a)te ©eböd^tnifef eier U. S. gr.
>oa Serge Sarmel (Commemoratio B. M.
V.demonte Carmelo) 1^ Urffming unb 92amen
^Carmeliterorben, meld^er nad^ ber aud^ in
Ne ftctimten be6 rdmifd^en 93reDierg auf genom-
moi £e0enbe bereite in ber apoftolifd^en 3eit
ttf im Serge Cormel um ein ber feiigen 3ung«
pi ftdoei^ iKrd^Iein feinen @i^ gel^abt l^aben
M a ^ Sit (Earmelitenorben H, 1966 ff.).
&a Orben, meld^ im Sbenblanbe 1247 Don
Snnocenj IV. al§ Ordo B. M. V. de monte Car-
melo bejtätigt morben ift unb bie SSerel^rung 9Ra-
ria'g ftetS afö eine feiner ^Hauptaufgaben gepflegt
l^at, mürbe ba§ Sfeft al§ iitularfeft 1587 burd^
©ijtuS V. jugeftanben unb auf ben 16. 3uli an«
gefegt. 92a(|bem baSfelbe mit feinem Officium in
cinsdnen JHrd^en unb ganjen Sänbergebieten afö
festum ex Indulte ^ufnal^me gefunben l^atte,
mürbe eS 1726 burd^ Senebict Xm. für bie ge«
fammte abenblönbifd^e ffird^e Dorgefd^rieben. SDie
Qfejtlectionen beS SreDierS berid^ten meiterbin, ba^
bem fei. Simon @tod, OrbenSgeneral in Snglanb
(geft. 1265), Don ber fei. Sungfrau als ^riDileg
bed OrbenS unb 3^id^cn be§ @d^u|eS, ben fie bem-
felben ermetfen moDe, ein @d^ulterfleib, scapu-
lare, überrcid^t morben fei. ©er ©laubmürbig»
feit beS 93end^te§ Don ber 93ifton, in meld^ ber
fei. @imon jenes ©naben^eid^en mit ber ißer«
l^eigung empfing, ba|, mer in bie[em JHeibe fterbe,
baS emige f^feuer nid^t ^u leiben l^aben merbe, ftel^en
gegrünbete Sebenfen nid^t entgegen. JBenebict XIV.
fprid^t fein Urtl^eil bal^tn auS: Visionem veram
credimus veramque ab omnibus habendam
arbitramur (De Festis 2, 6, n. 8) ; bagegen ift
baSfogen. Privilegium sabbatinum, meld^eS 1322
äol^anneS XXTT. ben Srägem beS @capulierS
Derliel^en l^aben foll, fd^on barum nid^t nad^)U'
meifen, meil bie betreffenbe 93ulle ftd^ meber im
römifd^en 93ullarium flnbet, nod^ aud^ Don ben
^äpften, fei eS in forma speciali ober com-
munis opprobirt morben ift OBened. XIV. 1. c.
n. 5. 9). S)ie ©treitigfeiten über bie Sled^tl^eit ber
Bulla sabbatina l^at $aul V. burd^ ein 2)ecret
Dom 20. 9ioDember 1618 beigelegt, meld^eS in»
baltlid^ in bie Don bemfelben $apfie genel^migten
^eftlef ungen beS 93reDierS aufgenommen morben ift ;
banad^ „ift eS ben(Sarmeliten geftattet, mprebigen,
ba| baS d^riftltd^e SSol! ben frommen glauben an
bie ^ilfe für bie ©eelen ber ©rüber unb 3Rtt«
brüber ber Sobalität Don U. S. t$fr. Dom !Berge
Sarmel liegen fönne: eS merbe nömlid^ bie fei.
Jungfrau ben in ber Siebe l^infd^eibenben Seelen,
meldte in il^rem Seben baS @capulier getragen, bie
ftanbeSmä|ige fteufd^l^eit bemal^rt, baS Heine Offi»
cium gebetet, ober, menn fte bie| nid^t ^u beten
Derfteben, bie ürd^lid^en tJfaften beobad^tet unb am
SJlittmod^ unb @amStag (faUS auf biefe nid^t ba§
Sßeibnad^tSfeft einfäUt) ftd^ ber ^eifd^fpeifen ent^
l^alten l^aben, burd^ il^re beftänbige S^ürbitte, il^re
mUtt, Säerbienfte unb il^ren bef onbem ©dl^uj
nod^ il^rem ^infd^eiben, Dor allem am SamStage,
ber Don ber üixä^t ber fei. Sungfrau gemeil^t ift,
SU ^ilfe fommen" (f. Schneider, Rescripta au-
thentica S. C. Indulgentiis . . . praepositae,
475). Sßie baS @capulier nid^t menig mx fd^ndDlen
SSerbreitung beS SarmelitenorbenS in Suropa Don
ber 9Ritte beS 13. Sabtl^unbertS an beitrug, fo
gab baSfelbe aud^ in 2)eutfd^lanb bem Sfefte ben
DoIfSt^ümlid^en 92amen „@capulierfeft''. SJlitber
rbmifd^en JKrd^e feiern baS Sfeft am 16. 3uli awS)
bie 3talo-®ried^en unb als Sfeft „beS JfleibeS ber
26*
807
SKarietifefle.
80«
Shtngfrou 9Raria t)otn Sarmer' bie S^to^Sl^al*
böer ({• Nilles, Ealendarium manuale 11, 548.
665). ffier (Segenjianb bcr fjfcftf ctcr ijt neben unb
mit ber mm garmelitenorben gepflegten SBerel^rung
ber fei. 3ungftau im ^Iflgemeinen bie befonbere
tuQ) SRario'S gegen biejenigen, mli^t burd^ il^re
nbad^t unb öu^Iid^ burd^ il^r JHeib atö il^re
2)tener fid^ befennen.
2. ÜRariö Smpfängni^ (Immaculata
conceptio B. M. V.) ift ote geft im Orient 675
fid^et bezeugt unb bei ben Sateinem juerft in bem
bem 9. äol^r^unbert ongel^örigen Snarmorfolenber
Don 3ltQptl ouf gef ül^rt. 93on bem iHofter @. @aba
5tt 9tom QuS, mo baS gfeft frül^seitig gefeiert
tturbe, marb baSfelbe burci^ Slnfelm, ben Steffen
beS l^eiligen ftirci^enlel^rerS 3lnfeUn (gefi. 1149
oIS ^bt Don SbmunbSburQ) , in Snglanb unb
ber 92ormanbie eingefül^rt unb Derbreitet, ©ei»
ner Sinfäl^rung im füblid^en ^ronfreid^ trat ber
1^1. SSemorb 1140 mit feinem berühmten Sriefe
an bie (Sanonifer Don S^on entgegen. 3)ie Der»
fci^iebenen Suffaffungen be§ ©egenftanbeS biefer
geftfeier im Orient unb im Occibent fotoie bie
^ebeutung unb ber Verlauf ber bogmatif d^en Son-
troDerfe finb in bem Slrt. „ßmpföngnil, unbe>
fledtte" (IV, 456 ff.), eingel^cnb erörtert; ed fmb
barum l^ier junäd^ft nur bie l^iflorifd^en 2)Qten be»
^üglid^ ber weitem Sutmidtlung unb SluSbreitung
ber tJfeftfeier nad^jutrogen. — ®er SBiberfpru^
be^ ^I. SSemorb gegen baS neue Sfeft l^atte frinen
unmittelboren ßrfolg; Dierjel^n Saläre fpäter ift
baSfelbe in t$fran!rei^/ im folgenben Sol^r^unbert
in 9tom recipirt. 2)er t$frQnciScanerorben nol^m
baS geft auf bem (Seneralcapitel p $tfa 1263
an, toäl^renb bie ^arifer UntDerfltät (um 1275)
eS in einigen fran^öfifd^en 3)i5cefen mieber jum
galle bra(|te. ©istuS IV. ^at baSfelbe fobann
(1476 ober 1483) mit einem Officium Derfel^en.
99ei ber burd^ baS 2:ribentinum Deranla^ten SRe»
Difion beS römifd^en ©reDierS unter bem 1^1. $iu8 V.
mürben jmor neue Sectionen feftgefe|t, iebod^ mit
Städtftd^t auf bie 9bDent8}eit bie fiifeftoctaD aufge»
l^oben. SSeranla^t burd^ bie boomatifd^e Sontro»
Derfe, traf 1622 ©regor XV. bie Sefttmmung,
ba^ in bem Officium unb ber 3Weffe nur bie 95c«
jei^nung „ßmpfängniS", Conceptio B. M. V.
immaculatae, nid^t aber Immaculata Conceptio
B. M. V. gebrandet merben bürfe. Jlad^bcm Sie«
mens VIII. ben Slang beS SfejieS auf duplex
majus erl^öl^t l^atte, fe^te Sllesanber Vn. in ber
93uUe SolHcitudo omnium ecclesiarum (1661)
feji, ba^ ber Kult ber ©mpfängni^ ber mafeüofen
3ungfrau SRaria, nad^bem er einmal in ber römi=
fd^en ffird^c eingeführt fei, f ortmäl^renb bcibel^alten
»erben f oDc, unb erüärte meiterl^in, ba| ber ®egen«
ftanb ber fjeftfcier bie Heiligung 2Rarien§ im erficn
Stugenblidte i^reS ©ofcinS fei. ®ie DctoD mürbe
bem Sefte 1665 für SSenebig unb 1667 für ben
ftird^cnftaat inbulgirt ®iefelbe bel^nte 3nno»
ccnj xn., inbem er bem §fefte ben Slang eine«
duplex 2. classis gab, 1693 auf baS gan}e9(benb«
lonb aud; (SlemenS XI. erl^ob 1708 baS gfefl {i
einem allgemein gebotenen Feiertage. Senebid Xm
bemi&igte junö^ft für ben öfterreid^tfd^ ftotf»
ftaat, ba| ein 93otiD-Offiäum Don aRoria Sm
i)f öngni^ an allen freien ©amStagen Dom @&ciibn
unb JtegularcIeruS recitirt merben Ghme. <Etai
gor XVI. geftattete auf ba§ Srfud^ fran)i^^
Sifd^öfe für il^re 2)i5cefen, in ber ^rafattoit bc
SReffe bem tiefte ben Xitel Immaculata Gon
ceptio beizulegen. 9lad^ ber bogmatifd^en Sntfd^
bung Dom 8. 2)ecember 1854 concebtxte $iu8 D
Dorerft ein bem ©loubendfa^ Don ber unbefledle
Sntpföngnil entfpred^enbed Offtdum unb fdbric
fobann am 25. ©eptember 1863 unter Sufl^dDun
aller bis bal^in gebraud^ten Officien unb SDttfje
ein neues Officium unb eine neue SRefje unb ol
S^fttitel bie ^ejeid^nung Immaculata Gonoqpti
Dor. Seo xm. gab am 30. 9loDember 1879 oa
tiefte ben l^öd^fien IRang (dupL 1. classis) un
fügte bemfelben eine Sigil bei Sn bie iam
tanifd^e Sitanri mürbe am 24. 2)ecember 1883 b
Slnruf ung Regina sine labe originali concep4
eingefügt. S)aS 1891 einigen ^iöcefen im P
Ud^en tjfranfreid^ unter bem Sitel Appantioiiii
B. M. V. Immaculatae für ben 11. ffebruarge-
mö^rte ($articular«) gfeft unb Officium begi^
fid^ auf bie Srfd^einungen ber fei. Sungfnm ii
SourbeS (feit 1858). ®urd^ baS gfeft ber @efo
anaria'S ift ber 8. Secember alS feßet Xetmb
für baS Sfeft ber unbe^edCten Smpf öngni^ gegdcn
Unter bem Sitel <jüXXt)<|;ic -njc OeorpofWQTtyo
""AwTic feiern bie ©ried^en baS ^t^ am 9. 2)ecemon
3. WHaxxä ®eburt ift inberl^eiligenSd^
nid^t ermöl^nt. S)ie Xrobition nennt bie SItent be
fei. Jungfrau 6H (ßlialim = Soad^m) unb %vm
3lai^ 93aroniuS (In appar. ad annal. eccl. § 48
mar ^lajaret]^ bie @eburtsftabt SRaria'S; borfi^
Ratten ftd^ aud^ mirflid^, alS in ^erobeS ein bn
fßoltt frember jtönig auffam, bie^lad^fommenbe
faft Dergeffenen baDibifd^en JfönigSfamilie in gc
red^ter 93eforgni| ^unidtge^ogen. S)er 1^1. Sol^onm
S)amaScenuS bagcgen (De fid. orth. 4, 15) iflbf
SJteinung, 9Raria ^abe p äerufalem baS Sid^ U
2BeIt erblidft SBenn im ®egenfa| )u ber 9ii
fd^auung ber alten JKrd^e, ba| oIS ^es nati^
eines §eiligen fein SobeStag, ber lag feines €iii
trittS in baS emige Seben 5U feiern fei, bereits ti
4. äal^rl^unbert ber eigentlid^ Geburtstag be
Vorläufers Sl^rifii gefeiert mürbe, fo mar ein
fold^e gcier baburd^ gercd^tfertigt, ba| ber l^L 3c
^anneS bereits im SRutterfd^o^e gel^eiligt unb D€
feiner ®eburt Don ber Srbfünbe befreit morbe
ift. ein ^fl ber ©eburt aHaria'S mare ben
gemö^ gleid^f aOS bereits im Sltertl^um }u ermortei
SBäl^renb nun aber im Sbenblanbe ^ur 3^ ^
1^1. Sluguftin, mie er felbfi l^erDorl^bt (Serm. 281
292 de Sanctis), neben ber ®eburt Sl^rifli einji
bie ©eburt beS 1^1. ^ol^anneS alS t$eft begange
mürbe, ift im Orient um bie ÜRitte beS 5. 3o|i
l^unbertS burd^ eine Siebe beS $atriard^n $rodu
Don eonjlantinopel (geft. 447), menn ni^t ein
SKorienfcPe.
810
fltnflU^ Sfejifeier, fo bod^ eine Serel^rung ber
(SkfortSlanQ'd be}eugt. Pr bie ^nftd^t ba^ in
ktffoäj^ ^BO^öfm ben aUgcmeinen SoncUten Don
(qp^ «nb <^Icebon (431 — 451) bie Sfeft-
^ ber (Seburt SRariä i^ren Anfang im Orient
ftumineti fyibt, fprid^t ber Umftanb, ba^ eine
Me Seier t)or Kflem geeignet mar, bie fird^Iici^e
Se(ie twn ber SBürbe unb 9Rutterf<i^Qtt ber fei.
Smgfnm ktenbio ^um 9u8brud ^u bringen unb
Vt aeporiantf<j^ 8e|re }uräd)utt)eif en, Tlam (ei
xUji Öcordxoc, fonbem Xduttot^xoc, utd) ber Don
i^r ficborcm nid^t dc6c (jdp£ ^ev^^ievoc, fonbem
iko^f^ipoc ober dcod^xoc 3m 7. äa^rl^unbert
«arSRoriü (Seburt, loie eine Siebe unb ein ©ebid^t
M InbreaS Don Sreta ermeif en, ein nid^t mel^r
WM§, fonbem oSgemein unter ben ©ried^en be«
knttS gfeß (Migne, PP. gr. XOVn, 805). Unter
bmSird^ beS Sbenblonbed ift e§ iebenfoES bie
tinifd^, in meld^ 9Rarift ®eburt ^uerft gefeiert
Mtbt Set Seo L (440—461) finbet fu| }mar
»4 feine @}mr boDon; ein fid^reS 3eugni^ aber
1« Ueje Sfeßfeier bietet bereits baS getofianifd^e
nb hfA gregorianifd^ Saaamentarium. !ßa))ft
6agiii8 L (687—701) l^t, mie ba§ ^apftbud^
m^ ni^t nur boS geft gefonnt, fonbem aud^
Inrimimgm über beffm t$feier, namentUd^ aber
OK iwn ber feabrianSlird^ nad^ ber liberiani«
^m 9aftlifa (t^d S. Mariam majorem) ^u fü)^»
icabe ^[{roceffton getroffen (Bened. XIV. , De
tet 2, 9, n. 8). 3n bem Sfeftlalenber bed ^I. 93oni-
i«ti8l, toeld^ auf fein $önitmtiale folgt, mie
«4 in bem beS (Sondfö Don ÜRains (813), ift baS
M «odb ttid^t aufgeführt 2)enno^ aber fd^eint
Ztonuffm ju tt>eit l^erab^ugel^, wenn er fagt
^DeFest 2, 20), erft um baS 3a^r 1000 l^abe
an IRoriä (Seburt in gfranfreid^ )u feiern ange«
^nfßXL; benn eS ift baDon bereits in ben Sta»
Um bcS 9if d^of d @onnaciuS Don SleimS auS bem
7. Sol^i^^mibert, in bm @tatutm Sßaltl^erS Don
Otfomfi aus bem 9. Sal^rl^unbert unb in bem fta«
Ubarinm beSfelbm 3a^r|unbertS bei ©erbet bie
Stbt %it Spanien be5mgt unfere Sfeftfeier älbe»
DM Don Xolebo im 7. ^aj^rl^unbert unb für Kri-
terien Seba ber Sl^rmurbige im 8. Sal^rl^unbert.
iHe ongemetne gfeier biefeS fSfefteS f ann aber nid^t
ihr tm Snfang beS 11. 3a|r^unbertS Ij^inauf«
yf^okn meinen. 2)er 1^1. $etruS S)amiani ifi
^ ofle 3euge für bie Mgemeinl^eit biefer Sfeier
i« Ocdbente. 3n bm brei ©eburtsf eftm, meldte
Me SMjit begebt , erfmnm bie mittelalterlid^en
ÜIvgifer eine tiefere S^mbolü; fo 5. 93. 9ß. S)U'
Uta: Joannes fnit lucifer . . ., Maria fuit
Qrwa, Natiyitas Christi ortus solis (Ratio-
»b diTinonim Officiorum 7, 28, 4). — S)aS
H vriib, feitbem eS eine fird^Iid^e t$;eier gefun*
^ (ot in Sbenblanbe, Don bm ©ried^en, bm
6|Bmi, toeld^ bcmiit }ugleid^ baS f^feft Don ^oad^im
Vklrnm Derbinbm, Don bm Armeniern, bei benen
MAc fß bm menigm unbemeglid^en Ofeften i^reS
mtecfi gel^ört, allgemein am 8. September be»
p^n; bie Stoptm feiern eS am 10. September,
ber bem 19. September ber lateinifd^en 3ö^Iung
entfprid^t. Ungetoi^ ift, auS toeld^em @mnbe baS
t$eft auf bieten Zag gelegt tt)urbe. S)ie Snna^me,
bie SSeranlaffung ba^u l^abe bie SSifion eines Sre»
mitm gegebm, ber alle Saläre, unb imax nur am
8. September, SngelS^armonim Demommen l^be,
entbel^rt ber l^iftorifd^en 93egränbung. (Sgl b. 9rt.
üKarimlegenben.) SSon ber SSigil biefeS QfefteS,
meldte an mand^m Orten beobad^tet mürbe unb Don
©regor IX. angeorbnet fein foll, fagt 2)uranbuS:
Non habet festum hoc jejunium institutionis,
potest tamen habere devotionis (L c. n. 3).
lieber bie Seranlaffung )ur Sinfülgrung ber OctaD
berid^tet berfelbe alS 3eitgenoff e : 91IS nad^ bem
Zobe ©regorS JX. bie burd^ Sfriebrid^ U. Dielfad^
bebröngten S^arbinöle )u einer neuen ^apftmal^I
fd^ritten unb fid^ nid^t einigm fonntm, nal^men
fte il^re Swflud^t jur gfürbitte SKaria^S unb Der«
banben fid^ burd^ ein ©elübbe, 5ur Srl^dl^ung il^er
©eburtSfeier nad^ glüdRid^ DoQjogmer Sßal^l bie
Sinfül^rung einer OctaDe )u Deranlaffen. 2)er ge«
mäl^Ite (Söleftin IV. ftarb fd^on nad^ 18 Sagen;
fein Ka^folger 3nnocenjIV. (1243—1254) er»
füate baS ®e(übbe.
4. S)a8 3feft 2Rariä ©eimfud^ung (Visi-
tatio B. M. y.) l^at feine l^iftorifd^e ©mnblage
in bem Dom gDangelifim SucaS (1, 39 ff.) be«
rid^teten Sefud^e TOaria'S bei eiifabet)^. ®a biefe
l^eimfud^ung nid^t blo^ ber Seobad^tung einer
^5fltd^!eit unb ber SerüdCftd^tigung Dertoanbt-
fd^aftUd^er 93e§ie]^ungen galt, fonbem burd^ bie
Heiligung beS SSorföuferS Kl^rifti im ÜRutterleibe,
bie erfte mmfd^Iid^ Seligpreifung ber ©otteS-
gebürerin unb ben munberboren Sobgefang ÜRariö
als gel^eimni^DoQeS, gnabmreid^eS ßreigni| im
Seben ber fei. Jungfrau auSge^eid^net ift, [0 bietet
^e 5U einer fSfeftfeier einm tieffinnigen unb parö«
netifd^ frud^tbarm @egenftanb. Obmol^I bie Xfyä"
fad^e, meldte ber geftfeier ju ®runbc liegt, in ber
^eiligm Sd^ft nid^t bIo| ermöl^nt, fonbem in
i^ren einzelnen SRommtm bargelegt ift, trat baS
Sfeft felbft Der^öltni^mö^ig fpät in ben ffreiS ber
marianifd^m ^fefte ein. Siegen ber engen 93er-
binbung ber ^eimfud^ng mit ber ©eburt beS
^l äo^anneS mürbe in ^ül^erm 3eiten bie auf
jene ftd^ bejiel^enbe eoangelifd^e Sr^öl^Iung in bie
Sihirgie ber SSorfeier beS ©eburtSfefteS beS Säu-
fers Derflod^tm. ^IS eigenes gfeft aber mirb SOtariä
^eimfud^ung nur in ber abenblönbifd^en JKrd^e
gefeiert; bie gried^ifd^e JKrd^e begel^t an bemfelben
Sage, an meld^em bie lateinifd^e bie |»eimfud^ung
feiert, bie Uebertragung beS ÄleibcS ber fei. 3ung-
frau in bie Slad^emä-Äird^e ju ßonftantinopel
(f. Nilles, Kalendarium manuale 1, 200). SHariä
^eimfuc^ung mirb ^um erften Ttalt in bem smeitm
^eftDer^eid^niffe beS SoncilS Don Se SOtanS in
granfreid^ im 3. 1247 unb amar als ein Sfep
„neuer Snfiitution" ermäl^nt (Mansi, Supplem.
ConciL n). S)er fjiL 93onaDmtura ermirtte auf bem
©eneralcapitel beS gfranciScanerorbenS in $ifa
1263, ba^ baS gfeft für biefm Orbm angmommm
811
SKatienfeftc.
812
lourbe. 3nf olge bcffcn, unb jumol, ba ba§ Srcöier
bcr tSfranriSconcr in bcn wcitcftcn ffrcifen Stuf«
nal^tne fonb, ücrbreitetc ftd^ bie Seiet beS neuen
gfeftcS in Dielen ffiiöcefen. MgemeineS ßird^en«
f cft aber matb eS erft unter ^apft Urbon VI., bcr
im |)tn6Iidfe auf bie 93ebrängniffe ber burd^ bo3
bomalige Sd^iSma gerflüjrteten SHtä^t unb im ißer«
trauen auf bie ÜJlad^t ber fjürbltte SWaria'S ein
Officium be]^uf§ ber allgemeinen ginfü^rung beS
^eimfud^ungSfefteS Derfafjen lieg; ^ugleid^ gab er
bem äfefle eine SSigil unb eine Dctat) (Schulung,
BibUoth. eccles. U, 2). Sie ^ublication bed
Secreteg gefd^a)^, ba Urban Dom Sobe übereilt
marb, im 3. 1 890 burd^ SSonif a j IX., morb aber öon
ben ^nl^öngem ber bamaligen ©egenpopfte nid^t
in Slugfü^rung gebrad^t. mt J(5In unb Süttid^,
meldte ba§ Qfeft bereits 1896 feierten, nal^m ber
größte Xl^eil üon 2)eutf d^Ianb baSfelbe an. 3m 3.
1441 ttmrbe bie ungemeine geier beS SfefteS burd^
baS Safeler goncü auf'§ SBeue eingefd^örft. „äBeil
in biefen Sagen", fagt ba§ Concil (Sess. XLIU,
Mansi XXIX, 211), „bie ©^riftenl^eit überaB
beöngftigt ift, unb aUentl^alben ffrieg unb fird^»
lid^e Trennungen mittlren, unb fomit bie ftreitenbe
JKrd^e auf Derf d^iebene SBeife bebrängt ttnrb : f o
erad^tet e3 bie l^eilige SSerfammlung für $flid^t,
ba^ bie ^ier, meldte bie ^eimfud^ung ber l^eüigen
3uugfrau genannt loirb, in allen äxx^tn begangen
tuerbe, bamit bie 9Ihttter ber ©nabe, loenn fte Don
frommen @emät]^em mal^rl^aft geeiert mirb, il^ren
gebenebeiten Sol^n burd^ i^re Fürbitte t)erfö|ne,
unb fo ber triebe mieber über bie ©laubigen jid^
ergieße." S)er fd^iSmatifd^e 6|^arafter beS 6on»
ciI8 tl^at ber ^ftfeier feinen Sintrag, ba biefelbe
Don ben $ö))ften burd^ Sufnal^me bed Officium^
unb ber ^effe in bie liturgifdften SSüd^er oppxo'
birt ttmrbe. Siemens Vin. gab bem Qfefte ben
Stang etneS duplex majus ; $iuS IX. erl^ob eS
5um duplex 2. classis, „5um beftänbigen Senf-
mal beS SanfeS gegen bie gloHDÜrbige 3ungfrau,
meldte i^m unb bem d^riftlid^en ißoRe munberbar
5U Mfe !am, fo ba^ er (Don @atia) in baS Dom
3oqe ber geinbe befreite 3lom jurüdff eieren f onnte"
(®ecret Dom 81. üJlai 1850). 3n ber alten trieri«
fd^en Sfeflorbnung l^atte baS %t\i eine OctaD^ mit
einer fold^en mirb eS nod^ ie|t in ber Srgbtöcefe
ftöln gefeiert. — ©eit Urban VI. ift baS gefi auf
ben 2. 3uli angcfejt. ®a bie fei. 3ungfrau nad^
il^rer SSerfünbigung fid^ ju Slifabetl^ begab unb
ungefäl^r brei 9Jlonate bei berfelben Derblieb, 3o»
l^anneS aber fed^S SRonate Dor 3efuS empfangen
tt)urbe unb fein ©eburtSf eft bemgemä^ am 24. 3uni
begangen mirb, f o bauerte ber ©ef u^ 3Raria'S im
^aufe ber eiifabetl^ Don Snbe 9Rön bis Snbe
3uni ober anfangs 3uli. «IS baS Seft ber §eim«
fud^ung in Uebung fam, lie^ bie tJfaftenjeit bie
tJfeier Don ^eiligenfeften nod^ nid^t ju; eS fonnte
barum baS gfeft ber ^eimfud^ung nid^t tooffi in bie
3a]^reS5eit gelegt merben, mlä^t bem Anfang beS
93efud^eS SRariö bei Slifabet^ entfprid^t; ber 9luS-
gang biefeS Sefud^eS, baS Snbe ber gnabenreid^en
^eimfud^ung mürbe alS Sermin für baS ^ ge-
nxil^lt, unb jmar, entfpred^nb bier Änftd^t, oo^
SHaria erft nad^ ber ®eburt beS 1^1. 3o]^anne9 baS
^auS ber 1^1. Sltfabet^ Derlaffen l^abe, ber erfle Xog
nad^ ber OctaD beS Sol^anneSfefteS.
5. 2Rariä ^immelfa^rt xoixh in ba
abenblänbifd^en mie in bermorgenlänbifd^enÄitd^
als baS Öauptfeft unter ben SHarientagen o»
15. Sluguj!, Don ben Armeniern an bem ©omttogt
gefeiert, ber um ben 15. Suguft einfällt. 3)cr ft
turgifd^e gefttitel ift Assmntio B. M. V. ; be
ben fird^Ii^en @d^riftfieSem unb in alten StcSm
barien mirb baS ^eft aud^ Pausatio, Dormitio
Mors, Depositio S. Mariae genannt; in bc
Siturgie ber @ried^en trögt baSfelbe ben !Rama
xo(pLT)aic T^c ^60x6x00 xttl öitX icapWvoü Mapbc
l^in unb mieber aud^ jisTotoraoic, dvdtXr^^ptc t. d
OeoT6xou. 3)iefe Sejeid^nungen tt)eifen auf einn
gmeifad^en ©egenftanb beS 3fefteS l^in, auf baS fe
lige ^infd^eiben unb bie l^immlifd^e SSerl^errlid^
9Rariö. ^eibe mürben aud^ ^eitmeilig getrennt ge-
feiert, ber SobeStag am 18. Sonuar unb ber Xog
i^rer ^ufnal^me in ben ^immel am 15. Sugufi;
in mel^reren alten jfalenbarien ift iebod^ nur ein
^eft, unb ^mar am 18. Januar, Dorgefel^en (Ma^
t^ne. De ant. Eccles. disciplina 562). 9{o((
92icep]^oruS (Hist. eccles. 17, 28) ^at jfoifec
2RauriciuS (582—602) bie Slnorbnung getroffen,
ba^ ber Sob SOtariö am 15. Sluguft begangen
merben foQe, fei eS nun, ba^ im Oriente, mo e§
nad^ bem S^oncil Don ßpl^efuS (481) eingefü^
morben fein foQ, bamals nur Sin ^ für beä)c
Sreigniffe gefeiert mürbe unb er bal^er baSfeßc
Dom 18. Sanuar auf ben 15. Sluguft Derlegie,
ober ba| er baS erfte mit bem ^meiten Dereinigtt
ierauS gel^t aber l^eroor, ba^ eS fd^on lange dod
er Don ber JKrd^e eingeführt morben mar. Jtc^
ginigen f oH ^apft ©amafuS L (866—384) boS'
felbe eingefül^rt l^aben; im @acramentarium befi
$apfteS ©elafmS I. (gefl. 496) ift eS bereits Do^
gejcid^net; unter ^opft ©ergiuS L (687—701)
mürbe eS, mie SJlariö Serfünbigung unb TlaM
®eburt, mit einer $roce{fton Don ber @t. ^abrianS-
fird^e auS unb mit einer S3igil begangen. 9iaii
einem @Qnobalbefd^lu^ Don SteimS auS bem Stalin
625 ober 680, nac^ ber Siegel Sb^^begangS, bem
Pnitentiale beS 1^1. SBonifatiuS unb ben 8^
ftimmungen ber S^noben Don SHaing (818) md)
Sad^en (818) mar baS f$feft ein gebotener Sfeie^
tag. t$für Snglanb erflörte ein @efe| beS HfMofi
^Ifreb bie gange, an biefeS t^efl ftc^ anfd^Iiegeim
SQBod^e JU einer freien ober gfeiermod^. S)ie Odoti
erl^ielt baS gfeft burd^ ^apft 2co IV. im 3. 847 ;
in 3)eutjd^lanb fd^eint biefe erft fDät Stufnal^mc
gefunben )u l^aben, ba in ben jtalenoarien bis }u»
14. 3a]^r|unbert bie Octao nid^t allgemein ein*
gefe|t ift. "Hflaä^ 2)uranbuS (Baüonale div. CHE
7, 24, 9) bat unter bcn ÜRarienfeflen baS bei
Himmelfahrt allein ein SSigilfaften unb eine OdaD.
Ueber bie Don bemfelben gleid^faUS ermöl^
jhröutermeibe, meldte biefeS ^ft auSjeid^net, bii
US Maiii
dht bm i£int{^ mfiok fitmb i% ugl. b. 9tt.
^ IV, 1420.
Son bon dtgtnflanbe biefti ^ftftUr, bcm
6ii|^bcn bti (et. 3mtgfrau unb i^ni Werften*
iäpttivai^ htm £obt, berietet bie ^eilige S^rift
n^; btt ältcTtn ^i&tniMler geben gleichfalls
InltiUiuift; witbaiStbmVlaxia'i, foi|l mxä)
W£nbt i^ttSStlknS ge^ehnnigtion neiboigen.
Enigrb^ai^ittlm, unter Strufung auf Suc. 2, 35,
Sana fn bot 9}tartcdab geftorben, beut cbet bie
■ipcn Httai löibetiyrcdicn ; "Jliibere, fte fei tAäjt
afortaL Sod) ßinigen füll jic fii&on ftüöe, jut-
n(i45uiib4T, in 3eniialeitigcftDr6ai feilt; Sin'
ben lafjtn fit "atm ^tpDfltl 3ofifiimeS noi^ SlJtiefuS
tDlgn unb nai^ tlfjaörigem ^Äüient^ltt baftlbft
■ Sita Bon 59 Safirtn ftetbeii, tine SCfleinung,
KUenant&miÖelicTiten imlcnifät. S3ie@nmb-
kgi M @Iaubai8 an bie leibIicE)e Slufna^me
Unio'S in ben ^imntel ^at man geu&^nlit^ in
b(l64inft Eis TTlv xoi'jxio" rrf iiuepaifai Ee-
Kn^(, iDtld^ btm l^iligen apoflel So^onntä ju-
|e|i^«bm Dintw, aber btm €nbe beS 4. obei
lifug bti 5. 3a^r^unberl3 aa^üjM, unb in
(r Üt^ oon @äibe3 beigelegten Sdirift De
tnuitii Tirginis gcfui^t Sie Xiabltion btr
fo^t Don 3trufalem, wie fit fi^on frübt auf>
gt|tJ4ntt Dar, ift ieboi^ Don btm 2Sn^It biefer
Ifocqp^ flanj Derfd^iebtn (Dgl. ^ergeniötliei,
&nlli.ba<mgtmtintnfftr^engeft^id|tt, 3. 9Iu^.,
1, 116, Sntn. 1). S)iefclbe iß mä) 9iictfi^oru§
(dipi (Hist ecclea. 15, 14) foigenbe: ^uDf
M&i, Öif^of son Senifaltm, meldliei mit btni
ii%M eift^f tn SßalSftina'S auf ber ©Quobe gu 1
mOm ^ 3. 451) mar, ^abe bem jfaifei
nndand au{ bie S^iagt, ob bei ^eUtge Stib bei ;
ndfcc @otte8 no^ in ^lä^na in btnt @iabe :
ifß, Bo^ n 9il^ nurben fei, ba er btnfelben
li Ä ante, oon feinet (Stmo^Iin $ulc^tria ju
IfltflaiitiiuitKl in ben Sfacdemen btr ^eiligen
Smgfnni Sltaria }u Slfiitn gebaute ffirc^t über-
tngmnolle, gut %nttt)ort gegeben: „3nbtt^ci'
ODö^, abtr gemä| einer fe^r olten unb ganj
fntdiljfigtn Srabition (antiqula«ima autem et
nmima omuJno traditione) feien bit Stpoftet,
iUbtr £ob SÜona'S ^langena^t, au3 ben Oer*
MiAaun Sänbnn, in totld^en fit baS Soangelium
tnkigtta, na$ 3tnifalem gttontmtn ... unb i^r
6% (jiefitS) fei bo()u gttomnitn unb babe ibren
Iqtaifgtiuiinncn; i^t ^igti Seib aber fei in
tmmm untet bem Sefange ber ßnge! unb
IMhi btgnibtn uotben ; als aber am britttn
ugi boS Sittfi tottbtr gtSptt norben, l^cAt \\ä)
^leifiger 2etb nit^t ntebt uorgefunben, fonbem
vbie Stu^tntüd^, istli^t einen unbefi!|reib'
% So^mt^ Mibreittt büttcn; bit Sipoftel
plnalilMiiin boS (Srab mitber Dtrfiegelt unb über
^tt gnlc SBunbtt nflaunt bloi baS gebockt,
N|bti^ b<n unbefledttn l^tiligtn Stib ^aria'S
M Im aflflemetiKn fluferfltl^ung mit ber lln>
■"*"" it ffäfli nnt) bun^ engel in ben ^im- 1
nfepe. 814
mel ^bt bringen loffen". ^ad(ibttn SuDenoIiS
biefe^ gtfagt, bitten ÜJlarcianuS unb ^uIAerio
Don i^m oerlangt, bag er baSfelbe ^eilige @iab
mit ben ^eiligen Ältibem moblöerfiegelt itintn m^
UDnftantinnfiel fc^itfen möge. 3uoenatiS ^abt bann
au^ baS ^tiligt @rab na^Sanftontinopel gef^idt,
unb eS fei in bit !Bla(^ernä-ffirii|e neben ben ^ti'
Itgen 3:ifc^ gefteüt morben. ^e St^uEtttFltib bti
feL Sungfiau aber fti ffiätei unter Sto I. bortbin
gebraut unb in bie lunbe ffirdge, loelc^e bieftr 2eo
erbaut ^abt, geltgt looibtn. 3)ieftnit Xiabition
begtugen im 7. unb 8. 3abi^unbtrt 21tobeftu6 oon
3tiufalem (Migne, PP. gr. LXXXVI, 3277 sq.),
anbreas Bon 6reta (ib, XCVn, 1046. 1072 sq.),
(SemutnuS Bon Eonftontinopel (ib. XCVm,
340 Bq.). S)en ©ioubtn an bie Itiblic^ Sufnobme
XÜaria'S in ben ^immiT ijot bie giiei!f|if c^eiKri^e auf
ber Si^nobe bei anntnifi|en 39if^ft ju @ie im 3-
1342 (Manei XXV, 1185 sq.) unb auf ber
gegen bit Salbinifttn im 3abre 1672 unter bem
^Itiarc^en S)ofil((eu8 ju Serufatcm gedaltenen
©gnobe(HarduinXI,17l8q.)Qu8gefpro[^en. 3m
abenblonbc eifi^int als tr^er Senge für benfetbtn
@regor Don Xourä (De gloria mart. 1, 4). ^e
bem ^[. ^ieront)mu8 gugef^riebene Siebe De Do-
minae assumptione uurbt Bon ^incmai gegen
einen ^Rbnäf Bon Sdibcq, ber bie Sle^t^eit b<E>
ftritt, Bert^eibigt. ^uä) ejipiri eine bem $1. Sugu-
ftin unterf^obene 9{ebe auf bie Slffumtio 3JlanS;
bei feinen Reifen angt^ängte Liber de Assum-
tione B. M. V. gei|ött fflüldrfcfieinlic^ gulbert
Don S^artreS (11. 3o^r^unbeit) an, ber, uie
31bepf)on@ oon Soltbo, $ttni3 fCamiani, $ttru3
Don iBloiä, gugo Don @t. SBidor, ber (I. Stomas
Don 9lquin unb bit folgenben S^ola^fei, bie
Ucberliefemng Dtrtrat (ogl, ^trgenröt^ei a. a. O.).
5petru5 ©aniriuS b"' in feinem gtolen SBerft De
Maria Yirgine inoomparabili 5, 5 bit Btt*
fi^iebenen ^eugniffe unb ©etteife für bitfelbe ju-
fammengeflellL ^ie in ber Rir<l|e geltenbe ^n*
fi^uung iß nai^ ißentbictXIV. folgenbt: „3)ie
leibiidie Slufna^me bet fel.3ungfiou in btn^im«
mel ift }!Dai fein @laubenSartiItl, mo^I aber eint
pia et probabiÜB opinio, Don totiäftz abjumeii^en
ni^t blo^ gottlos unb läftttlid^, fonbem onät
Ibbrid)! unb unDtinünftig ifl" (1. c. 8. n. 18). —
®ti Itnterf^ifb jmif^en 66"f'' inb !Dlariä ^im*
melfabrt Dirb ftqon in ber Kreislichen Üäegti^nung
beiber Stefle baburt^ ongejeigf, bag ieneS Aacen-
aio (aiuffabrt), biefeS aber ÄBsomtio (^ufnc^mt)
genannt roiib, uno beftel^l, mit ^entbiet XTV,
(I. an. 13) fagt, barin, bag g^nfhiS burd)
eigene Wac^i (propria virtute) in ben ^immel
aufftieg, SKaria aber nad^ i^rer Sßiebererme^ng
jum Seben burc^ eine befonbeie @nabe @otteS
(peculiari privilegio) mit Seib unb Seele in ben
§immel aufgenommen rourbe.
6.3]tariaSicbtmeg ober Steinigung f(^tie|t
yvt) burc^ baS ereigniB, toelt^efl ftinti ^eiet ju
@runbt liegt, an ba3 ^ft bti @ebuit S^tifh an
unb föUt, Dem mofaif^ @k|t|t btt Steinigung
815 aßarienfefte. 816
(SeD. 12, 2 ff.) entf preci^enb ^ auf ben 40. Säg phania, al§ beten 2)atum ber 14. gfebruar anSlß
nad^ biefem, auf ben 2. t$e6tuat. 5Der @egenftattb brüdCItd^ Be^eid^net ift, eine feierlid^ $toce{fioi
beS Sfefted ift ber iBefud^, ben SRaria im %mptl jur ^uferftel^unggtird^e ftott, too ba§ Sixmgelmv
modele, um ba§0))fer ber Steinigung barsubringen, t>on ber S)arfleUung beS ^erm im £em)>el doc«
il^ren Srftgeborenen bem ^erm borjufteOen, \f^n getrogen unb ertlört mürbe. Um bie SRitte bd
burd^ bie Dorgefd^rieBene ®a6e loSgufaufen (9htm. 5. äal^rl^unbertS mar bofelbft bog ^^Ojponie^
18, 15) unb fo ollen Snforberungen beS @efe|e§ burd^ ben ©ebroud^ Don jfer^en auSgegeÜ^et; bc
3u entfpred^en. infolge biefer einjelnen 3Romente Ort Jelbft, mo @imeon ben ^erm oIS baS 8i4
tonn bo3 Sfe{} ebenfo mol^l ofö eine Sfeier ^u Sl^ren gur Srleu(^tung ber SSöIfer begrüßte , legte du
beS &erm, mie oud^ olS morionifd^eS g^eft ouf« fold^e f^mbolif^e fjfeier nol^e. 3n Slntiod^ten i|
gefof t merben. 3n ben Siturgien beS Orients ift boS fjfeft 526 bezeugt ; für bie gried^fd^e fiird^
baSfelbe ein fSfeft beS ^erm. SRit SRüdfid^t auf mürbe befjen ollgemeine t^eier 541 burd^ itatfe
@imeon unb^nno, meldte oI8 bie Stepröfentonten ^ufUnion I. infolge einer in Sonftantinopel 1^
bed 9Iten SunbeS ben ^eilonb Bei feiner 2)ar« fd^enben @eud^e ongeorbnet S)ie Sinfül^rung be
[tellung im Tempel olS bie ^eilSerfüQung ber Sid^terproceffion in bie römifc^e JKrd^e mirb ben
^rop^etien Begrü|en, geBen bie Sried^en bem tiefte $apft ®elafiu§ jugefd^rieben, ber im % 494 ha
ben Sitel iopr?) t^c öitaTravnjc too xopfoo, bie mit ben fiupercolien, meldte otö SuftrotionSumgfig
Armenier AdventuB filii Dei in templmn i e. mit Brennenben fiid^tem burd^ 9lom unb ben au|e
Domini occursus , bie ftopten Ingressua seu ren @tabtbering in ben erften Xogen beS tjfebrufli
praesentatio Domini in templo (NiUes, Ea- oeronfloltet mürben, eine ^riftlid^e ^feier )u (Sfyoi
lendarium manuale n, 571. 643). 3)ie@d^rift' be§ ^tm entgegenfe^te, mop ber 40. %qq nai
fteQer beS ^Benblonbeg netmen berfelBen 9n- bem SBeil^nod^tSfefte bie gefd^id^tlid^ Unterlage bot
fd^ung zufolge boS t$feft Festum praesen- 2hn 7. ^iol^rl^unbert ift bie gfeier in Spanien, ii
tationis Domini, Festum occursus, Festum 8. äo^rl^unbert in t$fran!rei$ unb Seutfd^Ianb ii
Simeonis. 3n alten abenblönbifd^en JFoIenborien Uebung; nod^ bem |l. Slbepl^onS oon £o(ebo gä
unb SJlort^oIogien erfd^eint ber gried^ifd^e f^eft» übrigens ber Umgong mit Brennenben j(ergen bei
titel Tpapanti Domini für fid^ aSein ober al§ $er]^enli(^ung SDlaria'3. 3m SDtiffoIe $at bii
Sufft|Iid^e iBejeid^nung neben bem in ber loteini« Sid^terproceffion i^re auSfc^lie^Iid^e ^egiel^ung aal
fd^en Jlird^e oorl^errf^enben unb in ben liturgi» Sl^riftuS bemo^rt; in ber ^ntip|on §um @d^bi|
fd^en 93üd^em ouSfd^Iie^lid^ pr ©eltung gefom» ber ^roceffion mirb bie felige Jungfrau ^mar er
menen gefttitel Purificatio B. Mariae Yirginis. mäl^nt, ober nur infofem, otö bie t$feier mit be
©iefer reil^t boS^feft in bie 9Jlarienf efte ein, möl^« 3^tt il^rer ^Reinigung jufommentrifft. SHe Se§
renb bie Hturgifd^en Formulare aud^ beS ^benb* nung ber jferjen fd^eint im 11. Sol^rl^unbert n
lonbeS bemfelBen oormiegenb bie 93ebeutung eines Uebung gefommen ju fein; ber 1^1. Sentit
^fteS bed l^erm geben : bie ^ntipl^onen ber erften (Serm. 2 de Purific.) fprid^t t)on einem gefegnetei
SeSper ftnb bem Officium oon ber 93efd^neibung Sid^te, an meld^em bie j^ergen ongejünbet mürben
beS §erm entnommen; bie Secttonen jur ÜRotU' 2)ie ^roceffu)n mit ber t)or]^erge|enben @egnini(
tin. Die ^ntip^onen 5U ben SoubeS unb ben übri» l^oftet am 2. f^februar unb mirb nid^t oerlegt, aud
gen §oren, fomie bie Orotion unb boS proprium menn ba§ t^eft SRoriö Steinigung auf einen fpftten
ber ^effe lieben bie 2)arfte&ung 3efu im Sempel Sog t)erf droben merben mu|; e§ maltet l^ier baft
unb bie ^Qpaponte ^ert)or; bie ^röfotion t)on felbe Ser^Itni^ jmifd^en ber ^roceffton unb be
SBeil^nad^ten oerBinbet boS ^eft mit ber t$feier ber gfeftfeier, mie ^mifc^en ber ^ittproceffion an
®eburt beS 6erm; bem morionifd^en Officium 25. Slpril unb bem 2Rarcu§fefte.
gel^dren bie ^folmen ber SSeSper, mie om fSfefte 7. SRoriö 92amenSfeft (Festum Ss. Nomi
ber 93efd^neibung, bie ^folmen mit ben Slntip^o» nis B. M. V.) mirb al§ feIBftönbige§ %t\i gefeiert
neu ber SRatutin, bie §^mnen unb bie fleinen SRe= infofem bie grinnerung an bie ©nobenöoned^te be
fponforien an. S)en ^meifod^en fSfeftd^orofter l^ebt feligften Jungfrau ftd^ an ben Flamen Inüpft 9b^
2)uranbu8 Beftimmt l^erDor: Est hodie duplex felBe mürbe ^uerft in ber Stobt unb 3)iöcefeSueiia
festum : primo quoad partum, quod dicitur in Sponien, unb ^mor, bo jübifd^e SRöbd^en u\
festum 6ira7:avTr] . . . , seoundum quoad pa- om 14. 3:oge nad^ ber ©eburt il^ren 9^amen er
rientem, et dicitur festum Purificationis (Ra- l^ielten, om 22. September begangen unb 151^
tionalediv.Off.7,7,5).S)ie3lnfd^uungbegbeut« oom opoftolifd^en Stul^Ie gebilligt. 9lad^bembai
fd^SoIfeS betrod^tet boSgfeft, mie feine ^ejeid^- t$feft infolge ber9ieoifionbe§Srek)ier8 unter ^iudV
nungen eS ermeifen, oIS SWorienfeft. — ©ie ältefte fortgefoDen mor, mürbe eS für Kuenca burd^ ©ij
9lad^rid&t öon biefem gfcfte finbet fid^ in ber Per- tuS V. mieber ^crgefieüt unb auf ben 17. ©ep
egrinatio Silviae Dom Solare 885 ober 386 (Per- tember, ben erflcn freien log nod^ ber Octoo xm»
egrinatio Silviae, ed. Gamurrini, Rom. 1887, ÜRoriö ©cburt, ongefc^t. ®cffen fjfeier fonb bara
82 sqq.). 3n Semfolem, mo bamotö nod^ bie gunöd^ft in 3:olcbo unb unter ©regor XY. in gan
tJfeier ber ®eburt Kl^rifti sugleid^ mit bem Sfefte ©ponien 5lufno^me. 3um ®anf für bie S9e
Spipl^onie begongen mürbe, fonb am 40. €age freiung ber Sl^riftenl^eit t)on ber Sürfennotl^ binrd
nod^ ber ®eburt, an ber Quadragesima de Epi- ben t)on ©obie§fi unter ber Anrufung SRoria^
817
9Rarienfefte.
818
ihr ttata Vttnfiapfyi t>ot äBien errungenen @ieg
UH^ 3miO€cns XL im 3. 1683 baS gfeft mit
boi im folgenben Saläre genel^migien Officium
ob bem Sänge eines duplex majus auf bie gonje
tii^e ans unb urieS bemfelben ben Sonntag in ber
Octo Dot SRoriö (Beburt an. — S)ie bem ^e{te )u
Snnbe liegenbe Sl^rfuni^t gegen ben 9tamen ber
ieSoflcn änngfcQU reid^t in baS d^ftlid^ Slter-
4ai (inauf . ^t aud^ bie fromme SHeinung, bag
bnStameSlana bur^ eine Offenbarung beren
Btsn bmbgegeben mürbe, nur Dereingelte 93er-
tRto gefmtben (f. Benedictus XIV., De Festis
2, 10, n. 1), fo ](jaben bod^ fd^on bie l^eiligen SSöter
M nrit ber S)euhtng beS 9lamenS 6ef d^ftigt. 9tad^
()vnm9mttS ]^|t 9Rario : Sendete, Srleud^tung.
inboe leiten baS SBort öon SJliriam (o;"?», i»
nb Q*J, »itterfeit beS 9Reered, ab; fo fri bie
S^ttcßer beS SRofeS genannt morben, meil fte ge»
imvurbe, als $(arao anfing, bie neugeborenen
Ünxlitifd^ ffnaben )u tdbten ; als aber bie 3S»
ndten trodfcnen Sfu^ burd^ baS rotl^e Weer ge«
Smgeii, fei ber 9{ome ber @d^mefter beS 3Rof eS in
ütttio, Stent beS 9ReereS, t>eränbert morben. 9I§
nmcBpem bolmetfd^en aud^ Diele Rubere biefen
ftntn. mein fprad^Iid^ rid^tiger ifl eS. 9Jlaria Don
rte, Tehemens, iortia, ober Don c«n abzuleiten,
Ma^cS bebeitten mürbe: SRäd^tige, ©tarfe, ober
frtaicne, ^rou, ^errin (S. Joannes Damasc,
De fide orthod. 4, 14).
8.0tariä Opferung (Praesentatio B. M.
V.) toirb am 21. 9loDember als duplex majus
Qt^Rt; an bemfelben Sage begel^en boS gfeft aud^
bielnnenier unb bie @ried^en; le^tere geben il^m
bca Xitel ^ iv t^ vacS e&o^oc T^C ^. bzox6xou,
ÜKT attm Xrabition }ufoIge, unb baS ift ber
Scgesjianb beS gfefteS, mürbe SRaria in frül^er
SvjjtBb, nad^ opocr^pl^en 3eugntffen im Slter Don
bmSk^ini, im Zempel aufgeopfert unb ®ott ge«
1R^ mib Derblieb bafelbft unter ben bem Sem»
9Aicn{l obliegenben Sfrauen bis gu il^rer S3er-
■fltiimg. SiDar Derlangte boS ®efe( nur, ba^
Ke mtafid^ Srftgeburt bem ^erm aufgeopfert
ob loSgefottft merbe; eS fonnten jiebo^ aud^
JnQRa bem Eiligen Sienfte gemeil^t merben, mic
bam ond^ gfkiD. Sofep^uS (Antiqq. 5, 10, 1)
ÖK lob^ Sßei^ in 93erbinbung mit bem ©elübbc
te Srngfroulül^feit anbeutet (Dgl. 1 @am. 2, 22.
Ct88,8unbb.9rt3ep^te). 92ad^@imeonaReta>
?NbS fom baS ^fi im 3. 730 in SonftauHno»
Mmnchmg; jfaifer Smmanuel SomnenuS, ber
1148 ben X^ron beflieg, f ul^rt baSfelbe unter ben
«gnqeR Snd^ befannten tieften auf. $ei ^apft
^^ XL in 9lDignon bemül^te ftd^ ber jf önig
^(tpem um 9ufna^me beS SfefteS in baS ^benb»
^; in 9iaDarra Deranlagte beffen gfeler ftönig
loilIIL im 3. 1374; für @ad^fen geftattete bie-
fdk $iuB IL im 3. 1460. %ud( in »om f^eint
te 8^ Sufna^e gefunben )u |aben ; nac^bem
*r IßiaS V. bei ber SleDifion beS SBrcoierS baS-
Kik ffotlt fallen loffen, fab ftd^ ©i^tuS Y. Deran« ,
^ baS ^fcit langer 3(it aDent^alben gefeierte 1
gfeft" in baS römifd^e ffalenbarium eingufeken unb
beffcn f5feier mit Officium unb 3Reffe augemein
Dorjuf ^iben. Um bie SBieberaufnal^me beS gfefteS
f^ai ftd^ ber Sefuit fSf^an^ SunianuS befonberS
Derbient gemad^t (Benedictus XIV., De Festis
2, 14, n. 9). S)er Sejt beS OfficiumS im römi-
fc^en SBreDier, in meld^m übrigens nur bie Ora«
tion bie Opferung ÜRariä ermdl^nt, ift Don Sie-
mens Vni. reDibirt. ®a8 geft toirb in Dielen
geiftlid^en ©enoffenfd^aften burd^ bie Erneuerung
ber ®e(übbe il^rer SRitglieber auSge^eid^net.
9. S)aS9lofen!ransfeft(Solemnita8Ss.Bo-
sarii B. M. V.) ift äl^nlid^, toie 9Rariö Samens«
feft, burd^ gIorreid(ie @iege Deranla^t, meldte unter
ber Anrufung ber feligften Jungfrau errungen
mürben unb bie (S^riften|eit im Slbenblanbe Dor ber
^rgetoaltigung feitenS beS SRol^ammebaniSmuS
retteten. SIS nämlid^ am 7. October 1571 unter
S)on 3uan Don Oefterreid^ bei Sepanto bie entf d^ci-
benbe @d^Iad^t gegen bie Surfen an eben bem Sage,
bem erften Sonntage im October, mar gemonnen
morben, an meld^em bie Slofenlransbruberfd^aften
SU 9lom ibre Sittgänge um Erlangung beS @iegeS
über bie Ungläubigen l^ielten, Derorbnete $iuS Y.,
ba^ ein S)an!feft als „©eböd^tni^ U. 8. gfrau Dom
Siege" gebalten merbe. @regor Xin. geftattete
am 1. Slpril 1573, bafe baS gefl in 3u!unft in
aUtn JKrd^en, in meldten ein Sitat ober eine jta-
pelle sub invocatione B. Yirginis Rosarii ftd^
befänbe, alS „SRojenfranjfeft" am erften ©onn«
tag im October gefeiert merbe. ßlemenS X. bebnte
im Sabre 1671 baS geft ol^ne bie ermäl^nte 93e«
bingung auf ganj Spanien auS, bis enblid^ Sie»
mens XL infolge beS Don ^rinj Eugen bei ^eter-
marbein in Ungarn am 5. Sluguft 1716 über
bie Surfen erfo(|tenen ©iegeS ft^ betoogen fanb,
bie tJfeier in ber ganjen Ebrifl^^rit eingufül^ren,
„bamit bie ^ergen ber ©laubigen baburd^ um
f 0 mebr jur 93crebrung ber ^eiligen Snngfrau ent-
flammt mürben unb baS Slnbenfen an bie fd^ul-
bige ^anfbarfeit für bie bamals empfangene ^ilfe
niemals erlöfd^e". 93enebict XIII. gab bem als
duplex majus gu feiemben tiefte eigene Sectio-
nen 5ur jmeiten ?loctum. 3m SSertrauen auf ben
Sd^u^ ^aria'S bei ben fortbauemben 93ebräng-
niffen ber ftird^e orbnete Seo XDI. am 1. Sep-
tember 1883 in feiner erften Enc^flica über baS
SRofenfranjgebct an, ba| biefeS ben ganjcn SKo-
nat October binburd^ täglid^ in allen Eatbebral«,
$farr- unb SJlarienfird^en öffentlid^ abgebalten
merbe ; biefe feitbem öfters erneuerte ©eftimmung
l^at 5U bem gf^fte einen Stofenfransmonat l^injuge-
f ügt, beffen freier jebod^ feinen 6influ| ouf bie Situr-
gie l^at. 9lad^bem fd^on $iuS Y. bei ber Einf e^ung
beS gefteS JJJariä Dom Siege in bie Saurctanijd^e
Sitanei bie SInmfung Auxüium Christianorum
eingefejt f^attt, fügte Seo Xin. om 24. ®ecember
1883 5um Sd^Iuffe berfelben bie 9lnrufung an
Regina sacratissimi Rosarii; 1887 erl^öl^te er
ben Stang beS Stojenfran^fefteS auf duplex 2. clas-
sis unb fd^rieb om 5. Sluguft 1888 baS bem S)o-
819
SJlarienfejle.
820
tninicanerorben eigene Officium unter 93eibe^al«
tung bet biSl^er geltenben ^iftorifd^en Sectionen^
fomie eine eigene ÜReffe qI§ oUgemein uerpflid^-
tenb \>ox.
10. 3)a8 gfeft ber fieben ©d^merjen üKo«
riä (Festum sepiem dolomm B. M. V.) foll
jumö^ft jene Setbendntomente qu§ bem Seben
^Qria'd t)ergegentt)ärtigen, ha fie untet bem Jheuse
bed ftetbenben ©ol^ned fianb, oonn ober oud^ boS
gefammte geiftigeüRartt^riumber ®otte3muttet, baS
{te )ur Königin bet SJlartQrer obelte, ber gUubigen
SBetrad^tung Dor Sugen fteUen. 2)ie $ere|rung ber
um 3efu u^iUen leibenben unb mit 3e[u§ um un»
ferettoillen mitleibenben 3Kutter »or löngft öolß-
tl^ämlid^ ; ber Orben ber S)iener SJlariä mar ^ur
Ißflege biefer SSerel^rung geftiftet, bie bilbnd^enS)ar»
fte&ungen il^rer Sd^mergen waren totxi Derbreitet
unb ba§ Stabat mater bed Socopone bo Sobi (geft.
1806) xoax @emeingut ber Sl^riftenl^eit gemorben,
beDor baS S^ft ber ® d^merjen tHaxiä in bie Siturgie
Singong gefunben l^otte. Slngeorbnet mürbe ba§>
felbe juerft auf ber ffölner $rok)in)iaIfQnobe Dom
S(a]^re 1423 5ur Saline für bie SBilberftürmerei
ber ^uftten al§ Commemoraüo angustiae et
doloris B. M. V. unb, ba nad^ ben bamalS gel-
tenben 9lormen f^fle in ber Sfafienjeit nid^t gefeiert
»erben foOten, für ben Freitag nad^ bem Sonn*
tag Subilote, bem britten nad^ Oflem, benimmt
(Hartzheim V, 221). Stod^bem bog Sfeft a^nöd^ft
in ^utfd^lonb SSerbreitung gefunben ^atte. mürbe
e9 Don ^enebict XIII. im 3. 1725 für ben ffir-
ddenfioot Dorgef daneben, 1727 auf bie gan^e ftird^
QUdgebel^nt unb feinem Sl^roRer entfpred^nb auf
ben S^itog ber ^ffionSmodbe, ad^t Xoge Dor
ben ^l^rfreitag, geleigt. 2)er ^afftondjeit gel^ört
ti fo eigentldümlid^ an, ba| feine gfeier für bad
betreffenbe 3al^r bonn gönjUdp audföOt rnemt eS
an bem beftimmten Sfteitag ober bem nöd^ftf olgen«
ben Xage niddt gelitten merben fann (Bubr. spec
Festi). S>urd6 feine Stettung in ber liturgifd^
3eit erf d(Kint baft gfefl fetner ^bee nad^ l^uptfödd*
lid^ aU oompasaio ber jeligflen 3ungfrou mit
bem Seiben bei) (Srl5fer9. w in ber Siturgie mie
im SoUdmunb Dormaltenbe gfefttitel ermöbnt fieben
Sd^merjem bie aber im Officium felber nid^t notier
angegeben finb. 'SHui bös geifHge Wartprium
9Karia*d in fteben^uptmomentenuifammengefa^
unb biefem entfprtd^nb twn ber oUbcnben A^nji 1
3ilam a\i @4)mer5en8mutter oon fieben Sd^mct" |
tern bunf^bobrt bargejhUt mtrb, ift nadd einer üon i
^»enebict XIV. (De Festia 2, 4, n. 9) ermahnten >
Eingabe auf bie Stifter bcS Orbenä ber Wiener |
SKariä )urä(I)ufü]^ren, beren Sfejl 1888 für ben
11. t$ebruar allgemein üorgefd^eben loorbcn ijt. |
S)ie ool&tbümlid^ ^Inbad^t finbet biefe Seibend- ;
Rationen im Sin^elnen in ben S^mersen 3Rcnria'$ : .
1. bei ber SBeidfagung Simeond, 2. bei ber fjflud^t
nadb 9[eg9pten^ 3. bei bem breitögigen @ttd^ mi4
bem smdlfiö^rigen ftnaben^ 4. bei bem ^nblide
be§ freu)trogenben ^anbed^ 5. bei fetner ftreu>
jigung, 6. bei ber Vbitt^me fetned Setd^mmd üom
ftreu}e unb 7. bei feinem 93egrabni|. Slnbere laffei
bie fteben Sd^mergen mit ber Sflu^t nad^ 9Lt^
ten beginnen unb lieben anbermeitige SRomoii
aus bem bittem Seiben bed ^erm l^erDor; nnebc
Rubere befd^rönfen bie fieben @d^mer}en ÜRotl
auf ben (Sl^arfreitag unb benSorabenb in folgen
ber ^Reihenfolge: 1. ba Sl^riftuS oon fetner 9Rul
ter ^bfd^ieo nal^m; 2. ba er mit ber 2)onien
frone Dorgefteüt mürbe ; 8. ba er an baS fit»
gefd^Iagen, unb 4. ba er mit Sfftg getrönft nmibc
5. ba er auSrief : ,,3Rein ®ott marum l^ofl bi
mid^ oerlaffen?" 6. ba er ftarb, unb 7. ba feil
Seic^nam auf il^rem @d^o^e rul^te. SBeiterl^in toer
ben aud( fieben ©d^mergen SOtariä in ber fiAm
f ad^n Säfterung gefunben , meldte ber ^err ob
ftreuje über ftd^ ergel^en lie^, fomie em)Iid^ in
ben fieben SBorten, bie ber $en am ffreuje fpnu^
(Dgl. 3. ißeitl^, 2)ie Seibendmerf}euge (S^
803 ff.). — SBeben biefem öom 95oI!e ©^meneiö«
freitag genannten t^fte ift burd^ $iu§ VIL x»
Saläre 1814 eine ^meite geier ^u Sl^ren ber ©d^mef
gen SRaria'S auf ben britten ©omttag im Se^
tember angefe|t morben, meil, mie bie Sinful^
rungSbeftimmung anbeutet, jur 3eit ber ^ßoffiosS'
trauer eine feftUd^e gfeier meniger ^ur ®eUim(
fommen fann. Sine fold^e itotitt gfeier befion)
bereits lönger im Orben ber S)iener SRoriä md
in mand^en 2)iöcefen. SBdl^nb baS gpeflofficinB
in ber ^afftonSseit ftd^ mel^r an boS Seiben bei
^erm anlehnt, erf d^eint in bem jmeiten gfeße Sta*
na als Königin ber ÜRart^rer ; flott ber traoa
fixio et paasio Mariae, meld^ bie Oration ob
@d^mer)enSfreitag l^eroorl^ebt, merben in ber On»
tion ber gfeier im September einfod^ bie dolora
Mariae betont. 3n beiben gfeften i{} (nod^ Sm*
berger) 3Raria bie ©d^merjenSmutter, jebod^ is
ameiten gefte oIS Königin ber 9Rort9rer, Me im^
mer im ^immel für unS bittet unb beren auf Srbei
mit SefiS für und ertragene Seiben mir t)on i^
böc^fien ^ßunfte auS, unter bem ffreuje, über
fd^uen. 9m Sd^erjenSfreitoge fel^ mir ii
9Raria, mie in 3efu, bIo| bie äeffle ScJ^mergenS'
füQe; eS tritt boS Seiben 3eftt in ben Sorbergnmb
unb Worio ift Sepraf entonttn ber mitleibcid)en, |i
erlöfenben SHeufd^b^it; om smeiten gfefle ober te
troddten mir baS Seiben ber beigen 3ungfrai
felb^, für meld^eS fie nun bie @Iorie beS ^immd
aundd^fi ibrem @obne beft^ Iber Storia iß Sb
nigin ber SRortprer nur burd^ il^ WiHeiben an
ibrem göttlid^ @obne ; bo^ iß bie ^dtt beibei
^fle nur menig oerfd^iebcn (^ßoßoralt^Iogk
4. 9ufl., n, 772) unb ber Song beibcr 3^
duplex majus.
11. aRaria @d^neefeier \% mie bieSe^eid^
nung bed Sefte§ Dedicatio S. Mariae ad myei
im römifd^Hrn Aalenbarium befogt, boS (Skbad^tHij
ber 9Beibe ber Starienfini^ osf bem ßfigntlis b
3tonK bie nodb ibtem Srtencr libcriomf^e 9a{i
lifä^ nod^ ber bafelbß aufbetDobrtcn fir^>pe biti
j>emt S. Maria ad Praesep«, im Serjeidbnift bei
«^tationdfird^en be^ römif<^ SRiffoIft megen t^
821
SKotlenfepe.
822
SmongfS Dor ben übrigen Snorienfird^en Maria
Mjor unb im t$e|ttitel S. Mariae ad nives ge»
Mmt iDirb. SHefec l^t feinen ®runb in ber anä)
ii M römtf4^ SreDier aufgenommenen Segenbe
m ber ®rönbung biefer irird^e. S)erfelben ^u«
folge ^tten unter bem ^ontificote bed SiberiuS
in 4. Sol^rl^unbert ber römifd^e ^atricier äol^on«
Klnnb beffen ®ema]^Iin, loeil finberIo§ unb ol^ne
frhn, i^ Sermdgen ber 1^1. Sungfrou gelobt unb
fit gebeten, ^ mlM^te il^nen offenbaren, mie fie ^u
i|ter (Sffct vjft 93ermdgen oermenben !5nnten. 2)a
lU am 5. 9ugu{t }ur Stad^t^eit auf ber @pt^e beS
Bquilin 6<l^ee, unb an biefer SteSe liefen fie,
ber in einer SHfion i^nen ertl^eilten Sßal^nung
atJiNm^enb, eine Safilifa ^u S^ren ber ®otte3*
niter etbouen. SHefe munberbare 93egeben]^eit
ffb Seronlaffttng )u bem gfefle, meld^eS ^unöd^ft
nr in iener Stixi^ gefeiert, im 14. ^al^rl^unbert
of Ue gonge @tabt Sflom auSgebel^nt unb burd^
^ V. )u einer allgemeinen gfeier ber ganzen
C|ri{len^ erhoben nmrbe (Benedictus XIY.,
DeFastia 2, 7, n. 15 sq.). (SlemenS Vm. gab
taRgfePe benSRang eined duplex majus; ba§
Ofjiänn bedfelben mar im rdmifd^n Sreuier ba§
Smialofficium ber SRarienfefte, bis baS pxat"
Vjfift mürfnil in ben neueren 93reDierau3gaben
cbi Commmie in festis B. M. Y. per annum
lifanKnflellte.
12.giaria Dom Siege, f. 9lofen!ransfeft.
13. SRariS 93erfünbigung (Annunüatio
B. IL V.) ifl bie liturgif d^e Sejeid^ung f omol^I
bei (Be^mriffeS, meld^eS baS nicönifd^e S^m«
boba mit [Filius Dei] descendit de coelis et
iMtfnatas ... et homo factus est nad^ feinen
liqebKn Stomenten entfaltet, ald aud( be§ fjfefteS,
viSfA jieneS ®e]^mni| oergegenmörtigt. 2)em
Scteimniffe felbfl mirb in ber Siturgie bie l^öd^fte
thn^nmg ermiefen; bie Srmö^nung beSfelben im
jEfiAoIimi raub im 3obanne§*SoangeIium mirb
ite|eit mit einer ftniebeugung begleitet; Joie in
ber Serfunbigung ÜJtaria'S ooHsogene SOtenfd^»
ierbmg be9 Sol^neS @otte3 mirb burd^ ba§ brei»
nlige Sfngeludläuten unb ^ngeluSgebet an jebem
Soge, mit SuSnol^ bed fttQen 3:ribuum3 in ber
^artDod^ nnb ber 5fterlid^en 3^it oerl^errlid^t,
j» bo| Ue %t\tt ooh SHariä SBerfünbigung fid^
ier oOe Xage^eiten unb über ba§ ganje ^af)x
ofhedt Sad §tft farni feiner 93ebeutung nad^
Äeiie ^er gu ß^ren bed ^tvtn, mie aud^ gu
l|mi ba feligfien Jungfrau aufgefaßt merben.
u jebod^ bie ^f^txtt ber SRenfc^merbung, info*
in Uefe als bie DoIIe Eingabe be§ ^erm an bie
Keifii^ erfd^int, ju Sieil^nad^ten begangen
M, fo erfd^nt biefe gfeier in ber SSerfünbigung
DtniS dü SRarienfeft unb fd^He^t ben Inbegriff
ArSoriüge in fid^, meldte Sllaria oon ber jhrd^e
bi|ri(gt Mten, me|]^lb fie 6eot6xo;, Dei ge-
wix IfA^ SN nadjibem nun in oerfd^iebenen 3ei-
ta Me eine ober bie anbere 93ebeutung beS t¥efte§
9^ (enwrge^oben mürbe, führte ed aud^ oer>
Hiebatt 9qctd^nungen: Annuntiatio B. M. V.,
Annuntiatio angeli ad Mariam, Mariae salu-
tatio ; aber anä) Annuntiatio Christi, Annun-
tiatio dominica, Initium redemtionis, Oon-
ceptio Christi, Festum incamationis ; bei ben
®riedj)en eopr^ tou dT^eXidpioü, e. toü eöaT^eXw-
jjLOü, 7apiTt<j|i6c. S)ie SSejiel^ung beiber tJ^fte ju
einanber ift aud^ d^ronologifd^ in bem j[ö|rlid^en
t^eftcQflud baburd^ gemalert, ba^ entfpred^enb ber
^eter ber ®eburt be§ ^^erm ba§ ^efl ÜRariä Ser«
fünbigung am 25. SOtör) begangen mirb. S)urd^
bie 9leu|erung be§ 1^1. SugufttnuS (De trin. 4, 5),
ba^ nad^ ber a&gemeinen UeberKeferung 3<^fu8
Sl^riflud am 25. 9Rör} em))fangen morben fei unb
gelitten l^abe, ift für ba3 Slbenblanb ober Sfrif a eine
Qfeftfeier üon ber Serfünbigung 2Rariä in feiner
3eit nid^t ermiefen. SQBir l^aben feinen frül^em, fri«
tifd^ unantaftbaren 93emei8 für baS ißorl^anbenfein
unfereS fSfefteS afö bie Sieben beS ^hriard^en ^ro*
clu§ t)on ßonftantinopel (Migne, PP. gr. LXV,
680 ; Ogl PP. lat. LIV, 473), ber nod^ oor miauf
ber erften ^ölfte be§ 5. ^al^rl^unbertS fiarb. S)a
berfelbe in einer biefer Sieben bemerft, „möl^renb
be§ ganzen gegenmärtigen Sal^rl^unbertS'' merbe
ba§ ^eft t)on ber ganzen Stxxä)t gefeiert, fo finb
mir bered^tigt, ben 93eginn beSfelben minbeftenS
an'S Snbe be§ 4. Sal^rl^unbertS gu f e^en, aber aud^
nid^t meiter l^inauf : benn jur 3^it ber Saobicäer
©^nobe (872) beftanb baSfcIbe, mie eS fd^eint,
nod^ nid^t. 3)en auf ber truQanifd^en S^nobe im
^al^re 692 Derfammelten orientalifd^en ^ifd^öfen
aber mar baS Sf^ft ^tma§ bereits 93efannte8, benn
fie ocrorbnen c. 52 (Mansi XI, 968), ba^ möl^-
renb ber ganzen Ouabragefimalgeit, mit SuSnal^me
ber @onnabenbe unb ber Sonntage, fomie beS
fJefteS TOariä SSerfünbigung, bie aRef|e in Prae-
sanctificatis gefeiert merbe. — 3JudJ im 3lbcnb«
lanbe mar ba§ t$feft SRariö Serfünbigung um biefe
3eit befannt. 3m @acramentarium beS 1^1. ®re«
goriuS ift ed ermahnt unb auf ben 25. ÜRöt^ an-
gefe|t. ^a il^m berfelbe Sag aud^ in ben Salj»
burger Statuten öom Saläre 799, im geftocrgeid^«
uiffe öon ©t. ®anen auS bem 9. So^r^unberte
unb anbcrcn Urfunben biefer 3^it angemiefcn ift,
f 0 fül^rt e§ in alten beutfd^en jtalenbarien aud^ ben
Flamen „SKariä in ber Saften". 3n Spanien
oerlegte bie S^nobe ^u Solebo Dom ^a^xt 656
unfer gfeft auf ben ad^ten Xag t)or Sßeibnad^ten
(18. S)ecember), meil feine tjeier mit ber Ouabra-
geftmal^eit über^au))t unt)ereinbar fei unb ber ^eier
feines SobeS nic^t fo nal^e gerüdft fein bürf e (Har-
duin, Conc. HI, 978). «ud^ bie mailänbifd^c
ifird^e beging e§ im ©ecember, unb jmar am oier»
ten aboentf onntage. 3n ber römif d^en ftird^e mürbe
baSfelbe ftet§ am 25. üKära begangen ; eine Ver-
legung mu| attcrbingS ftattpnben, menn e§ in bie
E^öt» ober Oftermod^e einfällt. 3n biefcm gatte
mirb ba§ Officium mit ber SKeffe bem SKontag
nad^ bem meinen Sonntage jugemicfen, bie geier
felbft aber bleibt, mit ber SSerpflid&tung, ber ^ei«
ligen 9)leffe beijumol^nen, unb ber ßntl^altung öon
fned^tüd^en arbeiten, am 25. SOtärg beftel^en unb
823
SKarienfefte.
824
mirb auf ienen 9Jlontag nur bann oerf d^oBen, tt^enn
ber S^arfreitag ober ber (Sl^rfornStag auf ben
25. aWära fällt. 3n einjelncn S)iöccfen I)eut|4»
(anbg tt)irb baS t^ft pro choro et foro auS ber
Sl^armod^e auf ben SamStag t)or ^almfonntag
unb aus ber OftenDod^e auf ben SHontag nad^ bem
meinen ©ontüage t)erlegt; in anberen S)iöce{en
mirb baSfelbe, mag e§ in bie &^Qmoi)t ober in
bie £)ftertt)od^e faUen, als gfeiertag, ol^ne bie g^ier
in foro unb in choro 5U trennen, an bem ge»
nannten SRontag begangen. S)ie mannigfaltige
Dbferoang, tteld^e Bejüglid^ biefer gfeftfeier in ben
beutfd^en ffird^en bis in bie neuere 3^it Beftanb,
f. beiSBinterim, ©enftoürbigfeiten V, 1, 356, 3lnm.
in. SSon ben marianifd^en ^articular»
f eften lönnen l^ier nur biejenigen in Sctrad^t fom«
men, toeld^e nü^t bIo| in einzelnen JKrd^en, 2)iJ)'
cefen ober DrbenSfamilien Begangen »erben, bie
t)ielme]^r über il^re locale äSeoeutung l^inauS al§
Festa ex Indulto celebranda ©emeingut ber
©laubigen in weiteren ftretfen geworben fmb.
1. ÜRariä (Erwartung (ExspectatioB.M.V.,
genauer Exspectatio partus B. M. V., grtoar»
tung ber !Rieberhtnft ber feligften Jungfrau) würbe
als Sfeft 5uerft in Spanien begangen. Sntfpred^enb
ber in Dielen JKrd^en bis )ur neuem Seit geltenben
Siegel, in ber Ouabragefimaljett feine ^eiligen«
fefte gu feiern, l^atte 656 baS jel^nte SoncU oon
Solebo baS ^eft ber SSerfünbigung SHariä oom
25. Snör} auf ben ad^ten £ag oor bem SSei^nad^tS*
fefte, ben 18. S)ecember, oerlegt. S)amit war bie
ie|te SSorfcier biefeS tJfefleS, weld^e mit ben fogcn.
gro|en ober 0-9lntil)]^onen jum 9Jlagnificat gleid^-
fam wie eine Octat) Dor Sßeil^nad^ten fid^ barfteUt,
feftlid^ eingeleitet. SHS aber Spanien in ber gfeier
ber SSerühtbigung SHariä ber römifd^en t^feftorb»
nung ftd^ anfd^Io^ unb biefeS gfeft in ber t!roIge
am 25. JRärj ju begeben wor, bel^iclt ber frül^ere
Termin immerl^in einen feftUd^en S^arafter unb
blieb ber l^eiligen ©otteSmutter geweift; jurSSer«
el^rung beS ©el^eimnifleS ber SWenfd^werbung fottte
bie Sagesfeier 3)laria in Jenen Sagen öerl^enlid^en,
weld^e ber ©eburt Sl^rifti unmittelbar oorangingen.
Sine öl^nlid^e freier befielet oon 9UerS l^er nod^ in
ber f^eflorbnung beS ambrofianif d^en ätituS. ^ier
tritt am le^en (6.) SböentSfonntage baS Dffi»
dum oon ber SKenfd^werbung beS §erm (mit ber
erften SeSper „oon ber SSerfünbigung 9Jlariä") ein ;
baS Officium für biefe le^te SBod^e unb bie ein«
seinen gfcrien tragen im ambroftanifd^en Sreoier
ben Xitel De exceptato, eine SBeseid^nung, weld^e
als munbartlid^e 93erftümmelung oon exspectato
ju betrad^ten ift unb bie SDBod^e unmittelbar oor
SBeil&nad^ten als „SGBod^e ber Erwartung" d^ara!«
tertfirt. ®er Eintritt ber großen SJntipl^oncn mit ber
erften SSeSper beS QfefteS ber Erwartung gab biefem
aud^ ben 5iamen Festum B. M. V. de 0. S)aS
S^eftofficium f d^lie^t ftd^ burd^auS an baS ^boentS«
officium an unb fte^t oon ben Keinen testlid^en
^enberungen ab, weld^e bem marianifd^en Dfp«
cium eigen ftnb. 2)aS geft felbft würbe 1573 für
Spanien oon ©regor XTTT. approbirt, 1695 onl
bie Slepublil ißenebig, 1725 auf ben IKrd^enfiaa
unb in ber ^olge auf oiele ftird^, Orben nai
ganse JKrd^enprooinsen auSgebel^nt
2. 2)aS t^eft, weld^S ^Raria unter bem XUc
„l^elferin ber ©l^riften" oerl^lid^ CDlaiio
^Uf, Festum B. M. Y. titulo Auxilimn CSbri
süanonun), l^at $iuS YII. )um 2)anl für fein
Srlöjung auS ber fünfiöl^rtgen ©efangenfd^ft t
Saoona im 3. 1814 angeorbnet ustb auf be
^al^reStag feines Sin^ugeS in bie Stobt 9toi
(24. ÜRai) ange)e|t. S)er 92ame beS §efteS f d^fiefi
ftd^ an bie Anrufung an, weld^e $iuS V. gun
2)anf für ben Sieg über bie Surfen bei Sepcotti
ber lauretanifd^en Sttanei eingefügt l^otte. SBega
feiner l^iftorifd^^enSebeutung unb locoIenSBejie^mii
fd^rieb $iuS YU. baS geft für ben Sticä^a^
oor; als gfeft beS S)anfeS für ben bUfreid^en Sd^
weld^en ^aria ber gejammten jnrd^e unb il^
Oberl^aupte inSbefonbere erwiefen l^at, fanb ba8>
f elbe balb in Italien unb bann aud^ in nidjit wad*
gen S)iöcejen au^erl^alb Italiens Sufnol^me.
8. Sine Sf^ftfeier oom reinften ^erjei
SRariö (Festum purissimi Cordis B. M. Y.]
würbe juerft oon äol^. SubeS, bem eifrigen ^
berer ber iBerel^rung beS l^eiligften ^er^enS 3cfi
(geji 19. ^uguft 1680, f. b. 9rt. SuM^
lY, 954), angeregt unb oon bem ^Bifd^of in»
KoutanceS in ber Jlormanbie im 3. 1688 g^
nel^migt. Sin eigenes Officium mit eigener ^Jtejfi
^atte 5War ber SarbinaUegat in t$franfreid^ 166(
gutgeheißen, bie 9htencongregation aber oerwei
gerte im folgenben Saläre bie ^probation. Su'
gleid^ mit bem Sult beS l^eiligften ^erjenS 3cfi
fanben jebod^ bie SSerel^rung beS ^er^enS SOtoiy
unb bie biefe pflegenbe 93ruberfd^aft bie fird^Iid^
©enel^migung unb ein ftetigeS äBad^Stl^um f oim^
in ber Saienwelt, als aud^ oor Ottern in religiöfei
©enoffenfd^aften. infolge beffen würbe einjelnei
3)iöcefen, ^unöd^ft ber oon Palermo, unb OrbenA
congregationen oon 1799 an geftattet, baS 9^
oom reinften ^er^en ^ariö mit bem gewöl^nli(^
Officium ber S^arienf efte unb bef onberen Sectionei
gur ^weiten 9loctum }u begel^en. Sin eigene!
Officium mit eigener SOteff e (Omnis gloria) appn>
birte bie älitencongregation am 21. 3uli 1855
Seitbem ift baS g^ft ^al^Ireid^en 2)i5cefen ttnl
^rd^en für ben britten Sonntag nad^ $fin^
ober ben Sonntag nad^ ber Octao oon 9Ratii
^immelf al^rt, l^in unb wieber aud^ mit einer Odos
beWiQigt worben. 9lö]^ereS f. bei N. Nilles, D<
rationibus festorum Ss. Cordis Jesu et pa
rissimi Cordis Mariae libri lY, ed. 5 (1885)
1, 539 sqq., bie ocrfd^iebencn Officien unb Vleffei
n, 366 sqq.
4. maxxa Sd^u^feft (Festum Patroobii
B. M. Y.) würbe junäd^ft für alle fiänbergebiä
beS ftönigS oon Spanien im 3. 1679 bewia^^
es f oute an einem Sonntage im 9looember gefeiert
aber übergangen werben, wenn eS an bemfeAa
burd^ ein l^öl^ereS gfeft oerbröngt würbe. Sene
aRariendage.
826
liicf Xm. ]ifMb beffen gfeier für ben ftird(fenftaQt
nf bm brüten Sonntag im 92ot)eniber t)or. S)Qd
Cfficiam ift bad gemö^nlic^e morianifd^e ol^ne
ngrnb ein bem tiefte eigene^ @tü(f, bie t$e[tmeff e i[t
gkütfolIS bie geuöl^nlid^e SBotiomeffe Salve. 93on
kB Orientalen feiern biefeS gfeft bie 9hitl^enen am
LCctober. 3)er ®egenftanb beg ^efted ift bie gfür«
\fmS9t unb ber Qd^ui^, mlä^tn bie feligfte 3ung«
frai ber fhnitenben ihrd^e, ben einzelnen @tönben
n^ diiebcm berfelben angebellten lö^t, niie baS
bcB I^L Suguftinud gugefc^riebene ©ebet Sancta
Maria, Baccurre miseris etc., ttield^eS alS Sinti-
lAon jum SDlagnificat an ben SRarienfeflen ge*
i^co^en nrirb, im (Einzelnen barlegt.
5. JAt Uebertragung beS l^eiligen ^au«
iel 0Ott Soreto (T^nslatio almae Domus
Linretanae), meldte am 10. Sccember al§ duplex
■ajns begangen nnrb, fteüt ftd^ im Officium unb
Ste^onnular ^nä(l(|fi als ftird^ttei^f eft bar ; e§
toi^tt fi4 babei jebod^ niddt um bie ©eböddinig*
{eis einer Sßeil^e, oeld^e bem ^f e ber fei. 3ung*
\m tair4 eine rituelle Sonfecration gegeben mor*
ben iMic ; gemeint nmrbe baSfelbe burd^ bie ©e«
benmijje, meldte ftdd badn Don^ogen. 3n ber
ft^lttB Section mirb bad Eilige ^auS bejeid^net
Ott ipdns Virgiiiis nataHs domus, divinis my-
itern eonsecrata. Sd mirb benn aud^ in ber
Sitsrgie baS Sfef^ in^txd^ ald ^Rarienfeft betrad^tet,
BBb ei finbet infolgebeffen bie Sommemoration
ber Octoo t>on ber unbefledften Sm^föngni^ im
Officium unb ber SReffe nid^t \iait (S)ie @e[d^id^te
bd Sefled f. im 9rt. Soreto.)
6. SaS 0efi 9Rariö SBermöblung mit bem
iL Sofepb (Desponsatio B. M. V.) l^at in ber
bei gtatt^. 1, 20 ff. berid^teten Sl^atfad^e feine
KHifi^ ®mnblage. SDie erfte Anregung, biefe
Vpi^oift )um ®egen{lanbe einer t$eftfeier gu
n^en, foll oon bem itan^Ier ®erfon (geft. 1429)
oSgegongen fein, ber um bie feit feiner S^xi fid^
atfoltenbe Snbad^t jum 1^1. Sojepl^ ftd^ bejonberS
tanfi^ 3(m nnrb aud^ bie 9lbfaffung eines
Cfftciumd Don ber SSermö^Iung Snariö jugefd^rie»
IKB (Benedictus XIV., De Festis 2, 1, n. 14).
£en gtinoriten geftattete $aul in., ein Officium
Ion ber SSermöl^Iung gu beten ; e§ joHte bo^u baS
im IRonä @eburt mit wenigen, burdd ben t^eft»
ttd Bot^ioenbig gemachten 9Ienberungen bienen.
Kl ba§ auf ®e]^| beSfelben $apfteS t)on bem
Sonriniconer P. ^ore Derfa^te Officium an beffen
6tdIetrot. Seitbem Scnebict Xm. baSfelbe 1725
fcbmitirddenflaat oorfd^rieb, mürbe beffen freier
^ änbnlte gal^lreid^en S'aocefen geftattet. S)a§
i^ hKld^ bem 23. Sanuar ald duplex majus
aganefen ifi, ^bürfte t)or 9iaem baS SJer^ältnig
^fjL 3ofet>b hn bem fid^ offenbarenben Sriöfer
ttb feine Stellung im IReidde @otte§ gur S)ar»
Hang bringen. Senn bie 93ermäl^Iung U. S.
im totte junöd^ft ben S^^^^ ^^B ^^ni göttlid^en
fliibe mib feiner Wutter ein (Sd^ü^r ^ur Seite
Ifabe; rnib eine gfolge biefer SBerm&b^ung ift, ba^
kr (L äofcpb f^ immer ein @d^a^mei|ter im
SReid^e bed SrIöferS gemorben'' (Smberger, $a«
ftoraltl^eologie U, 732), Sie Sommemoration
bed 1^1. Sofepl^ in bem Officium t)on ber SBer«
möl^Iung 3Ranä finbet flbrigend nad^ ben S)ecre>
ten ber SHtencongregation t)om 23. Suni 1736
unb 16. t^ebruar 1737 nur ftatt, mo fie fpeciett
bemiUigt ift. [(3. S9. Jhaud) ©d^rob.]
9totiftillbi(|€ ift ber gemeinfd^aftlid^e dlamt
für eine itlaffe mittelalterlid^er ®ebid(|te, meld^ in
aQen europöifd^en Siteraturen t)ertreten ifi. ®egen>
ftanb biefer 3)id(|tungen fmb bie Srmägungen unb
em))finbungen, mot)on bie vielgeliebte ®otteS'
mutter in ben ergreifenbften SlugenblidCen il^reS
Sebend, nömlid^ ald fie unter bem ftreuje ftanb
unb ald fie ben tobten @obn im @d^ofe l^ielt,
burd}brungen fein mu^te. S)er SludbrudC biefer
inneren SSorgönge ift urfprünglid^ I^rifd^ unb mo«
noiogifdd ber allerfeligften 3ungfrau in ben 9Kunb
gelegt, balb aber bur^ 3tt)ifd^enreben 3efu, 9Rag«
balena'd unb Sol^anneS' bramatiftri; oud^ in ben
geiftlid^en $affion8fpieIen ift bie ftlage SRariä
immer Iqrifi^ ober bramatifd^ befonberS ausfuhr«
lidd bel^anbelt. 9lid^t l^ier^er gehörig ift alfo baS
Stabat mater ober ber Dialogus de passione
be§ 1^1. ^nfelm, in meld^em ber SSerfaffer unb bie
1^1. Sungfrau mit einanber reben. ^IS öltefte CueUe
ber eigentlid^en SRarienflagen mu^ eine $rofa=
barftellung gelten, meldte in mittelalterlid^en ^anb«
fd^riften nic^t feiten ift unb hali> bem |l. tugu*
]tinu§, balb bem 1^1. Slnfelm, bafi) bem ffi. 9em-
barb jugefd^neben mirb ; fte fül^d l^ie unb ba bie
^uffd^rift Incipit compassio beate Marie circa
crucem, sicut ab ipsa revelatum fuit beato
Augustino. SaS 92ä^ere barüber fielet im Bulle-
tin de la societe des anciens textes fran9ai8,
Paris 1875, 1, 61. «bgebnidt ift biefer ^rofatejt
Don SS. Qfoerftcr im Slnl^ange )u 9lr. 3 öon beffen
»omanif^er üBibliot^ef, ^eilbronn 1890, 41;
bort fmb @. 51 anä) t)ier alte Sncunabeln an«
gegeben, in meld^ ber lateinifd^e 3:e^ gebrudEt
üorliegt. S)ie Duelle jüngerer TOarienfiagen bil»
ben lateinifd^e ©equenjen, namentlid^ bie auS
bem 12. Sal^bunbert ftammenbe, meldte mit ben
Sßorten Planctus ante nescia beginnt unb ju«
crft öon SKone, ©ddaufpiele beS aOWttelalterS,
ffarlSrul^e 1846, U, 362, aud^ Donffe^rein, Sat.
©equenaen be§ gwittelalter§, SKainj 1873, n. 223,
nbgebrudftmorben ift, f omie einige ©ebid^te ä^nlid^er
%ü, abgebr. bei SKonel, 37 unb bei ftebrein n. 229.
$on ben in ben SanbeSfprad^en abgefaßten SRa»
rienflagen fmb bie älteften bloße ^rofaübcrf e^ungen
beS angegebenen lateinifd^en £e^e§: ^uerft brei
proDen9oIifd^e, beren 3lnfänge ^. SReijer im Bulle-
tin (1. c. 63) mittl^eilt ; bann eine catalani jd)e bei
Bofanill, Golecciön de Documentos inöditos
del arcbivo gcneral de Aragon XIII, 131,
unb eine italieuifd^e, meldte §ain, Sepertorium
2910, onfül^rt unb 3atnbrini in ben Opere vul-
gari a stampa dei sec. XII e Xm, Firenze
1837, mitt^cilt. Unter ben bid^terifd^ bearbriteten
Snarienflagen ift juerft eine prooeufafifd^e beS
827
3)tarienleben.
82E
13. äal^rl^unbertS gu nennen, mel^e tl^eiltoeife t)on
$. SneQer im Bulletin 1. c. 65, tjoüftönbig Don
m&f^adt in 9lr. 3 ber SRomanifd^en SBibliot^e!
Qbgebrudt ift. @in jiängereS altfrongojlfd^ed @e«
bi(§t fielet bei Arbaud, Chants popidaires de la
Provence U, 22, eineS ani bem 6nbe be§
14. Sal^rl^unbertS bei P. Meyer, Becueil d'an-
ciens textes, Paris 1877, I, 131, unter bcr
Ueberfd^rift Incipit planctus ob reverenciam
passionis Domini nostri Jhesu Christi et do-
lorem sue sanctissime matris. 3n Spanien
gehört bie SDhrienflage ^u ben er[ten @toffen, mel-
den ft^ bie im 13. äol^rl^unbert oufblül^enbe $oefte
jutoonbte. S)aS fd^öne (Sebi^t t)on ©onjolo be
93erceo, toel^eS ben obengenannten, l^icr in ber
Einleitung als Offenbarung SHaria^d an ben
1^1. SBeml&arb bejeid^neten $rofate|t in 210 @tro=
pl^en t)on Dter gereimten Sangjeilen miebergibt,
ftel^t unter bem Xitel El duelo que fizo la virgen
Maria el dia de la pasion de su fijo Jesu
Christo in ©and^eg^ Poetas Castellanos an-
teriores al siglo XV, bei Bibadeneyra 131.
Ueber ein öl^nli^eS ©ebid^t Don SlaÜante f. SlaruS,
©efd^id^te ber fpanifd^en Siteratur im SRittelalter,
äRainj 1846, U, 213. Unter ben beutfd^en ®e*
bid^ten biefer Srt ift ba§ bebeutenbfte um bie SRttte
beS 13. äal^r^unbertS unter bem 9lamen „S)er
©piegel [ber ©ebulb]" t)on einem unbefannten
SDid^ter Derfa^t toorben. @8 ift juerft t)on SRone
a. a. O. I, 210 abgebrudtt unb gebül^renb gemür»
bigt morben. @erabe in SDeutfd^Ianb l^at baS
d^riftlid^e ®emutl^ an ben Sd^mer^en 9Rari& be»
f onberS innigen Slntl^eil genommen ; 29 bid^terifd(|e
SOtarienllagen befprid^t ©d^önbad^, Ueber bie SRa^
rienflagen, ein Beitrag gur ©ef^id^te ber geift-
lid^en S)td^tung in 2)eutfd^Ianb, ©rag 1874, unb
nod& anbere nennt ®öbe!e, (Srunbr. I, 229. 470.
«US bem fpätem aMittelalter (14. unb 15. Sal&r»
l^unbert) finb t)ier bid^terifd^e aRarienllagen in
cjed^ifd^er @))rad^e, toeld(|e auf beutfd^enSorbilbem
berul^en, on Detfi^iebenen Stellen abgebrudtt unb
t)on Jhtiefd^ef (S)ie c^ed^ifd^en anarienllagen, im
«rd^iD f. flaöifd^e ^ilologie IX, 1886, 36) näl^er
befannt gemad^t toorben. ®eh)i| entjiel^t ftd^ nod^
ein großer Xl^eil biefer anjiel^enben Siteratur auS
9Rangel an Seröff entUd^ung ber nöl^em ff enntni^ ;
aber aud^ fo getoinnen mir auS ben SRarienflagen
einen neuen S9eh)eid für bie ©emutl^Stiefe unb bid^«
terif d^e Segeifterung, momit bie lat^olifd^en Sößer
beS !DtittelalterS bie d^riftUd^en Sl^atfad^en aufju-
faffen öerftanben l^aben. [ftaulen.]
9totimblm^ei|ennad^fefifie]^enbem@prad^-
gebraud^ mittelalterlid^e SDid^tungen^ meldte bie
SebenSgefd^id^te ber ©otteSmutter SDlaria unb im
3ufammenl^ang bamit bie ©efd^id^te ber jfinbl^eit
3efu barfldlen. S)a bie canonif^en SDangelien
über biefe beiben (Segenftänbe, auf meldte fid^
naturgemäß bie fromme Sßißbegierbe ber @^^riften
rid^ten mu|te, nur f el^r wenige ÜRittl^eilungen ent-
l^alten, fo tourben fd^on feit frül^cn 3«Wen in ber
^d^e SSerfud^e gemod^t^ bie SüdCen burd^ erfun*
bene 99erid^te aufzufüllen (ogl. baruber b. 9rt
9l))ocr9pl^en«Siteratur 1, 1068). S)iefe tneift «»
fd^ulbigen unb naiDen gr^äl^lungen fanben is
SRittelalter großen 93eif au, mürben aber mo^lfosB
für mirflid^e (Sefd^id^te l^ingenommen; bam j^
ftnben fid^ mit menigen SluSnol^men nur ald 3)id^
tungen in gebunbener SRebe t)or. S)en Smp
beitungen in ben einjelnen Sanbe§f))rad^ fink,
ber 99ilbung bed anittelalterS entfpred^enb, lotei^
nifd^e 2)id^tungen Dorauf gegangen, meldte aaä^ ha
@d(|ö))f ungen in neueren @prad^en al8 Duelle ^
bient l^aben. S)en Steigen berfelben eröffnd m
10. äal^r^unbert SloSmitl^'d in lateinifd^en i^tfß^
metem abgefaßte Historia nativitatis laudabiHa*
que conversationis intactae Dei genitricis (in
SaradfS Sludgabe @. 7), mo^u bie Serfaffertn Ue
Semerfung mad^t: quam scriptam repperi sub
nomine 8ancti Jacobi fratris Domini, b. |.
meldte fie au§ bem fog. Protevangelium JacoU
ober bem $ieubo*9natt]^öu§ genommen l^at 3n
12. äal^rl^unbert entfianb, mal^rfd(|einltd^ in äftries
ober t^riaul eine lang auSgefponnene Vita B. M»-
riae Virginis et Salvatoris metrica ober rhyth*
mica, meldte in t)ielen ^anbfd^riften loorl^nbeK,
aber nod^ ntd^t gebrudft ift. Sine ^n^al^I lateinip
d^er Segenben über 9)}aria'8 (Seburt unb Sebe^,
omie über 3efu Jhnbbeit ftnb in einer vm 1300
angefertigten ganbfd^rift ^u ließen t)or]^nbeii
unb t)on O. @d^abe al8 Narrationes de yiti
et conversatione beatae Mariae Virginis el
de pueritia et adolescentia salvatoris, Halif
Sax. 1870, l^erauSgegeben morben. (Sgl. au4
bedfelben Liber de infantia Mariae et Chrisü
Salvatoris, ib. 1869.) S)a8 erfte 9RarienIebei
in beutfd^er @prad^e marb t)on bem ba^erif«^
„Pfaffen" SBeml^er, gemöbnlidd irrig „tonXtqtcttf
ee'' genannt, im ä. 1172 gebid(|tet, erl^ielt oSm
d^on gu @nbe beS 12. Sabrl^unbertS eine Um
geftaltung, in meld^er e§ nod^ t)oIIftönbig erl^aOo
unb guerft 1802 oon Oetter unter bem Säe!
„SBeml^er, etne§ (Seiftlid^en im 12. äal^rl^unbert
©ebid^t gur (S^xt ber Jungfrau ÜRaria", yiäm
berg unb^ltborf, bann 1837 t)on ^offmann ooi
f^aÜerSIeben als „SBem^erS aRoria" im Ita
austriacum (t^uubgrubenll), 145 ff., guSrefiloq
enblid^ 1860 Don ^eifalif unter bem Xitel ^SM
^rtefterS SQßeml^er briu Stet t)on ber SRaget'' p
SDiien l^erauSgegeben morben ift. 3n'8 92eubeutf^
marb eS überfe^t t)on SBeigbrobt in beffen ^SRn
rienminne", aWünfter 1858, 1 ff. (Segen (Snb
be§ 13. 3Ql^r]^unbert§ bid^tete ein aUeifler ^eimid
von unser vrouwen ein liet, meld^eS t>erloxa
gegangen ift. 9hir unDonftönbig erl^alten ift eil
am 9iieberr]^in im 13. Sabr^unbert entftanbencl
@ebid^t van unser vrowen bodescaph nnd<
van der bort sente Marie der juncvrowen
meld^eS O. @d^abe (®eiftl ©ebid^te beS 14. nnl
15. tidf^xf)., ^annot)er 1854) befannt gemad(|t IfoA
^a8 JKnbl^eitSeDangelium JfonrobS Don Su|e8
brunn, l^erauSgegeben Don jfod^enbbrffer, @tta|
bürg 1881, unb bag Don Sarifd^ u. b. %. ^S)i
SRarienleben.
880
fdi^", CttebHnburg 1858, l^erauSgegeBene
SeM^t gel^dren mir uneigentlU^ l^erl^er. $aS erfte
!)i4 bc§ nn 18. ^ol^rl^unbert entfianbenen $af«
fmH, (crmtfigfgeben t)on fyxfpn, gfronffurt 1845,
o^flt oaiS^ hai gon^e Seben 9lari& in 93er«
Mm% mit ber ®e{d^d^te bed f)erm. 9{ad^ ber
mitte beS nämlid^en Sol^rl^unbertd bietete ein
to^fiufer $(Ui)))) ein ouSfül^rli^ed aRorien«
Vbm, in toeU^ oUeS bereinigt ift voa% bie ))a'
liipi^ Siteratur fammt ben cipoctt)flf)tn Süan«
gtfim Uetm bmnte; efi ifi eigentlid^ nur eine Um-
akitmig ber oben genannten Vita rhythmica
(& Snifert, »ruber $]^Ui))))8 beS ftorl^öulerg
Inritnleben, Oueblinburg 1858, in'8 9{eu]^od^-
tatj^e uberf. Don SB. Sommer, SRünfter 1859).
Ca bnje« @ebid^t mit ben ^auptlegenben au§
üloria'S Seben oud bem 13. äo^rl^unbert oer«
öfcsfli^ie «. @d^bad& in ber 3eitf ^r. für beut*
Htcsnterfi^mXVn, 1874, 519 ff. (Segen «n>
dmg bcfi 14. So^l^unbertS bid(|tete ber ©d^toei^er
Sdier mm Sll^au in 4 SBfid^em ein SRarien-
ktoi vtaS^ boftCben lateinif d^ Vorlage toxt SBem-
Ittr tnottfigegeben oon tl. o. JfeSer unter bem
tu ,SBalt$erd oon Stl^einQu aRarienIeben^
1«^, Slubingen 1849—1855. Slud^ ein
VoMmie SBcml^ fd^rieb um biefelbe 3^^^ ein
ficMi^ glei^ Sfnl^IteS, meld^eS nod^ ungebrudtt
m OBfr ^eibdberger ^Kmbf d^rift Don 1381 oor-
Nm i{l rnib ebenfolS auf ber Vita rhythmica
kn^t 2)aitt bmmt enblid^ Der maget kröne,
eil Stgenbenmert au8 bem 14. äal^rl^unbert, mel«
¥ S. SNetle (eitr.«93er. ber SBiener ^fabemie
XLTn, 1864, 489 ff.) belannt gemad^t l^at. (Sgl.
«ieibcm (Bfibcfc, Srunbr. )ur @efd^. ber beut«
HmSid^ 1, 1884, 228. 470.) 2)ie größeren
vier ben genannten S)id^tungen mürben fpöter
■4 IN)](I in $rofa umgefd^rieben unb in btefer
ficNt gebrudtt O. @öne8, Sie teutfd^en SSoIfö«
^a, ^eibelb. 1807, 250 ff.). 3)a§ Ie|te beutfd^e
Wid^ biefer 9rt ift „SRorienleben, Segenben«
1^ mib SRarien«£egenben oon &)x, Siedler
B.J.',@iQ)1885.
bl bem norbifd^ flltertl^um fyii ftd^ nur in
Infa eine anSfü^Iid^ S)ar{te&ung oon SD^aria'g
Uml^d^te erl^Iten; biefelbe ift auf 3§Ianb
ii 12. 3o|r^unbert angefertigt unb ^ufornmen mit
b \f6kt fa nenntnben SRarienlegenben (f. b. %rt.)
^C. 9L Onger unter bem Sitel Marin Saga,
Ariitiama 1871, l^uSgegeben morben. ^uf
NocOncDe bentl^cn altfd^mebifd^e unb böntfd^e
tattäd^, toeld^e ^um i^xl fd^on im 18. gal^r-
Mol gefd^eben unb nod^ im 15. ^al^rl^un«
ta gerndt morben finb. 3n Snglanb l^atte bie
ipiliitige (Einführung bed Sl^riftentl^umS aud^
OK fd^e 8efanntfd^ft mit ben ^ocrppl^en
Jß Sfolge. S)0(l^ finbet fid^ erfl im Cursur o
«oU M 14. Sol^unbertS bod Protevange-
In Jaedln in bie S)arftellung ber l^eiligen ®e«
W^ nerfhMlten. 3m 15. äal^rl^unbert marb
ttf UMTfgmio ^etnrid^ Y. t>on 3o]^n S^bgate
nie lue of IjM7 gebid^tet unb fanb meite Ser-
breitung, fo ba| eS aud^ um 1480 oon Saston
gebrudtt mürbe.
Unter ben romanif d^en Sanbem ifi e8 befonberS
Sfranfreid^, bejfen Siteratur frül^jeitige Searbei«
tungen oon SRarienleben auf^umeifen l^t. @d^on
in ber erjten ^älfte bed 12. Sal^rl^unbertg Derf a^te
^ermann t)on93atencienne§, ein fonft unbefannter
SDlann, ein größeres ©ebid^t, meld^eS ben Xitel
La vie Nostre Dame fü^rt. 6S ift btS je^t un«
gebrudtt, aber in ber Hist. Utt^r. de la France
XVm, 830 in^altlid^ mitgetl^eilt. Sin anbereS
9RanenIeben ift oon bem 93aQeucer SanonicuS
ajlaiftre SBace (1100—1175) gebid&tet. gS marb
juerft oon SRanrel unb Srebutien unter bem Siitel
L'Etablissement de la föte de la Gonception
Nostre Dame, dite la föte aux Normands par
Wace, Caen 1842, fpöter unter bem Sitcl La
vie de la vierge Marie de maitre Wace, Tours
1859, t)on 9}. Sujard^e gebrudtt; bie ^anbfd^rift
nennt eS La vie Nostre Dame. Sin ©ebid^t
®autierS be Soinc^ unter bem 3:itel Nativite
Nostre Dame gab SReinfd^ in ^errigS ^rd^tD
1882, LXVn, 73, l^erauS. 3u nennen finb ^ier
aud^ bie mittelalterlid^en ©ebid^te, meldte bie f)im«
melfal^rt äRaria^d gum ©egenftanb l^aben; fo anli
SDeutf d^Ianb be§ f d^möbifd^en $riefter§ jf onrab Don
^eimeSfurt ©ebid^t Von unser vrouwen hinfart,
Don ^Jfciffer in iQaiipili 3eitfd&rift Vm, 1851,
156 abgebrudtt, auS bem @nbe bed 12., ^mei an«
bere ebb. V, 1845, 515 unb in S^obe'S Liber
de infant. S^ mitgetl^eilte and bem 18., bie Don
©dftönbad^ in ßerrigS 3lrd^io LIH, 1874, 121
berauSgegebene lOtarienl^immelfa^rt au§ bem 14.,
ba§ Don ^offmann Don t^aHerSIeben in Pfeiffers
(Sermania XV, 1870, 369 Deröffentlid^te nieber«
beutfd^e ©ebtd^t Van der himmelvart unser
leven vrouwen au§ bem 15., enblid^ bad in ®ö«
befe'8 ©runbrtg I, 319 genannte @d^aufpiel au8
bem 14. 3n]^rbunbert. 3n gfranfreid^ ift ber @toff
als Mort Nostre Dame Don ^ermann Don 93a«
Icncienneö (12. Sal^rl^unbert) in jel^nfilbigen Si«
raben unb Don einem Ungenannten in 9ld|tfilben
bel^anbelt; f. RomaniaXVI, 1887, 55.230. SJon
einzelnen ungebrudEten ©ebid^ten beS frangöftfd^en
2KitteIaIter8 gibt SReinfd^ (f. u.) 31. 42. 76. 78
9lad^nd^ten unb groben. (93gl. aud^ Bomania
XVI, 218 SS. unb Notices etExtraits des Manu-
scrits de la Biblioth. nationale XXXTIT, 48.)
6in altböl^mifd^eS 9)lanenleben mad^t t^eifalif
in ben ©i^ungSberid^ten ber ffiiener Slfab. XXXn,
300 ff. belannt.
3m SKorgenlanbe maren bie Slpocr^pl^en felbft
fel^r balb burd^ Ueberfe^ungen Derbrettet, fo bog
l^ier feine Umbid^tungen gu nennen ftnb. (@. ba§
9läl^ere im 9lrt. apocr^ip^en-Siteratur.) 9iur bie
foptifd^e Siteratur, meiere an Segenben befonberS
reid^ ift, beft^t aud^ eine ^ngal^I Don Snarienleben;
f. Zoega, Gatal. Codd. Copt. msc. Mus. Borg.,
Bomae 1810, ÜI, n. CXVI— CXIX; n. CXX
mit ber Obdormitio Mariae. 6§ lann nod^ ^in>
zugefügt merben, bog eine ötl^iopifd^e ^nbfd^rift
881
SRarienlegenben.
Jüngern SatumS, totli^t 3oten6erg im Catal. des
ManuBcr. ethiop. de la Bibl. nation., Paris
1877, al§ n. 60 oupl^rt, unter einer großen S<^^^
t)on SWarienlegenben aud^ öon n. 179—199 bie«
ienigen Sr^öl^Iungen auff ül^rt, mlä)t bie ^aupt«
beftanbtl^eilc ber mittelallerlid^en SKorienleben bil«
ben. (SSgL Seinfd^, S)ie ^feubo«6oangeIien öon
SJefu unb aWario'S ftinbl^eit in ber romanif d^en unb
germanifd^en Siterotur, ^oHe 1879.) [jfaulen.]
9tetUiibgeii6eii, im Mgemeinen fromme Sr-
}a](|Iungen jum 99emei{e t)on ber 3Ra^i unb ®ütc
ber aHerfeligften 3ungfrau, l^eifet mä) befonberem
©prad^gebroud^ eine ^n^al^I mittelalterlid^er Se-
ndete über munberbore SSBirfungen, xoüä^t bad
SSertrouen auf SOtariö t$ürbitte unb bie ^nbod^t
p il^r l^ert)orgerufen f)at SDiefe „SDBunber Unfe«
rer Sieben fjtcm" l^aben bei allen SSöIfem beS
^benblanbeS unb aud^ bei einigen beS SRorgen«
lanbeS feit bem 11. ^al^rbunbert ^Bearbeitungen
fomol^I in ungebunbener afö in gebunbener Stebe
gefunben unb l^oben in neuerer 3eit bie ^ufmerf»
famfeit ber fiiteratoren faft ebenfo befd^äftigt, »ie
fte frül^er ber ^nbad^t al§ 9{a]^rung bleuten. 93on
biejen Segenben finb brei öltem unb l^auptfäddlid^
morgenlönbtfd^en UrfprungS, nömlid^ bie t)on
^l^eopl^iluS, Don einem äubenfnaben unb Don
Sifd^of 99onu§. 2)ie erfte baDpn ftammt auS einem
gricc^ijd^en Serid^t, meld^er al§ feinen SSerfaffer
@utQd^ianu§, einen SIerifer ber jtird^e ju 9bana
in Kilicien, nennt ffierfeffie mar um 538 lange
3eit in ber nöd^ften Umgebung be§ 9Ranned, Don
meld^em er bend^tet, unb erjöl^It bemgemög t^ol»
genbeg. S]6eo))]^iIu§ mar SSicebominud (oixovofioc)
ber bifd^öffid^en Jlird^e unb mar unter bem Solfe
f 0 beliebt ba| er beim 3:obe be§ 99ifd^ofS ju beffen
9lad^folger ermöl^It mürbe. 9luS bemütl^iger ®e»
ftnnung fd^Iug er bie SBürbe au§. S)er neue 99t»
fd^of jiebod^ lie^ ftd^ burd^ SSerleumber gegen Sll^eo»
(»l^iluS einnel^men, fo ba^ er i]|n feiner Stellung
als 93icebominu8 entl^ob. ^ierüber fül^Ite Sl^eo»
p^M {idd fo unglüdCIid^, oag er burd^ 93ermitt>
lung eines 3uben beim Seufel ^ilfe fud^te. 2)er
böfe ®eifl erfd^ien il^m bei bunfler IRad^t nal^m
il^n JU unbebingtem SDienft an, lieg il^n 3e{u unb
SRariö abfagen unb Derlangte über bie^ aUeS eine
fd^riftfid^e, unterfiegelte Urfunbe. IRad^bem Sl^eo»
pl^iluS bem Seufel miQfal^rt l^atte, marb er f^on
am folgenben Sage Dom 93ifd^of mieber in fein
9mt eingelegt unb gu l^ol^n Sl^ren erl^oben, unb
feitbem ftrömten il^m a0e ®üter }u, meldte ber
tJürft biefer SQäelt auS^utl^eilen Dermag. 6ine $re«
bigt {ebod^ Don ber SBarml^ei^igfeit ®otteS gegen
bie ©ünber mod^te einen fold^en 6inbrudl auf i|n,
ba| er jld^ }u bitterer Sleue unb gur 93u^e manbte.
SJierjig Sage unb 3la^k l^inburd^ ^örte er nid^t
auf, SWaria um il^re gürbitte anjurufen, bis biejc
il^n enblid^ erl^örte. ©ie bemog il^ren göttlid^en
©ol^n, il^r S5er§ei]^ung für il^n gujufagen, unb
jmang ben Seufel, il^eopl^iluS' SSerfd^reibung l^er«
auSjugeben ; le^tere legte jle il^m , möl^renb er in
ber ftird^e eingefd^lafen mar, auf bie ©ruft. SSoll
i$reube mad(|te nun %\)topf^\bi& ber gongen 0»
meinbe fein SSerbred^, f omie bie (Sfite ber 1^
breimal erfd^ienenen ©otteSmutter befamtt, im»
brannte bie SeufelSurfunbe unb ftorb brei Xog
fpöter eines feiigen SobeS. S)iefer gried^d^ Zcg
morb }uerft Don SambeciuS, ber enifd^dhm ^
feine 3led(|tl^eit eintrat als in einem 9Ranuf€ii|i
ber aßiener I. f. 99ibUot^ef beftnbltd^ ftgnali^
(Comment. de Biblioth. Caes. Vindob., ed. Ko)
lar, Vm, Vind. 1782, L 8, cod. 11, 9, p. 156J
unb fomol^I nad^ ber Ie|tem als nad^ einer boM
abmeid^nben coSIinif d^ ^anbf d^rift gu ^ariS M
S.D. ©inner beiA.Jubinal, Oeuvres de Rutebenf
U, Paris 1839, 382—857, l^erauSgegeben. 3»^
Sateinifd^e überfe^te il^n ein 2)iacon $aulu8 mtf
9leapel, beffen 3^italter baburd^ beftimmt ift, iM|
er feine Slrbeit Raxl bem jfa^len ober nad^ fbbtß
reu ftarl bem2)idten mibmete (Fabricius-Mana,
Bibl. lat. n, 199) ; biefelbe ift gebrudtt bei ba
SBonanbiften (AA. SS. Febr. I, 488 sq.). Sea
%tii beS SutQd^ianuS nal^m ©imeon 3)leto))]^ro^
mörtlid^ auf, fo bag bie nad^ legerem Don w»
tianuS ^eroetuS (geft. 1584) angefertigte UAfp
je^ung bei @uriuS (De probb. Sancit bist ad
4. Febr.) aud^ alS Uebertragimg beS Originals gri«
ten fann. S)er lateinif d^e Sei;t beS 2)iaconS fpaäsA
ift als Ouelle ber gejammten ftenntni^ onpfel^
meldte baS Slbenblanb Don Sl^eopl^uS befa| nnt
in ungöl^Ugen S^arfteDungen befunbete. 3u Ie|*
teren gel^brt Dor allen ein @ebid(|t ber bdCamiiai
StoSmitl^a in ^e^ametem (Ausgabe Don Sorod;
92ümberg 1858, 79), bann eine äl^nlid^e Sod
fteOung beS Sifd^ofS SRarbob SDan^ Don Kemiei
(geft 1123), abgebrudCt AA. SS. Febr. 1, 487, w&
ein lateinifd^S »eimgebid^t beS (gule^ 1170 e^
möl^nten) ®efd^id^tfd(|reiberS Slabemin Don Sfreifhi(
(l^erauSg. Don SB. SRe^er, @i^.4Ber. ber Sfob. |i
SWünd^en, W-P^«. <?!. 1878, 49). «wlft bei
@i^öl^Iungen bei ^ulbert Don Sl^artreS, Sigeber
Don ®embIou£, SSincen} Don 99eauDaiS Hegt bei
Sei^ beS SDiaconS $auIuS )u ®runbe (Sommer
De Tbeophili cum diabolo foedere, Bevol
1844, 13). Slnjiel^enber als biefe lateinifd^Se
arbeitungen finb für unS bie in ben etajelitti
SoIfSjprad^en abgefaßten S)arfteIIungen, mef^
bei ber Hterarifd^en SntmidDung ber mittelolter
lid^en 935Rer feine unbd)eutenbe Stolle f)>tdd[
äBenn Don ben fpöter }u nennenben Segenboi
fammlungen, in meldte aud^ Sl^eopl^iluS dingoni
gefunben l^at, Dorerft abgefel^en mirb, fo gel^ört oi
bie @pi^ bie altl^od^beutf^e bid^terifd^e (Srgfil^
lung, meldte ^artmann in feine 9tebe Dom l^igei
©tauben (93. 1926 ff.) aufgenommen l^t (|eranS
gegeben Don SJ^aßmann, ®ebb. beS 12. ?io^
Oueblinb. 1837, 1, 1—42). eine nieberbeutW
SDarfteQung auS bem Saläre 1276 fiej^t in bc
nod^ ungebrudften bid^terifd^n Umfd^reibung be
^ol^enliebeS Don 93run Don ©conebedf (Somm«
1. c. 35). ^uS bem 14. äal^rl^unbert ftammt A
nieberlönbifd^eS ®ebid^t baS Don $1^. 93fa)mmaeiJ
®ent 1836 unb 1858, unb Don 3. SSerbom, 9»
SWaricnlegenben.
834
fßbm 1882, l^erouSgegelben toorben if}. t^ron»
iafif()e Seorbrihiitgen finben ftd^ bei 31. Sßeber,
jiri mgebnidte Serftonen bei Sl^eopl^iluSfage,
otber^ettfc^dft für roman. $]^iIoIogie I, ^aOe
1877, 581 ff. , tmb (et K Bartsch, La langue
flib litter. franc^, Paris 1887, 461 ss. 3tt)6t
agKfd^ gereimte 93earbettungen auS bem 11. unb
12.3a^utibert, tDogu nodd eine brttte t)on 1572
fpmmt, bef6reibt S. ffölbing, Seitrdge jur Der-
(kitenben <Bej(^. ber romont. ^oefte unb $ro|a
Mnittelalter«, SreSlau 1876, 1 ff.; bie jüngere
leifeAen l^t er fpöter in feinen Snglifd^en @tu«
kia I, ^ilbronn 1877, 16 ff. ^erouSgegeben.
CAfl <aa bem SRorgenlanbe ift eine f^rifd^e IBe«
okitmig ber Z^eo))biIuS«Segenbe in einer §anb«
f^rift be< Sritifd^ SRufeumd auS bem 12. Sal^r«
Inbcrt (Wright, Catal. of the Syriac Manu-
Mnts in the Brit. Mos. UI, London 1872,
DOCCCLIX) unb eine orabifd^e in einer ^anb«
f^cift ber $arifer Slotionalbibliotl^ef ouS bem
liSo^i^mibert }tt Dergetd^nen (de Slane, Ca-
id. des mannscr. arabes de la BibL nat., Pa-
liilSSS, 276). 3>ie Seliebtl^eU, meld^r ftd^ biefe
t^fSfim^ im 9Rittelalter erfreute, geigt fid^ be«
Intel ond^ nod^ in ber ^äufigfeit ber bromati«
fta SiaiMtung, totlä^ biefelbe gefunben l^at.
fn Qltfnmgöftfd^ed Miracle de Th^phile Der«
^k f4an im 13. Sal^rl^unbert IRutebeuf (l^er-
0^ Don Subinol a. o. £>., 9lu§g. t)on 1874,
11,231 ff.; Dgl Petit de Julleville, Les My-
ittra, Paris 1880, 1, 107. U, 223); jtteinieber*
M4t spiele mürben mieber^olt herausgegeben
M 8nm§, Slomontifd^e unb onbere ©ebid^te in
MltAatfteutfd^ @tnrad^, Serlinu. @tettin 1798,
289, iNm StfmäOer Oueblinburg 1849, t)on ^off-
MMm^anecdleben ^nooer 1858 unb 1854,
i* M ^Mfyx in ben SRonotSl^eften für ÜRuftN
IMU^ IX, 1877, 1. Sie Siebte, meldte @. 93.
Si^ unter bem Zitel Theophilus in Icelandic,
LvirOerman and other [engl., altfd^meb., onglo«
Wil] tongoes, London 1845, mittl^eilt, ftnb
fhoBfli^ grdleren €ommIungen entnommen unb
lUt Ott feftftönbige fBeorbeitungen gu betrad^ten.
f)k }mette ber oben genannten Segenben er«
iW; toie {n Conf!antino))eI ein jiübifd^er jhtabe,
ks ia bie d^rifHid^e @d^e ging, mit ben übrigen
InAeni ond^ in bie 9ixä^ fom. C^ier gog baS
W* tHib ber aUerfeligften Sungfrau bef onberg
Wtracn onf fid^; er bemieS bemfelben groge
fafnedfornfrit unb reinigte e8 t)on ben @pinn«
ladeR, bie ftd^ boron festen. tSm Oftertage
m^ an Me gonge (Semeinbe mit bem Seibe unb
ioiSbte bed &erm gefpeiSt mürbe, empfing oud^
s Bit ben S^^eidinbem bie l^itige Sommunton.
3i fioofe erjfi^Ite er ol^nungSIod, meldte fbftlid^e
Gpetfe er geno^ l^be, unb enegte boburd^ in
te |a^ Snbenfd^ft einen f oId(|en @turm t)on
ftMen, ba| ber Söter gejmungen mürbe, boS
AU ii einen brennenben SadCofen gu merfen.
WUk ^ erf^ien i^m aRaria, löfd^te bo§ gfeuer,
fdßXt flfii gnn) unDerfel^rt unb ermal^nte il^n, ftd^
ft#nlc|iCon. TIIL 2. Kult
taufen ju laffen. tSId ber SSater fid^ überjeugen
monte, ob bie ÜKarter beS ftinbeS ooHenbet H
fanb er baSfelbe b^il unb gejunb in bem Ofen
ft^en unb rnoDte ed in bie offenen Slrme aufnel^«
men; aOein ber Jhtabemeigerte ftd^, ]^erauS}ufom*
men, btS man ben S^riftenbifd^of gel^olt. S)iefer
fam mit ßleruS unb 93oIf, unb tiUe übergeugten
ftd^ oon bem gefd^el^enen SSBunber. S)er 93ifd^of
trug felbft baS jlinb gur Rvcä^t, taufte eS unb be«
l^ielt e8 in feiner Obl^ut : aber anq t)iele 3uben
na^mtti infolge baten Den Sl^riftenglauben an.
SDiefe Stgöl^Iung ftammt auS ber grie^ifd^en SHu
d^engefd^id^te beS StxigriuS Sd^oIafticuS (f. b. tSrt.)
4, 85, unb ifl }ebenfall8 nadft biefer OueQe aud^
Oon ®regor oon SourS (De gloria Martt. 1, 10)
unter ber Ueberfd^rift De puero Judaeo valde
memorandum miraculom mitgetl^eilt. 93on l^ter
fanb fie il^ren SBeg in @igebert§ oon ®embIou£
E^ronicon (Mon. Germ. Scriptt. VI, 317)
unb f)onoriuS' oon 9utun Speciüom Ecclesiae
(Migne, PP. lat. CLXXU, 852), in gSinceng'
oon SeauoaiS Speculom historiale 21, 78, in
äacobd a Soragine Legenda aurea (ed. Graesse
1850, 515) unb in bie gefammte Siteratur bed
^(benblanbed, meift mit ben fpöter gu nemtenben
Segenben gufammenaeftellt. ißtm Singelbearbei«
tungen biefer Segenoe ermöl^nt S. SBoIter, Ser
Subenfnabe (in @ud^ier^d Biblioth. Norman-
nica n, ^alle 1879), eine lateinifd^e in ^e^a-
meiern oon $etrud Sftojfetud (um 1500), eine
frangöfifd^e in ben Vies des anciens päres
(13. 3Q^r]^.) unb eine arabifd^e, mie ed fd^ieint,
Don iüngerem S)atum, nad^ 9f|emani'8 Biblioth.
apost. codd. vatic. cataL I, 2, 342. Sine
beutfd^e ^Bearbeitung unter bem Xitel Daz Jodel,
aus bem 12. Sal^rl^unbert^ ift l^erauSgegeben in
gal^nS @ebid^ten bed 12. unb 18. Sal^rl^unbertS,
Oueblinburg 1840, 129.
S)ie britte, etmaS iüngere Segenbe fnüpft fid^
an ben 9lamen beS 1^1. SonuS ober Sonitud, ber
im Anfang beS 8. Sal^rl^unbertS Sifd^of oon SIer*
mont « gferranb in gftanfreid^ mar. Sr pßegte
mand^e 9ladbt in ber ffird^e unter eifrigem unb be»
mfitl^igem @ebete gugubringen. 918 er nun aud^
einmal in ber 9Rariö«^immeIfal^rtS*9lad^t oor bem
9Itar auf feinem Sngefld^t lag, füllte fid^ baS (Sf^ox
mit €d^aaren ber Sngel imb ^eiligen, meldte bie
aüerfeligfie Sungfrau geleiteten, unb eS marb ge«
fragt, mer baS 3[mt jur gfeier oon 2Rariä §immel«
fal^rt Italien foDe. Sie l^eilige Jungfrau be^eid^»
nete SonuS aß ben baju SBürbtgen, unb obgleid^
er bei biefen 3Borten fid^ )u oerftedCen fud^te, marb
er bod^ t)on ^mei Sngeln b^^beigefüj^rt unb mit
ben l^eiligen ©emönbem befleibet. S)ie l^immlifd^e
SSerfammlung fang felbft baS 9mt unb refponbirte
bem bemfitl^igen Setebranten. 9lad^ ©c^Iug ber
gfeier fd^enlte bie @ottedmutter il^m al§ Snbenlen
baS 3Jle|gemanb, meld^eS er getragen, unb ba IBo*
nu8 baSfelbe nid^t oerl^eimli^en lonnte, fo blieb
eS bei ber jfird^e oon Slermont lange 3a]^re aI3
IBemeid ffir baS gefd^el^ene SBunber. 2)ie Safel
27
835
SRartenlegenben.
88C
mar ungenöl^t, ouS Sinem gaben getoirft, Don
»unberbarcr SBeid^l^eit unb SoJ^^^it. 99onu8'
Sflod^folger glaubte, obtool^I er an 3:ugenb bem
^eiligen SSorgönger fel^r mit nad^ftanb, bod^ ani^
auf eine ö^nlid^e @nabe red^nen m fönnen unb
lic^ M in ber 3laä)t öor TOariä ©eimfud&ung in
ber Satl^ebrale einfd^Iie^en. ftaum l^atte er aber
lid^ niebergefniet, fo fonf er in tiefen ©d^Iaf, unb
aI3 er auS bentfelben mieber ertpad^te, fanb er ft^
in feinem 93ette ttegenb, toxt an iebem SRorgen.
3)a Derftanb er, nield^er Unterfd^ieb gmifd^en feinem
SSorgönger unb il^m beftel^e, unb fortan bemühte
er fi$, ein f o bemütl^iger SBifd^of mie 99onud gu-
tuerben. Siefe Segenbe ftnbet fld^ ntddt in ber
alten SeBenSbefd^reibung oed ^eiligen, meldte t)on
unbefannter §anb t)orl^anben ift, tt)o^I aber in
bem Speculum historiale be8 SSinceuü Don 99eau«
t)ai§ (7, 79), fortie in einem lateinifd^en SReim«
gebid^t, mlä^t^ nad^ eigener Angabe für) nad^
1119 gefd^rieben ift unb bie Dorl^onbene Safel al§
argumentum anfül^rt. Se^tereS mtrb fd^on Don
bem Siftercienfer ^Iberid^ oon Sroi§*i$fontatne§
(geft. 1241) ermöl^nt unb ifi mieberl^olt abgebrudft
morben: guerft Don ben IBoIIanbiften (AA. 6S.
Jan. I, 1077), bann Don ®u SReril in beffen
Poesies populaires latmes anterieures au
douzi^me siäcle, Paris 1843, 190, enblid^ Don
f^aupt in ber 3eitfd^rift für bad beutfd^ ^Iter^»
t^um m, 1843, 300, unb amar ^ier al§ OueHe
für ba§ ebb. n, 208 mitgetl^eilte beutfd^e ©ebid^t
au8 bem @nbe be§ 12. Sal^rl^unbertd. ^aä) Sil*
berid^§ SBemerlung {ebod^ ift aud^ biefed ®ebid(|t
nur ein 99eftanbt]^eil einer ber größeren Samm-
lungen, Don meldten nunmel^r gu rebtn fein tt)irb.
@e]^r frül^ nömlid^ taud^en im SRittelalter, }u-
nöd^ft in lateinifd^er $rofa, Sammlungen Don
Sßunberergöl^Iungen auf, teeld^e bie SRad^t 9Rariö
unb bie Sßirffamfett ber Snbad^t gu i^r iOuftriren
foUen. @oId^e 3ufammenfteSungen ftnben ftd^ gu*
nöd^fl nur gelegentlid^ unb flein angelegt in an«
bertoeitigen Sd^riften, namentlid^ bei (Tregor Don
Zourd (De gloria martyrom 1, 9 — 10), bei
Petrus S)amiani (De bono suffragiorum 2—4),
®uibert be 9{ogent (De laude S. Mariae 10—12),
(Sautier Don tlugn^ (De miraculis B. V. Ma-
riae 1 — 4), Käf ariuS Don ^eifterbadj (Dial. Mirac.
Dist. 7) unb mond^en Ruberen (nad^gen)iefen bei
Snuffafia, @tubien }u ben mittelalterlid^en [bis
je Jt lateinifd^en unb frangöfif d^en] SKarienlegenben
I— IV, abgebrudft aus ben ©i^ungSber. berffiiener
arabemie, SBien 1887—1891); aud^ baS gleid^«
S^itig gefd^riebene Seben beS feL ^ermann Sofcpl^
(f. b. «rt.) gel^ört l^ierl^er (BoU. AA. SS. 7. Apr. ;
Slad^bilbung Don Äaulen, Segenbe D. b. fei. fter«
mann 3ofe})]^, 2. ^ufl. SKaina 1880). ©e^r frül^
aber tt)urben eigene 99üd^er Derfa|t, in »el^en bie
anberSmol^er befannten ^ÜJlarienlegenben" ge-
tt)5]^nlid^ unter bem Xitel Miracula Beatae Ma-
riae Virginia lateinifd^ jufammengefteDt mürben.
®en Anfang bilbet eine ©ammlung Don 17 fie«
genben auS bem 11* Sal^rl^unbert, meldte nirgenbS
gefonbert nad^gemiefen merben lann, toeld^ abe
unter ^ingufügung ber £egenben Don Xl^eop^ilai
bem äubenfnaben unb 93onu§ ben ®runbfiod äUi
anberen Sammlungen bilbet. Sejj^tere loerben iMn
äal^rl^unbert )u 3a|rl^unbert an Sin}eler)a]^lungf]
immer reid^er, f o bag bereu 3<^^t S^^frt totü ^
l^unbert ^inauSgel^t. S)ie SDarfteUung ift fafl i
ieber Sammlung felbftönbig, balb fiirjer, bal
auSfül^rlid^er, le^tereS befonberS bei ben (Sxffii
lungen, meldte au§ ben ^^^rebigtmorlein" genoia
men ftnb. 9ieben ben ))rofaif^en SammbniMi
f ommen f old^e Dor, toeld^e gans in iQtiomtittn m
gang in boppelreimigen SateiuDerfen abgefaßt jbib.
unb mieber fold^e, meldte ergöl^Iungen in gemi»
bener unb in ungebunbenerlRebe gufammenj^dlfni
68 gibt faum eine größere Sibliot^et tteld^ foUie
l^anbfd^riftlid^e Sammlungen nid^tentl^ielte. Se^li
unbftebengig berfelben meist nad^ unb befd^:ritl
TOuffafia a. a. O. lU, 63 ff. IV, 5 ff. 18 ff. Sil
Slufgäl^Iung He^e ftd^ unfd^mer Derme^ren , ). 8.
burc^ bie ^anbfd^rift 92r. 32 248 im Srttifd^
9Wufeum (13. Sal^rl^unbert, latcinifd^e ÄeimDcrje),
Catal. of Addit. to the Manuscr. in the Biü
Mus., London 1889; fd^on auS ber $arifer9bi>
tionafbibliotl^e! ftnb 22 meitere nad^gemiefen ii
Catalogus (^dd. hagiographiconun latmonmi
antiquionim saec. XVI., qui asserr. in U
blioth. nat. Parisiensi, edd. Hagiographi BA
landiani, BnixeUis 1889, 1, 601. II, 639. SA
SJerfafjer fold^er Sammlungen baben ftd^ nur b
fcitenen trauen genannt; in einem Erfurter Sobq
Don 1327, ber bie ÜRadenlegenben in elegifd^
93er§ma| entl^ält, nennt ftd^ ber SDid^ter S)0€toi
SSoIpert Don Sll^auS (ÜKuffapo m, 19); bie ii
einer ^anbfd^rift gu SaliSbun^ au§ bem 13. 3a^
bunbert befinblid^e Sammlung begeid^net M t|fRi
Urheber ben SKönd^ SßiH^elm Don aßolmedbiiq
^IS einer ber frübeften SammUr galt fonftSMI^
ober $ot]^o, ein S^bncb in bem 99enebictinerflofki
^riefling bei StegenSburg, au§ bem 11. 3abid^
bert. Stepban be 99orbone (Echard et Queli
1, 190) nennt al§ SSerfaffer ber meiften Ttanm
legenben $etrud Don 3:arantajta, ben f^tcn
$apft 3nnocen5 V. URand^e Segenben ^id) b
ber lateintfd^en t$orm, in meld^er fte erfc^emcB
mörtlid^ au§ alteren Sd^riften auSgel^oben. SA
Don Sotl^o l^ergeleitete Sammlung marb )Hfi|
Don $e5 als Slnl^ang ^u ber Sd^rif t Venerabffii
Agnetis Blannbekin vita et rev elationes, Yim
nae 1731, 303—456 gebrudtt; baS SBud^ ttMnl
aber unterbrüdtt unb ift öugerfi feiten gemotbcH
Sine öbnlid^e lateinifd^e Sammlung ijl (irrtl^Sm
lid^) gu einem befonbem Stoedt l^erauSgegeben unlr
bem Sitel: S)ie lateinifd^en Vorlagen }u ben aß
frangöftfd^en tSbgar'fd^ ÜRarien^Segenben, gd
unb berauSgeg. Don S. 91eubau§, ^Ibromt 1887
Sine fürjere Don ©autier, bem $rior Don St. 9Rai>
tin bei ß^artreS, au8 bem Slnfang beS 12. 3qI^
bunbertS, fle^t unter bem Sitet De miraculis B
M. V. auctore Gauterio monacho [non] Qii
niacensi in Sabbe^S Nova Bibliotheca lihro
637
SRarienlegenben.
838
mn mannscriptorum I, 650 (Dgl. Hist. litter.
de France XU, 491). ^\ä)t l^ierl^er gel^ören bie
oft omoimten ^ermann t)on Soon unb ^ugo t^or«
pt;beimi^ ^SRarientDunber" (Migne,PP.lat.
aVI, 961. CLXXIX, 1777) fmb nid^t legen-
borifi^, fonbem localgefddid^tlid^er 92Qtur. @onft
lob nur einzelne Segenben in il^rer lateinifd^en
|onn gebtnctt toorben, ). 99. in $feiffer§ Snarien-
Itpben, aSien 1863. 267 ff. (l^ierüber gibt ^Ihtf-
{o^ I, 22, Snm. 2, »eitere Ttad^weife). %I8 ber
biteSiifiläufer biefer firt Don Siteratunoerfen fann
cm änfterfl felteneS, auf ber 93onner Umüerfttötd«
biUiotl^f beftnblic^ed iBud^ gelten, m\ä)t% ben
iM \ufftt Hariae Virginia sacratiss. mira-
eidonim libri tres, ab Hercule Vincemala la-
tiB0 Bcripti, Mediolani MDLXXIX. 2)er SSer-
{Bjjtt gibt ^iDor an, nur bie Miracoli di Maria
Vogine bc8 SamalbuIenferS @iIiKino SRa^ji la«
Va^ bearbeitet in fyihtn; inbeffen entl^öU auci^
dinnSnil^ bie trabitioneHen 93eftanbt|eile ber
iqcu^eten mittelalterlid^en Sammlungen.
^ 8qS nun ben änl^alt biefer Segenben betrifft,
tifjint berfelbe unter menige jfategorien. (Sintge
nttolten (Srfinbe für bie tiiäßä^t SSerel^rung ber
Gottesmutter, toie ba^ ein frommer Wann in iebem
34(anbemnamlid^en3:ageetnen l^errlid^enSngel-
{eioig (drte; ba| auf feine Sitten i^m ein ßngel
iatiU)ete, an biefem Sage feiere ber ^immel baS
tontsfefi atario'S; ba| er bieg bem $a))ft ge«
■dbet vaib ba| fo. meil ed in ber alten @(i(|nft
kgmnbet aefuiü^en, bad @eburt§feft S9{aria'§ am
8. September eingefe^t nmrbe. ^ebnlid^ Segenben
qö^Ini oon bem Urfprung befi Smpf öngniff efteS.
la€amStag foD 9Raria befonberd geeiert werben
14m eined SSunberd. baS gu Sonftantinopel ge*
Mk^ Dort befinbet ftd^ im tjfrauenmünfter ein
Inft^SRorienbilb, baS mit einem feibenen 93or«
lag Dec^üBt tfL fin iebem gfreitag nad^ ber 9{on
Wt ji4 ber Sori^ang ol^e aQe menfd^Iid^e ^ilfe
iiUef^^, unb baS l^enlid^e 93ilb fann betrad^tet
kibci, btt oni @amStag bie 93e§per beginnt;
taa Iä|t fl4 ber Sorl^ong wieber t)on felbft ^erab.
- 3n einer @tabt ttxn: ein @d^üler, ber lieber
ttteifd^fte dd ftubirte; babei aber l^atte er
k Qtoo^nl^. {eben Sag einen jhanj ^um
^m^ eines fc^bnen SD^arienbilbed mit^ubrin«
in; feftß im SBinter fammelte er tftoa^ @^rüne8
^L (hibK4 aber rül^rte il^n bie göttlid^e ®nabe,
M er entf^IoB fu|^. in'ö jf lofter 5U geben, ^ier
Uk er qfMlii, biö ibm beim ^nblid eined ^a*
öaUbcS feine frubere @emobnbeit einfiel; ba be«
UiderfU^ fe^, fein Serfpred^en nid^t me^r l^al-
ta p Umta, utib moQte baS jf lofter mieber t)er>
^foL €m olter Sruber aber rietb il^m, ber
l%n ^g^nu töglid^ 50mal baS Wot Tlana
PMm; bamit {Ied(|te er ibr einen Jhanj, ber il^r
Uer fn 0I8 SMien unb SRofen. @o tbat er unb
fett getrSfiel imb marb ein t)or}üaIid^er OrbenS-
wiL fU er nun einmal in Sef^öften über
&Bb retten mugte, l^ielt er in wonnigem 9QßaIbe§>
Sü PL ton feine 9m 3Raria }u ft)red^en. S3
l^atten i^m aber jwei SBegelagerer aufgelauert, bie
ibn beg ^ferbeS berauben moQten. Iffiöbrenb er
nun fniete unb betete, faben bie böfen @(bäd^er,
wie eine wunberfd^öne f^rau mit einem ©olbreif
oor il^n trat; fie brad^ i^m bei jebem %t)t eine
atofe t)om SJtunbe, floä)i aUe gufammen auf ben
Steif unb fd^webte bat)on. £ie^ warb Urfad^e,
bag fte in ftd^ gingen unb ibre @ünben bem SOtönd^
befannten; berfelbe nal^m fte mit fidb in fein jflo«
fter, unb bort fäbrten fte ein bußfertigem Seben.
S)ad ®ebet t)on 50 9lt)e aber bctßt feitbem Unferer
tJrauen SRofenfrang. — (Sine anbere ftlaffe fold^er
6r}öblungen foU bartbun, mit wetd(|er Siebe unb
Srbamtung 9Raria jieben il^r geleifteten S)ienft er«
Wiebert. Qax 3eit bed ^apfteS Sonif atiuS erbeben
bie 3uben in SRom einen Streit gegen bie d^rijl»
lid^e Sebre unb löftem bie ©ottedmutter, al3 fei
fie nid^t Jungfrau geblieben. 6in Slinbgebomer,
ber bie l^eiltge @d^nft t)om ^ören auSwenbig weig^
tritt gegen fte auf^ t)ert]^eibigt bie &ixt SRaria^S
unb Derbeißt jum Unter))fanb ber t)on ibm oer»
tretenen SQßal^rbeit^ baß er in brei Sagen febenb
fein werbe. 3)ie 3wben entgegnen, bann wottcn
fte ftd^ aQe taufen laffen. @r aber lögt ftd^ am
Sid^tmeßtag in bie SKarientird^e fübren unb b^bt
an, ein fd^öneS Slefponforium ^u ftngen, ba§ er gur
@b^e30tana^8gebid^tet; fog(ei(b l^at ergweifd^öne
klugen, unb bie Suben muffen tntweber ftd^ taufen
laffen ober bie ©tobt oerloffen. — 6in SRitter, ben
Säfariud Don §cifterba(b (Dial. mirac. 7, 38)
SBaltber t)on Sirbad^ nennt, reitet auf's Sumier,
laßt aber unterwegs bei einer ^^rauenfird^e feine
©eföbrtcn weiter Rieben, um bie SKejfe t)on Unfe-
rer Sieben t^rau f ngen ju boren unb ber @äßig«
feit beS ®ebeteS ^u pflegen. 2)arüber t)erfirei(|t
f 0 oiel 3^it baß baS Sumier iujfWifd^en geenbigt
fein muß. 92id^tSbeftoweniger wirb er uberaS als
Sieger auf bemfelben gefeiert, unb eS fieQt ftc^
berauS, baß 3Jlax\a feine ©eftalt angenommen unb
an feiner Statt in bie ©d^ranfcn geritten ifi. —
6in Snenf d^ gebt auf fd^Iimmen SBegen, bleibt aber
ber ©ewobnbeit treu, tagtöglid^ }u SRaria )u
beten; alS er an ben ®algen gebongt wirb, l^It
SJlarid brei Sage lang ibn empor, bis Seute f om«
men, bie il^n nod^ lebenb finben, il^n b^ninter»
nebmen unb ibm fo 3(it sur 93uße unb 99efferung
öerfd^affen. — @in armer $famr fingt tägli^
nur bie eine 9)teffe Salve sancta parens ; bieß
wirb bem 99ifd^of angezeigt, unb er Derurtbeilt
beßwegen ben ^faner, er folle wegen Unwiffen«
beit feine Stelle t^ertieren. 2)a erfd^eint bem 93i«
fdi^of in ber 3lai)t bie aQerfeligfte Jungfrau unb
brol^t il^m fd^were Strafe, wofern er gegen tbren
treuen 2)iener angelte, fo baß er il^n nid^t nur bei
einer $fane läßt, fonbem ibm auSbrüdCIid^ be»
teblt, mit ber 9Reffe Salve sancta parens tag>
id^ fortjufabren. — 6in ebler SKann faßt ben
ßntfd^Iuß, ber SBelt gu entfagen, unb tritt in ben
grauen Orben. Man wiQ ibn feines StanbeS
wegen nid^t Saienbruber werben laffen, fonbem er
foQ bie Sd^rift lernen unb erl^ölt einen SDteifter,
27*
839
ÜRatienlegenbeti.
840
ber il^n untertoeife. @o Diel ÜJtül^e ftd^ biefer aber
aud^ gibt bleibt ber @d^üler bod^ gum Semen un«
fällig, unb fein einfaßt ©inn bel^ält nur bie
jlDei aaSorte : Soe 9RariQ. aber bieje bleiben f o
tief in fein §era gefd^rieben, bofe er fie toieberl^olt,
too er gcl^t unb ti)tt§ er tl&ut 9ltö er nun geftorben
ift, toäd&St auf feinem ®rab eine Silie mit l^err«
li^en 99lüten, toeldfee auf jebem fBlatt mit erl^abe-
nen golbenen Sud^ftaben bie SBorte „9lDe SWoria"
trögt. aSBie man nad^gröbt, finbet man bie Silie
aus feinem 9Jhinbe ctüfprofjen unb erfennt, toie
mol^IgeföUig @ott feine Siebe 5u 9Raria getoefen
ift. — SRül^renb toegen ibrer wunberbaren ßinfalt
nad^ 3nbalt unb S)arftenung ift bie altfranjöftfc^
fiegenbe t)om Tombeor Nostre Dame, meldte
SB. gfoerfter aufgefunben unb Bomania ü, 1873,
315 öeröffentlid^t bat. Sin ©pielmann entfd^Iiefet
fid^, bem toeltlid^en Uml^ertreiben ein 6nbe }u
mad^en, unb toirb gu @^Iairt)au£ in'S fflofter auf«
genommen. S)a er aber für alleS unb j[ebed Semen
tmtauglid^ geworben. em)>ftnbet er f elbft am f d^mer«
flen, bafe er nid^t, mie bie übrigen 99diber, pfal«
liren, nid^t einmal SJlana grü|m !ann. SoHer
^ngf^/ f d^Iie^Iidd nod^ meggef d^iät gu tt)erben, mirft
er Rd^ t)or einem Silbe ber aüerfeligften Sttngfrau
nieber unb flagt ibr feine 92otb. S)a fommt ibm
ber @eban!e, er fönne toenigftenS baS Singige, baS
er t>erftebe, ibr }u &)xm üben, unb nun fd^Ieid^t
er ftd^ oft einfam in bie ftird^e, fo ba^ bie 9leu«
gierbe einiger 93rüber rege mirb. SSBie fie i^n beim«
lid^ beobachten, fel^ fie, ba| er t)or bem 9)iß>e
Unf erer Sieben gfrau alle bie Xumlünfte unb f d^mie-
rigen @t)runge auSfül^rt, tDtlä)t ibm in ber SBelt
ben SeifaE ber 9)lenge gen}onnen b^ben, bis er
ermattet t)or bem Slltar nieberfinft. S)a febm bie
Saufd^er aber aud^, mie 9Raria gu il^m tritt, mit
ibrem @d^Ieter ibm ben @d^tt)ei| t)on ber @time
trodfnet unb ibn mieber ju ficb bringt — ni^t für
lange, benn er finbet balb einen feiigen 3:ob. —
S)er Stoedf einer weitem ftlaffe öon Segenben ift,
bie ajlaäjt ber gfürbitte 9Raria'd unb bie SBirf-
famfeit beS ®AtM gu il^r in'§ Sid^t gu ftellm.
6in @d^iff mit SBafifabrem gel^t unter; einige
retten ft^ in bie 99arfe, anbere oerfmfen mit bem
©d^iff ; einer, ber nod^ in bie 93ar!e fpringen »iE,
ftüi^t in'8 SReer. Sie @erettetm b^rrm am
©tranbe, ob ntd^t ba§ SJleer bie Seid^ an'd Sonb
fpülen tt)irb ; ba taud^t auS ben gfluten ein SRann
em|)or, unb fie erfennen in ibm benjenigen, ber
im @})mng bie 95arfe öcrfel^It bot. 6r erjäblt
ibnen, mte er im ^ugenblicl be§ Unterftnfmd bie
beilige Jungfrau angemfm bot unb t)on ibr an*d
Sanb gerettet worbcn ift. — 6ine Qfrau, bie il^rer
TOeberfunft entgcgmftcbt, Witt üorl^er nod^ nad^
einer Äird^e waüfabrten, weldde auf einem gfelfm
im SKeere liegt ©ie üemnglüdft auf ber gabrt
unb öerfd^minbet in ben Qfluten. 9118 aber ibre
©efäl^rten bei ber SOBattfal^rtöf ird^e anfommen, fin»
bm fte bie Sobtgeglaubte lebenb mit einem neu«
geborenen ftinbc auf bem 9lrm unb boren öon ibr,
mie fie ftd^ bei bem ©turj in^d SBaffer ber l^eiligen
®otte§mutter anem)}fo]^Ien, unb wie biefe fie ge*
rettet unb il^r in ber fd^meren ©tunbe beigeffainbei
l^abe. — Sine SBitttoe erbält bie 9lad^rid^t ba| C^
einziger ©obn oon feinm t$einben gefangen md
in bm Rttttt geworfen worbm ift Xag für Xq
mft fie nun gu 9Raria, aber il^r ®ebet wirb nid^
erbört. 2)a gel^t fie in wilbem ©dbtner^ in bi
Sticä^t, wo 9Rana mit bem 3efu§finbe ftel^t ntmn
ber l^eiligm SRutter ba§ ffinb au8 bm %mien
trögt e8 b^im unb legt e§, in fd^öne Xüc^er gel^uU
in eine Smbe, um eS f o lange als ®eifel }u be
baltm, bis ibr baS eigene ftinb wiebergegebm iß
an ber nöd^ften 9{ad^t erjd^eint 3)}aria bmi @e
fangmm, löst feine g^jf^In, öffnet ibm ben Stttb
unb lö^t ibn beitngieben mit bem Sebeutm, tun
möge feine ÜRutter aud^ il^r ibrm lieben €o^
wiebergebm. — ©ang befonberS enblidb wtri) in
bm befprod^enm Segmbm aud^ IDlaria^d 3RaSlt
über ben Seufel beroorgeboben. 6in Stitter fü^
ein fo auSfd^weifenbeS Seben, ba| er, um ftd^ coA
feinen ©d(|ulbm gu retten, fid^ bem Smfel ergttt.
3)iefer forbert als 99ebingung, ba| er ibm gu b^
ftimmter 3(it feine ©emablin ausliefere, bie ei
wegm ibrer flnbad^t gu 9Raria grimmig ba|t. Wi
nun bie 3«it gef ommm, lögt ber Slitter gwei $fdM
fatteln unb befieblt feiner ^xau, mit ibm gu reiten.
©ie fommm an einer jfapette Dorbet unb bie tm
bunfler Slbnung ®equölte fieigt ab unb gel^t l^tndn,
um ftd^ SRaria anguempfebim. Salb t$ ^ et»
gefd^Iafen; ba fteigt 9Raria in ibrer ®efiatt }i
sterbe unb reitet mit bemStiUer gur SleufelSfUth
im bunfeln Sßalbe. 91IS ber Smfel beS SHttei«
Segleiterin erblidft, f öbrt er t)or ©d^red gurfict unt
t)erwünfd^t ben Slitter, ber il^m bie attgewottigt
^immelSfönigin bringe. SRaria ober bannt il^
in weite gfeme unb t)erbietet ibm, ibrm Serd^
SeibeS anjutbun, fo bag er beulenb bat)ottfItd^
S)a föttt ber Slitter Unferer Sieben gfrou gu^ulei
unb bittet fte um Sergeibung; fie Dergtbif Oßi
um feiner frommm t^rau Witten unb ermc^t ibti
ftd^ }u beßem. ©eine ®emabrm finbet er nod^ in
ber Raptiit fd^Iafenb, befennt ibr MeS unb b^
fteifeigt fid^ fortan, ibr öl^nlid^ ju werbm. — Ätn
®ewölbe einer ffird^e bringt ein ÜRaler auf bo|ieiii
®erüft ein Silb an, worin er SRaria mit aller e^
bmflid^en ©d^önbeit, bm Smfet aber in offie^
größter |ö6Hd^!eit barftettt S)a tritt ber 2enfd
}u ibm, ^ettt il^n }ur Siebe unb Witt il^n t>om <9^
ruft binäbftürgen. ßr aber mft gur §immÄ
f önigin, unb biefe ftredft auS bem Silbe bm Smi
aus unb b^It il^n, bag ber Smfet gageidi bo<
t)onfIiebt
es mtfprid^t bem ritterlid^m ®eift beS SRtttd*
alters, ba| Searbettungm ber „SBunber Unfnei
Sieben t^rau" faft überatt gu ben erflm Slütm ge*
l^ören, weld^e bie $oefte in bm SanbeSfprac^ g^
trieben bat. 3n ©panim war eS fd^on um 124(
ber ^riefter ® on^alo Don Serceo, ber in t)iergettigei
©tropben mit Serf en oon fed^S Hebungen 25 T^iÜMf
gros de nuestra Sennora bebanbelte unb bamii
ber poetifd^en@ntwid(hmg feincSSolIeS einen mö^
841
Snarienlegenben.
842
HgesSnfiol gab. @ienmrbenduerftl780t)on@Qn-
tq im )tDeiten Sonbe ber Coleccion de poesias
eaiteDanas anteriores al siglo XV ^erouS«
fHAtn, toeld^ oon Stibabencira im LVn. fßar^t
borBibliotecade autores espanoles iDteberboU
iRRbt Sinige fiel^en oud^ in @<i^ubert§ Biblio-
teeicastellanaportaguesayproyenzal, Alten-
borgo 1805, fomie im H. SBanb t)on m^ be Sfa-
bot Floresta n. 372—378. ©er ^\)ali oDcr
riqelnai (Ei^öl^htngen ift in Slarud^ 2)QrfteIIun9
ber fpanif 4tn Siterotur im aRitteloIter, aRainj
1846, 1, 254 ff., mitgetl^eilt. %ud ber pxontxf
g^ffx fiUexotur Vjt, ben rigentpmli^en Sd^id«
m berftlben entfpred^enb , nur eine ))rofaifcl^e
tScoibeitung unter bem Sitet Dels miracles de
Siinhta Maria Vergena nad^gettnef en, meldte fi(b
inM8.addit. 17920 bed SriHfd^en SRufeumS
(ibet (Catalogne of Additions to the Manu-
Mrmts in the Brit Mus. 1878; l^erouSgegeben
W J. Ulrich, Miracles de N. D. en proYen9al,
Ronumia VIU, Par. 1879, 12 ss.). SDefto jabl-
ffi^tr ftnb bie bid^terifd^en Bearbeitungen ber
Stotenlegenbcn, meldte in oltfrangöftf d^er ^pia^t
(4aütn finb. SHe mid^tigfte berfelben, mel^e nid^t
feoriger qI8 30000 Serfe umfaßt rä^rt t)on ®qu«
tkr be Coind f^. S>ief er n^or SRönd^ su @t. SRe«
boib in SoiffonS, nxxrb fpäter $rior gu 93ic-fur«
SHie imb fioi^ im 3. 1236 im %Iter Don 59 3a]^-
lai Seine fnnftreid^en unb für bie Sulturgef d^id^te
beS 13. Sal^^nbertS fel^r lel^neid^en 2)t^tungen
fiib ienmSgegeben unter bem Xitel Miracles de la
S. Yierge, tniduits et mis en vers par Gautier
iib Coinsy, publies par l'abbe Poquet, Paris
1857. SBeniger bebeutenb ift eine öl^nlid^e Somm«
inn iNm 3e^ le äßord^nt, ber um 1240 lebte;
je feiert ^au))tfdd^Iid^ bie t)on Unferer Sieben gfrou
jßVtacM geunxften SBunber, t)erlegt aber bal^in
■4 CreigniHe, loeld^ fonft anberSmober berid^»
t(t Ooben (Jehan le Marchant, Le livre des
■ir. de N. D. de Chartres, ecrit en vers au
im« AMe, ed. G. Duplessis , Par. 1855).
^ fateinifd^ Original l^erju mürbe Don ^. %f)0'
Min betSaticana gefunben unb in berBiblio-
th^oe de l'ecole des chartes XLII, Par. 1881,
^M. ^ausgegeben. SBon gmei anberenfran*
1^^ Sammlungen au8 bem 13. ga^rl^unbert
fcii^ 0. Paris, La litter. franp. au moyen &ge,
hr.l888, 143. 9{od^ jmei anbere, beibe in ad^t«
IbiganSerdmal abgefaßte Sammlungen t)on 9Ra>
liadejcnben rü^iren t)on anglonormannifd^en 93er-
Mtn ^ unb §eigen aud^ bie entfpred^enben Sigen*
4nnli(^feiten ber Sprudle unb be§ 9RetrumS. 2)ie
^» fe^ einfoc^ unb lunftlod, ift nod^ t)or 1200
|M^; olö i^r Bearbeiter anli bem Sateinifd^en
vnt fid^ ber 9R5nd^ Slbgar. Sie ift beraub«
nka um 9leu^S im IX. Banbe ber ^Iltfron«
m^ SiUiotbel t)on Sß. f^oerfter unter bem
tM SbgarS SDtarienlegenben nad^ ber Sonboner
taM4nft ggerton 612, ^eilbronn 1886; bem
ttfi ba ein}elnen fiegenben ftnb auSfül^rlid^e 3u"
toUlangaben unb »eitere Siteraturangaben bei«
gefügt. Sie anbere, fel^r umfangreid^e Sammlung
ift einftioeilen nur banbfd^riftlid^ (Ms. Boy. 20 B,
XIV im 93rit. SKuf.) befannt unb öon TOuffafia
a. a. D. rv, 15 bcfd^rieben toorben. ©icfer SReid^«
tl^um ber altfrangöftfd^en Siteratur an bid^terifd^en
9RarienIegenben mirb nod(| erl^öl^t burd^ 40 bra«
matifd^e Bearbeitungen meift fd^on anbertoeitig
befannter SRarienmunber, meldte im 14. äal^r«
l^unbert für bie ßird^enfejte irgenb einer ©ruber-
fd^aft ober Snnung (puy) gebid^tet unb au^erl^Ib
ber ffird^e aufgefül^rt mürben. Sie ftnb aOe t)on
einer furjen, burd^ einen Sd^aufpieler t)or}utragen«
ben ^rebigt begleitet unb liefern bie mid)tigften
Seiträge gur Siüturgefd^id^te ; gu legieren gel^drt
aud^ bie ^uSfd^müdtung ber Segenben mit man-
d^erlei Sl^atfad^en, mel(|e offenbar ber ©egenmart
ben Spiegel t)or]^aIten foQen unb be^megen ben
urfprünglid^en Sl^aratter ber Segenben nid^t feiten
entfteQen. Sie ftnb b^tiuSgegeben Don &. ^ariS
unb U. SRobert feit 1876 unter bem Xitel Miracles
deNostre-Dame par personnages, Paris (pour
la Societe des anciens textes fran^ais) ; mand^
fteben bei Monmerque et Michel, Theätre fran-
9ais au moyen &ge, Paris 1839; t)on % ff euer
ift in ber Sübinger Sammlung l^erauSgegeben Un
miracle de Nostre-Dame d'iin enfant qui fu
donne au dyable, quand il fu engendr^, 1865.
SBeitere eingaben f. bei Petit de Julleville, Les
Mystöres, Paris 1880, 1, 115. 11, 226, mo aud^
auSfübrlid^e Inhaltsangaben ftel^en. SluS Italien
flnb mittelalterlid^e Bearbeitungen ber SRarien-
iegenben in ber SanbeSfpradde nid^t befannt ge«
morben; bort blieb }u lange gerabe in ben Jheifen,
in meldten bie Miracula Beatae Mariae Vir-
ginis beliebt maren, bie ffenntni^ bed Sateinifd^en
allgemein. S)a| eS aber Sammlungen Don 9Dta«
rienlegenben aud^ in italienifd^er Sajfung gegeben
l^at, mu^ au8 bem SSorl^anbenfein mel^rerer an ber
©renje beS Snutelalterd ftel^enben 9Biegenbrud[e
gefd^lojf en merben, meldte SBrunet (Manuel du Li-
braire, UI, Paris 1862, 1744) namhaft gemadftt,
unb meldte fämmtlid^ ben Sitel führen Miracoli
de la gloriosa verzene Maria, Mediolani, Phil,
de Lavagna, 1469. 1480; Vicenza 1475;
Bressa 1480. 1495; ^ain (9ie))ertor. n. 11 222
ad 11237) fü^rt nod^ eine Stetige oon anberen
S)rudten ber nömltd^en Miracoli aul^ bem 1 5. ^al^r-
bunbert an. Slud^ in ©rogbritannien bemöd^tigte
ftd^ bie aufblül^enbe ^oefle be§ banfbaren Stoffes,
meldten bie SRarienlegenben boten, unb l^ier mür-
ben fie, fo lange bie fat^olifd^e ^Religion blühte,
ebenfo fleißig bearbeitet unb gelefen mie in an-
beren Eänbem. 3n ber Sleformation§5eit Jebod^
mütl^ete ber puritanifd^e Sifer anä) gegen biefe
S)enfmale ber fatl^olifd^en Sorjett unb gerftörte
fte, mo fte nur auSftnbig gemad^t merben fonnten.
t^anben fie ftd) in Sammelbönben, fo mürben aud^
au§ ben prad^tDoOften |)anbf(^riften bieienigen
©lätter, meldte bie SQäunoer Unferer Sieben fjrau
entbielten, auSgeriffen unb öcrbrannt. 3)a bie
3n^altgan}eigen \o\ä)tx Sönbe xAäfi mit }erft5rt
843
ajlaricnlegettben.
844
tourben, fofannmonie^termeffen, bog aud^ auf eng«
tifd^em ^oben bie nämlid^en Srsö^Iungen, toelt^e
anberSiDO umgingen, bid^tertfc^ bel^anbelt würben.
S)q8 Ms. Vernon in ber SJobleianifd^en Siblio»
if)tt, Qu§ bem 13. Sal^rl^unbert, entl^It nad^ bem
Snl^altäbergeid^ni^ 42 Miracles of vre Lady ;
t)on biefen fmb aber fol. 123 nur nod^ neun, ba§
le^te unböllftänbig, in SJerfen mit fieben öebungen
Dorl^anben, ba fol. 127-— 166 au§geriffen pnb.
SDie erhaltenen Seite fmb mit ber 3n]^alt§anga6e
ber ganjen Sammlung )um erften SJlale l^erauS«
gegeben t)on S. ^orftmann in öerrigS Slrd^it)
LVI, »raunfd&meig 1876, 221 ff. (Sgl. C^orft-
mann, 9lltengl. Segenben, ^berbom 1875, XIX.)
Sine um bie SJtitte be§ 14. äal^rl^unbertd auf fd^ot«
tifd^em 93oben angefertigte Segenbenfammtung ent«
l^ielt, mie ber Prolog in bem Uebeneft ber ^anb«
fd^rift ju ßambribge Univ. libr. Gg. 11, 6 angibt,
aufeer bem Seben SKaria'S nod^ 66 ÜKarienlegenben,
n)eld^e mit {enem gerftört finb. Süperbem [teilen
nod^ 15 3Rarienlegenben in ^rofa, furj ffiggirt,
in bem Ms. Lamb. 432; bie Se^te berfelben ftnb
in ber Anglia 1880 t)eroffentIid^t Sinselne ber
genannten fiegenben [teilen bei §orftmann, Sllt«
engt. 8eg., neue golge, ^eilbronn 1881, 220. 329.
499. (Sgl. baf. @. LXV.)
3m ©egenfa^ ju biefer 3lrmut l^at bie norbifd^e
Siteratur einen fel^r großen @d^a| on 99earbei«
tungen Don ÜJlarienlegenben aufgutt)eifen. %uf
ber UntDerfitötSbibliot^e! )u Jfo))en^agen unb in
ber föniglid^en Sibliotl^ef }u StodG^oIm befinben
fid^ in ^anbfd^riften feit bem 14. Sal^rl^unbert,
iufammen mit bem ßeben SKaria'S, brei t)erfd(|iebene
Sammlungen in^rofa, »eld^e natürlid^ imSnl^alte
Dielfad^ übereinftimmen. 93on biefen tft bie ältefte
mit 51 Segenben fd^on im 12. äal^r^unbert auf 3S«
lanb überfe^t; bie }tt)eite, Diel auSfül^rlid^ere, fd^eint
ein 3a^r](iunbert jünger }u fein; bie britte, an^
bem Anfang be§ 14. ^al^rl^unbertd, entl^ölt eine
^uSIefe avi% ben beiben frül^eren Sammlungen.
Siele t)on ben fonftbefonnten Segenben l^abeni^ier
eine local norbifd^e gförbung erlitten; anbere finb
erjt norbifd^en UrfprungS. S)er gange &ä^ai^ biefer
Se^te ift in ber Sammlung Det norske Old-
skriftselskabs Samlinger n. 11—16 l^erauS»
gegeben unter bem Sitel Mariu 8aga. Legender
om Jomfru Maria og hendes Jertegn, efter
gamle handskrifter udgivne af C. B. Unger,
Christiania 1871, unb entl^ält 219 eingelne Qu
göl^Iungen, teeld^e tt)egen mel^rfad^er Bearbeitung
ber nämlid^en Stoffe 92 Segenben refräfentiren.
3n beutfd^er Sprad^e ftnb bie ^Rarienlegenben nur
bid^terifd^ bel^anbelt n)orben. Sd^on an^ bem
12. 3atirl^unbert gibt e§ einzelne lleberbleibfel Don
^Bearbeitungen fold^er Srgöl^Iungen (Deröffentlid^t
Don fteinj, ©ermanio XXV, 1880, 82 ff.; §afen»
Jäger, Seitf d^r. f . beutfd^c ^l^ilol. X, 1878, 468);
eine gr&gere ^ngal^I aber flammt Don bem S)id^ter
be§ ^affionalS, ber fie, wie e§ fd^eint, felbftänbig
bel^anbelt \)aitt unb fie erft fpäter in ba§ genannte
^uä^ einreihte. Sie mürben im ^Rittelalter gern
l^erauSgel^oben unbbefonberSabgefd^eben. (danb
fd^riften nennt ©öbefe, ©runbrig gur ®efq. be
beutfd^en 2)id^tung I, 3)re§ben 1884, 231.) S>
in ber ^u§gabe be3 ^afftonalS Don fyifß, gftoid
fürt 1845, bie 9RarienIegenben nid(|t aufgenonrate
waren, würben biefelben befonberS Don Qf. $feiffi
(9)kriculegenben. S)id^tungen beS 13. äa^rl^
bert§, äBien 1845, neue ^u§g. 1863) mit gro^
Siebe gur Sad^e l^erauSgegeben. Sine neubetttfdj
Ueberfe^ung berfelben lieferte mit gleid^er Std
99B. Sommer (Unferer Sieben gfrauen SBunbe
93onn, SBorromäuS-SJerein, 1 860) ; felbftänbig un
gebid^tet finb fte Don &)x. Sted^er S. J. (SRoriet
Seben unb 9Karien«Segenben, ®raj 1885).
Son morgenlänbifd^en Siteraturen ftnb eS bi
arabifd^e, bie ätl^iopifd(|e unb bie f^rif d^, in wdS^
bieSRarienlegenbenO^ingang gefunbenl^ben. SRoi
barf annehmen, ba| bieg Don ben Arabern it
Spanien Dermittelt worben ifi; einzelne berBe
treffenben Sammlungen nömlid^ nennen aI8 il^ra
93erfaffer ben ßr^bifd^of SIbefonS Don £DletK
(Zotenberg, Catal. des Manuscr. ethiopiem
de la Bibl. nat., 1877, n. 60). ©ebrudft tft DOt
biefen %tiitn nod^ feiner. 92ä^er bef annt ftnb )iDe
l^anbfd^rtftlid^e arabifd^e Sammlungen auf be
^arifer 9iationaIbibUotl^ef, Anciensfonds n.141
nnb Supplem. 94. ßbenbafelbft liegt eine f^rtf^
farfd^unifd^e ^anbfd^rift, toeld^e 64 SSBunber be
aUerfeltgften Sung^au erjä^It (Zotenberg, Catal
des manuscr. syriaques de la Bibl. nat., 187^
n. 232). 3n großer S<^^ ober enti^alten bi
europäif d^en Sibliotl^efen ät^iopifd^e ^anbfd^riftei
mit ben Ta' &mra Märj&m, ben ^äBunbemüRo
ria'S", unb ^mar fold^e auS bem 12. bis }ta
18. Sal^rl^unbert (Catal. Codd. Manuscr. orieni
qui in Mus. Brit. asserv. III, Londini 1847
n. LS: [add. 11, 293], 41; A. Abbadie, Catal
raisonn^ des manuscr. ethiop., appartenant
ä lui, Par. 1859, n. 165. 196. 222 ; 3)iIImam
SSer). ber abeff. ^anbfd^r. ber fönigl. ^ibliotl^f )
SBerlin, 1878, n. 68 ; Zotenberg 1. c. n. 60. 61]
2)ie lej^tgenannten Segenbarien Doriiren au|ei
orbentli(^ in ber 3^^^ ber aufgenommenen SBun
bererjäl^Iungen. 3n ben Jüngeren ^atibfd^rifie
ftnb Diele Segenben neuem UrfprungS meift no(
^egt)pten Derlegt uttb, bem ©efd^madC ber mono
pl^^fitifd^en ^befftnier gemö^, f)bä)\t abenteuerli<
gefärbt : allein aud^ fo Derlöugnen bie öti^iopi
fd^en „SKarienwunber" i^ren 3wfammen]^ng m
ben abenblänbifd^en Sammlungen beS 3Rittel
alters nid^t. S)ie f)anbfd^riften n. 60 unb 6
bei 3otenberg entl^alten bie Segenbe Don bei
totaler mit bem 3ufa^, bag baS &unber in ein(
fransöfifd^en Stabt gefd^el^en fei (Pfeiffer XVI
bie Don bem Jhanfen mit amputirtem ^u^ (9t
gar n. 12), Don ber Sntbinbung im äJteere, Do
bem }ur ^öQe Derurtl^eilten SRönd^, Don bei
burd^ einen 3uben befubelten SRarienbilb (9bgc
n. 37), Don bem Subenfnaben, Don bem geföl:
beten Sd^iff (Pfeiffer XII), Don bem ertninfem
®löd(ner u. a.
«5
ÜJtarienloallfal^rtSorte.
846
& leibet lanen Smeifel, ba| baS d^riWe
SRittdalter oSe biefe Segenben afö gefd^td^tlidde
Serid^ t>on nrirKid^n Sl^otfad^en betrad^tet f^at.
2i(ft jeigt fd^on bie Xreue, voomii bie nömli^en
Cqäl^ngen jial^rl^unbertelang bemol^rt unb fort«
Mponit »oxben ftnb. gfur und liegt notürli^ bie
9ni0e nad^ ber äBirflit^feit ber bcrid^teten Sßor-
^älb onberB. Sttxtr brandet an btefer Stelle nid^t
ViMgel^oben }u nxrben, bo^ ber h^unberbare
(tamfttr bct erjäl^Iten Sreignijle fein @runb ift,
MeSefd^d^tlid^tettberfelben }u löugnen. SDa aber
(04 üii^ bct fhtngen IBorfd^rift ber Hixfy für
fojite Sunbergefd^i(|ten nur ntenfd^Iid^e ©loub«
iräd^igMt beanf))rud^t »»erben barf, unb ba ber
6nb ber lej^tem fid^ nad^ ber Sef^affenl^eit ber
jtbctaiaItget(OueOe rid^tet fo muffen toir un§ be-
i^eiben, l^er auf l^ifbrifd^en @Iauben su t)er}td^ten.
ttü uns bie Oudlen }u gef d^id^tlid^er Jhitif nid^t
i& dcbote fteben. Mein felbft bie innere SSBal^r-
Vit nmrbe geläugnet merben muffen, n^enn bie
S^onptung riddtig m&re, ha% ber Sn^att ber be-
fpod^oien Segenben mit ber gefunben Vernunft
obtr oud^ mit ber fatl^olifd^n unb äberl^Qupt ber
ipXßäfm eutenle^re in aSBiberfprud^ ftel^e. €§
folbie 9nbad(^ ju SRoria l^ier olS ein t^reibrief
tagefiellt fein, mit meld^ man tro^ oSer Safter
mb 6ünben bie emige @eligfeit erlange. ®erabe
ta ^egengef e|te ifi rid^tig. 3n fömmtlidden
SRatioiIegenben ift bie Seligfeit beS @ünberd t)on
brfjn Sefel^ng, Sdeid^t unb 9u|e abhängig ge>
wat/t, unb nur bie @nabe, biefe nod^ bemiäen gu
Bnn, tDirb ber Vermittlung 9Raria'8 }ugef d^rie-
hoL Onbogmotifc^ foD oudd bie Angabe fein, ba|
ciqeliie @ünbet burd^ bie 2)a}n)if(|en!unft 9Ra-
na^i im Sendet nad^ bem Sobe nod^ bie ©nabe
Bkigt Rotten, in'ö Seben jurudEjuf eieren unb 99uge
)i xboL S)er gläubige @inn ber mittelalterlid^en
S^ciftfidler fyd nid(|t für nöt^ig gefunben, jebe§-
•d beisnfttgen, ba| bad ®en($t @otted nur in
krCrfd^ehntng ober im Sraum t)or fid^ gegangen
^ nb ba| nur bie Srfenntnig Don ber 9iot]^«
Mädeit ber SebenSbefferung Sßirftid^feit gel^abt
lot TO ber C^ä^Iung t)on bem ©d^üler au§
&ä&m, bem SRaria im ®erid^t eine neue SebenS»
fnß {BT 9u|e erbittet, ober bei ber t)on bem @ün«
ks, in beffen ®erid^t bie SBagfd^ale für bie guten
Sttb leer in ber ^ö^e flattert, bis aRaria bie
9o8b barauf legt unb ^e niebersiej^t, ifi auSbrfidt»
% gefagt, ba| bie^ 3:raumt)orgänge toaren unb
bie @nä)igen nadd bem ßrmad^en ein beffereS
ftks begannen. Sei bem ertrunfenen ©lödfner,
te tmeber fu fid^ bmmt, als man il^n im Sßaff er
eR 1^, wit nun belennt, er fei im ®erid^t
gemefen unb )ur £^ölle t)erurt]^eilt morben,
)iie aber auf 9Raria'S SJermenbung SuSftanb gu
Uot fsäj^ta, um 9u|e }u mirfen, liegt eS nal^e,
^ einer 6tdrung ber emigen Orbnung ® otteS
»iidid^ Sorgdnge angune^men. SBenn enbli(^
ta foU^ bie in il^ren @ünben umgelommen
M, aa4 bem Xobe offenbart mirb, fte feien ge»
ntl(t toeil fie SRaria nid^t oergeffen, fo i[t bieg
nur eine SBefiötigung ber d^rifUidgen SBal^rl^eit,
bog aud^ im legten SugenblidC beS SebenS ein Set
DoUfommener vttnt bie @eltgfett bemirfen fann.
2)ie grgöl^Iung Don bem betenben Stitter, für ben
3Karia im Sumier ftreitet, ftammt auS einer 3eit,
in meld^er biefe SRitterfpiele nod^ nid^t ausgeartet
unb nod^ nid^t Don ber ffird^e verboten n^aren.
Smmer^in aber mug zugegeben merben, bog anä^
bie mittelalterlid^n SRarienlegenben bem ©d^id^al
ber SBeiterbilbung, n^eld^er iebe im SSoIfSbemu^t-
fein lebenbe Srjöl^Iung unterliegt, ni^t entgangen
ftnb. SDie fpöteren t$offungen ber in 9tebe ftel^en«
ben Srgäl^Iungen fmb ben frül^eren gegenüber ge-
möl^nlid^ um einzelne, oft munberbare 3üge be«
reid^ert. es ifi babei bie jpöbagogif(^e SRütffid^t
ma^gebenb gemefen, bog 93eifpiele um fo mel^r
@inbrud[ ma^en, ie auffaUenber unb augenfd^ein*
lid^er fie ftnb. an ben bramatifirten Segenben er-
l^ält bie ©d^neOigfeit, momit @ünbe unb 99u|e
abmeddfeln, für unfer @efü^I eine anbere 99ebeu«
tung, fobafi) mir feftl^alten, ba| ber £id(|ter l^ier
feine Stxi abbilbete. Sei ben blog ergö^Ienben
Segenbarien mad^t ftd^ fpöter aud^ baS 99eftreben
bemerfbar, bie SdSfi ber t)orl^anbenen Stoffe }u
meieren, fo bog bie SluStoal^I ber Segenben ni^t
na(^ ftrengen IRüdCfid^ten angefte&t erf^eint. Slud^
fonft merben SSeränberungen erfennbar, inbem bie
nömlid^en SSorgönge fpöter mit SSerfd^iebenl^eit ber
$erf onen, beS DrteS unb ber 3rit berid^tet werben.
So ift ber Militarius @ottfriebS t)on Sl^ienen,
ben 9Rone im Sngeiger für ffunbe beS beutfd^en
ÜKittelaltcrS IH, 1834, 159. 266 t)eröffentUdJt
l^at, eine SBeiterbilbung ber Xl^eopl^iluS'Segenbe.
ßingelne ©nabenermeifungen, meldte in frül^eren
Seiten ber gfürbitte beS einen ober anbem ^eili*
gen gugefd^neben morben, erfd^einen fpäter oon ber
3)ermittlung ber aüerfetigfien 3ungf rau l^ergeleitet.
2)a| aber aud^ l^eibnif^e ÜJt^tl^en bei @rfe^ung
einer Göttin burd^ aRaria gn ^rifUid^en Segenben
geworben feien, ift eine SBel^au^tung, meldte bem
gegenmörtigen @efd^mad( gufagt, auf bereu 9lad^-
meiS aber nod^ gewartet werben mu|. Offenbar
liegen ben ÜJlarienleaenben wirflid^e S^orgönge gu
@runbe, weld^ im Sauf ber 3cit mel^r unb me|r
ibealifirt unb bid^terifd^«glöubig bargefteUt worben
ftnb. S)ie l^öd^fte @Iaubwürbig!eit l^at inbeg ber
®eban!e, weld^er f ömmtlid^en SRarienlegenben gu
©runbe liegt, nömlid^ ba| bie 9RiIbe unb 93arm»
l^ergigfeit ber @otteSmutter unbefd^rdnft tfl, unb
ba| bie l^öd^ften @üter beS SReufd^en burd^ il^re
SSermittlung gu erlangen ftnb. S)abei bleibt eS
eine ^iftorifd^e Sl^atfad^e t)on größter SBtd^tigfeit,
bag baS d^riftlid^e ajlittelalter ben ÜJlarienlegenben
eine f o anbauembe Sead^tung unb SSerel^rung be*
wiefen unb baburd^ für bie SBered^tigung ber SSer«
el^rung SRaria'S ein fo oBgcmeineS 3«w9«i6 ab-
gelegt fiat [ffaulenj
'^iaxktmaKfaf^tfsotft ftnb unter aQen SßaH-
f al^rtSorten ber gangen Sl^riftenl^eit bie gal^Ireid^flen
unb gnabenbringenbften. SSieleberfelbenentftanben
burd^ baS unmittelbare Singreifen ber aKerfeligfien
847
ÜJiGtienmaUfal^rtSorte.
848
3uTtgfrau SKoria, inbcm fte enttocbcr burd& il^rc
pd^tbore firfd^einung ober burd^ innere Offen«
borung balb in einfamen äBälbcm unb Sl^ölern
ober auf ^tl§i^b^tn, balb an betool^nten flögen
eine ©teile al§ ben Ort bc jcid^nete, ben fie au il)rer
befonbem SSerel^rung unb }u einer @nabenftötte
für il^re 2)tener auSenoäl^It l^abe. Rubere SBaU«
fal^rtSorte emijftngen il^re ©rünbung infolge eined
(SelübbeS, ba§ oon einem Sinjelnen ober t)on einer
ganjen ®emeinbe }ur 3(tt fd^aerer 93ebröngni^
ber ©otleSmutter bargebrad^t tt)urbe, ober fte fmb
ein ^uSbrudC inniger 3)anfbar!eit f&r empfangene
äußere ober innere ©naben. SBieber onbere nal^«
men il^ren ^u§gang§punlt Don ber Slnbad^t toeld^e
juerft einer $rit)at))erfon t)or einem ÜJlarienbilbe
eingeflößt ttmrbe unb bann auf gel^eimni^DolIe
SBeife immer »eitere ftreife ergriff, bis fie julc^t
in begeijterten SSBaOfal^rtSjägen fid^ ausprägte.
2)ie in ben SSBaOfa^rten ^um SluSbrudte fom-
menbe SSerel^rung SRaria^g l^t il^re @runblage
in bem, tt)a8 ber @Iaube über bie gnabenreic^e
SluSermäl^lung ber Jungfrau unb ©otteSmutter
Iel)rt (ögl. b. 9lrt. ÜJlaria), unb iji nur bie ßr-
füUung beS propl^etifd^en SBorteS: Sielte, t)on
nun an merben mid^ feiig greifen alle ©efd^led^ter
(Suc. 1, 48) ; gugleid^ ift fie aber oud^ bie notl^-
»enbige t^olge ouS ben Dielen ©nabenerfal^rungen,
meldte bad ^riftlid^e S3oI! in biefem marianifd^n
Suite einfammelt, meilinununterbrod^enerSRei^en*
folge an fold^n Orten bie offenfunbigften SSBun«
ber fomo^I im @ebiete beS irbifd^en SebenS toxt
im SReid^ ber @eelen Dor fid^ ge^en. @egenftanb
ber SSere^rung an biefen ©tötten ift ÜRaria tl^eilS
als SRutter beS SrIoferS in ben einzelnen 99e«
geben^eiten i^red begnabigten SebenS, fo baß ber
Shani ber freubenreid^en. fd^merjreid^ unb glor-
reid^n SJtQfterien beSfelben burdd bie t)erf d(|iebenen
2Baflfal^rt§orte }um ^bfd^Iuffe fommt; tl^eilS »er-
ben bafelbft bie @nabener»ei|e gefeiert, meldte bie
SRutter ber Sl^riften^eit als ^ußud^t ber @änber,
Srofterin ber betrübten unb f)eil ber Jhanfen
über il^ fKnber ausgießt. 9ln bie SSBallfal^rtS«
orte fddließt ftd^ bie Stüftel^ung Dieler Orben unb
Kongregationen an (f. oben b. 9lrt. TOaria, Orben),
fott)ie ber Sruberfd^aften Dom @capulier (1251),
Dom 9tofetdran}e (1212 gu £ouIoufe), Don ben
@ddmer}en IDlaria (um 1260 in ^oreng), Don
aWario-Srofl (1495 in »ologna), Don SDlaria-
»erfiinbigung (1584 in Äom), Don aRaria-^ilf
(1648in2Rändden), Dom unbefledtten^ergenSJlaria
(1836 in $ariS) u. f. f. ©leiddermeife gaben aßaS-
fal^^Sorte Einlaß gu marianifd^en Seften t^eilS
porticulorer 3lrt, wie baS fjeft SKariä Dom guten
^att^t om 26. ^pril, baS Don ©enagjano ausging
(beflättgt Don^iuS VI. 1777); baS ber erfd^einung
SRariä unb ber Jhonung il^reS SilbeS auf bem l^eUi«
gen Serge bei ® örj am britten Sonntag nad^ Sßfing«
ften(99enebictXIV. 1748); baS ber Crfd^einung ber
unbefledtt Smpfangenen am 11. fjfebruar, baS burd^
SourbeS in'S Seben gerufen mürbe (Seo XUL am
7. 3uni 1891); t^eilS »erben fol^e Sfefie in ber
gangen römifd^en Jlird^e gefeiert, »ie baS Don ba
fiiberianifd^en 93aftltfa auSgel^^nbe S^[t ÜRario-
@ddnee am 5. Sluguft (burd^ $iuS V. 1568); baS
ber Uebertragung beS l^eiligen ^aufeS Don Sorctt
am 10. S)ecember OnnocengXlL 1699); bd
ber Srmartung ber aUerfeligften Jungfrau cn
18. 2)ecember (burd^ ©regor Xm. 1578), mite
anberem Xitel 656 gu Solebo eingefül^^; enbüd
alle an obengenannte Orben unb Sruberfd^ofta
ftdd anf d^ließenben fjfefte, »ie baS ber fteben @f^»
gen (f^reitag nad(| bem $affionSfonntage unb brtttei
Sonntag im September); ber Helferin ber S^rißa»
Ideit (24. ÜRai); ber Königin beSgfriebenS (9.3uli);
Dom Serge Sarmel (16. 3uli); Dom reinften^
gen SRariö (Sonntag nad^ 9Rariö |)immelfa^rt);
9Rariö Don ber ©nabe (24. September), a)tatia
Dom SRofenfrange (erfter Sonntag im Octobet);
9Rariö Opferung (21. 9loDember). — gfinben m
einem SRarienbilbe ©ebetSer^örungen in folt^ec
SBeife ftatt, baß biefelben nad^ ftrenger $rjifimg
als offenbare SSBunber gu conftatiren ^nb, fo fo^
bäufig bie feierlid^e ftrönung eineS fold^en SU-
beS. Unter Urban VUI. »urbe biefe Sitgelegcii"
l^eit bem Sapitel ber Daticanifd^en Saftlifa aber»
tragen, unb ©raf SHe^anber Sforga ^ßalloDicini
»ieS bem Sapitel ^Renten an, ouS »eld^eh bie fluS*
gaben beftntten »erben fönnen (Dgt P. Bombelfi,
Baccolta delle s. Immagini ddla B. Yergiiifl
omate della Corona d'oro dal capitolo di
S. Pietro, con una breve ed esatta notizia di
ciascuna immagine, 4 voll., Born. 1792). 8e>
rid^te über Diele unterfud^te SBunber finben ftd^ bei
Gius. Marchetti, D e' prodigii ayvenati in moltc
sacre immagini, specialmente di Maria sanr
tissima secondo gU autentici procesai compi'
lau in Boma, con breve ragguaglio di altri
simili prodigii, comprovati nelle curie ves-
coYili dello stato pontificio, Borna 1797, fron).
Paris 1801. Ueber ben bei ber ff ronung beobad^
ten SlituS Dgl. Moroni, Dizionario XVn, 238.
SRarianifd^e SßaUfabrtSorte finb über ben gmii
gen SrbfreiS gerftreut, f o baß »ol^I feine eingigeS)i5<
cefe gefunben »irb, in »eld^ nid^t $ilgerguge gu
einem ©nabenbilbe fommen; gar Diele ber »unben
tl^atigen Silber l^aben SBeltrul^m ; f elbft in ben fem*
ften ©egenben gebeult man ibrer mit Sel^nfud^t walk
»unfd^t »enigftenS eine 9ladS|bilbung gu erlangen
Sie aOe ouf gugäblen ifi ebenf o unmöglid^, »ie bti
gabllofe Siteratur, bie über fie entfianben ift, ^ia
Dergeid^net »erben fann. SS muß genügen^ fii
jiebeS Sanb einige SBallfabrtSorte gu nennen unb oxA
ber Siteratur bie umfaffenberen Skrfe angufäl^
9teid^e Siteratur über marianifd^SBaflfa]^rtSorteK^
ferte baS 17. 3a(rl^unbert, bann trat ein StüdPfd^
ein, bis feit Witte beS 19. 3abrl^unbertS \o\Aa neu
SBegeifterung ftd^ funbgab. 2)en Snfong mit einen
großem SBerfe mad^te SerrQ be Socre (Ferreolm
Locrius), ber nad^ einem ileinemSerfud^e (Marii
Augüste, Arras 1603) fein bebettteiü)eS Sud
Maria Augusta Yirgo Deipara in VII libro«
distributa, sive historia, enarratio ac descrip
849
üßartenwallfal^rtSorte.
850
tjolocomm, imaginum, templorum etc. divae
virgini dicatorum, Atrebati 1608, erfd^einen
lir^ 3im folgte gfriebrid^ t^^omer mit ber Palma
trinmphalis miraculoram ecclesiae catholicae
et ünprimiB glorioaiBsimae Dei Genitricis
Virgmis Mariae, quibus ut nunc temporis
tun in aede Lauretana, Oettingensi, Eremi-
tui, Sichemiensi , AspricoUensi , Dettel-
bicenai, quam in Weyemensi ditionis et
tenitorii imperialis ecclesiae Bambergensis,
itipasaimpertotumorbemchristianum, India
et in orbe novo luculentissinie inclarescit, Li-
britVexplieata^ Ingoist 1621. STJel^r bie marta«
«ifdieScimogtop^ie be^nbeln bie Heineren SBerfe
F. Astolfi, Storia universale degli immagini
ninciiloai della glorios. Madre di Dio, Venez.
1623 ; Jodocns a Dudinck, Mundus Marianus
b. e. specificatio omnium mundi locorum, in
fnOmsVirgo miraculose colitur, Colon. 1644
[flsf Sibliot^nt niddt ouffinbbQr] ; enblid^ N. de
Uberille, Hieroglyphica Mariana s. de sacris
nugiiubiiB, Lovan. 1660. Suf (Srunbloge ber
Mtaigen arbeiten unb unter[tü|t burd^ bie Or«
bolbruber gab bann SBiD^Im ®vLmpptnittQ S. J.
pnf in 4 Octat)banben, aßun^en 1657—1659^
Umi, bann in 2 gfoliobönben ben Atlas
Xariinns, quo S. Dei Genitricis Mariae Imagi-
nmoiracnlosarum origines dnodecim histo-
rimim centoriis explicantor, Monachii 1672
Ibati4 Mm SBartenberg S. J., 4 9be., ebb. 1673),
(mmt (92eubrud bei J. J. Bourasse, Summa
larei delandibns B. M. Virginis, Paris, Migne,
1866iq.,XI— Xn). S)iefed nod^ je^ fe^r ge>
f«^ SSBci! erl^iett burd^ ^. Sdderer S. J. eine 9leu-
Meitung im britten Sl^eile feiner Geographia
ndtrbem Xitel Atlas Marianus sive praecipuae
totini orbis babitati imagines et statuae
ugnie Dei Matris beneficiis ac prodigiis
ne^tae snccincta bistoria propositae et map-
ggeograpbicis expressae, Monachii 1702.
folgte bann Fr. Agostinbo de Santa Maria,
Sutoario Mariano et bistoria das imagens
ttfligrosas de nossa Senhora, 10 voll., Lisboa
1707—1728. Slacft langem S^ifc^enraume er«
ti^iom juerP tnieber in Stauen AÜante Mariano
<wia origine delle immagini miraculose della
B. Y. Maria . . ., redatto dal P. Gesuita G.
fivDppenberg, pubblicato per cura dell' Edi-
Vm 6. Maggia, recato in Italiano ed aggiun-
M le ultima immagini prodigiose fino al
i«ealo XVm da Agostino Zanella, 12 yoU.,
V««» 1839—1847, nnb A. Riccardi, Storia
^ttütoarii pit celebri di Maria Santissima
>ptm nd mondo cristiano, 4 volL, Milano
lWO-1844. e« folgten in granfreid^ : [Ch. J.
Sfariot] Lea pderinages aux Sanctuaires de
l»M4re de Dien, Lyon 1840; [F. Pouget S. J.]
I4 ICois de Marie bistorique ou pölerinages
HB sanctuaires de la Mere de Dieu, Lyon
1840, Toumai 1852, unb Histoire des prin-
aptox sanctuaires de la Märe de Dieu, 4 vols..
Lyon 1847; A. Egron, Le culte de la Ste.
Vierge dans toute la catholicite, principale-
ment en France, depuis l'etablissement du
cbristianisme jusqu'ä nos jours, Paris 1842
(Ual. burd^ ajlafieri, SKailanb 1846). SBeiter pnb
ju nennen : 2R. Sol^rma^er, aRarianifd^eS ffiall»
fa^rtSbud^, »egenSb. 1844; ©er d^riftli^e ^ilger,
®efd^. ber berül^mteften ffiattfa^rtSorte, Koblenj
1846; 3. Spencer Wortl^cote, »erü^mte ©naben-
orte U. 2. gr., beutfd^ t)on ©tubemunb, Äöln
1869 ; S. ®raf Soubenl^oDe, SRaianbad^t mit 99e-
trad^tungen über 32 marianifd^e ©nabenbilber,
ffiien 1877; Mathon 0. S. B., Zivot P. Maria
[geben ajlariö unb morianifd^e SSBaUfa^rtSorte],
2 Sbe., Srünn 1883; SB. ^erd^enbod^, Sie l^ei-
ligen fat^ol. ©naben* unb SßoOfal^rtSorte^ @tuttg.
1884; §. t). Sftubnifi, ©ie berü^mteften aDBatt-
fa]^t§orteber grbe, ^aberb. 1891. 8ef(^reibungen
fel^r »teler SßaOfal^rtdorte finben ^d^ bei ®eorg
Ott, aKarianum, SRegenSb., Ruftet, 1858, 10. aufi.
1877 ; in bem SKarienbud^ ober U. 2. gr. be-
rül^mtelle ©naben« unb 9BaQfQl^rt§orte, SlegenSb.,
9Kana, 1871 ; ». SRo^ner 0. S. B., ajlaria unb
äofepl^, ober ba§ 2eben unb bie SSerel^rung ber
aSerfel. äungfrau 3Raxxa unb il^reS IBräutigamS
@t 3ofep]^^ t)erbunbcn mit ber 3)arfteUung ber
Dorgüglid^ften ©nabenorte unb Serel^rer 9Rarien§,
Sinfiebeln 1878. 1884, unb im SRegenSburger
9Rarienfalenber, 27 3aJ^rgänge, 1866—1892.
^ierl^er ift auä) p söl^Ien P. ffart »om 1^1. Wo^S,
S)ie ®otteSmutter in il^rem breifad^en 3:rtum))]^
über bie SBelt, »egenSb. 1853. 93on ))roteftanti-
f d^er @eite erf d^ienen : 2:]^eo))l^iIanber , 9{ad^rid^t
t)om SKorienbienft unb SBattfal&rten ju SKarien-
bilbem unb anarienmild^, 0. O. 1723; SlauS
gfron^, 93erfud^ einer ®efd^id(|te beS SRarien- nnb
3Innen«SuItu§ in ber fatl^oLftird^e, ^alberfi 1854.
— SuS ber 2iteratur über SBaOfal^rtShrd^en, meldte
einzelnen Orben unterfteQt ftnb, barf l^erDorgel^oben
werben J. B. Hayd, Mariale Augustinianum
s. brevis descriptio plus quam XL imaginum
B. Y. Mariae, quae in nostra religione ut
thaumaturgae venerantur, Monach. 1707;
J. B. de Lezena, Maria Patrona s. de singu-
lari SS. V. Mariae patronatu in Carmelitici
Ordinis fratres sodales, Brux. 1651. 6in
92ad^fd^Iagebud^ in alp^abetifd^erOrbnung ifi Col-
lin de Plancy, Dictionnaire critique des re-
liques et des images miraculeuses, 3 vols.,
Par. 1821—1822. aud^ bie öon TOigne heraus-
gegebene Encyclopedie theol. entl^ölt 99b. XLIII
bis XLIY ein freilid^ faum bef d^eibenen Sinfprüd^en
genügenbeS 2ejiIon unter bem litel L. de Sivry et
M. Champagnac, Dictionnaire geographique,
bistorique, descriptif, arcböologique des Pä-
lerinages anciens et modernes, 2 vols., Par.
1859.ßineUeberfid^tbermarianifdien2iteraturunb
inSbefonbere ber über 426 SOBaüfalörtSorte erfd^ie-
neuen ©pccialfd^riften finbet fid^ bei E. M. Oet-
tinger, Bibliographie biographique univer-
seUe, Brux. 1854, p. 1084—1127 unb 2150 bi§
851
SKarieiHDaUfal^rt Sorte.
852
2158. Sorl^cr ging beSfclben SJerfaffcrS Icono-
graphia Mariana ober 93erfud^ einer £iteratur
ber lüunbertl^ätigen SKarienbilber, Seipj. 1852.
©aron reil^l fxä^ C. Sommervogel S. J., Biblio-
theca Mariana de la Comp, de Jesus, Par.
1885, 170—216; ®. ffolb S. J., aOBcgtoeifer in
bie marianifd^e Siteratur, greib. 1888, 181 ff.,
unb SK. Xauagnutti, Äatl^.-tl^eol. Süd^erfunbe,
ni, aWoriolog. 93iogr(q)]^ie, ffiien 1891, 58 ff.
3n SDeutf d^Ianb ift Oetting (f. b. «rt.) im
SBiStl^um «Paffow ^i< ö^efte SBaflf al&rt. Sl&re ©rün-
bung erfolgte fd^on am Snbe be§ 7. 3ol^r]^unbert8.
9M W toJW'n«« iö^riidi 150000 — 200000
äBoHfa^rer aud Ober> unb Stieberbo^em , ber
Öberpfalg unb auS Söl^men }u bem t)om ]()l. 9ht))ert
(f. b. 9lrt.) bort QufgefteHten Silbe ber ^immetö-
f önigin. Suf benfelben ^eiligen mirb bie SBaOfol^rt
9Waria«S)orfen im Sfentl^ole juriidtgefül^rt. 9lu8
ber Seit be« SfranfenfönigS ^ipin (752—768)
ftammt SRaria 5ur Steigeigaffe (ad gradus) auf
bem ^eterSberge (Siöcefe @peier) ; in bie Jhiege,
tütlä)t Roxi ber ®ro|e mit ben @ad^fen fül^rte,
fällt bie @rünbung Don SRofentl^al in ber Ober«
lauft^ ; berf elbe itatfer übergab bem SRünfter }u
^ad^en eine Slunica ber aQerfeligften Jungfrau,
bie mit ben übrigen ^Reliquien (f. b. 9lrt. Slad^en
I, 2) feitbem bad ßiel unaöl^Iiger SBallf alerten
würbe. Stuf bem l^etligen Serge ^nbed^S (f. b. ^rt.)
loirb feit 955 ein %uä^ SRaria'S gezeigt. 9u8 bem
Saläre 1077 ftammt Neuron im 2)onaut]^aIe; feit
1086 ift aRaria-Soin an ber ffiertad^, 1104
Sogenberg am Sorfoume beS ba^rifd^en SBalbed,
1110 SKarienweil^er in Oberfranfen, 1118 ©anct
ajiörgen (frül^er SRarienjeU) im @d^tt)ar)tt)aß>e,
1143 9Rarienberg on ber Saljad^ bei 9taiten-
^a§Iad^, 1150 TOariä-aWa^ iniföln, 1178 Seme
(Sröfterin ber Setrübten) an ber ßebcr (Siöcefe
^Jaberbom), 1218 3llbenborf in ber ©raffd^aft
®Ia|, 1289 Soml^ofen am Stl^ein entjtonben.
SDem 13. äal^rl^unbert gel^ört aud| ^eiligelinbe in
Oftpreu^en an, beffen Sntftel^ung mit ber Sin«
f ü^rung beS Sl^riftentl^umS unter ber bortigen Se«
oöüerung jufammenföKt; in bie nömtid^e 3eit mu|
audd Springbom l^inaufreid^en, tt)enngleid^ Sifd^of
@}i^5fon)8fi t)on (Srmlanb erft 1689 ben Sau
einer großen jfird^e bafelbft begann. Son fpöter
entftanbenen SBaüfal^rtSorten finb }u nennen in
ber S)iöcefe Augsburg U. S. t^r. in Suggen«
^ofen (1471), 9Roria.C)ilf auf bemSed^feß)e(1603)
unb bei gfüffen (1636), bie SoretoMe su Sül^I
im Mgäu (1666), aRaria-Srünnel bei Sßembing
(1692) ; in ber S)iöcefe S r e 8 1 a u SDeutf d^^iefar
(1318), $fd&ott) (1722); in ber ©iöcefe gid^-
ft ö 1 1 bie breimal h^unberbarlid^e SRaria }U 3ngoI»
flabt(1571); in Crmlanb ffroffen am SDre«
»ens (16. Sal^rl^.); in ber ©iöccfe Qfreiburg
9Raria-®d^ienen im ^egau (16. Sa^rl^.), U. 2.
gfr. in ber Saune p Iriberg (1644); in ber
©iöcefe ^ i I b e S 1^ c i m 3Raria in ber SBiefe ju
©ermerS^aufen (13. Sabrl^.); in ber SDiöcefe
döln bie SBaUfal^rten jur fd^merjl^aften 9Rut»
ter in Söbingen (1397), Sergl^eim on ber (fop
(1608), ffolf (1665), bann bie SoretDfa<)eBe ii
ber ßupfergoffe au fföln (1675) ; in ber S)iöc«f(
Limburg 3Rartentl^aI im Stl^eingau (14. ^itäj^
l^unbert) ; in ber 3)i5cef e 911 ü n d^ e n Suntenl^ouf ei
(um 1330), «uffird^cn am SBürmfee (1500); ii
ber SHöcefe ÜJtünfter Stabtlol^n (13. äal^i^O
SRarienbaum bei Xanten (1441), @d^mer)^ft
SRaria gu Selgte (1466), ff et)elaer im jfreife ®d
bem (1643); in ber 2)iöcefe $ äff au aRoria
^ilf bei $affau (1622) ; U. S. ^fr. Dom 6d^
auf bem Jhonberg bei ®rie§bad(| (1686) ; in be
S)iöcefe $ofen>®nefen Slohtten im fheif
Simbaum (1677); in ber 2)iöcefe StegenS
bürg 9leufird^en bei C^eüig-SIut (1450), aHoria
£)ilf§berg bei Srnberg (1634), 9Rana-@d^
bei Slufl^aufen (1668), SRaria-IßUf bei Stfil*
biburg (1686); in ber S)i5cefe ^ottenburg
bie f^merjl^afte ÜJlutter auf bem Suffen ob»
©d^nmbenberg (1516), SRaria Sauretana auf ben
@d|önenberg (1639); in ber S)iöcefe @ptxt\
9Dtaria«§üf auf bem ff ol^Ibrunnberg (frul^er (SoOf
bom), ermäl^nl feit 1470 ; in ber Sidcefe @tra^*
bürg SDrei Seigren bn Solmar (1491)^ aRarien*
tl^al im €Ifa^, gu Anfang bed 16. 3oü^r^unberij
bereits l^od^berül^mt; in ber SMöcefe Xrier Seuri(
bei Saarburg (1494) ; in ber 2)iöcefe SSBurgbutj
aJlaria-Sud^m bei Sol^r (1461), a9laria-2)ettd'
bad^ (1505), aRarienfa|)eIIe auf bem !RicoIan&
berge (1640). (Sgl. SDer marianifd^ SBaUfaljrn]
burd^ S>eutfdS|Ianb ober Slbbilbung unb Sefd^tei<
bung ber berül^mtefien ®nabenbi(ber aRanft b
S)eutf(^Ianb, 9lug§burg o. 3.; Segib 9RüIIer, SM
l^eil. 2)eutf d^Ianb, Sefd^reibung fammtlid^er SBoII>
fal^rtSorte, 2 Sbe., fföln 1887; für SaQem: ffo>
lenbcr für tatl^ol. Sl^riften, 52 Sa^^rgftnge, ©td»
bad^ 1841—1892; für Sranbenbura [proteftonti«
fd^erfeitS]: 6. gfr. ffidben, 3ur ©efd^t^te b«
aRarient)erel^mng befonberS im legten äal^rl^unber
Dor ber ^Reformation in ber SRarf Sranbenburi
unb in ber Saufi^, Serlin 1840.)
änber öfterreid^ifd^-ungarif d^enaRo*
n a r d^ i e UKir bie Dom 1^1. Shtpert gegrünbete aRa<
rimfird^e bei Sord^ (fpater aRaria«9[nger genannt
tool^I bie öltefteSBallfal^rtSürd^e. 9lad^ bemSBiä>er
aufbau ber ffird^e unter Sifd^of Sltmann t>on $af<
fau (um 1075) blieb fte ba§ 3iel oieler ißügergugi
bis gu il^rer 1788 erfolgten Serftömng. SHeffta^
U. S. gfr. unter bm Dier @öulm ju SBilten, ben
römifd^en Selbibena in Sirol, h^trb 1140 bereit!
als SBaUfal^rtdftötte genannt; ba§ bafelbft befinb
lid^e Silb tt)irb t)on ber @age mit ber Legio fiil
minataix in Serbinbung gebrad^t unb foD Doi
ben ©olbatm in il^rem @tanblager bafelbft Der
borgen h^orben fein. SRan ^at ®mnb, an^tmei^mai
bag baS Silb ein aSBerf be§ Sifd^ofd X^iemo M
Salzburg (um 1090) fei, Don bem aud^ Sbelmoni
bei ffremSmünfter ein Sßallfal^rtdbilb beft^ 3«
ffronlanb 9iieberöfterreid^ mirb bie SBaD
fal^rt aRaria auf ber ^aibe ober aRaria-Sanjen
borf auf ffarlben ©ro^m 791 ^urüdCgefül^rt Snbct
853
SlUrieniuallfol^rtsorte.
854
Sd^eit bafelbfl fmb a)^Qria-S3runn (1038.
emeuert 1490): KRaria t)om ©rünberg, suerft feit
1308 auf bem ®rfinen 93erg bei $rag, feit 1608 bei
hn ^nmcidconem }u äBien; U. S. ^S^. am Zafel-
krg (SRoriataferl) bei SRarbod^ (1638) unb boS
Ottibenbilb ber SRofa tn^ftica im @tep]^an§bom
|i Sien (1697), }uer{l gu $ötf d^ in Ungarn tjer«
ctrt. 3in fhonlani^e Salzburg fmb gu nennen
tii^ bei Sofer (um 1670), aRaria-^Ioin bei
6oI)bttrg (1732); in eteiermorf aRaria«
etro^gel (1149) unb SDlaria-Sen (1157): in
tirnt^en aRaria-Saal (990) mit einem SBilb,
bofi ber ^L 9balbert t)on $rag befejfen l^atte ;
natia auf bem Sufii^berg (um 1360); im
Stt^enlanb C^eiligenberg bei ®öi^ (1539); in
Xitol IL S. gfr. t)on ber Sinbe auf bem ©eorgen*
ktge bei @4ioas (10. 3q^.). U. S. ^. im Salbe
ober ouf bem ©ampen bei tljfonbo (12. Sal^rl^.),
Mitd im Oberinnt^ale (1265), U. S. %x. ju
M (1500), ed^ergl^afte ÜRutter gu SfKfftan bei
fhm (1511), SRaria-aSBeiffenftein bei SBogen
(1550), TOoria-etein im Snntbole (1587), aWa-
ksna bd SRonte bei 9tot)erebo (1602), SJ^aria*
6ilf in ber Sacobdfird^e ju SnnSbrucI (93ilb t)on
SicalCranac^ bem9le(tem, SSorbilb ber ungäl^ligen
Karia^fbilber, in biefer fKrd^e feit 1650 auf-
gfdit), 9Raria>^Uf gu Sana bei SJ^eran (1641),
lLi.9r.tion SoraDoggio bei SJlontagnana (1 729),
iotf4is@übtirol(1795), ^fambei^aS (1797);
m Ungar n IL S. gfr. t)on S^örtö ober }um Sleid^e
(1238, nadd langer Unterbred^ung emeuert 1661),
Sorient^ bei $re|burg 1330, aRaria«@d^oo|«
ki8ober€afftn(1564),9iabnaam9naro8(1668);
isSd^men «Itbunalou (1160, SBilb oom 1^1. S^»
t9 gefd^eidtX SRaria«ihtIm ober SJlaria in ber
^Panbe (ftird^ feU 1883), 9Raria-@d^ein
(1421), ber l^ige »erg bei $nbram (1632,
Silb bem (Ei^bifd^of Sme^ Don $rag, geft. 1364,
' ieben); in 9Röl^ren SD^arienfird^e am
bei Siffaril (oor 1240), Siebfrauenl^of p
I (1240), ber l^eilige Serg bei Olmü^
(n 1632), 9Rontfenat su Si^graS (1643) ; in
S^Icfien bie Surgbergfirdde bei Sägemborf
(I4.30W.), 9Rarientird^e au griebedf (1665);
iiSati)ten Xuddoo(1597); in @Iaoonien
1Roitt-€(l^ bri ^etermarbein (1618); in
l^iOQtienSiflric} (fd^on oor 1545 ^od^Derel^rt);
in Siebenbürgen bie SftanciScanerfird^e gu
^6om^ (1567), bie ^iariftenHrd^e gu JHau-
HBhKg(1699); in 2)almatien SRaria bello
Soqido (1452). (SSgL Th. ErÜ S. J., Austria
Ibriana seu gratiosarum Virgineae Dei Pa-
teotb iconum per Austriam origines, pro-
irems ac beneficia, 2 voll., Viennae 1735
^ 1786; 2. a)onin, ffiie ffltorianifd^e «uftria,
IWl, SBien 1884; g. g. ihöneS, (SeifHge
«il^rt |tt SRarianifd^ ©nabenorten ber öfter-
iQ^ifilHinvnrif^K^ 9)}onar^te, SSBien 1872 ; ®g.
<« 8. J., aRarionifd^ed Oberöfterrei^ , Sin}
18fö; Fontes gratiammMarian. sivehistorica
täaäo de imaginibus miraculosis per Unga-
riam, Claudiopoli 1739; 9«. SorbänSaf^, ©e-
f(^retbung ber ©nabenbilber im ftönigreid^ Ungarn,
$re6b. 1836, «Peft^ 1863; A. Balogh deNem-
ösiöZy B. M. Maria, Begina et Patrona Hun-
gariae, Erl. 1872 ; ber öon ben Sefuitcn in ffa«
locfa herausgegebene SRariengarten (Szüz Maria
virägos kertje) ; J. Obiteczki, Statuae et ima-
gines omnes B. V. Mariae in Bohemia, Mora-
via et Silesia celebres, Prag. 1670; M. Gut-
wirth, Tempe Bohemiae sive famosiores et
verae effigiesDeiparae Virginia, quaein regno
Bohemiae miraculis darent, Prag. 1665; Gg.
Kastei, Hortulus Mariae sive devotiones va-
riae de beatiss. Virgine cum XXXVI prae-
cipuis provinciae Bohemiae miraculosis ima-
ginibus, Prag. 1686 [tro^ beS £itel§ in beutfd^er
©prad^e]; 3. ©d^iffner, SJefd^reibung ber Dor«
}üglid^ften ©nabenörter im Äönigreid^ 99ö^men,
$rag 0. 3.; Fr. Ecker, Posvätnä mista kr. hl
mesta Prahy [beilige Orte Don ^rag], $rag
1883. 1887; Eichler, Poutni mista a milo-
stive obrazy [9BaIIfabrt§orte unb ©nabenbilber
in SRöbren u. Oefterr. @d^Ieften], big je^t 7 93be.,
»rünn 1887.)
SlationaD^eiligtl^um t)on $ 0 1 e n ift bie SBaU*
fal^rtSürd^e auf bem jllarenberg Oa^nagöra) gu
Sa^nftod^au an ber SBartl^, too ber ^iaft SBIabi§«
laxD 1382 ben ^aulanermönd^en ein ^lofter gebaut
unb in ber IHrd^e ein fd^marged 9)labonnenbiIb,
nad^ ber @age t)om 1^1. Sucad gemalt, aufge-
teilt batte. 3m 3. 1559 entfianb bie SBatt-
al^rtSfird^e SRariä ^immelfal^rt auf bem Serge
)ei ^ocaaiom. 3n Si tauen begann nad^ 1470
bie äBallfabrt gu SD^aria Don ben SBeiben ober
S^rotoice (ffreiS ©lonim), bie ie|t in ben §än«
ben ber ©d^iSmattfer ift. Unter bie berü^mtefien
äBaUfal^rten ber ruffifd^en jfird^e fmb }u
aal^Ien bie Satbebrale in Petersburg unb in 30to8*
fau, bie IHrdden au jfafan, 3aro8lam, Zid^min
bei 92on}gorob, bad fflofter StoplvaiotDla bei Sl^ar-
f Ott), Sbalal bei 34)boI8f, Sogorobiaf oje bei Somgf .
(Ueber bie alten fatbolif^en SSBaKfabrten Dgl. J.
Drews, Methodus peregrinationis menstruae
Marianae ad imagines Deiparae per Polo-
niam et Lithuaniam miraculis celebres, Vil-
nae 1682.) — 3n SoSnien finbet ftd^ eine Diel
befud^te SßaSfabrt in ber gf^anciScanerfird^e au
©araiett)o; in ©erbten au 92ijf<^; auf Supern
bie ^Rabonna Sl^eque im jf lofter ff^RoS ; auf 3R 0«
rea ein SucaSbtIb im fd^iSmatifd^en jflofter 9ße-
gafpiläon.
S)ie öltefien aSBaEf alerten in S e I g i e n bejlel^en
au €§quermeS bei SUIe (1014) unb $oume§ (um
1140). SDie SBaEfal^rt aur SRutter ber 93arm-
beraigfeit in ber ffapellenfirdde au 99rüffel reid^t
bis 1184 aurüdC SDie SBaUfal^rt aur Oonsolatrix
afflictorum in Slntttierpen entftanb im 13. ^oif)X'
bunbert, bie au ßott in 93rabant 1267, au Kam«
bron 1322, au URontaigu bei ©id^em um 1400,
au SKaria an ber ßid^c bei 2Rorc§net 1760. (Sgl.
A. Wichmans, Brabantia Mariana, tribus
855
DJlartenioallfa^rtSortc.
85(
libris partita, Antv. 1632. Tongerloae 1796;
E. Speelman, Belgium Marianum, Histoire
du culte de Marie en Belgique etc., Toumai
1859.) — 3tn ©rofel^rgogtl^um Sujcmburg
Beft^t bie ^QU))tftQbt bie berül^mte äSBaHtobtt sur
Sröftcrin bcr Sctrübtcn. ®aS »üb, bem bie ©tabt«
fd^lüffcl anvertraut finb, ftanb 1674 bis 1795 in
ber SRarienfa))eQe Dor ben $eftunggn)er!en unb
mürbe nad^ bem SinfaU ber f^tan^ofen in bie
Sefuitenfird^e, Jejt ®omfird^e, übertragen. 3m
auftrage beS ^apfted $iud IX. DoQjog Sarbinal
JReifad^ 1866 bie «rönung beS «ilbeS. — 3n
^ 0 1 1 a n b tüxxh in ber Stolpe bon Stoermonb U. 8.
§r. öom Sanbe feit 1435 öerel^rt ; in bie gleid^e Seit
f äOt bie Sntftel^ung U. S. $r. Don ber Smpfangnil
5U ^er}ogenbuf(i^. — S)a8 aUt !at]^oIif(|e Sng«
I a n b mar f o reid^ an ÜRarienfirci^en, ba| baS Sanb
ben Sitel aRarienS IBrautf^a^ erhielt. 3n ber Dom
ffönig 3na Don SBeftfad^fen 708 erbauten SWarien«
fird^e ju ©laftonbur^ mürbe bi§ ^ur 3^U ^ein*
rid)^ ym. ein Qiüd Dom ffleibe unb Dom Gür-
tel üRaria^g l^od^ Derel^rt. 92id^t minber bebeutenbe
SBattfal^rtSorte mürben (SbeS^am (701), SemfeS«
buri)(715), SoDentr? (1043), 2Balfmg]^am(1061)
unb bie berül^mte ffopeUe U. S. gr. unter ber
6rbe (Our Lady Undercroft) gu ßanterburp,
mo fd^on ber 1^1. S)unftan gebetet unb 988 fein
®rab gefunben l^atte. (SBgL über Snglanb ba§
genannte Sud^ Don @pencer 9lort]^cote 256—323.)
SSiele SBaUf al^rtSorte in^ranfreid^ reid^en in
bie erften Seiten beS Sl^riftentl^umS bafelbft gurüdf.
2)aS öltefte C)eingt]^um ift bie ©rotte mit bem
IBilbe ber fd^margen Jungfrau (N. D. de Soub-
Terre) }U Sl^artred, einft ein ^eiligt^um ber
^ruiben, mel^e ba§ Silb alS Virgo paritura
Derel^rten. Unter ffarl bem ffal^Ien (geft. 877)
mürbe ber jHrd^e ein Sd^Ieier ber feligften Jung-
frau gefd^enft, ber au8 ßonftantinopel in'8 Sfran»
fenlanb gefommen mar. ©agenuml^üOt ift ber
Anfang ber SBallfal^rt nad^ fie $u9«en"93elaq;
bie ölteren Sl^eile ber ftird^e bafelbft reid^en in'S
6. äal^rl^unbert gurüdf; beim ^Beginn beS erften
Jheugguged mürbe l^ier baS Salve Regina on«
geftimmt, bag knge 3^^ ttur ber @efang Don
Se $ul} f)xt% Submig ber C)einge fteUte 1254 ba-
felbft ein uraltes aRarienbilb auf, ba§ er au§ bem
aJiorgenlanbe mitgebrad^t l^atte. 9totre-2)ome be
la 2)eItDrance in ber 9lö|e Don Saän in ber Slor-
manbie bürfte big in'8 4. Sa^rl^unbert l^inauf-
reid^en. 92ad^bem ba8 ^eiligtl^um 830 Don ben
5?ormanncn jerftSrt morben mar, erneuerte fid^ bie
SBaQfal^rt unter äSBiU^elm bem Eroberer. 93ou»
Iogne«fur-2Rer entftanb 633; SRoc-Slmabour bei
Sal^orS mor fd^on gur 3cit, al§ Haxl ber @ro^e
gegen bie SRauren }og, eine l^od^berül^mte SBaQ«
fa]^rt. 3u SoutanceS in ber 9}ormanbte meil^te
Sifd^of ©eoffroi) be SKontbra^ 1056 bie neu er-
baute ßatl^ebralc ber feligften 3ungfrau unb fügte
il^r fpäter eine befonberc 3Kanenfa})ct(e an, in
meld^er er bcr ©age nad^ fdfton 1070 ba§ geft ber
Unbefledftcn ßmpfängnil feierte, gr tonnte mol^l
bei feinem ^lufcnt^alt ouf ©icilien baS §fefi Doi
ben ©ried^en tennen gelernt l^aben. Sänge fü^rl
eS im meftlid^en Suropa ben begeid^nenben 9lame
Sfeft ber 9lormannen. 2)em 13. Sabr^unbert gi
l^ört 9lotre-3)ame be la ®arbe bei SKarfeiflc, bin
15. 3at)r]^unbert 9Jlaria Dom guten SRat^e (N.I
de Fourviöre) 5U St)on an ; le^tere ermud^ au
einer fd^on im 9. 3al^r]^unbert erbauten SRariei
ürd^e auf bem alten STrajanSforum. 9lotre-S)Qni
be Saud in ben ^od^alpen bei ®ap entftanb 1664
unferem 3al^r]^unbert ge()ören 2a ©alette (1846
unb ßourbes (1858) an (f. b. 9lrtt.). (98gl. hi
oben citirte ^er! A. Egron, Le culte de l
Sainte Yierge; N. D. de France ou histoin
du culte de la ste. Yierge en France, 7 yoIb.
Paris 1861 — 1867; Marie et ses pälerinagee
Lectures pieuses sur Thistoire du culte deL
ste. Vierge en France, Par. et Lyon 1878
J. E. Drochon et H. Glerget, Eist, illustr^
des pälerinages fran^. de la träs-sainte Yierge
Par. 1892; [AI. Possoz S. J.] Les sanctnaire
de la Märe de Dien dans les arrondlBsement
de Douai, Lille, Hazebrouk, Dunkerque, Can
brai, Yalenciennes, Avesnes etc., Lille 184'
ä 1848 ; H. Fougeiret, Sanctuaires anden
et modernes de la träs-sainte Yierge dans 1
diocese de Frejus et Toulon, Toulon 1891).-
3n ber Sd^mei^ finb ju nennen SRaria-Sin
ftebeln (f. b. ^rt.), S.-SfrauenfapeHe )u 93orbnr
(1049), bie gfelfengrotte aWaria-Stein bei 99a|(
(fd^on 1431 befannt), aRaria-Sidkubad^ (1528]
U. S. Sfrau Dom Sd^nee auf bem Stigi (1689). (Sg
S. IBurgener, 2)ie SBaUfa^rtSorte ber fotl^olifd^
©d&meij, 2 93be., 3ngenbo^I 1864.)
Ueberföt ift 3taHen mit aJlarienmallfa]^
Don benen mel^rere in bie erften 3a^r^unberte be
@^riftentbumS l^inaufreid^en. Unter bie Don meil
l^er befud^ten SBaÜfal^rtgorte gel^ören in ^iemon
U. S. Sfr. Dom Srofte (della (^onsolata) in Xurti
U. 2. gfr. Don Dropa, nörblid^ Don IBieDa, IL i
gfr. Dom ißf eiler bei ÜKonboDi (gnbe beS 15. 3o]>i
^unbertS); in ßigurien U. S. gr. im SDMIbd^
Don Samogli bei ©enua (1518), VL S. gr. t»
ber iBarml^ergigfeit bei Sabona (1536); in bi
Sombarbei U. S. gfr. Don ber ®nabe bei Stoii
tua (1399), aJlaria })reffo ©an gelfo in aRoHan
(1485), }u Sirano im SSeltlin, }u SaraDoggi
(16. Sal^r^unbert) ; in SSenetien bie Don be
©eefal^rem Diel befud^te SRabonna Dom Sd^iffM
auf Sl^ibggia; in ber Smilia tt. S. ^x, Don be
äBad^e beiSoIogna (1160), U. 8. gfr. Domgdici
im S)ome ju gforli (1428), U. S. gr. Don Kiraiw
(fd^on 1810, in meiteren ifreifcn befannt feä
11. aRai 1850); in ben 9Jlar fen ßoreto (f.b.&t);
in So§cana U. S. gr. Dom gelfen (14. 3a^
^unbert), ju aKontcpulriano (1357), «. 2. ^p
aWonte 5Rero bei ßiDomo, U. S. gfr. Dom %tm
gu arejjo (1796). 3n Som finb unter ben 62
ber 5IKutter ®ottc§ gemeinten ffird^en befonberÄ {B
nennen anaria^Sd^nee ober ajlaria 9Raggioit
bereu SucaSbilb feit bem 5. Sa^rl^unbert bafeüp
857
9narienu)anfa^rtgorte.
858
ioilptxdfA ijl unb bon ®regor bem ®ro|en 590
pr^ej^dt in fderlici^er $ro}effion burd^ bie @tabt
liefrogen rmxtit; SRario in SraSteDere, fd^on unter
Sqfanber @eDerud auf berfelben ©teDe (terra
noitoriA) erbaut, mo bei ber ®eburt Sl^rtfti
jild^id^ eine OelqueÜe entfprang ; SRaria Don ber
imncnDö^renben ^ilfe, ^uerfi auf ber Snfel ffan>
\k tttt^tt, bann 1499 in ber Stxx(fyt @an SRatteo
auf bem SSquilin unb, nad^bem bief e ffird^e ^er«
pdit iDorben »ar, 1866 nac^ @ant' ^Ifonfo über-
traten; ba9 oon 3aco)>o @anfot)ino (gefertigte
Shmoibilb ber ^intmelstönigin in @ant' Slgo*
itiBo(1527); in ber$rot)ina9tom U. S. gt.
um ber (Sid^e bei Siterbo (1417), U. S. gfr. Dom
gutm Statin )u ®ena5}ano (1467), gu ®aIoro bei
Izkcta (1621), )u SRon^iero (um 1780); in
Campanien UL S. ^t. Dom Sarmel gu 3ltapt\,
ttti ber bnnKen gfarbe bed SilbeS meifl ©anta
OtoriabeDa 9nina genannt (iDlitte bed 12. ^al^r-
(naberiS), IL S. ^x. Don ber @rotte ober pr-
fpn4erin ber ©unber bei Sa SaDa (1702) unb
Üejüngfle, ou^rorbentlid^ befud^te SSBaQfal^rt U. S.
8t Mm Xofenfran}e gu Tleu-^ompeji, nol^e am
li|»tit^ter ber alten ©tabt (1876 ; eonfeaaUon
berSaftfifa SRai 1891). «uf ©icilien rul^mt
ful SRefftna, in ber Ihrd^ U. S. gfr. Dom IBriefe
eiBeSoDfabrt oud apoftoKfd^ 3^ii )u beft^en;
obete SBaOfal^rten fmb SRaria Dom ©iege gu
fileniu) (1171), SRaria Dom Std^te )u %xapani
(1211), Jungfrau Don ben SBunbem gu ©qracud
(1500), auf bem IBorgebirge Orlanbo (1598).
bf ber Beinen Snfel Sampebufa gmifd^en ©tci*
lia imb Zuni« nrirb feit alter Seit ein SRorien-
Klb tion ben ©d^iffem l^od^Derel^rt. (IBgl. O. B.
b Albertis, De apparitione es. Virginis Mi-
Mncordiae Saonae et de ejus miraculosis ima-
gioilKiB in Italia libri lY, Genuae 1682 ; Flam.
(loniiro, Venezia favorita di Maria. Bela-
Boiie deUe immagini miraculose di s. Maria
CQoserrate in Venezia, Padov. 1758; Idem,
Apinntioniun et celebriorum imaginum Dei-
ptne Y. Mariae in civitate et dominio Ye-
tttiamm, Yenet 1760, ital. ib. 1761; X.De-
>areo S. J., Memorie istoriche delle immagini
fi lUria Santias., che si venerano in Boma,
4toIL, Rom. 1795 ; Hisi^des images miracu-
lcoM8 de Borne et des Etats de Teglise en
1796 et 1797. Introduction k Thistoire des
Uttsee muraculeuses de Bimini et des Etats
^reglise en 1850, Par. et au Mans 1850;
n. SuDpieri, Iconologia Messanese, owero
luitoria degli immagini miraculose della B.
'• Karia, Patrona de' Messanesi , Messin.
1644; Octav. Caietanns S. J., Origines ill.
^fimn 8S. Deiparae Mariae in Sicilia in
^tm Serfe Yitae Sanctorom Siculorum, II,
naonni 1657, 281 sq., unb in ber 93olf3fprad^e
^ Z. Xomburim, Palermo 1666; St. Alberti,
^braTiglie di Dio in onore deUa sua sant.
Kilbe rirerita nelle sue celebri immagini in
&flia, Palermo 1718.)
Sn ©panien bringt bie fromme ©age bie gut-
ftel&ung einiger TOarienwaüfal^rten mit ber S5er-
fünbigung bed Sl^riftentl^umS burd^ ben Slpoftel
äacobuS in IBerbtnbung. ^od^Derel^rt iß bie ffa«
pette in 2Ritte ber ßatl^ebrale Don ©aragoffa,
meldte boS «eine SKarienbilb U. S. gr. Dom Pfeiler
(del Püar) in fid^ birgt (gbenfo berühmt ift in
einer ©eitenfapeUe bed S)ome§ Don Zolebo baS
IBUb ber äungfrau be§ ^eiligtl^umed (Yirgen del
Sagrario), fd^on jur Qdt beS 1^1. SlbefonS burd^
SDBunber Derl^errlid^t, 714 beim Snjuge ber 9Rau»
ren in einem tiefen 93runnen Derborgen unb 1085,
nad^bem SlfonS Don SaftUien bie ©tabt mieber
erobert l^atte, munberbor auf gefunben. 6in ebenfo
altes aWarienbilb julBarcelona tourbe 717 in ben
©d^Iud^ten bed SRontfenat Derborgen unb gab, ald
ed 880 tt)teber gefunben tourbe, 9lnla^ aur meit-
berül^ten* SBaQf al^rt auf ben 9Rontferrat. S)a8
n)unbert]^ätige ÜRarienbilb, tteld^eS ®regor ber
®ro|e bem |l. Seanber Don ©eDiOa gefd^idft ^atte,
n)urbe 718 Dor ben SRauren in bad Zl^al Don
®uabalu))e gepd^tet; nad^bem eS l^ier }ur Seit bed
ffönigS SllfonS XI. mieber entbedtt toorben toar,
gab ed 1340 nad^ bem großen ©iege Don ©alabo
linla^ 3um Sau ber SBaQfal^rtdhrd^e unb beS
fflofterS Don ©uabalupe (ißroDina Sacered). 3m
3a]^re 1461 entjlanb bie SBallfal^rt gn U. 2. Qfr.
Don ber ®nabe in ber ©d^Iogfird^e )u 9lrd^ibona
($roDina SRalaga). IBielbefu^te SßaHfal^rtdKr^en
finben ftd^ in Saftilien ^u ©anta 9Raria la Steal
be 9iieDa, )u ©teQa auf bem Serge bei 9II6ar«
5uga, Dor ber ©tabt SlDila; in ^nbaluften }u
3aän, U. S. ^r. an ber OueOie bei SorboDa, auf
bem 93erge }u Sabeja unb )u Utrera bei %Icani} ;
in Valencia }u SRo^a unb in ber ^rancidcaner*
ürd^e }u SIHcante; in Sragonien }u Xremebal im
Reifen bei Oril^uela unb in ber ^ranciScanerfird^e
5U Sucena ; in 92aDana )u Segarba, SlonceDdled,
bad Silb be Sobe bn Xorralba unb ba§ Silb in
ber S^orl^enenfird^e )u ^amplona; in ®ranaba
auf bem beiligen Serge; in ©uipujcoa U. S. ^i.
Dom Suf^e bei Onate. ^uf ben canarif d^en 3nf ein
bie SBaafabrt ju 3:eneriffa (Dor 1541). (Sgl.
Juan de Yüla^ne S. J., Compendio bistorico,
en que sa da noticia de lais milagrosas y
devotas imagenes de la Be3ma de cielos y
tderra, que se veneran en los mas celebres
santuarios de Espana, Madrid 1726. 1740;
J. Fr. A. de Ustarroz, Cronologia de las ima-
genes aparecidas de Nuestra Senora en el
regno de Aragon, 9ar&goza 1643.) — 3n ißor«
tugal fmb }u nennen U. S. gfr. Dom Sufd^e bei
ßDora (1140); U. S. gfr. Don 9?asaret^ ju $eber«
neira bei Slcobaja mit einem Silbe au8 ^laiaxtif),
bad mäl^renb bed gried^tfd^en SilberfturmeS nad^
Portugal fam unb um 1150 im SBalbe mieber
ouf gefunben tt)urbe ; ©anta 9Raria ba SataV^a am
fii§ ($roDin} Sftremabura), 1385 ^um ^inbenfen
an ben ©ieg Don ^Ijuborrota gefttftet ; U. S. %x.
Don «tal^a (Sejirf ©etubaO; M. 8. pfr. ba gabo
auf bem Sorgebirge ßäpid^el (ißroDinj ßjkema«
859
ajlorina — 5Diarini.
86
buta) ; U. 2. fjr. auf bctn IBcrgc ^rrabiba Bei Sifia-
bon. — «uf ber SnfeiaRabeira U.2.gfr. öomSctgc.
Unter ben au6ercwro})Qifd^en SBaHfal^rtcn pnb
^u nennen in 9lf rifa IL S. gr. tom ©iege im
Meid^c «ngola (5Rieberguinea) feit 1488; ju aiöier
U. S. 8fr. öon afrifa (1855); bie StaptUt bei
ftairo, tt)0 bie ^eilige fjamilie wäl&renb il^reS Slnf«
entl^dte« in Seg^ptcn weilte. — 3n ?lften fin«
ben ftd^ Qu^er ben burd^ bie @egenn)art QRaria'g
geheiligten Stätten in ^olöftina bie SBaÜfal^rtS'
f ird^e auf bem ©armel, nad^ il^rer legten 3crftörung
(1821) »ieber aufgebaut unb öon ®regor XVI.
1839 }um Stang einer 99afUtta erl^oben^ ÜRaria
Dom ^rojte in ber (Sbene SI IBefr am fiibanon
(1880), U. S. gr. Don ben B^ürmen bei Beirut baS
SucaSbilb, genannt bie |)eufd^redfen-9Rabonna, im
^öl^Ienflojter ber ißanagia Don @umelad inff oId^i§ ;
in änbien bie ffird^e §u 9)taQa))uram ünb äJlaria
Don ben (Sngeln )u $onbid^er9; in Sl^ina, ba§
nod^ im Dorigcn äal^rl^unbert ben 92amen ^Dtarien«
proDing fül^rte, ift befonberS befannt bie Sßallfal^rt
im ?)afen Don 2Racao. — 9?ad^ 9lmeri!a brad^ten
bie ©panier bie innigfte SKarieuDerel&rung. Se«
rül^mt ftnb bie SBaQfal^rtSfird^en ©uabalupe ^i*
balgo bei SWegico (1551), U. S. fjr. Don ber ^xl\t
unb Don ®uabalu|)e bei 2)urango, bie Jlird^en in
ber ^la^t Don Sacattcali, gu Samped^e, gu Orijaba.
3n Eoftarica finben ftd^ U. 2. fjfr. Don ben ©ngeln
5U Sartago, bie ff ird^en }u Sl^iantla unb ÜRarf agua ;
in Solombia bie SRetropoIitanfird^e §u @anta ^t
be Bogota unb nal^e ber @tabt U. 2. gfr. Don
SRontf errat unb ®uabalupe; inlBenejuela Slraure
(1702), ©uanare (1652), ©uinguire; in gcua-
bor U. 2. tS^. de agua santa }u BanoS; in Bra«
filien U. 2. 3ff . Don ber ©lorie ju ^o be Saneiro ;
in Strgentina ÜRaria be ffllercebe ju Buenos 9lire§;
in ß^ile ju Sluca^ama (Bilb ein ©efd^en! beS
ffaiferg ffarl V.), ju ^rauco unb gu ^uambalDa;
auf ben SlntiOen supigueg bei @an Domingo unb
91. Senora be la @^ribab bei Sobre auf ^viba.
3n Kanaba ifl gu SWontreal SWaria-^Hf (1675);
in ben StodC^ SRountaind U. 2. gfr. Dom @ebete
(1841); inO^io auf SWount mam« bie SaßaH-
fal^rtSürd^e jur Unbepedtten Smpföngnife (1861).
(BgL Franc, de Florencia, Origen de los mas
insignes santuarios de la Nueva Galicia en
la America septentrional, Mexico 1694; Zo-
diaco Mariano •. . . Historia general de las
imagenes de la Virgen Maria, que se veneran
insignes en la America septentrional. Obra
postuma . . . publ. por Juan Ant. de Oviedo,
Mexico 1755.) [©treber.]
'Marina Don @§cobar, f. SScobar.
'Istarini (de Marinis), ein alteS genuejifd^eS
©efc^Ied^t, au§ tt)eld^em mel^rere als Sl^eologen
unb jKrd^enfürften l^erDorragenbe ©lieber beS 2)o«
minicanerorbenS l^erDorgingen. 1. 2eon]^arbbe
SRariniS, geboren 1509 auf ber bamalS ben ®e«
nuef cn gcl^örigen Snfel gl^ioS im ägöifd^en ÜReere,
trat bajelbft in ben ®ominicanerorben unb DoH-
enbete feine ©tubien im ©ouDcnte ju ®enua mit
großem Srfolg. Balb galt er als eine 3^^^^ f^^
OrbenS ; er toax nid^t bIo| ein frommer unb muflei
l^after SReligiofe, fonbem aud^ ein gefeiertet Stamt
rebner unb gemanbt unb braud^bar in ber 9ki
tt)altung Derfd^iebener OrbenSömter. fßaul DI
ber feine ungemöl^nlid^e Begabung erfannte, ^
il^n }um Soablutor unb 92ad^foIger beS Bif^of
Don Perugia auSerfel^en; allein berXob beSfßo^
fteS Derl^inberte bie Bermirflid^ung biefer Befünif
mung. ^afür ernannte il^n ^apft SuIiuS in
am 5. ünör^ 1550 ^um Sitularbifd^of Don 2(U>
bicea unb Slbminiftrator ber 2)i5cefe SJtantua ii
©teÜDertretung beS Bifd^ofS unb SarbinalS ^
cuIeS ©ongaga. SBöl^renb feiner jtteijiö^nni
SBirffamfeit in biefer ©teHung enoarb er fi^ Ui
2iebe unb Bere^rung ber ÜRantuaner in fo ^o^
@rabe, bag fie il^m baS Bürgerred^t ertl^eilten
hierauf tourbe er Dom $apfie als 92untiuS nad
©panien an ben ^of ftarlS V. gefanbt unb legi
baf elbft mit großer Umftd^t mel^rere fird^lid^e ©titl
tigfeiten bei, erful^r aber aud^ feitenS ber fönig
li^en Beamten megen ber unerfd^rodenen Bertis
bigung ber ^tä^it unb ber ^uctoritöt beS apofb
lifd^en ©tul^IeS mannigfad^e ^infeinbungen. 90
fol^e Befd^merben nal^m er ungebeugten 3Ru^
l^in, bis enblid^ j?önig ^^ilipp U. bem f^
unb il^m felbft Siedet unb @enugt]^uung ttibcr
fal&ren Iie|. 9luf ber SRüdfreife Don ©panien fan
SOtarini, alS jf aufmann Derüeibet, nad^ ®ent be
ÜRetropoIe beS (SalDiniSmuS, Derfel^rte bort mi
SalDin, Besä unb Biret unb lie^ ftd^ Don erfleren
fogar ju Sifd^e laben, hierbei nal^m er ®elegeit
l^eit, mit il^nen über fatl^olifd^ @ebröud^e wA
2e]^ren, inSbefonbere über ^eiligeuDerel^nmg, i\
biSputiren, unb trieb fte fo in bie 6nge, bafe bei
®aftgeber auS Berlegenl^ett bie Safd aufi^ob
SDlarini aber eS für geratl^en fanb, fo rafd^ ttri
möglid^ ab^ureifen, um nid^t erfamtt p merbei
unb fein unb feiner Begleiter 2eben in ®ef a^ p
bringen. ^a6) 3iom jurüdfgefel^rt, tourbe er Doi
$au! IV. aufs gl^rcuDoUfte empfangen ; nur be
Sob j^inberte ben ^apft, feinem ®efanbten M
ber ftird^e geleiftetcn SHenfle gebfil&renb ju lohnen
©ein 9lad^foIger $iuS IV. berief i^n im 3a^r
1560 auf ben bifd^öflid^en ©tul^I Don 2an€iasi
in ben 9[bru)}en unb Derliel^ il^m itod 3a^re bot
auf baS ^aUium, inbem er 2anciano jum SRetro
politanft^e erl^ob, um baburd^ bie lange fd^mebenbr
S)tfferen}en ^n^ifd^en biefer ftird^e unb bem SrgÜe
tl^um Don &^uix su beenbigen. Balb barauf fonM
il^n ber $apft auf Bitten unb S)rangen beS (^
binalS ^ercuIeS ©onjaga, beS erften Borft|a:
ben auf bem Eoncil, nad^ Srient. §ier trq ■
am 26. SOtörg 1562 ein (A. Theiner, Acta gt
nuina ss. oecum. Conc. Trid. I, 696) unb nol'
fofort an ben Slrbeiten ber erl^abencn Berfomif
lung ^erDorragenbcn Slntl^eil. Bon ben Sorbiroil
legaten gur münblid^en Berid^terÜattung über bi
Berl^anblungen begügli^ ber 92atur ber Step*
benjpßid^t, ob fte auf göttlid^em ober fird^Iidj^
SRet^tc berul^e, unb namentlid^ über baS untei
861
SMarini.
862
tat (EimcilMtem verbreitete oufregenbe Oitiüä^i
mt toorfie^enben Sluflofung ober SSerlegunc;
M SimcilS on ben $Qpjt gefenbet, feierte er otn
10. Snit 1562 mit ben geioünfci^ten SBeifungen
flBbSttffd^ntn naä) Srietit ^urüd (Pallavicino,
Istoria del Concilio di Trento, 1. 17, cap. 1,
D. 7; cap. 2 et 8, n. 1 et 2 ; Lod. Beccadelli,
Monmneiiti di varia letteratura, Bologna
1804, n, 24). Sel^n Xoge borauf^ in ber ©eneral-
cosgregation oom 20. 3uli, tuurbe er qI8 9Rit«
glicb ber Deputation getoöl^It, mel^e bte canones
iiib doctrina über baS ^eilige 3Re|opfer ent*
tttfen foflte (Theiner 1. c. H, 59). Seaüglid^
bcrgnige bed Saienfeld^eS fprad^ er ftd^ in ber
Smerolcongregation Dom 29. ^uguft unter ge*
nnljen, jebe Sd^öbigung beS fotl^oUfd^en ®Iau«
ben!sbetDu|tfeinS au§{d^(ie|enben Sebingungen für
fieiDö^nmg bed ffeld^S in ben faiferlid^en San»
bcm Sö^men unb Ungarn au§; betrep S)eutfd^«
knM folUen oon ben bortigen 9ifd^5fen nod^ ge*
sanere Snformationen über bte 2)ringlid^!eit unb
S&Kiimö^igleit biefer Sonceffion eingel^olt mx*
bea (Themer I. c. II, 98 sq.). 3n ber ®eneral«
cosjpgation k)om 17. 9Rai 1563, bie mit ben
.Dtiftbrdud^en be^üglid^ beS SBeil^efacramentS"
^ befähigte, ergriff ber Srgbifd^of t)on fian-
(ionobieSelegenl^t in fd^arfer SBeife bie faifer*
li^cn Oratoren über baS pflid^tmibrige 3lx^U
fxjiifmm ber beutfd^en 93i{d^öfe unb felbft ber
8itr[nr{len bei bem Soncil ^u inter|)eüiren. @r
aisBerte an il^ren SonfecrationSeib unb betonte,
ba| pe, mit SuSnal^me be§ Srjbifd^ofS t)on @al}>
taq mib ber »ifd^öfe Don ^fel unb Sid^ftött,
04 ni^t einmal $rocuratoren gefenbet l^ötten
I. f. tt). (t»gL l^ierüber Le Plat, Monumentormn
ij iiistoriain Conc. Trid. spect. collectio, Lo-
nm 1787, VI, 61 ; Raynaldi Annal. ad 1563,
0.92; Beccadelli L c. 73; Pallavicino 1. 20,
e.l7, n. 7 sq. ; Theiner 1. c. II, 276 sq.). — ^aä^
m)igung beS eoncilS (1563) feierte aßarini in
irac Sribiöcef e ^urüd unb begann bie tribenti«
)&i4e Reform burd^)ufü]^ren. ^Qein balb fanbte
t^B ber $opft neuerbingS afö opoftolifd^en Sega*
tot in €ai^ beS SoncilS unb in anberen f (i^tt)ie«
tum fir^lid^en Sngelegenl^eiten an ben ffaifer
Suqjnilian U. S)ie rafd^e unb glüdlid^e 9u§«
\äßa% fetned Suftragd bemirfte, ba^ bie il^m am
S^iaffe be« C^cild bereits sugeba^te Sl^re bed
?Nntr6 il^m \tifi )u Zl^eil merben f oute ; allein
^ ic|t Derl^inberte ber Zob beS ^)>fteS bie SluS-
(pmg. SRorini reftgnirte nunmel^r auf fein 9i§«
w imb }0g fid^ ouf baS @d^lo| Somba f eined
merS Stomas gurüd, um ftd^ gan^ ®ott unb
)Qtt |cber ber Setompfung ber ^örefie ju tt)ib«
^ Seine Sunidgejogenl^eit tt)ar iebod^ nid^t Don
'•get JJttuer. $iu8 V., ber mittlermeüe (1 7. 3q-
ttn 1566) ben Stul^I i(ktri beftiegen l^atte unb
^ Qtfgejetd^neten ®aben bief ed feltenen ÜRanneS
004 toeiter }um Segen ber jfird^e Dermenbcn
^lÜä, berief i^n auf ben bifd^öflid^en @tubl Don
Vk mb ernannte i^n jugleid^ }um apoftoIi|d^en
SBifttator Don 25 Si§t^ümem — ein SetoeiS, mie
emft eS ber $apft mit ber ®urd^fejung ber tri»
bentinifd^en Steform nal^m. 9{ad^ fed^gjöl^nger
eifriger ^mtSfiil^rung, bie il^m bie befonbere ^0^»
fd^d^ung unb Siebe feineSSRetropoIiten, beS I^Lffarl
93orromöu§^ ermarb, niurbe er im 3. 1572 Don
®regor Xin. auf^S 9leue mit einer ®efatü)tfd6aft
an bie j^önige $l^ili)))) IL Don Spanien unb @e*
baftian Don Portugal betraut, um biefe beiben
ÜRonard^en }ur (Erneuerung be§ SünbniffeS gegen
bie Surfen 5U bett)egen. 92ad^bem SRarini aud^
biefe SDtiffton erfolgreid^ auSgefül^rt, foDten enb-
lid^ feine Dielen, ber jhrd^e unb bem ^apfttl^um
geleifteten 2)ienfte toirüid^ mit bem Sarbinalate
belol^nt merben; aQein fd^on am gmeiten Sage
nad^ feiner 9lnfunft in SRom ergriff il^n ein böi«
artiged gfieber, baS il^m am 11. 3uni 1573 ben
Sob brad^te, im 63. Saläre feines Seben§. — «uf
@tf)z\^ ber Srienter S^nobe unb beS ißapfteS
Derfa^te (Si^bifd^of SRarini in ©emeinfd^aft mit
gweien feiner ÖrbenSgenoffen, ßgibio fjfogcarari,
Sifd^of Don aWobena, unb bem ^ortugiefen fjran«
dSco Sfureiro, ben fog. „Stömifd^en ffated^i§mu§",
ber im 3. 1566 unter bem Sitel Gatechismus
Bomanus vulgo dictus ex decreto ConciHi
Tridentini compositus et Pii V. jussu editus,
Bomae 1566, erfd^ien. 9ud^ gel^örte SRarini }u
ber Sommif fton Don Sl^eologen, meldte im Sluftrage
$iu8' V. eine neue Derbejferie SluSgabe beS Sre-
DicrS (1568) unb be§ SKijfale (1570) bcforgten.
^1§ ©eneralDicar bed 93ifd^of§ Don SRantua, @ar-
binal ^erculeS @onsaga, l^atte er einen „ff atec^iS«
mu5 für bie ©tabt unb ©iöcefe SWantua" (Man-
tuae 1555) Derfa^t unb im auftrage beS^apfteS
$iu§ rv. bie IRegeln unb @a^ungen beS ^ama«
bitenorbend reDibiri: Begulae et Gonstitutiones
Glericonim regularium s. Pauli, congregatio-
nis 8. Bamabae dictorum, jussu Pii lY. re-
cognitae, discussae et comprobatae. (93gl.
üghelH, Italia sacra IV, 416—424; Quetif,
Script. Ord. Pr. H, 228 sqq.)
2. Sind berfelben SlbelSfamilie flammte %f^o»
maS be SWariniS, ein ©ro^neffe be8 SBorigen
unb ©ol^ beS 3ol&. Sapt. be' ÜJlarini, §erm
Don Somba, unb ber Sl^eobora auS bem ^aufe
ber ©iuftiniani. 93eibe (gltem. auSgejeid^net ourt^
ben 5lbel ber ©eburt, nod^ mel^r aber burd^ ben
be« Seifte«, ber SKlbung unb Sugenb, liefen i^ren
IHnbem — Dier ©öl^nen unb fed^ Softem —
eineDortrcfp[id6e(5t^ie^ungangebeil^en.S)rei©ö]^ne
traten in ben ©ominicanerorben; Dier Söd^ter nal&-
men ben ©d^Ieier. Sl^omaS, ber grftgeborene,
tt)urbe in Som in ben EonDent sopra Minerva
aufgenommen unb bafelbft im 3. 1608 jum Seig-
rer ber Il^eologie beförberi. dreimal Derfa^ er
bei ben (Seneralcapiteln bie ©teile eine« ©ecretär«;
im 3. 1612 tt)urbe er 5lffiftent be« Orben«generaI«
mit bem Sitel eine« ^proDinjial« Dom J^eiligen Sanbe
unb marb bann ©eneralcommi jfar für ©eutfd^Ianb
unb ^roDinjial für beibc ©idlien. 6r erttwirb pd^
grofee SSerbienfte um SSBiebereinfül^rung unb 9luf-
863
SKarini.
86<
ted^tl^oltung einer fttengem Orbendbi§ci))Iin unb
ftotb SU mtaptl im 3. 1635.
3. 3o^. »apt.be aJlariniS, ©ruber beS
SSorigen, würbe in SRom am 28. Jloöember 1597
geboren unb auf ben 9lamen gcrbinanb getauft.
16 Saläre alt, empfing er ba§ fileib beS % ®o«
minicuS auS ben f)änben beS DrbenSgencralS ©e»
rafino Sicco am 25. SWärj 1613. 5«ad^bem er
ein Sal^r barouf an bemfelben Sage bie f eierlid^en
®elübbe abgelegt, mürbe ber jugenblid^e OrbenS«
mann nad^ Spanien gefd^idt, um an ben berül^m*
ten @(^ulen Don @alamanca unb Sllcala ben pl^i«
lofopl^ifd^en unb tl^eologifd^en @tubien ftd^ ^u
mibmen. 3laä) Stom jurüdgefe^rt, leierte er am
SoUegium sopra Minerva, ermarb bann bie tl^o«
Iogif(|e 2)oct0rmürbe unb mürbe im 3. 1628
oom $apfte Urban VIIL. jum ©ecretär ber 3n»
bejcongregation ernannt — ein ^mt, beffen inel«
iä|rige gemifjenl^afte gfül^rung il^m eine tljflut Don
perfönlid^en SSerböd^tigungen unb Sd^mäl^ungen
fcitenS ber SBerfaffer cenfurirter ©d^riften eintrug.
92amentlid^ Derfolgte il^n ber geleierte, aber gegen
bie 3nbe£Congregation fel^r erbitterte Sefuit £]^e0"
pl^il Sta^naub, meld^er u. 91. in ber pfeubon^men
©d^rift De immunitate Gyriacomm (b. 1^. ber
Dominicaner) a ceneura diatribae Petri a Valle-
clausa eine bei^enbe ©atire DoD perfönlid^er 3n«
DectiDen auf bie angeblid^ bie Snquifition unb ben
3nbes bel^errfd^enben S)omtnicaner unb inSbefon*
bere beffen ©ecretör Deröffentlid^te (Dgl. ffatl^olit
1864, 1, 433; SReufd^, 3nbej n, 434 f. 441 ff.).
®iefe ©d^rift ttmrbe fofort (20. 3uni 1662) Der-
boten ; baSfetbe ©d^idfat traf aber aud^ bolb nad^^er
(17. JJoDember 1664) ^mei fd^orfe ®egenfd^riften
ber Dominicaner, in meldten bie ^anblungdmeife
ber Snbescongregation unb ber il^rem Orben an*
gel^drigen ©eaetöre in ©d^u^ genommen morben
mar. 9}on biefen rührte eine Don bem frangöft«
fd^en Dominicaner iBinc. »aron l^er: Apologia
pro Sacra Congregatione Indicis ejusque se-
cretario ac Domiiücanis etc., Bomae 1662
(über be SRariniS I, 15 et 32); bie anbere Don
bem gefeierten ftanjelrebner 3o]&. EafalaS 0. Pr.:
Candor Ulli seu Ordo FF. Praedicatorum a
calumnüs et contmneliis Petri a Yalleclausa
vindicatus, Paris. 1664 (über aWarini bafelbft
135. 158. 317. 360; Dgl. Qu^tif H, 615). ffiäl^.
renb feiner SmtSfül^rung old ©ecretär beforgte
Warini bie Verausgabe eined Snbes aller feit
KlemenS VIIL cenfurirten Sudler (Index libro-
rum prohibitormn cum decretis omnibus a
Sacra congregatione emanatis post indicem
Glementis YIII., Bomae, typ. Camerae Apost.,
meld^er 9{eufd^ unbefannt geblieben ift, menn ber«
felbe nid^t etma ibentifd^ ift mit bem Don il^m 11,
26, n. 4, not. 1 al§ anonym aufgefül^rten Elen-
chus librorum etc.). 3nt 3. 1650 mürbe 5Dla-
rini feiner ©teile hti ber Snbcjcongregation ent-
hoben unb jum ©eneral feines DrbenS ermäl^lt.
DiefeS «mt beflcibetc er faft 19 3a^re bis ju feinem
am 6. ÜJlai 1669 in »om erfolgten 3:obe unb er-
marb ftd^ burd^ baSfelbe bie allgemeine Serel^runi
unb Siebe feiner großen OrbenSfamilie. 9uf ®e^
beS fpapfteS ^lejanbcr Vn., ber befotmtlic^ burdj
bie Constitutio omnium ecclesiarum Dom Sol^ti
1661 bie €ontroDerfe über bie pia sententia fß
einem gemiffen Slbfd^luffc brad^te, Derfaftte er, toie
9K. ©iuftiniani in feinen Scrittori Liguri (W
Ouötif) berid^tet, einen Tractatus de concep-
tione B. M. Yirginis. Ouetif rül^mt an fetnm
Stunbfd^reiben an ben ®efammtorben, fomie m
feinen ^Briefen an mel^rere l^erDonagenbe ^rfihu
lid^feiten ben reinen, eleganten unb nerDigen ©til,
moburd^ er eS aUen feinen %mtSDorgdngem 5UD(n>
getl^an, unb münf d^t in aetatis futurae rem beten
aSeröffentUd^ung (Quetif et Echard, Script, n,
561).
4. Dominions be SRariniS UHirb a»
11. October 1599 gu 9^om geboren unb ouf ben
92amen beS 1^1. DefiberiuS getauft. Sr folgte am
2. Sfebruar 1615 feinen beiben filteren Srfibem
in ben Dominicanerorben unb )eid^nete ftd^ ^
balb burd^ feine augerorbentlid^e Sefd^eibenl^
gfrömmigleit unb SSBiff enf d^aft ouS. SBie fein SBm«
ber 3o]^anneS fhtbirte er }uerß in Slom, bamt )ii
©alamanca unb Skala ; nad^ feiner SlfidRel^r auä
©panien mibmete er nod^ einige 3a]^re ben t^eo-
logifd^en ©tubien unb bem Se^ramte in 9lom tmb
begab ftd^ bann in ben DominicanerconDent ;ii
Souloufe, meil bort, mie er l^örte, eine flrenge«
ObferDanj ^errf d^te, um ein jmeiteS 9loDiciat bwrd^
5umad^n. Sr leierte l^ierauf gu Soulouf e unb fpfitet;
nur ein 3a]&r lang (1629—1630), im gonöent«
©t. ^onorö }u ^riS Sl^eologie. SSom Orbei^
general 9lic. Slibolft nad^ SRom berufen, mürbe n
5uerft Begens primarins unb fobamt $rior, aÜ
meld^er er an ©teile beS alten baufälligen iRoftetf
ein DdQig neues, großartiges ©ebfiube, ben bedj^
ten SonDent sopra Minerva l^erfteSen ließ. (Eine
3eitlang mar er Sfftftent beS OrbenSgeneralS 9K<
bolft mit bem Xitel eineS ^roDingialS beS (eifi>
gen fianbeS ; jmei 3al^re l^inburd^ fungirte er aü
©teÜDertreter beS OrbenSgeneralS P. Sl^om. Surco,
mä^renb bief er in gfranfreid^ unb ©panien bie Do^
gef^riebenen OrbenSDifitationen Domal^m. 9»
18. October 1648 mürbe SRorini Dom ^ßapfb
3nnocen} X. als Srjbifd^of Don 9lDignon pröcoiti'
ftrt unb am 11. 3nni beS folgenben 3a]^reS, nod^
bem er in SRom bie Sonfecration erhalten, feierfi^
int^roniftrt. Der apoftolifd^e ßifer, bie Sfreigeb^
feit unb Zl^atfraft, bie er als SBifd^of entmideüe,
mürben ollgemein gerül^mt. 6r fleDte bie t^>
logifd^e gacultät an ber UniDerfttfit in SlDignon
meld^ nad^ bem SBeggange ber $öpfie ein fted^
Seben fül^rte, mieber l^er. 9luS eigenen SRitteU
errid^tete unb botirte er bei berfeloen jtoei fie^r»
ftül^le, einen für $]^ilofop]^ie unb ben onbem fSi
Sl^eologie; biefe übertrug er bem Orben b^
1^1. DominicuS, bamit bie Sel&re beS 1^1. Stugu^b
unb beS 1^1. Sl^omaS bofelbft ftetS bie l^errfd^ifenb«
unb inSbefonbere beS englifd^en Sel^rerS t^eoIo>
gifd^e Summa Dorgetragen merbe, in qua certi
865 SJlarinuS — SJlariS. 866
quidqoid ad fidei mysteria explicanda, quid- in S3er6inbung ge(rad^t tDurbe. ^e d^afböifd^en
quid ad fidelium mores componendos, quid- ßl^rtften t)ere]^ren il^n alS %pofteI ÜRefopotatnienS
qmi aat ad solidam pietatem aut ad veram unter il^ren üomel^mften ^eiligen unb fd^retben
dodrinam esse potest, comprehenditur (Com- il^m fogar tl^eUtDetfe bie ^ofaffung il^rer Siturgie
meniinLD.Thomae, Aucioradlect.). @eine 5U. (93gl. Assemani, Bibl. Orient., Bomae
6flft«brale Mattete er auf'3 ©länjcnbfte qu8 unb 1719—1728, 11, 394 sq.; IH, 1, 299. 611;
nßimrizle bie alte unb bauföUige er^bifd^öflid^e ni, 2, 4 sq. 17 isq.; Abbeloos, Acta s. Maris,
!lejtben}t)on@runb QuS; barüber k)erga^ er aber Assyriae, Babyloniae ac Persidis saeculo
ktrmennid^t fonbem Derfa^ fte bei fieb}eiten primo Apostoli, syriace s. aramaice juxta
leul^ mit Slmofen unb fe^te fte in feinem £e[ta* mscr. Alqoschianum ed., Bruxell. 1885.)
nflite als Unit)erfalerben ein. Sr ftarb im näm> 2. SRariSber^erfer tt)irb in ber Jhrd^en-
rMjrn 3a^/ toie fein älterer ©ruber, am 20. 3uni gef d^id^te öiel genannt^ meil ber $rie[ter unb fpä«
1669, tief betrauert öon feiner ganzen §eerbe, mel» tere Sifd^of 3baS öon ßbeffa (f. b. 3lrt.) 433 an
to er in ^Hem ein eifriger ^irte unb leud^tenbed il^n einen Srief fd^rieb, beffen 3n^a(t im 5. unb
SwWb getoefen, — S)ie 3«it bie il^m feine bi» 6. Sal^rl^unbert auf t)ielen ©^noben lebl^aft be«
Höflu^ 9lmt8f ül^rung übrig lie^, Derttenbete 9Ra« ]t>xoi)m tuurbe (f. b. Slrt. 2)rei!apitelffareit). 9lu3
lim ^ Sbfaffung eined SommentarS jur tbeo« biefem IBrief ift 5U entnel^men, ba^ 3Jlad^ früher
logifil^ Summa bed 1^1. Sl^omaS. 2)a§ SBerl einige 3eit in Sbeffa (xoofjH an ber bortigen @d^ule
Rf^ieii in einer l^enlid^en SuSgabe in brei gfolio« für bie $erfer) }ubra^te unb nad^alS ßei^ig bie
Uitai {uS^on, unb ^mar: Expositio commen- l^eilige Sd^rift Ia§, fomte ba^ ^ba^ ben Srief an
taria in L et n. pari s. Thomae im 3. 1668 ; il^n rid^tete, um beffen Snl^alt in ^erfien )u Der«
Expositio comm. in tertiam, 1666 ber erfte breiten. Ob ffaifer Suftinian aud biefem ®runbe
Xtea De incamatione unb ^mei Saläre fpöter ollein 9Rari3 einen ,, j^e^er" gefd^olten ^abe (Ju-
(16^) ber itotxit Xi^dl De sacramentis. S§ stiniani Imp. edictum seu confessio rectae
follte qIS @runblage für bie tl^eologifd^en iBor* fidei adv. tria Gapitula, bei Hard. HI, 307),
kfngmonberStngnonerUniüerfttöt bienen. 3n ober ob bafür nod^ anbere Urfad^en Dorl^anben
ber S^ot erweist ftd^ baSfelbe al§ Sel^rbud^ für maren, mi^ man nid^t. S)od^ ift le^tereS immer-
Stsbinnbe (ad majorem Novitiorum instrue- l^in nad^ bem }u Dermutl^en, tuaS @imeon bon
tionem) oorgüglid^ geeignet; benn ed Derbtnbet ^etl^arfam in feinem Serid^t über SarfumaS bon
Kit großer ftür5e unb Sinfad^lett eine ebenfogro^e 9hftbiS unb bie Sinfiil^rung beS 9leftoriani§muS
MD^eit nnb @rünblid^feit unb ift^ »eit en^emt in Werften (Assemani, Biblioth. Orient. 1, 350)
in bem borodfen unb fd^mülftigen @tile jener einf ad^ er^öl^lt: ,,93on ^ba^ nal^m ein gemiffer
Seit, in einem leidet flie|enben unb gemä^Iten 3Rari§ auS ^arbafd^ir ben nefiorianifd^en Srrtl^um
hbÄx gefd^eben. i>t^ SSerfaffere Sefheben gel^t an, unb fo begann in $erften ber 92eftoriani3muS
ttmdlbc^, bie reine, objiectit)e Seigre bed ^I. 2:]^o> um ftd^ 5U greifen bur^ bie IBriefe bed 3ba8 unb
iri MAeriuQeben. Seine SDtetl^obe gleid^t an bie @d|riften feiner Seigrer'' (Xl^eobord t)on SRop-
GiM^/ xud^teml^eit unb SBefd^eibenl^eit fel^r fueftiaunb2)iobordt)on3:arfuS),berenUeberfe^ung
bs feintf Sleiflerd unb fiid^t mol^It^uenb ab Don in'd $erftfd^e aßarie Don Späteren ol^ne l^inrei^en-
otaes SarfleOung|en berfelben ^eriobe, n^eld^e ben ®runb ^ur Saft gelegt mirb (fo Don @amier
M i^ SBeitf d^meifigleit unb ^eransiel^ung un« in feiner Sudgabe bed Breviarium Liberati dia-
ißßgx ^gett unb Sd^mierigfeiten bie flare coni, Paris. 1675, 52). Sr tt)irb aud^ )Sifd^of
%e d^ Derbunfein ald erflären. 2)er6!ommen- Don ^arbafd^ir genannt, bod^ ol^ne eigentlid^en
^ fSfitt }u ben befien tbeologifd^en SBerfen in Semeid bafür. Sbebiefu in feinem Skr^eid^ni^
bs ifteiten f)filfte bed 17. Sal^r^unbertd. Sluger« ber f^rifd^en @d^riftfteuer (Catalogus librorom
b« l«fiffentlid^te 9Rarini 1660 bie ©ecrete ber Syrorum c. 98, bei Assemani, BibL Or. m, 1,
mijm in bemfelben Saläre gehaltenen S)iöcefan- 171 sq.) gibt an, ba| SKarid ber ^erfer (fo nennt
^: Decreta dioecesanae synodi Avenio- er il^n furjmeg, ol^ne ber bifd^öflid^en SBürbe gu
■ttos eelebratae VI. Idus Junii 1660, Ave- gebenfen) brei SBerfe l^interlie^, einen Sommentar
"iflöe 1660. (SSgl. Echard et Quetif, Script, über S)aniel, eine erläuterung ber ©riefe bed «ca-
ll, 627 sq.) [5IKorgott.] ciud (Don Eöfarea? ober Seröa? ober SWelitene?),
^IMms L unb H., pppe, f. 5!Kartin, unb eine ©d^rift gegen bie 2Ragier Don TOftbid.
mt Sillemont (Mem. XIV, St. CyriUe d' Alexandrie,
Ihrb, ein in Serien unb Werften l^äuftg art. 118) beutet an, ed möd^te mol^I biefer STlarid
b»tamwnber 9lame, unter beffen Irägcm f ol» erft Diel fpöter burd^ bie Dcrfd^önembe ©age, toeld^e
tobe ber Srttfil^ung mert^ fmb. 1. ÜJlarid, ftd^ nid^t fo genau an bie 3^^ binbet, gum oben
^ ber 6oge ber fpäteren 9Jcftorianer einer ber genannten ©d^üler unb ©el^ilfen ber 3lpofleI er«
^ Sfinger bed ^^ntn unb ®eJ^itfe bed «pofteld |oben morben fein, bamit ber Urfprung ber nefto«
I|oiitt8,foD®rünberunberfterlBifd^ofber^au))t> rianifd^en Seigre in bie a))ofioIifd^e Stit l^inauf«
fiaje Jon ©eleucia-Cteftp^owö^wefen fein, ©einen gerüdt werben fönne.
Alf is feinen Oßen Derbanft er bem Umftanbe, 3. SJiarid mit bem ^Beinamen 9ar«3:obi
te|crffttber(lqd((ungDonffönig9bgar(f.b.9rt.) lebte in ber gleiten C)cilfte bed 10. Sal^rl^unbertd.
tfi^addOtfR. Tm. 2.«ufL 28
867
aßariSco — aßoiiuS 3lDenticu§.
86E
fe jlammtc mi« 9JlofuI unb tourbe im 3. 987
^alriard^ ber 9leitoricmer ^crfienS. fficrfette ifl
öorjüglid^ barum bcmcrfcnSiDcrt^, tocil er ber ßrfte
ttmr, ber ftd^ bom ffl^afif en boS 2)i))(om als $a-
triard^ auSfiellen liel unb nod^l^er eine ttn}al^I
ncftorianifd^er ©ijd^öfe ttjcil^te. ßr fiarb 999.
(ABsemani, BibL Or. II, 443.)
4. 9Rari8 mit bem SBeinamen Sol^nSalo«
m 0 n S Derfa^te im 12. Sal^r^unbert eine orabifd^e
©efd^id&te ber ncftorianifd^cn ^atriord^cn. 9lf|e-
mani gibt (Bibl. Or. HI, 1, 554 sq. 581 sq.)
eine furje Ueberfid^t berfelben.
5. 9lod^ bürfte ein anberer 9Rari8 ju em)ö|["
nen fein, nid^t fo fajl um feiner ^erfönlid^feit
tsiUen, als megen einer @efd^id^te, bie ber gele|^rte
IBifd^of Zl^eoboret im 5. äa^rl^unbert in feiner
®efd^id^te frommer SRönd^e (Beligiosa historia
c. 20) k)on i^m eraöl^It. S)iefer Sinftebler 9Rarid,
auSge^eid^et burd^ feine Siebe ^ur Srmut, ff euf d^*
l^eit unb ftrengften ©elbfberlöugnung, liegte in
feiner Slbgefd^ieoenl^eit bie er nie t>tx\xt% fd^on
feit langer Qüt bie @e^nfud^t^ bad ^od^l^eilige ge*
|eimni|t>oIIe Opfer borbringen (}i.u(mx9)v duatav
:rpo(79epo{i^v7)v) }u feigen, unb bat beftl^alb, ed
möd^te baS göttti(|e Opfer (x^v too defoo Scopou
7rpo<ncojjLi6TQv) bei il^m in ber ©nöbe gefeiert wer«
ben. SKit greuben (ergäl^lt Ueoboret weiter) ent-
f^rad^ id^ feinem äßunfd^e unb Iie| bie l^eiligen
®tyd^t (ober ©erötl^fd^aften, xd kpd oxeuT]) ^u
il^m l^inbringen; bie i)önbe ber S)iaconen bienten
mir als 9Itar, unb fo brad^te id^ bort baS gel^eim*
nifeoolle, göttlid^e, l^eübringenbe Opfer bar (x^iv
|xuoxtx9)v %a\ OeCav %oX aoixijpiov Ou9(av icpoff-
TQ ve^xa). ® aS gewäl^rte bem frommen ßinfiebler eine
l^ol^e gfüHe geiftlid^er greube, mie menn er ben^im«
mel f elbft offen föl^e, fo ba^ er befannte, nie in fernem
Seben eine fold^e ^reube empfunben ^u ^aben. ©o
Xl^eoboret, weld^er bei feiner umfaffenben ©elel^r*
f amfeit unb genauen ff enntni^ beS d^rifilid^en SQter-
tl^umd bod^ tool^I über bie S^age, ob bie ffird^e
Don Sl^rifto unb ben Slpofieln ein äußeres, ftd^t-
bareS, nur Dom ^riefter barjubringenbeS Opfer
empfangen l^abe, ein rid^tiged Urtl^eil ^aben mu|te.
2)ie Dorliegenbe Srjöl^Iung über bad £reigni| mit
bem frommen Sinftebler ÜRariS enthält feine leben*
bige Ueberjeugung l^ierDon fo flar unb bejUmmt
auSgefprod^en, ba| lein 3u>eif el barüber obmalten
fann. [3. gf^feler.]
9tfttte(0, %bam be^ tJftanciScaner, erfier
bffentlid^er Se^rer feines OrbenS an ber Unioerft«
tat 3U Osforb, war ein Snglönber auS ber S)iö«
ccf e 95at^, l^atte ju 0|f orb ftubirt unb trat erft in
Dorgerüdtem %Iter, nad^bem er fd^on Pfarrer in
SSBearmoutl^ gewef en nmr, in ben Orben, etwa um
1230. Sn ben Monumenta Franciscana k)on
Sremer (London 1858, 1, 70—489) finben fi^
t)on il^m 246 lateinif d^e IBrief e ; an ^e rei^t ftd^
eine bead^tenSwertl^e, an ben $apft gerid^tete iib»
l^anblung ou8 ber 3eit, ba ffönig ^einrid^ HI.
baS ffreug genommen l^atte. 9IuS einem bief er IBrief e
(n. 103) fielet man, ba^ er ouS ©el^orfam gegen
feinen Obern bie ißrüfungen für einen Sel^rffai^I it
O^orb beflanben unb bort bis 1252 gelehrt 1^
S)iefelbe 99^effammlung beweist knelfad^ bie in»
nige gfreunbf^aft, wel^e }Wifd^ il^m, bem bei
rü|mten Sifd^of Don Sincotn Stöbert ®roffeteP(
(f. b. Sri.) unb bem @rafen Simon Sbrntfod
befknb, fowie baS l^ol^e Snfe^en unb ben sto|«i
Sinflul, weld^e er wegen feiner feltenen %a^
unb SBiffenfd^aft weitl^in ^atte. SSon bem ^ßapflr^
bem ffönige unb anberen ^o^en äBärbenträgen
würbe er gegen feinen SBillen in wid^tige 9nge>
legenl^eiten l^ineingegogen. @d^on bonl, f d^rieb ci
Don Sincoln auS feinen Ie|^en IBrief an ben @^
neralminifter feines OrbenS, ben fj/L 99onaDentura,
unb ftarb, wie eS fd^eint, balb barouf, 1258. (b
würbe in ber Satl^ebrale biefer Stabt an ber 6eÜi
feines SfreunbeS (Sroffetefle begraben. Ueber feinen
Eintritt in ben Orben berid^tet ^r. Xj^omaS £cde>
fton (De Adventn FF. Minonun in AngliaiHi
collat. 8, Monnmenta Franc. I, 15; An»
lecta Franc. I, 224). @eine SBiffenfd^ft Wiri
befonberS Don bem fonft ftrengen ffritifer ätogci
IBacon, Ord. S. Franc, mit |o]^en Sobfpruqlci
gefeiert, inbem er Don i^m unb @roffeteße fogt
^e feien gewefen bie majores derlei de munde
et perfecti in sapientia divina et humana (mJL
Monumenta Franc. , Preface p. C ff.). 9ui(
@alimbene in feiner Sl^onif (ed. Parmens. 9S
et 126) erWQl^nt feiner mit öl^nlid^en Sßorten unt
fd^reibt il^m mel^rere @d^riften )U, unter anbetet
eine Lectura in Geneaim. Snbere Sommentan
gur ^eiligen Sd^rift, namentßd^ In Ganticiiii
Canticorum, legt il^m @baralea bei (Supplem.
ad Script. Ord. Min.). S)iefe @d^rif ten fd|^einei
Derloren gegangen 5U fein. 3n einer ^onbfd^
beS 13. Sal^rl^unbertS ber 9RunicipaIbibIiotl^ p
@iena wirb ibm eine 9rt Don SluSjug ouS bo
Sudlern De T^initate beS fjjL SugufnintS {iigfr
fc^rieben. [3. 3eUer 0. S. Fr.)
9tarifUii, f. SRaria, Orben n. IL, 5.
Statins <kiieiificiti$, Sifd^of Don 9Dend^
Saufanne unb Sl^ronifi beS 6. Sal^r^unbertS, wndM
um 530 ober 531 in ber S)i5cefe Slutun ouS tiSm
l^öd^ft wabrfd^einlid^ römifd^em unb nid^t burgn»
bif^em @efd^Ied^te geboren, ©eine gfamilie nm|
bafelbfl fel^r begütert gewefen fein, bemt er nmd^
fpäter bem Sapitel ^u Saufamte reid^e @d^enlungei
aus feinen Mobien. Sr erl^ielt eine nad^ bamoliga
Serl^dltniffen f orgf öltige SuSbilbung unb trat fru^
zeitig in ben geifUid^en @tanb (clericus officio pri
maevie tonsus ab annis, fagt feine ®rabfd^r|ff!
3m 3. 574 würbe er IBifd^of Dont^Dend^, etne
einft blfi^enben Stömerftabt, bie aber feit bem Sinfa!
ber Sllamannen ftd^ nid^t mel^r gur fr&^em SAen
tung erl^eben fonnte (f. b. %rt Saufamte). 9R<nitt
Derlegte be^l^alb gegen 6nbe feines ^ontificolC!
ben @i^ nad^ Saufanne. Suf bem Concil )u 9to
con im October 585 unterfd^rieb er nod^ oIS em*
scopus ecclesiae Aventicae. Srftarb, 64 3a|n
alt, 3U Saufanne am 31. 2)ecember 594 unb nmrix
in ber ffird^e beS 1^1. Sb^rfuS beigefe^, weld^ Dmi
anariuS 9Rercator.
870
Mt on ffir^ beS l^L QJlariuS genannt »urbe.
vma toor noc^ ber Sd^ilberung feiner ®xah*
(frift ein trefflid^r unb murbiger Sifd^of (nonna
sicerdotum pontificumque decus), ber al§ ge*
fititfter @oIbf4mieb bie l^eiligen ©eföge für feine
ffir^e felftj} verfertigte, tt)ie er aud^ eigenl^önbig
fdne 9eder befidlte. @tet8 bienfigeföllig, mar er
benSitrger eine l^ilfreid^e @tü^e unb @$ü^er ber
Seie^ti^; mö^ig unb fparfam für feine $erfon^
ingte er freigebig für bie Ernten unb 9lot]^Ieiben«
bn; eifrig im ®ebet (exorando fidelis), Der«
ttuPffigte er aud^ emfte niiffenf d^ftUd^ @tubien
vutt (B ifl leidet begreifüd^. ba^ bie JKrd^e Dan
Eo^anne boS Snbenlen eined fo trefflid^en unb
Irifigm&^igen Sifd^ofd treu unb f orgli(^ bemal^rte,
)> i^ ok l^eilig bereite. — ^ie Don il^m Der«
Wt S^ni! ift eine gfortfe^ung ißrcfperS ober
bcRd bie befi Chronicon imperiale Dom Saläre
455—581; fie beginnt mit ben 35Borten: Usque
UeProspery quae secuntur, Marius episcopus,
nb f(^lie|t mit bem Saläre 581 : usque hie Ma-
nns episcopus. £d finb rein annafiftifd^e Suf-
}n4nmgen; bie einjelnen Z^atfad^en merben furg
p bffi ietreffenben Salären regiftrirt, mand^mal
«tt bnrfHg. ^auptföd^üd^ Der}eid^net er bie il^n
Mi« beni^reiwen SSorgdnge beS burgunbifd^en
nb ftfintif^en Sleid^ed, namentlid^ Don 553 an,
nA &»8 er mittl^rtlt, ift überaus mertl^DoÜ. 3113
CseUra laffen fid^ bei i^m nad^ SB. 9mbt nad^«
Mifm bie Snnolen Don 9lrle§ 6id 467, bie %n-
lolai Don SlaDenna bis 526. 93om Solare 500 an
|itii|yfte er auS burgunbifd^-fronfifd^en Slnnalen,
Me M 556, DieSeid^t bis 570 ober 571 reid^ten.
iKiDeiteieOuelle nimmt 9mbt nod^ b^jantinifd^e,
fep(I in Stailonb Derfa^te Snnalen an, bie Diel«
Vä/t aad^ SRarceQin benu^t l^at. @pöter mürbe
ik tüfonät bis 628 Don einem Ungenannten fort«
Sefe^ ber baS frönfifd^e Steid^ l^auptfäd^Iid^ berüd-
iuitigte nnb im erflen Zl^eile SftborS ßl^ronif
<ttilf(|rieb. (SxfyiÜta ift baS SSBerf in einer ^anb-
fctnft beS »ritifd^ 9RufeumS n. 16 974, IX. s.,
»Kpaiile in SB. 9lmbtS @d^rifttafeln, ^Berlin
1874, Zof. 16. ausgaben: Duchesne, Historiae
PrtDeomm Script I, 210 sq.; Bouquet, Re-
owil des bist, des Gaules et de la France II,
12 t.; Gallandi, Biblioth. vett patrum XII,
318; Soncalliy Vetust. lat. chronica n, 899;
Bickly, M^m. et doc. de la Suisse Bomande
1111,1858, 19; Migne, PP. lat LXXII, 793;
OB kfiett bei SB. %mbt, Sifd^of aßariuS Don
Iwicmn, fein Seben unb feine Sl^ronif, Sei))gig
1875, mb in neuem abbrudt fieip). 1878. (SSgl.
NiNgm ). d. b. ®efd^. Xm, 418 u. XV,
317; PhüoL 34. 281 ; Monod, Revue critique
187S, 255; Sbcrt^ ®efdb^ ber d^rifü. lat. Siteratur
1.552; ^lber-<Egger, S)ie Sbronil be§ SRariuS
tu iDen^cS, im 3L Srd^iD f. altere beutfd^e ®efd^.
1876, 254.) [ftnöpfler.]
T/Mm Sbrctti^r, ftird^enfd^riftfteller in ber
om ^2ifte bed 5. Sal^rl^unbertS , über beffen
ftiaiHaiif imr fe^ loenig befannt ifL @ein®e'
burtSort ift mol^I nid^t nad^ Stauen (@amier),
fonbem nad^ Slfrifa (©erbcron, SSaluje) ^u Der-
legen. 6inem ^Briefe beS % SuguftinuS (Ep. 193,
Migne PP. lat XXXUI, 869 sqq.) ift gu ent-
nehmen, hai 2J2ercator mal^rfd^einlt(| im 3. 418
unb Dermut^Iid^ Don IRom au§ gmei ©d^riften,
meldte er gegen ben $eIagianiSmu§ Deröffentlid^t
l^atte, bem Urtl^eile beS Sifd^ofS Don ^i))po unter-
breitete. 3nt 3. 429 meilte 3Rercator }u Son-
ftantinopel, unb l^ier mu^ er mol^I aud^ bie beiben
folgenben 2)ecennien }ugebrad^t ^aben. SBal^r«
fd^einlid^ ift er erft nad^ bem Dierten allgemeinen
@onciIe }u Sl^akebon (451) geftorben. 6r blieb
Saie (nmrb menigftenS nid^t ißriefter), na^m aber
als SSertl^eibiger ber Seigre beS % SluguftinuS unb
beS 1^1. ß^riUuS Don 9Iej;anbrien an bem jfampfe
gegen ben ^elagianiSmuS unb ben ÜteftorianiSmuS
lebbafteften ^ntbeil. S)ie bei 9(uguftinuS a. a. O.
ermöbnten antipelagianifd^en @($riften fmb, mie
eS fd^eint, ju ©runbe gegangen. (Sinige Sforfd^er
monten bie gmeite biefer @d^riften (libnim re-
fertum sanctarum testimonüs scripturarum,
Aug. 1. c. c. 1) in bem unter ben Opera S. Augu-
stini fte^enben Hjpomnesticon contra Pela-
gianos et Coelestianos (PP. lat. XLV, 1611
ad 1664) mieberftnben. Sin Commonitorium
super nomine (ioelestii, 429 in gried^ifd^er
©prad^e Derfa^t unb 431 in lateinifd^er Ueber-
fe^ung Don 92euem b^^^uSgegeben, liegt in ber
latcinifd^cn «uSgabe Dor (XLVni, 63—108),
unb ein lateinif^eS Commonitorium adversus
haeresim Pelagii et Coelestii vel etiam scripta
Juliani, auS bem 3abre 431 ober 432, l^at fid^
gleid^fans erbalten (XLVIH, 109—172). 3)ie
erftere 2)enlf^rift, meldte ber SSerfaffer aud^ bem
ffaifer 2:b^obofmS IL überreid^te, b^t nid^t menig
bagu beigetragen, ba^ bie auS ätalien nad^ Son-
ftantinopel geflüd^teten pcaipitv ber $elagianer
aus ber ^au))tftabt Dertrieben (429) unb i^re Seb*
ren auf bem britten ungemeinen SoncUe }u Spb^'
fuS (431) Derurtbeilt mürben. 3^^t anbere latei-
nifd^e @^nften SJlercatorS menben ftd^ gegen ben
92eftorianiSmuS, Comparatio dogmatum Pauli
Samosateni et Nestorii (ib. 778 — 774) unb
Nestorii blasphemiarum capitula (909 — 932),
eine SBiberlegung ber gmölf SnatbematiSmen, mit
meldten SteftoriuS bie ^natbematiSmen beS % Sq-
rilluS (Dgl. oben in, 1286) beantmortet batte,
aus bem Anfang beS SabreS 431. äSBeit gablreid^er
unb umfaffenber aber als feine eigenen @d^riften
finb bie Don 3Rercator gefertigten Ueberfe^ungen
aus bem @ried^ifd^en in'S Sateinifd^e. 9tid^t blo^
gried^ifd^e @treitfd^riften gegen bie mebrgenannten
l^örefien (Don 9leftoriuS gegen ben ißäagianiS-
muS, Don S^rilluS gegen ben !ReftorianiSmuS),
fonbem aud^ ©d^riften unb Ißrebigten ber gried^i«
f d^en |)arefmrd^en f elbft (Sb^^bor oon 3Ro))fueftia,
9{eftoriuS u. %) moUte er, möglid^ft getreu unb
unDeranbert, Sefem lateinifd^er 3unge }ugöng-
Kd^ mad^en. (Sine Ueberfe^ung Don S^cerpten auS
@d^ften Z^eoborS Don ÜRopfueftia leitet er mit
28 •
871
aj}ariu§, SBolfgang — 9KarIomanncn.
87:
bcn SBorten ein: Verbum de verbo transferre
conatus sum , pravuin ejus . . . sensum . . .
latinis yolens auribus insinuare, cavendum
modis Omnibus, non sequendum (1. c. 213 ad
214. 1042 — 1043), unb in berSSorrcbc gu einer
Ueberfc^ung Don Sßrebigten unb ©d^riften ,,be§
gotllofen 9?cftoriu8" ]^ei|t e§ : Blasphemiarum
dicta vel scripta . . . curavi transferre , a
fidelibus linguae meae fratribus cognoscenda
atque vitanda, in quibus verbum de verbo,
in quantum fieri potuit, conatus smn trans-
lator exprimere (ib. 754—755). ajJcl^rere im
grie(i^i{(j^cn Driginol Dcrioren gegangene ©d^rift«
ftüdfe finb in 5Dlercator§ Ueberfejungen erl^alten
geblieben, toit benn aud^ feine eigenen ©d^riften,
fo wenig ßmpfel^IenbeS fie in formefler ^infid^t
^aben, für bie ®efd^id^te ber pelagianifd^en unb
neftorionifd^en ©treitigfeiten öon l^ol^em SBertl^e
fmb. ©efammtauSgaben ber SBcrfc aJlercatorS
öeranfialteten 3. ©amier, ^ariS 1673 (mit über«
reid^en castigationes, notae unb dissertationes,
aber menig jutierläffigem Siegte; ögl. oben V, 104
bis 105), unb ©t. »oluje, $ari§ 1684. ein
'^Ibbrudf ber le^tem Ausgabe (mit einjclnen 93e«
rid^tigungen) bei Gallandi, Bibl. vet. Patr. VIII,
Venetiis 1772, 613—738; ein abbrudf ber
9lu3gabe ®amier§ (mit Scrüdffid^tigung beS Seg»
te§ bei 93alu5e unb bei ©aHanbi) bei Migne, PP.
lat. XLVin, Parisiis 1846. einige tejtfritifd^e
93emer!ungen ju bem Commonit. adv. haeresim
Pelagii gab 3)1. Sl^m im Sl^ein. 9ßuf eum f. ?ß]&iloI.,
Sol^rg. 1889, 529—531. pBarbenl^emer.]
Satins, SBoIfgang, f. ^IberSbad^.
]|Sarftotitaiiiieti, eingermanifd^er93o(f§f)amm,
aud^ bei ben gried^ifd^en ^iftorifcm Mapxofidfwoi
genannt, tragen eigentlid^ einen appeflatiöifd^en 9la«
men, „©renjmönner". ©ofprid^t§eImoIb(Chron.
Slav. 1, 67) Don ben Marcomanni, gentes undi-
que collectae, quae Marcam (bie ©ren^e gegen
bie äBenben unb 2)änen) incolunt. !D{arfamenn
l^ei^en aud^ bie S3ett)o]^ner ber 5Dlarfir, ber »alb«
reiben ©renjftrid^e jmifd^en ben brei norbifd^en
SReid^en im äBeften be§ S5äni«©ee§ (©norri'S
C)eim§!ringla m, 214. 216). ate beutfdften 9So«8«
flamm nennt pe sucrft Säfar unter ben 9SöIf cm be§
©ueDenfönigS «rioDift (Bell. GaU. 1, 51), fpater
f^omS (Epitome de gestis Rom. 4, 12) bei fei-
nem 93erid)t über bie Qfelbjüge unter S)mfu§. da-
mals muffen bie SKarfomannen am mittlem unb
obem SWain gefeffen fein. SSon l^ier f ül^rte fie um'S
Sal^r 10 n. &^x, aWarbob (ÜJlarobobuuS) oftmärtS
in ba§ ringS Don ©ebirgen umfd^loffene £anb ber
Sojer, Bojohemum, Söl^men, nad^bcm fie biefe§
feltifd^e 98oIf Derbrängt l^atten (Tac. Germ, 42 ;
VeUej. Patercul. 2, 108 sq.). 5marbob, »eld^er
unter auguftu§ in SRom gelebt unb bie SBid^tigf eit
be§ 3uföntmenfd^Iuffe§ ber germanifd^en ©tämmc
gegenüber ber erobernngSfud^t ber SRömer fcnnen
gelemt, jmang bie JJad^barDölfer, bie fingier, San»
gobarben, ©ennonenac. tl^eilS burd^ ©emalt, t]^eU§
burd^ Verträge, fid^ il^m anjufd()(ie6en. ©o ent«
ftanb ber SKorfomannen» ober ©ueDenbunb, tod
ä)tx balb eincrfeit§ mit ben tRömem, anbererfelfi
mit ben Kl^emöfern in ffam})f geriet)^. 3Rarbot
erlitt 17 n. Sl^r. burd^ Slrmin eine 92ieberlage unl
mu^te infolge innerer Settjegungen flüd^ten; ebenfc
fein 9iad^folger ßatualba (Tac. Annal. 2, 45 sq.
62 sq.). aber aud^ je^t nod^ blieben bie SD^orb*
mannen mäd^tig unb einflufereid^, l^ielten fid^ fhenj
an monard^ifd^e ?Regiemng§form (Tac. Germ. 42;
unb bel^nten ftd^ bi§ }ur 2)onau l^in au§ ; l^ier ftie^a
fte mit ben ^'6mtm unter S)omitian gufammei
unb brad^ten t^nen fd^mere 9lieberlagen bei (Di(
Cass. 66, 7). 2)urd^ Zrajan unb ^abtton imtr
ben fie in ©d^ranfen gel^alten. S)agegm begoraiei
um fo l^eftiger unter ÜJlarc Slurel jene furd^tbarei
einfalle in'S römifd^e Steid^, bie man old \m
ÜKarfomannen« ober ©ermonmfrieg bejeid^nd
unb bie erft Don 165—175, bann Don 178 Bi
1 80 bauerten. S)a§ toax nid^t mel^r ber jhieg eim
einjelnen ©efolgfd^aft, fonbem ein germonif^
9iational!ampf gegen ba§ rbmifd^e 9teid^. £i
Historia Augüsta fagt: „Wit Sölfer Don bc
®renge 3nqricum§ an bis l^inüber nad^ ®oDte
batten in gemeinfamem einDerftönbni^ gegen bi
SRömer bie SBaffm ergriffen, nämlid^ bie ^orh
mannen, 9lari§ifer, §ermunburen, Ouaben, ©w
Den, ©armaten, ßofringer unb Surm, bie SSfitto
Dalen, ©ofiber, ©üoboten, SRo^oIanm, Saflomei
^euüner unb Softobofer" (Jul. CapitoL Vit
Marc. Ant. c. 22). ©ie überfd^rittm bie S)otta
unb brangen Derl^eerenb bi§ ?lquileja Dor. S)i
ffaifer 9Karc 5lurel unb SuciuS SSemS bröngte
fie über bie S)onau jurüdC unb jmangen fie 17'
5um tJrieben; ober 171 brangen bie aWarifornan
nen fd^on »ieber gegen ^quileja Dor. 3m 3. 17*
erlitten fie eine 9?ieberlage, nad^bem bie bem r2
mifd^en ^eere burd^ bie Ouabm berettete ©efol^
capituliren ju muffen, burd^ ba§ ®ebet ber Lidgi
fulminatrix (f. b. ^rt.) gel^oben ttjorben mar. 3'
3a]^re 178 mufete SWarc ^urel mieber gegen bi
9J2arfomannen unb Ouaben gu ^Ibe jiel^en un
fd^lug fie 179 bei ßamuntum (bei ^etronett h
Greife ^aimburg, Ungam). ©ein IRad^foIger (Sm
mobuS fd^log 180 mit il^nen gerieben ; nad^^ett
bian (1, 6) erfaufte er benfelben, nad^ S)io Eoffui
(lib. 72) bagegen mußten bie ^arfomonnen ®<
treibe liefem unb bie Ouabm SKannfd^aft fiellei
Sebenf all§ l^abm erftere im Saufe be§ 3. unb 4. 3#
l^unbertS faft ununterbrod^en bie römifd^en ^
Dinjen, bef onberS Sötien unb 9Joricum, beunruhig
Unter 9lurelian brangm fie fogar (270—272) b
nad^ 9J2ailanb Dor unb festen IRom in ©d^db
(Vopisc. in Aurel. c. 18. 21). S)od^ toirb xm fo
genben 3ol^r]^unbert il^r 9Jame unter bcn römifd^i
^iIf§Dölfem genannt: Honoriani Marcomani
seniores et juniores (Notitia imperii bei 3N
®ie S)eutfd^en u. il^re Dkd^barftämme 365). SSa
ba an njirb il^r 9iame feiten. S^re Sefe^rungp
ei^riftcntl^um njirb mit bem^Jamen il^rerftömgl
gritigil in SScrbinbung gebrad^t. ©iefellbe voc
burd^ einen S^riften au3 Stalten mit ben Seigre
873
SJlarni^,
874
btrhi^Iifd^en SHxäft befannt getDorben; fie \(f)\dtt
m ®({(^!e an bie ffird^e t)on ünoilonb mit ber
Sitte, bcr 1^1. ^mbrofmS möge i^r Untermeifung
in S^flentl^um ju 3:^eil toerbm laffen. S)ie{er
»Idjrieb i^r einen ^errlid^cn Srief naä) 9lrt cinc§
iMjß&mui, in meld^m er [le }ugleid^ ermol^nte,
i^ @ema^I ui rollten, ba| er mit ben 9iömem
Ineben ^te. vlaä^ Smpfang biefeS 93riefe§ riet^
jo biegfrau i^rem (gemalzt ba^ er ftd^ mit feinem
Solfe ben 9t5mem untermerfe. %I3 fie nad^ 9J2ai>
knb fam (nm burd^ perfönlid^en SSerfel^r mit bem
heiligen i^ren Unterrid^t )u t)erk)oQftönbigen),
^nfl^ ed fte fel^r, ba^ fte ben l^eiligen ^riefter
. . . nu^t me^r fanb ; benn er mar f d^on au§ bem
2eien gef^ieben" (Paulini Diac. Vita S. Ambr.
t. 86). 3>a ber 1^1. «mbroftuS im % 398 ftarb,
fo iß bobnrd^ bie Qdt beftimmt. 3^^^ tDirb biefe
lUenDerfung unter bie ätömer t)on feinem anbem
Sitnftfiellcr ermö^nt; ober ein lBunbe§t)er]^öItnig
ug angebeutet fein burd^ bie Honoriaci (mol^I
listig Honoriani) Marcomanni , meldte 6on«
NmS, ber gelbl^err be§ ^onoriuS, im 3. 407
(OB OaUien nad^ Spanien fül^rte (3}^af cot), ® ef d^.
ber S)mtjd6en I, 850, 5Rote 5. 372, 5Rotc 2). 3n
ber Otitie biefeS 3a^r]^unbert§ erfd^einen fte unter
bei ^ilf§t>öl!em bed Slthlo (Hist. miscella bei
Morit, SS. rer. Ital. 1, 97). S)urd^ ben 5Infturm
ber Jounnen nmrben fie ouS i^ren biSl^erigen @i^en
isSö^men berbröngt, unb biefe mürben je^t t)on
bem floüifd^n Stamm ber Sjed^en eingenommen.
Semmt^Iid^ gogen bie IRefte ber SRorfomonnen f üb«
KörtB ober bie Sonau unb mürben ber @runb«
W beS SoÜeS, meld^eS balb unter bem 3lamm
ber Säo^em (f. b. art. H, 96 f.) auftritt. (Sgl.
tt4 Sittmann, Sie öltefte ©efd^id^te ber2)2ar!o'
lumen, in ben Sbl^anblungen ber Slfobemie ber
8i|Mf<l^ften, SRund^en 1855, XXIX, 650 % ;
Äejler, (Befd^. »aijemS 1, 1 1—20.) [SBebcr.]
9bmri2, $MH)))) Dan, ^en t)on@t.me>
8oiü)c8berg, @ouburg unb xoumindf, geb. ^u
^MtRel 1538, geft gu Serben am 15. 2)ecember
1598, ber ^iaupturl^eber ber caloinifd^en 92eue»
nng in ben 91ieberlanben, toar ber Sol^n be§
€4iEi|mei{lerd ber Stott^alterin ÜRorgaretl^a t)on
CePorei^. 91S $^tlip)) gum Sünglinge l^eran-
Sniod^ mar, fd^idfte fein ißater il^n auf bie
^e 6d^Ie )u Sömen. SRamis fam bort mit
nwaSRonne inlBerül^rung, ben ein gleid^geitiger
QWftPeDer einen ^^©anä" nennt, „ber ni^t über-
1% ^ig ttxir''. S)erfelbe üerleibete i^m baS
SWitum, fo ba| er auf eigene gf^uft Sömen t)er«
H mb nad^ ^enf )og. @ein Qtü^ä mar, ben
»Wi^mten'' Saloin fennen )u lernen. 9Rami£
Vmi in ®enf bie Seigre be§ SReifterS mit üoUen
3igm eingefogen imb befonberS beffen Slbneigung
mm aidD)eiä)enfenbe S^riften, meldte nid^t un-
kbgt Ue Seigre &}Ibin§ annal^men, fid^ an«
(Rignet )u ^en. S)ie| mirb unS t)or5ÜgIi(| Aar
OS ber (Bcfd^d^te ber Zauf geftnnten , meldte gu
jbMnB ^eftigflen SBiberfad^em gel^örten unb t)on
4« mit bor Se}ei(^nung „fatanifc^e iBetrüger''
becl^rt mürben. 3)cn §0^ gegen biefe Secte brad^te
fein ©d^üler aJlamij nad) ben 9licberlanben unb
betrad^tete e§ als einen S^eil feiner SebenSaufgabe,
benfelben aud^ SDBill^elm öon Dranien einjupö^en.
SDBie grofe SKamij;' SSerel^rung für feinen fie^rer
mar, fönnen mir au§ jmei ßrfd^cinungen feines
fpötem SebenS entnel^men. ÜJlarnij nennt nämlid^
ben @rünber be§ SaloiniSmuS mit SSorliebe ben
„$rop]^eten ®otte§", meldten Sitel er aflerbingS
aud^ auf anberc $arteigenojfcn, fogar auf ben §er-
jog öon Sllencon (^njou) übertrug. ai§ aWamij
nad^ brei ^apren au§ ®enf nod^ ber ^eimat gu»
rüdtfel^rte, fd^ien fein ßeben§p(on fd^on feftgeftettt
}u fein. 2)erfelbe ging aber nid^t bal^in, ba§ SSater*
lanb fremben ßinflüffen ju entjie^en, il^m, menn
nötl^ig, politif d^e greil^eit ju erfämff en : biefe mar
il^m fein ßebenlang nur 2Rittel jum S}oti unb
9iebenfad^e. S^ti blieb il^m bie Unterbrüdfung ber
fatl^olif d^enffird^e. Sein politif d^«religiöfer ©taub*
punft mar alfo gönjlid^ üerfd^ieben t)on bem beS
^rinjcn öon Dramen. So gefd^al^ e§, bafe 9Mar»
nis, nad^ bem Urtl^eile feiner eigenen greunbe, in
einem l^offnungSlofen 9lugenblidfe i^nen fogar ben
@eban!en nal^e gu legen fd^ien, ba§ SSaterlanb
preiSjugeben : Perisse la patrie, — „menn nur
ber KalDiniSmuS triumpl^irt!" S)enn alfo l^atte
er ßoloin fpred^en l^örcn. 9lad^ bem S^ugniffe
einer Sfreunbe l^atte er in fürjefter fjrift neben ber
rangöfifd^en ftd^ aud^ bie l^od^beutfd^e, bie latei«
nifd^e, bie gried^ifd^e unb bie l^ebröifd^e Sprad^e
angeeignet. @r l^atte nad^ feiner eigenen SSerftd^e-
rung bie gange 93ibel unb bie meiften Jhrd^ent)äter
bur^ftubirt unb SuSgüge barauS gemad^t, femer
bie meiften Sd^riftfieÖer über mittelalterlid^e Äir«
d^engef d^id^te gelefen unb bie juriftifd^en unb mili«
törifd^en SEßiffenfd^aften gepflegt. 9la(|bem er ^ia'
lien befud^t, begab fid^ !D{ami£ nad^ bem frangöft*
fd^en ^anbem. Sr fd()lo| bort mit $^ilippotte
be 93ailleul eine Qf)t, au§ meld^er i^m balb ein
j^inb geboren mürbe, unb liefe ftd^ für} nad^^er gu
SSreba mol^nlid^ nieber. ©o lebte er, mie er fclbft
fagt, fed^S Saläre oerborgen „unter bem Äreuge ber
SSerfolgungen", b. 1^. er mar t)emünftig genug, ein«
gufel^en, bafe bie Seigre @alt)in§ gu menig ^nflang
in ben Slieberlanben fanb, um biefelbe öffentli^
als il^r $rop^et gu t)ertreten. 3m 92amen beS 3n-
bifferentiSmuS einen 9lufftanb gegen ffird^e unb
SIRonard^ie gu mögen, lag gar nid^t in feinem ©innc,
unb eS mag als ein f d^üler^after gfe^ler ber neueren
©efd^id^tfd^reibcr über ben nieberlänbifd^en Sluf-
ftanb betrad^tet merbcn, bafe fie bie S^^'^^ S^^fe«*
gonbe'S unb anberer auSgefprod^enen SalDiniften
mit benen SDBill^elmS öon Oranien unb feiner Sttn-
jünger ol^ne 35BeitcreS ibentificirt j^aben. 5IKamij
fud^te faft fein fieben lang unbeirrt nod^ einem
feerrfd^er, meld^er geneigt märe, ben coloiniftifd^en
Sebanfen gu t)ermirfli$en, glei(^t)iel ob er auS
S)eutfd^lanb, auS gfranfreid^ ober auS Snglanb
fäme. 3)afür maren aber bie ?lieberlänbcr Don
1559 — 1566 meber reif noc^ empfänglid^ unb
boten aud^ feine C^off^wng, eS je gu merben, fo
875
SWarnig.
876
lange aßtV^elm Don Oranten ftd^ nid^t füt ben
SatointdmuS erüärt l^atte. S)ie| erfolgte iebod^
erft 1573, elf Saläre öor bem 6nbe feines ßebenS.
S)agu fam, ba^ bie ißroteftanten bamal§ in ben
weiften ©tobten nur einen Üeinen Sl^eU ber Se«
toölferung bilbeten. — S)ie erftc reöolutionäre
^anblung ÜRami^ mar bie Zl^eilnal^me an bem
Compromis, alS bef[en SBerf offer er gilt, unb beffcn
Stoecf e§ war, baS SBoIf sunt Sufftanbe }u reisen.
SRel^rere l^unbert ßbelleute, barunter SWamis^ öer-
trautefte gfreunbe, unterseici^neten baS 2)ocument.
5Run würben in Slnttoerpen, weld^e ©tabt 9llbe-
gonbe jur Surg ber ,^ftird^e ® otteS" erforen, |)un»
berte Don ^antpl^Ieten calüiniftif d^en Snl^altS au§'
geftreut unb ein fransöjifd^er SalDinift, 9ran90i§
bu 3on ober äuniuS, im jugenblid^en Slter t)on
20 Sagten ate „nationaler" ^rebiger angeftettt
Sd fonnte nid^t ausbleiben, ba^ ber Sufftanb balb
feinen Url^ebem felbft aber ben ffopf wud^S. S)ie
calDiniftifd^en 9)er!ünber beS neuen Sid|t§ unb
9Ritbegrutü)er ber „Äird^e ®otte3" tarnen in großer
9Renge über bie ©renje; suerft manbten fte fi^ naci^
Soomi! (Souma^), bann nad^ Sflanbem, auf Jebe
^rt burd^ Sllbegonbe befci^ü^t, ber eine gro^e Sin«
)a]^l biefer fieute in fein |)au§ aufnal^m unb f ogar
im ff euer Derftedte, wäl^renb feine ^rau ^l^ilippotte
ut gug ober SU SBagen fi(| an ben öffentlid^en
Hirebigten erbaute, ^ie ^natifer prebigten an-
f öngli^ in ber SBerborgen^eit ber SBölber, f|)öter
auf offenem gefte. S^^^^ eiferten fie gegen ben
SupS ber tatl^olifd^en fftrd^e, gegen il^re Jhinft*
f d^ö^e unb f oftbaren @ef ä|e, entriff en baburd^ il^ren
Sul^örem bie gewohnte S^rfurd^t Dot l^eiligen
S)ingen unb entfeffelten i^re |)abgier. ^el^rere
ffird^en würben balb im ©türm genommen, bie
Silber l^erabgeriffen, bie l^eiligen ®efa|e gefd^än-
bet, geraubt unb su ©unfien ber caMniftifd^en
ffaffe oertauft. SRamii; be]^au))tete nun s^Hir, ed
Ware beffer gewefen, bie ffird^e mit rul^igerem @e-
mütl^e SU ))lünbem, blieb aber biefer SReinung
nid^t treu, fonbem fal^ in fpateren ^al^ren in ber
aSolfSwut^ baS „Urt^eil ©otteS über bie Abgötte-
rei''. 913 bie Saloiniften burd^ ©ewalttl^aten mel^r
als burd^ ißrebigt in Derfd^iebenen $rot)insen sal^l«
reid^ geworben waren unb in 9lntwerpen bereits
gegen 14000 Sln^nger l^atten, ad^tete ^^ilipp
tcat 9Rami£ ben Slugenblidt für günftig, biefe
©tabt gans in bie SRad^t feiner @eftnnungSgenoffen
SU bringen unb fie sur wirtlid^en IBurg beS Sal*
DiniSmuS su erl^eben, Don wo auS baS „reine SDan*
gelium" fid^ weiter über bie 9Weberlanbe Derbreiten
fönte. SS waren l^auptfüd^lid^ ^^embe, weld^e su
biefem ißlane bie nötl^ige ^ilfe leiften f oKten. Sem«
nad^ unb in99etrad^t ber nod^ suersöl^lenbenttm-
ftanbe ift eS rid^tig, wenn Ouinet fagt, SWamis
„l^abe einen fransöfifdften ®eift unb SßaterlanbS»
liebe für ein anbereS fianb (als boS feinige) be>
feffen". 3uerft lic^ er burd^ feine Snl^änger ein
fleineS §ecr werben, um bie Snfel SBald^eren in
ber $roDins ©eelanb su überrafd^en. SBiS ba«
^in war Sßill^elm Don Oranien mel^r ober weniger
mit bem Streben ber „®iener beS ^errn* d»
Derftanben; als f eibige jiebo^ burd^ fponifd^md
nieberlönbifd^e Gruppen Don SBald^en sutfid
geworfen würben, bamt in ber 9la]^e Don 9x(taMfc
bei bem Deinen Orte OofterweEe OKuStntweeOlaa
beten unb nun Antwerpen felbft bebro^ten, ba eil^o
ftd^ SßiH^elm su ]päi gegen biefe Slnmo^ung, rid
tete SBamung unb Sitte an bie neuen J^
pf^ttm*" unb f d^lo| ftd^ in 9lntwert)en ber tat|olif
gebliebenen ißartei, ben Sutl^eranem, ben 3Jltm
niten unb einer großen QcH^i ber mel^ tnUfi
reuten ffaufleute an. SDafür nmrbe er Don b
SRönnem beS „reinen SDangeliumS'' ein „Sc
rätl^er" unb „Wiener beS «ntid^riflS* genom
3e^t erf d^ienen bie ßalDinifien, mit ^W^P^ ^
ber, äol^ann Dan SRamis, an ber ©^t|e, Dor t
©tabt. 2)ie ®emapn beS Sanbenftil^rerS bur<
ftreifte in l^öd^fier Segeifterung mit oufgeUSti
taare bie ©trafen, um bie ^arteigenoffen j
mpörung su reisen. S)ie ©tabt nmrbe inbef]
nid^t genommen, unb Sol^ann Dan SDtamis Deil
baS Seben im ®efed^t. 2)er erfte ©d^ritt gut 3i
einigung ber Parteien würbe bur^ bie auS @t
nien eintreffenbe Jhtnbe Deranla^t, ba^ bergen
Don ^Iba im Snsuge fei, um im Ißamen bed i
nigS bie Stulpe beS SanbeS wieber l^ersuftellen u
bie alte 9ieligion su fd^ü^en. 92un meinten I
^äupter ber ^Bewegung, jeber Sßiberfianb fei Dt
läufig Dergeblid^. SSBil^elm Don Oranien, fot
^l^ilipt) Dan SRamis unb feine gfamitie Derlief
baS Sanb. SRamis würbe Don 9llba in coni
maciam Derbonnt, unb alle feine ®üter wuri
confiScirt. Stobl] Saläre Derliefen, fagt er feil
beDor er wieber tl^eilweif e feine Sinliinfte genief
fonnte. ^IS bamt SBil^elm über bie SVboS
bie !Rieberlanbe einM, lief fein |)eer nad^ ein
©treif sug auS einanoer ; er felbft mu^te nad^ ^ta
reid^ flutten. SRamis blieb in SutterSbt»^
92orben surüdf unb arbeitete in bem feit eini
Seit SU Smben gebilbeten Sonftftorium. SHe Hi
ber ®eufen würbe ben gfteunben in gfrottlfurt a.!
anoertraut, su benen ftd^ aud^ Slbegonbe'S C
mal^lin flüd^tete. IBüd^er unb ^anbfd^ften n
er wol^l mit nad^ Smben getu)mmen j^aben. ^
arbeitete er fein ^aupixotd, ben „Sienentorb
römifd^en ffird^e", auS, ein ^ampl^let, Don l
fpäter auSful^rlid^er bie Stebe fein mu^.
%uf feiner Steife nad^ S)eutfd^lanb, unb brief
DieQeid^t f d^on frül^er, |atte ^ami^ Sefanntfdl
mit iJfriebrid^ IIL Don ber Jhtrpfals, genannt „
§romme", angefnäl)ft. 911S biefer in jwe
(Sf)t Smalia Dan STleurS, bie SBittwe ^rtnri
Dan IBreberobe, gel^eiratet l^atte, entfd^lo| er f
unter ÜJlitwirfung beS ®enfer $ro))l^eten !&
2Kamis' ßel^rer, im 3. 1563 Dom Sutljertbi
baS er in feinen Sanben gewaltfam eingeful^rt fyi
Sum SalDiniSmuS übersutreten uttb ben ^eil
berger ffated^iSmuS einsufül^ren. ßr ffarebte ti
ber @ränbung eineS großen calDiniflif d^en Sleid
Don bem bie 9Keberlanbe einen Sl^eil bilben f oQ:
©0 oft SRamis guten Statin ober ^ilfe braud
877
ajlarnij.
878
Miible er Rd^ an ben $fölser imb trat f d^Iieglid^,
m cc {elbfl gefielet bei il^m in S)ienft. Sr nannte
it» feinen SDteifter nnb l^nbelte {|)Qtet in ben 92ie-
Manben nad^ feinem 9luftrage. SSBie 9}lünftet
te4 äol^onn oon Serben, tt)ie Strasburg gut 3eit
tot CatoinS bortigem 9luf entbalt, fo tuurbe Je^t
^ribelberg ein «,neued Serufalem" genannt, au8
}oääm oOed ^il für bie ^j^ird^e ®otted'' l^er-
Mtge^ foOte, unb itoax in ißerbinbung mit ben
&9ta^ |u 9BefeI nnb Smben, beren @eele unb
bäer SRanris nxir. 3n ^eibeßerg nun nal^m
Otonris feinen 9ufentbalt, morb aber balb bon
^riebrid^ nad^ berfd^eoenen Ortfd^aften an ben
rnnjen ber SKeberUmbe gef d^idt, um gel^eime IBer*
fanrnbrngen nnb öffentli^e $rebigten ju leiten,
änbeffen uxir ber ^n) t)on Oranien auf alle 9RitteI
kboil^, um ben Suffianb toeiter }u f d^üren. S)a}u
{4ieH eS i^m not^nienbig, ba^ berfelbe nid^t nur
bm äulem @d^ eined legitimen SBiberftanbeS
iqm bie (SettNiItma^regeln Slba'd ittoaf^ttt, f on-
ben ond^ in nligiöfer jpinftd^t ein Streben nad^
Sitonii gnr @d$an trüge. SBiD^elm fud^te bamm
SoMltpbffid^ ju t)ermeiben unb U)oSte bem Sal«
limlimifi aud^ feinen SJorfdi^b leifien, rotrl er ba-
M <n4 i^ autmirfung beS 9Iu§Ianbed für feine
Mifit4«®runbfö|e]^et)ersi4ten muffen. Mein
M^ terfd^iebene Umftönbe ßammte in ben k)on
Sütelm Ubigfl bearbeiteten @tdbten ber ^roDingen
^oüanb unb @eelanb in rafd^er $oIge bie Sm*
ftomg anf, nnb ber $rin} fal^ ft^ f d^eller, aß
er pofjXSt, )um öffentlid^en 9luftreten gegmungen.
Same ober fiel bie Aufgabe anl^eim, il^m aß
Srnsittler }u bienen, bamit er leidster gmif d^en ben
farieien burd^fegeln lönne. 9uf ben 19. Suli
U72 nmxbe ebte äkrfammlung ber Staaten nad^
Socbied^ {ufammengerufen, uiib k)iele ©täbte l^ör«
ta onf bk Stimme SBiU^elmS, ber ben frül^er
Nfigcgsbenen Zitel „Stattbalter @r. SRaießät''
«rieber angenommen l^atte. SDtamis^ burd^ 9BiI*
UaisbiefeSerfammlung abgefenbet, forberte®eI«
«1» Verfügung bed $nn)en unb }ur 9uffleIIung
äKl jiDciten ^red gegen Slba. S)ie 9iot^ t>er^
eingte bie beiben SDt&tner mit il^ren k)erfd^iebenen
wnbenSlel^ren. Sie fallen eben ein, bag fte ein*
ober brauchten. 3nt auftrage SBilbelmS reiste
Sbcoonbe {du nad^ ^arlem unb löste bort ge«
Mltforn ben flöbtifd^ Slatl^ auf, meld^er ben bem
Ab^ gef d^morenen Sib nid^t l^atte bred^en motten.
6 imnbe nun }um Sefel^lSbober Don S)elft, 9tot-
Uam nnb Sd^idkun ernannt t>f[üdfte aber aß
$ceifü|rer nur f))drlid^ Sorbeeren. Seine Arieg§*
Wk fd^eiterten ; er felbft mürbe bon bem fpani«
WNSegner gefangen genommen. 3e^t !am er
ttf (oAere iSd^nfen l^inftd^tlid^ ber Stolle, meldte
tt in ben Stieberlonben gu fpielen b^be. Sr }5gerte
in (Scfingni^ nid^t, ftd^ ben S^niem, f o un«
(bnHtd^ ed Hingen mag, al§ SSermittler unb Unter«
tbUer gmifd^ bem ffönige unb bem Oranier
oinKeten. (Er fpomte fobann SBilbelm mieberbolt
jnrScenbignngbedaßiberfianbeS an, al§ Xüäxt eS
enpfii^ gemeint, toad er oft im 92amen bed $rin-
}en mieberbolte: i,er flreite nur im 3nteref[e beS
ffönigS Don Spanien". SDtan taufd^te enblid^
SRamis gegen einen bebeutenben fpanifd^en ^eer-
fübrer auS. So fam er 9Ritte October 1574 frei
unb b^tte, mie fein 93iograpb unb fiobrebner Out«
net fagt, ^baS Sd^fott betrogen''.
äßilbelm bielt eine geitmeilige 9(bmef enbeit %Ibe»
gonbe'g, ber i^m megen feiner Seibenfd^aft(i(bteit
afö @egner gefäl^rlid^er erfd^einen mu^te benn ald
Sfreunb, für ratbfam. Sagegen fd^enfte er ibm ge«
Piffentlid^ ein gemiffeS perfönlid^ed Sßertrauen imb
red^nete barauf, er merbe einen i^m getoorbenen
^ftrag gemiffenbaft auSfübren, befotU)er8 menn
er Den 2tbeen Sfriebrid^S Don ber $fal} nid^t miber-
ftrebte. So tourbe 3Rami£ mit ber Senbung be«
traut, bem Oranier eine gmeite ®emablin }U}u«
fübren, unb g^riebrid^ felbjl um feine Vermittlung
angegangen. SBilbelm f^atit nömlid^ befd^Ioffen,
Sbarlotte Don Sourbon, bie calDiniftifd^e Zod^ter
beS ^erjogS Don SRontpenfier, gu e^elid^en unb
Seine ®emablin 9nna Don Sad^fen p Derabfd^ie»
»en. ^\)Qxlotit mar 13 3abre lang Slbtiffin ber
Sfrauenabtei Don Souarre im füblid^en gfranfreid^
gemefen unb botte in biefer Stii binreid^enb be*
(unbet, ba| fte )um ftlofterleben nid^t ben geringften
Seruf babe. ^tamis foDte nun bie SintoiUigung
bed f öd^fif d^en ^of eS }ur Sb^f^^ibung einbolen unb
mit ^riebrid^ Don ber $fal) meitere Slöne be*
ratben. g^riebrid^ mar ber Snfid^t, baf man in
fteter SSerbinbung mit bem franjöfifd^en ^ofe, als
Dem Srjfeinbe Spaniens, bleiben folle. SBirflid^
erfd^eint 3Jlatnii Don nun an eifrig bemüht, bie
Sntereffen beS |g)ofeS für bie calDinifKfd^-nieber«
Idnbif (ben SujtSibe }u ermeden. 9lber perfi rietb
ibm oer Jhirfürfl, mobi in Uebereinftimmung mit
bem $lane SBilbelmS, fid^ im Sntereffe ber Aus-
breitung ber ^flird^e ©otteS'' nad^ $oIen }u be-
geben, beffen Zb^on burd^ bie S^ud^t beS ftönigS
|)einrid^ Don Snion eben erlebigt mar. 3e^t er-
warte ftd^ aud^ SBilbelm Don Oranien offen für
bie pöne gnebrid^, Sboromfi'S, beS ^aupteS
ber polnif d^ « franjöfifd^en calDini^fd^en gartet,
unb 3Ratnv^, unb fd^mor fein frübereS 3beal
ber Xolerans ober ber ®(eid^gültigleit in ®Iau-
benSfad^en feierlid^ ab. Seine Sage in ben 9tie-
berlonben mar aber eine fo Derbrie|lid^, unb bie
$arteüampfe mürben mit fo ^meibeutigen Sie-
gen gefrönt, ba| SDtamis bem ^rin^en rietb, baS
Sanb }u Derlaffen unb in anberer @egenb für bie
Sfreibeit unb ben SalDiniSmuS )u mirfen. SBar
ba}u $oIen nid^t mie auSerfeben f SRamis arbei-
tete alfo im SBeretn mit bem ^fäljer auf biefen
$Ian bin. 3n jhafau angefommen, unterließ er
nid^tS, um nad^ jhöften SBilbelmS Sob }u Derfün-
ben unb feine $oIiti! in ein glänjenbeS fiid^t }u
fleKen. SS entftanb barauS ein 93riefmed^fel mit
ben 9KeberIanben, gan} nad^ bem äBunfd^ beS
Äurfürften. 3nbeffen beiratete aRamij Eboriotte
per procurationem für ben ^ringen Don Ora-
nien, magte aber nid^t, mit ibr über ^Belgien nad^
l^oQanb ju reifen, jog Dielmebr nad^ Smben, bem
879
SKarnij.
880
nörbl^cn „©bn", Don wo ouS jtDci mol^I auS«
ßcrüftete Ärte9§f(i^iffc ßl^arlotte in bcn fid^crn
|afcn fül^rtcn. 9lm 21. 3uni 1575 würbe bie
gl^c in SricHc DoUjogcn. ®en §crm t)on 3Hbc»
flonbc erwartete iefet eine neue SDWffion, bcnn bcr
fronjörifti&e ffönig Wi«n öorlöupö an bcn 9licber»
Ioiü)en fein SSnterefJe nel^mcn ju wollen. aWamig
foüte nad^ ßnglanb reifen, um bie ftönigin 6Ii=
fobet)^ für bie caloiniftifd^e ©ad^e ber 9licberlanbe
ju gewinnen, glifabetl^ föberte 2Komig mit einer
unbeftimmten Slntwort, wäl^renb SBiU^elm feiner«
feitS bie ©ad^e burd^ SBegfd^affung afler feinen
ißlönen l^inberlid^en SIemente ju ebnen fud^te. @o
löste er, sur l^ol^en ©enugtl^uung öon 3}laxn\i, mit
®ewalt ben SRatl^ Don 93rabant ouf. ^13 2)on
3uan nad^ ben Sflieberlanben !am, bem (Seifte ber
^cification öon ®ent (1576) gemö^ l^anbcln
woQte unb uerfprad^, bie fpanifd^en Gruppen au§
bem Sanbe wegjufenben, war bieg ben ^au))tem
ber SReDoIution nid^t red^t: man wollte feinen
^rieben mit ©panien, fonoem bie SSemid^tung
ber fpanifd^en |)errf d^aft. S)amalS fd^rieb 2Ramis
an feinen ^greunb" SbrianuS SK^IiuS ober Dan
bcr SK^Ien. einen Il^eologcn, ber, wie 2)iamis,
auf antreiben beS flfurpfäljcrS g^ebrid^ in bie
9{iebcrlanbe jurfidfgefommcn war, um ba§ „reine
SDangelium'' ju prebigen: er ^abc auS unter«
fd^Iagcnen Sriefen (in beren (Sn^ifferung er fel^r
bewanbcrt war) entnommen, ba| bie bab^Ionifd^e
© . , . (ber $apft) mit ftönig ^Iftilipp confpirire,
um burd^ eine (Sf)t 2)on SmmS mit Sßaria ©tuart
gau} Britannien ju unterjod^cn. „SUIein eS ift nid^t
ju bezweifeln," fo fäl^rt SKarnis fort, Mi &^'
fabetl^ biefe ©clcgcnl^eit benu^cn wirb, um ben
alten jferl (yeternum), weld^er i^r fo nal^c auf
bem |)alfc ^^t (bcn ©panier in ben 92ieberlanben),
}u Dcrjagen." S)ie nömlid^en SBaffen, weld^e Don
Anfang an jur Slufwiegelung be§ SoIfeS gegen
ieben fpanifd^en Sinflug gebrandet würben, wür-
ben aud^ je^t wieber angewenbet, um ben neuen
Ofelbl^erm ^u Dcrböd^tigcn. Srofd^üren mit SBer*
leumbungen unb ©pottliebem würben nad^ allen
©eiten aber ba§ Sanb Derbreitet. SSBaS aber SRar*
nt£ aud^ im 9}amen bc8 ißrin^en Dcrfünben mod^te,
man glaubte il^m nid^t; §atte er bod^ fd^on einmal
feine 93ercitwiD[igfeit bewiefen, auf ein griebenS«
bünbnig mit ben ©panicm eingugel^en, fobafi)
feine eigene $crfon ^u fcl^r ausgefegt war. %xä)
SBin^elm bot Med auf, }Wif d^en ben IBertretem ber
Station unb S)on 3uan baS fjfeuer ber 3tDietrad^t
JU fd^üren, unb fd^idfte aJlamig nad^ Srfiffel mit
einem l^eimlid^ aufgefangenen SBriefe S)ott 3uan8,
au§ bem SRamis ben Serratia be§ Ic^tem nad^-
weifcn foKte. %ud^ bicfeS 3J2ittel fd^lug fcl^l unb
mad^te auf bie SScrfammlung nur fd^wad^en Sin«
brud; bie ganje entrüftung 2)on 3uan§ aber fiel
auf SDlamig gurüdf. S)ie größere Sa^l bcr Äa-
tl^olifen ftettte fld^ auf bie ©eite Don SDon 3nan,
fo bafe aWamii bamal§ in SSerjwciflung ausrief :
„S)ic Seligion wirb grünblid^ gel^agt . . . ; meine
ä^aten werben überatt Dcrbäc^tigt . . . ; bie Seute
fd^einen ftd^ lieber in'§ Serberfeen fiürjen, olS ^
mit un§ retten gu wollen."
2)ie ffanbrifd^en S)cmofraten, an beren ©füft
gwei cinflugreid^e calDiniftifd^e Sbelleute, 3o^
Dan ^bcgl^em, iQtxt Don ^emb^je, unb S^
Dan be j^etl^ullc, ^err Don yivfyott, ftanben, tal-
betcn bie ©uprematie be§ ^ttm Don Slerf^
nid^t, ber ftd^ gum ©tattl^alter Don gflanbem ^
erwöJ^lcn laffen. 3nf olge beffen würbe biefer am
28. October 1577, mit l^cimlid&er (Sutl^ei^B
SßiH^elmS unb feines Untcrl^önblerS üRamis, eilige^
fperrt. SSBie in anberen ©tobten, in ^aarlem, 9iit^
werpen u. f. w., würbe aud^ gu @ent bie fatl^oltf^c
ftöbtifd^e Slcgicrung entfernt^ bie Sifd^öfe DonSent
unb Srügge aber warf man in^S ®ef ängni|. S^tc
@eneralftaatcn erl^obcn ftd^ gegen biefe ©ewalt«
t^at. 9Ran fud^te SBill^clm gu befönftigen, unb fo
fam Slerfd^ot wieber frei. ÜRamis aber, ben man
nun für ben Url^ebcr biefer (Sewaltftreid^e l^idt
würbe mit Derf d^iebenen 97lif fionen an bie äugerfh
©rcnjc beS SonbcS, juerfi nad^ Groningen, bans
nad^ ^rtoiS unb fd^lieglid^ gum Sieid^tage nad(
äSBormS gefanbt 2)ort wollte SRamis mit fetnei
gangen IBerebfamfcit bie Sage ber 92teberlanbe unk
ben Sl^arafter 2)on 3uanS fd^ilbem. S)er @pa*
nier würbe beSSSerratl^S unb Sreubrud^S begid^ttgt,
bie ©taaten bagegen Don il^m gepriefen, bog fti
— au^ Irene gegen ba§ öfteneid^ifd^^ Ö^uS —
2J2att]^ia§ als ©ouDcmeur in baS Sanb gerufen
l^öttcn. Mein biefe Dcrbedte ©d^meid^elei ful^
gu feinem Srfolge; ÜRamis fc^rtc rafd^ nad^ f>aufi
gurfid unb lieg feine fd^öne Stcbe gur weitem Scd
breitung auS bem Sateinifd^en in^S Sfrangöjlfd^
überfe^en. 2)on 3uan Italic in SBormS ÜRantis'
Sinflug gu neutraliftren gewußt burd^ bie 3Rit<
tl^cilung, bag bie 9liebcrlänber guerft wiberred^
lid^ ben Srgl^crgog SJlattl^iaS in baSSanb gemfen,
augcnblidlid^ aber mit ben ^rangofen unb ben
$falggrafen 3o]^ann Saftmir SSerl^anblungm |i
einem Jhiege gegm bm fpanif d^en ff 5nig ang Atupf
Rotten. 3ngwifd^m nu^tcn^emb^ge unb Slql^oDe^
®ent bis auf's ^eugerfte bte il^nm gelaj^ene gM
l^eit aus. S^ax wamten SßilC^clm unb 9Ramts
bie ©tabt nid^t auf S 92eue mit 93ranb unb SRor)
gu übergiel^en. 2)enn fie fürd^tetcn nur gu f cl^r, baf
etwaige ©cwalttl^atcn ben gönglid^en SlbfoK be
fatl^olifd^ gebliebenen äSßaQonm Don il^rer Sßode
gur gfolge^aben würben. Mein aQmSßamungei
gum Zro^ ftad^elten bie SläbelSfül^rer baS ®entt
Solf wiebemm gu einem Silberfturme unb $rie
ftermorbe auf. SSergeblid^ fud^te SßiD^etm burd
ein emeuerteS 99ünbnig aller $arteim gu Sruffe
unb burd^ einen fogm. SReligionSfrieben im 3nl
1578 einen f ricblid^cn 9luSgang. S'^ax waren bi
©erl^anblungen mit granfreid^ unb mit ©lifabetl
Don Snglanb über abgufd^liegenbe SSertröge nod
nid^t abgebrod^cn. Slber lej^tere wollte ebcnfi
wenig je^t wie frül^er in einen Jhieg gegen ©pa
nien fid^ Derwideln, gu weld^em gleid^wo^l be
9?cib gegen granfreid^ fie antrieb, ©o tl^at webe
bie frangöflfd^e nod^ bie englifd^e Segiemng einr
881
aJlarnij.
882
adii^dbenben Sd^ritt in ber nteberlönbifci^en @o(^e,
j inb ti blieb USed beim ^Iten. Snblid^ jc^ien Don
^ anbdcr @eüe bem älufftanbe ^ilfe 5U fommen.
9riebri4 HL Don ber ^folg l^atte baS Scitlid^e
«fegnct @ein Sol^n unb 92ad^f olger Subtoig n)ar
k^eroner unb Derabfci^iebete aOe caloinifttfci^en
S^looen, flarb ober balb unb lie^ ben Zitron
fthtem Sruber 3o^ann &)ftmtr, einem feurigen
(Mmrifien. 9n biefen tt)enbeten ftd^ aföbalb bie
Jticberiönber um ^ilf e. Sol^ann l^atte !ur} Dorl^er
eisa@(mt6enSfelo)ug im Sntereffe ber Hugenotten
ii»(9nm(rei(i^ gemalt, unb feine Solbaten tt)aren
(n§ ben geplimberten 2)örfem fiotl^ringenS mit
nul^Seutena(i^Haufegefommen. Sinenöl^nlid^en
3h8 no4 ben Sliäerlonben }u untemel^men, mar
itani eine fro^ SuSfid^t; ba^u fom, bo^ Slifabet)^
H äberreben lie^, ben gfürften fär bief e§ Unteme)^»
nesmitSelbsu unterftü^n. SJlamis freute f\ä) im
SonmS beS ®elingen8 bief er @ad^e unb n^ar ftol}
barosf, ^e (lerfdnlid^ eingeleitet su l^aben. @r l^atte
jchxt tt^ieber einmal bie Sted^nung ol^ne ben SSBirtl^
I fßQÜft; benn eS tarn ^ofyam Saftmir nid^t emft-
Ii4 in ben @tnn, megen ber ;, JKrd^e ©otted'' ftd^
in WiSf^ ober 3Ramig @efe^e oorfd^reiben ju
Idfei Sld )iraftif(i^er 9Rann lieg Sol^ann ftd^ }u-
0^ um ben Staaten gute @ummen Dorfd^iefen
ob fe|te ftd^ bann ju ®ent mit ^emb^je unb
l)(oiK in Serbinbung. SDtorb unb ißlünberung
Mb^ feinen S^u^flapfen. S)abei mar bie Stoit'
^ im eigenen Sager ber Sufftönbifd^en gro|^
A&gieid^ man naturrt($ nid^t aufl^örte, über 9leU-
tioiiSfiti^ (u nben unb )u fd^reiben. SRamii;
Ob SBil^Im, 5ffentlid^ bem SalOiniSmuS l^ulbi-
e, {bitten nid^t feiten auf § |)erb{)e mit einanber.
X iDorf bem $rin}en bie 92ad^ftd^t unb Sau-
Mt in ber Verfolgung anberer @ecten Dor ; feiner«
feiü aba rflgte SBiO^elm nod^ immer SRami^
SvtoCenm) wpä> geiftigen ^od^mut)^. 3um britten
Shle lieft ber $rin) fein alter ego nad^ 2)eutf d^»
faud) leifen^ um auf bem ffölner Songreffe Don
1 579 bte Sage ber SRieberlanbe im Sntcreff e bc§
CnmierS p fd^ilbem. Sr rief mit einbringlid^er
^BcRbfomfeit tnber SSerfammlung: „SBenn nod^
^ ^npfen Don bem iBlute unferer SSorfal^ren
)^ mtfere 9bem fliegt ober nod^ ein Sfunfen
^Bftt in untrem ^ei^en gliil^t, fo merben mir im
^ftfdlle Itdber etned el^reuDoUen SobeS fterben,
^ eine fo fd^dnblid^e unb Deröd^tlid^e SfloDerei
«hüben.- «m 27.5Kärj 1580 fd^rieb er: ,2Bir
H« ben ffönig ob^ benn er ift ein gefd^morener
m ber mal^ Sieligion unb be§ SBorted ®oU
^ Hein barauS folgern gu moHen, e§ fei notl^«
•obig, einen 9Rann jum gfürftcn ju ermäl^Ien,
^px nubren Xeligion gel^ört, ift ungereimt.
i(t liebe Sott min babur^ gepriefen fein, ba^
bieSmfien, meld^ er aufruft gu feiner SSertl^eibi«
fn ^ itid^t femten!'' 9Bil|eIm lie^ bie Saä)t
flto. Infou !am nun, unb äSBil^elm l^offte, il^n,
ttieeinjiaRattl^iad Don Oefleneid^, al§@taffel gu
%ner &xb%t gu Dermenben. @cin ^eer betrad)«
te ober baS Untemel^men mie eine ^rt Streifjug.
SS raubte unb brannte mie bie anberen; aU e§
nid^t§ mel^r ju rauben gab, lief e§ au§ einanber;
bie Uebcnefte fd^Ioffen fi^ ben ©emolratcn an.
Slnjou felbft lieft ben Flamen eines cl^r*, d^arafter-
unb talcntlofen SDlanncS gurüdC. 5Wun reiste 9Kar-
nig nad^ fjranfrcid^, um ben ^tx^o^ jur Slüdfel^r
5U beftimmen, obgleid^ SBill^elmS SSermanbte unb
fjreunbe il^m eifrigft rietl^cn, fid^ mit ben „f^^üt)fe«
rigcn unb betrügerifd^en gfranjofen" nid^t toeiter
eingulaffen, unb obgleid^ fid^ mel^rere $roDin}en
auSbrüdfli^ gegen ein Sünbnift mit gfranfreid^ er-
Bärt l^atten. 9lm franjöfifd^en §ofe \af) 3Jlaxn\i
SlDeS rofcnforbig. ®er §cj^og ei^d^ien il^m als ein
ÜKann Don reiner unb aufri^tiger Sreue, mit offe-
nem Urtl^eil unb aufterorbentUd^er Serebjamfeit
begabt, fanften unb mutl^igen @^ara!ter§ unb, ob-
gleid^ ber „pöjjftlid^cn Seligion" angcl^örig, bem
„maleren ßDangelium" nid^t abgeneigt. S)iefem
SluSermö^Iten ©otteS mürbe bie SouDerönitöt über
bie SRieberlanbe angetragen, unb ÜJlamis mar über-
zeugt, baft „ber gute @ott bie @ad^e auf befonbere
^rt olfo gefül^rt" l^abe. 9hir muftte ber |)erjog
Don ^njiou Derfpred^en, SBiU^elmS $löne, mo e§
aud^ fei, förbem ju l^elfen. 9ladl^ SÖlamis' Mei-
nung foUte aud^, beDor man ^njou l^ulbigte, beffen
&)t mit ber Königin @Iifabet$ Don Snglanb bie
^freil^eit ber Slieberlanbe, fomie bie ©infül^rung
bc§ „reinen ßDangeliumS" für immer fid^crn. 3fran§
Don Snjou l^atte fd^on längft äl^nlid^e ©ebanfen
gel^egt. SRamig gog bal^er mit einer @efanbtfd^af t
junger Sbelleute über ben Sanol unb fd^rieb balb
an feinen tjfreunb Dan ber W^Ien, ^DeS gel^e Dor-
trefflid^, ßlifabetl^ fei fterblid^ in fjran j Derliebt ;
e§ fd^eine auSgemad^t, baft fie il^n l^eiraten unb
Jhieg gegen @panien fül^ren merbe. S)a mürben
plö|lic| bie iBerl^anblungen abgebrod^en; Slifabetl^
moute fid^ bie @ad^e meiter überlegen. 9ln|ou !am
nad^ ^ntmerpen, mürbe am 19. gfebmar 1 582 burd^
benOranier mit bem ^er}og3manteI befleibetunb
ber calDiniftifd^en ©ciftUd^fcit Dorgefteflt, fonnte
aber balb mal^mel^men, baft er bud^ftöblid^ }mif d^en
gmei @tü]^len faft. Slud^ bie Derfprod^enen @ummen
blieben auS. 9lun foHte ein ©emaltftreid^ il^n ret-
ten. Unter bem b^d^l^nfd^cn ©efd^rei: „@§ lebe
bie SReffe!" rüdften feine Sruppen im Sanuar
1583 in bie ©tobt 9lntmerpen ein, um pe ju plün-
bem, unb e§ entftanb bie fog. „franjöfift^e Sfurie",
bie meber SalDiniften nod^ ffatl^olifen Derfd^onte.
9lun begab fid^ 2Kamij na^ feinem Sanbfi^e SBeft-
©ouburg auf ber 3nfel SBald^eren, unb ^njou
Derlicft balb barauf bie JHeberlanbe. SSBiD^elm rief
SQRamij Don 35Bald^eren jurüdf unb überrebete il^n,
ba§ Sürgermeifteramt ber ©tobt ^ntmerpen ju
übemel^men. ÜKamij miHigte ein, nid^t auS ßl^r«
fud^t nod^ aus Uebermutb/ fonbem auS reinftem
gbelmutb. toie er fclbft erflärte. 3lm 30. 9ioDem-
ber 1583 trat er fein neueS ^mt an; bod^ blieb
feine ^uctorität in Slntmerpen eine fel^r jmeifel«
^afte. 9Kan fonnte il^m nid^t Dcrgeffcn, baft er bie
Sranjofen in'S Sanb gerufen l^atte. ©eine ©timmc
galt im ßoKegium ber ©d()öffen nid^t mel^r als
883
SKarnis.
881
bie eined Slnbem, unb er formte nid^t einmal baS
©d^Ue|en unb Deffnen ber ©tabtt^ore anorbncn.
©eine Semul^ungen für bie rcligiöfe Umwälsung
tourben nid^t mel^r gefd^äfet tt)ie fnil^er, bie ©d|rif«
ten, tteld^e er gegen bie fotl^oKfd^e ffird^e l^erauS«
gegeben ^atte, niti^t mel^r gelefen. 6r mn|te eine
SJerönberung in feine gegenioortige Sage bringen
unb öerfuti^te fid^ nun auf bem ©Äiete ber ffriegS*
fül^rung. @in gefd^idter 3lu§faQ auf bie @tabt
Sier ($roöinj Slntwerpen) follte feine Seföl^igung
tn'SbefteSid^tfe^en; aSein ber^nfd^Iag mißlang.
%xn fud^te er Slntmerpen burd^ neue bauten an
einem S)amm ju bef e jitgen ; 5IRe Jger unb Äauf «
leute lel^nten fi^ bagegen auf. SRamii; reiste al§*
bann nad^ 2)elft )ur Saufe eines ©ol^neS 9QBU-
l^elmg. Sei biefer ©elegenl^eit fd^miebeten bie alten
„Qf^eunbe" tool^I neue $Iöne }u Unterl^anblungen
mit Sfranfreid^. Mein ed ttiar gu fpöt ; am 10. 3uli
1584 traf SBiD^elm bie töbtlid^e Jhtgel au§ ber
^anb Saltl^afar ©eeraertg.
3e|t Begann aRamij^^Stem ju bleid^en. 6r l^atte
feine Sln^änglid^feit für ,,unfer jjfranfteid^" »eber
verloren nod^Dergeffen unb fel^rteie^tjueinem früher
gefaxten ißlane }urüd(. (Sr tou^it eS, tro^ l^eftigen
SBiberftanbeS, beiben @eneralftaaten burd^gufe^en,
ba| man ^einrid^S lU. t>on Sftcntfreid^ |)ilfe an«
ffel^te unb il^m bie Slieberlanbe — S^düavb, ©ee=
ianb unb Utred^t einf d^Iiepd^ — jum erblid^n Se«
ft^e anbot iebod^ ol^ne il^m bie ©ouDeränitöt 5U}U'
geftel^en. ttnterbeffen n^urbe 9lntn)er))en burd^ ben
f^ergog Don ißarma belagert. VIS bie ©tabt gang
eingef^Ioffen war unb SKamis feine Slbmefenl^eit
Dom ffampf|)Ia^e gu motiDiren fud^te, mar ed ju
fpöt; er l^atte baS ißertrauen Derfd^ergt. In ex-
tremis fd^Iug man Dor, oUe ffatl^olüen auS ber
©tabt JU Dertreiben. 31IS ober SKamis Don Heber»
Siabe }u fpred^en begann, ba moUten bie &}lDini'
ten nid^tS baDon miffen. ^rma erfuhr burd^ feine
©pione aRamiK* fritifd^e Sage unb forberte il^n
ju einer Unterrebung auf. 2)tami| erflärte fi^
bagu bereit unb fd^rieb an ben ^ergog, er fei nie
ber SReinung gemefen, bag e§ etnem Untertl^anen
freipel^e, bie SBaffen gegen feinen SanbeSl^erm ju
ergreifen, aud^ um beS reinen ßDangeliumS millen
nid^i Qfemer fei er bereit, ju gelten, mol^in ber
Öerjog, ben er für einen loyalen unb aufrid^tigen
S&lann ^alte, eS münfd^e. DeffentKd^ trat 2Kamis
aber nid^t mit biefen ^eugerungen l^erDor. $arma'§
©teQDertreter, bem ißröfibenten Don 9lrtoi§, bot
er an, nid^t nur ein lBünbni| gmifd^en $l^ili))p
unb ber ©tabt Slntmerpen, f onbem aud^ einen 95er«
trag 5u Dermitteln, ber für baS gange Sanb gültig
märe ; benn er l^alte e§ nid^t für unmögftd^, alle
^roDingen, ^oDanb unb ©eefanb einfd^Iie^lid^,
mieber an ©panien gu bringen. S)a8 5?ämlid^e
fd^rieb er furg nad^l^er an ben C)ergog felbjl. 9lm
6. 3uli 1585 trat er bann, mit ®cne|migung be§
SatJ^eS, in münblid^e Unterl^anblung mit ißarma,
eneid^te aber feinen Qmd nid^t. Sro^bem er nad^«
brüdttid^ ^arma'S Bob Derfünbete, gogen bie Sür«
ger e§ bod^ Dor, auSgul^arren. Sebodd am 7. «uguft
mürbe bie Uebergabe untergeid^net, ^ormo gogei^,
unb bie auSgeplünberte Satl^ebrale murbebenite-
tl^oUfen gurüdfgegeben. 9Rarms bel^auptete, bie
^ungerSnotl^ l^be bie Uebergabe ber ©tobt fXß
gmungen. Sßtr miffen iebod^, bag bei ben eifb
gfriebenSunterl^anblungen, gmei Stonate Dor bo
Uebergabe, 9Ramis biefelbe ol^ne 3lotf^ Ufytm m
bot. ©0 badeten aud^ bie 93ürger, fo fpöter M
® eneralftaaten, bereu 9J{i|biIIigung gro| mar. &
erlaubten il^m nid^t, ben ^u^ ouf l^oüänbif^e
Soben gu f ekn. 3Rami£ na^m bie ©träfe f^
faltblütig auf unb fd^rieb ffmter fogar barfibei
„S)ie ©taaten ^nb fel^r gufrieben mit mir getDefcn
nur münfd^ten fte, ba^ id^ mid^ einige 3^ in b(
ßntfemung l^alten folle." Sßamis füllte nur d
gumol^I, „ba^ für lange S^it feine Stolle ani
gefpielt fei''. $arma allein l^ielt feinen ^Iben i
S^ren. ÜRit bem ^ttio^ unb mit bem fßiäfibesdc
Don 9rtoi§ blieb SRamis in fietem SMefuml^
@r barg ftd^ eine S^UIang unter bem ©d^ b<
fpanifd^en @ouDemeur3 in Sntmerpen, tD%a
feine ^milie auf feinem @ute in ©eelonb De
meilte. S)em fpanifd^ j^önig unb ^ßatma fd^
eS, als fei nun ber redete ^ugenblid getomn«
um burd^ 3Rami|' SSermittlung bie Snfel ©ed«
gu befommen. Sine unidngf) burd^ ben belamiti
^iftorif er fferD^n be Setten^oDe auf gefunbene, m
©panien an ben dergog Don $arma gerU^
2)epefd^e Dom 15.©eptember 1585 lobt bende
gog megen feiner SSer^onblungen mit Stontts m
bie SluSlief erung ©eelanbS unb ermahnt t^n, SRa
nis gegenüber hin ©elbgufparen. 3ngttrifd^teifi
9Rami| nad^ SBald^eren ab, mo feine gmeite gfca
ffatl^arina Dan Sef eren, töbtlid^ erfrantt ttxir. So
angefommen, mürbe er burd^ ben Statl^ Don @e
Ianb Derurtl^eilt, fein ^auS in 9Befl>@ou6urg nid
gu Derlaffen, bis bie @eneral{laaten einen fo
f d^Iul begügHd^ feines Aufenthaltes gefa^ 1^
mürben. S)ie ©tauten l^atten alfo Don ber g
planten 9luSlteferung ber 3nfel SBinb befonnm
unb Dereitelten ^rma^S unb ^Jlaxnig' Soid^obe
9Jlami^®ema]^linftarb, unb erDerel^elid^tefid^git
britten Sßal mit ^ol^anna be Sanno^, SBitäoe Dc
$^iIippotte'S »ruber 9lbrian be IBaiUeul ober Dc
IBeDe. AQmälig mürbe er ben ©eneralfloatengleUl
gültig. (Sr f elbft bemül^te ftd^, feine fpanifd^ S^
nung Dergeff en gu mad^en, bunte aber Dorlfiufig M
neues ©taatSamt erhalten, ©o lebte er einige 3^
mie er eS feiner IBel^ouptung nad^ münfd^te, in U
SRitte ber ©einigen. @r fd^rieb einige SuffSk
morauS feine bamalige ®eftnnung gu erfel^ $
g. 89. bie ,,3:reu^ergige ©rmal^nung". ffiiefe fc
gmedfte, ben d^riftlid^en @emeinben Don Srabiot
Sflanbem, ^ennegau u. f. m., meldte nod^ ,,unie
bem Jheuge fi^en", b. 1^. meldte nod^ unter ba
ffatl^olüen mol^nen, meife IBerl^altungSmalreteti
gu ertl^eilen. S)arin bel^auptet er: „S)ie ^fi&^
unb Sarbinöle fmb meiftenS leibl^ftige Teufel übe
tl^ierifd^e ajli^gcburten unb SWonftra." 3m Soll
bie Srübcr (bie ßalDiniften) unter ben Sfinfhti
lingen in brol^enben ©efal^ren leben, foBen f
885
SRarnis.
886
\
W geben, bog fie ftd^ ,,ntit ben (ab^Tonifd^en
Ckfa^ nid^t bef4mu|en". — ^uf ®runb einer
ii[terf(^(agenen Correfponbenj unternahm Karats
na tDieber einmal eine Steife nod^ @nglanb. Sin
E'fier Antonio t)on Portugal, ©ro^prior ber
te{er £ommenturei t)on Srato, ein tlbförnm*
liig ftdnig Srnmonueld beS ®ro^en, f^ien il^m
Italic^ bamoIS bie geeignete $erfon, einen ff rieg
fegen $(ili|)f }u untemel^men, um baS Steid^ fei>
KT Säler ttneber gu erobern, liefen @eban(en
tfitteSRomis bem el^emaligen englifd^en ©efonbten
n $arifer |)ofe unb ledigen @tQat3)ecretör Sßal'
|n^(iam als fel^r Dortldeil^aft für bie englifd^e $o-
Ktü bargefiellt, ha ein portugiefifd^er ftrieg ff önig
$tttipp notJ^menbigenoeife Don onberen, Snglanb
frinbtii^ $(önen obl^alten muffe. Slif obetl^ ober
iibcrfc|te fid^ energifd^ bem abenteuerlid^en ^lane.
III jebod^ balb barauf, im 3. 1588, bie fpanifd^e
Innaba ober «unüberminblid^e ^otte" an ber eng-
tffifta ffüfie Don Stürmen 9er|h:eut unb gu .® runbe
feciii^morben mar, nal^men einige englifd^eSbel«
Inie mib (Slfidfdritter ben $Ian, Portugal für
Son Snhmio }u erobern, mieber auf. Se^terer
Itfte bereit frül^ in einem eigenl^önbigen @d^rei>
tm Ott 9Rami|; ben ®egenftanb befprot^en. 3ft eS
bim^t mel^r als maM^einlid^, bag 9Jlami£ bur$
bie Steife nad^ Snglanb begmedte, ben Sermittler
fic bie bortigen greimiDigen ju fpielen, meldte in
bsStäife Don 20000 9Rann als eine %tt ^rei«
ioder, ^nlid^ ben äBaffergeufen, bem 3uge fid^
nf^ielen mollten? S>er $(an mar jiebod^ man-
d(aft angelegt unb f d^eiterte flöglid^ in ber SluS-
PtcnuL 3lod^ einmal marf SRamis ftd^ aI3 poli>
tif^er Sermittler auf. 3n ber $erf on ^einrid^S
imSaDarra glaubte er enblid^ ben maleren „®ot-
Mgrfanbten" gefunben }u l^aben, ben ber ^en
in @d^u|e «rfräer ffird^e" auSermöl^It l^abe.
64oK im Anfang ber ^Belagerung t)on $ari3, im
94n 1590, mar 9Ramis gu bem Sourbonen ge-
»ilial ^& gefiel bem ffönige/ fo fd^reibt er
^ Ucfem JBerfud^, ,,mid^ in bie Steigen feiner
Monberen Stoier au^unel^men unb auf meinen
»4 IVL (dren. Sr befal^I mir, biemeil id^ in
lioBonbcS SHenfl ftanb, mid^ aß feinen Statl^d-
>on jn betrad^ten." ^einri(| fd^enlte bem neuen
S^Smmne ou^ 600ffronen, „bamit", fo ergäl^It
Kanris feffiß, ^biefer üpx bei bem $rinjen SRori^
lOBOiomen unb ben ®eneralflaaten empf eitlen
toge'. Seine StudKel^ fd^eint bem caMniftifd^
ftNmten $rin)en IDtori^ miQfommen gemefen
{tfeiiL Siefer beurtbeilte il^n übrigens nad^ fei>
m richtigen SBertl^ ; f o f d^reibt er 5. 39., menn
SRcnis Qud^ ffönig ^einrid^ ^riDatbiener fei,
fo veibe cd il^ bod^ leidet merben, „jmei^enen
libienen'. 9m £nbe feined SebenS l^atte Watnxi
104 Don bem Unbanf unb ber ÜKi^gunft bed
fifaqen SRoril ju leiben, beDor er bie Stulpe an
oberer SteOe (Bepos ailleurs, mie fein SBal^I"
{^ lautete) erfl finben follte.
€4on lange l^atte er über Sutl^ns Sibelüber«
fe^mig gefbigt. Sr bel^uptete, feine Ueberfe^ung
l&abe fid^ Don bem Sinne beS l^ebröifd^en SejteS
meiter entfernt als biefe, unb auS einer fo fel^ler-
l^aften beutfd^n l^abe man eine nieberlänbifd^e
Ueberfe Jung angefertigt. Salier fa^te er ben $lan,
felbfl eine neue Ueberfejung l^erjuftellen. ßr 30g
nad^ Serben unb lie^ fid^ in ber TOitte ber calDini-
ftif c^en ©elel^rten nieber, frol^ feiner enblid^ gemon«
neuen Stulpe. 9ber (aum ^atte er bie ®eneftS fertig
gebrad^t, fo unterbrad^ ber ^ring feine 9lrbeit unb
fenbete il^n nad^ bem tJfürftentl^umOranien, um bie
Sted^te beS ^auf eS Don 9taffau gegen bie Uebergriff e
beS SermalterS SeSbigniöreS ju Dertl^eibigen. 9ud^
biefe SDlifpon blieb, mie bie meiflen frül^eren, erfolg-
los, unb „Don bort an", fd^reibt er felbft, „ging id^
unter". S)en ^^eimgef eierten lub niemanb ein, feine
Ueberfe Jung mieber aufgunel^men. ßr mibmete feine
le Jte ffraft einer großen Sertl^eibignngSf di^rift über
bie l^au))tföd^lid^ften Sl^aten feines SebenS, meldte
burd^ ben bittem .Angriff eines Ungenannten Der-
anlagt mar. ßS mar bie^ bie „Slpologetifd^e
Slntmort ^j^ilippS Dan SRami^ auf eine berüd^-
tigte ©d^mä^if d^rift, meldte in jeiner 9lbmefen^eit
anonym unb ol^ne Angabe beS^rudferS Deröffent-
lid^t mürbe burd^ einen gemiffen fd^amlofen 9Ren«
f d^en, ber fid^ ben Sitel eines beutf d^en ßbelmanneS
gibt unb fein ^ampl^let Slntibotum nennt u. f. m.,
in meld^em bie Sl^re ber S)iener unb beS 2)ienfteS
beS äBorteS ®otteS entmeil^t unb befd^impft mor-
ben ift". Sie ©d^rift erfd^icn im 3. 1598 unb
mar ben „Ferren ®eneral>@taaten ber Dereinigten
^roDinjen" bebicirt. 3n biefer SelbftDertl^eibi-
gung, meldte Dielen ^iftorilem als eine ber }u-
Derlöffigften Duellen gur Seurtl^eilung beS SlutorS
erfd^ien, fud^t SRamis. nadd einer eingel(ienben IBe«
fpred^ung feiner ^auptt]^aten, nad^gumeifen, mie
bie Serleumbung unb bie Singriffe auf feine Sl^re
il^n ber Ueberfejung ber IBibel entl^öben.
Sonad^ f d^lo^ 3Ramvg feine Soufbol^n als Sd^rift-
fteller, mie er fie als fold^er begonnen l^atte. Seine
gange politifd^e Saufbal^n mar mit einer Spottf d^rift
eröffnet morben, meldte aud^ in ber betüf d^en Site-
ratur burd^ t$if<^<^^3 Ueberfejung begm. IBearbei-
tung aüentldalben belannt gemorben ift. @r gab
bief elbe in ben erften Salären feines 9luf entl^alteS in
Sreba l^erauS unter bem Xitel Den Bjencorf
der hejUghe roomsche kercke» „2)er SSienen-
lorb ber l^eiligen römifd^en ffird^e, eine beutlid^e
unb grünblid^e Srflörung ber 9RiffiDe Don ®en-
tianuS ^erDet, fürglid^ in frangöftfd^er unb beut»
fd^r Sprad^e l^erauSgegeben. ®erid^tet an bie
Sncnbcn im d^ftlid^en ©lauben". 3n gifd^arts
Ueberfejung l^ei^t biefeS SDBer! „Sienenforb beS
l^ailigcn roemifd(|en immenfd^marmS, feiner l^um«
melSgeÜen ober l^immelSgeUen, l^umau^nöfter,
brömengefd^mürm unb möfpengeboe^, famt löu*
terung ber l^ailigen roemifd^en fird^en ^onigmaben,
u. f. m., burd^ Sßfumalt ^if^art". ©er Byencorf
crfd&ien fd^on im 3. 1569, als Sölamij 31 Sa^re
gäl^lte ; erft fpäter aber mürbe ÜJlamij als 9Scr»
faffer beSfelben befannt. 3m 16. unb 17. Sal^r-
l^unbert erfd^ienen baDon eine äieil^e Don SluS»
887
a)Urni£.
888
gaben, im 18. Sal^rl^unbert nur nod^ ^ml S)er
Scrfaffer ocrbirgt fid^ leintet bcm ^fcubon^m
Sfaoc SabonctuS oan Soöcn, Siccntiat bcr pöpft«
Ud^cn 5Rc^tc. ffia§ SBer! ift fpöttifd^erwcife bcm
neuen Sifd^of oan ©on ober ©onniuS oon §cr»
jogenbufcj^, „bcm SSatcr aller neuen nicberlänbi«
fd^cn Stfd^öfe", gcwibmet. S)cr berühmte ©onniuä
trat bc!anntU(^ nad^ ©ranücUa an bic @pi^c bcr
Bewegung jur Umgcftaltung bcr niebcrlänbifd^cn
93t§t]^ümcr. 2)abur(i^ gewann bic ürd^Itd^e 9leu-
orbnung bic tl^r bamalS ^öd^ft notl^mcnbigc Unter-
ftüjung, unb ©onniuS l^ättc ftatt be§ ^^ol^ncS bcn
ffianf bcr SRieberlänbcr burd^ bcn SBiberftanb öcr»
bient töcld^cn er mit öicien feiner gciftUd^cn Kol»
legen gegen bic burd^ bcn ^ergog üon 9Iba au§»
gcfd^riebcnc „jcl^nproccntigc ©teuer" Iciftete. SBßic
ber Sitcl, ]o ift baS gan}c äBcrl eine ^arobie.
©ogar bic 93ibcltc£tc, meldte bu^enbmeife in bcm
äBcrl angcfül^rt werben, erl^altcn burd^ SRami^
gfeber eine cntgcgengefc^te 93cbeutung. S)a§ 93u^
ftro^t t)on 93c]^au))tungen, bereu ^^(^{d^l^eit 9Jlar"
nij jwcif elSol^nc ntd(|t cinfcl^en »ofitc. ffiic 9lrbeit
foQ ba§ ©egenpdf bcr ©d^rift ctnc§ franjöftfd^cn
tatl^olifd^cn Sl^cologen ©cntianuS ^ert)et fein,
bcr fidd burd^ bic Ueberfe^ung gricd^ifqcr ©d^rift«
ftcKer unb mcl^r nod^ burd^ Vortrage über !ird^-
lid^c S)i§ci})Iin auf bcm Sricnter ßoncil bebcuten»
bcn SRul^m crtt)orbcn l^attc. W2 biefer ®tk^xit
©cneraMcar beS 93i§t]^umd 9lo9on mürbe unb
©trcitfd^riftcn gegen bic franjöftfdden Hugenotten
brudfen lie^, trat SRamis 5ur äBiberlepng gegen
il^n auf. @r tl^cilte fein äBcrl, nad^ bcm Scifpicl
bc§ ©cgncrS, in fed^ Hau))tftädfe ein. 3)a§ erfie
fprid^t oon ber 9rt unb äßeife, toie man bic ff e^er
be^anbcln foD, bic „oerbrannt merbcn muffen''.
SaS yotiit erörtert bic Jhaft bcr ]^ciligen ©d^rift
unb oerfud^t nad^umeifcn, mic toeit bic latl^olifd^c
Sel)rc oon bcm Reifte ber 93ibel abmci^c. ®a§
bntte bcl^anbclt bic 93cid^te unb anberc ©aaa«
mente unb ocrft)ottet i^rc 3q^I- ®q3 Oicrtc be»
fd^äftigt pd^ mit ber SScrcl^rung unb „Anbetung"
ber ^eiligen Silber; baS fünfte mit bcn guten SBßer-
!en, beren angcbli^cr äBcrtl^ ocrl^öl^nt mirb ; baS
fed^§tc mit ber |»eiligleit be§ $apftcd unb bcr
„^faffen". ©d^Uc^Ii^ mirb bic Sebcutung beS
Titels „SBicncnforb" in bei^cnb mijiger SBcifc er»
flärt. SKand^cr l^iftorifd^c Qfcl^Icr in bcm Sandte
ift aÜcrbingS mel^r ber Unmiffcnl^cit als bcr Sog*
l^eit bcS jungen SerfafferS ju^ufd^reiben, affcin in
feinem §affc fügt SDlamis bcn l^ciligcn Flamen
3efu§ unb anaria gotteSIöftcrlid^c epitl^eta bei
unb nennt bic l^ciligen Sungfraucn „einen öaufen
5räulein§". Slatürlid^ befpötteö er au(^ bic pla»
ftifd^c Äunft unb rebet bcm SfonoüaSmuS baS
SBort. ©ogar eine ©arftcHung Oerfd^icbener Sib«
fd^nitte au§ bem Scben be§ ®ottegfol(ine§ lögt er
nid^t 5U. 3n fd^mad^oollcr äßeifc ocrl^öl^nt er baS
Seid^en be§ l^ciligcn ftrcujeg fogar bei bcr Saufe.
®ic Hi)mncn an baS l^eiligc ffteuj erfd^cinen il^m
löd^crUd^, unb bcn ©d^Iu| oieler Äird^engebetc :
„burdd 3cfuS Kl^riftuS, unfern ^erm", bepedt er
mit bem fd^önbUd^en^u§brudfe: „bic 39utter(oba
„ha^ ©cioürj'', loic c§ Qf^fd^art bcjcid^net), bie
^HeS oerbeffert". ®ic]^errIid^en©tropl^cn SUbik
Mater, Intemerata, Ave maris Stella, Salve
Begina fmb il^m ni^t§ al§ „Iiebcn§mürbige9@e>
plauber". S!)en fird^Iid^en ©c^orfam fd(|ilbert ei
alfo : „äBcnn bie fiird^e ctmaS oorfd^rcibt, tooSbct
l^cUigcn ©d^rift toiberfprid^t, foH man ber SiM
einen cl^rcnoollen Passe-port ober ein SBegleit^
fd^reiben geben." „SBcnn fic (bcr $apft unb Mt
93ifd^öfe) am l^cEcn Mittag bel^auptcn, c§ fciftnpeit
9iad^t fo foUcn tt)ir bief unmittelbar anne^meii,
mic einen @Iauben§artilel, unb fd^nell p Seil
gelten." 3Bo oon Opfer unb guten SBerfen bii
Sebe ift, lefen mir in gif d^artS mörtlid^er Scotbeb
tung: „©oUtc er nit biäidd bic erbfunbe famt b«
ganzen fd^ulb quit fd^eltcn, fö man in fö 6did
bcs&I^It mit mad^S (al3 Seifpicl mirb bie Ofierbq
befpöttelt), ©d^malg, fd^mSr unb @))oid^? @i
gibt crg ja nid^t umfonft." 2)ie ©d^möi^migr
gegen bie fteben l^ciligcn ©acramente, ba§ l^eiKg
ÜRcgopf er, bic 93if d^5f e, bic $öppc entjiel^en pd^ bi
äBiebergabe. ©d^toer ip e§, }u beftimmen, ob et»
noc^ bei biefem 93uc^ anbere ©ddriftftcller betl^t(
maren. 9lad^ SKamis' Sobe erfd^ien in fnmjöji
fd^er ©prad^e ein gan} öl^nlid^cS 93ud^ unter bei
2itcl „95iß) ber SRcIigionSocrfd^iebenl^citen'', M
d^e§ mand^e oberpöd^Ud^e fiefer als eine Ueba
fe^ung beS 93ienenforbeS betrad^teten. 68 fd^
im ©cgcntl^cU ein frangöpfd^eS Original ju feb
nad^ meld^em SRamis feinen 93ienenlorb bearbdti
l^atte. ünerfmürbigermeife erfd^ien le^tcre @d^
im 3.1569, toöl^renb baSpransdpfd^eSorbilb-
mie ber ^erau§gebcr bcl^auptet — auf äRond]
auSbrüdnid^cn ^unfd^ erp nad^ bePen Sobe t
3. 1599 an bic Oeffentlid^fcit trat ©elbpSto
nis^ 93emunberer bcjiocifcln, ba^ er in feinem 6
megten Scben, fem oon aflen Sibliotl^clen, ein \
mit ©clel^rfamTeit angepiateS 2Ber! toit baS „m
bcr SRcIigion^ftreitiglcitcn" l^ötte fd^reiben fdtmei
5ßid&t meniger merfmürbig pnb TOamis' gereim
^falmcn, beren 93earbeitung nad^ bem |ebrdi^
Urtexte für pd^ allein f d^on mehrere Saläre in 9i
fpru^ nal^m. 9iad^ bcn neueften Unterfud^ungi
ift SJtami^ aud^ ber 2)id^ter beS bcrül^mten SSoO'
liebes Wilhelinus von Nassouwen, toorin b
$rin} felbftrebcnb eingefül^rt mirb unb eine tut
^ologie feiner |»anblungcn gibt, feinen eigen«
SRutl^, feine fjrömmigf eit l^croorl^cbt unb oor OTf
bicfeierlid^eSerpd^erung gibt, „ba^ er bemftönij
oon ßifpanien ftetS treu gebient l^abe", SKont
fd^rieb aber in ber !Bol!Sfprad^c nur für baS gtof
^ublifum. ®ic meiften feiner ©d^riften pnb fron
5öpf d^ unb tl^eilmeife aud^ lateinifd^ abgefaßt ©ein
gorrcfponbcnj fül^rtc er f ap ol^ne ÄuSnalJme pcan
55pfd^, aud^ menn er pd^ an bie @encraipaatc
ober an bcn ^rinjen oon Oranien »enbete. 8K
^bl^anblung iiber bie SSortl^eile, meldte bie Üebei
gäbe aller ^rotoinjcn an bcn ftönig oon gnm
reid^ bringen mürbe, ip natürlid^ in frangöf
fd^er ©pradde gefdjricbcn: Memoire pour faii
889
SMarnis.
890
lur qn'il conTient d'offrir au Boy de France
tooies les provinces. 3m % 1589 bereid^erte
gtaris Don Serben au§ bie SBelt mit bei oben«
gnamiten Trouwe vermaninge etc. 9ln biefe
Weit jd^loj} ft(^ einige Saläre fpöter eine @d^rift an
gegm bie fog. änfpitirten (geestdrijvers), tt)05U
9M;au4 bie Slaufgeftnnten (doopsgezinden,
Tdeiobaptistae) regnete, gegen h)eld^e Sabin
A^in ®enf fc^on fel^r fröftig erl^oben l^atte. 3m
3^ 1595 gab er ein 2Ber! gegen alle SBiebertöufer
trnmS, genannt Ondersoeckinge ende gron-
Ujk» Wederlegginge etc., „Unter{ud(|ung
nb grimblid^ SBiberlegung ber Seigre ber 3nfpi>
mim in Setreff bed gefd(|riebenen ©otteSmorteS
m Uten unb %euen Xeftament sufammengefagt,
jook eine Unterfud^ung bief er iif)xt il^rem ® runb»
i4t gemöl''. 9Ran l^at IDlamis feiner 3^ 6^"
jtriUgt, nod^ bem IBeifpiel feines fiel^rmeifterS
Ä StU^catoinifien }um Zobe t)erurt]^eilen ju
iNlen. (Er erflart biefe Snüage für falfd^, fagt
Aa glei^iool^t beutlid^, ba^ bie Obrigfeit ba§
64Mt fül^ren folle gur SSertUgung unb SluS-
ntteng {ener fieser, bie ffarl V. in feinen pla-
nte tmäfpni. Senn biefe ff e^er, meint er, l^aben
bn lob berbtent „9ber h)ir/ fäl^rt er »ei«
tsfott, „loirSöl^ne beS ^ropl^eten, ftnb feine
14a, fonbem bie anberen (bie SBiebertäufer).
Sarai mir fold^ ffe|er, fo mürben mir ^unbert-
Ml «14 einanber ben Sob terbienen.'' 9nan
faffebine 9ict](|eit bed ©otteSbienfteS }u; «,menn
d id)em fireiftönbe, irgenb einer beliebigen Ste>
Mn anju^gen, fo mürbe ol^ne S^oeifel ber
fV^Sninb gelegt fein }u öffentlid^er ©ottloftgfeit
jQ^ ^N)ttenber Sßerad^tung jeber SReligion, meld^
ii nietet 3^ ^^ unb mel^r bie Ueberl^anb
^ßm'. Sarum preist er auf's ^bd^fte bie
Oonolfhiaten^ meldte „alle 9iid^tcalt)iniften be»
Baiifm, bie oufrid^tig gefunbe Seigre beS Süan«
Cl befSrmorten unb alle falfd^en Untermei«
, ite|ereien unb ärrt^ümer }u terl^üten
Wkm'. SRomic gab fd^on im 3. 1566, alfo im
äci^ be8 ollgemeinen SilberfhtrmeS felbft, ben
Qi^Aem biefeS 93anbaIiSmuS eine Srmutl^igung
Wr bem Xitel .^Ueber bie in ben 9iieberlanben
«3.1566 l^enmtergemorfenen Silber". Siefe
M 3. 1571 }uerft gebrud(te @d^rift l^atte ben un>
&dtoen So>^0 ^^ IBilberfiurm gegen ben ^n«
ggjdmi gut^eronerS gu Dertl^eibigen. 2)ie Silber«
mm moren in feinen ^ugen „biefelben Seute,
M)e megen beS 92amenS Sl^rifti 3efu beinal^e
50 9a^ lang unauSgefe^t Derfolgt mürben'' ;
aoD anf biefe Siferer aud^ nid^t Don oben
ancn mie ouf einen toUen Raufen unb
nij/i mit bem @(^im))fnamen ySilberftürmer"
• i^®ie Semegung fei ein SBerf ber
lüttul^ Sorfel^g, bie ^anb beS 9Renfd^en nur
4r3nilntment'' ; ... „ber ®eift ®otteS laffe fid^
Ac fein SRa| unb 3iel Dorfd^reiben''. 3)er liebe
Sott (obe a^o ben @ebanlen ber (Entfernung l^ei«
%r Silber in i^ren Snfen gelegt unb eS fei nid^t
ii bcftcifei^ bel^aitptet ber Serfaffer, ba^ ^ier ein
burd^ menfd^Iid^en ®eift auSgebad^ter $lan bor-
gelegen l^abe. Ser „Unterführung'' folgte eine
©cgcnfd^rift, beren SSerfaffer unbefonnt geblieben
ift: „®egengift 5u ben blutbürftigcn unb giftigen
giatl&fd&lögen u. f. m. bon ^^. be SKamis". ffier
SSerfaffer, ein S^itgenojfe bon 3Raxn\i, mirft IcJ-
terem in biefcr ©d^rift nid(|t nur feine Qf^^^gcbigfeit
in SobeSurtl^eilen, fonbem nod^ eine ganje Stetige
menig lobenSmertl^er ^anblungen bor. 2)arauf
beröffentlid^tcaKamijbie „SRepli!" bon entfjpred^en«
ber SluSbel^nung, meldte oben ermöl^nt ift (Be-
ponse apologötique). 3u feinem Unglüd ift
aber fd^on löngft bemiefen morben, bag bie ^aupt«
punfte ber gegen il^n gerid^teten 9lnflage in feiner
^ologie gang unb gar ni(|t miberlegt ftnb. SHar«
nin fagt barin, er l^abe bie ffatl^olifen il^rer grei«
l^eit niemals berauben unb bie ®eiftli(^en fogar
im Sefi|e i^rer ®üter laffen mollen. Sr l^at aber
als einzigen SemeiS für biefe Se]rau))tung ben
fd^mad^en Serfud^, bie SoIfSmänner in ®ent jur
Stulpe 5u bringen, meldte mit S)atl(ienuS bie cal«
biniftifd^e SBerbefal^ne aufpfKangten, unb bel^auptet
fogar: „eS fei eine ebenfo berabfd^euungSmürbige
Stanl^eit (sottise detestable), j[eben feiner Ueber«
Beugung gemö^ leben 5U laffen, mie bie, einen ®ift«
mifdder ju berf^onen". — Sölamij berfd^ieb ju Se?«
ben am 15. S)ecember 1598 im 9Iter bon 68 Salä-
ren unb l^interlie^ auS }mei Sl^en brei Söd^ter unb
einen Sol^n, ber als Hauptmann in ber l^oEönbi«
fd^en 9rmee biente; eine bierte Sod^ter mar il^m
burd^ ben Sob entriffen morben. @eine britte Sl^e
blieb ünberloS. URamis mar ein SDtann „bon un-
ermüblid^er Xl^atfraft, mit augerorbentlid^em ®e-
bäd^tni^, merfmürbig injeber ^^injid^t" (van groo-
ten bedryye, besogne, memone, ja singulier
in alles). Seine Sj^atfraft l^at einen me|r als
aböquaten ^uSbrud in feinem rul^elofen fieben ge«
funben. Sine ©ammlung feiner Sßerle, beforgt
bon 6. Ouinet unb % fiacroi^, erfd^ien unter bem
Sitel Oeuvres de Ph. de Mamix de Sainte-
Aldegonde, 9 vols., Bruxelles 1856—1860;
baran rei^t ftd^ im Auftrage ber Sölamisbereeni-
ging (feit 1871 beftel^enb) Ph. van Mamix van
Ste-AIdegonde, Godsdienstige en kerkelijke
geschriften, uitgeg. m. histor. inleid, en taal-
kund. ophelder d. J. J. v. Toorenenbergen,
3 voll., 's Gravenhage 1871 — 1878; einzelne
Sriefe bei Green van Prinsterer, Archives de
la Maison d'Orange-Nassau, II. VI., Leide
1835. 1839. (Sgl. W. Broes, Ph. van Mamix,
Amsterdam 1838 ; Th. Juste, Vie de Mamix
de Ste-Aldegonde, Brux. 1858 ; P. Alberdingk
Thijm, De vrooljke historie van Mamix,
Leuwen 1876, fran^. bon Buckmans, Brux.
1877; ®erf., $1^. ban SölamtE, SereinSfd^nft ber
®örrcSgefenfd^aft, ftöln 1882; Diegerick, No-
tice sur Daten, Brux. 1862; Goethals, Lec-
tures m, Brux. 1838 ; Bulletin de 1* Acad. de
Belgique, 2« Ser. XXXIV, 1872; 3^ Ser. III,
1882; P. V. Bets, De Pacificatie van Gent,
Leuven 1876; BlaupottenCate, Geschiedenia
891
SDtaronitcn.
892
der Doopsgezinden in Holland, Amst. 1847;
Bakhuizen van den Brink, Studiän en Schetsen
T, Amst. 1863.) [9ltterbingf S^üm.]
"^ax^niUn^ Stame eines f^rifd^en Solfö-
ftütnmeS unb einer SReUgionSportei, ber einjigen
compacten unter ollen orientolif d^en Sl^riften. 2luf
einem g^äd^enraum Don tima^ über 50 0.«!IR.
gibt eS am Sibanon unb Slntüibanon l^eute tixoa
280 000 Sölaroniten («nnalen b. 9Serbr. b. ®U
©trafeb. 1878, 802 ; fonft nal^m man, toie j. 93.
bie Not. ßtat. Dom Solare 1843 bei O. SWeier,
S)ie ^ropag. 1, 524, eine ^albe 9Mion an). 9113
©töbtebetool^ner befinben fte {id^ in bem fianb>
firid^ Don ^leppo bis fübttd^ 9la}aret]^; als ^ei^ige
Sanbbetool^ner l^aben fte bie älbl^önge beS Sibanon
Don Tripolis bis @afeb, fafi auSfd^Iieglid^ aber
ben 95e3irf ÄeSratoan (fteSroan) inne. SDBeiter flu«
ben fi^ ouf Sqpem etma 1400 9Jlaroniten, ein-
zelne aud^ in Seg^pten, im ffbnigreid^ ©ried^en-
lanb, fotoie in 9iom. L Sie Sniftel^ungSseit
ber SHaronitenpartei als einer urfprünglid^ l^öre«
tifd^en @ecte tt)trb ebenfo Derfd^ieben angegeben,
toie bie ^erfunft il^reS 9iamenS. 3)a^ bie ^aro-
niten, tomn aud^ nid^t fämmtlid^, Don Einfang
an aWonotl^eleten (f. b. 2lrt.) ttmren, unb ba^ il^
9lame beim erften ^uftaud^en als ffe^emame er>
fd^eint, tt)irb ie|t tool^I mit Siedet augemein an-
genommen, ^ie neueren maronitifd^en @d^rift«
fteller, toie fJauftuS SlaironuS (Diss. de orig.,
nom. et relig. Maren., Rom. 1679, unb beffen
Euopliafid. cath.rom.hiBt.-dogm., Rom. 1694),
^brol^m Scd^eQenftS (Epist. ad Morin., d. d.
Rom. 13. Julii 1654, in ben Antiqq. Eccl. Or.,
Lond. 1682, cap. 85, p. 449) unb 3ofepl(| Simon
9l||emani (Bibl. Or. 1, 506 sqq.), bel^aupten stoar,
bie Sölaroniten feien nie SBlonotl^eleten, fonbem
[tetS fatl^olifd^ gemefen; man Dermed^Ie nur mit
il^nen bie SRarbaiten. 2)agegen unrb aber geltenb
gemad^t, ba^ bie SDlarbaiten ober Sölarben Ol"}»,
Mardi) ein friegerif d^eS 9SoIf in Armenien getoef en,
Don bem ftd^ nur ein Srud^tl^eil ganj fi^e 3cit
auf bem Sibanon aufl^ielt. Sonftantin IV. $ogo-
natuS l^atte nämlid^ 676 alS 93efa^ung auf ben
Sibanon 12 000 marbaitif d^e ftrieger Derf e Jt, meldte
3uftinian ü. fd^on 687 toieber Don ba jurüdjog
(Theoph., Chronogr. ad a. 676. 687; Dgl. au(|
Anquetil-Duperron, Recherches sur les migra-
tions des Mardes, in ben M^oires de l'acad.
des inscripi L, 1 808, 1 ss.). 9Son il^nen finb bie
9){aroniten immer imterfd^ieben toorben, uub toenn
biefe in il^ren fpäteren ftämpfen um il^re Unab-
l^ängigfeit gegen ©ried^en unb Araber toirflid^
9){arbaiten genannt mürben, fo tooQte man fie ba-
mit nur als Slufrülftrer fennjeid^nen. SCßaS il^re
^ärcfie betrifft, fo fül^rt fie ^atriard^ (SermanuS
Don @ionftantinopeI (De haer. et syn. c. 44, bei
Mai, Spicü. VH, 65) alS ©egner beS feisten
allgemeinen EoncilS auf, unb 3ol^anneS S)amaS-
cenuS, bei bem ber Jiame Sölaronit jum erjien
Sölal Dorfommt (De rect. sent. n. 8, bei Migne,
PP. gr. XCIV, 1432), nennt pe gerabeju C^äre-
tiler. 9ud^ ein 3ufa^ ber @d^rift beS $reSbQieii
Simotl^euS DonSonftantinopel (De recept. haar.,
Migne LXXXVI, 65, Dgl. not 58), todd^a»
fa| ftd^ freilid^ nid^t in atten C^onbfd^riften finbct.
nennt ^e ^öretiler, bie baS Dierte, fünfte unb f e^Sti
attgemeine @ioncU Dermerf en, bem Dreimal ^etügei
bie ftreujigung beilegen unb nur (Einen SBila
unb Sine Sl^ötigleitSform in Sl^ftuS anerfennoi
S)er ^atriard^ Sut^d^iuS Don 9llei;anbrien («f
939) berid^tet in feinen «nnalen (H, 191): JSn
Seit beS ff aiferS ^RauriciuS lebte ein SJUnd^, Ko
mens 9Jlaron, toeld^er bel^ouptete, Sl^rifhiS ^
^mei 92aturen unb Sinen SBillen. Seine tlnl^dnge
tourben 9Jlaroniten genannt. 9tad^ feinem lob
bauten fte ein fflofter unb nannten eS nad^ 9bi
ron, beffen @Iauben fie belannten.'' Suü^tl^
bejeid^et bann alle |)äupter ber ^Ronotl^eleten ol
aWaroniten. IroJ ber folf d^en El^ronologie — in
3eit beS TOauriciuS (582—602) »or Don SJtau)
t^eletiSmuS nod^ feine Siebe, unb boS berfibd
fflofter beftanb fd^on gegen 200 Saläre — ifi fei
Serid^t nid^t gu Dermerf en. 2)ie SOtaroniten nntei
fd^eibet er beftimmt Don ben ÜRonopl^^ftten, idq
bei SomaScenuS unb bei Simotl^euS nid^t ber ^
ift. ffier l^iflorifd^e Srrtl^um berul^t auf ber Sta
toed^Slung beS altem SRaro mit einem jungen
äßir^elm Don S^ruS enblid^ (de Belle sacro 22, C
er^öp bie Stüdfel^r ber IDlaroniten Don ber ^
refte um 1182 in folgenben Sßorten: „2)a mo
nad^ @oIabinS ffrieg (im Steid^e Slntiod^ien) b(
jeitlid^en fJfriebenS geno§, erlitt eine f^rifd^ 9U
tion, bie in ^l^önicien am 93erge Sibanon V
@tabt SqbluS bemol^nt, eine grofe SBerdnbemn
i^reS 3u^anbeS. 9iad^bem fte 500 Saläre ton
bem ärrtl^ume eines ^öreftard^en SRaro ergdh
iDor, fo ba| fie Don i^m ben 9tamen URaronUi
fül^rten unb, Don ber ortl^obosen ffird^ obgefm
bert, il^ren eigenen @otteSbienjt l^ielten, befel^
fte ftd^ burd^ göttlid^e Singebung, famen jn b«
$atriard^en Don ^ntiod^ien, Simerid^, bem btt
ten unter ben lateinifd^en ^atriard^en, unb \m
ben nad^ ^bfd^ioörung il^reS ^rrtl^mS mit b
loal^ren ftird^e tt)ieber Dereinigt. Sie erüörten fl
bereit, bie Sorfd^riften ber romifd^n JKrd^ aiqi
nehmen unb SU beobad^ten. 6Sn)arenüber4OO0
9Renfd^en, bie ben gansen Strid^ am Sibomm in»
l^atten unb ben Sateinem im ffriege miber bie €c
racenen fel^r nit^Iid^ toaren. 2)er Srrtl^ttm bc
9Jlaro unb feiner ^nl^önger ift unb roax, nne ma
in ber fed^Sten Sqnobe lefen lamt, ba^ in 3(f
(Sf)xx^o nur Sin SBille unb (Sine SBirhtng fei m
Don Anfang an getoefen fei. 2)od^ litten fte mi
il^rer Sbfonberung nod^ einige onbere fd^önbfiif
Seigren angenommen." S)iefe unb onbere 93en(l^
über ben !Dtonotl^eIetiSmuS ber SHaroniten medic
Don il^ren SSertbeibigem nid^t DbQig entfraftet (Sg
Renaudot, Eist. Patr. Alex., Par. 1713, 149
Thomassin P. 1, 1. 1, c. 24, n. 1; Le Qniei
Or. Christ. HI, 1—41 ; J. a Bennettis 0. Caf
Privileg. S. Petri vindic, Rom. 1755, u, «
3BaS ben Urfprung beS 9}amenS SRaroniten b
893
SRoroniten.
894
trijft, fo biien il^ Shtige Don ÜRoronia, bet ® egenb
pp^ SntuM^cn unb bem Sibanon, anbete t)on
Ux Stobt SRoroneo ob, bte nid^t toeit Dom Siba*
1» log unb Sifd^fSft^ gewefen fein foll; am rid^«
t#n ifi toofjH bie Ableitung bed Simotl^euS (L c.)
MB bem fflofter SRorO : MapoivTrat $1 xexXirjvTat
isi Tou |tovaoTep{ou aixwv Mccpco xaXofievou
bSopiqt. Uebrigend mar bet 9iame ÜRaro als
^dfonemmme ht ©Qrien l^öufig. Sifd^of Sl^eo*
boiet oon (E^ruS (Belig. hist c. 16. 21. 22. 24.
30, ed. Sinnond, Par. 1642, UI, 845. 855.
869. 872. 894) befd^reibt baS Seben eines beUi-
gen $nePietS TOaro, bet 370—410 bei ß^ruS in
S^rioi old Srnfiebler lebte, unb in beffen ®ebet
bcr fjL (E^oflomud in einem au§ bem Qpl ge*
fiiridcnen »riefe (Episi 86) fi^ 9lut
bm (folt biefeS % TOaro etfennt 8tom an ; i^n
ii#^ Senebict XIV. (Episi ad Nicol.
Lerear. 28. Sept. 1753, in BulL Bened. XIV,
17, 85). S)iefer 1^1. SRaro ftiftete mehrere fflö-
ps; bÄ berul^mtePe, baS feinen 9lamen trug, lag
Ol OronteS, Jioifd^ ^amta unb ßmefa (Bol-
Ind. Febr. U, 766 sq.), baS aud^ g^rocopiuS
«Irr boi Don 3uftinian refiaurirten ©eböuben
taOßfL SHe SDUnd^e biefeS fflofterS @t. 9Raro
mben nad^ bemfelben 9Raroniten genannt; Diel-
U|ttDnd)e baS Heine SSöIÜein, ba§ ftd^ um biefeS
lloPcr ^ gefammelt l^e, gleid^faÜS fd^on ba«
■dl mit bem 9tamen SRaroniten begeid^net. S)en
KoBOp^fUen gegenüber erfd^einen biefe SRönd^e
Ikti Qß Sorfömpfer ber @ad^e ber ffatl^olilen
gfrieitf. So ifi Sllesanber, ^t beS fflofterS
Slffiaro, in bem @d^reiben ber f^rifd^en SHönd^e
a$(#^ormi3bad 517 an erfter Stelle unter«
Heiden (HaitL n, 1032). 9kd^ unb nad^ fd^ei-
«1 rasant SRdnd^ bie b^d^enben Strtpmer
vHmifgawmmen }U l^oben, fo namentlid^ ber
Käol^anneS SRaro, ber su ßnbe be§ 7. ^qH)x»
% in bem iHofter @t. aJtoro lebte, einige
\fäka 'Ups, max gleid^folls für einen ^eiligen, mie
bn filtern iRoro (Acta ex Steph. Eden. Vindic.
Ibnm. 1, 7 sqq.; Aseemani, B. Or. I, 496 ad
506; Quaresmius, Hist. terrae sanctae, Ant-
mp. 1689, 1, 96) ; Slnbere bagegen bejmeifeln,
feoy mit Unred^t, feine Spifteng (Benaud., Lit.
Or. n, Dias, de Syr. Melch. 7 ; Le Quien II,
742); mieber «nbere^ mie Sut^d^iuS^ SBtlbelm
lOB t^ntS u. f. XD., mad^en ibn f ogar }um Ur-
Ifa be« SRonotl^SmuS. ^triard^ a){acariu§
loilntiod^ foU i^ 676 {umSSifd^of Don So«
^ gdseil^ l^ben: nad^ ben Srjablungen ber
Stontai Ifyd bie| ein pöppd^er Segot. Salb
i«Ka fammelten ^d^ bie Don ffoifer Sonf!an>
talV. lierfolgten unb auS bem gried^ijd^en SReid^e
Miebenen Stonotbeleten um baS jllofter @t.
übno, fei c8, ba| fie l^itx ®Ieid^germnte tou^«
tai, fei cfi, bag fie bei ben freien ÜRönd^en unb
SoDoinem bed Sibanon nur @d^u^ unb Sid^er»
intfiul^; {ebenfalls mürben burd^ biefe Sin«
tabeiec bie monotbeletif d^ Srrtbümer bier meiter
taimtet ^\t auf biefe SBeife Derftörfte^ ber We^r«
la^l nad^ bem URonotl^eletiSmuS l^ulbigenbe SöHer-
fd^aft gab t^rer @elbftänbig(eit in ©laubenSfa^en
baburd^ SluSbrud, bog fte, nad^bem ^triarc^
9JlacariuS auf ber fed^ten allgemeinen @9nobe ab«
gefegt »orben mar, ober, »ie affemani (L c.) fagt
nad^ bem Sobe Don beffen 92ad^f olger ^Ü^eopl^aneS
(688), ben 3obanne89Jlaro mit bem3:itel eine§ ^a-
triar^en Don ^ntiod^ien ju ibrem getftlid^en Ober«
bau))te möl^Ite. OuareSmiuS (1. c) lö^t ibn Dom
^a))fte mm $atriard^en ernannt merben. ^ie ßr«
l^ebung beS 3obanne§ äJlaro jum g^atriard^en f oben
meber bie @ried^en gern nod^ bie 3acobiten, meldte
bamafö ben ^atriard^ftul^I Don ^ntiod^ien inne«
l^atten. @ie nannten bie ^nl^önger beSfelben, ent«
meber nad^ il^m ober meil ber Urfprung feines
^atriard^atS baS ftlofter ©t. ÜHaro mar, nun all-
gemein SKaroniten. Cr mie feine 3lnbänger er«
fannten übrigens balb, bag fte ibre @elbftönbig«
fett in ©laubenSfad^en, foHtc fie ben tbcologifiren«
ben ffaifem gegenüber gemalert bleiben, nur auf
®runb einer DoQen politif d^en Selbftönbigleit mab*
reu fönntcn. ©ie fünbigten bober bem ftaifer,
Don bem fie fd^on bisber faft unabböngig gemefen
5U fein fd^einen^ ben ©el^orfam gan} auf unb be«
baupteten aud^ in mel^reren ffömpfen fid^ als
freies, felbftönbigeS, friegerifd^eS fßolt, baS meber
bie Araber nod^ bie Solrfen gu untermerfen im
©taube maren. S)a Sol^anneS SRaro unb feine
92ad^foIger an ben friegerifd^en Untemel^mungen
ibreS SSoIIeS ftetS tl^ätigen äntl^eil nal^men, über-
trug man il^nen aud^ bie meltlid^e Oberlderrlid^leit,
unb fo (am eS, ba^ bie geiftlid^e unb meltlidbe
Sölad^t bei ben SKaroniten längere 3eit in ber $cr-
fon ibreS ^atriard^en Dereinigt mar, bis bie melt-
lidbe Stegierung in bie $önbe ariftofratifd^er t$fa-
milien gerietb (DgL bie arabifd^ gefd^riebene ®e-
fd^id^te ber O^ürftengefd^led^ter beS Sibanon Don
bem proteftantifd^ gemorbenen !Dlaroniten ©d^eid^
abannuS ben 3uffuf el«©d^ebi&f, IBeirut 1859).
SS fd^eint, ba^ bie^Raroniten, bie biSin'S12. ^al^r-
bunbert unter eigenen ^atriard^en in Stbgef d^Ioff en-
beit unb ürd^lic^er S^ennung lebten, feine Üare
^nfd^auung Don ibrer Seigre l^atten. ^IS fte ^ur
3eit ber Jheu^^üge barüber unterrid^tet mürben,
traten fte ^burd^ göttlid^e Eingebung", mie 2Bü-
l^elm Don %\)tu^ fagt, in Serbinbung mit Stom.
IL U n i 0 n m i t SR 0 m. 92ad^bem bie Sotetner
feit 1094 aintiod^ien bel^auptet unb feit 1100 ba«
felbfi einen lateinifd^en $atriard^en eingefe^t l^at-
ten, nöl^erten fid^ bie 9){aroniten benfelben, unb
bie $äpfte fd^tdften an Dier ^atriard^en beS 11. unb
12. 3abrbunbertS ©d^retben. Ja 3o]^anneS VIL
(1151 — 1173) begab fid^ megen einer ©treit-
fad^e mit einer 9lbtifftn felbfl na^ SRom (Nairon.,
Euoplia 67 sq.). 2)ie erfte förmlid^e, menn audb
ttod^ nid^t allgemeine Bereinigung mit 9iom fanb,
mie aus SBiU^elm Don S^ruS bereits oben mitgetl^eilt
morben, unter bem britten lateinifd^en ^atriard^en
Don 2tntiod6ien, «imerid^ (1142—1187), ftott,
inbcm ber $atriard^ mit einigen 93ifd^öfcn bie 3rr«
tpmer abf^mor. Unter bem folgenben $atriard^en
895
ÜJiaronitcn.
896
2ucQ§ (gcft. 1209) fud^tcn swct gried^i^c SKönd^e
bic ^Maronitcn burd^ gtnfü^rung neuer Srrtpmer
toicbcr oon bcr ftird^e ju trennen, unb e§ gelang
t^nen anä^, ben gJotriard^en für ftd^ ja gett)mnen.
Mtin beffen 9iad^f olger 3ercmia§ begab fid^ ntd^t
nur gleidd nad^ feiner 1210 erfolgten SBßal^l nad^
5Rom, too er einige Saläre ftd^ oufl^ielt unb fclbft
bent oicrten Sateranconcil 1215 aniool^nte, fon»
bem erneuerte bie Union ouf einer ©^nobe 5U
2:ripoliS (1230), m 270 9lnn)efenbc burd^ il^re
Unterfd^rift ben fatl^olifd^en ©lauben befd^tooren
(Nairon. 98 sqq.). ^apjl 9llejanber IV. reftt«
tuirte il^m 1254 ben Sitel eines ^atriard^en öon
Sntiod^ien, unb biefen bel^ielten feine 5lad^folger
bei (Terzi, Syria sacra 52 ; ob i^m biefer Sitel
toirtlid^ gebül^re, fd^eint öon Senebict XIV. eine
Seitlang angejweifelt toorben 5U fein, tjgl. Bull.
Bened. I, Append. 390). fiucaS 11. mu^te 1290
tt)egen monot^eletifd^er ©eftnnung ouf einer @9n=
obe abgefegt werben. Son ba an blieben bie 3Sla^
roniten öon oKen Orientalen bem l^eiligen ©tul^l
om treueften ergeben, greilid^ terl^arrtcn 6in=
jelne nod^ im 3rrt]&um, unb bie Unirten felbft mur«
ben mand^mal rüdfföllig ober liefen SKtpräud^e
unter jtd^ auftommen. Sie^ fd^eint befonber§
aud^ unter ^triard^ Sol^anneS ber ^all gemefen
in fein, an ben ^ajjft Sugen IV. im 3. 1440 ben
2Kinoriten ^nton oon Sroja ol§ opoftolijd^en
Sommiffar abfanbte, um il^n oon ber Union ber
(Sried^en in Äcnntni^ SU fe Jen (Wadding a. 1440,
n. 7). gJapft 9iicolau§ V. forberte bann ben gJa«
triard^en abermals auf, an ber mit 6ugen IV. ge«
f d^loffenen Union feftjul^alten, unb bejeid^nete i|m
ben ßrjbifd^of SlnbreaS auf ß^pem afö Organ,
burd^ tt)eld^e§ er fid^ an ben l^eiligen @tu]^l tt)enben
fönne (ffunftmann in ber Sübing. Duartalfd^rift
1845, 45). gugen IV. l^atte nämlid^ gur Gr»
gielung einer allgemeinen Union ben ßrjbifd^of
9lnbrea§ oon IRI^obuS nad^ Supern gefanbt, unb e§
gelang bemfelbcn, ben maronitifd^en Sifd^of 6liaS
fammt ßleruS unb SSolf ju geminnen. Glia§ orb=
nete einen gett)if[en Sfaac ab, um bem ^apfte feine
Unterwerfung ju oerfidiem, ber bann burd^ Sullc
oom 7. Suguft 1445 oerbot, bie ÜJlaroniten femer
nod^ ^äretifer ju nennen. 6lia§^ Slad^folger toar
ber geleierte ©abriel Sarclai; biefer oeranftaltete
eine Sammlung ber Säriefe, meldte oon 3nno=
cenj in. bis ju 2eo X. an bie-maronitifd^en $a»
triard^en waren geWidCt toorben. 6rfolgreid^ wirfte
aufeer anbcren SKJffionaren unter ben ÜJlaroniten
au^ ber ÜJlinorit ©rifon ton 1450—1475. $a»
triard^ $ctru§ II. fanbtc benfelben an ^apft
$aul n. ; biefer f d^idfte il^n 1469 mit einem ©^rei-
ben jurüdf, worin er bie geifllid^e unb Weltlid^e ®e«
walt be§ ^atriard^en bcftötigte unb il^m lieber»
einftimmung mit ber ff ird^e empfal^l. ^l§ Simon
$etru8 1514 in 5Rom um Seftätigung nad^fud^te,
crl^ielt er fte 18. 3uli 1516 oon 2eo X. nebft ber
Srflärung, ba^ bie üKaroniten in allen baS ©eelen»
l^eil betreffenben fünften mit ber römifd^en ffird^e
übereinftimmten. S)ie Säriefe bc§ $atriard^en unb
feiner Sifd^öfe, weld^e brci Sbgeorbnete jum 2a«
teranconcil gefanbt l^atten, würben in ber Sess.!!
am 19. ®ecember 1516 oerlefen (ffunflmann 46).
SölofeS 9lccarenfi§ (1524—1567), ber, wie jeiw
SSorgänger, um SDliffionare jum Unterrid^t bei
ÜJlaroniten in bcr latcinifd^en ©prad^e unb in
römifd^en SRitu§ hat, erl^ielt oon $iu8 IV. eii
©d^reiben tom ©eptember 1562 (ftunfhnara
48 ff.). ®em «JJatriard^en ÜJlid^ael überfd^idtt
©regor XHI. ba§ gJattium (1579). 3n feine »e
gierung fällt bie @rrid^tung be§ maronitifd^en Sol
legiumS in SRom. ©regor XTTT. wollte erfl ffi
bie nad^ 5Rom reifenben ÜJlaroniten ein ©pital et
rid^ten (Bull. Rom., ed. Taur. Vm, 438 sqq.)
faum ein l^albeS Sal^r fpäter grünbete er aber ba
für ein Sottegium jur Silbung iunger ÜJlaromtei
(1. c. 475 sqq.). ^ud^ 3nnocenj X. errtd^tete en
maronitifd^cö Kolleg ju SRaoenna, ba§ 1665 mi
bem in SRom beftcl^enben oereinigt würbe. SJiefc!
@iollegium würbe, nad^bem bie franjöfifd^e Occu
pation ben größten %^z\l ber ®üter beSfelben ge
plünbert l^atte, mit bem großen ©eminar ber $tD
paganba oerfd^moljen (ÜJlejer a. a. O. 423. 482]
^u§ bemfelben gingen oiele tüd^tige üRonner 1^
oor, wie ©eorg 9lmira (1633 $atriard^), ©abric
©ionita, Slbral^om Scd^ellenft§ unb bie brei %1{^
mani (f. b. 3lrt.). 3m ©eptember 1596 l^ielt be
pöpftlid^e fiegat ^ieron. S)anbini S. J. ein ülatto
nalconcil ber ÜJlaroniten, bem ber ^triard^ ©et
giu§ SRiftuS, bie grjbifd^öfe, Sifd^öfe unb meieret
^ebte anwol^nten unb bei bem 21 auf ben öi^ec
6ultu3 unb bie ißerwaltung ber ©acramente bc
5Üglid^e (SanoneS auf gefteüt würben (ogl. Mission
apost. al Patr. Maron., Gesena 1656; Gol
Lac. n, 413 sqq.). «ßatriard^ 3ofep]& IL 3Kp»
(geft. 1608) fül^rte 1606 bei feiner ülaHon be
oerbefferten gregorianifd^en ff alenber ein. 2h)l^
neSXL, bem ^aul V. 1610 ba§ «Pallium fonbt«
war nadd Serji (1. c. 53) ber SReftaurator ber ü
brängten orientalifd^en Äird^e (gejl. 1633). ®n
gor Slmira (geft. 1644) ift SSerfaffer einer fijrifd^
©rammatif unb anberer ©d^riften; gletci^jetti
wirfte aud^ fegenSreid^ ber ©rammatifer, ffiid^
unb Sl^eologe 3faac ©ciabrenftS, S3if d^of Don Ir
poliS. 3ofep]^ m. be 9lcurra (1644—1647) tjei
berrlidbte ben ^rimat be§ ^opfteS in einem tp
f d^en Öebid^te. ßw i^tn fam ber 3ocobite Slnbrea
9lbbulgal, um feine Öärefte abjuf d^wören, uttb wai
oon bem folgenben ^Satriard^en Sol&anneS XTI. J
©offra (geft. 1656) 5um Crjbifd^of oon 3lleppo ge
weilet, in weld^em ^mte er oiele Sacobiten in ba
©d^o| ber ffird^e ^urüdffül^rte. ©eorg be9ef]^be(
erwäl^lt 1657, ftarb 1670 ju ffe§roan. gineriei
auSgejeid^netften ^atriard^en war ©tepl^n &m
fi§ (geft. 1704), ber eine ßl^ronif feiner Sorgängei
(1095—1699) fd^rieb unb unter bem ber fati&O'
lifd^e ©laube unb bie ©tubien blül^ten. Äu
©eorgSlanfa (geft. 1705) folgte gJetru§3acobn.
biefen festen feine Sifd^öfe unter ber SlnÜage eine;
ärgerlid^en 9Banbel§ auf einer ©^nobe 1705 al
unb wäl^lten an feine ©teile 3ofep]^ Senebicti
«97
JDiaronitcn.
898
QlmnS XL etfannte benfelben nid^t an, fonbern
favbtt einen Senaten, ber eine neue ©Qnobe berief
mib ben be))ontrten $etrud Socob mit fid^ naä)
&\bon fül^rte; bie ^ropogonbo \pxaä) i^n frei, unb
fo UKirb er 1713 reftituirt (BuU. Born. Contin.,
ed. Luxemb. 1627, 1, 2, 425 sq.). 9ln $etru§
3<icob (ie| Sttmend XL nod^ am 29. Januar 1721
ein freunblid^ Sd^reiben obgel^en. Sofepl^ IV.
<1733— 1742) unb feine ©^nobe erbat bie 9lb-
orbnung beS äofepl^ Simon Slffemani atd pöp\U
Hdum Segatenjur Sibl^oltung be§ jn}eiten ^Rational«
ccmx% ttwS (Clemens XIL aud^ gemöl^rte (Nouv.
memoires des missions de la Comp, de Jesus
daiiB le Levant, Paris 1745, YUI, 868). S)ie-
fem SoncU (1736) mol^nten 14 maronitifd^e, j[e
2 f^rifd^ unb ormenifd^e SSifd^öfe unb Diele ^rie-
ffar bei es tDurben bie Xrienter IBefd^Iüffe an«
ocnommen^ l>iele l^eilfameSecrete erlaffen, bie3<)^I
bccSiSt^ämer Don 16 auf 8 rebucirt (ColL Lac.
H, 75 sqq.). Jtadb bem Sobe 3ofep]^§ IV. fanb
eine Sopt^IUMl^I ßatt; Senebict XIV. bertoarf
beibe Sofibibaten unb Derliel^ am 16.9)}ör} 1748
bem (h)bifd^f Simon SDobiuS Don 2)ama§cud
boS $atriarAat (gefi. 12. gebruar 1756). SobiaS
9ctisS Don @a)a, (Srgbifd^of Don Supern, h)urbe
1756 regelmolig ermäl^It. 3ofep]^ $etru3 be @te-
^IpaiS, fett 1766, nmrbe Don SRom auS belobt
ttegrn feincS (Eifers in Surd^fül^rung ber Sefd^Iüffe
bei 92aiionaIcondI8 Don 1736. Unter il^m l^atte
ctaK gennffe 9nna tlgemi eine @enoffenfd(|aft Don
9mm be8 ^ligfien l^er^enS 3efu geftiftet, j^atte
Kr ii4 eine f d^ttärmerif ^ SBerel^rung^ f elbfl bei 39i>
Wifen, }u geummen geunt^t unb Diele Srrtl^ümer
Kdieitet Senebict XIV. befal^I 1748. bie Don
% geftifteten SSereine aufgulöfen, fte unb bie il^r
ogAenat 9tonnen in onbere fflöfter gu Derfe^en
Bd bie Don il^ren SBunbem unb il(|rer ^eiligfeit
loabebiben Sucher }u unterbrüifen (6ergenr5tl(ier.
«^4.3.«nfl.,m,553). 3ofep| «ßetruS, ber
M für fte auSgeffirod^en, mu^te 1779 fuSpenbirt
Mlien, tmtrbe ober, als er fu| reuig jeigte, 1784
t#tirt SRid^el gfabel ftarb iu)d^ Dor feiner
tejUtigung 1795 unb ^l^ilipp $etru3 ®emaiel
m nad^ smei Salären (1797). $etru§ Sl^ian,
Wt 1797, reftgnirte 1809. Sofepl^ ®oIa, feit
1809, fiellte ouf einer @Qnobe 1818 bie fo oft
yiabelte Cinrid^g ber SoppelKöfter ab (geft.
1823). Unter 3ofep]^ ^baiSd l^atten bie 'JJlarO'
lüm \Sjiiaxxt ffömpfe mit ben Srufen gu beftel^en.
>il3öffp^ (Saseno ober ©l^asmed (1846—1855)
Vif^ $etnid ^ßauIuS 9Raffaab CDtaffl^ab) , feit
1840 Zitularbif^of Don SarfuS unb SSicar beg
^•ttiQtd^ (1855—1890). SBöl^renb feiner lan*
9> Inttbauer l^tte er f d^ioierige Seiten burd^«
jM^en. @o fielen in biefen 3^ttraum ber 9uf«
pnib ber £anbb€DöI!erung gegen bie @d^ei!^§, ba§
Sbitiob bc0 Sol^red 1860, ber f^reil^eitsfampf
itVA fforomd. So4 toar URaffaab burd^ feine
SeiS^ unb feine l^ol^e JHug^eit ben 3^itDerl^älte
>ifie& getDad^en unb tonnte ftd^ baS SJertrauen
BÄ Ue S^tmtg Wler ju maleren, ©einer jeber«
aeit innigen 3tn]^anglid^feit an ben l^eiligen ©tul^l
gab er befonberS ^uSbrurf bei bem Scfud^e, ben
er 1867 ^iu§ IX. bei ©elcgenl^eit beS 18. Ken-
tenariumS ber l^eiligen 9lpofteIfürften abftattete.
®er gegentoärtige ^atriard^ ift Sol^ann gJetruS
§agg ober ^^abbfd^, frül^er Sitularersbifd^of Don
Saalbef ; er toax aud^ Slid^ter am @erid^t§^of bed
SanbeS unb trug als f old^er möl^renb feiner bif d^öf-
lid^en 9mt§t^ötig(eit Diel baju bei, bie SßetualiS
Dom Sibanon ju entfernen (Stnnalen ber SSerbr.
be§ ©laubenS 1890, 340. 346 f.; ffatl^ol. amff.
1891, 115 f.).
m. heutiger lird^Iid^erSuflanb. l.©er
Patriarcha Antiochenus Maronitarum, ber }u«
nöd^ft unter ber ^ropaganba fielet unb beffen 3uri8*
biction ftd^ Don ben ^öl^en bed Sibanon MS on
bie ffüfte Don Tripolis l^erab erftredft, refibirt ge-
möl^lid^ im ftlofter ©t. aWaria Don ftanöbin, im
aOßinter Dielfad^ aud^ im ftlofter »hirfa (Sfirf?)
im Siflricte ftedroan. @r n)irb Don fämmtlid^
Srjbifd^öfen unb Sifd^bfen ber Station meift au3
il^rer Sßitte geaäl^It, getobl^nlid^ am neunten Sage
nac^ Sintritt ber ©ebiSDacang (Bull. Propag.
IV, 111. 226. 233. 247. 252. V, 1. 9). ®er
©emöl^Ite mu^ ein Sllter Don 40 Salären l^aben
unb toenigftenS }tt)ei Srittl^eile ber ©timmen auf
ftd^ Dereinigen. 9m Sage nad^ ber Sßal^I finbet
bie feierlid^e Senebiction unb Sntl^ronifation ftatt;
äBö^Ier unb ®en)öl(|Iter h)enben ftd^ bann mit ber
Sitte um Seftötigung unter 93orIoge ber bieten
nad^ atom. Sßirb bie äSal^i nid^t genel^migt, fo tritt
ba§ pöpftlid^e S)eDoIution§red^t ein. Sie SRed^te
be§ $atriord^en ftnb folgenbe: Sr lann a. 93ifd^öfe
einfeken unb meil^en, au($2:ituIarbifd^öfeorbiniren;
b. aue brei Saläre bie 2)i5cefen Difitiren; c. 3el^n*
ten einfammeln laffen; d. Sa^en für bie il^m m*
tel^enben SiSpenfationen erl^eben; e. tl^m ooer
einer jKrd^e l^interlaffene Segate acceptiren; f. ju
)iefem 3tt)ede einen ober mel^rere (Sinnel^mer in
bie Siöcefen fenben ; g. bie l^eiligen Oele xoA^ta
unb auf bie einjelnen 93i§tl^ämer Dertl^eilen. fjfur
bie früheren ®elbfpenben bei SSertl^eilung ber |ei*
ligen Oele unb bei Orbinationen ben)inigte il^m
»enebict XIV. (Bull. I, 71-73) ein bem IBe-
trag gIeid(|(ommenbed subsidium charitativum.
Snblid^ barf er oUe Siedete unb SReferDate ausüben,
bie il^m Don SRed^tS ober ©etool^nl^eitd megen ju>
ftel^en. Slamentlid^ l^at er ba§ JRed^t, ein 5ßationaI-
concil SU berufen (Bull. Propag. IV, 113. 208),
Slbläffe 5u ertl^eilcn, ^Inflagen gegen Sifd^öfe su
unterfud^en unb ^u entfd^eiben, für) bie gemöl^n*
lid^en Sefugnijfe ber aWetropoIiten 3U üben (§er-
genrötl^er, 3lrd^. f. ftird^enrcd^t VII, 343; Bieier
I, 424 ff.). 3«^ visitatio liminum ift er nur
alle sel^n äal^re Derpf[td|^tet, roa^ im Obebienjeibe
au§gefprod^en ift. ©eine ^ontificalflcibung be-
fielet in einer Äopfl^üUe (^Ka^napl^ta), äl^nli^ ber
Siruna bei ben 9leftorianem, in bem ^^aino
($^aenolion), äl^nlid^ bem ^luDiale ber ßateiner,
in bem Drarion (gpitrad^elion), äl^nlidd bem Dmo«
pl^orium (^aUium) ber ©riechen, enblid^ in einer
29
899
Snaroniten.
900
%\axa ober ÜRitra. 3)ie 95ifd^öfc l^abcn nur bQ§
ipamum (eine 9lrt ^Imnole) nnb SKitra ncbp ^ir-
tenftob, ber oben in ein Jheug auslauft; fte tragen
anä) SRing unb ^ectorale.
2. Sie grsbifd^öfe unb ©ifd^öfe ernennt ber
^atriord^. 3)er !Raine Sr^bifd^of ober aRetro))oIit
(SRutran) tft bloßer Sl^rentitel unb l^ente mit ben
SiStlpntem Slleppo^ Seirut 2)amo§cuS, %^tv&
unb ©ibon unb Sri})oIi uerbunben; bic Ober«
l^irten Don St^pem, ^eliopolis ober 93aalbef unb
öon ©iboil unb »otri fül^ren ben litel »ijd^of.
3)a§ nod^ in le^ter 3eit auf gef ül^rte SiStl^um Sben
4ft afö atejibentialbiSt^m feit tixoa 20 Salären
eingegangen (aber bie frül^eren lBi§t]^ümer ogl.
itamentli^ Grams, Ser. Epp. 457 sq.). 9$on ben
Xitularbifd^öfen Derfel^en }mei beim $atriar(!^
bie gfunctionen Don 93icarien für baS @piritudle
unb Semporelle; ein britter Denoaltet bie ®i5cefe
)>e3 ^atriard^ ; ein Dierter l^at ba§ Slid^eromt
über bie ftatl^olüen be§ Sibanon, unb ein fünfter
ift @uperior im Kollegium ^u 9lin SBorfa. Sbenfo
ift ber ^gent be§ ^atriard^en ju Kom Situlor«
bifd^of (Poujade, Le Libanon, Paris 1860,
1508.). S)ie Officialen ber ©ifd^öfe finb: ber
ard^ibiacon (Oeneralöicor) , ber Oeconom, ber
Sarbut (eine %rt Sanbbecan) unb ber Sl^orbifd^of .
Seibe Unteren l^ben ba§ Siedet, bie ftird^en gu
Difitiren , neue ftird^en ju »ei^en u. f. tt). ®er
ei^orbifd^of ber bifd^bfli^en Stefibenj (Srd^ipreS»
b^ter, Chüri-Episcüpe) l{|at in Slbmefenl^eit be§
SMfd^ofS ben erften ^la| in ber Katl^ebrale (©über»
nagl 324 f.).
8. Die ^oneien, bereu im 3. 1852 nod^ 356
gejül^It mürben, merben burd^ freie bif d^öflid^e SoI>
latur bef c Jt (BuU. Propag. IV, 364), je nad^ ©e»
bürfni^ unb Umftänben bolb mit Stegularen, batb
mit SBeltprieftem. ^riefter ol^ne @emeinbe finb
meiftenS im S)ienfie be§ ^atriard^en. Se^tere {inb
unverheiratet mä^renb bie eigentlid^e ^fangei^»
lid^leit fomeit fie aus ©öculorgeipd^en befielet
In ber Siegel oerl^eiratet ift, ba $riefter unb ffiia»
Conen bie in ben nieberen Sßeil^n giltig gefd^Iof*
fenen ®^en fortfe^, aber nid^t mel^r }u einer
jmeiten &)t fd^reiten bürfen. ßrgogen mirb ber
©ieruS in brei $atriard^al« unb mel^reren Dib«
cefancoQegien. 3m Saläre 1843 gab eS 5 ^»
trlard^l- unb 9 ©iöcefonfeminarien, Dielfad^ im
^tronatSred^te ber gömiUen ©tefoni, ©apr,
Senebetti^ menigftenS maS bie Ernennung ber
SSorftönbe betrifft (Moroni XLHI, 126; SRejcr I,
524). Süperbem |aben bie SOtaroniten baS 9led^t
fed^S ©d^olaren nad^ Slom in baS maronitif^e
SoOegium }u fd^iden, mo fte auf Soften ber $ro-
pagonba erlogen merben. Ser Sßeltgeiftli^en,
bie, ttrie bie TOönd^e, öom ÄriegSbienfte frei finb,
Säp man 1000— 1 100. 5ßad^ benannalen (1885,
286) gibt eS im (Sanjen gegen 1900 ^riefter. Da-
bei ^nb eingered^net
4. bie ftloflergeiftlid^n, bereu man 800 nebfl
etma 1000 fiaienbrübem im 3. 1852 aöl^Ite. ©ie
befolgen bie SRegel beS IJI. «ntoniuS (f. b. 9lrt. «n-
tonianer) unb jerfaQen in brei Kongregationen:
in bie t)om ^I. eiiföuS ober aud^ Slntontue, 17S2
approbirt, unb in bie Dom 1^1 3faia8^ 1740 ge>
nel^migt (Bull. Propag. n, 309, u. Append. 47).
Die erßgenannte Kongregation fpaltete ftd^ boA
in bie SRbnd^e t)on SIeppo (Slleppiner) unb in bh
Dom ©ebirge (Sibanefen ober Sialobiten), meU^
Sl^eilung 1770 burd^ KlemenS XIV. bepötiff
mürbe (Bull. dt. IV, 126). DieSalabitenl^
25 möfter^ bie Sleppiner 6, bie 3faianec 11
ober 14. 3n Stom bitten bie Sntonioner 170J
ein ^kmS f ammt @arten bei ber ftird^e @@. VUm
cellino e ^ietro in ber 9}&]^e bed fioteronS tmo»
ben; unter 93enebict XIV. eri^ielten fte ftird^ wA
C)ofpi} ©. Antonio, na^e bei ©. ^ietro in 9Ui>
coli ©eit ber äl^Uung ber Kongregation fielo
beibe ben Stieppinem ^u, bereu ^rocurotor bort fei
neu ©i^ b<^t (Moroni 1. c. 114). Die Saienbröbe
mibmen fid^ gang ber ^anborbeit, befonberS bea
t$felbbau; bie Kleriler liegen ben ©tubien ob uri
loerben für bie ©eelforge unb für SKffionen t»
menbet. Die Orbendtrad^t befielet ouS einer fd^mo»
gen 2:unica mit einem fd^margen fiebergürtel, eine
blauen ffappe (Ileine runbe ffapuge) unb einen
Pallium (ÜRanteO, ba§ bei ben Wmfyn Uü
britten @rabe§ größer ift (9RaaIana genannt), oG
bei benen ber beiben erften @rabe. 9n ben Sä|a
l^aben fie ©anbalen. Die Wönd^e leiten oud^ bi
^eben Sfrauenflbfier mit 200 92onnen, meldte nad
einer Don einem alten Sifd^of Don Skppo Dei
faxten Siegel leben ; nur baS ftlofter gu Wn XA
ra| befolgt bie europöifd^e Siegel ber ©olefUnM
rinnen.
5. 9{ad^ uttb nad^ l^oben bie Storontten M
römifd^e @ebräud^e angenommen. 31^ Kult a
innert guxtr fe^r Diel an ben ber gried^if d^eh Stxdt
— i^it Siturgie leiten ^e Don Spl^röm bem ©^
(f. b. art.) ah — , allein fte boben ben r5mif^
öbnlid^e 9Re^gemönber, ein Don 9lom opptobMi
aniffale in altf^rifd^er ©prad^ (bie $encopt
merben guerft in f^rifd^er, bamt in ber atabifd^
93oI(§fprad^e Derlefen), feiern mehrere $riliatnieff<
auf bemf elben Slltare an Sinem Siage, cottfeciirtn i
ungefäuertem 99robe, mifd^en bem eud^art|}ifd^
ff eld^e fein marmeS SBaffer bei u. f. m. Die itaA
toirb mit gang unmefentlid^ Slbmeid^ngen mi
ber ^a^iS ber römif d^n ffird^e ertl^t. ©eit 178«
barf nur ber 93ifd^of bie gfirmung ertl^ilen, nA
bief e ift Don ber Zaufe, faOS nid^t ledere ber »if^
felbft Domimmt, getrennt. Sei ©penbung beS 9i^
{acramentS l^aben fie bie inbicatiDe ^oxm ber &i
teiner angenommen, mä|^renb fte fr^er, mie ole
Orientalen, bie beprecatiDe gebroud^ten. Maroni-
tas non esse inquietandos, metm fie trgeid) ciii!
$erfon cujusctimque nationis et ritas oriw-
talis 93eid^t b^ren , entf d^ieb bie Gongr. 8. Off
5. December 1715. 93on bem Sebroud^, bie 1^
lige Sommunion unter beiben ©eftalten an 2c^
auSgutbeilen, mahnte ®regorXin. ah; bie ©9»
obe Don 1736 Derbot bieg ouSbrüdlid^ unb gb
^Mt eg nur für bie Diaconen beim feier(id$ct
901
9KarrQ — 51Rarracci.
902
^((iamte. 6benfot)erbi)tlBenebictXiy. bie @pen>
bang ba t^^onftie an neugetoufte j^inber. 93ei
tat OrbtncS folgt auf bie 24)n{ur gleid^ boS Stnt
M $falten ober SontorS , bann baS fiectorot
btf Sttbbtaconot (Sd^tbiol) unb bie brei l^i^l^eren
Sri^: 2)iacotiat ^reSbQterot Sptfcopot. g^falte
Ans man mit 7 Salären toerben ; ber S)iacon foll
21, ber ^M^Qter 80 ober toenigflenS 25 2(Ql&re
dt itin. SBoS bie Sfofitage betrifft, fo entl^Iten
|e {i^ am SRitttood^ unb fjfreitag oon Sfeifd^ unb
(Bern mib nel^men Dor SHittag feine @peife gu fid^.
3b ber gfofitnjeit, bie mit Ouinquageftma be«
ginnt unb fieben SSBod^ bauert, h)obei bie @am8>
tsge, Sonn* unb Sfefttage oom gfoften auSgenom*
■n finb, fönnen ^ ^x](i^t genießen. Ouotember
nbSigilfofien fetmenJRe nid^t; bagegen beobad^>
In fie 20 Sage t)or äBei^nad^ten unb 14 Xage
tor fktec unb $aul ^bftinen) oon tjfleifd^ unb
bcünmen (Moroni L c. 114).
IV. 35ie lioIittfc^SSerl^ältniffe ber 9Karomten
ietieflenb, mar bie meltlidde Stegierung frül^er in
tai^änbcn ariftofratifd^er Familien, meldte einen
(anr moi^ten, ber mieberum f einerf eit§ bie ^ä)txff)^
ber 9e)trfe ernannte. 2)iefe feubale Organifotion
Uöt im 3. 1842 auf, inbem nad^ ben blutigen
flmQrn smif d^ URaroniten unb 2)ruf en (f. b. 9lrt.)
bie Ibmintftrotion bed Sibonon jnnfd^en beiben
ei mäht. Sie 9Raroniten möl^Iten nun einen
aus i^ SDlitte, ebenso bie 2)rufen; beibe
(hnifi fönten unter bem 3:itel Don ff oimafämS bie
Stgieiung i^rer Station fül^ren unb bem ^afd^a
imSaiba Derantmortlid^ fein. 2)iefe ben SSer«
böhsiffen nid^t entfpred^enbe unb ju (Sunften ber
Smlen bnrd^geful^Organifationrief 1860 ober-
Qalfi Untige fföm)ife l^eroor. S)q3 neue 9iegle>
«rnt txmi Saläre 1861 fteUte nun bie gan^e 93e*
IShomg be9 Sibanon unter einen einzigen ®ou«
taimr, ber Don ber turüf d^en ^Regierung auf fünf
94» ernannt mirb. Me ^ubalred^te ftnb be>
fniigt nnb bie oerfd^ebenen Stationen unb SReli«
filBim txnr bem @efe^e gleid^gefteüt. 3ebe Station
loti^ eigenen Sfyrttß ober €)emeinbet)orftel^er,
ft^e (ä% Hüfitt im ißrotnn^ialratl^e fungiren
nftin Criminalf allen baS Urt|eil fpred^en. 2)ie
ainifi^lRaioniten oom 15. — 60. Saläre muffen
ne ftoiifpeuer (Ferdeh) an bie turfif d^e IRegie«
Qig cntridbten. 2)er SIeruS bagegen ift, toie t)on
bitia: ftopffleuer, fo aud^ Don ben SoUta^en ber
Sottemin frei SMe Sönbereien ber ff löfter, frül^
nr mit bec ®runb|teuer (Mixi) belaftet, finb feit
1B40 ben gletd^ Xo^en mie anbere fiönbereien
ttnomfen. 2)er $atriard^ ber 9Jlaroniten ge>
tt^t ma Seiten ber Xilrlen nur eine locale Sole»
ivq. loeil er feinen gfirman Dom @uUan nimmt.
6 |ttt bol^ owl^ feinen Agenten bei ber $f orte,
mem bn ScfU ber $!ateiner l^at bie meltlid^en
hgehgen^eiten, mie ber unirten Stationolfird^en
iMßapt, fo and^ ber SRaroniten oor bem 2)iDan
i> Mreten. S>ie 9Raroniten aber, meldte nid^t
Ol Süonon, fonbem in ben Stöbten unb 2)örf em
C^rienS fii^ nid)ergelaffen l^aben, fmb t)on je^er
ben Surfen in toeltlid^cr jpinfid^t gänjlid^ unter«
geben geioefen, unb fo muffen benn bie maroniti«
fd^ Sifd^öfe in biefen (Segenben fid^ oon ber
türfifd^en Regierung bie 93eratS erfaufen, weil fte
fonjt feinen offideUen Serfel^r mit ben ßioilgou-
oemeuren unterl^alten fönnten, nod^ fällig mären,
an ben Säeratl^ungen ber ^roüin^iolratl^ t^eilsu-
nel^men (©ilbemagl 333 f.). 5lu^er ben bereits
qngefäl^rten Sd^riften ogl. nod^ De la Croix,
Etat pröeent des nations et egUses en Turquie,
Paris 1695 ; Schnurrery De ecclesia Maro-
nitica, Tubing. 1810 ; 2)erfelbe, 2)ie maronitifd^e
ffird^e, im ^rd^io f. olte u. neue ffird^gefd^id^te
t)on ©täublin unb Sjfd^imer, 2^^\q 1813, I,
32—82; N. Morad, Notice bist, sur rorig.
de la nation maronite, Par. 1844; A. Lau-
rent, Relation bist, des affaires de S3rrie 1840
a 1842, Par. 1846; Guyot, Les Maronites
d'apräs le manuscrit d'Azar, Cambrai 1852;
ürqubart, Tbe Lebanon, Lond. 1860; Lenor-
mant, Hist. des massacres en Syrie 1860, Par.
1861; Madden, Tbe Turkisb Empire, Lond.
1862; «ßid^lcr, ®efd^. ber fird^l. Srennung, 3Rün-
d^en 1865, H, 583—557. [Slel&er.]
^SRitna, 3BiIVIut be, f. £a ÜRare.
^axxacd^ Slome italienifd^er ©d^riftfteUer.
1. ^ip poltet, geb. 17. Sonuar 1604 ju Succa,
geft. 18. 3Rai 1675 gu SRom, trat frül^seiHg in
bie Kongregation ber 2)iener SJtariö gu $om
unb mibmete bafelbft feine lebenSlänglid^e fd^ft-
ftdlerifd^e 2:]^ötigfeit faft nur ber 93erl(|errli^ung
ber allerf eligften Jungfrau. 2)ie 3a^I ber Don il^m
t]^eil§ gebrudft, t^eilS l^anbfd^riftlid^ borl^anbenen
aSerfe betrögt 115. 3u benerfterengel^ört: Pon-
tifices maximi Mariani, Rom. 1642; Biblio-
tbeca Mariana, ib. 1648, 2 voll., ein Sergeid^«
nig oon mel^r al§ 3000 ^uctoren, meldte }ur ßl^re
9)tariä gefd^rieben l^aben; Reges Mariani, ib.
1654; Purpura Mariana, ib. 1654; Antistites
Mariani, ib. 1656; Fides Gajetana, Flor. 1655
u. i^., eine Stpologie bed SarbinolS @iaietan ; Heroi-
des Marianae, Rom. 1659; Trutina Mariana,
Piacent. 1660; Vindicatio Cbrysostomica,
Rom. 1664; Poljanthea Mariana, Col. 1683
u. ö ; gu ben ungebrudften, meldte bie 93ibIiot]^ef
be§ fflofterS @. URaria in (EampütUo gu SRom
bis gu il^rer 3«ilönmg oermal^rt |at, gehört ein
Bullarium Marianmn, 2 voll., unb eine Idea
bibliothecae magnae Marianae, 16 voll.
2. fiubmig, ©ruber beS Sorl^ergel^enben, geb.
1612 ju Succa, geft. 5. gebruar 1700 ju SRom,
trat in bie nömli^e Kongregation toie fein Sruber
ein, befleibete barin eine Seilte öon Slemtem unb
jeid^nete ftd^ befonberS burd^ ffenntni^ ber fcmiti«
fd^en &}pxaä)tn au8. Cr mar Scid^toater 3nno-
cenj' XI., toeigerte fld^ aber ftanbl^aft, irgenb eine
fir(^lid^e SBürbe anjunel^men. SSon il^m crfd^ien
Prodromus ad refutationem Alcorani, Romae
1691 ; Alcorani textus universus, ex correc-
tioribus Arabum exemplaribus descriptus ac
ex arabico idiomate in latinum translatus,
29*
903
aHarfcille.
90^
appositis unicuique capiti notis atque refu-
tatione ; praemissus est Prodromus, Patavii
1698, bic Sfrud^t einer 40iäl^rigen Arbeit unb nur
in fntifd^er ^inftd^t öon ber Qlügcrjd^cn 9lu8gabe
übertreffen ; Biblia Sacra arabica, sacrae Con-
gregationis de Propaganda Fide jussu edita
ad usum ecclesianun orientalium, additis e
regione Bibliis vulgaribus, Romae 1671,
3 voll., beren l^au^tfäti^Ud^er Url^ebcr er felbft toar;
Lo Stendardo ottomannico spiegato, ib. 1683 ;
L* Ebreo preso per le buone, owero discorsi
familiari con i Babbini di Roma intemo al
Messia, ib. 1701, au^erbem itüti Siogropl^ien
ttnb eine lateintfd^e ©rommatif.
3. 2 üb toi 9, gieffe beS Vorigen, aJUtglicb ber
nömltd&en Kongregation, gejl. 1732, Serfoffer
eine§ Onomasticon urbium ac locorum Sacrae
Scripturae, Luccae 1705, unb Dieler anberen
©d^riften. (9Sgl. Bibl. gen. XXXIII, 945;
Nicöron, Mem. XLI, 255.) [ftoulen.]
"SBarTeilTe, Stobt unb iBiStl^uni in gfronl«
reid^. 2)ie t)on ben ^l^oföem tool^I fd^on 550
t>, 6|r. gegrünbete grie^ifd^e Kolonie MaadoXfa
(Massilia, Marsilia) tourbe bei il^rer fel^r oortl^eil*
l^aften Sage am mittellönbifd^en 9Jleere, 6 SHeilen
öftlid^ t)on ber ^au^tmünbung ber 9tl^one, balb
eine ber mid^tigften @ee« unb ^onbel^ftöbte unb
blieb bie^ mit einigen äBed^felföKen bis l^eute,
ba fte über 380 000 ßintoo^ner söl^It. ©ie l^atte
bie republüonifd^e ategierungSform, galt unt 300
t). Sl^r. f d^on ak baS gaOifd^e ^tl^en unb xoat nad^
9lri[toteIe8' unb ßicero'S 3^ugwife i^flS SDlufter einer
toeifen fSfül^ntng ber öffentlid^en Sngelegenl^eiten.
2)er @tur} Don 3:9ru§, Sartl^ago unb Sorintl^ ent>
lebigte fte il^rer Slebenbul^lerinnen. ©pöter tourbe
fte treue tjfreunbin 9lom§, toorb aber Don Söfar
49 D. K^r., »eil fte il^m ben ©urd^jug Denoeigerte,
untertoorfcn; bod^ bel^ielt fie bo8 Soned^t, fid^
nad^ eigenen ® efe^en 5U regieren. (93gl. Hendrich,
Massilia sive antiqua Massil. respublica, Ar-
gentor. 1652 ; Temaux, Hist. reipubl. Massil.,
Mars. 1826.) 9Dlit bem übrigen GJaBien »urbe
aJlarfeille eine 95eute 406 n. &)x. ber ®oten, 420
ber tjranfen, 480 ber SBeftgoten unter ffiuric^ unb
beffen ©ol^n Sllarid^ II., unb nad^ beffen Sob ber
Oftgotem Don legieren tt)urbe fie gerflört, unb ein
glei^eS ©d^idffal traf fie 735 burd^ bie SJtauren.
2)ie 9Jleroioinger befa^en bann bie ©tabt bis jur
Seit ftarl SKartellS, worauf fte in bie (Sewolt ber
farolingifd^en ftönige tarn, bejtt). gu Surgunb unb
Strelat gel^örte. Unter Subfoig bem Slinben (889
bis 903) Don ben ©aracenen jerftört, tourbe SKar«
feine nod^ bem SBieberaufbau Don ©tattl^altem
regiert, bie ftdft gegen baS ®nbe beS 10. Sal^r»
l^unbertS unabl^ängig mad^ten. 3n ben iheus^ügen
gett)ann bie ©tabt ttiieber fieben unb SBid^tigfeit.
Som 13. Sal^l&unbert an, nad^bem fte furje S^xi
Rd^ als SRepublif conftituirt l^atte, gel^örte fte, unter
93elaffung großer ^riDilegien, ben ©rafcn ber
gJroDence. 3laä)hm fte im 3. 1423 burd^ ^UfonS
DonSragonien erobert unb abermals Denoüftet mx"
ben, fteKtc fte ber gute ftönig StenatuS (le bon n
Rene), ber je^t nod^ in 93olfSliebem lebt, teidx
l^er. 3m 3. 1482 fam ©tabt unb ©ebiet an bieÄ
nige Don fjranfreid^, unb Submig XTV. beraubte j
il^rer $riDilegien;J^e erl^ob ftd^ bagegen unb vom
erft nad^ langem Sfeiberftanbe 1660 untenoorfc
SRel^rmalS touxbt fie aud^ burd^ bie $efi l^ein
gefud^t, namentlid^ 1 720, in meiern ^xt 4000<
al. 60 000 9Jlenf d^en, bie ^älfte il^rer (Sinmißt
]^tnn)eggerafft mürben unb ber l^elbenmütl^ige 9
fd^of Selfunce fid^ einen unfterblid^en 5Ramen c
warb. S^ 3^ ber SReDolution »ar bie ©td
burd^auS republifanifd^. 9uS ber ig)efe beS Soll
unb freigelaffenen ©aleerenftröflingen recntüi
pd^ jene SÖlarfeiller §orbc, meld&e, 1792 nad^ ^
berufen, bafelbft f o Diele ®reuel Derübte. Son il
erl^ielt ouä^ bie „SKarfeiüaife'', baS fl>ätere 96
tionallieb, ben 92amen, weil fte Don biefer ^oii
juerft öff entlid^ gefungen mürbe. SKarfeiÜe, wor
$apft Urban V. na^ feinem SBunfd^e begrab
ttmrbe, bü^te in ben Dielen SSerl^eerungen, bie i
trafen, faft aOe S)en!male, l^eibnifd^e unb d^
lid^e, ein, unb bis auf bie neuefte 3^t flonben b
gotteSbienftlid^en ®ebäube Weber nad^ So^fjH no
@rö^e im Serl^öltni^ jur 93ebeutung ber ©toi
SBiS 5u Einfang biefeS Sal^rl^nbertS gab eS n
4 $farr» unb 2 SoKegiatfird^en, wo)u nod^ l
ber 5Wei ^teien unb mel^rerer ff löfter famen. 2
unf d^öne alte Satl^ebrale Notre Dame de la Maj<
begann man 1853 im b^^antinifd^n ©tile gr0
artig )u reconftruiren. Sie gleid^faÜS 1853 1
gonnene unb 1864 DoHenbete ftird^e Notre Dan
de la Garde, auf einem füblid^ Dom alten
ftd^ erl^ebenben 93erge, ift ein Dielbefud^ter
fal^rtSort. 3m 3. 1822 würbe aud^ für bie bon
gen unirten @ried^en eine eigene ffird^e ivaa ffi, 9
colauS erbaut. ^IS nömlid^ bie ©röcomd^
um 1740 in ber SeDante Derfolgt würben, flo^
mel^rereberfelbennad^ünarfetOe; um 1850 ttxir
eS etwa 400 ©eelen, für beren ffird^e bie @to
iöj&rlid^ 2400 fjfr. unb ber ©taat 750 gr. au
wirft (Dgl. Moroni, Dizion. XLIV, 158 sq
2)ie Steformirten l^aben eine 6onfiflortaI«ffin!
unb bie 3uben, wel(|e bis in hitmüt beS 13. 3ol
l^unbertS l^ier eine blül^enbe ^od^fd^ule l^en, r
Sonfiftorial«©Qnagoge in SRarfetüe. ©onfi giü
bafelbft nod^ eine Slfabemie ber SDBiffenfd^ften,
fi^ceum, eine ©d^ule für arabifd^e 9htlgörf)nt3
unb fonfüge fiel&ranftalten. «n SBo]iltl6ätiärH
anftalten befleißen 14 meifl gro^e ^ofpitoler — *
Sa^aretl^ ift eineS ber fd^önften Suropa'S — , fi
fpi^e für ©reife, SDBaifen, Stnbelfinber, 3rre u,S
3n religiöfer SSejiel^ung geid^net ftd^ bie ©tabt *
Dortl^eiD^aft auS. ©o beftanb feit 1820 bis
bie neuefte 3«^* ^n SKarfeüIe ein fogen. Ce-:«
religieuse, b. i. eine %xt fatl^olif d^eS &ifino, €
mit fpecififd^ religiöfem gl^arafter; bie 600 30
glieber verfielen nad^ „ftatl&olif (1866, n, ^
bis 235) in folgenbe neun ©ectionen, je mit ^
fibenten, S3icej)räftbenten unb ©ecretär on bt
©pi^e: Section de zäle, de la Charit^, dei
90h
aRaricillc.
906
SaToyards, de Gatechismey de rAcademie,
de Musiqae, de Plaint-Chant, de St. Louis de
GrCDzaga et de St Joseph.
Sad Sl^rifient^um fonb l^ter gletd^ onfönglid^
Singang, unb bie (Staubigen traten fid^ burc^
g;ro^SifeT^ert)i)r. 9tad^ bereinftimmigen lieber«
iicferung aOer umliegenben Sprengel fü^rt biefer
Sifd^ofSf^ feine ßntfte^ung auf ben t)om ^eilanb
moedtm SajaruS (f. b. «rt. VH, 1557 ff.) jurü«.
(St foO mit feinen Sd^meftem SRart^a unb ^aria,
mit SRoria 3acobi, @aIome unb bem 1^1. äJtasi«
min im 3. 68 fjxtt^ gef ommen, ba§ Soangelium
g<ptebtgt ^ben, 50 Saläre IBifd^of gemefen unb
csibtt4 gemartert loorben fein. 2)ie äßa^rl^eit biefer
Siobitimt tmtrbe Don Saunot) befiritten, aber Don
bcr $arifer Sorbonne Dertl^eibigt, unb fo tt)orb baS
rflmifd^ Otort^rologium gered^tf ertigt. 9iad^bem in
neoaer 3tit biefe Xrabition loieber üielfad^ an»
gc|iDeifeIt morben, erfd^ienen nad^ einanber ^tod
naie Sertl^bigungSfd^ften , bie eine t)on bem
gel^^rtm @ulpicianer 9R. gfaillon (Monuments
inedits snr TApostolat de Ste. Marie Made-
leine en Provence et sur les autres apötres de
eette contröe, St. Lazare etc., Paris 1848,
2 Tols.), bie anbere t)on bem Sefuiten 93. fßaln^
(Ste Marie Madeleine et les autres amis du
SiTaiir, apötres de Provence, Paris 1865;
10^ and^ ^ergenrötl^er, $]^otiu§ lU, 295 ff.).
S)cr eiPt fixere Sifd^of ift Orefm§, ber fid^ 314
anf bem Soncil gu 9(rle3 als de civitate Mas-
sQiemd mitorfd^rieb. Son ben weiteren 93if d^öf en
^ }n nennen: $rocuIu§ (381—428), ber aud^
tm ^L ^icronqmuS Epist. 125 ad Bust. ange*
fi|rt unrb. er moQte URetropoIitanred^te für fxä)
iilnfpmd^ nel^men; auf bem 401 }u Surin ge*
VUmm Sondl nriberf)n:ad^en il^m aber bie iBi>
fi^ tnSbefonbere ber er}bifd^of Don ^rle§, unb
m ean. 1 biefed SoncilS mürbe beftimmt : „2)er
IKi^of ^ßrocuIuS bon SRaffilia, nield^er ben g$ri«
wä über bie gmeite Provincia Narbonensis an»
N^ foO biefen Sonang nur für feine ^erfon
Idm, nid^t aber für feinen Stülpt ba feine @tabt
Mqcr ^ßnmin) gar nid^t angehört" (^efele n, 85 ;
S^eceS bei Geillier, Hist. des auteurs sacrös,
> a., vn, 738). Unter il^m tourbe bcfonberS
n^ \ma^ (Saffian (f. b. ^rt. H, 2024 f.) ber
6an|)eIagiamSmu8 im füblid^en ©allien oerbrei»
M, nnb ba mel^rere @eiftli(^e unb SRbnd^e in
IhtfeiDe i^m onl^ingen, fo erließ biefe SRid^tung
tat Kamen .SKaffWier" ober „3RaffaIianer" (ogl.
^unrdtl^, ff.-@. I, 439). Suftatl^iuS ober
ttpo^inS (466—470) mirb bon ®ennabiu8 ein
wo Dei genannt 9n feinen 9iad^foIger @rö«
0« (472—474) fd^eb @iboniu3 a[))oainariS.
te &morotu8 (475 — 492) fagt ©ennabiug :
«(ejus) quasi armariumscripturarum. S^ar-
tanS mar 499 ober 501 bei bem Sieligiong«
Micä^ )u Sqon, meld^ed ber arianifd^e jfönig
«vmaO) Deianftaltet l^atte. Unter Smetl^eriuS
2^ S33 ^er eine Sqnobe loegen Derfd^iebener
^Isg^eii beS Sifd^ofd SontumeliofuS t)on 9iiea
(|>cfele n, 751 ff.). ©ercnuS (595—601) war
ein Silbcrfeinb, an ben ^apft ©regor ber ©rofee
595 unb 600 fd^ricb. ^etruä war 614 beim gon-
eil }u $ari§ unb würbe wol^I bamals gerabe confe«
crirt, ba er an le Jter ©teile unterf d^ricb. ©er 1^1. ÜHau«
rontiuS (767—804), Seitgenojfe be§ ^of ftc8 §a»
brian I., war oorlfier 9lbt oon ©t. Sictor ; fein
^eiliger Seib rul^t in ber @iatl^ebrale (Gallia christ.
nova I, 640). Senebict oon Sllignano 0. S. B.
(1230—1266) »or 1239 unb 1260 im l^eiligcn
fianbe, mürbe nad^^er SRinorit unb reftgnirte 1266.
Sr l^ielt 1263 eine S!)i5cefanfQnobe, auf welcher
bie Säürgcr oon Sölarfcille fld^ oerpfIid(|teten, bie
fieiftung beS JHrd^en5e]^nten§, meldte wöl^renb ber
Sllbigenferjeit auger Uebung gefommen, weiter }u
cntri^ten. äBir^ielm ©ubre (1361—1373), 0.
S. D. unb feit 1367 garbinalbifd^of bon Dftia,
l^iclt 1363 unb 1365 Siöcefanf^noben. Unter
^aul be ©abe (1404 — 1434), ber oud^ auf bem
Soncil 5u $ifa war, reftbirte ^ier ber ©egenpapft
Sencbict XIH. (f. b. «rt. «ßeter be Suna), unb
l^ier würbe 1407 ber befannte Vertrag abgefd^Iofjcn,
wonad^ beibe ^öpfte in ©aoona suf ammenfommen
wollten, ber aber freili^ nid(|t auSgefül^rt würbe.
eiaubiuS be ©e^ffel feit 1509, l^ierauf 1517 nad^
Surin tranSferirt, fd^rieb: La grande Monarchie
fran9aise. ©ein 92ad^f olger, Snnocenj Sibo, dax«
binal, ber oon Surin l(|ierber fam, reftgnirte 1529.
@iarbinal War aud^ ber 1550 Oon Sagli l^ier^er
tranSferirteSl^riftop]^ betonte, ber gleid^faüSfd^on
1556 refignirte. Sol^ann 93apt. ®ault grünbete baS
oon bem ^er5og oon ®onbi angefangene ©pital
für ©alcerenftröflinge unb [tarb 1643 im 3lufe
ber ^eiligfeit. ffarl ffagpar be SSintimiQe bu Suc,
feit 1684 ernannt, aber erft 1692 confccrirt, l^ielt
1699 eine 2)i5cefanf9nobe unb würbe 1708 ßr}-
bifd^of oon ^i{. 2)en 93if d^of ^einrid^ f^^an} Xaoer
be Selfunce (1710—1755), ber oben fd^on ge-
nannt würbe, l^at bie ©tabt SPtarfeiüe 1853 burd^
ein 2)enf mal geeiert, ©ein 9Jad^f olger 3ol&. ^opt
be IBello^, 1755 oon ®Ianbäoe l^ierl^er trangferirt,
war ol3 ein ®rei§ oon 92 ^al^ren ber erfte, ber bie
oom $a))ft oerlangte Ser^id^tleiftung auf feinen
©tul^l im 3. 1801 gab (®am8, ®efd^. berÄird^e
gl^rifti 1, 126). gr würbe 1802 grsbifd&of oon
^ariS, 1803 Karbinal unb ftarb erft 1808. ®a8
IBiStl^um, ftet§ ©uffraganftul^I oon ^rleS, würbe
1801 aufgel^oben unb erft 1821 wieber reftituirt,
aber je^t unter bie äJletropole ^i£ gefteHt. 92od^
im % 1823 würbe ffarl tjfortunat be a){asenob
5um Sifd^of oon SKarfeiBe ernannt; er reftgnirte
1837 unb ftarb 1840. Sl^m folgte fein eoabjutor
ftarl Sofep]^ gugen aKojenob, feit 1832 Sitular-
bifd^of oon gücofta. Wod^ als goabjiutor fttftete
er eine ^rieftercongregation für ÜJlifftonen, bie
fogen. Oblaten (f. b. 9lrt.), unb erl^ielt als Sifd^of
für ftd^ unb feine SRad^folger oon ^piuS IX. am
1. 3li)ril 1851 baS SRed^t, baS ^ollium ju tragen
(gcft. 1861). ®er nad^ ibm ernannte ^otrij fjranj
ÜJlaria gruice reftgnirte fd^on 1865 (geft. 1866),
unb nun folgte ffarl ^l^ilipp pace, ber 1878
907
anatfiliuS Sicinu§ — 9Jlarfttiu§ tjon $abua.
90(
ßtjbifd^of bon WcmteS ttjurbc. S)cr gcgcniüärtigc
82. »ifd^of ift 3ofcp]^ Sol^ottn fiubwtö SRobcrt,
geb. 1819, als Sifd^of öon Konfiantine fräconi=
firt 1872, l^icrl^cr tranSfcrirt 1878. 3^m jur ©eitc
[tc^€n 4 ©mcralbicore, unter benen 2 oon ber SRc«
gierung onerfannt finb, 2 ©ecretäre unb 7 ©iö*»
cefanofflciQle. ®q§ dapM befielet qu§ $ro#,
Slrd^ipreSb^ter, 7 SituIar«6anonifem unb 4 Cha-
noines adjoints. 2>er ©prengel umfaßt ba§ ^r-
ronbiffement aßarfciUe mit 416000 Seelen, unb
aö^It 11 ^arreien I. unb IL »loffe, 82 ©uc
curfalen unb 9 ffaplaneicn. 3m 3. 1837 nmren
no^ 153000 ©eclen in 60 ^Pforreien (öor ber
SReDolution nur 37 Pfarreien), im 3. 1860 aber
fd^on 270499 ©eelen. S)aS ®iöcefanfeminar gu
9RontoIit)et unb boS Heine Seminar leiten l^eute
bie Sajariften ; frül^er würben beibe Don ben ^icr
geftifteten Oblaten geleitet. 9ln Drben unb Kon-
gregationen gibt eS Sajariften gu Zourfainte, $rie»
fter ber Kongregation öom 1^1. ^etruS in gef jeln,
$rie[ter ber ©efeÜfd^att delaRetraite chr^tienne,
©alefianer, barml^ergige SBrüber in brei Snftalten,
d^riftlid^e @d^ulbrüber mit 9iot)iciat unb ^enfionat
in 6 ööufem, 9Dlari[ten in 12 Käufern, Särüber
t)om |l. ©abriel }u ^aud^, IBrüber oom l^ei-
Itgen ^ergen 3efu an fedjfS Orten, ftleine 95rüber
SHarienS }u @t. Sl^arleS; bagu 40 Derfd^iebene
to)eiblid^e Kongregationen. (9^1. J. B. Gues-
nay, Provinciae Massiliensis Annales, 1657;
Histoire de Languedoc, 1770; Gallia Christ.
I, 631—704 unb Append. 106—118; X. de
Belsunce, L'Antiquite de l'Eglise de Mars,
et la succeseion de ses öv^ques, 3 vols.,
Mars. 1747—1751; Moroni, Dizion. XLHI,
146 s. ; G. Petri, L' Orbe cattol. II, 98 s. ; Hu-
gues du Tems, Le clerge de France I, 31 5 ä
355; A. Ricard, Les övöques de Marseille,
Mars. 1872; Gams, Ser. Epp. 573 sqq. ; P. Wer-
ner, Orb. terr. cath. 59 ; La France eccl. 1891 ;
M. Guys, Marseille ancienne et moderne,
Paris 1786.) [5Ke]&er.]
^flaxfiRns ^icinttß, f. SficinuS.
]SBa¥|lltiii$ (aßarceliuS) Don Sngl^en,
erfter Stector ber UniDerfitöt ^eibelberg, mürbe )u
3ng]^ in ber ^rooing ®elbem geboren. Sr ge>
l^örte }u ben @d^ulem OccamS, lehrte feit 1362 gu
^ariS in ber ^rtiftenfacultöt unb muroe, nad^bem
er 1383 al§ entfd^iebener ^nl^önger bed $a|)fte§
Urban VI. bie fd^tSmatifd^ gemorbene UniDerfitöt
Derlaffen l^atte unb an ben Stl^in gefommen mar,
Don Jhtrfürft %u))red^t I. Don ber g^falg für bie
neu ju grünbenbe UniDerjUät ^cibelberg (f. b. 3lrt.)
gemonnen. 9lm 29. 3ult 1386 erl^ielt er feine
anfteKung als „Snl^eber unb SRegierer beS ©tu»
biumS" ju 5>eibelberg. 93iS ju feinem Sobe am
20. ^uguft 1896 befleibete er neunmal ba§ 9iec>
torat ; gugleid^ mar er Kanonicu§ unb 2:i^efaurar
an ber SnbreaSürd^e gu fföln. @ein Seben mar
fromm; ieben fjreitag faftete er bei SBaRer unb
95rob, an ber SSigilfaften fügte er ein Ktlicium bei.
SRarfiliuS commentirte bie Sentenjenbüd^er (bie
Quaestiones in IV libros sententiamm murbei
1501 gu Strasburg gebrudt) unb meliere @d^
ten be§ SlriftoteleS. ^on Sinflu^ ouf bie f olgeid)
3eit mürbe feine Bearbeitung ber Siimmala<
logicales Don $etru§ ^ifpanuS (f. b. Slrt. ^
l^anneSXXI., oben VI, 1584), inbem er in Seren
mit feinem 3eitgenoffen Sllbert bem ©ac^fen, bcu
erften äiector ber äSBiener UniDerfttöt, ben an
Occam berubenben ©tanbpunft ber £erminißei
ober ber modemi gegen bie Slnl^ger Don Slbn
bem @ro^en unb %^oma^ Don ^quin Dertrat unl
gur Verbreitung ber f ortgefd^ttenen älic^tung be
Sogif in Seutfd^lanb entfd^ibenb mirfte. UScOfc
]ä^mlxi) gel^ören il^m bie Suppositiones M^gistr
Marsilii Parisiensis gu, meld^ fjfr. 91. S^ccaxU
S. J. gu ^iftoia ^anbfci^riftlid^ Dorfanb (Biblio
theca Pistoriensis, Taurin. 1752, 23). (9^
Hartzheim, Bibl. Colon., Col. 1747, 350
Fabricius-Mansi, Bibl. lat. V, Flor. 1858, 82
Sennemann, ®ef d^. ber pilof op^ie vm, 2, Seiß
1811, 909 ff.; ©tödR, ®efd^. ber ^l^ilofo))]^ in
3R.«a. II, SKaing 1865, 1049; «ßrantl, ®efdj
ber fiogif im «benblanbe IV, geipgig 1870
94 ff.) [Strebet.]
'^SatMxM Don $abua, fo genannt mi
feinem ^Geburtsorte, ]^ie| mit gfamiliennamen b
äJla^narbino (Dgl. SSaticanifd^e Scten gur beutfc^
®ef (^id^te in ber 3eit ff aif er SubmigS beS ^^em
3nn§bru(1 1891, n. 6) unb mar mol^I gegen 128<
geboren. 9iad^bem er in feiner ißater^abt guer*
$l(|ilof opl^ie ftubirt, Derlie^ er bief elbe, nad(^ Sfteid^
tl^um unb SebenSgenu^ trad^tenb, unb mibmete fU
bem ©tubium ber ßeiHunbe, baS il^m fein gfreun
unb SanbSmann Sflbertino SRuffato Dor bem bc
bürgerlichen %ed^te8 em))fo]^len |atte, um bie il|
Dergel^renbe auri sacra fames gu ftillen. Sud^ ii
ffriegSbienfte fd^int er fid^ Derfud^t gu l^ben. C
begab fid^ nad^ ^ßariS unb mürbe l^ier 1312 9tei
tor ber UniDerfttöt (Bnllaeus, Historia ünivers
tatis Parisiensis IV, 163), morauS l^etDorgel^
ba^ er in ber ^rtiftenfacultot leierte imb om
fd^on längere 3rit in $aris geleiert ^otte. 3i
3a^re 1316 Derliel^ il^m 3o]^anneg XXIL ein (Sa
nonicat in feiner Soterfiabt ^bua (lBattcanif(!$
bieten a. a. O.; 2)enifle begmeifelt mol^l mit Ib
red^t im Cartular. Univers. Par. IE bie Sbenti«
iät) ; er gehörte alfo bem äßeltcleruS an. 3n ^M
mirb er aud^ mit ^eter Slid^fpalter, bamafö &^
ber ^l^ilofopl^ie unb 9ßebicin, fpäter Srgbifd^ol
Don SJtaing unb eifriger Parteigänger SubmigS bd
93aQem, unb mit Ulrid^ bem SBilben Don SugS*
bürg, bamalS $rocurator ber englifd^en IRotion
fpäter $rotonotar SubmigS, belannt gemorben fein
^efonbem Sinflu^ auf feine ®eiftednd^tung übt
Occam au8. ©d^on in $ariS Derbreitete XRorftlisl
^nftd^ten, meldte ber Seigre ber Jhrd^ über ba
$rimat miberfpred^en. ^18 bann ber ©treit gmi
fd^en 3o]^anne§ XXII. unb fiubmig bem So^en
(f. b. 9lrtt.) entbrannte, Derfa^te er innerhalb gnieie
Monate in ©emeinfd^aft mit 3ol^nneS Don 3^
bun ben Defensor pacis (f. b. 9lrt Sol^onnd
m
aßarfiüud Don $QbuQ.
910
6on donbun), boOenbet (mA aRüHer I, 368) im
3uni 1324 ; bod^ fällt btr ^uptt^ü aRarftliuS
pi^ ber au4 ftetS aI3 ego rebet. 3n fraftt^oQer
&pmäftff^äfAAtn, burd^ einen @4emt)on@rünb>
li^fett Umbenb, ftd^ an S)ante'd Sd^ft De Mo-
OArchia cmkl^nenb, jte aber an @d^roff^eit meit
uKerbietcnb^ loill ber Defensor pacis ben äSBeg
911m gMebcti burd^ oonftönbige Unterwerfung ber
0cißltc^ Üimalt unter bie »eltlid^ }eigen unb
laugnet bobei bie göttlid^e Sinfe|ung be§ $ri»
moM imb ber ftnl^Iid^en ^ierord^ie. (Sgl. ^tx^m*
rdt^^ ff.-@efd^. U, 605 ff.; $aftor^ ®efd^. ber
^ßönk I, 66 ff.) 3m 3. 1326 begab ftd^ War-
ftliiiS bann mit Sol^nned Don äanbun an ben
feof SabmigS, too fte ben 99oben für il^re 3been
f2^ lubemtet fanben. SBar ber Smpfang, tote
teiltet mirb, anfangt aud^ (ein entgegenfom-
vcnbcr, tmb l^atten aud^, mie Siemens VI. fpöter
fogt (Baynald 1343, il 45), (at^olifd^e, in ben
^t0en @d^f ten erfal^rene Slänner Submig auf
IM l^atetifd^e in ben fie^ren berfelben unb auf bad
Q^äfdi^ i^rer Sufnal^me auftnerffam gemad^t,
\b mibe SRarftItttS bod^ Subtt)ig3 fieibar^t unb
MMmn bolb fd^toenoiegenben ßinflu^. ^ier oer*
10^ er eine jmeite @d^rift De translatione im-
MÜ, ein übrigens oberHod^Itd^eS unb gel^altlofeS
IRttdl^DerL 9Bie er felbft im Eingang anfünbigt,
lal er bie auf fird^lid^em @tat&pim!t ftel^enbe
Uionbbuig Sonbulfd Don Solomta unter bem»
{dtca Zitel berid^g^ burd^gel^en, ba biefelbe
otne genugenbcn 93doetd bie ^ed^te bed ffaifer«
ttnS fd^mftlcre. 3u biefem 3tt>edC mieber^olt er
kk Steift Sanbulfd nal^eju mörtlid^ unb fnüpft
nr an bric entfd^ibenben Stellen eigene 93emer>
10901, iDeU^ ber SarfteHung Sanbulf§ bie @))i|^
Ace^ foÜeo. 9luf bem ©ebiete ber ©efd^id^te
i|9miUtuS nid^ gu ^aufe. 93ei bem 9tomer-
PT SutoigS ttxir SRai^tliuS bie Seele ber 9n«
M^en mib greoeltl^en gegen ben ^a))ft; bie
tm Mang eingefd^Iagene $oIitü f u|te burd^
Ol auf ben (Srunbfö^, meldte im Defensor
Pidi entioidtett ^nb. Sieben Ubertino t)on (Sa>
W ({. b. Sri) »irb SRarftliuS als SSerf affer be§
ttjetuagSbeaeteS gegen Sol^anneS XXU. beseid^*
Kl £abmig übertrug il^m aud^ ba§ ^mt eines
^inUi^en Ricard 5U 9tom ; als fold^r ging er
Sit ben au|aiien 3nHingSmitteIn gegen bie Sle-
tibr iK>r, xoM^t bie (Kipftlid^en Senfuren aner-
hntm (Baynald 1328, n. 9 sq.). ^ud^ foD er
IM bem (Seaenpapft 92icoIauS V. 5um Sr^bifd^of
IM SRttilanD ernannt »orben fein , bod^ finbet
H lieniber nid(rtS im 9iegifterbanb beS ®egen«
W^ (S>ie (irTtennung ^ol^nneS' oon Sanbun
pti Stjd^of Don Sferrara burdd fiubmig f. Sßati«
flniji^ Veten n. 1004.) 9(m 9. SRpnl 1327 »aren
Stni^inS unb Solennes Don Sanbun bereits als
Segibipiger SubmigS namentlid^ e^communicirt
Mben (Martene-Dorand, Thesaurus U, 692);
Ol 23. October folgte eine befonbere 93uIIe^ in
bkU^ ber $a)>ft nad^ iBeratl^ung mit ben Sarbi«
ifien m^rccc @äj^ beS Defensor pacis als pre«
tifd^ Dermarf (Martene-Durand 704; bie @ö|e
auc^ bei Denzinger, Enchirid. n. 423 sq.) ; am
15. ^xü 1328 erl^ielt ber päpftlid^e fiegot, gar-
binalbiacon 3ol(|anneS, ben 93efe]^(, baS römifd^e
9JoI! }ur ©efangennai^me Seiber ju ermobnen
(Skticanifd^ «cten n. 999). 9Jad^ ber Müdfebr
SubroigS aus ätalien meilte SDkrfiHuS am ^ofe
ju SRünd^en, bod^ trat fein Sinflu^ ben SRinoriten
gegenüber in ben ^intergruttb. ^ei ben SKecon-
cüiationS"S3er]^anbIungen toar fiubmig bereit, il^n
fallen su laffen (SBaticanifd^ Slcten n. 1841 Dom
28. October 1336, beutfd^er 2est bei JRiejler
312 ff.), mt^x in ben SJorbergrunb trat aWar-
filiuS toieber im % 1341, als Siü)toig bamit um-
ging, feinen @o]^n gleid^eS 92amenS mit SDlarga«
ret|^a iDtauItafc^, ber Srbin Don Xirol, }u Der*
mö^Ien, tro|bem biefelbe Dermöl^It unb mit bem
iüngem fiubn)ig in Derbotenem @rabe blutsoer«
UKtnbt toar. 3n @emeinfd^ft mit Occam unter*
nal^m eS SRarfUiuS, SBorfd^Uige l(|ierfür ^u mad^en
unb ben Schritt SubmigS )u red^tfertigen in ber
@d^rift Tractatus consultationiB super divor-
tio matrimonii inter Johannem (erfter ©emal^t
ber äJlargaret^a) et Margaretham celebrato
per Dominum Ludovicum IV. imperatorem.
S)ie ^benfen gegen bie ^ed^t^eit berfelben finb
nid^t ^inreid^enb. 92id^t lange nadd^er, Dor bem
10. älpril 1343, an meld^em 3:age er Don Cle-
mens VL als tobt ermäl^t mirb, ftarb er^ ol^ne
ftd^ mit ber ffird^, mel^r er geiftig entfrembet
mar, auSgeföl^nt ^u l^ben. — 9}on leibenfd^ft»
lid^m S)octrinariSmuS ift, mie Stie^Ier fagt, SRar*
filiuS nid^t freisufpred^en. ,,SBarme Snnigfeit,
lebenbige ftraft religiöfer ®ef iÜ^Ie mirb man feiner
92atur faum sufd^reiben bürfen'' (Siedler 232).
S)ie Sl^eorie über bie SRad^t beS Staates, mie fie
Don i^m im Defensor pacis aufgefteQt mürbe,
übertrifft alle Angriffe, meldte bie äBettfteUung
unb SBerfaffung ber jKrd^e bis ba^in erfal^ren
l^attett. 3^re ^uSfül^rung märe gleid^bebeutenb
mit ber 9uf löf ung Don ftitd^e unb @taat gemefen.
SBenn irgenb einer, f 0 ift SVlarfiliuS ein 93orIäuf er
fiutl^rS unb SalDinS ; befonberS baS Softem beS
le^tem jeigt eine fo aufföüige 93ermanbtf(|aft mit
ben äbeen beS Defensor pacis, ba^ eine birecte
Sinmirtung beSfelben ni^t unmal^rfddeinlidd ift;
bod^ gel^t ^arftliuS in einigen fünften nod^ über
il^n l^itmuS. (93gl. Albertinus Mussatus, Lndo-
vicus Bavarus, beilBö^mer, Fontes I, 170 sq.;
Baluziusy Miscellanea I, 314 sq.; Sd^reiber,
S)ie politifd^en unb religiöfen S)octrinen unter
Submig bem SSa^em, fianbS^ut 1858; gricbberg
in ber ßeitfd^rift für ftird^enred^t VIII; SJirdt,
SRarftglio Don ^abua unb ^iDaro ^elapo über
^Papft unb ftaifcr, ftird^e unb Staat, SWü^D^im
1868; SRicäler, 2)ie literarifd^en aSSiberfad^er ber
^äpfte gur Seit SubmigS bcS ^ar^txn, fieipjig
1874; ©d&odel, Ueber SKarfiliuS Don ^bua,
@tra|b. 1877; aJlüBcr, ®er Äampf SubmigS beS
Sofern mit ber römifd^cneuric, 2a5be., 2üb.l879
bis 1880; Labanca, Marsilio di PadoTa, ri-
911
ÜJlartönc.
912
formatore politico e religioso del secolo XIV.,
Padova 1882. ®ie ©d^riften bei Goldast, Mon-
archia H, 147 sq. 154 sq. 1286 sq.) [SOßumi.]
'^attmt, Sbmunb, ein gelehrter Senebic«
tincr unb einer ber fici&igften ©d^riftfteller bcr
Kongregation ton @t. ^Quru§, mürbe }n @t.
3ean be fioSne, einem nid^t toeit öon ®iion, ber
^auptftabt 39urgunb§, gelegenen @töbtd^en, ben
22. ffiecember 1654 geboren, ©eine gamilie ge«
l^5rte ju ben ongefel^eneren in 93urgunb unb iä^tt
unter il^ren 9RitgIiebem mel^rere fBarlamentSrötl^e,
meldte bereit getoefen mören, für baS fSfortfommen
il^red jungen ^noertoanbten im ©taatSbienfte su
forgen, toofem il^n nid^t 9ieipng unb frommer
©inn )um Höfterlid^en ©tanbe gebogen l^ötten.
er trat, nod^ nid^t 18 Saläre alt, in ber 9lbtci
©aint»3lem9 ju SReimS in ben Drben be§ 1^1. Sene-
bict unb oerbonb fid^ burd^ ^blegung ber feier*
lid^en ©clübbe ben 8. ©eptember 1672 ber be«
rül^mten Kongregation bed |l. SRauruS. S)a er fid^
fogleid^ burd^ ungemeinen g^ei^ unb gro^e Siebe
SU ben SDBiffenfd^often auSjeid^nete, warb er bon fei-
nen Oberen nad^ $ariS in bie 9lbtei ©aint-Öer»
main=be8»^r^ gerufen, um tl^eifö bei ber Aus-
gabe ber Jnrd^enDäter bel^ilflid^ p fein, tl^eifö unter
b'ad^er^'S unb 9JlabiIIon§ Seitung jldjj ttjiffen»
d^aftlid^ meiter}ubilben. Son nun an mibmete er
ein ganzes fieben geleierten fSforfd^ungen unb be»
fonberS ]eiftorifdeenunbIiturgi{deen©tubien, lebte
in Derfd^icbenen Älöjlem feines OrbenS, einige
3eit au^ in ber Sbtei IBonnenouDeOe su Konen,
tt)o er mit bem $rior 2)ion9§ oon ©ainte-SHartl^e
bie äßerfe @regor8 beS ®ro^en sur ^rauSgabe
vorbereitete, unb brad^te Diele ^al^re feines SebenS
auf JReifen ju, bie er im auftrage feiner Kongre-
gation unb im ©ienfte ber SBiffenjd^aft unter«
nal^m. ©o erl^ielt er im % 1708 Dom ©eneral-
cQpiUl ben Sluftrag, bie ^rd^iDe aOer Katl^ebral'
Ürd^en unb Abteien in fSfranfreid^ }u burd^forfd^en
unb alle 2)ocumente ju fammeln, meldte gur S3er>
DoUftönbipng ber Gallia Ghristiana in ber Don
SHonQS Don ©ainte-SJlartl^e übernommenen neuen
Ausgabe bienlid^ fein fönnten. 3)iefe 9ieife, mel^e
er in ©efeUfd^aft feines OrbenSbruberS UrfmuS
2)uranb mad^te, bauerte fed^S Saläre, unb mel^r
als 2000 Socumente gur Gallia Christiana unb
jene 9Kenge ber intereRanteften ^anbfd^riften unb
©efd^id^tSquellen, tteld^e beibe Senebictiner ge«
meinfd^aftlid^ als Thesaurus novus Anecdo-
torum l^erauSgabcn, »aren bie grüd^te biefer
n)if]enf d^aftUd^en Steife burd^ gang f^franfreid^. IBalb
fanb ftd^ ©elegenl^eit gu einer neuen Steife. SIS
nämlid^ im 3. 1717 ber franaöpfd^e «analer
b'9lgue|feau gu einer ©ammlung ber ©efd^id^t«
fd^reiber ffranfreid^S aufforberte, geigte fid^ bie
Kongregation Don ©t.«5Waur bereit, biefer Sluf»
forberung ©enüge gu leiflen, unb beftimmte il^re
beiben 5!KitgIieber TOartäne unb S)uranb als bie
bagu taugli^ften TOönncr, auf ftoftcn ber Kongre-
gation bie 5Kicbcrlanbe unb ©eutfd^Ianb gu burd^-
rcifen unb olle für granfrcid^S ©efc^id^te mid^tigen
2)ocumente aufgufud^en, meld^ in einet ©amm-
lung ber ©efdeid^tfd^reiber biefeS SanbeS oufge-
nommen ttierben f önnten. ©ie begannen il^rc Steife
im 3. 1718, unb bie gro^e ©ammlung alter 1^
ftorif d^en unb bogmatif d|en ©d^riften, toeld^e fle fai
ben Salären 1724—1733 Deröffentßd^ten, ifl boS
reid^e Krgebni| il^rer gemeinfd^aftlid^en Sforfd^ung.
Sla(|bem bie Verausgabe biefeS ©ammeluieilefi
DoÜenbet toax, überarbeitete unb Dermel^rte 99to
täne feine frül^eren SBerfe über bie alten ihrd^en*
gebröud^e; bann übernahm er bie in ÜRabiOonS,
ShtinartS unb SJtaffuetS Stad^Iaffe Dorl^onbenen
Snaterialien gur ©efd^id^te beS 93enebictinerorbenfi
unb gab ben fed^Sten 93anb ber Annales Ordinifl
S. Benedicti (Paris. 1739) l^erauS. @o lebti
9Jtart^ne ununterbrod^en mit literarif d^en Slrbettoi
befd^öftigt, bei benen il^n plö^lid^ ber £ob vUbo
rafd^te. Kr ftarb infolge eines ©d^lagfiuffeS ben
20. 3uni 1739. Kr mar ein fleißiger ©oimnler,
ein geleierter ©efd^id^tSforfd^er, ein auSgegeic^netei
jf enner ber atten Siturgie, babei aud^ ein frornma
äJlönd^, ber bei aQen feinen geleiten Sefd^öftip
gimgen unb auf feinen Dielen Steifen nie feim
^flid^ten als OrbenSmann Demad^Ioffigte, nli
feine ®ebete Derfäumte, nie 93enebictS l^eUige Stege!
au^er ^Id^t ttc^. — SJlartöne'S fömmtlid^e @d^f>
ten, mit StuSnal^me einiger fleinen ^bl^onblimgei
unb ben in ben Salären 1717 unb 1724 gebrndC«
ten beiben Steifeberid^ten, fmb: Gommentariiu
in regulam S. P. Benedicti literalis, moralis
et historicus, Paris. 1690, nad^ KalmetS ltr>
tl^eil bie befte ©ammlung aQeS beffen, nxiS iUei
SenebictS Siegel gefd^rieben mürbe; De antiquic
Monachorum ritibas libri V, coUecti ei
manuscriptis et probatis auctoribus, 2 volL
Lugduni 1690; La vie du venerable P. Don
Claude Martin, Benedictin de la Gongrega
tion de St. Maur, Tours 1697; Veteran
scriptorum et monmnentorum moralium, hi
storicorum et dogmaticonun Gollectio noTa
Botomagi 1700; De antiquis Ecclesiae riti-
bas libri IV, coÜecti ex libris Pontificalibiis,
Sacramentariis, Breviarüs, Bitualibus etCw,
8 voll., Eotomagi 1700—1702; gtoeite, DOii
SWartäne felbft fe|r Dermel^rte StuSgobe, 4 voE,
Antverpiae 1736—1738; Tractatus de an-
tiqua Ecclesiae disciplina in diyinis celebran*
dis officüs, Lugduni 1706; Thesaurus noviis
Anecdotorum, 5 voll., Paris. 1717. SDiefeS
äBerl, metd^eS ^artäne mit S)uranb gemeinfd^«
lid^ l^erauSgab, reil^t ftd^ mürbig an b'^d^er^^S
Spicilegium unb SJtabiQonS Analecta vetera
Yeterum scriptorum et monumentorum hi*
storicorum, dogmaticonun et moralimn am-
plissima CoUectio, 9 voll., Paris. 1724— 178J
(gleid^faUS gemeinfd()aftUd^ mit Ur^nuS S^uronb)
— 2lud& f d^rieb ÜJlartene in frangöfif d^er ©prad^
bie ©efd^i^te ber Kongregation Don ©t.-SRom
bis gu feinem ©terbejal^re 1739, meldte SJacoI
fjortet bis 1747 fortfejte, unb »eld&e als 3Ram
fcript in brei fSfoliobänben in ber SBibliotl^ef Dor
.918
SDlartl^Q, btc 1^1. — aJlartiana?.
914
Si>e(nnain-beS-$rö§ Quf6ett)Q]^rt tourbe. (SSgl.
ioffm, @ele^rtengefd^. ber Songreg. t). @t. ^Dlour
H 8franR. IL Scipa. 1774, 225 ff.) [©cbad.]
pitf9^ bte 1^1., tDol^nte mit SojaruS unb
ütorio, ü^ten ®efd^iotftem, }u iBetl^omen bei 3eru>
Idlem. 9IS Skfud in bem ^aufe be§ frommen
Bifm^ktpaaM ßinlel^r nol^m, befliß fid^ iebe in
i^ Seife, ben ^erm su eieren ; ^ortl^a toax
bebdH^t, ign reid^Iid^ }u bebienen, h)Q]^renb bie
jtnmge SRaria ftd^ su beffen tjfü^en fe^te, um fein
»ort {u ^ören (2uc. 10, 38—42). 3um jttieiten
n&Ie begegnet un§ SDtortl^a in ber l^eiligen ®e«
j((i(^ Oo6. 11)/ toie fie naä) ia^am^' Sob bem
itinlii^ enoorteten unb injmifci^n ^ur ^ilfe l^er«
kigebmmenen ^eilonb entgegeneilt, Don biefem
ii iirem nod^ mongell^iaften ©tauben gel^oben unb
ttjßrft nnrb unb fetnod^ bie Sufermedung il^reS
Smberd fd^t (f. b. Slrt. SajoruS). jhirj barauf,
\tSfi Zage Dor Ofiem, ofö SefuS nad^ Setl^anien
(Brndfam, nmibe il^m l^ier, ungett)i^, in n}eld^em
M, ein Sbenbmqj^I bereitet, tt)obei äJlartl^a
ofniartete, So^aruS mit gu 2:tf d^ fa^ unb SRaria
bm ^etm folbte Ool^. 12, 1—8). IBon ba fogt
nfi Ue etNmgelifd^e Srgäl^Iung über bie 1^1. S^arti^a
lu^ SBeilereS. Sine in ber ^auptf ad^e todfjH Der«
fönstt Sage aber melbet, ba^ biefe l^eilige 3ung>
fnm nad^ Sl^fli ^ingong mit il^rer ©d^mefter
mb 2o)aruö unb einigen ottberen Gängern 3efu,
m 3uben t)erf olgt unb ben ©efal^ren be§ 9Reere§
^IfloS preisgegeben, nad^ einer munberboren tJfol^rt
tfüflidd IRapia eneid^t (f. b. 9rt. aRarfeiUe),
boBB mit einigen gfrauen in einer ^rt fldfierlid^er
Snnldfgepgenl^eit gelebt l^abe unb an 2:ugenb«
ttedäi mie an Sßunbem reid| geftorben fei (U. Noct.
Brer. Rom. 29. JuL). 3)ie ^eilige morb frül^«
zeitig in ben ®egenben ber ^roDence l^od^ Derel^rt
nb als $atronin befonberS gefeiert t)on ber ffird^e
isSoraScon an ber Stl^one, mofelbft aud^ il^re
leüqmen am 6nbe be§ 12. Sal^rl^unbertg auf>
lefniben morben finb. Sl^r Seib rul^t in einer
Hten unterirbifd^ StaptUt beS el^emaligen Sol»
iqi<#ifte8 Don SEara§con, baS il^ren 92amen fül^rte ;
ült^oupt aber »irb in einer prod^tDoÜen 93üfte
^ Dergolbetem Silber, einem @efd^enl fiub«
>ngS XL, aufbetoa^rt. ^f^x ©eböd^tni^ ift am
29. SWu (BgL BoU. Julü Vn, 4 sq. ; Sutler,
ftim her aSäter, beutfd^e «uSgobe, X, 103 ff.;
J. Yenn, Hist. de la vie et du culte de Sainte-
^brtlie, patronne du dioc^e d'Avignon et
^lavüle de Tarascon, Avignon 1868; Ca-
^t Essai iconographique sur Sainte-Marthe
H SQT le monstre qui raccompagne dans les
o^BTres d'art chrötien, Mem. de la Societe
^eologique du Midi de la France VII, Ton-
Jowe 1858, 7 ss.) [©d^röbl.]
Sbfflifto, ber 1^1., erfter lBi)d^of Don Si-
>V9(§ in gfronlreid^, ber Spoftel Don Simoufm
vib Ibfttilanien genannt, foll nad^ ber Srobition
kff ftrdie mm fiimogeö einer ber 72 Sünger 3efu
fflcfc imb Dom ]^L ^etruS sur ^rebigt be§
fy$iaX^^m& nad) (SaÜien gefd^idft morben fein.
Sine ^iftorifd^e 5ßad;rid^t über il^n finbet fid^ inbe^
erft bei (Sregor Don SourS (Hist. Franc. 1, 28;
De gier. conf. 27), unb nad^ biefer fam er 250
Don 9iom nad^ ®aDten. S)ie anbere Eingabe fd^eint
erft im 9. ober 10. 3Q]&r^unbert aufgetoud^t unb '
burd^ Anfertigung unöd^ter Acta S. Martialis,
meldte ongeblid^ Don feinem erftcn 9Jad^folger l^cr»
rü^jren foHten, geftü^t ttjorben ju fein. 9lad^ ben-
ienigen eingaben, meldte al§ gef^td^tUd^ begloubigt
gelten bürf cn, enttoidtelte SKartialiS bei feiner 9In»
fünft eine gro^e Zl^ötigf eit, bef onberS 5U SimogeS,
Sorbeauj, ^oitierS unb ©ainteS, unb gewann fel^r
Diele Reiben für baS ßl^riftentl^um. Unter biefcn
mar aud^ ein 2)mibcnpriefter, ben er auf ben
9lamen Uturelian taufte; i^n beftimmte er bei fei-
nem Sobe 5U feinem 92ad^f olger. Sin anberer Don
il^m getaufter ^riefter, WamenS 9lnbrea§, fiebelte
ftd^ mit einigen (Ekrifem bei feinem (Srabe an
unb lebte mit benfelben noc^ einer flöfterüd^en
Siegel; au§ biefen Slnföngen entftanb 848 unter
ff arl bem ffal^Ien bie berühmte Abtei @t. üRartial
ju SimogeS. 3m H. So^rl^unbert entfpann fid^
in tjranfreid^ ein eifriger ©treit um ben JRang,
melier bem 1^1. 9Kartiali§ in ber Keilte ber 5>ei-
ligen ju ertl^cilen fei. 3wei ©^noben, meldte ju
SimogeS 1028 unb 1031 gehalten mürben, er-
üörten, ba% er afö Apoftel unb nid^t als Son-
feffor ju Derel^ren fei. 3o]^anne§ XIX. beftätigte
biefen Sefd^Iui unb neuerbing§ (18. SKai 1854)
erlaubte aud^ ^iu§ IX., am 30. 3uni, als axa
fjefte be§ 1^1. SÖlortialiS, bie Siturgie nad^ bem
Commune Apostolorum ju feiern. Seit bem
10. 3ci^r]^unbert fmb ju SimogeS jmei ©riefe an
bie Semol^ner Don Sorbeau^ unb Don Souloufe
belannt, meldte Dom 1^1. SJtartioIiS l^errül^ren fott«
ten; e§ ift aber leidet, il^re Unöd^tl^eit nad^s^tDeifen.
Untergefd^oben ift aud^ baS S3enantiu§ fJfortunatuS
5ugef(|riebene ®ebid^t De S. Martialiy meld^eS,
menn e§ öd^t märe, ba§ ißorl^anbenfein ber Acta
fd^on im 6. Sal^rl^unbert bemeifen mürbe (ed. Leo
1. 382). (93gl. Bell. AA. SS. Jun. V, 535; Ar-
belloty Dissert. sur l'Apostolat de St. Martial,
Paris et Limoges 1855; Biogr. gen. XXXill,
1013; Ceillier, Histoire des Auteurs sacres,
Vm, Par. 1861, 125 ss.; ^efele, eonc.«®efc^.
IV, 688 ff.) [ffaulen.]
"SBdtfiatta^, 3ean, ein geleierter 93enebic«
tinermönd^ ber Kongregation Don ©t. ÜJlauruS,
geboren ben 30. S)ecember 1647 ju ©t. ©eDer-
Sap, mürbe mit 20 Salären ^toDije im fflofter Sa
S)aurabe ^u Souloufe unb legte bafelbft ben 5. ^u-
guft 1668 feine ©elübbe ob. SKit uncrmübctem
Sflei^e Derlegte er ftd^ auf ba§ ©tubium ber orien«
talif^en ©prad^en unb ber Sibelfunbe, l^ielt aud^
balb in ben ff löftem ju SKontmajour, ©t. Slnbreä
JU StDignon, jum l^eiligen ffreuj in Sorbeauj unb
5U ©raffe im ftird^enf j)rengel Don ßarcaffonne lin-
guiftifd^e unb ejegetifd^e Sorlefungen jur großen
Sufriebenl^eit feiner 3ul^brer. ©d&on l^ieburd^, be«
fonberS aber burd& feine Sertl^eibigung bc8 l^ebröi»
fd^en SejteS unb ber ß^ronologie ber SSuIgata
915
aWartin I.
91
Öegcnü6er bcm 99u(i^c L'antiquite des temps re-
tablie par le Pere Pezron, Abbe de la Char-
moye de TOrdre de Citeaux, 509 er bie auf»
tncrffamfcit feiner Oberen auf fid^ ; biefe beriefen
il^n je^t nad^ ^ariS unb beauftragten il^n mit einer
neuen ßbition ber SQSerfe be3 1^1. §ieront)mu§.
SSon nun an entwidelte er bis 5U feinem 3:obe —
er ftarb an einem ©d^togfluffe in ber 3lbtei ©aint»
®ermain»be§«$re8 ben 16. 3uni 1717 — eine
großartige fd^riftfteHerifd^e Sl^ötigfeit, l^atte aber
babei manchen Strauß 5U befleißen mit ^e^ron^
SRid^orb Simon, ElericuS, ^ftel u. «. SBö^rcnb
er im Umgang bie fSfreunbttd^eit fetter »or, l^enf d^t
in feinen ©d^riften ein fel^r biffxger, abfpred^nber
Son; feine ttterarifd^e änimofxtät brad^te il^n fo
»eit baß er bie gered^teften äuSfteHungen feiner
(Segner, benen eS freilid^ an Seibenfd^aftUd^feit
au(| nic^t f el^Ite, nid^t gelten laffen tooQte unb bie
beftgemeinten Erinnerungen üon greunben fel^r
empfinblid^ aufnal^m. 5Rod^ im % 1690 erfd^ien
bie ©d^rift Divi Hieronymi Prodromus, sive
epistola D. Joannis Martianay ad omnes yiros
doctos ac studiosos, cum epistola sancti Hie-
ronymi ad Suniam et Fretelam, castigata
ad mss. Codices optimae notae cum multi-
plici obseryationum genere illustrata, toorin er
bie ^totl^menbigfeit einer terbefferten Sbition bed
1^1. ^ieronQmuS bart^ut. ©ein ^au^twerf ift eben
biefe neue Ausgabe, meldte p ^ßoris in ben Salden
1693—1706 in 5 goliobänben erfd^ien (f. b. 3lrt.
^ieron^muS). 2)ie SSerfaffer be§ Journal des
Sayans urtl^eilen barüber alfo: ,,2)ie geleierte äßett
l^at gen)iß bem Sifer beS P. SRortionaQ unb feiner
Siebe }ur Slrbeit t)iel 5U bauten. 3)amit bie SBerfe
be§ ]§I. ^ierontimuS mit gutem Srfolg an'S Sid^t
gebrad^t mürben, mn^tt ber Herausgeber biefem
großen ^eiligen einigermaßen gleid^n; er mußte
fo gefd^idCt fein, mie P. 3Kartiana^, in ber l^i-
ligen ©d^ft, in ben geiftUd^en unb meltlid^en
älltertl^ämem unb in ben brei ©))rad^en, toAi^t
)ieronQmu3 inne l^atte.'' 3n bem eben berül^rten
[oumal befinben fid^ aud^ mel^rere geleierte 99rief e
terfd^iebenen ^^nl^altd Don SRartiana^, auf bie
l^ier nid^t nöl^er eingegangen merben fann; ba«
gegen i{t angufül^en: Yulgata antiqua latina
et itala yersio Eyangelii secundum Mat-
thaeum, e yetustissimis eruta monumentis,
illustrata prolegomenis ac notis, nuncque
primum edita studio et labore D. J. Martia-
nay, Par. 1695. ÜRartiana^ fprid^t in ben $ro«
legomenen Don ben 9lamen ber altlateinif d^enll^er'
fe^ung, il^renSerfaffem, berSnl^altSanjeige, meldte
bie Sitten su Anfang eines feben 93u^ed ber l^ei»
ligen ©d^rift festen, unb ben SSortl^ctten, meldte
aus berfetten gejogen merben fönnen. 3n ben gmei
©d^nften Traite möthodique, ou maniere d'ex-
pliquer TEcriture par le secours de trois syn-
taxes, la propre, la figuree et rharmonique,
Paris 1704, unb Methode sacree pour ap-
prendre k expliqner TEcriture Sainte par
i'Ecriture möme, contenant une infinite de
concordances nouyelles etc., Paris 1716, dl
^artianaQ eine ^rt biblifd^er £iermeneutü. 81
Mtm l^abe man fid^ in ber Ssegefe )u l^oUi
an bie ^ird^euDöter unb bie Soncilten, nid^t ab
an bie ®runbfö|e ber Derblenbeten 3uben unb b*
ftoI}en ^roteftanten^ bann cm ben Stteral« ok
bud^ftäblid^en ©inn; erft menn biefer nic^ befri
bige, bürf e ^um uneigentlid^en ober mttQpfym\df(
gegriffen »erben. SJn ber „britten ©^ntoj'' jM
er Stegein auf, nad^ meldten bie fd^einbaren W3\bt
fprüd^e amif d^en bem Sllten unb bem Jlttun 3:cßi
mente gel^oben toerben muffen; am beften erfUI
fld^ bie l^aiige ©d^rift burd^ fid^ fetter, bur
^arattelfteHen ac. 3n ben je^n ȟd^ent La t
de Saint Jeröme, Pr§tre, Solitaire et Doetei
de l'Eglise, tiree particuliärement de «
ecrits, Paris 1706, befprid^t er bie ®eburt, S
giel^ung unb Saufe beS ]^l ^ieron^muS, feil
©tubien unb bie ©treitig!eiten, toeld^e er mitSfnf
unb bem 1^1. äluguftin gel^abt 2)ie UebereinfHi
mung ber italifd^ Ueberfi|ung beS SRottl^
SDangeliumS, bie nad^ ben beiben ^onbfd^rifti
ber Kongregation Don ©t. aRauruS abgebnn
morben, mit berjenigen, bereu ftd^ bie fßökc b
Dier erften äal^rl^unberte ber JKrd^e bebientl^
mirb in ben Remarques sur la Version italiqi
de rEyangüe de saint Matthieu, qu'on a d(
couyerte dans de forts anciens manuscräi
Paris 1695, nad^emiefen. @nbHd^ ti^etlte eri
ber Harmonie analytique de plusieurs sm
Caches, et rapports inconnus de l'ancien e
du nouyeau Testament, ayec une explicatioi
litt^rale de quelques psaumes et le plan d'im
nouyelle edition de la Bible latine, Paris 1708
baS Slefultat feiner gforfd^ungen über bie Wi
mit; ber $Ian aber, eine %vt Don ^ol^giotti
]^erauS)ugeben, fam nid^t mel^r jur 9luSfä]|niig
(93gl. Xaffin, ©elel^rtengefd^. ber Songr. Don 3
aRour I, granff. u. ßeipa. 1 772, 596 ff.) [grii:
SBatfiiiL— V.,$äpfte. aKartinL,betjl
(649—655), frfil^er 3lj)ocriflar in gonftantiuöjitl
nmrbe am 5. äuli 649 afö römifd^er ^riefler fm
9lad^foIger beS $ot)fteS Sl^eobor L gemol^lt, bn}
3eit na(|bem jfaifer SonftanS ü. ben unglüdETi^
X^puS erlaffen l^atte. (Sr D)ar ein SRann, od
gejeid^net burd^ Sugenb unb SBiffenf d^ft, Don be
äJorf el^ung }um SOtart^rer für ben 2)Qot]^eIettlQm
beftimmt. Qnx SBertl^eibigung beSfetten gegen bl
Don 99Q3ana auSgel^enbe IBegünftigung beS 3Rm
tl^eletiSmuS berief ÜRartin balb nad^ ^er Vfm
befteigung eine große ©Quobe in ben Sateron (O
tober 649). 9luf berfetten erfd^ienen 105 SBifd^f
in ben fünf ©i^ungen (5., 8., 17., 19. u. 31. Od
nmrbe tu eingel^enber SBeife auf ®runb ber SSöte
lel^re bie ^toeil^eit Don Sefu äBiUen bärget)^, b
entgegenftel^enbe Shrrtl^um bagegen Denoorfen. in
d^alcebonenfifd^e ©^mbolum mürbe mit einem bi
39}onot]^eIetiSmuS ftricte Dermerfenben 3iif<4 ^
berl^olt, unb in 20 SanoneS mürbe bie gan^e d^
ftologifd^e Qfrage in pröcifefler ^otm entmide
Mt entgegenftel^enben Srrtl^fimer nebft (St^
917
maxtin IL
918
inib3:9|m§ttmrbent)ertDOTfen. 93om$apftunbt)on
bai9ii(^5fen unttrfd^eben, iDurben bie Steten an
Mt grfammte Cl^fteTt^eit t)erfcmbt; ^ncjlidi) mürbe
m &näl eine Snc^flica an bie gan^e Hixä^,
onSIemS unb Seien, erlaffen, n^orin Me auf 3
SinbrinsHd^jte ennal^nt nmrben, ber altd^rifiüd^
iäftt ha Söter treu }u bleiben unb ben neuen
Jn^mn beS ^Ronotl^eletidmuS 5u üermerfen. Sin
mM S^teiben erliefen ^ap\t unb @^nobe an
tatfer SonftonS ü., föorin biefer Don ben 93e»
j^läffen bed Sateranconcild in Jlenntni^ gefegt unb
BB Serbammung ber Snlel^re erf u(i^t mürbe. 3}lit
axli^ mtermüblid^ 6if er SRartin für @r]^Itung
bei ort^obosen ©loubenS unb ^nnal^me ber Sa*
teranbefc^luffe t^g mar, ergibt fxi) au§ ben sal^I'
iraj^ 64^6en^ bie er nad^ allen ©egenben au§*
JwMt: WS gronfenlonb mic nad^ Äleinapen,
n4 Sfrüa mie naci^ 3:i^racien unb Serien, überaQ
rinbiingti^ iura treuen Sefll^alten am ortl^obo^en
Slonben mal^nenb. Sie Sage l^arter Prüfung,
Me ber $a)ifi t)orau§gef(i^aut, famen nur ju balb.
Sö^b nod^ bieSateranfqnobe Derfammelt mar^
iotte ba Siord^ OI^ntt)iu§ t)om ftoifer ben Kuf »
ta% erl^alten. ben $apfi burci^ Jllugl^eit ober ®e«
Mit snfd^Hci^ gu maji^en. tiefer äßeifung f ol«
e, Mfud^te Olt^iuS, }unöd^ft in ber römi»
ftird^ Spaltungen l^erDor^urufen; ba bie|
tj^t gdong, gab er feinem Sd^mertträger f8t^t%
icii$(qrfl, tDä^renb er il^m in S. Maria ad prae-
Kpe bie Communum reici^en mürbe^ }u ermorben.
nbin ber Sd^merttröger fonnte burd^ ein Sßunber
bnlßopfl toeber bei ber Sommunion nod^ beim
SiidienStnl fe^ unb fo ben SRorbbefe]^! nid^t
oäfS^ten. Srf d^dft l^erüber, Derjöl^te ftd^ Ol^m»
^ mit bem $a))fl, entbedtte il^m feinen %uf«
tng mib )og bann mit feinem §eere nad^ @icilien
9(gm bie @aracenen, mo er mit einem großen
^ok feiner Solbaten infolge einer au^gebro^e«
Kl €end^ ben Xob fanb. ©d^merere 3^iten
tem fnr Startin unter bem folgenben Sj^ard^en
S(obor SoOiopa, ber am 15. 3uni 653 in 9lom
nt bem laiferlid^ 9ef el^I eintraf, ben $ap[t ge*
Ken nod^ Sonftantinopel gu fd^affen. ^Roxtin,
kr fnml t>ot bem 9Uar ber Sateranbafilifa lag,
fenbe in ber 9{ad^ oom 17. auf ben 18. 3uni Don
Daoaffneten überfallen, unter bem SSormanb, er
tde fU^ irregolariter et sine lege bad !ßa))[t'
tai angemaßt, gefangen genommen unb auf ein
6^ gebrod^t. 9lur fed^ ©iener burften il^n
iqläen. 9tad^ brei SRonaten gelangte man gur
WKap)9, unb l^ier mürbe ber $a))ft ein Dofied
9t^ bni^ unter Dielfad^en ßntbel^rungen fefi»
Wtm (fo nod^ bem bei Mansi X, 853 angege«
IfUttXeste: In insulaNaxia annum fecimns;
Meiil^ tft rid^ger gu lefen : moram fecimus,
f^ ba( für bie S^mge Steife Don 9lom nad^ 6on*
PtoHnot)e( brei 9Konate gu red^nen mären). %m
17. September 654 (653) langte man in Son»
Ibntmopel an, unb l^ier begann eine 3^it lang»
lottrigen 9tar^num§ für i^n. 3unäd^ft mürbe ber
9<#r in feinem 93ette auf bem ©c^iffe liegenb.
einen gongen Sag bem Spotte unb ^ol^ne beS
^öbelS preisgegeben ; bann mürbe er in ein ®e«
f öngnil getragen, mo er 93 Sage unter l^artcn 6nt»
bel^rungcn fd^mad^tete. gnblid^ mürbe er Dor ein
nid^tSmürbigeS (Serid^t gefteüt, um ongebHd^ megen
^od^Denat^ls progefprt gu merbcn. Unter fd^mäl^»
Itd^en Verunglimpfungen mürbe er Derurtl^eilt, „in
©tüdte gel^auen gumerben", berbifd^öflid^enftlei-
ber beraubt unb mit ftetten beloben unter SJoron-
trogung be§ ©djjmerteS gum Oratorium gef d^lcppt.
§ier mürbe er eine ©tunbe gemeinfam mit ÜRör«
bem eingefperrt unb bann unter rollen ©emolt«
tl^oten in einen onbemflerfer Derbrod^t, mo er unter
unfäglid^en gntbel^rungen unb Dualen mid)erum
85 Soge gu Derbringen l^otte. 3lm 26. TOorg 655
(654) mürbe er enblid^ l^eimlid^ nod^ gl^^rfon
in bie SSerbonnung gebrod^t. 6r ftorb bort am
16. September 655; feine Scid^e mürbe in ber
Dor ber ©tobt gelegenen ftird^ ber feligften 3ung«
fron beigefejt. 3n gmei ©riefen, bie er Don 6§er«
fon ou§ furg Dor feinem Sobe fd^rieb, fd^ilbert
er in ergreifenber SBeife bie entfe^lid^e Soge, in
ber er fid^ befonb, unb bie troplofe SSerloffen«
§eit Don ollen feinen Qfreunben, felbfi Don ben
Sömem. ®ie gricd^if(|e ftird^e Dcrcl^rt il^n otö
SBefenner om 11. 3lpril, bie loteinifd^e olS SWor«
t^irer am 12. 9JoDember. (§auptquelle für bie lejte
3eit beS SebenS Don 653 on ift neben SWortinS
©riefen bie Don einem Serel^rcr be§ ^pfteS ge«
f d^ebene Commemoratio eorum, quae saeviter
et sine Dei respectu acta sunt ... in sanctum
et apostolicum novum revera confessorem et
martyrem Martinum papam, bei Mansi, ColL
conc. X, 853 ; Hardouin HI, 678 ; ©riefe beS
^opfteS Mansi X, 790. 1170; Duchesne, Le
Liber Pontif., Paris 1886, 1, 336; Jaffe, Re-
gesta, ed. alt., Lips. 1885, 230; Migne, PP.
lat. LXXXVII ; §efele, gonc.«®efd^., 2. «ufl.,
m, 212 ff.; a«id^ael in ber SnnSbr. 3eitfd^r. f.
fot^ol. Sl^eolog. XVI, 1892, 374 ff.)
3118 aWortin n. unb HI. merben feit bem
13. So^^rl^unbert gemöl^nlid^ bie ^fie 5IRori-
nu§ I. unb IL eingefefet, bo aWortin H. (1281
bi§ 1285) in ber Keilte ber ^fle ouffollcnber«
meife unb ol^ne jeglid^en ®mnb ol§ 9Kartin IV.
gegöl^lt mirb. aRorinuS I. (SmortinU., 882 bis
884) mirb Don einem alten römifd^en ^opftfotolog
als ©ol^n eines ^riefterS $alumbuS begeid^net
(oriundus Gallesio oppido). 6r mar frill^er
Siocon ber römifd^en jfird^e unb mürbe nod^ bem
gemoltfamen Sobe 3o]^anne8' VIII. Dom römi»
f d^en SSolf unb ßleruS einftimmig ouf $ctri ©tul^l
erl^oben (S)ecembcr 882), obmo|l er bomolS be»
reitS ©ifd^of Don ßäre mar. 6S mor biefe ber crfte
berortige ^aU in ber römifd^en ftird^e unb mod^te
feine ßrflörung finben in ber bomolS übcrouS
f d^mierigen 3citlagc bei 9luf löfung bcS ff orolinger«
reid^cS. gfür bie grofee 3:üd^tigfcit beS ©emol^lten
fprid^t lout genug ber Umftonb, bofe i^n Dorl^er
bie ^äpftc DHcolouS I., ^obrion H. unb Sol^on»
neS VIII. miebcrl^olt olS Segotcn gu ben fd^mie«
919
m axt in III.- V.
920
tigcn SSer^anblungcn über bcn Patriarchen $^o»
tiu§ naä) donftantinopel ge^anbi l^atten. ^I§ fiegat
tt)o]^nte er ber ad^ten aßöcineiTicn ©Qtiobe 869 on;
na^bem $^otiu8 auf feiner 9lj[tcrji)nobe 879 bic
neu angefommenen ))ö))ftn(i^€n fiegaten fd^möl^Iici^
ntigbraucl^t unb l^intergangen l^atte, mar e§ n)ie».
berum ÜRarinuS, ber Dom ^apft gur Drbnung ber
fd^nrierigcnßage nad^ ßonftantinopelgefanbt würbe.
§ier jeigte er aud^ fo öiel SKutl^ unb Energie gegen
ben intriganten ^atriard^en, ba| ber jfaifer il^n
einen SRonat long gefangen l^ielt, ol^ne aber feine
©tanbl^aftigfeit bred^en 5U fönnen. 6S ift bal^er
iDdffi Derftönblid^^ ba| gerabe biefer Sßann in fo
fd^ttierigcr 3cit auf ^etri ©tul^I erlauben tourbe.
©0 energifd^ er übrigens ben iUlad^jinationen eineS
^l^otiud entgegentrat fo Derfö^nlid^ geigte er fid^
anbererfeitS. S)ie Qfulbaer 5lnnaten berid^ten, ba|
er gu JJonantuIo mit flaifer Äarl IIL frieblic|
Derl^anbelte; ebenfo unterl^ielt er mit jfönig ^Ifreb
Don Snglanb freunbfd^aftlid^e Säegiel^ungen unb
fanbte i^m ein ©tüd Dom l^eiligen jtreug; ben
Don 3o]§anne8 VIII. l^art Derfolgten 93ifd^of gor»
mofu§ rel^abilitirte er toieber DoHftänbig. ßeiber
war fein $Pontificat nur ein furjeS; 5Dlarinu§ ftarb
fd&on im «pril ober 3Mai 884. (Sgl. Jaffö, Eeg.
1, 425 ; Watterich, Vit. PP. 1, 29. 649; Mansi
XVn, 561 sq.; Hardouin VI, 1, 363; Baron.-
Mansi ad a. 882, n. 12 ; ©ümmler, Oftfränf.
®efci^. U, 216.)
aWarinuS U. (üKartin HL), Don ©eburt ein
9l5mer, göl^Ite, na^ ben toenigen auS feinem ^on»
tificate Dorl^anbenen ^cten gu fd^Iie^en, p ben
tüd^tigften $ä})ften be§ Derrufenen 10. So^rl^un«
bert§. ©ein ^ontificat (Dctober 942 bis 2lt)ril
946) pel in bie unglütflid^e S^xt, in toeld^er bie
italienifd^en 3lbeI§factionen, fpecieH 9llberid^ n.,
ber ©obn ber berüd^tigten SKaroria, il^re ©etoalt«
l^errf^aft ausübten. (Sgl. Jaffe I, 458; Watte-
rich I, 34. 671.)
aKartin IV. (1281 — 1285), Don ©eburt
gfrangofe, l^ie^ juDor ©imon unb ftammte auS
einer nid^t unangefel^enen t^^ntilie p Srie in ber
ffiiöcefe ©enS. Cr wor ^ricfter ju SRouen, fpäter
@^anonicuS gu ©t. 9Rartin in SourS ; als f old^er
würbe er Don Urban IV. 1261 jum Earbinal«
))nefter Dom ^itel S. Caeciliae ernannt unb bann
Don ben köpften Dielfad^ mit Segationen m^
Sfranfteid^ betraut, ©o f^attt er unter ^Inberem
im 3. 1264 ftarl Don 3lniou bie Ärone Don ©i-
cilien anzutragen unb bie Serl^anblungen mit il^m
5U führen, ^uf jal^Ireid^en ^roDinjialftinoben
granfreid^S war er als päp\üxd)tx Segat für Re-
form beS ßleruS tl^ätig. 51IS ßarbinal ©imon,
ber ni(i^t bIo6 nad& feiner ©eburt unb biSl^erigen
3:t)ötig!eit, fonbem aud^ na^ ©efmnung unb 9iei»
gung bur^auS Qfrangofe war, am 22. gebruar
1281 JU Siterbo jum $apfte gewöl^U würbe, war
biefeS ein entfd^iebener ©ieg ber franjöftf d^cn ^ar»
tei im SarbinalScoüegium unb fid)er burd^ ben
:perfönlid^ anwefenben ffarl Don Slniou mit Sift
unb ©ewalt burd^gefe^t. ©imon, ber nun ben
ÜJamen SWartin IV. annal^m, jeigte fid^ au^ öoi-
l^enfd^enb als ^ftanjofe (Martinus, qui ob amo-
rem suae gentis turbavit ecclesiam Dei totam,
Yolens totum mundum modo Gallicormn re-
gere, fagt Don il^m bie Notitia saeculi in ba
®en!fd^r. ber SBiencr 9Hab. 11, 108) unb oIS c^
gebener Sfreunb beS l^interliftigen JfarlDonSnimi,
beff en Sntereffe er ntd^t feiten bem ber JKrd^e Dorap^
fteOte. ©0 ernannte er Raxl alSbalb jum @e»»
tor Don 9iom, unb als im folgenben Saläre Jik
ficilianifd^c SSeSper" ber franjöftfd^en ©errf^ofi
auf ©tcilicn ein 6nbe mad^te, ftellte ber $opp
aQe feine weltlid^e unb geiftlid^e 9J2ad^t in bn
^ienft beS ^aufeS ^njou, um il^m baS \äfim
@Uanb JU retten, ©egen ^önig $eter Don ^nt*
gonien, ber als ©emal^I einer gnfettn beS ©taufed
grtebrid^ 11. Slnfprud^ auf ©iciUen erl^ob, lief
ber $a))ft einen allgemeinen Iheujjug pxöA^
unb aOentl^atben einen Jhrd^enjej^ent ju biejeoi
3wed(e einforbem. 3)iefe Semü^ungen wom
freilid^ DergebenS ; ©icüien blieb für ftarl w
ioren^ bagegen würbe baS Slnfel^en unb ber (fm
fiul beS ^apftt^umS unb ber ffird^e unndtl^
auf^S ©piel gefegt, ^ud^ in ber gried^ifd^en %i^
gelegenl^eit war eS wieberum in erfter Sinie (fe
föUigfeit unb SUtdtfid^t auf ffarl, waS ben $a)|
JU einem unnötl^ig unb übermäßig fd^roffen !bf*
treten gegen bie ©ried^en Deranla^te uiü) fo bä
93ruc^ ber ju Sqon gef d^Ioffenen Union, wenn aa^
nid^t birect Derfd^ulbete, bod^ befd^Ieunigte. SRoi»
tin ftarb ju ^erugia am 28. aRätj 1285. (SSjf
Vita Martini a Bemard. Guid. bei Muratoi^
SS. rer. ital. ÜI, 608; Potthast, Reg. PP.D,
1756 sqq.; Baynald ad a. 1281, n. 3, ad 1285,
n. 13; E. Ohoullier, Becherches sur la?ie
du Pape Martin IV, in ber Bevue de Cham-
pagne IV, 1878, 15—30; Hist. litter. dela
France XIX, 388—391.)
3Martin V. (1417-1431), alSKarbinalOtto
ß^olonna genannt, war 1368 ju Stom auS einet
ber öUeften unb angefel^enften ^belSfamilien ber
©tabt geboren, ©eine ©tubien mad^te er ju $c
rugia unb würbe unter Urban VI. !ßrotonotac an
ber Kurie. 3nnocenj VII. ernannte il^n jumSoi«
binalbiacon mit bem %iitl S. Georgii ad yeLtm
aureum. 3m 3. 1410 würbe er mit ber tbtte»
fud^ung ber 9][))penation Don §uS betrefft Set
nid^tung ber wiclifitifd^en 93üd^er unb beS $rebigl
DerbotS betraut unb fprad^ fid^ ganj entfd^teba
gegen ^uS auS. S)ie l^erDorragenben &igenfd^afiei
biefeS tarbinals, 3RäBig!eU, Sinfod^l^eü, StztaA
niffe Dor ^Hem beS canonif d^en Sted^tS, ©ittenrciii
l^eit unb t$freunblid^!eit, liefen in tl^m ben 9tair
erfennen, ber fö!^ig wäre^ bie JKrd^e nad^ eini
fturmbewegten, f^redßid^en 3^it in rul^tgere Salj
neu l^inüberjuleiten, unb fo würbe er ju ftonfkii
am 11. 92oDember 1417 einftimmig jum ^ßaff
gewöl^It. (Sx nannte ftd^ SJtartin ju Sl^ren tk
l:ageS]^eiIigen. (92ö]^ereS über beffen Sßol^I tin
3:!)ätigrcit ju Äonftanj f. b. 9trt. ftonftanj, &mc
vn, 998.) 9k^bem baS (Jone« om 22. apr
9)lartin, ber ^I.
922
fd^Ioffm tootbcn, trat ber ^apft aöc 6in»
t, in S)eiitfd^Ianb ober granfreid^ feinen
|uf4Iagm, Qu^er ^d^t lafjenb, am 16. 9Rai
t^ bie 9tä(Irei{e nai) Italien an. 9tom
Dl jtDot nod^ Derfd^Ioffen, unb er mugte
)i| )unad^ft in 9Rantua, bann in S^oreng
)en; aUein burd^ gütlid^e S3er|^anblungen
aitna Don 3ltQpt\ unb bem fül^nen 6^on*
Oracrio bon 9J{ontone brad^te 3Jtartin ed
fin, baf| er am 28. September 1420 fei«
Ixäftn Sinjug in 9lom l^alten tonnte, f^rei"
) er bie emige @tabt in einem beflagenS«
Suftonbe; bie traurigen Seiten beS gjilS
Sd^iSmad l^atten fte faft gur 9iuine mer»
nu §ier mieber georbncte Supönbe ju
erforbertefaflübermenfd^Iid^effröfte; aDein
Dcrfianb e§, burd^ @parfam!eit, jllugl^eit
!be, gepaart mit Snergte^ in allen 3^^9(n
leueö Seben erblül^en 5u laffen. ^ni^ er*
m il^m glüdflid^e Umftänbe, oorMem ber
mäd^tigen 93raccio (1424), ben faft Der»
i^ird^en{toat aHmöIig mieber l^ergujlellen,
r mit DoKem SRed^t ein StefkurationSpapft
toerben fann. t^reilid^ fonnte i^m l^terbei
I groge @orge umSereid^erung ber nöd^ften
mbten gum iBormurf gemad^t n^erben ; aQein
jenb einmal, mag bei SKartin V. ber 5Re«
S in ben 3^tt)erl^öltnif[en feine Sntfd^ul«
finben. inmitten eines unsuDerlöjfigen,
nb ^abfüd^tigen SlbelS, einer unrul^igen,
Smp5rungen geneigten SeoöÜerung^ h)ie
(dttl^gen unb röuberifd^en Sonbottieri,
$apf} faft notl^menbig auf feine SSer-
: old bie aQein juDerlöffigen ^^eunbe unb
ngettriefen. äBeniger entfd^ulbbar bagegen
S fein, ia% ber $apft bie allgemein für
big erad^tete SReform ber ftird^e nid^t euer«
b tl^ottröftig genug in bie ^anb nal^m,
ie äbemmHenbe (Söl^rung, n)ie fte ftd^ tl^eil»
celtS }u ftonftanj gegeigt toieber in legi«
^nen JU lenfen. ®er SBeg freilid^, ber
^e}eid9net morben, allgemeine Soncilien,
lem ^ßopf! nad^ ben Srfal^rungen }u $ifa
[fiaiig nid^t unbebenflid^ erfd^einen, unb e§
fyc giloub^aft, mxm 3o]^ann Don 9lagufa
iritn V. fd^reibt, in immensum nomen
abhorrebat. 3^^^ (^tte er bem Roxi'
Decnt Frequens gemö| fd^on $aDia al§
tihiftigen allgemeinen SoncilS begeid^net;
obe tmirbe aud^ am 23. ^ril 1423 er«
ib mtr toegen ber $eft im 3uni nad^ @iena
bo aber bei ber befannten @efinnung
fied eine regere Sl^eilnal^me unb eine ir*
erfprie^lid^e Sl^ätigfeit nid^t }u em)arten
) unnbe fie fd^on am 26. gfebruar 1424
mfgdöSt. 9ud^ gur SRealiftrung ber für
fbi§fi4t gefteüten Sanier @t)nobe mugte
faß getDoltforn genötl^igt n)erben. 6r be«
Ro4 ben reformeifrigen 6!arbinal Sefarini
iflbattcn ber @Qnobe, ftarb aber fd^on am
vor 1431 an einem @d^Iagf[u^ unb n^arb
im ßatcran begraben. Ueber feine Sl^ötigfeit gegen
bie ^ufttcn Dgl. b. 9lrt. ^ufttenfriege VI, 476.
(Sgl. Muratori, Script, rer. ital. III, 2, 857
ad 868; bieten unb »uHen bei Mansi XXVIH;
Raynald ad a. 1417 sqq.; Piatina, Vita Mar-
tini V., Venet. 1479; Vit. Mart. V. auctore
Jordano, ed. Papebroch., Conatus chronico-
historicus etc., Antverp. 1742, II, 61; Con-
telorins, Martini V. vita ex legit. docum. col-
lecta, Rom. 1641 ; S. «Paftor, ®efd&. ber ppfte
feit bem Ausgange beS aWittelalterS, fjfreib. 1886,
1, 163—214.) [ftnöpfter.]
^dtfiit, ber f^l, SRetropoIit Don 93raga
(f. b. fflrt.) unb ffird^enfd^riftftetter im 6. Sal^r-
l^unbert, ftammtc auS ^annonien. 3n ^läftina
nal^m er ba§ SKönd^Sfleib ; feine §aupttt)irffam«
feit jebod^ entfaltete er in ©aHäcien im 9lorbtt)eften
Spaniens. Qu ®umio, in ber Stalle SBraga%
be§ ffönigSft^eS ber @ueDen, ftanb er als 9lbt
einem fflofter Dor; 561, auf ber erften ©tinobe
Don 93raga, erfd^cint er alS Sifd^of Don SDumio
(bal^r bie Säegeid^nung MartinusDumiensis);
572, auf ber gtoeiten Si^nobe Don Sraga, tritt er
als iKetropoIit ber ^auptftabt auf (bal^er Marti-
nas Bracarensis). @eine eigentli^e fiebenSauf«
gäbe bilbete bie Sutüdtfül^rung ber ©ueoen Dom
9(riani8muS in ben ©d^o^ ber ftird^e. ©ein Sob
erfolgte 580. (Jläl^ereS in ber weiter unten anju«
fül^renben Slbl^anblung ßafpari'S.) SluSgegeid^net
burd^ ^eUigfeit beS fiebenSn^anbelS, l^at SRartin
nad^ bem 3^9tiiffc ©regorS Don SourS (Hist.
Franc. 5, 37, in Mon. Germ. hist. Script, rer.
Merov. 1, 229) aud^ an ©elel^rfamfeit feinem fei»
ner 3eitgenoffen nad^geftanben. ®ie meiften feiner
©d^riften belegen fi(| auf bem ©ebiete ber SKoral
unb ascefe. ®ie befanntefte berfelben ift bie For-
mula yitae honestae, h)ie ber SSerfaffer fie ge«
nannt l^at, ober bie ©d^rift De differentiis qua-
tuor virtutum, tt)ie pe bei 3ftbor Don ©eDifla
(De vir. iU. c. 35, bei Migne, PP. lat. LXXXni,
1100) l^ci^t. ©ie toirb eingeleitet burd^ eine ®e«
bication an ben ©ueDenfönig SWiro (570—583),
ttjcld^er SWartin toieberl^olt auf gef orbert l^atte, il^m
{)in unb mieber briefli^ ein 2Bort beS XrofteS ober
ber grmal^nung gufommen gu laffen, unb gibt als«
bann eine gebröngte S)arfteIIung beS natürlid^en
©ittengefe^eS unter bem ®efld^tSpun!te ber Dier
platonifdden Sarbinaltugenben (prudentia, ma-
gnanimitas s. fortitndo, continentia s. tem-
perantia, justitia). SMefe gange S)arftenung
bürfte aus einer Derloren gegangenen ©d^rift ©e«
neca'S gegogcn fein. 6in gmeiteS ©d^riftd^en SDlar«
tinS, De ira betitelt, ift nad^ttJciSlid^ ein Sjccrpt
aus ©eneca'S brei ©üd^em De ira. ®ie brei
Sractate Pro repellenda jactantia. De super-
bia, Exhortatio humilitatis l^ingegen, meldte gu«
fammen ein ®angeS bilben unb n)o|l aud^ an j^önig
ajliro gerid^tet ftnb, enttt)idteln3forberungenbeSpo«
fitiD«d^riftlid^en ©ittengefeJeS. S3on großem culhir«
gefd^id^tlid^en Sntereffe ift bie !prebigt De cor-
rectione rusticorum gegen bie unter ben 93auem
923
Martin t)on Sod^em.
l^crrjd^cnbcn l^ibnifd^cn utib abcrgläubifd^cn 5Dlci«
nungen unb (Sebröud^e. ^u§ Snlog einer SSer»
orbnung ber sweiten ©i^nobe Don 93raga, bie Si=
fii^öfe {oHten auf il^ren IBifitattonSreifen boS SSolf
Don ben errores idolonim abmal^nen^ l^otte $i*
{d^of ^olemiuS Don 3lftorga (?[fturica) aWartin
um eine furge 99ele]^rung de origine idolorum et
Bceleribus ipsorum erfud^i 91I§ 9lnttt)ort über«
fonbte SKortin bie genannte ^rebigt jum ®e»
braud^ für ^olemiud Bei feinen ^rd^euDifttatio*
nen. S)tc ©cntengenfammlungen Aegyptionun
patrum sententiae unb Yerba seniorum finb
Ueberfe^ungen au3 bem @ried^ifd^en, erftere Don
SKortin felbft alS 9lbt be§ iflofterS au ©urnio.
ledere ouf feine Anregung unb mit feiner §ilfe
Don einem SJlönd^e ^fd^aftuS 5u S)umio ange=
fertigt. Sine öl^nlid^e Sammlung Don @))rüd^en
mit ber Sluffd^rift Libellus de moribus unb ber
eine %xiaf^l Don gjcerpten au§ ©eneca^S ©riefen
entl^altenbe Sractat De paapertate finb tooijil al§
unterfd^oben gu bejeid^nen. 3n ber ©efd^id^te ber
OueHen unb ber Siteratur be§ canonifd^en SRed^tS
l^t ÜRartin fid^ eine ©teile geftd^ert burd^ bie fog.
Capitula Martini, eine nad^ 561 Derfa|te ©amm«
lung Don SanoneS meift orientaßfd^er, aber aud^
occibentalifd^er (afrifanifd^er unb fpanifd^er) ©i^n»
oben (f. b. Srt. Capitula Episcoporum). Sn
bem ©d^riftd^ De pascha fud^t SRartin bie
©itte 5u begrünben^ bag Ofterf eft 5n)if d^en XI. Kai.
Apr. al3 SlnfangS» unb XI. Kai. Maj. al§ @nb'
termin an med^felnben Sagen ju feiern, eine ©itte,
tt)eld^e er al§ bie ber majores begeid^net. (S)er
fog. Tractatus S. Athanasii de ratione paschae
bei Migne, PP. gr. XXVin, 1605—1610,
tft nur eine Ueberarbeitung be8 ©d^riftd^end !D7ar«
tind.) 3n ber Epistola de trina mersione, an
einen mal^rfd^einlid^ bem äBeftgotenreid^e ongel^öri'
gen 99if(|of 93onifatiu§ gerid^tet, mirb bie in
©panien im @egenfa^e gum 9lriani§mu§ üblid^
geworbene ©))enbung ber Saufe sub una mer-
Bione als fabeHionifd^ beföntpft. Snblid^ finb nod^
brei Heine ©cbid^te ober SJnfd^riften in metrifd^cr
t$form Don SOtortind ^anb auf unS gelommen. Sin
Volumen epistolarum, beffen SJtbor (a. a. D.)
gebenft, fd^eint Derloren gegangen ju fein. Sine
@efammtau§gabe ber äBerfe 9Rartin§ ift nod^ nid^t
erf^ienen. ©attanbi ^ibl. vet. Patrum XII)
gibt f olgenbe ©d^riften : Form. vit. hon., Lib.
de mor., Pro repell, jact., De süperb., Exhort.
humil., De ira, De pascha unb bie 93erfe. 99'Ugne
(PP. lat. LXXn) l^at bie Se^te bei ©aflanbi ab-
bruden laffen; bogu fommen an anberer ©teQe
Verba sen. (LXXm, 1025—1062), Aegypt.
patr. sent. (LXXIV, 381—394), Capit.Mart.
(LXXXIV, 574—586; CXXX, 575—588);
bagegen feilten De correct. rust., Ep. de trina
mers., De paupert. SDic 9lu§gaben ber einjelnen
©d^riften Derjeid^net mit befannter ©orgfalt unb
Umfid^t S. $. 6af|»ari, SWartin Don »racara'S
©d^ift De correctione rusticorum, jum erften
SKale Doflftänbig unb in Dcrbeffertem Sejt l^erauS»
gegeben, mit 9lnmer!ungen begleitet unb i
llbl^anblung über biefelbe, fomie über l
fieben unb übrige ©d^riften eingeleitet, (E|
1883. am l^äufigftcn ift bie Form, viil
brudCt morben; eine trefflid^e ©onberauSgot
91. SBeibner, SKagbeburger Programm 18'
SluSgabe ber SQSerfe ©eneca^§ Don gr. ^cä
m 1852—1853) entl^ält in einem %^
458 — 475) De paup., Lib. de mor. Uttl
vit. hon. 3« Form. vit. hon. unb Lib. t
Dgl. bie aWittbeilungen 93. §aureau'8 in 1
tices et extraits des manuscrits de la
thäque Nationale XXXUI, 1, Par. 181
k 215 et 227—233. Sie brei ©ebi^te o
fd^riften finben fid^ oud^ in 91. ^eiperS \
ber SBerle be§ 93ifd^of§ 9lDitu§, Mon. Ger
Auct. antiqq. Vt 2, 194—196. QBarbej
9KatfiiiDonSod^em, 0. Gap., be
aScetifd^er iBoasfd^riftfteQer, mürbe ^u So
ber iKofel im ßraftifte Srier um 1630 j
Sr trat in ben jfapujinerorben unb vm
gum fiector ber Sl^eologie ematmt. W^
Saläre 1666 infolge ber am Sll^ein müb
3JtofeI mütl^enben $eft bie ©d^ule oufgeli
ben mu|te, fud^te ÜJlartin burd^ ©d^reib(
lid^er Sudler bie S^re ®otte8 unb boS \
©eelen ju förbem. 3n ber rid^tigcn 6rf(
ba| nad^ ber ^Reformation befonberS eine
lid^e unb fa^Iid^e Selel^rung be§ tl^eOd b
©orglofigfeit ber ©eiftlid^teit, tl^eild bu
Umftd^greifen ber Storni untoiffenb unb
gemorbenen S3oI!e§, fomie grmedung neu
unb Segeifterung für bie fatl^oIifd^eSReßgü
tl^ue, arbeitete P. SKartin eine grofee SDla
terrid^tS» unb Srbauung§büd^er au3. 3uer|
einen fiated^i§mu§ l^erauS (1666), meld^
fold^en Sufnal^me ftd^ gu erfreuen l^atte, 1
bamalS berül^mte S3ud^|änbler unb SSerlege
t^friefem gu jf diu i^m eifrig }urebete, baS !
für immer niebergulegen unb ftd^ gau) i
iBerfaffen DoIfStl^ümli^er, religiöfer 93üd^
geben. SDa P. 9Kartin l^ierin feinen 95eruf <
unb bie Oberen beiftimmten, erfd^ien Dot
an au§ feiner Sfeber eine groge SRenge tc
Sudler. Sod^ ber eifrige ^ann befd^ranl
Stl^ötigfeit nid^t l^ierauf allein, fonbem c
rafttod burd^ ^rebigen, ftated^ijtren, ißeu
auf 9ßifftonen unb in ben Derfd^iebenften i
ber rl^einifd^en $roDin). S^om Srgbifd^
jhtrfürften Don äRainj Slnfelm f^frat^ Don
l^eim (1679—1695) mürbe er gur VÜ
Don SKiffxoncn im obem Xf^tüt beS 6rjPi
SJtaiu" unb Xaubergrunbe, fomie }u fol^
grgbif d^of Sol^ann §ugo Don Srier, beffen
©))rengel er beinal^e gan} burd^maid)erte^ 1
^illentl^alben unterrid^tete er ffinber unb Ibtt
in ben SnfangSgrunben beS ©loubenS^ le
unb ba§ SanbDoQ über]^au))t, toie e§ ber 1
SReff e beimol^nen, beid^ten unb bie übrigen 1
©acramente em))fangen folle, untermieS
^falmengefange unb klärte fie neue Sieber
Snaitin Bon 2)uiniD — Snoitin Don fjutba.
K5
«f^ in Ituifyn, €^Ien unb bei SDerfamm'
tagen in btn dän^m. <&i baute trittc im SOjägri'
■nfftitgt )(c|!liitt Atn^ iDtebtr auf , »cibrettetc
Kfunbnli bie inbrünpiße Anbetung be§ ^eiligen
ftbrtfaaanunttS unb bie SScre^rung ber bctlignt
SHttti @ottti. nrid^tett überall Sniberfcda^en
id ßritt imb Iäin)]fte [iegreidd mit bm $iäbi'
onttn, rnm^mli^ menii f\t bie %nbact)t jur aUen
Ittif^ SmisfRiu angriffen. S^abei ging er bar<
fit mb btttfymlpt in größer ^i|e unb Aalte über
EUitunb Stein unb trug oftmdS [eine Sanbalen
in fcinflc €tode auf ber &d(puUer. 3m SonDente
f itinig^ f^t^U P. 3Iiaitin bis abenbä
SlQtMlbai^i^eni,' De% er l^erauägob, ju
aMn; tMttn bie SRetten gcfungen mnren, ging
ff iu4 btm oiei Stunben entfernten grantfurt,
n p4 nrit bcm iBne^^bler ju benelimen, teerte
■ linüi^ Xoge imuA unb befuii^te auf bent
^ nnb ^ennege bie umliegtnben Ott[(^aften,
Bi K^n^tnltbre gu !|altm, iBei(^t ju ^äien unb
froh p tiäflcn. 3iitn aller^eilig;ften @aaa'
KEtt fette er eine fo jorUic^e Inbac^t, ha^ a
Min olS gmonjig ^1)tt ^nburc^ (eine ^eilige
Klu octföunitt, fD Dielen er am Sage nur bei-
■Dhien fDimte. Soenlo grt)% mar feine SlbtSbtung,
Sidt 3»^ long o^ er nid^ ^leifc^ noc^ gifc^,
IB BcirigeS @eniüfe. Seine @utmüt^igteit unb
tiiit mren unerft^fli^ ; gern mar er feber-
■nrnS 3}iener ; Don ben Strafen laS er Steine,
tiocr, Srtftcin anf, bamit fi^ niemanb triebe
1^; in bie ^&ä)t trug er gro^e Steine, ba§
lÄtt idfnem boniber geben tbnne, unb in einem
■inoroentfi^ ftrengen Sffiintnr jog er bie Strümpfe
>« bn %ü%m anb gab fie feinem ®efätirten, dB-
>4 bafeOw tDtit jünger unb ftürtei mar benn er.
3b ^ö^ften Kiter, aie Sinne unb Jhäfte fi^lDou'
In (er »or ber Senior bei ^rotiin}). Deiliefi i^n
fdiEifer nif^t; mit einem ^örrobTe ^Srte er no<^
9apt bis gu feinem 3:cibe, tnel^ei nai$ hir^er
Aad^ int SouDente ju 9Bagf)(hifel bei ESruct)'
fdinlO.Sc|)tembtr 1712 fonftunbni^ig erfolgte.
l^noItiT, Seben unb Slugenben beS P. Snortin
f^igtln fic^ getreu in feinen jal^Irei^m SdCiriften
4 bnq Dci^e er fein fegenSrcidtieS SBirfen me^r
A ein 3a^T^nbert fortf^te unb, tnaS @Iouben.
Sitn mb geifUi^cS Sewn betrifft, ein grofter
fUßfiia bn 91^-, Wain- unb IRofelgegenb
B* eine bn outg^i^tpen Stfi^ ber lat^o-
%iXtGgiim gcDoibcn i^ Seine SQerle ftnb
■Mob feitm!^ bie fi^li^te, treuherzige Spraye,
fc ib^e ffenidiiifl bei menf^Iidien ^eijenS, bie
Knbnlfmibigleit, toelt^ fi^ barin ouSfpridEit,
ÜE&feiibigfcit nnb Unfi^milidifeit ber Slarftellnng
>A itt^ bit Siebe, n»I^e fie ju ben l^mlifi^en
etUt Mh(6 et feine Steutfd^e ffir^en^iftorie
■4 QanmtnS nnb Ko^nolbue (2 0Dliobänbe,
tiSa$m 1693); fein £)au))taugenmeri aber ging
■f Qil^ting tmo Srbaunng beS SSolfeS. %m
ffranten »ibmete er boSBut^ fürÄrnnle (StonN
Jurt 1695), ben ©olbnten fein ©ebetbud) für ©ol-
baten (augSburg 1698). ®ie 3ne|erflärung; übet
Öonig fü^ (ebb. 1698), ift eine ber beften Se^nb'
qonblungen b<§ @egcnftanbe§, in meldier tiefeS
t^eologifc^eg äBiffen mit Dolf@ti)ümli(^er Schreit»
meife fxäj oetbinbet. Sharon reiben fn^ 91nmut^un'
gen wälirenb ber ^eiligen ÜKe^e (31ug9b. 1697);
®ebete unter ber beiligen TOeffe (ebb. 1698) ; ftem
ber Seiligen SDieffe (fföln 1699); Reuige 5Ref[e
für Sfßeltleute (ebb. 1704); ©ebeiburf) für ficüige
Seiten (^§b. 1704); Sü*Iein über ben Iblafe
(SU. 1693); ^ä) ber }etmtägigen ©eifteSübun-
genfflrSflJeltleute(augSb.l705); SBo^lriec^enbet
TOljrrbengartEn (ÄSIn 169S); ©olbener §immel9-
[i^lüffel (grtf. 1695); Stliengatlen (fföln 1699);
@eiftli<^er Sourngorten (ffliainj unb §eibelBerg
1 709) ; Dieue m^ftifiiie ©olbgruben (fföln 1709) ;
Stactat über bie götll. ffiortrefflic&feiten (ÜJiainj
1707). 91m berü^mteften machte i^n fein 8eben
ßÖriPi (grantfurt 1689, Suglburg 1708); ein
ma^teS ätolfeburf) Durbe ntiter [ein StuäerlefeneS
^liftotg-Sutf) (4 SBbe., 5DiI. 1693), eine Samm-
lung bibIifd)CT unb tseltli^er ©ef^ii^ten. 9tIS
üierteS ^puptroer! fmb bie Cegenben ber ^eiligen
(augSb. 1705) ju nennen; an [\e [^liefet ficti als
lefte ©abe baS eiempelbucö (SugSb. 1712). Me
biefe aöerte, xotlä)t ben ^erjensbebürfniffen beS
SSolteS gonj unb ddü entfpraii&en, mürben Dielfad^
aufgelegt unb ungemein Derbreitet. Srfi bie 3^
ber Kuftlämng gofi ifiten Spott über ben „alten
ffapujiner" auS unb ftellte feine Schriften auf eine
2inie mit benüßilbem Con ^öHen-Breugliei; in
Oefteneic^ unb Saljern legte bie StaatScenfuc
^ierbote gegen fie ein (noi) 1842 nurbe eine in
£anb€liut gebrudlteSBetra^tung über bie uier lebten
S>inge für ganj ÜSagem cerboten). 6ift mit bem
! SßiebererUiac^en beS tetigiöfen SebenB in 3)eutfd(|.
ianb begann man 1842 bie bebeutenberen Sc^rif«
ten, fteili($ in einem elmoS mobeniifirten ©emanbe,
in neuen ausgaben ju Detbreiten, US enblic^ feit
etlOQ 20 Sauren bie ölte unDerffllfc^f e gform aufS
5Reue jur ^uägabe gelangte, (SSgl. Hierotheus,
Provincia Rhenana Fratrum Minonim Capn-
cinorum, ed. alt., Heidelb. 1 750, 91 sq. 120 sq.;
Sßaulq, Stobt unb SBurg ßoc^em, 6o^em 1883,
67 f.) mmti-]
'^inüu DonS>umio, f. SOtortinDonSrago.
^BarfiaODn $ulba nennt man ben Sktla^er
rineiS^tonil, tteU^e bie ^opft- unb Äaifergefcpit^le
Don 716 bis 1379 umfaßt. ®er S^reibcr, bejfcn
ülome anbermeitignic^t überliefert ift, lebte amen-
f^cinlic^ im üdinoritentlofttr ju giilba. 31IS Sor-
lagen bientenitim^auptfä^lic^ bie ffir^engefi^i(f|te
beS ©ominicanerS Solomeo Don Succa (f. b. Slrt.)
unb bie fSdififcSe ^eItd)ronit. 58emer(en§mert|
ifl feine jiarftellung gu ©unften beS ff aiferS Sub-
mig be8 ©at)eni gegen 5&apft 3o^anncS XXII.
3)ie ^^zonil, bie nur in einer ^anbft^rift ju ßorli-
rut)e er^Iten i^ finbet fit^ gebru* bei Eccard,
Corpus histor. medii aoTi, Lipsiae 1743, I,
927
SWartin, bcr 1^1., öon ßcon — 5Dlartin oon SourS.
1641 sq. (93gl. ©. §oogctt)cg, S)ic gl^ronif bc§
f og. a»artinu§ Qfulbcnp, in bcn SDäinftcr. 99citr.,
2. §eft, u. fc|)arat ^abcrbom 1883.) [©trcbcr.]
fSatfiit, berl^I., DonSeon, Sanoniferim
3luguftmcr-E]^or]§cmnftifte ©t. Sfibor ba]tVb\i,
gctc§ncte fid^ unter feinen 9JUt6räbcm burd^ ein
Seben ber Sbtöbtung unb i^ti^mmigfeit qu§. Sa
feine Salente il^n gum ©tubium »enig bef äl^igten,
tonnte et feinem 6tf er für ftembeS ©eelenl^eU lange
Seit nidjt folgen, bis nad^ unaMäffigem ©cbcte
il^m burd^ eine grfd^einung be§ fjii. Sfibor über«
natürlid^e aaSiff enfci^aft eingegoffentourbe. ßrftarb,
burd^ äBunber Derbenlici^t, am 11. fSfebmar 1203
unb n)urbe fogleid^, ol^ne ba| man bie Einleitung
eines ^ro^effeS abwartete, als ^eiliger terel^rt
©eine |interlaffenen ©d^riften umfaffen eine SRcil^e
t)on ^rebigten, fon)ie Kommentare }u einigen ber
latl^oUfd^en 99riefe unb }ur ^ocal^pfe. ©ie towc»
ben }ugleid^ mit bem Seben beS ^eiligen, meld^eS
fein 3«itgenoffe ßucaS uon Sut| (f. b. 3lrt.) ge«
fd^rieben |atte, ^umerftenüRall^erauSgegeben Don
a. gSpinofa, 2 S5be., ©eöifia 1782 (abgebrudCt
bei Migne, PP. lat. CCVin et CCIX). (Sgl
Espana sagrada XXXVI, 261 ss.; BolL Febr.
n, 568.) [©trcbcr.]
'^axün bon XourS, ber l^od^berül^mte |ei«
lige 93ifd^of, tt)urbe }mifd^en 316 unb 317 }u @a*
baria in ^nnonien (je^t SJlartinSbcrg, f. b. 9lrt.)
geboren, ©ein SSater toax ein ©olbat, ber fid^ Don
ber unterften ©tufe beS JhiegSbienfteS 5um Sri»
bun em))orgef^n)ungen l^atte. 9lod^ als }arteS
ftinb lam Martin mit feinen SItem nad^ $a))ia
in Stauen unb erl^ielt bafelbft feine Srjie^ung.
Obgleid^ feine SItem l^eibnifd^ maren, fo lie^ er
\\ä) bod^ f d^on in einem Sllter Don u^n Salären
unter bie ^ated^umenen aufnel^men. S)ie| mar bie
©d^ule, in ber er lernte; geleierte ©tubien mad^te
er nid^t. 3)ennod^ geigte er in ber gfolge eine 99e'
rebfamfeit, meld^er eS, abgefel^en Don übematür-
lid^em fiid^te unb ®eifte, an ©d^önl^eit, Steinbeit
unb Srubition nid^t gebrad^. @S entftanb in il^m
bie lebl^afte 99egierbe, fid^ in bie Sinfamfeit )u-
rüdCjujiel^en; aber er mu|te biefeS iBorl^aben auf*
geben unb, erft 15 Saläre alt, in bie römifd^e SRei-
terei eintreten. Stömif ^e ©oß>aten l^atte eS genug
gegeben, meldte für Sl^riftuS möl^renb ber iBerfoI»
gungenjufterben gemußt; biefcn nad^eif emb, lebte
er aud^ als ©olbat für SbnftuS unb trug unter
bem ^an^er ein mitletoSDoHeS ^erj für bie ^rmen.
3cugni^ baDon gibt unter Slnberem baS melt*
berül^mte f^factum, mie er einft einem Dor fföUe
jittemben $albna(lten93ettler, ber il^n an bem Zl^ore
ber ©tabt ^mienS um SImofen angerufen l^atte, bie
§älfte feines 3KantcIS fd^enfte, morauf il^m in ber
folgenben 9tad^t ber ^eilanb erfd^ien, ongetl^an
mit ber öölfte beS SKantcIS, ben er bem Setticr
gegeben |atte, unb p ber il^n umgebenben Sngel*
f d^aar fpred^enb : „SJlartin, nod^ ffated^umen, l^at
mid^ mit biefem ©emanbe befleibet !" Sin ber ©tctte,
wo SKartin biefeS fiiebeSmerf Dofibrad^te, würbe
nad^l^er eine StaptUt gebaut 3m 18. 3a]^r feines
alters cmt)fing er bie laufe. 9JadJ bei
blieb er nod^ smei Saläre im ÄriegSbienfl,
neu ^au))tmann martenb, ber nad^ biefer {
mit il^m jurüdtjujiel^en Derfprod^en l^tte,
l^ielt-fobonn ben DerlangtenSlbfd^ieb. — 3
ÜRartin bie SBaffen abgelegt, }og er fid^, D
pitiuS ©cDeruS erjäl^lt, na^ ^oitierS
^t. §iIariuS aurüdt. «erhält fid^ biefe tob
fo gefd^al^ eS sur 3cit, ba ^ilariuS nod^
mar, maS aber nid^t }um Sonte^t po^
©ulpitiuS weiter erjöl^lt, §ilariuS ^ait
für feine ffird^e bel^alten unb ^um S)iacor
moHen, ÜRartinl^abeaberbasunid^tbemogei
fönncn unb fid^ nur jum ßsorciften m%t:
SBal^rfd^einlid^er möd^te mol^l bie Stnnal^
©ulpitiuS l^abe mel^rere Saläre, bie jmtfdi
3lbf d^ieb 3RartinS Dom ÜRUüörbienfte bis ;
aieife nad^ $oitierS lagen, mit ©tiafd^n>eig
gangen, ©ei bem wie il^m wolle, Sltarti
nal^m fur^ nad^ feiner Orbination ^um S
eine Steife na^ ^annonien, wol^in fein<
jurüdCgefel^rt waren, um biefe, ba fte nod^ t
bentl^um anl^ingen, )ur d^riftlid^en Steligic
feieren. SllS er burd^ bie Sllpen 50g, mad^i
einen Jftäuber, ber fd^on im Segriff ftanb.
tobten, burd^ feine rul^ige 3uDerfid^t auf (k
burd^ bie Semerfung, nid^t für i^n, fon
ben SRöuber fei MeS p befurd^ten, weil e
göttlid^en Sarml^et^tgfeit unwürbig mad^
fold^en SinbrudC, ba^ berfelbe ftd^ bef^rti
einem jflofter ein bußfertiges 2ä>tn füJ^i
^annonien l^atte SRartin }war nid^t bie
feinen Sater befel^ren }u f önnen, aber bef
gelang eS il^m mit feiner SJhttter unb Du
bereu. |^ier, wo ber SlrianiSmuS wie n
Sleid^e tl^ronte, erwarb er ftd^ auä) juerß t
eines 93e!ennerS, inbem er für baS SeCerni
©ottl^eit 3efu (Sl^rifti mit ähttl^en gefd^a
Dertrieben würbe. €r woQte nun, fetni
f))red^en gemö|, nad^ $oitierS }u ^ilariuj
feieren ; aQein auf bie 9lad^rid^t Don bef
bannung ging er nad^ ÜRailanb, unb Don 1
ben arianifd^en Sifd^of Slu^entiuS (f. b. 9
trieben, }og er ftd^ auf bie Derlaffene fiel
©aOinaria bei ©enua }urüd unb fül^rte l^i
3eit mit einem $riefter ein ftrengeS ®
leben. SllS enblid^ ^ilariuS im % 360 bie
ni| erl^ielt, in feine SDiöcefe ^urüdsidel^rei
il^m ÜRartin nad^ Stom entgegen, imb oI
l^ier nid^t mel^r traf, folgte er il^m nad^ \
©0 wie bie Sinfamfeit Don Sugenb an !
SBonne bilbete, f 0 errid^tete er nun, Don|>iIc
einem Ileinen ©tüdSanb befd^enft, jwei <
Don $oitierS baS Jllofter Siguge (Locooii
baS erfte jflofter in @aQien unb eineS bei
im ganzen Slbenblanbe. f)ier war eS aud
einen jf ated^umenen Dom Xobe erwedCte, !
ber Dielen SBunber, bie feinen Kul^m im
Dcribente unb Oriente Dcrbreiteten, unb
uns fein intimftcr gfreunb unb treuer 5
©ulpitiuS ©eDeruS, ber Don einem %S^t\k 1
929
9)lQrtin Don ^our§.
930
{cOpXugenjeu^ie toox, unter ber niieberl^olten SSer*
^am%, nur SBal^red gu tx^öi)kn, berid^tet. Ser*
(elbe bemerlt bobei unter Ruberem, ba^ 9Jlartin
itm öfter gefagt, er l^obe als 93if(i^of feine fo mäd^'
tige Snabe }u 9Ber!en biefer 9lrt in ftd^ gefül^lt,
feie er fie t>or bem ßpifcopat gel^abt l^abe.
9m\ä^ 371 unb 372 ftarb fiiboriuS, ber
iBKÜe Sifc^of t)on Sourd, ber feit 338 93ifd^of
bie|a Stobt gemefen umr. 3unt neuen Sifd^of
n&iftten ftd^ bie Suronenfer niemonb ^nbern
oIlSRortin; ober h)ie ibn qu§ feiner 3^0^ loden,
bie er fo ungern t)erlie|? Sin Bürger t)on 3:our3
ioti^ ^u feiner mit bem £obe ringenben ^xan;
bo(i taum ijattt SRortin ben SfuB über bie St^meHe
bei ff(ofter§ gefegt, als bie im ^interl^alt t>txbox'
tarn Sd^aren t)on bürgern au8 SourS \xä) fei-
ler $erfon bemöd^tigten unb il^n nad^ SourS
Mten. Sfö SBif d^of bel^ielt a^artin feine ftrenge,
ome unb bemütl^ige SebenSmeife bei unb mol^nte
eiBe3eitIang in einer 3^^^ ttal^^ bei ber ^rd^e;
dein ba er l^ier }u fel^r ton bem Snbrange be§
SoIf§ gejtört mürbe, baute er nid^t meit Don ber
Stobt baS ftlofter SRarmoutier unb nal^m bafelbft
Go^mmg. Ser Ort mar eine 5mif(|en pfeifen
nb ber Soire gelegene Oebe, mol^in man nur auf
tonn fel^r fd^maten 2Bege gelangen fonnte. @r
unb mel^rere trüber l^atten 3^Ken aud |)oI}; bie
Ki^ anberen Srüber mad^ten fid^ fiödper in bie
8c^ Z)te ©efammtjal^I ber ajlönd^e ftieg balb
(of 80. 92i4t einmal bie Kommunität burfte
ctanS )tt eigen beft^, fonbem ber nötl^ige Unter»
W tmirbe oud bem allgemeinen ftird^enfonbS be»
Itritten. S)te iüngeren !DUnd^e Jd^rieben fbn^tx
A, bie diteren lagen nur bem @ebete unb geift*
^m Serrid^tungen ob. @elten Derlte^en bie
V&iaäft ifyct 3^IIni, auger }um gemeinfd^aftlid^en
tkbet im Orotorium unb ^um gemeinfd^ftlid^en
Ibenbtifd^, ber einzigen Srquiching beS Xaged^
feobei trie SBein getrunfen mürbe. Sßenn SRartin
of boS Sanb ging, nal^m er immer Diele !Eßönd^e
^ ^, ging jebod^ getrennt Don il^nen. Sl^re
Aeibnng befianb in einer Sunica ou3 jfameeld»
tonen, obmo^I unter il^nen mand^e Don ebler ®e«
bnt imb ^rter 6r}ie]^ung maren. 3u ber ^olge
biegen bie meiften biefer SRönd^e bifd^öfli(|e
6tn^; benn aUentl^alben moDte man SRönner,
M^ in ÜRortinS @(|ule unb l^eiUger ^tmofpl^öre
0iQ)ct maren, }u ^irten ber Aird^en l^oben.
(DAer bie meitere ®ef d^id^te biefeS fliofterd f. Ma-
baLAmiAL)
Sei biefer Seben§meife beS ^eiligen mit feinen
9tbiu^ lam bie Sudübung ber bif d^öflid^en Ob»
livo^etten ntd^t gu furj. ^Raxüxi mar für ©aUien,
loiein 6. Sol^l^nbert fteben gaUifd^e 93ifd^öfe in
ilm »riefe an bie 1^1. StabegunbiS (f. b. Srt.)
oBbm, ein Don ber göttlid^n ^^fürfebung gefen»
bdrrmib mit ber apofiolif d^en ®nabe auSgerüfteter
^l (Greg. Tut. Bist. 9, 39). 3n ©allien,
iBie in mel^reren anberen fiönbem beS römifd^en
SadfA, gob ed bamalS nod^ Diele Reiben auf bem
£inbe; noä^ e^iftirten l^ier Tempel unb ^riefter*
tic^calcsifoii. Ym. 2. KufL
fd^aflen ber alten ©ottl^citen; nod^ l^crrfd^te bei
ben gaUifd^en dauern bie ©emol^nl^eit, simulacra
daemonum candido tecta yelamine misera
per agros snos circumferre dementia (Sulp.
Sev. Vit. Hart. 9) , Qfolgcn ber SRegierung bec*
ftaiferS Sultan unb ber jmei d^riftlid^cn Äaifer
3oDian (geft. 364) unb Solentinian I. (geft. 375),
meldte beibe ben Reiben SReligionSfrei^eit geftatte»
ten. SDlartin, ber glül^enbe Siebl^aber Sl^rifti, mar
e§ nun, meld^er burd^ feinS5eif<)ieI, burd^ feine ^re=
bigt unb feine äBunbergabe baS gaUifd^e SanbDoU
maffenmeif e }um Sl^riftentl^um befel^rte. Oft gerieti)
er bei biefer apofloUfd^en Arbeit, befonberS menn er
^onb an bie @ö^entem))el legte unb l^eilige 93öume
uml^ieb, in SebenSgefal^r. So ftürsten, atö er im
Sanbe ber Slebuer einen ©ö^entempet gerftdrte, bie
Säuern über il^n l^er ; einer fd^mang fd^on ba§ Seil,
il^n 3U tobten; al§ aber 9Rartin il^m feinen ^13 bar*
bot, marb ber SQSütbenbe Don ©d^redtcn ergriffen,
fanf in bie jhitee unb bat um SSer^eil^ung. Sin
anbereS 3Jtal moSte il^n ein ®ö^enbtener erbosen,
aber ber SDoId^ entfiel feinen ^önben unb mar
nid^t mel^r aufjufinben. 2Bie munberbar ber @d^u^
©otted über 9Rartin maltete, leud^tet befonberS
au§ t^folgenbem l^erDor. SHartin l^atte eben einen
fel^r alten ®ö^tem|)e{ }erftdrt unb moDte au^
eine Dor bemfelben ftel^enbe f^fid^te uml^auen. Sie
Reiben miberfe^ten fidl^; enblid^ fagten fie: „§aft
bu f 0 gro|e§ SSertrauen auf beinen ®ott f o motten
mir felbft ben 93aum uml^auen, unter ber 99e*
bingung, ba^ bu, menn er föQt, il^m beine ©d^ul-
tem unterlegcfi." SDlartin nal^m bie Sebingung
an unb lieg ftd^ gebunben an bie Stelle bringen,
mol^in ber 93aum bei bem fSfalle neigte. Sine gro|e
3}ienfd^enmenae fa)^ bem Sd^aufpiele gu; bla| Dor
©d^reden ftanoen 9Kartin§ SÖlönd^e uml^er. ©d^on
fiel ber Saum mit großem ®efrad^ auf 3Rartin
^u, afö ber ^eilige ba§ Jheu}}eid^en mad^te ; mie
Don einem l^eftigen SBinbe ergriffen, faul ie^t ber
Saum auf bie entgegengefe^te Seite unb l^ötte bei«
nal^e bie l^eibnifd^en 3ufd^auer erfd^Iagen. S)iefe,
betroffen burd^ biefed ^unber, begel^rten aUe, burd^
^anbauflegung unter bie jfated^umenen aufgenom-
men 5U merben. SBöl^renb aber 3Rartin bie Reiben
befebrte unb auf ben Shtinen ber ®ö^entemt)el
d^riftlid^e ftird^en unb ftlöfter errid^tete, trat er bei
ben ßl^riflen bem 3lberglauben entgegen. 3u ber
9lä]^e Don SourS ftanb eine Rapäit über ber ®rab«
ftötte eines angeblid^en 9Rarttjrer3, Don bem man
nid^t§ JJä^ereS mu|te. ÜRartin motttc mebcr bie
^nbad^t be§ SoIH.baS an biefe Statte 5um @e«
bete fam, ftören, no^ biefelbe billigen, bi§ er über
bieSad^e in^S Steine gefommen märe; al§ il^m
enblid^ ®ott ju erfcnnen gab, ba6 ber Dcrmeint»
lid^e SDlartprer ein l^ingerid^tcter Släuber gcmefen
fei, lieg er ben 9lltar niebeneigen unb mad^te fo
ber Superftition ein 6nbe. — SRid^t meniger merf»
mürbig ift, mag SulpitiuS SeoeruS Don ben mie»
bcrl^oftcn Steifen SDlartinS nad& 3:rier an ba§ fai»
ferlid^e ^oflager unb Don beffen Senel^men bei bem
SSerfal^ren gegen bie ^ri§ciUianiften erjäl^ß. 2)a
931
ajlartin öon lourä.
98
ffaifcr Solcnttnian L Ibcfütd^tctc, bct ^eilige möd^tc
ettoaS begel^ren, \dq2 er nid^t bettnUigen toollte,
imb üon feiner arianif d^en ©emapn Suftina (f. b.
airt.) beeinflußt tmirbe, ließ er i^n 3lnfang§ gar
nid^t t)or. SWartin nol^m p feinen gett)ö]^nli(§en
SBoffen, bem goPen unb SSeten, feine 3wflw^t
unb biefe eröffneten il^m benn aud^ bie Pforte be§
$alafteg unb bad ^er} beS JfaiferS, fo baß ber>
fette il^m atte Sitten gewäl^rte, i^n öfters ju fid^
lub unb reid^ltdö mit ®ef(|enfen beel^ren wollte,
bie ober ber ^•iKge au§ Siebe jur iitmut nid^t
onnal^m. 3)em flaifer SKajimuS Dertoeigerte 9Kar»
tin längere 3sit bie fird^Iid^e ®emeinfd^aft unb
nal^m aud^ beffen Sinlabung }ur Xafel nid^t el^er
an, a{§ bis er feine Unfd^ulb an bem Xobe beS
if aiferS ©ratian betl^euert unb Derftd^ert l^atte, er
I^abe nur gezwungen Don ben @oIbaten ben ^ur*
^pur angenommen. 3118 nun OTartin ber Ein»
labung jur faiferKd^en Safel gefolgt mar, lub
SRapmuS, mie }u einer außerorbentlid^en gfeftlid^'
feit, bie SSomel^mften feines §ofeS ein. 9Kartin
faß bei ber Sofel an ber ©eite beS ifaifcrS, unb
biefer reid^te, o^ne Dorl^er getrunfen ju l^aben, fei-
nen SäSeinbed^er bem ^eiligen bar. ®iefer Heß
il^n nid^t, tt)te Stile bei Sifd^ ern)arteten, an ben
ftaifer jurüdKel^ren, fonbern bot il^n üorl^er feinem
|)riefterlid^en ©eföl^rten ouS ^od^ad^tung für baS
^rieftcrtl^um bar. SSSenn ÜRartin bei ^of erfd^ien,
fo gefd^al^ eS immer, um für Unglüdtlid^e unb
§ilfsbebürftige gürbitte einjulegen. Defter ließ
il^n aWajimuS fettft rufen, fid^ mit il^m ju bc»
fpred^en, mobei 9Kartin ni^t unterließ, baS, maS
i|m ber l^eilige ®eift eingab, frei l^erauSjureben ;
fo fagte er il^m |)ro))]^etifd| baS fiooS t)orauS, baS
i|^n treffen werbe, menn er ben jungen SSalen«
tinian befriege. Slud^mitberffaiferin, einer l^ol^en
Serel^rerin ffllartinS, mußte biefer öerfcl^ren, unb
fle rul^te nid^t, bis er il^r bie große gpreube ge«
mad^t, il^n eigens bei il^r betoirtl^en unb babei wie
eine anbere iÖlartl^a bebienen ju fönnen. Unter
benen, für bie fid^ 5Dlartin bei bem ftaifer öer»
loenbete, befanben ftd^ aud^ bie ^riSciUianiften
(f. b. 3rrt.) ; nid^t als l^ötte er bie §ärefie nid^t
»erbammt, fonbern meil er eS für eine beifpieüofe,
»erbred^erifd^e Steuerung l^ielt, eine fird^Iid^e 9In»
flelegenl^eit bem weltKd^en ©erid^te ju unterwerfen
unb ^oretifer mit Sortur unb Sob ju beftrafen.
fUlartin bat ben ftaifer, baS ßeben ber ^riScUIia»
niften ju f d^onen ; genug fei eS, baß fle burd& bi»
fd^öflic^en Urt]^eilSfl)rud^ als C)ärett!er eröärt unb
öon il^ren ftir^en öertrieben morben feien. SBä]^«
xenb aWartinS Slnwefenl^eit ju Irier (384—385)
Ijögerte man wirflid^ mit ber gerid^tUd^en Unter«
fu^ung, unb SWasimuS Derfj)rad^ il^m fogar, baß
fein Slut Dergoffen werben follte. 2tter nad^ aWar«
tinS abreife Keß fid^ ber ftaifer burd^ ben fpani»
fd^en ©ifd^of 3tf aciuS unb beffen ©enoff en, weld^e
bie §öui)ter beS ^riScillianiSmuS t)on bem weit»
lid^en ©erid^te inquirirt unb geflraft wiffen woll-
ten, wieber umftimmen unb $riSciflian mit meis-
teren an^öngem ^inrid^ten. Salb barauf (um
386) untemabm SJiartin wieber eine Steife nai
Srier jum flaifer, um bie SBegnobigung ber )W
faiferlid^en ©roßbeamten 9tarfeS unb Seucobii
burd^sufe^en, weld^e als anl^önger ©ratianS ^
gerichtet werben folltcn. 3w Srier war eben eb
Serfammlung öon Sifd^öfen, um ben neugewä^
ten S3ifd^of öon Srier ju orbiniren. 3)iefe Sifd^
l^atten ni^t, wie 9Kartin, ambrofiuS imb b
^al)fl ©iriduS, bem SSifd^ofe Stl^aciuS bie fW
Udbe ©emeinfd^aft entzogen, fonbern il^n fogar f
unfd^ulbig erHört aiS fte bal^er öon SRortt
naiver anhtnft l^örten, für^teten fte ftd^ nid^t wen
unb brad^ten eS bal^in, baß ber ftaifer ^m b
Eintritt in bie ©tabt nur geftattete, wenn er n
ben SSifd^öfen gneben Italien wolle. ÜKartin an
wortete, er fomme mit bem ^rieben S^rtfH. S
Irier angcf ommen, trug er bem ftaifer feine 398
ür bie jwei ^Beamten öor, unb ba er gel^ört,
oQe eine SRüitörcommiffton mit unbefd^ronll
SSoHmad^t nad^ ©panien gefd^idft werben, um l
Unterfud^ungen gegen bie ^riScillianiflen fortj
fe^en unb gegen bie ©d^ulbigen mit SonftScotii
unb SobeSftrafe einjufd^reiten, fo fügte er an
bie Sitte bei, biefen 93efd^Iuß nid^t gur auSfü^
fommen gu laffen. !D{a^muS fud^te ben ^eifigt
öon ber Üted^tmößigfeit beS Serfal^renS gegen b
^riSciUianiften ju überzeugen unb mit ben 9
f d^öf en auSjuföl^nen ; trete er mit biefen in ftird^
gemcinfd^aft, fo würben feine Sitten grl^öwn
pnben. aiS SDlartin auf biefe Sebingung mi^
einging, entließ il^n ber ftaifer mit UnwiHetu ft
einmal fam bem ^eiligen }u Ol^ren, bie p
Beamten folltcn wirflid^ l^ingerid^tet werben, mi
bie aWilitärcommiffion fei f^on auf bem SBef
nad^ ©panien. ©ogleid^, obwol^I eS fc^on %i
war, eilte er in ben laiferlid^en $alaft unb M
fprad^ bem ftaifer bie ftird^engemebtfd^ft mit b(
Sifd^öfen, unb f o rettete er öiele Unglüddid^, ol^i
3weifel fettft mand^e ftatl^olüen; wenigftenS fSid
teten fid^ fettft reid^e ftatl^olifen in @))anien öi
ben angebrol^ten 64)nfiScationen, wol^I nid^ goi
ol^ne ©runb, weil ßiferer, wie ein Stl^aciuS, ^
ein anl^altenbeS ©tubium unb Mafien für öetUd
tig l^ielten. . am anbem Xag wol^nte Sßortin n
ben Sifd^öfen ber Orbination beS Sifd^ofS gfd
bei, Keß pd& aber nid^t bewegen, bem Drbinotlmi
acte feine Unterfd^rift ju geben, ©eitbem öerml
er ftrengftenS Jebe Siommunion mit ben ^t^oA
nem unb nal^m an feiner bifd^öfKd^en Serfami
lung tl^eil. Oft erjöblte er feinen ©d^ülem, f
biefer S^ii f^aht fi(| bie il^m gegen bie 2)ömoii
öerKel^ene ©ewalt geminbert.
2)ie übrigen 3a|re, weld^e SRartin nod^ leb
floffen in fegenSöoIIer SBirffamfeit für feine ®lft
bigen unb ^önd^e bal^in unb würben burd^ et
Snenge Sßunber öerl^errKd^t. SaS größte SBn
ber ber ©nabe Wieb aber immer SKartin fett
bem 3efuS aileS in aUem war, ber aUeS in (Sk
fd^aute unb auf il^n surüdffül^rte, an bem man i
eine Scibenfd^aft bemcrfte, beffen ©anftmut^ ir
3RitIeib alle ^erjcn eroberten, beffen Slemutl^ in
M8
2)}Qttin Don Sroppou.
934
9i%iil fein S^tti )um reinflen jh^flaü läuterten,
beffrn X^ten Xl^aten ®otteS unb beffen SBorte
tisnnlifd^ Ginfalt unb SBeiSl^eit n^aren. SBal^r«
^, jener ^räfeä üon 3tom, Slrbor mit 9iamcn,
beffen iml^ter SRartin gel^eilt l^atte unb balb bor«
0^ ft(^ @ott tt)et]^en {al^, l^atte fein foIfd^eS @e-
|i4 als er einfi bie ^anb be§ ^eiligen bei ber
(detoitimi ber l^tligen SJleffe Don fiid^t ftra^lenb
inb vnt mit !ßerlen befät \df) ! (Snblid^ fam bie
Seit, ha \fyxi @ott bie l^immlifd^e jfrone retd^en
MQte. (Er erfranfte auf einer Steife, bie er nad^
Eonbe, einer $fanet an ber öu^erften ®ren}e fei«
net^öcefe, gemad^t l^atte, unb Derlor ))I5^Iid^ alle
feine itröfte. SBeinenb fprad^en feine il^n um»
gebenbenS^üIer: „Sater, mamm oerlö^t bu un§?
Sem ia|t bu und Zroftlofe surüd? ätei^enbe
8öl|c loerben bcine ö^rbe überfaflen !" TOartin
entgegnete betenb : „^tn, menn id^ nocl^ beinern
¥olfe not^menbig bin, id^ meigere mid^ nid^t ber
likit bein SBiUe gefd^el^e!" ®an} in ®ott ge-
|(uranelt jlarb er am 11. Sloüember 397 ober 400
onf einem mit 9fd^e beftreuten 93ugfad(. SDie 93ür»
gtrum $oitter8 unb Sourg ftritten fid^ um feinen
Irüigen 2eid^m. „Unfer ift er," fogten jene,
Mü bei und roai er Slbt; i$r l^abt t^n al§ 9i>
Wöe^t.* — „Un§ gcl^ört er," entgegneten bie
Jnnmer, ^.benn bei und ift er gum 93i)d^of ge«
»eUt »erben* (Greg. Tur. Eist. Franc. 1, 43).
Sonit pegte. 9Id ber fieid^engug bed ^eiligen fid^
Xsnrd na^te, ftrömte il^m bie gange @tabt unb
Dogegenb entgegen; 2000 ajlönd^e fanben ftd^
ea, ebcnfo eine gro^e ^ngol^I gottgen^ei^ter 3ung^
\taaL TOartind Slad^f olger Sricciud (Greg. Tur.
Sit Franc. 2, 1) Iie| über 9Jlartind ®rab eine
Unia, Sifd^of !ßer))etuud Don Zourd (geft. 490)
!iief*5ne SBofiUfa (ibid. 2, 14; 10, 31) errid&.
ten; ber berül^mte gligiud (f. b. 5lrt.) Derfertigte
firSRattind @ebeine einen mit fd^n^eren ©olb*
iMeo fiber}ogenen unb mit ben f oftbarften Sbel»
Ponen Überföten SteKquienfafien; eine 9)tenge an«
tat im Serlouf e ber 3eit ftd^ me^renben f oftbaren
loioti&en Derl^errlid^te bie ©rabftötte, unb nod^
Ani(2nbttrigXI. He| bad ^eiligtl^um mit einem
^6 JRar! toiegenben ©ilbergitter umgeben.
SttitiBdSerel^rung Derbreitete ft(| nid^t nur über
teflmjeSbenblanb, fonbem aud^ über bad SRor*
infanb. 2)ie SBaOfal^rten an fein ®rab, an bem
OK Stenge unleugbarer Teilungen unb äBunber
Kn, erlangten eine Selebritöt mie bie $ilger>
nad^ äerufatem unb 9tom. 2)er SRartind«
to§(f. b. «rt gfefle IV, 1424 f.) mürbe ein geft,
^ i« gongen Äbenblanb unb bef onberd in gfranf •
^ ^ gefeiert ttmrbe. jfird^en gu Sl^ren bed
iLÜbtttin ernd^tete man feit bem 5. Sal^rl^unbert
^fatiolien, vmb fommtUd^e Sltart^rologien Der*
Inbctai feinen Sul^m. ^i^anheid^ 9legenten be*
Mittlen €t Stortin $etd ald ibren unb bed
Xridicl Sd^u^tron, bebienten fi^ bed großen
SttMod. UK)mtt feine Xumba bebedtt mar, ald
^co&mncr unb l^ielten ed für eine ßl^re, ald ^om»
tmen Mi ®t SRartin aufgenommen gu merben.
Slnberd fallen bie @ad^e bie Hugenotten an ; fte
beraubten 1562 bie TOartindfird^e aller ij^rer
©d^ö^e unb Dermüfteten fein ®rab. (Sgl. Tille-
mont, Memoires X, 309 ss. 771 ss.; A. Du-
puy, Hist. de Saint Martin, evöque de Tours,
contenant Thistoire de sa vie et celle de son
culte, Tours 1852, beutf^ Don Sudler, SRegend«
bürg 1855; M. de Montrond, Saint Maftin,
ÖYÖque de Tours, apötre des Gaules, Lille
1864 ; Baguet, Vie de Saint Martin, Lörins
1876; V. Alet, Saint Martin et la recon-
struction de sa basilique de Tours, Par. 1865;
F. Chamard, St. Martin et son monastöre de
Liguge, Poitiers 1873 ; Not. sur le tombeau de
St. Martin et sur la decouverte qui en a ete faite
le 14 dec. 1860, Tours 1861.) [©d^röbL]
^gSattiii Don Sroppau 0. P. (Trepus ober
Strepus), bcfonbcrd ald ßl^ronift befannt, mirb
anä^ Martin ber $oIe (Martinus Polonus) ge*
nannt, meil fein S3aterlanb im 13. Sal^rl^unbert gur
poInifd^enDrbendproDing ber SDominicaner gel^örte.
6r fam frül^geitig nad^ $rag, trat bafclbft in ben
SDominicanerorben, mürbe bann nad^ SRom gefanbt
unb mar l^ier fd^on unter Klcmcnd IV. päpftlid^er
$Pönitentiar unb ftaplan. SSon 9licoIaud in. gum
Dberl^irten bed fett ficbcn Salären erlebigten 6rg»
bidt]^umd ®ncfen ernannt, ftarb er auf ber Seife
bal^in im % 1278 gu 93oIogna unb liegt bafelbft
aud^ begraben. 6r l^interlic^ ^rebigtcn auf bie
@onns unb Sfefttage (Sermones, Argentinae
1484. 1486. 1488) unb bie Dielgebraud^te „$PerIe
bed S)ecretd" (Margarita decreti seu tabula
Martiniana decreti, Norimbergae 1481. Ar-
gent. 1486 u. ö.), ein Jftepertorium gu ®ratiand
S)ccret in fjorm eined SRegifterd. Sefonberd be=
fannt geworben aber ift er burd^ feine ßl^ronü,
ein ßompenbium ber SSeltgefd^i^te Don K^rifti
®eburt bid 1277 (Chronica sununorum Pontifi-
cum Lnperatorumque ac de Septem aetatibus
mundi ex S. Hieronymo, Eusebio aliisque
eruditis excerpta , Taurini imprim. J. Fabri
1477 in 4», 1490 in fol.; Basü. 1559; Ant-
verp. 1574 u. ö.; gule^t 1872 Don 2. SaSeilanb
[Mon. Genn. SS. XXn, 377—475]). ®ad Sud^,
auf Seranlaffung bed ^a})fted ßlemend IV. Der-
fa^t unb gunäd^ft für Sl^eotogen unb ßanoniften
beftimmt, benen ed nüJUd^ fei, bie ßl^ronologic ber
if aifer unb $äi)fte gu fennen, fam mit feinen über»
fid^tlid^en SRegentenrei^en einem fül^Ibaren 93ebürf»
niffe ber Seit entgegen unb ift befel^alb, tro^ bed
bef d^eibencn Sieled, bad ed fid^ ftedft, unb ber Äritif «
lofigf eit f eined Snl^alted, bad Derbreitetftc ® ef d^id^td»
inä^ bed fpätem TOittcIalterd geworben. Db bie
©age Don ber ^opftin Sol^anna (f. b. 9lrt.) Don
einem fpätem Slbfd^reiber (Dor 1312) in bie ßl^ro»
nif eingerüdft morbcn, mie u. 51. S)öHinger (^apft«
fabeln, SRünd^en 1863, 9 ff.) meint, ober Don
üKartin felbft ^enül^re, mie S. SSSeilanb (a. a. D.)
bargutl^un fud^t, barübcr werben bie JReinungen
mol^l immer audeinanbergel^en; fo Diel ift fidler,
ba| fie burd^ SRartind ®efd^id^tdmerf am meiften
30*
935
aJlartin, Scncbicttncrabt — 2Jlartin, flonrab.
934
öerbrcitct würbe; bic^ gilt auci^ t)on bcn anbcrcn ju
feiner Seit gangbaren ©efd^id^tSfabeln, j. S5. öon
ber ßinfefenng ber ficben Äurf ürften 5U Dtto'S EQ.
3eit. (Sgl. £. ffieilanb im fflrd^it) für ältere
beutfd^e ©efd^i^tSfunbe XH, 1—79; 2Batten=
haä), S)eutfd^Ianb§ ©efd^id^tSqncnen, Serlin 1886,
n, 427 ff.) [§ij)ler.]
SKatfiit, Senebictinerabt bei ben @d^otten in
SB i e n , a§cetifc§er ©d^rif tfteHer, tourbe um 1400
im S^]tx ßomitot (Ungarn) geboren unb toor ber
@o]§n beutf^er t)erm5gU(i^er Sonbleute, mol^I ^ad)'
fommen ber fäd^ftfd^en ^njlebler. 3ioii fel^r jung
!am er on bie geleierten ©d^ulen ju jtralau unb
Sfleijfe, ftubirte bann bie ©ecretalen su SBien
unb fuci^te 1421 bei ber Verbrennung ber 3uben
aud^ mit Ruberen ®elb au§ ber fflfd^e ; ^u feinen
Seigrem jäl^Ite er ben berül^mten Dr. ÄaSpar öon
2Keifelftein. Um 1425 mad^te er feiner SKutter ju»
liebe eine äBaÜfal^rt nad^ 9tom unb trat l^ierauf
in baS SSenebictinerHofter ©acro ©Jjeco ein, loo
bamalS bie ftrengfte SDiScipfin l^errfd^te. SlHein
bie ihäf te blieben l^inter bem SBiUen jurüdt ; na«
mentlid^ fonnte er be§ ©d^lafeS nid^t SKeifter toer»
ben. Salier trat er in ha^ tiroal^ milbere ftlofter
U. 2. 3fr. 5u ben ©d^otten in SBien über, loelc^eS
fd^on einige S^it t)on SDeuifd^en befe^t war, unb
gelangte balb gu ^nfel^en. 6r würbe gum 93a§'
ler Soncil gefd^idtt unb bat t)on bort au3 feinen
9lbt (1431), ben tl^eologifd^en S)i§))utationen bei*
wol^nen }u bürfen (Senator, c. 5). 9la^ feiner
SRüdffel^r würbe er $rior beS fflofterS unter bem
trefflid^en 9lbte Sol^ann Don Od^fenl^aufen (feit
1428), unb nad& beffen Sobe (19. October 1446)
warb er sum Slbte gewählt. SSon feiner SSerwal»
tung ift wenig befannt ; bod^ trat er ol^ne 3^(tfel
in bie i^uM^opf^ti f^ineS SSorgöngerS ein. 2)ie|
erl^eUt barauS, ba| er 1449 Don ber allgemeinen
©9nobe, bie 5U Saufanne tagte, einen weitge^en»
ben Auftrag für ÜReW erl^ielt (ffeibfinger, ©efd^.
b. 93en..©t. mül SBien 1851, 551) unb 1451
Don SarbinaI9ticoIau§ DonSue§ auSerlefen würbe,
in SSerbinbung mit bem 9lbte Sorenj ton Jliaria«
jeß unb bem $rior Sol^ann ©d^Iitpad^er Don SKelf
bie Senebictinerflöfter ber ftird^enproDinj ©alj«
bürg 5U Difitiren unb 5U reformiren. fiönger aI8 ein
Sal^r brachte er bei biefem fd^wierigen ©efd^äfte
mit wed^f einbem @rf olge unb unter oft bitteren 6r«
fal^rungen ju. Um 1455 legte er bie 3lbt§würbe
nieber unb benu^te nun bie größere Stulpe jur 9lb«
faffung oerfd^iebener SBerfe unb ermuntember 3u«
fd^riften an feine flöfterlid^en Qfreunbe. ©0 be»
rid^tet $rior ©d^Iitpad^er, er l^abe brei QfaScifel
©riefe Don beffen §anb gel^abt, bie il^m aber faft
alle p (Srunbe gegangen feien. Sm 29. 3uU 1470
f d^eint 3lbt SKartin geftorben ju fein. — 93on fei«
neu ©d^riften ift nur ba§ Senatorium gebrudtt,
worin er tl^eifö über fid^, tl^eilS über bie erwähnte
SSifttation, tl&eifö über anbere SDlaterien öfterreid^i»
fd^er ©efd^id^te fid^ Derbreitet. SSoüftänbig (mit
ßtnieitung) ftel^t e§ bei ^mon, ^ej (Rer. Austr.
Script. II, 626 sq.). 3Son ungebrudtten SBerfen
finb 5u nennen: berDielgelefeneTrialogasdein]
litia christiana seu spirituali, WODon me^
Öanbf d^rif ten in ^Münd^en ftnb (chn. 3034. 5618
7531. 18648. 19803. 4712, Ic^tere fd^on 145i
gefd^rieben) ; bann ber Trialogus de gratitudin
beneficiorum (ebenfaQSinÜJlünd^en, clm. 20171
22 104), ba3 Alphabetum (ober Alpbabetarion
divini amoris (clm. 18 590. 18 650. 19 820
3lu§ bem ftlofter SKonbfee ftammenb, finben ji
auf ber SBiener SSibliotl^el bie Gerimonialia fi
»enebictinernöfter (cod. 1. Vind. 4970) unb b
Sermo in visitatione (cod. 1. Vind. 4969), foQ
in biefen beiben iSönben 93irttation3))roto!one. Q
ift ju l^offcn, ba| eine berufene fjfeber (P. ßöleft
SBoIfSgruber) SinlöfftgereS über ^bt SRartin De
öffentlid^t. [SraunmüDer 0. S. B.]
SSartin, Jionrab, Sifd^of Don ^erbot
war in ®ei§mar, einem S)örf^en beS Sid^dfelbe
am 18. ^ai 1812 geboren, be^og nad^ glän}etd)
^bfolDirung be§ ^eiligenftöbter ©QmnafiumS n
" erbfte 1830 bie UniDerfität aRund^en unb flubirj
ier Dier ©emefter lang mit größtem t$flei|e rä
beftem grfolge ^l^ilofopl^ie, Sl^eologie unb oricn
talifd^e ©prad^en. Sluf ben SRat^ feinet Se^
^EioU beaog er im ^erbfte 1832 bie UniDerfü
§aEe, um ben Orientaliften ©efentud }u l^to
Öftem 1833 begab er fid^ an bie UniDerfü
SSürjburg, um ftd^ auf ba§ tl^eologifd^e SoctoD
e^amen Dorjubereiten. ^m ©d^Iuffe be§ ©emejieä
beftanb er ba§ Examen rigoroBum, unb bie 5ffrR^
lid^e Promotion foUte gleid^ nad^ ben ^bltferia
ftattfinben; ba erfd^ten ein Srla| ber preu^ifd^
d^egierung, weld^er ben 93efud^ einiger fübbeut|(l^
UniDerfttöten, aud^ äBür^burgS, ftrengftend Mc
bot. 3nf olge beffen begab fid^ ÜRartin nad^ SBbb«
fter, erneuerte l^ier im SBinter 1834 baS Examen
rigorosum unb warb am 3. 9Rai rite ^um Doctor
theologiae ))romoDirt. ©eine SHffertation fytt^
belte DePetri denegatione. SJiartiu^ $romoti0Bl
ber aud^ ber Sölünfter'fd^e SSifd^of Ha^pat Vtai
beiwol^nte, war bie zweite förmlid^e ^motioo»
weld^e bei ber neuorganifirtcnSOWinfier'f^enSh'
bemie ftattgefunben. Sie erfte ^atte für} Dod^
am 13. a^örs 1834, ber bamalige $[nftaltögeififi^
an ber Srrenanftalt in ©iegburg unb nad^l^B^
SBonner ^rofeffor C)ilger8 nid^t gar glönjeid) I*
ftanben; 3)laxim l^atte ben 2)octoranbu3 Wfp
einer bem l^ermefifd^en ©^ftem angel^örenbenlW
ex Corona angegriffen unb in nid^t geringe Set
legenl^eit gebrad^t. Dr. SDlartin füflte ^ p
Soction l^inge^ogen; ba aber ^ßaberbom im
fünfter feine ^u§fid^t für balbige errei^im
biefcS Sxtk^ boten, fo crwirfte er fi$ bei bem bfl
maligen ©rjbifd^of gferbinanb Suguft D. ©piegi
bie 9lufna]^me in bie Kölner Srjbiöcefe. 3m gfrffl
ial^r 1835 trat er in baS ^riefterfeminor juÄS
ein; am 27. gebruar 1836 empfing er bie beißj
^rieftcrweil^e. 3m folgenben SKonate erleid!
feine erfte ©teKe als SRector beS ^rog^mnafiu»
5u aSipperf ürtl& , in weld^er er 4 Vi Saläre Dc
blieb. 3m 3* 1839 griff er in bie bamolS woge
99tartin^ ßonrab.
938
lefifd^ SBinen fd^arf ein mit ber bei
t in SRain} Detlegten Sd^rift Adnota-
.d acta Bomana et Hermesiana con-
a Dr. Friderico Lange. 3)ie grünb«
^errfid^ Sotein Dcrfapte ©d^rift fonb
ibem SBeifoU be3 bomaligen Sijd^ofS Don
lOl^onneS t>. ©eiffel, fo bag er fid^ olS
imtet Soabiutor bed Srgbif^ofS SIemenS
tuf fetner SReife nad^ jföln ))erfönUd^ in
etm IBerleger JJird^l^eim über bie ^erfon
ionge erfunbigte unb ben föal^ren Tanten
Snfolge boöon würbe TOartin 1840 qIS
Slel^rer für bie oberen jflaff en an boS ÜJlar«
Qmnafium in jföln berufen. 3n biefer
Derfagte er baS fo berül^mt geworbene
ber !at]^oIifd^en Steligion für l^öl^ere fiel^r»
, baS im 3. 1843 erfd^ien unb bt§ ju
krbote burd^ ben ))reu|ifd^en SRinifter
Huflagen erlebte. S)a3 im pofitiDen, äd^t
t ®eifte gel^dtene 93ud^ l^ot großen @egen
818 bie erfte Sluftage erfd^icnen war, er«
rttn, im ^erbfte 1843, burd^ ben bama«
berbomer 93ifd^of S)Qmmer§ einen 9luf
tffor ber 2)ogmatif an bie tl^eologifd^e
in ^berbom; ber Koabjutor t). ©ciffcl
t il^ in ber ßrjbiöccfe ff öln feft, inbcm
flarte, ba| er il^n jum änfpector be§ tl^eo»
Sontncted in 93onn unb jum !ßrofeffor
lortigen !at]^oli)d^«t]^eoIogifd^en f$facultät
n l^be (ögl SWartin, Scitbilber ober gr«
enanmeineoereh)igten^ol^It]^öter,Wain}
S8). 3m ^erbfte 1844 gelangte baS fßox'
9 <i[oab|utord 5ur 9u3fü]^rung ; SRartin
tm SonDidSinfpector unb gum au|er*
len $rof effor ber 9RoraI unb ^aftoral an
erptät Sonn ernannt. 3m 3. 1848 er»
ne (Ernennung }um orbentlid^en $rofeff or
iL Som C^erbft 1845 an oUemirte ÜRar«
E>iennger in ber Slbl^altung be8 afabemi*
itteSbienfie«. SIS ^rofeffor gab er im
B49 baS ))ofitit) gel^altene fie^rbud^ ber
en 9RoraI l^erauS, ba§ in ber ^o\q,t fünf
erlebte; 1852 begann er eine Ueberfe Jung
\fyn Wtert^ümcr be« 3ofei)]^u§ QflaöiuS,
m onberer ^anb gu 6nbe gefül^rt mürbe ;
; beforgte er eine neue SluSgabe Don QJlal*
Kommentar }u ben ßoangelien, überfejte
pnscula bed 1^1. %^oma^ (De Eucha-
decem praeceptis) unb lieferte meb*
(mblungen für bie Sonner 2:]^eoIogifd^e
^fc^, fomie für ba§ ^fd^bad^/fd^e
Dorliegenbe SBe^r'fd^e Aird^enle^ifon.
1855 erfd^ien fein ))opuI(ir-bogmatifd^e§
Die SBiffenfd^aft oon ben göttlichen 3)in'
tittlermeUe l^tte il^n ber Sr^bifd^of ^um
t geiflUd^en 9iatb unb Orbinanat§'9iat]^
3nbe^ |ante feiner eine ungleid^ l^öl^ere
9m 5. 9{oDember 1855 mar bur(| ben
Sifd^ofd grons S)re))per ber bifd^öflid^e
m Soberbom jur Sriebigung gefommen,
19. Sanitär 1856 möl^lte baS giaberbomer
S)omca})itel ben !profeffor SKartin jum Sifd^ofe.
3Son ^apft ^iu§ IX. unter bcm 19. 3nni be-
[tätigt mürbe er am 17. 9tuguft 1856 im ffiome
in ^aberbom burd^ ben (Sr^bif d^of Sarbinal t)on
©eiffel confecrirt unb intl^ronifirt. ©er neue Si«
fd^of nal^m in ben rüftigfien SebenSjal^ren, im
Sllter t)on 44 Sauren, ben ^irtenftab in feine
„iugenbU(| feäftige ^anb'', mie fein Konfecrator
ftd^ au§brüdtte, unb l^at il^n bis 5u feiner gemalt«
famen Trennung t)on ber ^eerbe mit ungefd^mäd^ter
jtraft gefül^rt. Unter feinen 57 SmtSDor gangem
auf bem bifd^öflid^en ©tul^te l^at il^n leiner an
ai)oftoIifd^em Cifcr unb rafttofer Sl^ätigfeit über«
troffen. S)er Sifd^ofSftab mar in feiner ^anb ju«
§Ietd^ ein Sßanberftab ; Dom erften beginne beS
frü^jal^rS bi§ faft gum beginne bed äBinterS
burd^jog er auf feinen fSfirmungSreifen bie t)er-
fd^iebenen Sl^eile ber meiten S)iöcefe ^aberbom.
2)a bie SDiöcefe gro^e 2)iaf))oragebiete, }umal in
ber meftfälifd^en Illarl unb in ber ^roöinj ©ad^fen,
umfd^Uelt fo lernte er auf ber SifttationSreife au§
eigener ^nfd^auung bie ifloQ^ ber ffatl^olüen im
))roteftantifd^en 9}orben Seutfd^IanbS unb bamit
bie l^ol^e Sebeutung bed SonifatiuSDereinS immer
mel^r fennen. 91IS nun 1859 ber erfte ^räfibent
be§ 93onifatiu§t)erein§, (Sraf 3ofe})]^ ©tolberg,
geftorben unb SSifd^of SKartin ju feinem 9lad&«
fotgcr gemäl^It mar, ging fein eifrigfleS SScftreben
bal^in, ben bamald erft jefn 3al^re beftel^enben 93er«
ein mit aller jhaf t ^u lieben utU) ^u f örbem, bamit
er im @tanbe fei, bie feitl^erigen SRiffionSftationen
5U unterl^atten unb immer mel^r neue ju grünben.
3n Hirtenbriefen unb befonberen ©d^riften trat er
für biefe l^od^mid^tige ©ad^e auf. ©eine ©d^riften
^S)ie ^auptpfiid^t be§ fatl^olifd^en Seutfd^IanbS''
unb „v2od^ ein SBort an ba§ d^riftlid^ beutfd^e
fßolt in ©ad^en bed SonifatiuSDereind" er}ielten
großen Srfolg. Stö er ftd9 bei feiner fiaatUd^
^bfejung im 3. 1875 veranlagt fal^, baS $rö«
fibium bed SonifatiudDereinS niebequiegen, l^atte
biefer SSerein gegen 250 3Rifftonen unb ebenfo
Diele ÜRifflonSf^uIen in^S Seben gerufen, barunter
mel^r al§ brei SSiertel unter aWartinS ^räftbent»
fd^aft. S)ie S)iöcefe ^aberbom }öpe bamdd
75 9Riffion§f}e0en, utä) Don biefen maren über
50 unter feiner ^Regierung gegrünbet. 3n feinem
apoftolifd^en ßifer glaubte ber begeifierte Sifd^of
fid^ nod^ ein l^öl^crcS 3«! ftellen gu follen; er unter«
nal^m ed, bie SRüdRel^r ber ^roteftanten SDeutfd^«
lanbS 5ur fatl^olifd^en ftird^e anjuregen, unb fd^rieb
8U bcm enbe baS „SSifd^öfHd^e SBort an bie $ro«
teftanten ffieutfd^lanbS, gunäd^ft an biejenigen
meiner ffiiöcefc, über bie jmifd^en un8 bejiel^enbcn
KontroDer§punftc" ; femer „6in gmeiteS bifd^öf«
Iic^e§ aaSort" ; enblidd „SBoju nod^ bie ftird^-
fpaltung?" ®er 6rf olg l^at bem eigentlid^en 3»«*
biefer ©d^riften aKerbingS nid^t tni^pxoäftn unb
bem eblen SScrfaffcr nur ma^Iofe Singriffe au8 bem
proteftantif d^en fiager eingetragen ; mol^l aber l^aben
biefe ©d^riftcn ba§ ®lauoenßbemu|tfcin ber fatl^o-
lifd^en ßcfer in meiten ffreifm gefroftigt unb ge^
939
Ü)Zartin, ffonrab.
94
l^oBcn unb baburd^ großen 9hijcn oeftiftct. — Sic
bifd&öflid^c «mtstlftättgrcit aKortinS mx eine fo
überaus rege unb reid^e, boB fie ^ier ni(%t bi§ tn'S
ginselne ^ur SDorfteKung f ommen fann ; nur Qfol«
genbeS fei l^eröorgel^oben. 3m 3. 1857 grünbete er
ein jttciteS ifnaben|eminQr, ba§ ju §eiligenftabt,
fül^rte baS allgemeine ^farrejamen ein, rid^tcle
bQ§ DfpriQlat neu ein unb rief bie etoige Anbetung
be§ oller^eiagften 5lltar§|acramente§ in'S Seben.
3m 3. 1859 untemal^m er feine erfte Stonureife,
um $iu§ IX. über bie 3)iöcefe ©erid^t au erftotten ;
1860 nal^m er tl^eil an bem ftölner ^roüinaial»
concil unb erriii^tete in $aberbom an^ eigenen
Smilteln ein tl^eoIogifd^eS Souöict. 3m 3. 1862
machte er bie jmeite Steife nad^ 9tom, um an ber
tJfeier ber ^eiligfpred^ung ber japanifd^en SBlar»
t^rer tl^eiljuncl^men; 1866 erweiterte er baS tl^eo»
logifd^e ßonöict; 1867 reiste er jum britten SKale
nod^ Slom jur 18. ©äcularfeier be§ TOart^riumS
ber l^eiligen Slpoftelfürften. 3m October beSfelben
3a]^rc§ l^ielt er eine ffiiöcefanf^nobe in ^abcrbom
ab, bie erfte feit faft 200 Salären, um bie SSerorb»
nungen be§ {Kölner ^roDinsialconcilS in entfpre*
d^enber Sßeife burd^jufül^ren unb baS fird^Iid^e
Seben in ber 3)iöcefe ^aberbom ju regeln, unb
Iie| fobann bie Acta et Decreta Synodi dioec.
Paderb. al§ Sud^ erfd^einen. 2)ie (Sintl^eilung
ber ©ecanate in Definitionen l^atte er bereits f rül^er
burd^gefü^rt. 3m 3. 1869 reiste er junt öierten
9JlaIe na^ Stom }um Daticanifd^en Soncil. ^uf
bemfelben entfaltete er als IRitglicb ber Congre-
gatio dogmatica unb Commissio pro postula-
tis eine ganj l^erDorragenbe Sl^ätigfeit Sr mar
einer ber entfd^iebenften SSerfec^ter ber 3nfaDi»
biütät beS päpftlid^en fiel^ramteS, unb bie fd^Iie|»
Ixä^t iJfaffung beS Sap. 4: Ejnsmodi Bomani
Pontificis definitiones ex sese, non autem
ex consensu Ecclesiae, irreformabiles esse,
ftammt auS feiner t^feber. Ueber baS ißaticanum
ücröffcntlid^te er 1871 bie ©d&rift „®er malere
@tnn ber Daticanifd^en fiel^rentfd^eibung über baS
unfcl^Ibare pä})ftlid^e Schrämt", 1873 bie ©d^rift
„3lrbeiten beS öaticanif^en KoncilS" unb bie an»
bere Omnium Ooncilii Yaticani quae ad doc-
trinam et disciplinam pertinent documen-
torum collectio. 93alb nad^ bem t)aticanifd^en
ßoncil fam für Sifd^of ÜRartin bie 3cit ber ßeiben
im 6ulturlam))fe. @r mürbe eines ber erften Opfer.
91IS fid^ feine balbigeSSerl^aftungöorauSfel^enlie^,
cntftanb in ber ganjen ffiiöcefe eine eigenartige
Semegung; auS ben Derfd^iebenen ^l^eilen ber
©iöceje famen Deputationen, oft toielc Saufcnb
SKann ftarf, nad& $aberbom, um ben SSifd^of ber
unmanbclbaren Streue gegen il^n unb bie St\xd)t ju
Ucrftd)em. ^m 4. Suguft 1874 mürbe ber Sifd^of
üerl^aftct unb in'S $aberbomer ftreiSgefängnife
gebrad^t. 3n baS ©efängniB fo^i^tc i^m fobann
ber Dberpräfibcnt ü. ßül^Imetter bie 9Iufforberung,
baS bifd^öflid^e 9lmt nieberjulcgcn, mibrigcnfattS
baS SScrfa^rcn auf gnttaffung auS bem 9lmte ein»
geleitet mürbe. 2)er l^ol^e ©efangene ermieberte, er
bürf e unb merbe fein bifd^5fIid^eS 9mt nid^t nid)e
legen. ,,äBaS aud^ immer über mid^ fommen ma^
l^iel eS mörtlid^ in feiner 3lntmort, ^im fefb
93ertrauen auf benjenigen, ber alle §aare unfer
^aupteS ge^öl^It, merbe id^ el^er baS €eu|erfte br
ben, el^e id^ meiner geliebten SDiBcefe imb ^ i
ber l^eiligen romifd^ » fatl^olif d^en SHx^ mttx
mürbe. S)er römifd^^fatl^olifd^en jHrd^e gel^dr
meine 3ugenb unb mein ÜRanneSalter; il^r toi
aud^ mein (Sreifenalter gehören, fo lange mir @i
baS Beben friften mirb. MeS merbe id^ für
opfern unb, menn eS fein foUte, aud^ meinen Ie|i
Blutstropfen." 9lm 5. 3anuar 1875 erflörte i
ber „©erid^tSl^of für geiftlid^e angelcgenlfteitei
ju SSerlin für ftaatlid^ abgefegt. 9lm 19. 3cmu
mürbe er unter poli^eilid^er 93egleitung nad^ 9Bc
gebrad^t; l^ier mugte er junöd^ft als ®efangei
auf ber ©itabelle unb bann als Sntemirter in l
©tabt bleiben. aUcin am 4. ^uguft 1875 tx
lie^ er SBefel l^eimlid^ unb mürbe be^megen f^
am 15. Sluguft „ber preufeifd^en ©taatSangel^öri-
feit Derluftig" ernört S5iS gum fjrül^ia^re 185
meiltc Sifd^of SKartin in ©ollanb auf ©d^lo| 9ta
bürg ; bann mürbe er infolge einer $ref fion tw
Berlin l^er auS |)oIlanb auSgemiefen, unb als i^i
in Belgien, mofin er ftd^ Don ^oSonb begebet
baSfelbe SooS beoorftanb, fanb er am 12. 3»
1876 in 3Mont ©t. ©uibert, unfern Brüffel, eine
fidlem 3uflud^tSort als „ Jlaplan'' bei ben ©d^tm
ftem ber d^riftlid^en Siebe aus !ßaberbom, bi
bort ein ^enftonat gegrünbet l^atten. Bon Stör
©t. ©uibert mad^te er 1877 feine fünfte im
le|te atomreife, um bem ^apfte ißiuS IX. jn
25iö]^rigen $apftiubilöum perfönlid^ feine (SM
münfd^e }u überbringen. S)er l^eilige Bater nmd)
5U Sl^rönen gerül^rt, als er feinen buon Corrado
mie er il^n }u nennen pflegte, in bie 3lrme fdjloj
er fd^enfte bem „Befenner" ein öu^erft prödjtige
unb mertl^üotteS ^ectorale. 3lm 30. SKai 187!
mar ber „Befenner" micber in feinem 9lf9l 9
SKont ©t. ©uibert angelangt. Baß) nad^^et tw
öffentlid^te er feine ©d^rift „S)rei 3a]^re au8 mei
nem Seben", in melc^er er über feine ßrlebniffeWi
1874— 1877 auSfü^rlid^ berid^tet. IRod^ JW
3al^re lebte er ftiH unb »erborgen in SKont ©
©uibert, bie ferne ©iöcefe $aberbom im ®el^
men leitenb unb au^erbem unablöfftg tl^ätig ur
als ^ftaplmt" unb SleligionSlel^rer, fo als S^rif
fteller. 6r »erfaßte l^ier u. a. bie ©d^riften: 5&
^affxonSofficicn , Sie ©d^önl^eiten beS ^erjer
Sölariä, Blidfe in'S 3enfcitS, 3)ie 1^1. 6ocilia, ^
monie beS 9llten unb beS 9leuen SeftamenteS, S)
SaSal^rbeit über 5lfleS, S)ie ©d^ulfrage, Blidk i
bie ©cgenmart unb Bergangenl^eit, 9Kd^t Seü
fion, fonbem Sluflicbung ber SJJaigefeJfe. ©eil
lefete im 6jil »erfaßte ©d^rift maren bie fd^
oben ermöl^nten „Seitbilber ober ©rinnerungen c
meine öeremigten SBol^ltl^äter " . ©ie bef anb pd^ no
beim Berleger, als für ben treuen Befenner»Bif(^
baS Icjte ©tünblein nal^tc. 9lm 16. 3ult 18^
l^aud^te ber Verbannte Bifd^of nad^ Empfang b
941 aJtartinon — lülartinäberg. 942
^ctSgen Stnbtfaaomenlt tn 3}tDnt @t. (Siiibett ja^r in feinen tj^cfttn unb ftfllic^en Scitm (juinei|^
feilt SmI« an«; ftine It^m SBorte roaren : „ÖSe- am ben Sßrebigten unb Ijoniileiifi^tn ^nfpra^tn
Isbtfti3cfiiS<S]^pu3!' SJur^ bie Umfii^t unb ^eniorgcgangcti, rotld)t bei bcrbaimtc Sifd^of in
fiäiu fertjd&tojlenl^t btr ©eneral-Oberin ber *HIont St. ©uibert an bie ©tfitotflnn unb Jpen-
€4lKfltni ba ^rißfic^cn Siebe, ^aulint »on fionärinnmgmi!^t(t),enblic^bte„JfanjeltDrlräge'',
aSfllliinlrobt, We bamalä in iDlont ©t. ©uibert in \täjS ftatlen asänben, enl^oltenb bie ^lebißlen,
mute ntü) beim 3j)be be§ !Sif$nf9 jugegen uai;, nel^e Snaitin als aFabeini|i|er ^tebiger in Storni
odnstS,bitl^URSet<^ena[^^beTbomübeTjU' unb all ^Bifd^of bei Ceifc^iebenen (Gelegenheiten
f]^nn.^iertDuibebet€ntI(^lQfeneam25.3uItQuf gelialten 'iat. Siiefen fe^§ Sänben (iat «Stamm
fndii^ aBeife irnffiome jut legten Slu^e gebettet, eiiien iieficiiicn Sanb (olgen laffen, bei bie „Ritten-
— nörtin mar ein überaus frui^tborei ©c^rift- btieic" bc5 iMfc^ofä Snoitin enthält, pftäbert.]
fäa, bellen nie loPenbei §anÖ erft bei Sob bie ^Sartinon, So^aitneä, S. J., franäöfif(i6ec
Ste entrift. gine gtolie 3q^I |einer Sii^ei unb Sljrologc, imir 1585 gu SÖriöube in ber Stuoergne
€4it|tnt i{l in ber uorfleViiben bioeia))^i|d)en gebeten unb ftaib 1662ju$DrbeauE, nac^bem et
lUittfi^t l^on genannt; mand^e onbeie jinb bi^i^ baielbft 20 3a(|ie lang S^eologte gele(itt tiatte.
u^ttoä^}utragen. 3uin großen obetgtbgtenSi^eilt gv {d)iieb einen <£ui[u9 bei ge|ammten X^eoiogie
■omi |(tae ©etiriften bie grai^l ton 5BDrle[ungen (Theologia universa), nielt^er jum Sl^eü erft
nb SortrSgen, oud| ouS {einer Biji^ofäjeit. Ser mäj jcInemSobe erl^ien (ötoII., Burdeg. 1644
?t«M|oi ip Mm ©iid^of nie Bertäugnet ober bei ad ItjiJSj. ^uii) ein anbtreS älBerl Änti-Jan-
Seitt sefe|t tsorben. !8i3 ju ben Siegen bei €ut' senius, hoc est Dieputatioaea de haeresi Pe-
lidompfeS ^ielt er im SBinterfemefter regelmäßig lagiana, Paris. 1652, bQ§ er unter bem Sina-
ii (nncm ^riePcrfemtnai fiia!tiiif| • ttieologild^e giamm Antonius SßoraineS ^eiau€gab, jog er |i^
SRlt|migai üb« l^egefe, |ein fiieblingsfad(i, über ben ^q| bei Sanjenifien unb bemjulolge manti^e
l^nol unb Jhrii^RC^t. Solchen ^oilefungen £Beiunglim)}fung feiner liteiaitfc^en X^ätigfeit gu.
Rtpamint boS aSkrl „£|etip^ilu3 ober Untemei' (9igI.Hurter, Nomenciator I, 724; de Backer
|DQn nbtr bie [onn- nnb |e{tläglicben SDangelten e. t.) [SOt. Steit^mann 8. J.>
MStK^ia^", fomie, mtnigftens jum giolien 'SSatfinsBerg, e^emte er3abteiO.S.B.tn
tttüe, .2)a& ^fllic^e Seben", einiseitcnftüclju Ungarn. 3mnngari{c^enSomitat3taab,fübü^ic^
fne^ü^em @(!^rift ,3St|{enf(^aft Con ben gött* nDnbei^auptftabt,ei^ebt{id)beriQerg$ann[)nicnä
B4nSingen',unbber„fliited|t§mu3beSr5mi[d^' (Bacer mons Pannoniae), ein alle^müibiger,
Il^oGI^ fftn^euret^ta". 3[u^ im 3}h]ttet^au|e mit ber @e(d|ii^te beä Sanbeä tnRigft DertDQi^|ener
ksS^lDcflcnitKr li^iiftli^Siebe in^l^erborn Ort. 3n bem am 3u|e bie|e9 ^ergeS gelegenen
tidt B tattfy^ifyt unb äicett|d|e ÜJoitiäge, toeld^e @tüblc^en Saboiia mürbe bei f)l. S^aitinuS, na^
^bs^IgejuSnuffd^en beoibeilel unb ^- maliger iBi{d)o{ uon SioutS, geboren (ngi. Maur.
«Igegäen umrbnL Slawin bütften gebbten: 2)ie Cziaär, Monasteriologia I, unb bef. ^. S}anIo,
e^l^eittn bt8 Softirfrui^, ®a§ Soe SDiaria ®ieerjabte;©t.5QlaitinSberg[©abaria],bcr®e-
ft frannt TOmienucre^rer, SDie Se^re nnb Uebung burlSort be§ t|l. ÜDartin SutonenfiB, in her Defter-
te %iba4t }uni flöftlictien §erjen 3e|u. 3>ie rei^. SGiertelia^Sl^rift (fit lalboIi|(!&e S^eologie
äeitbct .alttal^olild^en" ECBirren unb bei gul' 1868, 1—38); bei heutige 33Iattt|Ieden liiert
tnlimipfci fa^en ben SBil^of Wartin neben bem no^ ben Ütamen Sjent-Sltarton. 3)et bur^ bte|en
Vi^|e 0. fletteler als mutf)igen SGoriamt>|ei ^eiligen gleidEi|am gemeil^leXterg niurbe bie SBiege
Sbie itir^ unb i^ie giei^eit unb ^tä)tt. an beS 6.t|iijtenttrutn§ in Ungarn. SQon ^\tc au3
n 3ätiib|ii^Rilt gehören, augei einet großen, gingen bie Wt{|ionate unter bie tieibnifd^en Un-
at in Se))aiatau3gaben et[(^ienenen 3<i^l Don gam, bie S^ri[tcngemeinben erhielten ^ieiDon i^re
|W«iibriefen,bie©i§riffen:Siu(^etneSnt^iinung, Seelforget, bie flänige fanben bafelbft gemanblt
mt ^lißli^e unb bte 6iDil-66'^ Strtbum mä itanjlet unb ©toatamänner, bie Äirdbe gemann
Bit^il in ben gro^ Sragen ber ©egenwart, bort auSgejei^nefe £Bif^ö|e, SBen ©runb gut
M- nnb Sic^tbilbei für bie ©egenwart. 3Jit^- Wbtei legte ^eigog @eija im % 997, boüenbet
>it|nnei€t^flenlDuibeninfrembe(franjbfj{d)e, abei tourbe fte buid^ feinen @ot)R. ben b^liS'"
flßfy, itolienif^e) Spraii^en übeifegt, unb |o Jfönig Stephan, bei in ber @liftung§urtunbe Dorn
Wk ber »flBKanaitin in ber weiten aSelt einer 3a^ie 1001 bem Slbte aUe !Re(!&tt unb SßribUegien
nt Mnndefleii unb gefeiertflen , unb ouc^ hie beS 9lbte9 uon 3)bnte gofino üerüel) unb jugleic^
*ifc(le Sßiüierboni, Don bem (Slanje unb SRu^ime baä fllD(!er teictilicbP botirte. ®ie tom aiuälanbe
W öiÄoffl umftro^lt, tQud)te aus intern feit' berufenen OibenSmänner, Senebictiner, legten bie
WriBtt^flßihunlelfieitior. — 9!arfiaiHartin§a:ob etfle ^oi^fc&ule Ungamä an; au§ biefer gingen
Jb ftin eVmaliget tieuet flaplan unb ÖJebeim' balb nidbt blofe ajülfionare unb ^eilige !8il(f)öfe,
fnttäi, tioaf)ta e^riftian ©tamm, aus bem fonbemam^bebeutenbeSc^tiftpeaei^eroor. löalb
QmiifiSen *Ra(^Iof|e noiäft aßoncbeä ueröffenfltt^l, nacb bem Sobe beS f)eifigen ©tifteiS jerpört, ent«
Jjöifl: 5Bie eoongelifd^en Parabeln, 3)ie jieben ftanb baä Äloflei noc§ groSaitiget unb blühte na-
^•ritEItnfli om Ateuge, "Siit o^t Seligteilen, mcnllic^ unter bem beiligtnffünigeSabtSlouS auf,
"■ iSber(irc^Iic^3ßfli^ttn,S:aSffire6en' ber nic^t bloß bie Betlorenen ©üterwieber npi«
943
SDtartinujji.
944
tutrtc, fonbcm neue SBol^Itl^atcn boäufügtc. Unter
%U aRottl^äuS (1500—1538) bcftätigte 2eo X.
öon feuern olle Siedete unb ^riöilegien, meldte
nJlartinSberg feit ber Seit be§ 1^1. ©tepl^an erl^alten.
®ie ]^am)tfQ(i^lid^ften 93eftimmungen ber betreffen»
ben ©utte fxnb: S)a8 fflofter SKartinSberg ift bQ§
§aupt ber übrigen SBenebictinerfiöfter Ungarn^ ;
ber Sorfte^er beSfelben fül^rt ben Sttel unb bo§
%nit eines Sr^abteS ; berf elbe l^ot ba§ Siedet, aQe
übrigen Senebictineröbte Ungarns 5u ftd^ ju be»
rufen unb jebeS brittegQ^r ein ®eneralcai)itel Qb=
jul^ialten; ba§ ftlofter unb bie SKönd^e beftjen bie
SRed^te unb Privilegien beS ftlofterS ober ber Kon»
gregotion t)on SDlonte ßoflno, ol^ne berfelben ein»
öerleibt ^u fein, iflofter, «bt unb SWond^e finb
feinem ßrj^bifd^ofe ober SSifd^ofe be§ SonbeS unter»
tt)orf en. SlemenS XTV. ertl^eilte bem ?lbt ©oniel
©omog^i (geft. 1801) boS 3led^t, SDoctoren ber
^l^eologie unb lßPofo))]^ie ^u creiren, unb bie
ftaiferin SDlaria lerepa erl^ob ben 5lbt unb feine
9ia^foIger unter bie SKagnaten (1770). ®urd^
©ecret Dom 14. 9loüember 1786 l^atte 3ofej)]^ 11.
boS ftlofter aufgel^oben, bie ©fiter beSfelben bem
KeligionSf onb§ einverleibt unb bie ber 3uri§biction
beS grjobteS untermorfenen !Pfaneien in bie be»
nod^barten ®iöcef en eingcreil^t ; bie SKönd^e f etbft
würben tl^eilS in ber ©eelforge, tl^eilS im Se^rfod^
t)ertt)enbet. 3laä^ öielen Semül^ungen gelang e§,
bie SReftaurotion be§ JllofterS bur^^ufejen. 9lm
25. ajloi 1802 fonnte ber neue ergabt Sl^r^fofto»
mu§ 92ot)äf mit 32 el^emoKgen OrbenSmitgliebem
in baS alte Seft^tl^um ein^iel^en. ßuf olge beS SRe»
ftitutionSbecreteS ^&f)Ü ber Drben in Ungarn au^er
ber Srjabtei nod^ 3 Sbtden unb l^at bie SSerpflid^»
tung, 10 ®9mnafien mit^rofefforen unb 21 ^far«
reien mit ©eelforgem ju öerfel^en. ®em grjabte
h)urbe baS Siedet eingeräumt, nad^ ©utbünfen
3)irectoren unb ^rofefforen an bie ©^mnafien ju
fenben, für bie Abteien nad^ bem Statine ber Son«
Dentualen bie betreffenben Siebte ju ernennen unb
bie ßmannten ®r. ÜRajeftät jur Seftätigung ju
unterbreiten ; bie ßmemtung be§ drjabteS bleibt
©r. TOaieftät üorbel^alten, jebod^ berart, bafe bie
DrbenSbrüber brei auS il^rer SKitte gu ber erjäbt-
lid^en SBürbe Dorfd^Iagen. ®er gegenwärtige Or-
dinis S. Benedict! Antiquissimi, Celeberrimi
Regii ac Exemti Archi-Coenobii S. Martini
Ep. et M. de Sacro Monte Pannoniae, Par-
tiumque Coronae Eegni Hnngariae adnexa-
rum Archi-Abbas et Praesidens perpetuus,
inclytarum Sedium Praesidialium Nobilium
de Kiset Nagy-Füs perpetuus supremus Co-
rnea et Collator (bie Don il^m creirten Sanbabe»
ligen l^eigen Nobiles Praesidiales, im @egenfa^
5U ben Nobiles Regni ober SReid^Sabeligen) ift 6ip»
pol^t Äel^er, erwählt am 24. gebruar 1892. 2)aS
eigene Territorium, ba§ er alSAbbas nullius juris-
dictione quasi episcopali regiert — feit 1855 l^at
ber jeweilige grjabt au^ bie53efugni6, in bemfelben
\>a% l^cilige ©aaamcnt ber ^Jirmung ju fpenben — ,
bittet ein 3)ecanat unb befte^t auS folgenben $far»
reien: aWartinSberg, SRaoa^b, 9lt|al!a, ©jent-Söto,
%er{t)'6, ffajär unb ßfanaf im SRaaber (Eomitol;
$eterb, Säji, Sarfönpoö, SSarfän? unb SSafonj-
bei im SSeS^pr^mer Somitat ; SärfänQ unb gu^
im ftomomer ßomitat ; enblid^ ®eäfij im ^re|-
burger Somitat. Slufeer biefen 15 ^orreien gt«
l^ören jum erjäbtlid^en Territorium nod^ 47 gi«
lialen. 2)ie Sefammt^al^I ber Säemol^ner auf etma
8 D.»9K. ift 30 896 ©eelen, öon benen 25 529
flatl^olüen fmb. OrbengmitgKeber ftnb 185, nan»
lid^ ou^er bem Srjabte unb ben 3 klebten tjon
SSafon^bel, Si^änti unb ®ömölf nod^ 125 ^rie-
fter unb 56 9llumnen. ©iefelben öerfel&en 1^
bie ad^tfloffigen ©i^mnafien in SRoab, Oebenburg
unb ®ran, femer bie fed^Sflaffigen in ifomom
®ün§ unb $äpa, au^erbem in aWortinSbcrg feftp
ein Oberl^ceum ober eine tl^eologifd^e Sel^ronfiolt;
bie feit ©tiftung ber Slbtei beftel^t unb lange 3*
bie einsige Ungarns mar. 92eueften§ ftnb in 9^
tinSberg aud^ borml^erjige ©d^meflem. (5JgL Fux-
hoffer, Monast. Hung., Weszprimii ISOSj
15 sqq.; G. Petri H, 144 sq.; 95. Sabad^ bei
Srunner, 6in Senebictinerbuci^, SBüi^burg 1880,
218 — 255 ; bann aud& ben ©d^ematiSmuS ber fe|p
abtei.) [5Rel^.]
;SBatfiitit}}i, ®eorg, &nrbinal unb 93if(iH
Don ©ro^marbein, ber ungartfd^e äBoDenftein, ^e^
mit feinem gfamiliennamen UtceSendDiö. Sr fjciUt
einen Onfel mütterlid^er ©eite, meld^er Sifd^of in
©carbona mar unb feinen 92amen ÜRartinufetni in
!Dtartinuftu§ latinifnrte; biefem ju Hebe fd^rieb et
fid^ and) 9Kartinufiu§ ober SKartinujji. 3n ^«
Datbriefen unb ©taatSacten wirb er bIo| Sroter
®eorgiuS genannt. ®eorg mürbe 1482 gufia«
miiac in ffialmatien geboren. Ueber feine ©dp«
fale in ber Sugenb fd^reibt er fpäter an 95erantiu8,
bamaligen SDompropft Don SBeigenburg in ©ieben»
bürgen (1545): „%l^ Jhtabe Don ad^t Salden Der>
lie^ id^ (1490) meine ^eimat unb mürbe nad^ bem
Domel^men ^ofe be3 erlaud^ten ^er^ogS Sol^anneS
SorDinuS gebrad^t; l^ier l^abe id^ 13 Sa^te nid^
ol^ne leidste IRü|e in ^ofgefd^öften jugebrod^*
3m ©d^Ioffe ^untiab ging e§ iebod^ ®eorg ni^t
bef onberS gut ; er Derlie^ feinen $Ia^ imb foid»
Slufnal^me bei ber ^erjogin ^ebmig, SQBittme bei
3i))fer ®rafen ©te))^an Don ©^äpolQa unb SRutter
bed fpötcm ffönigS Sol^ann ®eorg^ einer l^öd^fl
el^renmertl^en SRatrone; biefe gab il^m jfteibung,
®elb, SBaffen, ®iener unb ^ferbe unb reifte i^n
i^rer Äriegerf (^aar ein. 6r mürbe auf biefem SäBege
5U immer l^öl^eren 3)ienften gelangt fein, 50g e8
jiebod^ 1504 im Sllter Don 22 Salären Dor, oB
Saienbruber in ba§ ^aulinerflofter Don ©t. Sorenj
bei Ofen einzutreten. §ier empfing er nad& Dor»
l^ergegangenem Unterrid^t bie l^eilige ^riefiermei^c
©eine ®efd^idlid^!eit, fein Sfleife unb feine rafl»
lofe 3:]^ätigfeit gefielen bem DrbenSgeneral, fo bo|
beiffelbe il^n jum ^rior be§ ßlofterS ßa^nftod^ou in
^olen unb nid^t lange barauf be§ jf lofter^ p ©a«
joläb in 9lorbungam ernannte, hiermit begann
eine SBenbung in ben ©d^idfalcn beS armen unb
SRartinugji.
946
SRjHu!^. aiS Aönig ^o^am t)on bem
rig gferbinotibd 1527 an bie %i)üi ge«
lAe, fanb er ju ©ajoläb in bcm ?ßnor
corg etnen Scf anntcn. aRortinu^jt folgte
beS ff önigS, oerlieB feine 3eIIe unb lam
Am infolge ber ^^ieberloge 1528 noc^
donfborfeit, Sl^rgei), aber aud^ $atrio'
iten bie Snotioe, loelc^e ben 46iö]^rigen
mi betDogen, Sodann tion SgäpolQo, gu
rfdnlid^feit er übrigens Don 3ugenb an
bere 3un(tgung W^^f ju bienen. SKar-
iff mit Energie bie ©ad^e beS ÜMgß
riflrte feine ^ortei, fd^affte ©elbmittel
Xruppen; im % 1529 fül^rte er feinen
ij^ Of«t. 2)iefer ernannte ÜRartinu^^i
I mib eröffnete il^m baburd^ feine politif d^e
. 3Rartinujsi'§ ßl^rgeij fanb fd^nelle 95e«
l; 1534 mürbe er jum Sifd^of öon ®rofe-
mannt iebod^ Dom $apft erft am 30. 9Rai
itirirt. £r leitete jmar bie SSegierung ber
ße| ftd^ aber nid^t confecriren mtb über-
a SSeil^bif d^5f en bie $ontificaIfnnctionen.
Rem £pifcof)at erl^ielt er aud^ bad ^mt
ipnrifterS unb mel^rere fird^Iid^e ißfrün-
rnor er ber SRann gemorben, ben ffönig
\d feinem abieben (21. 3uli 1540) jum
c feined Sol^neS 3o|ann @igi§munb für
|ielt SDtartinugji, ber unter bem 9IbeI
Xn^onger, mol^I aber offene SBiberfad^er
m Don ber Stegierung ben DoUftönbigften
b )nxtng feine 9lebenbu]^Ier unb Seinbe
irfam. @d^on am 15. @ef)tember mürbe
Schreiben am 9täfo§feIbe eine 9teid^SDer-
I abgel^Iten unb 3o]§ann@igi§munb 5um
n Ungarn ausgerufen; eine ®efanbtf(|aft
Siileiman nad^ SonftantinopeC, um Don
i| }u erbitten. Snbeffen l^atte SRarti«
io^l ber ffönigin-SBittme äfabeSa, bie
Donlelmätl^ige ^rau mar^ als ber Xreu*
er Xurfen gegenüber eine l^öd^ft fd^mie-
img. @o fanb er im Sntereffe Ungarns
l, gel^ime 99otfd^aften an ffönig gferbi-
d^tfen unb ^riebenSunterl^anblungen ju
oeU^ am 23. ^pxii 1542 mirflid^ jum
:ten.
mg^i trieb gu feinem ißerberben macd^ia«
^litif. Sßäl^renb er nad^ abgefd^Ioffe-
xoge, mie eS fd^eint, immer ju ffönig
) ^ielt, geigte er öu^erlid^ ^nl^änglid^feit
irtifd^ 9Rad^t]^aber unb mar jieberjeit
mit i^nen in gutem SinDemel^men }u
MeSebingungen ithoä), auf ®runb beren
( gefd^Ioffen morben, fonnte er nid^t er*
^ neuere 93emü]^ungen, mit bem ffönig
) einen bleibenben ^uSgleid^ ju @tanbe
t, fd^erten an ber Unbcftänbigfcit 3fa«
n bem ÜRi^trauen 5U äBien unb @^on-
I unb an ben Sntriguen beS ÜTlitDor»
P. $etroDicS. @Ieid^mo]^I bel^errjd^te
\i bie 6ituotion. 3n ber SKcbgpcjer
img gelang eS il^m, bie ftebenbürgtjc^en
©tänbe }u geminncn; bie Surfen bef riebigte er
burd^ ®elbgefd^enfe. SDie Königin unb ^etroDicS
mußten feine Ueberlegenl^cit anerfennen. TOarti»
nujgi fammelte 50 000 TOann ouS ben ©jöflpem
unb @ad^fen unb jagte mit biefen bie SBalad^en
aus bem Sanbe. SfabeUa Derfud^te in SEßei^enburg
mit il^ren Slnl^ängem fefte ©tcUung ju nehmen,
mugte aber fd^Iie^Iid^ in bie Uebergabe ber @tabt
einmiUigen. 3n ÜRül^Ienbad^ fanb am 12. 3uni
1551 eine 3ufammenfunft SKartinujji'S mit3fa*
beUa ftatt, in meld^er er il^r baS iBerberblid^e il^rer
ißolitif auSeinanberfe^te. SS fei bie l^öd^fte 3eit,
Siebenbürgen unb bie ftrone Don Ungarn an
Äönig Qferbinonb ju übergeben unb feine QfriebenS»
bebingungen anjunel^men, gumal auf bie ^ilfe ber
Surfen feine 3luSfid^t Dorl^anben fei. 3njmifd^en
fam ber^eerfül^rer Äönig g-crbinanbS, 3. ©. Ka«
ftolbo, SJcarfgraf Don ßaffiono, Dberbefel^lSl^aber
ber föniglid^en ixvop^ßtn, an, um bie Unterl^anb-
lungen mit 3fabeIIa in feine ^anb gu nehmen,
gaftalbo erl^ielt bie 3nftruction, in »id^tigen
@ad^en fld^ mit Sßartinuggi gu beratl^en, ber nid^t
nur bie Dorl^ergegangenen iBerl^anblungen genau
fenne^ fonbem aud^ fid^ burd^ Sinfid^t unb Sr-
fal^rung ouSgeid^e. 2)emgemä| Derftd^erte Sa*
ftalbo äRartinuggi, er moDe il^n mie einen 93ater
eieren, unb eS fei ber SEßunfd^ ^erbinanbS, ba| er
aDe ®efd^öfte mie biSl^er fortfül^re. Saftalbo mar
aber nid^t aufrid^tig; er moUte bie @ad^e mit 3fa'
itüa fd^neU abmad^en, Derböd^tigte SRartinuggi
beim ff önig unb fud^te ben Sinf[u| biefeS Staats-
mannes lal^m gu legen. 99ei aSebem mürbe bie
Uebereinlunft gu Staube gebrad^t unb bie betref«
fenbe Urfunbe am 29. 3uli untergeid^net toonad^
bie ffrone beS 1^1. QUp^an nebft ben übrigen Sieid^-
fleinobien bem ffönig gferbinanb übergeben mur«
ben. anartinuggi moUte fid^ nad^ abfd^Iu^ biefeS
SractateS gong gurüdFgie^en, unb nur auf an-
bringen beS ffönigS gf^^binanb entfd^Io| er fid^,
bie SQ^oimobenfteSe utü) baS Sd^a|meifteramt mei-
ter fortgufüj^ren. 2)er fd^Iaue 92eapoIitaner Sa-
ftolbo ful^r inbcffen fort, iUli^trauen gegen 2Kar-
tinuggi gu f äen, unb gmar mit 6rf olg ; benn auf
feine unauSgef e|ten SSerböd^tigungen erl^ielt er am
20. 3uli Dom ffönig bie SQBcifung: ^SBir l^offen,
ba|. fid^ 99ruber ®eorg als treuer unb broDer
9Kann bencl^menmerbe; nid^tsbeftomenigcr tragen
SBir bir auf unb befel^Ien bir, für ben Sfall, als bu
ftd^er mal^mel^men foSteft, ba| er irgenb etmaS gu
Unfcrcm offenbaren SJerberbcn unternimmt, bo& bu
bann gegen il^n fo Dorgel^ft, tt)ie eS baS 93ebürfni|
UnfcreS SReid^eS unb Unfcrer treuen Untertl^anen
erforbert. «n bir ift eS, bic&fallS Unfern SBillen
auSgufül^ren.'' 9lad^ 3n]^alt unb Sonte^t mar biefe
ÜRa^regel gegen mirflid^en ^od^Derratl^ gerid^tet.
aber in ben ^önben beS nad^ ber alleinigen SRad^t
unb ben ©d^äjen 9Rortinuggi'S lüftemen gelb-
l^erm maren biefe SBorte für erftem Derl^ongnil«
DoU. ißon nun an nal^men bie ißerböd^tigungen
ßaftalbo^S gu. 3ttJcif«J ön ber Sreue aWartinuggt'S
.fonnte aUerbingS beffen SSerfel^r mit ber ^Pforte
• -1 '. .111 - ^ I.
.rrccnt- Sä Äfctmfä Sicrq Rbncäx. 'cun rar. Jur;:;:g som 3afiK 1544 ein SSerbot Im:
ti. i .iftaiifj :n:: ^ern .'cinjiircn c-.erH :e:: i.:r::n 'crtr::: :!i :}icL:a:r:r.§facüen feine 9leuetui
n:=ii:iunrn. ilniliu;en. znxt :*^a y.i vszzzzr. :i!s*inen^urfe. üciDer fanö bie SRefonnati
■*'jr?an-jrQEn jninoiicn -no^uor -"ino. Zir -^an "iir^n ächb 3urcü 5ic ißarteinal^me ber
iqen S^cmraivji TJor jr. ianoiU:: 'xrc -xzizizzi xtr. IRüjncten mr Diefelbe. 3luc^ ^ie
■i'iiiiir ^siürriiin. Jit ^ixvcz jüt ^-irraiJi jerfciiiie j:e 55rna:nr.ne nörfer als Die SRenfd^
im ne ::n ?K?ugnn. fanculJa jinnnraciE :nD» iTwi5t -i»^ "ecoaj Die religiöfen SBemegungi
ioi 2in -^tiUirjcnnLinEr 5rcr;a Eiuluincnn. Ii^imii äs Dem '3luge unb fuc^re bu
ülarr.nu^Si u rxrrOcn. £:e nmiriie ilurfüiis ure inrrtirargen ihnen Scbranfen ju fej
nuiq 3:£?c5 ÜutTraqE« 'cmD *n Der Jiojn Jrn: 1?. nro r.z:: rurr Jon '"einer eigenen 2Birffai
niT x^n 1" £.'i::niüer 13.31 -loiL S^r fursmai EreC:^zr cendjat: als Siicöof ttor er auc^
r,irDi jjn Siuiuctinn. -cniEni .'iHenen Scrtiör luoriue Bnener ^uai ßamufe ^u gewinn
L^iiirc ünurmu "r^rrcin. i^tr^ 'inö r.niqcn ota= :r.a Ttrctncnö rsax Decgieicüen btmuÜ^t, i
.iiziizn mo Ej.inicm unJoiiTtini ins y^m, ziam rircer -JaniriuC ucm äaijre 1548 ber S
j£!cnart. Intcr Jen iSuncn ..\'?U5 UZuna:" iirr Jtnen 2annn inigegensuf egcn , fon
JOD 3^r mwfr iiif?aanO£ite r-'i^iurac -ftrctä :en :icsccn: ::e ^erbreimng ber 3rrle^re n
fik-rit mf. I.T .-nrütirE i:::cDniun 3i:tD jt= -nnx -ir-Csm: -n iiefcenbiirgen ergriif biefelBe
15. -rttjniar 1>.'.- anü^eriti;! -. .-noiim mirae :r Hncjrn: ^Umfenburg xar balb für bie fc
mf:ijmi^iia::n -Sfvni .nie jer Hi;fii3en;iaaj. -.Jans- ^irtre -•eri^rcn. 'ffiarnmi^i fe|te auä^ !
Jiirq 5£Lmiair ino n Der Darrlijen JiiaunicÄ:: .TfrrTcnrrnajen treiben Siberftanb entgi
4:rn3e jom .iL 'rtii-el jertiiner. ?nre .tnfaaie Inftrencnncsn iber »"cfseirenen an ber 5
iiiinuiiine mi Dem Eiiaaen ']3Zür:t:nixv §■ ^^^ --- -itncen Kirte 3fcibeila'5 unb an bei
Htioen iinö Dtm ?:nüürn onö Der AnuncnrnT '"Lit Der äbcefiildnen. 2 er öetlige 93ate
'Imnibns aior.eniium *sc- ieseicnnir Die 5:t:li. Jirn "Biurnttu-i^r^ innrcfcmatorifc^eni
:du ;r je!i;v'isr Tjur:^' S. A. Sz^r^uij. Coilecüo Durta frinen *?enngem als ß5nig Verbind
nonam. r^mpL Cor. iL. Aohjsuiirx 1" *1. 25-. innmEre:. Der .:n 4. 'ÄuguÄ 1551 in fein
£:e ^fenurDuiiq "riuninuMv^ .Trc-.-c ineroiL je« Din Sirroorienier St^'cöcf 5ur Sorbint
"i-nDer* m Sjm Das .irj^n: 'Änrtnen. ^JiJma =u :r:::c3n. rrn riiir±niy^i niSmte: i
■^r^manD 'ünoie ^trar '\ncn im 1 ^immxr lu^i lo i*. luümn düea er prjbitaaestnc
in iSiiDÜ Vjiiu4 HL .-nie SEinrrrninntijsainft. ipejrx -um Ji ^eteri orüodoxaque
:;c .iDer nur Dtc l?erc»iäir:aunaen cntcr •>tn:Ci rbiiiaone auitra ohn&äana ita uti de!
■ ^ ' «
rrsrjöucrtc. «?:ne lach 5:ifn?rüemni: ^ts EtmuES =iana-in n: ^onorae -jädus sedis apo
jr-r.i!iTtiiL:E:E Unrcrukauni; tiIic Dri >arDniu;^iu* jUM^r^onicm -i^s^. jmnibuäqae quibu
rfrfoien i'cr.iri jenjrfen. 2:e iittncn ;niü icimur» nudi^ :am r^iispums väriÄnanae quaz
icuacn Xkirm -nöti 'cTnc -^inöe j:?er oim Der Sc-» rtians ip^'SvoÜL-ae leien^ionem contrs
.lU'ruuLj iJüiini'.Tiic Si inner. Dtrcn H'^isniurn Da- mpuiniarurrä icnter äuscnere et pro]
jüTZi m ii^trli jfniiTm. ßimii ö'»üin= ~ virJ-.n-ii: 3, i'^runnus. 'Enmos oon Unc
j.l:l:::c Die ?l:r::^cr ano iJiTinamtr Dicrcr mm» -jninir fcL':'3J'. iber Denen ^nbängli
"iiini::: Ijar m: Dem «rrai-n^onn. juu Dtmiibsn \::z\\z «r^inuno xe -r-n ^äktcI ceduBei
:j-.t im 1-t. -"S^äruar 11.*.'. x:ti?tr nif. "UianJir-- ::b: n itntm r.L^nr.irmffflen Srjcömicf B
rernrc. ütiiliunen JC D^m .-mürDenm [icüinui -u pi T'ib^nii Tac^ appeüad vita (^e
"rnüKi. nmD lUi'r .«nnLiufint rtuni nior ii= *-5»'f' :jr.^sua'-' Jiunum. Huni. hist H Pe«
midit H:il3«:. 1 •'«■ ii:c ÄciönriinH-n .mö 1 '• «■ 1?. !>■ i:r.?mDuair.ai:'i2iE-Deneni?egnerb<
S?ii.;iii'!i jiiarr-i ^H■:I3. Saia ^tn ÜKT.avczi Der rj^t Jciiur.iB. Dun :r DK»'en iUä^jeiAneb
■cTuieni3""i:inin r.u-:3n:!ten rrr.::r Div -nr-fttn r.^!U D;n rju; ?::unn: jiice. .>dr Die nrirerfonti
itninir in Der fiarijoi Die miiitse £:rm "iclti s?l2:i2:c üunrnii-f/^ x\tz 'ra iagefe
j-cHiLDi'n. Rnir >.rcL-:l-..i rt. xii) Die xrcö ci^t ö
ürOTnai Sijrnnu'ii .«nian A:iü U2 SififiLT r?B :i3:ir. i^-iimin:: -.m ^cTuint-vien 9rd
liier ^immxTiicn inD ^tnuirrn Tnc .Tcrüriiinf nrsirr. iS-rriie. fcn Den liiren Sic
Ij.:~.::"i:::. ^n tmir l-ju'c ?ri'inrarDt!n .rpTT r.rlv.r.: :::r ^;-j:i! 2£i:?ccirtf Ja minifi
-T .nri2iL::t-ri: rL^^-.:c:n ir::in :'l -L-a-::. K:Tr--- Joi-iin^si >.i.iJ7;jiii5?iiis. r-ir. 1771) eine
■n.:rjn. .'in ^c-L-::fn-*ur.icn. rj i~n:r Dir ■i=n:.:ci-n i::r»;c. in-:;nOi:i2. n rr-jr-iim Snle, 1^
^.::-.L'pna ^Jini; ^Jüiinn-s xt:2 triirr iL*-:nrf ::L'-';rJ:->.!:L-.;r'i2iu;iri'LC».*rra:tiUtye
J-- }J::;iT:inii mmiT Trrrm -"»-.li^ ii^n: iniiiu r-uyr r--r^- iuLna-iszi bibomok
L't^irr.x::-: isjrc-i £jr.:i::in TUirn D:u ilnu.n:-.?.r ::vri •. -.::■.■. ti-i ?isc l:^.'.^. :ku in Eist
Drr ^^jrrn^jn :;::. r.:n i:=r;-n nir:t :j-r l-wkizh i:ii:i.;;t.. ?ä<c 1>?.S. IV, 1— ^
DTr.-3 l:. i:tr-jn\3. Din r>r.rTn JL'n I.:!:i=>:..-r. cr;-_'f: :■.:: ru'tr Tirj^n il:. ^te feitb«
rr\-£r D-c L-aiU-rnsirrnnuni: :ex:n±u:i: um :.:: c-^v.:v.;.'t X-5 (s::rr.c:A btid)äftij
Z::. -vrr::D^-. r.rt i;.rn:--nn'":^J- ^rj::Ti;:2y itl^ 3- ■>•- c-^* ■.:■:■. fr r. .f.jr^nii; rL.=rzujji unl
— .rr.Tiir'irra r.ir -i— Iiül* ^>— r'"«—»--; -.--,f....— r.,.^...., j^,> .^->i.v<-*»i'rAfit
!jt "771111- "T »"Sr^ ^ 'iT •?*▼■ '*"■ *.'~ ■^.■••,*»rT:'"--**--'. -» ',•■ • ■.■.■••.. • --.-*--i,«, ^V^r^t fllltP
SD^art^rcr.
950
'— 448 ; Ofl. UtieScnoöiö, Scbenägeid^id^tc
Üaa\& (Seotg UtieSenoDtö, genannt ^ar»
ffiien 1881; V. Bunyitay, A väradi
}^ tArtenete, Nagy-Yärad 1883, I,
10. 91§let(i^tfertigmu|@(i^uaer§@(^nft-
le Ser^anblung Don MüHflbaä) im 3. 1 55 1
rtiiwjai'senbc", ^cmannftabt 1862, bc-
tDtrben. L^anfö.]
fftft (jJLapTüpec, martyres) l^cifecn bic«
pettigen, meldte für baS 93efenntni^ bed
m Glaubens einen gemaltfamen Xob er»
ittL S)er 9lame lel^nt ftd^ an ba§ SEßort
cn (?lpg. 1, 8) on: „Sl^r werbet mirScu-
" {t<jtabi fjiot fjLofpTüpec). 3^wgen beS
ntrben bie Slpoftel gunöd^ft boburd^, ba^
)runb i^rer perfönlid^en Srfal^rung bie in
offenbar geworbene SBal^rl^eit unb Der«
e ßrlöfung burd^ il^r Sel^rmort unb i^r
ifimbigten, in auSge^eid^netem @inne aber
bo| fte il^r 93e!enntni^ burd^ bie Eingabe
;6end beftötigten. 2)urd^ ben SJlartertob
{ie SBIutjeugen, Sflart^rer im t)rögnanten
Unter iBerfoIgung unb Dualen, mit iBer*
Sfrei^eit unb beS SebenS^ wie bie ^oftel
r gu befennen, baS erfd^ten Don Einfang an
[o flareS unb DoUgültigeS 3^ugni^ für ben
en ®Iauben, ba| e§ benjenigen, weld^e e3
, ben 9?amen ÜRarti^rer, Slutjeugen, ofö
:el unb Stanbedbegeid^nung erwarb. 93i3
tin ber JHrd^e bie ^reil^eit unb ben 9rie>
, toar Skrf olgung unb SKartertl^um in f oI«
oBe ii^r SooS, ba| fie in biefer 3cit in
Sinne bie IKrd^e ber SJlartQrer genannt
amu 3n biefen Sal^rl^unberten würben bie»
Weld^ Sl^rijhtS Dor ©erid^t befannten unb
ntwiDen ®efangenfd^aft erbulbeten, con-
»»Sefenner, genannt. 3)er9Jame9Jlart^rer
enienigen beigelegt, weld^e bie Wolter ober
Sti^^onblung erlitten, )ur Arbeit in ben
rfenoberprSJerbannung Derurtl^eilt wur-
lieondd benjenigen, weld^e, um ber ©efal^r
übenSDerlöugnung au§)uweid^en, freiwillig
mat Derlie^en, felbft wenn fie nid^t eineS
imen ober burd^ il^r Seiben birect Derur*
tobeS ftarben ; SertuUian (Ad mart. 1)
old^ Saugen martyres designati. ®e-
zben fie burd^ ^ufnal^me in ben 6Ieru§,
oüdffid^tigung ii^rer münblid^en unb f d^rif t«
urft^rad^e für bie ©efaüenen unb Sü|er
i^Uiiterftü^ung au3 bem fiird^enDermögen.
ar im ftrengen ©inne würben aber fd^on
Dot)ug§wei)e unb in ber i^olge au§)c^Iie|«
migen 93e!enner genannt, weld^e für ben
en @touben, eine d^riftlid^e Sugenb ober
ion fraft einer rid^terlid^en @enten) einen
tmen Sob erlitten ober im ifcrfer, fowie
Don 9Ri|^nbIungen ftarben. In rigore
martjrTy qui pro Christi nomine san-
fdderit (Macri, Hierolexicon s. h. v.).
ben aber aud^ im ^^lüertl^um fold^e nid)t
ct^rer betrad^tet, weld^e fid^ felbft bem
SRid^ter geftettt, ben %oh leid^tfinnig gefud^t ober
i^n burd^ Serfd^lagen Don ©ö^enbilbem Derfd^ul-
bet, nod^ aud^ folc^e, wcld^e etwa auS tjfurd^t Dor
Dualen fid& felbft ben Sob angetl^an Ratten. 3)ie
aJlart^rer im ftrengen ©inne fanben als ^eilige
fird^Ud^e SJerebmng. 3m römifd^en SreDier ift
ben l^eiligen ißöpften SDlarceüuS I. (16. Sonuar),
3o]^anne§ (27. ÜJlai), ©^toeriuS (20. 3uni), SRar«
tinuS I. (12. gjoDember) unb ißontianuS (19. 92o-
Dember), fowie bem l^eittgen 95if d^of ©ufebiuS Don
SSercelli (16. ©ecember) ber gl^arafter als ajlar-
tprer gewal^rt, obgleid^ fie nur im weitem ©inne
eines gewoltfamen lobeS geftorben fmb ; ftatt beS
SRefponforiumS Hie est vere martyr ift barum
für il^re geftfeier baS eigene SRefponforium Domine
praevenisti eum Dorgefel^en.
2)er Xob ber SRart^rer war nad^ bem 3eugni| beS
]^l.69prian03p. 12, al. 37) bemSifd^of anaujetgen ;
er ^atte barüber gu erlennen, ob ber Gemarterte
wirflid^ alS^nart^rer anjufel^en unb ber iBerel^rung
würbig fei; biefe Slnerfennung (©anonijation)
mad^te il^n gum martyr vindicatus. SuS bem Um»
tanbe, ba^einefold^eUnterfud^unginberSlegelnid^t
d^onDor ober bei bemSegröbni^ erfolgen fonnte,
ertlört eS ftd^, ba| ber Sitel martyr in ben 3n»
fd^riften ber jfatafomben Derl^öltni^mö^ig feiten
Dorfommt. ©d^on im 4. ^al^r^unbert würbe in
einzelnen f^öllen ber ißopft um bie Slnerfennung
eines ÜTlart^rerS unb bie 3uftimmung }u befjen
SSerel^rung angegangen, ©eit bem Ausgang beS
12. 2ia]^r]^unbertS würbe baS Srfenntni^ über baS
9nartt)rium wie bie Sanonifation ber ^eiligen
überl^aupt mel^r unb mel^r 93orred^t beS päpftlic|en
©tu^leS; feit Urban Vm. (1636) ift biefelbe ein
pöpftlid^eS SReferDatred^t. (S3gl. b. Slrt. ©eatifi-
cation 11, 140.) S)er SobeStag ber SDlart^rer würbe
als Geburtstag ber ^eiligen im l^öl^em ©inne
(dies natalis, natalitia, i^iipa 7evedXtoc) jöl^r"
lid^ burd^ f eierlid^en ©otteSbienft junöd^ft am Orte
beS Snart^riumS begangen. ^uS ben Sufjeid^«
nungen biefer ®ebad^tni|tage entftanben bie Air«
d^enfalenber alS^feftDerjetd^niffe (Galendaria mar-
tyrum), in weld^en an ben SobeStagen ber 3Jlau
t^rer gugleid^ mit il^ren 92amen anä) ber Ort il^reS
ÜJlart^riumS angegeben war. SluS ber 93ereini«
gung ber jfalenbarien einzelner JKrd^en erwud^fen
bie SDlart^rologien, weld^e für jeben Sag junäd^ft
bie 9){artqrer, ben Ort unb oftmals au^ bie Slrt
il^reS äHart^riumS, fobann aud^ bie anberen dei«
ligen, nad^ befttmmten Älaffen georbnet, regiftri«
rcn. 6S ftnb auSfül^rlid^e ^etligenDerjeid^niffe,
erweiterte Äalenbarien, bie bei jeber ßanonifation
einen 3uwad^S erfal^ren, i^ren Urfprung aber
in il^rem alte^rwürbigen 5Ramen bejcugen (f. b.
Slrt. Acta Sanct I, 179). S)ie Äir^e ber SKar-
tt)rer wanbte, wie bie| bie $ietät Don felbft mit
fidö brad^te, bie größte ©orgfalt an unb fd^eute
fein Opfer, um juDerläfftge Serid^te über bie
3:^aten, Äömpfe unb ßeiben il^rer Slutjeugen ju
erl^alten. SDer 1^1. ß^prian legte feinem EleruS als
^pid^t auf, bie ®enfwürbigfeiten ber SJlart^rer
951
Tlazi^ztz Tüdu Go:!us: — TcJitircr, ':iliraiii|«:!5e.
952
am^uit\djfr.tti ; in Sem teeren ' (5cn früi^fing f.efwn
Sfictüie ^u Scmriimg uro ^«urfünburig ttz 5Jüir«
tgreiactcn cufccftellt. 2eraniae Sfmc^ic njurUtn
^tDiit^en ben ein5elnm Stiiä^ au§getaizi(6t imb
bann bei ten gotte^bienftlic^en Seriannnlimgen
Dotgelefen; über bie Sammlungen foI(^ Senate
f. b. ^rt. Acta martyram I, 173.
@e((gentli(^ ^euEcnmgen oon^n^gem irie
tjon &egnem bei ftird^ au§ ben erflen 3a^un>
betten ettDeifen, boB in jener S^ ^ 3^^^^ ^
^ott^rer im meitem unb im engem €inne eine
uberau§ gro^e getoefen fein mu^; mtd^ bem römi*
]d^m 3Jlart^oiogium entfallen na^e^u 14 000 ^ar*
t^er allein auf bie 6tabt Som, wo bie Skifol»
gungen aflerbing§ am fc^onung^Iofeften mutzen.
Sie juerft oon SobUKtt (Dissertationes Cypria-
nicae, XL De paucitate Martymm, Londini
1684j beftrittene X^tf ad^e ber groBcn 3<4I t)on
Startbein im tömifd^ SReic^e ^ben ^^. 9hii*
nort (Acta Mart., Praef. gen. 2 et 3)^ Ctft,
Änfarbi unb anbere ältere Sc^ftpefler, fotoie
(tobinal SBifemon (3üfammen^g tt.f.tt)., beutfd^
bmt l^oneberg, 387 ff.) bollfommen ^ä^tt gejtellt.
@elbit in ben ^erioben be§ f^riebenS mu^te bie
ftird^e neben ben §Q^(rei(i^en Sefemtem mä^ SJ^ar»
t^rer, balb t)erein)elt, balb in größerer 3al^l tn ba§
SSerseii^i^ il^rer ^eiligen eintragen. Sie @e«
fd^id^te ber Ausbreitung ber ftirc^ bi§ l^ab auf
bie @egenmart ift burd^ SRort^rer t)er]^enli4t,
XDtlä)t an Seiben unb Stanbl^aftigfeit ben 99Iut*
}eugen ber erften äal^^unberte nid^t nad^ftel^en.
3n ber liturgifd^en SSerel^rung ift ben 9Rar-
tt^rem ein Sonang t)or ben übrigen ^eiligen gu*
erfannt. SEßie bie SRart^er juerft bor allen ^ei-
ligen burd^ eine eigene Qfeftf eier üerel^rt nmrben, f o
n)erben in bem ^eiligenber^eid^nil unb in ber
Attctl^eifigen-Sitanei il^re 9lamen unb in ben litur»
giften Sudlern il^rc Df freien an erfter ©teile auf«
geführt. SGßä^renb bie fflaffe ber 95cfenner nur
SKänner umfaßt, l^at bie ber SJlart^rer il^re Ver-
treter in beibcn ©efd^Icd^tem, in aßen ©tauben
unb 2eben§altcm. 93ei ber SBal^I ber liturgifd^cn
tjarbe für ben ©otteSbienft treten bor ber aWor-
t^rernjürbe bie übrigen SBürben jurüdt; ift ein
SJifd^of ober eine Sungfrau ÜKarttirer, fo ift rotl^
bie tJcftfarbe. S)a^ ber 9Jlartcrtob bie facromen-
tale Saufe erfe^t, ift bom Slltertl^um l^er fird^Ud^e
Seigre: Quicumque etiam non percepto rege-
nerationis lavacro pro Christi confessione
moriuntur, tantum eis valet ad dimittenda
peccata, quantum, si abluerentur fönte bap-
tismatis (S. Aug. , De civ. Del 18, 7). S)en
3Kttrtt|rem fommt, wie ben Äird^cnlcjEirem unb
Sungfrauen, bie befonbere, ju ber l^immlifd^cn
©eligf eit, wcld^e afle t)eiligcn befi^cn, l^in^utrctcnbc
9(u§5cid^nung unb Söelol^nung ber Aureola (f. b.
9lrt.) ju. — S)ic Screl^rung, weld^e in ben öltcftcn
Seiten bie ©laubigen ju ben ©räbcm ber 9War-
t^rer f)injog, um bort il^ren ©ottcßbienft ju l^altcn,
gab in ben Seiten beS QfriebenS Seranloffung,
über ben ÜJlartijrergräbem Elitäre, ffapcaen unb
ftirc&en i'memoriae. confessiones, jispipia) {a
erbauen. 2 er ?iJine Gonfessio fiir bie Stfitte
mner bem jgcäciior. mo bie Selber ber l^tp
^crtxnrer beicek^r nnb, bat ftc^ in ber lir^Iütm
©prai^ erboiien iCaer. Episc. I, 12, 16). VI
es unmöglicb nnirbe, unter jebem f)au^toItarba
Seib eine§ SJ^ortqrers bei^ufe^en, unb bie Qfyi
Der ber Sbeilung ber Reliquien burc^ baS 9^
langen, Seliquien ton möglic^ft Dielen ^«ilip
)u benjen, übertnunben Unit, nmrbe e§ Sroud^ wä
enblic^ ftr(blicbe§ @eie|, ba^ ein SItar nid^t a»
fecrirt oerben fönne, o^ne bag im 9cte ber SM^
Stot^rerrelionien in benfelben eingefügt vxÄm.
Sie ^öblung im WXoi, melc^ bie ^Reliquien n»
f^IieBt, mirb sepnlcniin, SJ^art^rergrab, genomi
3lthtn ben ge^en einzelner Slut^eugen ift eine gt
meinfame g^ftfcier 5u g^ren oller SRortprer in bo
römifc^ ftirc^ DeranlaBt morben, afö am 18. !Rff
1 607 ba§ ^ßantbeon §ur Saftlüa 8. Mariae ac
martyres geneigt nmrbe; ©ngor IIL DedcgI
731 biefe§ gefl auf ben 1. 92oDember, inbem e
gleichseitig ben gfeftgebanfen bol^in ermeiterte, bo|
I bie gfeier allen ^iligen in§gefammt gelten folfa
: Sa§ in neuerer Seit in Dielen S)t5cefen in 8af
I na^me gef ommene $articularf efl Ss. Beliqulanii]
i miU iene Eiligen gemeinfd^ftUd^ feiern , bem
Seiber unb {Reliquien in ben einzelnen ftird^ ouf
bemal^rt merben. Sa baS Cfficium bem eomnran
ber beiligen SJ^artQrer entnommen x% fo nrn^ ba!
gfefl Dor Mem atö 9RartQrerfeft betrad^tet tDerbcn
3n ben Sonbem, meldte eine Stebuction ber ge
botenen Feiertage erfal^ren fyihttt, ift getmfjep
ma|en al§ Srfa^ für bie l^ierburd^ gefd^moiedi
ißerel^rung ber l^eiligen SRart^rer am 3^e iä
erften SKart^rerS, be§ f)t ©tepl^anuS, in OfP«
dum unb SReffe bie Sommemoration oller ^
ligen QRartqrer einzulegen. 2)a| im Sonon ber
l^eiligen 9Jleffe nur 9Jlartt)rer namentlic!^ genant
merben, fönnte al§ befonberer Sl^renenoeiS fir
biefe jllaffe Don ^eiligen gelten, menn biefer Um*
ftonb nid^t l^iftorifd^ borin feine Srflörung fönbc;
ba^ ber Sonon bereits abgefd^Ioffen nxtr, olSnetai
ben ünort^rem oud^ onberen ^eiligen bie öffentfi^t
(Iiturgifd^e)95ere]^rung5uerfonnt»urbe. [Sd^l
^atfi^rer Don ©orlum, f. ©orfum.
fSatfi^ter DonS^on^f. $ot]^inu§.
'SSutfi^eryfcilitanifd^e, pflegen )tt)5If!Rac>
t^rcr genannt ju werben, weld^e im 3. 180 (Prae
sente IL et Condiano consulibus) )U ©cüi (^
in 92umibien auf IBef el^I be§ ißroconfutö OcAüH
ninuS entl^auptet mürben. @inen loteinifd^en 9<
rid^t über SSerl^ör unb SSerurtl^eilung biefer 3)W
tQrer f onnte %f). dtuinart (Acta primomm mfii
tyruin sincera et selecta, ed. 11, Amstelo'
1713, 84—89) in brei Dcrfd^iebenen gajfungt
in ber britten aüerbingS nur brud^püdhoeife, mi
tl^eilen. grft ^. Ufencr DeröffentUdSite (in be
Index scholanim Bonn, per menses aesi 188
3—6) ben fraglid^cnSBeric^tin gried^ifd^er ©prod}
unb jttjar in einer iJaffung, »cld^e pd^ mit b
britten latciniid^en Sejtrecenfion auf boS Engl
SRort^rer, bie DicrjiQ — SD2artt)rcr, jcl^ntaufenb.
954
± 9ttuf{lend nntrbe btefe loteintjd^e 9tecen<
mben 99onanbtften (Analecta BoUandiana
Parisiis 1889, 5—8) unb ttnebcrum, im
I mit ben übrißcn Seiten, Don 3. 91. SRobin»
Texts and Studies 1, 2, Cambridge 1891,
-121) Do&ftönbtg l^erauSgegeben. äßöl^renb
: in bem gried^if^en Seite eine Uebetfe^ung
t l^tte, erflörte S. 9lubö (Etüde sur un
Bau texte des actes des martjrs Scilli-
, Paris 1881) benfelben für ba§ Original
leOueDe ber lateinifd^en Seite; bie SoUon«
bogegen unb ebenjo SHobinfon traten für
riorüöt unb Urfprüngltd^feit be§ britten latei-
iZeiteSein. 3)iefent Seite gegenüber meifen
»ben onberen lateinifd^en Raffungen einige,
iffl, unbebeutenbe, fpötere ^enberungen unb
lenmgen auf. 3tt ber lürjem, überaus ein*
tmb auf ieben Sd^mud Der^id^tenben Saf»
ifl ber 93erid^t l^öd^jl mal^rfc^etnlid^, fei e§
itetmf(i^, fei eS gried^ijd^, auS ber gfeber eine§
ul^Sugen- unb O^rengeugen geflofjenunb
Mm oflen Seiten als burd^auS glaubmürbig
amL 2)frfelbe 5ö]^It ^u ben älteften aller
ptecoden unb bilbet lUQltiä^ ba§ frül^efte
nent ber norbafrifanijd^en ffird^engefd^id^te.
tarnen ber smölf |g)eütgen lauten in bem latei«
i leite (bei Sobinfon) : ©peratuS, 3larjalu§,
BS, äkturiuS, gfelii. 9quiUnu§, Sötantiu§,
vna, ®enerbfa, SBeftia, 2)onata, @ecunba.
ter^lhre tritt SperatuS als ber äßortfül^rer
lEr iDtigert ftd^ auf ba§ entfd^iebenfte, ben
m 3U opfern unb beim ®eniu§ beS ffaiferS
tDdren. S)a§ anerbieten einer 93ebenf5eit
imd ad deliberandmn spatium vultis?)
er mit ber Srflörung ab: in re tarn justa
est deliberatio. Siuf i)ie meitere Sftage be§
ofuIS: quae sunt res in capsa vestra?
lezt @peratu§: libri et epistolae Pauli yiri
SoS SobeSurtl^eil begrüben Wit mit ben
1 Deo gratias. [^arbenl^emer.]
iffyter, bie Dierjig, auS @ebafte in 9lr*
1, in S)eutf(4Ianb meift bie Diersig 9Utter
Rt, toerben in ben ^omilten mel^rerer ißöter
1 Srte ältefte berfelben ift oom l^I. ©afiliuS,
nn ein 9Renfd^enaIter nad^ bem äJlartQrium
I. 9ud i^r fd^öpften ©regor Don 3lt)^a,
im tmb ®aubentiuS Don SreScia. Süngem
mfi, ahn bod^ immer alt unb el^rmürbig
, um ald SBeleud^tung unb (Ergänzung ber
Sc beS l^L SafiliuS }u bienen, finb bie SIcten
IRttrü^ bei ben 93o&anbiften }um 1 0. 3R&x^,
i bie einen Don einem anonymen iBerfaffer
ffm, bie onberen aber Don Sol^anned 2)ia«
(f.b.9rt), bem 93iograp]^en ber ßr^bifc^öf e
topel, aus bem ®ried^tfd^en in^§ Sateinifd^e
tjfaib. ®ie Seier biejer l^eiligen ÜKart^rer
tc ft^ nad^ i^rem Sobe balb über ben
t Orient, wo il^r ^eft am 9. SD^ärj begangen
9» bann ber 1^1. ®aubentiu§ (f. b. ^rt.)
lia biefer SRartprer nad^ 93re§cia brad^te
tar i^iicn eine ftird^e erbaute, lourbe baS
Slnbenfen ber |)eUigen aud^ im Sbenblanbe aS«
gemein unb auf ben 10. 9Jlör^ Derlegt. SBie l^od^
man Dom anfange an ibre Öleliquien l^ielt, bemeist
fomobi bie ©teile bei ©regor Don 3lt|ffa: ^3^re
Seiber finb jttmr Derbrannt aber il^re Slfd^e unb
^Reliquien fmb auf bem (Srbfreife bergeftalt Der-
breitet ba| beinal^e jebe $roDin} baoon etmaS be-
bmmen ^at'', ald bie gro|e geierlic^feit toeld^e
bei ©elegenl^eit ber 31uf finbung Don 9teliquien ber
Dier^igSlTorti^rer }u Sonftantinopel unter ber älegie«
rung beS fiaif erS Sl^eobofmS U. ftattfanb (Sozom.
Hist. eccl. 9, 2). Ueber bie $a{fion§gefd^id^te
berfelben erjöl^lt ber 1^1. 93afiliu§ in ber @ingang§
ermäl^nten ^omilie ber ^auptfad^e nad^ i^olgenbed.
3n ber Sl^riftenDerfolgung beS ftaifer§ StriniuS,
in meld^er aud^ ber l^eiüge 99ifd^of 991apu§ Don
©ebafte (f. b. ^rt.) ben ÜKart^rtob ftarb, ungefäbr
um ba§ Sal^r 320, befannten M ^u @ebafte in
Armenien Dier^ig junge tapfere ©olbaten als S^ri«
ften unb entgegneten auf alle ju il^rer Slpoftafte
angemenbeten @d^meid^eleien unb 2)ro]^ungen, fie
moUten nid^td als ein ©elb, baS immer möbre,
eine &)tt, bie emig blül^e, Sßonnen, meldte aUe
irbif d^e |)errlid^feit unenblic^ übertreffen, unb fürd^«
teten nichts als bie ißeinen ber pbüt. @ie mürben
Derurtl^eiU, nadft unter freiem ^immel bei ftreng«
fter ffölte auf einem zugefrorenen Seid^e ausgefegt
ben Sob beS SrfrierenSjm leiben (mal^rfd^inlid^er
ift, ba| fte b<^lb in^S SBaffer getaud^t unb bem
Öberle^ nad^ im freien gelaffen mürben (BolL
comm. praev. § 4). f^reiäig marf en fie il^re ®e«
mönber meg, bie fte megen ber @d^lange angezogen
— „marb \a aud^ unfer t)en entblößt" —, eifer«
ten fid^ gegenfeitig ^ur Stanbl^aftigfeit an unb
beteten : „SSierjig l^aben mir ben ftampfpla| be«
treten : la^, o §err, unS Diei^ig aud^ gefrönt merben,
benn biefe 3<^|l ift ^Hlig burd^ bein Sfaften, burd^
baS Saften beS (SliaS unb beS SRofeS.'' 3^re S3itte
fanb Srl^örung; benn für einen, ber abfiel unb bem
marmen, für bie etmaigen abtrünnigen l^ergerid^«
ten 93abe }ulief, fteOte fid^ ber @olbat meld^em
bie SSad^e über bie l^eiligen 93elenner übertragen
mar. 3ule^t mürben jte, tl^eilS nod^ atl^menb, tl^eilS
fd^on tobt auf einen ffarren gemorfen unb ^u einem
@d^eiter]^aufen geführt; auf bemfelben mürben fte
Derbrannt unb bie ^fd^e unb Uebenefte marf man
in ben gflufe. S)ie Sffhitter eines biefer TOart^irer
legte il^ren nod^ atbmenben @o]^n felbft auf ben
jfarren, il^n jur ^uSbauer mal^nenb. [@d^röbl.]
'^iattffxet, sel^ntauf enb, merben ^meimal
im römifd^en SKart^irologium ermäl^nt, einmal
unter bem 18. HRörg: Nicomediae sanctorum
decem millinm mariyrum, qui pro Christi
confessione gladio percussi sunt — unb bann
unter bem 22. Suni: In monte Ararath passio
sanctorum Mart3rrtim decem millium cruci-
fixorum. I. 93on ben erften l^at man au^er biefer
9lotij beS römifd^en ÜKartt)rologiimiS feine »ei-
teren 9Ja(^rid6ten. ®a aber f c^on ein alteS gried^i-
f d^cS , Don garbinal ©irlet in'S Sateinifd^e über-
lebtes unb Don ^. ganifiuS l^erauSgegebeneS SJleno-
955
^axtt)xtx, jc]^ntau[cnb.
956
logtum t)on il^ncn 3RcIbung tl^ut unb auSbrücH^
giicomebicn al§ ben Ort il^tcS 3)larl9rium§ bc»
5cid^nct fo ift !aum ju jtocifcin, bafe in bicfcn
10 000 ÜRartprcrn ein %^txl jener l^eiligen 95e«
fenner öerel^rt »irb, wel^e om ^Infonge ber bio«
cletianif(i6^tt SSerf olgung im % 303 ju Siicomebien
auf t)erf(|iebenartige Sffieife um'S Beben gebrad^t
würben. 3laä) ben ©erid^ten ber beiben3citgenoffen
gufcbiuS (ffist. eccles. 8, 6) unb ßactantiuS (De
mort. persec. 15) über bie bontalS gu IRicomebien
öerübten ©raufornfeiten barf man bie 3ö^I 10 000
nic^t übertrieben finben. (SSgl. BoU. Mart. U, 61 7.)
II. Sine größere ©elebritöt unb eine faft über
ba§ gange ^benblanb tierbreitete SBerel^rung er*
langten bie auf bem Serge ^rarat ©efreugigten.
Unter il^rer 9lnrufung würben mand^e ftird^en er«
baut, mel^rere mittelalterlid^e SKiffalien l^aben eine
eigene 3Rcffe mit einer ©cqueng auf il^r gfeft, unb
gu SBien, Sflom, ^rag u. f. tt). »erben unter il^rem
SRamen ^Reliquien aufbemal^rt. Sl^re jiemlid^ weit«
läufigen Acten follen öon bem ©ibliotl^efar 9lna«
ftafiuS (einige SKanufcripte fd^reiben 5lt]^anafiu§)
aus bem ©ried^ifd^en in'8 ßateinifd^e überfefet Wür-
ben fein. 93orIäupg mu& l^ier bcmerft werben, ba^
in ben öerfd^iebenen Dorl^anbenen SJlanufcripten
bie 3o^^ bw ÜKarttirer nid^t übereinftimmenb an-
gegeben wirb ; bie einen, 5. S. ein cafinenfifd^e§,
reben nur Don 1480; baö öaticanifd^e rebet in ben
erften 5Rummem öon 1400, in ben folgenben be«
fiönbig tion 10 000; bie meiften l^aben burd^gängtg
lefetere Sa% wie e§ bie bieten felbft notl^wenbig
}u erl^eifd^en fd^einen. ffiiefc bieten berid^ten, ba|
im öierten ®ecennium beS 2. Sal^r^unbertS unter
ben Äaijem §abrian unb ^ntonin jwci f^rifd^e
SJöIfer, bie ©abarener unb gupl^ratefier, fid^ gegen
bie Slömer empörten. 2)ie ffaifer jogen gegen bie
SRebeflen mit einer auSerlefenen ©qaar öon 9000
aWann (©uriuS l^at 16000) ju Qfelbe. SDa aber
unterbeffen bie Slufrül^rer ein §eer t)on 100 000
SDlann juf ammenbringen, entfmft benftaifem beim
3ufammentreffen mit biefer ungel^euren ÜKenge
ber ÜKutl^ berma^en, ba& fie öor Seginn ber
©d^Iad^t, öon nur 7 (©uriuS fagt 7000) Sewaff-
neten begleitet, Dom ©^lad^tfelbe entfüeben. 9tud^
bie 9000 Surüdtgebliebenen [teilen nad^ mißlunge-
nen ®ö^not)fem bereits im Segriffe, bie fjflud^t
}u ergreifen, als ein gngel Dor i|nen erf(^eint, fie
gum ®lauben an Sefum ß^riftum unb im Ver-
trauen auf il^n jur ©d^lad^t ermal^nt. 3?a(%bem fie
Wirflid^ über bie Qfeinbe gefiegt l^aben, werben fie
auf ben ©ipfel beS Slrarat, ber 500 ©tabien
Dom ftirifd^en ^lejanbrien entfernt ift (wal^rf d^ein-
Iid& fott bamit ber lauruS bejeid^net werben),
gefül^rt, burd^ anbere fteben gngel nod^ beffer
unterrid^tet unb für baS fommenbe TOart^irium
geftärft. ais bie beiben ftaifer l^ören, ba| bie
gange ©d^aar d^riftlid^ geworben fei, üerfammeinfie
gu 3llejanbrien fünf benachbarte Äönige, Qapox,
aWajimuS, ^abrian, Siberian unb SKajiminian,
mit il^ren ftriegSleuten unb forbem jejt bie üom
Slrarat l^erabgeftiegenen ©olbaten gum abfalle Dom
El^riftentl^um auf. Da aber biefe pd^ bereit »
flören, bie fieiben S^rifti gu tl^eilen, Derlangt Me
um bie Äaifer Derfammelte, auS mel^r als 100 000
ÜKann beftel^enbe ?lrmec mit großem ©cfd^rei i^rca
Xob (toUantur hi de medio cum buIb prae-
stigiis). ftaifer §abrian befiehlt, fie gu fteinip,
allein bie ©teine feieren ftd^ gegen i^re ©d^leubmr
gurüdt; Slntonin befieblt, fte gu geißeln, aberaaf
ibr ®ebet erbebt bie 6rbe unb bie §anbe b«
©eißler oerborren. 5luf bicfeS SBunber ^ißn^
ftd^ ein Magister militum auS bem ^eere ^Bk^
minianS, !RamenS Xl^eobor, mit feinen 1000 Ttm
gläubig ben 9000 beiligen 93e!ennem an, wobiinl
bie SoHga]^! 10000 fid^ bilbet. ^ad) emeuertOB
SSerfud^, biefe ©treiter 3efu gum 9lbf all gu bringen,
befiel^lt IDlajimian, fie über fpi^ige Jlögel j«
fd^leppen; aber @ngel tragen bie 9^ägel auf ein«
taufen, bamit fie nid^t i^re f^üße Derle^en. 3h
rinnerung an bie SeibenSgefd^i^tc 3efu werbes
fie l^ierauf mit ®omen gefrönt, i^re ©eiten mit
fpi^igen dtobren burd^ftod^en ; man f d^leppt {k
unter SRut^en^teben unb 93efd^impfimgen bur(^ Ue
gange ©tabt unb wieber gurüd gum ^lofl, tto
fie bie jfaifer mit bem ©pottruf Avete reges
Judaeorum u. f. w. empfangen. Unterbeffen fofi«
bie Hßartprer mit i^ren Rauben baS auS t^
©eiten fiießenbe 95lut auf, beftreid^en fid^ Md
^aupt unb fförper, betcnb: Fiat nobis hie san-
guis mysterium baptismatis in remissionem
peccatonun, waS i^nen Dom ^irnmel gugepd^
wirb : Sicut petistis, ita contingat vobis. Siefe
©ttmmen Italien bie Reiben für ein €rbbeben mtt
S)onner. ©nblid^ werben bie l^eiligcn SBIutgeug«
auf ben Antrag ©aporS gum ßreugeStobe ttfp
urtbcilt, Don 20 000 ^Bewaffneten auf ben Slwnrt
geführt unb gefreugigt. Um bie fed^Ste ©tunbe nrt"
ftebt ein fo großes Srbbeben, baß fid^ Srbe ntb
gelfen fpalten; bie ©efreugigten beten für alle ift
9i[nben!en mit gaften unb ©tillfd^weigen SBegeJai-
ben gu ®ott um IBewal^rung Dor allem Uebel unb
um ^erleil^ung aller @üter, unb eine ©timmeton
§immel gewäl^rt biefe i^re 93itte. SllS um Mt
neunte ©tunbe bie ^eiligen oerfd^ieben, öpenfH
bie §immel, ein großes Sid^t erglängt über i^it«
ßeibem; wieber^olt entfielet ein fo heftiges feb"
beben, baß bie fieid^en Don ben Jheugen folles,
weld^e fobann Don ben Sngeln begraben weibcs.
^ußer 2:b^<)bor ftnb in ben ^cten namentlid^ an«
gef ül^rt : 9ld^atiuS (^IcatiuS ober SlcaciuS) Primi'
cerius unb fein 93ruber SliabeS Dnx, Saterittl
unb $]^aretriuS Campiductores, SRinaS SignifeTi
©peufippuS Comes u. 91. 3laä^ fpöter in ©paraefl
entftanbenen 3ufö^en gu biefen bieten foHen oBi
ober bod^ ber größte %fjtx\ biefer SWart^rer Spo*
nier gewefen, Don bem ^eiligen 93ifd^of ^ermeloufl
im Slauben unterrid^tet unb fd^on in ©poniet
getauft worben fein ; ^ermelauS foK fie nad^ %
menien begleitet unb mit il^nen ben SRortertob cx<
litten l^aben u. f. f.
S)a bie Unäd()tbeit ber bieten unb il^re Ungloub
würbigfeit in betreff faft aller 92ebenumftdnb
aHartgrlen — gjtarut^üä, her ^I. 968
Itc Shigm ffiHt, fo lann c8 fic^ l^ict nui Dullonun reliquiae poet«» a ChnBtiaiiis Occi-
igt ^nbtln, oti bteft Segenbc nii^t bot^ duis, in Orientem belli eacri inferendi voto
jUi^Unlerlage^abt. SeiimS. 1403 profectie, maxime s FranclB in Oalliaa ad-
Xabulf be SRiüo, ®tcan onn Scngem, vectae plurimam venerationem receperant.
mn !5uc^ De canonuin obserrantia, Dnde et ex avita observatione natalis eomm
(Bibl. PP. XXVI, Lugdim. 1677, variis in locis hodie annua celebritate coli-
gunje etjü^Iuiig in?(brebe, bo er in tur etc. Sla btfanntlii^ bit ffreujfütii:«, ein
^tntifc^cn aRaitgTolDgium unb ßaUn- gio^eS ©etoid^t auf iReliquitn \e^tnb, eine 1Rm%t
«a über biffe ÜKortyrtr gejunben l^abt. betjefben mit nac^ §aufe brat^len, fo mSgen aaät
JUmna^in 93aioniue (Annal. a. 108, eitle anonyme, gai leitet mä) 91e(iquien aus bet
Btrt^eibigung ber Sfiatjac^e unb beriel ®enD(|enf(tia(f beS ju SS^janj gemarterlen 3lcaciu3
nf baB fflior^iolDßium Seba'ä, auf ein (Bolland. Act SS. 8. Maji), ober eine§ anbern,
Sneni)lD{|ium u. 9t. ®ie gelelirten ^ort- mÖglicticTOeife in Ämcnien mit norf) anbeten ®e»
»Danbtf^tnSiejenmerhäbagenenji^Iie' noffen be§ ©laubenS »egen gttöbteten mcociuS
cb« an atabulf an unb ftüSsen i^ie ÜJtei- in ben Occibent gefommen unb beren unfietonttte
etflänäli[£|en etbi[(ihina ber ßeflenbe auf 9lcten burcb felbpeibac^te, Diefleid)t in einer ©labt
Irimbt. 1. Stoji aller 9iocf)foif^ungen ßalabrienS ucfprüngti^ griet^ili^ gtjdiriebene uiÄ
in ben ÜKenäen ober ©pnajarien ber bann Don einem &ä!Jcf)er unter bem 9iamen bei
nb arabet, ber ftopten unb 9Iet^iopifr Sibliot^efarS ^naftafiuS in'3 2oleiniJc6e überfe|te
«ren ßrietf)i(dien ®ef^i[^tätt)er[en, feltft Süden etfe|tnJOthenfein. SSei bet bamaligen, nod^
Hielte feine ©t^u Cor ijabel^aftig- Stbenteuerlic^em unb aSunberbatem ^ajc^enben,
B, Ittne ©pur öon ben 10000 ÜKar- me^t gläubigen als üSetlegenben (äeifteSriditung
m; auä) ber griei^ifc^e Scjt, auä bem fanb eine foli^e 5Dicbtung beteittoiDige Slufno^me
}fy Ueberfejung ber Scgenbe Deton- unb unjmeifel^aften ©tauben, um fo me^r, Wenn
yn fein foll, tonnte ni^t entbedt nKr> babei bie 2interef[en ber 3teltqitienbefi|er bet^eiligt
et ben Slrmeniem. bereu Sanb ongeb* naren; auf einen jalcden Stauben bin tonnte aber
^uplat) ber Säegeben^eit Kar, ftnbet eine meit uerbreitete 9)ere^rung um fo menigtt
i Seftimmtei, ba€ eine ffernitni^ biefer ausbleiben, ba nad) bet Cegenbe auf baS @ebet ber
«i i^nen Oerriet^e, beDorfiebieieffennt- feeiligen i^ren SSere^rcm fo grofee ®naben unb
I. ober 13. Sa^r^unbert Don ben Sa- @unfttiejeigungen Dom ^immeltier!)eigen würben.
alten Ratten. ^ierauS folgt ber not^* ^iemacb fönnen bie iSere^rung ber 10 000 ^au
^lu^, ba|ba39fbenblanb biefe ültart^rer Iqrer unb bte unter i{)rem Üiamen Dor^anbenen 3te'
allein gefannt ^abe. Stilein 3. au^ t|ier tiquien i^re Stiften} o|ne SnbereS niä)t beroeifen,
Mber in bem ätzten Sliartqrologium unb bie ba^errü^renben ©c^mierigtciten müfjen
b in ben angaben gu bemfeÜben bur^ Don lefbft megfaUcn. — 3nbeffen jinb biefeS blofee
ot^ in ben ^artqrotogien Don ^bo, Sonjecturen unb alle SSeneife bet ^BoUanbiften
:bon, ^notier ober irgenb einem ünbem gegen bie 10000 ÜRartgter blog iiegatibe, meliiK
1. 3ai)rbunbett eine Urtoä^nung ton bie QJlBglidEifeif eineS SSeitufteä ober SSerborgen'
intQrem. 4. ^ie ättefte fixere ffunbe feinS ber ä^ten Sicten nie Doßlommen befeitigen.
bringt erfl um 1370 ber Jßenetianer ScbenfaHS ift baSUtlbeilberSöDanbiflen, fofe^r
KatalibuS. Siii^of Don Equilio, in fei- fie im ©eji^ Don §ilf9mittetn moren, unb |o fe^
iogaa Sanctomm 5 , 137 (Vonet. jie bur^ Dietjölirige Hebung i^ttn ©inn jut Se-
im folgten bann bie ÜKartgroIogien- urtf)eilung ber§eüigenacten gef^ürftSottfn. nt^t
JitueniuS, ßonifiuS, 2Kolanu8, ber inefortnobel. Srob if)rerl707 erfrfiicnenenflritif
SMlinuä U.91. 5. Sei biefem gönj- finb bie 10000 aufbem9lrarat@eheujigttninber
tgel gef^if^ilidder Sejeugung entbalten neuen SRecenfion beS römifi^en SKarl^rologiumS
tetSiienge fo arger Unnifll)r5cilen, ba^ unter bem gekörten 5ßapft SBenebict XIV, ent-
üjt einer 5Bcr6e(ferung bebürftig, mie fialten unb bis auf ben feurigen Sog fleben ge«
BWint, fonbetn DiElmef)t feinet IBetbeffe- blieben. SBenn aai) baS nic^t gernbe einen SSemeiS
fhüi unb baS SBronbmal ber ^t^tung fiir bie Cff;iftenä biefer iDtarttirer bilbel, fo jeigt eä
tntttaBen.— 91u|biefe®rünbe^inmirb bocb. baß bie boKanbiflifttten SBeioeiJe nictit über«
^fiJen unb Jßopebtoef bie gpflenj jtiiglen, unb bet [eitler nie mebr aufgenommene
) Koit^ret mebr als in Stage geftelW, SCtoje& buri^ bie iBoItanbifien feineSaegS erlebigt
btt bie an mancfien Orten aufberaa^rlen iff. (Sici'- BoHaiid. Act. SS. Junü IV, 175ad
■nb i^ »eit Derbreitele S3mf)rang 188: Sunu8,edit.l618, VI, 293— 298; Mar-
oe &i^tnatntm gu erl^eben f^einen. tyrol. rem., ed. Ratiab. 1846.) [©ro^Ifeutf^i.]
Dtfltgnet biefen ©iioierigfeiten, inbem ^Sort^riett, f. ffapeUe VIT, 106.
ftnigung i^rer ^Reliquien unb ben Sin- ^Sarfi^xotoflitiin, f. Acta Sanctoram 1, 179.
Bnti^g mit ben Äreujjügen in SBer- SBantfin«, ber ii 1., S3ifd)ot Bon Sagrit ober
ringt, nwS aucb baS Martyrol. Galli- WQip^etfaKaucb91Iartiiropoti3)tn2Refo)>otamien,
Utißt bnt^ ben ffieifag: Honira non- gehört ber fronen, Don i^m berfo6ttn aJlott^tcf
959
ÜJlafiuS.
9eo
Qcten toegen }u ben (erfil^mteften Sd^riftfieSem
ber f^rif^en ^rd^e. @eine Slütesett fäQt in baS
®nbc bcS 4. unb in ben 9lnfang beS 5. 3a^t«
l^unbertS. 9luf lebenbige, anjiel^enbe SEßetfe, nur
ntand^mal in einer ^u gefuci^ten @d^reibart, fi^ilbert
er bie langen f d^te(!Iid^en fieiben^ n)omit @Qt)otg ü.
groufame iBerf olgung 40 ^af)tt l^inburd^ bie jf itd^e
^erfienS l^eimfuci^te. 3n 18 ©efd^id^ten ftcßt ber
bereote 93erfaj|et bie glänjenbpen Seifpiele d^rift«
lid^en ^etbenntutl^eS bar, l^ie unb ba mit Prologen
unb Spilogen, tt)orin er oft }u bid^terifd^em gfluge
td^ erl^ebt. Snarutl^ad ift aber nid^t bIo| al§ @$rift»
teuer, fonbem aud^ megen feiner Sugenben unb
einer 93erbicnfte um bie ßird(ie ber Stuf merffamfeit
tt)ärbig. S)ie ^reunbfd^aft be§ großen 1^1 Sl^r^»
foftomuS, ©elcl^rfamfeit, bifd^öfUd^er ßifer unb
bie Sßunbergabe jeid^neten i^n an^. 3laä^ bem
Sendete mel^rerer f^rifd^en ©döriftpeller »ol^nte er
bem im 3. 381 gegen äJlaceboniuS gel^altenen
erften Soncilium }u Sonftantinot)eI bei; im Son»
cilium SU %ntio(|ia (383 nac^ 93aroniu§, 390
nad^ XiSemont) trug er }ur 9$erurt]^eilung ber
SKeffalianer (f. b. 3lrt.) bei. Um für eine feftere
©tellung beS ©l^riflent^umS in ^erften ju Wirten,
unternahm er im 3. 403 eine Seife nad^ Konftanti«
nopel }u jf aifer 9lrcabiu§, in ber 9lbftd^t, biefen gu
6en)egen, ba| er ben 92ad^foIger @a))or§, Segbe»
gerb, milber gegen bie El^riften ftimme. äBeil aber
ber ftaifer bamalS )u- fe^r in ©efd^öfte tiermidfelt
mar, inbem bie iBerfoIgung gegen ben 1^1 Sl^r^-
foftomuS gerabe jc^t am l^eftigften ȟtl^ete, reiste
Hßarutl^aS balb }urüdf unb im folgenben 3al^r
mteber nad^ Sonftantinopel, um für bie perftfd^e
ffird^e mel^r mirlen }u lönnen unb aud^ bie @ad^e
feines Derbannten gfreunbeS ju Dertl^eibigen. ®er
1^1. ßl^r^foftomuS erfreute i$n mit jmei ©riefen
Don feinem S^il auS unb rül^mt il^n aud^ in einem
Sriefe an Dl^mpiaS. S3om nad^folgenben Äaifer
X^eoboftuS II. n)urbe aOtarutl^aS öfter olS ®e-
fanbter an Äönig Sejbegcrb nad^ ^rften gefd^idt,
um biefen gu einem IBünbnifje }u bemegen, unb ge-
wann bur^ feine l^enlid^en €igenfd^aften bie fBf
munberung unb Siebe beS möd^tigen ÜRonard^en.
So fonnte er tro J ber 6if erfud^t unb beS gfanatiS-
mu8 ber SKagier t^ötig für bie d^riplid^e SRettgion
mirfen. ®arin untcrftü^te il^n Dorjügtid^ ber per-
ftfd^e Sifd^of ^bbaS, mit bem er ben Sol^n be§
ftönigS t)on einem ®ämon erlöste. 3ur ßrmedhmg
ber möl^renb ber Verfolgung gefunfenen ftird^en-
gud^t l^ielt Snarutl^aS ^mei @t|noben in Ste^l^on.
©0 mai^tt er pd^ um bie ifird^e burd^ raftlofen
ßifer Derbient ; barum mirb fein 3lnbenfen oud^
mit Ked^t Don ben Satcinem unb ©ried^en, ftop»
ten unb ©t)rem gefeiert. — 3)ie Don il^m in
f^lrifd^cr ©prad^e Derfafeten SWart^reracten bilben
ben erften Sl^eil ber Don ©tepl^an goobiuS äffe«
mani 1748 in SRom ebirten Acta SS.Martyrum
Orientalium et Occidentalimn. €ine beutfd^e
Ucberfe^ung baDon Iie& ber Unterjeid^nete unter
bem 2:itel ^^ed^te bieten l^eiliger SWarti^rer beS
aJlorgenlanbeS u. f. m.", SnnSbrudt 1836, erfd^ci-
nen. Slu^erbem Derfa^te ber % SJlarutl^ SA
lieber auf bie l^eiligen SRart^rer unb brad^te |»
gteid^ mit bem @r}bifd^of Sfaac Don ©eleuciaU
SanoneS ber ©Quobe Don 410 in il^re enbgfittlg
i^orm. 92ad^bem bie SanoneS erft nur in ber k
SJhtratori unb Hßanfi befinblid^en lateinifd^engon
befannt gemefen, gab fie Samq fi^rif d^ unb ktebnfd
in bem ungmeifell^aft autl^entifd^en Se^t l^enmi
(Lamjy Goncilium Seleuciae et Gtesiplunib
habitum anno 410, textom syr. ed., lat. yert
notisque instr., Lovan. 1869). (^BgL BickeD
GonspectuB rei literariae Syronim, Mooa
Stern 1871, 21.) ^u^erbem ftnb Don aßornt^
nod^ einige e^egetifd^e IBemerhtngen gebrudCtinba
Monumentasjmaca, ed.P.Zingerle, Oenipoot
II, ed. Moesinger, 1878, 32. [3ingerle.]
:3Sa^$ (SKaeS), 3lnbreaS, »ibeOritifertad
©taatSmann, mürbe 1514 }u SennidE (Siimut
bei Srüffel geboren. Sr mad^te feine t)]^{o|^
fd^en ©tubien }u Sömen unb mürbe bafeSbft 153!
äJlagifter. ©ein ^auptintereffe manbte ftd^ be
alten ©prad^n gu, unb fd^on in Sömen galt i
als Hßeifter beS ©ried^ifd^en unb ^ebrüifd^en. So
neben befd^äftigte er fid^ aud^ mit SuriSprubei
unb marb fpater 2)octor berfelben. @egen (bi
beS Sal^reS 1537 lam er nad^ SBien unb mA
©eaetör beim laiferlid^en Statine Sol^onn Do
^ege, SBifd^ofS Don jf onftang. Um feiner 9raa^
barfeit miUen mürben il^m mel^rere Sanonicate i
SübedE, Xanten, €mmerid^ unb ftonfton}, foft
bie $ro))ftei }U ©t. ftunibert in jtöln Derli^
ol^ne ba| er bie l^öl^eren SS^il^en empfangen 1^
92ad^ bem Sobe beS Sifd^ofS Sßeje (1548) loeit
er in Aufträgen Derfd^iebener Stegenten b\ta i
9tom unb benu^te ben Slufentl^alt, um {id^ i
Slrabtfd^en auSjubilben unb bie in iSwcopa fa
unbefanntefQrifd^e©prad^e)u erlernen. 3laä^\a»
aiüdfel^r trat er 1558 als 9lat^ in bie S)ien|iebi
^er^ogS SBiU^elm Don SIeDe, entjagte bem geif
hd^en ©taube unb Derl^eiratete fu|. ©d^on i
3. 1573, am 7. »pril, eneid&te er, erji 58 3«^
göl^Ienb, ein erbauIid^eS d^riftlid^eS Snbe. SRofit
mar fein einfeitiger $]^iIoIoge, Dielmel^r 6efa| <
aud^ in anberen pföd^em beS äBiffenS eine n
gemeine Setefenl^eit, fomie einen großen @d^
finn, Don meld^em feine literarifd^en fieifhmgi
fietS eine fritifd^e Haltung erhielten. Snberfloni
ni| ber ®ef d^i(^te unb alten ©eograp^ie, fonm
ber jf ritif ber SBibel tl^t eS il^m mol^I fein 9
lel^rter feiner 3eit guDor. ©o beurtl^ilten il^n fd^i
©eb. SRünfter unb ätid^arb ©imon. 9uf bie 8ü
Don 3lriaS anontanuS na)^ aRajtuS Snt^tt i
ber ^ntmerpifd^en Ausgabe ber föniglid^ $oI
glotte ; er lieferte ba}u bie d^Iböif d^ ^ßaropl^rc
über bie erften $ro))|eten, bie $falmen, ben $i
biger ©alomonS unb baS 9ud^ 9tut^; ou^eÄ«
fd^rieb er ein ftjrifd^eS Sejifon unter bem Xü
Syrorum Peculium (^ntm. 1571, in QfoL) «i
eine ©rammatif ber ftjrifd^cn ©prad^e (3lntw.l57
in Sfol.), um beibe ber $olQgIotte beiiugcta
©ein Kommentar über baS 93ud^ Sofue, %nil
961
ajlofora.
962
im, 0Ut ald ein aReiftertoerl bibßfd^er ffrütt
im (fiftorifd^ unb fprai^Iid^er Srubition (ent»
|dtm aud^ in ben Critici sacri, Lond. 1660,
Afflst 1698^ U). Shtige 3leu|erunQen, noment«
Ih^ tticr bie SSuIgoto, erregten %nflo|, fo ba| ber
lomnentor mit ber Se^eid^nung doneo corri-
gator auf ben römifd^en 3nbes tarn. %1S Slnl^ang
{B äofue erfd^enen feine Annotationes in Deu-
tenmomii Caput XVI— XXXIV. 9JlQriu§ über-
lebte melj^rere öltere unb neuere @tüde au^ bem
S^rifd^; bie Sammlung ift entl^alten in ber
Sibliot^ ber SBöter t)on SJlargarin be la Signe
nb in ben Critici sacri (ed. 2). @o übertrug
er mter anberen (üommentarius de Paradiso,
ante annos DCC a Mose Bar-cepha Syro
seriptus, unb S. Basilii Xeitoup^ta, Antw. 1569.
(ntn^udftd^t genommener Sommentor ^u fömmt«
li^m l^jbrifd^ 93üd^em ber l^eißgen @d^rtft
Msbe bmrd^ feinen £ob Derl^inbert. @eine @trett«
{i|rift gegen bie SalDiniften (Disputatio de coena
Danim) Id|t fid^ nirgenbg mel^r auf ftnben. Seinen
ftiefiDtt^fel (1538—1573) gab 3)1 Soffen in ben
Dn&L ber ®ef. f. r^ein. ©ef^id^tShtnbe n, £ei))5.
1886, ]^u8. O^gl. Paquöt, Memoires II,
274 8.; Soffen in ber Sinlettung }u ben Briefen;
»«W, Snbej I, 571. H, 1223.) [®üj.]
9bfim ober 9Kaffora (nn^iofc, nn^iö»,
in^»c, iw"j*iOB, Dom d^alb. "iw , prodere, tra-
uere) ifi eigentUd^ traditio, Ueberlieferung in
tl||emeinem Sinne, toirb aber Dor^ug^toeife in
Song auf ben ^ebröifd^enSSibeltest t)on einer ge-
ftinciiSeiftnng frul^erer Slabbinen gebrandet toeld^e
to bel^Ib aud^ ben 92amen UNaforet^en ('^^a
i^n) er^Iten l^ben. 3^re ^au))tauf gäbe mar
Ue oU^itige, enbgültige Sfi^ining ber gform unb
Itfhnrad^ bed b^bröifd^en ^ibelte^teS nad^ 3Ra^'
jiAe ber f^flentatifd^ bearbeiteten Ueberlieferung.
VfR toid^tigfte Seiftung ift ba^er }UDörberft bie
SocoKfintng uvä> Vccentuirung jenes Se^teS, in
Ddieff meld^ ^ier einfad^ auf bie l^ebrätfd^en
Spttd^Iel^ren t^ermief en werben !ann unb nur tttoa
^ bemerft )u n)erben brandet ba^ in benfelben
Me ||)dte CEntpel^ung ber iBocal5eid^en unb ^ccente
li^t immer genugfam bead^tet loirb. Slu^erbem
(ikK bie Staforetl^en eine Un^abl Don ^emer-
^al über ben l^braifd^en Sibelte^rt aufge^eid^«
«t tteld^ nad^ einem hopptWm ®efid^t§pun!te }u
tttnu^ ftnb.
LOlitt^eilungen über ben factifd^en
Bejtanb beSSibelte^teS. ^ierl^er gel^ören
l.Ke8BgQbenüberIttiirsopherim(c^nBio n-Jtsy),
k.|.8efe^gung eineS 5ugefe|ten 93ud^fiaben§ (5),
ialikkim sopherim (d''-»b'jo vpn), b. 1^. Kor-
QctBieii nn))affenber ^u§brüdfe (18), unb über
o|eiotbentiid^ fünfte (puncta extraordinaria,
"^"^0/ i>- !• *njn)eifelung öon SeSarten (15).
Ik biefe Semerhmgen fommen fd^on im Xalmub
^inb ftnb oon ben SRaforetben oon bort l^erüber»
gnommen morben (ogl. Xüb. Ouartalfd^rtft 1848,
601 jf,; Strack, Prolegg. crit. in V. T. hebrai-
ciDD, lipB. 1878, 86 sq.). 2. 2)ie Eingabe ber un=
gemöl^nlid^en Sud^ftaben, namentlid^ ber fog. Ute-
raemaju8culae,minusculae, inversae, suspen-
sae, bie ^nm Xl^eil aud^ fd^on im Xalmub ermähnt
toerben. So mad^t bie äßafora gleid^ gum erften
Sud^ftaben ber SJibel, jum a in n-'rKna, bie 95e«
merfung: tqi a(gro&e8 95), unb ju n in cK-)3na
(®en. 2, 4) bie ©emerfung : »-»^a^r n (üeineS 1^)^
Sold^e IBud^ftaben lommen f o l^öufig Dor, ba| bie
ORaforetl^en ein OoUftönbigeS Alphabetum ex
literis majusculis (ni^ni m"«mK>s a«) unb ein
Alphabetum ex literis minusculis (nm*)«» :Sm
msup) jufammenfe^cn fönnten, »eld^eS ftcHenioeife
fogar boppelt unb breifad^ fein mü^te. 3u ^ in
?b3a (9lum. 10, 35) bemerft bie SÖlofora: v^
ns^Bn (nun inversum) unb fd^reibt bcmgemä^
?bc2 mit bem ^Beifügen, ba^ eine fold^e S^reib»
weife an neun Stellen ftattl^abe, bie fte anbeutungS-
toeife citirt (Dgl. iebod^ 3loxiV^ Minchat schai }u
ber SteEe). 3u V^ in -ilx^, (Kid^t. 18, 30)
bemerft fte: n-^iVri ii5 (nun suspensum), unb fo
an mand^en anberen Stellen, gibt aber immer blo|
ben Sad^oer^alt an, ol^ne bie Urfad^e benfelben )u
berühren (Strack 1. c. 91). 3. ©ie Säl^Iung ber
Stbfd^nitte (ißarajc^en, Sebemic), SSerfe, SBörter
unb Sud^ftaben ber einzelnen 99üd^er, fomie Se«
jeid^nung ber Steßen, meldte bie SDlitte berfclben
einnefjmen. So wirb j. 85. in 95etreff be§ ^enta«
teud^S bemerft, er l^abe 5845 SSerfe, 290 offene,
379 gefd^Ioffene $arafd^en unb werbe l^albirt burd^
bie Stelle: ij^i -|»nn mk t>V:? dwi (Set). 8, 8). gin
großer Xl^eilfold^er Angaben fommt ebenfalls fd^on
im Salmub oor. ®ie SKaforetl^en l^aben aber bie«
f elben nid^t blo^ einfad^ l^erübergenommen, f onbem
bie frül^ercn Seiftungen weitergejül^rtunb nötl^igen«
faD§ aud^ berichtigt, ^n SBort» unb Sud^ftaben*
5öl^lung ). 85. fd^etnen bie Xalmubiften nod^ nid^t
gebadet gu l^aben. 4. SDie Angabe oerf d^iebener Stgen«
tl^ümü^feitcn einzelner S3erfe. So wirb }. S3. }u
®en.4, 8 bemerft: p-soE 'isea -^pos 'lou rfs, b. 1^.
28 93erf e enben in ber SKitte beS SSerfeS, f o nämli^,
bag mit ber gweiten SSerSl^öIfte ein neuer Sa^ be«
ginnt. 3u 6^.32, 8 wirb bemerft: TinB"--! 'ma '-sos a
1*0, b. ]&•. jweiSSerfe finb im ißentateud^, bie mit
ö anfangen (aufeer gj. 32, 8 nod^ 9him. 14, 19).
^n 9km. 29, 33 wirb bemerft: cjiön 'ma 'iob a
ctt -,inman ^s , b. 1^. jwei SSerfe fmb im ißenta*
tcud^, beren fammtli^e 3Borte mit o enbigcn. 3«
gj. 29, 5 wirb bemerft: a*! n« a 'ina n-'K 'iob 'a
riKi, b. 1^. eS fommen brei Serfe oor, in benen fid^
breimal n« unb brcimal mni finbet. 3" 3lum. 36, 8
wirb bemerft : rr\H t iina n-'K 'idb a, b. 1^. brei
SJerfc fommen oor, beren Jeber 80 Su^ftabcn l^at.
3u 3er. 21, 7 Wirb bemerft: vV» a» 'loea r\^»
VMK op -,i3Ki, b. ^. ber S3er8 enthält 42 SGBörter
unb 160 85ud^ftaben. 5. 85emerfungen über ge«
wiffe SBorttjerbinbungen^^wie $. 95. bie Semerfung
ju V'ipV (®cn. 16, 2): t' hiph ny-^Äw, b. 1^. vn^
mit V»ipV conftruirt fommt 17mal oor, ober bie
a5emerfuug au 65. 18, 21 : -«tan 'ira n-»» 'iob 'rr
n^^»7i, b. 1^. HKtan ift in ad^t SSerfen mit nw» con«
ftruirt. 6. 95emerfungen über bie 95ebeutung ge«
81
963
aRoforo.
m
toiffcr SQBörter, bie juwcilcn in ejegetif d^er C^wF^^ä^^
bead^tenSnjcrt^ finb. So loirb j. ©. ju n^h (@en.
29, 9) bemcrft : »^^ a^ \ b. 1^. r^yji fontmt brei«
mal Dor in brei Derfd^iebenenSebeutungen; bie
beiben anbeten ©teilen jtnb 3f. 24, 19 unb ©pr.
25, 19. ^u H»2 (®en. 29, 10) »irb bemerft:
»••V» "»nna a, b. 1^. ba§ SQBort fommt jiDeimal fo
t)or, aber in gmei Derfd^iebenen 93ebeutungen; bie
onbere ©teße ift «pf. 16, 9. 3u ^-?«a (^f. 22, 17)
wirb bemerft: 'w^ •'-ina v»«? 'a, b. 1^. ■'i«s mit
ftame) unter Rop^ lommt ^weimat t)or in jiuei
Derfd^tebenenlBebeutungen; bie onbere ©teUe ift
3f. 38, 13, IDO e§ bie Sebeutung Mt ein ßöioe"
bat. meldte in ber ^olrnfteUe oUerbingS nid^t pa^t.
ßnbUd^ 7. eine TOenge grommatif d^er Scmerfungcn
über SSocQle, ^ccente, biafritifd^e S^xd^^n unb plene
unb befectit)e ©d^reibweife, bergleid^en aud^ in ben
gemdl^nlid^en l^ebröi jd^en SSibelauSgaben oft mand^e
üorfommen.
II. SKoforetl^ifd^e Eorrectionen beS
SJibeltejteS fmb befonberS bie unter bcm 3la'
men fteri (■'"ip) befannten unb Dorn gefd^riebenen
Sejte (6'^tb a-^n») abtocid^enben SeSorten. ©ie
finb meiftenS Mtifd^er unb ejegetif d^er, jum Sl^eil
Qud^ grammatifd^er unb ortl^ogropl^ifd^er %rt unb
be}ie]^en ftd^ a. auf iBerwed^Slungen Don IBud^«
{toben, »ie »enn 3 jfön. 12, 33 ftatt beS S'tl^ib
laVtt, baS Äeri *ia>«, ober 6^. 25, 7 ftatt be§ g't^ib
aa'^ ba§ iferi raV lautet; b. auf SScrfe^ungen Don
gjud^ftaben, »ie »enn 3 Äön. 7, 45 ftatt beS g'tl^ib
^nt^ri ba§ fteri nV^n, ober ©pr. 23, 26 ftatt beS
6'tl^ib nijsnn baS Äeri npsp lautet; c. auf gr«
f e^ung etneS f el^Ienben ober SSBeglaffung eine^ äber-
pfpsen 95u#aben8, wie wenn 9lmo§ 8, 8 ftatt
be§ 6'tp r:pw3 baS ßeri nypa??, ober 3of. 8, 12
ftatt beS S'tl^ib n^yV baS fteri ■>?*^ lautet, d. 3u-
weilcn betreffen fle aud^ unrid^tige SQBorttrennungen
unb fud^en fie ju üerbeffcm, »ie »cnn Sßf. 123, 4
im S^tl^ib c^avNaV, im fteri aber c-sv "kaV, ober
$f. 55, 16 im 6'tl^ib m)s'>w, im fteri aber niö -»»2
Dorfommt. e. ©nunmatifd^e ftcri§ fmb j. SB.' «'•n
für baS im ^entateud^ läufige «in unb nn?3 für
i?2. f. Ortl^ograp^ifdle fteriS ftnb 8j. 27, 15
caan für osain unb 2 ^r. 8, 18 n*i»3» für
ni-'a-JK. g. gupl^emiftifd^e ftertS pnb j. SB.^^tt*»»
^"■''t!^-D (4 ftön. 18, 27) ftatt cn-rr unb cnhü
tatt c-^b:^ (1 ©am. 5, 6. 9. 12). ffiie anjal^t
old^cr fteriS ift fel^r gro^, aber in leiner 6anb«
d^rift unb in feiner Ausgabe »erben fte aUe an»
gemerft ; aud^ ftimmen in SJctreff berfelben »eber
bie ^anbjd^riftcn nod^ bie 9(uSgaben mit einanber
überein, »ooon »ol^I bie aUmälige Sntftel^ung ber
9naf ora unb nod^ mel^r bie 9lad^löffig!eit ber ^b-
fd^reibcr bie ©d^ulb l^aben mag. — «ufeer fold&en
fteris Derbienen l^ier nod^ @r»ö]^nung bie mafo»
retl^ifc^cn ßoniccturen unter bem 9lamen ry:^^,
^n mand^ ©teilen namlid^, »o Don ber ge»5]^n«
Üd^en ßonjkuction unb ber grammatifd^en 3lna«
logic abgcwid^en »irb, fc|[en bie SDlaforetl^en ba§
il^rer SWeinung nad^ SRid^tige an ben SRanb. ©o
bemerfen fie ju «»; »^»n (@cn. 19, 22): ".•»-i-^ao i
n«3s% b. ]^. an brei ©teilen ifi Dermut^iid^ n«r
ftatt K3|; }u lefen; bie beiben cmberen ©teOen juS
3er. 48, 45. ®an. 8, 9. 3u c:^^^ aw (gj. 4, 19)
bemerft bie fleine aJlafora: nÄ-'-ix» -p-i-ao n, b.^.
an fünf ©tcHen ip ftatt c^nx» Dennuti^tic^ rm-m
}u lefen; bie gro^e ÜTlafora bagegen »iebei^It
bie 93emerfung mit i ftatt n unb f^rt au|er ii
4, 19 »idlid^ nod^ fünf »eitere ©teilen an, too
nr-^nsÄ ftatt c-ixx: Denuutl^et »erbe, nömlid^Soi
37, 36; 43, 15. ©eut. 28, 68. 3of. 24, 5. 1 Soin,
12, 8. %I8 maforetl^ijd^e Sorrectionen erfd^einm
aud^ bie öfteren fteri »1o ß'tl^ib (a-na »ht ^n?)
unb 6'tl^ib »'lo fteri ("ip »'^'j a-ns) , bie jebo(|
5um Sl^eil fd^on im Xalmub Dorfommen (Neda*
rim f. 37 b; 38 a; Strack L c. 80) unb infotoeit
aus einer frül^em 3^it berrül^ren. 3m erPem gdlc
l^anbelt eS pd^ um äBörter, bie gelef en »eiten foUen,
dbtodfjii pe nid^t im Xej;te pelzen ; ber Xest 1^ bosn
einen leeren ätaum, ben bieiBocale bed julefenben
SBorteS einnel^men, ba§ Sßort felbp aber ifl am
Staube beigefügt; im le^temf^e bagegen l^onbdt
e§ pd^ um SSBörter, bie nid^t gelefen »erben foHen,
ob»o|l pe im %tiit gef daneben pnb; pe finbbe^
^alb aud^ bei ber Socalifation nid^t mit SJocoIen
Detfel^en unb fd^on baburd^ fenntlit^ gemad^tixn^
ben. ©0 »irb j. 95. Don -Vk (Sftut^ 3, 5), 'H
(«utl^ 3, 17), c:•»^a (3er. 31, 38) auSbrüfflidi *e^
merft: a-^na kV-j -»-ip, unb umgefel^rt Don n»T (S)euL
6, 1), T^T» (3er. 51, 3), w>=n (ßj. 48, 16): ^ro
3)ie ßntpel^ungSaeit ber SRafora iS^ fU^
leidster au§ i^rem Snl^alt unb il^rem SSerl^ältm^
5um Xalmub, als au§ ben bie^faUpgen SuSfogeit
ber 9tabbinen ermitteln. Se^tere l^ormoniren m^
mit einanber unb pnb }um Xl^eil augenföllig un^
rid^tig. Sinige bejeid^nen bie SRafora mit bens
^uSbrudfe •»s-'o» nr»^ naVn afö ein Don SDlojeÄ
l^errül^renbeS SBerf (Carpzov, Grit, sacr., Lips.
1728, 285); «nbere betrad^ten pe al§ eine ber
Dielen ?lrbeiten 6§ra'§, »ie namentlid^ 3i»ba 8e^
Dita ("nn) im 93ud^e goSri (f. b. «rt.), unb fpötcr
@Iia3 SeDita im 3)2aforet]^ ^mmaforeti^, benett
bann aud^ mand^e d^riplid^e ©elel^rte, »ie Stas*
torf, 93artoIocci, SBoIf, beiftimmten; 9[tü)ere enb*
lid^ l^alten pe für ein SBerf ber ©elel^rten gu £i*
beriaS nad^ bem ^bfd^Iu| beS £almub, »ie fd^0n
^beneSra in feinem Saä^ui unb nad^l^er Diele Sn^
bere. 2)ie erPeren beiben ^npd^ten piri) vaifydüax,
unb bie festere, fofem pe nid^t aOeS in ber IRofoco
iBorf ommenbe au3 ber nad^talmubifd^en 3^ ^ß^
leiten »ill, Derbient entf d^ieben ben äJorgug. S)eii0
bie SRafora gel^ört im ©an^en augenf&ig bet
nad^talmubifd^en 3^it cok, »ie l^inlönglid^ fd^
barauS eri^eUt, ba^ ber Xalmub nod^ feine Sooofc
unb ^ccente beim l^ebröifd^n SBibelteste femit
ünan l^at i^m 5»ar f 0% fternitni^ »egen einsd*
ner 9eu|erungen sugefd^rieben, »ie namentlid^
»egen beS 5per Dorfommenben Knp«^ ck «r mb
m-jottV CK ©■• ; allein in fold^en gföllen l^onbdt Ä
pd^ nid^t um iBocale unb ^ccente unb uber|au)it
ni^t um tttoa^ Don bem, »a§ »ir unter 9Raf ora tec*
965
IDlafora.
966
Pe^, fonbeni ttm eigenü^ümlid^e esegetifd^e ftunft-
gtiffe ber aUen Stobbinen (»gl. Mb. Ouartdf d^rif t
1^2, 43 f.). Uebrigend liegt eg in ber 3laim bec
BtOft, böig ein äBerl, toie bie URofora, nid^t auf
einmal entfiel^ tonnte; bie Seobaci^tungen, beten
ISigebnil jie mittl^eilt, unb bie Skrgleid^ungen unb
Combtnanonen, auf loeld^e fici^ il^re 99erid^tigungen
p^, tonnten nur aHmöIig im Saufe geraumer
Seit gemad^t merben, unb dliaS SeDita, ber bie
SRofora itoQx t>on S§ra l^erleitet, fie aber nod^
tongc nad^ il^m fortgefe^t toerben unb jur iSoII-
obung gelangen lö^t, f^ai gemi^ tioUtommen äted^t.
Mm er fagt ber ^aforetl^en feien ^unberte unb
Zsufenbe gen)efen Diele ©enerationen l^inburd^/
nb eS laffe ftd^ mhtx xf)t Anfang nod^ il^r Snbe
genau befKmmen (Buxtorf, Tiberias eive Com-
nentarins Masorethicus , Basil. 1620 , 6).
ton obttol^I ber 3^traum il^rer Xl^ötigfeit im
Vlgemeinen betannt ift, fo bo^ bie ^uSbel^nung
tri) Sbgrensung beSfelben teineSmegS. !Bon ber
Si^ti^eit ber 9Rafora l^aben fd^on bie mittet«
(Mu$en Slabbinen fel^r l^ol^e iBor^eUungen. @ie
iqndf^en biefelbe al§ Umjöunung beS ®efe^e3
(rnnV a-o, Carpz. 1. c. 204) unb reben in ber
onlennenbften äBeife Don il^r. Slbenedra 3. 9.
jogt im Unfong feines nm» -»lo-', man l^abe e§
nr ben Semül^ungen ber SRaforetl^en ^u Der-
balm, baj^ baS gbttlid^e ®efe| no4 uuDerfel^rt
forOefU^ unb bie l^eiligen 93üqer Dor ieber 3u»
tlat imb 9Beg(af[ung bettxtl^rt morben feien, unb
iB ^nlid^ äBetje Dinbidrt SliaS SeDita ben 9Ra-
N^ baS Serbienfl, bie ^eilige @(^rift in il^rer
teUommenen UuDerfel^rtl^eit erl^alten gu l^aben, bie
ntK fie baS @d^id(fal anberer Sudler getl^eilt unb
ÄU^ SntfieDungen mie fte erf al^ren l^aben mürbe,
I» ba^ man nid^t mel^r red^t mfl^te, maS ^nm l^ei-
Bp Zest ^5re unb mad nid^t SRaginfoId^n
Mfäm mmttffia einige Uebertreibung liegen, f 0
jbA bod^ oud^ bie geringf d^igen Urtl^eile, meldte
m einjelne Stabbinen beS 9RitteIaIter8 (Bux-
iorf L e. 202 sq.) unb mand^e neuere ®ele]^rten
br bie 9Raf ora föQten, nid^t gu biOigen. Siner
iKitge^enben SntfteOung unb 93erf d^Iimmerung be§
Imi^ SibeltesteS mürbe burd^ bie ÜRaf oretl^en
Fbofolu twrgebeugt @elbft bie blo^ med^anif d^e
S^bng ber ^e, 9Bdrter unb 99ud^ftaben mar
Ol iUNir befd^erlid^eS, aber gutes 9Jlittel ben
tot gegoi 3u^^M^ unb SBeglaffungen }u fidlem.
M looS man als „JMeinigfeiten, bie ber 3}lüf)t
kUlK^eid^nenS taum mert^ maren'' (Std^l^om,
Galeit I, 41^, begeid^net, mie }. S. bie Eingabe
ofMIenber Sigent^ümlid^feiten einzelner ißerfe
dir Ue Vnjeige beftimmter SonftructionSmetfen,
tat in ber fraglid^en ^infid^t nid^t gleid^gültig.
Sie fritifd^ unb esegetifd^n 93emerfungen be«
liUm o^^in alS alte Xrabitionen il^re SBebeut«
Meü gfreiltd^ möre gu münfd^en, ba| eine be*
ri^^ntbe mrbnenbe ^anb über baS gum Sl^eil
loj) mgeotbnete unb mond^e IBerfel^en Denatl^enbe
fSU^^mi a a. 0. 433 ff.) maf oretl^ifd^e 9RateriaI
biuucn iii5d^tc
3m Obigen mürbe aelegenl^eitlid^ fd^on eine
tieine unb eine grofec 9Jlafora ermäl^ni S)ie Heine
SKafora (Masora parva, nmottn ■Ti:cp ober
natap n-i-^ott) mad^t i^re SSemertungen in obbre»
oiirten ted^nifd^en ^uSbrüdfen, gemöl^nlid^ am
@eitenranbe beS XeiteS, unb ]^|t barum au$
oft Masora marginalis; bie gro|e 90tafora
bagegen (Masora magna, "^"nJi mio» ober nmo»
Nna-i) finbct fid^ gemöl^nlid^ über unb unter bem
©d^rifttejt unb bicnt ber tCeinen SJlafora jur 6r«
göngung unb iBeroo&ftönbigung, ober au^, maS
im ®runbe auf baSfelbe l^inouSlauft, bie tieine
ÜKafora ift ein SluSjug auS ber großen. SBenn
5. 95. bie neine TOafora ju ^\i (®en. 29, 10) be-
merft: 'wV -»nna a, fo jeigt in fold^en gfällen bie
gro|e 9Jlaf ora bie @te&en an, um bie eS fid^ l^an-
belt, entmeber mit ben SlnfangSmorten ober mit
fonfl einem ober einigen ©d^Iagmörtem. Singer-
bem unterfd^eibet man nod^ eine Snbmafora
(Masora finalis, aud^ Masora maxima ober
Masora magna finalis genannt). @ie ift eine
%rt Soncorbang, meldte in alp^abetif d^er Orbnung
bie SBörter unb @teUen aupl^rt, gu benen bie
ORaforetl^en 93emertungen }u mad^en l^atten. 2)a
bie biSl^er befprod^ene !Dlafora ber ^auptfad^e nad^
Don ben ®ele^rten }u Liberias ausging, fo tbnnte
man fie aud^ bie palöftinenfifd^e nennen im ®egen-
fa| )ur bab^Ionifd^en, meldte ungeföl^r gleid^geitig
mit il^r in ben @d^ulen gu @ora, 9}a]^arbea unb
ißumbebitl^a entftanb, Don ber unS j[ebod^ menig
betannt gemorben ift. SS fd^eint fid^ nömlid^ Don
berfelben nid^tS erl^alten }u l^aben, als ein ißer-
geid^nig Don morgenlänbifc^en SeSarten aegenüber
Don abenblänbif(|en auS unbetannter 3^1^/ unb
ein 93er)eid^ni^ Don SeSarten unter bem 9tamen
beS 91. 9lat)]^tali, eineS bab^Ionifd^en 3uben im
11. ^(tl^rl^unbert , gegenüber ben SeSarten beS
Si.laron, eineS $aIäftinenferS. 99eibeftnb in ber
großen Somberg'fd^en unb IBu^orf'fd^en 93ibel
unb im fed^ten Xl^eil ber Sonboner ^ol^glotte
gebrudft. 2)ie SeSarten beS erften SSergeid^niffeS
$aben eS, gmei gföDe ausgenommen, bIo| mit
gonfonanten ju tl^un; bie beS jmeiten, einen
tJfaD ausgenommen, blo^ mit SSocalen unb 9c-
centen. ?iun ift Don fcttft tiar, marum unfer
ie|iger ^ebröifd^er 99ibelte|^ ber maforetl^ifd^e ge-
nannt mirb, unb bei bem großen Infel^en, beffen
fid^ bie SWafora feit il^rer ßntfte^^ung erbeute, aud^
leidet begreiflid^, ba^ burc^ benfelben ber Dormafo«
ret^ifd^e %tit DöIIig Derbrängt morbcn ifl. S)ie|
ift ein Umftanb, um beffentmiDen bie @inrid^tung
berORafora beflagt merben !ann; bcnn bielftafo-
retl^en l^aben nid^t, mie oft unrid^tig angenommen
mirb, ben urfprünglid^en Sejt beS Uten Sefta-
menteS, fonbcm ben ju il^rer 3wt trabitiondl ge-
morbenen l^öd^ft fel^IerlaftenXe^tunDerle^Iid^ fi|irt
unb finb baburd^ Urfad^e gemorben, ba| bie Jhitit
beS iSibelteiteS faft nur nad^ Ueberfe^ungen unb
nad^ ©onjectur Dorgenommcn merben rann. (SJgl.
bie «rtt. Sibeltejt I, oben H, 691, unb Äritif,
biblifd^e I, oben Vü, 1198; Jo. Buxtorfi Tibe-
8l*
967
Tta^pf^a — SRaH
961
rias sive Comment. masorethicuB triplex, erft
dS älnl^ang ^ur tabbinifd^en 93tbet bann befon*
ber3 99af(n665; Strack, Prolegomena critica
in vetus Testamentum hebraicum, Lipsiae
1873; Additiones criticae in ben tion^r unb
®eli|f(i6 l^crauSgegebcnen SBibcItcjten; J. Pater-
8on Smytliy The old Documents and the new
Bible, 3. ed. London 1890» 88 f. ; jfoulen, Sin«
Icitung § 86.) [fficltc]
(nfixtt, n?.3ctt), im 31. S. 9lQnie mehrerer Orte,
meldten gemeinfd^aftlid^ bie Q))))e&atit)e 99ebeutung
beS SBorteS („äBorte" öon nsssc, ouSfci^ouen) ju-
fommt. 1. ©ie erfte fo genannte Dertlid^feit »ürbe
®en. 31, 49 im l^ebraijd^en Xe^ emäl^nt unb al§
ibentifii^ mit bem „Raufen beS S^wß^ifi^" ju
betrachten fein, menn nid^t nad^ ber @eptuaginta,
ber SBuIgata unb ber ^ejd^ittl^o ba§ mit bem Sr»
tifel öerfel^ene n^x>an j^icr al§ appeBatiöum auf»
jufaffen wäre. — 2. ®er nämlid^e gfatt tritt bei
3oj. 11, 3 ein, obiool^I l^ier LXX unb Sulgata,
nid^t aber bie ^efd^ittl^o, tro| be§ ^rtifeld einen
Eigennamen finben. 9Die terra Maspha am f^u^
be§ f^ermon lamt nur meftUd^ Dom @ee SRerom
gelegen gemejen fein, fo ba| banad^ aud^ ber cam-
pus Masphe (93. 8) unb ba§ Of . 5, 1 im l^ebräi»
fd^enlegt genannte SKaSpl^aju beftimmen ifi —
3. (Sine Oerttid^feit mit bem Sigennamen 9Ra3f)]^a
ift bie 3of. 15, 38 bem ©tamm 3uba jugemicfene,
beren Sage baS Onomafticon (ed.Lagarde 139, 4)
mit ben SBorten bejeid^net: Est in finibus Eleu-
theropoleos contra septentrionem pergenti-
bus Aeliam, pertinens ad tribum Juda. —
4. @in anbereS 3Ra^p^a lag im Oftjorbanlanbe
(»id^t. 10, 17; 11, 11. 1 SKad^. 5, 35), l^eifet
be^megen aud^ 3Ra^p^a m ®alaab (11, 29) unb
toar ber SBol^nfife ^tp^if^t'^ (11, 34) ; feine ßagc
Iö|t ft^ nad^ 11, 29 nur bal^in beftimmen, ba^
eS }n)ifd^en bem @ebiet Don f^albmanaffe unb
}tt)ifd^ bem Sanbe ber ^mmoniter gelegen mar.
& ift mol^I mit bem Tla§ipi)a in ®ab, metd^eS baS
Onomafticon (Lagarde 139, 4) al§ SeDitenftabt
anfül^rt, unb bemnadj mit nftscun n»n, Ramoth
Masphe (3of. 13, 26) ibentifd^. — 5. ?lud^ in
aWoab lag ein 9Ka§p]^a, tool^in ®aDib feine 9ln=
gel^örigen pd^tde (1 ©am. 22, 3). — 6. ©a§
mid^tigfte unb am öfteften genannte 3Ra^p^a lag
im ®ebiet bc§ ©tammeS ©cnjamin, tt)irb juerft
3of. 18, 26 (SSuIg. SKeSpl^e) ermäl^nt unb fd^eint
nid^t meit Don SRama unb ®aha entfernt gemefen
ju fein. SDicfe Ortfd^aft mürbe, Dermutl^Iid^ il^rer
Sage megen, Don jel^er ju ben SSoIfSDerfammlungen
ber SSraetiten benutzt (Slid^t. 20, 1. 3; 21, 1. 5. 8),
namentlid^ menn biefclben ju religiöfen 3tt)ed[en
ongefteHt mürben (1 ©am. 7, 5 ff.; 10, 17); bie^
beftätigt nod^ in fpäter 3cit ba§ erfte aJlad^abäer«
bud^ (3, 46). S)er Äönig 9tf a liefe biefe§ Wa^pf^a
8ur äfeftung .ausbauen (3 ftön. 15, 22. 2 $ar.
16, 6), unb jmar mit ben ©teinen beS offenbar
benad^barten Siama, fo bafe baburd^ bie Sage beS
Orted in etma bejeid^net ift. ^ier fd^Iug nad^ ber
3erftörung SerufalemS ®oboIia8 feinen ©i| m
(4 ftön. 25, 23. 25. 3er. 40, 6 ff. ; 41, 1 ff,
9$ermutpd^ 9^<^^ biefe, meil ber Ort nid^ toe
Don 3eru{alem felbft entfernt mar; betfeIbe'@Tiiii
mirb au(^ bei ber 2 e§br. S, 15. 19 ermä^nti
SJ^atfad^ mafegebenb gemefen fein. 3n neuen
3eit finb Dielfad^e iBerfud^e gemad^t morben, b
genaue Sage beS beniaminifd^en 3Sla8p^a oudfis
big 5u mad^en, ol^ne bafe barüber eine Sinipe
erhielt morben märe ; bie meiften ©timmen De
einigen ftd^ jebod^ auf ba3 nörblid^ Don 3enif(^
gelegene 3lAhx ©ammil. (©. Palest. Expla
Fund 1875, 35 ; 1877, 21 ; 1881, 91 ; 1882
260.) [JfauIetL]
WM^e bei ben 3SraeIiten, fomol^I bie Sangen<
ma|e d§ bie ^ol^Imafee, fönnen rüdfid^ttid^ i^
SSer^öItniffeS unter einanber mefentlid^ oud ber
Angaben ber l^eiligen ©d^rift entnommen merben.
möl^renb in 93e5ug auf il^r SBerl^öItnig gu befomitei
SJlafeen be§ ^Itertl^umS unb für il^re SRebudioi
auf bie ie^t gebräud^Iid^en 9)k|e erfl SBered^mmga
angufte&en ftnb. S)ie in biefer ^infid^t untemom
menen IBerfud^e l^aben nod^ gu leiner DoHen lieber
einjHmmung gefül^rt. S!)em Söngenmafe liegt bo!
2)iu)becimalf9ftem gu ®runbe, möl^renb beim^^l
mafee eine iBerbinbung Don S)eämal« unb %m
bedmalftiftem Dorfommt. I. SHe iSraeIiti{<|e]
Sängenmafee (n^*?, r\H^^) maren, Dom Heiipe
angefangen: l.S)ic3fingerbreite(:^x»?.); 2.bi
§anbbreite (net?. ober r^ßfa), mel^^ 4 gfingei
breiten betrug ; 3. bie ©panne (n-it)^ 3^anb
breiten; 4. bie Slle (n»«), meldte 2 Qpoaxm
f omit 6 ^anbbreiten ober 24 {^fingerbreiten betmg
enbUd^ 5. bie IRutl^e (na;;), meldte 6 SHen cbi
12 ©Pannen ober 36 ^anbbreiten ober 144 ^
gerbreiten betrug. €§ ift üar, ba^, xmm eim
biefer 9}la|e genau beftimmt möre, oud^ bie übrige
e§ maren. 2)ie 93eftimmung aber l^ot il^re ©d^
rigfeiten. 2)ie Stabbinen gelten babei Dom ^in
ten ÜJla^e au§ unb fe^en bie (fingerbreite gM
ed^ neben einanber gelegten ©erftenfömem. St
jebod^ bamit leine ®enauig!eit }u erzielen fei, Uaii
tet ein. @inen befjem SBeg l^aben neuere @A(Sfti
betreten, inbem fte bei ber SDe begonnen. (ES t
nönüid^ laum p bejmeifeln, ba| fd^on ber 3im
ber l^ebröifd^en @0e (h^k) ög^ptifd^ Urfpnto(
unb einerlei mit bem altögt)))tifd^en Mähe nn
bem foptifd^en Mähe ober Mahi, mit bem $ifif
Ammahi ift, mad SUe bebeutet, ba| fomtt b
©ad^e fammt bem ütamen Don ben Sleg^ptem |
ben 3§raeliten gefommen ift. Sber oud| nod^ ei
anberer Umftanb meist auf ög^tifd^en Urfprus
l^in. 3n neuerer 3ctt fxnb in ^egt)pten, nameH
lid^ in ben ©röbem bei SRempl^iS, mel^rere cd
ßUenftäbe auf gefunben morben, bie gum S^ na
id^eren 3nbtcien nod^ au^ ber 3ctt ber $]^araoni
tammen. ^ie @IIe mirb auf fold^en 9)la|{Ub<
mit ^ieroglQpl^enfd^rift al§ löniglid^ iSüt bejetd
net. ©ie ift nid^t in aUen S^emplaren gleid^, ab
il^re burd^fd^nittlid^e Sänge ftimmt mit ber 6Se b
9lilme){er§ bei Slep^antine äberein mib betri
969
ÜRage.
970
525 mm. 9ld6en biefer fönigltd^en SUe mar in
tt0ftm no^ eine anbete, tür^ere üblid^, beten
tai4f(^nitüi^ Sänge 450 mm betrug (Seitfd^tift
{net^Iogie 1889, 291). ®etabe fo ^nbet ftd^
m ottd^ bei bcn S^toeliten eine boppelte (Süt,
m fog. ^igf mtb eine gemöl^nlid^e. 3ene l^ei^t
att bie eOe nad^ altem ^a|e (2 $ar. 8, 3) unb
siAe beim 9ou bed falomonifd^en XempelS an«
gOMmbt S)iefelbe (SDe mu| aud^ gemeint fein in
bcrSefd^ceäung bed trtfionören S^ed^ierfci^enXem-
|(d, ba fie als 92otmalma| für baS ^eiligtl^um
t^/^lML Son biefer eile mirb bemerft, ba^ fte
nie fconbbreit größer gemefen fei als bie gen)ö^n>
r^eSIe (S). 40, 5; 43, 13). fyitit alfo bie ge-
s^ifl^ (EOe, bie mal^tfci^einlid^ 2)eut. 8, 11
nler v^^ n»» ((Btte füt Jebetmann; ögl. 3f. 8, 1
w» »■^'i) gemeint ift, fed^S ßanbbteiten, fo be«
tniQ bie ^ige fteben betfelben. 2)ie| ift abet
im nod^ ni^t fo }u benlen, ba| fte in fteben
^obbreiten möte abgetbeilt xooxhtn, {onbetn il^te
{48 ^onbbreiten machten fteben jienet §anb-
Mtm aus, mm benen bie geuöl^nlid^e Stte fed^S
litte. 2)e|]^Ib U)etben auc^ im Xalmub bie
(sabbreiten ber l^ligen Slle lad^enbe, bie ber
gcMtiifid^ meinenbe genannt (Settl^eau, Qwc
ficfd^ ber asraeliten, ®5tHngen 1842, 56).
Sie teffige (Sät roax bemnad^ Vt ber getoöl^n«
^ai, eicnfo mie in SegQpten bie fdnigUiJ^e (Sät
Vt ber gemeinen mar. 3nt £almub toirb femer
loji^ert, ba| in bem ©emad^e aber bem Oft-
ttot beS SempelS ^toeierlei SUenma^e feien auf-
kuifct morben, baS mofaifd^e unb ein anbereS
(QieHm 17, 9). SBöre nun baS mofaifd^e ein ur»
f^gU^eS mx^ gemefen, f o l^ötte SRofeS bie Sin-
{ii|nng beSfelben nid^t unermöl^nt gelaffen. W>tx
n beiSibel tommt nirgenbS bie Sinfül^rung eines
nmSRoIfQflemS t>or. SBenn bem aber fo ifl, fo
to hol mofoif d^ SRa^ ol^ne Smeif el ein ög^pti«
Md. S)a nun bie 3Sraeliten il^re SOe t)on ben
Itg^lrtem entk^t l^ben, fo mirb bie l^ilige SQe
kräSraelilen mit ber töniglid^en ber ^eg^pter
vt Ue gemö^Iic^e ber SSraeliten mit ber gemei«
«n ber Seg^ter übereingeftimmt l^aben unb aud^
N in Uebereinftimmung geblieben fein. 2)enn
nKlenbenmg ber einmal angenommenen ©runb»
>4e iß nid^t nur be^^alb auSgefd^Ioffen, toeti bie
Sindtten butc^ il^ten jpanbelStietfel^t mit ben
IMtaDdRem baran gefinbert mürben, fonbem
Q4, toeil eS im fpötem @taatSleben bet 3Stae-
Boi tDQl^d^ieinlidd eine befonbete ^ufftd^tSbe^ötbe
>hr!Ra| nnb ®emid^tgab; menigftenS litten fte
%e ftormo]^ in ben bei bet SttftSl^ütte unb
^ bei bem folomonifd^en %tmptl gebraud^tcn
jR^n. @inb nun Obigem jufolge bie beiben
mitifd^ (SDen ben beiben ägQptif d^en gleid^m«
\^ fo ergibt ftd^ fOr bie ®r5|e ber iSraelitif d^en
Sbenno^ 3foIgetd)eS:
Stetige eile =0,525 m
, « epatm = 0,2625 m
» . feonbbreite = 0,0875 m
^ Singerbreite = 0,0219 m
n
it
it
tf
if
»
Z)ie gemöl^nlid^e SUe = 0,450 m
Spanne = 0,155 m
^nbbreite = 0,075 m
gfingerbreite = 0,019 m
93on SBeitenma^en lommt im bebröifd^n
Sibeltcst aufeer ber Sagreife, bie ein fd^r un«
beftimmteS ober Dielme^r gar fein eigentUd^eS lIRa|
ift unb barum aud^ ntd^t bierl^er gered^et merben
fann, nur baS öerfd^ieben gebeutete TV\^r ^'^^^
breimal üor (®en. 35, 16; 48, 7. 4Äön. 5, 19).
3)er @9rer unb Araber nel^men eS als eine per«
ftfd^e ^rafange (etma V4 einer beutfd^en 3Reüe),
bie LXX nel^men eS unüberfe^t in il^ren %t^ auf
(xaßpaöa) unb fefeeu nur ®en. 48, 7 nod^ hcizi-
$po)jLoc l^ingu. 9n eine giemlid^ gro^e ©tredfe lö^t
fd^on ber VuSbrudt nnias, nad^ ber gemöl^nfid^en
93ebeutung beS @tammeS 'oü, beulen; nad^ 1 @am.
10, 2 tiergltd^en mit ®en. 85, 16 mu| mo^I eine
@tredfe Don mel^r als einer beutfd^enSReüe bamit be«
^eid^net motben fein (Dgl. Xüb. OuattaMr. 1846,
214 f.). 3n ben beuterocanonifd^en unb neutefta-
mentlid^en Sd^riften merben tion SEßeitenma^en er«
möbnt: a.2)er@abbat«SBeg(^g.l,12), b.^.
bie @tred(e SBegeS, meldte bie 2hiben aud^ am ^VbaX
au^er^Ib il^reS SBol^norteS mad^en biurften. SEßeil
nömlid^ (&t, 16, 29 ben SSraeliten oerboten mirb,
ftd^ am Sabbat auS bem Sager l^inauSjubegden,
unb nad^ einer Ueberlieferung ber ^l^ariföer, bie
aud^ ber Xalmub fennt (Schabb. 23, 3. 4; Erab.
4, 7), bie @tredfe t)om äu^erften Snbe beS SagerS
bis gum l^etltgen ^tlit 2000 SSen betrug, fo Der-
orbneten fte, ba| fein Israelit am @abbot mel^r
als 2000 eilen meit au^erbalb feineS 9BobnorteS
gelten bärfe. "JiaiS^ ber ^efd^itti^o (gu Spg. 1, 12)
betrug ber Sabbat'SBeg 7 @tabien, nad^ Spi«
pl^niuS (Haer. 66, 82) nur 6 @tabien; mit
Unterem ftimmt aud^ Sofepl^uS flberein, inbem er
bie entfemung beSOelbergeS Don 3eruf alem, um
bie eS ftd^ ^g. 1, 12 bonbelt, auf 6 @tabien
angibt (Bell. Jnd. 5, 2, 8). b. 3)aS @tabium
((TTdfdiov), baS feit ^lesanber bem ®ro|en aud^ im
Orient gebröud^üd^ mürbe (§. 99. 2 9Rad^. 11, 5;
12, 9. Suc. 24, 18). es beträgt nadj $«^öbot
(2, 149) 600 gried^ifd^e ^\x% nad& ^HniuS (H. N.
2, 21) 125 r5mifd^e @d^ritte, b. i. 625 gfu^. %n«
gefteSte 9Ref[ungen l^aben gejetgt, ba| ein @tabium
ben 40. %\^t\\ einer geograp|ifd^en SReile auS«
mad^t, unb fomit bie 60 ©tabien bei Suc. 24, 13
anbettl^alb Sßeilen unb bie 15 Stabien bei ^0%
11, 18 btetad^tel QRetlen auSmad^en (SEßinet, Steal-
mötterb. 8. V.). c. SHe römifd^e TOeile (jxCXtov,
ajlatt^. 5, 41), eine ©tredfe Don 1000 (ba^er ber
^amt milliare, milliarimn) römifd^en Sd^ritten,
fomit, ba 125 fold^e ©d^ritte ein Stabtum auS-
mad^en, Don ad^t Stabien unb bal^er (ba 5 X 8
= 40) ber fünfte Xl^eil einer geogrdpl^ifd^ SReile.
n. 2)ie boblen ober fubifd^en 9Ra|e ftnb:
A. SWafee für trodf ene Dinge, unb jmar 1. baS
ei^omet (i».H)/ baS gtö^te SKa^ bet Hebräer,
baS jur 3«t ber Äönige gemöl^nli^ gor (->b) ge«
nannt mürbe, fo ba| biefer 9lame ben frübem
971
Massa Candida.
jicmlid^ Derbtätwte (3 ftön. 5, 2. gj. 45, 14)
unb aud^ in'8 ©ried^fd^c (x6poc) unb ©^rifd^c
überging; 2. boS gpl^o (ne-N, LXX oJ<p(, o^9e(,
oT<pt, oT<ptv, 6<p(, 69eO, nod^ ^e{i)d^iu§ ein ög)9{)ti-
f d^eS 3Ra| , toie ou^ ber 92ame altögtiptif d^ ift
(GeseniuSy Thesaur. s. v.) , baS na(^ S). 45,
11. 14 ebenfo t)iel aI3 baS 99at]^ unb fomit ben
itf^nim %fyfXi bed Sl^omer ober Sor f a|te ; 3. boS
@ea^ (n«e, LXX aarov, juiDeilen aud^ [xerpov,
®en. 18, 6. 4 ftön. 7, 1. 16, für ben ®uoI
SCfi^rpov, 4 jf5n. 7, 1. 16, unb ungenau 0^91,
1 @om. 25, 18) ; nad^ LXX unb Sarg, ju 3f.
5, 10 fa|te es ben britten Sl^eil be§ Spl^a; 4. baS
Omer (■»»*?, t^I^^p)/ "ödj gj. 16, 36 ber sel^nte
^J^ eines Spl^a; 5. boS fta( (^Hi xaßoc), mel»
d^eS ben Siabbinen }uf olge (DgL Leusden, PhiloL
hebraeo-mixtus 220), momit oud^ bie Angaben
bei ^ofepl^uS sufornmenfUmmen (Antt. 9, 4, 4),
ben fed^ten X^eil eines Seal^, ben ad^tjel^nten
eines (Spfyi ouSmad^t; 6. baS fieted^ (iriU baS
nur Of. 3, 2 Dorfommt unb nad^ LXX (f^iki-
xopoc) tt)ie nad^ ^ierouQntuS (Yulg. corus dimi-
dius) bie ^älfte eineS Sl^onter ober @or, mithin
fooiel als 5 (Spfyi ouSmad^te. — B. 2)ie 9ßa|e
für flüffige ®inge ftnb: 1. ffiaS Satl^ (n?),
baS übrigens im 9Iten Xeftantent erfl jur 3eit ber
Äönige ertoäl^nt ttnrb (3ftön. 7, 26. 38. 3f.5, 10),
nad^ S}. 45, 11 bem (Spfyi gleid^ unb ben ^el^nten
2:^ eines ^omer ober Sor faffenb; 2. baS ^in
(r n, LXX ew, ?v, 5v), beffen 9lanie ol^ne 3weif ^
altög)9))tifd^ ift, ba er Don ben LXX beibel^alten
mirb unb Tviov aud^ als ag9f)tifd^ Segeid^nung beS
Se^toriuS Dorfomntt (Söcf^, SRetroIogifd^ Unter»
üd^ungen :c 244), nad^ ben Angaben bei 2(o-
epl^uS (Antt. 3, 9, 4) unb ber Stabbinen ben
ed^ten Xl^eil beS Satl^ Betragenb ; 3. baS S 0 g
>"^), baS nur im ©efeje über ben 9luSfa| (Seü.
14, 10. 12. 15. 21. 24) öorlommt, nadj ben Stab-
binen ber oicrunbjtoanjigfte Sl^eil eines ©ea^,
alfo ber )n)ölfte eines ^in (Leusden L c. 223).
ZT0(fenma6e: ^IfifflgfdtBmage:
®6omer(gor)= 28etcd^ (g.ox)= 10S3at]^
Seted^ . . . = 5gp]^
(&p^a . . . = 3©eab
ober 10 Omer
©eolj . . . = 6ftab
Äab . . . . r= ViBoßor.
SHefe 3Ra|e füllen bemnad^ uneber, une bie
fiängeuma^e, in einem fold^en IBerl^öItniffe 5U
einonber, ba|, totm bie ®rö|e Don einem ber«
felben genau beflimmt UKire, banad^ aud^ bie ber
übrigen {td^ leidet angeben lie^e. Sei 99efümmung
f old^er ®rö|e ^ man miebemm Derfd^iebene SEßege
eingefd^Iagen. ®ie SRabbinen gelten Dom fleinften
9Ra|e, bem Sog, auS unb bejKmmen baSfelbe auf
fed^ ®erfd^Ien, b. 1^. ein Sog l^alt nod^ il^nen fo
Diel SßafTer, als auS einem DoUbmmen angepOlten
®efö|e burd^ hineinlegen Don fed^S Siem auS«
getrieben »irb. S)anad^ ifi bie ®rö|e ber übrigen
3Wa|e, bie nur TOel^rfad^e Dom Sog ftnb, leidet 5U
beredten. Sofepl^uS bagegen befümmt bie ®rö^
Satl^ = 6 «tu
fein = 12 Sog
2og =7710 6or
ber genannten 3Jla^t nad^ ben SRagen ber 9t
unb fd^onXl^eoboretbemerft, ba| er®IauKf
biene (moreur^ov 8k iv toutoic aörcp, ia
Tou Idvouc ToL [lixpa ii7i9ra)i,ev(p, Quaest.
Exod.). Sofepl^uS lannte ben %mpA unb b
aufbemal^rten l^eiligen ®efä|e genau; bief
ftammten auS alter 3eit l^er unb mürben für b(
berl^erjuftellenbe^eiligtl^um unter S^ruSben!
liten jurüdfgegeben (1 6Sbr. 1, 7 ff.) ; pc entf|j
alfo ol^ne 3^^if^t ^en !RormaIma|en, unb
bead^tenSmertl^, ba^ Sofepl^uS felbft Don @a
fagt, er l^abe eine ^enge Don ®efa|en mof
ÜTla^eS in ® olb unb ©ilber anfertigen laffen I
8, 3, 8). es ift bal^er begreiflid^, bog m
neueren ®ele]^rten in il^ren Unterfud^ungei
biefen ®egenftanb fafi ol^ne ^uSnal^me 3o*
gum i^ü^rer nel^men, obmol^l il^nen nid^t entg
ift, ba| il^m aud^ S^l^Ier unb lBerft5|e be
ftnb. äofepl^uS nun beftimmt baS Satl^ ober
SU 72 Xeften (Antt. 8, 2, 9) ; 72 Xeften ß
aber mad^ten einen attifd^en {i^pT)Ti^c auS (I
schmid, De ponderibus et mensuris etc
3Jht biefer-SBeftimmung im ßinflang ift eS,
2tofe))]^uS ein ©eal^ }u IVt italienifd^ 39
angibt (Antt. 9, 4, 5) ; benn ber SRobiuS e
16 Xefien, baS ©eal^ fomit 24 Xeften, alf
britten Xl^eil eineS Satl^ ober iSpf^a ober \ux[
benn 24 X 3 = 72. gbenfo ift bamit im
Hang, ba| ^ofepl^uS baS Stah au 4 Xeffa
red^net, benn 4 Hai mad^ ein ©eal^,
4 X 6 = 24. SBenn ba^er baS ß^omei
@or bei Sofepl^uS, meld^er lool^t mei|, baf
fette 10 »atl^ ober g^a ober betreten 1^
10 attifd^n SRebimnen angegeben mirb (Ani
9, 2), fo ift bie| ctnfad^ alS ein SSerfel^ •
trad^ten, fomieaud^, menn bort baS Omer, b
ber sehnte Il^cil beS ßp^a (72 Xeften) 77»
enthalt, mie ef)ip]^aniuS aud^ auSbrüdHid^ <
(DgC. gjödf^ a. a. O. 260), ju 7 attifd^en «
beftimmt mirb (Antt. 3, 6, 6). 3fl aber b«
ein S3at]^ ober (Sflfyi fo gro^ als ein attif<^
treteS, f 0 ift feine ®rö^e befannt, benn ein oA
SRetreteS fa|t 39,3666 fliter. «S ergibt ftc
folgenbe %aU\lt (f. enct)flop. ber $1^9ftf t '
gl&omer = 393,666 fiitcr
apfyi = 39,3666 ^
©ea^ = 13,1222 ^
^in = 6,5611 ^
Omer = 3,93666 ^
«ab = 2,1870 ^
Sog = 0,5468 ^
[(SBette) SU
Hassa Candida (Massa sancta ober
tyres Cypriani) l^ei^en biejenigen SRoi
metd^e }u Utica unter bem ^oconful Don 9
®aIeriuS ÜRapmuS, in ungeI5fd(|tem ftaS
brannt morben fmb. ißrubentiuS (Hymn. IJ
gibt bereu 3a^I ouf 300 an unb erjä^It, bei
confui l^be i|nen bie Sßal^I gelaffen, enl
Sl^rijhtS 5U Derlougnen ober in bie raud^be
grübe ju fpringen, meld^eS Sejtere fie freub
973 . Massa damnata — ÜRaffiUon. 974
Ufa Ritten ; bagegen tpei^ 9(ugufKn (Serin. 806) groBen SJorgftnger Soffuet unb IBourboIoue (f. b.
»ber etHMd bon bcm freüoiKigen ^ineinjpringen l(rtt.) litten bie @eite ber SinbilbungSfraft unb
ii Me ffalf grübe, nod^ k)on einer jf aügruoe über« beS ißerftanbeS erfc^öpf t ; eS blieb nod^ bie beS ®e«
ffaaaft, fonbem nur Don 153 SRart^rem, totlä)t fül^Ied äbrig, unb l^ier, glaubte er^ fei fein Soben
otttouptet morben finb, unb ffigt ]^tn}u, man l^abe unb fein 9hi^m }u finben. Sr tierftanb unter bie«
pe massa loegen i^rer SRenge genannt, Candida fer IBerebfantfeit bed ©efül^lS nid^t eüte toeid^e
BKgm bed rä^mlid^en ZobeS. $a Candidas aud^ Smpfinbfamfeit fentimentaler Seelen; er moDte
gliitenb l^t^t, tonnte bieg mol^l ]ur Sraöl^Iung leine Stül^rungen l^erDorbringen, mlä)t nic^t einem
M ^[hubentiuS 91n(a^ geben. S)a| ÜRart^rer in l^öl^em 3^^^ bienten, fonbem rnoUte )u ®unften
sngeldfd^tem ftalf oerbrannt nmrben, bation ftnb beS ©laubenS unb ber dgrifttid^en ^römmigfeit bie
iaier^n Seift^iele Dorl^onben. [©ro^l^eutfd^i.] gemaltigften unb fröftigfien ®effl]^Ie bed menfd^«
■assa damnata, f. ^röbeftination. lid^en ^ergenS aufregen, bie ganje ®emütl^melt
■assa dlama ift ber 9lame für bie ißräfenj« in ba§ Streben nad^ Heiligung l^ineinjiel^en unb
(dber (praesentiae), meldte an Sat^ebral- unb fte auS einer feinbfeligen Sßad^t in eine fegenSreid^e
6tiftfiIiTd^ unter bie }ur Sil^eilnal^me am cano- Dem)anbeln. SSSenn il^m bie| auf eine fo auS«
lif^en Stunbengebete ißerp^td^teten, toenn fte gejeid^nete SQBeife gelang, fo Derbanite er ed nid^t
itotfäc^Iid^ anmefenb ftnb, oert^eilt merben (dis- aDein feinem Xalente, feinem enegbaren ®emü£^e,
tributionee qnotidianae). 0BgI. Trident. Sess. feinem tiefen @tubium beS eigenen ^er^enS unb
in, c. 8 De ref .). ber Sitten ber SRenf d^en, fonbem eS lam il^m aud^
IbHaCUmer, f. aßeffalianer. ber (Seift ber 3eit gu ^ilfe. 3)ie Siteratur nntr
ptffinaiier, f. @emipelagianigmu§. f ocial, praftifd^ ; bie @t)rad^e bed Umgang^ mar
fliflUbii, Sol^annlSaptift, Orat, gefeier« feine anbere als bie ber Siteratur, unb fo mar bie
tefran35ftfd^ftan}elrebner, gule^t Sifd^of oon ißrofa fel^r tierebelt unb DerDoIHommnet. 2)iebe«
(kommt, nmrbe 1663 gu^QöreS in ber ^roDence beutenbften Zdente fd^rieben in biefer $rofa,
yiocen. 3m 3. 1681 trat er }u %ii in bie Son« Soffuet. gfenelon, $aScaI, 9Rarieaus, SRouffeau,
mation beS Oratoriums unb 50g balb burd^ feine IBuffon. SRafftllon tonnte für feine Siebm biefe
mtak bie 9ufmerffamfeit ber Oberen auf fid^, Souenbung ber $rofa bentt|en. 2)ann rief ge«
itboft er als $rofef[or ber Xl^eologie nad^ SSienne rabe bie gro^e Unfittlid^Ieit jener 3(it feine Jrraft
)t ttmrbe. ^ier Derfa^te er einige SReben auf unb Energie mad^; gewaltig ftemmte er fid^ gegen
ige unb ie eine Xrauenebe auf liBiUard, @r}« ba§ äSerberben , unb feine 99erebfamleit rauf^te
)f oon ^ienne, unb auf 9$iIIeroQ, Sr^bifd^of bal^er toie ein @trom , ber auf feinem 3Bege
M SiKm. 3n ber Siebe auf S^iUard entmidfelt er t)iele unb groge ^inbemiffe finbet. 3)ie| WIeS
niln4 feine Snfid^t t)on ben fiobrebnem ber ba* oerliel^ feinen ^eben eine rül^renbe SBel^mutl^ unb
■ÄgmSeit, bie nur .^meltlid^ ^ngelegenl^eiten eine tiefe Trauer, meldte fel^r anjiebt. @o er«
ii bie Setrad^tung bed £obed mifd^ten'^ 93eibe Hört ftd^ baS $at]^o§, bei meld^em aRaffilDon bie
Uta txttai^ noä) bie Unreife ber Sugenb, flnb ftärfften unb jarteftm Smpfinbungen mit Seid^tig«
ia^Suft mit bialeltifd^n unb rl^etorifd^en fjfor- feit erregt, in bie @eele einbringt, Seufger unb
■0^ twll oon 93erg(eid^gen, Snfpielungen aud Sl^ranen ertoedt unb fie mit untoiberfiel^Ii^er ®e«
bmntenXefiomente, Sntitl^efen. anafftUon nntr toalt gmingt, i^re 9lot]^ )u befennen unb @ott atd
«t SS Sofrre alt, als er fd^on gum SSorftel^er beS bm einzigen Reifer angumfen. @tatt bm Umfang
6«iaax« ©t. SKagloire bemfen tourbe. $ier ber ^flid^ten ju entwidfeln, fe|t er biefelben Dor-
ntpmben fänf Sonferengreben über bie Sßid^tig» au^, jagt, mie n)enig mir fie erfüllen, fieut bad gött«
U bc8 geiftlid^ (StanbeS, 3umd(ge)ogen]^eit Don lid^e ®ebot unferen @ittm gegenüber, {teilt ftd^ auf
kr Seit, (E^ei} ber ® eiftlid^en, SSorbereitung ben @tanbt)unft beS 3u^brer8, gel^t in feine 9ln«
W Comimtnion, Sif er ber ©eiftUd^en gegen ^er« ftd^ten ein unb bmimmt il^m mit fteigenber ffraft
Me. Cd geigt fid^ in benfelbm tiiel ßif er, Sin« alle unb iebe 6ntf d^ulbigung^rfinbe. 2)abei l^öuft
Wimbfefal^rung; bei aller jugenblid^en grifd^e er bie ©cbanfen ntdjt, fonbem mmige reid^m oft
ttb gebenbigfeit ip bie 3)arPeIIung einfad^; Jene l^in, eine gange Kebe auSgufüIIen. Sieben biefem
«Antigen Sittfaltungen rl^etorifd^er Jhaft, meldte ^at^oS glängt aud^ aRafp:on§ @til. Sr ijt nid^t
% f^ auSgeid^eten, marm l^ier nid^t am ißla^e. f ül^n , f (|mingt fid^ nid^t f d^neD unb unermartet
wni ben tfiüdHid&en 6rf olg biefer 6onf erengen in bie feö^e, um ebenfo fd^nett gu fallen ; er be«
*rteKof{iüonangemiefen, auf bie 2aufba](in eines rcd^nct feinen SluSbmdt, fügt i^n gufammen, forgt
Älml«- unb gfoftenprebigerS, burd^ meldte bie re« emftg für ßlcgang, gfarbe, 3lbel, ^om)) unb ßar-
Söfe SSerAfamfeit in Qfranfreid^ bereits fo bol^e monie unb Dermeibet babei alle gcgmungenen S3il«
«fcnbmtg erlangt l^tte, ftd^ üorgubcreiten. Son ber, fd^rf ausgeprägten ©entengen, ftraftauS»
«Iwir, bcm aSorjiel^erbeS Oratoriums, gefragt, brüdte, meldte ben ©til bigarr unb fd^mülftig
*fn»nben9lebnemin$arisurt]^eile, fagteer: mad^en. «ut^ fprid^t er fo leidet, ba& bie «uS-
JU ffaibe, ba| olle tnel 9ßi| unb groge ®aben brüde o^ne alle ORül^e ftd^ i^m einfteHen, unb menn
Wm; aber merni id^ einmal pxthiqt, merbe id^ an» er bei SQßieberl^olungen ber fleer^eit beS SSegriffS
hnfRbigenalSfte." 9Raffinonmarbarüber,maS nid^t entgegen fann, entgeht fein ©til bod^ babei
NeSetcbfomfett f orbere, longfl mit ftdj einig, ©eine ber ginf örmigf eit, inbem er ha\b fjütte, balb ßürge
975
ÜJlaffiUott.
97<
antoenbet. Seine erfien Secfuc^e in ben $rebigten
mürben 1698 inüRon^dlier angefteüt; fte toaxtn
im l^öd^ften ®rabe ermutl^igenb ; im folgenben
dolore trat er }U $ariS mit fel^r großem SeifaÜe
auf, unb Sourbaloue, beril^nl^örte, äußerte: „(&x
mu| ttxic^fen, i^ aier mu^ ainel^men." fjfür ^b*
t)ent tuurbe er an ben^of berufen unb eröffnete
feine erfte $rebigt auf Merl^eiligen. 3n ben 3a]^"
ren 1701 unb 1704 l^ielt er bie goftenprebigten
5tt SBerfaiUeS Dor bem ftönige unb t)or bem ^ofe.
£er ftönig entließ il^n mit ben fd^meid^ell^afteften
9uSbrüden unb fagte : „3Benn id^ anbere Stebner
l^örte, tuor id^ immer mit il^nen aufrieben; tuenn
id^ Sie l^örte, »ar id^ mit mir unsufrieben", unb
fügte bei: „^on ie|t an miE id^ @ie alle ^mei
3ai^re l^ören." SKamDon feierte aber erft mieber
nad^ bem £obe beS ftönigS bal^in prüdt. S)iefe
%>t)ents« unb t^af)en))rebigten nun^ tueld^e mit ben
SReben über bie ®e]^eimnif[e fec^S 99önbe füllen,
begrünben feinen eigentlid^en Shtl^m. 3n il^nen
enttoidCelt fid^ ber ganje $om)) feiner @prad^e;
trefflid^e 93ergleid^ungen, großartige Sfiguren toed^-
fein mit einanber cSb; aQe oratorifd^en @d^5n«
l^eiten l^at er l^ier auSgegoffen. SBöre $Ian unb
Anlage in biefen SReben gleid^ t)i)nenbet miefjform
unb SluSfül^rung, fo mürben fte nid^ts su mün«
fd^en übrig kffen unb als laum su erreid^enbe
9Rufter d^riftlid^er Serebfamleit ftetS angefül^rt
merben. S)ie fc(|önften t)on biefen ^rebigten finb
bie über baS ®Iüdt ber @ered^ten, ben Sob be§
frommen unb beS @ünberS, baS iüngfte ®erid^t,
ben Suffd^b ber Süße, bie ©ottl^eU Sl^ifti, baS
SBort @otteS, bie Unfterblid^Ieit ber @eele, ben
ätüdPfaü unb bie ttnbugfertigleit im Sobe, bie ge«
ttnge Saffi ber SuSermäl^Iten, bie Sßermif d^ung ber
©Uten mit ben Söfen ; über ben %ob, baS S(»
mofen, bie SSer^eil^ung ber 93eleibigungen, bie
Untermerfung unter ben SBiEen (SotteS, über ben
®eifi ei^riftt unb ben (Seift ber SBelt. 3m Saläre
1718 mürbe !DlafftIIon mieber an ben ^of be-
rufen, um in ben Xuilerien t)or bem 8|öl^rigen
Submig XV. gafienreben ju l^altcn. aRafftHon
glaubte, feine ^ftenreben feien für baS 9(Iter beS
Königs )u ftreng unb )u unDerftönbUd^, unb ent»
fd^Ioß ft^, neue Sieben anjufertigen. @o entflanb
ber Petit caröme in ber furjcn Qtit t)on brei bis
t)ier aßonaten, eine ganj neue S^öbf ung ber fßt«
rebfamleit. Son Seiten beS SHIS ift baS 3BerI auS«
gejeid^net unb ed gel^ört )u bem Sd^önften, ma§
bie franjöfifd^e ^rofa l^erDorgebrai^t l^at ; ebenf o
trefflid^ ifi bie Arbeit in »epg auf bie 3KoraI;
Don Seiten ber Sleligion aber ift ber Petit caröme
ein großer SRißgriff. Statt öon gl^rifto, feiner
Siebe, feiner (Snabe, feiner Seitung bcS ^crjenS
ber ff önige unb ber 95öt!er ju reben, unb bem jun«
gen ff önige ^arte Smpfinbungen gegen biefen S^ri«
ftuS einjujiößen, rebet er nur öon crfal^rungS«
müßigen Sl^atfad^en. 2)ie erfd^üttemben ober be»
feligenben religiöfen Sßal^rl^eiten treten gan^ in
ben ^intergrutö) ; jelbft am ßbarfreitagc fprid^t er
nid^t Dom Seiben Sl^rifti, fonbem Don ben Seiben*
fd^ften ber ©roßen. f$fretlid^ mar tioc^ in Idben
bigem unb traurigem Anbeuten Silier, mie Derbeci
Ii(| bie Seibenfd^aften SubmigS XIV. für Soßim
Sanb gemefen maren. SuS ben Salären 1701
1711, 1715, 1721 ftammenfeineSob-unbSraaa
reben auf ben ^rinjcn Sonti, ben S>au))^in, 1^
mig xrv., bie ^ergogin Don Orleans. Sein
Sobreben auf ^eilige unb biefe Srouerreben fU
feine fd^möc^ften Seiftungen ; fte ftnb !alt, trodn
DoE Don moralifd^en 99etrad^tungen; ber f^gi
ober ^elb fielet immer im ^intergruitbe unb nriii
nur juföQigermeife l^erbeigegogen. Selbft bte&i>
rebe auf Submig XIV. ^eigt nur menige Sd^
l^eiten. 3m 3. 1719 mürbe ÜRafftOon als W^
glieb in bie fran^öftfd^e Slfabemie oufgenommei
unb l^ielt bafelbft eine geiftreid^e Siebe, meld^ |^
über Diele ©egenftänbe Derbreitete, ol^ne einen ein<
jigen )u erfd^öpfen. 3ugleid^ nal^m er in bie[e
Scbe ^bfd^ieb Don ber ^fabemie, meil er 171'
Dom IRegenten, bem berüd^tigten t^er^og Don Or
leanS, )um Sifc^of Don SIermont ernannt motbci
mar unb ftd^ feinen bif(^5flid^en ©efd^ften tmb
men mollte. Sei biefen entmidelte er einen groß«
Sifer, Dertl^eilte nad^ unb nad^ 20000 SiDteS
ol^ne feinen 9}amen p nennen, unb fudbte bun)
mol^Itqätige SInftalten ber großen 9iot^ Der Sei
3U ^ilfe )u fommen. Slußer bei ber Siebe auf bi
terjogin Don Orleans Derließ er bis ^u feinen
obe, meld^er ben 28. September 1742 in einen
Sllter Don 79 ^a^xtn x^n erreid^te, feinen bifc^öf
lid^en Sprengel nid^t mel^r. 3n biefe Seit fdlei
aud^ feine Sonferen^reben an bie ©eiftlid^en, onS
gejeid^net burd^ gerunbete, l^rmonifd^e Sproßt
burd^ 3Bürbe unb ffraft beS Stils unb burd^ D&tec
lid^e SOtilbe. Sein berül^mter Slame mar Urfd^c
baß felbft bie Spnobalreben , meldte er auf bc
jöl^rlid^en Spnobe feines SIeruS l^ielt, unb fein
tJfaftenmanbate aufbemal^rt mürben. 9lod^ ^t c
$arapl^rafen über bie $falmen, ©ebanfen unb 8e
trad^tungen über moralifc^e unb religtdfe ®egen
ftönbe l^interlaffen, auS benen bie ©efül^Ie eine
gläubigen Seele in ebler Sinfad^l^eit fpred^eit. Slaf
ftllon gefiel fel^r burd^ ben Vortrag. Sr mar nid^
fo fd^nell, mie ber 93ourbaIoue% l^atte aber me^
Steig unb Salbung. @r fprad^ mit Diel SBudM
in aufred^ter f)altung; obgleid^ er Don fleiner Sta
tur mar, blieb feine Haltung ebel, unb mit ben
fjfeuer feiner klugen mußte er ebenf o feltene aliS äfc
mürbige ©eberben gu Derbinben. Seine Stimm
mar meic^ unb mol^Iflingenb ; menn er fie td)0(
anftrengte, mürbe fte flagenb unb meinerlid^. C
befaß übrigens ein treuIofeS ©eböd^tniß unb ^
mit bemfelben Diel )u fömpfen; feine Sieben leml
er genau auSmenbig unb nannte biejenige bie befb
meldte er am beften auSmenbig mußte. 3n feim
freien 3eit fa)^ er feine SIrbciten burd^, gab i^e
bie le^te fjfeile unb mad^te mol^I aud^ etitgelne 3i
fä^e. S)ie etfte aut^entifd^e Ausgabe ber ffixäni
ten unb ber übrigen l^interlaffenen Sd^riften, hi
forgt burd^ feinen Slcffen SWafftllon, erfd^icn i
15 Sänben ^aris 1745—1748; bdgegeben ftn
977
ÜRaffon — ajlajfuet.
978
VeatieB sar diTers sujets de morale et de piete,
misB des ouvrages de Massillon par l'Abbö
dela Porte; aa^ biefer StuSgabe berufen bie
}ßtcm in 13 ober oud^ in 15 Sönben, $arid
1762. 1810; S^on 1810 vu f. to. SRit einer W>'
(aabbnig über ÜRoffillond Seben unb ©d^riften
gskUbb^ (Suillon eine Ausgabe in 16 Sönben^
$arifi 1828, bfter ttneberl^olt; Oeuvres choisies
Bit einer Etüde sur Massillon gab f$f. ©obefroQ,
2 9be., ^ßoriS 1848. S)aneben erfd^ienen Sepo«
nkmlgQbcn ber Conf erenjen, ber £rauerreben unb
ba ^btenbriefe in großer Stn^ol^I; bie meiften
Vsflagen erlebte Le petit Caröme, ju t9e((^em
tt. (roft oud^ einen eommentor ber|a^te, ^ri§
1815. ZHe bon @onIabie beröffentlic^ten aRe«
mm, ^riS 1789. 1805, fmb unterfd^oben.
Vit $rebigten fanben Ueberfe^ungen in Derjd^ie"
bae6|nnul^; beutfd^e ausgaben in 15 93bn.
aÜÜenen su 3>re8ben 1753—1759 unb }u SBien
1785-1787; 3lu8getoä]^fte «Prebigten, beutfc^
Doi£u|, Xubingen 1848; f$faften))rebigten, bon
Per, Siegendb. 1841; SQnobalreben, Don 9iei-
relSegaidb.1845. (SBgt.bie®ebäd^tni^rebent)on
Vtsiqan ^'^ Xalbert, 93e{Qn9on 1773; Maury,
□oqaence de la chaire, Par. 1810, 1, § 23. 58;
DiMuüt» AnnalesUttör., Par. 1818, IH, 263 ;
pjitnm, S)enu){l^eS u. SRaffiaon, 9er(. 1845 ;
«ÄJE^foponiu«, aabing. 1846.) [8uJ.]
pifM (9na9on), f. SatomuS.
|h|Mli^ 9ntoninu3 (frül^er Antonius),
O.Pr., X^omiß, tontbt om 28.0ctober 1632 )u
Inbmfe geboren, trat 1647 in ben Dominicaner«
oibamib tturbe, nad^bem er in mel^reren OrbenS«
täifentaI8Se^rerbert]6eoIogiegett)trft]6atte, 1687
M^Som berufen, ^ier gel^örte er ben Songrega«
tim an, »eld^ bie $ä^fte 3nnocens XI., SUe-
mbcr Vm., 3nnocen} XIL unb SlemenS XI.
W ^Mfung terfd^bener t]^eoIogif(^6n fjfragen,
Mntlii^ ttegen ber Ouietiflen, ber SBerle f$fene«
bil nb ber d^inefifd^en Sliten, eingelegt l^atten.
IHUcfen ätnl^en entftanben feine Slb^anblungen
Tnite de la T^ritable oraison, Paris 1699 ;
Tnite de l'amoiir de Dieu, ib. 1703; Medi-
tttkms de s. Thomas sur les trois vies pur-
9U1V6, illuminatiTe et unitive, Toul. 1678,
fv. 1852. %u8 feinen römifd^en SJorlefungen
^ ben ^L Xl^omaS em>ud^§ fein ^auptmer!
D. Thomas sui interpres, 2 voll., Rom. 1692.
1707, in meld^ er, aÜerbingS burc^ gemalt«
4i% äntertiretotion, bie fiel^re Don ber Prae-
^^ pliysica ald fd^on bom 1^1. Sl^omaS oor*
Setngen iab nid^t erß Don SBone) (f. b. 9(rt.) ein«
9^ borfiente. S)ie f^cultöt oon Douai griff
^ cncr Cenaura in quasdam propositiones de
Cnrtia (bei Argentre, Collectio judiciorum de
^ovis erroribuB , m b, 483) aJlaff oulie al§
QoiiiB Thomista an (530), meld^er bie fal«
WU S^cen oon Ouednel unb 3anfeniu§ begün«
m (ogL »enfd^, 3nbes H, 681). 6ein %ob
cr^te om 28. äanuar 1706. (!93gl. Echard et
^ tif, Script 0. Pr. n, 769. 827; Du Pin,
Mem. XVIII, 309; Hurter, Nomenclat. liter.
n, 635.) [Streber.]
^SSfflinet, 2)om Slene, ©elel^rter auS ber
SKaurinercongregation, ipurbe ju @t. Ouen bc
IDlanceUeS in ber SDiöcefe (aureus 1666 bon from-
men Sltem geboren, trat in ba§ ftlofter 5U Un-
fcrer Sieben fSfrau in Sire unb legte bort, nod^
nid^t 17 äal^re alt (1682), bie OrbenSgelübbe ab.
(Seine iBorbi(bung§ftubien betrieb er im ftlofter
Sonnenoubeüe in Orleans; burd^ feine Sfalente,
ftenntnijfe unb feinen fittli^cn ßl^orafter empfal^I
et fid^ feinen Oberen fo fel^r, bafe biefe il^n 1693
in bie $lbtei 99ec a(d Seigrer ber $|iIof opl^ie, einige
Saläre fpöter nad^ S^aen fd^idtten, um in ber %btei
@t. Stienne bie Zl^eologie )u leieren. f)ier erlangte
er bie 3Bürbe eined SaccalareuS unb fiicentiaten
ber Siedete. 2)em Sßunfd^e ber bortigen tl^eologi«
fd^en f$facultät, il^n in i^rem Gremium ^u beft^en,
fonnte SKaffuet nid^t cntfpred^en, ba il^n feine
Oberen ald $rofeffor ber Sl^eologie auf ein äo^r
nad^ 3umiäge unb auf brei Saläre nad^ f^föcamp
riefen, ^lud^ in @t. Ouen gu Stouen lebte er eine
furae Seit (1702) unb ocrtegte fid^ bafelbft mit
regem Sifer auf bie @r(emung ber gried^ifd^
Sprad^e. hierauf crl^ielt er 1703 ben 9hif al§
$rofeffor ber Xl^eologie nad^ @t.«®ermain«bed«
5ßreS. 9leben feinem Scl^ramte befd^öftigte er ftd^
l^ier mit ber 9lbfaffung einer ©efc^id^tc ber ^a«
triard^en unb mit anberen anftrengenben literari-
fd^en arbeiten ; aEetn feine raftlofe £l^ötig!eit in
einem gebrec^Ud^en ttbxptx erfd^öpfte balb feine
ftraft; er erlag am 11. äanuar 1716 im 50. 8e-
benSja^re einem @d^lagfluffe. @ein frül^er %ot
mar ein großer Serluft für ben Orben unb bie
SBiffenfd^aft. ©eine oorjüglid^fte Seiftung ift bie
l^errlic^e ^u§gabe ber Schriften bed 1^1. 3renöu3
(«Paris 1710 inpfoL). 3n berfelben Derbefferte er
bie früheren fritifd^en ausgaben Don ^uarbent
unb @rabbe mit ^Uf e neu gefunbener, bortrefflid^er
^anbfd^riften mb fügte ungebrudtte @tüdte bei,
ebenfo brei auSge^eid^nete, Diel Sid^t berbreitenbe
©iffertationen; bie erfte boDon entl^ält bie @e«
fd^id^te ber Don ^renöuS be!öm))ften fte^ereien, bie
jmcitc baS Seben unb bie ©d^riften bcS Äird^en«
DaterS unb bie britte eine Erörterung feines fiel^r«
bcgriffS. 5Rebftbcm beforgte ®om SKafluet ben
fünften Sanb ber Sal^rbüd^er beS Senebictiner-
orbenS, meldten TOabiDon (f. b. 2lrt.) ungebrudft
l^intcrlaffen l^atte ; baju gab er einige 3wfät[e unb
eine SSorrebc, morin er aWabiUonS unb SftuinartS
Seben befd^reibt. Sud^ l^at man Don aJlaffuet eine
epiftcl an R. P. E. L. J., b. i. an ben ifeod^mür-
bigen P. eticnne SangloiS (fo fälfc^Iid^ ftatt 3o]^.
Sapt. SangloiS), einen 3efuiten. S)arin antmortet
5Kaffuet auf eine ©d^rift gegen bie Don feinen
OrbenSbrübem beforgte SluSgabe beS 1^1. 5lugu-
fttn. gnblid^ ^interlie| er fünf lateinifd^c «riefe
an Semarb ^ej, bie in ©d^eH^omS Amoenitat.
literariae entl^alten fmb. SKand^e ©d^riftfteüer,
bie ber ©elel^rfamfeit unb ben gigcnfc^aften beS
^ersenS SRaffuetS DoOe 9lnerfennung )u Xl^eU
979
ÜRajiiaus — 9KotcrtoIi8mu8.
980
werben loffen, bebouem feine Seäiel^ungen ju einer
Partei, mlä^t {id^ ein ©efc^öft barouS gemad^t
l^abe, ben Samen ber Stoxtixai^i unb bed ttn«
friebenS in ber ff irc^e QuSsuftreuen. (9SgI. Sof fxn,
@ele]^rtengejd^. Don @t. 9Raur, beutfd^e 9lu§gabe,
gfranffurt 1773, 1, 585 ff.; §erbft in ber %\\h.
Ouartdfd^r. 1833, 452 ff.) [®Ü£.]
Sto^tiomt, ffaSpar ^nton t)., !at]^oIifd^er
^ublicift ö*- ^^^ 3. TOära 1766 ju 95onn om
SRl^ein, t)on ^iuS VI. fd^on 1786 jum ©oml^erm
in «ugSburg ernannt erl^iett ben 29. SRärs 1789
in fföln bie ^rieftertoeil^e unb marb in bemfelben
Sa^re ©omprebiöer in 2lug§burg, 1803 8anbe§»
birectionSratl^ ber baprifc^en ^roDin) Sd^tuaben,
1804 ©irector ber @JeneraI«Sanbe§birection in
SRünd^en, 1806 loirnid^er gel^eimer SRat)^ beS ffö«
nigS öon SSa^em. Cr promoöirte 1784 ju fföln
als aWagifter ber Wlofopl^ie, 1786 ju^eibelberg
als ©octor ber We^te, 1790 ju SRom alS ©octor
ber Sl^eologie unb tt)urbe Sl^renmitgUeb mel^rerer
^fabemien unb gefeierten ©efeDfd^aften. 92ad^ bem
Xobe beS geiftUc^en Statl^ed gfelber übemal^m er
bie Slebaction ber Siteraturgeitung für latl^olifd^e
SeligionSlel^rer, einer entfd^ieben fatl^oftfd^en 3Ht«
fd^rift, t)pn »eld^er erbieSal^rgänge 9 — 14, fianbS-
l^ut 1818—1823, beforgte. aRafttausfd^rieb fd^arf
unb fatirifd^. 3m ftritifd^en 3oumal für boS fa«
tl^olifd^e ©eutfd^Ianb, SRottweil 1820, entfianb
eine ^rt Don Snti«9naftiau£. @eine l^erauSgegebe»
neu Sd^riften finb: 1. De yeterum Bipuariorum
statu civiU et ecclesiastico, Bonnae 1784;
2. ^iftorifde-geograpl^ifd^e 93efd^reibung beS Srj*
füftS ftöln, fSfranffurt 1785; 3. g^riftlic^e Sieber,
ßrfurt 1 786 ; 4. Ueber baS negatiöe SteligionSprin»
cip ber 9leufranfen, Ailingen 1793; 5. ftarl 95or-
romäuS, &irbinal ber römifc^en JKrd^e unb Srg«
bifd^of üonTOailanb, 3lug8burg 1796; ö.ftatl^o-
lifd^eS ©efangbuc^ jum aOgemeinen ©ebraud^e bei
5ffent(id^en ©otteSDerel^rungen, 3 9be., SRünd^en
1810 ; 7. SoÜftänbige ©ammlung ber beflen alten
unb neuen 9ReIobien nad^ Anleitung bed latl^oli"
f d^en (Sefangbud^S, 8 §efte. Seif jig unb aRünd^en
1812—1819; 8. Ueber ß^oral- unb Äird^en«
gefänge, ein SSeitrag jur ©efd^id^te ber Sonfunft
im 19. Sal^rl^unbert, TOünc^en 1813; 9. gl^or-
gebet ber römifd^-latl^olifdeen ffird^e am fjfefte beS
^eiligen f$fr ol^nleic^namS unf ere3 ^erm 3ef u Sl^rifti,
äJlünd^en 1815; 10. 2)ie l^eilige S^l^armod^e na^
bem SHtuS ber römifd^^fatl^olifdeenftirdee, mit einer
Sorrebe t)on ©ailer, ÜRünd^en 1817. 3Iu|erbem
erfd^ienentJonSDlaftiaug mel^rere ^ßrebigten, beutfd^e
unb lateinifd^e Sieben )u SUingen, 93onn utä>
9lug§burg. (Sx ftarb am 12. ffiecember 1828 in
SDWlnd^en, nad^bem er burd^ einfielt, ÜKutl^ unb
©efd^äftSgemanbil^eit in geiftlid^en unb tt)eltndeen
Slngelegenl^eiten fid^ gro|c SSerbienfte ermorben
l^atte. (Sgl. fSfelber, ©elel^rten« unb ©d^riftpener.
Sejifon ber teutfd^en fatl^olifc^en ©eiftftd^feit I,
457. m, 530 f.) [?yrij.]
^tafbAus bt ^bbtUtii, Sartl^oIomöuS,
geleierter SonDentuale unb eifriger @cotift, fd^Io^
mit feinem OrbenSbruber SonoDentura Sdnii
(f. b. 9lrt.) fd^on in fräl^^ Sol^i^en eine tmtige
Sfreunbfc^aft, fo ba| fte nid^t nur eineS fyxftxA
toaren, fonbem afö unjertrennlidee Stubiengcnof*
en, mie man fagte, bie gleid^e &pxa6^ unb^te
liierten unb Sinen SSerftanb }um @pecußren ie>
a|en. @ie mirften als SoQegen im Sel^^od^ }i
^ena, Perugia unb gule^t in ^bua. 2)a{ie
ftc^ als SebenSaufgabe bie SrHörung, Sert^iÜ^
gung unb Verbreitung ber fcotiftifde^ ^^ ^
gefegt l^atten, Derfa^ten fie gemeinid^aftlid^ mel^
pl^ilofopieifc^^ Sd^riften, bie alSPlulosophiaead
mentem Scoti cursos integer gefammelt erjd^
nen ^u 93enebig 1688 unb 1727 in 5 (^oliobänben.
^el^^ eigene Arbeit t)on 9)laftriu3 ftnb: Dispnti-
tiones theologicae in 4 LL. sententiamm ad
mentem Duns Scoti, 4 voll., Venet 1655, unb
Theologia moralis ad mentem DD. Sen-
phici (VonaDentura) et Subtilis conciniiita,
ib. 1671. 1700. (Sx ftarb im 3. 1673. (Sgl
Joannes a s. Antonio, Bibl. Franc. I; Fnm-
chini, Bibliosofia dl Scrittori Franc. Gon?.,
Moden. 1693.) [&urter S. J.]
'^^ioAoRsvms begeid^et nad^ St^mologit
unb Sprad^gebrauc^ eine SBeltonfd^uung, tDdd^e
bie Sßelt unb inSbefonbere ben SRenfd^en fat i^c
au§{d^Iie|(id^ auS ber SOtaterie erfl&ren oil rab
ein felbftänbiged, Don ber 9J{aterie t)erfd^iebeiic8
geiftigeS Sein löugnet. I. S)ie ^au)>tf9ßene
be§ SnaterialiSmuS. 1. SmSlItertl^ume
tritt bie reinfte f$form beSfelben, meldte nur SRo*
terie unb IBemegung lennt, in ber Slaturpl^fot»]^
SDemofritS (geb. um 460 D. Sl^r.) gu Xiqt
S)ie ^auptf ö^e feiner Slaturlel^re ftnb : 9uS 9i^
ttnrb nichts. 3l\ä^% tt)a§ ift, fann t)ermd^tet ttw
ben. Me 93erönberung i^ nur £rennmig unb Ser>
binbung Don Xl^eilen. 9tid^tS gefd^iel^t sufäSigr
fonbem MtH mit Stotl^toenbigfeit. 9Hd^tS esifint
al§ bie Stome unb ber leere Slaum, alltS Snbcre
ift 9Retnung. Sie Sltome finb unenblid^ an 3f^
unb Don unenblid^r SSerfqiebenl^eit. 3n eioiger
f^aObemegung buri^ ben unenbUd^n älaiun ptdSa
bie größeren, metd^e fd^neEer faden^auf bieüeineia;
bie baburd^ entftel^enben ©eitenbetoegungen wb
SBirbel fmb ber Anfang ber SBeltbilbung. Ui-
Söl^Iige SBelten bilben ^i) unb Dergeben nieber
neben einanber toit nai) einanber. S)ie SSerfd^iebm-
^eit aDer S)inge rül^rt l^er Don ber SBerfd^iebenl^
il^rer Sltome an Sa% ©röfee, ©eftalt unb Otk-
nung; eine qualitatiDe SSerfd^iebenl^eit ber 9tose
gibt e§ nid^t. Sie Atome l^aben feine inneren 3«'
ftönbe; fte mirfen auf einanber mir biurd^ Im
unb @tog. 2)ie @eele befielet auS feinen, glaüto
unb runben 9(tomen gleid^ benen bed fJfeuerS. 3>i(fK
Stome ftnb bie bemeglid^ften, unb burd^ il^ 9e>
toegung, bie ben ganjen Äör))er burd^bringt, toef
ben bie Sebenäcrfd^einungen l^orgebrad^t -
2)ief e Slnf d^auung läugnet alf o bie ®d^ö))fung tA
ben Anfang ber ^elt. @ie f))rid^t ixoax Don &&
unb ©ötttid^em, Derftel^t barunter aber mtr @uifi*
mationen beS Stofflichen. 2)ie @eele ifl nad^ '^
II aRatertalidmud. 982
r fnnRe, ber toarme feurige @toff, ber ben ftbi» f ül^rte bie alte epifureifd^e @d^ule bog Suft))rinci))
r, miD bofi ®5ttli^ eht ebenfold^er ober nod^ nid^t in bet cpnifd^en Sßeife burd^, mie bie ma«
^ecif^erec @toff, bet als Sßeltfeele baS gonje terialiftifd^e beS 18. äal^rl^unbettS, fonbem t)er«
liMcfiim bucd^brittgt (SeUer^ 2)ie $]^iIofop]^ie fe^te t)it\mtf)t baS SBefen ber ©lüfffeligleit in bie
«rieben I, 3. «uff. 1869, 734. 735; S5I« ^tara^e, b. i bie burd^ l^amtonif^en ®enu| }U
iMt, ^eibcn^^ u. äubentl^um, 1857, 239). erreid^enbeSemütl^Srul^e. SDenerfoIgreid^ftenSBer-
mm Cpifur (geb. um 342t).S]^r.) biefeato« fuc^, bie bemofritifd^epihtreifd^e äßeUanfd^uung
MSiß SBelionfd^uung S)emofrit3 fid^ aneignete in meite Jheife )u tragen, bilbet baS Sel^rgeotc^t Don
ib auf bem (Sebiete berßtl^it baS materialiftifd^ 3:itu8 SucretiuS Sarud (99—55 D. ^t,) De
irind^ber Sel^ oon ber Sujl, toie eS ber ^^re« rerum natura. S)iefe§ fiel^rgebid^t nmr bie l^er*
ätt 9rifii)i)> ber keltere (geb. um 435 t). S^r.) Dorragenbfte literarifc^e S^affung ber materialißi«
ifgefldlt ^obs, l^erfibemal^m, ttmrbe er ber ttrl^eber fd^en 2)enftt)eife, toeld^e bem SSerfaQ ber gned^ifd^>
mA etn^ttlid^ • materialiftifd^en ©QflemS, ba§ römifd^en @it)iUfation il^re Signatur aufbrüdb.
wA feine jol^Ireid^ ©dualer in immer meitere Sucre) oerl^errlic^t Spifur l^uptföc^Iid^, mett er
b^ getragen unb jur 3^it bed ftttlid^-religiöfen bie Sleligion, meldte bie OueKe ber größten @reuel
Bex^olIe8berantifen9BeIt®emeingutaner®enu^> fei unb baS SebenSglüdC ber 9Jlenfc^en gerftöre, 5U
m^SfOi mürbe (f. b. 9rt. SpifureiSmuS). 3)ie 93oben gemorfen l^abe, unb verfolgt gleid^ bem«
Ifatecminbuns ber ^religiöfen Siorurtl^eUe unb ber felben ba§ Ski, bie {d^mac^t)one @ottedfurd^t }u
Ol i^nen entftnringenben (^urd^t t)or emtgen beseitigen unb ben unl^etlooUen Sinflu| ber SReli*
Stufen" erfd^ alS Snbgmedber p^ilofopl^ifc^en gion 5U Demid^ten« 9lamentHd^ oermanbte er, ba
QMoL 3ur Srreid^ung bief e§ Snb^medtS f c^ien il^m ber ©laube an ©trafen im anbem Seben Der«
m neißen bie ^feftigung ber Ueber^eugung bei> l^a^t mar, Diele äJlü^e barauf, ben @a^ Don ber
(itmgen, bag ber Sauf biefer 9ßelt einjig Don Unfterblid^teit ber @eete )u miberlegen. ^ud^ er«
HtUK^m Urfad^ beftimmt, Don unabönber« flört fd^on er, öl^nlid^ mie \päitt bie $^Uofop]^en
tSfOL Katurgefelen regiert merbe (Seiler a. a. O. be§ 18. Sal^rl^unbertS, baS Sntftel^en religiöfer
nt 1, 396 %). Spifur bel^auptet gmar baS ®a» SorfteQungen auS Sröumen ober fonftigen leb«
fm Don ®öttem unb Derfte|t allem Snfd^ein nad^ l^aften ^l^antafleeinbrüden, mobei ba§ urfprüng«
nkr fejfteren nid^t, mie Sänge (®efd^. beS 9nateria« lid^ blo^ im ©eifte SSorgefteUte anmölig für mirl«
Btaafi, 3. «up., SJferlol^u 1873, 1, 76) für mal^r- lid^ gcl^alten morbcn fei (Sauge a. a. D. I, 97 ff.).
HeinTul^l^It, blogibeale, fubjectiDDorgefteOte, fon« Snaterialiftifd^ nac() il^rem SBefen fmb aud^ aQe
m wHdiUI^, fiu|ere, ia f ogar unfterblic^e SBefen. pantl^eiftif d^en @9fteme, meldte ®ott mit ber 9tatur,
W(( erO&rt er biefelben gleid^ 2)emofrtt rein ben ®eift mit ber 9Raterie ibentificiren unb bamit
Mä^ tmb fe|t il^ren ttnterfd^ieb Don ben 9Ren« ein fpecifif d^ geiftiged Sein, baS naturgemaf; nic^t
Hm mir barein, ba| fte ätberifc^er ftnb, auS fei« mit ber 9Raterie Dermifd^t merben, noc^ in biefelbe
K» Stmnen befleißen unb bem entfpred^enb aud^ aufgellen lann, tl^atföd^Iic^ aufgeben. @oId^e 9n«
Ke Sterblid^ an SSoOIommenl^eit übertreffen, fd^auungen brangen unter ben ^tolemöem aud^ in
inwäfta betont er befonberd, ba| bie @ötter fid^ ba§ ^ubentl^um ein unb erzeugten bie $artei ber
nMelBelt nid^t fümmem. 2)en @öttem Sorge Sabbucäer (f. b. Slrt.); fte bilben bie ®runblage
nibcn Sanf ber SBelt beijulegen, Derbiete fomo|l mannigfad^er ^öreften, bie bem Sl^riftentl^um bei
KeShi^ber€eIigfeit, in ber ^e ftd^ befinben, al§ feinem auftreten in ber SBelt entgegentraten; ber
ilKSoDfommenl^eit, ba fte unter ßugrunbelegung ®noftici§mu3 (f. b. 9rt.) mie ber ^anid^öiSmuS
kil Socfel^gSglaubenS aud^ für bie Uebel in (f. b. ^rt. Wani) erzeugten in il^rer bualiftifc^«
kirSdt üerontmortUd^ gemad^t merben müßten pantl^eiftifd^en SBeltanfd^auung einen ))ra!tifd^en
(Stfe 0. a. O. 427 ff.). SDiefe DöUige Selb« 9)tateriaIi3muS, in meld^em ber ®eift gau) unb
IbMgIdtfi« ober ttnabl^üngigleit^rnärung ber gar bem Sfleifd^e unb feiner Suft geopfert mürbe,
Bd Don ®ott, befonber§ in il^rer SSerbinbung um in ber innem Stulpe bleiben )u tonnen. 2)iefe
A bec aSerftofflid^ung be§ göttlid^en SBefenS, 9H(^tung fd^Ieppte fid^ fort bis tief in'S aRtttel«
^i bie elribtreitd^e Seigre aI3 ben „^tx^mn^'* beS alter, mo fte in ben. IBrübem unb Sd^meftem beS
Itted^nmS unb jugleid^ fd^on al3 prafttfd^en freien ®eifted (f. b. 9trt.) unb anbermärtS ftd^
HtatanS erfd^einen, bem ber tl^eoretifc^e auf bem tunbgab.
ft^ folgen mu^te. Unter ber Suft, meiere @pihtr 2. 9U u ) e i t. 9lad6bem einzelne önmaniften,
K otefteS ^rincip ber Stttlid^Ieit unb als Snb« namentlich Sorenjo SBaOa, $ietro ^omponasso
Bttt ber Zugenb bejeid^net, Derftel^t er in erfter unb Ultiä) Don ^utten (f. b. Srtt.), ^nlöufe su
ak bie Stnnenlufl. 2)ie gfreuben beS 9au(|e3 einer SDarfteQung materialiftifd^er 3been gemalt
ib ni4 ilN ^ SBurjel unb ba§ $nncip aOeS bitten, gelangte feit bem 18. ^al^r^unbert biefer
Um (Athen. 12, 67 ; C^c. N. D. 1 , 40 ; Plut. ; SlntagoniSmuS gegen bie d^riftUd^e SBeltanfd^auung
iL SMtnger, Subetitl^. unb ^eibentl^. 334). ^u feiner DoUem SntmidEIung. 3n ber erften $e«
Iel6iitcbqiei^tftd^aufbenSSau^(n&pi7a<TTepa riobe, in meld^er er Domel^mlid^ in gfranlreid^ burd^
f ti ^ToMv), fo tnterpretirt auSbrüdCIic^ fein ben Abel unb bie ®eifteSarifto!ratie gepflegt mürbe,
dfiagSfipler ÖtetrobomS ben ®ebanfen be3 trögt ber mobeme WaterialiSmuS ba§ ®epröge
dfkci (DgL Seiler o. a. O. 443 ff.). Sfreilic^ bed fran}öftfd^en ®etfte3 unb jeigt ftd^ al§ friDoIer
988
SOtaterialiSmuS.
981
obcrfiäd^fid^er ©olonmatcrtoIiSmuS. ^aä) berfran-
^öftfd^en SRcDoIution übemal^m S)eut)(i^Ianb bte
gül^rung. ®cr 9Katcriaa§mu§ bc§ 19. Sal^rl^un»
bcrtS l^at einen träumerifd^^öertoorrenen Sug, ift
bobei emfter nnb confequenter reöoluttonär als
ber fronsöfijd^e nnb barf qIS bemogogifd^-focia*
liftifd^er SnatertaliSmuS be^etd^et tottbtn.
a. 3lte erjler SSertreter beS franjöfifd^en
aJloterialiSmuS ift SnlienOffrap be la SDlet-
ttie (1709—1751) ju nennen. 3lu8 feiner gebet
!amen Histoire naturelle de Täme, 1745;
L'homme machine, 1748 (beutfd^ t)on Slitter,
1875); L'homme plante, 1748; L'artdejouir
ou Tecole de la volupte, 1741; Vönus meta-
physique ou essai sur Torigine de Tarne hu-
maine, 1751. Sie 2:enbens biefer ©d^rif ten Der»
tätigen fd^on il^re 2:itel beutlid^ genug. 91I§ baS
^öd^fte ®ut bejeid^net er bie Suft, befonberS info-
tem fie ftd^ )ur SSßoIIuft fteigert. Sloube Slbrien
^elüetiuS (1715—1771) betrod^tet in feinem
materialiftifd^en ^auptmerfe De l'homme 1772
gleichfalls ben SJlenf d^en als eine Staf d^ine, meldte
burd^ bie pl^^ftfc^e @enftbilitöt in 99emegung gefegt
mirb nnb alleS tl^un ntu|^ maS jene auSfül^rt. 9l(S
ntöd^tigfteS $rinci)) ber menf(|lid^en ^^ötigleit
betrachtet er le plaisir des femmes (Sect. 2,
c. 10). Sitte befte|enbcn Religionen nennt er Slber«
glauben. S)ie ma^re attgemeine Sieligion Iä|t er in
SJloral aufgellen. 93erbammungStt)ürbig finb nad^
il^m nur bie SSerbred^er an ber ©efeUfd^aft unb
bie ^Qpod^onber, meldte ben SSergnügungen feinb
ftnb (Sect. 1, c. 11—13). 3)ie fatl^olifd^e SReli«
gion fei megen il^rer Sntoleranj fd^öbUd^. Salier
fotte bie tueUIid^e Obrigfeit anä^ bie geiftlid^e ®e«
malt an ftd^ nel^men unb bie SSöIfer, bie ni^t auf
einmal Dom Aberglauben loSgeriffen werben tonnen,
aOmälig 5ur Steligion ber reinen SRoral l^inf ül^ren
(Sect. 1, c. 14. 15). 2HS §auptmittel baju be-
Seid^net oud^ er fd^on bie Srjiel^ung, burd^ meldte
atteS erreid^t werben Bnne (Sect. 10, c. 1). gr
ftcttt aud^ bereits einen ©runbrife einer fenfualifti«
fc^en fiaienmoral auf (Sect. 10, c. 7). SSe^eid^«
nenb ift, ba| aud^ ^elDetiuS, biefer in ber SOioQe
gefärbte 3Katerialift gleid^ ben j^eutigen ÜRateria«
liften, ben SSonourf beS SDiaterialiSmuS unb ber
©ottlofigfeit am ©d^Iuffc feines SSud^eS als „ah"
furb" aurüdtmeiSt. ©ietrid^ greil^err t) o n f) o I«
bad^ (1723—1789), t)on ©eburt ein ©eutfd^er,
gab, nad^bem er Diele anbere l^eftige ©d^riften gegen
bie Seligion Derfa^t l^atte, im Sud^e Systeme
de la nature, 1770, eine abfd^Uefeenbe f^ftema«
tif d^e ©arftettung beS fransöfif d^en SKaterialiSmuS,
bie aber fo l^ol^I unb feid^t auSfiet, bag felbft ©ötl^e
(Dgl. ©id^tung unb SBal^rl^eit) baDor fd^auberte.
a^io^bem »urbe biefeS SBerf, baS bie gnctiflopö«
biften unter il^re Qfittid^e nal^men, bie Sibel bcS
franaöfif d^en 3KateriaIiSmuS. 511S bic^terif d^er 9Ser=
treter beSfelben für ffieutfd^tanb ift bcfonberS
§einrid^ §eine (1799—1856) ju nennen.
b. ®er focialiftifd^e aKaterialiSmuS
beS 19. Sal^rl^unbertS barf unbebingt auf
ben l^egelianifd^en ^^ilofopl^ Subtoig ^ene»
bad^ (1804—1872) alS feinen Ur^ber faOSß
geführt werben. ,,SBia manbiel^erfuItfd^X^
(nömUd^ bie 3erfiörung ber ant]^roponu)r))]^t|tt^
^ictionen in SBiffenf^aft unb ©laube), fd^
aWoIefd^ott (ftreiSIauf, 1887, ü, 153), ^on cimi
9lamen fnüpf en, bann ^at S. tjfeuerbad^ biefelbettii
brad^t. S)urd^ iJ^n ift bie menfd^Iid^e ©runbtcqieBi
atte llnfd^auung, für atteS teufen einmitSettm
fein aneilannter AuSgangSpunft geworben". 3i
t^euerbad^ fommt nid^t nur ber S^orafter unb bk
Senbeu) beS mobemeu Materialismus, f onbemoii^
beffen SJegiel^ung pm $rotefiantiSmuS, Siberafili
muS unb @ocialiSmuS in braftifd^er SSBeife jn
SluSbrudC. S)ie leitenbe 3bee ber ganzen pßä»
fopl^ifd^en Zl^atigfeit f^uerbad^ war reiHpe
^^SiberaliSmuS" : ben ^enfd^en, unb )war boi
änbiDibuum, gur ©eltung j|u bringen burd^ fda
DöDige religiöfe, polittfd^e unb fociale 93efRiua|
S)er entfd^eibenbfte @d^ritt }u biefem S^ ]^
i^m bie religiöfe Befreiung ber SOteufd^l^, bi
Döttige „SSermenfd^Iid^ung ber IReligion'', bie 3a
ftörung atteS Uebematürlid^en unb Ueberftnnfid^
inSteligion unbpilofopl^ie ^u fein(9Bm, 1.94,
Vm, 281, 28; H, 121 u. f. W.). ^S)er3»«l
meiner ©d^riften ift," fo fd^reibt er felbfl (Vm
29), „bie aOtenfd^en auS £]^eologen gu %it^
pologen, auS Xl^eopl^Uen 5U $^Uant]^ro)>en, all
&inbibaten beS SenfeitS su @ttd)enten beS 2)iil>
feitS, aus religiöfen unb ))oIitifd^enftammerbieiwi
ber l^immlifd^en unb irbifd^en 90tonard^ieunb9iip
ftofratie in freien, felbftbewugten Sürgem ket
Srbe )u ma^en." @r betrad^tet ftd^ l^ierin (A
Sfortfül^rer unb SBottenber beS SBerfeS fiutl^
S)enn bie Sieformation fei ber erfte Sd^ritt pt
^ermenfd^Iidbung ber Steligion im @d^o|e bec
d^riftüd&cn ©efettfd^aft gewefen (35838. X, 117;
1, 259. 334 ff.; ü, 269. 405. 407). (gine Sdjrift
über Sutl^er würbe il^m Snla|, feinen enbgättig«
©tanbpunft guerft ju gewinnen unb barjulegn
(30398. 1, @. XIH) ; er trägt fein »ebenbn, 1»
Materialismus alS ben „unmittelbaren leibfi^
©ol^nSut^erS" ju begeid^nen (9B9B.X, 119). 3)(h
burd^, ha^ f$feuerbad^ eS fid^ ^ur SebenSaufgok
mad^te, confequent burd^^ufül^ren, waS in ber Sb*
formation praftifd^ begonnen unb angebal^, ts
Liberalismus principiett üar unb f olgerid^tig onl*
gefprod^en werben war, würbe er oud^, obglet^ ^
baS ©ebiet ber f ocialen ^rage im engem SumM
gelegentlid^ ftreifte, ber eigentlid^e $]^iIofop§ M
@ocia(iSmuS. hierbei fam il^m feine feimgeuA
bemagogif d)e, babei aber bod^ wieber gemüt^Stnin|(
9iatur unb feine fcdCc, berbe, jünbenbe ©})ra^—
Sigenf d^af ten, in welken er wieber lebl^aft an Su^a
erinnert — fel^r ju Statten. S)en offenen 9m
mit ber ^egeFfd^en ^l^tlofopl^ie Dottgog gfeueiM
in feiner ©d^rift ffrttif ber öegePf^en ^^Üo-
fopl^ie 1839 (3B3B. U, 185 ff.). Sie ©d|tifl,
burd^ weld^e er ben entfc^eibenbflen Sinflu^ vUt;
ift „S)aS SBefen beS S^riftentl^umS", 1841 (ß'R
Vn). 8lm flarftcn legte er feine 3been bar in bei
B5 SRoterialiSmuS. 986
todtfttHgen fflber boS SBefen ber SRcItgion, 1851 (ü, 393). 2)er @runb- unb Urtrieb ift ber ®lü(f«
BNB. Vni). «ufeerbcm toaren nod^ feine Slad^- feUgfeitStrieb (Sflod^tol unb »ricfwed^Jel n, 253),
ige m ben Ie|tQenannten gmei @d^riften (3B9ß. ber in ber ©innlid^feit murmelt. S)er äßille unb ber
) jm befmiberd feine opl^orifKfd^en ©ebanfen ©lüdfeligfeitstrieb ftnb Sind (X, 58. 59). S)ad
ber ^Üofop^ie (ffiSB. n, 233 ff.) bic mir!« ©efefe ift ber mit bem (SlüdffeligfeitStrieb «nberer
«lien S)oImetfd^er feiner äbeen. S)ie ^aupt» in Uebereinftimmung gefegte eigene @lüdt[eliglett§-
^Sfcuerbod^ fmb: 3)ie SReligion, infofcm fie trieb. SDaS SRed^t ift biefer gefe^Iid^ anerfonnte
lalSUmben an bie SBirflid^Ieit l^öl^erer SBefen Xrieb (X, 60. 61. 66). ^xvaOp ber SRoral ift
iaf4Iie|t, tfl menfd^nfeinblid^. Sie raubt ben bie ©lürffeligfeU in ®emeinf(i6aft, bie jioei« unb
OM^en gu @un{ten bed bb^ eingebilbeten g5tt- aUfeiHge ©ludfeligfeit. ®ie ^flid^ten gegen fi^
^n SBefenS auS unb l^ölt il^n ab, feine Sage felbft l^aben bie eigene, bie gegen Slnbere bie @elbft»
iAp }n öerbeffem (Vm, 367). Sl^atfäAIid^ ift liebe «nberer gu il^rem ®runb unb ©egenftanb
Mc »orpellunö Don ®ott mit aDen d^riftlid^en (X, 67). 3m aKoralifd^en »ie im P^fd^en unb
Dogmen nur ant]^ot)omi)rp]^iftif(i6e S^id^tung, in Sntellectuenen ergänzen fid^ bie aßenf^en, fo ba^
«xii^ ber aWenf^ fein eigene« SBefen ftd^ gegen« fie im ®anjen jufammengenommen ben öottfom-
PiBbfid^ gegenüberfteHt. ffier ttw^re ffem ber menen aKeufd^cti barftetten (VII, 217). ajlorali»
Harfogie ip «nt]^rol)oIogie (VH, 13. 36; Vm, täi fommt erft in fjtage, menn ein Irieb einem
2L26; n, 289. 342). ®ott ift nur ber ©piegel anbem ^inberlid^ wirb, ©o bot ber ®enu|trieb
(Vn, 15), baS brofe in ber ginbilbungSfraft eji« feine ©d^ranfe im 3:i^atig!eit8trieb. SBiHenSfrei-
Ifenbe »üb be« aJlenfd^en (VHI, 251 ff.), ber beit ift maäiU »cpt, ftapital (X, 85. 86). ©er
»Biamftctrte®attung8begriffbcSSKenfd^en(Vni, ®efd^led^t§trieb ift ber boffärtigfte Srieb (Vm,
II&5X Unb sttxu: ftnb bei ®eftaltung ber Sn« 461). 2)a§ böd^fte unb erfte @efe^ ift bie Siebe
Hnimgcn fiber göttlid^ed Sßefen unb religiöfe beS^Renfd^engumWenfd^en. HomohominiDeos
!)ii0e fperieD bie Sßunf d^e, bie triebe, bie ^erjenS« est, ift ber oberße praftifd^e ®runbfa^, ber Sßenbe«
Mfoifung ber SRenf d^en ma^gebenb (1, 443. 483 ; punft ber SBeltgef d^i(^te. S)aburd^ merben alle 93er«
vm, 297. 395. 440). SBirWid^ ift nur bie 9latur, bö^tniffebcsaKenfd^enaumTOenfd^en religiös (Vn,
bie in ffllenfd^en gipfelt (Vin, 161 f.), unb im 361 f.). 3aba8®emeinftc,2nitägad&fte,a.g9.gffen
itaUffl fgftp »ieber nur ba§ ©innlid^e (ü, unb Srinfen, ift, menn red^t aufgefaßt, ein reli«
821 ff.; vm, 15; I, ©. Xn f.). ®er ®eift im giöfer «et (VH, 368 ff.). ®ie Siebe felbft ift ma-
«AHN iP nur bie SUigemeinbeit ber ©inne (11, terieH auf jufaffen als Siebe, bie gfleifd^ unb Slut
876). S)aS beterogene SBefen, baS man in ®ott bat (Vn, 84). S)a8 ®ebeimni^ beS SebenS ift bie
ks Sinnlid^feit entgegenfe^t, ift nid^tS «nbereS ©innlid^Ieit (H, 376), unb bie 93aft3 ber ©ittlid^-
A bofi übgtracte unb ibealiftrte SBefen ber ©inn- !eit ift ber ©cfd^Ied^tSunterfd^icb (Vn, 138). 3)a§
G4eritfeIbft(Ii©.XIII). SBieber®0tte§gIaube,fo SBeib ift ba§ lebenbige Sompenbium ber 3RoxaU
fanit Qud^ ber SBunber- (Vm, 306; Vn, 187; pbüofopbie(n, 393) unb fein Saud^ ber Xempel ber
Uff.) unb Unperblid^feitSglaube (Vm, 350; Siebe (H, 370). 3)ie «ntbropologic erftärt gfeuer«
m, 861 ff.) ouf ber (Sinbilbung, meldte SBünfd^c bod& afö bie Uniöerfalmiffenfcbaft (U, 343. 361)
WS SRenfd^en bergegenftönblid^t. ©a3 S)ogma unb bie mabre ^bUofopbie al§ Empirie (11, 253 ;
mbnr ©dgöpfmtg auS IRid^tS ift ein pfäfft« X,176). «ud^ be^eid^net er feinen 9Itbei§muS afö
Her ftniff (VÜI, 225). ®ie ^eröorbringung pofttiDunb bejabenb, inbem berfelbe ben SDlenf d^en
ta ntenfd^en burd^ bie Srbe au3 eigener ffraft nad^ feinem nnrflid^en SBefen gur ®eltung bringe
|rt md^ «uffallenbeS, menn man bebenft, ba^ (Vni, 29. 367) unb an ©teile ber d^riftlid^en
!*♦ in einer S^ii gefd^ab/ in meld^er bie 6rbc SJorfd^rift: ®cbet ®ott, maS ®otte8 ift, unb bem
«m mit ber Spfieng be§ SKenfd^en öerträgli^cn, ffaifer, waS be3 ftaiferS ift, ben ®runbfa^ der«
Mafien felbft menf d^Iid^en Sbarafter annabm lünbe : ®Att bem SOtenfd^en, maS bed 9Jlenf^en ift
(1, 427). ©ie tbeologifd^e Seligion ift nur aU (I, ©. XIV). ©er SKaterialiSmuS geuerbad^S ift
fiNfie bered^tigt, infoteeit man ftd^ ben)u^t bleibt, nod^ mefentlid^ fpecuIatiD, aber tro^bem öugerft
Wt bie religiöfen SorfteQungen bIo|e Srjeug« oberf(öd^Iid^. «uf bie eigentlid^ pbilof opbif d^en
^ ber 6inbilbung§!raft feien (Vni , 232). fragen, bie ibm auf feinem SBege begegnen, 5. 93.
ue iDübre (antbropologif d^e) 9ieIigton bedft ftd^ mie bie 9ktur ^ur C^mpfinbung lomme, mie ein
■ä ber SHoroI. 3)ie tbeoIogif(be SReligion jer« rein fmnIiibeS SBefen fein ,,3d&" fid^ entgegen«
fct bie Dtorafitöt, bereu SBefen barin liegt, ba§ fe^en unb ba§felbe jur 3bee ®otte§, eines reinen
k flaf einem^ bem 3Wenfd^en innerlid^en ^rincip ®eifteS, fublimiren fönne u. f. tt)., fd^eint er nid^t
^mf^t (VI, 105; VII, 284. 366. 358. 365). einmal aufmerifam gemorben 8U fein. Umfomebr
Jol ®dttiidbe im SKenfd^en ift ba§ reine, unbe« fd^eint ibm am ^er^en gelegen ju baben, in red^t
fWafte, freie ®effibl berSrieb (Vn,36; Vin, braftifd^er SBeife su befunben, bafe ber f)l «Pau«
68), Santm \fi t& tbörid^t, ju glauben, bafe bie M bod^ nid^t fo ganj Unred^t botte, »enn er
Ijtkbft (Entfogung gebiete. Sie ^flid^t gebietet t)on ben ^einben ber ^riftlid^en SReligion fagte:
OB 6egentbnl ®enuB. Sntfagung ift nur eine quorum Deus yenter est. t^euerba^ mar aucb
taarige, burd^ bie 5Rotb auferlegte SluSnabme, fcbr focioliftifd^ gefinnt. (Sx fd^eint felbft ju be«
to mir ffaittfinben foll, toemt fie bie 9?otb gebietet bauem , ba| er fid^ in feinen ©d^riften nid^t
987
aRatetialiSmuS.
mel&r mit bcr 5Koflenfrofle, her grogc \>on bcr
„©runblagc ber menfd^lid^cn Ssiftcns", befaßt
l^öbe (I, @. XV). auf bic ßauptfül^rer bc8 @o-
cioIiSmuS, g. S. SWarj unb gngclS, übte er fc^on
burd^ feine Sel^Iung ber „ftopf- unb ßerj«
fronf^eiten ber ÜReufd^l^eit" unb tneüeid^t ebenfo
fel^r burd^ ben gu feiner ßcit nod^ in ffieutfd^Ianb
ungewöl^nlid^ revolutionären Son feiner ©d^riften
bebeutenben einf[u| au8. (©ßl. gngefö, 8. 8feuer-
bai). 1888, 12. 13. 41. 69.) 3m Slnfd^Iuffe an
il^n bilbeten TOorj unb ßngelS mit Su^ilfcnal^me
ber fpäter in ben Sorbergrunb tretenbcn gntmid«
(ungdlel^re bie ^l^ilofopl^ie be§ @ociaIi§muS »eiter
QuS. ffiiefcgen (®ie Religion ber ©odalbemo«
fratie, 3. Slufl. 1875, 40) nennt bie moterialiftifd^e
äßeltaufd^auung ben gronitnen gete, ouf meld^em
ber ©ocidiSmuS rul^e u. f. tt). lieber bie »eitere
3lu8gejiQltung, meldte bie ©ocialiften bem §feuer«
bod^'fd^en aKaterialiömuS bejonberS auf bem ®e-
biete fodaliftifd^er ©efd^ic^tg^ilofopl^ie gegeben
^aben, ögl. ^. ^efd^ S. J., S)ie WIofot)^ie beS
miffenfd^aftli^en ©ocialiSmuS, in ben Stimmen
aus 5IRorio«Saad^ (1891, H, 245 ff. 357 ff.
473 ff.), ^eröorgel^oben ju »erben öerbient nod^
bie überraf ^enbe Uebereinftimmung, »eld^e in ben
^uptgeftd^tspunlten unb Xenbengen ber p^o-
f o})]^if^en Seigre jtDijd^en geuerbad^, bem SSegrün-
ber beS beutfd^en UßaterialiSmuS, unb 9ug. Somte,
bem Segrfinber beS franjöfifd^en ^ofttioiSmuS,
l^ierrfd^t, obmol^t beibe Sliönner fid^ DöQig fremb
gegenüberftel^en. (lieber (^euerbad^ l^anbeln: Sor»
nil, 2. tJeuerbad^ unb feine Stellung jur ^l^ilo»
fopl^ie unb Steligion ber ©egenmart, 1851; ®rün,
8. ^^uerbad^ in feinem SSriefmed^fel unb Stad^Ia^
bargefteHt 2 Sbe., 1874 ; Se^er, 8eben unb ®eijt
8. geuerbod^S, 1872; Sau, 8. 8feuerbad^8 $Po»
fo))|ie unb bie Staturforfd^ung unb bie pl^ilo»
fo^if^e ftriti! ber ©egentoart, 1882 ; Stardte,
8. geuerbad^, 1885; ©riefmed&fel gttnfd^en 8.
geuerbqd^ unb El^rift. Stnapp [1832—1848],
1876; 95oIin, 8. geuerbad^, fein 9Birfen unb feine
Seitgenoffen, 1891.)
Unter ben naturmiffenfd^aftltd^en 93orIöm))fent
beS ünaterialiSmuS in 3)eutfd^Ianb t^at ftd^ ^uerft
befonberd ber augenblidCiid^ in ®enf meilenbe
3ooIoge (5. Sogt (geb. 1817) l^erüor. ©d^on
1845/46 gab er feine ^l^^fiologifd^en 93riefe für
(Sebilbete aller ©täube ]^erau3; lieferte 1852
eine Ueberfe^ung beS englifd^en 9Berfe§ Vestiges
of the Natural History of Oreaüon unter
bem 2:itel 9latürlid^e ©efd^id^te ber ©d^opfung
beS 3BeItaI(3, unb in bemfelben gal^re Silber au§
bem 3:]^ierleben ; im 3. 1859 erfd^ien SllteS unb
9leueS au§ bem linier» unb 9Kenfd^enIeben. ©eine
befanntefte materialiftif d^e ©treitfd^rift ift ffö^Ier»
glaube unb SBiffenfd^aft, 1854. 3lu§ berfefften
gelangte ttrieber ber übrigens fd^on faft mit ben»
jelben SBorten Don (SabaniS (t)gl. Rapports du
physique et dumoral, 1796/97, Mem. 11, § 7,
ed. Peisse 1844, 137) auSgefprod^ene ©a^, ba|
ber ®ebanfe ftd^ }um ©el^im ebenfo Derl^alte, toit
bie ©alle )ur Seber ober ber Urin }u ben ^mn,
5U ^meibeutiger Serül^mtl^eit. 3n feinen 8»
lefungen über ben ÜJlenfi^en, feine ©teOung inta
©c^5))fung unb in ber ®efd^id^te ber Site (1868)
mürbe Sogt eifriger Sor!äm))fer ber banimnPF
fd^en ßntmidlungSlebre im materialifKfd^ Sn
unb ging namentlid^ für bie ^bfiommung bd
anenfd^en Dom Sffen in'S 3eug. Sorüber^
neigte er fid^ aud^ ben ^ädteffd^en 9nfd^onin||a
}u, benen er aber fpäter, als er fld^ Don bmi
Unl^altbarleit unb SBiDtürlid^Ieit überzeugt 1^
energifd^ entgegentrat, ©o in feinem 2tfy:fmäi bc
))ra!tifd^enDergIeid^enben Anatomie, 1885, unbl
ben SIrtileln Origine de rhomme unb Quelqne
hör^ies Darwinistes in ber Revue scientifiiga
1877 unb 1886.
fjffir bie SluSbreitung beS SRaterialiSmuS ii
großen, mijfenfd^aftUd^ unb t)]^iIofo)>]^ifd^garnid(
ober ungeniigenb gef d^ulten ^ublifum toidten w
mentltd^ erfolgreich SRoIefd^ott unb Sudler. 3«
a)loIefd^ott (geb. 1822, anfangs in ^ibelbog
f})äter in 2urin, frit 1878 in SRom) Tp eifrijfl
Sere^rer^uerbad^. ©einmaterialiftifd^$an|i^
mer! ift: Ser ffreislauf beS SebenS. ^i^r)^]ofßit
^ntmorten auf SiebigS Sl^emifd^e Sriefe, 1851
(5. Stuft. 1887). 3)ie $au))tfä|e biefeS Sud^-
mir citiren nai^ ber 5. ^ufl. — ftnb : gür (M
ift neben ben unabänberlid^en 9laturgefe|en kk
»aum (I, 6). es gibt feine Stoedt^äHgfeU in Id
Statur, unb Seleologie unb £]^eoIogie nä^ H
burd^ eine SBur^el (U, 5). füforfd^ung fd^ße^tl*
Offenbarung auS (1, 7). @innIid^e9Sk]^me(]nin|
gef c^ärft burc^ bie SBerl^euge ber Seobad^tnng. f
bie ein}ige Ouelle ber erfenntni^ (I, 22). Sto
©toff ift unfterblid^. O]^ne©toffmed^{elleineta
a, 85. 47). atte entmidHung enbigt mit «f
löfung. 2)iefe treibt mieber gu neuer Snttoidni
SDaS iß ber JheiStauf beS ©toffeS, ber ben U
in ben S)tenft beS SebenS genommen (1, 14^
Siner ber größten gfortfd^ritte beS Sal^rl^unbcii
ift eS , ba| man bie rein ftofflid^e 9latur ok
8ebenSDorgänge bis ju ben l^öd^fien l^inauf tdm
f)a\ unb auf bie gel^eimni|DoQe ^aft (€«k)
meldte man frül^er annal^m, leinen Sßert^ «|
legt (1, 145 f.). ©er ©toff regiert ben StaiHa
a, 476). ftraft ift bcS ©toffeS unjertrenriöli
il^m Don emigfeit innemol^nenbe Sigenfd^ (ß
11). Mi SorfteQungen Don 8ebenSfraft lafjeBp
auf bie tiefmurjetnbe Steigung beS Tltn\ä^ juiU
fül^ren, ftd^ eine 9iet^e Don erfd^einungen, ben
3ufammenl^ang röt^jcll^aft bleibt, in ®ejtoIt ein
$erf önlid^feU Dorauftenen. 8eben8traft i{l ein fdlil
l^errlid^eS 9tid^tS, mit bem man MeS an> unbtaj
fteUen fann; bie (d^emijd^e) Senoanbtfd^ Iß
gegen ein emigeS, unDermüftlid^eS äRerbrnd h
©toffeS, baS biefen meber im8eben nod^ im ZU
Derlä^t (II, 80). 3)ie Snnal^me ber Uqengpn
für baS erfte auftreten ber Organismen iß bm
baS Sebürfni^ bered^tigter Serfnüpfung berX^
fachen geforbert. ©er ©a^ Omne oymn ex on
ift, im 8id^te ber ®6f4iid^te beS (SrbbaOS i
989
aRaterialtSmuS.
990
tm4H ol9 eine Snlel^re }u bejeid^nen (11, 88).
SM Seien, aud^ baS geiftige, ifl nur IBeiDegungS«
fom be« etoffed (IL, 152. 273 ff.). Sie ®e-
bofent^tigfeit iß eine ebenfo not]^tt)enbtge, un»
«iremüid^e Sigenfd^ft beS Sel^imS, tute in ollen
)ßm bie ftroft bem Stoff al§ unt)eräugerltd^e§
IRerfmal innemol^nt (U, 278. 608). etoffltd^e
SctDcgungen, bie in ben 9lert)en mit eleftrifc^en
Stdmen Derbunben ftnb^ tt)erben im ©el^im qIS
(Mpfinbungen UMl^cgenommen, unb biefe Sm«
fjnibung ift €elb{tgefä]^l 99ett)u^tfein (II, 443).
Billendfrei^eit ift ein Unbing (U, 495). Sud^
ba§9o{e im Sin}elnen bleibt, ttrie ber ganje 9Jlenf d^,
StotuRtfc^inung (U, 496). 2)a§ ©runbproblem
i| bie richtige Sert^eilung bed @toff eS }u leieren.
tmm iß aud^ bie fiöfung ber focialen fjfrage
8a(^ beS 92aturfor{c^erS: er l^at eine IBertl^eilung
bei Stoffes ouSfinbig }u mad^en, bei tueld^er %X'
mt im @inne eined unbefri^igten Sebürfntfjed
onndglid^ loirb (U, 579 f.).
SubtD. IBfid^ner (geb. 1824 in Sarmftobt)
ijk touptfö^Iid^ burd^ fein SBerl jhaft unb @toff
1855 befannt gemorben, »eld^eS 1888 bereits in
16. Snflage erf d^ien unb auc^ in mel^rere frembe
6|nHul^ fiberfe|t ttmrbe. SSon feinen ^al^Ireid^en
ototn materialißifd^en @d^riften nennen n)ir nod^
Me gfoid^folls in mel^reren Auflagen erfd^ienenen
Bette: %atur unb @eift, 1857 ; ^l^^ßologifd^e
Klber, 2. «ufl. 1872; @ed^d SSorlefungen über
Me Sonoin'fd^ Xl^eorie, 1868; S)er !Dlen{d^ unb
{eise Stellung in 9latur unb @e|eUjd^aft, 1869,
3.1iifL1889; 2)o§ golbene 3eitQlter, 2. ^ufl.
1891. - ȟd^ner fd^Iie|t fid^ im SBcrfe ffraft unb
Stoff enge an SRoIef d^ottS ffreiSIouf be§ SebenS an.
Ib4 et ffiXt Ihaft unb @toff für unjertrennlic^
nb Mlie^t barauS auf bie UnmögQd^Ieit ber S^i«
Ib) SotteS. Senn menn @ott e^ftirte, gäbe e§
fi« bIo|e ihaft ol^ne ©toff (5. Sluji., 1—8).
Sic (^rißTtd^ Sultur erfd^eint il^m im 93ergleid^
in (ribnifd^en als großer Slüdfd^ritt. 6r erl^offt
Ml ben 9tatumnff enf d^af ten Befreiung ber SOtenf d^*
)eit onfi ben unnatürlichen f$fef) ein jenes falten unb
ta|Iojen Dogmatismus, in meldten man bie d^rift»
^t Religion t)erfe]^rt l^at (93orrebe XXU f.).
Cne mc^ als taufenbiöl^rige Srfal^rung, fo becla*
Kit er emp^tifd^ , fyat bem 92aturf or jd^er bie
lUeqeugung Don ber ttnabönberlid^f eit ber Statur»
gne|c mit immer fteigenber unb jule^t unumftö^«
^tt Semig^it aufgebröngt, fo bag ibm aud^
tttt ba leifefte 3n>eifel über biete gro^e 3Ba|^rl^eit
HÄen fann. @tüdt für @tüdE f)ai bie ^lufnörung
fi4nib< ffiiffenfd^ft bem uralten jfinberglauben
ta Sölfcr feine ^ofttionen abgenommen, l^at
te Sonner unb Sli^ unb bie SSerfinfterung ber
fiepime ben ^nben ber ®ötter entmunben unb
Ne gemoltigen ihafte ehemaliger Litauen unter
kai iefe^leiiben Ringer beS ^enfd^en gejd^miebet.
Ser Merglaube mu|te unter ben (Sultumationen
Um nnb baS SSiffen an feine ©teile treten. 9J2it
im Donfommenflen Siechte unb mit ber größten
iDiffenfd^id^ Seftimmtl^eit fönncn mir l^eute
faaen : gS gibt nid^tS SBunberbareS ; aHcS, maS
gefd^iel^t, gefd^al^ unb mirb gefd^el^en ouf eine
natürlid^e SBeife, b. 1^. ouf eine SOBeife, bie nur be-
bingt ift burd^ baS aufäHige ober not^menbige 3u-
fammenmirfen ober SBegegnen ber t)on gmigfeit
ber üor^anbenen ©toffe unb ber mit il^nen Der«
bunbenen 5Raturfräfte (34 f.). S)ie ©eelenfunction
erflärt Süd^ner burd^ bie eigentpmlid^e Konftruc«
tion ber ©e^immaterialität. „®aS ©efafel ber
J)]^ilofoj)]^if d^en ^f gd^ologcn " be^eid^net er ber SWad^t
ber S^atfac^en gegenüber alS oöUig mcrt^loS (122).
^infid^tUd^ ber Unfterblid^feit bemerft er, ba| im
ungemeinen biejenigen am lauteftcn bafür geeifert
l^ätten, bereu J)erfönlid^e Seele eine fo lange unb
jorgfame ^lufbemal^rung öieDcid^t am menigften
oerlo^nt l^aben mürbe (192 f.). ^IS Urfad^e ber
SSerbred^en betrad^tet er l^auptfäd^lid^ mangelljafte
aSilbung (169). ©ein le^teS SBort, menn eS fid^
um Semeijen ^anbelt, ift: „©o ift'S einmal; erflärt
es, mie i^r moDt" (132. 192. XXIV, 185).
3n ber inl^altlid^ feid^ten, aber mit rebnerijd^er
SBortfüHe reid^ auSgeftatteten aKolefc^ott-Süd^ner-
d^en Qform brang ber ÜKatcrialiSmuS in bie meite«
ten Greife unb rid^tete namentlid^ auf bem ©ebiete
ber Sellettriftif unb ber SSolfSliterotur gro^e SJer-
l^eerungen an. Dbgleid^ man in eigentlid^ miffcn«
jd^af tlid^en ffrei Jen, felbft fofem biefelben materia«
liftifd^ gefinnt fmb, bie analtifirten SBerfe SDlole-
jd^ottS unb aSüd^nerS als anwerft oberfläd^lid^ unb
emfter IBead^tung unmertl^ finbet, fo ^aben bot^
nod^ oor ffurjem XageSblätter, mie bie SDßiencr
9leue gfreie ^rcffe u. f. m., baS SBerf SRolefd^ottS
anlö|lic^ feiner neueften Ausgabe als eine be»
beutenbe, t)öDig auf ber ^ö^e ftel^enbe miffenfd^aft*
lid^e Seiftung, als SSrennpunft ber l^eutigen JJatur»
forfd^ung, alS glänjenbe %i)ai beutfd^er t^orfd^ung
begrübt. 93on feinem SBerf ftraft unb ©toff fagt
SSüd^ner felbft in ber 3. 5luflage Don 9htur unb
SBiffenfd^aft, 1874, ba| boSfelbe einC>au»)tüerbienft
baran l)abe, ber ^l^ilofopl^ie (!) auf bem ©ebiete
ber 9}aturmiffenfd^ft mieber )u il^rem Siedete t)er«
l;olf en ju l^aben. Siaju bemerft Sauge (a. a. O. II,
287) mit SRed^t, «üd^nerS fd^riftfietterifd^er gr«
folg l^abe l^auptfäd^lic^ barin feinen @runb, ba|
er im richtigen SKoment an bie grofee ®lodte l^ing,
maS Siele badeten, unb maS gemig SRand^er f omobl
nadb ber naturmiffenfd^aftli^en alSnad^ berpbilo*
fop^ifc^en ©eite bcffer ^ätte mad^en tonnen. „S)a|
Süd^ner feiner Z^eorie aud^ miffenfd^aftlid^e Se«
beutung jufd^reibt", fäl^rt Sauge fort, ;,ift gemife
©elbfttäufd^ung, ba er nid^t nur meber im ©aujen
nod^ im Sinjelnen etmaS mefentlid^ 9{eueS leiftet,
fonbem aud^ l^inter ber Slufgabc, ein ©efammt«
bilb ber med^anifd^en SBeltanfd^auung gu ent«
merfen, erl^eblid^ jurücfbleibt."
©eit 1866 mürbe ber Soologe ©ruft §äd(el,
^rofeffor in 3ena (geb. 1834), burd& bie con-
fequente ©urd^fü^rung ber barminiftifd^en 6nt-
midflungSlcbre (f. b. 5lrt.) ber ^auptträger beS
mobemcn ÜRatcrioliSmuS, an ben fid^ aud^ bie
älteren S3or!ämpfer (ogl. ÜKolefd^ott, ÄreiSlauf,
991
anatertaltSmuS.
m
1887, n, 86. 151. 169; ȟd^ner, S)cr SRcrifd^,
1889, 93. 146 u. f. f.) Qnjd^loffen. ©eine §aupt«
fd^riftcn pnb ba§ tnc^r gcIcl^rtc SBerf ©cncrcüc
^oxpf^oloQXt, 1866, itnb bic auf größeres $ubli=
htm berechnete Slatürlid^e ©(i^öpfunö§ge}(i)id^te,
1868 (8. 3lup. 1889); «nt^ropoöcnie, 1874
(4. Slup. 1891) ; ®ef. populäre SSorträge, befon-
berS SitU unb SBege bcr l^eutigen (5ntn)i(ilung§»
gej^i^te, 1875; enttoidlungglel^re im SSerpi-
ni6 jur ©efammliDiffenf d^oft 1877: 3cllfeelen unb
©eelensettcn, 1878; greie iffiiffenfd^aft unb freie
Seigre, 1878. ©eine ©arftellung t)on bcr gnttoid«
lung ber ginjelmefen (Dntogenie) mic öon ber
©tammeögcfd^id^te ber Wirten (^l^plogenie) l^at ju
i^rem ©nbjiele bie S^i^Pörung beS d^riftlid^cn
©d^öpfungS« unb ©eelen»®lauben3. S)a aber bie
ftreng empirifd^e, ejacte JJaturtoiffenfd^oft nientoIS
©rgebniffe liefern »irb, ttjeld^e ftreng logifc^ ju
folgen ©d^lufefolgerungen bered^tigen, fo rebet er
bog SBort einer SBed^felburd^bringung t)on empiri-
f^er Öforf^ung unb pl^ifofopl^if^cr (b. 1^. feiner
ontogenetifd^»pl^9logenetifc()en) IBetrad^tung unb
erflärt olle malere Slaturmiff enf d^aft für $][|iIof opl^ie
unb QÜe »al^re ißl^ilofopl^ie alö 9Jaturn)iffenf(^oft
(SKorp^oIogie I, 71 f. U, 447). ®ie SWatur«
forfd^ung muffe in biefer SBed^felburd^bringung
bog gonge Gebiet menfd^Iic^er erfenntni| an fi(|
reiben unb bann im 9lamen ber SBiffenfd^oft eine
notürlid^c SBelterflärung jur ©eltung bringen,
©einen roiffcnfd^oftlid^en ©egnem (SSird^om, ®u
S3oi8*9let)monb, ©emper u. %) fe|t er ol§ „burd^«
fd^Iogenb" bie ^Itcmotiöe entgegen: entmeber 9ln»
nol^me eines blinben ©c^öpfungS» unb SDBunber»
gloubenS ober pl^Qlogenetifd^er Snttt)idtIung§t]^eorie
unb Urzeugung (3lnt]&ropogenie 406. 401; fjreie
SBiffenfd^aft 9. 12. 26). SRod^bem ber geocentrifd^e
Srrtl^nm übermunben fei, muffe oud^ ber ontl^ropo»
centrifd^e enblid^ follen, unb mit il^m foKe bann
bie teleologifd^e Stoturbetrod^tung unb ber gemöl^n»
(id^e 93ett)et§ für ©otteS ^ofein unb iBorfe!|ung
(©d^öpfungSgefd^id^te 85 u. ö.). 6in emftereS
Singel^en ouf bie pl^ilofopl^ifd^en $robIente, mit
benen §äd(el fid^ notl^toenbiger SBeife bei 9luf«
fteHung feiner med^onifd^^moniftifd^en äBelton»
fd^ouung ^otte bef offen muffen, flnbet nid^t ftott;
et ftettt nur unbewiefene unb fid^ felbft oft miber«
fpred^enbe 93e]^auptungen auf. 2)ie l^ert)orrogenben
berfelben fmb: 9lad^bem bie gntmidflungSlel^re
unb bie Urzeugung miffenfd^aftlid^ bemiefen fmb,
ift bie ©d^öpfungSlel^re unb bie 2lnna]^me einer
geiftigen ©eelenfubftanj ein fibertounbener ©tonb=
punft. Cbenfo irrig ift e8, menn bie „©pirituo«
liften" bie ÜKoterie al§ ^robuct ber bemegenben
ffroft unb bie (Jorm otö ^robuct unobpngiger
ffröfte betrod^ten, ober menn bie „SKoterioIiften"
bie Semegungserfd^einungen bcr Icbcnben unb leb-
lofcn SBefen al§ SOßirfung unb $robuct ber 9Ko»
terie crflörcn; fonbem ^roft (®cift) unb ©toff
(9Kotcrie) fmb in il^rcr unjcrtrcnnlid^en Serbin«
bung bie glcid^ urfprünglid^en ©runbprincipten
oUeS ©eienben. 2)iefe „med^onifd^c Sinl^eitSpl^ilo»
f opl^ic (WoniSmuS)" fennt ebenfo toenig Jhaft o^
OJ^aterie, aI3 ÜRoterie ol^ne ftraft (9[nl]^ro{N)g.
737.740). Me aRoterie ifl b^. äBenigpoS
mu| man in aQer lebenbigen oRaterie, in oUcn
^rotopIoSmen bie erften Elemente bed ©ede»
lebend, SmpfinbungSform t)on Suft unb Unüip,
93etDegung§form ber Sngiebung unb 9bffa>|ini|,
annel^men (3ellfeelen 180; Sntmidlungdle^relS;
Sfreie SBiffenfd^. 40 ff.). Wk momt befi^ oB
ffroftcentren eine conftonte ©eele; bemt jebeS Stoi
ift mit Setuegung unb Smpftnbung begabt. 2)in<l|
auföQiged 3ufammentreffen unb burd^ numm^
faltige 93erbinbungen fold^er Stomfeelen entfi^
bie unorgonifd^en aRoiefuIfeelen unb bie orgoki'
fd^en $rotoplQ§mo»!IJloIefuI'©eeIen unb auS bicfa
mieber 3cßfeclen (gntmidKungSl. 13. 14. 28). ©
3ellfeele im moniftifd^en ©inne ift bie @efammt
^eit bcr ©ponnfröfte (!), meldte im ^rotoplofim
oufgefpei^ert fmb; fte ift an ben ^rotopIoSmoId!
ebenfo unsertrennlid^ gebunben, miebieSRenfd^
feele an SRüdfenmorf unb ©cbim (SutomOmigS
lel^re 23). 2)ie ÜRenfd^enpfQd^e, meld^ nur bi
©umme oller t^unctionen ber 9len)en}dlen i
(«ntl^ropog. 555), l^ot ftd^ l^iftorifd^ auS ber «ffa
feelc bifferengirt (ebb. 733). SBenn jiemanb böra
^nftog nel^me, fo möge er bebenfen, ba| eS b»
oorgugiel^cn fei, einen entmidHungSföl^igen, fhd
famen ^ffen gum ©tommt)oter gu l^oben, aifieinc
burd^ ben ©ünbenfoU l^erobgefunfenen fbam (eN
729). — S)iefe ^nfd^ouungen i^dteK nmxbc
ebenfo, mie bie SSeseid^nungen feiner $b^fop4
oIS 9noni§mu§ unb SReoIiSmuS, Don SRoIefd^
(ftreiSlouf U, 614) unb Süd^ner (©ed^ Soi
lefungen, 1868, 383; ©er SKeufd^ 124. 185. u.f.f
oboptirt, fo bag oSe btei anönner ftc^ in S^b
auf bie ^ouptpunfte in Uebereinftimmung befinbei
^fö proftifd^e f^folgerungen ou§ bem 2>artmnf d^
®ef e^e ber ßud^tmol^I beutet IBüd^ner nid^t unBi
on: §reie Siebe, bomit ba§ $rincip ber S^i^ixod
ftd^ ungcl^inbert gur SSerbefferung ber menf^Iii^
dioffe bet|ätigen fönne; politifd^e unb fociole S
freiung nod^ jeber ätid^tung, olfo Slbfd^ffmig b
3mong§c]^e (S)er aRenfd^ 232 ff.); republilamfd
©taat§form(193ff.) unbgleid^l^eitlid^eSSert^eUin
berfiebenSgüter im forioliftifd^ ©inne (210 ff
3ur Verbreitung biefer 3been fott bie SoMfdju
miricn (220 ff.).
SuS bem Jireife ber protejlontifd^en %iftoUn
l^erouS gemonn oI§ ißertreter einer moterioIifHfd^
ttnfd^ouung ben größten @inf[u| auf bie l^t
gebilbctcn jf reife S)at)ib Sfriebrid^ ©trou^ (18<
bis 1874) burd^ fein äßerl S)er alte unb ne
©taube, geips. 1872, IL^ufl. 1881. S)o83«
mcId^eS er bobei im ^uge !|otte, mar nad^ feim
eigenen SSßorten „fein ©treit mit ^nberSbenlenb«
nur SSerftönbigung mit ©leid^benfenben* ((SefoB
melte ©d^riftenVI, 1877, 277). S)o895ttd&ttnttbi
mobeme äBcItonfd^ouung, boS mül^fam errunga
C^rgebnil ber IRotur« unb ©efd^id^tSforfd^
(5. 6), borlegen, eine Sombinirung ber auf b«
fem ® ebiete (bem tl^eologif d^en ber SDongelieniEritü
993
ÜRatettalidmuS.
994
CRciil^ (Ergebniffe mit ben Srrungenfd^aften
woe^mli^ ber Slatunmffenfd^ft (261) fein. e§
«91 tmfem bcmmligen SBeft^ftanb an ßinftd^ten
nb SnfU^ten, antrieben unb Serul^tgungen tioc«
kgm unb ®Ieid^eftnnte antreiben, bie i,flaffen-
tai Süden" in biefem @ebfiube unferer SBeltDor«
fUhmg, befonberd mit ^inftd^t auf ben Sufbau
im leiumenfd^Iid^, b. b- in bem anedannten
S((cn beS 9Renf(btn, ftatt in einer Dermeinten
ibmnenfd^Iid^ Offenbarung murgelnben i,$flid^'
toi unb Xugenblebre" (277) auSsufäHen. SBeil
KU uns }ur (Sefialtung einer umfaffenben SBelt*
«l^anung ni^t mit bemienigen begnügen f önnen,
iMAfiRUg inbuctiX) )u enoeifen ifl, f onbem mand^«
K ^miufugen muffen, ttxid t)i)n biefer (Srunblage
MB ft^ für unfer 2)en!en t^eilS als SSoraud«
ji|sBg, tbeilS als gfolgerung ergibt, nennt @trau|
bie m ibm entmidelte SBeltanfid^t (Slaube, 9e-
fontnift (271). SBie geuerbad^ feine S)arlegung
ta OtateriaKSmuS an bie ftritif ber d^ftUd^en
Mgm onfd^Ue^t, fo caid^ Strang. Sie ,,miffen>
ftflfttid^ ZJ^Iogie", als bereu IBertreter er auf>
trilt tat ebenfo fe^r mie bie ^(ntl^ropologie treuer-
küß mm S^md, bie Stettgion burd^ 9lu§fd^eibung
ihi uebematiirlid^en gu Dermenfd^Uc^en. @ei"
im 6tanb)mntt fennseid^nen f olgenbe, auS feiner
Soilcgung auSge}ogenen @ä|e: 2)ie biblifd^e
64J!Vpngdgefd^id^te ift ein bli)|e8 Sel^rgebid^t
(VI, 13). S)ie Steligion entfielet auS bem SBe-
Urfinl beS SRenfdben, ber Statur, Don votlä^tx er
joto^ binftd^tlid^ oeS ®uten, baS er Don il^r em«
ffiniit, old biuftd^tlid^ ber Uebel, bie i^n bebrol^en,
ätpRgt, nid^t fremb gegenüber }u ftel^en. Um il^r
Ax a&btr treten }u fönnen, mu| er ftd^ biefelbe
dl nenfc^enö^nlid^ DorfteOen u. f. tt). (64). ItnS
% bie SBett nid^t me^r baS SBerf einer abf olut
immnf^en unb guten ^erfönlid^Ieit, toobi aber
bie Söfptte beS Skmünf tigen unb ®uten. @ie
% ms nid^t mel^ angelegt Don einer l^öd^ften
Imnmft, aber angelegt auf bie l^öd^fte Vernunft,
ünbint^ Kegt baSienige, maS in ber SBirlung
looctritt, beireitS in ber Urfad^e. S)amit aber
v4| nnbeum|t tt)ieber $erf önlid^eS in bie 9tatur
pimgetiogen tt)erbe, ifi bem Flamen ©ott bie
8qei<$mmg „Wl ober UniDerfum'' Dor^u^ie^en
Pi 95). SBir forbem für unfer Uniöerfum bie-
fdie ^ietöt, mie ber f^romme alten @titö für
fm ®ott (97). S)ie Silbung ber äBelt be-
' ^4 am beflen nad^ ber jf ant^^SapIace'fd^en
fe (99 ff.), bie Sntftebung ber lebenbeu
oufi ber Snttt)idnung8Iebre (113 ff.). S)urd^
$ÜdS SRoneren unb ^usWS lBatbt)biu§ lann
bkfilitft goifd^ 9norganifd^em unb Organi-
Hn M ausgefüllt gelten (115). S)aS Semu^t-
m tum einem entmidKungSfabigen Stffen abju«
jbnnen, ift er^enber als baS, einen b^ob«
nnbnen Sbom }um Sinnen ju l^aben (131 f.).
va bie getfHge Xbütigfeit DöQig an'S ©ebirn ge-
inben ctfd^t, ifi bie ©eelenfubflau} eine nu-
ll^ $9potbefe, meld^ bie @d^tt)ierig!eiten nur
Imn^tt (138 f.). 6ittlid^^anbelni[tein@id^-
IHntfiiffiifffifi YIIL 2* KttfL
beftimmen nad^ ber 3bee ber (Sattung (159).
SSergig in feinem ^(ugenblidt, bag bu unb alle
«nbcren SWenfd^ finb — baS ifi ber 3nbegriff
ber 9RoraI. Sergi^ in feinem 9ugenbHdt, ba$
bu unb MeS auS ßinem Urquell beS fiebenS, aEer
Semunft unb aUeS ®uten ^erDorgel^t — baS ift
ber Snbegriff ber Steligion (161). S)er SWenfä^
foU bie @innlid^feit be^errfd^, nid^t fie aB«
tobten moOen (164). Um ftttlid^ auf ber ^öbe ber
ÜJlenf d^b^^ 3^ [teben, mug ber 9Renf d^ bebad^t nad^
@runbfä^en l^anbeln, bie auS ben Srfal^mngen
abge}ogen finb, nid^t blog auf Steige bin ober in-
fHncHt) (165). S)ie inbifferente äBal^Ifreil^eU ifi
ein ^^ontom (167). — Unter ber SRubnl, toie baS
Seben )u orbnen fei, ftreift @trau| aud^ baS ))oIi*
tifd^e unb fodale ®ebiet. ßr tritt l^ierbei für bie
monard^ifd^e @taatSform (179 f.) unb für 9uf«
red^terl^altung ber Ärifiofratie (182) u. f. to. ein
unb fprid^t fid^ (185) fd^orf gegen ben ©odaliS-
muS aus. 9m @d^Iuffe beS Sud^eS empfieblt er
als anittel ber Erbauung unb ber religiöS-fitt-
lid^en Srbebung ftatt JKrd^eubefudt unb $reoigt
Sinn für alle böseren SJntereffen ber SKeufd^l^eit,
tbeilnoi^mSDoIIe 99efd^öftigung mit ber 3sit' unb
SBeltgefd^id^te, ßrtoeiterung ber naturtüiffeufd^aft-
lid^en ftenntniffe unb befonberS Vertiefung in bie
großen Sßerfe unferer SMd^ter (namentlid^ ^ötbe'S)
unb SRuftfer (198 ff.). Um für bie «uwenbung
biefer (SrbauungSmittel eine ))raftifdte Einleitung
m geben, l^anbelt er in }mei 3ugaben ju feinem
ffierfe (201—255) „Don unfern großen sbid^tem*
unb ;,Don unfern großen SÖtoflfem". — Einen
bem @trau^'fcben Dertoanbten @tanb))unft nimmt
S. SRenan, @trau|^ @d^üler, in tjfranfreid^ ein.
9}ur ift er beftrebt, sugleid^ aOen anberen religiöf en
ÜJleinungen baburdb relative Sered^tigung }U)u*
erf ennen, ba| er annimmt, in allen Suiten fei im
@ruiü)e unter bem 9tamen ^©ott" nur baS äbeal,
bie ®äte unb bie @d^önbeit ber @egenftanb ber
Sßerel^rung gemefen (Dgl. Etudes d'lustoire reli-
gieuse, pröf. unb p. 334. 423 et passim). (St
tritt im ®egenfa| }u @trau^ für iBeibebaltung
beS giamenS ®ott ein (ib. 419). „®ott", fagt er,
„toirb immer ber Snbegriff unferer überpnnlicben
»ebürfniffe, bie ftategorie beS SbealS bleiben."
gfür bie SluSbreitung @trau|^fd^er 9nfd^uungen
toirfte SRcnan mit febr großem ferfolge befonberS
in feinem „Seben 3efu*.
3loä) faDen unter bie materialiflifd^en S^fteme
ber ^oTttiDiSmuS , ber 3lgnoftiaSmuS unb ber
neuere ftriticiSmuS, l)biIofopbif <b^ ©enfridjtungen,
bie namentlidj burd^ i|re Dielfad^e SSerquidfung mit
ber bam)iniftifd6en SntmidKungSlebre, toeld^e aud^
bie ^auptgrunblage beS mobemen aJlaterialiSmuS
bittet, immer mebr mit Ic^terem Derfd^meljen.
Ueber pe ogl. b. «rt. «PofitiDiSmuS.
11. äBürbigung beS aiiaterialiSmuS.
1. aSom noturwiff enfd^af tlid^en ©tanb-
j)unf t aus. 3)ie naturtoiffcnfdjoftlid^e 5IRctbobe,
auf »eld^e bie aKotcrialiftcn ben fpiritualiftifd^en
$^Uofop]^en gegenüber ]^au))tfad^Iid^ ))od^n. Der«
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<fe flUffi^tttfi/j^tn tAf ftft wr m*T r*#T» notl^i, fxrB tR-in
Uii'fMff '^ii«f(ii/f^f, to^lrf^ nur fol^ Mu^enfonn,
M# }ff j»V(ri|f»M;i|rf^mX^fenhAflia ungeübt finb.
:.V "i*^r mriff t'rrifrlif)rr'oen<Ve({en|tanbtuid^benft
lOfi fr» irirf;r hm\m\ man vir Uehfrj|«nflunfl, boft eine
#)r»l{ir, rirr)Mti((- iiiih n\hlu]f pOuiijrf^e ffinttt)i(f(unfl,
|r| r«, bii|( nmu |l(f; blf|f(Ijf ri(fl einen unertbü^en
(^MtMil(fliiH({«)irfiir|( lihrr (i(« eine nnenMi(f)e Wei^e
in |)it; rnb(iit;rrfMihntifhni({'))ieri»hen benfe — im
(^iirnhr ||| /(nil|if;rn lirlbrn Vlnffn|{nnnä)uci|en für
bir |if)l(ii|ii|i|)it(lK Vtrlrnil;lnnu fein flrnfier Unter-
|il)lrli . )(1;iiit rrin kiiritflici) nicf^t )uiber[prn((}($-
Ji ri l|( VHIr |rhr rinArlne *i*ctüertnntt ober (rnltüicf-
Innu rjnrn Vhi«|iuntia)Hinrt unb einen (^nbpnnft
iMMnn«|r|^l. Iiunul) bir (innAe lKril)e ber \{ktue(innnen
uhri lVnl)nlinnitttfl|MiMr||r. nil^tK ^Ic :W)\ ber|elben
\\\i\\\t\ ober Heiner untKiu^iinnen loerben.
Ii. '))(lt iillev lh|nl)rnnn im 9lMbertpnidl) ifl and)
Me luMi bei« M.)(i)ieriiUi|tru i^iir d^rflilrunn be($ Ur-
Jrt'Tcä "^ 212 i:»zrcci:aft3 3«r In
-.-»fr— N
tzz i^z*M, xrsLiir: p xciiea. ^0 ml
, 3el4^ X'irstn inir ixr<t:20cici xxib
■ üircn onnellre. 6€r;i< tivt 5«faifie
■ gaben, ba^ bei Ärecjxig ccn Sancrrt»
I ^boit bte f^ortpflizniiind^räiigfet: in aC
I unfehlbar ertoftft, unb liefenen'i'o einen n
genben Semei§ bafür, baB bei %nbegz
U)it?enf(!^aTtlic^ too^lbegrünbet i]l (DgL
fageH, Theories transformistes, im
(]e8 Savants 1 890, 221 ss.). ^uf tme gc
empirifc^er @runb(age bie 2)anDin'f4'
(ungdformet ,,92atärltd^e Su^ttDal^I" ur
leben beS lauglid^ften" — biefer iQoupi
!|oni\en neuem fentmidlungSIe^re — nij
elbe f ranjöftid^e 3ooIoge Duatrefaged be
unb 1 869 in ber Revue des deux moi
.^engcnb borgctl^an. S)aS t)ermerf enbe Ur
(^clel^rten fällt um f 0 mel^r in bie SEßagf
3)nnDin jelbft betcnnt: „6S gibt fein
Jorfdjicr in bcr SBcIt, öor bcffcn Stnfid^ten
Vldblung Ijegte" (The Life and Lette
Darwin IT. 235), unb mcil er f))erien
X^arftcUung feiner $?c^re befennt: „i
DIaltrialiSmuS.
998
pmg äbtnaf^t nri^ \mxdj bit nunberbaie
t SM) bafi nmnbnban &e\ä)id, ntli^e ft$
Ibcn offenbaren. ... €3 ift unmöglich,
[nf^miungnt auf fo engem ätoum getreuer
ipAnbign baiguirgtn, de e3 ^ier gef^t^en
|.to. (ib. m, 117). ©pötei Wai [lc6
(. Stomonei ftlb^, bn SieblingSfi^ültr unb
lofft SSoruiinS, nai^bem er fl^ 14 Sa^re,
^8 imltr ben 3lugen feitteS Se^reri, mit
btbhim bei entmictlungSEe^e befd^äfttgt
n faß ollen $un(len bec gegen SaminS
lunglfonntl genuteten ihitifOuatrefageS'
bqcii^cte felbft bic EBeuenming berfelbtn
ß^c Su^tttu^I" aI8 tiBIIig un|utreffenb.
{|iecifif4 3>aitDm'fi$t Se^it ertDieS fi^ bei
ibtrei gotf^ng otS fo toenig im Sinftong
Cifa^nnig, ba| nad^ bem 3'usnig beS-
toninuS ,(enle niobl t'in tinjiger pruHiic^
bn Stotuiforf^er meör ju finben fein bütf te,
SonntI ,Ueb«Ieben beS 3:auglic|pen' nodi
Ciflfirung ber Stleneiitfletiung ali aaS-
(m^ele" (egl. Qnatrefagee, Theoriee
imiBtee, im Journal des Savants 1889,
230). — %uä) bic SemüIiungEn ^äJelS,
tnin'j^ pt)\)oti)t\t ftreng Kii^enfd)aftli^
ifen, bcrfellten il)rcn 3*»^' unb naä} bem
i OualrefageS' gejtotteten ^Ü) feine SuS*
^ in ben Bugen ber befonneneren ®e-
pi einem giangenben, jmar unbewußt, aber
wrum um fo roitlungSBoIIer gefütirttn SSe-
I absurde für bte tjalfc^^eit betfelben
il des SaTanta 1890, 88. 238). @)ie'
B .Stammbaum" ^dels, burd) meieren
tallmälige Snttotdiung beS ünenfc^en auS
KK gloub^ft machen miQ, fagt g. f&. 3)u
EQmfmb, berfetbe fei in feinen 3Iugen un-
«nfo Diel toett^, wie in ben Vugen ber
im ihritil bte Stammbäume ^omerifd^er
[S)anotn verensSaliani, 1876). ©eine
iß^i^eorieBonbergemigeneflS ober0äl-
■tnriillung, bermSge melier er oigonif^
leN, bte in ben Stammen feiner ^q^iot^efen
:p9en wollten, einfac^^in aI8 gilfc^ungS«
pigmattftrte, trug i^m feiten« feiner fjai^-
, felbp ber borminifüff^ gefmnten. Der-
^tUfii ein (Dgl. S. ^ogt in ber Revue
. 1877, 1059, unb Lipkea Ruspoliana
17). €. ©emper bemerft (®er pä(Ieli§"
ber SoBlogie, 1876, 35) ^infld)tli<i) ber-
,%nf fol^c Irt läßt J\^ MtS beWeifen,
I on^ bae @egent^eil oon bein. waS
Br4 feine ,3^Ifi^ungen ber Ontogenie'
leiDufen ju ^abeiL" 3^ie 3'i<4'™"d'i'
Mel Oorpilirt, um bie ©leid^artigfeit Der-
c Hiei-Cmbr^onen mit bem 9]Henf($en-
bt^ut^un, unb mli^t für baS weni'
tiUfd^ige $ub!itum am metfien lieber»
lODoB befi^, »erben oon ^a (Unfere
m ttnb 003 )]^i)ftDlogi|(^e ^irclbIem ibier
■g, 1875, 170 f.) unb ©emper (Ser
m 85) als gerabttu gefälfd|t bejeic^net.
Sären übrigens bie ^eicj^nungen auc^ DflCKg ge-
treu, la näre bie „in bie Singen faUenbe' Befinlii^
feit guifti^tn ben bargtflellten ^mbr^onen noi^ tiiel
größer, afö fie bi« trfc^einl, fo würbe fte bo^
nie unb nimmer bieweftntlit^eSleiifytrtigfeitbet-
felbcn, bejm. bie Sllöglti^teit ber gnttnidlung befl
!Dlenf(]^en auS bem Spiere beroeifen ober aai^ nur
roal)rft^tnliil^er ma^en fSnnen. SDenn ber Um«
ftonb, bafe frol oKtr „fi!|e inbaren" fimbrqimen»
91e^nlic(ifeit auS einem ffanlnd^en-fimbi^o fi$
immer nur ein ffanind^en, nimmer aber ein XRenfi^
, enttDtdelt. ift eben ein t^atfäd^Iiii^er ^ewetS, ba|
in ben btäügliiiien embrqonen ganj wefentllt^
Unterftbiebe bor^anbcnfeinm&ffen, wenn wir au^
unuermögenb finb, btejefben bnr^ ©eobo^tung
feftjufteHen, unb bag biefe Unierfö^iebe, wenn fie
in ben ber Seobai^tung jugängltcqen anatomif c^
ober p^^fiolDßiff^en Serl)ältnifien feine genügenbe
erllärung ^aben, in „Wefenfli^ Dtrf^itbenem
pf5ii(tifrf)em Sein" l^ren Srunb 1)dbta muffen.
Um Don anbercn iSHQtärlii^feiten unb oSDig un>
glau6:^aften%ufpenungen in ^äctelS 3f|eone (g.99.
ber blo& einmaligen Urjeugung; ben „^rotipen",
angebli^en !D1itteIroefen jonfcEien ^flanje unb
Silier; ber iu ber SBiffenfcbaft unbelannten „fort-
bauemben, bomogenen unb immanenten EBene-
gung" u. f.W. Sgl Journal des Savante 1890,
184. 181 BS.) ju ft^weigen, fo (am 6. SBogt Öe-
jüglic6 beS biogenetifii((en ©efe^eS Bon ^äilelfelbft,
nad^bem er baSfelbe anfangs für begrünbet ge>
Rolfen ftatte, na^ langjä!|rigem Stubium jur
Uebergeugung, bag eS Don ®mnb ouS falfc^ fei
(absolument fausse par sa base; bgl. Revue
Bcientif. 1886, 485). &infic|tli(^ ber ganjen
barrainifüfcben Sl^eorie fofil berfelbe SBogt fein
Urt|ieil baiiin ju|ammen, bog fte DoQflänbig um-
gemobett, ja auf ben ffobf ge^t werben muffe,
um ben S^atfac^en p entfpre^en (Revue scienL
1886 , 486). 3n glet^em ©tnne äußert §us-
lep, eine ber erpen Äor^^iäen ber I£nlwiiflung3>
tebre in gnglanb (Lay SermouB 193): ,6B
ift ni^t benfbar, bo^ irgenb eine S^eorie, Wel^
eine not^weubigermeife ,fortfcf|rittIiii£|e' Sntwtd*
lung bebauptet, fUb qalten fönne." Ser in ber
wiffenfcbaftlic^en SBelt ^o^geai^tete franjbflfdK
Anatom uub Sp^^fiolog 6^. Sobin, felbft Sfjoft-
tioift, oerwirft oom rein naturwtffenfdiaftlic^en
©tanbpunft oft unb nac^brüdlic^ a&t unb )ebe
ßntwiiSungSt^eorie, ba biefelbe eine „reine &QJ>o>
t^efe" fei, „bie jehen SßeWeifeS enfbebre". „»"ie
ßntmicflung ber lebenben SBefen", fo fö6ntbt et,
„bewe^ fi(^ nur gwif^en monfhuSfer SJh^bilbung
unb Sob: aber in {einerlei SSeife in ber Stif-
tung ber SUerwaublung einer 9(tt in bie anbete'
(Anatomie et FhyBiologie cellulaireB, Introd.
p. XXXTV. 73 etc. Sle^nli^ bejeicbnele aaä)
!Rub. SDiri^DW wieber^olt bie SntwitflungSlt^re
als eine bloge, wiffenf(^aflli(!^ bisher in (einer
aöeife erwiefeue ^qpot^efe (ugl. W. äirdfow, SHe
Ö^reibeit ber SBiffenfi^aft im mobemen ©taot
1877). 5BJie unuermögenb ^ädel, ber fkeilbarfle
aa«
999 SDtQterialiSmuS. 1000
SBorfampfcr bc8 baminiftifd^cn aKoteriattSmuS, locld^c mir t)on il^r empfangen, mit unferem fo
ift feine ©egner mit »iffenfd^aftlit^en ©rünben fennen ju erreid^en vermögen. 3)er aRaterialiSnuß
ju »iberlegcn, leud^tct am be^en batauö l^eröor, ift bol^er »eit boöon entfernt, fid^ bem ©<itrU«tt»
ba^ er einerfeitS fofort in bie t)Iumpften ^erfön« Ii§mu§ gegenüber al§ rein empirifd^e, ^frmncnflaie*
lid^feiten verfällt (ogl. 3. 8. greie SBiffenfd^oft 23. aBelterflärnng jn empfehlen; üielmel&r offenbart et
64 n. f. ».)/ anbererfeitS für feinen fpecieüen 3faII fic^ bei naiverer Setrad^hmg aß eine burd^
bie anerfennung ber „l^iftorifd&en" ober pl^Uofo» „metopl^^ftfd^e'' unb babei nid^t nur l^öd&fl oba>
p^ifd^en SKetl^obe in ber 9Jaturtt)iffenfd^aft, neben fTäd^Iid^e, fonbem nod^ bajn über alle 9Ra|en ttüU
ber f onfi allein auf bief em ®ebiete übUd^en e^act türlid^e unb fogar n)iberf))md^3t)one SBelterHanrng.
empirif d^en, oerlangt (eb. 26; gnhoidKungSl. 7); — 3)ie Drbnung. bie Swedt- unb ®efe|mä|ig«
benn menn bie l^eutigen Semeife für bie gntmid» feit, meldte ftd^ in ber 3BeIt Dom itleinften bi§ |ani
lungSlel^re nid^t genügten, mürbe le^tere überl^aupt ®rö|ten funbgibt liefert einen gerabe}u Demid^
niemals bemicfen merben fönnen (Qfreie SBiffen« tenben SSemeiS gegen fold^e 3lnfd^auungen.
fd^aft 14). ^fö SSorbebingung }u contpetentem b. S)a| 93emu|tfeinunb €mpfinbun{
Urtl^eil in ber ^ngelegenl^eit forbert er au^er ben nid^tS^nbereS feien, al3 eine t)ertt)id[eltere, burd^bit
ndtl^igen naturmiffenjd^aftlid^en jfenntniffen aud^ l^ö^ftcompIicirteStructurbeStl^ierifd^enOrgamS'
„pl^ilofopl^ifd^eS IBerftänbni^" (©d^öpfungSgefc^. mu§bebingtefSformmed^anifd6erS5e»egung,tt)eW^
638). 6S braud^t nid^t eigen§ bemerft 5U merben, ftd^ Don nieberen SSemegungSformen etma fo unter>
ba^ ^ädfel biefeS „pl^itofopl^ifd^e SBerftänbnt|'' im f d^eibet, mie eleftrifd^e äJemegungSsufiänbe oon ein^
SSereme mit ben „anberen grforbemiffen" tl^at» fod^er^njiel^ungoberSlbfblung — biefeSelJoup»
f äd^Ud^ nur benen perlennt, meldte Don Doml^erein, tung ber SDflaterialiftenift nid^t bIo| nid^t f onnenflar,
ol^ne e§ mit ber t^orberung naturmiffenfd^aftlid^er fonbem in bem Wa^t ungereimt unb abgefd^madft
Semeife aUju genau ju nel^men, geneigt ftnb, feine ba| fte nur oon fieuten, bie im pl^ilofopl^ifd^en 2)en'
vorgefaßten moniftifd^en 9Reinungen al3 unum» lenoölligungeübtfinb, emfl genommen merbenfann
ftößtid^e fie]^rfä|e l^injunel^men (Dgl. eb. 17 ff.). ^ür {eben, ber nur einen Haren Segriff Don med^*
2.S3omp^iIofop]^ifd^en@tanbpunItau8 nif d^er SSemegung einerfeitS, Don Smpfinbung iml
ift Dor Wem a. bie ftiUfd^meigenbe ober offen au§» SSemugtfein anbererfeitS l^at, ift eS fofort einleud^
gef prod^ene 93oraugf e^ung ber SJlaterialiften grunb> tenb, ba| eS ftd^ l^ier um smei i^rem ganzen 9ß e f et
falfd^, als ob il^re SBelterllärung, felbft menn eS nad^ Derfd^iebene Orbnungen Don Srfd^einuuQei
gelänge, für biefelbe einen DoDgüItigen SSemetS gu l^anbelt. S)ie| mirb l^eute felbft Don ben befonne>
liefern, Döllig auf bem Soben ber ßrfal^rung neren ©elel^rten pofitiDiftifc^er unb agnopifd^ei
ftel^e unb Don bemfelben auS alle Slötl^fel löfe, MeS Slid^tung offen ^ugeftanben. @o fül^rt 5. 9. S)i
fonnenllar mad^e. ^ud^ ber SRaterialiSmuS Derlößt 93oiS-9le9monb (2)ie ©renjen beS 9laturer!ennenS
mit ber Snnal^me Don ftarren ober Iröftebegabten 1882, 33 ff.) bem @inne nad^ auS: Rotten mi
bejm. befeelten 2ltomen ben Soben ber ftrengen aud^ bie benfbar DoHfommenPe (Srfenntni| be
Srfal^rung unb ift fomit eine metap]^t)ftfd^e SBelt« @tructur beS 9ierDenf9f[emS im Mgemeinen un)
erflärung. 3)enn mebcr bie Sltome, meldte i]^rem beS ©cl^imS im Sefonbem, Knuten mir aEe boi
Begriffe nad^ fleinfte, untl^etlbare, un|em 9Witteln Semu^ein unb bie ©mpfinbung begteitenbcnSe
ber Seobad^tung burd^auS unjugöngltd^e 9Raffen« megungSDorgönge in ©el^im unb !RerDenf9fieii
tl^eild^en fmb , nod^ bie Don Sinigen bel^auptete mit DöQig erfd^öpfenber ftlarl^eit f d^auen, fo loüd)
©tanl^eit ober bie Don Slnberen angenommenen, bod^ bie gntftel^ung Don ©mpfinbung unb 9e
angeblid^ mit il^nen unjertrennlid^ Derbunbenen mu^tfein auS legieren immer noq gleid^ unbegreif
ffräfte ober primitiDen ©celd^en laffen Jxä) irgenb« lid^ bleiben. SBie f ollte ie in Sltomen ober fonpigei
mie empirifd^ nad^meifen. S)er ^tombegriff, mie ©tofftl^eilen, bie bemußtloS unb empftnbungS
er oft aufgefaßt mirb, als untl^eilbareS unb bod^ toS ftnb, burd^ eine bloße Slenberung il^rer &
Wieber f örperlid^ auSgcbel^nteS aWoffentlieild^en, i[t megungS» unb SagemngSDerl^ältniffe Settmßtfei
fogar nid^t einmal Don innerem Sßiberfprud^ frei unb @mpftnbung, 5. 93. ©d^mer^« ober fiujtempfin
3)ie angeblid^e ttnjertrennlid^Ieit Don @toff unb bung, entftel^en tonnen? Sßonur bemußtlofe un
ffraft unb gar bie 3bentificirung atter ftofflid^en cmppnbungSlofe SKaterie Dorl^anben ift, fel^It Äc
ftraft mitSeele ober®eift fmb überbieß l^öd^ft baS©ubiectbcr6mpfinbung, unbtpo!ein©uI
abenteuerlid^emetopl^^fifd^eSorauSfe^ungen. Stoff ject ber gmpfinbung Dorl^anben ift, farai eine 6in
unb Jhaft, bie beiben ©runbelemente ber materia» pftnbung meber entftel^en nod^ mal^rgenommen loa
lifiifdjen äBelterflarung, mit meld^er bie 3Kateria» ben. 3n mcld^er SSerlcgenl^eit bie IRoniften h
lijienmie mit®rößen operiren, meldte auS un« §äd(erfd^en©d^ule(§ädel,^re9er,3lägeUu.f.to
mittelbarer Slnfd^auung DöHig unb guerft befannt finb, biefe unb ä^nliqe grmägungen ju entfräfter
flnb, bleiben i]^rerinnem9laturnad^ für uns ebenfo bafür ift bie Ännal^me Don ber Sefeeltl^eit alfa
gel^eimnißDoH mie ber ®eift felbft- j[a bie 9Katerie aud^ ber anorganifd^cn SKaterie, ber fpred^eiAf
in fid^ liegt tl^atföd^lid^ unferer ßrlenntniß nod^ !Beleg, an meldte fie ftd^ mie an ben testen 9iel
femer als unfer ®eift. ®enn unfercS ®eifteS finb tungSanfer il^rer Xl^eorie Jeftflammem. Um bi
mir uns bod^ felbftbemußt, mäl^renb mir bie SKa« cinl^eitlid^ „med^anifd^e" grflämng aller grfd&ei
terie nur DermittelS ber ©inncSeinbrüdfe in unS, nungen auf aKcn ©ebieten um jeben ^eiS j
1001
9nateriali§mu§.
1002
Riten, fel^ jie fid^ fd^Iielltd^ gendtl^tgt im SBiber«
jpnd^ mit ber Snfd^umtg aUer Vernünftigen fieute,
bct Idbloftn 3Raterie feKft ))f9<i^ifd^e Functionen,
pimitiDcd (Sefäl^I unb primitiven SßiUen, an5u«
K^ten. Um Don ber Säugnung ber @eele im or«
gsnljd^Siei^ nid^t laffen gu muffen, fd^reden fte
n^t boDor surüd, mit einem tto^Ifeilen, im 9^0»
mm ber gebulbigen SBiffenfd^aft ertl^eilten Tlaä)U
f|p4 fi^S^d ^^on iebeS ^tom mit einem @eel»
^ auSjuftattm. 9lö]^er (efel^en, fteDt ftd^ biefe
Serlegenl^itSauSflud^t freilid^ nur al§ ein plumpe§
tol^enfptelerftüd l^ermiS. ^emt bie ^öderjd^en
.©eeldjen* fyAtn t)on ber ©eele nur ben SRamen,
ober nid^t bie @ad^e. ^iefelben ftnb [a nur
»@))Qmmng$tröfte'' oberSemegungSformen, be^tt.
Snnctionen ber organifirten ober nid^t'organiftrten
Dlderie.
c. 92od^ Diel tt)eniger al8 bie einfädle Smpfin»
long loflen fid^ bie ^öl^eren geifiigen ^unc»
tioiten, ba§ inteUectueUe unb baS ftttlid^e fieBen
im Olenfd^, ouS bem SBoIten rein ftofflid^er
tidfte ober med^onifd^ erflören. ÜRon brau(i^t
W ttieber nur bie betreffenben ©egriffe Aar ju
wiäjim, um fofort eingufel^en, bo^ in ©tofftl^eil»
ifOi, toeU^ an M ber fjfäl^igfeit 3u benfen unb
H felbjt 5U beftimmen, entbehren, biefe t^öl^ig*
feit nie unb nimmer burc^ bIo|e ^enberung be^m.
loni|)(icQtion tl^rer SBemegungS» unb fiQgerung§-
Doi^iffe entftel^en fann. 9ßie feine Smpfinbung
bobor iß ol^ne ein empfinbungSföl^iged Subject,
isiDelc^ fte l^orgerufen unb recipirt mirb, fo
«4 feine geiftige Function ol^ne ein geiftigeS
6nbj|eä. @omo(l bie SBerftonbeS« unb SSemunft-
4&t^, meldte gegenmörtige unb vergangene
SaneSeinbrude in einl^eitlid^em tteberblidC um«
tont unb oud benfelben aDgemeine ab§tracte
Be^ffe geminnt, afö bie menjd^Iid^e SBittcnS»
wgfeit mit ber jtttlid^en @elbftbeftimmung unb
An Soctoren ber moralifd^en Orbnung fe^en ein
n^titli^, einfad^eS, über bie 3Rakm empor»
logmbei, Don berfelben feinem SBefen nad^ Der»
WAencS unb bal^er aud^ von il^r „einfad^l^in"
Wöb^dngigeS, mit ^öl^erer, geiftiger ftraft au§»
gifWeS, furj ein geiftige§ ^rincip Dorau§. ®ie
Rötaflalipen läugnen freili^ „in ber Sl^eorie"
^ toefentlid^en ttnterfd^ieb smif d^en geiftigen unb
flninolifd^ ^tmctionen unb fteDen bie S^iUenS»
Heit mit allen auf bief elbe fid^ ftüjkenben fpecifif d^
*)wlif^ Segriffen in 9lbrebe. S)od^ fann biefe
intnäd^e tl^oretifd^e ^löugnung angefid^t§ ber
Pl^ä^, ba^ baS ganje inbioibuelle unb gefeO*
WöföiiJjleSeben bie fpiritualiftifd^c Sluffoffung oom
IRäfdM S^ SorauSfe^ung l^at, nid^t emftlid^
ui9eh:ad^t fommen, }umal ba bie SJlaterialiften
Wip im praltifd^en Seben mit il^rer rein fenfua=
WjÜ^ CErlenntni^« unb il^rer betermtniftifd^en
MifKfciben SRoraltl^eorie auf Sd^ritt unb Sritt
n Sftcrfpntd^ geratl^en. Ober mie lie^e fid^
Kit bem materialiftifd^en @enfuali§mu3 g. S. bie
^ipnqaMtrQcter, {heng allgemeiner unb DoUenbg
topiget Segriff e jufommenreimen, mit benen aud^
bie 5IRateriaIiften beftönbig operiren? SBeld^en
5IRateriaIiften wäre eS g. S. ie gelungen, einen
matl^ematifd^en $unft, eine DoKfommene 6bene,
eine gerabe Sinie, überl^aupt irgenb ein genauem
matl^ematifd^eS ®rö^enDcr]^äItni| birect ju beob»
ad^ten ? ©d^on bie einfad^flen abätracten matl^
matifc^en ^Begriffe unb SorfteHungen laffen fld^
„rein fenfualiftifd^" fd^Icd^terbing§ nid^t erflären.
Unb ho^ Operiren aud^ bie SIRaterialiften völlig
pd^er mit benfelben. Um an ber ©d^mierigfeit ber
„allgemeinen ©egriffe" vorbeisufommen, läugnen
bie meifien Slnl^änger fenfuaüftifd^er grfenntni^«
tbcorie, 3. 35. 3. ©t. 3Kin (Examination of Sir
W. Hamilton's Philosophy eh. XVII; System
of Logic IV, U), bie S^ftens berfelben. ©ie
fönnen aber mieber biefe „allgemeinen ^Begriffe"
nic^t einmal läugnen, ol^ne mit benfelben ^u ope»
riren unb bamit tj^atjäc^Iid^ bereu 6jiflenj ju be»
funben. 9{oc^ viel meniger al§ ab^tracte uub
allgemeine SSegriffe laffen fld^ bie rein geiftigen
«egriffe (®eift, SSerftanb u. f. m.) fenfuaUftifd^
conftruiren, mit meldten nrieber bie SKatcrialiften
felbft menigftenS infofem operiren, al§ pe biefeften
läugnen. Ober foU man vorau§fe^en, bag fte nid^t
miffen, movon fte fprec^en, mcnn fie ben ©piritua»
Ii§mu§ befämpfen? — SBie bie fenfualiftifd^c 6r»
fenntni^tl^eoric ber 2KatcriaIiften, fo fd^eitert aud^
il^re beterminiftifd^e l^eboniftifd^e SDloraUcl^re am
pfeifen ber äBirflid^feit. SBenn alleS, »ag ber
SKenf d^ tbut ober lä^t, nur 9lu§Jiu| unabmenbborcr
Dlotl^menbigfcit ift, fo l^at eS feinen ©inn mel^r,
von Xugenb unb SSerbred^en, von fittlid^ guten
unb böfen ^anblungen, von ^flid^t unb ©emiffen,
von Serbienft unb SSeranttoortftd^fcit ju reben.
Unb bod^ brel^t ftd^ ba§ ganje fpeciftfd^ f/ntenfd^«
lid^e" Seben, aud^ ba§ ber TOaterialiften, um biefe
„fittlid^en" Segriffe »ie um feine 2lngelpunfte.
Um nur einen ^aÜ l^ervorjul^eben: meldten ©inn
l^ätte bie ^ittlid^e entriiftung", meldte j. ». ^ädfel
unb Süd^ner über ben SBormurf, bafe ber miffen*
fd^aftlid^e WaterialiSmuS mit bem etl^ifd^en in
engftem 3ufammen]^ang ftel^e, jur ©d^au tragen,
unter ber 55orau§fe^ung, ba^ berfelbe mit 9latur»
notl^menbigfeit bem 3nl^alt unb ber t^orm nad^
erl^oben merbe ? ftann ein befonnener 9Renf d^ 3. S.
einem unvernünftigen Siliere ober einer SWafd^ine
unb einer blinben 9JaturgemaIt gegenüber in „fitt=
Ii(^e" gntrüftung geratl^cn ober benfelben gar §a6
unb Sfeinbfd^aft nad^tragen? SBenn bie 5Kateria=
liften SRed^t Ratten, fo bürfte man überl^aupt nid^t
me^r von tugcnbl^aften unb lafterj&aften, fonbem
nur mel^r von nü^lid^en unb fd^äblid^en ober mol^l»
tätigen unb verberblid^en äßenfc^en fpred^en, mie
man etma von nü^lid^en unb fd^äblid^en Silieren
bejtt). mol^ltl^ätigen unb verberblid^en Siaturgetoal»
ten fprid^t. S)ie SKatcrialiften berufen ftd^ bann,
um barjutl^un, bafe ba§ ©el^im im Serein mit
bem gaujen 9lervenft)ftem baS malere unb einzige
^rincip aller geiftigen gunctionen fei, namenüid^
barauf, ba| le^tcrc in völlig proportionaler SBeifc
mit erfterem fid^ entmidteln unb »ieber obnel^en,
1003
SRateriaHSmuS.
1004
wie bic6 Bei ffinbem unb SttterSfd^mod^en be^tt).
©eifteSfronfen flor l^cröortrete. gs lie^e \xä) nun
juDötberft fd^on bie behauptete t)önig parallele unb
proportionale CEntwidlung beftreiten. 3Kan l^at
j. 83. bei ©ectionen öon ^erfonen, meldte bis jum
Sobe ben öoDen (Sebraud^ il^rer geiftigen Jhäfte
bemal^rt Ratten, bebeutenbe uiü) umfaffenbe ©d^ä»
bigungen ber ©el^imfubftanj öorgefunben. Slber
felbft angenommen, bafe bie 9Sorau8fe^ung be§
SKaterialiSmuS t)om ööHigen $aratteU§mu§ ^tou
fd^en (Sel^im unb geiftigen g-unctionen l^infid^tlid^
i^rer ßntmidHung unb il^reS SSerfafö jutreffenb
»äre, fo folgt au§ berfelbcn nod^ lange nid^t bie
Sbentität Der geiftigen Vorgänge mit ben förper«
Ii(^en im ©el^im, fonbem nur eine „gemiffe" 2lb«
^öngigleit erfteret Don festeren, wel^e aud^ oon
ben ©piritualiften feincSmegS gelöugnet mirb. S)a|
biefe Sbentität in SBal^rl^eit nid^t öorl^anben ijt
unb nid^t Dorl^anben fein !ann, unb ba^ bie gei»
ftige ©ubftanj „einfad^l^in", b. 1^. i^rem Sßefen
nac^, t)on ber ©el^imfubfianj unabl^ängig ift, ift
natürlid^ nid^t entpirifd^ ober e^erimenteE nad^=
^umeifen; bie| gel^t aber jur Soiben} au§ ben eben
berül^rten pl^ilofopl^ifd^en ®rünben ^ert)or.
3. SSom culturgefd^id^tlid^en @tanb'
p u n ! t a u § tritt bie SSermerf lid^f eit unb bamit
aud^ inbirect bie innere Unmal^rl^eit ber materia»
liftifd^en 3Bettanfd^auung barin l^erDor, bag bie»
felbe fomo^I ftttHd^ DeüoerfUd^en Urfad^en ent»
{lammt, al§ aud^ mieber fittlid^ oenoerflid^e (^rüd^te
}eitigt. 2)er tl^eoretifd^e 9nateriali3mud |at im
^pttlid^en 2KateriaH§mu8", ber nad^ bem aDgemei«
tien SuQcftönbnife Mer oertoerflid^ unb öerberblid^
ift fomol^l feine SBurjel als feine praftifd^e ©pi^e.
a. SDer tl^eoretifd^e 9KateriaIiSmu8 murjelt im
e^ifd^en aJlateriaßSmuS. 9Jid^t bie ffintmidtlung
beS ^anbelS unb ber Subuftrie ober bie fSfort=
fc^ritte ber SRaturtoiffenfd^aften an fid^ maren unb
finb, toie man oft l^ört, bie eigentlid^e treibenbe
jhaft bei SuSbilbung unb Ausbreitung materia*
liftif d^er Seigren, fonbem einerf eitS bie lieber jd^äfeung
ber materiellen ®üter, SReid^tl^um unb ®enuC im
Seben, anbererfeitS bie entfpred^enbe Ueberfd^äjung
ber empirifc^en ffenntniffe unb SKetl^oben in ber
SBiffeufd^aft, alfo ber „prafttfd^e" ober „etl&ifd&e"
SKaterialiSmuS. 3riten, in meldten bie SSölfer,
bejtt). einjelne ftlaffen unb ftreife ber ©efeH«
fd^aft, fid^ unter entfpred^enber ©eringfd^äjung
ber l^öl^eren ©fiter beS fiebenS in irbif^eS ©tre«
ben, Sagen nad^ 95efiJ, Steid^tl^um unb ©innen=
genu^ oerfenften, toaren aud^ bie 93Iüteperioben
beS „tl^eoretifd^en" SKaterialiSmuS. hierfür liefern
ebenfo fel^r ber gried^ifd^e unb ber römifd^e mie ber
franjöfifd^e unb ber beutfd^e aJlaterialiSmuS fpre»
d^enbe Selege. ©elbft bei ben ©elel^rten, meldte
ju materiattftifd^en ober pofttü)iftifd6en unb agno»
ftifd^en Slnfd^auungen fommen, ftno für bie t)on
il^nen ber überftnnlid^en Orbnung gegenüber ein«
genommene feinbfelige ober öomel^m ablel^nenbe
bejm. ignorirenbe §altung nid^t tixoa „miffenfd^aft«
li^e" ©rünbe, tote 3. S5. neue ffintbedfungen auf
bem ©ebietc ber SRaturf orfd^ung, fonbem „etl^^e*
ma^gebenb. Qn le^teren gel^ört t)or Mem ein ba
ftttli^m aSerfaffung, ber fittlid^m gKd^tuna bo
felben entfpringenber aBibermille, bejto. bie ©Wdji
gültigfeit gegen bie SBa^rl^eitm ber überfiniiB^
Orbnung unb bie mtfpred^enbe „©efinramg" ober
atid^tung bei ^anbl^bung ber empirifd^ got«
fd^ung, alfo mieber „praftifd^er* SDlaterialiSniiiS.
3n ber %iai l^aben alle neueren Qfortfd^ritte ber
9laturmiffenfd^aft abfolut nid^tS gu Sage geförbert
woburd^ bie ©mnblagen ber f pirituaßftif d^ 9M-
anfd^auungim©eringften erfd^üttert »orbm toären,
uno alle möglid^en fSfortfd^ritte berfelbcn fönnen
nid^tS derartiges p Sage förbem. S)enn eS tp
innerlid^ unm5gli(|, bafe bie emptrifd^ gorfd^
auf ©mnb il^rer empirifd^en SKetl^oben in SBir!«
lid^feit bie JJtd^teEiftenj überempirifd^er SSnge
bartl^un fönnte, an bie il^re empirifd^ SRetl^ob«
gar nid^t reid^en „famt". S)a6 aber bie Don ben
empirifd^m Sll^atfad^en auSgel^enbe pl^ilofopl^ifd^
©pemlation logifd^ nid^t jur Söugnung, fonbera
im ©egentl^eil jur unameif eD^aften gfeftfteKung bi^
fer überempirifd^en Orbnung fül^rt, ift bereits ba^
getl^an morben.
b. ©er „t^eoretifd&e" aRaterialiSmuS gipfeli
aud^ micber im „etl^ifd^en" SWaterioIiSmuS, b. (.
in flttlid^er SSerberbnii SBie ber »aum, fo bii
grüd^te. 3Kan fann \a zugeben, ba^ bie Sn-
l^önger ber materialiftifd^en SQBeltanfd^auung in
praftifd^en Seben um SJieleS be[fer fxnb als i^n
Sl^eorien. 2Kan tl^ut il^nen aber fid^rfidi fein
Unred^t an, menn man t)orauSfe|t, ba^ pe fidj
bm flttlid^en Konfequenjen il^rer l^ebonifKfdj«
^KoraHel^re bod& nid^t „ööttig" en^iel^m fönnen
S)afe ber ftttUd^e ginflul, meld^m bie materialipi'
fd^en Seigren üben, ein l^öd^jl t)erberblid^r ip^ jetg
fid^ namentlid^ in ber SBirfung, meldte biefelba
im großen ^Publifum l^erDorbringen. Ober ttxc
unb ift eS öieDeid^t ein bloßer Sufall, ha% ben
gried^ifd^en 9RateriaIiSmuS ber ^rfaU ©ried^
lanbS, bem römifd^en ber 3ufammenbmd^ beS tft
mifd^en SQßeltreid^eS, bem franjöfifd^ bie grol
frangöftfd^e IReDolution unb bem mobemm bi
©efal^r ber allgemeinen forialm SteDoIution ou
bem 3fu^e folgten? 6S fann feine öerberMid^
Vergiftung beS SJolfSlebenS in allen feinen Sl^eikn
im ^rioat« unb gfamilienleben, in ber ftttlid^md
in ber Sled^tSorbnung, im ftaatlid^en unb im f ocia
Ten Seben, geben als bieienige, meldte burd^ %tS
breitung materialiftif d^er Seigren unb Änf d^ouunge
in'S SBerf gefegt mirb. 2)enn baburd^ loirb ba
SSollSleben in feiner SBurjel felbft Derpepet. 9}ot
ftel^enbe Semerfungen fejen bie SSertoal^nmgcn i
baS redete Std^t, meldte bie SRaterialifhn (). S
Öödtel, ©d^öpfungSgefd^. 33 f., unb »üd^ner, ®t
9nenfd&274;Äraftu.©toff,4.?lup.,©.LXXXV]
in ben gereigteften SluSbrüdten gegen iebm Sktfui
einlegen, ben angeblid^m ^miffenfd^ftlid^*' TOc
terialiSmuS mit bem ,Jtttlid^en'' in 3ufammer
l^ang 3U bringen. ,,S)er5DlateriaIiSmuSberS3Biffei
fd^aft unb beS SebcnS", fd^reibt a- Ä »üdjne
10O5
SRaterie unb gorm.
1006
,fiab liimmeUDeit t^erfd^iebene S)inge, mli^t nur
Me »l^dmiOigfett ober bie »omirtl^eit mit einan«
kr ncnscd^feln ürmm." 3)a f^at bod^ geuerba^
kr Soter beS mobemen ^notertaliSmuS , meit
|t5^ ))]^Uofo)>]^ifd^n @d^rf6Iid behtnbet oI§
« bcn ®nmbfQ| auffteUte, ba| bie ©ötter, melii^e
U bie 9Renf d^en bilben, il^iren äBünfd^en ent«
WxSj/m. Ungleid^ )>rögnanter tft f reilid^ bie biefen
Soitm }u ®runbe liegenbe äBal^r^eit jd^on lange
{ODor tK)m 9)>ofieI IßauIuS auSgefprod^en toorben
(mf. »öm. 1, 18 ff.; 8, 5. 1 gor. 2, 14 u. f. tt).).
Cl Meibt alfo babet, ber SRaterialiSmuS tenn-
iei^ fid^ Dom culturl^iftorifd^en @tanbpun!t au§
cinafeitS qI9 gSuInilprobuct einer fittlid^ ge(un-
hm @efe&fd^ft, anbererfeitö ofö ^erb toeiterer
fSSäfn Serpefhtng berfelben, unb erfd^eint bal^er
aSi Dom oilturl^ijlorifd^ @tanbpunft olS burd^«
wA Denoerflid^ unb innerlid^ untool^r.
Son Sd^riften gegen ben ÜJtaterialiSmuS feien
Ifitt moSipai : 9. Sxinner, äSorlefungen über ben
OtottrialiSmud^ 1864; $. ^affner^ 2)er aHateria«
Bittttlinber eulturgefd^id^te, 1865; §. Sßeftl^off,
6to| Slta\t unb ®ebanle. Sine umfoffenbe Sr«
üüning bed Seelen- unb be§ leiblid^en fie6en§ mit
^M ouf bie Unfierblid^feit 1865; SRateria»
bfinuS ober Sl^fientl^ium? Sine ^^age an ben
#nibm aRenfd^noerftmtb^ 1875; ff. 2)ieterid^,
Wbfopl^ie unb 9latunoijfenfd^ft, il^r neuefteS
Oiilmil unb bie moniftif^ äBeltanfd^auung,
1875 ; D. ^ertling, lieber bie ®ren}en ber me(|.
SatBrnfldrung, 1875; 6. Sd^eibemod^er, 2)ag
Sedoüeben unb bie ©el^imtl^ätigfeit^ 1876: %
9äai, 2)er aRoterioIiSmud geprüft in feinen Sel^r-
ji|m mib beren eonfequenjen, 1877 ; 2). o. @d^ü|h,
hAtiadt aBiffen ber Staturforfd^er, 1878; @.
K. 64uler^ 3)er aRoterialidmuS gemürbigt burd^
Sodegimg unb SBiberlegung. 1890; 3. äBiefer
8. J., SRenfd^ unb Xl^ier^ populör-toiffenf d^oftL
SwWge u. f. m., 1875; 3. gpping S. J., ®er
Aieiftmf im ffoSmod, 1882 ; S. 2)reffel S. J.,
Set belebte imb ber unbelebte @toff nad^ ben
KKpm SforpungSergebniffen^ 1883; %. $efd^
8.J^S)tegro^enaBeItröt]^fel 1883—1884; A.de
Qnatre&ges, Charles Darwin et ses precur-
Mon £ran9ai8. Etüde sur le TransformiBine,
1870, unb Theories transformistes im Journal
feSayants, 1889, 228 ss.; 1890, 83 ss.
^80. ; K Garo, Le materialisme et la science,
>*M. 1876, unb L'idöe de Dieu et ses nou-
^imx critiques, 8® öd. 1889 ; Paul Janet, Le
^atdrialiame contemporain, 8® öd. 1878, unb
Üb causee finales, 2« ed. 1882. [©ruber S. J.]
JfMiäe unb ^tm finb no^ ber peripa-
^i^fd^Iafiifd^en 9}ahu:anfd^mmng bie fubfton-
moL Seffambti^eile eines fförperS ofö fold^en.
tonod^ («fielet ieber fförper au3 einem unbe«
linlen, ober befltmmbaren principe (ÜRaterie)
iri» einem befiimmenben principe (tjform). ®e-
jMOi^ ifi biefe Knfid^t oon ^ato auf gejteQt^ oon
vijbldeS unb ben @<^oIa{ü!em meiter auSgebil-
^ 9htonnterf(l^ibetbie3beenmeIt al3 baS mal^ir-
l^aft, ooHfommen @etenbe unb bie @inne§toeIt ati
baS unooUfommen @eienbe, relatio 9lid^tfeienbe.
2)ie 3been finb bie Urbilber, bie @innenbinge bie
concreten, ober unooUfommenen ^bbilber berf eüen.
2)en!en mir un§ oom concreten Sinnenbinge jebe
93eftimmt]^eit unb ©eftalt l^intoeg, fo ift bad, mag
übrig bleibt, bad unbeftimmte, geftaltlofe @ubfhat,
föl^lig, aKe ®eftalten in ftd^ oufgune^men, ber
iRonm, meld^er, felbft unoergönglid^, ollem SBerben
eine @tötte barbietet. 2ht biefem an fid^ formlofen
@toffe finb bie Sbeen auSgeprögt unb fo bie be»
ftimmten finnlic^en ©eftalten entftanben. Sßeil
aber ber @toff eine ooKfommene SuSgeftaltung
ber Sbeen oer^iinbert, fo ftnb bie @innenbinge
unooOlommen, oerönberlid^, oergänglid^. — Sri-
ftoteleS f^ai biefe platonifd^e Staturanfd^uung fid^
angeeignet, aber f d^drf er ausgeprägt. 2)ie SDloterie
ift il^m ba§ unbeftimmte, aber nid^t bid }um bloßen
Staum oerflüd^tigte, fonbem pofttioe @ubftrat
meld^eS an fid^ aUer 9onn ermangelt aber burd^
lebe 9orm beftimmt toerben !ann. 2)ie SJlaterie^
mie bie äBelt überl^aupt, ift etoig, bie ^formen
med^feln immerfort. — Unter ben ftird^enoötem
befennt ftd^ ber 1^1. Suguftin }u ber Seigre oon ber
formlofen SOtaterie unb ben bejtimmenben, geftal»
tenben 9^rmen. @o mürbe biefe Sln^d^t bem
ÜJtittelalter überliefert, in meld^em fie feit bem 9e«
ginne ber ^od^fd^olaftif aUgemebte €)eltung belam.
2)anad^ finb SHaterie unb tjform bieienigen
^rincipien, meldte in il^irer unmittelbaren iBer«
einigung bie Subftan) bed 9{atur!5rper§ l^erbor«
bringen ; fie fmb alf o bie conftitutioen ^rincipien
be§ Jlörper§ aföfold^en. 93eibe flnb Xl^eilfubftonsen,
au§ meldten bie einl^eitlid^e ^ubftang, ba§ mirt>
lid^e @ein, erft mirb. @ie finb oerfd^ieben oon ein»
anber unb bod^ notl^menbig }u einanber l^inge«
orbnet, fo }mar, ba| in ber Jlörpermelt feine SRa«
terie ol^ne S^rm unb leine Sform ol^ne ÜRaterie
bejieljit. — - Setrad^ten mir bie SWaterie an fid&,
abgefel^en oon ber tjform, fo nennen mir fie bie
materia prima, ben gau) unbeftimmten, aber
ieber 93eftimmung fälligen Urftoff. SIB fold^e ift
fte reine SOtöglid^Ieit im ©egenfoj^e gur SBirflid^-
feit, aber nid^t bIo| logifd^e SDlöglid^feit, b. |.
S)enfbarfeit, fonbem reale SRöglid^feit, meil in
bem ®an}en afö bem SBirRidben entl^alten, ein
3RittIered gmifd^en bem bIo| @ebad^ten unb bem
SBirf (id^en, baS @ubftrat, meld^ed no^ nid^td mirl«
lid^ ift, aber ieglid^ed merben lann. @ie lann an
fid^ gar nid^t esijtiren, bal^er aud^ nid^t mirlen,
nod^ birect erlamtt merben. ~ 3)a§jienige ^rincip,
moburd^ bie an fid^ unbeftimmte SJlaterie gu einem
beftimmten Jlörper geftaltet mirb, nennen mir bie
gform, unb gmar bie fubftantieOe S^rm (forma
substantiaHs), meil fie mit ber SHaterie bie ein*
l^eitlid^e fförperfubftan} biß)et. 3ft bie materia
prima reine $oten}, fo ift bie forma substan-
tiaHs ify: Set, il^re SBirflid^Ieit, unb }mar il^r
erfier Set (actus primus), im Unterfd^iebe oon
bem Scte ber Stiften}, meld^er bem ißereindmefen
t)on SDtaterie unb ff5rper )uIommt. SHefe Ssiftenj
1007 SRateiit uttb Sio<rit>'
iß ithinst buic^ Me ^om, tnell butd^ bieft bei Ui bet €omi)iHon bn Stirpn, unb bin4
ffötpn (ein SJaftin unb leine fpedfiftöe aBejenl^ftt enlfte^l wicbet ein anbetei: (ober meutere >
^t. S)te Sfonn ip bol^t ni^' ofiön Sßttncip beS ÄBr))« (nulla coimptio sine generatio
©efn8 imb bei gin^eit, (onbem ouc^ be3 äffiirtenS imigttedrt). 3nbem olfo bei jtber Sortupti
bcS Äörpträ, weil boB Blrfen bur(^ boS 33efeii beS gotm ncrfc^toinbet, ent^e^t immer eine new
ttbxftci 6ebingt ifl 2)eg&aCb enbEii^ ip bie ^orm unb gmai au3 bet Materie beS coirum|)iit
0111$ bofi ^rindp bcr €rmmbatfeit beS fförfieiS. peiS (eductio fonnae). @d entfte]||t alfo
— Snon nennt auc^ bcn SBeQiif[, noburd^ baS ®eneiatton jebeSmal eine neue @ub|lai^
SE^enbiäftBitKreauSflebrüdtnriio, Storni. 3)ann baS ^ercoitieten einei neuen fubftantieOoi
iß obet bie forma metaphyaica, bei ÜBefenS- unb cbenfo gefit bei feber eocni^ition ein
(esriff bee ttittfui, gemeint, im Unterf^tebe Don {tanj gu @Tunbe bur^ Untergeben einer j
bei fonna pbydca oDtt bei fubftantieSen, mit ber tieSen Sorm. ^nbem ferner burd^ !8en
aitaierte ben pligpf^ ÄöTpet conpituirenben ber neuen gform mit bei aRolerie eine S
gform. — SBon bei materia prima ip bie ma- entfielt, wirb nii^t allein bie aWaterie tut
teria Becnnda, unb Don ber forma subatantialis i|orm begrenjt, fonbem aud^ bie ^oim bi
bie forma acoidentalis gu unterfifietben. Ma- Öaterie befonbert, fo ba| fie inbiotbueSt
teria aecunda i^ bei bur^ SJcibtnbung bei ma- fc^aften empfängt. — S)ie XÜaterie, mtl^
teria prima unb ber forma BubetantialiB fd^on aQein nie e^iftiit t|at, rourbe 31nfang9 Do
)U einem fub|iantiellen @ein ge|bltete ffdifier, gefd^affen unter ben formen bei uiei S
tpeld^ei atö \o\i)n bie 3)'lSgIii$feil befitft, nunnig' ober einfa^tn ffSiper (€rbe, Sßtiflei, Sitft,
fa^e accibmteäe EQeränberungen in ftäf mi^u- Wu3 biejen einfachen ffSr^iem entpel^en bi
nebmen. SkiSjenige, mos biefen ftöttiet ju einer gemi[d^ten,inbembieuriprüngIic^enj$ormü
bestimmten 3)er&nbeiung beterminitt, iß bie forma ge^en unb au§ ibrer Sterte bie neuen {
aooidentalia. ber gemijdfiten flörper ebuciit meiben.
S)ei gemorbene, fertige flörper Ibepe^t oifo auB gelten bie elften Sorrnen ber üier Giemen
jwei Srindpien, ajlüteiie unb gorm. !8etra($ten gntfieben Bemi(^terÄ&r))er nicbt gonjunt
nii aber boB SBeiben beS fföipeiS, fo mirb noc^ bemjtebleibentiotentiellinbengemifd^tenl
einbiitteS$rincttiQngenommen,bieä9eraubun3 unb treten bei bet Sarru;>tiDn berfelben
(privatio). £8 enthebt nämlii^ ein ffBrfiei ntd^t actuell auf. Sie Sntfte^ung ber gemift^ten
ouS 91id^t3, fonbem ani Doibonbenem ffSiper- DoÖgieldt fi$ in bei gonjen ?tatur in t>
ViiSjtn. S^iefeS larni aber nur infofem Derben, als SBeife. lleberaS, in ber anorganif^en mi
eS baS, nuS eS mirb, nod^ niAt ifi, al|ci ber tiform, organifc^en Statur, entfielen bie gemifd^ten
uobiir^ eS biefeS beftimmte Sing toirb, no$ er- ouS ber materia prima unb ben eburtit
mangelt ober beraubt ip. ©aSjenige, moton ber flandetien formen. 3n bet otgonift^
ffijerbejjroce^ beS ©ingeB auSge^t, ip alfo mit jinb biefe baS 2eben§princip ober bie ©eel
einem ÜKmigel behaftet, fofem e8 bie betieffenbe bet 5)lenf^ ift ein 5BereinS»efen auS n
gormbabenIann,aIieii£irerno^ermangen, aSenn prima unb bcr fubftontietlen gorm, n«b
im $ro3e& be9 Sffierbenä bie fubftantieffe 5orm |ier nlt^f ber au8 ber aHaterie ebucitte,
jur llhiteiie tiinautriH, fo entfiebt boS S)ing (gene- Bon ®ott gefd^affene ®eip ifl-
ratio); Wenn aber bie accibenteUe 0orm gu einer £BaB nun bie ^erecbtigung biefet f^olt
ft^Du beßimmten 3J[atetie (materia seounda) bin- 5Rflturanf($auung Don 5Dialerie unb f^otm
juTommt, fomirb baS S)ing Deranbeit (alteraüo). fo mu% cor ^Qem betont merben, bo^ f
getnet, nienn bie fubftantieöe gotm oeifc^mtnbet, Se^rentf^eibungen berffirc^e nid)t aK m
jo tergebt baS SSing (corruptio); öerfcbttinbet lii^ ridfittg geforbett wirb, ^ttiar oermi
übet bie otribenteHe Sorm, fo entfielt mieberum Soncil ton SBienne all böietifdb bie Se^
eine SSeiänberung. 3)ie Sntftebung eines fförperS animaiation^BseuintellectiTaiioiiai
gefd^iebt nun in bei 9Beife, bog bei bem boiban- corporis bumani per ee et eseentialitei
benen ftörper, toorauS ber neue entftebt, bie »yorm Jctbe bcftiTiiiiil t)n§ Lat«ranense V, unb in
untergebi unb aus ber gurüdtgebliebenen OTateiie 3dt(1857)t|Jiu9IX.inbema3reDegeßen6
bie Sotm beS neuen flBiper? ebucitt »icb. 3. ©. 3nbe& „boS goncti Don SBienne, mie bie
aBaffetftoff unb ©ouerfioff mirb babard^ ju Jßaffer, 2eI)rcntjdE|eibungen, lootlen nid^t bie p'^Üß]
ba6 bie 3orm beS SSJaffer- mie bie be§ ©auerfiop Sebre Don bec erften Utoterie unb bei gt
untergebt unb aus bet übrig gebliebenen SDlateiie SßeieiiSbepanblbcilen bcr Äflrper jum
bieSormbeäaSajferSberöorgebl. S3iealllen91atur= mad[)en, rooa oUgemfiii jugePanben mitt
(öqjetn gemeinfame iliatcrie lann mebet bui^ nurf) tiicf)t einmal ^iiiricElttidö beä Titn\^
®enerotion entfielen, not^ bur^ dorruption ter- ob gu glauben fei, ber ÜKenftb bepe^e .
ge^n. ßtn in fi^ manbelbareS Clement, tann fie reinen ^ögltd(|[eit,mel$e materia prima i
jllKit petS anbete formen aufnehmen, bleibt ober miib, unb hei Cemünftigen tSeele qIS Sßtfe
in fi^ bettüd^fei berfelbe unbeftimmte, pafpoe . . . 2)aS ©ogma beftimmt oielme^r bie £
©runbpoff. ffite oetf jiebenen fubpantieffen |joi- bie unmittetboie SBefenSform be8 ftör);
Dien entftegen bei bet @enerattan unb ge^en unter Sinne ber materia piopiia, nic^ im @1
1009
Watttit unb goitn.
1010
ntaiu prima. X)cm ^oama jufiilgt ifl bie
i^tät als bofifnrmrile $rinelp, mdc^es für
M SBtfen ha annif^en (t^mmenb i^, im
0qnifii|t ju ttntm matnitllcn, fic^mmungs-
MiiftlgRt SBtfmBt^Ic gu bcr^efim" (Sc^eQ.
fli^oL 3>ogmQlit, SRünftet 1891, U, 287). e@
ntnlitet al[o bit fd§oiafti{^ ^Infd^auung »on
ndtrie uiib gönn btr freien SiScuffion. 3"'
li^btbarffitcitMriStTbtffming. S)U materielle
Sdl bc|tt^ ndtniit^ tiic^t aus ciet, ionbem auS
lidn ein^i^nt dementen, bereit bie d^emie gegen*
aMa du» 70 feimt. Urfptünglid^ nifl|te alfo
bit Snttetit unter ebenf o Dielett ^ormtn gefttiaff en
Im. Siefc Skifiefftning ifl aDeibingS tiid)t toef enf ■
^■, dm acm nwfentlt^ unb eittf^eibenb für bie
Cadnoene t$ bie Sfiage, oi bie Elemente bei
itnSlifoniis gu )uTaniinenge|e|tenfförtiem i^ie
VHfoMSm Stmaffen^it 6ei)<tlten, o6 alfo in bet
tniil^en aRif^iing ein fubtlontieKeS !Betiatren
htßanentcflattftnbetobnm^t. S)ie @c^oIaftif
Ibgnet bief e« futi{lantiellc ißeltianen; fit lögt bie
psen ber SIemente untcxgcl^en imb auS ber
ntaria prima bit gönn heS gemifc^ten ffSrperi
(omtRltn. 3nbe| fe^It eS in bei 9}ad^|(^aIafttE
H (Et tStgtntDort nt^t an €timmen, meldte für
M iKbflantttne ESe^onen bei Elemente in ber
n^onfl eintreten unb fit^ bafür felbft auf 9Irtfto°
tu ii plrn fud^tn. (aigL X. Pfeifer, ^ie don-
tntetle üoet boS SJel^onen bei Slementt in btn
Miitotstn oonäiipoteleS tiia jur ©egenmait,
3a.lB79.) SHtbeiX^tipieinSiunbtioi^anben,
Bqn^men, ba| im i^emiff^en $ir)je[Ie bie Sic
■ök i^ ftttpöntielle !Bef(^affen()eit, it|ie eigen-
I|iiffi^inunt)eifinbeiliqen3a^lencer^ältnii|en
■ jtegtbdilifteti IMfte tieilieren, unb ba| ftalt
ti^ et« neue fubflantiellc Sonn auftrete. £Bol|l
iqlbasemif^e Stbtptc ßigeufd^aften, toeldie fei'
■i dmentmen Se^iubt^eilen nid^t jutommen.
UtttiinonS folgt ntt^t, bog in bem gentif d^ ten ff Sr-
KtMtSnbftang bertSIenientt unteigegangen unb
(iKiiBtftBi)K^|imnaufgttieten{einntu6. SInberS
i| M Seilten ber Siemtnte im fieien, anbeiS
■ «fctnbtnen Sußonbe. Sie Sigen{d)aften be§
»wen jntrpetS finb Stefuttate bee ©e^unben-
rat ba demente unb bei 3)uii$bnngung ifiier
AMl enierpoff »nb Sßoffetnoff, gnei farblofe
Clift, tKimifi^ fldg DU SfiSafler, nel^eS ganj
Vme Qef^Kiffenlgeit geigt als iene Elemente.
Xnt mm mm juei concentrifc^e, in einanbei
lApt Witten, bie ftu|ere uon glaftttem $oi'
Vm. tedqc fetn @qB bur(^Id^t. bie innere Don
Mfm, <gaS bui^Iaffenben X^on, gie^t in bie
VnSU^ Sßoffer unb fe|t ben ^{larat einet
f^^ <aa, fo i)trfe|t ftd^ bet Sniaflerbampf ;
n Cmeqbff ileibt in bei innem SlB^ie, unb
gleitete, fotDie grÄ^ere eiponfionätraft be-
niAtSafkr^ bringt buid^ bie t>oiä[en SBanbe
« inun 9Sfyct unb befinbet fit^ jniilf^en biefei
■A Wt ln|eni SUfjn. $ier ^at augen{ii^einlir^
^ tatußaa unb ßeneration oon jubftantieQen
SoamfottgtfBnbtii, fonbtm ber im 9Baj|tr ac
tuen Dor^anbene Sauerfloff unb SBafferfloff ^aben
fid& gelrennt. So bürfle bei jebem ^emifdEien 5pro«
Hfie tia% (ubpantieüe SBe^airen ber glemente in
ber 3Jti(d6ung onjmielimen fein. 3u biefer ?[nnabme
btängt uns tiQUptJäc^lti^ bie ©i^wierigfeit bet
fc^otaftifc^en ße^te betreffs bei gnWte^ung ber fub-
ftantiellen gönnen. Sfflenn nömliq bei ber ^emi-
fii^en nJtifctiung bie formen bei glemente untei«
geben, unb bie fubftantielle Jlform beä neuen ge-
miff^ten ßfirpeiS auftritt, fo fingt e9 JiHf, Kioßei
biefe fubftantielle t^onn tomme? @ie foü aus bei
materia prima ber coinim]>irten SIemenle ebucirt
»erben. Slbei in bei aQer Qualität emtangetnben
!DIaterie (ann bie neue gönn ni^t entbalten fein,
alfo auä) ni^t au3 i^r als beten SBirfung beiDor*
ge^en. Vlan gibt biefeS gu unb lägt bie 0oim
nur in Hb^üngigfeit oon bet ÜKalerie entfteben.
SJelc^eS ifl bann ober i^ie SBiiturfac^e? SQJolte
man, roie e8 getegentli^ gefd&eöen ip, bafür eine
übeiirbifd^ Utfac^e (bie ©eflime ober ®ott) an-
fe^, fo t&mt baS einem Sßergtcbt auf eine natüi*
li^e etCIätung bei !ßatui()iogt|e glei^. Se ift
einfQd^ unb leicht, alle 9IaturbiIoungen au3 ma-
teria prima unb ben betieffenhen fubftantieBen
Soimen entfielen unb befleißen gu laffen, j. ©,
@ifen, @tein, ^olg au3 materia prima unb
bei gifeu-, ©lein-, ^olgform. SIber eine Siatui-
eifläiung bleibt ba3 fo lange nicf)t, al§ man
nii^t eiliären fann, mo^ei unb uie bie betieffen-
ben ijormen entfieben. Slebnlid^e ©^toierigfeiten
ergeben [\i) in Betreff bet 6abüDeiform. Bei
ben lebenbigen SSefen ift nämlic^ bie fubftantielle
1 g^oim (Seben8)3rincip, ©eele) nic^t blofe 5|Jrinctp
beS SebenS, fonbein au^ bet fförpeili^teit. Stiibt
ein lebenbigeS SBejen, fo Cerliert tä bie forma
Bubstautialis unb mügte be|^alb auc^ feine Aßt*
peili^teit Derlieren. 2la nun biefe tbatfäd^M in
tJoirn beS &ibat)ei§ befteben bleibt, fo beborf fie
einer neuen fubPantieQen Sonn, toeld^e nacg f^o-
lo^if^er Slnfi^t im ^ugenblide beS 3:obeS ent-
flebt, baS SOBefen beB SiibaDert conftiluirt unb
begfialb forma cadavorica genannt ffiiib. Vib*
gefefien bon f^toieiigen Sonfequengen biefei 3In>
f\i)t in EBegug auf ben Seic^nom S^tifH, uennigt
man aai) ^iei bie Sßirfurfa^e füt bie SobaDei«
foim. 91aturgemä| Deifiält fid^ bie ©aii^f botjg
mobl fo, bafe bie 6Iemente, loeld^e bmii^ bai SebenB»
fmzip gum IBrpetlid^en Organismus geflaltet finb,
beim Sobe Don bei §enf^oft beS SebenSprincipB
befreit, jejft i^re oiganif^en SBetbinbungen all-
mälig aufl&fen unb, i^rer 31ffinität enlfpiei^enb,
anbete SBetbinbungen eingeben. SBaS bann bie
mal^ria prima betrifft, fo tann man fie felbp-
oeifiönblicEi ni^t bitect ertennen unb nodinielfen.
abei man bält ibre9lnnobme fiii not^menbig, in»
bem mon beim 6ntfteben eines SiatuibingeS einen
fi(i| gleid^bleibenben ©loff ODiauSfefeen ju muffen
glaubt, welltet fid& öbnüi^ ju bem 9(ahn:binge
I Detboll, mie ein ©toff gu bem ffun^eife, atliftS
! aus i^m geformt wirb. 3nbeg fragt eä fii^, ob
1 biefe SöotauSfe^ng not^menbig ifl, ob eine IRotux-
1007
SRaterte unb ^f^tm.
1008
iü Bebingt burd^ Me ^om, toetl burd^ biefe ber
Stbtptt fein Sofetn unb feine f pecifif d^e SBef enl^eit
l^t. 2)ie gorm ift bolzet nid^t allein $rtnci)) bed
Seins unb ber Sinl^eit, f onbem aud^ beS SBirIen§
beS übrptxli, toeil bod äBirlen burd^ baS SBefen be§
Rbxptx^ bebingt ift. 2)e^]^atb enblid^ ifl bte t^orm
ani) ba§ $rinci)) ber Srfennbarfeit be§ J{5r))erS.
•— 3Ran nennt aud^ ben 93egriff, »oburd^ boS
SBefen beS JlörperS auSgebrudtt mirb, tjfomt. S)ann
ift aber bie forma metaphysica, ber SBefenS«
begriff be§ ff5r))erg, genteint, int Unterfd^iebe t)on
ber forma physica ober ber f ubftantieQen, ntit ber
SRaterie ben pl^^flfd^en Sibtpzx conftituirenben
Sform. — fßon ber materia prima ift bte ma-
teria secunda, unb Don ber forma substantialis
bie forma accidentalis )u unterfd^eiben. Ma-
teria sectmda ift ber bur^ SSerbinbung ber ma-
teria prima unb ber forma substantialis fd^on
)u einem fubftantieOen ©ein geftaltete Rbxptx,
XDÜi^tx afö fold^er bte SlUglid^feit befi^t ntannig-
fad^e acdbentelle äSerönberungen in ftd^ au^u>
nel^men. 2)a§j[enige, xoa% biefen Sibxptx )u einer
Beftimmten SBeranberung betemiinirt, ift bie forma
accidentalis.
2)er gemorbene, fertige Hbtptx Befielet alfo au3
jtoei $rinci))ien, !Dtaterie unb f^omt. Setrad^ten
toxt aber bad SBerben bed Jlör))erS, fo mirb nod^
ein britted ^rindp angenommen, bie Beraubung
(privatio). Sd entfielet nömlic^ ein Rbxptx nid^t
aud 9iid^td, f onbem au§ Dorl^anbenem HbxptX'
lid^n. 2)iefe8 lann aber nur infofem toerben, afö
ed baS, toa§ ed mirb, nod^ nid^t ift, alfo ber Sform,
mhuxä^ e§ biefeS beftimmte S)ing mtrb, nod^ er«
mangelt ober Beraubt ift. 2)a§ienige, tooDon ber
SBerbe))roce| bed 2)tngeS auSgel^t, ift alfo mit
einem 3JlangeI bel^aftet fofem eS bie Betreffenbe
Sform l^aben f ann, aber il^rer nod^ ertnangelt. Sßetm
im $ro}e^ be§ SBerbenS bie fubftantieQe f^form
jur SKaterie l^injutritt, f o entfielet baS S)ing (gene-
ratio); Wenn aber bie accibenteDe gform gu einer
f d^on beftimmten SHaterie (materia sectmda) l^in«
}idommt, fo mirb baS S)ing t)eränbert (alteratio).
tjemer, toenn bie fuBftantieHe Qform üerfd^minbet,
fo öergel^t baS ®ing (corruptio); üerfd^ioinbet
aber bie acdbentelle f^orm, fo entfielet uiieberum
eine ißeränberung. 2)te ßntftel^ung eines ftörperS
gefd^iel^t nun in ber SBeife, ba^ bei bem t)or]^an-
benen ftörper, moraug ber neue entfiel bte Sform
untergel^t uttb au§ ber iurüdCgebliebenen ÜJlaterie
bie 3form beö neuen ftörperS ebucirt loirb. 3- 93.
SBafferftoff unb ©auerftoff toirb baburd& juSBaffcr,
bafe bie gorm beS SBaffer» toie bie beS ©auerftoffS
untergel^t unb au8 ber übrig gebliebenen STlaterte
bie Sform bed äBafferS l^eroorgel^i 2)te aQen 92atur«
lörpem gemeinfame SDlaterte fann toeber burd^
®eneration entftel^en, nod^ burd^ Sorru))tion Der«
gelten. Sin in fid^ toanbelbareS @Iement, lamt f^e
5ioar ftetd anbere ^formen aufnel^men, bleibt aber
in fl(^ Betrad^tet berfclbe unBefKmmte, paffiöe
©runbftoff. ®ie öerfÄtebencn fubflontieJIen 3for-
men entftel^en bei ber Generation unb gelten uttter
Bei ber (Sorru))tion ber Stixptx, unb buxd^ Uftne
entfielet micber ein anberer (ober meliere anSece>
Rbxptx (nuUa corruptio sine generatione mb
umgelcl^rt). 3nbem alfo bei ieber gomnitüm eine
Sform öerf d^minbet, entfielet immer eine neue gonau
unb itoax aus ber SDtaterie beS corrumpirien fttte«
perS (eductio formae). ©o entfielet alfo bei bct
®eneration jiebeSmal eine neue ©ubftani bmc^
baS ^eroortreten einer neuen fubftantieHen %om,
unb ebenfo gel^t bei ieber Somiption eine ©nl'
ftanj ju ©runbe burd^ Uittergel^en einer fubPffl^
tieHen Sform. 3nbcm femer burd^ Serbinbmn
ber nmen ^form mit ber SRaterie eine ©ubfimq
entfielet, mirb nid^t allein bie SDlaterie burd^ bie
tüform begrenzt, fonbem aud^ bie t^orm bur^ bie
SKaterie befonbert, fo ba| fie inbiöibueBe ®gef
fd^aftm empfängt — Sie SKaterie, »eld^ ffir ftd^
allein nie cjiftirt l^at, mürbe «nfangS üon (Sott
gcfd^affen unter ben Qformen ber bier (Semente
ober einfad^en Rbxptx (grbe, SDßaffer, Suft, 8feuet).
3lu§ biefen einfad^en Äörpem entfiel&en bann fcfe
gemif d^ten, inbem bie urfprfinglid^en gormen unleti
gel^m unb auS il^rer ajlaterie bie neuen gforma
ber gemifd^tm Äörper ebucirt werben, 3ebodJ
gelten bie erften gormm ber öier gletnente Beim
Sntftel^en gemif d^ter ftörpcr nid&t ganj unter, fon^
bem fie bicibm potentiell in ben gemifd^ten StbtpOL
unb tretm bei ber Korruption berfelben wiAa
actueH auf. S)ie gntftel^ung ber gemifd^tcn HbtM
öoH^iel^t ftd^ in ber gonjen 9Iatur in berfelbei
SBeife. Ueberall, in ber anorganifd^en »ie in ber
organifd^en Statur, eiüftel^en bie gemif d^ten Äörpec
aus ber materia prima unb bm ebucirten fii(>
ftantietten fjformcn. 3n ber organifd^n 5flatar
ftnb biefe baS fiebenSprincip ober bie ©eele. 9in|
ber ÜDlenfd^ ift ein SSereinStoefm auS materia
prima urü) ber fubfianticDen fjorm, meldte ober
|ier nid^t ber auS ber 9naterie ebucirte, fonbem
Don ®ott gefd^affene ®eiß ift.
SDßaS nun bie ©ered^tigung biefer fd^otoftifd^
giaturanfd^auung öon SKaterie unb gorm betrifft
fo mufe öor ancm betont werben, bafe fie bmi
Sel^rmtfd^eibungen berffird^e nid^t als aiisfdJBe|i
lid^ rid^tig gcforbert wirb. 3»ö« Dertoirft baS
Soncil Don ^ienne als l^öretifd^ bie Seigre, qnod
anima rationalis seu intellectiva non sit fomia
corporis htmiani per se et essentialiter. SMI«
felbe beftimmt baS Lateranense Y. unb in neuer«
Seit (1857) ^iuS IX. in bem 93reöe gegen ®ünt^
3nbe| ^baS Soncil Don ißimne, mie bie äbriM
Sel^rentfd^eibungen, moQen nid^t bie pl^ilofopl^fd^
Seigre Don ber erften ÜJlaterie unb ber gorm aO
SBefenSbeftanbtl^eilen ber fförper jum S)ogmd
mad^m, toaS allgemein jugeftanben mirb; abei
aud^ nid^t einmal binftd^tlid^ beS SReufd^en, oB
ob }u glauben fei, ber aJlenfd^ befleiße auS ba
reinen ^5glid^feit, toeld^e materia prima genamil
wirb, unb ber üemüitftigen ©eele als SDBefenSfon»
. . . S)aS ®ogma beftimmt öielmebr bie Seele oB
bie unmittelbare äßefenSform beS J7drperS is
©inne ber materia propria, nid^t im ©inne ba
1009
SRatetie unb Sform.
1010
Dit0ria prima. SDem 3)ogma jufolge ift bte
Mpfede aI8 baSjormelle ^ünäp, »eld^eS ffir
bol ffiefen beS SRenf d^en beiUmmenb ift, im
(kgenfatje ju einem materiellen, bejtimmung§-
idiarftigen SBefenSt^eile }u Derftel^en" (@d^el][,
ta^l S)ogmQtif, aRünftet 1891, U, 287). (£§
ntoKest olfo bie fd^olaftifd^e Slnfd^auung t)on
Shdine unb gform bet freien 3)i§cuffton. 3ii'
Bfi^f^ bebarf fie einer SkrBefferung. 2)ie materielle
Seit be^t nämlid^ nid^t au8 Dier, fonbem au§
tkäoi einfad^ Elementen, beren bie S^emie gegen«
ttbiig thoa 70 (ennt. Urfprünglid^ mü^te alfo
bie Sbiterie unter ebenfo Dielen gfonnen gefd^affen
Ion. S>iefe SSerbefferung ift aUerbingS nid^t ttiefent-
li^; oier gan| mefentlid^ unb entf^eibenb für bie
(oBtioMfe vji bie ^xa%t, ob bie Elemente bei
itRiStcfd^g }u utfammengefe^ten j{ör))ern il^re
fB^tontieDe Sef c^aff enl^ behalten, ob alfo in ber
^emijd^ ÜRifd^g ein fubfiantieÜeS Sel^arren
te demente ftattfinbet ober nid^t. S)ie Sd^olafti!
läBgnet biefeS fubfiantieHe Sel^anen ; fte lögt bie
Sonnen ber (Elemente untergeben unb aud ber
Mtteria prima bie gform beS gemifd^ten fförperS
teowitreten. Snbeg fep eS in ber 9{ad^fd^oIafti!
KB inr (Segenmort nid^t an Stimmen, ttield^e für
bol fnbftontiene Sel^orren ber SIemente in ber
SÜfi^g eintreten unb fid^ bafür f elbft auf Srifto-
bkl iitfffi|en fud^en. (iBgl. t Pfeifer, S)ie Son«
tafterfe über oaS Sel^arren ber Elemente in ben
IhiMubungen don 9lrifh)tele8 bis ^ur ©egenmart,
111879.) 3n ber Il^at ift fein ©runböorl^anben,
aqnd^men, bo| im d^emifd^en $ro}e{fe bie ßle«
«este Vftt fubftantieHe 93ef d^affenl^eit, il^re eigen«
4BaKd^inunDerftnberIid^en3ct^Ient)er|äItn^^
ajiegffniipften Jhöfte t>tA\mn, unb bag ftatt
bcjfm eine neue fubftantielle Sform auftrete. SBobl
ingtbcr gemifd^e fförper ßigenfd^aften, meldte fei»
VI elcmentoren Sefianbtl^eUen nid^t ^ufommen.
Ber bonmd folgt nid^t, bag in bem gemif d^ten übt*
)Ki MeSubftou} ber (Elemente untergegangen unb
(OK scne ff5r))erf orm aufgetreten fein mug. SnberS
jll baS Seri^oUen ber Elemente im freien, anberg
iB geihmbenen 3uft<ntbe. 2)ie (Etgenfd^aften be§
S^m Mrperd finb 9lefultate be§ ©ebunben-
bcr (Elemente unb ber 2)urd^bringung il^rer
Mfit 6auerftoff imb SBafferftoff, }h)ei farblofe
Soft, tKrmifd^ fid^ )u Sßaffer, meld^eS gatt)
Qtee Sefd^ffenl^ jeigt al§ iene Elemente.
KuBt man nun jmei concentrifd^e, in einanber
lß#t yaiffcm, bie Süßere Don glaftrtem Ißor'
¥m, iDd^e lein (8a8 burd^Iogt, bie innere oon
Mfes^ (gas burd^Iaffenben %f^on, giegt in bie
^ K^ IBaffer unb fe|t ben Wppatat einer
P|eii^i|e oud, fo )erfe^t fld^ ber SBafferbampf ;
^ Sonerj^ff bleibt in ber innem Siöl^re, unb
te kUUeie^ fomie größere Cfepanjiongfraft be-
mk Safferfioff bringt burd^ bie ))or5fen SBönbe
^ incm 915^ unb befinbet ftd^ jmifd^en biejer
l^bcr fiu|ent fRSfutt. ^ier ^at augenfd^einlid^
^Kfoinqrtion unb (Generation t)on fubftontiellen
^fmta fattgefmiben, fonbem ber im SBaffer ac>
tueQ Dorl^anbene @auer{}off unb SBafferftoff l^aben
fid^ getrennt, ©o bürfte bei jebem d^emtfd^en ^ro»
5ef[e ba§ fubjtantieüe Sel^anen ber Elemente in
ber SJlifd^ung angunel^men fein. 3u biefer Snnal^me
bröngt un§ ^au))tföd^nd^ bie @d^n)ierig!eit ber
fd^olaftifd^en Seigre betreffs ber ßntfte^ung ber fub«
ftantieDen formen. SBenn nömlid^ bei ber d^emi-
fd^en SRifd^ung bie formen ber (Elemente unter-
gelben, unb bie fubftantieHe ^jform be§ neuen ge«
mifd^ten ÄörperS auftritt, fo fragt e§ ftd^, mofer
biefe fubftantieHe ^otm fomme? @ie foQ auS ber
materia prima ber corrumpirten (Elemente ebucirt
merben. %ber in ber aUer Oualitöt ermangeinben
aRaterie fann bie neue Qform nid^t entl^alten fein,
aI(o aud^ nid^t au§ il^r afö beren SBirhtng l^erDor-
gelten. 3Slan gibt biefeS gu unb lö^t bie f^orm
nur in Sbl^öngigfeit Don ber ültaterie entftel^en.
Sßeld^eS ift bann aber il^re SBirfurfad^e? SßoUte
man, toie eS gelegentlid^ gefd^el^en ift, bafür eine
übcrirbifd^e Urfad|e (bie ©eftime ober (Sott) an«
fe^en, fo föme ba§ einem Sierjidbt auf eine natür»
li^e (ErHörung ber Staturpro^effe gleid^. (E8 ift
einfad^ unb leidet, aOe Staturbitbungen auS ma-
teria prima unb ben betreffenben fubftantiellen
formen entftel^en unb beftel^en )u laffen, j. S.
Sifen, ©tein, ^ol} aud materia prima unb
ber ßifen», ©tein», ^oljform. ?tter eine Jlatur»
erflörung bleibt bad fo lange nid^t, al§ man
nid^t erüären lann, mol^er unb toxt bie betreffen-
ben Sformen entfielen. Slel^nlid^e ©d^wierigfeiten
ergeben fid^ in ©etreff ber ßabaoerform. Sei
ben lebenbtgen SBefen ift nämlid^ bie fubftantieOe
tJform (SebenSjjrincip, ©eele) nid^t blofe ^rincip
be§ Seben§, fonbem aud^ ber ff örperlid^f eit. ©tirbt
ein Iebenbige§ SBefen, fo Derliert e§ bie forma
substantiflJis unb mügte begl^alb aud^ feine ff5r-
ptxixi)Uxt Derlieren. S)a nun biefe tl^otföd^Iidb in
Sform be§ &tbat)erS beftel^m bleibt, fo bebarf fte
einer neuen fubftantiellen Sform, ttield^e nad^ fd^o-
laftifd^er Slnfid^t im Slugenblidfe beS 2obe8 ent-
fielet, bad liefen be§ SabaoerS conftituirt unb
be^l^alb forma cadaverica gmannt mirb. 9(b-
gefe|m Don fd^mierigen Sonfequenjen biefer 9(n-
ftd^t in Se^ug auf ben fieid^nam €|rifti, Dermi^t
man aud^ l^ier bie SBirfurfad^e für bie SabaDer-
form. 9laturgemö^ Derl^ölt ftd^ bie ©ad^e bod^
mol^l f 0, ba^ bie ßlemente, meldte burd^ ba§ fiebenS«
princip 5um lörperüd^en Organismus geflaltet fmb,
beim Sobe Don ber ^errfd^aft be§ S*en§princi|)S
befreit, iejt il^re organif^en SSerbinbungm dl-
mälig auflöfen unb, il^rer Slffinität entfpred^enb,
anbere SSerbinbungcn eingel^en. SDßaS bann bie
materia prima betrifft, fo fann man fte felbft-
Derftänbfid^ nid^t birect crfennen unb nad^meifen.
3lber man l^ält il^re Slnnal^me für notl^wenbig, in-
bem man beim ßniftel^en eines JlaturbingeS einen
ftd^ gleid^bleibenben ©toff DorauSfe^en gu müffm
glaubt, toeld^er ftd^ öl^nlide ju bem Jlaturbinge
Derl^ält, loie ein ©toff ju bem ffunjtoerfe, weld^eS
aus il^m geformt »irb. 3nbe^ fragt eS fld^, ob
biefe SSorauSfe^ung notl^ttenbig ift, ob eine 9Jatur-
1011
SKaternu«, bcr 1^1. — SKatl^ctt).
101!
bilbung nid^t anberS gebadet tDerben lönne, al§
ba| }u einem ftd^ gletd^bleibenben^ qualitötlofen
©toff ein ?lcuc§, bic fubftontiette gform, l^ingu»
trete. Stimmt man beim d^emifd^cn ^rogeffe ba§
fiAftonticHe fBtfyxmn ber ßlcmcnte an, fo wirb
mit ber fubftantieUen Qform aud^ bie materia
prima äberflüfjtg.
Somit l^at bie fd^olaftifd^e TioturerHärung il^re
gewi^tigen Sebenfen. ^ber eS liegt ein beod^tenS«
toertl^cr ©cbanf e barin. ©ofem nämlid^ ber Äörpcr
feine mefentlid^e Seftimmtl^eit l^at, moburd^ er ftd^
t)on anberen ^ör))em unterjd^eibet, mu^ er aud^
ein einl^eitlid^eS ^rinci)) in ftd^ l^aben. S)eutlid^
feigen mir biejeS in ber organifd^en SBelt. 2)er
organifd^e Körper befielet au§ einem Stoffe (nid^t
aus materia prima, f onbern au3 Sauer-, SBaffer*,
jtol^lenftoff u. f. m.) unb einem einl^eitli^en ^rin-
c\p, bem Seben§))rinci^, meld^eS ben elementaren
Stoff )U einem Organismus geftaltet unb als
folgen erl^ölt unb bel^errfd^t. S)iefeS ^rincip
fönnen mir bie SBefenSform beS Organismus
nennen. So t)erplt eS ftd^ bei ber ^fiange, beim
3:]^iere unb beim 3Jlenfd^en. 3lud^ ber ÜJlcnfdhcn»
leib befielet auS elementarem Stoffe (etma 14 Sie-
menten) unb ber Seele als SBefenSform, als fub»
ftantiellem $rinci^, meld^eS fid^ auS bem elemen»
taren Stoffe ben lebenbigen OrganiSmuS aufbaut,
benfelben erl^ält, burd^ il^n em))finbet unb in il^m
bcnft. 3n Setreff ber anorganifd^en 3latur mad^cn
eS Derfd^iebene 6rfa]^rungSt|atfad^ennid^t unma^r"
f d^einlid^, ba| ben t)erfd^iebenen dlementen ein ge«
meinfamer Stoff )u ®runbe liegt, ein allgemeiner
SBeltftoff, meld^er erft ju ben qualitatio oerfd^ie»
benen Stoffckmenten (Sauer«, SBafferftoff u. f. m.)
mirb burd^ bie d^emif(^e jlraft beS Sauer» ober
SBafferftoffeS jc, meldte ffraft man mit ber forma
Bubstantialis ber Sd^olaftifer Derglei^en fann.
S)ie gemifd^ten St'öxptt entftej^en bann burd^ d^e»
mifd^e SSerbinbung ber unocränbert fid^ gleid^ blei«
benben Elemente. Stile 9laturbilbungen ftnb ba>
nad^ feine Stofföermanblungen, fonbem nur S5er«
binbung, SluSid^eibung unb Umfejung ber ftd^
gleid^ bleibenben Elemente. [®. ^agemann.]
^itmuSj ber 1^1., f. gud^ariuS IV, 945
unb »öln Vn, 831.
'SBMttnns ^itmiois, f. gfirmicuS.
9btl9ti, äol^anneS oon, f. 3:rinitarier.
^Kat^ait, a. im 31. 2. (-»Ptt) i. ein ^riefter
beS Saal, mcld^er bei 3oaS' Regierungsantritt oom
SSoIfe getöbtet mürbe (4 »ön. 11, 18. 2 ^ar.
28, 17) 2. ®er SSater bcS Sa^atiaS, mel-
d^er bem Äönig SebcciaS jurcbete, SeremiaS l^in»
rid^ten m laffen (3er. 38, 1). — b. 3tn 5R. %.
(Maxdav ober MaxödtT) ber ©rofeöater beS 1^1. 3o«
fep]&, beS ©emal^lS aJlaria'S (SOlatt]^. 1, 15. 2uc.
3, 23). [ftaulen.]
Wt^^i^^9 im3l.2.(n:nn», *n;nFite) l.öier
öerfd&iebene ßeöiten (1 $ar. 9, 31 ; 15, 18. 21 ;
16, 5; 25, 3. 21). — 2. Unter ßSbraS einer ber
3uben, meldte il^re auSlänbif d^cn grauen entlaffen
mußten (1 esbr. 10, 43). — 3. ©in ^riefter jur
Seit esbraS' (2 gSbr. 8, 4). — 4. (Maira««
}ur 3^it ber Seleucibenl^errfd^aft berjenige $i{i
fter, meld^er ben Slufftanb ber 3uben organijilii
unb auf ben burd^ SSoÜSmal^l, meil ber bixcd
Stbftamm SlaronS auSgeftorben mar, bie ^ol^
pricfterttd^e SBürbe überging (1 URad^. 2, 1 f.
14, 29). — 5. ®er Sobn eineS Sftlalom, einer Se
SBenigen, meldte bei bem SHad^abäer Smrnt^ ii
beffen größter ©efal^r auSl^ieÖen (1 9Rad&. 11, 70)
— 6. 2)er Sol^n beS SRad^aböerS Simon unb dtk
beS gleid^namigen ®ro^t)aterS, meld^^ mit ba
SSater unb einem Sruber Don beS erftent Sd^
gert)ater ^toIemöuS erfd^Iagen mürbe (1 9ld4
16, 14). — 7. Smei SSorfabren 3efu im Stoa»
regifter beS 1^1. SucaS (Suc. 3, 25. 26). [«mifaL;
^^Biaü^efiks ^ Sol^ann, t)ertrauter ^nifixsgBi
Sut^erS unb Serfaffer ber ^rebigten über 2uSß
fieben, ju 9io^Ii^ in Sad^fen 1504 geboren, f»
birte einige 3^it <^n ber Unit)erfitat 3ngoI^
l^ielt fid^ f obann gu Wünd^en unb auf bem Sd^
Obelg^aufen auf, fam, Don SutberS Sd^ften et»
genommen, um 1529 nad^ SBittenberg, um Vf»
logie p ftubiren, mürbe bter fiutl^erS mebrio^
3:ifd^genof(e, erl^ielt im 3. 1532 baS Sd^ulredonl
unb fpäter (1541) baS ^ftoramt im 3oad^
tl^ale unb blieb bort bis }u feinem 3i)be 1565.
S^atbeftuS f^itlt eS, gleid^ allen bamaligen f»
teftanten, für feine Hauptaufgabe, DorMemelfiil
mtber baS Ißapfttbum ^u prebigen ; bobei tank
er aber ni(|t umbin, unter Dielen JHagen eisp
gefteben, ba^ tro^ beS neuen SbangeliumS ok
fieute immer arger mürben, unb fd^rribt bielb
fad^e nid^t mit Unred^t ben ^rebigem ber 6oh>
fibeS }u. ©egen @nbe feines fiebenS l^otte er fd^
lid^e ^engften auSpftel^ ; bief e bi^It er für f»
fed^tungen beS SatanS, ber il^n }um SlbfaÜe m
©otteS Sarml^erjigfeit unb Dom ©louben on M
Slut Sl^rifti babe jmingen moQen. Sr l^intetfi^
febr Diele ^rebigten, barunter 17 $rebigten Mi
„Einfang, Seben, Sebr, ©efenntnife unb feRgentt»
fd^iebe Maridni Lutheri", bie SSergpofHDe Sf
repta (1562), einen 2:ractat Don ber SM4^
gung, eine bem ^aifer SOtasimilian IL hAwsk
fonn« unb fefttaglid^ ^oftiD über bie SDangefifl.
^iftorie Don Sefr, fieben unb Sterben unb Stf*
erftel^ung 3efu Sb^f^/ ^i^ Siebn „9uS meW
^erjenS ©runbe" unb „©err ©ott, ber bu ««h
gSater bift" u. f. m. aWatbeftuS gel^örte unter«»
iorS (f. b. 3lrt.) SInbanger. Sin ^laAtommt W
ibm, Saltbafar SRatbefinS, l^at 1705 fein S^ii
beutfd^er Sprad^e berauSgegeben. OBgL 3)oiIiii|)a
Meformatton n, 127 ff.; fiebberbofe, ®afi2de
beS M. 3ob. SD^atl^efiuS, beS alten IBergprebigeilii
3oad^imSt]^aIe, ^eibelb. 1849.) [Sd^dM.]
^ßatl^m, P. 3:beobaIb, O. Gap., irifA
OrbenSmann, gemöbnlid^ ber SRa^igfettSopop
genannt, mar lO.October 1790 )u S^omaSfa«
in 2:ipperar9 geboren, marb f rilb DerUKiiSt, ei^
feine Sr^iebung im SoQege )u JhIfcnnQ, trat 18(
in baS Seminar p SHa^nootl^, Derlie^ boSfd
im folgenben ^af)xt, um ffapu)iner )u meibe
1018
aRat^Ibe, bie H
1014
Mcb 1814 }um ^tieftet geweil^t unb erhielt {einen
«Pm ffiirfung^fieid an ber Jhrd^e fetned Orbeng
p80iL f)ier erlangte er bolb eine gro^e ^opu-
kritöt bu^ feine Ißflid^ttreue in ber ©eelforge,
te4 \^^ Serebfamfeit unb feine @orge für bie
Inoen. Sr lonnte tjfreifd^ulen für beibe ©efd^Ied^»
to ftiften unb ttiegen dieler bei ben 93egrQbnif[en
loÄnnmenbenUnge](|driQf eiten einen eigenen Stxx^=
M nad^ bem SSorbilb bed Päre Lachaise in
yöriS anlegen. Stngeftd^tS ber tiefgefunfenen Sage
der, toorin er bie nieberen 93oI!§flaff en in 3rlanb
ablidte, ttxirb bog gro^e 3Ber! feineg Sebeng balb
M Uniemel^men, feine armen Sonbgleute mora»
^4 unb bürgern^ )u lieben. %Ig bie ^au^t>
nfad^ ber Sertommenl^ett, in tueld^er ftd^ bie
msen 3ren befanben, erlannte er bag Softer ber
Znmlfud^t unb fo rid^tete er feine gonge Stl^ötig»
fett auf bie a9eläm))fung biefeg ©runbäbelg. &
|B^ )ucrfi 1838 in Sorf einen SSerein, beffen
Sii^Ktber fid^ }u gonglid^er Snt^oltung Don gei»
Vm ®etrön!en t)er))Pid^teten (f. b. Srt. aßö^ig-
fcitlttretne). 2)erfelbe umfo^te bolb, boni fei»
V feurigen Birffomleit, 15 000 aRUglieber bIo|
ii ber @tabt unb erftredfte ftd^ oud^ meit über
kl vmliegenbe fionb. 2)iefer Srfolg deronlo^te
ifl feine Sli^tigfeit ollmalig über bie gonge grüne
difel/ f(>öttr ou4 nod^ Siderpool^ ÜJlond^efter,
BoBbon unb (SloSgom^ überi^aiipt nod^ ben @ont»
idjmt&en ber irifd^en 93et)önerung in Snglonb,
Cd^ottianb unb felbft in ber neuen SBelt ouggu»
iißaL SMe SBirfung, nield^e feine begeiftembe
Z|jttigfeit ^erDorbrod^te, l^otte etmog ebenjo 2Bun>
Mores urie feine gonje Srfd^einung. 6r mor
« cSpiger, l^od^emod^fener 3Rann, ber bie SRen«
fi^enfmmbltc^feit felbft }u fein fd^ien, nod^ @itte
M Sänbcd nid^t in ben Orbengl^obit, f onbem in
cnfMJ^ fd^UMrgen ^riefterongug gelleibet. 99ig
9% 9Rorgeng nKtr er für iebermonn gu fpred^en;
kon lag er bie l^ige SReffe, !om big SRittog
fncn |>riefierlid^en unb gefeäfc^oftlid^en $f(id^ten
■^ unb btett l^ierouf SSerfommlungen, meldte ge»
>i$R&d^ big }unt ßinbrud^ ber 9{o(|t bouerten
iri^ |tt oeld^en 90e ol^e ^ugnol^me 3utritt l^ot»
tOL 3n biefen mürben regelmo^ig gegen 20 9}eben
4(3g tttm i^m^ tl^Ig Don jiebem ^nbern, ber ftd^
■tote, geleiten, unb jeber ber 10000—100000
litoefenben l^örte eine longe Stetige berfelben ge«
hSdg an. Sie @runbfo^e, meldte er Dertrot,
fite er uberaQ nur olg oUgemein d^riftlid^e ouf
aA tmuteb f orgf öltig jebe ^bfd^meifung ouf bog
Neffionene ober ))oIitifd^e ®ebiet. 9Bie il^m bie
vifugtai feiner leltifd^en 92otur fo ou^erorbent«
^e Sufbrengungen bei anwerft mö^tger Sebeng»
^e cdaubte, fo ntod^te er oud^ fel^r glüdtlid^ oon
ha SRutteiiDil (Sebroud^, ber oQen 3ren gu ®e»
Me pi^ (Ein ongliconifd^er ©eiftlid^er l^otte bie
^m^mig auggefprod^n, ,,t$fot^er'' SVtotl^ett)
w bie Beute Iot](|olif(| moc^en. S)orouf ont-
Mde er in einer großen äSerfornntlung oon ® eift*
Bioimib 2aien ieber Sonfeffton: „^ä) nif^mt eg
toi Rönne md^t übel, bo^ er eine fold^e ^efürd^*
tung l^egt unb ougfprid^t. 3d^ mu^ nur bcmerfen,
bo| id^ obfid^tlid^ in SBort unb Sl^ot oKeg Der»
meibe, wog eine fold^e Sefiird^tung l^erDorrufen
tonnte, unb bo^ id^ mid^ biergu für Derpjli^tet
l^oUe. ®enn id^ bin berufen, bie Seute nüd^tem
gu mod^en; mollte id^ fie nun oud^ fotboUfd^
mod^en, f o mürbe id^ mir meine ^ouptouf gobe un«
möglid^ mod^en ; eg mürben bonn Diele ^rotefton»
ten nid^t mel^r gu mir fommen, mäl^renb pe mir
je^t Don il^ren eigenen ^rebigem gugefül^rt mer«
ben. Stein, mie feft id^ oud^ übergeugt bin, bog
mir Äotl^olifcn bog molare Sl^riftentl^um l^oben,
unb mie fel^r id^ oud^ münfd^e, bog oUe SDlenfd^n
gur Srfenntnig ber äBol^rl^eit gelongen, fo merbe
id^ eud^ bod^ nid^t lotl^olifd^ mod^en : menn bog
fonft feiner t^ut, fo mügt tl^r eg felbft tbun." Siefe
mit größtem Seif oK unb ©elod^ter ouf genommenen
SBorte tonnen erflören, bog bie $roteftonten überall
ftd^ ebenf 0 gu i^m bröngten mie bie j^otl^oliten ;
bie ongliconifd^en 9}eDerenbg erfd^ienen Dor il^m
ouf ber 9}ebnerbü]^ne ober legten öffentlid^ Doril^m
tnieenb bog ®elübbe ber temperance ob. ^ie
3o]^I ber in feinen äSerein oufgenommenen tea-
totallers lägt ftd^ oud^ nid^t onnöl^emb beftimmen ;
einen aRogftob bofür gibt, bog ftd^ einmol 20 000
on Sinem 2:oge, ein onbereg SDloI 100 000 inner»
l^olb gmeier 2:oge gum Eintritt meß)eten. S)ie
burd^ il^n gemedfte Segeifterung mor eine fo nod^«
boltige. bog in 3rlonb eine groge Sngol^I Don
Sronntmeinbrennereien ben Setrieb einftefienmug»
ten. Obgleid^ bei ber Slufnol^me oud^ groge @um«
men ®clb olg freimiflige Djjfer in feine Öönbe
fioffen, f 0 mar er bod^ megen unerfd&öpflid^er SßJol^l«
tl^ötigteit genötl^igt, ftd^ in @d^ulben gu ftürgen
unb gule^t felbft in^g @d^ulbgeföngnig gu mon»
bem. ®ie Seil^ilfe reifer SSerel^rer befreite il^n
iebod^ bolb oug bemfelben, unb in rid^tiger SBür»
bigung feiner Serbienfte gemöl^rte il^m bie SRegie«
rung Don bo on ein Sol^reggel^olt Don 800 $funb
Sterling (6000 SDlorf) big gu feinem Sobe, ber
om 8. ^ecember 1856 gu Oueengtomn erfolgte.
ÜRit bem Sluf^ören feiner perfönlid^en SBirtfom»
feit erlofd^ mol^l bie Don ibm ongefod^te Segeifte»
rung infomeit, bog nid^t mel^r oKe gu feinem herein
©el^örigen bie gelobte DoUftönbige Sntl^oltfomteit
übten ; oQein bie gfrüd^te feiner XJ^ötigteit finb big
^eute in Srionb fid^tbor, infofem bog Softer ber
2:runffud^t bort bebeutenb obgenommen unb ber
®]^orofter ber nieberen ©tönbe eine Diel folibere
©eftolt ongenommen l&ot. SWotl^em'g SSerfud^, ouf
ber ^eimfe^r Don Slmerilo auf ben SSiti»3nfeIn
bog Sl^riftentl^um gu begrünben^ blieb ol^ne nod^^^
l^oltige IJoIgen. [Äoulen.]
^SBafAitbe, bie 1^1., ©emol^lin beg beutf^en
ftönigg ^einrid^ I. unb SRutter beg Äoifcrg unb
Äönigg Otto I., ftommte oug bem ©efd^Ied^te beg
©od^fenfürften SBtbufinb unb batte gum SSoter ben
Someg S)ictrid^, ber in ber SSiUo ßnger bei §er«
forb mo^nte, gur SWutter ober SReinbilbo, bie
3:od^ter eineg bönifd^en SSoterg unb einer friefi«
f d^en SKutter. Sl^re grgiel^ung genog SWotl^ilbe im
1015
ÜJlatl&ilbe, bie ^l
im
Älopcr ^crforb unter il^rer gIct(i^nQmtgcn ®ro|«
muttcr öon öätcrlid^cr ©eite, wcld^c bofclbft abtijfin
war. Öerjoß Otto ber ©rlaud^tc öon ©ot^fcn, bcr
©ruber bcS fäd^ftfd^en ©ro^grafcn (§erjog§) 2u«
bolf, nad^ bem bQ§ ^qu§ ber fiubolfinger benannt
wirb, l^atte jwei @ö|ne, 2:]^anfmar unb ^etnrid^,
unb ba er t)on ber @(!^ön]^eit unb ben trepd^en
©genfd^aften bcr iungen SKatl^ifte l^örte, Jd^irftc
er, um jid^ baöon ju übergcugen, guerft bcn ©rafcn
©ttmar in'§ ff lofter. ®icfer bcfam fte mit 3ln«
wcnbung öon Sift ju feigen, worauf bann §ein«
rid^ felbft mit glänjenbem ®ef olge öor bem ffloftcr
erfd^ien unb um SWatl^ilbe warb. Salb folgte
(909) bie ^od^jeit ; gur SWorgengabe f d^enfte ^cin»
reid^ feiner ®ema]^Un oOeS jur @tabt SBaD^aufen
©el^örige. 9lad& Dtto'8 Sob (912), wcld^cm §ein«
xxäi fuccebirte, utU) nad^ be§ ^^^^^ Srl^ebung gum
ffönig ber 2)eutfd^en würbe !lRat]^iß)e nid^t ftolg
ober eitel, unb wenn fie aud& öffentlid^ in ©eibe
unb ßbelgeftein erfd^ien, fo bewal^rte fie bod^ babei
ein gottgef öOigeS, bemütl^igeS unb liebreid^eS ^erg,
fial^I ft^ 3la(!it^ oft Don ber ©eite i^red ®ema]^l§
gum ^ebet weg unb legte gerne für Unglüdtlid^e
unb ©efangene gürbitte ein. Sl^ren ffinbem Otto,
^einrid^, SBruno, ©erberga unb ^abwiba gab fte
eine trefflid^e Srgiel^ung unb war bie ©eele be§
fd^önen gfamiUenleben^, ba§ Sltem unb ffinber
umfd^Iang, wobei ÜJlatl^übe nur ben einen i^el^ler
ftd^ }u ©d^uß)en lommen Iie|, ba^ fie für il^ren
©ol^n ßeinrid^ eine ju gro^e SJorliebe l^atte. ^m
©terbebette banfte il^r ^einrid^, il^r ©emal^I (gcft.
936), bafe fie feinen 3om oft bejänftigt, il^m ju
aUem ©uten Statin gegeben, il^n gur Sarml^ersig«
feit angeleitet l^abe. Sl^e fie no^ il^ren S^rönen
über öeinrid^S %oi freien Sauf liefe, war e§ il^rc
erfte ©orge, bafe fogleid^ für ^einrid^S ©eele bag
l^eiligc SWefeoljfer entrid^tet werbe ; erji bann eilte
fte jur Sei^e unb gofe il^ren ©(|mer} in l^eifeen
D^ränen ouS. 3u biefem nie öerftcgenbcn ©^merj
gefeilte ftd^ balb ein neuer. ®em ffönig ^einrid^
folgte als ^erjog unb ffönig nid^t fein ©ol^n §ein«
rid^, wie e§ SWatl^ilbe wünfd^te, fonbem Otto, bcr
ältere ©oH infolge beffcn bcr alte Swift awifd^cn
ben }Wet trübem ftd^ mel^r unb mel^r t)erfd^lim»
merte. ^atte SDlat^ilbc burd^ il^re SSorlicbc für
ben lungern ©ol^n ben ©amen jum Srubcrjwift
auSgeföt, fo war je^t fte eS aud^, weld^e ftd^ aße
aSül^e gab, bie entzweiten §erjcn aßmälig ju Der«
föl^nen. SKatl^ilbe fonntc nun wicber ungeftört
il^rem ©ange ju SDßerfen ber fjfrömmigfcit unb
aJHlbc tjolge Iciften. aJlit unbefd^rciblid^er 3ln=
bad^t wol^nte fie ber l^eiligcn SWeffe bei, bei ber fie
iebcSmal Srob unb SBein opferte, ©pcifc unb
©d^laf genofe fte nur nad& Jlotl^bebarf unb war
beim ^al^ncnfd^rci oft fd^on mit bem gangen $fal»
ter fertig, ©clten \a^ man fie erjümt, nie über«
mäfeig trauemb ober lad^enb. 93on il^ren ginfünf»
ten fpenbete fte freigcbigft an Slrme unb ©iener
eWfti. Mein i^re Sreigcbigfeit, i^re ÜJlilbt^ötig»
feit jogen einen fd^wercn ©türm über fte l^crbei.
6S öerbreitete fid^ baS ©erüd^t, fte l^abc ungeheure
©ummen angel^öuft unb bcn föniglid^ @^
burd^ il^re überfd^wänglid^en ausgaben ffir bk
^rmen gan}lid^ erfd^ö))ft; Otto glaubte bano^
unb felbft öcinrid^ würbe an ber SRutter irre. 3»»
Ic^t t)erlief fte bie il^r t)ou il^rem ©emo^b gci
f d^cnftcn ©üter unb 30g ftd^ in il^re ^etmat {»
rüd. SKit bcr SRuttcr 50g aber bcr ©egen im
Otto unb ^cinrid^ weg; aüerlet UngluAPe
famen über fic. 2)a bercbcten ^riefter unb lät
lid^e ©rofee bie ©cmal^Un Otto% Sbi^, fie xOt
hoä) Otto bewegen, bie SRutter wieber }nr3(^
rufen. Otto fd^idtte eine glänjenbe ©efonbtfd^
an SOtatl^ilbe ab, eilte il^r bann felbft entgegne
ftieg, al§ er fte erblidtte, foglcid^ Dom ^tAtwä
bat auf bcn ffntccn um Vergebung. Sßeinenb fle|k
aud^ ^cinrid^ um SSergeil^ung. SOtot^ilbe imäe
nun wieber in alle il^re ßl^ren unb ©üter ei»
gefc|t; feitbem ftörte nie mel^ ein SJli^Öhmgbk
ßinigfeit unb Siebe ber föniglid^en gkimilie. &i
anbcren Prüfungen fel^lte eS inbef Sflo^PM
nid^t. 2)ie gröfete nad^ bem 2:obe il^red ©enudp
war ber 3:ob il^rcS geliebten ©ol^neS ^einrid^, M
ÖcrjogS t)on ©a^ern (955). ©eit bieferSeit»
taufd^te fte bie föniglid^cn ffleiber mit icam»
gewönbem unb entfagte allen irbifd^ gfreiibat
äl^rc Eingabe an ©ott unb il^re aßilbtpUtt
um Sl^rifti willen erl^ielt jc^t nod^ einen 1^5901
©d^wung. „®enn gwcimal beS SageS", ei^
i^r öortrcfflid^cr Siograp)^, „fpeiSte fte bie 9xm
unb gab t)on il^rcm eigenen Xifd^e bie befim 8e>
rid^te ben Slotl^bürftigcn. aber waS SStoo;'
ruft ber Siograpl^ au§, „bafe fie gegen SReiMn
fo wol^ltl^ätig ift, ba Pe au§ ben ^al^n, ber«
©laubigen ^um S)ienft ©otteS aufwedt, unb \k
Sögcl näl^rt?" SSßol^in immer fie reiste, liel fe
neben bem SDßagen l^cr SSßad^Sfeqcn für bie Dm»
toricn unb ©peifen für bie Armen auf bem ffly
tragen. SBcnn fte im SBagcn bem ©ebete ober te
Scctürc oblag ober etwas fd^licf , fo burfte ^
treue SDicncrin Siid^burga feinen armen o^ne (Sm
ober ®aU Dorüber^ief en laffen. SBo immer p
ftd^ im aSinter auffielt, ba forgte fle boffir, boi
unter j[cbem ^a(S) töglid^ bie ganje 9tad^t l^itibndl
baS Steuer brannte, unb ^uglcid^ liefe fte mder
freiem §immel ein geuer unterl^alten, bamit Me
SSorübcrgel^cnbcn ftd^ warmen fönnten unb in bcr
f^inftemife bcr 9{ad^t ein wo^ltbötigeS Sid^tlen^fb
^or^ügli^ war e§ ber ©amStag, an weld^ |k
aUwöd^entlid^ als am ^orabettbe beS ©onntogp
unb bem ©terbetage il^rcS unt)ergefelid^ (ScM
i^xtx aRilbtpHgfcit bie ffrone auffegte; fie Bc|
bann für bie ^rmcn $öbcr zubereiten, wobei pt
oft bie ©ienfte einer Sabemagb Derrid^tete, m
überfanbte ben ffranfen baS Sefte Don ber IM|"
lid^en Safcl. ^n geiertagen laS jte in ^effij«
Sudlern ober liefe ftd^ barauS Dorlefen. anSBÖl'
tagen pflegte fte ^anbarbeiten }u Derrid^ten, nb
l^atte fte, gcl^inbert burd^ SiebeSwerfe, nid^tS ä»
beiten fönnen, fo nal^m fte bod^ öor Sifd^ unb U
bemfelben ftel^enb irgenb eine Arbeit öor, um, 1*
fte fagte, baS Srob nid^t umfonft }u effen. Si
aJlatMIbe Don Sd^ottlanb.
1018
e Sfrau mol^I tou^te, ba| bomals t)or«
um ben ftidftem alled ®ute ausging, tote
eine ber fd^önften Slüten biejer Snfti«
iabm fte fid^ aud^ ber jHöfier fel^r an unb
t Kl5ftet )u Oueblinburg, 9lorb]^aufen,
Snger. ^üt ]o Diel ßbleS nnb ^eili«
te mirfte, empfing fle f(i^on l^ienieben
il beS So](ine§. 3^<ii^ mu^te fte aud^
flen Sol^ne 93runo, bem ouSge^eid^eten
öon Äöln (j. b. Slrt.), im 3- 965 in'S
len; aSein in ber tiejften ßl^rfurd^t unb
n Siebe Otto'S unb feiner ^meiten ©e«
c 1^1. Slbel^eib, gegen fte, im fröl^U^en
t l^eronblül^enben @nf et unb Snf eltnnen
r glorreid^en Stegterung unb Srl^ebung
t römifd^'beutfd^en jtatfer fanb fie einen
3|. 3m 9ionnenftifte IRorbl^aufen fa^en
(be unb Otto )um legten ÜJtale. 9iad^-
tu)d^mafö red^t bringenb btefe§@tift em«
Wen fie mit einanber bie l^cilige SWeffc,
tb begleitete bann bie SJhttter ben @o^n
L 918 bann Otto, ber f d^on im Segriffe
areiten, l^örte, ba^ bie SRutter in ber
Stellen läffe, mo er geftanben, eilte er
untdC unb httete neben il^r nieber. ®ott«
nb nun bie SRutter auf unb entlieg ben
Sieben Sl^rifti 92od^ einmal befud^te
lue il^re möfter. 3m ©efü^Ie be§ naiven
ib fie fid^ bann tmd^ OueblinBurg, um
@eite i]^e§ ®ema]^I§ ^einrid^ begraben
©terbenb gab fte il^rer Cnfelin SWa-
fpätem «bttffin bafelbft, l^eilfame Sel^»
mugte fte 5ur Srbe auf ein auSgebrei*
um legen unb il^r ^aupt mit Slfd^e be-
iO ftaxi fte am 14. aßär) 968. Qttoa
^ nad^ il^rem Sobe mürbe im Jllofter
n ij^r Seben befd^rieben unb bem jtaifer
ctDibmet (Vita antiquior, ed. Eoepke,
m. SS. X, 575). 3n bemfelben ßloftcr
ann auf ©el^eig i^re§ Urenfefö, be§
inrid^ be§ ^eiligen, eine 92eubearbeitung
nS (Yita Mahthüdis reginae, Mon.
IV, 283 sq. ; Migne, PP. lat. CXXXV,
BcXL Mart. ü, 358 sq.; eine beutfd^e
g gab 3affö in ben @$efd^.»@d^r. ber
Joqeit ©eft 35). ®cr SRönc^ 3Bibu-
EinDeQ feierte i^r ^Inbenfen burd^ ein
äogium (Mon. Qerm. SS.in, 465 sq.).
Einleitung bei ben Soüanbiften L c;
tn 91. Sauf. 3Jlagaain XLVin, 1871,
il^bb. ber beutf^en @efd^. unter ^ein«
Otto I.) [©d^röbl.]
»e (Sbit^a?) t)on @d^ottIanb, ®e»
% ftönigS ^einrid^ I. Don Snglanb
L35) unb jugleid^ bie einzige f^ottijd^e
loeU^ fe auf bem £^rone SnglanbS
rie 1079 geborene £od^ter beS Königs
Ummore unb ber SRargaretl^a Sltl^eüng.
fiel 1093 bei ber 93elagerung eines
gbid^eilig Derlor fte i^re fromme SJhtt»
riefe mib i^r auSgegetd^neter Seid^toater
Slurgot ftir äJlatl^ilbenS Srgiel^ung getl^an, toaxi
t)oIIenbet in ber Slbtei Siomjet) unter ber Seitung
ber berül^mten Slbtiffin fil^rijüna, einer lante
SRatl^ilbenS. ^ier toaren fte unb il^e @d^mefter
lange Seit ^flegetöd^ter ber 5Ronnen unb lernten
nid^t nur Sefen, SRuftf u. bgl., fonbem aud^ baS,
maS }u einem gottgef (i&igen Sßanbel gel^ört. @))öter
lebten fte mit ber laute in ber Sbtei SBilton, ttield^e
t)on ber ©emal^Iin SbuarbS bed Sefennerd für
fd^ttarge Senebictinerinnen unb gleid^ SiomfeQ mit
ber Seftimmung, bag bie jiebeSmalige 9lbtif fin auS
föniglid^em ®eblüte fein muffe, gegränbet toorben
mar. 9tad^bem 9Rat]^iß)e jmei Dortl^eill^afte ^ei»
ratSantröge abgelegt, trat 1100 ber eben }ur
^^errfd^aft gelangte ^einrid^ L al8 britter ^freier
auf. 2)ie ^tifftn Sl^riftina toar gegen biefe Bei-
rat, unb ba SKatl^ilbe ben ©d^leier getragen, er-
gaben ftd^ @d^n)ierig!eiten. 2)ie Sngelegen|eit mar
t)on groger ))olitif d^er äBid^tigleit, inoem ^einridb I.
burd^ bie ^eirat mit einer 2:od^ter beS alten ff5-
nigS^aufeS feinen Sll^ron am beften befeftigen unb
bie alte unl^eilbringettbe ßiferfud^t gtoifd^en Singein
unb 9tormannen befönftigen lonnte. ^nfelm Don
Santerbur^ (f. b. 9lrt.) mürbe auS ber SSerbannung
5uräd(geruf en, um in bief er @ad^e 3taÜ) gu fd^affen.
6r öeranftaltete im ^^erbfte 1100 eine ©^nobe ju
Sambet)^, meldte ben Sntfd^eib gab, ba !Dlat]^iloe
meber burd^ ein ®elübbe ber Sltem nod^ burd^
eigene SBal^l ftd^ bem 9lonnenftanbe gemibmet
l^abe, fte^e e§ il^r frei, eine 6^e einjugel^en. SKat-
tl^öuS t)on ^ari§ behauptete fpöter, aHatl^ilbe fei
aUerbingS eine @ott geme^te 9lonne gemefen, mo-
nad^ bie Sl^e berfelben facrilegifd^ l^ötte fein mfiffen
— attein bie öor^anbenen Slcten ber S^nobe, fo-
mie alle anberen ^^ifiorifer entlröften fein 3wtg-
ni| t)5aig. S)agegen ift getoi^, ba^ nad^ Sefei-
tigung ber red^tlid^en Sebenflid^Ieiten fid^ bei
SVtatl^ilbe moralifd^e einfteUten; bod^ fanb ata
HKartinStag 1100 (11. Jlooember) il^re SSerel^e«
lid^ung unb jhönung in ber äBeftminfterabtei ftatt.
2)te ^eirat mar Don ben fegenSreid^ften f^olgen
für ßnglanb. Smar bouerte ber 3ut)eftiturjheit
nod^ einige 3al^re, unb belonntlid^ mu^te Slttfelm
t)on ßanterburQ nod^ einmal 1105 in bie ißer-
bannung toanbem ; allein nad^ biefer Stit l^atte
ber Äird^enfriebe ©eftanb. §einrid& I. lebte im
beften ©inöemel^men mit benuurüdfgcfe^rten $ri«
ma§ unb regierte f o, ba^ bie Snglat^er nod^ b^ute
feines SobeS öott finb. ^erglcid^t man baS frül^ere
Seben unb ©ebal^ren biefeS JlönigS in ürd^lid^
©ingen mit feinem fpätem, fo mü^te man auf
ben mol^ltl^ätigen 6inf(u^, ben bie fromme ®e«
mal^lin auf il^n ausübte, aufmerffam »erben, menn
au^ feine beftimmten biftorifd^en Seugniffe bafür
vorlägen, ©old^e liegen aber üor, unb fd^on ibre
eigenen ©riefe (moöon 6 einer englifd^en Ausgabe
üon SlnfelmS äBerlen beigebrudCt fmb) bemeifen,
bafe fte als bie tauglid^fte unb mirffamjie 93er-
mittlerin gmif d&en Slnfelm unb ^einrid^ L, gmifd^en
ftird^e unb ®iaai baftanb. SRatl^ilben unb il^rem
t)on il^r l^od^Derel^rten geiftlid^en SSater )umeift t>er-
1019
ÜJlatl^ilbe Don 2:u§cten.
102;
banfte bte Rxtä^t, ba| in Snglonb baS ^d^en*
red^t ©eltung l^tte, unb ba^ natnentliii^ anä) bie
ß^etoftgfett be§ SleruS burd^gefe^t n)urbe. ^eüt'
rt^ I. brad^te bie ^erabgefommenen UniDerfttäten
Eambribge unb Offorb wicbcr in bie ©öl^e, griin»
bete bie SiStl^ümer EarliSle unb 6I9, bie Slbteien
öitl^e, SReabing unb Kirenccfter, foioie bie ^rojjftei
S)unftan. SWatl^ilbe felber ftiftete in Sonbon gwei
@))itöler (St. Giles in the Fields unb Christ-
Church) unb ftattete biefelben auf ba§ Steid^Iid^fte
ouS. ©ie Parb frül^jeitig, am 1. 3Rai 1118, ju
SBcjiminfter, tief betrauert öon il^rem gerabe in
ber Diomtanbie jhieg fül^renben ©atten unb Don
allen Älaffcn be§ 93oÖe§, bem fie burd^ il^re Su=
genben unb il^re 9Bei§]^eit oorgeleud^tet. @ie lourbe
in ber SBßeftminfterabtei jur Med^ten il^reS !önig«
lid^cn Dnfel§, ßbuarbS beS SefennerS, bcigefe^t.
Ueber bie Sal^I il^rer ftinber fmb bie ß^roniftcn
nid^t einig. 3tt)ei ©ö]^ne, SBill^elm unb SRid^arb,
oerloren il^r Seben bei einer SRüdffel^r an% fjfranf»
reid^ angefid^ts ber l^eimatlid^en ffüfte burd^ ©d^iff»
brud&; i|re 1104geborene2od^ter2)kt]^ilbe(eigent»
Ud^ ^lice ober SbeD^eib) tourbe ]pakx bie ©emal^Iin
Äaifer §einrid^§ V. unb l^otte lange S^^^ «n fel^r
bemegteS, jiebod^ glfidCIid^ enbenbeS Seben. ^ein>
rid^ I. felbjt l^eiratete fpöter %Iice üon Sötoen,
weld^e finberloS blieb. (9SgI. A. Strickland, Lives
of the Queens of England, firom the Norman
Gonquest, 4. edit., London 1854, I, 105 to
165.) [Öögele.]
^SBaf^ilbe, SRarfgröfin Don 2:u§cien ober
na($ il^rem feftenSergfd^loffe bei $arma Don da*
noffa, war geboren im 3. 1046. Sl^rSSater,
aRarfgraf ©onifatiuS, galt al§ ber reid^fte unb
mäd^tigfie prft 3talien§; i^re TOutter »eatrij
war bie Sod^ter Sfriebrid^S Don Sotl^ringen unb
©afe Äaifer ^einrid^S IH. Sonifaa warb 1052
aud $riDatrad^e ermorbet unb ^eatris l^eiratete
nun 1055 ©ottfrieb ben Särtigen Don Dlieber-
Sot^ringen. Äaifer §einrid&, ber ben Sotl^ringer
l^a^te, ftrebte felbft nad^ SonifatiuS' ßrbe, unb ba
er beforgte, ©ottfrieb fönne il^m in Stauen öl^n»
lid^e ©^wierigfeiten enegen wie am Jlteberrl^ein,
fül^rte er ©eatrij unb SKatl^irbe gefangen mit fid^
über bie 3ßpen nad^ ©eutfd^Ianb. 9lber fd^wer er»
franft, berief er ^erjog ©ottfrieb ju fid&, gab il^m
fein SBeib unb SKatl^ilbe suriidf unb bat il^n, fei-
nem ©ol^ne bie Sel^enStreue au wal^ren. SRatl^ilbe
erl^ielt unter ber Seitung il^rer SKutter eine treff-
lid^ ßrjiel^ung. ©ie war jweimal Derl^eiratet,
juerft mit bem ©ol^ne il^reS ©tiefDaterS, ©ottfrieb
bem Sudfligen Don 9lieber«Sot]^ringen, ber fd^on
am 26. gebruar 1076 ermorbet warb, bann 1089
mit bem laum 18 Saläre alten SBelf (V.) Don
^\)tm. Seibe gl^en fd^einen nie Don^ogen ju
fein unb würben offenbar nur eingegangen, um
aWatl^ilben eine ©tüfce bei il^ren Äämpfen gegen
bie tJfeinbe ber Äird^e ju bieten, ©ottfrieb war
nur ie nad^ brei ober Dier SJal^ren einmal nad^
Stauen gefommen; SBelf aber DerUe^ pe 1095
gänjlid^, Dieüeid^t weil er fid& in ber Hoffnung auf
il^r Srbe getöufd^tjal^, unb ^ing feitbem^etnrid^n
an. 2)a il^re ©efd^wifter, eine ©d^wefter Scotti
unb ein SSruber fjfriebrid^, f d^on frül^ (1 05 5) ftaxbq
fo warb aitatl^ilbe mit bem Sobe il^rer ^Otatk
»eatrig (18. ^ril 1076) bie einjige febin ei«
großen Sönberbeft^e§ in Sombarbien unb SuSchi
gerabe beim ^Beginne beS Kampfes gwifd^en^
ri^ IV. unb ©rcgor VH. 5hir burd^ i^r ©difl
f ül^rie ber 3Beg Don 92orben nad^ Stom ; er M
geöffnet für aUt g^reunbe beS $a))fte§, gefd^b|fa
für aDe ©egner beSfelben. ©d^on Dorl^r l^pi
tl^ötigen ^nt^eil an ber 9tegierung genommen. SN
3. 1074 l^atte ©regor ben $Ian, ben itctitm
mit ber jtaiferin SgneS, mit Seatris unb 2Rotpi
5U untemel^men. 3n bemfelben 3a|re l^attefteol
äBunfd^ be§ $apfteg mit Seatris ber ©qnobe fai
Stom beigewol^nt unb ^ilfe gegen bie 9lormQBini
gebrad^t. 3m 3- 1075 nal^m fte an ber ©QBobi
tl^eil, auf ber SBiberi Don SlaDenna Derur£^ nt
entfe^t würbe. Suf il^re Sitte warb SencinS M
©regor YII. begnabigt. S)ie| waren bie ecP»
SDienfte, „weld^e ä3onifatiu§^ auSgejeid^ete tii^
ter bem ^oftelf ürften leiftete, fte, bie bolb nadp
burd^ Diele gottgeföQige 2)ienfte bie Slod^ter M
1^1. ^etruS genannt ju werben Derbiente" Qk'
nitho). ©0 lange wie möglid^ fud^te SDlafii^
als bie geborene SSermittlerin, aß „gemernfmi
Sod^ter beS 1^1. ^etru§ unb beS jf5nigS^ dl
SSerwanbte ^einrid^d IV. unb ergebene gfia»
bin beS ^apfteS, ben gfrieben aD)if(§en IKnig wä
$ap[t p erl^alten ober l^ieraufteEen. ©ie tl^
bem ^apfte ^einrid^S ©inneSönbenmg mit wä
Deranlagte il^n, bem Jldnige f reubigen ^onl bofk
}u fagen (7. 2)ecember 1074). 9l(§ borni w
gor vn. pd^ auf ben SBeg gum Sugdburger 9tet#
tag begab, erl^ielt er Don il^r ba§ ©eleit uiü> fofe
auf bie ^nbe, ba^ ^einrid^ fd^on in Sctol
weile, ©d^u^ im ©d^Ioff e ju Sonoffa. ^kx todßk
er brei SOtonate unb warb Don SRotl^ilbe ttk
Don „einer {Weiten SHaril^a'' bebient. 9ß@n|K
{eine Umgebung, Dor %Utn 9bt dugo Don SbigM
unb bie ©röpn STtat^ilbe, Don ber 9ufri(^|jM
ber 9teue unb ber JKrd^enbu^e ^einrid^ fiber^
fal^, ald Pe il^n tabelten unb über feine ©treM
murrien, al% ültatl^ilbe auf ^einrid^ Sitte pdbfk
il^n Derwenbete, ba l^atte er bie f epe öu^ere 2)edn|
für bie Söfung ^einrid^S Dom SBanne gefniktt
(28. 3anuar 1077). Sber balb würbe beS M*
ferS Unel^rfid^feit offenbar; er wüx^ 3Stoäfik
felbp gefangen genommen poben, wenn fein A"
fd^Iag nid^t Derratl^en worben wöre. 918 bami hr
Sann ^einrid^ wieberum getroffen (1080), wuk
HJlatl^ilbe ber bewel^rte %rm ber JKrd^ @ottA
„Un}ertrennltd^ Panb pe bem ^pfle }ur ©cile'f
©regor wie feinen 9?ad&foIgem SSictor HL, Bp
Un n., ^a^alx^ U. mit ber fap pd^ «#
pd^t auf gemeinfamen Untergang Derfnü))ftepe4K
©efd^id mit bem ber $appe, unb fe|te il^re
i^re Sruppen, il^re Sauber, il^re ^erfon
unb gottDertrauenb für baS 3iel il^red Sebenfi,
ben ©ieg bed gregorianif d^en ©QPemS ein.
1021
SOtatl^ilbe Don SluScien.
1022
Jo^Rfu^ fie uncrfd^ütierltii^ benftQm))f, »ol^nte
m rAüm Zreffen bei, füj^e oft felbft t^re
txifpnL 9tt ed f)etnrid^ nid^t gelang, fie ber
Gm^c bc8 ^t>f}e9 obmenbig }u mad^en, monbte
ff {id( mit oller ihaft gegen fte unb il^re Se-
jitmigen. ?Sfyct 2)5rfet mürben erobert, il^re Sur*
§m gefeod^, Succa unb $ifa fielen in ^einrid^d
(isoe: SRotl^e ober, gans auf fid^ allein ange-
ikfen, blieb f efi. 2)amal§, a(8 ^einrid^ im SBin«
Is 1082 uneber dor 9tom )og, beftimmte fie ben
lU Don Conoffa, ben ganzen JKrd^enfd^a^ oon
700 $funb eUber unb 9 $funb ®oIb für ben
9o|rfl }u opfern^ nad^bem fte felbft fd^on einmal
20O $fimb Silber gefenbet l^atte. Sine l^ol^e Sn«
cdnmmg il^rer ^ai^i unb Sl^ätigleit gibt il^r ber
DiiUer ouf ^einrid^ Seite ($etru§ SraffuS?),
\n jat befd^impf en ttnH, inbem er nad^ ber Sin«
i^me ber Seoftobt (im 3uni 1083) burd^ $)ein-
n^bcm $o|i{ie iubelnb entgegenl^It : ,,aRat]^iIben§
Sii^ Dermog nid^tS me|r unb tonn bir nid^t
ii|t l^en.' 9IS bann ^einrid^ 1084 auf ber
^ tot 9fa)bert ®ui8carb 9iom unb Stauen
isficl 0uni 1084), mußten il^m bie fiombarben
tt^fitä^, ben ftampf gegen SJlat^ilbe forhu»
McoL Sbitl^ilbe aber gewann f of ort einen großen
6hg bei Sorbaria im ®ebiete Don SJlobena;
tUfoxh t>on ^rma. ber gfül^er ber Sombarben,
mb gefangen ; Succa unb $ifa nmrben infolge
Wl &tgß jurüderobert; 9(n elm Don Succa, bis«
|ar pt^g unb nur Don SRatl^ilbe gel^alten, über-
«tm im auftrage bed ^apfted bie fird^Iid^e ißer«
iMttnig don l^Ib Oberitalien.
Kb^ bem Xobe @regor8 YII. aeigte ftd^ SRa»
Wbe t^, bie red^tmä^igen 93ifd^dfe in il^re
^ Seggio, ÜRobena, ^iftoja einjuffil^ren unb
te tpapfi Sictor m. in 9iom }U Italien. SIS
Sktoc balb ^arb (16. @e))tember 1087), bröngte
Ibflflbe bie Sorbinöle gu einer fd^neQen !Reu-
M4L S>iefe fiel om 12. ajlörj 1088 auf ben
i|atUftigen^ gan} im ©inne ©regorS Dorgel^enben
bbiiiQlmf^of Otto Don Oftia. 3)a bie gort«
Hrittt mdd^ bie @ad^e fyeinrid^ in 2)eutfd^Ianb
mifit, Me päppd^e Partei in Seforgni^ Der»
Ml» ^lo^ 9RotbiIbe, mit ©utl^ei^ung beS neuen
^fojßtSi lUban TL, xf^xt ittieite (Sf)t mit &er}og
SÄ ftihtig ^einrid^ fammefte ie^t olle ^öfte,
mi fk jn dermd^ten. 3]^e Srbgüter Dertl^eilte er
nkr feine ®etreuen. SRantua gemann er burd^
fcmf|^ balb aud^ gferrara unb aOeS Sanb bieS-
fsü bei $0. 9ber einen 3ug gegen Sanoffa
1M^ IRofl^ilbe }u Dereiteln, inbem fie mutbig
taiSaüfd^ entgegen}og ; fte getoann baS treffen
Hb etbentete beim Siege fogor baS faiferlid^e
toKL 6ie Deid^If ber sioeiten ©emol^Iin ^ein-
% 9<osd)c8, 3ur Sflud^t; fie fifi^te jfonrab, ber
H gegen feinen Sater t)cinrid^ erl^ob unb )um
UiqeberSombarbei gehont nmrbe (^erbft 1093) ;
k ^Mt einen »unb lombarbifd^er @tabte auf
MJo^^ geioann 1101 mieber tJferrara, 1103
9na, tm Dor il^rem Xobe 1114 aud^ 3Jlantua.
Psfi^aBd n. bel|aii))tete burd^ fte bie gonje Som-
barbei. SBäl^rcnb il^rer legten Saläre regierte fte
in ^rieben ibre Sänber, bie bamafö „neben ber
ba^rifd^en Oftmorf bie georbnctften, blül^enbflen
unb beglädtteftcn ber Sl^riftenl^cit" loaren. ©ie
ftarb am 24. 3uli 1115, 69 3abre alt, in 93on-
beno bei SRobena, nad^bem fie 7 SRonate Iranf
gelegen. 31^r ®elb Dertl^eilte fie an 3lrmc, ffird^en
unb Jtlöfter. ©terbenb lugte fie boS Jtreu} mit
ben äBorten: „®id& W iä) aHjeit geliebt; jejt,
bitte id&, tilge meine ©ünben." ©ie warb juwrft
in ber ftird^e ber Sencbictiner ju ^olirone be-
graben, 1635 aber auf Sefel^I UrbanS Vm. nad^
Mom in bie ^eterSfird^e übertragen, loo fie ein
ijräd^tigeS ©rabmal Don ber §anb Semini'S erl^ielt.
SBBie fie im Seben bie eifrige unb felbftlofe
SSerfed^terin ber ©ad^c ber JKrd^e blieb, fo ftettte
fie bauemb il^re ganje ^aä)i bem ^apfttl^um ^ur
Verfügung, ©d^on 1077 bei ber änioefenbeit
(SregorS in ßanoffa Dermad^te fte ber ftird^e i^rc
fömmtlid^en reid^en ®ebiete Don Se))erano bis
SRabicofani, unb als biefcr ©d^enfungSact Derloren
ging, erneuerte fte il^n unter $aj(|aUS II. am
17. 9loDcmbcr 1102. fjfreilid^ gelangten aud& bicfc
Sänber nie DöHig in ben SejÄ ber ftird^e ; baS
SJlatl^tlbijd^e ßrbe nmrbe ben $a))ften nod^ lange
Seit beftritten, einjcine %f^^k beSfelben nmrben
i|nen ebcnfo, loie ein %i)ül ber alten ©d^cn»
hingen Don ipipin bis §etnrid^ 11., ftctS Dor-
entl^alten. ©frörer fud^t Sie ganje 3Rarfgraffd^aft
Sanoffa als ))ä))ftUd^eS Selben, loeld^eS nad^ jenen
©d^enfungen ber JKrd^e Don äled^tS toegen gebore,
)u ertoeifen unb il^re genauen ©renken )u befttmmen
(VI, 795—804). lieber bie Sbötfad^e ber ©d^en-
fung felbft !ann fein Sö^cifcl fein. „Seber 93er»
ftönbigc", fagt Seo (®cfd&. Don Stalien, Hamburg
1829, 1, 479), loirb üraboSd^i (Memorie Mode-
nesi 1, 140 sg.) beifümmen, loenn er bel^auptet,
bie ©(^enhing felbft fei jmeifelloS; benn bie 3ln«
f))rü$e ber Sixxä)t lourben ^u frül^ nad^ SJlatl^ilbenS
^obe geltenb gemad^t unb in 93e)ug auf ÜJla-
tbilbcnS Mobe mit )u geringem 9la^brudEe be*
ftritten, als bag baran, boS ©anje fei ein erbid^»
teteS SSorgeben beS römifd^en ^ofeS getoefen, ^u
beulen märe." Subcn (IX, 615) finbet cS un«
begreiflid^, loie bie Urfunbe Don 1077 Derloren
geben fonnte. Seo aber l^ält bie Urhtnbe Don 1102
„o|ne SDßeitereS für erbid^tet", loeil 5Katbtlbe aud^
na^ 1 102 bie freie SSerfügung über ibrcSefi Jungen
übe unb niemanb baS Original gefeben l^abe. ©d^on
lange Dor Seo l^atte 2)aunou, ber lenntnigreid^e,
aber mit giftigem ^ag gegen bie JKrd^e arbeitenbe
©ammler in ben p^ftlid^en 3lrd^iDen, olS ©cbeim«
ard^iDar SlapoleonS, baSfelbe l^erDorgel^obcn (Essai
histor. siir la puiss. temp. des Papes, Paris
1818, 1, 154; anoit^m erfd^iencn), aber aud^ er«
flärt, Don aKen ©d^cnfungen an bie IHrd^c fei bie
SKatl^ilbenS bie meift autbentifd^e unb bie reid^fte.
®ie köpfte l^aben wie bie Äird^c immer ibren
SSefiJ öfter unb fd^toerer ju Dcrtbeibigen, als bie
loeltltd^en Surften mit il^rer SRüdffid^tSlojigfeit unb
i^renißerbinbungen, unb eSlaffenftd^ mo]^I©rfinbe
1023
aßatl^ilbe t)on XuScien.
102
bofür benfen, bo^ SVtQtl^Ube aud^ naä^ ber Bijtxi'
fung auf bcn SBunfd^ bc§ ^opfteS fclbft bie §cn»
fd^aft wicbcr übcmal^m. ©rcgor vn. (©riefe öom
4. m&x^ 1074 unb 25, «uguft 1076) unb Slnfelm
rül^men fte, bofe fte nid^t nod^ tl^reni SBunfd^e tn'S
»lofter ge^e. aKot^ilbe ate 9fütftin l^alf ber ftird^e
me^r^ als menn bie JKrd^e aud^ il^r Srbe nod^ l^ötte
Dertl^eibigen muffen. SSergabte fte DieUeid^t neben
afterlel^en oud^ einjelne il^rer ber Äird^e gefd^enl«
ten Slflobien, fo fomen biefe SSergabungen mittel«
Bar ber JKr^e ^u gute^ unb augerbcm Dermel^rte
Pe il^re Mobien nod^. fiämmer l^at bie Cartula
Gomiidsse Matilde super concessione bonorum
Buorum facta Born. Ecclesie, mie fte Senciu§
6amerariu§ gibt, mit bem Sejt bei ÜRuratori Der«
gltd^en unb bie fieSarten gegeben. 92ad^ S)aunou
öermabrt man nod^ bie Urhinbe in SRom (er öenceiSt
auf St. Marc, Abrege de rHistoire d'Italie
IV, 1231 — 1316; ^ergenrötl^er , Ä.»®efd&.,
3. 3lufl. n, 234, öertteiSt auf Appendix ad Ph.
L. Dionysii op. de vaticanis cryptis auctori-
bus Sarti et Settelenis, Born. 1844). S3on ben
gleid^jeitigen Sd^riftgeHem ermäl^nen ®oni}o unb
$etru§ Don HJlonte ßiaftno bie @d^enhtng.
2)a§ ganse fraftt)oI][e SBirfen unb fefte Eintreten
für bie ßird|e rul^te bei SKatl^ilbe auf einer tiefen
innemgrömmigfeit. 9hir il^re Siebe jur bebräng»
ten ffir^e, für bie fle in ber SBelt mel^r mirfen
fonnte, l^ielt fte ab, il^rem ^er}en§h)unf^e gemög
felbft in ein ftlofter su treten, «ber ben Softem
blieb fte l^olb. SWit il^rer ÜRutter Seatris grünbete
fie @t. SlnbreaS in SWantua, fjfrafftnoro bei SWan=
tua ; reid^e ©d^enfungen ma(|te fle an ©t. 3eno
in iBerona, an ba§ Älofler jum l^eiligen ßrjengel
SRld^ael In SWantua, an bie ftlrt^e öon ^Ifa, an
baS Älofter Jlonantula, an bie Älrd^e jum 1^1. 3a-
cob In ©onbeno, öor 3HIem an ll^r SlebUng§Rofter
^oUrone; ÜKonte Safino l^atteSoHfrell^elt In ll^rem
ganjen ©ebiete. 3l^r Sebcn jeigt ben 6rfoIg öon
©regorS Vn. Semül^ungen, il^r etmaS öon feinem
©elfte, feiner 9Inbad^t jum aUerl^eUlgften ©acra-
mente, feiner Siebe gur l^elllgen Jungfrau, feiner
äufeerften Dpf erwlKlgfelt unb ©egelfterung für bie
Älrd^e elnguflö^en. Sie befafe eine l^ol^e Sllbung
unb befd^äftlgte ftd^ mit tt)lffenfd^aftlld^cn ©Ingen
mitten Im flrlegSlärm. @le öerftanb ©eutfd^,
fprad^ 8franjöfif4 fd^rieb Sateln unb mu^te ftd^
l^ren 2ru})l)en,®eutfd^en,3tallenem, Sotl^ringem,
Shiffen unb Sritten, allen In l^rer (Spxaäit, öer«
ftänblld^ ju mad^en. Äeln Sifc^of, fagt ll^r 93lo-
ff[ap\), lag eifriger bem ©tublum ob afö fte. S)er
SeflJ unb ©ebraud^ öon Sudlern ipar ll^r eine
Hebe ©ettol^nl^elt, unb fte befa| ölele Sudler mit
l>räd^tlgen Slftem. ©le fannte unb übte bie ®e=
böte be§ ßöangellumS unb bie ©a^ungen ber
«Ird^e, aber an^ bie beS tteltUd^en $Red^t§. ®em
SRed^tSgele^rten SBemer gab fte bcn Auftrag, eine
neue SluSgabe ber Romana, ber ^anbecten 3uftl«
nlan§, sufammensuftcBen. Slnfelm öon Eanterburi)
fd^ldfte ll^r feine Meditationes , unb ber $apft
rfil^mt ll^re trefflld^en «nlagen. — SBle ©regor.
f 0 f anb aud^ ÜJlatl^Ube bei ben ©d^rtftfielleni t^
3elt eine t)erfd^lebene Seurtl^ellung, je nod^ be
$arielftanb))un!te. S)le ©egner ber S^tä^ f Aobi
l^rer mönnlld^en «uSbauer unb il^rem felbfilofi
Opfermutl^e ll^re eigenen nlebrigen SRotü» unte
SSilbert, ber ®egen))apft, erllärie t^r 9kr]^tm|{
«nfelm t)on Succa, Ibrem SSeld^ttmter, iple &
Sßormfer ©Qnobe l^r SSerl^öItnl^ ^u ©regor, oni
flnnlld^er SeU)enfd^aft. äßönner aber une ©regoi
unb «nfelm unb grauen mle SRat^ilbe geben 11^
©egnem nld^t fold^e äBaffen In bte ^dnbe, h
gelten nld^t baS, beffen Sefömpfung fle 11^ 8da
mlbmen, ol^ne ber SBermd^tung anbelm^ufoDm
©egen fo lül^ne Folgerungen fagt 2)aunott oü
Sted^t: „S(^üt 92elgungen laffen fld^ einem (^
branb am menlgften öormerfen.'' ^^©le liebte lod
el^rie «nf elm, mle ber ^ofiet Sol^anned bie SXutki
©otteS", fagt «nfeIm§Sßlogra})l^, unb «nfelmdfc
Ibr In feiner «ntmort an SBlbert mit ber fd^drraa
3urüdhDelfung be§ SSormurfS ein glan}enbed m
©regorS unablöfftge ©orge für ll^ir ©eelenl^
feine ©ebete für fte, fein unb SJlatl^lIbenS 2da
ermlefen fd^on bamalS nad^ Sambert oUen Mt
nünf Hg SDenlenben flarer al§ ba§ Sld^t jenen Soc
murf al§ bö§mlSige ßrftnbung, al§ meldbe er cd
immer feltbem gegolten l^at (f. ©d^bber, SSonoüif
unb Auflagen gegen ©regor YJL, 3lotVfyaiti
1873,4). 3n ber ©d^rift De nnitate ecdeoai
h)el§t ber burd^auS auf ^elnrid^ ©elte fte^
SSerf affer (SBalram Don 9laumburg) jenen SoiM
al§ Ütad^tl^ell bringenb felbft ^urfidt unb b^
ftd& barauf, bafe SKatbllbe ju feiner 3«t (lOM
nod^. Im ai^tm 3abre nad^ SregorS £obe, für fdi
©Qftem fäm|)ft (ed. Scliwenkenbechern,llQ
„©le Derebrie ©regor mit munberborer Shw
gung", totil fle Ibn öerftanb. 6r nennt fie We f
llebtefte, bie tl^euerfte Xod^ter beS 1^1. $etniS ii
ben Sriefen an fte felbfi, »le In ben Srlef« fl
§elnrid& IV., bie Äalferin «gneS, »Ifd^f J»
mann t)on ÜJle^ bie gemelnfame 2:od^ter, mb fi
fal^ }u ll^m l^lnauf mle ju einem SBater. »Sb^iXBii
«ntll^eS, rul^lgen ©InneS, In ©Uldt unb ungBl
unmanbelbar, nld^t erregt burd^ bad ©lüdt vW
Dermlrri bur^ bog UnglüdC, em ©d^redfen berlb'
^ered^ten, mllbe ben ©ered^ten, geborfam bentt*
d^öfen'', mie Ibr Siogra))^ bon l^r rü^mt, 941
te ba, „bie ebelfte ber grauen", ©emol^, juieo*
fd^en n)le ju gel^ord^en, nennt fle M in bcnlb*
funben bemütblg „SRat^llbe, don ©otteS (Snatai
baS, tt)a§ fte ift", ober „toenn fle etioaS Ifl*, Ä
fte Sfrömmtgfelt unb ^ti)t. fE&ofjH einmal mnaot
über bie fd^elnbar gro^e ©trenge beS $opPA
mllbe blttenb für KenduS unb ©elnridj IV^ ß"
f d^elnt fle al§ „bie treue ÜJlagb unb nriirbige i^
ter beS 1^1. $etru§'', „reld^ unb berfll^mt mie Ui
O^rau In jenen 2:agen, elfemb für bie SieSAi
unb tugenbl^aft, mle nlemanb Im SaienfhaHK*,
„bie grau mit bem monnlld^en ©Irnie", bie jd
laum ein gürft ba§ gan^e Sanb bel^errfd^t', »bi
^er}ogtn'', „bie auSgejeld^nete, bie gro^e ©rtt^'
mit ber jlalfer ^elnrid^ Y. feine grau ja W
1025
2Rat](|ufaIa — 9Jlatt]^äu§, apoftcl unb eöanöeliji.
1026
i
gleiten f^ien. 92ennt SBi6ert Don 9lQt)enna fte
kk3e)ai€l fo gilt fte benmobemen@d^rtftfteIIem
BüSonit^o Qld bie 3ubtt^ beS bleuen SBunbeS.
IRon iminbert ^d^, bap il^r Sanom{Qtton3pro5e|
nk eingeleitet fei (^mberger), unb nennt fte auS»
btüAt^ irCine ^eilige" (@frörer). „Sie groge
SrSfm" war wurbig^ bem großen ©regor VIL
fa Seite }tt fiel^en.
OueBen finb bie beiben Yitae bei Muratori,
S8. rer. Ital. V, 1335; bie gereimte Vita
Sonijo'S au(^ in Mon. Germ. SS. XII; bann bie
9m^ Sregotd; bie Vita Anselmi unb bie fömmt'
li^m imtec @regor VIL genonnten @d^rif tfteUer.
Son ber ^ReuauSgabe ber ®d^rift)Mer beg Sn»
M^ibnrfireited, don benen bie für §einri(i^ in ®oIb«
ojiB Vpologie, bie für ben $apft bei @retf er ge*
{manielt finb, liegt afö erfter SBanb Dor: Libelli
1» Kte imperatorum et pontificum, Hannov.
1891. Xeltere 2)orftelIungen ftnben ftd^ bei Fioren-
tini, Memoria della Gran-contessa Matilda,
eiMansi, Lucca 1756, mit Urfunben ; Orti,
Tita deüa contessa Matilda di Ganossa, Ve-
tona 1831 ; neuere SBerfe ftnb : Tosti, La coii-
teaea Matilda e i Bomani Pontefici, Firenze
1859; $annenborg, @tubien gur @efd^tc^te ber
^»gin 9Rat|^iIbe t)on Sanoffa, @öttingen 1872 ;
rer, ^^opft ®regoriu§ VIL unb fein 3eitaUcr
II.423ff.;V,398;VI,760ff.806ff.;Vn,572ff.
782 ff. 813 ff. 842. 869. ®ie anberen SBerfe f.
»te ®regor VIL Ueber bie beiben ©ottfricb
JL^dfler, S)eutf(6e ^dpften, 80 ff., unb Mgem.
M4e »iogrop^ie IX, 464 ff. [2B. Selten.]
TßttiufiU (ri\?<>riY3) , im % %. einer ber
fotrion^en auS @et]^d fiinie, @o]^n ^enod^S,
Satec Same^ unb ®roBt>ater 9}oe'S (®en. 5,
21 If. 1 ^. 1, 3. 8uc. 3, 37). ©r ift ju unter«
f^Äen m)n bem aud Ram^ Sinie ftammenben
llhlj^tfael C^Ks^nifi), ber ebenfalls einen Sol^n
imiä^ ^tte unb in ber @eptuaginta benjelben
losen MadouToXa fül^rt (®en. 4, 18). [j^aulen.]
JfUt^mfAnttj f. 2:rinitarier.
9bffUle( ber Slrmen, f. Mensa pau-
pttiuii.
Ibfri&eCber ©eiftüd^en ^ei^t baS 93er-
fpiaä^, loel^ed ben $erfonalbeftanb ber an einer
wj^icd», SoÜegiat* ober ^forrfird^e angefteDten
iri^ (cpfribibeten SIerifer entl^ölt. SBon ie^er näm*
8^ tmrben bie an einer ^auptfird^e (titulus) blei-
hib angefteOten Slerifer, )um Unterf d^iebe ber nur
ttW^dioeife gebraud^ten ober blo| eine 3^itlang
h cfaicr fremben Pfarrei ober 3)iöcefe commo»
teben ®dfUid^en, Glerici intitulati genannt
ob in bad Skr^eid^nig (matricula) ber an ber
hnffoiben iKr^e beamteten ®eiftlid^en einge-
tagöi, ba^ derlei immatriculati L e. eccle-
Me matrici adscripti. [^^ermaneber.]
Mttris Dei clerici reguläres, f. So«
fwHHfJI «eonarbu
Sfaftt«, f. Seonbarb SRottl^ai.
Pcfffiits, ber^poftelunbSDangelift,
i^ na4 ber Uzd^Iid^ Ueberlieferung ber SSerf affer
Cft^enlcUoB. YIIL 2. Stuft.
be§ crften canonifd^en 6t)angelium§. I. SebenS«
u m ft ä n b e. 9Ratt]^äu§, bcffen 5Rame Don Siniaen
burd^ ©efd^enf ®otte§, öon Ruberen burd^ ®e-
fd^enftcr überfe^t loirb, loar ein 3ottcinnc]^mer ju
Kapbamaum (9, 9 ff.), gr ]&ie| aud^ Scoi, benn
ber SBerid^t bcS erften ßöangcUften über bie Se«
rufung SKattl^äuS' (a. a. D.) entfprid^t burd^auS
bem ber beiben anberen ©^noptifer (f. Ü)larc. 2,
14 ff. Suc. 5, 27 ff.) über bie Berufung Seoi'ö.
Äud^ fül^ren bie Icjtercn in ibrer ?lpoftcIU|te
(«Dlarc. 3, 18. Suc. 6, 15; ögl. apg. 1, 13) feinen
fieöi, fonbcrn nur einen 5!Kattbäu§ an, ber im
3Katt^äu§«6t)angeHum (10, 3) ben Seinamen ber
SöUner l^at. ^ud^ ba§ d^riftUd^e Slltert^um bat
ftets Seoi unb SKatt^äuS alS biefelbe ^erfon an«
erfannt. ßine SluSnal^me macbte nur ber SSalen«
tinianer §erafIeon (f. Clem. Alex. Strom. 4, 9);
biefem flnb ®rotm§, ßtoolb, §ilgcnfelb unb einige
Slnbere gefolgt. ®a^ HKattl^äuS ober Scöi, loie er
als 3ööner unb 3ube l^ie^, öon ®eburt ein 3ube
mar, ift bei einem öom ^erm berufenen Spoftel
felbftoerftänblid^. 5!Karcu§ (2, 14) nennt feinen
Sater ^Ipl^öuS. 2)arau3 ^aben SutbQmiuS, 6reb«
ner u. 31. gefd^Ioffen, ba^ SKattl^äuS ein ©ruber
be§ ^l 3acobu§, eines ©ol^neS öon ^Ipl^äuS (f.
aWattb. 10, 3. 3Karc. 3, 18. Suc. 6, 15), getoefen
fei. S)a aber 9JlattbäuS meber öon ber b^Uigen
©d^rif t nod^ öon ber 3:rabition ju ben Sertoanbten
beS §erm gejäblt »irb unb ber 9lame 31Ipböu8
baufig öorfam, ift ber ©d^lufe ungered^tfertigt. 3n
ben apoftcIUften bei SWarcuS unb SucaS nimmt
9Kattbäu§ bie ftebente, bei SJlattl^äuS bie ad^te
©teile ein. Sie l^eilige ©d^rift ertoäl^nt feinen
5Ramen julefet unter benen, meldte nadd ber Himmel-
fahrt 3efu im Dbergemad^ ju 3erufalem oerfam-
melt »aren (^pg. 1, 13). Ueber fein fpätereS Seben
baben wir nur wenige, überbiefe unfid^ere unb jum
il^eil miberfpred^enbe 9lad&rid^ten. 9lad& ElemenS
öon aiejanbrien (Paedag. 2, 1) bat er ein ftrengeS,
aScetif d^eS Seben gefül^rt ujib fid^ beS gteifd^genuffeS
enthalten. 3uerft prebigte er in ^aläftina feinen
SanbSleuten (Clem. Alex. 1. c. ; Euseb. H. E.
3, 24, 6. 93gl. Iren. Adv. haer. 3, 1, 1). ®a»
nad^ loirfte er loabr jd^einlicb in Setl^iopien, b. b- in
ben Säubern füblid^ öomfaSpifd^enSKeere; »enig-
ftenS fagen fo SRufin (H. E. 10, 9) unb ©ocra-
te§ (H. E. 1, 19). ambrofmS (In Ps. 45, 41)
lä^t il^n in Sßerfien, 3pbor (De vita et morte
sanctorum c. 67) in SKacebomen, nod^ Rubere
(Simon Metaphr. Vita S. Matth. 4. 5) unter
hm ^artbem unb 5!Kebem baS göongelium oer-
fünben. ®ie lateinifd^e mie bie gried^ifd^e Äird^e
oerebrt il|n al§ 9Rartt)rer, erftere am 21. ©ep«
tember, lejtere am 16. 92ot)ember. 9lur ^erafleon
(bei Clem. Alex. Strom. 4, 9) fagt, er fei eineS
natürlid^en 3:obe§ geftorben. 3n Ucbcreinftimmung
mit ben apocrgpben (ögl. SipfiuS, Sie apocr.
^poftclgefd^., Sraunjdjtüeig 1884, II, 2, 109 bis
141) berid^tet 9HcepboruS (H. E. 2, 41) feinen
aJlortertob in 3letbiopien. 6r fei an ben ©oben
genagelt unb mit einem fjfeuer umgeben toorben;
1027
SKattl^auS, ^Ipoftcl unb eöangeHil
102J
IcJtcrcS fei löunbcrbar crlofd^en; unmittelbar ba»
mä) ober fei SRatt^öud geftorben (Dgl. Acta Sanct.
Sept. VI, 206 sq.).
n. CöangcUum. 3laäi ber einftimmigen
Ueberlicf erung be§ d^riftlid^en Sßtcrtl^umS "^at 3RaU
tl^äu§ ein St)angenum für äubend^riften in l^ebräi»
f(|er Bpxai^t Derfa^t. S)a§ öltefte 3^ugni| l^ier^
für gibt ^opia^, Sifd^of öon §icra})oIi§, ber al§
©d^üler bcS 9l})ofteI§ 3ol^anne§ (f. Iren. Adv.
haer. 5, 33, 4; Hier. De vir. ill. c. 18; Euseb.
Chron. Olymp. 220) bie apoftolifd^e Ueberliefc«
rung über ben Urf))rung beS SüangeüumS genau
lennen fonnte. Cr fagt (Eus. EL E. 3, 39, 16) :
MaTÖaToc piv o5v 'EßpatÖi SiaXexxcp tä X^^ta
ffüve^pa^axo, tjpjiViveüae S* aöxot <i>c ^v Süvax^c
gxaoToc. ®a§ SBort X^Yia in biefer öiel umftritte»
neu ©tette barf nid^t mit mand^en bleueren (ögl.
ßoljmonn, ginl. 387) blofe auf göttlid^e »uö»
]pmä)t ober „§enentt)orte" bejogen »erben, fon»
bem bebeutet aUgemein bie göttUd^en Off enbarun«
gen in SBort unb Zl^at. S)enn obgleid^ $a))ia§
Don HKarcuS berid^tet, er l^abe tä 6tcö toü Xptoroü
ifj Xe^ftlvxa ij irpa^^evra, alf 0 f Otool^l bie il^ateu
wie bte SRcben ©l^rifti, auf gef daneben, nennt er bod^
ba§ ganje SBer! be§ @t)angeliften xupiaxol X6701.
%xi^ gab lßapia§ feinem eigenen SBerfe, obmol^I
e3 nad^ ^uSmeiS ber bei Suf ebiuS erl^altenen Qfrag»
mente aud^ HJlittl^eilungen über bie SBunber be§
5)erm enthielt, ben 3:itel Ao7((üv xupiaxoiv i&Q-
Tiqaeic. CufebiuSfelbft nimmt feinen Sinfionb, ben
tiuSbrud X67ta bei $apiaS auf ba§ gan^e 3RaU
t^öu§»6t)angelium )u bejiel^en. Sr fonnte bie| um
fo mel^r, atö aud^ 3tenäu§ (Adv. haer. prooem.
unb 1, 8, 1), €femen§ öon Sllejanbrien (Strom.
7, 18) unb DrigeneS (InMatth. 5, 19; 19, 13;
25, 26) bie ©oangelien X67ta nennen. Sine blo^e
Sammlung öon S]^riftu§reben ift bem ganjen
d^riftlid^en^Itertl^um fremb, unb bie| betoeiStauf
jeben gatt mel^r al§ neuere fubjectiöe unb einanber
in ben Mefultaten miberfpred^enbe Serfud^e (ögl.
barüber ©d^anj, 3Ratt]^. 31 f.), imSRattl^äuS. ober
Suca§"St)angeIium eine fold^e angeblid^e @))rud^«
fammlung nad^juioeifen. ©egen ba§ Snbe be§
2. 3a]^r^unbertg fagt 3renäu§ (Adv.haer.3, 1, 1),
ÜRattl^öuS l^abe unter ben ^ebröem in il^rer eige»
nen ©prad^e (tt) ?ö(^ SiaXlxxcp aöroSv) ein GtKrn«
gelium öeröffentlid^t. 3lud^ ßlemenS öon Slley^an«
brien (Strom. 1, 21), DrigeneS (bei Eus. Eist.
Eccl. 6, 25, 4), eufebiuS (Hist. Eccl. 3, 24, 13),
S^riS t)on 3erufalem (Catech. 14, 15) unb @pi«
rtaniuS (Haer. 30, 3) bezeugen bie abfaffung
eine§ CöangcIiumS burd^ 5!Katt]&äu§. ®amit ftimmt
ba§ S^uö^ife ber lateinifd^en 93äter, öon bencn
lertuttian (J)e carne Christi c. 22) TOattl^äuS
als fidelissimum evangelii commentatorem
bejeid^net, überein. 3lud{| bie fel^r alten Sitel
am Anfang be§ erftcn göangeliumS f^rciben fo«
»ol^I in ben älteftcn §anbfd^riften beS gried^ifd^en
3:e5te§, »ie in ben älteftcn Ueberfej^ungcn, in ber
^efd^ittl^o unb ber ^iala , ba§ erfte ßoangelium
^att^öud }u.
&benfo flar fpred^en ftd^ bie 93öter bol^n anS
ba| !inatt^äu§ fein eoangelium für l^oifd^
b. |. palöftinenfifc^e 3ubend(|nften beftimmt fyih
©0 fagt 3renäu§ (Fragm. 29 in Migne, PI
gr. Vn, 1243), ba§ eöangelium fei irp^c 'lot
8aiouc (ögl. Adv. haer. 3, 1, 1 Iv xoii'EppauMc'
OrigeneS (bei Eus. H. E. 6, 25, 4), eS fei für bi
toeld^e au§ bem Subentl^um glaubten, gefd^riebci
®er ganje Snl^alt ber Ueberlieferung »id) batn
t)on €ufebiu§ (H. E. 3, 24, 6) bal^in angegeben!
bag 3Ratt]^äu§, nad^bem er ^uerfi ben ^broeni
(b. ]^. ben ))aläftinenftfc^en Subend^riften) geprebigt
unb 5U Ruberen gelten toollte, erfteren fein in Dotcr"
lönbifd^er ®pxa^t gefd^riebeneS Soangeliumübo^
geben l^abe, um il^nen f 0 für feine 3lbtt)cfen^|eit enm
@rfa^ Sn bieten. Sbenfo flar brüdft ftd^ ^ierosi^
mu§ (De vir. ill. c. 3) au§ : Matthaeus, <pi
et Levi, ex publicano apostolus, primns in
Judaea propter eos, qui ex circumcisiiHie
crediderant, evangelium Christi . . . cont-
posuit. — ßnblid^ be5cugen bie SSöter aud^, hc$
ba§ Stangelium in l^ebröifd^er @prad^ gefc^nebn
tt)orben fei. SSon bem S^ugni^ bei ^ßopioS unk
SrenöuS mar bereits bie 9tebe. $antönuS (j.Ena.
H. E. 5, 10, 3) fanb in 3nbien (b. 1^. im OjiBi
t)on Arabia felix) ba§ SRattl^öu^'Soangelium ki
ßl^riften, benen e§ 93art]^olomäu§ 'EßpatovYpofi-
fiaatv jurüdfgelaffen l^atte. Origene§ bemerft (Lc),
ba§ St)angelium fei 7pa{i}jLa(nv ißpa'ixoic gej(^
ben. ^el^nlid^ brüden fid^ (SufebmS (3, 24, 6
irarpup YXcoTn^) , K^riU t)on Serufalem (L e.
eßpaiöt 7Xaia(T7]), gpi))]^aniu§ (Haer. 30,3
eßpatorl xal eßpatxoic Ypajxfjiaaiv) unb f>ien>IÖ|»
mu§ (De vir. ilL 3 hebraicis literis verbisqn^
au§. @d^egg (goang. nac^ ^Raii^, 1, 13) Mkn
5lu§brudf „l^ebräifd^" in biefenSeugniffenöonbet
l^eiligenl^ebräifd^en ©d^riftfprad^eöerftanben»n|jaL
allein l^ebröif d^ ift l^ier gleid^bebeutenb mit ^fi^
d^alböifd^" ober „famaritanifd^". ®ennbiefeS^i|t
im ?ieuen Sefiament r^ eßpatc StdfXEXToc. Uäci*
bie^ Derftanben bie bamaligen Suben il^rel^eifigflt
Sudler nur, menn fte il^nen aramöifd^ tdWxtw$Aai
(ogl. Comely, Introd. 39, 1). ®ie l^ebröifiie
mfaffung be§ 3Jiatt]^äu§«Soangeliumg ifierfiwi
Sra§mu§ unb bem Sarbinal Sajetan be|lrittni
morben. 3n neuerer Seit ift befonberS f^ug jit
ben gried^ifd^en Urf|)rung beS €t)angeliumd e»"
getreten, unb bie meiften ))roteftantif(|en Ssegetü
tl^eilen feine 2lnftd^t. dagegen l^at @Ia (S)ieO*
ginalfprad^e be§ 9Ratt]^öu§»@t)angeIium8, Sttbo*
bom 1887) bie Sered^tigung ber Ueberliefenni
t)on einer urfprünglid^ aramöiid^enSLbfaffimatMi
S^euem bargetl^an. ^an fyd gefagt, bie ^ttf
niffe ber SSäter feien öon ^apioS abijiängig, bwjff
aber fei nad^ gufebiuS (H. E. 3, 3, 13) ein JRoi«
t)on befd^rönftem ®eifte gettefen. Mein 6r|teel
ift in feiner SBeife ermie Jen. Drigencö j. 9. be|i#
ftd^ au§brüdflid^ für feine ^nfid^t auf bie ongcmeiis
Ueberlieferung, bie er fd^Iie|Iid^ gerabe fo gut temtt>
fonnte al§ $a^ta§. 3)a§ Urtl^eil, meld^ Suf^
über ^opiaS f öUt, bejiel^t ftd^ auf beffen ä^\i\o^
1029 9Ratt]^Qu3, 3lpo[tel unb @t)angeH{L 1030
fafi^aimngen unb l^ot i^n nid^t obgcl^oBcn, baS gricd^ifd^cn Ucbcrfcjung öon aßcrtl^. Somit mu^te
Seilflpri6aIS«üf<^ü>enbfürbic3lcd^t]^citbe§aKat. ftd^ fd^on fcl^r frül^ ber 3Bun|d^ nad^ einer fold^en
(iÄ«imbSWarcu8«8t)angeIium§QnaufülÖren. g§ Ucberfe Jung rege mad^en. 3ur 3eit beö 9li)ofteI§
rtüite für ^iaS aud^ gar fein befonberer ®eift 3o]^anne§, auS beffen ÜRunb lpa^)ia8 feine »Rad^-
10)11, bie apoftolifd&e Ueberlieferung ju fennen unb rid&t emi)fangen l^otte, gab e§ aUerbingS nod^ feine
Dm boS Ijiebroif d^e gtKmgelium ber 9lajaräer ober autl^enttfd^e Ueberfefeung. ®enn bamal§ überfejte
EKomten nid^t mit bem urfprünglid^en SWatt^äuS« ieber bie X67ia, f o gut er fonnte (Eus. 3, 39).
togelium )U k>ertt)ed^feln. SBeiterl^in l^at man 93alb banad^ mu^ aber bie gried^ifd^e Ueberfejung,
k gried^ifd^ ^faffung bed 6t)angelium§ au§ ber bie afö aut|entifd^ anerlannt mürbe, entftanben
argeUidt) attgemeinen Verbreitung be§ (Sried^ifd^en fein. 9In mehrere Ueberfejungen gu benfen, öer»
i^Iäfiinatmerftenäal^r^unbertbemeifenmoUen. bietet ber ^(uSfprud^ be3 l^L ^ieront)mu§ (De vir.
Uem loenn oud^ bie be^üglid^en ^uSfül^rungen, ill. c. 3): quis postea (evangelium Matthaei)
BBmtKd^Don^ugCSinl.U, §10),rid^tigtt)ären, ingraecum transtulerit, non Batis certum;
0 hmrbe borauS nur folgen, ba| SDtattl^öud grie« e§ ift l^ier nur Don einem , nid^t Don mel^reren
^ gefd^eben l^aben f önnte, ni^t ba| er wirflid^ Ucberfe^em bie SRebe. ßinige ältere Sengen (f o bie
O0tjd^rieben](iabe. 2)ie SDlaffe be§ SSoIfeS l^at aber Synopsis Bacrae Scripturae unb menige grie»
MJer in ber a})ofioIif d^en Seit aramäif d^ gefprod^en. d^if d^e 5>anbf d^riften) Italien ben a[})ofteI SacobuS,
B(i^ ^tte fonft nad^ ben Cöangelien ber ^ei» ben ©ruber beS §erm, anbere (j. 93. %f^top^t^'
anb mit bem 93oIfe nur in „l^ebräifd^er" ©prad^e lad) ben 3lpofteI Sol^anneS, neuere ©elel^rtc (g. 93.
wfeirt? SBe^l^alb wären bie 3:argumim gu ben 93engel, ©laire, 93iSping, Meifd&O ben Slpoftel
itetpamentli(^en Sd^rif ten öerfa^t roorben ? ®em TOatttl^äuS f elbft für ben Ueberf ejer. 93ci berarti«
{tpgenen $aulu§ gelang e§ baburd^, ba| er ba§ gen unbeweisbaren SSinftd^ten l^at man fid^ gum
BoB^^ebraifd^" anrebete, ©el^ör jufinben (f.3lpg. guten S^eil oon bem ©ebanfen leiten laffen, ba^
%2; ugl. ebb. 21, 40). Sud^ Stofepl^uS rebete fd^on in frul^er 3^t eine Ueberfejung burd^ einen
M ber 93elagerung 3eru]alem§ burd^ 2:itu§ baS ^poftel am beften il^re allgemeine Ünnal^me er*
M ^ebräif^ an (Bell. jud. 5, 9, 2; 6, 2, 1). Höre. ®enn ber gried^if^e Se^ ift bereits üon
bfi bem nur gried^ifd^ erl^altenen ^attl^äuS« allen 93ätem, weld^e überl^aupt SJlattl^äuS t)er-
foangeiium fann ebenfalls fein 93en)eiS gegen bie mertben, fo befonberS aud^ Don 2^ftin (f. bie @te&en
tieialieferung , ba| baSfelbe urfprüngli^ ara« bei Jnrd^^ofer, Oueüenfammlung gur (Sef^. beS
B$i((^ gefd&rieben war, entnommen werben. ®enn neutefi. feanonS, Sürid^ 1844, 80 ff.; Charteris
tettmflanb, baf; ber gried^ifd^e %ttt fprad^rid^ttg 114 foU.) benu^t unb als canonifd^eS unb infpirir»
ob pfjig gefd^rieben ift, erflört ftd^ DöEig bur^ teS 93ud^ angefe^en worben.
Meeef4[iälid(|feitbeSUeberfe^erS,unban$]^rafen 2)aS oon ben 93ätem unb ber äUeften JKrd^e
BOB femitifd^m £QpuS fe^U eS nid^t. @o g. 93. flber]^au4)t bem ^oftel ÜJlattpuS gugefd^riebene
tanit boS ^braiftrenbe xal ldo6 gegen brei|ig» Soangeliumiftibentifd^mitbemcanonifd^enSoan*
Md Dor. SSerbingS folgen bie Zitate aus bem gelium, weld^eS in ber 93ulgata an erfter @telle
Uten Xefiament nid^t immer genau bem l^ebräi» ftel^t. SDie^ ergibt ftd^ tl^eilS auS inneren, tl^eilS
ifOi Urtcst, aber ebenfo wenig ftimmen fte aKe, auS äußeren ®rünben. @d^on bie %rt unb SBeife,
ik Bei b« bel^aupteten urfjjrünglid^en Slbfaffung in wel(|er SRattl^äuS in biefcm Cöangelium er«
i|ric(^d^@prad^e gu oermut|en wäre, mit ber wäl^nt wirb, finbet il^re natürlid^e ßrftärung bei
S(|itiiogtnta überein. iSielmel^r ift baS 93er]^ältni| ber Snnal^me, ba^ baS ßoangelium Don il^m l^er»
i bol im ®ro^en unb (Sangen bie oom Soan* rü^rt. 3)enn bie (Soangeliften ))f!egen (ogl. Eus.
ifijxa in ber Srgöl^Iung angewanbten Zitate bem Demonstr. evang. 3, 5, 84) baS gu Oerfd^weigen,
Wij^ Seste beS Sllten SeftamenteS, bie in waS fic felbft el^rt, baS aber gu erwäl&nen, waS gu
)QiSebenber@e))tuagintaent)pred^en;babeimu| il^rer 93erbemütl^igung gereid^t. S)aS erfte SDan=
»fe ber gebad^tni|mä|igen freien Kitirweife ber gelium ift nun aber baS eingigc, weld^eS in ber
Mröer Sed^nung getragen werben. 6S fd^eint, ^ofteüifte ben 92amen SRatt^äuS mit bem be»
H \fym Dom iBerfaffer bie aud^ in ^aläftina mütl^igenben 3wföt ber SöBner anfül^rt (10, 3)
Wötoe ©eptuaginta bei feiner il^m mit aßen unbgugIeid&,anberSwie9RarcuS(3,18)unbSucaS
(Man gemeinfamen freien (Sitirweife mit berüd« (6, 15), ben Flamen SJlattl^äuS nad^, nid^t Dor
l^tjSt würbe, ber Ueberfe^ aber in ben eigenen Sll^omaS fteUt. Sud^ wirb baS ©aftmal^I, weld^eS
liiqnmgen bed SDangeliften bereu urf))rüng- nad^ SucaS (5, 29) aJlattl^öuS ober Seoi nad^ feiner
%a elfter möglid^i gu erl^alten fud^te (f. Berufung bem ßerm gab, Don bem erften goan»
^ttjij 20 ff.). SBie bem oud^ fei, fo geigt fd^on geUften (9 , 9 f ) nur nebenl^er unb ol^ne 9ien«
Jtt cnqa<^ Ilftotbefianb, bafe auS bem Suftanb nung beS (SaftgeberS berid^tet. SBeiterl^in läfet fid&
Jtt Giote fein fidlerer ©d^lu^ für ober gegen nid^t Derfennen, baj baS ßDangelium urfprünglid^
^ Wräififten Urfprung beS gDangeliumS ge- für paläftinenfifd^e Sefer gefd^rieben war. Mer»
Wm tKAtn fann. — S)aS l^cbräifd^e Original bingS werben bie ^uSbrüdfe Immanuel, ®oI«
Wk irit ber Serftörung SerufalemS feine 93e= gotfa, 6li, 6li, lamma fabactl^ani (1, 23; 27,
Nwg. aber aud^ fd^on Dor berfelben war cS 33. 46) im gried^ifd^cn 3:ejt erflärt. ®aS finb
Vbie3iiben4irifteninber3)ia)poranurineiner aber nur ^uSna^men, bie Dom Ueberfe^er ober
33 •
1081
mait^üvL^, Slpoftel unb St^angelift.
10
einem ©pötem l^errfil^ren, toöl^reTib managt l^e«
bröifd^e äuSbrücfe. tote j. S. SRoca, ßorbona (5,
22; 27,6. SgiaWarc. 7, 11; 15, 42), ol^tie jebe
Srnörung gebraud^t, iübifd^e ©ebraud^e unb bie
®eogra))]^ie ^olöftina^S qI§ befannt t^orouSgefe^t
»erben. Slo| in biefem göangelium l^ei^t Sern»
falem bie l^eilige ©tabt (4, 5; 27, 53), unb in il^m
toirb toeit mcl^r Sejug auf baS 9llte Seftament ge=
nommen al§ in irgenb einem anbem @i)QngeIium.
®enn SKattl^QuS fül^rt 43, SKarcuS nur 18, 2ucq§
nur 19, Sol^onneS nur 12 Sejte birect auS bem
SLlten Seftoment an. SBöl^renb bie übrigen ffiöan»
geliften ba§ mefftanifd^e 9leid^ al§ 9leid^ ®otte§
bejeid^nen, toirb e§ auc^ in feiner 3)arfteEung auf
(Srben öon SKattl^äuS mitSSorliebe „ba§§immel«
reid^" genannt, ein SluSbrudf, ber ganj bem ge»
toöl^nlid^en ©ebanfenfreiS iübifd^cr ©l^riften ent»
fprid^t (f. ffaulen, ©inl. 392 f. 395; Comely,
Iiitrod. 53 sq.). 6§ fann aber fein bloßer Sufött
fein, ba^ jtd^ gerabe in bem erften (Söangelium
alle biefe 9Jlomente ^ufammenfinben.
5Ra(^ ber Angabe ber 85äter l^at SKatt^äuS fein
(Söangelium für l)alaftinenfifd^e Subend^riften ge«
fd^rieben. ^eutjutage tuirb tro| ber abmeid^enben
^nfid^ten über bie Senbenj beS ßöangeliften (Dgl.
©d^ang 37 ff. ; §oIJmann 391 ff.) faft allgemein
bie Seftimmung beS ßöangeliumS für 3uben«
dftriften jugegcben, unb nur öereinjelt (f. ©d^egg,
SBei^, ^berle) nod^ baneben eine Seftimmung für
2iuben geltenb gemad^t. (S§ ergibt fid§ aud^ au§
inneren ©rünben, ba| ba§ St)angelium ni(|t )u
einem rein l^iftorifd^en, fonbem gu einem ben Se»
bürfniffen ber Suben^riften entfpred^enben bog»
matifd^en S^tit gefd^rieben tourbe, nämlid^ jum
95ett)eife, bafe 3efu8 6^riftu8 ber im aiten lefta-
mente öerl^ei^ene SKeffiaS fei ®ie ßrfüllung be§
®ef eJeS unb ber meffianif d§en SBeiffagungen in ber
$erfon 3efu iji ber goben, ber fid^ burd^ ba§
gan^e SBer! jiel^t. 2)a nad^ ben ^ropl^eten ber
SRefftaS t)on S)at)ib unb tibral^am abftammen
fottte, beginnt baS gDangelium mit ber Äbftam»
mung 3efu al§ beS ©ol^neS S)at)ibd, beS ©ol^neS
^ral^amS. 2)a| fid^ aber bie mefftanifd^en SBeiS«
fagungen im Seben unb ©terben 3efu erfüUt l^aben,
mirb fel^r puftg burd^ f örmlid^e f)intt)eifungen auf
$rop]^etentt)orte, bie mit SBemerfungen, toie 5. SB.
„S)ie| ift gefd^el^en, bamit erfüllt merbe, h)ad t)on
bem f^erm ouxä) ben $n)|)]^eten gefagt ttorben
ift\ eingeleitet loerben (ügl. 1, 22; 2, 5. 15. 17.
23 ; 3, 3 2c.), gegeigt, ©a aber gegen ben meffia»
nifd^en Sl^aratter 3efu bie 9lid^tanerfennung beS«
f elben burd^ bie 3uben unb beren Obere unb beren
eigene 95ertt)erfung ju fpred^en fd^ien, geigt SKat«
tl^öuS meiterl^in, ba| aud^ bie^ ebenfalls ber |)ro-
pl^etifd^en IBorl^erfagung gemö^ fei unb ba| bie
3uben burd^ il^re ©d^ulb t^ermorfen mürben; beg»
l^alb toirb ber SBiberfprud^ ber ^^arifäer unb
©d^riftgelel^rten f 0 genau gef (Gilbert unb il^re ©d^ulb
bargelegt. SJon öoml^erein mirb il^re 5Wad^läffig»
feit unb ©leid^gültigfeit burd§ ben 6ifer ber SÜRa»
gier befd^ömt (2, 1 ff.) unb nod^ am ©d^Iu^ be§
6öangeUum§ l^eröorge^oben (28, 11 ff.), bafe
3uben felbft nad^ ber ^uferftel^ung 3efu, loel
fie nid^t läugnen fonnten, ba§ SJoIf burd^ S
fted^ung ber Sßöd^ter t)om ©lauben abl^alten nx
ten. 6inen ©lauben mie ben be§ l^eibnif d^en fyaa
mannS 5U Sapl^amaum ober ben be§ cananaif^
2Beibe§ l^at ber §err in 3§rael nid^t gefunben (f
5; 15, 28. »gl. 11, 21 ff.; 12, 38 ff.; 16,1 ff.J
S)e^]^alb merben aud^ Dom Aufgang unb 92iet
gang ber ©onne IBiele fommen unb mit ^ra^
3faac unb 3acob gu Sifd^e fi|en, bie ©ö^ne
SReid^eS aber l^inauS in bie ginftemi^ gewm
tt)erben(f. 8, 11 f.; 21, 43k.). ©iefer öorgenan
3n)ed erflört aud^ bie Sßal^I be§ 3n]^alte3 unb
Slnorbnung be§felben in biefem 6t)angelium.
merben tiorgüglid^ biej[enigen SOSunber unb 9tet
3efu mitgetl^eitt, meldte am beften feinen mefpoi
fd^enSl^arafter erflären. 2)ePaIb mirb bie£pi
feit be§ ^erm in 3uböa faum ermöl^nt, um
au§fü]^rli^er aber bie in ©alttöa berid^tet, t»
biefe nebft ber Äinbl^eit unb bem Seiben Seful
meiften für ben genannten S^ti bienlid^en K
mente barbot. Um ben SeioeiS gu Derftarfen, li
ber SDangelift l^öuftg bie 93egeben]^eiten unb 9A
nid^t in il^rer d^ronologif(|en Seil^enfolge ia
gefteQt, fonbem nad^ il^rer logifd^enOrbnunggm
pirt. ©0 l^at er g. S. in Rop, 8 unb 9 ga|ltei(
SBunber be§ §erm äufammengefteHt unb mit et
anber burd^ bie unbeftimmtcn StuSbrüde t^ t
i^evero 2c. Derbuubeu. Ueberl^au))t ifl }u benn
fen, ba^ bie im SDangelium oft Dorfommenb
Semerfungen: in jenen Sagen, in jener 3«t ^
nad^ u. bgl. oft blo| gang aOgemein gebraut^ fi
(ügl. Comely 65 sq.).
S)a| ba§ erfte canonif d§e Stiangelium Don SR
t]^öu§ lerrül^rt, ergibt ftd^ aud^ meiterl^in oud i
3eugniffen fird^Ii(|er mie nid^t ürd^Iid^er ©d^
ftetter ber öltcften 3«it. ©ie jenigen SfoDc, '
©teilen bed erften SDangeliumS atö l^eilige @d^
angefül^rt ober blo| au§ bemfelben befannte I
gebenl^eiten al§ OffenbarungS^atfad^en bel^
merben, bemeifen natürlid^ an ftd^ nur ba§ gn
Slnfel^en unb bie 93erbreitung beSfelben, nid^fe
«bfaffung burd^ SWattl^äuS. »ereitS ber S3ati
baS-Srief (4, 14) fü^rt SKatt^. 22, 14 mit i
SBorten <l)c 7eYpairrat (ögl. bagu ©d^ng 7,
als l^eilige ©d^rift an. SlemenS Don %om (1 C
46) citirt SKattl^. 26, 24, ber f)l 3gnattu8 (.
Polyc. 2) benujt SKattl^. 10, 16, ^ol^corp (
PhiHpp. 6) SKattl^. 26, 41. «ud^ bie neu entbe
©ibad^e (Dgl. befonberS c. 8. 15) enti^öa md^
beutli^e Segiel^ungen auf baS SDangeltunt Ib
ben ^ologeten rebet 3ufiinu8 auSbrüdCfid^ Don
©enfmürbigfeiten ber Sipofiel unb ber 9po
fd^üler (f. Dial. c. Tiyph. c. 103) unb erttöl
ba^ biefe S)en!n)ürbigfeiten SDangdien 1^
(Apol. I, 66). SBenn nun aud^ ©ngelneS bell
meld§e§ er in Uebereinftimmung mit Statte
ergöl^lt, g. S. über ben betl^le^emitifd^ Stm
morb (Dial. 78), au§ ber münbUd^en UeberG
rung l^errü^ren fömtte, f 0 ftnb bod^ bie SBegld^
1033
anattl^auS, Slpoftel unb 6))an8eli{t
1034
oof SRoti^öuS fo sol^Ireid^ unb bie Uebeteinfttm»
mmtg fo genau (t^gl. j. 93. Dial. c. Tryph. c. 76.
107. 120 etc.; ApoL 1, 35 etc.; Westcott,
A genend survey of ihe history of the Canon
of the N. T., 6. ed., Cambr. and Lond. 1886,
165 folL u. 0.), bag er SRottl^öug not^menbig be»
no)t ^ben mug. Sl^eopl^iluS (Ad Autol. 3, 13)
[ülirt SRott^. 5, 28 mit bcn SGBortcn ein: ,,®ie
etKUigelifc^ @timme lel^rt". Sltl^enagoroS (Legat,
pro Christ c. 11) fü^rt bie SBortc ÜKatt)^. b,
44 f. an. Seit bem Snbe beS 2. Sol^rl^unbertS
jinben ftd^ ober oud^ t>xtk Einführungen be§ St)an«
gcImmS mit btrecter SBejugno^me auf Wattl^öud
0» ben SSerfaffer. @o wirb j. 95. bei 3renäu8
(Hier. 3, 9, 1 sqq.) SRattl^. 1, 23; 2, 15; 3, 3. 7,
bei Siemens Don ^lesanbrien (Strom. 1, 21)
«att^ 1, 1—17, bei lertuDian (De came
Christi 22. 20) ÜRatt^. 1, 1. 16 in bicfcr SBcifc
ompert^jet 93ereit8 in frfil^er 3eit tnar baS göan-
gdiiim in fold^ oEgemeinem ^nfel^en, ba| felbft
bie (^öretüer auS bemfelben i^re f alf d^en Seigren
|s erhärten unb in i^rer $oIemif gegen bie Seigre
ber ftin^e le^tere ber flfölfd^ung biefeS S^an*
9dmm§ )u überfül^ren fud^ten. Spipl^aniuS (Haer.
28, 5) jagt, bog bie «nl^nger (Serintl^S biefe§
bangelittm benu^ten, SrenöuS (Haer. 1, 26, 2),
H bie ebioniten oon ben Sdangelien bIo| TlaU
^ gebraud^ten. 92ad^ f)i))pol9tuS (Adv. haer.
6, 16) ^aben bie Slnl^ger beS SRagierS @imon
jütouf Statt^. 3, 10 berufen; ebenfo tl^aten bie
tjitfffHtm, totlä^t überbau))t bie| (SDangelium ftar!
benoten (f. Westcott l c. 283. 404) ; bie @e«
ttaer fpielen auf aJlatt^. 10, 34 an (Hippel. 5,
21). 3n ben clementinifd^en ^omilien ftnben ftd^
Beto Zitate, meldte mit bem Se^t bei SRattl^äuS
ibemnfümmen (t)gl. Hom. 8, 51 sq. 55 ; 8, 4 ;
11,83; 18, 15; 19, 2. 7). ®er ©noftifcr a3afiUbe§
«Dä^nt bie SKagier (SRattl^. 2, 1 ff.) unb fü^rt
(wOj Epiphan. Haer. 24, 5) aHattl^. 7, 6 on.
m&xA (Haer. 1, 8, 2 sq.) bemerft, ba^ ber
finoßifer 93alentin in ber ©efd^id^te be§ SßeibeS,
»el4e 12 3a]^re am 931utfluffe litt unb bann Dom
fern gelfteüt ttmrbe (TOattl^. 9, 20), Seiben unb
«löfmig feines jttBIften Sleon Dorgebilbet gefeiten
«ab ben «uSfpruc^ beS 5>erm bei SWatt^. 5, 18 auf
ftine ite^ im ^a^Ienmert^e be§ Sota (,,ber üeinfte
^h^pobc") rul^enben Leonen angettenbet l^abe
(^ Xifd^borf , aSBann h)urben unfere ßDan«
Wen uerfafet? 4. «ufl. 1880, 45). «ud^ bie
Seiler SoIentinS, ^erafleon unb ^tolemöuS, toit
wöfllentinianifd^e ©ede ber SKarfofier, ^abcn bo8
witt^dnMSmingelium benu^t. ßrfterer bejicl^t fid^
«f Mott^. 8, 12 (f. Orig. in Joa., tom. 13,
|M), ^toIemöuS aber fül^rt in feinem 93riefe an
Wa (bei Epiphan. Haer. 33, 3) aHattl^. 5, 22.
Ä89; 12, 25; 15, 4-6. 17; 19,6.8. 17 on,
«Korfoper (Iren. Haer. 1, 3, 1—5; 1, 8. 2)
Itafli. 5, 18; 9, 20; 10, 34: 13, 33; 20, 1;
27,46mib26, 38. »u^latian lud^te feine ftrengcn
•teijüien anfw^ten burd^ Berufung auf 5Kott^.
6, 19. 22. 80 }u rechtfertigen (f. Clem. Alex.
Strom. 3, 12). ®o| aber SKarcion ber Äird^e
Dormarf, baS SRattl^öuS-gdangelium Derfölfcbt ju
l^aben, miffen »ir au§ SertuIIian (Adv. Marc.
4, 9). (Snblid^ l^aben bie Reiben SelfuS unb ber
9Jeui)lotonifcr ^orpl^^riuS i^re ©pöttereien unb
Angriffe aud^ gegen bief e§ GDangelium gerid^tet ;
erftere j. 93. gegen bie Anbetung ber SWagier unb
bie gflud^t nad^ aeg^ptcn (SJlott^. 2, 2 ff.), gegen
10, 23 u. f. ».; Unterer gegen ÜKattb. 1, 11;
9, 9 u. a. ©t. (dgl. Orig. C. Geis. 1, 58. 65 sq.
etc.; Hier. Comm. in Dan. 1, 1, unb ^uSRattb.
9, 9). 93gL überl^aupt ju ben Seugniffcn fird^»
lid^er ©d^riftftetter, ber §äretifcr unb ber Reiben
ftird^l&ofer 86—122. 357 ff. 334 ff. Charteris
371 foa 383 foU.; Westcott L c. 51 folL
275 fbU. 404 foU. «ud^ lifd^enborf a. a. O.
9 ff. 42 ff. 72 ff. fü^rt bie toid^tigftcn 95ett)eiS-
ftüdFe an.
S)aS ®ett)id^t biefer 3eugniffe auS bem Slter-
tl^m n)irb no^ burd^ bie Q!poctt)pf)m ßDangeüen
Derftörft. 3^^ ^^ ölteften berf elben gel^ört ba§ $rot>
etmugelium Sacobi, meld^eS bereits in ben erften
3a]^r}^]^nten beS 2. 3al^r^unbertS entftanben ift,
unb ba§ (Süangelium beS 9iicobemuS, beffen erfter
Xl^eil, bie ^ilatuSacten, bereits Don 3uftin (Apol.
1, 35. 48) unb SertuKian (Apol. 21) erwähnt
merben. IBeibe ©d^riften l^aben baS !Dlatt^öuS«
eDangcIium, erflere s.93. inffop.21 2Ratt^. ffap.2,
le^tere in Üop. 2 unb 9 SWattl^. 27, 19. 44—45
benu^t (Dgl. Sifd^enborf a. a. O. 77 ff.). 5lm
toid^tigften ifi aber ol^ne allen S^Deifel für unfere
t^frage baS fogen. ^ebröer-SDangelium. S)arunter
Derflc^en bie 95äter, j. SB. SrenäuS, ßlemenS
Don ?llejanbrien, OrigeneS, 6ufebiuS, ftieron^-
muS, einen bis in'S 4. Sa^rl^unbert ejiftirenben
l^ebröifd^en (SDangeliente^, »eld^er Don ber ©ecte
ber Slajoräer unb in einer ettoaS anbcm gönn,
befonberS ol^ne bie JKnbl^eitSgefd^id^te 3efu, Don
ber ©ecte ber Sbioniten gebrandet mürbe. Die
SDRittl^eilungen barauS in ben ©d^riften ber 93d«
ter pnb gefammelt Don ffird^^ofer 448 ff.; Hil-
genfeld, Nova Testam. extra canonem re-
cept, Lipsiae 1876, IV, 15—38, u. 9t. S)em
Slnfd^eine nad^ toax biefeS Evangelium juxta
Hebraeos ber burd^ aOerl^anb ^enberungen,
6rtt)eiterungen unb Umbeutungen, meldte bie er-
mähnten ©ecten in pibaifirenbem ©inne Dorge«
nommen l^atten, Derborbenc aramäifd^e Sejt beS
aWattl^öuS. einige l^ielten eS jmar für baS eigent»
li^e öd^te ßdangelium beS fjfl SRattl^öuS, nid^t
aber ber in fold^en ©ad^cn genauer unterrid^tete
tieron^muS, menigftenS nid^t in feinen fpäteren
(Triften. ®enn er bemerft 5U SKatt^. 12, 13
Don bem Evangelium juxta Hebraeos Dorfid^tig,
quo utunturNazaraei etEbionitae, quod nuper
in Graecum de Hebraeo sermone transtulimus,
et quod vocatur a plerisqueMatthaei authenti-
cum. ®a6 eS ni^t mit bem ächten SKattl^äuS
ibentifd^ fein fann, geigen bie nod^ erl^altencn gfrag»
mente, meldte einen mc^r ober weniger Qpocü)p^tti
S^aratter tragen. SS fann aud^ ntd^t eine Ueber*
1035
aRattl^auS, apoftel unb S))angeli{t.
m
fcjung unb Scorbcihrag beS atö urfprünglid^ ge»
badeten gricd^ifd^en SKottl^äuS (nad^ grcbncr, Slcct
SBci^, ^oljmann, SBeü u. «.) fein. ®enn eS ift,
öon iitibercm abgefcl^n, ein SBibcrfpmd^, bo^ ein
l^bräifd^cS gtwngelium notl^wenbig geioefcn, SKot»
t^äuS aber bennod^ für Subend^riftcn in ^alöftina
gried^ifd^ gefd^rieben l^abe. ^anbmann (®a8 f)e»
bröer^fedangelium, bei D. ©ebl^orbt unb i^avnad,
2:ejtc unb Unterfud^ungen jur ®ef d^. ber altd^rip«
lid^en Siteratur V, ^eft 3, Seipjig 1888) l^ölt e«
für ibentifd^ mit ben Logia bei ^ioS, aber für
öerf d^ieben öon bem l^ebräifd^en SRattl^äuS. Mein
auf jeben gott jeigen bie erl^altenen gragntente
be§ ^ebraer»St)angeIium§, ba| baSfelbe nid^t blo^
Sieben, fonbem aud^ ©efd^id^te entl^ielt. @onad^
|at eS mit ben X^^ta, menn biefelben atö blo^e
©ommlung ber „§errenn)orte" aufgefaßt toerben,
nid^t§ 5U t|un. S§ gibt ber erl^altenen g^ragmente
beS ^ebrder»gt)angelium§ )u menige, al§ ba| au§
il^nen felbjl ein beftimmter ©d^Iu^ auf il^re eigent»
Ud^e Öueüe gebogen merben (5nnte. SebenfaHS
ijt aber au^er bem Suca§»St)angeIium (Dgl. Ignat.
Ad Smyrn. 3, n)0 Suca§ 24, 39 entfteUt nad^ bem
Ey. juxta HebraeoB angeführt ift) aud^ ba§
SKatt^äuS^göangeKum benu^t. (Sgl ff aulen 400 ;
aaSeife, einl. 496 ; C)oItmann, ginl. 537 ; Sol^.
&)^a^c^, 2)ie a^ocrppl^en SDongelien, inSbefon-
bere ba§ EvangeUum juxta Hebraeos, 1. Xl^eil,
©leiioij 1888.) — ©eitbcm ©d^Ieiermad^er (in
ben %^tol ©tubien unb ffritifen, 1832) nid^t
blo^ bie t)on ber ürd^Iid^en Srabition au§na]^m§>
Io§ angenommene Priorität be§ 9Ratt]^öuS>St)an>
geliumS, fonbem aud^ bie Sinl^eit beSfelben ge»
löugnet l^at, mirb feitenS proteftantifd^er (Sj;egeten
getoöl^nlid^ U^cmpkt, ba| SRattl^öud Don anberen
Ouellen, etma t)on ber fogen. @prud^fammlung,
ben Xojia beS $a)na§, unb SRorcuS, ober Don
angeblid^ Derloren gegangenen Ureoangelien, ober
Don einer Unifd^ung beiber u. f. m. abl^öngig fei
3n meld^ fünftlid^er unb miUfürlid^er Sßdfe bei
biefen Don ber l^iftorifd^en Ueberlieferung ganj ob»
fel^cnben SSerfud^en, ben Urfprung unfereS fö)an«
gcUumS 5u etflärcn, biSioeilcn Derfal^ren mirb,
jeigt s. S. ©d^olten (3)a§ ältefte gDangeßum,
aus bem ^oHänb. Don SRebepennig, giberf. 1869).
2)anad§ märe baS ältefte ßDangelium ein gan^
furjeS 3Karcu§'6DangeUum gemefeu; barauS fei
ber $roto»2Rarcu§ entftanben, meld^er bie ®runb»
löge unfereS jmeiten ßDongeliumS bilbe. SJlittIcr»
meile l^otte SRottl^äuS feine U-^ia (ben $roto»
SKottl^äuS) gefd^rieben. 2lu8 bem $roto=a)larcu8
unb bem ^roto^SKottl^äuS fei ber S)eutcro«3Hat»
tl^äuS unb ouf biefer ©runbloge ber 3:rito«3)lat«
tl^äuS, unfcr jeJigeS 9)latt]^äu8«gDangelium, ent«
ftanben. ©iefem möre bann ber 2rito«2Jlarcu§,
unfer iejige§ SKorcuS^gDangelium, gefolgt (Dgl.
über biefe Seftrebungen ©(^ons 24 ff. ; tilgen»
feß), einl. 454 ff.; ^oljmonn, ginl. 347 ff.),
»einer biefer 93erfu(|e l^ot e§ bis jeft oud^ nur ju
einer einigermaßen ausgebreiteten Snerfennung ge«
brod^t. SSielme^r befepigt fid^ immer bie lieber«
jeugung, baß bie @runbprinci))ien einer 3JUS^
meldte mit f)intanfe|ung ber l^iifbrifd^ lUh
lieferung ouS bloß „inneren ©rünbcn* Dcrfol
unb ju ben miberfpred^enbften Slefultoten tomn
nid^t rid^tig fein fönnen. (SJgL Thomson, T!
Grospels, General IntarodL, in The Speak«
Comm. New Testament I, 1878, p. XIX n
p. XXXT.)
2)ie ^oupteinmenbungen gegen bie ^led^tl^ i
ÜRottl^auS^SDangeUumS ge^en 5um %f)t\l Don b(
ongeblid^en SBiberfprud^ beSfelben mit bem 3
banne§«SDangeIium, jum S^eil Dom Snl^Ite m
ber bie ^nf d^oulid^feit Dermiffen loffe, d^ronologi
ungenau fei u. bgl. lieber ben Sl^orofter bed 3
banne§«6DangeIium§ f. 3lrt. Sol^onneS VI, 1546
S)er änl^olt beS ^ott^öuS^SDongeliumS ftnbet fei
DoUe Srflärung in bem 3tt>ed beSfelben, ber fonui
megS eine ftreng d^ronologifd^e 93el^nbIung$iKi
beS SebenS 3efu erforberte. Sog aRottbouS nül
fo onfd^oulid^ ift mie etmo anorcuS (DgL b. Sit;
erüärt fid^ l^inreid^enb ouS feiner 2(nbiDibudiü
(f. eine Sufommenftellung unb äBiberlegung be
f)aupteinmenbungen bei fiongen, Sinl. § 6; Gor
nely 32 sqq.; jfoulen 400 f.). Sie ^e^tl^it be
SDongeliumS ift t^eilmeife befiritten morben Mn
ben Sbioniten, meldte toegen ber fiebre Don be
übemotürlid^en ^erfunft ßb^f^ i" 3Rcdä^, 1, 18 fl
bie 5mei erften Rapxiti Dermorf en» unb Don XatioH
Xotli)tt bie ©eneologien für unäd^t erflärtt Sa
Dorigen Sol^rbunbert ^ot Sol^n äBifliamS (Afirei
Inquiry into the Authenticity of the 1. ani
2. dhapters of St. Matthew's Gospel, Londoi
1771), bem fid^ einige beutfd^e Slotionaliftcn ob
fd^Ioffen, bie Sled^t^eit ber ffinbl^eitSgefd^i^teSefi
geläugnet SlUein biefe Stopikl ftimmen nid^bU
in ber SuSbrudS» unb Sel^onblungSmeife mit br
übrigen ftopiteln überein, fonbem merben canij ii
t$oIgenben DorouSgefe^t (Dgl 3, 1 unb 4, 18 m
2, 23). Ueberbie^ moren ^e fd^on bem I^L 39»
tiuS, äufiinuS, 2h:enäu§, SIemenS Don ^lesanbri«
aertuDion, 6elfu8 u. «. befonnt (Dgl. Äird^^ol
118. 324: FüHon 135).
S)a| ^ottböuS unter ollen SDongeliften )tie!
gefd^rieben f)at, mirb fd^on Don SIemenS DonV
sonbrien (bei Eus. H. E. 6, 14), OrigeneS (L
6, 25 unb Hom. 7 in Jos.), Spip^oniuS (Ad
haer. 51, 6) unb f)ierom)muS (Comm. in Matti
Prol.) als trabitionette ^nfd^ouung auSgejpro4>
Ueber boS Sol^r, in meldtiem er fd^rieb, b^
eine gro^e UneinungSDerfd^iebenbeit. S)ie meif
))roteftontifd^cn ßjregeten nehmen toenigftenS i
ben Äotbolifen bie ^bfoffung Dor bem äo^re
an, mäl^renb bie Seftreiter ber Sled^ti^eit beS SD(
geliumS boSfcIbe um ober nod^ bem ^obre 1
gefd^rieben fein loffen. Unter ben ftot^olifen fej
§ug, aWoier, §aneberg, ©d^anj u, 91. bie %
affung 3mifd^en62 — 67, bie meifien aber )l
d^cn 41—45 ober 41—50. SBobrfdfteinli^
baS SDongelium um boS 3abr 41 gefdgriebentt
ben. SDenn nod^ gufebiuS (H. E. 3, 24, 6) fd^
SRottl^äuS baS[eI6e Dor feinem SBeggong auS $q
10S7
SRottl^öud, Slpoftel unb et)angeIi{L
1038
IKntt, um feinen SanbSIeuten einen SrfQ|^für bie
iün^ge munblid^ $rebigt )u geben, vlaä^ ber
ftiS^idiä^ unb qu6) an ftd^ nial^rfd^einlid^en
Sbifi(|t föDt aber fein Sßeggang mit ber fogen.
yljttftellrennung'' jufammen unb btefe feüft in
bäS pSlftt 3a^r nad^ bem Sobe Sl^rifti (f. Apol-
lonius bei Eus. H. E. 5, 18 unb bie Praedicatio
Petri bei Clem. Alex. Strom. 6, 5, 43), alfo
Wi 3a]^t 42. 3m ©egenfo^e l^iei^u \ä)txni bie
Ingobe bei SttenauS (Adv. haer. 3, 1, 1) )u
|i^, iDonad^ bo8 StKmgelium gefd^tieben mürbe,
oI8 $etru9 unb $aulu3 ^u 9iom ^rebigten unb
bie flfird^ grünbeten. 9(uf feinen gaU l^anbelt e§
M ^ blo| um bie gried^ifd^e Ueberfe^ung be§
fomgeTntmd SJlattl^ai im ®egenfa| )u ber frü]^er
estpimbenen aramöif d^n ®runbf d^rift, mie ©laire,
DiSping unb Socues »oUen. S)enn ^renöuS fp^^
(»Mdlid^ Dom ^ebraifd^en @dangelium be§
tL Wott^äuS. SRon tonn aber aud^ biefe QtxU
kßimmung, obgleid^ ^ulu§ erfl im 3. 61 nad^
Som getommen ift, nid|t mol^I erft t)on biefer ober
mt nod^ fpötem 3eit oerftel^en, ba bod^ bie ® rün-
hng ber rdmifd^en ffird^e Dor ber Snfunft be§
)l $aulu3 )u 9tom, burd^ $etmS im % 42 er-
Wgttpfl- *P9- 12,17 ; ögl. ftunbl^aufen, 3)a§ erfte
$ontificaIfd^iben bed 1^1. $etru§, aRains 1872,
9f.; Lecler, De romano S. Petxi episcopatu,
LoYan. 1888, 262 sqq.). Somit bürfte bie 3ln»
gifc beS ^L ärenäuS oon biefer 3eit ber eigent»
^ai (Srunblegung ber römifd^en ffird^e ju Der-
l^enfein (Dgl. Aoulen, 6inl. 402; Comely
76 8^.). 2)er Snl^It bed SDangeliumS »iber-
ftii^t ber Snnal^me, bog ed um bog ^al^r 41 ge-
Hridkn fei, in feiner SBeife. ^ud^ bamalS tonnte
ViaUSfixA jügen, ba| ber Sdfer be§ 2:öpfer§ „m
0^ ben l^gen Xaq" ^afelbama l^eige (27, 8),
bA ba^ ^bid ouf ben heutigen Sag" bie Süge
bet Solbaten, bie jünger l^ötten ben fieid^nam
äefs ge^^Ien (27, 15), Don ben Suben Derbreitet
iKAt 9Iad^ (EufebiuS (H. E. 3, 24) ift ba§ (SDan-
adimn in $ald{tina gefd^rieben »orben. SogmaS
Ssbicopleu^eS fagt, ju ^emfalem; Genaueres lö^t
^ (&tt nid^t angeben. @id^er l^at Snattl^öuS bort
vi4t {einen ^änbigen 9(uf enthalt gel^abt; benn al3
SV& nad^ feiner IBefel^rung jum elften SRale
^lem befud^te, traf er bort, au^er 3acobu§,
teSniber beS §erm, nur ^etruS (®al. 1, 18 f.).
Son ben gried^ifd^en Kommentaren )um SRat-
^bMStxmgelium au§ |)atriftif d^er 3eit fmb meijl
*tt8tögmente crl^alten; bie unter 3:]^eop]^iIu§'
Ionen erl^altenen Commentariorum in sacra
<IQ>tiior evangelia libri lY (Dgl. Bibl. max.
w. n, 2, 165 sqq. unb fonft) finb unäd^t unb
hmm bem Slnjd^eine nad^ au§ bem 6. 2ial^r«
tabett (8. ^madt, ffier angebt. gDangelien«
(i'Bimentar be§ Sl^eoDl^ilud Don ^ntiod^ien, in
^ mib Unterfud^ungen tc. I, 4, Scipjig 1884,
W |). OrigeneS l^tte einen 25 t6ji.oi umfaffen-
«Ä femmientar ju unferm goangelium abgefaßt
•i»«i nur T<i|ioi X— XVn, bie grflärung Don
Btet^. 13, 35 bis 27, 63 umfof jenb, erhalten finb
(Migne, PP. gr. XIH, 829 sqq.). SBefonberS
mertl^DoU ftnb bie 90 ober 91 ^omilien beS 1^1. @^]^rQ-
foftomuS jum ganjen ©Dangelium (Migne LVn
ad LVin). SBon bem Kommentar bcS 1^1. ß^rill
Don Sllcjanbrien finb nur gfragmente (1. c. LXXTT,
366 sqq.) erl^alten. gfragmente au§ ^oEinariuS,
2)ib9mu§ u. ^. finben ^d^ in ber Catena grae-
corum patrum in N. T., ed. Gramer, Oxonii
1844. 2)er öltefte lateinifd^e Kommentar ift ber
bed 1^1. ^ilariuS, Comm. in evang. Matthaei
(Migne, PP. lat. IX, 917 sqq.). ®aS ^mipt-
gemid^t ift in bemfelben auf bie aüegorif^e Kr>
närung gelegt. Sin Kommentar be§ 1^1. f)ieron9*
mu§ (Commentariorum in ey. Matthaei libri
IV, Migne XXVI) ift eilfertig in nur 14 Sagen
gefd^rieben. iBon K^romatiuS {inb 18 Sractate
in evang. S. Matthaei erl^alten (Migne XX,
327 sqq.)^ bie fid^ aber mit SuSnal^me ber ^mei
erften blo^ mit ber Säergprebigt befaffen. ^ud^
^uguftinuS ^at einen treffUd^en Kommentar jur
93ergprebigt gefd^rteben (De sermone Domini in
monte Hbri ü, Migne XXXIV). ©e^r nüjlid^
fmb aud^ feine Libri IV de consensu evangeli-
starum, fomie bie Quaestionum evangelicarum
libri n unb Quaestiones XVU in evang. sec.
Matth. (Migne XXXIV— XXXV). »nmand^er
IBe^iel^ung )u ben beften lateinifd^en Krflärungen
be§ KDangeliumS gel^ören tro| i^rer ananif(|en
Senben^ unb il^rer Dielen apocr^pl^en Krjö^Iungen
44 f)omiIien, mli^t lange bem 1^1. Kl^r^foftomuS
jugefd^rieben, unb meil SDiattl^. 13, 13 bis 19, 1-
unb c. 26 — 28 feilten. Opus imperfectum in
Matth. genannt mürben. 2)aS &erf (Migne,
PP. gr. LVI, 611 sqq.) ift nad^ SKontfaucon
(1. c. 607 sqq.) am Knbe beS 6. ober Slnfang beS
7. Sa^rl^unbertS Don einem Srianer lateinifd^ ge»
fd^rieben. SluS bem ÜJKttelalter finb bie grie(|i«
fd^en Kommentare S^eopl^^IactS (Migne, PP.
gr. CXXm) unb Kutl^^miuS' (ib. CXXK) su
nennen; eS folgen bann 99eba (Comm. in Matth.
libri IV, Migne, PP. lat. XCU, 9 sqq.), K^ri-
ftianuS S)rut|maruS (Expositio in Matth., ib.
CVI) , SRupert Don ®eu§ (In Matthaeum de
gloria et honore filii hominis libri XIH, ib.
CLXVm, 1307 sqq.), morin aber nur bie gmölf
erften unb Dier legten StapM meip in aüegorifd^er
SBeife erüärt merben. ®er 1^1. Stomas l^at baS
SKattl^äuS-KDangelium nid^t bIo| in ber Catena
aureaberü(fftd^tigt, fonbem aud^ eine befonbcre Ex-
positio in Matthaeum evangelistam (Parmae
1867) l^intcrlaffen. ©el^r toeitjd^meifig ift bie Kr-
närung Don aif. SoftatuS (Opera, Venet. 1530).
5Kod^ immer gefd^ä^t unb bead^tenSmcrtl^ finb bie
Krnärungen Don ÜJlalbonatuS, ben beibcn 3on«
feniuS, ©almeron unb KomeliuS a Sapibc. ^uS
neuerer Seit fmb auf fatl^olifd^er ©cite befonberS
5U nennen ©d^egg, KDang. nad^ aWattl^öuS, 3 93be.,
aWünd^en 1856—1858; SiSping, erflärung beS
Koang. nad^ maii^., 2. «ufl., SKünftcr 1867;
©d^anj. Komm, über baS KDang. beS 1^1. SKattl^äuS,
fjreiburg 1879; Mc Carthy, The Gospel of
1039
aWattl^ättS ©laftarcS — SKattl^äuS öon SSenbömc.
104
St. Matthew, Dublin 1877; Mc Evüly, Ex-
position of the Gospels, Dublin 1877; Fillion,
Evangile selon s. Matthieu, Paris 1878; van
Steenkiste, Conun. in Evang. secundum Mat-
thaeum, ed. 2, 4 voll., Bnigis 1882; auf pro»
tcflantif(^cr ©eitc ffetl, Somm. über ba§ ßöatig.
bc§ ÜKottl^äuS, flcipaig 1877; SKc^cr, Änt.«eje9.
Sommcntar 2C. güong. bc§ SKatt^., 7 . Slufl., ]^erau§«
gegeben öon S. SBeii (Söttingen 1883; Mansel
and Cook, The Gospel according to St. Mat-
thew, in The Speaker's Comm. New. Test. I,
London 1878. (SgL nod^ bie im 9lrt. SucoS
Vin, 190 f. angegebenen 6inleitung8tt)er!e, fotoie
Sd^anj, Somm. 1—62, unb 3)ie Kompoption beS
Ü)?att^.»güang., Süb. 1877.) [3. gelten.]
^aitiaus IBIaftared, f. Slaftare§.
'SSoftfäits ^{origeruS, f. anattl^cmS t)on
fflcftminfter.
^aU^ustion jfrafau, %ifd^oft)on9Borm§,
gehört gu ber Sleil^e l^eröonagenber ©elel^rter,
melcf)e gut S^xt be§ großen @d^i§ma§ nid^t bIo|
in bem engern UniuerfttätSfreife, fonbem aud^ im
Staate eine bebeutenbe Sßirff amfeit entfaltet l^aben.
3)}a\ä)än^, }ubenannt Notarius (@tabtf(i^reiber),
ftammte, »ie jüngfl ©ommerlab nad^getoiefen l^at,
au§ ber polnif d^en f)auptftabt Jhafau unb nid^t au§
bem pommer^fd^en llbefögefd^Ied^te ber Jhofott), mie
faft aQe il^n erttäl^nenben neueren Sd^riftfteSer,
namentlid^ aud^ Soreng (2)eutfd^I. ©efd^.^Oueüen,
3. 2lufl., n, 368), bel^aupten. 6r xoax geboren um
1335, »arb 1355 SaccalareuS, 1367 SKagifter
unb fpöter mieberl^olt Secan in ber Slrtiftenfacultöt
ber oufblül^cnben ^rager öod^fd^ule. 3m 3. 1387
erf d^eint er juerft urfuiü)Ii(| als professor s. theo-
logiae bafelbft. 92eben ben afabemifd^en Sern-
tem Derfal^ er, mie eine ^anbfd^rift mitt^eilt, bie
Stelle eines „$rager StabtprebigerS"; fd^onSiet»
rid^ Sngell^uS rü^mt bie iBortrefflid^feit feiner
ffangelreben. Um 1382 l^ielt er alS ^aupt einer
©efanbtfd^aft ber Unimfttat an Urban VI. eine
programmatifd^e Steformrebe. Qu Slnfang ber
neunziger 3o^te ^l^rte il^n ein el^rent^oKer Stuf
an bie 1386 gegrünbete ^eibelberger ^od^fd^ule;
1395 trat er in ben SSerbanb beS bortigen $ro'
f eff orencoQegiumS unb »urbe )ugleid^ jum 9iat^ beS
ßurf ärften Stupred^t IL ernannt, ein 3abt borauf
bereits gum 9iector gemäl^It. 92ad^ ber Srl^ebung
Stupred^tS KL gum römifd^en ftönige (1400) be-
ginnt bie ftaatSmönnifd^e fiaufba|n beS rebe>
gemanbten unb melterfal^renen $rofef[orS. SBie*
berl^olt erfd^eint er am §oflager beS ftönigS in
2)eutfd^Ianb unb auf biplomatifdben ^Reifen im
^uSIonbe. 9(m befannteften ftnb feine SRomfa^rt
öom Saläre 1403 unb feine 9lnfprad^en an Soni»
fa) IX. jur ßrlangung ber pöpftlid^en Sonftaa»
tion für Kupred^t geworben. 3m 3. 1405 begrüßte
er als lBet)oQmöd^tigter Shtpred^tS ben neuen $apft
Snnocenj Vn., unb biefer fe^te in Serbinbung
mit bem ffönige im Sommer beSfelben 3a^reS
feine SBal^I jum Sif d^of öon SESormS burd^. Ueber
feine bifd^öflid^e 2:^atigfeit lä^t fid^, abgefe^en
t)on einer ^njal^I gfriebenSacte, tooburd^ er Strr
tigfeiten )toii(|en Stabt unb SIeruS beilegte, xom\
äßaterial erbringen, ^öd^ft mal^rfd^einlid^ 1^ i
nid^t bIo| feine S^eftbenj in ^eibelberg beibel^otta
fonbem aud^ feine $rofefforent^ötigfeit nid^ gon
aufgegeben, j^ein (geringerer als 3)ietnd^ tw
9tiem l^at unS bie 9tad^rid^t aufbemal^rt, ba^ 9tt
gor XII. SWattl^äuS im 3. 1408 gum Earbinoli
priefter tit. s. Cyriaci in thermis ernannt ffok;
an ber 92ad^nd^t ift mol^I faum ju gmeifeln, ohr
ebenfo ftd^er ift, ba| Sßattl^auS bie iBürbe mSt
annal^m. 3nbe^ entmidCelte ber Siebengigio^
als fiegat @regorS unb als ®efanbter Sbipred^
gum Soncil Don $ifa in feinen testen Sebeiä*
ial^ren eine eifrige Xl^ötigfeit für ben oon i^m dtt
re^tmö^ig angefel^enen $apft. 9lm 5. 3Raq 1410
Derfd^ieb er, mol^l in ^eibelberg, beffen ^od^f^n^
er in feinem Seftamente reid^Iid^ bebad^te. — 5DW-
tl^öuS toQX ein f el^r frud^tbarer tl^eologif d^er S^n^
leQer; er gel^ört nod^ j[e^t gu benen, beren i^cm»
d^riften man am l^öu^gften auf ben SibRot^
)egegnet Singer biblifd^ (£|egefen, Sermones
unb fleinen ©elegenl^eitsfd^riften »erfaßte er ei»
^nga^I (SrbauungSf(|riften, oon benen befrnibol
genannt fein mögen: De consolatione thedo-
giae ; De modo confitendi ; De puritate eoih
scientiae ; De corpore Christi ; De celebii'
tione missae. 9iid^t DöQig ftd^ergefleOt i^ fetne
Sluctorfd^aft für baS Sterbebüd^Iein De artemo-
riendi (Derfd^ieben t)on bem borül^mten gleid^iumi'
gen 2Ber(e beS SarbinalS Sapranica), mtb no^
weniger fann man tro| Sommerlab mit looin Se«
mi^l^eit fagen, ba^ SKatt^öuS ben fd^arfen Stefoi»
tractat mit bem (fpöter entftanbenen) l^^iül^
9^amen De squaloribus curiae Bomanae A
gefaxt l^abe. SS bebarf l^ier nod^ einer grii>b>
lid^en, auf ^anbfd^riften geftü^en Unterfud^
— Siteratur. ®ie f[ei|ige ^alle'fd^ JÄffeB»
tation t)on Sommerbb (^Dlattl^öuS Don AroH
1891) ]^at aQe Dorl^erigen fiebenSbefd^reibungd
überfiüfftg gemad^t (bie Siteratur ift bort DoIjUb'
big citirt); bod^ ift immerl^in gu feiner iBürbigunj.
namentlid^ Dom tl^eologifd^en Stanbpunfte onl,
nod^ Diel gu tl^un, ba Sommerlab bie nur 1^
fd^riftlid^ Dorl^anbenen äßerfe nid^t eingefel^ ffd
t$ür bie Sterbebüd^Ieinfrage Dgl. man oud^ %cS,
S)ie beutfd^en Sterbebüd^lein, ftöln 1890; Skx
bie Sd^rift De squaloribus etc. Sd^euffgen, 9ei^
tröge gur ®efd^i(|te beS großen Sd^iSmaS, %t»
bürg 1889. [gfiirfe.]
^m&us ^arifiuS, f. $ariS, 9Jlattl^
^iattt^ius Don SSenböme, 0. S. B., gd.
um 1220, tt)urbe 1258 Slbt Don St. 2)en^tcl
$ariS. ffönig Subttig ber f^eUige tooiSflit VIßfi
feinem Seid^tDater h)ie gum politifd^en Statl^g^
unb übertrug il^m gugleid^ mit Simon be 9Mkf
als er 1270 feinen ffreuggug antrat, bie Stegert"
fd^aft bcS SanbeS. «ud^ unter ^l^ilipp HL fta*
anatt^öuS an ber Spi^e aUcr ©efd^fte unb ubcf
nal^m beim Sobe beS ffönigS gum gleiten SRofc
bie Stegentfd^aft. S)te angetragenen SiStl^üintf
1041
gjlattl^äuS Don SBeftminftcr — aKotutinum.
1042
ihm unb %o\M f d^Iug er qu§. Unter i^m mürbe
ber Umbau her SoftlUa ton @t. Sien^S 1281 üoll-
nbet @ein £ob frfolgte am 25. September 1286.
(SJgL GaUia Christ. VH, 391 sqq.) [Streber.]
Ibffftas Don SBeftminfter, engtifd^er
(^9 unter Sbuarb L ^lantagenet, mar SRönd^
in ber SBeftminfterabtet }u Sonbon. Sein %oi
«folgte im 3. 1807, mte S. Oubin in feinem
Sonmentar De ecriptt. Eccl. ÜI, 700, Lipsiae
1722, gegen bieienigen nad^meiSt, meldte ben«
ielbm auf bad 3a|r 1377 ^inauSgefd^oben l^aben.
b tommt 5fter unter bem Flamen SJlattl^aud t$Io«
ligeroS Dor, tt>eU er ein aud mannigfaltigen S|ro-
mfm iujammengefelted ®efd^id^t§mer! oerfa^te,
Mli^Flores Ustoriarum betitelt ift. S)iefe§
je|r umfaffenbe ©efd^id^tStoerl l^ebt Dom Slnfang
ktlM im unb ge^t bis 1307. 2)ie ^al^re 1250
ober 1259 bid 1307 ftnb Don ÜRatt^öuS felbft
bttobcitet, unb gmor nad^ OubinS Semerfung cum
ianta sinceritate, yeritatis cura et studio, ut
noltam inde landein apud aequos rerum
lestimatores meruerit, quamvis ob dicendi
(^tracterem maxime sordescat, pro more
bnjas saeculi. 2)iefeS Sßerf ift Diel benu^t mor«
boL tieifö totü bie Ouefien, au§ benen e§ gef d^öpfl,
SÜen nid^t }ugänglid^ maren, tl^eilS meU fid^ bei
it» XleS abgefärbt unb gufammengegogen finbet.
£ie triden Segenben, me^e nad^er^ö^It merben,
unb bie aus jflofterd^ronifen gefammelten 3lafy
tk^ Derlei^ bem Sßerle ein befonbereS Snter«
(Rt SnSgaben biefeS SßerfeS erfd^ienen ju Sonbon
1567. 1570 unb granffurt 1601 ; eine englifd^e
Bdcrfe^ung beforgte S. S). $onge, 2 93be., Son«
bn 1853. (93gL Sappenberg, ®efd^. SuglaubS I,
Mura 1834^ Sinleitung.) L@4töbl.]
^ Jßm^ßS^ ber ^I., ol^ne Stoeifel einer ber
72 Sänger 3efu (Giern. AL Strom. 4 ; Euseb.
HistEccL 1, 12; Hieron. In Catal.X mürbe
in ber 3cit gmifd^en Cl^rifti ^immelfal^rt unb ber
fiößtSftnbung an SteUe Don 3uba§ 3§cariot
mifi Soo8 unb unter ® ebet jum Sipo jlel ermöl^It
% 1, 23 ff.). aaSie über fein frul^ereS Seben,
taOit feiner ®eburt ic. nid^tS befannt ift, fo finb
Q4 ober feine apofiolifd^e SOßirffamfeit, ben Ort,
^ 3^ unb 9rt feines 2i)be§ feine gan} juDer«
^pQm Stad^rid^ten auf un§ gelommen. ^ai) ben
pic4i{<^ SRart^rologien, momit aud^ 9ticep]^o-
f« (H. E. 2, 40) übereinfKmmt, l^ätte er juerft
ö änböo, bann in Slet^iopien baS SDangelium
gnbigt, bafelbft aud^ ein IBiStl^um enid^tet unb
i<tt Sebim am Jhreuge bef d^Ioffen. @eftü^t auf bie
1<4nd^t in Dorothei Synops. : Matthias in in-
^*nore Aethiopia, ubi Hyssus maris portus
eiPhaais flirvius est, hominibus barbaris et
^^nnvmris praedicavit Evangelium. Mortuus
^ intem in Sebastopoli, ibique prope tem-
piom Solls sepultns, nimmt Saoe in feinen Anti-
^^ Apost 743 an, ba| Sappabocien mit
J^iopien öermed^fett fei, benn nur in Sappa»
yim fei ber bif^öflid^e ©ij am 5lu§fiuffe beS
%nifi (ober $^ftS) unb ber ^afen ^t)ffu§ ju
fud^en. 68 ip l^ierbei überfeinen, ba^ Setl^iopien
eine boppelte 93ebeutung l^at; anäf ba§ Sanb füb«
lid^ Dom faSpifd^en SReer ^ieß fo, bod^ mirb biefeS
fonft al§ S9ßir!ungd!rei§ be§ 1^1. SRattinöuS beaeid^«
net. (Sgl. ffatl^oia 1864, H, 13.) SBäl^renb
fobann ^ippoI^tuS unb Sfibor (Tractat. de vita
et morte sanctorum novi Testament! c. 80)
il^n, o^ne bo| feines SKartcrtobeS ßrmäl^nung ge»
f^iel^t, ju Scrufalem fterbcn unb begraben mer»
ben Iaf[en, mürbe er nad^ Ruberen Don ben 3u"
ben als ein (SotteSläfterer gepeinigt unb bann ent-
hauptet (Perionii Vita Apost. 178 sq.); über
bie 3cW unb ben Ort feines SWart^riumS laffen
uns bie alten Stad^rid^ten nod^ mel^r im Ungemiffen.
EonftantinS beS ®ro|en SKutter, bie 1^1. ö^^ena,
l^abe bie 9teliquien beS ^l SRattl^iaS nad^ 3iom
gebrad^t; einen Sl^eil berfelben bemal^rt man in
ber ffird^e jum I^L SKattl^iaS ju Srier, einen an»
bem JU ©. SKaria SKaggiore in Som. ®aS gep
biefeS ^poPelS mirb in ber rdmifd^en ffird^e am
24. unb je im ©d^altjal^re am 25. gebruar, in
ber gried^ifd^en fitrd^e bagegen am 9. SluguP ge*
feiert. @d^on frül^e ^atte man unter ÜRatt^iaS'
92amen ein apocri^pl^ifd^eS SDangelium (Euseb.
H.E. 3, 25); glemenS Don ^UcEonbrien ermäl^nt
(Strom. 2, 163; 7, 318) irapaSöaeic beS l&L 2Rat«
t^iaS, meldte Ueberlieferungen (traditiones, Dgl.
Hieron. Prooem. commentar. in Matth.) Diel«
leidet mit jenem ibentijd^ maren (f. b. ^rt. 9tpo»
cr^p^en-Siteratur). (Sgl. SDSiner, Siblifd^cS SReal«
mdrterbud^II; Slugufti, S)enfmürbig!eiten auS ber
dftripl. ^rd^äologie HI, 240 ff.; BoU. Acta SS.
Febr. ÜI, 431 sq.) [grit.]
'^iaUt^ias Don Nienburg, f. Gilbert Don
Strasburg.
:3Bafstfittiiiti (3Jtette) bilbet mit ben SaubeS
ben ber ^lad^tjeit entfpred^enben Sl^eil beS cano»
nifd^en@tunbengebeteS,baSOfficiumnoctumum,
unb umfaßt nal^eju bie f)alpe beS SageSpenfumS.
®er !Rame, meld^er aüerbingS baS ®ebet auS ber
5Wad^t in bie SKorgenfrü^e Derlegt, mürbe Dor«
^errfd^enb, feitbcm baSfelbe nid^t mel^r als Horae
noctumae in ber Slad^t, fonbem mit bemSKorgen»
lobgebet, ben Laudes matutinae, Dereinigt bei
bem SnbrudJ beS 3:ageS gefeiert mürbe. SDlit Noc-
tumum ober Nocturnus (sc. cursus) mürben
bann entmeber bie ^folmen beS 9iad^tofpciumS
allein, ober aud^ bie $falmen mit ben jugel^öri«
gen Sefungen begeid^net. ®aS ambropanifd^e Sre»
Dier tl^eilt bie SKatutinalpfalmen in 3)ecurien, ftatt
9?octumen, ab. 3e nad§ bem geftrong jöl^It bie
SWatutin eine ober brei 9loctumen; ba ju ieber
Sßoctum brei Sectionen gel^ören, fo mürbe Dor SHtcrS
ber SRang ber Dfpcien unb gcPe nad^ ber !Soif)l
ber Sefungen bepimmt; baS Officium (Festxmi)
trium lectionum entfprid^t unferm Officium sim-
plex, baS anbere unferm Officium duplex (begm.
semiduplex). Sßöl^renb baS nöd^tlid^e ©ebet beS
f erialcn, burd^ einen f eftlid^en 6l&ara!ter nid^t auS=
gegeid^neten DfpciumS in einem 3uge, einer 9loc«
tum, gel^altcn mirb, beanfpmd^t bie l^öl^ere tSfcft«
1048
9Jlauten.
104^
feicr beS ©ornitog« unb bcr gfcftc brci nöd^tli(^c
©cfcctsjhinbcn (5Kocturncn) im Stnfd^lu^ an bic
Sl^cilung bcr Slad^t bei bcn Slömem in brci SBad^t»
jciten (vigiliae). 3n biefer 3:]^cilun0 cntfprcd^cn
bie Horae noctumae tioUftönbig bcn Horae diur-
nae : bie erfte 92octum ($toif d^cn ©onnenuntcrgang
unb ÜRittemad^t) bcr 2:er5 jtoifd^en @onnenauf«
gang unb 3Kittag, bie jwcite 9Joctum ber ©c|t,
bie britte ber 9ion unb enblid^ bie Saubed (Laudes
matutinae) ber SSefper (Laudes yespertinae) ;
biefe IBegiel^ung l^at \x6) im @tunbengebete felbft
infofem erl^oUen, als (dom3:cm})oraIoffiriumper
annum abgejel^en) ber 93erfu§ ber 92octum al§
SRefponforium in ber entfl)red^enben §ore burd^«
gef ül^rt ift unb SaubeS unb SSefper burd^auS gleid^
gehaltet ftnb.
S)ie SRatuttn tovth nad^ ber ftillen Stecitation
öon Pater, Ave unb Credo mit ben SScrfcn
Domine, labia mea aperies, etc., Deus, in
adjutoriiun etc. unb ber 2)osoIogie eingeleitet
unb burd^ ben 94. $falm (Venite, exsultemus)
in ber SBeije eröpet, ba| bie Santoren burc^ bie
laute 9tecitation ober ben feierlid^en ®efang don
jie ixoti SSerfen ben ©^or }um greife ©otteS ouf«
rufen, unb ber S^or mit einem ben t$feftd^ara(ter
anfünbigenben SSerfe, bcm Snöitatorium, ein«
faHenb bagu refponbirt. Ser Sßortlaut bed $falm§
an biefer Stelle gel^ört bem PsalteriumBomanum
an. S§ mürben namlid^ mit biefem Psalmus ex-
citatoriuB im Slltertl^um bie j^lofterbrüber au§
ber näd^tlid^en Stulpe }um gemeinfd^aftlid^en ®e*
bete guf ammengerufen; ber $falm ging baburd^
feinem äUeJten Sßortlaute na^ in ben liturgifd^en
@ebraud^ bei bem IBeginn ber äßatutin über unb
mu^te barum an bicfer ©teile unüeränbert bei«
behalten merben. Sie SKatutin be§ gefteS 6pi«
pl^anie unb beS ftillen XribuumS ^at im ßingang
meber Snöitatorium, nod^ ben 94. ^alm. gS folgt
fobann ber ^^mnuS, meld^er bem tiefte ober ber
geftjcit entfpridfet, unb f of ort fd^Iie^t fid^ bie ^fal.
mobie an; biefe fejt fid^, abgefel^cn öon einigen
neuen Offtden, auSfd^Iiepd^ auS bcn $fa(men
1 — 108 jufammen, t)on meldten 10 nur in ben
fiaubed eintreten; in ben 92octumen be§ @onn*
tagS unb ber gferien folgen fte nad^ ber biblifd^en
Orbnung. Sie feriale 5Roctum jä^It amölf ^fal»
men, meldte je ju jmei unter einer 3lntip^on uer«
bunben finb; brei ^falmen mit ebenfo üielen Sinti«
pl^onen jä^len bie 9ioctumen ber gefte, fomie bie
smeite unb britte Sloctum bc§ ©onntagS, mö)^«
renb feine erfte 5Roctum aus amölf $falmen be«
fielet, meldte burd^ brei 5lntip]^onen ju brei ©rup«
pen bereinigt fmb; in ber öfterlid^cn Qtxt l^at jebe
!Roctum nur eine Slntipl^on. 3)ic ^falmobie
jcber 9loctum mirb mit einem SerfuS, bem ©cbet
beS ^ttm unb ber Slbfolution befd^loffen. lieber
bie Sefungcn unb beren Slecitation f. b. 9lrt. Sectio«
neu VII, 1599. «m ©d^lu| ber legten (brittcn
ober neunten) Section tritt on ben tieften, in ber
Ofterjcit unb an bcn Sonntagen aufeer bcm 9lböcnt
unb ber ©cptuageftmalaeit ba§ Te Deum ftatt be§
5Refponforium§ ein. 3«^ SDlatutin Ifl bann nod^,
menn bie SaubeS baöon getrennt toerben, trte pi
ieber §ore bic SageSoration ju*fpre(!l&en.
®ie SaubeS fd^Iie^en fid^ unmittelbar an bie
SKatutin an unb merbcn mit benfelben SJerjBdi^
mie bie übrigen §oren, begonnen, ©ie befteia
aus fteben $falmcn unb einem altteftamentli^a
ßanticum, meldte fid^ unter fünf Slntipl^onen gru^
piren. Smci ©ruppcn, nömlid^ baS aRorge«-
gebet $falm 62 unb 66 unb bie Sobpfalmen 148
bis 150^ meldte le^tere biefem ©ebetstpi bot
92amen SaubeS gegeben l^oben, merben an dum
Sagen unb fj^eften gefprod^en; bagegen medpt
ber erfte unb ^meite $falm, fomie baS SantiooB,
in ben t$erial«SaubcS. Sluf bie ^falmobie fo(|t
unmittelbar eine !ur}e fiefung auS ber l^Uigai
©d^rift (capitulum) ol^ne Mcfponf orium (f. b. &t
Sectionen 4, a. a. D. 1601) unb fofort ber bea
Sage ober §efte eigene ^^mnuS unb 93erfuS. Wi
einer bem betreff enben Officium eigenen ^nli|il^
tritt bamt, h)ie in ber SSefper baS 9Ragniflaii a
allen Sagen bcr fiobgefang beS S^^^om^t ^
93enebictuS, ein. S)ie SageSoration, meld^ ii
Sferialofftcium längere $receS Dorange^en, unb bie
Sommemorationen, meldte burd^ einfaQenbeSefit
auSge}cid^nete Sage ober bie 3feft)eit gef orbert fÜ^
fd^lie^en bie fiaubeS; in ber ber 3cit nad^ nx^
felnben marianif d^en Sntipl^on finbet baS Offidm
noctumum feinen öollen ^fd^lufe. — Ueber Sb«
tutin unb fiaubeS beS ambroftanifd^ StituS f. b.
«rt. »reöier U, 1272 ff.
S)er ^riefter foll ÜRatutin unb fioubeS, tooc
er bie l^eilige SJteffe celebrirt, gebetet l^abeit 9i
baS gemeinfame Sl^orgebet als $f[id^t befieljlt ^
baS nöd^tlid^e Officium nad^ amttema^t oberii
ben früben SRorgenftunbcn gel^alten; nur anbei
füllen Sribuum ift beffen ^eier am Stod^mittal
beS Dorl^ergel^enben SageS Dorgefd^rieben. Die
priDate 9tecitation fann in Jhaf t beS ©eiool^n^
red^teS an |ebem Sage bereits am Siorabenb {0
SSefperjeit fiattftnbcn, b. 1^. bann, menn bie &m
bie ^älfte i^reS nad^mittögigen SaufeS surudgelcgi
unb ber liturgif d^e Sag begonnen l^at ; ber perio»
bifd^e SBed^fel biefeS 3eitpunfteS ift in ben 3>treoi
torien tabeUarifd^ Dei^eid^net. 9Rit IRüdfid^ (dif
bie arbeiten ber ©eelforge l^at ber apoftoTtf^t
©tul^l t)iclf ad§ geftattet ba| mit ber priDaten 9leci>
tation töglid^ um 2 U^r nad^ SRittag begmoRl
merbcn fann. [ft. ©djw.]
'SBattreit, ial^rl^unbertelang bie SBe^err^
©panienS, marcn ein SRifd^öol!, meld^ in %*•
afrifa auS bcr SSermifd^ung ber SBerbem unbftf
ber entftanb, als lejtcre im 7. SaW^nbert »B
§ilfe ber Serbem baS alte aRauritanien ben 9»-
Sontinem entriffcn l^atten. !Rorbafri!a »nrbe W
ein Sl^cil beS großen Jfl^alifateS, bef[en Steftbcsi
feit ber Sl^ronbcftcigung ber Omiiaben (661
n. Sl^r.) Don SRcbina nad^ S)amaScuS t)erlegt O0C»
ben mar. fßon bcr norbafnfanifd^en ftüfte bfiAa
nun bie für Verbreitung beS 3SlamS unb fia ft*
oberung gleid^ glül^enben Slraber nad^ bem no^CB
1045
Sölauren.
1046
6|Ntmen l^infiber unb fud^ten e§ aud^ (atb mit
iüiknf(i^ @tteif}ügen l^eim, tourben aber 672
MW bem (cftftigen Sßeftgotenfönige SBamba mit
p|em Serlufie iurüdfgetrieben. S)od^ nid^t lange,
t) öffnete eine itmere ^arteiung in Spanien il^nen
n Sugong gu biefem fianbe. ßiner ber nöd^ften
ÜAl^oIger 3Bam6a% Sßittija, l^atte ben C^erjog
l^eofnd) t)on SorboDa blenben laffen. 2)arüber
mgte beffen Sol^n 9toberid^ eine Smpörung unb
«ni^tigte ftd^ 710 be§ Sl^roneS. ^ber SBittisa'S
S5)ne, in 93erbinbung mit il^rem Ol^eim, bem
E^jd^of Oppa§ ))on SeDilla, unb bem ©rafen
S&lian, Stattl^lter t)on Septum (Seuta), riefen
«y« um Sloberid^ gu flürjen, ben arabif d^en Statt«
)Sm Sluja Qu§ ^fiifa su ^ilfe. Sd^on 711 er-
i^im beffen gfelb^err Sarif an ber Sübfpi^e
Spaniens unb ftegte in ber großen Sd^Iad^t bei
feeS be la ^rontera. ftönig 9ioberid^ ftel mit
bm größten S^eil feines §eere§, SRufa aber rüdCte
14t ^P mit neuen Sd^aaren nad^, eroberte in
fettiger als fönf Salären beinal^e bie ganje p^re«
Rfif^e ^alBinfel unb grünbete fo bie ^errfd^aft
bsSlauren in Spanien. ÜRur nod^ in ben ndrb*
btm (Bebirgen Don ^ffairien, IBiSca^a unb Sa>
jKäffi ^e ein Spr5png beS alten ff önigSl^auf eS,
fdofo, ein menn aud^ fleineS, bod^ unabl^öngigeS
4ri|Bi4(^ 9teid^ ftd^ gerettet; in ben meftlid^en
9tnnäen aber mußten bie ^aSfen, mie früher
gegen bie SBeflgoten, fo ie^t aud^ gegen bie 9Rau-
m i^ietjfrei^it }u bemal^ren. ^UeS übrige Spa«
litt loar in bie @ttoalt ber ÜRol^ammebaner ge>
fdn unb bem großen ft^alifate einverleibt, Don
Mifem aber in ^Ibe mieber getrennt unb in baS
MpBbige JV^oIifat Don SorboDa (756) Derman*
M tDorben, meld^ eine ^eimat ber ftünfte unb
9i|fnif^ften, aber aud^ beS SupiS unb aÜer %xi
K^pighit nmrbe. S)en rotikm Siegeslauf ber
Inkr l^emmte ffarl SRarteQ burd^ bie blutige
&IMti Don ^oiKerS (732) fo griinblid^, ba^ eS
Ki6ef<^lQgenen nie mel^r gelüftete, bie ^^renöen
(lAeif^ffreiten. Sagegen griff fte in il^rem eige»
■8 Sonbe fd^on beS ,,§ammerS" großer Snfel
M, m, na^m i^nen einen Sl^eil beS fürjUd^ 6r«
Mm unb Derfd^mol) eS sur l^ifpanifd^en SKarf,
taiS fid^ nad^ feinem Sobe eine IReil^e Heiner
4Wer Steid^, lulti^t baS ffönigreid^ 92aDarra
vk bie fd^ne ®raffd^ft ^Barcelona ober (S^ata^
Uen Mlbeten. So ging ber Stern ber fpani»
Mtt Qnab^gigf eit nrieber auf, benn aud^ ^e>
Ms Heiner Staat mar unterbeffen burd^ glüdf»
%9Smpfe gegen bie ungläubigen §remblinge
ina^fen nnb |atte fid^ f^on im Slnfange beS
U. Söl^^bertS (918) jum ffönipid^e Seon
Wb bar ©raff d^aft SBurgoS ober ßaftilien ermcitert.
fine neue imb großartigere fpanijd^e Staaten«
Ubnag begann feit ber SRitte beS 11. äal^r^un»
teÄ 3m 3. 1028 mar bie ©raffd^aft gaftilien
[8Afdbaft an Sand^o ni. anat)or Don 9iaDarra
aoet burd^ 3;^eilung erl^ielt fte fein Sol^n
(1035) als eigenes ftönigreid^, unb ba
«fer im 3. 1037 aud^ Seon fammt ©alicien er«
erbte, bifteten Don nun an biefe brri Staaten,
freilid^ nid^t ol^ne Unterbred^ung Dereint, aber feit
gferbinanb UI. (1230) auf immer unb gefefelid^
Derbunben, baS größte unter ben fpanifd^en d^rift«
lid^en 5Reid§en, baS jugleid^ bie Seftimmung in ftd^
trug, bie fd^öne p^renäifd^ f)albinfel anlegt gan^
Don ber maurifd^en ®emalt ju befreien. Sd^on
1085 fam 2oIcbo, bie alte meftgotifd^e JRefibenj,
micber in bie §änbc ber ßl^riften unb mürbe Je^t
bie §au|>tfiabt gaftilienS. griil^e erl^ielt biefer
Staat einen flarfen 9kd^bar an 3lragon, meld^eS,
Einfangs unbebeutcnb, ftd^ fd^neD ju betröd^tlid^er
9tuSbe$nung unb Stärfe erl^ob. SBiSl^er ein Sl^eil
beS frül^jeitig großen 9laDarra, mar eS burd^ bie«
felbe Sl&eilung, mie Kaftilien, im 3. 1035 ein
eigenes ftönigrcid^ unter San^o^S Sol^n Slamiro
gemorben. Srbfd^aft unb Eroberung hxad)ttn balb
bebeutenben Sumad^S, unb nad^ ber Sereinigung
mit ^Barcelona burd^ f)eirat (1137) nal^m 9lra«
gonien alsbalb ben jmeiten Slang im d^riftlid^en
Spanien rin, möl^renb JlaDarra nunmel^r bie britte
Stelle Derblieb. 2e|tereS fan! fogar auf bie Dierte
5erab, nad^bcm 9lIfonS VI. Don 2eon unb 6a«
ftilien feinem Sod^termanne §einrid^ Don Surgunb
ben meftUd^en, ben SKauren mieber entriffenen
ftüftenflrid^ alS erblid^e ©raffd^aft Portugal ju«
gemiefen l^atte. ^el^nlid^e Sl^eilungen unter Söl^ne
unb Söd^ter fd^mäd^ten unb jerfplittcrten mieber«
bolt bie fpanifd^en SReid^e, bis gferbinanb ni.
(f. b. art.) im 3. 1230 Eaftilien, Seon unb ©a«
lirien gefejlid& auf immer Derbanb, unb ©lei^eS
für 3(ragon, Barcelona unb Katalonien im S^re
1319 erfolgte.
So lange ber d^rifllid^en Sleid^e in Spanien
nod^ Diele, il^rer gegenfeitigen geloben aber ungäl^«
fige maren, l^atten bie SKauren Don bem bcgeifier«
ten §elbentl^um ber fpanifd^en SRitter nur menig
5U fürd^ten. 9ber aud^ bei il^nen riß fd^on in ben
brei erften Sctl^rl^unberien nad^ ber Eroberung
3tDietrad^t in bem 9Kaße ein, baß mieberl^olt ein«
jelne Parteien ben Seiftanb berßl^riften erflel^tcn
unb fo biefen ben fjortfd^ritt i^rer SBaffen fetter
erleid^terten. 5Wod^ mel^r, gerabe ju ber 3cit/ als
ßafliiien unb 3lragon fn^ jur Settftänbigfrit unb
©röße erl^oben, erlofd^ im 3. 1038 ber Stamm
ber Omiiiaben auf bem Sl^rone Don ßorboDa, unb
baS biSl^er einige ftl^alifat jerfplitterie in eine Seilte
Heiner ©ebiete unter befonberen Xl^eilfürften, mie
einft baS macebonifd^e 9lei(^ nad^ bem Sobe 9lle=
lanberS beS ©roßen. §atte fd^on baS eine Rf^aXU
fat im 9lorben 95erlufte gegen bie ßl^riften erlitten,
0 mürben jejt bie fap immer uneinigen 3:5eil«
ürften nod^ meit leidster beficgt, unb smei 9Ren«
fd^enalter nad& bem (Srlöfd^en beS ftl^alifatS mar
fd&on bie ^ölfte ber p^renöifd^en §attinfel bis an
ben Saio, l^auptfäd^U^ burd^ bie ©roßtl^aten beS
6ib gampeabor (geft. 1099), Don ben gl^riften
mieber eroberi. gür bie SKaurcn folgte je|t rafd^
ein Sdjiag auf ben anbern ; fettft il^re prad^tDoHc
§auptftabt ßorboDa fiel in caftilifd^e §änbe, unb
um bie aKitte beS 13. Sal^rl^unbertS mar Don ben
1047
aKourcn.
10-
öicicn mQurijd^cn Sfteid^cn nur nod& bQ§ Wönt
©ronaba übrig. ®ie| xoai eine fd^mole, aber paro»
bicfifci^e Sottbj^aft an ber ©übfüfte Spaniens mit
einer ©eüölfemng öoE SBSo^Iftonb unb ©ilbung,
rcid^ on poeti|(]^em unb ritterlichem Seifte, oricn«
tal\\ä^t ©ittc gefd^madboD mit europäijd^er Der»
einigenb; e§ loar feft burdfe feine Sage, nod^ fcfter
burd^ bcn SJhitl^ feiner ©emo^ner, gefc^üj^t burd^
bie jal^Ireic^en iprme feiner Stäbte unb bie milben
Sd^Iu^ten jeiner ©ebirge, jugleid^ im Sefi^e afler
aWittel, weld^e Äunft, ^anbel unb SReid^t^um bie«
len, burd^ ba§ SKeer gebedt unb burd^ bie ©lau«
benöbrüber im bcnad^barten 9lfrifa fräftig unter«
ftü^t. @o mu^te ftd^ baS fleine @ranaba nod^
über 200 ^a^xt in Unab]&ängig!cit unb ffraft gu
erl^alten. 5lber am 19. Dctober 1469 üermäl^Ue
fi4 Qferbinanb, ber ®rbe öon ^Iragonien, mit 3fa«
UUa, ber ßrbin öon Kaftilien, unb leftere trat
jd^on im 3. 1474, erfterer im 3. 1479 in ben
mirflid^cn Sefi J ber SRegierung il^rer Sauber (f. b.
«rtt. IV, 1356 f. u. VI, 945 ff.), ifaum l^atten
fie ftd§ in bemfelben gefeftigt, |o richteten fid^ bie
93Iidfe bie|e§ mer!mürbigen|)errfd^erpaareS auf jene
fd^önen Sauber be§ fpanifd^en @üben§, tt)o f^on
feit nol^egu 800 Sauren ba§ ff rcug öon bem §alb«
monb öerbröngt toar. 3)ie Eröffnung ber gfeinb«
feligfeit öon ©eiten ber SKauren gab ermünfd^te
©elegenl^eit sur ©urd^fül^rung jener $Iäne, bie
gerbinanb mit ben SBorten auSbrüdfte: „3d^ »iU
bie ffeme biejeS ©ranatopfelS (©ranaba) einen
nad^ bem anbcm l^erauSpidten." ÜRuIe^ 5lbul
^a!en, ffönig öon ©ranaba, brad^ bie bis^eri«
gen freunblid^en Serl^ö^tniffe mit ßaftilien, nal^m
biefem SReid^e [eine nid^t gel^örig Uxoaä)k ®reng«
fefte 3^^öra (1481) unb fül^rte bereu ganje Se«
öölferung in bie Sflaöerei nad^ @ranaba. S)ie
näc^fte SBieberöergeltung l^ierfür mar bie fül^ne ffir«
oberung ber reid^en unb ftarfen maurif d^en tJeftung
Sll^ama (28. gebr. 1482), unb einftc^Hge 9Kau.
ren felber erfannten, ba| bie| nid^t bie lejte ©träfe
be§ gebrod^enen griebenS, mol^I aber ber SSorbote
nod^ großem UnglüdfS fein merbe. ©o mar e§
au(^. t^ferbinanb mu^te jmar im 3. 1482 öon
ber maurifd^en tJeftung Soja mit großem SSerlufte
mieber abjie^en, unb nod^ öie( fd^Iimmer erging
63 bem üeinen ^eere, meld^eS im SKör^ bed fol«
genben 3a^re§ in ben ßngpäffen ber 9ljarquia bei
Walaga überfallen mürbe, inbem e§ faft gönglid^e
ißemi^tung fanb. Mein bie SKauren mürben jejt
unter fid^ felber ent^meit; ^bu SlbbaHa^ ober
93oabbiI, mie il^n bie ©panier nennen, empörte
fid§ gegen feinen 93ater, ben ffönig Sbul Qcätn,
unb entriß il^m ben größten Sl^eil feines Keid^eS
fammt ber §auptftabt, fo ba^ je^t ber alte gürft
in SKalaga, ber junge in ©ranaba regierte, bie
Spaltung aber bie SKad^t beS Seid^cS fd^mäd^te
unb läl^mte. ©d^on einen SKonat nad^ bem Un«
glüd ber ßl^riften in ben ©d^Iud^ten ber Sijarquia
murbeSBoabbil in ber ©d^Iad^t beiBucena(21.5lpriI
1483) gefangen unb öon SfabeHa nur unter ber
SSebingung mieber in tJreil^eit gefegt, ba^ er jäl^r«
lid^en Tribut als IBafaU öon Saftilien entrid
unb ben fpanifd^en Sruppen freien S>urd^5UQ it
SSerproöiantirung auf bem 9Karfd^ gegen fein
eigenen SSater gemöl^re. ©eine 9tüdffe^r nad^ (Sn
naba erneuerte ben ^ürgerfrieg, unb in ber fyxaf
ftabt felbft Po^ ununterbrochen 50 Sage m
5Räd^te lang maurifd^eS Slut, öon SWauren felh
öergoffen. 61 S^^al (b. i. ber Sopfere), ein Sta
ber beS alten ffönigS, l^atte biefen öom %J^
geftofeen unb ftritt nun Mutig mit feinem %jfe
^oabbil, möl^renb baS @iM fortan, memi m
langfam, bie fpanifd^en SQäaffen begünftigte. (un
Sfeftung nad^ ber anbem fiel in il^re ^önbe, mi
fd^on im ^uguft 1487 mu^te fid^ baS l^etrli^
SRalaga ben ©iegem ergeben. 92a(^ stoeiSo)
ren folgte i!^m Sa^a, bie ^auptftabt 61 ^og^
meld^er, felbft am @Iüdfe öerjmeifelnb, im Sc
cember 1489 auf ben Sll^ron feiner Sinnen M
^id^tete. 2)amit mar je^t ein Sll^eil beS nunrnfcie
Slcid^eS miebergemonnen; bie feften ©tobte ton
ben mit 6^riften beööltert, in ben SSorftobttn xä
offenen $Iö^en bagegen burften bie SRouren M
bleiben, Sigentl^um unb ^Religion, @efe^ vi
@ebröud^e unöerönbert bel^alten unb an bie capi
lifd^e ffrone nur fo öiel entrid^ten, alS fte bifi|e
il^ren eigenen ^errfd^em geleiftet Ratten.
93on ber ganzen maurifd^en9)kd^tmarie|tiai
mel^r ber fd^mad^e $oabbiI mit ber ^ölfte bei
9teid^eS übrig, ber, an ^bl^ängigfeit öon Saflififl
gemöl^nt unb nur burd^ beffen @d^u| auf ba
%^xont gel^alten, fd^on frül^er bieUebergabeSn
naba^S öerfprod^en l^atte, fatiS aud^ 61 S^qfi fn
neu ^ntl^eil abgeben mü^te. 9uf bie Woifym,
gferbinanbS aber, ba| je^t biefe SBebingung erpl
unb bie 3(it ber Uebergabe gefommen fet (bA
mortete ber ©d^möd^Iing auSmeid^enb, er fei »4
frei unb tonne fein Serfpred^en nid^t l^alten. 0|i
3töeifel l^atte er grogentl^eilS bie Sßal^rl^t gefiql
benn mirflid^ er|ob ftd^ baS maurifd^e Soß i
neuer 93egeifterung jum ff ampf e gegen bie Sl^riPn
unb baS öon 1030 Sprmen bef^ü|te &mA
f d|ien aud^ ber größten 3Sla^i bie Bümt bieten {
bürfen. 3n ber X|at fonnte g^binanb im ofki
g^elbaug 1490 nid^tS 6rfledKi$eS leifien, unb oj
im folgenben Solare, als ®ranaba gerobe gw*
über mit munberbarer ©d^neSigfeit fid^ eine @w
©anta t$fö erl^ob unb bie Slbftd^t ber ©panier, wA
mel^r öon ber ©teile )u meid^en, bezeugte, ba m
entf d^manb ben äßauren mit bem 3Rntf)t {uglei^M
^Öffnung auf ^Rettung. 3fabella l^atte ber noe
©tabt ben 9iamen ©anta f$ö, b. i ber 1^
@Iaube, gegeben, meil fte einerfeitS ben ffricgd
einen ffampf für ben l^eiligen ®Iauben bettQi|U
unb anbererfeits an ben glüdDid^en SuSgong M
ganzen Untemel^menS in grömmigfeit gImAi
2)iefe Hoffnung töufd^te fie nid^t, benn fd^tf
2. 3anuar 1492 jog fte in bie ^oupt^abt be
ünaurenlanbeS ein, um bie ^ulbigung beS Vfit
Snaurenfürften 5u empfangen. @euf}etü) wf
biefer ^bfd^icb öon bem Sanbe feiner SMtet tt
blidtte 3um legten SKale öon bem Seifen, b« \i
1049 WouTiciuS. 1050
u^dnltiino sospiro del Moro t)'i|t, aufbaS laKung, bag anif auf fit bie gleite STttematiDe,
fipt (Stonaba ^in, um nun ein tIeineS Surften' rote ou| bte @tabt Srortaba feÄft, angenenbet
pn in ben Mlnurarrai'tSe&trgtn ju be{|ie|en ; rourbe, unb jo gut eS fi^on im 3. 1501 im ganjen
a^ Wefeä Berliefe tr balb iDtebet, um unter feinen ehemaligen wBntflreit^e ©rnnobn, na^bem bie Se»
WnSenagenoffen in Slfrifa ju fterben. Sein SSoIf nitenten auSgemonbett, (einen einjigen ungetau^en
nftifU fl^ie^, ja no^ milberc SBtbingungcn, aß SDlauten me^r. 3m folgenben 3aöre erf^ien bie
Benige 30^« früher baS be« 61 ^affil, unb beriilimte SßragniQtif gferbinonba unb Sfabeffo'ä,
liptSum, 8ult unb 9)lDf<i)een, bte nationalen roelc&e autli hen in Sopitim unb ßeon onfäfriflen
«trte, ©tbräuc^t unb Obrigleiten folllen i^m iDtouren (bie in Slragrinien blieben no^unberütlrt)
ngtfcfnnÖIert DerWeibm, leine gtöfeeren abgaben auSjuwanbem ober gläubig ju werben befafil, unb
dl friiter, unb innerhalb ber näd)[ten brei 3al)re ouil) bie meiflen Con ibnen liefen fit^ taufen. 3u
(c leine erhoben toerben. 2)abei toorb jebem, biefer gerben ÜRaferegel gegen bie ^Jlüuwn foH ber
In eS beliebte, bie HuSroonberung ftcigefleQt ®ro6inqui[ilor 5Diego bt Swja 0, Pr, getat^en
8ii! feit nabqu aAt^H&unbett Safiren boä 3iel fiaben, unb er Mar eä fiberbiel, bet ben lat^oli'
bei tiefen £Q)ünfi!^e aKet Spanier getoeftn, \>ai fc^en ffSnigen aaä) in @ranaba bie 3nqutfition
ttt mm erfüllt, hie uralte S^anbe ber ^nen (f. b. ?lrt.) einjufüören riet^, um bie SiücHe^r ber
■igetilgt unb bie ÜKac^t ber geinbe naii^ einem aJIoriScoS (fo nannte man bie getauften *IKauren)
mi^risen, mit bem trojctnif^en cergli^enen jum3Slamjulier^üten. ^od^SfabeUageftanbnur
niöt etbio^tn. ^^ gonj l^uropa nabm an ht, bag ba§ 3nquifttion§tribunal Eon ^irboni
knSsbcI Spaniens 3lnt£|eil, unb bie nieltlidden feine ®mrf)t§6at(eitau4über(5canabaau§jtreilen,
Unme aetteifertm mit bcm tif iÜflfn Stufire in jebo^ einen OToriäten nur im ^aüe eines ooflpn-
In^nnt ^Pen jw geier biefeS fiu bie ganje bigen Abfalls Dom 5£|"f'fi'f "t"' ^W °ber fflegen
5iriiini%eit toi^figen unb freubigen gtetgniffeä, einjelner geringeren Slbroeii^ungen beunruhigen
InSpapjl aber oeriieb ben bcibcn ^errftbem ^ti' bßqe. Unter abnti^en Sßebingungen nurben qui^
Üsnib imb 3fabtna ben5iamen ber (at^olifctiert bieSDloriifeningaftilienunbäeonunbfeitffarlV.
Sünige, unter toelc^em jlilel fofort ba§ groge au^ bie Don ^ragonien ber 3nquifition unterfteQt
tnrfiertiaQr wellbettt^mt loiivbe. ^In hie S^i^i unb meifteni fe^r milbe bel^onbelt, Sßoiifl ©t-
» politif ^en SBertoaltung ISranaöa'ä touröe her menS VII. forgte bafür, hafe fie einen tü^tigen
Smf !RciibD)a Don Senbitla, gum SijMff^of non llnterrid&t in ber cfiriftlicfeen SReligion er^ietlen, unb
■""" 'l obre gfematibD bt XaloDera au§ bem ju glei^er 3"* cerorbnete Äaifer Äarl V., bie
nitenoibnt befteüt, beibe gemäSigle, tücb- Oülcr ber ^tpafiaten büiften nit^t conft§cirt, fon-
} ntdtfc^affene ÜÜiänner. DJatürli^ fudite bem mä|ten i^renÄinbem erhallen, unb [ein 9I6«
le Cqbifcbot olSbalb ben {^riflli^en ®tau» frünniger unter i^nen burfe üon her 3nquifitipn
in hl bem eroberten Sanbe j" oerbreilen, unb sum Sobe oeniriVi" if^ben. 9Iud^ ®regor XIU.
(mteitteniein^eit, iötilbe unb SBoblt^dtigfeit fu^te burc^ ajülbe bie *Hlori§(en ju geroinnen,
>riBtpn)ten bit^ Semü^en, fo bag fe^r häufige allein flatl ft^ aufriifitig unb nai^baltig }u bt-
Sdqmngtn Dorfamen unb in ganj @tanaba nie* Ferren, führten fie huxäf neue 31ufftänbe, bur$
■nb m^ gtlitbt nnnbe, aI3 ber groge Wfaqui ^o^tierrSlbtrif^e ^trbinbungen mit ben Mauren
te G^ri^tn, niie hie OTauren hen grjbiff^of in 91frt(a u. hgl. unter Sß^ilipp m. im 3. 1609
■nmttn. Salb tmirhe i^m auc^ 3Etment3, Si^- i^re oBIIigeSütrtreibungauä Spanien btrbci. &äu>
Üftef Don lohbo (f. b. 9lrt.) , jur gärberung fig nirh bitfe SSerjagung ber 5JloriSco§ ben ©po«
ta Slijfion btigtgtben (1499), unb f^on am niem jum grofetn Soitourfe gemai^t; a6cr richtig
18. IDcttDibet heSftIbtn 3a^ct§ fonntt iimtne§ roieftn ji!6Dnhie@8ttingergelebrten3Inäeigen(Dom
«MW TOoiimi on Sintm Sage tauftn. STber in 28. 3uli 1842) barauf ^lin, ba| bieferbe aon ben
Wmb IKfer übtrf^ritt er au^ bie S^ranlen btr aufgetlärteften unb geifhreii^ften Sfitgenoffen, roie
!li|igiDig, wollte Sefe^rungen erjroingen unb SertxinteS, afö eine bringenbe 9Iot^it)enbigIeit er=
S«S nt^nrt taufenb Sjemplare beä Äoran ic. fe^nt rcoiben fei; man barf nicf)t übeifcfien, ba|
»ibmmtn. 3>ie^ unb ^nbtreS erjeugte in ben bun^ bie offenen unb geheimen Slntjünget btr
k^ Xagttt Don 1499 tintn gefä^rlii^en ^uf- !)}Iauren bie StaatStinl^tit in Spanien Diel ftärter
feb in aibo^rin, b. t. im ÜRaureniiuartier Don gefä^rbtt mar, al§ man gttDö^nlii^ ju glauben gt.
•iBfflba: über 5*rbinanb unb 3fabeQa gellten neigt ifl. (5!gl. ^efete, S)tr (Sarbinal XimtntS.
Mtbis QtlDo^tm bee meuterif^en StabttbeilS 2. ^ufl., Xüh. 1851, 1. 24. 56. 294 unb bie bort
■ Kknaßat, entUKbtr bie Strafe btS ^odti' citirttn SBtrfe unb OueUtn ; ?lfd)bac^, @efd|. her
■mt^ lAtr hie laufe p tmpfangen. Ilie Salge SBeggotbtn, 2 ©he., ^rantf. 1 827 ; Sonbe, ©ef^.
■«, tafi fofl alle maurifc^tn SSeroobner ber Stobt her 5Jtüuren in Spanien, beutfcb Don 3hitf^mann,
■fcÖtnMbimgeninaba'Sgume^ripent^um über- 3 Sbe., florlär. 1824—1825 ; gio^au, Sie aflo-
tatat Bie übrigen aber in bte (SebirgSgegenben riScoS in Spanien, ßeipj. 1853.) [D. $eftle.]
itd no^ Sfrita fEo^en, um hen @Iauben i^rer 'gSanticinfi (MaupCxtcO . ^laniuS 2:ibe*
Hw btwdiren ^u fönnen. ^Reue gmtuien her riu§, Äoifer Don S^janj (582—602), Pammte
htelttriflena^tiIenheäa(ttn91ei(^e§@ranabo auB tintr rämift^en Samilit, bie feil mehreren
B^Mi^atÄenntanD^mebaner gaben SJeron^ 3a^r^unbtrten in flUinofitn fic^ niebergelafftn
1051
9Kaurictu§.
m
Iftattc. 3(tö Sütigling tarn er an bcn faijcrlid^en
§of, crl^iclt unter liberiuS II. (578—582) in
Wefopotamicn ben Dberbcfel^I über bie Strmee
gegen bie ^erfer unb tourbc, als er 582 ben ffrieg
mit großem Siul^m beenbet ^aik, nod^ al§ 3üng»
Hng (v£öfCcüv, Theophyl.) t)on SiberiuS, ber il^m
auä) feine Soci^ter Konftantino gab, jum JRad^«
folger im JReid^e beftimmt. 6r würbe am 13. 9tu»
guft 582 gefrönt unb am näd^ften Sag al§ j^aifer
prociamirt. Sei feiner S^ironbefteigung loar ba§
SReid^ Don ben $erfern, bie ftd^ loieber ermannt
l^atten, t)on ben Sangobarben unb ben Sldaren
bebro^t. (Segen bie ^erfer fid^erte 3Kauririu8 nad^
löngeren Kriegen bie äleid^Sgrengen, inbem er 591
bcn Dertriebenen E^o§roe§ 11. burd^ 5Rarfe8 auf ben
perftfd^en Xl^ron fe|te unb ein t$frieben§bünbnig
fd^Io^. ®egen bie Sangobarben, meldte feit 568
ben großem S^eU StalienS befe^t Ratten unb bie
anberen £l^eile fortn)ä^renb mit dlaubuigen ^eim«
fuc^ten, erliefen fid^ bie faiferlic^en (S?:.ard^en in
9tat)enna gu fd^toad^. $a})ft ^elagiu§ 11. manbte
fid^ mit bringenben Sitten au ben j^aifer unb
fanbte ^u biefem S^tdt feinen 9l))0cnftar ©regor
nac^ Sonftontinopel. SRauriciud gemann 583 t)or«
übergel^enb Seiftanb burd^ ben ^uftrafter Sl^ilbe»
bert, meld^er bie Sangobarben )u einem gfneben
nötl^igtej balb begannen aber i^re Slaubgüge unb
©ewalttl^aten aufS 9ieue. »ettung l^tte ber pap\U
lid^e <Stul^I bringen !5nnen, menn nid^t eine falf d^e
$oIiti! unb bie fleinlid^e (Sif erfud^t be§ ffaiferS bie
SDla^nal^men bed ^apfteS forttt)ö]^renb burd^freu^t
l^ötten. ^ie perf önlid^en Se^ie^ungen stoifd^en äßau«
riciuS unb ©regor bem ®ro|en maren anfönglid^
bie freunbf d^ftlid^fien. ©regor l^atte möl^renb feines
9lufent^Ited in Sonftantinopel ben ölteften @o^n
beS ffaiferS 583 auS ber 2:aufe gel^oben unb befag
bie ©unft ber fiaiferin. 913 er 590 gegen feinen j
SBUIen ^um $a))fte ermöl^U mürbe, richtete er an
WauriciuS auf ©runb ber frul^em greunbfc^aft
bie Sitte, bie SBa^I nid^t ^u befiätigen. 2)er faifer»
lid^e ißröfect aber Iic| ben Srief auffangen unb
bat feinerfeitS, geflutt auf ben lauten SBunfd^ be§ '
Solfed, um Sefiötigung ber äBa^I. S)er ffoifer
gab gerne feine 3uftimmung unb befal^I f ogleid^
bie Somaiftme ber Sonfecration. Sielfad^e Xrü- ,
bung erlitt baS freunbfd^ftlid^e Ser|^Itni| burd^ -
bie falfd^n Sendete, toeld^e bie faiferlid^n Ss' '
arc^n oon XoDenna nad^ Sonftantinopel ^mbten, {
unb burd^ beren gemaltfame Eingriffe in fird^Iid^
ungelegensten. Ser ^rc^ SiomanuS nol^m 591
ben Sif4of oon Crta in ^aft, fa| über ©eifllic^e
5U ©erid^t, ndt^igte ausgetretene Tonnen 5ur Ser>
beiratung unb unterftute ben Sifd^of SRapmuS j
Don Salono in feiner ^uflebnung gegen ben $apfL
Wanc^e Stattbolter trieben bie Steuern mit einer
^rte ein, ba$ ber ^ßopfi bageoen fu^ er^bcn
mugte; in Sicilien minbe gegen ©elbabgaben bie
offene i$eier beS ©o^enbtenfteS erlaubt. S^a bie
iFpor^en gegen bie SinföÜe ber Sangobarben feine
j>üfe bradbten. fab ftdb ©rtgcr genot^tgt, eine müi«
tüthf(^ Sen^cibtgung ber probte einjurid^ten, .
mürbe aber bann t)on ÜJ^auriciuS getabelt, b(
möl^renb ber Selagerung 9lom§ 592 ©etreik
mangel in ber @tabt gel^errfc^t l^abe. ^JU^trouifi
t)erlangte ber jfaifer eine ^ufftd^t über bie fird|
lid^en ^ommaga^ine unb beflagte ftd^, ba^ ©ngc
an bie Solbaten aU^u freigebig @})eife unb 9Ba|e
auStl^eile. Slfle Serfud^e be§ ^apfteS, einen oI
gemeinen Sftieben in Italien l^ergufteUen, tmitbei
burd^ bie S^arc^en 5U nid^te gemad()t; felbfl m
mit 3Rvä)t erlangten SBaffenftillftanb brad^ Sb
manuS, fo ba| ©regor ftagen fonnte, bie 2aai^
borben feien gütiger als er. ÜRod^ trauriger lü
ben $apft mar baS birccte Eingreifen beSÄdj«
in fird^Iid^c Slngelegcn^eiten. ©regor l^atte ba
SJletropoIiten SeoeruS ton ^quileja famint fd<
neu Suffraganen auf eine römifd^e @9nobe M
gelaben, um baS auS 91nla| beS Shreifapiteljlreitei
(f. b. 9rt.) entftanbene @^iSma ^u ^eben. Du
Sifd^ofe manbten ftd^ nun an ben jfaifer mitta
Srflörung, ba^ fte mit il^ren ©emeinben lieber ii
ben 3:ob gelten, als bie ^errfd^ft beS Rappel
anerfennen mürben. 9(uf biefeS l^in erlieg 9Ra»
riciuS ben Sefel^I, ©regor foQe bie Sifd^dfe m
Sftrien nid^t beunml^igen unb nod^ meniger U
ber Unfid^erl^eit ber Sßege ^ur ©Qnobe Dodobm
3lo^ emfter geftaltete fu| ein anberer fJfalL @d^
^apft $eIagtuS IL ^aüe bem ^atrtard^ 3»
l^anneS bem g^after (f. b. 9rt) bie ftirc^engemei»
fd^aft entsogen, alS berfelbe fic^ ben 3:itel etad
Oecumenicus beigelegt unb iiber ben $atriai4a
©regor t)on ^ntiod^ien ein Urt^eil gefallt ^
Unter ©regor erneuerte 3o^anneS biefen SoM
unb fprac^ über ben ^riefter So^nneS DonlB^
cebon ein Urtl^eil. S)er !ßriejter appeSirte an ba
^apft; in ben ^o)e|acten fanb fid^ forttooM
ber 3;itel Oecumenicus. ©regor fa| in bemS»
gel^ ein ^ergemig unb einen Angriff auf ka
Primat unb bat ben j^aifer, biefer 9nma|mig M
^triard^ entgegenjutreten. SKaunciuSgobilii
5ur 9Intmort, ber ^ßopft möge fid^ ru^ig tKr^oflo
(594). %1S nun ©regor bem folgenben^otriai^a
SpriacuS, meld^r mieber biefen Xitel anna^ U
ffird^gemeinfc^ft t)enDeigerte, fd^b t^ba
ifaifer, er folle nid^t megen eines ettelnSBoiM
ben gfrieben ber fiird^e ftören. Scr $apjl m|i
bie (Sac^e emfter; fte mar i^m ©ktubcnSjo^etii
fei me^r alS ein äBort, nic^t beS $apfleS, foikoi
©otteS Sad^ ; nid^t er, fonbcm bie ftird^ {Af
merbe baburd^ beunruhigt SBie bitter er McS»
banblung biefer ^laqt burd^ ben ff aifer iu#A
Seigt feine fflage, @über, ©olb, ©nmbfiüife, A»
ber l^be er auS Siebe sum Staate (ingegebei, äta
eS fei aUju f d^mad^ooU, nun aud^ nodft bot dUhi
)u opfern; benn ni^tS Ruberes mo&e bei Mfri
^la^; ieber Sif<^of , auf^ bcr^ßatriar^imiSii'
ftantinopel ftebe unter bem Un^k Xoal; W
9!ömli(!beseigtau(bbie£6atia<be, boBbcrletteOT
in ber SrieHammlung ficb no<l^ mit ber %äiftH
beS Titels burd^ ben ^trian^ befd^öitigL ^
ifi ber $unft. mo ber ^ßot^S boS ^ßoppt^tfi
bie Ain^ f elbft bur<!^ ben üatfcr bccnteä^tigtjkl^
1053
ÜBaurincr — SKaurttiuS, bcr 1^1.
1054
\jixt \nt einzige (Srllarung für bte greube, mit totU
4er ber $o)){l bie Zl^tonbef^eigung be§ f olgenben
Anjas $^ocq8 Begrübt, ^mmerl^tn ift aber 5u
Maildi, ba| bie 93riefe be§ fiotferd nur al§ furje
Isgoien in ben Untn^orten beS $a)){}e§ tiortiegen,
nbbol biefeSngoben aud^ inlBerbitü)ung mit aßen
(otoenSRa^geln btöftotferS nid^t genügen für bie
Imol^me, SRauricinS f elbft ^abe bie DoQe Sragtoeite
Miiteld erfonnt ober e§ fogar planmäßig barauf
ngel^, ba§ $atriard^at unabl^ängig t)on Slom
{SBKU^ unb als felbftänbige JHr^e mUn bie
Mf^e 3U {teilen. 2)tefe ^nnal^me tiertntt 6e«
f(niber§ f(^rf 9RorI (@e|d^. ber Sntftel^ung be§
Jir^PoateS, ©eiligenjtabt 1870, 1, 24—31),
ttu^ xatiä^ ber ffoifer unb nid^t ber ^atriorc^
MeämtiotiDe gegeben l^abe. „S)er jfaifer ftimmte
bcB Zro|e bed ^atriord^en ju" (Paulus Diac.
Est Langob.) ; ftatt bem ^atriard^cn legte er
bca $Q)){te @c^tt)eigen auf, meil er unter bem
finfbfie feiner nähern Umgebung ftanb. Srft Don
9^ erlangte IBonifa^ in. bie ^nerfennung,
lia| bie tömifd^ ffird^e, xoit el^ebem, ben erften
Soig im Sieid^e l^aben foOe.
IRanriciuS gab Diele Semeife Don t$fr5mmig!eit.
Üfim^ ben Sf^^fter eierte er gerabe megen feines
oIceHj^en SebenS unb emiarb feine bürf ttge ginter«
tafieiq^aft (Theophyl. L 7, c. 6, p. 254). Sarfu^
ip er an ber SBei^nad^tSproceffton tl^eil; er
fäak bie ffird^e ber IBiei^ig^^^eiligen unb f d^enfte
bi4is ein loftbareS S)iabem; ba§ t$feft ber As-
nmpiio Mariae (xoijjLriJi; Mapiac) foQ feiner
Üfitttiifung bie allgemeine ßinfül^rung Derbanfen.
San @tati^Iter @ennabiu§ in ÜRorbafrüa lei»
jtot bem ^fte t^ätige jg>ilfe in feinem «eftreben,
im Sonatidmu§ unb bie Sigentpmlid^feiten ber
fljnbnifd^ ff ird^e ju befeitigen. 9iad^ bem Sobe
bei iHm faiferlid^er Seite in fintiod^ia eingefe^ten
%oix\axfyn (Sregor lieg ber ffaifer bort nad^ bem
8nnf4< be§ $ap{te3 ben Don Tregor Dertriebenen
ftnfiafiuS mieber ^u. SKouriciuS toirb al§ flug
jbA f(jarf{innig, entfd^ieben, milbe unb frei Don
iier tteberl^bung gefd^ilbert. S)en @tubien xoax
v {Ar ergeben^ ben ® elel^rten getoogen. Slber er
m rnäß guten SBillen al§ SBiOen^ftörfe unb
äip(^; bdbei mar er anwerft geizig unb abl^öngig
In bmen, bie er erl^oben. Sefd^ulbigte man il^n
i» Ipaeitr Seit ber Verfolgung bc« $apfte§, fo
fidiet fi4 bod mo^I auf bie ßrmartungen, bie ® re«
fftl txm ^l^cad nad^ bef[en S3erf pred^ungen liegte,
mond^ ba erfannte man an, ba^ 3nauriciu§ feine
ofmeXiyramiei geübt unb ben l^eiligen ©tu^^I nid^t
Inuitct l^be (Landulph. Hist. misc. bei Mura-
W, 88. 1, 121). ai8 er jmei Saläre Dor feinem
^ ein fd^redtenbeS Zraumgefid^t l^atte, iat er,
itiicSd^ orlennenb, bemütl^ig ben $apft, bie
'^fe, Sebte unb ßinRebler um il^r @ebet, ba^
^WAm feine Strafe erleiben möge. Seine
^amung erfolgte burd^ einen ^ufftanb be§
We8. (Erbittert über bie 5RicberIagcn unb Un=
^ai im ^ecre, befal^I er feinem tSfclb^erm 6om»
^QfiobiS, baSfelbe ben Mooren in bie ^änbe
ju liefern. ®ie 9lDaren brangen bis jur ^aupt«
ftabt Dor; il^r Sl^agan Sajan bot, als bie $eft in
feinem ßeere auSbrad^, 3(uSIöjung ber ©efangenen
an : biefe aber lel^nte SJlauriciuS ab. ©er ß^agan
licp nun alle (befangenen, 12 000 an ber 3a^I/ ge-
mä^ feiner 3)ro^ung tobten (3:i^eoj)]^ane8 unb faft
alle fpäteren (Sl^roniften). 3laä^ anberem ©erid^te
(Sl^eopl^^Iact) litt baS ^eer nur SRoti;! in ben i^m
pgemiefenen fd^Ied^ten SBinterquartieren. (Sinen
infolge ber ft^limmen 5Wad^rid§tcn Don ber ®onau
unb Don Stalten l^er in ber Stabt auSbred^enben
Slufftanb fud^te SKauriciuS burd^ ©emaltma^regeln
JU untcrbrüdten. SJor bem anrüdtenben ^ttxt, mel»
d^eS ^l^ocaS ^um ffaifer gegen il^n ausrief, moHte
SKauriciuS mit feinem SESeibe unb feinen neun ffin»
bem nad^ ©t. äutonomoS jKel^en (23. SfloDember
602), f am aber, burd^ ungünftigen Qfal^rminb unb
©id^t aufgel^alten, nur bis ©iabromi. ^ier bei
ßl^alcebon ]a^ er ^uerft brei feiner ©öl^ne ermorben
unb marb bann felbft getöbtet (27. 9loDcmber) ;
„eS flo^ 3M6) unb Slut auS feinen SQBunben, ^um
3eid(|en feiner Serföl^nung mit ®ott". ^l^ocaS
lie^ gule^t alle ©lieber ber t^familie, aud^ bie ffat«
ferin ßonftantina unb bie löd^ter, l^infd^Iad^ten
(CJhron. Paschale I, 694 sq., ed. Bonn. 1832).
3m SuDeftiturftreite mürben mel^rere fragen
gerabe auS ber Seit beS TOauriciuS mieber auf-
genommen, fo, ob ©regor L burd^ bie Sitte um
92id^tbeftötigung eine Oberl^ol^eit beS ffaiferS an*
erfannt (SBibo Don OSnabrüd unb äOSibo Don
tJferrara) ober blo| einen perfönlid^en ®ienft er»
beten l^abe (3KanegoIb). S)ie Don ©bralef bem
Sijd^ofe 2l(tmann Don ^affau jugefc^riebene erfte
Streitfd^rift mill in ber Billigung bcr Il^ron»
befteigung beS ^l^ocaS burd^ ©regor I. ein Sei«
jpiel ber ©eltenbmad^ung pä))ftlid^er ^ol^eit über
meltlid^e Surften feigen, meld^eS 3(rgument aber bie
jtoeite ©trcitfd^rift beSfelben ScrfafferS, menn man
aus ben Fragmenten fd^Iie|en barf, mieber fallen
lä^t (Sbralef, 3)ie ©treitfd^riften «ItmannS Don
$affau unb SBeailo'S DonSWaina, ^aberb. 1890,
81. 128; LibelU delite imperatorom et ponti-
ficum, Hannov. 1891, 1, 411 sq. 464. 553). —
OueUenfinb: Evagrii Scholast. Histor. eccles.
431 — 594; Theophanis Chronogr., 2 voll., ed.
de Boor, Lips. 1883. 1885 ; Nicephori Archiep.
Const. Opuscula histor., ed. de Boor, Lips.
1880; Theophylacti Simocattae Histor., ed.
de Boor, Lips. 1887; Menander, Chron. Pa-
schale, ed. Bonn. 1832. (Sgl. ^bamef, Sciträge
jur ©ejd§. beS b^a^nt. ff aiferS aJlauriciuS, 2 3:beile,
©raj 1891— 1892; ©frörer, ©efd^. b. d^riftlid^en
ffird^e H, 2, Stuttg. 1842, 1054 ff.; ®amberger,
S^nd^ron. ©efd^. I, 260 ff. 281 ff., unb bie Sit.
im 9trt. ©regor I.) [SB. gelten.]
'^ttritter, f. üRauruS.
'Sitaitriütts, ber 1^1., ^rimiceriuS ber tl^ebäi»
f d^en fiegion, f. b. 3lrt Legio Thebaica. — 6in an«
bercr aKaurithiS mirb in ben gried^if cften 2Rortt)ro«
logien ermöl^nt; er fofl unter SDiocletian mit 70 tln«
bereu ju Slpamea in Serien gemartert morben fein
1055
aWauritiuS a Portu — ÜKauritiuS, 3nfcl.
105
(f. Acta SS. 21. gebr.). — Unter bcm 10. 3uli
eriDöl^nt ba§ Mart. Rom. nod^ einen 3Wauritiu§,
weldier mit SeontiuS, ©anieinnb Slnberen jn 5Rico»
poü§ in 9lrmenien unter 2iciniu§ groufam gemor«
tert unb enblid^ öcrbronnt tt)urbe. [Sd^röbl.]
:3Baiitttiii5 a Portu, ©cotift, mar Srlönber
öon ©eburt unb ]^ie| mit feinem fjamiliennamen
D'tSfil^elQ; ben ©einomen erl^ielt er, »eil er in
einer irlänbifd^en ^afenftabt ba§ Sid^t ber 9Be(t
(1463) erblicft l^ottc. gr ftubirte ju Dsforb unb
trat bafelbft in ben tSfranciScanerorbcn ein; feiner
miffenfi^aftlid^en Sefäl^igung toegen roaxh er noci^
bem 92oDiciQt jum @tubium ber ^l^ilofop^te unb
^l^eologie nod^ ^obua gefd^idCt. S)er @itte ge-
mö^ trat er bann, um ft^ auf eine miffenfd^aftliii^e
Soufba^n öorjubereiten, gu SJenebig afö ßorrector
bei ben Sud^brudem ©d^ott unb Socatcllt ein :
l^ierouf fe^rte er nad^ ^abua 5urüdf, ertoarb fid^
bafelbft ben 3)octortite( unb leierte bie freien Äünfte.
3m 3. 1506 ernannte il^n SuKuS II. jum ffirj-
bifd^of tjon Suam ; bie^ »iberfprad^ aber feiner
bem ©tubium jugemanbten ÜReigung fo fel^r, ba|
er fi(^ lange 3al^re nid^t entfd^Iiefeen fonnte, 3ta=
lien 5U t)erlafien, unb feinen ©prengel burd^ einen
©tcllüertreter öerwalten lie^. 3tn 3. 1512 mol^nte
er ben beiben erften ©ijungen ber fünften all-
gemeinen SateranfQnobe bei; t)ielleid^t infolge ber
$ier empfangenen ßinbrüde cntfd^Iofe er fid^ nun»
me^r, feine ©rjbiöcefe perfönlid^ ju öerttwiten.
ßaum \)aik er aber im folgenben 3a]^re ftd^ ein»
gefd^ifft, aI8 er pIöJKd^, gerabe 50 ^af)xt alt ge»
ttjorben, eines undermutl^eten SobeS ftarb. 6r
battc mit ber l^umaniftifd^en Silbung feiner Seit
eine gro^e SiebenSmürbigfeit beS Sl^arafterS ttx*
bunben, fo ba^ er ben Seinamen Flos mundi
erl^ielt. 6r toax fd^riftfieHerifd^ im Seifte feines
DrbenS befonberS für bie p^ilofopl^ifd^e Seigre beS
©cötuS tl^ötig getoefen; biefem Semül^en entftam»
men: Expositio in quaestiones dialecticas
Joannis Scoti in Isagogen Porphjrrii, juerft
Ferrarae 1499; Concordantiae castigationeB
in metaphysicalia doctoris subtilis, Venet.
1501 ; Commentaria doctoris subtilis J. Scoti
in XII LL. Metaphys. Aristot., ib. 1507 ; Epi-
themata in formalitatum opus de mente doct.
subt., ib. 1514. ^lu^crbem l^interlie^ er ein Com-
pendium yeritatum IV LL. sententiarum,
Venet. 1505, in leoninifd^en SSerfen; De rerum
contingentia et divina praedestinatione, ib.
1505; Enchiridion fidei, ib. 1509; Dictiona-
rium Sacrae Scripturae, ib. 1603, im S)rud
unüollenbet, unb Sermones, Paris. 1587 u. ö.
(Biogr. gen. XXXVIÜ, 548.) [flauten.]
;3Battrif itt$, 3nfel im inbif d^en Ocean. 1. $ o«
litifd^e ©ef^id^te. 3)ie3tifel fam nad^ il^rer
gntbedtung burd& bie Portugiesen (1507) ber Seilte
na(^ in ben Sefi^ ber ^oDänber (1593), bie fie ju
gieren beS OranierS, SKorij^ öon 5Raffau, „SKau«
ritiuS" nannten, bann ber granaofen (feit 1712),
toeld^ bie erften ftänbigen ßoloniften brad^ten unb
ber ,,3§re be tJrance", »ie bie rafd^ aufblü^enbe
Kolonie je^t l^ie^, {eneS fran}5ftfd^e ©epräge tm
Uelzen, baS fte au^ feit ber englif d^en Seft||ergreifun
(1810) no(| bemal^rt. 9m Snbe beS vorigen 3a(t
l^unbertS f anben bie 3been ber ungläubigen $^
fo))]^ie unb ber fran^öftfd^en 9let)oIution au^ 1^
gingang. S)er ®otte§bienft mürbe abgefd^afft bu
^riefter Vertrieben, bie flirc^enguter einge^ogaL
ßrft ba§ bie 9tbf d^affung ber ©Üaöcrei betrefferöe
S)ecretbeSSonDenteSbrad^teSmüd^terung. ^tm
paxtt mürbe als SBieberl^erfteller beS Oßtam
^anbelS (1802) begeiftert begrübt unb ^ortfionifi
il^m JU gieren in $ort ^apoUon umgetauft Jn
bemflrieg mitgnglanb (1800—1810) fpielieM«
3nfel alSOperationSpunft ber franjöftfc^en fta))er,
bie ber ©d^redfen ber inbifd^en ©emäffer tou^
unb bie engIifd^>oftinbifd^e ©efeüfd^aft um ta
2 Vt 3niD. *fb. ©t. fd^öbigten, eine mit^tigeMe
3m 3. 1810 fiel fie in bie §änbe ber 6nglänbc
unb erl^ielt il^ren f rül^em SRamen aKauritiuS ttieb«
3n ben Sa))ituIation§bebtngungen be§ t$rid)eni
Don $arid 1814 mürbe ber franjöflfd^enSreoIen
bet)5I!erung ber ungefd^mölerte Sefi| il^rer Sptoänt
Steligion unb ®efe^e (Code Napoleon) getoö^
(eiftet unb bie ftaatlid^e 93ef olbung be3 (atl^o&fd^
SIeru§ aud bem 1791 geraubten flird^enDermiigc
jugefagt. — Siefer al§ bie englifd^e SBefiJttmd
twnfl öriff ^i^ fltti 1- Sebruar 1835 öerfönmgl
©nat)enemanci))ation in bie bigl^erigen Seri^
niffe. 3m Saumel ber plb^liä) erlangten ^xrifd
entzogen ftd^ bie ÜReger ben arbeiten in ben 3uAr
))Iantagen (bem $au))treid^t]^um ber Solonie) nd
verfielen burd^ Xrögl^eit unb Xrunlenl^eit einei
|)]^Qftfd^en unb moralifd^en SSerfumpfimg. S«
5Reger mürben erfejt hwcd) inbifd^e Äult§, bie ii
fold^er SKaffe einmanberten, ba| fte 1884 (eteU
Vj ber ©efammtbeöölferung (370 766) coj&mit
ten. ÜRaurttiuS ijt l^eute eine ber am bid^tepa
unb bunteften bevölferten ©egenben ber Srbe (eüw
200 Sinmol^ner auf 1 qkm).
2. flird^Iid^e ©efd^id^te. IBon 17121«
1740 unterftanb bie 3tifcl in fird^Iid^^r ^ii#
ber apoftoUfd^en ^röfectur von 9leumon, feit IW
unmittelbar bem Si^bifd^of Von $an8. S)ie erpa
©eelf orger unb 2Rif ftonäre maren franjöfifd^ &n»
riften, von benen einer aud^ mül^renb ber 9m»
tionSjeit tro| beS 93erbannung§becrete§ auf bei
3nfel jurüdtblieb. Unter Sonaparte fel^ U
S^ilirten jurüdf. 2)ie englifd^eOccupationnu^
bie fio§Iöfung be§ fird^Iid^en iBerbanbeS mit ba
fran}5fifd^en Sleunion münfd^enSmertl^, mib \
mürbe burd^ 2)ecret vom 21. 3(nmar 1819 9to>
ritiuS mit ben umliegenben Snfeld^ Stobrignc
Sl^agoS, S)iego ©arcia, ben ©ereilen, SNobi
ga§car, bem Saplanb unb fpateri^in aud^ 9h9
©eelanb unb ber 3nfel ©t. ^elena jm einem af
ftolifd^en SBicariate von ungefeurer ®r5ge ei^
©eine erften, in ^ort SouiS refü)irenben 85ic<
unb Sifd§5fe maren bie englifd^en Senebictb
(von ©omnfibe), 9Wfgr. ©later bis 1832, Wfi
anorriS bis 1840, SDZfgr. «Den Eottier (unterb«
$ort 2oui§ 1847 jur 3)iöcefe erl^oben morb) 1
ünauritiuSotben.
1058
fgr, ^finfon Bis 1870, aWfgr. ©corriS-
.886. 3« 3. 1829 lourbc SÖkbogaScar,
fcelanb4837, 1851, 1852bergici^cnQd^
mb, bie 3nfel @t. ^elena utib bie Se^«
I felbpönbige SSicariate t)on SnauritiuS
i, ]o ba| l^eute nur noc^ bie fleinen kleben*
Xobrigue^ S^agoS utib S)tego ®axm
xttL — ®ie crftcn opoftolifci^cn SSicarc
i traurigPcn 3uPäf bc Dor. S)ic öoltoiri«
reDoIutionären Sbeen l^atten im 93unb
rdtnouterei ba§ (at]^oUf(|e geben faft er»
e 92egerbet)5Uerung Derfam in Untoiffen»
ofier. 2)0}u fel^Qe e§ an tüd^tigen ^rie*
L840 läfßt man beren fe(]^ für 85 000
t S)iefe 3^ii Benu^ten bie englifd^en
m auf ajtauritiug feften t$fu^ ju foffen.
mg ber tiier^iger 3a^re gab e3 auf ber
t S)orf, la feinen SBeiler, ber nid^t mit
^obiftenfd^ule beglüdCt gemejen toact/'
rirnfl ber aümäligen unb faft »unber*
gefialtung ^at t)or 9UIem ber britte apo*
icorunb erfte3)iöcefanbifd^of SKfgr.^IIen
. 8. B. Sr brad^te eine &ä)aax tüd^tiger
\n aus Snglanb, t^franfreid^, IBelgien,
id^ SRouritiuS, berief gur felben ßnt bie
Eongregation Dom l^etUgen ®eifte nnb
n f)ergen SRariö, 1845 bie fioretO'
unb 1861 bie Sefuiten, ftiftete eine Kon»
einl^eimifd^er @d^lDeftem Don Notre
i bon secours unb mel^rere SJereine unb
unter fie bo§ SBerf ber Seform. P. 2a»
ber Kongregation be§ ^eiligen ®eifteS
rrapoftelberSRegcr". KS ift »unberbar,
: 9Rann geleijtet l^at. (93gl. Delaplace,
de Tue Maurice ou Vie du servi-
Dieu Jacques-Desire Layal, missio-
la Gongreg. du S. Esprit et du S. C.
, Paris 1877. 3ti feine gufeftapfen traten
)rüber unb feit 1864 aud^ bie Filles de
Sbbe aRasuQ mirlte al§ „^o\itl ber
mit dl^nßd^en Krfolgen. 3n ben neu»
m Äranfen», 3nen», Strmen», SBaifen»
)fen]^äufem tl^ten bie @d^tt)eftem Don
ftme du bon secours, namentlid^ }ur
8), old ba§ gelbe gfieber tt)üt]^ete unb
:ger ald 70 000 Opfer forberte, fflunber
Pnter ben jal^Ireid^en mol^ammebani»
l^nifc^en ff Ulis arbeiten feit 1861 bie
bie ,,$Iantagenmiffionen"). ®iß fd^toie«
Ott unter ben Kl^incfen würbe 1874 Don
iften übernommen. S)ie Union Catho-
äiigt bie befferen @tönbe ^ur mirffamen
B ber lot^olifd^en $rincipien aud^ im
B nnb politifd^en Seben. 2)en l^öl^eren
)ec Secten fte&ten bie @d^ulbräber unb
[d^lDeßem balb ebenbürtige SInftalten ent»
» toor SRauritiug mieber entf (Rieben fatl^o»
nd^en. Sen 108 000 ffatl^olifen fte^en
lOOO^roteftanten gegenüber, bie gröfetcn«
iiK£|obi{tifd^en @ecte angepren. %toi^
legirntng im ungemeinen bie Kapitula»
CcsOm. Tm. 2. KufL
tion§bebingungen erfüllte, fo ifi {te bod^ ber £^at-
fad^e, bag ÜRauritiuS eine „fatl^olifd^e Kolonie''
ift, nid^t gang geredet gemorben^ toit \iä) bieg ). 9.
in ber93efe(ung ber SBeamtenfteUen unb befonberS
in ber ungleid^mö|igen ißertl^eilung ber @taot§'
)u{d^üffe an bie fatl^olifd^e unb bie angßcanif^e
flirc^e öu^ert. (1886 fielen i. S. Don ber ®e»
fammtfumme Don 125 849 Stupien [ä 2 ajlarf]
79577 auf bie fat^oUjd^e, 46272 auf bie pro»
teftantifd^e ffird^e, toa^, auf ben Stop\ gered^net,
0,73 3t. für bie ftatl^olilen, 5,78 auf bie ^roteflan-
ten mad^t.) Kine weitere Sefd^toerbe ber ffat^o»
lüen liegt in bem gf^ftl^^^Iten am confeffu)n§(o[en
Kl^arafter ber iBoIföfd^uIe, eine Sefd^werbe, bie
l^ier um fo bered^tigter ift, ba bie la^oßfd^en IKn-
ber Vi ber gefammten, Vio ber d^riftlid^en @d^ü{er«
Sa]^{ bilben. Zro^em ernannte bie Stegierung nod^
in neuefter 3^it einen Derbiffenen SBeSIe^aner }um
Superintenbenten ber @d^ulen. 2)er ftampf um
bie @d^ule ift barum auc^ auf 9Rauritiu§ Don ben
fatl^olifd^en 93ifd^5fen, unb befonberd Don bem
gegenwärtigen, SKfgr. Seo SKeurin S. J. (feit
1887), mit Knergie aufgenommen unb Derfod^ten
worben. (93gl. A. J. B. Trendel, Her Majesty's
Colonies, 3. ed., London 1886, 425—432;
Bevue des deux mondes 1861, YI, 60 — 95;
S)ie fat^ol. aRijfionen, Sal^rg. 1881 ; Missions
CathoL, Lyon 1872, 96; 1874, 88 et 461;
1877, 573; 1887, 567; 1885,43; Annales de
la propag. de la Fol, 1845, 422 s.; 1869,
363 s.; 1871, 151; Baron L. Bethune, Les
Missions CathoL d'Afrique, LiUe 1889, 95 k
100 ; Abbe £. J. Durand, Les Missions Catho-
liques Fran^aises, Paris 1874, 201—204;
T. W. M. Marshai, Les Missions Chr^t. 1, 466 ;
Lettres edifiantes et curieuses (Oct.»9luSg. D.
S^on 1819) Vn, 664—468. — Ueber bie neueren
Vorgänge DgLTablet 1886,1, 379; 1887,1,170.
406; n, 47. 141.) [^uonber S. J.]
^^utiünsoxheUj ein 1430 Don ^er^og 9ma»
beuS Vin. Don ©aDo^en (f. b. Sri), bem fDötem
®egen})app gelij V., in ber Kinfiebelei Don SRi»
paiUe für fed^S SRitter geftifteter geiftlid^er Orben,
weld^er 1572 Don Kmmanuel ^l^ilibert wieber er»
neuert würbe. Slod^ im ^oDember beSfelben 3a]^«
rc§ gemattete ©regor Xlli., ba| ber erneute Orbcn
mit bem SajaruSorben (f. b. Sri), beffcn ©ro^»
meifter 3annot be KaftiSon eben geftorben war.
Dereinigt werbe, ffier fo gebilbete Orbcn Don
@t. 9Jlauritiu§ unb SajaruS war Dor SUem be»
ftimmt, baS Kinbringen ber ^ärefie in ©aDoiien,
baS Don @^f av& befonberS bebrol^t war, ab^u»
wel^ren. S)ie Slitter lebten unter ber Kifterrienfer»
regel unb gelobten Slrmut, ©el^orfam unb el^elid^e
j^eufd^l^eit; e§ war nur eine einzige Kl^e unb nur
mit einer 3ungfrau erlaubt, ffiie ^aupt^äufer, in
benen gemeinf^aftlid^eS Seben l^errfd^te, waren )u
Surin unb 9lisga. Unter Äönig Sictor Kmmanuel
würbe 1816 ber burd^ bie grangofcn aufgel^obene
Drben a(§ SSerbicnftorbcn erneuert, unb eS warb
i^m in 9tüdfftd^t auf bie frühere @teUung bie Se*
d4
1059
SKaurua, ©t.
1060
forgung bcr §ojpitäIcr ju Surin> Softa, Sßalcnja
unb fianjo übcröcbcn. Äarl «Ibcrt tl^ciltc 1831 bic
SDflitglicbcr in SRittcr, €ommenturc unb ®ro^»
frcujc; SSictor gmtnonuel 11. gab 1868 ttcuc ©to-
tutcn, bcncn juf olgc Sittcr, Dfpcicre, ßommcnturc,
®ro^of ficicrc unb Mittcrgro^frcujc ernannt werben.
(95gL Helyot, Eist, des ordres VI, 80 ss.;
Moroni, Diz. XLIV, 5 ss.) — Uebcr bie 6on»
gregation ber Eanoniter öom 1^1. SKouritiuS f. b. Slrt.
Canonici reguläres U, 1831. [©trcber.]
;3Battnt5, $f . (SKauriner), S3cncbictiner=®on-
gregation in granftreid^, toar ba§ 6rgebni| einer
Sieformation im 17. Sal^rl^unbert. ®er 3uftanb
ber SBenebictinerflöfter »ar jur Seit ber ffird^en«
fl)altung in fjronfreid^ unb Sotl^ringen, felbft bei
ben Sluniacenfem, ]^au))tfäd^Ii(i^ burd^ ©d^ulb beS
6ommenbentt)e}en§, berart gefunfen, bo| auä) bie
SKaferegeln beS Srienter 6onciI§ feine toefentlid^e
Serbeflerung bewirf en fonnten. ffier ßarbinalftarl
üon flotl^ringen, })äpftft(]^er Scgat für bie S3i§tpmer
IDte^, Soul unb SSerbun, rici^tete mit feinen refor-
matorifd^en IBerfud^en gleid^faQS nid^tS au§ unb
mad^te bem ^apfte bereits ben üerjmeifelten SSor«
fd^lag, ben Senebictinerorben in fetner ^roüinj
ganj ju unterbrüdten. StUein ber ^apft ging barauf
nid^t ein unb erwartete §ilfe öon einer l^öl^em
^anb. 2)iefe blieb aud^ nid^t au§. 2)om S)ibier
bela Sour, feit 1596 ^rior im fflofter ©t. SSanne
JU SSerbun, f onnte enblid^ in biefer 3lbtei mit 3««
ftimmung feines SBifd^ofS, beS gutgefmnten ^ßrinjen
§einrid^ öon Sotl^ringen, ber jugleid^ ©t. SSanne
als ßommenbe befa^, bie lang angeftrebte SRüdf»
fül^rung jur 9tegel beginnen, unb jwar tro^ ber
größten ©d^wierigfeiten mit fold^em ßrfolge, ba|
f d&on 1604 $apft glemenS Vni. bic neugebilbete
Kongregation SS. Vitoni et Hidulfi beftätigen
unb mit ben ^rioilegien ber caffmenfifd^en ßon»
gregation auSftatten fonnte. 9lafd^ ttmd^S bie 3a]^I
ber Derbefferten Älöfter auf 36; au8 granfrcid^
traten balb eifrige Saien unb DrbenSIeute ein.
3lud6 ganje Eonoente, juerft 1613 ©t. Stuguftin
JU SimogeS, bann 1615 ©t. gfaron bei ÜKeauj,
©t. Sunian ju SWoaiÜe, ©t. ^eter ju SumiögeS,
nal^men bie SReform on, unb S). S)ibier fanbte
tiid^tige SKänner l^in, ba§ fromme SBerf burd^gu»
führen. ®a jcbod^ einerfeitS bie weite gntfemung
otö §inbemi| erfd^ien, eine einzige, feftgeglieberte
ftörperfd^aft ju bilben unb georbnete SSifitation ju
üben, anberfeitS bie ^olitif gfranfreid^S nid^t bul»
ben wollte, bafe auSIänbifd^e Oberen franjöfifd^e
Älöfler regierten, ober biefe in SBerbinbung mit
einem 2anbe traten, gegen weld^eS l^äufige ffriege
ju fül^rcn waren : f o befd^Io^ ba§ ® eneralcapitel
SU ©t. aWanfuet in 2ouI 1618, eS f outen bie fran-
Söftfd^en Älöfter eine eigene gongregation bilben
mit eigenen ©totuten. Oberen unb SSifUationen,
unbef(|abet ber geiftlid^en SBcrbinbung unb ®e-
betSüereinigung mit ben flot^ringem. S). Sorenj
Senarb, ^Prior beS 6Iuniacenfer«6oIIeg§ in $ari§,
förberte burd& feinen erleud^teten ßifer unb fein
anfeilen bei ^of ba§ Untemel^men, Subwig XIII.
unterfiü^te cS burd^ ein föniglid^eS beeret, boft
j^Iofter SlancSmanteaus in $ariS trat fofottW,
unb nod^ in bemfelben Saläre würbe im etPm
®enerakapitel, weld^em Staube gron^oiS onfi
fiotl^ringen pröftbirte, bie neue Kongregation fep
gegrünbet unb, um StiDalifation )u t)enneiben,iÜ4
bem Hfi. SRauruS, bem ©d^üler beS I^L Senebid,
genannt 2)ielBorftanbe f outen aUiöl^rlid^ im (8e-
neralcapitel gewöl^It werben, bie ber SotiM
$rioren, bie ber Kongregation $röfed l^ei^en.
S)er erfte ^röfeS war (bis 1621) SRartin S*
nifere. Unter il^m fd^Ioffen jid^ ©t. $eter }u 6o-
lignac, ©t. $eter ju Korbie unb ©t. ^am p
S3rie an bie Kongregation an. S)er erfb 9^^
t)i3enmeifter, ^nfelm Stolle, fül^rte bie ia^lmäjß
3lot)\itn feft in ben ®eift ber l^eiligen ätegd ri«,
fammelte für il^ren Unterrid^t alle guten Sbjel«
erflärungen unb fteflte il^nen bie Seifpiele te
OrbenSl^eiligen Dor bie^ugen; bal^erftrebteerbk
SJeröffentlid^ung ber SebenSgefd^id^ten bieftr §«•
ligen an unb gab fo ben erften ^nftog ju einet
SReil^e großer ^aurinerwerfc. Su^wifd^Kii 1^
S3^narb burd^ ben Jlönig unb J)6f)t ®5nner ^f'
lid^en wie weltlid^en ©tanbeS bie Seflötigung bei
Kongregation inSRom betrieben; ^apft®re9orXV.
erlief für fie 1621 eine SBulIe, worin er bie Cent
gregatio S. Mauri beftötigt, il^r bie fßririlegia
ber Koffmenfer öerleil^t, ben Karbinal öon Se||
gum ^rotector befleüt, in ben Dereinigten Stü/fbtai
bie e^emten Officien aufl^ebt utib bie Doüfoinimite
yita communis einfül^ri, inbem er beftinmtt, 14
aud^ baS Kinfommen auS fird^lid^en SSenefidoi,
weld^e 9R5nd^e Derwalten, in bie gemeinfomelfafje
fliegen muffe (Bull. Rom. ed. Taurin. XII,
533 sqq. ; Gall. christ. VII, instr. 189, coL
164 sqq.). S)iefe SulIe würbe in afler gotwiB
bie ^arlamentSacten einregiftrirt, unb fo nxtt Ue
Kongregation fird^Iid^ unb ftaatlid^anerfomüind)
red^tSbeftänbig. Unter bem {Weiten ^röfeS, Kobn»*
han Stagnier (bis 1624), traten bie jhofier &L
3:rinite ju SBenböme, 5IKont«©t.»Ctontin, SDloiil«
©t.«2J«d^eI-au.$^riI unb ©t. Seon b'Sngfl^
ber Sleform bei ; eS mußten }Wei $rot)injen, Ue
Don tJ^ranjien ($ariS) unb Don Slquitanien, vä]f
einem SSifttator unb 9{oDiciate, gebilbet loeitaL
SKartin leSniöre würbe bann (bis 1627) tt*te
Sum $röf es gewöl^It unb fonnte bie itlbfter 6i &^
Diu SU SarbeS, ©t. Klöment gu Krebone, 6t to*
ne( 5U Kompi^gne unb bie ^btei 93ec mit i^
^riorate SonnenouDelle {u Siouen in bie Stefon
aufnel^men. ^ud^ bie neue 93enebictiner«Son0t("
gation, weld^e ber l^eiligmä^ige 9io6l 9RarS into
^Bretagne gegrünbet l^atte, ftrebtc bie Sufnol^tf
unb erl^ielt l^ierfür 1627 ein popftlid^eS S)ecnt
(Bull. ed. Taur. Xm, 608 sq.). 95efonbet8 Wö^-
tig war, ba| für baS KoUcg ©t. Subwig in %^
loufe, weld^eS jur görberung ber SenebictiBß*
reform im 3. 1622 war errietet worben, l^
ein ))ät)ftIid)eS Snbult erlangt würbe, woboiA
Kinfommen unb SGBirffamfeit bcSfelben bebeutert
gewann, ©pöter Derlegte man ben @t| bicfcl
1061
9Jlaurul, ©t.
1062
ColegS fat boS ffloiler U. S. ^x. Don Saurabe in
Iwloufe. — S)er Icjtc $räfc§ »ar 2KQuru§ S)u«
|K«t(US 1630). Unter i^m »utbe bie brüte $ro-
tiB), für bie IBretagne, gebilbet unb bie Songrega*
tiffiÜr t)ergr5|ert bur(| ben ^Beitritt t)on mel^r als
20xI5fiem, borunter @t. SiemQ unb @t. Sl^ierrQ
)i SWmS, gleur^ ober ©t.«S3enoit«fur»Soirc,
&t 6roi5 in Sorbeous, ©t. (Scrmoin in Slujenc,
St (Bnroult ®te. Srinitö in Siron u. f. f. S)a
j(ho4 oSentl^Iben in ben congregationoliftifci^en
üffißetn nod^ «alte" 3Jl5nd^e neben ben ref ormirten
kUm, fo ging eS ol^ne man(]^e Unannel^mlici^feit
#ab. ©a^ergabUrbanVm. 1627 burd^ eine
mfafjenbe SiiOe für bie Congregatio S. Mauri
si^t ran eine erneute iBeftötigung, fonbem aud^
tdtge^enbe SoIImaci^ten, in§befonbere, ba^ aQe
Coannenbatarabte unb nid^t reformirten SRönd^e
Bimb gor auS ben SonDenten auggefci^ieben
o^e oSOen ßinflu^ auf beren S3ertt)altung unb
legienmg bleiben unb mit il^ren $frünben, ^ene*
Rober ^enjtonen jufrieben fein foHten, bod^
iB nad^ bem 9lbfterben biefer „alten" 3Jl'6nä^t
tem SteQen unbefe^t bleiben unb aQe Sinfünfte
iiMe gemetnf ante SouDentfaff e fallen müßten (Bull.
Twr. Xm, 624 sqq. ; Gall. Christ. VH, instr.
193, coL 173 sqq.). S)iefe einfci^neibenbe SButte
#lt 1631 bie fdniglici^e ©ut^ei^ung unb 1632
Me foimale Sinregiftrirung unter bie SRei(]^§gef e^e.
Kit bem 3a^re 1630 trat einige Serönberung
di^ inbem befd^Ioffen mürbe, au^er ben jöl^rlid^en
9oMnii}iaIca)}iteIn alle brei ^af)xt ein @eneral»
cifM §u litten, auf bem bie ^orftönbe, SSifita«
twn, ^rioren u. f. f. für je brei Sal&re gcmäl^It
MibfR, bod^ fo, ba| nad^ Ablauf ber ^mt^jeit
^ Siebermoi^I eintreten fönnte. S)er oberfte
Üto ber Kongregation erl^ielt ie^t ben Sitel
SeBaralis superior (©eneral). S)er erfte @eneral
fctt 8regor Sariffe (1630—1648), ein au§ge-
|A|neter 9Rann. Unter il^m nal^men 55 jflöfter
tiieSeform an, borunter 1631 bag gro^e jllofter
ä>eennatn-bed-$re9 bei $ari3, ba§ alSbalb
^ leid^ Sibliot^efen megen C)au))tfi| ber SRau«
Hier 6elel^rfam!eit mürbe; 1633 ba§ berül^mte
ftte 6t ©en^S bei $ari§, femer ÜJlarmoutier
ki Xmtrd, bie Kongregation Don Sl^e}aI»93enoit,
Md^ nod^ Slegularöbte befa^, mit fünf Abteien,
^ e^fe-S)ieu u. f. f. @^on 1636 auf bem
BcKmlcapitel }u Sbtgnt) mußten f ed^§ ^roDinjen
iMbet merben^ nömlid^ t^fran^ien, 92ormanbie,
hcpiib, Xouloufe, ^Bretagne unb Sl^e^al^^Benoit,
^ icbe Don einem SSifitator geleitet mürbe unb
^ ober }iDei 92oDi}en]^öufer l^atte. S)er Sommen»
fototoUDon SIugnQ, Sarbinal Stid^elieu, münf d^te
^, bo^ bie leformirte Kongregation Don Klugn^,
4t tlSfkt untfaffenb, mit ber Dom 1^1. !Dtouru§
jQringt mürbe ; im 3. 1634 ging man auf biefen
9n ein, tmb 1636 mürben bie S3ertrag§punfte
^ 9eiieralca))itel befiötigt. 3n 9tom f anb ftd^
Mir iDeing9{eigung, unb erft 1640 erfolgte ein
|4|4rabc< Sotum für biefe 92eubilbung, meldte
"Q Sbunen Congregatio S. Benedict!, alias
Cluniacensis, et S. Mauri erl^ielt. ^er fd^on
1644 lösten bie Oberen felbft ben Serbanb mieber
auf, meti in Klugnt) eine jmiefpaltige ^btsmal^l
ftattgefunben unb Urban Vin. fid^ für ben Som«
menbatarabt entfd^ieben l^atte, beffen Sinfiu| bie
aWauriner fürd^teten (Dgl ^el^ot, ®efd^. ber gl.-
u. SRitter-Orben V, 245 ff.). SRid&elieu fejte eS aud^
burd^, ba| für ba§ l^od^abelige Sfrauenflofter Kl^eDeS
bei $ari§ fed^§ SRauriner als iBeid^tDöter ober
ßaj)Iäne eingef e^t mürben, eine Snftitution, meldte
bis }ur SteDoIution bauerte. Sariffe mad^te fid^
um bie Orbnung ber Kongregation unb bie iBe»
feftigung beS religiöfen ©eifteS barin l^öd^ft Der»
oient. S)ie bereits Dorl^anbenen Statuten Iie| er
burd^ erfal^rene SJlänner mel^rfad^ prüfen, übergab
fte bann bem einftd^tSDoDen unb l^eiligmö^igen
®. 3ltl^anaS Don SKongin jur forgfamften SeDifion
in ftitter Surüdfgejogenbeit, legte pel^ierauf mieber«
l^olt bem @eneralca))itel Dor unb erj^ielt fie Don
bemfelben enblid^ 1642 approbirt. S)ic Constitu-
tiones pro directione regiminis mürben öfter
(befonberS 1648) ebirt, 1645 oud^ bie ^eilige SRegel
mit ben 2)ecIarationen Congr. S. Mauri. SDiefe
blieben für longe boS (Sefe^bud^ ber Kongregation.
S)amad^ beftanb bie $orftanbfd(|aft auS bem @ene«
ral (mit ©ecretär) unb 2 Slffiftenten für bie ganje
Kongregation, 6 Sifitatoren für bie ^roDinjen,
$rioren (unb ©ubprioren) für bie Älöfter ncbft
etlid^en regulären Siebten. 3« ben ©eneralcapiteln
famen auf er ben 9 oben bejeid^neten oberften SSor«
ftönben nod^ auS jeber $roDin^ 6 S)eputirte, nöm»
lid^ je 3 ^rioren unb 3 Konoentualen; auS biefen
Kapitularen, meldte oHe il^re Slemter nieberlegten,
mürben 9 2)efinitoren gemäl^ft unb auS biefen ber
^räfibent beS Kapitels nebft bem ©ecretör. S)ic
S)efinitoren, beren SlmtSbauer fid^ ouf bie Seit bcS
@eneraIcapiteIS befd^rönlte, l^atten aDe @efd^öfte
ju orbnen unb 5u leiten, meldte fxä) auf bie gan^e
Kongregation begogen, fiellten bie Siften ber für
l^öl^ere ^icmtcr (Sorftanbfd^aft, l^öl^ere $rofeffur,
yjoDijenmeifter«, $rebigt« unb S3ei(|tDateramt) gu
approbirenben^önd^e]^er,unbsmarinbrei©tufen,
unb Doflgogen bie SBal^I ber Sifttatoren, frieren
u. f. f. S)er ©encral unb feine 2 Slffiftenten mur«
ben Dom gangen Kapitel gemäl^lt. — S)en jöl^r«
lid^en ^roDingialcapiteln pröftbirten bie SJifita»
toren unb mol^nten alle $rioren, fomie auS jebem
fllofier ein Dom KonDentc gemäl^lter SSertreter bei;
fte berictl^cn bie Slngclegenl^eiten ber $roDing
unb mäl^lten bie 6 S)eputirten für bnS ©eneral«
capitel. Sie S)iSciplin fd^log ftd^ fel^r genau an
bie l^eilige SRegel an, fo ba| ber Kl^orbienft bei
Sag unb 5Rad^t, baS ©tillf^meigen, bie Slrbeit,
bie Slrmut, baS 3faj!en unb bie Kntl^altung Don
allem tJlcifd^e, bie Klaufur u. f. f. ftreng Dorgc«
fd^rieben unb gel^alten murbc. S'hir l^atte infolge
beS Unmef enS ber Kommenben bie gange Sinrid^tung
ber Kongregation, bie l^äupge SBal^l ber Oberen^
ber SilbungSgang ber jüngeren JReligiofen unb bie
eigenartige Kntmidflung ber S^ätigfcit eine Diel
größere Semeglid^feit (nod^ Slrt ber 2Renbicanten)
1063
9Jlauru§, ©t.
106^
im ©cfotge, al§ bcr ®eift unb aSud^ftabc bcr ]^ci=
Itgcn Segel julä^t.
^WcrbingS mar für bic 93i(bung unb Uebung
be§ 3laä)tovLä)]t^ ausgejeid^net geforgt, um ben
OrbenSgcift mögUd^ft p befeftigen. 2)q§ erftc
^robcjol^r biente öoräüglid^ bcr ©ricmung ber
l^eiligen Siegel, ber Sefung ber ©ci^riften beS 9Jeuen
ScftamentS, ber ginübung be§ ßl^or» unb flird^cn«
bienfteS. ®a8 ätücite ^a^x, eigentlici^eS 9ioöiciat,
mufete in bie tiefere ff enntni| ber OrbenSpflid^tcn
unb ber l^eiligen ©d^riften, fomie in bie Setl^äti«
gung beS OrbenSlebenS nod^ ben Seifpielen ber
DrbenSl^eiligen einfül^ren. ®ie ^mei folgenben
Solare waren ben pl^iIofo^)]6ifd^en SDi§cit)linen ge-
mibmet infomeit oI§ bief elben ber Xl^eologie bien»
Ii(]^ fein fonnten; l^ierauf weil^te man brei 3al^re
ben bogmatif (i^en unb etl^ifd^en ©tubien, ^mar nad^
fd^olaftifd^er SDletl^obe, aber ganj auf ber ®runb«
tage ber l^eiligen ©d^riften, ber ßondlien unb ber
ongefel^enften SJäter, toobci man abfid^tUd^ trodfene
unb abftrufe fjragen ber bamaligen ©d^olaftif Der»
meiben moHte. ©obann war ein Sal^r jur SSor«
bereitung auf bie l^eiligen SBeil^en beftimmt; öor«
jüglid^ foHte bie 9l§cefe nad^ ben beften ©d^riften
Der SSöter §ers unb @ei{l bilben unb reinigen;
iebod^ mürbe aud^ ffird^enred^t mitunter ©|)ra(|en«
ftubium für baS S3erftänbni| ber l^eUigen ©d&rift
in biefer 3«tt betrieben. ®er Unterrid^tSftoff mürbe
forgfam eingeübt, befonberä in ben möd^entlid^en
SMäputatorien; bie Prüfungen mürben tractaten»
meife unb fel^r ftreng gel^alten, namentlid^ bie
^auptprüfungen bei ben jäl^rlid^en SSiptationen,
nad^ meldten bie einläffigften93erid^te an ba§ @e*
neralat unb baS @eneralca))itel über {eben ein^el»
neu ^rofeffen ju erftatten maren. 9luf fold^e 9lrt
neun Saläre lang gefd^ult, burd^ (einen äu|em
S)ienft äerftreut, mußten mol^I bie SKitglieber in
jeber iBe^iel^ung su tüd^tigen OrbenSIeuten l^eran«
mad^fen, unb e§ meist au^ bie Kongregation Dor«
treffli(!^e ©eelf orgcr, ^rebiger. Seigrer ber ©prad^en
unb ber Siteratur, ber fß]^iIofo))l^ie unb ber Zü^to»
logie, ©elel^rte faft in aEenSfäd^emauf. ©o Dermal»
tcte j. 93. 3o]^ann ©uerrier (geft. 1731) 27 3öl&re
l^inburd^ bie gro|e Pfarrei @t. Sean b^2lngelt)
(©ainteS) jum größten 9hi^en berfelben; 9[nt.
$aul le ®attDi§ (geft. 1695) mirfte 20 Saläre lang
als angefel^ener $rebiger auf ben ©omfanjeln p
SRouen, ffiDreuj, Sour§, 95anne§ unb 6aen, unb
ßl^riftopl^ Xad^on gab 1685 eine gute Einleitung
gur ffanjelbercbfamfeit l^erauS. 3n ben fllöfiem
guSiron, ^ontleDoi, ©t. ®ermer beiSflotj, ©oröge
(aSurgunb) unb feit 1708 aud^ in SSerton (99re«
tagne) unterl^ielt bie Kongregation berül^mte Unter»
rid^tS» unb ffirgie]^ung8»3nftitute, befonberS für
abelige Sünglinge, mit Dielen Srei^)lä^en unb aufeer«
bem eine SDlenge ißrimorf d^ulen bur(§ gang granf »
reid^. Um bem SRü^iggange, einer ^au))turfad^e
be§ Verfalles Höftcrlid^er Sud^t, grünblid^ s«
fteuem, mar Sariffe nid^t nur bemüht, möglid^fi
Diele Don feinen ÜJlönd^en in ben ermöl^nten 3mei«
gen nüjlid^er S^ätigfeit ju befd^äftigen, fonbern
er l^telt aud^ möglid^ft Diele }u aSen benitnijc
©tubien an, meldte mit bem flöfterlid^en 9em|
Derträglid^ fd^ienen unb bie 3urüdfge)ogaiid
2)i§cipltn unb Sfrömmigfeit förbem fonnten, o^
ber Sitelfeit unb fßral^lerei %fyüt unb £^ ]
öffnen. !ßamentlid^ brang er auf bie 2)iml^
fd^ung ber fflofterbibliotl^efen unb Srd^e, t$ei!
um bie erl^ebenben 93eifpiele ber frommen Orboii
Döter gurSrbauung l^erDorgugiel^en, tl^eiföumat
ben frül^eren ©d^i^alen ber ftlöfter 93ele]^nmg |
geminnen, tl^eilS um auS ben ©d^rif ten ber ftin^ei
Däter tiefere 6r!enntni| ®otte§ unb ber eiga«
^{lid^ten gu erlangen. SluS biefen aQfeitS gepfiej
ten ©tubien txtDuä)%, gleid^fam unbemu|t nnbui
gefünftelt, gang natürlid^ unb einfad^ iene i
rül^mte SDlauriner ®ele]^rfamfeit, meldte berJKrd
ebenfo fel^r gur Sterbe als gum 9ht^en gerei^l
fo lange fie, ber erften Slbftd^t entfprec^, b
rid^tigen ©(^raufen einl^ielt alfo fa{! 100 3<4
lang, ©päter freilid^ entartete fte Dielfad^ in SBd
Itd^fcit, ®elel^rtenbüntel unb Sigenfinn, mim
fie baS religiöf e Seben mie f engenber äieif nur tun
fd^äbigen fonnte. Xariffe felbft l^atte gu feiner 3«
nur bie gelej^rten arbeiten bed &ugo SRenoi
(befonberS Lib. Sacramentorom S. Gregoriil
1642, unb S. Bamabae Ap. Epist 1645) unbk
l^ebröifd^e ®rammatit beS ^l^om. bu ^four 1642i
bie Oeffentlid^feit gelten laffen; gu Dielen anbrn
mar aber ber @runb gelegt. S)er l^dd^fi Derbiotf
DoUeOrbenSgeneral tonnte e§ gleid^mol^l au^nid
Witn itä)i mad^en; unrul^ige unb mVjfixxißi
3nbnä)t, nad^ il^rem ^nftifter ^faron be S^
i$aroniten genannt, brad^ten ißerbad^ttgungeRin
klagen DoU £eibenfd^aft münblid^ unb f|rip
gegen il^n Dor, bie leidet gu miberlegen maren. Sit!
Sormürfe mürben fpöter Don anbercr ©eitetti*
aufg^märmt, fo ba| SDlauruS 3ourbain (17S
ftd^ Deranla|t fal^, eine SSertl^eibigungSfd^ fi
S). Sariffe ^erauSgugeben. fieid^ter ging eS n
ber jf läge, meldte um 1640bie9lbtiffmDon9iNr
eDrault gegen Sariffe erl^ob, meil er fünf i|s
SJlönd^e in bie Kongregation aufgenommen; f
mürbe burd^ 9tid^terfpru($ abgemief en. 3ni %lm
®eifte mie Sariffe führten baS ©teuerruber oi
Kongregation bie ®enerale 3o]^. ^arel bis l^
93emarb «ubebert bis 1672 unb iBinceng üti
foHe bis 1681, 3Jlänner, bie alle l&öl^eren «flrt
bereits löblid^ Dermaltet l^atten, unb Don bmi
SKarfoHe 20 3al^re lang 5RoDigenmeifier gett*
Unter ben beiben erfteren Derbanben fid^ 82 flüPi
mit ber Kongregation, bis 1671 ein fSrngT^
S)ecret Derbot, meiterl^in jflöfier ol^ne oxAiü
lid^e, in offenen 93rief en auSgefprod^ene SilanM
beSÄönigSinbieSReformeingurei^en. 3m 3. 168
betrug bieSo^l berKouDente 180, fpöter maren W
größere unb Heinere fflöfter in ber Kongregation
bie Heineren follten nid^t unter 9 90tdnd^ 1^
©0 gro^ unb feft mar in Jener beffem ^jjeriobefc
gute ®eift unb bie Sinigfeit, ba| g. S. im ©eww
capitel 1651 bie 9 ©epnitoren im erpen SM
gange gemöl^lt mürben.
1065
aJlouruS, @t.
1066
lomoIS war SucaS bUfyxt) (f. b. 2lrt. III,
ia09ff.) bieSecIe ber aRourincr ©tubicn, fräftig
nterp^t burd^ bie ©enerole unb feinen fpöter
io4 bebeutenbem ©d^üler 3o^. 9KQbitton(f.b.3lrt.
Vin, 394 ff.). SKon arbeitete bereits planmöfeig,
Ipirtfft^lic^ nad^ ben beiben Stid^tungen ber ®e«
fiMte unb ber $atri{iit t)orerft no(!| mit fteter
SiiElid^t auf bie eigene ^Scefe, bi§ biefer ©runb'
|Dg oSgemad^ t)erfd^n)anb. Sd^on 1648 l^atte
W^ barauf gebrungen, ba| in ben jllö^em
(ÖBfigt eonferenjen über bie l^eiligen @d^riften
g^ö^ unb biefelBen ben 93etra$tungen unb
Itabien }u ®runbe gelegt würben. S)arau§ ent'
Pasben — um l^ier fogleid^ einen Ueberblidt über
bi(au§gebe]^nte fiiteratur ber ÜJlauriner
pgetet — mand^erlei fcrtpturiftifd^e SBerfe
is Mra^tenber , e^egetif d^er unb fritif d^-wiff en«
fiHtli^^ 9otm fowol^I über einzelne Sl^eile a\%
ütr baS @anse ber l^dligen Sd^rtft, j. 93. Med!«
' titions chretiemies Don Staube SRartin ($ariS
1669), Meditations ehret. Bur les evangiles
m Stöbert aRorel ($ari8 1726), ExpHcation
fa peaumes t)on 3of. ÜR^e (^x. 1675), Ex-
K' ioincanticiiint)on3of.9lnfart($ar. 1771),
phrases sur le libre de Job ($ar. 1668),
nr l'Ecclesiaste ($ar. 1670), sur le livre de
Tolne (^. 1675) öon 3ulian be aJlorillon; bann
bie ocrfi^ebenen arbeiten be§ 3o^. SRartianat),
botoster Defense du texte hebreu ($ar. 1689)
ob Continuation de la defense ($ar. 1693),
Tnlgita antiqua latina et Itala ($ar. 1695),
Ronarque sur la Version italique (^ar. 1695),
Init^ de la connaissance et de la värite
la l'Ecriture sainte, 4 vols. ($ar. 1694 ff.),
Continuation du premier traite ($ar. 1699)
nb Suite des traites ($ar. 1703), Traite me-
tk)dique ou maniäre d'expliquer TEcriture
(^. 1704) unb neben anberen Der Prodromus
Uüieus ($ar. 1714). S3on größerer IBebeutung
Mnmbie Hexapla beS Origened Don 93em.9J{ont*
fncon, 2 Sfol. (^r. 1713) unb bie Don $eter
Sabotier beforgte 9u§gabe ber Bibliorum ss.
ymao yetns itaHca, 3 Sfol. (SteimS 1743 ff.).
Int bie Hilfsmittel würben bearbeitet, wie bie
Crannai hebr. et chald. Don ©uarin (1724),
bol Lexieon hebr. et chald. Don ©uarin, fie
ZoBmoiS unb ®irarbet, 2 99be. (1746) u. f. f.
Kcl Derf))rad^ bie Biblia maxima Patrum, eine
#itiQe Srflörung ber l^eiligen ©d^rift, rein unb
Ais au8 ben SBorten ber l^eiligen Söter ent»
Mncn; @tmon Sonnet arbeitete baran feit 1 702,
bmetep^. ^ibeus unb3o]^. D.lBooS (geft. 1755);
S lolianten würben brudFreif, bie übrigen Dor»
Wtct ober Med blieb ungebrudtt, wie aud^ bie
<deiten beS 3o^. SRagnin (geft. 1752) über ba§
Vie mib 9teue 3:eftament unb Ruberes biefer SIrt.
Scü^ entwidCelte fid^ bie OueUe auf bem p a«
ttijtifi^en ®ebiete unb erwud^§ ju einem
*id IdDimberten fegenSDoHen @trome. Sie ®e<
Wlaxfikl, namentlid^ baS Don 1657, befahlen,
toi «A ben Sotem baS 2Bi(^tigfte für d^riftlic^e
unb flöftcrlid^e SSottfommenl^cit gefammelt unb
herausgegeben werbe. ®'^d^cri) l^atte fd^on 1648
ein SSerjeid^ni^ fold^er @d^rif ten (Indiculus asce-
ticorum opusculorum) Deröffentlid^t; nad^ bie«
fem Sfinger^eige erfd^ien balb bie Bibliotheca
Patrum ascetica Don Slaube Sl^antelou, 5 Sbe.
(^ar. 1661 ff.) nebft mehreren anberen ^Beiträgen.
Slber bei biefem ©ammeln bemcrfte man fel^r balb,
wie unDoDftänbig unb unconect bie bisherigen
SSäterauSgaben waren. 5Run ging eS mit 93iencn»
f!ei6 an baS S)urd^fud^en ber OrbenSbibliotl^efen
in Sfranfreid^ unb ben SRad^borlänbem. 9U8 eine
für ben OrbenSmann ]^5d^{l würbige Arbeit erfd^ien
baS Sammeln ber ^anbfd^ften, baS SJergleid^en
unb ©id^ten ber Sejte, baS (Srflären fd^wieriger
©teilen; boS fjorfd^en fteigcrte bie ©rfenntni^
unb Äritif, ber SBeifaH ber geleierten unb fird^Iic^
gefmnten SBelt fteigerte ben Sifer, unb fo famen
ausgaben 5u ©taube, worin baS ^zd^it Dom Un*
ödsten gefd^ieben, bie rid^tigften SeSarten gewählt,
burd^ geleierte Einleitungen unb 9{oten baS IBer»
ftönbni^ geförbert, bur(§ reid^e 3ubice§ ber ®e-
braud^ erleid^tert würbe, — ausgaben, bie, mit
l^ol^er IJfreube aufgenommen, Don ben ^äfften Diel-
f ad| belobt, für die 3>Deige ber fird^Iid^en SSBiffen-
fd^aft gebrandet, baS l^öd^fte Slnfe^en erlangten
unb ie|t nod^ mel^rentl^eilS unübertroffen fmb.
3lwc ein SRiefenfleil Don §unberten, jufammen-
gel^alten unb geleitet bur^ ben ®eieorfam unb
geftöl^Ü burd^ bie Sntfagung, war fällig, fold^e
aSBerfe gu fd^affen. SKan befi^äftigte f\ä) faft glei(!^-
mä^ig mit ben ©d^rif tpellcm ber erften unb benen
ber mittleren 3a]^r]eunberte. S^c^er^ lieferte
1648 eine muftergültige Ausgabe Don SanfrancS
SBerten unb lieg 1651 bie beS ^bteS ®uibert Don
92ogent, 1653 bie Eegiüa solitar. Don ®nmlaic
folgen^ l^ierauf baS Spicilegium yeterum ali-
quot scriptorum in 13 93änben (1655—1677),
weld^eS fpöter (1723) Sbm. SRart^ne Derbeffert gum
S)rud(e brad^te. §ugo 9Rat^ou gab (1655) bie
©entengen ber ölteften ©d^olaftifer Stöbert $uQetn
(geft. ca. 1150) unb $etruS Don^oitierS l^erauS,
SWabinon (1667) bie SBerfe beS ^I. Semarb, 2 g-oL,
3anDier bie beS 93. ^etruS Don (S^artreS (1671),
®erberon (1675) bie beS ergbifd^ofS Slnfelm Don
Kanterbur? ; balb barauf (1679) ftettte ®aret bie
SBerfe beS ©enatorS unb 9lbteS Saffiobor in 2 fjol.
an^S Sid^t, unb gugleid^ begann bie l^enlid^e 5lu§-
gabeber SBcrfe be8l^l.3lugujHn, 11 S^le. in 8 fjol.,
1679—1700 (Dgl.9l.ffufula, S)ie 9Kauriner»?lu§.
gäbe beS ?luguftinu8 1, unb P. Ob. Slottmanncr,
aSibliogr. 5Rad^träge bagu, SSBien 1891, ©iJungS»
ber. b. !. !. Slfab.), wetd^e nad^ ©elfau'S Vorarbeiten
SBlampin mit ßouftant unb ®ue§nie beforgte. 3n»
gwifd^en liefe 3acob bu fjfrifd^e ben 1^1. ambrofiuS
in 2 gfol. (1686—1690), Souftant ben ^l. ^ila-
riuS Don ^oitierS (1693), ÜJlartiana^ ben 1^1. ^ie-
ron^muS in 5 fjfol. (1693—1706) erfd^einen,
wöl^renb nun aud^ fd^on bie mül^famen SSorberei-
tungen für Verausgabe gried^if d^er SSäter getroffen
woren. 2)er 2Reifter l^ierin unb nad^ SKabitton
1067
SKauruS, ©t.
1068
(flcji. 1707) bcr 9KittcI})unft unb Scitcr bcr 9Kau«
nncr=©tubicn loor 93crnarb SKontfoucon (öeft.
1741); feine ungemein frud^tbore unb onregenbe
Sl^ätigfcit (ben gelehrten ÄreiS, ber au§ nol^ unb
fern fid^ umil^nbilbete, nannte man „bie93ernar=
biner") befd^enfte bie literarifci^e SSBelt mit %tp
unb Ucberfe^ung ber SBerfe be§ ^t Sltl^anafiuS in
3 gfol. (1698) unb beS ^I. K]^r^)foftomu§ in ISgfoI.
(1718—1738), ungcred^net bie Analecta graeca
(1688) unb bie Collectio nova Eusebii Caesar.,
Athanasii et Cosmae Aegypt. in 2 gfol. (1706).
aSBäl^renb beffen l^atte ©ainte»9Kart]^e bie SBerfe
beS ^. ©regor beS ©ro^en in 4 gfol. (1705) unb
Seaugcnbre bie §iß)ebert§ öon 2:our§ (1708) öer«
öffcntli(]^t; bann folgten rafd^ 9Kaffuet§ SrenäuS
(1710), SKaranS e^rilluS öon Serufalcm (1720),
©arnierS »apIiuS in 3 fjol. (1721 — 1730),
2KaranS K^prian (1726) unb S)elarue'8 I. Sb.
öon Drigeneä (1733), beffen öierter unb le^ter
gol. erft 1759 erfd^ien. g§ fiel biefe Arbeit in
bie fd^wicrigfte 3^it ber Kongregation, unb felbft
ber eble $rubens 9Karan (geft. 1762), baS le^te
aufleu(]^tenbe ©eftim jnjifd^en trüben Stebefn,
fonnte nur nod^ (1742) ben SuftinuS jum S)rurfe
beförbem, wäl^renb üon ben SBerfen ©regorS
oon ^lajianj, tDt\ä)z SKoran nod^ mit vorbereitet
^atte, ber I. fjol. burd^ Klemencet 1778 on'S Sid^t
trat, ber 11. »b. gar erft 1840. SRan fie^t au8
biefer furzen 9luf5ä|tung, in weld^cr fleinere SBerfe
gicid&er ^rt, Ueberfcjungen unb Unterfud^ungen
übergangen pnb, eine lieblid^ aufblül^enbe 3ugenb,
ein erftaunlid^ fröftigeS SRanneSalter (1670 bis
1740) unb ein J^inflcd^enbeS ©reifenalter. 35on
onberen jur SSeröffentlic^ung beftimmten unb l^er«
gerid^teten SSöterfd^riften fennt man nur bie 9lr«
beiten be§ S)om S)ouffot (geft. 1752) über SRufin
unb SufebiuS t)on Söfarea, unb bie beS S). 2)at)ib
(geft. 1705) über ffiion^puS 9lreo})agita.
€^ett)altiger nod^ bel^nte ftd^ ber @trom ber
]^iftorif(^en3forfd^ungenau8. 3lnfangenb
mit bem erbaulid^en £eben ber OrbenSl^eiligen
unb ben belel^renben ©d^idffaten ber fltöfter, fpielte
ftd^ bie Slrbeit unöermerft l&inüber auf ofle Sl^eile
ber Äird^engefd^id^te, befonberS granfreid^S, unb
jog bie ^Proöinjial- unb SanbeSgefd^id^te, Sitera«
tur, ©prad^en, Urfunben naturgemäß in il^r 93e«
reid^. Sei biefer Senbenj nad^ Sufeen fonnten aber
Diele lener @(^äben nid^t ausbleiben, loeld^e eben
burd^ baS ©tubium für bie S)i§cit)Iin Dermieben
werben f oUten. 9Kit Uebergel^ung öieler Reineren,
mel^r öorbereitenben SBerfe, wie j. 93. SKenarbS
Maiiyrologium Sanctorum 0. S. B. (1629)
unb Concordia regularum (1638), 9KiIIet§ Tre-
sor sacre (1638), ^land^ette'S Vie du grand
S. Benolt (1652), »afttbe'S 0. S. B. Gallicana
propag. (1672 u. 1683), SBulteau'S Essai de
rhistoire monast. d'Orient (1678) unb Abrege
de rhistoire de l'ordre de S. Benoit (1684)
u. a., fei nur l^ingewiefen auf bie Acta SS. 0.
S. B., 9 gfol. (1668—1701), öon b'Sld^crp an»
gefangen, öon SDlabillon, ber bie lel^rreid^en 95or=
reben baju fd^rieb, unb Don Stuinart fortgefe||t;
bann auf bie Annales 0. S. B., 6 goL (1703
bi§ 1739), begonnen öon SDlabitton, fortgefejtöon
SRaffuet unb 9){artäne. S)a}u fommt ba§ Mo-
nasticon Gallicum, eine fur^gefa^te @ef(|i((|te
aller jllöfter ber Kongregation mit äibbilbimgen
ber meiften berfelben ; ben S)rud( l^atte 1687 W^.
©ermain 5u beforgen, fd^eint jebod^ bamit ni^t
Sured^t gefommen ^u fein, ba nur 3 unt)oll{iön«
bige gscmplare befannt würben. Crfi in neuerct
Seit famen 168 Jafeln «bbilbungen mit 2 flotten
($ari§, $almä) l^erauS, wäl^renb ber gefd^id^tlit^
2:e£t in ber GaUia Christ. Slufnal^me gefimben
l^atte. Ueber 54 jflöfter waren au§fü]^rIid(Kte (i*
ftorif d^e S)arftettungen öerf ertigt worben, oon benen
14 im S)rudC erfd^ienen, wie L'histoire de r»b-
baye royale de N. D. de Soissons Don ©er*
main (1675), bann bie beS föniglid^en mojteiS
©t. ©en^S öon Uelibien (1706), bie be§ »loftaS
©t.-©crmaitt»be§«!preS Don SSouillart (1724)
u. f. f. S)a8 umf äff enbe l^iflorif d^e SBörterbud^ fik
ben ganzen Orben, weld^e§ ^ete^ be r^oftollme
feit 1715 anftrebte, fam nur fteDcnweife jurHuS-
fül^rung, unb eS liegen baDon nod^ 54 SSönbe in
3nanuf cri))t 5U $ari§. @bm. SJlartöne lieferte bunt
feinen Kommentar über bie l^eilige Siegel (1690
unb 1695), fowie burd^ baS SBerf De antiqms
monach. ritibus (1690, Wieberl^olt 1736 biS
1738 in SSerbinbung mit De antiquis ecclesiae
ritibus), unb SRabiUan burd^ bie onregenbe Sd^ft
über bie monaftifd^en ©tubien (1691 unb 5fter)
el^r fd^ä^bare 93eitröge jur OrbenSgefd^id^te. Siefe
elbft leitete natürUd^ 5ur JHrd^engefd^id^te 1^'
über. @§ mußten bie Soncilien berüdftd^tigt tuet«
ben. ©obin unb $ommerat)e gdben (1677) bie
(Soncilien ber J^ird^enproDin^ SRouen l^erouS, lo#
33effm fpoter (1717) in erweiterter fjform erfdjeine»
Ue^. 9lad^ langen SSorbereitungen begann Sabiot
1789 bie SSeröff entUd^ung ber gonciKen (Mino,
würbe aber burd^ bie SReDoIution an ber gfortfe^ung
Derl^inbert. 3ebe einfd^Iögige ^fo^d^ung fül^rte )tt
arbeiten über bie S)ibcefen unb itird^nproDin)en;
nur wenige berfetben würben einjeln gebrud!t, W
bie Unterfud^ungen ^ommeratie'd über ba§ Sr)«
biSt^um gtouen (1652—1686); aber fle würben
aEe gefammelt, burd^ ©atnte»!D2art]^e georbnettnd)
Don mel^reren SKaurinem unter bem litel Galli»
Christiana in 13 gol. (1715—1785) oeröffent*
lid^t; 3 nod^ vorbereitete 3foI. l^at ^ourÄm (185^
bis 1863) l^erauSgegeben, ein SBerf, baS «nbett»
jum 3Wufter biente. Singer einer SWenge fletnetct
Slbl^anblungen über SKaterien ber ftird&engefdJW^
unb bem SBerf d^en Histoire generale de rEglis^»
weld^eS SBilfon ber Slrbeit be§ enoTonber« SBa**
me§Iei) nad^gebilbet unb 1777 jum ®rudt beförb«»
l&at, entl^alten reid^en ©toff für biefe ©tubien t>^
Apparatus ad biblioth. max. Don ^butrQ ^
2 gfol. (1703), bie Collectio veterum scrip*
torum et monum. Don a)lart6ne (1700), beff^
Thesaurus novus anecdotorum in 5 fjfol. (171?)
unb Amplissima collectio in 9 ^fol. (1724 ii9
169
aWauruS, ©t.
1070
'33), foune bie Yetera analecta t)on SRabiQon,
9be. (1675—1685), unb bcffcn Musaeum
iL, 2 »be. (1687—1689), bic Epistolae Ro-
in. Pontif. öon Kouftont, L 93b. (1721) u. f. f.
6o ffeißige ©amtnier fd^ienen bann anä) Dor«
^ geeignet bie ©d^tdjale ber einseinen @töbte
h ^Din^en, j[a beS gan}en Sanbe§ getreu bar«
pdcn^ unb bo^er na^m ^re £]^ätigfeit oft im
iftmge meltlid^er 93el^5rben, allmälig biefe 9tid^»
Bg an, nid^t o^ne Stad^tl^eil. S)ie @tabt ^aris
ib il^ ©efd^id^tjc^reiber an ^felibien unb So-
ttOtt, 5 SoL (1725), ©tabt unb ^errfd^aft
»01 an Sht $Iefft§; über bie ^Bretagne f einrieben
!(8aBoid unb Sobineau 2 Sfol. (1707), SRorice
iblaiOanbier 5SoI. (1742—1756); überSlr-
i8 f^cieb SDeDienne b'Slgneau 2 93be. (1785 m
787), über Sangueboc SSaifette unb be 93ic 5 f$foI.
780-1745), über bie ©aDier 3ac. 2Jlartin
5»e. (1752—1754) u. f. f. SBeitauS ber größte
\ß ber bejüglid^en Slrbeiten (über 1000 9him*
em) blieb ungebrudt, bap 81 93be. über bie
ttnDuge t)on ^ertl^ereau, 37 93be. über 93enebic«
ifl>9ntiquitaten Don Sftiennot u. f. f. Qfür bie
in^m" unb Sanbedgef d^id^te Qfranfreid^S mar Don
imenler Sebeutung ber Recueil des historiens,
(btm Souquet (f. b. Slrt. n, 1159) ^erau8>
a begann, 8 fjol. (1738—1754); «nbere,
S SBrial, festen il^n bis 5um iBanbe 18 fort,
rginienb f d^Iie^en fid^ 9)Zontf auconS SBerf e an :
M monuments de la monarchie fran9ai8e,
joL (1729— 1733), unb Tresor des antiqui-
B de la couronne de France, 2 i^ol. (1745);
t bie gefammte @ef d^id^te ift nod^ immer f d^ä^enS*
xt^beffen Antiquite expliquäe et representee
«gares, 10 SoI. (1719—1724). — §iftorifd^e
b überhaupt fritifd^e @tubien laffen ftd^ nid^t
iäßi^ untemel^men ol^ne Uebung in ber Urfun»
dpiffenfd^ft unb ol^ne gro^e jf enntni| ber Sitera»
lanbS^ronologie. Sa^er mußten folgerid^tig
(( biefe 3tt>eige Don ben 9)Zaurinem gepflegt
cbm. SS fei genug, J^ingumeifen auf bie grunb»
inbe Srbeit äRabiQonS De re diplomatica,
N. (1681, 1704 unb bcfonberS 1789), unb
f Nooreau traite de diplomatique Don 2^ou-
in mib laf pn, 6»be. (1750—1765), auf ba§
fitumnaire raisoimö de diplomatique Don
nneS, 2 Sbe. (1774), unb auf bie Palaeo-
1^ graeca Don 9)Zontfaucon (1708), fomie
f bie Slofforien, befonberS ba§ Glossarium
sdiie et infimae latinitatis bed S)u €ange,
^ß S)antier unb Sarpentier neu bearbeitet in
8oL (1733— 1786. 1737. 1762) Verausgaben
biteer nod^ mit einem Glossarium novum
i goL (1766) bereid^crtc. — ©er Sitcratur»
Hi^te tt)enbete man gro^e @orgfaIt gu, fomo^I
Pp^ ein}elner ^roDin^en (biefe arbeiten blie»
BK# aßanufcript) al§ beS ganzen f^franfreid^,
hi|9tiDet, SofiOanbier, SIemencet unb Clement
i8be. Histoire Htteraire de la France (1 733
^1763) sum S)rud(e beförbem, fpötere ©elebrte
I ban gefanratelten SRateriale nod^ 16 93be.
(1814— 1881)]^injufügenfonnten. ®ie literarifd^c
a^ätigfcit ber ÜJtauriner fclbft ^at fd^on 1726
Se 6erf be la SieDiüe in feiner BibUothöque his-
torique et critique des auteurs de la congr.
de St. Maur furj gefd^ilbert, ouSfübrlid^er bann
1770 Saffin in ber Histoire litteraire de la
congr. de St. Maur, in meld^er aber ber ®eift be§
SanfeniSmuS attju ftarl me^t. SDen arbeiten über
Siteratur fmb auc!^ beisusä^Ien bie SEBerfc über
Dorl^anbene Sibliotl^efen, tl^eilS in Sendeten über
literarifd^e Weifen, 5. 93. Voyage litteraire Don
aHartöne unb ©uranb, 2 Sbe. (1717—1724),
tbeilS in ejpreffen SSerjeid^niff en, mie Bibliotheca
Prustelliana DonSKeri (1721) unb Catal. dela
Biblioth. fondäe par M. Prousteau Don f$fabre
(1777), Bibliotheque Chartraine Don 2iron
(1718), Catalogus manuscr. codicum coli.
Claromont. Don glemcnt (1764), Biblioth. Cois-
liana Don Snontfaucon (1715), ber aud^ bie
Bibliotheca bibliothecarum manuscr. nova,
2gfoI.(1739), Verausgab. ®ie g^ronplogie fanb
i^re SSertreter befonberS in Art de verifier les
dates; bie| fritifd^e SBerf f^at S)antine ange-
fangen, SDuranb f ortgefejt, ßlemencet jucrft (1750)
Verausgegeben, bann ßlöment (1770) ermeitcrt unb
1783—1787 in 3 fjol. Deröffentlid&t. 3n unferm
äaVrVunbert erlebte e§ nod^ 6 StuSgaben, ^ule^t
in 19 93bn. — Sfreilid^ gemährt biefer UeberblidC
nod^ fein Dottfiänbigeä SSilb Don ber SKauriner«
Siteratur; e§ mü|te nodV mand^eS SBerf überSin>
guiftif, ^ßVilofopVie unb SVeoIogie, über Siturgie
unb aiScefe, über Sed^nif unb Siaturfunbe, über
SRatVemati! unb ©eograpVie aufgeführt merben,
»enn er genügen f oQte. ^Qein baS Sluf gejäVIte ^eigt
VinreidVenb, ba^ bie SRauriner nid^t ber UntVötig*
feit JidV ergaben, mobei fie aÄerbingS ber ©efabr
be§ ©eleVrtenfioIgeS (scientia inflat) nid^t burd^»
meg entgingen.
Unter ^arelS ©eneralat fd^ritt bie Kongregation
ruVig unb fidler DormörtS, obgleid^ brausen ber
tVeoIogifd^e ilampf in ber JKrd^e|$ran!reid^8 fd^on
Vin unb Ver tobte, ^aä) bem 3^ugniffe SJlabiQonS
Don 1700 (Praef. gen. in novam S. Aug. Opp.
edit.) nahmen bie Oberen in ben ©eneralcapiteln
ftetS bie ßonftitutionen ber ^ßäpfte Snnocenj X.
(Don 1653) unb SHejanber VII. (Don 1656 unb
befonberS 1664) in Se^ug auf bie ©öJe beS 3anfe»
niuS cum debita reverentia et submissione
auf, easque ab omnibus et singuUs , qui in
coetum nostrum admittendi essent, subscribi
praeceperunt; alle feine SKitbrüber, fagt ber gc»
miffenVafte ©ele^rte, Vätten oft genug befannt, ba^
fte biefen Eonftitutionen sincere et ex animo
adhaerere , unb biefcS 93efenntni& muffe i^rcn
@Iauben circa famosas quinque propositiones
ab omni prorsus suspicione eximere. S)iefc§
mar o^ne Smcifet bamals bie ©cfmnung ber ßon»
gregation im ©anjen unb ®ro|en, unb bie ®e«
neraloberen fud^ten fie ju erValten unb ju feftigen.
^ber e§ lä^t fidV nid^t läugnen, ba^ audV Quer-
föpfe DorVanbcn maren, meldte tro^ Unterfd^rift,
1071
SKouruS, St.
1072
öicHcid^t fogar, tooS un8 icjt tool^t unbcgrcitlid^
fd^eint, bona fide am 3anfem§mu§ feft^ielten.
SicHeid^t l^alf ^djon ber mobcmc SotionoIiSmuS
ber cartefifd^en^pofo))l^ie, meldte frül^^eitigburd^
Sfranj iaxnx) in ber Kongregation ©ingang fanb,
über mand^e 93ebenfen l^inüber — Kartefiu§ liegt
ju @t.»®ermain«be§»$re§ gmifd^en 2Rabiflon unb
SWontfaucon begraben — ; öiefleid^t trug bod^ ber
ettDaS fd^roffe ^mä) mit ber ©d^olaftiif unb bie
eigene SKetl^obe in ber Sl^eologie einige Trübung
in mand^e ^fragen l^inein; t)ieUei(]^t nöl^rten bie
fteife SSorliebe für Slrd^aiSmuS unb abnjeici^enbe
9lnji(]^ten in ber ©naben« unb ©acramentenlel^re,
meldte ben 99eifaU anberer Orben ni(]^t erlangen
fonnten, bie Snnäl^erung an jene gef äl^rlid^en ©ä]^e ;
öiefleid^t fanb bie beftec^enbe Strenge ber 3anfe-
niften eine ^rt SSerwanbtfci^aft in ber ftrengen
SebenSmeife ber SKauriner ; uicHeici^t toar e§ 5Weu»
gierbe unb unt)orft(]^tiger Umgang mit ^öuptem
jener SRici^tung, mit 31. Slmaulb, 9HcoIe, $a8cal,
©ainte»93cut)e, baju ber innige Serfel^r mit ben
„Äird^enmüttem" Don ^ort-SRo^al, unb ftd^er anä)
Sigenbünfel unb SRed^t^aberei, tt)a§ jenen fd^öb«
lid^en Sauerteig einfd^Ie))pte unb verbreitete ; Diel»
leidet gab alleS biefe§ mit einanber ber l^öretifd^en
Senbenj in ber Kongregation unöermerf t Sorf d^ub.
@§ ift jur 3«t faum erflärlid^, mic fonft trefflid^e
ÜRänner öon ber 9lrt eines 9lo6l 3amet, eines
Klaube Bretagne u. 91. in janfeniftifd^n 9lfj)ira-
tionen ftedten fonnten, ol^ne eS red^t gu merfen,
ober wie man gar erflärte 3anfeniften, g. S. ®er«
beron (feit 1658), fo lange in roid^tigen, einflu^»
reid^en Stellungen betaffen f onnte unb erji !önig*
lid^erSefel^Ie gu il^rer gntfemung bcburfte! 9?od^
unbcgreiflid^er ift, wie e8 berlei ftrenge SKönd^e
mit i|rcn ©elübben vereinbar finben fonntcn, ol^ne
ßrlaubni^ ber Oberen, unter fremben 5lamen unb
in fremben fianben janfeniftif d^e 93üd^er brudfen gu
laflen ! (Sgl. oben V, 350 ff.) SWit bem fird^Iid^en
erlofd^ aud| ber fl5fterlid^e ©el^orfam, unb bie|
war ber Einfang vom 6nbe. 2)er ©eneralfuperior
Slubebert l^atte burd^weg bie beften 9lb{id^ten ; er
liefe ben $Ian ausarbeiten, eine S3enebictiner=
Xl^eologie auS ben bemöl^rteften alten ® otteSgelel^r*
ten beS OrbenS l^ergufteEen; bod^ gelang eS xAi^t,
ba ftetS loieber eine^anb ftörenb bagwifd^enful^r.
93e|fer ging e§ mit bem lange gel^egten 55or*
l^aben, bie SBerfe beS 1^1. 9luguflin gu ebiren.
3tt)ar erflärte pd^ ber öorfld^tige Sra^et bamit
nid^t eiuDerftanben, auS 93e{orgnife, man möd^te
ber Kongregation befel^atb janfeniftifd^e SBeflre«
bungen öormerfen — waS oud^ toirfli^ eintraf;
allein bie SJlel^rgal^I war bafür; Seif au unb
nad^ il^m 93Iam|)in erl^ielten bie Oberleitung ber
Sbition, unb fo erfd^ienen unter SKarfoIIe bie
erften Sänbe. S)elfau fonnte bie 3lrbeit nid^t
fortfe|en; er l^attc in SSerbinbung mit ©uörarb
unb Serberon burd^ baS 93ud^ L'abbe commen-
dataire einen faulen 9fled( föniglid^er SWad^t aUgu
unfanft berührt (1673), fid^ ben 3om beS §ofc§,
ber biefe ^aä)i el^er vermehren als befd^rönfen
woQte, gugegogen unb mufete bal^er in bie Set-
bannung wanbem.
%n ber Spi^e ber Kongregation ftonben 1681
bis 1687 2Ric^. Senebict «radlet, 1687—1705
Klaube Soiftarb, 1705—1711 Simon »ougU
1711—1713 9lmulf be 2oo, lauter auSgejeü^
nete OrbenSmönner, bencn jebod^ baS 9(mt bittet
genug gemad^t würbe, ©erberon war nad^ fy^
lanb entffol^en, unterl^ielt wiber Stegel unb pt^t
einen fteten !Briefwed|feI mit gleid^gefinnten 9Rit>
brübem, liefe eine janfeniftifd^e Sd^rift um Ue
anbere erf(!^einen unb warb enblid^ eingefdM,
bis er wiberrief unb (1711) mit ber itird^ osS"
geföl^nt {tarb. ISIampin liefe eS gef d^el^en, bof ben
SSunfd^e mel^rererSJlitbrüber gemöfe imX.Saiibe
ber SOBerfe SluguPinS (1689) 21. 21maulb8 »•
l^anblung De gratia et correptione abgebtuA
würbe. Siaum warb biefe rud^bar, [o festen bec
$of unb ber Krgbifd^of Don $ariS ftd^ jd^rf ent*
gegen ; ber @eneral ^oiftarb mufete bie Ksemptoi
üemid^ten unb ben Herausgeber beftrafen. Ser
gewanbte ©eSoreS Deröffentlid^te als S^Iogie'
profeffor gu St. S)enQS fo gewagte Xl^efen, ba|
bie ©egner eine Sd^rift öerfafeten mit bem Kiel
Theologiae scholasticae tumulus in thedboi
Sandionysianis (1699), Worauf er in feinem (Setpe
mit einem Philosophiae sophisticae tomulu
antwortete; ja er trat in feiner Defensio Amil-
dina (1700) alS SSert^eibiger unb 93erbreiter ber
oben erwöl^nten Verpönten Sd^rift SlmouIbS auf«
ol^ne in ber Kongregation auf merflid^ SSibe^
fprud^ gu ftofeen; Dielme^r ftanb biefer Zl^Ioge
jelbfi mit SSoffuet im beften KinDemel^men. 9a
nömlid^en SBeg ging Kbm.S)uret, ber in berSof
gregation bis 1712 bie Xl^eologie mit grofex
SeifaHe leierte, mit ^ort-SRo^al engft befreuäet
war, beffen ^anbfd^riften beforgte unb mit bei
Krgjanfeniften SDuguet auf Dertrouteftem §^
ftanb. 3o]|. Sl^irous warb wegen feiner S5eä»»
bung mit bem 3anfeniften S)ietrid^ be SiaigncS
Don St. $anne auf töniglid^en Sefel^I 1703 W
1710 fogar eingeferfert u. f. f. So fel^r wn^
baS l^öretifd^e Uebel in ber Kongregation, ba| ber
feinfül^Ienbe gfenelon fogar ben überaus getotfiei'
l^aftenSJiabillon wegenfeiner 93onebe gumX.9ak
Opp. S. Aug. (über ben $eIagianiSmuS) beS S»*
feniSmuS unb @aEicantSmuS giel^, wefel^ biefe
fd^öne 2lbl^anblung Don ii^m f orgfaltig unb gtiiib>
iid^ umgearbeitet würbe. SBie SBrad^et Doi^
gefagt, fül^rte bie Sbition biefer SBerfe übet bk
Kongregation ein fd^arfeS Unwetter l^erouf; bie
©egner brad^ten bie Sad^e Derftedft unb offen M(
ben a^ofiolifd^en Stülpt. Mein Sainte^Sto^
Kftiennot, SRaffuet unb befonberS SRontfoiM
nal^men bie SSertl^eibigung auf fid^; nad^ jpii'^
lid^er Unterfud^ng Derwarf unb DerbotbieSnbcS'
congregation unb bie ^nquifition bie erfd^ienenes
Sd^mä^fd^riften, unb ^Qp\t KtemenS XL ctfie^
am 19. ^})ril 1706 an ©eneral SBougiS ein»R«r
worin er in entfd^iebener Sßeife bie Kongregattot
wegen ber Verausgabe ber JKrd^enDöter lobte inA
I
3Hauru8, ©t.
1074
tfttptfad^Iid^ften 9}{itar6eitern 24 golbene 2Iie«
» aß ^tiifyxi feiner Slnerfennung fonbte. —
)if(^ gab ed aud^ nod^ anbete S^tmürfniffe.
4bb^ commendataire l^otte no^ ein tt)üfte§
^ S)ie erjümte ©tootSgemalt ftredte bie
) QuS felbfl na^ ben fünf Abteien, bie p
iI>8enoit geirrten unb biSl^er regulöre %ebte
B. Sin nti^t^ergnügter 3)l'6nä) t)on @t. SSincent
SRonfi empörte {i$ gegen ben %bt Se Öiontat
t bie «ctenpde^ toelc^e fid^ auf bie fünf W>'
vaab beren Siedete be}ogen, lieferte fie ben
um ber Kongregation au8 unb erfd^Iid^ fid^
fe einen SBerfe|ung§befe]^I. 2)ie Baä)t er«
tnd Unruhe. Submig XIV. fe^te 1686
tiffton nieber, toeld^e unterfud^en foDte,
im ttid^t baS IBefe^ungSred^t für biefe Abteien
^ eiaube aRartin, eines ber tüd^tigften aJlit*
rt ber Kongregation^ legte j[ebod^ bie Siedete
Bed^Itniff e iener mofier f o Har bar, bag f elbft
*, k (S^fe bem Jtönige berid^tete, fein äted^t
nSfcmS nid^t fidler, tt)orauf ber Sfürft mirflid^
Beil^ etttmbort^ufiel^enbenälnfprüd^e oer^id^«
Sier eiaube anartin (geft. 1696) mad^te ftd^
I biefe mtb dl^id^e SSertl^eibigungen ber Sted^te
longpgation bei ber ^o^artei f o t)er]^a|t, ba|
1 beim @cneralcapitel ein föniglid^S SSerbot
tfeiiie9Ba^l5um®eneraI einlief. Ueberl^aupt
ImbamaldauffönigUd^enlBefel^Imel^rereObere
bagregotion abgefegt unb oerbannt merben,
Btei <mä^ 2ünü9, uno biefer mieberl^olt. (£8
K einige nid^t8tt)ürbige !D25nd^e auS Sorbie, bie
r Dom Orben unb Dom @Iauben abfielen, um
k 3^ bei ^of ftlagen angebrad^t über bie
imei ber Oberen, toeld^e diein bie SBal^Ien
S^men, onbere begabte a)t5nd|e nid^ts gelten
t, oDc einflu^rei^en Remter für ftd^ bel^ielten
metmelli^e Steid^tl^ümer aufl^öuften. 9Rit
iff <Benauig!eit lieg ber ftönig Sllied unter«
I, bie Statuten )nrüfen, aOe ^ed^nungen in
ym}en Kongregation forgfam unb einlöfftg
iten ; es fanb fid^, ba| bie Statuten Dortreff-
OQien itnb in gefe^id^er äSeife gel^anbl^abt
cn, unb bag in ber ganzen Kongregation au§
Sdiinften auf ben jf opf nur 437 Sire trafen,
18 nod^ bie Soften für bie Jhanlen, ©öfte,
iPei, SibHotl^ef, Sidfen u. f. f. ju beftreiten
I. SKefe groge ^eunrul^igung toar alfo jum
» ber Kongregation auSgefoKen, toie aud^
onbere jur felben S^^- «^^t ©rogfanjler
Ceflier, ber ftnbige SJerfed^ter ber Staats«
34t OoUte (1687) erfal^ren l^aben, bog bie
triner ollju begierig nad^ $rioraten (b. 1^.
seien) xoöxtn unb al% SRönd^e bod^ (eine ber«
lenefiden imtel^en bürften. Klaube SRartin
idM)d^ bod Siedet ber SRond^e auf bie il^nen
fjßvlka ^ßriorate fo fd^Iagenb nad^, ba| lange
Sil^ i0Qr. Krft um 1710 unter General
00 nmrbe loieber ein SSerfud^ gemad^t, bie
tcien ber Kongregationen bem töniglid^en
OMte jn erobern. @ainte«9J2art]^e legte bar,
kaebictinerorben in Sftanfreid^ befi^e uienig«
^. barüber §ijt.«^
t ber 5Dlauriner
ftenS 12 000 $faneien ; baüon l^ötten bie 5Kau«
rincr faum 800, obgleid^ fie ber S^f)l nad^ ben
übrigen 93enebictinem gleid^ftönben; biefed geringe
Ob|ect möd^te bod^ tt)ol^I bie 93ege]^rlid^feit ni^t
aU^u fel^r reiben. So gab eS mand^erlei Steibungen
mit ber Staatsgewalt, mand^erlei aud^ mit anberen
Drben, befonberS ben 3efuiten, ober einzelnen
OrbenSleuten, ). 93. mit bem Sroppiftenabte Stancö
megen ber monaftifd^en Stubien (
pol. 931. CVI, 397—413), ja felb
unter fid^; fo mürbe fogar SRabiKon Don feinem
ftrengcn SDWtbrubcr 93aftibe beim ©encralcapitel
Derflagt, meil er einige 9{amen auS bem SSerjeid^
niffe ber OrbenSl^eiligcn geftrid^en l^attc, bie er
nid^t als OrbenSgenoffen anerfannte ; bod^ ad^tete
man beS JllägerS nid^t, unb SRabillon red^tf ertigte
fid^ mit ben ffiorten: „5RiemalS fann unb barf bie
i$r5mmig!eit Don ber SBal^rl^eitSIiebe getrennt mer«
ben." SDer S^iefpalt in ber Kongregation bilbete
aber bie Signatur ber }mei folgenben !ßerioben
bis 5um Untergange.
2)aS ©eneralat fül^rten meiter ißetet) be P^o«
fiaHerie (1713—1720), ©ion^S Sainte«2Jlart^e
(1720—1725), Petrus I^ibaut (1725—1729),
3o^. 93. aia^bon (1729—1733), §erDeuS SWö«
narb (1733—1735), Klaube bu $re (1735,
geft. im ©ecember), SRenatuS Saneou (1736 bis
1754), nml^rl^aft SKönner mit ben l^enlid^fien
Kigenfd^ften, meldte mit unföglid^er @ebulb unb
Äbtgl^eit baS geföl^rbete Sd^iff burd^ bie jllippen
Teuften. S)er K^oratorianer OueSnel ^öl^Ue in
ber Kongregation Diele Snl^önger, ^umal ba ber
Kr^bifd^of 92oaiIIeS Don $ariS beffen Beflexions
moraleB über baS 92eue Sefiament approbirt l^atte.
S)artiber mar Diele SSermirrung entftanben : beg«
l^alb lieg KlemenS XL auf Slnfud^en beS ffönigS
Submig XIV. bie Sd^riften OueSnelS unterfud^en
unb cenfurirte burd^ bie 93uIIe ünigenitas (1713)
101 Sö^e aus benfelben. S)ie 93uae fanb gün«
ftige Slufnal^me in ^franfreid^ ; aud^ @eneral $etet)
be r^oftaKerie f anbte fie gur Slnnal^me in aQe jf löfter.
92ad^ ber erften Ueberrafd^ung erl^ob ftd^ aber bie
Oppofttion, 93ifd^öfe Doran, 3Rönd^e, ^riefier,
Saien im ©efolge. 2)ie Opponenten mud^fen feit
1717 ju „95^}peflanten" l^eran, inbem fte bie 93uIIe
für unannel^mbar erflärten unb an ein aEgemeineS
Koncil appdlirten. 93ier 93ifd^öfe, Don benen 3ol^.
Soanen Don Seneg, ein Oratorianer, ber l^art«
nödKgfle nmr, nebft Kr^bifd^of 92oaiQeS ftanben an
ber Spije; Don ben SKaurinem traten Diele, in
St. S)en9S g. 93. 32, als appellanten auf: ffiuret,
S)ibon, Äarl S)upont, SRiDet, Sl^irouj, ^eneau,
SKagnin, ® obarb, 93aiffiöre, meld^cr l^emad^ Dom
Orben unb ©lauben abfiel, ©omaut, felbft Sl^uil«
lier, 2a %a\k, 2e Kerf u. f. f. SouDarb, ber l^art«
nädKge Sanfenift, fd^Ieuberte 1717 eine93ranbfad(el
in bie SSBelt mit ber Sd^rift De la necessite de
l'appel des Eglises de France au fatur concil
general de la Constitution ünigenitus, pour
la defense de Tancienne doctrine, de la mo-
rale, de la discipline et de la police de TEglise,
1075
aJlouruS, @t.
1076
et de la liberte des öcoles catholiques, atta-
quees par cette Constitution et l'instruction
pastorale de Tassemblee de quarante evdques.
2)te nömlid^en ©ebanfen ixa^tt fpöter iB. @oa«
ncn (1726) in einem Hirtenbriefe öor, ber feine
^Ibfe^ung unb SSerbannung l^erbeifü^rte. 3Jlan
fielet Qtte ®üter ber SRcligion unb ßird^e würben
q13 geföl^rbet ausgegeben, ber Jtampf gegen ^Qp\i
unb Sifc^öfe al§ notl^njenbig unb l^eilig era^tct;
bie 93em)irrung unb Aufregung in ber Songrega*
tion ttJor ungel^euer, ba bo^ ber numerijd^ größere
Sl^cil auf Seiten be§ ^opfteS ftanb. KlemenS XI.
belegte (1718) bie 9lp^eHanten mit ber 6jcom»
munication; ein föniglid^eS S)ecret öerbot (1720)
bie Sd^riften gegen bie 93uIIe ünigenitus unb bie
Appellation an ein Iünftige§ Soncil. ÜJland^er
iUlauriner untenüarf \x(i), aber Souoarb ftad^elte
1721 mit feinem Memoire pour le renouvelle-
ment de Tappel feine 9Jlitbrüber abermal ^um
Ungel^orfam auf. Sieg blieb ntd^t o^ne Erfolg :
er unb feine Slni^önger mürben Derbannt, fo ba^
f(]^on 1723 ba§ ©eneralcapitel nid^t mel^r DoQ«
ftönbig mar. SSenebict XITT. lieg nid^tS unöerfud^t,
bie ©emütl^er ju befd^mi(]^tigen, bie Strenben In
belel^ren, ba§ (ird^Iid^e Anfeilen ju [tilgen; mel^rere
ber beffer gefinnten SRauriner, mie ^tl^uiUier, Sa
Xafte, gaben ben Slppefl auf. grfterer fd^rieb 1727
feine Derföl^nenbe Lettre d'unancienprofesseur
en theologie, qui a revoque son appel, unb
lieg gu gleichem 3med nod^ anbere ©riefe folgen;
aSein fein @d^üler ©omaut gab barauf eine biffige
Slntmort unb proteftirie im SRamen ber ganjen
Orbengproüing 93urgunb gegen bie Sufforberung
be3 @eneral§ Sl^ibault, bie ääuUe einfad^ angu*
nel^men. Aud^ Sonoarb^ ber ingmifd^en auf fönig»
lid^en Sefel^l eingefperrt toorben mar, fd^ürte burd^
neue ©d^riften ba§ Qfeuer ber Stoitixad^t. 9118
erjbifd^of SRoaiHeS 1728 feine appeUatton emfi»
lid^ miberrief, ging ber ffönig fd^örfer gegen bie
l^artnädKgen SlppeUanten Dor unb beftrafte fte mit
tlbfe^ung Don i^ren Slemtem unb mit SJerbannung.
@o fam e§ anä), bog bei ben SRaurinem mel^rere
Oberen, meldte auf bem ©eneralcopitel 1729 ge«
mä^It morben maren, il^re ©teilen verloren ; im
äa^reScapitel }u $ari8 mürbe Saneau Slfftfient
ftatt beS öerbannten ©u^on, ßloitrier SSifitator
Don tSfrancien ftatt beS abgefegten 9Kattl^. §ue,
3ac. U ©al Siptator Don SBurgunb ftatt 2e Sejicr,
^ad^ette SSifitator ber SJormanbie fiatt Slouet
u.f.f. 68 erfolgte ^roteftation auf ^roteftation;
©obarb toenbete fld^ (1732) im 5Ramen aller (ap-
peUirenben) Senebictiner an ben ßarbinal STeurq
unb ben ©eneral SHa^bon, um bie Sßal^Ifreil^eit
mieber gu erlangen, meldte il^ncn bereits in ben
brei legten ©eneralcapiteln entzogen morben fei.
@onad^ mar ber SBiberftanb bei meitem nid^t ge»
brod^en. SKagnin l^atte fogar (1729) ju ©unften
be§ Derurtl^eilten 99ifd^of8 @oanen bie ©utad^ten
ber AbDofaten DeröffentUd^t (gu ©enf, mo er audl^
baö oben ermäl^nte SBcrf % ^maulbs neu brudfen
lieg!); SouDarb, fieaute, Souftain, Saffm l^e^ten
gum %f)til Dom Au8lanbe l^er, fo bag gum ©enetol«
capitel Don 1733 Don ben rüi^rigen erl^i^ten @cc*
tirem 18 Derbannte S)eputirie gemöl^It mürben i^
nur no^ 14 Sapitulare erfd^einen lonnten. Spott
unb SQiberfpruc^ ergog fid^ gegen biefeS Sop^
unb bie Don bemfelben gemöl^Iten Oberen, unb tf
fd^ien ber 3ufammenbrud^ ber Kongregation f^oi
gu ermarten. S)ennod^ erl^ielten bie Seffergefimitoi,
wit %^u\ü,kx, Sa Xafte, SKaran u. 9L, baS Uefa>
gemid^t.6arbinaI99if|9brad^tegmarneuerbing§diK
SSermirrung l^inein: er legte aI8 Sommenbohmiit
Don @t.»©ermain»be8s$re8 eine UntermerfungS"
formel gur Unterfd^rift Dor, meldte niemonb müx>
fd^reiben moQte, meil iBiffQ feine 3uri8bictionäfe
ba8 jflofter befag. S)agegen fanbten biejenigenOD'
bengmönner, meldte bie ^peQation aufgaben, ^
Unterfd^rift nad^ SRom unb mürben Dom $(#
barüber belobt; ber 9ieft beobad^tete fo giemli^
ba§ anbef Ölakne ©tillfd^meigen ; nur äBenigeDei'
l^arrten nod^ im $rotefte, mie Siaffin in ber Lettre
d'un appelant auxreligieuxbenedictinsdela
congr. de S. M. qui ont donne des marqnes
pubUques de leur Opposition ä la bulle üni-
genitus, ober S)ibon, ber 1735 gegen ben 3iji>
tator @aragin in ber $roDing Surgunb anftnt
unb gu bemeif en fud^te, bog er fein 9ted^t l^be, dob
i^nen einen SBiberruf gu Derlangen. So Imnde
ba8 ©eneralcapitel 1736 mieber orbnung§nid|ig
abgel^alten merben, unb ber finge, magDofleSene*
ral Saneau brad^te ben Sur8 mieber in bie nidg<
Ud^fie Orbnung. Sfefie gl^araftere, mie SRontfoH«
con, aJlaran, SKartöne, aJlorel, ffiontine, Sücö
SRartin, 93ouquet u. 91., bie etma nad^ furjm
@traud^eln ben rid^tigen 9SBeg entfd^ieben etn*
f dringen unb bei i^ren ferneren ^betten mdgriitPe
Stulpe bema^rten, ober fanftere ©emütl^er, Die
äl^uinier, Sa Safte, meld^er 1739 gum Stf^of
Don Säet^Iel^em gemeil^t mürbe, unb 9nbere (op
getreulid^ bie ärgfte ©efal^r überminben unb 1^
ten ba8 @d^ifflein über SBaffer; grunblid^ gel^t^
mürbe nid^t mel^r.
93ier jheb8übel fragen am Sebendmarf ber SiNf
gregation : SSermeltüd^ung, 9lbf aS Dom Orbenfi"
geifte, ©taatSfird^entl^um unb bie ianfenifüf^e
©ectirerei; biefer Uebel mürben bie folgenben ft»
nerale Sacob SÖlaumouffeau, SRar. 3of. 2*
rue, ^eter fjrang 93oubier, (Il^omaS Slniaultbe
la !ßie) unb Slnton Sl^eDreus nid^t me^r $a&
2)er aOgu l^öufige unb freie Umgang mit Säta
aller ßlaffen unb ©eifieSrid^tungen, bie 2edttic
ber Derfd^iebenfien, oud^ p]^iIofop|ifd^en ©djrift«
jener S^\t, bie iibergroge ©afifreunbfd^ft, 1*
mannigfad^en Stellungen in l^oJ^en ^oufem (A
93ibIiot]&efare, ßrgiel^er unb 93eid^tDater ^äfit^
in Diele unb befonber^ angefel^ene OrbenSm^
einen Derberbüd^en SBeltgeift ein. SRon gefiel ji^r
in geitgemögem Sone gu benf en unb gu fptetf'
unb ber l^ol^en SBelt gleid^ gu ftel^en. SSoItoite
mürbe ebenf o l^äupg unb Dielleid^t mit me^r 3ntfp
effe gelefen, als bie l^eilige Sd^rift. ffial^r nfl4"
men bie Stubien unb arbeiten, menn oud^ no4
m
aWauruß, ©t.
1078
[rig fortgefe|t bod^ im Sltlgemeinen eine mel^r
Mijß, hm geitltd^ SBerl^öItnipen entfpre(!^enbe
k^timg an. 9tod^ ber urfprünglid^en 3bee mürbe
IT no(^ tDcnig gef (i^aff en , toie ettoa 3Slaxan'^
iyinitas Jesu Christi (1746) ober beSfelben
nndeors de Jösus-Christ (1756) unb S3tn«
mtf gonferenjen (1760—1773), mcl&r auf l^t-
dttem unb reaKfKfd^em ©ebiete (über Orgel-
ib xamtnbau, SKI^etoril unb ©rammatif, &t'
ologie unb ©eogropl^ie). %nä) il^re @(i^ulen
igtm {id^ mebr jum 9teaIi8muS l^in ; ber jf önig
«gab il^ Seitung fogar fed^§ JhiegSfd^uIen.
snb in ^nb mit ber einreigenben SSermelt-
Ns fling bie 9bna]^me ber Orben§au(|t. 2)ie
(Irrten Don ®ermQin«be^$re§, ftd^er im Sin»
rPfobniffe mit onberen SKitbrübem, tooHten i^re
iBtnten in SSe^ug auf ba§ nöd^tlid^e Sl^orgebet^
4ni nnb Sbdtinen^ Sonfur unb Orben^fleib
{.f.m4t mel^r htohaäfitn, nannten biefe S)inge,
iit |)p)fop]^ifd^, finbi{(!^e ^formalitöten, mel^e
r Kation feinen 9ht^en bröd()ten, geringfügige
Simonien u. bgl. @3 reichten i^rer 28 (barunter
}it^^t% ber baß) barauf bog SRönd^^gemanb
il^ unb in 99erlin Slfabemiler unb Siblio-
ehr lourbe) 1765 eine 93efd^tt)erbefd^rift an ben
feig ein unb baten um Slbl^ilfe. S)ie IBeffer»
faäen, bef onberS oon 93IancSmanteau£, an il^rer
^ ber (Seneral riefen gIei(]^faU§ ben Jlönig
i lib twoteftirien gegen jene ^SReform". Slnbe»
I Hinfiel ed, ba| bie l^dl^eren Remter fo lange
tit iet oen nömlid^en SSorgef e|ten blieben (Saneau
IT 18 ^oSpct ©eneraO. toö^renb bodd Slnbere
4 f^ig unb nmrbig ba^u mären. S)ie vita
ommmiB litt Qä^abm, inbem manci^e ©d^rift«
br ber Kongregation eigene $enftonen annal^'
X ober Honorare belogen. SDie Sinen flagten
s SosiSmuS, bie Ruberen über aUin gro^e
ta^ @o ging ber @treit l^in unb l^er, unb
or in öffentlid^ ©d^riften Dor bem publicum,
\ijA fiä^ boran erg5|te unb an 9l(|tung für
tOmnSflanb nid^t sunabm. 3ene 28 SRönd^e
Ulm iroac auf fdniglid^en 93efe]^I Dor bem Sr^»
iH tum $ariS miberrufen unb Stbbitte leiften;
x Me 9h^ mar baburd^ nid^t l^ergefteQt. S)a
Q^ ber Pdnig, eS foQe 1769 gu SRarmoutier
: au|erorbentIid^ed ©eneralcapitel gel^alten mer«
I, iDorin man fid^ einigen unb eine settgemö^e
tipon ber Statuten Domel^men foQte. @3 ge«
4 nnb in 93 Siegen fam ba§ SBerf, claf ftf d^
j^iidcn, )u Staube. 3n ber 93onebe mirb bie
ngtcgotion ein corpus politicum genannt, bie
Wen l^^en leges politicae, fmb fel^r ein*
RVr Bingen noc^ fe^r ftreng unb ürd^Iid^, jebod^
Ini^alben esdufio frangöfifd^: fte foQen vim
8» ^aien, postquam regis auctoritate per
fcVttpatenies munitae, in supremarum regni
oimnn faerint registris descriptae. @ie
«km am 21. 3uli 1769 t)om Äönige approbirt,
■ IL Xugnfi regiflriri. S)arin mürbe beftimmt
i iriB Smt länger afö fed^§ 3abre in einer $anb
Am bnrfe; bort, mo t>om Unterrid^t^ftoffe ber
jungen ^rofeffen bie SRcbe ift (P. 1, sect. 1, c. 16,
n. 11), b^ifet eS auSbrüdttid^ : Doctrinam eccle-
siae GaUicanae de jurisdictione ecclesiastica,
prout eam exposuit clerus Gallicanus in co-
mitiis anni 1682, tueantur scholaresque suos
edoceant (professores) 1 3um @aUicani3mu§
gcfeDte fid^ bann ber 3anfeni§mu8, ber tro^ aller
Qformeln unb Unterfd^riften bel^anlid^ in ber Kon-
gregation baftete unb ftiQ ober förmlid^ gebulbet
mürbe. ^roSper Saffln mar unb blieb bod^ un«
smeifeD^aft ebenfo Sanfenift mie angefcl^ener unb
allfeitig unterftü^ter ©d^riftfteller in ber ßongre«
gation; Kl^arleS ßtömencet (geft. 1778) mar unb
blieb ebenfo ^l^ilofopb wie Sanfenift ber bie ®c»
fd^id^te oon ^ort-SRo^al in 10 Ȋnben (5lmfter-
bam 1755—1757) berau§gab, gegen bie Sefuiten
jd^rieb (ogl. b. 9lri. SBourg»3fontaine), in Utrcd^t
(1760) bie ßonferenjen ber Slbttf pn «ngelica 2lr*
naulb Don ^ort^Sto^al bruden lieg unb in ber Kon-
gregation als ftetS tbötiger Arbeiter bo^eS ^nfeben
geno|. Um oon oielcn anberen 2Raurinem biefer
Sid^tung ju fd^meigen, fei nod^ 9Hc. goubn ge«
nannt ber aufgeflöri unb Sanfenift genug mar,
um nad^ bem Sraud^e jenes Sal^rl^unberiS, mo
bie 93reoiere med^felten mie bie SKoben, nod^ bem
IBorgange ber lot^ringifd^en Kongregation aucb
ein neues Breviarium monasticum ad usum
congr. S. Mauri (1787) berauS^ugeben. 6S tonnte
biefer Kongregation aüerbingS nid^t mebr lange
bienen.
S)ie oerf d^morenen geinbe ber flird^e l^atten f d^on
langer ben $Ian gefd^miebct, bie Drben p miniren,
um baburd^ ber Jhrd^e unb ber Steligion eine f efte
©tü^e JU nebmen. S)ie ^ofpariei ftimmte bem ju
in ber SWeinung, au8 ben gemonnenen @üttcn ber
füfinanjnotb fteuem p f5nnen. 9(IS SBormanb galt:
S^eform ber Orben unb 9^fi^id^mad^ung für ben
@taat unb ba§ öffentlid^e SEBol^I. S)aber mürbe
1768 bie Commission des Eeguliers eingefe^t,
an bereu @pi|e ber überaus fd|led^te Sanfenift,
Krsbif d^of 2omönie be S3rienne oon Soulouf e, ftanb,
ein !ßPofop]& unb greunb b'aiemberiS, fpäter
gfinanjminifter, 9lpoftat unb ©elbftmörber. Kr
nannte fd^on bamalS bie jflöfter nur nod^ ,,fiei(^-
name" unb brad^te eS bal^in, ba| binnen 20 3ab«
reu 1500 Älöfter, ooran bie minber beoölferten,
aufgeboben mürben. Sin ^auptmittel mar, auf
alle SBeife burd^ ©d^rift uno SOBori ben DrbcnS»
ftanb oeröd^tlid^ mad^en )u laffen unb als unnü^
barjujieflen. Seffere 2Rauriner, 3:rablaine, ®ou«
ä)tt, Klaube SRouffeau, ^nfart, §aubiquier, S)e*
foriS, felbft S)eoienne b'3Igneou, fd^rieben jmar
grünbtid^ für bie SRed^te unb ben 9Ju Jen ber DrbenS«
jtänbe unb fpedett ber ®üter befi^enbcn. Mein
gegen ben Strom ber SReooIution mar nid^t mebr
jufd^mimmen: imJRooember 1789 mürben afle
Äird^engüter eingebogen unb biefliöfter aufgel^obcn.
® en 3Kaurinem balf aud^ ibre ® clel^rf amf eit nid^tS ;
bie angefangenen 9lrbciten mürben unterbrod^en
unb tbeilmcife oernid^tct, i^re ©ammlungen unb
^ibliot^efen als 9iattonaIgut erflört unb jum Xl^eU
1079
iUlauruS, graucncongrcgation — ÜKaur^.
m
oerjc^lcubcrt, öicic §anbfd^rittcn in ^Patronen»
l^ülfcn, bic Älöftcr in Ifofcrncn, bic ftird^cn in
@tölle unb ^naga^ine t)ern)anbelt. 3Bar nun aud^
fein SDiauriner in auffallcnber SBBeiJe unter bcn
Snönnem ber 9tet)oIution tl^ötig, fo mögen hoä)
mand^e ben neuen 3been gel^ulbigt l^oben; bie^
fd^eint bei b'SIgncau (S)eöiennc) ber gatt gemejen
^u fein, inbcm er ba§ SBerf anfing: Histoire
generale de la France, ecrite d'apräs les
principes qui ont opere la Revolution (Paris
1791). 9lnbere blieben in il^ren ©ießungen als
Sibltotl^efare, Slrd^iöare unb Konferoatoren t)on
©ammlungen, wie ^oirier (gefl. 1803), meld^er
bic Instruction sur la maniäre d'inyentorier
et de conserver tous les objets qui peuvent
servir aux arts, aux sciences et k Tenseigne-
ment (Paris, an 11 = 1794) öerfafete, — ober
93rial (geft. 1828), ein fjortfe^er be§ Becueü
des historiens des Gaules. . . SJland^er fonnte
mit fnapper 3loif) irermciben, ben ßonftitutionSeib
5U fd^mören; 9lnbere mußten bie SBcrmeigemng be§
SibeS mit bemSobe bü^en, fo ber ®eneraIS]^et)reu£
felber unb 41 SKitbrüber, unter ü^nen ber fromme,
geleierte, für ben Orben unb bie Äird^e eifembe
^eter S)ef ori§ (®ufour. Sgl. Wallen, Tribunal
revol. IV, 325). S)a§ 53Iut biefer aJlart^rer ^at
t)iele @ünben ber Dorl^ergel^enben Sai^rjel^nte ab-
toaf d^en muffen. S)er le^te bef annte ©d^riftfteHer ber
Kongregation toar ®. 61^arle§ Söö^, geft. 1830
ju $ari§. S)ie neue, feit 1837 beftel^enbe, burd^
S)om ©ueranger in fjfranfreid^ gegrünbete 93ene»
bictiner»6ongregation ift feine §ortfeJung ber
9)2auriner, l^at il^re eigenen, Don 9tom a))probirten
©totuten unb ift frei oon bem ©ouerteige beS
3anfeni§mu§ unb ©aUicaniSmuS.
Siteratur. S)ie SKaurincr l^aben leiber feine
auSfül^rlid^e ©efd^id&te il^rer Kongregation in ben
S)rud gegeben; felbft jene f oftbare Slrbeit, weld^e
ünartäne bi§ 1739 gefd^rieben, fjortet bis 1747
meitergefül^rt , 9lnbere ma^rfd^einlid^ fortgefe^t
l^aben, liegt nod^ im SKanufcript. 5lur in ber
Gallia christ. VH, 474—490 befinbet \\ä) ein
forgfältiger, toenn aud^ furjer 9lu8}ug auä ben
bieten ber ®eneralcat)üel bi§ 1754. — »ieietoff
enti^alt Rene Prosper Tassin, Histoire litte*
raire de la Congr. de S. Maur, Bnix. 1770,
tooöon SKeufel eine l^olperigeUeberfe^ung jufjfranf»
fürt 1773/74, 2 93be., l&erauSgegeben ^at; ebenfo
Charles dq Lama, Bibliothäque des ecrivains
de la Congr. de S.Maur, Munich 1882, mit $or*
unb SJad^mort (öon S). ßl^arleS SRigautt auS ©o«
Ie§me§) ; barin fmb aud^ biejenigen ©d^riften leidet
aufjufinben, »eld^e einjelne Partien ber SKauriner«
gefd^id^te beleud^ten, bis l^erab ju (n. 688) Precis
historique des troubles qui agitent la Congr.
de S. M., 1787. — E. de Broglie, Mabillon et la
soc. de Tabb. de S. Genn., Par. 1888, 2 vols.,
unb beffen Bem. de Montfaucon et les Bemar-
dins, Par. 1891, 2 vols.; ^iftor.-polit. »lätter
CV u. CVI; Bem. Pez, Bibliotheca Benedic-
tino-Mauriana, Aug. Vind. 1716; ^erbft, S)ie
SSerbienfte ber SRauriner um bie 993tffenfd^
in ber Xübinger %S)toioQ. Ouartalfd^rift 1831
m 1834. [SBraunmüDer 0. S. B.]
^gSatttns, gfrauencongregation, f. JKnb Stift
^Boiittis '^oftait, f. ätabon.
^SBaimid, @t)It)efter, gelehrter 3efuit, iDtni
geboren ^u ©poleto 1619 unb leierte gu 9bm er
^]^iIofo))]^ie, bann für üiele Saläre S^eologie. Vt
tiefem SOBiffen üerbanb er eine grünblid^e ^r&B
migfeit, unb föie fein SSortrag burd^ Alarleitubo
ou§ onjiel^enb unb belel^renb, fo mar fein Umpi
ob feiner Sieben^mürbigfettl^erjgettnnnenb. Srfiai
ben 20. äanuar 1687. Unter ben fd^olajhjdjli
Sl^eologen be§ 17. Sal^rbunbertd nimmt er eiu
el^reuDoUen ^la^ ein, unb namentlid^ als Sommei
tator beS ^riftoteleS ift er unübertroffen, ^m M
banfen mir Aristotelis opera, quae ezstan
omnia, brevi paraphrasi ac literae perpetn
inhaerente explanatione Ulustrata, 6 toE
Roniael668. (Gegenüber ber @))i|finbigfeit{emi
3eitgenoffen ^eic^net er fid^ auS burd^ eble Sinfod
l^eit, 3hi^e unb ßlarl^eit. ,,aBa8 £^omaS-, \o{
t^eggen (3^itf ji^i^- für fatl^ol. Sl^eologie, SmiStaii
1885, 340), „ infolge f einer ÜKet^obe in fd^wierigm
tJform au§ 9lriftoteTe§ miebergibt unb in ßii^
bringt mit ber l^eilbrtngenben SBal^rl^eit, bie btf
gl^riftentl^um ber SQelt gebrad^t, baS erflort unlfa
einfad^er, flarer unb bünbiger ©prad^ biefer $aift
pl^raft in einer SBeife, ba£| man glauben md(|k
er fei ju benf^ügen beS umlbertrefflid^nSReipsi
gefeffen unb mieber]^oIe nun mit fd^Iid^tenäBodei
mag biefer an% feinem unerfd^öpf lid^n Sont ii
freigebiger f^üQe mitget^eilt" 2)aba32Berff(Bo
gemorben, sugleid^ aber überaus nü|Iid^ i^ pn
ba§ SSerftönbnig ber ariftotelifd^en ©d^riften, 9«
P. Sl^rle eine neue, l^anblid^ere unb t>erbeffei:teSal>
gäbe begonnen, ^ari31885. SinanbereSfeUod
SBerf finb Quaestionum philosophicu-nmlLT
5 voll., Romae 1658. 9lid^t minber gäriegeH
gefd^ö^t unb feiten finb feine jmei tl^Iogt^
2Berfe, moDon ba§ eine ben Sitel füi^rt Quaesüa
num theologicarum IL VI, Rom. 1676—1679
in 6 93änbd^en, morin er bie mid^tigfkn %»
gen ber gefammten Sl^eologie nad^ feiner fe
Aar unb beutlid^ bel^anbelt; baS anbere ober eii
Ueberarbeitung be§ frül^em ift, infof em eS ek»
falls ben ganzen ©toff ber fd^olaftif d^ S^IoiP
bel^errfd^t; Ie|[tere8 ift überf daneben Opustheob
gicum, in quo praecipuatotiastheologia«eft
pita accurate pertractantur, 3 voll., Bontf
1687. [^urter 8. JJ
'SBattti^, 3ean*©ifrein, Sarbind nd
©taatSmann, mürbe p ^alreaS in ber pSpplfi
©raffd^aft SSenaiffm am 26. 3uni 1746 attS^i
eines armen ©d^ul^mad^erS aeboren. 9>^ii^
entmidfelten fid^ feine großen ©etfleSgabm; ata
^uerft in baS Jhtabenfeminar 9{otre Same bei
@arbe, bann in baS größere ©eminar Doa&
Sl^arleS 5U ^üignon, t)erlie| aber balb um {cbR
meitem ^uSbilbung miUen fein Saterlanb niÄ|o
nad^ $ariS. $ier trat er 1766 mit einer ZxaM9
1081
aRourp.
1082
Rb( auf ben 2)QU))]^tn unb einer &o6rebe auf üb»
«ig @ittmM(m3 Don $oIen jum erften SRale in
Me Oejfentlid^feit. 93ei oflen SKängeln einer nodi
p dpingen SinbilbungSfraft jeid^neten [\ä) beibe
ftben burd^ ßtegans unb Ätarl^eit, ftroft ber
9Aoxdtn unb Srl^bung au§. 3m f olgenben Saläre
conatrrirte er bereite um ben $rei§ ber ^fobemie
m einer Siebe Quf Äarl V. öon gfranfrcid^ unb
ihr Me Sortl^eile beS griebenS. ©eine arbeiten
tnAm beifällig ouf genommen ; er fül^Ite fid^ ge»
fd^ndc^It unb fd^ritt mit SSertrouen feinem lite«
mrifd^Slul^me entgegen. @r moQte in bie Sauf»
itSfa eined Sourbaloue unb SRofftEon eintreten,
lwfa|te aber oorl^er 5U feinem eigenen Unterrici^te
ffflien Essai sur Töloquence de la chaire (l^er«
otigegden 1777). üRaurt) betrad^tete biefe ^r»
(eit old einen DoDpnbigen Untenid^t über bie
Bmbfomfeit unb einzelne Herausgeber gaben il^r
bcnZitel Principes d'eloquence pour la chaire
etle barreau. ^8 Sßerf befolgt leinen met^o*
bi|^ Song, enthalt ol^ne aOe logifd^e Orbnung
is 79 ^agraj)]6en tre|fli(]^e 93emerfungen über
ixgi, $Ian, Singang, ^ropofition ber Siebe, über
bie gerid^tlid^e 93erebfam(eit über S)emoft^ene§,
Sopet, feinen Sinflu| auf bie iBerebfamfeit, über
IRöpon unb feine Slad^f olger, iBourbaloue,
SlWJier, bann über einzelne Figuren, einzelne
Si^borten, ^rmonie be§ @til§, ®emein^Iö|e,
(ffM)dfm finjtanb, über gfenelon, fran^öfifd^e
Ätaer jmelten ÄangeS, über eingelne englifd^e,
Mf4e unb italienifd^e Stebner, über Sitate,
^»S, Bäß.% ©eböd^tnig. S)ie ^(rbeit i{l Har
fffi^ben, )eigt einen reinen, eleganten @tii Diel
9/iSpmi unb gefunbeS Urtl^eil, Derlöugnet aber
lieben eitlen, etn>a§ pral^lerifd^en Sl^arafter bed
8iBii}ofen. S)em SBerle fd^idte SRaur^ DorauS eine
MtAe auf gfeneton (1771), eine gute Arbeit,
iBel^e il^m Don ber fransöftfd^en Slfabemie ein
lc(^ erwarb, toäl^renb Sa §arpe ben ^reiS er»
tut £8 folgten bie Sobrebe auf ben 1^1. Subwig,
irtolten Dor ber frangöftfd^en Slabemie am 25. 9u«
rt 1772, unb bie Sobrebe ouf ben l^l. 9!uguftin,
1775 in einer SScrfammlung be§ fronjöfifd^en gle»
tijS g^en. 99eibe Sieben fanben großen SeifaO,
HbRu^ ttmd^ f d^nell, bie Dorjüglid^jten jf angeln
tos^ariS jknben ibm gur SJerfügung. unb e§ er*
fn an il^n Die Sinlabung, in SBerfaiQeS bie 9b»
8«ll« unb gafienreben gu l^alten. ^ud^ iKrd^en-
tfcinben mürben il^m reid^Iid^ gu Sl^eil. 2)er mit
Soebn Denoonbte 93ifd^of Don Sombeg gab il^m
«B Canonicat an feiner JKrd^e unb ernannte il^n
pn (SeneralDtcar, Sarbinal be la Stod^e %t)mon
bQfit§ i^ bie 9btei be la ^renabe in ber S)id-
^ CointeS unb ^b^ be lBoi§mont baS einträg»
m ^Mwöt Don SöonS in ber $icarbie. 3m 3.
1W4 Jlelt er in ber Jrnd^e Don @t. SagaruS bie Sob«
[4eottf ben l^L Sinceng Don ^aul, miä)t aU fein
lÄerflfld betrad^tet mirb. 9Kit ben lebl^aftcftcn
9mc untermifd^t mit erl^abenen Slefte^onen unb
J^ndMi Sergteid^naen , fd^ilbert er ba§ Diel»
Wöcgte Seben beS gropen 9Konne§, meife trefflid^
bie ©d^riftftellen angumenben, fc^t bie einfad^en
SKittel, meldte SSinceng gu ©ebote ftanbcn, mit
feinen großen Seiftungen in Icbl^aften Eontraft unb
liefert burd^ großartige SBeljanbiung beS ®egen»
ftanbe§ mie bur(| glängcnbe ©arfteÖung ein ora»
torifd^eS ftunftmerf, meld^eS aDent^alben 93emun»
berung fanb. 8r forbcrte babei gu einem ®cn!»
male für SJinceng auf, mit ber Snf^rift: 6in guter
ftönig einem guten Sürger. SOBirflid^ ttmrbe nid|t
nur baS S)cnfmal errid^tet, fonbem Submig XVI.
moUte auc^ bie Siebe l^ören, unb SRaurt) l^ielt fte
gum gmciten SKale am 4. 5Dlärg 1785 in ber
©d^IoßfapeÜe Don $erfaille§. IBei feiner ^ufnal^me
in bie frangöfifd^e 9lfabemie erinnerte ber $räfi»
beut an biefe Siebe; fte mürbe mit 93egierbe Don
ben ßarbinälen unb DrbenSgeneralen in Slom ge»
lefen, unb $a^)fi $iu§ VL felbft el&rte fte mit fei»
nem SeifaÜe. ®en 27. 3anuar 1785 mürbe
SKaur^ in bie 9lfabemie eingefül^rt. ©o lebte er
l^od^geel^rt ber Qfreunbfd^aft unb ben SSBiffenfd^aften
bis gum SBeginn ber frangöfif d^en SleDoIution. 3e^t
nol^te ber ®Iong})untt feines SebenS. S)er Klerus
beS ©ebieteS Don gerönne, Slo^e unb SKontbibter,
mol^in fein $riorat Don St)onS ge]^5rte, möl^Ite il^n
gum Slbgeorbncten für bie ©eneralftänbe, auS mcl»
d^en fpäter bie SlationalDerfammlung l^erDorging.
Slad^ einigem Sebcnfen nal^m SKaur^ bie SBa^I
an unb bereitete fid^ burd^ eine ©eneralbeid^te auf
bie Erfüllung feiner 9lufgabe Dor. SDWt fllarl^eit
unb ©d^arffinn brang er in bie politifd^en S^^agen
ein, Dertl^eibigte bie monard^ifd^en Snftitutionen
unb entmidfelte in ben parlamentarifd^en S)ebatten
bie gange ftraft feiner Serebfamfeit. Suerft trat
er in einer Siebe gegen Satte^ranb, Sifd^of Don
Sutun, auf, meld^er bie Äird^engüter als Slational«
eigentl^um erflärt l^aben moHte; SKaur^ befämpftc
ben Sorfd^log in einer im})roDifirten Siebe mit
fold^em 99eifaue, bog SJlirabeau burd^ eine ©egen»
rebe ben ginbrudt Dcrmifd^en gu muffen glaubte,
meldten SDRaur^ l^erDorgebrad^t. SKaur^ fteHte fidd
nun mit EagaläS an bie ©pi^e ber monard^ifd^en
Partei, nol^m an aflen SSerbanbtungen tl^il unb
gab immer Semeife großer flenntniffe; ben 11. 3a»
nuar 1790 fprad^ er für bie ßinrid^tung ber alten
©erid^tSbarfeit, bann über baS abfolute SSeto beS
flönigS, über baS Siedet Don flrieg unb ^rieben,
über abfe^barfeit ber Slid^ter, über gfi^öngen,
öffentlid^e ©d^ulb, befäm})fte bie neue ßibilconfti»
tution beS ßlcruS, improDifirte eine lange Siebe
über bie Sffignaten, ergriff gmeimal baS SSBort
über bie Bereinigung ber popftlid^en ' SncIaDe
SDignon mit Sfranfreid^, geißelte ben Saron Don
SJlenou, mie er nad^ ben fd^redflid^en Sagen beS
5. unb 6. Dctober ben ?)ergog Don Orleans unb
ÜJlirabeau angriff; Dert^eibigte ben EleruS Dom
6Ifaß, fprad^ öfter in ©od^cn ber Dotation ber
flönigin Don ©panien, über ©teuem, Drganifa«
Hon beS SlationoIgerid^tSl^ofeS. 2Kan Derglid^
nWaurtj mit 9Jlirabcau, unb ber bamalige „Qfreunb
beS ÄönigS", Don greron l&erauSgegebcn, äußerte
fid^: „Seibe ftel^en an. ber ©pi^e gmcier Parteien
1083
ÜJiouri).
1084
unb jicl^en bic Slugcn öon granfrcici^ unb Europa
auf fid^. 2)ic lange ©cfangcnjd^aft 9Jlirabcau'§
übrigens, bie ®tXDof^n^tii, ju bulben, bie büfteren
^Betrachtungen über bic 6in{amfcit gaben biefem
eine l^ol^e (Snergie, aber aud^ einen l^eud^Ierifc^cn
ßl^arafter; SKaurt) bagegen reifte in Shil^e unb
Qfrieben l^eran unb fannte feine anbere Seiben»
fd^aft afö für bie SBiffenfd^aft unb ben Sul^m;
feine erften SSerfud^e ftellcn il^n ben größten SReb=
ncm jur ©eite, unb er fe^t burd^ feine tiefen
flcnntnifle in ber ^olitif unb ©efd^ici^te, burci^
eine fieid^tigfeit, jeben ^ugenblid ju rcben, burci^
eine glänjenbe @inbilbung§fraftunb feinen Haren
Berftanb in ©taunen. Sie SBerebfamfeit 9Wira»
beau'S gleid^t ben ©tatuen barbarifd^cr SSöIfer,
»eld^e bie Seibenfci^aften nur hmä) SBerbrel^ungen
auSjubrüden »iffen; bie S3erebfamfeit SKaur^'S
gleid^t ben ©tatuen Sltl^enS, wo Slnmut)^ unb
©d^önl^eit ftd^ mit bem patbetifd^en 3lu§brud!e Der»
binben." S)en 3. gebruar 1791 beel^rte il^nfiub»
ttjig XVI. mit einem 33riefe^ in Weld^em er feine
Serbicnfte um bie flrone anerfannte unb il^n feiner
©anfbarfeit uerfid^erte. 31IS bann im ©cptember
bie Stationalöerfammlung ^\ä) auflöste, folgte
SKaur^ ber ginlabung bc§ ^apfteS $iu§ VI. unb
ging über Srüffel unb 6oblen§ naä) SRom. ©er
^apft empfing il^n mit großen gieren, ernannte
i^n nod^ am 26. September 1791 ^um ßarbinal
in petto unb am 17. ^ril 1792 ^um Sitular«
erjbifd^of öon Dücäa, wobei er il^m ben S3ifd^ofS«
ring unb ba§ $ectoraIe felbft übergab, unb fanbte
il^n bann als au^erorbentlid^en ^untiuS ^u ber
am 14. 3uli in gfranffurt ftattfinbenben ihönung
beS ÄaiferS granj 11. 9luf bem SSBege bal^in l^atte
3Kaur^ toid^tige Untenebungen mit ben ffurfürften
t)on SJlain) unb jföln, bie fid^ namentlid^ auf ben
beutfd^en Stantiaturftreit bejogen. 9lad^ feiner
Slüdffel^r prociamirte il^n ber $apft als Sarbinal»
priefter mit bem Stitel öon ber l^eiligen S)reifaltig«
feit auf bem $indo unb ernannte il^n sugleid^ jum
Sifd^of Don 3KonteflaScone unb Kometo. ©ein
SSerfel^r mit ber bourbonifd^en ffönigSfamilie er-
regte ben §a^ ber fran^öfifd^en SRepublifaner; als
bie Qfranjofen 1798 in Som einjogen, rourbe feine
^abt in iUlontefiaScone confiScirt. SWaur^ rettete
fein Seben nur burd^ f d^nette Sf^ud^t juerft nad^ glo-
reng unb bann nad^ SSenebig. §ier fanb, nad^bem
ber gro^e S)ulber ^iuS VI. ju SSalence 1799 ge«
ftorben mar, baS SoncIat)e ftatt, auS meld^em am
14. aWörj 1800, l^auptfäd^Iid^ auf SRaur^'S Setrei»
ben, $iuS Vn. l^eröorging. SWit bem neuen ^apfte
fam SRaur^ nad^ 9tom unb nal^m mieber Don fei»
nem lBiSt]|umc^eftJ. S)a er je^t als ©efanbter
SubmigS XVm. auftrat, lub er 5lapoIeonS ^a|
neuerbingS auf fid^ ; bei ben SSerl^anblungen über
ben aibf(|lu6 beS EoncorbateS 1801 fiettte 9lapo«
leon bie gforberung, eS fei SDJaur^ baS fernere 6r«
fd^einen in SRom ju Derbieten.
3n ber ßinfamfeit beS gjileS Don SKontcfiaS«
cone DoHjog fid^ eine 9lenberung in ben politifd^en
Slnfd^auungen beS SarbinalS. ßs ermad^te in i|m
bie ©el^nfud^t nad^ $ariS, too er fo Diele IrinnHi^e
gefeiert l^atte, unb nad^bem aud^ $iuS VH. bä
neue jfaifertl^um 92apoIeonS anerfannt l^otte, nu-
tete aßaurQ im ^uguft 1804 an ben jtoijei dn
^ulbigungSfd^reiben unb erneuerte 1805 bei einer
perf önlid^en Suföwimenfunft in ® enua feine Unter*
merfung. 3m ÜKai 1806 fam 5IRaur9 nadj $cri§,
erl^ielt bie ©teile eines SllmofenierS beim fßrhqcs
Seröme, baS Sinfommen eineS frangöfifd^ fhtß
binalS unb bie 9ieuauf nal^me in bie Sif abetnie. 3ii
berfelben l&ielt er 1807 eine geiftreid&e unb tn^oÖS»
fd^mere ©eböd^tnigrebe auf ben 1789 Derftodbenes
miU be SHabonDiQierS. 2)ie C^ofgunfi fül^ oier
aümölig aud^ eine Ummanblung feiner ^xißäß
©efmnung l^erbei. SRaur^ trennte fid^ Dom $ap^
nal^m 1810baSfaiferlid^e2)ecretan, baSü^niän
@rjbifd^of Don $ariS ernannte, unb ergriff Jo-
gleid^ ^eft^ Don ber SDiöcefe. Sf^eilid^ Det^
er je^t, Dom $apfte bie Konfirmation pedangn;
$iuS Vn. aber mieS Don ©aoona auS in einen
SreDe Dom 5. 9JoDember 1810 (bei SRündJ, (Son-
corbate II, Seipsig 1831, 84 ff.) nid^t blo^ bat-
auf l^in, ba^ baS ^orge^en beS J^aiferS gegen bie
Jhrd^e il^n biSl^er f d^on genöt^igt l^be, (ülen wn
ffaifer ernannten Sifd^öfen überl^aupt bie ctxao^
nifd^e änftitution gu Dermeigem, fonbem bebro^
il^n aud^ mit ben ftrengen jfird^enftrafen, todd^e
auf bie eigenmad^tige SJertaufd^ung einer S)i5(efe
mit einer anbemunb auf bie Sefi^ergreifung eh»
S)iöcefe Dor ber fird^Iid^en 3nftitution gefejt feici
SKaur^ aber, geblenbet Don @l^rgei§, erflärte boS
!BreDe alS nid^t offideQ unb autl^entifd^, bejogben
ergbifd^bflid^en $alaft unb fungirte olS Srjbif^,
Don ber t$fiction auSgel^enb, bog er als 9bniinp'
ftrator beS &ipitels bie notl^menbige SuriSbiction
befi^e. ©ein antifird^Iid^eS S3er$aUen ftetgette
ftd^ 1811 auf ber $arifer IBifd^ofSDerfammäniii,
bis er enblid^ bem in ^fontainebleau gefangen g^
l^altenen $apfte 1813 perfönlid^ gegenüber^
unb 5ule^t als SBerl^eug beS ftaiferS gegen $W
fold^e äBorte fallen lieg, ba| ber $apft i^ asS
bem 3^imn«'^ >DieS. 3n ^aris »ottte SRour? wie-
ber als Stebner glöngen, bod^ l^atte il^n fein 6^
bäd^tnife Derlaffen, unb er ttxnr genötl^igt bie foH"
f öltig ausgearbeiteten !ßrebigten Dorgulefen. Vwf
@rfoIg l^atten feine Hirtenbriefe, mlä^ batt
menn fte religiöfe fragen betrafen, DoqSgO^
maren, möl^renb beipolitifd^en ©egenfiönbenbie
Prafe unb ber ©erDiliSmuS l^errfc^te. m 18M
bie ^Dürfen in $ariS einjogen unb Subtoig XVIII.
ben 2:]&ron 3franfreid^ in 93eji| nal^m, nw^
SRaurQ bie ©tabt Derlaffen. Sr gebod^te {t4 m
fein 93iSt]^um SRontefiaScone }uni^u}ie^, eif#
aber auf ber Seife, ba| ber in Qfrei]^ fleftj^
$apft $iuS il^n Don allen Functionen fuSpewW
babe. 9hin ging ÜRour^ nad^ Som; bort ttW*
er Don allen einem Karbtnal gebü^renben (8f^
auSgefd^loffen unb Übte tote ein ©ebonnter, tS
bie yjad&rid^t fam, 5RapoIeon fei ouS 6Iba ert»
midien unb jiel^e als ©ieger mieber in ^ßori« *•
SKaur^ erflärte fid^ laut für 5RopoIeon, bcB*
1085
9)lat)tacl — aKajentiuß.
1086
banernben Xriutn))]^ er ertoartete, unb fud^te 93er>
binlrnng mit ftönig aRurot t>on 3ltapA. 6r tourbe
h^ am 12. anai 1815 in bie Sttdelgburg ge-
M^t mib f ed^ aRonote bafelbft gefangen gel^alten,
W $iu8 VIL auf SSertDenbung beS SarbinalS
(oKJatoi i^n begnabigte unb il^m ben Sonüent
St Brßtfttt auf bem Ouirinal }ur SBol^nung
adrieS. 9la(^bem er auf fein IBiStl^um Derjid^tet
}ßt, gab il^m $iu8 eine Stente au8 ber @taat§-
li^, empfing il^n perfönlid^ unb geftattete il^m
aäi, feinen $Io^ im SarbinalScoQegtum lieber
(opmeliimen. 2)0(j^ blieb SRaur^ ikmlii^ Derein«
fmt, befd^dftigt mtt 2)ur(]^ft(]^t früherer Slrbeiten
mk mit Uebungen ber t$frömmigfeit. Sr ftarb
gn) mu)ermutl^et am 11. ÜJlai 1817 unb tt)urbe
iü|t in feiner Xitularfirci^e, fonbem in ®ta. 9Ra>
m in SdliceEa beerbigt. — Sieben ben giujel»
nlgatat feiner genannten Sd^riften erfd^ienen
Oeovres dioisies du Card. J. S. Maury, 5 vols.,
Piris 1827. (Sgl. Louis Sifrein Maury, Vie
da Card. J. S. Maury, Par. 1827; M. Poujou-
lat, Le Card. Maury, sa vie et ses oeuvres,
Pir. 1845; 3of. ^ergenrötl^er, ßarb. ÜJlaurt),
^targ 1878; M. Ricard, L'Abbe Maury,
1746—1791, Par. 1888; Lemöme, Corres-
Modance diplomatique et Memoires inedits
dB Card. Maury 1792—1817, 2vols., Par. et
LiBe 1891.) [(Su^) ©treber.]
Tßtaiaet 0»»:^^^^. p«*^»»^«], MaXeXevO. im
1 1 ein Urenlel SainS, Sater SRatl^ufaelS (®en.
i 18); ber !Rame ifl ein merfmürbtgcS Seifpicl
ttonberllngenauigfeit, toomit bie iubijd^e @elel^r>
taWt bei SiEirung beS SejtcS öerfal^ren ift, in»
^ munittelbor neben einanber eine rid^tige unb
nae mirid^tige gorm fiel^en. [j?aulen.]
TßfuuküuSj be^tt). 3o]^anne§ mit bcm Set«
ttnm StaientiuS, tritt in ben ^a^xtn 519 unb
>20 als SBortfül^rer unb «ntoalt ber fog. fc^tl^i»
4nOUn^peonftantino))eIauf. S)iefeaj{()nd^e
tMiItm im Kampfe gegen 9}eftoriani§mu3 unb
IRonopl^fitiSmud ben @a^ ^.Siner an^ ber l)tu
m S)reifaltigfeit l^at im gleifd^e gelitten" jum
Nier ber Ortl^obo^ie erl^oben töiffen, möl^renb
okoe 2:i^Iogen iebe ^enberung ober Snoeite»
lag beS ouf bem Soncil ju Sl^alcebon (451) auf»
lEfUIten @lauben§belenntniffe§ ablel^nten (fogen.
4u|xi8d^fd^er Streit). 9u|erbem verlangten bie
maSjß bie Serurt^eilung ber @d^riften be§ für}
tt|er (um bie SBenbe be§ 5. Sal^rl^unbertS) Der«
mam Sifd^ofS f)fauftu8 Don Sieji, »eil bie»
^ bem ^bigianiSmuS baS Sßort rebeten, ein
jMoi^, tDeI(|e8 gleid^faÜS auf Dielen SBiber*
>M $ie|. Sie @treitig!eiten l^atten bereits töei»
taifitinfe gesogen, atö am 25. Wäx^ 519 m>
iMrte bc8 $a))fie§ ^ormiSbaS nad^ Sonftan-
ftwid bmen, um bie feit bem Sobe beS ÄaiferS
2^ L (gefl. 9. 3uli 518) möglid^ geworbene
gProang ha ftird^en Don SRom unb Don Son»
g^«I anjubal^nen. 6ine 2)enffd^rift. weld^e
glwBy im Flamen ber SKönt^e ben pöpftlid^en
^Wn Sberreid^te (Epist. ad legatos sedis apo-
Btolicae, Migne, PP. gr. LXXXVI, 75—86),
l^atte nid^t ben gctoünfd^ten ©rfolg. Sm 3uni 519
begaben fid^ bc^^alb einige äßönd^e nad^ Som,
um perfönlid^ beim ^apfte eine gntfd^cibung in
il^rem ©inne ju erwirfen, unb al§ §ormi§ba8 mit
einer fold^en gntfd^eibung jögerte, ttjanbtcn fie fid^
an bie burd^ j^önig Xl^rafamunb nad^ ©arbinien
Derbannten Sifd^öfe 2lfrifa'8. Se^tcre, an il^rcr
©pije Sifd^of SfulgentiuS Don SRuSpe, traten al§«
balb mit Sntfd^iebenl^eit für bie ©ad^e ber SRönd^e
ein (S. Fulg. Ep. 17 de incamatione et gratia,
bei Migne, PP. lat. LXV, 451—493). 3n ben
erften Sagen beS 9luguft 520 Derlie^en bie SIKönt^e
SRom, um nad^ ßonftantinopel jurürfjufel^ren. 5Jm
13. 3luguft 520 rid^tcte ber ^ßapft an ben ju gon-
ftantinopel toeilenben afrifanifd^en Sifd^of $of«
feffor ein ©d^reiben, Weld^eS baS Sorgel^en ber
fc^tl^ifd^en SWönd^e unb inSbefonbere boS Serl^ol«
ten il&rcr Vertreter ju SRom in fel^r fd^arfen SBor«
ten Derurtl^eilte unb fobann erflärte, bie SBerfe beS
Sifd^ofS fJauftuS gel^örten nid^t ju ben anerfanntcn
©d^riften ber Säter, unb bie gefunbe Seigre über
®nabe unb Qfreil^ett fönne ben SOBcrfcn be§ 1^1. Slu»
guftinu§ entnommen werben (S. Horm. P. Ep. 70,
PP. lat. LXm, 490—493). 2JlajentiuS maä^k
biefe« ©d^reiben jum ©egenftonbe einer l^erben
jfritif (Ad epistolam Hormisdae responsio,
PP. gr. LXXXVI, 93— 1 12). 3laä) ber gemö^n=
lid^en Slnnal^me ift ber ^ricfter Sol^anneS, an toel«
d^en beS 1^1. QfulgentiuS ©d^rift De veritateprae-
destinationis et gratiae Dei Dom Saläre 523,
unb ebenfo ber ^ßriefter unb Slrd^imanbrit 3oi)an«
ne§, an meldten bie tttoa^ jüngere Epistola syn-
odica ber afrifanifd^en Sifd^öfe (f. ^cfele, ßonc.«
®efd^., 2. Slufi., n, 697—702) gerietet ift, fein
5lnberer als äol^anneS aRajentiuS. ftürslid^ l^at
inbeffenSoofS (f. weiter unten) gegen biefeSbentt«
ficirung (Sinfprud^ erl^oben. 3ft bief elbe nid^t l^alt»
bar, f 0 Derliert fid^ bie ©pur ber fc^t^if d^en TOönd^e
unb il^reS $atron§ 2Ra jentiuS f d^on mit bem ©d^rei»
ben be§ $apfteS unb ber „Stntmort" auf baSfelbe.
Slu^er ben genannten beiben ©d^rif ten befi^en wir
Don SRasentiuS namentlid^ no^ S)iaIoge gegen
bie 5Reftorianer (Migne 1. c. 115—158) unb eine
abl^anblung gegen bie 3lcep]^aler (SRonopl^^fiten,
111-116). Sme feine ©d^riften finb lateinifc^
überliefert, unb ber lateinifd^e Sejt ift njol^I aud^
als Original anjufel^en. herausgegeben warb ber«
fctbe, 5um erften unb gum legten ÜKale, burd^
3. ßo^IöuS nad^ einer 5Wümberger §anbfd^rift
ber äSBerle beS 1^1. ^^ulgentiuS, fowo^I im ^nl^ange
ber graSmifd^en SluSgabe beS 1^1. ß^prian (Safel
1520), als aud^ in ber Don SB. ^irfl^eimer unb
Sod^IöuS beforgten SluSgabe beS |l. fjfuIgentiuS
(§agenau 1520). (Sin „Dielfad^ Dermittelter unb
auf fold^em SBege mel^rfad^ entftcttter 5lbbrudf"
(SoofS) fielet bd Migne, PP. gr. LXXXVI, 73
ad 158. S)ie ©d^riften befinben ftd^ in etwaS Der»
wirrtem Suftönbe. S)ie als felbftänbige ©d^rift
erfd^einenbe Professio de Christo (1. c. 79 — 86)
bilbet ol^ne S^Deifel nur einen Sl^eil ber Dorauf«
i
1087
SWajimtUan, l^eiligc SDlartt)rer.
10«
gel^enben Epist. ad legatos sedis apost. (75 ad
78). Ucber bic fc^tl^ifd^en W6nä)t l^anbelt Kor»
blnal 5lon§ (geft. 1704) in feiner Historia Pela-
giana 2, 18 — 20 (H. Card. Norisii Opera om-
nia, Veronae 1729—1732, 1, 474—504) unb
in ben S)iffcrtQtionen In historiam controver-
siae de uno ex trinitate passo unb Apologia
monachonun Scythiae ab anonymi scrupulis
vindicatur (Opp. III, 775—942). 3n neuerer
Seit i[t nur gr. SoofS (fieontiuS öon S^sanj,
1. 93ud^, Sei})5ig 1887 [bei ©cbl^arbt unb §ar.
nod, %ttk unb Unterführungen ^ur ©efci^id^te ber
altd^ripciren Siteratur HI] , 229-261) näl^er
auf bie ©efd^id^te ber fc^t^ifd^en Winäit einge»
gangen. [Sarbenl^ewer.]
^tturtlttißtitt, mel^rere l^eiUge SRari^rer.
1. ^ajimiHan öon il^ebeftein SRumibien,
gemartert am 12. SJlör) 295. ®emä| ben juerft
Don ähiinart DoEftänbig ebirten SRort^reracten^
bie bur(]^au§ baS @epröge ber ^ed^tl^eit unb ®Iaub*
toürbigfeit an fn!^ tragen (ed. Galura, P. 2, 208),
toar fein SSater, 3fabiu§ SSictor, gintreiber ber
atecrutengelber (temonarius). 3118 nun aud^ SRa^i»
mifian, ber 21 Sa^re, 3 aWonate unb 18 Sage
alt toax, }um JhiegSbienfte l^erange^ogen unb 5u
biefem Sel^ufe gemeffen merben foDte, toeigerte er
\iä), inbem er fprad^: ,,9Wir ift nici^t erlaubt,
ftriegSbienfte p tl^un, toeil xäi Kl^rift bin . . . 3^^
leifte ber SBelt feinen Ärieg§bienft, id^ leifte i^n
®ott." 9luf bie ijrage, wer il^m biefeS eingerebet
ermieberte er: ,i^ä) felbft unb ber, ttield^er mid^
berufen l&at." S)er 2lufforberung, feinen ©ol^n
eines 93effem ^u betel^ren, leiftete ber SSater feine
tjfolge, ttjeil jener felbft fein Satl^geber fei unb
toiffe, tt)a§ il^m fromme. 91IS ber $roconfuI il^n
an Die ©d^aar tapferer El^riften, bie im §eere ber
ftaifer f änq}f ten, erinnerte, antwortete SKajimilian :
;,@ie felbft wiffen, waS il^nen nujt. SDod^ id^ bin
e^rift unb f ann nid^tS Ueble§ tl^un." 3luf bie grage,
was Don ben ©olbaten UebleS gefd^el^e, fagte er:
„©u felbft wei^t, waS fie tl^un." ^ierauS, be»
merft SRuinart, muffe man entnel^men, 5IJla jimilian
babe nid^t ben JhiegSbienft an fid^, fonbem bie
©elegenl^eiten jur @ünbe, bie unter ben l^eibnifd^en
jtaifem befonberS jal^Ireid^ waren, }urüdgewiefen.
©prad^ bod^ nod^ fpöter SDtartinuS, na^bem er
S^rift geworben war, öl^nlid^erweife: „^ä) bin
ein ©olbat El^rifti, mir ift ju fämpfen nid^t er»
loubt" (Sulp. Sev. De vit. b. mart. 4). SKaji-
milian aber, wegen feiner Sßeigerung jum Sobe
üerurtl^eilt, erfu(|te feinen 35ater, baS neue ®e«
wanb, baS er il^m jum ÄriegSbienPe bereitet l^tte,
bem Sonfector gum ©efd^enfe ju geben. Siefer
Umftanb gab wa^rfd^einlic^ ^nla^, ba^ bie eble
SRatrone ^ompejana feinen fieid^nam nad^ Sar«
tl^ago braute unb il^n nid^t weit Dom ©rabe SQ'
prianS, ber gleid)fafl§ feinem Sonfector 25 ®oIb»
ftüdfe 3U geben Derorbnete, beftatten Iie|.
2. SDl a I i m i l i a n (SDlajimian), ©olbat unb
SKart^rer 3U Sinti od^ien unter SuKan bem 3(b=
trünnigen^ war laut ben guerft Don 9iuinart ebir»
ten TOartprcractcn (ed. Galura, P. 3, 365) ba
Don SRa^imian ^erculiuS eingefül^rten KegimcK
ber ^erculier einoerleibt unb tl^eilte mit Sondfi
bie Sl^re, bie JhiegSfal^ne (labarum) ju bel^
unb 5u tragen. S)iefer Umftanb gab 9nla| ;
il^rem SKartertobe. 3n Slntiod^icn mit ber 3
rüftung bc§ $eere§ ^um gfelbjuge gegen bie Soj
befd^äftigt, fud^te jlaifer Sultan Dorerjl oue C
innerungen an ba§ S^riftentl^um auS bemfcO
gu entfernen. 3n biefem Seftreben fanb er an ji
nem Ol^ eim, bem SomeS Julian, eine eifrige @lu|
S)erfelbe l^atte bereits burdd Derfd^iebene (Setpo
tl^atigfeiten, namentlid^ burd^ baS fd^redflid^ 92»
turtum beS antiod^enifd^en ^riefterS S^ec^
(Buin. 354), groben feiner ®raufamfeit gegeh
babei aber aud^ Don gwei Seiten eine emfte SBo
nung erl^alten. S)er jlaifer, ber ben Soften i
^alme beS 9)ZartQriumS ni(^t gönnte, Derbot i^
in ber f^olge Q^l^riftenblut gu Dergie^en, unb onbcn
feitS fud^te ber ^immel i^n mit einer fd^u^
Jhranfl^eit l^eim, bie aOer jhtnft ber 9[er)te toibe
ftanb (Buin. 361). 2)iefe boppelte SBammig &
er bei ber Snfunft ber ^erculier in 9nttoii|ie
au^er 9d^t unb geftattete feinem tdbtlid^ ^
gegen bie Sl^riften freien Sauf. S)em Jtaifer anj
fiel nid^t weniger als bem SomeS, ba| SRasonffiir
unb IBonofuS nod^ immer bie feit Sonftontisba
®ro^en üblid^e, b. b- bie mit bem JheuÄgeid^ii^
bem StamenSguge Sil^rifti gefd^müdCte mtegSfat*
an ber @pi|e il^reS ä^egimenteS trugen. &
burfte na^ i^rer^nfid^t nid^t fortbauem. Stth
Sl^at befal^l il^nen ber SomeS, bie Arieg?^
p änbem unb gugleid^ bie @ötter )u Derel^reo, M
er unb ber jfaifer Dere^rten. 91S fowol^l bafiSi
wie baS Rubere Derweigert würbe, l^e eS n(u|lx
SSerorbnung beS ffaiferS genügen foSen, Seibeeii
fad^ aus bem ^eere gu Derweifen (Theod. EI
3, 4). StUein bie gfurd^t, ba^ baS Seifpiel ki
Ijfal^nentröger Diele Rubere ju gleid^em (ta^MM
Deranlaffen f5nnte, war, wie eS fd^eint, ber (Stni
l^ier Don bem allgemeinen @efe^ eine 9uM»
gu mad^en. 2)ie $)oIlmad^t, in biefem gdb li
ber Ijfolter unb fogar mit ber XobeSftr^ Wtf
gelten, l^atte ber feomeS, wie bie Slden ouSbdidBc
berid^ten, Dom ff aif er erbeten unb erl^alten. S)onii|
l^in würben ie^t SRa^milian imb SonofuS uriita
l^olt mit 93leifugeln gepeitfd^t, gefoltert nnb fl
alle erbenfbare SBeife gequölt. 918 fie infidMh
^tä) geworfen worben unb unDerfel^ «6fi^
waren, riefen bie äuben unb Reiben: JbiAp
Sauberer unb ©ottlofe!" S)age8en erf^ia h
gleid^faÜS l^erbeigeeilte fßröfed SecunbuSüBerbe
^efunb ber Qa^t nid^t wenig ergriffen unb di
fd^lol ftd^ rafd^, l^ier eine ganj eigentl^mlid^fai
anguftellen. 6r lie^ l^eibnifd^e ^rieftet bnKB0
an biefen aQeS DoÜgiel^en, waS bie Reiben bei ttiC
Opfern unb öbnlid^en Snldffen m tl^un pfb^
unb üe bann gleid^faUS in fiebenbeS $ed^ wSfi
^IS fie nun Derbrannten, Derweigerte ber|Ü
fect ©ecunbuS, unter ^inweiS auf bie 9BänB0
bie aus bem SVhtnbe Julians l^ouSfldffeQ, feil
SJlasimilian, l^eilige SRart^rer.
1090
Ott loeiterett 2:]^atKd^feiten gegen bte
ib etitpfal^I fi^ sugleid^ ttt ba§ ®e(et
it ^etrti 99onofu8''. Obgleid^ ^terburd^
if)t ber Stxanf^tii, an ber er litt, nad^'
\auxt, ful^r benno(]^ ber SomeS 3uliatt
)U Sl^rtften }u toütl^en, unb Derurtl^eilte
i ttttb 99otu)fu§ fammt il^ren ®enoj|ett
itttg mit beut ©d^toerte. SBenige Sage
ber Somed, ttad^betn er DergebenS feine
]^{ttn geblieben toor, erfud()t l^atte, fär
rgenefung )u beten. S)iefe l^atte feinen
en unb unt)erbefferlt(^en @inn ol^ne
r burd^fcfymt. — S)er log, an bem
i tmb feine ©enoffen gemartert wur-
tmA bem Stömifd^en ^art^rologium
n ffalenbarien auf ben 21. ^uguft
n Äojpfe ber SRart^reracten baffir ber
ber (XIV. KaL Oct) angegeben toirb.
eine tud^ bo8 anbere S)atum ifl baS
enn ber SomeS Julian litt bereits jur
SRopmilion in SJerl^ör nal^m, on ber
ihonf^eit, Don ber er nid^t mel^r gena§.
aber erfi bei ©elegenl^eit beS SKarter-
boritS eingetreten, toeld^er nad^ bem
\ ^oMmpt\% SU 2)a^^ne (22. Oc«
rrfolgthxnr. S)emno(!^ ift SRo^milianS
n boS Snbe be§ Sal^reS 362 ober in
) beS folgenben 3a|re§ ^u Derfe^en.
A. SS. Aug. IV, 425; TiUemont,
Vn, 406. 739 S8.)
:imilian Don Selefa (Si&i ober
SteiermarO/ 3lpofteI 5Roricum8 unb
2)ie über il^ Dorl^anbenen ^cten fiam»
3 ber ÜRitte be§ 13. Sa^rl^unbertg unb
i)ut)erlöffig. SS>a% IBefie barin ift Diel«
)vmtiS auf ben 1^1. Shtpert, afö einen
id^ 3^9^ fü^ i>^e l^ol^e SSerel^rung,
BL SRajimilian bereits gu feiner 3eit
oer Sl^ot l^at ber ffi. 3tüptxt ju Sl^ren
pmilian eine Säxi^t gu iBifd^ofSl^ofen
(= 93anngau) gegrünbet unb in Jeg»
\ bie Serel^rung beSfelben p förbem
. B. Sepp, Vita s. Hrodberid primi-
deponti 1891 , 42). S)iefe ^eröor»
d)eid^ng, bie bem 1^1. SRa^imtlian
;n baS Snbe be§ 7. ^al^rl^unbertS gu
t, fe|t natürlid^ naml^afte SSerbienfie,
M um biefe ® egenb ermorben, oorauS.
kienfle finben il^ren SuSbrudC in einer
tbition, tDonad^ bie JTird^e t)on Sord^
Srunbung beS ^l^riftentl^umS im 92ori»
neu 9{amen il^re erfte Sntftel^ung unb
j fnü|)ft. Sie 3«tt toann bicfeS ge»
man mit giemlid^er ©emi^l^eit auS ben
ermeffen. 3n ber Siogropl^ie ©eöerinS
©d^ergugit)piu8 (abgcbr. beilJfrieb«
«ef«. SeuMIanbS 1, 444 ff.) erf d^eint
{ufagen Douftonbig d^riftianifirt; über«
wcq, ttrie bie SJlartQreracten beS 1^1. t$Io*
cL) geigen, fd^on gu Anfang be§ 4. Sal^r«
ne grö|ere Sl^riftengemeinbe. S)arum
Btto«. TIXL 2. ünfL
tt)irb man bie ©rünbung biefer ftird^e unb mitl^
aud^ bie S&ötigfeit beS f)l aRajimilian öor biefe
Seit l^inaufrüdfen muffen. Sie 3eitangabe ber
acten, toonad^ ber ©eilige öon X^ffiiS IL (257 bis
258) feine SRiffion erl^alten l^be, bflrfte bemna^
tool^I bie rid^ttge fein. 2)aS furj barauf erfolgte
Xolerongebict beS ffaiferS (SaUienuS (260—268)
fam feiner a^oftolijd^en E^ätigfeit fel^r gu Statten.
Sr tDXxttt meifienS tu unb um Sord^ (Laureacum).
Ob er aber aud^ als Sifd^of t>on Sord^ fönne an»
gefeiten tocrben, ift ungemi^ Sber 9}erf äff er berieten,
freilid^ nml^rfd^einliqi irre gefül^ burd^ ein (un«
achtes) ©d^rriben beS ^fteS ©Qmmad^S (498
bis 514) an einen Sr^bifd^oJ Don Sord^, mad^t i^
fogar gum Srgbifd^of oafelbft. S)od^ toirb er toobl
el^er nur als ätegionarbifd^of gelten mäffen, ba
feine Sl^ätigteit ^d^ bis in bie ©egenb Don ^ei>
ftng erftredCte, aud^ bie 9giIoIftnger i^n als fionbeS-
a^oftel eierten, uttb bie ©d^e^rer unb ©absburger
i^u fogar als ^romilienpatron erfennen. 3nbe^
toirb t>telfad^ feine bifd^öfßd^e SBürbe begreif elt,
tt)eil eine Urfunbe JfarlmannS auS bem Shtfre 878^
ebenfo bie jf alenbarien t>on Segemfee unb 3RSBI
aus bem 11. unb 12. Sal^rl^unbert il^n nur als
confesBor begeid^en. SDagegen l^at man geltenb
gemad^t ba| bie Sprad^e ber ®i))Iome in ben ge^n
erften Sal^rl^unberten bie Sifd^öfe fiberl^aupt ni^t
als fold^e gu begeid^nen pflege. ®ie biegen barin
in ber Siegel bIo| martyres ober ooi^essores.
Sbenfo moQte man bem 1^1 9Ra£imiIian bie SBürbe
eines SJlart^rerS abfpred^en, toeil er in ben er-
U)ö]^nten ^denftüdCen ftetS nur als confessor figu«
rirt. allein gett)i| ift ba^ baS 10. ^al^rl^unbert
ibn bereits als iÖJart^rer fennt inbem ein Srei-
finger jfalenbar auS bem 10. Sal^rl^unbert gum
12. October S. Maximiliani mart 1^ (9L Sed^«
ner, SDWttelalterl. Äird^enfefle unb ftalenbarien,
gfreiburg 1891, 20). Sieben ber Srabition, bo^
er 93e(enner uttb ®laubenS))rebiger, mu^ barum
aud^ bie anbere, ba| er SRart^rer getoefen fei, oon
jel^er beftanben l^aben, fonft l^ötte bie Ie|tere nid^t
plö^Iid^ in einem jf alenbar gum KuSbrua gelangen
iönnen. ®emä| ben Scten erlangte er in feiner
©eimat SiQt) unter jf aif er 9htmerian bie SRart^rer«
palmt. S)aS 3abr feines XobeS ift ungetoi^. Sie
eingaben fd^toanlen gtotfd^en ben Salären 281 unb
308 (BoU.). SBabrfd^einlid^ ift er iebod^ bereits
t>or ber biodetianifd^en SJerf olgung gemartert mor«
ben, weil wir fonft über fein SebenSenbe juöer»
löfftgere 92ad^rid^ten belommen l^ötten. ®ino bod^
aud^ über ben 1^1. gKonan autbentifd^e bieten auf
uns gelommen ! Sr mürbe au|erbalb ber ©tobt
Kifl^ beftattet, unb fein ®rob blieb in gieren, ©o«
balb nad^ ben ©türmen ber SJöDerttmnberuttg
einigermaßen toieber orbentlid^e SBerl^öItniffe an-
getreten toaren, würbe aud^ an bie Srl^ebung ber
@ebetne biefeS t>erbienf[t)oSen ©eiligen gebadet
Sßöl^renb bie Uebertragung berfelben nad^ yitopü
(b. b. Nienburg) feinen ©lauben öerbient, fd^eint
es ftd^er gu fein, ba| biefelben gum erften 3Mt
burd^ ben ffi. Shtpert erl^oben würben.- 3eben«
1091
9Rasiminu8, ber 1^1.
1092
folld mieten fle efate 3^tlattg in ber t)on biefem
errid^teten cella Pongawensis. S)QrQuf famen
flc (nad^ Slücntin) nod^ Surgfird^en, üon wo fic
ber ftöntg jforlmann 876 ober 878 in bte t)on
i^m neu erbaute Stitä^ ju (2llt«) Detting über«
trug. 9BeiI {ie l^ter bur(| bte uneberl^olten Sin*
fäOe ber Ungarn bebrol^t fd^ienen, mürben fte um
baS ^Qf)x 985 nad^ $a{{au gebrad^t; l^ier fanb
am 3. «uguft 1289 unter SBifd^of »eml^rb eine
feierlid^e grl^ebung jiatt. ®er ffi. ajlajimilian
mirb am 12., an einigen Orten am 29. October
Derel^rt; aud^ im SUmifd^en SJtartproIogium fielet
er mit bem 1^1. Valentin ^u biefem Zage. (93gl.
b. art. Sägern ü, 89; Boll. Act. SS. Oci
VI, 28.) [5ßeter§.]
SBoMmhuts, ber 1^1., 93ifd^of t)on Zrier
(c. 382—349), beffen Seben in bie gdt ber glor-
reid^en jfömt)fe be§ 1^1. 9t]^anaftu§ gegen bie
Strioner föSt, ftanb mit bem ^ßa))fte 3ußu3 unb
bem Sifd^of $o{tu8 t)on @^orbuba bem großen
©trater für bie Sleinl^eit bed ©laubenS ftet§ treu
jur ©eite, wie biefer in feinen ©d^riften wieber-
|olt bejeugt. Se^tere bilben aud^ bie Dor^üglid^fte
Duelle für baS Seben unb bie 9Bir!famfeit unfe-
reS ^eiligen. Slu^erbem fprid^t unter ben jeit-
genöfftfd^en ©d^riftfteEem nur ber 1^1. ^ieron^-
mu8 t)on il^m, meld^er il^n ben gefeierten S9ifd^of
t)on Zrier nennt (Chron. ad a. 6 imp. Const.).
2fm 6. äal^rl^unbert bejeid^net il^n @regor t)on
ZourS als einen Diefoermögenben ^eiligen, alS
einen großen Qfürfpred^er be§ tricrifd^enSSoIfeSbei
®ott, an beffen ®rabe oftmals l^errlid^e Sßunber
gefd^dl^en (Eist. Franc. 1, 85; De gloria Conf.
c. 93). Sine auSfül^rlid^e SebenSbef^reibung gab
erft im 8. Sal^rl^unbert ein ungenannter 9Rönd^
Don @t. 9Jtasimin: Sifd^of Supud t)on ei^&Ion§
überarbeitete biefeloe 834 bei feinem langem 2luf«
entl^alt in genannter Slbtei auf ^Sitten bed Slbted
SBalbo. Srftere ftnbet ftdl^ bei ben SSoÜanbifien,
le^tere bei ©uriuS gum 29. SRai abgebrudCt; beibe
finb aber mit SSorftd^t ]u gebraud^en, meil fie nid^t
nur mand^ f abeH^aft flingenbe 3lad^rid^ten, f otü)em
aud^ offenbare 93erftö^e gegen bie Sl^ronologie
entl^alten. 2)agfelbe gilt t)on ben Angaben ber
Gesta Trevirorum c. 31 (ed. Wyttenb.). Heber
bie aibflammung unb Sugenbjeit be8 1^1. SKajimin
berid^tet ber Slnon^muS unb mit il^m flberein*
ftimmenb SupuS, ba| er einer angefel^eneut^familie
5U ©iÜQ in 9(quitanien entfproffen unb al§ 3üng*
fing nad^ Srier gefommen fei, um unter ber Seitung
beö berül^mten Säifd^ofS ägriduS feine tl^eologi«
fd^en ©tubien gu mad^en. 9iad^bem er t)on biefem
bie SBeil^en ettH)fangen l^atte, folgte er feinem
Sel^rmeifler, menngleid^ mit SBtberfkeben, auf bem
bifd^öflid^en ©tul^Ie nad^ (loal^rfd^einlid^ 332).
S)er Anonymus tt^&^li, f omol^I ber fterbenbe 2lgri»
ciuS als aud^ DuiriacuS, ein t$freunb unb SanbS*
mann 2RaximinS, feien burd^ einen ßngel belel^rt
toorben, ba^ JRoi^min 5Rad^foIger öon agriduS
xmhm f olle. 2118 95if d^of gewann 5Ko jimin großen
Sinflu^ auf ben faiferli^en ^of in Srier, m
6:onftantin n., feit 335 $röf ect t)on (Sollten, tefd
birte. 3^m l^ouptföd^lid^ ift eS }u t>tämSxa, ba|
baS Slbenblanb, f o lange Sonftontin IL unb fdi
Sruber @^onftan§ am Seben blieben, nid^t etaif
mie ber Orient Don oben l^erab arianiftrt umA
3lfö 335 ber ^l. Sltl^anafiud Don eonßontm :
nad^ Xrier in feine erfte SSerbomtung gejd^idt umib
trat ÜRajimin, ber bie 9tanfe ber Chifdoianer bnrd
fd^aute, als SSertl^eibiger beS ©laubenSl^elbcn ai
geleitete il^n an ben ^of unb ermirfte i^m eii
gütige Slufnal^me bei (Sonftoitin IL, ber ben Se
bannten mit allem 9l5t]^igen Derfal^ (Äthan. EBt
Arian. 50). Sinen ebenfo großen ßinflu^ gettai
ÜRaiimin auf ftaif er S^onftanS, miä^tt na^ 9oi
ftantinS n. Xob f aft smei 2)ritt]^eile bed römifd^
Sleid^eSbel^errfd^te. SBöl^renbeonftantiudimSto
genlanbe fid^ Dbllig in ben Rauben ber Srion
befanb unb ben l^L ^t^anaftuS )nm jtoeiten 9ta
Derbannte, fonnten bd SonftanS bie SlbgefaiAk
ber ontiod^enif d^en ©Quobe Don 341 ntd^tS erreid^
ÜRapmin Derwdgerte i^nentro^il^reS ortl^obosffii
genben ®lauben§befenntniffe8 bie JKrd^eng«nefa
fd^aft unb beftimmte aud^ in SSerbinbung mit ^
Julius unb Sifd^of ^ofiuS ben ff aif er gn SRo
lanb, ba^ er ftd^ mit feinem SSruber in SSerbinbn
f e^te unb gur ^Beilegung aller SBirren bie Sen^n
einer ©^nobe nad^ ©arbica in 3n^en tittcamjti
Sltl^nafiuS fam ie|t 343 nad^ %xitx, um gemdn
fd^aftlid^ mit $ofm8 unb SRai^imin bie 9hife|r
©Quobe 5u mad^en. 3n ©arbica, mo 94 orq»
böse S9ifd^5fe fid^ Derfammelt l^atten,. unterfd^
SRaiimin unmittelbar nad^ bem Sorft^enben U
S9ef^lüffe, burd^ meldte ^tbonoftuSneuerbinglfii
unf d^lbig erflört mürbe. Sbenf o urarbe geforbed;
ba| ber Don ben Sufebianem Derbrängte 9ifi|o|
Paulus Don Sonftantinopel mieber auf fein 8il<
tl^um gurüdßel^ren foDe. 9Bie l^od^ ber Sii|h(
ÜRosiminS auf ben ®ang ber SBeri^anblungen m
ben Sufebianem angefd^lagen ttmrbe, ge|^t batMi
l^erDor, ba^ biefelben auf il^rem gldd^jdtigen Co»
dliabulum }u ^l^ilippopoliS ben Samt über 9losi'
min ebenfo mie über ^apfi 3uliu8 unb Siftt»!
^oftuS auSfprad^en. Salb nad^ feiner StSd^i
Don ©arbica trat an SJtapmin bie $flid^t ffM
bie Steinl^eit- bed ®lauben§ aud^ gegen einen Itt*
bifd^of eupl^rateS Don fföln (f. b. Strt), wilp
nod^ in ©arbica mit ÜJlapmin gefttmmt 1^ 9
maleren. 93onDerfd^iebenen©dten mürben lllfl|ii
laut, ba| Supl^rateS baS nicönifd^ SeIenntn$<A>
fd^möd^e; mel^rere Sifd^öfe brad^en mit il^ M
©emeinfd^aft ab ; als aber ßupl^ateS nur UR fi
l^artnädtiger fdne SReinung Dortrug, Derfanmdti
SRajimin, als ber nöd^fle unb ölteße Sifd^of bei
©egenb, gu fföln 346 eine Stationalf^nobe, xm
@u))l^rateS feines SiStl^umS entfe|te (DgL &l
fföln, ©tinoben VH, 898 f.). — SKosinrfn fiJeW
aud^ literarifd^ tl^ötig gemefen gufein, mie^^
einem fo bebeutenben fttrd^enfürflen in einffp
möd^tig bemcgten 3eit ermarten Iä|t. 8fät m
Snnal^me fpnd^t bie 9eu^erung beS 1^ V^
nafiuS (Disput. I adv. Ananos) : «SQSemt bhfi
1093
aRa^iminuS, S. 3uliu8 SetuS.
1094
&H^ ^n ben SRe^tglöubigen ausgingen, toxt
kit M großen Selennerd ^oftuS, SRosimind t)on
fioDim ober f eineö Slad^f olgerS . . . , f o böten jte
itmm Saum für ben leifeften SSerbad^t; benn jle
gib aufrid^ttge unb ^äfiiä^it SBerle apoftoltfd^er
giämier.'' Selber ift und Don fold^en ©duften
wSß oererbt. 2)a aber fd^on ^teron^muS in
{am ftatalog ber d^ftlid^en S^ftfteller, ob-
ttUji er {id^ längere S^it in Zrier aufgel^alten
H md^ booon ermahnt, fo fielet }u Dermutl^en,
boft m^anafiuS nur an bie Hirtenbriefe ba^te,
fed^eSDtosimin an feine S)iöce{anenrid^tete. ^ud^
1011 feinen Slnffirad^ an baS SSoÜ ift feine er*
(oUen. 3)a| er ein eifriger unb gern gel^örter
Stifmibiger beS göttlidjien SBorteS gemefen fei,
baMSt$cmafiu8 an^ inbem er fagt ba^ ]u feiner
Seit bie in Xrier Dorl^nbenen JKrd^en ^ur Sluf*
M^ beS l^eilSbegierigen S3oI!e§ nid^t ouSgereid^t
\ßm (Äthan. Apol. ad Gonst.). Unter \f)m
iriga fid^ aud^ bie erflen 9nfönge be§ OrbenS*
idcttS in Xrier, offenbar angeregt burd^ bie Zl^ötig-
bit beS ^. atl^naftuS, beS Sfreunbed be§ 6in-
Ibbleift Sntoniud, bei feinem unfreinnUigen 9uf-
fltfMt in ber 3RttcopoU (SaUieng (ogl. Aug.
(M 8, 1). S)arf man (ierau§ ben @d^Iu^ sielten,
b4 f^on in ben erfien 9legierung§ia]^ren be3
fKloKifrigen Sifd^ofd feine (Semeinbe ftd^ in
Ubenbem 3uflanbe befunben l^t unb Dolüommen
i)ripiaiiiftrt xtHxt, fo erf d^eint ed afö felbftDerftonb«
fii^ bog Stasimin fein 9uge aud^ ouf boS Sanb*
loB m ben weiteren ffreifen feines JKrd9enf)n:engete
gsi^tct ^be. 3n ber Sl^t berid^ten bie 93io«
gn|)ien beS 8. unb 9. Sal^rl^unbertS, ba| er feine
etiler, ben $riefler (Sa^r (f. b. ^rt.) an bie
■ittbce 9lofeI mit bem @i|e in Karben, unb Su«
btiufi (f. b. 9rt.) an bie untere 9Rofel mit bem
Sin 6obem, aß ÜRifftonare auSfanbte. @ein
erfolgte um baS Sai^r 349. Sie 3o]^anni§«
bift, in tDüä^ er bejtottet ttmrbe, erl^ielt ben
mtcn StosiminSfird^ ; fd^on als @regor oon
Xinft feine ®efd^d^ ber f$fran!en oerfa^e (1, 85),
Me Stosimtn alS $atron ber @tabt unb als
64Ji|er gegen teuflif^e Angriffe t>ere]^rt. @ein
St? ift am 29. SRai, al. 12. @e))tember. (93gl.
BoL Majiyn, 376; Oct. XI, 829; GaUia
cbist XIII, 375; Ghamard, St Maximin,
il ber Bevne des Quest. hisior. I, Paris 1867 ;
M. S)teL S)er I^L SRasiminuS unb ber 1^1. $au-
bft,9ifd^feti.S:rier, Xrier 1875.) [be Sorenji.]
VbtttatbiM, e.3uUuS SSeruS, berSl^ra»
der, tiWf Aar Paifer (235—288), toox in %ixa-
äeii bon borbarifd^ SItem geboren. @eine
Artler gel^e bem 93oI!e ber Alanen, fein Sater
h« ber (Boten an. SIS ffaifer SeptimiuS @e«
^n& onf ber StfldSel^r Don einer S^pebition in
te Orient in Xl^acien fyiii mod^te, um ben ®e<
ittiStag feines jungen Sol^neS ®tta burd^ allerlei
viäürifd^ @^Ie )u oerl^enltd^en, jog ein junger
8ttb«ami — eben ÜRapmin -— fonjol^l burd^
<i(iniB&{(ige @tärfe unb (Seioanbtl^eit als burd^
Qbfiak ®rjy|e beS ftörperS bie 3lufmerffam!eit
beS ÄaiferS fo fel^r auf fui^, ba^ er il^n fogleid^
unter bie Slrmee aufnal^m. Unter ber Xegierung
beS SeptimiuS @eoeruS unb feines ©ol^neS flieg
er, Don beiben gfürfien begünftigt, bis ^u bem
9lana eines @^enturio auf, uml^renb er unter ber
ßerrfd^aft beS 9R5rberS t)on ßaracaDa unb unter
f^eliogabal fid^ oom öffentlid^en S)ienfte aurfidC-
gejogen l^ielt. 9lad^ ber Zl^ronbefleigung oon Slle-
sanber @eoeruS feierte er an ben ^of surüdC, belam
ben el^renooOen Soften beS S9ef el^ISl^aberS ber Dier«
ten Segion unb fd^loang ftd^ na(| unb nad^ bis gur
l^öd^ften militärif^en Stürbe auf. S)od^ biefe ISe*
förberungen unb S^unftbe^eigungen, loeit entfernt,
feine Zreue }u bef eftigen, bienten nur ba^u, feinen
^tgei^ 5U fiad^eln. Sr n)u|te, ba^ ^le^anber
@eoeruS bie Siebe ber Srmee oerloren l^tte, unb
fa^te ben Sntfd^Iu^/ burd^ aOerlei SuSftreuungen
bie ^erjen ber @oIbaten bem ffaifer ooOenbS }u
entfremben unb für fid^ ^u gen)innen. 2)ie^ gelang
um fo leidster, als SWojimin offenbar troj feiner
Strenge unb ©raufamfeit eine äd^te ©olbaten-
natur mar, meldte baS ^eer ^u eleftriftren utü>
bauemb }u feffeln oerfiano. @o !am eS, ba^ ber
ftaifer, meld^er eben ein großes ^eer am Sll^eUi
gegen bie Seutfd^en ^u fül^ren gebadete, in einem
@oIbatenaufftanbe erfd^lagen luib ÜJlosimin oon
ben meuterifd^en 2:ru))))en ^um 9lad^foIger auS«
gerufen lourbe. ÜRit ii^m gelangte juerft ein nad^
^funft unb @inneSart ödster 93arbar auf ben
X^ron ber römifd^en Söfaren, loeld^e bis ju biefer
3eit alle burd^ Slbfunft, jfenntniffe unb SJerbienft
ber gried^ifd^srömifd^en Sultur angel^ört l^atten.
O^ne 9lom, ben 9RitteIpunIt beS Sleid^eS, ^u be-
fud^en, fül^rte ÜJlosimin fofort ben ftrieg am Sll^ein
unb an ber S)onau mit glüdHid^em Srf olg unb be*
gann ben jf ampf loiber bie @armaten. ^e ^aupt*
ftabt moOte er nid^t feigen, loeil er befiänbig feiner
gemeinen barbarifd^en Sbfunft, ber Siol^eit feiner
öu^em Srfd^einung, ber gän^Iid^en Untinffenl^eit
in allen ftünften unb Sinrid^tungen beS bilrger*
lid^en SebenS, enblid^ beS SBIuteS unb SSerratl^eS
Id^ erinnerte, burd^ meldten er fid^ jumOberl^erm
eS römifd^en Sleid^eS aufgefd^mungen l^atte. 3)em
entfpred^enb bulbete er um feine $erfon feinen
SRonn oon eblem ©efd^Ied^te ober t)on SSilbung
unb mar t)on bem @d^red!bi(b ber SSerad^tung fei-
tenS beS römifd^en SJoffeS mie oon feinem @d^at*
ten begleitet. 3)iefer Slrgmol^n er jcugtc einen mal^r»
5aft tenoriftifd^en §a|, eine unbegrenzte S5er»
f olgungStDut)^ gegen alle unb jiebe, meldte Silbung
unb SSerbienft befofeen unb am §ofe feines eblen
unb milben SSorgöngerS in ©^ren unb ©eltung
geftanben l^otten. Unter einem f old^en ftaifer f onn-
ten aud^ bie ßl^riften nid^t auf Seiten ber Slul^e
unb ©ulbung l^offen. SWammäa, bie ÜRutter beS
Stleganber ©eüeruS, l^atte ja einft ju 2lntiod^ia
ben ftird^enlel^rer DrigeneS ju fid^ entbieten laffen
unb, obmol^I fie ^eibin mar unb blieb, feinen
Vorträgen mit bem größten 3ntereffe jugel^ört.
®ie in jenen Seiten l^äufige f^ncretijHfd^e S3e«
trad^tungSmeife unb Uebung ber SReligion mar auf
i
Äiv*
1095
ÜRasimuS, ber 1^1.
SIeiponber @eDeru8 fibetgegangen. 3n feinet ^ouS»
taptUt Derel^rte er neben ben 93Ubem Don llbra*
}^am, Orpl^euS, StpoDoniuS aud^ boS Don S|^nftu§
Qfö eines el^mürbigen, um bie SJtenfd^l^eit Der«
bienten SBeifen. S)e|n)egen toax er ben @^l^riften
onäbig geioefen^ unb Diele feiner t$freunbe unb
Wiener Italien i^rer ©emeinfd^aft ongel^ört. 3n«
bem nun ÜRosintin gegen alle f^reunbe unb ^n*
l^önger feines SBorgöngerS }u mutigen begann,
nutzte feine SSerfoIgung natürlid^ oud^ bie Sl^ri»
ften treffen. 3*DQr fagen bie 3cugniffe beS 9IIter-
tl^untS, ba^ ÜDlo^imin nur bie ^öupter ber üixä^t
mit bem Sobe ju beftrafen befo|len, mit DieOeid^t
in ben erften Seiten Don Sle^onber @eDeru§ d^rift-
lid^e S9ifd^5fe mit bem £)ofe in 93erbinbung ge*
ftmiben l^atten. Sber felbft menn ber jfoifer feine
93Iutbefe||Ie auf bie ®eiftlid^en allein befd^rönfte,
fo fonnte e§ babei bo$ unmöglid^ fein SSemenben
l^aben; e3 mußten Sitt^iel^ungen be§ S3erm5gen§,
SSerbannungenunb anbete ©trafen über bie gan^e
©emeinfd^aft ber Kl^riften l^ereinbred^cn. ®er ff ai«
fer brandete ftd^ nur pm t$feinbe ber S^l^riften 5u
erüären, um aOe ^ngel^örigen bed SDangeliumS
ben genannten plagen jumal in f old^en ^roDinjen
au§5ufe^en, in toA^tn ber alte ^a^ be§ ^eibnif d^en
93oI!e§ gegen bie @^|riften burd^ }erftörenbe 9tatur-
ereigniffe auf^S Jltnt ent^ünbet mürbe tmb ber
9anati§mu§ ber Stattl^alter mit ber SButl^ be§
Solfed gemeinfame @ad^e mad^te. 9{un maren aber
in ber Sl^at Derfd^iebene ^roDinjen be§ SReid^eS
Don aOerlei fianbplagen ]^eimgefu(|t morben, unb
in S^oppabocien unb ^ontuS inSbefonbere l^atte
ein Srbbeben ganje @töbte Derfd^lungen. SBie ge»
möl^nlid^, mürbe bie Sd^ulb baDon ben Sl^riften
beigemeffen. Sa^u !am, ba| aud^ @erenianu§,
ber ©tattl^alter Don Sa))))abocien, ein graufamer,
ben (S^riften feinbfeliger SWann mar. ©o gefd^al^
e§, ba^ in ienem Sanbe möl^renb ber Verfolgung
3Ra£imin§ nid^t bIo| ber SHacon 9lmbroftu§ unb
ber ^efter ^rotocletuS Säcfenner mürben, f onbcm
ba^ bie bortigen Sl^riften über]^aut)t ge^mungen
maren, Don einem Snbe be§ fianbeS ^um anbem
m fliel^en, il^re ^eimat ^u Derlaffen unb in atü)ere
^roDin^en auSjumanbem. Sud^ ju 9lom blieben
bie Sil^rtfien nid^t ungef öl^rbet. S)er bamalige ^apft
$ontianu§ mürbe mit bem $re§bQter ^i))))olQtu§
im 3. 235 unter ber Slegierung SRapminS au§
ber ^ouptftabt nad^ ©arbinien Derbannt unb ftarb
bafeM im nömlid^en Saläre, mal^rfd^einlid^ infolge
Don ^Dli^l^anblungen. S)a§felbe ©d^idtfal miber>
ful^r 236 feinem IRad^foIger 9lnteru§. Ob unb
inmiemeit bie Verfolgung aud^ bie römifd^e Kl^ri»
ftengemeinbe betroffen ober fld^ nod^ auf mehrere
^roDinjen erfiredtt |abe, mu| mcgen 5DlangeI§ an
lRad^ri(§ten bal^ingefteüt bleiben. 3ebenfafl§ er»
reid^te bie Verfolgung mit bem im 3. 237 gegen
9Rasimin auSgebrod^enen Slufftanb il^r Snbe. S)ie
orgmölftnifd^e unb blutbürflige ©eele be§ St^rannen
nämlid^ mittette übetall Vettatl^ unb Vetfd^mö-
tungen. 3)a]^et matb Italien, ja ba§ ganje SReid^
mit gel^eimen 2lufpoffetn unb Slngebetn etfüllt unb
eine fold^e 9Renge bet graufamflen @tro
l^öngt ba| SonfiScationen, Vetbannmtt
einfache SobeSftrafen für Vemeife ungemi
SRilbe galten. 2)ie| bemirfte eine allgeme
^meiflung unb fül^rte einen Sufftaid) ii
lerbei, burd^ meldten bie beiben (Sorbimi
unb ©ol^n, iener }um SiuguftuS, biefer »i
ausgerufen mürben. 3^or mürbe bie St
rafd^ unterbrüdtt, unb bie beiben ©orbioii
um^S Seben; aber ber römifd^e ©enot 1^
felben anerlannt unb alle ^roDinjen aufg
fid^ miber ben X^rannen ^u erl^eben« 9
mifd^en ©enate blieb be^l^alb anä) nad^ )
glüdtlid^en @nbe be§ afrifanifd^en 9ufflan]
anbere fSiafjH, atö in ber Smt)5rung gegen 9
5u Derl^arren. S)e|]^alb mürben ^a^ui
nu3 unb SöliuS ValbinuS afö ffaifer ou*
unb beftimmt, ba^ biefer in ber ^auptfb
ben, jener }um ffriege gegen ben Zprom
sielten folle. ÜR. $ut)ienu§ fd^Iug fof
Hauptquartier ju SlaDenna auf unb Dei
mid^tige unb fefte Slquileia mit einer {iai
fa^ung, meldte bem ^eere SDlapmind eil
smeifelten 3Biberftanb entgegenfe^te. ©o
bie Belagerung in bie fionge, unb 3JI
©olbaten begannen in ienen fumpfigen
ben burd^ t$ieber unb ben SJtangel an be
menbigften fiebenSmitteln p leiben. S)q](
in il^ren Keilten ein Slufftanb au8, in
ÜJlasimin nad^ breiiäl^riger SRegierung
fd^Iagen mürbe. [Mg
]SBajAmit$, ber 1^1., beigenannt Sot
ber l^erDonagenbfte Vertl^eibiger bed 2)qc
mu§, mürbe im 3. 580 au§ einer atte
fel^enen gfamilie 5U Sonftantinopel gebor
fd^eint er aud^ feine miffenfd^aftlid^ %ij
erl^alten^ul^aben. 3)er getftigen Veranlag
f pred^enb, ftubirte er neben ben gem5]^nlid^
rid^tSf äd^em ^auptföd^Iid^ ariftotelif(|e$]^
3)urd9 feine l^erDonagenben ©eiftedgol
ffenntniffe lenfte er bie 3tufmer!fanifeit be§
§eracliu§ (610—641) auf M, ber i^n
unmittelbaren S)ienfte 50g unb )um erfien <
fd^reibcr (irpÄToc 6iro7pajeüc) ernannte,
bielt er eine ©teOe Don Sinflu^ unb 9nf
ffaifcrl^of. 3n biefer ©teflung blieb er
Saläre 630; ba entfagte er plöMid^ ben tt
ßl^ren unb trat in ba§ fflofter Sl^rqfopoli
tari) ein. IReben ber ©el^nfud^t nad^ flUIei
gejogenl^eit unb emfter ® eifteSf ammlung D
Deranla^ung ^u biefem Sntfd^lu^ fid^ i
Verl^alten, baS fein faiferlid^r ^err |
in ber monotl^eletifd^cn ©treitfroge bec
Valb nad^ feinem eintritt in'S ffloftei
!Dla^mu§ ^um Slbt gemöl^lt morben }tt f
beftimmter S^itpunft Iä|t fidb l^ierfür jeb
fcftftcnen. SWasimuS' tiefer @eifl burd^f^
flarften Don allen bamaligen Xl^eologen 1
Anfang bie ©efal^ren ber monotl^eletifd^
irrung unb Derfolgte fie mit biaWtifd^
bis in bie legten ßonfequensen. fö ip 1
1097
äRttEimuS, ber 1^1.
1098
I
l
tBiäf^SfM&ll^, ba^ gerabe er ben 9R5nd^ unb nad^-
nafiaen $atriord^en Qop^xoxAvS t)on Serufolem
auf DOS (Sefftl^Ud^e be§ Srrtl^umS aufmerffam
naitte unb )u entf ^iebenem auftreten t)erQnlQ|te.
Bmigpend loar aRasimuS in @o))]^tomu§' 93e-
gkitimg, att biefer 633 }u SHeianbrien suerjl
ben Slonotl^IetidmuS bef äm))fte, unb t)on ha an
9 Dtosimufi unbe^tbar in Sßort unb ©d^rift
bk 6eäe be8 PoutpfeS gegen bie t)om ftaiferl^of
in ConjianHnopel {irotegtrte Strlel^re. SBte lange
erinSegt^ten unb ^alöftina loeilte, lö^t fid^ auf
IBmnb ber nod^ erl^altenen @d^riftftücfe nid^t be«
timmen: eS fd^eint aber, hai er n)ieber in fein
Köper (^fo))oIidiurüdRe]^rte. Srfi qI§ nad^ bem
Xobe beS ftaiferd ^eracliuS, namentUd^ aber feit
ber J^ronbepeigung gonftanS' ü. (641—668),
ber Slonotl^etiSmud Dom ftaiferl^of immer ge«
Mdt^ger befd^ü|t nmrbe unb infolge beffen
inner m^ um fid^ griff, bef d^lo^ ÜRosimuS, Son«
hnttnopel ut Derlanen unb nad^ 9iom ^u gelten.
ta ffieg bol^in f äl^rte il^n ein }tt)eite§ ÜRal
D^lfrifo; l^ier !am er möl^renb eined langem
bM^teS in oielfod^en 93er!el^r mit ben 93i*
wliat unb fitd^te überall ben ÜRonotl^eletiSmuS
tttoiberlegen. hierbei fanb er an bem faiferlid^en
äatt^aUer SregoriuS einen möd^tigen ®önner.
3n Ifrita traf er aud^ mit bem politif d^er äntri»
inen toegen Don feinem @tu(I oertriebenen $a-
U»^ $9n^u8 Don Sonftantino|)eI }ufammen
nb ^ mit il^m im 3uli 645 in ®egenmart
beB ^b<^lter8 unb Dieler S9if d^5f e an einem nid^t
iQet befKmmten Orte in 9fri!a (Sartl^ago ?) iene
kt^mte 2)i8)mtation, bereu nod^ erl^dtene Scten
|n ben ttot^DoSflen 3)ocumenten auS bem gan*
in Sfamotl^eletenftreit gel^bren. 2)iefe SiSputa-
ti» iji ein bialeftifd^e§ aßeifterflüd!, meld^ed ein
^^öibeS 3^sni^ gibt fomol^I Don bem fd^arf en
Seiptoib^ ttne Don ber umfaffenben Srubition
^ SemnfialterS. ÜRosimuS umr feinem @eg-
let in ieber C^infid^t meit äberlegen, brad^te il^n
«4 f($Iie|Ii% }um S9e!enntni| feines Sh:rt]^um§
vi i»i Snertennung be§ S)Qot]^eIeti§mu§. 3um
6^ ^d^ ^Qnl^ud unter 3uftimmung beS
Medtd^ etattl^alterd bie 9bftd^t au3, in ®e-
neinfil^t mit SRasimuS nad^ Slom }u reifen.
SeiNff Wi jiebod^ gefd^^/ mürben in 9lorbafn!a
tt^ im 3. 646 mel^rere @Qnoben gel^alten, auf
benm ber SRonotl^eletiSmuS in bütibigfter ^orm
tODorfen lourbe. ^e Seien mürben Don ben afri-
In^lettSifd^dfen an ben ^apfi gefanbt unb biefer
fenb unter frdfttger 9nerfennung be§ Primates
ttOeßWgung beS Urtl^eilS angegangen (Mansi
1,919 et 943). hierauf reigte 9Rasimu3 mit $9r»
4>lnad^ Shmt; ikifelbß reid^te festerer bem ^opfle
Äi od^iKU)Sf8 ®lauben§be!enntnig ein unb ttmrbe
Mte in Me iKrd^engemeinfddaft aufgenommen.
te9i4tber9nfunftin9tomla^tfid^, ö^nlid^mie
Mot Säten aud bem Seben be§ berfl|mten 3lbte§,
^ wäß genau f efifteOen ; DieSeid^t ba^ er gerabe
J^Acc Idienfalld nid^t lange nad^ obiger ® efanbt«
Wt m afrilanifd^ 99ifd^5fe bal^in abreiste.
@id^er miffen mir nur, ba^ er mäl^renb ber Sateran*
fQuobe beS $a))fie8 aßartin I. im 3. 649 in 9lom
anioefenb umr unb nun einige 3Q^re bafelbft Der-
Uieb, n)a]^rfd^einlid^ in ber @tiOe eines fflojterS,
aber f eineSmegS untl^ötig, f onbem burd^ Sßort unb
@d^rift für ben ortl^obosen ®Iauben fäm))fenb.
Sud^ auf obiger fiateranf^nobe mar er mit unb
neben ^apjt ÜRartin einer ber b^t)orragenbften
unb geijtreid^fien SSertl^eibiger beS S)Qot]^eIetiSmuS,
foHte aber aud^ mit ^apft ÜRartin bie Seiben ber
graufamen SSerfolgung burd^ ben bQ^antinifd^en
ffaiferl^of tl^eilen, nur ba^ man gegen SRasimuS
unb feine @d^üler mo möglid^ nod^ graufamer
mütl^ete. lieber bie le^te qualDoEe 3^ f^ineS Se-
benS l^aben mir genaue unb auSfül^rlid^e Duellen-
nad^rid^ten in ben Steten über baS SBer^ör beS
SWasimuS, in feinen unb feiner ©d^üler ©riefen,
fomie in bem^rotofoO einer Unterrebungjmifd^en
il^m unb Sifd^of Xl^eoboftuS Don @^öfarea (Com-
befisy S. Maximi confessoria Opp. I, proleg.
XXIX— LXVI. 95gl. aud^ Mansi XI, 3 sqq.;
Migne, PP. gr. XC, 109 sq.). Jtud^ bie Vita
s. Maximi (Gombefis 1. c. I — ^XXVIII) gibt eine
}iemlid^ auSfül^rlid^e S)arfteIIung biefeS SebenS«^
abf d^nitteS ; nur eine genaue S)atirung ber einjelnen
SSorgönge ift nid^t mol^I möglid^, fonbemlä^tftdS)
bIo| annöl^emb geben.
3m @ommer 653, ungeföl^r }u gleid^er 3^it
mie ^apft ÜRartin I., mürbe aud^ Slbt ÜRa^imuS
mit }meien feiner @d^üler, bie beibe SnaftaftuS
l^ie^en (ber eine mar ÜRönd^, ber anbere Slpocrifiar
ber römifd^en ffird^e), auf faiferlid^en Sefel^l Don
Slom nad^ Sonftantinopei gef d^Ie))))t. S)ie Steife
bortl^in mar ^loeifelSol^ne ein öi^nlid^er 9Rarter«
gang mie bei ÜRartin; bie 3^t ber Slnfunft aber
löfet fid& nid^tfeftfieHen. SBenn 3. ©. «ffemani atal.
bist. SS. n, 149) bart^un möd^te, bag ÜRasimuS
unb feine ®enoffen ol^ne ^ufentl^alt nad^ Sonftan»
tinopel gebrad^t mürben unb fomit bort nod^ 653 an-
famen, fo iftbie^nid^tSmel^ralSblo^eSSermutl^ung;
erft im Spril 655, nad^ ber SSerurtl^eilung ÜRar-
tinS, begann ber ^roje^ gegen 9Ra£imuS. 3^"
näd^ft mürben gegen il^n politifd^e Snllagen er-
l^oben ; man marf i^m $a^ gegen ben ftaif er, @d^ulb
an ber Eroberung SegQ))tenS unb 9lorbafri!a^S
burd^ bie ©aracenen, Setl^eiligung ober beffer SSer»
anlaffung ber Sm))örung beS $atriciuS ®regor unb
Säugnung ber priefterlid^ 3Bürbe beS ffaiferS Dor.
S)ann fügte W)t SRennaS nod^ bie mxkxt Auflage
auf OngeniSmuS l^inju, meldte ÜJlapmuS fof ort
burd^ ein ^natl&em auf DrigcneS entfrof tete. 6nb»
lid^ betraf baS iBerl^ör nod^ feine bogmatif d^en SSer»
l^anblungen mit ^Qnl^uS in Slfrüa unb Stom.
SJlasimuS Dert^eibigte ftd^ jmar bemütbig, aber
mit ffiürbe unb gcftigfcit. „3d& ^oibt fein eigenes
®ogma/' erflärte er, „fonbem ftimme mit ber
fatl^olifd^en ftird^e überein" ; mit ber ftird^e ^u Son«
ftantinopel aber, erflörte er auf meitereS Befragen,
fönne er nid^t übercinftimmen, weil pe burd^ i^re
monot^eletifd^en ©d^riftftüdte bie Dier allgemeinen
©tinoben Deriejt l^abe. 3)en merfmürbigen SSer«
1099
aRajimuS, ber H
1101
tnittIung3t)orfd^(ag bed ißatriard^en $Qn]^u§ unb
ber römifd^en ^ocriftore, loonad^ in (Sl^rifto brei
SBiUen (ein ^Qpoftatifc^er unb ^njei natürlid^e^ ie
nad^bem man t)on ber ^erfon ober t)on ben 92a"
turen fpred^) fein foHtcn, tt)ie§ SRagimuS surüd
unb \)txfyinit bei ber Seigre t)on ^mei SBiUen. Sud^
als er nad^ einigen Sagen, am 22. ^ril, burd^
ben ^triard^en auf 3 92eue jur ^nnal^me obigen
ßompromiffeS aufgeforbert würbe, blieb er ftanb«
fyx\t. Sin gmeited SBerl^ör mürbe mit ÜRasimuS
utü) feinen @d^ülem im @ommer 655, balb nad^
bem Xobe be§ ^^rrl^uS (gefi 3uni ober 3uli 655),
angefteüt in (Segenmart ber ^atriard^en $etru§
t)on Sonjiantinopel unb äßaceboniuS Don ^ntio-
d^ien. 3u ben früheren Slnllagen famen nod^ l^in-
]u, bai er ben S^puS unb bamit ben fiaifer ana-
tl^ematiftrt l^abe, ba^ er bie (Sned^en l^affe, bie
Sateiner bagegen (iebe. ÜRa^imuS erQärte aUe 9n-
Qagen für Sügen; nur ba§ Sine gab er 5U, ba^ er
ben SQpud unb ^mar mieberl^olt anatl^ematiftrt,
bamit ober nid^t ben Äaifcr, fonbem nur eine
nid^t Don biefem felbft flammenbe Urlunbe t)er>
morfen l^abe. 9luf ^Befragen erflärte er bem @a»
ceUar, bog er 75 Saläre sollte, ^m f olgenben £ag
Deranftalteten bie ^atriard^en eine auvoSoc ^vSt)-
fjiou(7a, auf meld^er ber 93efd^Iu^ gefaxt mürbe,
bemffaifer benStatl^ ^u geben, er möge SRa^imuS
unb feine @d^üler in l^arteS 6^ fd^idten, unb ^mar
getrennt, {eben an einen anbem Ort. @o gefd^l^
eS aud^; SRa^imuS mürbe nad^ 93i59a in Sfracien
Derbannt, t)on feinen @d^älem ber eine nad^ $er>
beriS, ber anbere nad^ 9Refembria. -— 6in Sal^r un«
geföl^r f d^mad^tete 9Rai:imu§, in fümmerlid^er Sage,
aber DoQ d^nftlid^er ©ebulb, in ber 93erbannung;
ba erfd^ien am 24. ^ugujt 656 im Auftrag bed
$atriard^en t)on S^onftantinopel Sifd^of Xl^eobo«
fiuS t)on Safarea in Sitj^Qnien bei il^m fammt }mei
faiferlid^en 93et)oHmöd^tigten, um auf § !Reue mit
il^m ju öerl^anbeln. ®ie 2lcten biefer Unterrebung
befi^en mir nod^ (Gombefis 1. c. I, p. XLIV sq.).
3Rasimu§ foUte ^ur ftird^engemeinf^ft mit Son«
ftantinopel unb mo möglid^ aud^ }ur Slnerlennung
beS S^puS Dermod^t merben. S)erfelbe miberlegte
ebod^ abermals eingel^enb utü) übei^eugenb in
d^er ©iaiefti! unb auf ®runb älterer SSäter-
iteHen bie monotl^eletifd^en SSerirrungen. 6r öer»
angte Surfldhtal^me beS XQpuS unb ber Sftl^eftS,
fotoie Slnerfennung ber SBefd^Iüffe ber Sateran«
f^nobe öon 649. aiS fid^ Sl^eobofiuS sur fd^rift»
lid^en 3lner!ennung beS ©^otl^eletiSmuS bereit er«
Ilörte, faa§ bann ÜRasimuS mit il^m unb Son»
jiantinopel in ffird^engemeinfd^aft trete, mieS i^n
festerer l^iermit an ben römifd^cn Sifd^of, als allein
bcred^tigt J[oId^e ©laubenSerflörungen entgegenju»
ne^^men. SKan l^offte, eine fold^e ©efanbtf d^aft öom
ftaifer ju ertoirfen, unb 5KajimuS foHte fie bann
nad^ SRom begleiten. 9Rit bered^tigten Hoffnungen
auf frieblid^en SluSgleid^ fd^ieb man, unb bie 3lb-
gefanbten liefen für ÜKajimuS (Selb unb ffleiber
jurüdt. Sie gel^egten ffirmartungen erfüllten fid^
aber nid^t. 9lm 8. September 656 mürbe ÜJlasi«
muS auf laiferUd^en Sefel^I in baS ftloper U
ifi. 3:i^eobor bei Stl^egium Derbrad^t. ^ier erfd^
mieber 93ifd^of 2:]^eobofiu§ mit ben latfedi^i
^atriciem 6))i))]^aniuS unb SroiluS, alleni b
^erl^anblungen mürben f of ort in einem gonj anbei
%on gefül^rt, al§ bie vorausgegangenen 9(bmad^
gen ermarten Ue^en. SRasimuS foQte ftd^bemtfl
ferlid^en SBiUen bebingungSloS untemerfen. S
er ftd| beffen meigerte, fud^te man feinen SBtbc
ftanb burd^ @d^meid^elei ^u bred^: berfltti|
moEe il^n mit auSgefud^ter gfeierlid^fett in Co
ftantinopel emt)fangen, f aOS er fi^ l^erbeilaffe, a
®runb beS S'^puS ftd^ mit i|^m )u vereinen m
baS l^eilige ^benbmal^l mit il^m }u empfange
SDaburd^ mürben bamt aUe ©palkngen auS b
gan}en ^d^e entfernt merben unb Sßorgenlonb m
llbenblanb fid^ mieber einigen. URasinmS beSof
M, ba^ bie 5u Säi^^a fo f eierlid^ gegebenen 8c
tprcd^ungen gar nid^t gel^alten mürben, unb erflSc
ba| feine Sßad^t ber SBelt il^n beftimmen meri
feinen ©tauben ^u Derlöugnen. SSoII äBut| nl
biefe t)ermeintlid(|e ©tanföpfigfeit beS eigenfini
gen Sßönd^eS fielen bie Slnmefenben über i^n (
unb mi^l^anbelten ben 76)ö]^rigen ®reiS in SBc
unb S^at; nur S9ifd^of Sl^eoboftuS mi^bil&
biefeS fd^möJ^lid^e @eba|ren unb nal^m ben 1
in @d^u^. ßinen erneuten SSerfud^, ^n pr Xi
nal^me beS S^uS p Dermdgen, mieS er abe
malS entfd^ieben ^urüdC unb blieb aud^ ben auSg
fprod^enen SDrol^ungen gegenüber ftanbl^aft m
f olgenben 2:ag, ben 14. September ((^feft ber ilteq
erl^öl^ung), mürbe SRa^imuS nad^ Sdembria ge
brad^t, mo man il^n felbft beS 9lot]^bürftigfien fe
raubte mit ben SBorten: qnia noluisti hononn
(imperatoris), etiam a te procul aufugiet ho-
nor. 9Jian brol^te il^m au($, fobalb man etmtf
mel^r Stulpe Dor ben 93arbaren |jabe, foUe mititn
unb feinen @d^ülem gerabe fo t)erfa]^ren loetbei,
mie mit $apft ÜRarttn. S>er SBerfud^, il^ M
SBerleumbung beim 93ol!e ^u Derböd^tigen, aK
(öugne er baS deor^xoc, f(|lug in'S ^egenftd
um, infofem burd^ feine berebteSSartl^eibigungb»
ganje Umgebung t)on Segeifterung wob Sere^
gegen ben greifen 93e!enner erfüUt mürbe, übi
Iie| il^n bal^er nur ^mei Sage bafelbft, brad^^
balbmöglid^ft augerl^lb ©alembria'S utü) boiii
nad^ ^erberiS, mo bereits einer feiner Sd^uler ii
Ssil meilte. SBie Tange ber bortige Sufen^ifl
bauerte, lä^t fid^ nid^t beftimmen; gembl^nlid^W
er als }meiteS S^Q beS 9Ra£imuS bqeid^nd -^
Hiermit enben bie bieten, mie fte in ber CoDeetio
Anastasii entl^alten ftnb. SombefiSabereniMb
als Slnl^ang baS Don einer gmeiten S^nobe fK
Sonftantinopel über ÜRa^imuS unb feine @4^
geföEte Urtl^eil. S^xtmaä^ mürben le^tere, etioa ii
^rül^ial^r 662, nad^ (Sonftantinopel gefd^pt ^
bortfelbft abermals t)or eine ©qnobe gefteÜ JJ
merben. S)iefelbe fprad^ über pe fammt $aff
ÜJlartin, @opl^roniuS unb aOe Ortl^obosen bol
Slnatl^em; l^ierauf mürben ültasimuS uid) ^
Sd^üler bem Ißröf ecten übergeben mit ber SBetfinB»
1101 SRacimuS, btr §t 1102
h |i S(i|tlti, ^itnt fobann bie blae^i^mif^t btm, tsai iugleid Vt^aAt ber tigenen @ebuit ift,
9age an bn SBio^tl Qu§)u|d^eibni unb bie tiötnlt^ in bei Su|il. %>cg^alti tx^dt |t(^ ba9
n^ttdonb ahulnunx. @o »erftümmelt follten Uebtl avif auf ade, bie auä ber Suß i^ren Ut>
|kiDaItii|tD3Q€tabttl^eiIen€oiiftantinopeieum- Ipntng ^ben, b. ^. an bem iSef^le^t tbdlne^mnt.
ttqtfü^ unb Wm in UienSlansIic^eg <££i{ oeir- @o ift bie uon @ott setDoStt ^Tmonifi^e ein^it
b|nnMibttLS)it|etSkftf|ln)uibe)]iini@tQbtprä' in ber ©i^Spfimg jerrifftn aotben, unb um fie
Un Di)I[}ogen tmo bit ^enmüt^igen Seltnner »itber ^juiteUen, ifi ®Dlt 3Renft^ geuorbcn, fya
Hnito4S^fl:a(inlEJ)Ii^ifiam$ontuS(£itEinue) bie unt>trjel|rte (b. i. au^ljani beS SaufalncifllB
Vi Cpl Dcrüitftn. %u3 einem !8iiefe beS ^pO' Don @ünbe, Suft unb beren natumot^KienbiBen
DilisiS 9ttii]lafniS, auB £ajita an ben ^rieftei Sollen , Seibtn unb Xei , fle^enbe) Sllenf^en-
XtoboPuS goiatet (Combe^a 1. o. I, p. LXVII), natui angenommen, iebo^ feeimUIig M mit bem
tifäfm Vm, ba| fit am 8. 3uni ber fünften Sn- S^uc^ bei @ünbe (Seiben imb %xb) Dtla|iet, um
Mbnt, b. ^ im 3. 662, bafer6ft antamen, fofort baburc^ bie jeniffene unb ru^fe ^Itenfc^ennatur
tMeiRonbet ^etiennl, alltS ßigenl^umS beraubt gur Stu^e unb tlBitbeiDereinigung mit ©ott )u
nti|i6in2^1i4ini|l^anbeltmuiben. JnQ£tmu8,ber bringen, ^aburc^ '^oX er baS SeibenSfä^ige bei
fciibHipfimfl mtber reiten noc^ tobten (onnte, 91ahir burrft bit UnOerfe^rt^eit be3 SffiinenB auf-
■nbc (mf einer Xtagbafire in'S ^afteK Schema- gericfitet unb baS ^be ber leiben^fo^igtn ?iatui,
niB odnii^t, bie beiben St^QIer aber, bei eine in ben |i^Qfifd)en Xot, jum ^rinci^ btr Unfterblic^
Mw^ Stolonum, btr anbeit in baS IBucuIuS Itit umgef^affen. „SBie bur^ baB freie äßoHen
OEunde gef))tnt. 9Iad^ umiigen Saugen mürben beS Sinen fiinbigenben SRenf^tn bie Sßemanb'
mal, obgleit^ ^Ib tobt, iDieber ueiter gef^teppt lung bei 9Iatur auS bem Staube bei Unoerfe^il-
■u am 18. 3iilt mitber Don einanber getrennt; ^eit in ben beB üßtrberbtni erfolgte, fo ift bur^
te eine, bei OTön^ analiafUiS, joCte in'S ISapeH ben Sinen iDIenfc^en 3efuB S^riftuB, ber öon bem
Soial Mtbiai!^ mtrben, ßaib aber fd(ion auf bem freien SBißen be§ @utcn nic^t abrni^ bie Sffiiebtt«
&egt bort^in am 24. 3iili 662, Dä^ienb ber emeuening bei ^üatur aus btm Sßerberben gur Un*
boai|iai tat baS Saßen 3:^tqrtoMibra^tRiuibe. ^erbli^teil gemorbnt." ©o ^t bei SogoB btr
w^IbibS ober ßaib p Sc^monim, taie i^ in SJtenfc^tieit in SBat)r^eit bur^ fein Xobefileiben
dnSiiion tPOnmSge^gt uorben, am 13. Sugufl ein neueB 8eben3))nnri4) gegeben, baä ni<Jtit, nie bie
663. ^ ftintm ©rabt »urben {ebe Üloc^t Brei ©eburt ouB 5lbam, ber SBeg bnrc^ 2uP jum 3J)b,
ionaibe glommen gtfe^tn. TOasimuB mirb tion fonbem bur^ Seiben jum emigen Seben ift. gf|ri'
Wt ^^iSp\Sfm. mit loleinif^en ffir^e alB ^eiliger ftuB ift fo in SGa^fieit alB neucS Sebenefirinctf)
Idi SRortqier txn^rt (BoU. AA. SS. 13. Aug.), bei Snen|d)tieit gweiter Sbam getsorbtn, mit i^r
Bk tntnige 3a^rt na^ feinem glorreichen 6nbt bei ei^c in et^ifc^-fi^qfif^er ^infi^t XobeSprincip
fbigb oa bon i^m fo ^nb^ft unb mut^ig uar. — SHe SSeimitttung ober SSenoiitlit^Q
M^gte @Iaube gum Sieg unb gu aUgemeintr biefcr StlSfungSgnabe in bem eingelnen 3Renf(^en
taettomung auf btr fed^ttn allgemeinen S^nobe ober fa|t Silta£imu9, ber ülatut beS ÜRenfti^en alfi
1i3.680. eintS ctmünftig ■ fittlic^tn SeftnB tntftirt^tnb,
KotimiiS mu| un^tig alB einer bei fc^arf* niddl aI3 mttj^f^t, fonbtm als oigonif^
jUoReii X^ologen begeid^et nxrben, mtlcde bie 9Ia(t| i^m ift IS^riftuB Gironnmc oller @nobt unb
Iritqqd^ Sadjit aufguueifen %ai; Dor ^Clltm ift er aller Sugenb im Seelenleben bei etngtlnen 3Ren-
6 täSqitbnfEtrnp^Iogit ber eigentlich daffijc^t fdf)en; er ift ba§ toirtenbe ^Jrincif) bei €rI5fungB>
tttolm bti 3<U ß^nx S^onof^^iitiSmuB unb gnabe, bie in übematürli^er SBeife bie Umnanb-
nmoqdetiSnuS. Stint e^riftologit rul)t gang lung im @eiflenad^ ben ®efej)en beB eisigen Steiges
■I(ri»tttieffimtifloufgefa6ten2ogDBIe^reunbift ttirlL 3)ton fonn, fogt et, geraiffermafeen bon
ipe Idttrt ni^ gu tttrPe^en. iRadi iRasimuS ift Siner gntrgie ©otteS unb ber ^eiligen fpret^en,
WSfltnbeit>tqfif4tnUieberttbifi$en^t!tba§, bon ienei nömli^, mel^t bie ^eiligen in bem gn
lMlfknili]d>fär@otti^. Mtigefd(Kiffenen^inge t|offenben fieben oergettlid^t. S)ieft Snergit iß
Oqnnb, BRittlei unb Cineueier i^ ber SogoS. i^iem SSefen nat^ bie göttlidtie, bit ben ^eiligen
ttr bie tnil Semunft begabten ©eftbopfe ift bie alB @nabt guCommt, ba Wir in unferti Ülotur !ctne
MtlfiiAebaBSebeneprincip; biefe Siebe ift boB, bicjcm 3med tntfpitd^enbe ffraft btfi^en. ^iti-
M bie @otttbenbUb!i({)feit am äütenft^en ouB- burd) ift ober btr frtie 3BUlt berienigen, bie bti
lii^t- Son t>i<f«in SebenSpiinctp aber bit bei Heiligung t^eilboftig merben, leineSmegS oufge-
Sta^ in fieitm aBinenScel fi^ loBgettennt; et beben; n ge^l oielme^t nur in bem Sinen 3we((
H ton ©aton oerfü^rt, ftc^ ber Sup unterworfen ber ^leiligung mit bem flBttli^en guf ommen unb
* bonit pott ber ©ottefiliebe bei Setbfiliebe luirb bamif 6inB, nic^t aber feinem SBeftn ober
li moi*on^t in bei nun alle ©ünbe unb aCeä Utfprung nai^. — ©erobe bie repräfentatiue Sttl-
«wÄtn wuiytt. 3)itft2up (rfiatr^) als fitl- lungHbrift* "W ntueBSebenSprincip forbertbtfftn
BfcBetji^uIbanp ijl btr Urquell aDtB SeibenS im uolte menfc^Iiii)e 5iatur fomobl toie bie oolle gütt-
wri^ttilebcn. fomit ou<| btB SnbeS beSfelben lit^. €3 mare ja fonft in bem ertafungS* unb
tawiplelpmiHe, im b^^fifc^en lobe; benn oDeB Sleii^tferligungBade bit 3bte bei ©ert^ligltit oer-
"W im Ktnf^tnltbtn 5"* f'i«™ Urfpiung in Itfl, wenn in bem ©e^orfantf- unb Dpftrade
1108 Vlaiimui, bet 1^1., »ifd^of Don äernfalem. 1104
(EfyA^, bem ®egenfo|^ ^u bem erften 9cte beS 93tfd^of t)on Saforea bie Siedete eineS 9Retto)»oBin
Ungel^orf amS unb ber @eI6jlfud^t be§ menfd^ßd^en toal^rte ; f obann l^auptf äd^Iid^ be^^aI6 , tDctt be
SBtUenS in Sbam, ber menfd^Iid^e SBiUe e^rifti Sifd^ofSjhtl^l }u SHoSpoUS loal^rfd^t^ iri4
nid^t in feiner t)oEen Sebeutung anerfonnt loärbe. t)or bem 3ct^re 340 erlebigt toox, oHo m eiac
— 3)te{e wenigen Slnbeutungen mögen genägen 3^it / ^o ÜRocariuS fd^on löngft gejtorben tto
gum ßrtoeiS, wie erlauben, rein unb tiefjlnnig feine (Tillemont VI, Not. 14 sur les Ariens). 9la
3:]^eoIogie \% unb mie fel^r er eS oerbiente, ba^ £imu§ lourbe 333 !Rad^foIger bed ^t SRacoriM
fein gQn}eS tl^eoIogifd^eS @Qftem in einer um* auf bem Stul^le Don äerufolem. 9QS Stfd^of M
faffenben SRonogropl^ie bel^anbelt tt)ürbe. 3)aburd^ nete er ftd^ burd^ gro^e Sfrdmmigfeit imb oiq
erft loürbe bie eminente Stellung l^eroortreten, bie opf embe !Röd^ftenIid&e and ; bod^ gebrad^ e8 {^
ÜRosimuS als &tm erfter ©rö^e in ber (Sefd^id^te bei ben ©d^n)iertg!eiten, mlä^t bamaß für febe
ber tt)iffenfd^aftlid^en Zl^eologie einnimmt. bifd^öjHd^en Stul^I im Orient auS ber arianifd|e
Sro^ oe§ fturmbemegten unb brangfalooDen ^dreneertt)ud^fen,anbern5t]^igenffraft, anSxvl
Sebend l^at ÜRa^imuS eine gro^e Sof)^ t)on Sd^rif» unb Sinftd^t. fie^tereS geigte fid^ namentlid^ oi
ten l^interlaffen. S)ie gal^Ireid^en ^anbfd^riften, bem Soncil ju Z^ruS (335), »o er baS @emd
bie fid^ Don il^nen in Derfd^iebenen Sibliotl^efen Don ^arteifud^t unb ^ai, baS in ben SuBagci
Dorfinben^ finb ein fdttottö, une l^od^gef d^ö^t unb ber Suf ebianer gegen ben |l. Siil^anafiuS lag, tw)
Dielgelefen feine ©d^riften ob il^reS tiefftnnigen red^tgeitig ju burd^fd^uen unb }u burd^bred^
(Sel^alteS im SRorgen* xoxt im Sbenblanbe maren, Dermod^te unb borum beinal^e bie S3erur£^ei&n(
oblDol^I fie DielfadI, ]^ou|)tföd^Hd^ aud^ megen be§ be§ f)l 9t]^ana{iu8 untergeid^net l^ätte. S)0(^ »&|>
fd^mulftigen Stiles, ferner Derftänblid^ finb. Me renb ber SBerfammlung nal^te fid^ i|^m ber beru^
biefe ©c|riften l^ier einjeln aufmfül^ren, biurfte @^onfeffor ^apI^nutiuS unb rief i|m m: „Wj,
überftüffig fein ; fold^e SSei^eid^nijfe finben fid^ bei o ÜRasimuS, ber bu mit mir in ber SSerfoIgnig
PhotiuB, Bibliotheca, cod. 192, ed. Bekker ein 9uge Derloren, bafür aber 9nred^t auf M
154; Cave, H. lit. I, 585; Oudin, S. C. I, l^immHfd^e Sid^t erlangt l^aft, bid^ fann id^ inte
1635 sq. ; Fabricius-Harles IX, 635 sq. ; B. SSerfammlung ber SöSmiUigen nid^t ft^ fel^'
Geillier, Auteurs sacr^s, 2« ^d., XI, 760 ss. ^apl^nutiuS entfernte fid^ fofort mit il^m unb OMt
u. 91. S)ie befte SluSgabe ber SBerfe beforgte ber i|n auf über bie Stänfe ber Sufebianer, unb imii
3)ominicaner fjfranc. SombefiS unter bem Xitel biefer 3^t an blieb ÜRapmuS fianbl^aft auf tcr
S. Maximi confessoris, graecorum theologi, Seite be§ 1^1. Stl^anaftuS unb ber Ort^obdsit
eximiique philosophi Opera, 2 voll., Parisüs ©oShtfinuS. Rubere freilid^ geben an^ ba^ Sbq^i^
1675 (Slbbrudf bei Migne, PP. gr. XC— XGI). mu§ miraid^ baS SSerbannungSbecret bed Vl^
2)er in SuSftd^t gejteUte britte S9anb erfd^ien ntd^t na{iu§ mit unterfd^rieben l^abe. 2)od^ ifl, nnebefo»
mel^r, n)eU ber Herausgeber 1679 jtarb. Ueber berS SaroniuS nad^}un)eifen fud^t, tun genügenbct
feine Seigre DgI.9ad^,3)ogmengefd^id^tebeS!IJlitteI« ®runb Dorl^anben, ShtfinS Eingabe fürfolf^p
alters I, Sßien 1873, 15—49; ^efele, Sonc* l^alten. SSonZQruS l^imoeg begaben fid^ bie St-
®efd^., 2. «ufl. m, 239 ff.; ©d^rödf^, JHrd^eU'» fd^öfe auf benSBunfd^ beS JfaiferSSonfiantiniiQ^
gefd^. XX, 412 ff.; ©orner, SutmidHungSgefd^. Serufalem, um bie fjipiid^feiten, toeld^e jur (Sil-
ber Seigre Don ber ^erfon Sil^rifti n, 207 ff. unb teei^ung ber Don il^m erbauten Suferftd^ungSM^
283 ff.; SRitter, ®efd^. ber (^riftlid^en ^l^ilofo^ie (f. b. 9trt. Äreujerfinbung) Deranftaltet tanA%
n, 535 ff. u. 9. [Anöpfler.] burd^ il^re 3lntt)efen]^eit ^u erl^öl^en. Siefe mäjfn
9tiueiiims, ber 1^1., S9ifd^of Don Serufalem, nad^ ber Sd^ilberung bei SufebiuS überaus ^
n)urbe in ber jmeiten $ölfte beS 3. Sal^rl^nbertS lid^ unb glansDoO gemefen fein ; eS Id|t ftd^ rÜ/i
geboren unb legte teobrenb ber biocletianif d^en S3er» anberS ermorten, als ba^ SRasimuS als Sifd^f bit
^Ignng S^ugni^ für @^(riftuS ab. 3la6) einer Stabt feine untergeorbnete ©teSe einnal^m, M
sBerorbnung SJla^minianS foOten bie ftanbl^aften erfal^ren tt)ir über il^nnid^tSSefonbereS. Ütmbol
Sl^rifien nid^t me^r get5btet, fonbem eines ^ugeS ift ^ier gu bemerlen, ba| bie Acta Sanctonai
beraubt unb an einem i$u|e gelöl^mt in bie S9erg> bie oben gefd^ilberte Unterrebung }tt)ifd^en ^art*
koerle gefd^idft merben. S)iefe Dual traf aud^ ben nutiuS unb SOtasimuS auf ber Saianunämg ka
iL 9Ra^muS ; gejeid^et mit fold^en SJtalen eines S9ifd^5fe in Serufalem gefd^el^en laffen unb Uc
SonfefforS, begleitete er ben 1^1. ÜJlacariuS, S9if d^of ^nioefenl^eit 9Ra|imuS^ auf bem SoncU }u XfOS
Don 3emf alem^ auf bie erfte allgemeine S^nobe ^u begnjetf ein ; inbeffen Derlegen alle alten Stixif»
SKcfla unb befanb fid^ Don ba an immer in ber l^iftorifer übereinftimmenb biefe Scene nad^ Ztitttl
Umgebung feines Sifd^ofS. ÜJlacariuS foll il^n fo* ^uf bie S^nobe Don ^ntiod^ien (341), auf »d
fort, tt)ie ©o^omenuS berid^tet, ^um S9if d^of e Don d^er bie Suf ebianer ben 1^1. 9[t|anaftuS )um {todte
S)ioSpoliS oroinirt l^ben, aber burd^ bie 93itten 9Ral abfegten, mürbe audg ber 1^1. aRasbnnS gi
beS SSolfeS in Semfalem, baS ben Sonfeffor fel^r laben ; er meigerte ftd^ aber, gu erfd^einen, oa
]^od^ fd^ä^e, Deranla^t morben fein, ü^n bei ftd^ ^furd^t, ber Sift ober ber ®ematt ber tirtoner sU
Surüd^ubel^alten. S)ie SUd^tigfeit biefer le^tem miberftel^en gu !5nnen ; bagegen finben lotr bc
Angabe urirb {ebod^ fel^r in 3tD^if ^l gebogen ; ein« Sd^reiben, meld^eS bie S^nobe Don Sarbica (34
mal be^l^alb, meil ein Sanon beS 9licönum bem bis 344) an aEe fatl^olifd^en JKrd^en <mf bc
atacintiiS, btt ^I., Sif^of »on Xurin. U06
BttciS il(^tdc, aucg OOTt ÜRajimue untei' (a||f r gtlebt unb gcmirft I)ot. 3n ber tieftnt StuS«
- Kai^btin bte nätnli^e Sqnobe ben Qalt, bie auf Sefe^I btS ^p^td $iue YI. ju
ifini miibn auf ben Sifil^ofS^^I er- 9t(iml784Det<inftaItetmurbt,nieiben239@4iif-
t, ItSfitt bit|et mii (finem jnieiten 6jil len (117 |>omilifn, 116 ©ermone uitb 6 itoc-
[■biien ginüd unb lam ouf feinri Steife tote) milget^eilt. S)it ^omilten enhoerfen eint
Stnifaltm. S)ei ^L 3)taEiniuS nalim einQefienbe @(^ilbening Don bem fittltdd-nltgiöien
BÄ^IwolIenb auf unb berief feinttttegen Stten bamoliaer 3eit, in bet ^iS) bö8 K^tlpent^um
lif^e na^ äerufalem, untei meli^en uielfad^ noä) ber ^eibnif^en SieminlScenjen im
cat4 \olfy fi^ befonben, müä)t früher SSoRSIeben ju ertoe^ien ^otte. 2)iefe öomiRen
EAcönumg bei ^I. Stlgonaftui Qe^mmt galten Don jt^er al§ «Uhi^er gefunber md^It^«
|t dba ifo auf's anflelegenflt^fte um Serebfamtfii. 2Sn marfiget, femifler Spraye, ofine
8 boten. 3^t oufri^Hge änfiänfllic^teit fü|lid|e unb t^ieatralifc^e 6ffetl^t4erei, üBerW«
nufl unb t^e unge^eu^tlte i^reuoe über ne^negS o^ne i^etorif<^en @(^mu(i, »erben betn
n^ brüdle bie ganje Sßerfammlung in SßoIIe bie Se^en unb [ittli^en Sorfc^ftcn bea
^RÜtn on bit ^if^&fe unb ^riefier S^rifient^umS in bem cmRen unb Däterltil^en %om
unb SlesonbrienS auS, baS doH ber eintS Seelen^irten eingef^örft. 3uuS$ft Igatte bec
'^ ijl, bafe ieifl bie uerroatäte SliÖcefe eifrige ^Bijc^ßf Qnjutänipfen gegen bie Ueberrefie
^igmunb porten §irten mieber erfialte. be§ §eibeni6um8, büS auf ben Sanbgütem ber
^niben reljte nun ober bte ßufebianer ©rofecn einen legten ^altepunfl gefunben. öler
n tÜTabt, unb Jie glaubten cor ^tflem, bauerte ber beibnifc^e ©Btlercult unb oor allem
L 9Rasinni§ Kad&e nehmen ju muffen ; ber 33tanacult ungcfi^eut fort, oielfafi mit ÜBijfen
Ht, inbcm fie it)n afife])ten. @r mu| balb ber c^riftlic^en SSc^er, inbem man \\äi einrebete,
n Srtiontg als ein beja!|rici ®ieiS gc- toaS Slnbere o^nt ^efe^I ber ^erren träten, bafür
n. @«n 3J)beSiaf|T fann aber cbenfo feien bicfe ni^t btrantwoitli^. äRo^imuS aber er*
im ongeoeben mtrben, ol3 bae 3al|r, in fl&rte : Quisquie intelligit, exerceri in re saa
in Slai^folger SqriOuS fein amt antrat, eacrilegia, nee fieri prohibet, quodammodo
gften toirb baS 3a{)r 351 ali baSfenige ipse praecipit; tacendo enim et non arguendo
m IwUem ber ^LS^riHuSSilc^Df Dan conBensum praehuit inunolanti (Senn, 96).
würbe, pßfll- Tillemont, M^raoires Gr ^afte bie ©enugt^uung, ben ©öisenbienft bur^
Vlll; Boll. Maji n, 7 sq.; Baron, feine IDIa^nungen aUmälig aut^ uon ben Sanb>
,B. 13; 351, n. 24.) [Seron.] gutem Berfd&minbcn ju fet)en. Sßjie nafje iUier^oupt
■DU, ber 51., !8ifd^of uon Surin, ^tr- bit gjac^t btS ^eibent^iumS bem §1. !Wa^mu3 naä)
:t irtr^eiriürft beS 5. Sa^r^unbertS. S'i'ux^Oitnod^mar, jeigtSermo76überc5rifl'
iHfirnnSeoeniBerl^ältniftebieteS großen Iid)e ÜKortgrer, luelcfie 397 ju Mufunia in ber
\m nur du|cr^ ffiärlid(|e 9Ia^rid(iten SJiicefe Xrient wäfirenb ber SImbartialta bon Seu*
. S^m erflen Wa\ erf^int er in ber ten, apud quos christiannm nomeu eognitnm
1 einefl Snoilänber S^nobalprotoToIle antea non fuiseet, ermorbet nurbtn. äu^ in
:451(lfanBiVI,143}, unbjnarunter ben Stäbten unren noc^ mond^e Ueberrefie ^eib-
m an a^ier Stelle. S5a bie Unter|(^rif» m\djtn SifietgloubcnS ju tilgen, bie üu^ im t^ft-
em Slang, fonbem ber anciennitat na# lidjeu StoUsgloubcn flartnötfig feflge^alten wur-
ttrtmt, barf man ^ierouB mo^t fc^liefeen, bcii ; fo bie SReinimg, bafc man bei einer SKonbfl-
nuS bereite bamala ju ben älteren Si- fiiiflemiS bem leibenben 9Konbe bure^ ©efd&ni
«ttoIienS jö^lte, baß er fomit jtDifd^en &il(e bringen müfje. 9(uc^ ber Seginn beä neuen
SOmborenmorbenfeinmuB. Ueber§ei- äußres mirbe metfac^ Bon E^riften na^ ^eih-
fie,fe:jie^ung,Borbil(5bfIiä|e3;i)ätigreit niirficr SBeije burcti Spiele, 9lu|l>irien unb onbem
An nu^ta befannt, unb aDe bie^bejüg- oberglüiibiidjen 2:nnb gefeiert, um baburii^ bie 3"'
Idungen Jinb tialtlofe SBermut^ungen. Jiinft ju crfor|rf)cn. 6inbringli<i)n)amtberSi|§of
I SRoIe flegt fein 9iame unter bem SPro- feine S>cfibc uor ^liröbrü^ biabottf^er Süftrei :
tS iSmifd^n SoncilS com SioDember üumquid non universa ibi falsa sunt et in-
unltTf^eb er unter 48 beimo^nenben aana, cum ae a Deo formaid bomines aut in
HS er^er, unmittelbar nac^ bem $app pecudes aut in feras aut in portenta trane-
BMT fomit Don aQen ^nmefenben ber fonnant? (Homil. 16.) Slut^ ^ier mar bei $ir*
b fic^ ^(H^betagt. Son ba an erfal^nn teneiftr beS Eßift^ofS non ßrfotg gefrSnt, benn er
n^ Don i^m, unb bie annähme, ba| lonnte feinen ©laubigen fdilieflic^ ba« Smgiife
tat lange mif jener @Qnobe geftorben, geben: Ita et tos, carissimi, jam dudnm nee
p mtbtte^tigt fein. @d fpärlic^ bie obserrare nee quaerere mamfesta relatione
i^tiAtnt über i^n finb, fo ga^Ireidd unb cognovi. SBic gegen baS ^eibentl^um unb feinen
RmO pib bit uon i^m binlerlaffenen unb 9Ibergtauben, fo ^atle ISIapmue niifit raeniger ent*
ttnm €^riflen. ^u3 i^nen oermSgtn ft^ieben aur^ gegen ben Irrglauben anjufämpfen,
bt ikttäV^ anfd^auli<$e€ !8ilb uon ber ba gerabe in Cbtritolien bie Derfd^ieben^en qdre*
|iai 3cit in maäfm, in toeli^er ber 93tr- tif^ @tnoffenfd)aften, ^ani^äer, SirianeT, 9Ie>
1107 ÜRofler — iWa^Dr. 11«
ftoriflnet, gut^d^ioner, ^logiontr, §elDtbianer, '^^tt (Villicus), abam, f. 9Ht^
3oDtnianer u. f. »., einen emvlanglit^en Soben 38<iij(i:, S^ri^op^, S. J., X^eologe, gd
gejunben Ratten, ©(ßeit biefe üerf^tebenen ffier- 1568 ju augSburg, Beßrer an tne^ttrra btulttc
irrunflen ütrt&dbigtt et bit Rrdtilidie Ott^obojie 3ffuiteiicon[flien, geforten ju Sffiim am 11. 0
mit einer ©c^äife, ^eftimmt^eit unb fflar^eit, bog tober 1626, fdirieb Octo fidei controTenüi
feint bie^bejügli^nt Sieben ftetS ju bem lBt[len ob quas solas plerique hoc tempore diffiea
gciei^net niltben, UaS aul btefer Seit übeilicfett tatem habent redeundi ad eccleBÜun mui
ifl. 2)ie toi^gflen t^ragen aiis ber Se^rt über feste catboticam, nimirum de necesaitate bt
@ott, übet ble $er{an @|n^, über bie @iI5fung nonim oparum, de communione sub nua >pi
itnb über bie legten 3)inge [inben bei i^m ü)it bog° cie, de Christi praeaentia in Eucharistie, i
mdijc^ genaue S)arfttDung. Stcbtn btr^ein^eit purgatorio, de cultu sanctorum, de cultni
be6 Glaubens lag i^m ni^t Dtniger bie Siein^eit reliquiarum, de cnltu a. imaginuin, de tnä
btr ©itten am ^Erjen; awS) l^iet mufeie et iDWbe tionibua, Colon. 1622. 1629; Norimb. 16aG
mit ©trenge in ber regten SJeifeäUDerbinbenunb heut(c^ 1629. 911S im auftrage ber luQei^
burfi aSeleiining wie liurc^ eigenes SdfJJicl auf afabemitöonSeipäigbetSprebigetSo^amieSöili
bie gläubigen einjulDirfnt. ESor allem geigte ficfi aus !D1ei|en bnH !Ö)et( beläm)]fen tDoIItt, nntnti
irine geiftige @rü|c unb EDtac^t bei bem Sinfal! Dan ber 2Ba^r^eit ber gegebenen Setoeife fo a
ler ^unnen in Obtritalien. SBitfirenb aUeS griffen, baB er 1630 conoertirte unb 16S3iatli
ringsum Doli lBeftiiT}ung unb SBerjtDeiflung not, @e)eDfiJ^fl 3tfu eintrat (gep. 1. @e))t. 1616 ■
blieb Iffiajimuä ber unerft^rodene Sröfter unb Sßrag). (SBgL Veith, Bibl. August., AlpluA
Reifet in ber oHgemeintn SBerjaglbeit unb geigte X, 171; de Bäcker b. t.; SRafi, CouDcrtitci T,
in berebten aBorten, ba| bie ajergweiflung einea 387.) [Streba]
matten E^riften unttiürbig jci. Unabläffig rief et ^fot, Sofepti, 0. Pr., gtf4i^$t^
[eint ^eerbe in bie JHrc^e @otteS Dar feinen St^r* unb Sl^eologe, geft. 1704 gu Xoutouft, fdiiitlitni
fhi^I, um fte gu bem @otltiertrauen gu ermahnen. Summa moralia doctrinae thomifiticae dm
uon bem er feÄft erfüni nar. €mp unb nac^brüd* decem praecepta decalogi, item ciru rä-
lidd namtt et not btr beabfic^ligtEn gtui^t unb tutes theologicas vitiaque illis opposita ett,
^otte f^Iiefelic^ bit ©enugtliunng, frint geerbt er- ATonione 1704, ou^ bri Migne, TheoIagiH
mul^igt unb fdneS)iDcefe Darben brob^nbenißer- cureus completus JU.V, Par. 1861, 729i^
Leerungen betoa^rt gu fe^en. aiS bann bit Satttg- XY, 9 sq. (3!gl. Echard, Script. 0. Pr. II, 76S;
gei|el mit it)ren §orben au8 3talien mieber abgog, Mi^e 1. c. XTV, 724.) [©tiebet.]
war e8 mieberum aJIasimuä, ber baS un^rift= ISafOt, 3o^annee (So^n ÜJlc^t, im43>
li^e !ßeit)alten btr 93eniol^ner feiner @egenb mit finnnee 3)taiDrie mit bem 3uf<i^ Had£Ü
ftrafenben 2Bortcn gutetibtnjiee. SSitle berfelbtn tonus Scotus), ein angeftl^tnei ^l^ilofop^ ■■
batten nämli^ ben iSarbaren dnen X^cÜ i^reS 3:f)tologinbecer^en$iiIftebeS16.3al^%mtoK
9taubeS, ben fie nicbt mitftblebpen tonnten, ab- worb um baS 3o^r 1470 (nid^t 1478) ia boi
getauft, unb gtoar nicCil blog $fo[lbadeilen, fonbem f^ottifcben S^Si^ttien @Iegom bd ^biiubi(
cmäf ÜWcnfi^cu, bie fte nun als i^re ©flauen Her- 2)iikeje ©t. anbreWS, geboren, anfangs pmit
ntnbeten. Ecce eenex pater captum deflet er ju OEforb unb Sambribge; toit ober fnt ba
filium et tu jam super eum veiut servulum Seginne beS 14. Sabt^unbettS, nomniffi^ [*
gloriaris. Ecce religiosa vidua tota aupeUec- ©rünbung be5 [li^Dttifc^en €oQegS (1325), plf'-
tili diapoliatam domum suam dolet , et tn reitet f d^ottifc^e SüngEingt na<J^ Sßortö \tMt,
eadem BupellectUi domum tuam ornatam esse um an ber btrü^mteften UnioeifttÖt b*8 Wi*
gloriariß (Homil. 96). 6t Oergiric^t fie mit ben tanbeS ben ©lubien objuliegen, fo g« e» ^
SQäSIfen, ttddie ben Söfflen nat^gie^en, um fä) am aitü^or babin; tr trot in baS ßoHea ©t 5)«*
übriggclaffentn Siaub gu faltigen, unb forbert fte (l}0l.Qnicherat,HistoiredeSuiite-Barbe,PH.
in tinbringlid^en aSorten auf, ben Staub bem ttc^t* 1860) unb Doüenbete bafdb^ ben Sure bti fnia
mäBigen ESefitfcc gurüdgugtbtn. ^13 im folgeuben fiiin^ mit bem ©rabe beS Sitentioten. Satfatf
3abre Stauen »on einer mngerSnol^ bdmgcfui^t no^ Dortianbenen , Don Sonrbain (EbtcaiM«
tnirbe, uot e§ mieberumlSla^iniuS, ber in [einer biBtoriques et philosophiqaoa & traven li
ffiibcefe überotl bie Siot^ buttb mMfl^älige §ilfe Moyen-Age, Par. 1888) Mröfftntlic&ttn 3#*
gu linbtm fudile unb aud| anbcre unnblüffig gu reii^ming ber btutfi^en „Siation" (gu utlc^Mt
^riftlii^tt SBonn^ergigfeit etmctinle. (?§ ift Iddil bieengianberunb©<l|Dttengä5Iten)anbti$flri|B
begrtiflid), bafe gomilien, oon fold) ebleni, roat)X' UniDttfitätt)onl494erfd^intberSfianKJoh»aB«
f|aft^riplic&em®dpbur^»e(it, filcibenbeiiiSJeilh Mayor, dyooesia S. Andreo, in betSti^tl«
^abtn mugttn unb ba:^er ^ttS tjoäj in ßbren ge- magistri ariium eingetragen. Su SRal)« ta
^Iten mürben. S)ie befle unb bntl^änbig^e aus- S^odorgrab ber S^tologie etringen uolltt, fs ki
gäbe bet äBei^e beS ^I. ÜDlojimuS ift bit {^on oben er in baS goEleg ünontaigu, mel(!^te bamais nli
flenaitntt (Migne, PP. lat LXXXVII). Uebtr ber Sritung beS auSgegeidintttn 3o^. ©tanbed
fitbtn unb Se^te beS ^L ^a$imu8 f. Proleg. btt nne btr trften tfKOlogifcEitn Sifoim in SßoiiSnl
xbm. ausgäbe 39—156. [ffne))flet.] bie ftfte 33urg ber fdiolaftifd^en ©tubitn unt. Si
aRaQot.
1110
ne in btef e äinfialt t)erbQn!te er bem burd^
efeit ^% gegen alle tt^iffenfd^oftlid^en unb
n 9leuerung§t)erfud^e befannten IRatoItö
^emoligem Siector t)on ÜJlontaigu unb fpö»
S^nbicuS ber ^rifer Untoerfttöt, bem er
t itoeite 9u§gabe feine§ Sommentar§ In
it ttibmete. Unter feinen @tiä)tengenoffen
EntfmuS, bet in bem nömßd^en Soueg
Bc unb freie SSerpflegung gefunben^ unb
m&mbSIeuten ber cIofftfdQ gebilbete ®at)\n
S, xuiäjimali Sifd^of Don S)un!elb, unb
ologe ^ector 93oece, fpater ^rofeffor unb
tn oer untt)er{Uät ^erbeen (t)gl. über SBeibe
im. ®efd^. b. tatf), Sütä^ in @d^ottIanb^
1883, I, 322. 449 u. a. O.)/ be|onber8
£8 bmtieid^net ben Sl^orafter unb bie ®e«
SRcUford. ba^ er ba§ SoOeg t)on Sßontaigu,
ein9RitaIumnu§ SrQ§mu§t)or gan^ (Smopa
) gtt mod^en fud^te, oIS „fein ^flegel^auS"
it, Jba^ er ftet§ mit banfbarer ^oä)aä)UmQ
m ^^ Derpflid^tet erad^te'' (In L Sent).
tb feine ))^Uof op^ifd^en unb tl^eologifd^en
; mit fold^em Srfolge« ba^ er bolb als
nftreten fonnte. ^1§ im 3. 1498 infolge
Dciligen IBerbannung @tanbond!§ ba§ Sol-
Dlontaigu ftd^ auflöste, blieb ÜRa^or ben>
bemfelben n)o^nen, l^ielt aber feine 93or«
; in bem reid^en SoUegium 3lat)Qna, bem
ber Sorbonne (ogl. Launoj, Regii Nav ar-
mnasii Hisioria lib. 3, cap. 19). !Ra(!^'
L505 ben S)octorgrab ermorben, fi^r er
(il unb 3:i^eoIogie unter großem 93eif aOe bis
m 3a]^re 1518 oorjutragen. SJtaQor galt
r ber l^rDonagcnbften Seigrer ber ^arifer
tSt, U)eld^ iäffiniä^ ©dritter auS faft
nbcnt (Smopa% ouS ßnglanb unb @d^ott«
talien, @))anien unb ben 9lieberlanben um
tmeße unb ju literarifd^er Xl^ätigfeit in
Seifie anregte. 3u biefen gel^örten bie
im «Imain (f. b. 3lrt.X ©angeft (f. b. ^rt.),
nolis, 93if d^of t)on Sorand^eS, $et. Srodfart
; Broxellensis, geft. 1514), ber freilid^
S Don ber ©eifteSrid^tung feines fiel^rerS
ogte, 2)ominicaner unb begeifterter 93er*
ft l^L Xl^omaS mürbe, 3)at). SranSton,
mmd tt. t>. 9.
S. 1518 erfd^eint SJtaQor a(S Seigrer an
lecfitöt JU @IaSgom: l^ier blieb er mal^r*
} bis 1523, }u meld^r Seit er alS ^ropft
6aIt)ator-€oEegS unb ^rofeffor ber Uni>
nod^ @t 9nbremS überftebelte. ^atridt
m, ber erße lutl^erifd^e ^rebiger in @d^ott«
kOeS^nn, ©efd^id^te u. f. m. I, 326 f.),
rigentlid^ »SSater ber fd^ottifd^en Stefor«
, 3o^ Änos (f. b. 3lrt.), ber il^m üon
0 ^ gefolgt ttmr unb feinen Seigrer „ein
)cr oltai jtird^e'' nannte, jöl^Üen l^ier gu
latent unb bürften, obmol^I SDtai^or felbft
t ber fllrd^ anSgel^enbe 9tef ormation an«
mb bis iu feinem Xobe i^r treu blieb,
i 3m|mIS Don il^m em))f angen l^aben. 9iud^
ber als 3)id^ter, aber aud^ alS gemiffenlofer S3er«
leumber ber SJtaria Stuart befannte ^umonif}
®eorg Sud^anan lie^ ^d^ im 3. 1525 an ber Uni«
Derfttöt ©t. Rubrem immatriculiren uxä> in baS
fog. „^äbagogium", beffenSorflanbaRa^ormar,
aufnel^men. SRa^or ftanb bamals als Seigrer ber
fd^olaftifd^en Sl^eologie auf ber ^bl^e feines Stul^«
meS unb }og eine Sßenge @tubenten nad^ @t Sin«
brems, mie Dorbem nad^ $ariS; t)on feinen @d^ülem
mürbe er aevo suo doctissimus genannt unb alS
ein SJtann Don ungemö^nlid^er SeifteS!raft unb
ebrenmertl^em Sl^arafter l^od^gefd^ä^t. S)ie ÜRänner
ber neuen Orbnung hingegen, nne u. % Sud^anon
unb SJteland^tl^on, ergoffen aber il^n bie Sauge
beS @potteS unb t^ol^neS in reid^em ÜRa^e. 3n
bemfeßen ^al^re 1525 feierte ÜRaqor nad^ ^riS
utrüdf unb nal^m am Kollegium SDtontaigu feine
93or(efungen über fd^olaftifd^e ^Idilofopbi^ unb
Zbeologie, als bereu ^auptDertreter er Damals an«
gefeiten mürbe, mieber auf. S)od^ möl^rte bie^«
mal fein Slufentl^alt nid^t lange; benn nad^bem
ftönig 3acob Y. DoUjöl^rig gemorben, etma 1530,
feierte ÜRat^or in feine fqottifd^e ^eimat ^urädf,
um bort feine Sage }u befd^He^en. Sr ftarb im
3. 1540.
Sol^n ÜRaQor mar ein öu^erß frud^tbarer unb
Dielfeitiger ©d^riftftetter. Slod^ in feiner erften Seljr«
ptmbt ]u URontaigu Derfa^te er eine ®ef d^i(|te
Don @ro|britannien, bie er feinem ftönige, bem
minberiö|rigen Sacob V. Don ©d^ottlanb, mib«
mete. @ie erfd^ien ^u $ariS 1521 in 6 SSüd^em,
bereu le^teS mit ber fueirat ^einrid(|S VUI. mit
jfatl^arina Don Siragonien enbigt: Hisioria ma-
joris Britanniae, tarn Angliae ^uam Scotiae
(in ben Kolumnentiteln ftetS de gestis Scotonim),
per Joann. Majorem nomine quidem Scotum,
professione autem theologum, e veterum
monumentis concinnata (Par., Jod. Badius,
1521). S)er aUe fd^otttfd^e Siterar^ifbrifer Sl^m.
S)empfter (geft 1667) urtl^eiU über fte : Quo in
opere, fateor, quaedam esse bonae £rugisy
sed multa erronea, quaedam ridicula, non-
nulla manca, denique omnia negligenter
scripta, sed venia rudi illi aevo danda (Hist.
eccl. n, 481). ©ünftiger fprad^ fid^ iüngfl ber
^roteftant ©. 93romn in feiner Siograpbie Sud^a«
nanS auS (40 f.) : „®iefe ©efd^id^te ifi in bem
eigentl^ümlid^en fiatein mit ben munberlid^en lo«
gifd^en gormein ber ©d^ulmänner gef daneben, bie«
tct aber bod^ bem Sefer ber 3?eu3eit meit mel^r 3n«
tereffe, als bie gefd^madtlofe Slegau} mand^er {euer
§umaniften, meldte über il^ren SSerfaffer fpotten.
Sro^ aller feltfamen ßinsmängungen ber ®eban«
!en unb Ungelenligfeit ber Semegung befunbet bod^
9Rat)orS ©efd^id^te eine 3nbiDibualität beS Sl^a«
rofterS unb eine Älarljeit unb Äraft beS ©eifieS,
bie uns DoÜftönbig ben au^erorbentlid^en Sinbrudf
erflärt, meldten er auf feine S^itgenoffen mad^te."
9Rat)orS ^au|)ttl^atig!eit aber liegt auf bem ))biIo«
f opl&ifd^en unb tl^eologifd^en Qfelbe. ©eine Sem«
unb fiel^rial^re faÖen in eine Seit, in meldjer bie
1111
ajlaqor.
fett ber erften f^cUfte bed 14. 3al^r]^unbert8 burd^
OccQtn in ben ))^Uof opl^ifd^-tl^eologtf d^en @tubten»
betrieb gebrad^te @))Qitung in eine altt (via anti-
quorum) unb neue SUd^tung (via modemoruin)
tro^ aQer ®egenbe{trebungen nod^ nid^t über»
n)imben mar. 3)ie antiqui ober oud^ dociores
reales f^Ioffen jtd^ in Sn^alt unb t$form an bie
alten fpeculatiüen ©d^ulfül^rer SllbertuS 9Ragnu§,
%f)oma^ Don %quin, tlegibiuS SiomanuS unb aud^
Scotu§ u. 91. an; bie modemi folgten ber mit Oc«
cam anl^ebenben unb burd^ feine ©d^üler SBuri«
bau unb äJiorfiliuS t)on anginen u. % geförberten
©tröntung, teeld^e megen ber il^r eigenen einfei»
tigen Ißflege ber logifd^en SBortformen (termini)
unb ber Sigenfd^aften be§ logifd^en ©a^baueS aud^
„SerminiSmuS" (unb iljre 93ertreter nominales,
terministae) genannt mürbe (t)gl. ü. Sßemer,
S)ie @d^olaftif be§ fpätem amttelalterS, SBien
1887, IV, 122 %, nad^ Ä. ^rantl, ©efd^. ber
Sogif im STbenblanbe, 2^\pi. 1870, Sb. IV.; eine
fur}e @^]^araßerijtrung biefer ^arteiunterfd^iebe in
einem ^rotefte ber ^arifer Uniöerptät bei Steph.
Baluz., Miscell. IV, 531 sq.). Sin ^auptfi^
ber terminiftif d^en ÜRobemen umr $ari§ unb eines
il^rer ^äupter Sol^anneS 9ßaQor. Sein ©tanb«
punit ift ein terminiftifd^er @coti§mu§. 9tl§ ©d^ü*
ter ber terminiftifd^en @cotiften Xfyom. Sricot unb
^ieron^muS $arbu§, tt)eld^e beibe am Sudgange
beS 15. 3a|^r]^unbert§ an ber ^rifer Slrtiften»
facultät bocirten, leierte unb fd^rieb er felbft im
©eifte feiner Sel^r unb jal^lreid^er anberen %tt'
minipen feiner 3«t. ©o mar u. 21. Sol^. 3)orp,
verus nominalium opimonum recitator, in
$ari§ al§ Kommentator SuribanS aufgetreten; an
i|n Inä|)fte 9RaQor an unb beforgte eine SluSgabe
feines SommentarS : Gommentum Johannis Dorp
super textn Sununularmn Johannis Buridani
nuperrime castigatum a Johanne Majoris
cum aliquibus addiüonibus ejusdem (b. i. fur^e
SRarginalnoten unb eine Heine Quaestio de com-
plexe significabilibus), Par. 1504, fol.; tt)ieber>
gebrudft in einer DuartauSgabe unter bem Xitel:
Johannes Dorp recognitus et auctus, Sum-
mulae Buridani cum expositione praeclari
viri interpretis nominalium terminorum Jo-
hannis Dorp, recognitae a magistro nostro
Johanne Majore. Cum annotationibus et post-
iUis in margine libri de novo insertis, Lug-
duni 1510. Slu^erbem t)erfa|te ÜJlaQor auf bem
Oebiete ber terminiftifd^en Sogif eine SKenge flci«
nerer ober größerer felbftänbiger Slbl^anblungen,
in meldten er mel^rfad^ benfelben ©egenftanb in
mieberljoltem anlaufe bearbeitet, ©ie finb mel^r
ober meniger oolipänbtg in einer ©ammelauSgabe,
balb als Kommentar ^u $etru3 ^ifpanuS, balb
afö libri, quos in artibus emisit, ^ufammen-
gebrudK: Acutissimi artium interpretis ma-
gistri Johannis Majoris in Petri Hjspani
Summulas commentaria, Lugduni 1505, fol.,
unb neuerbing§ unter ^injufügung einiger mei«
teren logifd^en Sractate : Magister Joannes Ma-
joris Scotus. Incljtarum artium ao i
paginae doctoris acutissimi magistriJ
Majoris Scoti libri, quos in artibus in o
montis acuti Parisiis regentando in
emisit etc., Lugd. 1516, fol. (S)ie 9tt^
ber einzelnen Slbl^anblungen mit fui^er 9
angäbe bei ^rantl a. a. D. IV, 247—251.
fommen no^ ba§ Introductorium, eine i
l^olung unb 3uf(intmenfaffung ber artftol
unb fummuliftifd^en fiogü: Introductoriu
utile in Aristotelicam Dialecticen, du
minorum tractatus, ac quinque libroi
mularum complectens M. Joannis 1
Philosophi ac Theologi Parisiensis, de
eodem summa vigilantia repositum, Pa:
unb mieberum 1527; femer Quaestioz
yetus ars : Quaestiones logicales Mag. .
Majoris Hadjngthonani, Theologi ac
sophi Parisiensis, jam primo in lucen
sae cum ejusdem literali exposition
cincta in veterem Aristotelis Dial<
Joann. Argyropulo interprete, Par.
enblid^ üerfd^iebene Sommentare p ben p^
unb etl^ifd^en ©d^riften be§ SlriftoteleS
1526). S)a| 9Rat)or aU pf)\lo\op^\^
unb ©d^riftfteDer in ber %i^ai mit bem i
eines ©d^ull^aut)teS mirfte, bemeiSt nid^ B
binnen funer 3rit mieberl^olte 9leubrudl
©d^riften, fonbem bie gro^e 3<^^I t'on @(
}u meldten au^er ben bereits genannten l
rarifd^ fel^r tl^ötigen Zerminijten : bie €
üa^. Sa;, 3o]^. S)ol) unb gem. Don S
bie ©d^otten Stob. (S.aubxa\a^ unb SBiC^. 9
flon, ber SBelgier 3o]^. Suflaert u. 9L |
(über il^rc ©d&riften f. ^rantl a. a. 0. 2
Siefe J)^ilofo|)]&ifd^e SBirffamfeü erfd^U]
bod^ bie geiftige ^aft beS berül^mten 0(
nid^t ; aud| als Xl^eolog mar er in ©d^rifl
auf bem Se^rftul^le gleid^ tl^ötig. 9Rit ^ilfe i
noriten 3oc. Shifin unb bcS $eter be ^axiü,
bie Sonectur beS Sobe; bef orgten, Deronfb
bie erfte Originalausgabe Don S)unS @cc
Opus Parisiense unter bem Xitel B^
super lY libros Sententiarum nunquam
impressa (4 PP. in 1 vol. fol.), Paris.,
Granjon, 1517 — 1518 — eine fürjere un
bigere ^Bearbeitung feines großen Oiforbe
teujiencommentarS, beS Opus Oxoniense,
ben ©efammtinl^alt ber t^eologifc^-p^ilofot
Se|^re beS 2)unS ©cotuS in fid^ f a|t. 9m <&
britten Xf^Alt^ biefer Ausgabe (meld^ beml
grapl^en ^an}er unbefannt geblieben) finl
bie S9emerfung: Hoc opus fuit editum ab
(sc. Scoto) Parisiis post ejus doctoraii
aliud opus super IV libris Sent. in i
quapropter illud vocatur Parisiacum
Anglicanum — unb in ber Sorrebe fi
SSorjfige biefeS ^meiten SBerf eS : Oxoni«
cturae longo anteferendumcensui Dm
niae scriberet, baccalaureus duntaxi
dum vero Parisiis legeret, professor, et
SKa^t, «nton — SKa^t, ©eba.
IIU
li mterdmn tumultuarie in sua Oxo-
tetnra resolvit. Sr felbft fd^rieb einen
tat }u ben @entengen beS Somborben^ in
[cotiftif^e unb nominaliftif d^e Seilten t)iel'
Iftcinanbet laufen. S)enn nic^t blo| qI§
r xcbien Sogicolien, f onbem aud^ oI§ tl^eo»
Sententiarier l^ielt er an ben occantifti«
tbüionen tmb an ber via modernorum
SortDorte feines SommentatS )um Dierten
r Sentenzen erflört erauSbrüdlid^: Lau-
eieres, sed nostris utimur annis . . .
ergo nominalium principiis adhibitis
las distinctioneB Quarti unam quae-
▼el plures scribere, quas et reales,
iant, facile capient. ütrique enim
M^ogia erit communis. Siefe Som«
gingen l^or au§ ben öffentlichen 93or-
eS SerfafferS unb etfd^ienen nad^ forg«
leberarbeitung in tt)teber]^oIter SluSgabe,
. rV. Sent. quaestiones, Par. 1508,
»eognitae 1516; In L, Par. 1509, ed. 2
i 3oboc 93abiu§); Inin.,ib. 1509, ed. 2
imer HL, Par. 1509, ed. 2 1517 (beibe
(Smalon), — Slud^ auf e^cgetifd^em ®e-
t SRaQot t^ötig ; er t)eti[a|te einen Som«
um SRattl^äuSeoangeliunt ($ari8 1518)
X eine Sttoralerllarung ^u ben Dier St)an-
)b. 1529). 3)empfter (\. c.) erttöl^nt t)on
f olgenbe @d^ften : Placita theologica ;
donesSorbonicae; Sermones per an-
ucfconi Ghronici Versio, 7 libri; Cata-
iso. Lucionensium.
inen ürd^Ud^en ©runbfö^en fd^lo^ fid^
n bie Stid^tung $eter b'^Ub^'S unb ©er»
)ie fid^ ft)äter in ben befannten t)ier @ö^en
. Wxi 1682) als (SalltcaniSmuS con«
toe^j^ er mit Sted^t unter bie „el^rwär»
1er ber gaüicanifd^en Zl^eologie'' ge}ö]^It
r ßdU bie 9uctorität ber Soncilien über
lO^fleS unb meinte ba^ nid^t blo^ bie 93i'
väban aud^ ieber Pfarrer feine 2^ri3»
unitielbar DonSl^riftuSl^abe C^nlV. Sent.
3 — oud^ in ber 3)u $in'f d^en ® efommt«
ber SBerfe @erfon§ unter bem Zitel De
poteetate ecclesiae, tom. n, Append.
1 sqq.). 9Rit feinem @d^üler unb Sol«
■am ^nte er feine tJfeber in bie 3)ienfte
ul^ntt>oluti0nören 93ett)egung be§ Slfter»
OB $ifa (1511) in ber ^bl^anblung De
ifte Goncilii supra Pontificem Max.
Pip. 0er8.II, 1181 sqq. App. — einem
i 9btfi)ug au§ feinem erften Sommen*
)att^ cap. 18, 1 LXVm, coL 3) ; ögl.
8(mer, @efd^td^te ber Sluflel^nung gegen
I^e Ibtctorität, in ben Stimmen au3
ttd^ 1872, m, 223 ff., unb §efele.
^er. Conciliengefd^id^te vm, 470 ff.).
Bffd^ettKiIt, fo lel^rt er l^ier, fei $etru§
lomcn ber ftird^e imb für bie JKrd^e über-
ibm, bol^ gehöre fie ber gansen jhrd^e
9a|^. SBie in ber fird^Iid^en, fo legt
9)laQor aud^ in ber t^olitifd^en @efellfd^aft bie
SJtad^t in bie (Sefammtl^eit beS SSoKeS, baS fie bem
i^ürften übertrage unb tt)ieber nel^men fönne, nötl^i»
genfaUd fogar mit ©emalt — eine Seigre, bie il^m ben
9iamen beS erjlen f d^ottif d^en Stabicalen eingetragen.
3n feiner ®efd^id^te @d^ottIanb§ (üb. IV, op. 17,
foL LXXVI--LXXVIE) fd^reibt er: Populus
liber primo regi dat robur, cujus potestas atoto
populo pendet, quia aliud jus Fergusius pri-
mus rex Sootiae non habuit: et ita est ubi-
libet et ab orbe condito erat communiter . . .
Regem et posteros pro demeritis populus
potest exauthorare sicut et primo instituere.
Obmol^l SRaQor felbft allen religidfen unb ))oHti>
f d^en Agitationen feiner 3eit t)erfönKd^ ferne ftatrt)
unb feine gan}e SBirffamfeit auf bie @d^ule be»
fd^rönfte, fo liegen in biefen ®runbfö^ bod^
bereits bie jfeime ju ber t)onftanbigen fird^lid^en
unb ))oUttfd^en Umn)äl}ung, totlä^t t)on ba ab in
abjicigenber Stufenfolge fi§ öertoirOid^te. (S i t e»
r a t u r. Thomas Dempsterus, Historia eccles.
gentis Scotorum, Bononiae 1627 ; edit. alt.
Edinburgi 1829, Hbr. 12, tom. 11, n. 910,
p. 481 sq.; Du Pin, Bibliothäque des aut.
eccles. au XVI« siecle; Moreri, Dictionn. s. v.
Maire ; P. Hume Brown, George Buchanan,
Humanist and Reformer , Edinburgh 1890,
38—41.) PRorgott.]
W^tfX, 3lnton^ S. J., geb. 1673 ju Steffel«
»ang im M^än, trat 1689 in bie ©efeUfd^aft
3efu ein, nmrbe ^rofejfor ber H^eologie in 3ti»
golfiabt bann Slector unb 9lot)^enmeifler in Satd^S«
berg unb ^ule^t Stubienpräfect gu Sngolftabt.
©ier ftarb er ben 3. Suli 1749. gr toar ein
ebenfo frommer unb tugenbl^after aß geleierter
OrbenSmann unb fann als einer ber bebeutenbften
SSertreter ber fd^olaftifd^en Xl^eologie in feinem
^al^rl^unbert gelten. Sein^auptmerfijteineTheo-
logia scholastica, 8 voll, in 8^ Ingoist. 1728
ad 1732, ober 2 voll, in fol., ib. 1732. S)arin t)er-
trat er bie SH^eorie beS fog. ^equiprobabiliSmuS fafl
mit benfelben SBorten, toxt biefe Seigre fpöter t)om
1^1. SllfonS t)on Siguori auSgef^mod^en mürbe (f.BiJ-
lerini-Palmieri, Opus tibeologicum morale I,
600). Sr gab aud^ eine Philosophia peripate-
tica (1739) unb einige Heinere Sd^riften l^erauS.
(Sgl. de Backer s. v.) [5DI. »eid^mann S. J.]
W^t^ © e b a , 0. S. B., ffiid^ter unb Apolo-
get, tourbe JU Saiting (itoi]fyn aid^ad^ unb Qfrieb»
berg) am 15. 3onuar 1742 geboren. 6r ffubirte
5U Bä)zt^ttn, Augsburg, SWünd^en unb grei«
bürg i. 83., legte im Älofler Dom l^eiligen ftreuj ju
©onaumört^ 1762 bie feierlid^en ^elübbe ab,
ftubirte Sl^eologie ju Senebictbeuem, ermarb M
als ^rebiger unb ©eelforger, fomie als ^rofeffor
ber ^l^ilofopl^ie unb Sl^eologie in feinem ftlofier
guten Sluf, mürbe SSibliotl&efar unb ^rior unb
ftarb am 28. 9H)ril 1794. gine ^rofejfur in
3ngo(ftabt ober ©olsburg moHte er nie annel^men,
ba er lieber als Siterat in ber 3cBc arbeitete. 6r
gab öiele ^rebigten in ben ®rud(, fomol^I einjeln
1115
aI8 in Sommlunfim; feine ©prai^e ift populär
unb im äßet^ältnil ju anbewn iratr 3rit ff ^r rein-
S^rifd^E unb hramatiic^e Spoefie mot i^m feerjenS-
\a^t; man Ifat 21 Buft- unb Stanerfpiele üon
Üim, bie frei]id& in berSÖJEtje feines 3dta!ter8 Oft-
Mt unb nur auf einen oigem ftreiä bered^nel finb.
iUIe^r beftinnt mürbe er burrfi [eine irenif t^en ^Beftrc
bungen; er leflte feine anfielen barüfier raeitlcufig
bar iu einer S^fi^ft on Si. iBraun, ber fie miber
aUiffen unb SBitlen btB iPefjafierS 1778 oB „erflen
©diritt jur (ünftigot ißercinigung 3C," ucröffent'
li^le, Siol bet borob erjafircncn Unonnc^mti^'
feiten flobilRapr 1787— 1790 ju glcidjem ßroerfe
feint „Sert^eibigung her natürii^en, d)vift!i{^en
unb fat^Dlifc^en Seliaion naift bcn Scbürfniffen
uitferet Stit" ^trouB (3 Slieilc). 5Ber erfie %iid\
eaGjSli bie |og. SReHgitma))tiilpiop6ic. bie unberen
Uftilt bie fog, Slpologetir ober aßgemtine Sfieo-
loflie, ?r!le3 im ®eipe ienerSeit, b.t). bnrdifäuert
Otm htm ffritidSmul unb SubjectiDiemuS ber
ffanf fc^en unb fjidfite't^en !p^ilofop(|ie, bie fa im
tieifigen ßreug ju ^onautoörtfi eifrigPe 5pflege ge-
fiinben Ifatit (ügl. Eötefl. Äönigsbotfer, ©tfc^.
b. fltopers Dom ^l. ffceuj HI, 493 ff.). 3)ie 3rr-
t^ümet, meldte bü§ fcnp in beper ^Ibfit^t Berfnlte
SBJerf enthielt, würben Bon 3.e.§Drf|6i^Ier (1 790)
luiberltgt : bie irenift^e 3:enben) fül)rte ju neuem
©trett: gemonuen tourbe foum jeraonb, — ÜBe^r
über ip Jle^ bei ?lug. Sinbnet, ®ie ©c^riftfleHet
bea »tneDietintt-Orbtn3 feit 1750 im boiHgen
ftdnigni^ SSo^em n, 137 ff., mo anä) ba§9!er-
}ei^ig ber Siteiatui über i^n (bef. tSaaber, Se;.
I, 2, 12 f|.; aSemer, ®efd^. ber (otb. X^eolnaie
237 ff. u. f. f.) unb ünn ijm gu Jinben ift; !(((■
tere umfofet 58 Kümmern umi rann noä) Der-
meiert »erben burc^ „flirf^enlalenber oKet ^eiligen,
bie unter ber Siegel bti % SBenebid lebten",
StugSb. 1786. [Sraunmüner 0. S. B.]
SSai^, S^eiubin, 0. Hin., Sttecbge, würbe
am 11. Ipril 1694 |u fiauenftettcn in@d)Daben
geboren, traf 1712 »u Somberg In ben SfronciS-
tanerorben unb »uroe fpäter apoflolifdiet 5iotQr,
fflrftl6if(^flfIic&era5eologtiinb!8eti6hiaterbe8eta-
6if<i(|ofB StopDfb Don ©QtjbuTg. lieber bie 3eit
feines SobeS fehlen bie Sa^ti^ten. Sleigig ge-
arbeitet, aber jitmti^ breit ift feine on bie SJecre-
talenorbnung fiiifi onft^lie^enbe ffiarpeDung beS
cononif^en !fic^t§ unter bem Sitel TriBmegietus
juris pontificii univerBi aive inetitutiones ca-
nonicae, 3 voL. in foL, Aug. Vindel. 1742 ad
1751. SBemger be!annt ftnb feine Becollectio-
nes moralee, ib. 1789 (au^ alS Hnbang ju
Patrit Sporar 0. Min. , Theologia moralis,
cum add. et euppl. E. Eazenberger, 5 tomi in
2 voll., Vonet. 1755). 3n benfelben erfd^eint er
ate Sprobobilifi. (93gJ. 3äd, Spontfieon ber Site-
taten unb ÄönjWer SBambergS, Samberg 1812,
767; Hurter, Nomenclstor liter, n, 1445.
860.) [SR. t. ©^erer.]
■gBaift, ®eorg, 8. J., Singuift, flammte au8
btm obeibat)rtf[^tn Sfäbtiein 91ain, 9» ffnabe
Hü^r, K^erufiin — 9Rat)t, ©eorg.
11
gemährte er in ber ffirc^e an einem ©übe bd (
freujigten bie breifprad^ige jfreujefiinf^rtft i
fragte, waS bieg bebeute. 3H§ er Demommea, 1
fei lateiniftfi, gried)ifcfi unb ^ebräif^, fa^ n
fort ben 6ntf(^Iu6, biefe brei ©prai^ ju tilm
3n ber t^^olgejeit fonnie man Don i^m bai4i
er ^abc baS Satein me^r als mittelmfiBig Mf
ben, noc^ Keffer baS @ried(iifd(ie unb mritovl
beften baS ^ebräifc^e. Sr Würbe 9nagi^
^ß^ibfopl^e, trat am 9. Slpril 1583 in bie 9^
fd^ft °lc|u ein, le^e 1589 bie ctoffif^ €)
d^ }u StegenSburg, wirtie im testen Sofn?^
btS 3a^^unbert§ ju Sitingen als ©tubienpid
beS ©gmnariums, afabemift^ ißrebiger unb f
feffor beS ^ebräifcben unb arbeitete enblidEi 24 3(
im Kollegium Don SüugSburg. ßr goÄ eine %b
'jlnbacbtl» unb ^bauung§büd(Kr mit Iateti|
griei^ifdiem %e^t ^erau§ ; |o bie SDangelies i
epifteln ber Sonn- unb ütia^cflE Öi«rP 3r|
ftabt 1610), bie 3:aggeiten unb eine Sitonei«
^eiligen 9Ua tSfaaameute, bie 2:agjeit«i ber fd
fttnäungfiau (juerft Augsburg 1613), boBftl
beS f|l. SgnotiuS Don CoQoIa (SugSburg 161
u. f. 10. Seine griei^ifc^e Ueberfegimg bä 9a
folge Sbrifti würbe 1615 ju 31ug8butg unb bi
no^ öfter (aud^ in ber belannfen fiebenfpin<Si(
tuSgaic Don 3o^. Sapt. 3ßeigl, ®ul|bad5 ISS
gebrudt. 9)Iaqr3 Institutionea lingnae bete
cae tDurben memgftenS }e^mal oufgelegL i
mertenSioert^ finb au^ bie Ofterli^, tm^t
1618 gu Augsburg lateinifiii, bei^c^, gii^
unb fieorüifd^ erf^einen lie^, unb fein BeBeil
^I. 3gnatiuS in 100 f(^5nen ffupfeifti^ i
tateinifdEien unb beutf^ien €rlduterungen (ttü
bürg 1622). S)er Don Watfi beforgte Oatock
mna P. Petri CaniEÖi graeco-latinus eif^
uierft )u Sngol^abt 1595 unb erlebte baaaii
Steige Don Auflagen bis in unfer 3a^i1mih
'hinein ; taut ber SBorrebe foHte er ben ©tnbail
bejonberS aut^ bie erlemung be9 ©rte^ifi^ '
leicbtem. audt| in bßS Öebtäifi^ Ijät TOoip bhj
ffated^iSmuS überfegt (t)ilingen 1621 unb Bfh
SRodt) grbBne ^ebnitung erlangten feine Vm
Iated)iSmen mit i^ren me^t als 100 ^ Mi
großen ^olgfd^nitten. ©iemartn gmtfi^f^f^t
rietnen Aotet^iemuS beS SanifiuB bc^imno, »
dien Marfi in biefer ^uSßottung in oriHÜI
beutfdder, frangSfif d^er , loteinif^er, bSfpim
floDenif^er (unb polnifd^er^ Sptoi^ Mlp
lichte. 9)Ht ben nfimli^en fflitbem gab et ■
bie ffated^iSmen Don brei onberen Orbedganl
!|eiauS, ben fpanifi^en beS ^itron^nmi 9. 1
palba, ben portugiefift^en beS SRarcoS Socgtt
ben Ualienifd^en beS ^eUormin, lejftern rät
englifdier Ueberfefeung. 5II?an fennt fogortfnelt
gäbe mit t^inefif^em 3:itel. Sro| biefet 8iW
unb ber wt|fen{(^aftli(ben Slnfragm, toä^ t
ber ganjen Seil an i^n gelangten, war b«Bi
unermüblid^ im !Befu(^ ber Slnntn^üuftr, kbj
neu unb ©efSugniffe. 3ul^' f^glc tr no^ <
^bräifc^e Ueberfe|ung beS !Reuat ZeflamentS i
fKa^ton — aWajQriit.
1118
fie }ttr S)urd^fic^t na^ %>m, ftarb ober
ocottf, am 25. 9))ril 1623. 58 Saläre alt,
tf^ eoDesium. (IBgl. Phil. Alegambe,
theoa Scriptt 8. J., Antv. 1643, 157 ;
Aul Yeith, BibUotheca Augustana
lg. Vind.1790, 133—147; de Backer,
bh. des öcrivains de la Comp, de J^us,
Ixmvnm 1869—1876, H, 1176—1182.
^45.) [O. StaunSbcrger S. J.]
fm (de Mayronis), Sfran^, 0. Min.,
lonogenber @<l^üler Don ®un9 @cotu§, )u
iii bet $roDence geboren, ^telt längere S^it
genfer Umt)erfttöt aI3 SBaccoIareuS ber
gic Sorlefungen unb tt)urbe burd^ 93ermttt-
A ftdntgS Stöbert t)on @tcilien, loeld^er t^n
4 ^atte, unb bes ^opfteS 3o]^Qnne§ XXn.
L328 Soctor imb Selber an ber ermäl^nten
ßd^e. Sr ttmr ber erfte, ber im 3. 1315
m jbgen. Actus Sorbonnicus unterzog.
fee|famb barin, ha% aEiäl^rlid^ ^ur Som»
[t an allen f^reitagen Don ben SSaccalaren
leologie eine 3)id)mtation gelitten mürbe.
I frfi]^ borgend 5 Ul^r bis SbenbS 7 Ul^r
le Unterbred^ung bauerte. unb mobei ein
r S)efenbent bie Sinmürfe unb @d^mierig«
rickr Opponenten }u Ibfen l^atte. SRa^ron
m 26. 3uli 1327 SU ^iacenao. SSon £ri-
B (CataL script., ed. Colon. 1531, 105)
r dd ein 9Rann gefeiert, ber burd^ gro^e
um in ben ^eiligen @d^riften. burd^ 9bel
p^fd^ SBiffen§. burd^ einen fubtilen unb
miigen ®eift. burd^ bie ®abe ber Siebe unb
inen georbneten ©til ftd^ auSgegeid^net l^abe.
rfe i^ nod^ bamaliger Sitte beigelegten
oie ebied Doctor illuminatissimus et acu-
ib etneB Magister abstractionum, nod^
kt bie bon il^m Derf a^ten Sd^r iften beftötigen
VlfXL beS £rit]^emiu§. SSon feinen S^om*
en )ur ^l^Qftf be§ ^riftoteleS unb ben Sen«
A^fytcn erfd^ien eine Su§gabe gu SSenebig
toAifyt jugleid^ aud^ Quodlibeta, De for-
iiboB, De primo principio, De expla-
e diyinoinm terminorum. De univoca-
mias entl^ölt. Sie neue Ausgabe oon 1520
k genannten Sd^riften mit ^uSnal^me be§
mtord }ut $]^9ftt meld^ erft 1542 nod^*
abgegeben mürbe. Sin Quadragesimale
t 1491 )u Senebig ; feine Sieben auf bie
le ber ^etfigen fommt ^(bl^anblungen über
bene bogmatif d^e unb adcetif d^e ©egenftönbe
i 1493 gu aSenebig unb 1498 }u Safel
efeen. Tbeologicae veritates unb ein
nbtom }um @ottedftaat ^uguftind erfd^ie«
Zmiloufe 1488, 93enebig 1489 ; eine Sr-
I ber id^n (Sebote $ari§ 1619. SBie fein
mar and^ SRa^on Slealift unb folgte im
riuen bemfelben. fügte {ebod^ l^in unb mie-
[ «enc fd^arffinnige. oft aber aud^ müßige
(hbe eigener fefinbung l^inju. (9SgI. Wad-
Ijmales, Lngd. 1636, m, 301 sq.; Fa-
if BibL lat. mediae aetatls, ed. Mansi,
Flor. 1858, H, 600 sq. ; St5dH. ®efd&id6te ber
^^ilof. im SWittelalter, H, 868 ff.; Haur^au,
Histoire de la philos. scolast. ü, 2, Par. 1880,
298 BS.) [©d^röbl]
9bqarbt, Julius, Sarbinal unb erfter SRi-
nifter in granfreid^, eigcnttid^ aRajarini ober
9Rajaarini. mürbe am 14. Snli 1602 geboren,
entmeber in Slom. mo fein SSater. ein ©idlianer.
im ©ienfte ber Qfamilie (Eolonna fid^ niebergelaffen
l&atte. ober na$ glaubmürbigeren Slad^rid^ten gu
Piscina in ben abmajen. mo bie 3Mutter ftd^ ba«
malS öorübergel^ aufl^ielt. 6r begann feine
©tubien in bem Don ben Sefuiten geleiteten Col-
legium Bomanum in Stom. fe|te fie. ttml er^
17 Saläre alt, ^ieron^mu» golonna. ben fpätem
Karbinal, bortl^in begleitete, gu «Icalä be §enare8
brei Saläre fort unb DoEenbete fie nad^ ber Slüd-
fel^r in bie §eimat mit gmpfong beS juriftifd^en
®octorgrabe8. Äurg barauf (1624) ging er mit
bem päpftlid^ ^eer afö Hauptmann in ba§ SJett*
lin. unb in ben Unterl^blungen mit ben Spa-
niern unb 9ran}ofen bemöl^rte er fd^on bamald
fein bipIomatifd^leS Salent. 3m 3. 1629 mürbe
er burd^ Urban Vin. ber ©efanbtf d^af t beigegeben,
meldte bie um baS ^er}ogtl^um SRantua an'i'
gebrod^nen gfeiubfeligfeiten beenbigen fottte. 6r
tl^at fu^ aufs SJeue l^crDor. Derl^inberte am 26. De«
tober 1630 mit eigener Oefal^r ben 3ttfammenfto6
ber granjofen unb ©panier bei Kafal unb betl^ei»
ligte ftd^ an bem t$frieben§fd^(u^ Don Sl^ieraSco
Dom 6. 3lpril 1631. fomie an ben toeiteren S5er»
l^anblungen. meldte ^ignerol in ben lBeft| Don
pfranfreid^ brad&ten. ffiiefe Slngelegenl^eit fül^rte
il^n gmeimal nad^ $ari§. ©eine Srf olge gemannen
il^m bie ^d^tung unb 3uneigung fiubmigS XIII.
unb Slid^elieu^§. unb biefe beftimmten il^n. bie
biplomatifd^e fiaufbal^n }u betreten. Sr Dertaufd^te
ben ©olbatenrodC mit bem geiftlid^ ®emanb.
ol^ne inbeffen ie bie l^Bl^eren SSßeil^en gu nel^-
men. erl^ielt in Slom aföbalb }mei Sanonicate.
mürbe 1632 SBicelegat Don 9Dianon unb 1634
SiuntiuS in $ari§. 3nf of ge ber frlagen ber ©pa-
nier über feine $arteilid^!eit mnitt er 1636 gmar
auf feinen Soften in ^Dignon jurüdRebren. ©ein
©treben ging aber nunmel^r auf ba§ Sarbinalat.
unb ba er babei Don ©panien ebenfo ©d^mierig»
feit erful^r mie Don fjfranfreid^ Unterftü^ung. fo
fd^Iol er fid^. um fein S^tl gu eneid^en. gulefet
gang an biefe§ Sanb an. inbem er in beffen SHenfl
trat, ©ofort nad^ feiner 2ln!unft mürbe er 1640
nad^ ©aDOQen gefd^idCt. um ben ©treit in ber l^er-
goglid^en t^familie gu fd^üd^ten; burd^ bie glüdHid^
9lu8fä^rung biefer aWiffion bal^nte er fid^ Donenb§
ben SBeg gu ber erfel^nten SBürbe. Submig xm.
erlangte plr i^n ben ^urpur om 16. S)ecember
1641. (Sin Sal^r fpöter mürbe er ber leitenbe
ajlinifter Don ^ranfreid^. Slid^elieu erfannte in
il^m. mie er in einem Dor feinem Zobe an il^n ge-
rid^tetcn Särief bemerfte. ben SWann. meld^er fä$ig
märe, gur SJottenbung gu bringen. maS er begon-
nen l^atte. unb empfal^I il^n felbß bem ftdnig.
1119
URasen.
1120
S)iefer berief tl^n nod^ am Zobe^tage Slid^elieu'S,
am 4. S)ecember 1642, in feinen ^oß), unb am
anbem Soge tl^eilte er ben Parlamenten unb ben
Stattl^altem ber ^roüinjen mit, ba^ er im Beugern
unb 3nnem bie ^olitif beS legten ÜRinifterS fort»
fe^en merbe, unb ba^ er ba^u ben ßarbinal SRa«
garin gettöl^It l^abe, beffen t$ö]^ig!eit unb Steigung
}u feinem S)ienfie er in Derfd^iebenen auftrügen
erfal^ren l^abe. @o tt)urbe ba§ ®ef d^id t$ranfreid^3
bem 40i(^rigen SRanne auDertraut. S)ie @iXoa\t
rul&te 18 3ö|re lang, bis ju feinem 3:obe, in fei«
ner ^anb, unb feine @telhtng ttmr um fo tt)id^>
tiger, weil Subtoig XHL fd&on im 3. 1643 mit
^interlaffung eines unmänbigen ©ol^neS fiarb,
mib bie Äönigin-SDlutter unb S^egentin ^nna Don
Oefteneid^ il^n jum Raupte il^reS Statines ernannte,
ßr mar in biefer 3ett tl^atfäd^Ud^ ber Slegent be§
SanbeS. S)ie naivere 3)arlegung feiner be}üg(id6en
Sl^ötigfeit gel^ört nid^t l^ierl^er; eS ift bie m'
fd^id^te tJfranfreid^S unb gum Xl^eil bie ©efd^id^te
Suropa^S in ber fraglichen ^eriobe. 9lur bie
^aut)tt)un!te ftnb nu^ }u bemerlen. 3unöd^ft galt
eS, ben jfampf gegen baS ^au§ 5a6§burg in
3)eutfd^Ianb ober ben 30j[ö]^rigen ffrieg fortgu*
fe^en unb gu Snbe )u fül^ren, wä> mit meld^em Er-
folge bie^ gefd^a)^, }eigt bie ©ebietSenoeiterung,
meldte ber meftfäUf(|e f^riebe t$ranfreid^ brad^te.
SBöldrenb aber 9Ra}arin in biefer Untemel^mung
Snergie unb ®efd^id[ bemö^rte, oemad^laffigte er
bie innere SSermaltung be§ fianbed. Sd riffen
oUentldalben 3}li^bröu(|e ein ; bie Auflagen ftei-
gerten fid^ unb mürben, gumal bei ber t$ortbauer
bed lange möl^renben ihiegeS unb bem SBad^fen
ber übrigen ausgaben, immer brüdCenber, unb bie
allgemeine Unjufriebenl^eit fül^rte m einem SBür>
gei^eg, bem imeg ber f^ronbe. S)ie Semegung
nol^m f d^on 1648 einen bebrol^lid^en Sl^arafter an.
3)ie Königin fonnte nid^t mel^r dffentlid^ erfd^ei-
nen, ol^ne befd^impft gu merben. @egen SJtajarin
erl^ob fid^ eine malere gflut t)on Schriften, bie fog.
!Dta}arinaben. 3m Anfang be3 Sal^reS 1649
mu^te fid^ ber ^of auf fteben äRonate nad^ @t ©er«
main gurüdf^iel^en. 2)er SOflinifter mürbe burd^
ba§ Parlament als @törer ber öffentlid^en Stulpe
unb 9einb be§ JfönigS unb beS Steid^ed fogar beS
Sanbed oermiefen unb alle feine @üter mit S3e«
fd^lag belegt. 3m Srül^ial^r 1651 mufete er enb«
lid^ meid^en, nad^bem er ftd^ bis bal^in gegen ben
@turm nod^ be]^aut)tet l^atte. Sr begab ftd^- nad^
93rül^l bei SBonn auf baS @d^lo| beS il^m befreun«
beten Jhtrfürften Don fföln. S)aS SsU bauerte
aber nid^t ganj ein ^af)t, unb baS gmeite, meld^eS
er im @ommer 1652 anzutreten l^atte, mar oon
nod^ fürjerer S)auer. S)ie Seitung ber ©efd^öfte
blieb überbie^ aud^ in ber ^me in feiner ^anb,
unb im Sommer 1653 nahmen bie SQßirren ein
Snbe. 9lad^bem baS fianb berul^igt mar, mürbe
ben 93e}ie]^ungen gu Spanien eine größere 3luf«
merffamfeit gemibmet. ®er fd^on lange bauembe
Ärieg marb mit ßifer fortgefe^t unb jule|t ju
einem glüdHid^en @nbe gefö|rt. S)er ))Qrenöif(|e
i^riebe oom 7. Slobember 1659 btad^te Sfranbri^
neue ©ebietSermerbungen ; ber ffdnig Don &^
nien gab jubem Submig XIY. feine ölteße Zod^
SRaria Zerefta ; bie ^od^s^it fanb im folget^
Sommer fiatt. äßa^arin fügte fo gu bem 9tn)-
meSfrans, ben er mit bem meflfdlifd^en ^tiän
ermorben, einen smeiten l^ingu. Seine S^nifMi
mar aber bamit abgef d^loff en. Sr fiorb am 9. 9lb|
1661 5U SSincenneS. (Sr mar ein SReifier in ber
SDiplomatie unb fam in biefer Jhmfi feinem %►
ganger beinal^e gleid^. 9iad^ einer Seite ^
möd^te man oerfud^t fein, il^n über benfelbeii js
fteEen. SBül^renb Slid^elieu feiner @egner bnt^
baS Sd^mert fid^ entlebigte, befd^rSnlte 9Ro}ariB
fid^ barauf, fte einiuferlem. 2)iefe8 Serf^
be^iel^t ftd^ aber oormiegenb auf feine innere $o-
litü, utib auf biefem ®ebiete ermorb et jid^ ftm
Slul^m. Sanbmirtl^fd^aft, ®emerbe tmb fyoM
eiMren burd^ il^n feine befonbere gfürbenm \b
fe^r l^ier bei ben langen SSinen, namentüdf fb
ben ^dferbau, ein tü^tigeS ßingreifen ongcieigt
mar. Seine meitere Sorge galt all^ fel^ pm
S9ereid^erung unb ber Srl^ölung feiner gfornific.
3Sl(m bered^nete ben (Seminn, ben er auS bec
StaatSDermaltung ^og, für ad^t 3a^re auf 40 M
50 aMionen. S)ie ftinber gmeier Sd^i^i
mürben glonjenb oerforgt Sein )iemlid^ vxbAoß
tenber Sruber SRid^ael, 3)ominicaner, mmbe (uf
baS Sr^biSt^um Sis unb }um Sorbinolot befir«
bert ÜRan f d^rieb i|m, frrilid^ mit Umed^ fogiic
bie Sbftd^t 5U, eine feiner Stielten, 3Ram vtoii"
dni, mit Submig XIY. gu Dermül^len. Sd|t i^i
biefeS in einem meniger gfinftigen Sid^te erfd^ieanir
f 0 ift anbererfeitS anjuerfennen, ba^ er Don feinos
Sleid^tl^um aud^ mieber einen guten (BeMi
mad^te. Seine f oftbare SBibliotl^ef marb fir bei
öffentlid^en ©ebraud^ l^ergegeben; feine AnP"
fammlungen maren ben ftünftlem )ugfogfid^ 3*
feinem Zeftamente Derfügte er bie Sti^bmg bei
College des Quatre-Nations, beS l^eutigen 3»
ftitutS,}urunentgeltlid^enS3ett)flegungDon60@ii'
birenben auS ben Dier ^roDingenSrtoiS, Stonffülai
Slfa| unb ^ignerol, meld^ er für ^tonbeid^ p
monnen l^atte. 3)emfelben SoDegium Dermod^ er
feine 93ibliot]^e!. S)iefe Stiftungen lörnien fmBd
ben Urfprung feines ungel^euren äkrmdgenS t#
red^tfertigen, aQein fte legen über benfelbotimne^
l^in einen Derföl^nenben Sd^leier. SMe ffäjfxäSiß
«riefe fKajarinS fmb DeröffenÜid^t in bcc C*
lection de documents inödits snr Tliisioira
de France, premi^re s^rie, 6 Tols., 1872 i
1890. (SSgl. Aubery, L'histoire du earcÜBal
Mazarin, 2 vols., Par. 1688 ; Ghdniel, HisttHr«
de France pendant la minoritö de Louis XITi
4vols., Par. 1879—1880; HistoiredeFiMO«
sous le ministöre de Mazarin [1651 — 1661]i
3 vols., Par. 1882.) ßfmil]
SBajeii CDla^en), SticoIauS Seqrintft
Don, IBenebictinerabt, mar geboren }u9Ra|cni*
nörblid^en äJiard^felbe um 1360, Idm jubenSttt"
bien nad^ SBien unb marb bort nad^ einanb^
i
121
2Rajja — TOed^ttl^ar.
1122
lagister artinin, baccalareus ber Sl^eologie
ib 1401 atector ber Uniberfitöt. Xtefereerfennt-
t^ ber SebenSauf gäbe ful^rte i]^n nod^ ©ubtoco,
0 bomolS bie befte Otben8btSci))lm l^errfd^te;
: bgtt 1403 bie ^rofe| ab unb nmrbe 1410
«gen feiner ifenntniffe unb t^röntntiglett ^rior
Hl ffloflerd. Seu^erer Unrul^en l^lber niu|te er
tit mtljßctxm SRitbrübem 1418 nad) @t. ^nna
1 Stocca bi 9Ronbrogone überfiebeln. 2)od^ tonnte
: xAH^ tyerborgen bleiben: er l^atte |(|on )u
tele Sfreunbe, bie oud) in ber t^eme feiner mit
iet^nuiQ gebadeten. @o fönt eS, bo^ er 1415
om Sonctl }u ft onftang ben Auftrag erhielt, fed^S
einer OrbenSbrüber ^ur ^erfteÜung befferer Or»
)cii^4t nod^ $oIen 5U fenben. Sr begleitete fte
jdbji na<l^ ffonfiong, U)o er mit l^öd^fter Sd^tung
nfgmommen, ja f ogar unter ben SBol^Iconbiboten
fic ben päpfUi^en Stul^I genannt mürbe. 2)ie
CoKüfiDöter nninfd^en aber, er möd^te in feiner
(ciDiat bleiben unb bort baS gefunfene OrbenS-
likn ouffrifd^en. Sine l^erjoglid^e Deputation
ka^ il^ mit feinen (Sefö^en nad^ SBien, voo
iß Vlbred^t Y. mit allen Sl^ren aufnal^m. 9l§»
Üb iDöbÜe man il^n sum Sbte für ÜRel! (1418)
Vit ber SBefugni^, bie Reform einjufül^ren ; bief eS
MUtod^te er mit äBeid^eit unb ÜRilbe, fo bag bie
Otfeitans ber l^eiligen Siegel unb bie fd^öne Orb»
»g bcd ©ottcdbienfteS nidbt blo^ in fur^er Seit
etfägeSRönd^ auS onberen ftlöftem unb ^al^Ireid^e
l^jen berbeigog^ fonbem Qud^ in Dielen ©tiften
Oeßmei^, fBar^ttnfi unb ©d^mabenS Sufnal^me
H: fo un S^ottenflofter )u SBien, in Snaria"
)(ll6eitenf!etten, @t. $eter ^u Salzburg, JhemS-
■fafler, 6t. Smmeram ^u 9)egen§burg, Sraunau
nbStctmdD in SBöl^men, C^eüig Jheu) ju 2)onau»
Mt ei^ingen^ äBiblingen in ©d^maben u. f. f.
faf fold^ äBeife em)ud^S bie ÜReRer Union, nield^e
iraie etgenilid^e Kongregation mit einem gemein»
innen Obern ($rafeS, Srjabt, ®eneral unb Sa-
)itd) uxR, f onbrni nur im ßl^orbienfte unb in ben
arijkn fünften ber fldfierlid^en 2)i§ci))Iin einerlei
Cfefenmig benxil^rte. 2)ie Statuten ftel^en bei
Bduramb, Ghron. Mellic. 220—355. 9bt 9»co>>
tau mod^ fi4 aud^ um bie jeitlid^en unb öco»
varif^en SBerl^Itniffe beS Stiftes fel^r Derbient,
ftebim^ eS il^m gelang, ben 5al)Ireid^en (Sont)ent gu
c^Qlten unb fo Sieled für bie @tubien, bie @aft»
ftombfd^aft unb bie Iflofterreform }u tl^un. ^n
Vißmi Sd^nften l^at man oon i^m nur eine For-
Mda de practica regulari observantia unb
Cerimoniae regularis observantiae. Sr mar
bm 6eimgen aflermegen ein SDluftcr unb fel^r be«
Wt bei ^ol^en unb 9lieberen ; ^ergog Sllbred^t
Ittc eS gern gefel^, menn er 1423 gum 93ifd^of e
n foffan möre ermäl^It morben. S)od^ allgu furg
te feine Z^ätigfeit; am 25. S)ecember 1425 ftarb
kfcftt .erfle Reformator beS fflofterS 9HcIf'' in
ht vjhnlic^ 6tunbe unb im nömlid^en &aufe
(jUdh^of ^ SBien) mit feinem SOjäl^rigen Soter
inulbi beibe umrben aud^ gu ^lt\t in Sinem
^^ oeigefe|t. 9u§fü]^rltd^er l^anbelt oon il^m
ttMMcsttra. Tm. 2. «ufl.
Kropf, Biblioth. MeUic. 135—199; genügenb
3. gr. Äeiblinger, ®efd^. beS »enebictinerftiftS
2ReB 482—506 , mo aud^ anbere Siteratur ju
finben ifi. [SBraunmüHer 0. S. B.]
"SB^ft ober dava argentea, aud^ dicanitium,
l^ei^t ein fWbemer feerolbs- ober 2Karfd^n§ftab,
ber nad^ bem römif(|en SerimonieU Dor SBel^örben
ober SoQegien als 3ci<^^n bed SBorrangS ober ber
3uri8biction Vorauf getragen mirb. 6r ift etma einen
aSeter lang, öom ^anbgriff bis nad^ bem obem
6nbe feulenf örmig ermeitert, oft in SReftef getrieben
unb oben mit bem SBa))))en berj[enigen, meldte er
repräfentirt, öerfel^en. S)ie Sräger l^ei^en clavi-
geri. 93i8 ju änfang biefeS Sol^rl^unbertS marb
bie aSajja bei jeber feierlid^en ©elegenl^eit ben
Sarbinälen öoraufgetragen; ie|t gefd^ie^t biefe nod^
beim offtriellen ^ufgug einzelner beöorsugten Ka-
pitel unb !Dhtnici))aIcoQegien. 9(u|erbem fül^ren
bei einzelnen t)functionen bie cursores apostolici
(f. b. ärt.) unb immer bie mazzieri del Papa
ober pöpftlid^en ^^©d^meijer", meldte bei ben großen
ftapeüen bie Orbnung aufredet )u l^alten |aben,
bie ^ma, 2)iefelbe mirb entmeber aufredet an
ber redeten @d^ulter ober magered^t unter bem linf en
3lrm getragen. SSermutl^lid^ ifi fie eine Sßad^al^mung
ber gaßceS, meldte bem römifd^enKonfuI al^Snä^zn
feiner 3uri8biction öoraufgetragen mürben, unb
ift als fold^e baS ganje äßittelalter l^inburd^ in
auSgebel^ntem ®ebraud^ geblieben. (93gl Moroni,
Dizion. XLIV, 25.) [ftaulcn.]
3Ba)}offa, 9{icoIauS, S. J., auS bem
92ea))olitanifd^en, mar ^rofeffor ber SRoraltl^eO"
logie unb Sirector einer Kongregation für SBeIt>
priefter in 5ReapeI; er ftarb 1746. ©ein ffierf
Theologia moralis, 5 yoll. in fol., baS nad^
feinem f obe 1 748 )u 9leapel unb nod& öfter l^er»
auSlam, mürbe Dom 1^1. SlfonS t)on Siguori ge«
fd^ö^t, t)om Parlament Don $ariS aber angeblid^
megen ju lajer ©runbfäfce 1762 jum Qfeuer öer-
urt^eilt. &l. Steid&mann ß. J.]
^aMma, f. äSmael ben Slifl^a.
^Ml^ax, ©tifter ber SRed^Ul^riften-Son-
gregation, ift ber Urb^^^ ^^^ religiöfen unb lite*
rarifd^en Srl^ebung Armeniens, meldte feit bem
17. äal^rl^unberi bem burd^ baS ©d^iSma b^rbei»
geführten, faft ein Sal^riaufenb bauemben ©eifteS»
t)erf aU ein 6nbe mad^te unb bie burd^ politif d^e aJlijs»
gefd^idCe niebergebrüdtte 9lation mieber jum ©elbft-
bemujstfein unb ^u neuer geiftiger 93lüte brad^te.
S)er W)i 2Ked^it^ar mürbe im 3- 1676 am
7. Qfebruar §u ©cbafle (©ioaS) in fticinaften öon
frommen ©Item geboren, ©ein S3ater $etru8 unb
feine SKutter ©d^al^riftan liefeen ibren einzigen
©ol^n auf ben 5Ramen 9Kanuf (ftinb = 3efu«
iKnblein), mie ber ©rojjoater l^ie^, toufen unb er«
jogen il^n d^riftlid^. Rcmm fünf Saläre alt, mollte
er fd^on ftd^ bem priefterlid^en ©tanbe mibmen
unb mürbe einem $ricftcr jur ßrjiel^ung über-
geben, ©d^on oier 3a]^rc fpäter (1684) erl^ielt er
öon SlntoniuS, bem Sifdfeof oon ©ebafte, bie Dier
nieberen SBeil^en. Salb l^ierauf mad^te er bie 99e-
1123
aRed^itl^ar.
II
fanntfd^Qft }loeter Sremiten, SIesiuS unb 3o'
l^onned, etneS ^riefierg ^orutl^iun (^oScal) unb
Itotitt 9tonnen unb niarb bucd^ btefe nod^ mel^r
}u einem frommen Seben unb ^u lUecorifd^er Sil»
bung angeetfert. 6r Ia§ fleißig bie l^eilige ©d^rift
unb VooUtt fid^ ben Sremitenftonb malzten, toa^
i^m aber nieber t)on ben Sttem nod^ Don ben
beiben Sremiten feiner SSetonntfd^oft felbft ge»
jlottet imtrbe. 3nbeg l^otte ÜRonu! fd^on in feinem
elften ^a^xt bem @enu^ Don t$flei|^, 9Bein unb
Obft entfagt unb im t)ier§e^nten Solare l^eimlid^
ein l^öreneS |>emb angezogen. 3m % 1691 trat
er tn^S jflofter }um l^eiligen ftreus bei @ebafte,
unb nod^ o^t Sogen meiste il^n fein Oberer, ber
93ifd^of 9naniQ§, jum ©ubbiocon unb )um SHa-
con. SBei biefer SBeil^e nmrbe il^m ber 3lamt
SRed^itW (2:roft) aU ber feines Urgro^tmterg
gegeben. Snbod^tSübungen unb eifrige @tubien,
befonberS ber ormenifd^en ftird^äter, blieben
mtd^ |e|t feine SieblingSbefd^&ftigungen. Sr fol^
ober ein, bo^ er in ben SBiffenf^often old Sluto»
biboft nid^t t)iele 9<)rtfd^ritte mad^en fönne, unb
fud^te fid^ be^l^alb einen SBorbopet (2)octor) §um
Selber. 2)ie SBarbopeten, meldte bei ben Arme-
niern afö 9Reifter edler SBiffenfd^aften betrad^tet
toerben, in SBirfiid^feit aber oon tieferer 93ilbung
toeit entfernt ftnb, f d^auen fid^ überaQ nad^ @d^ülem
um unb fud^en einer fid^ bem onbem bie talentirten
@d^uler )u entlodten. 3u le^teren gel^örte aud^ ber
iunae SRed^itl^ar. 3m 3. 1692 !am ber SDBorba-
pet Sagor nad^ @ebafte. 3^m fd^Io| ftd^ ÜRed^itl^ar
auf ben SRatI ber oben enoöl^nten 9lonnen on
unb ging mit il^m nad^ Subofta (Xofat). @ein
Onfel fül^rte il^n aber mieber gurüdt nad^ @ebafte;
l^ier nal^m il^n ein Srjbifd^of 9JUd^aeI auS Stfd^«
miab§in als @d^äler an unb brad^te il^n aber
6r§erum nad^ Stfd^miab^in, meld^eS als ein @i|
aQer SBiffenfd^aften betrad^tet nmrbe. 2)er Srg«
bifd^of fd^aute aber balb feine loiffenfd^aftlid^e 93il»
bung mit mi^gfinftigen Augen an, unb aud^ t)om
Sr^erumer ßleruS marb er Diel beneibet unb Der»
folgt. 3u biefer 3cit maren in grjerum SDKffio»
nare auS ber ©efeQfd^aft 3efu, unb SRed^itl^ar
mad^te bie 93elanntfd^aft eines ^aterS, Don bem er
SSieleS über bie „granfen" unb bie römifd^-fatl^o«
l^ä^t Jhrd^e Demal^m. Salb aber fül^rte il^ ber
Srjbifd^of nad^ ßtfd^miabsin, unb l^ier marb er
l^art bel^anbelt unb fogar mit ©dalagen mi^l^anbelt.
Snfolge fold^er Seiben fomie feiner freitoilligen
Su^en befam er eine fd^mergl^afte Slugenfranll^eit.
Srft nad^ }iDei 3al^ren gelang eS il^m burd^ bie
SSermittlung beS 93ifd^ofS Xl^eoboroS, beS Oeco»
nomen Don Stfd^miabjin, nad^ bem jflofter Don
@eman su fliel^en; f^xtt fanb er mel^r öujserlid^e
Sufefirenge, aber feine innere grömmigfeit. 3n
feiner tiefen gnttäufd^ung betete er oft meinenb :
„SDSaS loirft bu mit mir t!)un, o |>err, ba eS mir
l^ier unmöglid^ ift, bir mit einem religiöfen fieben
p bienen V SineS SageS inbe^, als er, mie ge-
möl^nlid^, feine Suflud^t )ur aöerfeligfien 3ung*
frau genommen ^tte, erf(|ien il^m Sßaria in Se-
gleitung Don smei Sungfrauen^ trdftete il^ s
Derfpra^ il^m, bie ^ünfd^e feines der^end pn
fflUen. @eit biefer 3eit Derboppelte SDled^it^ fe
Slnbad^t §ur ©otteSmutter unb lie^ biefeCbe a
fpöter feiner Kongregation alS Srbtl^. £S t
i^m nun ber ©ebanfe, nad^ Suropa gu ^iänta;
ging er mit feinem Sermanbten ©tep)^ er^ n
SriDan, bann nad^ $affen, mo ber 93tfd^of SReli
febe(^ Oberer beS ftlofterS ttKur. SHefer bot {]
bei il^m ju bleiben unb feine ©dualer 5U nst
rid^ten. Aud^ auf feinen SifitationSreifen nol^
SRed^itl^ar mit unb l^ie^ ^n prebigen; SRed^
prebigte nun ben fat^olifd^en ®Iauben, toeU^
in ber 3ugenb Don feinen frommen gfreunbeii, k
Sremiten unb ben ftlofterfrauen, geleiert tooA
mar. 3m 3. 1693 l^örte SRed^itl^ar, ba| einet
beiben 9bnnen fd^on geftorben fei unb bie OHbc
franf banieberliege. @o entfd^Io^ er fid^, na
©ebafte jurüdEsufommen, bie 9lonne nod^ ebn
gu feigen unb ftd^ bann über ben Sßeg nad^ (gino|
SU befragen. 3n ©ebafte mürbe er ttneber IM
Derfd^iebenen SBarbapeten eingelaben, i^r &ß
lu merben, lel^nte aber MeS ab. @4on banal
latte er einige religiöfe Sieber unb ®öAäfit 9
fd^rieben, bie bis l^eute im SRunbe beS SolMjnii
®egenben gefungen merben. 3m October 169
nun Derfd^Iimmerten fid^ feine Sugeufd^mergenba
art, ba^ er fafi btinb mürbe. (Sx mar aber ion»
fröl^Iid^ unb bat bie aSerfeligfte 3ungfnm »
baS Slugenlid^t in einem ©efang, ber nod^ 1^
befannt ift. 3m SRai 1695 liefen enbli4 M
Slugenfd^merjen nad^, aber baS redete %i%t Vk
blinb. 3n biefer 3eit l^brte er nie auf^ ben wSfX
©lauben )u prebigen. 3m 3. 1695 im 9Rfit) In
er in ©ebafte einen frommen äSSarbapet, ^oMt
(3onaS) mit 92amen, ber nad^ Subofia vM
Siefen begleitete er unb befel^e t^n )um iaSfi
lif d^en ©lauben, unb nun faxten beibe ben fit
fd^Iul, sufammen nad^ Stom ^u pilgern. 3
ritten auf Sf ein; beim Uebergang über einen Pil
fanf SRed^itl^arS Sfel unter unb begrub mit fk
alle feine ^abfeligfeiten, 93üd^ unb ©d^riflai
mäl^renb er felbft mit C)ilfe ©otteS glfidSu^ ^
überfam. %IS fte in SIeppo angefommen tootai
erful^r aßed^itl^ar, ba^ ftd^ fat^olifd^ W^
nare bafelbft befanben. Sr fud^te fogleid^ ciiB
berfelben, P. Antonius SeauDoIUer 8. J., oif
tl^eilte ibm ben S^td il^rer Steife mit unb bgt
fammt feinem ©efäl^rten Dor il^m boS Seieiri
ni| beS fatl^olifd^en ©laubenS in aller ^m i
P. Antonius rietl^ il^m erft, Don ber Sd|e (*
Sujlel^en. 91IS er ftd^ aber Don bem mal^ 0f
Sned^itl^arS überzeugt l^atte , fteOte tx rSjß^
empfel^IenbeS 3^ugni| auS, meld^ Don fiinnit
lid^en fatl^oliid^en Snifftonaren in Vltppo nal(E
f d^rieben nmrbe, unb übergab il^m bie^ mit eii0
gmpfel^lungSfd^reiben an ben ©eneral ber fN
feQfd^aft 3efu )u bem 3tt)edt^ ba| il^m bei feind
SBemül^en, fein Saterlanb }ur Union mit ber t
t^olifd^en Äird^e jurüdjufül^en, oller Soif^
geleiftet merbe.
1125
9Re(^tt]^ar.
1126
Jhm begaben fid^ 3Rtä)\i^ax unb ^oDnan nacf)
Vesonbrette, orni 100 fte mit einem fron^öfifd^en
griffe lodtet fugten, ^uf bem nämtid^en @d^iffe
tcfanb fid^ oud^ ber ormenif d^e Jfotl^oIüoS t)on @t§,
bei {i^ no^ ^ armenifd^en jflofter S)ug]^lQ auf
C^pem begeben moQle. f>iet angelommen, mujste
btf 6((iff einige Slage bleiben ; föäl^renb bief er 3ett
Dri^ bei ilatbolifod ben SEBarbopet ^oDnan jum
Siji^f, nnb biefer lie^ fid^ bereben, bei il^m su
Heikn. Sot ber SBeiteneife t)erfiel Sßed^itbor in
nn ^geS gieber unb lag fran!. 2)a in ©ala»
■iaa mif Supern ein armenifd^eS Jtlofter xoox, fo
fiel tr fid^ ba^n bringen, um ftd^ bort ju erholen.
SHt 9etD0]^er bed ffloflerS jebod^, bie balb er«
\iifcm Rotten, ba^ SRed^iti^ar burd^uS fatl^olifd^
|et iKrfogten i^m iebe §ilf e. Ser erf d^öpf te Jhanf e
Mibe in einem SSinfel bed ftlofterS niebergelegt
Sett mib Sffen niurben il^m abgefd^Iagen, unb in
bei ar5|ten 3uli]^i|e nmrbe il^m fein Xropfen
Safjerjur Sabung gereid^t. Sr mu^te mäl)fam
^isrlnid^e fd^Ieppen unb erl^ielt erft nad^ langem
Säten ein toenig 93rob unb SBaffer. 9I§ er M
tmigenmi^en erl^olt fül^Ite, ent{d^Io| er fid^ fold^en
S(|biengldten gegenüber )ur ^eimfel^r. Sr ful^r
Mt Seleufia unb ging t)on bort 5U Ofu^ unter
nfSglid^ Seiben nad^ Slntiod^ien, SIeppo, ^in»
lA unb enblid^ nod^ @ebafte im 3. 1695 im
SMnber. @eine SItem nal^men ii^n mit aOer
Stabe auf unb pflegten il^n mö^renb Dier Sßonaten
fim ]ifiottttt ffranf^eit. 918 er genefen toar,
tnt er nrieber tn'8 ftlofier jum l^eiligen Jheu^
nb gab ftd^ literarifd^er Sefd^öftigung l^in; er
Mfb^ t)erf4iebeneftird^enlieber unb brachte baS
MHifd^ Sud^ ber Sprühe in SSerfe. Mein einer
ks ndbifd^ mofterbrüber fd^Iid^ M in feine
fldle, entioenbete feine SRanufcripte unb Derbrannte
Pejimmtlid^; SRed^it^ar n)ar ebelmütl^ig genug,
i|ibie|}uoer3ri]^en. 3ngloifd^enn)arer203a]^re
ritgeiDoä)en unb mürbe am 17. ÜRai 1696 Dom
Kf^of ilarapet gum $riefter gemeil^t. SSon nun
n fing SDted^itbar an, bie (SlaubenSlel^ren ber
l^olifd^ftird^e überaE §uprebigen, unb badete
«4 anbere 9Ritarbeiter l^eranpjie^en, um feiner
SsfioB ben malten ®Iauben unb eine miffen»
fi^id^ Silbung gu Derfcfjaffen. Stotx 3üng»
bge, äo^omteS unb 3ofepb mit 92amen^ fd^Ioffen
H i^ <nu äol^onneS erließ Don Sßed^itl^ar ba§
814 Don Xl^omaS Don ^empiS unb fud^te ben
Gfcr SRed^iD^rS nad^jual^men. @o mad^te ftd^
w eine religidf e Semegung bei il^ren SonbSleuten
hneifibar, unb nun fingen bie @d^t§matifer an,
9Mi^ unb feine Slnl^önger 5U Derfolgen. 2}o«
koM nnb 3ofep^ Derbargen fid^. SRed^itl^ar flol^
>i4Sttbofia. 92a^bem aber bie ©emütl^er mieber
M^ uxiren, fanben bie brei jungen Seute fid^
^Kket jufammen. 2)amal§ mad^te ein armenifd^er
^^ifd^ ^riefter, Sbatfd^atur SBarbopet, ein
1^^ ber $ropaganba, in Q^onftantinopel Diel
«flW<n mit feinen ©d^riften unb feinen $re»
^kt. Oled^ittiar entfd^Io^ fid^, 5U ij^m p gelten
*^ «it i^ einen SSerein Don SDJiffionaren für
fein SSaterlanb ^u bilben. Sr fam nad^ Sonfianti«
nopel im 3. 1697 unb t^eilte il^m nun fein Sor-
l^aben mit. ßl^atfd^atur fanb inbe^ ben ®eban!en
megen ®elbmangel3 unauSf ül^rbar. 3n Sonftanti-
nopel lag Sßed^itl^ar feine l^eilige SReffe ftetS in ber
lateinifd^en ft ird^e, prebigte ben Slrmeniem unb be-
mirlte baburd^ Diele Sefel^rungen gur latl^olifd^en
ftird^e. 9fö er aber nad^ Dergeblid^em SBarten Don
fünf 9Ronaten ftd^ überzeugt l^atte, ba^ für fein
SSorl^aben meber Don S|atfd^atur nod^ Don einem
Zubern tiroa^ su l^offen mar, gebadete er mit feinen
^mei @d^ülem nad^ Sr^erum su gelten, Don bort fid^
nad^ ber $roDin§ Od^tit (an ber ©renje Don Geor-
gien) §u begeben, mo er einen fatl^olifd^en ^riefler
fannte unb mo menige Surfen maren, unb bafetbft
eine @d^ule 5U eröffnen, um burd^ bie Don il^m
erlogenen @d^üler in gan§ Armenien ben fatl^o-
lifd^en ®Iauben prebigen in laffen. Qn btefem
Stoedfe bcfam er Don bem ©uperior 3o]^anne8 SSer-
Itan S. J. ein Smpfel^IungSfd^reiben, morin aUt
fatl^olifd^en SRiffionare gebeten mürben . . . ut
ejus tarn Banctum propositum f oveant, juvent,
omnique ope promoveant. SBeil er aber feine
SRittel für bie 9ieif e befajs, hat er fo lange um Sil»
mofen, bis er fld^ im ©eptember 1697 mit feinen
§mei @d^ülem nad^ Srape^unt einfd^iffen fonnte.
Sr litt @d^iprud^, fam aber fd^Iie|lid^ glüdEIid^
nad^ Srape^unt. Ranm bort angelangt begann er
}u prebigen unb sogprebigenb (1698) über ^mafia
unb Subofia nad^ Srjerum. §ier Demal^m er, bajs
ber Obere beS ftarmir SBanf (Stotl^en JtloflerS)
bei ßr^erum, ber Sifd^of SRargar, fatl^olifd^ geftnnt
fei. Sr ging in x^m unb mürbe Don il^m gebeten,
feine @d^üler in ber fatl^olifd^en Seigre §u erstellen.
Sr t^at eS mit aUem Sif er. 3n bemf elben iclofter
meilte gerabe ein gemiffer SBifd^of Gregor aI8 ®afi;
biefer liejs fid^ mit il^m in eine Disputation über
©laubenSlel^ren ein, unb als er j^d^ burd^ SRed^i-
tl^ar befiegt fal^, fiel er über il^n l^er unb }erfra^te
ibm baS ®efi^t. SRed^itl^ar ertrug biefe Unbill
mit fold^er Seelenrul^e, ba^ ber 93ifd^of fid^ baburd^
Sum maleren ©lauben befel^ren lie^ unb nad^ Stom
ging, mo er fpöter ein großer SBol^Itl^ater beS
mofterS 9)}ed^it]^arS mürbe. 3m 3. 1698 brad^
im ftlofter eine peftartige Jhanf ^eit auS, Donmel«
d^er nur Wed^itl^ar frei blieb ; er biente einem 3«ben,
bis aud^ er Dor Srmübung ^um Sterben erfranfte.
3m 3. 1699, als SRed^it^ar 23 ^a^xt alt mar,
ertl&cilte ber Obere il^m bie 9Bürbe unb bie 9Sor«
redete eineS SBarbapet. SRed^itl^ar SBarbapet l^tte
iebod^ fein SSorl^aben nie auS bem 9uge gelaffeu;
er Dertraute eS jefet bem Obern 5IRargor an, aÜein
biefer fonnte, auS gfurd^t Dor ben ju ermartenben
Verfolgungen, fid^ nid^t cntfd^licfeen, tl^eiljunel^«
men. ^Wed^itl^ar entfd^Io^ fid^ nun, mit feinen
gmei @d^ü(em unb einigen Ruberen nad^ Son-
ftantinopel ^urüdE^uf eieren, unb fam bafelbft im
3uli 1700 an. 3luf bem SBcge traf er in ©rjerum
ben P. KomeliuS 2ean S. J., meld^er il^m mie-
ber ein Smpfel^IungSfd^reiben mitgab. Sel^Iid^
Smpfel^Iungen erl^ielt er Don Fr. Sl^erubin Don
<1Q
1127
aKed^itl^Qr.
ber ^immelfal^ GanneL Excalc, Fr. Sofep^
ÜRoria be $aru{{io Gapuc, P. SBil^elm SBeber
S. J. imb P. aBiÜ^Im TOa^r S. J., in benm er
vir aposiolicuB genonnt nmrbe. 3n biefer 3^t
tDotb bie Heine armenifd^fall^olifd^ (Semeinbe 5U
Sonffaintinopel Don Seiten ber Sd^iSmatiter fe|r
k>a:foI^. 9Id TlzäfiÜ^ox unter fold^en Umftönben
na^ (Sonfhmtinopel tarn, voax er foum 25 Saläre
alt. ytüdf jmei SRonaten tmid^ bie S^\ feiner
@4filer auf ad^t. 91IS er aber fal^, ba^ bie @d^i§«
matibr feine nod^ im ft einte fic^ beftnblid^ ®efeU»
fd^ in ben klugen ber türfifd^en Regierung al§
ftaatSgefäl^rlid^ borfteQen moUten, mietl^ete er ftd^
ein $au8, fie&te einige Sud^binbenDerfseuge auf
vaib lie^ feine @d^iUer tl^un, al§ ob fte Suc^binber-
gefeHen hiüren. 3n SBirllid^feit mar fo ein SRif-
^on§]^8 gegrünbet, in nield^em unter Seitung be§
apofiolifd^en SRanned @d^üler §u religiöfer unb
»iffenf d^Iid^er 93ilbung erlogen vmhtn fonnten.
3nsnif(|en lie^ ÜRed^itl^ar %%(mcß t)on ffempiS,
ein Setrad^tung^bud^, eine Srflörung ber ^0-
calQpfe unb öl^nlid^e ^üd^er in armenifd^er Sprad^e
bnulen. 2)er eiferfüd^tige armenifd^e ^triorc^
Spl^rem enoirfte jiebod^ im 3. 1701 beim @ultan
einen ^rman mit bem Sefel^I, aujser anberen
fotl^olifd^ Slrmeniem auc^ Sßed^itl^ar 5U Der»
l^aften unb als fiaat§gefa]^rlt(^e§ SitbiDtbuum ^u
entl^ottpten. 9Red(|it]^r f d^idüe feine @d^üler f ogleid^
U)eg unb fud^te bei ber fronjöftfd^en ®efanbtfd^aft
3uf{ud^t too er einen 3Ronat in Sid^erl^eit blieb.
(Sx fammelte bort toicber feine ©d^ülcr, jejt 10 an
ber S^% ^^ if)t\\it il^nen feinen $Ion mit, in
einem d^ftlid^ Sanbe ein n^irflid^eS Orben§]^au§
ju grünben. ^ier}u mürbe SRobon in SRorea, mU
d^ed bamofö unter ber @ignoria Don SSenebig fianb,
ouSenoöl^It. Me gelobten nun, für immer fxä^ bem
2)ienjle®otted unb ber SSerel^rungaRarienS ju loib»
tnen^ unb eS marb befitmmt, ba| f ie il^ren 9{amen bie
in armenif d^en Slnf angSbud^ftaben auSgebrüdfte 93e»
Sld^nung „9lbo))tiD)o]^n ber Jungfrau, Seigrer ber
VL^t" ]^n)ufügen f oUten. @o nal^m bie äJl e d^ i»
tl^ariflen-Eongregation im 3. 1701, am
8. September, als am ©eburtstag SRariö, il^ren
Anfang. SHefer Sag toirb in ber Kongregation bis
l^eute als @ränbungStag f eierlid^ begangen. ÜRed^i»
t^ fd^idtte nun }uerft feine @d^üler, Don benen
einige f d^on ^riefter maren, als jfaufleute Derfleibet
tmd^ röorea; bann ful^r er felbfi in ber nömltd^en
SBerfleibung nadb @mt)ma unb Derbarg fid^ ba»
fetbft bei ben 3e(uiten; barauf begab er ftd^ nad^
3ante unb enblid^ nad^ Slauplia. ^ier trafen
fämmtlid^e 9RitgIieber, {e^t 12 ^erfonen, au»
fommen ; aud^ ein armenifd^^fatl^oUfd^er Sif d^of,
äol^anneS, gefeilte fid^ 5U i^nen, flo^ mit ^Jltd^U
ßm unb toet^te feine Sd^üler. 3n 9iau))Iia marb
ber 9ef d^Iu^, in ber @tabt SRobon ein 0auS unb
eine Jmd^e ju bauen, erneuert. @ie reichten bem
®ouDenieur eine Sittfd^rift ein, auf ©runb beren
berfelbe il^nen einen 93augrunb in SRobon, fomie
boS 2)orf ®aIa)on in Srtabien unb einen Sl^eil
beS SotfeS SRaDromati )um Sigentl^um über»
gab. 3m %)rU 1703 ftebelte aRed^
©einigen nad^ ÜRobon l^inüber, unb
tete er ftd^ guerft in einem C^aufe orbenfij
®runb Don Siegeln ein, mlä^t er nad^ b
gefd^id^te SlntoniuS' beS ^fteblerS j
geftellt l^tte; bie ®efeQfd^aft nannte ftd^
Ordo S. Antonii. 2)amalS befianb fte at
fönen, bie Dor 3JUd)\tfyix bie bret Orbt
abgelegt l^atten. 9}ad^ etUKi )U>ei 3a^
DierteS ®elübbe l^inju, xod^ bIo| bi
ablegten, nömlic^ auf SRiffton gu gel^
tl^ar havdt }u ÜRobon im 3. 1706 ei
ftlofier unb im 3. 1708—1711 bie be
toniuS gemibmete jtlofterfird^e. Sr toai
Srd^iteh unb }ugleid^ ber Seigrer ole
fd^aften. ©d^on im 3. 1705 fd&idtte '
jmei ^riefter ber Kongregation mit b
ftitutionen gum l^eiligen ^ter, um bti
93eftötigung 5U erlangen. |>ierüber 1
längere SSerl^anblungen, infolge beren ^
mens XL bie SRed^itl^ariften anmieS, ftd
ben brei Siegeln ber j^U. ^uguftinuS, SBc
SenebictuS auSaumöllen. 3Rtäfi!tfyix tu
lux Kegel beS ^l SenebiduS. 3tn 3.
d^ien )u 9)om ein SRitglieb mit ben n
titutionen, meld^ auf ®runb ber Stege! t
nebictuS enttoorfen toaren. 2)er l^eilige
fal^l, biefe ßonftttutionen bei^ubel^alten
Kongregation 6 OrbenSl^ufer l^abe;
foEten biefelben Don 9{om auS beftöti^
3m September beSfelben 3al&reS ging
nad^ Korintl^ imb legte Dor bem Srgbifd^
feine ®elübbe auf bie Konftitutionen (
f elbe tl^ten nad^ feiner SRüdSel^r Dor t^n
Sd^üler, unb im nöd^ften Kapitel loarb
tl^ar einftimmig als lebenSIönglid^er '
(^bbal^air) ber Kongregation ermä^ü
®otteS ^ilfe fid^ fo bie Kongregation (
unb fd^on einige SRifftonare berfelben i
arbeiteten, brad^ (im 3. 1714) einftrie
Surfen unb 93enetianem auS. SRed^itl
baDon im September, unb alS bie gfeinbi
einrüdEten, fttl^r er mit ben Seinigen it
1715 nad^ SSenebig. S)ieU)enigen $rie|
in äJlobon ^urüdgeblieben toaren, tourb
Surfen gefangen genommen, IHofter i
mürbe }erftört. Krft nad^ einigen ^ofyt
bie ®efangenen freigegeben unb fonntei
ißenebig begeben, ^ier mol^nte SRed^i^
in einem gemietl^eten^aufe neben ber St
fitd^e. dlad) längeren Semül^ungen gela
am 8. September 1717 bie unbemol
S. Sasaaro, auf ber eine olte ftird^
Sasoretl^ouS für bie 9uSfa|igen ftavb,
lid^ an erl^alten. 3laä) unb nad^ mürbe Ie
jllofter ausgebaut unb eine neue Sitifyi
Seitung gWed^ttl^arS felbp errid^tet. Sm 5
ging SRed^itl^ar nad^ SRom, um 9led^
feiner Kongregation abaulegen^ unb \dfi
feine Jlraft ein, um baS geiftlid^,
imb materieQe ©ebetl^en feiner Kongn
üRed^it^at.
1180
Cr f^idte aRiffionore nad^ bem Orient
nb l>er5ffentlid^te ceUgiöfe unb toiffenf d^aft-
d^ unb tamitcit f ortmol^renb ben neuen
1^ Steid^ QU Seiben unb SSerfoIgungen, mie
ter 9{a4f olget 3efu (SfyA\i\, aber aud^ reid^
len Zugenben unb l^ol^en SSecbienften um
f)it, um bie armenifd^e Station unb um bie
lenfd^^ äbergab SRe^it^ar am 27. ^pril
eine gro^e @eele in bie ^anb feines
t§, QU einem Sonntag, im Sllter t)on
cen, t)on benen er 50 ^al^re in ber ßon-
n tyerlebt ^tte. Sr l^atte )u Sßitgliebem
gregation 41 ^riefter unb 13 fiaienbrüber
dr mürbe in ber Jhrd^e be§ JflofterS
em ^od^Itar begraben, fpöter aber unter
epl^mmS 9fon| Dor bem ^od^altar bei-
2)er Stuf feiner ^eittgfeit verbreitete ftd^
Eben, unb an feinem ®rabe fa)^ man SBun«
jel^n. 3m % 1844 nmrbe auf Slnregung
d^t^orifien-Songregation in @. fia^saro
^ ber ©etigfpre^ung SOted^itl^arS be»
mib Dom ^apfte bem ^atriard^en Don SBe»
Eari)tnal ^onico, nebft ben ßanonüem
{en. Sie bieten baräber nmrben als ab-
m nad^ Stom gefd^idtt, mo bie SSerl^onb«
oeitergeful^rt mürben. Seiber mußten biefe
Rfoolution t)on 1848 unterbrod^en merben,
SBeiterfül^rung mürbe baburc^ erfd^mert,
in bie SRitmirfung ber ganzen armenif d^en
Mlangte. SRed^itl^rS @rab ift bis l^eute
ud^ Don ben OrtSbemol^nem.
itl^ mar l^od^ unb ftatf gemad^fen. 2)ie
Viam f d^ilbem feinen Sl^arafter f olgenber«
dr mar flug, oorauSfel^enb, oor feiner
i^eit )urüdff^edEenb, in aOen Untemel^'
ben TOittelmeg gel^enb, tiefbenfenb, ein-
»enSmurbig unb freunblid^, gebulbig, gegen
t fireng, f^onenb gegen Rubere, ein auSge«
r 9lebner, gotteSfärd^tig unb eifrig für baS
Seelen. 6r l^interlie^ ungefäl^r 20 gro^e,
u)(ogifd^ unb pbi^^o^gifd^e Sßerfe, unter
}u ermöl^nen ift ein großes SBörterbud^
I @rammatif beS ^Itarmenifc^en, ein Ra«
fi in Derfd^iebenen ausgaben, eine Ueber-
)et 9tad^foIge Sl^rifti, ber Zl^eologie beS
ctuS SRagnuS unb beS 1^1. Zl^omaS, 6om»
^am ßDongelium Sßattl^di, SccIefiofteS,
»e unb )ur Slpocal^pfe, ein ^d^ ber Xw
c (Sx beforgte aw^ eine tüuftrirte 9uS-
r l^ettigen Sd^rift in armenifd^er Sprad^e.
bem Xobe Wed^itl^rS mürbe im ©eneral»
9m Solare 1 750 (am 6. ^pxil) P. ©tepl^anuS
an }um @eneralabte ber Kongregation er»
Diefec ging fel^r balb baran, bie OrbenS«
i beS Stifters ju reformiren, rief aber
ne Steuerungen eine gro^e Un^ufriebenl^eit
en älteren SKitgliebem l^eröor. Sieben
m% Mrfud^te er aud^ oergebenS, bie neue
tion biürd^ ben l^eiligen SSoter beftötigen
I, MB bie mad^fenbe Un^ufriebenl^eit ber
)er ffyx smang, ein ©eneralcapitel ein-
}uberufen. 3m 3. 1772 am 25. SRai mürbe
baSf elbe eröffnet ; ba eS ntd^t möglid^ mürbe, ein
Uebereinlommen ^u Staube 5u bringen, fo nol^m
Slbt aRelfonian feine 3uf(u(|t ^ur mettlid^en ®e-
malt unb )mang feine untergebenen burd^ 9n-
brol^ung t)on @eföngni|ftrafe pm unbebingten
©el^orfam. Sn'^i SRitglteber, bie gegen il^n auf-
traten, mürben mit militönfd^er SScorte i&er bie
©ren^e gebrad^t. 9IS bief eS bie nod^ lebenben Sd^iiler
SOted^itl^arS unb anbere ©utgefmnte fallen, folgten
fie freimiUig ben SSerbannten nad^. Sie famen in
irieft aufammen im 3. 1778 am 19. SKai. S)er
Sifd^of Don trieft unb bie Stattl^atterei fagten
il^nen a&e Unterftü^ung §u. 9htn erinnerten fid^
mand^e, ba^ SRed^it^ar feiner 3eit ein OrbenSl^auS
in Xrieft grünben moQte, unb f o mürbe befd^Ioffen,
biefen ®eban!en SOted^itl^arS m Dermirflid^en. uQS
baS aQeS bie $atreS, meldge in ben SOtiffionen
maren, erful^ren, eröörten fie pd^ für bie Sriefter
©enoffenfd^oft, unb fo gel^örten ju biefer 19 $rie-
fter. gfür baS |>auS in SSenebig erflörten ftd^
10 bortige ^riefter unb 8 im Orient befinblid^e
SDtifponare. ®ie Sriefter SBitglieber befd^Ioffen,
jid^ als treue Stad^folger SRed^itl^arS nun officieU
iDted^itl^ariften ^u nennen^ möl^renb frül^er bie
Kongregation „Slntonianer" ober ^armenifd^e
Sßönd^e'' l^ie^. 2)ie ftaiferin SRaria Xerefia Der-
fprad^ ber Kongregation bebeutenbe ^rioilegien
unb übergab i^r unterm 80. 9Rai 1775 ein auS
58 Slrtifeln beftel^enbeS Statut, moburd^ bie 9Red^i-
t]^ariften>Kongregation alS ein geiftlid^er Orben
anä) ftaatlid^ anerfannt unb berfelben ein Sonb-
ftüdf übergeben mürbe, mit ber Kriaubnijs, barauf
jflofter, ^farrfird^e, 2)ruderei unb Sd^ule }u
bauen unb mit ben anföfftgen Slrmeniem eine
armenifd^e ©emeinbe in bilben, meld^er Diele ^an-
belS- unb riDilred^tlid^e ^riDilegien Derliel^en mür-
ben. 3n bemfelben 3a^re, als bie SRed^itllariften-
Kongregation in Srieft gegrünbet mürbe, morb
bie ® efellf d^aft 3ef u auf gel^oben. SHe großen @üter
ber ®efeUf d^af t mürben confiScirt unb fonnten nad^
einigen ^aixtn Don ben SOted^it^ariften angebuft
merben. 2)iefe Siegenfd^aften aber bereiteten ber
neuen Kongregation groge Sfatalitöten, inbem fie
in Sd^ulben geriet)^; eS traten barum einige SRtt-
glieber auS ber Kongregotbn auS, Rubere feierten
nad^ SSencbig gurüdC. ffion 1778—1808 Derfal^
ber öltefte Don ben $rofe|priefiem bie Stelle
eines Obern ber Kongregation; ber baburd^ Der-
anlajste öftere SBed^fel brad^te eine gemiffe 6r-
la^mung. 3m 3. 1808 (am 8. StoDcmber) mürbe
im ©eneralcapitel ber 93efd^Iu^ gefaxt, einen ®e-
neralabt )u möl^Ien, unb eS mürbe P. SbeobatuS
SSabilian gemöl^It, ber fd^on Dor brei 3(^ren Don
ber ^ropaganba 5um Kr^bifd^of i. p. ermöl^It,
Don $apft $iuS vn. beftötigt unb (am 8. 3mii
1800) gemeil^t mar. S)er ®eneralabt Krgbifd^of
Sabifian trad^tete benpecuniären3uftanb ber Kon-
gregation 5U Derbeffem, jumal ba bie ©laubiger
mit ber ^Q^^ung bröngten. SIS Stapoleon I. Sieger
über Oefterretc^ mar, mürbe ÜRarfd^ SRarmont
1131
SRed^ttl^at.
iia
5um ©tottl^oUer t)on ällQnen ernannt. 3n biefet
3ttt brockte ein gemiffer g^anjofe be SSoI cSk
@d^ulbfd^eine bec Kongregation an ^d), Iie| mit
Unterftü|ung ber fran^ö^fd^en [Regierung bie 93e*
ft^ungen ber Kongregation liquibiren unb t>er-
äußerte jle um einen ©pottpreiS (im 3. 1808).
@r}6ifd^of 93a(ifian ]a^ tociffi ein, baf be 93al
ou^ an jflofter unb JKrd^e ^anb legen toürbe,
unb befd^Iojs nun, mit ben Seinigen nac^ Oefter»
reid^ über^ufiebeln. 6r ging mit einem ^ter }um
l^eüigcn 95ater $iu8 VIL ; als er erful^r, ba)5 ber»
felbe in 9li}§a betinirt fei, begab er f\6) bortl^in,
UKurb ober nid^t ^u i^m gelaffen. 9tad^ längerem
Uml^erirren !om er nad^ Sffiien im 3. 1809, too er
ben ^rocurator P. 9lri[tateS Sljarian jum gegen«
fettigen Srftaunen oorfonb. P. S^arian mar nod^
SBien gefommen, um ben @(^u| beS ftaiferS p
erflel^en, menn bie 9Red^it]^ari[ten nad^ SBien über»
fiebelten. Srjbifd^of 93abifian, ber mie aud^ feine
Untergebenen ein grojjeS SSertrauen auf bie 99httter
@otte8 l^atte, gelobte, il^r, menn fie il^ren @d^u|^ mie
immer fo aud^ ie^t ermeife, bie neue JHrd^e, meldte
er in 9Bien ^u bauen gebadete, )u meil^en unb
bie Kongregation 5U Derpflid^ten, ba| fte töglid^
ben Stofenfran) gemeinfd^aftlid^ bete. 2)er ^vx\U
erjbif d^of Don SBien, ®raf ^^ol^enmartl^, ber ald ge«
mefener 93if d^of Don Xrieft Sabifian utü> bie SRec^i»
tl^ariftenperfönlid^fannte, bereitete il^nen eine mal^r-
l^aft Döterlid^e Sufnal^me. Wit ber Unterfiü^ung
bed gürfibifd^ofS unb bed SBiener 93anfierd @mibt«
mer, meld^er bie baS töglid^e 93rob entbel^renben
SRed^itl^ariften unterftü^te, nal^men nun bie SRed^i«
tl^ariften im ©erDitenflofter äBobnung unb toar«
teten auf bie SRüdRel^r beS ftaiferS. Sn^mifd^en
mürben jflofter unb Jtird^e ber SRed^it^ariften in
Xrieft meggenommen unb bie SRitglieber al§ mittel-
los Derjagt. SSier reisten su ^ui nad^ SBien unb
trafen in Kitti ben Äaifer grang I., ber il^nen Der«
fprad^, bie äJled^itl^ariften in SBien aufjunel^men.
SIS ber Äaifer na^ SBien !am, fragte er felbft
nad^ ben ÜRed^it^ariften, nal^m bie 93ittfd^rift beS
^teS entgegen unb mieS baS jfapu^inerflofter
Sm^Ia^I, meld^eS als unbemol^nbar Derlaffen ba«
ftanb, ben Sßed^it^ariften )ur SBol^nung an. P. äSa«
bifian l^atte felbft bie Slufnal^mSbebingung gefieEt,
baB bie patres, obne bem @taote pr Saft 5U
fallen, auS ben Sinfünften einer S)ruderei in
SBien, f omie aud^ ber Don il^ren äJlifftonaren im
Oriente unterl^altenen @d^ulen ibren SebenSunter«
l^alt beftreiten mürben. 2)iefe 93ebingung trug me«
fentlid^ iura Gelingen ber Sngelegenl^eit bei in
einer S^it loo feinem neuen Orben geftattet mürbe,
M in SBien nieber^ulaff en. 2)er ff aifer äußerte am
SSorabenb Don SRariä 6m})fängni)5 (im 3. 1809),
er moQe bie 93itte ber SRedditl^ariften erfflUen, unb
am 7. 3anuar 1810 mürbe bem Krjbifd^of ©abi-
fian baS 2)ecret beS ffaiferS augefteüt. 9lm 16. ge«
bruar mürbe baS ftopusinerflofter übergeben. Sie
Sibliotl^ef beS ftlofterS mürbe Don bem Armenier
Sgl^amalian angefauft unb ber Kongregation ju«
gemenbet. 9ns baS S^oü nad^ unb nad^ in S3er«
fel^r mit ben ^treS fam, gemalte eS bie bt^
9lotl^ ber Kongregation, unb Don Derfd^iebo«
Seiten brad^te man Kjsmaaren unb SRöbeL 2
feiige Stebemtorift P. KlemenS 9R. ^offbouec m
ber @(^u|engel ber Kongregation; er mar töi
Ud^ Don frü^ an in ber ffird^e ber 9Redp^
riften, um Seid^t 5U l^ören unb gu prebigen, tn
burd^ baS Siolf, meld^eS bie bartigen ^treS n
anberem SRituS fd^eute, angesogen mürbe. 9q]
fing bie Kongregation mieber p blühen an. 9Rüi
beS 3a^reS 1811 mürbe bieaRed^ü^arif}en-9u4
brudferei eröffnet unb 9lnfang8 3uU baS erfteSnd
„Seben ber l^eiligften 3ungfrau SWaria" auSge
geben. 3m 3. 1817 ging Sabifian mit bem ap»
ftolifd^en 5RuntiuS Karbinal ©eDeroH in 99e^
tung feines SecretörS P. SlriftafeS 9[§arian nn|
SRom. 3m 3. 1823, 85 3a^re alt, Iie& ber greifi
Kr^bifd^of einen ©eneralDicar ermol^Ien, bet U
forgeuDoQen ©efd^öfte ber Kongregation fu^
foEte. S)a5u mürbe P. Srift. Sjarian, ouS einei
abeligen gamilie in Konfiantinopel geboren, ouS*
erfel^en. 3m 3. 1825 (am 18. Siprü) entf4&f
Krjbif d^of ©abifian feiig im §erm, fein Seben |»
baS ^avS beS el^. SAed^itl^ar aufopfemb, befjm
SBieberaufblül^en su feigen il^m gegönnt tonät
3m f olgenben 3a]^re, am 1 9. 9lprU, mürbe P. iäjL
9§arian jum ©eneralabt ermöl^lt, unb im 3. 1827
(am 23. 3Qtiuar) ernannte ^apft Seo XU bo^
felben ^um Kr^bifd^of Don Käfarea. 31^m Dedxnrit
bie Kongregation il^ren f d^neQen materieUen wA
inteHectueUenSuffd^mung. 3m Saufe feiner 29i(l^
rigen SBirffamfeit als W)i fonnte Krjbifd^of S)o-
rian baS neue SRutterl^auS in SBien mib Ue
S)rudEerei bauen, fed^ KouDente grünben, bieSoB"
[titution ber Kongregation burd^ ^ßopfi ^\x& IL
am 23. 3anuar 1852 (bis auf meitere $rufini(i)
beftötigt feigen, bie 3a^l ber äJlitglieber Dermd^
unge^öl^lte armenif^e SBerfe brudten laffen, bes
„Slrmenifd^en SJerein (Sramian»9Serein) jur 8ff»
breitung miffenfd^aftlit^er SBerfe", ben ^SJerei» j»
SBerbreitung guter fat^olifd^erSüc^r" inbeut{4^
@prad^e unb ben ,,93erein Don ber unbefled&tenf&n«
pfängni^SKarienS" inSBiengrünben,eindJrijtf4e8
SolfSblatt „®er ^üger^ baS bis ^eute beftdit
f omic eine armcnifdje S^itung „Kuropo" feit 1847
l^erauSgeben; burd^ feine Siermittlung minbebU
fird^lid^e SSerfolpng ber fatl^olifd^en Srmenictiii
3. 1828—1829 in Konflantinopel eingefteSt nü
ein armenif d^^fatl^oUf d^er ^rimaS, uno^l^angigM
fd^iSmatifd^en $atriar(^en, eingefe^t. 9iod^ MC
bienftDoUen Sagen ftarb er im 3. 1855 om 5.9taj
Kr fyxi ftd^ gro^e 93erbienfte um bie ftird^ bi
Kongregation, bie armenif d^e Station unb Oepti
reid^ ermorben. 3^m folgte P. SacobuSSofagia
am 16. 9luguft 1855, ber im felben 3ttl^re W
$iuS IX. sum Kr^bifd^of Don K&farea emo»
mürbe. Kr^bif d^of 93ofagian mar bef onberS um Sei
mel^rung ber Sßitglieber )u SBien unb in ben SRi
ftonen bemül^t, Derbefferte bie pecuniöre Sage bi
Kongregation unb errid^tete juKonfiontinopet i
(Sm^ma unb trieft ff ird^en, ffapellen unb Sd^tde
1188
aWed^itl^ar.
1134
Sie a&e iKitm^inerfird^e in 3Bien nmrbe niebet"
rlfen unb fammt einem Xl^eile bed £^Iofter3 (im
1872) xtm gebaut ; bie ftird^e mürbe nad) ber
ftfümmmtg Don Srjbifd^of SBobifion bem ,,@d^u^
VM* gemibmet 6r (oute aud^ in SRouer (bei
8int) eine Sommermol^nung für bie 35glinge.
(^d^f »of agian l^otte bei feiner SSautl^öUgleit
taiBd^ aud^ einige Sti^erfolge, niu^te aber bie
fongregation balb auS benfelben l^erauSsubringen.
6^b im 3. 1888 am 1. October, unb im
3. 1884 am 12. 3uli mürbe ber Sfftflent unb
kngia^ge 92ot)i5enmeifter P. SBarban Sftegar,
gA. im 3. 1843 in @iebenbärgen, ^um ©eneral»
dit atDft^It 3lm 9. 9lo)>ember beSfelben 3al^reS
«RKbe er ate XituIar^Sr^bifd^of t)on @elQmbria
anfecrirt 9iad^bem er bie einzelnen ^äufer t)ifttirt
¥^, ging er nad^ Stom, unb auf ber Stüdreife
Mtf^t^ er au Zrieft am 15. 3uni 1886 eines
{o^Xobed. Unter feiner faumjtoeiiö^rigenSSer"
Mtag nmrbe baS ©^mnaftum ber Kongregation
iaConjtantinopel mieber eröffnet, unb bieiSon-
PüBtioiien ber Kongregation, meldte t)on pu§ IX.
iK^rOfung im 3. 1852 beftötigt unb t)om Saläre
1882—1884 burd^ Derfd^iebene OrbenScapitel
MM»0|ifinbigt nxtren, mürben Don Seo Xin.
M^ SreDe Dom 23. 3anuar 1885 enbgiltig be»
lUtigt 3m ©eneralcapitel Dom 18. Sluguft 1886
tnk Ut gemefene @d^uIbirector unb $rior in
ta|4iebenen aRifftonS^öufem, 9f ftftent unb anlegt
Secretfe P. «rfeniuS «ibijnian, geb. im 3. 1825
iiC(mfiantino))eI, aum ®eneralabt ermöl^It meld^er
m^ m 11. ^ril 1887 aum 2:ituIar»ersbif(^of
m Solamina gemeil^t nmrbe. 2)er al§ Singuift,
tnmmatifer unb jfenner ber fd^önen jfünfte aS-
Mannte Srjbifd^ofSlbQnian fü^rt mit großer Um-
f^l bie Seitung bier Kongregation meiter, bie iejt
«§ 85 $rief)em unb 15 Saienbrübem befielt. Kr
(Mete im 3* 1887 bie armenifd^e äJlonatSreDue
Hi&iess Amsorya. 2)ie SBiener SRed^itl^arifteU"
CoBfitegation befi^t in SBien ein ^utterl^auS,
cne dffentßd^ jnrd^e, mo bie fird^Iid^en Kerimo*
m nad^ bem armenifd^en 9litu§ DoUaogen, aber
bmtfd^ ^rebigten gel^alten merben, unb in ber
Oagrgenb eine ©ommermol^nung. $ier reftbirt
kctSeneralabt mit feinen 4 ^ffiftenten unb bem
•awolfecretör, etma 10—15 ^rieftem, Dielen
(kiifet^ unb £aien*$rofeffen, 92oDi5en unb Kau»
MoiaL @qmnafial- unb UniDerfitätScurfe ber
Sögfinge merben in ber f^auSlel^ranftalt ber Kon-
IRgotionbeforgi 2)en SebenSunterl^alt beforgt bie
(MSd^ SBorfel^ung. 2)a§ J^Iofter-SOhtfeum beft^t
n^KbenSel^rmitteln eine auf el^nlid^e (Sammlung
^SRnteralien unb eine fel^r reid^e SJlünafamm»
bi« (ca. 15 000 ©tüdCe). 3n bicf er 9»ebcrlaffung
'i Me »ibßotl^e! mit 83 000 Sönben, bie 9Hed^i-
4niPtn«9ud^rudterei mit 7 großen unb 4 Heinen
^^Mtnreffen. 9(u|erbem beft^t Sie Kongregation
j^tricß einen KouDent fammt JKrc^e (gebaut
V ^ 1844) unb l^atte bafelbfi aud^ Dom 3al^re
M58-1875 ein öffentlid^e« Otimnaftum inne ;
«Sai|a|(Ungam) l^t fie feit 1850 ein ffllif«
fion§]^u§ fammt ^farrlird^e, Don mo auS bie
©eelforge aller fatl^olifd^en Slrmenier in 9himä=
nien, Serbien unb Sulgaricn mal^rgenommen mirb ;
ebenfo l^at fte in Konftantinopel feit 1853 Kon«
Dent unb ©d^ule, meldte im 3. 1870 abbrannten,
aber nod^ im nömßd^en 3a]^re fammt einer ftapeQe
mieber erbaut mürben unb feit bem 3a]^re 1884
ba§ Siedet einer Pfarre erl^ielten. 2)ie @^ule ber
SBiener Sned^itl^ariften in Konftantinopel, meldte
ie^t ein ©i^mnaftum ober fiQceum ift, befielet fd^on
feit 1820. 3n ©m^ma fmb feit 1842 SWiffio-
nare ftationirt unb beft|en KouDent unb $farr«
topOit. Sie ©d^ule aI3 l^ö^ere Sel^ranftalt be-
fielt fd^on feit bem 3a]^e 1846. 3n «ibin (in
ber 9iä|)e Don ©m^rna) befielet ein KouDent mit
gifarrfird^e unb @d^ule feit 1853 ; biefeS WiffionS-
]^au§ Derforgt bie meiftenS au§ Kuropöern be>
ftel^enbe fat^olifd^e ©emeinbe Don ca. 25 Ort-
f d^af ten in ber Umgebung. S)ie Kongregation l^atte
frül^er nod^ einen KouDent in Stom (1843—1872)
unb eine ©ommermol^nung in ffloftemeuburg bei
SBien, meldte fie Deröu^em mujste. ^ugerbemftnb
einaelne SDled^itl^ariften-SBiffwnare in Sieben«
bürgen (©samo§uiDär, Klifabetl^ftabt), in ®ali«
aicn (S^Ämienica, Pfarre), in ber aflatif d^en lürfei
(Xrapeaunt, Krjerum) t^ötig.
2)ieienigen ^itglieber Don 3Jltd)iif)ax^ Kon«
gregation, meldte in SSenebig geblieben maren,
bilbeten unter bem ©eneralabt P. ©tepl^anud
9Kel!onian ben anbem S^Deig ber SRedf/itl^ariften«
Kongregation; biefelben nannten fid^, bem ^ei«
picie ber Sriefter SKed^itl^ariften folgenb, eben«
aU§ Sßed^itl^ariften. Kinige ber SLriefter SRed^i«
l^ariften gingen, al§ bie Kongregation bei il^rem
anfange in öujserfter materieEer 3lotf) mar, mie«
ber nad^ 93enebig aurädf. Unter biefen mar aud^
P. 9licoIauS $u)aian, meld^em ber Armenier
SWurobion 1 V, aJliUionen SKar! jur ©rünbung
einer 9)Jurabian»2e]^ranfJaIt unter Seitung ber
Zriefter Sßed^itl^ariften auDertraut l^atte, freilid^
mit bem Seifügen, bafe P. ^ugaian bei Sermirf«
lid^ung feines SBiQenS frei nad^ ©utbünfen l^an«
beln fönne. Unter %bt SJteRonian meierten fid^
nad^ unb nad^ bie SRitglieber unb bie 9)lifftonare
im Orient. Kr ftarb im 3. 1800. 3^m folgte
P. ©tepl^anuS ÄöDer 3l!on^, geb. im 3. 1740 in
®9crg9ö-©aent«9Kinö§ (Siebenbürgen). Kr mürbe
im 3. 1800 am 9. SloDembcr jum ©eneralabt
crmäl^It unb im 3. 1804 am 3. 3uni jum Situtar-
Krabifdiiof Don ©ünif (in Armenien) gemeil^t. Kr
Dergröfeerte baS aSutterl^auS auf ©. Saasaro unb
baute bie ©nidferei neu. Unter i]^m baute ber 9lr«
menicr Sopl^acl ©l^oramian einen Konoent in
SRom für bie SSenetianer gWed^itl^ariften. S)er "Hit
rettete bie Kongregation auS ber orbenSunter-
brüdfenben ^anb SRapoleonS baburd^, bafe er fie
il^m als ein miffenf cfiaftUd^eS 3nfiitut barftellte unb
üft ben 5Ramcn „^rmenifd^e 5lfabemie" gab. Kr
Parb im 3. 1824 am 29. 3anuar unb binterlie^
größere tl^eologifcfie unb geogra;)]^ifd^e SBerfe, fo«
mie einen guten 9htf bei allen, bie il^n lannten.
1135
SRe^itl^at.
UM
3n bemjctten Salute »urbe P. ©ufiaS ©oma«
lion 5um (^eneralobt tttodfjlt unb sunt Xitular»
Sr)6tf4of t)on @änif getueil^t. Unier tl^m nmrben
Don }tt)ei Slrmeniem (^urabian unb 9ia;)]^aeIiQn)
l^ö^ere armenifd^e S^ranftalten gefttftet, tueld^e
ber Seitung bet Kongregation unterfteUt tourben :
bie ^urabton^Sel^ronftalt in ^obuQ, xotlätt fpöter
nad^ $ari§ t)erlegt mürbe unb lebt mit ber ^mxitn
@d^ule unter bem Flamen „ Wurabian"9{a;)]^aelian"
Se^ronftaÜ" oerfd^molsen i[t, unb bie SRapl^aclion»
Sel^rQnjialt in SBcnebig (sufammcn mit mel^r atö
3 üRiSionen SRart Kapital). Einige SRitglieber
lourben naä^ Armenien gefd^idt, um ormenifd^e
alte Sobiced ju fammetn, fo ba| gegenmörtig
auf @. Sa^saro ca. 3000 alte SRanufcripte oor«
l^anben fttü). 3n biefer 3rit fing man an, bie ar-
menif(^en Slaffiler (menn aud^ ol^ne fritifd^e 93e-
merlungen) l^erauS^ugeben; 1886 erfd^ien ba§
groge armenifd^e SBörterbuq, unb 1843 marb bie
Seitfd^rift „SaSmaoep" (gjol^l^ijior), toeld^e bis
l^eute erfd^eint begonnen. SrjBifd^of @omaUan
ftarb im 3. 1846 am 11. gebruar. «m 2. 3utt
oeSfelben 3a^te3 mürbe P. ®eorg ^ürmü^ian ^um
®eneralabt ermöl^It unb fpöter jum ßr^bifd^of
getoeil^t. ßr ftarb im 3. 1876 am 11. 3tpril. 3n
bemfelben 3al^te folgte i^m P. 3gnatiu§ ®iu-
regl^ian, ber im 3. 1877 jum SituIar»6rjbifd^of
oon Xrajianopel gemeil^t mürbe. Sr grünbete
im 3. 1887 in Xrapegunt eine @d^ule unb im
3. 1891 in»al^tfd^ebfd^if (Äleinafien) einen 6on-
oent mit JKrd^e unb @d^ule unb fielet feiner Son»
gregation als ein meifer, fürforglid^er IBater oor.
2)ie 9Red^itl^ariftenȧongregation auf @. Sajsaro
befielet gegenmörtig auS ca. 60 ^rieftem unb eini-
gen Saienbrübem unb befi|t au(^ ein äJlutterl^auS
fammt JKrd^e, in Mem reid^ auSgeftattet. ^ier
refibirt ber ©eneralabt mit feinen 6 Slffiftenten,
etma 20 ^ricftem, ^rofeffen, Jlooijen unb Kan-
bibaten. 2)ie Kongregation Befi^t fo oiel liegenbe
©rünbe unb ^dufer in SSenebig, $abua unb Um«
gebung, ba| jie al§ bie größte ®runbbeft|erin
oon 9lorb-3taIien gilt. 9lu|erbem befi^t bie Son»
gregation in Clifabetl^flabt (Siebenbürgen) einen
gionoentfammt^farrfird^e, in Sonftantinopet einen
Sonoent unb sioei @d^ulen, in Sropejunt einen
Sonoent unb @d^ule, in 93a]^tfd^ebfd^if ( Jtleinafien)
Sonoent, Jhrd^e unb Sd^ule, in geobofta, in Sl^a»
tafubagar unb in Simpl^eropol (JMm) je einen
Sonoent unb ^farrfird^e. 3n ber ^im, in ftau«
faflen unb in gjerfien finb 8—10 9Kiffionare.
2)ie Sonftitution ber Kongregation ift mefentlid^
biefelbe, meldte unter bem Sbte SRed^itl^ar Don
Stom proDiforifd^ beftotigt mar.
©er befonbere S^^i ber 2Red^itl^ariften»Kon»
gregation ift, bie armenifd^e Station in religiöfer
unb inteOectueQer ^inftd^t auf^uflären, il^re 3ugenb
}U erjiel^en unb fte §ur römifd^-fatl^olifd^en jhrd^e
jurädEjufül^ren. 9Rit biefer £l^ätig!eit l^atte fd^on
HHed^itl^ar begonnen, unb beibe Kongregationen
folgen feinem guten Scifpiele bis l^eute eifrigft
nad|. Sbmä) il^re SSßtrffamfeit mürben bie literari«
fd^en @d^ä|e ber Station }ugäng)id^ gemail^t «sb
bie Station felbft berart cioUifirt, ba| fte fd^ in
Staube ift, ftd^ felbft meiter ju bilben. S)ie gfolgi
biefer 93eftrebung ift bie erfreuliche Xl^otfad^ bog
bie S^V' ^^^ ta^oUfd^n Srmenier^ bie unter 9b»
d^it^ar f aum einige Siauf enb betrug, nun auf w^
als 100 000 ongemad^fen ift, unb ba^ biefeOai
il^re eigene fird^Hd^e ^ierard^ie erl^alten IjiabcK.
^ie IBenetianer SRe(^itl^anften l^aben fid^ ein gro|ei
SSerbienft baburd^ ermorben, ba^ fie bie onnenii
fd^en clafftfd^en @d^riften l^erauSgegeben l^oben; d
finb über 800 armenifd^e unb ca. 200 in emo«
pöifd^en @prad^en gefd^riebene 9Ber(e, bie Sönbe
unb neuen ausgaben ungered^net^ auS allen 3ttc^
gen ber geiftlid^en unb profanen SSBiffenf d^en is
ber armenif d^en 2)rudterei auf @. Saj^aro Dom Xogt
ber ©rünbung 1788 bis l^eute Deröffenttid^t um:-
ben. Sfrül^er mürben bie innerl^alb ber Kongrego*
tion Derfa^ten Sd^riften aud^ in fremben SMkß
reien gebrudEt. S)ie SBiener SRe^itl^ariften mu^
bie claffifd^-armenifd^e Sprad^e Don bem @))dli
armeni{d)en ^u imterfd^eiben. 2)ie SRed^itl^fiai^
Sud^brudterei, meldte Dom 3ol&re 1776— 1810 ia
3:riefl fid^ befanb unb feit 1811 in SBien ie-
fielet, l^at über 500 armenifd^e unb türfifd^ fia
armenifd^en Settern) SBerfe (Sönbe unb SBiebci^
brudEe ungered^net) l^erauSgegeben. %uS bieftr
S)rudEerei gingen über eine Million Sud^ a8
@aben beS Don ber Kongregation felbft gegw'
beten „SereineS ^nx ^Verbreitung guter fo^o*
Itfd^er 93üd^er" l^erDor, meldte in einer 3ftt, att
beinal^e feine anbere fatl^olifd^e Srudkrei in gn}
Oefterreid^ unb S)eutfd^Ianb e^ijtirte, bie gr5|te
SBerbreitung fanben. 93iS l^eute brudtt bie6oB*
gregation meitere Sluflagen berfelben SBerte. ttdec
bie fird^Iid^e Zenbetu ber betben 9Red^it^ari|icB>
Derbönbe öu|erte ftd$ bei ©elegenl^eit beS I^tA
©d^iSma ber antt>§affuniften (1870) bet hb^
fterblid^e ^ft ^uS IX. in feinem apofiolii^a
(Sd^reiben Dom 20. SRai 1870 folgenbermalen:
. . . Verum ipsa rebellium pervicacia, artes-
que ad concitandos animos adhibitae pretio-
siorem Nobis faciunt et jucundiorem plmi-
morum firmitatem, qui neo insidiis, nee blan-
ditiis, nee minis ab obsequio Nostirae legitir
maeque auetoritati debito se abduei Biveiviii
Quos inter commendandos nominatim oen-
semuB Meehitharistas Vindobonensis Congrfr'
gationis, qui deploranda aliorum defectioM
minime labefaetati immoti perstiienmt in
officio . . .
Siteratur. ©efd^id^te SRed^j^rS, gef^ri»
ben Don feinem @ecretär P. SRatt^uS in ormeni^
fd^er @prad^e, SRanufcript im Srd^iD ber 9)M^
tl^arifteneKongregation in 2Bien; Bchiarimeati (
Doeuxnenti (über SRed^itl^ar unb SRed^it^oriften
unauSgebrudft unb nid^t publicirt), S. Lazzuo
R. @tep]^. ^!on|, S)ie SebenSgef^id^te beS WA
DaterS SJled^itl^ar auS ^ia^t (in ormemid^
@prad^e), @. fiajjaro 1810; A. (}oode, A bric
Aeeount of the Meehitarist. Society founde
aWed^ma« — 3Jltä)Ul
1138
^latand of St. Lazare, Venice 1825;
iitan, Elogio di Stefano Aconzio Köver,
ift 1825 ; P. E. Seth, Vita Key. Stephan!
ii Kover, annenice atque latine, Vene-
25; E.Borö, Saint-Lazare, ouHistoire
KKsiötä religieuse armen, de Mechitar,
) 1885; Carolina et Annetta, Della
agazione Mechitaristica e degli iUustri
Uuristi del secolo XTX nell' isola S. Laz-
n Yenezia, Narrazione, Milano 1836
me diliX esemplari) ; G. Orti di Manara,
o alcuni lavori dei Padri Armeni Mechi-
, Piatola di Verona 1836 ; E. Bore, Le
nt de St. Lazare ä Venise, Paris 1837 ;
lel Servo di Dio Mechitar, Yenezia
A. Bigoni, II Mechitarista difeso dalle
nie degli anonimi di Constantinopoli,
ia 1852 ; G. Cappelletti, Contro ü U-
ntitolato nIl Mechitarista di San Laz-
risposto del Prete Yeneziano, Yenezia
n Mechitarista di San Lazzaro di Ye-
Memoria, Livomo 1852 ; Memoria di-
\ Bvüuppare i motivi delle imputazioni
rqMToducono a carico della Congr. dei
i Armeni Mechitaristi, Yenezia 1852;
ta della yeneranda IX. Congr. del Clero
D contro il libello infamatorio intitolato
3chitarista di San Lazzaro '^y Yenezia
Sfr. gurtet, 9u§ bem Seben beS l^od^tD.
bijlaceS Slaoria, ©enerolabted b. 9Hed^it]^.>
, SBien 1855 ; Le Yaillant de Floriyal,
[ekhitharist€N3 de St. Lazare, Yenise
)t 1856 ; fiubtotg I., Jtönig Don SaQern,
cmem{c^ SRet^ii^ariftenflofter @t. Saj^aro,
$. 9. ^ennemann, S)a§ fflofter ber anne-
ädnd^e auf ber 3nfel ©.Sasjoro, SSenebig
L 1881 ; A. Waroqueaux, Coup d'oeü
mise, Yenise 1873 ; Y. Langlois, The
lian Monastery of St. Lazarus- Yenice,
ited by Fr. Schröder, Yenice 1874;
»ayerdens, The Island of San Lazzaro,
) 1875, 1879; L'Üe de St. Lazare vi-
Venise 1876 ; Descrizione dell' isola
azzaro, 1876; 3B. 3ieItTt§Ii^ 9totiaenüber
nmtf^ <^m)ent auf @. Sasjaro (in poU
Bptaä^e), @. Sagsaro 1876; P. J. Issa-
iB, L'Üe de St. Lazare et le couyent
ien, Notices (en anglais-allemand-ita-
m^ais), Yenise 1879; $. ^unantan bei
itmier, Sin 93enebictinerbud^ ^ SBürsburg
256 ff. ; a. dnjiani Sie aKed^it^ariften
mdAq (in armenifqer Sprod^e), SifliS
X6n| ber ®t\ä)xi^it ber Sßienet mä)y
n^Sottgtegotion unb tl^rer SBirffamleit
.887; «. 3Ra^, ®ie 9Ke(]^it]^ariftcn=93ud^«
rt[€e)matabbr. ouS Dr. % ma\)tr, SBien§
idrrgefii^d^te], 3Bten 1888 ; Bams^s, Le
ntdeaArmeniensa Yenise : Nouy.Reyue
15 Nov., 225—235; fjr. Steter. Sie
!ia#m in SBien (1889—1892), 5. Slufl.
[Äalemfiar Congr. Mech.]
^tAmaSf f. SRad^maS.
fBe^feC, Sol^ann, SSerfoffer ber Simburger
©l^ronif, iDurbe au ^faljel unioett Irier, im 3.
1562 geboren, ©eine erfle Silbung empflnö ^^
in feiner ä^aterftobt, unb bie ^umanioro abfolDirte
er unter ben Sefuiten ju Irier, too i^m nad^
eigener Slngobe Kl^riftop]^ Srotoer feine SSorliebe
fik &t]ä)xäitt, 9R. SourentiuS SupiuS für bie lo-
teinifd^e ^oefie beibrad^te. 92Qd^ SSeenbigung fei-
ner @htbien toibmete er ftd^ bem getftlid^en Stonbe
unb erl^ielt laum 25 Solare alt 1587 bie Pfarrei
©Ij im Simburgifd^en. g§ toax gerabe bie traurige
Seit beS !ölnif||«trud^fe)5ifd&en unb ftra^burgifd^en
ffriegeS, unb er l^atte mit feinen ^farrfinbem in-
folge ber l^öuftgen 2)urd^mörfd^e Don @oIbaten
Diel Ungemad^ 5u erleiben, gfünf Saläre fpöter er-
nannte tl^n ber Jhtrfürft Sol^ann Don @d^önen-
berg )um Sanonicud unb @d^oIafttcu§ om @t.
@eorg§ftift ju Stmburg, meldte Stelle burc^ ben
^ob beS @kmonicu§ hontet San^tx Dacant ge-
tDorben mar. ^I§ SanonicuS gemann SO^ied^tel
burd^ feine Umftd^t unb SSefd^eibenl^eit balb Sin-
flujs unb 9lnfe](ien. 2)te bem Stifte incorporirte
Pfarrei jf omberg, ringS Don proteftantifd^en ®e-
meinben umgeben, beburfte eines Pfarrers, ber
mit tüd^tigen ftenntniffen fflugl^eit unb ÜRilbe
Dereinte. Sinen fold^en SRann erblidfte baS Sa-
pitel in Sßed^tel, morauf berfelbe ^mei Saläre lang
bie genannte Pfarrei Dermaltete. 3um Sol^ne mürbe
il^m bann bie Stelle eines SuftoS unb im 3. 1604
bie eines S)ed^anten beS Stiftes übertragen. Salb
geriet]^ er aber mit bem @^itel, mal^rfd^einlid^
megen feiner Semül^ungen um ^erfteQung ber im
Stifte arg Derfallenen S)iSci))Iin, in mibermörtige
^önbel, infolge beren er feine Stelle ^u Simburg
nieberlegte unb Dom jf urfürft Sotl^ar Don SRetter-
nid^ am 16. gr^bruar 1617 ein Sanonicat im
St. ^auIinuSftift 5U Srier erl^ielt. ^ier ftarb er
balb nad^ 1630. aßed^tel ioiffit ju ben beften ber
älteren trierif d^en ©efd^id^tfd^reiber. Seine ^avipU
merfe ftnb bie Simburger Sl^ronif unb ber Pagus
Logenahe. S)aS erftere SBer! l^at er alS S)ed^ant
JU Simburg Derfa^t. 2)aSfeIbe ift eigentUd^ nur
eine ^Bearbeitung unb S'ortfe^ung ber Fasti Lim-
burgenses auS bem 14. Sal^rl^unbert, meld^eS
SBer! nad^ ben neueften Oforfd^ungen l^öd^ft mal^r-
fc^einlid^ ben laiferlid^en 92otar XUmann Silben
Don SBoIf ^agen jum SSerfaff er l^at (Sorenj. S)eutf d^e
©efd^id^tSquetten, 3. 9lufl., I, 143), gincn gfort-
fe^er bis jum Saläre 1538 Ratten bie Fasti an
® eorg gmmel, ebenfalls KanonicuS am St. ® eorgS-
ftift JU Simburg, gefunben. Auf biefer ©runblage
nun l^at SJlcd^tel bie fog. Simburger ßl^roni! Der-
fa^t, meldte unter atten beutfd^ gefd^riebenen ®e-
fd^i(|tSbüd^em megen i^rer intercffantenSlad^rid^ten
jur beutfd^en Sultur-, ihmft- unb SRcd^tSgefd^it^tc
Don jel^er bie meifte äSead^tung unb SBertl^fd^ö^ung
gefunben l^at. SDaS jmeite SBerf (Pagus Loge-
nahe) ift eine @efd^i(|te beS Sal^ngaueS, ju beren
Bearbeitung bem SSerfaffer Diele ie|t nid^it mel^r
Dorl^anbene Ouellen ju ©ebote ftanben. Sine 9b-
1189
SWed^ttlb. bie fei. — SBled^tilb, bie 1^1.
114
bief cibe in bcr ©tabtbibliotl^cf ju Iricr aufbctoal^rt.
3n ber fiimburger S^roni! erfd^eint SRed^tel qI§
ßanonicu§ }u SimBurg, n)dl^renb er fid^ in bent
SBerfe über ben Sol^ngau Pfarrer t)on glj nennt,
obtDOl^I in bemfelben t)iele Segebenl^eiten er^öl^It
ftnb, bie fid^ ereigneten, als bort SBed^tel längft
nid^t mel^r Pfarrer war. ©iefer Umftanb i)ai
Qontl^eim t)eranlagt, s^ei äJle^tel onjunel^men,
Onfel unb 5Reffe, öon benen er bem erftem baS
SBert über ben Sol^ngou, bem (entern bie Sim«
burger Sl^ronif jufd|reibt. ®a8 95erbien[t, biefen
Srrtl^um juerft erfannt unb bie Sbentität 9Bed&tcI§
otö S3erfaf|er§ feftgefteHt ju j^aben, gebül^rt bem
SSerfaffer be§ SRl^einifd^en ^ntiquariuS, bem §erm
Don Stromberg. äJied^tel l^at nod^ ein britteS
2Ber!, CoUectanea betitelt, gefd^rieben, bod^ ift
über Sn^olt unb S^arfteÜung totm% Belannt. Sor>
ben (Historia Limburg. I, § 291) citirt barauS
@. 283, morouS erl^eQt, bojs baSfelbe einen jiem«
lid^ großen Umfang gel^abt |at. Sine ^anbfd^rift
be§ ^erfeS (ob Original ober Sopie, ift unbefannt)
mürbe frül^er in ber Sibliotl^ef ber 9lntoniter ju
.fföln aufbemal^rt ; iejt ift fte öerfd^oüen. (Sgl.
artl^ur aÖB^^, S)ie Simburger El^ronif unterfudfet,
5Karburg 1875; Hontheim, Eist. Trevir. m,
1026 sq.; ©tramberg, SRl^ein. «ntiquoriuS, 9Jlit-
telrl^ein, 2. «btl^. in, 409-411; SBlarj, ®efd^.
beS ersfttftS Srier H, 513.) [fteffel.]
SBe^fUb (SRatl^ilbiS), bie fei., mHffin t)on
fielen, mürbe um 1125 als Xod^ter beS ©rafen
^ertl^olb t)on Slnbed^S (f. b.^rt.) geboren. @d^on in
i^rem fünften ^af)xt tarn fie als Oblate in baS t)on
il^rem 93ater unb Otto t)on SBoIfrat^aufen im 3.
1180 geftiftete ftlojter S)ie^en am Slmmerfee. @ie
xouä)% 5U grojser ^eiligf eit l^eran, f o ba| baS jflofter,
als fie ^btif^n gemorben mar, ungemein in t)fIor
fam unb ber 93ifd^of ffonrab t)on Augsburg il^r bie
äBieberl^erfteUung ber flöfterlid^en 3ud^t in bem
fd^mübifd^en fflofter (gbelftetten (amif(!^en SugS»
bürg unb Ulm) auftrug. Sänge miberftrebte fie
bemütl^ig, bis ^Qp\i «naftafiuS IV. i^ren SOBiber»
ftanb brod^. 3m 3- 1153 mürbe fie Don Sifd^of
ftonrab feierlid^ als 3lbtiffln ju gbelfletten ein»
gefegt. @ie mad^te fogleid^ einen fel^r günftigen
Sinbrudt auf bie 9lonnen, benn il^r Sl^rfurd^t ge«
bietenber Snftanb, i^re 2)emut]^ unb 93efd^eiben«
l^eit, ber milbe @inn unb ber ©eift il^rer Sieben
ergriffen mit ©emalt bie ^erjen. 3IIS aber bennod^
miber bie ftrenge ßlaufur, bie fie einfül^rte, SKur«
ren unb aa8iberfe|Iid&feit fid^ regte, fd^ritt ber Si«
fd^of ein, unb nad^bem bie Sßiberfpdnftigfien auS
bem fflofier gemiefen maren, begann biefeS auf-
Sublül^en. SIS aJIed^tilbiS il^r dnbe l^erannal^en
fül^Ite, eilte fie in il^r geliebtes Sieben unb ftarb
|ter ben 81. ÜRai 1160. Slm Sage na(^ bem
3)reifamg!eitSfonntag mirb bafelbft il^r gfeft be»
gangen. — 39r Seben fd^rieb bcr gleid^aeitige Slbt
SngeD^arbt, ber fie perfönlid^ fannte ; eS ftebt bei
Oanisius, Lect. antiq. V, unb in ben Actis
Sanctorum Maji VII, 442 sq. (Sßgl. Annal.
Bojor., Pars 8, 431; Baderos, Bayar
sancta I.) [Sd^bl]
^ii^üSbf bie 1^1., 93enebictinerin}u&e
pebe, mar in allen @tüdfen ber 1^1. ©ertmo b
©ro|en, il^rer gleid^jeitigen OrbenSgenof^, {
ö^nlid^, ba^ fte gemöl^nlid^ für beren leibBd
@d^mefter gel^alten mirb. 2)iefe Sinnal^me bcod
auf einer ^ermed^Slung ber % ®ertrub mit b(
Sbtifftn ©ertrub Don ^adfebom, unter ber 9M{
tilb mie ©ertrub als fflofterfrauen lebten (f. b.li
V, 477). S)iefe J^eiligmä^ige Oberin mar tvad
Ii(^ 9ned^tiIbS leiblid^e @d^mefter; beibe UKne
Xöd^ter eines tJfreil^erm Don |>adebom, toAi^
in ber 9töbe Don ^alberftabt lebte. 9Red^tiIb M
im 3. 1241 geboren unb mujste bei ber QAfl
megen eintretenber fiebenSgefal^r augenblidßc^ U
laufe erl^alten. 6rft fpäter offenbarte ber fyü
bajs er fte Dom erften ^ugenblidt il^reS fiebeiä i
befonberS inniger 93ereinigung mit tl^m l^be fS(
ren mollen. 3laä) ber Saufe erftarfte ^e unb mA
Don frü^ auf su einer jarten Oftömmigfeit erjoga
SIS fte fteben 3al^re alt mar, nal^men bie Ston f
mit SU einem Sefud^ in baS nal^e ^enebictinermaa
flofter )u StoborbSborf, mo il^re neun 3a]^ filiei
@d^mefter bereits als 92onne lebte, ^ier maäfi
aUeS, maS fie bemerfte, einen fo tiefen (Sidmi
auf fte, ba^ fie nid^t mej^r fort mollte ; fte bot dl
@d^meftem nad^ ber Steige, fie bort }u be^oün
unb bie SItem mußten enblid^ miber äBiOen p
entf d^Iie^en, fie bort §u laff en. IBon ba an DecÜ
fte bie ^laufur nid^t mel^r. 3ni iMofier legte f
nid^t bIo| bie tiefe Oftbmmigfeit unb innige fi
ba^t, SU meld^er fte erlogen mar, fonbem aai
einen grojsen Steid^tl^um an ©eifieSgoben vi
miffenfd^aftlid^er Sefäl^igung an ben Sag, \o bof
man fte im @inne ber 3rit mit |)Ufe Don 0»
minicanerbrübem gu einer ausgebreiteten (Sdti^
famfeit l^eranbilbete. Sine überaus fd^öne Stinni
unb mufifalifd^eS 93erftanbnt| maren meiteie@ol(i
an il^r, meldte im Jtlofter forgfaltige ^btcäfim
unb SuSbilbung fanben. @o lonnte fte nod^ ei»'
gen 3a]^ren bem fflofter mie i^rer @(|mefkr 9»
trüb auSgeseid^nete 2)ienfie leiften; benn ^kn
mar fd^on 1251, erft 19 3a^te alt, p m^
ermöl^It morben unb foQte bie ftloßeroemM
41 3Q^re leUen. 2)ie eifrige mtifffat fnib U
ibremSeftreben, bie geiftigeSIuSbilbung ber@#»
ftem 5u förbem, an SDted^tilb eine nad^M^
@tü^e, inbem biefelbe ben miffenfd^ftlid^ 11119
rid^t ber @d^meftem übemal^m unb }i^d^ '
cantrix bie Seele unb bie S^^^^^ beS Iitm?gqi|n
ei^orbienfleS blieb. 2)iefe aufo))fembe aOBirmalii
Derbanb fie mit feltenen Sugettben, fo baft ^Ufe
ber Siebling ber gefammtenftloftergemeinoemnlt
„93on Xag p Xag an SBoIIfommenbeit lort*
mcnb," fd^reibt eine il^rer ©d^meficm, „erflitjF
ben ®i))fel aOer Xugenben. @ie mar munbdi
lieb unb fanft, tief bemütl^ig, überaus gdmBli|
eine Siebl^aberin ber maleren 9nnut, ungoirii
innig unb anböd^tig, unb befonberS in bcr M
5u ©Ott unb ben SRenfd^en unerfd^öpflld^; flh
nü
aRed^tilb, bie ^I.
1142
kM fle fd^ freunblid^ unb l^Ufreid^; mü tief-
fkn SRitleib ttol^m fie fid^ ber ^ebröngten unb
ker Scrfud^ten an unb hxa6)k il^nen toxt eine
IRBÜer in allen €täden ^ilfe unb Xroft, fo ba|
{(ba, ber fi^ an fie manbte, gel^oben ober (elel^rt
MI il^ f^teb. $on aUen ©d^meftem toaxb fte
oMt, unb lebe fud^te bei il^r fein §u fönnen^ fo
ici ü^ barauS Diele Sefd^merbe erniad^fen mu^te''
(lA. spec. gratiae 1. 1, c. praev.). SBie fie
ftüfi eine SReifterin in ber Jhtnft beS @ebete§ toax,
(o lOK^e fie auc^ oQe, bie ftd^ an fie nianbten, 5u
intiger tlnbad^t )u ent^ünben, befonberS nienn
fk i^ aus beut @tegreif ®ebet§formuIare bie»
tKte ober fie einfaltige ©ebetSmeifen leierte. 3m
3. 1258 }og SRed^tilb mit bem gan}en Sonoent
w4 bem Jflofler ^elpebe (Helfta) bei dx^Uim,
M für bie öu^eren SebenSoerl^öItniffe toxt für ben
inieni gfrieben ber ©d^roeftem beff er gef orgt loar.
SiDorb il^r 1261 alS fel^r liebe @d^ülerin bie
(Hörige (Sertrub anvertraut, in meldte fie il^re
«qe @eele audgiejsen fonnte, unb mit ber fie
Per burd^ bie innigfte t)freunbfd^aft oerbunben
tSet (f. b. «rt. V, 473). ffiöl^renb fo bie SebenS«
tVWcd^tilbd in äu^erfier ©tiUe unb Singesogen«
W üerfloffen, entmidfelte fld^ in il^rem Snnem
eilt ungemein reid^e SSBelt burd^ n)unberbare ©na»
bagolen, wlä^t il^r f d^on feit il^ren iungen Salären
|iX^ nmrben. ©ott ber ^err offenbarte il^r in
tnitem SSerfel^r eine t^ülle Don ©el^eimniffen,
In^ toelc^ ifyc ber 9)eid^t^um feiner göttlid^en
Seie, fomie feine munberbare 9Bir!fam!eit an
itr fdbfi unb an Ruberen funb touxht. ^xnlxd)
tfA fid^ ifft bie Siebe ©otte3 aud^ burd^ ^eim»
{■tnigen anberer Slrt funb; ein langet, fd^merj-
|Bpe§ ©teinleiben, ein oft toieberfel^renbeS Seber»
M, mumfl^drlid^ed ffopfme)^, babei Diele innere
tedoffenl^ mu^te fte bem leibenben (Srlöfer gleid^»
fhmig mad^ ; aUein fte föarb für 3IIIe§ burd^ bie
ümberbaren Xrdftungen entfd^öbigt tüilä)t xf)x bie
etoffung be§ l^immlifd^en 9räutigam§ ju il^r
le, unb fud^te burd^ mand^erlei ^btöbtungen
btt treue biefeS ©routigamS ju entfpred^en. Mt
e^t^fongenen Offenbarungen inbe| Derfd^Iog fie
nflSorgföItigfie in il^r 3nnere§, ol^ne jemanbem
m4 ^bkü eine Snbeutung baDon ^u geben. ^IS fie
im 50 Saläre alt geworben toar, [tcigertcn fid^
bi SbDent 1290 i$re fieiben ^u einer fd[)toeren
tnm^eit, toeld^e fte nötl^igte, baS Sett ^u pten ;
kndS lag oud^ il^e @d^tt)e[ter, bie ^(bti jfin^ fd^on
und an bem Hebet ba§ il^r fpäter ben 2:ob hxad)k,
lifimgS fonnte 9Red^tiIb ftd^ nod^ aufraffen, um
jk Q8f il^ 3ene p befud^en unb ju tröften ; balb
•fa iKtfaglen i^r bie flröfte, unb bie Oberin öer»
Wn^, cifyxt ba^ 9Red^tilb an il^rem Sterbebette
m bunte. €ie marb barüber getröftet, inbem
^ ber ©err i^r burd^ mand^erlei Offenbarungen
Ber Wc großen Xugenben unb SSerbienfte il^rer
64ttefier, foaie über bereu @eligfett nad^ bem
bbc 9tttmAi gab. ÜRed^tilbS fd^Iimmer 3u-
knb baucrte ad^t 3al^re. 3n ben erften fünf 3a]^«
tu fonnte fie mand^mal nod^ Dom Sett aufftel^en.
allein in ben legten brei ^a^xtn [teigerten fid^ il^re
©d^merjen unb il^re ©d^mad^^eit unb fül^rten fie
langfam einem feiigen lobe entgegen. S3on An-
fang il^reS ©icd^t](|um8 an ttJar eS il&r fel^r l^art,
nid^t mel^r jum §eil il^rer ©d^toeftem tbötig fein
5U fönnen. ®a !am il^r Don ©ott ber ©ebanfe, fie
tonne für ba§ §eil ber Seelen eine aOBirffamfeit
ausüben, menn fte bie il^r geworbenen Offen«
barungen bctannt mad^e. ©o fd^wer fte in il^rer
bemüt^igen ©efinnung fid^ aud^ baju entfc^Iie^en
fonnte, folgte fie bod^ ber 5Iuf f orberung il^reS |imm»
lifd^en S9räuttgam3 unb Dertraute ftd^ zweien ibrer
©d^weftem an, Don benen eine ftd^er ibre ©d^ülerin
unb tJfreunbin, bie bl. ©ertrub, toar. ffiie 93eiben
faben baburd^ beftätigt, mag man im jf lofter f d^on
tauge Don äJled^tilb Dermutbet batte, unb fd^rieben
abwed^fclnb, aber fortlaufenb alleS, waS fie auf
biefe SBeife erful^ren, ol^ne SBed^aibS SQBiffen in
bcutfd^er ©prad^e nieber. Ueber fteben 3abte l^atte
fte l^iermit fortgefal^ren, al§ 9Ked^tilb felbft Don
bem SBorl^anbenfein be§ fo entftanbenen Sud^eö
ftenntnife erbielt. S)a Iie)5 fte ftd^, au§ 3furd^t, eS
möd^te barin etwas ju i^rer &f)xt gefd^rieben ober
irrig aufgefajjt fein, ba§ ganje Sud^ Dorlefen unb
erbielt babei Don ©ott bie ©ewi^b^t, ba^ 9ine§
ber äBabrl^eit gemög unb feinem SBiQen entf pred^enb
au§gebrüd!t fei. ©o mufete benn aud^ fte felbft bie
SBabrl^eit bc§ ©efd^riebcnen beftötigen, unb ba
ibre toad^fenbe ©ebnfud^t fte baÜ) (19. SloDcmber
1299) im 5tobe jur Sereinigung mit il^rem ©e-
Itebten fül^rte, fo blieb biefeS 9ud^ ba§ foftbarfte
®rbe für ibre ©enoffenfd^aft unb für bie ganje
d^riftlid^e SBelt. ®er SRuf Don aJled^HIbS §eUig-
feit war fd^on löngft weit über bie SRauem il^reS
Ji'Iofterg f^xnavi^ Derbreitet unb ging bem 93u(^
ibrer Offenbarungen atö ©tnpfeblung DorauS, wäb=
renb btefeS Sud^ felbft bie über pe beftel^enbe SKei«
nung nur bef efttgen unb erböl^en fonnte. 93on einer
eigentlicben ^eilig« ober ©eligfpred^ung lÜled^tilbS
tft ntd^tS befannt, unb fte erfd^eint aud^ nid^t im
römifd^en 3Kartt|roIogium; bod^ warb fie fd^onfrüb
al§ ^eilige Derebrt unb angerufen, unb ber 26. tJfe»
bruar warb al§ ibr ©eböd^tni^tag feftgebalten.
3)er römifd^e ©tubl W Ö^9«n biefe SSercbmng
niemals Sinfprud^ getban, wol^I aber Derfd^iebene
^alenbarien approbirt, in weld^e il^r 3lamt auf«
genommen war. ©id^er ift, ba^ man ibre Offen»
barungen Don Slnfang an al§ bie ^interlaffen«
fd^aft einer ^eiligen betrad^tct l^at. ®ie 3luf5ei(b-
nungen waren tnjwifd^en in f^ftematifd^er SBeife
jufammengeftcHt worben. S)iefe Sebaction l^atte
iebcnfallS bie \)l ©ertrub beforgt ; benn wäl^renb
in bereu eigenem Sud^ an febr Dielen ©teilen ber
Siebe unb Sereljrung gegen bie cantrix M. 9lu§-
brudt gegeben wirb, ift in ben Offenbarungen
SKed^tilbS Don ©ertrub nirgenbwo bie Siebe. 3n
ber neuen ©eftalt warb !D2e^tilb§ 93ud^ fd^on we«
nige 3a]^re nad& il^rem Sobe ju tSfloreng befannt,
wobin es Don beutfd^en S)omtnicanem gebrad^t
worben war. S)cnn wenn Boccaccio (Decam.
7 9 1) Don ber Lauda di Donna Matelda fprid^t
1143 SRed^tilb t)on aRagbebutg. 1144
unb S)ante in ber Divina Commedia bie fd^öne tiones Gertrudianae et MechtUdianae, tt|^
©änöertn, tocld^c il^n (Qfcßf. ®cj. 28, 93. 40 ff.) d^cn bic Sencbictincr öon ©oIcSmc« ju ^ottkif
unterrichtet, fpäter (®ef. 33, 85. 119) Matelda unb ^ri§ 1877 herausgegeben l^ben; l^ieriP
nennt, fo ift babei mit gro|er SBol^rfd^einlid^feit ber frttifd^ berichtigte Xe^t be§ Liber speciaGi
an SRe^tilb t)on ^debom 5u beuten. S^emnad^ gratiaet)oQftönbtgunbforgfQltigobgebrudt. (Ein
mu| bQ§ 93ud^ il^rer Offenbarungen f el^r bolb bie beutf c^e Ueberf e^ung erf d^ien unter bem Xitel Sein
kteinifd^e 9<^ffung erl^alten l^aben, in nieder aQein unb Offenbarungen ber 1^1. SReC^tilbiS 2C im
e§ ie|t unter bem 92amen Liber specialis gratiae % SßüIIer, 1. 93anb, StegenSb. 1881. [jtoules.]
erl^Iten ift. 2)ie ^anbfC^riften entl^alten baSfelbe "SSri^f Üb t)on3Vlagbeburg,iml3. ^^
in )iDei®eftaIten, einer langem unb riner turpem; l^unbert erft IBegj^ine, bann Senebictinemom^
in Ie|terer fel^It aUt^, föaS auf 9Jled^tiIb8 per» gel^öri ^u bem Jlreife ber gottinnigen @eelen, toe^t
fönliqe ®efd^id^te 93egug l^at. Srftere Of^ffung ifi ft(^ ju ^elpebe unter ber 9btifftn ©ertrub Dn
bie urfprünglid^e, benn fie finbet ftd^ nur in ben ^adebom gufammengefunben l^atten, unb iftitnia
älteren ^aiäf d^riften, toäl^renb bie jüngeren ben ben m9ftif(|en ©d^rif tfteHerinnen be§ ÜRitteldtaÄ,
abgeülriten Xei^t entl^alten. S§ f d^eint alfo, ba^ miebieerfte,foinmand^er^inftd^taud^bteimtnb»
man bie Dorl^anbenen 9(uf jeid^nungen mit ber 3(it barfte. SÖßo fie geboren morben, unb mo fie Hl
abgefärbt l^at, um aUeS, maS fpedeQ ber Unter» s^m 5tt)ölften2}a|re gelebt l^at, iftunbefanni %n
meifung in ber SSoEfommenl^eit bienen fonnte, ^u» haS ift fidler, ba^ fie ol^ne n)iffenfd^af tlid^e SBinmni
fammen§u]^aben. 9{ad^ber93orrebefoQteba§93ud^ aufmud^S unb nid^t§ al§ bie nötl^igfle ©kmbenS«
nur bie fünf erfien2:l^eUeumfaffen,t)ontt)eId^en ber mal^rl^eit gelel^ri mürbe, ba^ fie aber il^re&di
erfte SRed^ttlbS Offenbarungen über bie ©el^rim» unb il^ren Seib in DoQfommener Unfd^ nt
niffe beS §erm, bie l^eilige 2}ungfrau unb dxi' äidnl^eit bemal^rie. @o marb fie rin tougfi^eS
seine ^eiligen, Me§ nad^ Orbnung be§ JHrd^en» @efa|5ur^ufna]^meübematürlid^er®naben. SRü
j[a]^re§, entl^ölt; ber jmeite bie bef onberen 93egnabi« jmölf Salären erl^ielt fie }uerft bie ®abe mxiktß
gungen, meldte SRed^tilb an ftd^ felbft erfal^ren, baren @d^auen§ unb fibematürlid^er Offenboorm
ersä^It ; ber britte unb Dierie bie Don il^r empfangenen meldte il^r f eitbem bis }um Snbe il^reS Sebend n^i
93eIe]^rungenbe5ügIid^ber®otteSt)ere]^rungunbbe3 mel^r genommen mürbe, ^ierburd^ inuerRd^ cr>
Xugenblebend mittl^eilen; ber fünfte enblid^ 9luf* leud^tet unb gebogen, befd^Io^ fie, in Sereiitiguig
fd^Iüffe über baS @d^tdtfal einer SReil^e t)on 93er- mit @ott rin arme§ unb ungefannted fieben )b
ftorbenen gibt. Sn^angSmrife fmb aber nod^ )mri führen, unb begab ftd^ begl^alb nod^ in jjuga^
9(btl^rilungen beigegeben, moDon bie fed^dte ba§ lid^em ^Iter l^eimlid^ nod^^agbeburg, mojtent
l^eilige fieben unb ben feiigen Xob ber Slbtifftn t)on einer einzigen $erfon gefannt mar. 9u(^ Ml
©ertrub öon |)adCebom befd^rdbt (f. o. V, 477), biefer ^ielt fte ftd^ fern unb fül^rte nun obneflöp»»
bie fiebente aber, j[ebenfal(§ Don ber ^anb ber lid^e Siegel, aber in ber Uebung ber fteufd^l^eit uri)
1^1. ©ertrub ber ® rofeen, fid^ über bie legten fiebenS« ber ?Irmut, rin ftrengeö 93ü)5erlcben. Um ben re^to
tage, ba§ feiige ^infd^eiben unb bie 93erbienfte ber SBeg p ©Ott nid^t ^u Derfel^Ien, unb suglei(^ nn
^I. 9Ked^tiIb felbft üerbrcitet. S)a§ ^93ud& ber be= ben ©el^orfam ju üben, manbte fte p^ an ein«
fonbem ©nabe" erforbert, bem jinnigen ffiefen ber ©ominicanerbrüber, meldte fid^ bamoK tu
feiner Url^eberinentfpred^enb, ein tieferes ßingel^en SBogbeburg niebergelaffen l^atten, unb jtellte fH
unb größeres Slad^benfen, als ber ,,©efanbte ber unter beffen gciftlid^e Sritung. 3luS biefer Urjcije
göttlid^en fiiebe'' t)on ber finblid^ einfad^en ®er> nennt fte fpöter ben 1^1. 2)ominicuS il^en Saht,
trüb, ift aber ebenf o, mie le^tere @d^rif t, eine @d^a^» ol^ne ba^ fie bejsmegen in unf eren Slagen l^ätte dl
lammer Doli anböd^tiger Srmögung unb überaus 2)ominicanerfd^mefter angefel^en merben bür|m
tröftlid^er SSelel^rung. ©Icid^mobl f d^eint ber Liber ©o lebte fte 31 Saläre in ber ©tille ju SRaÄe-
specialis gratiae Diel mel^rabgefd^rieben unb ge» bürg, für mand^erlri ©ntbcl^rungen unb 9«*
I^en morben ^u frin, als ber Legatus divinae fud^ungen unb für eine ftete Jhanflid^feit bn4
pietatis. 2)ie öltefte befonnte ^anb[d^rift beS il^re munberbare Segnabigung entfd^bigt 3*
erftem ift im 3. 1370 niebergefd^riebcn unb liegt 3a^re 1250 begann fte, auf auSbriicIIid^en 9^
JU SBoIfcnbüttel. Sie frül^eften gebrudttcn «uS» ©otteS, ben Snl^alt ber göttlichen 2Ritt]^riImi§«
gaben finb rine beutfd^e Ueberfejung, meldte ju= in il^rer nieberbeutfd^en SJlutterfprad^e aufguf(0'
gleid^ mit ber Don ©ertrubS 93ud^ unter bem Xitcl ben, unb übergab im ©eifte beS ©el^orfamS bieeii'
,,S)aS bud^ geiftlid^er gnaben", Sci})5igl503, er« seinen 93lätter il^rem 93eid^tDater. 3)urdi Mejti
fd^ien, unb eine latrinifd^e 9luSgabe mit bem Sitd
Speculum spiritaUs gratiae ac mirabilium
revelationmn divinitus factarum sacris vir-
ginibus Mechthildis ac Gertrudis (sie) etc.
(Herbipoli 1510), Don ber nur 6in 6jemp(ar,
unb jmar auf ber SRünd^ener ©taatsbibliotl^ef,
Dorl^anben ift. SInbere latrinifd^e, beutfd^e, italie«
nifd^e unb franjöfifd^e 5luSgaben auS älterer 3rit
nennt bie 93orrebe ^um jmriten 93anb ber Bevela-
murben fie allmäiig mriterbefannt unb erregten ii
boppelter £)infid^t großes ^uffel^en. 9!uf ber eiW
©rite erf^ien bie 93erfafferin fo munberbar er»
leud^tet unb fo tief in bie ©el^eimniffe ber #*
lid^en Siebe eingemeil^t, mie man bri einer mV!
leierten $erfon als unmöglid^ angefel^en 1^; m
ber anbem Seite entbielten il^re ©d^riftenfoenfl*
Stügen über bie 9)li|bräud^e ber bamaligen 34
bafe bie 93erfafferin troj il^rer Surüdgegogeni*
SRed^tilb t)on SRagbeburg.
1146
i0n ben geiftltd^en Stchtben mit Sitter«
nbet unb t)erbäd^tigt tourbe. @o toarb
c Sufentl^alt in ^agbeBurg allmälig
imb ble ^rebigcrbrüber oermittelten
, obtDOl^I fte bereits über 50 Solare
3. 1278 bie Stufnal^me in boS 93ene«
mflofter ju §elpcbe. 93on ber 9lbtiffin
»n ^adebom marb fie mit groger Siebe
, mtb tt)enn il^r ungebilbeteS SBefen,
au4 il^re Unbefonntfd^aft mit bem
t^ ^e Dielen ber l^od^gebilbeten Sd^meftem
nackte, fo toarb i^r äBertl^ be[to beffer
r getftedoermanbten SRed^tilb unb ©er«
it 3)ie ©d^riften ber beiben le^teren^
)ie el^renbften unb KebeooQften ßrtoä]^»'
rer begnabigtcn ©d^ttjcfter (Leg. div.
; Lib. spec. gr. 2, 42 ; 5, 6. 7). ®a«
^ertrub fie immer Soror Mechtild jum
t)on il^rer 92Qmen§genofftn, toeld^e fie
la Mechtild onfül^rt. 3m Umgange
(igen tJfrauen, toeld^e ba§ gottbegnabigte
rg^ tonnte SKed^tilb nod^ gioölf Saläre,
»tS leibenb. innerlid^ ]^od(| beglüdt, oer«
fie 1291, ein Sal^r üor ber Slbtiffm
Ines feiigen SobeS ftarb. @ogIeid^ nad^
d^eiben toarb il^ren greunbinnen 3Red^«
ertrub i^r glütflid^eS fioo§ im ^immel
) pe bei ben 6^ören ber feiigen ®eifter
gefunben l^atte: ibique accepit illam
un, de qua supra dictum est, com-
i etveram ac dulcissimam Dei asso-
et fruitionem omniumque laborum
Q plenam et superabundantissimam
tionem, de qua magis credere quam
ediquid yel dicere potest cor hu-
iib. spec. grat. 5, 3). S)ie 1^1. ©ertrub
ledbtilbS ^inf(i^eiben ben §erm gebeten,
xfelben t)erlei^en, menigftenS nad^ bem
tber }u mirfen, bamit burd^ biefelben
auf gejeid^neten Offenbarungen beftätigt
sfheiter bcrfelbcn gebcmütl^igt loürben;
aber nur o^enbart, bag an il^rem ©rabe
\ geiftige ©naben oerleil^en molle (Leg.
s 7). — SOBäl^renb bc§ legten im ftlofter
SebenSabfd^nitte§ nun l^atte SRed^tilb
n ?luj^eid^nungen üon 5Wcuem begonnen
n 9la(|trag ju bem 99ud^ geliefert, mel»
d^ <xa& i|ren früfjcren SRieberfd^riften
Ott loorben war. Dbtoo^I fte felbft ben
im §erm empfangen l^atte, ein iBud^
Xitel Ein vliessende b'eht miner
fd^eiben, fo l^atte fie bod^ nid^t baran
le f^ftematifd^e Orbnung einjubatten;
mid^te erft einer il^rer geiftigen greunbe
mtnicanem. Fr. §einrid^ oon Shippin,
mnlung ber t)on ifircr §anb gefd^rie«
tter unb tl^eitte ba§ ©anje in fed^
Ol Slad^trag, ber ba§ fiebcntc 93ud^ bil«
ernte er ni^t mebr fennen, meil er üor
ffb. 9lud^ in bicfcr crften ©eftalt erregte
bie Semunberung aQer gotttiebenben
©eelen in bamaliger 3rit. So eS aber in bem
nid^t Men oerftönbtid^en nieberföd^ftfd^en Sialelt
gef^rieben »ar, fo fud^te nod^ iu i^ren Sebjeiten
ein gelehrter Dominicaner, ber ebenf aDS Fr. »eht-
rid^ b«|, e§ au aDgemeiner SSerbreitung ju brin-
gen, inbem er eS lateinifd^ bearbeitete unb anberS
anorbnete. Seiber loar er ein ©ele^rter^ ber fid^
eines fd^bnen SluSbrudtS beßi^ unb be^ioegen ber
®arftettung ber SBerfafferin nid^t immer treu ge-
folgt ift ; bie unb ba fmb oud^ ©oje binjugefügt,
meldte nur ber Steßesion be§ Searbeiterd ent-
fprungen fmb. 3w biefen gehören aud^ bie ein-
geftreuten 93ibelcitate, ba 9Red^tiIbd Sud^ alS
^u§f{u^ einer ungelebrten, nur oon ©Ott erleud^
teten ©ee(e aud^ nid^t ein einziges berfelben ent-
bält. 3n biefer ©eftalt liegt aWed^tübö g3udj auf
ber iBaSler 93ibliotbef, unb jmar in }mei ^anb-
f d^rif ten, einer au8 bem 14., einer auS bem 16. 3abr-
bunbert. 9lad^bem inamifd^en aHed^tilb gefiorben
unb ba§ beutfd^e Su^ berfelben mit bem ange-
bängten ftebenten 99ud^ in weiteren Iheifen befonnt
gemorben mar, gab mieber ein anberer 2)omtni-
cancr. Fr. §einrid^ t)on 9lörblingen (f. b. Srt.)^
feiner 93erebrung für ba§ 93ud^ unb beffen SSer-
fafferin baburd^ SluSbrudC, ba^ er ed in bie ober-
beutfd^e HHunbart übertrug. 2)iefe Ueberfe|ung
ift in einer §anbfd^rift beS ftlofterS ßinfiebeln er-
balten unb t)on beffen Sibliotbefar, P. ©aD SRorel,
9{egen§b. 1869, forgföltig berau§gegeben morben.
^vtx ift iebenfaHS ein treued mbilb t)on 9Hed^tüb§
Sufaeid^nungen erbalten, mie benn aud^ im beut-
fjben %t%\ alle einzelnen üRittbeilungen in seit-
lid^er, ni(|t in fijftematifd^er Orbnung gegeben Pub.
2Bie bod^ ber genannte ©eifteSmann bad ^ud^
fd^öjte, ergibt fid^ auS einem ©riefe, ben er im
% 1345 an 9Kargaretba ebner (f. b. Sri) fd^rieb.
S§ bei^t barin am ©d^Iu^: „3d^ fenb^ @ucb ein
SBud^, baS bei^t 2)a§ Sid^t ber ©ottbeit. S)a)u
5tt)ingt mid^ ba§ lebenbe fiid^t ber innigen SRinne
ebtifti. benn e§ ift mir baS lieblid^fle 2)eutfd^ unb
bie innerlid^ft rübrenbe SRinnefrud^t, bie id^ in
beutfd^er ©prad^e |e gelefen bobe. Sefet e§ begier-
lid^ mit einem innem ©emerf SureS ^erjend, unb
ebe 3b^ e§ anfangt ^u lefen, fo begebr' id^ unb
gebiete @ud^ im beiligen ©eift, ba| 3b^ i^em bei«
ligen ©eift 7 Veni sancte Spiritus mit 7 SSenien
öor bem Sltar fpred^et unb unf erem öerm unb feiner
magblid^en SRutter 9Raria aud^ 7 ^atemofter unb
^t)e 5Karia, aud^ mit 7 SSenien, unb ber jungfräu-
Itd^en btntmlifd^en Orgelfönigin (SJied^tilb), burd^
meldte ©ott biefen bitnmlifd^en ©efang b^t aud-
gefprod^en, unb allen ^eiligen mit ibr aud^ 7 ^ter-
nofter unb 9löe 5Karia mit 7 95enien ; eber bred^t
baS bcrfiegeltc 93u(b nid^t auf, bi§ 3b^ biefeS ©ebet
gefprod^en, unb ba}u oerfammelt aUe, bie ©nabe
ba^u unb Smft b^ben, unb bamad^ fangt (x^ ^u
lefen ftttiglicb. nttbt }u t)iel auf einmal, unb loeld^e
ffiorte 3b^ i^i^bt t)erftebt bie jeid^net an unb f d^reibt
fte mir, fo oerbeutfd^e i(b fie Sud^, benn e§ loarb
un§ in gau) frembem 3)eutfd^ gelieben, fo ba^ mir
mobl jtoei 3abre fjleife unb Arbeit bitten, ebe lotr
1147
äRe^titb DDtn fieiligen Saciatnent — lOledleiiburg.
ti ritt irtnig in unfti ^)eai\ä) bxaäiitn. Ueäfilejct
(S bteimal, rt fte^t brin .nommal" . . . Sd^i raill
fS ou^ noc^ €tig(It^I Ict^" (@ttau4, ^Dlorg.
Ubn« unb^finc. 6on5IftrbIinetn 246). 3n te^'
tmm fftojler ttuib S^iiftine SEmei Don @ott be^
It^rt, bag tr i^r daz buech, daz do heizet ein
aubfliezzendes liht der gotheit, Dor i^rcm Sobe
als ßriftißeS Wüftätug äuHfioubl (loBe (efifnb. 375).
©itleSJere^runfl BcrbientiEllci^t^ilbSlBmiö ioniD^I
buri^ feinen nunbeTbann 3n^alt aB burd) {tine
bejaubeinbe gönn, ©egenpänbt bet empfangtnm
OffenSanmgcn unb .i^ter auigtic^nung finb bit
%ö(^[teti 3Ba^tt|eitm unb @e6eimnif|e bt€ @Iau'
itnS, bie hef(ten3rQ9enbeä©etIenlEben§, bieba-
maligen Suftünbe ber 6t|rtfleii^eit. „3ni 3^ugt
bei: SBeji^auurtß buri^eilt fie bie §ölle, baä geg-
feuer unb ben ^immel, enttoitjt über alle biefe
ffreife eißent^iinilii^e 3ni$nungen, ergetit [\äj in
6oö« 3Inbad^t unb bemüt^igen ©inneS in ber Se-
hoiifttung ber ©e^etmnifle beS bteieintgen @atte§
unb ({^ilbert naä) bem ©ptegel t^re§ ^erjenä ben
gefitimni^DDllen SBei^lelDede^r gmiji^en ©ott unb
ber Seele unb jiDi(d^en ber ©eele unb bcm 2ei6e,
ben bie gatllidde <Dlinne Dermittelt" (Sreit^, Iiit
heutfc^e aJlpfii! im SPrebigErorben 1250—1350,
Srtiburg 1861, 57). Slafiei bot bie ungebilbett
Jungfrau, ucnn fie au^ mit ber t^eoIogt|(i)en
^pmöjt ni^t umguge^en toei^ unb |it unb ba
üfierji^mängli^ njitb, boc^ nitgenbä gegen ben
©louben DetpD^en; boi 2iiJ)t ber ©otl^eit unb
ber ©e^ortam gegen bie ffiiri^e mcren Ja bie 2eit-
peme, benen fie folgte. @injelne i^rei ^uibrüdfe
über baS &iebe§Ieben fmb getabelt morben, loeil
man nic^t beaddtet ^at, ba^ fie babei bem jpo^en
Sieb folgt OTerf)tiIbä a^arftcHung t(i Don ber ^öd^-
ften SSegeifierung getragen unb töirb Don felb[l jur
^oefie nid^t nur bur^ bie Sr^aben^eit be§ @e-
bnnfenflugS, fonbem auii^ burc^ ben ungefut^t ft(^
einfteUenben Ml^ijttimnS unb Keim, ber aurfi in
§einrid|B Ueberfejung erhalten ift. Silc^of ©reil^,
her i^r nac^jufü^ten oerftanb, gibt be^niegen aud^
groge SuSjüge auS bem beuJfdien Xe^t in gebun-
bener gorm alS „9JlinneIieberunb©iHengebid)te"
(a. t». O. 222 ff.). 3)ie(er uorjügticöe 5D!ann ift
bei erfte geHiefen, ber nac^ 500 Sauren auf ben
oetgeffenen 8d|iatf ber Offenbarungen STIec^tilbS
aufmcrtfom machte, obnot)! er irrigemeife fie für
eine Slominicanerin ^ielt unb ifir bie alemannifi^e
Snunbart ibreS Ueberfe^eri jufiiirieb. @reitb »ar
(8 aud^, ber P. aJiorel jur Verausgabe be§ SejteS
ermulbigte. Spater gaben bie 99enebtctiner Don
@oIc§me8 ben ^llet lateinifi^en %ttt in ben
Kevelationea Gertrudianae et MechtÜdianae
n, Pictav. et Paria, 1877, 423 sq. mit ge!e^r=
ter ginleitung \)tTaai unb fügten jur üöemon-
ftänbigung ben 3;ejt be8 fiebenten S9u(SS in latei-
nifdier Ueberfe|)ung ^inju. 6ine beutfi^e lieber-
fe^ung bei lateinifi^en ^ejteB erfc^ien unter bem
Sitel fieben unb Offenborungen ber ^I. 9Ke(^tilbi8
utib ber Sc^mefter fflled^tilbiS (Don afiagbeburg),
Oon % mütter, H. Sßanb, 3legtn8b. 1881. (Sßßl.
1141
no(!) P. iDlorel in ber „SSorrebe unb SinlRtung'
ju bei oben genannten ^u&gabe; SJenifk, £ii^
t)otit.S8lätterLXZV,1875,695; ©troudfinta
3eitf(br. für beutf^ Sltertl^utn SXVU, 188!,
368 ff.) [aanIeB.J
3Re4ftn Dom ^eiligen @actomcit
f. SHnbetung I, 800.
SRcdlmiSttig, ©rog^rjogf^um, tDorftitlM
6. äa^r^unbert Don menbif^en ätältem beuoM
bauplfäc^iic^ Don ben Seutitiem mit bem fyäfb
ort äi^ebia im Often unb ben Obotriten mit ta
^auptort <Dtifilinburg im SBeften. S)ie l^ten
maren Sunbeggenoffen ffarlS be3 ©rogen in bÄi
fliegen mit ben iSaibfen. 93an itinen gemfs,
gioang er 789 bie Seutitiei jut Unlemxrftm;
auc^ bie Obotriten gelangten balb in ein »■
bängig[eiläücrt|ältni& jum ^äntift^enSiei^. 3)Dif
blieben bie ißcfelirungSDetfuc^e, ju bereu Hai»
ftü^ung bnS %iSi{)um Hamburg gegrünbet nnnb^
o^ne nac^ijaltigen ßrfolg.
iDle^r aß SOOjn^rige Äämpfe finb nbtbifl g»
mefen, um bie Stämme ^edlenburgS bem S(|riß»
t^um unb bem germanifi^en 3[ßi!fen bauentb |i
geioinnen. $[u|er in !|)reugen ift no^I in tciiKi
beutf^en Sanbe fo Diel SBlut bei Sinfü^mng M
e^riftenttiumä gefloffen. @egenenbebee9.3atP
bunbeits riffen fiä) bie Don fforl bem @ä^
untermorfenen unb tributpfiii^tig gemachten [lit
fc^en Söölfer Dom beutfc^en Sei^e Id8. ^einriilL
befiegte fie am 4. September 928 bei Seiqa,
Unter Otto bem ©rofeen fämpften befonberS^
mann !Si!Iung unb ber „eifeme" @erD gegen bli
Obotriten unb Stutitier; aucEi ber ffaifer jog u^
ber Si^Iac^t auf bem Sei^felbe gegen fie unb i»
fiegtt ^e am St. ©aüentage (16. Octobcr) 9tt
an ber Stecfcni^. Otto grünbete bie iBii^ÜMI
^aDelbeig (946) unb ^Ibenburg obtr OIb«ÜPii|
nbibtii^ Don Sübed (948), benen ou<^ baS ^aä^
*Dle(flenburg jugclbeilt mar. 9118 erfiter »ifdjof "■
Ullbenburg loirb 3Jlür(o genannt. Sine 3«it *■
iRube tral ein unter ber §errf(^üft be8 DbctrÜ»
fürften 3Jtiflerooi mit bem SBeinamen SiOimg, te
fi4taufenIiefiunbbieS(biDcflerbe8£BitöofS3Sii|i
Don ^tbenbuig jur 3^rau no^m. 3n ![RiliIiii6a|
rourbe ein grnuentlofter gegrünbet, gu beffentt-
tiiTin SDliftemoi'8 Xoc^ler §obi(a ouStrfeben mnk
^ocE) er^ob aaä) er 933 in bem allgemein
Don ben Seutitiem begonnenen SIoDemn^tiA
bie iJabne ber ffmpörung unb jerflörtt pa»
bürg. 3™" H** "» Sieg, ben bieSai^fenAt
bie Senben an ber Xanger erfoi^ttn, Dtilen>
Slorbringen für ben ^ugenblict ein 3itl. aber mk
SlufOänbe folgten; 995 na^m Otto HL bie Sijll
Witilinburg ein. Unter bei Slegierung SÖct
flaro8 (1002—1018) ging ba8 g^rifleiübn« ti
beutigen Xtedlenburg feinem DBKigen UntetgM
entgegen. SQJenn bie Stämme auc^ oorüboBeial
mieber unterUorfen würben, fo binberten bo^Mt
^ebrüdungen unb ISrpreffungcn ber fäd^fif^
^trjüge, bafi bo3 Sbriftentbum Eingang genial;
§briftentl)um unb Äneifttf^nft nwren i^nen gW^*
1149
SRedlenBurg.
1150
Mentenb. ObrnVi bte OBotritenfurften Uto (1018
M 1081) itnb 9ioti(or (1031—1045) gj^riften
Mnen, fo ilieben il^re Sönber bod^ für Seutfd^Ionb
vb boS C^riftentl^utn Dociöuftg t)erIocen. Srft
niter®ottfd^I! (1045—1066)^ ber im antd^aelS»
floflcr }tt Suneburg erlogen mar, ttal^m ba§ fBt"
f^nm^erf unter Sril^ilfe beS Srabifd^ofg m>aU
iot oon Sretnm neuen mu) fröftigen ^ufjd^tDung.
Sottfd^ felbji burd^gog fein Sonb unb überfe^te
Ne$rebigten ber 9Riffu)nare in bie fionbeSfproqe.
So§ Sidtl^um 9Ibenburg tourbe md) bem Sobe
b(«9if4ofS9b6eIinuS (1038—1052) getl^eilt in
Vbmburg, 9RedIenburg unb %a|eburg. S)rci
fl&ßerli^e SHeberloffungen foQen nac^ W>am Don
Snmen entftanben fein. 2)ie Sebrüdungen ber
6a4fen]^oge l^otten fd^on 1055 eine Smpörung
bct bniitier t>eranla^t. 3m 3. 1064 folgte ein
p|er Suffianb beiber @tamme, in toAä^^m ©Ott»
j^olf (7. 3uni 1066) erfd^Iagen mürbe, ebenfo ber
greife Sifd^of Sol^onn ber Sd^otte Don SRetflen»
krg, bie SRönd^e bed fflofterg aum 1^1. ®eorg
bofelbfi mU i^rem mte SnSmeruS (15. 3uli) unb
tiide$riefier. 2)Qd Sl^riftentl^um mürbe unter Die-
hadreueln mieber ausgerottet. Srufo Don 9Uigen
fenbe |um f)erTfd(|er gemöl^It, bi§ er 1093 Don
fhitif^üS @obn ^einrid^ ermorbet marb. S)iefer
hjicgte feine ®egner auf ber @miIomer §eibe
U Stateburg unb mu^te fein %eid^ bis an bie
OberottSsube^en. Obmol^I Sl^rift magte er bod^
ntt für bie Ausbreitung beS S^riftentl^umS etmaS
K" n: nad^ ^elmolbs Slaoend^ronif gab eS in
2onbe nur eine einzige JKrd^e, ju fiübedf,
M er )n reftbiren pflegte. Sr ftarb am 22. 3Räxi
1119 unb mürbe im ^DKd^aelSflofter §u fiüneburg
leßoltet ®egen baS Snbe feiner ^Regierung be»
Eber l^L SHcelin (f. b. «rt.), ber «poftel ber
iten, feine äßiffionStl^ätigleit unter ben nörb-
B^m ffienben. SDie Don x\)m gegrünbeten jflöfter
Bkpenborf Qe^t 9leumünfter) unb @egeberg mur>
kä ber SuSgangSpunft ber Sefel^rungSDerfud^e.
Sa Senben-ffreujsug beS^al^reS 1147, ben bie
Mpf^m ®ro|en anftatt be§ ^meiten theu^^ugeS
nterno^men^ Derlief ol^ne Srfolg. Srft bem @ad^»
Mttiog ^einric^ bem Sömen gelang eS, baS fianb
Wvnib )u untermerfen unb bem Sl^riftentl^um
fiuong )u Derfd^affen. 3m 3. 1149 erneuerte
f^Kf^f fmrtmig bie SiStpmer Sllbenburg unb
SoBeiiburg; erftereS gab er an IBicelin (geft.
12.S)ecember 1154), le^tereS an Smmel^arb (geft.
1158). SicelinS Stad^f otger mürbe @eroIb ; auf
Cutl^ folgte ber Siftercienfer Serno auS bem
flbPtrSmeiunsborn an ber Sßefer. ^einrtd^ grün- 1
Mell54 9lQ|eburg mieber unb erl^ob ^um 93ifd^of i
^$ropß SDermobuS auS IDlagbeburg, einen'
^äa beS l^L 9{orbert. menburg mürbe 1163
^ Subed, SRedDenburg nad^ @d^mertn Derlegt.
btobem gelb^^ten Xl^eile beS l^eutigen SJiednen-
^g §a ben SiStl^ümem i^Delberg (baS l^eutige
6lnG| unb baS Sanb bis in bie 92ö]^e ber Slbe
ifeb 9€fne) unb ftommin (©üftrom unb ein Zl^eil
itf spitzen SanbeS bei 3RaI(f)in) ; ju SübedE ge»
l^örte bie 3nfel ^oel bei SBiSmar. §einrid^ ber
2öme gab 1167 baS Sanb an ben 29.50lat 1164
d^ftlid^ gemorbenen ^ribiSIam jurüdf, benStamm«
Dater ber iejt nod^ regierenben gürften, meieren
Sriebrid^ I. am 2. 3anuar 1170 jum beutf^en
SReid^Sfürftcn erl^ob. IRad^ ?PribiSlamS {äl^em lobe
bei einem Sumier p fiüneburg, am 30. ©ecember
1178, trat, begünftigt burd^ bie SaSimn, meldte ben
©turj §einrid^S beS Sömen begleiteten, nod^ einmal
bie l^eionifd^e Keaction l^erDor. 2)od^ gelang eS
feinem Sol^n unb 5Wad^folger §einri(| ©orm^
(1178—1227), baS gan^e Sanb pir baS g^riften-
t^um )u geminnen. 3laä^ ber Suflöfung beS ^er^og»
tl^umS @ad^fen mürben bie äSiStl^ümer Kafeeburg
unb ©dj^merin reid^Sunmittelbar (f. b. 3lrtt.). 3m
3. 1237 folgte eine SanbeStl^eilung unter bie Dier
Sinien: SBedttenburg, SOBerle, ^arcfiimunbSRoftodf.
^lufeerbem lag im heutigen TOedHenburg bie ®raf «
fd^aft ©d^merin, als bereu erftcr ®raf ©ünjel Don
agen (1161— 1185) genannt mirb; imfolgenben
al^rl^unbert mürbe fie mieber mit bem ©tamm-
lanbe Dereinigt. «Ibred^t ber ©ro^e (1329 bis
1379) erl^iclt 1348 Don ftarl IV. ben litct §cr.
50g Don 9Kedflenburg.
©d^on balb nad^bem unter ^einrid^ bem Sömen
baS gl^riftentl^um feften i$u| gefaxt l^atte, begann
ein regeS d^riftlid^eS Seben; eine ganje Stetige Don
ftlöftem er^ob fid^. ^ribiSlam grünbete 1170 an
©teüe eines l^eibnifd^en §eiligt|umS baS gijter-
cienferflofter ©oberan, an ber ©tefle beS l^cutigen
'Jlltl^of, meld^eS Don ^Imelunsbom befejt mürbe;
1172 mürbe DonSSrom auf ©eelanb baS ftlofter
©argun bcDölfert. ®ie TOönd^e bicfcr Älöfter mür-
ben bie SRifftonare SRcdClenburgS. 93ei bem 3luf»
ftanb nad^ bem Xobe $ribiSlamS mürben iebod^
beibe jerftört ; in ® oberan mürben 1 1 79 am 1 0. 9lo«
Dember 78 Srüber erfd^lagen. ©oberan mürbe
fd^on balb an ber ©teQe beS fpdtem JMofterS
mieber aufgebaut, möl^renb S)argun bis 1216
mfift liegen blieb. Sin ©enebictincälofter entftanb
1251 5u SBiSmar, eineS ber ^römonftratenfer in
93roba (SiStl^um §aDelberg), 5Ronnenflöfter ber
Senebictinerinnen ^u ©obertin (1226, SiStl^um
©d^merin), ber Siftercienferinnen gu Slbcna (1230,
SRa^eburg), Sarrentin (1246), 9leu!lofter, 3Denaf
(1252, ff ammin), ^ma l^eiligen ftreug in Softotf
(1270). S)ie tJfranciScaner liefen p^ «i^ber ju
©d^mcrin (1236), ^ard^im, SRoftodC (1245), SBiS.^
mar (1251), 5»eubranbenburg (SRittcbeS 13. 3a]&r-
^unbertS) ; bie Dominicaner ju Koftodt (1256),
SRöbel (1285) unb SQBiSmar (1293), mo mel^rere
TOale (1365, 1404, 1439, 1468) Sapitcl gel^alten
mürben; bie Elariffen ju SRibni^ (1324, ©d^me«
rin), bie SBüfecrinnen Don ber "^l SKagbalena gu
TOalcfiom (1298), bie flart^äufer ju SKarienel^e
bei ffioftodJ (1396), bie 3luguftiner«gremiten su
©temberg (1500) su gieren beS bort auS einer
§oftie gePoffenen 93luteS; bicSrüber Dom gemein»
famen 2tbtn ju SRoftodC (1462). 3ol&anmter«Kom«
tureien maren au ffraaf, aKirom (1227), SRcme«
rom (1298) unb ©arbom (1298), eine $riorei ju
1151
ÜUedlenburg.
1152
eijen (fämmtli(i^ in ber ©iöccfc ©(i^ttcrin) ; KoHc»
öiatfttftc au SRoftod unb ® üftroto (ftammin). ^u^cr-
bem gab eS ntel^rere Segl^inenl^auf er unb jf alanbs«
Brubcrf (i^aftcn. ®ie ^crjöge Solftann HI. unb ai»
brcd^t V. grünbctcn 1418 bic Uniöcrfität SRoftod.
bic Don $apft SUlortin V. am 13. Qfebruar 1419
beftättgt mürbe.
Sinfü^rung ber ^Reformation, "ülaä)
mel^rfaci^en Sänbert^eilungen unb Bereinigungen
^errfd^ten bei Säeginn ber Reformation bie ^erjöge
§einri(]& V., ber gfriebfertige, unb aibred^t VH.,
ber @d^öne, gemeinf (i^af tlid^ über gan^ Sßedlenburg.
®urd^ ben ^umaniftenftonrab ^egel mürben beibe
]ä)on frül^ pir bie neue Seigre gemonnen. SHbreci^t
manbte fid^ balb mit feiner ©emal^Iin Änno, ber
Sod^tcr beS ffurfürften Sood^im I. öon ©rauben»
bürg, mieber bem alten ©lauben ^u, trat aber nid^t
entfd^ieben für benfelben ein. ©ein ©ol^n Sol^ann
aibred^t mar ein erbitterter ©egner ber ftird^e unb
beS JfaiferS. ^einrid^ bagegen trat 1526 bem
lorgauer Sünbuife bei, nal^m 1532 baS Sbenb»
malftl unter beiben ©eftalten unb berief ^rebiger
in baS 2anb. SDod^ ging er, fo lange fein ©ruber
aibred^t lebte (gcft. 1547), öorfid^ttg p SOßerfe.
©ein 6aul)taugenmerf rid^tete er auf bie ®rtter»
bung oeS 93i3t]^um§ ©d^merin. SDer ©tüfepunft
ber neuen Seigre mar Domel^mlid^ SRoftodC, mo ber
atatl^Sl^err Sol^ann Olbenborp unb ber jfaplan
Soad^im ©lüter (geft. 1532) für 9lu§breitung ber»
felben tptig mareu; 1530 mürbe l^ier bereits eine
ftird^enorbnung gegeben. 3n SWeld^in mürbe Sl^o»
maS Slberpul aI8 ^rebiger öon ^erjog f)cinrid^
angefteflt. 3n ©temberg gaben bie Suguftiner
fd^on 1527 baS fflofterleben auf, bod^ mollte bie
jBeööÜerung Don ber Steuerung nid^t öiel miffen.
3n ben 3a|ren 1533 unb 1534 fanb eine altge-
meine ftird^cnöifitation ftatt, 1537 öerfa^te ber
auf Sut^erS Sntpfel^Iung Don ©raunfd^meig be»
rufene Sol^ann SRiebling eine ftird^enorbnung. 9luf
einem Sanbtag ju ©temberg 1549 erflärten fid^
bie ©täube gegen ba§ SlugSburger Interim unb
für bie Iut]^eri[(|e Seigre als SanbeSreligion. 3m 3.
1552 folgte burd^ Surifaber eine neue ifird^en»
orbnung, bie fünf 3al^re fpäter in bie plattbeutfd^e
©prad^e übertragen mürbe. %m 4. ^pril 1555
befd^Ioffen bie ©täube ju ©üftrom bie Döllige ^b»
fd^affung aller Jlcfte bcS ^apfttl^umS, morauf bie
©äcularifation ber fflöfter unb geifilid^en ©tif»
tungen folgte, bie gröjjtentl^eifö ju SDomänen ge»
mad^t mürben. SDie 5Ronnennöfter ®obbertin,
SKald^om unb SRibnife blieben als ßanbcSflöjier be»
[teilen, für meiere auq eine fflofterorbnung gegeben
mürbe. ©od& miberftanb in SRibnife bie ^Ibtiffm
Urfula, bie Sod^ter ^einrid^S bcS S^ebf ertigen ;
erft nad^ il^rcm 3:obe (1568) gelang eS, baS ÄIo»
fter 8U proteftanUriren. 3n SRoftodt lebten bis 1574
nod^ fatl^olifd^e ^ricfter. SKit ber ©rrid&tung eines
SonfiftoriumS suSRoftodt (1571) mar bie ftird^en»
ref ormation jum ^bfd^Iu^ gebraut. Ueber bie gfol»
gen ber Deformation f. SeSfer 53—83. 3m meft»
fälifd^en 9frieben erl^ielt bie ©d^meriner Sinie bie
©iStl^fimer 9la|eburg unb ©d^mertn unb bie Soiiii
turei üßirom, bie ©üftromer (beibe fett 1555) Me
Somturei 92emerom.
S)ie J7at^oIi!en feit bet Siefotmatios.
2)a in bem entfd^eibenben 3a^re 1624 in SReito
bürg fein öffentlid^eS SteligionSesetcitium müßhß
ftanb, fo brad^te ber meftfälifd^e gfriebebenM^
lifen aud^ feine Sted^te. Siie menigen,meId^imSanbe
nod^ mol^nten, gingen }um Smpfang ber Soa»
mente Dielf ad^ nad^ fiübedt. 3{m 29. OctoBer 166S
trat ^erjog ^l^riftian Don !I}ledDenburg«@(l^necn
(1658-1692) in^ariS aurfatj^olifd^atdigim
5urüd. 2)iefeSonDerftonöffnete!lRedDenbuzglDcm|)i
ftenS einigermaßen mieber ben ffaü^oltfen. ^itß
fuitenmif^onare Don f)amburg unb Subedt^ nder
benen ftd^ befonberS ber $ater JtaSpor ©eDenpen
aus ^ilbeSl^eim l^erDortl^at, f amen feitbem l^dnfiger
in baSfianb unb bemirftenaud^ unter ber Stitteifü^
mel^rere SouDerftonen, fo 1679 bie beS (SMai^
marfd^aSS Jhino ^ariS &a|^n. ^ergog (Sff^m
befd^lojs, traft beS im me^fälifd^en t$frid)en gamni
tirten ^ed^teS baS fatl^olifd^ SReligionSeserdtiBB
eingufübren. 2)a er jebod^ bei feinen Srübminnk
ben fianbftänben großen SBiberfprud^ fonb, nm^
er ftd^ feine ©efugniß ba}u Dom Sletd^tag befUU^
gen laffen unb ri^tete bann 1665 in ber @d^
fapeQe ju ©d^merin ben fatl^oltfd^en ®otttSUe8P
ein, ber Don jmei ftaplänen, fpöternurmmehm
Derfel^en mürbe. 9IS fold^e merben ermä|fnt: Sta»
]&arb §afe (gefl. 1676), 3acob ©tep^ ftig»
ftiner»emerit (geft 1681), Stcßpox (EngdM
©d^mael (gefi. 1692). 3m 3. 1669 fom aud^ bs
apoftolifd^e ©icar SRaccioni, bem SRedlei^
unterfteÜt mar, nad^ ©d^merin. S)er Uebeitntt
@:^riftianS l^tte fonft für bie fatl^oUfd^ Wj^
menig ©ebeutung, ba er fid^ meiftenS in $anl
unb fpäter im ^aaq aufl^ielt. gfür bie ©töipMC
Sta^eburg unb ©d^merin nal^m er baS ^vüm
tionSred^t in ^nfprud^ unb ernannte aud^ fihr idbe
©ifd^öfe. 3ebod^ jerfd^Iugen ftd^ bie SMM"
lungen mit SRom, ba man l^ier fefte Stnfiipt
forberte, mäbrenb ber f)er)og Don ben (SxawaM
fid^ einen SteDerS auSftellen ließ, Don ben %»
poralien ber ©tifte nid^tS f orbem )u moDoi (SMo;
^ropaganba II, 253—256). ffiie ^l ber»-
t|o(ifen betrug nad^ einem ©erid^t, ben 9to>
cioni'S 92ad^f olger, ber Derbiente SlicoIonS €Mr
an bie ^ropaganba fanbte, im gongen ^eqoglttft
etma 20. ©teno bat ben C)er}og S^fUan unMe
Sriaubniß, in ©d^merin ftd^ aufl^alten }u b&fn;
er moQte Derfud^en, ob fid^ bort nid^t unabJ^fiiVt
Don ber ©d^loßfapeUe eine üRiffwnSjlotion ein^*
ten Iaf[e, bamit nad^ bem Xobe beS ^erjo^ bic
fatl^olif (^e @otteSbten{t bort nid^touf^dre. Jiaijm
er biefe Sriaubniß erl^alten, begab er fid^ M
1685 bortl^in unb lebte uiü) mirlte bort oIS d»
fad^er ^riefter. Sr ftarb bafelbft am 6. 2)eccite
1686 unb mürbe gunöd^fi im S)om }u ©d^iBcril
beigefe^t. 9{ad^ bem Sobe Sl^rtftionS mußten tt
jfatl^olifen jmar bie ©d^Ioßfird^e röumen, fonatei
aber im f)aufe beS couDertirten J7an)In8 (Sxofci
ÜUedlenbutg.
1154
au beffen Xobe (1698) il^ren ©otteSbienft
. 3n 9la|eburg loeilte ber Qliftercienfer
»offmeifter alS^ouSfopIan bei bem borti»
mumbanten. ^eqog gfriebric^ SBill^elm
1718) gefiattcte 1701 bem foiferlici^cn
tt ®tafen Don (&Qt, bem er ju S)anf ber-
XX, bteSbl^altung beS !at]^otif(i^en®otte§"
In beffen ^uSfopelle, unb fpöter ebenfo
: Dem Sibott). 3)te Sefuiten übemal^men
ion Sd^merin, mlä^t fte aud^ nac^ ber
tg il^ Orbend bid 1806 geleitet ^aben.
iDtrin aus mürben bie menigen ftatl^olüen
nrgd paftorirt; \o\ä)t lebten 3. 93. in
tnb SBi^or. Um baS Sal^r 1709 befionb
lertn eine itoptUt in bem £)au{e eine§
erS; bie S^ffl ber jfatl^olüen betrug ol^ne
\ vm manbembe ©efeden unb ftaufleute
tobt ungeföl^r 70, fonft im fionbe tivoa
ogÄarlSeopoIb (1713—1747) warben
n günftig; er moUte caxä) conDertiren,
^anb einer öfteneiti^ifd^en ^rin^efftn }u
i; üDein bie IBerl^anbtungen jerfd^lugen
tcr i^m mirtte befonberS ber 3efuit ffarl
fen (1720-1743), ber feine SBBirffamWt
Stralfunb auSbe^nte. 9JHt @enel^migung
DgS ermarb er na^ bem Sobe ber ^rau
oto für bie fat]^oUf(i^e ©emeinbe beren
if bem eine ®Iod!e angebrad^t unb f 0 ber
^tmtgotteSbienft in einen öffentlid^en
tbelt mürbe. 9[ud^ grünbete er gu @d^merin
fd^ule beS norbif^en ©emtnarS in Sinj
Igltd^te baburd^ bie ^nfleUung eines gmei-
Kd^ m ffaifer ^o\tpi) II. 1787 baS
in Sin) oufl^ob, ging aud^ bie t^üiale in
t ein. S)er aRagiffrot in ätoitodt geftattete
m P. Surd^arbinS bie Slbl^altung beS
mfied f&r bie fatl^olifd^en @oIbaten. Slud^
friArid^ gfrana (1785-1837, feit 1815
[Og) mar ben ^atl^olüen günftig. 3Rit
Itnlid^ Unterftü^ung erbaute P. 2)ed^ene
1806) 1795 bie flirre in ©d^merin; ber
iIBfl erbaute unb botirte 1809 bie ffird^e
gSiufi. @eitbem beflanben gmei fatl^olif d^e
m im ^erjogt^um; einem ber ©eiftlid^en
ertn mar eS aujserbem geftattet, in ber
orttSmod^ }u Sbftodt unb auf ber Steife
id^ )u Sü|om ©otteSbienft gu Italien,
B bis 1847 freie ©gtrapoft bcmilligt marb.
ie SccefftonSade }um SRl^einbunb Dom
) 1808 Derpflid^tete ftd^ ber ^erjog ju
(igen ©leid^fteQung ber fatl^olifd^en unb
rifd^ ffird^e ; }ur ^uSfül^rung mürben
Sirnuar 1811 Scftimmungen erloffen.
e bermerft ber ©taat§!alcnber f ür aRedKen»
ttcrin unter ber Sflubrif „©ebäd^tni^»
n 25. 3anuar: „1811 fatl^olifd^e Sfleli-
J^fteOung". Sillein Don berfelben mürbe
i folgenben Qfürfien burd^ bie Sntole«
B^öifben menig geübt. ^13 ber päp\t'
^ im 3. 1839 in ber ^erfon SaurcntS
I dam opoftolifd^en 93icar für Hamburg,
2)öneQmrIunba)ledfIenburg ernannte, Derbot®ro|«
]&enog »aul gfriebrid^ (1837—1842) ben fat^o-
lifd^en ©eifili^en ju Sd^merin unb SubmigSbifl
ieben amüid^n SSerfe^r mit bemfetben, erlaubte
febod^ fpöter ben SSerfe^r mit bem 99ifd^of Don
OSnabrüdt. 3m 3. 1846 mürbe bie Sal^I ber
©eiftlid^en im ^ergogt^um auf brei eingefd^rönft,
bod^ bikfen fte ni^t 3efuiten ober 3^9(inge ber«
felben fein. Sro|bem am 8. 2)ecen£er 1851 bie
Siegierung baS Sted^t ber ffatl^olüen auf freie 9teli-
gionSfibung anerfannte, blieb biefelbe bod^ fel^r be>
fd^rönft. m bie ©eifUid^en }u @d^merin im fol-
genben 3a]^re }u 3)ömi^ SotteSbienft l^ielten,
mürbe il^nen biefeS als „eine Ueberfd^reitung ber
©renken ber biSl^erigen 2)ulbung" unterfogt. SDiefe
,,S)uU)ung'' jeigte ftd^ bef onberS, als ber ^arnmer-
^err D. b. ftettenburg auf feinem ©ute üßatgenborf
burd^ einen ^auSgeiftlid^en (ben fpötem ^rofeffor
Dr. ^olgammer in aRain}) ©otteSbienft leiten
lie|. 2)urd^ ^olijeigemalt mürbe biefer über bie
©renje gebrad^t. ^m 1. t^februar 1856 erlaubte ber
©ro^l^erjog, nad^bem bie @ad^ bis an ben93unbeS«
tag gebrad^t mar (Dgl. bie Sd^rift beS 99unbeStaaS«
gefanbten Dr. D. Sinbe: ©leid^bered^tigung oer
^ugSburgifd^en Sonfeffion mit ber latl^olifd^en
dieligion in S)eutf d^lanb nad^ ben ©runbjö^en beS
Sieid^S, beS Stl^einbunbeS unb beS beutfd^en Sun»
beS. 5Rebji Seleud^tung ber ©d^rift: „S)ie fatl^o-
lifd^e dieligionSübung in aRednenburg»@d^merin.
©efd^id^tli^ unb red^tlid^", anonym erf$ienen3ena
1852, bannüRaina 1853, aud^ imßatl^ol« 1858),
aus ©naben bie Haltung eines f)auSgeiftlid^en,
maS aud^ nod^ |e|t ber t^fcdl ift. 3n ben folgenben
3a]^ren folgten meitere ©rlaffe beS 9RinifteriumS
gegen bie jfatl^olifen entgegen ben Seftimmungen
Dom 25. 3anuar 1811. @o mürbe am 12. 3uni
1857 baS fatl^olifd^e Segröbni^ nurfur@d^merin
unb fiubmigSluft geftattet, mobei bann bt einem
diefcript Dom 8. 3Rdr) 1858 bel^auptet mürbe,
„ba^ bie Segleitung eines ^riefterS nid^t unerlö|«
lid^ gu bem SBefen eines fat^olifd^en SegröbniffeS
unb ben ©ebröud^en einer fatl^olifd^en ^rd^e ge«
^bü\ 2lm 14. auguft 1858 mürbe baS info-
fem gemilbert, als ben ©eiftlid^en aufgegeben
mürbe, für {eben einzelnen gfaU S)iSpenS nad^gu-
fud^en. ein aRinijierialerla^ Don 1863 Derlangt
für Jebe KonDerfton ^Injeige beim aRinijierium. 9llS
im beutfd^'franäöfifd^en ftriege Diele franjöfifd^e
ftriegSgefangene in aRedtlenburg»@d^merin inter«
nirt maren, mürbe einem franjöftfd^en ©eiftlid^en
nid^t geftattet, bie ©eelforge berfelben ju über«
nel^men. ©rofel^erjog griebrid^ granj n. (1842
bis 1883) mar perfönlid^ ben ftatl^olifen beffer
gefmnt, als fein aRinifterium. gr ermäd^tigte
1869 bie ©eiftlii^en ju ©d^merin, benftatl^olifen
in Softodt öftem ©otteSbienft im 3a]^re ju Italien;
gleid&c ffirlaubnife gab er für ©üftrom unb 1871
für SBiSmar, mo er aud^ ben SSau eines aRiffionS«
l^aufeS unterftüfete. ©eit 1872 ift in SRoftodt ftän«
bige ©eelforge eingerid^tet. Sin ©efud^ um ©e-
ne|migung eines JKrd^enbaueS bafelbft mürbe cm
^1
1155
SWecum — SKeboillen.
1156
21. «ugufi 1883 t)om aRmifterium abfc^^Iögliti^
be{(i^teben, „ha bie ffatl^olifen in SioftodC loeber
bag Siedet ber 5ffentli(]^en SteligionSübung l^abett,
nod^ eine ©emeinbe mit iuriftifc^er !ßer{5nlic^feit
unb bem Siedete jum ßrmerb Don Sigentl^um 6il»
bcn, ber 2)tagiftrat in SRoftod aber ber Erweiterung
ber benfelben biSl^er jugeflanbenen t)nt)aten Seli«
gionSäbung burd^ bie ©eftattung ber Srbauung
einer ftird^ toiberfprod^en ^at" ; bie ^errid^tung
eines SetfaaleS ol^ne Xl^umt unb ©loden nmrbe
erlaubt, bod^ ber Srmerb eines ©runbftüdeS Don
Seiten einer fat]^olifd^»!ird^lid^en Stiftung ober
ber fatl^olif d^en (Semeinbe al§ unsulöffig be^eid^net.
§er)og $aul, SBruber beS regierenben ®ro|^er}og§
§riebrid^ ^ranj lU., mujjte nad^ feiner Konöerfion
auf bie Erbfolge für fic^ unb feine 9lad^rommen
üer^id^ten (24. 9Rärj 1884). — ©ie Sal^I ber
ffatl^olüen beträgt nad^ bem @taatsfalenber an»
näl^ernb 4000 unter 577 000 ^rotcjianten. ftat^o»
lifd^e ©emeinben, 5U bem norbifd^en iBicariat ge»
l^örenb, ftnb in ©d^werin unb 2ubttig§Iuft, erftere
mit t^finalen in Stoftodt, ©üfiron) unb SBiSmar; bie
beiben (enteren l^aben j[ebod^ feinen ftänbigen @eel»
forger. 5n ©d^toerin fmb jttei iDHffionare an«
gefteüt. Sin ^auSgeiftlid^er befinbet ftd^ in 3JlaU
genborf.
3n 9RedHenburg«©treli|, weld^eS 1701 burd^
ben Hamburger Srboergleid^ entftanb, ift bie Sage
ber Jfatl^olilen feine beffere. 93on 1858 bis 1884
ttmrben biefelben burd^ bie ®eiftlid^en oon SBitt»
ftodt in Sranbenburg paftorirt bie an jmei Sonn»
tagen im SKonat in 9leuftrelij ©otteSbienfi l^iel«
ten, fid^ aber nid^t länger als eine äßod^e bort
aufi^alten burften; 5U fird^Ud^en ^cten mar bie be«
fonbere ©enel^migung ber Stegierung notl^menbig.
3m 3. 1875 mürbe in 9leuffeeHJ mit befonberer
Unterftü^ung beS ©ro^l^er^ogS eine Jhrd^e gebaut.
Seit 1884 ift bort ein ftänbiaer ©eiftlid^er. 3u
99eerbigungen mu| bie ßrlauoni^ ber diegierung
eingel^olt merben, Sie bann dispensando gegeben
miro. Sie S(^¥ berlfatl^olifen beträgt im ganjen
©ro^^erjogt^um gegen 300 unter 80 000 ^ro»
teftanten. (SSgl. SOßiggerS, ftird^engefd^. SDledflen»
burgS, «Pard^im 1840; Soll, ®efd^.9KedHenburgS,
2 93be., Sleubranbenburg 1855/56 ; «ßenj, ®efd^.
5Ked(IenburgS, 2 %ifit., SBiSmar 1872; SeSfer,
SluS aRedttenburgS SSergangenl^eit. §iftor. ©fijjen,
StegenSburg 1880. SinaelneS aud^ bei SBofer,
«uSnorbbeutfd^enamfflonenbeS 17.unb 18.3a]&r«
l^unbertS, ftöln 1884, unb peper, ®ie $ropa»
ganba'Eongregation unb bie norbif d^en SOtifftonen
im 17. 3a]&rl^unbert, ftöln 1886.) [SBBurm.]
^ami, f. 9Jl9coniuS.
fBfbola (Kai"'», MT)fiapdf), im a. S. eine
Ortfd^aft im Dfiiorbanlanbe, meldte urfprünglid^
5U 9Roab geborte (Sßum. 21, 30) unb fpäter bem
Stamme Stuben jugetl^eilt mürbe (3of. 13, 9. 16).
Unter ©aöib marb fie öon ben Slmmonitem unb
bereu SunbeSgenoffen Dergeblid^ belagert (1 $ar.
19, 7) ; fpäter gel^örte fie mieber ju 9»oab (3f.
15, 2). 3ur Seit ber 5Kad^abäer mar fie öon
9{abatäem bemol^nt unb bel^erbergte ben räubeti«
fd^en @tamm ber Seni Smri, meldte Soncdl^
Sruber 3oanneS gemorbet l^atten unb bafur ib«
tige ©träfe erleiben mußten (1 9Rad^. 9, 35—42).
3u d^riftlid^er 3eit mar eS ein Sifd^ofSfil, ber
}ur Spard^ie ^rabia geborte. Sie SCrfimmer ber
@tabt, meldte eine l^albe @tunbe im Umfange
l^aben, fäl^ren nod^ l^eute ben alten Flamen; in
neuefter 3(it l^at ftd^ bafelbfi eine d^rifUi^e Se«
meinbe gebilbet, meiere bie bon benerfienSeUN)^
Htm gegrabenen f)ö]^Ien als SSol^nimg Benagt
(Palest Explor. Fund 1881, 280). [ftonbi.]
"SBebailfoi fmb SRün^en, meldte bem ffadex
@elbe äl^nlid^, iebod^ nid^t mit bem SBertl^djicn
beS ©elbeS Derfel^en ftnb; als SrinnenmgS' ote
©d^aumün^en finben fie mie im bärgerKd^ fo
au(^ im fird^Iid^^religiöfen Seben SJermatog.
S)er in ben romanifd^en ©prad^en ^eid^IcuMe
unb aus biefen in bie beutfd^e ©prad^ übetge*
gangene 9lame mirb auf metallmn unb ni^toif
medialis = medius ^urüdPjufü^ren, unb ail( bei
©toff, aus meld^em biefelben l^ergefteOt toetbea,
unb nid^t auf eine SBertl^be^eid^nung ju beji^
fein. 3n Urfunben beS SHittelalterS fhtb medaUi»
medallia Sßüngen geringem SBertl^eS, nur feto
aud^ ©olbmüngen (f. Ducange, Glossarium &t.
Medalla). S)ie bem religiöfen ®ebraud^ biew»
ben SRebaillen, SeDotionSmunjen, merbenisbff
©prad^e ber JHrd^e numismata genannt @S|U
bie|, neben bIo|en ©d^u» ober S>en£mSqa^
meldte jur Erinnerung an fird^Iid^e Sreigni|{e|»'
prägt merben unb biefe SefUmmung in tt»
93ilbe ober il^rer Segenbe befunbet^ l^oupIfiUP
fold^e ©tüdfe, meldte mit religiöfen 3^4^ ^
bem Don ^eiligen unb ©eligen unb entfpred^crihi
Segenben, ©ebetsfprüd^en, Sibelmorten oaly
ftattet finb, unb bie entmeber für fid^ oIIetnaadK
©d^nur ober einem ffettd^en balb fld^tbar, Mb
oerlüQt auf ber SBruft ober in 93erbinbmi( iK
anberen S)et)otionaIien, etma am älofenfraiafc'
feftigt, in frommer Sbfid^t getragen meinen. Cfr
mals l^aben fte eine anfel^nlid^e ®rö^; fm^
aber ftnb eS fteinere ©tfidte üon nnü)er, oMb
ober parabolifd^ ^ugefpi^ter g^orm. SBoIMd^
unb ©nabenorte bieten ben $ilgem }ut m»
mng eigene SHebaiSen mit bem ©nabenbi&eäl
^auptbarfteQung; @;ongregationen,9rubei{i0BBt
unb fird^Iid^e iBereine geben Dielfad^ ü^lB'
gliebem bei ber Sufnal^me als 3^i^ ^ ^
gel^örigfeit }u bem SSerbanbe eine äRi^illc, m»'
in SBilb unb Se^t il^ren Sräger <m bmSmdm
bie SSerpflid^tung ber SSereinigung mo^ {iL
S)iefe SnebaiHen ftnb in ber 9tegd gefe^ vk
bered^tigen il^ren 3n]^aber, burd^ beftinaile dk
giöfe Uebungen befonberer ©naben« ^umol wm^':
$er kläffe tl^eiO^aftig }u merben. ®ie SSolbMf
2)et)otionalten burd^ ©egnung mit 9blfi|{ei ^
oerfel^en, berul^t in ber ©emolt, Sbßffe tt
l^aiipt }u ertl^eilen, unb ift atS fold^ bem tW
Dorbel^alten. S)er ©ebraud^, ba| bie $fi|i9t 1
baillen mU kläffen auSftatten, fo bog i^Xdl
[57
30tebarbu8, ber 1)1
1158
ik getoiimen tonnen, toenn fte bie meiterl^m ge»
cbcrten Sebtngungen erfüllen, reicht nic^t über
t Smtte bed 16. aol^rl^unbertS l^inauf. 93on
^ SAt an umrben üßebatSen unb 'cif)niiä)i 3)e'
nimalien mit ber Sered^tigung, 91blöffe 5U ge»
Bncn, )unad^{l ^erfonen, mlä^t eine auSgegeic^-
be jodale @tdlung einnal^men, balb aber auä)
s Wfiubigen fiber|au))t üerlie^en. 3n ber gfolge
obe aad) etnfa(i^en ^rieftem bie SSoUrnad^t ^u»
^onben, 3Rebat0en unb ä^nlid^e ^nbad^tSgegen«
abe mit ben fog. papftli(i^en ober a))oftolif(]^en
»Offen »tt tm\tf)ttL ^opfl 93enebiä Xm. lie|
!fc Sbläffe in einem eigenen iBer^eid^niffe ^u»
mnenfteuen, meld^eS ol^ne uiefentlid^e ^enberung
iU^aäen unb bei bem Antritte eines neuen $on-
icoteS mieber in ®eltung gefe|t mürbe : baSfelbe
ib bann caxä) ^ufnal^me in ba§ „3tbmi]^t SBene»
lionole", U)eld^ed feit nal^ep einem falben Sal^r»
abcrt bem Slömifd^en Slituale als ^nl^ang bei*
gAenifL S)iefe§ Summariumlndulgentianiin,
t (8 Don Seo Xm. am 23. Februar 1878 feft-
flellt toorben ifl, f. bei J. Schneider, Rescripta
lüientica S. G. Indulgentiis sacrisque Reli-
ms praepositae, Batisbon. 1885, 345 sqq.
h bat Sruberf d^aften unb IBereinen eigenen 9Re»
iBien finb mit befonberen ^bläffen ouSgeftattet.
- S)amtt burd^ bie Dorgefd^riebene SBei^e bie
V9ßfyn «blöpe unb metterl^in ^bläffe über-
w^ auf SRebaiiOien gelegt merben fömten, n)irb
ifoibert, ba^ biefelben au3 einem bauerl^aften
Stoffe, nid^t au8 99Iei, 3inn ober einem kxä^t
med^tid^ unb üergönglid^en @toffe l^ergefteUt
dm; c8 follen auf benfelben nur förmlid^ canoni»
Ue ober im SDtart^roIogium eingetragene ^eilige
K[knt fein: ed fann iebod^ eine @eite aud^ ba§
eines blo^lBeatificirten tragen; ber®Iöubige
n|r ttxnn er bie für ben 9bla| borgefd^rtebenen
lAmgen t)errid^tet, bie üßebaiDe bei ftd^ tragen
te bod^ gegenn)artig l^aben; bie Sblöffe l^aben
BrittnS nur für bie|enige $er[on ©eltung, für
id& bie SDtebaille gefegnet ober ml(S)tt biefelbe
pnp in eigen gegeben mürbe; mirb fie toeiter
Kif^lcnft, »erlauft, Dererbt ober gum Stotit, ber
mSffit f^eiH^aftig gu mad^en, geliel^en, fo gel^t
M UIa|rc^ verloren.
Set religidfe ®ebraud^ Don SRebaiUen l^at gmar
■ ben bjften Sol^rl^unberten, f eitbem berf elbe ein
baüj/t auf befonbere ®naben Derleil^t, eine au»
|Brtae Verbreitung gefunben; er ift aber felbft
Ml tddMen 9Itert|um nid^t fremb. yi\ä)t blo^
lApfidtt mit bem SRonogramm Sl^rifti fanben,
>kiQ^beid^, gum 3^^'^ beS Snl^öngenS burd^»
Mide (Exemplare bemeifen, in ber S^W nad^ Son«
mxL (äi 2)et)otionS}eid^en SSermenbung, inbem
k oB bollae, (To>TT)pixia, getragen mürben; eS
VikeB an4 eigene SDflüngen für ben frommen ©e»
ttri^ angefertigt. Sie menigen befannten S^em«
m (M bem 2. bis 7. Sal^rl^unbert, meldte in
I SRnfeen ber Daticanifd^en Sibliotl^e! aufbe»
^ toerben, l^at ®. beStofft im BuUettino 1869,
M sgg^ eingel^enb bel^anbelt unb burd^ il^re ^b*
bilbungen innatürlid^er ©rö^eiKuftrirt; i]^r3)urd^«
meffer ifl 1,5—5 cm. 3)ie öltefte biefer SWebaiEen
gel^ört bem 3. ober nod^ bem 2. Sol^rl^unbert an ;
il^r 35ilb ift für ben Unfunbigen eine ^irtenfcene,
in meld^cr ber Kl^rift ben guten §irten erfennt, ber
feine @d^afe metbet. 9{ad|bem baS @]^riflen£^
5um @iege gelangt mar, jeigt bie Sd^aufeite ber
SRebaiQen baS !Dlonogramm Sl^rifti, baS jheu)
mit a unb Q>, baS Sitt) Ql^rifti, ber bem 1^1. $etruS
baS @efe| gibt, baS üßort^rium beS % Sauren»
tiuS, bie dirfd^e an ber SBafferqueHe, bie Anbetung
ber brei Sjeifen auS bemüßorgenlanbe; bie ff e)^-
feite ift freigelaffen ober mit einem @egenSmunfd^
üerfel^en, ber an einebeftimmte, mit 9lamenbejeid^»
nete ^erf on gerid^tet ift, bann aud^ mit Symbolen
ober einem Portrait gefd^müdft. 6injelne SDarfiel«
lungen mit i^rer Segenbe fd^einen barauf l^ingu*
beuten, ba^ bie SJlebaille an bie Sluf Opferung ober
bie Sßeil^e einer $erf on in einem ^eitigtl^ume. Diel»
leidet aud^ an bie empfangene Saufe erinnern f oHte.
gtner berartigcn Seftimmung biefer ©enfmünjen
entfprid^t benn aud^, ba^ biefelben nid^t burd^ Ißrö«
gung l^ergeftettt, fonbem als Singelftüdte cifelirt
ober graöirt finb (Dgl. genfer in fitauS' SReal»
encpHopäbie ber d^riftlid^en «Itertl^ümer H, 384).
3)ie öltefte 9lad^rid^t, ba^ 3ungfrauen bei ber 9lb»
legung ber ©elübbe eine Sßebaille angelegt mürbe,
finbet fld^ in bem Seben ber 1^1. ©enoücfa Don
^ariS in Bolland. Acta SS., Jan. I, 143.
SBon 5Dlebaitten ober SKünjen, meldte jur drinne»
rung an ben Smpfang ber Saufe gegeben mürben,
fpri^t ber 1^1. 3eno Don Serona um baS So^r 370.
am üßittflalter merben SRebaiHen, meiere $ilger
gum ^nbenfen an eine äßaUfal^rt, inSbefonbere
nad^ 9lom unb in baS l^eilige Sanb, ftd^ geben
liefen, beS öftem ermäl^nt. [ft. ©d^rob.]
SRebarbttS, ber ^I., Sifd^of Don 9loQon
unb Soumai, geboren in ber smeiten ^ölfte beS
5. äal^rl^unbertS in IBermanboiS, l^atte einen
freien angefel^enen gfranfen, 92eäarbuS mit Sla»
men, pm SSater unb bie ©aHierin Ißrotagia jur
SKutter. Seibe maren ßl^jien unb liefen il^ren
Sol^n bie @d^ule }u93eromanbum befud^en. @qon
als ^abe jeid^nete ftd^ 9Rebarb burd^ üllitleib
gegen bie Sinnen auS, benn öfter entgog er fid^ bie
©peifen unb gab fie ben ©ürftigen. ®en from«
men 3üngling na^m ber IBifd^of ber @tabt in
feinen EleruS auf unb ertl^eilte il^m bie ^riefter«
meil^e. Um 530 beftieg SKebarbuS ben bifd^öf-
(id^enStul^lDoniBeromanbum; balb barauf, etma
um 531, tranSferirte er ben ©i^ nad^ bem beffer
gelegenen unb befeftigten SloQon. Um 532, nad^
bem Sobe beS Sifd^ofS eieutl^eriuS (f. BoUand.
Febr. III, 182 sq.), marb er aud^ s^m Sifd^of
Don Soumai gemö|lt unb übemal^m bie Stegierung
biefer lejtem ©iöcef e. iBenantiuS gortunatuS, ber
Siograp]^ beS f)eiligen iniBerfen unb DieHeid^t aud^
in ^ofa (f. Monmmn. Germ. auct. antiquiss.
IV, 1, 44; IV, 2, p. XXV. 67), berid^tet, 2Re.
barbuS l^abe 15 ^al^re lang bie bifd^öfH^e SBürbe
befleibet in aHer ^eiligfeit beS SebenS unb l^olbt,
1159
SWebcr, SKcbicn,
1160
toenn anä) n^t bte Jhone ber üßart^rer, bod^ bie
bet gonfcfforcn burd^ ©tonbl^aftiöfctt in Seiben
unb ftäutpfen ertoorben. D^ne S^eifel beutet
SBenontiuS bobei auf bie apoftolifd^en arbeiten be§
ftciligen jur Sefelörung ber Reiben unb Reiben»
^ften in ber ®iöcefe 5Rot|on unb nod^ mcl^r in
ber SHöcefe ioumai l^in, in welci^er, nac^ bem
©erid^te eine§ fpätcm aSiogropl^en be§ 1^1. SKebor»
bu8, biefer unter tnelen f)inbemif[en unb J7ämpf en
ben ^^iben baS SDongelium prebigte (f. Boll.
Jun. n, 87 : Vita s. Med. auctore Badbodo epi-
Bcopo c. 3, IL 19 — 21). 3m Seben fc^on unb
nod^ me^r xiai^ bem Sobe ftanb üßebarbuS im
Shtfe eined berül^mten äßunbertl^öterS ; fo mirb,
nomentlid^ Don SSenantiuS unb dien (päteren 93io«
grapsen, l^erDorgel^oben, U)ie S)iebe, rotlä^t x^n
beftol^Ien, öfter auf »unberbare SBeife gejttun»
gen U)urben, bem f)eüigen baS ©eftol^Iene gurüd'
gugeben. SJlebarbS 2j)b fönt nad^ ben SoQan»
biften ungefähr in baS Sal^r 545. ,,3ur Seit be§
ff önigS gl^Iotar (geft. 561) ftarb ber ^eilige ®ot-
teS SBifd^of SKebarbuS, auSge^eid^net burd^ 9fröm»
migfeit, nad^bem er bie Sal^n feines tugenbDoQen
langen SebenS ^urädgelegt l^atte. ^l^n begrub
ftönig K^fotar mit ^bä^^m gieren in ber ©tabt
@uef^ona unb erbaute über feinem @rabe eine
Saj^Iifa, bie naä)^tt fein @o]^n @igibert au3»
baute unb einrichtete. Sin feinem ®rabe l^aben
mir jerbrod^ene ^ffeln unb ffetten Don ©efange»
neu gefeiten, bie bis auf ben l^eutigen Sag ^um
®eböd^tni^ feiner Sßunberfraft aufbemal^rt mer»
ben" (Greg. Tut., Hist. Franc. 4, 19; Dgl.
4, 21. 52; 5, 35. 50; 9, 9; De gloria con-
fess. 95). [©d^röbl.]
^het als 93oI! Ci», M^doi), ^bim afö
Sanb merben im % %, ^öufig als befannt DorauS»
gefegt. 3)ie erfte Srmöl^nung be§ iBoßeS gdd^iel^t
fd^on ®en. 10, 2 ; ben bort gebraud^ten Scamen
SRabaj tragen bie 9Reber aud^ in ben aff^rif^en
Sttfd^riften (©d^raber, ffeilinfd^r. unb 91. %. 80).
Sie ^eilige @(|rift meist bemnad^ il^nen inbo»
germanif d^en Urfprung ju ; benfelben erfennt aud^
terobot an, toenn er (7, 62) fagt, bafe fie frül^er
rier gel^eijjen l^ätten. '3n neuerer 3^ W ®«'
lattre (Le peuple et Tempire des Mödes, Paris
1883) ben miffenfd^aftlid^en Sßad^meiS für bie inbo=
germanifd^e Slbfunft ber SWeber geliefert, fo ba|
OppertS SJerfud^, bie SDleber atö Suranier ober
Sl^amiten bar^ufteQen (Le peuple et la langue
des M^es, Paris 1879), bamü befeitigt -ift.
SKöglid^ bleibt eS jebod^, ba^ bie 2Reber, gleich
ben 3nbem, in il^rem ßanbe f^on eine d^amitifd^e
SetJößerung üorfanben unb fo frembe SIemente
in il^re ©inrid^tungen ober aud^ in i^re ©prad^e
aufnal^men. ®a8 Sanb, auf beffen Soben bie
®efd&id^te ber SKcber öerlief, ift ein %f)tH beS
l^euttgen ^erflen jmifd^en bem faSpifd^en SKeer,
Slrmenien, ber gro|en perfifd^en ®ebirg§!ette unb
ber ©alafteppe unb umfaßt jc^t bie ^roöinjen 9Iber»
beibfd^an, ®iIan«9Wafanboran unb 3ra! 9lbfd^mi.
fö iji ein gebirgiges, aber frud^tbareS Sanb, in
meld^em bie 9Reber erft als abgel^artete, tfld^
ffrieger aufnmd^fen, bis fte unter perfifd^ fyo
fd^aft ber äßeid^Iid^feit k)erftelen. 2)ie ^auptjlobt
beS SanbeS mar baS uralte Sld^meta ober Scbotnaa
(f. b. 9lrt.), baS burd^ bie föniglid^ Surg eise»
Sßeltn^m erlangt l^atte. Sine onbere fd^ giD|e
@tabt in SRebien mar StageS (f. b. Sri), toeii^
aus ber ®efd^id^te ber beiben StobioS bdannt ^
nug ift. 92a(| ber l^eiligen ©d^rift fuib eS ^
bie änfd^riften beS aff^rifd^en ffönigS Stamman«
nirari m. (811—783), öietteid^t oud^ bie feinet
beiben iBorgänger, auf aeld^en bie SReber genannt
merben, unb feitbem ifi in ajfQrifd^en OueUen^
fig Don il^nen bie 9tebe (f. Xiele, Sab^l-af^
®efd^id^te, ®otba 1886, 635). 3n ber Seit M
9. unb 8. äal^rbunbertS erfd^inen fte in ein|ebe
©tömme getl^eilt, beren jeber fein bef onbercS Ota^
baupt l^atte. 2)iefe üeinen gfürflen läAta in tf
ftänbigem ffriege mit Slffprien unb umrben ttne>
berl^olt untermorfen, fo ba^ ber aff^rifd^ Mi
©argon bie befiegten Israeliten ^.nad^ 9[ff9rie&'
in „bie ©tobte ber SDleber'' beportirte (4 ftk
17, 6; 18, 11. lob. 4, 21), unb ba| im ajferip
fd^en ^eere SReber als ^ilfStruppen erfd^oneo
(2^ubitb 16, 12). Unsmeifel^aft aber k)ereimgte
fpöter einer auS biefen Slanen fömmtlid^ 9Rebo>
ftömme unter feiner ^errfd^aft, grunbete fo ein
einziges SReberreid^ unb marb ber ©tifto einer
S)9naftie. Ob biefer, mie ^erobot (1, 96) ongül
S)eio!eS l^ie^, mu^ bal^ingejte&t bleiben. :$Dar
erf lieint auf ©argonS 3nf d^rift unter bejfen %a^
ben einmebif(^erS)aj[auÄt, allein Dielbid^t ift bic^
nur eine Se^eid^nung ber ©teSung, txne ber 9bnne
Sßl^arao in^Ieg^pten. StefiaS (bei2>iobor2,32M
34) red^net für biefe S)9nafüe 287 Solare oufttfiriS
Don 538 unb fül^rt als 9Ritglieber beiben «n
ffbnige an, meldte Don bem erften ffdnig SiioM
an bis gu bem legten ffbnig SLSpoboS feine \o4
befannten SRamen geigen. 2)ie ffriege gegen %^
rien mürben unter biefer S)9naftie erf olgreid^ föd*
gefegt unb fül^rten nad^ einem 99ünbni|[e nntSf
bQlon fd^Ue|Iid^ jur 3erft5rung beS off^nf^«
Sleid^eS. S)em SReberreid^ marb Don (&px& an
Snbe gemad^t ; freißd^ gef d^a)^ bie|, mie man W
aus beffen eigenen Sriajfen mei^, auf eine loen^
romantifd^e ^rt, als ^erobot eS borfUIt !M
mit 9Rebien Derbünbete Sab^Ion erlag bem to*
griff GiQruS' unmittelbar nad^l^er ; um ober ben
©tolg ber Untermorfenen gu fd^onen, fe^ Ctntf
einen SReber SRamenS 2)ariuS als @d^eitdBni|
über aSabpIonien (San. 5, 81; 11, 1). Seiftet
beftanb ein „Seid^ ber ^erfer unb SKAer* 091.
1, 3. 2)an. 6, 15) bis gu bem ©iege WtsoaM
beS ®ro^en über ben legten Sld^eniben (1 9X4
h 1), unb bie meitere ®efd^id^te ber äJbbecipta
bie ber ^erfer Der[](od^ten. 2)od^ behaupteten bk
SReber im perftfd^en Steid^ immer eine fntW^
ragenbe ©tellung, fo bafe fd^on SfoiaS (13, W;
21, 2) bie Eroberung IBabelS burd^ S^mS 1^
föd^Iid^ ben 9Rebem ^ufdbreibt, unb ba^ Stnotf
(51, 11), mie fpäter bie ©ried^en ti^oten, bie fetfff
161
SWebtceö — ajlebina, 3uon bc.
1162
Cbft 9Rd^ nemtt ^tle^anber unterftedte 9Re«
CR bct Senoaltimg ^atmenio'S; tta(i^ beffen
tibt er^idt c8 $9t]^o. 3)urd^ @eleucu3 92i!ator
im SRebien )um f^rifd^en 9tei(i^e (1 3Raä). S, 8);
m ftönige 3)emetriu8 @oter aber toarb eS 152
fnJ^ btn Srfadben üßitl^ribated I. entriffen imb
i^Me mm )ur port^ifd^en üßonard^te. @eübem
irf^iotnbet ber mebifd^e 9lante aSmölig au§ ber
kfd^te ; einer ber legten Setoeif e, ba^ bie SHe»
X i^ 9lationaIttöt bemal^ l^atten, ift bie ^n*
i^nma Spg. 2, 9. [jfoulen.]
fbiUcs (de Medicis), gttei (ebeutenbe tta»
e^d^ @^ftfleller. 1. f)teron9tnud SRebi»
t% O. Pr., gef(|ä|ter Kommentator beS 1^1. Sl^o«
iq8, ttnirbc um 1569 in bem umbrifd^en @töbtd^en
ABKtino geboren, bal^er be 9Rebicid a Samerino
enmmt dr trat gu Slncona in ben S)ominicaner»
d«Q, lel^ $]^iIofopl^ie unb S^eologie an Der«
l^icbenen @d^ulen ber lombarbifd^en OrbenSpro«
n^ iidej^t an bem großen Sont)ent ju Bologna,
x^It ben SRagifter" unb 2)octorgrab unb »urbe
jd|lie(Iid^ Senfor an bem SnquifitionStribunal ju
«ontna. ^ier ftarb er im 3. 1622. Sin 9Rann
m mtermübetem t^ei^e unb ein treuer Snl^ön-
(tc beS ]^L Sl^omag, fd^rieb SRebiceS }um leid^»
tnimb äarem SSerftönbni^ ber fiel^re be§ Stquina»
tncineCrflörung 5U beffen t^eologifd^er Summa
unter bem Sitel Formalis explicatio Summae
theologicae S. Thomae Aquinaids, qua om-
mi argumenta et rationes , quae in singu-
ÜB irticulis tractantur, non modica claritate
lonnantur et explicantur, argumentorumque
nsponopnes explicatae ad ipsorum partes
ipte accommodantur. Sie Bearbeitung Don
Imbn, 1, im 3. 1611 ju aJlantua DoQenbet
Mtbe 1614 gu SSenebig in einer OuartauSgabe
müffentfid^t; breiSa^re fpöter erfd^ien ber Som»
■enior ju n, 2, ebb. 1617 in 4«, unb fünf Saläre
teanf, 1622, in ber Denetianifd^en @tabt @aIo
(Uodimn) bie erHörung suIH; 1623 folgte
Me Infigobe bed Supplementum gu 9Rantua.
Siefe erße SuSgabe, fomie eine gmeite in Octab,
mf(dl8 gu Senebig, finb anwerft fel^Ierl^aft unb
nonan; eine correctere unb f^önere beforgte ber
kdMenß&oQe Sibliograp]^ beS S)ominicanerorben§
3k. Ou^ in 5 gfoliobönben 1657 ju $ariS.
ätneuefler 3^ umrbe ber gefd^ö^te, aber feiten
potbene Kommentar mieber (leiber nid^t fel^ler»
m obgebmdt in einer elf bänbigen OuartauSgabe
««CD 185a— 1862 (aud^ gu $ari§). S)ie Kr«
Bong SRebiceS' befd^rönlt ftd^ in befd^eibener
Seife U^iglid^ baraut ben Snl^alt iebe§ ^rtifelS
"^Me Aigomenta, ba§ Corpus unb bie Respon-
■ooeB — mit tl^unlid^fier Seibel^altung ber eige«
*a Sorte bed englifd^ Sel^rerS in f QUogiftif c|er
Sfei^orm }u geben unb f o bem iBerftänbniffe ber
VjbigjBt nSf^ gu bringen. 3)er iBerfaffer felbft
NM »ieberi^ott 08omoü ju I unb n, 2) über
m Stdi^obe unb il^ bibaftifd^en Smdt au§»
UfftoÜfm: Finis suscepti laboris fuit, stemere
rim planam et facilem studiosis doctrinae
sancti Thomae, eosque allicere ad percurren-
dam totam ejus summam semel atque iterum.
S)iefe§ 3i(^ S^ erreid^en, ift feine Formalis ex-
plicatio aUerbingS fel^r geeignet, aber über ben
2in^alt ber Summa l^inauS fül^rt fte nid^t. @ie
jeigt meber bie Siefe nod^ bie Sragtueite ber tl^o*
miflifd^en $rinci))ien; fie tt)ei3t nid^t auf i^re
Sßur)el unb Segrünbung in ber iBäterlel^re, nod^
beutet fie bie SSege unb diid^tungen an, auf unb
nad^ U)eld^en fte }u ergönjen unb fort^ubiben
ttJören. SDiefem SKangel in thoa absul^elfen, ^at
bie neuefte Ausgabe mel^rere 3ufä|e gebrad^t. @o
ift ieber Quaestio unter bem Sitel Utilitas pro
ecclesia s. Dei ein Appendix auS ben Elncida-
tiones be§ 2)ominicaner§ Serapl^in Sapponi a
^orrecta betgegeben, morin in furzen @ö|en ber
Snl^alt eine§ jeben ^rtifefö jufammengefa^t u^
feine polemifd^e iBertuenbung gegen bie entgegen-
ftel^enben Srrt^ümer angebeutet ift. ®er Seigre
üon ber ®nabe in U, 1, q. 109—114 ifl eine
Seilte öon 14 ®iffertationen angefügt (V, 378
ad 576), meldte bie ^uptpunfte berfelben berül^«*
reu unb fotuol^I bie begüglid^en ^öretifc^en ©egen»
föke als bie fatl^olifd^en Sontroüerfen in objectio
gefd^id^tlid^er SBeife erörtern. ®ie q. 27 in UI:
De b. Mariae Virg. sanctificatione, l^at ber neue
Herausgeber im @inne beS befinirten SogmaS
bon 1854 unb, mie er meint, aud^ im @inne beS
% %f)oma^ felbft umgearbeitet, benn er ift mit
Kapponi (IV, 380), SambruSd^ini (IX, 376)
u. % ber ^nfid^t, ba| bie Seigre beS Slquinaten
mit bem S^l^olt beS S)ogma3 Don ber unbefledCten
@m))föngm| nid^t im ^tberfprud^e ftel^e. (93gl.
Quetif, Script. 0. Pr. 11, 425 ; Hurter, Nomen-
clator, ed. 2, 1, 257.)
2. @ebaftian9Rebice3, apoftolifd^er Ißroto«
notar, lebte in ber ^trieiten f)ölfte be§ 16. 3al^r-
^unbertS in tjfloreng unb fd^rieb au^er mehreren
Juriftifd^en unb canoniftifd^en SBßerfen (il^r SSer-
geid^nijj bei 3cb(er, Unit)erfaI«Ses. XX, 85 f.) eine
Summa peccatomm capitalium secundum
communem opinionem doctorum, Florent.
1579, femer eine für bie ©efd^id^te ber SReforma«
tion in Stauen, gtanfreid^, Spanien u. f. ». be«
merfenStuertl^e Smuma omnium haeresrmi, et
catalogus schismaticorum, haereticonmi et
idolatrarum, ib. 1581, fomie eine t^eologifd^e
^b^blung De mirabilibus operibus Dei, Ma-
cerat. 1590. gr ftarb um 1591. (93gl. Hurter,
Nomencl. liter., ed. 2, 1, 122 sq.) [9Rorgott.]
"SBebiita, brei fel^r bebeutenbe Ideologen Spa-
niens im 1 6. Sal^r^unbert. 1 . SDer ältcfte öon il^nen,
3uan be SKebina, toarb geboren im 3. 1490
5U SIcalä be f)enare§ (ba^er aud^ Medina Com-
plutensis) unb lehrte 20 Sabre unb me^r bie
Sl^eologie an ber bortigen Sfabemie. Wxxtct^
©ome) fagt Don ber SQBtr!fam!eit feinet Sel^rerS :
Joannes Metina, vir perspicacis ingenii et
gravis judicii, plus quam viginti annos theo-
logicae scholae praepositus tantam sibi lau-
dem comparavit, ut ejus nomen brevi cele-
1163
5mcbina, miä^atl be.
11(
berrimum per univ ersam Hispaniam fuerit . . .
Concursus undique ad eum fiebat in rebus
dabiis aut certe paroin cognitis, tanquam ab
oraculo claritatem petentium. Sr fügt nocl^
l^mju, 3ol^. SDlcbino l^abc burc^ übermäßiges ©tu«
bium \\(S) Derfd^iebette ftronfl^eiten unb Seiben gu*
gegogen, xotlä^t feine ftörperfraft öor bergcit Der«
je^rten, fo ba| er fd^on 1546 fiarb unb fomit foum
56 SebenSjal^re erreid^te (De rebus gestis Fr.
Ximenii, Card. ToL, origineque ac progressu
Gompl. Academiae, Compluti 1569, L 8 init.,
Bei Nie. Antonio, BibL hisp. nova 1, 740. iBgl.
l^iecgu beS SllD. @omeg unb ^mbrojiuS a 3Dto»
raleS ßlegien über ben Sob SDlebina'S in ber 3n=
golfi SuSg. feines SßerfeS De restitutione etc.).
gin anbetet 3eitgenoffe, Sßp^onS ®atcia§ SKata«
ntotoS (De Academiis et doctis viris Hispa-
niae, Compl. 1553, bei Nie. Ant. L c.)^ fteUt
i^n fogat auf eine @tufe mit bem fßattx bet 9{eu«
f^olajU! unb Segtünbet bet tl^eologifd^en Sd^ule
Don @alamanca, t^f ^^S ^on iBittoria, unb guiat
non ingenio solum, quo plurimum viguit, sed
doctrina et subtilitate quadam disserendi et
reliquis etiam animi omamentis, quae per-
multa in hoc singulari et summo viro fuerunt.
3n betfelben e^tenben SBeife öußetn fic^ übet
^ebina übeteinftimmenb bie l^etDottagenbftengeit'
genöfjifd^en Sl^eologen, tt)ie 3)om. ©oto, bet 6a»
nonijt vljpilcueta u. 21., beten Uttl^eile bet Sngol»
ftäbtet f)etau§gebet bet SBetle 9Rebina'3 iufam»
mengepem unb 9lic. Antonio in feinet Bibl. hisp.
L c. tt)iebet]^oIt l^at. 3n bet Sl^at teti^tf ettigen bie
Sßetle biefeS Xf^tolOQta unb il^te toiebetl^olten 2luf"
lagen baS tl^m fo teid^Iid^ gefpenbete Sob. St
f d^tieb : De restitutione et contractibus Tra-
ctatus sive Codex, Sahnanticae 1550, eine füt
forialwiffenfd^aftlid^e iJ^agen bebeutfame ©(i^tift,
benn bet SSetf äffet l^anbelt l^iet fel^t flat unb f 4ötf ■
finnig de rerum dominio atque earum resti-
tutione et de aliquibus contractibus, de usura,
de cambiis, de censibus etc.; fetnet De poe-
nitentia ejusque partibus Commentarius (in
IV. Sent. d. 14), seil, de poenitentia cordis,
confessione, satisfactione , jejunio, eleemo-
syna, oratione (Sahnant. 1550). SJlit Untecl^t
l^at P. S. SBabbing (Ann. min. ad ann. 1562,
n. 390) beibe SBetfe feinem DtbenSgenoffen P.
aOWd^. be 5Dlebina jugefd^tieben (ögl. bagegen bie
Continuatio beS P. SWeld^. be getteto XXI, 157,
n. 76). 6tne conectete unb elegontcte 3lu8gabe
beibet ©d^riften in einem jueibönbigen Sfoliometfe
mit Stanbbemetfungen unb teid^l^altigem 3nbej;
befotgte Slbalbett C^unget, !ßtofeffot bet Sl^eologie
unb ^tofanjlet bet UniDetRtöt Sngolftabt, Sngol»
ftabt 1581. ©ie ift bie etfte in 5)eutfd^lanb. ^^x
folgten uiebetl^olte 2lu§gaben in 93tt£en 1589 f.
unb tticbetum 1606, fowie in fföln 1607. 3o»
Joannes SRebina fd^tieb nod^ Dot bem Soncil Don
Xtient; ballet ift eS nid^t ju Denounbetn, menn
fid^ bei il^m einjelne üßeinungen finben, uield^e
nad^ ben Sntfd^eibungen biefet ©Quobe nid^t me^t
l^altbat ftnb unb ftd^et aud^ Don bem Secfof
felbft bei feinet Sl^tfutd^t Dot bet fird^Iid^ 9i
totitötnid^ttteitetaufted^t gehalten loütbetu Ski
gel^ött bie Se]^au))timg, „ein potticuldr ßscoi
municittet fönne einen ©tetbenben nid^t cdfi
Diten" (q. 23 De confess. in fine, ed. Ibgi
stad.1, 154), unb: „nut bie Sauf e, md^toud^l
Su^e, fönne in articulo necessitatis Don ein
^ätetifet obet Sscommunicitten gefpenbet koe^
(ib. q. 28, membro 2, 1, 165; bie gegentl^
Seilte Conc. Trid. Sess. XIV, cap. 7). 3n h
felben Slbl^anblung (q. 5, dub. 2 in fine, 1, 101
fd^eint SRebina gegen %f^oma^ unb (Sa]etan n
pnel^men, ,,lö|Ud^e ©ünben feien feine geeipe
aWatetiebctSetdöt" (ba§®egent]^eü^ietDonOini
Trid. Sess. XIV, cap. 5 et can, 7). enbHdJ ffi
et (q. 14, cas. 4, I, 126 sq.) bie 9lnfi(^t je»
ujenigen ^^eologen füt ptobabel^ XDdqt be^
ten, ,,5um Smi)fange bet l^eüigen (Eu<|arifHe J
fiit einen fd^meten ©ünbet bie Dotgöng^ge fMi^
nid^t notl^ioenbig, aud^ bannnid^t, xotim i^m oopt
confessarii gegeben fei", wogegen boS Sribea
tinum (Sess. XIII, cap. 7, can. 11) untet bc
©ttafe bet ßscommunication Detbietet, femd^
bief e tlnfid^t „ju legten, }u))tebigen, l^ottnddRgi
be]^au))ten obet aud^ nut in öffentlid^et S)id|niio
tion 5u Dettl^eibigen''. (SSgl. Nie. Antonio, BiU
hisp. nova 1, 740 sq. ; Hurter, NomencL, ei2
1, 18, not. 3 ; gl^tle im ftat^olif 1885, 1, 512 1
2. antd^ael be SRebina 0. Min. obs. mA
im % 1489 in bem ©täbtd^en Selolcagat in bei
S)iöcefe SotboDa auS bet abeligen ^mttie be bl
SOtebinaS geboten, mad^te feine etften @tubkn|i
SiotboDa unb na^m mit 20 Saluten baS IHeib M
1^1. tJftanciScuS in bem SonDente ©. ÜRotiabeS»
gelis be ^otnad^ueloS in ben IBetgen bet &im
SOtotena unmeit QlotboDa. IBalb na^ bet @dM>
ablegung tvuxbt bet talentDode Otbendmami Ml
feinen Obeten in baS Don SEimened eigenS fh
ftubitenbe t^tanciScanet ettid^tete SoOegiam M
©t. $etet unb $aul }u Sllcalä gef^idCt (DgL &»
feie, ©et gatb. XimeneS, 2. «uH., 104). State
bottigen Unioetfitöt etmatb et {id^ xxmiä^ tifl
Saluten untet l^etDonagenben Sel^tem, nrie SlfM
be Saftto unb Snton Don Sebtiia (f. b. 9ttt), ii
eifrigem ©tubium fo gtünblid^e ffemttnilfe inte
$bi^<)f<)p^te unb S^eologie, fotoie in ben oric»
talif d^en ©ptad^en unb bet ®ef d^id^te, ba| bie (»
ftilif d^e tJftanci§canet))toDin} bei ben OtbenSotad
etf olgteid^e ©d^titte t^at um ben Dielfeitigot 9^
Ui)xttn bei fid^ ju bej^alten. 9lad^bem et iseiktt
Diet ^al^te bem ©tubium gemibmet unb }n S>
lebo ben ©octotgtab ettungen ^tte, etl^ er«
bet UniDetfttöt ju Wcala ben Sel^tflu^ fb bk
l^eilige ©d^tift. ©eine SSotttöge über boS {bA
ffapitel beS 39ud^e3 ©eutetonomium, todSft er «4
bem ©tudfe übetgab, mutben mit Dielem 9elfA
aufgenommen; bod^ gab etbalb, Don anbecest^
beiten abgezogen, baS Sel^amt teieba auf. ä^
folge auSbtüdCtid^et C^m))fe]^Iung bor UniixiPIH
Don «Icalä fanbte i^n «Philipp IL im 3. IS«
1165
SRebina^ 9Rt(i^aeI be.
1166
dB einen feiner Xl^eologen gum Soncil Don Stient ;
^ twrt^ibigte er im SJereht mit einem anbem
flogen bed fa^olifd^n Jf önigS. bem geleierten
imb f^orffinnigen ^Dominicaner 3uan ©allo (ge{L
1577), fröftigji bie latl^olifd^e Sel^ gegen bic
Seatter. Sa mel^reren feiner ©d^riften enii)fing
er ^ bie Anregung, fo ju bem umfaffenben Säßerfe
üer ben Sölibot, fott)ie jur ^bl^anblung über bie
9(Ii{fe u. f. to. 3fn bem Stampft gegen §ärefie
mb Unglaube erfamtte SRebina feinen Iiterarif(ieen
9mtf (Christ, paraenesis, Epist. nuncup.).
fe ip bemfelben mit ®ifer unb grfolg nad^gef om«
Ben. maä) ©eenbigung beS goncilS feierte SKe«
bina in feine ^oDinj gurüd, mürbe @uarbian im
Älojte 6. 3uan gu Solebo, KuftoS unb im Solare
1571 ©eneralbepnitor be§ DrbenS. »fö fold^er
bnmg er Befonberd barauf, ba| in ben eingelnen
Otbenfiproüinsen neben ben Uebungen ber gfröm»
ori^ aud^ eine grünblid^e SBiffenfd^aft Don fei»
mtOrbenSgenoffen gepflegt nmrbe. Um jene 3eit
W« We (Eenfurirung mehrerer ejegetif c^en ©d^rif «
ten beS SRinoriten ^ol^anneS f^8 (Sßilb, geft.
1554), »eld^ über 25 ^alftre (1528-1554)
Bit bem Stufe be§ bebeutenbften ftangelrebnerS
ia Sc^d^Idnb im Srsbomftifte 9Raina geprebigt
Bibtrtele Sibekommentare Deröffentlic^t l^atte, eine
fiterotifd^ iJfel^be üeranlajst, an meld^er SRebina
tinen für $n t)erieängni|k)oIlen Sntl^eil na^m.
Bfym bie Sorbonne Derbot in i^rem anbei;
tom Solare 1551 bie Kommentare be§ g^ruS gum
Ibongelium (1536) unb gum erften Briefe beS
(LJo^onned (1545 u. f.); im Saläre 1554
!i|neb ber Dominicaner 2)ominicuS be @oto
«meihmgen ju beffen ^ol^anneS- Kommentar
(Annotationes in Joann. Feri Franciscam
Mogoitinensis commentarios super evang.
Joimus, Salam. 1554), morin er 67 @ä^e cen«
Urte, unb mibmete feine Slrbeit bem @eneral«
i»|mfitor tum Spanien, Srgbifti^of Sfemanbeg
M6S in SeüiOa. S)a glaubte SRebina fid^ feines
Odioägenoff en annel^men gu muffen unb Deröff ent»
li^te im 3. 1558 5U Sllcalä eine Apologia Joan-
ni Feri, in qua 67 loca commentariorum in
Jotnnem, quae antea Dom. Soto Segoviensis
hüierana traduxerat, ex s. scriptura sancto-
non^ doctrina restituuntur (mieberl^olt ge«
ktwlt), morauf im % 1560 Soto in feinem Com-
Bflntar.inlV. Sent. anttoortete. SRebina beforgte
fobou 1562 eine e^purgirte Ausgabe be§ Som«
«aM ju Sol^onneS unb bed na|| ^S^m^' Sobe
PiÜlain) 1559 erfd^enenen Kommentars gu SRat»
4tal, beffen UnterbrüdCung bie !ßarifer tl^eolo«
&gfQaäUät iierorbnet l^atte, meit er fo üoQ
ner unb Jh|ereien fei, ba^ er feine Smen»
^ twMene. 3m 3. 1567 lie^ bie fpanifd^e
Sifiifition bie Kommentare t)on tJferuS conftS«
^mib leitete gegen 9Rebina einen $ro)e^ ein.
W greife (Skl^fyctt nmrbe in ben jf erler gemorf en
Mmugite barin 5Vt ^cif)xt fd^mad^ten, bis il^n
^Bd^ tei 3. 1578 eine fd^mere Krifranfung an%
w ^ (efrrite unb }u feinen OrbenSgenoff en in
ben Konvent üon S. 3uan in Solebo jurüdt«
brad^te. Srofc ber forgfamften Pflege gelang eS
nid^t, baS Seben beS burd^ Seiben unb Jhimmer
gebrod^en SRanneS lönger ju erl^alten. 9Rebina
ftarb nod^ in bemfelben 3Ql^re (1. 9Rai 1578) unb
erl^ielt unter allgemeiner el^renber 93et^eiligung
bon Klerus unb fiaien auS aDen Stauben in ber
Jhrd^e fein ®rab. IBalb nad^ feinem Sobe marb
fein ^rojel beenbigt; baS Urt^eil ber 3nqmfttoren
lautete auf tJfreifpred^ung, obfd^on feine Apologia
nod^ im Siffaboner 3nbes Don 1581 unb in bem
beS fpanifd^en ©eneralinquifttorS Karbinal-Krg"
btfd^of Don Solebo @aSp. Ouiroga unbebingt
verboten erfd^etnt (ogl. über bie KontroDerfe jmi*
fd^en 9Rebina unb Soto ben eingel^enben unb ob«
jectiDen 93erid^t beS 2)ominicanerS SistuS Don
Siena in feiner Biblioth. sancta L 4 s. y. Job.
Fenis, Venet. 1566, 1, 417 sq.; 1. 6, Annot.
178—215, n, 796—823; fomie »eufd^, 3nbes
I, 561 ff.), aufeer ber Apologie für geruS unb
ber Enarratio triam locorum ex cap. 2 Deu-
teronomii (Compluti 1560) Derfa^te 9Rid^. SRe»
bina nod^ eine SRei^e Don Sd^riften, burd^ meldte
er feinen ©elel^rtenrul^m begrünbete (Dgl. bie Klo«
gien über il^n bei 92ic. SIntonio unb Sßabbing«
Kerreto). Sßod^ Don feinem 3lufentbalte in Srient
baUrt baS bem If önig ^l^ilipp ü. gemibmete Sßerf
Chrisidanae paraenesis sive de recta in Demn
fide libri Yll, in quibus orthodoxae fidei ori-
gines proponuntur, propagandae ratio tra-
ditur atque haereticorum argmnenta pro-
teruntm-, Venet. 1564, ber erfte, funbamentale
Sl^eil einer gro^ angelegten ^ologie beS Kbriften*
t^umS, in mcl(|em Don ben ^rtncipien utd) 9Ro»
tiDen beS @laubenS, Don beffen Uebematürlid^feit
unb 5Rot]^ttenbigfeit, Don ben Kriterien ber äBal^r«
l^eit unb ben jfenn^eid^en ber maleren JKrd^e, Don
ben canonifd^en Sudlern unb ber 9lotbtt)enbigfeit
eines autl^entifd^en Organs ju il^rer Krüarung
in eingel^enber äSeife ge|anbelt mirb. 2)er ^l^eo«
löge ©euer (Theol. dogm. schoL 1, 53) berid^tet,
URcbina fei gugleidj mit feinem SanbSmanne, bem
Spanier $etruS gfontiboniuS, Don ben köpften
^iuS IV. unb ?piuS V. beauftragt morben, gegen
bie SRagbeburger Kenturiatoren }u fd^reibeu; in
biefem 93er!e f at er menigftenS auf fie, fomie auf
bie f)aupter ber f og. Sieformation StüdFfid^t genom-
men. 3n bief elbe ßeit fällt bie iBeröffentlid^ung ber
Sd^rift Disputationes de indulgentüs adversus
nostri temporis haereticos ad PP. s. Concilii
Trident., Venet. 1564, gemöbnltd^ mit 93eigabe
ber fletnen Sb^anblung Expositio in qnariium ar-
ticulmn sjmboli Apost., ib. 1564. SlS ftd^ baS
(übrigens unbegrünbete) ®erüd^t Derbreitet l^atte,
^apft ^iuS IV. fei geneigt, beS griebenS l^alber
bem S)röngen einiger beutfd^en dürften nad^ju«
geben unb ben bcutfd^en ^rieftem, mie ben grie«
^ifd^en, bie Beibehaltung il^rer Dor ber SBet^e
angetrauten gfrauen ju geftatten, fd^neb er auf
©el^dl jfönig $bilipp^ H* unb mel^rerer Jpani«
fd^er Sifd^öfe, meldte in biefem 3ugeftönbniffe eine
1167
SJlebina, Sattl^olomöud be.
1168
ungeheure @(i^öbigung ber d^riftUc^en ©efeüfd^aft
ecblidüen, eine utitfaffenbe unb aUfeitige ^bl^anb-
lung über ben priefterlid^en Sölibat, toorin er in
fünf Suchern Don natuneti^tUd^ent, canoniftifd^»
gefd^iti^tU^em unb tl^eologifc^em ©tonbpunlte ouS
bar}ut|un \viä)i, ba^ ber l^eilige Sienft be§ SlltarS
unb baS e^eli^e Seben fic^ nid^t mit einanber Der«
einigen laffen, unb ben jungfröulid^en Staub gegen
bie Eingriffe unb @d^mö^ungen alter unb neuer
^öretüer in @d^u^ nimmt (De sacrorum homi-
numeontinentiaUbri V,Venet. 1569). 2imerften
99ud^e erörtert er eingel^enb ben Unterfd^teb ^mif d^en
bem SpifcopatS- unb ^redb^teratSorbo unb {d^eut
fid^ l^ierbei nid^t, mel^rere 93öter, mie ^ieron^muS,
^^ImbrofiuS, Stuguftin, Sl^eoboret, Sl^rQfoftomuS
u. 91., be« alten Srrtl^umS ber Sbentifirirung beiber
5U befd^ulbigen unb 9)tönner, bie pgleid^ Don il)m
felbft viri alioquin sanctissimi et sanctanim
scripturarum consultissimi genannt merben^ auf
eine fiinie }u fteUen mit Slöriud, ben äSalbenfem
unb ffi$iclif, vorüber il^n (d^on ^eUarmin (Contr.
5, 1. 1, cap. 15, ed. Viväs, 11, 44) unb $eta»
Diu« (DisB. eccl. L 1, cap. 3, unb De hier. eccL
L 2, cap. 5. 8) mit Stecht {d^arf getabelt unb }u*
red^tgemiefcn l^aben. SBabbing u. 91. führen Don
il^m nod^ eine Slbl^nblung De igne purgatorio
an, unb 9lic. 9lntonio enoäl^nt aud^ eine {pani{d^e
@d)rift De la verdadera y crietiana humil-
dad, Toledo 1570, foioie ein ^anufcript Anno-
tationes seu Animadvers. in B. CjriUi libr.
adv. Anthropomorphitas. 9)tebina jelbft koeiSt
auf 5h)ei bis ie^t noc^ unaufgefunbene Sd^riften
bin: Biblicarum Annotationtim libri VI (in
De recta in Deum fide, cap. 9 in fine) unb
De praecepto et dispensatione (ib. 1. 3, cap. 8).
9)tebina bebanbelt feine Stoffe in ttieit au^bolenber
breite unb mit DoU au^efc^ütteter (Selel^rfamfeit;
benn ein reidbed SBiffen ftanb il^m su ®ebote.
9lid)t nur in ben Tätern unb Soncilien unb in
ben SBcrtcn älterer unb gleidb)eitiger 3:^eo(ogen
ift er bemanbert, fonbem ebenfo in ben Schrift*
fteüern bed dafftfc^n 911tertbum«, mit beren Qu
taten er gerne unb bäufig feine SBerfe füUt. S'er
^infiu^ ber Sc^Ie Don 9llcalä, meldte nad^ bem
Urtbeile befi Q^raSmuS (£p. 755) gerabe burd^ bie
Pflege ber €pradKn unb claffij(ben fiiteratur fid^
berDortbat, madbt fidb onäi bei ibm, loie bei 3o-
banneft äKebina, in ber genNinbten, leidbt babin«
^iefienben ^aqlellung bemerfbar; bie ftrenge fcbo-
la^fdK §orm bat einer freiem ^banblungänxife
$la| gemadbt. (¥gl. Nie. Antonio. Bibl. hisp.
nova II. 140 sq.: Wadiiing-Cerreto. Annales
Min. XXI, 153—157 : Du Pin, Biblioth. des
aut eccles. du XVp siecle 109—113; Hur-
ter, Nomencl. liter.. 2. ed.. I. 18 sq.^
3. '^artbolomäud be i^ebina, einer ber
gtid)ä(teilen (Kommentatoren bed bl. ^boma§.
ivurbe im 3. 1527 ober 152S in 9?iebina bei
Xio <Secco. einer ncinen 3tabt im iiönigretcbe
Seon. gebonn. I?r {d)loB n(b bem Crben be«
bi. Sominicud an in bem bunb ieine Si§ciplin
unb äßiffenfd^ft uieitbin berul^mten £onDent hor
@t. ©tepban in @alamanca. £a ibn 9tii(|
(f. b. 9lrt.) feinen 9Rit)d^üIer nennt, fo mu| et
ungefö^r in ben Salären 1548—1552 unter Com,
2)iego be SaDeS unb Sotoma^ot feine t^bgi*
fd^en @tubien an ber bortigen UniDerRtöt Q/taä/t
baben. S)urd^ emftge unb au§bauemoe9[iMa>
marb M ber überaus fd^arfftnnige unb f[ci|qe
junge iDiann binnen fturjem ein reid^ tbeolo^
fddeS SQ3iffen. 92ad^bem er eine S^itlong im Coucg
)u 9llca(ä als fie^rer tbätig gemefen^ nmrbe il^
in @alamanca bie lfat|eber be§ 2>uranbu8 a»
Dertraut, bis er im % 1576 nad^ b^fiem, aier
ftegreid^em toiffenfd^aftlid^en SBettfampfe mit ben
9luguftiner 3uan be ®ueDara^ totlä^ bereüS tm
ibm im 3. 1560 bie Ifatbeber beS S>unmbBS
inne gehabt l^atte unb nun im 99eft|e ber Catedn
de Visperas loar^ alS 9lad^folger beS im Odobcc
1576 Derjtorbenen großen unb allgemein berubtii
^rofefforS SRancio ben erjlen t^ologifd^ Se^
ftubl(C/ätedradePrima) anberUniDerfltötbeflko.
9tber nur Dier 2ial^re mattete er biefeS eJ^remuAn
9lmteS. C^öufige Slad^tnxid^en in fhenger 2)eiiI(nM
unb literarif d^e X^ätigfeit ^erftörten feine fonßtiäf'
tige 9latur fo rafd^, ba| er bereits im frubenSRo»
neSalter, faum 53 äa^re söb^^/ mal^rfd^einliii^ii
ben erften ^agen beS gebruar 1581, bem Xok
erlag. SRebina bptte ben ebremioDen Suftmg tXß
fyxltm, bie literarifd^en @d^|e, loeldbe ftd^ {eitkn
äöieberermedtung ber tbeologifd^ Sd^fule bat^
iJfrans Don SSittoria in bem 3ntraume eines ^aSa
SabrbunbertS in @t. @tepban angefammett bäte
5U orbnen, fte burd^ feine eigene ®€ifieSadcit|i
ergän3en unb ju DerDoUommnen unb f o eines ul-
ftänbigen Sommentar jur Summa bcS ^ Ztoflri
ber^ufteEen. 93on ben früberen großen Sebrernnte
lid^, fo berid^tet SRebina (Epist dedic. in LII),
batte ein ieber, Don 93ittona bis ^u feinem v
mittelbaren S^orgänger 3Rancio, AnnotaüoBBS
)ur Sebre beS 91quinaten bintcdaffen; abajk
nxiren meber DoUftönbig no(^ DoUfomma arf*
gearbeitet, aud^ nicbt gä>rucft, nur in 6oncgi»
: beften Don Sd)ülem nad^gefcbrieboL ober boii|i>
I geid^^t, ha% 9lnbere ftcb md^i f (beuten, bieten)»
: DoUen Senhnöler beS ^|Vicbigerod)enS miben#
I lieb fid^ anzueignen unb alS tbre QeigeSfnMit f
\ Deröffentlicben. So cntfionbcn bimien 3abii#9
i burcb ben glei^ unb bie §äbe ^tbcLahoft St*
bina*S jmei $änbe iencS daffifcben fimniialvt
: 5ur Sunmia, ber ^u ben bepen tbcologücba fp
. 5eugniüen ber neuem SominicanenibnU jn|VB
ift. S'er erfte ^nD: Expoeitio sm sdolir
stica commentaria in D. Thomae Aq. 1 0^
qq. 1 ad 114 compL. Salmandcae 1577 (■>*
berum ib. 1562 unb 15SS: B^gomi 15d6;
Tenet 15S0. 1590 unD 1602; CaesttUg**
stae 1587: Barcinonae 1604; CoIob. 1619);
ber )nKite:&nd: Expoeido sive schoL e^
mentana in D. Thomae Aq. IIL paitis 5^
priores qq.. IIL Sentt. complect«itts, Sil^
• 157S. 15S4 usb 1597 ifenur Veoet 15^
ajlcbitation — SRcblcr.
1170
602; Colon. 1618, fömmtUd^e ausgaben
2)iefe Sotnmentore fmb bolzet auc^ beg«
I befonbeier SSebeutung, rotil fte und ni^t
perfSnlid^en Slnfid^ten il^reg SBerfafferS,
mt^ bie feiner fie^rDorgönger^ b. i ein ge»
^ ©efammtbilb ber gongen Don IBittoria
tben tl^Iogif d^en Sel^rentmidlung ber ®aU
tfo: Odfült bieten. S)enn n)teber]^oIt l^ebt
mit 9lad^brud( l^erDor, er tvoUt in feiner
(Ig nid^t blo^ bie C^rgebniffe feines eigenen
lend, fonbem baS getftige Srbe ber grojsen
feiner @<l^ule miebergeben. Sßelc^en SQBertl^
biefem l^anbfd^riftlid^en Sloc^Iaffe beilegte,
4 borouS^ ba| er feinem OrbenSgeneral
n CoDaUt unter SInberem Dor^üglid^ anä)
feine Sommentare gemibmet, mW berfelbe,
ymx iegli^en »iffenjd^aftlic^en Strebend
Orben, mit emflger ©orgfalt unb ?pietat
Oben bie literarifc^en 2)entmöler ber alten
ammeln unb ben Slad^fommen sur 93er-
g überliefern loffe (ögl. über bie öotic.
riften ber @almanticenfer Sl^eologen bed
4. bie «rtt. t)on P. ßl^rle im ftatl^olif
1, 495 ff., u. 1885, 1, 85 ff.). 9leben einem
tb reid^en t^eologif^en SBiffen befo^ 9Re-
4, nne feine Kommentare betteifen, eine
le cfoffifdje Silbung; er fd^rieb ein ein»
nb flored, menn au($ nid^t f o elegantes unb
eS Satein, wie fein Seigrer ßano, unb ftu«
cigP ®ried^ifd^ unb ^ebräifd^; aber er Der»
', eS, XDXt anbere ^eitgenöffif^e SJ^eologen,
(^riften mit gried^ifd^en ^uSbrüden unb
(ifd^en Erörterungen 5U fpiden, unb fd^lo^
ber nür^temen ©d^reibmeife an baS SBei»
iier Sel^ Sluguftin unb Xl^omaS ftd^ an.
Kommentar jur q. 19, a. 6, wirft SWebina
^e auf : ütrum teneamur sequi opinio-
ol>abiliorem relicta probabili, an satis
n opinionem probabilem? IRad^bem er
inbe mel^rerer gewid^tiger Xl^eologen für
»BabüioriSmuS aufgeführt, fprid^t er feine
über biefe quaestio dlMciüs bal^in auS :
jgomenta videntur optima, sed mihi
, qnod, si est opinio probabilis, licitum
1 sequi, licet opposita probabilior sit.
jrünbung fügt er bei: Opinio probabilis
Üciinr probabilis, quod possumus eam
dne reprehensione et vituperatione :
iplicat contradictionem, quod sit pro-
et qnod non possimus eam licite sequi.
linio non dicitur probabilis ex eo, quod
favorem adducantur rationes appa-
et quod habeat assertores et defen-
nam isto pacto omnes errores essent
166 probabües, sed ea opinio probabilis
am asserunt viri sapientes, et confir-
ptnaa argumenta, quae sequi nihil im-
ue 66t 2)iefe SBorte, bemerft Se()mfu^l
mor.U, 810, ed. 5), entl^alten bie ®runb«
i ^bobiliSmuS, me^l^alb aud^ ^^ebina
er biefcS @QfiemS genannt mirb (ogl. De-
champs, Quaestio facti, Par. 1659; Yinc.
Baronius, Manuductio ad mor. theol. p. alt.
in praef. et seqq., fowie 2)5üinger'9ieuf($, ©e«
fc^i^te ber aJloraljireitigfeiten, 5Körblingen 1889,
I, 29 u. ö.). Sbenfo entfd^ieben, mie in bem ge«
nannten Kommentare, tritt SJlebina für ben $ro-
babiliSmuS ein in bem cafuiftifc^en f)anbbud^e ber
SJloraltl^eoIogie (Dgl. 1. 1, cap. 8 in fine), baS er
nod^ furj Dor feinem SobeSjial^re in fpanifd^er
@prad^e Derdffentlid^te : Breve instrucciön de
como se ha de administrar el sacramento de
la penitencia, Salamanca 1580. 2)aS praftifd^e
SBerf fanb Dielen 3ln!Iang, tturbe balb in'S 3ta»
lienifd^e (Venet. 1582) unb in'S Sateinifd^e über»
fejt unb mel^rmalS gebrudft (Venet 1601, unb
in bemfelben Saläre and) gu fföln unb tt)ieberum
ebb. 1618 in fol.) unb l^at ol^ne Stteifel baju bei-
getragen, ba^ ber ^robabiliSmuS rafd^ nid||t nur
in Spanien, tt)o er fortmöl^renb bie jal^lreid^ilen
unb eifrigften SJertreter l^atte, fonbem aud| in
Stauen unb 2)eutfd^(anb eine meite Verbreitung
gefunben. 3n ber ©nabenlel^re üertl^eibigte 3Re«
bina im Slnfd^Iuffe an 2)om. @oto bie prae-
motio physica (bgl. Dummermuth, S. Thomas
et doctrina praemot. physicae, Paris. 1886,
661). SBie 5Webina felbft (Epist dedic.) anbeutet
unb bie Siterarl^iftorifer ^Itamura, Antonio unb
Ouötif berid^ten, i^ai er aud^ no^ ju ben übri«
gen 2:]^eilen ber Summa (namentlich in I. unb
n, ü) Krflärungen ausgearbeitet, aber nid^t mel^r
5ur iBoUenbunp unb jum 2)rud(e gebrad^t. fE&vd'
(id^ ^at P. K^rle bebeutenbe IBrud^ftüdCe biefer
l^anbfd^riftlid^en Kommentare in ber tKtticanifd^en
^ibliotl^ef auf gefunben unb in bem oben angejieigs
ten 9lrtifel eingcl^enb über fie berid^tet (ffat|oIi!
1885, I, 177 f.). 3)iefe foftbaren Vorarbeiten
5Rebina'S fammt ben öon il^m t)ertt)ert]&eten ©d^rif«
ten feiner Vorgänger famen bem Krben feines
2el()rftul^lS, ®om. Vanej (f. b. 9lrt.), ju gute, ber
bann aud^ in ber Xl^at bie gebnulten Kommen»
tare feines el^enialigen ÜRitfd^üIerS burd^ ^inju«
fügung t)on KrHörungen in I. unb in II, IL er«
gänjte unb fomit ben 3luftrag, nad^ ben Sel^r»
Überlieferungen ber ©almanticenfer ©d^ule einen
Kommentar jur ©efammtfumma beS ^I. X^omaS
^erjuftellen, jur VoUenbung brad^te. (Vgl. Seraf.
Razzi, Istoria degli uomini illustri del s. Or-
dine dei Predicatori, Lucca 1596, 305 ; Banez
in II, II, q. 1, a. 7 [ein fur^er UeberbKdf über bie
©efd^id^te ber tl^eologifd^en ©d^ule öon ©ala«
manca]; Nie. Antonio, Bibl. hisp. nova I,
198 sq. ; Quetif et Echard, Script 0. Pr. 11,
256 ; K^rle a. a. D. I, 174 ff.; Hurter, Nomen-
dat. liter., ed. 2, 1, 45.) [Worgott.]
SRebifiäioit, f. Vetrad^tung.
ISBebCdr, 9licoIauS, einer ber nieberbeutf d^en
Reformatoren beS 16. Sal^rl^unbertS, ju f)of im
Voigtlanbe 1502 geboren, lam ju SBittenberg in
baS öertrautefte Verl^öltni^ ^u Sutl^er unb STOe»
land^t^on, l^ielt bafelbft fd^on alS 20j[ö^riger iun«
ger SRann biblifd^e Vorlefungen, 50g bann alS
1171
3Reer.
1172
reifenbet 9nat^ematicu§ imb (ut^fc^er ^ffbnar
burc^ X^üringen unb Sfronftn, mdüe herauf einige
Ütit a(d i'e^er )u £ger in Söhnten, menbete ftd^
Don biet ani nac^ feiner 93aterftabt ^of, \do er bie
@teue a(d @(^(rector unb !ßrebiger erhielt, umrbe
)u Sittenberg 1535S)octor ber X^eologie, 1536
€upertntenbent)u92Qum6urg, 1545 @u))erinten-
bent 5u 93raunf(^meig, 50g enbUc^ 1551 nad^
iBernburg im ^n^a(tif(^en unb ftarb bafelbft nad^
wenigen SBoc^en mitten unter ber $rebigt. 9Reb'
(erd £e6en mar eine ununterbrochene Hette Don
Streit unb ^aber mit aQen feinen (SoQegen unb
mit ben fonftigen Lutheranern, meldte bor i^m
nid^t i^re ffniee beugten. @elbft mit bem fogen.
JBifc^of Stmöborf (f. b. «rt.), ben er ^ugleid^ mit
Slut^er orbinirt l^atte, geriet)^ er in Streitigfetten.
SJtit bem ^4irebiger SJtol^r ju 92aumburg fül^rte er
einen leibenf d^af tlid^en ftrieg, meil 3Rof)x nid^t |^ef«
tig genug auf ben $apft unb bie ^apiften fd^mäl^e.
2Bo er fidler mar, pflegte er gerne ®emalt anju-
luenbeu. Seiner jänfifd^en gfrau lief er ^umeilen
im ^aufe mit einem blanlen 2)egen nad^. Sinen
prop^etifd^en S3Ud fann man il^m iebod^ nid^t a6>
fprcdien: menn er über ben Supanb ber neuen
ffird^e 99etrad)tungen aufteilte, fo mürbe il^m, mie
er 1547 an Suftud 3onad fd^rieb, bange bei bem
CVebaufen, tDol)in bie^ aUt% no(^ fül^ren merbe.
Seine Sd)riften finb Derjeid^net bei Schamelius,
Numburgum literatum, Lips. 1727, 19. 37 ;
ein iBriefmed^fel finbet ft(| in Epistolae Ph. Me-
lanohthonis ad Niool. idodlorum, cur. F. L.
Danz, 3enacrOfterprogramml825. (93gl.®öl-
Hngcr, «cform. U, 74 ff.) [Sd^röbl.]
^er (d;, »oXacwa) bebcutet in ber l()eiligen
Sd^rift Jcbe größere 9!nfammlung öonSBaffcr, fei
es ftel^enbed ober Rie^enbed. ^al^er l^ei^en fo
1. baS SBeltmeer ober ber Ocean, befonberS im
^lural c^«:, maria (®cn. 1, 2. 10. ^f. 8, 9) ;
2. icber begrenzte Sl^eil be« 2)lccre§, 5. 33. baö
Wtttclmeer (2 Sam. 22, 16); 3. «innenfeen,
$. 3}. ber See (Scnefarctb (9)larc. 2, 13) ; 4. grofee
Slüffe, befonber« ber 9Jil (^la^, 3, 8) unb ber
eupprat (3er. 51, 36), meldte beibe jur 3cit beS
^odbmafferS eine unäberfel^bare 9Baf)erfIä(!^e bar«
Iteden; 5. baS gro^e SBafferbedFen im Xempcl, baS
gemj^bnlid^ ..ebemeS iDleer" genamit mirb. 6. 3n
ber$ulgata fte|t aud^ mare (unbbe^megen „^Utx*'
bei Sutber) für Xarf d^ifd^ ober SarteffuS beS Ur-
teilt« (3. 39. 3f. 23, 1).
1. S^ ben Ocean betrifft, fo fennt bie bti«
Ugc €d)nft benfelben nur im @egenfa^ ^um t^ft«
Umb. ebne fidb über bie 9u§be^nung unb bie
^rtii^en beweiben auä^ufprec^n. Sid^er ifi, ba^
bie beUigen i^rfaffer nid^t bie barüber bei ben
alten ^^j^lfem befhbenbfndtrtl^ümer get^eilt ^ben ;
beim tvo man unridbtige Snfc^ounngen ^t finben
»i»i^Uen u. ^. 3ob 36, 30), ift ein bic^terifcH »üb
(tta t^arjtellung b«4 unrflidben lBerbäItniffe4 auf*
»M»»Bt UHHbe«. ^ie SteEen %^l 71, 8. S^^d^. 9, 10
hwri III \st\\\ S^inw yi wcfieben, bafe ba§ .gefl«
ItH»' iitVfwU vom IVtew bwrenu i»t Sauber
mirb a(§ C^aupteigenic^ bc$ Bdannä ii te
^eiligen Sc^ft bcffen Vbaam^Säßt fftm»
gehoben (Sccli. 24, 39j, tmb aHt oon dem V^
meer J^genornmenenSübcrbcm^aif baSoik
fteQungen oon ber @röBe snb ber e^S^^BS/tä
bedfelben (ftlagel. 2, 13. 3ob 7. 12). %aä
^öngt ^ufammen, bal für aüeS Unsd^tige haSai
am SReere (®en. 22, 17) unb finr ünbäbigeSMI
ha% %o]tn bed 9Reere§ (3f. 57^ 20) oB Silb »
brandet mirb. SBa§ bie Israeliten oon bei Sei
f d^merben ber Seefahrt fannten, seigt $f. 106, 28|
2. 93on SD^eereSabfd^nitten mobcn in ber l(ei%i
Sd^rtft baS mitteltanbifd^e unb ba§ ro^ 9R(er ge-
nannt. a.2)aSmitteIIanbifd^e9Reermi^bai
33emo^nem ^alöftina^S ber geogropj^c^ 8fli|e
nad^ ba§ befanntefie fein unb nri^ befmgenoat
fur^meg als „baS 9Reer* bejeid^et (3of. 19, 26.
1 9Rad^. 14, 34. ^g. 10, 6). SS fül^rt im @egaijo|
5u aQen anberen befannten SBafferanfammUngn
aud^ ben 9iamen „großes SBleer" (9hnn. 34, 6); ber
Sage nad^ l^eigt eS „baS l^intere SKeer" ober «bat
aOBeftmeer" (®eut. 11, 24. 3ad&. 14, 8) unb noi)
ben nöd^ften ^nmo^nem „baS ^l^iliftermeer' (^
23, 31). S)a§ SRittelmeer bilbet bie w^
©renje beS l^ligen SanbeS. 9lm Straube bd-
felben jiel^t ftd^ fübmörtS oon ber fogen. t^rifd^
Setter eine fd(imale, fanbige Sbene l^in, md^e m
Often Don ben ba§ innere auSfüQenben ®driigii
begren}t ift. S)urd^ ben im Sormel ouSIoufeiikci
f)ö^en}ug mirb biefer JNiftenftreifen in bie nM*
lid^e Sbene Don ^cco unb in bie fübli(^ &m
Saron getl^eilt ; bie gfortfe^ung ber Ie|tem, p
mö^nlid^ nur bie Sepbela genannt^ mar p^
ftöifd^eS ®ebiet. 3u biblifd^ 3eit mar bkft
9){eere§füfte nod^ nid^t fo Derf anbei mie j4t; ahc
aud^ bamafö bot fie au|erf} menige f^d^ vk
SanbungSpIö^e. 3m Sllten Xeftamente mitb (i
fold^er nur 3oppe (f. b. Sri) ermol^, boS foMI
für bie JNiftenf(!^fffa]^rt nad^ Storben unb Süboi
(2 $ar. 2, 16) afö für ben aBeltnerfel^ naii SBcPei
(3on. 1, 3) baS mid^tigfie (Emporiiini bObete ^
Sticht. 5, 17). S)aneben mar Scco 0. b. ftl) dl
oielbefu^ter^nbelSpla^; obgleid^biefeStobtik
in ben 93eft^ ber 3Sraeliten gelangt |it \m \ifaA
fo gab bod^ ber ^en Don 9cco bem StouK
^fer, au beffen @ebiet er ge^Mc; Secmddfjnir
ftd^ mit Seebanbel su bef^jäftigen (%4L 5, 1!).
3mmer]^in erflört eS fk^ anä ber ScMoffin^
ber polöfHuenrif^ot OKttdwafap^ bnft bkAv
fud^, Don $alaftina aad cämSSi^aibd fi»
ganiftren, einen ^fen ob m^ Ster jmUk
gangSpuntt nabmn (3 Ute. 9^ 26ff.; 22L 49)^
3u neuteflamcnüi^ ^ ■aa c§ tajUi4 *"
gelegte l^fen« mek^e ben^Solilc oi teä m^
ianbifdben SRecic BmrrWpw; ft Mqm ylUB
Dor Mem SäKnca ^Batöämi (S^ 2Sw 2S; 2S,1.
13) unb eine S^lax^ dur J^«^(HJte$i|iW
@ai<L ¥<f»ert ^({e^Dt^ «ÜijVB^HWrW
biellü^ 5sm giki^Kog: mi ttcr llei$&|riJ|>
tbum be<l mttteliiiii&iwtet HBunii im, ta lAp
Sdbrin *.<r>47. I^X 'St h^ 'S^y aaäm^iä^
im
SKeer.
1174
knl^ geioi^ auf (Sx^afyctm%. 93on ben eimelnen
tkOm bcS aRittelmeerd mirb baS abriatif (i^e mtx,
Adp(ac, an bec einen @telle ^pg. 27, 27 ge»
amt unb umfaßt bafelbft (mie anä) Job. De vita
na 8) {uglei^ baS iomfd^e SReer. 3)a§ ögöifd^e
leer iß 9pg. 17, 14 Derftanben, aber ni^t ge»
nmt; bagegen nnrb %pq. 27, 17 ber Sorten be§
fnfiä^ 9ßeered gebadet. 3)et geringen iSerönbe»
mg, loeld^ Sbbe unb (^ut im mittellänbtfd^en
hm Vorbringen, ijl e§ ^ugufti^reiben, ba| bief e
mtitrerf^^ung in ber l^eiligen Sd^rift gar nid^t
tD^nt unrb.
b. 3)aS rotl^e ÜReer l^at feinen 9lamen nad^
er Sesfid^nung mare rubrum in Jbtt Siulgota
iwrp es. 10, 19). Sediere ftammt auS ber 93e»
enming ^ ipudpd^ bdka^^a in ber Septua»
Mi^ obmol^I biefe ma^rfd^etnlid^ benbe^eid^neten
Sfam nid^t gelabt fyii, fonbem burd^ ein 9Ri|«
(cfUnbnil au8 iou^aCa bdkaoaa entftanben ift.
Dm efl^t^röifd^ SReer begriff bei ben glafflfem
Mtt, loaS mir l^te inbifd^en Ocean nennen, nebft
feca pit^fyn unb bem arabifd^en SReerbufen;
M «rot^ aReer" ber Septuaginta unb ber 93ul»
priQ ober bebeulet blo^ ben le^tgenannten SReered-
riH^ norbmdrtS Don ber Strafe 9ab«el»aRan»
M. S)er Ijebräifd^ 5Ranie bafür ip q«»o-D;, beffen
Mentung unHar bleibt, toeil tino nid^t genau be*
bmt iDeä)en !ann. Sid^er ijit nur, ba| banttt
iSalfnpffanjen bejeid^et finb, unter loel^en S;.
1 8. 5. 3f. 19, 6 $ap9ruS ober @d^ilf ju Der»
Um iß. Ob nun tq^o-o; be^megen fielet, meil
Ik Sfiroeliten ba, mo fie juerft baS SReer fallen,
Me ntolu!^ ^^xi^t, mie im 9KI, toad^fen fanben,
ihr loeil baS betreff enbe l^ebräifd^e äSort ,,@ee»
\mf, fncus, ober totxl e§ „IforaQe" bebeutet,
■9 nnentfd^eben bleiben, obmol^I ieber btefer
Msbe beim arabifd^en 9Reerbufen jutreff enb fein
ifabe. S)a| aber biefer 9Reere§abfd^nitt mirllid^
^aPmben ifi, )eigt bie anbere Benennung o;
Br^^^^f.ägW^fd^eSJReer", bem nod& eine „Suno«"/
L^ ein ^eerbufen zugegeben mirb Of. 11, 15).
Der U^xt fana na(| bem 3ufammen]^ange blojs
^ icpge Sufen t)on ©ue^, ber frühere Sinus
heroopolitums fein, meld^er mit bem Sufen oon
BAo, bem frül^em Sinus aelaniticus, ^u beiben
Seilen ber Sinai-^lbinfel ben nörblid^en ^b»
KbeS arabifd^en ÜReerbufenS bilbet. 2)a§ rotl^e
ißeineungel^eureerbfpalte, »eld^e oermutl^'
Vi bnrd^ So§trennung bed afrif anif d^en oon bem
4#1N kontinent entftanben ift. S)ie ^iefe
kctfÄcn ifi l^öd^f) bebeutenb (bi§ }u 2271 m), unb
M boS am^^Itnig ber 93rette (burc^fc^nitt»
BiiSM km) }u ber ftebenmal großem fiange (oon
BäMpShmbeb bidSuej 2140 km), fomie burd^
Me^5l^ mtb Steilheit ber bid^t an ben Ufern auf-
Msben (BebirgSeinfaffung ift e§ gefäl^rltd^en,
>K$))(&|Iii^ einfaOenben @türmen au^gefe^t. SDte
Bii^aptt ift baburd^ um fo me^r gel^inbert, meti
>k Alße faß gor feine ^fen bietet, unb xotil ben
Mm mSufem auf beiben @eiten bi§ gu beben«
iber entfenumglcoraEenbanfe oorgelagert fmb.
3)a baS rotl^e 9Reer fein SBaffer nid^t burd^ 3u«
flufe, fonbem blo^ auS bem inbifd^en Ocean er-
hält, f 0 jeigt ebbe unb glut bier ben für ein Sin-
nenmeer gang au^erorbentli^en Unterfd^ieb oon
2 m. 2)tefen (Sf^axaUtt tbeilt DoUftönbig ober in
nod^ erl^öl^tem 9Ra^e ber ®oIf oon 9(!aba ; ging
bod^ in biefem äofapl^atS flotte gu @runbe, el^e
fte nod^ oon 9lfiongaber auslaufen tonnte (2 ^ar.
20, 37). 3m älanitifd^en 3Rcerbufen ift alfo bie
eigentltd^e t^fottf e^ung be§ rotten 9Reere§ gu fud^en,
unb tt)abrfd|einUd^ erftredfte fid^ leJtereS urfprüng»
lid^ nod^ über ben @olf ^inauS burd^ bie erbf))alte
be§ &^ox bi§ an ben fiibanon. SSerfd^ieben baoon
ift ber Sufen oon ©uej, ber nur in feinem füb«
lid^en %^^l nod) gro^e Siefe unb gebirgige ttfer
ht^^i, nad^ 92orben aber fid^ feid^t in bie ntebrige
ebene oerläuft. 3n ber SSorgeit ging berfelbe nodj
meiter nad^ Storben l^inauf, utd) bie @pur beS
oerfanbeten 9Reerbette§ legte fd^on ben $b<^raonen
ben ®eban!en na^e, einen jfanal au3 bem @oIf
bis in ben 9lü ju führen. ®er S3ufen oon @ueg
nun ift eS, ber wegen beS ffiurd^jugS ber 38rae=
Itten clafftf d^ gemorben ift. @oU)obl auS bem 3u«
fammenl^ang ber ergoj^lung als auS bem natür«
lid^en 2:]^atbeftanb ergibt fid^, ba| nur bicr ein
fold^eS Sreigni^ mögltd^ »ar. Sin ^uSgug auS
@ofen auf bem S^. 14, 2 angegebenen SQBege tonnte
bie SSraeliten nur l^ierl^er bringen, unb nur l^ier
tonnte bie SrodCenlegung ben ^inübergug möglid^
mad^en ; an ieber anbem @teQe beS rotten 9ReereS,
namentlich aud^ am ®oIf oon ^taba, mürben bie
Israeliten Dor einem Slbgrunb geftanben fein, über
ben fte o^ne ^ügel nid^t gelangen tonnten. 2Bo
nun bie SSraeliten bur(| baS 9Reer gebogen fnd),
ift bis beute nod^ nid^t enbgültig f eflgefteUt. Snbe^
finb fold^e locale SSer^ältniffe, mie Sj. 14, 3 oor-
ausgefegt fmb, nur füblid^ oon ©ueg ju finben,
mo ben ^uSgie^enben öftlid| baS SReer, füblid^ unb
meftlid^ baS bobe ©ebirge, im Siüden aber baS
ög^ptifd^e f)eer ben SBeg oerlegte. ^uS ber ibnen
biermit bereiteten 9ebrängni| mürben bie SSrae»
Uten burd^ ein SBunber beS aümad^tigen @otteS
gerettet, meld^eS t)onbbd^fterpöbagogif^rSebeu>
tung für baS gagbafte ^irteuDoIt mar. S)enn ein
aaßunber mirb Sj. 14, 21. 22 erjäl^It, unb teine «rt
oon e^egefe tann auS ber bier gegebenen S)ar-
fleQung etmaS Ruberes berauSIefen. gfreilid^ b^tte
eine fpätere 3€it aud^ ein natürlid^eS greignife in
ber ^oefie munberbar geftalten tonnen, unb biefe
bürfte auf bie ©teDen «ßf. 76, 18-20; 113, 3. 5,
falls fie allein ftänben, angemanbt »erben. Mein
im Slnbenten beS SSoIteS bot bie fraglid^c Ib^t»
fad^e immer fo fortgelebt, mie fte im Sud^ e^obuS
ergöl^lt mirb (3of. 2, 10; 4, 24. 2 «Sbr. 9, 11.
3f. 43, 16; 51, 10; 63, 11. 1 gor. 10, 1. 2.
§ebr. 11, 29; Jos. Antt. 2, 16, 2), unb gerabe
aus ben meiften grmäbnungen berfelben in ber
^oefie tritt unS biefelbe nüd^terne Sluffaffung, wie
bortl^er, entgegen ($f. 65, 5; 73, 13; 77, 13;
105, 9; 113, 3. 5; 135, 13-16). 3fi ber Sor«
gang aber als ein munberbarer bargefteHt, fo ift
1175
SKeer.
1176
ed e6enfo Ü)Mä^t, OttS natürlid^en Sebingungen
bie Untnögltd^feit beSfelben nod^tDeifen ^u tooQen,
qI8 natürlid^c Urfod^cn für benfcfiicn aufsufud^en.
©oS erftcrc l^at bcr SBolfcnbüttcIcr Qfragtncntift
öcrfud^t ol^ne für ben bcnfcnbcn Scfcr ettoaS 9ln=
bereS dS l^Qpotl^etifd^e @c^n)iengfeiten geliefert
5U fabelt. 3)a^ biefelben in SOBirflic^feit ni^t öor«
i^anben tDoren, l^aben bcfonnene ^S^x^ä^^t, mie SRo»
btnfon, ^däftina I, 92 ff., längft nad^gemiefen,
unb aud^ bie nähere jfenntni| be§ 9Reere§boben§
bei @ueg l^at eine gon^ anbere Sefc^affenl^eit be§"
f^en geleiert, als bie Don dieitnoruS poftulirte.
aCßaS bie jtteite ßrllärung betrifft, fo !ann auf
bie fd^on bei ©ufcbiuS (Praep. Ev. 9, 27, n. 35)
referirte 3lngabe, wonach 3RofeS bie ßbbe ab»
gekartet l^abe, bie ^eg^pter aber üon ber tjflut
übenafc^t ttorben feien, ebenf o wenig ©ewid&t ge«
legt »erben, toie auf ba§ oft angefü|rte ßrlebni^
beS ©eneral SBonaparte, ber bei Suej burcl^ eine
Sfurt geritten loar unb fpäter Don ber 3?Iut gcfä^rbet
tourbe. 9ln ber ©teile, m bie SSraeliten burci^»
jogen, gibt eS feine ^^rt, unb auf einer Qfurt
lötten aud^ bie ög^ptifd^en Jhieg^wagen nid^t int
SBaffer untergel^en fönnen. Ob bann bie 6bbe
ber übcmatürlid^en SBirfung ju f)ilfe fam, ob
eine f d^mölere @teQe be§ SOteerbuf enS gemöl^It mürbe
u. bgl, fmb tJragen ol^ne Selang, Denn baS na«
türlid^e SUlittel, beffen fid^ bie göttlid^e «flmad^t
bebiente, iji 6|. 14, 21 beftimmt atö ftarfcr ®Iut=
n)inb angegeben. S)iefer trat unvermittelt ein, al§
SKofeS bie ^anb auSftrecftc (ebb.), unb l^örte ebenf o
nad^ 9Kofc§' SQBiUen, nid^t naÄ natürlid^em SSer«
lauf ber 3)inge, toieber auf (S. 26. 27). aud^
fonji beflätigen bie ©injcD^citen ber ©arfteüung,
ba^ eine Segebenl^eit erjäl^It »erben foU, »eld^e
na^ bem SQSort beSSlpoftetö (f)ebr. 11, 29) burd^
ben ©tauben unb nid^t burd^ natürlid^e Vorgänge
ju ©tanbe lam. 3u fpötercr Seit ift ber l^eroo«
poUtanifd^e SJleerbufen nid^t mel^r in bie l^eilige
@efd^id^te eingetreten, xodf)i aber ber alanitifd^e.
®er SSepl ber beiben §äfen Slila unb ^fiongaber
(f. b. 9lrtt.) warb für ©alomon 9SeranIaf{ung,
einen ö]^nli(|en SBeltl^anbel nad^ @üben unb Öften
ju organifiren, wie bie ^l^önicier einen fold^en
nad^ aOSeften betrieben (3 ftön. 9, 26—28; 10,
11. 22). ®er iBerfud^ marb Don Sofapl^at er=
ncuert, bod^ öermod^te er, ttrfe fd^on gefagt, ben
® ef al^ren beS rotl^en SOteereS nid^t ju trogen (3 J7ön.
22, 49. 2 ^ar. 20, 36).
3. ®ie Sinnenfeen ^alöJHna'S, tteld^e in ber
l^eiligen ©d^rift genannt merben unb mit bem 3or»
banlauf in iBerbinbung ftelfien, flnb ber ©ee SKe»
rom, bcr ©ee öon ©enefaretl^ unb baS tobte SKeer.
SJermutl^Iid^ fmb biefe bie SRefte bc8 5Reere§arme8,
tteld^er ftd^ fonft Dom ®oIf üon 3ßaba bis an ben
Sibanon erftredtte unb entmeber burd^ föculare ober
burd^ Duffanifd^e ^ebung in ber heutigen ^raba^
Dom rotl^en TOeere abgefd^nitten tourbe. f)icrfür
fprid^t befonberS bie Sl^atfad^e, bajs baS ®]^or ober
Sorbant^al tief unter bem ©piegel beS mittel-
(änbifd^en 5Keere8 liegt, unb ba^ jwifd^en bem
tobten unb bem rotl^en 30teer eine l^od^fletpbe
Sßafferfd^eibe Dori^anben ifL S)te brei genomtlai
©een fammt bem Sorban lönnen bol^ nur foiid
SBaffer entl^alten, als burd^ ©d^melsen beS ©^M
auf bem Sintilibanon unb ben ®ebirgen }u brika
©eiten beS Sorban l^erbeigeWafft unb ntd^t bim|
SSerbunftung auf ge^el^rt »irb. 2)a bie SBirbsoai
biefer beiben fjfäctoren nid^t immer m 9iäi^
gemid^t ftel^en, f o mu| ber SBaff erftonb ber Seo^
koie beS 3orban§, naturgemäß ein fd^manMbK
fein (f. b. Slrt. 3orban). 3)iefe 9}orauSfe|un0 be^
ftötigt befonberS a. ber ©ee SReronu Stübietai
9lamen mirb im biblifd^en ©prad^gebraud^ gpoStf^
lid^ ba§ Heine SBafferbedCen bejei^net, toeld^ ba
Sorban furj nad^ |einer3ufammenfe^ungaii3bei
Duelipüffen burd^ftrömt. Ob ober biefer 9bt«
auf ben be^eid^neten ©ee rid^tig angetoenbet {|t
bleibt fraglid^. 2)ie l^eilige ©d^rift tttoSiftd äofi
11, 5—7 ci-itt— »», aquae Merom, ol^ bei
Segriff eines ©eeS b^rDorju^eben, fo ba| oud^ «
einen Sad^ ober ^hi^ gebadet unb 9Retom all
9{ame berjenigen Ortf (|aft betrad^tet xotAtn (M^
meldte fonft SReron (LXX Map^v, Lag. M£^i)
l^ie^. S)a aber 3ofep]^u§ (Antt. 5, 5, 1) »
,,Sßaffer aßeromS" beftimmt als X(fiivT) b^eid^
unb ba bie 92ad^barfd(|aft beS in Stebe fM^enba
©ee§ 5u ben Derf (|iebenften Seiten als ffriegSfd^
pla| |at bienen muffen, fo ift bie gemdl^nli^Uf*
faffungiebenfallSbered^tigt. Ser92ame9terom^
bemnad^ bie nömlid^e Sebeutung mie ber beuK|r
9lame eU^ule)^. Se^terer mirb boppelt ongetoeiiht
fokool^l für ben ©ee felbft (Sal^r-el^^ulel^) cK ffe
bie nörblid^ baDon liegenbe Sbene (9rb*el«^ol4)L
S)ie ®ren}e ^»ifd^en beiben Xl^eilen ifl n&dt
nid^t genau ju bejeid^nen, ba j[e nad^ ber 3<4^
}eit unb bem baburd^ bedingten SBaj^erfionbe to .
©ee fid^ norbmärtS mel^r ober weniger locitc^
ftredt. 3ofep]^ud l^at für le^tem ben Flamen X^^
2e|jLe^o)vtTtc (Sßiefe 2e|xa)r(i)vrTic, fonft Sofioj^i*
Tic), ber mit bem talmubifd^n «g«© "»b tba «t
•»3=0 h^ jufammenfänt. ©iefer ©ee ift ein «itte
®runblinie norbmörtS gerid^teteS gleid^fd^enffigdl
^reiedt, je nad^ bem äßafferftonb 5—6 km 10%
unb breit unb 3 — 5 m tief, fd^lammig unb f^i^
aber tro^bem reid^ an t^if^^en. S)en Uebetgoni
in bie Sbene vermitteln norbmftrts toeite SRoiiijk
mit $ap^ru§ unb ©d^mertUlien, bie in ber $er^
äal^reS^eit auStrodbten. 3n ber ^rb-el-^nl^ Mtf
e§, mo 3ofue ben ffönig Sabin t)on9ljocn*
beffen SSerbünbete fd^lug (3of. 11, 1 ff.). SB*
meit füblid^ Dom ©ee gel^t bie oft genonnte SocoH"
brüdCe über ben Sorban unb erleid^tertbenScikl'
t)on Saffa nad^ 2)amaScuS.
b. Ueber ben ©ee t)on ®enefaret]^ obcrW
galiläifd^e UReer f. b. Slrt. ©enefaretl^.
e. 3)aS tobte SReer, ber befonnte SinsoH
in ujeld^em ber Vorbau fein Snbe finbet, ^ UtN
Kamen erji in römifd^er 3wt erl^olten (Pausii.
V, 7, 3; Justdii. 36, 3, 6), weü bie ©efd^f«**
beSfelben fein tl^ierifd^ed ober pfbinilid^ 8te
möglid^ mad^t, unb f o ift bie Benennung qs4 ^
•1
1
!
177
ajlecr.
1178
vt einen 6teDe 3of. 8, 16 fat bie Shtigata ge»
«ncn. @mi{t l^t biefed Sßafferbedten bei grie-
if^en unb römifd^ Sd^riftftellem ttad^ bem
infioen Sorbmmen bed C^rbped^S Lacus asphal-
kas. SHe l^tge@d^ft nennt ben See getDö^nlid^
■Ib. nur einmal mare salis (®en. 14, 8), fonft
nnet mare salBiRflimnm (9htm. 34, 3. 12).
■|$eri)cm f^Ü et in bet Sibel auä), feiner Sage
ifine^^enb, r-^y/i c^, baS SJleer an ber %xabaf^
Dcnt 4, 49. 4 JTön. 14, 25 , au(i^ S). 47, 8),
«Ig. mare solitudinis, ober unter Ißerbinbung
neier Slomen H^^pn c^ na-jy?; c;, mare deserti,
Bod est salsissimmn (3)eut. 8, 17. 3of. 8, 16;
2, 8). 3n \p&itttti mä)tm fielet bafür c>n
iB^E?, baS Dorbere ober 5ftli(i^e SDReer, im @egen-
i| ju bem l^intem ober meftlic^en, b. 1^. bem
iWelttnbif^en SReere (Sa. 47, 18. Soel 2, 20.
»14, 8). 9htr in bem opocr^pl^en t)ierten
6ftbtaS (5, 7) fielet auä^ ber t)on ber 9lQd^»
«tfd^ l^ergenommene 92ame mare Sodomiti-
Mm, unb l^eute l^eigt er bei ben Slrabern 93a]^r
M, «8otd Oteec". 3)er fo benannte Sinnenfee
i immer oIS eine ber mernoürbigften ©teEen auf
Rben betrautet toorben. 3^^^ tft nid^t aUeS
dPg, ttxiS fromme ober bid^terifd^e Uebertreibung
M tobten €ee er^al^It, aber aud^ bie miffenfd^aft-
1^ fcBgeftellten 3:i^atfad^en muffen baS l^öd^fte
Srioqfe erregen. SefonberS auffaüenb fmb bie
bfe Sage unb ber groi^e Sal^gel^aß biefeS @eed.
usd^ bte genau ausgeführten ^DleRungen beS norb*
■ttrilanifd^SieutenantS S^nd^ ift feftgefteOt, ba^
bn6|itegel beS tobten SReereS beimittlerem äßaffer«
Pnbe 894 m unter bem Spiegel be§ 9Rittelmeer§
h^ 2)er @ee fuHt namlid^ bie tief jte SteOe ber
|D|en Stnfenfung auS, meldte gleid^ unterl^alb
M 6e(S SRerom beginnt unb erß in ftetiger iBer-
Ikfing |i4 bis ^um tobten @ee, bann über ben»
Vbm ^ntouS bbS gu ber bie ^raba^ burd^fe^enben
Bsfjerfd^eibe erfhedtt. SBegen einer folc^en tiefen
hat ^enf<^t im Sereid^ be§ tobten SReereS eine
■lenntentfid^ Sßarme, meldte bie Serbunffatng
In Itöd^en SRa^e beförbert. Obgleid^ bal^er bem»
Idkn mm 9b>rben burd^ ben 3orban, Don Often
kdi ben 9mon unb ben @areb, au^erbem an öden
CdicQ bnrd^ Oeinere gflüffe gro^e SBaffermengen
Wfü^ merben, fo bleibt e§ bod^, bie jä]^rli(|en
64>Npdttngen abgered^net, auf bemfelben TUoeau,
M Uefe SBaffermengen nur bie ^ol^m ber 3$er-
Mtnag auf}u3^eben oermögen. Sud^ bie tiefe Sage
kl6ce8 unb bie baDon abl^angige Sage be§ @ee§
Soeforet^ fd^en lebiglid^ tjfolge ber ißerbunftung
t\Ai, meld^ im ganzen @^or eintrat, na(!^bem
\dSi!^ 9Reere3arm oom @olf oon ^faba ab>
Itent mar. 9ud ber nämlid^en Urfad^e mu^
^ ber l^obe Solggel^t beS tobten SReereg l^er-
fMd merben. Sie gefammte ÜRaffe fefter ^e-
RttU^etle, meldte ber abgefd^nittene ÜReereStl^eil
a4idt, ifl |e|t burd^ ja^rtaufenblange ^Rieber»
tahmmg Dom SntUibanon l^er in ba§ eine tieffte
Mm infammengeflö^t morben. 3^^^ t^^Bt aud^
am @übmeftuf er be§ €ee§ ein Steinfaljberg, allein
bie ^blaugung beSfelben reid^t nid^t l^in, um ben
gemaltigen ©aljgel^aU ju erHören, ben ba§ See*
maffer beft|t. 2)a§f elbe ift nömlid^ eine Dollftönbig
gefättigte ©aljfole, meldte 25 ^rocent fefter S3e»
ftanbtl^eile entbält unb ein fpeci^f c^eS (Semid^t k)on
1,166 aufmeist, fo ba^ ber menfd^Iid^e If 5rper im
tobten 2Reer nii^t mel^r einfmft. S)ie faljigenlBe«
ftanbtl^eile be§ Sßafferd fmb Dor^ugSmeife &fiov
Derbinbungen, toie aud^ im gemöl^nlid^en 9Reer-
maffer, nur oiel concentrirter al§ in biefem; bal^er
äußert ba3 äßaffer eine überaus jerftörenbe Sßir-
!ung auf alleS organifd^e fieben, fotoie auf bie
^letaSe. Aeine ^^anje !ann gebeil^en, fomeit ber
SßeUenfd^lag beS tobten 9ReereS reid^t, unb lein
tSfifd^ lebt in feinem Sedcn; bicienigen Qfif^^^
meldte ber Vorbau l^ineinflölt, fd^mimmen fel^r
balb getöbtet auf ber Oberfläd^e. S)a^ ani^ fein
SSogel hinüberfliegen fönne, ift eine ebenfo alte
fjfabel, al§ ba^ ber @ee erftidCenbe @d^mefelbünfte
auS^aud^e: beibe Sorfommniffe fmb jufäQiger
Statur, in|ofem mitunter bie f)ije unb ber geftei»
gerte SBafferbunfi ben SSögcIn ba§ tJliegen erfc^toert,
unb infofem an ber @telle, meldte bie europöifd^en
$ilger gemöl^nlid^ ^uerft betreten, eine Quelle
rinnt, au8 weld^er ©d^mefelwafferftoff frei wirb,
^oufig fd^mimmen gro^e unb Heine ^Spl^It-
Humpen im Sßoffer, meldte mal^rf d^einlid^ au§ einem
Sager auf bem @eeboben ftammen. äßol^in bie
SBidung be§ SaljmafferS fid^ nid^t erftredtt, unb
mo bemnad^ ftd^ feine Sal^ftufte ablagern fann,
ba geigen aud^ bie Ufer beS tobten SReereS tbpige
Vegetation, unb fröl^Iid^er SSogcIgefang belebt bie
blül^enben ©eftröud^e. greilid^ ift biefc S^txbt
auf menige ©teDen befd^ränft, meil ber See jum
gröjsten Sl^eit burd^ fteit auffteigenbe unb bid^t
an^^ Ufer l^erantretenbe gelömonbe eingefd^Ioffen
ift. 3)iefelben gel^ören ju einem 700—800 m
bolzen S:afenanbe, in meld^eS bie Sorbanfpalte
eingeriffen ift, unb meld^eS felbft burd^ eine Steige
oon tiefen, nad^ bem ©ee l^in geöffneten ©d^Iud^«
ten ober SBabiS jerriffen ift. ®urd^ bicfe ®e»
birgSbilbung ift aud^ bie GJeftalt beS ©ee§ be»
bingt. ©erfelbe bilbet ein 76 km langes unb
burd^fd^ittlid^ 12 km breites Doal, meld^eS im
©üben burd^ eine oon Often eintrctenbe §albinfel,
el Sifan (bie 3unge) genannt, bis auf 3,5 km
ocrengert unb fo in jmei ungleid^e f)alften getl^etlt
ift. ®aS nörblid^e Sedfen oon 50 km Sänge ift
burd^fd^nittlid^ 329 m, an einer ©tefle 399 m
tief, unb ber auS ©anb beftel^enbe Soben beS
©ceS bilbet bcmnad^ (394 + 329 = 723 m)
bie tieffte bcfannte ©tctte auf bem grbboben. ®a«
gegen ift baS füblid^e SBcdCcn oon 15 km Sänge
unb 12 km 33reite nirgenbS über 3,5 m, an Dielen
©teilen faum 2 m tief unb bilbet fo eine fcid^te
Sagune, bie f ogar im füblid^en ®rittel quer burd^«
ritten merbcn fonnte. SDiefe auffaüenbe SJerfd^ie«
benl^eit böngt offenbar mit ber ©ntftcbung beS
©eeS 5ufammen : baS nörblid^e 93ed(en b^t einen
oorgefliid^tlid^en, baS füblid^e einen gefd^id^tlid^en
1179 aWeet. 1180
Uifpiung. Wan fann noc^ oft fagni ^öien, bie lag, mläft nac^ aOsemtmei Stegtl auf bot ^J^
^lige S^iift Ief)iE, ba^ baS tobte ^eet bie Stelle eni^tet Waren. 9)on bitfem X^al fagt tmn <ml
ber gottiolen Stäbte ©obom, ®Dmon§Q, atbama 14, 10 gelegentlich, e5 ^ait Diele i»;'! nigi, Ü
unb St6oim (53tut. 29, 23) einnehme, iüdt£|e ^i^tijuellen , gehabt; bet 99oben mar df» «t
na^ @en. 19, 24 Don Qtott bur^ geuei beitilgt biennbaien Stoffen gef^nöngett %Ii nmt|[mt
mürben. SSie man fti!^ mm and) bie Qllöglid^Ieit uom ßimtncl fiel unb bie @täbtt jnftSrte, griieQ
benfen mag, bal in einer 3:I|alibalte Bon 700 m au^ bit bajliiif[f)en üegtnbt (»tro^ioBige SÄÄ»
Xitfe unter bem Slteere^ftiiegel ©tübtc gelegen rung in Sßianb, fo btig Slbrd^am, aI3 er €obni
jtien, ober ba| ber Sorban au3 biefer liefe Eieniuf unb ©omottba unb bie (fübli^ gelegene) StÄh
baS loltie lEReer errei[f)t ^abe, fo i^ eS bod) fielet:, rung übcryt^nutc, „einen Siau^ aus ber £ttie
bofe bie ^eilige ©t^til' bie Sage bet fraglicfien Quffteigen fa(), mie 9tau^ aus einem Ofen' (6«.
©tobte, meiere mit bem ©en. IS, 10 juctft gc= 19, 28). IJinergebnifibiEteSSBorgatißeSftnmflo
nannten ©egnr eint ^pentopolie bilbefeti (ai^fi-^li. HKJen fein, bfl| bet SSoben beS ^Ibf^idS tiflit
10, 6), ni^t an bie Stelle bc§ tobten ©eeS Der= gelegt imirbe, unb ba^ nun ber ©aljfet fi^ übet
legt. 3lax bie ^^antafie gutmiilt)iger $ilger fonnte bie auSgebnonnte 01ä^e naä) @üben ^in ettDcitelt
unter ttopifc()» @onnenglut fid) ein&ilben, not^ ^a fteüii^ bie ^eilige @rf)nft bie^ ni(^t auibi£d<
bie Xiümmet bet jtrfti^tten Stäbte untet bem lii^ fagt, fo bleibt ni^t auSgtf^Iofftn, bag ei«
äBafTttf^iegel ouftagen ju fe^en. 3m 9Jeuen Sefta- ötinlit^e flctafttopSe ju fpäleter ß«'- »ä^nnb tiit
ment ift beftimmt gtfagt, ba| ©obom unb ®b- 3€taeliten in ^eg^ften lebten, eintrat. ^ebenfiiSl
mott^a inifi^e gelegt, nic^t bag fit in einen See ift baS feierte [üblid^e Seden beS tobten ©et! W
Detmanbelt feien (2 Sßett. 2, 6). 3lo^ im 2. gatit- ehemalige SIioI ©ibbim, unb fo ifl bie aitgA ,
Idunbert o. t^r. aat bie ©tötle, nielt^e bie Sßcnto- ®en. 14, 3 a(8 tii^tig ju oetpe^en : ju 2Ro(rf
poIiS getragen, als eine folii^e Befannt, beten Erb- Seilen mar baS S^al, in meld^em gu Wmäfiti
iioben müfte lag unb feine t^tüc^le jeitigte, unb 3ci<cn flc^ JAritgetfi^aaren fantmelten, ©(^
auf ber fic^ eine ©aljjäule aß ^a^nung an baS S)ie Sage ber fünf ©täbte mu| bemna^ ouf In
Unglüd uon fiot3 SBeib erliob (SDeiS^. 10, 7). Ufern ringS um bie füblii^e Sagune ^erum g^
©0 toat bie nämlii^e ©teile au^ f^on ben $rO' loerben. (geleitet Don bem no^ fieute forädl»
pfittm einet ftii^em 3eit befannt; ©op^oniaS ben Ulamen USbum ^at bet frmtjBfifc^c @d(^
befc^teibt fie als „Siotn^eden, ©aljgtntien unb be ©milct) nnbebenHid^ bie Stejte cqBatrif^R
einige Sßüfte" (2, 9), Siep ift ganj bem SBeric^l 5Diouetn unb rec^iminftiget ©auraerfe, mdi^ M
entffted^enb, mona^ @att bet ^ett bie in 9iebe auf bem fübroefilid^en Ufer beS tobten ©eeSfbiH
fte^enben ©täbte famml i^tet Umgebung unb SBe» als bie SRuinen beifeffien ©tobt erflärt, in od^B
too^netj^oft „umHtle" (-tn, xoTEorpels, aub- einft unjüiiittge ©teuel oerüBt mutben. KitBrö-
vertdt;®en. 19, 25. 9tm.4, 11), b. i jetflütte, get SBa^tfc^einlic^ftit fucEien englift^e unb am*
wie 3on. 3, 4 Met le^rt. Slog man bie 9tefte (anifd^e gorjc^er bie ©teDe ber fünf ©täbte a
ber jerftörten ©täbte gu altteftamentlii^ier 3eit Qlorbenbe bei tobten mtmS (Paleet £xpla.
immer Bor äugen iKitte, jeigen fo% ©teilen, mie Fond 1879, 15.99.144; 1881,277); out ohr
3f- 13, 20—22, IBO bie SDHrfungen beS in SS. 19 fommen barin übetein, bafe nict)t ber »oben W
gebtau^ten aubvertit gefc^ilbett ftnb. !8et ber lobten ^JteeteS bie ehemalige ©teSe betfeIba[i^
fllatl^eit biefet 3)otfte!Iungen näte eB f^ntt be* geid^net. 2)en ^uSgangSpunEl bei bte|er ViäB"
flteiflit^, wie man bet ^eiligen ©c^rift bie ongege- fud&ung mufe boS nic^t mttjetjiflrte ©egor W»».
bene ^luffaifung julc^reiten fonnte, oenn nic^t bie na^ beflen Soge bie ^ofition Bon ©oben inf
©teDe ©en. 14, 3 ben ©ninb beS miÖDetflänb- tStunb Bon ®en. 19, 15 unb 23 ju etmitWn*
niJfeS etfennen lte|e. §ift l^ot ft^on bie ©eptua- S)ie Kepe biefet fleinen ©tobt fu^ bit (Bw
flinto burd) ben HnöbtuÄ aC-n] Jj SAaMn töjv bei bem b'ulißen 3uera im ©üben, bie SttbRH
Ixüiv (nie audi 9J. 3. 8. 10 burc^ hie Uefierft^ung bei ©c&ugeitab im iRorhen be8 tobten ©ett 3»
xoiikelc iXux^) benfelben 3trtt|um nafie gelegt, mie 3ulanimen^ang ber Süar^cHung im 14. fldtttl
bte beutfdien Ueberfejmngen , „meines je^t baS bet ®eneftä fpric^t für bie erpe annähme, bie n^
©algmeei ijl". Stet l^ebräif^t 3:e^ lä|t biefe bei 3)eut. 34, 3 nol^menbig uiib; bie XUBaäß
Utbeife^ungen ni^i ju, ba in ilim fte^t r^t;. c;, in ®en. 13, 10 mug bur^ bit burd^ bie ^p^Sßf
„meld^eS )e|t ©aljmeet ift", b. 1). toelc^eS fe^l angegebene Sorredut Bon ->?x in tt* fl^i^
gum ©aljmeet gt^ßtt. Slieg gilt nun ni^t Bon netben.
©tobten, fonbem Bon bem S^al* ©'bbim obtt, 4. ®aS eherne ober fupferneTOeetW!
n)itbie!Sulgata^at,bema3albt^al(8yinm.Thead. pi>is,iiiarefiiBile)B}areingto^et9Baf(eTfi^iIIln
t5v iXoffiv). Ratten bie Dettoorfentn ©labte in (Belegen ©alomon in feinem Sempel fiatt Wffe
bieiem Slmle gelegen, fo loärc eS riditig, bafe man bie ©tiftsbulte Sj. 30, 18 t>oTgtf(!^riebtntnSBi#
bie ©teile betjefiien unter bem SEafjerflJiegeE fud]en bedenS anbringen lieg. 68 BMt aegoffen i»* *
mügte. 31IIein bie fünf flänige ber genannten Stg ober fitipfei, roclt^es ©aöiö »Bon X^Wl
©labte fliegen in biefem Jfiole mit i^ten ÜCRann- unb S^un, ©labten abategetS', beg flBm(^l«
fii&aften jufammen, offenbat »eil eS ein bequemet ©o6q, meggefüfitl balle (1 5püt, 18, 8). 5*'^
©ommeljjla^roat unb mitten jnnfc^en ben ©täbte« fd^teibung btejeS „*Dleete8" pe^it 3 Älin. 7, w
[81
SKcflibbo — aJlcl^rcrau.
1182
B 26; 2 ^. 4, 2^5). ^iemod^ mx e3 freig*
nb mit einem Shurd^meffet k)on 10 unb einer
1^ mm 5 SDen (5,25 unb 2,62 m) ; bie S)ide
trug eine fKmbkeite (0,09 m). 2)er Umfang
(imiQd^ leidet ju bered^nen unb ift be^megen
0. C, mie miti^ (ei äofepl^uS (Antt. 8, 3, 5),
Sfi angegeben. 3)er Sn^olt betrug 2000 ober
1^ bct idbenfoÜS inconecten Stelle 2 ^or. 4, 5
gar 3000 Satl^ (787 ober 1180 hl), ^iemad^
m auf bie meitere ©eftolt be§ SBedenS gef d^Iofjen
»Eben. äofepl^uS (q. a. O.) be^eid^net biefelbe
I l^fugelförmig ; bie^ i{i ober nid^t mdglid^,
eil cS botm bie angegebene 9Rafje t)on 3flüfftg>
tt nid^t l^e aufnehmen Tonnen. 9tur menn e§
linbecfiyrmig gefioltet mar, pagt ber im ftönig§-
1^ angegebene 3n]^It. Unterl^alb be§ obem
!onbeS verengerte eS jid^ etmaS, fo ba^ ber Um»
mg an biefer Stelle öu|erUd^ nur 30 Sllen
L5«75 m), nid^t, mte bie Jheigred^nung forbert,
2,43 eilen (17,01 m) betrug; l^ierburd^ !am bie
kpalt eines lUienförmigen SBed^erS )u Staube
8 ftjyn. 7, 26). 9n ber eingebogenen Stelle um>
pAen bie du|ere SBanbung ^mei Steigen gegofje«
KC Soloquinten (sculptorae striatae), bereu
|t|n auf eine ßSe gingen (fo ber fd^mierige ]^e>
niif^c Xcsi abmeid^enb oon ber SSuIgata). 3)a§
W|e fionb auf gegoffenen SRinbem, ^u breien
10^ icber ^immelSgegenb, bereu ^öu))ter au§»
iW getel^ moren. Unter biefen ftnb bem Seit
ttni4t ard^iteftonifd^ bel^anbelte Stierföpfe,
gait}e @f{ialten ^u oerftel^en; e§ mar ha^
itanffid^ Opfertl^ier unb bie 3<t]^I ber i§raeliti>
Wa Stämme gemöl^It. SSon einer SaftS unter
ta SttergeSalten mirb nid^tS ermöl^nt. SBie ba§
Mn gefSBt unb mie eS geleert mürbe, miffen mir
üj/t; bemt ber Serfud^, ftatt ber Soloquinten in
tL24^]^nen unter bem obem SRanbe nad^)u>
Mifm (Sd^nebemumn, S)ie 939. Sam. unb ber
Mnge, 9Uri)Iingen 1887, j. b. St.), fd^eitert
^ an innerer Unmal^rfdbeinlid^feit. Sbenfo
Mrig finb 9nbeutungen gegeben, mie bie ^riefter,
ttiäft barin ^änbe unb §ü^e gu mafd^en l^atten,
Ue^ bemirften. 3n ber angegebenen ©eftalt ftanb
kH t^eme SReer nur bis ^ur 3eit be§ ff önigS 9d^aa
btemtiel; biefer (ie^ baS Sedfen auf einen fteiner»
KRlfatfecbau fe|en unb ba§ (Sx^ ber Stinber anber»
ftiifig Mmenben. 2)a8 SSßafferbafrtn felbfi marb
H te S^rftörung 3erufalem§ ben Sl^alböem ^ur
8arte (4 ftön. 25, 13) ; ba^ e§ unter SQruS ben
SAmmieber ausgeliefert morben fei, mirb 1 Ssbr. 1
ti^berid^tet.
5. SHe Se|ung beS ^peOatioumS ,,!IReer" für
I^Cignmamen XarteffuS (^"Ti^) berul^t auf
Ann 3trt]^um, ben mel^rere ber alten Ueberf e^er
%iim. 6^ bie Septuaginta fd^reiben 3f. 2, 16
«iv «Xoibv 6aXdc9(n)c für »•'«'^Fl nV-isw-Vs, unb
M Taig. Jon. l^at 3on. 1, 3 k»:^ für »••w-jnV,
fcifo ^. 28, 1. 14; 60, 9 u. f. 3n ber Sjul-
krta finbet ftd^ bie entfpre^enbe Ueberf e^ung nod^
Mfiftcr, }. 8. 3f. 23, 1 «-»©IP n-«:K, naves ma-
ll, 10 ihn^*^» fi^ inariß, 66, 19 c^^äh-Vk
V« »••tt-jp, ad gentes in mare, in Afticam etc.
hierüber fd^rcibt ber 1^1. ^icron^muS (Comm. in
Ib. 2, 16): Hebraei putant lingua propria
mare Tharsis appellari, quando autem dici-
tur iam, non Hebraico sermone appellari, sed
syriaco. Comm. in Jon. 1, 3: Porro Hebraei
Tharsis mare dici generaliter autumant se-
cundum iUud: In spiritu vehementi conteres
naves Tharsis, i. e. maris. fie^tere Semerlung
gibt ben ®runb ber irrtl^ümlid^en 3luffaffung an.
3n ber l^eiligcn Sd^rift mirb nämlid^ bie 93ejeid^«
nung w^-)n nn«?», SarpS« ober SarteffuSf^iffe,
mie bei uhs ber 5Wame „DfHubienfal^rer", ganj
allgemein für Secfd^iffe ober gro|e Sd^iffe ge-
brandet, ©emnad^ fte^t bo§ SBort aud^ 2 ^r. 9, 21
oon Sd^iffen, bereu Seftimmung eine oon %af
teffuS biametral oerfd^iebene mar; um biefe gu red^t-
fertigen, fonnte man mol^I auf bieirripmlid^eßr-
närung oerfaKen. [ffaulen.]
9>^egibb0, ber l^ebräifdbe IRame für SRagebbo,
f. b. 3lrt.
'^^xtxan (Augia major), el^emaligeS SBene«
bictinerflofter, jc^t ßiftercienferftift in Vorarlberg
am Ufer be§ 93obenfee§, liegt an ber Stelle, mo
um 610 ber ^I. Solumban (f. b. Srt.) mit feinen
©cnoffen lanbete. Sie trafen bafelbft ein alte§,
ber 1^1. Slurelia gemeil^teS Jhrd^Iein, meld^eS ober
bamalS bem ®ö|enbienfte biente, unb liefen fid^
bei bemfelben nicber. 3)er 1^1. ®allu8 l^ielt bei
^nla| eine§ J^eibnifd^en t^efteS eine ^rebigt unb
marf nad^ berfelben bie ©ö^enbilber in ben See.
SDarauf meil^te @ioIumban baS Jhrd^Iein auf's IReue
ein. IRad^bem bie SWiffionare brei Saläre lang an
biefem Orte gelebt unb gemirft l^atten, mürben fte
burd^ ben alamanuifd^en C^er^og ©un^o k)ertrieben;
einige ÜRönd^e iebod^, bie fid^ il^nen angefd^Ioffen
l^atten, blieben )urüd; bie Oberleitung berfelben
übemal^m fpäter mieber ber 1^1. ©aUuS. Slud^ eine
flöfterlid^e ©enoffenfd^aft k)on Jungfrauen ent'
ftanb unter ber Seitung ber 1^1. ^aberilia, meldte
burd^ Solumban jum Sl^rifientieum befel^rt mor»
ben mar. 9(u§ ber %olQtitxt ift über bie ©e«
fd^id^te beS ÜRannsnofterS nid^tS überliefert ; nur
bie 9{amen einiger 9ebte merben fpöter ermöl^nt.
3m 3. 1079 fanbte 9lbt SBill&elm oon ^irfd^au
ben 9R5nde ®ottfrieb mit mel^reren @eno{)en, um
bem gefunfenen Stifte innerlid^ unb öugerlid^ auf»
jul^elfen. ©raf Ulrid^ Vlll. oon Sregenj liefe
1097—1098 baS ftlofter neu aufbauen. 3)a8
biSl^er nod^ arme Stift nal^m nun balb f o an Sin»
fünften su. bafe bereits 1249 eine pöpftlid^e SBuIIe
65 größere SBefi^ungen aufsöl^Ien fonnte, barunter
8 Pfarreien. Später famen nod^ 6 meitere 5J5far»
reien l^inju. 3u 9lnfang be§ 12. 3a]er]eunbert§
ftarb ein mi^nä^ be§ ^öfters 97amen§ ÜRerbob al§
$faner oon TOberfd^menbe ben SDlart^rtob unb
mirb bis l^eute als Seliger oerel^rt. 3m 3. 1245
mürbe baS Stift, meld^eS auf pöpftlid^er Seite
ftanb, oon ben 9ln^ängcm ff onrabS IV. überf aflen,
geplünbert unb niebergebrannt, balb barauf aber
oom ©rafcn öon ÜKontfort unb 9lnberen mieber
1183
9Retd^cIbed.
1184
aufgebaut. 3ur Seit bcr Sieformation mar SJleb«
rerau entfd^icbcn ber 9lcucrung abl^olb unb erioarb
^6) groje ißerbienfte um bie Srl^altung be§ fatl^o»
lifd^en SlaubenS in ber Umgegenb, bejonberS aud^
im Sregcnjerwalbe. ®er SOjäl^rige ftrieg brad^tc
baS ©tift an bcn SRanb bc8 Unterganges. 3uerft
erwies cS faft jal&IIofen tJlüd^tUngcn feine ©aft«
freunbfd^aft, bann mürbe eS Don ben @d^meben
gei)Iünbert (1647). ^ai) bem ©d^mebenfriege be«
gann in ber üKel^rerau neueS Scbcn. Serfd&iebene
SRitgliebcr maren aud^ literarifd^ tl^ätig, fo ber
^rior S^an^ StamSperg, ber eine @efd^id^te beS
ÄlofterS f d^rieb ; Slpronian §ueber (Seiträge ju ^ej,
Herrgott ic.) ; fiangenauer, ^öllbol unb Sabal^or
(aScetifd^e SBerf e) ; 3lbt grana ^JSappuS öon Xru^
berg (t^eologifd^e äßerfe). Se^terer begann 1738
ben 93au ber neuen ftird^e, unb 9lbt Sol^anneS VI.
(1774—1781) liefe müSufmanb ber legten 3Kit«
tel unb frember ^ilfe baS ie^ige (Sont)entSgebäube
auffül^ren. ©d^on unter Äaifer ^o]tpi) ü. brol^te
bem ©tifte bie 3luf]^ebung, marb aber erfi burd^
bie Slegierung t)on SBaQem, an meld^eS Vorarl-
berg gefommen mar, im 3. 1806 mirfli^ au8«
gefül^rt. SHe 6)ont)entuaIen mußten baS ^lofter
oerlaffen, bie jfird^e mürbe abgebrod^en unb jum
Hafenbau t)on fiinbau k)ermenbet, bie SBibliotl^ef
t^eilS t)erbrannt, tl^eilS t)erfd^Ieubert; baS jflofter»
geböube, meld^eS berftönigin k)on93a9emalS®e»
fd^en! angeboten, aber Don il^r abgelel^nt mürbe,
!am in ^rioatbönbe.
3m 3. 1841 mar baS gifterdenferflofter SBct-
tingen im jfanton ^argau aufgel^oben morben.
S)er 9lbt Seopolb fud^te für feinen ßonoent eine
neue §eimat unb fanb pe in bem üerlaffencn üKe^»
rerau. @r ermarb burd^ j?auf bie ©eböulid^feiten
unb fiebelte ftd^ mit Srlaubnife be§ ftaiferS t^ran^
3ofep]^ unb ©enel^migung be§ l^eiligen ©tul^IeS in
SKel^rerau an, 3lm 18. Dctober 1854 mürbe ber
SiftercienferconDent feierlid^ eröffnet. S)er Jüngftc
Sonöentual beS f rül^em 95enebictiner[tiftS g. 2Kor»
tin Sritfd^ eilte b^rbei, um 3cuge ber ©rffiHung
feines febnlid^ften äBunfd^, ber ^ieberberfteHung
beS ftlofterS, ju fein. 3lbt Seopotb liefe bie Äird^e
mieber aufbauen, unb fein 92ad^f olacr SKartin SRei«
mann (1864—1878) toHenbete oen Sburmbau.
®er ie^ige 9lbt SmauruS ffalfum (feU 1879) jierte
bie Jhrd^e mit ^al^lreid^en SBanbgemöIben unb ftil»
geredeten Staren, ftattete ben Jheu^gang mit einer
ateibe t)on ©laSgemälben au§, ermeiterte baS ®e*
boube beS ©tubentenconüictS unb erbaute für Ic|»
tereS eine l^enlid^e breifd^iffigc ftapelle. Unter il^m
mürbe baS iWofter üKarienftatt in 5Waffau mieber-
bergefteüt unb im 3luguft 1888 burd^ ©onöen«
tualen üon SKcbrerau befcfet. 9lu8 ben legieren
mürbe 1890 ber biSl^erige $rior ©ominicuS SBitti
jum 9lbte üon SKarienftatt ernannt. SKel^rerau
aöl^Ite ®nbe 1891 32 ^ßriefter, 14 SIcrifer unb
Jlooiaen unb 20 Saienbrübcr. ®er $rälat fül^rt
ben Sitel Slbt oon SBettingen unb 5J5rior üon
aWebrerau. ©erfelbc fielet an ber ©pij^e ber fd^mei»
}erifd^»beutfd^en ßiftercienfercongrcgatioii. ©einer
Sifttation unterftel^en bie ^btei SRorienftatt tmb
bie t^rauenflöfter Sfd^enbad^, ^^ouentl^t 9ttt§>
benau unb äBurmSbad^. 3Rit bem ©tifte ift eis
©^mnafium unb eine 9lealfd^ule berbunben mit
ungeföl^r 200 ©tubenten au§ oerfd^iebenen €tQa>
ten. S)ie3ögKnge mol^nen fömmtlid^ im SotoncL
(Sgl. SKerfle»3Baijcnegger, Vorarlberg, 3hm8«
brudt 1839, H, 281 ff.; ©eb. »runner, «in 9e-
nebictinerbud^, SBüi^b. o. 3v 10 ff.: 6in ftijte»
cienferbud^ 453 ff.) [@. atoQer.]
^A^aeA, Raxh 0. S. B., ftird^enl^
rifer, mürbe am 29. ^ai 1669 ju Obernborf im
Mgöu, S)iöcefe Augsburg, Don bfirftigen iSüm
geboren. 3n ber Sxiuf e erhielt er ben Ütomen So-
|ann ©eorg, ber erft im Orben in ben Stie^
namen ftarl umgemanbelt mürbe. S)er Sota
©eiler feines @efd(|öftS, brad^te ben muntctnftni'
ben, als er ad^t 3Qb^e alt mar, am Sage beS
1^1. SaurentiuS 1677 in baS©aftSenebictbencni
um i^n bafelbft Satein unb SRuftf lernen p IoHol
©d^on l^ier mad^ten ftd^ feine glüdlid^ Slnlagai
bemerflid^. 97a^ Dier Saluten ging er mit bor
Sobe eines Dieloerfpred^enben ©d^üInS an*S @9»
naftum nad^ ÜRünd^en unb legte bie ©tubien bo*
felbft mit ^uS^eid^nung prüdt. 3)ie ^erbfiferiei
brad^te er meift in Senebictbeuem )u ; l^ier ttot s
aud^ am 5. October 1687 in ben Orben beS l^Se*
nebict^ mad^te im ftlofter ^riefßng unter Settmg
beS P. ^legibiuS ftibler Don Slnbed^ fein 9tori>
ciat unb legte am 21. 3)ecember 1688 bie Ob>
benSgelübbe ab. hierauf ftubirte er in ©d^ct)«
smei 3ct^re bie ^^ilofopbie^ bann feit 1691 «
ber UniDerfitöt ©al^burg bie Geologie unb M
ftird^enred^t unb em{)ftng 1694 )u SlugSburg Me
beilige ^prieftermeil&e. 3m 3. 1696 »urbe ä
Sibliotl^elar in Senebictbeuem. 918 ber SStP*
bif d^of Don t^reiftng, 3o]^ann ^ran^ Don &tk, k
^erbft 1697 eine (ateinifd^e ©d^ule in 3MN
errid^tete, bie er mit ÜRönd^en beS 93enebidi»p
orbenS befe^te, mürbe ber junge P. ftarl an ikSß
©d^ule für bie ©^ntos berufen ; er lel^ in ^
üng Dier So^te Satein unb ©ried^ifd^ unb gao|
Die ^reunbfd^aft unb baS Vertrauen feines gibfi"
bifd^ofS. S)ann folgte er bem S^fe no^ StUfa
Stott am 3nn, um bort in bem neuerrid^tetcB ge*
meinfamen ©tubium ber ba^erifd^en VenebidiMD'
congregation bie ^bilofopl^ie ^u lebren. £S toSfk
inbefe nid^t lange, bis er ^um Sel^rfhtl^I ber Z(e0*
logie in Venebictbeuem überging, benermitttil"
Seid^nung befleibete. 3n biefe 3^^ foOni jdK
Exercitationes philosophicae XI poUidi
disputationibus expositae, 1702 — 1705, mk
Exercitationes theologicae VI, 1705-'17Mi
3m 3. 1708 empfing er Dom Orben ben ^
Doßen Sluftrag, bie Don Slbt ©regor Don ©d^qcn
begonnenen unb Don P. ©uettrotl^er bis 1696
fortgefübrten Slnnalen ber ba^erifd^en Songcqi'
tion fortiufekn, unb gab befel^ feine $iqeMC
Dorlöufig auf. Valb mürbe er inbie®efd^te
Kongregation l^ereinge^ogen unb )u il^rem aoir
rius publicus ernannt; eS lonnte alfo aft eis
:85 aWeinctb. 1186
febenmftiü]^ feine« Scl^ramteS nid^t mcl^r ge« ganj jmci Salären roax ber erfie 93anb fertig ; er
4t toerbcn. Sr untemal^m aud^ bie l^öd^ft mü^e« erfc^ien unter bem %ikl Historia Frisingensis,
De arbeit baS burd^ bie Sönge unb bie Unbil» tomusi (724— 1224), Aug. Yind. 1724. ©leid^-
B ber Seit DöIKg )er{ireute unb in Unorbnung zeitig beforgte er einebeutf(|e93eQrbeitung: Jhir}e
ratl^ Srtj^it) bed ftlofterd SBenebictbeuem ju gfreQftngif d^e Sl^roni! ober ^iftoria, in meld^er bie
ftnen; eS gefd^ol^ in nid^t meniger afö 431 JHften, ®efd^id^ten ber gfre^fingerif^en Sifd^offen unb an-
>|n er ein genaues, fritifd^eS unb mit gele]^rten beremiteinlQufenbe3)enln)ürbig!eitenDiefe8^od^»
tmerfitngen Derfel^eneS SSeneid^ni^ in 4 SBönben ftifted, nid^t meniger ber eigentlid^e Urfprung ber
fertigte. Sein Stuf nmd^S^ouentl^tben mürbe fein meJ^rifteninbiefemSiStl^umentlegeneneidfter.gioI«
ime mit Sd^tung genannt, ©erne inbe| fel^e er legiatftiftem unb ©otteSl^uf em au§ benen beften
iDcilen ju feinen tbeologifd^en @tubien jurüd, toit Urfunben iüxfiiä) erjöl^Iet totthm, tJfre^ftng 1 724.
(4(8 eine Sd^rift betteist, bie er in SSeranlajfung S>ie @äcularf eier aföbann, bie mit größtem $ompe
c Spofhifie eines SRönd^eS 1709 t)eröffentlid^te ad^t Xage begangen »urbe, rief bie @d^ift 3)aS
Mnblid^unbgenoueSBeftd^tigungjienerauSaUer« bonfbore Sfre^fing: Descripüo solemnitatis ju-
mb Itd)alid^en üitl^erif^en roftigen Srümmem bilaeicathedrali8eccle8iaeFri8iiigen8isl725
nnfelig ^ufomm gefd^meigten €tid^* unb @d^neib- l^rDor. S)ie[e Slrbeiten 9Reid^elbed(S nmrben allent-
ifm €enfen, toel^e nid^t unlöngft miber ben ^dter l^alben mit oem ungetl^eiltejten SBeifaU auf genom«
et oOein feKg mad^enben catl^olifd^en JHrd^en auS men. 3m 3. 1729 erfd^ien ber jmeite SBanb ber @e-
ctfid^erlid^ Stüftlommer Sutl^eri fo grimmig fd^id^te^freifingS: Historia IVisingensis, tomiis
iB einfältig berborgejogen 3ofep]^ 3)ominicuS n(1224— 1724), Ang.Yind. 1729. aßeid^elbedt
m €enfo, ®elübbd unb KeligionS oergeffener l^atte ftd^ burd^ feine ©efd^id^te gfreifingS einen un«
Rüiid^, imb bermalen oermeibter ^ftor unb ^far« fterblid^en IRamen erworben. @r »urbe nad^ äBien
m p 2)armfd^eim in SSßürtemberg, nun aber an eingelaben, bie ©efd^id^te beS ^aufeS Oeflerrei^
bcm pfeifen ber nxil^ren JHrd^en unb l^eiligen IBä« ^u fd^reiben, leiste febod^ biefe (Sl^re ab. @eine
lni)nn>biret unb jertrümmert, ÜRünd^en 1709). ©efunb^eit nömlid^ f^aüt fel^r gelitten; er begann
3« bie nSmlid^e 3eit fäUt feine @d^rift: Seben, bie serrüttenben gfolgen feines nöd^tli^en @tubi-
hibcii, Xob, (Srl^ebung unb ©nabenreid^e ®ut« renS ^u fpüren, unb bod^ fonnte er fid^ nid^t ent-
ViigMt ber großen 1^1. SRmlQrin 9^^ fd^Iie^en, baSfelbe aufzugeben. S)ie 1730 Doli«
|o4W4barefie Reliquien in bem 3a^r ^l^rifti enbete Sl^roni! t)on SBenebictbeuem erfd^ien nad^
1085 in boS uralte @tift imb e^emte Slofier 9e« feinem Xobe unter bem Sitel Ghromcon Bene-
MMctteuem Derfe^et morben, unb nod^ allzeit mit dictoburanum etc., opus posthumum, cur. Al-
it(iiibaren93unber}eid^enanbortenIeud^ten,9Rün« phonso Haidenfeld, 1753. Rubere Sßerfe, bie
t» 1710. 3ni 3. 1712 fanbte il^n fein ftlofter er l^nbfd^riftlid^ ]^interlic|, pnb nid^t erfd^ienen;
B einer ]^5d^ftmid^tigen^ngelegenl^eit, bie lange gu il^nen gel^ört baS oben enpäl^nte Archiynm
|Mfü^ 9reiffatg unb SDtünd^en gefd^n)ebt l^atte Benedictoburanum, 4 voll. ; Annales almae
■b mm fd^Iie^Iid^ an ben römifd^en ^of gemiefen et exemptae Congregatioms Benedictiiio-Ba-
Bocbcn tDor, als Agenten nad^ Siom; l^ier langte varicae; Necrologium noYum Benedictobura-
ram24. October an unb entlebigte ftd^ feines num ab a. 1707 usque ad a. 1730; Historia
bfhogeS fo glfldflid^, ba| bie @ad^e d^on im 9pril eremitorii Wahlnseensis. äßeid^elbedt l^atte, ^u-
ins )u @unften beS fflofterS ent)d^ieben »arb. mal in ben fpöteren 3a]^ren, eine auSgebel^nte lite*
DetSmentl^inSlom nrirfte nid^t nur inl^ol^em rarifd^e Sorrefponben) mit fatl^olifd^en unb pro-
höbe oefrud^tenb auf feinen @eift, fonbem gab teftantifd^en ©elel^rten. ßrbefd^IoMeinbergfröm-
|r osd^ ©elegenl^, in ben bortigen 99ibIiot^e!en migfeit unb äßiff enf d^ft getoeil^teS Seben in feinem
m^m ttriQfommenen eä^i für bie aaSiffenfd^aft ftlofter am 2. «pril 1734 im ^Iter k)on 65 3a]^-
{i^den. 3m 3- 1719 folgte er einer Sinlabung ren. @ein Portrait beftnbet ftd^ in Jhtpfer ge«
M SürßabteS Stupert Don Rmpitn, ber i^n )u ftod^en k)or bem Ghronicon Benedictoburanum
inni geifüid^ 3taQ^ }u ergeben unb bei ftd^ ju unb Dor bem fiebenten @tüd( ber arbeiten ber ®e«
Vil0ta tDunfd^te. 9Reid^ed inbeg lel^nte ben leierten im Sieid^. @tne SBiograpl^ie 9Reid^eIbedS
^anoOen 9ntrqg ab, ebenfo 1720 ben beS SIbteS unb ein SSei^eid^nil feiner @d^riften lieferte ^ai-
Mi SUbo, bie @ef d^id^te beS ftlofterS gfulba ju benf elb in ber SSorrebe jur 9luSgabe beS Chroni-
Nb. 3m 3. 1722 rief il^n prftbijd^of 3o» con Benedictoburanum 50—68. [^^.]
^BBcS Sfran} Don t^reiftng als mirflid^en geift« "SB^^i^ (perjurium) l^ei^t bie eiblid^e ^t*
itnStoQ unb f)if!oriogra))l^en an feinen ^of; fräftigung einer ttiffentlid^unaal^renSluSfage ober
^ iMmtier l^dte aud^ ber ^bt k)on ffempten il^m 99e]^au))tung unb i{t k)on ber böSmißigen IBer«
Ol S>i)>Iom olS geifilid^ Siatl^ Sugeftellt. 3)ie le^ung eines eiblid^ befröftigten SBerfpred^enS (f. b.
Mk^ beS gfurfibifd^ofS bei {euer 93erufung n)ar, ^rt. ßibbrud^) mo^I ju unterfd^eiben, »enngleid^
4 TtdfyVMt bie ©efd^id^te feines @ttfteS g^rei« aud^ le^terer l^öuftg, aber ungenau, mit ÜReineib
V fd^icQkn follte. 6r l^e il^m biefe Aufgabe be^eid^net »irb. Sie moralifd^e 3ured^nung beS
i 1709 befiänbig oorgebalten; als bie jel^nte ÜReineibS meiert ober minbert ft^ ni^t mit ber
kiddrfeter beS SiSt^umS t^reiftng beDorftanb, großem ober geringem SBid^tigfeit ber fölfd^lic^
ttt btt $Idn dermirüid^t merben. Sinnen nid^t bef^morenen Xl^atfad^e, fonbem einjig mit bem
1187
üKcinl^arb — aWein^otb.
1188
®rabc bcr ©rfenntnife bcr ücrbrcd^crifd^cn §anb=
lung uttb ber mel^r ober minber Haren Sinjtd^t
tmb Uebeqeugung Don ber UntDol^rl^eit ber 6e«
fd^toorcnen 9luSfagc. 3n §injtd^t ber iuribifd^cn
©trofbarfeit unterfd^etbet man ben fog. einfad^en
SDleineib (perjurium simplex) unb ben feierlichen
ober qualificirten (perjurium solemne). fiepte«
rer l^ei|t in ber ©erid^töfprod^e (feit berpeinli^en
©olSgerid^tSorbnung ftaifer ftarlS V. Dom Sa^re
1532, 3lrt. 107, »o biefer auSbrud ^uerft öor«
fontmt) ein „geleierter" SKeineib, b. % ein üor
©erid^t nad^ k)orgöngiger Säelel^rung (f. b. Strt.
©ibeSöermal^nung) abgeleiteter falfd^er 6ib. S)er
SDteineib in judicio ^attz naä) bem canonifd^en
Sted^te lebenslange ßl^rloftgfeit mit allen gefe|«
Hd^en Solgen ber Snfamie (c. 9, C. III, q. 5;
c. 54, X 2, 20) , bann überbiefe bei ©eiftlid^en
lebenSIönglid^e @u3penfton k)on ^mt unb $frünbe
(c. 2 fin. X 3, 22), bei Saien 40tägige Saften bei
SBaffer unb 95rob unb fiebeniäl^rige öffentlid^e
Äird^enbufee jurgolge (c. 18, C. VI, q. 1). SBer
einen 9lnbem jum TOeincib verleitete, ben traf
lebenSlönglid^e ^uSfd^Iiefeung (c. 7 , C. XXH,
q. 5). S)aS römifd^e 9le(|t fe^te auf ben ÜReineib
SlmtSentfefeung (}. 17, Cod. 12, 1) unb Infamie
(L 41, CJod. 2, 4) unb, »enn berfelbe ben unöer»
fd^ulbeten Sob eines Zubern nad^ fid^ gog, bie
lobeSftrafe (fr. 1, § 1, Dig. 48, 8). ©er Codex
Carolinus enblid^ ftrafte biefeS ^SSerbred^en mit
Snfamie unb 3lbl^auung beS 3eige« unb SDlittel«
fingerS be§ SKeineibigen unb, »enn ein ©ritter
auf bief en Weineib l^in notl^peinlid^ gerid^tet »urbe,
mit ber poena talionis (C. C. C. a. 1532,
art. 107). Slud^ neuere bürgerlid^e ©trafgefe^«
gebungen al^nbeten ba§ SSerbred^en beS WeineibS
faft überaQ mit öffentlid^er SluSftellung unb nad^
Umftönben mit längerer ober hirjerer Arbeits« ober
3ud^t^au§ftrafe. 68 ift eine fel^r betrübenbe SBal^r«
nel^mung in unferen Sagen, ba| bie gerid^tlid^en
ÜReineibe in mand^en $rok)in5en ftd^ in auffaßen«
ber SQBeife üeröielfältigten. ®iefe ffirf^einung l^ängt
imftreitig tl^eilS mit ber Älage über bie in ifing«
fier 3cit nm p^ greifenbe ©laubenSlofigfeit unb
ftttIid|»reUgiöfe Seid^tfertigfeit, tl^eifö mit ber un«
nötl^igen Sln^enbung be§ gerid^tlid^en SibeS unb
ber friüoIenSlrt feiner Slbnal^me ^ufammen. ©em
SRi^braud^e ber ©erid^te l^at bie @taat8gefe|'
gebung ^u jteuem; auf bie ©ewiffen einjumirfen,
ift bie Slufgabe ber Jtird^e. 3n mand^en 93i§«
t^ämem ift bal^er ber gerid^tlid^e ^Reineib aud^
pro foro conscientiae alS SfteferDatfaü (f. b. Slrt.
SReferöatfäUe) erüört »orben. [^ermaneberj
SBebt^tttb, SluguftineroSl^orieerr, ÜRifftonar
in Siölanb, f. «Ibert, ajjoftel ber Sblänber.
9R:eiii90ni, Sol^ann äBill^elm, ©id^ter,
»urbe am 27. gebruar 1797 als ©ol^n eines pro«
teftantifd^en ^rebigerS ^u 9{e^eßom auf ber Snfel
Ufebom geboren. Son feinem SSater mit ben notl^»
mcnbigenSJorfenntniffen ouSgerüfiet, bejog er 1 813
bie Unit)erfitöt ©reifSföalb, um Sl^eologie )u fht>
biren. fi. £1^. ffofegarten, bamalS ^ector ber
UniDerfttöt, bemerfte baS 2:alent beS |ungen SRcm«
l^olb unb ermunterte il^n ^um eifrigen @tubfatni
ber claffifd^en Siterotur. ^Wad^bem er feine t^eo*
logifd^en %amina mit gieren beftanben, tmttbe et
Suerft ^auSIel^rer, bann SRector gu Ufebom nd)
fpöter $faner pftoferom. ^ier begann boSgdb
feiner literarif d^en Sl^ötigf eit ; feine ©ebid^ up
mifd^ten ^nl^altS traten 1824 an'S Sid^t, blieien
aber im ©an^en menig bead^tet. 2)od^ erfreute i^
ein 95ricf 3ean ^auIS, ber il^n ermal^nte, joä
er mal^rl^aft tragifd^en ^uSbrudS mäd^tig, {nnc
@egel nod^ l^öl^er ju fpannen''. ©ötl^e in fehlen
na^gelaffenen SBerfen XLVI, 376 (über ShiM-
t)ibuaIpoefte) öugerte ftd^ l^öd^ft lobenStoert^ äta
ben iungen SDid^ter. S)ie bebeutenben Süden, wdijit
^neinl^olb nad^ feinem eigenen ©efifinbnil v»
mentlid^ in feiner tl^eologifd^en SBilbung rooiftp
na^m, fud^te fein fhebfamer ©eift burd^ eni^
unb tiefes @elbftftubium auszufüllen. 3n jenK
tl^eologifd^en SRid^tung anfönglid^ bem Stationolii-
muS ^ugeaanbt, mugte er bo(| bei emftem ©tieta
ftd^ balb Don beffen Unl^altbarfeit überjeugen; M
feiner SSorliebe für bie 9lomanti! fud^te er an bs
l^anb ber ©efd^id^te in bem Seben ber Wki bot
Solbfaben beS pofttiDen Sl^riftentl^umS toiebeip
finben, ber in ben lab^rintl^ifd^en 3rrgöngen oer
bergeitigen äBeltanfd^auung Derloren mar. SBeil
eS il^m DoIIf ommen Smft mar mit f old^er Sfoifd^
fo fanb er, maS er fud(ite, aber, mie eS fm^ o»)
3U gefd^el^en pflegt, nod^ mel^ralSerfud^te. &»
Sntbedfungen führten il^n @d^ritt für @d^te
fatl^olifd^en ftird^e nül^er. S)ie l^ierburd^ fjiüM>
gerufenen ftämpfe in feinem Snnem, too biege»
monnenen Siefultate mit ben angeerbten ptotePf»
tif d^en SSorurtl^eilen unb feiner eüangelif d^ tlcta^
jeugung rangen, maren lang unb fd^ioer. U
pf^^ologif d^ merfmürbigeS ^robuct biefer iawü^
ben Elemente erfd^eint fein ßpoS Sltl^ono^ oberbk
SSerHärung ^friebrid^ äßiH^elmS m. (SJtagbdRai
1844), ein SBerf, morüber bamalS bie öffentTu^
Slötter urtl^eilten, ba| eS an C^l^aben^it nb
©rogartigfeit beS ^uSbrudtS mit ben W^isxm
Soff o'S unb S)ante^S t)ergleid^bar, in H^ologif^
^inftd^t aber ungenau unb unflarfei. ^RtxäjM
©auptruf begrünbete feine „Semfiein]^', Ä
fd^neU l^inter einanber jmei Sluflagen erlitt; nk
bie „@ibonia t)on fSoxi ober bie fflofteci^MS
SRarienflieg'', burd^ meldte ber mobecnen itrilif
ein bis bal^in nod^ unerl^örter Sd^Iag Derfe^t rsoAt
@ie lieferten in il^rer ^tonicalen &)ä]^Iung8foa
unb in ber @prad(imeife beS 17. So^l^nnbedS bei
!9emeiS, ba^ bie unberufene Jhitif , butd^ bte %kb
getöufd^t, !ReueS für alt unb 9(teS für neu, O»
gefd^id^tlid^eS für ©efd^id^tlid^ unb umgdd^P
polten feinen änftanb nel^me — ein Setteil bei
^neinl^olb auf baS ^nfe|en ber Dxüg^iM^
unb burd^ @traug Dermeintßd^ ouS bem 9cw
^iftorifd^er äßal^rl^eit l^inauSgemorfenen SiUl nt
anerfanntem ©lüde übertrug. Ueber Ucfe Mi
il^m neu erfunbene d^ronicolifd^e (ix^fmif^
f^Qi er ftd^ in ber SSonebe )um britten Sanbe {eiv
[89
3DleinoIf — ajlcinung.
1190
ibonia beS SBettem au§gefprod^en. Snmttten
sjer lUerorifd^en SlrBeiten rang bie fatl^olifd^e
»eqeugung ^d^ immer mel^r burd^. S)a§ @tu«
tun ber IKrd^enDater trug neben fortgefe^tem
tnbium nomentlid^ ber JReformationSgefd^id^te
§ Steifte l^iersu bei. Sin mefentlid^er Slntl^eil
ennm gebill^rt bem @dnger ber XunifiaS, Srj-
[d^f Sabidloud t)on ^^rfer, mit bem er in leb»
|tcm literarifd^en SSerfel^r offen feine tl^eologi-
len flfimpf e auStouf d^te unb k)Dn bem er k)iel Sroft
ib Sufnmnterung erhielt. 913 nun im 3. 1848
e SOOiöl^e ^ropl^etie, »ie fte \xä) in ber Sftc»
cmationSgefd^id^te feinem @eifte befunbete, ftd^
i SBol^l^eit erfüllte unb nod^ fd^redlici^er gu er«
Bkn brol^te — ba fanfen mit jenen (£rf(|ütte«
mgen oud^ in il^m bie legten morfd^en @tü^en
iotc|iantifd^ SBefenS, unb nunmel^r trat er !ü^n
Rtfdgiicben auf bie fatl^olif d^e Seite. Seine Sd^rift
ihr bie Sel^ninfd^e SBeiSfagung (Sei))aig 1849) gab
^ Seranlaffung, fid^ offen ju erflören. Sr tl^ot
Attit jenem SRutl^e, ber il^n aud^ in feiner poli«
tifi(m @d^n^ unb Xru^fd^rift „S)ie babQtonifd^e
Bjmifyrf unb 3beent)em)irrung" ouS^eid^net.
vrii inffi l^ielt er ed nid^t langer mel^r mit feiner
lUfl^eugung vereinbar, boS %mt eine§ protefton»
tiKcnSeifUid^enju Dem^olten. S)arum reftgnirte
er fieimillig mit großem Serlufte auf feine ein-
Ug{u^ ^forrfteÜe t)on Stel^eminfel in $ommem
nk )0Q fid^ mit geringer ^enfton nad^ Sl^artotten«
tag jurfidt. ^ier arbeitete er mit unermüblid^em
fiferan feinem „©etreuenSiitter, ober@igiSmunb
W^funb bie Sieformation", einem SBerfe, morin
% miebenbige ®efialten bie gegenfö^Iid^en fiel^ren
Über @Iauben8befenntniff e k)edört>emb, bie ^ta^
bim i^ menfd^Iid^ Sutmidflungen in brama»
^ljßn Scenen feinen fiefem Dorfül^rt. S§ ift bie»
MSerl, joioeit eS Doüenbet, eine praftifd^e Wpo-
kfn bcS Kotl^oIiciSmuS, unb eben babur(|. l^offte
K »it ®otte§ ©nobe einen fleinen %f)dl bei«
Ingen }u !5nnen )ur Umfel^r feiner proteftantifd^en
Sittr&er in ben @d^o^ ber fatl^olifd^en jfird^e.
3tm felbtr foUte ba§ Sßerf gugleid^ eine öu^cre
^;iPnt} fid^, menn er mit 9^äd^ftem bffentlid^
PK fot^oßfd^ ftird^e ^urüdtfel^rte. 3nbe^ ®ott
pk c8 miberd befd^Io^en unb rief il^n inmitten
frintf anmfirengteften unb opf ermiUigften t^eiged
» 80. %)Dember 1851 unermartet burd^ einen
%nenfdj[Iag tn'd 3enfeit8 ab. S)er faft k)oIIenbete
QpiZ(dI be$ ®etreuen StitterS nebft au§fül^r»
^m Bäftma bed jmeiten erfd^ien nad^ feinem
tobe in Xegtndburg 1852 ; bie 9lu§arbeitung be§
PKÜm SonbeS beforgte fein ©ol^n Surel 3m«
Und ^eß. 1873 a(8 fatl^olifd^er Pfarrer gu
M/Mi m @d^IefienX ebenfalls 9tegen§b. 1858.
U^oIbS ®ef. @d^riften auS ber erften 3eit er»
fieMi in 7 Sänben ju Seipjig 1846—1848;
ie b|tm Sd^riften al§ IBanb vni unb IX gu
ttaätaro 1858. [Sinbemann.]
PefaMff, ber H/ ^urbe gmifd^en 770 unb
10 OB d)Iem Sefd^Ied^te in SBeftfalen geboren.
1^ bem Xobe HjiitS nod^ l^eibnif d^en Satten ffol^
bie ÜRutter, um ben ?ßad^ftellungcn i^rcS ©d^ma»
gerS ju entgelten, ju ffarl bem ®ro|en. ©iefer
Ue| ben ßnaben taufen unb übergab il^n ber $a-
berbomer 3)omfd^uIe jur grjiel^ung. §ier jeid^»
nete ftd^ 2KeinoIf burd^ frommen SBanbel au§.
Saburab, ber ^meite SBifd^of üon ^aberbom (815
bis 862), nal^m il^n unter bie Sanonüer auf unb
»eil^te i|[n jum ©iacon ; in ber golge befleibete
er bie SBürbe einc§ Srd^ibiaconS, unb 836 leitete er .
bie Translatio s. Liborii nad^ ^aberbom. 93alb
barauf grünbete er mit feinem SSermögen baS 5Won«
nenllofter 995bbe!en, nad^bem il^m burd^ eine @r»
fd^einung ber Ort für baSfelbe angegeben mar.
pxtx mürbe aud^ nad^ bem am 5. October 847 er»
folgten Sobe fein fiei^nam beigefe^t unb fein ®rab
burd^ Diele SBunber üerl^enlid^t. S)cr öicrte Sifd^of
Don ^aberbom, 95ifo (887—907), erl^ob 897
feine ®ebeine. Ueber il^n galt lange 3eit ber
@a^ : Meinolphnm sanctum genuit Westpha-
lia tantum, maS ben äefuiten ÜJlid^ael @trun!
1715 5ur Verausgabe feiner Westphalia sancta,
pia, beata Deranla^te. S)er traurige 3uftanb
beS fflofterS SB(3bbe!en bemog 1409 ben $aber*
borner Sifd^of SBiD^elm öon Serg, Sluguftiner üon
©d^moHe bortl^in ju berufen (f. b. ^rt. ^aber»
bom). ^aä^ ber «ufl^ebung beS ftlofterS 1803
famen bie Reliquien SDleinoIfS in bie SBufeborf»
ürd^e gu ^aberbom; l^ier mirb oud^ ein ®Iöd(d^en
aufbemal^rt, meld^eS ÜJleinoIf beim S)ienen ber
l^eiligen SOIeffe benu^t l^aben, unb meld^eS bei ber
grl^cbung burd^ 93ifd^of 95ifo in feinem ®rabe
gefunben fein foll. (SSgl. A(*.ta Sanctonim Oct.
ni, 171 sq.; Sigewardi Vita Meinolphi (ou8
bem 12. Sa^rbunbert), erfte 9lu8gabe öon Doer»
bam, Neuhusii 1681 ; Schaten, Annales Pader-
bomenses, Neuhusii 1693; Strunk, West-
phalia sancta, pia, beata, ed. Giefers 1854, 1,
10 sq.; Seffen, ®efd^id^te beS JBiStl^umS $aber«
bom 1820.) [SBurm.]
"SBeitttab, ber bt./ f- Sinftebeln.
SReimtitg, gute, mirb bei ben moralifd^en
^anblungen ber S^ti genannt gu bem biefelbe
oerrid^tet mirb, baSfelbe, mag man fonft burd^
Intention begeid^net. 3Ran unterfd^eibet nömlid^
bei einer §onbIung einen boppelten 3»^*^ einen,
meld^er gum äßefen einer ^anblung ober eines
SBerf eS alS fold^en gehört (finis operis), unb einen,
ben fid^ ber ^anbetnbe bei feiner ^anblung nod^
obenbrein fe^t (finis operantis). S)er 3öJedt, ber
8. 93. beim SHmofen biefcm innerlid^ unb notb-
menbig gu ®runbe liegt unb moburd^ eS eben als
biefeS beftimmte SBer! 3llmofen erfd^eint, ift bie
Unterftü^ung eincS ?Rotl^Ieibenben. SWan !ann
aber ben 5WotbIeibenben unterftü^en, um öon ben
SKenfd^en geprief en ju werben, ober um bie ©trafen
ber eigenen ©ünben abjubü|en, um ein abgelegtes
®elübbe ju erfüllen, um ®ott gu »erl^enli^en
u. bgl. ©iefcr pd^ bem SBerfe nod^ obenbrein an-
fc^Iie^enbe 3tt>ed ift eben berjenige, ben man
bie SReinung ober bie Intention ber §anblung
nennt. 2)er k)oIIfommenfte 3tt>edf einer f)anblung,
1191 aneintoetr, bet ^1. 1192
bie 6e(te üntinung, in bei \k Denrid^tct twrben Intention bui$ bie als 3)tittel jum S'^i ^
lärm, ifl bk SBeförbening bcr 6^re ©otteä. „S&r nenbe Jdfilecö'f ba"bhmg felbft bejledt, mtb tl
möaEt e|ien", fagl ber Stpcftd, „ober trintcn ober mirb biefe qIS miüü gu einem fluten ^lotix Vf
jonft tVoai t^un, t^uet Wt& gur €^re @otte3" nenbe {(^Icdile ganblung bvxäi bie gute Sntoitum
(1 (Sor. 10, 31. Hol. 3, 17), lo bafe bei iStiruii6 nid^t ße^eiligt: g. 39. Perlen, um aiino[en n
beS 1)1. 3gnatiu§ Don £Dl)ola Omnia ad majo- geben. 5. 6tne itirem Objecte nai^ gute taai
rem Dei gloriam al3 bei fd^önfle !B!a^lfpnt<^ lung enblic^ iniib buic^ ben fc^Ied|ten ^ati, a4
für bQ§ gange Men ju erae^ten ifl. ©S ift obei ben fie Eingenistet mirb, beftedt, unbbiejefi^le^t
biefet Swetf, bie SBejörbening ber lä^re @otte3, 3ntentiDn wirb burc^ jene i^reniObiectenailBÄ
ber Boälommen^e , weil ©ott [elbft Sei feinen §anbiung mit niesten Beibe[(ert: j. S. jemmäa
tanblungtn teincn f|o^em unb coniammenem unteiftü^en, um i!)n jui ©ünbt }u Deifül)TeiL
ntd hat unb ^aben lann, al§ bie SBeföibening SBaä bie giügeieobei gelingen SBiiffoinfcitte
fein» S^ie. SSon gnigleit ^ei eifennt er fiä} Intention betiifft, fo unteifd^eibet man feit Sud
felbft, liebt er fi4 felbft, fagt ei 31at!)f(^lüf|e gu Scotuä bie octueSe, bie Dirtudle unb bie ^bitntlt
feiner 9)er^err!i^ung, nel^e ei in bei 3eit oul' Intention. Wctuell nirb biejenigt Stntention g^
fü^rt ®ei ©effitbetung bei S^re ®otte§ al8 nannt, meldje unmittelbar oot obei wöfeitnb te
ietitem unb b^^f'em S'^'itdt unteigeoibnet ift ber ^onblung felbft gemacht mirb, unb toeli!^ mi^ii
Sfoti bei Sefärberung unfeier eigenen unb aller bie $anblung nirlfaiR beflimmt unb leittL w
§litmenf$en äBo^lfa^rt, ber alä nac^fter Ztoti jentgeSntention, ukI<j^ inStbfu^l auf etne&uib'
ebenfaQS nic^t aOein gulafftg, fonbein auc^ gut lung obei boi^auf ^anblunflenglet^eiVitTnitR
unb @Dtt no^Igefällig ift, inbem in biefem näif- gemacht unb burc^ eint entg<gengefe|tc nii^ i»
fltn Swftfe if"'i !«!('« ""l» ööc&fte 3™ec( Biituell lütfgenutnmen ift, ^ei|t (lobitudl. Uebt biefe (lÄ^
eingefd^loffen ift obei »enigflenS eingefc^lDffen fein hiefle Snlention bur^ ben im @emüt^ mit
lann, benn „ber [Dlenfctien ^eil ift @otte§ SSer* gelaffenen (Sinbrud auf bie ^anblung felbp u^
^errlicbung". UebiigenS ergeben fid^ biefe et^i* ßin^uf; au§, fo niib fie birtueU, im enteeg» \
fc^en ^eftimmungen über bie Intention unfeiei gefegten iJ^aKe btigegenitin^bihi^BenamiL i» \
^anblungen a!§ einfache O^olgeiungen aus ben letalere i^ als unhüftig gu ttnei guten ^imblnu i
bogmatifc^en Seiiren unferer @Tfc^affung con felbft. nit^t geniigenb ; bie DirtueOe bagegen genügt " ;
Sienn ifl ber tiiimäre 3ti>eit unferer @rfd)affung fie gleich b'ntei bei actueQenguiüit^^L 3)ie^
@loHe9 eigene SSer^errlid^ung. fo mu^ biefe au(^ tii^e WoiaH ba^a, totidit le^it, ha% (Soll t»
ber primäre 3n)(d oUti unfeier ^anblungen fein, gugStoeife auf bie gult nJteinung fe^, bie nii ü
unb ifl unfete ^efeligung ber feninbüre 3itied un- unfmn ^anblungen tiaben, legi einen bcfanba
fererSr{d^ffung,fo Surfen unb follenunfere&anb^ SBertb barauf, bog man tögli^ beim^Inftngtbs
iungen ouc^ ^ingerid^tet »erben auf bie Sefürbe' 99erufSarbeiten eine guleSneimingmai^nnbt»
rang unfeieS §eUe§ als auf i^ren fecunbären unb filbebenSügbinbunS^äufigemeuett. PHoriit] .
näctiften 3nierf. SSoS ben einflufe betrifft, ben 38rittwnft(aj;eginmerl), ber^I., fflifcHw
bie Intention auf bie 9]RiiraIitiit bei fianblungen ^aberbom, nur bei ©obn be§ fai^fif^ien (SinfB
auiübt, fo laffen fi^ bie !)auptfäd(|li^{!fn S8eftim> 3mab, meld^er uon 3Bittetinb abflammen fol, m
mungen bierübei in folgenben fünften gufammen' ber ^Uti)a (^bela), bei Siuifiter befi @iafui Wk"
faffen: 1. Site Intention Derleibt einei ibiem Ob' matinoon@lten,R}eI(^ef))äteTburd^i^3usdI(^
iecle vaä) inbtfferenten ^anblung itire eifte @üle teil unb9ietieltbatenfobtrüd^tigttDuibe(DgLt»>
ober ©c^Iec^tigleit; eine gute Intention mati^t über @iefebiei$t II, 150 ff.). 9ie feine ®(f4i#'
eine an fic^ glciij^gültige ^anblunggu einer guten; nennt bie Vita MeinwerciSi^ieberi^CX^eobtnt),
eine fc^Iee^te äntenlion nutest eine an fid) gleid^' @liemob (®ifela), meldte fi^ an einen ni^i#t
gültige ^anblung gu einer fe^Iec^len. 2. Sine belannten ^beugen in iga^em ttet^eirottte, m
i^em Objecte nac^ gute ^anblung, com ^ari' ^jela, müfy Üormt tm Aloßer Süen imäit;
belnben auf einen guten ^meä bingerid^tet, ert|ält, Ibam Don Bremen nennt no^ eine britte &ß^
uofem bie @üte beS SroedeS t>on ber @üte beS ftei^mma, nwlc^e bie anuttti 3mabS, bei iDtifci
CbiedeS ber 3rt nai^ uerjc^icben ift, burt^ ben Slod^folgeri ^DleinmerlS auf bcm $abeoU9B
bingidommcnben guten 3iDed! eine neue ^it oon Stuhle (bie Vita begeid)net i^ aI8 aororimbil'
©Ute unb miib be^b^Ib gu einer groeijai^ giiien: felben), gehKfen fein foU. 9ud| nui n mit bs
g. 39. Umofenfjienben gui gifüüung eiiieS abgeleg- fäc^fif (i)cnffaifeif)aufe Deimanbt (^inic^IIniat
ten@elübbeS. 3. €tnfrtt|rem Objecte nac[)if^led)te it)n ncpos noster); bo^ ifl nid|t genas anj»
^aiüilung, Dom ganbelnben auf einen ]^le(f)lcil geben, loe^ti biefe Sieimanbtfc^ft gammle, voIp
Sned t)ingericE|tet, empfängt, nenn bie @cblec^tig- fi^einlii^ t)on feinem diäter, SReinuxiI nn^ jü
leit beS 3>DedeS oon ber beS ObfetleS bei ^rt nai$ geiftltt^en @tanbe beflimmt unb ei^itlt feine w
»erf^ieben ift, eine neue @<i^le^tiglett unb mirb butig av^ ben ©^ulen gu^alberflabtinibäilbA<
bemnad^ gu einer groeifai^ fc|Iec^ten: g. 99. lügen, bcini, an inelc^em le|tein Orte ^inric^ Ö. feil
um einen £)iebftabl auSgufubien. 4. SBiib eine ^Iiitfdjiilcr inar; umSSeibe fe^Iang fic^eintngtf
§anblung, bie i^rem Objecte nac^ ft^lei^t ift, auf i^nnb ber Srennbfi^afl. Sarauf war er Smun^
einen guten IQmtä ^ingeit^tel, fo mirb biefe gute cus gu ^alberftabt. Otto UL cnunntU i^ P
198 9)lEinmtc[, btt ^I. 1194
tonn^fl<HtIffli;lnbUfti@H!l[wn961te6et ouij^ atolien befudtile TOrinroerl mit bfin flaif« ba3
lter®«nm<^n. aifl no^ btmaob« beS Wolter- ftlofter Elugitg. Hui äßeriDenbung b(§|Er6en etl^iell
ini«»iWDf83letl^r (gtft. 6.ml^ 1009) ©e- er 13 W6nä;t jitr ®tünbmi0 eines fllofterS; et
■btt von ^oberbom gn ^einri^ mif ®o8Iac baute btnfelfien an ber SBeftteite ber @tabt, ttD|>
■KU mit becEBittt um einen neuen SSif^of, ric^' bem bielfadd iSehenfen bagegen erfioben mürbe,
lebtift5nie,tiMl4et gut Stärfung feiner 3IIac|t b<i% Jtlofler ^bbing^of. ^m Wänäfm übtvaah
e dfdiöfe fein« Kopefle ju entnefimen pptgte, etÄiitbet Bonüdinifterialen unbSürgem jurgr-
tt bm oiitoefenbtn SSifd&öfen [ein 3Iugennierf auf jie^unfl. Unterbeffen mar oucti ber ®om DoHenbet.
Wnwrrt. liefet würbe gerufen, luib ^etnrii^ SKeinwerf Meiste i!in am 15. September 1015 in
icntli^ ilim einen feanbfc^u^. Suf bte Sragt, ©egenroott ber benachbarten iSif^öfe ein ; Äaifet
nS ba« 6ebeuten foUe, ertuteberte ber ßöniß: §einrii^ war ebenfalls gelüben, fonnte ober lotflen
Jjtemitennifänflft bubaSlßiät^uniSIkbetbom." beS ^elbaugeS gegen 5poIen nit^t etfddeinen. Sei
n SJhiniD«! meinte, er tonne ou3 feinen eigenen ber geier liefe gjteinnierE bie pQpflIic6e Seflätigung
Utttlii ein onfe^^nlic^erei fttften, entgegnete t^m oerlefen, erneuerte feiner{eil§ bie |cE)fin früber bem
cfani^, genibe be^megen gebe er e8 i^m. ^nt Sgigt^unt gemachten iSc^enfungen unb fügte neue
Ignbtn @(inntaQ, bem jmetlen in ber ^ftenjeit, Iiinju. ©eine S^retgebigfeit fanb ciele ^iai^al^mung,
B. anOi), nmibe ei Don bem grjbifdiof SiltigtS bte Yita gäblt über 100 ^äße auf. 3n ber Slübe
mVbting geneigt unb reiste QlSbalbna^^aber- beS fflofterS SIbbingbaf erbaute ^Dleinmert eine
m oll. ^Ätt nur er ni<^t nnb^nnt; 1002 mar jfapeUe ju S^ren beä 1)1. ^Ie£iu§. mie er ju Stom,
1 beimi^ IBema^lin fSmigunbe in $aberbom als er bort erfranfte, gelobt tiatte. @ine anbere
tUnt noiben unb 9Ieinmerf iibne3iDeifeIim ®f ffopeüe, ju ß^ren beSf)I. iBart^olotnSuS, erbaute er
llgt berf elbtn gewefen; 1005 ^atte er bemffönig per Graecos operarioe, Wie hie Vita jagt, neben
Üi Sanbgut in Sflftnförbe übergeben, bamit er eS bem S^omtlofter in ber DIätie ber Sßfaljlapelle,
m IMf^of »et^at fd^enle. iDlit greuhen mürbe er roel^e ©erolb, ber ©taH^alter ffarlS beä ©rofeen,
«rtoIbinSpoberbomaufgenommen. ©ettbemifter erbaut ^atte. Ob baS unter bem *namen SBar-
■i*ßefe}tinunei9ennü|iger£5Jeifefür feinSÖiS- tliolomauS-ffopeKe belannle unb in ben funfl-
^^ÖttggciBeienunbfürltSaberbomgemorben, gefcbit^tlic^en SBerien beschriebene Soumerl bie
Nl btr ^ iBcnODarb für ^ilbeeb^in- Seine erfte ßopelle ^einmerlä ober bie ©erolbS tft, lann ntcbt
ERBCDMnbtenbemaSieberaufbaubeeimä.lOOO beftimmt merben; bie ältefte !8augefct|ti$te be3
■tt «nm gto^ X^eUe ber Slabt burt^ g^erS* ^aberbomer S^omeS unb feiner Umgebung ift noc^
imfl jtifurten 2)omee }u. Sler Don feinem iBor* ntd^t genug aufgebecFf. 9liii$ erbaute er einen neuen
liign: begonnene 99au felfim i^m mcber groftaitig btf^öflic^en 3|ialnft an ber Oftfeite be@ S^otneS,
lang, KO^ mit bei nSt^igen Sorgfalt ausgeführt; an i^m pei ÄapeUen, unb umgab bie @tabt mit
K n| bt|i(|alb 9tie$ nieberrei^en unb bebeutenb neuen Snauem. Wn Dielen anberen Orten beS SSiS*
^Kt/a imm. Sobonn fing er an, fein Sisitium l{)um8 baute Sneinmerf ebenfaSsJTiü^en unb fio'
picnifm. @t^rbemü^tniarer,baSunbebeutenbe peüen. Um bie @eelforge }u erleit^tem unb bie
idüii^ ®e(iet be€felben gu Dergr&feem. Ülid^tnur religibfe Silbung fetner Untertbanen ju fSrbem,
Haltt tt feint tigenen Seftbungtn ^a, er roufett tl^eilte er bie Pfarreien. Stbr fa^ er auf gute
■4 bit 9nunbf(f|oft be§ A&ntgS in auigiebtger ^riefter unb Deilangte von i^nen aud^ äu|eic
Bnft )n btnn|en. Sit Vita metg HHanc^eS ju be- Sürbe. Si^timm lam in biefer Segiebung ber
miftbcT bit oft eigentbümli^e Seife, auf meiere ^1. ^eimerab bei i^m an. 3113 biefer in Demod^^
Bc4oA<»Stnbe^uienbemirtte,etne3Beife, meldte lüfligtet flieibung in ^aberbom erfd^ien, Iie| fii^
Kn4 ntr tin Sneinmerf gegen ^einri^ n. et' ber Sif^of feine liturgifd^en Sucher unb flieiber
Uei binfte. SMe 9efi|ungen, nelcbe ÜÜeinnert geigen, unb al9 er au$ biefe oemac|)Iäfftgt fanb,
hB8tet^tini eraurb, finb fo bebeutenb, büfi er Ite^ er biefelben oetbrennen, it|n feBft beftrafen.
idtSti^ als btt jmrite Stifter besfelben hcjeid]nf t Später mürbe er übet §eimerab etneS Seffem be-
*e/bm tarn, ^einridi n. meilte oflmaie Wi jci^ Iel)rt. gür baä teiblicbe 5ßJo(iI feiner Untertbanen
M t^Kunbt in !ßabtrbom, wie auij^ biejft if|n mQr9KeinroerIntcE|tminberbefDrgt;erbemü^tefi(%,
Mm btflItUelt unb an ben SReicbSlaRni l^til- ben Siierbou gu lieben unb ba§ 2oo§ ber ßeib-
■^ Kiemonb galt metir im Walbe bei: fiönicis eigenen gu milbem. ^em fflofler Soroeq, n)eld)e3
*ei,irienianh empfing grBgfre Segünlligunge'n. gmar oon ber SuriSbiction bei 5paberbomer SBi-
Opiutt niinit §einti(f| bie mid&tigen unb uner- j^ofS ejimirt mat, manbte er feine lufmettfamleit
mii^u ©ienpe ÜJietnmerB ; in einer Urfunbe gu unb fuebte bie jerfaßene fftoflerjucbt gu beffem.
■atoi^bieeraiigelicaMartha. 3m3.1013 Seine SSemü^ungen^elenjebodi bei ben 9))&ncf)en
llgBleiiimerfmit ©einrieb gubeffenffaiiertranung auf SBiberftanb, loefe^alb er hie §ilfe beS Äaiferl
ÄStalien. ^ft SSenebict VIU. fc^entle ibm anrief. 9lud& bei ^einric^S ^Rad^folget, Äonrab n.,
in Stliquien für ftine ffircbe unb bejtätigte flanb SDleinroerl in grofeem ?Infe^en; biefer ffaifer
!■ alte Sefltungen unb ^ricilegien feines 5BtS- meilte oft in Sßaberbom unb f^enfie bem ©if^ofe
InnL äofiferbe t^ot ber ffaifet gu 5paBia, ba Diele @üter.2Beinmetf begleitete ibn ebenfalls 1026
li dDni Urtanben btim SBranbe beS Slome« gu nac& Stallen, äßon hem Spotriari^en SBulfganci
■" *^ en. Huf bem SRüdmege ton non Hquileja erbat et fiä» bei biefet ©elegen^ii
1195
aKci|cn.
1196
Reliquien für fein fflojicr 9lbbing^of ; bcr $a»
triard^ fd^cnftc i^m fpätcr ben ßcib be§ I^I. gclij,
ttjeld^cr am 3. Octobcr 1031 anfam unb burd^ bic
Feuerprobe atö äd^t ertoicfen tüurbc. 9lm 1. unb
2. 5Roüembcr biefc§ 3ö^re§ totx^it 2Keintt)crf baS
fflofter Slbbingl^of ein unb bebod^te eS reic^ mit
®ütemunb3c|ntcn; bic Vita jäl^It eine lange Keilte
mcrt^üoUcr unb funftreid^er ftird^engegenftänbe
auf, ttjeld^e ber 95ifd^of bem ftlofter fd^enifte. 5lad^
aaäeil^nad^ten fam aud^ ber ffaifcr unb beftätigte
baSfelbc nebft ben il^m gemad^tcn ©d^enfungen.
$Rad^bem TOeinwerl biefc feine fiieblingSftiftung
üoßenbct ^atte, ging er baran, an ber Dftfeite ber
@tabt ebenfalls eine Jtird^e gu bauen. %U SBino
üon ^elmarSl^aufen l^olte i|m bafür ton 3eru«
falent ben Pan ber ©rabeSfird^e. ^m 25. 3}la\
1036 würbe biefelbe eingewcil^t; mit il^r terbanb
ber »ifd^of ein ßoUegiatfüft, 93u|borf. «n bem
beabfiddtigten 93au öon ftird^en auf ber 9iorb»
unb ©übfeite ber ©tabt t)er]^inberte il^n ber Sob.
Einige ^age nad^ ber SBeil^e ber 93u|borfürd^e
erfranfte er, unb ba er fein @nbe l^erannal^en
fül^Ite, Iic| er fid^ am SKorgen beS 5. 3uni, ber
$^ngfh)igil, in eine JlapeOe an ber bifd^5flid^en
iffiol^nung tragen; l^ier Derfd^ieb er um bie @tunbe
ber 2:er5. S)er ^l. ©obel^arb Don ^ilbe§l)eim erl^ielt
5ur felben @tunbe burd^ l^ö^ereOfenbarung ßunbe
t)on feinem Sobe. 3u berf elben 3eit ftarb im ftlofter
goröe? plöfelid^ ber 3Mnä) 95ofo, loeld^en SKein»
»erl, ba er gegen feine Scform bort befonberS
äBiberftanb leiftete, k)or ba§ ®erid^t ®otte§ ge«
rufen l^atte. 2)er Seid^nam be§ 93ifd^of§ tourbe
feiner eigenen Seftimmung gemäfe in ber Äird^e
beS fflofterS Mbbingl^of beigefe^t. 3m 3. 1376
fanb man il^n nod^ unDerfel^rt; bi§ )um 3Q^te
1649 trug ber ^t beim 3a]^re§gebäd^tni| bie
®af el, in weld^er TOeinioer! begraben toar. 3laä) ber
^ufl^ebung beö ÄlofterS im 3. 1803 (baS ftlofter
ift i^t Jfafeme, bie Äird^e proteftantifd^) lourben
bie ©ebeine in bie 93u|borffird^e übertragen. S)ie
SRegierung SWeinmerfS bejeid^net für ^aberbom
eine Seit l^ol^er Slüte in SBol^Iftanb, ffunft unb
SBiffenfd^aft. anag aud^ t)ieaei^t bie je^t fo be»
nannte Säartl^oIomöuS^ftapeDe nid^t Don il^m l^er«
rül^ren, fo lebten bod^ ju feiner Seit Äünftler in
^aberbom; für feine Sauten jog er frcmbeSBau»
leute l^eran. SBefonbere Sorgfalt üertoenbete er auf
feine 2)omfd^uIe, meldte bann unter feinem jtoei»
ten 92ad^foIger unb SSerwanbten 3mab (f. b. 3lrt.
^aberbom), felbft einem ©d^üler berfelben, ju
großer 93Iüte gelangte. ®er 1^1. 3lnno öon R'äln,
Sriebrid^ öon SDWinfter, 9lltmann öon ^affau unb,
um mit ÜReinmertS allem Säiograpl^en gu reben,
perplures alii strenui postmodum in vinea
Domini operarii, erl^ielten bort i^re Silbung.
aWan fann fie als einen 3lbleger ber ©djule öon
gulba beaeid^nen; SWeinioerf »ar ja in ben
©d^ulen JU ^alberftabt unb §Ube§]^eim erjogen, an
bereu ©pi^e jmei ©d^üler üon SabanuS SDiauruS,
^a^mo unb 9lltfrieb, ftanben. 9tud^ ßrjbifd^of
Umöan öon 93remen loar ©oml^err in $aberbom
unb gelangte 1012 burd^ ÜReinioeriS Smpfe^Iimg
5U feiner ^ürbe. SBaS aKeinwer! mit ebler Ita^
eigennü^igf eit für bie öugere ©teOung feiner SMift
unb bie ©uftentation religiöfer 3nftüute, bnid^
feine ©orge für bie religiöfe 93ilbung feines SolM,
burd^ feine ^rd^en* unb ftlofterBauten, burd^ fä*
neu ©inn für bie Jhtnft, burd^ fein DerbienftTtd^
äßirfen für bie ^ebung beS Unterrid^tS« unb 6tB-
bienwefenS getl^an, fi^ert il^m einen t^xttmM
^la^ in ber Seilte ber 93ifd^öfe jener 3eit fe
erl^ölt Dielfad^ baS ^röbicat l^eilig, bod^ ift er is
baS neue Proprium Paderbomense t)on 1884
nid^t aufgenommen, fiiteratur: Vita Meinwerd
aus bem 12. Sal^tl^unbert, auS reid^em urimb-
lid^en anaterial unb ber nod^ lebenbigen munb*
liefen Ueberlieferung gefd^öpft, t)on einem utt"
befannten SKönd^e beS ftlofterS Slbbingl^of, in
Mon. Germ. Script. XI, 104 sq.; ©d^oftcn
bagu Don SBromer S. J. unb 9ioten öon Diw
l^am, SBenebictiner t)on äßerben, Neuhusii 1681;
Schaten, Annales Paderbomenses, NenhiUb
1693; Säeffen, ®efd^. beS SäiStl^umS $aber6on^
^aberbom 1820. »gl. aud^ (Siefebred^t, ®ef(|.
ber beutfd^en ftaiferaeit n, Sraunfd^». 1875;
C)irfd^-$abft»a3re|lau, 3a]^rbüd^er beS beut^
^eid^eS unter J)einrid^ 11.; 93re|lau, 3(4r6u(|(r
beS beutfd^en Steid^eS unter j^onrab IL [äBunn.]
'pSei^m, el^emaligeS SiStl^um in @a4|n.
ftaifer ^einrid^ I. grüiü)ete 930 in ber k)on &m
beaol^nten ® egenb ber obem Slbe bie Surg SRiSnl
um bie fäd^fifd^e ^ctrfd^aft in biefec @egenb )B
befeftigen unb für bie Ausbreitung beS (Sin^
tl^umS einen feften $un!t gu geminnen. Um bot
le^tem 3^^^ beffer ^u erreid^en, nal^m Otto bcr
©roge bie ©rünbung eines SiStl^umS bafettft is
AuSfid^t unb bejtimmte 966 9Rei|en )um S3ifd#
ft^. Auf ber ©^nobe p Statenna 967 marb gugld4
mit bem ßr^bistl^um ÜRagbeburg baS IBiSt^
3Rei|en errietet unb als ©uffraganbistl^um ben
erfteren unterftellt. 3n einer Urhinbeöom 19.0c«
tober 967 febte Otto bie ©renken beSfelben feji unb
botirte eS. S)er erfte Sif d^of »or SBurd^rbt (gejl
969), ben ber erfte grabifd^of t)on ÜRagbrtwg
968 loei^tc. Solcolb (geft. 992), befonberS ober
eibo (geft. 1015), traten t)iel jur SSefel^rraigber
SBenben. Unter benfolgenbenS9ifd^öfenifibefoiibff8
ber l^L Senno, ®raf üon SBolbenberg (1066 W
1106), JU nennen, ben $app ^abrian VL 152S
canoniftrte. Sr ftanb in ben j?ämpfen feiner Släi
auf ©eiten ©regorS VII. unb ttwr l^od^etrijtft
megen feines l^eiligen SebenS, foioie loegen |eii«
apoftolifd^en ^iffionStl^ötigfeit unter ben wx^
nid^t befel^rten SBenben. SefonberS feit ber fc*
bauung beS aßei^ener 2)omeS (unter SBi£^ !•
1285) würbe er ber ©egenftanb l^ol^er SScr^nwj-
Obfd^on bie »ifd^öfe öon 9)ieiBen fein gro^
Territorium l^atten, loaren fie bo^ Äeid^SfütPa;
feit bem 13. 3a]^r^unbert l^atten fte boS SRin«'
red^t. ®ie ©iöcefangrenje i|i unfid^. SÖ Jtf»
11. 3al^r]&unbert beftanb ein gemeinfd^ftiüi^
Seben ber ©HftSgeiftlid^en mU bemSBifd^of, feitbea
ÜReland^tl^on.
1198
ä^, tmb es bilbete ftd^ ein felbftänbi-
DicojpiteL Unter bem bebeutenben, mtl«
freigebigen Sifd^of ^ol^onnl. (1342 bi§
ber bie ^Berl^öltniffe be§ Stiftet rDof)U
: feinem 9lad^foIger überlieg, tuurbe 1365
bifi^of Don ^rog burc^ Urban V. ^um
gen )iä))ftlid^en fiegaten in mel^reren ^iö-
ad^ in 9Rei|en, ernannt unb ba§ Suffro»
n^äünil bed SBiSt^umS p aßagbeburg
kn. Mein gerabe in btefer 3eit erf d^einen
löfe Don Steigen in enger 93erbinbung mit
nrg, unb tl^atföd^Iid^ blieb e§ beim ^Iten.
HWof gWcoIauS 0. Pr. (1377—1392)
bad 93iStl^um bagegen eng mit $rag Der«
imb ber @r}bif d^of Don SRogbeburg fud^te
[tr gfeljbe feine Sed^te über SKcigen su »ol^«
Wof li&imo Don Äolbij (1398—1410)
)ft ein 93öl^me unb befe^te bie Dorjüglid^«
iifyn @teUen beS iSiStl^umd immer me^r
fönen feiner 92ation. Xl^imo lebte meift
; unb Heg baS @tift Derfommen; barum
SRorlgraf SBil^elm I. Don @ad^fen, ber
ittfter ber S)omtird^e, Dom ^Cip\i eine iBuUe,
dd^ 1399 (unb 1405) bie Sefttmmung
35 oufgel^oben unb äßeigen unmittelbar
rfifid^ @tul^I unterfteDt nmrbe. 2)arüber
offener ffrieg mit Sr^bifd^of ©üntl^ier Don
ui^ meld^er bie le^tere 93eftimmung nid^t
ten iDonte. Sr mugte [\ä^ aber fügen, atö
^e fein SBiffen Shtbolf (gefl 1427) jum
gen)äl^(t tt)urbe. Unter Sol^ann ^ofemann
151) Derormte unb Denoilberte bie Se«
g beS 99i§t^um§ burdg bie Einfalle ber
; bad unterbiet, »eld^eS Srjbif d^of (Süntl^er
eigen QuSfpra^, mürbe natürlid^ nid^t be«
Unter ben beiben 93rübem J^aSpar (geft.
mb ©ietrid^ Don ©d^önbom (geft. 1476),
tere befonberS roat ein geleierter, tüd^tiger
eri^olte ftd^ ba§ @tift mieber. Sol^ann VI.
-1518) xoax ein guter ^auSl^aner, aber
len ging in meltlid^en S)ingen auf. SBäl^»
mit ^er^og @eorg um ber fianbeSl^oieeit
1 Stift toillen in ©treit lag, crf anntc fein
{er Sol^ann VIL Don ©d^lcinij (geft.
korgS SanbeS^ol^eit an unb fanb an bem«
afür eine @tü^e gegen ba§ einreigenbe
tun, bem er bur^ Strenge gegen ©eiftlid^e
n, toxt aud^ burd^ bie ß^anonifation unb
ig beS 1^1. Senno )u meieren fud^te. 3o«
IL Don aWaltil (geft. 1549) fonnte trofe
t SBiDenS unb Dieler SRül^en ber 9{euerung
l^c ^err merben, ba nad^ ®eorg§ £obe
ein Siad^f olger peinrid^ über be§ Sif ^ofS
tioeg ben ^roteftantiSmuS einführte. S)cr
d^of äo^onn IX. Don ^augmi^ reftgnirte
S Stift in bie ^änbe be§ 2)omca))iteI§ 5U
ttnb bie Söcularifation beS SiStl^umS
\ify bamit Don felbft, ba ftd^ Sol^ann VH
er SonbeSl^ol^eit ber 93ifd^öf e im Stift be«
ttc 9)amit erfolgte aud^ bie DöDige $ro«
ntng bed Stiftes unb be§ 33i§t^um§. ($gl.
f
Gersdorf, Codex diplomaticus Saxoniae re-
giae, 2. ^p\t^l, Urfunbenbud^ beS äod^ftifteö
aneigen, I— m, Seipsig 1864 ff.; g. ÜKad^a«
tfd^cf, ©efd^. ber «ifd^öfe beS C^od^ftifteS TOeigen,
©reSben 1884.) [SBofer.]
Mttand^tt^on, ^l^ilipl), langacittger greunb
unb ©enoffe ßutl^erS, lourbe am 16. gebruar 1497
in bem bamatö furpfälaifd^en, ie^tbabifd^en Stöbt-
Äen ©retten bei SBru^fal geboren. Sein 93ater,
®eorg Sd^ioaräerb, ein "gefclidtter unb lool^r&aben«
ber SOBaffcufd^mieb unb Scüftmeifter bc§ Äurfürfien
^l^ilipp Don ber ^falj, ftammte auS ^eibelberg,
mar aber, als er ^Barbara, bie Xod^ter beS 93ür»
germeifterS Solfiann SRcuter Don Sretten, heiratete,
in biefe Stabt übergepebelt. ®er erfte Unterrid^t
mürbe W^ipp in ber ©aterBabt ju X^eil, inbem
ber ©rogDater für feinen 6nfel einen tüd^tigen
^auSIel^rer beftälte. SBeitere SluSbilbung erl^ielt
er bann in ^forjl^eim. ^fö ber ©rogoater imb
ber SSater rafd^ nad^ einanber im October 1507
geftorben maren, 50g bie ©rogmutter, eine Sd^me«
fter beg ^umaniften Sol^ann Steud^Iin, in il^re
^eimat unb nal^m brei il^rer Snfel mit ftd^; unter
biefen mar aud^ ^l^ilipp. 2)erfelbe !am fo in eine
ber trefflid^ften S(|ulen ber 3^it unb entmidtelte
d^ fel^r rafd^. ^uger feinen fiel^rem mirfte aud^
ein ®rogo|eim Steud^Iin auf il^n ein. S)iefer !am
Don Stuttgart, mo er bamafö älid^ter beS fd^mü-
bifd^en SunbeS mar, öfter na^ ^forjl^eim unb
befd^enfte feinen ©rogneffen mit Sudlern. 9(18
berfelbe gum SDanfe bafür mit feinen SD^tfd^üIem
eine Don äteud^Iing lateinifd^en Sombbien auf«
fül^rte, manbelte biefer in ^nbetrad^t ber @e«
manbt^eit, meldte jener babei an ben Xag ge«
legt l^atte, ben Dermeintlid^ barbarifd^en 9{amen
in ben gried^ifd^en Sneland^t^on um, unb fo fd^rieb
ber Präger, ol^ne ^toeifel beS 2Bol^Qaute§ megen,
il^n fpöter immer. 2^m SUter Don )m5If ^af^*
ren bejog Sneland^tl^on bie UniDerfttöt ^eibel«
berg; am 14. October 1509 mürbe er immatri»
culirt, unb burd^ Sefud^ ber IBorlefungen mie
burd^ eifriges ^riDatftubium mad^te er groge gort«
fd^ritte. Saugen ftnb bie )mei lateinifd^en ®e«
bid^te, meldte äBimpl^eling 1510 in feiner Sd^rift
auf ben Sob ©eilerS Don ftaiferSberg unb in ber
Sd^rift Contra turpem libellum Philomusi de-
fensio theologiae scholasticae pm Srudfe
braute, fomie ba§ SaccalareatSe^amen in ber
Slrtiftenfacultät, meld^eS er bereits im Sommer
1511 mit erfolg beftanb. Sein ßl^rgeia rid^tete
fid^ fof ort audd auf ßrmerbung be§ üKagiftertitetö.
99ei feiner 3ugcnb lonnte aber bem SBegc^ren nid^t
fo batb entfprod^en merben, unb bie 9lbmeifung
beftimmte il^n neben anbcren ©rünben, §eibclberg
au Derlaffen. 9luf ben Satl^ Sftcud^HnS unb feineä
^forjl^eimcr Sel^rcrS Simler, ber Dor ßurjem als
$rofc|]or bcS Scd^tS nad^ Mbingen gefommen
mar, manbte er fid& nad^ biefer UniDerfttöt unb
marb bafelbft am 17. September 1512 immatri«
culirt. Sei feinem gifcr unb Talent erlangte er,
als erfter unter elf Kanbibatcn, bie 3Dlagifiermfirbe
1199 3)leIaniJ^t^on. 1200
bereits am 25. ^miliar 1514 unb mit i^i baS btfreimbetcn Oecokm^rab, bomalfi Vräriga ii
9te^t, in (einet 99urfe ffiottcfungen gu fallen. ®ie SlusSburg, einen SScri^t übet biefelbe, unb aä ei
Sßeiiobe bea SemenS mar bamit jinar iii!(5 nic^t bnrob Bon SÄ angegrijfen rourbe, f^tieb et tait
abge[d)Io|[en. %uf bte freien ffünfte folgten bie Defensio Phil. Melanchthoois contra Job.
^ü^eren auiffenfi^aften, unb aRetanc^t^on befd^äf- Eckium theol, professorem. S)ie @d^ ^
tigte H "i^* '^"^ t*"^ ">" t*" ""*" "^"^ onbem, bd Sullier unb (einen ©efrnnungSßenofjen gBn^
fonbetn er mibmete (ic^ bei feinem SSiffenSburft ^lufnafimc. S^elantj^tbon mürbe bctbin^Wniiikin
oDen, ber S^eotogie, bet SuriSf xubetij unb ber fid) noc^ ntelit mit töeologifdien Stubien ju bc
aWebicin. Slnneben aber begann immerbin bereits fdjafttgen.uTib bemühte (i^ nun auct),o^3'«iW
baS Seiiren. 6t erdatte junäd^ft ffiirgü unb %t- auf S?utl)ct§ Kat^, um einen @rab in ber i^b^gf
renj. 9lla fe. Sebel 1516 ftaib, erlieft er ben fdjen ^Qcultat. ^m 19. ©eplember 1519 BniÄe
■ Auftrag, Bntntlicb Sloquenj unb @efd|id&te ju er jum ütBiildjen SaccalareuS ptamouirt. Snbet
U\)Kn, maä oamaie mittels erflärung bei lateini« SliS^iutation, bie er babei ju galten ^otte, Mt( s
({ben Elaffifcr gef^ab. 3n bem litetarifd^en SBer- (ic^ entfii^ieben ouf ben ©taubfiuntt beS ©(brift«
ein ber Jßerfargenoffeit gab er aucb Unletriibt über princif §. Iiie uns crbaltenen äliefen lauten; Qu«
griecdif^e ®rammalil, über 9t^ttotiI unb Sia* Catholicum, praeter ardculos, quos acriptm
lettil. ^ugleid^ mar er literatifc^ tbätig. ^13 @Dt' probat, non dt necesee alios credere. D«inde
tectot ber %n§b'I'n'f$'n Siruderet titTfa|te er concilionim auctoritatem ecriptur&e anctoii-
ißarrebcn gu mebteren @cE|nften; er gab femei täte vinci. E quibue fit citra haereaifl crimeo,
1516 bie Sb^cnif be§ *)1aucIeruS in Derbeffertei non credi TraneeubBtantiationem aut Chi-
QteflaltberauS, DeröffentltibtelSlSeinegriec^if^e racterem (indelebilem) aut eimilia (C. E.I,
©rammatit u. bgl. ©ein ßrfolg unb fein Sin- 138). 6r mar nunmehr SDhtglieb gtoeier gdol'
(eben Baren (o groß, bofi bie Uniuerfitöi Sngol- täten, ebenfo §umanift alä Sb^olofl«- ©o^ ^
ßabt tbn gu geroinnen fu^te; allein auf 9teuc^IinS er es atS 3:beoIoge bei bem erlangten @rabeie>
Siatb fti^Iug et ben Stuf aus. SIIS bagegen biefei menben unb mat nie gut SSemetbung um baS Si»
Dom fmtfätflen »on ©aibfen im Srü^iabi 1518 torat gu bemegen. ^nijberbft btS itfl^jlenäa^
um Sqeicbnung »tvelet ®<ele^rten für ben gtiec^i« Uerebelidite er fid(| mit Aalbarina, ber Xo6^ W
fj(Knunbbebrttif<benUntertt£|t aufberneugegtün' SSittcnbetger Sürgennei^erS fftapp. SSDatniP
beten Uni&erfitSt SBittenberg gebeten mürbe unb berum fiutlier, ber ibn baju Deranlagte. £r foHte
füi ben grie<bifd)en£el)rftubl (einen DIeffen in Sßot- burd^ bie ^eirat fefter an SSittenb«g gebmiba
f^Iag bradite, übemabm er bie(en fiebr^bl ii")> metben, uiu bet Sl!otä uutbe crteicbt. Wäa»
blieb (ortan bei ber neuen $od(ifd)uIe, obmofil man i^t^on blieb an ber ©eile SutberS unb nurb fiii
ibn auf ber S)ut^Tei(e bur^ &ei)]gig ba(elb^ gu* ei(rigftet ESertbeibiger unb ber tücbtigfle &tiim
rüdgubalten (ucbte unb aui!^ fjiätet me^rfa^e %n> (einet &bre. Sr ttat (ofort 1521 mit gmei S^
fhengungen machte, ibn babin unb an anbete ten für ibn ein, mit bet Didynii Faventii i»
Orte gu gießen. Vim 25. Sluguft 1518 traf er K. Luthero adv. Thomam Placentänrnn on-
in SSittenbetg ein. &d|on einige 2iabre (ruber tio gegenübet ben 3Ingtiffen beS Somimcannl
mar bet Aam^f gmijc^en ben ^umaniften unb ben 3:boma3 9!babinue SlobistbuS »on ^iacenga, bI>
©^olaftüem auSgebro^e«, ber fogenannle SReuc^« mit ber Adversue theologomm Paiisinwmi
lin'fdde ©treit. 3}telan<btbDnS ©tubien furoobl ais decretum pro Lathero oratio gegenüber In
(eine Dermanbtfd(iaftli^en Sßegiebungen brachten eS 3)eruttbeilung feiner Sebte butc^ bie ©otbonK
mit fi^, bag er (i^ ou( bie ©eite ber Steueren @egcn Snbe beSfelben ^ti^r^ Det&ffenlluble etbit
gellte, unb mte bie 9Intritt@rebe geigt, melibe et in Loci commuuee renun theologtoamm wa
SBittenberg Diet Sage na^ (einer Slntun^ ^iell, hypotheees theologicaa, bie etftt S)i)gmatil tn
tbat et biefefl mit üttei gntfc^iebenbeif. Um fo neuen 2et|re. 3n biefem tSüi) waten bie eij*
leidster \itf\oi et fic^ in bem ueitem @eifteeiQm))(, tbümlid^teiten bet(elben mit mebt(acber $oleB3
ber bamnIS au<b bettits begonnen bntte, ebenfalls gegen bie alte Ait^e in gufarnmenfajfenba Sup
an bie^euetet an, unbbaf eiberreligiöfengfrage fteDung gegeben; eS uat au8 bet (^inme M
nii^t ftemb bleiben uoDle, uenn ibm au<b naib 3iSmetbtie(eS betUorgemad^fen unb f<^Io| ^ii
feinet SrnStung bie Xbeologie beigeit gumiber bet Slnorbnung an bie ©entengen beS Sombo^
mar, Berriet^ et (ofort burrfi (eine aSotlefungeu. an. S)ie ©d^rift faub großen ÜSeifaU; biS 162ä
Sluier ben griediifii^en ßlaffilem erflätte er einige erfd^ienen 17 ausgaben. !Dleland|tbonbdemit|i4
SBüt^erbeSÜieuenSeftamentäunb, inbem er neben barin toHftänbig gur 2ebw SutberS. ©elbfl l«
bem Unterriibt im ©riei^ifc^en auib ben in bet ^e- baiten ©S&e Bon her Siotbmenbigfeit oIM 9»
bräif^eu ©ptüc^e übernahm, einige Sßfötmen. 9IlS (ibebcnS unb betUnfteibeit beS men(d|lid^3BilW
es 1519 jur SeijJgiget Süsputation tam, begleitete bat"" ftinfi ^t\\aU. 6r ontmortet gleich im 1»
er Sulber, unb menn er aud& an bet Sßettioiüitung fang ber ©cbrift, in bem ffofifel De hosäsä
SElbft (einen 9tntfieil nabm, fo untcrftül)te et bot^ viribus adeoque de libero atbitrio, anj A
len SRefotmator mit (einen Äennfnifftn in ben Dor- ^rage, ob bet SQJille frei (ei: Quando quiden
bereitenben Unterrebuugen. 9Iaib bet SilputoKon onmia, quae eveniunt, necessario juxta din-
Oetfafite et (üi ben Bon Tübingen b" mit i^m nam praedeetinationem eveninnt, nulla «t
ÜRelonä^tl^on.
1202
s noBiarae libertas. SIu^gaBe ber Loci
rgeflolt oon ^litt 1864; 2. SIup. k)on
0.
Oenbung ber Loci föUt in eine 3^t
\n SBittenbero groge SBemegung l^errf d^te.
begann im »erbft 1521 gegen Snefje
c )u eifern; bie Sluguftiner oefd^Ioffen,
meffe a6)ufd^affen, utib k)erlie|en ^a^U
Mofter. S)q8 SSorgel^en erregte mel^rfad^
SRelond^tl^on ober befürwortete bie Sien«
ber 9benbma]^I§feier, unb ed f d^ien, al3
toeiter gelten tuollte. 2)ie SQBiebertcmter,
Inbe be§ 3a]^e§ 1521 t)on 3)t)idau l^er
nmd^ten mit il^ren Sieben gegen bie
'e unb Don ben (Singebungen beS ®eifte§,
^fil^ftig fein moOten, großen Sinbrud
id^t^on. Sr mar unftd^er unb oermirrt.
)u einem f örmlid^ Umfturj gu fommen,
berfelbe aud^ burd^ baS Sinfd^reiten
m im tJfräl^ial^r 1522 bie äßartburg
^gemenbet mürbe, fo erl^ielt menigftenS
bienfi ie^t bie ©eftalt, meldte SRelan«
^ gemänfd^t l^tte. S)ie auf bad Opfer
i Zl^eile in ber SReffe mürben auSgelaffen,
imimt, ie nad^bem e§ k)erlangt mürbe,
über unter beiben ©eftalten auSgetl^eilt.
on trug jtd^, ba Sutl^er nad^ SBittenberg
^ mar, mit bem ®eban!en, feiner tl^eo»
le^ötigfeit )u entfagen unb ftd^ gau)
nidmuS )u mibmen ; bie @d^mörmereien
iter l^en i^n in ben fird^fid^en Singe»
^oft^i<4 gemad^t. Sutl^er trat aber fei»
iben energifd^ entgegen. @rmoHtefogar,
id^tl^on bag ®ried^ifd^e aufgebe unb nur
treibe, unb f e|te, menn aud^ nid^t SHIeS,
fo Diel burd^, ba| bemf elben im Slnfang
S 1526 mit einer ®e](|alt§}ulage ber
Inftrag ertl^eilt mürbe, neben ber grie*
nrlefung eine biblifd^e ju Italien. 2Ke-
bel^elt fo fein boppelteS Sel^ramt bei,
aud^ feine ^au))tt]^ötigfeit gemö| ber
n Stimmung in biefer 3cit ben clafft»
lien galt, fo filierten i^n bod^ bie Ser-
m feßft mieber auf bie religiöfe ^rage
d er 1524 bie ^eimat befud^te, traf er
iJUtmeg mit bem Sanbgrafen $l^ili{)t>
Sufommen, unb auf beffen Sluff orberung
bie ^©umma ber erneuerten eöangcli»
". ffia er üon ben Säuern ber ßur«
SonbeSl^erm al§ @d^ieb§mann t)or«
tmxAt, t)erf a^te er bie Sd&rift „SBiber
bcrSouerfd^aft". 6r fprid^t ftd^ barin,
d^ bem dürften jur 99iIUg!eit unb Sarm«
rfttl^, im Singemeinen gegen baS 9$or»
Bauern aus. Srfd^riebfogar bie garten
Dod Segelten, k)on ber Seibeigenfd^aft
ein^ 1^ feinen @d^ein; [a e§ möre t)on
1% ein fold^ milb, ungezogen SSoI!, als
im ftnb, nod^ meniger t^reil^eit l^ötte,
t; cS ift ein fold^ mut^miOig, blutgierig
Dentfd^en, ba| man^S billig Diel l^örter
Italien foUt." 9ll§ ber Sanbgraf Don Reffen im
terbft 1526 auf ber ©^nobe Don §omberg jur
inrtd^tung eineS neuen ®otte§bienfte8 fd^ritt. Der«
fa|te SReland^t^on ein ©utad^ten, in meld^em er
möglid^fte @^onung beS SBeftel^enben anempfal^L
©ein Sftatlft fanb fein ©el^ör ; bagegen lonnte er
für Äurfad^fen eine einflu^rei^ere Il^ätigfeit üben,
als für bag Sanb 1527 eine JHrd^euDifitation be«
fd^loffen mürbe. 6r fej^te bie fünfte feft, über
meldte bie ©eiftlid^en geprüft merben foUten, lei«
tete felbft bie IBifttation in S^üringcn, bem einen
ber Dier ©prengel beS Sanbe§, unb Derfa|te nad^«
l^er bie Slrtifel, nad^ benen bie meiteren Sesirfe ju
Difltiren feien. S)iefe ©d^rift, baS fog. SiptationS«
büd^lein, erregte, al§ ju milb gegen bie alte jfird^e,
mel^rfad^ Slnfto| unb gab mit il^rer Seigre Don ber
93u|e )u bem Slntinomiftenftreit tlnla^ (Dgl. b. Slrt
SlntinomiSmuS). SlnbererfeitS ift fie infofem be«
beutfam, afö in il^r bie fielpre Don ber ^rabeftina«
tion unb bem freien äßillen gegenüber ben Loci
gemilbert, ®ott nid^t mel^r für ben Url^eber ber
©ünbe erflört unb eine gemiffe greil^eit ber SBal^l,
in 93e3ug auf bie fogen. bürgerlid^e ©ered^tigfeit,
anerfannt mar. 3m 3. 1529 erfd&eint SUlelan«
d^tl^on mm erften 3Rale auf einem SReid^Stag. 3nt
0erbft beSfelben Sal^reS begab er fid^ nebft fiutl^er
im @ef olge feinet fianbeSl^erm nad^ SRarburg gum
Siolloquium mit ben ©d^meigem. S)a jener äieid^S«
tag in ber 9{äl^e feiner ^eimat, in ©peier, ab«
gehalten mürbe, benu^te er bie ©elegenl^eit, um
bie ©einigen )u befud^en. ©eine 9Jhitter foQ il^n
bei biefem 93efud^e gefragt l^aben, maS fie bei ben
©treitigfeiten ber ©elcl^rten glauben foue, unb er
foQ, nad^bem er fte il^re ®ebete l^atte l^erfagen
laffen, fie Derfld^ert l^aben, menn fie fortfal^re, fo
gu glauben unb gu beten, fo bürfe fie l^offen, feiig
gu merben.
SOSö^renb ÜReland^tl^on bei ben SSerl^anblungen
be§ Sal^reS 1529 nid^t befonberS l^erDortrat, follte
er auf bem Sieid^Stag Don SlugSburg 1530 eine
um f 0 bebeutenbere ©tellung einnel^men. 9tad^ bem
faiferlid^enSluSfd^reibenfoute auf bemf elben emft»
lid^ über bie religiöfe grage beratl^en, „oäit^^, fo
gu beiben Sl^eilen nid^t red^t fei ausgelegt ober ge«
lanbelt, abgetl^an" unb bie ßinl^eit mieber l^er«
geftellt merben. S)er Äurfürft Don ©ad^fen liefe
befel^alb, um eine SRid^tfd^nur für fein 93er]^alten
gu laben unb bie SRöglid^feit einer Stüdtfel^r gur
alten ffird^e prüfen gu lönnen, imgrül^ja^r 1530
gu £orgau burd^ feine Sl^eologen einige Slrtifel
aufftellen. 2Keland^tl^on l^atte an ber Arbeit l^er«
Dorragenben Slntl^eil. S)ie meitere 3lufgabe, bie
Slrtifel in bie gum SSortrag auf bem 9teid^§tag
paffenbe g^orm gu bringen, fiel i^m gang gu. Sut^er.
ber als ©eöd^teter nid^t in SlugSburg erfd^einen
fonnte, erl^ielt bie ©d^rift gmar gur ctmaigen 3le«
Difton gugefd^idt, nal^m aber feine Slenberung Dor.
S)ie SBeratl^ungen mit ben Ideologen, in benen
ber Seit enbgültig feftgcftcüt mürbe, fül^rten fd^mer»
lid^ gu erl^eblid^en Slenberungen, unb maS ber fäd^»
fifd^e jfangler SBrüdf „leinten unb Domen brau gu
1203
3Rtlanä)if)on.
1204
formen" tanb, bctrof fid^cr nur Uniücfcntlid^cS.
@o gel^ört bie Sci^ritt ÜReland^tl^on oHetn an, unb
jic erlangte unter aßen feinen arbeiten bie größte
Sebeutung. 3nbcm fte fofort öon peben Surften
unb itotx ^eid^§ftäbten unterjeici^net unb balb nod^
t)on weiteren @tcmben angenommen mürbe, marb
fic bie §au})tBc!enntni6fci&rift ber beutfd^en ^ro«
teftanten, bie nad^ il^r felbft ben 9lamcn 95efenner
ber 3[ug§burger ßonfeffion erl^ielten. SJleland^tl^on
bemül^te fid^ in berfelben, ben ©egenfa^ fo gering
al§ möglid^ erfci^eincn ju laffcn. S)a fte gleid^«
mol^I nid^t angenommen merben fonnte unb man
beiberfeit§ einen 93rud^ beforgte, bat er, um ben
iJrieben mo möglid^ juerl^alten, feinen SanbeS»
l^erm, junöd^ft nur auf jmei fünfte ju bringen,
auf ba§ Slbenbma^I unter beiben ©eftatten unb auf
bie &)t ber ©eiftlid^en. ®er ßurfürft geftattete
il^m, l^ierüber mit bem pä})ftli(i^en Segaten ju ter«
l^anbeln. 2Bic2KeIand^t]^onberid6tet ernärte(5am=
peggio, in biefen fünften, bie Serl^eiratung ber
^önd^e aufgenommen, nad^geben ju lönnen;
©id^ereS aber mollte unb fonnte er nid^t t)er=
fpred^en. ®Ieid^ biefer SSerl^anblung filierte aud^
ba§ienige Kolloquium nid^t sum 3^^^/ toeld^eS
fpäter angeorbnet mürbe, unb bei »eld^em SKe«
land^t^on unb @d bie tl^eologifd^en ^auptrebner
waren. SDleland^tl^on »oUte jmar bie Hoffnung
auf Sinigung no^ nid^t gan^ aufgeben. S)a er
inbeffen fal^, bafe tt)enigften§ öorerft nid^t§ ju er»
reid^en fei, fd^ritt er im 9luftrag ber Surften ^ur
Slbfaffung einer 9IpoIogie ber ßonfefpon gegen«
über ber fatl^olifd^en Sonfutation. 2)iefelbe mar
im erften ©ntmurf üollenbet, al§ am 22. ©eptem«
ber ber 9teid^§abfd^ieb t)erfänbigt mürbe, gelangte
aber auf bem äleid^Stag nid^t ^ur Serlefung unb
erl^ielt in 93ölbe eine neue ©eftalt, inbem ÜKelan«
d^t^on fofort auf ber Südfreife fie umzuarbeiten be«
gann. SDie ©d^rift erfd^ien im grül^ia^r 1531 im
S)rud unb mar tiel entfd^iebener ge|alten al§ bie
©onfcffion. aWeland^tl^on bemerft felbft, er l^abe
ber ^ö|igung entfagt; ba man il^n nid^t aU
fjfriebenööermittler moHe, fo merbe er tl^un, maS
bie &aä)t erforbere, unb bie Seigre treulid^ »er«
tl^eibigcn. S)er SRi^ mürbe unter biefen Umftänben
größer unb fd^ärfer ; ber 95rud& rüdfte immer nöl^er.
3)od^ mürbe ju Sßümberg 1532 Qfriebe gefd^loffen:
bis sur Sntf d^eibung be§ SoncilS ober eines neuen
3leid^§toge§ follte fein Sfjeil ben anbem angreifen.
3n ber nun folgenbcn iJriebcnSperlobe benu^te
SKeland^tl^on bie neue SluSgabe feines Kommen»
tarS jum Slömerbrief, um in ber äBibmung an
ben ffurfürften öon SKains biefen jur 5ortfe|ung
ber tJfriebenSöerfud^e ju ermal^nen. ©o menig er
Unter^anblungen traute, meldte nur jmifd^en melt«
lid^en gürften ober Satiren ftattfanben, fo fel^r
münfd^te er, bafe fid^ geifMid^e Surften unb ge-
leierte Sl^eologcn am ßinigungSmerfe betl^eiligten.
gbenfo mürbe er, als 1533 in ber 3lngeiegen^eit
ein pöpftlid^er 5WuntiuS nad^ ©eutfd^lanb fam,
burd^ baS 6!onciI in ^nfprud^ genommen. (Sx mar
im ©egenfaj ju ben übrigen $roteftonten für bie
Setl^eitigung ; nur foDe man fid^ ntd^t jum Sot*
aus jur Untermerfung öerppid^ten. ©ein Sot^
brang inbeffen nid(|t burd^, unb onbererfeitS lom
baS Soncü t)orerft nid^t )u ©tanbe. SaS Co^
loquium femer, baS auf IBorfd^Iag beS Jhuprßm
Don ajlaiu) unb beS ^er^ogS oon ©adbfen 1594
in SDreSben abgehalten mürbe unb an bem aiu|
SReland^tl^on jR^ betl^eiligte, l^atte feinen SrfD%
SS mürbe in ääölbe abgebrod^en, ba ber fur|a4-
ftfd^e j^an^ler anbermeitige ©efd^afte l^tte ober
Dorfd^ü^te. 3liä)i beffer ging eS bei ben SJer^onbi
lungen mit t^ranfreid^ unb @nglanb, meld^ un
biefelbe Seit ftattfanben. ÜKeland^tl^on ^ fä
bie äßonard^en ber beiben Söttber ©uta^ten ab*
5ufaffen, mürbe aud^ Don beiben ^u perfönlid^
Sefpred^ung eingelaben, fonnte Jebod^ bem »ift
feine golge leiften, ba fein SanbeSl^crr bie grtaii-
ni| jur Keife üermcigerte.
^IS biefe Serl^anblungen ju @nbe gingen, M
baS Soncil miebcr in ben Sorbergrunb. ^ßauIIE,
meld^cr injmif d^en auf KlemenS VIL gefolgt toai;
lie^ fid^ baSfelbe mel^r angelegen fein unb fd^dk
1535 ben SBifd^of SergeriuS ^u Unterl^Mmblungei
mit ben ^roteftanten nad^ S)eutfdeianb. 3)ie m
^neland^t^on t)erfa|te Sntmort lautete ie|t ni^t
gerabep ablel^nenb, bod^ gab bie (£rf(änm af
bererfeitS nur geringe ^Öffnungen. 9lSbaS(&nid
1536 mirflid^ auSgef ^rieben mürbe, begannen p
©d^maßalben im t^ebruar 1587 neue SBerot^nngei
über bie !9et^eiligung, unb bie unoerfiN^«^
©timmung gemannDonftönbigbieOberl^anb. Hiß
land^tl^on mugte fid^ untermerfen, unb ba biett>
faffung ber ©d^rift über bie ©emalt beS $a|i{l4
meldte bamalS befd^Ioffen mürbe, oon Sut^uegn
Jhanfl^eit nid^t übernommen merben fonnte, mäe
fte il^m übertragen. SHeLoci tt\vifycm injimfii^
eine neue ^Bearbeitung. S)ie neue SfuSgabe etfd^
1535 unb mar bem jlönig Don Snglanb getpft*
met. S)er ©angift inberfelbenber ndmlid^w
in ber alten; im Ucbrigen aber jeigen ftd^ er^
lid^e ^enberungen. S)ie ^otemif trat iwcM, Me
SrinitätSlel^re unb bie 6|riftoIogie toor j^t oa}-
genommen, bie Seigre Dom freien SSBiüen imb te
^räbeftinatton, mie fd^on früher im SSifitatuwI-
büd^Iein, gemiß)ert, bie Slbeitbrnal^ISIel^re ollgei«^
ner gefaxt ober abgefd^möd^t, fofem bie geipi^
anittldeilung Sl^rifti unb bie innere ©emebifw
mit il^m als baS SBef entlid^e beS ©acramentS bai^
gefteüt mar. 3)ie neue Slbeubmal^lSIel^re begtfiabde
eine 9lnnäberung an bie fd^mei^erifd^ unb ote»
beutfd^en ^Reformatoren utü) l^atte ftd^ oud^ vato
bem Sinflul ber IBer^anblungen mit benfdtai
auSaebilbet. 2)ie oberbeutfd^en ©table, xvÜf
ÜRitglieber beS fd^malfalbifc^en SunbeS wm
Derftanben fid^ anbererjeitS 1532 ju ©d^ttetafatt
jur Unterjcid^nung ber 3lugSburger Konfeffmn,«*
unter biefen Umftänben mar nod^ eine »eitete (S»
gung unter ben 5leuercm ^u l^offen. SKelandW*
mar il^r inSbefonbere geneigt, unb auf SWwfa
beS fianbgrafen Don C^effen fanb im Seccnte
1534 smifd^en i^m unb 93u|er Don @tra|bin|
205
9ReIand^t]^otL
1206
mt Seflnred^ng }u jtoffel flatt. 3tn t^rül^jol^r
536 tarn eö ju einer Serotl^ung ber beiberfeitigen
Ü^Iogen in SBtttenberg, unb ba e§ fur^ juDor
hi|er gelungen nxir, bie Sd^tDetjer ^u bem 93e"
mitirif )u bejUmmen, bog im ^benbrnal^I SBrob
üb SBein ^toor S^^^ f^i^/ ba| Sl^riftuS aber
nnit feinen Seib unb fein 93(ut ben ©laubigen
i Spti^t )um etoigen Seben barbiete, fd^ien Die
Inft gunfd^en ben Sutl^eronem unb ben ß^i^d"
onetn ttÜ^t ntel^r unäbem)inblid^ ju fein. 3n
ar 5^Qt tmirbe bie Don 9neIan(^t|on oerfa^te
ormet bie SSBittenberger Soncorbia, t)on beiben
]^en angenommen, unb fo mar menigftenS auf
nige 3^ ber ^nebe gefid^ert. äBöl^renb aber
od^ btefer Seite l^in Stulpe eintrat erl^ob \\ä) @treit
ntcc ben fiutl^eranem felbft, unb ^Reland^tl^on
üftbefonbere fal^ fid^ Angriffen auSgefe^t. 3nt
ietpe Sut^erS moute er jmar t)on einer Serbienft«
i^teit ber äBerfe nid^tS mif|en ; im Sntereffe ber
Stttßd^Iett aber glaubte er bie 92otl^menbigfeit ber»
idben betonen p foDen. €r bejeid^nete bie guten
Serie olS eine conditio sine qua non bei ber
Sc^tfertigung, unb al§ biefer @a| t)on feinem
(oDegen Sruciger in ber iBorlefung vorgetragen
mbe, trat ber ^faner SorbatuS t)on 9äemed mit
(eftigfeit gegen il^ auf. ^ud^ bie SrÜörung, bie
(K Uta ^ofprebiger @d^en! t)on t^reiberg, einem
(|enifigen @d^Ier, auf ^Befragen abgab, bog
■n Mtiger unterrichteten fieuten, um ^ergemi|
jv iKnneiben, baS 9(benbma]^I mol^I unter Siner
Scpolt reichen fönne, ftie^ bei biefem auf SBiber»
1^; man ttntterte papiftifd^e Senben^en bei
i|B. €elbft ber Slrgmol^n beS ^ofeS mürbe er*
«gt, unb menn infolge einer berul^tgenben Sr*
Btang Sutl^ bie Sac^e k)orerft nid^t meiter t)er-
frigt iimrbe, fo befd^Io| man bod^ balb nad^l^er,
iii )B befragen. S)a§ S3er]^5r unterblieb ^mar, ba
Mq^ lo^en Unmol^IfeinS am anberaumten Sage
M i^ nid^t unterhielten fonnte ; aHein e3 blieb
iuttr^in eine @)iannung }uräd. Sutl^er fagte
Wm ben gfreunb, ber feit mel^reren Salären feinen
«B jelbjlönbiger »erfolgte, eine gcl^eime SKil-
SÄmg. SJleland^tl^on feinerfeitS fanb für gut,
>it feiner 9nfid^t etmaS ^urädjul^alten unb alle§,
W ben Sleformator uiä) feine ftrengen ©ejut-
gygcnoffen reijen fonnte, ju öermeiben. S)ie
SrÜkI ton ben guten SBerfen al§ conditio sine
Cnon ber SRed^tfertigung mürbe aufgegeben.
in ben Loci Dom Saläre 1535 enthaltene
^ bie SBerfe feien jum emigen Seben not^men-
g, fofem fie notb»enbig auf bie SSerföl^nung
F^ muffen, mürbe in ber SluSgabe Dom Saläre
1588 bol^ abgeonbert, ba§ neue geiftige Seben
««at^g. ©twter begnügte er ftd^ fogar, ju fagcn,
icree^orfam, b. 1^. bie ®ere(^tig!eit be§ ®e-
|J|M/ fei ndtl^ig.
tut n&^e ^$ötigfeit galt auger feinem Sel^r«
ttS l^astptföd^Ii^ bem ^ergogtl^um @ad^fen unb
nmatibenburg. 3mS)ecember 1538 batte SRe»
nl^n fid^ an einem SoSoquium ^u S)re§ben ju
^tgen, auf bem einige Steformen berat^en
merben foKten. ®a§felbe löste pd^ ^mar in Solbe
auf, aI3 ber fäd^fifd^e 9iatb ®eorg t)on Sarlomi^
ben Eintrag einbrad^te, man folle bie ßird&e in ben
©taub fcjen, in »cld^em fte pd^ 800—900 3a|^re
befunben f^ait. Mein ber 2:^ron»ed^Jel im grub»
jabr 1539 führte SKelant^tbon mieber in'8 Sonb.
S)er öerjog^einrid^, meld^er bamal§ feinem 93ru«
ber ©eorg in ber §errfd^aft folgte, mar ganj ber
Steuerung ^uget^an unb erbat p(| su ibrer Sin»
f ül^rung Xbeologen au§ SSßittenberg. ^neland^tbon
fiel bie SReform ber Uniüerfität Seipjig ^u. S)er
ffurfürft Soad^im 11. ton Sranbenburg berief
il^n fd^on 1538 gu einer 93efpred^ung nad^ 93er(in,
unb als er 1539 mit ^uffteOung einer neuen
jhrd^enorbnung umging, lieg er ibn abermals ju
ftd^ lommen. ^ud^ bie S^erbanblungen mit Sug»
lanb erneuerten ftd^ in biefer Seit. §einrid^ YUL
bemarb fid^ um bie Slufna^me in ben fd^malfal«
bifcben äunb unb t)erlangte mieber^olt bie ^b-
fenbung t)on Sl^eologen, namentlid^ SReland^tbonS.
®ie[er forberte, ba il^m bie Seife nid^t geftattet
muroe, ben jfönig brieflid^ gur 93oUenbung beS
angefangenen SBerfeS auf. S)urd^ bie fed^S SIrtüel
§einricbS öom Sabre 1539 mürben aber bie freunb«
lid^en Segiebungen mieber gelöst, unb Sneland^tbon
fd^rieb im Auftrag feines SanbeSberm eine €{"
poftutation ober Strafprebigt an ben jfönig.
aiS im Srübiabr 1539 ju Sranffurt amifd^en
ben religiöfen Parteien ein 15monatIid^cr gfriebe
gefd^Ioffen mürbe, marb jugleid^ eine ^eratl^ung
über bie Union in^uSfid^t genommen. S)er^au))t«
tbeil ber Arbeit pel protejtantifd^erfeitS SKelan«
d^tbon 5U. ^IS ber jhtrfürft Don @ad^fen mit bem
fianbgrafen k)on Reffen auf ben 1. änörg 1540
eine Serfammlung nad^ @d^malfalben berief, um
5U ermägen, „mie bie ^ugSburger Sonfefpon unb
Apologie mit göttlid^er, b^i^iger @d^rift ju t)er'
tbeibigen unb inmiemeit in etlid^en äu|erlid()en
©ad^en mit ®ott unb ©emiffen nad^jugeben fei",
mürbe er mit Slbfaffung eines ©utad^tenS beauf-
tragt. S)aS SteligionSgefpröd^ felbp mürbe guerft
nad| @))eier, megen einer $eft aber alSbalb na^
^agenau im SI{a| angefagt. ^Reland^tbon ge«
langte übrigens ni^t ba^in. @r bcttte furg guDor
mie fiutber pd^ bemegen la^en, bem Sanbgrafen
t}on §epen gur Eingebung einer gmeiten (Sf^t neben
ber f^on befte^enben feine 3uftimmung gu geben,
unb biefe 9iad^giebigfcit fomie bie ßeibcnfd^aft beS
Surften bereitete ibm jejt fold^en ffummcr, ba| er
bei feiner fd^möd^Iid^en 92atur balb naö) eintritt
ber Seife in eine fd^mere flranfl^cit pel. Snbejfen
mar feine ^nmefenbeit in ^agenau aud^ nid^t
nötbig. TOan ftanb nod& in ben Soröerl^anWungen,
als bie gange @ad^e abgebrod^en unb ein neues
Kolloquium nad^ SBormS auSgefd^rieben mürbe.
Se^tereS begann am 14. 3anuar 1541. TOelan«
(btbon unb 6d mürben gu ©pred^em gemöblt, unb
auf ©erlangen ber ^roteftanten mürbe bem ®e«
fpräd^ bie ÜugSburger ßonfefpon gu ©runbe ge«
legt. SKcland&tbon brad^te bie SluSgabe öon 1540,
unb Sdf gab nad^ anfönglid^er Sinjprad^e pd^ gu«
1207
SJleland^t^on.
1208
[rieben, Qfö il^m erüärt tourbe, ba| in bcr neuen
5(uflage in ber ©ad^e nid^tö gcänbert, fonbemnur
linbere unb Harere SQBorte ongemenbet morben
feien. S)ie IBerl^anblungen bauerten aber aaä) in
2Borm§ nid^t lange, ^m 18. Januar mürbe ber
faiferlid^c Sefd^eib mitget^eüt, biefelben feien ob»
5ubred^en unb ouf bem Steid^Stag gu äiegenSburg
f ort5ufe|en. ^eland^tl^on l^atte ftd^ bemgemö| na^
einiger 3eitbort]^inäu»enben. SBeil er in äBormS
bie ^au))tlaft getragen l^atte, beantragte ber Jhtr«
fürft bei bem eöangelifd^en ©unb ein ©cfd^enf für
ll^n. 3luf ber anbem ©eite Iie| er il^n in StegenS«
bürg burd^ feine Statine genau itbertt)ad^en. @r
fürchtete, ber Sanbgraf öon Reffen werbe »egen
feiner 2)oppele]^e je^t 5U größeren Sonceffionen
fid^ l^erbeilaffen unb aud^ ^Jteland^tl^on jur 97ad^«
giebigfeit beftimmen. ®ie bebeutenbften SRebner,
menn aud^ nid^t ntel^r bie einsigen, maren mieberum
9}leIand^t|on unb 6d, unb 5ur @runblage ber
iBerl^anblungen biente ba§ fog. StegenSburger ^nä^,
einSefenntni^, baS in ber Ie|ten3eitt)onDr. @rop*
per aus fföln in Serbinbung mit 93u^er unb bem
foiferlid^en Siatl^ SSelttoid^ ald UntonSfd^rift aus-
gearbeitet iDorben »ar. ^I§ ba3 ®efpräd^ am
22. 3Rai nad^ 25tögiger S)auer ol^ne eigentlid^en
(Srfolg enbigte, inbem man mol^I aber einige
fünfte ftd^ terglid^, über anbere aber ftd^ ni^t
Derftönbigen fonnte, erl^ielt SReland^tl^on mit feinen
SoÜocutoren Don ben proteftantifd^en ©tönben
ben Sluftrag, i^re !9eben!en über baS SRegenSburger
Sud^ unb bie barüber gef)fIogene ^anblung ab^u«
geben. SIIS bann Su^er bie ^cten be§ ®efpröc|e8
mit lobenben Semerlüngen aber bie gute Slbfid^t
beSSSermiitlungSbud^eS Deröffentlid^te, Deranftattete
oud^ SJleland^tl^on eine Ausgabe, in meld^er er bem
Äaifer für feine frieblid^e ©efinnung banfte, ju«
gleid^ aber bie ®rünbe enttoidelte, au^ benen bie
$rotef!anten ni(^t me^r nad^geben fönnten.
^er äleid^Sabfd^ieb k)on StegenSburg toieg bie
95ifd^öfe jur SSomal^me einer d^riftlid^en SRefor»
mation an. ®er ßrjbifd^of Don ftöln, ®raf §er«
mann Don äßieb, unterzog fid^ bem Auftrag um
fo el^er, tDeil er nun feiner Hinneigung ju ber
SReuerung praftif d^en 9lu§brudf geben f onnte. ®ie
9lu8arbeitung eines 5Ref ormenttourf eS lourbe 95u|er
unb 9ReIan^t]^on übertragen. S)ie Sd^rift ge«
langte bei bem äBiberftanb. ben bie ©eiftlid^fett
ber ©rjbiöcefe leiftete, 8»ar nid^t jur ©urd^fül^rung ;
fie »urbe aber für SOteland^t^on bebeutfam. 3)er>
felbe loar in ber legten S^Ü öon ber fiutl^er'fd^en
Slbenbmal^lSIel^re immer entfd^iebener abgef ommen,
unb er l^atte mit feiner Suffaffung infofem felbft
auf ben „Reformator" ©influfe gewonnen, als er
benfelben jur ©inftellung ber 6IeDation ber Öpftie
nad^ ber Konfecration su beftimmen »u^te. SBäl^«
renb aber Sutl^er l^ier nad^gab, trat er anberer»
feitS mit feiner ganzen Sd^roff^eit l^erDor. 91IS
93. 9ßtieri in einem ©d^reiben, in bem er um SJcr»
»enbung für bie ^rotcftanten im SJenetianifd^en
hat, ben aud^ nad& Italien gcbrungenen 9lbenb«
mal^lSfheit beflagte unb Don einer IBermittlungS»
formel ^Reland^tl^onS fprad^, weld^e burd^ Sujfet
Sugefagt morben fei, liel fiut^er in feiner SntiDott
Dom 13. 3uni 1543 feinem alten ®roQ gegex
bie ©d^wei^er Dollen Sauf. ^IS ber ffötner Kefotn-
entmurf 1544 gebrud^ würbe, inweld^embienoR
^uffaffung gu beftimmtem SluSbrudt gebrad^t tDor,
würbe fein Unwi&e nod^ größer unb wanbte ftd^
jugleid^ gegen Sneland^t^on. 2)erferbe fprac^ Don
ber 92ot]^wenbigfeit, nod^ in feinem Üitfx auS*
wanbem su muffen. 3n ganj Seutfd^Ionb txtß
breitete ft(| baS @erüd^t Don einem Srud^ dwif(^
ben beiben ^nönnem. S)od^ !am eS nid()t fo toeit
S)aS „itux^t 9e!enntni| Dom l^eiligen ^tcroment
wiber bie ©d^wörmer'', weld^eS Sutl^er nun ani*
gelten Iie|, branbmarfte ^war Sttnngß unb Oko»
lampab als jfe^er unb ©eelenmdrber ; 9Relaiu(*
t^on unb 93u^er würben aber in ber ©d^rift ni^t
genannt, unb burd^ SSermittlung beS Sonbgra^
Don Reffen würbe eine SSerfö^nung l^erbeigefu^
Sutl^er fonnte ben um feine ©ad^e Derbienten Wip
ftreiter nid^t Don \iä) ftogen. SMefer beobod^
wieber eine forgf öltigere 3unldt|oItung.
93alb traten wieber größere Slufgaben an ü^
l^eran. 9US ber Jhtrfürft Don ©ad^fen ben SBüin-
berger Xl^eologen befallt, baS für ben Steid^tag 1»«
SSßormS beftimmte Sebenlen }u Derfaffen, mk
bie ^uSfül^rung ber Slrbeit il^m übertragen. Sie
©d^rift geftaltete fid^ p einer S)arftelhmg M
äBefenS ber proteftantif d^n JHrd^e unb erl^ieü bot
92amen „SBittenbergerSReformation". ©ieunuie
mit ^inweglaffung ber ©teile über bie bifd^fG((e
®ewalt, bie eine Sonceffion )u entl^Uen f^io,
auf bem äieid^Stag übergeben. Sine Serot^
würbe Weber über fie nod^ über einen onbemSoi*
fd^Iag angefteüt. S)er j?aifer wünf d^te einen nem
93erfud^, auf bem nöd^ften gu ätegenSburg ju (oI"
tenben Sleid^Stag burd^ ein SoUoquium beibeX^
}u Derföl^nen. äßeland^tl^on erj^ielt mit Snmger
ben 9ef e|l, fid^ jur Slbreife bereit )u l^olten. Seäie
©efunbl^eit erlaubte il^m inbeffen bie Steife si^
S)aS Kolloquium felbft würbe nad^ furger Sans
abgebrod^en. SBäl^renb beSfelben, am 18. gtoor
1546, ftarb Sut^er. SReland^tl^on l^ielt bie ob-
bemifd^e £rauerrebe auf il^n, unb im folgcnbo
©ommer fd^rieb er bie iSiograpl^ie beS ^waM
als SBeigabe gu bem gweiten Xl^eil ber lateimji|a
SBerfe beSfelben.
3loä) in bemfelben äal^re brad^ ber fd^on losgr
brol^enbe, biSl^er aber fietS l^intongel^tene fiiics
aus. S)a aud^ baS gweite StegenSburger Sotb*
quium bie erfel^nte ßinl^eit nid^t brad^te, befall
ber jfaifer, jur ®ewalt gu fd^reiten. Stelom^
l^atte feinem fianbeSl^erm f^on im Slpril 1M6
ein @utad^ten über baS 3ttä^t ber ©egenwclr a^
gugeben. Sr ^ielt biefelbe {e^t nid^t mel^, tk
frül^er, für unerlaubt. €r bemühte fid^ caiiS^, oB
bie 9tad^rid^t Don bem Sntfd^Iu| beS ftoifeiS ci»
traf, feine ^^eunbe gur ^uSbauer gu ermo^
Um auf weitere Jheife in biefer Siid^tung etnp
wirfen, gab er femer Sutl^erS „SBamung on fcte
lieben S)eutfd^en'' Dom Sa^re 1530 mit cina
!09
HJleland^tl^on.
1210
iftigen Sortä)e l^erottS. 9(ud^ l^ielt er felBft in
üttotberg oitS, nad^bem fd^on jal^Iretd^e ^er»
icn geflol^en kDoren, unb k)erlieg bie @tabt erft,
I bad feütblid^e ^eet Dor betf elben anlangte unb
jur Uebergobe aufforberte. @r begab \xd) nad^
rtfl unb fpötet, aI3 er ftd^ l^ier nic^t mel^r ftd^er
^, tiad^ Srounfd^meig unb 92orb^aufen. ^18
er ber neue ifurfürft 9Rori|^bie UniDerjUöt
d)er]^erf}ente, feierte er nad^ SBittenberg ^urüdt
b Uteb bafelbfi. Vergebend fud^ten i^n bie
5^e beS enttl^ronten jhtrfürften für bie in 3eno
u }u grunbenbe @d^ule )u geminnen. Sbenfo
rg^It4 tporen bie Semül^ungen anberer f$fürften
iDcfeii, il^n in ber Seit jener Girren unb 9löt]^en
i t^re Unii^erfUöten )u )iel^en. SBittenberg mar
n }tt fe^r }u einer stoeiten ^eimat getoorben,
B ftd^ Don il(im trennen ^u Tonnen, unb bie Uni«
r{nät bafelbft erfd^ien il^m al§ ju bebeutfam für
c Sod^e, bie er als bie redete anfal^, aU ba^ er
pit bie bringenbften @ränbe il^r l^ötte feine Sienfie
ifaAe^Qnnen.
m burd^ ffarl V. auf bem SReid^Stag txm
hglburg 1548 baS Snterim aufgeftdit mürbe,
nUite fid^ SReland^tl^on juerjt gegen bie ff ird^en«
tüwmi, ha menigftend ein X^eil unannel^mbar
jd. !Dnrd^ ben furfürjUid^ Statl^ Sl^riftop)^ t)on
moroik lie| er ftd^ jmar umftintmen. 3tt bem
BiWfe, Den er an benfelben rid^tete, fprad^ er fid^
in misen für bie 9nne]^mbarfeit ber Formel
OL 9xtx Don ber Anrufung ber ^eiligen moOte
aon^ je^ nid^tS »iffen, unb tn ^Betreff ber
ttnienSIel^re l^offte er eine SSerbefferung. 2)a8
täoäfim aber, baS er l^emad^ ab^ufaffen l^atte,
oH ber ihirfürft Don feinen X^eologen eine %eu^e»
ong aber bie Sinfül^rung beS Interims verlangte,
fd »ieber entfd^iebener gegen bie Orbnung auS,
nb bei biefer Stimmung mürbe auf bem fianbtag
101 Steilen für jhtrfad^fen eine SieDifton be«
HMen. SReland^tl^on übemal^m bie Prüfet oon
NT Sced^tfertigungi, bem ®Iauben unb ben guten
Bedm unb gab ber Slrbeit bie le^te f$form. 2)ie
^nttfkmtifd^ Seigre mar barin unbebingt feft«
flWm. Sejüglid^ ber öu^eren @ebröu^e, mie
i^, Sfaften, gemiffer ©efönge, ftird^enomat,
tnr bagegen im ^ntereffe ber (Sinigung 9tad^-
iitiufdt gegen bie fatl^olifd^ejhrd^esugefagt. Wan
fmk btefe ®ebröud^e menigftenS al§ 9lbia))l^ora
lönd^en p fönnen. S)ie ^ä^t iam, nad^ mei>
iRm Ser^onblungen gu ^egau, Sorgau unb Seile,
not (Sxibt beS 3abre§ 1548 auf bem fianbtag
^ Seiftifi V"^ Sbfd^Iug. 2)ie Vereinbarten %r»
9d nruAen }mar nid^t alle Deröffentlid^t. S)a8
^ über ben ©otteSbienft, meld^eS l^emad^ er»
iffm nmrbe, lieb bie 9rti!el über ben ^[t unb
ie Si^fe, fomie über bie le^te Oelung meg.
ilcid^l^I enegte ba§ 3Ber! bei ißielen großen
noflkn nnb gog ÜReland^t^on eine gflut Don Sn»
if^ in. S)er ^auptgegner mar ber Sn^rier
tattl^ SfladuS, ber ^auptl^erb ber Oppofttion
t etdöi SRagbeburg. |)icr|er ftebelte glaciuS
n SBittenberg über, als er feinen ffampf be-
gann, meldten man ben Slbiapl^orificnftrcit ober
ben ©treit über ben g^orrodC, nad^ bem nun
mieber eingefül^rten ftird^engcmanb, nannte.
aiS na^ hirjer 3eit baS goncil Don SBoIogna
nad^ Srient jurüdtoerlegt mürbe, bötten bie ^ro»
tejianten auf 8 IReue Stellung ju il^m ju ncl^men,
unb SJleland^tl&on, ber mit 3lnberen barüber be«
Sagt mürbe, fprad^ ftd^ unter ben obmaltenben
mftänben, freilid^ au(| mit ben entfpred^enben
Sautelen, für bie I99efd^id(ung au8. S)e8 SOBeitem
Derfa|te er auf SJefel^I bc§ fturfürftcn eine gr«
flörung ber 9lug§burger Konf effton, bie Repetitio
Gonfessionis Augustanae. 2)ie @d^rift foDte
in Iricnt Dorgelegt merben, unb bie furfürjöid^en
Statine fanben ftd^ in ber Sl^at bafelbft ein. Wf
land^tl^on aber fal^ baS Soncil nid^t. €r ging erl^al«
teuer Reifung gemög nur bis 92ümberg, unb mäl^«
renb . er bafelbft no^ auf meitem 95ef el^l martete,
brad^ ber Arieg ber ^rotefianten gegen ben jlaifer
au3, meld^er einerfeitS sur SSertagung beS SoncilS,
anbererfeitS im SugSburger gricben 1555 jur
beftnitioen 9lner!ennung ber SlugSburger Son«
feffion fül^rte. Sie ©d^ifterl^ebung flößte ÜKelan»
d^t^on groge SBef orgni^ ein. €r fürd^tete eine neue
SWeberlage ber ^Sroteftanten unb münfd^te, um ben
ftaifergubefänftigcn, einen fd^nellen Qfricben. ®er
SluSgang beS jhieged mar aber biefeS ÜRat ein
anberer.
9uger ienen SSer^anblungen unb kämpfen }mi>
fd^en ffatl^olifen unb ^roteftanten }ogen ÜRelan«
d^tl^on gleid^geitig gal^treid^e @treitig!eiten unter
ben^roteftanten fclbft inüKitleibenfd^aft. ©icfelben
fnüpfen ftd^ Dor Willem an bie 9tamen SlnbreaS
Opanber, granj ©tancar, Sol^anneS ^fefpnger
unb ®eorg 3Ra|or, unb eS fei auf bie begüglid^en
Slrtifel Dermiefen. 3)urd^ ben ^rebiger SSeflp]^!
in Hamburg mürbe 1552 femer ber ^benbmal^lS*
ftreit erneuert. t$flaciu8 enblid^ fe|te ben Stampf
naä) ben Derfd^iebenften ©eiten l^tn fort, mo er
bei SReland^tl^on eine ^bmeid^ung Don ber Seigre
fiutl^erSmal^mal^mobermitterte. ©eitl556mad^te
er gmar einige SSerföl^nungSDorf^Iöge unb fteüte
einige Slrtifel für ein SoUoquium auf. 3)a aber
^eland^tl^on auf ben Eintrag nid^t einging, meil
eS meniger auf eine ^udeinanberfej^ung alS auf eine
Untermerfung abgefel^en mar, }og ftd^ ber Jlampf
fort. 9lud^ baS ©d^iebSgerid^t ber 5J5rcbigcr Don
Hamburg, Sraunfd^meig unb Süneburg, bem ÜKe«
land^tl^on fid^ fd^Iie|Iid^ untcrmerfen mottle. Der»
mod^te ben gfrieben nid^t l^erjuftetten. ®ie ftluft
mürbe im ©egent^eil tiefer unb meiter, inbem nad&
ber Berufung be§ glariuS nad^ 3ena bie bortigc
UniDerfität fid^ ganj auf bcffcn ©eite ftettte, unb
ber ®egenfa| befd&äftigte SKelond^t^on bis an'8
6nbe feines SebenS. ®ic ^Ingelcgcnl^eit nal^m il^n
1557 in aOSormS in 3lnfprud&, alS bafelbft nod^
einmal ein SeligionSgcfpräd^ Deranftaltet mürbe,
mobei bie S^eologcn Don 3cna im Auftrag ber
fäd^fifd^en ^ergoge ein Sefcnntnife Dorlegten, baS
Don i^m utü) feinen ©cftnnungSgenoffcn nic^t an»
genommen merben lonnte unb burd^ ii^r ISorgel^
1211
^tlanä^if)on.
1212
f d^Hcpd^ bic Shiflöfung bcr SJcrfammlung öcran=
Iahten. ^läbannbcr^crjOöKl^nftop]^ öonffiürtcm»
Scrg im 3ntercj|c bcr ginigung eine (Scncralf^nobc
In SSorfd^Iag hxaä^it, IbcfürJoortctc 9KcIan(i|t]^on
eine tJürftenöerfammlung, unb im grül^ial^r 1558
tturbe an] bem grantfurter Seid^Stog eine 6ini»
gungSf ormel, toeld^e auf ®runb feines (Sutad^tenS
öerfa^t worben, öon fed^§ gürfien unterjei(|net.
3)icfer fog. granffurtcr SRecel roaxb inbe| im §er»
^ogtl^um @ad^fen nid^t nur nid^t angenommen,
fonbem aud^ auf einer ^l^eoIogenDerfammlung ju
SOBeimar einer fd^arfen Kenfur unterjogen unb im
Anfang beS 3a]^re§ 1559 überbie| mit bemßon»
futationSBud^ beantwortet, ba§ mit ben ©ecten
unb Strtl^ümem ber Seit aud^ 9KeIand^t]^on§
Seigre öerurtl^eilte. 3ulejt öeranftaltete er, toäl^«
renb er gleid^jeitig bie öom §er§og öon Sägern
1558 erlaffenen änquifitionSartifel betömpfte, ouf
SSeranlaffung beS KonpftoriumS öon Seipjig eine
©ommlung ber ^auptfd^riften, ttjeld^e feine fiel^re
cntl^ielten. Snbeffen erlebte er bie SSeröffentlid^ung
bed Corpus doctrinae, mie baS Sßerf betitelt
würbe, nid^t mel^r. 6r ftarB am 19. ^pril 1560,
brad^te eS alfo tro^ feiner Sd^möd^Iid^feit unb l^öu»
pgen ffränflid^fcit, ungead^tet feines raftlofen 2lr«
beitenS unb ber öielen ftämpfe unb SQBiberwärtig«
feiten, meldte er ju Beftel^en l^atte, auf ein Sllter öon
63 Salären. ©eine®attin mar fd^on 1557 geftorben.
ßbenfo maren il^m jmei ftinber im 3:obe t)oran=
gegangen, ein ©ol^n unb feine lod^ter Suno, meldte
mit ®. ©abinuS t)er^eiratet mar. 2)agegen über»
lebten il^n fein ©ol^n ^l^ilipp unb feine ^od^ter
SJlagbalena, bie ®attin beS ^rjteS JtaSpar $eucer.
SBie biefe ©fijje feines SebenS jeigt, mar SRe«
land^tl^on Don ^auS auS ^umanift. Sr nimmt
als f old^er nad^ SraSmuS bie erfte ©teile in S)eutf d^»
lanb ein, unb bei feinem gro|en Jalent unb feiner
unermübUd^en ^rbeitsluft ermarb er fid^ als Seigrer
mie als ©d^riftfteller ein l^ol^eS Slnfel^en. (5r er»
florte unb ebirte jal^Ireid^e ßlaffifer unb öerfafete
trefflid^e grammatifdfte ßel^rbüd^er; er mibmete pd^
ber 2)ia(eftif unb Sil^etorif, unb au^er ber ©prad^«
miffenfd^aft betrieb er mit ßtfer Sie ipi^ilofopl^ie
in bem ©inne, in meld^em feine 3^* P« öerflanb.
Sinen mid^tigen 93eftanbt]^eil ber $]^iIof opl^ie bi(«
bete bamals bie ^l^^ftf ober 9}atur!unbe, unb in
biefer fprad^ il^n l^auptföd^Ud^ bie Slftronomie an.
SHe ©temfunbe marb aber bei i^m jugleid^ ]ur
©tembeuterei. ®ie ©tettung ber §immeISförper
beutete nad^ feiner SKeinung fündige Segeben«
Reiten an. S)ie ®efHme foOten aud^ auf bie Sem«
^ramente ber 3D>!enfd^en Sinflu| l^aben, ouS il^rem
©taube bal^er bei ber ®eburt eines JfinbeS beffen
t)or]^errfd^enbe IReigungen unb mit il^nen feine
©d^idtfale )u bestimmen fein. S)em entfpred^enb
fielUe er fomol^I für feine IMnber olS aud^ für
anbere $erfonen bie IRatiDitöt. S)ie| mar eine
SBerirrung, meldte er iroax mit mand^en feiner
Seitgenoffen gemein l^e, meldte aber aud^ einige,
nomentlid^ Sut^er, an il^m tabelten« ©eine übri«
gen Seiffatngen litten gro^e 93ebeutung für feine
3eit. ©eine grammatifd^en, rl^etortfd^n unb iß*
lofopl^ifd^en ©d^riften mürben beinal^e in oUro
©d^ulen beS proteftantifd^en 3)eutfd^IanbS einge-
fül^rt unb erl^ielten ftd^ tl^eilmeife fe^r lange; ^ine
lateinifd^e ©rammatif Uf^cmptüt ftd^ in &i4{ai
bis 1734. ^Uentl^alben begrüßte man il^ in ba
proteftantifd^en ©taaten als Seigrer beS Soto
lonbeS, Praeceptor Germaniae. 2)er©d^Ian,
ben er ben SifitationSartifeln t)om 3a^re 1527
beifügte, f anb mie in ©ad^fen f o in anberen @egen>
ben 2)eutfd^(anbS Singang. ©eine ©d^ulbu^er
Derbreiteten ftd^ felbft über bie beutfd^e @ren)c
^inauS.
äReland^tl^on mar aber nid^t blo^ ^umomp.
aSit ber Ueberpebelung nad^ SQBittenberg mürbe <r
jugleid^ Sl^eologe. ^IS f old^er ftonb er smar in
libl^öngigfeit Don Sutl^er, fofem er ivatadß nur
beffen 8e|re annahm unb Dertrat. Snbem er oiec
eine größere ® elel^rfamfeit in ben 3)ienfi ber 91«««
rung [teilte, gemann er neben {enem feine eigene
Sebeutung. 3n ben SSerl^anblungen jmifd^ ben
ffatl^olifen unb iproteftonten blieb er feit 1530 ber
tl^eologifd^e äBortfül^rer ber 9}euglaubigen. Ueto'
bie^ fd^ritt er, mie oben gejeigt morben, ©erai «r
anä^ im ©anjen bei ber fie$re beS SJleiflerS bel^arrte,
im Saufe ber 3cit bod^ in einjelnen $un^n üler
biefelbel^inauS. Sfteiüd^fonnteer feine abmei^enben
Slnftd^ten nid^t burd^fe^en. Sei bem äBiberffmi^
Sutl^erS mu^te er fte ^urüdtnel^men ober imi*
Italien, unb bereitete ftd^ mit i^nen nur Unornie^
lid^feiten. ©ein SSerl^ältnil ju Sutl^er trübte p^
@r flagt einmal über eine beinal^ fd^m))fri^
^ed^tf d^aft, bie er ju erbulben l^abe. ^e ftrengm
Sutl^eraner griffen il^n fpöter mit einer f^eftigWt
an, ba| er auf feinem Sobbette Srofl in ber ^•
nung fud^te, t)on ber rabies theologorom befielt
}umerben. S)er $unft fallt aber gleid^mol^bet
feiner SBürbigung in'S ® emid^t : bcrf elbe geigt, ba^
er ber Seigre Sutl^erS ft^ nid^t blinblingS l^ingflb.
SBenn er aber bei biefer Seigre ftd^ nid^t Dölfig
beruhigte, fo liegt anbererfeitS fein @runb ^
gmeifeln t)or, ba| er ber Steuerung im @angenwt
Uebei^eugung sugetl^n mar. 3n ben UnionS*
Derl^anblungen legte er }mar mel^rfad^ eine SM*
giebigfeit an ben Sag, meldte mel^r ober iDcmga
auf eine IBerläugnung berfelben ^tnouSjuIoip
d^eint. 3ti ber ÄugSburger Conf ef fion ffl^rt er
emer ben 1^1. Sluguftin als 3^9^ für bieSta^'
ertigungSlel^re Sutl^erS an, mäl^b er bod^ to#/
)a| ber ftird^enlel^rer eine anbere Suffoffung w»
trete. 3n einem SBrief an Srenj öom 9Rai 1581
bemerft er oud^ auSbrüdtlid^, ba| er pd^ auf 9bi0B^
Pin nur megen ber allgemein Don il^m g^^
3Reinung berufe (C. R. H, 501). 5)iefe 3»9 P
nid^t rü|mlid^; in ber obfd^mebenben ^taff ^
geben pe inbeßen feinen SemeiS. 2)ie fSIp^
Berufung auf %uguPin ip eine {tttTtd^ ©d^roSt^*
3eneS fd^monfenbe Serl^Iten ift auf eine gei#
Unentfd^iebenl^eit besei^arafterSunbbieSd^ttierir
feit ber 3eitt)er^öltnipe jurfid^ufül^ren. Sr glouHe
geraume 3cit, mit ber neuen X^Iogie inm^^
218
andanbti
Melanla.
1214
X to^olil^ Rixift bleiben gu lönntit, unb ba
n b« SBrud^ ^iffam anlant, [o wai tx tettit, als
e Koti t8 ttfotberlt, bcm ^rieben unb bet ©e-
einf^ft }u li€b firitlit^e ginri^tiingni ^inju-
^cn, bic fttncm itfoxmatDri[c^en i&lanbpunft
Mit tii^t cntfpiai^eii, a6nranb«;er{eitSaui$nic^t
m untintTÖQlic^ ju fein fd(|ienen. SKon mag ]d-
\t barm unb Datiii auf ^anbtungen tti i^m
1^, ttitlift gegen feine aufrichtige Ue^etjeugung
nba^t megen. 3nt @an)cn alber luirb biefelbe
äfi ju beftieittn ftin, unb bei bei 3Bid(ittgfeit,
d^ bie €o(^t für bie SBeud^eilung feinet S^zi'
B fyd, tarnt aui) betjenige nii^t mit @tillf ^meigen
trübet ^inffieggetien, tueti^er beti 3nl)0lt feiner
ebrqni^ngni^lalSnc^ltganjuertennenbermag.
3u ben Ktf onnitlen nafim 5Dielaiii$t£)on in ber
lälera 3eit eine freunbltd^ere ©leQung ein; biefe
KU bie natürlit^e gfolge feiner ©t^wenhing in bet
Ificnbrno^ISle^te. $Dn ber ^nerlennung ber @e-
riffenSfrei^eit 6tiel& er a6er immerhin nD(^ loeit
stfonL Cr biDigte nic^t nut bie Einrichtung
gtimie, er ö)ünfd)te auc^, ha6 ©c^mentfelb unb
itntt Sn^ngei but^ bie strenge bet dürften ju
9(iiiRn jetrieEien mürben; et Cetlangte fogar,
iai bie @egner bet ^ajoriften, bie bod) bie enl>
t^tdxnflen £utbtrantr Daten, Don bet meltlic^en
ftaailt mit Seibeäftrafen ^timgefuc()t mürben (C.
S. n, 133. 579. 798). Ht fle&t alfo in biefet
Sqie^g auf feinem anbetn @tanbpunft als baS
KätelflUet, unb menn bie angeführten Süge info-
Itnni^t auffoDen mcgen, oB fte bet aBgemetnen
li|(%oiunifl ber Seit entjpre^en, fo finb fieonbcret'
HSbo^ bebeutfam, meiljie jeigen, roiemenigbie
fog. Xef otmatoren einen <Srunbfa| Dertralen, ben
Utipen fo ^äufig jufc^reibt.
Siteratur. Opera MelanchthoniB, ed. Sret-
ubeider et Bindeeil, im Corpus Beforma-
toum I— XXVIII, Lipsiae 1834—1860;
J. CunerBriiiB, De Ph. Melauchthonis ortu,
WuTitae curriculo etc., Lipsiae 1566 (etfte
liittii)>(ie) ; &. Sd^mibt, $^. «Dlelanc^t^on, £eben
ab auSgemdbUe ©cbriften. eiberfelb 1861; R.
telftibti, ^^. «Dlelan^tbon alä Fraecepior
Qtnnamae, SSetlin 1889 ($b. VH bei Monu-
■aUGermaniaepaedag.); 3. SloSinget, 3)ie
fcfBrmatiim I, 349—408, SegenSburg 1846.
W bie OMittie Siteratut fei auf gattfelbet oet»
•kfet, bet ©, 621 — 645 ein aniia^emb Doli-
ntäg/tS ffltrjeitöni& berfeKen bietet, [d. gunt.] i
Ibbmkrr (EoI)at)f el ?), ^ i o n t) § , einet bet
"i Stfi>nnatoten, mutbe in Ulm geboten unb
W bafdbfi in baS 3)DmtntcanetnDftet. ^ai$
^ol Suftieten entmii^ er au3 bem Orben unb
(Anitttc liinp in @d|maben unb in ber $fal}
kmati^n, bi§ er einen Muf nac^ grnnlfurt
■tiO. am 4. 3imi 1524 fanb in ber Sattl^olo'
ifaMb^ bafelb^ bie erfte lut^eiif^e ^tebigt
WL 3b Sctbinbune mit 9Igere^eimec fpieCte tt
■b lufbietuns alltt Semagogenfünfle ben 91f
lOKlDi, nmt^ gegen !ßafift unb SIetuS, läfterte
lit 3Rtf{t snb bafi Wtatifaciament, fpmd^ guEe^t,
I um f^netl nufjuräumen, übet aUe ffolbolüen ben
' 33ann, bat ntemanb mit tfinen umgeben ober i^nen
elmaS Herlaufen bürfe. 3^0 i^im ber !Rot& x\oä) Diel
ju longfam Borging, ^ef te er ben ^pobel auf, „mit
bet 3auft ju Bottenben", ma§ bie Obrigfeit ni^t
t£)ue. 3eJI toutben bie flird^en geftüiml, bie ÜtllÖre
jertrümmert, ^riefle: mifeb anbell. 5)abeilag3)[e-
lanbet f elbfi, meil et bet jmingtif^en ^Ibcnbrna^IS-
le^re geneigt nwt, mit feinen EoDegen in petcm
^aher unb jog ftdi Bom SDiagifitat einen SJetmeiS
n)egenfeiner9}er^ältnifteiumraeiblti^en@ef(^led£|te
ju. et fagte barauf (1534) berSlobl benffiienft
auf, ging na^ Reffen unb marb b'« olB Öof-
ptebiget beS Sanbgrafen $[|ilt)i)} eine ^auptflü^e
be8 ißtoteftantiSmuS in groinglif^er Stiftung,
mä^renb er im SBerte^re mit ben SBittenbergem
feine iroinglifi^e ®efmnung Berbarg unb biefc^mal"
falbifc^en 3initel unterjeicbnete. SBiS jum tia^xt
1539 ^tte et beteits btei StQuen, alle noi^ am
Seilen ; bie jwei etften ^otte er ebne roeilete re^t-
lic^e götmli^feiten oerftogen, 65 mar bober aud|
ganj in ber Öibnung, hol er an ber ©p^ jtner
lefjifi^en Sifieologen ftanb, meldte bie Söigamie
i^reS gürfien gult)ie|en unb baS hierüber au§>
gefleüte ©uta^ten Sutf)et8 unb SHelani^tbani
unterfdiritben, Dorauf it)m bie S^re ju S^etl
mürbe, bie 2:tauung !ß|ilipp3 mit !DIargatet^a
Don bet @oaI Botnebmen ju bütfen. @r flarb
1561. 9!od& einet aJlUtbeilnng 3&<^"9 (©elebtfen-
SepfonlH, Seipj. 1751, 391) legte et eine ©amm-
iung Don Sc^nanlen unb ^Inetboten an, nield^
fpätet (1600—1626) patf Berme^rt unter bem
Xitel Joco-Seria in mef)reten ISentunen Bon fei>
nem miebet latbalifdl geworbenen @nlel Otto Wt-
lanber (geff. 1640 alS taiferli^et feofratl) in Sö^«
men) l^eraulgegeben nmrben. (Sgl. ^üKinger,
Meform. II, 210 ff.; E. Witte, Diarium bio-
graph. I, Gedani 1688, ad 31. Dec. 1640;
i*. ®obe!e, ©runbriB gut ©efc^. bet beutfi^en SJidd-
Iung. 2. 9IufI., U, SlreSb. 1886, 129.) [Sc^öbl.]
3iur«iiii», b ie b'- beren üiame auf ben 31. ©e-
cembet im tömifdEien OTatfqtoIogium ftel|t, mot bie
gntelin einet anbem 9Jte[ania, meiere, obne getabe
bie RtdOlii^e SBetebtung als ^eilige ju genießen,
JU ben großen gtauen beS c^rifttii^en 5IIterlbum§
gebätt. 3)ie ältere Welania, au3 einer retdien,
abeligen, mit bem ^1. Selij Bon ^liola Bermanbten
^mitie, führte nac^ bem äiobe tf|teS @emaf|IS,
Dom 23. 3a^re an (365), juerft in 9tom ein
ftteng aScetif^eS £eben, ging im ^. 371 nat^
Slegqpten, bie boiligen 3J!öncbe ju befud^en, baute
in 3etufa(em ein Älofier, flieg butcb i^re gtöm»
migfeit fo febr in ber äßerebning ber Siömer, bafe
i^t einmal bet 9lbel einen glanjenben Ginjug in
Wom bereitete, blieb aber ni^t ganj frei Dom 58er-
hadEite, bei ben origeniftifd^en ©treitigfeiten für
bie SBertretet beS 3rttl)um8 5ßartei genommen ju
baben. ©ie ftnrb am 8. 3uni 410 jU 3ftufalem.
äSom bl- 9Iuguftinu§, bem b'- ^JJaulin bon Siola
u. 31. nirb fte febi getübmt. ^ebenfalls übte fie
auf i^te ßnieltn unb beten Si^oil" ben idd^I-
1215
5incld^iabcö — SReld^itcn.
1216
tlftätigftett ßtnflufe. Z^x ©ol^n ^uBUcoIa, bcffcn
firsicfiung fic frommen Seigrem übcriaffen, l^attc
Silbina gcl^ciratet unb t)on il^r au^cr einem ©ol^n
383 eine Sod^ter, bie iüngere 2Relania, erboltcn.
S)ic|e mürbe an ^inian öerl^eiratet. Seibe ©atten
entfd^loffen fld^, nad^ bem frül^en Sobc il^rer ftin«
bcr, boS ® clübbe ber gntl^attfamf ext aBjnlegen ;
fle entäußerten fld^ beS großem Sl^eileS il^rer ©üter
äu ©unftenber Firmen, f d^enften allen il^renSHaöen,
bie Don ber @abt ©ebraud^ mad^en moQten, bie
tJreil^eit (man fpric^t t)on 8000) unb lebten in
fclbftgefd^affener 2lrmut tl^eifö in Stößen unter
Seitung be« 1^1. $aulinu8 t)on 5Rola, tl^eilS in Sa«
gafte beim 1^1. Sll^piuS, tl^eilS in Serufalem, mol^in
|ie im 3. 417 gegangen maren. 5Rad^ bem Sobe
i]^re§ ©atten übemal^m ÜRelanta bie fieitung eines
oon il^r gegrünbeten ftlofterS in Serufatem unb
ftarb am 81. ©ecember 439. (SSgl. Tillemoiit,
Mömoires X, 591 bs. 821 ss. XIV, 232 es.
745 88. ; Sutler, Seben ber SBäter, beutfd^ öon
»äß u. SBeiS XIX, 160 ff.) [Sd^röbl.]
^tmabts, ber ^l., f. amiHabeS.
iRet^ifebe^ (P7=5"^=!^» , LXX MeXxweSex)
erf^eint in ber ©eneftS atö ffönig t)on @alem
(nad^ $f. 76, 3 l^ebr. unb Jo8. Antt. 1, 10, 2 f. t>. a.
Serufalem) unb }ugleid^ a\% $riejter ©otte§ be§
^öd^ften 5ur Seit Slbral^amS (©en. 14, 18). «18
Slbral^am t)on feinem @iege über Sl^oborlal^omor
unb bie mit il^m t)erbünbeten jf önige jurüdfgefel^rt
toar, brad^te il^m UReld^ifebed^ 99rob unb SBetn
entgegen unb fegnete il^n, unb Slbrol^am gab tl^m
ben 3(^nten Don ber gemad^ten 93eute (®en« 14,
18—20. ^br. 7, 1. 2). S)a8 unermartete Cr-
fd^einen eined JtönigS in &inaan }ur 3^tt STbra«
^amS, ber mie Slbral()am ben loal^ren ©ott t)ere(rt
unb fogar ^ricfter beSfelben ift, l^t üon itf^tx Sc»
fremben erregt. ®enn baß ber ©ott SOleld^ife«
t^täfi berfelbe fei, mie ber ©ott Slbral^md, er^eQt
au8 ber gan} gleid(;en ^JeAeid^nungSmeife beiber:
r?»i c-Ä» rrsp v^n V» (®cn. 14, 19. 22). SMe
mtnigen Sporte aUt, auf xotld^ [xä^ bie ®eneft8
in ^treff bicfer merfrtürbigen ^rfon befd^rönft,
laffen biefelben in einem rötbfel^ften Sid^te er-
fd(;einm unb geben auf eine Wenge t)on S^gen,
bie man aufmerfen möd^te, feine Sntmort. SNi bie
©eneftd feine Altern, feine ^'»erfunft, feinen Sn»
fang unb fein Sebendenbe be8 Vleld^ifebcd^ fennt,
fo erfdbeint er in ibr mirflid^ al8 draTcup, d{&i;To>p,
TsXoc cYoiv« unb infofem al8 al^nXidf gemod^tbem
€obne ®otte8« d^of&otwjjLevoc TtjS uuo tou Osoü
(5»ebr. 7, 3). ^ben biefe feine ß^d&einungSöeife in
ber @eneft8 b^t ^nlaß i^eben, baß er f $on frübe
018 SQpu8 be8 mefftanifc^ %>^e{ifr> unb itomg>
tbum8 betradfetet tourbe. Sdbon $f. 109, 4 et^
fdxint er unter biefem ®efidbt8punfte. unb f^br.
7, 1 ff. ttnrb er ou^fübrlicb unter bemfelben be«
banbeU, unb auf @runb biefer tppit(&en ^cbent-
famfeit bie grbübenbeit be4 iMeflertbum8 gljnpi '
über ba8 krititd» '^ejlertbum nacbgeimefen. ge|»
terc8 UNir nämltcb untmmrgfnb, 5U jener $oU*
fommenl^eit ju führen, bie erreid^t toerben foBle;
fonft möre nid^t ftatt feiner, nad^bem e8 beieits
lange beftanben, einanbere8$rieftert]^mnad^b(t
SBeife äReld^ifebed^S eingefül^rt toorben. S)ie &
l^abenl^eit be8 le^tem ergibt fid^ f d^on au8 bem Sta*
men äReld^ifebed^: er ift ffönig ber ©ered^tigfcit
unb ffönig be8 t^riebenS; bann erfdbeint fie in fei»
nem SSerl^öItniß ju Slbrabam : er l^t btefen gefegnä
unb Don tl^m, unb bamtt gemiffermaßen Don Setii
f elbft, ben Sel^nten genommen, unb erf d^t f ^on
infofem meit l^d^er al8 fte; enblid^ beutet frise
munberbare Srfd^einung§meife in ber ®enefi8 auf
ein fortmöl^renbeS, ununterbrod^ene8 unb etmge§
$rieftert]^um l^in, unb nad^ ber mit einer eibfi^a
SSefraftigung Derbunbenm Sinf e|ung be8f elben (${.
109, 4) ift ber neue ^obepriefter feinem ^(Jerfonm«
med^fel mel^r untermorfen, unb ift ber 9rt, tvie
er fein muß, menn burd(| fein %nt ba8 beabfid^
tigte 3icl f oH erreid^t »erben f önnen. S)oS 9Jffl^
in Setreff biefer ißunfte ift bei ben 9u8Iegem nod^
jufel^en. Slu8 bem Semerftm erl^eHt Don fdbfi
ba8 Sergeblid^e imb Unftattl^afte ber Semül^
in irgenb einem bef annten SRanne ber iSraditifd^
iBorgef d^id^te , etttm in ^enod^ ober Sem ober
Q^i^axa, äReld^ifebed^ auSfitwigjumad^CBochait;
Phaleg. L 2, c. 1 ; Deyling, Observatt saer.
n, 71 sq.). 99ei bm SRabbinm, 3. S. $jeii)N)-
jlonatl^n, im jemfalemifd^ Sxnrgum, bei iasäji
5U ® en. 14, 1 8, l^ben f old^ Semü^ungen xadji g^
rabe Diel%efrembenbe8; Don d^rifUid^ @ele^
aber, mie fiigWoot (Opp. 1, 15. 212) u. «., joBc
man im Sngefid^te Don $f. 109, 4. ^ebr. 7,1 ff.
bergleid^ nid^t ernnirtm muffen. — Ueber Vt
antitrinitarifd^ €ecte ber SReÜ^if ebed^ümer f. b.
%rt. Sl^obot, ber SBec^Ier. [ffieltt]
^tiUfjUeu ober 9)telef iten (Don n^is, JHmg),
b. i. foniglid^ (foiferlid^) ©efmnte ober ^ftNntel
untrben Don ben SRonop^^fitm (f. b. Sri) in ba
$atnar(l^ten We^onbrien, 9ntiod^ien niÄ Stn*
falem bie ortl^obos gebli^enen ®ned^ genasitt
meld^ bie ^d^Iüife beS emicUd Don etakc
bon ongenommm ^tten. S8 toor bieß ein 6|)ot^
name, meil bie ^^tifer Don ber Snftd^ arf*
gingen, baß bie Ortl^boitn nur bnrd^ bie (SaxA
be8 ff aiferd HRorcion ^nr Snna^e biefer 9ef4#
gejnnmgm morben, unb nml fie fo^, ba| bk*
felben ^d^ be8 befonbera Coiferfid^ QäfaH/Afx^
freuten, nwlbixnb fte f elb ji, naoienUtd^ indct Sv
fünian unb 3ufttn IL, nidbt 0^ ^tftigtrit ttP
folgt nmrben (Thonuussm. P. L Üb. 1, e. 16, il9;
$billi|^. ft.'3L n, 58; ^cfele, emic>ecf4. ü.
577). Seit Songnn nnrb ober biefer 9Iane ns
nodb anf bie in Serien nnb Segpiitcn mit bcc
römifdben ftird^ Deremtgtcn ®ncd^ni (xo^ttofM,
bie au(b @röci>*9Reldbtten ^eißciL 3n bicfaiSinK
ttntrbe ber Snäbnnt f^l^^ ^n bem jur dntSiov
cen)* KL unb ^imoituA' nL kbcnbcn ^ßatriön^
9iicolau§ DcnlUexanbria gebrambt (Le QoieB,
Or. cbr. III. 7S6: berMbe icbct II, lS4dai4
Den einem meldbttikben^Satxioitbat bQ8ixn9.3#'
bimbert in (Fbolboa tti^aab, ]dm^ ixm ben %»
217
aKcId^ttcn.
1218
torianem mit^ilfeber Jfl^oßfenunterbrüdttDurbe).
tttd^bcm bie tnelcj^itif d^en Ißatriard^ote ^e;;anbnen
nb Serufalem fd^on unter ben betreffenben ^r»
ifcitt )ur ©prod^e gefotnmen fmb, hxauä^t l^ier
WC t}on ben untrten ©ried^en gel^anbelt 5U werben,
kIc^ einen Don Slont anerfonnten antiod^enifd^en
hitriatd^en l^aben. — 92od^ in ben ^ogen be§
3ntlQriu8 geno| $ettu§ III. Don ^ntiod^ten bie
kmeinfd^ft bed römifd^en Stul^IeS (Dgl. Leo-
18 DL Ep. ad Petr. Antioch. p. 168, ed. WiU).
tad^bem ^ bie gried^ifd^e ftird^e SonftontinopelS
nt ber abenblänbifd^en getrennt l^atte, mürben
ttd^ bie gried^ifd^en ft ird^ ber genannten $q>
iin:d^e in biefe§ @d^i§ma l^ineingejogen unb
lieben, ba bie auf bem Slorentinum ^u @tanbe
jdommene Union ber grted(|ifd^en unb römifd^en
tird^ fid^ toieber }erfd^Iug^ bi§ ju Anfang bed
L8. äal^^nnbertd gönjlid^ Don ber lateinifd^en
Ittz^e getrennt. Sin^elne ber gried^ifd^en $q-
tnard^ Don Sonftanttnopel, SKesanbrten unb
litUM^ien jeigten nneberl^olt ©eneigt^eit 5U einer
nmon unb nmrben Don 9tom an^ bnju oufge«
nmtert, e8 !am jebod^ eine mirflid^e Sereinigung
njl^ )u €tQnbe. 9}ur im antiod^enifd^en $q>
tnanl^e mürben naml^afte Srfolge eneid^t. ^m
Cnbe beS 17. gal^rl^unbertS bemül^ten ftd^ ber
fqbifd^f Sut]^9miu§ Don S^ruS unb Sibon,
bambte $atnard^en Stl^nafiuS lY. unb Si^riSuS
n Ue iKtpftlid^e ^nerfennung. 2)a3 Don il^nen
torgelegte ®Iaubendbefenntni| erfd^ien jebod^ in
Som nid^t DoObmnten befriebigenb, unb fo er«
iidien fte ba§ ^Qium nid^t. Obmol^l eine ©pnobe
^ Sonfbrntinopel 1722 bie ^ntiod^ener burd^
b^Iimg ber ^lateinifd^enffe^ereten'' Donil^ren
IbdoRSpIänen abzubringen fud^te (Asseman. B. 0.
m 639), nmrbe 1724 ein frül^ercr Sögüng ber
9ötiQganba, P. @erQ))]^in %ana^, 5um ^atriar d^en
(QD^It, ber ben 92amen S^rilluS UI. annol^nt.
Stt^bem er in Wtm ben Snforberungen be§ römi»
HnStu^Ied ®enüge geleiftet, erl^ielter Dorlöuftg
Ott Inerfennung. Siber erfi qI§ ftd^ feine ®e>
hum oSfeitig bemöl^rt unb er ftanbl^aft ben
^ofifd^ Glauben Dertl^eibigt l^atte, fo baft er
^ bem neuen fd^i8matifd^en$^triard^en@t)lDefier
Hit itfß feiner treugebliebenen Sifd^öfe nad^ bem
!mon ^ie^en mu^te, erl^ielt er 1744 au^ ba§
Mmm (BoU. Bened. XIV. I, 190 unb Ap-
P«mL 388 sq.). 2)ie| ift ber Urfprung be§ $a»
toonj^ bei ben ®räco«^eId^iten, unb feitl^er gab
4 ^nUpöl^renb gried^ifd^"fat|oIifd^e $atriar(|en
^intiod^ien (Le Quien U, 774 sqq. ; Moroni,
Kaan. XLTV, 151 sgg.). «I§ nad^ ber ab-
btthmg beS ^atriord^en e^riKug, bie in 3iom,
MI OQiie pfipjUid^e ©enel^migung erfolgt^ al§
QgSttig angefel^en mürbe, ber $riefter 3gna)
Mk fam 9lad(ifoIger ermol^It morben mar, cafftrle
BRBenSXm. biefeSBal^I (1760) unb fe^te traft
H ScDoIutionSred^ted ben Srsbif^of maimu^
oi^ieiapolid ald ^atriard^en ein (Bull. Propag.
7, 81 sq.). 9lad^ beffen ^ob bcfiöHgtc er 1764
n regelmfilig ermöl^Iten Srjbifd^of ^^eobofuiS
tirAcnlccieoii. YIIL 2. ?Iufl.
Don 93er^tu§ al8 9?ad^foIger (ib. 85). 9hm be«
möd^tigte ftd^ ber ungültig gemöl^Üe ^atriord^
3gna} beS ^atriard^atS (1765); er mürbe aber ej«
communicirt, unb ber $apft rief gegen biefen Ufur»
pator felbft bie mcltlid^e SDlad^t an (Bull. cit. IV,
101). auf 2l^eobofiu§ folgte 1789 P. «tl^anarmS
(Siofor, Don ^iu8 VI. beftötigt (ib. IV, 209 sq.).
e^rtnuS IV. ©iagi, feit 1794, mürbe 1796 mit
bem $aOium gefd^müdft, ebenfo SgapiuS SRattar,
ßr^bifd^of Don ©ibon, feit 1797, geft im 3anuar
1812. Unter festerem lebte ber ßrjbifd^of @er«
manu§ abam Don ^iera))oli8, ber bei ben @ei*
nigen gro^e§ anfeilen geno^, aber al§ greunb beS
©dpio SRicci (f. b. 9lrt.) in beffen ©inn mirfte
unb Dielen falfd^en Seigren Eingang Derfd^affte.
$iu§ VII. Derbot mieberl^olt (1816 u. 1822)
beffen Jfated^iSmuS unb anbere feiner @d^riften,
mie aud^ bie Sel^auptung, bie Sonfecration merbe
nid^t burd^ bie 6infe|ung§morte Sl^rifti bemirft.
@d^on 1802 l^atte er ben (Sr^bifd^of ©ermanuS an»
gel^alten, bie ^uUe Auctorem fidei unb ba§ SreDe
gegen @9bel )u unterfd^reiben. Unter bem @influffe
biefeS ®ermanu§ mar 1806 bei bem Jtlofter jfar«
lapi^a (Sarcaf ö) in ber 2)iöcefe Ser^tuS eine @Qn«
obe gel^alten morben, meldte Diele SDecrete im @inne
ber ©9nobe Don ^iftoja (f. b. 3lrt.) f eftfieOte. ©ie
arabifd;en Scten mürben 1810 obne 93efragen beS
römifd^en ©tul^tS Deröffentlid^t, fpöter in Som ge«
prüft unb am 3. 3uni 1835 cenfurirt (Bull. cit. V,
125sq.; Coll.Lac.n,5558qq.). $apft$iu§Vn.
bot MeS auf, ben ^atriard^en mie aud^ ben 92ad^«
folger beS @ermanug, 99apu§ ^aractengi (DgL
über bie SBal^I beSfelben ^ergenrötl^er in SeringS
«rd^iD f. ff.^Sft. Vn, 352 f.), im ©tauben ju be-
feftigen, möl^renb er aud^ bei ben Sel^enfd^em
Defterreid^S unb granfreid^S um §ilfe für bie
infolge ber Sufrei^ung be§ fd^iämatifd^en $a»
tnaxä)ak^ in Eonftantinopel Don ber ^Pforte fd^on
Derfolgten ®räco»9J{eId6iten ftd^ nad^brüddid^ Der«
menbete (1818, Bull. Propag. IV, 369—371).
Sine jmeite ©^nobe Don 1812 befd^Io| bie (5r»
rid^tung eines gemeinfamen ©eminar§ für bie gan^e
92ation, toa% bie ^ropaganba beftötigte. 2)ie Sr«
rid^tung gefd^al^ unter ^atriard^ SgnatiuS ©arrouf
(©aronf), ber im gebruar 1812 ermäl^It unb 6. 9io«
Dcmber 1812 getöbtct mürbe. 3^m folgten: SKa»
cariuS SaD« (1813—1816); 3gnaa d^aitan ober
ffattan (1817—1833); SDZajimu§3na3lum(1836
bis 1855), ber auf einer ©tjnobe ju axn«3:ra}
(1849) 25 ®i§ciplinar»eanone§ erlief (Collect
Lac. n , 579 sq.) ; glemcnS Sal^uS , beftötigt
1856, refignirt 1864, unb ber gegenmörtige $a»
triard^ (Sregor 3u|juf, feit 1865, Dörfer Sifd^of
Don ^toIemaiS, mie fein SSorgöngcr (Dgl. Garns,
Ser. Epp. 457 ; ^ergcnröt^cr, Ä.»®., 3. Slup.,
m, 500. 994 f.).
S)er Patriarcha Antiochenus Melchitarum,
ber 114000 in ©t)rien, ÜJ^cfopotamien unb 6ara»
manien jcrftreutc ©laubige unter fid^ l^at (0. Wer-
ner, Orbis ten\ catholicus, Frib. 1890, 153 ;
nad& ben «nnalen 3. 33erbr. b. ®I., ©tra^b. 1857,
1219
iölctd^tten-
1220
238, jäl^Itc man 1843 nur 50000), rcfibtrtc bi§
1840 auf bem Serge fiibanon ju 2lintra8 (2lxn
Sara j) ; bann liefe er fld^, nad^bem er einige 3cit
in 2ltej)j)0 repbirt l^atte, ju ®ama8cu§ nieber.
ßrtoäl^U tt)irb er in feierli^er Scrfammlung öon
f ommtlid^en (Si^bif d^öf en unb Sif d^öf en. ®ie äBal^I.
acten merben an bie ^ropaganba, meld^er ber ^a»
triard^ unterftel^t eingefenbet unb bem ^op^t mit
ber Sitte um Seftötigung unterbreitet. ®er ®e=
tDÖl^Ite l^at bie professio fidel pro Orientalibus
(Bull. Propag. IV, 36. 88) einjureid^en unb ben
Dbebienjeib ju Iciften. Sei ungültiger SBal^l be«
öolöirt bie dmennung bc§ ^atriard^en an ben
$al)ft. S)erfelbe l^at bie öon bem EleruS ber ein»
seinen ©iöcefen ertoäl^Iten Sifd^öfe gu bejtätigen
unb ju confecriren, nad^bem fle ben Dbebienjeib
unb ba§ @(auben§befenntni| abgelegt. Si§n)eilen
ttnrb er an^ Don ätom au§ beauftragt, erlebigte
SiStpmer ju befe Jen, bef onberS mo feine SBal^I ju
©taube fommen fonn, mie 1828 für Scirut (Bull,
cit. V, 40) unb 1831 für §ierapoIiS (ib. 72).
Safe er aud^ Sifd^öfe t)erfejen fann, fd^eint au8
einem (Sriafe KIemen§' XI II. l^eröorjugel^en (ib.
rv, 96). tJemer l^at er ba§ Sed^t, mo immer pd^
gried^ifd^e ffatl^olifen befinben, für fte Pfarrer
einäufejen. Sufeerbem l^at er SSolImod^t, bie 9la«
tionoif^nobe ju berufen; aud^ fann er öom gaften
biSpenjtren, aber nid^t in perpetuum, ebcnfo in
mel^reren Cl^efad^en S)iSpenS ertl^eilen (ib. UI,
98). ©onft geniefet er biefelben Sed^tc über bie
il^m unterftcl^enben;, mit ben gemöl^nlid^en dpu
fcopalbefugniffen auSgeftatteten ißrälaten, mie fte
ein TOetropoIit über feine ©uffraganen l^at (§er«
genrötl^er, «rd^iö f. UM. VH, 340). «tö ^flid^t
liegt il^m ob, afle jel^n Saläre in SRom ju er»
fd^einen ober im SSer^inberungSfaHe einen ©tett«
Vertreter ju fenben unb Serid^t über bie Suftönbe
feines ^atriard^atS p erftatten (Moroni 1. c. 157).
S)ama§cu§ ift bie ^öcefe be§ $atriard^en, bie er
burd^ einen S5icar«Sifd^ofobminiftrirenIöfet; mei«
ter l^at er ^tod mit bem bifd^öflid^enSl^arafterbe«
fleibete ©eneralöicare juftairo unb ju 3erufalem,
ba er fraft pöpftlid^er Sonceffton al§ ^bminiftrator
aud^ bie 3uri§biction über bie Ängel^örigen feines
Situs in ben ^atriord^aten Sllejanbrien unb 3eru-
falem au§}uüben ^ai (Moroni 1. c. 161. 162).
Slufeer S)amaScu§ unterftel^en bem ^atriard^en
nod^ 12 2)idcefen, t)on benen %Uppo, Smefa unb
3:i)ru§ ßrjbifd^öfc, Seirut, SoSra, ^eliopoliS ober
Saalbef, gfar jul ober S^W% 3erufalem, §auran,
©ibon, ^totemaiS unb %x\po\\ Sifd^öfe ju SSor«
ftel^em l^aben. S)ie Sr^bifd^öfe ^aben nur ben Sitel
öor ben anberen ©uffragancn öorauS. Unter biefen
Sifd^öfen jäl^It man über 330 ^rieftcr (1843
fd^on 180), meldte, fowcit fte bem aSeltcIeruS an-
gehören, bie öor ben nieberen SBBeil^cn gefd^Ioffcne
gl^e fortfejcn bürfen. 5lßan finbet jebod^ menige
öerj^eiratete ißriefier bei ben 2ReId(;iten, ba bie
meiflen ^Pfarreien öon ffloftergeiftlid^en öerfel^en
toerbcn. (Jrjogen mirb ber KleruS, ber öon ben
®abcn feiner ©emeinbe lebt, in bem ©eminar
Tlaxiä Serfünbigung )u ^intraS, boS 17 ^>
pldje bietet. Sine l^d^ere miffenfd^ftlid^eSi^
beft Jen nur bie im ©eminar ber ^o))aganba et*
jogenen ißriefter unb einige äteguloren ; bie f^
logifd^en ^aitptmerf e beS ^benblanbeS toerben in
$atriard^at nur in arabifd^en, )u 3erufalem ge*
brudften Ueberfejungen gelefen (§ergenr5t](|er, m
«rd^it) f. RM. Vn, 338, «um. 9).
2)ie fflofter ftel^en unter bem SHöcefonbifc^
ober mo fein fold^er ift, unter bem ^ßotrian^
3)ie SRönd^e, bie ftd^ nur burd^ bie Xonfur obet
@!orona oon ben fd^iSmatifd^en unterfd^ben, t^
len ftd^ in ^mei SaftIianer«Songregationen, in bie
Dom l^eiltgen Sriöfer, meldte Sr§bifd^of Sutl^^miul
Don S^ruS 1715 befonberS für Srjiei^ung junger
SIerifer grünbete, unb in bie beS l^I. 3ol^anmS
Sapafta in ©ol^air (©d^umeir), um 1700 am Si-
bonon gegrünbet, in SRom mit ber SHx(fyt ©. Slark
in2)omnica befd^enft unb mel^rfad^ oon ben $a^
ften a))))robirt. S)a in ber lejtem Songregatüi
bie SaftHaner Don Slteppo fid^ eine Oberl^eirfd^
über bie Dom Serge fiibanon anmafeten unb bor»
aus Diele S^\\it l^erDorgingen, trennte ftd^ biefcKc^
gans ö^tüid^ mie bei ben SRaroniten (f. b. 9it),
in ^mei f^ractionen, bie aleppinifd^ unb Mo*
bitifd^e, »aS ®regor XVI. 1832 genel^migte. Die
^Kongregation Dom l^eiligen Sriöfer l^ot 8 KQ^
unb 21 ^of))i5e mit ettta 400 SRönd^n, bie fo|l
alle $faneien Derfel^en. 3tn ©anjen ^fß nun
19 JJIöfter, barunter 3 9^onnenfIdfier na^bec
Siegel beS 1^1. SaftliuS (Dgl. nod^ ^gew^
a. a. D. Vra, 75 f.).
2)ie Siturgie unb bie ©))enbung ber fß\^
©aaamente gefd^ie^t nad^ gried^ifd^ StitnS, ba
neben burd^auS unmefenffid^en 9(btt)eid^na^iint
ber ^ra^iS ber lateinifd^en JKrd^e übereitpnni
S)iefe miO 9tom fel^r ftreng eingel^alten taü^
^IS ber ^atriard^ barum nad^fud^te, bafe om S"
banon unb 2lntiIibanon, entgegen ber gried^ifij«
?PrajiS, mel^rere SReffen töglid^ auf bemfelbenÄ»
tare gelefen, unb an ben Sßod^ntagen ber Ouobto*
gejima, an benen fonft nur bie $röfanctifiaitei«
meffe geftattet möre, bie missa perfecta tute in
ber lateinifd^en jhrd^e bargebra(|t merben bürf^
»urbe biefeS ©efud^ Don Senebict XIV. 1748
abf d^lögtg befd^iebenunb bie Sin^oUung ber grie^i'
f d^en ghibrif en eingef d^orft (BidL Bened. XIV^
1, 178). @S foa aber bie SoIfSmeinung, ba|ai
^riefter baS gfaften bred^e, mld^tt fid^ bet H»
einem anbem ißriefter fd;on an bemfelben %of
gebraud^ten $aramente unb JHrd^engerft^ b*
biene, fröftig befömpft merben. 3)od^ ttriib wt
einem frül^em Sefd^Iuffe (Decr. Gongr. nrop>S>
31. Mart. 1729) geftattet, bafe m^rere Wm
in loco Ecclesiae apto errid^tet tt)erben, unbb4
beim SDlangel an Sltören unb bei grofeo: 9q#
Don $rieftem mel^rere berfelben ba, mo eine \BUf
©emol^nl^eit eingefül^rt ift, auf bemfelben IM
5uglei^ mit bemSifd^ofe ober einem anbem^ßcii>
fter in ben l^eüigen ©emonbem ber Selebtanki
unb mit DoUftänbtger 9lecitation bn Sihtrgie, ai4
21
5IKcId^om — 5DlcIctiuö.
1222
- GonfecrationStoorte, goit} tote (ei ber !ßrie[ter«
1^ gefd^ie^t, mttcelebtiren , tote menn fte e§
An tl^ten. SHefe Opfer f öttnen bte einzelnen
iefkr nad^ ber SReinung berienigcn, bte frei»
lige Oblatbnen bargebrad^t l^aben, nppltctrett.
igeocn genügt eine blo^e ^injufügung Don
trtiRln nid^t um für jmei Serfd^iebene ju a))))Ii«
m, ebenfo menig blof e Sommemorotion (Bull.
. 178).
(Skfofiet nHrb bei ben äReld^iten : a. in ber großen
lobragefima oor Oftem ; b. $u S^ren ber fei«
en %po{UI am SRontag nad^ Srinttatid big jum
{k $etri unb ^uli; c. oierjel^n Soge oor
orift ^immelfol^rt (1. — 14. 2luguft); d. oier«
\ Xoge oor SBeil^nod^ten (15. 92ooember bi§
:. S)ecember). ^I^er ift l^äu^g bei il^nen Don
ter tnerfod^ Ouabragefimo bie Siebe, obgleid^
t Sül^I ber Xage nid^t bie gleid^e ift. ©eioöl^n«
f^voittb bid ]um @onnenuntergong gefaftet. S)a§
omfitQgSfajten, ben (Sl^orfamStogauggenommen,
i Sielen ein ®egen[tanb be§ vlbfd^eued. 91m
litttDod^ unb S^itag l^alten fie ^bdtinen} oon
MfSi, Siem unb Socticinien, oiele ouc^ oon
ÜMm (^ergenrötl^er o. o. 0. 194). ^u^er ben
oeitS genannten @d^riften ogl. nod^ : SOtejer, 2)ie
te|»g. I, 432—438; ©ilbemagl SSerfaffung
er IHrd^en be« Orients 281—287; G. Petri,
.•Oii)e cattoL m, 14—21. [5Re]^er.]
|bl#a«t, f. SRolod^.
9bfttni$, 3lamt imxtt Stfd^öf e beS 4. Sal^r«
imbertfi, an meldte fid^ i(ot\ lönger bouembe
)4iSmen, ba§ eine (frül^ere) in ^eg^pten unb
BS anbere (fpdtere) in ^ntiod^ien, anfd^Ioffen.
.Ser tDO^Urfprung bed ög9ptifd^«meletia«
if^en €d^t8ma8 ift megen ber 93erfd^ieben*
nt, ia beS SBiberfprud^d unter ben OueOeU'
Q^ri^^ fd^toer )u ermitteln. 3)en erften $(a^
Ria: ben Hier iMaffen ber OueUen nel^men bie
Nnbomentalurfunben ein, meldte erft oor 150
Witen tH)n Scipio SRaffei entbedt unb im ^apxt
788 Don i^m, fpöter Don ätoutl^ (Reliquiae
wie in, 381 sq.) l^erauSgegeben morben
iab. €ie flnb fömmtlid^ lateintfd^, aber fid^tltd^
Uafe|ungen au8 bem ©ried^ifd^en. Sl^re ^ed^t«
A ipi Don niemanbem bezweifelte il^re SBid^tig»
QtiÄcr Don Sllen anerfannt morben. S)ie be«
ttknbße biefer brei Urfunben ift ein @d^reiben,
kU(cS bie Dier ögqptifd^en Sifd^öfe C^ef^d^iuS,
liuS, X^oboruS unb ^^üeaS (ioo|l ber
beS Sd^eibenS) mäl^renb ber biodetia«
Sorfolgung auS bem fferfer an 3ReIetiu§
Aß rii^teten, beoor fid^ biefer nod^ DöHig Don
er 8M^ (Utrennt l^tte. S)ie gmeite Urhtnbe ift
K taije 9iad^d^t toeld^e ein alter Slnon^muS
«eipat«cteitf}üde anl^öngte, beS 3nl^a(t§: 3Re-
M boie fiä^ Don ben Dier Sifd^ofen nid^t »ar«
8 faffen^ ^be Dielme^r felbft in ^lesanbrien
ie6|Mltnng Derurfad^, ^efter aufgefteUtu. bgl.
ie Mite Utbtnbe enblid^ ift ein @^reiben, toel»
8 Cr^Mfd^ ^ßetruS Don Slle^anbrien an feine
nehm riqtete^ um Dor ÜReletiuS ju toamtn.
— 2lu8 bief en DueBen refultirt nun goIgenbeS :
1. SReletiuS mar Sifd^of in ^egQpten, unb ^mar
SU S^copoüg in ber X^ebaiS. Sr benu^te bie 3eit
mo eine gro^e Sn}a]^l anberer ög^ptifd^en Sifd^öfe
um be§ ©laubenS millen im ©eföngniffe f q|, unb
nal^m in fremben @prengeln, mal^rfd^einlid^ in ben
2)iöcefen ber Dier obengenannten feifd^öfe, gegen
aüt lird^Iid^e Orbnung unb @a^ung geiftltd^e
Sßeil^en Dor. 2. Sin S^otl^faH lag baju nid^t Dor,
unb menn er Dorl^anben gemefen möre^ fo l^ötte
äReletiuS bei ben gefangenen Sifd^öfen ober, menn
biefe fd^on tobt, bei ßrjbifd^of ^ßetruS Don Älejan»
brien bie 3uftimmung )u folgen Orbinationen
nad^fud^en foHen. 3. 3Bo ber Sr§bifd^of $etrud
ftd^ bama(§ aufgel^alten l^abe, fagt feine ber brei
Urfunben; aber e§ gel^t au§ ber }meiten unb britten
^erDor, ba^ er nid^t in Sllejanbrien felbft anmefenb
mar, aber aud^ nid^t im jferfer fa^. @oaate8
erjöl^It, ^etruS l^abe ftd^ mäl^renb ber Serfol«
gung gejlüd^tet; bie ^aä^nä^i ift mid^tig, meil fie
eine mid^tige ©runblage gur ftritifirung ber übri-
gen OuellennQd^rid^ten biJbet. 4. Üebrigen§ ad^tete
3KeIetiu8 nid^t auf bie ßrmal^nungen ber Dier ein«
geferferten Sifd^öfe, ging Diclmel^r, mie bie jmeite
Urfunbe fagt, nad^ bereu Sob (unb in $etru§' ab»
mefenl^eit) felbft nad^ SHejanbrien, Derbanb ftd^ ba
mit ^riuS unb Spbor (bamalS jmei Saien), ex»
communictrte bie Don $etru8 befteUten bifd^öf«
lid^en Sifttatoren unb meil^te ^mei anbere. 5. Srj»
bifd^of $etru8 tooxnit barum (in ber britten Ur-
funbe) Don feinem @ecef[uS auS feine ©löubigen
Dor aller ©emeinfd^aft mit SOleletiuS. — S)a8 9Jer»
gelten beS 3ReIetiu§ mar fomit unbefugtes Sin»
greifen in frembe S)iöcefcn, Derbunben mit un«
erlaubter Srtl^eilung geiftlid^er äBeil^en; ber ®runb
3U Seibem aber mar meniger augenblidHidbe 9lotl^
ber Jlird^e, al§ Dielmel^r ^nmagung unb Sl^rgei}.
9}leletiud mar nömlid^, mie 6))i))$aniu§ (Haer.
68, 1) unb S^eoboret (Haer. fabul. 4, 7) fagen,
ber bem ale^anbrinifd^en am Stange nöd^fte %i»
fd^ot aud^, mie ed fd^eint, auf biefen fd^on länger
eiferfüd^tig unb mollte nun beffen 3lbtoefen]^eit
benu^en, um felbft ben 5lßeifter unb ißrimaS in
2leg9pten fpieten §u fönnen. — S)ie jmeite fflaffe
Don OueOennad^rid^ten bilben einige ^eu^erungen
beS 1^1. atl^anafiuS unb be« ffird^enl^iftoriferS ©o«
crateS. Sltl^anafiuS, ber mit ben TOeletianem l^äu«
fig Derfel^ren mu|te, fagt (Apol. c. Arian. 59) :
„®iefer (^etruS) l^at 2ReIitiu§ (MeXmoc), »el»
(^er Dieler Uebertretungen, befonberS aber, ba| er
ben ®ö^en geopfert l^abe, überfül^rt mar, auf einer
S^nobe abgefegt. SRelttiuS aber nal^m nid^t gu
einer anbem ©^nobe feine Suftud^t, fud^te M aud^
nid^t )U Dertl^eibigen , fonbem Deranla^te ein
©d^iSma . . . 6r fing balb an, bie fflif^öfe ju
löftem, Dor allen $etru§, barauf ^d^iQaS unb
nad^^er Snexanber" (bie jmei 5Rad^foIger $ctri).
3n ber £pist. ad episcopos Aegypti c. 22
fagtatl^anafiuS: „SieWefttioner finb Dor 55 3a]^*
ren atö ©d^iSmatifer, bie 5lrianer aber Dor 36 3a]^»
ren afö ^äretifer erflärt morben." «nbere ©tetten
1223
SRelcttuS.
1224
beim 1^1. 2lt]^anafiuS, fotoic Bei ©ocroteS (Hist.
Eccl. 1, 6) fagcn ungcfäl^r ba§ Slämlid^c. ®a§
S33i(i^tigftc, »aS un8 bic jttjcite fflaffe ber DucHcn
Berietet, ift fonad^: 1. 5lßelctiuS l^oBc in einer
SSerfoIgunö ben @öjen geopfert. ®ie tJnnba«
mentalurfunben toiffen ]^tert)on ntd^t§; aud^ ber
^I. ßpipl^aniuS loBt SKeletiuS in fold^em ®rabe,
bal er il^n tdä^i im leifeften SSerbad^t einer ^o«
ftajle gel^oBt l^aben !ann. 9tIIein ^tl^anafmS fann
SReletiuS bod^ unmöglid^ Derleumbet l^aben! 'üliä^i
BIo| bte ÜRoroI, auc^ bie jflugl^eit t)txboi bie|.
S)a§ aOSa^d^einli^fte ift befe^alB, bafe über 3Ke.
letiu§ aUerbingS fold^e ©erü^te gingen, xoit öl^n«
lid^e ba^umal ia aud^ über anbere Stfd^öfe, 5. S.
@ufebiu8t)onSöfarea, ouSgeftreut mürben. 2. 3)q§
jmeite, baS mir Don ber jmeiten OueOenflaffe er«
fal^ren, ift, bafe SReletiuS bie Sifd^öfe ?Petru8,
äc^iHaS unb Slicsanber öon Sllejanbrien f d^mäl^te,
löfterte unb verfolgte. 3. 2lud^ über bie 6nt»
fte]^ung§5eit be§ meletionifd^en @d^igma§ erl^olten
mir 5iemlid^ fidlere Suffd^Iüffe. ^tl^anafluS fagt
in feiner Epistola ad episcopos, bie SReleKaner
feien öor 55 Sauren al§ ©d^iSmatifer erflärt mor»
ben. 5Run fd&rieb aber 2lt^anafiu8 biejen Srief
entmeber 356 ober 361, folglich fiele ber Anfang
beS meletianifd^en @d^i§mQ§ in ba§ Sal^r 301
ober 306. ®a nun aber gerabe öon 303—305
bie biocfettanifd^e SSerfoIgung mütl^ete, unb bag
meletianif d^e @(i^igma nad^ bem 3^ugni^ ber gun«
bamentalurfunben möl^renb ber Verfolgung ent«
ftanb, fo »erben mir faum irren, menn mir feinen
Urfprung in bie Saläre 303-— 305 öerlegen. 4. ®a|
9Ke(etiu8 unbefugter äBeife ^riefter in fremben
S)iöcefen gemeint l^abc, fagt bie jmeite Duellen»
flaffe nirgenbS; aber in ber ^ngobe beS Sltl^ana»
fiuS, „aWeletiuS fei öieler SSergel^en übermiefäi
morben", fonn aud^ baStJragttd^e mit inbegriffen
fein. 5. 6benfo menig liegt ein SQäiberfprud^ barin,
bafe Sltl^anafiuS t)on einer Seruril^eilung beS 3Ke»
letiuS burd^ eine ögQptijd^e S^nobe fprid^t, mö)^»
renb bie t^unbamentalurfunben baDon fc^meigen.
Sediere er^äl^Ien ja überl^aupt nur bie erften an-
fange be§ @d^t§ma§. 2)agegen berid^tet aud^
©ojomenuS (Hist. Eccl. 1, 15), ffirjbifd^of $etru8
öon Sllejanbrien l^obe bie TOeletianer ejcommu»
ntcirt unb i^e Saufe nid^t ijugetaffen. SDBir muffen
befennen, ba§ nad^ ber rid^tigen ^uffaffung ber
fte^ertauffrage (f. b. Srt.) ber Sifd^of l^ier ju
flrenge öerfu|r; aber man borf babei nid^t öer«
geffen, ba^ bamal§ bie @t)nobe Don ^rleS (314)
nod^ nid^t i^re berül^mte Sntfd^eibung gegeben
batte (f. b. ^rt. SlrleS). — 3n einem öotten ®cgen»
faj 5U ben bcibcn erften Duenenfloffen fielet bie
britte, nämlid^ bie grjäl^Iung bei (Jpipl^aniuS
(Haer. 68, 1—4). 6r fagt: „3n 9Iegt)pten be-
flcbt eine Partei, bic SKeletianer, meldte öon einem
93ifd^of ber 3:]^eboi§ mit 5Ramcn MeXr^Tto? il^ren
9iamen erl^alten fjat 6r mar ein oril^obojer
9J?ann unb l^at fid^ in ^Betreff be§ ®Iauben§ nie
in einem fünfte öon ber ffirdje entfernt. 6r fjdt
ein ©d^iöma öerurfad^t, aber ben (Slauben nid^t
öerönbert. 3ut 3«it ber IBerfoIgung mar er jn«
gleid^ mit $etru§ (oon ^lesonbrien) unb anbeten
eingeferfert morben. Sr ging ben übrigen 9i*
f d^öfen ^eg9))ten§ Dor unb l^atte feinen 9tmig un-
mittelbar nad^ $etru§ Don 9Iesanbrien. Siele
ber Sl^riften maren bamal§ in ber Verfolgung
fd^mad^ gemorben, l^atten geopfert unb f&fixn
barum fejt bie Eonfefforen unb ÜRar^rer an,
bamit fte il^rer Sieue megen Srbarmung finben
möd^ten. Sinige bat)on maren @ofi>aten, SnbcR
SIerifer, $riefter unb 2)iaconen. S)arauS ent«
ftanb feine Heine Semegung unb Vermirrung unter
ben 2Rartt|rem felbfl, inbem bie fönen fogtei;
man bürfe bie ©efaOenen nid^t jur Suge ^^oijl^
bamit nid^t aud^ Rubere burd^ biefe fd^neOe 9Bi^
aufnal^me }ur ® laubenSDerlüugnung terfu^ nrnr*
ben. S)ie Veril^eibiger biefer Snftd^t Rotten gute
©rünbe. e§ maren bie| UReletiuS, $eleu8 u. 1,
unb il^re Sinftd^t ging babin, erfi nad^ beenbigter
Verfolgung möge man bie ®efaOenen mieber pi
Vuie julaffen, bie SIerifer }ebod^ bfirften niendS
mel^r in il^re Remter i^urüdhreten, fonbem mülta
in bie commiinio laicalis (f. b. Sri) Mrft^
merben. S)er 1^1. $etruS aber, mitleibig, ime er
mar, bat bringenb : Sa|t unS bod^ bie|elb«i osf-
nel^men, menn fte Steue jeigen, unb i^nen et«
Vu^e beftimmen, um fie mieber mit ber Sttdlft fß
Dereinigen. 9Bir moDen fte nid^t )urüdfio|en, (n4
nid^t bie €lerifer, bamit fie nid^t aud @^am nsb
megen ber Sänge berStitganjtid^Derloreng^ot...
^u8 biefer SJleinungSDerfd^iebenl^ entftotb nn
eine ©paltung. m^ nömli^ ber Grabifd^of $eM
bemerfte, baf fein menf d^enfreun^Ud^ Vorf^
t)on 9J{eIetiu§ unb feinem Snl^ange burd^ nst^
angenommen merbe, f 0 l^öngte er im fierfer fetnei
SJlantel mie einen Vorl^ang auf unb Iie| M
einen 2)iacon Derfünben: SBer meiner SMnng
ift, fomme l^ierl^er; mer e§ aber mit SReletiuS Iß»
ge^e 5U il^m. S)ie 3J{eiften traten auf aRdeW
©eite, SDBenige nur 5U IßetruS. ©eit biefer 3*
l^ielten beibe Sl^eile il^re ©ebete, Ot)fer vaib fei»
monien abgefonbert. ^Darauf mürbe ^ßetmS ge*
martert, unb e§ folgte il^m 9Ie|anber. aRektnS
aber mürbe mit Slnberen oerbannt unb §n ben
pl^aneftfd^en Vergmerfen (in ^löftina) bennt^
©d^on im fferfer unb auf bem SBege in bie 9er»
bannung befteQte er überaD Slertfer, Sifü^dfe.
^riefter unb ©iaconen, unb grünbete befoiä«
^rd^en. 2)ie ^nl^önger be§ $etrud aber nmmia
il^reffird^e bie fat^oUfd^e; bie Steletioner bogegeo
bejeid^neten il^re @emeinfd^aft ald bie SM9t ber
9)tartQrer. äReletiuS reiste nad^ SleutlM'^^'
Qi%a unb 2lcliü (3erufa(em) unb meil^te übeal
Klerifer. Sänge ^tit mu|te er in ben 93erg»erta
bleiben, unb anä) in biefenfonbertenfl(!^ feine If
l^önger unb bie be§ ^etrud ftrenge Don einanbei
ab, fo ba| fte nid^t mit einanber beteten. üM
mürben beibe Sl^eile befreit, unb ÜReletiuS Wrtt
nod^ lange, f 0 ba^ er mit Stlejanber, bem 9tafr
folger be§ Sifd^of§ $etru8, gfreunbfd^aft ^ottemib
für ben firc^Iid^en ®Iauben fe^ir bef orgt mor. fe
!25
3ReIetiu§.
1226
Ue in Sltsonbrien unb l^atte bort eine befonbere
ixd^ ; auc^ roax er ed, ber ben Sifd^of SHe^anber
n ber fte|erei bed 9riu8 juerft in jfenntni^
pt." — TOan pe^t, gpipIftaniuS erjap bie
od^ loefentlid^ onberd, al§ 9lt^anaftu§ unb bie
tmbamentalurfunben. 2)ie SSeranlaffung ^unt
c^ifima iDöre il^m jufolge ein @treit }tt)ifd^en
MttinS unb $etru8 über bie SBieberaufnol^me
r lapai, befonberS ber gefoUenen Slertfer^ ge*
!fen, tDobei SReletiuS itoat nid^t fo ftreng qI§
t SloDationer, ober hod^ ftrenger ah fein gar ^u
über Sr}bif4of geurtl^etlt unb ba§ äted^t foft un*
rfeimbor auf feiner Seite gel^abt l^ötte. üßan
I barum fcj^on öfter bie SSemtutl^ung au§*
^pro^^, (Epi^l^niuS l^abe XDof)l eine t)on einem
teletianer l^eniil^renbe Sr^öl^Iung jur ©runblage
cncr eigenen S)arfteIIung gelabt unb f o SReletiuS
a {u gflnftig bel^belt. Slber DieÜeid^t lä^t fxä)
ne nod^ beffere ^^potl^efe auffteüen. 92a^ ber
ngobe bei Spip^^^ nomlid^ grünbete ÜReletiuS
if bem SBege in bie 93ergtt)erfe eine ©emeinbe
ner Partei in Sleut^eropoIiS. ®ie| ift nun aber
letobe bie ®eburtdf)abt be§ 1^1. Spipl^aniud^ unb
0 V^ iDol^rfd^etnlic^ biefer felbft in feiner Sugenb
lon^e 9Re(etianer perfönlid^ gefannt. 9}atürli(i^
jUlen fte bie ßntflel^ung il^rer $artei im gün«
jfigScn Sid^e bar, unb Spi^l^aniuS nal^m bann
per in fein 93ud^ baSjenige auf, maS er in frül^e«
mi Seiten Don feinen meletianif d^en SanbSleuten
Knumnnen l^tte. @§ fann fid^i nur fragen, mU
^A Snred^t auf ®Iaubtt)ürbig!eit bie Srjäl^Iung
ki^rip^niiuSl^be. SBenngleid^ fid^ k)ie(e ftir»
4n4ifbn!er für biefelbe unb gegen Stl^anafiuS
ntfi^ieben ^aben^ barf feit Sntbedfung ber t^un«
hnuntolurfunben fein S^oeifel fein, ba| Spi))]^a«
in8 gerabe in ben mid^tigften fünften ni(^t baS
UtKge traf. a. 3lad^ Spip]^aniu§ nxir SReletiuS
nUA mit $etru8 im fferfer. 9(u8 ben Sfunba*
aniQinrtunben bagegen gel^t ^erDor^ ba^ }ur 3eit
ba (Entße^g bed @d^i§ma8 f omo^I $etru§ al§
VtMxA nid^t gefangen niaren. b. 3laä^ @pi«
^HfBBnsA tDurbe $etrud t)on SKq^anbrien gegen bie
fafii 9ir in milbe geh)efen fein; aber feine ißöni*
Üalcononed (Mansi, Concil. I, 1270) jeigen
itiin einem anbem Sid^te, seigen, ba% er gerabe
bie rid^ge 9Ritte beobad^tete unb ganj M^d^o*
i9|ifd^ nad^ bem ®rabe ber SSerf d^ulbung audp Der«
!#ene (Srabe ber !Bu^e feftfe^te. SSBer längere
Sä linburd^ Dualen erbulbete, enblid^ aber bod^
NB ber 6d^mö^ bed gfleifd^eS befiegt touxtt, foQte
iflbcr be^anbelt werben, al3 tott nur fur^e 3^it
te gor nid^t miberflanb. 2)er Sanon 10 in§*
«fbnocre verbietet, gefallene @eiftlid^e lieber in
^ Semter auf^unel^men, unb t)em)ei§t fte in bie
oomnmio laicalis. ^tru§ leierte alfo l^ier ge«
ibe ha9, »äs nad^ ßpipl^aniuS Don SJleletiuS ge«
ibcrt unb Don $etru§ beftritten n)orben märe.
C)ripl^ud Iä|t fid^ aber aud^ nod^ anbere
s^ Stt €d^u0)en tonraten unb behauptet, $etru§
boatdS im iferfer gemartert n)orben, mäl^renb
d^ ben Sfunbamentalurfunben unb nod^ me^r
nad6 Sltl^anafmd^ ber l^ier baS SUd^tige miffen
mu|te, $etrug nad^mal§ au§ feinem @eceffug ju«
rüdtfel^rte unb auf einer S^nobe SJleletiuS au§ ber
ftird^engemeinfd^aft ouSf^Io^. d. gemer fott nad^
@pi))^aniug auf ^ifd^of $etrud unmittelbar 9lle-
sanber gefolgt fein, möl^renb bod^ smifd^en beiben
^d^iUaS auf bem @tuj^Ie fa^. e. Snblid^ foU nad^
Spi))|^aniu§ ber @d^igmatifer SJleletiuS mit bem
ßrjbifd^ofe Slcjanber im beften ßinöemel^men ge»
ftanben unb i^n auf bie §ärefie bc§ ^riuS auf«
merffam gemaci^t l^aben; aber auS ber ganzen
Stellung, melci^e 2RcIetiu§ gegen ben grjbif^of
Don ^lesanbrien al§ fold^en einnal^m, unb auS
bem ganzen Serl^alten ber SKeletianer in ber aria«
nifd^en Slngelegenl^eit gel^t l^erDor, bag bie 3laä^«
rid^t be§ i)l ^tl^anaftuS Diel mel^r ©lauben Der«
bient, nömlidd 9ReIetiu§ l^abe ben Sifd^of ^lesan«
ber ttrie beffen SSorgönger gef(i^maf)t unb Derfolgt.
®egen bie brei genannten OueUenflaffen [teilen
bie fpäteren 5Ra^rid^ten, bie Dierte ftlaffe, ent«
f(i^ieben jurüdt. @ie fmb jünger unb meit meniger
auSfü^rlid^. 9ßa§ aber unter if)nen nod^ einige
93ebeutung Derbient, nömlid^ ein paar !ur5e 92o«
tt$en bei @o}omenu§ unb 2:]^eoboret (Hist. eccL
1, 8; Haer. fabul. 4, 7), ftimmt mit ber S)ar«
fteUung ber gunbamentalurfunben unb tl^eilmeife
be§ ifi. ^tl^anafiug überetn unb ift anä) fd^on
oben, al§ ergön$enb, benu^t morben; loäl^renb
2lugujiin in feiner ganj furjen SSemerfung über
bie TOeletianer Dom Urfprunge biefer ©ecte gar
nid^tg fagt, im Uebrigen aber mol^I ßpipl^aniuS
babei jur IBorlage l^atte (Aug. Haer. 48).
S)ie gro|e Sebeutung beS meletianif d^en @d^i8»
mag Deranla^te natürlid^ bie 9licöner @9nobe,
aud^ l^ierüber i^re Sntfd^eibung }u geben, unb fte
tl^at e§ in folgenber Sßeife: „ÜRan mu|te aud^ nod^
über 3Re(etiu§ unb bie Don il^m ©eioeil^ten Der«
l^anbeln^ unb mir moHen eud^, geliebte Srüber,
melben, ma§ bie S^nobe l^ierüber befd^Ioffen l^at.
Sa bie S^nobe äRilbe Dorl^errfd^en lie^ (benn
genau getu)mmen mar 9J{eIetiu§ feiner 92a^fid^t
mert^), fo mürbe befd;Ioffen, berfelbe folle in fetner
@tabt bleiben, aber feine SJlad^t l^aben, Sßei^en
$u ertl^eilen ober ©lerifer )u mäl^Ien; aud^ bürfe
er }u fold^em S^tdt meber in ber Umgegetü) nod^
in einer anbem ©tabt fid^ aufl^alten. 9^ur ber
Sitel eines Sifd^ofd bleibe il^m, bie Don il^m be«
ftdlten Klerifer aber foHten burd^ eine l^ciligere
§änbeauflegung gefräftigt (b. 1^. nxä^t auf^S 9ieue
orbinirt, fonbern nur reDalibirt, Dgl. Tillemont,
Memoires VI, art. 12 sur le Concile de Nicee)
uttb bann jur Äird^engemeinfd^aft jugelafjen mer«
ben, unb jmar fo, ba| fte 6|re unb ®ienft be«
l^alten, aber immer in jebem Sprengel ben Don
93if d^of aiejanber auf gepellten Elerifem nad^ftel^en
foOten. 3ebo(i^ l^ötten pe feine 9efugni| (bei
SBal^Ien ju geiftlid^en Remtern), bie i^nen gefallige
$erfon ^u mö^Ien, ober 92amen in SSorfd^Iag ju
bringen, ober irgenb titoa^ ^u tl^un ol^ne 3uftim>
mung be§ fatl^oUfd^en lBifd^of§, b. i. be3j[enigen,
ber unter bem Stfd^of ^le^anber pel^t. 2)ieienigen
1227
aJlclctiuS.
1228
aber, toeld^e burd^ bie ®nabe ®otte§ unb auf euer
QitM l^tn an feiner Spaltung tl^eilgenommen
l^aben unb untabelig in ber fatl^olifd^en ftird^c ge«
blieben ftnb, biefe foQen aud^ ba§ Ked^t l^aben, alle
aSal^Ien öorjunel^men, bie jum ßlericate SBürbi»
gen öorjufd^Iagen unb 2ine§ nad^ ben ©efe^en unb
Serorbnungen ber Äird^e ju t^un. äBenn aber
einer biefer fird^Iid^en Seigrer [tirbt fo joll einer
ber 9Jeuaufgenontmenen (ber TOeletianer) in feine
©teile öorrüden, jebod^ nur, tüenn er würbig
fd^eint ba§ SSo« il^n roa^t unb ber Sifd^of öon
2l(ejanbrien feine Supimntung gibt. 2)a§ ®e»
fagte tt)urbe allen TOeletianem eingeröumt; 5lße»
Ietiu§ felbft aber ba§ ®Iei(i^e 5U geftatten (b. 1^.
ba^ er tt)ieber actiöer Sifd^of »erben föiine), fanb
bie ©^nobe nid^t für gut toegen feiner öon An-
fang an beteiefenen Steigung jur ©tdrung ber
Drbnung unb wegen feines öorfd^netten ©inneS,
fo ba^ il^m^ weil er bie gleid^en Unorbnungen
wieber auf's IReue ftiften fönnte, feine ©ewalt
unb feine ©elbftänbigfeit mel^r öertiel^en werben
fotte" (Epistola Synodi bei Socrat. 1, 9; Theo-
doret. HistEccl. 1, 8). SBal^rfd^einlid^ mit be»
onberer 5Rüdfid^t auf baS mttniai beS WeletiuS,
id^ bem Vorränge ^le^anbrienS 5U entjiel^en^
Mte bie S^icöner ©pnobe aud^ il^ren fed^Sten
Sanon auf, ber alfo anfängt : „2)a§ alte §erfom«
men in ^eg^pten, Sib^en unb in ber ^entapolis,
ba^ nämlid^ berSifd^of öonSIejanbrien über alle
anberen Sifd^öfe ®ewa(t l^abc, foll feftgel^alten
werben" (Mansi II, 670). S)ie ©^nobe l^attc ge«
robe burd^ i^re 2RiIbe bie Weletianer ju gewinnen
gel^offt; biefe Hoffnung ging jebod^ nid^t in 6r=
füHung, fonbem nad^ bem 9iicänum waren bie
SReletianer nod^ ärgere gf^inbe ber iKrd^e als ju«
öor unb fügten il^r nun im SSunbe mit ben 9lria«
nem taufenbfad^en ©d^aben 5U. '^aä^ bem Srfolge
urtl^eilenb, l^atte barum Sltl^anafiuS gan^ äted^t
wenn er ausrief: „SQäoDte ®ott, baf bie^ (bie
^(ufnal^me ber 9J{eletianer burd^ baS 92icänum)
niemals gefd^el^en wäre !" (Apologia c. Arian.
c. 71.) 3n berfelben ©teile erfaljrcn wir aud^ öon
il^m, ba| Sifd^of Slejanber jur Sofljiel^ung beS
nicänifd^en SBefd^IuffeS öon WeletiuS ein 9Ser jeid^«
ni^ feiner Sifd^öfe, ^riefter unb S)iaconen Der«
langte, bamit berfelbe nid^t in Site nod^ weitere
Drbinationen öome^men unb fo, bie SWcäner
3ugeftänbmf[emi^braud^enb, ber JHrd^e nod^ eine
Stenge unwürbiger ßlerifer auflaben fönnte. 9Ke«
letiuS übergab oud^ in ber Xl^at baS gewünfd^te
SSei^eid^ni^, unb ^tl^anaftuS nal^m baSfelbe fpäter
in feine oben angefül^rte Apologie gegen bie Stria«
ner auf. ®ie Partei jäl^Ite l^iemad^ in Sleg^pten,
SReletiuS mit eingefd^Ioffen, 29 «ifd^öfe unb l^atte
in ^leranbrien felbft 4 ^riefier, 3 ©iaconen unb
einen Ü}ZiIitärgeiftIid&en. 2KeIetiuS fteKte aUe biefe
perfönlid^ bem ßr^bifd^ofe^Iejanber öor, unb biefer
reöalibirte ol^ne S^ti^tl il^re Drbination, wie eS
bie ©pnobe öon 9iicäa angeorbnet l^atte. S)er
SBerorbnung beS S^icönumS gemö^ lebte SKeletiuS
hinfort in ^feiner ©tabt", b. |. suS^copoIiS; nad^«
bem aber Sifd^of SHejanber geftorben war, bm
burd^ Vermittlung beS gufebiuS öon WcoraÄieii
(f. b. Srt.) bie für bie ftird^e überhaupt unb |fir
^tl^anaftuS inSbefonbere fo fd^öblid^e 93erbinbimg
ber TOeletianer mit ben Slrionem ju ©tanbe, 311
ber 5meIettuS felbft nod^ perfönlid^ mitgeioirft ^
(Athanas. ApoL c. 59; Epiphan. Haer.68, 6;
Theod. Hist. Eccl. 1, 28). SBann er geftotkn
fei, ift unbefannt ; ju feinem 9lad^f olger aber J^
jeid^ncte er feinen greunb Spl^anneS, weld^ im
Saläre 335 öon ben Sufebianem auf bem Sonril
äu 3:9ru8 beftätigt, öon ffaifer gonftantin aUx
in'S e^il gefd^idft würbe (Sozom. Hist EccL
2, 31). ^u^erbem ragten unter ben 9KeIetumcra
l^eröor Sifd^of SrfeniuS, weld^em 5lt^anafinS an«
geblid^ eine ^anb abgel^auen l^tte (f. b. 9(rt 9t(a>
naftuS); SBifd^of gallinicuS öon ^elufmm, ber
bef onberS auf ber ©t)nobe öon ©arbica als ®egwr
beS ]^I. Sltl^anaftuS auftrat; ber Sinfiebler ^^
nutiuS, ber mit bem glei^namigen SertJ^gir
ber ^riefterel^e auf bem 92icänum wol^I nid^ der-
wed^felt werben barf, unb ber öorgeblid^ $riep«r
3fd^t)raS, weld^er 5U ben ^auptanflögem tmb Mt*
terften gfeinben beS 1^1 at|anafiuS gel^örte. IWri*
genS beftanb bie meletianifd^e ©ecte no^ mnUe
9Jlitte beS 5. Sal^rl^unbertS, wie ©ocrateS (1, 8)
unb SJ^eoboret (Hist. EccL 1, 8) olS SeitgenoJIeB
auSbrüdlid^ bezeugen, fie^terer fprtd^t inSbefoite
öon meletianifd^en üRdnc^en, weld^e oud^ oMn
Aberglauben, jübifd^e Sßafd^ungen u. bgl auf-
genommen ptten (ögl. Haer. fabul. 4, 7). %4
ber 9Jtitte beS 5. 3a|r]^unbertS enbltd^ öerfi^toi»
ben bie 9KeIetianer auS ber ©efd^id^te.
n. 2)aS meletianifd^e ©d^iSma in!»
tiod^ien. ^a(t^ ber©Qnobe öon 9ttcäa nal^lrie
eufebianifd^e gartet, als Patronin ber %aam,
alSbalb SRad^e an beren ^auptgegnem, mib ber
@rfte, ben fte burd^ f alf d^ Auflagen unb änMgM
aller Art im 3. 330 ftürgte, war Suflat^infi m
Antiod^ien (f. b. Art.). S)er ersbifd^5f(td^ 34^
ber ^auptftobt AftenS würbe nunmel^ bem Sit*
d^enl^iftorif er 6uf ebiuS, ber ebenfalls ]ur $artei ber
6uf ebianer gel^örte, angetragen; er lehnte ü^nieboil
ah, unb eS würben nun l^intereinanber, toSfoA
ßuftatl^iuS in ber SSerbannung lebte, mäfstn
Sufebtaner m Sifd^öfen öon Antiod^ten eri^
^^xt SReil^enfoIge war fd^on ben Alten nid^t gous
befannt unb würbe barum öon il^nen öerfcitiebei
angegeben. SßeitauS ber größte S^eil ber ontid'
d^enif d^en ®emeinbe fal^ bie Abfe^g beS (^
tl^iuS für ungered^t an ; aber bie SJlaffe fie| P4
baS ®efd^e]^ene gefaQen unb erfannte fadif^ 1^
eingebrungenen eufebianifd^en 99ifd^ofe an; ci»
fräftige 9Hinorität bagegen erblidte in 6uPot^
nod^ immer il^ren re||tmä^igen, wenn au4|K^
triebenen 95if(|of, trennte fid^ öon ber übrijei
®emeinbe unb l^ielt in $riöat|aufem i^ren eijp
neu ®otteSbienft. Aud^ bemül^te fid^ ber l^LSU^ft*
naftuS öergeblid^, ben Suftatbianem, wie man jk
nannte, eine ftird^e in AnHod^ien burd^ faiferfit^ti
©prud^ }u öerfd^affen (Sozom. 3, 20). @o fbnik
29
a)lelcttu§.
1230
€cui^ \ify>n einise S)ecennten, als SubopuS.
bisherige orionifci^e ober eufebianifd^e Stfd^of
t Vtttio^ien, t)on biefetn ©tul^Ie entfernt unb
f ben oon Sonftantinopel erl^oben mürbe. Sine
Sidiod^en in Slnmefenl^eit be3 JfaiferS Son»
nttuS tierfammette S^nobe xoSSfitt nun (860
X aei) SReletiuS aum Stfd^ofe Don ^ntio^ien.
zfdbe ftommte oud URelitene in Jl^Ieinannenien,
r einiae 3eit 9if (i^of Don @e(afte gemef en, l^atte
!r biefe Stelle toieber niebergelegt unb )u S3eröa
S^nen, toie e§ fd^int, olS Ißriootmann gelebt.
UKtr ein SJlann oon l^ol^en Sugenben unb
)%tm Snfel^en, aber in feiner tl^eologifd^en 9tid^«
tg bifil^er nic^t fd^orf ausgeprägt, fo bag bie
ioner il^n ju ben Sl^rigen söl^Iten unb ^e eS
psdiTUf^ XDQxm, bie i^n auf ben Stul^I Don ^n«
ifim erl^oben, in ber ^offnung, feine 9)Ziß)c
b Zugetd) toerbe aud^ Sie ortl^obo^en Semol^»
c bicfct Stabt für fie gewinnen, ^uf ber an»
m Seite aber nxiren au^ bie Ortl^obosen, na»
mS&S^ bie auf ber SBal^If^nobe anmefenben
f^oscn Sifd^fe, mit ber SÖBal^I fel^r jufrieben,
eS fie SMetiuS als red^tglöubig fannten; fie
mgm be|balb borauf, ba| über bie gefd^el^ene
3q$1 fogleid^ ein fe{te§ unb für bie 3ufunft bin»
aditf Socument aufgenommen loerbe (Theod.
BsL Eccl. 2, 27 ; Sozom. 4, 28). SS ift bem»
oi^ niibt toobi rid^tig, maS @ocrateS (2, 44)
igL ba| 9ReIetiuS früher baS arianifd^e @9m«
ita üon @eleucia untei^eid^net l^be. 3n ben
o^Dor^anbenen Unterfd^nften (Mansi HE, 322)
tß fein 9faime, unb bie ©elel^rten ber oerfd^ie»
«Pen Sftid^tung l^en il^ gegen fold^e Auflage
t ter^etbigm unternommen. @o6aIb ÜReletiuS
ttoSfß toar, berief ibn ber jfaifer gionftantiuS
n4 ein befonbereS @d^reiben nad^ Sntiod^ien,
ri» Ott er ^ier anlam, mürbe er mit ungeioö^n'
i^ Sderlid^eU empfangen. Mt Sifd^öfe, bie
Wgen Clerifer unb oiel SSoR gogen il^m ent»
tgOL, unb felbf! 3uben unb Reiben tooHten ben
edi^nten SReletiuS fe^en (Theod. 1. c). 3m
ifimge bielt er auS Älugl^eit nur mora(if(|e $re«
^ (Sozom. 4, 28) ; f obaß) er aber prooocirt
«be, feine bogmatifd^e 9lnfid^t an ben Xag }u
igni tl^t er es mit großer Sntf d^Ioffenl^eit. 2)er
Ittifar botte namlid^ oerlangt, er unb einige an«
m Sifd^bfe foDten über @pr. 8, 22 : ^2)er §err
«t mid^ gefd^ffen im anfange feiner 3Bege'',
nU^ 3Ü^ fpi^<i<b ®eorg oon fiaobicea gan^
Kinnfd^, borouf tlcaciuS oon Söfarea mel^r ge«
1^; SReletiuS bagegen trug bie ortl^obo^e Sefre
fl^ bottlti!^ unb flar oor unb erntete bafür reid^»
m SetfaO ber Sul^örer. Um aber aud^ bie
iripid^ XrittttötSlel^re jugleid^ fQmboIifd^, burd^
le Seiion baquftellen, ftredCte er juerft brei gfin»
t mb bann nur einen auS, um an^ubeuten,
I Ue 2)rä einS feien (Theod. 1. c). Sosome»
i (L €.) er}fi^tt ben ^ergong alf o : ^IS ^eletiuS
I ott^bo^ (Süanüm fo offen betannte, ^aht
' arimdfd^ Srd^biacon il^n an ber gfortfe^ung
hica molen unb ibm barum ben SDhtnb ju» I
gel^olten. 9JlctetiuS ober l^abe jejt juerft brei, bann
einen Singer auSgeftredtt, um fo menigfienS burc^
Seid^en feinen ©lauben anjubeuten. ®ie berühmt
geworbene ^rebigt l^at ßpipboniuS (Haer. 73,
29) aufbeioal^rt ; eS ift nid^t ju oerfennen, ba| eS
bier bei allem guten äBillen an bogmatifd^er @d^örfe
gebrad^. — ®ie golge biefcS red^tglöubigen Se»
fenntniffeS beS 5lßeIetiuS mar, ba| in ^ntiod^ien
mieber fel^r SSiele }um fird^Iid^en Glauben jurüd»
febrten, mie ßl^r^foftomuS in feiner ßobrebe auf
WeletiuS (Opp. ed. Maur. n, 519) bezeugt; bie
^rianer bagegen festen eS burd^, ba| !DleIetiuS,
meil er nid^t miberruf en mollte, f d^on na^ 30 Sagen
auf Sefel^I beS Jl'aiferS mieber auS Slntiod^ien
vertrieben unb in feine SSaterftabt oermief en mürbe.
S)er oftenfible ®runb mar ber SSerbad^t beS @a«
beUianiSmuS, mie bennbefanntlid^aOeortl^obosen
Seigrer oon ben ^rianem für Sabellianer auSgc»
geben mürben, ^u^erbem mürbe gegen SJleletiuS
geltenb gemad^t, ba| er einige oon feinem fßox"
iönger abgefegte (mal^rfd^einlid^ ortbobose) $rie«
ter mieber eingefe^t l^abe (Sozom. 1. c. ; Ghrjs.
. c; aud^ ^ieron^muS [Chronic, ami. Dom.
364] fprid^t Don biefer ^acf)e, ift j[ebod^ gegen
SßeletiuS ungünftig unb mal^rfd^einli^ ungerecht).
Sofort mürbe oon ben ^rianem SujoiuS jum 9i-
fd^of Don ^ntiod^ien befteOt; baburd^ entftanben
je^t brei Parteien, Slrianer, (Suftatl^ianer unb f olc^e
Ortl^obose, meiere biSl^er (30 äabre lang) mit
ben ^rianem ftird^engemeinfd^aft gel^abt, j[e^t aber
nod^ 9JleIetiuS' Vertreibung ftd& oon biefen trenn«
ten unb in einer jhrd^e ber ältjtabt ibren eigenen
©otteSbienft l^ielten. @omobl bie euftatbianifd^e
als bie meletianifd^e ^rtei mar red^tglöubig, unb
fte bioergirten oon einanber bIo| im SuSbrude,
inbem bie @uftatbianer nur oon einer göttlid^en
^9))oftafe fprad^en (meil fte baS äBort ibentifd^ mit
oö(j{a = äBefenbeit nal^men), möl^renb bie SKele»
tioner oon brei göttlid^en ^9))o|iafen (im @inne
oon ^erfonen) rebeten. 9lber fdjon ber bl. Sltl^a»
naftuS erfannte, ba^ beibe Sl^eile in ber ®aä^z
einig unb nur im äBorte getrennt feien (Episi ad
Antiochenos c. 5 sqq.). SS lag barum ber
SQBunfd^, biel ärgerliche, unter ben OrtJ^obojen
felbft eniftanbene @d^iSma balbigft }u ^eben^ febr
nal^e, unb auf Setreiben beS SBifd^ofS SufebiuS
oon SSerceÜi (f. b. Slrt.) befd^Io| alsbolb eine ©^n«
obe }u Slle^anbrien^ eine Siommijfion jur Sd^Iid^*
tung biefeS ©treiteS ju befteDen. SDer l^ifeige St»
fd^of ßucifer oon EoIariS (f. b. 3lrt.) aber ging
eilenbS felbft nad^ ^ntiod^ien, um burd^ eine neue
Stfd^ofSmabl, mie er meinte, ben fjrieben l^erju»
fteOen. Sr meibte aud^ in ber %f)ai ^auIinuS $um
93ifd^of, aber nur bie ßuftat^ianer erfannten ibn
an, unb baS ©d^iSma blieb ; ja eS gab je^t f actif d^
smei ortl^oboje Sifd^öfe in 2lntiod^ien, inbem balb
barauf aud^ SJleletiuS nad^ bem Sobe beS Son«
ftantiuS unter SuIianuS ^oftata (f. b. ^rt.) mieber
jurüdtfcbrcn burfte (Theod. Hist. Eccl. 3, 2;
Socr. 3, 6. 9). jiunmebr mürbe 3KeIetiuS oon ben
meiften 2Rorgenlönbcm, $ouünuS bagegen oon
1231
ajlclctius.
1282
ben tneiften Sbenblänbem, namentlid^ anä) t)0n
Stl^anoftuS, anerfannt. Se^terer erüörte ftd^, al§
er ju Slntiod^ien toar, cntjd^icbcn für ^ulinuS,
bcr il^m ein ©lauBenSbcfenntnife übcneid^t l^attc
(Epiph. Haer. 77, 21), öerttmrf jebod^ anä) bic
Drt^obojtc ber 9KeIetiancr n^t. 9n§ balb borauf
ffaifer S5a(cn§ bic Drtl^obojen verfolgte, würbe
anä) 2Reletiu8 Joieber (ein- ober jtoeimal) ejtUrt,
ttJäl^renb $auKnu§ in 3lntiod^ien bleiben burfte.
Um biefelbe ^tii gab ^ä) aber 93aftliu§ ber ®ro^e
oUe SRül^e, ba§ antiod^enifd^e @d^i§ma ju lieben,
unb trot be^olb mit 2ReIetiu§ unb ^t|anaftu8,
mit bem römifd^en unb anberen abenblönbifd^en
Sifd^öfen burd^ Sriefe unb ©efanbte in lebl^aftcn
Serfel^r, öormiegenb 9Keletiu§ begünftigenb. 9lber
bie ©ad^e lata tn'S ©toden, unb in Som nnirbe
IßauIinuS qI§ ber red^tmo^ige IBifd^of anerfannt.
3a ber $atriard^ $eter t)on ^tejanbrien erflörte
SJleletiuS fogar für einen ^öretifer (Basil. Epp.
214. 216. 266). «IS borauf ©rattan jur Regie-
rung fom, rief er bie Verbannten ortl^obojen 93i«
f4|öfe jurüd unb Derorbnete, ba| bie ftir^en ben
Slrianem abgenommen unb benjenigen eingeräumt
merben foUten, meldte mit 2)amafu§ t)on Sßom in
ftird^engemeinfd^aft ftänben. ©ie^ (Jbict in 9ln«
tiod^ia ju t>oUixü)m, mürbe ber taiferlid^e ®eneral
©apor beauftragt, unb fomol^I bie ©uftatl^ianer
ol8 SOleletianer, ja aud^ bie ^poDinariftcn (f. b.
2lrt.), meldte unterbeffen ebenfalls in Sintiod^ien
eine (Semeinbe unter il^rem Sifd^of SSitoIiS ge«
grünbet l^atten, bemül^ten ftd^ nun, il^re SRe(|t«
glaubigfett unb Uebereinftimmung mit $apft 2)a»
mafuS nad^jumeifen (Theod. Hist. Eccl. 5, 2. 3).
SßeletiuS aber fd^Iug bem 93ifd^ofe $aulinu§ einen
SSergleid^ öor, beS Snl^altS: fie mottten beibe ju»
gleid^ mit einanber baS bifd^öflid^e 9lmt in Sn«
tiod^ienöermalten; mcnn aber ber 6ine flerbe, fotte
ber Rubere ber einzige Sifdftof werben unb feine
neue SSBal^r ftattl^aben. 92ad^ X^l^oboret l^ötte $au<-
linuS biefen SSorfd^Iag ni(|t angenommen, nad^
bem 3c«9ttiffe ber ©^nobe öon Üquileja bagegen
(um'8 3a]^r 380, f. Mansi m, 623. 631) l^ötte
er eingeftimmt. UebrigenS übergab ©eneral @a«
pot iefet an 9J{eIetiu§ bie ffird^en t)on «ntiod^ien,
bie Sbenblönber bagegen, namentlid^ bie bereits
genannte ©^nobe Don «quileja, beren ^aupt ber
$1. SlmbroftuS mar, fprad^en fid^ für ^auIinuS
aus. 3D>!eIetiuS aber meil^te nun oud^ für benad^«
barte (Semeinben mel^rere Sifd^öfe, fo nnmentlid^
ben berül^mten ®iobor (f. b. ^rt.) jum Sifd^ofe
Don SarfuS. Um biefelbe 3(it l^atte Sl^eobofmS,
bamalS nod^ ®eneral beS ffaiferS ©ratian, im
Sraume eine Siflon, als ob üßeletiuS üon 2ln«
tiod^ien, ben er nod^ nie gefeiten l^atte, il^m ben
Äaijermantcl uml^önge. 3n ber Sl^at mürbe Sl^eo«
bofiuS aud^ gleid^ barauf t)on ®ratian 5um 9Rit«
faifer für ben Orient angenommen unb berief nun
ungefäumt bie S3ifd^ö|e feines SieidfeeS gu einer
großen ©tjnobe nad^ ßonftantinopel (im 3. 381),
bie fpäter alS jmeite allgemeine anerfannt mürbe,
^^lud^ SWeletiuS fanb fid^ babei ein, »urbc t)om
jfaifer alSbalb als ber im Xraume (Befd^ n»
tonnt unb in l^ol^en Sl^ren geleiten (Theod. 5,
6. 7). 3Bie billig, nal^m SReletiuS, fd^ alS $a-
triard^ Don «ntiod^ien, auf biefer ©qnobe einen
]^ert)orragenben Stang ein, ja er foS fogar eine
3eit lang ben Sorfi| bafelbft geful^rt l^ben; on^
mar er eS, ber bamalS ben ^I. ®regor Don 9Ia)iai9
jum Sifd^of Don Sonftantinopel meil^te. Sbec
möl^renb nod^ bie ©Quobe bauerte, fkrb 9Mtin§
in g^onftantinopel. ®ro^e Siebner, mie @regor
Don 3l\)^a, l^ielten Sobreben auf i^n, fein Seu^
nam aber mürbe mit Dieler tJfeierlid^feit nad^ Sn*
tiod^ien gebrod^t. Slud^ ift SRelettuS nad^moK
bmol^I Don ber lateinifd^en nne Don ber grient*
d^en jKrd^e als ^iliger Derel^rt morben. (Udber
ben fd^einbaren SBiberfprud^, ha% Slom frü^
WeletiuS nid^t alS Sifd^of anerfannte, nad^ feinem
Sobe aber als ^eiligen eierte, Dgl. Ballerini, De
vi et ratione primatus etc. 327.) 92ad^ 9M"
tiuS^ Xoht l^ielt aber feine Ißartei nid^t an ba
frül^er befprod^nen Verträgen fefl, »eil ia $q»
linuS bief elben nid^t angenommen l^abe, unb toäl^
barum auf einer ©Qnobe ben biS^gen $riePer
t$flaDian }um meletianifd^en Sift^ofe. gflotib
felbft mar el^mals ein eifriger Snl^önger beS d»
ftatl^iuS gemefen unb l^atte biefen fogar in bie 1^
bannung begleitet. 2)agegen biOigte er eS vai/i,
ba^ bie Suftatl^ianer ftd^ Don ber übrigen 6e*
meinbe trennten, unb aud^ Suftatl^iuS felbfi fd
biefer äReinung gemefen fein, yiad^ bem ^be M
le^tern fteOte ft$ gflaDian auf aßeletiuS" @eüe
unb mar ^ugleid^ ftetS ein eifriger SSert^eibiger ha
Ortl^obosie. Salb nad^ feiner Sr]^ebung)mn8i"
fd^of gab jebo^ eine römifd^e ©^nobe im % 382
bie Sntfd^eibung, ba| nid^t er, fonbem ^anTnntf
red^tmö^iger Sifd^of fei, unb mit gfloDion fo»o|(
als feinen gfreunben, namentlid^SHoborDonZoi»
fuS, feine ffird^engemeinfd^aft unterl^alten nxtlm
bürfe. 3a felbft morgenlänbifd^e »if^öfe, wie
@regor Don Stajiau), tabelten eS, ba| biemeldia>
nifd^e $artei in ^ntiod^ien burd^ i^re neue 8i«
fd^ofsmal^l baS ©d^iSma Derlöngert l^be. So*
gegen fprad^ ftd^ eine ©Quobe p Sonflantiiio|)d
(382) entfd^ieben für gflaDian auS. Se|terer ^
aud^ bei Xl^eobofmS bem ®ro|en in ^ol^er @in#
unb mad^te fid^ um bie ©tabt ^ntiod^ien fel^Mt»
bient burd^ bie Steife, bie er jurSefänftigungM
megen Umftürjung feiner ©ilbföulen (887) «»
}ümten JlaiferS untemal^m. Sl^rpfoflomuS, »d>
d^en glaDian jum $riefter meil^te, tourbe vi#
mübe, feine Sugenben }u rül^men (DgL bie 9^
beS Kl^r^if oftomuS bei feiner ^riefterme^ unb fei«
Sieben über bie Silbfäulen). Um'8 Sa^r 888
ftarb ^ulinuS, ber SBif d^of ber ßufiatl^ianer, r^
bem er juDor für feine fleine ©emeinbe ben ^
fter ©DagriuS jum Sifd^of befignirt ^attt ^
jebod^ bie SomproDincialbifd^öfe bei feiner im
ntd^t mitmirften, unb er aud^ nid&t Don brei 9^
fd^öfen bie SBeil^e erhielt, fo mürbe et nur w«
Sßenigen, aud^ nid^t Don ben SDbenbIdnbem, ott
red^tmö^iger SBifd^of anerfannt, obgleid^ Iej)teit
»8
iUlcatc — 3RcUto.
1284
Ine @9nobe ju Snpuo 6efd^Io| nun, bie @nt>
lettmng be§ Streitet jiDifd^en t$flQk)iQn unb @t)a»
iuS bem 93tf(J^ofe Don ^(e^anbnen mit feinen
n^ganen ju überloffen, meil biefe nod^ feine
oitei genommen l^ötten (Ambros. £p. 56, 2) ;
lein t$tot>iaii tl^t ©d^ritte bei bem j^aifer, um
efcr UnterfuiJ^ung ^u entgelten. Sbenfo mugte
ben bereitd auSgefprod^enen SSefel^I be§ jf aif erg,
(gen bieftr Sad^e )^önlid^ in SRom ju tx]ä)tU
n, tDieber rüdgöngig ju mad^en. 3a Sl^eoboftuS
mahnte |e^ f ogor bie ^benblönber, SIak)ian al3
iljftma^igen S3ifd^of an}uerfennen. 93alb barauf
neb SmtgriuS, unb eS gelang ie^t glaDian, bie
ki^l eines neuen 93ifd^of§ ju l^inteitreiben (So-
nt 5y 15); ben DdUigen t^rieben ben)irfte aber
f (E^fojtomuS nad^ feiner Srl^ebung auf ben
Mfi Don €onf)antinopeI. 3uerft gewann S^r^*
fßoimid feinen Sonfecrator, Sl^eop^uS Don
ücsonbrien, ba| er Don feiner Oppofition gegen
loDian abponb, unb fd^idte bann im 93ereine mit
fhiDian eine 2)et)utation nad^ Stom, um ba§ gfrie*
rnltoert aud^ ^ier ju betreiben. 3n ber Sl^at
0^ ie^ ber $a))f} @inciug im 3. 398 ^oDian
I feine ftird^engemeinfd^aft auf. Unerad^tet aber
fkikrian j[e|t allgemein anerfannt mar, blieb bod^
oä^ in 9ntiod^ien felbft ein Heiner S^eil ber Su»
st^ioner in l^ortnöctiger ^bfonberung. 92ad^ ^a»
um folgte ^orpl^qr, ber toieber mit ben Slbenb«
falbern, aber nid^t megen ber meletianifd^en ^aä)t,
nbcm loegen Sl^rQfoftomuS, in Streit geriet^,
tnb auf il^n um^d Sal^r 412 93ifd^of Sllesdnber,
«i bem @4i3ina nun in ben Salären 413—415
iiDdaigesenbemad^te. S^eoboret (5, 35) er}ö]^It
»ic( alfo : «^le^anber jeic^nete fid^ au§ burd^ ^§«
cfe unb SBeiSl^eit, burd^ ftrengeS Seben, 93ereb>
omfeit unb taufenb anbere Sigenfd^aften. SDie
bflotl^ianer Derbonb er burd^ bie Jhoft feiner
Rd)e nnb Srmal^nung mieber mit bem übrigen
^di^ier ber Stiz^ unb Deranftaltete ba^u ein be»
'oabereS fjefl SKit feinen eigenen ^rieftem unb
im ipg er nömlid^ an ben Ort, mo ftd^ bie
Eifiat(ianer Derfammelt l^atten. 2)iefe fangen ge>
nbc^folmen; er aber na^m fte möl^renb beffen
nfr lie| bur(| bie Seinigen bie nämlid^en Se>
fbge onfKmmen unb 50g nun mit ben Suftntl^ia«
ttm nnb ben ©einigen Dereint in f eierlid^er $ro«
ctjlion in bie groge ^auptürd^e ^urüd. 3uben unb
Woaer, bie bie^ \ä^, feufjten barüber." ®a§
iidctianifd^ @(^i§ma ober mar ie^t glüdflid^ be»
^ nadiibem e§, Don (Suftatl^iuS^ SSertreibung an,
Kj^re (880—41 5) gebauert ^atte. [D. C)efele.]
VMUe, f. ÜRalta.
<jlkfif#, gried^ifd^er j^ird^enfc^riftfteller bed
^ Sol^^nnbertS, mar 93ifd^of Don @arbe§ in
!|Men, loirb um 195 Don ^ol^frate^ Don (Spl^e«
« (bei Eos. Hisi £ccL 5, 24) ben bereite ent»
tinfenen großen Siebtem (|ie7dtXa (TTot/eia) ^fien§
igtißifit unb ftonb laut SertuOian (bei Hier. De
r. ilL c 24) gu Anfang beS 3. ^Q^r^unbertS bei
^Sielen im Stufe unb ^nfel^en eine§ ^ropl^eten.
9?ä^creS über feinen 2ebcn€Iauf ifl nid^t befannt.
®ie S^ugniffe be§ aitert^um§ über il^n fmb ju»
fammengeftcÜt bei J. C. Th. de Otto , Corpus
apologetarum christianorum saeculi secundi
IX, Jenae 1872, 374 sqq. fflleüto l^at eine reid^e
unb Dielfeitige literanf d^e S^ötigfeit entfaltet. Sin
SSerjetd^ni^ feiner ©d^riften gibt ßufebiuS (H. E.
4, 26) unb im ^nfd^(u| an i^n ^ieronpmuS (1. c).
9lur geringfügige 93rud^ftüde l^aben fi(| auf unfere
^age gerettet. ^u§ ber ^ologie, meldte ^elito
um 170 an Äaifcr SDlarc 3lurel rid^tete, l^at 6ufe«
biu§ (1. c.) eine längere ©teile aufbemal^rt. (Jinige
anbere gried^ifd^e Fragmente bei de Otto 1. c.
413 — 418. 6in ncueS gried&ifd^c§ gfragment über
bie S^aufe bei Pitra, Analecta sacra U, Paris.
1884, 3—5. 3m 3. 1855 »urbe burd^ 9B. gu-
reton (Spicilegium S3rriacum : containing Be-
mains of Bardesan, Meliton, Ambrose and
Mara Bar Serapion. Now first edited with
an English translation and notes, London
1855) eine ft)rifd^e ^Ipologie l^erauSgegcben, meldte
bie ^uffd^rift trögt: „SRebe beS ^^ilofop^en aJle«
lito, melier Dor ffaifer 2lntoninu8 erfd^ten, ju
il^m rebete, um i^n jur grfenntni^ ®otte§ ju
fül^ren, unb ben äBeg ber SQBabrl^eit il^m jeigte".
S)en 3n^a(t bilbet eine SBBiberlegung beS ^ol9»
t]^ei§mu§ unb be§ @ö^enbienfte3. 3)iefe ^ologie
ift Don ber burd^ SufebiuS bejeugten Slpologie
5Re(ito^8 nad^ Snl^alt unb tJorm Derfd^ieben; fte
fann aud^ ntd^t (unter ^inmeiS auf bie @d^Iu|»
morte ber Sluffd^rift) mit ber Don 6ufebiu§ er»
möl^nten ©d^rift Welito'S Ilepl dXYjdetac ibenti»
ficirt werben ; überl^aupt fprid^t für bie SSerfaffer«
fd^aftaWelito'Snurbie^luffc^riftunbbieUnterfd&rift.
®od^ mag ber SSerfaffer immerl^in ber 3«^ ber
Apologeten angel^ören. Ser fQrifd^e AuSbrud ift
gemanbt unb ^ie|enb unb mei§t burd^au§ feine
5(näeid&en einer Ueberfejung auf. (SSgl. %i). 9MI«
befe, Uebcr bie ^ologie unter WelitonS Flamen in
Sureton§ Spicilegium Syriacum, in ben Sal^rbb.
für protcft. Sl^eoL, Sa^rg. 1887, 345—346.)
^lu^er biefer Apologie Deröffentlid^teßureton gteidfe»
jeitig nod^ Dier f^rifd^e Fragmente unter 2ReIito'8
5Ramen: ,,2lu§ ber ©d^rift über ©eele unb Seib",
„Au§ ber ©d^rift über baS ftreuj" , „Ueber ben
©tauben'' unb „SSon aJlelito" (über ba§ Seiben
be§ §crm). 6ben biefe tJragmentc treten, mre
jucrft 3. 9)1. Sotteritt (Modem Criticism and
Clement's Epistles to Virgins . . . with Appen-
dix containing newly found versions of Frag-
ments attributed to Melito, Edinburgh 1884,
107—114) bcmerft l^at, anbermeitig unter bem
5Ramen bc§ Sifd^ofS ^lejanber Don ^lejanbrien
(geft. 328) auf. (Sgl. ®. ffrüger, 2ReIito Don
©arbeS ober ^le^anbcr Don ^Icjanbrien? in ber
Seitfd^rift für miffenfd^aftl. X^eol., Sa^rg. 1888,
434_448.) mt Don ßureton unter 2ReIito'8
9Jamen mitgctl^eilten Btixdt (mit 5lu§naf|me be§
Dierten gfragmcntcS) finben fid^, Don 6. Sftenon
bearbeitet, fprifdft unb lateinifd^ aud^ in $itra'§
Spicilegium Solesmense II, Par. 1855. D. Otto
1235
aRelf.
1236
gibt glcid^fans fömmtlid^c ©tüdc f^rifd^ (l. c. 497
ad 512) unb latcinifd^ (419—432). 6inc bcutfd^c
Ucberjc^ung bcr ^Ipologic (mä^ htm ©^rifd^en)
t)on SB. SBcItc in bcr Sl^col Duortalf d^rift, 3a^rg.
1862, 384 — 410; eine Ueberfe^ung no(^ ber Ia>
tcinifd^en Ueberfcjung ö. Dtto'§ t)on SS. ®rönc
in ber 93ibl. bcr Äird^cnöäter, Äcmptcn 1873. —
ßarbind ^itra öeröjfcntlid^tc eine umtangrcid^e
latcinifd^c Clavis Scripturae unter 3MeUto'§ 9Zq»
nten, juerft in längerer 3:estgeftalt mit fpätercn
Suföfeen unb ©d^olicn (Spicü. Solesm. II. in,
pars 1) unb fobann in fürjerer unb urfprüng«
fidlerer t^orm naä) einem cod. Glaromontanus
eaec. X (Anal, sacra II). 3n biefem SOtanu»
fcripte ift ba§ SBerf öon fpätcrer ^anb über«
fc^rieben: Miletus Asianus episcopus hunc
librum edidit. 2)a§ielbe ift aber nid^t tttüa eine
Ueberfe^ung bejU). Ueberarbeitung unb ©rttjeite«
rung ber öon 6ufebiu§ al§ ©d^rift IRcIito'S an«
geführten KXefc, fonbem ein öermutl^üd^ erft im
faroUngifd^en 3citalter auS ben SBerfen lateini»
fd^er JHrd^endöter, namentlid^ aud^ be§ ^l ^ugu»
ftinu§, ^ufammengeftellteS ®Iof[ar 5U biblifi^en
9lu§brüd(en, meldten eine m^ftifd^e SSebeutung eig«
neu foH. lieber bie ^bl^öngigfeit be§ SQBerfeS öon
9luguftinu§ {. Bulletin critique 1885, n. 3, p. 47
k 52 (D. SRottmanner) unb n. 10, p. 196—197
(S. S)u(^e§ne). Sin armenifd^eS Fragment (öier
Seilen) „^u§ bem «riefe aHelito'S an gutropiuS"
bei Pitra, Anal, sacra IV, 16. 292. SSon bem
l^in unb lieber unter SReUto'S 5ßamen erfd^einen»
ben Sud^e De transitu beatae Mariae virginis
toar fd^on 1, 1074 bie SRebe. [Sarbenl^eteer.]
SSetft (WöIf), berül^mteS »enebicHnerftift an
ber ©onau in 5lieberöfterreid^, entftanb fd^on im
10. Sal^rl^unbert. 3113 ber SBabenberger fieopoß)
ber erlaubte im 3. 984 bie 93urg aRcH (3HebiIif)
ben Wägbaren entriffen l^atte, f d^lug er l^ier feinen
eigenen bleibenben ©i^ auf unb errid^tete ein ©tif t
für Kanonifer an^ bem SBeltprieflerftanbe. Unter
ber Regierung feines ©o^ne§ ^einrid^ I. trug eS
ftd^ ^Vi, bag ber irlänbifd^e ftönigSfol^n Soloman^
auf einer ^ilgerreife nod^ Serufalem begriffen, ju
©todferau auf ben argwolftn l^in, ba| er ein öer»
!at)pter ftunbfd^after ber SSöl^men, SKö^rcn ober
5lßog9aren f ei, am 17.3ulil012 an einem Saum
gel^enft mürbe. S)a tnbe^ an bem Seid^nam Solo«
man§ jmei Saläre l^inbur^ allerlei munberbare 6r»
fd^einungenfid^ geigten, fo fal^ man ba§ begangene
Unred^t ein, uerel^rte ßoloman al§ l^eiligen 5War»
t^rer, unb 3Karfgraf |)einrid^ liefe am 13. Dctober
1014 Koloman§ nod^ unöermeSte Seid^e in feier»
lid^em 3uge in ba§ ©tift 9WeIf bringen unb ^ier
beife^en. @inige Saläre l^emad^ mürbe aud^ bie
fieid^e ® ottl^almS, eines treuen 2)iener§ be§ f)l Solo«
man, ber feinen öerfd^munbenen §erm überatt auf»
gefud^t unb jule^t bie ßunbe öon feinem Sobe er-
halten l^atte, öon bem S)orfe 9Mauer (mo @ott«
I)alm ftarb) nad^ bem unmeit gelegenen ©tifte
aWeff gebrad^t. aRarfgraf «balberi (geft. 1056)
fd^enftc bal^in eine anfel^nlid^c ffreujpartifel; 2Rarf«
graf Smft bereid^erte e§ mit ber San}e beS 1^1 Sbm«
ritiuS unb einem 3lrinfbed^er beS (L UMd^ Don
3lug§burg, unb trug überbiefe bem ©tifte bie ^en>
fd^aft Sßeifenborf auf. ©o öermel^rte fid^ baSts*
feilen beS ©iifteS, baS bem 1^1. $etruS unb $auls3
gemeint mar (^u bereu 92amen man borni aud) bie
be§ l^eiligen ^reujeS unb be§ f)t Solomon f^),
immer mel^r; mar e§ ja aud^ fojufagen bie^offn^
ber 3U SRelf refibirenben 93abenberger, todd^ 1^
bis auf fieopolb ben ^eiligen (f. b. Srt) il^re 9io3^
ftätte l^atten, meSl^alb nod^ j[e|t baS 9nben!en an Ue
l^ier rul^enben S3abenberger aSjäl^rUd^ am 12.0c>
tober mit einem ^rauergotteSbienft unb mit eiser
©penbe an 100 3lrme öon bem ©tifte feierlid^ be-
gangen mirb. Sine gro|e SSeränberung gefd^^ mit
bem ©tifte im 3. 1089 am läge be§ l^L Senebict;
ftatt ber frül^eren Sianonifer sogen smölf Senebic*
tiner an^ bem Jl'Iofter Samba^ mit il^rem Vtk
©igibolb in bie ©tiftslird^e ein, um baöon fnr
immer S3eft( )u nel^men, mie e§ 9Rar!graf Seo>
polb in. im ßinöerftänbnife mit 99if d^of SKtmana
öon $af[au beftimmt l^atte. Seopolb IIL toar ber
le^te 93abenberger, ber ju SRelf feine äiul^ejiätle
fanb, inbem fein ©ol^n Seopolb (TV.) ber ^^
ftd^ eine neue ätefibenj auf bem Jtal^Ienberg, mi'
meit SQßien, erbaute. Mein barüber öergafe ha^
lige fein tl^eureS 9ReIf ntd^t; l^ier liefe er ftd| 1104
mit bem 9litterfd^meri jum Jheug^uge umgädeB
unb 1106 trauen, l^ier betete er oft im 61^
mit ben ÜRönd^en; biefeS ©tifteS einlitnftepi
öermel^ren mar feine gfreube ; oud^ baute er Üe
©tiftSfird^e öom ©runbe neu auf unb ermirlte für
baS ©tift bei bem ^ßa))fte bie Ss^mtion öon bcr
bifd^flid^en SuriSbiction, mo^u ber IBifd^f tU«
rid^ l. öon $affau gerne bie ^anb bot Unter ben
abte grd^enfrib (1121—1163) üetfafeteeinSRei-
!er Senebictiner bie fog. altefte ober alte Strömt
öon mtü, unb erd^enfrib f elbfl i{t l^öd^ft wü^
fd^einlid^ ber Serfajfer ber Acta s. Colomanni
Mart. abt ftonrab L öon SBijaenberg (1177 W
1203) fd^rieb bie unter feinem Flamen befinnte
Sl^ronü ober liefe fie bod^ unter feiner Snleitnng
öon einem ^Reifer ©tiftSl^erm ^ufammentiogai
(Breve chronicon Austriae Mellicense ^
Brevis historia principum Austriae); unter
il^m gab e§ ju SRelf anä^ fd^on eine IHoflcrfi^
S)er liebreid;e «bt feabmar (1212—1217) iw
befferte bie Älofter-Snfirmerie. Unter bem Sfe
SBaltl^er (1224— 1247), ber in feinem Siegel«
einer Urfunbe öom Saläre 1232 unb in einem Ä"
mölbe in einer gleid^jettigen §anbfdjrift ber 6tif*
bibliotl^ef infulirt erfd^eint , mürbe mitten unter
Kriegen bie SSibliotl^ef öermel^rt. ißal>P Äcp*
ber IV. \pxa^ 1255 baS ftlofter öon ber aSerKab-
lid^feit frei, geiftlid^e ^:ßerfonen, »eld^, imt (&►
pfel^lungSfd^reiben beS $a))fteS ober p^ß^
Segaten öerfe^en, il^ren UnterJ^aß fud&ten, anj|i"
nehmen unb mit ©tiftspfrünben gu öerforpn,
aufeer menn ein pci})ftlid^e§ ©d^reiben einen ew-
geinen gkiU auSbrüdtlid^ für eine Sudnol^me MU
biefer $roöi{tonSbefreiung erfloren mürbe. $(4l
iTIIL tdfyXiit 1295 bem Stifte bie gni-
d^ienb «im3 fifiei ba§ Ganb Der^ängten
des btt Mrf^Ioilentn i^tr^t^üren, o^ne
! unb lontnt @tfaRg unb mit ^u^jc^liegung
wnnttn obet 3ntetbtcirlen @otte3bitnft ju
Sdi 14. fflufluft 1297 teitoanbelte eine
mmflbaafflDfter fammtffitt^e unb »iblio-
rintn »f^^flufcn. 91bl Ulric^ H. (1306
24) rettete bun^ jetne Sreue ben ©erjog
i bm ©cdönen; über infolge feiner an-
tgcn für tltnebric^ fnm baS Stift na^e
ins Srniut oufgelfi^t ju luerben. 3n biefei
i^itlt baS @tift bie ^ilfeleiftenbe 9}enniK-
fi btn Aie^em gemogenen Sifi^ofg Sern-
m 5ßa|fau (geft. 1314), wofür bie banN
VtUtt ibm voä) iegt cQiä^rU^ eine 3a^itS>
Um. 3n flaufbriejen loiib ber genannte
ci^ IL üaä) ]ä)on a\S Süift betitelt; in
fle toat ber fflbl Don iDteH aI8 SßrintaS
»crdfterteic^i|t^en ©tnnbe unb al8 ^lÖfeS
lotenponbeS anerlannt. Um 1S62 ji^rieb
Xei SttflS^n eine Historia fimdationiB
n Mellioensiß ; ein anberer anonymer ajtri-
1^ einen !Beri^t Don ber ffreui)}arti(el gu
nb bti «Dtelftr @Hfte^en Semt)arb ärud^-
A bit @rf(^id^tt b(§ fei. @ott^aIm. Unter
idiri^ lU. (1371—1378) befanb ft^ baS
in fo timirigen Umftanben, ba| ^er^og
; HL tfl ju feiner ^tbminiftration gog. —
cutenber ^tnbepuntt jum 33effeni tröt mit
itbiumgen ber jfonftanjer Sijnobe gur Sit-
fftlöfierein. 9Jbt ÜlicolouS ©erringet öon
(1418—1425), SReforaiQlor auä) anbcrer
litf^r flI5ftcr, ^^ite bie %efonn gu Tita
m befonbtte 3i"be biefrä ©tifts toar ba-
llet bem abie felbft, Speler Don Sofen^eim,
KT, btt fammt bem Slbte 9iicDlaul unb
anbertn 3>eutji^en im Senebictinetflofter
V in Italien ben äi^ten Senebiciinergeift
t fyittt unb nun baS @tift3))etl qC3 ^Scet
irift^tlter tKi^errli^te, foluie mehrere bay*
Flif^, Segemfcc. 99tncbtctbeuem unb
[tqi^, inglcid)«! @t. $eter in @aljburg
it. Unitt anberen SBerttn beifa|tt ei ein
üJe rosenin sacrae scripturae b. f). uer- 1
Sn^alteanjeigen überlebet ^a^M ber gan* j
«en Si^rift; er ftarb 1440. 3ler beutf^^e
Sun^ntb $euger toar gleichfalls eine I
WS Stift». 3n ben 3abren 1422—1424
i git SKell bei BortreffÜ^t i)!icotau§ oon
bü^l auf, ber ebenjo fromme ate gelebrte
er UniDerfität unb &inonicu@ Don ©t. ©te-
1 Sßien, Slbgeorbncter be^ ^erjogS Ütl-
. beim ßoncil ju fionftniij unb Seförberer
Icmformation; er unterrii^tele bie jungen
cn in ben pt)iIofDp^if(^en unb IlieDlDgif(^en
(aftnt, firebigtt oft unb mirfte bur^ fein
tDic bur^ feine ©i^riften auf bie @tift§'
\^ (dl[am ein. Utaäj bem Sobe btS
üälouS, unter ii>e%m IDlelf ein 93ertini-
odt bct @tle!^rt(n Oefterrei^S unb ber
1238
I ßenltalyunft ber Senebictinenefnrm burd^ Defter-
mdj. ibmjem unb ©(^maben geraorben B3ar, fejte
Sa eifiuic 9tbt Ceon^arb Don Straubing (1426
[li-; U:;:.!), ju Straubing in Sägern geboren, baS
UictoniumwiSniert fort unb |6Qtte bit greube, bal
nud) uiilei i^m mefirere feiner ©tiftSöerren jur
Stcformnlion unb SJor^anbfc^aft anberer fflöfter
crtomi iimrben. Unter bem Ible g^ri^on giben-
ftciner (1433—1451) unb beffen 5RQci)|olgem bi§
gegen ba§ Gnbe beS 15. So^r^unbettS leuiitettn
iii-s Släcctcu, ©c^riftfteDer unb fllofteneformo-
töten bie aJMftr ©lifts^ietien Sodann ton©i>eier
{ficit. 1405), flonrab Bon iSeifenfelb (geft. 1460),
ytiriflopt) 2iti Don 3§n9 (geft. um 1472), mtU
djior Don Sttinbetm, na^^er 3Ibt Don Saiblingen
(geft. 1474), SBolfgang Don ©ttier (geft. 1491)
u. ^)i. Üietüiibere §en)oifiebung Derbimen üßattin
uoii Seugiiig (geft. nat^ 1483), ber unter 3lnbttm,
niif ber 'iiaSltt ©pnobe alä Stotar önroefenb, bie
Tuitiunes pro regula &. Benedict! Serfafitc,
lüDriu er öcu SJorfcblng mehrerer ißafler ißäter be-
[iiiunftc, bie ©enebidinerreform bIo& auf bie 9}t-
Dbaiil)tung ber brei @elübbt gu bef^ränlen unb
alle-j Uebiige ber SBiUtür ber Snofterpräloten p
übtrtaffen, imb Sodann ©(I)(ittbo(!&er auä S^on«
gau (geft. 1482), Sierfoffer go^l^'t^ft ©d&riften,
üon bcnen ein bebeutenber Sbeil fi4 ouf bie €r-
lüulenmg ber Sfiegcl beS ^1. ©entbiet unb auf bie
OrbeiiSrcfotm btäie^t.
IJie fog. Sfifformation bea 16. Sa^r^unbertfl
brnd;te auc^ baS Stift gu SDtelf an ben !Ranb bcS
iicrbcrbciiä. gingang funb boS neue goangelium
.^iierj! bei bun StiflSuniert^anen, o6glei(^ 9lbl ©i«
gisimmb inltr (1504—1529) bit Inna^me ber
iutl)eri)dieii ftt^ati unter Strafe ber Kjcommuni-
foiiiMi imterfagtt; bagegen fltlong eä bitfem, feine
3ttit^l)n-ri;n im lat^olifc^ ®Iouben fotoo^t toie
lind) in treuer iSeobad|tung ber fflofterbiScifilin gu
frtfnllen. 'HUx untti feinen Sta^folgtm $lacibu3
£[^aifer (1 546—1549) unb Sodann Don ©c^Bn«
bürg (1549 — 1552) famen bereits andfi bti ben
iDcnigen ßopttutoren Utbertritte unfittlit^er ©üb-
jede 5um ßut^ert^iume Dor; baju gefenten fi^ unter
beii Siebten ÜJlic^ael ©rien (1555—1564) unb
Uvbuii I, ^tcmtag (1564—1587) 3Ki|5eaigfeiten
mii bcu Siirgem beS lliarfttS ÜKel!. @ro&t§off-
luinticn fehlen fonjobl btr btffete S^eil btr Stifts-
lierieu a\i- anä) bit Hat^olilen auf ben abt ÄoSpat
.^lofnimni (1587—1623), ber gu Ofi^ifnfurt in
i>vim[eii geboren unb ein Steunb beS 6arbinaI8
ftkälnrnv (f.b.ait.); man täufc^tt fi^ ni^t, btnn
■■Jlbt ijüfinumn gab bem ©tifie eine belfere ©iS-
ciylin, unier i^m blühten bie fllofterftubien miebtt
Hilf, er fudite, wieroobl DergebenS, eine Eongre-
Hdtion ber bflerreif^ift^en Stnebictinediefttr gu
bciüirfen, betrieb mit giftr unb 6rfolg bit ^er-
flcUung ber lat6ofiic&en Meligion bei btn ©ttftS-
uiitertljnncn, biente breiffaifem ununlttbtoi^n qIS
ytiilli unb fiiopetrat^Siiräfibent unb ertoarb pc^ um
Ccftcrrcii^ grofee SBtrbitn^e. ©ein Slatftfolfltr,
'Jlbl 3!eiuer oon SJanbau (1623—1637), üuä
1239
SKcIIo — Memoria.
1240
^oberborn gebürtig, toanbcitc in ^of monnS ^pn*
rcn unb rief bie öfterrcid^ifd^e 93encbtctiner«Kon«
gregation in'8 ßcben; ber ürd^Iid^en äBiffenfd^aft
|oIb, jd^idte er melftwtc feiner ©tiftSgeiftüd^en nad^
Stent in ba§ beutfd^e SoUegtum unb an bie Uni'
Derfität ©al^burg. Unter bem ^bte SSoIenttn 6m»
bainer (1637 — 1675), einem 5lßann öon gro|cm
®eift, red^tfd^affenem äBanbel unb auSgejeid^ncter
©elel^rfamfcit, jeid^nete ftd^ unter bcn geleierten
9KeIfer ©tiftS^enen ßubwig ßngel, geb. ^u äBa«
gram, $rofe^ gu TOe« 1654, fpätcr $rofeffor
juris canonici, 9tegen§ be§ erjbif d^öflid^en Semi«
nar§ unb ^rofanjler ber UniDerfttät 5U Salzburg
(geft. 1674), befonber§ burd^ feine oft aufgelegten
Sßerfe an^ (Collegium universi juris canonici
unb Manuale parochorum) ; folDie bann unter
bem patriotif d^en unb trepd^en 2lbt ® rcgor aOlüHer
(1679 — 1700) bie gttjci ©ttftSl^erren «nfelm
©d^ramb (geft. 1720), SSerfaffer be§ Chronicon
MeUicense, unb ^^iübert §ueber (geft. 1725),
Herausgeber ber Austria ex Archivis Mellic.
ülustrata unb anberer SDBerfe. — 2Kit bem ^btc
»crtl^olb ».©ietmo^r (1700—1739) begann ein
goIbcneS3eitaIter in ber ©efd^id^te beS uralten ©tif»
te§. SDBie Weif etnft alS txn ©eminar öon bebten für
öielc fflöfter glänzte, fo tturbe e§ unter ©ietma^r
ein ©eminar öon ©clcl^rien unb eine 9lfabemte
ber öfteneid&ifd^en ©efd^id^te. 9ln ber ©pije ber
bamaligen 2)Zelfer ©elel^rten ftanben bie ©ebrüber
SSeml^arb unb ^ieron^muS ^ej (f. b. art.). Se»
fonbere ßrioä^ung öerbient aud^ 2Rartin ffropf
(geft. 1779), ber SSerfaffer ber BibUotheca Melli-
censis, Vind. 1747. — Mmälig rüdftc inbe^
„bem golbenen S^Walter" baS eifemc eincS l^il«
lofen ^uf fIärung§be§pDti§muS nad^, unb nal^e ftanb
c§, ba^ felbft bie gel^eiligte ©ruft ber Sabcnbcrger
fammt i^ren SQääd^tem ber }ofe^)]einifdeen Defor-
mation jum Opfer gefallen ttöre. 3m gegenwär-
tigen Söl^rl^unbert fam bann infolge ber fron«
jöfifd^en ffriege öiel ©d^toercS über ba§ ©tift;
Mapoleon I. bagegen fc^rte öfter ju 3KeIf ein unb
jeigte fid^ bem Stifte immer fel^r gnäbig, benn bie
SSenebictiner, fagte er, l^aben fid& um bie SBiffen-
fd&aften öerbient gemad^t, unb meine ©enerale
:^aben gro^entl^eite bei tl^nen jiubirt. 2Ittctn alle
©türme überftanb baS ©tift unb »irb, eingeben!
be§ ßobeS, baS il^m etnft $apft ^iu8 VI., als er
bei feiner SReife nad^ S33ien im ©tifte übttnaä)tttt,
be^ügltd^ ber genauen 2)i§ci))Iin unb eifrigen Pflege
ber äBiffenfd^aften eril^eilte, ber l^etltgen 3tt>edfe
feiner ©tiftcr nie öergeffen unb als öfteneid^ifd^eS
5WationaI]^etIigt^um mit ffIofter»9?euburg unb
anberen öier^unbertjäl^rigen nod^ lebenbigen S)enf«
mälem ber öfteneid^ifd^en ©efd^id^tc nod^ lange
blühen. (95gl. % gf. fteiblinger, @efd^. beS Sene-
bicttnerfÜftS aJlel! in 9Weberöfterreid^, feine Se-
fi]^ungen unb Umgebungen, 2 93bc., SDäien 1851
bis 1869; ©eb. Srunner, SBenebictinerbud^,
SBüi^b. 0. 3., 261 ff.) [©d^röbl.]
^JTo (NVjtt, NJtt, axpa) wirb im % %. öon
ber SSuIgata immer als ßigenname gebrandet, toäl^-
renb eS urfprünglid^ ©attungSname ift unb mn
eine Saftion bebeutet. 3n biefem ©imte ^l|t bal
SBori SRid^t. 9, 6. 20 öon einem »efefligun^toerf
in ©id^em ; bie^ mu| f o grofe gewefen fein, ba|
eS einen ©tabtt|eil für fid^ bilbete, unb ba| We
95ett)o]^ner beSfelben als «s itt-n-is, familia (urbiB)
Melle, ben übrigen ©id^emiten gegenübergeßdtt
werben tonnten, ©anj äl^nlid^ war eS in ben
alten ©ion unb fpötem 3erufalem ; aud^ l^et i^
f anb fid^ eine uralte Saftion, weld^e S)aDü), no^
bem er ben ©ion eroberi l^atte, ^um 3RitteI|mdt
ber „©aöibSftabt" wöl^Ite (2 ©am. 5, 9. 1 SpoL
11, 5). S)iefelbe warb öon ©alomon weiter ooS*
gebaut (3 ftön. 9, 15. 24; 11, 27) unb bei ei«,
tretenbem SSerfaH öon ©aed^iaS wieber erneuert
(2 $ar. 32, 5) ; ^ier Warb 3oaS on einer ©teB^
bereu SSefd^reibung 4 ffön. 12, 20 unöerftönbfid^
bleibt, erf (|lagen. 3laä^ ber ©efangenfd^ft rocA
baS wid^tige SoUwerf wieber aufgebaut, woib dkt
[pöter ben Israeliten öer]^öngni|öoS^ benn JM»
ift ol^ne 3ö3eifel bie axpa (dxpöiroXic, an), ii
weld^er ftd^ bie ©Qrer f eftfe^ten imb ben Tto^
bäem 24 Saläre trogen tonnten. (©. b. Art Sot«
falem VI, 1321.) [Äaulen.]
Memoria im f epulcralen ©inne l^atte miiüi
Se^ug auf bie ©rabfd^rift, bie }ur {leten Srinac-
rimg (memoriae aetemae, {i'Vi^fJiiQC x^f^t ^
Oderici Diss. 44 sq.) aufgefteHt würbe. 3n bk>
fem ©inne l^aben l^eibnifd^e unb d^rifUid^e M"
fteine memoriam posuit ober fecit olS ft^iundin
mit titulum posuit, fecit. Sin ungarifd^etZüd
lautet: aetemitatis memoriam posuit (Coip.
Inscr. lat. III, n. 3354). 93alb bebeutete dba
baS Sßori, wie auc^ H-v^H-^t, {iw^fieibv, ni<l^ Ho^
bie ©rabfd^rift, fonbem baS ganje ®rob, mb
5War fowol^I bei Reiben wie bei Sl^rifien. Sk
©ried^en übemal^men eS in biefer SBebentmig oK
^Y)|jL6piov. 3n9lfrtta tragen d^riftlid^e©rabf4rifiei
mit iBorliebe baS memoria am Jtopfe, unbpn
in bem ©inne öon ©rab, SRaufoleum. 3« ßdi
war über einen ©rabeingang gef abrieben: Coeme-
teria memoriae genüs Lepidiorom (BemoTi
Becueil des inscr. romaines de rAlgerM)
n. 2031), WO coemeterimn ouf bie einjelnts
©räber, memoria auf bie gan^e ©rabanlagege^
^ud^ baS ©rabgeböube, bie cella unb boS eulii-
culum werben mit cella memoriae, cubicolnm
memoriae bejeid^net (de Bossi, Bulleti 186^
95). ^uffaHenberaSeifewirbbabeinid^tboSiAeie
Subiculum, weld^eS ad confrequentandam sm-
moriam quiescentium biente, fonbem boS untere
Subiculum, wo ber Sobte rul^te, öerftonben (D^
de Bossi, Boma sott, m, 425. 474 s.). 9>f
einer l^eibnifd^en Snfd^rift öon Ißorto 1^ el:
Gubiculum quod est supra memoriam. 9to*
mentlid^ nannten bie afrttanifd^en Sl^rijien bei
SocuIuS, wo ber fficrftorbene brigefe^ iji, mit S8w»
liebe memoria (ögl. Mabillon, Acta SS. 0. S.
Ben. saec. III, 1, 80; Aug. Civit. Bei 22, 8»
11. 12), unb eS tann bal^er nid^t befremben, bo|
Slltarciborien auf il^rer gront bie SBegeid^mms
1241
Memoriale rituum — SMcnanber.
1242
memoria tragen, infofem ia ber Sltor mit fei*
nem Zegurium auf boS 9Rartt|rergrQb jurücfmetSt
(Roma sott. III , 487 s. 490 s.). 3n biefetn
€time fprid^t OptatuS t)on ÜRileDe (Schisma
Donat 2, 4) t>tm bett memoriae duoniin Apo-
stolonim }u 9tom. SRerliDÜrbig ftnb meistere afri*
fanifd^ 3nf(i^ritten (}u OrIean§t)ine t)on 406 unb
in SRfgroun), toelci^e Don Stentorien ber ^pofiel"
firßen -^ßetruS unb $aulu8 in ^frifa fpre^en.
Sq nun bie fed^te €Qnobe ^u Sortl^ogo Dom
6ctitem6er 401 im 17. Eonon (§efele, 6onc.«
8cfd^., 2. «uft. n, 84) bie Serftörung aller me-
moriae martyram befal^I, in loeld^er nici^t tovd'
W^ SRart^eneliquien aufbeiool^rt toerben, fo
gUmbt be Slofft (BuUett. 1877, 105), ba^ l^ier
brandea (f. b. %rt.) unb öl^nlid^e an ben ®rö(em
ber Spoflel in 9tom angerül^rte Steliquien Dor-
^onben nxnren. [gft. X. ffrau§, 9t.'S.]
Memoriale ritunm, in officieüen Sriaffen
md^ paiTum Rituale, parvum Caerimoniale
jrnonnt, ifl ba§ iüngfle ber liturgifci^en SBüd^er be§
römifd^ 9titu3. fSfür bie fjfunctionen an 3Ranä
Bid^tmel, am Sifd^^ittmo^^ $aImfonntag unb
m ben brei legten Sagen ber ^attooä^t, ^u bereu
BoOsug bie 9lubri!en beS 9nipe bie ^fftfteu} be§
SiaconS unb €ubbtacon8 erf orbem, fd^reibt ba8>
Itfbe bie rituelle 92orm Dor, nad^ n^eld^er fie Don
einem eingelnen ^riefter Dor^unel^men fmb. @§
Mtbe 1725 auf !BeranIaf|ung 93enebict3 xm.,
nad^ toeld^ eS aud^ in ber Siegel benannt n)irb,
fk Jbit Heineren ^farrfird^en" ber ©tobt SRom
l^cninSgegeben unb Don $iu§ YII. burd^ 2)ecret
ber Stüencongregation Dom 31. 3uli 1821 aO*
gemein für jene $farr!trd^en Dorgef daneben, in
iDdd^ bie Dom SRiff ale gef orberten 9niniftranten
mtfk in ®ebote {teilen. S)en neueren r5mifd^en
mib SRe^Iiner ausgaben be§ SRömifd^en Stituafö
ip boS IRemoriale al§ Snl^ong beigefügt; al§
fdbpdnbige fßublication ifl e§ 1862 in 9iegen§>
borg (in 8*) unb 1885 in loumai (in 18^) er»
f^tenen : für ben ©ebroud^ ber ßird^enbiener cm-
lipc^tt ftd^ bie in 9iegen§burg gleid^^eitig mit ber
Ialefanf(^ 9u^abe erfd^ienene beutfd^e lieber»
{clpmg. [St. @d^rob.]
|b»f (is (c|^ au§ tibtt , bal^er aud^ qs) , bie
Mtomie ^uptflabt be§ alten unterögt^ptif d^en unb
M $|oimnetid^ be§ gangen ögtiptifd^en Sfteid^eS,
k Wien Zefioment überl^aupt al§ 9ie{)rafentantin
teginitenS gebrandet, }. !B. Of. 9, 6.
Peimr«, f. SogoS vm, 107.
IßauAWj ein Iiturgif^e§ 9ud^ ber gried^i-
\Sfa Stitd^t. 2)a§ SBort l^öngt et^mologifd^ 3u«
fammcn mit jw^^ SRonb, jiiqv 5IRonat, jAYjviaToc
nonoffid^ (Mensis a Innae motu dictus, dum
ib Bole profecta rursus redit ad eum luna,
quod graece olim dicta pt^i^vr). Yarro, De ling.
lii). SRon Derftel^t unter SRenaion al§ Uturgi»
V^oa 9ud^ bie SBed^feltl^eile, nield^e an ben un«
hmedid^ Sfefien be§ §erm, ber 3ungfrau 9Korio
imb oer f^Iigen im Officium divinum (nid^t
Dtrffe) eines bepimmten SagcS gu rccitiren ober
}u fingen fmb. ®a§fcI6e SBort bient ba^er aud^
jur SBejeid^nung ber in einem 9)lonate treffenben
SBed^feltl^cile , g. 35. jiTjvatov toü Seircefißpfoü,
unb ift im jßlural gleid^bcbeutenb mit mensualia
als Sitel für aUe Monate gufammen. S)a3 ganje
aOBerl ift falenbarifd^ georbnet, umja^t 12 Sl^eile,
entjpred^enb ben 12 9J{onaten. unb erfd^eint ge«
ttjö^nlicl in 3—4 83änbe gebunben. ^n jebem
einzelnen läge toirb juerft toie im römifd^en SSre«
Dier ba§ gfeft be§ XageS Dergeid^et, biSmeUen
am erften be§ SMonatS aud^ baS Tüirtx6v (tuitoc,
Umri^^ ordo divini officii, directorium) ; ba«
nad^ folgen für jeben einjelnen lag auf 4 — 6
Ouartblöttem bie Derfd^iebenen ®ebet§' unb ®e«
fangS-Iejte ((JTiyrjpa, 565a, mdr^, xavwv, xov-
Tccxtov, oTxoc, eipfxöc, OeoTOXtov, xa^urfia) unb
bie Sectionen (ouvaSapta). 9Hebere fjfefte toerben
toie in ber römifd^en Siturgie ttjcnigftcns com«
memorirt, j. S3. 4. JloDember iavi^jit) . . . tü>v
tepo)iapTUpcDV Ntxav$pou iiruxözou Mupcov xal
'Epfjiafoü irpejpüTspoü. SBie ba§ ftird^enjal^r, fo
beginnt aud^ ba§ ^Renaion mit bem 1. September.
3n gebrudfter StuSgabe erfd^ien Dom SRenaion
1528 ©ecember unb 3anuar, 1533 3anuar gu
SSencbig, 1551 gfebruar unb 2Kärj dtzh t<ov
'AvSpeou xal 'laxcußou twv 2irtveXX(ov, 1568
m&^, ^tprit 2Kai, 1591 3uU unb «uguft, 1592
Dctober, 1595 3anuar, 1596gfcbruar. ®ieerfte
©efammtauSgabe btefeS liturgifd^en 93u^ed er-
folgte in 12 SBönbcn gu SSenebig 1596—1607
(Dgl. Bolland. Act. SS., ed. Antv., Jun. III,
809). S?on bicfer S^tt an tourbe eS nod^ aufgelegt
Don ben 9Dt5nd^en ^icepl^oruS, SQpriuS, 3cnaciu§
unb bem ©iacon Il^eopl^^Iact: September 1628,
1648; Octoberl628, 1648; 5RoDember 1626,
1649; ©eccmber 1602, 1627; 3anuar 1603,
1629; fSfebruar 1626, 1643; SWörj 1626, 1643;
9JpriI 1638; 3Bai 1625, 1642; 3uni 1626,
1645; 3uli 1624, 1642; «uguft 1625, 1642.
Sine meitere ®efammtau§gabe beforgte 1673 bis
1674 ?licoIau§ ©aruS. S)ie neueften ausgaben
ftammen au3 SBenebig 1843 unb 1873 unb fül^ren
ben litcl MrjvaTov toü 2eirre|ißp(oü . . . irepie^^ov
airajav t9)v dviQXOuoav a^Tip axoXou&tav, |ieTÄ
xai T^c 7:pocBTQXT)c TOÜ TüTOxoü. ffiiefe ©bitioneu
ftnb gleid^ ben römif d^en liturgifd^en Sudlern rotl^
unb f d^n)ar} gebrudFt. S)ie bepglid^en ^anbf d^rif >
ten finb in abenblönbifd^en SBibltot^efcnfel^r feiten.
(IBgl. Zaccaria, Biblioth. rit. Rom. 1676, I,
88, unb befonberS SSorrebe be§ BapftoX. KoutXoü-
|ioü«j(avoc 5ur SSencbiger 9lu§gabe 1843; Nilles,
Ealendarium manuale 1879.) [%nbr. @d^mib.]
^enanber, ©ectenftifter, ©^üler be§ ©imon
aWaguS unb mie biefcr au§ ©amaria gebürtig, mar
einer jener öltcften ®nofti!cr, meldte nod^ mit ben
Slpofteln felber in Scrül^rung famen, unb Dor mel-
dten bicfe fo nad^brüdflid^ mamen. 3m ©an^en
entfernte fid^ SMcnonbcr menig Don ben gu^«
ftapfen feines Scl^rerS. Simon 9Mogu§ gab fid^
als eine 5Dlcn)d)tt)erbung beS fd&affenbcn SOäelt«
geifteS auS, unb fo wollte aud^ SKenanber ®ott«
1243
ajlenarb.
1244
tncnjd^ fein ; Simon SRoguS fpicitc ben 9Kcffio§,
ebenfalls aWenonber; Ie|tercr erteilte feinen ^n«
gangem eine Xanfe, bur* wcld^e fie unfterblid^
werben foHten. 3lu(^ otö ßöwberer wirb SKenon»
ber gleid^ feinem Sel^rmeifter bargefteüt. S3eibe
hinterließen Heine ©ectcn, bie bi§ in'§ 6. So^rl^un«
bert fortlebten. 2Rit Unred^t l^at man ober biefe
©ccten ben d^riftlici^en beige^äl^lt, ba fte bod^ gor
nid&t§ Kl^riftlii^eS on fid^ l^atten, f onbem, tlfteilweifc
burd^ ba§ gl^riftentl^um üeranloßt, fid^ ßl^rifto unb
bem Kl^rijtentl^um gcgenüberftellten; leicht begreif«
lid^ ift e§ iebo(|, ba^ bie ©imonioner unb 5Dlenan=
brianer üon ben §ciben oft mit ben Kl^riftcn öer«
wed^felt würben, wie ja öon il^nen aud^ Suben
unb Kl^riftcn oft mit cinanber üermengt würben.
UebrigenS fud^ten ftd^ bie ^nl^änger biefer ©ecten,
befonbcrS nac^bem boS Kl^riftentl^um l^errfd^enbe
Seligton geworben war, in bie d^riftttd^e ßird^e
wirflid^ einjufd^Icid^en, tl^eilS um ftd^ p üerbergen,
tl^eilS um tinbere ju ftd^ ^inüberjujiel^en. Ueber
TOenanber unb feine ©ecte \xt^t 3uftin (Apol. 1),
SrenöuS (Adv. haer. 1, 23), 3:ertuEiQn (De
anima 50), gufcbiuS (Hist. Eccl. 3, 26) unb
e^pip^oniuS (Haer. 22). [©d^röbl]
^eitatb, S^icoIauS §ugo, ein geleierter
Sencbictiner au§ ber Kongregation be§ 1^1. 9)lau»
ru§, würbe 1585 gu $ari§ geboren. 6r geigte oon
ffinb an einen emften ßl^arafter unb große Se»
gabung. SRad^ SSoHenbung feiner l^umaniftifd^en
unb pl^ilofopl^if d^cn ©tubien trat er am 3. gebruar
1608 ju ©t. ®eni§ in ben 83cnebictinerorben unb
mad^te bann einige Saläre an ber @orbonne ju
$ari§ tl^cologifd^e unb literarifd^e ©tubien. ßrft
am 10. ©eptember 1612 legte er bie feierli(^en
®e(übbe ab. 2)a il^m inbeß ba§ bamalige Seben
in ber Slbtei ©t. ®eni§ nid^t ftrenge genug fd^ien,
fo fd^Ioß er fid^ ber SReform an, bie feit 1600 ®om
Sibicr be la ^our eiuäufül^ren beftrebt war, unb
50g fid^ 1613 in bie ber SRcform angel^örige Slbtei
©t. SSanne }u SSerbun äurüdt. 3laä) nod^maligcm
9Jot)tciat nal^m er 1614 baS Orben§fleib biefer
SReform, bie balb barauf (1618) al§ Kongregation
ber SKauriner eine fefte Crganifation crl^ielt. ®om
SJl^narb würbe nad^ einiger Seit burd^ feine OU'
ren öon SSerbun wieber nad^ $ari§ berufen unb
trug l^ier 15 Saläre lang im EoIIeg bu ©ugn^i mit
großem ßrfolg SH^etorif üor. ©einer fd^wad^cn ®e«
funbl^eit wegen würbe er bann in bie §auptnieber«
laffung ber aWauriner gu ©t.«®ermain«be§«^rö§
toerfc|t unb lebte öon jefet an bort in großer 3u«
rüdtgejogenl^cit feinem DrbenSberufe unb feinen
©tubien, Sorjüglid^ burd^ 5Könarb Würben neben
bem oScetifc^en Seben in ber Kongregation ber
9Rauriner jene tiefen ©tubien angeregt unb ge»
förbert, burd^^ wetd^e biefelbe ftd& fo große S?cr»
bienftc um bie äBiffcnfd^aft erwarb unb fid^ für
aUe 3eit einen berül^mten ?lamen fid^erte. 5Könarb
ftarb eines gottfeligen SobeS im aiter oon 58 Salä-
ren am 21. 3anuar 1644. — gr »erfaßte fol«
gcnbe SBerfe: 1. Martyrologium Sanctoruin
ordinis s. Benedict!, duobus obserrationuin
libris illustratum, in quibus contmenturmnl-
tonim sanctorum vitae nunquam hactenus
editae et praeclara alia antiquitatis monii-
menta, Paris. 1629. £ie beigefügten Srörle>
rungen unb Siograplgien geben bem SBerfe 1^^
SBertj^. !D{enarb woDte im Sluftrage feiner Cb^
ren eine erweiterte ?luftage beforgen, alS i^n ber
^ob ereilte. 2. Concordia regiüanim, auctore
8. Benedicto Anianae abbate, nunc primnm
edita ex bibliotheca Floriacensis monasterö,
notisque et observationibus illustrata, Park
1638. 9{ebftt)ieIen9lnmerfungenunbSrflanmga
fügte ÜRenarb aud^ eine olte Vita beS l^L Senebid
oon ^niane unb gwei ^Briefe be§ ^eiligen (a&
einem 5Kanufcripte M. 3. 3)ie bebeutenbjJe ^
blication !D{enarb§ war bie be§ ©acramentatd btf
]^t. ©regor be§ ©roßen: Divi Gregorii papae
hujus nominis primi, cognomento magni,
liber Bacramentorum, nunc demum correctior
et locupletior editus ex missali ms. s. Elign
bibliothecae Corbeiensis, notisque et obs^
vationibus illustratus, Paris. 1642. Sieft
Ausgabe würbe aud^ oon ben SRaurinem 1705 ii
il^re $ubIication ber Opera s. GregoriiM.(III)
aufgenommen, ©ie erflörten, baß. Med ertoogo^
biefer lejt SWenarbS ben SSorjug ocrbiene. SWJ
bem Urt|^ei( be§ @arbinal§ 3:ommaft unb Sinm*
tori^§ Ware jebod^ ber fpäter (1675) oon ^wM
l^erauSgegebene Xe^t oor^u^iel^en gewefen ; inbel
wünfd^ten bie SRauriner bie geleierten SrM"
rungen 5ö?enarb§ , bie fid^ on feinen 2>jt ob»
jd^Ioffen, 5U benu^en. 4. ®egen Sauno^ j^riei
W^narb: De unico Dionysio areopagitaAthe'
narum et Parisiorum episcopo, adTersus Jo*
annis de Launoy, Constantiensis , theologi
Parisiensis, discussionem Mületianae respon-
sionis diatriba, Paris. 1643. 3in biefer 9b«
l^anblung fud^te er bie fd^on oon feinem OM^
genoffen S)om 9RiUet behauptete Sbentitot bd
tireopagiten 2)ionQftu3 unb beS erften SijÜ^
oon ^ari§ aufredet 5U Italien. 3)ie 3>i{feitatti»r
bie juerft onon^m erfd^ienen War, würbe 1644
nad^ bem Xobe !D{enarbd unter feinem Stames
l^erauSgegeben. 5. IBon il^m rül^rt aud^ bie erpe
Ausgabe be§ SamabaSbriefeS l^er. Soi gn#
fd^en Seit l^atte ©irmonb in 9bm gefunben wA
il^m }ur SSerfügung gefleOt, 9Rönarb felbfl fa^
eine alte lateinifd^e Ueberfelung gu Soröd). 3)k
fertige ^Bearbeitung würbe oon b'%d^ gumSndr
gebrad^t, S. Bamabae apostoli (utfertor) ep*
stola catholica, ab antiquis olim ecclefliMP^
tribus sub ejusdem nomine laudata et osoT'
pata, Paris. 1645. (Sgl. Biblioth^ne geD^>
des ecrivains de l'ordre de s. Benoitll; Hin^
ter, Nomencl. liter. I, 872.)
^on anberen bebeutenben aRdnnem biefedSta*
men§ oerbienen l^ier nod^ hn^ Srwäl^mmg: l.SR^
narb, SlaubiuS, ein frangdftfd^r ®ek^
ber ftd^ bef onberd in ber ® ef d^id^te mü) 9Iteri^usä*
funbe einen 9}amen erwarb. Sr wot geboren {&
©aumur am 7. S)ecember 1574, ftubirte )iiiou>
245
ÜRenoffc ben 3§roeL
1246
tük Ke^tötDiffenfd^ft, jugleid^ ober oud^ fleißig
kfd^c^te, tDor bann jel^n Solare in ^ngerS IBeam-
c imb gab biefe Stellung auf, um fu^ gang bem
»iubhun )tt nnbmen. 3uglet(^ fül^rte er ein fel^r
ccneeSSeben unb trat als feine ®attin 1637 ftarb,
9df im fetten Saläre in ben ^riefterftanb. Sinket
nigen a^etif d^ 93ud^em gab er mand^erlei öltere
i(|nnften f^ttanfi, toit bie Histoire de Beitrand
Qgaeslin escrite Tan 1387 en prose; fd^rieb
ne gele^ ^bl^nblung über baS 9lm))]^it]^eater
i fbigerd unter bem Xitel Amphitheatri An-
^avensiB Disqnisitio novantiqua, Andeg.
587, unb Ruberes über bie ©efd^i^te unb S)en!-
&Ier ber ^roDing 9niou, toa^ gum %\)t\l nod^
1 SRaratfcript in ber öffentlid^en SBibliotl^e! }u
jtgerd aufbeUMl^rt niirb. %xd) entbedte er bie Der-
itenen iron erften 93üc^er beS Opus imperfectum
•. Angustini contra Julianum unb t)eröffent-
#e fie 1617 ju ^riS. 3m felben Saläre erfd^ien
ict und^te Indiculus s. Hieronymi de haere-
iüniB Jodaeomm. 3n l^ol^em Sllter ftarb er am
20. 3anuar 1654.
2. IRenarb ober ^Re^narb, Sfran}, ber
ia^9 in gfronfreid^ im Anfang be§ 17. Sal^r»
ImdicrtS old bebeutenber 9ted^t§ge(e]^rter galt,
Mbe um 1570 }u @teIIenn)orf in gfneSIanb
^oien unb flarb gu $oitier§ am 1. SRör} 1623.
6 ttar in jugenblid^em %Iter nad^ $oitier3 ge-
bnnen unb leierte bort guerjt bie l^umaniftifd^en
Stffmfd^aften; bann erl^ielt er einen Sel^rftul^I
kci Siebtes unb bel^ielt il^n bi§ }u feinem Xobe
iwt. Sei ©elegenl^eit ber Srmorbung §ein«
tUfiJY, burd^ SiaDaiHac fd^rieb er: Regicidium
detestatom, quaesitum, praecautum, Pictav.
1610; femer öeröffentlid^te er ein SCBer! De juri-
bv episeopormn (1612) unb eine @amm(ung
Km Seben, Orationes legitimae (1614). 3lu^
tofogte er einen großen Sl^eil ber Sriöuterungen
ism Seben ber % StabegunbiS, totli^t^ $ibou|
1621 ^uSgab.
8. SRönorb, 3ean be la 9}oä, ein franko"
VififBt ^rießer, nmrbe gu 92ante§ geboren am
28. September 1650 unb ftarb alS 2)irector be§
IrirPerfeminorS bafelbp am 15. «pril 1717. gr
\Ak {nerfl bie 9ted^te fhibirt unb jeid^nete ftd^ al§
inger Sbr>ofat in feiner SBaterftabt !Rante§ burd^
fnK 9ad^fom!eit au3. 3ttbe^ t)erlie^ er balb
Mefe ftmfba^, trat m $arid in ba§ @eminar
Gt Slagloire ein uno ftubirte unter Xl^omaf {in
2|eobgie. Stod^bem er gum $riefter gemeil^t roax,
UMc er nQ(^ 9tante8 ^urüdt, lehnte mel^rnialS
b^Bt^ 9B3iiri)en ah unb lebte in fel^r erbauiid^er
Wfe iwn feinem t)äterlid^en SBermögen. (Sx ^eid^»
itle fid^ aus burd^ gfreigebigfeit an Srme unb
Rs^Ieibenbe unb burd^ Sifer in ber SBefel^mng
^ Srrg^ßubtgen , bei nield^en er f omol^I bur($
ne Serebfamfeit o(d burd^ ba§ SBeifpiel feiner
^Igenbcn mand^e Srfolge erhielte. S)rei^ig 3al^re
agflimb er bann bem $riefterf eminare ^u 9{ante§
I VfxKtot WC unb Derfa^te afö fol^er einen
ito^Buutf^ ber t>on melieren $if doofen mit IBei*
fall aufgenommen unb mel^rmalS »ieber aufgelegt
würbe. 5lud^ grünbete er ju 5Rante§ ein ftloftcr
öom guten ^irten gur Slufnal^me unb SJefferung
gefattener gfrauenSperfonen. ©eines ßiferS unb
feiner Sugenben »egen genoft er einen l^o^en 9hif
unb gro6e Serel^rung ; inbeft fällt auf fein ßnbe
ein ©d^attcn, ba er fid^, nad^bem er 1714 bie
SBuKe ünigenitus angenommen l^atte, balb bor«
auf, nad^ bem lobe SubwigS XIV., ben %pptU
lauten anfd^Io^. Sr mürbe mol^I, mie fo mand^e
Slnbere, öon feiner SSerirrungaurüdtgcfommen fein;
inbefe ber lob ereilte ibn, clje er feine unrecht«
mä|ige 2(i)penation jurüdtgenommen l^atte. ©ein
Seben würbe 1734 t)on 9R. ©ourmeuj gefd^rieben;
biefer aber IJulbigte janfeniftifd^en Senbenjen, bie
ftd^ aud^ im SBu(|e geltenb mad^en.
4.3Kenarb, Seon, berimlS.Sal^rl^unbertalS
©cfd^id^tSforfd^er unb 5lltcrt]^um§fenner fld^ einen
rül^mlid^en Atomen erwarb, würbe am 12. ©ep«
tember 1706 gu laraScon geboren unb ftarb }u
!lJari§ am 1. Dctober 1767. ?lad&bem er feine
l^umaniftifd^en ©tubien bei ben Sefuiten }u S^on
gemad^t unb bann ^u louloufe bie äled^te ftubirt
|atte, folgte er feinem 93ater afö ^räftbialratl^ ^u
9{ime3. Sr lebte inbe^ meift }u $ariS als S)e-
putirter feines ^röftbiumS, befd^oftigte fid^ öiel
mit l^iftorifd^en ©tuoien unb gab t)erfd^iebene ge*
Icl^rte SDBcrfc ^erauS. 3m 3. 1749 würbe er OKit.
glieb ber Academie des Inscriptions )u $ariS;
aud^ war er SRitglieb ber ^fabemien ^u S^on unb
SWarfeille. ©ein §auptwerf ift bie Histoire ci-
vile, ecclesiastique et litteraire de la ville de
Nimes, avec des notes et les preuves, 7 vols.,
Paris 1750—1758; einen l^eil biefcS SBerfeS
bilbet bie fd^on frül^er (1737) öon il^m l^erauS-
gegebene ©efd^id^te ber !Btfd^öfe t>on 9}imeS. Unter
feinen übrigen ©d^riften ift nod^ feinSud^ Moeurs
etusages des Grecs (1745) nennenswert)^. (SSgl.
Feller, Dictionnaire historique; Höfer, Biogr.
göner. XXXIV, 912 ss.) [95. Sungmann.]
^enaffe ben Ssxaetj einer ber bebeutenbften
neul^ebräijd^en ©(^riftftefler, war in Portugal ge«
boren, fam aber frül^jeitig mit feinem SJater, ber
öon ber 3nquifition üerfolgt würbe, nad^ ?lmftcr=
bam unb mad^te bei Erlernung beS ^ebröifd^en
unb ber jübifd^en äBiffcnfd^aften f old^e gortfd^ritte,
ba^ er f^on mit 18 Salären als SRabbi jum S^ina«
gogent)orfte]^er gewöl^U würbe. Sr l^atte fd^on mit
15 3a]^rcn angefangen, öffentlid^ au prebigen, unb
gab mit 17 Sal&ren eine l^ebräifd^e ©rammati!
^erauS. SJlit 21 3a]^rcn l^eiratete er eine lod^ter
aus ber gfamilie ber Slbarbanel, weld^e t)on 2)ai3ib
abftammen foHte, unb bilbete fid& auf biefe 9Ser*
wanbtfd^aft fo öiel ein, bafe er auS feiner (Si)t ben
aWefftaS öerl^iefe. Iro^bem üerfd^mä^te er nid^t,
feinem nid^t glänjenben ^auSftanb burd^ bfirger«
lid^e SBef d^äftigung auf jul^elfen, unb errid^tete befe-
wegen in feinem §aufe eine l^ebräifd^e ©rudterei,
aus weld^er öiele üor^üglid^ auSgeftattete ©fidler
l^erüorgingen, unb weld^e fpäter aud^ feinen ©51^=
neu ben Unterl^alt gewäl^rte. (Jbenfo l^anbelte er
1247 ÜRcttbäcr — 5mcnbcI§fol^n. 1248
tiQd^ Sraplicn unb tourbe bort f clbfl feine ®e» feit beim ©enuffe einiger freien 90littog§tij^e feine
fd^ofte betrieben l^oben, n^enn nid^t feine Dielfad^e jfenntniffegu erweitern unb feinen SSßi^enSbucfiin
Sl^Qtigfeit il^n in Suropa feftgel^olten l^ötte. 3nt befriebigen. unfeinem 21. äal^renal^mi^enolut
3. 1656 reiste er nad) Snglonb unb würbe Don ein reid^er Seibenfobrifont ^Ramend Sernl^ in
Sromwett wol^IwoHenb aufgenommen, fa)^ ftd^ aber Berlin al§ ^auSIel^rer bei ftd^ auf unb fidUe i^
bo^ nid^t fo gefeiert, mie er erwartet l^atte: fo 1754 al§ Somjptoirfd^reiber unb Sorref))onbeit
reiste er t)erftimmt nad^ ^oHanb ^urüd unb ftarb in feinem ®efd^äfte an. 3laä^ feinem Sobe ombe
1657 in 5imbbeI6urg, 53 3a]^re alt. ®ie 3uben- er üon beffcn äBitttoe gum Seiter unb Sl^eill^
gemeinbe in ^mfterbam reclamirte feinen Seid^nam beS ©efd^öfteS ernannt. SBal^renb btefer 3tit Mv
unb beftattete benfelben mit t)ielem ©epronge auf wenbete er alle @tunben, bie il^m bie Srbeit m
il^re ßoften. SKcnaffe wirb üon d^riftUd^en S^iU ©efd^äfte freiliefe, auf feine pl^üofopl^ifd^ ftfr
genoffen als ebenfo liebenSwürbig wie geleiert ge* bilbung. Sr war ^utobibaft im r>oIIfleii Sinne
fd^ilbert unb foH nac^ bereu Urtl^eil in aufrichtiger biefeS SBorteS. S)od^ trat er in feiner pl^ilofo))^
Sßal^rl^eitSliebe bem Sl^rtftentl^um nid^t fem ge* fd^enSBeltanfd^auung in bie^ti(i(|tungber£eit^•
ftanben fein ; bod^ ift le^tereS f d^Wer ^u glauben, SBoIff f d^en $^iIof opl^ie, bie bamalS blül^te, eis
ba ein großer Sl^eil feiner @d^riften ))oIemifd^en unb blieb biefer burd^ fein ganjeS Seben treu. 3)k
unb antid^riftlid)en änl^alteS ift. äBol^I aber bef afe erfte @d^rift, bie t)on il^m in bie Oeffentlid^
er eble unb milbe Umgangsformen, burd^ weld^e trat, fül^rte ben Sitel „^l^ilofopl^ifd^e @ef|n»(^'
er bei ausgebreiteter Sprad^enfenntnife unb pl^ilO" unb war t)on Seffing, bem er baS SRanufcript Uta"
fopl^ifd^er 93tlbung bie ^freunbfd^aft bebeutenber fanbt l^atte, ol^ne fein SBiffen pm 2)rudt befottet
d^riftli(|en ©elel^rten gewann. S)iefc mußten frei« worben. ßr öertl^eibigte barin ben Seibn^'W«
lid^ eine mafelofe ßitelteit bei il^m in ben jtauf Optimismus gegen Voltaire. 93alb barauf (1755)
nel^men, bereu Srtragung 5um ©lädt baburd^ erfd^ienen „^Briefe über bie Smpftnbungen", UNma
erleid^tert würbe, bafe er bief elbe mit ber größten bem @ef ül^I eine mittlere @teUung jWifd^ fe*
Offenl^eit^urSd^autrug. Sr l^interliefe eine grofee fenntnife- unb 93ege]^rungSt)erm5gen antpetmefn
3nenge eigener @d^rtften in l^ebröifd^er, lateini- wirb. S)urd^ feinen ^reunb fiefftng würbe er wä
fd^er, fpanifd^er, portugieftfd^er unb englifd^er bem ^Berliner ^ud^^anbler unb @d^riftftdbr9L
@prad^e, t)on benen mand^e gleid^ in mel^reren 92icoIaibe!anntunb9)lttarbeiteranber toonbiefoi
@i)rad^enerf(^ienen, unb aud^ einige Ueberfe^ungen l^erauSgegebenen „SBibliotl^e! ber fd^önen SBifKn*
in'S §onänbifd^e unb itf S ®eutfd^e. 3u nennen fd^aften". ©eine ^auptfd^riften aber ffaib: »¥4ö-
finb: El conciliador 6 de la conveniencia de bon ober über bie Unfterbltd^feit ber Seele", (,3<ni'
los lugares de las escripturas, Amsterdam falem ober über religidfe 9Rad^t unb 3ubeid^'
1632—1651; De resurrectione mortuorum unb ;,9Morgenftunben ober SSorlefungen uBerW
LL. III, Amst. 1635; Vindiciae Judaeorum, ©afein ©otteS". 3m „päbon" unterrebctM
or a Letter in answer to certain questions @ofrateS mit feinen attif^en gfreunben M p
on the Nation of the Jews, Sonbon 1656 ; brei feiner £obeSftunbe, um Don t)erfd^iebenen Geft^tt*
Dorjüglid^e l^ebröijd^e 93ibeIauSgaben, 1631, 1635 fünften auS bie Unfterblid^fett ber @eele ju le*
unb 1639 ju Slmfterbam erfd^ienen. ®a8 ge« weifen. 3n ber jweiten ©d^rift ^Sctufalem" I^t
fammte Serjeid^ni^ feiner pm Sl^eil ungebrudft, 9)lenbelSfo]^n, baft feine ftird^e ein Sed^ ^oH
jum Sl^eil unüollenbct gebliebenen ©d^riften f. bei il^re Se^rer auf ein ©^mbol ju öerpjiid^tei 3"#
Rossi, Dizion. stör. 11, 50, unb Fürst, Biblioth. unb S3ann ju üben ; benn ©eftnnung unb Ueta»
lud. n, 354 sq. (IBgl. Bartolocci, Magn. Bibl. }eugung fielen unter feine andere SDlad^t. ©loubeni'
rabb. lY , 41 sq. ; Carmoly , Manasses ben Bereinigung fei nid^t ^olerau} ; fie fei ber rodtjfai
Israöl, une biographie, Bevne Orientale, ©ilbung gerabe entgegen. Sfn ben ^Kotfi»
Bruxelles 1842, 299 s.; Biogr. gön. XXXTTT, ftunben" enblid^ fud^t SWenbelSfol^n ben Sero«»
145.) [flauten.] ^u erbringen, ba^ ein l^öd^fteS SBefen via ber
^enbtor, f. SRanböer. SBelt angenommen werben muffe. S)en @pino}t8«
ISSettbefofo^n, SRofeS, ^l^ilofopl^, würbe muS befäm))ft er.
im 3. 1 729 in ©effau geboren ; er war ber ©ol^n ®ie 83ebcutung9JlenbelSfo]^nS für feine3«t W
eines armen {übifd^en ©d^ulIel^rerS unb ©efe^ barin, bag er einer ber einf(u^reid^fien Ztögennd)
roIIenfd^rciberS, weld^er ben ?lamen 9Jlof cS fül^rte, S?or!äm})ferberbamaIigen ^^beutfd^SufHänBj',
S)er ©ol^n würbe ebenfalls fo genannt unb nal^m b. 1^. beS reltgiöfen !)toturaliSmuS war; feine enge
erft in ben fed^jiger 3al^ren bcS öorigen ^ai)X' SSerbinbung mit Seffmg unb 9?icoIai ging anfibttfB
l^unbertS ben ?lamen SWcnbelSfol^n als tJamifien« feiner ©eifteSridfttung l^erüor. S)em 3«benJ4«i
namcn an. S^ad^bem ber ftnabe fd^on frül^jeitig blieb er treu, fo ba^ er fogar biefleinfteiiäbiiiSei
burd^ ben geleierten Sabbi gränfcl in ®cffau in Eerimonialgefeje mit pcinlid^fter ©etDiffenJoftig-
baS ©tubium ber 53ibel, beS Salmub unb beS feit beobad^tete. 3m 3ubent]eum erblidtte er öto
TOaimonibeS eingefül^rt worben war, folgte er in l^aupt bie üor^üglidöfte'religiöfe ?lnf(fyiuung, nf
feinem 14. SebcnSjal^re feinem als Dberrabbiner mcntlid^ <mä) auf ben ©runb l^in, ba^ eS leint
nad^ Serlin berufenen Seigrer ebenfalls bortl^in unb ® el^eimniffe entl&alte, unb jeber, ber in Slllem n»
fudt)te mel^rere ^a'f)xz lang in öulcrftcr ®ürftig= fetner SSemunft folgt unb biefe aKein als Sd^iriÄ»
249
SKcnbicantcn — SKcnboja.
1250
Sterin in ollen fragen onetlennt ftci^ bamtt ^u»
^(tpnben fönne. Sc ftarb im % 1786, lebt
m im »Station" feines S^eunbe« Sefpng fort. —
)k bcfle, nod^ ben OrigtnalauSgQben unb ^onb«
Reiften t)eranflaltete Ausgabe feiner fömmtlid^en
Bciik mürbe r>on feinem Snfel 93eniamin SRen«
Afo^n 1848 unb 1844 beforgt. (!BgI. 9ß. ftoQ-
iTing, atofed aßenbetöfol^nS pj^ilofopbif^^e unb
sligiöfe ®runbfä^ im f)inbli(l auf Sefftng bor*
eßdlt 1856 ; 3load, ^onbmörterbuci^ Sur ©e»
ffOfit bcr $]^iIofo))^ie 591 ff.) [@tö(II.]
fBmkiamfeft, f. Settelorben.
9tellki|V^ ein in Spanien verbreiteter 9}ame,
»t triele ftird^fürflen unb ® elel^rte geffil^rt l^oben.
n ben berühmteren Srögem biefeS ^iomenS ge*
)rm: 1. 9Ifon§ ©onjale^ be ^Dtenbosa
. 8. Aug. Siefer leierte an ber UniDerfttöt gu
iaiamanca Xl^eologie unb n)urbe t)on ^l^ili)))) n.
m Sei^ttxiter unb Wmofenier enoöl^U; er ftorb
^on 1591. Sr l^interlieg: Quaestiones quod-
tMtieae (20) partim scholasticae, partim ex-
Mdtiyae, fammt einer Relectio de universali
hristi dominio ac regno, quod rerum habet
i qua Dens et qua homo est, Salm. 1588,
don. 1608. 3bnt tvirb nod^gerül^mt, bo^ er
Sl, bomold nod^ auSnoj^mStDeife, eines eleganten
üb gefd^dDoIIen Stiles bei f^olaflifd^en f^ra»
m iebient ^be.
2. antonSScobarQ ÜRenboja (f. b.^rt.
V, 892).
8. ^ranciScuS be SJlenbo^a, geleierter
Icfnit au% Siffabon, ouSgeieid^net bur(| l^ol^en
\bd ber ®eburt, aber nod^ mel^r burd^ fein SBi^en
nb gninblid^ gfrömmigfeit. 3u Soimbra leierte
r ^^ilofopl^ie, unb ^u St)ora erflörte er bie bei-
ige ed^rift (Sr flarb ben 3. 3uni 1626 im ^Iter
Oll 543abren. gür $rebiger bered^net ftnb feine
lOmmentarionim ac discursuum moralium in
JLBegamtomim, Lugd. 1622—1631, Col.
.638. 1634 u. ö.; Yiridarium sacrae et pro-
iaae eraditioms, Lugd. 1632, Colon. 1633.
Sgl. de Backer U, 406; Hurter, Nomen-
jator, ed. 2, 1, 315.)
4. Son biefem ift ^u unterfd^eiben ein anberer
IfranciScuS ÜRenboga mit bem 3unamen
So&abilla, Sarbinal unb Srjbifd^of Don IBa»
enda, aud gröflid(|em ©efd^Iec^te 1508 geboren,
irß. 1566. 2)iefer gab burci^ eine ^bl^anblung
)6Ters et naturali quadam cum Christo uni-
ifte, quam per dignam eucharistiae suscep-
ionem fideles consequuntur , bie burd^ ^b»
triften Derbreitet nmrbe, ^u einer toiffenfd^af tlid^en
Stmtfroge Snla^, an ber ftd^ bie größten Xl^co-
ngen bet^eiligten. 92ic. StntoniuS, ber fte einge»
EJim imb obgefd^eben l^at, ja il^ren ^rud in
Entfi^t fteSt, itann fte nid^t genug (oben. Quo
md magiB eraditum, fagt er in feiner Biblio-
liaea faispana nova I, 448, doctimi, in-
eoioBimiy elegans atque undique perfectum
onfieere humana industria valeat, non facile
\X0nnL
ftfr^oCcxilDii. Tm. 2. stuft.
5. tJranciScuS Sarmiento 5Kenbo8a
Don 93urgoS, mit 21 Salären fd^on $rofeffor beS
canonifc^en Sed^teS ju ©atamanca, brad^te jtDöIf
Saläre in SRom als pöpftlid^er Stubitor gu unb tourbe
nad| feiner SRüdffel^r 93ifd^of juerft 1574 Don
Slftorga, bann 1580 Don 3aen. Ipier ftarb er,
nad^bem er feine §eerbe burd^ überaus tugenbl^afteS
Seben erbaut, im 3. 1595. au^cr anbercn juri«
bifd^en SOßerlen, bie gu 93urgoS 1573 unb 1575
unb in aftorga 1577, bann gefammelt gu 9lnt-
loerpen 1616 erfd^ienen, mad^te er fid^ bemerfbar
burd^ feine @d^rift De redditibus ecclesiasticis
ad Pium V. gegen ben berühmten SWartin Sigpil«
cueta, gemö^nlid^ 5laDarmS genannt (f. b. 9lrt.),
worin er nac^juioeifen fud^t, ba^ bie glerifer nid^t
burd^ bie ®ered^tig!eit, toxt jener ©elebrte bel^au))»
tete, f onbem nur infolge ber Siebe unb Sarm]^er5ig=
feit gel^alten feien, baS, waS il^nen nad^ Slbjug ber
ftoften für il^ren ftanbeSgemä|en Unterhalt übrig
bleibe, unter bie Strmen ju Dert^eilen. (93gl. N. An-
tonio, Bibl. hisp. nova I, 476.)
6. SolftanneS ^alofos t) SKenboja, f. b.
«rt. $alaf oj.
7. ^etruS ©alajar beaWenboja, em»
pger ©efd^id^tsforfd^er, gebürtig Don Solebo,
ftommerberr uno in canoniflifd&en Sfrogen SRatl^«
geber beS SarbinalS unb ßrgbif ^ofS Ouiroga Don
Xolebo, ber il^n aud^ gum ©eneralDicar unb S)om*
berm ernannte, ftarb 1629 im 2llter Don 80 Sauren,
ßr Derlegte ftd^ befonberS ouf bie ffiurd^forfd^ung
Don Urfunben, mlä)t ftd^ auf abelige ^familien
bcjiel^cn. ©einem Sfleije Derbanfcn tt)ir unter 2ln«
berem: Cronica del Cardenal Don Juan Pa-
rera, Arzobispo de Toledo, Toledo 1603; £1
Glorioso Doctor S. Ildefonso, Arzobispo de
Toledo, ib. 1618 ; Cronica del Gran Card, de
Espafla D. Pedro Gonzalez de Mendoza, Arzo-
bispo de Toledo, Patriarca de Alexandria,
ib. 1625. (N. Antonio, Bibl. hisp. nova II, 235.)
8. ^etruS ©onjalej be SDUnbo^a ftammte
aus einer l^od^abeligen fjfamilie (1428), ber ©))a»
nicn Diele grofee SJlönncr Derbanft. ^einrid^ IV.,
fiönig Don Saftilien, betraute il^n mit ben mid^tig-
ften ©taatSgefd^öften unb 9lemtem unb txtoaxh
x^m 1473 ben ^urpur. 3m 3. 1474 lourbe er
@r^bifd^of Don ©eDiOa unb 1482 ßr^bifd^of Don
2:oIebo. fSf^rbinanb bem flatl^olifd^cn leiftcte er
loefentlid^e ®icnfte im Äricge gegen bie Wauren,
ber mit ber grobcrung Don ©ranaba unb beren
Vertreibung ouS ©panien cnbete, jcid^nete fid)
felbft in Derfd^iebenen ©d^Iad^ten auS unb Derfal^
aud^ baS el^reuDoHe ^(mt eines JtanjIerS Don Sa«
ftilicn unb Seon. 6r ftarb ben 11. Sanuar 1495.
SKan pflegte i^n gctoöl^nlid^ ben Earbinal Don
©panicn ju nennen.
9. ^etruS ^urtabo beSJlcnboja, ge»
lel^rter Sefuit, geb. ju Salmafeba, burd^ 30 3a|re
tl^eilS 5U 93a0abolib, tl^eilS ju ©alamanca $rO'
fcffor ber fd^olaftifd^cn 3:]^eotogie, Derbanb mit
tiefem SBifjen eine sarte grömmigfeit unb Sein«
l^eit beS ©cwificnS, fo ba^ er täglid^ Dor bem
4^
1251
3KcncIouS — 3Keniu§.
1252
©d^Iofengcl^en Bcici^tcte. @r ftarb ben 10. 9to»
ücmbcr 1651. ^ufeer einer Philosophiauniversa,
bie p S^on 1624 bereits in fed^Ster ^luflage er-
fd^ien, öerfo^te er Disputationes de Deo ho-
inine sive de incamatione Filii Dei, Antv.
1634, unb Scholasticae et morales disputa-
tiones de tribus virtutibus theologicis, 2 voll.,
Salm. 1631. [§urter S. J.]
'^enetans l^ei^t im ^loeiten Snad^abäerbud^
ein unred^lmöfeiger ^ol^erpriefter p Serufolem,
ttjeld^erunter 3tntiod^u§6pi|)]^one§ (um 1 72 ö. Kl^r.)
bog 2lmt für boS Serfprcci^en einer grofeen ®elb«
fumme üon bem f^rifd^en fiönig erlangte. ®a8»
felbe bcfleibete bamolS Sofon, bcr eS ebenfottS für
öicIcS (Selb üon Stntiod^uS ßpip^aneS an \\ä) gc«
brad^t l&atte unb nun bie ücrbiente ©träfe erl^iclt.
5RQd^ 3of cpl^uS »ar SWenelauS ein jüngerer 83ruber
be§ red^tmö^igcn §o^eni)riefter§ DnioS, ben ber
ältere ©ruber 3af on öcrtrieben IJatte ; nad^ bem
5toeiten 3Kad^abäerbud& aber (4, 23) toar er ein
83rubcr be§ Senjaminiten Simon, ber als lemiJel«
t)orfte]^er ben j{5nig @eleucu3 }ur $Iünberung be§
3:empelfd^a|e§ eingelabcn l^atte (3, 4 ff.). ®a 9Re«
nelauS ba§ t)erfprod^ene @elb ni(|t einlieferte, toarb
er beS angemaßten ^mteS mieber entf e|t unb mugte
feinem 99ruber fi^ftmad^uS toeid^en, brad^te aber
\)oxf)tx eine ^Renge golbener ©efö^e au§ bem
lempelfd^al bei Seite unb fe|te mit §ilfe ber«
felben eine nid^tSttJÜrbige Il^ötigfeit fort. ®en
forifd^en ©tattl^alter 9lnbronicuS öon SarfuS be«
ftad^ er, um burd^ benfelben mit bem ft5nig auS«
gef öl^nt gu »erben ; unb al§ OniaS feinen 3iauh
offenbarte, öeranlafete er SlnbronicuS, il^n umju»
bringen, ©einen ©ruber S^fimad^uS leitete er ju
ber nömlid^en Unreblid^feit gegen ben Sempel«
fd^aj an, meldte er felbft geübt l^atte. 3m Un-
willen barüber erregte baS 93oIf einen Slufftanb,
bei tocld^em Stifimad^uS getöbtet ttjurbe. SRene»
lauS würbe l^ierauf t)erflagt, wu^te aber burd^ ©e»
ted^ung feine f^reifpred^ung }u erlangen unb fonnte
td^ nun t)ermittelft beS geraubten @oIbe§ wieber
als ^ol^erpriefter in 3erufalem bel^aupten. 9IS
fold^er fül^rte er aud^ Slntiod^uS Spipl^aneS in baS
§eiligt^um beS JempelS unb war il^m bel^ilflid^,
ben @d^a^ beSfelben ju plünbem (5, 15). 9IS
3uba8 bie l^eilige @tabt wieber genommen l^atte,
warb feiner SteUung natürlid^ ein @nbe gemad^t,
unb SJlenelauS Derfd^winbet auS ber ©efd^id^te
bis 3um ^eran}ug beS Slntiod^uS Supator gegen
bie 3nbcn (13, 1). 3« i^t^^m gefeilte er ftd^, um
feine SRönfe weiter ju fpinnen (13, 3), warb aber
burd^fd^aut unb mu^te eines elenben ^obeS fterben
(13, 5. 6). — Ob ber 2 SWad^. 11, 29 erwähnte
5DlencIauS biefelbe ober eine anbere ^erfönlid^feit
ift, fann nid^t ermittelt werben. [Raulen.]
^ieneies^ «lejiuS, 0. S. Aug., geb. ju
Siffabon 1556, war ^ofprebiger unb ©rjbifd^of
üon ®oa, ^rimoS öon Dftinbien unb mel^rmalS
SSicefönig üon ^Portugal, ©eine ^ol^e ©teHung
bcnujjte er jur SBcfebrung ber ©d^iSmatifer unb
Ungläubigen, ©o f(|idfte er nad^ Slet^iopien ben
Sefuiten ©i(t)iuS unb nad^ Werften 9ugufiine^
9Rifftonare. Sr felbft reiste nod^ ben nolaboti-
fd^en 3nfeln, um bie 3rrgIauBigen unb bie@(^
matifer bafelbft wieber mit ber fat||0lifd^ Sttxüft
SU Dereinigen. Sr l^ielt gu btefem Stoede @9mta
in S)iampur unb @oa unb grünbete Diele ^onetoL
©ein SBirfen War t)on größtem ©egen beglettd,
weil er felbft mit bem beflen Seifpiele oorangini.
9tud^ errid^tete er in ®oa mel^rere iHdfler tl^
für ©ü^erinnen, tl^eilS fiir arme Sungfrouen. Uu)
Suropa 1611 gurüdgcrufen, würbe er gmn (&|-
bifd^of t)on ©raga in Portugal ernannt unb tm
j^önig ^l^ilipp lU. gum oberften 3ta£^ unb (&)-
fangler berufen. (Sx ftarb am 3. 9Rat 1617 vib
l^interlie^ 1. baS fieben einiger berül^mten 9hip*
ftiner t)on Portugal ; 2. baS fieben beS l^iligmä^
gen P. fiubwig üon SMontoia 0. S. Aug.; 3. ine
@ef d^id^te ber ©pnobe t)on ^iamt)ur. (SgL Ossm-
ger, Bibl. August. 80 sq.) [fteUer 0. S. An^]
Genius, 3uftuS (3oft ÜRenig), ein XfytiAogt
ber ^ugSburger Sonfeffion, würbe im 3. U9i
(nad^ Slnberen erft 1499) gu Sulba gAoren. 9aif
bem er in ßrfurt, wo er fid^ bem jheife ber &unft«
niften ff. SHutian unb ßoban ^effuS at^^i
15169Ragifter geworben war, ging ernad^SBittrn*
berg, erl^ielt 1523 bie ©teile eine S>iaa)nS |i
SRü^lberg bei ©otl^a, würbe 1525 Tonern
grfurt, 1529 Pfarrer unb ©uperintenbent ii
Sifenad^ unb 1546 aud^ ©uperintenbent für @ol^
3m 3. 1 52 7 nal^m er mit 9Reland(|t^on unb ivkm
bie ffirc^ent)ifttation in Sl^üringen dor unb fjßüit
1536 Slntl^eil an ber Soncorbie ber oberl&nbif^a
Sl^eologen mit ben fäd^ftfd^en. 3n ber %xq^ M
fieipgiger 3nterimS ftanb er auf ber Seite bet*
jienigen ^l^eologen, weld^e fid^ gegen baSfeDe fp
flörten. SBalb barauf würbe er in bie Ofionbri-
f d^en ©treitigfeiten Derwidtelt. So gab er bie bm
Senfuren ber fürftlid^-föd^ftfd^en X]^eologen oaf
baS 9e!enntni| unb eine eigene Sd^rift gegen ßt
ald^^miftifd^e Il^eologie" OftanberS (f. o. Sit)
l^erauS. 3m 3. 1553 würbe er Dom Äurfüritai
Sol^ann Qfriebrid^ öon ©adfifen mit einigen anbeten
Xl^eologen nad^ Königsberg gefd^idft, um bie ge«
nannten SReligionSflreitigfeiten auSguglet«!^ vtb
bie Dfianbriften gu befefren. Da aber biefe ^
fifd^en ST^eologen, wie ^landf fogt, ;,ein XKÜffA
ffe^ergerid^t aufteilten unb fid^ l^erouSnol^meii wS
fid^ bis ie|t felbft nod^ ntd^t ber $apfl f^
genommen l^atte", f o l^atten il^re Senäl^ungenm^^
nur feinen ßrf olg, f onbem bie SSerwirrung iro*
burd^ biefelben nur nod(| üergröfeert. 9la4 f**
SRüdfel^r geriet]^ 9JleniuS mit «mSborf (f. hM)
in ©treit, weld^er il^n, ba er ber SeAaimroai
aJlajorS (f. b. «rt.) als eines Äe|er8 nidjt W-
treten wollte, bei feinem f^ergoge alfi einen 3H(^
riften benuncirte, ber in aßen feinen ^ßrribigteabie
9iot]^wenbigfeit ber guten SIBerfe gur ©eß^tw«*
trage. Jlad^bcm er fid^ bie unwürbigftai $»«•
buren l^atte gefallen laffen müRen, würbe et wo
^mte fuSpenbirt ; man t)erbot il^m, bie flongd yi
betreten, unb nal^i« ^W^ ^^^ f^^n tnl^er, ate»
253
SDlcnnaS, bcr ijl. — aWcnno.
1254
iaI8 ein ^onbgeläbbe ob, bo^ er t)or SluSgong
!r Unterfiui^g tiid^t entjliel^en tuoKe. St tuurbe
in tK>r eine S^nobe nai) Sifenad^ citirt, too er,
id^m er flc^ }iU)or auf genügenbe SBeife über
ine Crt^obosie erflört unb nod^bem Me3 für il^n
ncn gunfKsen SuSgong nel^tnen }u tuollen ge-
^iencn l^tte, betmod^ auf ^m§borf§ Setnül^en
n einen %uffa| unterf abreiben mu^te, loeld^er auf
e frftnfenbfte äBeife fo abgefaßt toar, ba^ bie
nterfd^rift bie gorm eines äßiberrufS befommen
Die. S)o nun ^mSborf aud^ nad^l^er immer nod^
!gen il^ bei bem ^ofe intriguirte, fo t)erUe^
ceniud im 3. 1557 ©otl^a unb begab ftd^ nai^
Ap%\q; l^ter erhielt er auf SVleland^tl^onS 6m»
fcl^hmg eine ^rebigerfteHe, flarb aber fd^on im
ilgenben 3a]^re (11. Suguft 1558). SBon feinen
k^riften toaren mel^rere gegen gflaciuS unb Ofian«
er gerietet g. 99. bie ,;S3eranth)ortung auf 9R.
flacii äOprid giftige unb unnial^rl^afte ^erläum»
ung rnib Säflerung", 1557; „©erid^t berbittem
Bo^rl^eit auf bie unerfinblidlen Sluflagen be§ SR.
rladi SO^rid unb beS ^erm 9}ida§ Don ^m§>
otf-, 1558; ^iBon ber ©ered^tigfeit bie üor ®ott
,ilt, miber bie neue ald^Qmiftifd^e @d^rift Ofian»
let«*', 1552. Rubere Schriften flnb: Comment.
n lib. Samuelis et Acta Apostolorum, 1531 ;
3om CKorcismo, ba^ er bei ^aufe mol mag ge*
HNtitd^ loerben, 1552; !Bom ®eifte ber SBieber«
finfer, 1544 u. a. 3u em)ö]^nen ift nod^ feine
Sd^rift Son ber ^Bereitung jum feiigen Sterben
mb feine $rebigt 93on ber @eligfeit (1556), ba
)RQbe fie tl^m befonbere ißerfolgungen ju^ogen.
KnSborf fül^rte al3 SBeioeid ber ^eterobo^ie i|ire§
BeifofferS aud il^en f olgenbe @ö|e an : SReniuS
^, ,ba| biejenigen, n)eld^e feiig h)erben tooHen,
tBimedknr bü|en unb il^r Seben in fteter Su^e ^in»
hingen muffen; ba^ ber l^eilige ®eift in ben ®Iäu»
Kgen anfalle @ere(|tig!eit unb fieben, toaS itoax,
|o tage ttir in bem fünbigen f^eifd^e tt)anbe(n,
Vfoa^ unb unDoQfommen, aber bod^ jur @elig-
fÄ tumni^t]^ fei unb fünftig nad^ ber Sufftel^ung
iMlenbet merbe; bag benjenigen, fo ol^ne aöe @efe|
vd) ffierf^ allein burd^ ben ©Tauben an ^l^riftum
jefig mAm, bod^ Donnötl^en fei, ftd^ t)orjufe]gen
inb }n lauten, bat fi^ ^^^ @e(ig!eit, fo il^nen ol^ne
d(ft Serbtenjt ou9 ®nabe toiberfal^ren ift, burd^
i|Mid(|e Sünbe toiber ®ott unb il^r ®en)iffen
^ mieberum verlieren, fonbem fte üielmel^r in
^nm ^ergen, gutem ®en)iffen unb ungefärbtem
Afatben erl^alten unb barin beftel^en unb bleiben
•ijm*. (!Bg(. ©alig, f^iftorie bcr 9lug§burger
Wfejfiwi m, ftafle 1735, 46 ff. 378 ff. ; ^ondt,
*e|4 bc9 inroteft. Se^rbegrip IV, Sei»)^. 1790,
8« ff, 898 ff. 512 ff.; ®. 2. ©d^mibt, 3uftu§
ttaäa, ber Steformotor Sl^üringenS, 2 93be.,
Ma 1867.) [3. 9i. Srifd^ar.]
fbimM, ber 1^1, $atriard^ t)on Sonftanti>
Upd, ^ommte aud Sle^aubnen unb mar Sor*
Pe|er be8 fliofierd unb $ilger]^auf e§ jum Hl, ©am»
m in (Eonflantinopel, als ber SRonopl^i^ftt ^n-
^imnS L, rotlü^ bie ^triard^almürbe an fic^
geriffcn l^atte, üon bem in ber ©tobt eben an-
mefenben $apfte tttgapct abgefegt mürbe. ®ie SBa^I
be§ ftaiferö äuftinian fiel nun auf 3Kenna§, unb
gJapft «gapet ert^cilte bem ® enjöl^Itcn am 1 3. 9Jlör j
536 bie bifd^öflid^e äBeil^e. 9){enna§ mar ber erfte
unter ben orientalifd^en ^atriard^en, meld^er t)on
einem römifd^en ^apfte jum SBtfd^ofe confecrirt
morben mar. Sieg alle§ berid^tetc %gapet ben«
ientgen 93ifd^öfen, meldte mit bem abgefegten Sin*
tl^imuS in SSerbinbung ftanben, unb ertl^eilte ber
tiefen SBiffenfd^aft, bem unbefd^oltenen SebenS«
manbel unb bem unermübeten Sif er beS neuen ^a*
triardfeen großes Sob (Mansi Vin, 921 ; Migne,
PP. lai LXVI, 48; ögl. Baron. Annal. ad
ann. 536, n. 17 sq.; Pagi, Critica ad ann. 536,
n. 5). Sul^ig oermaltete bcr fromme unb raftloS
tl^ötige ünennaS bie J7ird|e t)on Sonftantinopel,
bis beim äBieberermad^cn be§ ®rcifai)itclftreite§
(f.b. 3lrt.) ber bröngcnbe ©türm auä^ i^n mit fid^
fortriß. S)er monop^pfttifd^ gejtnnte unb rad^-
jüd^tige 2:^eoboru§ 9l§fiba§, SBifd^of t)on göfarea
in ßappaboden, mu^te ben ßaifcr Suftinian ju
bcmcgen, ha% er gegen bie brei ffapitd }ucrft bad
fog. tl^eologifd^e 6bict (544) unb fpöter ba§ neue
ßbid (551) öeröffcntlid^te unb beiben burd^ ®cs
malttl^ötigfdt ®dtung }u Derfd^affcn fud^te. 2)er
bebro^te IßennaS unterjeid^nete bie ßbicte; $apft
SSigiliuS aber, ber jmar bem erften mit bcr ßlau-
fei ,,gan3 ol^ne 9)eeintröd^tigung be§ @ondI§ oon
Sl^alccbon, unb bamit ber ©treit baburd(| cnb>
lid^ bdgelegt merbe", bdgetreten wor, oermei«
gerte fpäter ftanbl^aft bem bröngenbcn j^Qifsc
gegenüber bie SiHigung ber ßbide, fejte ben S5i«
fc^of Sl^coboruS 9l§üba§ ab unb fd^Io| ben $a-
triard^en DJennaS unb bie gleid^gcfinnten ©ifd^öfe
üon bcr ßird^engemeinfd^aft au§ (14. Kuguft 551 ;
Baron. Annal. ad ann. 551, n. 6 sq.). 3e^t
fanb 9Jlenna8 ®elcgen^eit, feine Siebe jum tJncben
unb feine fird^Iid^e ®eftnnung gu sdgen unb burd^
%nerf ennung beS popftlid^en Urtl^eilSfprud^ed mie«
ber gut )u mad^en, ma3 er früher burd^ ©d^möd^e
gefcblt l^atte. 6r untermarf fid^ unbebingt bem
römifd^cn ©tul^Ie unb erflärte mit mcl^reren S3i«
fd^öfen fd^nftlid^, ba§ pe bie öier allgemeinen 6on«
dlicn, auf benen bie $äpfte burd^ il^re Segatcn ober
SSicarien ben SorftJ gefül^rt l^ätten, unb bie 91n«
orbnungen be§ römijd^en ©tu^IcS, mdd&e ben
®Iauben betröfen uno bie ©t)noben beftötigten,
annäl^men unb bie faiferlid^cn ®caete mißbillig-
ten (Mansi IX, 62). 9Dtenna§ erlebte nur nod^
toenige rul^ige Sage ; er fiarb im 9luguft bc§ 3a]^rc§
552, nod^bem er 16 Saläre unb 6 9Ronate bie
ßir(^c t)on ßonftantinopcl regiert ^atte. ©omo^l
bie Sateiner im 9J?arti^rologium am 25. als aud^
bie ©ned^cn im SKenologium am 24. Sluguft üer«
Clären ilftn als ^eiligen. (95gl. BoU. Acta SS.,
Aüg. V, 164 sq.) L®. Sinf^aufer.]
'^ennOj ©imoniS (©imonSj), baS ^auf)!
ber nac^ il^m SWennonitcn genannten Partei unter
ben SBiebertäufem (f. b. 5lrt.), mürbe 1492 (al.
1505) ju SBitmarfum, einem ®orfe bri grancfer
4^^
1255 ajiti
in SrieSlanb, fleboren. 9Kit cEner äitmlict) hütftigen
nllgtnKm toiffeni^a(tti(i|tn unb tfieclogiichen !Bil=
bimg trat er in btn getftlid^tn ©tanh unb inutie
im 3- 1516 (1524) ßaplm ju Gingium unb um
1531 SplarrCT ju jßitmarfum. llnt(ti)ig, in ber
allgtmeiiien rtligtofen Snucgung bie Sdbftänbig-
feit beS Utt^eilS ju betnotiTcn, lie^ «r, loie |o Diele
anbete, j!i$ Bon ilir fortretfeen. 6t fing ün, hie
©egenTOart g^tifti im fieiligen 9lbenbniai)le ju be-
gtotifeln, obwohl er, liiif er in feinem „SluSgong
QUg bem 9lJo))flt^um" naiö flefte^t, bomol^ iti bet
^eiligen Sdirift no^ fel^t wenig beroonbert wa\:
äejil etP las er fleiBiger in t^r, boneben aud) in
Sut^etS, äBu^erS unb SInberer ©i^riftcn imb fnnb
balb, „büfe mit betrogen wüten burc^ ©ofien^
bienft (bt OTelfe), falfd^e Saufe unb 9lbcnbinal)l".
6r prebigte gegen biefe gntfteQungen be^ reinen
9Sorte3, blieb aber gleif^mo^I hdÜ) in feiner fiirrtje.
atS bie Sßiebertoufer in SRünfter (153S) ju niiili)en
onfingen, fa!^ er in bem ganjen UnRic|üi nicfii ]o
\ait Srttpmer, all Dielme^r einen btr i^uttn Sac^e
l^blii^en Si^tiil'^tnuS. ^Dad) geuraltfanier Unler^
brüdung ber Unruf)en in 3]Iünftei (1585) maiibien
fi$ t^eili einige babei Setfieiligte, nieObbe (Ubbo)
$^ili))e} unb S)atnb Sotii}, t^etlS folc^e, meldjc
bon Slnfang gegen baB Unmefen in SRiinftet ge-
mefen nwren, an ÜRenno olfl an einen „tPangeli-
\äfm ?lJrebiger, i)er fc^on Sßielen bie ^)Q^lfl lieben
©reuel entf)üQt babe" (auSgang au§ bcm ^mU
itfomt 55), unb biongen in i^n, an bie S|ji^e bcv
gemöfeigten Sß?iebetläufet ju Ireten. ^ieß fül)rtc
1536 [einen öffenllit^en „Sluiflang auS bem ^oiift^
Hum" _^bel Obbe ^bilifSJ erlldeilte iljin auf'a
9Ieue bie Saufe. ÜWit ber größten Eingebung niib
unter Bieten petfönlid^en ©efa^ren mibmelc er (idj
nun hurd^ ©(i^fiftf" ""b tprebigten bcn Snuf'
gefimiten in grieSIanb, ®röningen, ©clbem. Siol-
tanb, fflrabant, ^olftein unb Sßefipinitcn mib
mürbe bober üon ibnen al9 Selirer unb Obctijantil
«netlannt. Sa aber TOenno felbp ju wenig Itjcc-
logif^ flebitbet unb bie Saufgefinnten fiir roeitcre
bogmaliit^e (Sutroicflimfl jn wenig befül|igl woren,
fo fam e9 nufeer ber Slufnol^me einiget [aiiiDUjdjen
SJogmen oue bem friibem ©tanbpunfle ffltcnno'l
JU nid)t8 ?lnberem, al§ ju einer SDtilbEruiig btr
fanatifc^en SßJiebertQuferei in einen ibenlifirenb-
m^ftifcben ©eparctiSmuS , ber jebDct) , mie ofine
(effen bogmatifii^cn §allpun(l, fo au(t| Düne wnbf'
l^aft Bereinigenbe firnft mar unb ein gcriiiflcTi in
mehrere Sßarteien fc^on bei Sebjeiten ÜKcnno'S nidit
Ber$inbem fonnle. — SRenno lefnle, bie ©iinbe
abamS erbe fi^ fort, i^re golge fei ber %oh; ber
ginjelne aber Werbe nur nwgen feiner cioencn
€ünben, nidit infolge ber Sibfünbe uerbnmint.
6r legte ein gro^eS ®ewi(i6* "uf bie iT"'fieit, beren
39ebeutung bafier audi in (einer 91cd)lfcrli{ning§'
leiere gut @eltung Tommt, wenn et biefe nid^l bloß
bur^ @Iauben, fonbem au$ bureb d:>cl)oriant ju
©tnnbe tommen unb hen ©louben in gulni 3i?cr!cn
(bcfonberS in föribeilung Bon gutem 9\üH|, *!U-
mojenfpenbung unb Aronfenbefud)) alS Seiiflniffen
:nD. 1K6
unb grüßten be§ ®Iauben§ t^ätig fein läßt. Det
re^tfertigenbe ©loube Wanbele bcS ^ei^ um unb
mac^e au3 einem Ungerechten einen wa^^ @t>
teebten. 9hir jwei 6acramente, bie Saufe, j^
nur für Srna^fene, bie glauben unb bu^fecüg
fein tbnnen. unb ba3 tabenbma^I, ^be S^üfbü
eingefetit. ^en ifinbem babe er bo§ ^immeliti^
obne Snnfe Ber^eifien. 3)ie Saciamente feien
äuBete, fmnlie^c ^anblungen, neld^e bie mmäa-
btoc^en Bon S^tiftuS auSgebenbe ^elligenbe Ptoft
nut anzeigen unb uerftnnbilben, ni^t aber mit-
t^eilen. 91!§ notbwenbige Serimonie ttfd^ien i^
bie gufewafcbung leijenber SScüber. S)ie (fit^
jei bie gorlppanjnng beä 5fieitE)eS 6^ripi: fie ffäx
aeltefte unb ßebrerbes ©orl8, bie bure^ bie^oito
aupegung ber aelieften conftrmirt werben. 3n
Weitem 6inne gehören jut jhrc^e, tum SmilK
@Dtte3, a&e (Srlä^ten. ^ugfertige feien in trii
fiird)engemeinfdiaft Wieber aufzunehmen. Slti
Obrigteit, bie Bon @ott ift, l^abc jebet €(re nti
@e^ot{am in allem, uaS nid|t bem Sßorle ISottil
uiwibä if), gu leiten, ffiieg nnb ßibt feien ba
S^riflen unbebingt Berboten. S)ieft Staren ^
2)iennD in bem i. 3. 1539 tierouSgegebenen ,g[i»
bomentbudie Dom regten t^rifllii^tn @Iiiutia'
(beffen ^Quptinbalt bei 8CI1711, Eutorise Hoi-
nonitanun plenior deductio 141 — 145) bn'
gelegt, ©ie fanben aber Don 91nfang an unttibe«
Süufgefinnlen jelbfl ©egner. SateiBburg mib ^
^Inbnng rebeten noi^ immer Bon ISrgreifnng bc(
©cbwerteS @Iiä, Ausrottung ber @otHofen ai)
@rricE)tung eine§ neuen Sieid^ bei ßlmiMge^
wöbrenb »oDib 3ori§j (f. b. 51rt 3orifieii), jB*
fd^en ibm unb HJfenno Dermittelnb, meinte, diKik
beteinfi bie 3eit tommen, wo alle gür^ ber SiAi
i^ie jfronen freiwillig nieberlegen, biS ba^ «te
feien fie ju bulbeu, unb bie ®Iöubigen 'ifitim ^
ju ge1)on!(ien. Rubere Slifferenjen entflanbtn äa
5ffienno'§ St1}Tt Don beiüRenf^werbungbeie*
neS unb übet baS Sterbot ber €^e|^{ibung; V^
lonnten ton ÜRenno im 3. 1547 ouf ber Sif
fammlnng jn Gmben nur norübergebenb <*
gegli^en werben unb oetanla^ten ibn jut ^ewi*
gobe me^reter fleineten ©Triften (Schwi L t
162). 6ine bonetnbe ©paitung führten oie^
auf entflonbenen ©tteitigteiten übet bieSülti^
be§ ÄitcbenbonneS fterbei, benn Re l^ingen mitbs
9lnerfcnnung ober Verwerfung oer fr^cm fi»*
tifii^en iRi^iung jufnmmen. iÖlenno fprac& pifi i>
jwei ©enbif^reiben (Schyn 152. 157) für 9*
be^altung be€ Cannes in fi^Wereren ^äSm, jibaj
erft nacd breimaliger Qrma^nnng, übrigenl mt
für SBieberaufna^me ber ^ugfertigen ouS, buk
aber bie SoStreunung bet „Ratten SBannert" (8»
minger unb SBeftfriefcn) Don bei mUbtm Sßodä
(Sicntfdie unb Ofifriefen) nit^t Der£|ötm-, jii ii
3. 1557, al§ bie ©(td)e auf einet jablm^9ct>
fommlnng ju ©troSbutg wieber angeregt »od»
war, lie| fid^ ber )d)ma(^e ffltenno hvxä) 3)idti4
^li^ilipSg ä" t"« fieiigcm ^Infie^t fottteifeen »•
nat!^ and^ auf geringere 9)erget|en bie ©traft M
157
3ßenno.
1258
mticS gffe|t roax; bie ©emcinfd^aft mit ben
cnnomtenin^Rö^ren, in ber Sä^xotii, in Sd^tDa*
I unb im SreiSgau mürbe (1559) gonj auf«
loben. Stefe folgen aud^ in ben befteUten iBer*
i^cm unb in 9(nberem eine äiüdf el^r }um $opft'
im. SRenno äberlebte bief e Spaltung nid^t lange ;
fiarb im 3. 1559 (1561) juOIbeSloe im ^ol-
:ntf (^ auf bem Sanbgute eine§ SbelmanneS,
: htm Qud^ t)on fielen Saufgeftnnten t)erfoIgten
anne eine Sufiud^tSflütte gegeben l^atte. ©eine
b feinet tlnl^nger Sage mar aud^ baburd^ ftetS
le fe^ bebro^te, meil man bie SSorfteOung t)on
X mänfterifd^n @reue(n immer nod^ auf bie
mf gesinnten über}utragen pflegte, miebennnod^
bei Soncorbienformel bie äBiebertäufer neben
d^^toenff elbtanem unb ^rianem al§ ffe|er beseid^«
t unb dS fold^e in SRöl^ren, ^reugen unb in
r €d^nieiA ]^ingerid|tet mürben. Sßel^rere @d^rif>
1 aRenno'd (Schyn 1. c. 170—172), namentlid^
r ^SuSgang au^ bem $apftt]^um", maren ber
Überlegung Jener ftd^ ftetS mieberl^olenben IBe«
^Ibigung gemibmet unb noc^ ber Snennonite
Mj^ mibmet biefem ®egenftanbe in ber Historia
[ennonitamm, Amstelod. 1723, 131 sqq., ein
gened fiopitel, in meld^em er bie SRennoniten
legen i^ Sermerfung ber jfinbertoufe nur al3
ie bun^ bie SBalbenfer (?) (vermittelte CJfortfe^ung
et elften S^riften be^eid^net.
^e f(^n ermöbnten S)ifferenjen ber Xauf*
lefmnten fisirten fn^ in bem ®egenfa^ t)on t^fei«
len ober IBlamingem unb SBeftfrtefen unb (groben
Dbcr Sßaterlönbem unb Oftfriefen. 3ene l^ielten
an ber alten Orbnung unb mürben, meil
bie gänjüd^ Untertaud^ung (Onberbompeling)
nö^g hielten, oud^ S)ompeIerd genannt, möf'
nib ji^ biefe mand^rlei 9RiIberungen erlaubten.
SBdqe $ebanterie ftd^ burdd ba§ @an}e l^inburd^»
fe}eigte fid^ gerabe in bem Snomente red^t äugen»
lUi^, Qld beibe Zl^eile jmeien i^rer Seigrer,
So^ SiOernd unb Siebbert @errit§ (®erarbi),
«ne Sntfd^ibung burd^ Sompromig übertragen
|Böm(1567). ®er 3lu§)prud^ lautete ba^in, beibe
SWe follten auf bie ftniee fallen, ftd^ um S3er»
gitofl bitten unb bann in brüberlid^er fiiebe unb
timrot^t leben. SDie SBaterlänber fnieten juerft,
Momten i^ @d^ulb, baten um SBerseil^ung unb
Men mieber ouf. 9I§ aber nun auc^ bie 93Ia»
■iiger niebergefniet maren unb mieber auffielen
Mtoi, erflorte SCBillemS, il^r ^luSjprud^ ge^e ba>
¥*, bo^ bie 93Iaminger nic^t t)on fe(b[t aufftefjen,
Nbern mit ber pcaib aufgerid^tet merben foQten.
2Me^ beuteten bie Sedieren ba^in, al§ foQten fie
Sb^ }tt feinem 9(mte in ber @emcinbe gcmöl^It
Betben, miberriefen bal^er il^re ^Ibbitte unb t)er>
iMrffli ben gongen Sompromi^. 2)ie Trennung mar
|rii|er dS gnoor. SUmöIig fteUte fic^ aber bod) mic»
«boBSebürfnig nad^ fefterer ^Bereinigung ^erauS
ab fn^e gur ^bf affung t)on f ^mbolif d^en Sd^rif ten
in. 3)08 erfte ©loubenSbefenntniB ift ba§ matcr>
tnbif<!^, ton 3o^n be SRic§ unb Siebbert ®cr-
IS im 3. 1580 t>erfa^t. tiefem folgte bad Don
Outerman, 9)lennonitenIe]^rer ju ^orlem, im 3.
1626 öerfa^te, baS 19 anbere Seigrer unter jd^rieben.
6§ mürbe ben ©eneralftaaten überreicht unb Der*
fd^affte ben SKennoniten in ben $RieberIonben @e«
miffenSfrei^eit. IRad^bem einmal ba3 Sin^eitS*
gefü^I burd^ biefe @^mbo(e erftarft mar, bemirfte
e3 in meiterer 9tu§bei)nung aud^ bie ^Bereinigung
ber bisher getrennten Parteien. S3on ber 5lmfter«
bamer ©emeinbe ging bie Anregung au§: ob benn,
fo fragten fie in einem Sircularfc^reiben (1627),
bog ftd^ere ^enngeic^en ber f^inber @otteS, ber in
Siebe tl^ätige @Iaube, ben !93Iamingem ober äEßater»
lönbem abgefprod^en merben fönne? burd^ meldte
SBorte ber l^eiligen @d^rift eS verboten fei, ba|
beibe Sl^eite uneben machten? ®iefem ©d^reiben
folgte 1629 bie fogen. ^cäfentation, burd^ meiere
aUe gerftreuten ftinber (Sotte§ emftlid^ 5ur 6inig«
feit aufgeforbert mürben. ®iefe ©(^reiben ber
%mfterbamer SVlennoniten erl^ielten ben 92amen
Deigmeig be§ griebenS unb mürben auf einer S3er-
fammlung gu 5lmfterbam (1630) oon ben oereinig«
ten tJriefen unb S)eutfd^en angenommen, ©o ent«
ftonb bie britte f^mbolifd^e ©c^rift, gu meld^er balb
barauf (1632) oI§ bie 5rud|t einer S)orbred|ter
©i^nobe bie oierte fam, burd^ meiere fid^ bie $ar>
teien no^ mel^r einigten. S)en ©c^lu^ bilbet bie
im^al^re 1664 gu Serben abgel^altene große S3er«
fammlung t)on Se^rem unb SDiaconen ber t)er«
einigten Slaminger, grief en unb Seutf d^en, meldte
bie feit 1626 erfd^ienenen Sefenntnifefc^riften al3
f ^mbolif d^e Sudler anerfannten. 3I)re SJerf d^ieben-
^eit ift unbebeutenb, meil fie nur ben 3werf Ratten,
bie Differenzen über 93ann unb i^ird^enjud^t me^
burd^ Umgel^ung ober gegenfeitigeS Siacbgeben old
burc| beftimmte begriffe auf jufieben (ügL Schyn
1. c. 78—115). 5lber tUn biefe ^rinciplofigfeit
f ülgrte al§balb ^u neuen ©egenföi^n, oIS eS ftc^ um
bie ^lufred^tbaltung ber ©pmbole l^nbelte. S)em
äBefen eines fird^Ii^en ©^mboIS entgegen meinten
einige, baft jeber, meldte bogmatifc^en Slnfid^ten
er ou^ l^abe, mcnn er nur bie ^eilige ©d^rift an«
nel^me unb fromm lebe, in bie ©emeinfc^aft auf«
genommen merben fönne ; eS maren bief eS bie re«
monftrantifd^ ©cfinnten, oon il^rem Raupte, einem
^Irjte in ^mfterbam, aud^ ©aleniften genannt;
il^re (Segner liieren üon il)rem 5lnf ül^rer, bem Slrjte
^poftool in ^Imfterbam, bie 5lpoftoolen. 3ene
l^atten jugleid^ eine focinianifd^e Set)re oon ®ott
unb gl^riftua, unb für biefe gerabe foflte SRaum
gefd^afft merben, möl^renb bie ^poftoolen an ber
Seigre Wenno'S über Xrinitöt unb 9)ienfc^merbung
ftreng feft^iclten. ®ie Dbrigfeit, an meldte fi(§
beibe Sl^eile menbeten, entfc^ieb mel^r ju ©unften
ber le^teren. ©leid^mol^l blieben bie (Saleniften
im Sefi^e be§ reid^cn ftird^enoermögenS, meil fie
fic^ bereit erflärten, bie ^Ipoftoolen ftet§ al§ 95rü«
ber onjufel^en, ma§ ju ermiebcm biefen baS ®e-
miffen oerbot. ©ie trennten fic^, 600—700 an
ber SaU, unb bilbcten eine eigene (Semeinbe. ?lUe
Scrfuc^e 5ur Sßicbcrocreinigung (1684) maren
fru(^)tIo§. ©pntcr benujten bie reformirten 2^0«
1259
aJlcnod^iu§ — ajlcnologtum.
1260
logen in ben ©eneroljiaotcn bicfcn SttJiejpoIt ju
totcbcrl^oltcn Eingriffen auf bie üon il^nen ftet§ otö
ffejer angefe^encri 3:aufgeftnnten (in ben ^af)xtn
1722, 1738, 1741); bie ©ac^e tarn üor bie @taa«
ten, rotlfy bie Unterfud^ung über bie Sed^tglau«
bigfeit bcr SlQufgefmnten in^nfprud^ nal^men unb,
wie natürlid^, im iSinnc bc§ calüinifd^en Scl^r«
begriffS entfd^iebcn. — ®er ®otte§bien[t ber lauf«
gefinnten ift Don aQem öu^em ©d^mud entblößt
unb befielet in ©ebct, (Sefang, ^rebigt unb ffatc«
d^ifationen. 3wr Saufe ift jmcimal im Saläre ber
ad^te Sag Dor bem l^eitigen ^benbma^Ie eingelegt.
SBenn bie Säuflinge geprüft ftnb, unb bie ®c»
mcinbe, ber fic DorgefteHt worben, gegen il|re 9luf »
nal^me nid^tS ju erinnern ^at, fo werben bon einem
ber 5lelteften (biefe aBein fmb 5ur 93ertt)altung ber
©acramente befugt) jtoei ^rebigten gel^alten, in
toeld^e ba§ üoüftänbige ©laubenSbefenntnife auf-
genommen ift. ^ierauf toirb üon ben Täuflingen
t)or ber ©emeinoe ba§ @Iauben§be!enntni^ ah»
gefragt unb unter ^uSfpred^ung ber Saufformel
breimal etmaS SBafjer au§ einem fteinemen ffruge
auf ba§ ^aupt be§ SöuflingS gegoffen, mit bem
äBunfd^e, ba| S^riftu§ felbft ben ©etauften mit
bem l^eiligcn Seifte unb mit geuer taufen möge. ® er
^eltefte lü^t bie 92eugetauften unb nennt fie lieber
©ruber ober liebe ©d^toefter. ®ie geier be§ Slbenb»
mal^IS l^at gro^e 9tel^nlid^!eit mit ber t)on 3^ingU
angeorbneten. 2)ie gfugtoaf d^ung ift jekt abgef d(|aff t.
— Sie ^auptfijc bcr 9Rennonitcn jmb nod^ jejt
bie 9iieberlanbe, wo fic 127 ©emeinben IJaben.
3n §olftein unb $reu^en würben fie am frütieften
gebulbet. 3m 3. 1827 fmb ftc in ^reufeen öom
6ibe als 3«igw ^c. cntbunben morben, wenn be«
glaubtgte S^ugniffe über il^ren untabet^aften SBan«
bei beigebrad^t ftnb. 3n ©übru^Ianb l^aben fte feit
1803 mel^rere Kolonien angelegt, be^gleid^en in
Ungarn, ©iebenbürgen unb ber 5ö?oIbau. 3n
®eutfc^Ianb finben fie fid^ befonberS im 6Ifa|, in
bcr ba^rifd^cn ^falj, am SRicbcrrl^ein unb in Si-
tauen ; in Qftanfrcid^ ju SRanc^, Soul unb in ber
tjranc^c-ßomtö; in ber ©d^meij in ben ftantoncn
^cm, Safcl unb 9icuf d^ätel. 9Im jal^Ircidjftcn fmb
fic in ben SSercinigten ©taaten (tttoa 175 000)
unb in ßanabo (etwa 25 000). (93gl. Opera
Mennonis, Amst. 1646 ; H. Schyn, Historia
Christianorum, qui Mennonitae appellantur,
ib. 1723 (au§ bem §onänbifdben überfejt), unb
Historiae Mennonitarum plenior deductio, ib.
1729 ; ©tarf, ©cfd^id^te bcr Saufe unb ber Sauf-
gcfmnten, Seipsig 1789; ^unjinger, ®aS Scii»
gionS», ff ird^cn« unb ©d^ulwefcn ber aWennoniten,
©peier 1830; Blaupot ten Gate, Geschiede-
nis der Doopsgezinden, 3 voll., Amsterdam
1839—1847.) [©d&arpff.]
^eno^ins^ ©tcpl^an, S. J., ßjegct, war
bcr ©ol^n beS bcrül^mtcn 3icd^t§gclc^rten Sacob
SDZenod^iuS (gcft. 1607). gr würbe geboren ju
$übua 1576, trat mit 17 Sauren in bie ©cfcll.
]d)a\t 3c)u unb warb ^rofcffor bcr gjegefe unb bcr
Woral. Slufecrbcm ücrfal^ er im Drbcn bie wid^«
tigftcn Slcmtcr, bcnn er würbe nid^t nur Cbm
t)crfd^icbcncr @ioIIcgicn, fonbem aud^ $rot)in)iat
unb ^Iffiftcnt beim ©cncral für Stauen. 6r jteb
l^od^bctagt }u 9tom om 4. ^^bruor 1655. 9h((t
ol^nc !Ru^en ift feine Brevis explicatio sensos
literalis s. Scripturae ex optimis quibusqne
auctoribus per epitomen coUecta seu com-
mentarii totius Scripturae, Colon. 1630, loelt^
il^rcr fflarl^cit unb IBünbigfeit wegen felbfl m
®rotiu§ f cl^r gef d^ö^t unb eben be^l^alb oft miebei
aufgelegt würbe. Seiber fmb aber bie fpäteren Auf-
lagen fo fcl^Icrl^aft, ba% !aum eine ftc^ finbet in
bcr Soumemine nid^t 20 {Jfel^Ier auf beinah iebet
©eite nad^weifen fonnte. 2)e^wegen beforgte
Soumemine eine neue, weld^e wegen il^rer rei^
l^altigcn 3ugabcn ein wal^rer Thesaurus biblicw
geworben ift ; in il^r finb alle ^tlfswiffenfd^
5U einer grünblid^en Auslegung ber fettigen S^nft
burd^ bie bis bamalS erfd^ienenen gdiiegenfienSlN
l^anblungcn vertreten. Sic erfd^ien p $ariS 1719
in 2 Soliobänbcn, Senebig 1722, «lop raib©fBt
1825—1829 in 15 Octaübonbcn. erwoiranig
berbienen femer: Hieropoliticum sive instita-
tiones politicae e s. Scripturis depromptse,
LL. m, Lugd. 1625; Colon. 1626, öerbefjertt
unb t)erme]^rte Ausgabe; Institutiones oecono-
micae ex ss. literis depromptae, LL. II, Lngd.
1627, in t)crmc]^rter Auflage italtenifd^ VeneL
1656 ; De republioa Hebraeorum LL. Till,
Paris. 1648, ein gcIel^rtcS, aber felteneS SBerf,
nid^t ol^ne Sebeutung für bie biblifd^ 9c^
logic ; Historia sacra della vita, attioni, do^
trina, miracoli, passioni, morte, risurettione
e salita al Cielo del N. Bedentore, Salvatore
G. C, 2 voll., Roma 1633; Historia Sacra
degli Atti degU ApostoH, ib. 1654. (SgL
de Backern, 1248; Hurter, Nomend. litv^
ed. 2, 1, 442.) [§urtcr S. J.]
SSettotoginm l^ci^t in ber gried^ifd^ ftä^e
bicScgcnbc (X^yoc, ß^ä^Iung), welche, na^SRo«
natcn ((jliqv) unb Sagen georbnet, bcdS Seben bo»
icnigen ^eiligen cnt^ölt, bie liturgifd^ in eiscD
ganzen Öffidum gefeieri ober bod(| conunemotitt
werben. SBcil ba§ ftirc^mjal^r bd ben ®tixijß,
cntfprcd^cnb bem SInfang ber 3nbictionen, mit bei
1. ©eptember beginnt, fo ifi oud^ im URenoIognn
ba§ initium in^ctionis auf biefen Sag Mde^
93on bem 9)lcnaion unterfd^eibet ftd^ bo8 SRtnO'
logium baburd^, ba| e§ nur ba§ Seben unb bie
Sdben bcr ^eiligen, nid^t aber oud^ bie fflc#I'
tl^ctle i]^rc§ Officium^ entl^ält; Don bem Q^^w^
rium ift c§ baburd^ unterf (Rieben, ba| ed mtr^'
ligcnlcgcnbcn aufnimmt. 3)er Sejt ber l^b«
fd^riftlic^en unb gebmdttcn SKenoIoglen rowp
ä^nlid^ nad^ Seit, Ort unb SSerfaffer, tmein
91benblanbe ber 3n]^alt ber Segmben. ©ebtiA
SluSgabcn würben beforgt ju ^ariS 1573 wb
SInton Eontiu§ nad^ einem ju SSenebig 1535 «•
fdjicncncn ©jcmplarc; ferner 1592 r)on®.®ew
brarb unb 1604 üon jg)cinrid(| EanifmS, $rof^
in 3ngoIftabt, nad^ einer latetnifd^en Uebeifeknus
1261
SWcnot — DKenfalgut.
1262
beS Sarbfaiaß €trIetuS (Antiqq. lectiones Y).
Dlasimud Sllarguniul», 93ijd^of ber Snjel ept^era,
il&erfe|te baS ^enologium in bie neugriec^ifd^e
Stnroc^ unb liel eS 1592 unter bem 3:itcl üuv-
K&£pta gtt Senebig bruden. 2)iefe SluSgabe fanb
Qcrbceiümg unb mürbe nad^ bem Zobe bcd ÜJlar«
guniuS 1629 t)on 9(nton ^ineliud ju SSenebig
nod^gebrudt (Sottfrieb @tber brad^te baS SRe-
nologium felbjl in SBerfe unb Deröffentlid^te e§
1727 SU Seipsig. fßon aUtn ^anbfd^riften befa^
bicjiemge am meinen Snfel^en, meldte nod^ Saarow
nfatd (ad a. 886, n. 14) t)on ftai[er Saftliug
SDlacebo ober, no^ Seo ^üatiuS unb Ugl^HuS,
Hon SafUiud ^orpl^QrogenituS gegen Snbe be§
10. äo^r^nbertd angeorbnet unb t)on ben 3Slaltm
$antaIeoti^ Simeon, SRid^. Sloc^emito, ©eor*
giud, SRenoS, Simeon Slad^emita, URid^ael ^ar*
mid unb 92eftor mit 430 SRiniaturgemälben auS*
gefi^mäcft mürbe. äBenn oud^ biefe ©emölbe un-
feitm ftunfigefd^mod nid^t mel^r entfpred^en, f o ftnb
ft bennod^ für bie ©efd^id^te ber SRart^rien, ber
litur^ifd^ @emönber unb felbft für bie fiunft-
Öd^ul^e t)on ^ol^em SBerttie. 2)er Originolcobes
n in 2 SBanben Don Sonftantinopel in ben 93e"
fi| beS SRoUanber ^ergogS Subot)ico @f or}Q, unb
oünl^ btn Sorbinal @fonbrato gelangte ber erfte
Zl^, toeld^ bie ^eiligen oon September bi§
Februar enthielt, unter ^ul Y. in bie t)aticanifd^e
Sibliotl^L S)er gmeite Zl^eil mit ben Segenben
um SOtärg bid ^uguft mürbe für verloren ge|alten,
US ber nad^malige ^apjt @(emen§ XL benfelben
ii btr Sibliotl^f bed ftlofierd ®rotta ^rrata ent-
bedtc^ il^n als 17)ä]^riger Süngling abfd^rieb unb
gcdltent^eild in'S Sateinifd^e überfe^te. 2)iefe 6nt-
bedhing benu|ten bie Herausgeber ber Acta Sanc-
tonim unb liegen baS SRenoIogium für äRärj
(1668)^ Sfrü unb SRai in gried^ifd^em Urtexte ie
bem crflen Sanbe bief er 9Ronate in il^rer %uSgabe
tNirbtudkn. (Sleid^^eitig benu|te $etruS SrcubiuS
ben erßen Zl^eil beS bafiliantfd^ Sobe; in ber
Saticana )ur UeBerfe|ung in baS Sateinifd^e unb
terdffentli^te feine etmaS oberflöd^Iid^e Arbeit in
Ibüia Sacra, ed. Ughellus YL S)urd^ biefe
^licationen mürbe ber SBunfd^ nad^ bem f8t»
QC beS ganzen SRenoIogiumS in gried^ifd^er unb
bletmf (^ Sprad^e immer lebl^after unb !am unter
bm ^ßonti^coten SIemenS' XI., ^nnocen^' XUL
tmb SenebictS XTTT. burd^ ben SarbinalpreSbQter
bmibak )ur tluSfül^rung, inbem mit augerorbent«
Sd^ Opfern bie gried^ifd^n Zppen unb bie ^a^U
ttiSfta Äupferftid^e l^ergeftellt mürben (f. b. 9trt.
A.cta Sanctormn ; Üta^brud bei Migne, PP. gr.
CXVn). an miffenfd^aftlid^em SBcrt^c mirb biefe
Sammlung übertroffen oon bem unter rufftfd^em
Eittl t^erdffentlid^ten Calendarium Orientale
eompleium, 2 voll., Moseav. 1875. 1876,
bcffcn Herausgeber^ Slrd^imanbrit @ergiuS, nid^t
loangcr als 500 gried^ifd^e unb |{at)i|d^e H^inb«
fd^riften berglid^. (93gl. Menologium Graeco-
ram, op. Annibalis, Urbini 1727, in praefat.;
Zaccana, BibL rit. H, 89.) [^nbreaS @d^mib.]
:3Sen0t, 2Kid^aeI, 0. Min., $rofeffor ber
Xl^eologie an ber ^orifer ^fabemie unb angefel^e*
ncr ^rebiger, lebte in ber erftcn §älfte beS 16. Sal^r-
l^unbertS. 8r fd^rieb jmei Ouabrogefimalen, baS
erfte über bie ßpifteln ber gfaftenjeit, meld^eS ju
^ariS gebrudft ift mit bem ^itel Fratris Micha-
elis Menoti, zelantissimi praedicatoris ac b.
theologiae professoris Ord. Min., perpulcra
epistolarum quadragesimalium expositio se-
cundum ferias et dominicas declamatarum in
famosissimo ac devotissimo Conventu Fra-
tnim Minorum Parisiensium an. D. 1517.
SSorl^ergel^t ein Tractatus de foedere et pace
ineunda media poenitentia. Sin ^meiteS Oua«
bragefimale mit bem Xitel Aureum opus Evan-
geliorum in Parisiorum Academia declama-
torum ... ift }u $ariS 1519 fel^r corrupt ge>
brudtt, beffer 1530 bei 3ean ^etit. ©baraglea
(Suppl. ad Script. 0. M.) neigt bal^in, i^m baS
^u^ Le miroir des Dames }U5uf d^reiben, meld^eS
auf bitten ber Königin äol^anna t)on einem gfran*
ciScaner gefd^ricben ift. [3g. Seiler 0. S. Fr.]
'^ienfaigtti (bona mensae, de mensa) l^ei^t
im ftirc^enred^te berjenige Zl^eil beS ftird^enguteS,
meld^er ^um Unterl^Ite fird^Iid^er ^erfonen ober
gu äBerfen ber Siebe beftimmt ift. 1. Mensa ca-
pitularis unb mensa episcopalis. @o
lange an ben @tiftsürd^en baS gemeinfd^aftlid^e
Seben (vita canonica) möi^rte^ mürbe ber SebenS«
unterl^alt f omobi beS 93if d^of S als ber Sopitularen
aus bem gemeinfamen StiftSgute beftritten. SllS
aber feit bem 10. unb 11. Sal^rl^unbert baS cano»
nifd^e Seben ftd^ auflöste unb bie Sanonifer eigene
SBobnungen bejogen, fpäter aud^ ben gemeinfamen
%i]ä^ aufgaben unb |eber feinen gefonberten ^auS*
l^alt führte, ba mürbe eine Sl^eilung beS oorbin
gemeinf d^aftlid^en Xaf elguteS bergeftalt beliebt ba|
berlBifd^of feinen eigenen Sntbeil (baS bifd^öflid^e
Safelgut) unb baS Sapitel ben feinigen (baS Sa»
pitelgut) erl^ielt. 2)er für bie @tiftScanoni!er auS-
gemorfene ^ntl^eil mürbe fofort mieber nad^ ber
3abl ber Ie|teren unb mit 9tüdfftd^tna]^me auf bie
orbnungSmö^ige ^bftufung ber 2)ignitöten, ^er*
f onate unb einfad^en &monicate in rin}elne ^or«
tionen ^raebendae) auSgefd^ieben. 2)ie 9)er«
maltung beS SapitelSDermögenS führte gemöbnlid^
ber tropft ; bie ^bminiftration beS bif d^öf lid^en
9RenfaIguteS beforgte ein eigener ^auSbeamter
(vicedominus , SH^bom), ber t)on bem 93ifd^of
befteHt mürbe (Carol. M. Capit. I. a. 802, c. 13;
Lothar. L Capit. a. 824, c. 9). SSeröufeerungen
an ben ©tiftSgütem forberten ju i^rer ^ültigfeit
nid^t nur ben KonfenS beS 8if(|ofS, fonbem aud^
fämmtlid^er gopitularcn (c. 1. 2. 3. 8, X 3, 10 ;
c. 2 in YI 3, 9). »ifd^öflid^e Jafelgüter fonnten
nur mit päpftlid^er 93emifligung üeröu^ert merben
(c. 8, X 3, 13), eine Sorfd^rift, bie au^ jejt nod^,
mo ein ©ifdbofftubl in liegenben ©ütern botirt ift,
gcfejlid&c ©cltung bat ba biefe SSerpflid^tung in
ben ©ubjcctionScib (f. Sifc^of), ben bie ßrjbifd^öfe
unb Sif^öfe bem apoftoUfd^en ©tul^l ju leiften
1263
SWcnfd^.
1264
l^obcn, aufgenommen iji. UcBer bic ©cftoltung ber
Dotationen ber 3KetropoIitan» unb ® omftif täfird^en
in ncuefter S^it feit ber SCBiebercrrid^tung ber bi-
fd^öflid^en ©tül^Ie unb (S.apM in ©eutfd^Ianb f.
b. 9lrt. ©otation ber ßird^enämter.
2. Mensa pauperum. S93ie e§ fd^on in ben
crften Seiten ber ßl^riftenl^eit eine ^au^itangelegen»
fjeit ber ffird^e war, für bie Slrmen ber ©emeinbe
ju forgen, unb toie bie^flcgeberfelben einem eigenen
ordo clericorum, ben S)iaconen, übertragen toar,
fo tt)urbe fpöterl^in, al§ bie eigentlid^ gemeinfame
^u§fpeifung berfelben (mensa pauperum) au^er
Uebung fam unb ba§ SScrmögen ber Äird^e immer
üerfd^iebenartiger unb anfel^ntid^er würbe, ein be«
ftimmter (gcwöl^nlid^ ber üierte) Sl^eil ber 6in«
fünfte ju ^rmenfpenben au§gefd^iebcn. Um aber
bei ber SSertl^eilung biefe§ 3lImofen§ feftere 3ln«
]^alt§punfte jur Seurtl^eilung ber ©ürftigfeit unb
SBürbigf eit ber cinjcinen Qfamilicn ober Snbiijibuen
5U gewinnen, würben an ben ^aut)t!ircl^en eigene
SSerjeid^niffe (Slrmenmatrifcl) gcl^aiten, worin ber
@tanb, bie ^rmut§t)er]^ä(tniffe unb bie SRoraUtöt
ber Unterftü^ungSbebüittigen gewiff cnl^aft öerjeid^«
net waren. ®o bie ftirc^e öon jel^cr bic 9lrmen
al§ il^re befonberen $fIegebefo]^Ienen betrachtete,
fo fd&ärften nid&t nur allgemeine unb ^arttcular«
Koncilien bie ^pid&t ber äßol^Itl^ätigfeit ben ©lau-
bigen überl^aupt unb Dor^üglid^ bm ©eiftlic^en
ein, fonbem aud^ ^öpfte unb 93ifd^öfe ermal^nten
bringenbfi baju unb gingen mit il^rem 83eifpiele
t)oran. Set ber 9u§bilbung ber @apitelt)erfaffung
an ben 2)om- unb SoQegiatürd^en ging ba§ ^mt
ber Strmenpflegc an bie Kapitel über, unb reget«
mä^m würbe oon bem bifd^öflid^en 3:afelgute unb
ben Kopitclf onb§ ein beftimmter Xl^eil für bic Der«
fd^iebencn, in ber Segel fel^r ergiebig auSgeftatteten
SBol^Itl^ötigfeitSanftaltcn jurüdgelegt unb biefer
ScrmögenStl^cil nad^ feiner Seftimmung fortwöl^«
renb ber ^rmentifd) (mensa pauperum) genannt.
5ln ben ©tiftsfird^en l^atte gewö^nlid^ ber ^ropft
aud^ biefe SermögcnSmaffe ju abminiftriren; an
ben ^farrfird^en würben ein ober mel^rerc ®e«
meinbegliebcr unter Sefpicienj unb Sontrolc beS
Pfarrers al§ 5lrmenppeger aufgeftettt, bic bcm
SBifd^of alljä^rlid^ auf beffen SSifitationSrcifcn SRcd^«
nung jteHten. ®abci beftanb bic 6inregiftrirung
in bic Slrmcnmatrifcl nod^ lange S^it fort. 3n ben
ncucften 3eiten jog man bic SBol^It^ötigfeitSanftal-
ten grö^tentl^eife jum SReffort ber Staats» unb
@emeinbet)erwaltung, unb bie X^eilnal^mc, weld^c
bie Pfarrer afö ftänbige 2KitgUeber ober 9Sorft|cnbe
an ben SocaI«^rmenppcgf d^af ten nod^ l^abcn, fommt
il&nen regelmäßig nur in ber 6igenf(^aft üon ßiüil»
ftanbcSbeamtcn ju. (SSgl. b. 9lrt. ^rmenpffege,
d^riftlid^e.) [^ermaneber.]
SSettf(49 «in irbifd^e§, fmnenfälligeS, üemunft«
begabtes SBcfcn. ©eine 9^atur conftituirt fid& burd^
eine irbifd^e, organifd^e SeibUd^feit unb burd| einen
mit ber Seiblicftfeit öerbunbenen, t)emünftigen®eift.
©0 ift ber ÜKenfd^ baS Sinbeglieb jwifd^en ber
finnenfälligen (materiellen) unb ber überfinnlid^en
(geiftigen) SDßelt; er fielet jwifd^cn bciben inberSKtte
unb t)ereinigt baS ©eiftige unb Seiblid^ in fetneia
ßinen SCBefen. — I. Setrad^tet man ben SKenfd^
gunöd^ft nad^ feiner leiblid^en Seite, foenoeät
ftc^ ber menfd^Iid^e Seib als ein Icbcnbiger )DrQQ>
niSmuS. 9IS f old^er beftel^t er auS tnelen unb t)ei>
f c^iebenen Singelorganen unb Organf Qftemen, tm
benen feines unabhängig für fid(| baflel^t, üon htm
t)ie(met)r iebeS feinen Seftanb unb feine SBirffan*
feit nur in bem ©angcn unb burd^ baS ©ange ^
unb bie in biefer il^rer ®anj]^eit ba}u beftimmt
finb, Xräger beS organifc^en SebenS gu fein, ß
ift baS Jhiod^enfQftem, weld^eS bcm menf^Iid^
Äörper feine f efte @tü^ gibt unb gugleid^ bcA @e«
l^öufc bilbet, in weld^em bie übrigen Organe ein-
gefd^loffen ftnb. Snncrl^alb beSf elben fungiren \k
^lutorganc: baS i^erg, bie Slbem, bic Sunge, bimt
weld^e baS Slut in Umlauf gebrad^t wirb — boS
Slut, aus weld^em ber game ftörper ftd^ näl^
unb baS fomit baS cigentlid^e SebcnSelementbtf
Ie|tem bilbet. 3m 2)ienfte bcS 93IutcS unb ber
Slutorganc ftel^t wieberum baS 92ö]^r' unb SnS-
fd^eibc-Organf^Pem, beffen 3wedt eS ift, baSSIat
f elbft 5U nä|ren unb gu ergöngcn, f o wie bic für feCM
unbraud^baren ober unbraud^bar geworbenen Se«
ianbtl^cilc auSjufd^eiben. ^n bie Sungen fd^Iie|ai
tc^ bann bie @timm> unb ©prad^organe an, nib
über baS ® anjc f c^t ftd^ baS 9{cr)}enf9ftem out toel«
d^cS im ©cl^im feinen 9)2ittelpunft]^at. ^rip^erif(|
}um ©cl^im t)er]^alten ftd^ bie ©tnnenorgane mib
bic 5IRuSfeIn, infofem bic fenforifd^cn unb motö»
rifd^en 9tert)en in fclbe auslaufen. S)urd^ fie tritt
ber SVlenfd^ in Sommunication mit ber ös^
reu SBelt.
©einem Seibe nad^ ftcl^t fomit ber ÜRenfd^ mit
bem ^l^ierc auf gleid^er Sinie, benn aud^ baS Vjixt
esiftirt alS Icbcnbiger, antmalifd^er Organismus.
SDcnnod^ aber weist f d^on bic leiblid^c Sonf ormotion
beS äncnfd^en entfc^ieben barauf l^in, ba| bieftr
nid^t einfad^ als ein tl^icrifd^cS SBefcn betraf
werben fönne, fonbem ba| er Dielmel^r, in ber
©anjl^eit feiner Statur betrad^tet, einer 1^1^
über bic beS Sil^iercS l^inauSgc^cnben SefenSori^
nung angelfiört. Wxi nöd^ften fielet bem SRenfd^
was bic IcibUd^e Sonformation anbelangt, in ber
t^ierifd^cn Orbnung ber Slffc. Slber eS iß eil
l^immclwcitcr Unterfd^ieb gwifd^cn bcm Sffen mA
bem 3Kenfd^en felbft in ber ®onf ormation beS&i«
beS. 2)ieß erweist ftd^ fd^on barauS, bo| ber
Snenfdd Don 92atur auS gur aufredeten Haltung
unb 5um aufredeten ®angc beftimmt ift, ber Iffe
bagegen nid^t. S)ie Hüftbeine finb nämlid^ M
il^m t)iel länger, guglei^ aber aud^ t)iel fdemäd^^ger,
als beim 3Jlenf(|cn. Ucbcrbicß ftnb fie fladj, jo
baß i^re SDBänbe faft in 6iner ßbcnc mit bem Jhen^
bein liegen, wöl^^cnb fie beim äßenfdeen ni^ im
auswärts, fonbem aud^ üorwärtS gebogen ftnb unb
l^ierburde einen §albring bilben, ber in ber auf»
redeten §altung jur Unterftüfeung beS Äumpitf
wcjentlidec ©ienfte Iciftet. 3)iefe IBefdioffen^übe«
SedfenS weist beutlid^ barauf l^in, bo|, nrie ber
265
aRcnfc^.
1266
taifd^ }nm aufredeten ®Qnge, f o ber 9ffe ^um t)ier-
^ffn mit gefenitem Stöxptt beftimmt ift. ^ferner
itcirfdeeibet ftd^ ber gfu^ be§ Slffen t)on bem be§
!enf(^ toef entlid^ boburd^, bo^ er nur an feinem
Item Zl^eile mit bemfelben, am üorbem aber mit
: l^anb übereinfommt ; bie größere fiönge unb Se*
glid^eit berS^^^" unb ^ittelfu^fnoc^en bient
ar txeff Hde gumftlettem, nid^t aber jum aufredeten
mge, mö^renb biefer beim ^Reufd^en burd^ bie
iten Sfu6e mit i^ren furgen, fteifen 3^^^n DoU*
ntrig gefid^ert ijL 3ubem fe^en ftd^ beim ^ffen
SiDeiföpfige @deen!elmu§fe(, ber Sdeneiber«
tl, ber f ($Ianfe unb l^albfeienige SRuSfel f o tief
t llnterfdeenfel an, ba| er immer in ben ftnieen
iammengefunfen, alfo gur t)önig aufredeten @tel>
m mifa^ig ifl. 9Ba§ femer bie Dorberen ®(ieb>
ilen bed Slffen betrifft, f o l^aben bief e itoax einige
J^nlid^ mit benen be§ SRenfdeen, aber fte ftnb
(^ anbererfeitS tt)ieber toto coelo t)on biefen
cfdeieben. @o ftnb bie feitlic^en SBemegungen be§
orberormeS, nield^e burd^ bieSreie^ug ber Speid^e
ib ber an iie^ befeßigten ^anb um ba§ gUbogen-
in beiDirft merben, bei bem ^ffen totxi bef d^ränf-
t; er Dermag nid^t, bie ^o^I^anb gan^ nad^ Dom
i lehren mü) ben S)aumen gang nad^ au^en
t Rotten, tDoS ber meufd^Iideen ^anb fd^on einen
i>|en Sorjug oor ber feinigen gibt. 9lu§ ber
htffelonorbnung ergibt fid^ bann meiter, ba^ bie
Ibftönbige 99en)egli(|!eit ber gfinger beim äffen
s^(^ befderdniter ift old beim SOteufdeen, unb
bgmig unb @tred(ung ftetS gemeinfc^aftlide t)oU>
i^ toerben muffen, ba me|rere in ber menfde-
(^ fymh oorie^nbene üeine 93euge- unb @tred-
nSftln einzelner t^inger gang fel^I^n, anbere mit
Jttmber oerfdemoljm ftnb, fo bafe, tt)cnn ber ^ffe
lobingS an bm iBorbergliebma^en eine »aie^e
lonb b^t, biefe an Semegliii^feit bod^ ber menf d^»
4tn meit nod^fte^t unb alfo aud^ in il^^en Sei*
angen »eit befc^rönfter ift. Seim ftlettcm bient
ei$m ald ein DorgüglideeS äßerfgeug; fte n^öre
kl burd^auS unt>erm5genb, bie t)ielen munber»
am Arbeiten ber meufdeiid^en §anb p Derrideten
vb anSgufüie^u, aude menn ber ^ffe f onft bagu
ffffl^ n)dre. %n meiften aber tritt bie ©upe*
inität bed IRenfdem t)or bem ^ffentQpu§ l^srüor
Bber64öbelbilbung unb im ©eftc^t. 2)er meufd^»
'^ 64öbel geid^net fid^ t)or bem @deäbel aud^
^ncnf^enäbnlideftenSIffen im enDad^fenen 3u'
^ bürde feine meit bebeutenbere 6ntn)idRung
^^inumtiecil^ unb ba§ ßurüdfftnfen ber ffiefer>
|de ans. ^ad (Sefidet bilbet nur ben geringem
3ifym% beS @deäbeUieeUe§, »öie^enb bei ben X^ie»
^ ande beim ^ffen, baS gerabe ©egentl^cil ftatt«
4et S)er §imt^eil ift beim SKenf deen üicl ^öfier
WBt, bie Stirn fteiler; bie Äicfem ftnb nidet
tumjenfdrmig oorgegogen, unb tt)ä]e^enb ber @e«
tt9&mi!d bei bem 9Renfdeen jmifdeen 70® unb
^f^monft, betragt er bei bem ermadefcncn Orang
c SO* unb bei bem ©deimpanfe f)öde]tcn§ 35®.
X 9)biS!eIo|>|)arat be§ ®efidete§ befielt femer
tn SRcnfde^ avS Dielen, felbftönbig beweglichen
SJhiSfeln, woburde biefe ju einem fdeneHcn unb ge«
treuen SRepej ber innem pf^deifdeen Segungen unb
25ä«gfeiten ^ödeft befähigt ftnb. Seim äffen
bagegen fommen aufeer ben ©deiiefeem be§ SlugeS
unb beS 3Kunbe§ fauptfädeUt^ nur gtuei ftarfe
SDhi§Wpartien üor, meldee baS Sö^ncfletfceen be«
wirfen ; Don ibnen leölt ftde blofe ein SRuSfel ge«
trennt, beffen Seftimmung e§ ift, ben 9Wunb ju
fpi|en. So Dermag ber 5lffe blofe ©rimaffen ju
fc^neiben, bie fein 9WienenfpieI f o wiberlide madjcn,
wäie^nb bagegm bie ebelften ®efüf|Ie, bie man«
nigfaltigften ©emüt^sbettjcgungen pde in bem au§«
bmdf§Dottcn ^ntli^ be§ 9Renf c^en abfpiegeln, ® cm«
nade ift baS §aiH)t be§ TOenfdecn ungleide ebler,
fdeöner unb gemifferma^cn ibealcr geftaltet, al§ ber
ftopf be§ 2f|iere§, junädeft be§ «ffen. »eim 2Ken.
fdeen ift, toie gefagt, ber ©deäbelbogen weit ge-
wölbt; baburde rüdfen bie ftinnlaben unter bie
©time jurüdt; bie 9iafe erie^bt fic^ au8 ber leori-
jontaten Sage, bie fte bei ben Spieren leöt, jur
fenfredeten; bie Äugen erbalten neben ber 5Rafe
DoIIen 9laum an ber Dorbem f^flödee be§ breiten
©deöbelS ; bie ftief er treten unter bie SRafe jurüdt
unb concentriren fide ju fdeöner 3KunbbiIbung ;
baS ©anje wirb überwölbt bürde bie breite, bo^»
anfteigenbe ©time. S)cr Slidt be3 ÄugcS ift nicet
meie^ ftum})f, blöbe unb gciftloS wie ber bc8 Sie^C"
re§; au§ bem Äuge be§ 5Kenf(^cn leudetct Dicimetir
ber Abel eine§ leö^^nt SebenS ^tx\)ot.
9lu§ allem bem ifterfidetlide, ba^berSJlenfde, aude
wmn man i^n blo^ nade f^iuf'^ leiblideen ©eite,
nade fciuer leiblideen Sottformation betradetet, eine
fiit)eriore ©teflung über bem %i)mqt]äfltdik ein-
nimmt unb eine leö^^re SBefenSorbnung ftgnali«
ftrt. S)a3 ©(eidee ergibt ftde. Wenn man ba§
öu^ere SSerbalten be§ SKenfdeen ju ber umgeben-
ben 5Ratur in^S Äuge fo^t. 3n iie^^ erfdeeint ber
3Kenfde mit bem Sie^rafter einer gewiffen Uni-
Dcrfalitöt. ®ie Derfcbiebcnen S^ierarten fmb ftet§
auf eine beftimmte Art ber Smöiemng angewiefen
unb mit bem barauf bejüglideen 3nftincte Der-
feben, fowo^I wa§ bie SBaie^ ber Staie^ungSmittel
als bie Art unb SBeife iie^er Erwerbung betrifft.
(Sbenfo pnb fte bejüglic^ iie^eS ©tanbquartierS
mciftenS auf beftimmte ©egenben ober wenigftenS
auf beftimmte 3onen befderönft, namentlide folange
ber SKenide beten Verbreitung nidet förbert. ®er
TOcnf^ bagegen !ann füf S 6rfte an jcbe Art Don
SRabrung ftde gewönnen unb mit jeber ftde begnügen,
fowie er auä) bie SKittel unb SBege pnbet, jeglidee
S^aie^ng ftde ju Dcrfdeaffen. güf § 3^cite befi|t
er eine erftaunlicbe ÄccIimatifationSföbigfcit. 6r
erträgt, wie faum ein anbereS SBefen, §i^e, ftälte,
Xrodfeniecit unb 5Räffe, bie Suft ber |)odegebirge
unb ber Weberungen, ©elbft in Sänbem, wo
größere 3:biere faft gänjlide Dcrmi^t werben, wie
in gjcubollanb, ftnbet fide ^^^ 9Renfde unb !ann
bort leben. — S)cr ?Kenfde beutet femer bie ganje
9^atur für feine 3tocdfe auS. 3ci/ e§ waltet fogar
in if)m ein eigentbümlideer S)rang, bie 9Jatur in
jeber §infidet auszubeuten. Qfür baS %^\tt \)aUn
1267
TOenjd^.
1268
bic mcifteu ®ingc gar feinen SBertl^. 68 beborf
üorjüglid^ nur ber SJol^rung, unb biefe liefert i^m
entttjeber bQ§ f5fleijd^ anbercr Siliere ober bie ^flan»
genweit. ®er 5IRenf(^ bogegen mad^t öon allem,
tt)a§ bie 9Jatur bietet, ben au§gebe^nteften ®e*
braud^. 2Ba§ immer ba§ Silier an fic^ l^at, fjleifd^,
Änod^en, ^aut u. f. tt)., beffen ffräfte unb 3n«
ftincte üermenbet er nad^ Umftönben für feine
Sroecfe. Unb f o gibt e§ oud^ in ber ^Panje nid^tS,
tt)a§ nid^t irgenbmic unb irgenbtt)0 im menfd^li(|en
§au§]^alte eine SRoUe ju fpielen l^ötte. ßbenfo bc«
nu^t ber TOenfd^ bie Stoffe ber unbelebten 5Rotur
für ftd^, fomol^I jene, toeld^e auf ber Dberfläd^e ber
6rbe bem Sluge fid^ barbieten, oI§ jene, bic in
i^rem @d^o^e t)erborgen finb, toxt ba§ Srg in ber
Sel§aber, ba§ ©teinfalj unb öerfd^iebeneS Slnberc.
2ßa§ nur immer bic 5Ratur an Stoffen unb ifräf«
itn crfd^lie^t, ba§ mu| bem 9Jlenf d^cn gu S)ienftcn
fielen.
®er aWenfd^ mad^t enblid^ öon ben Slaturbingcn
©ebraud^ in einer SBcife, wie f old^e an gar feinem
2^iere beobad^tet wirb. ®a§ linier nimmt bic
®aben ber 5Ratur, wie fic finb ; c§ mei^ nid^t§ üon
gcf ödsten ©peif en unb f ünftlid^ bereiteten ® ctränf en;
eS weig nichts Dom ©ebraud^c beSSfeuerS; e§ fer*
tigt fid^ feine 3nftrumente, um mittelft biefer etwas,
was eS bebarf, für feinen ©ebraud^ l^ergurid^ten.
®er aWenjd^ bagegen bereitet fid& feine ©peif c fünft«
lid^, weip ftd^ geiftige ©ctränf c fammt anberen
©enu^mittcln für feinen ©ebraud^ ^crjurid^ten unb
bebient fid^, felbft wenn er bis gur Stufe ber SBilb«
l^cit l^crabgcfunfcn ift, beS gfcuerS für feine 3wedtc.
6r nimmt nid^t nur bie ©aben ber SRatur, f onbem
er gwingt Ic^tere, fic il^m ju liefern. 6r adtcrt,
föet unb pflanjt ; er lid^tet SDBölbcr unb trodCnet
Sümpfe aus ; er göl^mt bic Jl^icrc für feinen ©c«
braud^; er bef leibet fid^, um fid^ gegen bie wibrigen
©inpffc beS ÄlimaS gu fd^ü^en, unb weife ber
5Watur jene Stoffe abjuringen, wetd^e für feine
93efleibung biencn fönnen, infofem er fclbe für
biefen 3tüedt l^crrid^tct unb umformt. 6r bereitet
fid^ SSßerfgeuge, bie geeignet ftnb, il^m in ber Ar-
beit gu biencn ober felbc gu erlcid^tem. 6r befi^t
gwar nid^t bic Störf e beS Söwen unb bie Sd^ncQig*
feit beS ^ferbeS, aber er weife fold^c aWittcI ju er»
finben unb fid^ gu fd^affen, bur(| weld^c er bie
Stärfe bcS Söwen unb bie Sd^nelligfeit beS ^fer«
beS weit übcrl^olt. Unb eine fold^e SBeife beS ®c>
braud^cS ber 5Raturbingc ftnbct fi^ nid^t etwa blofe
bei ciDilifirten SSölfcm, fonbem aud^ bei ben 2Bil«
ben jeigt ftc fid^, wenn aud^ nid^t in glcid^em Um«
fange unb in gleid^cr SoHfommcnl^cit. — SluS bem
©efagtcn ergibt fid^ ber Sd^Iufe, bafe im 9)][enfd^cn«
gefd^Ied^tc eine l^ö^crc SBefenSorbnung ju Sage
tritt, an Weld^e baS Sl^icrgcfd^Icd^t nid^t l^inan»
rcid^t.
II. Um aber ben SWenfd^en nad^ feiner gangen
©röfee unb nad^ ber öollen SSBürbe feiner 92atur
fcnnen gu lernen, mufe fid^ ber bctrad^tenbe Slirf
auf fein SnnercS rid^ten, auf bic geiftige Seite
feines SBcfenS. S)rei ScbenSfrcifc nämlid^ finb im
Sneufd^cn gu unterfd^eiben: ber orgonifd^ Icibrul^
ber bic ({Functionen bcS t)cgetatü)cn fiebenS in ^
f (^liefet; ber fenfttioe ober onimalifd^c, in weld^
bie ftnnlid^c gmpfinbung unb Sßal^mcl^mung, boS
ftnnlid^e Sege^ren unb bie wiHfürlid^c Seioeging
bcfd^loffen finb, unb cnblid^ ber intellccttt» SebettS*
freiS, ber baS 2)enfcn unb baS freie äBotten ob*
fafet. Unb l^icr mufe nun bie ^f^age entf^
wcld^cr 9trt baS $rincip fei, baS in biefem W
fad^en ScbcnSfrcifc fid^ wirffam erweist.
2)a tritt nun bie matcrialiftif d^e Soctrin ]^>
öor mit ber Scl^auptung , ber aJlcnf^ fei «a
rein materielles SBcfcn. gin übennatericfieS ^
cip, eine Seele, bic öerfd^ieben fei öom Seibe, jn
in i^m nid^t anguncl^men. S)er Seib lebe caS ^
unb burd^ fid^ aUcin. SBaS man Seele nenne, fti
in concreto nid^tS Weiter als baS ©el^im. So*
burd^ nömlid^, bafe bic 9Ratcrie im $rogef^ i^
6ntwi(!lung gu jener organifd^en Sonformatimi
fid^ crl^obcn, wie fclbe im ©el^im unb Stoeir-
f^ftem repröfentirt ift, werbe fie befol^igt gn Jena
^l^ötigfciten, weld^c wir olS bic pf^d^if d^ hqaif'
nen. Mepfqd^ifd^enSl^ötigfciten feien bol^mil^
weiter als organif c^c Zpötigfeiten beS ©el^imfi inb
bcS 92ert)enf QftemS, alfo burd^ouS materieller 9»
tur. — 3Rand^c üon ben SSertretem biefer «ttteria«
liftif d^cn S)octrin gefallen fid^ barin, biefen @nnib-
gebanfen in möglid^ft rol^r ©eftalt gum HuSkai
gu bringen. So begeid^ct SRoIef^ott ben Sc"
banfen als eine ^l^oSpl^orcSceng beS @e^;
SSogt nennt il^n eine Secretton beS ©el^kni \k
auf gleid|e Sinic gu fteUcn fei mit ber Sbfonbomg
ber ©alle auS ber Seber, beS UrinS auS ben S»>
ren ; nad^ Süd^ner ift ber ©ebonfe ,,bcr (^
t)ieler mit Sigenfd^aften unb ihoften begoMs
Stoffe", unb es ift ba^cr baS ©el^int oIS S)en^
mafd^inc mit einer S)ampfmafd^ine gu Mglei^eVr
bei wcld^er ber Effect, weld^en fte l^ertwcbiiiigt
aUerbingS nid^t berfelbc ift mit bem Sampfe, ba
ftc auSftofet, aber bod^ immerl^in nur ein moteiidkt
Effect ift unb bleibt. Sie Sd^wierigfett, ioeI4e
bic grage barbictet, wie eS benn überfianpt ndg*
lid^ fei, bafe auS ber 9Raterie l^erauS einpf94<l<(^
Seben ftd^ entwidtlc, glaubt ^ödfel bamtt I5fen ^
f i^nnen, bafe er bic 9ltomc, auS todfyn bebmntltil
alle anatcric beftc^cn fott, felbft mit pf94iH«
Jhaf ten, wenn aud^ in f cl^r bcpotengirter %oim, ail>
ftattet (g5laftü>wlcn). ©aburd^, meint er, feie» er-
möglid^t, bafe burd^ mannigfaltige Sombtnotin
f old^er mit pftjd^ifd^cn Jhäften auSgefkäetattto«
SQßefen cntftcl^en, benen ein auSgebilbeteS pfi^
$eS Seben gufommt, baS ober bod^ im SBejen gor
nid^tS SlnbcrcS fei als med^nifd^ Sewegmg.
S)afe biefe matcrialiftifd^e S)octnn unmögfi^
wal^r fein f önnc, liegt auf ber ^anb. SP «^
lid^ baS S)enfen nid^ts weiter als eine makm
tJunction beS ©cl^imS, bann fonn aud^ ber (fc"
banf e nur ein materielles ^robuct fein. J)ie| ^
l^aupten aud^ bic 93crtreter beS ajlaterialiäw*
^ber baS ift unmöglid^, benn ber wefen«ul^%
rafter beS inteHectiöcn ©cbonfcnS ifi bie SBj^
1269
Ü)Unf4
1270
letnl^eit. 2>ec Snenfd^ bilbet in feinem S)enfen
Ü^emeiiie begriffe, unb au§ biefen ergeben fid^
ann oDgemeine $rinci))ien. Sin rein materielles
trobuct fami ober unmöglid^ ben ßl^orofter ber
iÖgcmeitiJ^t l^aben; bog ift an fid^ eoibent. ßbenfo
nut caiä^ bad äBoUen nid^t eine rein materielle
Punctum fein ; benn SBoUen l^ei^t ftd^ f elbft be«
tmmen. Sin rein materieUed SBefen fann aber
ic fi(^ itih\t }U einer Sl^ötigfeit beftimmen; benn
i ijt |U feiner Xl^ötigfeit ftetS a priori beftimmt
urd^ leine Statur, refpectiDe burc^ ba§ 9taturgefe|,
q5 in biefer begrünbct ift. S)iefe§ allein beftimmt
en (S^ralter unb bie äiid^tung feiner S^ötigfeit;
I fd^Iiegt fomit alle @elbftbeftimmung t)on t)om*
crtin aud.
Sßan fagt oQerbingS, bie Sntmidlung be§ in-
dlcctiMi Seben§ l^atte im SRenf d^en gleid^en @d^ritt
Kit ber Snttt)idRung be§ ®e^im§ ; eine Störung
«i (S^imlebend fül^re aud^ eine Störung ber
Denlfimdionen mit ftdd ; bie oUmöIige ^bnal^me
icS ®d^imIebenS l^be aud^ bie aUmöIige 9lbna^me
m inteOectiDtn S^unctionen ^ur fl^olge u. f. m. ;
Nmmfi tnüffe man bod^ offenbar fd^Ue^en, bag baS
Se|un felbfi ba§ ^rincip beS inteOectiDen SebenS
m 9Renf4en fei Mein biefer @d^Iu^ ift unrid^-
ig. 9iiS ben gegebenen ^römiffen fann nämlid^
mr fo Diel gefd(f(offen merben, ba^ baS ©el^im in
iner getmf^ Sßeife mitmtrfenb ftd^ berl^alte ^u
m, iiiieOectik)en Sebendfunctionen, unb ba§ fteUt
riemanb in Slbrebe. S)a8 ®el^im ift nömlid^ ba3
Senteolorgan be§ fenfttiDen SebenS; ba§ 2)enfen
% aber t)on htm finnlid^en Srfennen infofem ah»
jängig, old bie inteüectiDe ßrfenntni^ ftd^ nur
Ȇben fann ouf ber @runblage ber ftnnlid^en, ba
ik aSgemeinen ^Begriffe nur t)om @innlid|en abd«
DEi^irt merben lönnen. 2)iefe Slbbängigfeit be§
iMbäiDen 2)en!en3 Don ber ftnnlid^en Srfennt«
n|t^ötig(eit bringt ed nun mit fid^, bag bie 6nt«
ndhuig ber S)eiü!raft mit ber Sutmicüung ber
ianlid^ Srfenntni^fraft gleid^en Sd^ritt l^ölt,
mb ba biefe Mtere mieberum Don ber @ntn)idflung
«8 ®e]^imd abhängig ift, mittelbar aud^ mit ber
Mun^Dmtg bed Ie|tem. ßbenfo bringt e8 jene
n^gigfdt mit fi^, ba^, menn burd^ eine franf-
lafle Sffection bed @e]^im§ bie fmnlid^e Srfennt-
ri(t^dtig{eit irgenbmie geftört mirb, biefe Störung
k^ aaäf auf ba§ S)enfen l^inüberoerpflangt, unb
0 im Uebrigen. S)a8 allein ift fomit au§ ben ge-
jcbenen ^rdmiffen 5u fcblie^en. SBer me^r fd^Iie^t,
)er betoeidt i^u Diel unb barum nid^t§ ; benn e§
lücbe bann folgen, bag Jebe Snftrumentalurfad^e
pigleid^ $nncipa(urfadbe möre.
(Sine ^ol^t ber materialiftifd^en ^uffaffung§>
leife beS SRenfd^enmefenS ift e§, ba^ bie materia-
i^d^ S)octrin aud^ bie S)cfcenben5tbeorie auf
m9Rettfd^antt)enbetunb bel^auptet, berSRenfd^
iomme Dom S^iergefd^Ied^te, 5unäd)ft Dom ^ffen
i. Stufenmeife feien bie böigeren Wirten ber Sebe-
cfen» fei eS burd^ l^eterogene 3eugung^ fei e§ burd^
imiSmutatiim, auS ben nieberen entftauben ; biefer
HDjel ^be ft(^ fortgefe^t bis l^erauf 5ur ^Sffen-
fpecieS, unb aud biefer l^abe ftd^ bann enblid^ bie
5Dienfd^enfpecieS l^erauSgcbilbet. ®ie 9(rt unb
SBeife, mie fold^ed gefd^aii, mirb beifpielSioeife in
folgenber braftifd^'erluftigenben SBeife befd)rieben.
3m Saufe ber 3^it marb e§ mand(|en Don ben
attmeltlid^en äffen paffenber, meniger auf 8äu«
men unb me^r auf bem Soben }u leben, fei e§, ba^
in ber äBeife jener ©efd^öpfe, ftd^ einen Unterl^alt
5U Derfd^ffen, ober in ben Serbältniffen be§ @e-
burtSlanbeS ein äBed^fel eintrat. Sietteid^t med^felte
ba§ j^lima; e§ me^te lalt ftatt l^eig; ober e§ mud^fen
meniger Söume ; ober folc^etjfräd^te, bie ba mudifen,
ttmren für ben @5efd^mad jener äffen nid^t lodenb
genug. @ie ftiegen alf o Don ben Daumen auf ben
%oben l^erab. ®amit mu^te nun aber notl^menbig
ibr fförperbau ftd^ önbem, um ben neuen 93ebin>
gungen ibreS SDafeinS ^u entfpred^en. 2)a fte nöm*
lid), um auf bem Soben leben ^u fönnen, genötl^igt
maren, fid| gegen feinblid^e SRaubtl^iere ju Dertl^ei«
bigen, fo mußten fie fä^ig merben, SBaffen anju«
fertigen, ©teine unb ©peere mit wirf Ud^em 3tDede,
b. ]^. nad^ einem Don il^nen felbft in'S äuge genom*
menen 3icle gu fd(jleubem, fid^ mit ©teinen ober
if eulen 5U Dertl^eibigen, i^re 93eute an}ugreifen ober
auf anbere äBeife il^re Stal^rung ju erlangen. S)em"
gemäg mürbe eS für fte in Slüdfid^t auf biefen
3toed Dortl^eill^aft, eine aufredete Haftung gu ge«
minnen unb fomit smeifügig ^u merben. Setbe
arme unb ber ganje obere Sl^eil be§ fförperS mu^«
kn nömlid^ ^u bem gebadeten 3^^<I^ f^^^t totxhtn,
unb ba^u mar erforberlid^, ha% fie feft auf i^ren
Qfü^en ftanben. ©o nal^men benn jene Äffen bie
aufredete $)altung an; i^re ^ü^e mürben abgeflad^t
unb bie gro^e 3^^^ etgent]^ümlid(| Derönbert, ob*
mol^I biefeS ben SSerluft ber Jhaft beS SrgreifenS
nad^ fid^ 50g. 2)ie f^änbe, je^t meniger gu fold^
rauher arbeit, mie Saumnettem, benujt, erlangten
eine größere t^einl^eit unb äuSbilbung unb mürben
5U SRenfd^en^önben. S)a3 !Beden mürbe breiter,
baS aiüdgrat eigentl^ümlid(| gebogen unb ber ffopf
in Derönberter Sage befeftigt. 2)aS @ebim nal^m
an @röge ju, unb inf olgebeffen entmidelte fid^ Der*
nünftige ©eifteSfraft. ®iefe äffen Derloren bie
^aare unb enblid^ aud^ ben ©d^man^, ba fie i^n
nid^t mel^r ^um änl^öngen an 93äume ober ^um
jjfül^len brandeten. Unb fo entftanb au§ bem äffe-
burd^ eine 9tei]^e unfül^Ibarer äbönberungen enbn
lid^ ber 5!Henfd^.
SDian barf fold^e ®inge nur lefen, um fid^ un-
mittelbar barüber flar 5U fein, ba| man eS l^ier
mit einem bloßen ^l^antafiefpiel i^u tl^un l^abe.
SBcnn e§ ftd^ um bie tl^atfäd^Iidien Semeife für bie
äbftammung be§ 5IRenfd^en Don bem äffen bon«
bett, fo ftebt eS mit fclben nidftt am beften. 5Ölon
beruft fid^ beifpielSmeife barauf, ba^ unfere SSor«
fal^ren urfprünglid^ im 3"Pa"^c t^icrä^nlid^er
JRol^eit unb SDBilbl^eit fid^ befanben, ma§ äugen«
fd^cinlid^ barauf l^inmcife, ba6 bie 2Kenf(ben fidft
urfprünglic^ au§ ber Xbier^eit l^crauS entmidfelt
bütten. äüein biefe ^3:batfad^e" fte^t feineSmegS
gef d^id^tlid) feft ; benn e§ meieren ftd^ auf aUen @e«
1271 anetif^
bitten bet g^Dtf^ung ooit Xog gu Sag bie ^metfe
bajüt, bofe in ber Dor^iftoriidien 3tit boS aRen-
i^enfle[(^le^t eine ^o^e SuHurftufe eingenDtninen
I)at, Don melt^tt ts fieratigtluntin ift. bag alfo
bie 3BtIti^eit nidit her ur(prüngtic&e 3uf'aiib be§
Woifi^en war, jonbmi räft geiDorben ifl, 5Kan
beruft fic^ Jtrnre barauf, ba{i ber menl^Ut^e Sm-
brgo in feiner entniiiKung progtelliu burt^ 3"-
ftänbe binbur^gt^e, bte im Slllgemeinen einem
giftb«, einem ämp^ibium, einem Sßogtl unb heu
niebemt Säugettiieteti gleii^en, unb {diliegt bar*
QU§, ba6 ber ÜJtenJc^ oui^ urfprüngli^ erfl baS
lejitt 3te{ultat in ber ouffteigenben Sinie ber 3(rten
gemejen fei. 9Iber roie e8 f'^ flucf) immer mit bei
DorauSgeftellten Sßrümiffe Berballen möge (fie rtiirb
Bon bei S|SbDii''^''GK trineSroegS in biejer SlUge-
mein^eil jugeftanben), fo fie^i man boc^ auf ben
ersten Süd, bafe ber barauS gc:,ogene Sdilufi fo
lange alS ein bIo| niQtüiIidicr tielrad)tet meib^n
mu6, als ni^t buri^ pofitioe Jfjaliaifien beftätigl
ift, bal urfprüngtirf) bie 5IIenirf)enentn)icflung burd)
gifcb, SImpbibium, EBogel unb ©öugetfiier bif'
but^gegangen fei. Unb folc^e pofitiDc Sbotfatöen
laffen fi<b eben nii^t finben. 'iflan \\\ä)t au^erbem
in ben ©ebirglfc^iibten her Ihmett narfi foffilen
ÜKenfibenfibäbtln, inbem man bofft, in hiefen einen
attmäligen Utbergong com Sljfen jum 5B!enf(^en
ju entbeden. 9lber man b« jcilrfie 6(f)äbcl bi^
jeft ni(f)t gefunben, unb alle folcbe angebliilien
llunbe bol'en M nacbtröglidi ali Siäufibungen
berouSgefteClt. SDlan beruft ficbenbliib auf bie jog.
lRitrDlepb>'l'ti nnh meint, in bei ^itiDfepbalie
fei ein ÜßüctfaU in'S ^ffentbum gu erbliden. 9lber
bie neueften UnterfucEiungen b^ben ^erauSgefteUt,
ba6 baS ®ebim ber TOitioIepbalcn auc^ nitbt im
ßntfemteften einem ülffengebiroe abnlii^, cielmebt
bui^QuS onberä bef^affen ift, bog olfD bie ÜJltfro-
Icpbalie nur einen patbolDgifdien ^b'"^''''^'^ b^^'n
tann. Sebnli^ oerbält eS \idj nuib mit ben anbe>
ren „ffleroeifen", mtl^e füi bie tbieiifrf)c 9Ibflam-
mung bcS DJienftben beigebratbt merben.
in. ®ie mQleriaIifti|(|e3)octrin oon bem SßJefen
beS !DiEnf(!fien ift in jeber SBejiebung unboltbac.
3)er gnenfc^ ift nitb' "n blofe molerieHeS SBefen:
eS lebt in ibm ein (Seift. Sr befielt aus Seib
unb@eele, fojmar, ba|biefeWenfdt|en|eeIeal3
eine uom Seibt mefentliib uerfcbiebene, immaterielle
unb geiftige ©ubftanj gu betraibten ift. SS ift
ba§ niäii bloB eine Ba^rbeit btä @tauben@, fon-
bem eS lö^t f\ä) bie Smmateriatität unb ©eiftig-
leit bet Oenftbenfeete auib pbüofi'b^'f'^ ii"^ '^Di*
benj ermeifen: €3 ift bin nic^t geboten, biefeS
auSfübrliii) bargulfiun, aber einige Inbeutungen
mögen boi^ gegeben werben. S)ie SmmQterialitat
unb ®eiPig!eit ber aJtenftbenfeele ergibt fifb: »■ 51m3
bem ®enlen. I)ai SJenfen ift für'B 6rfte eine
überorganifdie, immaterielle Sbätigfeit; benn un-
fere ©rfenntnife ift niibt auf bie moterieQen, förper«
lieben ®inge befibiänft ; wir fönncn oielmebr mit
unterem Genien auÄ| jur 6rfenntni6 beSjenigen
uns erbeben, tsaS übe: aQe @rfabning binauS'
1272
liegt unb überfinnli^er, immaterieHtr Slotur iit.
SBir erlmnen ferner aurf) bie moteriellen, löq«.
liiben Singe niibt blo^ nad) ibrer malenclicn obä
I6rperlirf|en grftbeinung, fonbem mit brinjn
benfenb in bereu 3nnere§ ein, mir erfennen beten
QU ficf) inteHigible fflefenbeit unb erbeben unS bif
buicb gur @rfenntni6 tie§ ungemeinen. S^ic^niiit
aber ganj unmöglich, wenn unfer Sknftn, eSenjo
nie bie fmnlidlie &:tenntni§tbätigleit, aefenUii^
an ein leiblicbeS Organ gebunbtn mäte, nmm ä
nicbt eine äberorganif(be, immattrieOe 3:bätig[tit
märe. güt'§ ^mitt ift baS S)enfen eine einfoie
Sbätigleit, mäbrenb jebe organif^, materidlc
3:bätig(eit fletS combinirt ift aus mebmtn ftlc
menten, roeld&e jur ^erOorbringung einei befHmn-
ten Sßirfung concurrirtn. iBetrad^tcn toir nur bit
SegriffSbilbung ! 5Der SSegriff fommt iebenfdü
nur baburc^ ju ©tanbe, bofe bie confKtutitwi
üflerfniale ber Sefenbeit eines 3)inge$ in ab»-
tracto JU einem einbeiilitben ©ebüttftn infannnta-
gefaxt werben, ^ki wäre aber niibi nt^Iii^,
wenn baS 'SMxtm nicbt ein burcbou§ einfa<berSrt
Bäte. SBore er gufammengefejt, fo blieben joR
^erfmalt immer gef (bieben Bon einanbet ; ju einnn
einbeitlidien ©ebnnlen tonnten fie nie gufammetf
geben, analog oerbält eS fi(b mit bem llrtteile.
aBenn baS 3)enten'im Uitbeile einen SSegriff tm
bem anbem bejaht ober Bemeint, fo ift folibeS mn
baburdi mSglid), bag ein unb berf elb< S)tnfact bit
beiben begriffe umfaßt, ba| aljo bie 2)niltbi%
teit eine burdiouS einfa^e ift. 3>aS @(Iti^ g^
Dom @4luffe. 3ft nun aber baS ^nfen toejentliit
eine überorganif(be unb einfoebe Sib^tigfcit, jo in4
au(b baS Eßrincip, aus weli^em biefe Sb^tig^
berootgebt, ein immaterielles unb einfai^eS 9^
cip fein ; benn jebeB SÖeftn lann nur tbätig fein
in jTraft unb gemäg feiner 3Iatur; Don ber %äa
ber 3:böfigfeit mirb alfo au^ auf bie Slafnt M
^principe, auä roeltbem fie b«oorgtbt, gefc^Iofl*
werben tünnen unb miifjen. ESmu^alfoimSH»'
filmen ein immateriefleS, einfach $tind)i — l*
©eele — epftiren.
b. tuSbemSBoIIen. 3)a8 SSoDen ift glei^
falle als eine überoigonifcbe, immatetiellt S^itiC
feil JU beltaebten. ^nn tut'S Stfle, obgeftba
baoon, bafe ber SBille ni^f, wie baS fimilti^Se'
gebien, auf befonbete ©iitet alä foltbe g#, fw
bem DieCmebr auf baS @ute im DUIgetneineti, M*
ber ÜBiile nii^t blog ftnnlidde, fonbttn auib Sit^
finnliibe, immaterielle ©üter an, mo8 ganj lonnig'
iiib wäre, wenn boS SBollen nur eine organifÄ
materieKt 3:bäHg(eit wäre, ^üx'i 3wtite ifl *
a:batfad)e, bafe bei aöiQe gar böufig in aBitn-
fprud) tritt mit ben ©Irebungen btS fmnlidio
IBegebrungäOetmfigenS, bafe er anbete«, fa &■!■
gegengefefeteS Bon bem mÜl, maS boB ^nnlifSt
SegebningSDermögen anftrebt. Sßäte ober W
Sßollen eine organifcbe, materielle SbÖtifiH f
fönnte biefe @rfd)einung gor ni^t Doiloinnuii-
jienn bonn mürbe ber aSiße mit bem finnliibeii
SSegebningSDermögen inSinS jufammtnfallcn, unb
aJlenf^
1274
>iefeI6e Xl^ötigfeit famt mit ftd^ f elbft nid^t
fpru^ treten. gür^S 2)ritte enblid^ tft ba§
>e8 SRenfd^en ein freies. SSßir beftimmen
i naä^ eigener SBol^I für biefeS ober jened;
t ip freies ©clbfibeftintmungSöermögen.
:e jold^ gfreil^eit beS SBiQenS möre un-
toemt baS SBoHen eine organifd^e, ntate-
Stigfeit tt)äre, nrie baS oben jd^on nacl^«
tDorben. 3ft nun aber baS SBoUen eine
nifd^, immaterielle Sl^ätigfeit, fo muffen
xuS ben nömlic^en @d^Iu^ ^iel^en. äBir
i^Iie|en, ba| baS ^rincip, auS teeld^em
Itigfeit l^erüorgel^t, ein immaterielles, gei-
mdp, ba| alfo im ÜJ^enfdien eine im-
t/ ßtifligc Seele anjucrfcnnen ift.
S bem Selbftbemu^tfein. @(i^on
fod^ genommen ift baS @elbftbett)u|tfein
anter SSemeiS für bie ©jiftenj einer im«
wi, geiftigen ©eele im ÜKenfd^en. ®aS
oultfein ift nömlid^ baburd^ bebingt, ba|
tib ouf uns refiectiren, unf er eigenes ©elbft
enftonbe unf erer (Srf enntni^ mad^en. SBöre
Srfennen eine b(o^ materielle Function
xtiS, bann möre eine fold^e Slefiesion beS
ouf fid^ unmöglid^. S)enn jebe materielle
[ erhielt immer eine SBirfung, bie au^er
en ip ; nie aber fann fie birect in fld^ felbft
1. ®erabe bief eS alfo, ba| wir ein ©elbft-
in l^aben, bemeiSt ba^ baS 2)en!en eine
eDe, überorganifd^e Sll^ötigleit fei, unb
alfo für pe ein immaterielles, geiftigeS
in uns annel^men muffen — bie ©cele.
)eloä]^r(eiPet unS baS @elbftben)u^tfein
irtn)ä|renbe perfönlid^e Sbentitöt. 2Bir
beum^t, ba^ mir je^t ganj biefelbe $er*
bie mir el^ebem gemefen, ba^ in Sejug
t ^erfönlid^feit als fold^e nie bie min«
ierung eintritt. 9lun fielet eS aber pf^t)'
feft, ba| unfer Seib in fteter fubftantiefier
img begriffen ift, \>ai alfo Ic^terer feinen
m Sepanbtl^eilen nad^ burd^auS nid^t mel^r
P, ber er t)or einiger Seit gemefcn. SBöre
IRenfd^ nid^tS meiter als ein materielles
1 6inne ber materialipifd^en ®octrin, fo
n einer perfönlid^en Sbentität gar nid^t bie
unb fönnte bal^er aud^ ein Semu^tf ein Don
erfönlid^en 3bentitat in unS gar nid^t auf«
)ie )>erf önlid^e Sbentitöt, mie pe unS burd^
pbemu^tfein gemöl^rleiftet ift, fann alfo
unb nur barin l^aben, \>ai in unS ein
prtnci}) lebt, toeld^eS einer fubpantieüen
lung nid^t fällig ip unb baber bei aller
enSSermanblungPetSbaSfelbcblcibt. ®ic^
Dieberum nur unter ber 95ebingung fein,
te einfädle, immoterielle unb gciftige @ub«
(Rne fold^e muffen mir alfo im 9Wen»
)tDenbig annel^men, unb mir nennen pe
[e.
S Pel^t olfo feP, ba^ ber TOenfd^ nid^t ein
TieDeS SBefen ift, f onbem bo^ in i^m ein
fd^ieben Dom Scibe, lebt, ©erabe barouf
berul^en nun bie bolzen $rörogatiDe, meldte
ber aUenfd^ oor bem Zi^itxt DorauS l^at, unb bie
ber SRaterialiSmuS auS feinen ^rincipien umnög«
lid^ m erflären Dermag. ffiaS erfte ip bie reit«
giöf e Slnlage. ®er 2Renfd^ farni jur grfennt«
ni| ©otteS als beS UrgrunbeS aUer 2)inge pd^
ergeben unb gu il^m in ein religiöfeS SSer^ältnife
treten, il^n lieben, oerel^ren unb anbeten. SBaS auc^
bie materialiftif^e ©octrin oon biefer religiöfen
SInlage, üon ber SReligion überl^au^)t l^alten mag,
fo oiel ip pd&er, ba& eine religiöfe Anlage im SWen«
fd^en fd^Ied^terbingS unerflörlid^ märe, merni feine
9?atur als eine rein tbicrifd^e ju betrad^ten fein
mürbe. 3tn Siliere finbet fid^ feine ©pur baüon.
UmfonP fud^t S)armin bie Anfänge ber religiöfen
Einlage fd^on im Siliere ju pnben. „SBir feigen",
fagt er, ^aud^ im §unbe eine Slnnäl^erung ju bem
religiöfen ©emütj^Sjuftanbe, unb gwar in feiner
tiefen Siebe ju feinem §erm, begleitet Don öoll«
pönbiger Untermcrping, etmaS gurd^t unb oieHeid&t
anberen ©efü^len. SJian fann fagen, ba| ber ^unb
feinen §erm als einen ©ott anfeile." ®a l^ötten
mir alfo in ber Sl^at eine „^unbereligion" ! 2lber
mie foÜ man pd^ baS jured^tlegen? 3ur SReligion
gel^ört bod^ eine Srfenntni^ ©otteS unb eine be«
mu^te SSerel^rung unb ^tnbetung beSfelben. Sr«
fcnnt benn aber ber §unb ben §erm als feinen
©Ott, unb ip eS eine bemühte SSerel^rung, bie er
il^m barbringt? 3)lit fold^en ^l^antapen foUte man
bod^ nid^t in bie Deffentlid^feit treten.
S)aS }meite ip bie fittlid^e Anlage beS
aRenfd^en. alle ffiefcn biefer pd^tbaren SBelt pnb
bel^errfd^t burd^ baS ©efe^ ber 92atur. 2)aS Silier
folgt feinem 3nftinct; burd^ biefen ip att feine
Sl^ötigfeit ein für allemal unb unabönberlid^ ge«
regelt. 3m SJlenfd^en bagegen fünbigt pd^ ein ©e-
fej^ an, meld^eS pttlid^e gorberungen an il^n Pellt;
nid^t baS 92aturgefe^, f onbem baS pttlid^e ©e«
miff en nimmt baS SRe^t für pd^ in Slnfprud^, il^n in
feinem Sl^un unb Saffcn ^u leiten. ®iefe pttlid^e
Anlage märe mieberum eine gang unerflörbare 6r»
fd^einung, menn ber SWenfd^ mit bem ^itvt bem
SBefen nad^ auf gleid^er Sinie pönbe; benn bann
mü^te aud^ feine Sl^ätigfeit auSfd^lie^lid^ auf bie
burd^ ben SJnpinct geregelte SSefriebigung feiner
©innlid^feit gerid^tet fein, mäl^renb borfi baS in
feinem 3nnem pd^ auf ünbigenbe pttlid^e ®efe| i^
oerppid^tet, nid^t miHenloS ber ©innlid^feit pd^
l^injugeben, f onbem le^teremitparfer^onb unter
baS SKad^tgebot ber Semunp ju beugen. 9lur
unter ber SorauSfe^ung, bo^ ber SWenfd^ nid^t
reines linier ift, fonbem bur(| ein l^öl^creS, gei«
PigeS ^rinci^), baS in il^m lebt, über bie Silier«
l^eit pd^ erl^ebt, lä^t pd^ biefer l^ol^e SSorjug beS
SKenfd^en, ber in ber pttlid^en Anlage gegeben ift,
erflören. SlKcrbingS meint ®armin, bie pttli(|e
anlöge, ber moralifd^e ©inn unb baS ©emiffen
fönne aud^ auS bem Sl^ierlcbm pd^ betauScnt«
midfeln. „3P nämlid^", fo fagt er, „einSbiermit
gut auSgcbilbetcn focialen SnPincten begabt, fo
müRcn es für^S (Frfte jene focialm 3npincte baju
1279
ajlcnfd^.
1280
einen Seben§})rmcip; nur übt bieSecIc bicfe SebenS«
tl^ätigfeiten quo burd^ öerfd^iebene ihöfte; bie öege«
totiöen burd^ öegetatiöe, bie fcnfitiöen burd^ fen«
jitiüc unb bie inteUcctiüen burd^ inleHectiöe fträfte,
bie il^r immanent ftnb unb quS il^rem SBefen l^er«
öorpie^en. 3n fold^er äBetfc ift oljo ber 3Wcnf(^,
obglei^ an^ Seib unb ©eele beflel^enb, bod^ ein
burd^QuS einl^eitlid^eS SBejen, unb gerabe qI§ fol»
d^e§ fielet er an ber ©pi^e ber fid^tbaren SBelt.
VI. ®arau§ ergibt ftd^ nun öon felbft, tt)Q§ öon
ber urfprünglid&en (Entftel^ung be§5IKen»
fd^en gu Italien fei. 2lu§ htm il^iergef^Ied^te fann
ber 9Jienfd& nid^t abftammen, weil ber öemünftige
©eift in il^m eine fold^e 6ntfte]^ung§weife abfolut
abweist. S)ie ©eele als immateriefie unb einfädle
©ubftanj fonnte nur öon ®ott gefd^affen fein.
6ine ßntwidflung berfelben auS ber SKaterie ift
abfolut unbenfbar. SBaS bagegen ben Seib be«
trifft, fo fonnte aud^ er nid^t auf bem SBege ber
©efcenbenj au§ einem 3:]^ierleibe ftd^ entwideln ;
benn abgefel^en baöon, ba^ bie ©efcenbenjtlieorie
übcrl^aupt eine ^^potl^efe ift, bie fid^ nid^t be»
grünben Iö|t, würbe man unter ber gebadeten
SJoraugfe^ung bie Sfrage, wie c§ benn fomme, ba^
ber menfc^Ud^e Seib fo genau unb bi§ in^§ fleinfte
®etail l^inein für bie ©eele organifirt ift, gar nid^t
beantworten fönnen. SSielmel^r ift anjune^men, bafe
aud^ ber Seib urfprüngltd^ Don @ott au§ ber SJia»
terie gebilbet unb für bie ©eele organifirt worben
fei. 3Jian fommt fomit wiffenfd^aftlid^ auf ba§
gleid^e Sefultat, wie bie Offenbarung eSlel^rt: For-
maTit Dominus Deus hominem de limo terrae,
et inspiravit in faciem ejus spiraculum Titae,
et f actus est homo in animam viventem (Gen.
2, 7). ®er in fold^er SBeife entftanbene SKenfd^
ift bann in ben ^roje^ ber Sfortpflanjung einge-
gangen; au§ bem crften 3JienfdE|en fmb bie 93öl!er
entftanben, bie aUmölig über bie ganje Srbe ftd^
ausbreiteten (ögl. ben 9lrt. ginl^eit beS 2Renfd^en-
gcfci^Ied)te§).
VII. Dbgleid^ nun aber ber TOeufd^ ein einl^eit-
lid^eS SBefen ift, baS auS Seib unb ©eele beftel^t,
fo ift feine @jiftenj unb fein Seben nad^ ber in»
teöcctiöen, geiftigen ©eite ^in bod^ nid^t auf biefe
irbifi^eScitUd^feit bef darauf t, fonbem reid^t barüber
l^inauS. ®enn ber 2Renfd^ ift feiner ©eele nad^
unfterblid^, unb jwar öon 9?atur an^, b. 1^. bie
5Ratur ber ©eele bringt eS mit ftd^, ba| fte nid^t ju»
gleid^ mit bem Seibe baS ©afein üerliert, fonbem
unfterblid^ ift. ßorruptibel, fterblid^ fann nämlid^
nur ein fold^eS SBefen fein, welches au§ SWaterie
unb Sform ^ufammengefe^t ift, unb bie Korruption
beftel^t l^ier barin, ba| ein fold^eS SBefen feine
fubftantiefle Qform öerliert unb infolgebeffen feine
materiellen SBeftanbtl^eile au§ il^rer burd^ bie gorm
bebingten Serbinbung fid^ löfen unb in anbere
formen übergel^en. ^eftel^t bagegen ein SBefen
nid&t aus SKaterie unb go^^m, ift eS eine imma»
terielle, einfädle ©ubftanj, fo ift eine fold^e 6or«
ruption bei il^m unbenfbar. ®ie mcnfd^lid^e ©eele
ift aber eine fold^e immaterieBe, einfad()c ©üb«
ftanj — eine forma snbsistens — , folgtt^fora
fie ber Korruption unb ^uflöfung m(|t mita>
liegen; fie ift ibrer 92atur nad^ incomtptibel mb
ftirbt nid^t mit bem Seibe.
S)ie SJlenfd^enfeele ift jebod^ nid^t blo| inconu))*
tibel in bem ©inne, ba| fte nadb il^rer Srernrnng
üom Seibe ibre ffigiftenj beibebält, fonbem fi< ifl
aud^ unfterblid^ in bem ©inne, ba| fie nad^ ben
%oht beS SeibeS als felbftbewu^teS, erfennenbeS
unb woUenbeS SBefm fortlebt. MerbingS, bie
öegetatiöen unb fenfttiöen SebenSfunctionm fann
bie ©eele nur in SSerbinbung unb einl^itlidj mit
ben bagu georbnetm Organen beSSeib^ ausüben.
SBenn fie bal^er öom Seibe getrmnt ift, fo wä^
biefe SebenSfunctionen aufboren; fteförntennur
mel^r ber $oten} nac^ in ber ©eele bleiben. S8aS
bagegen bie intellectiöen SebenSfunctionm, b(ä
S)enfcn unb SBoHen betrifft, fo fmb biefe, ttieiwt
wiffen, ni(^t an leiblid^e Organe gebunben, fonbem
muffen als überorganifd^e, rein immaterielle SeBesS-
tl^ötigfeiten betrad^tet werben, ©inb fie aberbirfeS,
bann fönnen fte t)on ber ©eele aud^ bann tio4
ausgeübt werben, wenn fte öom Seibe getrennt ifL
©olange bie ©eele als forma substantjalis
mit bem Seibe bereinigt ifl, ift fte aUerbingi in
il^ren inteUectiöm SebenSfunctionen Don ben fenp'
tiöen infofem abl^öngig, als baS inteOectiM geben
ol^ne öorauSgel^mbe ^et^tigung unb Sntioid*
lung beS fenfttiöm nid^t ^ur SSetl^gung unb fot*
widFlung gelangen fann, weil bie ©eele in i^tec is«
teUectiöen Srfenntni^ öon ber ftnnlid^en obJ^ongig
ift. ^ier ift eS alfo ganj naturgemäß, ba^ Dean
bie fenfttiöen SebenSfunctionen ftftirt fmb, une in
©d^laf e, ober wenn eine ©tömng in bm Organen
beS fenfttiöen SebenS, nammtlid^ im ©e^ime, et»*
tritt, biefeS nidgt ol^ne Sinflu^ auf baS inteOediiK
Seben bleiben fann, ba| alfo aud^ baS inteHectine
Seben fiftirt, refp. geftört wirb, unb fogar ein
©diwitiben beS ©elbftbewugtfeinS eintreten lonn.
3ft aber bie ©eele öom Seibe getrennt, bann ^
biefe ^bbangigfeit beS intellectiöen öom fenfttiöen
Seben aufgehört; il^r inteOediöeS Seben fte^tbonn
parallel, b. 1^. auf gau} gleid^er ©tuf e mit bem 2^
ber übrigen formae separatae, ber Sngel, unb iß
bal^er als ein continuirlid^ felbflbewugteS {ubenhn.
S)aS ift bie Unfterblid^feit ber SBenfdM««^«-
MerbingS ift l^ierju bie gotterl^altung ber Seele
öon ©eiten ©otteS öorauSgefe|t; berni obnebkfe
göttlid^e Srl^altung würbe MeS, aud^ bie SHen*
fd^enfeelc, wicber in^S 9Hd&tS jurüdfftnfttu Sber
an biefer göttlid^en Srl^altung ift nid^tju^Detfebi,
wie aus bem i^olgenben erbeUen Wirb. SBie ndof
lid^ ber 9Renfd^ nid^t ein rein materielles äBefenijlr
fonbem ein l^öl^erer, öon Obm fommenber fleip
in i^m lebt, fo fctOt aud^ feine SubbefKnununil
nid^t in bicfe S^itlid^feit l^erein, fonbem öietaelr
in ein jenfeitigeS, überjeitlid^ Seben. S)ie ^
befiimmung beS 2Renfd^en ift nömli^ bie Slni'
feligf eit, unb jwar nid^t eine unöollfommene, fflj
bem bie öoHfommme ©lüdffeligfeit. S)enttbiejeip
eS, auf weld^e alles Sl^un unb Saffen beS 2Ren[ii»
1281
9Renfd^.
1282
(tenieben Don Statut auS l^htgerid^tet ift. 2)er
eifid[eß^t8trie( im anenfd^en ift uniDiberftel^-
er ^jit ober imterld^t tl^ut unb unterlö|t er nur ^u
bcm S^mäz, van glMid^ ^u merben. @d mu| fo«
mit für ben SRenfd^ ein l^öd^fted ®ut geben,
Irnrd^ beffen Srreid^ng er DoDIommen glüdlic^
iDirb. SHefeS fein l^öd^fled ®ut fonn ober nid^t in
biefe 3^K$^^ l^reinfaDen ; benn lein irbif d^e§
®iit, |a feine nod^ f o gro^e Summe irbifti^er ©fiter
tami il^ Do&bmmen glfidlic^ mad^en. 3a er ift
oft um fo unglfidHd^er, ie grö|er bie Summe ^eit»
Hd^ ®äter i||, loeld^e er beft^t. 3ubem mu^ bie
lM>OIommene @ludfeligleit al§ fol^e perennirenb
fein : bemt bie 9u§ftd^t auf i^ren einfügen SSerluft
toSrbe ben ÜRenfd^en lieber tief unglfidCIici^ mad^en.
%M irbifd^ Seben aber enbet mit bem £obe unb
mit bem boron ge!nfit)ften SSerlufte aller irbifd^en
(Sfiter. S)ag j^dd^fte ®ut bed aßenfd^en mu^ alfo
über biefe 3^i4^^ l^inaudliegetu eS famt nur
Oott fein. 3n ber DoUfommenen Srfemttni^ unb
SiAe ®otted aEein, fofem fte eh)ig bauemb ift,
bmn bie|enige DoDfommene ©lüdtfeligfeit liegen,
jn loeld^ier ber ülienf d^ al3 )u feiner Snbbeftimmung
ttm fflaim auS l^ingeorbnet ift. S)er äßenfd^ l^at
fomit biefeS ßnb^iel feines 2)afein3 erft im jen«
leitigen Seben, in meld^ed er nad^ bem Sobe bed
SeificS eintritt, m geloörtigen. @ein gegentt)örtige§
SAcn fyd nur ber Vorbereitung für baS jenfeitige
SAcn jn bienen. S)er 9Renf d^ mu| l^ienieben inner»
ioHb beS Serufdfreifed, in melt^en ®otte§ SSor»
f^mg il^ einfe^, geteiffenl^aft die il^m Don ®ott
ai^egten $f[id^ten erfiUIen, bamit er baburd^
fein (Sid>giel im ienfeitigen Seben erretd^e. ^ud^
as^ er biefe eurige ^lu^eligfeit in ®ott erreid^en
flinnen, fonß roäxt ber 9Renfd^ allein unter allen
Oefd^fen (Lottes oon 92atur au3 Don ®ott auf
Äi 3id ^ingerid^tet morben , ba§ für il^n uner»
md^bar ifl, ttnid mit ber unenbltd^en Siebe ®otte§
; benn ber SWenfd^ märe in biefcr SSorauS»
bog unglfidRid^fle ®efd^öpf, ba§ bie ßrbe
SS mu| alfo aud^ bie Seele emig Don ®ott
aAoIten loerben. @o ift benn ber ÜJlenfd^ in ber
Jjpt, toie ber ffated^iSmuS fagt, ba§ Domel^mfte
9ima ®otted auf Srben. 3liä)i blo^ }eid^net
er ftd^ burd^ ben ®eift, ber in il^m lebt, Dor allen
onbcren SBefen biefer SDBelt au3, fonbem fein 3)a«
Mn unb Seben ift aud^ nid^t auf biefe ^düxä)^
leit aOein befd^rdnft, mie foId^eS bei ben übrigen
Befen fiottftnbet, fonbem er mirb erft in einem
enfeitigen Seben }u feiner ganzen SSoUfommenl^eit
U^ctilieben. Um biefe )u erreid^en, bagu foHen
im cSk übrigen ®efd^5))fe ber fi(|tbaren SBelt afö
DWttcl bienen,
VnL SiSl^ l^ben mir au§fd^Iicpd^ im ®e-
idt ber noturlid^ Orbnung un§ bemegt. Slber
ler Sbntfd^ fielet tl^otföd^Iid^ nid^t in ber blo^
utBiiid^, fonbem in ber übernaturlid^en
Drbnitng, unb menn mir il^n Don biefem ®e«
id^tg|mnPe au8 betrad^ten, fo erfd^eint er un§ nod^
9dt ipSin, als er eS in ber natürlid^en Orb«
nung an ftd^ fd^on ift. 3)a§ Sl^rifimtbum lel^rt,
ba| ber eme uRenfd^ Don ®ott mit ber l^eilig*
mad^enben @^nabe auggefiattet unb baburd^ in ein
übematfirlid^eS SSerl^öItnil gu il^m gefegt morben
ift. 2)urd^ bie l^eiligmad^enbe ®nabe ttmrbe feine
SÜatur über ftd^ felbft erl^oben, imb feine gnb-
beftimmung mar nun nid^t bIo| bie natürliche
®lüdffelig!eit, mie fte in ber natürlid^en ßrfennt»
nife unb Siebe ®otte§ begrünbet ift, fonbem Diel«
mel^r bie übematürlid^e ®lüdfelig!eit, meldte in
ber übematürlid^en ^(nfd^auung ®otte§ (visio Dei
per essentiam) unb ber barauS l^erDorgel^enbm
übematürlid^en Siebe bcftel^t. SRit biefem über«
natflrlid^en Seben Derbanbm fid^ in il^m bie DoD«
fommene Unterorbnung ber ©innlid^feit unter
bie SSemunft, fo ba| eine Sluflel^nung ber erftem
gegen bie lejtere auSgef d^Ioffcn mar, femer bie Sei»
benSloftgleit unb bie Unfterblid^Ieit aud^ bed Seibe§.
®er 2Renfd^ f ollte aber in ber ®nabe erft bcf eftigt
merbcn, menn er bie ^fung, meldte ®ott il^m
auflegte, beftanben l^ötte, bamit bie emige über«
natürlid^e ®lüdtfelig!eit für il^n nid^t bIo| ®nabe,
fonbem aud^ SSerbienft märe. 2)iefe Prüfung be«
ftanb barin, ba| ®ott il^m ein jpofitiDeS @efe^
auflegte, Don beffen SBeobad^tung e§ abfangen f oUte,
ob er in feinem urfprüngliAen 3uftanbe bleibm
ober aber beS festem Derluftig gel^m foHte. 9Der
SJienfd^ l^at jiebodi biefe Prüfung nid^t beftanben.
6r f)at baS ®efe^ ®otteS übertreten, er l^at ge«
fünbigt, unb infolge ber @d^uU>, meldte er baburd^
inmrrirtc, ift er aller feiner frül^ercn Sorjüge
Derluftig gegangen. S)a er aber ber 9tepräfentant
feines ganged ®efd^(ed^te§ mar, fo ift @(^ulb unb
©träfe feiner ®efeje8übertretung aud^ auf alle feine
9Jad&!ommen übergegangm — bie ßrbffinbe.
S)a3 ift ber ®mnb baoon, ba| ber 9Rmfd^
ungead^tet ber l^ol^en iEBürbe feiner 92atur bod^
in feinem inteüectuellen unb fittlid^en Seben fo
tief finfen fann, mie ®efd^id&te unb täglid^e 6r«
fabmng eS fo böuftg bezeugen. 3)urd^ bie @ünbe
mürbe feine Srfenntni^ getrübt unb fein iEBiDe
gefd^mäd^t, unb fo fommt eS, ba| bie SRenfd^m
einerfeitS Don ber SBal^rl^eit abirren unb anbe«
rerfeits Don bem ©ittengefeje in fo meitem Um«
fange ftd^ emanci))iren lönnen. iBegeugt \a bie
©efd^id^te, bafe bie 2Renfd^en el^ebem bie ©rfennt«
ni^ be§ maleren ®otte8 faft gang Derlorcn l^attcn
unb gum abfurbeften ®ö^enbienft l^erabfanfen, unb
bafe fte femer, maS il^r intettectueöeS unb ftttlid^eS
Seben betrifft, tl^eüweifc bi§ gur Stufe ber SBilb«
beit begenerirten. S)ie täglid^e ßrfal^mng legt ein
faum minber betrübenbeS 3^9"i6 ob Don ber
intellectuellen unb fittlid^en ©ntartung fo Dieler
TOenfd^cn. ßbenfo liegt in ber ©ünbc ber ®mnb
boDon, ba| ba§ pl^^fif d^c Ucbel in fo breiten ©trö»
men über bie TOenf d^en pd^ ergofe, bafe ber ©d^merg
an bie Sfufefol^Im be§ SKcufd^en ftd^ bangt unb
nid^t Don if m loSläfet, fo lange er bienicben meilt.
es ift bie ©ünbc, biefeS moralifd^e Uebel, meldte
aud^ baS ))b9ftfd^e Uebel alS ©träfe in bie SBelt
gebrad^t \)ai, fo ba^ eS mie ein ®ef))enft ben
41
1283
3Jttn\if.
1284
9nen{(i^en überall betfolgt unb il^tn feine StxaUm in
ha^ ^tx]ä) fd^Iögt, oft getabe in bem Slugenblitfe,
XDO er eS am nienigfien t)ermut]^et. S)a§ finb bie
©c^ottenfeiten beS menfd^Iid^en ©ofeinS. @ie be«
tul^en tl^atfäci^Iici^ nici^t in feiner Siatur, fonbem
in ber ©ünbe. 9lber ber 9Wenf d^ f ollte nid^t immer
unb eh)ig unter bem S)rude ber ©d^ulb ftel^en. SMe
®ä)vXb fönte nad^ bem Slat^fci^Iuffe ®otte§ getilgt
unb ber SRenfd^ mieber mit ®ott Derföl^nt werben.
2)arum ftieg ber Sol^n ®otte§ Dom ^immel nieber
auf bie erbe unb nal^m Jhte(i^t§geftalt an, um in
feiner menf(i^Ii(i^en 9?atur unb naci^ berfelben ®ott
genugsutl^un für bie @d^ulb be§ SRenf d^en, inbem er
fein Seben jum SSerföl^nung^opfer für bie9Wenf(i^en
Eingab. 9Ba8 burd^ bie ©ünbe jerftört toorben,
baS foHte tticber aufgerid^tet, ber SKenfd^ fottte in
bie übematürlid^e Orbnung lieber ^urütfgefül^rt^
ber Sugang ju feinem ewigen übematürlid^en 6nb»
jiel fottte i|m luieber eröffnet »erben.
3n Kl^rifto, bem ©ottmenfd^en, ifi bie menfd^»
lid^e 92atur in einer SBeife geabelt toorben, weld^e
otte unfere Segriffe überfteigt. 68 läfet fid^ nid^t§
^öl^ereS benfen o(§ bie l^poftatifd^ Union einer
gefd^öpflid^en 92atur mit bem ©ol^ne ® otte§. deiner
gefd^affenen 9?atur ift eine fold^e StuS^eid^nung Je
p S^eil getoorben; bie Sngel, obgleid^ il^rer 9{Qtur
nad^ weit erlauben über un§, ftnb baoon ouSge»
fd^Ioffen. S)a8 ift \>a^ mysterium magnum, auf
ba§ man gleid^fattS ba§ 2Bort be§ SlpoftelS an«
wenben !ann: „68 l^at e8 fein 9luge gefeiten, fein
Ol^r gel^ört, unb e8 ift in feine8 SRenfd^en ^er}
gefommen'', tDa8 @ott ®ro^e8 getl^an, ba er bie
menf d6Iid^e 5Jatur gur l^^poftatifd^en Union mit ber
^weiten ^erfon in ber ©ottl^eit emporl^ob.
SIber ebenbe^l^alb ift aud^ burd^ Sl^riftum bie
menfd^Iid^e 9?atur, mie fte in unS ßl^riften fld^ re«
präfentirt, gu i^rcr el^emaligen ®röfee unb SBürbe
toieber erl^oben toorben. ®er9Wenf(| ift als ßl^rift
nid^t mel^r auf feine JJatur attein geftettt; au8 bem
Opfer ßl^rifti fliegt jene l^eiligmad^enbe ®nabe,
iDoburd^ bie ©d^ulb be8 ÜWenfd^en getilgt unb bie
menfd^lid^e 9?atur ttJieber über fid^ felbft empor«
gel^oben wirb. ®er aWenfd^ ttjanbelt nid^t mel^r in
ber ginftemi^ unb im ©d^atten be8 Sobe8, fon«
bem im Sid^te ber göttlid^en S03af)r]^eit unb ®nabe.
®ur(^ biefe wirb er bem m^ftifd^en Seibe Kl^rifti
eingegliebcrt; er fd^öpf t barau8 ein übematürlid^e8
Seben unb mirb jum 2lbbilbc ßl^rifti, be8 ®ott«
menfd^en, felbft. 9lttcrbing8, ieneunbebingteUnter-
orbnung ber ©innlid^f eit unter bie SBemunft, wie fte
im erften SOtoifd^en öor ber ©ünbe obwaltete, ift im
erlösten SKenf d^en nid&t wicbergefebrt. ®ie 99egier«
Kd^feit, obgleid^ ber Sleat beS 93öfcn üon il^r ge=
nommen würbe, ift geblieben, unb in jfraft biefer
ift aud^ ber erlöste SMcufd^ „gum SBöfen geneigt
Don Swgcnb auf". 2lber biefe 93egierlid^feit fann
unb fofl bem aWenfd^en ba^u bienen, burd^ fteten
ftampf in ber fittlid^en Sugenb unb SSottfommen»
l^eit immer Weiter ju fd^reiten, fo ba| ber ®Ianj
ber ©ittüd^feit, ber il^n umgibt, nur um fo inten«
fiöer wirb, ©en Äopf ber ©d^lange, fagen bie
IKrd§ent)öter, l^at Sl^riftuS }ertreten, ben ©d^if
(bie Segierlid^feit) bagegen l^at er jurüdgebj^
bamit wir burd^ ben ßampf mit ben Segierbaiin
®uten geftöl^It würben. 2)ie Sugenb, weld(|e um
uns baburd^ erringen, ift ni(^t etwas Unfru^*
bareS; il^r wol^nt ber Sl^arafter beS SerbienjicS
bei; bie l^immlifd^e ^enlid^feit, weld^e ber9Renf(|
l^ierfür su gewärtigen l^at, wirb um fo größer feii^
je größer baS SKafe ber SSerbienfte ift, wdd^ c
burd^ jenen ßampf mit ber Segierlid^feit unb bmd^
ben baburd^ bebingten tJfortfd^ritt in ber Sugenb
unb fittlid^en SSottfommenl^eit ftd^ erworben.
Sbenfo ift bie fieibenSlofigfeit unb bie kibfii^e
Unfterblid^fcit, wie fie bem erften SKenfd^en öor bet
©ünbe 5u %f^til geworben, im erlösten SRenf^
nid^t wiebergefel^rt. %ud^ nad^ ber Sriöfung ip
fieiben unb Srübfal, ift ber ©d^merj ber Snl^il
beS SRenf d^en l^ienieben ; aud^ je^t nod^ mu^ er hmSj
bie bunflen Pforten beS SobeS l^inburd^gel^en, m
5um Sid^te }tt gelangen. Slber ©d^merj tmb Xob
fönnen unb fotten für il^n wieberum nur WäA
fein 5ur Sriangung ber ewigen Jhone. Sl^rifü
Seiben unb %ob waren baS Opf er^ baS er brod^
um nid^t blog genug}ut^un für bie ©d^uß be§
2Renfd^en, fonbem um aud^ für pd^ feffip luu^
feiner menf^Iid^en 92atur bie iBerl^errlid^ung in
®ott 5u Derbienen. Slud^ bie Seiben, ber ©^mei)
unb ber 3:ob, weld^e wir SRmfd^en auf ta&
nel^men muffen, fönnen unb fotten Opfer fein,
bie wir ®ott bringen, um baburd^ bie einige
^enlid^feit ^u gewinnen, ©ie werben eS ba*
burd^, ba^ Wir He mit bem Opfer Kl^rijli üet»
binben, fie auS Siebe }u ®ott auf unS nel^,
fie ftanbl^aft ertragen unb il^nen baburd^ ben
Opferd^arafter aufprögen. Sarin liegt mi^ jene
l^immlif d^e Xröftung, bie unS in Seib unb ©d^
nid^t fleinmütl^ig werben Iö|t, fonbem Dieln^
ogar l^immlifd^c greubigfeit in Seib unb £riib«
a\ unferem ^erjen einflögt. SBenn bie pejjimv'
tif d^e $]^iIofop]^ie ber Sleu^eit für bm @^et}
beS SebenS feinen £roft l^at unb bem SDlenfd^
nur anl^eimgeben fann, baS „SIenb beS S)ofeinS'
als ein blinbeS SSerl^öngnil über fid^ erge^n p
laffen, ol^ne baburd^ auS ber ^^ffung su fonunen,
fo finbet bagegen ber Kl^rift im ©d^merje eine
®nabe Don ®ott, burd^ weld^e er eine um jo
größere ©eligf eit im SenfeitS pd^ erwerben fim
unb f d^öpft aus bief em ®ebanfen Dottrn Zxs^ für
baS „eienb beS S)afeinS".
3)aS alfo ift ber 5IKcnfd^ geworben burdj bie
erlöfung. ®er 2Renf (f| als gl^rip ip in wk^ w*
l^öl^erem ®rabe baS beDorjugte ®efd^öpf ®otte8,
als er eS fd^on feiner 5Ratur nad^ ifl. SBenn et
aud^ feinem Seibe nad^ bem Sobe DerföDt wü)
feiner bie SSerwefung wartet, fo l^at er bo^ bie
göttlid^e Serl^cigung, ba| er aud^ biefem feinem
Seibe nad^ ni(|t ewig im Xobe bleiben werbe. 8tnP
wirb ber Sag fommen, ba aud^ ber SeiB wid«
auferftel^en unb mit ber ©eele pd^ wieber öereiw»
gen wirb, um im öerflärten 3ufianbe an ber ewi«
gen §errlid^feit ber ©eele tl^eiljunel^men. SH^tbie
[285 SRtnfdimerbune — ÜRenfing. 1286
Sctit aDein Bat bo8 ®ute ^teniebtn wi^n unb corfiot beftätigt (Concord. Vindob. 17. Febr.
ftm bae Soff gdanH)|t, fonbren ber ajlnif^ oB 1448). SBon bitfem fflec^te btr Alternativa men-
«tej au^ Mt Srib trat baran t^tüßtnDimnoi ; eium pnb auibtütflitf) bit 6Bl)erEn SDignitäten b«
DOS afeimbei Qlfo, toenn ou^ btr 2(ib bertinfi ffinm- uttb EDtttgtQtftifte, unb nat^ bet frf|on be-
llt bct doigen ^trrli^Itit t^eilnimmt, bit bem {lelienben ^la^iS bie ©cdiaig^ämtcr unb Soien-
[Rmfi^^ baS Slingen naii Sugtnb Cn^eigen jiatTonatSbtne^denau@geiu)mmm.3)ur^bttiKue'
DOtbim! ©Ott ip nii^tfl unmBglirf). grlonnau^ ften goncorbate, mDburdd bie popfüiddoi MtfoDate
tie inftitutni X^ile bei fieibeS mitbei fammeln fiber^aupf bebeutenb altcrirt tnuTben, t|l auä} mit
mb fit lum IBnl^tttli^ungSTdbe jufammcnfügen, ber Alternativa mensium eine toeferttlid^e älcc
tut tt e|<bem btn fieib beS Wenfd)en auS ber Sibe änbening, mie Qnbemärt§, {d in ^tut|(^{anb uoi-
lebilbct fyA. @D l^t bet 1DIen[[^, an bie Sfiige bet (jcganticii. luib t^re Slnmmbung ift nid)t nur au9'
td^tbaren S^öpfung gefteOt, jugleid^ na^ feinem j^ließiic^ mif bie einfachen gannnicate ber 3)Ie-
loiura Sein, na(^ Seib unb @eele, bie QuSft^t auf troiiolitan^ nnb ^omca))iteI befc^ränft, fonbem
in ^^«e8, eu>meS Seben, in HKlt^em er erft }u iei- grögtenilieil^ gang aufgegeben rooiben. 9Iur in
tnwmjtn Soutnbung gelangen foK. [@t&dl.] ^^tieii^cn bc)c^t ber $a)}ft nebft ben ^onwrofiftticn
JßtMf/^Mttbtat (iiicamatio) , f. S^riftul. bie in ben obigen ünonaten tiacanten @!anr)nicate
Bon leli^iBf en ©tnoff tnjc^af ten unter bem (SuHe De aalute animanim, bei Weiss, Corp.
Eitd bei 3Kenf ^nitrbung jinb ju nennen: 1. Sine jiir.caii.hod, 84), iebo^nurinberaSeife, ha&et
Emgreoation bon Siftercienferinnen; f. b. bem uom ßMge befignirten Sßri>))ft ober€am)ni-
lit eipttcienferorben m, 386. — 2. grauen cuS,roennbie®efQnblf(^üftba83boneitötöjeugni|
K89Icif4geti]orbenenSBi>rtee(Beligieuses beSfelben corgelegt^, bie ^frilnbe Detlei^t, ofine
h Verbo inoamä), geptftet 1625 jn Spon gur babei eineä SBepgnationarec^teS bei ÄönigS gu et-
Sei^nmg bei 6*illflft*ii Socramentei Bon 3d- mahnen; inSBo^em ift bie Sefefeung .ber in ben
^unu äBoria S!|ägatb b( 9)IateI (geft. 1670), bau fßapalmonaten erlebtgten €anonicate, feit 1841
MoR VIQ. 1633 beflStigt. fSar bet StebDlution auci bie Ernennung beS ^rcpfteS, bem flantg
b(fa| btr JDrben ^äuftr gu SlDignon, ©renoble, überlaffen (Concord. Bavar. Art. X, bei Weiss
Eljon, Sloquemaun unb ^nbuge. 3e|t gerfäßt bie l.c.122); in^annoDer unbinberobetr^einif^en
Ben^tllf^ft in gtoei Slbt^ellungen, Don benen ßir^emirDOing i^ bie {löpflli^e ^ItematiDe gonj
Irit tute ^oufur beobacbtet unb {Stäbchen ergtefit aufgegeoen09uffenImpenBaBJR.PP.sollicitndo
(Soenra hospitaliöres on auxiliaires dn deu- unb Ad dominici gregis cnBtodiam, bei Weias
Dtane ordre du Yerbe incame), bie anbere 205. 169),. unb in Oefteraeid^ f^on Dorlängß
fhodc au|er^Ib bei^oufeiOerfiFlegt. @tebefi^t burt^ Aaifer ^o^tpf) IL befeitigt (f. f. aOer^Bc^fte
^ibifti in ben SHBcefen SSourgeä, SimogeS, Spon enlf^IieBung Dom 7. OcL 1782). (SßgL b. «tt
10. (Sgl. H41yot-MigneIII,874B.,rV, 1544s. Koncorbate.) [Sßetmaneber.]
1563; Keller, Los congreg. relig. en France ^lUttfing (audi SKenfing!), So^anneS,
120. 224. 226. 246. 266.) [ißeiffel S. J.] 0. Pr., ein entf^icbener ©egnet bei fiutÖert^mS,
■essespspalesbilbeneinenS^eilbertiäpft' Don @eburt ein Sai^fe, tratl497 inbenSomini-
Si^ SteftTDote. Unter ben Siotbe^olten begüglii^ canerorben, mirTte na^ Stlangung bei Sioctor-
«r Bef^ptng Don erlebigten Jht(%enämtem tomntt grabei oB fiectot ber ^eologie in Ulm, too et
n^ mn Seftimmung Dor, uelc^e in boä gmi- gum % 1514 genannt toiib, lehrte bann, nat^bem
^ 9(ipii SRortin V. unb bet beutfc^en Station bie lut^erif^e ^eniegung ouSgebtat^en mar, nae^
118 gn flonftonj obgefi^Ioilene Soncoibat auf- ©ac^fengurüdunbrneiUeimS^ominicanerconoente
■nommen toorbcn u>at, bog auger jenen Air(f)en' (bei ben ^aulinem) gu Seibgig. Um bai 3a^i
g^nt, beim fBerleil^ung f^cit bur$ befonbere 1526 befteQte i^n bie Sütjtin 3}targaret^a Don
lefccMtt bem ))dt)fllic^ Stuhle guftänben, au^ ^n!)alt, meiere für i^te Sb^ne ^o^annei, @eorg
Lc CoSatton oQet übrigen tpfrünben (bie Soien- unb ^oadiim bie Stegentfc^aft fülirle, gum ^of-
itnmatfi- unb nieberen Seet)orgSpfrünben aui- prebiget in SJeffau. Gr unterfKtlste bie gürpin in
enotninen) guifc^en bem !ßapfle unb bem oibent- i^ren £9emü{)ungen, bie religiöfen 9!euerungen oon
<^«n39eiIei|einaif|!Dtonatennie^feInfoI[ie. 9Iur i^rem Sanbe fem gu Rollen, unb Berfolte für bie
teDignUQten an ben®om» unb Eonegiatftiflem springen bie f4üne©i^rift:®runbtlidiebnlerric5fe:
■Uten aiK( fortbin butc^ canonif(^e ÜSablen befegt fBaSegnfrommerS^riftenDonber^eQligenßirc^en,
Kib«! (Concord. Constant. a. 1418, g 9). iDtan Don bei Sßetcm lere, ünb ^eqligen f^rifft I)üllen foL
anntt biefe Uebereinfunft bie Altomativa men- HuS ©Bttli^en ^rifften geJiDgen Bnb bemeret,
imn. ^tentodg not ber $apft berechtigt, bie in 42 SSlätter, 23. gebr. 1528. Seiber tmirben nad^
en nnfleroben SRonaten (1. 8. 5. 7. 9. 11., b. i. bemaobebergürflin (1530) bie ©öl)iie ber ffinibe
lannar, ffifii}, SRai, 3uli. September, Ttouem- untreu. Sltenfing no^nte al3 S^l^eologe 1530 bem
«t) tuamt iDcrtMnben SBeneficien p oertei^en, unb üugSburger tRei^Stage bei unb erlangte Don Aaifei
9 cntfktnb ber begriff ber pÖpftlicEien SJtonate. Aarl V. bie Erneuerung bei <S(^ugbriefeg, uelc^
EMrfd StcAt bcfi römif^ Stuble^ nurbe gnar ffarl IV. 1355 unb 1359 ben Slominicanem in
mq bie Sofilei €qnobe beanßanbei, ober burd) Seutf(f)lanbauigef(eßt^atte. ßrnabmbannfeinen
MB w&bat aßitnet (voigo ^fi^nffenburger) Son- 31ufent!)ält in grantfurt a. C, mürbe (cor 1538^
1287
SWerari — SWcrcier.
1288
ilBeil^bifd^of Don^alberftabt unb erf d^ten al§ f old^er
1541 auf bem SSßormfer SteligionSgefpröci^. @ein
Xobedjol^r lö^t ^ö) nid^t genau beftimmen; Stfen-
grein (Catalog. testium veritatis, Diling. 1565)
nennt il^n nod^ jum Saläre 1547. — aRenfmgS
reid^cS t^eologifci^cS ißjiffcn, baS in feinen ©(i^riften
burd^ reinen @tü unb g(üdFIi(i^e ^anbl^abung ber
beutfd^en Sprad^e unterftü^t tt)urbe, mad^te if n 3U
einem bebeutenben ^olcmif er, beffcn SBert)^ freilid^
l^eute )u tt)enig geaürbigt ift. Seine erften poUmi'
fd^en @d^riften h)enben ftd^ gegen fiutl^er^ Angriffe
auf bie l^eÜige 9Ref[e. SS ftnb: De sacerdotio
ecclesiae Christi catholicae oratio ad clerum
Parthenopolitanum adversusLutherilibelluin
de abroganda missa unb Examen Bcriptura-
rum et quae adversus Sacerdotium Ecclesiae
libello de abroganda Missa per M. Lutherum
sunt adducta oratio secunda, s. 1. 1527 (Der»
meierte Ausgabe ßöln 1532^ mteberum burd^ SÜ^eo»
bor9WcnfingfföInl681);bannbiebeutfd^en@d^rif«
ten: 93on bem Seftontcnt Kl^rifti DnferS §enen önb
@eUgntad^er§, bem l^od^Iöblid^en ^beU pm lanb ^u
©ad^f en fampt allen ßl^riftgletobigen ffieiüfd^er Sta-
tion ^u gutt gef d^eben Dnb au|gangen, bemeret mit
©ötlid^er fd^rifft, tröftlid^ Ju lefen, 6 Sogen 1526,
unb S5on bem opffer ßl^rifti ^n ber 5Kejfe: Slllen
Cl^riftglambigen 2)eutfd|er Station not ^u xoVf\m,
benen ^u SDlagbeburdC ^nn fonberl^e^t ^u gut ge-
id^rieben onn auggangen. SBemeret mit ©ötlid^er
d^ffte, SV. Sogen, 1526. Sutl^er ging auf biefe
©d^riften nid^t ein, fonbem l^öl^nte nur 1528 in
feinem Sendete öon beiber ©eftaß (iffialrfi X, 1 635)
il^ren SSerfaffer afö ben armen raud^enben Sranb,
ber öom geuer ^u Sem übergeblieben (Jlnfpielung
ouf ben 1509 an öier 2)ominicanem in Sem
»egen eines religiöfen SetmgeS öolljogmen Qfeuer»
tob); bagegm fd^rieben gegen SDtenfing ber lutl^e-
rif^ gemorbme ^ropft iEB^benfel^e t)on ^alberftabt
unb ber ajjoftafirte Sarfüger Qfri^el^anS in SWagbe»
bürg; il^nen biente äßenflng mit einer BepHca
9u|f ba§ ttmtige tmb t^nd^rifllid^e fd^anbbud^I^n
ßberbarbtS SB^benfel^e . . . Dnb ^an§ gri^el^anS
... Die l^e^Iige 2Ref[e belangenbe, 18 V« Sogm,
1526, morauf tt)ieber ^ntmort unb ©egenantmort
erfolgten. Sirect gegm Sutl^er. ri^tete fid^ bie
12 Sogen ftarfe ©c^rift Son ber Koncomitantien:
t)nnb ob ^iefud S^riftuS t)nger l^erre pm ©acra»
ment fe^nS maren l^e^Iigen leibs bnb bluts bolfom«
men fe^, gfranif. 1529. ®a8 Sal&r 1528 brad^te
brei ^olemilen gegen 9?ic. 3lm8borf in 9Wagbe»
bürg : Som ©lamben bnb guten ilBerfen, maS bie
vermögen jur red^tfertigung unb feligfeit, Kl^rijt»
lid^e Duberrid^tung ber |)rebiger ber ßr^bif^öff-
lid^en ftird^e ju aWagbeburgf, maS fte boröon ge»
lert l^abm, 1528; Sefd^eibt: Ob ber ©laube allein
on alle gute tottdt bem menfd^en genug fet| gur
feligle^t, 46 Slötter, Seipaig 1528 ; unb grret«
tunge beS Kl^rijHid^m bcf^e^)bt§: ben (Slauben
t)nb gute wer! belangenbe, 8 Sogen, 1528. 31I§
bann SWenfing 1530 im ©efolge be§ ßurfürftcn
3oad^im t)on Sranbenburg auf bem Slugdburger
9ieid^§tage erfd^ien, Derf agte er sugleid^ mitSBin«
pina, Steborffer unb SlgerSma: ®egen bie be*
fanntnug 9R. Sutl^erS . . . Jhtr|e tmb e^riftenTut
önberrid^t, augSfpurg 1530; biefer S^rift folgte
bann Antapologie Srft te^I, bed anberen ortideä
Sutl^erf d^er conf ejjlon, jattopt ber frafftlofen Did> in-
gegmnbeten ^l^ilippi wland^toniS Spologiä, Ue
@rb{unbe t)nb etlid^e anber fei^ner faKd^ lej^rPni
belangenb, Eonfutation, 62 Slätter^ gfranif. a.0.
1533, unb Som oorbimfte Dnb red^tfertigungen:
be§ glaubend : lieben, Dnb guter toerdr, m^ tndes
boju bienftlid^ lel^rfiutfen. Snb ouff ben ^S>üßn
onb Sierben artidel Sutl^erifd^er confeffion, ©rnniit
$1^. 9ReIant]^oni§ ^ologia ünferd gegentootti^
Slnber te^D, 144 Slötter, ryoUzttbtt 1535. So*
jmifd^en föUt nod^: Sormelbunge ber mmxnl^
Suterf d^er dage, bie }u e^ner befj^önunge tpaSi tm*
gel^orf am§ : ^re geioiffen eDangelin Dub gotteS looit
(als mölte fte bie ^e^Iige le^ferltd^ SRaiePot bo
oon brengen) funoenben, mit an^ei^gunge tote W
meßltd^e öberleit Qu fad^en bie religion belangen,
e^n aufffel^n l^aben foH, granffurt 1532. (SgL
Echard, Bibl. Praed. II, 84; ©alig, ^ijtoric
ber ^ugSfpurg. gonfeffion I, 239 ff.; 3. S^t
Sedbnann, ^iftorie be3 gilrflent^. ^xifyxii, 3edp
1710, XI^I. 6, Rop. 7, § 5 u. i^. 7, flöp. 3;
[©trobel] 2iter. ÜKufeum I, Slttborf 1777, 824ff.;
21. ®. ©d^mibt, «nl^alt. ©d^riftfl..Sc5i!on, »em.
bürg 1830, 253 ff.) [©trebet.]
:^toritti, im % %, 1. ber oft genannte btttie
©ol^n Seoi'S, ber ©tammöater ber leoitifd^
«btleilung ber 3Wcrariten (®en. 46, 11. 9ta.
4, 33). — 2. ©er Sater ber Subitl^ aii§ be«
©tamme ©imeon (3ub. 8, 1).
^S^ercolor, f. SKariuS 2Rercator.
^erceborier (S. Mariae de Mercede), f. Sto«
IaScu§.
^ndn ober <jU:^S^ci^(Mercenis), Seon,
proteftantif d^er §ebraijt unb 6seget, mar }tt a^
fang beS 16. So^tl^unbertS in ber franjöjlfi^o
©tabt UsäS bei 92ime§ geborm unb flarb bofeUP
1570. Sr l^atte guerft in ^oipon unb Sottlini^
bie Siedete ftubirt, fä|[Ite ftd^ aber unmiberjlept
3um ©prad^ftubium l^ingejogm ; nad^bem er be^
^alb eine 3«itlang eifrig hali ©ried^ifd^e betrWa
l^atte, oerlegte er fid^ ganj auf baS ©tubtum btf
tebräifd^en unb ber biefem junöd^fl fte^eidw
prad^en, beS Sl^alböifd^en, be§ ©Qrifd^imbb(§
SRabbinif d^en. 3« iit]tm Sxotd begab er pdj ««I
^aris unb marb erft ber eifrlgjie ©d^üler beS k«
rül^mten granj Satable, barni 1546 beffenJM*
folger am College royal. 6r galt für ben flt5fl«
ff enner be§ §cbräifd^en gu feiner Seit tmb Jwrt ta
feine ©tubicn immer fo öertieft, bafe er für bie
äußere SBcIt ganj unbraud^bar ttmrbe. ©iefette
fam gleic^mol^I an il^n l^eran, aß bie ^uqjimüxo^
Iriege auSbrad^en. Sr pd^tete ftd^ nad^ Senäig
unb blieb bort bis jum ^rieben }u @t. (SemwiB;
als er bann tt)teber na(^ ^ßartS reifen toollte, too^
er in feiner §eimat Don ber ^efi ergriffen vxb
ftarb. %u^er einer 9uSgabe be§ d^lböifd^ Xoc«
1289
aWetcoruS — ÜJlctobad^.
1290
gnm 3ona£^ ($ori3 1557 unb 1559) f)ai man
Mm \afym iaUxtA]d^ (Kommentare }u allen proto«
commifd^en Süii^em beS % %. unb }um St)an«
«thtm 3RMffix&, unter benen bie Srllörung beS
SBnd^ 3ob ofö ber DoQIommenfte gilt. @ie jinb
db burd^ öu|erf}e ÜUU^temj^ett unb au3f(i^Iie^'
Ad^ C&drtenmg bed grammatif d^en @tnne§ gelenn«
MASfuL Sine ^eil^e bIo| grammatifd^er ober lest'
iolifd^ Arbeiten oon il^m Dergeid^net bie Biogr.
gÄiÄ-.XXXV, 14. CBgLSieftel (Sefd^. be83LI.
in ber d^rtjU. Äird^, 3ena 1869, 799.) [»aulen.]
9brctms, Suliud, 0. Pr., geb. gu Cre-
mona in Oberitalien, mar ein tfid^tiger $$iIof o))]^
unb ein oudgegeid^neter 3:]^eoIoge, babei in ben
ttdüid^ 9Biffenfd^aften mol^I erfal^ren. 9{ad^bem
er längere 3^t in tierfd^iebenen @tubienanftalten
feines OrbenS gemirlt, marb er gum ©el^ilfen be§
Qkneralonnmiflard ber ^nquifition, P. SSinceng
Spnto, nad^ Stom berufen^ bann al§ 3nquifitor
|iaft nad^ SRantua, fpöter nad^ ^at)ia unb 9Rat«
fanb gefanbt 3n biefem f d^mterigen Amte ermarb
er fid^ burd^ feinen Ilugen @tf er bie 9d^tung aUer,
Ue mit il^m in SBerül^mng famen. 6r ftarb gu
IRaOonb im 3. 1669. 2(n ber tl^eologifd^en SBelt
i^ et betonut burd^ fein SBerl Basis totius theo-
logute moralisy hoc est, praxis opinionum
limitata adversus nimis emollientes, aut plus
aequo ezasperantes jugum Christi, Mantuae
1658. Par. 1659. Bruxellis 1663; in bemfelben
iKitrat er in ebenfo entfd^iebener a(§ gemanbter
Seife ben^robabilioriSmuS. 2)er3efutt2:eriIIu3,
lAgletd^ fein ®egner, urtl^eüt über btefe @d^nft:
If ercori anctoritatem multi facio ; solus ex
omnibiis praeter Fagnanum, quaestionem
kanc a fündamentis examinavit, summaque
enm modestia, solide et absque passionis im-
petu libmm suum composuit (Fundam. to-
fchis theoL mor. q. 22, n. 34). fßon t)er{d^tebenen
Seiten angegriffen, Deröffentlid^te 9Rercoru3 gu
feiner Sert^ett^igung: Solutiones trium nodomm
in opere de opinionum praxi limitanda agen-
kumi juxta oensuram D. N. [Nicolii] de N.
doeioriB parisiensis, Ticini 1663, uüh Apo-
eriaia pro doctrina de probabilitate Prosperi
Pagnani adv. apologiam Joa. Caramuelis,
ib. 1664. (93gl. Echard et Quötif , Script.
ord. Praed. n, 629 ; Hurter, Nomenciator I,
244.) [Urbanp 0. SS. R.]
TßnauAmSj f. XriSmegifhtS.
Werid, Sngela, f. Urfulinerinnen.
Meritiun, f. SSeri^ienfL
'9Ud$'S^nfÜMSf Sacob, a§cetifd^er @d^rift-
^dkr, nmrbe am 24. Suli 1597 gu ^orft im
^emoRgen ^ergogti^um ©elbem geboren. Ilaä^
bem f^m Xobe feines IBaterS fam er nad^ Sibln
n^ eriangte l^ier fd^on 1616 ben Snagiftergrab.
3b 3. 1619 empfing er bie $rieftermet|e unb im
fsigcnben Solare bie fletne unb arme $f arrei SDlaria
im Scfd^ (in pasculo), mit meld^er eine SHcarie
0» S)ome t)erbunben mar. SHS @ee(forger mirfte
rt SbecouS fegenSreid^ fomol^I burd^ feine lel^r-
reid^en unb falbungSt^oDen ^rebigten als burd^
feine aScetif d^en Sd^rif ten. SSor ^Ilem lag il^m am
^ergcn, bie Serel^rung beS 1^1. aitarSfacramenteS
überall gu t>erbreiten. ®egen fid^ mar er öu^erft
ftrenge unb nitt t)öllige Slrmut unb gro^e lBu^<
merfe. ^IIS er einen t)erlaf[enen Jhanlen £ag unb
5lad^t gepflegt l^atte, tourbe er oon beffen ftran!«
l^eit ergriffen unb ftarb eines l^eiltgen £obeS am
21. «pril 1644. 98on feinen ©d^riften Enchi-
ridion officii divini, 1623; Monita sapientiae
christianae ad mores et vitae spiritualis officia
omnemque pietatis cultum utilia, 1629 ; Fa-
sciculus myrrhae et thuris, 1630; Paradisns
animaelectissimis omnigenae pietatis delicüs
amoenus, 1630 [einem l^enlid^en ® dbetbud^] ; Yia-
ticum quotidianum christiani hominis, 1633 ;
AphorismiEucharistici L e. piae et sacrae cele-
brationis et communionis monita, 1638, ftnb
nod^ im 19. Sal^rl^unbert neue ^(uSgaben unb aud^
beutfd^e Ueberfe^ungen Deranftaltet morben (Dgl.
Thesaurus librorum rei catholicae, ilBürg»
bürg 1850^ 535). Sie Septem tubae orbis
christiani ad reformationem ecclesiasticae
disciplinae, 1635, entl^alten aScetifd^e ^bl^anb»
lungeuDon^emarbuS, ®regorbem®rogen, Sl^r^»
foftomuS, ^roSper, ©atoian, $etruS 2)amiant
unb 93IefenfiS. älufeerbem lieferte TOerlo eine ®c«
fammtauSgabe beS 1^1. ^emarbuS, RUn 1641, unb
ber meiflen @d^riften beS fei. Zl^omaS Donffem))en,
ebb. 1643. (Sgl. H. Orombach S. J., Idea
sacerdotum seu vita Jacobi Merlo-Horstii pa-
rochi, Colon. 1655; Hartzheim, Biblioth. Co-
loniensis, Col. 1747, 148 sq.) [©treber.]
;SBerobai6 ober "^nobai^ (^"«'^^, mI'i»,
tjnshs, babpi. Maruduk), im 91. 1. ber urfprimg»
lid^e Socalgott t)on ^aUl, beffen SSerel^rung feit
bem 9luffd^munge biefer ©tabt immer allgemeiner
im babplonifd^en 9leid^e mürbe unb fpöter oud^ in
^Ifl^rien Eingang fanb. Sr galt, gteid^ bem |el»
lenifd^en 3«uS, als „ber SSatcr ber ©ötter unb ber
SWenfd^cn" unb mirb befemegen 3er. 50, 2 neben
Sei, bem in ö^nlid^er ^eife )n:omot)irten Socal>
)ott t)on 9{i)))}ur, als Siepräfentant ber bab^loni-
d^en Snad^t angefül^rt. 9lad^ 9Rerobad^ nannten
Id^ bab^lonifd^e gfürften unb ®ro^e, ha in SBab^^
bnien unb Slff^rien äberl^au{)t bie Sigennamen
mit ben ®5ttemamen gufammengefe^t mürben,
©d^on um 1 320 1). 6il^r. er) d^eint auf ben 3nf d^riften
ein ffönig Snambufbalibbin, t)on bem nur ber
5lame befannt ift. «uS fpäterer Seit, ba Sab]}»
tonien ben Slff^rem gebord^te, nennen bie feil-
fd^riftlid^cn Urfunben einen bab^lonifd^en gürjhn
SDlarubufbalibbin, ber baS alte nationale Sieid^
mieber l^ergufteOen fud^te unb fid^ mirflid^ unter
©argon gmölf Sal&re (721—710), unter ©en«
nad^erib nod^malS neun SDlonate in Sabi^lonien
bel^au^tete. 2)iefen Ufurpator nennt bie l^eilige
©d^rtf t in augenf d^einlic^er Uebereinfiimmung 9Re-
robad^'Salaban (3f. 39, 1) , mie aud^ 4 ffön.
20, 12 ^erguftcBen ift. ®erfelbe fd^idtte eine ®e«
fanbtfi^aft an Sged^iaS nad^ 3emfalem, angeblid^
1291
SRerom — IRerfefitttg.
1292
nm t^ SU feiner ®enefitng txm j^toccec Staaä*
1^ ®Iüd ^u münfd^en. CffenBoriDarbieiecSiDed
nur ein iBortoonb, unb bie etgentlid^ Vb'jfläj/t was,
einen 9nid>e^enoj|en gegen ^jf^rien p genmmen;
hefyx äfaiaS' SSorgel^ gegen Sjei]^' nnßnge§
dntgegenlommen (4ft5n. 20, 16 ff.). Cbgleid^ biefer
Sorf oQ erß nad^ ber Sdagemng SemjdemS bnrd^
@eimad^ertb erj^^tt toixb, fo l^mbert bod^bcr^u«
{dmmen^ong an beiben SteOen nid^t i^ \u^^
gefd^el^ gtt beiden, fo ba| er mit beriioeitenSr»
l^^ung 9)toubn!6altbbin§ in Secbinbmig jn brin«
gen unb in ba§ 3q^ 704 ober 703 nt nerlegen
fein ttnrb. [xünlen.]
9tamK, f. aReer.
9br»«e, in ber Snlgota Süd^ 5, 18 un«
rid^tig dS Sigennome gefönt ftaä rrüo -nih-m
,^ö^ ber Sanbfd^', b. i Zobor.
'^tafeHxt^ el^aligeS Sid^nnt in Sad^en.
3» ben gegen bie Sinf oEe ber Ungarn mm ^Ntin»
rid^ L gebauten Surgen gel^ört cmd^ SRerfeburg
an ber @aale, in be^ 92a^ er 983 ben erflen
gro^ @ieg über bie Ungarn errang. 93or ber
@<j^Iad^t auf bem Sed^f^ todäft 955 am Sage
bed^SaurentinS gef plagen mürbe, gelobte OttoL
biefem ^eißgen ju S^nren bie Stifümg eines 9i§»
4umS }n IRerfeburg. @d^ beßanb bafelbfi ein
ffloßer, ba§ ben 9tamen be§ ffi. SaurentiuS trug,
ätö 3o]^anne§ XIL im 3. 962 jugleid^ mit ber
Srrid^tung beS Sr^biS^innS Stagbeburg bie be§
SiSt^umS SRerfeburg geneigte. Mein erß 967
eoj^ bem Sondl gn 9laoenna unb na^ bem £obe
bed Sifd^ofd Sernl^ t)on ^aOerftabt, ber bie
geforberte ^tretung Don @ebiet3tl^en feines
@in:engefö für baS neue Sidt^um Dermeigert l^tte,
forattebiefederridltämerben. SS mürbe bemfelben
ber ^oggau unb baS iJfriefenfelb bis an bie ^elme
am linfen Ufer ber Saale unb am red^tot baS Sanb
bis gur 3Mbe suget^ilt 9balbert, ber erfte St}>
bifd^of oon IRagbeburg, meiste 968 Sofo, ber
frü^aRdnd^ beS ffloflerS 6t emmeram bei Ste*
genSburg mar, jum eiflen Sif d^f Don SRerfebmrg
(968—970). ffiejfen 9?ad^foIger ©ifeler, meld^
981 erjbifii^of Don SRagbebicrg mürbe, erlangte
eine popfUi^ SuIIe Dom 10. September 981,
meld^ baS 193iSt]ium SRerfeburg aufi^ob unb fein
@dtet unter bie SiStl^ämer SRagbeburg, falber»
ftabt, aReigen unb 3ei| Dert^te. S)ie Sakrale
mxAt in eineXbtei umgema^tt unb Ot^rab als
Xbt aufge{leIQ. Salb iebo^ brad^ fid^ überall bie
Ueberjeugung Sa^n, ba| bmnit ein gro|eS Unred^t
gef d^e^ fei unb ®if eler ben $apfi urie ben fiaifer
(intergangen l^abe. Vergebens Derfuc^te Otto IL
bie SBieberl^erjtellung beS SiStj^umS ; feine Sec^
fud^, mie bie ^nrid^ IL, fd^terten an ©ifelerS
l^artnadigem 9}iberfprud§, ber flug unb mit Sr»
folg allen beSfaUjtgen €d^tten ber beiben Paifer
auSgumeid^ Derjknb. Srji nad^ feinem £obe
(1004) fornite ber ftaifer binrd^ eine Urfunbe beS«
felben 3<4teS. bie Dom $apfl beflotigt mürbe, bie
SBtd)er^r{lenung burd^fü^ren. 3^aS 9?iSt^ er«
(ielt in bem laiferTtd^ fiaplan SBigbert (1004
bis 1009) mieber einen eigenen Oberl^irten. Sig*
bert i{i befonberS burd^ bie ®rüid)ung ber 6tp>
bibliot]^ berül^mt gemorben, meld^ bie bdamita
Steße aus ber altbeutfd^en Siterotur l^nifd^Seit
aufbema^rt ^. ^l^m folgte SHtl^mor (gefi. 1019),
ber Serfaffer ber befamtten Sl^rontf. S)ie folgen"
benSifd&öfe, meift Sprößlinge ber füftifd^enSbcä-
gefd^Ied^, l^ben nur feiten über bie @reiip
}ifct& SiStl^S l^inauS il^re SBirffamfeit ausge-
be^ unb innerl^ berf elffien eine ^ortogenbe
SBirffamfeit ebenfo menig entfoUet 9htr etmt,
S^ilo DonZrotl^ (1466—1514), rag^ nid^mr
bmrd^ feine lange Stegierung, f onbem aud^ be|o»>
berS burd^ bie Srbauung beS großen Sd^Io^cS n^
ben Umbau beS SomeS }u SRerfebi^ l^edMC.
Sein 92ad^foIger ^olf Don Slnl^att (gefL 1526)
fol^ bie Int^erifd^ Seuitgung in fein S^tJ^etH"
brtngot; burd^ eine SSifttationSreife (1524) jn^
er ba:feKen entgegen^umiden. Seine 9la4f#r
SincentiuS Don S$(eini| (gefL 1535) unb €tg^
munb Don Sinbenau (geft 1544) maren jmor no^
fat^olif d^, aber ber 9Ranget an ^riefiem mA mii
ber S)ru(I, meld^ Don ben 9tad^bargebietnt (a&
geübt mürbe, gaben ber Neuerung größere SU«
bel^nung. SigiSmunb fud^te bie Sd^u^^enf^oft
an ^einrid§ b. 3. Don Sraunf d^meig-aSo^enNttld
SU übertragen; alS berfelbe aber 1542 Donbes
f d^alfolbiic^ SunbeSgenoflen auS f eimm Sanbe
Dertrieben mod)en mar, mm^e baS Sutl^etfi^
mie überall, fo aud^ in IRerfeburg gemaltfam d»
geführt 92ad^ beS Sifd^ofS £obe Derfu^tm \k
fat^olifd^ gebliebenen Soml^erren, bie 9B(^ dneS
fat^olifd^ 99ifd^ofS gu erreid^: TOorijf m
Sad^fen erjmang aber bie SBa|l feines SmbeiS
3uguf} als ^bminiftrator für bie meltli^ Sei*
maltung unb beS gfürflen @eorg Don 9.vfyäiä
SoabpiJbr. SiefeS neue Stegiment oTüt bnt^ Ue
Sd^ad^t Don 3Ru]^Iberg einige Untodteed^ung. ^
}og Sugufi legte „bei fo fd^meren Soufat" bte%*
minißrotion beS Stiftes unb $ihß @eorg feiiie
„geifUid^ Superintenbeu)'' nid>er mit baSec"
ma^rung, baß bie 3{eIigion unb ber @otttSbie4
mie er burd^^ugußgeorbnetmorbenfei^nid^iii'
geanbert merbe. 9tun mürbe SRi^oel ^dUag
(f. b. 9rt), genannt SiboniuS, SBei^bifd^ M"
aRains, 1550 burd^ Sinfluß beS i^aifelS oB Si^
f4of Don SRerjeburg poftulirt Sbid^em beifeih
1561 suSBienDerfd^ebenmar^ Derlosigfte eine bi'
ferlid^ 93otf ^ft bie SBa^ eines neuen tat(oGf4a
93if4ofS; ihtrfürß Suguß Don Sa(^ aberef
Smang bie SBa^ feineS ad^t)ö(rigen So^ 9^
sauber als ^bminiffanotor, unb a& berfdie 1565
ßarb, führte ber Jhtrfürß einfad^ bie SbüimP»'
tion beS Stiftes fort and^biefofgenbennwa»
ffacatoren mürben ftetS auS bem f&d^ft^&nft
genommen, mogegen Sad^fen Decfprod^, ole te^
unb greifen beS Stiftes )n ei^alteiL SoS ^
beS Stiftes \uifctt ben Xitel ^fbiltrter «birii^
{trator. 3m 3. 1652 ec^ett ber «bmhripmbic
j ebnjtianL benSitel^eniog tHmSod^fen^N^
bmrg; alS biefer Stebei^iDeig Donfliirfad^ 1738
1293
SKetfennc — SKeruIa.
1294
otMarb, fom baS Stift toieber an baS ßurl^auS,
M)d) iel^ielt eS ferne gefonberte @ttft§regienmg Bt8
mi SBtener Songre^. 9htn fatn ber gtö^te Sl^eil,
ap brel SMertel, an ^reufeen (ffreiS SWerfcBurg),
)cr Kejl blieb bei 6od^fen (Xl^eil beS Jhetfed Sei))«
[ig). Sie fatl^olif^e Steligion mar injtDtf (|en au3>
lerottet. ferfl in neucjter Seit entftanbcn burd^
Bemü^g beS Somfatiu3«iBereind Heine 9Rif»
iDn8))farreien in SWerfcburg unb Süjen. (S5gl.
Ifon. Gem. SS. X, 163 sq.; 9rd^it) ber ®ef.
w äüerc beutfd^e ©efd^d^tSfunbe XI, 146 ff.;
BäjßXitdtl, ^ifior.«to))ogr. ^efd^reibung beS ^oä)'
«fte« SKerfeburg, ^He 1858.) [SBofer.]
9btf€imc,ullarin, Sl^eologe unb ^l^ilof opl^.
mtcbe geboten gu Oi^ö (SDlaine) am 8. September
1588. Sr ffatbirte gu Sa ^6ö)t unb an ber @or>
iomie in 5ßariS, trat 1611 in ben Drben ber
Dtinimen^ leierte an berf (i^iebenen OrbenSanftalten
mb fiarb am 1. September 1648 }u $arid, tocä)'
mb er pd^ bei feinem ©tubienfreunbe ®eScarte8
nfl^ielt Unter feine bebeutenberen SBerfe jöl^lt
tum feine QuaestioneB in Genesim, Par. 1623
nur fiber bie fed^d erften Rapxitl), in tt)el(]^en er
3tter Snberem ^i^ über bie l^ebröifd^e unb grie*
^d^e 9Rufif Derbreitet ; au§ bief en @tubien ent»
tonben ouSf ül^rlid^ere SBerfe über 3Rn% bie il^ren
[bfd^Iul fonben in Harmonicomin libri Xu,
^ar. 1686, frangöfifd^ L'Harmonie universelle,
ontenant la thöorie et la pratique de la mu-
iqne, 2 yols., ib. 1636. 3m erften SBerfe mar
ud^ fein ffompf gegen gemiffe pl^ilofopl^if d^e S^xU
i^hmgen^ inSbefonbere gegen bie ^berroiften,
I^eiften, ffieiften unb Eibertincr^ bereits fignali-
ixt unb mürbe fpöter in Derfd^iebenen @d^nften
Ktter geffl]^. 9Kd^t unbebeutenb ftnb aud^ feine
Serbienfte um SRatl^ematif^ ^mU aRed^anif
L f. m. 6in Scrjcid^ml feiner ©d^riften finbet
id^ bei Nicöron, Mem. XXXm, 146. (SSgl
3. Hauröau, Hist. litier. du Maine I, Paris
L845, 321.) [©treber.]
Wetfmlu^ Stulman. f.®ottedfreunbey,897f.
ISKntfta^ angeluS (ßngel be ÜWerle), ein
ßriefier in ben 9heberlanben, beff en Abfall Dom ßa»
j^IidSmuS, $ro}e^ unb SebenSenbe im 16. Sal^r»
imibert rtel Sluffel^en erregte, mürbe im 3. 1482
(n Sriele in ^otianb geboren. Sr manbte fid^ bem
Sfnbium ber 3:]^eoIogie unb be§ ßir(^enre(!§te§ gu
tnb begab fid^ mit 22 Salären gur meitem %u§»
Klbnng nad^ ^riS an bie ©orbonne. 3m 3. 1508
!tmQib er ftd^ ba§ Sicentiat in ber Sll^eologie unb
}äfdt bann in fein 98aterlanb jurüdt. 3^ Utred^t
vicAt er am 5.9pril 1511 gum ^riefter gemeil^t
mb etl^ielt nun in feiner Sktterftabt ^rieSe eine
Stellung afö SanonicuS unb apoftolifd^er 3loiax.
Im 1530 mürbe i^m t)om greil^erm Sooft Dan
Ihn^ningen bie ^atronats-^farre ^eenoliet über»
XQaoL Smmifd^en aber l^atte ftd^ Werula Dom
Betft ber 9ceuerung anfteden laffen. SSon SSor»
xtfi^itflen gegen bie SSuIgata erfüllt, glaubte er
m Itrtest ber b^Iigen ©d^riften bie Seigren ber
bg. Sle^mnatoren ju pnben, laS fortmäbrenb
bie ©d^riften berfelben unb manbte fid^ mel^r
unb mel^r Don ber fird^Iid^en Seigre ab. ©d^on
um 1540 ging baS ®erü(^t, Snerula bege büre»
tifd^e ©efinnungen, unb eS mürbe aud^ Don ber
fir^Iid^en 93ebörbe eine 9lrt Unterfud^ung einge»
leitet; bod^ l^atte bie| bei bem Qä^njj^, ben ber
einffaifercid^e gfreiben Dan Äru^ningen ibm angc=
beil^en liefe, nod^ feine meitercn folgen. 9118 aber
bie 6errf(|aft an ben jungem ©o^n 3obonn, ber,
mie jeine @)emablin, ber fat^olifd^en Sleligion fel^r
ergeben unb für bie ßr^altung berfelben eifrig
beforgt mar, gefallen mar, fanbte berfelbc über
SWerufo einen 93crid^t an bie ©tattbalterin ber
SWeberlanbe, SWaria Don Ungarn, infolge beff en eine
Unterfud^ung eingeleitet mürbe. 3u^t bötte 9We=
ruia im 9lugufi 1552 ein SSerbör Dor gl^riftian
be SBaart, ® eneraI))rocurator am ^of Don ^ollanb,
gu befleißen; bann begab fid^ im wpxü 1553, afö
©ubbelegat be§ @enera(inquifttord Stuarb 2:a))))er,
ber ßanonicuS unb ^rofeffor ju Sömen granj
©onniuS mit anberen Beamten nad^ ^eeuDliet,
um bie meitere Unterfu^ung ju leiten. TOeruIa
mufete feine TOanufcripte übergeben, mürbe mel^r»
fod^ Derbört unb aud^ Deranlafet, fid^ fd^riftlid^ über
feinen ©lauben ju erflären. 3ufoIge ber Unter»
fud^ung beauftragte ©onniuS ben ^atronatSl^erm
Dan ifru^ningen, 2Reru!a in gelinber §aft ju
balten; balb barauf, am 4. 3uni, mürbe er auf
^efebl be8 |)ofe§ Don ^oHanb nad^ bem ^aag
in'§ ©efängnife abgeführt. 3ubefe ttmrbe ibm auf
gürfprad^e ber 3nquifitoren ©onniuS unb ^er>
mann Dan Setl^mat^e im S)ecember bie ^ropftei
Don Setl^Iebem im ^aag }um ^ufentl^altSort oxi^
gemiefen. S)a 2ReruIa bei feinen irrigen Se^ren
bel^arrte unb bie Sngelegenbeit im Sanbe grofee§
Sluffel^en erregte, mürbe bie Unterfud^ung im fol»
genben 3obre 1554 mit großem ßmfte meiter»
geführt. 2)ie ©tattl^alterin befallt, bafeber ©eneral«
inquifitor Stuarb %apptX felbft bie ^ngelegenl^eit
in bie §anb nel^me. SDiefer begab fid^ alfo nebft
bem berül^mten Sl^eologen 3Dbocu§ StaDefte^n
(3:Uetanu§) unb anberen Beamten nad^ bem ^aag.
SRan gab ftd^ alle 3SlSS)t, Titaila )ur Srfenntnife
feiner böretifd^cn Meinungen unb gum iKJibcrruf
gu bemegen; ben @enannten fd^Iofe ftd^ in biefer
Segiebung mit lobenSmertl^ feifer aud^ 9WcoIau§
Dan 9?ieumlanb, Sitularbifd^of Don Hebron, an.
Sänge maren alle 95emü^ungen DergebenS, unb im
September mürbe Don ber mcltlid^en ©emalt ber
©d^arfrid^ter fd^on beauftragt, bie Vorbereitungen
für bie ^inrid^tung be3 l^artnädfigen 3nlebrer§
gu treffen. S)a gelang eS enblid^, ibn gu einer 6r«
flärung gu bemegen, ba| er in Dcrfd^iebene 3tr«
tbümer gefallen fei, unb fo mürbe feine l^örtere
©träfe über ibn Derbängt, atö bafe er feiner ©teile
entfc^t unb gu Ieben§länglid^cm ©emol^rfam Der»
urtbeilt marb. ©o fam er im 3. 1555 nad^ Sömen
in'S fflofter ber geüiten. S)a eS fid^ aber balb
berauSftcntc, bafe er an benbüretifd^enSebrenfefi«
bielt, fo fab ftd^ ber ©eneralinquifitor SRuarb
Sapper genötbigt, bie Unterfud^ung mieber aufgu»
1295
aWerg — aoiefo.
1296
nel^men. Zro^ oller iBemul^ngen bermo^te bet«
jelbc nid^t SKcruIa jur iKJa|r]^cit jurüdgufül^ren :
Darauf lie^ er il^n itn % 1556 no^ loeiter naq
Belgien l^inein in bte Wtitx Sief jleS bringen, m ber
tnä^ÜQt, ani^ aß 9§cet gef d^ö^te W>t Submig t)on
SBIotS unb feine ®enof[en ben l^artnödigen @ret§
5u belel^ren trad^teten. 2)a Med Dergeblid^ n)ar,
bra(]^te man TOeruIo am 4. Sunt 1557 nad^ SWonS
(Sergen) int^ennegau, unbbie3nqutfltorenjieHten
burd^ Unterrebungcn nod^ einen leiten SSerfud^ on.
SWeruIa l^ielt inbe^ an feinen Shnrtpmern f eji, unb
fo fallen fle fid^ genötl^igt il^n atö Snlel^rer ju
t)erur^eUen. Sr tt)urbe begrabirt, bem aeltlid^en
?lnn iibergeben unb nad^ ben beftel^enben ©efe^en
5um @d^eiter]^aufen berurtl^eilt. 2)ie ^inrid^tung
aar fär ben 24. 3uni beftimmt tourbe inbe| no($
bis jum 27. 3uli l^inauSgefd^oben. Sn biefem
Sage aurbe ÜJleruIa airflid^ ^um Slid^tpla^e ge*
filiert, ba§ Urtl^eil tarn inbe| ni^t )ur ^uSfül^rung.
®a nämlid^ bor ber SoIIftredtang SKeruto ouf f«*
neu iKJunf d^ nod^ bie ßrlaubnife erl^ielt eine SBeile
jum ®ebet nieberjufnieen, jlarb er bort auf bem
Siid^tpla^ eines plö^Iid^en XobeS ; mal^rfd^einlid^
l^atte il^n infolge ber @d^tt)öd^e unb tlufregung
ein Sd^Iagflu^ getroffen. 2)ie fieid^e nmrbe na^
einigen ©tunben verbrannt. — ®aS Seben unb baS
©efd^itf SRemla^S tt)urbe t)on Derfd^iebenen pro»
teftantifd^en 9luctoren gefd^Ubert, unb er felbft
unter bitteren SuSföüen auf bie 3nquifitoren als
ein SSefenner ber SBal^rl^eit gefeiert. Subeffen trifft,
toit aus bem ©efagten l^erüorgel^t, bie änquifi'
toren lein ißormurf; fie l^atten aQeS SRögliqe
getl^an, um ben ®reiS bor einer @trafe ju be«
magren, bie il^n nad^ ben beftel^enben ©efe^en
treffen mufete. ©ebrudtte ©d^riften l^atte ajlerula
nid§t l^erauSgegeben ; in 3Ranufcri))t l^interlie^ er
eine 9Wenge ©riefe, ?ßrebigten, aScetifd^e unb t^eo-
logifd^e ^bl^anblungen, 3. $. Omnes posse trac-
tare et loqui de verbo Dei; De non invocan-
dis Sanctis etc. 2)iefelben werben aufge^öl^lt in
ber fog. Historia tragica, meldte $aul ^erula,
$rofcJ|or ber ®efd^id|te an ber Uniöerptöt ju
Serben, im 3. 1604 l^erauSgab. (Sgl. P. Merula,
Fidelis et succincta commemoratio remm ad-
versus Angelum Merulam tragice gestamm
ab Inquisitoribus, Lugduni Batayorum 1604 ;
van der Aa, Biogr. Woordenboek der Neder-
landen Vm, 2, 205.) pB. 3ungmann.]
91^9 }^^ 9ugSburger Xl^eologen. 1. 9 1 0 9S
SW er j S. J., KontroöerSprebiger, würbe am 27.3fe»
bruar 1727 }u 2)onSborf in Sd^maben geboren,
ffatbirte in 9ugSburg unb 9Ründ^en, trat l^ierauf
1744 in bie ©efettfd^aft 3efu unb erl^ielt 1763
bie 2)omfan)eI in Augsburg, meldte er 22 Saläre
lang mit großem fiobe Derfal^. Sin ^ugenleiben,
tt)eId^eS ^lU^e^t Srblinbung l^erbeifül^rte, ndtl^igte
i^n 1785, fid& gurüd(}ujie|en. 6r ftarb am 8. De»
tober 1 792. SKer j toar ein fd^Iagf ertiger ^olemifer
unb bertl^eibigte fowo^I in ^rebigten mie in flei»
neu ©trcitfd^riften bie fatl^oHfd^e Seigre nid^t tte«
niger gegen lutl^erifd^e Eingriffe als gegen bie fog.
Sufflörung unb bie iofe))]^inifd^ 3titßrtann0.
S)ie meiften SontroDerSprebigten Don 1764 M
1784 mürben alsbalb bem 2)rud(e übergeben nb
ermud^fen }u einer @ammeIauSgabe t>on49önbe8,
Augsburg 1785 (92eubrud[ olS @ömmtlid^ (Eon^
troöerSprebigten, ftöln 1811). ©onebcn rebigWe
er bie 92euefte Sammlung iener @d^riften, bie m
einigen 3al^renl^er über t)erfd^iebenemid^tige@e^
ftönbe gur Steuer ber SBal^rl^eit im 2)rud(e ecj^
neu ftnb, 40 93be., «ugSb. 1783—1788. Siek
ber 9uffä^e lamen auS feiner $eber. (SgL de
Backer, Les ecrivains de la Comp, de Jkm
8. V. ; gSaaber, ßeg. baier. ©d^rif tft. I, 2, SugA.
1824, 26 ff.; eine Sifte unb «nal^fe feiner ^
bigten unb Suffä^e in ber dttrten SReueffen Somm^
lung XX, 1785, ©tüdt 5 ; ögl. nod^ boS 9iegiPer
in 95b. XL.)
2. ^l^ilip)) $aul 9Rers, auS SugSburgg^
bürtig, ffatbirte in Sena unb (Strasburg ))rotePaii>
tifd^e Zl^eologie unb trat, nad^bem er SOtagifter ge-
morbenmar, aIS$rebigtamtScanbibatinfte^Im
@tra^burg auf. 31IS er SBeiSlingerS gfri^ Sog^
ober ftirb (1722) gu miberlegen fui^ mtfdp^
brad^ten il^n feine @tubien gur fatl^oIifd^lKd^.
3n Augsburg legte er am 12. 9uguft 1725 btf
©laubenSbelenntni^ ah, ftubirte bann foti^oKtte
3:]^eoIogie, mürbe ^riefier unb ^arrer in Säfi!»
fo^en, bann in Augsburg, ßr ftarb an le^nn
Orte am 15. Dctober 1754. gr tjerfo^ The-
saurus biblicus i. e. dicta et exempla biUkt
seu concordantiae reales, Aug. Vind. et One*
cii 1733, bem alS jmeiter 21^1 ein Onomasth
cum biblicum seu index ac dictionaiinm Ur
storico-etymologicum, Aug. Vind. 1 738, fDlgtt
2)aS ]^au))tfäd^Iid^ a(S ^anbbud§ für $rebign b^
ftimmte SBerl erl^ielt Diele Auflagen (editio teriii
italica, Cremonae 1824). Sin anbereS Stat
Quodlibet catecheticum, b. i. ißollfommenernik
DoQftänbiger Sil^riflenlel^rer, auS mel^r bann 20 ber
berül^mteften 6i|riftenle$rer pfammengetragen, er^
fd^ien in 5 IBönben }u «ugSburg 1752. ftif Me
Singriffe, bie gegen feine ^ßerfon infolge ber Srnf
t)er^on gefd^al^en, fd^rieb er SBie man in benSSdb
fd^re^t, fo miberl^altS, S)i(ingen 1732. gfibr fei»
^farrfinber t)erfa|te er eine SrQörung ber Sh^
cerimonien, «ugSburg 1751. (Sgl. Veith, KU
Augustana, Aug. 1793, Alphab. X, 175 sqf.;
g«ä&, Eonöertiten IX, 415 ff.) [©trdht.]
^fa (3^-<»), im % %. ein ffdnig ntm 9M
5ur 3^it ^d^abS unb feiner beiben 92ad^foIger, ber
bem ßönig t)on 3SraeI tributpffid^tig mar (4itli.
3, 4). %(S 9d^ab gefallen mar, benu|te er \k
@d^mad^e beS Od^ojiaS, um ben Xribut )tt W
gern; nad^bem aber 3oram ben 5Cfyam befHcgoi
latte, mar es eine t)on beff en erfien Sorgen, b«
SJloabiter p bemütl^igen. Sr tierbunbete fid^ USß
mit 3ofap|at t)on 3iü)a, gegen ben SReja bctrii
frül^er einen erfolglofen Angriff gemad^t 1^
(2 $ar. 20), unb bie vereinigten ^eere }i>gentni
baS tobte ajleer l^erum jium Sinf aE in 9Roab. MbSb»
toegS ftiel aud^ ber fiönig Don Sbom mit frims
197
SWcfa.
1298
tRttb&ftm }u ben SSecbünbeten. 2)ie ÜRoabitet
^ fid^ ju einem unüberlegten Angriff t)erleiten,
olge be^ fle eine gro^e 9{ieberlage erlitten.
efa fluttete ftd^ na$ feiner feften ^lau^tftabt
t-9)fa>ai unb marb fogleid^ eingefd^Iojfen. 3Rit
n 9Jtüf^ ber SSerjmeif&tng berfud^te er nun mit
0 aRoim einen Ausfall, um fni^ an bem ßöntg
n <Ebom }u räd^en; ba er ober QU(i^ k)on biefem
iHg jurüdEgemiefen mürbe, opferte er auf ber
labtmiuter feinen erftgeborenen Sol^n, ben Sl^ron«
q/a, feinem ®5|en CamoS. 2)iefe ©reueltl^t
td^ einen fold^ Sinbrud auf bie Selagerer,
g fie bie Belagerung aufl^oben unb mieber in
rc ainber jogen (4 Rbn. 3, 27).
3n neuerer S^it l^at ber 9lame üliefa'S burd^
tot oni^Iogifc^ gfunb eine unermartete 9e«
Ktnng gemonnen. 9lod^ unter Od^ogtaS l^atte
tcfa feinen 9bfaII Don ben SSraeliten burd^ eine
idilffiule «t ^bon gefeiert. S)a biefelbe au3
)iDa}em Safalt angefertigt mar, lonnte fte fid^,
n mcitig befd^&bigt, an ber alten Stelle big auf
ufere SDoge erlitten. 3m 3. 1868 marb fte Don
an beutfd^ SRifjtonar fflein bei bem l^eutigen
>iUn »lerfl mieber aufgefunben, unb biefer fe^te
nooS preu^ifd^e Sonfulat baDon in ßennt-
lie 93emä|ungen bedfelben, in ben 9efi^
li S)cnftnald ju gelangen, litten feinen Srfolg,
emi fan 3. 1869 erl^ielt ber franjöftfd^e 2)rago>
lan Clermont-®anneau burd^ Araber 92ad^rid^t
0B bem Stein unb }ugleid^ einen unDoIIfomme-
m ^jkipierabflatfd^ ber barauf angebrad^ten 3n»
Mt 2>ie| oeratüa|te aud^ il^n gu Semül^ungen,
14 m ben Sejt| bed @teind gu fe^en; biefelben
jdten aber norerft nur ben Srfolg, ba| bie Araber
Kr (Begenb, um ben ooraudgufel^enben ^(adereien
«4 bie Xurlen }u entgelten, ben @tein ger-
^Ibgen. 2)a8 l^arte SRaterial miberftanb inbe^
jSfam StrfUrungSoerfud^en, unb e§ erl^ielten
|i4 bebeutenbe Städte, mel^. obgleid^ au(| bem
Bußfd^ 9teftbenten, So))itön SBarren, $apier-
Acäde Don benfelben gebrad^t mürben, bennod^
lot mib nod^ in franjöftfd^en %efi| übergingen
nb ie|t im fiouDre t>ereinigt ftnb. uRit ^ilfe be§
BfkB^ um bem unt)erfe]^rten 2)en!mal genomme«
Kn^ßai^ttrobnatfd^ ift e§ möglid^ gemorben, au3
Hefen grogmenten fo giemlid^ ben gefammten %tit
te 3ii|d^ft iufammengufteHen. Irttif d^ gu bear*
Uai tcib fd erflSren. S)ie erfte SSeröff entlid^ung
nelSacpmile'd g^f <^ burd^ ben ®raf en be SSogüe
hber 64rift Lettre ä M. le Comte de Vogü^
EGh. äermont-Oanneau, Paris 1870. ®t^x
bomad^ erfd^ien in 2)eutjd^Ianb ba§ Öfter»
^QMmmm tum @d^Iottmann, S)ie @tege§föule
IRe^i ftömgd ber SRoabiter, ^aUe 1870, gu»
m^ mit einem Sendet Don $etermann, Ueber
k li^finbung ber moabitifd^en 3nf c^rift be§ Üb'
IgB Sttfa, imb 92ad§tragen Don ©dilottmann in
rSeitfdJrift ber 3>eutfd^ morgen!. ®cf. XXIV,
170, 253. 438. 640, unb meitcr eine 2:ran§-
ilitUm in ben 2:|eoI. @tub. unb jhit. 1871.
6. Scittmn ifl bie Siteratur über biefen merf«
mürbigen gunb au^erorbentlid^ angemad^fen, ol^ne
gerabe Diel 9?eue8 mel^r gebrockt gu l^aben. ffiie
legten erflärungen ber 2Refa-3nfd^rift flnb Don
5RöIbe!e, ifiel 1876, unb Don ©menb unb ©orin,
greiburg 1886, erfd^ienen; femer gcl^ört bagu Don
Klermont-®anneou ber artifcl in ber Revue Ori-
tique 1875, 37, 166—174, unb Examen crit.
du Texte im Journ. Asiat. Janv. 1887, 72 ä
112 ; SRenon im Journ. des Savants 1887, 158
ä 164 ; SRölbcfe im Siter. gentralbl. 8. 3onuar
1887, 59—61; Driver, Notes on the Hebrew
Text etc., Oxford 1890, p. LXXXV ; SDSindHer,
ßeüinfd^riftl. lejtbud^ gum «. I., Serlin 1892,
100 ff.
2)er fo befamtt gemorbene 3:est Derbient bie il^m
gemorbene ^ufmerffamfeit gunöc^ft als öltefte femi-
tifd&e 3nf(f|rift, meldte eS über]^au^)t gibt; benn
fte ftammt au8 bem ^a^xt 896 D. gl^r. Sfö fold^e
gibt fie für bie ®ef^i(|te ber femitifd^en ©d§rift
bie mid^tigften ^(nl^altspunfte unb gugleid^, meil in
ber gemeinfamen ©prad^e ^löftina^S abgefaßt,
ein ^iß) Don ber bamaßgen SSefd^affenl^eit bed
^ebröif d^en, meld^ed gu f el^r mid^tigen @d^(üff en be-
red^tigt (Raulen, Sinl., 3. 9ufl[., 54). Sbenfo mid^-
tig utü) intereffont finb bie SBetel^rungen, meldte au3
bem nunmel^r ermittelten Snl^It ber 3nf d^rift gu ge»
minnen finb. 9u§ bemfelben ergeben ftd^ nid^t nur
miHf ommeneSeftötigungen Dieler altteftamentlid^en
Angaben über SRoab, f onbem er Dereinigt jld^ aud^
mit ben entfpred^enben biblif d^en Angaben gu einem
Haren ®ef d^id^t§biß>e, meld^ed bie lejteren erft DoU«
fommen Derftel^en unb bie 3uDerIäf flgleit ber bibli»
fd^en ®efd^td^te fd^ö^en lel^rt. SRefa nennt ftd^
„benSiboniten", meil er ©tammfürft Don®ibon
mar, fo ba^ ftd^ baraud ber ©tanbort be§ 2)enN
ma(§ erüört. ©ein 93ater Samoggab mar burd^
Smri Don S^rael al§ SSafaU über gang SJloab ein«
gefegt morbcn, unb bicfe mar bie Urfad^e be« Iri»
but§ Don 100000 ißjibbem unb 100000 Som-
mern, ben er jäl^rlid^ an S^rael entrid^ten mu^te.
3laö) ^d^abS Xoht beftörften il^n bie ^roJbl^eten
feines ®otte§ Samod in feiner Sbftd^t, Don 3§tael
abgufaOeu; er befeftigte bal^er bie moabitifd^en
Orte Saalmaon unb ffirjiatl^aim unb eroberte bie
beiben iSraelitifd^en ©täbte Sltarotl^ unb 5Rebo,
bereu Semol&ner er als D})fer für Eamo§ fd^Iad^»
tcn Hefe. 9lu§ 9lebo, mo fid^ eine „^öl^e" befanb,
nal^m er bie ©efäfec 3«l^oDa'8 unb meil^te fie fei-
nem ®otte. ®icfe 3lDe3 ifl in ber furgcn 5Rotig
4 ßön. 1, 1 angebeutet. Suf bie 9Jad^rid^t l^ier-
Don gog Dd^ogiaS gegen il^n, fc^tc ftd^ in ber ©tabt
Sal^ag nörblid^ Don S)ibon feft unb fud^te Don ba
au§ baS Sanb gu untermerfen ; allein „eS Dertrieb
il^n 6amo§ Don feinem 9lngeftd^te", ungemife mie;
Dd^ogiaS mufete mit §inter(offung einer Sefa^ung
in Sal^ag ftd^ gurürfgiel^cn unb ftarb balb, mie
4 ßön. 1, 2 ff. angegeben ift. 9hm eroberte 3Wefa
Sal^ag unb fud^te baS 2anb nörbüd^ Dom Simon
burd^ 93efeftigung feiner ©tobte gu Uf^avOßitXL
Sngmif^en maren aber bie gbomitcr Don ©üben
l^er in 2Koob eingefallen, unb er mufete nun biefe
1299
ÜRefenguQ.
1300
öertrcibcn, um feine ^errfd^op ju ^xä^mt; bolzet
ber @xoU gegen (Sbom, ber il^n fpöter )u einem
berjttJeifelten ©(i^ritte trieb. SBol^rfti^einlid^ Jül^rte
er biefen ffiinfcdtt auf ben 6influ& be§ mit DqojioS
Befreunbeten Sofapl^öt jurütf unb ]n6)it, öon fei»
nen ßrfbigen gefd&ttJeHt, biefen burd^ ben 2 ^ar.
20, 1 enä^Iten Ueberf oH ju beftraf en. §ier ju leifte«
ten bie ßbomiter nur gezwungene §ilfe (SS. 20), fo
bo^ ^ä^ ber SS. 23 berid^tete ©treit im Sager öor
Serufolem leiti^t begreifen lä^t. ©eitbem beftanb
blutiger ^afe jtoifd&cn 2Roab unb Sbom (^mo§
2, 1), uno e§ erHärt fid^ bie SSereitwilligfeit, mit
xotid)tx ßbom fid^ an SoramS unb 3ofaj)]^at§
ftriegSjug betl^eiligte. Ueber ben SSerlauf be§
ffriegeS fann natürlid^ bie 3nfd^rift niti^tS ent«
Italien, unb fo mu| man öorerft barauf öerjid^ten,
Sici^t über bie bunfeln SBorte 4 ßön. 3, 27 ju er«
l^alten, mlä)t bie SSuIgota überfe^t : facta est in-
dignatio magna in Israel. [jfaulen.]
9tefenttt9, S^föng ^blH})}), ein janfe»
nifüfd^ gefinnter ^riejier/ brffen ©Triften in ber
zweiten ^ölfte beS 18. 3ct^9unbert§ }u l^eftigen
@ontrok)erfen ^nla^ gaben, würbe am 22. ^uguft
1677 guSSeauDaiS aud geringem ©taube geboren.
S)urd^ ©tipenbien auS milben ©tiftungen unter»
ftü^t, mad^te er feine ©tubien guerft gu S3eaut)ai§,
bann feit 1694 ju ^ariS. Um 1700 würbe er
^rofeffor ber SR^etorif im ©olleg feiner SSaterftabt;
fpäter leierte er gu $ari§ am SoUege be SSeauDaiS.
§ier ernannte il^n ber SRector beöfelben, Koppin,
gu feinem ©teKöertreter unb übertrug i^m bie
ftated^efe für bie Söglinge berSlnftalt; biefewarb
bie SSeranlaffung, ba& er balb mel^rere, in ba§
fated^etifd^e Öfad^ einfd^tagenbe ©d^riften berfafete.
6r f(f|Iofe fic^ bort ben ianfeniftifd^en Senbengen
an unb mu|te 1728 ba§ Kotteg wegen feiner
Dppofition gegen bie ßonftitution ünigenitus
öerlaffen. 3nbe^ blieb er gu ^ariS, erwarb fid^
al§ gcwanbter ©d^riftfteller einen 5Ramen unb
ftarb bofelbft im l^ol^en alter öon 86 Salären am
19. gebruar 1763. — 68 erfd^ien öon 2Röfen-
m) guerft 1728 ein W)xx% ber ©efd^id^te unb
2Rora( be§ Sllten 3:eftamentS in einem SSanbe,
eine ©d^rif t, bie öon bem geleierten SRoUin afö ein
öorgüglid^eS ^anbbud^ empfol^Ien würbe, ffiinige
Saläre fpöter öeröffentlid^te SKefengu^ in 10 S3än»
ben einen Slbri^ ber (Sefd^id^te be§ ?lUen Sefta»
mentS mit ßrüärungen unb Srwögungen, fowie
eine 5lu§gabe beS 5Reuen SeftamentS mit furgen
9lnmer!ungen. ®ann erfd^ien in 6 SSänben ano-
nym fein befanntefted Slßerl Exposition de la
doctrine chrötienne ou Instruction sur les
principales verites de la religion,Utrecht 1 744.
®a§ im (Seifte beS SanfeniSmuS gefd^riebene SDBerl
entl^iclt mannigfad^e Srrtl^ümer, unb bie Dppofi«
tion gegen bie SuHe ünigenitus trat in il^m mel^r»
fad^ ^ert)or. So würbe e§ im 3. 1752 im Dic-
tionnaire des livresjansemstes(n, 136—141)
fd^arf fritiftrt unb bie irrigen Seigren l^eröorgel^oben ;
öon ber Snbejcongregation warb eS bann burd^
ein S)ecret öom 21. 9lot)ember 1757 verboten. 2)ie
ianfeniftifd^e Partei inbeg ful^r fort, boS Shut
unter ben größten SobeSerl^ebungm angupietfn
unb eS mel^r unb mel^r gu Derbreiten. 3n 9iaßa
mad^te fid^ befanntUd^ in jener $eriobe ber foQd^
Sufnörung bie Oppofition gegen bie fird^
Wuctoritöt unb eine fectirerifd^ Senbeng befonbcii
geltenb, unb f o würbe tro^ beS SSerboted bcS SM
gu 92eapel t)on mej^reren ©eiftlid^n in'd StdBe*
nifd^e überfe^t. 2)ie Ueberfe^ung tovabt Don pi
©ominicanem approbirt, 1758— 1760 mit 8fr
nel^migung ber Slegierung gebrudft unb fanb ii
Italien eine groge SSerbreitung. Sine S^em»
ciation ber italienifd^en Ueberfe^ung an bie 3i>
quifttion Würbe t)on ber ueapoUtanifd^enKegiennu
fel^r übel aufgenommen, unb aI3 Slemend Ha
bie ^bfid^t funbgab, jene Ueberfe|ung gu decbifr
ten, würbe bagegen Med in ^Bewegung ^f(|t
Slud^ unter ben angefel^enen ^raloten unb iaA»
nölen fanb ba§ S3ud^ feine ®5nner unb Ser^B'
biger ; bie Abneigung gegen bie ©efellfd^ 3^
weld^e bamalS aud^ in l^öl^eren iheifen fi^ in^
geltenb mad^te, war wol^I ber ^ottptgrunb ficMe
S9egünftigung be§ SBerleS. 2)a3 SebenRi^e ii
bem SSud^e, |ieg ed, fönne Derbeffert werben, m
Uebrigen fei e3 für t)a^ SSoß ein Dortreffß^cS&lP'
bud^. Unter ben SarbinöIenbedl^etligenOfficinl
war au^er Orft befonberS ^f^nei, ein offen
unb l^eftiger ©egner ber Sefuiten, gegen bolScfr
bot. %n üiaffionei rid^tete oud^ aRefmgiq fAs
ein ©d^reiben, um bie SSerurtl^ung gu Detl^iÄen.
®er $apft beftimmte nun gwölf Xleolooen, nte
benen lein 3e|uit war, um baS SDBerf grSsWi| |l
unterfud^en, unb aUe, au^er einem Sttnortto^
urtj^eilten, eSfönben fid^ in bemfelbenjotridei»
feniftifd^e 3rrtpmer, ba| eine einfädle Sctiq|fr
rung nid^t tl^unlid^, fonbem eine SSennl^cibBi
nötl^ig fei. 3n ber barauf folgenben @i]fimg kt
Sarbinöle beS l^eiligen Officium^ am 20. 9m
1760 ftimmten befungead^tet mel^rere g^W
SSerbot, unb ber $apfi bel^ielt ftd^ bie le^ tt^
fd^eibung t)or. S)iefe Sntfd^eibung fanb bonsttn
Slbfd^Iu^, ba| Siemens XnL burd^ ein 8aK
t)om 14. 3uni 1761 baS SSud^ Derbot: ft^
erlief er eine SDtal^nung an bie S3ifd^5fe, ftiM
anbem a(§ ben Slömif^en Jfatec^iSmuS |b (k
braud^en. 2)et Sarbinal ^afftonei fo)^ ^S
©eaetör ber S9ret)en gendtl^igt, auS ffani^i^
©el^orfam, obgleid^ fe|r ungern, boS S)e(ni pi
untergeid^nen. SJian brad^te feinen bolb bonnf
nad^ furger ftranf^eit erfolgten lob mitMefcrfr
gelegen^eit in SSerbinbung. 2)ie Sonfenipen fflt^
barin eine ©träfe ®otte§ für feine @4ttiU|^;
?Inbere l^ielten bafür, bafe ber l&eftige Seibm^&ri
anlajfung gum 3:obe be3 Sarbinald oewefei f(L
3nbe^ bei feinem l^ol^en Sttter t)on 79 3Wreii»«
fein @nbe burd^ einen ©d^Iagfiug an mib für M
nid^ts Ungewö^nlid^eS, wennglei^ bie l^geflfr
mütl^Sbewegung bagu mag beigetragen l^abo. -
Sine t)on bem S)ominicaner ^atiqgi tjerbcffRie
3lu§gabe be§ 993er!e§ erfd^ien nod^ im 3. 1761
gu SSenebig unb fanb feine weitere S9eanfiaidwi|^
1801
SRefopotamien.
1802
3m Uebrigen aber festen bte ber ^(uctoritat be§
BopftcS fdnblid^ gefilmten ^öfe Don yitopü unb
Cpanien ber Seröffentlid^ung unb ^(uSfül^mng
M pd)>fQici^ S)ecrete§ manci^e ßinbemiffe ent»
Kgen; bie janfeniftifd^e gartet oel^ouptete, ba§
wcai fei huti) bie 3efuiten gegen bie ^bfici^t ber
Dtel^l^I ber Sarbinöle bed l^etUgen OffictumS
et|nt|t toorben, unb man ful^r fort, ba§ SBer!
DlefenguQ'd }u loben unb 3U lefen. — Sin 92ad^»
ipiel sur SJerurt^eilung biefeS $ud^e§ rief nad^
ifariger 3<it nod^ ba§ SSorge^en be§ OratorianerS
SesToo ^erDor. Siefer feierte 1768 in einer @d^rift
[>e claris catechismis baS SBer! 9)^efenguQ'§
iB baS auSgegeid^netfte aller fated^etifd^en ^anb*
ifid^. WS berfelbe nun 1782 Don ber nea))o(i=
nnifd^en Stegierung ^um Sifd^of Don ^otensa
xnatmt umrbe, nenoeigerte $iu3 VI. bie ^eftöti*
rpoQ, bis ©errao bie in jener unb anberen feiner
»elften entl^altenen @ö|e, meldte bie Sted^te unb
Mifi Snfeben bed l^eiligen Stul^IeS Derle^ten, miber»
cnfen l^be. 9lad^ längeren SSerl^anblungen, bei
imeit €errao fid^ »iberftrebenb seigte, iDurbe bie
Rngelegen^t in milber SBeife baburd^ beenbet,
boftSerrao imSuni 1783 burd^ ein allgemeine^,
\fßa MrgelegteS gformular feine Untermerfung unter
bk Sudoritöt unb Se^rgemalt beS $apfteS bezeugte,
mrauf feine ^raconifation am 10. 3uli beSfelben
^ofyct% erfolgte. — SRöfengup felber fd^rieb ein
Mänoire justificatif du livre Exposition de
la doctrine chrötienne ; toenigftenS mürbe baS*
[dbe na4 feinem Sobe al§ ein Opus posthumum
DIU einem Avertissement 1763 Dom W)be Se»
toenc oerdffentlid^t ^u^er ben genannten @d^rif-
In Derfolte SDtefenguQ nod^ Entretiens sur la
rdigioii in einem ^nbe, einige Heinere @d^rif »
In in Segug auf bie 9uUe ünigenitus, ein Seben
bc« Sifd^ofS Don 99eauDai§, 92icolau§ be SuaenDal
C1651— 1679), unb jal^lreid^cSciträge auber Vie
ieB Saints in 6 99änben, bie ber %bbe @ouiet l^er»
nBgob. (fBgl. Picot, Mem. ü. IV ; (Sorbara,
Scnhmirbig!., bei2)öllinger, Seitr. g. JHrd^engefd^.
ni; »eufd^, 3nbes U, 1251.) |1B. 3ungmann.]
^ßUf$f0tavÜ€n (MeaoroTafjLia), ein geogra«
^Jd^ier ^ame, ber erft p We^anberS be§ ©rogen
Seit cntfUinb, ift Don ber Septuaginta in bie l^ei=
Bge Sd^rift eingeffll^rt unb Don ber Sulgata bei»
kfoUen oorben. S)er Stqmologie nadi bejeid^net
btf SBort ein }mifd^en @trdmen liegenbeS Sanb ;
«04 b^tn @prad^gebraud^ ift l^ierbei nur an bie
jriOingdfiröme Supl^rat unb 2:igri§ gebadet mor»
boL S9lefo))otamien nutzte bemnad^ ber ganje
Ifaibeccotnples (ei|en, loefd^, Don ben9(ten mit
Qicr €anbu]^ Derglid^en, jid^ füblid^ Dom Sau-
QSgebirge gmifd^en Su^l^at unb Sigrid bi§ ju
ksen 3ufammenflu| erftredt ober früher bis an
imp^i^aReerbufenerftredtbat. S)iefe ^f^öd^e
ifab je^ mit giDei Derfd^iebenen 9?amen benannt,
MI pe burd^ eine an i^rer fd^malften @teUe Dom
lK|>l^|iat sum Sigrid gezogene Sinie in ^mei %f)txlt
lerlegt ofd^nt. S)er füblid^e Sl^eil h)irb mit ber
eafeitfi an ben Supl^rat anfto^enben Sbene 5u«
fammcn 3ra! 9lrabi genannt unb biefe früher ©i-
ncar ober ©ennaar ({. b. Srt.). ®er nörblid^c
S^eil aber beiftt jejt gl ©fd^epreb, r,bie Sufel",
unb bie^ ift nad§ bem utfprünglid^en ©prac^-
gebraud^ ba§ nömlid^e Sanb, tt)eld^e3 bie Slaffifer
Snefopotamien genannt l^aben. 3tDar ift ber U^
tere 9kme an^ tt)o]^I ungenau unb nur feiner
ßt^mologie gemö^ gebrandet morben, fo ba^ 3ra!
3(rabi baruntcr mitDerftanben ttjurbe. So toirb
Strab. 16, 5 ©cleucia, Plin. H. N. 6, 26 (30) Sa-
b^lon, ©eleucia unb ba§ alte Sred^ ^u SRefopota-
mien gered^net, unb im nämlid^en ©inne tt)irb
aud^ in ber l^ciligen ©d^rift (Spg. 7, 2) baS d^I»
bäijd^e Ur nad^ SWefopotamien Dcriegt. 5Rur irr»
tl^ümlid^ ift angenommen »orben, aud^ 3ubitb 5, 7
merbe ba§ Sl^alböerlanb ober Sab^Ionien ^u ^lefo«
potamien gered^net; fomol^I nad^ ber ^Igata al§
nad^ ber ©eptuaginta mirb l^ier eind Dom anbem
beutlid^ unterfd^iebcn. (Sgl. SÖßoIff, ffiaS SSuc^
3ubit]^ 137.) 3m ungemeinen ift bei ben «Iten
bie Sebeutung beS 9Jamcn8 nur bie angegebene,
fo bafe bcrfclbe Don ben Ueberfe^cm beS ^Iten
SeftamcnteS rid^tig angemenbct er)d^eint. 6r ftebt
nömlid^ in ber ©eptuaginta unb ber SSuIgata für
bie bciben 9?amen crnn: d^n unb cn« ^tib (@cn.
24, 10; 31, 18), wel^c im ®ebraüd& baSfelbe
bcbcuten nni ben allgemeinen 5lamen 9lram (f. b.
2lrt.) fperialifiren foUen. ®ie jweite Sejeid^nung,
tt)elc|e „Sieflanb Don 9lram" im ©egcnfa^ ju bem
bergigen %^t\i be§ aramäifd^en Sänbercomplcgcö
bebeutet, ift inbe| Don ben Ueberfe^em mand^mal
mitDerftanben morben. S)er SKeganbriner »ie ber
bl. §ieroni)mu§ geben on» conftant mit 2üp(a
unb Syria mtebcr. ®a nun "^s an ber ©teile
®en. 48, 7, offenbar burd^ ©rf/reibfe^Ier, allein
für ÜWcfopotamicn ftebt, fo l^aben beibe d'x« i^b
mieberbolt burd^ tj MsaoiroTafifa Süptac, Meso-
potamia Syriae überfcjt (®cn. 28, 6 u. ö.). 6in
anbered SDJifeDerftönbnife ift baburd^ b^^beigefübrt
toorben, ha^ mitunter anftatt Dr-^ns o*:« blofe cn«
fielet ; bcnn bc^mcgen ift an einjelnen ^teflen ©i)=
rien ftatt^Jicfopotamien gefegt morbcn. ®en lieber»
gang bilbet Mid^t. 3, 8. 10 Sopia iroTaficov, »0=
fiir in ber Sulgata 95. 8 Mesopotamia, 5J. 10
aber Syria fielet, ©o ftebt aud^ ®en. 28, 7 in ber
SSuIgata Syria, tOO bieLXX MeaoTroTafJLia Süpta;
bat. Uebercinftimmenb geben bann beibe Ueber»
fc^ungen Df . 12, 13 (12) c-y< rrvo, ba§ nur für i-b
cnj5 fielen foH, mit i:eo(ov iopiac, regio Syriae
ttJieber. ®er umgefel^rte gebier fielet ^f. 59 Tit.
in ber SBuIgata, meldte für ci-d«"^^«^ =:":"i? «=■:« *^«?.
ns^s Mesopotamiam Synae et Sobal ]efet,
mäbrenb bie LXX ricbtig Tf,v MejoT:oTap.tav 2u-
pta^ xal d)v Slüptav 2ofiaX l^at uub 3ubit]^ 3, 1
bie SSuIgata benfelben 9luSbrud rid^tig überfe^t :
Syria Mesopotamiae et Syria Sobal. Sie $c»
f(|ittbo brandet im ^Iten 3:eftament bie beiben
5Jomen """^na cnx unb c"^«"» rc im ©anjen fo,
mie ber l^ebräifd^e Scjt ; im 9ieuen Seftament fielet
ber fpätcr aKgemein geworbene 9Jame v"»"^ n-'s
apg. 2, 9 ; 7, 2.
1303
SDtefopotomien.
1304
S)ad fo benannte Sonb ift eine Sbene, meldte
nur im 5lorboftcn längS be§ SigriS eine niebere
§ö]^enf cttc, ba§ l^cutige ©tnbf (i^ar, ben Mons Sin-
garas ber Sllten, befi^t. Sie ift arm an SD8af|er
unb wirb nur öon jwei Slebenpüffcn beS 6u^)]^rat
burti^ftrömt, bem ß]&aBora§ ober §abor (f. b. 9lrt.),
bem l^eutigen Äl^abur mit feinen 3upf[en, unb
bem SBeliaS, bem ie^igen 93e(if^e, meld^er nid^t in
ber l^eiligen ©ci^rift, aber mol^I in afjprifd^cr ßeil»
infd^rift al§ BaHchu ober Belichi t)or!ommt. ISon
Sinjelnamen be§ ganzen fianbeS Xüixt in ber ^ei-
ligen ©rfirift unb auf aff^rifci^en ®enhnalen bie
Sanbfd^aft ©osan (f. b. 9lrt.X bei ben Klafflfem
äW^gbonia, im Jlorbofien ertoäl^nt. Sewol^ner
SMefopotamienS luaren öorjugSmeife bie eigent-
lid^en 9lramöer, toeld^e au^ bie aff^rifti^en 3n-
fd^riften mit biefem 5lamen onfüi^ren, unb öon
beren ©prad^e fd^on ®en. 31, 47 ein d^arafteri«
fttfd^eS ®enhnal entl^ält. (©. b. ?Irt. ®^albäif(t|e
©prad^e u. Siter., unb ögl. Sixabo 2, 31.) ®er
Soben bed fianbeS Dereinigt aUeSebingungen }ur
größten grud^tbarfeit in ji^/ fann biefe aber mcgen
abnormer flimatifd^er )8er]^ältnif[e nur in ber
furzen 3(it nad^ ben grül^ial^rSregen entmitfeln;
ber fel^r gro^e Unterfd^ieb }tt)ifd^en ber SBinterlälte
unb ber ©ommerl^i^e, fomie bie tt)oI!enIo|e ®(ut
be§ ^immelS mol^renb ad^t ober neun SRonaten
laffen ie^t nur eine fpärlid^e SSegetation gebeil^en
(ögl. ßaulen, ßatl^olif 1865, 1, 72 ff.). 3m «Iter-
tl^um mu^ bie| anberd gemefen fein; benn nod^
}ur 3(it ber (Slafftfer toar SDlefopotamien reid^ an
SBälbem unb an SBeibetriften (Dio Cass. 68, 26 ;
Curt. 5, 1, 12), ein Seid^en, ba^ entmeber burd^
bie bamaligen natfirli^en IBerl^Itniffe ober burd^
bie Sultur beffere Ilimatifd^e 3uftänbe bewirft
nKiren. 9ber aud^ frül^er wirb ßlima unb Soben-
ertrag in ben nörblid^en, bem ©ebirge benad^barten
Sanbftrid^en bejfer getocfen fein als in ben füb-
lid^en ©teppen. SBenigftenS fommen nur au§ bem
9lorben auf äg^ptifd^en unb ajf^rifd^en 3nfd^riften
92amen t)on ©tobten Dor, meldte auf eine weiter
gef örberte Kultur fd^Iie^en fof|en. Sit ber l^eiligen
©d^rift wirb fd^on aud bem nömlid^en SJ^eil t)on
2Re}ot)Otamien ju uralter Seit eine ©tabt ßl^arran
ober ßaran genannt (®en. 11, 31; 24, 10); bod^
!ann biefe gu ber Seit, ba pe guerft erwöl^nt wirb,
nod^ feine ©tabt in unferem ©inne gewefen fein,
weü eine nomabifd^e Seoößerung bafelbft wol^nte.
Um 1000 ö. Kl^r. war biefe freiließ anberS, ba naä)
ben aff^rifd^en Snfd^riften §aran, im glufegebiet
beS §abor gelegen, ein §ouptfife beS 9Monbgotte8
©in war. 3u biefer 3eit beftanb aud^ fd^on 9lifl»
bis, baS ebenfaKS an einem 9lebenflufe beS §abor
lag, fowie ?lrraj)d^a, Slmib ©angara, ba§ jur
Körner jeit ©ingara l^iefe, unb baS 4 ßön. 19, 12
genannte SRefepl^. ©onfl aber fd^eint SKefopota-
mien ftets arm an ©täbten geblieben ju fein, unb
ber gröfete 2:|eil beS SanbeS war Don 92omaben
burd^gogen. @o erfd^eint SDtefopotamien aud^, ba
es guerft in bie ©efd^id^te eintritt. Slbral^am no»
mabifirte in ^aran als ©d^eif^ ober ©tammeS*
furft, unb als er mit feinen Seuteit unb feisa
^eerben nad^ Sanaan weiter gog. Blieben fcne
ISerwanbten im fianbe bei i^rer angeflammten 8»^
fd^öftigung. ©owol^I bie Srautw^ung um Sk
becca als bie ©(^id(fale 3acob8 in 9Refo))Otainai
laffen nur auf nomabifd^e 3u{i^b^ ouq im Stu-
ben t)on SRefopotamien fd^Iiefeen. SBoS über Vk
Xf^itxtoüt SnefopotamienS b^tmt ifl^ fu^ fß
bemfelben Slefultat. ©d^on ®en. 31, 39 iß M
bem SSerluft ber beerben burd^ wilbe Xl^ \k
Siebe ; bie clafftf ^en ©d^rif tftdler ffil^n nBke
Sf el, ©traufee, ^agellen intb Sdwen qIS befontal
^ufig in SRefopotamien Dorfommenb an, fo h^
l^iemad^ baS fianb nur wenig ber Sulto enir
fefel^ften SSeoöIferung unterzogen Würben feinbn.
3war ift atid^t. 3, 8 t)on Sl^ufan Stof^it]^ ok
einem jfönig Don SRefopotamien bie Stebe; aOdi
biefer ift nid|t als C^errfd^r über baS gonje So*
5U benfen, fonbem als ein fleiner g&fl, bcrii
92orbweften in ber m^t beS SeliaS über eiii|e
©tämme l^errfd^te. ©old^er „StbmQt" wetbea ort
ber ©egenb füblid^ Dom £auruS fd^on mond^ M
ben ög^ptif d^en ßönigen ber 18. 2)9nafHe genml
weld^e jid^, iebenfaUS mit Unredbt tfil^men bie>
felben unterworfen )u l^ben (So. SRe^er, (BcH.
beS antertl^umS, ©tuttg. 1884, 263). €ett b«
9. Sal^l^unbert D. (S^r. aber fielet ber gonje Jte*
ben Don SRefopotamien bis }ur 9Rmümng W
jfl^abur unter aff^rifi^em einfiufe. ©d^S^
$ilefar L (um 1100) l^atte feine erobenngB
weftwörtS bis über ben QvipfiXQi (m^qth^i&jtP
ber, ßeüinfd^r. 95ibl., »erlin 1, 1889, 33); M
gelang eS ben fleinen ^errf d^em in ber Sti^e W
eu))]^ratS, jid^ Wieber felbftänbig su mad^ I|i»
nafirl^abal oe|nte (um 875) feinen ©iegäbmf >i^
Tigris weftwdrtS bis gum ftl^bnr ouS (a. a. Ol
97). ©almanaffar IL untemal^m 859 einen gA*
Sng gegen ,,bie ©tobte am ^üx^" (ebenb. IK.
171); auf biefe Eroberungen pod^i ber offi^
Sfelbl^err 4 Sibn. 19, 12. ©eitbem gibt c8 ttefh
lid^ Don IRineDel^ bis }um Su))]^rat $tn, nanoi^
lid^ aud^ in ber Sanbf d^aft ®ogan, affQrifd^ 6lal^
l^alter unb tribut))f(i(|tige gtirften. & lonäci
wirffame ÜRittel angewenbet, vm baS n5tbGi|t
SRefopotamien in ^ff^rien eingugliebem. S^V
baDon finb nod^ l^eute bie ©d^utü^ügel mn SBlen
R^ahwc, weld^e bie Stefie einer SRenge Don M
f duften aff^rifd^er ^erfunft bebedkit, unb wdSjßU
bem l^eutigen Slrban eine Steil^e off^rif^ AnP*
werfe neben Ueberreften ög^)tifd&er Cultnr geSefri
l^aben (Layard, Discoy. chap. VJLU). SM m^
lid^e SRefopotamien blieb Don fe|t on bi benSSnBP*
Derfel^r burc^ ben 3nnfd^en]^QnoeI gqogen^ ttcHis
td^ Don Seg^pten über Sabel bis )um 23grii f^
tredCte, wöl^renb baS füblid^e &UpptiüaBb ttf
pörlid^en 92omaben unb f d^weif enbem Sßflbc fm
«ufentl^aU biente. SBeld^ ©d^dffole ^f^
mien nad^ ber 3(^dning beS off^rifd^ W/ß
l^atte, ift aus SRangel neubob^tonifd^ (Md^
inf elften nid^t befannt. 3m ®an)en blieb Vm
potamien immer ein geogropl^f d^, fdn poVäSjlfi
805
aßeSraim — aRc8ro|).
1806
hgriff ; bie emgebten Seflanbt^eile bedfelben unter-
mn Uibtfiot^iftt , ad^menibifd^er, moceboni-
Icr, feleucibifd^ ^errfd^aft, unb fpöler bilbete
fantmefopoiatnien für äal^r^unberte ein @trett-
^ed )imfd^ ben ii^m benachbarten f^ürften unb
m Swmern, biSSaracaÜa ed 217 enbgültig bem
tarifcl^ Steid^ eint)erleibte. @eit bent legten Dor»
prißlid^ Sta^l^bert litten fid^ befonberd Diele
inbcn in SRefopotamien angeftebelt, fo ba^ aud^
Kt^ fräl^ieitig bie 9{ad^rid^t Dom Sl^riftentl^um
Ara^t umrbe (^g. 2, 9; Dgl. Jos. Antt. 12,
, 4). epdter foQ ber 1^1. 3ubad Xl^abböud feine
Birifäinfeit bortl^in audgebel^nt l^ben. @eit bem
. Sol^^unbert beftanb f d^on eine SReil^e Don 99id-
ffincnt im nörbUd^ SRefopotamien (f. Garns,
er. Episc. 487); bod^ fielen biefelben fpöter
m Stmiop^Qfitidmud anl^eim, unb biefer feiner»
ttl erlog bem ©d^ttert ber l^eranftürmenben
Inübtt. Ueber ben je^igen 3uftanb SRefopota»
iknS f. Sorften 9Hebu|r§ Steife nad^ Arabien U,
86 ff. 406 f[. 093gl. Oppert, Exp^d. scient.
n M^sop., Par. 1863, 2 vols. ; SRitter^ Srb-
nbe XI, § 46 ff.) [ff oulen.]
9b»fiitai (o:'!!^»), ber l^bröifd^e !Rame für
hgMrten, iß im %. X. Don ber @e))tuaginta unb
icr Snlgata ba beibel^olten, n>o ed fi^ um bie
(tMidogifd^e Sinorbnung feiner IBettol^ner l^anbelt
001.10,6.18. l^r. 1^8. 11).
fitofff, aud^SRafd^to^oberSRafd^tl^o^
leamnit ber au8ge)eid^netfte SSerbreiter unb IBe«
efHgcr beö S^ftentl^mS in Armenien gegen ba§
nbe bc8 4. unb in ber erften ^ölfte be§ 5. 3a]^r-
piü|a18, toar ber @ol^n eined gettiffen SBarban ^u
Mtf in ber armenifd^ ^roDinj Saron, tttoaxb
Vi fd^ in frfil^er Sugenb bebeutenbe ffenntniffe
B ber gried^fd^ Siteratur unb erlernte au^erbem
mit bie f9rif<!^ unb bie perftfd^e ©prad^e. äBegen
Mtt 6)nrad^!enntniffe unb feiner fonftigen Xüd^»
ipeit unb (Sefd^ftSgenmubtl^it tomit er balb Don
ICH bctui^mten armenifd^en ^atriard^en 92erfe§
«n 9tofia gum Secretör gettäl^It unb bel^ielt biefe
EUk bis gum Xobe bedfelben. IRod^l^er nal^m er
ii4 3n'd>^ beS (S^iliard^en SraDan beim armeni»
^a StbmQ SBeramfd^ul^ eine SecretörSftelle an,
MRcnttid^ toeil mand^e Sriaffe perftfd^ ausgefertigt
mAm mu|ten. Ser löniglid^e S)ienft gemalerte
|b jdM)d^ M feinem Streben nad^ l^öl^eren @ixitm
ftodg Sefriebigung. unb er entfagte balb (895)
ks Snm^Iid^Ieiten beSfelben, begab ftd^ in ein
Sbfier wob bett>og aud^ nod^ Diele Rubere ju glei-
4« Sd^ritte. äei^t übte er gegen ftd^ bie größte
Ctraige, litt junger unb 2)urft, nöl^rte fid^ mit
9dtaktn, trug ein ]^ene§ ®emanb, fd^Iief auf
ib^ (Erbe md) brad^te feine meifte 3eit mit ® ebet,
Mod^ng unb Sefung ber l^eiligen @d^rift ^u.
labbern er in f old^ SBeife eine ]^o|e Stufe d^rift-
Ijler 6ifenntm| unb Xugenbübung erreid^t l^tte,
Kiff^Io^ CT fid^, für bie Sl^rijitianiftrung berjenigen
lcgeid)cn txm Armenien unb ben angrenjenben
liibent sn ttrirfcn, tt>eld^e nod^ tl^eilmeif e ober gan^
m ^^OSndlfvm ergeben loaren. 3u biefem 3toed!e
begab er fid^ }uerft in bie Sonbfd^ft ©ogl^tl^n ober
©oltl^n gttifd^n bem Srased unb ber ^roDing ber
©iunier unb geioann, inbem er feine Seigre mit
mand^en SBunbem befrößigte unb namentlid^ Diele
SBcfcff ene Don ben böfen ©eifiern befreite, bie gange
®egenb für'd Sl^riftentl^um. Spöter fe^e er fid^
mit 5RcrfeS' 9ladJfoIger, bem $atriard^en Sfaac
bem (Sro^en, in engere SBerbinbung, erfanb für bie
armenif d^e ©prad^ ein Slpl^bet (im 3. 406) unb
fa^te fogleid^ ben Sntfd^lui gunöd^fl bie l^eilige
@d^rift unb bann aud^ anbere nnd^tige @d^nften,
namentlid^ bie SBerfe gried^ifd^er unb f^rifd^er
ftirdjenfdjriftftener fotoie gricdjifd^er glaffifer, in
bie armenifd^e Sprad^e gu überfejen (f. b. 9lrt.
9lrmenifd^e©prad&eu.ßiteratur). ÜRitDicIer2Rü]Je
tl^eitö Don Seiten 3Redro))d unb feiner Sd^üler,
tl^eifö Don Seiten bed ^atriard^en 3faac, lam ed
aflmälig bal^in, ba^ burdb feine neue Srfinbung
f on)ol^I bie biblif d^en Sd^riften afö aud^ eine 3Renge
anberer SBerfe DoQ (^riftUd^er Unteüoeifung unb
Anleitung gu einem gottf eßgen fieben bem armeni-
fd^en SSoIIe gugönglid^ gemad^t unb baburc^ gu»
gleid^ bie frül^eren im Sntereffe be§ $eibent|um3
unb ©ö^enbienflcS Dcrfafeten Sd^riften Derbrängt
mürben. 3ugleid^ bilbete ^egrop mel^rereSd^üler,
bie nad^ feiner ßntfemung in feinem ®eifte fort-
tt)irf en f onntcn, unb unter SBeil^ilf e beS ^atriard^en
unb beS ffönigS mürben Diele Sd^ulen gur Unter«
meifung ber äugenb gegrünbet.
9{ad^bem in fold^er &eife bie nötl^igen SSorfel^«
Hingen getroffen maren, begab ftd^ SReSrop in Se«
gleitung einiger feiner auSgegeid^netften Sd^üler auf
neue 3Rif fionSreifen. Suerfjt befud^te er micber bie
fianbfd^aft ©oltl^n, um feinem frül^em bortigen
SBerfe neuen 99eftanb gu geben, ging bann in bie
$roDing ber Siunier unb lie^ ni^t ab mit Seigren
unb Untermeifen, befonberS aud^ ber 3ugenb, bid
er il^ncn au§ il^rer eigenen 3Ritte einen Sifd^of
geben f onntc in ber ^crf on cineS frommen ^ricfterS,
92amen§ ^naniaS, ber bad em))f angene SBerf meiter-
fül^rtc. ©arauf erfanb er aud^ für bie ben 2lr-
meniem benad^barten (Seorgier, bereu Sprad^e mit
ber armenifd^en Demmnbt mar, eine SBud^ftaben*
fd^rift, ober Dielmel^r er änberte bie bereite er«
funbene fo, ba^ fte aud^ für bieSprad^e ber (Georgier
braud^bar mürbe, unb begab ftd^ bann in il^r Sanb,
um in äl^nlid^cr SBeife, mic in Armenien felbft, bie
nod^ Dorl^anbenen SRefte bed ^ibentl^umS unb
©4^^^^^ auSgurotten unb malere d^riftlid^e
ßrfcnntni^ unter bem SSoÜc gu Derbreiten. '?fla^^
bem er biefen 3JDcd! glüdflid^ crrcid^t l^atte, begab
er fld^ miebcr in fein Saterlanb gurüd, ftattete bem
^atriard&cn Sfaac über ben grf olg feiner Xl^ätig»
feit Serid^t ab unb „aing bann mieber uml^er in
aSV ben Drtf d^aften uno ©egenben beS armenifd^en
SanbeS, bie er f d^on frül^er gcorbnet unb für ßl^ri«
ftuS gemonnen l^atte, um gu meden, gu erneuern,
gu bcfeftigen" (®oriun, beutfdj Don SBelte, 22).
5Rad^ Seenbigung biefer Arbeit bcfd^Io^ er, anä^
in Äleinarmenien, ba§ bamalS unter bem gried^i-
fd^en Äaifer ftanb, ben d^riftlid^en ®eift neu gu
1307 anedro)). 1808
beleben, unb begab ftd^ ^u biefem Sel^ufe junöd^ft unb ut^öl^Iige @d^aaren Don 9Rdnd^ ein wA
nai) Sionftantinopel, um jtd^ Dom ff oijer unb Dom n)ie3 il^nen in bebauten unb unbebauten (Segenbc^,
^atrior^en bie nötl^igen SSoSmad^ten ju einer er- auf Sbenen unb Sergen, in ^öl^Ien unb 3dlai
foIgrei(^en SQSidfamfeit geben ju lo jfcn. 913 er bie« il^re SBol^nung an. 2)iefen }eigte er bann Don Seit
jelben erhalten l^atte, rid^tete er auf bem neuen in 3^it an ft(| felbft il^r SSorbilb, inbem er eMge
@d^au))Ia^ feiner Sl^ötigfeit mieberum, nne anber« Schüler au§ il^ren ffI5ftem nal^m, mit il^nenSerg^
toäit^, fein ^auptabfel^en auf ©rünbung Don @(!^u» ^ö^Ien unb ©rotten bettol^e, iDobei fie bie t^
len unb Untermeifung ber Sugenb unb lourbe ba- lid^e IRal^rung mit Speifen unb jtröutem etfejjta
bei Don ben n)eltlid^en SOtad^tl^abem be§ Sanbed in unb fu^ fo in abf d^ujöd^enben Sntbel^nmgen äbto^
aSer äßeife unterftü^t. 93alb barauf befam er burd^ l^infd^auenb auf ben Sroft ber o})ofblif4en SBode:
einen albanifd^en ^riefter, 9}amen§ ^Benjamin, ,;SBenn id^ fd^mad^ bin megen QfyciiM, boBS
ißeranlaffung, aud^ ben (fautaftfd^en) Albanern ben merbe id^ ftarl/ unb: ,,Sieber min id^ mid^ ts^
@egen feiner SBirffamfeit jujumenben. 9{ad^bem men ber Sd^möd^e, bamit bie Jhaft Sl^rifU in «ir
er Don jenem $riefter bie Dom 3lrmenifd^cn ab^ mol^ne" (a. a. D. 35). 918 ber ^ßotriord^ 3j(MC
meid^enben Saute ber albanifd^en @prad^e fennen im 3. 440 ftarb, foUte SReSrop fein ^aäjUdgs
gelernt ^atte, mad^te er feine IJSud^ftabenfd^rift aud^ merben. @r mar jebod^ fd^mer }ur Ueberno^
fürbiefeSprad^ebraud^bar. S)annDerIiegerffIein' eine§ fold^en 9mte3 ^u bemegen unb übemo^d
armenien, nad^bem er ben ©emeinben ^uDor nod^ aud^ inberSl^atnid^tinbefinitiDerSBeife, fonben
tüd^tigeS3orftc]|erau§ feinen ©d^ülcmgcgcbenl^atte, nur proDiforijd^, bi§ ein ^triard^ gemöp jcii
ging nad^ ©rogarmenien ^um $atriard^en 3faac mürbe, ma8 aber begreifKd^ möl^renb feines &bnl
unb ^umffönig 9rtafd^e§, ber injmifd^en unter nid^tmel^rgefd^al^.SrfoIgteol^nel^infeinemgfreniibe
perfifd^em Sin^u^ feinem 93ater SBeramfd^apul^ unb SSorgönger nur aKju balb na^. @eine la^
gefolgt mar, gab micberum SRad^rid^t über bie 6r« lofe Sl^ätigfcit, Derbunben mit ber fteengflen tt-
folge feiner 3:|ätigf eit, tröftete unb ftärfte bie 3ög= cef e, erf d^bpfte enblid^ feine ffraft, unb er ftort f^oi
haften unb SSBanfenben unb begab ftd^ bann in bie im folgenben 3a^re (441) nad^ einer furgen ftnodi
|)auptftabt Don Albanien, bem |eutigen ©d^irman. ^eit, umgeben Don feinen ©d^ülem, inbem er jt^oA
§ier begannen 3lr§mag]^, ber Äönig, unb 3ere« mit gen §immel erl&obencn §änben alle 3nä*
mia§, ber 93ifd^of beS fianbe§, foglei^, afö il^nen bletbenben unb ftd^ felbft ber ®nabe @otte§ tm
SneSrop bie iBud^ftabenfd^rift jeigte, bag Sefen ju pfal^I unb um 99eiftanb für fie flel^te. WiffceA
lernen, unb liegen an Derfd^iebenen Orten @d^ulen beffen jeigte ftd^ über bem i^(m\t, toorin er tN)l>
5ur Untermeifung ber 3ugenb errid^ten. 3^emia§ enbete, ein meitftral^IenbeS fiid^t in gform einl
überfe^te bie l^eilige Sd^rift in'§ 9Ibanif d^e, unb ffreu^eS , meld^eS nid^t tttoa fd^eK mieber D»
ber ffönig gab in einem Sbict unter fd^arfen fd^manb, fonbem nod^ über ber S^obtenba^b&d,
S)rol^ungen ben SSefel^I, allen ©b^enbienft auf^u« bi§ fte in'3 ®rab gefenft mürbe, fo bag bie ynqe
geben, aSe auf il^n bejüglid^en Sinrid^tungen ju Derfammelte 93oI!§menge e§ fal^ unb Diele Unglfi»
^erftbren unb nad^ ben fie|ren unb @a^ungen be§ bigefid^ taufen liegen. S)ie unirte armenifd^ini^t
Sl^riftentl^umS ju leben. 9{ad^bem f o %Ut^ auf er« nennt il^n im Sanon ber l^eiligen ÜReffe md) fdot
münfd^te SBeifc georbnct unb ben ftird^en tüd^tige fein Qfeft am 19. gebruar.
93orfte^er gegeben maren, entfernte ftd^ 9Jte§rop 9Re§ro)) mirfte aud^ für bie 92ad^melt fegenSteUl
mieber, ging über ©eorgien, mo er ben ®Iauben§> burd^ feine @d^riften. Sr Derfagte, mie dorin
etfer neu anfad^te, nad^ ©rogarmenien jum $a« ftd^ oüSbrüdft, „Diele flare onmut^tge Sieben, DU*
triard^en Sfaac ^urüd unb mar fortan in SSer» artig burd^ bie Srleud^tung unb ftraft ber ))rotri^
binbung mit biefcm burd^ Seigre, ©d^rift unb Sei» tifd^en ©d^riften, DoD Don allem ® emürje beS m^
fpiel 5um @egen ber armenifd^en ffird^e tl^ötig. reneDangeIifd^en®Iauben§. SSerftönbli^nnbleU^
©ein ^au})tbeftreben ging -einerfeitS auf Sein» fagUd^fürbieUnmiffenbcnunbanbiblifd^Älng«
erl^altung ber fatl^olifd^en Seigre, anbererfeit§ auf ^angenben, maren fte im ©tonbe, fie gu ertteAi
il^re eifrige Setl^ötigung im Seben. S^ erfterer unb anzutreiben unb 5U bef eftigen in ber ^of^na|
^infid^t mar feine SBad^famfeit mie gegen ben auf bie gegebenen Serl^eigungen'' (a. a. O. 34)l
GJöj^enbienft, fo aud^ gegen iebc Srrlel^re gerid^tet. ©ie galten lange S^it aß Derloren, ^ben fldj dff
SBöl^renb feines Slufcntl^aUeS in Äleinarmenien bö<^ft mal^rfd^einlid^ in 93rud^ftürfen in ben be»
8. 93. rul^tc er nid^t, bis ber Sitlel^rer SarbarianuS, 1^1. ®regor bem ßrleud^ter jugefd^riebenen w*
ber burd^ fein SJKttel mel^r jur gcfunben Seigre 1737 ju ßonftantinopcl unb 1838 ju SSewÄ
jurüd^ubringen mar, fammt feinem ^nl^ange auS l^erauSgegebenen Sieben unb Sebren er|oItai (W*
bem Sanbc Dertrieben mürbe. 21IS fpätcr in ©rog» Setter bei SKrfd^I, $atroIogie ni, SOteinj 1884
armenicn ein gcmiffer 2:]^eobiuS eine ©d^rift Doli 219ff.;Uebcrfetungber9lebenDon3.3Dt©d^ilr
Srrlel^ren Derbreitete, traf i^n baS gleid^e ©d^idffal, SegenSb. 1872). ®S merben il^m audj ouget ber
SnbercrfeitS fud^te SReSrop überall, mo er auf fei« armcnifd^en Ueberfejung beS 9}euen lejtawBÄ
nen Dielen 3Ki|rionSreifen t^ötig mar, baS 9lnad^o» unb einem armcnifd^en ßud^ologium nod^ Dide i«
reten» unb SWönd^Sleben p förbem. ©oriun fagt bcnarmenifd^cnffiri^cnbüd^ementl^altene^^raw«
biegfaÜS, nad^bem er juDor gelegentUd^ mand^e ein« (Dgl. Avedichean , Sülle correzioni fatte «
jelneSeifpiele angeführt: „ffiieberumfül^rte er Diele libri eccl. armen., Venez. 1868,5) gugefd^H
W9
aneffalianer — aRefeaj)t)Hcotion.
1310
ib eben bief e Jtird^enbäd^er rül^ren in il^rer ie^tgen
inti^tung toenigfiend ber ©runbloge nod^ t)on
Bt uiib bem ^atriord^en Sfaac l^er (Quadro della
Dtia letteraria dl Annenia estesa da Mons.
acido Jukias Somal, Yenez. 1829, 14 sg.;
ladro delle opere di vari autoii anticamente
idotte in anneno, Venez. 1825, 7—9). ^u§'
^rlU^ereS finbet ftd^ in ber SebenSbefd^reibung
Icfirot^ ^on ®oriun, Senebig 1833, beutfd^ Don
lette. Zübingen 1841. [äßelte.]
Vrfiifbmer, oud^ 3)laff alioner (Ma^^aXtavoO,
Tß nod^ inütr ben SSejei^nungen ßuc^iten^ Su«
cmtten, fiampetianer Dorfommenb, erf feinen um
t SRitte beS 4. Sal^tl^unbertS in Serien unb ^r»
nrien als eine m^ftifd^-fonotifc^e @ecte, bie ft(^
ttäf eine fd^mörmerifd^e tröge t$römmigfett burd^
icn Iranl^ften ^ong )um Stnfteblerleben unb
inl^ eine einfeitige, blo^ im ©ebete ba§ ^eil
intabt Sficefe ouSgeid^nete. S)ief e @ecte, in man«
en Stüden ben Subianem (f. b. ^rt.) öl^nlid^, Der-
iA eft, avA ber latl^olifd^en jhrd^e f örmlid^ au§}u«
Reiben, unb ^ieltbenS^aroftereineroffenenffe^erei
m^ forgfameSerl^eimlid^ungi^rer ©runbfö^e Don
4 fnne. 2)a bei il^nen eine ofterm^ftifd^e 3lti*
mg jur Sinfomleit unb )u einem unfloren 3urüd«
i^nt bc8 SRenfd^ in M felbfi ober )u einem
Riefen €)>iritualtdmu§ oer Dorl^errfd^enbe 3ug
m, bief er 3ug ober aud^ in fpöteren 3citen
ei monil^ bem gefunben fird^Kd^en Seben abge«
mieten Stid^tunaen ftd^ toieberfanb^ fo ift e§ er»
ixliil^, ttontm oiefe @ecte ftd^ mel^rere 3a]^r>
mbecte lang nad^einanber erl^olten tonnte unb ju
eif^iebenenSeiten unter Derötd)erter®e[taltimmer
riÄer auftaud^te. 9{od^ im 14. So^rbunbert finbet
■m bie &p\vc ber SRejfalianer toteber bei ben
lif&if^en 3R5nd^en, bie man megen i^rer tröu-
Krifd||en 93efd^ulid^feit bie ^.Shtl^ben" ober bie
.Siobdbefd^er'' (6[L^ak6^\jyoi) ober oud^ Su-
^ftm nannte (f. b. Sri. 99arlaam), mlä)t ber Srj-
ii{4of tum Xl^effalonid^ ®regor ^alomdS gegen
k Angriffe beS 9Rdnd^§ ^arlaom eifrig oertl^ei-
ifiL S)m Siamen SReffoIioner leitet man ge-
i4iilt4 ob Don bem f^rifd^-d^alböijd^en äBorte
rm, baSSetenbe bebeutet, bem bann im @ned^i»
Hfen MSrmaif e&x^}tevoi entfprid^t. SpipboniuS
nfe Z^boret, bie 93elam))f er biefer @ecte, b<^ben
hiifelbe nä^ befd^rieben^ unb ba§ Soncil oon
l||cfufl ]M ^^ Derurtl^eUt. 9{ad^ bem Serid^te beS
lfiÄ(|ntud entftonben bie SJteffalianer um bie 3tit
MAnfetSSonftontiuS; aber fd^on Dörfer gab e§
tetit (eibnifd^er SReffalianer, bie an mehrere
tNter glaubten, ober nur Sinen ®ott unter bem
Sna beS «^SUmöd^tigen" Derebrten, ba^er aud^
CipiemUen (Sobenbe) genannt. @ie bauten fdtU
\IUjix, bie oft bend^rifUid^en jfird^en öbnlid^ toaren,
2|Pe il^ robgefönge auf ®ott abfangen. S)a§
CÜf^ tMm jubifd^ unb l^eibnijd^en Elementen,
^i|cA fie, bie loeber Sl^riflen nod^ Suben maren,
■i^m CuItuS geigten, mad^te fte geböjfig unb
4k fte ber Verfolgung ber Obrigfeit au§. Stiele
^mn ^gerid^tet ut& bann al§ 9Jlartt)rer Don
ibren aJlitbrfibem Dere^rt, loe^^alb biefe fid^ 9Kar-
t^rianer nannten, ©nige l^iefeen aud^ ©atanianer,
»eil fte ben ©atan aI8 einen fürd^terlid^en Q^inb
anbeteten, um i^n gu befönftigen. Sie neueren
ÜReff altaner batten nad^ ©pipbaniuS mit ben älteren
jmar bie Sitten gemein, toaren aber obne atte
©runbfäje, bem 3rrt^ume öerfaHen unb unter fid^
burd^ fein bogmatifd^eS 95anb feft oerbunbcn; um
gu ibnen ju gehören, genügte eS, ^u fagen, ba^ man
an ßbnftuS glaube unb ber aOBelt entfagt bätte.
©ie liebten, gleid^gültig gegen irbif d^e§ SJefi Jt|um,
baS Dagirenbe Seben unb fd^Iiefcn auf ben ©trafen
ol^ne Unterfd^ieb beS ®efd^led^t§ untereinanber; fte
ftredtten bie §änbe gum Settel au§, baS gfaften
rannten fie nid^t, oon ber SBürbe gl^rifti bitten
fte ganj unbeftimmte SSorfteHungen ; bagegen toar
ibnen ba§ 95ctcn 3ine8 in allem, ba§ Unterbred^en
beS ©ebcteS burd^ «rbeit toar ©ünbe. SBabrfd^ein»
Ud& bitten fte biefen SDli^oerftanb ber ©ittenlebre
K^rifti oon 9Kani (f. b. ?lrt.) in $erfien einge«
fogcn. SRod^ umftänblid^er befc^reibt Stl^eoboret
(Haer. Fab. 4, 11) ben Sb^rafter ber ÜJleffalianer.
iStad) bicfcm ^iftorifer biegen fte aud^ ßntbufiaften,
Segeifterte, tocil fte burd^ einen böfen ®cift ange«
trieben »ürben, ben fte für ben beiligcn (Seift l^iel«
ten, beffen ® egenttart fte ftnuKd^ empftnben toollten.
Dbfd^on fte ftc^ nid^t öon ber ©emeinfd^aft ber
j^ird^e getrennt feben mollten, fo galt i^nen bod^
ber ©ebraud^ ber Saufe unb ber gud^anftie al§
unnü^ unb tt)irfung§Io§ ; benn ba§ ®ebet aUein,
Icbrten fie, tilge bie ©ünben unb bcftege ben icuf el,
ben (nad^ il^rer 2Reinung) jeber SDlenfd^ oon 9lbam
ererbe. S)urd6 ba8 ®thtt lomme ber beilige ©eift
an beffen ©teile, biefer befreie ben Seib oon attcr
fieibenfd^aft unb bie ©eele oon ber Steigung }um
93öfen, me^b^^^ ^on ha an toeber fjfaften no$ eine
befonbcre ©ittenlebre mel^r nötbtg fei. 31^r Dor«
geblid^er ©eifteStrieb, ein $robuct i^rer unfaubem
SinbilbungSfraft, oeranlagte fte oft, plö^Iid^ auf«
jufpringen unb )u tanken, um fo mit ben böfen
©eiftem in einen jfampf fid^ einjulaffen. ^ud^
rül^mten fte fid^ göttltdfier ©eftd^te unb Offen»
barungen. Mem ^nfd^eine nad^ marenbieSReffa«
lianer oerunglüdte, la^e äRönd^e, bie au§ beti
manid^öifd^en ©runbfö^en ftd^ fo oiel betlegten, al§
fte ju einem unt^ätigen unb unfaubem Seben gu«
träglid^ glaubten. SKebrere gübrer ftanben an ibrer
©pi|e, oorjüglic^ ein gcwiffer 9lbelpbiu§, oon bem
fte aud^ Slbelpbioner biegen; anberc §äupter »aren
©ifd^of ©uftatbiuS, ©aboeS, ©abba§, §erma§unb
©inteon. ®ie SDieffaliancr Dcrbrciteten ftd^ aB«
mälig über gan^ ©pricn, ^ampb^Iien unb Spcao»
nien. 9luf ffird^enoerfammlungen erlief man ©traf»
gefe^e toiber fte, in bereu golgc fie oerjagt unb
ibre ftlöfter oerbrannt würben. Sb^oboftuS ber
Süngere begriff fte 428 unter bem gegen ftcfecr er»
laffenen ©efe^e ; beffenungead^tet erbiciten fte ftd^
bis auf fpötere Sabrbunberte, unb eS ift fein
Stoeifel, bafe fte im 12. Sabrbunbert in ber ©ectc
ber Sogomilen (f. b. 5lrt.) wieber auflebten. [S)ük.]
^t^afpRcaüonj f. Opfer ber SReffe.
1311
SKefebud^ — SWcffe.
1812
^fiiu^, f. ÜRiffale.
IgBeffe (Missa) ijl bie t)ortt)aItenbe IBejeid^nung
beS cud^ariftifd^cn Dt)fer8 unb feiner Uturgifd^cn
tJfeier, fomie bed fjformulard, nod^ loeld^em bieje
^ter Ott ben einzelnen Sagen Derlöuft 1. Missa
in bcr Sebeutung t)on d^riftlid^er Dt)ferfcier fommt
Dereinjelt bereits im 2. Sol^rl^unbert Dor; ftd^er
bejeugt ift ber IRame bei bem 1^1. ^mbroftuS ^p. 20
unb Sermo 25) ut^ in ber Peregrinaüo Silviae
gegen 9lu§gong beS 4. Sal^rl^unbertS. ©eit ®re«
gor t)on Sour§ unb bem 1^1. ©regor bem ®ro^en
ift Missa bie ftel^enbe unb allgemein gebröud^Iid^
äejeic^nung für bie geier beS l^eiUgen Ot)ter8 ge-
tooxhtn. 2)a§ SBort ift nid^t Don k%>s, nod^ aud^
t)on fiu7)(7tc ober gar Don bem beutfd^en mäss, f on-
bem Don mittere abzuleiten unb afö ©ubftantiD«
form ftatt missio, nid^t al3 $artici))ium, n)0su
ecclesia, concio, hostia ergänzt »erben mü^te,
in faffen. ©eine nöd^fte Sebeutung ift Sntlafjung
einer ^erfammlung, bie auf @runb einer amtlid^en
Berufung ^ufammengetreten ift unb barum, xoxt
bie red^tlid^en fjformen im ftaatlid^en unb bärger»
Hd^en Seben be§ römifd^en SSoIIed e§ f orberten, aud^
amtlid^, mit einer gennffen t$eierlid^feit gefd^Ioffen
unb aufgel^oben »erben mu^. @o »urben Don
alters i)tx bie SSerfammlungen bed ©enats unb
ber Somitien mit einer eigenen ßnüaffungSformel
beenbigt. Sin öl^nlid^ed l^erfal^ren mu^te ftd^ bei
ben gotte§bienftlid^en SSerfammlungen ber römi«
fdl^en Jtird^e um fo mel^r geltenb mad^en, ba, fo»
lange bie ffated^umenatSprapS in Uebung ttar,
bie ffated^umenen jienen nur bi§ jur Sefung ber
^eiligen SBüd^er unb bi§ ju bem baran ft(| an-
fd^Ue^enben Sel^rDortrag beimol^nen burften; e§
mar ba^er notl^bienbig, biefelben Dor 93eginn ber
eigentlid^en Opferl^anblung burd^ 3uruf be§ am»
tirenben ©iaconS gu entlaffen. S)urd^ eine jtoeite
Sntlaffung mu^te gleid^ertoeife am @d^Iuffe ber
^eiligen ^anblung ben ©laubigen bie Srlaubni^,
fxä) ju en^emen, ertl^eilt »erben. ®ie SBegcid^nung
Sntlaffung ging bann afö 9{ame auf ben Sl^eil
beS ®otte§bicnftc§ , beffen 9lbfd^Iu& mit jenem
Missa est angefünbigt »urbe^ unb Don bem Sl^eil
»eiterl^in auf bie gefammte l^eUige ^anblung über;
fo gemann bad ^bStractum Missa, öl^nlid^ ben
liturgifd^en 9}amen Collecta, Processio, Statio,
einen ber Slnfd^auung beS SoHeS entfprcd^enbcn
conaeten @ebalt unb Derlor in ber fjfolge feine
©runbbebeutung bis bal^in, ba^ eS, gumal in ber
9form ber ÜJlel^raal^I (Missae), Segei^nung für
ben öffentlid^en ©otteSbienft über]^au})t, für baS
feierlid^e ©tunbengebet unb für einzelne Xl^eile
beSfelben »urbe. Sieben ben Missae matutinae
unb Missae vespertinae, ber SJlatutin unb $e§»
ptt, »erben bei Saffian unb in ber SRegel beS
1^1. Senebict felbft bie Scfungen be§ canonifd^en
OfficiumS aJlcffen genannt. ®a ba§ l&eilige Opfer
baS ^auptmoment ber geftfcier über]^au})t btibet
fo lag e§ nal^e, ba^, »ie eS Dom frül^en SRittelalter
an gefd^a)^, aud^ ber geft« unb geiertag feffift mit
Missa bejeid^net »urbe ; ba »ettad^ ju bm
^auptfeften, }umal }u Jhrd^metl^ unb ^fto)-
ciniumSf efien, bad 93oII Don aOen Seiten ja^
menftrömte unb infolge beffen an fold^ top
frül^ieitig Sal^rmörlte angefe|t »uiben, fo ging
ber 9iame 9Reffe auf bie mi^altung beS 3o^
morfteS felbfi über; bejeugt tfl 3Reffe in 1^
mercantilen 93ebeutung feit bem 14. äal^l^unbot
— S)ie Srflömng Don Missa im Sinne DonSi"
enbung^2)arbringung^ Eingebung (transmisno),
0 ba^ e§ fo»ol^I bie Smporfenbung ber ©ddtkec
Slöiäigen ju @ott, aß caxq bie Sarbringung M
burd^ bie Sonfecration auf bem 9Itare gegeitttfir*
tig gemorbenen, auf benfelben l^rabgefanbtenttri
Härten ©ottmenfd^en Dor ber göttlid^en 9RQie|üii
bejeid^e, fo»ie im @inne Don dimissio (= le-
missio peccatorum, 9lad^lag ber ©unben ndi
©ünbenftraf enX ift et^mologif d^ unb ^iftorifd^ mlji
»ol^I begrünbet. 2)a8felbe mu| Don ber StflSnni
gelten, »eld^e baS ©enben auf bie Seitröge p ba
^QQptn ober auf bie SSerti^eilung ber SuIogicnlie>
jiel^t, »ie aud^ Don bec|enigen, »eld^ bad €tmm
»ort mittere im ©inne Don SSerrid^ten auffo|t
»onad^ Missa, entf))red^enb bem Izvzonp-^ eis*
fad^l^in bie ^mtSDerrid^tung, 9mt (alt^o^bodfil
ambaht) bejeid^nen foD. 9{euerbin88»iud>eM]88a
mit Schüo unb Siloe (= missns) in Sedtnhni
gebrad^t unb bal^in erHdrt, bag bomit bie 0|)fa"
feier als bie ^anblung bejeid^net xonAt, in öd>
d^er bie Opferfenbung S|ri&i fid^ emeuett ba
mitopfemben ©laubigen bie Sntla^ng Don &»
ben unb ©ünbenjtraf en ge»ö]^rt imb bie^ %i^
la^ am ©d^Iu^ ber ^m hwcä) Ite missa ed
feierlid^ angefünbigt »irb.
2. S)ie Sinfe^ung unb erfie gfeier ber (etfiga
SReffe »urbe Don SbrifhtS bei bem Ie|ten $af|4*
mal^I DoO^ogen, }u oeffen StituS bamafö fi^em^
ba§ grofee ^aDel ($f. 112—117) gel^ 3*
^nbeutungen ber l^eiligen ©d^rift geben leine ^at
9lu§htnft, ob ber ^err 99rob unb SBein nmnittrf>
bar nad^ einanber, ober fd^on im Serlmtf bd
SJtal^Ied ba§ 93rob unb bann am ©d^btjfe bd
S^cM ben Rtl^ confecrirt l^abe, nod^bnn er md>
l^er ben Süngem bie SBeifung gegeben, bo| (dk
Don bem einen confecrirten Srobe effen unb otf
bemeinen confecrirten ff eld^etriidenfoDten. Scbei*
faO§ ging ber )»eifad^en (Sonfecrotion ber afle
S^eil be3 ^aUel DorauS, fo ba^ bie gfeier ber ifi'
ligen Sud^ariftie im Sönaculum bi^ Sob« nb
S)an!gebet eingeleitet »urbe; an bie Sonfecraiii«
fd^Io^ fid^ fobann ba§ 93robbred^ unb bie lal'
tl^eilung beiber confecrirten ©ubftongen an bie
Sünger (bie S^ommunion) an. 2)ie 9pofid b*
gingen bie eud^ariftifd^e S^ier oemö^ bem bf*
trage be§ ^erm unb im 9nfd^Iu| an bie Dont|i
Dorgejeid^nete Orbnung. Wi Seftonbt^ bo»
felben finb im 9{euen Xeftomente erttäl^: Me
©d^riftlefung unb ber ßel^ortrag ber fl|«Pi
(apg. 2, 42; 20, 7. 1 S^eff. 5, 27. 6ol 4, 16.
1 Xim. 4, 13), ber ^ßfolmengefang (?H)g.2,46f.
(Spf), 5, 19 ff.), »itt- unb ©onfgebet («pg. 2,44
Xitn. 2, 1 ff.), bte ^arbtingung t>on iBrob unb
Bein (Offtrtoiium), fottii« anbeter @aben für baS
OBthifonK SicBrinuuit unb jm Unttrp|ung bet
dncn (Wpß. 2, 46. 1 (Sor. 10, 16; 11, 20 ff.;
6, 2), bif eonftafltiDn unttr S^onffagiing (eäya-
vttU) wib ©(giuma aß ©tbä^i^feter Drö
'jabH brt ^cim, bdS Sref^tn bt§ SrobeS unb
[c eoanmuiüm (%pg. 2, 42. 46; 20, 7. 1 Soi.
0, 16 ff.; 11, 20 ff.), ea finb biefe bit §auft-
t9ai^>tl)cÜt btr SBeifrier, mric^e fi^on in Stni«
ibm BOT bcr Si^ßi^nng ber 91pDfle{ in düt
Wi in Qttiraud^ flonbtn unb Don aütn ^a-
dn Ttttät i^rei 3ei^cnung feftge^alten mui'
tt^ bit banim au(^ in btn oeif^iebmen fiihii<
int, md^ fic^ in bet ifolge auSbilbeten, ds
B> au§ bn Utiitutgit übeifomment , gemein'
(ofUi^ St^gul gleidimä^ig bema^rt finb. Sßie
ic CnturicDung bei ÜRegfeiei: bm ber apofloli'
1)a 3cit on bid %u bei ^uSgefialtung bei man-
tafalttont Situigien im 4. unb 5. Sta^t^unbeit
4 im einzelnen DoUjog, toiib taum naijuAellen
m. &\^1i<Si ^oben fil^on bie StpofJel feloei in
n tum i^m gegiünbeten unb jtleileten Siirä)tn
iifct Seiet eine ben öitlid^en !Ber^äItRi||en unb
OB e^aiatter btS SSoOti mtfpie^enbe @e^It
tgtBni, fo bo| eine 33eifc^ieben!|eit f^on in bei
pl^Iifi!^ 3eit obnatten mugte. S)ie SBeitei-
Stnnig, Seiei^eiung unb üuSgeftaltung bet STieB*
lia anf bet afiofblifii^en @tunblage ging bann
Bi4 bie Stf^öfe oflmältg oor fid^. S)ie Uebung
eiftnisen ftii^en, nel^e ocn Anfang an in grä^e*
» fbife^en flonben ober ftüt)jeittg gu grdgerei
tAoitams gelangten, mat fiti bie »on itinen auS-
tgoneencn unb il)nen unterfieQten ^r^en maV
Atnb; fo bilbett fiiii in ben ^)atriarc^al|prengfln
ob bnz^ gon^e ifir^en))rDDinjtn ein fin^eitli<!)fr
Vbataäi auS, unb tS entftanben bie Detf^tehenen
Üngien, meldte Die alt^eigebru^te unb bereif-
(jt Ol (Seihing «raten, aI3 ber ifir^e &ffentlid|e
Imfnmiing unb boTIe ^^lei^eit gewährt tsurbe.
!)ttfc nuninigfaltigen QRcgliturgien oeteinigen fie^
tttm fonifitt^ue nad) ju jtiiei Stämmen, beni
(t onentatif^en unb bem ber abenblänbifiben
Bn^ S)ie ältefie, im a^ten 99u[^ bet apo\ltf
^^eon^tionenDotlpnhigertjaitctiemüi-fien:-
lÄifd^ Siturgie ifl bie f^on fcE)c au§gcbet)nte
InncBttnif^e, nxlc^e mit bem Scri^le ^uftin^
Ber bie geiei ber €uc^atiftie im (Sinftange fle^t.
et biefdbc bie urf))iüngli[f) apoftolif^e Silurgie
■kbttgibt unb n>äl|tenb bet btei ftftcn Sa^Tliun'
Mt in bei Ait^e allgemein befolgt iDuibe, [o bag
i4 eiß in 4. 3a^rl|unbett auS il)r bie Siturgien
to tii^Intn Ain!^en))tDt)ingen entmicfelicn, miig
i^tngepdU bleiben. Untet !ef)teten finb bie nic^^
igeitn bie be« 1)1 Slpo^lS 3acotiu3, nää)t bem
Sptogel bun ^erufalem eigen mar, bie uon 91Ie>
Bbiitn, beten elfte O^iffung bem ^I. 3}!arni3 ju-
tttiitlicuniirb, bieberflirtSenongonflanlincHKl,
Ope but^ ben :^L SBofiliuS unb ben ^1. 3o^<in-
91 C^t^foflonutB refotmitt mürbe unb in bei
toy^^ Air^ bie meite^e ^etbteitung fanb,
Cbd^Olf«. TUL 2. Run.
ffe. 1314
biE armenifcfee beS !)I. ©tegor SHuminator, bie
jqro-c^albäifd^t ber p. IbbäuS (Itwbbaue) unb
5inari3. (*BgI. b. Stt. Situtgien oben ©. 17 ff.)
— 3m iH&eiiblanbe befjauptete Don Stltetä ^et bie
tomiii^e Sihitgie ben 5Borrang; neben it|i waren
bie jog. mojQiabifctie, bie gaUiconifi^e unb bie om-
brofiaiiifdje auf engere ©ebictc bc|d)ränlt. SBelii^
Siilmittlimg bie Dom ^I. ißetruS in Stom gegtün'
bete Siturgie Dutil^ bit erpen Sotitfiunberte l&in r»
fn^ten i)nt, obtt ob aui^ Jiet bie clemcntinif^
Siturgie befolgt unb bon $Qt>fl Samafufl bui^
DDÜflänbigc llmbilbung erft ju bei fortan gelten<
ben römiji^eu Situtgic umgeflaltet ttmtbe, witb
(ine roo^l niiftt }u IBfeube gftoge bleiben, ©id^er
ift, bau b'^ Jii^ 3^t beS ^otiftei ®antafu3 I. be-
fte^enbe ^legorbnung bun^ bie ^53^t Seo I.,
@elaftu§ unb 9)igiIiuS Steformen erfutir. ©obami
i)ßt $apft @iegoi bet ©ro^e, toie fein SSiogtop^,
ber Iiiacon 3o^anneS (2, 17), berii^tet, „ben ge-
Infianifcben TOe^cobes in Sin SSu^ jufammen-
gcbrüiigt, wobei er SßieleS auSgeloffen, SBenigeS
gciiubcrl, 6-inigea für bie Srlilutetuim bet eoan-
gelijif)eu Sefcftüile jinäugetban". 33ie $täfattonen
unb bie auf baS ftirt^enjafit bejüglii^en Sufäfte
im Sanon mürben auf eine gelinge 3tif)I befc^ränfl;
im ^nnon mürben bie SDorte dieequenoBtros etc.
iinb mit bemfelben bal ®ebtt beä ßettn mit bem
gm6oli§mu§ eingefügt. 33ie römifdle Situtgie lam
in ber ©eftnll, tDeli^e {fjz gur 3eit ©regorS I. gt-
gcbcti loürbcn mar, aümälig im gangen ^benblanbe
in ^iifnnt)rTie; nur in ber maüünbiftöen ßii^t
blieb bfr ambrofianif^e unb in ber Goiporiä-
Phrifti-ffüiiclle ju Solebo ber mogarabifi^e SHitu«
kflclien. Xic Situigien bei öfteren Drbenfmb
troti tlcijier iüerfii&iebentieiten einfaift greaDrianifcft.
"ilad) ©rcgor bem ©ro|en l^at bie römifd^e SKefe'
orbnung eine beträäillic^e Menbetung nid^l me^r
erfahren; nur bal ©ta^etgebtt, ba9 ©loubenS-
bcteimtnifi, bie^tiHgebete jurDt'ffningmitSluS'
nafinie bet ©ecrete, einige bie Kommunion ein-
leittnbenunb begleitenben ®ebete, ba§ ©cblu^gebel
Placeat mit bet grl^eilung beS Segen§ unb enb-
lifE) ber ^tolog be« Sotjannei-fioangetiumS finb
ttfl im a^etloufe be8 3)littelaltcr§ in ben Ordo
aufgenommen morben. SDie Don bem ^eiligen
^apft 5Jiu§ V. bunftgefü^rte Reform bei ffllif-
fale (1568) ^tte nit^t ben S'^oti, ben gregoria'
nifc^en 9titu§ a^uänbem, fonbem i^n unler ige-
rürffit^tigung unb gr^oltung bet jüngeren 3"? oje.
mel^e butd) allgemeine ^lufna^me te^ttii^ befeftigt
erfdjienen, miebett)eriuftellen. S)er 3uttiad6§ an
ajteffen, mcldje neue ge^e mit fic^ Ätai^ten, ^at
nur bie gormulote geme^tt, in her ÜReßorbraing
|cl6ft ober (einerlei äenberung Deranlaßt.
■;. 5)ie ®c&ete unb derimonien, roel^e bei jeber
HJcfsfeier mieberlefjten unh faum einen Slßeditel er-
fflljreTi, l)üt ba§ SKiffalc in bem Ordo Mieaae
unb Canon Missae alS ein fle^enbe§ iformulor
iuiammengefteCt. 3n hnSjelbe werben an ben ein-
äclnen Sogen unb ^nläffen bie biefen eigenen ®e-
bete unb Pefungen eingeji^altet, ttiie bie^ tn hea
1315
ÜReffe.
1316
Derfd^iebenen Sl^eilen be§ 90tt|fale k)orgefe]^en ift.
2)aburd^ entfielet ein SBed^fel in ben iDle^formu-
(arcn unb in bcr SKe^fcier fclbfl. ®cm SagcSoffi»
cium entfpred^en bie Missae de Tempore, totl6)t
fid^ nad^ bem Verlaufe be§ Jhrd^enj[a^re§ richten,
unb bie Missae de Sanctis, be)tt). de Fesüs,
tocld^e ben einfoDenben geften eigen finb. ®ie«
ienigen SWeffen/ beren gformular einem befonbem
anliegen (yotum) einf^Iie^Iid^ ber Sfürbitte für
bie SSerftorbenen Sed^nung trägt, nennt bie Situr»
gi! Missae votivae, unb gttar Missae yotivae
privaiae, »enn e§ fidl^ um ein ))ri))ated, unb
Missae votivae solemnes, n)enn eg M um ein
ßffentlid^eg anliegen l^anbelt. (Sofern ba§ l^eilige
Dffer in ©egenttart ber ppid^tmä^ig jum ®otte8»
bienfte tierfommelten ©emeinbe (bal^er ber 9{ame
auva&c, collecta) unb mit beren Xl^eilnal^me
(burd^ (Sefong ber bem (Sf)Ox jufallenben Xl^eile,
t)or alters aud^ burd^ Oblation unb Sommunion)
gefeiert mirb, l^ei^t bie (^eier Missa publica, bei
^rd^Iid^en Korporationen Missa conventualis im
©egenfo^ in ber Missa privaia (aud^ Missa
quotidiana), toeld^e ber ^rtefter ol^ne ©efang unb
Qugere @oIemnitöt, gemiffermo^en afö px\t)att
Uebung, Ue§t. 3m ^Itertl^um nal^men bie einer
ftird^e ongel^örigen ^riefter in^gefammt burd^ Son»
celcbration mit bem eigentlid^en Eelebronten an
ber 3feier einer unb berfelben 2Reffe tl^otigen 9ltt«
tl^eil, tt)ie aud^ bie übrigen Steriler je nad^ i^rer
9Bei|eftufe mitbetl^eiligt n)Qren. S)ie Soncelebra«
tion mel^rerer ^riefter n)urbe im SSerloufe beS
aWitteloIterS immer feltener (ogl. S. Thom. Aq.
Summa theol. 3, 82, 2) ; nad^ ber geltenben 2)i§-
ciplin ift biefelbe einjig nod^ bei ber ßrtl^eilung
ber ^ricjier« unb ber 95ifd^of§toei]^e juläfrig unb
Dorgefd^rieben. 93on jener 93et]^eiligung be§ ge»
fommten KleruS an ber (Jeier beS l^eiligen DpferS
l^at ftd^ bie (^orberung erl^alten, ba^ 5ur Missa
solemnis ttenigftenS £>iacon unb @ubbiocon con»
curriren muffen unb eine größere äußere ©olem»
nität (®cfang, Sncenfation, größere 3ö^^ öon
aitarferjen) eintritt. SDie »Keffe, meldte mit ®e«
fang be§ ^riefter§ imb beS S^oreS, aber ol^ne
SBet^eiligung öon®iacon unb ©ubbiacon gefeiert
tt)irb, bie Missa cantata, ift al3 @rfa^ ber Missa
solemnis ju betrad^ten unb nimmt an einzelnen
SSorred^ten berfelben tl^eil. S)ic Kelebration ber
l^eiligen 3)leffe ol^ne ieglid^e ^fftften^, bie Missa
solitaria, unterfagte bereits ba§ Soncil Don SJlaiu}
Dom Saläre 813 ; ba§ SSerbot »urbe auf oerfd^ie*
benen S^noben erneuert unb auf einen meitem
UmfreiS auSgebel^nt. Sin Diel gerügter SOti^braud^
im SRittelalter n)aren bie Missae bifaciatae, tri-
faciatae etc., hield^e in ber SBeife gel^alten ront*
ben, ba^ berfelbc Kelebrant, um mel^rere 3tttcn»
tionen ju pcrfoloiren, jttei ober mcl^rere SWcfe«
f ormulare unmittelbar nad^ einanber oom 3ntroitud
bi§ gum Sanon DoOftönbig Ia§, ben Sanon aber
mit ber Konfecration nur einmal anfd^Io^. ®ic
Wecitation ber ganzen SJleffe ol^ne Dblation, Kon«
fecration unb Kommunion, bie fog. Missa sicca.
fd^eint im SOtitteloIter eine beliebte Slnbad^tSäiimg
gemefen m fein, totlä^t bann afö 6rf(4 fui bie
ttirflid^e uRe^f eier galt, menn biefe nid^t )u ermSg*
Hd^en ttar, toit bei Seerbigungen unb (l^)mMo>
neu am 9}ad^mittag (f. Durandus, Bat. 4, 1, 33),
bei (Seefal^rten, »o bag Qäfioardtn beS @d^
bie Kelebration nid^t }ulie| (Missa nautica), boim
aud^ bei 5ffent{id^en Sagben (Missa vemitonA).
3n einzelnen Softem »ar e§ ben (SeijUid^ oB
^flid^t auferlegt, nad^ ber Kont)entuaImef{e \k
Missa sicca aI3 pnt)att 9nbad^t§äbung in ba
Seilen ju l^alten. — 3n ber obenblonbifdjjai Ärile
toxxb am Kl^arfreitage unb in ber morgen^lnbifd^
an oKen Xagen ber (^aftengeit au^er @am8t^
unb @onntag§ bie SJtejfe nid^t gefeiert, fonbok
nur bie Don ber Dorl^ergel^enben SReffe 1^ auf«
beuial^rte Kud^ariftie Don bem Kelebranten m!^
einem f eierlid^en 9litu§ genoffen ; ba biefer auS
ein}elnen Xl^eilen ber 9)le|liturgie jufommmgeMi
unb berfelben öl^nlid^ gejtaltet ift, fo mirb Viqt
t^eier Missa praesanctäcatomm, XeixoupxlaTaiv
icpoT]7ia(7(iev(ov, genannt; bie truQanifd^@9iube
(692) !ennt biefelbe unb il^ren 9lamen oIS ciSj/O'
fömmlid^.
4. 2)ie Kintl^eilung ber 3Re^f eier in Missa eate-
chumenorum unb Missa fidelinm ifi burd^ Me
altd^riftKd^e ^rcanbi§cipUn Deranlo^t unb bomit
l^iftorif d^ bered^tigt. Sngebeutet ifi biefeße in ber
93emerfung bed % ^uguftinuS (Sermo49,8):
Ecce post sermonem fit missa [= dimissio]
catechumenis : manebunt fideles. Siefe Visto'
fd^eibung finbet ftd^ aud^ bei ben mitteloltecrt^a
2:]|eoIogen^Ie£anberDon&aIe§,9Ibertbem®cofen
unb S)uranbu3; Ie|terer |ebt l^erDor: Missae of-.
ficium in duas prmcipaJiter dividitor parftes^
videlicet in Missam catechumenorum etlGs-
sam fidelium. Missa catechumenorum abln-
troitu usque post Offertorium, . . . Missa veio
fidelium est ab Offertorio usque ad Post-
communionem (Rat. 4, 1, 45 sqq.). 3)ie{dta
feigen gleid^mol^I im allgemeinen Don biefer Stei*
lung tt)ie Don ber l^iftorifd^n Suffaffung ber üta^
gie überl^aupt ab unb gliebem im Snterejfe ber
m^ftifd^en S)eutung bie l^eilige E^anblung in tikr
ober fteben ^auptabfd^nitte uno biefe loiäiet ii
jal^Ireid^e Unterabtl^eilungen ob. ^ranbuS (Lc^
50) fü^rt aud^ bie an 1 %m. 2, 1 fid^ anfd^iele»'
ben Dier Xl^eile ber Stetige nad^ ouf : a. Obseoa-
tio (föeld^e Dom Kingang bis ^ur ©ecret rei^Oi
b. Oratio (biS jum Pater noster), c. Postalatio
(bi§ 5ur Kommunion) unb d. Oratiarum aetio
(bie 9{ad^übungen bi§ jum @d^Iu^ eni^olM).
Dbtool&I jene Stoeitl^eilung eine red^tfid^ oberbö-
ciplinöre Sebeutung nid^t mel^r)^, foerfd^ji'
bod^ aud^ Iiturgif(| unb rituell burd^ouS gcte^*
fertigt. 3n aKen fiiturgien 1^ n&mlid^ bie 91^
feicr in il^rem erftcn Sl^eile burd^ bie Sedloi«»
meldte neben ber gemeinfamen ©ebetSübung ^
fonberS l^erDortreten, einen Donoaltenb bibac^^
Kl^arafter. Snfolge beffen bittet berfdbe bie Sw*
feier ber ©löubigenmeffe unb !ann botum on^
1817
5Wcffe.
1318
Si4 Jßütmf^t" genormt iDetben. 3ur eigettt»
n C^erfeier fielet fie in bemfelben SSetl^öItnii
mi)t im Seben mtfeted ^erm bie Sel^rtl^ötigleit jur
Infotifentng am Iheuge. S)ie liturgifd^e Snet*
leiimnig bUftr Sll^Imtg ift nod^ ie^t in ber feier-
tUtjfm $ontiftcaImejfe QU§gef))rod^en, inbem näm*
aber Sifd^of, abgefcl^en Don bem Staffelgebet
ber 3ncenfation bed «(tared, bie aRe^Uturgie
Mi fjom Offettorium auf feinem Xf^xont (feiner
Eat^cbroX iebod^ bie eigentßd^e 0]^ferl^anbIung
U^ bis )um Sd^Iu^fegen^ toit ieber ^rieftet, am
nttore twntimmi — Sie ©löubigenmeffe (^sa
MeKam) f e|t fid^, il^tem Sßefen entfpred^enb, aud
pDei ^oupttl^en, bem 0))feract (Sonfecration)
nb Dem Opfermal^I (Sommunion), jufammen;
bem erfien biefet Xl^eile gel^t naturgemög bie 3u-
raffamg ber 0))f ergaben^ baS Off ertorinm mitben
OpfenmgSgebeten Doran. ^ffen mir biefe§ ald
rtan feibftönbigen , roam aud^ untergeorbneten
Z^etl auf ^ f 0 ergibt fid^ f olgenbe (SKeberung ber
IGesa fidelium: a. bie 0))ferung, b. bie Son-
ftoatiim unb c. bie Sommunion^ tDoran fid^ afö
6d^Iu|t]^U d. bie ®ebeteunb Uebungenanfd^Uegen,
M^ bie SReffe gu ßnbe fül^ren.
5. S>ie l^eiligf eit ber ^anblung verlangt, ba^ ber
leletomt tu>n f d^tterer Sünbe, Cenfuren unb ärre*
IBlarÜfttenfrei fei; burd^))ofttit)eIird^Iid^e93orfd^ft
|l an§ (El^bietung gegen bad l^eilige @acrament
tf jejnninm naturale geforbert, unb mit 9iäd«
d^ auf bie für bie £)))ferf eier Dorgefel^ene Xaged«
tt ift iKctangt^ bog ber ^riefier baS ber ^lad^t«
it ong^örenbe Officium (9Ratutin unb Soubed)
ir ber (Edebration perfobirt l^abe. 2)er nöl^em
feortcreitung bient baS betrad^tenbe ®ebet, fon)ie
€ gkflimmung beS SBiüenS. bad l^eilige Opfer ju
lOäüqen unb beffen t$räd^te in einer beftimmten
V^^i Ontention im engem @inne) aufzuopfern.
B tnünbUd^SorbereitungSgebete gibt ba§ SRiffale
nf mdn efater Sntipl^on }ufammengefa^te $fat-
M mit fieben Orationen an bte ^anb, Don mli)vx
d^ um ben ©nabenbeijtanb bed l^eiligen ®eifte§
ti^cn. UmSrrungenunb Störungen bei ber l^eiligen
mblung t)or}ubeugen, fyxi ber Selebrant Leiter-
in baSbetreffenbeSRe^formuIarburd^Sufel^en. SHe
^cnAttMifd^g foD neben ber natürlid^en S)ecen}
■d^ Ott f^mbolifd^e ^anblung bie innere 93er«
iHinig, nömlid^ baSSerlangen f 5rbem, badOpfer«
foct mib ben Opferact rein unb maf elloS ^u doQ-
U^ 9tad^bem f obonn ber ffeld^ jugerfiftet ift, legt
«r Cdeirant bie l^ißgen (Settönber an. 3ß für
it Htngtfd^ ^anblungen überl^aupt eine eigene
SiittHeB^ung geforbert, bie ben ^riefter al§ ben
Diener (Bpfli unb SBemnilter ber »eilSgel^eimniffe
«rfldlt fo mu^ für bie im ftrengjten @inne prie«
kfÜd^ ^onblung, für bie SRe^feier, um fo mel^r
im eigene (BeUKmbung emmrtet »erben. S)ie f^m-
i^Sf^t-oScetifd^ Sebeutung biefer ®en)anbftüde i{}
R bcK einjelnen Orationen auSgebrüdt, tteld^e ber
Pridcr imb mit nneri^blid^en Slenberungen aud^
ler 8tfd^ jn fpred^en l^at, mäl^renb er biefelben
Bdcgt. Sa bie f^mbolif d^ Suff affung mel^rfad^en
Srllörungen Slaum gibt, fo fann eS nid^t befrem-
ben, ba^ ba§ ^ontificale ben einzelnen ©etoönbem
mit fpecieHer »egiel^ung auf bie i^nen entfpred^en-
ben SBeil^eftufen eine Seutung gibt, meldte oon
ber Suffaffung ber SRiffalorationen me^rfad^ db»
n)eid^t. 3u ber aRe^ftetoung gel^dren junöd^ft bie
linnenen ^aramente: 1. baS Sburnttalt (amictus,
f. b. «rt. amict I, 739), tocfdJeS atö „§elm beS
^eiled" }unöd^fi auf baS ^aupt gelegt mb bann
auf ben 3ladtn l^erabgelaffen toxti ; 2. ba§ bis auf
bie gü^e reid^nbe Oberfleib mit anfd^Iie^enben
Sermeln, nad^ ber fjfarbe 9Ibe genarmt, toeld^ed
an bie Steinigung im Slute Sl^rifti unb an baS
l^immlifdje Sfeierfleib mal^nt (f. b. «rt. «tte I,
404) ; 3. ber (Sürtel (cingulum), gunäd^ft Der-
anlaßt burd^ baS prattifd^e 93ebürfni^, bie Silbe
aufjufd^ürjen, n)irb unter ber Sitte angelegt, ba^
ber Selebrant geiftig mit fiauterfeit unb Sntl^alt«
famfeit gegürtet toerbe (f. b. «rt. m, 366). Sie
§arbe ber nad^ ben t)orgenannten @tüd!en anju-
Iegenben$aramente,für meldte berbeoot^ugteStoff
Seibe ift, foH bem Officium ober Anliegen ent«
fpred^en, tt>eld^em ba§ 9Re|formuIor eigen ift (f. b.
«rt. garben, liturgifd^e IV, 1229); e§ flnb biefe
4. ber SRanipel, eine am linfen %rm }u tragenbe
!Binbe, el^mafö ein @d^n)ei^tud^, ba§ bie arbeiten
unb Wf^vx f^mboliftrt unb auf bereu fiol^n l^in*
»eist (f. b. «rt. Vm, 614) ; 5. bie ©tola (f. b.
^rt.), bie anfangs ein blo^eS Ornament mar, bann
ba§ SlmtSlleib beS S)iacon3 unb $riefter§ tourbe,
an ba3 im ^arabiefe oerlorene JHeib ber Unfterb«
lid^Ieit erinnert unb auf bie (^reube ber Sttigfeit
l^intteidt ; enblid^ 6. bie Safel, toeld^e in ben Sht-
brilen nad^ il^rer bi§ gum 9u§gang bed SRittel-
alterd gebräud^Iid^en gorm casula, planeia, Dom
SSoIt aber fd^led^tl^in 3Re|gett)anb genannt ttirb,
n)eil biefeS $arament nur bei ber 9Re^feier ge«
brandet toirb unb oor allen anberen @tüden am
meiften in bie ^ugen föEt; biefelbe gilt afö Sym-
bol bed 3od^ed bed ^erm, n)eld9ed ber ^riefier laut
ber Oration fo tragen ttiO, ba^ er bed ^erm
©nobe gctoinne (f. b. 9lrt. Casula ü, 2044). —
^uf bem (Sauge gumSlltare toie aud^ nad^ ber %ntt
auf bem Stüdftoege l^t ber Selebrant bad ^aupt
bebedt (ber Sifd^of bei ber feierlid^en ^ontifical«
l^anblung mit ber SRitra, ber ^riefter mit bem
Siret; bie äRitglieber ber alten Oroen mit bem
Slmict begtt). ber burd^ bad ^mict tierl^üllten ffa-
puge) unb trögt, toenn il^m nid^t üßiniftranten }ur
@eite {teilen, ben ffeld^ felber. 9{ad^bem er ben*
felben auf bem SItare bereitgeftellt unb bad ^Riffale
aufgefd^lagen l^at, beginnt er tot ben @tufen bed
Sntard ftebenb bie l^eiligc (Jeier,
6. I. S)ie Missa catechumenoram,
SSormeffe. — ®ie einlcitenben ©ebete, loeld^e in ber
^olfdfprad^e ©tufen« ober Staffelgebet ge-
nannt »erben, tocil ber ßelebrant fie üor ben Slltar-
ftufen fprid^t, tragen in ben 9htbrifen ben 9{amen
Confessio, entfpred^enb il^rem ölteftenunb l^aupt«
föd^lid^en lBe{}atü>t]^eil, bem @d^ulbbe!enntni^. 2fn
ber öltem 3rtt t)errid^tete ber Selebrant, to(U(Ct!0&
1319 SWeffe. 1820
ber El^or bcn 3ntroitu8 fang, öor bcn Slltarftufen unb ttjcitcr^in aud^ bc§ ScIebrontetL 3)a bie 3u«
au^er bem @ünbenBefenntni| ftille ®ebete. @ett cenfation nur in ber feiernden !lßeffe emtriit, fo
bem 11. äal^rl^unbert betet er abn)ed^jeTnb mit bem l^at fie Dormiegenb ben Stotd, bie S^erli^Iät p
aniniftronten ben 42. $falm (Judica). S)q3 $er» erl^ö^en; bie weitere 99ebeutung eined fQmboKjd^
langen bed pd^tigen S)atnb nad^ bem ^eiligtl^um 9lcted ber Serel^rung unb Anbetung ifi nid^t aaS>
unb jeine Suöerfld^t, ba^ er erhört »erbe, toirb gefdJIo||en.
l^ier burd^ bie bem ^Qlm entnommene 9lnti))]^on 7. S)en ]ptcxtlUn Singang bilbet bk
Introibo ad altare Dei ju bem d^riftlid^en ^eilig- ^falmobie mit ber SageSoration, S^f<^ ^^i^
t^nm, ber Opferftötte unb ber freier bed l^eiligen ber SRefponforiengefang be§ Kyrie eleison ndi
Opfers in IBe^iel^ung gebrad^t. 3n ben Semporal- bie gro|e S)0£otogie eingefd^oben jfatb. S>ie ^
meffen ber $affton3}eit unb in ben SRequiemS« mobie toitb burd^ einen meift ben ^almen (mge*
mejfen fönt ber ^falm auS, unb ed nrirb bie ^nti» l^örigen %ttt eingeleitet, mlä^tt an^ in ber 9B^
pl^on allein gefprod^en.93orbemn)urbebiefer$faIm be§ 9}ortrage§ burd^ ben ©^or al§ Sntipl^on fU^
baß) in ber @acriftei, balb auf bem SBege 5um barfteUt. S)ie SSejei^nung Introitos, toeU^ bieje
SItare recitirt; bie 3ne^orbnung ber S)ominicaner, ^ntipl^on im aRiffale trögt (in ber am^oftcmi^
ffartl^öufer, Sarmeliten unb be§ ambrojianifd^ Siturgie l^ei^t fte Ingressa), beutet borauf ^
atituS jeid^net nod^ je^t nur einige $JaInti)erfe Dor. ba^ ber (Sefang berf elben fourie beS ba)u ^Mf
Sin ©d^ulbbefenntnif bei bem 93eginn ber 3Re|- gen ^falmeS Dor alters ben feierlid(|en ?^ bei
feier tennen alle Siturgien. @d f oII baSfelbe in Selebranten au3 ber Sacrifiei }um Sttor beg^ntde
äSerbinbung mit ber gegenjeitigen fjfürbitte al8 unb ba^ bamit bie gfeier ber ÜRejfe begann; boljiet
@acramentale bie bei ber l^eiligen fjfeier betl^eiligten bejeid^nen jid^ aud^ je^t no^ ber Selebrant m
^erfonen reinigen unb l^eUigen; e§ mirb bal^er )u« bie SJttniftranten bei ber Slecitation biefer%di|d)M
nöd^ft t)om Selebranten unb bann aud^ t)on ben mit bem Ihreusjeid^en. 9lad^ bem (Sbtgang^iDOcte
SJHniftranten gefprod^en unb nad^ ber med^fel- beS Sntroitug merben aud^ bie etnjelnen 9h|-
feitigen t^ärfprad^e mit bem @ebet um @ünben- formulare unb meiterl^in au§ge}eid^nete liturgrji^
nad^Ia^ (absolutio) gef d^Men, ba§ ber Selebrant Sage beS JKrd^nial^reg benatmt. iBon bem in
allein fprid^t unb mit bem ffreuj^eid^en befröftigt. SUtertl^um fid^ baran anfd^Iiegenben au8gd)eia'
2)ie tiefe SSerbeugung (im Orient bie ^roftra» ten ^almengefang ift burd^ flüi^ung beS 9te|*
tion) mö^renb ber Slecitation, fomie bad @d^Ia« orbo nur nod^ ein SBerS mit ber 2)osoIogie nä)
gen an bie IBruft bei bem breimaligen 99e!ennt» ber mieberl^olten Sntipl^on geblieben. SHe Sin^
nif[e ber eigenen SSerjd^uIbung finb ber natürlid^e fül^rung biefed Einganges in bte!Dle^Iiturgieimdi
^uSbrud ber Sleue unb ber Su^gefinnung (f. b. bem ^apft Söleftin (geft. 432) jugefd^rbdben. 9Ü
art. Confiteor m, 882). ®em auüerptltlid^en su feiner Seit fd^einen bie biblifd^ Sefungen te
SSertrauen, ßrl^örung ju finbcn, geben bie 93er» JRe^feier eröffnet ju ^aben (f. b. Art SWbitaJ
ftfel unb bie beiben ©tillgebete ^ugbrud, meldte VI, 837). S)ie aiteffe bed (Sl^amStagS vi
burd^ jene eingeleitet merben, unb meldte ber Sele» ber ^fingftoigil mirb burd^ bie feterlid^ SBofjet»
braut beim ^uffteigen }um Elitäre unb bei ber meil^e eingeleitet; ein SntroituS l^ot infolgdieffn
Snfunft an bemfelben fprid^t, um für fid^ DoO« inbiefenbeibenSRe|fenIeine@teIIe;bieber^ßfii#'
lommene ateinigung Don aller @ünbenmalel )u er« t)igil |^at einen eigenen S^troituS nur bom^ tom
Selben. 2)a§ @taf[elgebet mit biefen Orationen ift fie prioatim unb t)on ber SBeil^el^nblung getienil
ie Ie|te SSorbereitung beS ^riefterS unb l^at afö celebrirt tt)irb.
fold^e einen mcl^r privaten S^arafter, ber fld^ aud^ 3Kit bem Stufe Kyrie eleison refponbirte ge-
in ber 9tecitation§tt)ei je, fomie barin funbgibt, baf mag ber Siturgie ber apoftolifd^ SonfUtutiona
ber QX^ox möl^renb bejfen bereits ben äntroitud ba§ fßolt )u ben (gebeten über bie ffated^encn;
fingt. 2)eraUar!ug, meld^er anbiejmeiteOration ber Sittruf blieb in Uebung, old infolge ber ge-
fid^ anfd^Uegt, ift ^unöd^ft burd^ bie ^inloeifung önberten S)i§cit)tin jene gfurbitten megfielen. ^
auf bie im Altäre rul^enben ^Reliquien oeranlagt, 3eit@regor8be§®ro^enfd^eintabmed^feInbKpe
Mt fid^ obtt gleid^faÜS al§ felbftönbiger Set ber eleison, Christo eleison gefimgen utd) bieneni'
ißerel^rung beS SltareS unb S^rifti bar, ben ber malige 9lnrufung ftel^enb geworben 3U fein. 3>
aitar re^röfentirt (f. b. 3lrt. ftug). ©eit bem ber golge ift ber breimalige Sittruf an iebe ber
12. Sal^rl^unbert ift e§ ©ebraud^ gcmorben, in ber bret göttlid^en ^erf onen gerid^tet ®iemltteIaBo*
feierUd^en 9Jteffe unmittelbar nad(f bem Staffelgebet (id^en fiiturgif er gaben }u bie(er Dtem^ vaäf^
ben 5Utar p incenftren. ©iefcr SRituS erfc^eint fa^e m^ftifd^e Deutungen. S)ie SJedtotio« W
als eine gebröngte SBieberl^oIung ober Erneuerung j^^rie föSt toie bie anberen ©efongpdk }mM
ber 3ncenfation, toeld^e bei ber Sinloeil^ung bed bemS^ore }u unb l^att>erfd^ene, nad^banSeP*
Sttar§ fo bebeutung^ooS afö SQSeil^el^anblung l^er« d^arafter med^fetnbe ©angedtoeifen; ber SdAnvt
Dortritt. SBie iene mirb bief elbe aud^ l^ier über ber l^at iebod^ aud^ für fid^ {tiS biefe Städte }u ftnti^;
ganzen fjflöd^e ber 9lltarmenfa, juerft über bie SRud!» nur in ber feierlid^en SKejf e, »eld^ an bie fttow
feite, bann über bie Derbere ßante, ^u beiben @eiten be§ Sl^arfam§tag§ unb ber ^fingibigil ji^ ^
unb bem Unterbau (stipes) entlang vorgenommen jd^Kegt, recitirt ber Selebrmtt hai fti^e nUf^
als eine Suftration, eine neue Segnung be§ SUarS ^{al^ered f. in b. Slrt. Kyrie eleison YII, 1269.
821
SWcffc.
1322
S>ie tmd^ il^rem Singang Gloria unb englifd^et
ofegefong (hynmus angelicus) genannte gro^e
Nosologie (f. b. 9rt.) in ben feftlid^en SOteffen }u
icttiren, mar fett ®regor bem (Stoßen ein 93or-
i^t bcr SSifd^öfe; nur am Ofterfefte toox bieg
ud^ ben ^riefiern erlaubt ; feit bem Ausgang beS
1. äal^rl^unbertS aber mirb ol^ne Stüdfftd^t auf
m Stong beS Selebranten ba9 @Ioria regelmäßig
n oDen feßlid^en Xagen gefprod^en, in beren
Ratutin boS Te Deum recitirt »irb. Wte 9iu-
cidßen l^oben bie l^ierfür geltenbe Siegel in ben
toS gefo^^*
Noo est Glo. sme Te: sine Te non dicitur Ite.
9i8 )ur Steuifion beS ÜRiffale burd^ $iu8 V.
fnben trfelfad^, n>ie in ben 3ntroitu§ unb bad
t^e, fo aud^ in bad @Ioria Xxoptn eingefd^altet;
i le|terem fd^nen fold^e an ben 9)larienfeften
Igraietn Sblxi^ gemefen }u fein. S)ie ^orticular-
tiffolien Dor ^S Y. fäl^ren bie mit Sobftunid^en
Kf bie f eligfle Sungfrau ertoeiterte 2)osofogie unter
er Sqeid^ung Gloria de Domina in ben maria-
tf^en aReffen auf. Sri ber Stecenfion be§ Smffale
stA ^ßtuS V. umrben Don ben frul^er üblid^en
ift Sntonotionen }um @Ioria nur Dier bribel^alten.
Seinen 8bfd^Iu| finbet ber SntroituS in ber
hxüßu, iDeldbe bem Xagedofficium ober ber be-
tffmbett HReffe rigen ifi : il^ !ßame goQecte (col»
leU = ooDectio), meld^er in frül^efter 3ett aud^
X gefdmmten 9Re|f der beigelegt ttmrbe unb fjpöter
if bie ton gefaßten Orationen äber]^au))t über»
ng, $ gefd^id^tUd^ barin begrünbet ba| in ber
M^ befi Wter^md bie 93erfammlung ber ©lau-
gen inm SotteSbienfi, fri ed Dor bem SuSjuge
rocessio) aud bem SBerfommlungdori }u ber
c bie Sfeier beftimmten ftird^e (siatio), fei eS
i^ ber %nfunft in biefer^ mit ber Oration eröff»
t^ bo8 ®ebet über bie Derfammelten ©laubigen
ratio ad collectam, i e. super populmn col-
ctuni) gefprod^ tourbe (f. b. Slrt. SoUecten
I, 603). 2)er Dtame mirb aud^ burd^ bie furge
iffimg beS ®ebete§, fonrie barauS erflöri, baß
e anliegen ber @(öubigen bereinigt in ber Sol-
le ®ott vorgetragen »erben. 9n fid^ l^at bie
teffe nur eine (SoOecte; ein einfaOetd)e§ fjfefi
ib ber Sl^arafter ber fird^Iid^en 3rit t)eranlaffen
Mn!^, baß, ttrie im canonifd^ Offidum, loeitere
)taSmta (Sommemorationen) eingelegt merben,
e bomt in Unterorbnung unter bie SageScoÜecte
i einer ®m)))>e unb burd^ eine gemeinf d^aftlid^e
»d^In^fonnel gennffermaßen ju einem einzigen
\Aät nereint merben. S)urd^ il^re ))rögnante
iqie, il^ren f Qmmetrif d^en , burd^meg in einer
peigjßebrigen $eriobe (üRotü) ber Sitte unb Sitte
DbP) bnr^gefäl^rten Sau unb ben d^arafterifü*
^9i^ finb biefelben anri{}em)er!e liturgift^er
Kdion. S>ie Snfprad^ ifi an ben Sater, feiten
I ben 6o^ nie an ben l^eiligen ®etft ober bie
lo^eiHg^ 2)rrifaltigleit, nod^ aud^ an bie $ri«
pen gerii^ Ser Sd^Iuß, »eld^er burd^ ben
mdcsi nobifiari tobcb, geftaltet ftd^ boplogifd^
i einem Sob^S ber a&erl^eiligften 2)reifaltigfeit.
2)ie begleitenbe ^anblung ift ber Jhtß bed ^ItareS
gur Sereinigung oeS ^riefterS mit gl^riftuS, toeld^e
burd^ ben mit audgebrriteten Rauben gefprod^e»
nen SegenSmunfd^ Dominus vobiscum (f. b.
art. ; in ber bifd^öflid^en SJleffe Fax vobis) ber
©emeinbe mitgetJ^eilt n)irb, unb bie mit lautem
Oremus an biefe gerid^tetc Sufforberung, in ba§
©ebet bed ^riefterg einguftimmen, fomie baS ald
©ebetSl^altung beS l^öd(|ften Wtertl^umd in ben
Oranten ber ffatafombenbilber bejeugte Sm{)or«
lieben ber ^önbe unb sum @d^Iuß bad 3ufammen-
legen berfelSen U)ie )ur Sefröftigung bed t)ertrauen8-
kJoUen ©ebeteg. ^n Sußtagen mirb ber Suffor*
berung Oremus ber 3uruf Flectamus genua
oorangefd^idft aI3 SOtal^nung. burd^ törperlid^e Ser-
bemüt|igung bad ©ebet n)irffamer ^u mad^en.
8. 2)ie Sefungen aud ber l^eiligen @d^rif t
folgen unmittelbar auf bad gemeinfd^ftlid^e ©ebet;
iie bilben ben ^au^ttl^eil ber Missa catechume-
norum unb geoen in Serbinbung mit bem m bie-
felben fid^ anfd^ließenben fiel^roortrag biefer einen
n)efentlid^ bibactifd^en S^arafter. S)ie für bie
©(öubigen toit für bie 9{eulinge im ©tauben, bie
ßated^umenen, jur @täi^ng im ©lauben unb jur
Sförberung bed d^riftlid^en fiebend notl^menbige Se-
lel^rung gel^t naturgemöß ber rigentlid^en Opfer-
l^onblung Doran. 3n bem regelmößigen Serlauf
ber 9)leßfeier n)irb junöd^fi in einem ber l^eiligen
Sd^rift mit ^uSfd^Iuß ber @t)angelien entnomme-
nen äbfd^nitt bie ^eüsbotfd^aft beriefen, meldte
burd^ bie Sorlaufer unb S)iener bed §erm ergangen
ift. 2)iefelbe mirb unter Angabe beS biblifc^en
Sud^ed, bem fie angel^öri, afö Lecüo angdKtnbigt
unb, ba jie meift au§ ben ©enbfd^reiben ber ^oftel
gejogen tft, S))iftel genannt; baS Slteril^um nannte
fte Apostolus, meU burd^meg in ber Siturgie ber
@onntage, mie nod^ j[e^t, bie Sriefe bed 1^1. ^u-
Iu§ )um Sortrag lamen. Sn einjelnen 2xigen l^at
ba§ Sntffale }tt)ri, an ben OuatemberfamStagen,
ben für bie Orbination beftimmten 2xigen, fed^g
Sectionen, }n>ifd^en benen bie rinjelnen SBeil^e-
grabe eril^eilt merben. SHe Sectionen werben ol^m
befonbere gf^ierlid^Irit im rinfad^en Stecitationg-
ton borgetragen. SBritere SuSfül^rungen bieten
bie 3lrtt. Sectionen (VH, 1595) unb Aposto-
luB (1, 1152). auf ben Sortrag beS Sectorö re-
fponbirie ber Sl^or big )um 5. Sal^rl^unbert mit
rinem $falm, Psalmus responsorius, Cantus
responsorius unb einfad^ Besponsorium ge-
nannt, ber mit bem fjeflgegenfianoe ober ber Se-
beutung ber 3^efi}rit im ßinflong ftanb unb auf
bie Serfünbigung beS Sbangeliumg überleitete.
2)iefer ©efangtl^eU mürbe bann, aß fid^ eine ffür-
5ung ber Siturgie olg notl^menbig ermieS, auf }mei
Serfe befd^ränft unb behielt fortan ben 9lamen
©rabuale (f. b. art.), toeil ber Sorfänger (Kan-
tor) ben i|m jufaOenben %ti^ auf ober bor ben
Stufen beg ambo bortrug, ober aud^ mril bie SRe-
citation ben ©ang beg Sectorg bon bem ambo
}um ß^elebranten unb ben ©ang beg 2)iacong bbm
aitare jum ambo begleitete. 2}n ber ©eptuagefimal-
1823
SKeffe.
1824
unb Sfaftenjeit toirb an ben liturgifd^ auSge-
)eid^nelen Sagen, nömlid^ am Sonntag, 9)lon-
tag, 9nittn)od9 unb Sfreitag, unb an ben f^ften,
fotPie ftetS in ben 9iequiem8nte|fen ba§ ®rabuale
burd^ eine grd^ere 3^^^ ^on ^fa(mt)erfen, ben
Sractud, enoeitert. Siefet ^tUi ftd^ al§ 93uB« unb
Xrauergefang bar; feinen 9lamen gab il^m bie
Steife bed SSortragd, ber, ol^ne burd^ anti))j^oniren«
ben Sl^orgefang unterbrod^en ju merben, in einem
3uge (uno tractu) Dor fid^ gel^t. 9ln ben Sonn-
tagen unb fSfeften bec freien 3eit bed jhrd^nial^red
(per anhum) toirb an bad @rabuale ein Ißfalm-
Derd angef ddlojf en, ber mit boppeltem Mehtja an-
l^ebt unb in einem 9[0elu)a au&flingt (versus alle-
liyatious) unb ber f^fefifUmmung aud^ in feiner
®angedU)eife 9(udbrudC gibt. 3n ber £){ler)eit
\tempu8 pasohale) föOt bod ®rabuale fort, imb
t% tritt m btm fefllid^ WOeluia-Skrfe ein {toei-
ttr, in Meluja audflingenber ^rd büt^u ; biete
^toei, Don Dierfoddem Meluia umfd^Ioffenen Skrfe
beiden bod öflerlid^ ober größere Meluio. (33gL
b. ^rtt. 9Ileluia«®efang I, 551, unb ©robuole
V, 98L) 3m SKittelalter erfuhr bo« (Srobuole
ber i^fle eine ^udbebnung boburd^, baft bem test-
lofen 9)eunuL ber Jubilaüo, in wldia ber 61^
ttie Siibluftr^lbe beS 9Ilelu]a iubilirtnb meiter»
fübrtt* ein r^tbmifd^r Sc^ (Sequentia) unter-
gelegt nntrbe. ^lon biefen SequeuAen. toeld^ in
ben einzelnen JKr^en bis ju einer rainn ju uberi
febenben jabl ftcb me^rtnu ^nb burd^ ^^x& V.
in bot rtoifdbe IRiffole nur fimf (an Cfien»
%^ftngfleii, $n>bnUidbnam^ om grtttag ber €<|imetk
Jen ^riä unb im Siequiem) aufgenommen nwr-
b^L ^r :Kamt tSrobaale ging bann oadb olS
Stiel auf bo« «udb über. boS bte ecfongßädte mit
ibrtn Singtteifen en^ält UKldbe bei ber We^feict
i»on bem ISbor unjutrogen ftnb. Sie Xcctkittoit
ber ben I^Mn^ieB entnommenen vaA ein^
^fMmgelium gewomtni $ericope i^ foooU bsrd)
Vn iluftrog unb Seticen. loeldber beia Seoor er^
tbeütioirb. buid^bie j^KÜtttioffiKDenc besSeibe«!
octt^ ^t* >!ectoxd i^ttooil bnnb Mae mb ber !
^iildttbitiKn jytUmtg^ burdb bte ¥erebnin^ »el^e I
bem iKtli^en S<^ mit ber ;^DceB^itic«» Ihem 4^^
}eid^ni nnb bem JWH edmeKs mccb, }otmt bsnft
ben iSebciutt^ bieuKufrer Jhr|cn osige^eiiteeL J
iS. bie iptcidbB "Sn^tbrn in i>. teL dKtiöon '
VU. 1594. uä» iScim^imiilT. 104^.> — ^ ;
b«nS^ ^cft t^Hxrr^^lkä^ttB^ os &nm* mb $eie>
m^ aoA ber mtnitbrn M fernngriimnl ^
^Kbertes &ebiDi9c&^ vne jjeiBluili'i^u iiipf w. $xc* .
^i|p mb i^rurfriaesL SKci>e]t isjbzsutm msD Sik
Btfi)ttl^ft'i 111 HUI B|pg!t Pt>MIAIkS ^ffUBOSL WU «Did
bem l$^al^L ml ice säAc nrat Hiuce iisii. nnB>
^en im ^«ftt?it Ihcr ftcdhc bem bcs Wtz&frQgfli
53|)KmöMnRt JLncB. gefcr'TPg nietlien.
9. Si£l aKoia;: »cjgjhinmnwwirinifiifte Sml^*
Msim v^ r«? «iy* uuiüt tat Crrest m«tSB?2eiiii ob
ftacr JiVtfh.HiHaag >c$ ^lLsbl <S joci^ Dini Sjirta
>^9 >. a ^ct Mta n%adeft jaftrten^eag ts
©allien unb bann in 2)eutfd^lanb in bie Sitmgtt
ber äKeffe aufgenommen, in %om burd^ ^afiflSe-
nebictym. (1014) eingeful^rt ober ü^ toiebet
eingefiil^rt m93e!enntni^be§@IaubenfieitoU^
e§ gemi^erma^en au§ bem Qbangeltnm mib fd^li(|t
ben bibactifd^en Sl^eil ber l^igen 9Uffe db. Sh
ber ambroftanifd^en Siturgie fyit e§ feine @tilbng
oor ber $röf ation, in ber mojarobifd^ nad^ boo
Pater noster. S)er römifd^ 9Re|ori>nmig p-
folge toxxb baSfelbe an ben Sonntagen fottne n
benjenigen |^|ten gefprod^, beren @ebeiimn|
im Srebo edoöl^nt ifi, ober bie in ni^erer 9»
aiebung }ur SSeriunbigung beS &laabeo& fäfti,
f obaim bei einjelnen Sefilid^eiten bIo| megen hA
fefUid^en (SbarafterS. (@. b. %tt Credo m, 118%
unb ®Iauben8be!enntni^ V, 679.)
10. IL S)ie Missa fidelium, bie C|lfc^
feier. 2)ie ^dtt beS beOigen Opfer^, mc^cS ii
ber Sauf ecrotion oonjogen mirb imb in bem Opfok
mabl, ber Sommunion, feinen Vbfdfbii^ foM,
forbert eine £arbrtngnng unb S^rnPiig bs
Opfergaben, 9rob unb SBcin, mobi^ Mcje p
Opf erdementen benimmt med)cn; Mefcl^UiBi
(Cpferung) bilbetbenerßenS^baMianMi-
Uom; ber gmeite nmfa^ bte CoofcccutiiMifEiK
(Somm, etiOmeffe), ber britte baS C^fmikli
(Communion); einige "Koc^öbiiBgeK Mba Im
€d^In|. S)ie Oblation mtzb, afüifi^ bcmG»
gcmg ber flated^Bmenenmene, laiWaffdiinikt
Skdmobie imb einem ber Soficcte taßaaäBkBk
@ebete, ber @eact ; n^ B]d> 3ai|^ MqBflei
betSgttebem ooD^ie^ fid^ btt Sasfcnpom bs
Slemeitte bnnft bk ^Hmbtsngeit snb |Hbi8cfel>
Übungen be^ CeJtfrantra Sie ^^oIiiuiMi ipfA
oem io. oApr^BBoerx oni etacK ^css üf^mmi
tpddben ber Selebcnnt loioct, iiB^hnii er äfe 6^
kitnng inTSeaetDoBnuBTobBOOKBibOn*
mas gepUKben bx^ kUmt tctiuci ni^ te tHß
Mbrcnb ber CMizöitk nsgi; Iki^er ber 5hie
Offertoriiim. 2er Socdioa md die SMpmfk
^rCcn baS^elbe oS^ cxk ^mJAtfctn ^k, Bdfc
o^er l)er jeii l)C!$ ihnftes^xftte^ *'"Hi^*^ 9i^
9ei$ tft briftuwi^ 2)c beääges €4cft labnihi
dtoen ShsyumakceK Iter IpPfaMt e— 1
(^is neftcDÜctage^, leüHJUiuiäsBciigEft Cpü^
rmt t^ ^ET XfiinzcBänenc enps gdUidoL 3b
$rtck. ndäe je CbiotimK
ytra4 loift pr ^ jatmcc^* JLL «^ IIMI
fiestd ; jüT jeit dcssüd'' TL
Tesi saBCG&si&ar aaü >Bl
Tnnftifi ^tnDcic *nft 3n II. 3<
rem: ir..i.be!i 3iic uc!uu
^fL"iniii3e3t ^esTije üub m
iuiuu 3iii^ $t )eir Xs ^:
9Reffe.
1326
tbet, tote es fritl^er Dielerorts geBröud^Iid^
Sinrüfhmg ber Opfermaterie gleid^ nod^
[felgebet fiatt^ imb eS loirb mä) bem Offer»
ytOD unb SBein in einer einzigen Oblation
®e6ete Snscipe sancia iSrinitas offe«
siftem bie 2)arbringung t)on 93rob unb
ienS ber ©löubigen Qu|er Uebung gelom-
nrirb baS für bie SRe^f eier }u t)em)enbenbe
rob in ®efiQlt fleiner bünner Sd^eiben
I eigens bereitet. @d^on im 12. Sal^r-
fd^nen biefe im Sbenbtonbe bie ©eftalt
ber Deiner SRünjen gel^obt 5U l^aben unb
I teligi5fen3ei(i^en, bem99iß)e ober ^omtn
tmSgeflattet gettefen 5U fein, n)ie eS nod^
^ einen red^tsfröftigen ©ebroud^ geforbert
Opferbrob nnrb auf einer flad^en, benff eld^
i Stiele (^atene), meldte einzig jur IBe-
) ber ^oßie beftimmt ift, ^um ^Itore ge»
•bonn nai) ber 9tecitation beS OffertoriumS
[i bie Opferintention beS ^riefierS quS>
A ® ebet off erirt unb unter 3ei(i^nung eines
Qitf baS Sorporale niebergelegt. S!)ie $a-
fl nnrb bann bis gur 93red^ung ber con«
6ofHe befeitigt. SBein unb SBaffer ttier-
tleinen Sel^öltem (urceoli, ampullae)
^; baS erforberlid^e Ouantum SBein gie^t
lleitenbe Oration ber Selebrant, in ber
n SReffe aber ber 2)iacon in ben Sttlä) ;
et bei ber SBeimifd^ng beS SBaff erS, mel^e
ierlid^ !Dlef[e ber Subbiacon oomimmt,
ir bie burd^ baS SBaffer f^mbolifd^ be}eid^«
tfd^ennatur, b. i. für ben ^lebranten unb
nmmiconten, baS consortium divinae
(2 $etr. 1, 4). ®oS OblotionSgebet,
n ber feierlichen SReffe gugleid^ mit bem
len oud^ ber S)iacon fprid^t fielet ©Ott
er bie im ittli^ entl^altene Oblation too^U
oufnel^me unb ben gur Opferfeier 93er-
II fottie ber gangen SBelt gum @egen ge-
i^. 3u ben materieSen Opferelementen
)d9 oIS geifüge Opfergabe no(^ bie @elbfi"
; beS $riefterS unb ber ©laubigen l^ingu-
[Hefe tt)irb in ber Oration In spiritu hu-
! förmlid^ auSgefprod^, unb fogleid^ mirb
te 3^{buig ber gu confecrirenben 9Jta-
burd^ beenbigt, ba^ über beibe Elemente
tS ®ebetSn)ort unb baS jheuggeid^en ber
BotteS erfleht n)irb. 3n ber feierlid^en
Itt fobonn bie Sncenfation ein als @ebetS-
\ Segnung ber Opfergaben, alS Suflration
cS unb aOer an bem l^eiligen Opfer 9e«
L 3)ie ftanbtoafd^ung (f. b. 3lrt.X gu»
sanla^t ourd^ bie perfönlid^e Entgegen«
er Dpfergaben feitenS bcS Selcbrantcn im
ta, unb ber biefelbe begleitenbe $falm ifi
f, SRal^nung unb gugleid^ (Sebet bag ber
I nudeHoS baS ^Uge Opfer feiere. S)ie
et^igfie 2)retfaltigleit gerid^tete Oration
sancta Trinitas, bie im Sßortlaute mie
1^ bie ^Uung beS Selebranten als ebenf 0
A tiriet)ertrouenSt)oneS ©ebet ftd^ barfteüt.
fa^t bie Dorl^ergel^enben Sitten um gnäbige 9uf«
nal^me guf ammen unb f prid^t bie SntentionbeS eud^a«
riftifd^en Opfers fpecidU auS: baSfelbe mirb gefeiert
als m^ftifd^ Erneuerung beS SeibenS, ber 9uf«
erftel^ungunb^immelfal^rtunfereS^erm, guS)^
ber heiligen unb enblid^ gu unferem eigenen ^eile.
@d^fie^(id^ mirb bie beim beginne ber Oblation
an bie ©löubigen burd^ Oremns gerid^tete SRal^«
uung gu gemeinfamem @ebete in ber Sufforberung
Orate fratres erneuert; bie ©löubigen entfpred^en
burd^ bie üßinifkanten berfelben mit bem ®ebete
Suscipiat. Sofort fd^Ite^t ber Selebront bie bem
9Jte^formuIar eigene, fon)ie bie burd^ einfaUenbe
Sommemorationen veranlagten @ecreten an, toeld^
eine ber SageSf eier entfpred^enbe ®nabe alS Opf er-
frud^t gum ©egenftatü>e l^aben; il^rer 3<>^I unb
SReil^enfoIge nad^ [teilen fle im Sinflong mit ben
SoUecten. S)ie Setret, fo genannt oon ber SBeife
ber Slecitation, mar bis in'S 9RitteIaIter l^inein
baS eingige ritueO oorgefel^e OblationSgebet : im
Sacramentar ©regorS beS ©ro^en l^ei^t fie Ora-
tio super oblaia.
11. S)ie ^räfation. 9Bie bie ©ebete gur
Oblation burd^ ben ©ebetSgru^ Dominus vobis-
cum unb bie Sufforberung Oremus mit erl^obener
Stimme ober im ©efangSton eingeleitet merben,
fo Hingen fie aud^ in einer laut gefprod^enen ober
gefungenen Sd^Iu|f ormel auS, gu toeld^er bie ©e-
meinbe mit Amen gufUmmenb ontmortet. SHefe
SBorte bilben bie Ueberleitung auf bie Slcclama*
tionen Sorsum corda, Oratias agamus unb bie
entfpred^enben Slntmorten ber ©löubigen , momit
baS S)anTgebet anl^ebt, baS ttml^rfd^nlid^ Don
^apfi SamafuS I. ober um feine Seit gu bem gfefte
unb ber Sr^flgeit in Segiel^ung gebrad^t unb gu
einem Dom danon getrennten ©ebetSgliebe, gut
^röfation (Sonoort unb Singang beS Sanon),
auSgeflaltet mürbe. SBöl^renb bie gried|if d^ utd>
bie orientalifd^en Siturgien nur eine ^fation
l^aben, erl^ielt im Sbenblonbe oOmälig lebe ^fi«
meffe eine eigene, fo ba^ im fog. Sacramentarium
Leonianum bie S<^^\ ^^ auf 267 belöuft. 3n ber
ambrofianifd^en imb mogarabifd^ Siturgie bel^ielt
lebe ÜJceffe eine eigene $röf ation ; aud^ in üerf (|ie«
benen ffird^en beS römifd^ StituS finben fid^ bis
in'S 12. Sol^rl^unbert no^ gal^Ireid^ ^röfationen,
obgleid^ in Stom felbft feit ©regor bem ©ro^en
nur 9 ober 10 im liturgifd^en ©ebraud^ geblieben
maren. 2)iefen auS bem Wtertl^um überlieferten
^röfationen mürbe gegen Snbe beS 11. ^N^l^l^un«
bertS, mal^rfd^einlid^ auf ber S^nobe Don $ia«
cenga (1095) gur Srftel^ung ber gürfprad^e ber
f eligften Sungfrau für ben erften Jheuggug , bie
marianifd^ beigefügt, fo bag baS ÜRiffale feitbem
11 ^rofationen bcfijt: 1. In Nativitate Domini;
2. In Epiphania Domini; 3. In Quadragesima;
4. DePassione et de s. (>ace; 5. InPaschate;
6. In Ascensione Domini; 7. In Pentecoste;
8. In Feste SS. Trinitatis; 9. In Pestis et Mis-
sis Yotivis B. Mariae Y. ; 10. In Pestis Apo-
stolorum unb 11. In Pestis et Penis per an-
1827
gjlcffe.
1328
nmn, tot\ä)t anä) Praefatio communis genannt
koirb. 2)ie niBricoIe Säe^eid^nung Praefatio bo-
lemnis unb Praefatio ferialis bejiel^t fid^ auf
bie @ange§tt)eife ; ben an ©efangjiguren reid^em
feftlid^enSontuS, totlä^tx neben biefenbetbenSßetfen
beftaiü). l^at bie ))iani{d^e Stecenfion be§ äRiffale
fallen laffcn, einzelne IKrdJcn unb ©iöcefen aber
l^aben ftd^ benfelben erl^alten. 2)em aUgemetnen,
oben unter 11 em)ö]^nten t^ormular, nad^ mltf^tm
bad S)anfgebet ol^ne $ert)or^ebung eines befonbem
inbert^eftfeiergebotenenSJtomentedbemißaterburd^
S^riftuS (per Christum Dominum nostrum)
bargebrad^t loirb, geben bie Stubrüen bie entfpre-
d^enbe 99ejeid^nung Praefatio communis; il^r
ölterer Xitel Praefatio quotidiana »eist in lieber*
einftimmung mit ber 3luffd^rift In Pestis et Pe-
nis per annum unb ber biefer beigegebenen ru»
bricalen Seftimnumg barauf l^in, ba^ fie in allen
Sneffcn gu fpred^en ift^ für meldte »eber burd^ bie
S^eftgeit nod^ burd^ ein einf aQenbed fjfeft eine eigene
$röfation geforbert n)irb; an ben Sonntagen,
toeld^e nid^t in einer bejonbem S^eftjeit [teilen, ift
ftatt ber F^aefatio communis erft feit 1759 j[ene
Don ber oHerl^eUigflen 2)reifa(tigfeit oorgef daneben.
Saburd^, ba^ bie 2)an!fagung, n)eld^e ber 99ebeu-
tung bed gefted ober ber S^eftgeit entfpri^t, in
prägnanter f^faffung in biefed allgemeine (Formular
eingefd^altet unb gum %f^6l unter 93erbröngung
ieined @a^baue§ loetter enttoidelt tonxbt, ftnb bie
len gejien unb Sfeftjeiten eigenen ^räfationen
ouSgeftaltet n)orben. S)ie ^räfation n)irb, ba fie
Qud^ ®ebet ber ©laubigen ift, im ©efangton unb
in ber Sefemeffe mit lauter (Stimme vorgetragen;
ber Slufforberung Sursum corda unb ber Sleu^e*
rung bed S)anle§ entfprid^t baS Srl^eben ber §önbe,
XDxt baS Dorüberge^enbe (galten berfelben sum
©d^Iuffe bed 3uruf3 Gratias agamus bie 9n«
betung aud^ nad^ 9u|en funbgibt — S)ad @d^Iu^-
gUeb ber ^räfation Dereinigt ben S^elebranten unb
bie Derfammelten ©laubigen mit ben ^immlifd^en
^eerfd^aaren, toeld^e ®otte§ 9Jtaj[eftat unaufl^örlid^
pxti]m (3f . e, 2 ff.) , unb leitet baS SriSagium
(hymnus seraphicus, in ber ^röfation felbft
hymnus gloriae Domini genannt) ein, n)eld^e§
ber Selebrant l^alblaut fprid^t, loöl^renb fofort ber
Sl^or ed in feierlid^em ®efange recitirt. 2)a§ brei«
malige Sanctus mit bem erften Hosanna, baS ber
Selebrant in gebeugter Haltung unb mit gefalteten
Rauben ffrid^t diU bem breieinigen ®ott; bad Be-
nedictus mit bem gmeiten Hosanna, ba§ ber 6ele>
braut aufredet ftel^enb betet unb ber Sl^or erft nad^
ber SBanblung anßimmen foÜ (Caerem. Episc. 1,
8, 70 sq.)/ ijx an ben ©ottmenfd^en gerid^tet, ber
im ^immel tl^ront unb in ber baß) f olgenben Son«
fecration als 0))f erlamm gegentoörtig n)irb. S)a^
ber Selebrant bei ben Sd^Iu^morten über fid^ bog
3eid^en beS JheujeS mad^t, ift burd^ ben Sd^Iu^ be§
Oblationdacted ober burd^ ben unmittelbar f olgen-
ben Singong in ben Sonfeaation3<6anon motiDirt.
12. S)er Sl^eil ber Siturgie, toeld^er Don bem
@anctu§ unb bem ©ebete be§ ^»erm begrenzt »irb.
trägt ben 9?amen Canon (SRegel, 9?orm: f .b.!te.) ;
er umf d^Iie^t bie eigentlid^e Opferfeier ; Die in ben-
felben ent^aUenen ©ebete unb ^anblungen ^
ba§ ganae 3a]^r l^inburd^ ftel^enb, iebem 9Bc4{d
unb mit SluSnal^me weniger SBorte bem Sinfbi|
ber fird^Iid^en S^xt unb ber einaelnen gfefle ent«
sogen. Sr ift bie unoerönberlid^e gform ber 0)^
lanblung in ieber SReffe, möge biefe ftitt ober mit
grö^tmöglid^er anderer geier begangen toecboi,
unb meiter^in ber öltefie »eflonbtl^eil ber 3)le^
Uturgie, ber feit ©regor I. feinerlei Umge{}altinig
erfal^ren l^at. ©erfelbe befielet ber (feflanrag bei
SribentinumS gemö^, cum ex ipsis Domimye^
bis tum ex Apostolorum traditionibus ac san-
ctorum quoque Pontificum püs institutioiiÜNU
(Sess. XJLMy De Sacrif . Missae cap. 4). SBieunb
burd^ rnen er aümölig feine fefte ©eftalt geioomien
l^at, tmh laum uad^amoeifen fein. 2)enfeI6en ^
ber Selebrant aQein unb gmor old StiOgebet (bo^
bie beutfd^e Se^eid^nung (Stiümeffe) ju fpre^k
Obgleid^ bie ©ebete bie gange ©emeinbe betüd*
ftd^tigen, toxxb berfelbe toeber burd^ ben biege*
meinfamen ©ebete fonft einleitenben 3uruf Oro-
mus eröffnet, nod^ aud^ burd^ irgenb einen Seriell
mit ben anmefenben ©laubigen unterbrod^; bon
9)oI!e ift einzig am ©d^Iuffe ein guftinnnaM
Amen }ugen)iefen. 2)iefe JDlomente beuten db
barauf |in, ba^ ber SSoHjug bed SanonS bem
$riefier a&ein sulommt unb oudf d^Iie^id^ pn^
(id^e, im fhengften Sinne liturgifd^ ^anbbmgiP;
biefe 93ebeutung legt il^m aud| ber ^am Aetio
bei. S)ie ftille SRecitation fielet meiterl^in mit ben
tiefen, unbegreiflid^en, unau§f))red^Iid^en ®dfm*
ni|, bad fid^ l^ier DoÜ^iel^t, im ßinHang unb i|t
gugleid^ für bie ©laubigen STlal^ung, in S^rfuii^
unb Sammlung an ber l^eiltgen gfeier tl^eiijn«^
men. 3n ben eingelnen ©ebeten ifi ba, m oBJ
bie 0))f ergaben fpecieQ l^ingemiefen niirb, oier
biefe ba§ £h:eus}eid^en }u mad^en, unb gtoor feit
ännoceu} IH im Q^an^en 25mal. Sor ber SoR'
f eaation f oüen biefe 3ei$en bie Opfergaben tteil^
unb l^eiligen; nad^ ber Sonfecration ^aben ^
tomn au^ nid^t augfd^Iie^Uc^, bod^ }unad^fibie
ftgnificatiDe IBebeutung, ba^ ba§ O^fer berSRefje
bie Erneuerung be§ Opf erd am Jheuje fei (f. b. 9d
Transsubstantiatio). — 2)er Sanon fydtmtk
nad^ ber Sonfecration je brei Orationen, toel^t
eigeng gefd^Ioffen merben unb fo ofö felbpfiiibiae
^nU ftd^ barfteUen; im 9RiffaIe f^ tritt bieje
©lieberung aQerbingS infolge bereingef&stenSb'
brifen unb ber baburd^ mobiftcirten Sntei^unctioB
für baS 3luge weniger Har l^erDor. — ffiie erpebm«
glieberige Oration, n)eld^e burd^ ben SingangTe
igitur ftd^ enge an bie Snrebe in ber ^ßrfifation
auf 4Iie^t, ge^t ba^in, ba^ ©Ott bad Opfer »#
geföflig annehmen unb fegnen tooDe. 3in ecPea
mitht totxbtn ald biejenigen, benen boS M^
Opfer 5unad^ft }um ^eile geretd^en fo&e, U^
net : bie Äird^e im SHIgemeinen unb il^ Step*
fentanten, ber $apft unb ber 2)iö€efanbii^/
miä^t eigens genannt merben, fomie im nciten
1829
aJlcHe.
1330
tbntcriS oOe ted^tglöubigen »ifd^öfe unb SSerfün-
Uget M (SloubenS, b. i. bte übrigen Obet^irten.
eai itotüt &V\A, bad fid^ afö ^arent^efe in ben
EaiMiu ber Orafion einfügt baS fog. 9Jtemento
[jir Die Sebenben^ ift gürbitte fär fold^e ^erfonen,
(Mcen ber ^efter nomentUd^ ju gebenten t)eran-
(o^ iß, f otoie für biejenigen^ meldte burd^ il^re 9n«
BKfen^ unb 9Ritfeier, fei e§ al§ Soncetebronten
ober faifolge ber S^arbringung Don Opfergaben,
m ber i^tttioen 9^er nöl^er bet^eiligt finb. S)ie
namenfltd^ SJeseid^nung ber einzelnen ©laubigen,
Dd^e in bem Xe^te Dorgefel^en ift erinnert an bie
Sitte beS Sltertl^umS, an biefer Stelle auS ben
tAft^fyn bie 9lamen berienigen su beriefen, beren
M bon l^igen Opfer biefonberS gebadet totthtn
joDte. SHe Sorticipien Communicantes et vene-
rmtes im Singang bed britten @ebet3gliebe§ Der«
nnben biefed nad^ ber einen Vn\\ä)t mit bem Dor«
leiBe^enben Supplices rogamus unb offerimus
nb begränben bie eben auSgefprod^enen a&um«
iffenben (Sebete burd^ ben ^inmeiS auf bie ®e>
icitifd^ ber heiligen. 9laq ber anbem Slnftd^t
ber, tueld^e jid^ auf ben Sprad^gebraud^ berSSuI»
ata Beruft, {ie|en Die ^artidpidf ormen afö $rö«
icot ftatt beSverbum fimtuin(DgI.9löm. 12, 6 ff.).
iS toerben neben ber feligften Jungfrau bie i)ü*
gm fipofiet mit «uSnal^me bed ffi. äRattl^iad,
er crft nad^ ber Sonfecration genannt »irb, unb
»öif HRort^rer namentlid^ aufgefül^rt, »eld^e in
tom infolge il^rer SBflrbe unb nal^n SSejiel^ung )u
er l^tgen @tabt ber l^dd^ften SSerel^rung fid^ er-
ccnlen. 2He Ueberf d^rif t Infr a acüonem (= infra
Janonem) ift bfo^eS 9Rerfseid^en, ba^ an ein}el-
icn Zagen l^ier tt)enige, ber t^^eftf eier entfpred^enbe
Borte eiiQufd^Iten finb. iBiS jur SRecognition
icB atiffole burd^ ^iud V. ftanb biefer Germer!
Aäj/t im Xeste beS SanonS, fonbem nur in bem
Jfonnular ber betreffenben Sage unb nad^ ber ^rö»
otion aber bem eingulegenben Se^te.
S)te }tt)eite Oration nimmt mit bem jurüd«
scifenben igitor bie im beginne ber erften Ora«
ion midgef)n:od^ene Sitte um mol^IgefäUige ^uf»
Rolbnie bed Opfers mieber auf unb bejei^net im
Borte unb in ber begleitenben ^anblung (9lu§-
^rednng ber ^änbe über bie Oblaten) ba§ Opfer
Uli unfer ©fi^nopfer, um beffentmiOen ®ott un§
^ienieben ben ^rieben Derleil^en, und Dor ber §ölle
küNil^ren unb ben SluSertDöl^Iten beigefeüen ttoQe.
— SJie britte Oration fül^rt bie Sitte um gnäbige
Imo^ beS Opfers tonitx bol^in au§, ba^ bie
|B confecrirenben @ubf}ansen in |ebem Setrad^t
«{egiiet unb in baS gleifd^ unb bag Slut unfereS
l^ecnt oemxmbett totthtn.
SHe Confecration.* 2)a§ Ie|te ®ebet enbigt
bU^> nrie ju emxnrten to&xt, mit ber bo^ologifd^en
64bi|form : eS fd^Iie|t ft^ Dielmel^r ber Serid^t
tter bte (Sinfe^g ber Sud^ariftie, mit Qui pridie
"^ pncnb, ttne ein einf ad^eS l^iftorifd^eS ^Referat
boS Cngfte an. 2)er Selebrant DoE^ie^t in bem-
bcdnnd^, bo^ er, afö Organ ß^l^rifti unb bie
[on iS^fä barßellenb, ben Sinf e|ung§act aüd
ber Sergangenl^eit in bie ©egemoart Derfe^t unb
bie Don Sl^riftuS gefprod^enen SBorte nid^t blo^
historice, fonbem aud^ assertive n)ieber]^oIt
ben ^ct ber Sonfecration; al§ Organ unb @tet(>
Dertreter Sl^rifti nimmt er barum aud^ bie einjelnen
^anblungen genau fo Dor, roit Sl^riftuS fie Der»
rid^tet l^at. 9lad^ ieber ber beiben Sonfecrationen
mad^t er audl^ fofort einenget ber Anbetung burd^
Jhtiebeugung unb erl^ebt bie confecrirte ©eftalt ba»
mit bie ©laubigen il^re Anbetung barbringen. 2)ie
SIeDation ber l^eiligen ^oftie unb ba§ ^ur An-
betung mal^nenbe (Sd^Üen^eid^en ift burd^ bie §ö«
refte SerengarS Deranlafet unb feit jener S^t au»
gemeiner ©ebraud^ im ^benblanbe; bie STeoation
be§ jfetd^ed ift feit bem 14. Sal^rl^unbert l^insu«
getreten. 2)ie gried^ifd^e ffird^e ^at einen SIeDa«
tionSrttuS fur^ Dor ber Sommunion.
S)ie erfte Oration naä) ber Sonfecration befielet
gleid^faüS auS brei ©liebem, beginnenb mit Unde
et memores, Supra quae unb Supplices. 3nt
Anfd^Iuffe an bie SBeifung bed ^erm, ba^ bie
Opferfeier }u feinem ©ebö^tniffe gel^alten totxitn
foüe, l^ebt baS erfte ©Heb l^erDor, ba^ bie^ reine,
l^eilige unb mafellofe Opfer bed fiebenSbrobeg unb
beSßeld^eS be§ ^eiled sum ®eböd^tnif[e beS SeibenS,
ber äluferfiel^ung unb ber ^immelfalbrt be§ |)erm
©Ott bargebrad^t n)irb; im imiitn ©liebe f^Iie^t
ftd^ bie Sitte an, er moKe baSfelbe aud unferen
Rauben als unfer Opfer gnöbig annel^men, xoit er
aud^ bie Dorbilblid^m Opfer Abels, Abral^amS
unb SReld^ifebed^S aufgenommm l^abe, unb im
britten ©liebe folgt bie Sitte, bafe er biefe Oblation
„burd^ feinm l^eüigen Kugel", toomnter ber l^ei«
lige ©eift föirb Derftanbm »erbm müf[m, auf
bem l^immüfd^m Altare barbnngen loffe, auf ba^
alle, meldte an biefem Altare (am Opfermal^le)
tl^eilnel^men, bie Sülle beS @egmS erlangen (f. b.
Art. ßpifleftS). — Son ber l^eiligm geier foH aud^
jenen S)ienem ©otteS ©nabe }u tl^eil merbm,
tteld^e bereits auS biefem fieben abgefd^ieben ftnb;
für fie betet ber Eelebrant in ber gweiten Oration,
bem fog. JRemento für bie Serftorbenen. SiS
in'S 12. äal^rl^unbert teurben an biefer @telle bie
SRamen ber Serjftorbenm, für bie ber ^riefter eigens
beten unb opfern foSte, auS einem Ser^eid^niffe
abgelefen; ein namentlid^eS ©ebenfm Stn^elner
ift aud^ ie|t nod^ in bem Se^t ber Oration an«
gejeigt. — 9lad^bem ber ^riefter aKer gebadet l^at,
tteld^c in baS l^eilige Opfer empfol^len toaren, barf
er auä) feiner eigenen Sebürfniffe gebenfen; für
jtd^ unb biejenigen, meldte bei ber Selebration als
iOlitcelebrantm ober üßiniftranten nöl^er betl^eiligt
finb, fielet er in ber britten Oration im Sertraum
auf ©otteS Srbarmung um einen Antl^eil an ber
(Seligfeit ber l^ciligen Apoftel unb SKart^rer, in«
bem er ftd^ bemütl^ig als @ünber befennt ber nid^t
auf fein eigenes Scrbimft Dertraut. Son bm ^ei«
ligm merben neben bem l^eiligen Söufer Sol^anneS
fteben URart^rer mit ginfd^lufe beS ApoftelS 9Jlat«
tl^ioS unb ebenfoDiele l^eilige graum genannt
berm ^amtn aüe )u Stiom in ^ol^ Sael^rung
1831
ÜReffe.
1332
ftanben. ^ter iDie Dor ber Sonfecratton iDecben
nur SOlart^rer aufgcfül^rt; bic^ erflärt ftd^ ba^cr,
ba^ ber S^anon {eine fefte @e{la(t angenommen
l^otte, bet)or ben Sefennem bie liturgifd^e SSer«
el^rung suerfonnt n)urbe. S)iefur3e@egen3formeI,
in toeld^e bie ©d^Iugioorte ber Oration gunäd^ft
üBergel^en, bütfte Don bem (Sefiroud^e l^errül^ren,
an biefer ©teile bie Sulogien unb onbere Statur-
erjeugniffe für ben ©ebroud^ ber ©laubigen ^u
fegnen, toit nod^ je^t am ®rünbonnerStage an
biefer Stelle bie fBtxf^t be§ Jhan!en5Ie§ einge»
f galtet toxtt. S)urd^ Sl^riftuS ftrömt ben 3Renfd^en
aSer @egen 5u; burd^ il^n mirb aud^ bem SSater
unb bem l^eiligen ©eifie aUe Sl^re unb äJer^err«
lid^ung ju tl^eil; bie^ f))red^en bie @d^Iugn)orte
be§ Sonon au3, bei m}ä)tn ber ^riefier bie Beiben
®e[talten in bie ^öl^e l^ebt (bie fogen. Heine @Ie-
oationX inbem er fo burd^ eine fi^mbolifd^e ^anb«
lung auSbrüdCt, n>a§ bie SQSorte bed Se^ted in
i$orm einer 2)o|oIogie enthalten. 2)a3 (StiUgeBet
tt)irb fobann laut unb f eierlid^ mit ben legten Por-
ten beS gen)d]^nlid^en OrationSfd^lu^eS beenbigt,
mo^u ba§ $oI! einl^eüig mit Slmen einftimmt.
13. ®er lejte Sl^eil ber ÜRe^feier umfaßt bie
entferntere unb nöl^ere Vorbereitung auf ben ® enu^
beS aüerl^eiligften @acramented unb Den Set ber
Kommunion. 2)ie SSorbereitung l^ebt nad^ ber
Sufforberung jumgemeinfamen ©ebete (Oremus)
mit bem SSaterunfer an, toeld^eS, biefer 9lufforbe«
rung entf))red^enb, Dom ^riefter laut gef))rod^en
n)irb. S)aSfeIbe fte^t in aOen fiiturgien 5n)i{d^en
ber Sonfeaation unb ber Kommunion, unb jtoar
balb Dor, baß) nad^ ber 93robbred^ung ; in ber
römifd^en Siturgie l^at ©regor I. ed unmittelbar
an ben @(^Iu^ bed Sanon angereil^t. 2)ie Sin«
Ieitung3n)orte, meldte ber Snfd^auung beS SUer-
tl^umS gemö| bie Stecitation begfelben als ein
SBagni^ begeid^nen^ gu bem eingig ber Auftrag
beS §erm bered^tigen !ann, ftnb in ber Sfajfung,
tt)ie Pe im SKiffale [teilen, bereits gur Seit beS
1^1. S^prian befannt. S)ie le^te Sitte n)irb Don
bem ^olfe burd^ ben 9)lini{banten ober ben S^or
gefprod^en, meld^eS babur^ aud^ feinerfeitS bem
@ebete beS Selebranten guftimmt unb fobann in
bem Dom ^riefter ftill, nur am Sl^arfreitag laut
recitirten femboIiSmuS (3wfaJ, 6r»eiterung;
f. b. 9lrt. emboIiSmuS IV, 439), ber in bie 3eit
Dor ©regor I. l^tnaufreid^t, weiter entfaltet. SQSöl^*
renb beSfelben l^ält ber Selebrant bie bis ba^in
bef eitigte ^atene bereit, um bie l^eilige ^oftie gum
Stoede berSred^ung bamit aufgunel^men unb ba-
nad^ bie eingelnen Stadt auf biefelbe niebergulegen.
2)ie Sred^ung ber &oftie loirb ttäl^renb beS laut
gef))rod^enen ©d^IuffeS beS (SmboIiSmuS Dorge»
nommen. @ie ift gunöd^ft eine Ütad^al^mung beffen,
maS S^riftuS bei bem legten Sbenbmal^Ie getl^an
^at, fQmboIiftrt n)eiter]^in feinen O))fertob unb
mu| Dor Mem n)ie beim legten SlBenbmal^Ie als
Snfflnbigung unb 3urüftung beS Opfermal^IeS
aufgefaßt tottbm. @ie finbet ftd^ als l^erDor-
ragenber StituS, beffen 9lame gur IBegeid^nung ber
gangcn2Re6feier(Srobbred^ung [f. b.ltrt,lfraclao
panis, xXaotc tou aprou) biente, in aDenfiitucgttn.
S)ie Sl^eilung ber l^eiligen {)o{lie in brei ^tk
^at il^re gefd^id^tlid^e 99egränbung borin^ b<^ in
^Uertl^um ein ^^eU ber confecrirten C^fetgobeii
gur Kommunion beS Selebranten unb ber 9tiiri>
ftranten, ber anbere gur Sommumon ber ®l&t*
bigen biente unb ein britter Don bem SBifd^ an
bie SfiliaÜird^en gum 3^i$^ ber ©kntbenSgemetB*
fd^aft überfanbt n)urbe. 9Rit ber britten fieinmt
^artilel mxita unter bem §fnebenSiDunfd^ Fax
Domini sit semper vobiscum brei Jheuggeid^
über ben Sitlä) gegeid^net, unb eS n)irb bie ^*
tifel bann mit bem l^eiligen 93Iut Dereinigt Siefe
SSermifd^ung ber l^eiligen @pedeS, beren Son-
berung für baS Opfer geforbert ift, erinnert fp*
bolifd^ baran, ba^ bie Trennung Don ^iA\äi nnb
IBIut nur eine m^ftifd^e ift, baS DerO&rte §leif(t
unb 93Iut aber untrennbar Dereinigt ftnb. ^be*
gleitenbe ® ebetSfprud^ begeid^net biefe Sermifil^
als commixtio et consecratio ; bie SBor^ fnib
enttt)eber im concreten @inne gleid^ commixtom
et consecratum gu f af[en, ober consecratio U»
geid^net einfad^ ben Dorüberge^enben ^d berSe^
mifd^ung, infofem baburd^ bie confecrirten @(*
ftalten in ein neues Sein, in ein neues Ser$ölis$
gefegt tterben, unb gtear mit Stüdffid^t auf boS
accipere, auf ben@enu^beS]^eUigen@acrmneitte3.
2)ie nöl^ere ißorbereitung auf bie CommunioB
beginnt ber Selebrant bamit, ba^ er im ^inbliil
auf baS in ber gebrod^enen ^oftie bargefieIIteO|)fa»
lamm unb auf ben beDorftel^enben ®enu| beSfeÄen
in ber breimaligen Snrufimg Agnus Dei, tDeIi|e
^fi @ergiuS I. (687—701) als (S^orgefong
gur 93egleitung ber Sred^g ber ^oflie in ben
99le|rituS eingefügt l^aben foO, um (Irbarmenunb
um ^neben, in ben SRequiemSmeffen bagegen nmUe
emige Shtl^e ber Serjiorbenen fielet 3)ie Sitte tat
iJfrieben, mlä^t bereits im SmboIiSmuS, bann in
bem @egenStt)unfd6 Fax Domini unb im Agnus
Dei-@ebete il^ren ^uSbrudC fanb, entfaltet ^ in
bem folgenben @tillgebete (ber fog. Oratio pro
pace) gu einer Oration vm ben ^rieben für tte
jhrd^e unb toirb feitenS ber am l^igenO|)fcr
Setl^eiligten burd^ ben griebenSfuI, bie9uSf)mi4^
ber Serföl^nung unb Siebe, beböftigt 3n boi
9lequtemSmef[en unterbleibt mit bem @dMe unt
ben (^rieben aud^ ber griebenSfu^. 3n gto^ vet-
teren Orationen, bie fid^ bereits im 11. 3a^
l^unbert Dorfinben unb bis gur Stecomrition bc8
römifd^en 9Rif[aIe als ^riDatgebete beSSelebiQni»
balb Dor, balb nad^ ber 64)mmunion gefinnKl^
n)urben, bittet ber ^riefier für fid^ um mürbigen
unb gnabenreid^en ®enu^ beS l^eiligen Sacnf
menteS. 92ad^bem er fobann unter bem ^olndoflctt
Panem coelestem accipiam etc. beibe X^ber
l^eiligen ©ojtie ergriffen l^t, toieber^U er, inbe«
er fte über ber ^tene ptt, Dom Setmtgtf ein feinet
Untoürbigfeit burd^brungen, aber au4 »oS Sei"
trauen, breimal baS 93efenntni^ beS $att)>tnttmttel
(3Ratt|. 8, 8) : Domine, non som dignns el^
1833
aJleffc.
1334
Skid Ot)ferma^l bie l^eilige g^ommunion unter
kiben defkOen^ bUbet einen integrirenben 93e-
fbobfi^ ber SRe^feier ; ballet 1^ ber Celebront
am SUore ftd^ f eiber bie Sommunion gu fpenben;
mr ber ^ßapjl empf öngt, menn er feierlid^ celebrirt,
ik l^ige Sommunion auf feinem Xl^one. 2)ad
ctaiifd^ SRiffab fd^reibt sum (Senu^ jeber ©ejtaU
bie Sitte Dor^ ba| burd^ bod l^eüige @ücrament bie
Seeb )ttm l^irnmlifd^ SBernörung§Ieben bettol^rt
Mrbc SDlon^e Stiffolien t>ox $iu8 V. l^atten, »ie
bofi ber 3)ominic(mer unb bie mo^orabifd^e Siturgie
Bo4 1^1^^ ^^ ein}ige, ben @enu^ beiber ©ehalten
pifammenfoffenbe §ormeI unb lefen ftatt animam
Bieam fnrgmeg me ; einen SlnUang on biefe §for«
nd 1^ bo8 $ontiftcole betoal^rt^ inbem ed ben
Bi^oj bei ber Spenbung ber Somntunion an bie
Rcttgeoeil^ten oud^ te fiatf animam tuam fpred^en
a^ SnbieSommunionbedCelebrantenfd^Io^ftd^
lon Snfong an bie ber ©laubigen an. ^at baS
EoncU don Xrient (Sess. XXU, c. 6 De sacrif.
kf iBsae) ben SBunfd^ ouSgefpro^en, ba^ in oEen
Reffen bie omoefenben ©löubigen contmuniciren
tM^iOK fo gibt baS römifd^e SKtuale im Sinflang
nit best SRiffale bie SBeifung, „ba^ bie gom-
mmion ber Slöubtgen in ber l^eiligen SReffe fo>
inrt nad^ ber beS ^riefterS fiattfinben foH, ba bie
Se&cte nad^ ber Sommunion fid^ nid^t blo^ auf
)m Cdebronten, fonbem aud^ auf bie Sommuni-
unden begiel^en''. S)ie in biefem fjfalle t)or ber
Spciibmig }u fpred^enben ©ebete (Confiteor mit
Der Sbfolution, Ecce Agnus Dei unb Domine,
Don Burn dignuB) l^at ba§ fpätere SOtittelalter
mii bem äütuS ber ftranfencommunion in bie
SRelfeiereingef duftet. 2)adforgföItigeSuf(ejenber
etuw Don ber ^oftie abgelösten f^ragmente Dor
bem (Semiffe bed l^eiligen 9Iute§^ bann bie $uri»
ficatioit bed ffeld^ed, ber Ringer unb bed 9Jtunbe§
nd^nen ben Selebranten unb bie Sommunicanten,
nne eS bie begleitenben ®ebete ald IBitte au^*
fticed^, bo^ fie bad aUerl^eiligfte @acrament mit
reina Seele oufnel^men, bamit ed bauembed ^eU§*
mittel für bie feiige Snngfeit fei unb fortan feine
6fiiibeinnalel an ber @eele l^afte.
14. 3)ie Sommunionfeier mirb öl^id^, nne ber
bedelle (Eingang ber Sißeffe unb bie Opferung,
ranl^ ^almobie unb ®Att umf d^Ioff en. SBöl^renb
bec Sonnmmion ber @Iäubigen n)urbe in ber JKrd^e
bcS Sltert^umd ein $falm mit feiner Sntipl^on je
Mid^ ber Sauer ber ©penbung ganj^ober }um
Z^ Dom Sl^ore gefungen. 2)a im ä^erlauf beS
SKttdäUerS bie Sommunion ber ©laubigen möl^»
(cnb ber SRe^eier immer feltener towcht, fo trat
OBd^ in biefem ©efang eine Jlürjung ein: ber
9fidm tan in SBegfaO, unb e§ blieb nur bie vlnti-
pjjim flbrig^ bie i^ frül^er üblid^en 92amen
Antipbona ad commonionem Derlor unb ein»
fod^l^ Commonio genannt iDurbe; biefelbe toax
(Mtan nid^t mel^r bb^ Dom (Sf^ot unb jmar nid^t
kP nod^ ber Smmnunion beS $riefterd ju fingen,
Imibeni osd^ Dom Selebranten nad^ DoDenbeter
ipmiflcotlmi nnb gblution }u recitiren. 9tn biefelbe
fd^Iie^t fid^, eingeleitet burd^ ben Wtarfu^ unb ben
®ru^ Dominus vobiscum, ein ber SoIIecte öl^n«
lid^ed ©ebet an, n)eld^ed balb mit balb o^ne 99e}ug-
na^me auf ben Smpfang bed l^eiligen @aaamented
©otted ©nabenbeiftanb erfleht. ^Bereits im ©ela«
ftanum trögt badfelbe ben jeiner ritudlen ©tellung
entfpred^enben 9lamen Postcommunio, \otlä)tt im
SRiffale beibel^alten ift. 3n f^cmbfd^ften unb
^articularmiffalen toirb baSfelbe Complenda, b. i.
ba3 lekte, bie Öpferfeier fd^Iie|enbe ©ebet genannt.
S)ie $oftcommunion entfprid^t ber SoOecte unb
@eaet ; e§ ift barum aud^ bie So^lfl unb Stetigen'
folge ber SoQecten unb ©ecreten ma^gebenb für
bie Orationen, meldte ber bem 9Re^formuIar eige-
nen $oftcommunion beizufügen fitä). 3n ben §e«
rialmeffen ber 40tögigen $ifa{)en)eit ift nad^ biefen
Orationen ein als Oratio super populum be-
jeid^neteS ©ebet 5u fpred^en, bad für fid^ allein
mit Oremus unb Humiliate capiia vesiara Deo
eingeleitet unb felbftänbig gefd^Ioffen tofarb. 3n bem
©elafianum ift aud^ an @onn- unb fjfejitagen mit
SuSnal^me ber ^eiligenfefh eine Oratio super
populum Dorgejeid^et; feit ©regor bem ©ro^en
ift bief ed ©ebet auf bie ertt)ä]^nten Serien bef ^ränft.
^ bemfelben l^at man einmal ein ©ebet für bie»
jienigen erfennen toollen, meldte ni^t communi-
cirten, ba bie ^oftcommunion nur fiir bie Som»
municanten gelte, bann aud^ einen Srfa^ für
bie Segnung ber Sulogien ober bie eigentlid^e
Sd^Iu^benebiction, enblid^ ein ©ebet um be-
fonbem fBeiftanb in bem inten^em SKngen gegen
Den böfen f^^inb, in toeld^ed bie ©löubigen burd^
bie gfaftengeit gefteDt finb (Dgl. Sl^al^ofcr, Si-
turgif II, 297). ®a biefe Dration aud^ ber
ißeSper jener (Serien (mit Sudnal^me ber @am3>
tage) angel^drt, fo n)irb il^re SRecitation in ber
SReffe n)o^I barin begrünbet fein, ba^ an biefen
Sagen ber 93e§perbienft an bie ^lige 3Reffe ^d^
anf^Io^ unb bie ©löubigen nid^t fogleid^ am
@d^Iu^ ber SReffe entlaffen n)urben, fonbem nod^
an biefem Officium tl^eilnal^men. @onad^ n)äre
biefe Oration ein Srfa^ bed Sedperbienfted. 3tt
ber ^ften^eit ift jene aöe Uebung nod^ barin an*
gebeutet, ba| an ben pferien bie SSedper Dor 9Rittag
gebetet unb im Sl^orbienfi f of ort an bie Sonoentual-
meffe angefd^Ioffen n)irb, unb ba^ in ber SReffe bed
Sl^arfamgtagS an bie ©teile ber S^ommunion unb
^oftcommunion bie SSedper felbfi eintritt. 9Rit
bem Dominus vobiscum f d^Iie^en bie ©ebete nad^
ber Sommunion ab.
15. ®er ©d^Iu^ ber Opferfeier ttmrbe
Don jiel^er ben ©löubigen burd^ feierlid^en 3uruf
angefünbigt. 3n ber römifd^en JHrd^e lautete biefer
ttml^rfd^einlid^ fd^on in öltefter 3eit loie nod^ ie^t
Ite missa (= dimissio) est. S^^rer IBebeutung
gemö^ toirb bie entlaffungSformel gegen bad 9)oIf
|in gefprod^en, mlä)t^ mit Deo gratias antmortet,
inbem e§ feinen S)anl für ben @egen funbgibt,
ben bie Öpferfeier gcbrad^t l^at. S3iS in'S 11. Sal^r-
l^unbert mar bie^ bie einzige @d^IuMormeI; im
a)KffaIe ift fie für f eftltd^e Sage mU fed^ tmd^ bem
1335
ajlcffe.
1836
gfcftd^arafter toed^fclnben ©ongcSweifcn öorgejctd^»
nct. 3m aJMttcIoltcr !om für bic Soge, mlä)t feinen
fep^en ßl^araftcr l^oien, ftatt ber gntloffungä-
fotntel ber 3^^! Benedicamus Domino, ber
}um 2ßtore l^in gefprod^cn »irb, in ©cbroud^,
tool^I als C^inlabung, au^ an bem jtd^ onjd^IieBen»
ben ©ebetSofflcium tl^eilaunel^men. ®aS aRiflale
jeid^net fünf bem liturgifd^en SRang ber ajlc^feier
nnb ber fird^Iid^en Seit entfpred^cnbe ©angeSmeifen
t)or. ®ie SequiemSmejfen f^lie^en mit ber fjür«
bitte für otteSSerftorbenen: Requiescant in pace.
3n bem ©^lu^gebet Placeat ttneberl^olt ber
Selebrant bie bereits bei ber Opferung unb nad^
ber Konfecrotion auSgefprod^ene Sitte, ba^ ber
oflerl^eiligften ffireifaltigfcit fein Sl^un bei bem ]^ei«
ligen Op^tt gefotten unb ba§ Opfer felbft iJ^m
unb ben ©laubigen SSerföl^nung qttoä^xtn möge.
2)a§ ®ebet flnbet ftd& feit bem 11. Sa^r^unbert
in öerfd^iebenen SKe^büd^em ofö ^riöatgebet be§
$riefter§ bei bem SQBeggange t)om Altäre; in ben
römifd^en JRituS würbe baSfelbe burd^ ^iuS V.
enbgültig, unb jmar öor bem ©egen, eingcfiigt. 3)er
2tttarfu^ ift burd^ ben ©d^Iu^ ber Oration öer-
anla^t, tte^l^alb er aud^ in ber äiequiemSmeffe
nid^t unterbleibt, unb fielet sugleid^ in Segiel^ung
}u ber nadpfolgenben ©egenfpenbung. 3)er ®e«
braud^, bo| ber ^riefter am ©d^lu| ber SKeffe
ben ©egen§munfd^ Benedicat vos über bie ©lau«
bigen fprid^t unb mit bem 3^t$^ beS Jheu^eS
belräftigt erfd^eint jur 3«it beS aJlicroIoguS oll«
gemein übKd^, wöl^renb bis bal^in in @aU\m,
©panien unb t)ielfad^ oud^ in 3)eutfd^Ianb nur bie
Sifd^5fe, unb itoax naä) bem €mboIi§mu§, ben
©egen fpenbeten.
S)er ©ebraud^, nad^ ber Sntlaffung unb ©eg«
nung nod^malS eine ^ericope au§ Den St)angelien,
fpecieU ben Singang beS 3o]^anne§>C^t)angeliumS
ju lefen, !am crft feit bem 13. Sal^rl^unbert all«
mölig in Sufnal^me. 9lod^ DuranbuS (Bat. 4,
24, 5) ftellt biefe Kecitatton bem »elieben be§
(Jelebronten anl^eim. S)ie befonbcre SSerel^rung,
meldte fd^on gur S^xt be§ 1^1. ^uguftinuS unb gu*
mal im Mittelalter bem Prolog be§ 1^1. 3o]^anne§
ertoiefen mürbe, mad^te bieStecitation beSfelben aud^
an bief er ©teile gur a&gemeinen ® emol^nl^eit, meldte
burd^ $iuS V. fanctionirt unb in ben 2Jle^ritu8
förmtid^ eingefül^rt mürbe. 3m ^ontiftcalamte
recitirt ber 93iwof, nad^bem er bie 6inieitung§=
f ormel auf ber Stxingelienfeite gefprod^en l^at, ba§
Süangelium möl^renb be§ ®ange§ t)om ^Itar gum
Sl^rone. ^n ben tieften, meldte auf einen ©onntag
ober auf eine gröf ere fjerie fallen, mirb ftatt jenes
$robg§ ba§ SageSeDangelium entfpred^enb ber
legten Section in ber 2Jlatutin gelefen. 9H§ ©d^Iu^-
mort mirb nad^ biefem St)angeltum refponbirt:
Deo gratias.
16. ffier ßelebrant, ber gemürbigt mürbe, baS
l^eilige Opfer gu feiern, unb an feinem ®nabenf d^a|
ben näd^ften unb reid^ften Slntl^eil l^at, mirb na^
SSo&enbung be§ l^eiligen DienfteS aud^ in privater
9lnbad^t8übung l^ierfür ®ott loben unb preifen. 3u
biefem Smetf ift bie SRecitation be§ fogen. acce|fe§
(Gratiarum actio post missam) auf bem SBeg^
t)om Altäre gum Orte, mo er bie ^aramente ciblt^,
üorgefel^en. 3)erfelbe befielet auS bem ®efange Ut
brei Sünglinge im g^uerofen (®an. 3) unb bem
150. $falm. 3n biefen, ben 8aube§ be§ Sonn*
tagS entnommenen Sobgef ongen f orbert ber S(^
brant, in ber Srfenntni^, ba^ er für Rd^ oDebi
®ott nid^t gebül^renb bauten !önne, cSk ®efd^|^,
bie unfreie Kreatur, bie ÜKenfd^meß unb bie
l^immlifd^en ®eifter, jum greife ®otteS auf. SKe
bie 3)arfteIIung ber 3ünglinge im g^uerofen in
ben jfatafombenbilbem 9ifom§ unb i|r Sonticum
in bem fonntöglid^en !DlorgenIob fomie in ba
SJleffe ber Ouatemberfam§tage an ben @d^
®otte§ in ber Verfolgung mal^nte, fo foH ^ier i^
Sobgefang unb ber in ben Orationen tctDSfygk
Seiftanb, ben ®ott il^nen unb bem 1^1. SaurentinS
in ben gfeuerqualen ermiefen, ben Eelebranten öer»
gemiffem, hai bie $eier be§ l^eiligen Opfers @(^
gegen bie SSerfud^ungen beS begonnenen iogei
unb ®nabe unb ©egen gum Siigetoerf Kdk
©0 geleitet bie 2)an!fagung ben S^ronten axä
ber leiligen ©ammlung in bie ^ligung feinet
SageSarbeit.
17. S)a in ber ÜKe^feier nid^t bIo| ber 0|)fa>
tob be§ ^erm, fonbem baS gange ßi^fm^
mer!, ba§ opus redemtionis nostrae (Secrk
Dom. 9 p. Pentec), gel^eimni^öott erneuert toiri),
0 l^at ftd^ t)om frül^en Sßittelalter an eine n))'
iif d|e Srnörung ber SJle^f eier auSgebilbet, roäift
in i|ren einzelnen Il^eüen, mit bem 3ntroitu8 Je«
ginnenb, eine S)arfteIIung ber ^auptmomente beS
SebenS, SeibenS unb ber^erl^enlid^ungbed^mx
erfennt. S!)uranbu§, meldber, mieonbereSitingifa
be§ anittelalterg, biefe grüdrung im SingelneB
burd^fül^rt, gibt biefer Sluffaffung in iJürje SW»
brutf: Missae officium tarn provida reperitor
ordinatione dispositom, ut, quae per Chiistom
et in Christum, ex quo de coelo descendü
usquedum in coelum ascendit, gesta sunt,
magna ex parte contineat, et ea tam yerbis
quam signis admirabili quadam specierepne-
sentet (Bation. 4, 1, 11). S)iefe (Sxttömfi'
meife, meldte für bie ^nbad^t be§ ßielebronten laib
fitr bie Erbauung be§ aSoIIeS fe^r gute 2)ienPe
leiften fann, l^at feit Sinfül^rung beS Sud^bntM
in ®ebetbüd^em t)ielfad^ SSermertl^ung gefmiben.
Sflad^ biefer ffieutung fteflen ber ®ang beS ^ep«ii
jum «Itare bie «nfunft ßl^rifli in ber fJterf*»
Werbung, ba§ ®Ioria bie ®eburt O^rifH, Me(W-
lecten fein t)erborgene§ Seben, bie ©d^riftlefuagn
fein öffentUd^eS SQBirfen bar ; baS Offertorlnment-
fprid^t bem ©njug beS ^erm in Serufoten, ber
Kanon feinem Seiben, bie SSermif d^g bec alte"
l^ciUgften ©eftalten feiner Sluferflel&ung, bieJw
munbn ber ^immelfal^rt unb ber ©d^tn^feieB
ber ©enbung oed l^eiligen ®eifte§. Sin Sidtog
an biefe SrnörungSmeif e fann in bem nu^ordbif^^
9Re^ritu§ barin gefunben merben, ba| bie M^
^oftie in neun Zl^eile gebrod^en mirb, meU^ ein)w
387
aJleffe.
1338
id^ einem ber (Sel^eimniffe au§ bem Seben btö
ttm Don bet 3Renf d^merbung (corporatio) bi§ ju
iner enrigen ^rrfd^ft (regnum) benannt merben.
- Sine Jüngere ^uffoffung fc^Iie^t in ber m^fti»
jm S>eiäung baS verborgene unb öffentlid^e Seben
eftt ou8 unb htiitp bie gange 9Re^feier au§«
ylie^Ii^ auf baS Seiben, ben %oi unb bie SSer»
xrRd^g be§ ^erm^ fo bog ber Eingang be§
Tieftet^ an ben SItar bem ®ange be§ perm an
si OelBerg unb baS @^lu^et)angelium oer @en«
nm beS ^eiligen ®eifte§ am $ftngftfefte ent>
(ridQt SHefer 9(uffaffung entfpred^enb, merben
id^ bie ein}elnen $aramente auf bie SeibenS»
leri^euge belogen.
18. 3n ber apofiotifd^en 3^t mu^te baS l^eilige
))>fer in ben ^öufem ber Sl^riften gefeiert n)er'
m, ipeU^e ffir größere Serfammlungen auSreid^en
mnten. Salb aber nmrben eigene SRöumlid^feiten
t ben Rufern, f otoie aud^ be jonbere ^Bauten l^er*
efo&t, U)eld^ einsig für bie freier ber Siturgie
eftimmt nwiren. S^ 3«it ber Verfolgung be«
i^rftnfte {U^ bie Opferfeier auf f old^e Orte, meldte
biigermo^en @id^i^eit boten. @obalb bem (Sil^ri»
tcn^um freie Uebung gen)äl^rt mar, erl^oben fic^
ffenüid^ ftird^en, mie baS 99ebürfni^ e§ erfor«
«rte. 3)er ®otte§bienfi nal^m mel^r unb mel^r
inen 5ffentlid^en Sl^arafter an, unb e§ mürbe a&>
(emeine Siegel, ba| bie l^eilige SReffe orbnung§»
nfi^ nur in f old^en SRöumen gefeiert merben bfirf e,
Ddd^ auSfd^Ue^Iid^ für ben ©otteSbienji beftimmt
mb jttbiefem Qm^^ eigen§ benebidrt ober gemeil^t
inb. SereitS baS Soncil t)on Saobicea (can. 58)
leAot bie 9^ier ber SJleffe in ^riüatl^aujem. S!)ie
S^noben bed 3Ritte(aUer§ bel^ietten ben Sifd^öfen
M Siedet t)or, gur Srrid^tung t)on ^au§oratorien,
poufifopenen, in meldten bie 9Ref|e gefeiert merben
änne, bie Srlaubni^ ^u ertl^eilen. S)urd^ ba§ Zriben«
timtm (Sess. XXll, De observ. in celebr. miss.)
mnte boS geltenbe SRed^t eingefül^rt, monnd^ ba§
^eSige Opfer nur in Jhrd^en unb öffentlid^en Ora<
torien (oratoria publica), meldte für immer unb
n^d^Ke^Iid^ pm gotteSbienftlid^en ®ebraud^e be»
^intmt imb meiterl^in confecrirt ober minbeftenS
^endrtcirt fein müjfen, in ^riDatoratorien jebod^
mr auf ®mnb eines fpecieOen pöpftlic^en 3n*
MitSi gefeiert merben barf. 9n biefem Orte ift
)axm bie Stätte, an meld^er bie Opferfeier ftatt»
mfinbenl^at, ber confecrirte unb mit bennötl^igen
fr^xbemiffen auSgeftattete ^Itar, fei biefer ein
ilfcare fixmn im ^rengen Sinne ober ein 9lltar>
lerSP^ ba§ erji burd^ bie Einfügung be§ fog.
khaie portatile, eineS confecrirten ^ItarfteineS,
fn einem TOe^altar mirb (f. b. art. SKtar I,
S84). S>ie augftattung be§ ^ItareS für bie mt^-
feiet ifi in ben allgemeinen 9htbnfen be§ ÜRiffale
[Bnlir. gen. tit. XX) im Singeinen aufgefül^rt.
19. 9i§ in baS äRittelalter l^inetn mar e§ im
KenUdnbe geftattet unb t)iel geübt bag ein unb
)er{d6e $rie{ler mel^rmalS an einem 2:age ba§
bringe Opfer feierte, [ei e§ au§ perfönlid^er Sn»
Kuäfi, ober meil feelforglid^e SBerl^öItniffe baju
SBeranlajfung gaben, ©eit bem 12. Sal^rl^un»
bert aber mürbe e§ ®efe^, bafe jeber $riefter tag«
lid^ nur einmal 5U celebriren, unb einzig, menn
ein mid^tiger ®runb, eine causa necessitatis,
öorliege, eine jmeite SKeffe ju feiern bere^tigt fei.
93om 6nbe be§ 13. äal^rl^unbertS an f predigen Die
@Qnoben nur nod^ t)on ber ^meimaligen &Iebra«
tion an bemfelben Sage (SBination). Mmälig
mürbe aud^ biefe causa necessitatis naiver unb
enger beftimmt, fo ba^ nad^ bem geltenben Sted^te
bie Sination nur an fold^en Zagen ftattl^aft ift,
an benen bie ®Iöubigen Derpfiid^tet finb, ber l^ei«
ligen SReffe beigumol^nen, unb bann auc^ nur
unter ber 99ebingung, bag anberS eS einer beträd^t«
liefen S^V^ ^on ®Iäubigen unmöglid^ ift, il^er
$Pid^t nod^gufommen (f. b. 9Irt. 93inotion ü,
841). 3)a§ 3Bei]^nad^t§feft l^at t)on mterg l^er baS
IBoned^t bemal^rt, bag jeber ^riefter breimal cele«
briren barf. ^nx Spanien unb ^ortugol ^at
Senebict XIV. im 3. 1746 baS bort befte^enbe
^erfommen beftötigt, ba^ am Merfeelentage |eber
$riefter brei SQfleffen für bie SSerftorbenen gu lefen
befugt ift. 3)en Äird^en beS Orientes ift bie mieber«
l^olte Selebration an Sinem £age burd^ benfelben
^riefter fremb.
9W§ aiageSgeit für bie SKe^feier ift fd^on in ben
erften Sal^rl^unberten bie SKorgenfrul^e fo bet)or«
Sugt, bag bie Selebration ^ur ^lad^t^eit alS Sud«
na|me erfd^eint. Seit bem 5. Sal^rl^unbert iji für
bie feierlid^e 2Jleffe an Sonn« unb fjefttagen bie
britte Stunbe al§ canonifd^ fiel^enb bezeugt. 9n
ben Sfafitagen burfte bie SJlal^Ijeit erft nad^ ber
9lon, menn ber ® otteSbienft mit ber SJlefef eier unb
bem ftd^ baran anfd^Ue^enben 93eSperofftcium be«
fd^Iofien mar, genommen merben, eine $ra|i8,
meldte bi§ in'S 2KitteIaIter l^inein beftel^en blieb.
99alb mürbe e§ aber in ben geifUid^en @(enoffen«
fd^often S5raud^, an biefen Sagen bie 9lon mit ber
SWeffe unb SSeSper auf ben SSormittag ju öerlegen,
um bo§ fjfaften ju erleid^tem. ®ie 5lamen ber Hei«
neu §oren verloren bie Sebeutung beftimmter
ZageSgeiten unb mürben einfad^l^in Segeid^nungen
ber einzelnen ,,®ejeiten". Sbie 3«it für bie Kon«
üentmeffe mürbe fortan nid^t4iad^ ber ©tunbe
be§ Zages, fonbem nad^ ber ^ore be§ canonifd^en
OffiriumS beftimmt, fo ba^ bie SDSeifung, bie
3Keffe ti\m nod^ ber 9lon ju celebriren, nur be«
fagt, biefelbe fotte auf bie Kccitation biefer poxt
folgen, nid^t aber, fie fofle erft in ber 3«t jmifd^en
ajlittog unb «benb ftattfinbcn. S)ie aUt Srabition
ift für bie Korporationen, benen ba§ Sl^orgebct
obliegt, in ben allgemeinen Subrifen be§ SJliffale
(tit. XV) als gefejlid^e 5Worm fijirt, berjufolge
bie ßonöentmeffe an ben gfafttogen nod^ ber 5lon,
Ott ben gemöl^nlid^en tjferien unb ben festa sim-
pUcia nadl^ ber ©ejt, an ben ©onn« unb fjeft«
tagen ober nad^ ber Serj gefeiert merben foH. ffiie
Sotiömeffen treten, meil fie nid^t mit bem SageS«
officium im Suföwmenl^ang ftel^en, nad^ 95eenbi«
gung ber öormittögigen §oren, b. i. nad^ ber 9lon,
ein. 3lm aBei^nad^tafeftc fd^lie|t fid^ bie erfteSKeffe
1339
aJleffioS.
1340
in nocte, um SnUtemad^t an bie SRotutin^ bie
5tDeite^ in aurora, axi bie $rim an, möl^renb
bie ^auphneffe, in die, ber allgemeinen Stegel ent«
fpre^enb, auf bie Serj folgt, fjür bie aRcfefeier
überl^aupt ift burc^ allgemeine 93orfc^rift bie S^xi
Dom ZageSanbrud^ (i§ ^um SRittage (ab aurora
usque ad meridiem) f eftgeje^t unb im 3uf ammen*
l^ong bamit geforbert, bap ber Selebrant Dorl^er
^atutin unb SaubeS gebetet l^abe. 3)ie 3(ttbauer,
mel^e bie einzelne ^e^feier beanf))rud^t, ergibt
jid^ barouS/ ba^ iebe Serimonie genau mU) märbig
QUdgefül^rt unb ieber %ttt DoUftänbig unb in bem
entfpred^enben Slone (clara voce, submissa voce,
secreto) gefprod^en begm. gefungen merben mug.
Die SRoraliften fe^ bamad^ für bie $rit)atme{|e
je nad^ bem f^ormular 20 ÜRinuten big eine l^albe
@tunbe an (Conf. S. Alph. de Lig., Theol. mor.
VI, 400).
20. 2)ie Mangel unb SSerfel^en, meldte bei ber
3Re^f eier fid^ einftetten fönnen, bel^anbelt baS SKif «
fale im Singeinen in einem ^bf d^nitte ber aUgemei«
nen tRubrif en (De defectibus in Missarum cele-
bratione occurrentibus). „S§ fönnen SRöngel
Dorl^anben fein begüglid^ ber SRaterie ober ber Sform
ober beS Selebranten ; begügßd^ beS Ie|tem l^in-
fld^tfid^ ber Sntention, ber ffiispofttion ber ©eele
ober beS SeibeS. fjel^lt bie redete SCflaterie ober fjorm,
fotoie bie 3ntention ober ber priefterlid^e Sl^orafter,
]o mirb ba§ @acrament nid^t conftcirt: anbere
^el^Ier fönnen Dorfommen in ber Darbringung
felbft; einige l^inbem jmar bie Sonfidrung beS
©acramenteS (bie ©ültigfeit ber D<)f erf eier) nid^t,
fönnen ober @ünbe ober 9lergemi| jur fjolge
l^aben" ; eS fönnen SJlängel obmalten, bei beren
SSorl^anbenfein bie Selebration nid^t erlaubt ift.
2)a§ Sniffale gibt ba§ IBerfal^ren an, meld^eS in
ben einseinen SfäUen beobad^tet mxtm xtm^, bamit
bie gültige unb »ürbige 9^ier be§ l^eiUgen Opfers
gefid^ert iperbe. [ft. ©d^rob.]
ünctus) ]^ei|t ber ©efalbte be§ §erm, meld^er
Don ®ott ben erften SJlenfd^en al§ Sriöfer Der«
f<)rod^en unb ben SSöIfem in ber fJüBe ber 3«t
gefanbt morben ift. S)ie Salbung n)urbe nad^ ber
«norbnung ®otte§ am ^ol^enpriefter (6?;. 29, 7;
40, 13. SeD. 8, 12) unb am tl^eofrotif^en Äönige
DoK^ogen. S)iefer mürbe Dor^ugSmeife ber ©efalbte
be8 §erm genannt (1 @am. 2, 10. 35 ; 10, 1 ff.).
$f . 2, 2 marb ber 9{ame auf ben Derl^ei^enen Sr«
löfer unb ©ol^n ®otte§ übertragen. 9ln ber ©teile
3f. 45, 1 mirb biefelbe Segei^nung Don S^ruS
gebrandet, meil er öl^nlid^ einem tl^eofratif d^en ff ö»
nige ben SBi&en ®otteS am auSermöl^Iten SSoÜe
p DoÜgiel^en l^atte unb als 99efreier beSfelben auS
ber bab^Ionifd^en ®efangenfd^aft ein S^puS beS
felöferS geworben ift. 93ei $f. 104, 15 ift ber
$Iurol ®efalbte in einer ^araDele mit ben $ro«
pl^eten gebrandet. 3n ber ©teile ©an. 9, 25 ift
Christus dux ber für bie mefftanifc^e Seit Der«
l^ei^ene SJleffiaS ober ®efalbte. 3n ben fpäteren
iübifd^en ^ocrQpl^en (^enod^) unb in ben Sar«
gumin Don OnfcIoS (au ®en, 49, 10. Smn. 24,
17) unb Don Sonatl^n (gu ben ^ropl^en) ijl ba
9iame SneffiaS ober ft5nig«9Reffia8 für ben ttmoß
teten Sridfer allgemein ublid^. 3m 9{euen ZePo«
ment fielet gemöfnlid^ baS gried^f d^ X^mz6^ mt
smeimal im ÜJhmbe l^ebröifdb Stebenber Meoo&c
&o% 1, 41; 4, 25). ffiie 3bee Dom SKeffioS bo
Sulunft ift bie ®runblage ber ganzen aUteftamoilk
lid^en Offenbarung, baS S^l beS alten Sitiibd
Die iBermirflid^ung ber 3bee ift ber SegenPod»
ber neuteftamentlid^en unb lebten Offenbaimio.
3)ie aSerl^eigung beS ÜRefftaS bel^errfd^t bie gaqe
SQBeltgefd^id^te Don il^rem Anfang oiS }u il^
glüdtlid^ften ?lbfd^ru6 (1 6or. 15, 22 ff.). ^
Sntmidnung mar aber nad^ bem Slatl^f dj^Iuffe (M^
teS mit ber ®efd^id^te beS auSermeü^lten SoÜel
Derbunben, meiern bie Offenbarungen @otte§ gsi
l^örten, memt aud^ ber ^auptgebanfe ber &ldfioq
als Srbgut auS bem ^rotoeDongelium feinem Soft
gana fehlte.
I. 2)er SReffiaS ber Israeliten no^ ben
Eliten Seftamente. S)er baS gange Site Zeftanot
bel^errf d^enbe ®runbgeban!e finbct in ben Dec^
benen $erioben ber jübifd^en ©efd^id^te {e eiam
ben IBerl^öttniff en unb bem ®ange ber Sntmuflinii
entfpred^enben Derfd^iebeneu Slitöbrudf. S>ie ade
3eit bietet, Dom ^rotoeDangelium auSgd^, elf
gemeine, auf bie Srlöfung beS SSoIIeS vaib bp
SJlenfd^en burd^ einen Don ®ott ermedtten SUer
begüglid^e SSerl^ei^ungen (foterologifd^); feit ba
JtönigSjeit beginnen bie meffmnif d^^^e^ungn
im engem ©inne, infof em ber 2Ref ftaS oß RÜi
unb ©ieger bargefteut mirb ; in ber ptop^f^^i^
3eit mirb mit bem fiegreid^en ^rriebenSfibrßeii bol
Silb beS ftd^ auf opf emben $riefterS, beS benm^^
gen ffönigS, beS $ro))]^eten unb SegrünbetS M
neuen, geif}ig«fittlid^n 99unbeS Derbunben. Sk
nad^propl^etif d^e, begm. nad^ilif d^ 3^ \^j^ M
))rot)]^etifdj|e 99^0) burd^ ©d^riftgelel^rfamfeit vi
9())ocal9i)tiI ben SSorfteUungen ber 3eit an}U)w||aL
1. 2)ie patriard^alifd^e 3eit. SyieOndla
iir bie S)arfteIIung beS ÜRefftaSbilbeS in ber 10^^
ien 3eit bilben bie iBüd^er !DlofeS\ SHe neuePe
proteftantifd^e ftrit« ifi faft einfiimmig in ber 8«^
merfung ber Sutl^enticitöt bief er Sudler, gd^ akr
in äal^Ireic^e, gum ^eil einanber birect mäx^
f pred^enbe SSermutl^ungen über bie gef d^d^tfid^S^i^
ber ^faffung berfelben auSeinonber. 9m bol
fd^eint il^r feft^uftel^en, ba^ Dor bem 8. 3#
^unbert feine ber Ouellenf d^riften beS $entaiea9
(^e^ateud^S) in ber ie|igen gönn Dori^onben twu
SS ift l^ier nid^t ber Ort, auf bie fubiecüDen (Snnbe
biefer beftructiDen Jhitif nöl^er eittgugel^; bot
mag menigftenS bie 99emerfung $Ic^ ftnben, b4
bie bel^auptete fpätere mfaffung beS $eniata#
mit ber allgemeinen unb unbefHmmten Soffungbet
mefpanifd^en SQBeiSfagungen um fo toeniger j» »t*
einigen ift, meil mit ber ÄönigSjeit mifBoät^
bie conaete, inbiDibueUe SRefftaS^offnungbieoH*
tractere SSorfteDung ber frül^emSett faftffmjD*'
bröngt unb ben gu ®runbe Hegenben ®ebantai fo
Ml
OKeffioS.
1342
9iami d^fteriftrt %at, ba| an^ eine aific^t«
^ SiJidEbotmtng in ber fp&tem S^xi ein 2)ing
r Unmdgli^fett gemefen tuöre. SBir l^aBen olfo
d^ tioi bogmotifd^, fonbem aud^ gejd^id^tlid^
i tioOe Ked^t bie @d^nften 9Rofe§' atö OueOen
r fitefien 3tit gu benu^en. 9n ber Spi^e ber
ii|eii(EittimdRung{le]^tba8$rotoet)angeIium,
e crfie frol^ 99ot|d^att t)on bem }u!ünftigen Sr«
jer (<Bfn. 8, 15). 2)er ^ fprad) sur Solange:
Inb SMnbf^ctft XDiU iq fe^ smijd^en bir unb
n SEBeibe unb gmifd^en beinern @amen unb il^rem
smnt; fie (er, wn) wirb bir ben Äopf gertreten,
h bu mirj! il^rer §erfe nad^fleDen (bie Sferfe
zd^|cn, germolnten)." 2)ie legeten ftimmen
ein mit einonber überein, ba^ l^ier bem SRen*
cngef^Ied^te nad^ bem fd^meren ^aUt be§ erften
lareS mit ber Slnbrol^ung ber Strafe gugleid^
\ Serl^eigung ber SrUfung gegeben morben ift,
id^ aber in ber näl^em Srüörung ber fßtt*
ilmtg }icmIid^t)on einonber ab, inbem bie einen
fe Crlöfung on bie IRac^Iommenfd^aft ber f^rou
tdfox^t, bie onberen an einen inbit)ibuenen
Smmen berfelben lnü))fen. Dem entfpred^enb
bie einen l^ierin bie oOgemeinfte unb un*
Ummtefle, aber erfüOungSgef^id^tlic^ angefel^en
^ bie ollumfaffenbfte unb tieffte mefftanifd^e
riSfagung, onbere bie SUeS com))enbi5S gufam«
nfaffenbe Serl^ei^ung erlennen, toit e§ feine an«
» mel^ im gangen SIten Seftoment gebe, fo ba^
e anbeten nur aß S^plication be§ $rotoet)an'
muA }U betrad^ten mören. hierin lommen mie»
r ilpei estreme Stid^tungen gujammen, bie fri»
Sft, meld^ bie jel^oDiftifd^e Ouelle in bie pxo'
dif^ 3rtt l>erlegt, unb bie ftrengglöubige, meldte
\ ixobitiDnelle Snftd^t bis gum iSBud^ftaben pxt^t
ne mfll l^ier, im @egenfa| gu ber rein t)oIitij^«
tionolen Hoffnung unter SaDib, eine geläuterte
«ffiaStbee, anfiatt be§ nationalen Jtönigtl^umS
t (Begenmart einen SuSblidf in bie ferne 3ufunft
t ein get{Kg«fittIid^ Steid^ finben. S!)ie anbere
i^^famg beurnnbert Dielmel^r bie unergrünblid^e
At (BotteS, toeld^er mit bem 99eginn ber menjd^»
(cn €itnbe unb beS menfd^lid^en Sobe§ einen
ofiaitigen SudbttdE in ba§ ^eil unb feine S3o&»
bong eröffne. Seibe mel^r öu^erlid^ in ber
kd^mq beS ^rotoeüangeliumS gufammenftim«
eaben SrfUrunaen unterfd^eiben ftd^ mieber w^
lUid^ baburd^^ ba| bie fritijd^e Srflärung nur
K Sqiel^ung beSf elben auf ba§ gange 93oI! gu»
U, bte gUiäige eine Segiel^ung auf einen per«
«lid^ Sriöfer mit Harer ^nbeutung beS Ram«
itf imb @iegeS geltenb mad^t. 3)od^ famt !aum
R 3>QrifeI fein, ba| beibe SrRörungen gu totxi
i^m. SMe $erfon unb ba§ SQBerf beS (SrlöferS
Ä wnifyc angebeutet als begeid^net. 2)a§ entf d^ei«
nbe oKippLo^ semen ift plilologifd^ unb fprad^«
^unäd^ft allgemein, collectiütfd^ gu
\t aber ieben iRad^fommen, alfo aud^
B SteffiaS^ ein. gär SeibeS gibt ber ^l $aulu§
K eaUbomq (9»m. 9, 7. ®al. 3, 16). S)ie
cflnli^s S)eutung l^at aber aud^ in @en. 4, 25.
1 ©am. 1, 11. 2 ©am. 7, 12. 1 $ar. 17, 11
infofem eine SSorauSfe^ung, afö bie Snoedung
eines ©amenS für eingelne männlid^ iRad^Iommen
gebrandet mirb. Sud^ baS 3ertreten beS JtopfeS
pa^t be^er gu einem ßingelmef en als auf ein gangeS
©efd^Iec^t ober fßoit, toit Um mä) bie LXX
baS (Jireppia mit olMq mieber aufnehmen. ®er
©d^Iangenabftomm famt ebenfo menig nur co&ecti-
öif^ gebeutet werben, berni bie fidj „for^eugenbe
93erfud^ungS« unb ©änbenmad^t unb il^re eingebten
6rf(^einungen" fönnen blo^ gemeint fein, menn
fte in ber ^ad^t beS Söfen, meld^eS t)on ber
©d^Iange, b. j^. bem 2eufel, in ber SRenfd^l^eit
ergeugt mirb, ij^ren ®runb l^aben. S)iefe ift aber
ber Seufel mit feinem ^nl^ange unb mit ben Don
il^m aSerffi^rten (3o]&. 8, 44). 3ft baS ^aupt beS
S5öfen ein perfönlid^eS SSBefen, bie „alte ©d^Iange'^
(apoc. 12, 9; 20, 2), fo mirb aud^ auS bem
SQBeibeSfamen ein perfönlid^eS SBefen l^erüorgel^en,
baS bie ©d^Iange überminbet. 2)a^ ber ^ampf
nid^t ol^ne l^eftige ©egenmel^r ablaufen mirb, geigt
ber gmeite Sl^eil beS ©a^eS, meld^er nod^ ftörfer
l^erDortritt, rnenn man baS gleiche l^ebröifd^e SBort
beibemal gleid^ ilberfe^t. MeS SSBeitere mirb erft
aus ber fpötem Offenbarung unb auS ber Sr«
fü&ung k)erftänblid^. SnSbefonbere gilt bie^ aud^
t)on ber 99egie]^ung auf baS ^eil beS SSoIfeS 3s«
raet. SIIS SunbeSöoIf mu^te jreiftd^ SSrael l^off cn,
ba^ ber ®ott ^immels unb ber Srbe, melc^er mit
bem 93oI!e einen Sunb gefd^Ioffen l^atte, ftd^ aud^
mittels äSraelS ber SQBelt o^enbaren unb baS ^ei(
anbieten merbe. S)iefeS ^eil geigt fid^ fd^on |ter
als eine Ueberminbung ber ©ünbe. ®en. 4, 1 ;
5, 29 Bnnen menigftenS als SeloeiS für bie mef-
ftanifd^e 3)eutung betrad^tet merben. Die Erfüllung
nal^m auf biefe erfie SQBeiSfagung feine Stüdtftd^t,
meil bie fpöteren beutlid^eren SQBeiSfagungen ein
beffereS SemeiSmittel barboten. 3m iReuen Zefla«
ment fann Stöm. 16, 20 eine Segiel^ung oorliegen.
Die Skrfuc^ungSgefd^id^te (SJlarc. 1, 13) unb ber
jtampf beS ^erm mit bem ©atan Qtif). 12, 31 ;
13, 27. Suc. 22, 3. 44) geigen bie StuSfül^rung
ber SSerl^ei^ung. — Die Sargumin finben im
$rotoeoangeIium eine 99egie]^ung auf ben 9RefftaS,
in beffen 3^t ein ^eilmittd gegen ben 93i^ ber
©d^Iange gegeben merbe. Die ^öter gelten auf
eine Crflärung nid^t ein, fonbem beginnen ben
93emeiS mit Sbral^am (Aug. De civ. Dei 16, 12).
©eit aicuin greift bie d^riftologif d^e Deutung $la^.
5RicoIauS t)on 2t)ra gibt neben ber f^mbolifd^cn
Deutung 9luguftinS t)om ßampfe beS SReufd^en
mit feiner ratio inferior bie d^riftologifd^e, inbem
er mulier = Maria fefet. Sutl^er meist lejtere
Segiel^ung ab, erflärt aber ben SBeibeSabjkmm
t)on ber jungf räulid^en 6mpf ängnife (J^rifti. Defto
nad^brüdNid^er üert^eibigten bie ffat^olifen nad^
ber 93ulgata (ipsa) bie SBegiel^ung auf Sßaria ober
SKaria mit i^rem ©ol^ne.
Dem ® ang ber SluScrtoäl^Iung unb Offenbarung
f olgenb, gicl^t ber l^cüige ©d^riftfteüer immer engere
Äreife unb befd^äftigt fid^ gule^t nur nod^ mit ber
1343
aJleffiaS.
1344
©ef^id^te be§ ouSemöl^Iten ißoße§. SSon Slbam
gel^t bie mefftanijd^e Hoffnung auf bie Stnie (BtÜß,
t)on 9loc ouf bcffen ©o^n ©cm über. ®cr ©egcn
Sloc'S (9 , 26) über bcn <)Ptd^ttrcucn ©cm bü«
bet bie Einleitung su ben bcn Patriarchen gege«
benen iBerl^ei^ungcn unb leitet bie bem SRenjd^en«
gefd^Ied^te im allgemeinen geworbene äBei§fagung
auf baS fleinere ®ebiet SincS ©efd^Ced^teS über.
S)ief e§ ® ef d^Ied^t l^at 9 b r a 1^ a m pm ©tammt)ater.
S^m l^at ®ott berl^ei^cn, ba^ in feinem Flamen
aUe ©efd^Ied^tcr gefegnet »erben (®en. 12, 3; 18,
18; 22, 18). ®iefe SScrl^eifeung tourbe für 3faac
unb Sacob wiebcrl^olt (26, 4; 28, 14). %xä) l^ier
fann nid^t blo^ bie Stebe fein t)on einer jal^Ircic^en
beglüdten 5Ra^fommenf^aft, benn in aDen brei
SBeiSfagungen finb bie beiben ÜRomente: gro^e
9tad^!ommenfd^aft mie bie ©teme am ^immel unb
ber ©anb am äReere unb bie ©egnung aller SSöKer
bur^ Slbral^am, bejm. feinen Sbfiamm. S)iefe er«
flört \\^ am beficn, wenn ber ©egen burc^ ein
©lieb be§ mftammS ben S5ö«em au 3:]^etl mirb.
S!)a§ ,,@efegnetn)erben" mag pl^üologifd^ (megen
beS mit bem 5Wif l^at abwe^felnben §itpael 22, 18;
26, 4) = ftd^ gegenfeitig fegnen genommen wer-
ben fönnen, aber baS Slip^al (12, 3; 18, 18; 28,
14) jeigt jebenfallS, ba§ bie pafftöe S)eutung ju«
nöd^ft liegt. ®er SDSed^fel öon „in bir" mit „in
beinem 9lbftamm" ober ,jin bir unb beinem ?ttb«
flamm" öermel^rt nid^t bie J)erfönlid^e Scjicl^ung
unb ben ^u§gang be§ ^eilS Don Slbral^am unb
feinem 2lbftamm, fonbem eS mirb burd^ biefe erft
ein DoIIer ©inn gemonnen. 2)ie „^al^Ireid^cn Der»
»anbten SRebenSarten im Sitten Seftamcnt, in mel»
d^en ol^ne SluSnal^me ein SJlenfd^ in bem ©inne
ein ©egen genannt wirb, ba^ man überall, wo
man ©egen f))enben will, il^n als 99tlb göttlid^
©egenS anfül^rt" (®en. 48, 20; ©d^ulj, Sl^eol.
723), cntfd^eiben gewife nid^t gegen bie mefflanifd^e
3)cutung. SBöre mit biefem ©egen ^bral^amS
nur gefagt, ba| überall, wo in ber SSöKerwett ein
©egen auSgefprod^en, ein ©egen l^ingenommen
wirb, ba 3lbra^am unb feine 9lad^fommenf d^aft al8
ba§ 3beal be§ ©egenS erwöl^nt werben foflen, fo
würbe bie gro^e l^cilSgefd^id^tlid^c Scrl^eigung }u
einem gewö^nlid^en SBorbilb l^erabgefcjt, wäl^renb
pe bod^ als für afle Seiten wirffam bargeftellt wirb.
SBöre biefe SDSirffamfeit aber barin ju fud^en, ba^
ftd^ aus bem ©egen Slbral^amS in feiner 5Rad^»
fommenfd^aft nad^ ber gefammten 9lnfd^auung ber
alten SBett mittelbar aud^ bie Slncrifcnnung be§
®otte§ biefer fjamilie als beS wal^ren, l^eilbringcn«
ben ®otteS ergibt, fo wären bie fteilSgüter bcS
©egenS bod^ tf eilweife anerfannt. gine üoHc @r«
füHung fann aber nur in ber Snbjeit erwartet
werben, wenn alle SBölfer im Keid^e beS OKeffiaS
beS ©egenS Slbral^amS fid^ erfreuen (ügl. 3f. 44, 5.
3er. 4, 2). S)er ©egen 3faac§ (®en. 27, 29) bc«
grenjt ben Slbftamm Slbral^amS bereits enger, in«
bem er bem 3acob bie Öerrfd^aft über bie Sößer
unb fclbft über feinen trüber unb beffen 9lad^-
fommcnf^aft oerl^ei^t.
9lod^ naiver bc^eid^net 3ocob in feinem ©egen
über 3uba bcn ©tamm, auS weld^ berSttf*
fmS l^erDorgel^en wirb. „3uba, bid^ werben braie
Srüber loben ... ein j[ungcr Söwe ift Suba; i»
Seute, mein ©ol^n, erl^ebft bu bid^. Stul^enb Xw^
bu ba, wie ein Söwe utü) wie eine Sdwin; rsa
wirb il^n auffd^redfen? 9lid^t weid^ wirb boS
©ce))ter Don 3uba unb ber ^eereSfüxfi Don feines
Senben, bis ber fommt, ber gefanbt werben fdl,
auf ben bie SSölfer l^offen (Don 3uba, unb ba
tjffil^rcrfiab jwifd^en feinen 3fü|en, bis ba( €30
fommt unb il^m jufollt ber ©el^orforn ber Sdlhr).
Sr binbet an ben SBcinftodf fein ^füllen, an W
SRebe feine Sfelin; er wafd^t im 3Beine fein @ctoanb
unb im 9lut ber Trauben feinen SRontel. @d^
ftnb feine %ugcn als ber Sßein, unb feine 3^^
weiter nod^ alS 9Kild^" (®en. 49, 8—12). Sc
Urtejt l^at nS->w, bie LXK tä dicoxe(fieva afcjp,
bie ^ulgata missus qui mittendus est (nSv).
lieber bie SDeutung beS ©d^ilo ifi man nod^ r^
einig. S)ie trabitionette iübif d^ unb d^rijUi^ &>
flärung beutet baS SBort Dom 3Ref{iaS, wofür on)
ber 3ufa| Don ber Hoffnung ber !B5lfer fprid^t
92euere Ssegeten wollen baS 3Bort geogrot)^
nel^men: ,,biS bog er nad^ ©ilo fommt rnib i^
SufäntberSc^orfamberSBölfcr'' (Seli^fdi). «Bda
mit SRed^t beseid^nen 9tü)ere biefe 2)eutung für
f d^led^tl^in unl^altbar, benn fie erflört toAn baS
©cepter 3uba^S nod^ bie Scfd^rSnfung bcSfelba
bis sur Snfunft in ©ilo. Sbenfo wenig entf|m^
biefe S)eutung bem ©egen über bie onbmn BÜß
3acobS, ber jid^ auf il^r SooS im canoonitifd^
Sanbbcft^ be^icl^t. S)emgemag mug ©ilo auf eine
f))ötere ©te&ung beS ©tammeS 3uba gd^ Sie
Sebeutung ©ilo = ÜReffmS l^ot oud^ ben Se*
banfengang für pd^ , infofem baS fjül^ren be8
©ce<)terS im mcffianif d^en SReid^ einen ^jcrfönfi^
Sröger f orbert. SDScnn bie iübtf d^e ßjegefe (Sank,
Onkelos, Targ. jer., Syr.), fowie iififccM,
ßpl^röm, Sarl^ebröuS, ©aabia überfe^en: donee
veniat Messias cujus est regnuin, fo fomt loe»
nigftenS bie Deutung nid^t gang unamtel^mto
fein, benn aud^ 9lquila unb ©Qmmad^uS ((p diso-
xeixat T, ii ßa(jtXe(a) uub bie $ef dJittl^O : is cujus
ülud (regnmn) est, unb aud^ bie LXX (fo; h
IXOiQ Tot diroxerpieva aöx^ xa\ aör^c icpooSoxCi
idvaiv) gelten Don bemf elben ®ebanfen ouS, toewi
aud^ bie letzteren bie $erfon beS SReffiaS nid^t m
mittelbar ^um ©ubjcct mad^en. 2)emu)d^ ijt bie
p ®runbe liegenbe Deutung beS ^'hy = (7»)
i^ "»öK \pxaä)lx(f) faum su rcd^tfertigen, ba fe
21, 32 wal^rfd^einlid^ nur eine Umbei^g b^
aOSorteS ifi. ®ic Slblcitung Dom Vw, h^v unb rhi
(Targ. jer. L, Jepheth, Abuln., Eimehi; tigL
Sabe 1, 1, 95 f.) = 5Rad&geburt ifi nid^t blol f^t
gezwungen, fonbem aud^ für ben ©ol^ 3ubtf 8 fejt
unebel unb aud^ bann nid^t ganj paffenb, totm
man barin ben ®cbanfen beS SBcibeSabflomniS.
bcS atbftammS Sftral^amS, weitcrgcfül^rt finbet
©al^cr ift eS am beften. mit ben meiflen 6Metm
ben ©d^ilo nid^t a))peDatiD = Stu^ftott (btö ec
1845
9ReffiQ8.
1346
bmmt gur Shtl^eftott) , fonbem afö Sigenname,
«tteted^ b<m nfe>w (ögl. 1 $ar. 22, 9) , in
peU^ bie Snbung aigelürgt mürbe, = tröget
ibcr 93nnget ber Stulpe, gfrieblid^er, ^ebenrei($er
tt neigen, momit baS kommen ber ^ebenSjett
nb bie SoOenbung bed ©otteSreid^eS fär bie Snb«
ett ((Ben. 49, 1) burd^ einen gfrieben^fürften auS
em Stamme 3uba, b. 1^. burd^ ben ÜReffiaS, an«
elfiitbigt loirb. ^emt ber anef{ia§ tt)irb anä)
nbertoärtd gfriebe ober gfriebenSfürft genannt
DW4. 5, 5. (&p%, 2, 14. 3f. 9, 6. 3ad^. 9, 9 f.).
Me SttDartung ber 93511er (exspectatio gen-
um) loflrbe bie mefftonif c^e Hoffnung jtärf er l^er*
»treten laffen, möl^renb ber „©el^orfom ber
ffiBer^ bad, umS bem SfriebengfOrfien jufftat,
S)^ eiHärt. SSemerlenSmertl^ ift nod^ bie 3eit-
rfthmnung: J>x% baS Scepter t)on 3uba genom*
len ttrtrb". SBol^I ift feit bem Sgil öon einem Äö«
igi^um 3uba'§ im {trengen @inne feine Stebe
id^, aber aud^ unter frember Oberl^ol^eit f^at ba§
toD 39rael, in meld^em t)ome]^mIid^ ber @tamm
nba t>ertretim mar, ein felbftänbigeS tl^eoIratifd^eS
>laatsmefen gefül^rt unb unter ben 3Rad^bäem
od^ einmal feine Unabl^dngigfeit erfäm))ft. Srfi
itt ber römifd^en C^errfd^aft im % 63 D. S^r.,
leU^ fpftter burd^ bie Sbumöer (^erobeS) auS»
fSbt nmrbe, l^örte bie t)oIitifd^e @elbftänbigfeit
nf. (Es ifl bal^er nid^t no^menbig, megen beS
Ibmgeis eines nad^e^ilif d^en ftönigtl^umS bie 3eit»
cfHimmmg onberS gu beuten, obmol^I an^uerfennen
|t bo^ baS "iy = bis, nid^t gerabe baS Snbe an«
[den mu^. SS !ann oud^ bie ^ortbauer beS
frU^enSreid^ im neuen 3erufalem, baS emige
iteffionifd^e Sleid^ unter bem Scepter beS auS bem
Stamme 3uba fommenben SfriebenSfürften be«
etibnen«
2. S>ie 3eit beS ©efe^eS. S)ie Befreiung
jStoelS aus ber Jhted^tfd^aft in ^tq^ptm ift ein
BoAilb ber ^Befreiung, Sriöfung unb Heiligung
WS gangen SSoQeS t)on ber Jhted^tfd^aft ber @änbe,
nu^ toerni man t)on ber t^pifd^en Sebeutung für
KiB «eben 3efu abfielet (Of. 11, 1. 3Ratt]^. 2, 15).
)n ber SunbeSf d^Iie|ung unb ben t)on äel^oüa bem
BoO^ babei gegebenen Serl^ei^ungen (Set). 26, 42
riS 45. Deut. 20, 1-6) mirb bie ©eüS^offnung
n tagt Serbinbung gu bem SunbeSDoI! unb ^u
m Seobad^g ber ®ebote gebrad^t. 3^^^ tritt
rte dn|erlid^e nationale Hoffnung auf ben @ieg
fter bie ^mbt unb auf bie Eroberung beS ge«
obten £anbeS in ben SSorbergrunb , aber fd^on
mn!^ bie Sebingung ber 93eobad^tung ber gött«
id^ (Bebote mirb bie fittlid^e unb religiöfe @eite
)eriiieffianifd^S3er]^ei^ung angebeutet. 3)aS3t^I
)eS »nnbeS ift bie SSerj^Iid^ung ©otteS. Me
EBelt nm| fetner l^enlid^feit mU merben. Die
Stege beS iSraelitif^en SSoßeS über bie l^eibnifd^en
BSBkt ffaib SBeiSfagungen auf ben legten @ieg
kS (SotteSreid^. SBie baS SSot! burd^ ffampf
nb Setben jum Siege gefül^rt mirb, mie SJtofeS
Aß dS ihtöblein ber ©efal^r be§ SobeS auS-
(efc|t nnb tmr burd^ eine bef onbere S^ügung ber
göttlid^en Sßorfel^ung gerettet mirb, mie er in bie
aOSüfte fWel^en unb beim 3ug burd^ bie SBüfte oft
ben 3otn ®otteS ertragen mu^te, {a baS gelobte
Sanb nur öon ber Qfeme fd^auen burfte, fo mu|te
aud^ baS §eil erft erfömpft unb t)on ber fernen
3ufunft ermartet merben. Der SRetter felbfl mu^te,
mie alle ©otteSmönner als Xt^pm beS 3u!finf-
tigen, nad^ bem ®efeje ber göttlid^en Siebe mib
®ered^tig!eit burd^ Seiben jum ©iege mib pr 6err-
lid^feit gefül^rt merben (SRöm. 8, 17). 5Reben
aJlofeS, bem ^ropl^cten ®ottc8, mar in bem t)on
®ott befteüten ^o]^en))riefter ^aron, a(S bem fßtt*
mittler gmifd^en ®ott unb bem SSoIfe, ein X^DmS
beS emigen ^ol^enpriefierS gegeben, meld^er ®ott
burdj ein fünbelof eS, reineS Op^tt terföl^nen lann.
93on fad^Iid^en Sippen ift unter ben bauemben
Einrichtungen baS ^affal^kmm, unter ben geit-
meiligen bie eiserne @d^Iange (%m. 21) gu nen«
neu. 93eibe l^ängen mit ber munberbaren Rettung
beS SSoßeS auS ^eg^pten sufammen.
Die eigentlid^e meffianifd^e SßeiSfapng mirb
in biefer $eriobe tmr burd^ bie SßeiSfagtmg 93 a>
laamS (9him. 24, 17 ff.) unb SKofeS' (Deut. 18,
15— 18) fortgefüH 2)er moabitifd^e SSSal^rfager
mirb burd9 jtönig Salal berufen, um ben ^ud^
über äSrael auSgufpred^en, a&ein t)om ®ei{te ®ot>
teS getrieben öerffinbigt er ben ©egcn 3SraeIS:
„^ä) fel^e il^n, aber nid^t jie|t; id^ fd^aue il^n, aber
nid^t nal^e. Sin Stent gel^t auf auS 3acob, ein
Sce^ter erl^ebt fid^ auS äSrael unb ^erf d^mettert bie
Prften ^oabS unb t)ertilgt alle Söl^ne ©etl^S.
Unb 6bom mirb fein 95efljt]§um fein, ©eir mirb
ben Qfeinben (Israeliten) als 6rbe jufaHen, tmb
Israel mirb fld^ matfer Italien. SuS ^acoi mirb
ber öerrfd^er fein unb mirb vertilgen bie Ueber-
bleibfel ber ©tabt" (3tam. 24, 17—19). Die
Berufung auf Sacob jeigt, ba§ ber Snl^alt ber
SBeiSfagung im SBef entlid^en nid^t über ben Segen
beSfelben l^inauSgel^t, ober immerl^in finb einzelne
9Romente barin enthalten, meldte eine meitere SuS«
ild^t gemöl^ren. Denn eS mirb bie Qdt beS §err«
d^erS aus bem ©tamme 3uba in bie ferne 3u!unft
t)erlegt unb ber Rarnp] mit bem ^eibentl^um t)or«
auSgefagt. DaS mefftanifd^e Stei^ mirb errid^tet
auf ben Srümmem ber l^eibenmelt. Die SBeiS«
fagung ift abfld^tlid^ etmaS bunfel gel^alten, aber
ber @tem beutet bod^ auf eine glönsenbe perfön*
lid^e grfd^einung (SWattl^. 2, 2). SSBie ber ßerr-
fd^er aus bem ©tamme 3uba öfter auf Dat)iB be«
jogen mürbe, fo l^aben aud^ bie 3uben ben Stttn
Don Dat)ib, ober bud^flöblid^ öon Daöib, m^jiifd^
t)on bem SKeffiaS gebeutet. Der Slnl^ang, ben jtd^
ber falfd^e 3ReffiaS 95ar«Eod^ba unter §abrian
t)erfd9affcn tonnte, bemeiSt nod^, mie gelöupg ben
Subcn biefe Deutung beS ©ternS gemefen ift.
Die t^pif d^e S5ebeutung ber $erf on unb Sl^ätig«
feit anofeS' für ben OKeffiaS mirb in ber SOSeiS«
fagung eines neuen ^ropl^eten birect auSge«
fprod^en. „ßinen $ro^)]^cten auS beinem SSoße
unb aus beinen SBrübem, mie mid^, mirb bir ber
§err ermedten, ben f ollft bu l^ören, — mie bu Dom
1347
mt\\ia
1848
§crm om §oreb erfiel^t . . . Sincn ^xop^tim
werbe id^ il^nen ouS ber 3DWtte il^rer 93rfiber er-
»edcn, lote bid^, unb il^m bie SQBorte in feinen
SKunb legen, unb er wirb ju i^ncn rebcn, wqS ic^
il&m befel^Ien werbe" (S)eut. 18, 15. 18). $ro«
pl^et ift l^ier nid^t in bem fpätem engem Sinne,
fonbem ber SBorttebeutung gemä| in bem aH«
gemeinen Sinne ju nel^men. 2Kofe8 wor nid^t ein
^ropl^et nad^ bem gemöl^nlid^en SRaPab, fonbem
oö ©efonbter unb Wiener ©otteS, ber bem SBoIfe
ben aBtllen ®otteS offenboren unb bo§ fßolt sur
grf üttung bcSf elben anleitm mu^te. ®orau§ erflärt
fi(^/ bofe, obmol^I bei ber eigentlid^en ^ropl^etie
ber propl^etifd^e Kl^orafter im 93ifte beS SReffioS
gurüdtrot bo4 fpöter ber ÜBefflaS ober fein 5Jor«
löuf er al§ ^ropl^et ober ber ^ropl^et erwartet würbe
(SWatt^. 16, U. 3o]^. 1, 25; 6, U; 7, 40. «pg.
3, 22 ; 7, 37). S)ie 3ubm l^oben ben ^ropl^eten
entWeber coHectiö öon ber Stiftung beS ^ropl^eten-
tl^umS ober fucceffw t)on ben einjelnen pd^ folgen«
ben $ro<)]^eten erflört, eine SrHörung, weld&e ftc^
oud^ l^euhutage großer 3uftimmung )u erfreuen
!lQt. SBiu man aber biefelbe aud^ aT§ ©runblage
ür bie befonbere 3)eutung gelten laffm, fo farni
man boc^ ber concreten 3)arfteIIung unb bem
$ara&eIiSmu§ mit SJlof e§ nur baburd^ gan^ geredet
werben, ba^ man einen beftimmten ^ropl^eten nad^
3nofe§' Sorbilb, weld^er ftd^ in SBunber unb
Seid^en al§ einen befonbem ©efanbten ©otteS
auSgewiefen l^at, annimmt, f^ür bm Sl^arafter
beS 9Reffia§ ift aber biefe SD8et§fagung aud^ info«
fem öon 93ebeutung, als fte bie Dffmbamng ©ot-
te§ unb bm neum 93unb burd^ ben au§ bem Stamme
3uba ]^ert)orgegangmen SJleffiaS Derl^ci^t unb ba-
mit t)on ber irbif^en unb nationalen Seite auf
ba§ religiöfe unb fittlid^e SBefm beS meffianifd^m
^eü§ l^inweiSt.
3. ©ieSeitberÄönige. 9lad^bem 3Srael
als sal^lreid^eS iBoI! nad^ Ueberwinbung unb tl^eil*
weifer aSemid^tung ber ]^eibnifd^enS5öKert)omSatü)e
Sanaan Sefi| gmommen unb bie f^rüd^te beS
SanbeS in fjrieben ju geniefem angefangen l^atte,
war ein guter Sl^eil ber ben ^äitvn unb bem 2Ko«
fe§ geworbenen Serl^ei^ungen erfüllt. ®a§ tl^eo-
Iratifd^e Jfönigtl^um, weld^eS ben nad^ ial^r^unberte«
longm j}ömf)f m gefid^erten S8eft| erhalten unb baS
Staat^wefen orbnen foUte, war ganj geeignet, eine
SSorfteHung öon bem Seid^e beS fjürften au§ bem
Stamme 3uba p gebm, befonberS als ber auf
93ef el^I ©otteS öon Samuel gefalbte S) a ü i b auS
bem Stamme 3uba jum Sl^rone bemfen worben
war. S)iefe tl^eilweife erfüHung foHte ein Unter-
pfanb für bie grfüuung be§ ©anjen in ber 3u«
fünft fein, bie öufeerlid^e fepung foHte bie ibeale
ßrfüUung f^mbolifiren. SDSar au^ ber fJriebenS-
fürft unb baS mefftanifd^e SReid^ mel^r ober weniger
eng mit ben irbifd^en ^offnungm t)er!nü^)ft, fo
fel^lte e8 bod^ nie an ftinweifungm auf bie l^öl^eren
©üter ber meffwnif^en 3cit. 68 war öon ^n«
fang an eine d^arafteriftif^e gigmtpmlid^feit ber
gJroi)]^etie, ba| fle Srbifd^eS unb §immlifd^e8.
9la]^e§ unb f^emeS mit einanber Derbonb, um h»
burd^ bem ftnnlid^en ^enfd^en einen Sporn pm
mutl^igm ^anbeln unb ein Unterpfanb §um g^
bulbigen ^offen ^u geben. Srat aud^ ni^t fdten
ber f^aQ ein, ba^ über ber augmblidflid^ fto
lid^en 99efriebigung ba§ l^öl^ere 3^^ i>^ b^^ ^
ber 3ufunft t)ergeffen ober mi^ad^tet würbe, fa
forgte bod^ ©ott balb wieber bafür, ba| fid^ 3S>
rael feiner Aufgabe erinnerte. So war aud^ nod)
ber 99eft^ergreifung be§ SanbeS bie f^eibemodt
feineSwegS gan} überwunbm unb baS Stiebenfi'
reid^ nid^t einmal in ^alöftina, gefd^wdge bem
unter ben ißöllem, gang l^ergefteOt. S)a]^er beginnt
ie|t im Snfd^lu^ an baS bereits SrfüOte unb Sr-
reid^te eine neue Steil^e mefftanif d^er SQBeiSfagmtgea,
weld^e ben SRefftaS unb ba§ mefftanifd^e Xei^ in
einem l^ellem, kum Sl^eil üeränbertm Sid^te a>
f^einm laffen. ®en SluSgangSpunft biefer ^eriobe
bilbet 2 Sam. 7, infofem l^ier für bm bereits aS
$ro))]^eten unb ^o^en))riefier gegeid^eten Stej*
fta§ ber föniglid^e Sl^arafter unb bie ^bftammnB|
aus bem ^aufe S)ak)ib3 geltenb gemad^t nM.
S5on ba an bilbet ber baöibifdje SKeffinS»
ftönig bie öoffnung SSraelS. ®at)ib erfcjeiat
als bie unentbel^rlid^fte 99ebingung iebeS woi^
©lüdf§, als ber wid^hgfte %m^ ^ SSoHenbeif,
bem er tro| ber föniglid^en ^errlid^feit aud^ ba*
burd^ gleid^t, ba^ er burd^ Seiben unb ffampf jjst
^errfd^aft gelangte unb immer wieber bie £eiben9*
geftalt annel^men mu^te. 2)ie SeibenSpfalna
3)at)ibS geigen bm Ramp^ beS t)on ©ott erwöJ^Um
SQ3erf}mgS gegen bie burd^ bie Sünbe bem gfeinbe
verfallene, in Saul re))röfentirte weltlid^ ^o^
einen Ramp] gwifd^en bem Samen beS SBeiM
unb bem Samm ber Sd^lange, einm ffam^if M
fiöwen aus 3uba gegen bie gottfeinblid^m SRäd^
3ft ber ©ebanfe üon bem ftellöertretmbm Selben
ber ©ered^ten (©en. 18, 23 ff. ?him. 25, 10 jf.)
unb ber SSBirfung il^rer fjürbitte (gj. 32, 30 fi.)
uralt unb t^))if d^ für ben SRefftaS, fo werben Ml
in ber $erf on S)at)ibS bie Seiben beS SReffioS (iS
in'S ßrugelne tl^eilS öorgebilbet, tl^eilS unmittettor
t)orauSt)erfünbigt, wie eS blo^burd^ eine befonbere
pgung ©otteS möglid^ war. ^f. 21 iji baS
^lagelieb t)on ber JheugeSmarter unb würbe boa
^erm felbft gum Sterbegebet gewöl^lt (9M)*
27, 46) : „O ©ott, mein ©ott, warum f^ b«
mid^ öerlaffen?'' (33. 2. 7—9. 14. 17.) «ber ,p-
beuten unb gum ^erm fid^ befel^ren werben w
feinem Sngefid^te ftd^ alle Snbm ber Srbe, nnb
werben anbeten alle ©ef d^led^ter bet ^ößer. Senn
beS &erm ift baS jfönigtl^um, unb er ]M4^
über bie Söller" (S5. 28. 29). ^. 3? Wirb ba8
gro^e Opfer am fireug für bie Sünben ber Seit
an Stelle ber öorbilblid^en altteftamenÖid^Ortet/
wcl^e ©Ott nid^t gefallen, öorauSgefagt (SS. 7 ff.
§ebr. 10, 5 ff.; ügl. 1, 3). gin «lagelieb 3)ö-
öibS ift aud^ ^f. 68, worin bie «läge beS Snl-
berS (ftettöertretenben Serföl^nerS) SS. 1—13 in
ben $Ruf um Erbarmen übergel^t (SB. 14— 22) nnb
Sergeltung »erlangt (95. 23—29), aber bcrei»
[849
JKeffiaS.
1350
ttm ^Sknät für bie \xä^x au ertDartettbe ßrl^örung
wrtfd&mten taim (S5. 30-37. 3o^. 19, 28 ff.).
Ebcttfo ffatb in $f. 15 ba§ fieiben unb bie S3er>
lerrlid^ng bed 3Re{fia§ t)orQu§gefa9t. ,,®enn bu
ofarft meine €eele nid^t laffen im 2:obtenrei(i^, mtrfi
lecnem ^(i^en bie SSermefung nic^t au fd^ouen
jeben-' (S5. 10. 3H)g. 2, 27; 13, 35 ff.), ffiie
[finfte oSgemeine S^nobe l^at bie ^falrnen 2. 8.
L5. 21. 44. 109 ffir birect mefrtanifd^ erflött.
ikttvib tmtrbe aber burd^ bie ^Ufe ®otte8 ben Sei«
Ml cniriffen unb auf ben Zitron über 3§rael ge-
^t SBieberbott gibt er feiner ^reube unb feinem
T&mS gegen (3ott in begeifterten Siebem SuSbrud,
todd^ toeit über fein eigene^ jföntgtl^um l^inauS
mf boS P5nigtl^um in feinem ^aufe, auf ben
(Soften Pdnig, toeld^er auS feinem ^aufe l^erüor*
Hel^ tDirb, liinmeifen. $f. 2 }etgt smor ®at)ib
non gtinben umringt aber auc^ al§ Sieger über
oOe. (Er finbet fd^on megen 93. 7 : ,,9Rein @ol^n
Hp btt, lernte l^abe id^ bi$ geseugt", nur im SRef»
fiaS feine ganje Erfüllung (^ebr. 1, 5; 5, 5. ^g.
18, 83). SHefer ift ber @efalbte be§ ^erm (93. 2)
in befonberem SRage. 93gt. aud^ $f. 20 ; 67 (Sin»
^olimg berSunbeSlabe); 96, 6; 117, 22. @inb
«4 $f. 95—97. 101 mel^r foterologifd^en 3n-
toBfi, infofem Dom Jtommen tit^om'^ su feinem
Solle bie Stebe ift, fo bienen fte in SJerbinbung
»it ben anberen, in meldten ein jtönig auS bem
^oufe 3)atrib8 Derl^ei^en mirb, aum Semeid, ba^
U^ fftoig ber ©efanbte ®otteS, @ott felbft ift.
" 96 unb 101 iperben j. 85. in §ebr. 1, 6. 10;
|. 67 in S))]^. 4, 8 ol^e SQBeitereS auf (S^riffatS
»gen. @ott unb ber ffönig ber SSerl^ei^ung ftnb
eine $erfon. SBaS in bem einen $falm an ben
IMnig StSraelS gefnu))ft mirb, !ann alfo mit f^ug
mb 9ttäfi in einem anbem $falm an ^el^oDa ge-
tsäpft »erben. 2)er sugleid^ mit ber SunbeSlabe
($f. 67, 19) im ®efangni| gemefene Stel^oDa ift
tan. anberer als ber @tein, ben bie 99au(eute t)er-
looifen l^en, ber aber nunmel^r, feit bie Sabe auf
&ßn anfgefldlt morben ift, sum iSdftein gemor»
benip.
tä log im äBillen ber göttlid^en SJorfel^ung,
boK bie 93er]^ei|ung be§ SRefftaS t)on bem SJater
oq ben Qdfyx, auf ben ^bftamm übergel^e. 93on
Sbcal^ gfaig ber Segen auf Sfaac, t)on 3faac
osf 3ocob, tKm äacob auf 3uba über. 3m Stamme
3nba toirb er 2)at)ib gu %J)txl unb gel^t t)on il^m
osf feinen Sol^n Salomon über. S!)a§ falo'
mitäfä^ A&nigt^um mit feiner $rad^t unb »err»
fid^ ifl eine n)efentlid^e Srgöngung ber burd^
ride fiftmpfe unb äBibermärtigfeiten getrübten
^eccf^oft S)atnb8. ^ieg mirb aud^ 2 ®am. 7
A $ktr. 17) l^erDorgel^oben. ®ott münfd^t nid^t,
ba| S)alrib ben %mpü baue; aber er mirb bem»
fdOben einen Sbftonm ermetfen unb il^m baS jfönig»
finm bereiten. ,yS)iefer mirb meinem 92amen ein
«mS bmten, unb id^ merbe ben Sl^ron feines
leid^ feßfteSen auf emig. 3d^ merbe il^m 93ater
ttb er mir Sol^n fein. . . Unb beftönbig mirb bein
^onS feto, unb bein Steid^ bis in Smigfeit Dor
beinem ängefid^te, unb bein Sl^ron feft immer«
bar" (55. 13-16). ©aöib bau« alSbalb ®ott
für baS §eil, meld^eS nic^t bloft il^m, fonbem
aud^ feinem ganzen ©efd^Ie^te auf emig öerl^et^en
ifl (S. 25). S)ie SBerl^eifeung beginnt alfo mit
Salomon (1 $ar. 22, 9 f. 3 Äön. 5, 5), mirb aber
auf feine Slad^f olger auSgebel^nt (^f . 88, 30 ff. ;
131, 11 ff.). $f. 88, 36 ff. erl^ält baS ^auf emig"
eine autl^entifd^e Srflörung: „Sinmal l^abe id^ ge»
fdjmoren in meiner ßeiligfeit — fottte S)at)ib td^
belügen? Seine ^Rad^f ommenf d^aft f oll mäl^ren fat
gtoigfeit, unb fein Sl^ron mie bie Sonne öor mfe
unb mie ber ^onb, ber bereitet ift auf emig, unb
ber 3euge im §immel ift treu." Mt öoffnung
ift an baS ff önigtl^um gefnüpft, unb biefe Hoffnung
mirb nid^t gu Sd^nben merben. 2)aS Pönigtl^utk
mirb tro| a&er 2)emüt]^igungen unb SSerf olgungen
nie gang untergel^en, fonbem einft neu aufleben-
SBie menig man bered^tigt ift, l^ierin überaS nur
baS gefd^id^tlid^e ffönigtl^um ^at)ibS unb feines
® efd^led^tS gu Derftel^en, geigt baS Ie|te Sieb 2)at)ibS,
in meld^em bie Hoffnung auf baS tJfortbeftel^en uer*
geijtigt unb ibealiftrt ift (2 Sam. 23). Stag an^
$}. 1 ber ©efalbte beS ®otteS Jacobs nic^t mef*'
fianifd^ gu beuten fein, fo tritt bod^ in bem ge-
redeten ^errfd^er, mit meld^em eine glüdHid^e 3w"
fünft erblül^en foQ, bie mefftanifd^e SSerl^eigung
l^erDor. SS ift nid^t ein gemö^nlic^er S))roffe beS
® ef d^Ied^tS, fonbem ein ® ef anbter ® otteS. „ 3SraeIS
®ott l^at gu mir gerebet, gebrod^en l^at ber Starte
SSraelS : fein mirb ein ^errfd^er ber SKmfd^en, ein
geredeter |)errfd^er in®otteSfurdet, mie berSRorgen«
rötl^e Si(|t beim Sonnenaufgang 9RorgenS ol^ne
SBoIf en glül^t unb mie nad^ Siegen $f[angen fproff en
aus ber grbe" (S5. 3. 4). Sud^ eingelne ^falmen,
meldte gum 2:ieeil SDaDib felbft guge{($rieben merben,
oerfünben nad^ bem 99ilbe SalomonS ben ermar«
teten ÜReffiaS unb fJrlebenSfürften unb fd^ilbem
baS gfriebenSreidJ. $f . 8 »irb öom «pojiel (1 6or.
15, 26. §ebr. 2, 6) auf bie meufd^Ud^e Slatur in
Sl^riftuS angemanbt unb t)om ^erm felbft für ein
Sreigni^ in feinem Seben Dermenbet (ÜRattl^. 21,
16). ®er Sd^lufeöerS: „6err, unfer f^err, mie
l^enlid^ ift bein Slame auf ber gangen 6rbe", ging
ja erft im griebrnSfürftm (B^riftuS gang in Er-
füllung. $f. 44 mag in ber SSermöl^lung Salo«
monS mit ber Sod^ter ^l^arao'S ober einer anbem
^od^geit einen gef(|idetli(|m Snla^ l^abm; ieben-
^US erl^ebt er fid^ aber meit über bie ®t\ßx(f^U,
mcnn er bie mtiftifd^e Bereinigung beS fJriebenS-
fürften ber 3ufunft mit ber erlösten SKeufd^l^eit
fd^ilbcrt. ,,2)ein Sl^ron, o ®ott, ift in gmiglett
ber ©wigfeit; Scepter ber ®ered&tigfeit ift beineS
ateid^eS Scepter. ®u liebeft SRed^t unb fyi^tft
gfreöel ; bamm l^at gefalbt bid^, ®ott, bein ®ott,
mit Sreubenöl über beine ®enoffen" (55. 7. 8).
S^onOrigeneS bemerft (0. Geis. 1, 56), er l^abe
bamit einen 3uben in SSerlegml^eit gebrad^t ffier
Sd^Iu^öerS: „®ebeirfm werben fiebeineS5Ramen8
Don ® ef d^Ie^t gu ® ef d^Ied^t. Damm merben 55öIIer
bid^ l)reifen in gmigfeit unb gu aller geit**, geigt
43*
1851
SReffiad.
1352
bie gettlid^e unb rSuml^e SuSbel^nung bed Steid^eS
beS t)0n ©Ott gefalbten ©otteS. ^f. 71 ift tDol^I
Don S!)Qt)ib auf @Q(omon im ^inblid auf ben
SKcffiaS als ben gricben§fürficn öcrfa^t. ^®ott,
beine ©ered^tfame gib bem jtönige^ unb beine ®e«
red^tigfeit bcm ÄönigSfol^ne, um p rid^tcn bcin
fßaa m ©ered^tigleit unb beine ^rrnen im Sted^t"
(S. 2). ,,3[ufge]^en wirb in feinen Sagen ©ereiö^-
tigfeit unb be§ SfriebenS SfüHe^ bis nic^t mel^r m
ber SKonb" (35. 7). ,,Unb l^ulbigen werben il^m aUe
jfönige ber Srbe, oäe 93öl!er werben il^m bienen"
(35.11. aRatt^.24— 11). „Oefegnet fei fein 5Rame
in aQe Stit; ^ngefid^tS ber @onne bauert fein
9lame. Unb eS werben gefegnet in il^m alle @tömme
beS SanbeS ; aQe S5öl!er werben il^n titt^tttliä^m"
(35. 17). enblid^ ift in $f. 109 eine l^enlid^e ^ro»
pl^etie beS ©otteSlönigtl^umS unb be§ ewigen
^ol^enprieftertl^umS niebergelegt ,,SS fprad^ ber
len }u meinem ^erm: @e|e bid^ }u meiner
ted^ten, bi§ iä) lege beine ^inbe als Sd^emel
beiner gffige. 2)ein mäd^tigeS @cepter wirb ber
^err auS @ion auSftredfen; l^errfd^e inmitten bei«
ner gfeinbe" (95. 1. 2). ,,g8 fd^wur ber §err, unb
niemals reut e§ il^n: S)u bift ^riefter auf ewig
nad^ ber Drbnung SKeld^ifebed^S" (S5. 4. §ebr.
5, 6; 6, 20; 7, 1—27). 3ule|t Wirb er ©erid^t
l^alten unter ben SSöIfem. SDtit Unred^t l^at man
^f. 44. 109 wie ^f. 2 ben mefflonifd^en ß^arafter
bestreiten wotten, weil ber ,,ifönig ber Sulunft"
fel^Ie; benn wo8 ift ber fjfirft, befjen Sl^ron in
(Swigfeit befielet, ber ©eri^t l^ölt über bie ftönige
unb a5öKer, anberS aK ber Pönig ber Sufunft?
S)iefe ^falmen finb aber aud^ ni^t bIo| t^pif d^,
fonbem erl^eben ftd^, wenn gleid| na(| ber @(ewo](in»
^eit ber ^ropl^etie, unter SSilbem, bie ber glor«
reid^en ©egenwort be§ bat)ibifd^en ffönigtl^umd
entlel^nt ^nb, )u ber ibeaten $erfon be§ länftigen
©efalbten, weld^er }ur 9ied^ten be8 SSaterS fi^t.
Sol^I ftellt ftd^ ba8 meffianifd^e 9teid^ bem 9uge
beS $ro))]^eten als gegenwörtig bar, aber eS ift
tim bie pro))]^etif(^e ©egenwart, weld^e t)on ber
ßwigleit © otteS beftimmt wirb. S)aS ewige ^riefter-
tl^um aber wäre nod^ weniger auS ber ffönigSibee
erwad^fen. ®enn fann man aud^ 2)abib unb
©alomon afö ^riefler«Äönige auffaffen, fo barf
bod^ bei il^nen t)on feinem ewigen ^rieftertl^um bie
SRebe fein.
4. ®ie3eitber$ro^]^eten. S)ie§err-
lid^feit beS bat)ibifd^«faIomonifd^en JlönigStl^roneS
l^atte ben 3Srae(iten erfl DoÖfommen baS @\nd
beS auSerwäl^Iten S5oße8 jum 93ewu^tf ein gebraut.
6S ift begreiflidj, bafe fie gern bei biefer glüdttid^en
©egenwart öerweilten unb il^ren ©inn mcl^r auf
baS irbifd^e ©lüdf als auf baS religiöS^fittlic^e
Sbeol ber mefftanifd^en 3uhinft rid^teten. 3)od^
beweist bie fjolgejeit ba^ ber meffionifd^e ©e«
banfe, weld^er in ®at)ib neu erwedft worben war
unb eine beftimmte 9tid^tung erl^alten l^atte, nie
gonj erlofd^en ift. SBären wirflid^, wie öielfod^
angenommen wirb, bie ©ebanfen beS 95olIeS unb
beS ßinjelnen t)or bem 8. Sal^rl^unbert auSfd^Iie^*
(id^ auf bie ©egenwart gerid^tet gewefen, fo pte
aud^ nid^t bie unfelige Trennung beS SleiqtS unb
baS 3ufammenbred^en beS SSoKeS bie ^Se^nfit^
nad^ einem jufünftigen t)oQenbeten ^eil {iüet
wetfen fönnen'', benn nur baS Breuer, weld^unttr
ber Sfd^e fortglül^t Icnm wieber angefad^tioexben.
SS erging bem 95olfe, wie eS bem ©lutSid^ oft
gel^t. es Derga^ ©otteS ©ebote unb 95er]^ei|ungen.
aber baS UngludE flellte bie alte C^offmmg bc|b
lebenbiger t)or feine @eele. S)ie ^ropl^eten 1^
tro^ beS 95erfaIIS ber öugem f^errlid^fett ein
unerfd^ütterlid^e Hoffnung auf baS sufünftige^eü
feft}ubalten unb im SSoKe gu erwedEen geum^
2)ie ^(runb^üge il^rer mefftanifd^en äBeiSfagmigen
waren einerfeits ber auS bem ^oufe 2)aDibS 1^
üorgel^enbe Srlöfer unb baS Uieid^ ©otteS nnb
anbererfeitS bie ^erbeifül^rung beS ^eifö burd^ St»
f)ot>(L Seibe ©eoatrfen Dereinigen nd^ ober wie in
ben ^falmen in bem burd^ ©ott fel&fl gefonbten
bat)ibifd^en P5nig»!IRefftaS, obwol^I biefe ißereim«
gung mel^r fad^lid^ als formell Dottjogen i{L Skitnb
ober ^aDibS @o]^n l^aben Ofee unb SmoS in
Suge ; baS mef jtanif d^e 9ieid^, bie SSBieberoufrid^
tung beS baDioifd^en SteidgeS , ol^ne gerobe bot
SReffiaS auSbrüdüid^ }u nennen, aber bod^ Sß
DorauSfe|enb, 9bbiaS, 3oel, aJUd^aaS, SfoiaS;
bie anberen {teilen entweber Sel^oDa m^r in ben
95orbergrunb OeremiaS, Sjed^iel), ober nenneK
ben aKefpaS auSbrfidKid^ (3)aniel).
Sei ben alteren ^ropl^eten ift ber Sßd jn^
nöd^ft auf bie beffere Sulunft beS SSoßeS 9*
rid^tet. S)iefeS foO, fittlid^ geläutert, nad^ ber
Unterwerfung ober SSemid^tung ber gfeinbe unter
einem möd^tigen unb weifen jfönig auSbem^aufe
3)aDibS regiert, ein glüdflid^eS Seben in ^mm
unb in ©ered^tigfeit genießen, ©ewöl^nlid^ M
bie^ als ein jtommen Sel^oDa'S ^ feiF
nem 93olfe bargefte&t. S)iefeS Pommen in ber
DoHen l^errlid^feit beS JfönigS ift ber Sag, bei
Sag beS &erm, jener Xag, ber %a% beS SßeÜ'
gerid^tS. Sr ift ein Zag beS @d^redfenS unb ber
3eid^en, bem gewaltige 95orboten in ber 9lalnr
DorauSgel^en werben. 3n biefem ©erid^t witb baS
95ol! SSrael geftd^tet unb gereinigt, nur ein Se?
bleibt übrig unb belel^rt ftd^. S)er Sag beS $erm
ift aber nod^ mel^r ein ©erid^tstag für bie ^ml»
äSraelS, ber Xag ber 95ergeltung unb Slad^e über
alle a5öller. @o mannigfa^ aud^ baS Silb Doriitt
ber ©runb^ug bleibt berfelbe unb fe|t fid^ou^btt
ben fpöteren $ro))]^eten bis }u SDtaladliaS fort Seit
bem Seginn ber 3(i1^teuung 3SraelS wi» eSbanx
eine ftel^enbe SSorfteÜung, ba| baS 95oß, tteld^
ber ^eibenwelt ^ur 99eute gefdlen ifl, }urüdt!^
f oO. 92ad^ biefem ©eburtstag unb ©erid^t iß boS
Snbe ber Sage, bie le^te 3^ gelommen. SM
eintreten berfeßen wirb Derfd^ieben bargefUH
Sntweber wirb Dom ^efftaS DorauSgef^, hc^ ^
felbft bie Snbjeit bringe ober ba| er in i^ «•
fd^eine. S)ie gnbseit felbfi ifl bie bleibenbe unb
Dcrflörte Sntwidtlung ber irbifd^en 35erptnifr
baS ©egenbilb ber S^öpfung. ©ott wirb in Ston
858
3nefflo8.
1854
lol^en in tpefenl^fter ©emeinfd^aft mit feinem
kXk, tirte fASf^ niemals. Seit Sofias etfd^eint
irfeS neue SBerl^ältni^ ju ®ott als eine neue^
ftpere SunbeSfd^Iie^ung ©otteS mit SSrael, als
ine neue Steligion^ in bie ßerjen ber SRenfd^en ge-
trieben, dS ein etoiger Sunb. Mz finb ®otteS«
el^ite unb Dom l^eiligen ©eifi erfflllt. 2)iefem
eiligen SBoQe merben aue SSöKer }uftrömen. 9u^
le fiu^ere iRotur l^at baS ®a(batSgen)atd) ange*
ogen ; eS gibt nid|t me^r Uebel, Seiben, SSemic^«
mg. 2>ie gonje 9BeIt foH frol^Iotfen über bie Sr«
l^fimg asraelS. S)aS Silb beS SReffiaS nimmt
Btmer lebenbigete gfarben an. 93or Mem l^t eS
ie (Beßolt eines baDibifd^en JtönigS, bie, anfftng-
i^ nnr in Umriffen entmorfen, dlmölig mit ber
(onsen Serfönlid^feit ouSgeräftet toirb. @obann
Msben Die einjelnen Sigenfd^aften beS SReffiaS*
fdnigS genauer ge^eid^net, bie fibermenfci^ßd^e
|5tilicl^ $atur neben ber menfd^Iid^en, auS einer
Jungfrau genommen. Sener eignen bie großen
BBuiäertl^en, biefer Smiebrigung, Seiben, Xob
mb Suferfiel^ng.
SBenn nic^t ber öltefte ber $ro))^eten, bie @d^rif *
en l^erlaffen l^aben, fo hoä) einer ber ötteften ift
IbbiaS (Obabia). Sei il^m finbet fid^ guerft
wt .Sag beS §erm über aEe mittt" (S. 15).
BKmt nrirb Demi^tet, aber ,,auf bem Serge @ion
otrb Xettung fein, unb er mirb ^eilig fein, unb in
BeR| toirb nel^men baS ^auS 3acob bie, mlä)t
H im ©efl| litten" (SS. 17). S)ie StuSwanberer
Ht Sölpe äSraelS merben surudRommen. „Unb
Retter »erben l^tnjiel^en auf ben Serg @ion, }u
n^ten baS ®ebirge Sfau, unb fein mirb bem
gmn baS Pönigtl^um" (93. 21). Sbom ift tQ))ifd^
m bie f^eibenmelt, meldte burd^ ben SRefftaS ge»
nietet mirb, benn biefer befinbet fid^ unter ben
Rettern unb errid^tet baS neue jtönigt^um. 3 o e I
mb 9 mos finb in öl^nlid^er SBeife foterologifd^;
ie -^ben ebenfo bie t)on ba an ftönbigen !D2erf*
nok: Sor]^ert)erfünbigung beS ©erid^ts ^el^oDa^S
iottol^I über bie l^eibenmelt als über bie abtrunni»
jennnb ungel^orfamen äSraetiten, unb SSerl^ei^ung
ioeS gUldtid^ trofheid^en 3sitaIterS, baS m^
)em (Serid^tSt)oII}ug für bie ^t^oM treu gebliebe-
len äSraeliten anbred^en mirb. Sei 3oeI fommt
)er Xag beS ^erm gunöd^ji als ®eri^t über bie
mge^orfamen SSraeliten in Setrad^t, aber bie
\b M^^ren, merben gerettet. „@o edennet il^r,
Uli in ädroelS SRitte id^ bin, unb id^ bin ber ^err,
ter (Sott, unb f onfi feiner ; unb nid^t n)irD p
Sd^anben toerben mein So» in Smigfeit'' (2, 27).
VUb bomad^ koirb eS gef d^el^en : ausgießen tottbt
^ meinen ®eifi auf aQeS 3fleif4 unb meiSfagen
esben eure Söl^ne unb 3:ad^ter" u. f. m. (2, 28).
>iefe SuSgietung fyit eine relative Erfüllung in
aijal^Ireid^en ^oDl^en gefunben, totlS^t ^el^oda
t 38rael ertoedtt l^at; aber bie t)oIIe SrfüUung
ot erfi ein, als am erften ^ftngftfefie baS neue
froel mit bem ®ei{}e oon oben erfüOt mürbe
Ip0. 2, 16—21). ®en SKittetounft ber ganjen
BeiSfagung unb baS Sorbilb für bie fpöteren $ro-
pl^eten bilbet baS ®erid^t über bie Reiben (ttop. 3),
infofem l^ier bereits baS meffianifd^e ®erid^t uiü»
baS Snbgerid^t (im Xl^ale 3ofa))]^at) mit einanber
öerbunben unb beibe in frifd^en garben gemalt
finb. 3ubage]^tunt)erfe]^auSbem®erid^t]^or.
„Ss mirb bemol^nt in Smigfeit unb 3erufalem Don
@efd^led^t su ®ef d^ted^t. Unb fül^nen merbeid^il^r
Slut, melc^eS id^ nod^ nid^t gefü^nt l^atte, unb ber
§en mirb SBol^nung neljmen auf Sion'' (8, 20f.;
ogl. 8, 17). «mos bejeid^net biefe ©errfd^ft cmf
@ion nö^er, inbem er einen 2)ambiben als ibttt»
fd^er nennt unb bamit ben meffianifd^en 3ug beut*
lidber l^erDorl^ebt. Sel^oDa ift jugleid^ ber RMq
aus bem ^aufe DaDibS; ber3RefpaS t)ereinigt bie
irbifdbe unb l^immtifd^e PönigSmürbe. 9ta^bem
baS ©erid^t iiber bie SöKer unb bie abtrünnigen
©öl^ne SSraelS geleiten ifi, t)erf)}ri(^t ber ^err :
„%n jenem Sage merbe id^ aufrid^ten bie Mite
2)at)ibS, meldte }erfa&en ift; unb mieber meroeid^
gubauen bie Süden il^rer SRauem, unb baS, maS
eingeftüqt, rid^te idj auf: unb id^ baue fte miAer
mie in ben Xagen ber Sorgeit; auf ba| fie als
Sefi^ erl^alten bie SRefte t)on 3bumöa unb aSe
^Rationen, meil auSgef))rod^en ift mein 9{ame über
fie, fprid^t ber §err, meld^er bie^ öottbringt" (9,
11.12). SBie äoel fd^ilbert «mos nun neben bem
geifügen @egen baS irbifd^e ®IüdE, toeld^eS an ben
parabiefifd^en 3wfiönb erinnert.
S!)en Uebergang in ben $ro))]^eten beS 8. Sal^r»
l^unbertS bilbet O f e e. Sr ift für ^Srael ein Un-
glütfsbote, mie SeremiaS für 2[uba, lä^t aber über
bem trüben ®emöt{e ber 3u!unft bod^ mieber bie
@onne ber ^opungen teud^ten. @o fel^r baS SoH
in @ünben t)erftridt ift, bie Serl^ei^ungen ®otteS
merben bod^ in Erfüllung gelten; aber eS mirb ein
neuer Sunb, ein neues SReid^ ®otteS in ben ^er}en
fein. „Unb id^ f d^Iie^e mit il^nen einen neuen Sunb
an jenem Sage . . ., unb i^ oerlobe bid^ mir auf
emig in ® ereqtigfeit unb Sted^t unb in Srbarmung
unb ®nabe. Unb id^ t)erIobe bid^ mir in Xreue, ba«
mit bu erfennft, bafe id^ ber ßerr bin" (2, 18—20).
„Samad^ ober merben ft^ bdfe|^ren bie Sbfyxt
äSraelS unb fud^en ben f)erm, il^ren ®ott, unb
2)at)ib, il^ren P5nig, w& jagenb fommen gum
^erm unb m feinem ®ute am Snbe ber Slage"
(3, 5). S)iefe ©teile l^at Sonatl^an im Sargum
nad^ öd^t j[übif(^er «uffaffung t)on bem 9Ref jiaS,
bem @o]^ne S)at)ibS, bem bie Suben gel^ord^en,
erflärt. «u^erbem lommt S)at)tb als ber iRame
beS aRefflaS nod^ 3er. 80, 9. gj. 84, 23; 37, 24
Dor. 2Rit bem 8. ^Q^rl^unbert mirb beutUd^er nid^t
nur allgemein bie Stettung burd^ 3e]^ot)a unb baS
bat)ibif^e fiönigtbum, fonbem aud^ bie Stettung
burd^ einen t)on ®ott gefanbten Jtönig mie S)aoib
öerl^eifeen. ffiiefe ifi jmar eine notl^menbige fjol-
gerung auS bem Sorl^ergel^enben, ba fid^ bie 3iü)m
bei il^rer fireng monard^ifd^en ®efinnung gor fein
ateid^ ol^ne einen Jlönig an ber ®))i|e beulen fonn*
ten, fo ba^ Sel^oöa iebenfallS auf^ Crben einen
Stettöertrcter l^aben mu^te ; aber fie erfd^eint in
il^rer t>6ikn Riaxf^txt alS eine ^ortfül^rung ber
1855 an«f]
meffianif^en Offenbunmfl. S)aa ^eraniia^en bet
ffoitn JFatafho^^€ uon Slffur madfte bie(e be^
^mmten SQJeiäjaaunflen not^inenbig. SJqS ©eric&t,
uelc^ee DOT^et in'S illtl"' ^ofip^ot Utriegt mutbe.
voSgitlit fti^ ie|t in ^|fur, unb übet: bem g^
btmüt^igten gtcinb ergebt fi^ baS l^erclic^e Silb
bei SRttterS für SSroel, beS iERejriaS. Ser §oupl-
ptop^et biejtc Sßeriobe Ijl SfoioS, btr eoatt'
Btlift unter ben ^lop^etm, init i^in bereilS Sluan^
ftitiu§ gmonnt ^Qt. 6r ätic^net riner|rit§ bie Stettm
ieB aneiriQS KQ^ (rinei @ott!ieit unb SDtenfctj^ett,
im Stanbe ber Sinitbrigung unb Srljö^ung unb
^lenlidbltit; anbaerffitä baS me||iflm)($e9tejc^ mij
ben brEilemttm, hemptop^etift^en, I)ü^enprieftcr=
filmen unb löniglt^en Slmt. S)er ÜDlcffiaS ift ein
Spione 3e^0M'§ Ol- 4, 2; Dgl. 2 Sam. 23,
3—5) unb ein Sei§ au§ bem SKutielftDcfc 3f)ie
(11, 1. 10; 53, 2); eine gruc^t ber (5rbe, jo bnfi
er gu ©Ott unb ju bem aKenl(^en9ejd)lcdjl in ijlcici)
enger SBejie^ung fle^t. 5Bie mtnf(f)li(^e 'Jinhit luicb
noc^ ittt^er beftimmt bunj^ bal 3"^en, rotli^cä
ber §err buri^ 3|(riaS bem ftönig äd^a j Don 3iiÜq
geben lieg. „®arum mirb berfietr ielb(t cudj ein
3ei^ B*'""- ©ie^e. bie Sungftau raicb em=
pfongen unb einen ©o^n gebären, unb Jein 3ianic
mirb genannt »erben ffimmanuel" (7, 14). -llUt
93erfu(|e, bieIeS3"i^'n anbets alSburcEjbieiimg-
froulit^e ©eburt bei 9Jle|fiaS ju erllditn, Jinb qc-
jc^eitert Stber baS 3QJort nE^» not^ bet 3u=
lamtnentiang finb butd& eine „Junge grau" ju ei:=
(lären; benn e§ niitb iejt ungemein jugegcben. bufe
biefeS Wort nur Don einer Unoei^eirotcten flehen
tami (®en. 24, 43. ©£. 2, 8. Sßf. 67, 26. S^o^cl.
1, 3; 6, 8. ©pr. 30, 19), Ja bieoorne^mcreSe^
jei^nung für eine Sungfrau alB "Vf^^ ift. SJer
Sufommen^ang entf(^eibet aber bur^au€ jiir bie|e
SBebeutung, mcU bie ©ebiirt einer jungen grau,
fei eS ber bei $ropf|eten (Ogi. 8, 3. 18) ober einer
onbcm, bem S^j befannten, in tetner aBcijc nl§
ein 3ei^en ober etmaS aSunberbateä beseii^net
neiben tonnte, »ie benn nud) bie e^tgetift^e Sirabi-
tion butc^QuS für biefe Meinung fprid^it, obwoldl
bie 3uben bie ©teHe ntd]l meflinnifd^ erliärten.
€8 oerfte^t fi6 boc^ nirl)l „non felbfl", baB bie
3ungfrou nur buri^ iBeniiü^tung ju biefer ©ebutl
geloräen loQ. ifnüpft fid) aber bQ§ Seichen nur
„an Flamen unb ©djidfal beS Äiubcy", fo ift
toiebei nic^t einjufe^en, roaS an einem gereöfin-
liijben ffinbe SBefonberrö fein fottte. SE)ct 6iiiiuüiib,
bop bie meflianifc^e Deutung baä 3*id)en aui[)£&en
mürbe, weit jle boB 6reigni| in eine }tmt Suhmfl,
bie feÖijt iDteber nur im @iauben erfaßt inerben
liSnntc, »erlegte unb fomit felbft ttiieöer einer 3Jer-
börgung bebürftt, ^ol Born ©toubpuntte ber mef=
fionifc^en S)eutung ou§ nenig ju bebeiitcn ; benn
i)ie 3uben lebten burd&ouä im ©tauten an bn§ jn-
tünfti9e§€iI3SrQeIS,tobfl|biebe|tinimlc3üorQu§=
fage be§ ^rop^eten für 9Ic^ einet SJerbiirgung
bet gBtflid^en §ilfe glei^ fein mu^fe. Sfl nber
im Dlamen Emmanuel, „©ottmitunä", ba§traft=
lUfft 3ei{^en ber aBeiSjagung, fo lami baiunter
ins. \m
nid^t blog eine gemö^nliti^e öilft (8, 10) gcinei&t
jein, (onbem le^tere ift eben our^ bie SJet^tifemj
beS Emmanuel garantirt. 3n bem 9Imncn tiä
ffinbtB lann baS !SolF bie ©tmi^eit ^oben, 14
über allen biefen Seiben bie cnige 3ulunft äiiaffi
unb fein ^eil ft^meben, benn M berfelbc ai|
benjenigen bejietit, in welchem ©Ott DolUatnnn
mit feinem Sßallc ift. Sßo^l ^at ber ^ im^
mgar geboten, i^ren @o^n äif^i^xitui^ OAnuO
ju nennen, aber ni^t nur ift Immanuel aOgemfr
ner, fonhem ber Dlome ge^t audtf toie dUe SReffiat
nomen oon ber :^eil3gefd|i(^tli^en%ebeutuiig(a[l
©(^ilo, ffiaöib, ©o|n 3)aBib3, flönig, 2W)cen
©profe, SReiB u. 1. ftnb ber Seitgef^^ ent-
nommen, führen aber über jie ^inauB. So g^t
bie $e3ei(^nung Emmanuel ouii^ Don beiiSeibi»
bung ©otteB mit feinem SJoIte im ällten Sindt
aus, meist aber auf eine SOtiUiifli^g bttfei
©egenuiait im ^ßd)^en Sinne ^in. Wcä Wp
als ein jfommen ^e^oba'B |u feinem 9}oIIe, w>
uiDf)I äel^ocn f^on mit i^m ift, bejeii^l tacnbei
ift, toiib jet)t als ein Rammen bui^ ben gott'
menf(^Ii<^en 3Jtef|ii)3 näfier eiflart unb in btcfii
Haren %}er^ei&ung aucC) ein3ti<i)nt fürbenfieiB'
glauben ber ©egenmart gegeben.
Siiefe Erflärung mirb burc^ ba§ golaenbebiin^
auB beftatigt. ^nn SfaiaS Uerfpri^t flop. SnntiS
au(^ bem 3ebnftümmereid) ben IDIeffiaB auf tiai
i^rone ®acibB (9, 1—5) unb fagf DonmS, H
beifelbe fogar im @aliläa ber Reiben juerfl #
treten meibe (9, 1. 2. OTatt^. 4. 15. 16). Sit
baS 9iorb-= unb Sübrei^ ift berfeßie Setter in Si*
ftc^t gefielt. Sia^eimugau^ flap.7bei9lef{iai
baS oei^eifeene 3"!^" fein. Emmanuel ift bielcjl«
§ Öffnung in großer 9!Dt^, feine IRuller ip liit
ungfrau auB SiabibS ^ouB, bie 3Ruttei W
aitelfiaB. aSirlönnen befe^alb 9, 1 ff.alSeinefc
[lörung ber Jungfrau engeburt betrachten. .Sem
ein ffinb ift unS geboren, unb ein So^ ißuni
gcf^enlt; unb gelegt ift bie ^enf^fl oufftiK
Sdiultem, unb fein ^amt miib genannt: SSinwP
boier, Watl^, ©ott, ©taifer (ftorfet ®olt), !Biät
bei^hinft, S^riebenBfüql ^Re^renUiirtifi^fiiit
§ei^d(|aft, unb beSg^iiebenS wirb ItinEnbef«;
ouf "SIMM 3:f)ron unb in beffen 3t^ä)t nriib R
[i^n, um t& JU feftigen unb ju p^enbur^St^t
unb ©eiei^tigreit bon je])t on biB in En^feit; tn
Eifer beB^eim bei&eeif^aaien miib biefeS tuit
bringen" (9, 6. 7). $te|innblatmmd)t^ii!^
fein, {onbem i|t Emmanuel, nxiS ^ jmln^^
florier @oH (bgl. 10, 21) eiflätt toiib, benW
um fo loeniger bie metop^^fif^e SSebtstung tt*
ftreiten fann, alB ber euige Jlönig boc^ au4 <>>4'
anberS oIB gättlic^ gebeutet utrben toim. !>>'
tarnen in i^rem 3ufanunen^anBe entfpre^flN
bem ^läbicat tieö; unb ergeben ben äRtfl^ni^
nur JU einem „im Stamen unb in ber SSüuk Sollt)
»oltenben unb iiertfc&enben", fonbem gn eiW
mirnidien gättli^en SBefen. 3>er aUefftoS eif^
mie alB ooHenbeter flSnig. fo alS KitBaimtm
©Ott. MeibingS »irii 11, 2 ff . oon bem Xeü
L857
SKcffioS.
1358
Mid ond betn be§ @tatnnteS unb ber 3^eige be«
»übten SBuiqelftotfe 3e{fe aur ätettung ]^ert)or>
pto^t, gefagt: «,Unb rul^en toirb auf il^m ber @etft
>cd ^etrn, ein ®eip ber ginfid^t u. f. tt)., unb er«
[finen nntb il^n ber ®eift ber gfurd^t be§ ^erm'' ;
ibcr bieg beumdt nur, bog ^immltjd^eS unb 3r>
^m^^ ©öttlid^eg unb 9Renf(f Kd^eS auf § Snnigfte
nu einanber Derf d^lungen ftnb. S)ie @albung mit
Dem ]&eUtgen ©eift (61, 1. Suc. 4, 18) ift bereits
tmnl^ bie ißerbinbung be§ ©öttlid^en mit bem
VtmWx^ gegeben. S)a§ ©öttlid^e im SReffiag
n Qutrbingd als bie SfüQe be§ auf il^m rul^enben
ekifted @otted bejeid^net, aber bie gfüEe be§ gött-
0^ iSeifted ift eben ®ott felbft. 2)ie nun f ot«
genbe €4ilberung be§ Steid^eS ber ©ered^tigfeit
unb bed SfriebenS, tt)e^e§ ber SRefftaS l^erfteUen
tofad), n)öre aud^ nid^t möglid^, toenn er nid^t in
anbertr SBeife als bie ^xopf)tttn ben ®etft ®otteS
befftge^ nid^t ®ott felbfl märe.
2^aia§ |at aber nod^ ein anbereS, tiefergrei-
fenbeö Silb beS ÜRefflaS gejeid^net burd^ meld^eS
er gon) ber Soangelift unter ben ^ropl^eten ge»
IDDtben ift, baS S8ilb be3 leibenben 9Reffta§.
bat er Hop, 24—27 auf bie bem grfd^einen beS
vleffiad t)orauSge]^enben Seiben für baS 93oI! l^in«
gemiefen unb bamit bie Seigre t)on ben SBel^en be§
aReffwS öorbereitet, fo l^at er Rap. 40—60 bie Sei-
ben beS aRefftaSfelbftanfd^auIic^ gefd^ilbert. ^Her-
btngS nennt er nid^t ben SKefftaS felbft, f onbem ben
ftn^t ®DtteS (42, 1 ; 49, 1 -9 ; 53, 1 ff.), aber eS
ip gerabe^u unmöglid^, bie concrete @d^ilberung,
nmnentlid^ in Stop. 58, Don einem SoIIectiüum 5U
beuten. 2)ie $erfon feines Jhted^teS ®0tteS fte^t fo
fd^ im ÜRittelpunft beS SilbeS, bag alle Allegorie
mib @9mbolif ben 2)ienft üerfagt. f^reili^ ift
Q]i4 bad fßdU ®otteS mie ein @o]^n ®otteS, fo
ein «ned^t ©otteS (41, 8 f.; 44, 1 ff.; ögl. 3er.
80, 10; 46, 27 f.); aber eS ift biefeS als baS
ottSertoöl^Ite SSoK Israel, als baS geiftige ^Srael
ber 3ulunft, meld^eS feine @))i^e im ^uSermäl^tten
Sotted "fyd, als ber 3:q))uS beS ®efalbten, beS-
ienigen, n^eld^er in einziger SSßeife ber Sol^n beS
BotorS ift, an metd^em ber SSater fein SBol^I«
Kfallen 1^ 9lud^ menn man bie $ro{)]^eHe in bie
Inbgeit beS Si^US verlegen unb bie Seiben unb bie
^eunlel^r beS SJoKeS barunter üerftel^en moDte, mie
§ bie neuere, Dor bem übematürlid^en Sl^aralter
WC SGBeiSfagung fd^eue Jhitif mi&, märe eS bod^
nandglid^, eine Srflärung beS anfd^aulid^en f8xU
icS |u geminnen. iRaturgemög tritt baS ^Ub beS
lotitbifd^ 9ReffiaSf5nigS surüdC (t)gt. aber 58,
L 4): es erfd^eint Sel^oöa felbft, ber fein So« burd&
im ®efalbten Porefc^ (S^ruS) auS ber ®efangen«
iffcl{t rettet, eS aud^ in ber Snbjeit retten mirb
mn^ feine ffraft, meld^er burd^ Seiben in bie
berdid^eit eingeigt; aber Jlorefd^ ift bod^ nid^t als
SgentHd^ 9ReffiaS bargefteüt, nid^t als ffönig beS
mledodi^tten iBolfeS. Sr ift nur baS Don ®ott
enoS^Ite SBerlaeug für bie ^Befreiung beS SSoKeS,
tUfi ber Xröger ber ©otteSl^errfd^aft, nid^t baS
Bi^ jnr (Srleud^tung ber Reiben. 9Benn baS 99ud^
gSbraS (1, 1) fagt, ®ott l^abe ben ®eift beS g^ruS
ermedtt, um jenes SDSerf ju öoHbringen, ber SKonard^
aber in feinem €bict bejeugt, ®ott l^abe il^m be«
folgten, ben Xtmptl ju bauen, fo ift mol^l an 3f.
44, 28; 45, 1—7 (ögl. Jos. Antt. 11, 1, 2)
SU benfen. 3n biefer il^m t)on ®ott übertragenen
Aufgabe ift er ein SSorbilb beS aWeffiaS, unb beg=
megen mirb il^m baS el^renbe ^räbicat ®efalbter
gegeben, ©amit man aber nid^t glaube, er fei ber
lefete ©erftetter beS SoBeS, mirb 45, 8 ff. eine
SBeiSfagung öom maleren SKeffiaS in begeisterter
Bpxaä)t beigefügt, bie fld^ burd^auS nid^t auf g^ruS
bestellen Iä|;t (ögl. SBinbifd^mann, Söroaflrifd^e
©tubien, 1863, 134). g^ruS pa^tt aber ju einem
fold^en Silbe befonberS, meil er, mie DariuS, mel«
d^er ben Sem|)elbau mieber geflattete, Slnl^änger
ber saratl^uftrifd^en ^Religion mar unb felbft einen
^effiaS ermartete. S)a Daniel bamalS nod^ in
»ab^Ion lebte, fo ift g^ruS' »efanntfd^aft mit
ber ^ro))]^etie als einer längft beftel^enben um
fo leidster begreiflid^. SS ift aber burc^auS nid^t
fo unermartet, menn SfaiaS ben leibenben Äned^t
als „bie tieffte unb }ugleid^ bebeutungSt)o&fte aller
®eftalten beS «Iten SeftamentS" eingefül^rt IJat.
S)enn feit bem ^rotoeDangelium ift baS Seiben ein
d^rafteriflifd^eS SRoment beS SrlöferS, beS ®e>
redeten. S)ie l^eilige ©efd^id^te ift ein Kommentar
JU biefem ®efej ber göttlid^en SBorfel^ung ; Sbel,
3faac, 3ofet)i ORofeS, ®at)ib finb 3eugen bafür;
S)at)ib gibt bemfelben in ben SeibenSpfalmen SuS*
brudt. Tbii man alfo nid^t gerabeju ermarten,
ba^ ber als SRittler jmifc^en ®ott unb ben ÜRen-
f d^en öerl^ei^ene JKefftaS bemfelben ®efeje ber gött«
tid^en SBeltregierung untermorf en merbe unb Seiben
unb Sob als $reiS ber 6rlöfung erbulbe? 3ft
t)o&enbS baS in ber jhted^tf d^aft in ^egqpten f d^mad^»
tenbe fßolt felbft ein SSorbilb beS SeibenS, fo be-
greift eS fi(| um fo mel^r, ba^ }ur 3^it/ QlS baS
Unglütf mieber über baS SoK l^erein jubred^en brol^te
unb bie @d^ulb beS SSoKeS einen ®rab erreid^t
l^atte, ba^ alle menfd^lid^en gfürfpred^er unt)er«
mögenb maren (43, 27 f.; ögl. 3er. 11, 14;
15, 1 f. ej. 14, 14 ff.), ein $rop^et öon ®ott
ermedft mürbe, meld^er, öom felbftDerfd^ulbeten Sei«
ben beS S3olf eS auSgel^enb, bie freimiQig jum SBol^le
feines SSolfeS übernommenen Seiben beS SKeffiaS
JU fd^ilbem l^atte, um baburd^ bem j^eimgefud^ten
Solle einen Sroft im Seiben unb eine Hoffnung
in ber Serbannung ju gemöl^ren. SDlüff en bie Sei-
ben 3SraelS menigftenS t^pifd^ für baS §eil ber
SBelt gefagt merben, fo liegt fein ®runb öor, }u
bejmeifeln, bog ber ^ropl^et baS So» t^^rtfdb für
ben aKeffiaS genommen unb ben SKeffiaS nad^ oetn-
felben bargefteHt l^abe. 6S ift unrichtig, bag ber
leibenbe ©otteSfned^t nid^t gemeiSfagt merbe, fon»
bem feine Seftimmung bereits erfüllt l^abe; eS
genügt aber aud^ nid^t, als baS ©id^ere unb Älare
nur bie i^pi]ä^ Sebeutung biefer ®ef}alt gelten }u
laffen. ®ie ©arfteHung ift bermagen concret, bag
Pe nur üon einer ^erfönlid^feit, unb jmar öon
einer jufünftigen, öerftanben merben fann. 3n ber
1359 9KtV
^outitilcQc 52, 18 lü 5S, 12 ifl |lc^tt bcr Svtii
beS EBonci astael flbeift^ritten.
äBJö^renb Wstier ae^oM lelift ftincm SBoltc §eil
unb ©nt^ltgleit btifpioc^cn i)at unb a(^ .(Jöiiit^
in ©Ion einjie^eii roid, fäirt btr Sprop^et 52, 13
fort: „©ieK «nfi^Hg tolrb ^anheln mein ffiiecljt,
niib ijßi^ ftetgen unb ftt^ ergeben unb fe^t txifaiitn
fein, ©leid^mie EÖiele ftounten übet biet), jo rairb
fein HnSfe^en unter ben 5Dtenf[^en ent^ertlidif (ein
urt) feine ©eftalt unter ben iUenjdienKnberTi. tf r
Wirb befprenflen Biele SSölfer" u. J. w. 5Daiiii
58, 2 |f.: „gr fteigt empor, mie einiSei§ upr ihm
unb wie eine SBurjel qii§ bürftenbem Sanbe ; iiid]l
ifi ©c^fln^eit an ttim unb nic^t Sierbt, bog wir nu|
i:^ [c^auten. unb nicE)t SuSftl^n, bal mit fein be-
geben. . . SOo^rli^, unfm ihoidtieiten ijat et
gttragtn unb unferc Sdinterjen ouf fic^ gelabcn,
unb au^ mir, mit (liellen itin niie für einen ?lu§=
fajfigtnunb gefc^logen Bon ©otl unb niebergcbriitit.
€t ober ip twttounbet unferer SKiffel^oten incgcti,
jftf erlagen roegennnfetirSßerße^enibieSi'ttltigmig
ju unferem Srieben ifi auf i^m, unb bun^ fciiiE
©trienien mürben »ir gelieiJt . . . gelegt fiul her
$etr auf i^n bie ©diulo Don une allen, gt tft
geopfert, reell er fett^ gemottt, unb t^ut feinen
HRunb nit^t auf. . . ^uS bet Sebrüngnig unb
aus bem ©triebt ifi et l^inueggegangen, fein @e=
f^let^t — mer niltb eS auf jä^Ien 1 . . . Unb er tatrb
geben ©ottlofe für fein ®rab unb ben9ietd]eii für
feinen Sob; be^^Ib, nett er Unre^t nlifl gctf)aii
unb SiTug ntd^t mar in feinem Ounbe. llitb bor
©err tODUte i^n jermotmen im Seiben ; roenn er
ba^lngegeben fein Seben afö ©ünbopfer, roirb er
flauen bnuembe ütat^fDmmenfdiaft, unb b(§ §errn
SBolIen gelingt burd) feine ^nb. 3)afiir, bag
gebulbet ^ot feine ©tele, toirb er ft^auen unb fidj
föttigen; burij^ feine flenntni| wirb mein gewebter
Stntäft 5Jtele reij^tfertigcn unb »irb berevi ajiiffe'
traten tragen. S)arum gebe ic^ i^m oK Slnt^etl
93ielt, unb ber ©tarten Seute wirb er tfictlcn,
bojflr, bafe et Eingegeben in ben 3;ob fein Sit&en
ma p Uebelt^ätetn gejä^dltnitb, unbeibiciSiin^
ben äJicIet getragen unb för bie Uebellfiaicr JJüc
ipred^ geworben ift." 3f. 52, 13—15 tanii als
Ueberfi^rift betrübtet werben, 53, 4 lös! bn-5
DUt^el bet SeibenSflfPalt. Er war ©tetlDerlreler
be8a6ae|flIlenenffnec&teS®otte9. 3^ ttifft alles
in oetfciiärftem 3Ra6e, niaS fein aUolt trifft (1 Syclr,
2, 24), et wirb jum ©d^ulbopfer (93. 10). Sau
SttfOBa Urheber ber Seihen ip, fagt öiidj ^i.
21, 16; 68, 27. S)er er^ö^te, auS bem ©eridil £iil=
nommene ÜKefflaB lebt cmig (9, 6. Sjjf. loi, 28.
feebr. 1, 11). S3. 10 Bejeugt bie Verlängerung
Set Sage ppf. 89, 8), SB. 12 bie feenUd^tetf. gg
iß unrnfigtlc^, baS tief Derfdiulbetefoolf al§ fd^ulb^
lofen leibenben 6tlBfer gu 6ettad(ften, unmögli^,
©rob unb ÖertU^feif Bon einem SoHediöbegriff
»u beuten. -Cet 5(Jtop^et ^at BielmeSt im ®eipe
Ben leibenben ÜJleffiaa geflaut, wie et fi^ für bie
©ünben beS SJoIte«, b« gonjen SBelt aufopfert
imb Wien boS ^eil ttuirbt. Set leibenbc j^ncittt
1860
@otteS iß ein Sßtleflei, bei ba8 (B#e Opfti, feil
eigenes Seben, untet ben gt5|ten Selben unb in bti
Hefften ©^mo^ für bie ÜJlenf^en boibringl ndi
bttbut^ fein 5Bolf red^lfertigt, l^eillgt butfl fem
SÜBiffen (scientia eua), oB ein Sid^l bet Reiben
(42, 6; 49, 6. 9), ba er im ®eiße ©otteS I^
unb baS prDp^etlf<^e 3Imt ausübt €t iß im^
ff Önig, ber nerflott unb heilig nlt^t nur für fH
bie gfrüc^te feine§ SeibenS genie&f, fonbem bra
Sßactem au€lt)etlt unb bie ^errlid)feit bcS ntnea
EReii^eS ben Slölfem Derfünbigt. „Suble, bu Ih-
fru^tbare, bie bu nic^t gebarft; lobfinge udi
jau^je, meiere bu ni^t gehellt; benn mc^t finb
hlr ©b^ne als betet, mtläft ben SRonn :^t fpti^t
bet ^tn" (54, 1). 51un bef^teibt bet ^to^
baS äußere unb innere @lüd beS ttidsttn ScQil
buril^benimmerwäErenbeni0unb(ffap.55, 60.61.
62. 66). 3n biefer beDorßelienben 3"» beS Un-
glüdi, wo lein Honig regierte unb fein^o^o-
priefter feinen SJienß nerfo^, mufete bet ^imnri*
auf ben Kinftigen flönig, §o^enprieper unb^po
pbeten, welcher bie ^eCTlit^feit 3«rael8 wiebet^
ßellen Wirb, Don IntenfiUer !SQ)liiung fein. Slofil
unb ©amuel Waren Jhied)te ®oHe6, Slatnb ßtOt
M in ben Slienft @otteS CPf. 39, 7) unb nennt
fi$ ihie^t @ottea (!ßf. 17, 1), SfaiaS niib m
@ott ffne^t genannt (20, 8), aber oKe Statift
®oHe8 fmb untein (64, 5 f.; ügl. 59, 12); ein ei»
iiger ßnei^l ©DtteS mar frei oon feber ©d^ uiüi
tonnte bie ©c^ulb fü^nen, bie ©iinbc nat^loffn,
wcl^e nur @oH nai^ioffen (ann ($f. 14, 2; 18,
13 ; 31, 5 ; 102, 12. 3f. 44, 22. 3et. 31, 3i;
33,8). €r üüein Tonnte bem Seibenben unb 3Je^
folgten filtere Sfiettung Ber^elSen.
3falaS' 3cltgenoffe <£Rt^äa3 fd^ilbeit mit bei
^bi^jicn Stu^brüden baS meffianifdie flCnigt^
na4 feiner irblf^en unb ^iinnilif^en ©elte. fier
aiteffiaS Ift ©atiibä ©o^n, ha feinem aSn^ens
gleich ]ut 3eit bet Hefflen ^ebtängnift Don StA
eriuerft loerbcn Wirb, um feinem iSoHe ^eilimb
SRettung ju bringen, ©ein ©fammort iß bie ullt
S)aDibSftaht igetble^em, aber et ift Don SmigfeiL
31m enbe ber Slage wirb ber Serg be8 ^jerra flt-
fefiet fein auf ber !8erge @tpfel unb ergaben ^
^ügel, unb }u l^m werben iBblfer fhSmen. Senn
oon ©bn wirb auSgetien cm ®efe| unb beS ^enn
Sßiort Den Serufalem. Unb er wirb ruhten jm-
f^en ben Vollem. I^toat mlrb ©ton geiü^ltgt
(3, 12; 4, 9; 5, 1), aber In ber Hefflen fernWin'
gung gebt ein Stetter unb gTorrela)er ÜBnig auf
iBetfle^em ^erDor. „Unb bu, Sgct^lefiem Sp^
bift lu Dein, um unter 3uba'3 Süufenben ju fein,
boc^ wirb mir ouS bir ^erDorge^ ber, weiset
§crrf(i^tr fein wirb übet äsroel; unb feine S*
gänge finb bon Stnbeginn, Don ben Xagett ba
Üioigfeit I)cr, ffiarum wirb et fie preisgeben W
jur 3eit, in loeli^et bie ©ebärerin gebüten vAA;
unb bie Sitcftc feinet Brübet mcrben p^ tontba
}u ben ©ö^nen 3SraelS. Unb er ßt^t unb »eiW
in bei Jhäft beS ^erni, In bei ^olgeit b(3 3iamei
beS ^ettn, feines ©otteS; unb ße Ivetben ß^ ^
$1 mt^laS. 1362
mt, bkQ a boim fic^ tMr^tnti^tn uttb iiS gu SßoQtt man bitfe $eiiobe bis jum Snbe beS S^US
©ttnjni beretbc" (5,2 — 4). ffiit 3uben atebieSritbetabgefc^ttiäi^lenSeftQltbKSmeiPüB-
tt«n (ui8 b« ajetbanmmß jutüiHeliren, «nb Se- Hoffnung, bit 3«' ber §offiiun8 auf jtttlid^ Er«
0 Vn^^t in ©ion üÄer fie. 3)ec aßet^fel ittii« neutning eineä neuen ©unbeB bejeic^nen, fo mir&le
a 3c^Da unb bem 51Ke(jia8 trflärt fit^niirauS üarlHembiefeSSorauSiejiunaberädlicötißttretben.
1 götüi^en SBtfen beS SJatribSjol^ne«. SBenn 9lur Qu(®runb beröoffnunfl auf einen »Itflidien
loba wnb btt anefpaS riö^ten unb auf ©ton a)lelfla§Qlä@oltmenf(t)ennMittS inBflI% mit «t
nun, fo 1)ttt ha SBtrt« bem ©o^nc boS ©trl^t 3ln(un[t beSjelfien ein iHeic^ bet ftitlit^en Smeuf
md>en unb i(in gu feiner SRtc^ten flefejt. grd- nina unb aSiiebeteeburt, einen neuen, auf bieSiQjeln
ip ©Ott fein Oott, (lonbeU et in ©otteB fltaft, beS ^enenS gefdiriebenen Sunb ju erwarten. 33er
tt i^ SottcS ßolgtt STome a[§ €(!^mu(I unb trfte biefer$rD|)tieteni^3tremiai, berl}Dn629
rtjoBcttHmtuS folgt ni^tbag er blo|er3)1enfd^ M9 566 urop^egeit l^t. @i metSfagt, bafs, na^
ein (Sntttfifntij^t, toit die tJrommen, nut Der- bem mit se^ontaS bie ffSnige aus bem @efd)Ie(|te
Jic^ buT^ bit @nabe. S)enn bie iSeibinbung ^atiihs i^i gnbe erreid)t fiabtn (22, 30 ; Dal. S}.
(BStfliii^ itnb aRenld^Ii^eti bringt tS not^> 17, 22 ; 21, 25—27), bae $olI feinem AOnige
itti0 mit ß(^, ba§ bafi Sei^Itnlg gu 3e^oba Sianib bienen'ioitb, melden @ott eraeden wirb.
id^icbenouSoebiAÄueibennm^te, unb bie Stuf' S)iefer mirb ein gerechter unb Derflänbigtr©prof|t
« bc6 Sßiofilettn Vxa tS nit^t, baS @e^eimnig SouibS [ein. „@ie^e, 3:age Fommen, ffiric^t ber
lüfttn, foitbtnt me^t nur aiigubeuten. Sbenfo ^en.unbi^merbe^abibeinengerectitcnSfriiffen
i Die Äuäbrücte „Bon altera ^er, <mi ber Urjeit enoeden, unb ^errfc^en mirb er oIS flflnig unb
gm" nn^ bem ©))radögebrQuc& (7, 14. 20; mitb lueife fein, unb er übt SSei^t unb ®ere^-
51, 9) ni^t o^ne SSeitereS auf eine emige ^ei- tigleit auf utben. 3n jenen Sagen niirb 3uba
ift gu begießen, aber btt 3u|antmen^ang unb btt erl&it ntrben , unb 3SraeI uirb in 3ut)erftd|t
8enf<4 guc itbif^en ^erfunft laffen ^tei feint nol^nen ; unb biefi ift ber ^ame, mit meld^em f\e
>ete ffieutung gu (©Dr. 8, 23). aRontannau^ i^n nennen »erben: §err, unfer (Setediter" Oe-
b« SuSbifide in Berfi^iebtnem ©inne erflüren. ^ODO, unfete ©etei^tigltit, 23, 5. 6), Slamit ifl
18 eifie (Stieb fann auf ben Anfang bei (Se- nii^t ttuw gejogl, Se^oBa fei ber iDieflioS, fou-
lt«^ im SParobie« gutüifae^en. infofem bie bem ber SHeffiaä merbe fo genannt werben, toeil
ffionif^c SBtiSfagung bort i^ren Slnfong gt- in ilim unb !)ur(t i^n @ott aI3 bie ©ert^tig-
nmien nnb fid| biü^ ^ SBoit btt EBer^eifiung Feit feintS SoßeS fc^affenb erfannl nirb (Bgl. $[.
:t8CtifIiingt^t($ieiDn.,e9tin); bann mug aber 21, 32; 39, 10. 11. 3f. 51, 5; 53, 11). S}ie|
I gtpcitc @lleb eine neuere £Bebeutung ^aben, it\a,i beutlic^ 30, 9: „Slienen nerben fie bem
0 bie nrirfli^e Snigftit begeidinen. S'emgemäi ^c'mi. intern ®Dtt, unb SoDib, ifirem ffBnige,
tmi 5, 2 bie irbifi^ unb ^immlifd^e ^blunfl iue(d)cuii^ i^neneitotden werbe" (Bgl. Ofee 3, 5).
JL 3f. 4, 2), SB. 3 bie amitlet, SB. 4 f. bie X^Ü- ^udj bie SSegie^ung auf SBrael ift tco% 33, 16
ifeitbeflSBeffiaS als eines gnmten©olamDn bar« nicf)! guläffig; btnn bort ip oielmeir eintSInnjen»
[ieüt 3!rt*®eMrerin tarnt nic^t auf bie iDC&ter biinii unferer ©teEe auf 3erufalem gemocht, weil
ioB{4,9f.)fieä0ßenrotrben,n)eiIber3utammen' 3§riiel unb Serufalem fl^ ber Born 3J(e^aa ge«
ng mit 99et5Ie§em unb boS unmittelbar ä^otgenbe brachten ©erec^tigleit erfreuen. 91u8 ber Segeii^
> Serbinbung mit bem SÜleffiai oerlangt unb nung fann nic[)t unmittelbar gefolgert Werben, bai
bemfalfö ber gurücfweifenbe 9IrtifeI nic^t fel^Ien ber SneffiaB gSttlidier <Ratur fei (Bgl. @en. 33, 20.
ifte. Ca ift au^ bit SparoKele ju 3f. 7, 14; fij. 17, 15); aber wenn 30, 21.22 gefagt miib:
6tnitfo me^r gu bea^ttn, al@ bie ©c(iilberung „©ein ©ebieter wirb ^erauSge^en aus feiner Witte,
1 3fricben8iei^6 SB. 4 ff. mit 3f. 9, 7 ff. überein* unb ii!^ laffe i^n na^en, unb er tritt ^eran gu mit,
mmL Somit ifl id>er baS „^erfiorge^en" wirf' bennWerifte§,ber fein ^ergeinfe^t, mir guna^en?
( Ott bot .Sdiorentoetbcn" beftimmt ODtatt^. ]pniii ber £ierr. unb i|r Werbet mir gum SBoIfe,
. 8), baS ,mit' aber meist auf bie gSttIi(|e ünit* unb ic^ meibe eud) fein gum @olt", fo wirb bo^
bbng ^ 3)abur0 wirb bie unmittelbare Sgf {in befonbereS SSetf|äItni| beS WefflaS gu ^e^Dba
^nu uufSotobabel, neiden in SBabglon ge* angebtutet, wie eS f ein aiüenfc^ f ür ^c^ in Slnf pru^
na « (tlM'- SRopJ.), hinfällig. 91u^ fon^ nehmen fann. 3n ßap. 31 gibt ber «Prophet eine
U) tiTgtiibS ber 3)IeffiaS als ©ol^n eines ge* BufammenfaffungbermeffianifiibenSBeiSfagungen.
y^ffld^ MStmuOrtigen ffSnigS baigeftellt, ob* ^aS gtenb btS StoIfeS 'i)at aufge^Srt, bie iXeit^e
»V Ue $to|)^tten Ben 3tituntetf$ieb gern un- Spfiraim unb 3uba ftnb wiebet Bereinigt in ber
«■41(1 Mm. Siebe ©otteS unb teuren auS ber ®efangenfd)aft
wtft SBeiSfagungen bei affqtifd^en 3cit bt- gurüd nai$ ©ion. Oit bem 3JleffiaS beginnt bag
^ißKii bcn j^Ö^etranft bet mejfianife^en SISeiS- neue 9tei^ beS ©egenS unb beS SlilctS. „StBie
jVngen. Xüe folgcnben ^ropl^eten tonnten bem longe mit^ bu bi^ oerlieren (herumtreiben) in
raffuttObe aus btt 3eil gge^iaS' nur noi^ un' SBegierlidireiten, abtrünnige 3:Dt!^ter? 3)enn eS
gmBii^ 3üge beifügen. 3|re ffieisfagungen f^affei bet §ett iJieueS auf Stben: tinaßtiSwitb
»»WnwJStbeiftanblii^ unter SßorauSfeBungbeä einen 5D!flnn" umfd)lie|en (31,22). 33iefe aäJeiS«
** äfnlaS unb SRii^aS entworfenen SBilbeS. fagung ifl bunttl, ^e^t aber in mef|1anif^ 3>''
1363
aJleffiaS.
1364
fantmenl^ang. Creare (barä) meist auf eine neue
göttlid^e Schöpfung, auf ehoaS Slu^erorbenllid^eS,
SBunberbarcS l^in. ®a mon nun bei SeremiaS bie
Sefanntf^aft mit 3jaia§ unb 9Ric^öQ§ annel^men
niu|, fo ift bie Sejiel^unö ouf bie SKenfd^werbung
ioenigften§ afö bie annel^mbarfte Srflärung ^u be>
trad^tcn. ®amit beginnt ber neue 95unb, weld^er
olSbalb angefilnbigt mirb. „Sielte, Zage fommen,
]pxxä)t ber ^err, unb id^ fd^Iie^e mit bem ^aufe
äSrael unb mit bem ^aufe 3uba einen neuen
SBunb. . . 3c^ lege mein ®efej in il^r SnnereS,
unb ouf il^r ^erj fd^reibe xd) felbe§, unb ic^ bin
il^nen ®ott, unb fie »erben mir jum SSolfe fein,
unb nid^t belel^rt fortan jiemanb feinen Tlöd^ften
ober einen feiner Srüber, fpred^enb: 6r!enne ben
§erm! ®enn?ine werben mid^erfennen, öonbem
leinften bis jum ©rösten, fprid^t ber §err. ®enn
id^ merbe vergeben il^re @(!^ulb unb i|rer @ünbe
nid^t fürber gebenfen" (31, 31 ff.). SDBä^renb bei
ben älteren ^ro<)]^eten ^rieftert^ium unb (JuItuS
mel^r jurüdKreten, unb ber äußere Sult, tt)ie il^n
bamalS bie 3uben, nid^t ol^ne Sinmifd^ung t)on
©öjenbienft trieben, öerurtl^eilt mürbe, meil bie
Dpfergefmnung fepe, tonnte 3eremia§ bie alte
SSeiSfagung t)om emigen ^o]^en))riefter nad^ ber
Orbnung 9ReId^ifebed^§ mieber aufnel^men. 6r
lennt nic^t nur ba§ leüitif d^e ^rieftertl^um, f onbem
t)er]^ei^t aud^ bem bat)tbif(|en Jlönig felbft, ba^ er
©Ott naiven bürfe, o^ne p fterben.
S 5 e d^ i e I f ül^rt ba§ SBeUen ® otteS unter ben
SKenfd^en weiter au8 unb öerbinbet eS mit bem
Äommen beS ®at)ibiben (ftaj). 34). ©obann ftettt er
Aap. 40—42 baS meffianifd^e SReid^ unter ben Sil«
bem be§ neuen 3§raeI8, SerufalemS unb SempcIS
bar. @r üerbinbet ba§ föniglid^e ^mt be§ aRefftaS
nod^ enger mit bem <)ricftcrli^en, inbem er für
biefeS bie 3$orbiIber in ber Sinrid^tung beS Sultu§
!inbet. ®iefer ^eilige pricfterlid^e ©farafter gilt
^m als Snbjiel ber mefftanifd^en SJerl^eigungen.
3e]^ot)a mirb üom anarfe ber l^ol^en ^eber nel^men
unb einfe^en; öon il^rem SBipfel wirb er einen
jarten S^^^% abbred^en unb il^n pjlanjen auf l^ol^en
unb erl^abenen 8erg. 9luf lol^em 8erg 3§rael§
wirb er il^n ))f(ansen, unb er wirb auSfd^Iagen einen
©proffen unb wirb fjrud^t bringen unb werben ju
einer großen ßeber, unb wol^nen werben unter ii^r
a&eiBögel, unb ieglid^eS ©eftügel wirb im ©d^atten
t]^rer3weigeniften(l 7, 22— 24;t)gl. 21, 25—27).
©Ott felbft wirb wieber baS §irtenamt über feine
beerbe übemel^men unb feine ©d^afe fammeln auS
ben SSölIem unb fte auf ben99ergen SSraelS weiben
(Äaj). 34). „Unb id^ werbe erwedten über pe einen
t^irten, ba^ er fie weibe, meinen Äned^t S)at)ib;
ber wirb fie weiben unb fofl il^nen fein jum ©irten.
3d^ aber, ber §err, will il^nen fein jum ©ott, unb
mein ßned^t ©aöib fott prft fein in i^rer SRitte.
3d^, ber §err, l^abe gefprod^. Unb id^ werbe
fd^lie^en mit il^nen einen gfriebenSbunb unb werbe
üertilgen bie rei^cnben 2biere auS bem Sanbe"
u. f. w. (S5. 23 ff.). „Unb id^ werbe i^nen er«
wedten einen ©proffen jum Shil^me, unb filrber
f ollen fie nid^t l^inweggerafft werben burd^ junger
im Sanbe unb nid^t mel^r ^u tragen l^aben ©d^mo^
ber ßeibent)öl!er. Unb erlennen werben fie, ba|
id^, Ber §err, il^r ©ott, mit il^nen bin, tmb f«
finb mein SSolf, baS §au§ 3Srael, fpridbt ber ßert,
©Ott" (S. 29. 30). ©Ott Wirb fein ©oH jurö*
fül^ren unb glücflid^ mad^en, nad^bem eS Sn^
getl^an l^at (36, 24 ff.). „Unb mein ftned^t3)aöft
wirb RMq fein über fie, unb ein ^irte über pe
alle ; in meinen 9ied^ten f o&en fie wonbeln mb
meine ©ebote l^alten unb erfüllen . . . imb SosA,
mein Jhted^t, ift il^r prft in Swigfeit Unb Vi
fd^lie^e mit il^nen einen OfnebenSbunb, ein etoiget
sBunb fei er mit il^nen, unb id^ fefitge tmb ine$n
fte unb f e^e mein ^eiligtl^um in il^re SRitte oif
ewig. Unb mein 3elt wirb bei il^nen fein, unb i^
wiU il^nen ©ott fein^ unb fte follen mein Soff febi
Unb erfennen foUen bie 92attonen, ba^ id^, ha
Öen, eS bin, weld^er 3§rael l^eiligt, wenn ob
^eiligtl^um auf ewig in il^rer 3JMt fein urixb'
(37, 24—28: ögl. 39, 22 ff.). 68 ifi fainnp
bezweifeln, ba| Sjed^iel l^ier an bie ewige (SstfioQ
beS aJiefftaS, nid^t an bie Swigfeit ber S^nop
gebadet ^at ©erabe weil er nid^t eine Stii)d*
perfönlid^feit unter bem gfürften SSraelS im tage
|at, fann er nid^t einen Jtönig in getodl^t^
©inne meinen, fonbem nur ben SReffioS, be|{a
Silb ber ftönig ift. 3)ie Snorbnungen, wel^e er
ben neuen %tmpa unb für ben neuen Opfff*
bti
ienft treffen mu^, laffen ben jfönig als vm
^o]^en))riefter erfd^einen, weld^er fein Soll mit Sott
t)erfö^nt (44, 2 ff.). 3n bem SRenfi^enfo^ ukc
bem Silb beS Sl^roneS (1, 26) ift wol^d^«^
ber t)om |^immel fommenbe ©ol^n ©otteS, m
bem wir bei ben folgenben ^ropl^eten ^^
erfal^ren, gemeint.
S)aniel, ber fd^on im 3- 606 unter benpi*
f d^en ©eifeln nad^ Sab^lon gebrad^t worben mar,
^atte ftd^ burd^ feine SBeiSl^eit unb ©el^rgobe eine
anfel^nlid^e ©teQung beim ^ofe beS Sttmfi {s
erwerben gewußt. 2)urd^ Deutung ber £nnin^
gefid^te ber jtönige 9{ebucabne5ar unb Saltofiat
würbe il^m ©elegenl^eit gegeben, ben ©ang bei
©ef d^id^te unter ben Silbern t)on bec ©tatue wk
ben Silieren t)orauS3ut)erfünbigen unb baS SttaoF
men beS meffianifd^en Steid^eS am Snbe berSn^
5U weiSfagen. Obwol^l, mel^r wegen beS ©tanfc»
a|eS beS yaticinium post eventnin alS anS^
torifd^en ©rünben, biefe SBeiSfagung t>tm oQa
^orp^^r) unb neuen SRationaliflen oft in bie 3*
beS ff5nigS ^ntiod^uS Spipl^aneS txriegt »itb, (d
Unnen bod^ unmdglid^ bie Diet Xeid^ k»om (#
lonijd^en, mebifd^en, perpfd^en unb gned^if^ite
Dom bab^lonifd^en^ mebo-perfifd^, gned^ifte
utd) f eleucibif d^en erflärt werben, fonbem bie ttw
tioneUe Srflömng Dom bab^lonif d^ ^^'^'^JSf!
f d^en, macebonif d^«gried^ifdjen unb liwif^ojj^
ift allein im ©taube, ben ^ebotdengong beSSMtcS
narjulegen (ffiüfterwalb, 2)ie aSBdtreid^ unb bo*
©otteSreid^, greib. 1890; PUlout, Danidelle
Bationalisme biblique, Ghamb^iy 1890). S)tf
«Ott t
•itttc 3W{5 wirb nur infofem oK baS rBmilc^e Sc- ßcltgt butc^ 3efioDQ. 3efu8 ßSriftuä i(l b« Siiro^
|ttt((net, alSeS mit biefem beginnt: aber tBI)Qt (ine unb ©runbflein in einer Sperfon; et rairb öer-
tBweBrmjte 3)oun bis an boä enbe ber Seiten, reorfen, inbem er burcd fein SBoK um ber ©ünben
SM füi^ fflei^ ip baS meHiQnt[c^e, aber nid)t ttiillen tetbet (3j. 53, 5), aber bieietrigen, Hielte
He| mfi mit ber groeittn^Inhinft bt§a)le[fiQa be- ifjn öemiorfen tiaben, raerbcn jerfi^mettcrt (2uc.
jhoienbt,[i)nbemba§beibeterPen91nrunft8runb" 20,17.18. gtpg. 4, 11. ISor. 3, 11; 10,4.
aättft, Otli^tS in baä ifiei^ ber ^ertli^Ieit über- ^i). 2, 20). 2)a9 mefiianifi^e JRei^ ifi bur^
nUrt, tttnn tä auc^, tnie gemä^nli^ in ber pro- ben o'Eine Sutb"" tieä aWenfcfien erWcdten aJleJTmS
l^itif^ S))ro(^e, mit ben Sarben beS lehttm gcgriinbtt morbtn, niäd(i§t an ju einem bie Söelt
oft ip. gjon bleiern ffiei^f wirb ffap. 2 gefagt : umfaficnben SReirfie, bis eS aUe SBeiPOfjner ber Erbt
t ben Sjigen jener Keii^e (Äönige) nirb bet umfc&liefet, nm bann in baS Sei^ ber ftcrrlic^feit
1 bcS §immels ein Kric^ ernteten, meld)e8 überjugelien unbjo als eroigeS SRei^ fortjubauem.
fn Etvigfeit ni^t ger^Srt toecben nirb unb beFJen Ss ift auf ber Sibe bem SBolIe bei ^eiligen ge>
^cnfc^ einem atüiem SBoRe nic^t gegeben toeiDen geben, benn bie|e ftnb auS ber 3Renge au8ge{onbät,
Ktib ; (9 toiib aber aQe iene Stetere jertrümmem Sott gemeint, ein Ideiligee, fönigltc^el, prieflet-
inb gennolmen, unb es toirb beßel^en in €mig- Ii(!^eS®e[(f)Ie[^t(l$etr.2,9). daraus folgt Ieine8<
!ttt" (33. 44), 3m 7. ffopitel wirb aber beri<|' megS, bafe ni^t an einen pcrfönlirf) erfc^einenben
et: ,@ieK mit ben 9SolIen be3 ^imutelS tarn ÜJlemaS }u beuten, unb ba^ nur bieäBeltlierrf^
sie eines Vttn^fyn ^Dl)n, unb er gelangte bis ber kommen gemeint fei. @$on bie 93ergleiiif)ung
in bem SIten an logen, unb öor beffen ^In- mit ben wettli^en SRonar^ien oerlangt fürbaS
|cful^ braute man i^n bar. Unb er gab bemfelben meffmnift^e 9ieid| gteiibfaSS einen jf ünig unb ^ü^'
Dbiqt snb ^errliii^reil unb JtSnigtt)um, unb aQe rer. ^ie p^antaftift^ tnäre eS aber aud), baS mit
BBKer, ©lamme unb 3"ti9«i foÜen ilim bienen; ber aBeItIieTrfiiiüftjuMobnenbe5Sunbe§Don unter
irine Sla^t ip ewige Wac^t, bie nicf)t genommen bem Silbe bes ÜJIcnjc^enfo^ne« auf ben SSJotten
irtd>, gleiqlDie fein flbnigl|um, baS nie ju ®cunbe beä ^immei§ tammen ju fe^en 1
irtt" (S. 13. 14). „aber bie öciligen ©ottcS, 2>er DJ? enfd)enfo^n beutet im ®Egenfa| ju
M SSn^5cf)fien, werben baä ff5nigt!)um em= ben 3:f|ieren ber QSeltrei^e auf bal meffmnifd^
pfongcn unb werben baS ffSnigf^um behalten auf Stei^ als ein we|entlid(i ^Siftiti. entgegengefe^teS
[toig, in oOe emigteit" (EB. 18). „S>a3 ffanig° Steic^ bin. ^ er auf ben SSoIten be9 $im'
^an läitt unb bie 3na(^t unb bie ^errlit^Ieit beS mel§ lommt, fo ift er nit^t ein bloger Mtn^ify,
tHotat^umi, welches unter bem ganjen pimmel fonbem l^at nur ba§ Dluefe^en eines SJIenftben,
ip, Brtrh bem äöoKe ber Zeitigen beSMerbiW&ften „toie ein ^ölctif^enfofin" j benn in ber ffloHe
mgÄtn, beffen ÄBnigt^um ein ewiges fl&ntgl|um Dffcntmrt fidj föott, ®er ^immlifd(|e TOenf^enfo^n
iP, mtb bem «He ffönige bienen unb geborttfen" ift filJD ©otl unb 9Kenfc^ äusl'ii^- "^W 2Iu(-
(S. 27). ^M SJleffiaS ift in ffop. 2 unter bem fnjiniig, meldje bure^ ben ^inweiS auf baS ewige
eObe eine« ©teineS, in ffap. 7 unter bem ©itbe Seii^ (2, 35. 44; 7, 14. 18. 22. 27) betätigt
dnrt3»eitf^fi'tl"*8bargeflent. „3)emgemä^5flp loirb, ift, loie wir gefe^ ^olbm. but^ bie bifl-
ta fl€|^^, büfe fidt) Dom Serge ein ©tein loS» fietige ^>rrl3t)etic wol^l begrünbet, wenn auc^ nic^t
avi^*» ^t nid^t buri^ §änbe, unb jermalmt bat fo beutlid) aii-'-iiefpro^en. Siegbi^Ib [|at man eS
X^indi ©ifenunb (jrj unb ©itber unb ®olb; nictit crft t)ei £i9riftgelctirfanireitbeiiumefien, bafe
Sott ber ®ro6e ^t bem ftänige gejeigt, Wa8 ber SBegriff beS ÜKeffiaS mebr metüpbgfifiil ober
braomt nrirb nacEitiec; unb wa^r ifl ber ^raum m^ftif^ würbe, ober gat bie Selire oon ber $rfi-
axb guMtlÖffig feine S)eutung" (2, 45; t)gl. 34), epftenj ber ©eelen alä ©ranbtage ju betratbten.
IH«(rt Siib ip bur^uS nii^t fo Quffallenh, qIS 9[)ientcbenfoH®at)ib5fof|n,lSotteSto&nbiIbeneine
rt auf ben erpen Slicf fc^einen lönnte. Sier $ial- jnfammenfiQngenbe SKeitie, wie aß-39racl, baS gei-
MiBfagt: ,3>a©tein, ben bie Sauleute berWorfen ftige 3SraeI, ber SKefpaS. 3)« ®aBib§fot)n ent-
(Acn, ip jum Cctpein geworben" (117, 22). fprid^it bem ffönig über 3Srael, ber 3Kenfc^enfD^n
yUM bemerft öbnlicEi (28, 16) : „5DQrum fprid^t bem §erm über aUt Stationen, bem §errfc^er ber
■qo ber $ierr : ©ie^e, i^ bin'S, ber in ©ion einen SQJell. Sie Sabqlonif^e ®efangentcbap ^atte ge«
&tbi flffliüi^et fyit, einen ©tein ber ©cwä^iung, jeigt, baB boS mefPanijc^e SReid^ bie 6nben ber
(tarn Opid&en ecTftein feper ®riinbung." Unb erbe juSreujen bofim wirb. ffia| ber iDienf^en-
ct^ bie meffianiff^e Segiel^unfl 51, 1 ff. feftp ; fofin ber SERefpaS ift, qtljt fc^on au3 bem Serbält-
JS^aaa anf ben g^IS, auS bem i^r genauen, auf nil beS funpen SHeiiifea jum Dierten ^erOor unb
Me ^^mg, au3 ber igi gegraben feib. ©^auet Würbe Don [ebet Don ber jübifi^en unb d^irtflli^en
a^mbaifym, euem Sater, unb auf ©ora, bie Stabition angenommen. 3)er beftünbige ©ebraud^
(KQ S^mtn, Wie idt) ben ginjigen i^r berief, berSe3eicbnungfürl56'^P"^'<"'"™rbepiebigenb
wA qn f^nete unb i^n mehrte. Sllfo tröpet ber au§ bicfem Sotgang bei SJoniel erflött »erben
6etl ©on mib trBpet aD' ibre krümmer." Son (DgLÜKattb. 8, 20) unb ipumfot^arafteripift^er,
epJUtmt tp Sac^tiag ju Dergleichen (3, 8 ff. ; atS nur SefuS Don p^ felbp baS Bort gebraust.
t 7). gfflt ffioDib unb 6f|fiP"§ 9'6t '^ *i"f" 5iur ©tepbanuS gciraudtit baS SQJort Dom uet-
Btmi^ unb Sdpein b(^$aufeS@ottee, auf ©ion ftärten ültenf^eniobn (^g. 7, 56). 3He Sngel
1867
aReffiaS.
1368
Qtn ®xQbt nneberl^olen baS SBort be§ ^erm (8uc.
24, 7). S)ic ßjcgeten fd^toanfcn, ob fic ®an. 7, 13
Don ber erftcn ober jtoeitcn Slnfunft beuten foHen.
S)ie ^meite Snnal^me l^at gro^e äBa]^rf(i^einU(i^!ett
für fid^, menn man baS Reine ^om unter ben ^el^n
Mtnttn, nne not]^n)enbig, ntd^t t)on Sntiod^uS
St)t))]^ane3, fonbem Don bem Snttd^rift beutet, unb
fümmt gut mü Sölattl^. 25, 31 überein. «ber
mä) ber gonjen altteftamentli(i^en SBeiSfagung,
toeld^e ntrgenbS fo unterfd^eibet, gel^t ber änfunft
be§ SRef jiaS über]^au))t ein ©erid^t DorouS, xotli^^
nid^t mit bem SBeUgerid^t ^ufammenföllt fo ba^
aaä) 2)an. 7 f d^merlid^ baS Snbgerid^t 6ef d^rieben
toirb. 3m 9leuen Seftoment toirb ber aJleffiaS
nad^ feiner erjten Slnfunft SRenfd^enfol^n genannt
unb erl^äU atö fold^er Dom SSater ba§ ©erid^t
(30)^. 5, 22. 27), fo ba& baS ßubgerid^t ber jwei»
ten ^nfunft anl^eimföQt. 2)a3 kommen auf ben
äBoKen !ann allgemein bie 93er]^errHd^ung bed
SRefpaS bebeuten, tütlä)t er burd^ fein Seiben Der»
bient l^at ($f. 2, 7—11. SOtattl^. 26, 64. 3o]^.
12, 28; 17, 1), in ber Stuf erftel^ung unb §lmmel»
fal^rt erl^ielt unb in feinem 3leid^ auf ßrben offen-
bart, bis er ^eS untenoorfen l^atunb n)ieberIommt
Sum Oerid^t (1 Kor. 15, 24 ff.). S)aS Äeid^ beS
aWenfd^enfol^neS wirb Stop» 9 nod^ nöl^er borge»
fteUt. ^ier brid^t fid^ 2)aniel }ugleid^ mit einer
bis jie^t in Der $ro))|etie unbefannten ftlarl^eit
über ben 50leffia8 auS (^ieron.). 3)aniel bittet
©Ott, er möge bie 70 3a]^re ber ©efongenfd^aft
(Dgl. 3er. 25, 12; 29, 10) abfürjen unb bem
fßoltt Derjeil^en. Slföbalb erl^ölt er burd^ ben @ngel
©abriel bie ®ett)ä]|rung ber Sitte. „68 fmb 70
äBod^en abgefürjt über bein Sod unb über beine
l^eiUge @tabt, um ab}ufd^Iie^en ben 9(bfaD unb ^u
enbigen bie @ünbe unb }u tilgen bie @d^ulb unb
l^er^ufül^ren emige ®ered^tig!eit unb p erfüQen
©efid^t unb SBetSfagung unb ^u falben ben ^ei-
ligen ber ^eiligen (baS ^eilige ber ^eiligen)."
9lad^ bem Urtexte ift baS Merl^eiligpe gemeint
unb biefeS alfo auf ba8 Steid^ beS SRefftaS }u be«
Stellen; benn bie ®en)ö]^rung gel^t in aQen Steilen
über ben unmittelbaren 3*dc* ber Sitte (S. 17)
l^inauS. (Sgl. 3f. 4, 5. 3cr. 3, 17. gj. 37, 26. 27.)
S)ie @albung gefd^iel^t aber burd^ ®ott in ber
mefflanifd^en 3elt ($f. 44, 8. 3f. 61, 1). 3)ie
Se}ie]^ung auf ben SReffiaS felbft als ben ®e[alb«
ten unb ben ^erm unb baS ^aupt feiner Jcird^e
ttmrbe fd^on Don ben Sätem beDorjugt. S)ie fpä«
teren S^egeten loaren nur barüber nid^t einig, ob
biefe @albung burd^ ben l^eiKgen ®eift bei ber
aWenfd^werbung ober bei ber S^wfe anjufcjen fei.
3m tjfolgenben gibt ber 6ngel eine naivere ®r«
üorung für bie 3rtt ber ßrfd^einung bcS SWeffiaS.
„SBtffe alfo unb Derftel^e : Dom ßrlaffen beS 9luS»
f})rud^S, bafe 3erufalem wieber gebaut werbe, bis
auf gl^riftuS, ben fjürften, werben 7 SBod^en unb
62 äBod^en fein ... unb nad^ ben 62 äBod^en wirb
Kl^riftuS getöbtet werben, unb eS wirb fein Solf
nid^t fein, weld^eS il^n Derläugnen wirb (wirb
g^riftuS getöbtet werben, unb jwar für fid^). Unb
bie @tabt unb baS ^eiligtl^um wirb ierfUten eil
Solf mit einem fjfürften, ber ba tommen wirb, tnb
fein Snbe ift Serwfiftung (in @turmfbtt), mb
nad^ Seenbigung beS JhiegeS bie feflgefe|te Sei^
öbung" (S. 25. 26). „SefefHgen ober wiA ba
Sunb für Siele Sine Ü&oä^, unb in ber ^(Ofte
ber äBod^e wirb aufl^ören Sd^lad^topfer unbSjmf»'
Opfer; unb im Tempel wirb fein ber @reuelbct
Serwüftung, unb jum ©d^luffe unb }um Snbe loÜ
bauem bie Seröbung (unb über bie @reud}inK
!ommt bie Serwüftung, unb bis }ur befd^ffesa
Serl^eerung träufelt fie auf bie Serwüfler)." SBk
3ö]^lung ber 3a)^reSwod^ tann nid^t Don S. 2
ober Don einer $rop]^etie eines frül^em ^opl^
aud^ nid^t Don S. 24 auSgel^en, fonbem 1^ mit
ber ßrlaubni^ }um Aufbau 3erufaIemS }n be-
ginnen. 3n ber Srlaubnij^ beS S^ruS ift ober
Dom Srbauen ber @tabt feine 9tebe, aud^ bie bd
S)ariuS begiel^t ftd^ blo^ auf ben Xempelbau. ^Mfa
tann eS ftd^ nur um baS 7. ober 20. 3o^ bei
SlrtaprseS l^anbeln (ßsbr. 7. 3lt^. 2, 7-9);
S)abei ift eS aber wieber fraglid^^ ob9rtaseise8l
ober n. (SRnemon, geft. 359) gemeint ifi (tigL
gegen le^tem SSBinbifd^mann, 3ot. Stub. 130).
2)aS 7. 3a]^r beS Srtaser^eS I. fiel wal^rfd^emTu^ii
baS 3a]^r 457. SBenn man ba^u 69 Sal^reStDO^es
= 483 3a]^re jöl^lt, fo erl^ött man 779 a. «.
ober 26 n. ßl^r. Rubere nel^men für baS 7. Sk^
baS 3al^r 299 a. u. unb erl^alten 782 a. o. obet
29 n. ei^r. SBieber 9(nbere finben ouS 297 bol
3a]&r 780 ober 27 n. gl^r. 3n biefcm fUcißa
bewegt ftd^ bie gl^ronologie über bie Xaufe 3e^
2)ie anbere 3ö^^ung, Dom 20. 3a]^r beS SrtaseQfS
auSgel^enb, ifl bie gewöl^nlid^e, mug aber, en^
gegen ber l^erfömmlid^en Sl^ronologie, Don eint
!IRitregentfd^aft beS Slrta^er^eS feit 474 rt^oei
unb bewegt ftd^ jwifd^en 457—454, waS 29—82
ober 33 n. Sl^r. ergibt, innerl^alb weld^er ®reiqa
baS 2:obeSia]^r 3efu gefud^t werben mui 3t
Serpltni^ )u ber Unft^erl^eit ber ganzen (Sf^aoB^
logie fmb beibe Stefultate nod^ }iemlid^ geium;
iebenfaQS ftimmt bie Sted^nung fo gut, ak maneS
Don einer allgemeinen ^ropl^etie erwarten fön.
3)a^ bie 3erftörung 3erufalemS nid^t unmittelbiB
nad^l^er erfolgt ift, bilbet ebenfo wenig einen ß»
wanb gegen bie Stid^tigfeit, als bie Ser}5getiiii|
beS äBeltgeri(|tS bie eSd^atologifd^ Sieben bei
§erm beeintröd^tigen !ann.
9(uS ber nad^eiilif d^en 3eit finb nur brei ^
pl^eten befannt : SggöuS, 3<^4<^^ itnb Sbiki>
d^iaS. SlggöuS gibt wöl^renb beS SmieS m
3erufalem blo^ eine allgemeine Sd^ilbermig bec
3ufunft. „S)od^ nun fei getroft, Sotobobel, teWjl
ber ^en, unb fei getroft, 3efu8, ©o^n 3oH«i
bu l^ol^er ^rieftcr! ... Unb id^ erfd^üttere bie Sa-
fer alle, unb f ommcn wirb ber allen Sölfetn fe*
f el&nte (f ommen wirb bie SluSlef e aDer SöBtor), «*
id^ erfülle biefeS ^auS mit ^enli^feü . . (M
wirb fein bie ^errlid^feit biefeS Jüngern ^ooftfl
mel^r benn bie beS erfien, fprld^t ber ^ bct
^eerf d^aaren ; unb an bief em Orte werbe id^ gfrieboi
^l"- * •' i - - £
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•-'•""T" • ir^*"/' ""-"' "öT^ — ' — ---- - — —
einen ©icgclring; bcnn tc^ l^abc ti± cr= rsr üir. itz=ir.zi2:z
ri(i^tber^enbcr§eerfd^aQren"(2, 22b:5 'M' 4.. S*=:2:r=2f
) — 14) an bie alten i^rop^etcn (Srr:^. ^Iricrirr L.^n .Izl :r r= um: is
led^t) anjd^lie^t, aber me^r als 3l^:rǤ rf p:: irurnr r: n:=: Lzzr : rsr r=-=
i augenblidfüd^e Scttung burti^ 3P'----- --^- ^~ i?=m
) l^inauSweiSt. Semcr!cn§roeri^ i'i. t :5 :i^ :-s r.c3in. iizrr
tftimmt bem mäd^tigen fjüqicn ben anncr..
1 2Keffta§ gcgcnübcrfteUt. ,,8obprc;ie rrr 5:rri xn r»iJ2r n .rJ -rr rr 31::
, Softer ©ion ! 3)enn jielie, ii trr.r.e £c nirr -.r n -■• s^
me SBol^nung in bcinet 9)httc, fprii: brr ^s o=:h >:h v^rr rir
l, 10), gebt jttjar Dom SJBicbcrau^Lrii ttl IE ' ^ri ri^r rrr =:
aus, tpirb aber biirci^ bie SS. 11 ccr cir« ^rsi^rizr::: Lci>£f t=rrr:
rfc^rung ber 9?ölfcr unb bas S?/l2 c:« rr. kzi 'jl
^^—
'•••TWW'
Sßo^ncn ©ottc§ im l^ciligen Sar^c vzZ onil ^ztl =1 ±rr r
noäblten 3cru|nlcm auf bie meincrrlic :ht. &::r. ^r «rzn n. --.- f**^ — -
?gebebnt. 3m 3. ßapitel fommt ttc (ri^ :»Er cr'rciar !u rz, rc* ^
§obenpriefter§ Sojua l^inju, fo bcB !'rr iir^ r»=i»r Ä=ir ±r: =- t"- r,.% ■
ba§ 9lmt bc§ Surften (3orobabtl.i ir^ iru -^r x: ■"" ■« ■ ■■■■ ^r. z=zr
»nprieftcrS in Siebe unb ffriebcn uerch:::. iar. r:. zzr i. ■■ -^^ — — - _-
,nb 9laron in einer $erfon ift. „Siebe, :± i?nia::rmE- i:: tttt _:r "=r. r^
mnien laffen meinen ffned^t, ben Srrr^cr. n«. S-n:!^ r ■" — ^ rr »:
) ; beun fiel^c, er ift ber Stein, tDclÄrr. :r
jor Sofuc ; auf bem einen Stein fln^ f.cbrr
Söd^er); ficbe, id^ meiple ba§ SiUdst!
i CLWl, unb id) nebme binwcg bie 2i::Ir
mbe« an einem 3:age" (3,8.9). „Sicrn.
m, Sproffe ift fein 9Jame, unb an 'cir.c: inrzj on: i«>-^- ■ . u>
irb biefer fproffcn unb erbauen ben xenu»«:
)crm. Unb biefer »irb erbauen ben ScziäI
^crm; unb biefer toirb §errli6!n: c- m ifm: !r
mb fici^ nieberlafjcn unb ^errfc^en cu^ 11:;= ''
one, unb er ujirb $rieftcr fein au? ictneir
unb Sat)^ bc§ iJriebenS Wirb fein ^tri^icr.
eiben" (6, 12. 13). Ser 9KeiTiai r: r»-
3f. 4, 2. 3er. 23, 5; 33, 15j urt B:?:r
7, 22. 3f. 28, 16) in einer ^*errr m
eine fiebenfad^e SSermunbung on ra?r
'ur^ fein Seiben wirb bie Sünbcrrlsaa».!
i, aber nad^ bem ff ampfe fommt td» hri.
9, 11 f. 3ffön.4,25. ü}«di.4,4.. ür
baut ben Scmpel unb ftiftel rtr. Sieit
?bcn§, beffen ftönig unb ^rimc r r
;. 12, 29. iPf. 109, 1. Cfferi. l i'l
iten SI)eiIe, ber aber nit^t fc »mr trm:
bftid^t, ba^ er mit ber neuem ftrnif tue: -wmmmama^ti''^i=^. '^^^
^n$rop]^eten5uge{d^riebent9er&si3mcL j^^xt^säsa^. »^ ^^^^}^
Id^ ber ^ropl^et in l^ol^em rn)r«CQKrr3E2flB9HBu. ^ ^ ^^<0
3 Don ber ©egenwart i^ur fenier 48&E:iä^rtMMHk. .-'i^^ ^^^^
im meffianif^en SReid^. fc ir in i f mi 1 "T~ ^il^^ ©off*
be§9neffia§ über bie ^eniD'. ifi^^MMHVMMKi. .lodden. %a^
: bie ungel^orfamen Sö^ni S
mirb al§ l[)eilige§ SSoI! ;
n @€rtc^t über S^ama&cul
el^r, Softer Sion! StoSühl .
Sielte, bein ff önig bnnnitr
1371 aileffioS. 1372
bta93unbeSflifleft ffli gWi^Wieutnib l&oltoi, man 96, 7; 97;98; 101. 3ocI3, 17-21. ^.2Ah
mitbbo^ra^HäUfliien Mimen, ba^gmiit^enbem 24; 27; 35, 4. 10. Sg. 34, 11 ff. j 43, 2.7.
fietm ber ©etrfi^Qren, Weimer baä Kommen be« Saä). 11, 12—14), btaieifen, bo^ bet 2Refjiafl tH
SunbeSoißriS BreKinbigen lä^t, unb bieftm ein ein g&ttlit^eä SüBefen gebad)! toirb. (Er i^ bs
Untetfd^ieb befielt S)a o^t^in bie ganje Kei^e gmmanucl (2St. 7, 14), ber flarfe ®ott {3|.9,6),
bet SBeiSlagungen als befannl »orauajufc&en ift, bec ?luSetraäI|lte ®ottö (3f. 42, 1 ff.), btr Swi
fo fann an bet grfc^einiing bt§ OTeffiaS in fit^t- bet ©ere^iigfeit (3er. 23, 6), ber flBnifl im
tiarer, menfrfjüi^cr ®eftatt nii^t gejmeifelt werben, emigteit (aJiid^. 5, 2), bet aJIenfcfienfa^ tod^
aSitlme^t mnfite bie flötttic^e Statut ^erüorgel)D6en oom §immel lommt unb eine ewige fe€rrfi^rft(&
tMtben, um SIrael juDerfi(f)l[id)en Smft ju ge' ^ält (2)an. 7, 13. 14). IIS aufgabt bcS Si^
mähten. .iSi^^e, i^ fenbe eu^ @Iia§, ben ^ro* fiaS nitb ba§ f5nigli(t)e, baS pzo^1)tü\ä)t nÄ
Poeten, bcoor ber lag beS §erm fommt, bergrofe ba8 ^o^eptiefterliii^e amt tejeitfinet 5BaS Haä^
unb fmif^tbare; unb er wirb jurüilnienben baS §er$ tit^e Smt ift BotBeteifef burc^ ben @tgen 3oai*
ber!8äteräubmflinbem,unbbü3§etäbetÄinbet ü6er 3uba unb ben ©fem auS Sacob unb td^
m i^ten Sßätetn, auf ba^ i^ nid&t lomine unb bo§ in 3!)alJib unb ©alomon eine t^eilmeife gtfüHiog.
2anb fc^Ioge mit Samte" (4, 5. 6; ügl. 3f. 40, 3. Sliefe raerben nun baS fflorbilb für boi Sffleflt*
aKatt^. 17, 10. 2uc. 1, 17). gnbliii^ meist OTq- fönig, ber balh ®aDib, balb ©o^n ©aüibS, (alt
la^iaS 1, 10. 11 auf baS immetß)äl(irenbe Opfer Aönig ber JTönige genannt tuirb unb bie etiii|t
beS 9ieuen ©unbeB ^in. „3^ ^aSe !cin ©efolleu Sauer beS baöibifd^en flönigt^umS fiii^ett (3 flh.
an eu4 }P'^¥ b« ^t^ ber öeerfc&Qaren, unb 11, 39. 3f. 55, 3. gj- 17, 22—24). SlaSfdfc
nel^me lein O^fer an auS euem ^ünben. S^enn nirb met)r unb me^r ibeali^t (Sßf. 2; 20, 5.7;
tarn IKufgange ber ©onne HS junt Untergange 44;60,7;71;109),inbember^efftaBaIS€itei>-
nirb mein ^ame gro^ merben unter ben fOöltem, fürft, tneldierbiefeinblic^eSSettiumSiJEKtntlfnM
unb an ollen Orten mitb meinem Flamen geopfert, T$ii|e mai^t CPf. 2 ; 109), unb als ^nebenSfmft
oefpenbet, unb jwat ein reineä Opfer." 2)tefe bet in götlliiier ©ereii^tigfeit bie ewige ftenfi^
SBeiSfagung ift nur im ^eiligen aWe^opfer ber flifjrt unb alle SBöKer unter feinem ©cepler tw
rat^olif^en ffirc^e erfüttt. SßJeber bie Söerbteitung einigt (Spf. 71), bargejlellt wirb. S)ie ^roliSet«
ber®DtteSerIenntni| burdd bie3uben in betffiia- nieiäfagen bie Sßjiebet^erfteltung bet jerfolfcw
fpota, no(^ bie geifHgen Opfer ber Sänften niet- ffönigSliütte (am. 9, 11. Of. 3, 5), bie feiwc
ben bem SSortlaute irgenbffiic geredet. @ie ift aBer rung bilrd^ einen ©prog au§ bei SBurgel äcfje
um fo bejeidinenber, als fte ben ©dE|Iu| bet $to> (3f-, ißic^., @j., 3a[^.), buid) einen neuen Simb
p^etie bilbet unb baS eraige ^rieftett^um beS ^Dtel* in @etec^tigleit unb ^eiligfeit (3et., (£}., ^ai^).
^ifebec^ etflätt. 2)ie 3uben werben auS ber @efangenf(^ «4
5. ^ufammenfoffung. SJon bem SJleffiaS ©ton jurücffeliren, wo bei ÜÜeffiaSfönig boB ncn
i^ bie menfdilid^e unb bie g5ttlid)e ^er- ^tii) beä tfriebenS, ju bem bie SSölIei (ede^
fonBorauSgefagt. 9(18 3JIenfii^ ftammt ber aJlef- Jörnen, grünbet. ©ein 9ieid& wirb bauem, W
Ras Dom Sffieibe (®en. 3, 15), quS bem Slb- Sin §iit unb Sine geerbt fein wirb. aggUl
flamm 91tira^am8, 3|aac§ unb SacobS, quS bem Sa^arioS unb ÜRalarfiiaä behalten bitfe« im
Stamme 3uba (@en. 49, 10) unb auS bem öaufe SJaniel Weiter ausgeführte ©ttb beS meffimrifiSa
3)aDibS(91m.9,ll.Of.3,4.5.3er.2S,5;30,9; ftBnigt^umS bei, 3at^na8 jrigt a6ei btfoiJwl
33,15. gj.29,21; 34,23; 37,22ff.3a43-8; benbtmüt^igengriebenSförften. 9Sie mfpniiieOit
6, 12; 12, 8ff,), ttiirbinbet33acih§|labt SSet^. bieei»fungaaer2)tenfd)enfleweiSfagt,atefpte
Ie^m(imi4.5,2)Boneiner3ungfrou{3f.7, 14; baS flönigt^um me^t alS i6taelitif^e§ bdriW
9, 6. San. 2, 45) na^ SJer^nö Pon C9 3abre§. outhe, fo be^nte fii) ber ©efi^tMieiB feit k
loo^en (San. 7) geboten, opfert fi^ als ffnedit ptop^etifii^ 3eit miebet tteiter aus. ©<^cl
©otteS füt fein SBalt (5pf. 68, 9. 22; 40, 10 anfänglich, als foHten bie feinblii&en ©eiben »
68, 21; 54, 4. 5; 70, 10. 11; 26, 12; 2i; nic&tft wetben (3f. H, H. aJli*. 4, U-U.
17. 19. 3f. 50, 6| 52; 53. Sc*- H- 12), wirb 3q*- 9. " ff.), fo würbe bo*, bem SeMslm
in Serufalem Don f nnem SDorie ^inweggerafft (San. Patriarchen füt alle SÜSlia entfp te^enb, btn^tiba
9, 26), oeifauft unb butii^fio^rt (3ac^. 11, 12; für bie gnbjeit §affnung auf gtlö^ fmui/i
13, 7), wirb aber wiebec oon ben Sobten nuf- (3f. 42, 4; 51, 5. m^. 4, 1 ff.; 7, 161. 3»
erwcift (^f. 15, 9f. Df.13,14. Sßf. 109, 1). 3,17;16,19f. ©op^. 2, 11; 3, 9. M*
ftinfl^tli^ ber gBttlirf)en DJatur ge^i fc^on aus 20 ff.). Sie Sßaifer rannen neSen bem erjigäot««
ben mefflanif^n ^fotmen unb bem legten Siebe ©o^ne3e:^ol)o'S (Se. 4,22) ®ott bleuen Of.li
SnPibS^eroot, ba|beiimefria5t)on®ott gefanbl 22^. 3er. 48, 47; 49,6.11.39. €t29,15ü
unb gefatbt wirb, ber §err fetfift, bet ©o^n ©ntteS unb werben in bie S^toltatie aufgenommm W
ift (2 ©am. 7, 13. 14. Sßf. 2, 7; 44, 7; 71,17; 11, 10; 55, 5; 56, 1 ff. 3et. 12, 14ft. S»
88, 27. 28: 109, 1 ff. 3et. 3, 16 f. Bat. 3, 2, 44. S''^- 2, 13; 14, 9). 30« SßöQei W*
36—38). Sie jQ^Iteit^en ©teilen, in welchen Don fal)ren nod^ ©ion (3f. 2, 2—4; 43, 19; 48, 20;
einem ffommen 3el)0Ua'S gu feinem Solle in bet 51, 4; 66, 23. 3a4 14, 16), »o btiSbfiii*
ßnbgeit gemeiSfagt nirb (Spf. 67, 19; 95, 18; ffönig ber ftSnige ip (3f. 35, 4. gj. 26, 7. iB«.
S7B mt\
, 3. 7. 1 SSbt. 7, 12). eint oIlQtmtine Uniuer-
bnonan^ie o^e notionale $t[(^TäTihmg ifl baS
n^id bte mtlftantf^Jtünist^ume (3 StM. 8,
Iff. 3f. 19,23—25; 25, 6 tf.; 26, 15 ff.; 56,
—8. 3«. 12, 15—17; 16, 19—21. iBopf).
, 9. «g. 47, 22. Sj)6. 13, II R.; U, 6. 7. «gl.
u^ 9)^ftget, 3)ic i$n|llii$t Ssi^alologie in ben
itabicn i^ Offenbarung im %. iL ^. X., ilftei-
na 1890, 71 ff.).
%>ta )>rDt>]^etif(!^t Xml ifl (eidtS S)tut. 18,
S. 18 n« DmraugQcfagt. 9tuf biefm Sprofi^tten
lien oKe Sßro^ten btS Üllten Xtftamntl^ ^in<
itoüfen. S)n SRef^S iß tin »on (Sott gtfonbter
in>)>^, nxl^ Kt^t unb ©m^tigtctt jirebigt
Ib übt (3Dd 2, 23), Bttoi bit grftniihii& ®ot-
I bringt, fo ba| fie ISotMgtlE^rtt finb. ßr iff
n Bote bei fro^ ^lotf^oft für bie 3iiben, ein
U^ gm Stleu^tune bei Reiben, bie in ft^inffei'
ift nnb lobesf^en frten (3|. 40—66). Wa-
it^ioS fyü no^ bei ^oqen Sebeutung beS prD°
^ft^ SmtcS gebälgt, inbem er btm SRelfiae
Ett großen 3ßiDp^eten Clioe jum fSoiläufer gitit.
M ^o^e))riefterIi^e ^mt trat anfangs ju-
Ut o6tDol|I in änelc^febed^ unb in laion 3iof
Vbet gegeben toaien unb baS auSemä^Ite 3!oIt
tit feinem ^o^ientiriefter unb feinen £»ifen al3
ti(ftedt(^e8 unb ISniglidiee !8oIt galt Sie 5}er'
nlcdt^nng bee Itt]itifd)en €u]tu§ unb bie ^ei-
png bcS SQoHeS jum @ötl''''>i'"f' Ratten Diel baju
cigrtmgni, ba^ bei ^falmift unb bie $ii)))I|eten
tc Untigen Ofifei al8 einen ©reuel ooi bem ^erm
qcidttdni. Se folgt aber ^ierauS nidfit, ba| fie
«m emem traie^li^en 9mte beS <DIefflai nic^l^
g^^ VoKttn unb für baS meffianifc^e tRci^ nur
■S oOgemeine $ritflert^um lannten. @^on bie
pflbH^ SsSbiude Dom neuen @ion unb 3eni'
tfrm. Ihm ber SBallfo^rt bei SßBIIer gum neuen
^(QiflQmn loeifen bontuf l^in, ba^ tS fi^ nicC)t
m mt Sbj^ffitng Jebee SuItuS, fcnbem nur um
ib ^erpeSimg eineS neuen, bem uniDetfaliflififiEn
IvttaSni^ ber 9Ba:^r^eit unb ®eret^lig(eit ent*
bCM^mben (EnttuS Rubeln fonnte. ®a3 pneftei^
H^Snt umrbt benn oud) com ^falmißen (109)
mfy bet Oäinung SQtel^febet^S Dorauägefagt,
■OM Sfokd in b«n großen Opfer beS Jhtec^teS
BolM ogrtiftnb barge^eüt unb Don ben fpäteren
fa^i^eten fitr ba8 mefjiantfdie Sieid; gcforbcri.
Elbmi 3«emifl8 lennt ni^t fclD& ScDitenpriefter,
iment Mr^ei^ bemSJaDib-fiömg, ©ott nnije"
|l bStfen, o^ne gu perbtn (SO, 21 ; 33. 18 tf.).
ftfi^ betraget bnt l|ieiligen. pTiefietlidjen (^I)q-
aStt im Silbe b« !ERtffia8 □!€ ben n)tc()tigftm
r[; da^oiiaS Mieinigl ben dürften 3riro&a6cI
ba ^D^«i))ne^ äofue in bem Wc|fia§ ;
BUn^ioS aber fie^t boS getäuteric ScDilctilltuni
im alten 9riebenS> unb fiiebeSbunb @otteB mit
tof emenem, nötige Selef)ning ft)tnben unb
galtefcrfenntnift oeibreiten. ®er $ritfter ber
Uaeit, bet QotteSengel, tilgt bie @(^ulb ber
Bhmcn nnb giftet ein reintS 0))fer für aSe
'iai. 1374
^e Se^re Don bem gBttlid^en Sorte unb ber
gettlidien aSeie^eit in ben (ßfclmen unb ben
aßei§l(ieit§fiü^em tBnnte eine münfcfienSmert^e 6r-
gängung ju ber SlarfleKung bei fie^re Dom ÜMef-
fiaS bieten; ba fie aber im SHten Se^ament nir«
genbB unmittelbar mit ber metfiani|d(|en aBtiS-
^gung Derbunben ift, fo nrirb ^ier auf hie Ortifel
SSripüs unb Sogoa üerwiefen. 91uB bemfelben
®runb finb ^ier auifi bie fpäteren (beutetocanoni*
fc^en) Beie^itSf^nften ni^t befonbetS }u berad>
Mtijen. ©ie bef^ftigen fid^ toeniger mit bem
lD2effiaS atS mit bet €pecuIation über oaS gOtllidbe
SSefen unb Sßirfen, über baS ®e|e& unb flttlic^
ßeben. 3t|t 3toed ip Bormiegenb bibaflifi^ ; fie
^aben bie aügemrine Senbenj jener 3eit, bie gtorm
be§ ©ejefeS für alle SQer^ältnifle geltenb ju mad(ien.
3)oc^ Birb ba§ OffenbarungSprincip naä) bem
OefeJ) unb ben ^projiSeten Doraulgefet|t. S)er ©i-
toribe gibt eine Ueberficöt über bie ganje meffioi-
nifdie ffleil)ri6ung , über ben ©egen 9lbrabani8
(44, 22 ff.), übet ben Uon ©ott unb ben aJlenf^
geliebten «Dlofeä (45, 1 ff.), ben »unb mit ffiaoib
(45, 31 ; 47, 1 ff.) unb fafit alte mefentli^en Tto-
mente berfelben iufammtn: bie gnnartung eineS
©trüfgeri^tSübet bie§Eiben(32, 18. 19; 33, 1 ff.),
bie ßrlöfung 2t8toeI5 Don feinen Uebeln (50, 24ff.),
bie ©ommlung ber 3*'1l«uten (33, 11), bie ewige
3>auer beS SoIfeS (47, 25; 44, 13), [a ber ffig.
naftie ffiooibs (47, 13. 22 ff.), bie aSieberfunft
he§ gliaä (48, 10). enblic^ ift ffap. 51 (3J. 14;
„3rf) rief jum §errn, gum SJater meine« ^erm,
ba| er mi(^ nid)t Uerlaffe am Xa^t meiner 99e>
brängnil unb in ber 3eit beS Uebeimutt|8 D^nt
fiilfe", nar^ bei Daticanif^en SeSart) fo Don mef'
jianift^en 3been burc^tränlt, ba^ man beim ©ira-
ciben eine DoKe ftenntni| beB prop^etifc^en ÜJIef-
fiaSbilbeB annehmen mu&, obwohl ber SDleffiaB
nirgenb8 aU ©ünbentilget unb SBoDenber be8
baUibif^en flönigltiumB bargeftetlt mirb. 3m Sucft
bei aBeiS^eit neiben gettß^nlid) bie ungetedbten
Seiben be8 ©ered^ten (2, 12 — 20), meldte allef
bingS bie 3üße beS am Jheuje geftorbenen ©e*
reellen beut! ic^ erfennen laffen, mefpanif i$ gebeutet ;
allein fo menig biefe aiel^nlic^feit ju Oerfennen ijl,
fo fic^er fjjrii^t bo^ ber 3iif'"ii'"*n^niifl für bie
allgemeine ^aifteUung bei Seiben be§ ©eierten
unb bei ©elo^nung im SenfeitB. Siie SBemeifung,
bafi ben berjÜDibenen ©ercdliten baB @end(it über
bie Reiben übertragen wirb (3, 8; 5, 1), bient
bemfelben 3tDede. SuIeJ^t i^ aud) in ben ^aifys*
baerbfi<^em bie Hoffnung 38raeI3 eitnä^nt. ©ott
mirb bie 3Eiflie«ten 3Biael8 mieber ju einem SJoTft
fammeln (2 ÜDIat^. 2, 18); biefeS SBoH mirb emig
befielen (2, 14, 15), unb ber3:^ron2)abib8 raitb
einig bauem (1, 2, 57). 5Bie prop^etif^e Hoff-
nung i|I 1, 4, 46; 14, 41 auSgefptodien. 3)a|
ein näl^reS eingeben nid^t ftattfanb, pngt mit
ben flömpfen bei ©egennart gufammen. 3n ber
£S)ieber^er(leIlung beS unabhängigen Steid^eS unter
3oIianne8 &QKonuB mar nenigpen8 bie irbifd^e
^effiaS^ofpiung einigermaßen befriebigi
1375 ajleffio«. 1S76
n. S)er 50leffta8 beS f))ätern 3uben- nc§ entllcibet. gmÖcmjenjciBtoBerWefegddJtIt
tl^umS. S)en Sbfci^Iu^ bcr tnefftonifd^en §off» 3ufammenfaffung, je mcl^r jte M öon bm jitt»
ttungcn tnüffcn xovc bei bem fpötcrn Subentl^um gefd^id^tKci^cn ßinficibungen loSfagt bcjto bat»
unb im 9lcucn Seftamente fudden. §ier l^onbcft li^er bie gciftige Sluffaffung. Äoimtc mon frfflj«
c8 ^ä) junäd^ft um bie Suben aur Seit ßl^tifti, nod^ bei einjcinen aSßeisfagungen jtoeifeln, ob jk
benn ba§ \pQitxt Subent^um mu|;te iDenigftenS im tDeitem ober im ftreng begrifflid^ @iraie »
polemifd^ auf bie SrfüHung in Sl^riftuS 9tüdjfi(i^t meint feien, fo mürbe fe^t infolge beS gefd^
nel^men. gür bie 3rit, toel^e unmittelbar ber 6r» lid^en ©ongeS bet Offenbarung, »enigflenl ^
fc^einung ©l^rifü Doranging unb naci^folgte, toirb bie geleierten ftreife ber S^Jeifel ouSgefd^ojiiM.
mit Unred^t ba§ iBorl^anbenfein ber mejftanifd^en S)a§ „emig'' für bie ^erhtnft unb f^errfd^aft M
Srniartung beftritten. 2)iefelbe n)ar im ®egen» ÜRefftaS, meld^eS fd^on bei oen ^opl^eten tnelo>
tl^eil fel^r f o$ gefpannt, jia e^altirt ; nur barf man pj^Qf^f d^ s^ hmttn ift n)irb ie^t gotu ber 3ttt ent»
iie nid^t attein bei ben {übifd^en ©d^riftgelel^rten, rürft, baS ^räbicat ^^©ott" im Douen Sinne auf
)em ©efd^id^ifd^reiber Sofepl^uS unb bem Sl^eo« ben JKefflaS angewanbt, ber „©ol^n ®otte8* aß
f opl^en $Po f ud^en , f onbem mu^ t}or ^Dem en)iger Sol^n etfiört. 2)er ÜReffiaS ft|t gur 9te4>
bie apocalQptifd^e Siteratur, nield^e ber nationalen ten ©otteS atö (Sl^rentl^eilne^mer an feiner bof
Sel^nfud^t nad^ bem SKefftaS il^re Sntftel^ung öer« fd^of t, atö ftönigSpriefter nad^ ber Orbnung llW»
banft, in Setrad^t ^iel^en. 3tt)ar ift eS \ä)totx, für d^ifebed^S, ber au§ einer Jungfrau geboren \mA,
biefe Siteratur aud& nur annäl^emb eine jutreffenbe baS $eU beS S3oIfe8 wirft, bie ^errfd^aft über ob
©l^ronologie ju geben, aber f o öiel ftel^t bod^ feft, Sölfer fül^rt unb burd^ bie Suferftel^ung SDM
ba^ bie ©runb^üge biefer Seigre giemKd^ nal^e an erneuert.
ba§ Slufl^ören ber meffianifd^en ^ropl^etie l^erau" 1. 2)ie Sargume be§ OnfeloS unb 3onai^
reid^en unb fid^ nieit über ben Sob Sl^rifti l^inaud nierben itoax neuerbingS in il^rer fpfttem Stebactios
ol^ne d^riftlid^en Sinflug fortentmideU l^aben. 2Bir bem 3. ober 4. äal^rl^unbert n. (S^r. gugefd^etai;
niollen n)eniger ©emi^t auf bie ale^anbrinif d^e fie ftnb aber in il^ren ®runb)ügen to)eit ölter w&
Sibelüberfe^ung (LXX) legen, obmol^l biefelbe l^aben unS ben ^iieberfd^lag ber iübif d^ Udo»
uuDerfennbar t)on ber fpötem jiübifd^en C^egefe lieferung über ben ÜRefftaS unb ba§ }ulim[tige
beeinflußt ift unb baS Seftreben t>txxäif), bie t}or" ^eil na^ bem Sufl^ören ber ^ropl^etie überftefd.
nieltlid^e 3^ugung be§ SDlefftaS au3 bem göttlid^en Sie bezeugen aber ben aSgemeinen @lauben ob
SBefen beutlid^er ]eert)ortreten ju laffen (®en. 49, bie mejftanifd^e ^Berl^eißung. Oft toid) burd^ eims
10, 91um. 24, 7. 17. gSf. 109, 3. 3f. 9, 6; SufaJ, »ie aJlefftaS, ftönig-5mef fiaS, barmif IJm-
Sangen, Subentl^um 396 f.), weil in alejanbrini« gemiefen , baß bie l^erlömmlid^e grflönmg ei«
fd^cn Greifen au(^ nid^tiübtfd^e 3been ju Umfd^rei- SBeiSfagung auf ben 9Dleffia§ in ber Stdie «•
bungen beS UrtejteS öeranlaffen fonnten j bagegen !enne. @o }. S. im largum OnfeloS' ®en. 49, 10:
mußte im jübif^en SSolfc felbft ba§ 5mefrta8. „bis jur 3eitbe8 aKeffiaS''; 5Rum. 24, 17: ,8
bemußtf ein mit feiner bef onbem Se^iel^ung auf toirb aufftel^en ein ftönig auS Sacob, unb eS viA
bo8 baötbifd^e ffönigtl^um unb eine übematürlid^e ftd^ erl^eben ber SJlefftaS auS SSraeL'' S)o8 tfl»
©rfd^einung lebenbig erl^alten worben fein burd^ gere Sargum f)at 17 ©teilen beS ^entateud^, bot»
bie nad^c^ilifd^e ©^nagogeneinrid^tung. Sin bie unter ®en. 3, 15, auf biefe SQBeife meffianifd^ o»
©teile ber propl^etifd^en ^robuction war bie 93or- flört. S)a3 Sargum Sonatl^anS l^at fold^ ^intoei«
Icfung beS ® efeJcS unb ber ^ropl^eten in ben fungen 3. 93. ju 3f. 4, 2 : „3u jener 3eit »n* b«
©^nagogen getreten. S)ie geleierte fjorfd^ung fud^te 5lRefpa8 beS §erm jur grcube fein"; )U 3f. 9, 6;
baS 3)etail beS propl^ettfd^en 3uhinft§bilbe§ bog- 11, 1. 6; 28, 5; 42, 1; 52, 13: „Sie^ ^ »**
matifd^ feftjul^alten unb im ganjen Solfe ju Der» toeislid^ Rubeln mein ffned^t SKeffloS*; ju 3«.
breiten unb ju befeftigen. ®ie meffianifd^en $fal« 23, 5, too 3emad^ = SJleffiaS erflärt »tri); eSi
men mürben mel^r unb mel^r öon ber 3eitgefd^id^te 33, 15. Of. 3, 5; 14, 8. ÜJHd^. 4, 8j5, 2. 30^.
losgelöst unb einzig auf ben Äönig, weld^er ber 3, 8: „©iel^e, id^ fül^re l^erbei einen aRann, 3R*
3nbegriff atteS Äönigtl^umS in 3Srael fein foHte, fiaS ift fein 9lame" ; 10, 4. ffiod^ tp becSRff»
übertragen ($f. 2; 44- 71; 109). ®ie SeibenS« fiaS nid^t mit bem oft gebraud^ten aRemro (SBort)
pfalmen, toeld^e öom Seiben S)at)ib8 ouSgingen, ^u üertoed^feln. ®er SJlemra erfd^eint als SSwÄ
aber baS Seiben unb ben ©ieg beS aJlefpaS f^il- ßrlöfungSöermittler, aber nidW 0I8 SWefPoS. S)^
bcrten, würben auf bie burd^ Seiben unb <?ampf feriftbergefe|gebenbeßned^tÖotteS^berba8SfeH
äu öoDjiel^enbe SBeltüberminbung unb Reiben« 3)at)tbSaufri^tet unb regiert ;berSDlemro3elJottrt
befel^rung burd^ ben a)ZefftaS bejogen ($f. 8; 15), aber bewirft, ba& eS überl^aupt fo toeit fmti
fo fcl^r oud^ baS 93olf öor einem leibenben SKef« 3)iefe Seigre ift ein «uSflu^ beS öBem 0o!W"
fiaS fd^auberte unb bal^er ^f. 21 unb 68 nid^t aH- begriffeS, infofem biefer o|ne «nnal^e foHer
gemein öon bemfelben erflörte. 3)aburd^ würben SSermittlung mit ber §eilSg^d^id^te unb bem gW»
bie einjelnen aWomente beS 50leffiaSbilbeS, meldte lid^en SBalten in il^r, fomie mit bem perfBuTu^«
in ben poetifd^en unb propl^etif^en ©d^riften nie- SSerfel^r jwif d&cn ®ott unb feinem SBoBfe nkjt »et*
bergelegt ftnb, pjirt unb ju einem ®anjcn »er« cinbar war. aJlit bem altem targumif^en ßotW-
einigt, mand^mal freilid^ aud^ l^reS rid^tigen ©in« begriff ift biefe Seigre erlofd^m, abtt baffe bie
877
Ü)lcffia8.
1378
Si^ina Sel^otKi'S gekaud^t morben. SSgl. On«
ilod %uin. 23, 21 : „S)a§ SBort 3e^ot)a'§, il^reg
)ottۤ , ift il^re ^ilf e , unb bie @(i^ed^ina il^reg
Idirigd ift unter t^nen/' 3JtefftaS unb SOtemra
lerbcn ju 3{. 9, 5. 6 flar unterfd^ieben, aber ber
Refjtad l^at bte| mit bem 9Jtemra gemein, ba^ er
ot tetnem Eintritt in bie SBelt jenfeits im ^im»
tel esiftirt, unb }mar gunöti^ft (einem Flamen nad^,
. (. ed toor @otte3 SSBiae t}on Smigfeit l^er, ben
Reffiad gu f^ffen unb in bie SSBelt ju fenben.
)€ingemö^ mu| ber Wemra, meld^er ftet§ in ber
kfdf^id^te ber Offenbarung loirffam n)ar, aud^
lUDd^ ben gleid^ il^m emigen SRefftaS n)ir!en, fo
0^ biefe @pecuIation auf bie Seigre ))om SBort
nb Don ber SBeiSl^eit gurüdmeiSt, aber bie innere
krbinbung gmifd^en bem emigen SBort unb bem
etflid^, menfd^Iid^en SOtefftaS nod^ nid^t er*
ntnt ]^t.
2. Unter ben %))ocaI^))fen gilt ba§ 93ud^
>eno(l^ aß bie öUefie. 2)ie ©runbjd^rift mirb in
ie amtte beS 2. 3a^r^unbert§ )). S^r., etma 140,
erlegt, bie ©ilberreben in bie le^te 3«it be§ ^e»
obeS. (Sntl^olt aud^ bie @runbf^nft am menig-
ten SRef ftonifd^eS, {o lö^t ftd^ au§ il^r bod^ in SSer-
linbung mit ben SBilberreben, meldte ol^ne d^rifi»
i^nt ßinflul ftnb, bie mefjtanifd^e @rtt)artung
)e§ bamaligen ^ubentl^umS erfennen. 2)enn ber
Berfoffer ijt nid^t etma nur einer ber menigen,
Ddd^ im 2. Sal^rl^unbert nod^ an bie 3ufunft be§
Refßad glaubten, fonbem er ^eigt und , ba| baS
lUnbige 3^rael, h)eld6e3 tro^ ber (Sabbucäer bie
Re^a^I bed IBoUed bilbete, auf ben a^efftaS als
icn Sefreier l^offte unb il^n mit ibealen Silbern bar*
WIte. 3n ber ®runbfd^rift toirb Don ben 70 §err«
d^eiten aI8 ben 3^ten Don 70 böfen l^eibnifd^en
fixten, benen bie ^erbe S^raelS ausgeliefert ift,
Krid^tet SMefe Seiten muffen erfüllt fein, el^e bie
BoOenbung fommt. 9{ad^bem bie 70 ^irten unb
)te abtrünnigen ©lieber SSraelS in eine feurige
tiefe gemorfen ftnb, n)irb bie neue ©otteSgemeinbe
n bem neuen 3erufalem, loeld^eS Dom ^immel
)eni6gebrod^t mtrb (j^ap. 90), gefammelt, unb ber
Kefftod erfc^t, als meiner gfarre geboren; aDe
Ediere flel^ il^n an alle 3eit. S)er aKefpaS ift
ibet ber ©ered^te, ber SluSermö^Ite, SDtenf d^enf ol^n,
Sefalbte, Sol^nbeSSBeibeS, @o]^n®otteS (105,2).
S^ bie @onne gefd^ffen mar, mürbe fein 92ame
(eniinnt. (Er ift auSermöl^It unb Derborgen, el^e
»ie SBett gefd^ffen morben, unb mo^nt unter ben
Sdjgen. SJn ben Süberreben (37—71) mirb ber
Reffuid befonberS im Slnfd^Iu^ an baS Sud^ 2)a-
od gefd^Ubert S)er aWenfd^enfol&n ift ber SWeffiaS,
Kil ftommen Dom ^immel mirb im eigentlid^en
Same genommen. 3n il^m mol^nt ber @eift ber
BeiS^ (3f. 11, 2); er grünbet bie ©emeinbe
Kr (Beredeten, in bereu SRitte er mol^nt, unb ju ber
^ tKrßorbenen ©ered^ten burd^ bie ^uferfte^ung
mgutommen. SBeil er ber SBcIt Sid^t unb ^eil
rmot^ fo loerben aUe Srbbemol^ner i^n Derel^ren.
• IHe um bie SKitte beS 2. Sa^r^unbertS öcr-
iBie iäbifd^ SibpIIe ift tro^ beS ,,]^erfömmli^en
©d^manlenS" unb troj ber nal^eliegenben Se«
aiel^ung auf baS jäbifc^e SSoIf unb ben 2)aDibS«
fpro^ 3orobabeI oon 9KeffiaSl|offnungen ganj er-
füOt. Ob 3, 286 ff.: „3)ann mirb (Sott Dom
^immel l^er einen iJönig fenben, unb er toirb rid^«
ten einen jeben SWenfd^en im 55lut unb im (Slans
beS fJfeuerS", Don ß^ruS bie SRebe ift, bleibt me«
nigftenS unftd^er, unb ob ber ©ol^n (SotteS 3,
775 für ben Sempel @otteS burd^ eine falfd^e
SeSart l^ereingefommen ift, unb bie x6pT) 3, 784
bis 786 auf Serufalem ftatt auf bie SDtutter beS
SReffmS }u begiel^en ift, mu^ bal^ingefteUt blei«
ben (ogl. Sangen 401 ff.) ; leJtereS ift aber mit
SRüdfpd^t auf 3f. 7, 14 unb bie 4. (Scloge SirgüS
bod^ fel^r untoal^rfd^einlid^. S)ie SBal^rfd^einlid^«
feit ber mef ftanif d^en Sluffaffung toirb baburd^ ge«
fteigert, ba| ber ganse Slbfd^nitt 3, 652—794
pgeftanbenerma^en faft ganj meffianifd^ gel^alten
ift. „SSon Slufgang l^er (©onnenaufgang) toirb
©Ott fenben einen Äönig, toeld^er aEem ftrieg ein
Snbe mad^en toirb, bie Sinen töbtenb, ben ^nbe>
reu bie gegebenen 95er]^ei|ungen erfüHenb — ; er
toirb bieg nid^t nad^ eigenem Siatl^e tl^un, fon*
bem ben Sefel^Ien ®otteS aufolge (652—656). gr
toirb aOe Reiben, meldte gegen ben Sempel an«
ftürmen, beftegen; bie Äinber ©otteS toerben in
SRul^e unb fjrieben leben, bie ^eibeuDöIfer toerben
©Ott erfennen unb loben, feinem Sempel ©oben
fenben unb fein ©efe^ annel^men. Unter allen
jfönigen ber Srbe toirb ^fnebe l^errfd^en. Unb
©Ott toirb ein etoigeS Steid^ aufrid^ten über aOe
SKenfd^en. S)ie ^ropl^eten ©otteS toerben baS
©d^toert nieberlcgen, benn fie fmb SRid^ter ber
2Renfd^en unb geredete Könige. 3n biefer ©d^rift,
toeld^e bie alejanbrinifd^e ^uffaffung nid^t Der«
läugnct, ift eine glüdflid^e SWitte jtoifd^en ber f(eif(^«
lid^en Sluffaffung ber meiften ^Paläftinenfer unb
bem unjübifd^cn ©pirituaKSmuS ber Sllejanbriner
jur ©orftcEung gefommen. S)aS jüngere ©ib^IIen«
ftüdf (3, 36—62), unter ber ©etoaltl^errfd^aft beS
Antonius unb ber iMeopatra in Sleg^pten Derfa^t,
ertoartet ben Snbrud^ beS ©otteSreid^eS auf Srben
unb baS jtommen beS JlönigS, ber auf etoig ieg«
lid^eS Sanb bel^errfd^en toirb. „SBann 9tom aud^
über ^eg^pten l^errf^en toirb, SlHeS ju ßinem l^er«
rid^tenb, toirb aud^ baS größte 9lei(| beS unfterb-
Ud^cn Ä()nigS unter ben SWenfd^en erfd^einen. 6S
toirb ein reiner 9Kann baS ©cepter über bie ganje
6rbe ergreifen in alle ©toigfeit in ber nä^ftcn
3eit." — SDßie l^ier, fo fmb aud^ in ben falomo-
nifd^en ^Pfalmen ber perfönlid^e SKefftaS unb
bie 3bee bcS Äönigtl^umS ©otteS unmittelbar Der«
bunben. 3)icfclben ftammen auS ber 3«it ber
SRömerl^errfd^aft nad& bem Sobe bcS ^ompejuS
(gtoalb, Deisler, Drelli: beS «ntiod^uS gpipl^aneS)
unb geigen eine glü^enbe SWefftaSl^offnung, toie
man fie oorl^er nid&t fannte. ©ie ertoarten ben
ffönig-aJlefftaS unb Derbinbcn 3el&oDa mit bem
©aoibSfol&n; benn ©Ott felbft ift SSraelS ftönig,
unb baS Äönigt^um 3)at)ibS gcl^t nid^t auS. tie-
fer flönig ift ein ©efalbter beS §crm , ber ^ert
4i
1379
aWefflaS.
1380
fcIBft ift fein Äönig. ffiod^ bcf d^ränfcn pe Pd^ nid^t
auf bie ffönigc bcS §Qufc8 3)at)ib§, fonbern er«
»arten fe^nfüd^tig einen einzigen, öon ©ott burci^
ben l^eiligen ©eift möd^tig unb n)eife gentad^ten,
fünbelofen, frommen, l^eiligcn JKefftaS, ber 3§tael
reinigen unb befreien »irb, inbem er bie fjeinbe
nid^t mit äußeren SBaffen, fonbern burd^ baS SBort
feines aKunbeS fd^lägt (17, 39; ögL 3|. H, 4),
unb ber ein öu^ereS 9teid^ unter ben ^eiligen
aufrid^ten »irb (3, 16; 14, 2 ff.; 18, 11). —
3n ben Anfang ber d^riftlid^en ^era reid^t bie
AsBumtio Mosis, beren SSerfaffer in begei«
pertcn Porten ben ^nbrud^ be§ 5Rcid^e§ ©otteS
öerfünbet. „S)ann wirb fein Seid^ unter aller Erea«
tur erf d^einen, unb ber Teufel mirb ein 6nbe l^aben,
unb bie Sraurigfeit toirb mit i^m bal^ingcl^en.
Senn eS n)irb fi$ ber ^immUfd^e t)on bem @i|e
feines SReid^eS erl^eben, unb er wirb auSgel^en öon
feiner ^eiligen SBo^nung mit ©rimm unb 3om
um feiner ftinber »illen . . . 3)enn crl^eben toirb
fid^ ©Ott, ber ^b6)\k, ber aflein gmige, unb »irb
]^ert)ortreten unb a0e Reiben jüd^tigen unb alle il^re
®ö|en öemid^ten. S)ann »irft bu glüdflid^ fein,
SSrael, unb toirft auf ben 9Ja(Ien unb bie Qflügel
beS ablerS treten." S)er mcjpanifd^e Äönig »irb
nid^t erttjöl^nt. Ob ber ©runb barin liegt, ba^
ber SSerfaffer ber gartet ber 3^1oten angel^öi^te,
toeld&c nid^t ein monard^ifd^eS, fonbern ein bemo»
fratifd^ öerfafeteS Sleid^ wünfd^te, ift ferner p ent«
fd^eiben. 3e mel^r bie baDibifd^c Sinie in S5er»
geffenl^eit gcratl^cn war, befto notl^wenbiger mu^»
ten fid^ bie ^Öffnungen auf ein unmittelbares
eingreifen Sefoöa'S fteigem. S)aS etma in bie«
felbe 3ctt fallenbe Sud^ ber SuBiläen nennt
gleid^faüS ben meffianifd^en ffönig nid^t, fd^ilbert
aber in allgemeinen Umriffen baS ©lüdt ber 3S«
raeliten, meldte ftd^ bef eieren, unb t)er]^ei^t bem
©amen 3acobS bie SBeltl^enfd&aft.
3. Slu^erbem l^aben mir für bie mefflanlfd^en
^Öffnungen ber 3uben jur Seit ßl^rifti baS S^uö«
nife öon 3ofei)^uS, ^^ilo unb bem 9leuen Sefta«
mente. Ser rationaltftifd^e ©efd^id^tfd^reiber 3o«
fepl^uS tl^eifte itoax felbp biefc Hoffnungen nid^t,
mu| aber bod^ bie gemaltige Erregung unter ben
Suben feiner 3«it aner!ennen unb fülirt ben ^uS«
brud^ beS jübijd^en ftriegeS auf bie falfd^en 2Ref»
fiaSermartungen jurüdf (Bell Jud. 4, 6, 3 ; 6,
2, 1, nad^ ®an. 9, 24 ff. 2»id^. 4, 11 ff.; 5, 1 ff.).
Um ftd^ bei 9$eSpafian unb Situs in ©unft ju
fejen, l^attc ber Kriegsgefangene bie SBeiSfagung
Dom 2RefpaS«Äönig auf biefc bejogen (6, 5, 4).
2)ie Diel bel^anbeüe (Stelle über Sl^riftuS (Antt.
18, 3) seigt iebenfaHS, bafe bamalS ber aKefpaS-
glaube allgemein unter ben 3uben Derbreitet mar.
$]^ilo f onnte in feiner alejanbrinif d^en ^l^ilof opl^te
etgentlid^ feinen SKefpaS braud&en, meil il^m baS
©ebürfni^ nad^ geiftig-fittlid^er ©rlöfung mie nad6
l)oIitifd^er ^Befreiung fehlte. 6r pnbet baS 3beal
beS ©ered^ten fd^on in ben SräDötem, befonberS
in ^bral^am, SKofeS, ©alomon u. %, Dermirflid^t.
©ein ©9flem ift auf bem fpiritualiftifd^ erflörten
©efe^ aJiofeS^ aufgebaut unb feine SSd^Iogie
nad^ S)eut. 28 gebilbet. SDennod^ ftnben fid^ bei
il^m itüti ©teilen, meldte befunben, ba^ aud^ unter
ben ale^anbrinif d^en 3uben ber mefftanifd^ @IauBe
fortlebte unb felbft ber Sl^eofopl^ benfelben feinem
©Qftem einigermaßen an))af|en mu^te. Sr finrü^
(De execr. 9, ed. Mang. U, 435) Don einer „g5tt'
Kd^en, übermenfd^Iid^en Srfd^einung"', meld^, nur
ben ©eretteten ftd^tbar, baS auS ber Swi^remrag
gefammelte 3Sraei unb überl^aupt alle, toelc^ ^
)u ©otteS ©efe^ befel^ren unb burd^ il^re Sugenb
ftd^ auSjeid^nen, in baS l^eilige Sanb ^urüdtfi^
mirb. ^aS ©lüdC ber 3urüdgef ehrten, meld^nit
ben iübifd^« nationalen f$farben eines irbifd^
©lüdfeS unb griebenS gefd^ilbert mirb (De praem.
et poen. 14sqq., Mang. U, 421 — 428), ^ aIIe^
bingS nid^t bie äBirhtng beS baoibifd^ StM^
t^umS, aber bod^ mirb ber pegreid^e UeberuMer
ber Reiben mit ber ^eußerung beS ^Dhttl^ unb bei
j(5r))erfraft, moburd^ bie 3uben in ber ^eil^
il^rcn gfeinbcn furd^tbar fein merben, Derbuiü)en. fe
fagt (1. c. 16) bei ber erflörung oon 9him. 24,7:
„^enn auSgel^en mirb ein SJlann, fagt bie SBeifi«
fagung, meld^er ju f^elbe giel^t unb Ihieg fiij^
unb große unb Dolfreid^e Stationen be^mingt in*
bem ©Ott jelbft ben |)eiligen Jeine ^ilfe fcnbet
S)iefe bepelzt in unerfd^ütterlid^er ffü^n^ mib
in unbejmingbarer jhaft beS SeibeS, Don iDeld^eii
gigenfd^aften iebe für pd^ ben gfcinben funl^
ift, benen aber, menn pe Dereinigt pnb, miß
SBiberftanb p leiftcn Dermag." Seibe Stellen
geigen miteinanber, baß ein iäermenfd^Iid^, \m
©Ott gefanbteS SBejen baS SoR in baS 1^
Sanb surüdtfül^re. SS !ann als ^ül^rer nid^t bIo|
ber SogoS ober bie ©d^d^ina fein, fo fd^ver
aud^ im ©^ftem ^l^ilo'S, meld^eS feine SeriÜ^
mit ©Ott unb nod^ meniger eine SRenfd^iseibung
fennt, ein mirflid^er, auf ßrben erfd^eincnbft
TOefpaS ju benfen ifL ®ie Slejanbriner »oD-
ten feinen pd^tbaren TOefpaS, bie ^läpinenfer
feinen religiöfen, fonbern nur einen politij(Sen
fennen.
4. IBon ben gefpannten nationalpolitifd^ ^
martungen ber ^aläftinenfer Jener 3wt geben bie
6DangeIienunbeftreitbare3eugmffe. 3nSbefw-
bere jeigt bie Sorgefd^id^te 3efu, baß in ben Am»
f en ber frommen SSraelitcn jener 3eit ber SKejjioS
fel^nlid^P ermartet mürbe; benn onbentfollS l^ätm
bie betl^eiligten ^erfonen bie götttid^ Offen-
barungen unb Sßeifungen gor nid^t DerpoiÄcn.
3)er gngel , meld^er 3od^riaS bie ©ebnrt be8
3o]^anneS anfünbigt, DertoeiSt ouf ben Swönfer
eiiaS (Suc. 1, 17). S)er ©ngel ©obriel wiSe$t
ber feligpen 3ungfrau einen ©ol^, »eld^ Wt
ben Sl^ron feines SSaterS S)aDib geben, nnb ber
über baS §auS 3acobS l^errfd^ toirb (1, 82.83).
3ofep]^ mirb Dom 6ngel über feine 3^oii^ bwj
SSermeifungauf 3f.7, 14berul&i9t(9Ratl%.l,20ff.).
3ad^aS pebt im Benedictus bie (grlBfung fnr
baS Solf, baS S^til für baS ^uS 2)aDtbS oÄn*
men, fo mie eS Don «nf ang ©ott biod^ ben Www
381
9ReffiaS.
1882
tx l^Uigen $ro))]^eten mfünbigt l^t (Suc. 1,
8 ff.). @elbjl ber @tetS Simeon ermattete ben
:xü\k äSroelS, unb er l^atte üom l^eiligen @etfte
ie Offenbarung erhalten, er mibt ben 2:ob nid^t
fymtn, tf^t er ben 3Jtef{tad be§ f)erm gefeiten l^abe.
id er boS JKnb auf bie %rme genommen l^otte,
etete ec : „3tm enüöffeft bu, ^rr, beinen S)te«
ex im gfneben; benn meine ^(ugen l^aben baS
^I btr SBelt gefeiten, tütlfy^ bu aQen 9$öl!em
eztitet l^ft, ein Sid^t ^ur Srleud^tung ber Reiben
nb eine ©enlid^feit be§ ©olfeS SSrael" (2, 25 ff.).
t)ie SBittme 9nna ^rfptad^ t}on i^m }u aUen^ bie
uf bie Srldfung SSraelS karteten" (2, 38). m
ie SBtifen au8 bem SRorgenlanbe gefommen
Dorcn, um ben neugeborenen ftönig ber 3uben
in}ubeten, gaben bie ^o]^en))rtefier unb ©d^rift-
telegen nad^ mä^. b, 2 Setl^Ie^em al§ ©eburtS-
irt beS 9RefPa8 an (9Ratt^. 2, 6). 2)er Säufer
ül^ fid^ nad^ 3f. 40, 3 — 5 aI3 ben üerl^ei^enen
Borl&ufer be8 aReffmg ein (iaiait^ d, 8. Suc.
\, 4). S)a8 iBolt meinte, er fönnte ber 3ReffiaS
du (Suc. 3, 15). Sen ®e[anbten au^ 3eru{alem
^ Slol^nned ^ur ^ntmort : „^ä^ bin nid^t ber
Keffiaö'' Ool^. 1, 20; 8, 28). ßbenfo öemeinte
a, bo^ er SliaS ober „ber ^ropl^et'' fei, üielmel^r
fei er ber t)on 3faia8 t}orau§gefagte 9iufer in ber
Säfte, «uf bie gfrage: „SBag taufft bu alfo,
»emi bn nid^t ber SOteffiad, nod^ SliaS, nod^ ber
^tmfytt bifl?" (1, 25) antwortete er: „3d^ taufe
mit SBaffer" u. f. ». (1, 26 f.). SlnbreaS berid^tet
feinem Sruber : „Sir l^ben ben SJtef flaS gefun«
ben' (1, 41). ^l^UippuS melbet bem 9{at^anael:
JSka, mm mel^m ÜRofeS im ®efe^ ge{(|rieben
(Kit imb bie ^ropl^eten, l^aben nur gefunben''
(1, 45). Slotl^anael aber fagt ju 3efu: „SWeifter,
hl bifl ber @o]^n @otte§, bu bift ber ftönig 3§'
melÄ* (1, 49). SHe ©amariterin am 3acob§«
bnmnen fagt: „3d^ mei^, ba^ ber SOteffiaS fom*
men nrirb, ber (B^ftuS genannt mirb ; menn er
gelmmnen fein mirb, fo mirb er un§ Me§ t}erfün"
ben'' (4, 25). 3n ber X^at n)iffen mir, ba^ bie
Samariter au8 bem $entateud^ (®en. 49, 10.
!&ent. 18, 15. 18) bie t><>ffinmg auf einen Srtöfer
erfc^toffen unb bemal^ l^atten. 3a il^re SRefftaS*
ibee loar reiner ald bie ber 3uben, meil fte, t}on
l^oKtifd^ XuSmüd^fen befreit , nur ben jdro))]^eti»
Men Sl(Knafter fef^telten. Ser Sal^eb (^efel^rer,
Sbberbringer ober SBieberlel^renber) mirb im S^rie«
km geboren unb la^t fein fiid^t auSftral^Ien. ^enn
tt ^maaoäifit, offenbart fid^ fein ®\an^. 3e]^ot)a
ntft il^ unb unterrid^tet i^n in feiner Seigre. 2)er
itaaait an ben 9ReffiaS beftel^t bei il^nen bis l^eute
ort €ein Stome ift el SRul^bQ, ber g^ül^rer; 6000
|a^ noA Srfd^ffung ber SBelt mirb er erfd^einen,
nf bem @ori}im baS @efe| 3Jtofe3', bie ^eiligen
irtöX^ tmb boSSRanna ftnoen unb aÖeSöIfer }um
m^ctn (SHonben befel^n. 2)er Sal^eb gilt il^nen
ber niil^t für größer atö aßofeS. @ie fd^reiben
im mir eine SebenSbauer oon 110 3al^ren )u,
aä^ beten 9blanf er fterben unb neben bem ®a-
l|im feto (Shrob finben mirb. 92ad^ Serflu| beS
7. 3al^aufenbS folgt baS ßnbgerid^t. — S^aS
93oIf mie bie 3)ämonen rebeten 3e|um atö ©ol^n
ffiaoibS an (9natt^.9, 27; 12, 23; 15, 22; 20,
30 f. ; 21, 9. 15. SRarc. 10, 47 f. Suc. 18, 38 f.).
3)ie ^l^rifäer gaben bem §erm auf bie fjrage,
ttmS fle oom SWeffiaS l^alten, »effen ©ol^n er fei,
aur «ntmort : „S)at)ib8" (TOatt^. 22, 42. 5marc.
12, 35. Suc. 20, 41). SDarauS erHärt eS fid^,
ba| baS fBolt 3efum ^um Könige machen moUte
(30)^. 6, 15; ögl. 12, 13) unb beim ©injug in
3eru|'alem bem ©ol^ne S)at)ibS juiubelte (SRattl^.
21, 8 ff.). 3)ie SSoIfSmaffen maren barin einig,
ba| ber SJlefftaS-flönig balb fommen muffe, aber
fle flritten fwi^ barübcr, ob er mirflid^ in 3efu er-
fd^ienen fei, meil fte über bie ^erfunft be§ ^DteffmS
unb 3efu nid^t im jtlaren maren. iBeibe 3Rei-
nungen ber fpätem iübifd^en Sl^eologie maren oer*
treten, ©ießinen fagten: (är ift e8 ni^t, benn „t)on
biefem miffen mir, mol^er er ift; wenn aber ber ITOef-
fta§ fommt, fo mei^ niemanb, mol^er er ift" Qoi).
7,27). «nbereaber fagten: „3)ieferiftber3Keffw8",
unb mieber Rubere fagten: „ffommt oieüeid^t ber
3Reffia8 au§ ©alilöa? ^at nid^t bie Sd^rift ge«
fagt, ba| ber SReffmS auS bem %bftamm 2)aoibd
unb \>on bem 2)orf Setl^Iel^em, mo 2)at)ib mar,
fommenmirb?'' (7,41.42.) 3)er Slufent^aft in
®alilöa unb ^tagaretl^ (1, 46) fd^ien bem fönig«
lid^en ©efd^Ied^te gu miberfpred^en unb l^atte bei
ber SRenge bie 9Jleinung ermedt, ba^ 3efuS aud^
bort geboren fei. Die ^ol^enpriefier gaben menig-
ftenS, als fte i^ren ^ReffiaS t)erlaugneten, bem aO«
gemeinen ®Iauben, ba^ er au3 föniglid^em @e«
fd^Ied^te ftamme, SluSbrudf. „SBir l^aben gefunben,
ba^ biefer bad iBoI! oerfü^rt unb oerbietet, bem ff ai-
fer Steuern ju geben, unter bem Sorgeben, er fei
ber ftönig, ß^riftuS" (Suc. 23, 2). ^$ilatu8 fagte
3U i^nen: Suemffönig foll id^ freudigen? Sie
^ol^enpriefter antmorteten : 2Bir l^aben feinen Äö»
nig QlS ben ftaifer" &o^. 19, 15). 3)ie 3nfd^rift
am ftreuj (19, 19) unb ber ©pott ber 3uben
(2Ratt]^. 27, 42. üRarc. 15, 18. Suc. 23, 85 bis
87) bemeifen ben aQgemeinen ®Iauben ebenfo. 2)a^
bie 3uben baS ))rot)]^etifd^e 9mt im SReffiaS an«
eriannten, gel^t fd^on auS ber 9(nfrage an 3o]^an«
neS, ob er ber $ro})^et fei, l^eröor (3o]^. 1, 21).
3ad^ria8 nennt il^n einen ^xopf)ttv\ beS ^öd^ften
(Suc. 1, 76). „(Ein großer $rop^et ift unter unS
aufgefianben, unb ®ott l^at fein SSoIf l^eimgcfud^t",
fprad^en bie Seute nad^ ber Stuf ermedtung be§ 3üng-
KngS Don 9laim (Suc. 7, 16). S)ie 3uben fagten
nad^ ber munberbaren ©roböermel^rung : „S)iefer
ift mal^rl^aft ber ^ropl^et, toeld^er in bie SBeU fom«
men fott" (3o^. 6, 14). „Siele aber oon bem
Solfe glaubten an i^n unb fagten: äBirb mol^I ber
TOefflaS, menn er gefommen fein mirb, größere
3eid^nt)errid&ten als biefer?" (7, 81.) „9ll§nun
bie Seute au8 bem Soße bief e SReben gel^ört l^atten,
fagten fte: ffiiefer ift toal^rl^aftig ber gSropl^et"
(7, 40. 52). ®te «ufforberung ber 3uben, 3efuß
folle ein Seid^en »ie aRofeS mirfen (6, 80 ff.), geigt,
bog ÜRofeS als Organ ber göttlid^en Offenbarung
44*
1383
aWefftaS.
1384
unb SBunbcrtl^ätcr baS 93orbiIb bc8 mcfpanifd^cn
^xopf)tttn mx (ögl. 2uc. 4, 23 ; 7, 22 ff. 39.
mattf). 11, 4 ff.; 12, 38 ; 16, 1). SaScnn bennoci^
öcrfd^icbcne Scmiutl^ungcn auSgcfprod&cn würben,
fo tarn bic6 ballet, ba| jtoijd^cn „einem" nnb „bem"
!Pro|)]^eten, amifd^en bem propl^etifd^cn SSorläufer
unb bem ^ropl^eten f elbft bic aWctnungen l^in unb
l^cr fd^toanften. SDal^er l^telten bie 6inen 3efum für
ben iöufcr, 9(nbere für (Slia^, 5lnbcre für Sere»
mioS ober einen ber Sßropl^eten (SKattl^. 16, 14).
®a§ §ofanna beim ginjug in 3crufalem galt aber
wie bem baöibijd^en Äönig, fo bem großen $ro«
pl^cten. „®iefe8 ift ber $rop]^et 3efu§ öon 9?a-
latti^ in ©aUIaa" (aWattl^. 21, 11. 46). S)ie
6mmau§tt)anberer fagen gu bem 5luf erftanbenen :
j,3cfu§ Don ^lojaretf toax ein ^ßropl^et, mäd^tig
in %i)ai unb SBort öor ®ott unb feinem ganjen
SSoIfe" (Suc. 24, 19). — ffiaS priefterlid^e «mt
toor ben 3uben, wel^e bie fittli^e Sriöfung Der«
fanntcn, am toenigften f^mpatl^ifd^. ffiod^ toirb bie
^ouptfunction ber (Sünbenüergebung ))on ben
kommen 3§taeliten ertoö^nt. 3ö(^ariQ§ preist
olS SttJedt ber ©rlöfung, „um ju geben bie Äennt«
ni| beS §eiI8 feinem Solfe in ber Vergebung il^rer
©ünben; nad^ ber l^erjlid^en Sarml^erjigfeit un«
fereS ©otteS, in »eld^em un§ l^eimgefud^t l^at ber
Aufgang auS ber^öl^e" (Suc. 1, 76—78). 3)en-
felben ©ebonfen brüd!t ©imeon mit ber Slufrid^«
tung Siekr (2, 34), «nna mit ber grlöfung beS
SoIfeS au§ (2, 38). 3lud^ ben 3Beg biefer grlöfung
öon ber ©ünbe burd^ Seiben unb Sob l^at ©i«
meon bereits ongebeutet, inbem er öon bem ftinbe
fagte, eS fei gefe|t jum Qfaflc unb jur Sluferftel^ung
SSieler in 3SraeI, unb bie ©eele feiner JDlutter
toerbe ein ©d^toert burd^bringen (2, 34. 35). Ucbri«
genS toor biefer (Staube an ben leibenben 6rlöfer
unter ben 3^itgenoffen 3efu !aum vertreten. SBeber
bic 3uben nod^ bie 3ünger fömten bic SeibenS»
weiSfagungen ertragen. „SBir l^aben auS bem
®efej gel^ört, ba^ ber 2KeffiaS bleibt in 6tt)tgfeit,
unb mie fagt biefer, ba^ ber aJlenfd^enfol^n erl^öl^t
merben muffe? SBer ift biefer SKeufd^enfol^n?"
(30)^. 12, 34.) 3)en 3üngem fagte 3efuS breimal
fein Seiben, feinen Sob unb feine Sluferftel^ung
t)orauS, aber feinmal n)urbe er t)erflanben; ber
feurige ^ßetruS tt)ieS biefe SBciSfagung fd^roff ab
(SDtattl^. 16, 21 ff.; 17, 21 f.; 20, 17 ff.). SucaS
betont biefeS SRidfttöerfte^en abftd^tfidft (18, 34)
unb bcridbtet nod^ t)on ben nad^ SmmauS gel^»
ben 3ängem, fie l^ätten gefagt: „SBir j^offten, ba^
er 3Srael erlöfcn »erbe ; aber l^eute ift ju attem
bem fd^on ber britte Sog, feitbem baS gefd^el^en
ift" (24, 21). S)ie6 ftimmt mit bem aHgemeinen
©taub ber mefftanifd^en ^opungen jener S^it
überein. 3*oa^ würbe ber SJerfu^ gemad^t, bie
Seigre t)om leibenben SWefftaS in ber bamaiigen
3eit nad^äuweifen (SBünfd^e, 1870), aber berfelbe
fann nid^t als gelungen bcjeid^net ujcrben. ©clbft
baS Sargum Sonat^anS, toeld^eS 3f. 53 auf ben
TOeffiaS bejiel^t, beutet gerabe jene Serfc, »eld^e
öom Seiben beS ftncd^teS ®otteS |anbeln, nid^t öom
SJiefflaS, fonbem ))on 3SraeL 2)aS poRtifd^ unb
nationale 3ntereffe l^t aUeS Rubere in ben ^intet>
grunb gebrangt. @rft fpäter nmrbe ber @eb^
an baS Setben beS SnefftaS bei ben 3uben^eMf(^
2)iefe Sl^atfad^e beweist mit bem 92euen Ze^*
ment, bafe nur lang geförberte abpd^tlid^e W^
beutung ber betreffenben SBeiSfagungen boS to-
pngni|t}oQe 3Ri^erftönbni| erzeugen unb dl'
gemein ))erbreiten fonnte. Sbenfo fd^wer tourbee§
ben 3uben, bie göttlid^e 3lat)xx beS SRefftaS mit
ber äußern (Srfd^einung ^u t}ereinigen. @o oft ba
^en ftd^ göttHd^ @igenfd^aften ober SN^te bti»
legt, fud^en fte il^n wegen SlaSp^emie in tobten
(aWarc. 3, 1—6. ^o^. 8, 59; 10, 31). Stottbie
unreinen ®eifter unb bie erleu^teten Sünger, dba
biefe nur langfam, erfannten bie l^öl^ere 9iotur in
e^riftuS. 2)ie Sermutl^ung beS SSerfud^, SefnS
möge ber ©o^n ®otteS fein (^aUf). 4, 3. 6),
unb bie Slnreben ber ®eifter: „^u bift nxi^rlM
ber ©ol^n ®otteS" (SKarc. 3, 12; 5, 7. Suci
41 ; 8, 28) jeigen bie SSerbinbung beS •©ojn«!
®otteS mit bem ©obnc ®at)ibS. ^latfymoü nennt
ebenfo neben bem Könige 3SraeIS ben ©ol^nSot*
teS (3o]^. 1, 49). 93on bem SBefcnntniffe beS^
truS: „2)u bift 6^]^rifhtS, ber ©o^ beS lebenbigoi
®otteS" (2Katt^. 16, 16 ; ögl. 14, 33), fogt ber
^err, ber Sater im ^immel l^e eS il^m geoffen*
bort ; aber bie natürlid^e SSorouSfe^ung toor M
im jübifd^en9JlefftaSgIauben gegeben, ^ud^ 92att^
fagte 5U 3efu: „3d^ glaube, bag bu bift Sl^riffaid,
ber ©ol^n ®ottcS, ber in biefe SBdt gefommen iff
(30)^. 11, 27), unb ber ^ol^priefier befc^möit
3cfum, Mi bu uns fagft, ob bu bifl ber Sl^tijhiS,
ber ©ol^n ®otteS" (3Katt^. 26, 63. SRarc li
61 ; ogl. Suc. 23, 85. SDtattl^. 27, 40).
S)aS meffianifd^e 9teid^ fonnten ^d^bie3tt>
ben nur in ^alöftina unb 3erufalem benfen. Sie
^erfteüung beS Sieid^eS 3SraeI in alter ^tad^
unb ^errlid^feit galt als 3i(I ^Q^ mefftanifd^
SReid^Sl^offnungen («pg. 1, 6. Suc. 24, 21. Wotti.
20, 21). m SSorauSfe^ung l^ierfür tourbe bie
Befreiung beS SSoIfeS öon feinen Qfeinben ertoaitet
(Suc. 1, 52. 71. 74, nad^ $f. 146, 6. 3f. 35, i
3er. 23, 6 ; 80, 10). S)er §a& gegen bie Äömei*
l^errfd^aft l^atte immer mel^r jugenommen mib ben
ßrtoartungen ein beftimmteS 3iel gefett. S)erSJet*
fud^, 3efuS jum ftönige ju mad^ (30)^. 6, 15),
unb bie Sefürd^tung beS ©pnebriumS, bag, loenn
fte gegen 3cfuS nid^t einfd^reiten, Sitte an iljn gtai»
ben unb bieSRömer fommen unb ^unfern Ott nnb
unf er SSoIt" »egnel^men werben, f owte ber Stotl^ beS
ftaipl^aS: „es ift beffer für eud^, bafe gin3Renf(4
fterbc für baS ^olt unb nid^t baS gonje SoIt|H
®runbe ge^jc" (3o]&. 11, 47 ff.), geigen hxt^fiif
grabige politifd^c ©pannung. ^ie SnSage gegen
3efuS (Suc. 23, 2) ift atterbingS falf<^4uibwirb
aud^ öom Sanbppeger geringfdjiäjig be^onbelt
beweist aber bod^ bie attgemeine f^offramg m
ein irbif d^eS 3)^ef fiaSreid^. ®ie| erl^ttt ou* anä
ber Qfrage über ben 3inSgrofd^n (SKottJ. 22,
16 ff.; ügL 17, 24 ff.) unb auS bem SSeneJm«
S85
SWcjfioS.
1386
!S SolfeS beim Sirtjug in Serufdem. ^ud^ an*
rre Stad^rid^ten über bie ))0litif(j^«reltgiöjm Se»
cgmigtn utr 3^t ber $rocuratoren bi3 ^um %u§-
md^ bed ffriegeS beliötigen bie[e ©öl^rung. 2)ie
tlf<l^ SOtefftoffe^ tDie 3:|eobo3 (3lpg. 5, 36) unb
sr «eg^ter (21, 38), l^ötten jonft nid^t Saufenbc
Dt fid^ fammeln fönnen, al§ fte bie Sofung ^ur
kfreiimg t)on bem Sod^e ber Stömer ausgaben
igpL Jos. Bell. Jud. 6, 5, 4). 2)ie Sefd^rönfung
riS meffionifd^en 9teid^e§ auf bie Israeliten tritt
Ift {tot! ]^ert)or. 2)er WeffiaS ift ein jfönig ber
«ben (TOattl^. 2, 2. 2uc. 23, 3. Sol^. 1, 49 ;
9^ 19. 21). Solennes mirft ben ^l^ariföem unb
pobbucöem t)or, ba^ fie als @ö^ne ^bral^amS
1^ ein Snred^t auf baS Sieid^ ju ^aUn glauben
mana^. 3, 9), unb 3efu8 tritt biefer engl^erjigfeit
ntgegtn ^attl^. 8, 12). 2)ie canaanöifd^e grau
xab tS feOftftoerftanbUd^, ba^ ber !Die{fta§nurau ben
erlocenen Sd^fen bed pavM 3§rael gefanbt fei,
nb xoUl fid^ mit bem Slbfall begnügen; „berni aud^
ie ^änbd^en freffen Don ben @tüden, meldte Dom
tif^ ibrer ^rren faflen'' (15, 26 f.). 3ol^. 7, 35
mm man eine ^nbeutung ber alten Seigre finben,
a| ber ÜReffiaS bie 3uben au§ ber S^jftreuung
ia4 ätrufalem }urüdffäbren merbe. (Sin Seigren
nter ben Reiben n)irb nod^ red^t Deräd^tlid^ be-
lonbett unb fann aud^ nad^ ^Slatt^, 10, 5; 15,
14; 24, 20 gar nid^t in bem ®eftd^t§freiS ber
itiben gelegen l^ben. S)ie| fd^Io^ aber nid^t au§,
)a| bie ^iben, meldte \d)on bamalS jal^Ireid^e
ßrofelqten lieferten, }ur Srfenntni^ beS n)a]^ren
BotteS tommen unb n)enigften§ inbirect am mef>
ianifd^ ^eil tl^eilnel^men mürben (Suc. 2, 31.
J2; 7^ 2 ff.). ®ie Samariter fagen: „SBir felbft
laben gel^ört unb miffen, ba| biefer mal^rl^aftig
wr ^cUanb ber SBelt ijl" ßo]^. 4, 42). ^u^ au§
er ^ßotabel Don ben Arbeitern im äBeinberg
Rtttt^. 20, 1—16) lö^t fid^ fd^Iiefeen, bafe bie
«Dorsugttn Suben ben Reiben nid^t jebe 2:^eil-
atme am meffianifd^en ^eil Dermeigerten. 2)a8
te^bnifd^ Sleid^ mürbe nad^ 2)aniel Himmelreich
»umnt. 2)e^alb tonnten Solennes unb SefuS
it ber äkrffinbigung ber 92ä^e beS ^immelreid^eS
re ^ßrebigten beginnen, unb fo ift ber SuSbrudf für
tfi 9Ratt^3eDangeIium d|ara!teriftif d^. SHe leidet
FemAore Sefämpfung fübifd^er Seigren in ben
eligläten (SRattt 5, 3 ff.) beutet aber bie fßtx-
:^Iid^ung biefeS ^immelreid^eS bei ben 2tuben
L 9uf ben Glauben ber 3uben, ba^ ber SJief-
ifi unb boS meffianifd^e Sieid^, \a felbft baS neue
nmfalem (Dgl. ®aL 4, 25) im ^immel Dor*
btibet feien, meist aud^ bie Untenebung barüber,
I bie Xaufe bed 3o|anne3 Dom ^immel fei
JtatX^. 21, 25). ®ie »ufee, meldte ber Käufer
nd^ forbert, fann nad^ iübifd^er Snfd^auung
if bie robbinifd^ SSorfiedung, ba^ ber 3Dteffla§
p bramte, memt 3§rael ftd^ befel^rt l^abe, 3urüdf>
sfSl^ toerben. 2)ie ^nbrol^ung, ba| ber 3Jtef»
oft feine Zenne föubem merbe, entfprid^t bem
kri^t bed SReffiad über bie ungel^orfamen @öl^ne
lira^ S)e|^Ib f^aüt ba§ rul^ige unb bemüt^ige
^luftrcten 3efu nid^t blo^ bie Subcn abgcfto^en
(Suc. 17, 20 ff.), fonbem aud& bei ben Süngem
beS gefangenen SäuferS ©cbenfen enegt (ÜKattb.
11, 1—6; DgLSd^anj, Slpologlein, 29ff.). ©iel-
leidet barf man au§ ber Srmäl^nung be§ ®aff«
ma|l§ im mefjiantfd^en Sieid^, bei meld^em bie
©lieber beS SReid^eS mit Slbral^am, 3faac unb Sa«
cob ju aifd^e ft^en, tro J be§ SorbilbeS bei 3faia§
auf ben ®kuben ber 3uben, ba^ bie aufermedften
(geredeten am SReid^e ®otte§ tl^eilnel^men, fd^Iie^en.
%ud^ bie Sünger l^aben biefeS ^immelreid^ nod^
Siemli^ irbifd^ aufgefaßt {3Rait^. 18, Iff.; 20,
20 ff. Suc. 22, 24 ff.; 24, 21). ®ie gciftig-ptt-
lid^e Seite, bie ^eiligfeit unb ©ered^tigfeit, tritt
im Benedictus ju Sage (Suc. 1, 68 ff. ; 2, 25. 30).
5. 2)ie iübifd^en Hoffnungen maren burd^ bie
fd^redHid^e ftataftropl^e im 3. 70 nid^t Dcmid^tet.
SJielmel^r geigen bie beiben 9))ocal9))fen, meldte
nad^ ber S^rftörung 3erufalem8 gefd^rieben toor»
ben finb, biefelben toieber Icbenbig. S)ie 9(|)oca«
Impfen ©arud^S unb gSbraS' (4 68br.) Der-
fünben eine Qdi furd^tbarer 5Rotb, allgemeiner
©ebrängnil unb fd^reddid^er ftriege. SBer Don
aQen biefen Uebeln nod^ übrig bleibt, mirb in bie
Hänbe be§ SWeffiaS überliefert merbcn (^Ipoc. Sar.
70, 2 — 10). S)enn biefer mirb geoffenbart merben
unb bie @(|aaren be3 legten Sßeltreid^S Demid^ten.
S)er Ie|te gürft, ber no§ übrig ift, mirb gefeffelt
unb nad^ @ion gebrad^t merben; ber SOtefftad mirb
i^n feiner ©ottlofigfeit überfül^ren unb ibn tobten
(39, 7 bis 40, 2). ®ann mirb er bie Sölfer Der-
fammeln unb rid^ten. 2)a§ Seben Derleil^t er ben»
ienigen, meldte ftd^ bem Slbftamm 3acob8 unter-
morf en l^aben ; bie anberen merben Dertilgt. Sann
mirb er fid^ auf ben Sbron feined SReid^eS fe^en in
emigfcit (73, 1 ; Dgl. 40, 3). ®er fjfriebe mirb
erf d^einen, Jhimmemi| unb Xrübfal merben meieren
Don ben 9Renf d^en, unb gfreube mirb l^errf c^en auf
ber ganzen 6rbe. 9lad^ Slblauf biefer fjfreubenäeit
fommt bie ^uferftel^ung unb baS ®erid^t. 3m
4. iBud^ ggbraS' ftreitet ber anenfd^enfol^n als Söme
gegen ben SlMer beS römifd^en Sieid^eS. SRit i^m
fommt bie SBraut, baS neue 3erufalem. SHe jel^n
Stämme merben in baS f^Aü^t Sanb ^urüdRel^ren«
2)er ©efalbte mirb baS 93oI! @otteS im l^eüigen
Sanbe bef d^ii|en unb erfreuen unb il^m Diele 2Bun«
ber feigen. ®iefer ©otteSfol^n l^errfd^t 400 3al^re
mit ben Seinen ; bann ftirbt er unb alle SDlenfd^.
9(ber nad^ bem ©erid^t fommt eine neue SBelt, bie
Sobten merben auferftel^en, ber ^öd^fte mirb ©e»
rid^t l^alten unb bie ©uten belol^nen unb bie 95fen
beftrafen. §für ben 3Jlcffw§ ift bie ^röejiftenj
gan} beutK(^ DorauSgefe^t. 3)a^ biefelbe nur auf
bem aEgemeinen©runb ber ^räesiftenj ber Seelen
rul^e unb nid^t auf baS „©öttlid^e" in Kl^riftuS ju
bejiel^en fei, mu| bod^ bejmeifelt merben, benn bie
ibeeHe e^iftenj beS SWefpaS bei ©ott ift nid^t mit
ber realen ßyiftenj feiner Seele ju Dermed^feln.
S)ie Seele ift allerbingS au8 ber 3«^^ ber allge-
meinen Seelen auSgemä^lt unb mit biefen })räeji»
ftent, unb erft bie f))ätere jübifd^e {Ideologie f^ai
1S87 Mtffioa.
1888
bit Sßräfpftmä ^^ iDirfli^tn iÜIejriai im ®artett
Sben angoiDmmen ; ober bieft SGerfu^e beliieifoi
jebenfaflä, wie nienig man mit einem rein menf^'
liefen, irbiic^en SDlcffiaS jufrieben War, SDa6 Dom
ftrtng iübi|(^en ©tanbpunlle au3 baS guttuest
Sßefen im Unlerfi^ttb Dom aUatet raroei ju be-
greifen Bar, ^inbtrt tiic^l, ba& SJfrfuctie baju ge-
macht mürben, %üäi bü3 5)f«ortreten au8 bem
Eßei^orgenen, nielc^eS t)ier nie in ben Silbern ^e-
no^8 gelehrt Birb, flitic^t bafür. 3hit ein über-
iibifd^i IDteifiai fann p\b^\\^ am Sage beS
(Seri^tS, blofe ben SiuSemiä^lUn offenbar, ffti-
Borlteten. Sintn foltfien 5EReffia8 ^at anc^ bie
öorcöriftlic^ 3"' 9f(i»int, unb not^ in ber legten
^ßeriobe Bor g^rifhiS mar biefer ©ebonfe nic^t
Böllig Berwifdit. 3n biefet Spocol^pfc finben fiä)
aüü) bie SBeben beS !IRe|fiaR, votl^t ben JTetm jum
[(rätem 9)ieI(iaS, ©ofin beä gofepl), bilben. ®ie
mefftantfc^e 3cit getiürt bem aiüv oütoc an, n»8
fpätti bie gemöbnlii^e Se[)re nurbe. €nbli^
fann f)itr aud(| no0 baS tägliche ©ebet bei 3uben,
ioS @<i^Dne @Sre, tpel^eS in feiner jt^tgen gaf*
fung bis in baS 3a](it 100 n. Siir. jurii{!rei^t,
genannt werben. 68 entl&ält eine SBitte um Samm-
lung ber Serflreuten, 2Biebereinfel)ung bei ein-
■feeimifc^n Obiigteit, äBiebereibauung 3EnifaIem8,
um ©enbung be8 ©a^neS 5BüBib8 unb Sufiit^-
hing feines Sfteii^eS unb SBiebeiliciflenung beS
OpfertuItuS in Seiufalem.
6. J^fli bie fqftcmatifc^e lEJaiftellung
b« SneffiaS^offnungen beS fpätem 3ubcntf|ume
btf^ränlen nii un8 auf eine fuijt ©figjt. 'Sxr
tneffianif^cn ßilSfung ge^t eine 3tit bei ülot^
unb ^rongfal boroiiS, wie e8 im „3:og beS ^erm"
unb in befonberen S^it^fn btB ©trit^tS DorauS-
gefagt ift (Of. 13, 13. 5Dan. 12, 1). 3)aiau3
bilbete f d^ bie itljtt Bon ben „SDel^en be8 ültef-
fiaS", toili^t feiner @e6urt DDrau8gt^en Weibtn.
®ie Weiben bui^ un^eilDerfünbenbe 3^i$En am
^immel unb auf bei gibe angegeigt (@ib. 3,
795—807. 2 2Kü(^. 5, 2. 3; Job. Bell. Jud.
6, 5, 3 ; 4 g8br. 5, 1—13 ; 6, 18—28 ; 13, 31 ff. ;
DgL nnatt^. 24. 8). Untei ben ISIenf^cn meibcn
bie SBanbe bei Oibnung geläSt, unb @ilnbe unb
®ottloftgttü ^eufd^cn auf gtbtn (SBai. 70, 2—8.
4e8bl. 6, 24; 9, 1—12; 13, 29—31). ®er
unmitlelbaien Iflntunft be8 SJteffiaS ge^it eiiaS al8
aSotiaufei PorouS (3JIor. 4, 5. 6. ©ir. 48, 10
bis 11). 5Jo4 finb aufeer^alb beS 9Ieuen Sefla-
ments (fiiattd. 17, 10) bieiübei nui ^Inbeutungoi
Dotlftanben (4 68br. 6, 25). gifl in ber 3Jüfc&na
finb nähere Siaii^iicdten gegeben (Edujoth 8, 7;
Baba mezia 3, 4. 5). üfun erfc^eint bei 9Jtefria8
felbp, um ©eiic^t ju Ratten über bie Reiben unb
bie abtrünnigen Suben. S8 ift uniirfitig, ba^ na^
jübift^ei SBuffaffung bei OTeffmä eifl naä^ bem ©e-
liij^t (omme, unb ba^ erft burt^ ben Sinflug be8
l5]&iipenidum3fi^bieJ8orfiet[unggebiQiet|iabe,ber
9KeffiQ8 werbe ©erit^t galten über feine Seinbe.
Sßielme'^i ift bie& übeiall feftgebalten ; nui in bet
©tunbf^rift beS »ud^ ^enot^ {90, 16-38)
finbet fi$ bie gegentl|tiligc 91nftt^t. ^ een>ü|it-
li^ giame heS 9Keffia3 ift. bet ÜRefiiaSJfiin^
ibee entfprec^enb, ber @tfalbte, (DteffioS (^48,
10; 52, 4. SBar. 29, 3 u. a. 4e8bi.7, 28.29;
12, 32), giiet^if^ Xpinät xupfou (^. 6q1. 17,
SG; 18, 6. 8), ^ebräifc^ «h'*« obet'E »a^o (lau
gume); in bei ÜKifc^na rr-Bo (Bentcbot 1,S)
unb «n'ia (Sota 9, 15), ffienfc^fotin (§m.
46, 1—4; 48, 2 u. 0.), ?[u8ettoä^Itfr (45, S;
49. 2 u. a.), ©D^n ©otteS (105, 2. 4e§k
7, 28. 29; 13, 32. 37. 52). eimnat fornmiW
Semai^ „©o^n bei aB«be8' Bor (|»en. 62, 5).
„So^n ^DibS" War geiBS^nlic^. ^ie @ebnt )a
iSet^Ie^em wirb im Saigum ju ÜDic^. 5, 1 bc
rietet. Sieft Flamen fßnnen nur einei b^öma-
ten ©injefperfflnlit^ffit brigelegt njeiben. Siiefrit«
ift !DIenf[^enfoI)n unb SotleSfo^n, wtnn oo^bit
iltamen, i^re SJebeutung unb ajr Sti^Itnifi iii4l
BoUftänbig buic^fc^aut merben. ®ilt tS oie Xtgtl,
bafi bei 3)?effio8 als menfd^Iid^ei JTSnig unb ^■
fc^ei, bei mit befonbern Jhaft ®otleS ausgerüpd
ift, auftreten wirb, fo ifl borf) biefe SluSrSPniig
fe^c Derfc^ieben baigefleOt. 3n ben ©ib^inoi
(3, 49 : <äpä: £vaQ unb ben falomonif (^ ^fnlinai
tiitt bei menft^Ii^e ffönig, b« bui4 ben ^figa
@eift mit ana^t, SßeiS^eit unb ©nrn^tiglnt lai-
gelüftet ift (Sßf. 17, 2), in ben SJorbtrgruniij a
ben Silbtneben beS genod^ unb in 4 Ssbral mirt
bie ^läejiftenj betont. ®ei SleffiaS wirb gemmiiJ
001 bem ^tim bei @eifter; et|e bie ©onne m^litE
3etdöen gefdEiaffen lourben, ip er ouSemfi^It, ifiMt
bei SBelt gefc^affen unb Wirb biS in Snighübn
@ott fein (§en. 48, 3. 6; tgl. 4 CSbr. 12, 32;
13, 26. 52; 14, 9). «n einen äfd^aifya^-
flu| i^ bei ber fc^ioffen ©leEung gu jener 3nt
g«: ni^t gu benten. ^ie Xargume ^obcn bei 3|.
7, 14. aili^. 5, 2 ni^l einmal bie Sungfrano-
geburt erwäbnl unb aud^ bie ^arab^rafe fon 3i,
9, 2 gweibeutig gegolten. ©aS eifd(ieiiieB W
WeffiaS gefcgie^t t>I3pdb ouS ber aieiboigoAril
l&eroot (4 e8br.; Sarg. ÜJlii*. 4, 8), »aS bie «c
burt nii^t auSfi^Iiegt. @in Rainp\ beS ^SUrffiiA
gegen feinblic^e iüläd^te wirb fofl übetaS «t^
(©ib. 3, 633 ff. 4 gSbi. 13, 33 ff-), boi^ i|l mii-
unter bie ©emeinbe ©otteS bol erfte 3iel btr Sf
feinbung (^en. 90, 16). 3)n§ Surf) öenwft (J(l
18. 19) unh befonbeia bie Assuintio (10), i»
weldfiei bei 5Reffioe ni^t genniml wirb, luflen tii
Seficgung bet geinbe buri^ ^cijota gef i^e^en, lii
anbeten bui^ ben SEReffiaS (©ib. 3, 652 if.; Philu.
Depraein.etpoen.l6; 5Pf.S(iI. 17, 27.39). Jr^
bei 9bO"'?P^ ftSbraS' unb ben SBitbendwi 5*"
noi$S gef^ie^t bieg buid^ einen Ui^efpniit ^
gjtefriaä, in bet apocal^pfe SBatud^ unb ben Iw
gumen butd^ ftrieg (40, 1. 2 ; 72, 6). &p u«*
ber SJemid^tung bet ©ottlofen beginnt bie meffi«'
nif^e Seit beä 0rieben8. S)ae meffianifi^ 9m
wiib auf ©ion einigtet, toei^alb DorSlIemS»'
falem erneuert wiib (4 e8bi. 9, 8), Man e8 «■■
webet gereinigt wirb ($f. ©al. 17, 25. 33) obeni»
neues 3etufalem Dom ^immel bmimt, nm «d
1869 aneffiai. 1390
€). 40—18. 3f. 54, 11 ff. ; 60. VßQ. 2. 7—9. tinen Dotläuftgen Suftonb btt Oual an (bm. 22.
3mö^.2,6— ISübgrieiftftDurbe. esbefiniibf^oii 4 63bt. 6, 49— 56; Sn^i^e ©. 41). S)ie er^t
twt tnüm im $anibitä itnb tourbe Sbrntiam ilroitn, roo^I bit öllcfte, Bon bei aufeifit^ung btr
sab HRofel auf btm EBcigt ©inai gegeigt (Dltioc. ©ercc^ten ftnbet fic^ $f. @al. 3, 16; 14, 2 ff. unb
»ot. 4, 2—6). «u^ esbros \a^ fS im ©efii^t mar ^n\i<i)t ber ipfjorijätr (Jos. Antt. 18, 1, 3;
(4 esbr. 10, 44. 59). es wirb ba3 alte 3eni- Bell Jud. 2, 8, 14) ; bte anbete Sonn, Ben ba
(ulfm an ^tnlii^rrit meit übertreffen (^en. 53, 6; ?lu|er|lel)itnfl Sder, 6et fetnoii^, ?lpoc. Soor., 4 SB-
90, 28. 29. 4 esbt. 7, 26). 3n baSfelbe wer- btaS.acftatnentbetgiüBIf^QtriQrt^enunbünif^na.
btit bte 3fflroiten üuä ber ^eibenroelt jiirüÄ- S)tt,nieI(^ebtn!inetfiQnit(^en3teitlieeinebefd6täntt«
l^nn (?f. ^i. 11; 17, 28. 34. SBuc^ SBar. 4, Sauer gefien (SIpoc. iSar., 4 gSbraS), lehren ein
36.37; 5,5—9). SRodi 4 gsbt. finb bie je^n aÜgemeineS ©eri^t, bai ®Dlt übet afle ünenfi^en
€tilinine In ein btS ba^in unberoobnteS fionb Üla- ^ält. ®Dd| galt attgonein, ba% aät ftommen 38«
mens SjORt^ gegogen, um bott i^te ©efejse ju be- raelittn an ber juhinftigen SSeSt t^tifiiabni. ffioB
obati^ttn (13,39—47). %n bet@t)i|^ bei neuen Uttbeil tnttb na ^ bcn SBeiten gefällt, »el^tinben
9tri(!^ pel)l®Dtt (©ib. 8, 704—706. 717. 756 ^immlif^enSBü^emaufgefc^ritbenrmb. 3)ie®ott-
bi«759. 5ßf.Sal.l7,l;18,l;38;51); bel^alb lofoi toerben in bo3 (ewige) 3euet ber ©(^enna
Btib tS bös ^nä) @otteS genannt (@ib. 3, 47. »erlogen, bie @etei$ten in baS ^iatabieä auf-
48. Sßf.@aI.17,4; Ass.Kos.lO.l.S). Sc^ulii^ genommen netben, m fie bie ^jeflät ©ottcfi
ttie bei ben ^rofi^ten miib balb blo| bie ^n- unb feiner Sngel fd^uen tnerben.
alnumng äerufalemS, balb bie Singlieberung in in. Sei ^effiaS beS bleuen 3:eilamen-
bitX^hatit gcEetirt. Sit f)eiben fif|iden i!)re ttä. SieetfiiQungbermeffianifd^enSBeiSfagungen
Ooben in ben Xtmfiet unb toanbcln na^ bem ®f in (Stiri^S ift nefentltdi anbete erfolgt, al3 baS
(4 (©ib. 3, 698—726), unb Sott rillet ein ffiälae Subent^um etmartete, auä) onberä, aie
9tei4 über aDe SRenfc^oi auf (766—783). Sie mau^t ber 3eifgefd)i[^te entlel^nten Silber bn
Xaflcnb^ften unb S^rommen etlangen bie fien- ^lop^eten tiermut^en Ite|tn. Sei foimtSe Untet-
f^ft über bie SSJelt, unb bie ?lnbeten untetffierfen fi^eb unb bie fa^Ii^ Uebtreinpimmung btS nrtrt«
^ il)nen au8 gfun^t (Philo 1. c), ober bie hei- liitien HleffiaS mit bem Mr^fienen wirb im 9teuen
bcn ^iitlbigcn bf m SneffiaS, meil fie erlennen. ba^ 3:eftamentbabur^na[()geiiiiefen, bageinerfeitibaS
Sott i^m äna^t txilie^en ^at ($en. 90, 30. 37 ; gange %Ite Seftament als eine gufammen^angenbe
48, 5; 58, 1. $f. ©al. 17, 32—35. ©ib. 3, 49. gtolortige 5proff|tHe unb SJotbereilung auf Sfiri.
«)iOt !Bor. 72, 5. Sarg. San. 3a^. 4, 7). 3» ftu8 bargefiellt (3o^. 5, 46. ÜRotl^. 11, 13. 2ue.
ba Assnmtio foH 3ärael auf ben 9taden beS 24, 44. ^pq. 3, 18. 24) unb bie einjelnen Si-
KblnS treten (10, 8). — Sa3 innere Sebcn im lebniffe unb äBerle bem @angen eingegliebert toer-
mcfftonifi^ £Reic^ nitb aie ein 3uftanb ber ben, onbererfeite aber ber naqreSiitnbieftiSDtiS'
^rräbc unb SBornie, bn (Sete^tigteit unb Siebe fagungenim®egenfa|jubenitbif^2neffuB^off>
bargtftellt. ©ttb^ bie milbtn X^iere ^aben i^re nungen ber 3uben eif^loffen miib. SnBbefonbnt
ro^ 9IatuT Abgelegt unb bienen bem Mmf^en. niib ber leibenbe Slttffial mit feinem bie SBelt
mt SäK ijl Don ungemeiner grud^tbarf eit ; SBofil- betf iS^nenben Opfer am ffreug in ben SJtittelpunlt
ftnb unb Üeberftug ^leirf^ überall. Sa§ fiebnt beS gangen meffianifc^enSebenS gefteDt. ^infi^t-
b(c^eUigen®emetnbeifleinfotttDä^tenbet@ottee' lic^ beSSReidieS ift bie ftrengt Unterf^eibung gmi-
inafi @elbft bie au3 ben ®räbem etftonbenen fd&en bet er^en unb imtiten Unhinft, jn>ifd&en ber
Senaten SSraelS werben an biefem ©lüde ((feil- Smiebrigung unb SSet^etrli^ung Don Weitttogen*
nt^mtn. SaSftIbe ift Don ewiger Sauet (©ib. 3, ber Stbeutung unb guglei<!^ Ißeianlaffung ju einer
49. 50. 766. Sßf. ©al. 17, 4. ^en. 62, 14). So^ ßfluterung ber gangen glij^lologie.
Btd) ^ufig nod^ eine ^B^ere ©eligleit erwartet l,3nbetSßetfon3efufinbbie3DeiSfagungen
(«boc. »at. 40, 3. 4 gäbt. 7, 26 f. ; 12, 34). übet bie §erlunft unb bie grfd^einung he§ «DleffiaB
Sotnil ift bie Smeuerung ber Sßelt oerbunben, witfti^ in grfüDung gegangen. Sefui ift auS bem
bie entweber mit ber mefrionifc^ Seit (&en. 45, ®ef^Ie^te SoüibS (fflatt^. 1, 1. 6. 2uc. 1, 27j
4. 5) ober nai^ «blauf betfelben i4 I5§br. 7.30. 2,4; 3,31. «pg. 13, 22. 23; 15, 16. Möm.
SI) beginnt. ^ietnuB entftaub bie Unterji^eibmig 1, 3), geboten guSet^leliem im ©tamme3uba
jlpif(^ bet gegenwärtigen unb ber gutimfltgeH (iDialt^. 2, 1.5.8. Suc. 2, 1— 10). ©t trat aber
»tltjcit (nin csi», «in c^i>), ^[t meffianififie nit^l in ber gewSlinli^tn SBtife in baB ®ef(^Ie(^t
3tit Würbe balb gu jener, balb gu biefer gcredtinet ; ein, fonhem würbe öom ^eiligen ©eifte in einer
bie JHtert Hnf^uung mar für leJtereS ; man(^mar 3iiugfrau ergeugt (ßuc. 1, 31—35. iDlatt^. 1,
mit Pe mä) alB 3mifd&ent>eriDbe. SHot bem legten 20. 23). Set DIame 3efue — SRetter, §eilanb,
SeriiSt erfolgt bie afigemeine^tuferfieljung.wel^e. welker i^m gegeben würbe (aHlaltt). 1, 21. Suc.
tnl ben SabbucÄem, bamalB allgemein geglaubt 1, 31), erinnert an ben grlöfei beS SBolteB Don
Wmt. 3n ber Swifd^engeit na^m man für bie beffen ©ünben. ffleift (flönige) au§ bem ÜKorgen-
abttef<l6iebenen@ere(l&ten, toroeitfieniii^tgur3:b«l' I^nb tamen, Bon einem ©tem geleitet (ühim. 24,
nomine am mefpanif^en Seiche aufetmetft worben 17), nad&3erufa[em, um ben neugeborenen ftönig
ftini, eine Dorlöufige ©eligFeit, für bie Ungerechten ongubeten, unb gogen nad) !Betl|Ie§em (Snit^. 5, 2.
1391
5Dlcffia8.
1S92
SJKattl^. 2, 5. 6), um al§ 93crtretcr beS ^cibentl^umS
($f. 67, 30. 32; 71, 10. 3f. 49, 7; 60, 3. 10)
bcm 51!ncffia§«if önig ©cfd^cnfc barjubringcn. 3)ie
glud^t nad^ ^eg^pten unb bte Stüdfel^r burd^ ®ot«
tcS C>y^ ictgtcn bcn SKcffiaS aI8 bcn ^ntitt)t)u8
be§ jübifd^en 9$oIfeS, ba§ ©ott aU feinen Sol^n
au8 acg^pten berufen l^atte (ajlnttl^. 2, 15. Df.
11, 1). S)cr ftinbermorb ju Set^Ie^cm gab ber
fliage ber Sll^nfrau SRadftel eine neue ©eleud^tung
(2, 17 f. 3er. 31, 15). ®a8 SBol^nen in 5Rajaret§
öeronlafete ben ßoangeliften; an ben ©pro| unb
bü§ 5Rei8 au8 ber SBuräel 3effe ju erinnern (2, 23).
m »orlöufer ift il^m nid^t gliaS fclbft voraus-
gegangen, fonbem ein öon ®ott gefanbter !Pre«
biger im ©eift unb in ber ffraft be§ eiiaS (2uc
1, 17. aWattl^. 11, 14; 17, 12. 13. SKarc. 9, 3.
12). 6r felbft tourbe bei ber Saufe üom SSater
im §immel alä ber geliebte ©ol^n erflärt, an mU
ä}m er fein SBol&Igef ollen l^abe (aWattl^. 3, 17).
S)a§ ^ebräereöangelium (Epiph. adv. H. 30, 13),
Sufttn CD. c. Tr. 88. 103) u. % fanbcn l&icrin
eine Scjiel^ung auf !Pf. 2, 7, n)a§ um fo leidster
möglid^ War, al§ ber l^cilige ©eift auf 3cfu8 l^erab«
!am unb über il^m blieb Qof). 1, 32) unb ber
§err felbft ju Slajaret^ 3f. 61, 1 auf fid^ bejog.
„S)er ©eift ©otteö ift über mir, be^l^alb, »eil er
mxd) gefalbt l^at, Slrmen bie fro^ie Sotfd^aft ju
bringen, mid^ gefanbt l^at, 5u t)er!ünbigen ©efan«
genen ^Befreiung unb Slinben ©efid^t, ju entlaffen
9}ertt)unbete in fjfrei^eit, }u t}erfünben ba§ ange*
nel^me ^a^x beS ©eilS" (2uc. 4, 18. 19). 3u bie-
fem ©eifte war er im Sempel ju Serufalem auf-
getreten, um il^n öom Unfug beS §anbel§ ju rei-
nigen, unb feine 3ünger erinnerten fid^ an baS
SEßori: „Der 6ifer für bein §au8 öerje^rt mid^"
($f. 68, 10). ©eine öffentlid^e 2Bir!fam!eit be-
gann er, nad^bem er ben ©atan befiegt l^atte, in
©alilöa am @ee ©enefaretl^, auf ba^ erfüOt werbe,
wag burd^ ben ^ßropl^eten 3foia8 (9, 1 f.) DorauS-
gefagt würbe: „Sanb 3<ibuIon unb Sanb 9lep]^-
tl^ali, ber ©eeweg, über ben 3orban, ©aUIäa
ber Reiben: ba§ ^olf, weld^eS in gfiuftemi^ fag,
^at ein großes Sid^t erblidt, unb benen, bie im
SobeSIanb unb ©d^atten fa^en, ift ein Sid^t auf-
gegangen" (9Katt]^. 4, 15. 16). SBie 3efu§ in
ber Sergprebigt jeigte, ba^ er als ^ropl^et er-
fd^ienen war, um baS ©efe^ unb bie ^ropl^eten
3U erfüSen, baS ©efe^ nid^t aufjul^eben, fonbem
3U Dergeiftigen , bie ©ered^tigfeit im ftttlid^en
SBefcn beS SKenfd^en ju begrünben unb bie 9luf-
gabe beS 9)lenfd^en in baS ©ammeln Don ©d^ö^en
für baS ewige geben im ^immel ju verlegen, fo
offenbarte er fid^ burd^ feine SBunbertl^aten als ben
öerl^ei^enen ^ropl^eten, weld^er „unfere ©d^wad^»
l^eiten auf fid& nal^m unb unfere ffranf^eiten trug"
(SKott^. 8, 17. 3f. 53, 4). gr ging uml^er in
allen ©tobten unb ©brfern, k^rie in i^ren
©Qnagogen, üerfünbigte bie fro^e Sotfd^aft beS
feiles unb l^eiltc jebe ftronf^eit unb jiebcS ©e-
bred^en (aWattl^. 9, 35). ©e&l^alb fonnte er bem
gefongenen Säufer auf bie ?lnfrage, ob er eS fei.
ber ba fommen folle, ober ob man ouf einen m
bereu warien foHc, bie 3lntwort geben: „9Ä
feigen unb Sal^me gelten, ^uSfa^ige werben letn
unb Saube l^ören, Sobte flel^en auf, unb ?(nncn
wirb baS SoangeKum geprebigt. Unb glü(!jdig
ift, wer an mir fid^ nid^t ärgert" (TOattl^. 11, 5.6.
3f. 35, 5; 61, 1). 3)iefe einfädle, otteS «uffe^tn
Dermeibcnbe unb Derbietenbe mefftanifd^ %ija^
feit, bie fo fern t)on bem 9luftreten beS erwarteten
9J{ef ftaS«ff önigS ber ^l^arifäer war, bie Ausübung
einer göttUd^en ^rärogatioe in ber Vergebung ha
©ünben unb bie ^errfd^ft beS !Dtenf^enfo$ne§,
wie ftd^ 3efuS nad^ S)an. 7, 13 felbft gern nannte,
über ben ©abbat erbitterten bie teitenben ftret|e
ber 3uben berma^en, ba| fte ben Sntfd^lu^ fo^
il^n JU tobten (ÜRattl^. 12, 14). ScfuS lie^ fu»
aber nid^t Don bem wal^ren, Dom SSater im ^im*
mel Dorgejeid^neten unb burd^ bie ^ropl^eten t)o^
auSgefagten mefftanifd^en SBege abbringen, tiid*
mel^r fud^te er in ben Smpfänglid^ burd^ eines
geiftig-fittlid^en ßinflu^ baS ber gtro^en SKenge
unbefannte neue ©otteSreid^ }u grünben unb jn
befeftigen. „©iel^c, mein ffnedjt, ben id^ erwo^It
an bem meine ©eele SBol^lgef aOen f anb ; i(^ toill
meinen ©eift auf il^n legen, unb er wirb ben 881»
fem Siedet Derfünben. Sr wirb nid^t janfen unb
nid^t fd^reien, nod^ wirb man feine ©timme l^ren
auf ben ©äffen. (Sin jerfnidtteS SRol^r wirb erntet
gerbred^en unb einen glimmenben2)od^tnid^tan§'
löfd^en, bis er baS Siedet l^inauSfül^rt jum @iege,
unb auf feinen 9Jamen werben SBölfer l^ojfen"
maü^. 12, 18-21. 3f. 42, 1—4). M
Sieid^ ®otte§ fommt nid^t mit ^omp, unb num
wirb nid^t fagen: fiel^e ba ober bort ift eS; benn
ftel^e, baS Stetc^ ©otteS ift innerl^alb Don eu^'
(Suc. 17, 20. 21), b. 1^. in eurem 3nnem ober
in eurer SJiitte, ol^ne ba| il^r bei euren irbifd^
Hoffnungen baS bereits erfd^ienene 9teid^ beS alten*
f d^enf ol^neS wal^rgenommen unb erfannt fyiht 3)en
Ungläubigen Derweigert 3efuS baS meffiani|(^
3eid^en. @S wirb bem böfen unb el^ebred^f^tn
®efd|led^t fein 3^i^^n gegeben werben als ba§
3eid^en 3ouaS% bcS ^ropl^eten. „SQBie 3ono§
brei Sage unb brei 9täd^te im Sandte beS ^ifd^
war, fo wirb aud^ ber SRenfd^enfol^n brei %si^
unb brei 9Jäd^te im ©d^o^e ber 6rbc fein" (JRott^.
12, 39. 3on. 2, 1). Son nun an rebet 3eftt§
5um Solfe nur me^r in ©leid^niffen, bamÜ jie
fel^enb nid^t feigen unb l^örenb nid^t l^örennod^tier»
[teilen , unb el erfüllt fid^ bie SßeiSfagung beS
3faiaS (SKattl^. 13, 14 ff. 3f. 6, 9 f. ; DgL H
12, 40. 9lpg. 28, 26. 27). „3)ie| rebete 3e|u8 in
©leid^niffen, bamit erfüUt werbe, waS bur^ ben
^Propl^eten gefagt ift: 3d^ werbe meinen SRunb i«
© leid^niffen öffnen unb werbe ouSfd^ütten, »aS wr«
borgen ift feit ber ©d^öpfung" (TOatt]^. 13, 34.35.
^f. 77, 2). S)ie ^arifäer unb il^re «n^nger
baben burd^ il^re Seräu^ertid^ung beS ®efe|e§ ben
©eift beS ©efe|eS Demid^tet, wie 3faia8 fagt: ,5)ic»
feS SSolf el^rt mid^ mit feinen Sippen, fein ^erj ober
ift fem Don mir" (9Katt]^. 15, 7. 3f. 29, 13).
aWelliaS.
1894
btgitmt 3e[u§ oud^ baS Seiben unb ben
SRenf^enfol^ineS, bie er mteberl^olt ange-
itte (3o]&. % 19; 3, 14; 6, 51. 71 ; 7, 34;
8), in brcigliebriger (Stufenfolge immer
rauSsufagen. SucaS t}erfQumt nid^t bei-
bo| e§ bon ben $ro))]^eten t)orau§t)er-
fci (18, 31 ff. 3f. 50, 6; 53, 3. 4. 11.
2. 17; 68, 22). 3n gleici^cr SDßeife bc-
bcr ^luferftonbene auf bie ^ropl^cten.
nU^t @i]^n)tu3 bieB aUe§ leiben unb fo in
Tlic^feit eingel^en? Unb er erflärte il^nen,
tb t)on 9Rof e§ unb Don allen ^ropl^eten in
^ften, baS über il^n ©cmeiSfagte" (2uc.
Seöor aber bie Erfüllung biefer boppelten
ungen nad^ feinem SSBiQen unb in ber t)om
{Hmmten @tunbe begann, foQte einerfeitS
\ nod^ einmal nad^ bem $ro))^eten feinen
m 3Wcffia8«ftönig begrüben, onbererfcitS
Parteien bie fd^redRiti^en ^folgen i^reS
n Unterfangend gegen ben @efalbten be3
nb ben @ot)n ®otte§ Dor ^ugen feigen.
g ber SSorauSfage gemö^ auf einem SfelS-
X ber ©cite be§ SWuttertl^iereS in 3eru»
u »Saget bcr Soc^ter ©ion : ©ie^e, bein
mmt 5U bir, fanftmüt^ig, Ji|enb auf einem
einem fjüllcn, bem ©pröpling eine§ Saft«
iRott^. 21, 5. 3ad^. 9, 9). S)ie SKenge
[UDiSfürlid^ ber S3a^r]^eit3eugnig geben:
la bem @o|ne 2)aoib§! ®e))riefen fei, ber
it im 9iamen beS ^erm! ^ofanna in ber
(5Katt^. 21, 9. ^f. 117, 26.) SOäic beim
)er 2Bir!famfeit reinigte er mieber mit mef«
: !Dlad^tt)oQfommen]^eit ben Sempel unb
i^en: „Sg ftcl^t gef daneben: mein ^au§
ktl^auS genannt merben; il^r aber ma^t e§
SäuberW^Ic" (21, 13. 3f. 56, 7. 3er. 7,
L ben über ben 3ubel beS $oI!e§ unmiUi«
enprieftem unb ©d^riftgelel^rten fagte er
)abt ii^r nid^t gelefen: 9lu§ bem SRunbe
unbigen unb ©öuglinge l^aft bu Sob be«
[21, 16. $f. 8, 3.) 3nbem er fie bann an
d^^ öom SBeinberg (21, 33 ff. 3f. 5, 1)
len t)on ben ©auleuten öermorf enen Stein,
[um edtftein geworben ift (21, 42. $f.
f.; ogL 9lpg. 4, 11), erinnerte, fagte er
le Sertoerfung unb iBerbammni^ ))oraud.
% @otted n)irb il^nen genommen unb einem
geben loerben, meld^ed bie f^rfic^te be3>
)IIbringt 3"ni ©d^Iuffc ber ©treitreben
len aber 3efu§ au§ ber ©d^rift, ba| er
a beS feerm beS SQSeinbergS (21, 37), ber
fotte§ ]ei. „Wvt nennt nun 2)at}ib im
n einen §erm, inbem er fagt: 6§ fprid^t
}u meinem ^erm: ©e^e bic^ ^u meiner
bid id^ beinc fjfeinbe unter beine f^ü^e
Icnn alfo ©aöib il^n ^erm nennt, toie ift
>o]^? Unb feiner fonnte il^m ein SBort
t, unb üon ienem £age an magte niemanb
n ettoaS ju fragen" (22, 43—46. $f.
Sad^em 3efu§ fid^ felbft am 93orabenb
ol^efieS aI3 91ntitQpu§ be§ $affa^Iamme§
bejeid^net unb baS neue SKal^l ber Siebe eingefe|t
^^\it, n)ei§fagte er ben Abfall ber 3ünger na$ ber
geftnalime be§J)irten (26, 31. 3ad^. 13, 7) unb
Iie| fi(^ ol^nc SBiberftanb feftnel^men, auf bafe bie
©Triften erfüEt mürben (26, 54. 56. Älagel 4,
20). ^I§ 3nba§ bie golgen feineS Serratl^eS fal^,
toarf er bie 30 ©ilberlinge, um meldte ber öirte
t}erratl|en morben mar (SJiattl^. 26, 15. 3od^*
11, 12), in ben Sempel 3)ie ^ol^enpriefter gaben
aber ba§ 991utgelb für ben 3ldfer eineS SöpferS
aum Segräbnife ber fjfremben (27, 7 ff. 3ad^. 11,
13). S)ie ©olbatcn, meldte 3efuS jmif^en jmei
Uebeftl^ätem (Suc. 23, 33. 3f. 53, 12) freujig«
ten, tl^eilten feine jfleiber unter ftd^; ben unge>
nöl^ten SiodC moDten fte aber nid^t jeneigen, fon«
bem marfen ba§ Soo3 über il^n, bamit bie ©d^rift
erfüllt »erbe: „©ie jcrtl^cilten meine ftleibcr unter
fid^, unb über mein @)emanb marf en fie baS SooS''
(3o]^. 19, 04. $f. 21, 19). S)ie ^ol^enpriefter
läfterten ben ®ulber unb fprad^en: „6r l^at auf
®ott vertraut; er möge il^n nun retten, menn
er miß; benn er fagte, er fei ber ©ol^n ©otteS"
(Sölattl^. 27, 43. $f. 21, 8. 9). Um bie neunte
©tunbe rief aber 3efu§ mit lauter ©timmc: 9Kein
©Ott, mein ®ott, marum l^aft bu mid^ öerlaffen?"
(SWattl^. 27 > 46. ^f. 21, 2.) ^Unb 3efu§, ba
er mu|te, ba| Wt^ bereits DoUbrad^t fei, fprad^:
3d& bürfte; bamit bie ©d^rift erfüllt merbe" (3ot|.
19, 28. $f. 68, 22). „Unb 3efu§ rief mit lauter
©timme: Sater, in beine ^önbe lege id^ meinen
®eift" (Suc. 23, 46. gSf. 30, 6). Ueber bie Deff-
nung ber ©eite aber bemerft ber gDangelift, e§
fei gefd^elien, ba& bie ©d^rift erfüttt merbe: „6in
Sein merben fie nid^t jerfd^lagen", unb mieber:
„©ic merben auf ben fd^auen, meldten fie burd^«
bol^rt l^aben" (3o]&. 19, 36. 37. ßj. 12, 46. $f.
33, 21. 3ad^. 12, 10).
2)urd^ Seiben jur ^errlid^feit galt aud^ für ben
SKefftaS, ja für i|n ganj befonberS (3o]^. 17, 1 ff.
$^il. 2, 6—11). S)urd^ bie 9tuferfte|ung unb
^immelfal^rt erljielt baS Silb beS leibenben Sr»
]&fer§ erft einen befriebigenben^bfd^IuB. S)a ging
erft baS $rotoet}angeltum gan^ in Erfüllung; ber
©d^Iange mürbe ber ßopf gertreten, ber ^50e ber
©ieg entriffen, bem 2:obe ber ©tad^el genommen,
«tö am erftcn ^fingftfefte bie SOäeiSfagung 3oetö
Dom ^uSgie^en be§ l^eiligen ®eifteS in Erfüllung
gegangen mar, fagte $etruS gu ben erftaunten 3u'
§örem: „%^xi l^at ®ott aufermedft, inbem er bie
©d^merjen beS ZobeS löste, meil eS nid^t möglid^
mar, ba| er Don bemfelben feftgel^alten merbe; benn
2)aDib fagt mit SSegug auf il^n: 3d^ fe^e meinen
^erm beftönbig, »eil er ift ju meiner SRed^ten,
bamit id^ nid^t »anfe. S)arum ift mein ^erj
frol^, unb meine 3unge jubelt; aber aud^ mein
Qfleifd^ nod^ »irb in Hoffnung rul^en, »eil bu
meine ©eelc nid^t in ber Unterwelt laffen »irft,
nodft beinen ^eiligen 95er»efung fd^auen (^g. 2,
25 ff. ^f. 15, 8—10. 9lpg. 13, 35). „Sa S)a«
Dib $rop^et mar unb »u^te, bag il^m ®ott ge^
f d^moren ^atte, feinen £^ron ju befe^ mit Ofnid^t
fein« Senbtn (?ßf. 131, 11), fo ^t er In SBorau§- 1
fidit oon ber tttujerftc^una G^rifti gefprocEieii, baß .
n nirf)t ber Unteimelt ü6erla((en fei unb (ein rflti^i)
bie SBertoefung nit^t [e^e. 91a{^bem tr jur SRed^-
tcn ©olltS erlöst roorben unb er anä) bie 3)er-
^tifeung bcf tieiligen ®Eifle3 uom SJoter in 6m-
pfang gtnommen, |d ^at er baS auigegof^en, tuaS
i^r ba feilet unb ^üret. Senn S)at)tb ift ni^t jum
£limmel aufgeftiegtn; er |agt aber: €S f^irt^t ber
^err gu meinem &erm: jetfe bic^ ju meiner 91t$'
ten, bii id^ beine §einbe unter beine ^üge legt" (2,
34. 35. ^f. 109, 1). gbcnlo teruft ^ä) ^etniS
auf Sleut. 18, 15. @en.l2,3; 22. 18 (Dg!.®ar.
3, 8); Ep^üippus erdärt bem ffämmtrer 3i- 53, 7 f.
(«pg. 8, 32 fl.); Sliautu§ tmift fic^ ouf bie Er-
füllung berSerl^eiftungen in beratuferfte^ung {9Ipg.
13, 32 f. fCf. 2, 7 i Dgl. §e6r. 1, 5. 3f. 55, 3).
„S)enn i^ Iiabe eud(| uor 9iaem überliefert, »a§
auc^ ic6 empfangen fiate, ba^ E^riM fö'^ unf"^'
Sünben gef^orben ift nai^ ben Sd^riften, unb ba^
er begraben »uibe, unb bag er am britten S^age
auferwedt ftorbcn tft nad& ben ©(i^riften" (1 Sor.
15, 3. 4). ffiiefee Sßkr! (SotteS ift fo gro^. ba^
bas SßJort be9 ¥ropI)tten Änmenbung finbet:
„©e^et, i^r SBeräc^tet, nmnb«t tuä) unb wrgel)ri ;
benn ii^ uotlbringe ein SBerl in euren iagen, ein
äßerf, baS i^r nimmermehr glauben merbet, nenn
man eS eut£| erjäl)»" (§a6. 1, 5. Wpg. 13, 41).
2. lieber bie 9(aturen unb bie Scmter E^ri^
finb bie 5lrtt. E^fluä, erl&fung, 3efu§, SogoS
ju Dtrglei^en. Ein $unlt ift aber bitr befonberS
fierborgutieben: bieSe^re^efu DomSteid^e ©ot-
te9, iceldie burc^ bie Unterfc^eibung jtDifc^ ber
erflen unb itoeilen 9tntunft einen toefentlic^en
Unterft^ieb jum erwarteten SReic& oufweist. 3roor
beben ouc6 bie ^ropbeten, befonbetS bie fpäteren,
iDie 3mntia§ unb Sjec^iel, ben geiftig-fittlif^en
eboi^aler bei 9teid^e§ ©oHeS im bleuen Sunb
nai^brüdlidd fieniDTge^otien ; aber ber ganjen $rO'
p^etie tft eS eigent^ämlid^, bie Bufunft mit ber
@egenniart ju »ecbinben unb baS meffiontfdEie SReic^
oie ein !Reid| ber ^errli^teit, be§ @[ü^ unb
bei 5Srieben§ mit ber (erften) «ntunft be8 «KeffiaS
beginnen gu laffen. 91u(| nenn nod^ eine bB^ere,
jeiiftitige ©eligteit ertsartet mirb, gef^te^t tS nid^t
auf ®runb einer jttieiten Slnhinft be§ TOeffiaS.
©et Uebergang oon bem Jejiigin SBeltalter in baS
jutünftigc wirb aber mit ber 3eif bo^ immer
florier betont unb oon einem tounberbaren art
®oHe§ erhofft. Saä ÜJtifeuerfiänbnife ber Sßro-
Pbetie, bie oDerbingS ben limmlif^en Sinn jum
SJerflänbnil erforberte, ^at nebfl ber gefnmmten
pDlitifi^en SRid^tung nerf^ulbel, bafe bie Suben
ber Weinung waren, e8 müf|e alsbalb mit ber
9lntunft be3 SDleffiaS ein parQOiefifct)e§ Seben fei-
nen Anfang nehmen, 9lun b"' Strar 3efu8 wo^l
flrant^ilen gebeilt, Sobte oufemedt, Seufel au8-
getrieben, hungrige gefpeist; aber toie er felbfl ft(^
emiebrigle unb bem Seiben unb Xob unterwarf,
fo wollte er au(^ biefe folgen ber ©ünbe au3 bem
Steid^e ®otte3 nid(it entfernen. Er ^atte feine Wa^l
iiaS. 1396
über fie gejeigt, l^atle in feinem SJorbilbc ui^ ii
feiner ®nabe bie geiftige Ueberroinbung grie^;
aber ba§ SReid^ ber ©etigfeit, wo jebe Sbräw *
geroif^t wirb unb flranfbeit unb lob nii^t miSf
^errf^en, ^at er in ba§ 3enfctl§ unb itn tK£n
Umfang in bie 3eit nadti fetner gmeilen Inbiift
ütrlegt. ©einSJei^ ift nid)t t>on biefer SBett Oti
18, 36), unb er ba^er ber SBelt »er^afet (7, 7), ntt
feine Sünger (15, 19 ff. 3JiaH^. 10, 24. 8iit.6,
40). S)aä 9iei^ @otte«, tueldtiee 3efu§ auf (SAa
geftiflet fyit, foK burdb 99u^e unb älugenb trii
©laubigen für ba§ SReicE) ®oäeS im ^linnnel Wf
bereiten. 3)ie Seinen, flinblic^en, ©anftmüt^
Sßarmbei^igen, Srauemben, ©etet^ten, SätrfolBta
^aben %^eil am ^immelreicb- SloS @eb(4 ie
@oMe§' unb ^üd^ftenliebe ift baS @mnbgef4 tri'
felben ; an il^m tiangen baS ®t\t^ unb bie $0'
Poeten. S)ie Jhaft jur Erfüllung brSfelben niit
bem @täubigen bur^ baS iBab ber SBiebergetint
o^ne Welcf|e§ niemanb in baS 9)ei^ @otteS ei»
ge^en Tonn. Derlie^ unb bur^ baS SSa^l In
Siebe immer wieber erneuert unb Derme^rt Kt
gättlid^e Jhaft ift e§, burc^ weld^e baS 9Iet^ 9m
fict) üu^erlid^ aulbreilel unb innedi^ um»imWl
unb Mrebelt («Diattb- 13, 31 ff.), fo bo| eS oB
bö^fteS Aleinob ertauft (13, 45 f.) imb ODH ken
@eliKiItigen an fi^ geriffen wirb (11, 12). tk
Slpoflel »erlünbigten biefee Sleidi @otte§ mäit
3uben unb Reiben (9lpg. 8, 12; 19, 8; 20, 25;
28, 31). ©ie bejfitbnen boBfelbe a» ein 9ri4
baS nid)t Sranf unb ©petfe ifl, fonbem @mSr
' tigteit unb abriebt tm Eiligen ®eif! (Stöm. 14,17).
E3 ifl ein Seid^ be« göttlid^ @obne3, in »tl^ä
@Dtt bie Gläubigen t)erfe|t (tat, inbem et fie ml
bet «Dlad^t ber gin^mil befreite (SoL 1, 13).
®er ontle SBefiJf belfefben beginnf aber etfi nü
bem 3:obe ober biclme^r mit ber aBiebeifamft M
^erm. 3efuS ^al fetbfl wieber^olt feine Ifmafit
als Snfong für ba3 Sittt^ ber ^errli^feit oma^
gefagt. „ES toirb bet ^enfi^tnfo^n tommen ii
ber ^ettlic^Ieit feines S)aterS mit feinen ßngdx,
unb bann wirb et jebera oergelten iw^ fei-
nen SQerfen. SBabritc^, i^ fage eu^, einige tm
btefen, wel^e ^ier fteben, Werben ben Xob mH
toflen, bis fie ben SRenf^enfol^n in fdn SM tov
men feigen" (HRatlb- 16, 27). SWmi fnibel te
S!BeItemeuetung(^ltngeneiie)pott, inAbetWe»
f ^f o^n wirb @tridbt galten &o^. 5, 27 ff.), bA
bie Upofltl auf }w51f tl^onen tiic glpNf @tfine
3StaeIB rid^ten (iDtatt^. 19, 28). „SBani ote
ber ajlenfd^enfobn in feiner ^eixlit^ ImB»*
wirb unb aüt feine Engel mit i^m, bomt wirti b
auf bem S^rone feiner §errlid^[eit filKO. i»li «
werben alle SSöKer oor il|m »crfammtU tDeri«.
unb et wirb fie oon einanber fd^tiben, oie te
^irt bie ©c^afe oon ben SSden trcmH' u. f n
(5)lalti 25, 31 ff.). Einem ieben wirb neraolW
nat^ feinen Sßerten ; inBbefonbert moi^t bei 0*
bie SBerfe ber leiblid^en unb geijtlii^ ^äf
berjigteit naml^aft. Sitfefiitn ^ooen ata i^
®runb in ber religiös- jiWic^ ©trinmtufl. ^^
1397
aOZeffiad.
1398
Btebe unb SSorml^ersigfeit n)ie er in ber iBerg»
prebigt gejetgt l^t. 9Die ^poftel lieben biefen ^unf t
bcfonberö f^ttiox. jfein Un^üd^tiger, &ithxti^tx,
Rnaboifd^önber, ©einiger, ©ö^enbiener u. f. id.
tDteb boS Sleid^ @otteS erben (Spl^. 5. 5. 1 Sor.
6, 9; 15, 50. ®d. 5, 21). gür bic gfrommen
unb (Sered^ten ift ber Zag ber prüfte ein Zog
bcr fjfreube, für bie Söfen ein Sog beS Sd^redenS
C»öm. 5, 17 ; 8, 17. 2 Xim. 2, 12. 3ac. 2, 5.
2 ^. 1. 11). S)er §err felbft l^t bie jünger
auf bie SBol^nungen, meldte er il^nen beim 93ater
im ^immel bereiten toerbe, l^ingemiefen (3ol^. 14,
2. 8. SKatt^. 24, 3. 37. 39). ®ie apoftel fan-
bell in biefer Hoffnung ein ^QU))tmoti)) bed d^rift«
liSim ®IaubenS, ben l^öd^ften Xroftgrunb in ben
Beiben biefer SBelt (1 Eor. 15, 23. 1 2^eff. 3, 13;
4, 15; 5, 23. 2 S^cf}. 2, 16. 3ac 5, 7 f. 2 gJetr.
i, 1 1 ; 8, 4). 3)ie Seit ber anfunft ^ai aber 3efu8
obfii^tUd^ unbe^mntt gelaffen. „^ Setreff jene§
ZogeS imb ber @tunbe mei^ niemanb etmad, aud^
ni^t bie Sngel be§ ^immeld, aud| nid^t ber @ol^n,
foid^em aMn ber IBater" ORott^. 24, 36. 42.
44. 50). IQielmel^r mirb ber ^err fommen, toxt
ber Sieb in ber 92ad|t, fo baf bie Jhted^te ftetd
IBX Xe(^c^ft bereit fein unb Oel in ber Sampe
(oben muffen. SBeil 3efud fd|einbar feine SQßie«
beifimft ben Sängern nod^ ju il^ren fiebjeiten in
«iiSftd^t gefieEt (^attl^. 16, 28) unb in propl^e-
tif^er SBeife bie SQBeiSfogung über bad ©erid^t mit
ber SBeiSfagung über bie 3erft5rung ^terufalemS
becbunben l^t &laüf). 24, 29. aRarc. 13, 24. Suc.
21, 25), fo bilbete Jid^ bei SRond^en bie aJleinung,
ba| bie ^rufie amalh ftattfinben merbe, obwohl
3efiiS nic^ unterlaff en l^atte, auf eine längere $auf e
Itinjutoeifen, mie bie ©leid^iffe Dom ^immelreid^
(Wattig 13), Dom untreuen ^ed|t (24, 48) unb
ton ben flugen unb tl^örid^ten 2[ungfrauen (25, 5)
Seit Sie apoftel, loeld^e felbft ben 3eit))unft
t U)tt|ten, fteOten fd^on im Sntereffe beS fttt«
fid^ Bebend bie $arufte aI3 nal^e beDorftel^enb
bar^ fo bog $aulu§ im ^meiten 33riefe an bie
Z^alonid^er bie ©laubigen megen ber unter-
bcffen Serfiorbenen tröften unb $etru3 (2, 3, 1 ff.)
Mnr uBerf)xnmten ßnoartungen nmmen mu^te.
SMe ftird^enDdter l^ben feit Suftin jmifd^en ber
cpcDTi] unb deuTspa rapoucna unterf^ieben, aber
Quf ®ntnb ber SpocalQpfe Dielfad^ bie balbige
ScSnbung eines neuen ^eid^ed em)artet (Sl^iliaS-
nmS), bis bie Sl^ftianifirung be§ römifd^en @taa*
M icigte, ba| @ott mit ber civitas Dei auf (Srben
imbm fOftd^ten l^be.
S>ie 3cU]^, meldte ber gmeiten ^nfunft be§
DlefftaS DorouSgeben merben, ent|pred^en ben Don
^tn ^^pfj^ta für baS mejftanifd^e (Serid^t gemein»
iogtat Seidben. SRattl^öuS gibt Hop. 24 bie aud-
vfjitliSfitt €d^ilberung biefer S^id^^n auf ber 6rbe
od) am ^immel, b^It aber ba§ ßnbgerid^t unb
ric 3ccftötung 3erufalem§ nid^t ftreng au§ein»
iiAer. 9uf ßrben entfiebt eine allgemeine 92ot]^ ;
junger, ^pie{! unb ßrbbeben löfen alle Orbnung
nf ; efi ^rif(j)t eine fd^redflid^e Safterbaftigfeit unter
ben ajlenfd^en, ein Ärieg Sitter gegen äHe in Qfa-
milie unb ©taat. 6in attgemeiner Slbfatt folgt,
fo ba^ felbft bie 9lu§em)ö^lten nmnfenb mürben,
menn iene Zage nid^t abgefürgt mürben. S)ann
fommen gemaltigc ßreignifje am ^immel ; ©onne
unb SKonb merben Derftnftert, bie (Sterne fatten
Dom §immel u. f. m. „®ann mirb baS 3^«^««
beS anenfd^enfol^neg am ^immet erfd^einen, unb
e§ werben Hagen atte Oejd^led^ter ber ®rbe, unb
fte merben ben ÜRenfd^enfol^n auf ben SSßolfen be§
^immel§ mit 9)2acbt unb ^errlid^feit fommen
feigen. Unb er mirb feine ®ngel mit großer ^Jo«
faune auSfenben, unb fie merben feine Sludermäblten
aus ben Dier äßinbrid^tungen Don einem @nbe beS
§immetö bi§ jum anbem fammeln" (25, 29. 31.
1 %^t% 4, 15 f. 2 %^. 1, 7 ff. Sgl. b. %xt
(Serid^t unb ^^berger, S)ie d^riftlid^e ۤd^atoIogie,
1890, 190 ff.), eine auffattenbe ^arattele bat
biefe ^arufie mit ber erften ^nfunft beS SKeffwö
barin, ba| ibr gleid^fattS ein SSorldufer Dorangebt,
aber freilid^ nid^t, um bcm 9)2enfd^enfo]^n ben äBeg
p bereiten, fonbem um bie Sßelt gum 9lbfaD Don
ibm p Derleiten. 3efuS fagt DorauS, bap falfd^e
aHeffiafJc auftreten merben (9Hatt]^. 24, 5. 11);
ber ^oftel ä^^anneS begeid^net ben |)auptre))rä*
fentanten biefer feinblid^en SOtad^t als Slnti^rift
(1 3ob. 2, 18. 22 ; 4, 3. 2 3ob. 7) ; ber «^joftel
^iauIuS bat über bie 3^t unb bie £b<itigfeit beS«
felben Slnbeutungen gegeben (2 %i^t^. 2; DgL
Dffenb. 13 u. b. art.). «ud^ bie apocal^pfe Sa-
rud^S (40) fennt biefe SßeiSfagung. 3n fpöt*
rabbinif d^en Cuetten f ommt für biefen SQBiberf ad^er
beS aSoIfeS SSrael ber ^uSbrudf SlrmiluS (Slo-
muIuS?) Dor; ebenfo mirb nad^ Sg. 38. 39 baS
SQßieberauftreten beS ®og unb 9]>}agog ermartet
(Dffenb. 20, 8. 9). ffiie »ird|enDäter l^abcn bie
mirflid^e grfd^einung beS ßliaS, in beffen ®ei{l
unb »raft ber löufer bie crfte »nfunft beS SBief-
fwS Dorbereitete, für bie gmeite Slnfunft für toal^r-
fd^inlid^ gel^alten.
aJKt »ed^t bot nid^tS bie alten Sl^rißen fo fel^r
Don ber ©laubmürbigfeit beS SbriftentbumS über«
geugt, als biefe munberbareSSorberettung beS fiebenS
unb SBirfenS Sl^rifti im ©angen unb im Singel«
neu. Ser Sinmanb, ba| biefeS 93ilb ber SBeiS-
fagung nad|conftmirt fein fönnte, fam ibnen gar
ni^t in ben Sinn, meil fie eine fold| gutreffenbe
9lad^btlbung in ber gefd^id|tlid^en unb befannten
3eit für unmöglid^ erad^teten; bie Dielf ad^e t^ifd^
^ermenbung einzelner ©tetten fonnte fte nid|t irre
mad^, benn eS erfd^ien ja baS gange ^Ite Zefta»
ment, 3Bort unb 2:bat. als eine gufammenbangenbe
aSeiSfagung unb Vorbereitung auf baS meffia-
nifd^e SReid^. ©inb bieiübifd^enTOeffiaSl^offnungen
jener 3^it ein fd^Iagetü)er IBemeiS bafür, ba| baS
SDleffiaSbilb burd^ bie 2[ünger Sbnfti meber burd^
benm^ten nod^ burd^ unbemu^ten ÜJ^ltbuS erft 1^-
geftettt gu merben brandete, fo geigt ber Unterf d^ieb
gmifd^en ber Srfüttung unb ber formellen 2)ar«
ftettung ber SßeiSfagungen unb ben irbifc^en S)eu*
timgen ber 3uben gang flar, ba| eS unmdglid^
1399
3Kcffia§.
1400
flcttjcfcn toärc, ein foIc^cS 93ilb, toie c8 in El^riftuS
SBirftid^fcit angenommen l^atte, naä) ben 95Bci§-
fagungen ju erfinben. 3e mel^r fid^ ScjuS ben
^errfd^enbcn ^Injd^auungen ber Suben entgegen-
fteflte, befto offenbarer lüurbe bie Sl^atfad^e, ba^
er nici^t ber 2)Zeffia§ ber jübifd^en ©rtoartungen
mar, fonbem feine 2)Ziffion au§ einer ber jübi«
fd^en Seigre unbefannten ober tocnigftenS öerfann»
ten Duelle ableitete. ®ie %lia^ai^t, ba^ bie
SDlel^rjal^I ber 3uben, toie öorauögefagt loorben
ift, ben 2Hejfia§ öertoorfen l^at, unb baf felbft bie
3ünger nur ollmälig 5um Serftönbni^ ber SKef«
fianität 3cfu im l^ö^em Sinn gelangten, beweist,
bafe bie grfüßung ber ffieisfagung erft ben xoai)'
reu ©inn erfennen lie^, aber nur benjenigen,
meldten Sl^riftuS ober fein ®eift bie ^ugen öff«
nete (8uc. 24, 27. 32. 45). »ei ben Suben lag
eine ^ü0e über bem ®efe^ unb auf ber Sefung
be§ 9llten SunbeS, tooburd^ il^nen öerl^üttt blieb,
ba^ berfelbe in Sl^riftuS abgetl^an ift (2 Sor.
3, 14). ®ie 3ünger crl^ielten aber ben l^eiligen
©eift, tteld^er il^nen ben ©inn ber ©d^rift offen«
barte, fo ba| i^r Unglaube unb ffleinglaube in
f efte 3ut)erftd^t unb tobeSDerad^tenbe Uebergeugung
überging. ®ef;]^alb erfannten fie nun ntd^t blo|
ba§, mag unmittelbar t)om SRefftaS DorauSgefagt
n)orben ift, fonbem fte n)u|ten aud^ bie gange
Offenbarung unb ©cfd^id^te be§ 9llten 93unbe§
unter biefem ©efid^tSpunfte ju betrad^ten. @ie
unterfd^ieben nid^t [treng jttjifd^en S^itgefd^id^t«
lid^em unb SKeffianifd^em , jtoifd^en 3:9})ifd^em
unb Megorifd^em, obn)ol^l bie Derfd^iebene Sita-
tionStteife einen Unterfd^ieb ber 3lntoenbung er-
fennen lögt, fonbem fte gingm baüon au3, ba|
alle ^Jrop^eten genjeiSfagt l^aben (SKattl^. 11, 13).
®ie SBelt ift allein für ben 9Keffia§ gefd^affen;
olle ^ropl^eten l^aben allein t)on ben €agen bed
9Keffia§ geweiSfagt — galt aud^ bei ben alten 5Rab-
binen (Sanh. 98 b. 99 a). SllleS ift um unfcreS
§cile§ millm gefc^ricbm (1 6or. 9, 10). SSßirb
man bal^er bei ber Seurtl^eilung einzelner Kitate
gmifd^en ber mörtlid^en unb gefd^id^tlid^en Sebeu-
tung unb ber meffianifd^en ^nmenbung gu unter-
fd^eiben l^aben, fo bleibt bod| bie munberbore Er-
füllung ber ganzen öoffnung ^SraelS in (S^riftuS
ein unmiberleglid^er Semeis für baS übematürlid^e
SSßefen bc§ SBlefftaS unb feines SBerfeS. 3n il^m
l^at ftd^ ber ®mnbgeban!e ber SEBeiSfagung erfüllt:
©Ott ift mit ben SKenfd^m, unb bie SKenf^en ftnb
mit ©Ott. 3n faum geal^nter SOßeife gab baS ©e-
l^eimni^ ber SRenfd^merbung beS ©otteSfo^neS bie
S5fung beS Problems für baS gange SRenfd^en-
gefd^led^t. Sebürfte eS aber nod^ eines 93emeifeS,
ba^ in SefuS ber Jhied^t ©otteS unb ber ©o^n
©otteS ber SBeiSfagung erfd^ienen ift, fo mürbm
il^n bie fpäteren Kabbinen mit il^ren ftunftftüdfen,
baS 5»id^tcrfd^eincn t^reS SWeffiaS mit ben SBciS-
fagungen in Uebereinftimmung gu bringen, lief em.
IV.ffieraWeffiaS beS no^d^riftlid^enSu-
bcntl^umS. ®ie 3uben l^aben il^ren 2)ZeffiaS an
boS ff reus gcfd^logen. 3ur ©träfe mürben fte burd^
ben römifd^en Ärieg, gu beffen l^rtnödiger gort-
f ü^mng falfd^e äJ^effiaSl^offnungen iDefentliiJ^ bei'
getragen l^atten, als 92ation unb ^eiliges SoS
fammt ber l^eiligen ©tabt unb bem Tempel De»
nid^tet. ^lle Hoffnungen ber 3uben fd^ienen bQ>
mit gefnidtt gu fein. 6S fel^lte aud^ nid^t an Stab«
binen, meldte bie| offen auSfprad^. @o fogte
9t. Sod^anan ben ^l^urta : „Sl^er mirb ®ra§ mtf
beinen SBangen mad^fen, olS ba| ber SRefpoS
fommt" (Hieros. Taan. 4, 8 ; ©röj, ©efd^
ber Suben IV, 2. «ufl., 150). ^\M ber 3unp
be]^aut)tete : „6S gibt feinen 9WefftaS für ^toA,
toeil fte löngft il^n genoffen l^abm in bm Saga
beS gged^iaS" (Bab. Sank 99). ^ber bie SRd^
gal^l badete anberS. 2)ie 3uben l^offten miber hie
Hoffnung auf einen gufünftigen SReffiaS, ja bie
^abbinen mad^ten bief e Seigre erft redl^t gum Sngd*
punft beS iübifd|en ©laubenS unb tmi^ bolb
baS gange SSolf bafür gu geminnen. Me ^m»
fud^ungm, meldte baSSSolf trafen, murbmalSSto^
gei(^en ber na^enben (Srlbfung gebeutet (Misduu
Sota 9, 12 ff.). Sie aRefftaSl^offnung mürbe M
93ar«Eod^ba (©ol^n beS ©temS ; 9hun. 24, 17)
nod^ einmal SSeranlaffung gu einem Dergmeifelten
S^iftengfampf gegen bie römifd^e ^trx^i^a\t (Sifaf
menger, ßntbedtteS 3ubentl^um, 1711, n, 654 f.).
2:ro$bem fid^ bief er ©ol^n beS ©temS ofö einen
©ol^n ber Süge ermiefen l^atte uiü) aUe ^o^^tmi^
verloren f d^ien, l^ielt aud| ie|t bie ^Rtf^x^l m
aWeffiaSglauben feft. SR. 3ofej)]^ flettte ber »e«
mfung auf Sged^iaS im erften ^axß bie SBeiS"
f agung 3o(i^* 9, 9 im gmettm H^ntS gegenüber. Wt
feigen, mie auS bem Slalmub, fo ouS ben 9{od^(^ien
ber SSöter, ba| ber äJtefftaSgloube allgemein not
„@S mußten aud^ bie 3uben^ ba^ ber Stejpofi
(Sl^riftuS) f ommen merbe, ba gu tl^nm bie ^
pl^eten rebeten ; benn oud^ je^t ermartcn fte jeine
änfunf t, unb gwif d^en il^nen unb unS befiel^ Wn
anberer ©treit, als ba^ fie nid^t glauben^ bo| er
fd^ongefommen fei", bemerft3:ertuHian(ApoL21).
®er Salmub beftättgt biefe Eingabe. 9L ©imeon
ben 3od^ai, ber SSerfaffer ber SKifd^o im 2. 3o^
l^unbert, leiert, bag bie gange ©d^ft Dom Sbffiat
fpred^e (Schottgen, Hör. talm. IE, praef. § 13).
S)iefe Seigre fei fo mid^tig, ba| ol^ne fie baS gonfe
©9fiem ber äl^eologie nid^tig fei, Der SetoeiSfÄ:
bie Srfd^einung beS ÜRefftaS mar aber fi^oer |i
fül^ren, mefel^alb fd^on bamalS etngelne, in fpöte»
rer unb neuefter 3cit öiele Stabbinen gugabeti, bc^
entmeber ber SKef fiaS f d^on erfd^ienen ober loemf
ftenS bie SBeiSfagungen ©en. 49, 10. S)an. 9, 24
erfüttt unb bie 3lngeid^en vorübergegangen |ei»
muffen (Sanh. 97 b ; Schar 78 , 2 ; ftim^i,
3ard^i, «barbanel, SR. ©aabio. Sgl. Schöttgen
n, 489; gifenmenger H, 647 ff.), ffiie gefiW««
©rfd^einung mirb entmeber in Cged^' 3^ 9^
fe^t ober un|)erfönlid^ gefaxt. SBeil aber bie
ßjifteng ber jübifd^en SReligion an biefet %to^
l^öngt, fo mürbe biefe üon ber ÜRe^rgo^^l nie p-
gegebm. 3l&re Serlegenl^eit fonb barin ein«
^uSbrudf, ba6 fte eS verboten, bie Seit beS SKef*
401
3Kcffia8.
1402
laS mtd^ured^nen (SBeber, ^Itf^nagog. 2:]^eotogie
«5 ; &PP, 2c6en 3cfu IV, 281 ff.; etfcnmenger
1, 676 ff.). a»an fud^tc nun bic 9Hcfpo§]^offnung
le^ ober mentger )u ibeoliüren unb fteüte bte
lirfunft bed SRefftoS mit bem Sßeltenbe sufammen.
\u hm, h)a8 ®ott Dor ber äßelt gefc^affen f^at,
[e^drt Qud^ ber 9lQme be§ ^efftad (Beresch.
«bba 1). Sr foU am @nbe ber SBeltgefd^id^te,
Kiitt aQe pröe^flenten Seelen in'§ menfd^Iid^e
Dafein getreten fmb, l^erDortreten unb 3§rael gum
Ibfc^Iu^ bringen. @eine Snfunft ift ber ©egen-
tanb bed @IaubenS unb unablöffigen 33eten§ 3§-
iield. Sd ifi fomit bie Hoffnung auf ben 9neffta§
(BoeO mtb bod (Sebet um benfelben ein toefent-
td^ SSeftanbtl^eil altjübifd^er ^Religion unb ^l^eo-
ogie (9Beber 333). SRittelalterlid^e Siabbinen,
11 benen felbfl ÜRaimonibeS gö^It, l^aben nod^ auf
»en SRejfuid ald ben SEBieberl^erfteÜer ber babibi«
ä^ äRonard^ie für 2@rael gel^offt (Edersheim,
Jesaa the Messiah, 2. Ed., 1, 78). SnaimonibeS
fi!^ ( Jad chasaka 1, 46) )u ben SRenf d^en, meldte
m ber @eUgfeit feinen Zl^eil l^aben, bie (Spihtreer,
rie Serlöugner bed ®efe^ed unb biejenigen, meldte
>ie Xuferfiel^ung ber lobten xoxt aud^ bie 3ufunft
)c8 (ErlöferS löugnen (ßifenmenger n, 272 f.).
Steberl^olt traten im ÜJlittelalter unb bi§ l^erauf in
M 18. äal^rl^unbert falfd^e SRefftaff e auf unb »ug-
m fii^ einen Snl^ang )u üerfd^affen (@if enmenger
$55 ff.). Vbtt bei ber l^ol^en ^ebeutung, meldte bad
Befe| f d^on in ber 3^t ber @d^riftgelebrfamf eit ge«
tDomien ^e, unb bei bem ma^gebenben Slnfe^en,
)effen ftd^ ber Zalmub bei ber fpötem Subenfd^aft
xfrcttte, begreift ed fid|, ba| bie SReffiaSl^offnung
Ib ber SBiffenfd^aft weniger gur ©eltung fam ald
im (SUnAen. S)er iübifd^e S)ogmati!er be§ 9Rit»
tdolterd, 3of. Sllbo, fagt in feiner ®(auben§Ie]^re,
)ie SReffiadlel^re fei fein iübifd^§ S)ogma, f onbem
lel^ ber ^offnungSIe^re an; ber ®Iaube an
)en SRefftaö mürbe ber funbamentalen ^etisbebeu«
tmg bcd @efe|e3 Eintrag tl^un (SSßeber @. XXXI).
fif^egen toaren Diele SRabbinen be§ SRittelalterS
ber SReinung, ba| ber SReffiaS nad^ ^erufalem ein
nencd ®efe| bringen merbe (Sifenmenger I, 270).
3ft ber 9tegei mirb ba§ gufünftige SOßeltalter i)on
htt fp&tem Xl^eologie nid^t üon einem 3uftanb auf
ber febe^ f onbem oom jenfeitigen SerKörungS-
{ißanb, meld^ erft na^ ber ^uferftel^ung be-
Biniit, erflört. S)ie 9{abbtnen l^aben nad^ bem
Sed^tagen)erf bered^net, bag bie gegenmärtige SBelt
SOOO 3a^re bauem merbe (t)gl. 2 ^ietr. 3, 8).
led^net man mit ber fjpötem ^l^eotogie bie Zage
es SSefftaö gum fünftigen SBeltalter, f o brid^t bie
lefftanifd^ 3eit mit bem Slblauf oon 6000 3ab»
*n an; redtet man fte mit ber alten Xl^eologie
im gegenmörtigen aSßeltlaut fo mirb nad^ bem
xHamb biefe S^xi in brei ^erioben get^eilt:
DOO 3a]^ ol^ne ®efe^^ 2000 3n^re unter bem
)(fe| imb 2000 Sa^re meffianifd^e 3eit. S)iefe
idte alfo löngft angebrod^en, aber ber 3Ref)la§
um tocgcn ber Skrfünbigungen be§ ^oIfe§ ntd^t
rfd^iKiL Sr famt erft fommen. menn ba§ SJoIf
93uge tl^ut unb ba§ ®efe^ t)onfommen erfüOt
(gifenmenger n, 652. 670 f. 678 ff.; SBeber
333 f.). ©e^l^alb jogen bie Suben nodi) in fpäte»
rer 3^it (17. unb 18. Sal^rbunbert) l^äufig nad^
3erufalem, um bie Slnfunft beS ÜReffia§ burd^ ibr
®ebet 5u befd^leunigen ober bort gu fterben, bamit
fxe bei ber änfunft beSfelben aufermedft mürben.
aSenn biefeS irbifd^e meffianifd^e SReidft, toeld^eS
bie Wonard^ie 3§raetö bebeutet, mäl^renb bie l^eib-
nifd^en SReid^e f ortbeftel^en, abgelaufen ift, f o folgt
ber Untergang biefer SSßelt unb bie @d^öt)fung
einer neuen, in meld^er bie Sebürfniffe aufboren.
2)emgemög ift e§ notl^menbig, bog man ben Unter«
fd^ieb jtoifd^en ben alten unb neuen Suben ftetS
im ^uge bel^alte. 3ene träumen nod^ oon einem
irbifd^en Sieid^, obmol^I fie nid^t mel^r gans fidler
pnb; biefe laffen mit bem 5Rcffia§ bie ©nbjeit
eintreten (Schöttgen II, 489 ; (Sifenmenger 11,
647 ff. ; aSBebcr 335).
®cr 2Reffia§ erfd^eint plö^Iid^ (Bab. Sanh. 97).
Sa aUe Termine abgelaufen finb, fo l^öngt bie
^ä)t nur nod^ an ber ^ufee unb ben SBerfen
33rael§. 9efonber§ mid^tig ift bie Sinl^altung beS
@abbatgefe^e3 unb anberer guten SBerfe. S)od^ ift
bie ^Öffnung auf biefe SBerfe nid^t fel^r gro|; benn
ba eine oöQige äBürbigfeit Derlangt mirb, fo f önnte
ber SReffiaS überl^aupt nie fommen unb mürbe
aud| nid^t fommen, menn ftd^ ®ott nid^t felbft
burd| einen Sib gebunben f)ättt. SMe ^ngeid^en
innerl^alb ber SSöIfermelt ftnb bie „SOBel^en beS
3}Uffia§". ^ber aud^ in 3§rael tritt ein großer
fittUd^er SSerfaH ein. 3n ber Sfömilie mirb griebe
unb feintrad^t, 3u^t unb &ixhaxMt aufgelöst.
tJalfd^e SReffiaffe erfd^einen, MeS öerarmt, oerföflt
ber ffe^erei unb gibt bie Hoffnung auf ben SKeffiaS
auf (gifenmenger 11, 698 ff.). ®er fd^einbare
SBiberfprud^ ^mifd^en biefem allgemeinen 3etfött
unb ber gforberung ber Sufee unb SBürbigfeit für
ben Sm))fang bed SRefftad mirb burd^ bie Seigre
bon 6lia§, bem Vorläufer be§ SReffiaS, auSge«
glid^en. 6r mirb baS SSoIf mieber ju ®ott menben
unb äußere unb innere Orbnung l^erfteQen. %n
biefer Dorbereitenben 3:]^ätigfeit be§ @Iia§ nel^men
aud^ anbere ^rojibeten t^eil: SBlofeS, 3föia§, 3ere«
miaS. @o lang @Iia§ nid^t f ommt, mirb au(^ ber
S!Reffia§ nid^t fommen (Just D. 49). Sener f ommt
aber erft bor bem aflgemeinen ©erid^t (Schöttgen
n, 533 sqq.; Lightfoot, Her. talm. 384. 609.
965 ; gifenmenger II, 696). ^ber ba§ fd^redflid^e
®e]^eimni^, marum ber SRefftaS fo lange nid^t
fommt, ift bamit bod^ nid^t gelöst, um fo meniger,
meil bie SHabbinen felbft nad^ Sa^- h 3. ^f. 84, 4
miffen, baft ®ott eS ift, mel(^er fein SSolf 3u fid^
befel^ren mirb. — ®er ibeeD (im ^arabie§) präeji-
flirenbe ÜReffiaS (gifenmenger I, 316 f.; Eders-
heim H, 304. 672 ff.) tritt auf bem SSBege ber
Seugung au§ bem §aufe ®abib§ in ba§ irbijd^e
S)ajein ein, mefebal^ ^^ nad^ feiner Slbftammung
nie anber§ al§ ©obn 3)Qbib§ ober allenfalls ©ol^n
^eres' (®en. 38, 29) genannt mirb, unb jjmar
ift er ein (Sobn 2)übib§ in feiner anbem SSJeife
1403 ÜReffia«. 1404
al§ alle anbeten ©öl^ne. S)tefe rein menf d^Ud^e feiner SDlutterburd^ Stürme entrüdtworben (Hier.
9Jotur be§ jübifd^en 5Keffia§ bejeugt jd^on %tt)\>f)0 Berach. 5; ßifenmenger ET, 653; Edereheim I,
beiJust.D.49:7vavTecf^[iercT6vXptoT6vavdpcü- 175). gr wöd^St in ber ^auptjtabt be§ »ei(i«8,
irov iS dvOpcüTTOJv i:poj8oxüip.ev ^evr^decjöat xal Som (3f. 21, 11. ßbont = SRom ®en. 36, 43.
riv 'HXiav yptaat aur^v eXöovra. ®cr ÜRejfiaS 3ram = Som), auf, bereitet ftd| cmf fein Smt tot
tt)irb al§ ein anberer Sjed^ia^ angefel^en. Sr ifi ber burd^ @tubium unb Uebung be§ ®efe|e§, otoo^
fiöttje au§ 3uba, ber ©ol^n ®aöib§ ; bcnn er wirb er unmittelbor bie gfüfle ber grfenntnife 1^ %v^
aus stoei Stämmen l^eröorgel^en. SeinSJaterftammt bem ift er öott 3öd^tigung3leiben, benn Seiben ftnb
au§ Suba, feine SOlutter au§ 3)an. Seibe Stamme notl^menbig, um ein üollenbeter (geredeter }u xofp
tragen ben Flamen fiöme. ®od^ toirb ber 9Heffia§ ben. S)a^ er gans fünbeloS fei, ift nid^ gejagt,
aUmöIig p einem übermenfd^Iid^en SBefen. 3^^^^ ^^^ i>ur^ Seiben mirb er geläutert, unb bu^
beweist bie ©teflung über ^bral^am, jo felbft über SBol^Itl^ätigfeit unb SBarml^erjigfeit bereitet et ^
benSngeln nid^t notl^menbig baS ubematürUd^e üor (Bab.Sanh. 98 a). Sein SerufSname ift @od,
SBefen ; benn felbft bie ©ered^ten finb größer al§ grlöfer, neben SKofeS. 3Bie ÜRofeS baS 8ol! onS
bie 6ngel. SR. Samuel ben 9Jad^mani fprid^t, ba^ Äcg^pten, fo wirb er SSrael auS ber ©efotig«-
SR. So^anan gefagt l^abe : „3)rei merben mit bem fd^aft l^eimfül^ren. 3)ie^ gel^t nid^t ol^ne ein ©en^t
92amen beS l^eiltgen unb gebenebeiten @otteS ge« ixin bie SQßeltmad^t, mie einft über ^l^oroo. Sani
nannt, bie (geredeten, ber SKeffiaS unb Serufalem." »irb er Serufalem unb baS §eiligt]^um wid«
Sür ben TOcffiaS folge bie& au8 3er. 23, 6 (Bava ^erftellen, baS SReid^ über bie 93öl!er oufrufttM,
bathra 75, 2). %ber mxm bem SRefftaS bie l^öd^fte 3Srael burd^ baS ®efe^ erneuern unb gulett bie
SBeiSl^eit, ©ered^tigfeit unb ^el^nlid^eS beigelegt burd^ 9bam verlorene ^errlid^feit gurudgetoi
mirb, fo mu^ er bod^ ein l^öl^ereS SBefen fein. 2)amit gel^t bie geitlid^e ^enlid^feit beS SJleffiaS
68 fd^eint, ba^ bie SRabbinen im ®egenfaj jum über in bie ©lorie ber (Imigfeit. 6ine VMxf
Sl^riftentl^um ben göttlid^en Sl^arafter ignoriren bred^ung burd^ Seiben unb Sterben looflten hie
tooUten. 6in abfid^tlid^ Säugnung beSfelben auS alten 3uben nid^t zugeben; bie %abbinen l^aütn
biefem @runbe lö^t ftd^ befonberS Hier. Taanith. l^ierfür gar feinen Sinn (Edersheim 1, 164£).
n, 1 erfennen: „SS fprad| SR. ^bibal^u: Sagt S)ieffraftbe8!Dleffta§beru]^tnad^i^nenni(|t,Biie
ein SKenfd^ ju bir, ,®ott bin id^*, fo lügt er; bie ^ropl^etie leiert, auf feinem Sü^nopfer, fo»-
,beS 3Kenf(|en Sol^n bin id^*, fo wirb er eS ju- bem auf feiner perfönlid^en ®ered^tigfeit. ®itie
lejt bereuen ; ,i(i^ fabre gegen 5)immel* — l^at er l^at er fid^ burd^ feine ^eiligung jum ®ienft (S^M
eS gefagt, fo tt)irb er eS nid^t beftätigcn." S)a» öor feinem 3luftreten in ber Deffentlidjfeit enoor*
gegen pnben fid^ in ft)öteren SKibrafd^im auS bem ben, »ie aud^ bie fpöteren 3uben onne^en (ftifen«
6.3al^rbunbertunbim93ud^eSo]^armand^eSäJe, menger 11, 757 f.). Um aber ben Haren tejt
meldte ein übermenfd^lid^cS SBefen be§ TOefpaS su 3f. 53 unb 3ad^. 12, 10—12, auf ttelt^cn fi*
leisten fd^einen. So toxtb im Bereechith rabba bie Sl^tiften nad^btüdlid^ betiefen, nid^t gonj im>
ber ®eift ®en. 1, 2, ju ®en. 28, 10 ber S3erg berüdffid^tigt5ulaffen,erfannmanfeitbem3.3#'
3ad^. 4, 7 auf ben JJleffiaS bejogen. 6ine fpötcre l^unbert einen SDleffiaS öon geringeter SSütbe,
Xalmubbegeid^nung ift äJtetatron (pi^Tot Öp6vov n)eld^er bem eigentlid^enüRefftaS DorauSgel^inib
B. p.eTÄ Tüpavvov). Ob eine fpötere ßntttjidflung burd| feinen 3:ob bie Sünben SStaelS fü^aen
ber pl^ilonifd^en SogoSlel^re bis jur 3bentification mu^. SDicl ift ber SKeffiaS, ber So)^ beS 3ofcrt^
beS SRefftaS mit bem SogoS ftattgefunben i^ai, ift aud^ Sol^n SpbraimS genannt, tt)eld^er bie )e^
}n)eif ell^af t ; aber fd^on Suftin bemerft mit SRed^t, Stämme l^eimfül^rt,n)ö]^renb ber eigenflid^9ReniaS
toenn bett)iefen fei, bafe 3efuS ber 9KeffiaS gemefen, auS 3uba flammt. „Unfere SRobbinen le^, bo^
fo folge feine ©otteSfol^nfd^aft üon felbft barauS. ber|)eilige5ubem9RefftaS,»eld^erfünftigge0ffe»
3e l^öber bie SRabbinen ben 9)lefftaS ftellten, befto bart mirb, fagen mirb: ^eifd^e t)on mir itQ^
weniger toax eS il^nen möglid^, bei bem rein menfd^» etmaS, id^ toxU eS bir geben ($f . 2, 8). ffiemi er
lid^en 9RefftaS ftel^en }u bleiben (Edersheim I, nun fielet, ba^ ber ÜJteffiaS, ber Sol^nSofepH^B*
175 f.). gebrad^t ift, fo mirb er )u il^m fagen: ä^bqelre
S)er Ort, fomie aKeS 9{ö]^ere über feine gfamilie, üon bir nid^tS 5(nbereS als boS Seien* (SucccÄ
bereu SBol^nort unb Umftönbe finb unbefannt. @r 52 a). 3laä^ ber fpötem Xl^eologie f ammeft ber
fommt aus einem anbem, b. 1^. fremben, unbe» Sobn 3ofe})]^S bie gel^n Stdmme unb fä^tt fit in
fannten Ort. S)iefe Seigre beS SSbraSbud^eS unb ber bie bem Sanbe 3Sroel benad^barten Sdnber 9ff9rio
3:argume ift aud^ bei 3uftin »ieberl^olt auSge- unbSlegpptenunb DonbaouSinboSl^igeSanb,
fpro^en. „@!]^riftuS, tt)enn er aud^ geboren ift unb n)irb aber t)on ®og unb 9Ragog gelobtet, mb
irgenbn)0 fn^ befinbet, ift bod| unbefannt; ja er ^mar um berSünbe beS^oufeSSeroboomSioSa
fennt pö^ felbft nid^t unb l^at feine 2Rad^t, bis ber (gifenmenger I, 481. 721; n, 708 ff. 720 ff.
^ropliet gliaS fommt, il^n falbt unb offenbart" 744 ff. ; Edersheim H, 484 f.), 3)er ffieP»
(D. 8. 110). S)ie talmubifd^e Sl^eologie nimmt felbft bringt bie ©rlöfung SSraelS «nb We erPe
an, ber SWeffiaS fei jur 3«it ber3erftörung 3eru- Äuferflel^ung (ber ®ered^ten?). 8r befreit W«
falemS in 93et(|le]^em geboren morben, l^abe ben felbe öon ber <hied|tfd^aft ber Sölfer. ®a8 xbmSff
SRamen SKenac^cm (Sröfter) empfangen, fei aber Seid^ mufe ausgerottet toerben. 3)en §amrtfei«b
405
9H€ffta8.
1406
xmüufi toirb er burd^ baS Sßort feines SKunbeS
nb burc^ ben i^ani^ feiner Sippen tobten, Stom
ber lerflören. 9lun »erben bie ßerftreuten ge-
tmtneU unb in ben ^immet gefül^rt. 9?a(^ ber
luferfte^ung ber Xobten (für bie 3uben) beginnt
oft mefnanif d^e 3titQtter. S)q§ gan}e 33rael bringt
VC SRefftod )ttr öu^em Serl^errUc^ung unb ^err*
^ft unb )ur getftigen SoUenbung. Somit be-
innt bod eiDige fieben. Sim Snbe bed mefftoni»
(fett 3^italter8 folgt baS le^te unb oDgemeine
krii^t. Senn ie^t nurb ^terufalem »ieber !|er>
e^at; ber SRef^ad ^errf d^t über bie ganseSOßelt.
Me SBeltDöIfer merben qIS fold^ »eiter e^ftiren;
e toerben ntd^t fubaifirt; nur einzelne treten ein,
(ciben aber tributär (SSßeber 347 ff.; Sifen»
iniflcr n, 720 ff. 750 ff. 760 ff. ; Edersheim
[y 710 ff.: List of old Testament passages
lesBianically applied in ancient rabbinic
fritings).
V. ®er9WefftQ§au|er^Qlbbe8Ärei.
ed ber Offenbarung. Sie Hoffnung ber
Renf<!^ auf ein beffered 3^toIter roat ebenfo
Kgemein als bie Trauer um ba§ t)erlorene gol»
rae 3citalter. @ie grünbete ftd^ einmal auf bie
imlle (Erinnerung, ba| ber SRenfd^ einft beffere
leiten erlebt unb nueber beffere ^u ermarten l^obe,
>bann ouf baS allgemeine @ünbenben)u|tfein,
kU^ bad SSerlangen nac^ Srlbfung in ber 9Ren-
l(ieiibnifl uniDinfärlid^ erzeugt. Siefe |)offnung
I nif^t nur bei Dielen %ölfem, felbft bei ein^el»
m 9BiIben ber oceanifd^en 2htfeln (Sanbmid^*
ifcln), in bod ®emanb eines SJlQtl^uS ge!(eibet,
tdä^ an bie @cene mit ber @d^Iange im ^ara»
icS erinnert, fonbem öu^ert ftd^ l^öufig aud^ in
em Silbe eined perfönlid^en Srlöfer§, meld^er mit
em j|äbifd(Kn 9RefftaS mel^r ober meniger ^el^n-
t^rfeit aufbeiSt.
1. Sie inbifd^enüReffiaSl^offnungen
ib im SHfl^idmuS }um 9(u§brudf gefommen,
Rm bie ältere Seigre oon bem SRittler j^ifd^en
h)tt unb ben 9Renf d^en in Sllitl^ra unb Slgni fteUt
KT bie allgemeine Seigre ber äleligion oon ber 93er*
ütlmig bar, loenn aud^ bei ^gni, meld^er bie
oOe bei SRit^ra ubemal^m, bie ^rieftertoürbe fel^r
; ben Sorbergrunb tritt, fo bog er als bad oon
r ®ott^ ben 9(riem gefanbte Sid^t, als ber
rldfer xmn @ünbe unb @d(iulb, al§ Ütetter unb
licber^erßeller be« gfreunbfd^ftd» unb Sruber»
lÄcS itmfd^ ®ott unb ben SDlenfd^en erfd^eint.
«m to einem ^Qmnud felbft ber Sßunfd^ au§«
tftSUtt toirb, ba^ er in 9Renfd^gefia(t al§ $rie«
c fUfy auf Srben nieberlaffen möge, fo bemeist
r% oOcrbingS baS fel^nfüd^tige ISerlangen ber
iber uaSf (Erldfung imb SSerföl^nung, aber ber
tcnffic^ meffianifd^e ®ebanfe ift bod^ erft im
imc iHni^anben. Sr fam erft im SSifl^nuiSmuS
r Srfd^cimmg. Siefer bilbet neben bem @ü}ai§>
bS eine ber großen Steligionen, meldte ben !|eu-
fta fmibniSmuS be^errf^en. Ser Urfprung bet-
r li^ im Snnhin, fie l^ben aber il^re SSurjeln
btx alten tHnAro^anifd^en SSoHSreligion. ^i*
ftorifd^ fidler beglaubigt tritt und ber SBifl^nuiSmuS
erft feit bem 12. Sa^rl^unbert entgegen. SSifl^nu
ift im 9iig*SBeba ein Sonnengott oon unter-
georbneter 93ebeuttmg, ift aber im Saufe ber 3eit
5U einer fel^r bolzen @teQung in ber inbifd^en äleli-
gion emporgeftiegen. (£r oerbanft biefe Stellung
feiner 93egegnung mit ffrijl^na. Sie Sßerbinbung
be^tt). Sbentification briber ift burd^ bie Seigre non
ben Sloatara ober Serförperungen (nid^t 2tncar-
nationen) bed Sifl^nu ^u erflären, \Dtlä)t in ben 92a-
tionalepopöen SRababl^arata unb Siama^ana oer-
benlid^t fmb. Sie 3al^l ber Sioatara ift i)erf d^ieben,
10, 22, 24; bo(^ ift 10 bie gemöl^nlid^e. 3n ben
öier erften l^atte SSif^nu bie ©eftalt eines S^iereS,
5uerft eines gifd^eS, alS meld^er er bad @d^iff beS
SRanu in ber großen Sßafferflut rettete; bann riner
@d^ilbfröte, alS meldte er ben @öttem auS bem
Weer eine Slngal^I tDttt^t)oUtx @d^ö^e lieben l^alf.
^IS Sör beftegte er einen böfen Sämon unb brad^te
bie @rbe auS bem SBaffer mieber gum l93orf(^ein;
als SRannlöme befreite er bie Sßelt oon bem ^od|e
eines fret)el^af ten Zuraunen. 2tm f olgenben SOBelt*
alter übenoanb er einen anbem SEßütl^erid^ in ber
®eftalt eines 3ii>ctgeS. Sie fed^Ste SSerförperung
mar bie als $erafu ätama, eines Sral^manen, ber
bie Uebermad^t ber jfriegerfafte iiemid^tete. Sie
ftebente S3er!örperung mar ein anberer Kama, ber
(Semabi ber @ita, ber gfeinb Siaoana^S, ber $elb
beS 9lamaQana, beffen 92ame in gan} Snbien ge*
feiert mirb. Sie ad^te mar jhifbna, bie neunte
IBubbba, bie gel^nte ift nod^ gu ermarien. SBenn
bie IBoSbeit in ber SBelt il^ren ^öl^epunft erreid^t
bc^en mirb, fo mirb SJifl^nu als Haiti auf ben
äßolfen erfd^einen, um bie 93öfen gu ftrafen unb
bie (Suten gu erlöfen. Sr mirb eine allgemeine
Umgeftaltung ber Singe l^erbeifü^ren. Sitte ff aften
merben oerfd^minben, unb eine attgemeine SBerbrü«
berung ber SKenfd^en mirb ftattfinben. §ier fmb
beutli^ bie Sigenfd^aften rineS SRefftaS gu er»
fennen. Senn l^ifbnu erfd^eint als ein ©Ott i)om
^immel, unb menn er aud^ nic^t als Sncama-
tton, fonbem burd^ Sinmol^nung unter ben 9Ren«
fd^en perfönlic^ mirb, fo mirb biefe perfönlid^e
erfd^einung namentlid^ in ber SBerförperung als
Ärifl^na bod^ fo realiftifd^ befd^rieben, ba^ fte ber
3bee eines SriöferS ber 9Renfd^brit entfpri^t. Sine
Segiel^ung gu bem erften 9Renfd^enpaar, meld^
burd^ feine ©ünbe (SSermifd^ng) baS 2Renf(^en»
gefd^Ied^t in^S Unglüdf ftürjte, tritt f^itt, mie faft
bei atten berariigen ©agen unb SR^t^en, auf-
fattenbermeife gu 2:age. Sie (SItem ber 9Ii)atara
finb immer fo giemlid^ biefelben unb treten nur in
einer anbem ®eburt unb mit anberm 92amen auf.
9ei Jhifl^na l^ei^en fie Siafubeoa unb Seoafi; ur-
fpriinglid^ bie&en pe ffafpopa unb Siti (abiti).
@o\t ift alfo in menfd^Iid^er ®eftalt gu ben 9Rm«
d^en gefommen, unb bie Seigrer berfelben (®um)
inb bie f og. Sncamationm, bie lebenbigm SteprA«
entanten ber ®ottbeit. 93iS auf ben beutigen Xag
)offen bie 3nber auf biefe gel^nte Stbatara. Sie
mächtigen SSoIfSreligionen, in benen fjfrömmigfeit
1407
aWeffiaS.
1408
ßcgcn einen crIöfcnbctt®ott, benölüdttid^enffnfl^na,
gegen Bitoa, ben l^öd^ften ^erm, mond^mal aud^
gegen 5lbit^, ben iSonnenl^enfd^er, geübt wirb, jei-
gen ben tiefem 3ug ber fpätem entarteten inbifd^en
SReligion ju einem ©rlöjer. ®ie Ucbereinftimmung
in ber ©arfteUung biefer Sncomationen mit ber
(i^n[tli(i^en Seigre ift oft tauf (i^enb ; bod^ lö^t fic^
beim 9)^angcl fidlerer l^iftorifd^er Slngoben nid^t
bemeifen, ba^ bie d^riftlid^e fie^re barauf einge«
wirft l^at. ®a§ umgefel^rte Serl^öltnil ift aber
nod^ weniger an^unel^men, ba e§ gefd^i^tlid^ unb
fad^Iid^ feinen fi(f)em ©runb l^at (A. Eoussel,
L'incamation d'apr^s le Bhagavata Purana,
Science cath. 1891, N. 8. 9). ©ie *Än§fü^.
rungen @d^ure'§ (Bevue des deux Mondes,
1888,111, 285 SS.), ttJonad^ bie Segenbe Ärif^na'8
un§ in ber Duelle felbft bie 3bee ber Sungfrou»
9Hutter, be§ 2)Zenfd^«®otte§ unb ber 3:rinität er«
f äffen laffe, bejeid^net felbft SBartl^ (Revue de
rhistoire des religions, 1889, 1, 161) alS ein
©ewebe üon ßrfinbungen^ wie fte fid^ nid^t ein«
mal ein 2)id^ter in ber 93ebanblung ber ©efd^id^te
erlaube. 2)ie 3ncamation be§ 93ubb]^a ift infofem
bon befonberer 93ebeutung, al§ bamit eine l^eute
Diele SniUionen t)on 93efennem ^ö^Ienbe ^Religion
bargeftellt wirb. Subbl^a woUte wirflid^ eine @r-
löfunj^ t)on bem Uebel ber SEßelt bringen, aber eine
griöfung, weld^e in ber SSerod^tung ber irbifd^en
®inge gipfelt unb im allgemeinen 9iid^t§, im 91ir»
Dana, ausläuft. @r bietet eine ©rlöfung ol^ne 6r»
löfer, eine 93efreiung ol^ne Setter an. 6r repräfen«
tirt nid^t ben grlöfer öon ber ©ünbe ber SBelt,
fonbem l^öd^ftenS benSefreier unter ber83ebingung,
ba^ man feine (Sebote befolgt, um ^um üoUfom*
menen aSßiffen ju gelangen, bem einzigen SKittcl
be§ §eU§. ©ein ffommen auf 6rben ift feine 3n«
camation, weil er feinen l^öd^ften ®ott anerfennt,
fonbem eine einfädle 3:ran§migration. ©eine ®e«
burt wirb in einer läd^erlid^en i^bel er^öl^lt, Welche
tti(^t eine entfernte ^el^nli(^feit mit ber ©eburts»
gefd^id^te be§ §erm l^at. 6§ ift bal^er ein Qf^^eöel
gegen bie ®ef(|id^te, wenn neueften§ wieber Sur«
nouf mit ?lnberen ben ©tifter be§ ßl^riftentl^umS
als einen abenblönbifd^en Subbl^a barfteUt (t)gl.
^arb^, ©ilbemagl über ben Subbl^iSmuS). ®ie
mobeme ©d^wörmerei für ben IBubb^iSmuS l^at
gerabe barin i^ren tiefften ®mnb, ba^ ber ^Jeffi«
miSmuS ftd^ )u ber wal^ren Srlöfung in Sl^riftuS
nid^t erfd^wingen fann. ®aber fc^meid^elt e§ bem
ftoljen ©elbftbewu^tfein, ha^ ber SKenf(^ fein
eigener grlöfer fein f ott. „©elbft ift ber §err öon
felbft." 3a biefe ^^antaften bleiben nod^ \)\nttt
bem afiatifd^en 93ubb]^i§mu§ ^urüdf; benn biefer
nimmt eine Seilte öon 93ubb]^a§ an, weld^e bie
Seligion ftetS wieber erneuern, unb erwartet bie
^Infunft eines neuen Subbl^a mit 9^amen aWai«
tret)a, ben ©aftjamuni felbft öerfünbet l^aben foH
(Spiegel, «öefta I, 37 ; 3. ©. f. 9J^. ®. IE, 467).
2. 2)ie d^inef if d^en SDleffiaSl^offnungen
würben oft gerül)mt unb werben l^eute nod^ oiel
befprod^en. ©iefelben fönnen aber nur als all«
gemeine ßrwartungen einer Crlöfung gelten. S)ie
®eutung beS grofeen „^eiligen" öon einem )u et»
Wartenben (Srlöfer \)at f\ä) als ein IBlifeöerftönbmi
l^erauSgeftellt. 3n ben cononifd^en 93ä(^ern ber
ß^inef en ift öfter öon einem großen ^eiligen bie
Sebe. „SMe Sölfer erwarten ben öeüigen, \m
eine welfenbe ^flanje ben Segen." l5efonber§ ^
biefer ®ebanfe im Xf^ung^jung (Seigre öon ber
5Kitte), ber ©d^rift eines ©d&ülerS beS (EonfuciaS,
burd^gefül^rt. 2)er „fünfHge ^eilige" wirb als 3«.
begriff aller UJoHfommenbeiten bejetd^net. „6eine
3:ugenb wirb bie SEBelt umf äff en, wirb ^UeS lebenbig
mad^en, SlUeS befeelen unb fid^ bis p Sll^ian (^iai»
mel) erl^eben. . . ©aber ber ©prud^ aller ^i^
l^unberte : ®ie SBege ber SJoÜf ommen^eit werbea
nur befud^t werben, wenn ber gro|e ^ligepe
burd^ bie ©pur feiner QfüSe geweift l^oben mirb.*
S)iefer ^eilige wirb feit öielen 3abrl6Miit>«^«i «*
wartet, bamit er bie SSölfer Überrebe. 6onfirt|e
ift i^m gegenüber nur ein SBeifer. ^6S ifl bem
großen ^eiligen, bem ^eiligen aller 3a^r^imberle
unb aller SSölfer öorbel^alten, aEe ©troblen ber
SßeiSl^eit ju öereinigen unb bie fßoütovmtaiai
aller iugenben^ueneid^en." ©ieganjeSaSeltiöitb
ibm 93eifaQ flatfd^en. li^ein Sanb wirb eS geben,
wo nid^t fein Same gefegnet unb geeiert wirb. Side
@elebrte f)ahm biefe äBorte auf Sonfutfe ob*
wenben wollen, obwol^l man bem Se^te @e&Kilt
antl^un mu^ ; aber bie meiften Srflörer beuten {k
öon htm ^eiligen ber JKng (canomfd^en SüdKr).
SS gel^t barauS l^eröor, ba| man feit ca. 6000 3q>
ren in Sbina auf bie ^nfunft eines ^eiligen tocx»
tet. Sonfutfe felbft foll ben ^uSfprud^ get^
l^aben, ha^ ber wa^re ^eilige im Occibent er^ei*
neu werbe, ß^l^inefifd^e ©d^riften beftötigen bieje
Sad^rid^t. Sonfutfe foQ nämlid^ ^u bem SRinipä
p gejagt baben: „3d& b^be gehört, bafeimferna
äbenblanb ber wa^re ^eilige erfte^en werbe, ber,
obne felbft ju regie^n, aller SSerwirrung ftaieni;
ber, obne ju fpred^en, unbebingten ®lauben ein*
flögen ; ber, o^ne bie ®eftalt ber Singe §u tw
änbem, einen Ocean öerbienftlic^er ^nblmigeB
erzeugen wirb. 9{iemanb fennt feinen Samen;
aber IHen (i(^) l^at gebort, ba^ nur er ber xocSftt
^eilige fein werbe." 2)ennod^ ift biefe 93e§ie^
beS „^eiligen" auf einen ÜKeffwS nad^ berSrobi«
tion beS ^irotoeöangeliumS anwerft problemdtfi(i
benn ber ^oraliSmuS ber d^ineftfd^en Sdi^
5ur 3^it beS Sonfutfe fprid^t bürdend bafür, hei
ein ^eitgenöffifd^er ^eiliger, bem feine 9xüfixiifi
bie b^d^fte ©tufe ^uerfennen wollten, gemeint ifL
^arle^ f^ai benn aud^ fd^lagenb nad^gewiefen, b4
obige ©teile ftd^ in einem 99ud^e etneS &ßtA
beS 2ao-tfe befinbet (8il^«tfe, fonft unbefarait) »ö
auf einen gleid^^eitigen ^eiligen belogen ift, toeU^
fein anberer als 2ao«tfe felbft fei (ContaroTene,
Lyon 1888, 15 Oct., 196 ss.). Sid^t öiel beffer
ift eS mit bem „b^i^iö^^ ^Menfd^en* im £»>■
te^fing beS 2ao»tfe bcfteUt. 6S ifl ansuerfeiiiÄ
ba^ in biefem 93ud^e wirflid^ ein @eift webt wi*
rf)er in öielen 9leu^erungen an ben et^ifc^n $ro«
1409
SWcfftaS.
1410
i^etiStmtS beS SfoiaS erinnert. 2)ie^ gilt Qud^
lom letbenben ®ere$ten. 92a(i^bem Soo-tfe bie
tMSfjfüt mit l^ellen färben gefd^Uberi f)at, gibt
r boS 3beal berfelben in bet perfönli(]^en &ix*
teng btr SBeiSl^eit, im l^eiligen 3Rtn\ä)tti, mlä^tx
lOe anberen ©efd^öpfe an ^eiltgfeit unb (Shm^
aafi ber Sugenb übertrifft. 93tele Sl^arafterjüge
ximiem on 3f. 11, 12 ; 50, 4 ff. 56. gr ift fanft-
nutJ^tQ unb DoO Selbfiüerlaugnung, mtlb unb ge-
lulbig, ber ibeale ffönig Zao'H (Zugenb). Sr er«
orfi^t bie ^er}en ber ^enfd^en unb ift fiets ein
pttcr delfer feiner ©efd^öpfe, nimmt bie ©d^ulb
>c< getommten Solfed t)or bem ^öd^ften auf ftd^
'S. tf. Strauß u. Zorna^, Sao-tfe'3 Zoo-te'fing,
L870 ; &f^ im Sa^rb. für ^l^ilof opl^ie u. fpecu-
iiHM XMogie 1, 1887, 453 ff.). SOßol^I ift oud^
^er eine 92Q($n)irifung ber Uroffenbarung Qujuer»
kaxun, aber ber ^eilige ift öl^nlid^ mie ber äbeal»
neiifd^ $Iato^d eine $erfonification ber SBeiS»
^ unb ^eiligfeit, tteld^e t)on ben ^eiligen, toit
Bao-tfe fdbfi einer mar, abgtral^iri morben ift.
3n einer concreten $erf önlid^f eit eined jutünftigen
Dleffiad lommt ed nid^t. S)a^ man mit ber Ser«
»icfltd^g beS 3beal§ ber ^eiligfeit aud^ eine
ceine Steßgion ol^ne ®ö^en unb Aberglauben er«
Bortete, entfprid|t gan§ ber etl^tfd^en Auffaffung
triefet (i^efifd^ 9teIigion3p]^iIofot)!|ie, in bereu
S#Rn bod SBefen (Sottet faum me!|r einen
^fonb.
8. 9uf feflerem 93oben rul^t ber 9)leffta§glaube
bei ben tränier n. S)enn biefe fennen ntd^t
mr ben ®ott (be§ Sid^te^) SRit^ra al§ ben 9Jlitt>
bt )ttnfd^ (Sott unb ben SRenf d^en, fonbem aud|
einoi befonbem Sriöfer Cao^yä9 (©ofiofd^) am
Silbe ber 3eiten. 2)ie Se^re Don bemfetben bangt
infonnnen mit ber fiebre t)om Umtenf^en, ©a^ö»
maiatl^ Ser Urmenf d^ einerf eit§ unb ber @oftof d^
anbcterfeitS loerben afö bie Anfangt« unb €nb«
Irnnfte beS ÜRenfd^engefd^Ied^teS unb feiner ®e»
f^ic^te bqeid^et. Au3 beS Srfteren fieib unb
€amen ge^ ade 9)lenfd^en bert)or, ftnb aber
bnrd^ bie am Urmenfd^en unb feinen 3^ad^foIgem
«übte ®emalt bed S)ömon§ bem 2:obe unb ber
miDefimg unteril^an. S)er @oftofd^ erl^ölt feinen
8nb au9 biefem, Dom Urmenfd^en berftammenben
8cneratton8pro}e|, aber auf au^erorbentlid^e SSßeife
hord^ S^^'^uftra'S @amen au§ einer Sungfrau,
teU^ bie Sinübemnnbenbe genannt n)irb. SBenn
)k aus bem Urmenfdben entfprungene Steil^e ber
i^äfitänUt DoHenbet fein mirb unb ber anbere
Enbinmft im @oßofd^ erfd^eint, fo n)irb ©apö-
uio^^ fid^ bei oer ^uferfte!|ung ^uerft erbeben.
t)er Sbnne @ojiofd^ erfd^eint in ben Seiten be§
Ibcfia itnb im sBuQbel^efd^ tbeilS für eine einzelne
krfon, Ibeil^ für ben S^epräfentanten einer ^at»
mg Don SRenfd^en, unb bebeutet ben, ber l^etlen,
ntai, befrud^ten loirb, alfo ben Setter, Crlöfer,
^er. ®en Flamen eines ©ol^ncS 3a^^ot]^uftra'§
c^tt et, meil er auf munberbare SBeife auS bem
Samen biefed l^öd^ften ^ropl^eten berüorgeben f oD.
ytt €ame bedfelben mirb nömlid^ üon ^ajata
•ffd^cabsifoii. Ym. 2. 8uft
9lairpö aufbemal^ri unb ber Obl^ut ber ^a^ata 9(nä«
bita anöertraut. ©crOrt, tt)o barauS ber ©ofiofd^
erzeugt merben foE, mirb Kar^vare Oanirantha
(fleiner ©ce) genannt. SBal^rfd^einlid^ mürbe ber
ffeim afö im ^ffer beS @ee8 liegenb gebadet, fo
ba^ Don ben barin babenben Jungfrauen einft-
mald eine befrud^tet merben mirb. ®iefe glüdClid^e
unb l^eilbringenbe Jungfrau mirb ben geboren,
ber aÜen pa% oon ©eiten ber ©ömonen unb SKen-
fd^en Demid^tet. €§ ift bie Siufgabe biefe§ ©ofiofd^,
ben auf baS menfd^Iid^e Seben burd^ bie auS ber
@ünbe jtammenbe ^ermefung gerid^teten ^a| ber
2)ämonen gu befömpfen unb bie bem 2:obe Der*
faDenen Seförperten neu ju befrud^tcn, )u beleben
unb jur Sluferftel^ung Dorjubereiten. 3w Reifem
unb ® enoff en bei biefer Sßieberbelebung l^at er ® öt«
ter, unter il^nen §aoma, fomie 15 reine SKönner
unb 15 reine gfrauen, meldte be^l^alb ben Sob nid^t
fdl^auen, fonbem an einem unbefannten Ott auf
i^re enblid^eSeftimmung marien. ©al^er ift öfter
Don §eilem in ber Web^abl bie Webe. S)a§ 3tel
ber ^bötigfeit beS ©ofiofd^ beftebt in ber %po=
fataftafe, fo ba| er, aüeroingS mit^ilfe beS^ura»
majba, als ber aSeltemeuerer erfd^eint. ®ie Tren-
nung ber ®uten unb 93öfen bauert nur bis gur
$eriobe beS großen JfampfeS gmifd^en ^bura«
magba imb Agro-mainpuS. SDiefem jtampf mirb
bie f d^on Don ^^eopomp im 4. Jabrl^unberi D. Sl^r.
als iranifd^e Seigre bezeugte, im SlDefta begrünbete
9luferfte]^ung ber Xobten Dorangel^en. S5on ben
brei SKal 3000 Jabren ber gangen ©efd^id^te beS
®egenfa^eS beS guten unb böfen ®otteS gelten
nur bie legten 3000 Jal^re als bie eigenttid^e
flampfeSgeit. 3n jebem biefer Jal^rtaufenbe er-
fd^eint einer ber brei ©öl^ne Saratl^uftra'S als
^iropl^et. 2)er le^te, ber eigentlid^e ©oftofd^, ift
ber größte. 6r DoHbringt in 57 Jal^ren bie 9luf»
erfie|ung. 3)arauf fommt baS ®erid^t, bie ©d^i«
bung unb bie ©träfe. 9lad^ breitägiger Reinigung
folgt bie allgemeine Steinigung. 3)er ©oftofd^ Doli«
bringt ein Opfer (meinen §aoma), baS atte Wen«
fd^en Derjüngt. Sarauf n)irb bie gro^e @ei)ler«
fd^lad^t gef dalagen, meldte mit ber SSemid^tung
beS ^^riman unb feiner ®ötter enbigt. 3w^ejt
mirb bie ^öHe felbft gereinigt imb ber guten
©d^öpfung eingefügt unb bie 6rbe erneuert. 3tt«
bem biefe SSßieberl^erfteUung ber 9Belt burd^ ein
großes Opfer beS ©ofiofd^ bewirft mcrben fott,
mirb bemfelben, ber als ©ol^n beS großen ^ro«
pl^eten felbft ein ^ropl^et ift, gugleid^ ber priefter«
Itd^e Sb^rafter guerfannt unb eine gro^e ^el^nlid^«
feit mit bem ^riefterf önig SKeld^if cbed^ gugef d^rieben
(SBinbifd&mann, SKitl^ra. ein Seitrag gurTO^t^en«
gefd^. beS Orients, in ben Slbl^anbl. f. b. ftunbe beS
2Jtorgenl., Seipg. 1859, 1, §eft 1, 1 —90 ; ©crfelbe,
3oroa[trif d^e ©tubien, l^rSg. D. ©piegel, Seri. 1 863,
238—258; ©piegel, ^Dcfta, Seipg. 1852/63, 1,
30 ff.; m, LXXV; ®erf., granifd^c Slltertl^umS«
funbe, 1873, II, 153 ff.). — Sielfad^ mirb ange«
nommen, ba^ in biefer Seigre, meldte mit ber bem
iranifd^en ©t)ftem fremben ?luferftebungSlebre eng
1411
SWeffioS.
1412
ücrtunbcn ift ein fcmitijd^'iübif ci^cr ßinflu^ ju er«
fcnncn fei; allein c§ gilt ieJtalS feftftcl^enb, ba^ bie«
fclbe fcl^r alt ift. SBBenn aud^ bic ©injclj^citen erft in
{t)ätcren ©d^riften (IBunbel^ejd^) ertoöl^nt werben,
f 0 l^oben bodi nad^tociSbar bie ©d^reiber beS Slüefta
ftd| bie ^ä^t ganj fo gebadet. 3ft aber bie gan^e
3bee iranif(|, fo reid^t fie weit über ben jübifd^en
ffiinfiul l^inauS. Son aff^rien unb Sab^lonien
fann fie aber ebenf o wenig ftammen, bo bic mejfia»
nifd^en Hoffnungen biefer Seligionen öiel aflge«
meiner lauten, obmol^l bic Ä oSmologie biefer (Se-
miten jur weitem ^uSbilbung ber eranifd^en Reli-
gion beigetragen l^aben fann. S§ bleibt alfo nur
bic Ännal^mc übrig, bafe bei ben ^Jcrfem, weld^e
aud^ bie Seigre t^om 93öfen in ^l^riman weiter au§-
gebilbet l^aben, bie grlöfungSlel^re auf (Srunb ber
Uroff enbarung fortgepflanzt unb fortgebilbet würbe.
®ie^ bered^tigt um fo mel^r ju ber Qfolgcrung,
ba^ biefelbe frül^cr ben inbogermanifd^en Sölfem
gemeinfam war, al§ aud^ bie nal^e t)erwanbte Seigre
bom SKitl^ra mit ber inbifd^en Seigre Dom SKitra
eine gro^e äel^nlid^feit aufweist. 3ti 93etrcff ber
9luf erftel^ung ber Xobten mad^t Spiegel ben Unter»
fud^ungen SSßinbifd^mannS ba§ 3ugeftanbni^, ba|
na(^ benf elben über bief e Seigre im 9loefta fein Smu
fei mel^r beftel^en fönnc; bod^ will er ben femitt-
fd^cn Urfprung feft^alten (Cran. ^Itert^umSf. n,
166 f.). ®er SKeffiaSglaube ber Warfen l^at au(^
fpäter fortgelebt. 3ur 3eit ber ©affaniben l&aben
bie Sl^riften gefunben, ba^ 3oroafter öon ßl^riftuS
geweiSfagt l^abe (Assemani, Bibl. Or. T. UI,
P, n, 229. 316), sur 3eit beS TOani würbe öon
ben ^crfem ber ^araflet fo gut erwartet atö öon
ben ei^riftcn (Spiegel, ^üefta I, 307; »e&ler,
2Kani, »erlin 1889, I, 246 ff.). «uS ben alt-
manic^äifd^en 6)ebet§f ormeln erfel^en wir aud^, ha%
äl^nlidl wie bie alten ^erfer ju SKitl^ra, ©raofl^a
unb anberen ©öttern um ©rlcud^tung unb §eil
beteten, fo bic SKanid^öcr unb fpötercn ^erfer um
Erfüllung ber Ser^ci^ungen jlel^ten. 3)ic Siturgie
ber manid^öifd^en @)ebetc l^ei^t ba§ „®ebct be§
§eil§berfünbiger8, weld^er 5Kani felbft ift. Cr
Wirb als ber Qfül^rcr, ber ^araflet, ber 6)efanbtc
beS Sid^tS fammt feinen §ecrfd^aarcn (ßngeln) be-
}eid^net. ©efanbter be§ Sid^tS l^ei^t er al§ ber
lejte unb l^öd^ftc im Keid^c ber Sotcn ©otteS".
Sicfe ^uSbrüde ftimmen nid^t nur mit manböifd^en
®cbet§formeln, fonbem aud^ mit altbabplonifc^cn
(Sötterl^pmnen übercin. ®ie ^räbicate beS Si(|t-
fönigS unb bcS Urmenfd^cn l^aben bic größte Slcl^n-
lid^feit mit altbab^Ionifd^en ©ö^en. S§ fmb na-
mcntlid^ gjräbicatc beS gjlarbuf (SKcrobad^), bc§
göttlid^cn SJlittlerS im altbab^lonifd^cn 65ötter-
fQftem (be§ ©onnengotteS ©ama§ unb bc§ SRonb*
gottcS ©in), wie fold^c bie Äeilinfd^riften jcigen.
3n Sitt^pmnen an SKarbuf unb feinen SSater 6a
l^ei^t e§ fclftr l^öufig, fic möd^ten burd^ i^r tiefe«
SBiffen unb i^re 95orfd^riften „Teilung" bringen,
©elbft in einem §^mnu§ auf benaffabifd|cn®öttcr-
mittler ©ilif»mu]^l«f]^i, ber fpöter öon ben Sab^i«
loniem mit bem SRarbuf öon ääabplon ibcntificirt
wirb, l^ci^t e§: „ßrflgeborencr bcS 6a, betb«
5urüdFleiteft (in il^re Orbnung) ^immcl imbSibe,
Senfer be§ ^immelS unb ber 6rbc, ©d^pfer, ber
bu bie Xobten j^um Seben crwedcfl. . . 2)u b^
bie belebcnbe ffraft, bu bift ber Srrcttcr, ber Sans*
l^er jige unter ben @5ttem, ber bic £obten §um £Äei
erwedft. 2)er ffranfe möge öon feinem ©ic^tj^k*
freit fein ! §eile bie $eft, ba§ ^^^bcr, bie ®^äßm
u. f. w." (ßenormant, S)ie ®e]6cimwiffcnfdj.9fiöß,
3enal878, 198 ff.; Äcfeler, aKaniI,252f.). @
gcl^t barauS !|cröor, bag bic 3ranicr wie bie ^{f^rier
unb Sab^lonicr ben ©laubcn an ben Setter, (h*
löfer, §cilbringcr gemeinfam l^attcn; aber bic Srö«
bilbung biefeS ®laubcn§ für bic Sub^eit ift bei ben
3ranicm fo eigcntl^ümlic^, ba^ an feine SttOd^mniQ
gebadet werben fann. — ©c^^alb fann e§ mi/i
auffaHcn, ba^ fid^ bei ben neueren arabifd^ m^
perfifd^cn ©d^riftficllem bic ©age öon ben pw«
abamitifd^en ©oli^mancn finbet, weld^c an bie dt*
]^eibnif(^en Xrabitioncn beS wefllid^en ^ftenS rm
ben jcl^n Urfönigen öor bcr©intflut erinnert (St«
gourou^ S)ie SBibel unb bie neueren Sntbcdm^
aHains 1885, 1, 208). 9Hit ber ®cfd^i(^te biejft
©olQmancn ift bie $rop]^C5eiung cincS lunftip
grlöferS in SSerbinbung gebrad^t unb biefer tk
bei ben $erfcm unb 3nbiem eine Sc^iel^ung jun
Urmenfd^en gegeben. Sincm bcrfclbcn antiDorten
bie @öttinncn beS ©d^idfalS, „ber öollfominene
©ieg über biefen Siefcn (ben ®ämon unb Söejen
^nt|alu§) fei einem anbem ©ot^man aa& ben
92ad^f ommen %bam§ öorbel^altcn, ber i^n in feinen
©cl^orfam bringen unb il^n am Seben firafcntDurbe,
falls er fid^ weigern würbe, il^m ben 6ib ber Irene
5u leiften''. 3)er ^erferfönig Zl^amura) fyiittm
SSogcI ©immorg, bem SSogcl bcS $arabiefeS bei
ben Arabern unb Werfern ( W^ig ber Segipter),
nad^bcm er in'S ^iarabieS öcrfc^t worbcn fei, ei»
fal^rcn, ba^ bie SBclt bereits ftebcn ipcrioben eriebt
^abc. ,,S)aS 3eitaltcr ^bamS, in bem wir unS jejft
befinben, mu^ 7000 3al^rc bauem, bic einen 6?dnl
öon 3ct]^ren bilben, unb id^ l^abc fd^on sw5lf fol4^
SReöolutionen gefeiten, ol^nc ^u wiffen, wicöielenrir
nod^ fold^er bcöorfte!|en." ^68 werbe noij ein
anberer (©ol^man) auS SibamS ©cfd^lcd^t erf^et*
neu, ber fie aÜe an aWaicftät unb on TOad^t äbe^
treffen würbe, unb nad^ il^m werbe fdncrme^osf
Srben erfd^einen" (Süfen , ®ic Srobitionen bei
ÜHcnf d^engef d^led^tS, 2. «ufl., ÜRün jlcr 1869, 870).
äBie weit |icr ©alomon unb ber mol^ommebmiil^t
^errf d^er eine Slollc fpielen , lä^t ftdj nw^ bi^
ftimmen; fpätcrer ßinpufe if! iebenfallS unöcnneib»
lid^ gewefen, aber fidler ift, bafe bicSbecberttÖea
Sc^rc beS Orients öom Urmenf^cn unb (Srldfei;
Si^tbringer entfprid^t.
4. 2)arauS folgt öon fclbft, bag aud^ ber 3^^
lam feinen SWcffiaSglaubcn ^at. SRol^mmeb gö
id^ felbft nid|t für ben ÜRcfpoS auS, ober M
ür einen ^ropl^cten öl^nlid^ wie 2Rofe8 unb 84*
tuS, öcrwenbetc bal^cr bic Seigre öom ^arafleten.
2)urd^ fein Srfd^cinen War j[ebod^ bic^offmmgon!
einen grlöfcr nid|t öollftanbig crfüut 3wtti«
1418
9Wcfjia8.
1414
Stwm robb SefuS als SRefftoS unb bie Sungfrou
SRocia oß feine SOtutter anerlannt (Sure 3. 19.
57. 66), ober ber J^xopf^ti »irb il^m gleic^gefteUt
mb kwn einem weiteren, fünftigen (Sx\b\tt ift feine
Sebe. C^e onbere Sieligion old ber 33Iam ftnbet
hiiie®nQbe. 9Hd^töbefton)eniger ertt)Qrten bie mo»
^ammdNmifd^en SSöIfer bod^ einen 9Jleffta§. (Segen
boS (Enbe ber SBelt foH ein lOOOiö^rigeS Steid^
imter einem il^rer alten gfürften errid^tet mxbtn.
SRo^l ber 10. 3mam^ ber im % 255 ber ^ebfd^ra
goren umrbe, foO^d^ irgenbmo oerftedt l^aben,
et am Snbe ber SBelt tt)ieber erfd^einen werbe,
nn im SSerein mit 2[ffa ober 3efu8 ben Sintid^rift
{u betömpfen unb bad lOOOiöl^rige Steid^ §u be«
grfinben. Sid in bie neuefle S^it finb oorgeblid^e
vfa^biS aufaeftonben unb l^aben bie arabijd^en
BöOnr )um mieg aegen bie Ungläubigen ^u ent-
Pommen gemußt. Ss l^öngt biefe Seigre mit bem
6treit }mifd^en ben Gliben unb Slbolfiben gu»
[ommen. SaS ÜBort 3mam (f)au))tanf ül^rer) tourbe
in befonberer SEBeife auf ben red^tmö^igen $enf d^er
mS bem ^aufe Sili'g angetoanbt. ^13 nun bie
Kad^ommen 9Ii^§ nid^t mel^r nad^sumeifen maren,
enttoidfelte ftd^ bie Seigre oon bem verborgenen
3mam, ber gu feiner 3(it erfd^einen tütxbt. S)ie
Seit fei nie ol^ne 3mam : ^bam mar ber erfte,
Ut toor ber 3mam in feinen Zagen; aber e§ gibt
Seiten, in benen ®ott ben Smam verborgen l^ölt,
in boten man fi^ aber auf feine ^nfunft oor«
boeitcn mu|. ^a| biefe Seigre gum lBorn}anb oon
Reoofaitionen gemad^t merben fonnte, leud^tet ein.
t^tföf^Iid^ ift e§ mieberl^olt gefd^el^en. S)er jf l^a-
!fc f^afim au3 bem ^auf e ber gfatimiben lie^ fid^
m 3. 1017 fogar al§ Sncamation ber (Sottl^eit
tnd^ einen idraelitifd^en S)ai (äJlifftonar), ben
Cittfcn 3>ara5i, ausgeben. S)a§ SSoIf oei^olgte
ber ben Soragi, ber, nad^ ^fien fliel^enb, in ber
iboiumgegenb ber Stifter ber Brufen mürbe.
DB titt^ borauf ^fim gel^eimni^ooD oerfd^manb,
Qbete fid^ oud^ oon il^m bie Segenbe, er fei nid^t
M, fonbem merbe mieber erfd^cinen. 3n $erfien
nt in ben 40er Salären ^li äJlo^ammeb mit ber
hcditgt eined neuen ®lauben3 auf. @r legte pd^
en 9bimen Sab (X^ure gur Srfenntni^ ®otte§)
d unb erftörte fid^ fpöter für eine Sncamation
cc ®ott]§eit ßr mürbe 1848 gefangen genommen
sb erfd^offen. Sie neuefien SRal^biS im @uban ftnb
lenigfiend ein Semeid für ba§ gfortmud^em beg
olfd^ @Iauben3.
5. 9e9Q)>ten tl^eilt mit ben Sraniem unb ben
Semiten ben ©lauben an bie 9luferfte!|ung ber
tobten unb an bie einfüge SSieberl^erfteUung ber
Dinge. Ob bamit ein befonberer 3J{effta§gIauben
Ufommen^angt, ifl fel^r fraglid^. 3)ie Oftri§>3p'
^onifim^t^, mel^e bamit in Serbinbung gebrad^t
oixb, iß tro| bed ffam))fed beS OftriS mit bem
i0fcn %itpfj^on nid^t barauf gu begiel^en. @ie ift
ridne^ bie mt^tl^ifd^c SDarfteQung be§ burd^ ben
Ril bcbingten id^lid^en SBed^felS im 92inanbe.
N ift mdglid^, ba| bie oon 2)iobor (in, 73) be»
iil^tdc €age über baS Orafel be§ Supiter 9mmon
auf eine fpätere meffianifd^e ©eutung ber DfiriS-
m^tl^e l^inmeiSt. @r berid^tet nömlid|, ^mmon
l^abe, al§ er auS feinem Sieid^e vertrieben mürbe,
feinem 93oIfe vorauSgefagt, nad| einer bcftimmten
3eit merbe fein ©o^n ffiion^fuS (DfiriS) jur
SSelt f ommen, feine oöterUd^e ^errf d^aft mieberl^er»
fteHen, ftd^ )um ^errn ber gangen bemol^nten @rbe
erl^cbcn unb für einen ®ott crflärt merben. 3)ie
Sleg^ipter crmartcten biefe „SBiebcrl^erftellung" jur
3eit ^lesanberS, unb fo mirb ed oerftönblid^, ba|
fid^ SUe^anber für ben @o]^n bed 2[u))iter ^mmon,
b. i. OftriS (S)ion9fu3), ausgeben fonnte (Süfen
283. 372). 3nbe6 ^at biefe «uffaffung in ber
ögQptifd^en Steligion feinen tiefem ®runb. 9Iud^
bie auf einer Dlebeninfd^rift oon KamfeÖ ü. ge«
funbene mefftanifd^e ^nbeutung ift problematifd^.
3n berfelben merben ^oru§ unb @et, bie atö jmei
altögtiptifd^e ©ottl^eiten OieUeid^t oerfd^iebene @ei'
ten bcSfelbcn SBefen§ rcpräfentirten, cl^e fie in einen
fcinbftd^en (SegenfaJ gefteflt mürben, ju einer ®e-
ftalt oerfd|mol5en unb von biefem ^ott gejagt:
„SKint §orut ©et, beffen 6rf(^einung Qf^eben
bringt. . . ®ic ^nxi)t (g^rfurd^t) üor il^m errcid^t
©icilien, fein 9lame freist in allen 2änbcm''
(Cngetb. 2or. Qfifd^er, §eibentbum unb Offen«
baruug, ÜJlaina 1878, 328).
6. Sei ben ® r i e d^ e n offenbarte ftd| baS Ser*
langen nad^ Sriöfung aus ber Jhted^tfd^aft ber
©ünbe in ben ^R^tl^en über fieto (Satona) unb
^poUo unb über ^rometl^euS. SOßte überaQ, ift
biefe Hoffnung in Serbinbung mit ben erfien
SK^tl^en, f^itx be§ erften SBeibeS, gcbrad^t, bereu
92ad^fomme ber @d|Iange ben jfopf vertreten foH.
fiatona ift bie erfte fterblid|e gfrau, nad| SHobor
im §9pcrboröerIanbe (^arabicfe) geboren, mu^
megen il^rcS QfalleS als Serfto^ene uml^erinen,
möl^renb ber ^aä^t ^i^tl^o il^r nad^fteUt; benn eS
ift il^r bie Ser^ei^ung gemorben, ba| von il^rem
©amen ber abftammen foD, meld^er bie ©d^Iange
beftegen ober tobten foU. @ie gebiert als er^e
9Hutter baS Stt^iHingSpaar, unb 9^)ono beftegt bie
©d^Iange ^i^tl^o. S)aS apoainifd^e Orafel fül^rt
biefe ^\)if)t in bie 3^t vor ^)ono jurüdt unb
fd^reibt ^e ber Urmutter Sl^emiS ^u. ^m 6nbe
beS cifemen S^italterS foH 3lpoßo miebcrfel^rcn
unb baS golbene 3^italter berfteUen. Sin öl^nlid^eS
Silb bietet ^erafleS, meld^em an ber SSßiege ge«
meiSfagt mürbe, ba^ er bie SSßelt von ben böfen
2Köd^ten befreien merbe. ®ic t)Iaftifd^e ffunft i)at
au(^ oft bargeftettt, mie bie ©iganten von §erafle8,
von 9(tbene ober von ^t>ono beftegt merben. SQgeiter
fül^rt bie SK^tbe von ^rometbeuS, bem erften ©terb«
lid^en. Snfolge feines fJalleS von ®ott geftraft
unb an ben greifen gefd^miebet, fprad^ er baS i^m
von berSlb^miS anvertraute Orafel auS, ba^ einft
beS 3suS ^errfd^aft aufboren merbe, unb jmar
merbe bieg bemirft merben burd^ ben ©ol^n, ben
3euS aus bem ©amen beS SBeibeS erzeugen merbe;
benn berfelbe merbe möd^tiger fein alS biefer ; bann
merbe aud^ ^romet^euS burd| jenen ©o^n beS
3euS felbft erlöst merben. ®a mit $romctbeuS
45*
1415
aWeffioS.
1416
(unb ^anboro) bie Uebel auf bie SOBelt gefommen
finb, fo ^cnfd^tc bamal§ baS cifcmc Scttaltcr, ba§
unglüd lid^ftc üon oflcn (§cpob). 3l6cr mä^ 9lcfd^9«
Iu§ tDQt ben 9Ren{(i^en Don ^rometl^euS ftatt ber
SSorouSfid^t bie j^offnung ö^W^ttfl, bafe am 6nbc
bc§ cifcmen S^italtcrS bie SBiebcrl^erfteHung beS
golbenen erfolgen toerbe, unter einem neuen Äöntg,
ber ftatt beS 3eu§ ba§ ©cepter ber ©ered^tigfett
fül^ren tt)erbe, 3ltö biefer ftönig tourbe öon ben
9Keiftcn ^poHo, ber ^ropl^et unb §elfer ber 2Ken«
f d^en, betrocj^tet. SWit t^m tt)urbe jugleid^ bie ®tfe,
bie Sod^ter ber 3:]6emi8, ober biefe felbp auf Srben
crttjartet. $Rod^ mel^r würbe aber bie ffirlöfung beS
erften TOcnfd^en ^rometl^euS bem ^erafleS §uge«
fd^rieben. 2)amit ^rometl^euS aud| t)om Xobe be-
freit unb jur Unfterbfid^fcit ^urüdtoefüfirt Werbe,
galt e§ für notl^ttjenbtg, bafe ein ^ott freiwillig
für il^n in ben ^ob ginge. ®ie6 tl^ut ber Kentaur
Sl^eiron, ber al§ Sol^n be§ jhonod Don ^erafled
getöbtet wirb, feine Unperblid^feit aufopfert unb
für $rometl^eu§ in ben ^abed l^inabfteigt. S)a«
burd^ ift $romet]^eu§' Srlöfung t)oQbrad|t, unb er
!ann wieber jum ewigen Seben in ben ^immel
eingel^en. 9lefd^9lu§, ber S)id^ter ber ,,@d^ulb
unb @ü]^ne", l^at biefen äJt^tl^uS §um ®egen-
ftanb feiner Sragöbie gemad^t. Sr geigt, wie
$romet^eu§ burd^ ben gfeuenaub fällt unb ben
3om ber ®ötter auf fld^ giel^t, wie er beftraft
wirb, ba§ Oraf el ber X^emiS auSfprid^t unb burd^
§erane§ erlöst wirb, nad^bem 3cu§, beffen 6nt»
tl^ronung vereitelt worben, öerföl^nt ift, ^ro«
metl^euS ift öom 3ome beS (SotteS getroffen unb
an ben pfeifen beS jfaufafu§ gefd^miebet. 9Rit i^m
trifft 3o, bie leibenbe erfte 5Dlutter, sufammen,
weld^e üerftogen uml^ertrrt. $romet]^eu§ Derfünbet
il^r bie weiteren Seiben, öerl^ei^t il^r aber aud| bie
enblid^e Befreiung burd^ ben Don il^r abftammenben
@o]^n, ben fte al§ Jungfrau burd^ Serül^rung be§
@otte8 geboren werbe. Sbenfo werbe erfelbftDon
feinen Seiben befreit werben burd^ ben au§ i^rem
©amen entftammenben ®otte§fol^n, im britten
©lieb nad^ gel^n anberen, unb 3^ud, fein Unter*
brüdter, werbe geftürjt. ffier ©tammöater $rome-
tl^euS ift l^ier aI3 SRepröfentant be§ gangen ÜRen*
f(^engefd^Ied^te§ bargefteUt. 2)iefe§ wollte felbft ben
Dl^mp erftürmen, würbe aber gur ©trofe an ben
l^arten pfeifen beS ©d^idffal§ gefd^miebet, um ben
gflud^ ber alten ©d^ulb gu tragen, big ftd^ ber
©ol^n eines (SotteS feiner erbarmt unb eS burd|
feinen %oh i)on ber ©d^ulb befreit unb wieber
gur Unfterblid^feit beruft. — 3)ie ^Jl^ilofojjl^en
laben bie|e§ allgemeine 93ewu^tfein ber @(^ulb
unb SrI5fung§bebürftigfeit mel^r profaifd^ gum
^uSbrudf gebrad^t, inbem fte üergweifelnb on ber
©elbftDerDoIHommnung be§ SJ^enfd^engefd^Ied^td
eine 93efferung nur öon ber Vermittlung eine§
®ottc§ erl^offen, ber ben 9Kenfd^en ben Slnfang
unb 3:t)pu§ ber wal^ren ®ered^tig!eit geige, bur($
ba§ ©agwifd^entreten eines X670C Tic Oeto; ($Iato).
^lato entwirft ein 3beal öon bem gufünftigen
©ered^ten, weld^er bie Seiben ber TOenfd^en auf
ftd^ nimmt, baS gro^e 9Ie]^nlid|feit mit bem ge*
reiften ftned^te ©otteS bei SfaiaS geigt (Pbael
65, 116). ^ud^ ©ofrateS meinte^ eS feibaSSefk,
rul^ig abguwarten, bis einer fomme, ber unS be*
lel^re, wie man gegen ©ott unb bie SRenfd^fi^
Derl^alten foU (Plato, De rep. 2, 361 ; ApoL
Socr. 117). SlriftoteleS unb 2lnbere beflagenbie
Unwiffenl^eit ber SJlenfd^en in göttlid^en ^gen.
©elbft ^orag ruft ouS : „SBeld^en ber ©ötter jol
baS 93oI! bem einftürgenben 9ieid|e gu ^ilfe rufen?
S8em wirb Supiter bie Aufgabe geben, baS&fier
gu fül^nen? SBir {leiten, 0 fomme enblid^, @d^
^oUo'' (I Carm. 2, 29). 2)aS ©efül^I ber @ott-
entfrembung, bie ©el^nfud|t nad^ l^öl^erer Offes*
barung ift bem legten Sa^rl^unbert ber alten 9M
überl^aupt eigen. S)a]^er ift eS begreiflid^, ba| bie
iübifd^e ©ib^Ue Don ber ©eburt eines götüid^
ffinbeS fo großen Entlang fanb unb bie Stömergitt
3eit Sl^rifti aDgemein einen l^errfd^er auS ben
Orient erwarteten, ©ueton ergöl^It (Vesp. 4), «8
fei feit alten 3^ten im gangen 3Rorgen(anb ber
alte unb f efte ©laube Derbreitet gewefen, ba| }s
jener 3^it Seute auS Suböa fid^ ber§errfd^ftie>
möd^tigen werben (percrebruerat Oriente toto
vetus et constans opinio esse in fatis, nt eo
tempore Judaea profecti rerum potiientor).
5Diefe 3^ad^rid^t lel^int fid^ an bie beS XacitnS an
(Hisi 5, 13 : Pluribus persuasio inerat ... fore,
ut yalesceret Orions profectique Judaearemm
potirentur). S)ie etruSfifd^en ©el^er litten fd^on
unter ©uUa eine DoDftönbige Umötü>erung ber
SBelt unb eine gang neue Orbnung ber Singe
propl^egeü (Plut. SuDa 7, 7, 8). SJirgü «idjwt
bie aQgemeine ©timmung in feiner 4. Sdoge,
wenn er aud^ oon einem geitgefd^ic^tlid^n Sre^
niffe auSgel^t (©eburt eines ©ol^neS beS Sonfnß
^ioQio). 92un enbigt baS eifeme 3^italter, loieber
erblül^t bie golbene 3^t auf bem SrbfreiS. @(^
bri(^t bie langji geweisfagte 3«t on, ®ie 3Renj(i-
l^eit erneuert fid^ l^errlid^. fo wie fie Don Snfosg
gewefen. 2)ie 2:ugenb feiert gurüdC^ baS ©ef^Ie^t
erl^ebt fid^ neugeboren Dom ^immel ; bie polfSi
ber ©ünben werben getilgt unb ein )xirabie{ij4er
3uftanb beginnt (Magnus ab integro saedomm
nascitur ordo. Jam redit et virgo, redeimt
Satumia regna. Jam nova progenies eado
demittitur alto. Tu modo nascenti puero, quo
ferrea primum Desinet ac toto surget gens
aurea mundo, Casta fave, Lucina: tuus jam
regnat Apollo). Sgl. aud^ Cicero, De di?. 2,
54; De rep. 3, 6; De nat. Deor. 2, 28.
7. Sie aWeffiaSl^offnungen anberer Sölftr gejen
nirgenbS über ben JheiS allgemeiner Se^M^
na($ Srlöfung unb m^tl^ifd^er ^orfteSmigberfdta
l^inauS. 3)ie ©ermonen l^aben öl^nli^ toie bie
©ried^en bie often ÜRenf d^en unb ben C^I5fer p
einanber in 99egie]^ung gebrod^t Sie beiben &W
ber erften gltem Dbin unb 3frigga flnb 8oIbr
unb %r)x (Sl^or). 2:]^or tritt als aSefämpfer ber
alten ©d^Iange ber Xiefe auf. aber beflegen wiib
er fte erft in ber ©ötterbömmerung, b. 1^. am Ssbe
1417
aWcfjina.
1418
bet ie^igen SBeltjeit. Sin {ängerer meffianifd^er
^ccdS ber @Qge ift ber gleidl jhtf^na unb ^erafleS
in ein fpötered SBeltoIter t)er{e|te beutfd^e @igurb
ober Sigfrib. SHe @age beginnt feine Stamm»
lafd mit bem ®enu| be§ %p^t% um feine 96-
fhumnung mit bem SfaQe im ^arobiefe in S3er>
binbtmg )u bringen. @igfrib erfd^eint aI3 m^tl^i»
[((er 9Refftad, erlegt bie böfe Sd^Iange, erobert
bot Derlorenen unb Don ber ©anlange geraubten
golbenen ^ort beS erften ©olbalterd tt)ieber unb
rrldSt bie Denounfd^ene ©d^ilbiungfrau 93run]^ilbe.
Hber her Unuberminblid^e iDirb Don feinem il^m
Derbrfiberten ®egner |)ögtn ober ^agen getöbtet.
He^nlic^ ergebt ed bem SQßoIfbietrid^ in ber ober-
bcntfd^ @age, ber aber am Snbe ber Sßelt al§
crlöfenber ^elb loieberfommen foO. Sinen be*
[onbcm ÜRefjiaS ermarteten bie ©ermonen in
Sibar, einem ©ol^ne Obind unb ber Unieftn
Sribr. S)ief er Sibar, ber 5IRä((tigfte nöd^ft %^ox,
ecifttrt Bis bal^in im Verborgenen (ber „üerfd^mie-
grne Sfe") unb toirb, nad^bem gegen ba§ ßnbe
bie Ungel^euer ber t$infiemi| nod^ einmal über bie
Erbe loSgelaffen fein tt)erben, ben @ieg baüon-
tragen, inbem er bem böfen ®ämon, bem genrirS»
iDoIfe, auf ben ffopf unb in ben Stadien tritt unb
i^ fo Demid^tet. S)ann tovch er bad erfte golbene
SeUalter mieberJ^erftellen. S)ie @age üon 9rtur
imb ^rciDal fann hiermit Derglid^en merben. 3n
)tx beutf d^-feltifd^ Sage geigt ftc^ nid^t blo^ eine
le^td^feit mit ber ^rometl^euSm^tl^e, fonbem eS
ritt aud^ ber alte 3ug ber Sage Don ben feinb«
idtm Sritbem (9bel«jf ain) bef onberd beutlid^ l^er»
or. — 93on ben übrigen S3öl!em feien nur bie
Xesicanet unb Peruaner nod^ enoöl^nt.
idbt fyAm bie Hoffnung auf ein beffereS 3rit'
tter ge^gt. S)ie ÜResicaner glaubten, i^r @ott
^Utegakootl fomme auf^d 92eue, ftelle baS frühere
ilüd loieber (er unb fd^affe bie SRenf d^enopf er ah.
t>te Peruaner (atten bie Sage, ba| bie ^errfd|af t
er 3nca ouf(5ren, aber ber Urmenfd^ Sirafod^a
fö neuer ^errf ((er n)ieber erfd^einen tütxht. 2)e^-
otb ttmrben bie Spanier in 3Rttko unb $eru al§
ie Don ®ott gefanbten Stetter empfangen. 93on
cn 99emo(nem ber SanbiDid^infeln tt)irb ä(nUd^
ieri((tet: fte (aben ben SQgeltumfegler Soof afö
i5(ere8 SBefen begrübt unb nad^ feiner Srmor»
mnq bie ®ebeine beSfelben Dere(rt.
Siteratur. Sif enmenger, SntbedPte§ 3uben«
ffam, 2 aSbe., Königsberg 1711; Schoettgen,
lorae hebraicae et talmudicae de Messia im-
pensae, n, Dresdae et Lipsiae 1 742 ; ^engften*
lerg, eirifiologie beS 9. 99., 3 IBbe., IBerl. 1829 ;
tttad, Sie meffmnifd^n @m}artungen unb Sin»
^tm ber 3ritgenoffen 3efu, 2:(eol. Ouarialf ((r.
1886: »übe, 6(riftoIogie beS «. 2., 3 Sbe.,
DMnftac 1850— 1851; Seindfe, Sie mefpanifd^en
BeiSfägnngen bei ben großen unb fleinen ^ro*
Hfdm, 4 »be., ©ie^en 1859-1862; Colani,
Mras-Ghrist et les croyances messianiques
lesontemps, 2<» öd., Strasb. 1864; Sangen,
DoB 3ubent(um in gkilöftina jur 3eit g^rifti.
greib. 1866; S(olurf, ®ie $rop(eten unb i(re
SBeiSfagungen, 2. ^ufl., ®ot(a 1867; Castelli,
H Messia secondo gU Ebrei, Firenze 1874 ;
SBeber, Softem ber altfpnogogalen palöftinifd^en
2(eoIogie auS Zargum, SKibrafd^ unb Zalmub
bargefteflt, Seipj. 1880; Sö(l, ©(riftologie beS
91. S. ober 9lu§Iegung ber mid^tigften meffiani«
fd^cn ffieiSfagungen, SBien 1882; Drelli, ®ie
altteftamentli^e ^eiSfagung Don ber SSoQenbung
beS Sfleid^eS ©otteS, SBien 1882; Edersheim,
The Life and Times of Jesus the Messiah,
2. ed., Lond. 1884; Sd^ürer, ®efd^. beS jübifd^en
SSoIfeS im 3citalter 3efu g(rifti, 2. «ufl., 2. l(eU,
Seips. 1886; Sd^ul^, 9lltteftamentl. Ideologie,
4. aup., ®ött. 1889 ; Sedter, ®ie SSßeiSfagungen
als Kriterien ber Offenbarung, SKainj 1890;
Dealer, 3:(eologie beS 21. 2., 3. «ufl., Stuttg.
1891 ; IBalbenfperger, ®aS Selbftbettu^tfein 3efu
im Siebte ber mcffianifd^en Hoffnungen feiner 3«tt,
2. aup., Strasburg 1891; Sd^enj, ®ie priefter«
liä^t 3:(atigfeit beS SDlefftaS nad^ bem ^irop(eten
3faiaS, »egenSb. 1892. [«ßaut Sd^anj.]
'SBefflna, Stabt unb SrjbiSt^um auf
ber 3nfet SiciHen. ®ie auf bem nörblid^«
ften 3:(eile ber Dftfüfte SicilienS, gegenüber ber
Sübfpi^e Italiens, an ber nad| i(r benannten
Sßeerenge gelegene Stabt 9}{e{ftna (ie^ urfprüng*
Ii(( als ficulifd^e Stabt 3ancle (Zot-pdi), auf SKün-
Jen aud^ AofvxXe), fpöter aber, nad^ ber ^nfiebelung
ber SReffenier auS St^egium, 9Re{fana, SReffanion
(Medcn^vTj). Sis 5u 6nbe beS 17. 3o(r(unbertS
roax fte ^auptftabt unb Si^ ber Stegierung Si*
dlienS. ^eute ift fie bie giueite Stabt ber 3nfel unb
(at als fold^e 80000 Sintt)o(ner; bie gange Stabt*
gemeinbe jä^It 126500 Seelen. S3on ber 3^"
ftörung burd^ baS gro^e Srbbeben Don 1783, nad^
mii)tm fie planmäßig aufgebaut tourbe, ftnb faft
feine Spuren me(r ^rig, tt)o(I aber Don ber furd^t«
baren Ueberfd^tt)emmung Dom 14.92oDember 1823.
®ie Sat(ebrale in gotifd^er 33auari, 1197 Don
ßrgbifd^of 93erarbuS eingeweiht, ift ber Assumtio
B. M. V. bebidrt unter bem Sitel Della Lettera.
SS tüxxi nömlidl ein angeblid^ Don ber feligften
3ungfrau an bie SKeffiner gefd^riebener ©rief in
ber (lat(ebrale aufben}a(ri, um beffentmiUen nod^
jä(rlid^ baS fjeft „Unferer lieben Qfrau mit bem
Srief" gefeiert wirb (Ott, 3Jlarianum 1572 ff.).
%u|er ber Sat(ebrale gibt eS nod^ an 50 JHr-
d^en, barunter eine gried^ifd^e unb eine jfapeüe
für bie fleine proteftantifd^e ©emeinbe, bann Diele
jflöfter, ein er2bifd^öfIi((eS Seminar, ein (S^m*
naftum unb bie Accademia Carolina, eigent*
lid^ eine fog. UniDerfttöt, 1596 gegrünbet unb
1838 erneuert, bereu 93ibIiot(e! befonberS reid& an
gried^ifd^en §anbfd^riften ift. 9Jad^ ber Srabition
f oU ber (l. ^auIuS baS S3iSt(um 9)leffma gegrünbet
unb ben (I. Sad^^IuS, beffen Orbination am
25. 3onuar gefeiert »irb, als erftcn SBifd^of ein»
gefegt (aben. Rubere laffen biefeS 93iSt(um burd^
ipapft 2eo L (440—461) erri((tet fein; ttirflid^
erfd^eint 451 auf bem Sondl }u S(alcebon ein
1419
SKcffina,
1420
Sifd^of 3o]^antic8 Don SKcffina. SSßiebcr «nbcrc
nel^mcn erft 6ucarpu§ um 500 al§ crftcn 93if(^of
on, ml^tm bi§ 868 nod^ fc(]6§ weitere folgten,
tüorauf biefer ©ij in bcn bamaligen friegertfc^cn
3eiten für mel^r oI§ 200 Sa^rc einging. Um biejc
Seit gingen aud^ nod^ imti ober brei »weitere alte
Sifd^ofSfi^e ein, weld^e im Umfange beS l^eutigen
©prengels TOeffma lagen, ßiner baöon war 6aro»
nia, ba§ alte Alaesa ober Haiesa fAXatja, *AXe ja),
päter Charinum ober Carina, am TOeere bei 9Ki*
tretta (nad^ Moroni, Dizion. LXXVIII, 25 toöre
5llefa in bem ganj nal^e bei ©aronia gelegenen
ijleden Sofa ober Xufa p fudjen). S)iefe ©tabt
würbe gegen (Snbe be§ 6. 3a^t]^unbert§ 93i§t]^um
unb fommt in ber Not. Leon. al§ Dioec. Alensis
t)or (ögl. übrigens Dragonteo Selinunte, Storia
d'Alesa, antica cittii di Sicilia, Palermo 1753,
con lettera di D. Schiavo sul preteso vesco-
vato d'Alesa). 6inanbere§war 2:aormina,Tauro-
menium, Golonia Augusta Tauromenitana,
jwifc^en SWeffina unb Satania gelegen. S)iefe§ foH
bur(^ ben 1^1. ^etruS bcn 1^1. ^ancratiuS al§ erften
93ifc^of erhalten l^aben; nac^ il^m werben nod^
genannt: 6oagriu§, ber 1^1. 5ffia£imu§, ber 1^1. 9lico.
®er erfte fidlere Sifd^of erfd^eint aber erft 447 unb
l^atte bi§ 903 nod^ jel^n 5ßad^f olger. 93if d^of Sad^a-
rtag Sopl^uS, weld^er bem $atriard^en $|otiuS
günftig gefmnt war, erl^ielt öon biefem ben Sitel
eines ©rjbifd^ofS ; bie Not. Coelest. f ül^tt iebod^
biefen @i|^ atö Suffraganat üon ©^racufa auf.
®er lefete SSifd^of, ^rocopiuS, feit 903, wirb in
©icilien al§ ^eiliger öerel^rt (ügl. Moroni LXXTT,
243 sq.). 3lud^ in SKi)lö, bem l^eutigen ÜKilasjo,
tafenftabt an ber 9lorbfüfte (SicilienS, foK nad^
inigen ein 93ifd^of§fiJ gcwefen fein (ögl. 95in-
terim, ®enfw.1, 2, 527). 9lad6bem bie ©aracenen,
weld^e ben Sifd^ofSfi^ öon SWefpna jerftört l^atten,
burd^ ben 9iormannen 9toger au§ biefer ©tabt öer«
trieben worben, fteHte biefer eble ®raf, ber fid^ ba§
SBieberaufblül^en be§ Sl^riftentl^umS fel^r angelegen
fein lie^, ben bifd^öflid^en ©tu^l 1081 wieber l^er,
aber öorerft in 2:roina ober Sraina (Trayna,
Troynapolis, bei 93interim Trojanopolis), einer
unweit öon TOeffina gelegenen ©tabt. ®em ®i«
fd^of Don Slroina unterfteüte bann tRoger au^er
ben ©tobten aKileftum, SRemacta u. a. aud^ 2Kef«
fma (Moroni LXXIX, 78 sq.). Sifd^of SRobert,
ein Serwanbter beS ®rafen SRoger, öerlegte 1090,
unter Supiinmung beS $apfte§ Urban ü., ben
©ij öon Sroina nad^ bem altem, je^t wieber
beöölferten SBleffina jurüdf, feine 9la^folger be«
l^ielten aber nod^ eine Seitlang bie Sitel beiber
©i^e bei. ©o unterfd^ricb fid^ j. 93. ber 93ifd^of
SBiD^elm (1122—1126): Ego Willelmus Mes-
sanensium et Troinensium tertius Episcopus.
«nacletn., ber ©egenpapft Snnoccnj' II. (1130
bis 1143), fott, um bie »ifd^öfe für feine Partei
3U gewinnen, unter anberem aud^ SD^cffma jur
Metropole erl^oben unb il^r bie jwei neu errid^tetcn
93i§tl^ümer Sipari unb Kefalu als ©uffraganate
unterfteUt l^aben (Cantelius, Metropol. 448 ad
450). 2)ief e SBürbe unb ®ewalt würbe bem %«
fd^of öon 9Keffina 1139 burt^ nn S)ecret 3imo«
cenj' n. unb burd^ bie Sateranf^nobe wieber ent«
sogen, grft Sllejanber in. reflituirte 1170 bem
93ifd^of ben 3:itel unb bie Sted^te eines (Ersbii^ofi
we|]^alb fid^ ber bamalige99ifd^of9hcolauS (1166
bis 1182) als Nicolaus Dei gratia sacrosanctae
Messanensis Ecclesiae primus Archiepiscopos
unterfd^rieb. $apft SuciuS HL bejtdtigteboimbie
SOIetropolitanred^te ÜKeffma'S über gefalu, gipoti
unb ^atü. S)ie Not. Coelest. ful^rt biefe Sttf«
fraganate fo auf: Cepheüonensis, PactensiB
(urfprünglic^er ©i^ in T3mdari8, ögl. Moroni
LXXV, 183), S.MarciMüetum (PMüevensb),
Cataniensis. ßigent^ümlic^erweife ift fiipariäbet>
gangen, wa^rfd^einlid^ weil eS bamalS nod^ ben>
felbcn Dber^irten mit ^Jatti l^atte; aud^ biennter
$apft Sol^ann XXII. gefertigte Notitia überg^t
nod^ Sipari unb l^at bei S. Marci Milevensis
ben 3iifo^ quod est Domini Papae. S)aS SiS»
t^um ©. 5Dkrco, baS alte Agathymum ob«
Agathyrsiim, auf ber Dlorbfüfte ©icilienS jtoi*
f (^en ^^nbaris unb Salacta, würbe erft im 1 2. 3<il^'
^unbert enid^tet unb balb mit ber SWetropoleunirt
(G. Petri, L'Orbe cattol. 1, 318). §eute unttr-
ftel^en ber ÜKetropole SKeffma twd^ bie SiSt^üraer
Sipari, $atti unb baS erft am 7. SKärj 1816
em(f)tete SiStl^um 92icofta. 3ur JKrd^enprotmi|
5DJcffina gel^ören aber au^erbem nod^ bie Prae-
latura nullius ©. Sucia bei SRela unb ber Sr^i-
manbrit SS. Salvatoris in IDleffma.
®ie ^Jrölatur ©.Sucia belSDtcla, inbergtobt
gleid^en9^amenS, weld^ebeiSRela^^o, etwa309Sig*
lien weftfübweftlidl i)on Sßefftna liegt unb fjfk
über 5000 ginwol^ner jöl^lt, entftanbauffolöenbe
SBcifc. 3hl f rü^efter ßeü war l^ter baS Sogbgebut
ber ficilianifd|en Äönige; biefe fteDten für ft^ mb
für bie anf önglid^ wenigen SSewol^ner einen $fanet
auf, bem fie üerfd^iebene Privilegien Derf^offttn.
^IS bie 93ewo]^ner ftd^ na^ unb nad^ t)ennel)Tt(n,
bilbeten bie notl^wenbig geworbenen ^ilfSgeifttt^fli
beS ^ifarrerS ober SlbteS eine ^rt S^itel, ba§ ^
mit feinem SSorftanbe immer mel^t ieglid^Drbiiw«
rtatSgewalt entzog. Svdti^i fud^te ber anmö(^ti9e
gappeKano SKaggiore beS ffönigS fie feiner 3»^
bietton ju unterwerfen, allein SSoß unb ®eni8
wel^rten fid^ bagegen, unb eine SSereinbanmg jw»
fc^en bem l^eiligen ©tu^l unb bem ff önig beßinuntt
bann im 3uni 1818 : Nella chiesa di S. Locii
di Milazzo ^ reintegrato 1' antica abbaziaresi*
denziale, con quelle preminenze e gitnis*
dizioni che ha godute dalla sua prima remo*
tissima origine sino all' anno 1801, e nello
stesso modo e nella stessa forma che le go*
deva nella detta epoca. äßeiter erl^ob ber $a|»?
burd^ ®ulle üom 27. ©eptember 1819 ben ${ttim
üon ©. Sucia jum Sitularbifd^of, unb öon bajffl
erfreute er fid^ in aDweg ber Sed^te unb ber SBüt^
eines Sijd^ofS über 12 000 ©eelcn, weld^ in aijt
Pfarreien einget^eilt fmb (G. Petri 1. c. 320 sq.).
9Jad^ ben legten Sal^rgöngen ber Gerarchia cattol
U21
SJlc^mcr — 2Kc|ncr.
1422
iß äbrigend ber (£r}btf(^of üon ÜRefftna Q))ofto-
fijdber Slbminiftrator biefer $rälatur.
^e giDeite ber genannten ^rölaturen f^ai fol-
genbeti Ursprung. ®raf äloger gelobte, menn er
Sitefftna ben SorQcenen entreiße, eine ff ird^e ^u
SJ^ren beS ßrlöferS ba{eI6ft ju erbauen. 92ad^ er-
langtem Siege baute er nid^t bIo| bie ffirc^e
SS. Salvatoris, fonbem babei au(| ein grogeS
iHofter, n)elc^ed Sapanermönd^e be§ gried^ifd^»
tmirten Stiütd big auf unfere Zage inne l^atten.
^t ^6t ober Slrd^imanbrit ({. b. ^rt.) tt)urbe balb
bad fyxvo^t aller gried^if d^en jf (öfter @icilien§^ beren
®üter unter feine Slbminiftration famen. 3tn SJer«
laufe ber 3eit tourben \f)m 41 9lbteien ober ff löfter
untettDotfen, für toeld^e er bie Siebte ober ff lofter»
oberen su befteUen ba§ SRed^t l^atte. 2)a3 Som-
menbotarmefen ri| inbe^ aud^ l^ierein. Xitel unb
äuridbiction famen an einen 9BeItgeiftHd|en, tt)a]^«
mtb bie SJlönd^e fein eat>itel bilbeten. SRittelg
öreöe öom 23. gebruar 1635 tt)ie8 Urban Vni.
bem Srd^imanbriten, ber fid^ fd^on löngft oon jeg»
\\d^ 2hiridbiction be§ ßr^bifc^ofS esemt gemad^t,
eine eigene SDidcefe mit quaft-eptfcopaler 2}uri§-
biction an^ in unmittelbarer ^bpngigfeit oom
beiligen Stul^le; bie 9)l5nd^e erl^ielten alS&ipitel
boS $nt)ilegium, bei eintretenber @ebiSt)acan)
einen Sopitularüicar au§ il^rer SRitte ^u n)ä]^len,
mcli^ bis 5ur 3nftaIIation be§ neuen Slrd^i»
manbriten fungire. ^eute umfaßt bie 3)iöcefe
beS Archimandrita SS. Salvatoris Messinae
8 Srd^ipreSbQterate ober $faneien mit gegen
20 000 Seelen (ogl. Lubin 1. c. 216 ; G. Petari 1. c.
321 sq.). 3)er ^rd^imanbrit ift burd^ $erfonal-
mtiim Qttd^ $rior oon @. ©iorgio bi SriocaliS (Mo-
roni LXXX, 334). 3lu|er biefer $rölatur beftanb
in Vteffina bis auf bie neuefteS^it nod^ eine grie«
^f d^ Collegiatf ird^e @. SRaria bei ©raffeo^ meiere
antonomaflifd^ cathoUca l^ie^, meil fie fd^on oon
WtecS l^er bie fiiturgie in griec^ifd^er @prad^e,
ober na(| römif d^em SRituS unb in azyma mit la»
teinif^ien ^ramenten feierte, fogleid^ ben gre>
gorionifd^en ffalenber annal^m unb ba§ 3)ogma
ixmt 9u§gang be§ l^eiligen ®eifte§ aud^ au§ bem
Bof^nt ftetd t)on il^rem Sleru§ vertreten lie^. 93e-
nd>ict XIV. beftötigte burd| Sonftitution Bomana
Ecdesia t)om 18. man 1743 (BuUar. I, 118.
119) bie Siedete biefer ffird|e unb il^reS Don ber
gefammten ©eifilid^feit gemäl^lten ^rotopapa.
9bit legten Srjbifd^öf e SKeffma'S waren : gfranj
Hon ^^müa äJillabicani feit 1823, Sarbinal 1843,
geß. 14. 3uni 1861. 3lad^ einer Sebisoacan^
t)on fed^ äal^ren folgte il^m am 22. pfebruar 1867
ber Sifd^of oon Saltagirone, fiubn^ig 92atoli, ber
am 24. Sfebmar 1875 ftarb. ®er gegenwärtige
74. Crsbifd&of ift Sofepl^ ©uarino, geb. 1827, al§
(Srjbifd^of Don S^racufa t>röconifirt 1872 unb
tranSferirt 2. 3uli 1875. ©eine einfünfte, weld^e
ftSfj^ 80 000 @cubi betrugen, belaufen ftd^ faum
nod^ ouf 6000, finb aber, wie fd^on im 15. Sal^r-
l^bert, nod^ auf 1000 ffammergulben ta^irt.
9m IRetropolitancapitel befte^t au§ 3 S)tgni'
töten, 15 Eanonifem, mel^reren Senefiriaten unb
anbercn ^Jrieftcm unb Slerifem. 3n 129 Pfar-
reien, baoon 11 in SBlcffma allein, unterftcl^en
i^m 263 500 ©laubige. (®gl. C. Morabito, Series
£pp. Messan., Neapoli 1669 ; P. Samperius,
Messana, 12 tit. illustr., Messan. 1742, 2 t.;
Sicilia sacra I, 314 sqq.; Moroni XLIY, 298
ad 306 ; Cappelletti XXI, 559 sqq. ; Oams,
Ser. Epp. 949 sq.) [9le]^er.]
'SKe^mer, SlloQS, tl^eologifd^er @d^riftfteller
unb ®i(^ter, mar geboren gu Diaffereut im Ober«
inntl^ale (lirol) am 11. 9looember 1822 als ©o^n
einfad^er Sanbleute. S)er 95ater mar „eine ftille
SofertSnatur", bie SHutter eine tiefreligiöfe unb
l^od^begabte t^frau. 3^r ©ol^n ^loQS legte bie
clafftfd^en unb pl^ilofop^ifc^en ©tubien in 3nn§«
bmdf aurüdC, mo aio^S Qflir (f. b. art.) fein
Seigrer für Siteratur unb 9left^etif mar. 3m 3a^re
1843 bcjog SKe^mer bie tl^eologifd^e ®iöcef an-
Scl^ranftalt in ©rijen: an biefer mirften ba-
malS bie brei großen aHänner unb jpöteren 93i«
fd^öfe SSincenj (Saffer, granj 3ofe|)]^ SRubigier
unb 3ofep]^ geiler (f. b. 2lrtt.) als $rofef joren.
(Sin befonberS inniges SSerl^öltni^ bilbete fic^ jwi«
fd^en ®affer unb ÜKe^mer. 3la^ ©mpfang ber
^rieftermeil^e (1847) mirfte er ein 3al^r in ber
©eelforge; tm^erbft 1848 berief il^n feinSifd^of
Seml^arb ©alura (f. b. 3lrt.) als $rofeffor ber
neuteftamentlid^en 6|egefe nad^ Srijen. SÖle^mer
mar ein t)or)üglid^er Sieget; leiber begann fd^on
im 3. 1852 feine (Sefunbl^eit ju manfen, unb öier
3al^re fpöter mufete er feine SSorlefungen gang ein«
fteflen. 3m ©eptember beS 3a]^reS 1856 begab
er fid| auf ben SRatl^ ber Slerjte nad| 3talien, ver-
lebte ben SBinter in tSfloreng, baS fjrül^ial^r in
5Rom an ber Seite feines öäterlid^en QfreunbeS Qflir,
bie l^ei^en Sommermonate in 9lbano unb ftarb
bafelbft am 23. Sluguft 1857. Qt ml^t in ber
bortigen Satl^ebrale. l93on ÜRe^merS tl^eologifd^en
©d^riften ffil^rt §. §urter (Nomencl. liter. III,
1079) folgenbe an : Introductio in LL. N. T.,
Oeniponti 1858 ; Srflörung beS 3ol^anneS-St)an*
geliumS, ebb. 1860; 6rflärung beS SriefeS an
bieOalater, 95ri|en 1862; grnärung beSSBriefeS
an bie Koloffer, ebb. 1863; erflärung beS erften
(Sorintl^erbriefeS, 3nnSbrurf 1857; ©efd^id^te ber
Offenbarung, Qfreiburg 1857, 2 Sbe., unb fügt
bei: Oninia haec opera, quae, si ultimum ex-
cipias, post auctoris mortem impressa sunt,
produnt interpretem pium, eniditum, saga-
cem. Erat quoque insignis plane poeta, ut
apparet ex paucis poematibus, quae lucem
yidenint, atque ex aureo ejus diario. Sine
3luSgabe ber ©ebid^te TOe^merS erfd^ien 1891 in
5»atal. (Sgl. Sllo^S ^Jie^mer, gjrofeffor ber X^eo-
logie ju ärijen. ©in ficbcnSbilb, gejeid^net nad^
bejfen Xagebud^, ©riefen 2C. öon 3. ®. Sonbanf,
l^erauSgegeben bon 3. ß. TOitterru^ner, 2 93änb-
d^en, Srijen 1860—1862.) [aHitterrutner.]
^e^nex (rid^tiger 37^eSner, mansionarius)
ober ftüfter, f. (SuftoS m, 1263.
1423
SWcMtiftungcn — aWcfeftipcnbium.
1424
^t^fiiHnnitn (fandationesmissaruin)finb
fcftc SScrmäd^tniffc öon ®ütem ober Kapitalien,
aus beten 9lenten eine beftimmte ^njal^I l^eiliger
SDleffen für ben Stifter ober nad^ beffen frommer
^IReinung regelmäßig unb in perpetuum gelefen
werben müfjen. 6ine teftamentartfd^ angemicfene
Summe lu einmaliger ^ierjoloirung einer ^ngal^I
oon TOeffen l^at lebiglid^ ben Sl^arafter öon SKa«
nualftipenbien (f. b. folg. 9lrt.). 2Rit 93ejug auf bie
regelmäßige äBieberfel^r unterfd^eibet man täglid^e,
xo'öä)tnilx^t, monatUd^e ©tiftungSmeff en unb Sal^r«
meffen ober Slnniüerfarien (f. b. 9lrt.). SBenn jur
^erfolöirung fold^er ©tiftungSmefJen ein eigener
Seiftlid^er geforbert n}irb, fo l^at bie Stiftung ben
ßl^arafter eines einfad^en SenepciumS; bod^ muß
fte, n)enn fte redgtlid^ als fold^eS gelten foQ, i)om
Sifd^of jum Sitel eines ffird^enamteS erl^oben fein.
^Iteßftiftungen ftel^en als buri^auS ürd^lid^eS Kigen«
tl^um unter ber Sermaltung ber ftird^e. ®er 93i«
fd^of gibt bießrlaubniß 5ur^nna!|me einer SKeß»
ftif tung unb fann für eine f ol(^e einen äJ^inimalfa^
feftftellen. 2)urd^ ben SonfenS beS 93if(f)ofS toirb
bie Stiftung perf ect unb, abgefel^en öon befonberer
fjfacultät beS l^eiligen Stul^leS, unabänbcrlid^. 3n
neuerer 3^it ^at man in einzelnen Säubern (3. 93.
in Defterreid^) bie Slnnal^me öon SBleßftiftungen
ebenfo iDie überl^aupt ben Snoerb t)on ^ird^engut
an eine ftaatlid^e ©enel^migung ober jhtnbmad^ung
gefnüpft. 93egreiflid^ finb SWeßftiftungen, wie alle
leJtmiDigen SSerfügungen , mit ftrenger (Sewijfen-
Ijaftigfeit nad^ bem erflärten SOBillen ber Stifter
5U erfüllen. 9lud^ wenn ber ßrblaffer nur eine be-
ftimmte Slngal^l oon SDleffen regelmäßig 5U lefen
oerf ügt l^at, ol^ne baß er eine Intention angegeben,
fmb bie betreffenben 9Ke|fen bod| für ben Stifter
8U applicircn (S. C. C. 18. Mart. 1668). ©emäß
Sorfd^rift beS ^apfteS 3nnocenj XH. (gonflit.
Nuper 1697) follen bie an jeberftird^e geftifteten
SKeffen bejw. ©otteSbienfte auf einer in ber Sacri»
ftei befinblid^en StiftungStabeUe Derjeid^net fein.
2)iefe 93orfd^rift tourbe mieberl^olt eingef c^ärft unb
foH bie pünf tlid^e SrfüEung ber StiftungSobliegen«
Reiten tl^unlid^ft ftd^er fteUen. KS ift canonif(!^e
Segel, baß bemjenigen, tt)eld^er eine geftiftete SKeffe
bält, aud^ menn er fubftituirt ift, bie t)olljtänbige
Ouote beS StiftungSertragS aufäOt; baS Siedet jur
^uSnal^me muß bemiefen n^erben. WS 93emeiS gelten
entmeber bie äBorte ber Stif tungSurfunbe felbft ober
baS Sad^üerl^ältniß ber Stiftung, fljfär 9Re[fen,
meldte nid^t ben ® egenftanb einer einf ad^en Stiftung
bilben, fonbem auf einem 93eneftcium als ein mU
beffen Dotation unirteS onus rul^en, brandet ber
93eneficiat bem fubjMtuirten $erf olöenten nid^t baS
Stipendium ad rationem redituum beneficii,
fonbem nur baS in ber S)iöcefe als SKinimum be-
ftimmte ÜJlanualftipenbium ju reid^en (S. C. C.
in Monacens. 25. Jul. 1874). 2)ieß ftnbet nic^t
auf bie Stiftungen änwenbung, meldte ber ^Jfarrer
burd^ feinen ffaplan oottsiel^en läßt (S. C. C.
28. Mart. 1859 ; 18. Jul. 1868), mo^l aber auf
bie SKeffe pro populo, falls ber Pfarrer genötl^igt
ift, biefelbe burd^ ben jfoplan l^aUen gu loffen. 0^
ftiftete 9)leff en bürfen o]^ne5h)ingenben@nmbinK
in benienigen Jhrd^en ober an benjenigen Site
gel^alten merben, mofür fte gefliftet finb; boi!^ Ions
bierDon in Einzelfällen ber 93if(^of bispenjtiai
(Conc. Trid. Sess. XXI, c. 7 De ref.; SesB.
XXV, c. 5 De ref.). 6ine perpetuirlid^ Sran§{eti«
rung geftifteter 2Jieff en ift bem l^eiligen Stu^l tejo»
t)irt, unb bie Srlaubniß bagu tt)irb ben Sif^dfn
nur geitföeilig belegtrt. 3)ie geftiftete SSerpjIid^
5u einer täglid^en SReffe bleibt nad^ aDgemeina
äluSlegung beßioegen nid^t unerfüllt, meilbeiboja
SSerpfiid^tete baS eine ober anbere 9Jlal bie (eUi§e
SKeffe unterläßt ober für eine anbere 3ntentum
applicirt; nur bürfen in einem 3a^re nic^me^
als 14 fold^er 3:age toxtommtn. 3{t eine SRe^
ftiftung für alle Sonn- unb tSfeiertage gemac^,
fo muß bie betreff enbe ^eff e au(^ an ben obgefe^
geiertagen gebalten »erben (Pii VIL Litt W
temae charitati 10. ApriL 1818); iebo(^ ec*
tl^eilt ber l^eilige Stubl ben Sifd^öfen auf Srfud^
bie ijfacultät, begügli^ ber ^rul^meßftiftungen ob
biefen Sagen bie 9l{)plicationS))fIid^t }u erlaffen.
Selben bie Sinfünfte einer Stiftung ol^ne Sd^uO) beS
5um ®enuß 93ered^tigten gan} verloren, fo börtoiu^
bie 9)erpf(id^tung gur ^erfotoirung ber gefüftden
SReffen auf; eine bloße SSernngerung ber Sinfönfte
bagegen fann nur für bie fird^lid^e Obrigfeü ein
®runb gur Stebuction merben. Slud^ eine €►
l^öl^ung beS justum Stipendium für 9Ranual« ober
geftiftete Steffen burd^ ben IBifd^of gibt bem Sene«
Maten nid^t baS Siedet, bie 3(^1 ber ge^ftden
uJleffen 5U rebuciren. ^S Urfad^e gur Xebuctiim
ber für SSerftorbene in einer ffird^e ge^ftetm
SReffen gilt ^rieftermongel ober Snttt)ertl^ bc8
®elbeS. SaSbierju ben^ifd^öfen, bebten unb 0^
benSgeneralen oom Xrienter Soncil (Sess. XXV,
c. 4 De ref.) eingeräumte Siedet mürbe Doti Vx*
bau Yin. (Decr. Cum saepe contingat 21. Jan.
1625) mieber bem at)oftolifd^en Stiele refennrt
(IBgl. Bened. XIV., De syn. dioeces. 5, 10;
12, 25; Ferraris, Bibl. s. y. Missa, art2;
Marc, Institt. mor. Alphons. II, n. 1617;
Lehmkuhl, Theol. mor. n, n. 202 sq.; $pi|)e,
Sel^rbud^ beS Jfird^enred^tS, 2. 9ufL, SlegenSbnrg
1871, 552 ff.; Sommer, Snftitutioncn beS to«
tl^olifd^en ftird|enred^tS, 2. «ufl., Sreiburg 1 8.
1892, 688.) [ftoulen,]
'SKeH^enbiititt l^eißt ein ^Irnofen, todi^
bem ^riefter ^u bem 3^^^ gegeben mirb, boß er
ben fogen. fructus specialis einer ]^eiligen9Ref(^
ber Intention beS ®eberS gemäß Dertoenbe. Süe
SReßfiipenbien fmb ein Srfa| für bie fnil^
Oblationen (f. b. «rt.), meld^er felbftoerflönbai
gemorben ifi, f eitbem biefe ni^t mel^ bem SleniS,
fonbem bem celebrirenben ^riejler jug^toenbä
merben, unb feitbem bie 3<i^I ber $ciDatmei|en
bie ber öffentlid^en ÜReffen übertoiegt (Sin foUM
Sllmofen ift bemnad^ ein Seitrag §um fiebenSuntet»
l^alt beS ^riefterS unb fann als fold^ mit 9t#
oon bem ermartet »erben, meld^er biel^llfebeJ
1425
SJletQpl^raftcS.
1426
Prie|to8 DbrgugStoeife in Slnfpruci^ nimmt (1 Sor.
h 18). hiermit ift jebe 9trt t)on Simonie beim
Re|fKpem)ium ouSgefd^Ioffen (S. Thom. Summa
lieoL 2, 2y q. 100, art. 2 ad 2). äBenn ein»
ülitige Soneid^er ^nftd^ten äußern, meldte auf
jnefmonijlifd^e SluSIegung be§ @ti))enbium§ l^in»
wikn, fo ifl ed @ad^e be§ SeelforgerS ober aud^
)e8 ein))fangenben ©eijllid^en, fold^e Sluffaffungen
in berid^tigen. ^e jhrd^e l^at bem im 8. So^r«
iaabttt aufgefommenen ©ebraud^, 9Jle^fti))enbien
(n gebcn^ immer ftiQfd^meigenb ^ugeftimmt unb
ntr bie bobei mdglid^en SRifbröud^e unter ftrenge
Strafe gefteSt (Conc. Trid. Sess. XXII, Decr.
Ib observ. etc.). Obmol^I ba§ @ti})enbium eine
tde Sarreid^ung ift, f o bebeutet bod^ bie Snnal^me
)cS{cIbtn für ben ^riefter bie Singel^ung eineS Son*
xactS imo t)er))f[id^tet i^n unter einer fd^meren
Sunbe, ber 3iitention be§ ®eber§ ^u entfpred^en.
EBefentlid^ ift l^ierbei bie 2)arbringung ber |eiligen
Dbffe SU bem t>onbem ®eber gemünfd^tenSttiede,
l. 99. ffir einen 93erftorbenen ober jur Sl^re eine§
beiligm; eS f5nnen aber aud^ Umftönbe }u ber
Berppid^tung gel^ören, a. S. bie SBal^I ber Sie»
(siemdineffe ober ber SReffe Don einem ^eiligen.
Bitb rine fold^e ouSbrüdtlid^ t)erlangt, fo mu^ ein
ittigneter Xag, 5. 93. ein semiduplex, abgemartet
Derben; ift eine fold^e Sebingung nid^t beigefügt,
9 genügt ber ^riefter jebeSmal burc^ bie SReffe
Hl XüQtS, aud^ menn ber StituS bie 93otit)meffe
Idubt; ebenfo !ann er bie StequiemSmeffe pro
[vis o|)))Iiciren. %IS fliOfd^meigenbe 93ebingung
Ü bei ieber Sorreid^ung eines @ti))enbium§, ba|
e l^lige 9Reffe mdglid^ft balb gelefen merbe.
ß hit Sefung ber SJleffe megen eines augenblidC«
1^ SnIiegenS, }. S. einer unmittelbar bet)or«
il^enben 9iieberfunft, verlangt morben, f 0 barf fte
d^t oufgefd^oben merben, unb ber Suffd^ub über
n gefotberten 3citpun!t l^inauS mürbe jur Sie«
tniion tierpfiid^iten. t$für meniger bringenbe t^fölle
6t ed über bie 2)ouer be3 ?luff d^ub§, meldten ber
ric^r ol^ne red()tmö|ige 9!b]^altung eintreten
ffen borf, feine fird^Iic^e 93eftimmung, unb bie
Siäfitn ber SRoraliften fmb in biefer C^inftd^t
eilt; bod^ fann eS al3 sententia communior
r§rid^et toerben, ba^ ber 9!uff d^ub nid^t über ^mei
tonote bouem barf. 9Iu§ d^riftlid^er Siebe mollen
icle Se^rer nur einen SJlonat geflattet miffen,
lemi bie 9Ref[e für einen fürjlid^ ^erftorbenen 5U
:fen iß. S)er Suffd^ub fann natürlid^ t)erlöngert
Ktbcn, toenn ber @eber be§ @ti})enbium§ barein
ufibtfldDid^ ober ftiSfd^meigenb einmiUigt; le^tereS
Mxe ber goll, menn er Stipenbien für eine größere
bijQl^I ttm 9Reffen rei^t, al§ in jmei 9)ionaten
lelefen tterben fonnen. 2)ie ©rö^e be§ Stilen»
^um§ für eine einzelne l^eilige ^effe ift f aft überaK
ns4 (^edommen. unb OrtSgebraud^ geregelt; bod^
Idtben pa Serl^utung mand^er Uebelftönbe bie
Bif^iyfe meift eine 9RinimaIta^e f eftgefe^t, meldte
m i^i^m Srmeff en anl^eimgeftellt ift. 2)iefe Saie
Nirf bn ^efier onnel^men unb begel^ren, aud^
er fo reid^ ip, ba| er feinen 3uttjad^§ ju fei-
nem SebenSunterl^alt bebarf. SJlel^r, ald biefe %ait
beträgt, barf nid^t geforbert, mol^I aber angenom-
men toerben. SQBerben on bie S)orbringung ber
l^eiligcn SKeffe läftige 93ebingungen gefnüpft, j. 95.
eine fpöte ©tunbe ober ein meiter SSßeg ^u einer
beftimmten Äird^e, fo fonn ber Kelebrant bc^»
toegen ein größeres ©tipenbium begel^reu; auS
bemfelben ®runbc borf für ein §od^amt mcl^r aU
für eine ftifle SDleffe »erlangt merben. ©imonie
ober märe c§, ein größeres @ti})enbium für eine
3Jlef[e an ))riöilegirtem Slltar, öor einem munber-
tl^ätigen 93ilbe u. bgl. 5U forbem. S)er $riefter
mu^ fo öielc l^eilige SDlcffen lefcn^ atö er Btiptti»
bien empfangen l^at, aud^ menn er biefelben unter
ber Saje angenommen l^at ; eS ift il^m fd^mer »er-
boten, mit giner SJieffe jmcien ©tipenbien, eöen-
tueU burd^ Sneinanberfd^ieben t)erf(^iebener !Die^-
f ormulare, ju genügen, ff ann ber erfte ^riefter ben
übernommenen 93erpf[id^tungen innerl^alb ber ge-
l^örigen S^it nid^t genügen, fo mu^ er einen anbem
um Uebema^me ber Serpfiid^tung erfud^en unb
bemfelben ba§ unt)erfür5te ©tipenbium übertragen;
burc^ einen 9b}ug am 93etrage mad^t er ftd^ beS
mercimonium missae stipendiorum fd^uJbig.
9!ud^ ben JKrd^enfabrifen ift nid^t erlaubt, bie in
ber jhrd^e abgegebenen @ttpenbien um bie ffoften
t)on SSßad^S unb SSßein ^u t)er!ür5en. ßrlaubt ift
bie 93erfür5ung nur, menn ber jmeite ßmpfänger
ungebeten biefelbe anbietet, ober menn e§ bei einem
befonberS großen ©tipenbium offenbar ift, ba^
ber Ueberfd^u^ lebiglid^ ber 5ßerfon be§ erften Sm-
pföngerd 5ugebad^t gemefen ift. 2)a§ Sinfammeln
größerer Mengen Don ©ttpenbien ju 92eben}meden,
5. 95. um burd^ Uebermeifung berfelben fid^ für ge-
lieferte 93üd^er unb Sßeine bejal^It ^u mad^n, ift
auSbrfidtlid^ verboten (S. C. Conc. 13. Aug. 1874) ;
ift bamit eine 93erfür5ung ber ©tipenbien »erbun-
ben, fo tritt bie in ber IBuIIe Apostolicae sedis
moderationi convenit (f. b. Slrt.) öorgefcl^ene 6j«
communication ein. (95gl. Berlendis, De oblatt.
et stipendiis, Yen. 1743; g. 36. ©(^mib, SKcB»
Opfer, SRe^application unb 9)ie|{tipenbien, $affau
1834; g^]^illip§, Sel^rb. be§ ffird^enred^tS, 2. ?lufl.,
SiegcnSb. 1871, 549 ff.; Marc, Theol.mor.Al-
phons. n, n. 1608 sq. ; Lehmkuhl, Theol. mor.,
ed.6,n,n.l97sq.; 95ering, Srd^iDf.fatl^.Äird&cn-
rcd^t, 31. 5. LXU, 1892, 265.) [ffaulcn.]
'^dapt^xafleSf ©imeon, gried^ifd^er $eili-
geräiograpl, mirb öon Sinigcn fd^on in ba§ 9.,
Don ben angefel^enften fatl^olifd^en ©elel^rten, mie
2eo MatiuS, 93onanbuS, 93ogi, 9iatali§ aieian-
ber unb Ruberen, in baS 10., Don 95afiIicD§!ii on
ba§ 6nbe bc3 10. unb Don ßafimir Dubin, ber
jmifd^en einem altem unb einem jungem 9Jieta-
p]^raftc§ unterfdfeeibet, gor erft in ba§ 12. Sol^r-
l^unbert gejejt. diejenigen, meldte il&m, mol^l nad^
ber rid^tigftcn »nfi^t, ba§ 10. Sal&rl&unbert an-
»eijen, biDcrgiren mieber über fein ©eburtS« unb
fein 2obe§ja]^r, fomie über bm 3eitpun!t, mann
©imeon feine 95iograp]^icn p fd^rciben begonnen
^abe. $agi (In crit. Baron. IV, ad a. 975)
1427
a»et]^obtften.
1428
löfet i^n noa^ über ba§ Sol^r 975 ]^inau§ leben,
nod^bcm er il^n um 913 ben Slnfang feinc§ äBer!e3
^at tnad^en loffcn. SKetajjl^rafteg foll am §ofc 5U
Konftantinopel l^ol^c äBürben befleibet l^abcn unb
bei 2eo bcm SBeifcn (886—911) unb Konftantin
$orp]&9rogcmlu§ (912—959) in großem Slnfel^en
geftonben fein. ®en Sunomen SKetopl^rafteS er«
|ielt er boöon, bo^ er bie Seben ber ^eiligen
mctapl^rafirtc, b. 1^. umarbeitete unb in neues ®e«
ttjanb fleibete, in ber Slbfid^t, burd^ eine gefälligere
unb cntfpred^enbere gorm bie Sefer anjujiefen,
Srrtpmer ju öerbeffem, unb falfd^e unb unttür«
bige Segenben ^u t)erbröngen. äBie man ftel^t, ift
alfo 5Dietap]^rafte§ fein blofeer ©ammler öon Se-
genben unb ^eiligengefd^id^ten, ber lebiglid^ l^ie
unb ba 5u ben f^on t)or]^anbenen eine 99emer»
fung ober Serid^tigung angebrad^t l^ätte. 3n fei»
ncm SBerfe finben ftd^ mel^rere Seben ber ^eiligen,
bie er megen il^rer Srefflid^feit einer Umarbeitung
nid^t untermarf ; anbererfeitS »erfaßte er aud^ mel^«
rere, bie nod^ gar feinen ^Bearbeiter gcfunben l^attcn,
fonbem blo^ auf münblid^er ^rabition berul^ten.
6§ ift aber fcl^r fd^mer, namentlid^ anzugeben,
meldte 99iogra|)]^ien il^m angel^ören, meil man auf
feinen 92amen t)iele gefd^rieben l^at^ bie il^m nid^t
eignen, unb meil manil^n l^äufig al§ ben ^erf affer
afler jener Segenben annal^m, bie in ber Ueberfd^rift
feinen ^uctor nennen. Seo %Uatiu§ fd^reibt il^m
Don ben Dielen |)unberten ^eiligengefd^id^ten, bie
feinen 9?amen fiil^ren, 122 ^u unb fprid^t il^m
anbere 559 ah. $apebroef (Boll. 1. 1. Maji in
Ephem. 6raeco-Mosc. p. XL) bcmerft, beinal^e
alle Heiligenleben be§ 9neta))]^rafte§ gel^örten 5U
ben SRonatcn (September (bamaI5 9Infang be§
gricd^ifd^en 3Q^re§), Dctober, 5Roöember, S)e«
cember, toenige jum 3anuar, nur einzelne jum
t$ebruar unb !D2är}; t)on anberen SRonatenl^atman
nod^ einige, allein ber ganjc ^eiligen-Sal^reScurS
ber gried^if d^en j^ird^e rül^rt ni(|t Don 9neta))]^rafte§
f)er. ^u8 bem SWorgenlanb f amen bie meta})|rafti«
fd^en Segenben aud^ in ba§ Sbenblanb unb fanben
in ben Sammlungen Don 95. Sif omani, ©uriuS,
ben IBoKanbiften u. Sl. Slufnal^me. 3)a inbe| bie
Quellen, bie ber Slrbeit beS SKetapl^rafteS }u
@runbe liegen, bejüglid^ il^rer ©laubmürbigfeit
el^r Don einanber abmeid^en, unb ba er, mie e§
d^cint, bie gu feiner Slrbcit nötl^ige ®abe ber
< ?ritif in l^inlänglid^cm SKa^e nid^t befa|, f 0 man«
gelt feinen ©efd^id^ten eine claffifd^c Suctorität,
unb fie finb bal^er Don ben SSoHanbiftcn nur mit
Sorfid^t aufgenommen morben; allein fie Derbienen
feineSmegS jene megmerfenbe ©eringfd^äfeung, mo«
mit man gett)ö]önli(| Don il^nen fprid^t. 3m Uebri«
gen mxbtn SWetapl^rafteS nod^ mehrere anbere, min«
ber mid^tige ©d^riftcn beigelegt, bie jebod^ gröfeem-
t^eilS einem jungem ©imeon angel^ören. ©ie finb
juglcid^ mit ben Segenben jule^t gebrudft bei Migne,
PP. gr. CXIV-CJXVI. (Sgl. Allatius, Diatriba
de Simeonum scriptis, Par. 1664; Psellii
Oratio panegyrica de Sim. Metaphr. hti ©u=
riu§ 3um 27. 9^oD. ; BoUand., Praefatio in tom.I.
Januarii ; Natal. Alex., Hist. eccL saec. IX
et X, c. 3 , art. 23 ; bie ruffifd^e Sbl^hng
Don ®r. S3afiIieD§fij[, lieber ba$ Seben unb bie
SBerfe be§ ©Qmeon Tltiiüfyx., im äouznol beS
aWinift. f. S3olf§aufnärung, ©t ^eterSb. 1880,
379 ff.; Jhiimbad^er, ®ef(|. berb9}ant.Siteratitr,
aRünd^en 1891, 68 f.) [©d^bL]
^itt^obifltn ]^ei|t eine in Snglonb, in ba
englif d^en Kolonien unb in ben ^Bereinigten ©tootai
Smerifa'S meit Derbreitete ©ecte. S)er 92ame ttnirbe
5unöd^ft fpottmeife einem Don Sl^orleS SSeSlei) ge*
grünbeten frommen 6Iub Ojf orber ©tubentenW«
gelegt, meldte fid^ feit bem 3Q^re 1729 anbejUmm*
ten libenben ber äBod^e 5U Derfamme&i pffegto,
um bie l^eüige ©d^rift 5U lefen unb fid^ 5ur9eob'
ad^tung einer frommen SebenSmetl^obe gu enmm>
tem. S)ie SRetl^obiften f elbft erfloren il^ Staen
bal^in, ba^ fte fold^e Seute feien, mel^e nad^ba
in ber 93ibel aufgefteUten SRetl^obe leben.
S)er eigentlid^e ©tifter ber genannten ©edeiP
Sol^nSBeSle? (1703—1791). gr ttwr hn&lß
be§ entf d^ieben l^od^fird^Iid^ geftnnten $farretS txm
QpXDDxff) in ber englifd^en Sraffd^oft Sincolnf^
9Iuf feine religidfe ßr^iel^ung übte feine Ü^ttü^^
gebildete 31luittt ©ufanna geb. SnneSle^ einen
grölen Sinflul au§. gS ifl für bie @efd^^ btf
9Ret]^obi§mu§ bemerf enSmertl^, ba| biefe gfnnt M
ben Don il^r gel^altenen ^auSanbac^ten, loo^asii
©emeinbemitglieber S^tritt l^otten^ nad^ b«:Sa>
lefung einer $rebigt mit ben Sttloefenben über
il^ren ©eelenjuftanb ^ufpred^en pflegte, änfetnen
17. Saläre trat Sol^n in baS ej^rifl @^ur4 Col-
lege in O^orb ein, ftubirte mit großem Srfi^
bie Slaffifer unb em))fing im 3. 1725 bie on^ß*
canijd^e S)iaconat§mei]^e. 3m folgenben 3<4^
1726 erlangte er eine ©tellung (ein ^fdlotof^)
im Sincoln S^ollege ju Osforb, tDofeKfl er nm
einige Qtxi ©rted^ifd^ leierte. 93oIb ging er aber
nad^ ßpmortl^, um bort feinem Soter im ^^ifta»
amt 5u l^elfen, erl^ielt tt)äbrenb biefer Seit in 3.
1 728 bie anglicanifd^e ^rieftertoeil^e unb fe^ erP
im 92oDember 1729, bie|mal 5U löngeremSnfenl^
f)alt, nad^ O^orb }urüd(. S)ortnmrbeeraISboIbbie
©eele be§ eben Don feinem jungem SBruber (S^
gegrünbeten 6^1ub§, beffen anfangs toenige Stit*
glieber ein ftreng a§cetifd^e§ Seben fül^rten, betetet^
fafteten, l^äufig ba§ Sbenbmal^I empfingen, loK
unb j^ranfe befud^ten unb Denoal^rloSte Piiber
unterrid^teten. Sm 3. 1735 unternahmen bie bei»
ben 93rüber eine Sieife nad^ ber englifd^ SoM
@eorgien inSlmerifa, um unter benSnbunen
unb @^oIoniften al§ Ißrebiger 5U tpirlen. 2)ie Seift
mar für il^r innere^ Seben namentlid^ be|^ be*
beutungSDoU, meil fte auf bem ©d^iffe mit einigeB
ebenfalls naä) ©eorgien reifenben^erm]6utanb^
fannt mürben, bereu SBanbel il^nen etnSbbilbte
erften apoftolifd^en ©emeinbe iu fein fd^en. la
bie 3nbianer]^öuptlinge im Äriege nwren vA
bie ßoloniften fid^ burd^ bie §ärte unb lörf*
lofigfeit ber beiben SBeSie^S Don il^nen obgePpln
füljlltcn, fonnten fie in ©eorgien xaäjß wi**
U29
aSet^obiften.
1430
mtb feierten nod^ Snglanb ^urüd. Sol^n lonbete
bofelbft am 2. Sebruar 1738. 3n Sotibon trat
er in Skrbinbimg mit $etcr Soleier, einem l^er-
üortagenben BUtgliebe bcr ^erml^uter, utib no^m
mm gati} beten ^nftd^t an, bo^ M ber malere
Gläubige bed SRomenteS bettit^t fein muffe , in
nkifym itad^ Dorl^errfd^enben jermolmenben @e-
fü^len feine Sted^tfertigung (ber S^urd^brud^ ber
wuxbt ober bie Srtt)edFung) ftattgefunben ^obe,
in beten Segleitung ^eil§gemi|l)6it unb ein über*
irbifd^ beglüdtenbed ©efiil^I t)on g^reube unb f^riebe
in bie @eele be§ 93e!e]^rten ein^iel^e. Sol^n äBe§-
lep erl^iett nod^ feinem eigenen 3«ugwife biefe ®e«
toiKieit am 24. SKai 1738 9lbcnb§ 8»/* U^r in
einer ©efeflfd^ft in SllberSgateftreet in Sonbon,
»öl^renb jemonb fiutl^erS 93orrebe 5um SKömerbrief
DorlaS. ©ein Sruber l^atte brei Soge frül^er einen
fil^id^en ®nabenbemei§ erl^alten. 3n bemfelben
äd^re befud^te Sol^n Seutfd^lonb unb blieb einige
3«it in f)erm]^ut. IRod^ Snglonb jurüdfgefel^rt,
prebigte er unter großem Sulauf ^unöd^ft in fion»
mm unb Sriftol in einseinen englifd^en jhrd^en
ntib bann, ald bie le^teren il^m t)on bem Staate*
denid Derfd^loffen mürben, im {^freien t)or Dielen
Saufenben Don Su^örem. «m 12. SD^oi 1739
aruiü>ete er bie erfte metl^obiftif d^e Rapt&t in fdxi*
pl, unb im 3. 1740, nad^bem er fid^ oon ben
^emt^lem megen bereu antinomiftifd^er unb
qnietiftif d^er 3rrt|ümer getrennt l^otte. eine metl^o»
bffüfd^ (Sefellfddaft in SRoorfielbS in Sonbon. SBon
mm an ifl bie ©efd^id^te feinet SebenS mit ber be§
Oletl^obiSmud aufS Snnigfte Derflod^ten. 2)a§
nU^mlid^ S^ugni^ mu| Sol^n äBeSle^ gegeben
loerben, bo^ er ftd^ be§ t)on ber englifd^en Staats«
lir^ Demad^Iöffigten SolfeS mit glül^enbem @if er
für baS Seid^ ®otted unb ba§ ^eil ber @eelen
angenommen unb für bie religiö§«moraIifd^e Pflege
befifelben gemirft l^at. 93on feinem aniffionSeifer
(engt ber Umftanb, ba^ er Sal^r^el^nte l^inburd^ faft
täglid^ 40 englif d^e SReilen, gemöl^nli^ 5U $f erbe,
reiftte mib fel^r oft mel^rmalS an einem Xage pre«
bigte. Sr fuddte aud^ fd^rtftfteUerifd^ ju mirfen;
hme SBerfe fäUen 14 Säänbe (^u§gabe 1873).
3m 3. 1752 l^eiratete er eine SBittme mit Dier
Itinbem^ trennte ftd^ aber fpöter t)on il^r, ba bie
6^ rnigludflid^ nmr. 2)ie ganje Organifation beS
9)let]^obiSmu§ ifl Sol^n äBeSIe^ ^u t)erbanfen, roaf)'
tcnb fein))oetifd^ angelegter Sruber &)axl^ (1708
bis 1788) ]^au4)tfad^li$ nur ber ^^mnenbid^ter
ber €ecte mürbe.
Slft Sal^nbred^er unb großer ^rebiger berfelben
iP <Skorg SBl^itefielb, geb. am 16. 2)ecember 1714
d8 @o]^ eines @aftmirt]^e§ 5u @Ioucefter in Sug»
lanb, )u bejeiddnen. 92ad^ fd^meren ä^ertrrungen
(alte biefer befd^Ioffen, ftd^ bem geiftli^en @tanbe
fa mibmen, unb mar im{)erbfte 1732 in baS $em*
brofe SoIIege in Osforb aufgenommen morben.
CoA fd^Io^ er fid() bem mel^rermöl^nten metl^obifti«
[d^ Siub an, fd^mäd^te aber feine ©efunbl^eit
bunl^ übertriebene aScetifd^e Uebungen fo fel^r, ba^
er im 3. 1735 bie UniDerptät ücriaffen mufete. 3m
folgenben 3o^re ^um ©iacon gemeil^t, fing er afö«
balb in ©loucefter, Sonbon unb Sriftol an ju
prebigen unb ri| alle Su^örer mit pd^ fort burc^
bie ©d^önl^eit feiner ©timme, bie trefflid^e Slction
unb bie 9Kad^t ber Ueberjeugung — meit toeniger
burd^ ben 3n^alt; benn bie un§ erl^altenen $re»
bigten fmb ungenießbar. 3m 3. 1738 folgte er
einer fd^on frül^er an il^n ergangenen ©inlabung
SBeSle^'S, nad^ ©eorgien ju fommen, feierte aber
nod^ in bemfelben 3a|re nad^ Sonbon ^urüd, um
für ein t)on ij^m 5U ©at)anna]^ in ©eorgien ge»
grünbeteS SBaifenl^auS 5U fammeln unb bie angli«
canifd^e ^rieftermeil^e ^u empfangen, ©pöter l^at
SBl^itefielb nod^ fed^Smal ^merUa befud^t, einige«
mal auf jmei ober brei 3o]^re , unb ift bort }u
SRembent) in ben bereinigten ^iaaim am 30. ©e})«
tcmbcr 1770 geftorben. ^attt SB^itepelb fd&on
üor feiner ?lbreife nad^ Slmerifa mit großem 6r«
folg geprebigt, f o fanb er nod^ um fo großem 3u»
lauf unb Slnl^ong nad^ feiner 3tüdtte](ir im 3. 1738.
@r mar aud^ ber erfte ber SRetl^obiften, meld^er im
tJreien prebigte. S)ieß tl^at er nämlid^ juerft am
17. gebruar 1739 öor einigen ^unbert ffö^Iem
in jHngSmoob, unb ^mar mit außerorbentlid^em
6rf olg. 3o]&n SBeSle^ folgte feinem Seifpiel, unb
balb prebigten 99eibe auc^ in Sonbon oor meift
20 000—30 000 Sul^örem. Saufenbe , bie nie
in bie jfa^elle eines 2)ipenterS gegangen mören
ober bie ©d^meUe einer ©taatsfird^e iiberfd^ritten
bätten, brängten pd^ je^t an ben ^rebiger l^erau;
^aufenbe oon 92eugierigen mürben angeleitet, pd^
mit il^rem ©eelenl^eil ^u befd^äftigen. ^ar cS 3n«
ftinct ober mar eS 99ered^nung: meber SBl^itepelb
nod^ SBeSleQ moUten eine neue jfird^e grünben,
moUten il^re ^rebigten unb ^nbad^tsübungen an
bie ©teile beS anglicanifd^en ®otteSbienPeS fte&en;
Seibe betl^euerten, gel^orfame ©öl^ne ber ©taatS»
iixäjt 5u fein, unb bebauerten, baß man pe auS ber
©taatsfird^e l^inauSgemorfen unb pe ge^mungen,
eigene 93et||äufer ju erridftten. S)ie tiefer blidfen-
ben 3^itgenoffen ließen pd^ burd^ biefe 99etbeue»
Hingen nid^t töuf d^en , benn pe fallen red^t mobl
baß SBeSle^ unb bie anberen $rebiger beS SRetl^o*
bi^muS pc^ ben 93ifd^öfen unb ^fanem nid^t
unterorbnen, nid^t eintröd^tig mit il^nen mirten
moKten, unb baß SBeSle^ bie Dielfad^ ungeklärten
^rebiger feiner SRid^tung für geeigneter jur Sei«
tung ber ©eelen l^ielt al§ bie ipfaner.
3m 3. 1741 fam e§ ju einem 93rud^ jmifd^en
3o]^n SBßeSle? unb äBl^itepelb, meil lejterer in
treng calüiniftifd^er SBßeife bie Seigre öon ber ab»
oluten ^röbepinotion oortrug, erfterer pe be»
ömpfte. 3nfolge biefer 3:rennung serpel ber
Wetl^obißmuS in jmei Smeige, ben meSleijanifd^en
unb ben caloiniftifd^en. ©er Ic^tere erl^iclt Unter«
tü^ung burd^ bie Don SBl^itepelb p feinen 3ln«
id^ten befel^rte fromme, aber l^errf d^f üd^tige ®ropn
Don §untingbon , meldte für feine ati^änger ffa«
pellen baute unb auSpattete. Srojbem blieb biefer
Smeig l^inter bem mcSle^anifd^en an Umfang unb
^ebeutung meit surüdC unb ip l^eutjutage }um
1431 anet^obißen. 1133
flroBra Xf)nl mit bet cBangelit^en (niebertirc^' iSrtn ©toff oufl SßJeSIe^'S Büdnern rab Itfolgta
litten) 5ßflrtei btr tnglif^cn Slaatälitctic Mt- inMtmbieilKel^obeaßeSleg'S. Äeinn.bmB*
einiflt unb nur no^ in SBoleS Den einig« Se- It? nic^t gElirüft unb tür tiicfflig era(|trt, uiirtt
beulung. ffiet ipvtbißtftoff ber ÜJid^cbiftoi ifl als ?ßtebiger (ingefitKl: jtbet, ber frint'rignii
ft()r bejc^rünlt: bo9 Unßlüct brc ©ünbe, baS üßcge ge^en rooDle, icmtDe imcrbittlitf) ßeraofirejdl
©lud tüQ^tet Stömmiafeit , bie Siot^rotnbtßfeit obtr abgtfeW. ©d lam eS, bofi in btt 8t^ imi
btt !8elelinmg unb SßJiebergeburi, ba§ ifl ber 3n- ^itbighnetbDbe bie grc^tt ginfBrmigfeü Ijenfdilt
ijolt ber meifilen ^rebigten. @eiabe biefe SBa^r- ^§ nun bie oben genannten ©tfeüf^fttn H
Reiten, mit erfiiiüttembem gmfle norgetragen, mtfirten, liiurbf überall eine geWilfeSaWbetfdbn
mußten auf bie ungebilbete, flrünblic^en Unter- gu einem Sßejirfe ober einer fflunbe (circnit) !»■
ii(titB entbefirenbe Xltenge ben grämten Hinflug cinigtunbeinemiebenbicfeiSBeiirfeme^rmSeiff
üben, ^tti hörten fie faßbare, i^ren xj^^ig" {nebiger jugeroiefen, neli^e in bemfelbennic^tBf
feiten ongeiiofele, auf ben Effect beret^ete Spre» niger nte ein unb nicötme^roISbrei Sattel"»*»
bigten, bie ju fe^ir gegen ben feiten, nüchternen unb bie einjelnen ©e(ellf^iiften ju befct^en Ifiba.
Son ber anßlicanif^en Sßrebiger abflacben, ül§ S3ieD6erauffid^t fu^rt ein Sprebiger M SqitW,
hol fie ben Dteij ber Sleu^eit BerfebU Ratten. ®ie iiielrfierbeufäuIageSuperintenbtntfiei^iailleSKtt'
Stegei^etung, welcbe biefe ^rebigten tnedten, mar telja^re befugen bie t)irebtgnfämmtli^t.fflii|i(ii'
oft nur Dorüberge^enb ; ber 9)efcl|iung folgte Diet' unb bef])re4en{iil(imitjebemSingeInat^fti»l
fac^ ein 3tiidfaQ auf bemgu^e; baS ©tonnen, ©ettenguflanb. Sm @d)Iu| be6 93iertdla^ fi»
iSrüUen, bie jhömpfe unb CDnmiIftt)i{d()en3udungen btt eine iSerfontmlung bt8 EBtgiifeS ^att, niRl'
ber3u6ärer,namentli(^inbenSprebigtfnbe§S!tetn il6erbieffiQ|fenfütiret,SBem)alter,(SuratmTn,8(«t
SSJeSteo, gaben ben ©egnem^lntüfigum ©polt; in unb SHeifeprebiger uerlreten finb. 3«^ bis jBaiijig
ben Slugen bei 9)ot!eä aber muc^S baS Slnje^en ber ber genannten ©ejirfe büben einen .v^tntf,
ajlet^obifien uon XaQ ju Xag, fficil e§ bie auf> beffen 1))rebiger auf jöfirli^en SiftrictSDeifanaB'
faHenbcn (Srf^einungcn alS 29unbei unb göttlidEie lungen jufammenfommen, um namenttid) bit $n>
©nabenenoeife betral|ttte. 2)er überaus abergläu* btgcrcanbibaten }u prüfen , etmaige 9)ergc^ eti*
bif^ ifiieSteq lehrte bobci feine ^ub^'^fi^' S<^ i'^^^'^ ^rebiger gu unterfui^en, bie f^ulbigei
nntütüt^e ffiorfommniffe alS ÜBunber unb ©traf- gu fuSpenbiren unb über ffopeOenbau ju entfiel
geriefte gu betrachten. ben, 3« olm Sragen, melt^e ben ©tanb ber gp
33aS bie Organifation beS 39)et^obi3niuS nangen, bie SQermaltung u. bgl. betreffen, ^oÄn
angebt, fo bUben bie @tunblagen beSfelben bte Saien, g. ES. bie üßermalter ber Sejiite, mit ia
fog. „Ofefenfi^aften", meiere nac^ bem ^Dhifter einer $rebigcm beratbenbe unb entfdieibenbe Stinmic.
Don äßeSIeQ im S. 1739 gu £onbon gegrünbeten Slie b^^fti mel^obiftij^e Eßcrfammlung ijt \»
©efeüft^Qft eingetic^letunb balb inganjengtanb jä^tlii^i gufammentrelenbe ßonfennj. 3)ie ettn
tetbreitet waren, ©injige Sebingung gur 9(uf- Sonfetengen ^itli SÖJeSIe? feit 1744 ^ouptfO^
nabme mar ber Sßunfd) beS 3lufgunel)menben, bem be^ufS SBeftimmung Bon Sebrpunften ; beim er ip
lommenben ^omt gu entgegen unb Bon feinen gierte bis bat)*" fling unbeftf)ränft. 3m 3. 1784
©unben befreit gu werben, ^ie ©efeSfcbaf ten ger- Würben aber bie Steckte unb ${lti$ten bä Sn-
fallen in „fflaffen" con te 10 — 12 Spevfonen. Se^ fereng Bon i^m bnrc^ eine GrfläningSiiiftiiibi
tere ftetien unter einem ßlaffenfü|rei Geader), (Deedofdeclaration), meiere er int C)Dcrlini)ltt>
netzet bie iDIitgliebet ber fflaffe einmal in ber gerirfitsbof (EigIiconrtofcIiancery)nieberi^
SBJoi^e befudfien mufe, um fic^ na^ i^rcm geiplic^en geregelt. Slaburrf) würben ^unbett Jprebiger mit
Sfortfe^ritte gu etfunbigen unb fie ju ermuntern, gu bem SHee^te, ftd& felbfi ouS ber SReibe ber JHrift'
tröften ober ju tabeln. autt) batberÄIoffenfü^rer prebiger gu ergangen, oIS oÄerfle ißermaltinigS'
bie ©elbbeiträge feinet Älaffe eingufcmmeln unb be^örbe beS ffiflet^obiSmuB eingefe|t. SJiefe So-
fie ben SJerwaltem (stewarde) öer ©tfelljdiQft faffungSurtunbe ift aber bie Seranlaffung inäa
einguf)3nbigen. 3ur ©ii^erung btS IBcftjjeS bet ©tteitigfeiten unb ©paltungen unter ben SB*
mettiobiftifi^en ffapeUen fmb fut jebe bet leijleren leganem geworben, in welchen fic^ bie ßonfa«!
Kuratoren (tniBteea) eingefejit, anfangs fefjlte i^re in ffiejug auf ©cfeggebung unb Cjetnii»
ea SßeSleg fef)r on Sprebigem, ba ft^ bie dSeifl= ausjt^Iaggebenbe Sfiebeutuiig gcwodtt ^. «i*i
liefen ber ©toalStiri^e oon i^m femliieltm. 33d^= biefetbergebractitenßcnfereng, nle{(^OOTbem0^
bolb na^m er fett 1741 ouS ben oon i^m befe^tlen fefee olS rcdilücbe ffiefi^erin cHtr metjoWpiW»
anannem ibm tauglid^ f^einenbe ni§ „Cnien^elfer" flinken unb bc§ @emein^aftaBenn5flai8 fflt if
ober „Sflienpiebiger" an. SBenige bEtjelben De- fictjt feil bem 3at)re 1877 eine gweite, btetejuii'
fafeen ^ü^ere Silbung ober fanöcu midiljct Seit, jentatioe Eonfereng, welker 240 Oeipli^ ml
Sbeologie gu flubiren; aber eines fialten fie aor ctenfo Biete ßaien angeboren. SMeftlbe Beti^
bem anglicantf^en gleruS DotauS: ffiebefcrtigfeit, jn^rliffe eine SßSocbe überbicallgemeinmSIngelee»'
sBolfSt^ümtic^tcit unb ©egeiftetung. ©ie waren f)"lt" bet ©edt. 3bte!8et*iüj|E UBteriiegenofe
entreebet an bem Orte tliQlig, Mo fte anföffig bet Seflüligung ber erftetwäljntcn legalen 6«'
waren, ober würben als Meifeprebiget ouSgef aubl. feteng ; fo ifl biefe nod) immer bet eigenHii^ KiB*
mt nahmen f\d) aßeSIe? gum Sßorbilb, f^öpften punft beS ÜRetliobiSmufi.
188
ajletl^obifien.
1484
Seigre unb®otteSbienft]^abentDemg@iQen«
ibnßd^ed. SBeSIe^ toax eine überaus praftifd^e
otiir imb tt>enig geneigt, bie Ie|ten Sonjequenjen
iS feiner Seigre Dom lebenbigen Glauben }u ^iel^en ;
focbert bie guten SBerle, er t)em)irft bie ftarre
rfibcjünationSIel^re SafoinS, l^ot aber baS fßtv
iltni^ ber ®nabe 5ur greil^eit nirgenb§ berührt;
[bß über ben Segriff ber ©laubenSgen^i^l^eit unb
e UniKrlierbarfeit berfelben ifl er fid^ nid^t Aar
tDorben. Ueber]^u))tfd^n)an!teen)ielfa(i^. t^frül^er
irad^ete er bie bifd^öflid^e @ett)alt otö t)erf^ieben
m ber priefterlid^, jpater löugnete er ben Unter«
^ unb ertl^eilte bie ^rieftertoeil^e unb 93if d^ofS*
ei^ S)a8 eine ÜRal fagt er: mt einmal bie SBir*
ngoi beS l^eiligen ® eifteS Derfpürt, f ann nid^t mel^r
nbtgen; ein anbereS 9RaI merben bie @ünben^
; toeld^ ein DoQIommener S^l^rift f aUen fann, un-
eimtOige Uebertretungen genannt. 2)ie an unb
X fid^ ut^fUmmte unb ^meibeutige Sebre be§
nglicantSmuS mirb nod^ mel^r üerflüd^tigt. Ser
iotteSbienfi ber SßeSle^aner ifl f e^r elaftif d^ ; in
n @täbten nö^ert er [xä) mt^x bem anglicani'
)m, in ben 2)örfem l^at fid^ bie urfprünglid^e
infad^l^ unb @d^mud(oftg!eit erl^alten. ^uf ba§
Tdii^ mirb iebodd nod^ immer gro|e§ ©emid^t
legt 9n ben iebed Cuortal ftattftnbenben Siebes»
|lm nel^men nur bie ÜRitglieber tl^eil; burd^ ben
n erjlen SamStag be§ neuen Sal^reS gel^altenen
ntibeiBgotteSbienfl meinen fid^ bie ^tglieber
Dl SHenfte ®otte§ unb geloben treue Erfüllung
ter ^flid^ten.
SB08 bie ein5elnen metl^obifKfd^en @ecten an«
\fi, fo l^ben fafi alle bie Seigre gemein, bie Or«
nifotion unterfd^eibet ftd^ meifl nur in 9lebenföd^«
^; ba^er fommt benn aud^ baS 99eftreben, bie
sden loieber }u Dereinen. 3nbem l^ier Don ben
en bereits ermöl^nten menig jal^Ireid^en calDtni«
id^nSJletl^obiflen obgefel^en mirb, bleibt tjfolgen-
l jubemerfen:
1. Sie SBeSle^aner ftnb ber in Suropa jal^I«
t^e S'^^Q' Smerifa mirb meiter unten be«
nbett.
2. SHe ^9leue Serbinbung" ber SBcSle^aner
t ium ®rünber Sllesanber JtiH^am, einen $re«
jer^ ber 1796 feines ^mteS entfe^t mürbe unb
jff^Sfyc 5000 ÜRitglieber }um Abfall bemog.
en Seien ifl in bemfelben 3Jla^t mie ben ®eift«
^ @i| unb Stimme in ber S^onf eren) in geift«
fjim fomol^I QtS meltlic^en Sngelegenbeiten ein-
dbtmt.
8. ®ie Sr^aniten ober Sibeld^riftcn fmb im
il^ 1815 Don einem Ißrebiger 9kmenS 93rQan
grimbet unb in SommalliS unb bem SBeften
nglanbS }ablreid^.
4. S)ie ^Urfprunglid^en (primitiDcn) SKetl^o»
ßen' Dennarfen bejal^Ite Ißrebiger, al^mten bie
Smerifa üblid^en SagerDerfammlungen nad^,
o| beS SBiberfprud^ ber Sonferen^, unb bilben
It 1810 eine gal^Ireid^e @ecte, bie großen @influ|
it 35ie ^Urfprünglid^en SGßcSIe^aner SrIanbS",
d^e ftd^ feit 1816 Don i^ren 93rübem trennten.
meil fte eS für inopportun l^ielten, bag il^re ^rebiger
bie ©acramente fpenbeten, l^aben fid^ feit 1878 mit
bem ©oupt^meig mieber Dereinigt.
5. mt ^Sereinigte freie ßird^e ber SWetl&obifien''
mürbe 1857 gebilbet: a. auS oen proteflantifd^
anet^obiften, meldte [td^ 1828 Don ber 9Rutter«
fird^e trennten, meil Die S^onferen^ ben ®ebraud^
einer Orgel in einer JYapeUe 5U fieebS geftattet
batte; b. auS ber 93erbinbung ber meSle^anifd^en
SKetl^obiflen; c. auS ben deformem feit 1849.
®egenüber ben t$fortfd^ritten beS bemofratifd^en
@eifteS, meld^er aUz @d^id^ten ber englifd^en ®efeS«
f d^aft burd^brang, f onnte ftd^ baS outofratifd^e, Don
SBeSleQ eingeführte StegierungSf^ftem nid^t :|alten,
unb namentUd^ mußten bem fiaienelemente 3^*
geftönbniffe gemad^t merben, gegen bie ftd^ bie
Sonferen^ DergebenS ftemmte. 2)ie Saien fanben
an ^rebigem mie ßDerett unb SBarren, meldte mit
bem miHfürlid^en Sorgel^en beS tJfübrerS ber Son«
ferenj, Dr. SBunting, unjufrieben maren, SSer«
bünbete, unb ^mangen biefelbe }ule)t, freilid^ nad^-
bem bie Trennung fd^on DoK^ogen mar, in DoHS-
tbümlid^ere Sahnen einjulenfen. äBarren, ber
t^ül^rer ber liberalen Partei, trat balb nad^ feiner
Trennung Don ber Snutterürd^e in bie @taatSfird^e
über; aber bie ©ecte, bie er gebilbet, beftanb fort,
unb bie Sonferen}, meldde biSl^er {eben Singriff
5urüd(gef dalagen, mu^te eS erleben, ba| Don 1849
bis 1855 über 100000 SRitglieber in anbere
flird^en übertraten, unb ba^ }mei neue @ecten ftd^
bilbeten, bie „^Reformer" unb bie „SReformirten
ü)let]^obiften^ bie fid^ 1857 Dereinigten. Sl^re
Serfoffung ifi eine bemofratifd^e.
6. 6ine Heine Slnjal^l ber leitem ©ecte Dermei-
gerte ben 9nfd^lu| unb nennt fid^ „SBeSle^anifd^e
fficform^Union".
S)ie aWetl^obifien Smerifa'S ftnb Dormie«
genb SBeSle^aner, bie jebod^ unter Sifd^öfen fleben.
Slid^arb Soarbman unb Sofepb ^ilmoor pnb bie
crftcn JRifponare, meldte SBeSle^i nad^ ämerifa
fanbte; il^nen folgten, ba fie gro|e Sortfd^ritte
mad^ten, anbere, unb 1784Dr.6ofe, benSBeSle^
Sum Sifd^of (1784) gemeint l^tte. S)ie Sifd^öfe
ber bereinigten Staaten unterfd^eiben fid^ Don
ben ©uperintenbenten ber ©iftricte in ßnglanb
fafi nur burd^ ben 9?amen ; fie merben Don ber
Konferenj gemöblt unb fönnen il^r 2lmt nid^t
ausüben, menn fie nid^t als ffieifcprebiger functio«
niren. Sie ertbeilen bie SSßeil^n unb entfd^eiben
fd^merere Sted^tSfälle. Slnbere Unterfd^icbe fmb un«
bebeutenb.
S)ie ,aKetbobiftifd&«proteftanttfd^e ffird^e'' er«
fennt feine 93if d^öf e an unb räumt ben Saien großem
ginflu^ ein. 2)ie ©flaDenfrage fül^rte )u einer
Srennung ber Äird^e beS ©übenS Don ber beS
9lorbenS.
S)ie „SGßeSle^anifd^^metl^obiftifd&eÄird^e" trennte
fid^ Don ber bifd^öflidften, meil fte bie ©flaDerei
grunbfä^Iid^ Dermarf, 1843. 3m fetten 3abre bil«
bete fid^ bie „9lfrifanifd^e bifd^öflid^«met]^obifiifd^e
ßird^e" für bie 9Zcflcr; eine anbere, bie ftd^^SionS-
1485 ÜJItt^cbiflen. llSe
üi^t" nennt, murbt in ^en ^oif 1819 für bte unb 1)abm burc^ i^re fiuntanifdbe SttfOQt oA
gjtger geöriinbet, lebenSfto^tn, lei^tfinnigen Wenjc^tn D[t ^aäfa
aßeiftQu8 3)eutf^n befielt bie©edtber „Set- ztmaäft, Wtläjt i^w 5Ctr6rec^en imt« btr ffloSt
rlnigten Sriibtr". ©ie !|a6tn SBifc^fe unb jä^r- bet g^römmiBldt Oeibergen. "Snt 6|fccttiaj(6tKt
lic^e epnfCTHijen unb batiren Dom 3a(ire 1800. i^ittr Sprebigten ^ot bie ©leirfiflültigfrit gegen
©leii^n 3)atumS ifl bie „Soangdifc^e ©(mein- liefere SßSalir^eiten grolgeäDfl"'; l'" wnfii^
ft^ft" , bie naä) i^rem ©rünber 3II6rec^t, einem uon Älnffen, in benen baS SDMiglieb bem ^tä/m
Stutf^en, oui!^ ben ^tarnen „^aibred(|tebriibcr" eine ©eniffenärec^enj^aft ablegen unb feinen Xnbel
fü^rt. entgegennehmen mu|, ^at }ur Unaufn^ügfett
SRiffiDncn. Sßä^renb bie Inglicaner unb unb eitler @eTbftbe|t)icgtlung unb nur in filtf
bie fi^ottifdden unb irifi^en SßreSb^teriancr in ben nen Säuen jur Konten ©eI6fter(mntni| unb ?»■
erfien So^^unberten nac^ bei Sief ormation e§ fic^ mutl) geführt, ©ieaü^eorie üon berfüi)fbarmfc
nie beifnUen liefen, Reiben ju be!e|ren ober ou^ Iffirunn. naä) her man erft ein OoHfornmenetB^
nur i^rer in ben englifd^en Kolonien }crfhevten toirb, l)Qt auf bieSrjie^ungberfftnbernacftttcilig
SloubenSgencffra fiif) anjunetimen, ^aben fic^bie gewirft. %to^ ber Sdiulen, tro^ beS (Mufisn
Snetfiobiften fd^on fiutie mit ^eibenbcle^rung be> iKel)gion§unterrid)t3 ifl ni^lS 8etD6]^nIi4a, oU
ft^äftigt. ^uä) in lalbolif c^en Sänbem fui^ten fte bag bie j^inber eifriger ^etfiobiflen in ontitR SUc
$rD))Qganba gu mad^en, fo in graiAeid^ fett 1790, d^en übertreten ober bem Unnlaubtn anlitimfaflea.
mo fie unter ber )irDle^antifct)en SebSlferung einige DIiTi;enb§ treten fo Diele @eiftlid|e ju aiibcm
Oortfc^rille mnt^ten. 3n Sleulfd^Ianb fut^len fie ftirrf)eit über 0bcnDibmenfl^ttltIfI^(^S9tf^ifft■
burtf)llmeriIQnifc5e5Beutf^e6i^fIu6 jugeminntn; gungen. Sü§ emige einerlei, ba§ ©i^^offl»
ff)Ster Inmen SJ^et^obiften auS Snglanb, bie be* bewegen in bemfelben engen ffreifi nntg fti
fonberS in SDiirtemberg fid) ?Inbänger ju emerben toal^r^aft gebilbete 3)tänner auf bie S)auet unnnfr
fuc^ten. 3m eifag genionnen feit 1854 bie ^In- ftebliii fein. Seine ^uptftü^ finbet ber SRel^
ganger ber Metliodist Episcopal Cburch, feit biSmuS an feiner feften Organifatton, bie ntbn
1870 bie 311briflt|t8 {aibrec^tS&rüber) 3tu8biei- ben geiftli^en aud& aeitlidie SBo^It^oltn »eririit
hing, an SÄü^^rigleit fe^It eS nic^t, aber bie 33eul> benn ber gjIel^Dbip lält feinen Sruber ni^t ia
ft^enfinb Weit Oemiinfliger unb laffen fiii^ Weniger ©tic^e; erBerf(i^afflil|m9(tbtü,nMnnerein^H^
oon äußeren 6inbriid(en beflimmen als bie (äug« werter, ffunben,n)enn et flüufnitmnift, unb aoBaf
[dnber. 3Iu§ ben eingaben ber Wet^obiflen 1ä|t i1)nin©cbu^gegenannajer. ^fiibenSBo^t^ab»
fi^ fdgnier beurlt)eilen, nie Diele ifirer ^clc^rten ben em])fte{)ll f\ä) ber Slet^obiSnniS , öeil ^
engtifc^r ober ameritanifdtier abhinfl finb, wie feine fociale ©leHung ßinfCui auf bie ütii^Eii^
Diele üäjtt ^euif({)e. 3n ©fanbinauien rii^mt fic^ Angelegenheiten Derlei^t, Den et onbcrsni] wäf
ber Unet^Dbi^mug gro|er grfülge; biefelben Wer- ^Slte. Sei ben nicberen Älaffen I)at bie ^ISarmte
ben auf bie ^Bete^rung ber fc^Webifcfien unb bäni- bie 9KetI)obifien öerbrüngt.
fi^en ginmanbeter in Amerifa ju befc^tänlen fein. EOJit geben bie etjamber« EncyclopMÜi
S^rtrt beften SBirfungStreiä ftnben bie SDliffionare (1891, VII, J61) entnommene SabeUe. ^^
ber Detfd^iebenen met^obiftifc^en ©ecten, wele^e berUn^änger i[i natürlid^ grBfeet oiabieberfflü-
über ungebeure pecuniäre OTittel Derfügen, in ben gliebet, unter benen bie ffinber ni^t einijerei^
englifc^en fiolonien, befonherS in Sflnbem mit finb.
tormiegenb proteftanlifdfier SBetöllemng wie Su" „„„„„„„ s„ o™ i , a> ^ «m. »
flralien unbSanabü, iDoFie. ®Qn!bet5ia(^läfr.g. ""'""""" "" ^'""'"- ^"■'"- ^ *>^
leit ber ©taatSfin^e, ft* ftftfehen (onnten. 3)et l-iBJ«Ie5an" - ■ - englanb . . . 1975 5UJ«
etfte ÜRiffionar, weither in Sufttolien fanbete ^\t^„.„ ' * 1?1 «?«
(1815),roar©amuetSeig5;ntt(^aBefiinbientturbe ^SXk' ' ^n lai
bet !IJlelbDbi§mu§ gebnn^l buti^ Jlal^anael (Sil- sSVia ' ' 178 3687»
bert 1760; in 3nbien fingen bie SDIet^obifien ju JEBeflinbien . 88 4800
prebigenan 1813, in e^ina 1847, in Ifriln 1811. Huflrölien . . 605 780»
5>ie Semü^ungen ber ajiet^obiften in ben romoni- 2. üleue »etbinbung
fc^en2änbemIBnnenübergangenwerben.®teunten bei SFtet^obi^cn . Snglanb ... 181 3S4tt
folgenbe SabeBe jeigt bie SortfeEiritte, melctie fie 3tlanb ... 8 lOW
gemöd^l Saben. abie erfotge ber TOel^obifien im »liffionen . . 7 149s
Unlerri^t unb in ber SßSiebeibelebung bei religio. 3. fflibel^riflen . . . englanb . . . 179 26««
fen eifetS puti Otm Wnßticonem mibloä anerfonnt , „ , ^ ,.^ aufltalwn.. 89 S7SI
warben; in ber S^at ^oben fie ouf bie niebrigen *■ Sf'fÄ"** W"*" ""'' ,n« T<uwi
Älaffentröftigeingewirftunbieöenhielruntfu^t, , ^'t^o^R'" • - ■ an.ffionen . 1038 194874
Enlbeiligung bea ©onnlags, ausgelaffenöeit unb SXn "^ ^' in h,r f,,lm„t «ufi 741(9
Sd&amiDfigreit einen erfotgreic^en (Weg geführt. ®"""*"' " ' " Zl^^Zt "§ S
abermieeSna^i^rerSe^r-unbSBete^ningiroeife g SEOfgieömiifäe «[.
nn^tonberS fein (onnte,I|Qben fie boäSaper unter form-Union . . . — U 868J
bie OberfEädie getrieben, feineeuegS äbetnmnben, ^((lenbenten . . — _ 60(9
SKctl^obiuS, bcr 1^1. — SJletl^obiuS t)on Eonfiantinopel.
1488
öflid^e ffird^en ber ^Bereinigten ©toa«
Imerifa finb bie folgenben:
isinifl ber B^oeige. Ijßrebioer. SRUglieber.
•bi^-bifd»öf[. Stirbt.
n 14135 2093985
6üben 4530 1102926
nifd^e btfd^.>metl§ob.
2550
2110
1729
1121
1566
405000
314000
165000
137 697
195278
40
8660
^*^*fl«- A
tttfd^e 3i<>nS^i^4c •
^e amertl. Stixtü^t .
lelifd^e ©emetnf^aft
ligte iBtübet ....
tigung bet ameril.«
I. Ihr^e
bifd^öfUd^eJfird^en:
tdtnims ber 3tt><toe.
\Vi^-pxüit% mrd^e . . 1570 129263
Kr^en 2502 61314
Hf4e4üt4et)on(Sanaba 1558 217 770
atUT. L. Tyerman, Life and Times
Wesley, 3 vols., London 1872; The
ife of G. Whitefield, 2 vols., Lond.
b ebenfo grünblid^ al3 unbefangen, SMgg«
fotoie afic älteren 93iograj)]^en einfeitig,
ig John Wesley's Journals. Irefflid^e
i^! äBeSle^'S unb beS Snetl^obiSmuS f.
', History of England in the 18^ Cen-
1878), 549 foU. 3ltö ©ef^id^tfAreibcr
il^obiSmuS ftnb 5U nennen: @eorge
357, «beieteöenS 1868, ^olben 1877.
rreid^ ift bie Don ÜJ^etl^obiften l^erouS«
Cyclopsedia , by John Mc Clintock
les Streng, New York 1867—1887,
[91. 3inimermann S. J.]
aUttS, ber 1^1., f. ^väu^ u. aJlet^obiuS.
obiits, ^atriard^ Don S^onftantt-
Befenner, tt)urbe in ber ^xotxttn §älfte
^rl^unbertg ^u @QrQcu§ au§ reid^er unb
er Qfamilie geboren. S)cn bamatö üb»
fenfd^af tlid^en Unterrid^t erl^ielt er in fei«
ptabt. SJad^SSoHenbung feiner ©tubienbe-
I als angebenber 3Ran% reid^lid^ mit ®elb
m6) Sonftantinopel, um bafelbft im ^of*
n @l\xd p mad^en. 6in SJlönd^ jebod^,
inen §er5en§tt)unfd^ mittl^eilte, beftimmte
meltU^en Sl^ren 5u entfagen unb 9R5nd^
u 6r trat in ein fflofter ju Eonftanti«
) lebte ber ^Scefe, bis unter 2eo bem 3lr»
L4 ber Silberfturm auf *§ 9Zeue auSbrad^.
ber büftem 3^t, bie unter biefem Äaifer
n 92ad^folgem SJtid^ael bem @tammier
•p^üuS (814—842) über bie gried^ifd^e
reinbra(|, trat aWetbobiuS in ^ort unb
lonnl^aft für bie Silberberebrung ein unb
|alb reid^en Slntbeil an ben Derfd^iebenen
it ©trafen, meldte über bie 93ilberfreunbc
würben. 5Jad^ ber gemattfamen 6nt»
üb Sjilirung be§ ^atriard^en 9Zicep]^o-
I begab fid^ Stetl^obiuS, mie Diete anbere
mbe, nad^ SRom, toal^rfd^eintid^ im Sluf«
Patriord^en, um ^ßapft ^afd^ali§ I. (817
über bie IBorgönge in ß^onftantinopel ^u
unterrid^ten. 2)a in f8t)iarn aDe Silberfreunbe
graufame Verfolgung ^u ertoarten Ratten, Wieb
SWet^obiuS öorerft in 3lom, tt)0 er fein aScetifd^^
flöfterlid^eS Seben fortfe^te. 92ad^ ber Srmorbung
Seo^S unb ber Sl^ronbefteigung SRid^aelS beS
Stammlers (821) reiste SKetl^obiuS mit ©d^rei-
ben beS $a))fleS (t6(iouc SoYfxaTixouc, ^toi ^pouc
dpboBo^ia^ luapo^ rou iraiua Xaßcov) nad^ S^janj,
um ben neuen Äaifer, mie er boffte, auf ben rech-
ten SBeg }u bringen unb bie Sßiebereinfefcung beS
vertriebenen 9JicepboruS }u ertoirfen. äuein feine
©rtoartungen foHten bitter getäufd^t »erben, isiad)
Smpfang ber pöpftlid^en ©^reiben unb Slnl^örung
beS unerf d^rodenen ÜJlönd^S mürbe biefer beS 9luf «
rubrS angeflagt, mit 70 ©todCfd^Iägen ge^üd^tigt
unb bann mit einem SWiff etbäter auf einer 3nf el ber
^ßropontiS (9tntigoni) in ein ©rabmat eingefpent
3n biefem gröp^en jf erfer fd^mad^tete SRetbobiuS
fieben Saläre lang, bis er burd^ eine allgemeine
Slmneftie, meldte ftaifer SWid^ael Dor feinem Sobe
nod^ erlaffen l^atte, befreit mürbe, gfafl ^um ©felett
entfteKt unb bie SBunbmate S^b^fti am eigenen
Seibe tragenb (tÄ (rrfYixata tcuv toü Xpiarou
radiQfiaTcov oSxeCcp im^epöftevoc vcufiaTt), erfd^ien
SWetbobiuS mieber unter ben Sebenben; nur fein
SJhttb unb feine ©tanbl^aftigfeit für SSertl^eibigung
ber Silber mar ungebrod^en. UeberaQ, aud^ im
SSerfel^r mit ben SBürbenträgem am ffaiferbof/
trat er unerfd^rodCen mie ^uDor burd^ SBemunft«
grünbe mie mit ©d^riftfleöen, unb ^mar üielfad^
nid^t obne @rf olg, für bie Silbertierel^rung ein. ^(S
nun unter Sb^opbiluS ein neuer ©türm gegen bie
Silber unb il^re Sercbrer, unb jmar b^ftiger als
unter aKen feinen SSorgängem, loSbrad^, mu^te
aud^ SWetbobiuS auf S 9Jeue getroffen merben. 6r
mürbe üor ben ffaifer gerufen, ber il^m zornent-
brannt fein bilberfreunbUd^eS Serbalten unter
ünidgael t)ormarf unb namentlid^ tabelte, ba^ er
ben $apft p einem ©d^reiben an ben jfaifer be«
ftimmtl^abe. SRetbobiuS entgegnete rul^ig: „SBenn,
0 ftaifer, baS Silb in beinen 9ugen fo mertl^IoS
ift, marum öertügft bu benn mit ben Silbern ®bnfti
nid^t aud^ }ugleid6 bie beinigen, bamit bu öl^nlid^
mie ©^rifhis geebrt merbeft? ©tatt beffen lo^t
bu bcin Silb täglid^ mebr öeröielfomgen." Sott
SButb über bief eS treffenbe SBort lie^ ibn ber ftai»
fer mit ©todtf(bIägen tractiren unb bann in ein
unterirbifd^ ©eföngni^ beS $aIafieS merfen.
Sr mürbe j[ebod^ beS 92ad^tS Don befreunbeten pm»
ben mieber ]^ert)orge5ogen unb genaS unter forg*
lid^er ^Pflege. S)aS gaftUd^e §auS aber, baS ftd^
beS muttiigen SefennerS fo liebeDoH angenommen,
mürbe Dom Äaifer mit ©üterconfiScation beftraft.
®a er jebod^ fab, ba^ ber d^riftlid^e ©treiter burd^
pl^^fifd^e Ouaten ni^t ju befiegen fei, öerfud^te
er, il^n burdft greunbftd^feit unb ©^meid^elei für
pd^ ju geminnen. 6r lie^ i^n abermals in ben
^alaft fommen, öerfebrte in leutfeliger SBeife
mit ibm. liefe fid^ ©rünbe unb ©d^ftfteEen üor»
legen, fomie ßinmenbungen löfen u. f. m. S)iefe
(Selegenl^eit benu^te SJletl^obiuS, um auf bie
1439
ÜRetl^obiuS Don £)l9m))u3, ber 1^1.
1440
ganjc Umgebung bc8 ÄaiferS dnaumirfcn, fo bafe
fclbft Icjtercr fid^ bcffcrcr einftd^t crfd^Itc|cn ju
tooHcn fd^ien. ®a önbcrtc fid^ plöjlt^ bte Sage
burd^ ben lob beS ffdferS am 20. Sanuar
842. ©eine ©emal^Iin 3:i^eobora reftituirte atö
3letd^§öertt)eferin bie Silber, $atriard^ 3o'^anne§
tourbe al§ ßinbringling entfejt unb 3Wet|obiu8
als geleierter unb ftanbl&after SSertl^cibiger ber
Silber an bcffen ©teile erlauben, ©erfelbe berief
alSbalb eine ©^nobe, auf miä^tx bie Slbfe^ung
be§ ^atriard^en Sol^anneS feierlid^ beflötigt, bie
Sefd^Iüffe ber fiebenten allgemeinen ©^nobe, ber
g»eiten ju TOcäa (787), erneuert unb ber Sfono-
flaSmuS obermalö öenoorfen tourbe. 3ur freubi»
gen ßrinnerung an bie glüdflid^e Ueberwinbung
ber Silberftürmerei nmrbe ba§ gcft ber Ortl^obojie
eingeführt, ba§ aHiöl^rlid^ am erften ©onntag in
ber tJfaftenjeit burd^ feiertid^e ^roceffion unb 6r«
neuerung be§ 3lnat|em§ über bie Sfonofloften be-
gangen werben foHte. 3um erjten SWal tourbe baS«
felbe nad^ Seenbigung ber ©^nobe am 19. ^t'
bruar 842 gefeiert, ^auptbeftreben beS neuen
^atriard^en toax nun, überall bie legten Stefte be3
SilberfturmeS ^u tilgen unb t)or ^em üonoflaftif d^
gefmnte Sifd^öfe unb Siebte burd^ Drtl^oboEe ju
erfejen. hierbei fd^eint er aber ju fd^roff unb }u
rigoros Derfal^ren }u fein, fo ba^ ftd^ gegen i|n
eine mäd^tige Dppofition bilbete, bie in ein förm-
lid^eS ©d^iSma auSjuarten brol^te. S)ie miberlid^fte
Ausgeburt biefer O))))ofttion loar mol^l bie infame
Sef^ulbigung, ber ^atriard^ l^abe ftd^ mit einer
tJfrau vergangen. ®iefe fonnte jebod^ TOetl^obiuS
leidet entfräften, unb bie betreffenbe grau geftanb
l^ierauf aud^, burd^ bilberfeinblid^e ®egner be§ ^a»
triard^en mit @elb beftod^en unb ^ur £üge t)erleitet
morben ^u fein, ©old^e unb ^nlid^e Singriffe
jel^rten neben ben Dielen ©orgen unb SJKil^en
ben ol^nebie^ burd^ bie Seiben ber SSerfotgung
gefdett)ödeten jförper rafd^ auf. SRetl^obiuS er»
franfte an SBafferfud&t unb ftarb am 14. 3uni
846. Aura 5Ut)or (am 13. SKärj) l^atte er nod^
bie irbif d^en Ueberrefte fcineS im djil üerporbenen
SSorgängerS SWccpl^oruS in feierlid^er ^Srocefjion
nad^ ßonfiantinopel terbrad^t. 3um SRad^foIger
l^atte aJietl^obiuS ben pi. SgnatiuS. 3)afe aWetl^o«
biuS aud^ fd^riftfiellerifde tl^ötig gemefen, wirb att-
gemein berietet; aUein Don mand^en ber il^m ^uge«
fd^riebenen ©duften erfd^eint bie Sluctorfd^aftmcl^r
al§ jtoeifeieaft. Unter 9lnbercm toerben il^m ju«
gcfd^rieben ein Encomium S. Dionysii Areo-
pagitae ; ein Encomium S. Agathae virg. et
mart. ; Canones poenitentiales ; bann Derfd^ie»
bene ^omilien, fo In eos, qui dicunt, quid
profuit filius Dei crucifixus; De concursu
Simeonis et Annae in templo; In ramos Pal-
marum etc. (Sgl. Leo Ailatius , De Metho-
diorum scriptis diatriba, in S. Hippel, opp.
II, 89—95, Hamb. 1718; Cave, Historia
lit. II, 30; Fabricius-Harles, Biblioth. graec.
Vn, 273—274; Migne, PP. gr. C, 1231 ad
1326.) [ftnöpfler.]
3ltd9obitt$DonOl9m))u8, ber]^L,gne4i^
f $er ftird^enf d^riftfteÜer au§ ber smeiten ^fte bcS
3. Sal^rl^unbertS, ift erji in jüngflerSeit gunenen
Sl^ren gefommen. €ufebiu§ l^at (Dermutl^lid^ in»
folge feiner Soreingenommenl^t für OrigeneS xbA
tt)iber beffen @egner) !aum ben 9lamen biefe!
©d^riftfteUerS ertt)ö]^nt, unb eS fteSen bal^Mt
toenigen 3^il^it bei ^ieron^muS (De virr. äL 83)
bie tt)id^tigfte CueSe über benfelben bor. S^e
Duelle aber ift nid^t burd^meg ^uDerlöffig. Sk
Angabe, ÜRetl^obiuS fei Sifd^of Don Ol9m|mS is
Speien unb fpöter Sifd^of Don S^ruS (m $^
nicien) getoefen, bürfte in il^rem jtteiten 2^
auf einem Srrtl^ume berul^en. 2)ie fpöteren Stim-
men, meldte ÜRetl^obiuS al§ Sifd^of Don $daio
(in Speien) bejeid^nen^ bürften ühttfyxopi feimn
©lauben Derbienen (f. 2:1^. 3al^n in ber S^ii\äfäjt
für ffird^engef^. Vm, 1885—1886, 15—20).
92ä]^ere§ über ba§ Seben be§ Reuigen erfoj^ren toir
nid^t. ßr ftarb ben Sob eine§ ^RoxtXjm^, idien»
faU§ in ber Verfolgung unter aßa^iminuS S)(^
nad^ ber gemöl^nlic^en ^nnal^me im 3. 311. 3n
fd^dner unb gefd^madboUer ©prad^e, berid^
^ieron^muS tt>eiter, fd^eb SOtetl^obiuS adversom
Porphyrium libros et Symposium decem Ti^
ginum, de resurrectione opusegreginmcontn
Origenem et adversus eumdem dePythonissa
et de autexusio (Ilepl tou aÖTe^ouvCou), in 6e-
nesim quoque et in Cantica canticonun com-
mentarios et multa alia quae YiQgo lectitan*
tur. Son aOen biefen ©ddriften ift nur ba§®ojl*
ma^I ber jel^n Jungfrauen (2u(xiü6atov ^ ixpl
^TveCac) DoHftönbig im Urtexte erl^alten. liW
unb Einlage ber ©d^rift ftnb bem ^®affana^Ie'
$Iato'S entlel^nt. SBäl^renb {ebod^ $Iato ben
€ro§ )um ©egenftanbe ber Xifd^reben maijit, Iä|t
ÜRetl^obiuS eine jebe ber gel^n Jungfrauen et»
Sobrebe auf bie jungfröulid^e ffeufd^l^ l^oIteB:
bie unbefledtte Jungfröulid^feit fte^e l^od^ ü^ ben
el^elid^en ©taube, fte muffe als baS DotDomniene
d^riftlid^e Seben gelten (E. Carel^ S. MeÜiodii
Patarensis Convivium decem virginum. Tbe-
sis, Paris. 1880. lieber ba§ ®ebid^t am @d^
ber ©d^rift Dgl. jhumbad^er, ® ef d^id^te ber b^^
Siteratur, OTünd^en 1891, 305, unb bie bort ob«
gefül^rte Siteratur). Son bem gried^ifd^en tx^
ber ©d^riften über bie Sluferjte^ung (Ilepid«;
(rraoewc) uub Über ben freien SBiBen (Ileplwö
aÖTeSoüjfoü) ftnb größere Fragmente auf unS ge»
fommen. Jl^rem ganzen Umfange nad^ HegeB
biefe ©d^riftcn in einem attflaDifd^en Corpus Me-
thodianum Dor, meld^eS jüngft ®. 91 Sonttidf^
(9netl^obiu3 Don Ol^mpuS. I, ©d^riften, Sriango
unb Sei))3ig 1891) in einer beutfd^ Ueberf^
ber abenbidnbif $en SBiffenf d^ft ^ugongltd^ mift
S)ie ©d^rift über ben freien SBillen (beiSonweW
1—62), in tJform einc§ ®iaIoge8 Dcriaufenb, be»
fäm))ft ben gnoftifd^en SualiSmud unb Setec»
mini§mu§; eine anfangtofe SKaterie alS $nnci>
be§ Söfen laffe ftd& nid^t annehmen, ba8 Boje
fei aus bem freien SBitten beS SRenfd^en ^^
^tixopf^anti, Sr}6tfd^of t)on ©m^rno.
1442
m. S>iebefrembenbeSrfd^inunQ^bag€ufe«
?raepar. evang. 7, 22, bei Migne, PP.
1, 569—584) einen großem abid^nitt ber
t fiä^m ©d^rift (SSontoetfd^ 15—38)
it aus ber ©d^rift eineS gemiffen ünasimuS
(Snbe beS 2. Sal^tl^unbertS) llepl ttjc SXt)c
t, imrb nteift bal^in erflört, bo^ ÜRef^obiuS
X ©teUe aus ünosimuS gej^öpf t l^obe. 9üd^-
nrb eS lool^I fein, an^unel^men, bo^ bent
j^ißotifer irgenb ein Srrtl^um »iberfol^ten
in SBal^rl^eit bie S^rift beS ^l ÜRet^obiuS
rgelegen Jjait (f. Sal^n in ber Seitjd^rift f.
igetd^.rX, 1887—1888, 224—229). SSon
agenber Sebeutung ift bie in brei SBüd^er
ilte, glei^faQS in baS ®emanb eines ®e-
aefleibete @d^rift über bie Sluferftel^ung
etfd^ 70—283). 3la^ SluStteiS ber grie»
Ueberrefte ift ber f(at>ifd^e %tit beS }tt)eiten
« britten Sud^eS freilid^ tt)eniger Ueber»
olS ^uSjug. 2)ie fd^on im SCtertl^ume
|d^ö|te @^rift toenbet ^d^ mit aOem ilad^»
egen bie Don OrigeneS Derfod^tenen Seigren
r $röesiftens unb bem SünbenfaÜe ber
Don bem fieUie als il^rem fterler, Don ber
\ä^ Sßemid^tung biefeS SeibeS u. f. f. 2)er
I fei ein geifitg-Ieiblid^eS SSßefen unb als
burd^ ®otteS C^^nbe gebilbet. SBeil ber
n loefeiülid^er Seftanbtl^eU beS SRenfd^en
tnüfle aud^ er unDergöngltd^ fein (oödiv 6
zraUDC ^ x^HP^^ iicoUi 1, 47, 4; S9onn)etfd^
S)er Sob, bie Trennung Don @eele unb
A eine tjfolge ber @ünbe; tSfnid^t ber Sr-
fei ^Bereinigung beS mibematürlid^ ©e»
t,founeßmeuerungunb93er!Iörung. ^u^er
iben genannten ©Triften umfaßt bie fla»
Himmlung nod^ Dier Heinere Sbl^anblungen :
baS Seben unb bie Demünftige ^anblung
ctfd^ 63—69), Ueber bie Unterfd^eibung ber
t (290—307), Ueber ben ^uSfaJ (808 bis
lieber ben »lutegel @pr. 24, 50 LXX (330
)), bie brei (enteren Domnegenb ))araneti'
enbeu}. 9n ber ^ed^tl^eit biefer Xractate
4 in ber Sl^at nid^t rätteln laffen. IBon
^blung über ben tluSfa^ l^at 9ontt)etfd^
ried^fd^e S^ragmente entbedft, meldte tt)ie'
bie Snnal^me Don JNir^ungen unb ^uS«
cn im flaDifd^en Sejte gebieterifd^ forbcm.
8 (Bibl. cod. 235, PP. gr. GUI, 1137
t8) bietet 6jcer})te auS einer fonft nid^t er«
n @d^ft beS ^l SRetl^obiuS über bie ge*
enffiinge (llepl täv 7evt)tü)v), meldte oud^
ntptaufgabe in ber ^olemi! gegen OrigeneS,
ifffen Sel^ Don ber gtoigfcit ber (®eifter«)
^ud^ 5u l^aben fd^eint. Snblid^ ftnb nod^
fit ber ©treitfd^rift gegen ^orpl^^riuS, eines
3itarS über baS 99ud^ 3ob unb einer (Sd^rift
e SRort^rer p nennen. S)ie §omiUcn De
ne et Anna unb In ramos Palmarum
ne 3tt)eifel unterfd^oben. ®ie fog. Reve-
m 8. Methodii, eine mid^tige OueQe ber
Jküiäftn ffaiferfagen, merben ju 6nbe beS
fodtttünu tul 2. Kufl.
7. Sal^r^unbertS entftanben fein (®. D. 3eafd^tt)i|,
SSom römif d&en ff aif ertl^um beutf(|er ^Ration, gin
mittefalterü(|es S)ramo, 2t\pi, 1877, 43 ff.; über
bie ßntfiel^ungSjeit f. ®rauert im §ift. 3a||rb. ber
®örreSgef. 1892, 105f.). SWetl^obiuSbarf olsberbe-
beutenbfte unter ben d^riftlid^en @d^riftfteOem feiner
3eit be^eid^net »erben. t$fär feine l^ol^e Begabung
unb feine daffifd^ SBilbung jeugt eine iebe feiner
@d^riften. SBefonbereSead^tung Derbient fein ebenfo
entf d^iebeneS loie erf olgreid^eS auftreten gegen beri
DrigeniSmuS. Ueber feine SrinitötSleJire, inS-
befonbere feine Stellung }um @uborbinatianiS«
muS, geftatten bie erl^altenen @d^riften fein ftd^ereS
Urtl^eil. — @ine Sammlung biefer ©d^riften Der-
anftaltetc juerft ®ananbi (BibL vet. Patrum DI,
663—832, Dgl. Prolegg. p. LI— LIV; abgebr.
ba Migne, PP. gr. XVm, 9—408) ; eine neue
Ausgabe lieferte Sal^n (S. Methodii Opera et
S. Methodius Platonizans. Edidit A. Jahnius,
HaHs Sax. 1865. 4». [Pars 1 : S. P. N. Me-
thodii Episc. et mart. opera omnia quae qui-
dem Integra supersunt ac deperditorum reli-
quiae. Pars 2: S. Methodius Platonizans
sive Piatonismus SS. Patrum ecclesiae grae-
cae S. Methodii exemplo iUustratus]). 93on«
iDetf d^ (a. a. O.) gibt nid^t bIo| eine beutfd^e Ueber«
fe|ung ber fIaDif(|en Sammlung, f onbem aud^ bie
gried^tfd^en Seilte mit SuSnal^me beS ®aftmal^lS
unb ber unäd^ten Sd(|riften. Sie gried^if d^en Se^te
aber erfd^einen l^ier Dielfad^ berid^tigt unb beben«
tenb bereid^ert, tl^eilS um bie in}mif d^n Don $itra
(Analecta sacra m, 602—612. 617—626)
Deröffentlid^ten {^frägmente, tl^eilS um biSl^er un-
befannte Stüde. ^nä) bie (Don $. ÜRartin l^er«
ausgegebenen unb überfe^ten) f^rifd^en unb arme«
nifd&en Srud^ftüdfe bei ^Jitra 0- c. IV, 201 ad
209. 434—441) fmb toenigftenS berüdtfid^tigt unb
Dertt)ert]^et morben. 3n einem smeiten Sanbe miO
93ontDetfd^ eine Unterfud^ng ber in bem erften
entl^altenen Sd^riften folgen laffen. Ueber bie
?luSgaben ber Bevelationes S. Methodii (meldte
in ben genannten ßbitionen fel^len) f. Fabricius-
Harles, Bibl. gr. VH, 269—271. Ueber SKe«
tl^obiuS im Mgemeinen l^anbeln ®. S^ntfd^el,
S^etl^obiuS Don Ol9m))uS unb feine ^l^üofopl^ie
(3noug.»S)iff.), 2t\pi\q 1879; «. ^anfott), SKe«
t^obiuS, Sifd^of Don OIt|mj)oS, im ffatl^otif 1887,
I, 1—28. 113—142. 225—250, aud^ fcparat
erfd&ienen, SWoinj 1888. pBarbenl^emer.]
^tttopt^aue^^ Sr^bifd^of Don Sm^ma, treuer
%n|önger beS $atriar^en SgnatiuS Don Sonftan«
tinopel »äl^renb ber pl^otionifd^en SBßirrcn. SBie
93aroniuS nad^ Sol^. Siuropalata berid^tet (ad ann.
843, n. 1), märe feine SRutter jene unglüdflid^e
ijrau gemefen, bie fid^ burd^ ben bitberfeinblid^en
$atriardgen Sol^anneS Don Sonflantinopel unb
feinen Slnl^ang befted^en lie^, gegen ben 5ßotriar«
d^en SKetl^obiuS (f. b. 3lrt.) bie fd^amlofe anflöge
iDcgen SSergemoItigung juerl^eben. S)arouS mürbe
fid^ ergeben, bo^ SJlctropl^oneS auS einer gfamilie
ber 5>auptfiobt entfproffcn, fidler aud^ bort feine
46
1443
Ißctrop^aneS ffritopuIoS.
1444
SluSbilbung erl^alten unb in ben bortigen Sie*
ru§ eingetreten ift. 9lä]^erc§ über fein Seben toirb
nid^t berid^tct. Sbcnfo unbefannt i[t bie ^ixi, in
»eld^er er Sr^bifd^of t)on @mQma mürbe. ^u§
feinem Sd^reiben an ^atriduS SJlanuel, in totU
d^cm er 870 bic tJfrage beantwortete, toarum $1^0«
tiu§ auf berad^ten@9nobe abgefegt mürbe, ergibt
ftd^, ba| er 857, al§ 3gnatiu§ burd^ SarbaS Der»
bröngt mürbe, bereite Si^bif d^of Don ©m^rna mar.
91I§ fold^er ftanb er treu 5U bem red^tmö^igen ^ßa«
triard^en SgnatiuS ; felbft als bie SWeiften burd^
alle möglid^en SRittel ber SSerfül^rung fd^üe^Iid^
für ben 3ntrufu§ fld^ geminnen liefen, mar SWctro«
pfymt^ unter ben menigen (fünf) (Stanbl^aften
(iv otc ^v xd7(o). Mein burd^ ein öon ^JJl^otiuS
fd^riftlid^ abgegebenes SSerfpred^en, er merbe 3gna«
tiuS als red^tntägigen ^atriard^en anerfennen, il^n
aud^ in feiner Seife bebrängen, nod^ bebrängen
laffen, liefen ftd^ aud^ nod^ jene t$fünf beftimmen,
auf (Seite beS $|otiuS ju treten. ?IIS j[ebod^ le^«
terer baS gegebene Serfpred^en brad^, traten SWetro»
pl^aneS unb feine {^freunbe aisbalb mieber Don il^m
prüdC, belegten il^n auf einer SSerfammlung in ber
ärenenürd^e 5U Sonftantinopel mit 99ann unb ^b*
fe^ung, ftd^ felbft aber mit S^communication, faUS
fie je ben ©nbringling anerfennen mürben. SIS
fte ^l^otiuS megen feines t$fret)elS gegen SgnatiuS
perfönlid^ (xata Trp^cxwicov) SBorl^alt mad^ten, mür-
ben fte Don il^m für abgefejt erflärt unb burd^
faifcrlid^e ©emalt ejilirt. Sin Sll^eil, barunter
SRetropbaneS, mürbe mit Letten belaben in fd^auer«
lid^e fferfer gemorfen unb nad& einiger 3^it ttJie
SgnatiuS, in'S gjil gefd^idCt. ©id^er blieb SWctro»
pb()iteS Derbannt bis jum Sturze beS $]^otiuS
(September 867). SSBie SgnatiuS, fo burftcn iejt
aud^ feine gfreunbe auf i^re ©tül^Ie jurüdCfel^ren.
SllS Srjbifd^of Don Sm^ma mar !D2etrop^aneS
auf ber ad^ten ©^nobe ^u gonflantinopel 869 an-
mefenb. gr eröffnete in Slnmefenljieit beS ffaiferS
unb ber päpftlid^en Segaten bie fed^Ste @ilfung
mit einer l^errlid^en Siebe unb nal^m an ber SJer-
urtl^eilung beS ^l^otiuS l^erDorragenben Sntl^eil.
©d^Iimmerc S^xUn famcn für SWetropl^aneS mie-
ber nad^ bem Sobe beS SgnatiuS (Ddober 877).
^l^otiuS mürbe Don bemfelben ffaifer, ber il^n ge-
ftürst, jurüdfgeruf en unb f ogar Don ^JJapft Sol^an-
neS Vlll. bebingungSmeifc anerfannt. Sro J eines
faft brol^enben SricfeS beS ^ßapfteS an SWetropba«
neS unb fdne greunbe glaubten biefe, $]^otiuS
il^re 9lnerfennung Derfagcn ju müjfen, Dermutl^-
lid^ infolge ibreS obigen 93ef ^luffeS in ber Sfrenen-
fird^e. @ie mürben bafür mal^rfd^dnlid^ Don i^ren
©tül^Ien Dertrieben; menigftenS erfd^ien auf bem
Saftercondl 879 ein Sifd^of 5JicdoS Don ©m^ma,
möbrenb ÜRetropl^aneS franf in Sonftantinopel
meilte. ^uf Eintrag ber päpftlid^en Segaten fanbte
baS Soncil eine S)eputation Don brei Sr^bifd^öfen
an ibn (26. Januar 880), um nad^ ben ©rünben
feiner Trennung Don $botiuS ju fragen. S)a feine
^Intmort nidfet befriebigenb auSpel. fprad^en bie
Segaten bie Sscommunication über il^n auS, beren
^nerfennung er Dermeigerte. SS t{l fragTi^/ ob
er ben jmeiten ©turj beS $^otiuS (886) nod^ ei*
lebte unb abermals 5U feiner ^rbe {urüdfe^
burfte, ober ob er Derbannt Don il^r gefbjAea.
älu^er obigem ©d^reiben an ben ^ßatricmS Sto-
nuel (gried^ifd^ unb lateinifd^ bei Mansi XY1,414;
latdnifc^ bei Baron, ad a. 870, n. 45 sq.) toota
SJletropl^aneS in einigen ^anbfd^riften noc^ trict
SBerfe 5ugef daneben, bie aber fd^onburd^benXitd
(gegen bie 92eumanid^äer [b. 1^. SRömer] unb vkt
bie Processio Spiritus sancti ex solo Patre)
il^ren pbotianif d^en Sl^arafter oenatl^en unb hoxm
unmöglid^ Don SJletropl^aneS, bem entfc^iebenftn
®egner bcS $botiuS, Derfa^t fein fönnen. (S^
Fabricius-Harles, Biblioth. graeca XI, 700;
Hanckius, De byzant. script. 11, 263; Ondin,
Oomment. de script.II, 43 ; ^efele, Sonc>@ef4#
2. Slufl., IV, 234 f. 388 f. 478). [Änöpf(er.]
'^Mx^t^aues <fttifo]m(d$, ^atriard^ tna
älleianbrien, mürbe 5U 93err]^da in SJlacebomen
am Snbe beS 16. Sal^rl^unbertS geboren, ©eise
religiöfe unb miffenfd^aftlid^ SuSbtIbung fud^ er
bei ben 9)tond^en auf bem 93erge ^tl^oS unb mA
bort aud^ felbft 9)lönd^. 3um Seigrer l^tte er bea
erbitterten @egner SlomS, 3]^a|imuS Sßargumsl,
unter beffen Sinflu^ fd^on S^nHuS SucariS, ber
fpätere ^atriard^ Don Sonflantinopel 0. b. 9rt),
geftanben mar. SS ift mol^I nid^t unbered^tigt, <aä
bem Umftanb, ba^ ber nod^ ^iemlid^ junge 9Roii4
5um ^rotoft^nceüuS beS $atnard^en Doni^nftan*
tinopel befteUt mürbe, auf beffen l^erDorrogenbe
geiftige ^Begabung 5U fd^Ue^en. 91S bal^r S9-
riOttS SucanS, bamalS $atnard^ Don Slesonbrifii^
in ber nd^tigen Srfenntni|, ba^ ein ©d^eSfampj
nur mit tüddtig gefd^ulten ®eifiem erfolgrei^ §c
fül^rt merben fönne, Dor ?UIem bie miffenfd^ftß^
Setl^argie in ber gried^if d^en jtird^e }u l^n ixc
fud^te, rid^tde er fein Slugenmerf auf iRetropl^aiKS.
SDemfelben 9ufna][ime in Snglanb 5u Derf^iofoi,
manbte ftd^ SucanS 1616 bneflid^ an ©eorgSb-
bot, anglicanifd^en 99ifd^of Don SanterburQ. S(»t
Unterem mie aud^ Don ftbnig 3o€ob I. Don d^-
lanb marb ber miffenSburftige ®ned^ freunbT^
aufgenommen unb ffaibirte bann Don 1618—1623
an ber UniDerfität Öiforb l^uptfäd^lid^ tl^eoIogij(^
2)iSdpIinen. 93on Snglanb begab er fid^ no^
2)eutfd^Ianb, mo erDerfd^iebeneproteftantifd^$o4"
f deuten befugte, f 0 bie au aitborf, SBittenbog, lü-
bingen, ^elmftebt u. a. 9n le^teremOrte Denoeie
er faft ein Sal^r (1625). UeberaQ lief er ben d^-
brud dneS geiftigbegabtenunb lernbegierigen SRas"
neS 5urüd(, mie auS ben Sleu^erungen Derfd^iebw
proteflantifd^er 2:]^eoIogen, mit benen er in 9e*
rübrung fam, }u erfd^Iie^en ift; bod^ fd^int tax»
©eite burd^ bie Sonfeffton ber anbem befonbot
angezogen morben ^u fein. 3n ^mfldbt {losb er
namentlid^ mit ben ^rofefforen (Sonring, ffaii^
unb ffonrab ^omeiuS in SSe^el^r unb Deifagteonf
ibre Slnregung 1625 eine Darlegung beS @ix»
benS ber gned^ifd^-ortl^obosen Jhrd^eunterbemXittl
1445
anetropollt — SJlctropontlcum.
1446
c^c xal dbrooToXnc^c (lat Confessio catholicae et
ipostolicae in Oriente ecclesiae). Sarin tt)erben
idcn ®lau6end)mn!ten oud^ eine Sleil^e Don Seti*
nonien unb liturgijd^en IBorjd^riften jur Bptaä^t
jÄrad^ SHeed^rift trögt felbftDerfiönblid^ lebig-
!iil^)iri))Qten S^arofter ; fte »urbe Don 9netro))]^QneS
ntf (Srfud^ ber genannten $erfonen niebergefd^rie«
xnunbtKrbliebaud^inberen&önben. 3m^.l661
mn^ biefelbe unter obigem 2:itel t)on ^ol^anneS
^omeiitS, bem @o^ne ^onrabS, nad^ bem ^uto»
^1^» baS in ber SBibliotl^ef ju SBoIfenbüttel auf«
nXDoSißct taith, }u f^Imftebt publidrt mit lateini-
iffx Ueberfe|ung unb einer SSonebe t)on ^ermann
Eonring. 3}on S)eutfd^lanb begab ftd^ ÜRetro»
)^e8 nad^ ißenebig, mo er einige 3^it (bis ^um
Raffet 1628) als Se^rer ber gried^ifd^en @))rad^e
oixtte, unb feierte bann nad^ ®rie^enlanb ^urüdf.
Um boS 3a^r 1630 umrbe er ^um $atriard^en
Hm Slesonbrien erl^oben, tl^eilte aber al§ fold^er
UncSiDegS bie ®eftnnungen beS ^atriard^en fiu-
uiiS 6d beffen $rotefianttfirung§t>erfud^en. ^oU'
iültiger Semeis l^ierfür ift bie Xl^atfad^e, ba^ er
m ber im 3. 1638 ||u Sonftantinopel gegen Su-
mnS gel^Itenen großen ©Quobe tl^eünal^m unb
ilS ^triard^ t)on Sle^anbrien baS ^natl^em über
lenfelben mitunterfd^rieb. Sr ftarb im 3. 1641.
Seine mid^tigfie ober beffer feine allein mert^»
oOe @d^ft ift bie genannte 'OfioXo^Ca ober Con-
BBsio; obmo^I reine $rit)atarbeit, l^at jie bodft
inige Sebeutung für ftenntni^ be§ @Iauben§ unb
es Bebend in ber gried^ifd^en ff ird^e, Dor Mem
ber jur Sonftatirung ber Xl^atfa^e, ba^ $ro'
ftontiSmuS unb ortl^obo^e jhrd^e tro^ aKen Sin*
fil^erungdt)erfud^en meit audeinanberftel^en. 3n
8 mofoilartig an einanber gereil^ten ffa|)iteln
unbelt bie @d^rift Dom ©laubenSf^mboI, Don
er Sd^fung, Don ber ÜRenfd^merbung @otte3,
m ber ^räbefünation, Don ben fteben @acra«
«den im allgemeinen unb im 93efonbem, Don
en ^fpx (geboten, Don ber JHrd^e, Don ber f8iU
t> nnb SteliquienDerel^rung, Don ber Anrufung
er heiligen, bem {^faften, bem ÜRBnd^tl^um unb
on Dem ®ebet für bie IBerftorbenen. @S fol»
.en voä^ gtoei Rapiitl über rituelle Sefttmmungen
ctreffS oer Stellung beim @e6et im 9[0gemei>
icn (nad^ Often) unb am Sonntag unb mal^renb
ler OfterjeÜ im SBefonbem. 3m Sd^Iu^fapitel
idgt eine Sd^ilberung ber überaus beüagenS*
ottOftn Sage ber gried^ifd^en ffird^e unter farace»
ü^d^a (Semoltl^errfd^ft unb ber ?luSbrud( ber
^ofmnig ouf balbige Sriöfung. SBenn in ber
d^tift mand^ortS SonniDeu} ober beffer Sd^o«
anig {nroteflontifd^er abmeid^enber ^nfd^auungen
ridjit fja Derfennen ift, fo ift bod^ ber Stanbpunft
«r od^obosen JKrd^e im allgemeinen gemalert ;
ceOi^ tritt berfelbe l^er nid^t fo entfd^ieben l^er«
or^ nrie bei ber Sel^rbarfteUung beS ^ogilaS (f.
K flu.). Sita l^uSgegeben mürbe bie Confessio
RbortMm ()erm.t$r.e^rifi.SBei^enbom ^um S)rud(
loibeceiteten SnSgabe Don ß. 3. ffimmelS Monu-
Mntft fidei eeclesiae orientalis, pars II, 1 sqq.,
Jenae 1850.' — Slu^er genannter Confessio
ftnb Don 9Jletro))l^aneS nod^ einige anbere Heinere
Sd^riften unb %b|anblungen Dorl^anben, bie mei»
ften möl^renb feines Sufentl^altS in 3)eutfd^Ianb
gef daneben. So : 1 . Oratio panegyrica et dogma-
tica in nativitatem Domini Dei et Servatoris
nostri J. Chr. latine versa per G. Queccium,
Altdorphii 1626. — 2. Besponsio ad quae-
stionem clarissimi et doctissimi viri N. N. de
dicto apostolico : Spiritu ambulate ( 6al. 5, 16),
translata in lat. linguam a Melch. Bindere,
Norimb. 1626. — 3. Epistola de pronuncia-
tione literae B, gebrudft im ^nl^ange ^u 2)an.
Sc^menterS Oratio de pronunciatione literae
thau raphatae, Noriberg. 1626. — 4. Epi-
stola ad Andr. Dinnerum, in Georg. Bicbteri
epistol. select, Norimberg. 1662, p. 729. —
5. ^Beiträge ju bem Glossarium graeco-bar-
barum beS Sol^. SWeurfiuS, l^erauSgeg. Don 3o^.
®eorg gfriebr. grangiuS unter bem Sitel Metroph.
Crit. emendationes et animadversiones in J.
Meursii Glossarium etc., Stendal. 1787. —
6. De Yocibus quibusdam liturgicis epistola,
ed. Jo. Jerem. Crudelius, $rogr. DonSüterbog^
1739, aud^ SBittenberg 1740. — 7. ßmei weitere
Sd^riften, bie er mal^rf d^inlid^ nad^ feiner äiüdtfel^r
Derfa^t, ermäl&nt 9IicoL ßomnenuS, nömKd^ eine
Antipanoplia unb eine Oratio in eos, qui omnia
innovant. (Sgl. Fabricius-Harles, Biblioth.
graeca XI, 597 sqq. ; Aug. Dietelmair, De
Metrophane Critopulo, hujus academiae quon-
dam cive, tandem patriarcha Alexandrino,
Altorfii 1769; SB. ®a6, Symbol« ber gried^.
ffird^e, Serlin 1872, 64 ff.; Andren. Demetra-
copulos, Graecia orthodoxa, Lipsiae 1872,
154.) [ffnöpfler.]
"^kettopoUt ]^ei|t berjenige Sr^bifd^of, meld^er
fir^Iid^e 3uriSbiction ni^t blo^ über feine eigene
Siöcefe, fonbem aud^ über mel^rere, )u einer ftir-
d^enproDin^ Dereinigte SuffraganbiSt^ümer beft^t.
ßrjbifd^öfe ol^ne Suffragane fönnen biefcn Sitel
nid^t führen. (Sgl. baS 5Rä^ere im «rt. (&^.
bifd&of IV, 868.)
'PtebcapotUaniixi^t^ f. SatJ^ebralürd^e.
'^iettopoRticum^ 9lame einer geiftlid^en 99e«
l^örbe. 3ur Sermaltung ber geiftli^en 2)i^cefan«
^ngetegenl^eiten fielet bem Sifd^ofe ein Sftatl^ScoI«
legium jur Seite unter ben 9Jamen Drbinariat
unb Officialat (f. b. ?lrtt.). Se^terer 9tame (frül^er-
l^in l^öufig mit erfterem f i^non^m gebrandet) be}ei(^«
net nad^ neuerer ßinrid^tung ber getf}Ii(|en ®e«
rid^tSfteüen in ber Siegel eine auSf d^Iie^Itdii für bie
contentiöfen2)iSci})Iinar' unb Sl^eftreitfad^en bejm.
für lejterc aflein conftituirte bifc^öflid^e Sel^örbe
(Konpftorium). Sie f^at tl^eitS nur ein votum
consultativnm, menn ber Sifd^of felbft bem ®e«
rid^te })röfibirt unb bie Urt^eile fottt, tl^eilS mirb
i^r burd^ ben Sifd^of bie Urtl^eilSföDung über«
tragen. Somol^I für bie 2)iSct))Iinar> als aud^
für bie ßl^eftreitfad^en bilbet baS Dom 2Ketroj)0«
Uten ober ßr^bif c^ofe für feine ganje ftird^enpro*
46 •
1447
lDle|.
1448
öinj angcorbnete EoDegium bic jttjeitc ober Slp^jel-
lationSinftanj unter bem gemeinfamen %xmm SWe»
tropolüicum, bo§ ebenfalls balb nur votum consul-
tatiyumbeft|t, bolb felbftönbigentfd^eibet. 9n bieje
geiftlid^eObergerid^tSftelle gelten alfo auf bem SBege
ber ^Berufung afle geiftlid^en S)i§ci<)Iinar« unb gl^e»
ftreitfad^cn, toeld^e bereits üon ben betrcffenben
Drbinartaten bejm. Officiolaten ber ©uffrogon»
bifd^öfe als in erfter Snftanj rtd^terlid^ entfd^ieben
»urben. SBeilaberber ßrjbifd^of nid^tnurbieOber-
leitung ber il^m unterftellten ©uff raganbifd^öf e, f on»
bem sugleid^ eine eigene 2)iö€efe (bie ßrjbiöcefe) gu
üertoolten l^at, fo mufe fein SKetropoIitan-Diatl^S«
coUegium entmeber jugleid^ al§ S^onftftorium erfter
Snftanj (für le^tere) unb alS SKctropoIiticunt (für
bieftir^enproöin5)fungiren(DgI.S)umont,©anim»
lung, 2. ^ufl., 335), ober ft^ in jmei gioSegia
ober ©cnate tl^eilen, tooöon ber eine für bie S)i§«
ci<)Iinar» unb ©l^eftreitfad^cn ber eigenen grjbiöcefe
bie erfte Snftanj auSmad^t, ber anbere aber für bie
gegen bie Sonftftorien ber ©uffraganbisti^ünter
ergriffenen ^Berufungen bie itotxtt Stnftanj (baS
Appellatorium in causis tarn disciplinaribus
quam matnmonialibus) bilbet. S)a| aber baS
9Retro))oIiticum aud^ bie SlppeOationen gegen ßr«
fenntniffe beS ergbifd^öflid^en OffidalatS an ftd^
nel^men unb oberrid^terlid^ entf d^eiben fönne, toiber«
fprid^t ber SRatur ber erjbif d^öf lid^en ® erid^t§barf eit.
S)enn fottjol^l bie SuriSbiction be§ crjbifd^öflid^en
OfficialatS al§ aud^ bie be§ in jttjeiter SÜftanj er«
fennenben SKetropoIitangerid&teS ift eine rein man»
birte unb sioar bcnfelben ßrjbifd^of Dertretenbe,
b. i. im 9?amen unb Auftrag be§felben orbent»
lid^en 9lid^ter§ ouSgeübte (Serid^tSbarfeit. ßine
Berufung aber ab eodem ad eundem ift unftatt-
l^aft. ßS lö^t ftd^ aud^ nid^t fagen, ber Of ficial ober
baS ei^bifd^öflid^e Dfficialat vertrete in ber eige«
nen 2)iöcefe ben ßrabifd^of als bloßen Sifd^of,
ba§ SWetropotiticum aber ben ßrjbifc^of als fol«
d^en ; benn ber ßr^bif d^of ift eben aud^ ats Orbi«
nariuS in eigener ßrjbiöceje ber ßrjbifd^of, fein
S)oppeImürbenträger. SBol&I fönncn unb muffen
»eltlid^e SRegenten conftitutioneK « monard&ifd^er
©taatcn il^ren SanbeSgerid^tSl^öfen üerfaffungS-
mö^ig bie lanbeSl^errlid^e SuriSbictionSgemalt, in
mel^rfad^e SJnftanjen formirt, als ein felbftönbigeS
unb t)om ßinfluffe beS ©emaltgeberS unabl^ängi«
geS amtSred^t überlaffen ober manbiren; aber bie
ffird^enfürften tooHen unb bürfen fid^ nid^t ber
il^nen nad^ ber SSerfaffung ber fatl^olifd^en iKrd^e
perfönlid^ äuftel^enben ©ettjaltfütte in analoger
SBeife entäußern, gfolgerid^tig ift ba^er bie Kog-
nition unb ßntfd^eibung ber Berufungen t)on ben
ßrfenntniffen unb Serfügungen ber ergbifd^öflid^en
Dfficiatate bem Sifd^ofe bejm. bem geiftlid^en ©e»
rid^t einer anbem SDiöcefe (j. 95. für bie ßrjbiöcefe
fföln aur Seit bem 95ifd^ofc oon 3Rünfter) über-
tragen. 5HS britte Snftan^ mu^ bann ber l^eilige
©tul)l angegangen merbcn, fofcm biefer nid^t ju-
dices in partibus befteHt. ©o ift 5. 93. für baS
ßrjbiSt^um fjreiburg jur 3eit ber ©ifd^of Don
Stottenburg pöpfilid^ belegirter Dtid^ter )iDeiter3ti*
ftanj, möl^renb ber ßr^bif d^of t>on ff5In als i^i!^
belegirter SRid^ter britter änfians fungirt 3Hel|)«
peOation nad^ 9iom ift übrigens ieber^eit oud^ \ifym
in ber jmeiten Snftanj juläffig. [^ßermonebet.]
;SSe| (Mediomatrix, in ber ^erobingeijeit
Mettis, fpöter Metae), ein bem papßlidden €\äjk
unmittelbar unterfteQteS 99iSt^um in Sotl^ringoL
I. S)ie römif d^e Seit. ®ie ©tobt (Divodnnm
Mediomatricorum), ber politifd^e ^auptort ber
feltif d&en 95ölf erfd^af t ber 9Kebiomatri!er auf einer
^nl^ö^e smifd^en SRofel unb ©eiOe (lot^ringifc^
©aale), mürbe feit ber ßroberung burd^ ßa{ar ber
militörifd^ mid^tigfte 5ßla^ beS erf!en belgifd^
®a0iettS. 2)ie ©trafen Don fi^on über 9Re^ lob
Srier an bie äi^eingrense unb Don SteimS nod^
©tra^burgl^attenl^ieril^renJheujungSpunft Sq§
ßl^riftentl^um mu^ fd^on fel^r frül^e, minbef[en§§ur
3eit beS |l. ärenöuS, im Sanbe Derfünbet toorben
fein. Ser fiangobarbe $auluS 2)iaconuS, xodSfa
auf 99itten beS 99ifd^ofS Slngilram gegen ßnbe beS
8. äal^rl^unbertS eine @ef(|id^te ber 9Re^ Si*
fd^öfe fd^rieb (Mon. Germ., ed. Pertz, EUuinoT.
1829 fol., Scriptt. n, 260 sq.), fü^ bie
äleil^e berfelben fogar bis auf bie opo^üji^e
3eit l^inauf unb nennt als 1. 99ifd^of ben ^Sie-
mens (gfeft 23. 9loDember ; ßrl^ebung 26. 9(^1
1090), einen ©d^üler beS «poftelS $etruS. Siefs
93ifd^of, meld^em bie ©rünbung beS Oratoriinnl
^um 1^1. ©tepl^anuS (ßatl^ebrale)^ jum 1^1 ^ßeM
ad arenas, ^um l^eiligen jfreu) in monte Jotis
unb ber JhQpta gum 1^1. Sol^anneS, beS93egrM|>
planes ber erften Bifd^5fe^ ^ugef daneben tßt^
bürfte iebod^ erft nadg 93eginn beS 8. Sal^unberä
l^ier gemirft l^aben. 2)ie^eiligenfrone erlangte bk
SRe^rjal^l feiner nöd^ften Siad^f olger , f 0 2. ber
1^1 ßöleftiS (14. October) unb 3. gfelii L (2L8e-
bruar), meldte il^n als ©eföl^rten begleitet j^dto^
bann 4. IßatienS (8. Januar), Don vkii^ ber
93au ber j^ird^e beS 1^1. ^ol^anneS unb ber übrigei
^poftel extra muros l^errül^ren foll ; 5. SictnrL
unb 6. 93ictor n. (gemeinf ameS Qfeft 23.©eptember);
7. ©^meon (geft 16. gebr.; im 8. So^tlM«*»
bie ^bteifir(|e @t. 5ßeter ju ©enoneS übertragen);
8. ©ambatiuS ; 9. diufuS (unter 2)ro90 nadft ObaB"
l^eim, S)iöcefe äBormS, übertragen); ICSbelp^iä
(28.3lpril); 11. gfirminuS (IS.auguji); 12. 2e-
guntiuS (18. fjebruar) unb 13. Suctor (9. «ugu©.
Ueber bie Seit, meldte biefe 99if d^öfe QuSfünen bc-
ftel^en fel^r Derfd^iebene ^lnfi(^ten. ßin bem oben-
genannten SBerfe beS 2)iaconS $auluS beigefügts
^ifd^ofSfatalog gibt biefen 13 93ifd^öfen eine St*
gierungS^eit Don 300 ^al^ren ; bamit {Umint bk
fiocaltrabition überein ^ monad^ ber l^L Suctsc
ein 3citgenoffc beS f^l ©erDotiuS Don longea
(338—384) gemefen fei. ©erDatiuS foB i^m bie
3erftörung ber 93ifd^ofSftabt burd^ einen 9ai»
bareneinfaQ gemeisfagt baben; Factor felbfi^
im 3. 346 ber ffölner ©tinobe, intt)eld^»il(W
ßupl^rateS (f. b. 9lrt.) abgefegt tourbe, beigenw^foL
'^Raö:) ben ^cten biefer ©t^nobe loar aber tri#
149
!IRe|.
1450
jaüüt, fonbftn SBidor, alf o bcr on 5. unb 6. ©teile
nurnnte iBictor I. ober 93ictor II. in Roin an»
ffenb ; ebenfo legt ®regor Don Sour§ ben ge-
(oniten SSatboreneinfaK, toeld^er bie 3^ii^öntng
m 3Re| im ®ef olge l^otte, erft bem ^unnenfdnige
[ttilo (451) }ut Soft. 3n ber Segenbe beS ^eiligen
Raröjrerö SioariuS (geft 25. 9loüember; 6r-
Aung ber ^Reliquien in @t. SSincenj 5u 9Jte^
7. 3ufl 1884), »eld^er bie ©tabt gegen attila su
rrtl^bigen jud^te, ift l^inmiebenim gar feine Sn*
nüung enti^Iten, ba^ ein SBifd^of für ÜJte^ gerabe
i biefer 3<it Dorl^anben mar (Abbö de Tinseau,
le de St. Livier, Metz 1886). 3la^ ^uctor
icrben nod^ als 93if (^5f e genannt : 14. ber 1^1. Sepli»
ufi ober e^IeHuS (80. 3uli) ; 15. ber |l. UrM-
ja (20. 9Rärj); 16. SonoIuS; 17. ber 1^1. Se-
üttiuS (29. Cctober); 18. SonfoIinuS unb 19. ber
L SlomanuS, ber erfte Sifd^of, beff en SegierungS-
!Ü omiäl^emb beftimmt »erben fann (ettoa 452
iS 488). ®egen Snbe feines fiebenS mürbe ber
tejl ber SUmerl^errfd^aft in ©aUien burd^ ben
Heg ei^IobioigS über ©QagriuS (486) befeitigt,
Rb SRe^ fiel an bie t$fran!en.
n.2)iefrän!ifd^e3eit. 5)a8 ©ebiet be§
rßen belgifd(|en ©oUienS, beffen romaniftrte 99e>
5Serung fo iitnüiä) aOgemein bem ^eibentl^ume
itfagt l^tte, empfing ie|t burd^ bie ©ermanen
it neues SSoßSelement mit anberer Sprad^e unb
nbetem ^eibentl^ume. SBo bie Eroberer ftd^ in ge«
offenen ©ruppen anfiebelten, mie bie {^franfen
n 9fa>rben unb bie Sllomannen im Oflen beS 2)i5"
fangebieteS, erlangte beutfd^e^pra^e unb beutfd^e
»itte baS Uebergemid^t; bie 99ifd^ofSftabt felbft
lieb aber oonoiegenb romanif^, felbft als ÜRe^
u^6]^IobnngS2obe(511) SlnfangS neben SReimS
ab Xrier. fpdter (feit 561) auSfd^Iie^Iid^ C^aupt-
übt beS öfflid^en Steid^Stl^eileS (^uftraften, Fu-
rien) geioorben mar. %xt langfam marb baS f)ei«
mt^um ber ©ermanen }urüd(gebröngt ; bis tief
f% 7. Sh^rl^unbert finben fid^ nod^ bie ©puren beS*
Ken (ogl. Vita S. Arnulfi), unb erft aümölig
»B}OS fid^ bie Sl^riftianiftrung ber IBoIfSanfd^au-
sgen unb Sitten. 2)ie erften 99ifd^5fe in btefer
leit fiub bie fß, 20. ^l^onimiuS ober $]^ronimuS
Jep 27. 3uli); 21. ©rammatiuS ober El^romatiuS
25. apriO vm 22. Sgatl^anber ober ?lgatl^imber
LI. SRoi), nad^ $auIuS alle brei t)on l^eüenifd^er
[bßammung^ meldte bie Saläre 488 — 525 auS«
illen. 9uf ber @^obe ju @^Iermont (535) mirb
8. ein l^L ^eSperiuS ober ©peruS (23. 3luguft) ge«
rnrnt; il^ folgte 24. beriet. SSiSicuS (tivoa 543 bis
68, gfeji 17. april), öon SSenantiuS gortunatuS
jmrm. 3, 13) megen feiner Sugenben gepriefen;
eifelbe SenantiuS nennt (Vita S. Badegundis 1 3,
2) jum Sa^re 544 einen 25. sanctum Gundul-
im, poet factum Mettis Episcopum, meld^er
lUtbnigS in ben 99if d^of Sliften übergangen mirb ; er
Sifte ibentifd^ fein mit bem in ber ©egenb t)on
tonroeS t)ere]^rten Sinfiebler ©unbulf, »eld^er in
nrr Wotij (BoU. gum 17. 3uni) als Sifd^of öon
bbiDlottum (ftatt 3Rebiomatri|) bejetd^net mirb.
® aS Sel^Ien feines 9lamenS in ber 95if d^of Slifie mu|,
ebenfo mie baS tJ^^Ien ber fpäteren Sifd^öfe San-
berid^ unb 93enno, barauS erflört merben, ba^ er
nac^ furjem @pifcopate ftd^ »ieber bem Sinfiebler-
leben meil^te. gS folgten: 26. ber 1^1. gJetruS L
(27. ©eptember); 27. «giulf ober aigulf, burd^
feine aWutter S)euteria (?) ein finfel gl^lobtoigS,
unb 28. ber 1^1. 3lmoaIb (599—607), ein en!el
gl^IotarS I. (Seft 17. ^pril). dt würbe ©rün-
ber beS fpöter nad^ il^m genannten fflofterS bei
©aarbrfiden. S^t fetten 3eit entftanb burd^ einen
1)1. ^moalb, genannt SBobagiftI, im 93erein mit ben
^n. S)ignuS unb Unbo baS JHofter St. Martim
Glanderiensis ^u Subeln. SSieüeid^t ift biefer %v
noaIb-93obagifiI, ber 93ater beS fpötem 99ifd^ofS
Smulf , ibentif d^ mit bem 99ifd^of e Slmoalb. Neffen
9lad^foIger, 29. ber % ^appoIuS (607—611),
grünbete oor ben SRauem ber ©tobt baS fflofter
Sanctorum Innocentium, feit bem 11. ^a^t*
l^unbert @t. ©^mpl^orian ber ©d^otten genannt;
unter il^m entftanben aud^ bie gfrauenflöfter St. Petri
ad MonialeB (aux NonnaiiiB) burd^ bie l^eilige
abtiffm SBalbraba (5. SBiai) unb SS. Petri et
Sulpicii burd^ bie 1^1. ©lobcpnbiS (25. 3uU).
92a^ feinem Sobe befteUte auf SBunfd^ beS 93ol!eS
Rbmq Xl^eobebert n. feinen 2)omönenoem)aIter,
30. ben % «mulf (611—627), jum Sifd^ofe.
lieber biefen fottol^I als ©taatSmann loie alS
Jhrd^enf ürft ]^ert)orragenben ©tammoater beS furo«
lingifd^en ^aufeS f. b. 2lrt. 1, 1442. «IS amull
auf baS SiStl^um 627 reftgnirt l^atte, würbe fein
aSermanbter, 31. ber 1^1. «bbo I. ober ©oöricuS
(19. ©eptember), fein 9lad^foIger (627—643).
S)ief er übertrug 642 bie ©ebeine feines SSorgöngerS
in bie «poftelfird^e t)on 9J2e^, meldte fortan alS
©tiftSfir(|e ©t. Slmulf erfd^eint. 3^m wirb aud^
bie Srbauung ber Jhrd^e ©ro|-©anct'$eter (ad
imagines) jugefd^rieben. Unter 32. bem 1^1. ©obo
(644—654, Seft 8. aWai) grünbete ffönig ©igi-
bert m. (geft. 656) bie Slbtei ©t. SKartin in
campis. SS folgten : 33. ber 1^1. Sl^lobulf ober
ei&ilbulf (654—694), ein ©ol^n beS 1^1. «rnulf
(§feft 8. 3uni), toeld^em fein ©d^üler, ber ijiL Srubo,
baS im ^aSpengau (S)i5cefe Songem) geftiftete
fflofter ©ard^ing (fpöter @t. Sronb) als eigen-
tl^um ber SWe^er Äird^e überwies; 34. ber l&I. San«
berid& 0. S. B. (694-697); 35. ber 1^1. 2lbbo H.
(697—707); 36. aptatuS ober «ptabiuS (707 biS
715);37.gfelijn.(715);38.ber]^l.©igibalb(716
bis 741), ©rünber ber Slbtei 9leuweiler im glfa|
unb ßmeuerer ber oom 1^1. SriboUn um 509 ge«
ftifteten Sbtei CeUa Nova (Hilariacum), fpöter
©t. 9Jabor, l^eute ©t. Sloolb genannt. Unter il^m
wirfte ber 1^1. ^irminiuS 0. S. B. alS Regionär-
btfd^of (episcopus in Castro Melcis, Dieüeid^t
a)tebeIS]^eim bei S^^i^nidCen) namentlid^ in ber
Umgegenb ber oon il^m gegrünbeten 9btei ^om-
bad^ (Gamundias). Siner ber bebeutenbften 99i-
fd^öfe ber SWe^er ftird^e würbe 39. §ruotgang ober
gl^robegang (f. b. 3lrt.) 0. S. B. (742—766),
©taatSmann, ^Reformator beS SJUnd^IebenS,
1451
mti.
U52
©rünber bcr abtci ©or^c (um 748), öom ^opftc
mit bcm ^Pallium auSöcjctd^nct. 3lüä) längerer
©ebiSöacanj folgte 40. ber 1^1. Slngilram (f. b. 9lrt.)
ober gngelrom O.S.B. (768—791), bisher SRönd^
gu @t. 9Jabor utib al§ Sifd^of au(| Slbt öon ©e«
none§ unb ©t. Ironb, öon ffarl bem ®ro|en 784
jum Srjfoplan, öon §abrian I. jum Slpocriflor
ernannt unb mit bem Pallium befd^enft. ®a er
megen feines ^ofamteS nid&t regelmäßig in feiner
S)iöcefe refibiren fonnte (ber SRegionarbifd^of Ero»
tolb, ein ©d^otte, fd^eint il^n al§ SSßeil^bifd^of Der»
treten ju l^aben), ermirfte il^m ber ßönig öom
ipQ})fte bie erforberlid^e S)i§l)en8. 9lad^ feinem
am 26. Dctober 791 ^u ßönigSberg Qe^t Uj-
San^a in Ungarn) auf ffarl§ ^Daren^uge erfolg»
ten Sobe blieb ber 5me^er Sifd^ofgfhil^I über 24
(al. 27) ^af^xt unbefejt, ol^ne baß ber ©runb
bieferSSerjögerung red^t erfid^tlid^ift; man nimmt
an, ba§ bie Seid^niff e ber bif d^öflid^en SWenfa jum
Sau ber Don Sl^robegang begonnenen Satl^ebral»
hrd^e öermenbet mürben, mä^renb ber fd^on ge»
nannte ßrotolb unb ber ^btbifd^of SJlaguIf t>on
©or^e bie S)iöcefe öermalteten. 6rft unter Äaifer
Submig I. mürbe mieber ein Sifd^of befteHt: 41. ber
1^1. ©unbulf n. (816—822, geft 6. @ei)tember).
S)iefer mol^nte 821 ber ©^nobe Don S)ieben]^ofen
(SlJionDiUe, Theodonis villa) bei. Sl^m folgte
42. S)rogo (823—855), ein ©ol^n beS ffaiferS
ff arl, bisher ^xo\i^ beS ©tifteS ©t. «rnulf. ©ein
93ruber fiubmig befteSte il^n jum 9letd^§!an5ler unb
ermirfte il^m baS Pallium. ®rogo fteflte ba§ ftlofter
SnaurSmünfter im Slfaß mieber l^er unb übertrug
ba^in bie ®ebeine feiner SSorgänger, ber fß. 6ö«
leftiS unb 9uctor; nad^ Obeml^eim überbrad^te er
ben Seib beS 1^1. 5Rufu8, reformirte baS fflofter
©t. Sronb (838) unb meil^te 831 ben ^I. 2ln§gar
(). b. ^rt.) jum erften (Srjbifd^ofe Don Hamburg.
3n ben Derf^iebenen Äämpfen, bie ffaijer 2ubmig
5u beftel^en ^atte, ftanb S)rogo ftet§ treu auf ©eite
feine§ SruberS. SWit bem grjbifd^of ig>etti Don
Irier leitete er 885 bie ©^noben Don ©iebenl^ofen
unb 9Ke^, mo Submig mieber in bie ^errfd^aft
eingefül^rt unb ßrgbifc^of Sbbo Don SteimS feined
93i§t]^um3 entfe^t mürbe. 2)a bie 9leid^§gefd^öfte
il^n oft Don feiner SDiöcefe ferne l^ielten, leiteten bie-
felbe meift bie ßl^orbifd^öfe 2lmalariu8 (f. b. 9lrt.)
unb Santfrieb. 5Rad& bem Xobe be§ ÄaiferS, ber
in S)rogo'§ Slrmen ftarb, ernannte ^Papft ©er»
giuS II. ben SDtej^er Sifd^of 844 jum apoftolifd^en
Sicar Don ©allien unb ©ermanien. Slfö fot^er
fül^rte er 844 auf ber 9ieid&§ft)nobe ju 3cu^ (Ju-
dicium) ben SSorjiJ, obmo|l bie übrigen Sifd^öfe
bie neue SQSürbe nid^t anerfennen moKten. 6r er«
tranf 855 beim tJifd&en ju Sujeuil in Surgunb
unb mürbe im ©tifte ©t. Slmulf neben ber flönigin
§ilbegarb unb ffaifer Submig beigefe^t. Unter
43. ^bDentiuS (855—875), Dörfer ^ßropft Don
©t. 9lmulf, mürbe Sotbringen getbeilt, unb aWeJ
fam 870 an Submig ben ©eutfd^en, ben §erm
beS Oftreid^eS ; unter 44. SBalo ober SDBoIa (876
bi§ 882) mürbe aud^ bcr übrige Sl^eil Sotl^ringenS
bem beutfd^en Steid^e einDerleibt ; uftter 45. Sto«
bert L (883—917), einem fd^mäbtfd^ «beugen,
ber in ©t. ©allen SRönd^ gemorben mar, ViMt
Sotbringen (895—900) ein fettftänbtgeS Seii^,
!am bann nad^ bem ^be be3 legten bei^d^
Karolingers mieber ^u ^ranfreid^ unb mürbe er^
burd^ ffönig &einri(| L unter S5ifd^of 46. SBitger
ober SBitgeril (917—927), biSl^er «bt Don gt
©eorgen im ©(^mai^malbe, ^um beutfd^en 9lei^
gesogen.
m. 2)a§ SiStbum aU Xbeil be§ beut*
f d^en 9leid^e§. ffönig ^einrid^ I. ernannte xuxSi
SBitgerS Sob ben au3 ^o^em ©efd^Ied^te ent*
fproffenen ©npebler 47. S3enno ober Senebid (927
bi§ 928, f. b. ^rt. ginfiebeln IV, 325) ^um »i-
fd^ofe. S)od^ fd^on im ^meiten 3abre mürbe Semto
in einem Sufftanbe ber aRe|er Derftümmelt unb
geblenbet, fo ba^ er refigniren mu|te unb in bie
geliebte Sinfamfeit }urüdffebrte (geft 3. Shtgnft
940), mäbrenb 48. Slbalbero I. (928—962), 6oJn
beS ©rafen äBigrid^ unb ^olbbruber {$friebri(^L
Don SBar, fein 9?ad^f olger mürbe. S)iefer ftonb an«
f önglid^ auf ©eite be§ ^erjogS ©ifilbert Don 8ot^
ringen, meld^er fid^ gegen Otto L b. ®r. erJ^ob,
trat aber nad^ ber 9iieberlage beS ^ei^ogS auf'
rid^tig }um Könige über, ©ein fegen§reid^ WM
umf a|te Dor «Kem bie Steform ber fflöfter, fo \xi
er ben Xitel eine§ Pater monachorom erhielt
Sr reformirte 930 ^uerfi ba§ Klofier ©orje, befjen
«bt SinoQ) ebenfo mie ber ©d^ottenabt Sobros,
«bt Don SBafor (äBalcourt), i^n bann bei bei
äleform anbererKIöfter, fo beS jum 1^1. gfelis adBa-
silicas, ber «bteien Sanctorom Iimocentimn,
©enoneS, ©t. Ironb, @t. ©loffmbe u. o. unter»
ftü^ten; in ©t. 9mulf fe|te er an ©teile ber So-
nonüer Senebictiner au§ ©orje. 9ud^ im politi»
fd^en fieben jeigte er fid^ afö eine b^ormgenbe
$erf önlid^feit, gemann großen Sinflu| auf ^tüfr
f^noben, fo 948 5u 3ngelbeim, unb erlan^^e tm
Kaifer aud^ bebeutenbe IBergobungen für feine Siö«
cefe. 3lad) feinem Sobe (26. Slpril 962) leitete
ber % Sruno Don ftöln einige Seil bie 2)i5cefe
unb lenf te bann bie SBa^I auf 49. 3:b^^<>ri4 1-
Don ^amalanb (964—984), fßtop\t Don fßmi
©obn beS fränfifd^en ©rafen Sberbarb unb bec
9lmalrabe, einer ©d^mefier ber l^eiligen Äftrigin
ÜKat^ilbe. S)iefer berDorragenbe ftird^enförj!, in
beffen armen bcr bL 93runo ju SfteimS ftarb, wiri)
Don ben Seitgenoffen eine Sendete ber SBiffenfi^üft
genannt ; er gehörte ju ben einflu|reid^fien 9b#
gebem ber ff aifer Otto L unb IL, na^m flß an
ibren Stbmer^ügen unb brad^te auS Stauen Dide
Sleliquien nad^ ÜRe^; er gribibete 968 bie Sbtei
©t. aSincena ienfeitS ber aWofel unb ermie§ fid^aß
© önner Dieler ff löfter unb ffird^en. 3nbem Otto E
tbm unb feinen Slad^folgem 977 bie Siegalien to'
lieb, traten Don ie|t an bie aße^er 9if45fe in bie
Dieibe ber SReid^Sfürften.
aWit ber erbebung be§ gürfttifd^ofS 50. Sbol-
bero n. Don »ar (984—1005), eine« ©o^neS
beS öergogS griebrid^ I. Don Obcrlot^gen, ber
1458
3Re|.
1454
bttrd^ bie ftaifertn«SBUttDe X]^eo))]^ano Don SSerbun
iia4 3Dte| tranfiferitt toarb, beginnt eine neue ^e«
riobe in ber (Sefd^id^te ber m\^\i Don ÜRe^. 3laä)
(m^ l^enf^te lange t$fneben, inbem faft fed^d
9a^]^u^)erte (984—1552) bie S)i^cefe bem beut-
Steiil^ ongel^örte ; im 3nnem enhoidelte ftd^
[rnrion ein felbpnbiged lird^Iid^eS Seben; bie 99i«
^fe folgten nid^t mel^r, xoxt e§ feit ben 3^Uen
ftorolinger fa^ Kegel getoorben toat, bem foi«
fedtd^ ^ofe unb mürben nur feiten in bie ))oU"
tifdben Smegungen ber Seit l^ineingejogen. S)afär
entftanb ober aUmälig ein @egenfa^ ^mifd^en ber
8uxgerf d^, mlä^t am Suff ddmunge be§ beutf d^en
6täbtdDefen8 in l^ol^em IDla^e Snt^eil nal^m, unb
)iinf<l^ ber meltlidden ^enf d^ft ber t$fürfttifd^5f e.
S)er feL Sbalbero mar t)or Mem barauf bebad^t,
bie toon Slugn^ auSgel^enben 9tef ormen be§ Jllofter»
toefenS in oer 2)i5cefe }u unterftü^en. äl^m sur
6^ fianben barin ber 3rof d^otte §ingeniu§, Slbt
tum @t. @^fmp](|orian unb @t ^tlii (geft. um
1002X unb SBin^elm^ «bt Don SHion unb @t. 9r-
nnlf. ®raf ^ugo Don SgiSl^eim unb SDagSburg
piftete gegen Die !EBenbe beS Sal^rtauf enb§ baS 93e-
ndiicttnerinnennofier §u Reffen (Hissa) bei ©aar»
taxg, ber Sifd^of felbft ein gleid^eS jtlofter }ur
Ifi. SRaria in 3Re| unb DoUenbete bie Jtlöfler }u
Stotmünfier unb Spinal (S))inoI, S)iöcefe Xoul)^
acunbete SBobltl^gfeitSanftalten unb ermorb fid^
ononl^ feine ^^fiebigfeit unb t$frömmig!eit äuge«
meine Serel^rung. SBöl^renb feines @pifco))ate§
loe^ er über 1000 $riefter. 92ad^ feinem Xobe
iwdtte fein Sruber, ^ergog 2)ietrid^ L Don Ober»
lot^ringen, feinem unmänbigen ©ol^ne Sbalbero
\M Sidtl^ fidlem unb befteOte 51. 2)ietrid^ IL
iMRi Susemburg }um einfimeiligen Sbminiftrator.
S>iefer^ ein Sruber ber 1^1. jhtnigunbe^ nal^m aber
fdbjl Dom Sidt^umeSeft^ (1006— 1047). jtönig
^cinriil^ IL moSte biefe uncanonif d^e Srl^ebung fei-
sel ©d^umgerS nid^t bulben. 2)ietrid^ tmpMt ftd^
in Serbinbung mit feinen Srübem gegen ^einrid^
waSb wäpox fetnenftüc^tigenSruber ^inrid^, ^ersog
Mm Sehern, in 9Ke^ auf. 9hm 50g aber ber jtaifer
mit einem f^ere Dor bie @tabt. Obmol^I 3Re^ tro^
breiiöl^ger 93elagerung nid^t eingenommen merben
bnnte, littbie ganselDlofelgegenb ^mif d^en Xrier unb
9te| l^ort an ben tiolQtn beS @treite§. @nbUd^ Der«
mittelte ber l^L ^Kribert Don jtöln eineSuSföl^nung.
Sietrid^ tmtrbe Dom SBanne gelöst unb begann ie|ft
ben Keubon ber gegenmörtigen Satl^ebrale (1014;
Sdlenbung erft 1546), in meld^er er aU foftbore
Shfiquie einen Srm bed @d^u|patron§, be§ ^l ©te»
pf^aaxia, nieberlegte. 3m 3. 1033 meil^te er bie
Kxäft ber Dom elfofftfd^en ®rafen Stbalbert geftif«
ietoi Senebictinerabtei Sufenborf (Bouzonyille)
0. b. 9Heb; }u gleidSfer 3eit entftanb baS f^rauen-
Bo^Paellanun ininsula (lesPucellesenrile)
bei mjL 6ein 9}effe unb 92ad^foIger, 52. mal*
berom. DonSujemburg (1047— 1072), ©tubicn»
genoffe beS fpötem $a|)fie§ Seo IX., ein frommer
md> als feiig ge^efcner Sifd^of, ftiftcte ju TOcJ
boB SoIIegiatcapitel SS. Salvatoris unb erlangte
Don ben Äaifem ^einrid^ in. unb ^einrid^ IV.
Derfd^iebene ^riDilegien, 1065 aud^ bte ©raffd^aft
Saarbrüden.
3n fd^Iimmer Seit mürbe ber ©ad^fe 53. §er-
mann (1073—1090), Dorl^er ^top\t ju 2üttid&,
ein ©d^üler be§ ^I. ^nno , Dom jf 5mg auf ben
Sifd^of Sffat]^ erl^oben. ÜRit SSeginn beS großen 3n-
DeftiturftreiteS l^atte er ftd^ 5mar nod^ an ber $f eubo»
f^nobe p SBormS (1076) betl^eiligt, trat aber fd^on
in bemfelben Saläre auf @eite be§ $a|)[teS @re«
Sor vn. unb meigerte ftd^ entfd^ieben, oen Dom
faif er ernannten ggilbcrt jum 6r jbif d^of Don Sricr
JU confecriren. S)ie foiferlid^e Partei Dertrieb il^n
nun aus !D2e^; er pd^tete }uerft nad^ IBerbun unb
50g fxd^ bann in'S fflofter ©t. Sronb gurüdC. «uf
bem SReid^tage ju ÜRains mürbe 1085 über il^n
bie ^bfejung auSgefprod&en unb ffialo EL, 2lbt
Don ©t. amulf, an feine ©teile gefegt. 93ifd^of
S)ietrid^ Don SSerbun ertl^eilte biefem SntrufuS bie
SBeil^e : bod^ fd^on nad^ }mei 3al^ren mürbe SBalo
Dertrieben unb untermarf ftd^ reumütl^ig feinem
Sifd^ofe. Sfhm erl^ob §einric^ einen SÖlönd^ Don
@t. Sronb, 95mno Don 6alm (1088—1089),
)um SBifd^of. S)iefer mad^te ftd^ bei ben 9ße|em
fo Derl^a^t, bafe er getöbtet mürbe, ^ermann, ber
tnamifd^en in Stauen Suflud^t gefud^t l^atte, feierte
ie^t, Dom ^opfte mit bem Pallium unb ber äBürbe
eines a))oftoIifd^en Segaten auSgeftattet, nad^ 3Re^
jurüdC, ftarb Jebod^ bereits am 4. SKai 1090, nad^-
bem er jmei Soge Dorl^er in ber 3lbteifird^e ©t. gfelij
ad Basilicas (fortan ©t. SIemenS) bie Steliquien
beS erften Wejer Sifd^ofS erl^oben l^atte. SBäl^renb
nun biefird^Iid&e^rtei juerft 54.S3urd&arb(1090),
S)onH)ro<)ft ju Irier, unb nad^ beffen balbigem
lobe (ober SRüdftritt) 55. ^oppo Don 2aad& (1090
bis 1103), ard^ibiacon ju Xrier, mäl^Ite, ernannte
ber Äaifer 56. Slbalbcro IV. (1090—1118) jum
93if(^ofe. $oj)J)o gelangte erfi 1093 in ben SepJ
beS ^iStl^umS unb erl^ielt Dom päpftlid^en Segaten
^ugo2u9ne^bie9ifd^ofSmei]^e.Ünteri]^mmarbbaS
auguftinerftift ©t. ^eterSberg (St. Pierremont)
errid^tet unb Don Urban n. 1096 beftdtigt; Dom
ftaifer aber mürben bie bifd^dflid^en ®üter im ^aS«
pengau confiScirt unb an ben ®rafen 9mulf Don
Sooj als fielen gegeben. 92ad^ $o))j)O^S Xobe fanb
äbalbero IV., ber fid^ f d^on Dorl^er mit bem ^ßapfle
auSgeföl^nt l^atte, allgemeine Snerfennung (1104);
bod^ fd^Io^ er Jd^ mieber gegen $afd^alis n. an
bie foiferlid^e Partei an unb mürbe 1115 auf ber
©^nobe JU SReimS burd^ ben Karbinallegaten ff uno
Don ^rönefie abgefegt. 9?od^ brei Saläre bel&auptete
er fid^ im SiStl^ume, mu^te aber bann bem neuen
Sifd^ofe 57. Sl^eotger Don SWe]^ (1118—1120),
bisher 9Ibt Don ©t. ©eorgen im ©d^marjmalbe,
meid^en. 9lber biefer fonnte nid^t in bie ©tobt
einjie^en unb ftarb 29. Slpril 1120 ju Klugn^,
morauf "^ap^t galijtuS H. feinen Steffen 58. ©te-
pl^an Don Sar (1120— 1 163) jum »ifd^of befteÜte
unb felbft i^m bie SBeil^e ertl^eilte. ©tepl^an, bem
ber $a))ft aud^ baS 5ßaQium unb bie SarbinalS>
mürbe Derlicl^en l^atte, burfte erftnad^ Slbfd^Iu^ beS
1455 9)1 e^. 1456
9Bormfer£oncotbQteSfemenSin}ug in 9J{e| polten, imb üt9Re| ehte Ütieberlaftung ber Znnitana.
Säl^renb dne§ betDegten Spif copated fteUte er feine Unter bem f olgenben Sif d^ofe 62. ftonrab ton
ttettlic^e £)Utf)0^ni in ber ©tobt unb auf ben 95e- ©(fyjrfenberg ober ©d^ened (1212—1224), ysp
ft|ungen feiner Jhrd^e mieber l^er, jerftorte mel^rere gleid^Sifd^of üon@peier itnbftanjIerSfnebnti^E,
Slaubburgen^botirte Diele beftel^enbej^löfter unb er« liefen fid^ bie erften gfronci^aner unbDomim*
rid^tete bie SoUegiotftifte St. Xl^eobalb unb @i coner (@tep^ Don 9)le| umr einer ber ©efö^iteB
ÜJ^aria ätotunba in 9){e|, f omie mel^rere $riorate. bed l^L 2)ontinicu8) in ber 2)idcefe nieber. 63. 3o«
2)ie neu gegrünbeten Orben ber ^römonftratenfer l^onneS L Don ^Spremont (1224 — 1238)^ Doi^
unb Siftercienf er f anben ^ufnal^me in ber 2)iöcefe. 93if d^of Don SSerbun, mar ber erfie, toeld^ m^
2)en Unteren nmrben bie alte ^btei @t. 99enebict f d^Iie|Iid^ Dom Sapitel ertool^tt ttmrbe. Salb m^
int Sßabergau (en Wofivre) unb bie 9{eugnin« feinem SRegierungSontritte l^otte er eine blutige
bungen fjfreisborf^ SBeilerbettnad^ unb ©türmet« g^be mit Simon Don Seiningen megen ber beffm
bronn übergeben, »öl^renb bie $ramonftratenfer Derflorbener ©emal^Iin ®ertntb Don S)ag§btti§*
bie Stifte ^eilig Jheu) Dor 9){e|, Suftberg unb 9)le|unbi^remerften®ema^l£]|eobaIbDon2ot^
SaliDal bef e|ten. SDer ^if d^of f elbft, ein gfreunb be§ ringen übertragenen bif d^flid^en Selben. 2)urd^ bot
^L99em]^arb4tarbimeiftercienferneibe.Sein92effe 9rieben§fd^Iu| Don 11S27 behielt baS SiSt^um bie
59. Sietrid^m. Don99ar (1164—1171), bi§^er ®raffd^aftunbSogteiaRe|mitbenbapge^örenbeit
$rimiceriu3 ^u 9)le|, »urbe burd^ !aif erliefen Sin« Sd^Üffem (Saarburg, 3^ir!f!ein u. f. f.), übergoi
fing gum 99if d^of e erl^oben. 3nt Streite Sarba« aber bem ®raf en Simon bie ©roffd^ft 2)aQSbmg
roffa'§mit9lIe£anberin.ftanb2)ietrid^bem^apf!e als Selben. 2)er Sifd^of enoarb aud^ SBlarfoI mili
}ur Seite, Iie| fid^ aber, um ben Jtaifer nid^t gu taufc^te 1231 9){aibiäre3 bei 9)louffon Dom 91^
reigen, nid^t confecriren. Siud^ 60. gfriebrid^ Don tl^um Süttid^ für ba§ meitenthgene St. S:ronb ein.
^lu^ofa (1171—1179) blieb dnfad^er glectuS, 64. 3acob Don Soti^ringen (1239—1260), 6o^
bod^ mu|te er 1173 bem Dom jtaifer eingefe|ten be§^ei^og8 9nebrid^n.,einau§ge)eid^neter^'
2)ietrid^ Don Sotl^ringen, $ropfl Don St. t)xe, lat, erbaute ein Saften gu Sifd^fSl^omburg, ei>
einem Steffen be§ JtaiferS, n)eid^en. 2)ie Sateran« rid^tete bafelbft unb }u Saarburg SoUegiat^fle
fqnobe Don 1179 fprad^ barum über Sietrid^ bie unb forberte bie 9lieberlaffungen ber 9ug^tfKne^
^bfe^ung auS, unb ^nebrid^ fonnte, ba fein @eg« eremiten, Sarmeliten unb Slariffen gu 9Re|, fotme
ner balb barauf ftarb, in bie 2)iöcefe gurüdffel^ren. ber Sßill^elmiten gu ®rafent^al. 3)er Sürgerfd^
2)od^ fd^on im September beS 3a]^re§ 1179 Der« gegenüber bel^auptete er energifd^ bie UmbeS^
fd^ieb er l^od^betagt. liefen Siedete utü) trat i^r aud^ fonfi entgegen,
Sie Sleid^Sftabt Tlt^ er^iett burd^ ben folgen« ba bie Stabt gu jtaifer ^friebrid^ n. I^ielt, too^
benSifd^of 61.99ertram, aud^99artoIb (1179 bi§ renb ber 99ifd^of für ^einrid^ »adpe unbftönig
1212), eine neue StabtDerfaffung, inbem ber 93i- Sßill^elm $artei nal^m. Sl^m folgte fein Seiter
fd^of 1180 eine gonftitutipn über bie Sßal^I ber 65. pilipp Don fjflörd^ingen ober ^orange (1261
SKeifterfd^öffen (Maitres-Echevins), unter bereu bis 1264); er refignirte tt)egen ber ftetigen Qfe^
^Regiment bie Sürger ftel^en foUten, erlieg; anbere (geft. al§ Sl^efaurar beS 2)ome§ 1297) unb e^
SSerorbnungen betrafen bie Sinfej^ung ber 2)rei« l^ielt burd^ Urban IV. als 9{ad^f olger 66. SBü^elm
gel^nerbel^örbe (les Treize), bie t^ül^rung Don amt« Don Xrainel (1264—1269). Somol^I biefer nrie
lidlen ^rotofoHen in ieber Stabtpfarre u. f. U). 67.Saurcng Don2ciftenberg(1270 — 1279) lagen
SBenngleid^ ber Sifd^of im ^rincip ^err ber Stabt in meift unglüdflid^en geloben mit ben ßerjogen
blieb, fo erlangte bod^ burd^ biefe SSerbriefungen bie Don Sotl^tingen unb ben @rafen Don Sor, bie
Sürgerfd^aft immer größere Selbftönbigfeit, big ftd^ aud^, nad^bem 68. äol^anneS IL Don glonbeni
ettoa ein SKenf d^enalter f päter bie ®ef d^Icd^ter, ein« (1280—1282) nad^ Sütti^ tranSferirt tt)ori)enttar,
gct^eilt in fünf Sippen (Paraiges), loogu fpöter unter bem glüdflid^em 69. Sord^arb Don ?toe8me8
no(^ bie ®emeinbürger (le Commun) ald fed^te (1282—1296) fortfe|ten. ^lad^ beffen Zob twp
Sippe famen, bie öffentlid^e @mali au3fd^Iie|Iid^ eine Partei be§ SapitelS ben SanonicuS X^eoiolb
an fid^ brad^ten. gin Don Sertram angelegtes Don 93ar (fpöter Sifd^of Don Süttid^), bie lol^-
SafteH gu Sic mürbe f d^Iie|Iid^ an SteUe ber Stabt gif d^e $artei aber ben Sol^n ^friebrid^ beS {fallen,
ber aWittelpunft beS l^od^ftiftlid^en gürftentl^umS »ifd^of gricbrid^ Don Orleans, »onifog Vffl.
unb bie ftönbige Seftbeng ber Sifd^öfe. Scrtram Dermarf beibe unb ernannte 70. ©erl^orb wm
felbfl, meld^cr guDor als ganonicuS Don St. ®c« SRelingen (1297—1302), biSl^er Slrd^ibiocon )n
reon 1178 gumgrgbifd^of Don 93remen«§amburg gambra?. 9?ad^ il^m »äl^Ite baS gapitel ein«
ertoöl^It, aber auf ber Sateranf^nobe 1179 als fiimmig 71. SRainalb Don Sar (1302—1316),
fold^er nid^t anerfannt loorben mar, erl^iclt burd^ ber mieberum mit C)ergog Sl^eobalb Don Sot^rin^
ben ifaifer baS SiStl^um 5Kc|. S)a er fid^ aber gen in einen unglücflid^en ffrieg geriet)^, «tö »4
meigcrte, ben Don Ofricbrid^ inoeftirten SRubolf Don feinem Sobe abermals bie lot^ringifd^ $aitei
SBiebalSgrgbifd^ofDonSrieranguerfcnnen, iDurbe gegen bie Don Sar ftanb, erl^ob ^app 3ol^
er aus feinem ©istl^ume Dcrtricben unb fonnte crft neS XXn. Don 3lDignon auS 72. ^einridj L belo
1189 gurüdffel^rcn. Unter il^m entftanb bie 3lbtei Xour (bu ^in), einen Sruber beS 2)aupl^>
SBcmeSmeiler (SSameüillcr) für giftercienf emonncn l^ann II. Don SicnnoiS, gum 93if d^of e. 3)iefer näß
:457
fit tri(^ bie ^S^tmt ÜEßeifien, (onbem gog nur
1818—1324) bie Uinlüiifle bei 3ütfteittt)uni8 an
U^ Otitootil Sne^ itim gc^ulbigt ^atte, ixa^it er
«[ Stobt im ßi]in;ife gegen bie Sü^en Don Irier,
inttmliuig, Sol^nngcn unb 93ai leine ^il|e, fon-
cm Mtbanb ftc^ mit tfiien 0cinben. S)a| ei enb-
14 abbanltt, tvai für $i31^um unb @tabt eine
Edfifnng (fein Xob erfolgte 1329). IJrieben Dei-
nittelte 73. Submig L bon ^oitieiS (1325 bis
.827), Server £Bifd)r)f oon 8angre§. Sliefer jog
14 abn balb nac^ HRcntöIimot in bet S)au)ibine
nüd, no et auc^ ftarb. Sein Sii^uefleifii^n
'i. «b^emar Don Ünonteil (1327—1361), ein
riegcrif^SItf^Df, fännifte gegen SRabulf üon £o-
^aen, jnpirte Hai im SBÜt^ura gelegene berjog-
i^ @i^| Sf|&teau'@alin8 unb erjtoong bur^
cn €Ug)i[m$£int'^!Dtouffiin 1351 einen tjrie-
ni mit £ot^ngen, fumie mit ®iaf SRobeit bon
Jor. «B ffoifer ffort IV. auf bem Keic^etag ju
Rc| 1356 bie @olbene SSuIIe erlieg, umiben bei
Ufern Snlogam 1. 3anuai 1357 a]xäf oKe Siedete,
hei^eiten unb Sefigungni bei ffii^e bon Wt% it-
ati0t abwart It|lea:^at 10011361 ein Sanb-
iebntfioeitiag mit Su^emburg unb ben benac^'
BrtmSüT^ 3>erfoIgenbea3ifi$Df 75. 3o^an'
tSIU. DonSBienne (1361— 1365) geriet^ mit
en Süigent Don SFlel in Streit nnb lieg fii^ beg'
olb na^ Sofel tronSferiten, mö^tenb 76. ®iel-
14» T. (IV.) Saqei Don So^ipaib, bieget SSifi^of
im SSormB, no^ 3ße| tarn (1365 — 1384).
Mthic^, ipd^ bei Pari IV. in grofeet ®unfl
mü>, bcQlritete 1367 benffaifei auf bemj^egS'
ngt vai) Cberitolien, übernahm mefirmalS (Se*
ntbtf^ften, erlangte 1376 oon @TegoT XI. bie
Inerfennung befl jum rihnifd^en ffänig geioäblten
Saud Don^Qtimen, gemann biebifdCtiJflid^e @tabt
IRaifal bon btn Lothringern jurüd, muibe aber
eOff) mit ben ^Bürgern oon ^tij in Streit ber*
iridttt. fo ba| « bie Stabt brei Sa^re long (1373
ni 1876) mit bem Sntetbicte belegle.
%m^ bai @ct)t§ma, welches 1378 bei bei
Dopptlna^I ber «[Säpjie Urbon VI. unb 61e-
noiS VIL ouSbra^, touibe aut!^ Wt^ in gioet
Ereilt fitffulten. Sie Süigerfcbaft untemarf fi<^
1379 bet Obdritnj ßlemenS' VII. unb betjagte
NB ffid^Mfi^of aJettram O. Pr., melc^er ju Ui-
ioB l^cQ. Cbao^ ffSnig SBenjel i^n 1380 nai^
IRc| jntndfü^rte, mu|tc ei auf's 9?tue meinen.
Itt Bun 99tf(^f S)iciH[^ ge^oiben toar, ernannte
liian VI. mit ^u^mmung be3 ffönigd 77. Sfiiel-
BOBK %iiSß Son Settenbuig 1384 jum fßi-
^ofe , ndl^ienb ßlemenS VII. ben Wr^ibiacon
NW ei^oitree, 78. ben fei. $etni3 II. oon Sujem-
)Bcg (1884—1387), einen €o^n beS ©lafen
Sbbio ODit SignQ, oufflellte. S)ieFer lourbe in
HÜ^ mit 99eQei|terung aufgenommen, ^ielt in @C'
Btinf^nft mit bem 9Seit|bif^ofe eine StiäcefnU'
lifitatiim ob, ging barni, alä ei 1385 jum ^ai-
Auäbiaten erhoben mürbe, nai^ Woignon, too er
« 2. 3ult 1387 ftaib. S^er fpätere recblmägige
jßotißlfömtnSVn. \ptai^ i^n nm 4.WpriI1527
Wtfi. 1458
feiig. ^aä) beS SaibinafS Abgang noQte RMg
SKJenjel für Sifii^of Sbielmonn eintreten, abei bei
BonElemenS ernannte unb buif^ baS lol^ringif^e
gerjogg^uS unlerftiigte 79. Stabulf bon SoucQ
(1387—1415) gog in me| ein, raä^ienb S^iel-
mann nui in einem fleinen 3lt)eile be§ beutfc^
fpredienben 3)iäcefangebiete3 9nerlennung fanb.
aiabulf eroberte !8if<^of§^Dmburg, ftrafte baS auf*
ftänbifcfte ©aarburg, jlnang 1407 ben @rafen
griebrii) bon ültürä, ibm aI8 2et)enSfienn bet
©raffcbafl ©uarwerben ju bulbigtn, Oermittelt*
1391 ben ^rieben »tbifd^en SBoham bon £uEem-
bürg unb Mt^ unb erlangte 1401 non PiJntg
Wuptedtit bte SRegalicn. Huf bemÄonpanjet Son-
eil mürbe ei 1415 nad^ *noQon tranSferirf ; bort
ftorb et 1424. ©ein *Rad)fDlgei 80, ffontüb H.
%ager bon SSopparb (1415—1459) na^m mä)
I ben jf onflanjet ^efd|Iüffen im !Bereine mit 91bt
3o^anneS Stöbe bon 3:ner bie 9tef onn ber fflb^er
energifd) in bie ^onb. 9Begen ber @d)ulbenlafl,
mel^e !NabuIf burc^ feine bieten ffriege bem EBie-
tbume ^interlaffen ^atte, ertiob er Dom SleruS mit
© enetimigung bee $apfte3 Snartin eine Abgabe Don
12000 (Bulben unb löste bie meiften berpfonbe«
ten ^lüte beS SBiSt^umS roieber ein. 3u SSic boute
et ben Obfetbanten ein Älofter (fein Sßei^bifc^of
3obanneS gronquelop, gefl. 1452, gel^örte bem
^ronriScanerotben anX 5Kit Sifünniwiiig bei
gopitel^ bcfteÜte er 1457 al§ Soabjutor mit bem
Meiste ber ^Jarftfolge 81. @eorg L bon Sßaben
(1459—1484), müttetli^erfeitS berloanbt mit ben
terjogen bon Sottiringen. 3:rot;bem tbä^Ite ein
^eil beS 6apiteI3 na^ ffonrabS 3:ob Ulri^ bon
©alm-SBlanfenbetg. SßiuSlL cofftrte biefeSÖal^t,
unb ©eorg tiielt in aJleJ einen prunftiollen Sin-
jug, (am ober fc^on 1461 mit ber Sütgerfc^aft in
gonflicl, ©tefe nämlii^ trat auf ©eite beS bon
$iuä n. gebannten 9Kainjer ffurfürfien 3)ietbet
Don 3fenburg (f. b. art.), mäbrenb ber Sifc^of ben
bom $at)p( beftdtigten Slbolf Don ^affau an*
erlannte. 3>ie SKc^rbeit beSSieruB fÄtlog jiÄ) bei
Sürgcrfcbaft an; baä Slomcapilet mu|te fiä) 1462
nai^ ^ont'4'3)tDuffon unb bann nai^ !Sic gurüd«
jieben; $iu3II. unb $auIII. belegten bie ©tabt
^ mit htm Snterbict, unb erfi 1466 icutbe bie Ein-
' tracbt »ieber l)(rgefle(It. ©eorg, ber nie bie Son«
' fecration emp^ng, blatte aiS tiiilitige äitei^bifi^afe
3fambert 0. Pr., SleRberiuS Üiatalig unb ©imon
be JHubo 0. Cann. 3m 3. 1481 fanb eine SJifi-
tation otlet RlBfter unb ffirctjen in IBlt^ flatt.
IV. S)a83ürflbt§t6um unter bem^aufe
flol^tingen. 9iacb ®eorgS Sob moflte bei größere
3:b(il be8 SapitelS mieber auf Ulrid^ bon ©alm>
SBIanlenberg jurüiHommen, boiid ^^H iRtno'
; tu3 H. bon Sottiringtn erjmang bie Wat)l feineS
I D^eimS 82. §einri^ II. bon Sotbringen-fflaube»
Imont (1484—1505), bisher »ifcbofS bon Se-
' rouane. Söiit i^m beginnt eine fdilimme Speriobe
für boS SBiSttium, nielcbeS über 120 3abre lang
buicb Soabfutorie-, Ktcceg- unb SegregbuDen bem
^aufe Sol^ringen berblteb, o^ne bo| bem ÜapM
1459
9Rc|.
1460
ein cinaige^ Tlal freie SBol^t 5ugef oKen toäre. gaft
feiner ber auS biefem ^Qufe l^eroorgegcmöcnen
^rälQten beobQd^tete bieSReJibenappid^t; jie brod^»
itn bie ^errfd^af ten unb ®üter be§ SiSt^umS jum
großen Jl^cü burd^ Selel^nung ober SSerpfänbung
an x^xt gamilie, liefen fid^ burd^ 9lbminiftratoren
unb SBeii^bifd^öfe vertreten unb galten mel^r afö
weltti^e Surften, benn al§ geiftfid^e flirten, wenn»
gleid^ feinem entfd^ieben unfird^Iid^e @eftnnung
ober anpö^iger Seben§ttjanbel ooqutoerf en ift. ® oc§
lä^t fid^ aud^ nid^t öerfennen, bafe gerobe biefe
95erbinbung mit bem mäd^tigen ^erjogS^aufe öiel
beitrug, bie ®iöcefe im SBefentlid^en bem fotl^oli»
fd^en ©iQuben gu erl^alten. 93ifd^of ^einrid^ be-
ftettte 1500 mit 3uftimmung beS gopitelS qI§
Soobjiutor ben faum breijäl^rigen @o]^n feines
Steffen SRenatuä; Stlejanber VI. gab 1501 l^ierju
bie Seftötigung. 91I§ nun §einrid^ 1505 auf feiner
f)errfd^aft 3oint)iSe ftarb, übemal^m ba§ Sopitel
bie SSormunbfd&aft unb äibminiftration beS 93i8-
tl^umS für ben jugenblid^en 9lad^foIger 83. 3o»
l&anneS IV. tjon SSaubemont (1518— -1543 unb
1548—1550). ffliit Seginn feiner ©ro^öl^ng-
feit ttjurbe Sol^anneS aud^ S^nt (Sarbinal erl^oben.
S§ fielet xo6f)\ einzig in ber Ihrd^engefd^id^te ba,
bag auf Sine $erfon fo biete llird^enpfrünben ftd^
öereinigten. S)er Karbinal üon Sotl^ringen unb
pöpftli^er fiegat für fiotl^ringen, Sar unb bie
SürftbiStl^ümer SDle^, Soul unb 95erbun (les Trois-
Evdches) tourbe au^erbem and) Sifd^of tion 3:ouI
(1517), Serouane (1518), 9iarbonne (1520),
a)ie»SaIence (1521), SSerbun (1523), Su^on
(1524), SReim§(1533), «»9(1536), 29on(1537),
«gen (1541) unb 9iante§ (1542) unb mx 3Ibt
Don ©orje, fjecamp, ßlugn?, SRarmoutier, ©t.
Ouen unb ©t. SRanfu^. ©eine SReftbenj l^ielt er
meift am ^ofe bed übmqß ^xan^ L ober als beffen
©efanbter an ber römif^en Kurie. 3n aJleJ ber»
traten il^n bie SBeil^bif d^öf e ßonrab ^a^en 0. Carin.
(geft. 1529) unb ßugnin be SRofiöreS (geft. 1533).
«IS ber Sarbinal 1525 jum erften SJtale nad^ 3Rt^
tarn, fanb er baS 95oIf nod^ fanatifirt bon ben
^rebigten, loeld^e ber apoftafirte «uguflinermönd^
äol^ann (^l^ätelain bafelbfi gel^alten l^atte (tier»
bräunt 12. Januar 1525 ju 5}ic). Obmol^I baS
ßapitet ftd^ energifd^ ber 9leuerung entgegenfejte,
fanb biefelbe tl^eilS burd^ einige Somel^me in ber
©tabt, befonberS SRobert be |>eu, tl^eilS burd^ ben
Konbottiere SBill^elm öon gürftenberg, in bejfen
Begleitung fid^ mV)tlm garel (f. b. «rt.) befanb,
größere «uSbreitung. ÄaiferffarIV., meld^er 1541,
1544 unb 1546 bie SReid^Sftabt befud^te, bemirfte
eine SDtagiftratSDerorbnung, burd^ loeld&e bie Se»
loegung tttoa^ aurüdfgebrängt tourbe. S)er ^röbi-
cant SBatrin S)uboiS muftte bie ©tabt öerlaffen.
9lad^bem ber Karbinal fc^on 1529 feinen 5Reffen
84. SlicoIauS öon Sotl^ringen, einen ©ol^n be§
^er^ogS «nton, gum Koabiutor ernannt l^atte,
übergab er bemfelbcn 1543—1548 ba§ SiStl&um
aRefeunb 1544aud^ba8g3i§t]6umS3erbun. 5Rico-
laus aber refignirte auf beibe ^frünben (alS ®raf
Don SSaubemont trat er 1549 in ben (S^ejianb),
toorauf ber Karbinal bie «bminiftration üottSle^
mieber übemal^m (1548 — 1550) unb )um Coob-
iutor feinen 9ieffen 85. Karbinal ftarl I. öonSuife,
genannt Karbinal öon Sotl^ringen (1550—1551
unb 1555 ; f. b. «rt.), befteHte. ©iefer ober, tod»
d^er fein KqbiStl^um SReimS beibel^alten l^otte, üb(^
trug mit 93orbebaIt ber toeltlid^en «bminiftratioii
unb beS SlegreffeS baS IBiStl^um an 86. (änbtnol
SRobert IL Don Senoncourt (1551—1555), Si«
fd^of DonStieti, Kmbrun, «rIeS, Xouloufe, (£^ä(on§
unb «u^erre. Stöbert berbünbete fid^ mit ben Sd*
bem Stöbert unb JtaSpar be ^eu unb ermoglid^ auf
biefe äBeif e, bag Jtönig ^einrid^ n. Don ^onfreiil,
bem bie beutf^en ^rotefianten für bie sugejagte
^ilfe gegen ben llaifer fd^on lönger bie btl^nngi'
fd^enSifd^ofSftöbte Derfprod^n l^atten, aml8.9[)ml
1552 mirflid^ feinen Kinjug in S)te| galten fonnte.
S)er Äönig nötl^igte bie miberftrebenbe Surget»
fd^aft aum Xreueibe unb fe|te als ^SicoriuS bei
^eiligenSlömifd^enSteid^eS" einen {önigIid^@on'
oemeur ein. «IS ffarl V. nun gegen bie Stobt
Bog, gerftörte ber ^ergog t)on ®uife gur befjeni
SJertl^ibigung bie Dor S)te| gelegenen ^Idfler nnb
Ihrd^en, um fie fpöter innerl^alb ber SRouem urie*
ber 5u ernd^ten (@t. KlemenS, ©t. Smulf u. f. D.).
2)er ftaifer mu|te uuDerrid^teter 2)inge abgie^;
ie^t tt)urben aud^ bie bestätigten alten Sle^e ber
©tabt berieft ; feit 1553 fe^te ber ftbnig felbft bie
SKeifterfdööffen ein. »ifd^of Stöbert, beim SoDe
bereits tief Derl^agt, fud^te bie bifd^öflid^ $op
in ber ©tabt mieber gur ®eltung gu bringen unb
fiel nun aud^ beim jtönige in Ungnabe. Sr ent*
fagte ie|t bem SBiStl^ume 1555; KarbinoISoiI
Don Sotl^ringen nal^m ben SSiStl^umStitel totaler an
unb befteHte 87. ^rang be IBeaucaiie be ^^guilbni
(1555 — 1568) unter benfelben Sebingungen, wie
feinen Vorgänger, gum Sifd^ofe. 3tn SJerein mit
bem IBifd^ofe trat Karbinal ffarl aOe obrigfett*
lid^en Ste(|te, meldte IBiSti^um unb Sifd^of in ber
©tabt SJte^ unb i^rem @ebiete befa^en, an bie
frangbftfd^e Jhone ah. Kapitel unb Stagijhat
mußten il^re KinmiDigung bagu geben. S)er Siiebe
Don KateaU'KambrefiS (1559) beftätigte fobonn
bem abm% Don f$ranfreid^ bie ©d^irmDogtei (Sb*
Docatie) über feine „SunbeSgenoffen" ber ©Aiefe
Don Snefe, Soul unb SSerbun, ol^ne bomit bie bis«
l^erige Steid^angel^örigfeit unb Steid^Sfionbfd^
ber brei 99iStpmer gu önbem. 93ifd^f %tia^,
meld^er am Koncil Don 3:ricnt %J)6i genomnei
l^atte, fam 1564 in feine ffiißcefe, in tteld^ »•
gD^ifc^en bie|)örefte, unterpfet burd^ben@ouM^
neur 93ieiIIeDiUe, gro^e t^ortfd^ritte gemad^ ^
«IS nun baS Kapitel il^n gur Stefibeng oufforbeite,
refignirte er 1568 (geft. 1591) imb ubergob mit
3uftimmung beS «bminifIratorS ßorl Don Soft*
ringen baS ^istl^um an 88. SubmigH Don£oi^
ringen, Karbinal Don ®uife (1568—1578), fej-
bif^of Don ©enS. «ud^ biefer fom erj! 1571 m
SJleJf ; ingmifd^en lie^ aber ber «bminiitrator Jtel
bur^ Sifd^of $feaulme Don Serbun eine S)i^
1461
mti^.
1462
cfonbifitation öomt'ömen unb mt^mt %nutn-
BP« rtfonnimi. SJon ftünig ffoil IX. mürben
fnigt gtgm bit proUftQUlifc^t SReligtonaübung in
Krtgtri^tdeSerorbiiuiigentmiitH. ÜJac^bem bi§.
Itt f4o^ f "'' ihrdinigüta: an Saiblingen gefom-
am Warm, mürben jegt auc^ 1571 bie bifcfiäfltc^en
Baltnm ben ^träogen Dmi Sot^ringen unb 1573
5t. ^laiOT unb ^omfiurg - bem ^auje @ui|e aU
Jeben flbertragen; bie ©Dm^etttn, melcEie fii^ petS
tnf bie beutf^en ^oncoibate beriefen, gaben erfi
[576 gu bei [e|ten Ißeräugeniiig. {omie jui 9]et-
ifAnbnng ber SafteUanei ^abubingen (eingelüit
L619) i^ 3iiftiiiimung. ®ie beiben ßarbinäle
xnmtRtcn mit pä^i^O^er @ene^migiing 1573 }unt
Soabjutoi ben erft 1567 Btioienen ©o^n bee ^er-
[ogS oon Sot^Tingen, 89. Raxl IL ttcrn Sotbringen,
ytt 1578—1607 baä SiSt^um innt ^attc. SuS
»ißS ®CTeratotcar unb aBti^bifc^of Slnton 3our-
rier {fl(R. 1610) unb »ifrfiof SBouSmotb Don Scr-
>un (gefl. 1584) befiielten bie geiftlitfie fieihing
ytt 3Hdcefe, oäbtenb bie ttieltlicfie Sbminiftrahon
im Stamm beS a9t|ii^of3 Don SBouSmarb unb im
Ramen beS SopttelS Dom SiDm;)Täccntot 3. Slne^
M8 1585 geführt würbe, ©ij^otflarl würbe 1589
EaiWnal, 1591 papptic^er Segat unb 1592 ou^
BiWof ton ©tragburg, 1602 ^iriniaä ber gol'
legiatnr^ ju iRanjig, momit bie Sbleien ©t. aJiar-
Hn in corapis unb ©orje Bereinigt würben. 3>i
?Pont-i^9)louf|Dn ftif tele er ein ©eminat für 1 2 (Sie-
ttfer, fieberte bie ^ieberlaffungen ber iöiintmen
nnb Äopujiner ju üfleö, üeranftallete 1605 eine
2)Ukefanf9nobe unb toirttc ani) fonft Derbienfllid).
Sttbtr toiberfe|tc M ba» Kapitel ber Dum $apftt
fetfD^Ienen vifitahon unb ber SkriSffentlit^ung btr
JJtöctfonfiotuten. iTönig ^cinric^ IV. geroö^rie
1592 rnib 1597 ben ^roleftanlcn in Wt^ freie
SWialonaübung, bie fit bis jur 3luf6cbung beS
iSika Don <Rantr9 (1685) genoffen. Sil üatl
Bai) langem Seiben am 24. vlocembei 1607 ge*
mbta UKit, wählte baS €opiteI ben iUcgitimen
€o^ iti ffSntgS, ^einri^ Don Sourbon. Str
$ap^ gab i^m aber wegen fein« Sugenb nur eine
Coabjutorit- unb ^(ce|bulle unb übertrug bie ^b-
miid^iatton bem Don ben Hanonifem pofiulirten
90. «imii8 b'eatotS, Sotbinal Don ©iorq 0 . S. B.
e-1612). Sli(fernQ5ml609feinen2Bo^n"
w 3)iöcefe, ^ielt im folgenben 3a^re eine
t nnb füfirte baS iSmift^e SBreuier ein. 3I@
tt \Am 1612 JU SSic Jlorb, folgte Irojf ber iDIin-
bVQii^gteit bet goQbjutDr 91. ^einrii^ HI. Don
Bntibon, ÜJIarquiS be SBemeuil (1612—1652).
3ra 3. 1621 übemafim bieftr bie ^bminipration
bei SiSt^nmS, mä^tenb feine ©uffragnne !J!icoI.
«oefrtean 0. Pr. (f. b. 9Irt.) , bann Stephan
^bigrt, fpdttr 9if(^of Don a)lar|eillt, unb ünarlin
9tnirif|c 0. Min. bie SliQcefe mufttr^aft leiteten.
So? oHe alten Äläflet mürben reformirt; bie ^Be-
BtbtctituiQbteien traten ber Kongregation Dou ©t.
Hamid bei (f. b. 9lrt. SBenebictincrorben II. 348),
Mt SngufKnerabtei ©t. ißeteiäberg ber Gongre-
gatton oon Unferm ^eilanbe (j. b. ^rt. Canonici
reguläres H, 1834). 9ieue fllSper entfianben,
fo ber SBenebictiner ju ©te. Sarbe Dor bet ©tabt,
bet Earmtlitcn in ffliejf, ber SDiinimen gu Slieuje,
Siomenq unb iBaffing, ber Acpujiner }u S)tc,
ffiieben|oftn, ©aarburg unb ^i^ä), Sefuiten-
coHegien ju iUej (1622) unb S8udenf|eim ; ebenfo
Derbretteten fid) JJrouenoiben unb meibliii^e 5on-
gregationen, wie bie Dom fei. SßetruS gfourier ge-
piftetenSanoniffen U. S. 5rau (f. b. ?Irt. IV, 1936)
ju JReh^ üiomenti, Säuiien^eim, Sieuje ; ßarmeli-
teffen, gronciScanerinnen, Urfulinen, Bijitontinnen
ju ÜJlelj, ©omtnicanerinnen ju Sic, Slariffen ju
Sieben^ofen , ißenebictinerinncn ju iDiontign^.
Sffiälirenb be8 SOjä^rigen ffriegeä litt SDte^ weni-
ger, als bie fc^mer i)eimgeju(l)ten, jum Stieil gatq
terwüfteten iDtfiringifi^en ^iöcefangebiete, beten
ber ^1. Sitncenj ton Jßaul fic^ annahm, ^mä) ein
Sbict SubmigS xm. Würbe in <Dtetf ein tünig'
lieber @eri^t3l|of (Parlament) eingefe|)t unb ba*
mit bei le^te Sleft ber Autonomie ber frühem
SKeit^äftobt befeiHgt. Siurc^ ben »eftfälifc^en ^rie-
ben (am SDleJ 1648 befinitio an grantreid), ju-
gleid^ au(^ ba3 6o(f)fti|t, obmol)! beffen 58ifrf|Bfe
bis jur franjäftfd^en SteDoIution noct) ben Sitel
tfürflen beS ^eiligen 9t5mif(^ Sltii^tS lDeitei>
führten.
V. gtanjäftfc^e §ertfc^aft, ^einrid^ Don
SBourbon, ber nie bie Selben empfangen ^attt,
entfagte 1652 bem Siltt|ume, 1669 feinen übri-
gen ^frünben unb parb als ^erjog unb $air Don
gtontceif^ 1682, 91ai!^ feiner SRefignatlon erfolgte
eine 16iä^rige ©eblSGacanj, ba fiubntgXIV. bie
SBefefeung ber brei loltiringif^en SiStliümer für pi^
beanfpru^te, Wä^renb Stom an ber burii^ bie beut*
f^n Soncorbate plpulirten freien @apitelSwa^I
feft^ielL Ser $opft DerDeigerte banim ben oom
ffönige ernannten unb Dom ßapittl na^trSgli^
populirten ÜSifc^bfen, Sarbinal SuliuS XRajarin
(1653—1658), Stanj Sgon Don 0öt[tcnbtrg
(1 658— 1663), fpüter^ßrpbifcÖDf Don ©tra|burg,
unb beffen iBtuber SSilbelm Sgon Don gQiptnbtrg
(1663—1668; f. b. Hrtt.), bie EonpHnationä-
bullen, ^er tü^tige SBei^ifd^of $etru8 Seba-
der 0. 8. B. unb ber (SopilelSDicar SlaubiuS be
SBruillarb beGoutfan leiteten unlerbeffenbieSlia-
, cefanoerwaltung. 2fn biefet Seit meitle bet be-
rüfimte Äauäfltebnet 3. SB. Solfuef (f. b. Ktt.)
als ajombeit unb Jlri^lblaton in OTef unb bielt
feine SontroDerfen mit bem 5[!rebiger ber ^ßroteftan-
ten Sßoul Serrg. gnblii^ terlie^ ^Uejanber VD.
bem Äünige 1664 als 3ubult auf SebeuSjeit bie
ßmennung für bie fol^ringif^en SiSt^ümer, Ele-
ment IX. bebnte 1668 biefeS 3nbult aui) auf bie
folgenbcnffönigeauS. ©emäfeblefeS^ßriDlIcgiumS
ernannte Bubroig XIV. 92. ®eorg II. b'Slubuffon
be la SeulDahe (1668—1697), bisher erjbifiiof
Don 6mbrun. ©eorg, ber ben Sifel eineS grj-
bljt^ofs beibetilell, führte georbuete Settjältniffe
berbel, übergab ein neugeplfleteS Äranfeu^auS ben
barmberilgen SBriibem. erric^lete ju Ültelj ein ©emi-
nur unb bolirfe ba§ ju ^jDni-ä-5)touifon bepe^enbe.
1463
SRe^.
1464
gr ftarb qI§ ©enior be§ frQn5öfifd}en 6<)ifcot)Qte3
unb l^attc al§ 5WQ(]^foIgcr 93. ^cinric^ ftorl bu
gambout, ^crjog öon eoislin (1697—1732),
Jeit 1710 aLCabctntfcr, 1711 ^air Don Sranfreid^
unb Sllmojcnier beS ftönigS. ©icfcr jcic^nctc fid^
in fd^toercn Sitten burd^ feine öro|e greigebigfeit
aus, hanit, um bic Sürgerjd^aft öon ber ßinquar«
tierungSloft ju befreien, bie md) il^m benannte
ffaferne, l^ielt 1699 eine ©^nobe unb gab 1713
ein neues 3MtuaIe l^erauS. ©eine berül^ntte 93ibfio-
tl&ef oermad^te er ber Slbtei ©t. ®ermain»beS=^re§
(bie au§ bem 99ranbe 1793 geretteten X^eile be«
finben fid^ je^t in ber ^arifer Jlationalbibliotl^ef).
Seiber [teilte fotool^I er toie fein 9?ad^f olger 94. 6Iau-
biuS be 9louoro9 ®raf üon ©t. ©imon (1733
bis 1760), öorl^er S3ifd^of öon 9lo9on, fid^ in ben
Janfeniftif^en SBirren auf ©eite ber Appellanten;
ein öon felaubiuS erlaffener Hirtenbrief lourbe in
SRom cenfurirt. ©effcn aOBol^U^ötigfeit »irb ge»
rül^mt; bei ber ^ungerSnotl^ 1753 fd^enfte er ben
armen 30000 SiöreS. Cr grünbete unter bem Sitel
Maison de charite pour les pretres in 2Re|
baS nad^ i^m genannte ^riefterfeminar, beffen Sei»
tung bie fiajariften übemal^men. Unter il^m mürbe
aud^ baS g^orl^errenftift ©t.Subtt)ig in 9Re^ ein-
gerid^tet (1736—1761). ©er lefete gürftbifd^of,
95. Subtoig 3of epl^ oon aWontmorenc^-Saöal (1 761
bis 1802), tjor^er »ifd^of DonOrWanS (1753) unb
gonbom(1757), feit 1784garbinal, fü]^rtel778
ein neues Sreöier an ©teile beS römifd^en ein, baS
bis 1858 im ©ebraud^e blieb. 9luS ben Abteien
©t. ajiaria unb ©t. ^eter in ^Ke) bilbete er 1761
ein loeltlid^eS ßanonijf enftift gum $1. Subtoig. Seim
AuSbrud^e ber Stetiolution flüd^tete ber Siarbinal
in'S AuSIanb ; bie eiboertoeigemben ^riefter »ur«
ben fdfetoer oerfolgt, mand^e getöbtet. ©elbft ber
„conftitutioneEe Sifd^of bcS TOofelbepartementS",
9licoIauS gfrancin, mu^te 1793 in'S ©efängni^
wanbem ; ber S)om würbe jum Sempel ber Ver-
nunft enttoeil^t, bie ffird^engüter conpScirt, ffird^en
unb ff löfter geplünbert unb ju ©pottpreif en öerf auf t.
S3ci feinem Untergange l^atte baS SiStl^um im
SBefentlid^en nod^ ben Umfang beS alten @ebieteS
ber 9Rebiomatrifer. S)ie SReformation l^atte jtoar
mand^e @emeinben in ben öftlid^en Sanbcapiteln
Sudfenl^eim, ©t. Arnualb, ^ombad^ unb 5Reu-
münfter an pd^ gebogen, bod^ »urbe im 17. 3al&r-
l^unbert in t)ielen bie tat^olifd^e SleligionSübung
»ieber l^ergeftellt, unb in ben Sl^eitcn, bie jum
©cbiete ber Sßfalj, nad^ 9laffau, ©alm u. f. f. ge-
l^örten, ein ©imuUaneum gebilbet. S)ie S)iöcefe
toat in Dier Ard^ibiaconate getl^eilt: Ard^ibiaconat
5Kcj^ mit bem 9lrd6ipreSbi)tcrate SDlefe, 2 Sanb-
capiteln unb 67 Pfarreien ; Ard^ibiaconat aJlarfal
mit 8 Sanbcapiteln unb 247 Pfarreien ; 9lrd^i-
biaconat 9?ic mit 5 Kapiteln unb 110 ^faneien,
unb Ard^ibiaconat ©aarburg mit 6 Kapiteln unb
176 ^faneien. — S)aS ©omcapitel gum 1^1. ©te-
p^an l^atte 5 ©ignitöten (^rimiceriuS ober ^ropft,
S)ecan, ^röcentor, ffangler unb J^efourar), 4 ^er»
fonate (bie 4 9lrd^ibiaconcn) unb feit 9lbfd^affung
beS gircatorS (1601) 8 Dfficien (©d^loiüaß,
SuftoS unb Almofenier). 3)ie 3a]^I ber ^roienben
iDurbe 1384 öom Aoignonefer KlemenS VH. auj
40 rebucirt. Subföig XVI. gab ben Sopituloten
1777 bie AbelSmfirbe unb baS SRed^t, ein $ectoioIe
5u tragen. 92eben bem 2)omcapiteI l^e Stobt
unb ©iöcefe 1792 nod^ 11 SoHegiatpifte, SSegn-
lärcapitel 0. S. Aug., 9 Slbteien ber Senebictraet,
4 Abteien ber Kiftercienfer unb 3 Slbteien ber ?fto«
monftratenfer. — 3n politifd^er Sejiel^ung ^
baS S)iöcef angebiet gum Xl^eile (@tabt unb gürfto"
t^um 9Re^ unb t^tangöftfdl'Susemburg) unterbot
föniglid^en Parlamente ju 9J{e| ; im Uebrigen ge*
l^örte eS ju ben f^ergogtl^ämem Sotl^ringen imb
93ar (feit 1766 franaöpf*), 8U Sujemburg, ^fülj.
3toeibrüdfen unb 92aff au, in ben Steid^graffd^ftoi
2)agSburg, ffried^ingen, ©alm unb anberenSeic^
territorien. 3n ftrd^Iid^er ^in^d^t unterjtanb 3R4
t)on ben olteften 3^i^^n bis pm 3al^re 1801 ber
aJletropole Srier.
VI. 9leuefte3ett. SWü «bf d^lufe beS (Jon.
corbateS 1801 würbe 9Re| »ieber als ^\SÜfm
l^ergeftellt unb ber SRetropoIe Sefan^on rntter*
georbnet. 3laä^ ber neuen Sircumfcription tnu^le
eS bebeutenbe Xl^eile feines @ebieteS an £ner,
IRaing, ©tra^burg utü) Ständig abgeben, tüjß
bagegen anbere @ebiete ber 9lad^barbiocefen mib
umfaßte bie ^Departements ber SRofel, ber äBoIber
(el^emaltgeS ^et^ogtl^um Su^emburg) unb ber 9^
bennen. 3n tJ^olge ber SSereinbarung beS itbvxcß
Subtoig XVm. mit SRom (1817—1821) nrarbc
eS auf baS 1815 neu abgegrenjte ^Rofelbepart^
ment, ungeföl^r ein 2)rittel ber Dorl^ergel^enbes
SluSbel^nung , befd^rönft. Sei SuSful^rung b(§
SoncorbateS erging aud^ an ben legten t$ürftbt{(^j
t)on 9Re^, Karbinal SRontmorencQ, bie Sufforbe*
rung, fein SiStl^um in bie ^anbe beS $(#3
5urüd(5ugeben. Sr protepirte bagegen unb blieb
bis JU feinem Sobe (1808 ju aitona) in b(t
Oppoption, n)urbe aber burd^ pöppiid^e SSai^t'
DoQfommenl^eit entfe^t; als erper Sifd^of ber neuen
©iöcefe (in ber alten SReil^e ber 96.) »urbe $etet
gfranj Sienaime (1802—1806) ernannt. Sieiet
nal^m tl^atfröftig bie Organifation beS 99iSt^innSi
inSbefonbere bie Siegelung ber $farrt)er]^alttnjie.
in bie ^anb. (SS folgte 97. SnbreaS 3of4»^
Sauffret (1806—1823), ein tüd^ttger ^tÄiget
^IS ®ro|almofenier beS JtaiferS nal^m er inel*
fad^ ^ntl^eil an ben fird^enpolitifd^ SerM^
lungen jtt)if d^en jf aif er unb $app. 9}apoleontD0llte
il^n 1811 auf baS (JrabiStl^um «is beförbemimb
ernannte für SWeJ fd^on einen neuen SBifdJof &m-
reut. 2)a aber $iuS vn., folange er in Sopo«
leonS ©efangenfd^aft mar, allen ernannten ®"
fd^öfen bie SnPitution öermeigert fyüte, tmi|te
Sauffret nad^ 92apoleonS ©turj mieber nad^ ^
jurüdfel^ren. 3n9Ke| grünbete er 1807 bu(&w-
gregation ber ©d^mePem ber 1^1. S^rifttana für
aiugenbunterrid^t, ebenfo ju Qforbad^ bie Cottpe-
gation öom 1^1. ?lnbreoS, f örberte ba§ 3nPü«t ber
©d^meftem Don ber gßttlid^enSDhitterfi^opWata
aKe|.
1466
onlen- unb Armenpflege, beforgte 1820 eine
lufiaabe ber2)iöce{anftQtuten unb eriDeiterte
jkc^feminarien. 98. 3acob f^ronj IBeffon
—1842), ein frommer ©reis, gab 1827
ted S)t5€e|an))ro))num ^um Sretiier beS &ir«
9Rontmorenc9, t)ereintgte ba§ fleine@eminar
m ^riefterfeminar, grünbete 1884 ein ^ouS
e grauen inm guten ^irten unb t)erbanb
^c^tt)ej}em ton gfonteno^ unb f^orbad^ su
leuen Kongregation ber @d^ix)eftem t)on ber
^en SSorfel^ung ju $eltre. 99. $aul @eorg
i S)u $ont beS 2oge8 (1843—1886), üorl^er
atoicar DonOrIöan§, geb. 1804 ju 9tenne§
ner bretontfc^en SlbelSf amilie, bemied in ben
fd^merer ^^rüfungen (Sil^olera 1849 unb
. Prieg 1870—1871) eine l^elbenmütl^ige
ferung unb gettjöl^rte unerfc^öpflid^e geiftige
taterieUe f^ilfeleiftung. @ein betröd^ttid^eS
iDermögen tt)ibmete er gan^ ben SSilbungS-
ten, tt)O^It]^ätigen unb fir(|lid^en 3^^^^^.
. 1845 legte er ben ©runbftein bed JtlofterS
. ei^ri^ana, 1849 ben beS SBaifenl^aufeS
imjlantia; aud^ ber Steubau bed fflofterS t)om
g>irten Derbanft il^m feine gntjlel^ung (1856).
854 üoOenbete ftnabenfeminar @t. AloqfmS
»ntign^ bei 5KeJ — ein l^errlid^eS ©ebäube —
»tete er felbft aI8 bie Jhone feines äBirfenS.
i. 1853 brad^te er barml^erjige ©d^toeflem
eforgung beS 3ud^t]^ciufeS, ebenfo jhanfen*
ttn Don ber ^offnung nad^ SJte^. Sr f5r«
nod^ Jhäften oie Sinfül^rung ber SRebem«
ti )u Xeterd^en unb ber ^efuiten in ber alten
St Clemens p 9Re|, erlebte aber, bag biefe
9lnftalten nad^ ber ^Bereinigung mit S)eutf d^-
L871), mli^t aud^ eine neue Sircumfcription
ifd^Iul an bie territorialen Umgeßaltungen
»Ige l^e (1874), ein Opfer beS fog. Kultur-
A würben (1872—1873). Kbenfo entftan-
tcberlaffungen ber Sd^föeftem t)om l^eiUgen
t )u 9)lontignq unb ber @d^ulbrüber beS
2a @alle )u ^eauregarb bei SDiebenl^ofen
nbertoärtS. 9?od^bem ber el^rmürbige Si-
icreitS 1854 unb 1867 ju SRom getoefen,
er oud^ tl^eil an bem aK^meinen Koncil im
n 1870 bis gum AuSbrud^ beS beutfd^-
ftfd^ JhiegeS. S)aS lBret)ier beS CarbinalS
DittmorencQ warb 1858—1859 iDieber burd^
mifd^ (mit einem Siöcefanproprium) erfe^t,
iöcefanftatttten mürben 1869 neu l^erauS«
n. Sei bem fegenSreid^en Sßirfen beS IBi«
ber^ wie einft ber ^Regierung fiubmig $^i«
imb ÜtopoIeonS HL, fo aud^ nad^ 1871 ber
cn gegenüber eine eble, freimüt^ige Unab«
[fett gu magren unb baburd^ bie l^ö^fte Ad^-
lOer fid^ )u ermerben mugte, geftaltete ftd^
Sid^geS Sifd^ofSiubilöum 1868 sn einer
iofHfd^ OtKition aEer @tönbe. 9^ad^ fei«
Cobe (18. ^luguft 1886) folgte i^m fein
VC ©eneralrtcar, feit 1881 ßoabjutor unb
«fdjof 100. Submig m. Qledf, geb. 8. gc
1824 }U Stieberbronn. Ad multos annos!
auf ®runb beS gronffurter griebenSfd^IuffeS
(1871) mürbe ÜKe^ oon ^iuSlX. am 7.0ctober
1874 t)on ber ftird^enproDinj Sefan^on abgetrennt
unb bem a})oftoIifd^en ©tu$le unmittelbar unter-
ftettt. 3n Solge ber SJerönberung ber SanbeS-
grenzen famen bie 5um 9Rof elbepartement gehören«
ben Xl^eile, meldte bei g^anfreid^ blieben, an baS
SiStl^um Planet) unb Xoul, möl^renb bie beutfd^
geworbenen Jheife Sl^&teau-SalinS unb @aar«
bürg t)on £ouI ju S^e^ gejogen würben ; f omit
entfprid^t bie 2)i5cefe bem reid^SIönbifd^en Se*
jirfe Sotl^ringen. 3luf 6222 qkm göl^It ^e gegen
490 000 »ewol^ner, barunter 440000 ftatl^olifen.
S)aS »iSt^um l^at (1892) 50 Pfarreien erfter unb
SWeiter ffloffe, 577 ©uccurfalpfarreien, 3 gjpofx-
turen, 1 «nuejürd^e unb 80 gilialen. ©aS «rd^i«
biaconat 3Jltii f)ai 9 ^Ird^ipreSbqterate unb 170
^f aneien ; baS ärd^ibiaconat ® iebenl^of en 6 3lrd^i-
preSbqterate unb 121 Pfarreien; baSSlrd^ibiaconat
@aargemünb 8 9rd^i))reSbt)terate unb 146 $far«
reien; baS Slrd^ibiaconat @aarburg unb @^]^&teau«
@aIinS 10 aird^ipreSbqterate unb 190 Pfarreien.
2)ie ^rd^ipreSb^terate entfpred^en ber politifd^
Sintl^eilung nad^ ffantonen; ber Pfarrer beS
9rd6i|)reSb9terateS ift gugleid^ Sr^priefter beS be-
treffenben SanbcapitelS. ffieltpriefter gibt eS (1892)
790. S5on DrbenSprieftem finb nur mel^r gran«
ciScaner in SJ^e^ anwefenb. S)aS 2)omcapiteI be-
fielet aus 8 S)om^erren unb einer unbejiimmten
Sa^l t)on Sl^rencanonifem. S)ie gwei @eneral«
t)icare, bie wirüid^en Soml^erren unb bie Pfarrer
erfter unb jweiter iMafJe werben Dom Sifd^ofe im
SinDemel^men mit ber ^Regierung ernannt, wä^-
renb bie Sefe^ung ber @uccurfalen bem SSifd^ofe
aQein ^uftel^t.
93on mönnlid^en Orben l^aben nur bie f^randS*
caner unb bie ©d^ulbrüber beS el^rw. Sa @aQe je
ein f^auS in !IJle|. 2)ie dauptanftalt ber ©d^ul-
brüber in Seauregarb bei 2)ieben|^ofen würbe 1878
aufgelöst unb infolge beffen il^re SoßSfd^uIen
wettlid^en Seigrem übergeben. SJon graueninfti«
tuten beftel^en für Sflobd^enunterrid^t bie ©d^we«
Peru ber 1^1. ßl^riftiana ju ÜKeJ, öon ber SSorfel^ung
)u @t. äol^ann Don Safel unb Don ber ISorfel^ung
5U $eltre unb bie Sd^weftem ber d^riftlid^en Seigre;
für fltanfenppege unb Slrmenbienft SJincentinerin-
nen unb Sorromäerinnen, fleine ©d^weftem ber
armen, gfranciScanerinnen Don ber 1^1. Slanbina,
©d^weftem Don 9lieberbronn, Don ber Hoffnung,
Don ber Srbarmung, Dom guten ^irten unb Don
ber göttlid^enilKutterfdeaft; enblid^ SJifitantinnen,
2)amen Dom l^eiligen ^er^en unb @^armelitef[en
5U 9ne| unb SSenebictinerinnen gu Oriocourt bei
®elme. Slm tpriefterfeminar ©t. ©imon su SKe^
beftel^t ein DoUftönbigeS pl^ilofopl^ifdeeS unb tl^eo«
logif d^eS Sel^rinflitut ; ein ffnabenfeminar (bif d^öf-
li^eS ®t)mnaftum) befinbct fid^ ju aJlontign?, ein
bifd^öflid^eS Snftitut ^u »itjd^, ein bifd^öflid^eS
SouDict für bie ©d^üler beS ftaatlid^en S^ceumS
äu aWeJ; bie S)om)c^uIe ©t. amulf in 5IKeJ fte^t
unter geiftlid^er Seitung.
1467
SDtcuIcn — 9Regico.
1468
VII. © ^ n 0 b c n. auf einer SReid^§ji)nobe 590
mürben ßr^bifd^of SlegibiuS t)on9ieim§ föegen^od^«
öerrotl^eS abgefegt unb bie ^rinjeffinnen Kl^robi«
c^ilbe unb Saftna, 9lonnen ju ^oitierS, Dom Äir-
c^enbanne gelöst. Unter Sl^robegang mürben 758
auf einer @qnobe 8 Sopitel über 2)i§ci))Hn unb
canonif d^eS Seben erlofjen. gr^bif d^of ®rogo leitete
835 bie ateid^Sf^noben ju SDiebenl^ofen unb ^Rti^,
auf benen JtoiferSubmig feierlid^ reftituirt »urbe,
unb 844 bie ju 3eu|. gine S^nobe su 5me| 859
Uimdtt bie ^uSjö^nung stoifd^en Derfd^iebenen
farolingijd^en ffönigen. 6ine unter bengrjbifd^öfen
t)on Srier unb ff öln 863 gu aJie J gel^altene ©^n«
obe löste bie Sl^e gmifd^en Sotl^ar U. unb Xl^eut«
berga ; SlicotouS L öermarf biejen Sefd^Iufe. 3n
einer SReid^Süerfornmlung 869 »urbe ftarl ber
ffol^Ie Ql§ 9lQd&foIger im SReid^e Sotl^arS IL burd^
§incmar öon SReimS gefrönt 3n ber S(btei ©t. 9lr»
nulf fanb 888 unter (Jr^bifd^of SRotbob öon Xrier
eine ^roDinjialftinobe ftott, meldte 13 SononeS
gegen Uebergriffe berSaienpotrone unb anbere5Ki|»
bräud^e erliefe. — 9?on ©iöcefanf^noben finb gu
ertoäl^nen bie 1605, 1610 unb 1699 gel^altenen.
©egenmörtig finbet aKjö^rlid^ unter bem Sorfi|e
beS Sifd^ofä eine ®iöcefanfi)nobe ftatt, an »el^er
bie S)om|enen, bie Snitglieber beS geiftlid^en Statines
unb fämmtlid^e ßrjpriefter ober al§ ©tettoertreter
berfelben bie ©efinitoren ber Sonbcapitel tl^eil-
nel^men.
Ym. Siteratur. A. Calmet, Histoire
de Lorraine, nouv. ed., 7 volß., Nancy 1745
ä 1 757 ; Le Cointe, Annales ecclesiasticiFran-
cormn, 8 voll., Par. 1665 — 1683 ; M. Meurisse,
Hist. des evSques de Teglise de Metz, Metz
1634; Fran9ois et Nie. Tabouillot, Histoire de
Metz, 6 vols., Metz 1 769—1 790 ; Gallia Christ.
Xm, 2. ed., Par. 1874, 677 sqq.; Clouet, Hist.
eccles. de la province de Tröves, Verdun 1844
4 1851 ; Fr. Chaussier, Les eveques de Metz
du 10® au 13® siöcle, in ber Revue eccles. de
Metz, 1890—1892. [Sritfd^O
'SSeuCm, Dan ber, f. 9RoIanu§, 3ol^anne§.
Mexico, füblid^fter ©toat in Storbomerilo, in
Ürd^engefd^id^tlid^er 93e)ie]^ung. 99ei ber
großartigen SJölfertoanberung, »eld^e in SWittel»
amerifa com 6.— 13. Sal^rbunbert öon Jlorben
nad^ ©üben ftattgefunben, festen ftd^ jule^t bie
Sljtefen in ber l^eutigen ^unbeSrepubli! SRe^ico
feft. ©ie unterwarfen fid^ nad^ unb nad^ aQe be*
nad^barten ©tömme, bel^nten bie ©renken il^reS
Steid^ed big an beibe Oceane au§ unb grünbeten
1335 bie ^auptftobt 3:enod^titIan ober SJ^esico.
2)ie Sl^tefen bef afeen nid^t geringe Sultur, fannten
bie ©d^reibfunft unb bie aJlalerei, brad^ten betoun-
berung§tt)ärbige Jhmftoerfe l^erDor unb l^atten einen
DoHfommenem jtalenber als bie ®ried^en; fie übten
aber aud^ einen blutig^fd^uberl^aften ©ö^enbienfl
(Dgl.Lord Eingsborough, Mexican Antiquities,
9 vols., Lond. 1831 — 1848, unb Alex. Lenoir,
Parallele des anc. monuments mexicains avec
ceux del'Egypte, de l'Inde et du reste de Tanc.
monde, in bem ©ammelmer! Antiquites mexi-
caines I, Paris 1834, unb barin bie Suffi^lüfje
über bie alte me^canifd^e SDl^t^oIogie, todd^ feli>
f ame ^nf lange tl^eilS an pl^önicif ^en , t^8 an
inbo»ögqptif(|en ß^uItuS entl^ölt). ^emanbo Soitq
toax e§ bann, ber 1519 ©ponienS flagge unb os^
ba§ Jheus l^ier aufpflanzte. 2)enn !aum 1^ es
baS große unb fd^öne Steid^ für ©panien erobeit
fo ließ er ftd^ bie Slugbreitung be§ Sl^rißent^
unter ben SResicanem angelegen fein. Suf bie
erften aJliffionare, bie gfranciSconer (feit 1522;
über bie erfte Kl^riftianifirung f. b. 3lrt. Sünoito
1, 720 f., unb über bie ^frage, ob ber l^Iige ^
ftel Xl^omaS in SJle^co gemefen, bgL bef. 9(nB>
berger ^aft.«©I. 1882, S«r.6), folgten bie ©mmai.
caner (1526), bann bie 5Kerciarier unb feit 1583
bie ^uguftiner. 31I§ 1572 ani^ bie Sefuüen 1^
famen, nmren bie meiften ßingeborenen^ toaair
tend in ben üon ben Solonifien be^ol^nttten isa^
tredfen, getauft, unb bie reid^Iid^ gef egnete X^äig-
'eit ber SefeEfd^aft erftredfte ftd^ in biefen ®t^
ben mel^r auf Unterrid^t unb ffran!enpf[ege. 3i
ben anberen, Don ben ©poniem bamal§ nc^ nutt
bel^errfd^ten Gebieten beS nörblid^en SRepco hop
gegen, »ie aud^ in ^Kalifornien unb 9leu*9Repai^
mol^in nod^ feine 9)li)ftonare gefommen, entfaltda
bie Sefuiten eine bettJunberungStoärbige SRifjiiniS«
tptigfeit. Um ba§ 3a^r 1600 maren f d^on pr#
ootte ßird^en, Älöjier, SBaifenl^äufer u. f. lo. ge-
baut unb ba§ gan^e iBicefönigreid^ in flÄenSä«
cefen eingetl^eilt: SRe^ico (ern(|tet 1527, 9Retn^
1546), $uebla ober ilojcalo (1519), Oaiocöober
^ntequera (1535), aRid^oocan (1536), (Sfpßpa
(1538), ©uobalajara (1548), ^ncaiaa (1561);
bagu !am 1620 nod^ S)urango. S)ie OrbeiS*
geiftlid^en toaxtn um biefe 3^it fd^on fel^ yäfF
xtid), unb fie UKiren e§ oud^, toeld^ unter boi
©d^u^e ber meift ou§ il^rer !Dlitte J^orgegange"
neu 99if d^öf e ftd^ ber t)on eingelnen ©^xmiem f^wt
bebrüdtten unb als Seibeigene bel^nbelten Snbuna
annal^men. ©o l^atte e§ fd^on ber erße 8i{(W
t)on Xlascala, 3uliu§ @arceS 0. Pr., fid^ l«
®runbfa|e gemad^t, ben 3nbionem {uerß fMn
unb SBef ^ü^r unb bann erfl aßiffbnar unb 9i*
fd^of gu fein, unb feinem 93eifptele folgten bie
meiften SRiffionare unb Sif d^öf e. Sr nxir eS (n4
ber im S3erein mit fiaS &ifa3, SKBeira ba €o|tti
gun, Xoribia unb Slnberen bei ffaifer ftarl Y. dl
bem übnxQ Don ©panien einen für bie Sfreil^ ba
3nbianer günfiigen Sntfd^ib enoirtte. Sud^ 94|
$aul in. erflörte bie 3nbianer, toeld^ tum bei
erften Eroberern al§ unDemunf tigcS SoD (jg/BtiB
sin razon) bargefteHt tt)orben, für t)eniiiiifü|t
@ef d^öpf e unb befallt, fie ald f old^e ju b^oM
(t)gl. Lorenzana, ClonciL Mexic. in ba S»
leitung, unb S)ie fatl^ol. Ihrd^e in ben93aeim|lit
©taaten 31.»%., ätegenSburg 1864, 498 f.). Siel
ben)irfte, ba| ftd^ in ÜJte^co, tote in bem anben
DormalS fpanifd^en SlmerUa, bid lernte eine }#
reid^e inbianif d^e 99et)ölferung erl^alten 1^, to^
burd^göngig, bis }um auftreten bft greimmucm
baftibp, ja ttot btTfeltm, im Singtmeinen bn ta-
ttoli^en ifiid^e trta anfängt, unb aus müä)tr
Pttt btt ßtfllte S^ril bet ©eifttid^frit ^ttanflcbilbel
Detben loiralt unb fann. S)ie ffir^e (eI6ft btlanb
fii( ^ bis gegen Snbc btS 18. 3a^t^unbertg in
rinn fiän^gm Sage. 3)ie er^ Sßunbe mürbe il)T
geft^gm tmi[^ bit Suf^ebung beS 3t{uitenorben§.
Hot 3ffiriteii mußten 1767, jum gtöfeten !Ra^-
t^t bei Sonbtä, baSftlbe öerlaffen. gine [(^me-
iere 3Bunbe mürbe bei ftirc^ beigebracht burd)
Mt folff^ $^ilDfo4)^ie unb lufflütung, meiere
bomalS Oom fflhitterlanbt auS in bie ölten Solo-
via niigef[^muggelt uurben. Spanien mu^te eS
tAa balb ftllift bügen ; benn baburc^ ^atte eS feine
fnSft« fuß ^crmttit(!^ terfi$lD||enen €aIonien (ogE.
Ai^^potU. SBlüttci Ln, 1863, 949 ff.) nit^t
Mo| bcnt Unglauben, fonbem auc^ ber tmlitifdien
If^totion btr omeritonifc^en, englifc^en unb fron-
Itpfi^ g^rtimaurerei erüpet. Wtift burc^ biefe
^itif^ Sgitation qI8 burc^ baö 91u9ftieuen beS
IbtglanBtnS tmuben bit 3nbianer in unjäglic^es
Bmb flefHirjt (Dgl. 3ß. SDlenjel, ®efc^. btr ntueften
Seit, ©tuttg. 1860, 313 f.)- ©ie jeiglen übrigens
l^n bei bttn trpen Sufftonbe gegen baS iDtutttr-
Imb, urit fc^r fie Im S^riftent^um bcfefttgl maren,
jErabe fo, loit fie tS noi^ ^eule an ben Xaq legen,
xo^ fo langet ä)li|regieiiing i^rei freimaurcrifd^en
PrÄftbtnten.
Koii^btin im 3. 1821 bit fännlic^t So^rtigung
Mnn Wntterlanbt erfolgt, conftituirtt fii$ ^nesito
L828 die 3öber(itit»-!Rt|)ubIt[. 3)ie| Uai baS
BatbctmÄ^tigtnntmblifanifi^tnlliQrtti, mtlc^e
y^ WorttnoS DbetO^i^cialiftcn nannte, gegenüber
MBWCDfefoB obtt Stntiali^en (nact) bem ioplftl'
m (in ehigefü^tn 9litu3 btr ^reinmureiti, bem
poriei tntb bem f^ottifc^en, benannt). Sie ^en>
l4aft bicjtt Sorteien, oon bentn immer bie eine bie
nbcn von otr Xegiening ju Derbrängtn fu^te,
KT nichts loeniger alä ^Ifam für äüe^ico, brad^te
■OMcntli^ bie ffir^e in Eßerac^tung, begünftigtt bie
I)e»oia(i|atton unb niDtSirtc bDÖtnbS allt Stan-
MI- mb Stactmtnttift^iebe (SQ. 3IttnjeI a. a. O.
U7). SHt ®tip^trit, bit ^obt boran, mar auS
pia* (Bntnbt immer auf Seite btr S^cofefoS
ntb Pt>ftttc mo^I 20 QMiDUtn Dollars für t^re
Mfilif^ Stfhtbungtn. 1E)it golge mar, bag bie
nodfau», fobalb fie ölt'S Shiber tamtn, bie @ei{l-
Cqfcit maft btanbfii^a^en unb ibr 3ulc|t ben
poitn oeft( loegna^mtn. UebrigtnS tümmerten
filf Mbe um bie ^errf^aft ftreitenben Matteten
Mrifitt tnn bie ftir^e alB um ba9 ffirc^engut.
n tint antpUutioncIle ^cte 1824 bt^mmtt. bag
Mt Ito^olif^ Steligion bit tinjig gebulbtte in ber
pbcndion fei, glaubte man, für bie Shxfy fei nun
HObnnmnt Shi^e unb @id^er!)eit eingetreten, um
io m^, als ^Sfibent aSictona am 30. October
1824 tiR offitieKtS Sd^reibtn nad^ Stom fanbte,
wOfyM Seo XIL am 30. ^uli 1825 frninblid^
wanftBWlele (*äamS, @tft^. bei j^ir4e (S^rtfti im
19. 3<4t^intbert, 3imebni<I 1856, UI, 681).
lOttii ia ben foIgeiÄien 3a:^rtn mu^tt bie ftir^e
EiCD. 1470
I um fo me^r leiben, mtU bie @eiftlic()leit, namentliii^
bie SBifi^iSft, fo jutommengtidimoläen maren, ba^
fie unmöglit^ genügen fonnten. 3>a infolge beffen
^ nii^l blo6 bie bifi^öf liefen Oiitictionen unterblieben,
fonbem aud^ jebe« geregelte Rrcblit^e Stben unter-
brod&EU mar, entftanb in allen ©d^i^ten b« ©e-
itDft^aft gro|e Unjufritbcn^eit. Slie bei ftit^
fo ftinhli^ gefinnten ^ortinoS fo^en fi^ gulrtt
gqmungcn, btr Stgierung )u geftatten, ba& fit
mit ©rigor XVI. eine gontiention fc^tol jum
Swedte bei SBeft|ung bei triebigten Siat^ümer.
9118 biefe Sonbtntion 16. Mai 1831 al8 Staats-
geftg ;iubliciTt mürbe, erlitt fit oon boppelttr Seite
Angriffe. Sie Unücdilidtien im Sanbe btft^ulbigttn
bie Sttgtetung tned^lifc^tr !)iadE)giebig(eit, meil fie
nid^t onf auabriirflid&tr 9!nerlennung ber Wef ublil
unb ilireS StationalpatronotS beflanben ^abt.
©^jonien hingegen, nelc^eä fein Se^t auf OTesico
aucb in (ir(^lt$et ^infic^t immer nud^ geltetib
motzte (Spanien erlanntt bit SRepubüI Wt^co
erft am 24. September 1836 an), fa^ biefe gon-
uention ungern, meil fie feine ^ntionatSre^te be-
einträchtige, gab fi^ aber jule|t jufiieben (9Jeutfte
®ef^. btr flirre, 9lug8b. 1844, 11, 824 f.; §er-
genröt^er, Spaniens SSeitjonblungen n, f. m., im
ärctiiD für loi^ol. Äirct)enre(^t, l^erau§g. ». IJreib.
u. 33!op be SonS unb gering, XU, 1864; Dl. &.
VI, 56 ff.). ©rtgoiXVI. bedeute aud) 1831 für
bie Stegutaren, nelci)t al@ Vermalter uon Pfarreien
Don btr flSfterli^en 3uc^t abgemii^en maien, einen
apDftoIifc^en äüfitatoi in ber ^rfon beS 9ifc|)Dfg
t!rianj1|iauISSaSquej uon $uebla (Xla^cala); aÜein
bit ^oitinoS, feit 1 833 mit bem $iäfibenttn Santa
Slnna miebei am Shiber, Eiegen tS gu Itiner 9ttform
fommen. Siftrfüdfitig auf ben Sinf[u| bt@ SItruS,
^obtn fie fofort allt fflöfttr auf, fücularifirttn bie
!DIiffionen, confiScirttn it|i Sigtnt^um für ben
Staat, beiaubten f o bie Snbianer aUti SilbungS-
mittel unb lunbigten fogac bem $apft ben ©t^oi-
fam auf. ällleS bieg bunten fie jeboc^ nui auf
Ummtgen erreid^en, meil bie Sn^Sngltt^teit beS
Zolles an feine Airc^t unb ben btiligen Slu^l ju
tiefge^enb mar. SStr nä^fle 5|Jräfibtnt, ^errera
(feit 1848), brang jur Orbnung btt fir<^(ic^en
angelegenleiten auf bie ©rri^tung einer gtuntio-
tur für 5DIeiico, welcbe f^on ©regot XVI. 6ea6-
fi^tigt bitte, unb meldte anä) 1851 unter 5[iräfi-
bent 5Irifta eifolgle. SliS iebnc^ bieftr Sßräfibent
1852 Unterbonblungen übet btn ab[^Iu| tineS
lEoncotboteB einleitete, mürbe et geftürjt unb Santa
anna abermals 5ßräfibent. Siefer begann nun
bie Äir(f)t no(^ mebr ju Berfolgen als früber, unb
btr $a|}fl flogte batübet in ber Mocution Dom
15. Secember 1856. gbenfo mufete 51Jiu8 IX. in
btr ^IDocution Dom SO. September 1861 flagtn,
bog bie SRegitrung bie ffitc^tn geplünbert, @rau-
famttiten gegen OrbtnSptrfonen wrübt, bie Si-
fc^Öfe roilHürlidl oerbannt (fie moren meift nadti
Som gefloben) unb bie ungerec^teRtn, Dom igai
gegen bie ffleligion angcfülllen @tftie erlaffen fyibt
(ain^io fürtat^oLffiii^enrei^tVII, 1862; 91. g.
1471
SKc^er.
1472
t
1, 117). 3n ber ipcitcm Mocutton öotn 16. 5IKärj
1863 fonntc swar bic fo notl^tocnbigc SSermcl^runö
ber SiStl^ümer publicirt aber nod^ fein erfreulid^e^
95ilb t)on ben fird^fid^en ßwPönben aJlejico'S ent«
iporf en »erben (Slrd^iö für fat^ol. Stxxä^znxtä^t IX,
1863; 5R. g.m, 433 ff.). 31I§ ttm ein 3a^r
fpQter baS mepcanifd^e 93oIf bem eblen Sr^l^ei^og
SWajimilian Don Dcflerreid^ als feinem ffaifer ju»
jubelte, fd^icnen beffere Sage für bie Äird^e »ie
r ben ©taat anbred^cn 5u »ollen; leiber warb
teg burcl^ ba§ bef fagenSmertl^e Snbe biefeS l^elben»
mütl^igen Äaijer§ vereitelt. 9Wit ber olten bürger-
lid^en Sfliföre 50g aud^ bie alit fird^Iid^e Sßirtl^«
fd^aft »ieber in SKegico ein, unb e§ ift bis l^eute
nod^ nid^t oiel beffer geworben. (93gl. befonberS
nod^ ffat^oüfd^e ^Kifftonen, greiburg 1875, 107 f.
194 f.; 1889, 22 f.)
S)ie l^eutige f ird^Iid^e Sintl^eilung ergibt ftd^ auS
nad^ftel^enber %abtSit, ju ber nur ju bemerfen ift,
ba| au|er ben oben genannten erften SiStl^ümem
im vorigen Sal^rl^unbert nod^ errid^tet würben:
SinareS (1777) unb ©onora (1779). «IS 1863
ouS ber einen ^ird^enproDin) brei gebilbet würben,
fmb bann neu errichtet worben bie fieben ©iöcefen:
lulancingo, Oueretaro, Sera Kruj, 6]^ila|)a, Qa«
mora, Scon, 3acatecaS. Später würben nod^ er-
rid^tet: Kiubab Sictoria ober laumalipaS (1870)
unb SabaSco (1880).
9(reatin
SBeböHe«
{ßfar<
qkm.
rung.
reien.
GrsbiSt^um Svtesico ....
684008
21460
4649421
710679
774
142
eiSt^um Slntectuera ....
70646
741274
128
0 (S,b\apa9
» dbüapa
» fttubab Cictoria . .
73000
262029
32
69231
363193
63
76000
140137
87
„ aneriba ober g)ucatan
127000
392728
70
,, Xahaico
80000
110000
14
H Xlatcala
86902
922944
160
« Xutanctngo ....
18039
434096
64
0 fßtva Grus ob. 3alapa
62820
682441
64
Qtnhiit^um (Suabalaiara . .
1934006
8733288
868
c. 80 771
802600
f 4 4n
83{0tbujn (^olitna
c. 37 004
72691
c 112
^^^^ w^^ ^^^ ^r9^rww ^mr ^^ ^ • ^^ • ^^F V V V * V
«r Surango
341437
422103
43
«r SinareS
218600
846326
86
« 6inaIoa
93730
201918
?
0 6onoTa
200846
143924
66
0 3acateca9 ....
0.70000
C.460000
22
ii{t<9<ii9ro9<ti| W4o<c<s
160026
8471967
171
(Urgbidt^um SVli^oacan . . .
0. 80 000
884106
68
Sist^um fieoit
32600
968113
22
«r 6an Suis Jßotoft . .
67826
616486
83
» Oueretaro ....
10200
203260
22
m Santora
c. 30 000
C.400000
36
|Uf. in ben 22 Stöcefen ane^ico^d:
2670019
9864660
1 1213
©aju fommt nod^ baS apoftolifd^e 93icariat9lieber-
Kalif ornien, errid^tet burd^ Sreoe Quod Catholici
nominis bonum oom 20. Sanuar 1874, baS auf
155 200 qkm 30198 ©eelen jöl^It. 5Kieber-6aIi.
fomien ftanb feit 1840 unter bem Sifd^of Don
©an ®iego unb fam 1852 infolge ber Abtretung
Ober «Kaliforniens an bie SJereinigten Staaten
unter ben erjbifd^of Don SKegico, bis eS felbftän»
bigeS Sicariat würbe. SDBeiter pnbcn fid^ in ber
SRepublif 5Kejico fieben unter ber ^ropaganba
ftel^enbe ilKiffionScoHegicn ber SranciScaner-Ob-
ferüanten. 6S finb bie^ innerl^alb ber betrcffenben
2)iöcefenaRifftonSmittelt)unItefurbteetwa 100000
eingeborenen, !aum jur ^ölfte getauften 9BqQ)*
bewol^ner (Dgl. Missions catliol. 1891, 493).
kluger ber bereits angefül^rten Siteratur iji v^
5U Dergleid^en: A. de Alcedo, Diccionariogeogr.-
bist, de las Indias Occid. 6 America, 5 toII,
Madrid 1786—1789; Lorenzana, Eist de
Nueva Espana, escrita por su esclareddo
conquistador H. Cories, aomentada con otro6
documentos y notas, Mexico 1770; Ade
Humboldt, Essai politique sur le royamne de
la Nouvelle-Espagne, 4 vols., Paris 1827;
Prescott, Hist. of the Conquest of Mexico,
3 vols., Paris 1844, aud^ beutfdj Seipsig 1845,
2 Sbe. ; Moroni, Dizionario di erudiz. storioo-
eccles. XLIV, 289 sgg., Ven. 1847; LXVHI,
175 sg., Yen. 1854; Balluffi, L' America an
tempo spagniola, Aiicona 1843, auS bem äta*
Ueni)d^en, I, 1. ^älfte, SEßien 1848; Brasseur
de Bourbonrg, Hist. des nations civiüsees du
Mexique et de TAmerique centrale, 4 toIs.,
Paris 1858; g. ft. ^. greil^crr D. atd^t^le«
(preu|ifd^er @efanbter in ^e^co), 2)ie &i|eta
unb inneren politifd^en 3ujlänbe ber SepuBfif
SWesico, Serlin 1859; 3. S5B. 3». 5DtarfMi, lie
d^riftl. aKifponen, auS bem engl., aRoinj 1863,
m, 183 ff. ; Clem. de Jesu Mungnia (Sifrol
Don SRid^oacan) , Defensa ecles. en el Obis-
pado de Micboacan desde fines del 1855 a
1858 6 sea Coleccion de representaciones j
protestas, 2 voll., Mexico 1858 ; Gh. Cahro,
Annales bist, de la revolution de rAmeriqiie
latine, 3 vols., Paris 1864; G. Ferry, Les
revolutions du Mexique, Paris 1864; Loms
G. de Yidal y Rivas, Biograpbie da general
Santa Anna, Paris 1863 ; Cuadro geogr., esU-
dist., descript. e bistör. de los Estados imi-
dos Mexicanos por A Garcia Cubas, Mexieo
1884 ; Carta gen. de la Bep. Mexicana, Guada-
laxara 1885; O. äBemer S. J., ftotl^. ftii^eii'
atlaS, greiburg i. ». 1888, 72—74. [9le§er.]
3Se?er (SBiHicuS), abom, 0. S. B., ant«
Sbam Don St. äBenbelin unb ^bam non
S^wilre genannt, ^t unb ßlo{ter*9iefotinatot,
legte um 1430 im Stifte Don @t. aRottl^ W
Srier baS OrbenSgewanb beS l^L Senebict os.
3n il^m erjog biefe %btei einen ber bebeutob'
jlen ^eftauratoren beS beutfd^en {HofierwefeiiS 'm
15. äal^rl^unbert. 3m September 1454 ttotb
9Jlet)er %hi beS unter feiner amtwirfung 14i8
reformirten ff (ojlerS ©ro^-SRortin in ffölB vA
wirlte nun über 40 ^al^re in weiten ftretjcn för
bie (Erneuerung ber Dielfad^ DerfoSenen W/^
lid^en SiScipIin — „gütig unb freunbfid^ gegei
bie ©Uten, ober aud^ ftreng unb entf^^ieben bei
SBiberfpönfHgen gegenüber" (wie ein etnxiS Job*
gerer Sl^ronift Don @t. SRartin Don i^ fcigt);
babei in feinem ganzen SBanbel unb Suftida
felber ein IBorbUb ber Orbnung unb Sinfad^
weld^c er bei feinen OrbenSbrübem wieber ^eiji"
fteUen fid^ beftrebte. pr biefe »eform^ötigieit
U73
3JltlQtX.
1474
eröffnete fid^ il^m ein bejlo größeres ^tX6, jie l^öu«
figec er borauf begüglid^e Sluftröge unb SSoQmac^-
ten em))ftng, balb Don ben (burd^ baS ffon«
fhnqer Concil tt)ieber eingefül^rten) $rot)tn5iaI«
captteln ber 99enebtctiner avß ben (in biefet ^in>
Ri^ t>ereinigten) IhKi^enprotiin^en ff öln unb Xrier,
Dolb txm ber 99ur§felber Songregotion (f. b. Sri.
SitrSfelbe), bolb Don Derfd^iebenen SStfd^öf en, unter
benen namentlid^ ber Sr^bifd^of ^ermann t)on
ftöln (1480—1508) i^n f^ö^te unb au§aeid^nete.
€4on 1467 erfd^eint er urfunblid^ qI§ ,,$rot)in«
lialjnrafe« unb ©eneralöiptator" für bie ftlöfter
fetned OrbenS innerl^alb ber genannten beiben
9Retro|)oIitQn{)}rengeI. 2)e^gleid^en präftbirte er
1474 bem gu @t. ^ntoleon in fföln abgel^altenen
$roinn5iaIcQ))iteI. 92icolQu8 t)on Siegen begeid^«
net in feinem Ghronicon eccles. unter bem ^Ql^re
1476 ifyx unb ben W)i (Süntl^er t)om $eterSberge
W €rfurt alS bie bamaligen „^öxüßitt" ber SurS-
fdber SongregQtion. 3Jl\i bereu 1469 geftorbenem
Stifter^ bem ^urSfelber ^6t 3ol^Qnne§ t)on ^ogen.
(Dar SReqer bereits 1464 t)on bem münfterif^en
8tfd^ofe äol^onn t)on SSatiem nod^ Sßeftfalen be-
ntfcit, um in fiteSbom beffere 3uftönbe angubal^-
iieii. Sbenfo betl^Iigte er ftd^ auf ben Sßunfd^
M Sr)bifd^ofd Sol^anned t)on Xrier bei ber Ste«
[onn beS iMoPerS Saad^^ in meld^eS er bel^ufS Um«
Kftoltung bed Sont)ent§ 1471 ad^t Snitglieber
lebieS eigenen JMoflerS fd^idtte. S)ie au§gebe|nte{te
tmb eingreifenbfte Zl^ätigfeit inbeg entmidtelte er
in ben S)i5cefen Utred^t unb fföln. 3n erfterer
Kiifitirte er 1483 fomol^I bie aRönner- al§ bie
gfcouenUbfier t>om Orben beS 1^1. Senebict. 3n ber
anbem gelang eS il^m^ au^er ^raumeiler (1467),
Z)eu| (1491), ben Ütonnenflöftem @t. ^gatl^a
In min (1459), SRoIanbStoertl^ (1466), ®räf-
taS^ (1471), namentlid^ aud^ im 3. 1474 bie
tcid^Sunmittelbare Slbtei SBerben gu reformiren.
Sn le^teremOrteübemal^m er n)ä]^renb ber nöd^-
fkn 3al^e felbfl bie ^functbuen eines W>k^. 3n
fASfi toenige anbere JMöfter mürben Sd^üler t)on
Q^ mtd @t. ÜRartin afö ^thit, ^rioren ober
EontMmtualen entfanbt, mlä^t bann mit bem Sid^te
f^ Zugenb aud^ baS ber Sßtffenfd^aft in {ene
übertrugen. S)enn gteid^ bem il^m befreunbeten
nUe @xmi^tt gu Srfurt mu^te aud^ er neben ber
Ucefe baS Stubium unb literarifd^e Seftrebungen
M fehlen OrbenSbrübem unb 3ögltngen mit glüdf «
Bil^ Srfolg }u beförbem. Seine eigene litera«
rifd^ S^ötigldt erjlredfte ftd^ ]^au|)tfäd^Iid^ auf ba§
IKtd^enred^t unb auf ba§ ffloftenuefen. ^u^er
einem Liber de rectoribus christianis et regu-
Kb, quflms respublica est gubemanda, ad Her-
mmnuimi Goloniensem archiepiscopum toxh-
nete er biefem einen Tractatus de statu archi-
episeoporam et episcoporum et patriarcharum.
^rner Derfa^ er Sbl^blungen über bie brei
Oibenfigelubbe, bie ^btSföal^Ien, bie fflofterDifita»
tionen, be^gleid^en Derfd^tebene aScetifd^e Sd^riften.
Eein Tractatus de septem gradibus spiritua-
aaoensioms in Deum tt)urbe nebft meiere«
reu feiner Orationes capitulares fpöterl^in bem
bcfannten P. 93. ^cg jur Slufnal^me in beffen
Bibliotheca ascetica jugcfteUt. — Sein an ibc»
betten unb SSerbienjten rcid^eS irbifd^eö Sagemer!
befd^Iol aWe^er am 17. gebruar 1499 in bem
nämlid|en fflofter, »cld^eS faft feit einem l^alben
Sa^rl^unbert feiner Seitung anöertraut mar. 3n
einem metrifd^en Clogium feine« iüngem 3eit-
genoffen 3ol$. 99u|bad^, ^riorS ju Sood^, »irb er
mit äied^t gerül^mt afö Servator, vindex Dux
relligionis avitae. (SJgl. Trithemii Annal. Hir-
saug., St. Gallen 1690, U, 576 sqq.; Hartz-
heim, Bibliotheca Coloniensis, Colon. 1747,
4 sqq. ; J. H. Kessel, Antiquitates monasterii
s. Martini majoris Coloniensis = Monumenta
bist. eccl. Colon. I, Colon. 1862, 154 sqq. imb
bie bort 372 sqq. obgebrudtten Urfunben. Sfemer
bie ßl^ronifen, 9leaoIogien :c. ber burd^ il^n refor»
mirten ff löfter, unter 9lnberem in b. Slnnalen b. ^ift.
SSereinS für ben 9«eberr^ein, ©eft 18 ff.) [güelt.]
SK^get (fo fd^reiben bie 95rüber felbft, nid^t
3Wetger),granj, Sofepl^unb^aul, geleierte
Senebictiner. 31^r 9?ater Sol^. ßl^riftopl^ mar
Äed^tSgelel^rter, ^rof effor unb angefel^ener ^ofratl^
bei mehreren Stetd^fürften. fjfrans, geb. gu 3ngoI-
ftabt am 25. October 1682, trat nad^ ben geeig«
neten SBorftubien in ba§ Senebictinerflofter St.
Seter ju Salzburg ein unb legte bort bie emigen
@eläbbe am 8. September 1651 ab gugleid^ mü
feinem Srttber Sofepl^, ber ju (Sid^ftött am 5. Sep«
tember 1685 baS Sid^t ber SBelt erblidt l^atte. 9lud^
ber iüngere Sruber ^aul, geb. ju Cid^ftätt am
23. 3loöember 1687, folgte il^nen ebenbal^in unb
legte an feinem ®eburt§tage 1653 gleid^faUS bie
DrbenSgelübbe ob — mol^I ein felteneS ftleeblatt.
Sin ber SBenebictiner-UniDerfttöt Salzburg uoO«
enbeten bie S3rüber il^re l^öl^eren Stubien uiü) jeig-
ten fid^ burd^ il^re l^erDorragenben ®eifte§anlagen
fomol^I mie burd^ il^re gebiegene ©elel^rfamfett unb
x^römmigfeit al§ mürbig unb beföl^igt, balb nad^
il^rer ^rieftermeil^e felbft ben Sel^rfful^I ju beftei-
gen ober mid^tigere Remter im fflofter ju vermal-
ten, burd^ SBort unb Sd&rift bie afabemifd^e 3u»
genb §u untermeifen ober in feelforglid^er Il^ätig-
feit meitere ßreife ju erbauen. 1. Sfranj mu^te
mieberl^olt ^l^ilofopl^ie, bann aud^ SRoraltl^eoIogie,
S^mbolif (Eontroöerfe) unb ßjegefe leieren urü)
mar längere 3cit 93eid^tt)ater auf htm 5Wonnberge,
bann Sfloöigenmeifter ju St. ^eter. S(m liebften
befd^äftigte er fid^ mtt aScetifd^er Siteratur. @8
ftnb gmar einige pl^ilofopl^ifd^e unb tl^eologifd^
Sd^riftd^en t)on il^m befannt, aber mel^r gerul^mt
ftnb feine a§cetifd^en9lrbeitcn: Philosophia sacra
(Saljb. 1678) an^ bem gfranäöfifd^cn be§ Stopn»
gincrS 3öo t)on ^ari§; Dioptra politices reli-
giosae (Saljb. 1694) au8 bem Qfrangöfifd^en beS
SDlaurinerS fie Sontat; Exercitia spiritualia
(Saljb. 1695)ebenfo; Succinctae meditationes
christianae (Saljb. 1695 f., 4 Sbe.) auS bem
granjöfifd^cn bc§ aJlaurinerS Klaube SMartin;
Via regia juventutis (tJfranff. 1699) and bem
4T
1475
ajlcjsofanti
1476
gtaficnifc^en ; §ctligc§ Scncbictmcr»3a]^r (SKün»
d^cu 1690, 2 »be.) quS bem Sateinijc^cn u. f. f.
Sranj ftarb am 11. ©ccember 1701.
2. Sofep]^ ^attc an bcr Uniöcrfttät ebenfalls
^l^ilofopl^ie unb meistere x$ö(j^er ber %^tolog^t,
namentlid^ ßjegefe, ju leieren ; l^iertür »erfaßte er
bie Institutiones Sacrae Scripturae (Saljb.
1680). ttcld^e 3iegelbauer (Hist. rei Ut IV, 62)
irrig Sfranj gufd^reibt. 3m Älofter öerfal^ 3oJep^
lange ba§ ^riorat in löblid^fter SBeife, toxt aud^
baS Slmt eines ^rofonglerS an ber UniDerfttät.
atufeer anberen, Heineren ©d^riften bearbeitete er
befonberS bie Historia Salisburgensis, tonnte
baöon aber nur bie erften öier 93ü^er fertig brin-
gen, ba feine fcl^möd^Iid^e ©efunbl^eit größere 9ln>
ftrengung öerbot; auf einer SBaUfal^rt nad^ 6in=
flebeln erlag er feinem Seiben am 16. October
1683 im ©ttfte St. ®aHen. 6ein SBer! fül^rten
t^rans unb $aul }u @nbe unb gaben eS 1692
l^erauS.
3. $aul burd^lief bie nömlid^e Sal^n als Seigrer
an ber Uniöerfitöt unb als Seiter religiöfer 9Jer=
eine. 9lm löngften l^atte er bie fc^olaftifc^-bog*
matifd^e Xl^eologie ju bodren, unb fo fam eS, ba|
er nad^ 93eröffentUd^ung mel^rerer einfd^Iögigen
Sractate bie Theologia thomistico-scholastica
Salisburgensis (2 fßht., Augsburg 1695 unb
1719) als fein paupixotxt l^erauSgob. (SSgl. SR.
JRittermüHer, 2)ic §au})toertreter ber t]^eol.»p^ilof .
SBiffenfd^aft an ber Seneb.=Unit)crf. Saljburg, in
ben ©tubien u. SKittl^eil. auS bem S3eneb.»Drbcn
1884, I, 135 ff.) ©e^r gelobt tourbe überbie^
$aulS Sacra historia de gentis hebr. ortu
(SlugSb. 1700); aud^ finb öon il^m, loie öon fei»
nen Srübem, mehrere afabemif(|e unb religiöfe
SReben bem S)rud(e übergeben toorben. 6r ftarb
am 12. «pril 1702. — ÖJabinon fd^äjte biefe
geleierte 3:riaS fel^r l^od^, befud^te fie perfönlid^,
als er 1683 feine SRcife burd^ ©eutfd^lanb mad^te,
nannte fte animas, quales neque candidiores
terra tulit, ben P. 3ofep]^, ber bamalS ^rior unb
^rofanjler ber Uniöerfität ttjar, inSbefonbere üni-
versitatis Salisburg. praecipuum omamen-
tum, unb fd&ieb fel^r befriebigt oon ©t. ^etcr, ob»
tDol^l feine 9lnftd^t über baS 3dtalter beS 1^1. SRu«
ptxt öon 3ofep]^ befämpft lourbe. (Sgl. Chroni-
con novissimum monast. ad S. Petnim Salisb.
606 sq. ; Viri insignes, quos Eichstad. genuit,
Eichstad. 1799, 326 sq. ; Hist. ünivers. Salisb.
378; Viri iUustr. Monast. S. P. SaHsb. m,
73 M.-S.) [SraunmüDer 0. S. B.]
WmofMÜ^ 3ofet)]^, Sarbinal - $riefter,
ber größte tpoli)glott aller S^ten, tourbe geboren
am 19. ©eptember 1774 in ber burd^ 3al&r]^un«
berte fo berül^mten UnioerfitätSjtabt ^Bologna, too
fein ©eburtSl^auS burd^ eine ©ebenftafel auSge»
geid^net ifi ©ein SJater granj »ar ©d^reiner in
örmlid^en S5er]^ältniffen unb fonnte nur fümmerlid^
Icf en unb f d^reiben, galt aber als mcd^anif d^eS ® enie ;
bie SKutter entflammte einem öerarmten Sroeige
ber altabeligen gfamilie S)att' Dlmo unb »ar eine
gebilbete, geiftreid^e unb babei tiefreligiofe gtou.
^on mel^reren ffiiü)em bief er (Sf)t blieben nur gtoei
am geben, neben 3ofe))]^ bie um jel^n ^a^t ottetc
©d^toefter Serefe. S)er Heine 3ofert ^Küte jem
britteS SebenSial^r nod^ nid^t DoHenbet, als i^bk
Sltem einer SRaeftra, »eld^e fd^on etnxiS oltm
ffinber in ben Slementargegenftänben unterrid^tete,
ant)ertrauten, nid^t, bamit baS JKnb am Unknid^
tl^eilnel^me, fonbem nur, um eS an bie ©d^ulemib
bie SRu)^ gu getoöl^nen. 911S aber bie fiel^rerin ie-
merfte, föie gefpannt ber ffnabe il^r gul^öre, tw
fud^te fte eS, aud^ i^n über baS ißorgetragene ^
befragen, unb 3ofe))]^ um^te f d^U unb ri^tig |&
antworten, fßon nun an tt)urbe er, obföo^l loeit*
aus ber 3üngfte, orbentlid^er ©d^üler bn unten
Slbt^eilung. 3u ber l^öl^em ^btl^eilung, in loeld^
ber ^riefter ^l&ilipp ßicotti Unterrid^t gab, lendt
er neben ben Slementarfäd^em bie ^nfangSgcusbe
ber lateinifd^en ©prad^e. 2)er Dortreffli^e 2e^
mad^te bie Sltem auf bie augerorbentlid^, ja
föunberbare Begabung il^reS ©ol^neS oufmeif'
fam unb ermunterte fte, benfelben bie 1^5^
©tubien mad^en gu laffen. 2)er Skiter 1^ bo*
gegen feine Sebenfen unb münfd^te, ba^ 3o{et)(
tool^l einen foliben Unterrid^t, aber nur in jenen
gföd^em beföme, bie il^n beföl^igten, als SRed^onifa
fein 99rob }u tierbtenen. 3um ©lüde l^e bk
SWutter eine beff erc ginfid^t unb fümmte bem Säote
nid^t bei. 2)a legte ftd^ ein ebler ^rieftet beS
Oratoriums (^^ilippiner), 3o]^onn 93. »efpigü,
in'S SRittel unb ertoirfte bie 3ufHmmung beS
gjaterS. P. SRefpigl^i unterrid^tetc feinen Sdjäl»
ling juerft felbft unb t)erfd^afftei]^m bann bie Si^
na^me in bie Don 3ol^. ^^anj gfiommelli 1616
gegrünbeten Scuole pie di Bologna, in loel^en
ber Unterrid^t unentgeltlid^ ertl^eilt mürbe. Ite
ben Seigrem an biefer Slnftalt befanben pd^ aii4
brei SRitglieber ber ®efellfd^aft 3efu, toel^ anS
bem fpanifd^en ^merifa nad^ bem Aird^enjiaate
gefd^aff t morben toaren. SS nxnen bie Sflifftonon
P. Immanuel Slponte, ein ©panier, P. SKaroÄ
@Scobar, gebürtig auS ®uatemala, unb P. Soten}
3gna) Xl^^ulen, ein ©d^mebe. 93on biefen nab
einigen anberen ^rofefforen erlernte SRe^ofanti
neben ben ©d^ulf öd^em bie fpanifd^e ©pra^, fo«
toie bie 9lnf angSgrünbe ber mepconifd^ unb eini*
ger fübamerifanifd^en 3biome. S)ie Stljfttt f^aXboi
eine ^ergenSfreube an bem jiugenblid^ ©(Per,
ber mit einer fd^neKen ^uff äff ungSgabe ein nw^
SRiefengeböd^tni^ tierbanb. Sin Seifpiel l^iettNm
ergä^lt aRanaDitt (f. u.). S)er ^ßrofeffor ber grie#F
fd^en ©prad^e gab aReggofanti ben Originoltest
beS SBerfleinS Ilspl ttJc lepa>(7uvT)cbeS|L&(t9{o«
ftomuS in bie §anb , begeid^nete i^m eine {b«
fällig auf gefd^lagene ©eite unb münfd^te, ba^ er jie
lef e unb bann auSioenbig recitire, um ^ {etci
tt>ie t)iel er fid^ bat)on ju merfen im ©tot&e tobt
aRej^ofanti las bie il^m be^eid^nete Seite bd)ä4^
burd^, gab baS 93ud^ jurüd unb recittrte brnrnbol
©elefene SBort für SBort. (&x iäfßt bomoIS }ioliif
3al^re. 2)er aud^ poetifd^ reid^ begabte 3üng&a|
U77 SWesjofanti. U78
ttrleb feine ©d^ularbeiten mit SSorliebc in gebun« ben alten, fei e§ in bcn mobemcn ©prodfeen, il^n aö
teiei Xebe, ein SSerfal^ren, baS er and) fpöter nod^. Seigrer sul^aben. 3m ^oloftebeS @xa'\tn3Raxt§icalä)i
http ate ^älot unb ßarbinal, beibehielt : eS q^- »ar er nid^t f o f aft Seigrer als f>auSfreunb. ® er ® raf
preit noäf Xaufenbe feiner SSerfe in ben t)erfd^ie> {leKte il^m oud^ feine gerabe an ©prad^merfen reid^-
benfien ©prad^en. — Slad^bem er bie 95orftubien faltige Sibliotl^ef gur Verfügung; jubem bejud^-
inr 93e}ie]^ung ber Uniüerfitöt t)oIIenbet l^atte, tt)ib> kn red^t oft üomel^me grembe bad gröflid^e fyiu%,
mcte er pd^ burd^ brei ^a^xt unter ber Seitung unb fo gab ed für il^n ©elegenl^eit feine ©prad^«
beS geW^en ^ofejforS Sofep]^ SogK mit beftem fenntniRe ju erweitern unb neue ju fammeln. Cine
Srfolge ben ))]^iIofop]^ifd^en S)i3ci))Iinen unb be« anbere ©elegenl^eit, Bpxa^tn, bie er bigl^er wenig
tHxA fid^ am Snbe berfelben um ben 2)octor» ober gar nid^t fannte, ju lernen, boten i^m bie mit
grob ; berfette warb i^m bei öff entlid^em 3lcte unter franf en unb öerwunbeten Äriegem angefüllten ©pi-
ftürmifd^m ^plauS guerfannt. Sin Sugen« unb töler lBoIogna'3, befonberS im 3. 1799 infolge
O^rmaeuge^ ^rofejfor ©antagata^d^Iic|t Jemen ber blutigen ©d^Iad^ten swijd^en bcn granjofen
>ieB^ügIid^ Sendet mit ben SBorten : Quis einerfeitS, ben Oefterreid^em unb SRuffen (unter
lutem aaditorom voces , adstantium clamo- ©uwarow) anbererfeitS. S§ lagen in ben Saga»
■es et frequentissimi consessus multiplicia retten neben S)eutfd^en Sged^en, $o(en, ähtffen,
estiinoma exprimere valuisset? ^Uetn ber Jh:oaten,©(ot)enen, SRagQaren unb SRumönen bunt
ugettblid^e 2)octor, ber eben 15 Saläre ^Sffik, burd^einanber. S)a erfd^ien er al§ barml^ergiger
Dar infolge ongeftrengter Arbeit mit feinen ßröf« ©amaritan, um üorerft ©d^ülcr, bann bei ben
m SU &tbe unb fo gefd^wöd^t, bag er bie ©tu« fatl^oUfd^m ©olbaten lBeid^tt)ater, bei ben ^fatl^o»
»im für längere Seit unterbred^en mu^te. 9iad^ Iifenburd^freunblid^cn3u|<)rudö2.röfterju werben.
oiebercrlangter ©efunbl^eit wanbte er fid^ ber ganb fid^ irgenb eine ©rammatif, ein SBörterbud^,
tfftoloqjit )u. Sin SRitfd^üIer, ber Srgpriefter ein ff ated^i§mu§ einer bie^begüglid^en ©prad^e, fo
Dlottti, weld^ ben Sarbinal überlebte, bezeugte, benu|te er bie 92ad^t (er f d^Iief regelmäßig, aud^ in
)a% ^d^ biefer in allen xjfäd^em ber Sl^eologie unb ben frül^eren unb fpäteren Solaren, nie mel^r al§
m rdmifd^en Siedete fo l^eroorgetl^an l^abe, als l^ötte brei ©tunben), um ftd^ ba§ gu feinem 3^edfe
X alle feine ffräfte auf iebeS einzelne oerwenbet. nötl^ige ©prad^material gu befd^affen. 2)iefe men«
Ca 9Res)ofanti nad^ SSoQenbung ber tl^eologifd^en fd^enfreunbUd^e 3:ptigfeit brad^te i^n mit ben
Stubien nod^ t)iel gu jung war, um bie ^riefter- Dfficieren in freunbUd^en SSerfel^r. ®erfelbe würbe
iDtt^ gu empfangen, blieb il^m 3eit unb SRu^e für il^n fel^r lebrreid^, fei e§, um bie rid^tige SluS-
Kintg, fid^ oorgugSweife mit ©prad^ftubien gu be« fprad^e eines 2ibiomS gu erlernen, fei eS, um neue
[duftigen. (St erweiterte feine ffenntnijfe begüglid^ ^uSbrüde gu l^ören. ^efonberS war bie^ ber SfaH
ber femitifd^en ©prad^en, laS, ja ftubirte ieben oom 3uni 1799 — nad^ ber ©d^lad^t an ber Sre«
mcicd^fd^ Elafflfer unb warf fxd) aud^auf baS bia — bis §ur©d^Iad^tt)on5Karcngo(3uni 1800),
etubium ber neueren ©prad^en. S)en erften Unter« wo Bologna in ben ^änben ber Oefterreid^er war
ci^t im 3)eutf d^en l^atte er f d^on oon bem oben unb auS ben oerf d^iebenften Säubern (Suropa^S ftd^
oiDdl^nten P. 2:^9ulen erl^alten. Snblid^ würbe er zeitweilig in biefer ©tabt t)iele gfremblinge auf«
am 23. September 1797 mit päpftlid^er S)iSpenS hielten, totli^t Sne^jofanti auffud^te, ober t)on
jmn^rieftergeweil^t, ad^t Sage frül^er aber infolge weld^en er aud^ wo^I aufgefud^t würbe; benn er
ciiicr glänjenben SoncurSprüfung als ^rofeffor liebte eS, fid^ in ben i^m fd^on befannten ©pra«
bor ^btöifd^en ©prad^e on ber Unioerfttät feiner d^en gu üben ober eine neue 5U lernen. 3m ^dfyct
Satoßabt ongefteHt. Sebod^ fd^on nad^ wenigen 1 803 befferteftd^ feine materielle Sage; am 29. Sa»
Dtmiaten wmbe er abgefegt, weil er ben oon ben nuar würbe er S^oabiutor an ber Biblioteca del
fconsöfifd^enS^l^örbengeforbertenSibnid^tleiftete Tlstituto di Bologna; am 4. Stooember erl^ielt
mib att ttntertl^n beS ^ßopfteS nid^t leiften burfte. er bie SeftaÜung als $rofeffor ber orientalifd^en
SMc ndd^fifolgenben Saläre waren für il^n eine 3eit ©prad^en, fowie für baS ©ried^ifd^e. Um biefe 3eit
iHdl Sorgen unb Sntbel^rungen. 93ater unb ^Jlutter lernte er ^erfifd^, 3Rauro«^rabi(d^ unb 3:ürfifd^.
Mreit nod^ am Seben ; ber erftere, alt unb gebred^« S)a er als ^ol^glott bereits einen europäifd^en
04, tonnte mit feiner §änbe Arbeit wenig ocr« Shif bcfa^, wünfd^teffaifer??apoIcon(1806)febr,
btOBCii ; bie bejial^rte SRutter war erblinbet unb bie ben ru^mreid^en W>hatt nad^ $aris gu sielten.
S^mttltt feiner ©d^wefter war fo jal^Ireid^ geworben SOtegsofanti lej^nte biefeS el^renbe Slnerbieten mit
(6 S5^e unb 6 IBd^ter), ba| il^r ®atte , ber aller §öflid&feit ab : feine aufrid^tige ©ejd^eiben«
$ciöddmuid^ 3of. an. SninareDi, fte mit feinem l^eit, baS SRigtrauen auf feine geiftige 99egabung,
geringen Serbienfie nid^t ju emöl^ren, nod^ weni« bie Siebe gur ^eimat, bie tJ^reube am Sel^ramt unb
ger bie JKnber, befonberS bie talentt)o(Ien jhtaben, bie garte ^nl^önglid^feit an feine Sfamilie bewogen
eqk]^ )u laffen üermod^te. So f oUte aJleggofanti il^n bagu. — 6in neuer ©d^Iag traf il^n im % 1 808.
fm oOe fläl^nxiter werben, unb er fal^ ftd^ barum Sin beeret t)om 18. 9^ooember unterbrüdtte bie
gn5t^, burd^ t)iele ©tunben beS XageS ^rioat« Sel^rfangelber orientalifd^en ©prad^en, unb SReggo«
bcMoiiengu geben. SBol^I waren bie oome^mftengfa« fanti erhielt eine ^enfton oon 1000 mailänbifd^en
niRen ber Stabt, SRareScald^i, ^attaDicini, Senti« Sire, gleid^ 350 f!. öfterr. SBöl^r., b. 1^. ben britten
iWjBßo n. 9L, l^erglid^ frol^, für il^re jf inber, fei eS in Sl^eil feines ® el^alteS. !Rot^gebrungen ertl^te er
1479
SWejjofantl.
1480
nun toicber ^riöotunterrid^t unb lebte jurüdgejogen
feinen ©tubien. 9?ebft feinem SieblingSfad^e, bem
Stubium ber tjerfd^iebenften ©prod^en, betrieb er
md) ha§, ber Slrc^öologie, StumiSmatif, Sjlronomte
unb St^nügrapl^ie unb galt and) l^ierin balb als
^eröorragcnber ©elel^rtcr. ®ie gfranjofen l^otten
bie obenertDQl^nte Biblioteca dell' ]btituto mit
ber Unit)erfltöt§bibIiot]^ef Dereinigt unb 9)2e3)ofQnti
)um goobiutor beS IBibliotl^efarS Slbbote ^ojjetti
ernannt (28. aWors 1812); brei Saläre fpöter tourbe
er beffen 9la^folger unb erl^ielt nun freie SBol^-
nung im UnioerfitätSgebäube. 3m 3. 1814 öer-
toeilte ^iu§ VH. bei feiner Südfe^r auS granf-
reicl^ einige 3:age in Bologna unb moHte benSRann
feigen, iveld^er il^m treu geblieben unb ani) ben
fd^meid^ell^aften Stuf 92a))oIeon§ nad^ $ari§ ob-
gelel^nt l^atte. S)er $a))ft fa^te eine ipal^re Se-
munberung für biefen eblen (Sf^axafttx, für bad
@enie unb bie au^erorbentlid^en Jtenntniffe biefeS
9Jtanne§; barum lub er il^n |)erfönli(j^ ein, mit
il^m nad^ 9lom gu fommen, um bort ba§ tt)id^tige
Slmt eined @ecretör3 ber ^ropaganba 5U über»
nehmen. SHIein SRegAofanti bat ben $a|)ft be«
mütl^igfl, il^m biefe Sajt ntd^t aufgubürbeu: er
l^abe bisher ein gurüdgegogeneS, nur ben @tuoien
gemibmeted fieben geführt, iDöl^renb il^n ber glon»
Senbe $o{ten in 9lom in einen Strubel mid^tiger unb
Ideifler ©efd^öfte fd^Ieubem mürbe. StmaS fpöter
lie| ber $a^ft bief e Sinlabung burd^ ben Sarbinal
SonfaIt)i mieberl^olen, allein gleic^faüS ol^ne Sr»
folg; ÜResjofanti fonnte fid^ nid^t entjd^Iie^en, feine
Saterftabt gu Derlaffen. ^Dagegen nal^m er bie Sr>
nennung gum $rof cfjor ber orientalif d^ Sprad^en
an ber l^eimatlid^en Unioerfttät mit nml^rer f^ergen^
freube an. ^u|er benObliegenl^eiten^ bie il^n afö
$rofe{for unb SSibliotl^efar in ^nfprud^ nahmen,
mar er aud^ al§ Seid^tDater, namentlid^ ber oielen
gfremben, fortmöl^renb tbotig; man nannte il^n aH«
gemein il confessore dei forestieri. 3eben freien
Shtgenblidf, unb itoax meijt bis tief in bie 92ad^t
l^inein, benu^c er )u jeinen Sprad^ unb Siteratur»
^bien. Sie großartige unb an ^rad^tmerfen reid^e
SSibliot)^! lodfte Diele Sfrembe gum SSefud^ an ; bie
meiflen litten e§ aber auf ben berül^mten Siblio*
tl^farabgefel^en. @oerfd^ienenberba9enfd^j^ron«
prins Submig (1812), ber preußifd^e gncbrid^ SBil-
l^elm unb ber f d^mebif dfie 0§car (1 828), im 3. 1 819
aber ber jtoifer oon Oefterreid^ Sfrang L mit einem
oielfprad^igen befolge. SJon anberen IBefud^em
feien nur ertoabnt ber gelehrte £ane 9)loIbed^ unb
ber tüd^tige $^^^^9 g^riebrid^ 3acob§ ouS ®ot^
(1825). Set^erer berichtete, bag Stessofanti bie
©renglinie s^ufd^n t)enDanbten Sprad^en genau
5U befHmmen unb in ieber berfelben fcfi unb fidler
aufzutreten miffe. Ser £idf|ter 2orb $t|ron mürbe
fein €d^äler im 9teugned^ifd^ (1823) ; er nennt
ibn „einSprad^umnber, einen ^nareu§ ber Sebe,
eine manbefnbe SSibliot^ef . . . Siefer Wann l^tte
)ur 3(it beS IBaueS be§ babplonifd^en ^burmeS
al^ allgemeiner Solmetfd^ leben foUen : er iil ein
mobreS SRirafel unb bobei ol^ne ^umaBung*.
Anfang SRai 1881 fd^idtte ba§ über feinen %tf-
ftanb fd^ulbbemu|te 99oIogna eine Deputation noi^
Stom, um bem neugemdl^Iten ißapft ©regorXVL
feine f^ulbigung bargubringen. SRes^ofantitDoretn
Sflitglieb berfelben ; benn man mu^e, bia| ber $app
f d^on al§ Siarbinal gappeSari mit il^m in einem rxf
traulid^en Sriefmed^f el ftanb. ®regor ernannte iljp
f of ort 5um f^audprölaten unb opoßoUf d^ ^lotD"
notar unb brang in il^n, nad^ Stom )u überfuMa.
2)iefe8 SRal glaubte ÜRejgofonti bem fo entfd^
benen SBunf d^e be§ ^ßapfteS entfpred^en ju müjjen.
S)er l^eilige SJater freute ftd^ beffen unb ergol^Ite bötn
f elbjl, ba| ftd^ 9Regjofanti, freilid^ erfi «nad^ einei
langen Belagerung", ergeben 1^. am 30. 0(«
tober gelangte er in Segleitung feines Steffen (So-
ietan unb feiner 9tid^te änno äßinareOt nad^ Sbm,
mo il^m ber fßapfi im Ouirinal eine äBo^nnng
anmieS unb il^n oorerft ^nm &nu)nicu§ in 3Raia
ÜRaggiore ernannte. — 9tom ttuir nun für 9Re)|i>>
fanti bie rid^tige Statte, ftd^ in ben ü^m fd^ be*
fannten @prad^ gu üben unb aud^ nod^ neue )b
lernen. S)a fanb er SoQegten ober ^ofpisien tn*
fd^iebener Stationen unb oor Mem baS Goll^inin
ürbanum ber ^ropaganba mit S^B^ingen oiS
aUen fünf Sßelttl^eilen. 9tur für bie d^inep^
@prad^e fanb er in 9tom vorläufig feinen S^;
barum begab er ftc^ auf einige 3tit nad^ Steopel, w
auf Sapo bi SRonte tunge e|inefen gu 3Sä\psmm
l^erangebilbet merben. 9m 15. SRai 1833 nmrbe
SReggofanti erfter SufbS ber iMiticamf^SiWo'
tbe! unb, um btefer nol^ gn fein, SononiaiS m
@t tßeter. ®Ieid^eitig ernannte i^n ber $o|rP
gum Sonfultor ber leiligenSongregotion prSÖc
rection ber Uturgifd^ Süd^c ber orieiäifiHa
jtird^e. 9m 12. ^bruor 1838 oeirte i^n $a)#
®regor XVL gum Sorbinolprießer vaib mieS tti
als ^itularfird^ @. Onofrio auf bem SoinaiU
an. Solange SResgofonti ^rölat mar (1831 M
1838), nannte man ii^n l^fig Monsignor LiiMh
siniere, meil er fein Sinfommen grögtcn^eiB
ben 9rmen gumenbete; aud^ bei feiner €laiM*
erl^ol^ung mu^ ber $apfl bie notJ^ioenbigeB W*
lagen befreiten. Sofort mürbe ber Carboud ym
$raf ecten ber eben ermaßen Songregation, fm
}um 9RitgIiebe ber ©enerolcongrcgotion ba$a*
paganba ernannt unb ben SongregotiimenbcS 3»
bqc, ber l^igen Stiten unb bei ^[kiifnng bcc Sk
fdE)öfe gugetbeiU. Sinmo^reS^^^^benf^beifeiKi
Srbebung bereiteten ibm bie Sbimncn ber $io^
ganba: fie gratulirten ibm in 53 üaid|iebaBi
Sprad^, unb ber &iibtnal banfte i^iaa in bs
nämli^Kn, in mel^ er begrüß mtncben wl
Saß er bie Dielfad^n Cbliegen^eüen femeS (o|a
Berufes auf baS @emif}eiii|Kiftepc erfüllte, fol
nur ermol^t merben; man nannie ffyi mäj/t fiß
®nmb un santo vivente. — SRi^faitfi W
Don 3ugenb auf f^MibUd^ imb nn^>ei^tt \ißn
fron! gemefen. S^ie funj^tbarcn (Erngniffe |nS«i
im 3. 1S4S, ber aRou^Imoib an Stfgr. $daa
unb am iRtnifter Stoin. bie glmbt beS $opjicS, Mr
^rodomirung ber Stepubli! n. f. m., nrnfTsn«^
1481 <mic^äa8. H82
hine @tfunb^nt xtoi^ tne^r. 3nt 3nuuai 1849 tDaIif<i^,Oui(i)ua(ba39IItt)etuanif4t).Sa}uIamni
Mptl ii)n eine Sungntenljünbung mit gafirifc^em noc^ iiHitig^enS 50 Slialette biefer Spinaen, bit
gitber. 3)tr e^mürbige Sßatient ertannle fttncn rr geläufig rebete. — Suf bie grofle, oie Mt^o^
iibttttüilfm Bu^imb unb bereitete fi^ }u einem fanti im Stanbe mor, fo niete Sfiia^eit auhu-
fdigm (£nbt. 6r ^ielt mit feinen §Q««ßenoIlen faffen, gafi « jelbft folgenbe Sinttrort: „3c^ be-
eilte neimtägigc Slnbai^t gum 1^1. Sofep^, feinem tioi^te biefe ©ptaij^engabe ali bejonbeteS @e|[^en(
9tatnfni' imb bejonbem ©ddufpatron, itnb em- ©olteä. ©oft gab mir boS dflerfeinfle ©proben«
ppng bann mit rii^mibtr anbackt bie b*ififl™ S'^ör, jo ba& mein O^r jeben Saut ober <Bä)OÜ
€lnbefacramente. 91m 15. iDIärj 1849 ent- qu§ bem ÜJtunbe eineS 3Inbtm gonj itnan auf-
ff^ief er otme oUtn SobeSfampf ru^ig im §tmi. fängt unb aud^ behält; eine folc^t ©^mieg- uiÄi
Seine leiten SBorte maien: Fioiamo con nn £8iegfamfeit ber @ptac^uetf}euge , ba^ i^ jebe
Gloria Patri I Andiatno, andiamo presto in <Silbe, jebcä SBort genau wiebergeben fonn; ein
Paradiflo. — Ser ^ini^ei bei llnterrid^ll, @^e- aii^erorbentlic^ treuei ®ebäd|tni| , buri$ uele^eS
mrtii, bot {i(^ an, ben Utirbinal mit Ttpublifani- ein get)Brtee ober gelefene8 9Sort für immer feft-
f^em $omp begraben ju laffen. Sie lOermanbten ge!)alten wirb ; enblid) bie ^i)ig(eit, ben OrganiS*
nitfen bitf(9 Stntrbitten jurüd. unb fo Uurbe bie muSbereinjelnen@fira^eno^ne!Diü^ejuerfa[|en."
tibq^E ^uUe beS giofien räanneS bei einbred^tnbei (SQgl. A. Manavitt, EeqnisBe historique sur le
Siu^t beS 17. ÜDlärj, nur Don ben IQennanbtcn unb Cardinal Mezzofanti, Par. 1853 ; C. W.Baaeel,
bct nehten Sienerf^aft begleitet, ttn<^ @. Onofrio The Life of Cardinal Mezzofanti, Lond. 1858
abetffiljrt unb bort on ber ©eife 3:orquQto Safio'S unb ital. SBoIogna 1859.) [iffiilterru|ner.]
bcigefcit. Sine einfache ÜRarmorplatte btdtc an- ^{i^iias (■h-^-'d), im 91. %. 1. ein $rop^et
f&ndij bog @rQb: im «Diäi^ beS 3a!)re3 1885 }ur 3eit ber ffbnige Sd^ab Dott ^Srael unb ^ofa*
ntHK in bcifelben ffii^e ein müibigeS Slbnument p^at Don Subn, ber ben SiigenCünften ber falfc^en
tnri^tct. !(uf%tft!)IbeeearbinaIS2.!m.^$arD$i, $rop^eten im nbrbli(^en 9tei(^e mit entfctiieben-
QkneraltricatS @t. ^eiliglcit, tdurbe bei biefer @e- ^eit entgegentrat unb bafiii mancherlei Ungema^
Itstti^ in @egennart einer au3 gtip^en unb }u erbulbcn bitte (3 ßbn. 22, 8—28. 2 !ßar. 18,
wnUtd^ SlUlgliebem beflebenben Eommiffion bet 7—27). — 2. einer Don ben ^ofbeomten in 3ubö,
Soig geSffnet, um einem Jett 3abren Derbreiteten toelt^e JSofop^al burc^'e Canb fi^tdte, um feinen
Ocrfi^ ju begegnen. 6§ uerlaulele nomlit^, man Untertfinnen baS ®e|ef be§ Öerm einjufi^ärfen
^obe ber iBeiii^e Dor ber einfargung ben ifopf ab- {2 ißar. 17, 7). — 3. iut ßeit beS Sßrop^elen
Cmmen, um OTejjofanti'e ©tljim einer genauen SeremiaS ein ©obn ©amariaä' unb enfel befi
[^ ju unterjiebtn, 9hin fanb fii^ aber, wie ®e^[imf[^reibfrSiSüpI)an, nwli^etbernftönigSoa"
bec notarielle SommiffionSberit^t fagt, ber gan^e fim Dinc^ri^t Don bem 3nt)alt beS SBuc^eS Seit*
Sn^nam nac^ 36 3abren noc^ unoerfe^tt, o^ne je miaS' brachte (3er. 36, 11—13). [Paulen.]
diialfamirt getoefen ju fein. — XUejjofanti'g 4. SJIic^äag Don ^oraft^i, einer betneine*
Vtoffxipf), S. SS. !Ru^eI, loeli^et ganj juDerläf- nn ^rop^ten, fii^rt im maforetbili^en %t^ ben
figt SmS'i'ft' ^^^ ^ ®^°^ t*« SSoÜtommen- 9tamen iDK^a — "=■■=, eerfürjt auS »n;o-'«, §ie-
fdt fantmdle, toomit ber grofie Singuift bie lon^muS laS mit ben ©eptuaginta n^s-x:, toeg-
tbqdnen €prai!^en be^rrf^te, gibt über beffcn toegen er ben Stamen mit Michaeaa (Mi^aia;)
©prai^IenntniiK folgenbcä ©i^ema : 1, ©prnd^cn, gibt. SDieSBebeutungip: „SBerifttoieSeSoDob?"
Bdi^e er mit fclteuerSBoQfommenljeil rebele, ntattn Oögl. gjlic^ael — „SQJcr ift aie @ott?") ^iero-
^räifi^, fflobbiniji^-^ebtäiic^, 5lrabifct), &^U ngmuS Ü6etfe|te aber ben iRcmen mit humilitaa,
fcif^, ÄDptifd), ^IrnKnijc^ (alt unb neu), ^erfifi^, toeil er i^n Don 1=« ober t-^ (jt^niintien, einfinten)
Ifirlifc^, DHbanefifc^, 3JtQlicfij4, ©riet^iji^ (alt ^eileitele. Su"" Unterft^iebe uon bem oben 1. ge-
nnb neu), 2ateinif^, 3talienifi^, Spaniftit), ^ortu= nannten ^ropbeten, fomie überhaupt Don onberen
«eftfc^. SranjDrii(^, Sieutfii), ©c^iüibifd), 3)öni|^. Speifonen gleiches 9iiiinenB, ^ei&t unfer Spropbet ber
noUhnbif^, Sldmif^, Gnglifd^, 3lli)riid), S8uf= Öorofl^ile; er mar nämlii^ gebürtig auS äßore«
Wd). 5ßDlnif4 &itä)i\^, 9Jiagqarijdi, 5£iinerif(lf ; Wi\ »eld^er Ort 1, 14 in ajerbinbung mit ber
ferner Sijrifi^, ©cej, SImarinna. ^inbopanifc^, Sp^iliftetfiabt ®at5 ertoä^nt mirb, alfo im ©üb-
©ujarati (oflinb. Sbiom), SaBfifcb, Sßalai^ifcft, mcflen beS ßanbeS gefui^it »erben mu&. iWa^
gaüfornifdi ; 2. Sprachen, bie er jclien unb nicni» ©ierongmuS, ber übrigen§ ÜKoiaftbi f^reibt, mar
gtr DoIUpmmen nbete, waren ffurbiji^, Georgia- OToref^et^ noäj ju feiner 3eit eine Heine Ort»
iä\i), ©erbif^, Sulgarifii^, gigeunerifi^ , Sße- fi^aft in ber 9iä^e öon gleutfjeropoliS , alfo in
gBomfi^, <8alla3, ^golefifdg, ^ejiconif^ ßfii- SubSa, fübmeftlidb Don Serufalem. — Wiijüafi
kitff4, Sßnuanifi^i 3. ©platten, bie er unDoQ- fc^eint fiauptfü^Ii^ im Sleicbe 3uba gemirtt ju
tpaiiBni rtbete, uuren : Singalefif^, iBirmanif^, ^aben ; benn nieDof)! er auc^ Don ©amaria rebet,
9atNnrif4. 3rI3nbif(6, ®Qlif4 SJelaroarifdi, E^ip- fo tritt er \>od) nidit mie WmoS auf, fonbcm er loill
Mmq ; 4. Sprachen, bie et nur auä SBüdöem ftu- 3uba mit bem ^inroeiS auf baS bef^Ioffenc ©li^id-
bid ISiiüte, nmren: ©an8(rit, aRalaiücb, 2onfine- fal beS nörblid)en 5Rrif!)e§ roamen. 9Jai!^ 3er.
Wt^, SoWtönbifd^, 3hit§eniii§, ^nefifc^, Settifd^, 26, ISf.flanberingerufalembeiflßnigunbffloIl
Soqtnt^iiiu^f^, £ibetantfc^, 3@länbif^, (£om- in tio^ein ^n|ef|en. 2)iefe ©teile beutet au4 on.
1483
SWid^äaS.
1484
ba6 feine SBirffornfeit für 3ubQ nid^t gonj frud^t»
lo§ iDar. ®ie S^ii feiner S^ätigfeit fällt nad^ ber
Ueberfd^rift 1, 1 in bie SRegierung ber ftönige
3oat]^an, ^ä)% unb (^^t^ia^, 3la^ 1, 6 ift ©a»
maria nod^ nid^t jerftört ; olfo l^at ber ^ropl^et
baS Sol^r 722 (biefe 3ö1&I barf man troj SorniH,
6inL in baS «. X. 181, tool^I bod^ feftl^olten)
nid^t mel^r erlebt ober ift iBenigftenS fo fpät nid^t
mel^r tl^ätig getoefen. 6r fd^eint unter g^ed^iaS
frieblid^en iobeS geftorben ju fein. 6r xoox alfo ein
SeitgenoffebeS 3faia§; bie| bezeugt aud^ feinSJud^,
ba§ fid^ üielfad^ mit bem 93ud^e 3fciiQ8^ berül^rt.
®a§ Sud^ aWid^öQS' jerfättt in 7 ffopitel, öon benen
ba§ 1. unb 2„ bann ba§ 8., 4., 5., unb mieber
ba§ 6. unb 7. jufammenge^ören, fo ba^ man brei
Steile 5u unterfd^eiben f)at, ttjie faft alle neueren
Crflärer annel^men. ®ie brei Sl^eile mad^en pd^
fd^on baburd^ fenntlid^, ba^ jeber mit „|)öret" ein«
geleitet xovcb, %abtl unb ^rol^ung auSfprid^t unb
mit einer mefftanifd^en 95er]^ei|ung abf^Iie^t.
©d^egg (®ie fleinen ^rop^eten 454) meint, bie
erfle SRebe ber 3eit be§ Soatl^an, bie jtoeite ber
bed %ä)a^ unb bie britte ber be§ Sjed^iaS ^utoeifen
JU muffen, ©id^er erfd^eint, ba^ ber ^ropl^et in
feiner ©d^rift ein ©ummarium feiner münblid^en
SInrcben gum 3c"Ötttff« für bie Suhinft geben
»iH; benn bie gefprod^ene ^ropl^etie ift für bie
©egenmort, bie gefd^riebene für bie Sutunft be»
ftimmt.
ültid^aaS tt)ei§fagt gunöd^ft ben f d^on feftgefe^ten
Untergang be§ nörblid^en, tt)etter]^in aud^ ben be§
Süblid^en Seid^eS, bie Verbannung ber SSraeliten,
)ann aber bie SBieberbegnabigung be§ SSoIfeS ® ot»
M unb bie anfunft unb SBirffamfeit beS aRefpaS.
®er ©ebanfengang ip folgenber. 1, 1: S)er aß»
möd^Hge @ott tritt auf aI3 Siid^ter. Unl^eil unb
SSenoüftung t)er]^ängt er afö geredete ©träfe über
©amaria, fpöter aud^ über Serufalem unb aUe
Ortfd^aften im ©üben. 2 : Urfad^e biefeS ©traf»
gerid^teS ip bie allgemeine Ungered^tigfeit beS
S}oße§, namentlid^ bie ^abfud^t unb UnterbrüdCung
beS 5Räd^Pen. fjalfd^ ift bie ßwöerfid^t, ber man
ätd^ l^ingibt: ber ^ropl^et lügt nid^t gleid^ 9ln-
»eren. Sine SBiebererl^ebung ip bamit nid^t au§«
gefd^Ioflenj bereinp tt)irb ®ott bie ©einen, »ie
ein |)irt bte f)eerbe, fammeln. U, 3 : Rotten bie
Sorftel^er be§ SoIfeS il^re ^pid^t getrau, fo föme
nid^t ba§ l^erbe ©efd^idt. 3lber man lieg pd^ tön»
f d^en burd^ falf d^e ^ropl^eten, bie immer nur ®ün»
ftigeS 5U öerfünben iDu|ten. ©o mug benn 3Wi»
d^äa§ in ber llraft be3 @eipe§ ®otte3 auftreten
unb ben Untergang be§ Xem))el§ unb ber l^eiligen
©tabt weisfagen. 4: grp nad^ langer 3eit erfte^t
ein neues ©ion, ju bem bie SSöIfer ber ganjen
ßrbe ^)ilgem. SSorerft mug baS Soll ®otteS eine
l^arte Suge überpel^en, mufe nad^ Sabi)lon man«
bem unb öon ben öeiben pd^ migl^anbeln laften.
Slber e§ ip unöermüftlid^, e§ überwältigt fogar bie
§eibenDöIf er. 5 : SiuS bem ©täbtd^en Set^Iel^em
tt)irb nämlid^ ein ffönig l^eröorge^en, ber eine
fJfriebenSl^errfd^aft für bie ganje 6rbe l^erbeifül^rt.
m, 6: ®ott l^ält bem SBoRe feine SBol^IÜ^ m,
bie fd^Ied^ten S)anf gefunben l^aben. äSrael tx*
fennt feine ©ünbl^aftigfeit an unb ip }u Opftn
bereit. 3lber ber ^rop^et fagt im 9lamen @otte8:
Sleugere Opfer genügen nid^t ; ®ott verlangt tx»
3ffiem innere SRed&tf d^affenl^eü 7 : S)aS Sott botf,
menn e§ 99u|gepnnung annimmt, auf ®cM
Varml^ergigfeit l^offen. SSßeil ober üorerp bie
©träfe fommen mu^, fo untermirft pd^ bie glmi«
bige ®emeinbe unb bittet nur um ®nabe f^ bie
3u!unf t, bie il^r aud^ jugepd^ert ttrirb. 2)er $10*
pl^et fd^Iiegt mit einer glül^enben Sobpreipmg @ot«
te§ unb mit bem 3lu§brud( ber 3u^^id^^ bo^
®ott bie alten, ben ^atriard^en gegebenen Set*
]^ei|ungen erfüllen ttjerbe. — S)er %tit be§ 3Ri«
d^äaS tt)eid^t bei ben ©eptuaginta jiemlid^ op ton
bem ber SRaforetl^en ab, unb man ertennt mf^
bog ber ben LXX tiorliegenbe l^ebröifd^e %tj^ nid^t
genau bem maforetl^ifd^en entfprad^, loomit aber
nid^t gefagt ip, ba| er beffer toar. 93. Shjffel
(Unterfud^ungen über bie Xestgepalt unb SetJ^t«
^eit beg 93ud^e§ Smd^a, Seipjig 1887) gibt ber
©eptuaginta'Ueberfe^ung baS 3<^ugni|, treu imb
pnngemäg gu fein, Dermirft aber baS SSePrebeo,
au§ ben ©eptuaginta unb anberen alten SJerponen
einfad^ burd^ 9Rüd(überfe|ung einen „reinen Ui^
te^t" gemimten gu moKen. 2)ermaforet]^fd^3:est
ip na$ ben grünbUd^en Unterfud^ungen Don Spfj^
mx nid^t DöQig fel^Ierfrei, aber im SSkfentlid^
Mt er pd^ „a\^ treue Ueberliefenmg be§ urpmlng'
id^en, Dom ^ropl^eten SRid^a felbft auSgel^enben
%tiW bar. 2)ie ©umme ber iBorfd^Iage Sbp
}ur SSerbePerung biefeS SeiteS befd^ränS pd^ auf
fünf SBörter utü) ein paar geringe ©treid^imgai
unb (Sinfd^altungen, bie im ^efentlid^en btali^
unbefd^öbigt lapen. 2)ie SBuIgata ip Dom mafore'
tl^if d^en Sejte nur unbebeuten]) öerf d^ieben. — Sä
neuere jhitif mill faum bie ^älfte unfere§ 9it^
aj^id^öaS gugePel^en, alle§ Uebrige oI§ fpätere 3»'
fäje erflären. gmalb (in ber 2. SluSg. feiner J^
pl^eten beS «. S.", 1867) fprid^t ba§ 6. unb 7. flc-
pitel aJ^id^öaS ab. SßeEl^aufen (in ber 4. «nflber
ginieü. in ba§ «. S. 0. Slee!, 1878) loiE in SbfA
55. 9 u. 10 ganj befeitigen, Aap. 6 unb 7, 1—6 in
bie 3rtt be§ SKanaffeS unb 7, 7 ff. in baS gplDtr--
fe|en. ©tabe (im l.Sal^rg. feiner Seitfcftr.ptr bie
alttepamentl. äßiPenfd^., 1881) "^at oud^ boS %m
4. unb 5. ffopitel Derbäd^tigt, b. 1^. als $rdmd
fpäterer Ueberarbeitung be§ 9Rid^äad erllört; er
tt)in nur Aap. 1—2, 11 unb Stop. 3 als öd^t an«
erfennen. Slel^nlid^ öerf äl^rt Somill (6inL in boS
a. S., 1891), inbem er nur Aap. 1—3 üor 722,
6, 1 bis 7, 6 in bie 3eit beS aRanaffeS, aBeS
Uebrige in bie gried^ifd^e 3cit, etttw 300—250,
fe|t. Ueber fold&e ffritif fagt fogor »eu| i®^
beS a. S., 1881, 313), Pe grünbe pd& ^^oiipt-
fäd^lid^ auf bie logifd^e Slnalqfe, toeld^ überall
SBiberfprüd^e, Derf^iebene ®epd^tSpunfte vl\.^
entbedtt l^aben mill", unb gePel^t feinerfeitS, baj
er nid^tS ©old^eS gefunben ^abe. Sl^Pel l^t in
feiner ©d^rip über SRid^äaS (f. 0.) bie 9ut^
1485
Wxä)atl
1486
beS XesteS (@. 199—282) genau unterfud^t unb
ffi ju bem ßrgebniffe gelangt, ba^ ftd^ bad ganje
SBud^ unb inSbefonbere aud^ bie beftrtttenen @teUen
tcd^t gut «^aud Der aff^rif d^en $eriobe l^erauS t>tt*
Men, ia biefelbe forbem''. SBenn }. f8. 4, 10
Ott Skrbonnung nad^ !93ab9lon emöl^nt toirb, fo
1^ bie| felbfl t)om rationaliftifd^en @tanbpunft
aus nid^td ^tuffaüenbed, totxl bie affprif d^en ^en-
fd^ feit 745 ft(^ 93abel untemorfen unb Sin-
lool^ner beS ßupl^ratlanbeS nai) SSorberaften t)er-
pfbmgt litten, bie bann burd^ Sdraeliten erfe^t
iDerbm fonnten (t)gl. @(^raber, jfeilinf d^riften unb
«. S., 2. «ufl., 276. 449; SR^l 226). ©al^er
bunte SRid^öad fid^ eine 2)ep()rtati()n nad^ 93abQ-
lon, felbft tt)enn er nic^t t)()m ©eifte ©otteS er»
leud^tet gemefen tooxt, red^t mol^I t)()rftellen. SBer
eine 3nfpiration unb äBeiSfagung für möglid^
ffilt, ift burd^ nid^tS ge)tt)ungen, fpötere 3ufä^e
iax @d^ft bed ÜRid^öaS an^unel^men. (Su^er ben
ßinleitungSmerf en unb ben f c^on citirten ©Triften
f. bie Kommentare t)on @d^egg, 2)ie fleinen ^rop)^.
uberf. u. erfl. ü, äßünd^en 1854; Enabenbauer,
ComiiL in Proph. min. I, Par. 1886; Trochon,
Lespetitsprophätes, Paris 1883; Säur. Steinte^
SReff. aBeiSfagungen bei ben ißropl^. ni, ©iegen
1861; ®erf., ®er iJJropl^et ÜKid^a, 95eitr. 5. CrH.
beS a. X. IX, ©ie^en 1874; femer Sagpari, lieber
9Kd^ b. ÜRoraftl^iten, S W^nia 1852 ; Boorda,
CoDim. in vat. Michae, Lugd. Bat. et Lips.
1869; Maurer, Gomm. in Y. T. 11, Lips. 1836;
;, «leine ^ropl^eten, Seipaig 1838; fteü,
$rop]^eten, Seipsig 1866; ihiobcl ^ro-
^ctiSmuS n, 93re§Iau 1837 ; igyengftenberg, S^ri-
ppfojgie I, SSerlin 1854.) [@eifenberger.]
IftU^aet (}»t^y quis ut Dens?), in ber |ei'
D|en &fydU 1. ein S^raelit aus bem Stamme
Sfer, Soter eines ber jmölf nad^ Sanaan gefanbten
ftunbf^fter (9hmi. 13, 14). — 2. ber Sol^n
SU^d, riner ber im Oftprbanlanb angeftebelten
®abüen (1 $ar. 5, 13). — 3. ein iBorfal^re beS
den ©enonnten (1 ^ar. 5, 14). — 4. ein Seöite
ma ber Steil^ beS ®erf on, SSorf al^re %p]^3 (1 ißar.
6, 40). — 5. einer ber fünf ©öl^ne beS Sjral^ia
ans bem ©tamme Sffad^ar (1 ^ar. 7, 3). —
6. ein Senjaminit, 92ad^!omme Saria^d (1 $ar.
8, 16). — 7. einer ber „Surften über Saufenb in
Sbmaffe", meldte ftd^ ju Sat)ib nad^ @iceleg ffüd^*
iden (1 ^. 12, 20). — 8. ber ©atcr 9lmri'§,
eines @tamme3fürften in äffad^ar »äl^renb ber
abgierung ffiaöibS (1 ißar. 27, 18). — 9. einer
bet 651^ beS JtönigS äaf apl^at, toeld^e t)on il^rem
9ntber 3oram getöbtet mürben (2 $ar. 21, 2. 4).
— 10. ber SJater eincS ber Begleiter ßSbraS'
(1 esbr. 8. 8).
11. Siner ber t)()me]^ntften Sngel. 3m 91. %.
trid> berfette nur ^gürft" genannt (®an. 10, 13.
21 ; 12, 1), mobei feine ßngelnatur al§ befannt
tNnron9gefe|t mirb ; ba§ 91. X. fprid^t biefelbe au§,
inbem Vhd^el Offenb. 12, 7 als prft t)on
Ciigdn angefül^rt unb 3ub. 9 ßrjengcl genannt
trtib fl. b. art. IV, 869). «n bicfe ©teilen
fnüpft ftd^ ber ®Iaube ber jhrd^e, toit er in ber
Srabition fortlebt, ol^ne je burd^ eine Sel^rentfd^ei«
bung normirt }u fein. S5ei ®an. 10, 13 offen«
bart SRid^ael bem um bie 3urüdp^rung feined
IBoIfed flel^enben ^ropl^eten im ©eftd^te, ber gfütft
(b. i. ©d|uteeift) beS Seid^eS ber iJJerfer l^abe fei»
neu !93emü]^ungen für bie enblid^e ßrfiUIung biefeS
©cbetcS toibcrftanbcn: „Unb ficl^e, SDlid^ael, einer
ber öomcl^mftcn Qfürften, fam mir ju C^tlfe''; ögL
9J. 21 : „9licmanb ftcl^t mir bei atö ajlid^ael, euer
gfürft." ®iefcS Attribut toirb ®an. 12, 1 bem
ßngel mieberl^olt beigelegt : „9Jlid^aeI, ber gro^e
gfürft, ber für bie ©öl^ne beineS SSolfeS ftcl^t".
^ad^ Anleitung biefer ©teilen mürbe t)on ben
93ätem ber 1^1. ^id^ael als ber ©d^u^geift beS and»
ermöl^Iten 93oIfe§ betrachtet (t)gl. Dionys. Areop.
De caelest. hierarch. c. 9 ; Hieronymus, In
Daniel, c. 10; Chrysost. De laudib. S. Pauli
homil. 2). 2)ad fpötere nad^d^riftlid^e ^ubentl^um
bilbete biefen ©lauben in feiner äBeife meiter and
(ögl. ©frörer, Sal^rl^. beS ©eilS 1, 371 ff. ; SBebcr,
©Qftem ber altf^nagogalen palöftinenftfd^en Xl^eo»
logie, Seipsig 1880, 165. 168). ®iefelbe Sin«
fc^auung liegt aber fd^on ber ©teUe im 93riefe
3uba 5u ©runbe, mo t)on feinem jfampfe gegen
ben Xeufel megen 9Jlofed' Seid^nam bie Siebe ift.
auf bie ©teße Offenb. 12, 7 enblid^ (68 entftanb
im igyimmel ein großer ©treit: SRid^ael unb feine
ßngel fömpften gegen ben 2)rad^en u. f. m.) grün-
bet ftd^ ber fd^on frül^e auSgefprod^ene fromme
©laube, ba^ ber l^eilige Sr^engel anä) ber l^imm-
lifd^e ©d^u^geift ber ($riftlid^en JNrd^e fei. 2)iefe
SReinung ftnbet fid^ im Pastor Hermae (SimiL
8, 10 lat. ed. Hilgenfeld, Lipsiae 1873: Haec
autem lex filius dei est praedicatus . . . Po-
puli vero stantes sub umbra hi sunt, qui au-
dierunt praedicationem ejus et crediderunt.
Nuncius autem ille magnus et honestus Mi-
chael est, qui populi hujus habet potesta-
tem et gubemat eos). 2)od^ f d^eint biefed attri»
but fonft bei ben SSötem bem Srjengel nid^t l^öufig
beigelegt }u merben. 3n einer Siebe bed ®iacon
unb Sf artopl^Qlas ber großen JKrd^e }u Sionftan»
tinopel, ^antaleon (Lipoman. In fest. S. Mich.),
mirb ber l^eilige ßrjengel gepriefen ald berjentge,
ber ben S^riften gum ©iege t)er]^ilft, ber il^re
jtird^en erfreut, ber bie ©tabt ber Stömer befd^ü^t,
ben Äaifer gegen bie Sarbaren bewaffnet u. f. m.
aud^ bei 9licep]^oru8 eaUiftuS (H. E. 7, 50) fagt
ber 1^1. 99Md^aeI, ba er bem jtaif er Sonftantin bem
©ro^cn erfd^eint, öon fid^ auS: „3d^ bin 5Ki(^aeI,
ber l^ecrfül^rer beS ^crm ber igycerfd^aaren, ber
Sefd^ii^er bc5 ©laubenS ber Sl^riften." 68 !ann
nid^t geläugnet merben, ba^ bie anfd^auung, mo«
na^ ber 1^1. aWid^acI aI8 ber ©d^u^geift beS d^rift»
lid^n SoIfcS aufgefaßt mirb, ber l^eiligen ©d^rift
gans gcmä^, ba^ fie eine ganj natürlid^e gol«
gerung barauS fei. S)ie Rxxi)t felbft fd^eint fic ju
aboptiren, inbem fie auf baS geft beS Sr^engel^
(29. ©eptembcr) bie antipl^on aufgenommen: Mi-
chael Archangele, veni in adjutorium populo
1487
Wiä^atl, Orben unb Songregationen.
1488
Bei (2. 9loctum nad^ bem römifd^en 93ret)iet). Sin
anbetet ftommet ©laube bagegen, bet ben l^eiligen
6t§engel al§ ben fSfül^tet bet ©celcn in'§ iJJata»
bie§ t>txt\)xi, f)at entf (^{ebenen ^uSbtud in bet
Situtgie etl^alten, unb jtoat im Officium beS
^fteS (praepositus paradisi, in bet 2. 92octutn;
constitui te principem super onmes animas
BUBcipiendas, in ben SaubeS; enblid^ in bet Missa
pro defonctis : Signif er sanctus Michael re-
praesentet eas in lucem sanctam). liefet
^omme ®Iaube gtünbet fi(^ auf bie etmöl^nte
©teDe bet Dffenbatung (12, 7), inbem biefefte
oud^ f^mbolifd^ t)on bem Jtontpfe^ ben Sucif et ftetd
gegen bie ffitd^e unb il^te tteuen ffinbet fül^tt, ge-
beutet ttmtbe ; btefe leiteten nomlid^ bef c^ü^t 9Jh«
d^ael t)ot feinen ^ngtiffen^ l^auptföd^Iid^, ido fte
biefed SeiftanbeS am metften bebütfen, im Xobe.
9Jlan ftnbet biefe 9Jleinung f d^on ftül^e, fo bei S3eba
(Hist. Eccl. Angl. 5, 19), SupatbuS (Vita S. Ar-
nulfi), 99()nat)entuta (Legenda S. Francisci c. 9).
Uebet bie l^ietatd^ifc^e ^angotbnung, tueld^e bet
l^eilige St^engelinne l^abe, maten nid^t immet bie«
fetten Meinungen in bet ftitd^e geltenb. SBä)^«
tenb 5. 93. bet 1^1. Saftliud (Homil. de angelis)
il^n übet alle Sl^öte bet ßngel fe^t (toxt aud^ fpötet
$antaIeon, ^Hwptci, fiautent. Suftiniani, @al«
meton, SeHatmin u. 91.). lä^t il^n bet englifd^e
Seiltet (Summ. 1, q. 113, art. 3, in Opera X,
346^, Antverp. 1612) Mofe ben ßtften in bet
legten l^ietatd^ifd^ien @tufe bet ßngel fein. 2)od^
bie SJlel^t^al^I bet Seiltet unb bie Jtitd^e fettfl
in il^tet l^etligen Situtgie (princeps militiae an-
gelorum, quem honorificant angelorum cives)
neigt fld^ bet etftetn Meinung ju. SHe l^ietbei
entftel^enbe Unflatl^cit ift auf bie imSltt. ßtjcngel
IV, 869 betül^tte Setfd^iebenl^eit jutüdf^ufü^ten.
SBenn enblid^ bet 1^1. Xl^omaS unb nad^ il^m Sin»
bete bie SOteinung auffteUten, bag auf ba§ ©ebot
beS i&ettn l^in (2 Il^eff . 2, 8) SKid^ael ben Slntt.
d^tift (unb Iroax auf bem Oettetge) tobten tuetbe,
fo bejicl^en fie fid^ eben hiebet auf jene ©teilen,
in tt)eld^en bet St^engel ald bet befonbete Iam))f«
getüftete ®ä)\xi}tx bet d^tiftlid^en ®aä)t etfd^eint.
Sl^tiftlid^e igyeete sogen al§ IBettl^eibiget bet d^tift-
Ii(|en Qaä^t ftitl^et gerne mit @t. 39Zid^aefö 93iQ)
auf bet S^al^ne in ben fltieg, militätifd^e Otben
tt)ä^Iten il^n }um Button u. f. tt). 2)ad g^eft bed
% 9Jlid^aeI tt)itb in bet JHtd^e am 29. ©eptembet
gefeiett. (Settö^nlid^ leitet man beffen Utfptung
Don bet Stfd^einung be§ St^engelS auf bem 99etge
®atganu§ l^et, meldte nad^ Sinigen im % 493,
mal^tfd^einlidjet abet um^3 Sal^t 520 (Acta SS.
BoU. Sept. Vm, 57) fld^ eteignet l^at. Mein
99intetim l^at batauf aufmetffam gemad^t, bag baS
3feft t)iel ftül^et, im ©actamentatium beS l^L Seb
nämlid^, öotfommt untet bet ^luffd^tift: Pridie
CaL Octob. Natale Basilicae AjigeÜ in Sala-
ria. Otationen unb ^täfation bejie^cn fid^ auf
ben ]^I. 9Jlid^aeI unb beuten nid^t blog auf einen,
fonbetn auf mel^tete ben l^ciligen Cngeln geioeil^te
Otte; bie putalität bet SWefefotmuIate enblid^
bezeugt, bag baS fifeft aud^ fd^on ftäl^ mu| g^
feiett tootben fein. Sap fommt, bo^ bie @nc«
d^en, toeld^e ebenfalls biefeS ^ft feiern, fid^ tn^
auf bie Apparitio in monte Gargano bemfes,
fonbetn t)ielme^t auf öltete, fd^on in ftü^ete Seit
faHenbe SBunbetetfd^einungen, befonbetd auf bie*
jenige, toeld^e in bet t)on Sonftantin bem @to^
in bet iBotftabt t)on S39}an} etbouten unb t)on ^
MtxaiQXiov genannten JHtd^efid^ eteignet. 2)a|Smi*
ftantin biefe JHtd^e etbaut, betid^tet ©o^omensS
(H. E. 2, 3; ögl. Niceph. CaUist. 7, 50); S^w«
pl^aneS, betSl^tonogtap|, enoöl^ntnod^ eine anboe,
in mlä^tt ebenfalls, mit SebtenuS bend^tet, SSBus*
bet gefd^el^en fein f ollen. SBal^tfd^einlid^ ifl e§ bem*
nad^, ba^ baS Sf^ft getabe in biefet 3cit entfUmben.
9lbenbIönbifd^eJ?aIenbatienbeflatigen biefe 9nft^
inbem fie bie Apparitio auf bem ®atganu§ (mf
ben 8. 3Rai oetlegen, an bem e§ oud^ j[e|t t)on ba
JHtd^e gefeiett mitb (in ben Sectionen bed 9tet)ie:§
f. bie ©efd^id^te). Sinket ben ettodi^nten Stfd^*
nungen beS Stjengefö l^at ba§ Wter^um no(^ ie*
fonbetS ba3 9lnben!en an smei anbete äBunb(^
etfd^einungen aufbemal^tt, namlid^ 1. App. in
monte S. petra Tumba (im 8. 3a^t]^tn&ert),
auf bem 93etge oon ©t. SRid^el, einet faum etfteig-
lid^en g^elfenjadCe am SReete bei SRouen, too boO)
einet bet betul^mteften äBaUfal^rtSotte entjlonb;
2. App. in monte Hadriano (nad^ SotomuS
jtoifd^en 607 — 615), auf bet (SngelSbutg, too bet
Stjengel bem Rupfte etfd^ien, fein ©d^mert in bie
©(|eibe ftedCenb, momit et bad Snbe tfet $ejl an>
lünbigte. 3n S)eutfd^Ianb mutbe SRid^aeß Sejl
eingefül^tt, unb itoax al§ f^feiettag, um bie 3nt
jtatld beS ®to^en. 3Ba§ bie Slbbilbungen betzifit
fo etfd^eint @t. SRid^ael meift als 93eftegec beS
Seufefö, mie et il^n mit bet San^e burd^fi5|t, mit
bem ^nfi auf i^n ttitt obet il^n feffelt unb in ben
Slbgtunb fttltgt. Oft etfd^eint et oud^^ bie Sage
beS ®etid^td in ^dnben l^altenb, lootin et eine
©eele gegen einen SSetbammten obet gegen ben
Xeuf et abwiegt. 3u bemetlen ift nod^ , ba| in
S)eutfd^Ianb, befonbetS aud^ burd^ ben l^L Soni*
fatiuS, t)iele bem äBuotan, bem ftiegerifd^ @otte
bet ©etmancn, l^eilige Otte, befonbetS Setge, bem
1^1. 9Jlid^aeI gemeü^t tt)utben, eine toeiSbeitboDe
Oefonomie unfetet etften 3l)>ofieI, toeld^e bie Orte»
oon benen fld^ ba§ 93oI{ nid^t ttennen tonnte, bnn^
d^tiftlid^e Jtitd^en l^eiligten unb oon bet 1^
nifd^en Sfabel auf bie d^tifilid^e 3Ba^tbett ^
toiefen, auf bie il^te ©öttetle^te aud^ xa iW
entfteQten 3ügen nod^ beutete. (33gL Molanns,
Histor. SS. imag. et pictur. 3, 40; 3Rta^
gl^tiftlid&e ©^mbolif, 2. 9luf[., H, 127 ff. Heber
baS gfeft f. Sintetim, S5enftoütbig!eüen V, 1,465;
t)gl. aud^ Comel. a Lapide in Daniel. 10, 13;
12, 1.) [ftetlet (ffaulen).]
^i^aetf Otben unb Songtegationen unter
bem 9lamen beS fe^engelS SKid^aeL L aitte^
otben: 1. Slngeblid^ mutben im Sfronfenreiiie
4815Dflid^aeI§tittet oom beiligenSolb«
g e f ö I e (chevaliers de St. Michel de la Sie.
1489
3Jlid^aeI ßeruIartuS — TOtd^ael öon Kcfcna.
1490
bnponle) g^f^ftet, um baS Oelgefög )u lauten,
Dcl(9c8 ber Sage nad^ bem ^L SRemigiuS burd^
ine Xottbe Dom ^immel l^er gebracht ttmrbe, al§
lihtig (El^Iobmig bie Xoufe em))ftng (f. b. Slrt.
Imindlen I, 765). SHefer atittemben |at iebod^
ue beftanben, unb bie t)erf(i^iebenen Stad^rid^ten
iber il^ gnmben ftd^ nur auf bie Xl^atfad^e, bag
m bn Sbtei Samt-Kem^ in SteimS lel^enS^flid^'
ige Sorone in fpdter 3eit (etnm feit 1610) ba§
miä^ Siedet befa|en, bie ©fangen be§ Salbad^inS
u Rotten, toenn ber 3(bt baS Oelgef d^ beS f)l Ke»
itgiuS jur Ordnung ber fran^öfifc^en Könige l^er»
fünio. (Moroni XXVI, 262.)
2. S)er fran}öfifd^e SRitterorben t)om 1^1. SJli-
)ae(, geftiftet 1469 t)on Subtoig XL, galt nad^
iüb\ä^ bed ©temorbend unb t)or Srrid^tung
t§ OrbcnS t)om ^eiligen ©eifte (1578) al§ ber
oniel^fie aller fran^öftfd^en Orben. SBöl^renb
er Sieflauration erneuerte il^n 1825 jtarl X. auf
ix}e3eit. (HelyotVm, 1721, 370.)
3. S)er ba^rifd^e SRtd^aelSorben tt)urbe
721 ttm fturfürften 3ofep]^ SIemend t)on jtöln,
)crsog Don 93a9em, 5ur ^ufred^tl^altung bed latl^o-
ifd^ (glaubend gegrünbet. ^apft ißiuS YIL be*
tatigte il^ 1802. Unter Subioig I. ttmrbe er 1837
K einen Serbienfbrben umgeuanbeü unb unter
DttD L 1887 reorganifirt.
n. lieber bie Kongregation t)om 1^1. 9Jtt"
f^atl SU SRurano f. b. Slrt. Samalbulenferü,
L747 f.
m. lieber bie Xbd^ter U. S. S^rau t)on
>et £iebe ober Dom 1^1. SJtid^ael f. b. 3(rt.
»ebc Vn, 2005. [»eiffel S. J.]
liiAuf femtorists, f. SeruIariuS.
fiiMef DonSefena, g^ranciScanergeneral,
Ikorteiganger bed JtaiferS Subttig be§ Sägern,
^SfyA feinen Seinamen nad^ feiner ®eburt§ftabt.
Rq4 bem Sintritt in ben ÜRinoritenorben mad^te
Et ferne Stubien }u $an8, mürbe SRagifter ber
E^Iogie unb oerfa^te mel^rere e^egetifd^e 9lb>
^Mungen über bie l^eilige @d^rift unb ben Ma-
gister sententiarum. fßoU ©tolj auf ben SanbS'
nasn berid^tet ber Snnaltft Don (Sefena, mie au§>
iqeii^net Sruber SRid^ael in aSen SBiffenf d^aften,
MunenÜid^ in ber Xl^eologie, gemefen fei, unb mie
in ber ganzen SBelt laum feines ©leid^en gefun-
ben toäbt (Annales CaeBenates, bei Muratori,
Beriptores rerum Italicarum XIV, 1147 ad
1148). 3m 3. 1316 mürbe er ©eneral beS Orbend^
BBterpfAte ald fold^er bie Säemül^ungen be§ $ap-
&3o9(mned' ICKVL, gegen bie @piritualen, unb
e ^dHid^ bie öugere Sinl^eit be§ £)rben§
Brid)er ^ (f. b. «rtt. 5lrmut I, 1393 unb 3o-
(amieS XXn.). 9[IS bann bie tl^eologifd^e Son>
tioDecfe fid^ er^ob, ob e^rifht§ unb bie ^oftel
Kgeni^um befeffen, lieg ft^ 9)2id^ael Derleiten, mit
bem ®eneralcapitel su Perugia am 4. 3uni 1322,
BS^renb eine Dom $a^{te eingefe^te Sommiffton
bie 9rage nnterfud^te, eine an bie ganje @;^riften-
^ gend^e SrÜörung abzugeben, bie Se^aup»
Img, d^rifhid unb bie ^oftel l^ötten fein (Sigen»
tl^um befefjen, fei nid^t l^öretifd^, fonbem gefunbe
Seigre ber Jtird^e ; am 7. 3uni folgte nod^ ein um-
fangreid^ereS 9ctenftüd( über benfelben ©egenftanb
(Baynald. Ann. XV, 242 sqq., ad a. 1322, n. 53.
54). 3o]^anne8 XXH. mifebtUigte biefe erflärung
unb entfd^ieb bie g^rage am 12. 9loDember 1323
(f. b. %rt. 3(rmut). 9Jlid^aeI geigte ftd^ ^unöd^ft bem
$a))fte miUf öl^rig. 9(uf bem ® eneralcapitel )u S^on
1325 tourbe eine SSerorbnung erlafjen, bafe unter
©träfe beS ÄcrferS bie Angehörigen beS OrbenS
Don ber römifd^en JKrd^e unb ber ^erfon bed $ap«
fteS unb feinen ßonftitutionen nur el^rerbietig unb
Dorfid^ttgrebenfoHten. Sbenfoentfprad^ ber ®eneral
ber Suff orberung be§ ^apfted, mel^rere ißroDinjiale
il^reS ämted 5U entl^eben unb burd^ anbere }u er«
fe^n. ^Uein aHmöIig l^atte aud^ er, ttrie Diele feiner
OrbenSbrüber, fid^ Subrnig bem Sägern (f. b. 2lrt.)
angefd^Ioff en unb mar mit ben ©l^ibeDinen Stauend
in SJerbinbung getreten. 3o]^anne§ berief i]^n beS-
l^alb am 9. Sunt 1327 pro certis negotüs nad^
^iDignon. SWid^ael folgte ber 3lufforberung erft
nad^ einem l^alben Solare, angeblid^ megen Jhan!-
l^eit. 9lm 1. ffiecember traf er in 9lDignon ein.
2)er $apft empfing il^n gütig unb gab il^m Der-
fd^iebene auftrage betr. bie 2)i§ci))Iin bed Orbend;
lebod^ nmrbe il^m bebeutet bog er ol^ne pöpftlid^e
Srlaubni^ 3lDignon nid^t Derlaffen bürfe. ©eine
Haltung in ber Sirmutfrage !am erft am 10. ^pril
1328 5ur ©prad^e. 3tt ®egenmart Don Sarbi'
nälen unb DrbenSbrübem überhäufte il^n ber $apft
mit l^erben Sormürf en unb Derbot il^m unter ©träfe
ber S^communication Don neuem, bie Sude ^u
Derlaffen. SWid^ael blieb bei feiner Slnftd^t unb
legte fie in einem am 13. 3lpril im 5Ktnoriten»
flofter 5U ^Dignon auf genommenen jßrotofoH nle-
ber, in meld^em Don Sol^anneS XXU. nur bie
Siebe ift als Don ,,bem, meld^er fid^ ißapft nennt''.
®amit l^atte er bie abfd^üffige IJSal^n offenen Un«
gel^orfamS betreten. 2)er $apft ernannte einen
^u§f d^u^ Don Xl^eologen, um gegen il^n als einen
öretifer Dor^ugel^en, nmS nad^ bem ermöl^nten
rotofoIIburd^auSgered^tfertigtmar. 3umOrben8'
capitel, meld^eS am 22. SRai in IBologna )uf ammen-
trat tourbe SJtid^ael nid^t entlaffen; Dielmel^r er>
l^ielt Sarbinal 93ertranb be Xune ben Stuftrag,
baSfelbe ^u leiten unb bal^in ^u mirfen, ba^ SJlid^ael
feines 3lmteS entfejt merbe. 3)ie Serfammelten,
burd^ ben jtönig Stöbert unb bie jtönigin ©ancia
Don Steapel ermuntert, gingen iebod^ l^ierauf nid^t
ein. Snstoifd^en mar fein DrbenSgenoffe ^ter
atainalbucct Don Submig sum ©egenpopft ein«
gefegt. Sluf bie 9lad^rid^t l^ierDon befd^Io^ aud^
SWid^ael, offen ju 2ubmig überzutreten, unb entflol^
am 25. ÜJlai mitOccam unbSonagratio (f. b. 3lrtt.)
Don 5lDignon na^ $ifa. ^m 9. 3uni !am er bo-
felbft an ; aflein fd^on am 6. 3uni fprad^ ber $apft
ben Sann über bie glüd^tlinge au§ unb entfette
SJtid^ael feineS @eneralated (Mart^ne-Durand,
Thesaurus 11, 749 ; gidfer, llrfunben jur ®e»
f d^ic^te beS StömerjugeS jf aif er Submig beS SSa^em
n. 130). 3n $ifa begannen nun SRid^ael unb
1491
SJlid^aelScotuS.
1492
feine Sreunbe ben literarif^en Äompf gegen bcn
$apft. 3n einem Sd^reiben an ben Orben fuc^te
er feine gflud^t ju red^tfertigcn; bei ber Sf^inbfelig»
feit So^onnS gegen il^n fei fein Seben bebro^t
gemefen (bei Muratori XIY, Annales Caese-
nates 1148 sq., t)om 1. 3uli). 3n einem toei«
tem ©d^rciben Dom 18. September erflärte er
ben $apft für einen j^e^er unb legte gegen feine
Slbf e^ung 93erufung an ein allgemeine^ Soncil ein
(Baluze246). ^m 2 I.September traf aud^Submig
in ^ifa ein; HKid^ael unb feine ©enoffen mußten
il^m miüfommene 93unbe§genof[en fein. ®ie Sin«
gäbe t)on ber Ernennung 9J{i(^aeId 5um 99if(i^of
t)on Oftia burd^ ben @egenpapft ift unrid^tig.
@id^ nod^ immer al§ red^tmö^igen ©eneral be§
£)rben§ betrad^tenb, t)erbot SRid^ael am 28. 3lo*
t)ember ben93efud^ be§ t)omißapfteunb bem OrbenS»
t)icar Sarbinal 93ertranb auf ^fingften 1329 nad^
^ariS einberufenen ©eneralcapitelS, ba ber in ber
ÖrbenSregel feftgefe^te S^ifd^cnraum öon einem
Kapitel jum anbem nod^ nid^t öerfloffen fei. Sodann
aber als ^öretifer nid^t ba§ äled^t l^abe, ein ]oU
d^c§ gu berufen; er felbft orbnete eincS auf $fing»
ften 1331 an. 3lm 12. ®ecember erlief er eine
neue SlppeUation, meldte an bie Spren ber (£a>
tl^ebrale ju ^ifa gel^eftet tourbe. 3n einer großen
SSerfammlung am folgenben Sage ergriff er baS
SBort, fud^te bie |)örefie be§ ^apfteS gu bemeifen
unb Deriad ein faiferlid^ed 2)ecret, in toeld^em ber»
f elbe für abgefegt erflärt mürbe. %m ©rünbonnerS»
tage beS folgenben Sal^reS (1329) erneuerte ber
$apft aud9 bie aber SRid^ael auSgefprod^enen Sen»
teuren; baS ©cneralcapitel fprad& feinerfeitS bie
Slbfe^ung beSfelben au§. 2)er $apft lie^ aud^ eine
@d(|rift gur SBiberlegung ber 3trt]^ümer be^felben
üerfaffcn (Dgl. Saticanifd^e Slcten jur beutfd^en ®e-
fd^id^tc in ber 3ßit Äaifcr SubmigS be§ IBapem,
3nn§brud 1891, n. 1232. 1235. 1248); ob baS
bie am 16. 92ot)ember 1329 erlaffene SuUe Quia
vir reprobus ift, nm^ jtoeifeD^aft erf d^einen. 3Wit
£ubmig jog aud^ aJlid^ael nad^ 2)eutfd^Ianb unb
nal^m ju Snünd^en feinen SBol^nfi^. SSon l^ier auS
erlief er am 26. SKära 1330 eine Appellatio
magna gegen bie gule^t genannte SuQe; er fteUte
eine Seilte Don §ärefien jufammen, meldte ber
^apft fid^ l^abe ju ©d^ulbcn fommen laffcn. 3n
einem 9htnbfd^reiben an ben Orben t)om 24. Ja-
nuar 1321 ääl^It er brei ©d^riften auf, toeld^e er
gegen bie Srrtpmer So^anneS' XXn. l^abe Der»
f äffen laffen ; er befiel^lt, bicfelben ju publiciren.
SBeitere 9lppcBationen folgten (ögl. SJaticanifd^e
Slcten n. 1671, not. 2). 3ll§ ber neue ©eneral
©erl^arb Dbo unb öiele OrbenSbrüber il^n auf»
forberten, jur ßinl^eit mit ber ßird^e jurüdtaufel^rcn,
erlief er unter bem 25. Slpril 1331 ein ©d^reiben
an ba§ ©eneralcapitcl be§ OrbenS ju ^erpignan,
in toeld^em er aud^ bel^auptete, er fei in ber Stn«
l^eit mit ber ffird^e unb bem Orben oerblieben.
S)a8 gapitel öerl^ängte über il^n bie 9lu8jto^ung
au§ bem Orben unb bie ©träfe emigcn ©efäng«
niffc§ (ögl. Eaynald. Annal. XV, 420 sqq. ad
a. 1331, n. 8—16). ffiiefe ©träfe tonnte notfir«
lid^ ebenfo menig ooUgogen merben, toie fiü^
^ufforberungen be§ $apfte§, il^n gefangen juti^
men (a. 95. SSaticanifd^e Slcten n. 1105. 1288).
9Rid^ael mar e§ aud^, ber in ©emeinfd^ mit
Sonagratia ben SoncilSplan SubmigS im 3(^
1334 betrieb (a. a. O. n. 1663). 99et ben fpött^
ren äleconciliationSoerl^anblungen toor 2ubtmg be-
reit, il^n fallen gu laffen (Dgl. a. a. O. n. 1841).
6r ftarb gu SJlünd^en am 29. 3lot>mbn 1B42,
aller äBal^rfd^einlid^feit nad^ unauSgeföl^nt mit ber
jlird^e. 9lm 23. 3lpril noc^ befleUte er jmei 9tün-
d^ener Bürger 5u ^rocuratoren ber OrbenSguier
unb befunbete burd^ biefe SRa^gel, toeld^er fm>
lid^ iebe tl^atföd^lid^e 93ebeutung gebrad^, nod^ eis-
mal feinen SEßiberfprud^ gegen ben $apft unb bes
red^tmögigen OrbenSgeneral; baS OrbenSfiegel
übergab er an Occam. S}oat nnrb anbererfdtS
behauptet, er fei reumütl^ig geftorben, toie os^
ein SBiberruf Don ü)m ejiftirt (bei Muratori, Scr.
m, 2, 513 ff.) ; allein berfelbe ifi al3 unöd^t oiqa«
feigen (t)gl. Raxl aJlüSer, 2)er jfampf Submi^ bei
sBa^em mit ber röm. @)urie I, 370 ff., Saibinga
1879). ßlemenS VL nennt il^n am 9. «ugufl 1346
,dampnate memorie' (SSatican. Scten n. 2295).
©eine älul^eftätte fanb er in ber SranciSconetfinie
gu SOWnc^en. (93gl. Waddingos, Annales Jßr
norum HI, Lugdun. 1636, passim; SiQbr,
S)ie literarifc^en äBiberfad^er ber ^öpfte }ur3ä
Submig be§ SäaperS, fieip^ig 1874; 3Raxcm,^
tl^eil ber SRinoriten am jfampfe jtDtfd^ 8im%
Submig lY. oon fBa^ttn unb g^opft Sol^nnXXE
(®öttinger ®iffertation), Cmmerid^ 1874; ©«bei
na^, SJtid^ael oon Saefena, IBreSlauer SiffertotioB
1876; (Subel, ©efc^id^te ber oberbeutfd^ SSino-
riten«^Jrot)ina, SBürgburg 1886.) [SBunn.]
^id^aet $cofst$, ein mittelalterlid^ pl0-
^P% 9^9^^ ^^^ ^^ 12- Sa^rl^unbertS gebmn,
oll )u ^almearQ in ber fd^ottifd^en ®rafj<Mt
t$ife feine ^eimat gel^abt unb bal^er ben Seu
namen „©cotuS'' erhalten l^aben. ©einen eifln
Unterrid^t erl^ielt er in S)ur]^am ; bann begab et p4
auf bie UniDerfitöt Osf orb unb ft>öter nad^ $anS.
Sine entfd^iebene Steigung }og tl^n }u bon 3»
bium ber 9taturmiffenfd^aften l^in, toorin rc ^
ausgebreitete jtenntniffe ermorben l^aben foIL ime>
mol^l anbererfeitS Slbert ber ®ro^e nid^t fo gii^
ftig über il^n urtl^eilt, inbem er i|n ber Ifadün^
ni| in ben Slaturmiffenfd^aften unb mt^MpbA*
lid^er Auslegungen befd^ulbigt. 92ad^bon er Ke
berül^mteften ©d^ulen beS AbenblanbeS befugt
l^atte, begab er fid^ nad^ ©panien, mo bieSBifja*
fd^aften nid^t nur unter ben ©aracenen^ foiÄen
aud^ an ben |)öfen ber d^riftlid^en Surften blnl^
S)ie jf enntnil ber arabifd^en ©prad^ taoaA ff
ftd^ l^öd^ft mal^rfd^einlid^ 5U Xolebo, toeü er fto
feine Ueberfejungen öerfafete. S)iefe unb foK
aftronomifd^en Jtenntniffe ermarben i^ bie @ni|
^riebrid^S 11., ber il^n (um 1232) an feinen ^
in ©Icilien berief unb in großen S^ren ffiSL
©eine aftrologifd^en Steigungen btad^ten 9^ cte
U93
üRid^ael ©ibontuS.
1494
in ben 9hif ber 3<nt6eret. S)ante fprid^t in feinem
Inferno cant. 20, 116 — 117 Don feinen ftennt-
mjfen in bcr TOagie, unb anä) f onfl ifi feine ^erfon
oon einer SRenge t)on ®a%tn umgeben, tot\ä)t \xä)
auf angeblid^e magifd^e jfünfte bejiel^en. 2)a§jienige,
tDobunl^ ftfl^ Tlx^ati @cotud einen 9lamen in ber
(Befd^d^te ber äBiff enfd^aft gemad^t f)at, fmb bie t)on
i^ Deronfialteten Ueberfe^ungen alter grted^ifd^»
pffüo]opi^V{i^ SBerfe, nomentlid^ ariftotelifd^er
6d^ftenunb oDenciftifd^er^aropl^rafenberfelben.
2)Qbur(i(^ trug er bogu bei, bag bie ariftotelifd^e
^l^Iofopl^ie il^rem gan}en Umfange nad^ in ben
cäenblänbif (^en d^riftlid^en @d^ulen befannt mürbe.
®erabe btefeS ifl e§ aixä), ma§ i^m Sloger Säacon
no^tu^t. Sr überfe^te sunöc^ft ein Don ben
pöteren Sd^olaflifem l^öufig benu^teS a[tronomi>
d^ SBerl eines gemiffen SlbatenagiuS ober Slba»
egne. Süperbem aber — unb bad ift ba§ ^aupt»
fS^Ud^pe — überfe^te er bie Xl^iergefd^i^te be§
SrifbteleS, fomie beffen @d^riften De coelo et
mundo unb De anima. Sr überfe^te aber nid^t
unmittelbar au§ bem gried^ifd^en Xe^te, fonbem
nad^ ben orabifd^en Ueberfe^ungen ber gebadeten
SBerfe; menigftenS bienten il^m biefe al§ igyilfS«
mittel }ur Ueberfe^ung, megl^alb er benn aud^,
Brie SKorgott im „Äatl^oU!" (Sal^rg. 64, ©. 19)
fagt, ben 9lrifioteIe§ nur im ®emanbe be§ Trabis*
nmd miebergob. 2)amit t)erbanb 9Jlid^aet @cotu§
ond^ Ueberfetungen t)on arabifd^en @)ommentaren
m SriftoteieS, nomentlid^ t)on Kommentaren be§
fbierroeS, fomie oudb t>on felbftänbigen @d^riften
bd le^tern. hierbei foH er fid^ ber |)ilfe eines ge»
tanften Suben, 9lamen§ ^nbreaS, bebient l^aben.
€clb{iftnbige Sd^riften foH SRid^ael @cotu§ gleid^-
faDS gefd^eben ^aben, aber fie fd^einen t)on feiner
Sebeiüung gemefen }u fein. (S3gl. Sourbain, ©e*
N^id^ ber ari|toteI. @d^ri^en im 9JlitteIaIter:
^^d^gen über Slter unb Urfprung ber lat.
Kcberfe^gen bed 9[nftpteteS, beutfd^ t). @ta]^r,
133 ff.; Leclerc, Hist. de la medecine arabe,
Par. 1876, U, 451 ss.; Benan, Averro^s et
rAverrolsme, Par. 1852, 206; SBüftenfelb, 3)ie
Ueberfelungen arabifd^er SBerfe in ba§ Sateinifd^e
Mt bem 11. Sal^rl^unbert, ©öttingen 1877 [©on-
bcrabbr. aus ben ^b^anblungen ber jtönigl. ®e»
fdlfd^ ber SSBiffeufd^aften ju ©öttingen XXn,
1877]; Haureau, De la philos. scolast., Par.
1850, 1, 467 88.) [©tödtt.]
^Ubattf mit bem Seinamen ©iboniuS,
le^ Sifc^of t)on 9Rerfeburg, naml^after X^eo-
loge^ tombt 1506 in SangenenSlingen bei ©ig«
noringen geboren, ©ein g^amilienname mar ^el«
btng. 3in 3. 1525 bejog er bie UniDerfitöt Sü«
Ungen unb ermarb bort um SBeil^nad^ten 1528
ben SRogiftergrab (Dgl. Urf. )ur ®efd^. ber Uni»
derfität Xübingen au§ ben Sauren 1476—1550,
aabingen 1877, 638). 3m 3. 1531 mürbe er auf
(Empfehlung be§ ®ombecan§ 3ol^anne§ Don Sm»
bevg )u ÜRaing SRector ber bortigen ^omfd^ule unb
1583 aud^ ^ilfSprebiger am S)om. S3on 1536
btt 1550 ttxn: er Pfarrer am S)om unb t)on 1538
bis 1550 sugleid^ aud^ äBeij^bifd^of ; in ben 3a]^ren
1541 unb 1544 mürben il^m au^erbem Sianoni«
cate an ben ©tiften ©t. aWauritiuS unb ©t. ©te«
pl^an in SRaina augemiefen. S)ie bifd^öflid^e SBeil^e
emi)fing er t)on bem ßrjbifd^of öon SKainj, Kor«
binal älbred^t t)on Sranbenburg, am 4. ^uguft
1538 in «fd^affenburg. 9118 ffieil^bifd^of führte
er ben Xitel eines 99if$of§ t)on ©ü)on, me^l^alb
er l^öufig unter bem 3lamtn ©iboniuS Dorfommt
3m SBinter 1540—1541 mol^nte er bem SReli»
gionsgefpräd^ ju SBormS bei. 3m 3. 1543 nal^m
er an ben t)on bem fei. $etru§ t$aber in SRain^
gel^altenen geiftlid^en Cgercitien tl^eil. 3lm 25. ©ep«
tember 1543 promoknrte il^n bie SRain^er Uni»
Derfitöt 5um 2)octor ber Xl^eologie. 3m Sf^ül^ict^i^
1545 begab er ftd^ ald ^rocurator beS franfen
SarbinalS unb ßr^bif d^ofS mred^t (geft. 24. ©ep-
tember 1545) jum ßoncil nad^ Srient: bei ber
Eröffnung bed Soncild am 13. 2)ecember 1545
mar er ber einzige au§ ®eutfd^Ianb anmefenbe
Sifd^of. SBä^renb feines Slufentl^alteS in Srient
lub il^n ffaifer Äarl V. am 2. 5Rot)ember 1545
t)on ® ent auS )um StegenSburger SteligionSgefpröd^
ein; ba er aber t)on bem neuen SRain^er Sr}»
bif (|of^ ©ebaftian t)on ^eufenftamm, auS Orient
)urädfberufen mar, lel^nte er bie ßinlabung beS
J^aiferS ab unb feierte im Einfang beS 3al^reS 1546
nad^ SOtaina }urüd(. 3m Sluftrage beS JtaiferS,
ber il^n 5um faiferlid^en Statine ernannte, betl^ei-
ligte er fid^ an ber Slbfaffung beS bogmatifd^ unb
politif d^ Derfel^Iten fog. 9lugSburger 3uterim (f. 3n-
terim, SlugSburger; über ben ^Intl^eü ^elbingS
an bemfelben ögl. ^aftor, SReunionSbeftrebungen
unter Äarl V., greiburg 1879, 360 ff.), «ud^
l^ielt er möl^renb beS äleid^StageS )u SlugSburg in
ben 3a]^ren 1547—1548 auf SOSunfd^ beS ftaiferS
im SlugSburger ®ome eine Keilte t)on $rebigten,
Domel^mlid^ über bie l^eilige 99leffe unb anbere
SontroDerSlel^ren. 9lad^bem er im@ommer 1548
t)on Augsburg nad^ SRaiu} gurüdCgefel^rt, ffil^rte
^elbing }U gfranffurt a. 9Jt. perfönlid^ baS 3nterim
ein unb conefponbirte am 18. ©eptember 1548
mit bem jfaifer über eine ber fatl^olif d^en Steligion
möglid^ft günftige 9lrt ber Cinfül^rung beS 3n-
terim (ögl. ü. ffiruffel [f. u.] 157 f.). 3m ^txt^t
1548 begann er mit anberen t)om ßr^bifd^of ©e«
baftian beauftragten ®eiftlid^en eine SSifitation ber
Pfarreien unb ftlöfter ber HKainjer (Srjbiöcefe.
^ei bem t)om 6. bis 24. SJlai 1549 abgehaltenen
SJlainser ^roDin^ialconcil unb ben Vorarbeiten
für baSfelbe betl^eiligte er ftd^ in l^ertorragenber
SBeife. @an^ ober bod^ ber ^auptfad^e nad^ fein
äßerf ift namentlid^ ber öon bem ©oncile für
bie ^fancr unb ©eelforger ber ftird^nproöinj
liierauSgegebene groge lateinifd^e Jtated^iSmuS. 3m
3. 1549 öeröffentlid^te er aud^ nod^ einen fleinem
lateinif d^en Jtated^iSmuS. %IS ber lutl^erif d^e ^ergog
unb nad^malige fturfürft 5luguft üon ©ad^fen, t)on
1544—1548 meltlid&er mminiftrator bcS SiS«
tl^umS aJlerfeburg, auf 9lnbrängen beS ffaiferS auf
biefe feine Slbminiftratur t)er}i(^ten mu^te, empfal^t
1495
miäfütl @tboniuS.
1496
ber Äaifcr burd^ ein ©d^rcibcn t)om 11. Slugujl
1548 bcm SJomcopitcI ju SMcrfcburg bcn SKainser
SSßeil^bifd^of 3Jixä)at\ ^elbtng al§ einen geeigneten
Sanbibaten für ben bortigen 99if(i^of§ftul^I. %iä)
befal^I er bem fturfürften 5Kori^ öon ©ad^f cn. bem
aSruber be§ ©er^ogS Slnguft bnrd^ ein ©einreiben
Dom 22. ffiecember 1548, in feinem Flamen bie
^oftulotion beS SKainser aBei|bifd^ofe§ bei bem
3Kerfeburgcr ®omcopiteI ju beförbem; inbemge«
nannten ©einreiben be^eid^net ber jfaifer ^elbing
als einen „erfal^renen, gefd^itften Sl^eologen, el^r»
baren SSSefenS unb SBanbelS, ber burd^ feine ©d^id»
lid^feitffirfal^miSnnblBefd^eibenl^eitberSReligionS«
Sac^e merflid^en 92u^en jd^affen unb fonberlid^i aud^
>e8 fturfürften Sorl^obcn mit Seförberung unb
^ufnd^tung bed 3nterim§ roo^l ju ftatten fommen
©erbe". Mein ber fturfürft fud^te nad^ toie t)or
bem ©d^eiben be§ ßaifcrS bie ^oftulation §el»
bing§ )u l^intertreiben. 9lid^t§beftott)eniger fielen
unter bem Sinfluffe, meldten ber Jtaifer auf ba§
SaDitel übte, bei bem SSSa^Iacte am 28. 3Kai 1549
^elbing bie ©timmen f ömmtlid^er Soml^enen ^n,
mit SuSnal^me be§ feitl^erigen geiftlid^en Soab»
lutorS be§ ^ersogS tluguft, be§ t)on fiutl^er am
2. Sluguft 1545 unter ^fftftens aJleland^tl^onS unb
anbercr lutl^erifd^en ©eiftlidden im SWerfeburger
ffiome }um ,;93ifd^of" öon SWerfeburg orbinirten
Sfürften ® eorg ^ulnl^alt. S)a bie pöpftlid^elBeftaü-
gung ber ^oftulation ^elbingS bis 5um 16. ^ril
1550 fid^ t)er)5gerte, unb bann aud^ nod^ 93er-
l^anblungen }n)ifd^en il^m unb bem ÜJterfeburger
ffiomcapitel gefül^rt tourben, fo tonnte er erft am
2. 2)ecember 1550 t)on feinem 99i§t]^um 99eft^ er«
greifen. iBorllebemal^me ber ^Regierung mu^te er
ftd^ auf ^Betreiben be§ ©eniorS be§ SapitelS, be§
tSfürften ®corg ju Slnl&alt, eiblid^ t)erppid^ten,
„ol^ne S3ortt)iffen, älatl^ unb IBetoilligung eines
ganzen ®eneralcapitel§'' ;,in ber Sleligion, tt)ie er
biefelbe je^t im ©tifte finbe, ni^tS ju änbem"
unb namentlid^ aud^ bie t)er]^eirateten $rie{ter in
il^ren Slemtem ju belafjen (ögl. grauftabt [f. u.] 208
bis 244). ®urd^ feine Il^öUgfeü für baS Snterim,
feine $rebigten auf bem Sleid^Stage }u SlugSburg
über bie S()ntrot)erSle]^ren, feine auf ®runb beS
Snterim aud^ für bie $roteftanten ber SKainjer
ffird^enproöinj bcftimmten Jfated^iSmen, foioie
burd^ feine Sanbibatur für ben 93ifd^ofSftu]^I beS
grögtent^eilS lutl^erifd^en SiStl^umS SRerfeburg
unb feine ßrl^ebung auf benfeCben mar §elbing
eine unter ben ^roteftanten in ffieutfd^Ianb fel^r
befannte unb fel^r t)erl^a^te ^erfönlid^feit getoorben.
@egen ben großen Jtated^iSmuS ^eß>ingS fd^rieb
ber lutl^erifd^e Sf eologe Sol&ann SBiganb in TOanS»
felb bie ©d^rift Ex Sidonii Gatechismo majore
. . . Commonefactiones annotatae, quae osten-
dunt, qualem reformationem jam Episcopi
Pontificii moliantur (SKagbeburg. 1550). 9Ja»
mentlid^ aber mar eS ber fanattfd^e ^olemifcr fjfla-
ciuS Sn^ricuS, ber §cU)ing in ja^lreid^en, 5um
Xl^cil birect gegen il^n gerichteten ©d^riften in ^cf«
tiger SBeif e angriff (ögl. baS SJerjeic^m^ ber ©c^rif «
ten beS fJflaciuS bei ^reger, gflaciuS SB^rioö,
erlangen 1859—1861, H, 589 ff.). «uS ber
Seilte biefer ©treitfd^ripen feien l^ier ermä^:
Confutatio Catechismi larVati SydonisE^-
Bcopi (s. L 1549; beutfd^, Sßagbeburg 1550);
äBibberlegung ber^rebigten Don ber aüer^ig^
Slntid^riftifdden Missa beS frembbenSifd^offSoon
©9bon, aJlein^if d^en SBet^bifd^off (9Ragbdin9
1550). ©egen bie «ngriffe beS QflaciuS fügte
^elbing ber Ausgabe feines fleinen fiatei^iSinsS
t)on 1552 eine Defensio auctoris adversus ea-
lumnias cuiusdam Matthiae Ulyrici bei, iDorasf
fyiaciuS in neuen ©treitfd^riften edoieberte. (Ehu
berf elben trögt ben litel : ffurfee anttoort SR. glacü
SU^r. auff beS SarDen SSifd^op t)on ©Qbon ^ot^«
plereQ, 2)amit er feinen Slntid^riftifd^en S(£^
mum Dertebingen mil. Stern etIid^e5ffentIid^M^
felfd^ung ®otteS mortS auS beS ©ibon^ Sud^...
(o. O. u. 3.) SflaciuS begnügte ftd^ übrigens in
feiner $oIemif nid^t, blo^ bie ©Triften mib bie
öffentlid^e SBirffamfeit beS 99if(^ofS an)ugret[eii;
f onbem fud^te il^n aud^ burd^ arge SSerböd^ttgunip
unb offenbare SSerleumbungen, bie er gegen fem ftt*
lid^eS Seben rid^tete, in ben ©taub ^u }i4cn. Sirfrn
SSerböd^tigungen unb SSerleumbungen gegenäto
bemerft ber proteftantif(^e ©(^riftfteQer granfiabt
(f. u.) ©. 234 : „§elbing]^atte bei feinen Seitgenojja
baS Sob eines geleierten unb brat)en a7lanne§;bi(
Slnfd^ulbigung, als l^abe er unftttlid^ gelebt, toirb
fo lange auf fid^ berul^en muffen, bis fte einen
beffem ©emöl^rSmann alS t^flaciuS finbet" U
Sifd^of oon SKerfeburg (1550—1561) fud^te t;*
bing burd^ SJHIbe unb ©d^onung, burd^ eifr^
unb flugeS $rebigen^ burd^ SSerufung tüd^
latl^olifc^er ^rebiger an ben 2)om Don äßerfebntg
unb anbere ^ird^en, burd^ Seutfeligleit mib bni^
SBol^Itl^ätigfeit gegen Slrme unb 9lot]^Ietbenbe bie
lutl^erif d^en ©eifüid^en unb baS lutl^erifd^e SoO in
feinem SSiStl^um mieber für bie ff ird^e gu geummen.
älud^ erlieg er eine ben eigentl^ümlid^ Sd^"
niffen beS SiStl^umS ftd^ fel^r accommobiitsbe
Instructio Visitatorum (f. biefelbe in UnfÜ^*
bige Stad^rid^ten t)on alten unb neuen tl^Iogif4a
©ad^en, Seip5igl715, 394ff.). «Dein gegenfifa
ber ÜJtad^t ber föd^ftfd^en lutl^erifd^en gfür^ mb
gegenüber ben ßinpffen^ meld^ bie lutj^aifd^
©eiftlid^en auf baS IBoIf übten^ l^otten feine 8c«
mül^ungen menig Srf olg (Dgl. aud^ ben Srief f^
bingS an ffarl V. üom 7. October 1551 ü
t>. ffiruffel 775). Um baS ©tift mad^te er ^
burd^ gute iBermaltung ber ©tiftSgüter, bieinboi
fd^malfalbifd^en jhiege fel^r gelitten l^en, mb
burd^ mand^erlei Stauten Derbient. 3nben3<4^
1555—1557 mo^nte ^elbing ben ateid^Stagen in
9(ugSburg unb älegenSburg an. Sine fe^r eii>
greif enbe Sl^ötigfeit entmidelte er im^Herbjie 1557
an ber ©eite beS feiigen $etru§ SoniffaiS mb
anberer fatl^olifd^en Sl^eologen auf bem Stdiguml'
gefpröd^ ju SBormS. 3n ber fed^ten ©i^nig ob
20. ©cptcmber fteUte er, nad^ einem in ber fitaftü
©i^ung vorausgegangenen ^intt>eife beS $cM
1497
ÜJlt^ael S^ncellud.
1498
EmtiftuS auf bie Dielfad^en SSerönberungen ber
Hugfifatrgif d^ Sonfeffion, an bie proteftantif d^m
EoIIoaitoren bie gforbenmg, fie müßten fid^ in
Bemog]^ beS älegenSburger Keid^gtagSabfd^iebeS
DOC mem baruBer beutli^ erflären, ^06 fte bie
SiomgKaner unb SalDinijlen in ber Seigre Dorn
Sacmment bie Oftanbrijlen in ber Seigre t)on ber
Rcd^tf ectigung, bie gflacianer in ber Seigre de servo
Brbitrio imb t)on ben guten Sßerfen unb bie $t«
carben in onberen t)ielen fünften t)on ber lug§«
bin^fd^SonfefftonQU§fc|löffen". SDiefe t$orbe«
nmg rief juifd^en SJleland^^on nebft feinen ^reun»
Den unb ben ^nl^ängem be§ gflaciuS einen l^eftigen
Streit l^or^ ber ben Slbgug ber gfladaner t)on
SEBotmS unb bie Suflöfung bed übrigens t)on t)om'
^oein oudfid^tdlofenäteligionSgefpröd^ed jur gfolge
^atte. 3m ^inblid auf biefen burd^ bie gforbe«
nmg ^elbingS l^erDorgerufenen @treit ber ))ro«
teßmitqc^ Sll^eologen auf bem SBormfer IReli»
lumSgefj^öd^ bemern ber ))rote{tantif d^e ^ifiorif er
Dbrnrenbred^: „& toax bie Jhift§ be§ beutfd^en
Ihroteflantigmud. iBon j[enem SugenblidC an be»
^imit bie Sbbe, bie rudCIöufige 93ett)egung, ber 9ln»
fang bed !Riebergange§ ber ))r()teftantif(|en @trö>
mmg in S)eutf d^Ianb. inmitten ber ^rotejtanten
BKir ber unDerföl^nlid^e ©egenfa^ ber Derfd^iebenen
^logifd^ Stiftungen offengelegt" (f. SRauren»
bieget in D. Säbels C^ifbr. Seüfd^rift L [92. ^,
ETV], SRund^en u. Seipaig 1883. 42; f. aud^ bie
iO ff. ongefül^rte fiiteratur über ba§ äBormfer Sieli-
nonSgefpräd^ t)()n 1557). 9lad^bem C)^ß>iii9 }u
Oßcm 1558 Don feinem t)iel|ö]^rigen ®önner, bem
Rotfec Sftrbinanb, }um Jtammerrid^ter ber Steid^S*
bumnergerid^te in @peier ernannt tDorben toox,
fc|te er in SDterfeburg einen iBermaltungSratl^ ein
Bnb too^nte nun abmed^f einb in @peier unb 9Bien.
3n 3. 1561 tt)urbe er lBorft|enber be3 9leid^§'
(o^Nd^ in 3SBien. Um |ene 3^1^ Derfa^te er ge«
i^nfam mit 3uliu§ t)on $flug für jlaifer gferbi«
nanb ein (Sutad^ten, in meinem er ftd^, unb jmar in
etnec nod^^Diel tueiter gel^enben SBeife al§ fnil^er in
boRSngSburger 3nterim§bud^e, für bie @eftattung
bei ^ßriefierel^e unb ber Sommunion unter beiben
fieBttUen mtdfprad^ (t)gL Wä}. 3gn. €d^mibt,
Ckfd^te ber2)eutfd^enyn, 232 ff.. Ulm 1786,
MO fiBiigenS bad ®utad^ten irrig ^um 2^a^re 1563
oiqefe|t iß), ßrft 55 äal^re alt ftarb ^elbing
am 30. September 1561 unb tt)urbe im @t. @te«
danSbonte in SBien beigefe^t. 92ad^ feinem Xobe
pd baS Sidtl^um SRerfeburg infolge einer ^per»
peiBirß^en eapituIaKon'' an Jhirfad^fen (f. b. Irt.
SRerfebnrg). ^^ingS mel^rf ad^e tl^eologif d^e 9Jlig«
griffe finben m ben toitttn unb fd^toierigen 3eit«
iKcpdIinif{en, in loeld^en er lebte unb toxxlit, il^re
Crildnnig unb bis }u einem gemiffen @rabe il^re
Cn^d^ulbigung. SIS ^rebiger gel^ört er 5U ben
h^bai feiner ^L @eine $rebigten seidenen ftd^
oaB burd^geMidEte93ertt)enbungber l^eiligen Sd^rift,
imdtifd^ (»Aatiltn, lid^tDoHe S)arfteIIung unb
eine fel^ flie^enbe, überjeugenbe unb etnbringenbe
6|n»il^ gfolgenbe $rebigtmerle (bie genauen unb
öoaftänbigenlitcl berfetten f. beiSBinter [f.u.] 9 f.)
fxnb Don il^m im ffirudfe erfd^ienen: 6ated^i§mu§,
geprebigt im SDome ju aJlaina öon 1542—1544
(TOaina 1551, 1553, 1557, 1561, 1585; latei-
nif(ö ftöln 1562, Sömen 1567, 1577, 9lntmerpen
1593); ^^oftifle (poftl^um SWains 1565 u. ö., aud^
1587); ^rebigten über öerfd^iebene 6ontrot)er8«
leieren, gel^alten im 2)ome gu 9ug§burg 1547
(Ailingen 1551); Siinfjel^n ^rebigten über bie
l^eilige 3Reffe nebft einer ®rünbonner§tag8- unb
einer g^rol^nleid^nomSprebigt, gel^alten im 2)ome
SU augSburg 1547—1548 (3ngoIftabt 1549),
Iateinifd& ßöln 1549, «ntmerpen 1593); ^rebig-
ten über ben ^ropl^eten 3ona§, gel^alten im 2)ome
auSWerfeburg um 1551 (TOainä 1558). SSon ben
oben ertoäl^nten lateinifd^en Äated^iSmen trögt ber
gro^e ben Xitel: Institutio ad pietatem christia-
nam secundum doctrinam catholicam (SJlain}
1549), ber fleine: Brevis institutio ad pietatem
christianam secundum doctrinam catholicam
(TOaina 1549, 1550, 1552, 1561, «ntmerpen
1555, fransöfifd^ ^riS 1563, beutfd^ 9Rainj
1555, 1557 unb in aWoufang, ftatl^oüfd^e Raif
d^iSmen be§ 16. Sa^rl^unbertS, aRainj 1881, 365
bid 414). ^ud^ fd^rieb ^elbing Sacri canonis
missae paraphrastica explicatio cum declara-
tione ceremoniarum (9lug§burg 0. %, ißariS
1550, anttoerpen 1559). — Siteratur: Georg.
Christ. Joamiis, Rerum Moguntiacarum I,
128 sq. 844 sqq.; II, 443 sqq., Francof. ad M.
1722 ; l^ieran f (fliegt ftd^ al3 m. 93anb Don bem-
jelbcn SSerfaffer: Scriptorum Historiae Mogun-
tinensi cum maxime inservientium Tomus no-
Yus, Francof. 1727, 312 sqq.; Id., Tabularum
litterarumque veterum Spicilegium, Francof.
1724, 568 sqq.; Jo. Seb. Severus, Par-
ochiae Moguntinae, Aschaffenburg. 1768, 7;
Id., Memoria Propontificum Mogimtinorum,
Aschaffenb. 1763, 27 sqq.; Corpus Reforma-
torum in, IV, Vn, IX passim; SSriefe unb
bieten aur ©efd^id^te beö 16. Sal^rl^unbertS I (SBei«
träge gur äleid^Sgefd^id^te t)on t). Trüffel), 9Jlünd^en
1873, 157 f. 573. 775 ; ®erf. in ben abl^anb-
lungen ber l^iftorifd^en JHaffe ber ba^rifd^en ^fa«
bemie ber SQSiffenfd&aften XIH, W>ff^. 2, 145 ff.,
SWünd^en 1876; XVI, 9lbt^. 1, 1 ff., ebb. 1881,
abtl^. 3, 181 ff., ebb. 1883; grauftabt, 2)ie ein-
f ül^ng ber Deformation im ^od^ftif te SDlerfeburg,
fieipaig 1843, 208—264; TOoufang, aRainjer
Äated^iSmen, üKaina 1878, 36 ff. 66 ff. (9lbbrudt
aus bem ffatl^olü, Sal^rg. 1877, H, 80 ff. 179
bcaio. 181 ff.) : SQäintcr in ben aJlittl^eilungen beS
SSereinS für ^efc^id^te unb Slltertl^umSfunbe in
^obenaoHem XV, ©igmaringen 1881—1882,
1 — 15. [^unbbaufen.]
^ii^aeC $9ncelbi5, ^riefter unb SRönd^ ber
Äird^e öon Scrufalem, SJertbeibiger ber Silber«
t)erebrung, befleibete unter $atriar^ SbontaS (808
bis 820) baS 5(mt, t)on meld^em er feinen Sei«
namen l^at. 3n biefer @teUung fd^eint er bis }um
%oht beS ^atriard^en t)erblieben ju fein, loorauf
1499
TOtd^aeliS — üRi^aS.
1500
er \iä) naä^ Sonftantino))eI begab. |)ier tourbe
er Sorflanb eines ÄlojierS. ÄlS fol^er toar er
in tertrautem Serfel^r mit bem 9lbte Sl^eobor
©tubita; ©riefe beS le^tem an il^n fmb no^ öor»
l&anben, unb in einem berfelben (Baron. Aimal.
eccl. XrV, 219, ad ann. 835, n. 42 sqq.) fpenbet
er i^m großes Sob megen feinet offenen unb mutl^i«
gen gintretenS für bie Silber. ®erabe megen biefeS
bilberfreunblid^en SSerl^altenS l^otte er f d^on mit^a«
triard^ 9Hcep]^oru8 unb ^bt Sl^eobor t)iele S)rang«
fole p erbulben, unb biefelben fteigerten fid^ nod^
unter ßaifer '£f)to\if)\M (829-842). 3mei bp-
jantinifd^e ®ef(^id^tfd^reiber, ein anonymer gort«
f e^er be§ 2:]^eop]^Qne§ (Theophanes continuatus,
ed. Bekker, Bonnae 1838 : 1. 3 De Theophilo
c. 15) unb feine OueHe ®eneftu§ (ed. Lachmann,
Bonnae 1834, 74), berid^ten gleid^möjig/ bafe
SKid^ael mit öielen anberen TOönd^en oom ftaifer
tn'§ ©eföngni^ gemorf en mürbe, meil er burd^ lange
SRigl^anblung i|re ©tanbl^aftigfeit bred^en moOte
(t^ iroXü)rpovt(p xaxcüdet 6:rdf$at jXTj^a^cüjjLevoc,
mie erfierer l^injufügt). Ob 5Kid^aeI infolge bie=
fer SRi^l^anblungen unb mann er geftorben, lö^t
ft(^ nid^t feftftetten; gemö^nlid^ mirb 835 als
Xoht^ia^x angegeben, aber ol^ne fidlere Stnl^altS«
pnnik. — 6§ merben il^m mcl^rere ©d^riften bei«
gelegt, beren2lut]^entie aber nid^t burd^meg feftftel&t.
Smeif etöol^ne ift er SSerfaff er ber Confessio fidei,
bie unter feinem 9lamen überliefert ift als AtßeXXoc
icepl T^c 6pbo86\otj irtarewc, morin ein 9lbfd^nitt
über bie 93ilbert)erel^rung entl^alten ift (Montfau-
con, Biblioth. Coisliniana, Par. 1715, 90 sq.).
Cbenfo fielet feine 9luctorf^aft feft betreffs ber
M^BoSoc irepl T^c T(üv X^^wv dovrof Jecdc, bie Diel«
fad^ unter bem 9{amen beS ©eorgiuS SefapenuS
gebrudft mürbe. 6in ©rief be§ Patriarchen %^0'
maS t)on Scrufalem gegen armenifd^e ^äretifer,
t)on Sl^eobor 9lbucara arabifd^ »erfaßt unb ton
5Kid^ael in'S ©ried^ifd^e überfe^t, l^anbelt über baS
d^alcebonenfif(^e ©^mbolum gegen bie SKonop^p«
fiten. Sei anberen ©d^riften, bie jum Sl^eil nur
l^anbfd^riftlid^ öor^anben fmb, ift feine Sluctor»
fd^af t jmeifeH^aft. ffiiefelben merben in ben ^anb»
fd^riften üielfad^ einem TOid^ael SWonad^uS juge«
fd^rieben; ba aber ber 9lame 5Kid^ael unter ben
SWönd^cn mel^rfad^ öorfommt, ift eS fraglid^, ob
9Jlid^aeI ©QuceUuS barunter terftanben merben
borf. ^ierl^er getreu eineflobrebe aufffiion^fiuS
Sreopagita, ein Encomium über bie ßngel unb
Crjengel, öerfd^iebene Sieber auf bie f cligfte 3ung»
frau unb anbere ^eilige, aud^ ein SebenSbilb beS
SlbteS Sl^eobor ©tubita. (SSgl. Fabricius-Harles,
Biblioth. graecaXI, 186 sq.; Cave, Scriptor.
eccl. hist. lit., Basil. 1745, II, 19 sq.; Oudin,
Comment. de script. eccl., Lips. 1722, 11, 43;
Mart. Hankius, De byzant. rer. scriptoribus,
Lips. 1677, 676 sq.; ftrumbad^er, ®efd^. ber
btijant. fiiteratur [f)anbb. ber claff . SHtcri^umSmiff.
IX, 1], TOünd^en 1891, 280.) [ffnöpfler.]
^ii^aefis, mel^rere proteftantifd^e, als Säibel»
fritücr befannte Sl^eologen. 1. Sol^ann^ein-
rtd^aWid^aeliS, $rof eff or ber S^eologie gu^ofle,
geft. bafelbft 1738, öeranftaltete eine fritif(]^«u|.
gäbe ber l^ebräif d&en Sibel, §aHe 1720 (f.b.«rt
SibelauSgaben II, 592), unb mad^te ftd^ bur^ Ue
Annotationes uberiores in HagiographosYei
Test., 3 voll., Halae 1 720, befonnt. ~ 2. «nbd«
ben äBerfen l^atte beffen ©d^mefterfol^n S^rijiiaii
93enebict 9Jlid^aeliS, ebenfalls Se^rer ber S^
logie unb ber orientalifd^en ©prad^en su^ofle,
geft. bafelbft 1764, einen beträd&tlid^en «nt^
^erfelbe fd^rieb au^erbem Tractatio critica de
variis lectionibus N. Test, caute coUigendis
et dijudicandis, Halae 1749. — 3. IBerü^mtec
als beibeift3o^annS)at)tbaßid^aeIiS, 6o(s
Don gl^riftian Senebict TOid^aeliS, geb. 1717, jeit
1745 ^rofeffor au ©ötttngen, geft. 1791, eimr
ber auSge^ei^netfien proteftantifd^en SSibelforfd^
feiner S^it ber aber, obgleid^ er immer öcrpd^,
im ©inne feiner JKrd^e ju leieren, mit dollem Sted^
oon ben mel^r oril^obojen ^rotePonten olS Slenem
angef el^en mürbe unb burd^ feine ^ol^lreid^n ©4#
ten nic^t menig ju iener ungläubigen unb bepiac«
tiDen SRid^tung in ber proteftantifd^en Xl^Iogie
unb 93ibelesegefe beitrug, meldte il^n bei feison
Sobe bereits überflügelt ^atte. (£r überfe|it unb
f d^rieb, t)on ben Snglänbem angeregt, ^arop^rafn
mel^rerer Il^eile ber l^eiligen ©d^rift, überfejte M
Ute unb 9leue 2:eftament, fd^rieb eine Sinleituag
5U beiben 2:eftamenten, ©upplemente gu ben ^
bräifd^en 9B5rierbüd^em, rine orientolifd^ m^
e^egetifd^e 93ibliotl^ef, Slnmerhtngen unb Sb^onb*
lungen \n Somtl^S ^orlefungen über bie ^tge
2)i^tfunft ber ^ebröer, eine 93eurt^etlung to
SOtittel, meldte man anmenbet, bie auSgeftorb«
l^ebröifd^e ©prad^e 5U Derftel^en, über bie S^egejcle
9RoftS, baS mofaifd^e yttä^i, einen gntmurf ber
t^pifd^en ©otteSgelel^rtl^eit, eine Srflörung b<r9e>
gröbni^« unb luferftel^ungSgef d^id^te Sl^rijK no4
ben t)ier SDangeliften ; fogar eine 2)ogmatiI wA
eine 5Koral »erfaßte ber freifinnige 95ibelforf^
natfirlid^ mit ejegetif d^er greifinnigfeit unb milffir»
lid^er SSel^anblung ber d^riftlid^en ©laubenS* vaA
©ittenlel^re. (S3gl. ©d^rödfl^, Jhrd^engefd^d^ fä
ber Deformation, Ti)l VI. VH. Vni, Seipj. 1807
bis 1808 ; SebenSbejd^reibung beS Sol^. S)«».«!-
d^aeliS, t)oni]^m felbft, mit3lnmerfungent)on^a|ie8>
!amp, Rinteln u. Seip^ig 1793.) [©d^t]
"gii^as (""^s"^«), im ^. %. ein 38taefit m
befannten ©tammeS, t)on bem in jfap. 17 n. 18
beS älid^terbud^eS er^öl^lt mirb, baB er einen m
gefepd^en ®otteSbienft eingerid^tet l^abe unb b(t*
burd^ Urfad^e einer meiter gel^enben Serimmg p
morben fei. S)er ©ammler biefeS iBud^ jc|t|i
ber betreffenben Srjöl^lung mieberl^olt l^tnju, ba|
„bamalS fein ftönig in SSrael mar" (1 7, 6; 18, 1),
morauS man fd^lief en barf, bog btefeS Sud^ f4^
nad^ Sinfül^rung ber JfönigSmürbe abgefaf^ w
ben ift, unb baf bie Sßol^lt^aten einer gefe|Ii4<*
Orbnung burd^ ben @egenfa| ju einer frfitea
3eit ]^ert)orgel^oben merben foHen. S)ie ftogW^
@in3eler}ö]^lung gibt für bie bejeid^neten SBcn^lc»
501
SRid^eltaner.
1502
»cU^e ein uBerouS tt)td^Kge§ S3ilb t)on ben S^'
Snben ber SRid^terperiobe ge6en^ feine beftimmte
)rii an; ba aber gelegentUd^ bie Sntftel^ung be§
tamcnS SRad^el^ 2)Qn ober Sandloger er»
)ä^ mxxb (18, 12), eined 9lamenS, ber in ber
«nbl^tdgefd^id^te SamfonS (»id^t. 13, 25) be-
Atd ald belannt t)orau3gefe^t mirb, fo föQt ber
kriauf ber ßr^aj^lung toenigftend in bie S^ ^ox
Somfon. ®te einzelnen Umfiönbe ber IBegeben»
eit erläutem ben mieberl^olt gebroud^ten SluSbrud,
0^ ht ber Kid^terjeit „jeber tl^at, mad i^m bad
te^te bfinfte". 2)ie ßinrid^tungen SRofeS' unb
lofue^d »oren balb in 92id^tod^tung geratl^en, unb
A ber gefe|Iofen 3^it tonnte Qud| bie Steligion
sibfi i]^ Keinl^eit nid^t betonieren. @o »o^nte
ia4 17, 7 dn Seoit iu^tü)kf^tm, ba§ bod^ feine
Setntenftobt loar ; betf elbe toanberte fpäter (93. 8)
mrc^ bad fianb, um irgenbtt)0 ein Unterfommen
a finben, unb lie^ ftd^ oon SRid^aS )um $riefter>
lienft ht einer gon^ gefe^mibrigenSBeife anwerben;
mb er toor nid^t ehoa eine untergeorbnete $cr«
Snlid^fett, fonbem ein birecter 9lbföntmling be§
Bcfe|0e6er8 (18, 30). anid^od, ber ein aufrichtiger
Bm^rer ael^oüaS »or (17, 13), l^atte bod^ über
eine refigififen ^ftid^ten fel^r unflarc unb irrige
ftorfieniungen ; er Iie| eben im 2)ienfte be§ toal^ren
BotteS ein gegoffeneS 99ifi) oon bemfelben auf»
^en unb rid^tete in feinem igyaufe ein ^eiligtl^um
Brit 0)>f erbienft ein, baS in jeber äBeif e ungef e^Iid^
Mt; neben bem toal^ren ®ott aber oere^rte er, toxt
Bobon unb Stad^el, aud^ bie Xl^erap^im (17, 5).
Kn entfe|Ud^ S3iß) oon Slnard^ie gibt aud^ ber
Sog den 600 ®aniten )ur @roberung eines neuen
Bo^^ (18, 11) : gemilbert n)irb bie^ nur burd^
MeSrniögung, ba^ hierin eine oerfpötete ober nad^«
Mglid^ SrfMung be§ ben Israeliten frül^er ge«
mnien ®eboted erblidK werben fann. ^a^ bie
Soniten ftd^ in ben 99eft^ ber bei anid^aS oor»
tt^mbenen Heiligtümer festen unb aud^ ben babei
nngtroiben^efter übemal^men, }eigt, mie menig
Mi mofaifd^e ®efe^ fd^on bamalS bie ©emütl^er
bc^d^te. @o ift bie (Srjö^Iung oon SJHd^aS
»0^1 geeignet, Stimmung für einen ffönig ^u
«o^nt, ber mit ftorfer ^anb bem ®ef e^e ^d^tung
Muffen fonnte. [jiPauIen.]
fUi^imer, eine proteflantifd^e @ecte, toar
g^^t>onicif^Tl\(i)ati^a^rL 2)erfelbett)urbe
iB €ol^ eines Säuern in Slltborf bei 99öblingen
fai ffiärtemberg am 2. t^bruar 1758 geboren.
9oa Statur fel^r religiös geftimmt, glaubte er in
friaem 17. Saläre, }u einem l^öl^em Seben tmtdt
tfem, nnb al« er einige 3eit fpäter allein auf
B gfdbe arbeitete, in einer breiftünbigen Sifion
ciae ^euii^a über bie göttlid^en 2)inge erl^alten
a ^oben. (Sx oefud^te oon ba an regelmäßig bie
Bccfainmlungen ber ^ietiften unb fül^rte einen
Pmtg einmogenen fiebenStoanbel. SDiefeS IBer*
itOm ipQ i$m bei bem 93ater Xabel unb ©daläge
fL St lie| fid^ aber baburd^ nid^t beirren, unb
Hk^bcm er einige 3^it an anberen Orten als
tmtl^ gebient l^e, ließ man il^n getoöl^ren. Sr
xooUtt fid^ ganj bem göd^ften toibmen unb trat beß-
l^alb nie in ben S^eftanb. 3ta(S^ einer jtoeiten Sii»
fion um 1780, bie ftcben SBod^en bauerte unb oon
ber er äße feine tiefere ßrfenntniß l^erleitete, trat
er aud^ als Spred^er in ben 93erfammlungen auf.
6r l^atte großen 3wlauf. SDaburd^ tourbe aber
aud^ bie Sel^örbe jum Sinfd^reiten oeranlaßt. 3n»
f olgebeff en )og er juoerf d^iebenen ® eifteSOertoanbten
in bie gerne, namentlid^ 5U Saoater in bie ©d^meig.
yiaä) feiner StüdRel^r ließen bie IBeunrul^igungen
nad^. Sr l^ielt regelmäßig iBerfammlungen, em>
pfing eine SDlenge Sefud^e unb führte eine fel^r
ausgebreitete Konefponbenj. 3m 3. 1794 50g er
auf baS ®ut ber ^erjogin SfranciSca nad^ ©inb»
lingen bei §errenberg unb ftarb bafelbft am 20. 3a»
nuar 1819. ginige 3eit trug er ftd^ mit bem®e«
bauten, eine befonbere ®emeinbe }u bilben, unb
nad^ feinem Sobe gelangte ber iJJlan in Äomtl^al
bei Stuttgart gur ^luSfül^rung. 3m Uebrigen trat
er gegen bie SanbeSfird^e nid^t f einbf elig auf. Sud^
feine Sln^önger trennten fi^ nie oöHig oon ber»
felben, toenn fte fid^ aud^ bei Sinfül^rung einer
neuen Siturgie oon il^r einige 3^tt gurüdgogen.
@eine Seigre fteUt fld^ als eine 00m d^riftli^en
®Iauben mel^r ober Weniger abmeid^enbe Sl^eo«
fopl^ie bar. S)ie ©reieinigfeit ift il^m „nur ßiner
ein einiger ptxt", bie SKcl^rl^eit ber 3eugen „nid^t
unterfd^ieblid^e ^erfonen, fonbem Offenbarungen
ber C)enlid^feit\ 3nbem ®ott fid^ in fid^ felbft
offenbart, erfd^eint er als ber fereieinige. 5luS
biefer innem Offenbarung ge^t jugleid^ bie un»
fid^tbare SBelt ^erüor, bie Sngel« unb ©eifiermelt.
S)urd^ bie ßrl^cbung unb ben 3föK 2uciferS tritt
ber Sid^tmelt femer ein unfid^tbareS Weid^ beS Söfen
an bie Seite. SluS biefen gmei unfid^tbaren SBeltcn
ift bie ßd^tbare gufammengefe^t morben, unb btefe
entftano, inbem öJott in bemSMenfd^en ml^en tooHte.
S)a ber 9Jlenfd^, burd^ @atan oerfü^rt, gmeimal
fiel, gunöd^ft inbem er ein 93ilb feineSgleid^en gur
®efd^Ied^tSoerme]^mng l^aben rnoUte, unb bann,
inbem er ben Sodfungen ber ibm gefd^enften @f
bilfin nad^gab, mußte eine Sriöfung eintreten.
g^rifhiS, bie gentralfraft in beS Sic^toaterS ©d^oß,
mürbe beßmegen 9Jlen)d^. Um ein taufenbiöl^rigeS
iReid^ SU grünben, mirb er, unb gmar in na|er
3eit, mieberfommen. ®ann folgt ber große ®e«
rid^tS» unb geuertag, tauf enb Softe mäl^renb, l^er-
nad^ bie 93erbammniß für ©atan unb bie ®ott-
lofen, meldte fid^ bis babin nod^ nid^t l^aben rei«
nigen laffm, fieben gmigfeiten, je 7000 3o)^re
bauemb, enblid^ bie SBieberbringung aBer ®inge,
burd^ meldte aud^ ber ©atan no$ feiig mirb. S)ie
©peculation fielet gmeifelloS in ^b^angigfeit oon
ber Sl^eofopbie S3ö|me^S ; bod^ nemtt ^abn biefen
nirgenbS. 6r fü^rt feine Se^re ftets auf bie l^eilige
©d^riftunbaufbieunmittelbaregrleud^tungjurüd,
berm er fid^ t^eilbaftig gemorben glaubte, ©eine
©d^riften, ©riefe, Kommentare über biblif d^e Sudler
unb Sieber tourben nad& feinem Sobe oon feinm 2ln»
bangem l^erauSgegebcn, 1 5 Sbe., Tübingen 1 819 ff .
(S3gl. ©tubien ber eoangelifd^m ®eiftl. SBürttem«
1503
SJlid^I — Micrologus.
1504
6crg§ XI, 1, 115-168; g^r. Volmer, S)ic ®c=
mcinfd^aftcn u. ©cctcn 2Bürttembcrg§, Srciburg
1. ». 1877.) [gfunfj
^i^U 5luguflin, Can. reg., ganonift ttjurbc
1661 gu aJlün^en geboren^ trat 1680 in baS Sl^or*
l^errcnftift 3nbcr§borf unb tourbc bafclbji 1687
^ricfter. SRod^bem er an bcr UnÜJcrjitdtSDilingcn
ba§ SDoctorat in ber $]^iIofop^ie, ber Sl^eologie
unb ben beiben Siedeten erlangt l^atte, nnrfte er 5U»
erft als Seigrer ber DrbenSderifer in 3nber§borf,
bann afö SJicar an ber bem ©tifte incor|)orirten
5^fami SlSpad^. 3)er 9hif feiner großen SRcd^tS-
!enntnt[fe t)eranla^te fotool^t t)iele geiftlid^e Sor»
porationen, atö aud^ ^rofcfforen unb Slböofaten,
il&m f (i)tt)ierigc SRed^t§f öKc ju unterbreiten : bie S3i»
f (i)öfe öon Sreijing unb ßöln unb ber Sürftabt bon
Kempten befteUten il^n als gei[ttid^en 9tat^. @eine
erfte größere (Sd^rift toax Jus et justitia juri-
dico-theologice tractata, Aug. et Diling. 1697.
®ro6e§ 9lufje]^cn erregte bie fd^arffinnige unb ein«
fd^neibenbc ©d^rift Discussio theologico-juri-
dica discussionis immerito assertae problema-
ticae ad decantatam legem amortizationis,
quam ad finem tomi primi commentariorum in
jus bavaricum posuit D. Caspus L. B. Schmid,
Aug. 1698 ; Romae 1699. ©iefer fd^arfe «n«
griff auf bie in 5Rad^al^mung ber ©runbfö^c eines
Subtt)ig Xrv. aufgefteHten SlmortifationSgefe^e
Sa^ernS erbitterte bie Regierung berartig, bo^ pe
bem 1704 ijum ©tiftspropfte getoöl^Iten Serfaffer
bie ßsciufiöe gab. 3Jlid^I feierte nun auf feine
ißfarrei 5urüd(. @S folgte eine Theologia cano-
nico-moralis, 3 voll., Aug. et Dil. 1710 ad
1712; tl^eologif d^e ©treitf(^riften gegen ben iJJro»
teftanten 3. 3B. Säger unb gegen ben 5(uguftiner
SeSDrou, bann eine Sertl&eibigung berSSutteUni-
genitus gegen OueSneU (Landish. 1719, beutfd^
^ug§b. 1721). m^ gfrud^t feiner ©eetforgStl^ättg.
feit erfd^ienen 2 93änbe ^rcbigten, ?llte SBeife, bem
fatl^olifd^en S3oIfe erbaulid^ ju prebigen, 3lug§b.
1725—1728. er ftarb im 3Uter öon 90 Salären
auf feiner ^fanei am 14. «pril 1751. (S3gl. 93aa«
ber, 2ej. ba^er. ©d^riftftcller ü, 1, 9Jug§b. u. Seipj.
1825, 194 f. ; 6. ®raf gugger, ®efd^. b. «lofterS
3nber§borf, TOünd^. 1 883, 95 f. 160.) [©treber.]
^ii^oC d^T^X im 31. S. bie jüngere lod^ter
©aul§, fpätere ®ema]^Iin ®at)ib§. Se^tcrem l^atte
©aul urfprünglid^ feine ältere lod^ter SKerob ju»
gefagt, aber mol^I nur in ber ßrioartung, er loerbe
im Äriege fallen, el^e e§ ju einer &)t fommen
fönne; alS bie^ nid^t gefd^a|, gab er ^erob mort«
brüd^igerioeife einem anbem TOanne 9lamcn§ §a«
briel. S)amit ermud^S für 9D2id^oI eine frol^e §off«
nung; benn fie mar ebenfo, wie il^r ©ruber 3ona«
t]^a§, 3)aDib feit ber erften Segegnung mit inni»
ger Siebe jugctl^an (1 ©am. 18, 20. 28). 2lud^
biefe badete ©aul, al§ e§ i^m befannt tourbe, jum
SSerberbenffiaöibS au benujen, unb oerfprad) i^m
bie jüngere lod^ter gegen eine Seiftung, meldte
S)at)ib unfehlbarem %ot> entgegenjufül&ren fd^ien
(18, 25). aBiber ertt)artcn aber löste Saöib bie
il^m geftellte Aufgabe, unb ©auf tuor nun um feU
ne§ eigenen ^nf e|en§ toiHen genötl^igt, il^m Wid^
als ®attin }u geben. 9ll§ fold^e hmcifyctt bl-
eibe ®at)ib bie nömlid^ innige Snl^gli^,
0 bag fie bei ben 9la(|fteIIungen ©oulS gtgn
il^ren ®ema]^l mit eigener ®efa^r beffen S^cnS*
retterin tourbe (19, 11 ff.). Qfreüid^ unnbefii
begmegen ein Opfer ber ^Ibneigung i|re§ SaioS
gegen 2)at)ib, inbem ©aul il^re S^ »ilUnäG^
löste unb fie einem anbem üRanne, ^UmtA
^l^attiel, 5ur ®ema]^Iin gab. 3)ie^ tuor f^oi
gefd^el^en, al§ 2)at)ib ftd^ entfd^Io^, gu einer 0»^
bem SSerbinbung su fd^reitm (25, 39-— 44[dedä
= l^atte gegeben]). %I§ aber nod^ ©ouIS Sobe
Slbner eine änna|erung an SDoDib Detfud^, fbdk
biefer al§ erfte 93ebingung, bol i^m feine rd^
mäßige ®attin tt)iebergegebm uierbe; ba S^toi
fetl^ ba§ gefd^el^ene Unre^t nid^t biQigm totndi;
löste biefer fofort bie ^toeite ungültige (S^ niete
auf, unb SRid^oI marb tt)ieber }u 2)atnb ge^^d
(2 ©am. 3, 15). 2)ic groge Siebe aber, tod^jptpi
il^rem SRanne tmg, warb fpäter Urfad^, ba| fie^
t)erle^ fül^Ite unb il^m eiferfüd^tige SBori^ofiiiigai
mad^te, als er, bem SDrange feines frommen ^
amS gemög, t)or ber Slrd^e getankt l^otte; gur 6M>
bafür blieb fie zeitlebens finberloS (6, 16-2S.
1 ißar. 15, 29). SDemnad^ ift an ber ©teile 2 6aL
21, 8, mo t)on fünf ©öl^nen SIMd^olS bie Siebe ^
ein ©d^reibf eitler, unb eS mug baf elbft fOltaib d»
gefegt merben, ttiie aud^ ber 92ame beS bort genanria
@attm ^abriet nal^elegt. [Adslcn.]
Micrologus ift im ©inne tion SuSpg ober
t)on hn^er Ueberftd^t ber Slitel mel^rerer vMf
alterlid^m Sßerfe. SSerül^mt ift ber Miorologa
de ecdesiasticis observationibus, einfiok*
bud^ 5ur Srflömng ber fa^olifc^ Sitmgte (n
ber S^oner 93öterauSgabe Max. bibliothecaToi
patr., Lugdun. 1 677, XVni, 469 sq. ; betlfigM^
PP. lat. CLI, 974 bea». 979 sqq.). 9ta4 dy*
ner Eingabe fd^rieb ber Serfaffer balb no^ ta
^be beS ^apfteS ®regor VIL (1085) wA W
99ifd^ofS ^nfelm Don Succa (1086). VUm ^
auf t)erfd^iebene ^erfonen auS biefer 3tit oft 9»
faffer geratl^en, namentlid^ auf 3t)o oon (S^aM
(f. b. ^rt.). ^a^ ber Histoire Htt^raire ds h
France (X, Paris 1756, 143) fott ber 9»»
loguS nur ein ©tüdf auS 3t>o^S grd|etem SSM
De officiis ecdesiasticis fein, ttieU^ vt^
ungebrudtt in Sambetl^ ftd^ finbe. Sod^ g^ te
SRicrologuS in ber 2)eutung ber Siturgic tridiai|>
temer 5u SBer!, als 3t)o in feinen Stdxs ikt
liturgifd^e ®egenftanbe. 9lad^ ben neuen lU»
fud^ungen, bie in ber Revue Ben^dane Bs
bie l^onbfd^riftlid^e Ueberliefenmg ange^dt M»
ben fmb, mirb be^l^alb SSemolb Don AonPfliq 0.
b. ^rt.) als mal^rfd^einlid^er 93erfaffer wimm
men. 3n jfap. 1—23 bel^anbelt ber Secf^«!
flarem Sinblidf in bie gefd^id^tlid^e (Enttoidtal
bie l^eilige 9Jleffe, mie fte gu feiner 3ett in 9tSa
gefeiert mürbe (juxta gaUicanum ordin€Bi);ii
ftap. 24—29 mirb Seit unb Siturgie ber Dm
atibbenbot)) — Stibrafd^.
1506
der, ht Hop. 80—62 baS gefammte fKt-
c mit Serädftd^tigimg ber treffenben Offi«
: Sorftellung gebrad^t. S)er SSerfaffer betont
loft bte «uctoritOt beS (»fipftlid^en Stul^IeS
lU^ ber liturgif d^en Snorbnungen ; er ifl
d^iebener ®egner loiinürlid^er ßrtDeiterun«
: Siturgie, geftattet aber bie SeibdbaUung
jfaAiger locoler ©etDol^l^etten, auq toemt
t römifd^en ©ebraud^ abtoeid^en. (Sgl.
ius-Mansi, Bibl. lat. mediae et infim.
i, Flor. 1858, V, 76 ; I^aD^ofer, ^onb«
VC fatl^olifd^en Siturgil I, ^reiburg i. 9.
67 ; @. Säumer unb ®. aRorin in ber
B^^ctine, Mai et Sept 1891.) —
lenl^mt nmrbe baS tiroa 50 Solare t)or]^er
nbo t)on 9re5so berfa^te ^anbbud^ be§ litur-
(Befangen, Micrologus de disciplina artis
te (f. b. 3lrt. V, 1858). [©treber.]
^knibory, 3acob, Sll^eologe unb ^i{to>
geb. )u Ootntarfum (ißroDing Ober^jlel)
37, geji. ju Äöln am 13. 3anuar 1611,
) feinen erften Unterrid^t bei ben ^xcAtx*
pt S^oHe, tt)o äol^onned S^^giuS, ^ol^an»
tgiud unb Sote ^po8 (Soetl^tuS ßpo) feine
tooren. hierauf gling er nad^ RUn unb er-
at ÜRontonerg^mnaflum ba§ 2)octorat ber
)p1^\z unb ber 3uri§))ruben5, fornie ba§
it ber Ideologie. Sm 3. 1580 mürbe er
id^folger ©ropperS (f. b. Srt.) ®ecan ber
9Dtariö ad grados. infolge ber religiöfen
, bie burd^ bie Haltung be§ Sr}bif d^ofS Otto
!| in Jl5In entftonben, ging SRibbenborp
kfifalen unb loirfte bort an Oerfd^iebenen
[failten. 9fö er enblid^ nad^ jföln jurüdC-
Derliel^ il^m ba§ 2)omca))iteI 1601 eine für
t beflimmte ^röbenbe ant SDome, nad^bem er
596 3)ecan }u @t. Snbrea§ getoorben toax.
>en (Soabjiutor g^erbinanb Don Sägern tt)urbe
^rolanjler ber Unioerfttöt befteHt; tt)ieber>
Dteibete er aud^ ba§ Stectorat berfelben. @ei>
riftjteHerifd^en Slul^m ertoarb er ftd^ l^aupt»
burd^ ba§ 9Ber! De celebrioribus universi
iLcademüs, }uerft in 2 Sudlern )u ßöln
^orft 1587 auggegeben, bann in 4. 9uf-
i ®. ©^olinuS 1602 bis auf 8 Sudler oer-
9n baSfelbe barf man feine Historia mo-
I, CoL 1603, unb bad merftoürbige @am«
( Lnperatorum, Eegum et Principum
imommqueTiroruin Quaestiones Theo-
I, juridicae et politicae cum pulcher-
'esponsionibos, Col. 1608, reiben. ^I§
feiner Sel^rtl^ätigfeit fd^rieb er De officüs
Süds Ubri duo, prior de Magistromm,
e Anditomm officüs, 1 570. (Sgl. Hartz-
BibL Colon., Col. 1747, 150 sq.; Fop-
BibL Belg., Bruxell. 1789, 1, 529 sq.;
b» Mein. p. s. k l'hist. litt, des Pays-bas,
in 1770, in, 103 ss.; Lindebom, Hist.
Daventr., CoL 1670, 381 sq.; Delprat,
iideI.OTerdeBroederschapy. G. Groote,
in 1856, 81.) paiberbing! %f)x\m.']
otfcriton. yni. 2. Kufi.
9tibk0(9, biebreiul^n, f.admaelbeneiina.
9Hbra^ («ll») ]$ei|t bie Srforfdbung, boS
Stubium, inSbefonbere bei ben 3uben bie Srfor-
f d^ung bed geheimen Sinnes ber l^ettigen @d^ft
ober bereu oUegorifd^ SuSIegung. eiiod SeDita
f agt im Sesilon )u ihl (quaesivit, inquisivit) :
Midrasch appellatnr explicatio, quae sen-
sum litteralem non sequitur. SS ttierben aber
nid^t alle oDegorifd^en Sommentare ber 3uben über
bog aite Xeftament unb bie aotifd^ Smbrafd^im
genannt, f onbem nur bie alten, toeld^ in bie 3^
ber jäbifd^ @d^ulen in ^löfHna unb inSabQ-
Ion fallen unb t)om 2. big }um 11. Sal^^unbort
n. Sl^r. Don Seigrem ober 3^glingen iener Sd^ulen
oerfa^t tt)orben finb, toeil fi^ biefer gel^eime @imt
ober biefe allegorifd^ SuSIegung l^uptfäd^Iid^ otrf
bie münblid^e Sd^ultrabition grfinbete, »eld^e burdj
bie 3erf!5rung ber genannten Sd^ulen im 11. Sol^r-
l^unbert unterbrod^en tourbe. 3nt engem Sinne
werben nur biejenigen aüegorifd^en Auslegungen
9Ribrafd^im genannt, toeld^e M mit-SrOärung be8
®efe|eg, fotool^l beS gefd^riebenen aI8 bed mflnb«
lid^en, ober ber Xl^ora unb ber SRifd^na, be«
f äff en, unb Don ÜRif^no'Sel^rem (2:]^annaim) unb
9)iifd^a«Srnärem (Smoraim) oom 2. bis }um
Snbe beS 5. äa^rl^unbertd n. (Sf^i. Derfa^t toor»
ben flnb. ^ierl^er gel^ören namentlid^ unb t)or«
gugdtoeife f olgenbe 9Ribraf d^im aber bie Sl^ora :
1. SMed^ilta («nV-s»), ein Kommentar über baS
^meite IBud^ SRofig, unb jmar l^mtptföd^Iid^ über
oiejienigen RapM, meldte bie 9iitualgefe|e ent«
Italien; er mirb bem Stabbi SSmael, einem @d^filer
beS 3uba ^affabofd^ (f. b. Art.), beg @ammlerg
unb Orbnerg ber SDlifd^na, ca. 200 n. ®^r., ju«
gefd^rieben unb ift gebrudft mit einer lateinifd^en
Ueberfe|unginUgolmi Thesaur. antt sacr.XIY;
2. ©ippra («ibo) unb ©ipl^ri C-^ßo), gtoei Kom-
mentare, ber erfie, aud^ X^orat)^ €o|^nim genannt,
über bog britte, unb ber gmeite über bog fünfte
SBud^ ajtofig, beibe oon 9tabbi Stab (geft. 243
n. Kl^r.), gleid^faQg @d^üler beg 2htba igyaffabofd^
unb ^orfiel^er ber @d^ule }u @ora, Derf a^t ; fte
pnb gebrudö mit lateinif d^wUeberfetung in Ugo-
lini Thes. (ber erfte in t. Xlv unb ber jtoeite in
t XV); 3. ^epfta («np-'OD), ein Kommentar über
bog britte, vierte unb fünfte IBud^ SRofig, meld^er
bie Srflörungen ber alten Stabbinen aug ben erften
d^riftlid^en Sal^rl^unberten jufammenjient; er toirb
bem Slabbi Kol^ana, einem @d^üler beg genannten
Stab, gugefd^rieben unb ift gebrudtt mit lateinifd^
Ueberf c^ung in Ugolini Thes. XVL «in SRibraf d^
aur SKifd&na ift bie Sofa^jl^tl^a («wjoin), audj
bie gro^e ÜRifd^na genannt, meld^ aug 58 Xrac«
taten befielet unb tl^eUg nod^ 3ufö|e }ur SRifd^na,
tl^eüg eine Srüärung beg t)erfd^Ioffenen Sinneg
berfelben entl^ölt unb bem Slabbi Sl^iia, aud^ einem
@d^üler beg 3uba l^aRabofd^, }ugefd^rieben mirb.
9tabbi 3acob Kl^agtg fprid^t ^q barüber in feinet
93onebe gu S3erit|ot]^ fo aug: Postquam com-
positi essent sex ordines (Mischnae) con-
venientique ordine dispositi per tractatns et
48
1507
SWieS — üRigojjl
1508
capita et sectiones minores, vidit B. Ghija
discipulus Babbenu Hakkadosch, quod verba
Mischnae occlusa sint, neque sufficiant ad
restinguendum sitim; ideo conBcripsit To-
saphtha i. e. Additiones ad Mischnam et de-
clarationes sensus ejus. @te ift gebrudtmü
lateinif^er Ucbcrfcjunö in Ugolini Thes. AVIL
ad XX. snie btef e Kommentare leiten aud^ SSorattl^a
(wn-'^na), b. 1^. aufecrl^att ber ©d^ule entjlanbene
©Triften, im ©egenfa^ jur 9Kif(|no, todd^e boS
ent|ött n)Q3 in ber ©d^ule t)or9etra9en tourbe, alfo
mit öffentlid^er Sluctoritöt berfel^cn toax, toä^rcnb
bie anberen nur al§ ißrit)QtQrbetten ber ®ele^rten
ju betrad&ten ftnb. 5Ra6bi % ßl^oötS faßt (L c):
Sic et E. Chija et B. Oschaja et sapientes
alii composuerunt Baraithoth, b. e. vi etymi
M-n quod denotat extra, instituta extra scho-
lam Babbi nata. @ie l^oben bal^er aud^ nid^t bie
unbebingte Geltung tuie bie 9Jlifd^na.
3m meitem @inne aber l^ei^en aud^ bie aOego«
rifd^en Kommentare über bie übrigen 93ü(^er be§
% X. 9Jlibrafd^im, tooDon bie berül^mteften folgenbe
ftnb: 1. ®er9Jlibraf(^ iRabbot)^ über ben^entateud^
iinb bie fünf TOegiflot^ (»utl^, gftl^er, ßlagclieber,
feol^eSlieb unb ^rebiger), eine Sammlung ber 6r»
fiärungcn üon Se^rem über biefe Sudler au§ ber
3eit Dor bem @d^Iu^ be§ Xalmub (f. Bossi, Diz.
Btor. n, 100) ; 2. ber TOibrafd^ ©amuel; 3. ber
aKibraf(| Sel^iflim, b. i. über bie ^falmen, and^
©d^od^er lob genannt ; 4. ber SKibrafd^ SKifd^le,
b. i. über bie ©prüd^e ©aIomon§ ; 5. ber SJlibraf d^
§iob ; 6. ber SWibraf^ Sefaia ; 7. ber SWibrafd^
ona ; 8. ber TOibrajd^ g§ra ; 9. ber SKibrafd^
S)tbre §aiiamim, b. i. über bie gl^ronü. (®a8
S?ä]^ere über biefe f. bei Sunj, ©otteöbienftt. S3or»
träge ber 3uben, 1892, 274 ff.) — 9lud^ bie
SWifd^na unb bie ©emara fann man atö 5Kibrafd^
}um ^entateud^ betrad^ten, unb fte mürben aud^
SKibrafd^ genannt (ßunj a. a. O. 52); ebenfo
bie largumim, toenigftenS einen S^eil berfelben,
toeld^er fid^ mel^r mit grflänmg al§ mit Ueber»
fc^ung Der altteftamentlid^cn SBfid^er befd^äftigt
(f. b. Srt. Sibelübcrfe^ungen). 3n bem Snl^alt ber
SKibrafd^im fmb ätoei Elemente mefentlid^ Don
einanber ju unterfd^eiben , nömlid^ bie ^alad^a
(P^k^,y SRegel, Slid^tfd^nur) unb bie ^aggaba ("^an,
®efagte§, narratio). SDie ^alad^a ift bie aucto»
riftrte, gleid^fam autl^entifd^e 9lu§Iegung be§ ©e»
fe^eS, ausgegangen öon bem ^ol^enpriefter, ober
bon bem ©Quebrium burd^ feine Sntfd^eibungen
bei 9lntt)enbung beS ®efe^e§ gegeben, ober öon
ben ©d^riftgele|rten in ber ©d|ule vorgetragen ;
lejtere l^ei^t aud^ ©d^ematl^a (Nnr^©, b. i. ®e«
l^örteS; f. Sunj a. a. D. 45), meil fie in ber ©d^ule
aus bem IDlunbe eines Sel^rerS gel^ört unb barin
recipirt fein mu^te. ©ie ift binbenb unb barf nid^t
beftritten, fonbem mu^ im Seben befolgt merben ;
bal^cr mirb fie erflärt als traditio decisa, usu
et consuetudine recepta, et approbata, se-
cundum quam incedendum, et vivendum est
(Sanhedr. 91, 2 bei Castellus, Lex. heptagl.
I, 854 ▼. T^^hr:), 2)ie ^ggaba l^ingegen ifi eine
nid^t auctoriftrte Auslegung, gmor auSgegangm
t)on benfelben ©d^riftgelel^rten ober Stierem her
©d^e, aber als ^ridatarbeit berfelben ou^cr*
l^alb ber ©d^ule ; bal^er ]^ei|t fie oud^ blo^ etlNS
©efagteS, nid^t @e^örteS (in ber ©d^ule). i^
aber aud^ nid^t binbenb, fonbem fomt als ^
oatmeinung ober ^uSfage befhitten, angenonu
men ober t)ertt)orfen merben, je nad^bem man pe
begrünbet finbet ober nid^t. 2)tefe ^aggaba ip
eS jebod^ t)or5ugSmeife, toeld^e ftd§ mit beroDei
gorifd^en SluSIegung befaßt unb biefelbe in $an^
beln, S^abeln, ©agen, ©efd^id^tSer^ol^Iungen, no*
ralijirenbe !93ele]^rungen, metapl^^ftfd^e Sdtod^
tungen u. f. m. einfleibet. (SSgl. Sunj 37 ff. 180.
314 ff. ; S)effauer, Sefd^on Stabbanon, Srlongca
1838, 214.) [SDBe^.]
^ie$, SacobeUuS t)on, f. ^uftten.
tBit<>ii^ ®raf Sl^riftop]^ ^ntonoos,
^err )u ^aal unb ©onnentl^um, Srjbifd^of m
SBien, ftammte auS einem ebenfo alten oI§ bc
rühmten ®efd^Ied^te. (£r erblidEte baS Sid^t ba
aSBelt am 14. Dctober 1714 gu Irieni Sda
IBater mar SSinceng ®raf 9Riga}5i, guerft HbjiM
beS ißringen Sugen Don ©ado^en, bann Se9i^
rungSratl^ in SnnSbrud; feine 9Rutter Sotioio
ftammte auS bem @efd^Ied^te ber fjfreil^rren t>o»
^rato. 5Kigaj5i fül^Ite ben Seruf jum $riePa*
ftanbe unb mUtmete fid^ bal^r ben t^eologifd^
©tubien im Collegium Germanicum gu Son.
ßr mürbe 2)om]^en gu 93n£en, fpäter }u Xtient
unb bann $rior bei ©t. Seonl^arb }u ^org^
unb oon ©t. Segib in IBalfugana. ©d^on in
3. 1 745 mürbe er Üubitor ber Stota für bie bentj^
92ation in 9lom, unb l^atte als f old^er bie Sufgc^
bie ©pannung, meldte ^mifd^en SRom unb äBia
berrfd[)te, 5U befeitigen. S)er Srjbifd^of bonSte^eb,
Sarbinal b^^Ifaca, mal^Ite il^n 1751 gumSoob*
jutor; infolge befjen empfing er bie Sifdjoftoiie
mit bem Xitel eines Sr^bifd^ofS bon Sort^
IBeoor er aber nad^ SJted^eln lam, fanbte i^ bie
Äaiferin 33lam Xerefta als il^renSeboOma^^tigtai
nad^ ©panien an ben §of SerbinanbS VL; bort
unter^eid^nete er 1. 3uni 1752 ben SSertrag MB
^ranjuej jmifd^en ©panien unbOefierreid^. SSB^
renb er nod^ in ©panien meilte, mürbe er {ni
93if d^of oon SBai^en in Ungarn ernannt (20. &lf
tcmbcr 1 756) ; !aum l^atte er fein SiStl^nm bdreta,
als aud^ f d^on feine Ernennung ^um t)fürßei^b%M
üon aSien erfolgte (TOörs 1757). SnbeRen bfi»
er nod^ 25 ^af^xt lang sugleid^ Sbminipixitar
öon SBaiJen unb mirfte bafelbfl fo biel, ba|
bort fein 92ame unDergeglid^ fein mirb. Sr bcnde
ben ^om, bie äteftben), fttf tete ein §auS fie
bie ^iariften, ein abeligeS Konbict, 6 neue %o»
l^crrenftellen , ein fflofter für bie borml^riig«
Srübcr, baute 30 Äird^en, 20 ^farrl^öfe in»
15 ©d^ulen, brad^te 12 000 neue ©teuertrfgB
in^S SiStl^um u. f. m. Um [o mtfyc f d^me^te tf
il^n, als il^n Ifaifer 3ofep]^ IL in berle^etä)er %ocB
nöt^igte (22. ©ecember 1785), bie «bminlflratiai
1509
SKigetiuS — TOignc.
1510
}im SQBoi^ iriebcrgulegcn. — 9(m 22. Sloöcmbcr
L761 ernannte i^n SIemen§ XUI. auf 93itten
)er ffotferin gum Sarbinal; im SRai 1768 fe^te
fyax bie ffoif erin felb[t in ber ^uguftinerfird^e baS
:offyt fBxttt auf; balb batauf t)erlie]^ fte il^m aud^
XiS ®ro|freug be§ Stepl^onSorbenS. ÜJtigos^i na^m
1774 an bcr SDBol^I bc« ^apfleS ^iuS VI. ^Intl&eil
imb emmrb ftd^ im &)nclQt)e burd^ feine JHug^eit
mib fein liebendtDÜrbiged Säenel^men bQ§ 3utrauen
ya Sarbinöle unb baS bet bourbonifci^en iböfe.
Seinem 9mte als !93if(i^of lebte er mit t)oUtx ^in-
jebung, er forgte für Orbnung unb ^nftono in
!>eii fiird^en^ erfd^ien perfönlid^ beim SSor- unb
iRad^mittagdgotteSbienfte, begleitete oft boS poä^^
ixmrbigfle 5U ben jtranlen ober brockte biefen felber
bie l^Uige SBegi^el^rung. ßr prebigte oft in 9Bien
itnb gab feine ^rebigten im S)rude l^erauS. %uä)
im SBiener Sr^bi^tl^um grünbete er eine SRei^e t)on
tßfarren unb erbaute ßird^en. 3n SRöbling lie^
tt ein Ss^rdtienl^auS bauen, in loeld^em jöl^r«
lid^ bie ^ölfte beS SIeruS geiftlid^e Uebungen
moAen mu|te. ®ie ©eijtlid^en jud^te er ftetS im
ffiiffen unb in ber g^römmigfeit ju t)ert)oIIfommnen,
tioeld^em 3^^dCe er Slnreben unb ^Prüfungen
t bie Srmal^nungen beS 1^1. Üaxl SBorromöu§
anf d dlmt l^erauSgeben lieg, bie igyerau^gabe eine§
Imed^dmu3^ fott)ie bie ^rudRegung be§ römi»
\fyn ftated^Smud unb bie Ueberfe^ung beSfelben
kforgte. Sm Ofterfonntag be§ 3a^re§ 1782 affi»
Etirte er nebft ben Sarbinölen Satl^^ani unb ^rjan
bcm ^ßapfle $iu3 VI. im @t. ©tepl^anSbom beim
^od^amte. @ein öOjal^riged ^riefterjiubiläum be»
er in 9Karia«3^tt in aller ©tißc. — ©d^mere
lomen für W\%%^x, al§ in Oefteneidd bie
gSperiobe anbrad^, ba er mit biefer 3lid^«
tiiii0 als treuer, fird^Iid^ gefmnter Sifd^of burd^auS
|t4 ttid^t t)erfianbigen tonnte. Sr tt)id^ in ber 93er«
G^igung ber Xe^te ber jfird^e nur ber ©emalt.
Dtati bnn ibn mit t)onem ^tä^it einen unblutigen
Start^rer nennen, fo t)iel litt er unter ben trau»
eigen 3^^^ttniffen, in benen für bie ^bl^altung
ber^er}-3eftt«9nbad^t Strafe gejal^Itmerbenmu^te
wabmt Sblöffe }u t)er!ünbigen t)erboten mar. @elbft
bcA Sreüier ttnn: onfibgig unb foUte t)on ben @eift»
ßdj^ nid^t mel^r fo gebetet Serben, tt)ie e§ bie
lrad^tH)rf d^rieb, inbem einige ^eiligenbiograpl^ien,
Bie bie tion ®regor YII., ^|oma§ 99edet u. %,
niSgemeqt morben maren. Sine ganje äleil^e t)on
Bttpcm ttmrbe aufgel^oben unb ber @otte§bienft
M mtf unbebeutenbe jfleinigfeiten genau Dorge«
f^ric&en. S)a^ ba§ alle§ SRiga^ji fd^tt)er em»
^tnb, Iä|t fid^ beulen. Sr bat, bef d^mor, mamte,
no^te bie emfteften SSorfteQungen; bod^ ^alf ^UeS
JÜOfi. (Er mu^te ftd^ nid^t blo^ pöbel^aftefte 99e'
d^impfungen t)on ^ügellofen ^ampl^Ietiften ge*
ancn (offen, fonbem felbft Äaifer Sofepl^ IL frönfte
(n loi^erl^olt auf bie bitterfte SBeife. SBenn aud^
DK^Sji gegen bie ©emalt nid^tg au^rid^ten tonnte,
jo ]^ er bod^ tnel Unl^eil t>txf)üitl ^an fonn ftd^
M tbig^d gor nid^t t)orfteUen, mldjc^ entftanben
vän, tocxa ftatt 3Riga})i ein millföfiriger a^ann
bamalS Sr^bif d^of t)on äBien gemef en iDÖre. 9Riga3}i
tarb am 14. %pxxi 1803, 89 3a^re alt. ßin
d^Iid^ter Stein bedtt fein @rab im @t. ©tepl^and«
bom. (Sgl. gölefttn SBoIfSgruber, g^riftop^ «n-
ton ßarbinal SKigajji, gürfterabifd^of t)on SBien^
©aulgau 1891.) [aRaurerJ
9tigeüit$, ein fpanifd^er Mretifer be§ 8. Sal^r«
l^unbertS, beffen Slnl^änger, Die aJMgetianer, pd^
bef onberS in ber ^roDin^ ^ätica ausgebreitet l^atten,
behauptete, 2)at)ib fei bie Sncamation ®otte§ bed
93ater§, ißauluS ber incamirte l^eilige @eift, toaü
er auf ^. 44, 2 unb ®al. 1, 1 ffü^en tooHte;
®aöib, 3efu8, ißauluS — brei förperlid^e ^er«
fönen — bilben für il&n bie Srinität, toeld^e er fld^
fabellianifd^ als eine ^erfon badete, fifemer rül^mte
fxä) 2Rigetiu§, ol^ne @ünbe 5U fein, unb tt)oUte
t)on ben ^rieftem bie offene ©d^ulb (ba§ Kon-
pteor) nic^t gebetet toifjen, ba fie enttoeber feine
©ünbe l^ätten unb fomit al§ Sügner erfd^ienen,
ober, tt)enn fte @ünber mören, abgefegt werben
müßten. 3n feinem rigoriftifd^en 6ifer gebot er,
ebenfoioenig mit @ünbem toxt mit Ungläubigen
jemals ju effen, unb erflärte bie ffird^e ju SRom
allein alS bie l^eHige unb mafellofe. @eine ^n»
l^änger toxä^tn aud^ in ber Ofterfeier t)on ber übri»
gen ftird^e il^rer Seit ab, inbem fie, loenn ber
14. 9Jifan auf einen ©amStag fiel, baS Ofterfeft
erft ad^t Sage fpäter begingen. ®egen SKigetiuf
er^ob fid^ ßr^bifd^of SlipanbuS t)on Solebo unb
öerurtl^eilte biefe Srrtpmer auf einer ©^nobe gu
©eöiHa um baS Sal^r 782. 3n ber SBiberlegung
marf SlipanbuS il^m ^riSciUianiSmuS, fottie eine
SSermengung beS ®öttlid^en unb aJlenfd^Iid^en in
©l^riftuS öor, l^ulbigte babei aber felbft einer anbem
§ärepe, meldte unter bem 9iamen ^boptianiSmuS
oefannt ift. (Sgl. Hadr. I. Epp. in Cod. Card,
n. 95—97, bei Mansi, Conc. Xu, 807 sq., unb
Migne, PP. lat. XCVIH, 333 sq. 374; Eli-
pandi Epp., bei H. Florez, Espaöa sagrada Y,
543. 555; Migne 1. c. 918 unb CI, 1330;
Saul. Cordub. ad Alvar. 862, bei Plorez XI,
166 ; Enliuber, Dissert. de Adopt § 1, in Al-
cuini Opp. ed. Proben ; §efele, 2:üb. Duart.*«
©d^r. 1858, 86 ff. ; gonc..®efd^., 2. 9lufl. HI,
628 ff.) [3of. 6arb. ©ergenrötl^er.]
'SSigti^ Sacob ^aul, ^ublicift unb t)er«
bienter SSerleger, lourbe am 25. Dctober 1800 gu
©t. fjlüur in ber Sluöergne geboren, mad^te feine
©tubien }u Orleans, öerfal^ eine Seitlang eine
Sel^rfteUe am SoQeg Don Sl^ateaubun unb erl^ielt
1824 bie ^rieftermeil^e. Sinige Saläre toirfte er
als ©eelforger in ber SDiöcefe Orleans, ging aber
bann, ba er wegen feiner ©d^rift De la liberte,
1833, mit feinem Sifd^ofc SBrunault be Seaure»
garb in ^Differenzen gerat^en toar, nad^ $ariS.
pm grünbete er nod& in bemfelben Saläre bie StxU
fd^rif t L'ünivers religieux (fpäter einfad^ L'Uni-
vers genannt), legte jebod^ fd^on 1836 bie SRebac=
tion nieber unb tt)ibmete fid^ gang einer öon il^m
in'S Seben gerufenen SSerlagSanftalt 5U ^etit*
SKontrougc bei $ariS. ©ein $Ian toax nid^t, neue
48*
1511 Stlignt.
lUeiarifi^t SSnfc gu tincmlaffni, fonbem bie gei>
fiitutra €^( bn tat^olif<]^en 33ergangen^dt ju
fatnnielii unb htm SMenftt bei JHii^e unb ber
aBiJIcnf^ft gugängli^ gu machen, mit ßilfe
jdiTte^et anUotbdtn, unter ben«n ftii^ auc^ t>e>
beutettbt ÜHanner bc§ ?(u§lanbe3, wie §ergen-
röt^ unb 31o|, bef anben, Betinirflid^te ÜDligne mit
ftounenSmeit^er Jhif)n't|dl unb au|eroibentlii$em
©([drille (eine »ritumfafftnben Unteme^mungett.
3}a3 ^ouptnetf, baS feinen Siamen buni^ ganj
Surofa ttug, roai eine Scmntlung allei grtfc()i-
Wen unb loleinijii^en SJäter unb flir^enfc^rift-
fteDn Don ben <i9D^oIi[c^en 3eiien bi§ gur gliititen
^Slftc beS 9J£ttttIaItfce (Patrologiae curaus com-
pletus aen Bibliotheca uniTerBalifi, integra,
nnifonniB, commoda, oeconoinica omnium
SS, Patrum, Doctoniin, Scriptonunque ecclo-
ei&BUcoruDi sive latlnonim sive graecorum,
Par. ISMaqq.). ©ie ganje ©ammlung ift in
Juri ©erien eingit£ieilt, eine Seriea latina, 1844
bii 1865, niel^e in 217 »önben mü 4 SBÖnben
bei leii^^Qltigften Snbiceä Don 3:ertul(ian bis gu
$atift Sfnnocenj m. (1216) teiii^t, unb eine
Series graeca, 1857—1866, tDelc^e in 161
^Snbtn bie €ii|nft|lener son ben a|)D^li[iI|en
äiätent an bie gum Soncil uon ^oieng umfaßt,
ißon lejittrer SciieS tmirben gnei ausgaben '^ti*
gelteQt, eine, »eldiie ben grie4i(c&en Sejt mit btt
lattiniji^en Ueberjetmuß enthält, unb eine gtoeite,
unDoKenbete, neli^e blos bie latcinift^eUebeifeBung
bietet. JKtgijifi gur Seriee graeca bf arbeitete SO'
rot^US ©ctlOlarioS (KXeU llaTpoXo^Cat xal ßuCdv
nvoiv aiifjpa^£<av, ijTot Euperrjpiov Travrujv tüIv
aofip>t)i.)i.a^o>i TÜv dEf<i>v T|ti.üiv i^aTEpniv . . .
-ntpu/ofieviuv iv rf iv llapurfoic ixSo&c(^ Ilti-
TfoXo^Mf önä Mcpfou, Iv 'Aö^vaij 1879, unb
Tauieibv T^e IlaTpoXoYCac -^toi ouUoi;^ t5v iv
t^ utnpoXofVf TÜ UJti Mi'j^vfou |v Ilaptarät; Jx6o-
dsfau TTEpiEJJOJl^VtO VXUpttOT^pUV IvVOliÜV , VfÖ--
otüjv xdl ÖKoS^uEwv, iv '^^■^a^i 1883, I. S8b.).
3)aS gonge SBert, mtliSfti in einem fe^r ^anbü^en
^omuite (®ro|i}clflti) unb gu beifpitlli>§ btdigem
$nift erft^ien (bei ber ©efammtabnatime tojittt
dn 93anb ber Series latina 5 gr., ber Series
graeca 8 gr. ; ^eute ift ber *|3rei8 ber erften Serie
Bai ffiop^iettf, btr gweiten baS ©reifacfee), umfaßt
nict)t nur atleS, nas in ben früheren SBäterfamm-
Titngen mitget^eitt roorben ifl, nioiet für jeben
eingelnen ©c^riftfitHer fletS naH) ber beften aus-
gäbe gegriffen würbe, fonbem beriidfii^ttgl audti
jttfinafe gingeHiuWicationen biS gur neueflen 3"'.
bringt Diele neue IHitt^eilungen auS ^anbi^riften
unb fnmmelt in ben gtnleitungcn, SDif|ertüHonen,
9loten unb JRegiftem ein reichhaltiges, bisher ger-
flreuteS ober in SBibtiotfielen begrabenes 3Jlaterittl.
^on anberen greßeren ©ammetroerfen jinb bejon-
berS ju erUätinen: Scripturae eacrae cutsub
completDB ex commentarüe omnium perfe-
ctieeimisuBquehabitiB, 28 voll., 1860— 1862,
Borin für [ebeS Suc^ bet ^eiligen ©^rift ber befte
&nnmentäi aug alter ober neuer 3eit auSgeuä^lt
1512
unirbe; DemonetrationBerang^Iiquee, 20Tok,
1860 SS., eine SuIotninetiPtllungu^ Uibtifetang
a))oIogetifd)er©i^riftenDonll79iuctomi(nDn2»
tuUian unb OrigeneS bis gut 9Rittt beS 19. ^r4^
^unberte] gegen bie uerfd^iebrnen angrifft auf M
g^riftent^um; Theologiae cnraos compleAai,
28 ToU., 1840—1845, bie beften Sradate übet
bie eingetnen %'i)t)m ber Iat:^oIif^@IaubenS-imli
©itlenle^re ent^altenb; Summa aurea de landi-
buB B. Mariae V., coUeg. J. J. Bonnuu,
13 voU., 1866 sq., eine ©antmlung btS Sefln.
toaS über bie onerfetigPe Shingfrou unb i^ Sn-
errang in bogmaüji^, aScetifd^, ^iftorif^ St-
jie^ung le g^c^rieben moiben i^ ; Collectioii it
tegrale et universelle des OniteniB saoM,
102 Tok., 1844—1866, bie bebeultnbflen Sn-
ftungen ber fmngöjifc^cn Aangelrebnn feit tirä
äa^r^unberten Mtttnb. S)ancbm etfi^ientn ncn
ausgaben bei 3BerIe beS tii. 3:^omaS unb ba
^I. Xerefto, gefammeltt Effieife Don Sorbind Se-
ruKe, DonOlier, SBourbaloue, Sofjuet, 5)ia|riln,
Olei^ier, SBoubon, fflaubranb, ^ergier, be itiefi?,
Sefranc be ^ompignon, 'ÜSfgnier, S^'^boull, tu
Soifin, ©erarb, be aRaiftre u. f. f. SStfonbrnfe-
Miät)ii"ng Derbienl au^ bie grofee Enoyclopei«
tli^ologique in brei ©erien gu 52, 53 nb
66 Sänben, 1844—1866, ndi^ in me^ oR
100 alp^abetifdC) georbnelen Sto^^Iagebö^en
fämmtHc^e ®cbiete becSll^oIogie, bann tier$^
\tp^k, ber @ef^td^, bet Stßtunotffenfd^oftni, f»
ffieit fie über^ait))t für einen X^tologtn in iSetiBi^
lommen fönnen, umfaßt. eingeIncbiefnDietisit-
naires de la ecience religiease, tocl^ Qtat
SQorlagen ^ben, neiben i^ren EEßert^ b^ultnii
onberc fmb leiber mit fold^er Sflü^tigtCit (c^epdt
tDorben , bal man fit enttöuf d^t auS bet bau
legt, ajtit Sem SlerlagSgef^äfte Mtbanb btn
ajitigne eine 3°6I t">" ÜSerfpötten, in benen fear
lid^e Uten|ilien, inSbefonbtre Orgeln unb ^
moniumS, leligiOfe Silber unb @^^ni|tDa1e, ^
gefteüt tnurben ; ben gangen Somple); nannte er
Ateliers catholiqnea. 3m3.1868getfU)rteei>
große tJ^er§tirutift bie Einlage; ber @^<tb'<if''
me^r als 6 iDIillionen granttn betrafen ^m
!Bon ben SJerlagSmerTen lourbe mit iDtme gnettil;
bie ©tereotqpplalten gur ^trolooie gingoi fAuS
lic^ JU ©runbe. gtie <Dligne jtin Untente^M
mieber nac^ bem gangen Umfange erneuern finA
brachte ber beuif^-froi^Bfif^ JMeg ttcut IbdiP
bret^ungen. 9u^ mit btr tirii^ne^ %^|BdK flC
riet:^ HJIigne in 6anfiict. S)er gtjWf liiof Bon SßiÄ
unterfagtc i^m bie g^ottfü^tung beS (Sef^ftA b*
bie tanonif d^en üBe|hmmungen einem SIenlet fabfi
^anbelSuntemeldmungen nic^t geßatttn, unbbnt
über i^n ft^Iie^Iif^ bie ©uSpenfiDn mS. W^
Derbol ilim ein rämifcbeS 2)eciet oont 9.3]tcaiB
1874. Yxä) femet 3]lIeßftifenbTen übertDcifen ^
bie !Dtcf|en burc^ ©ei^Iid^e petfolbimt gu Ia|fak
meli^en er bafür EBüc^er ober onbert SS^oonn Bp
ferte. 2Rignt ftorb am 24. Odober 1875. (S|l
Polybiblionl, Par, 1868, 59; XIV, 1875,459;
1518
gjlilante — gWiIet.
1514
6. Vapereau, Dictionn. des Contemporains,
Par. 1880, 1290; ffotaloge beS aJligne'jd^en
SerlaaS.) [@treber.]
IßOÜmUj $iu3 Xl^omod, Ord. Praed.,
neopoIUanifd^ X^tolo^t imb IBif d^of t)on SafteU»
omore, lehrte löngere 3^t l^inburd^ bie Sl^eologie
b^ ^L Xl^omaS an ber UniDerfttöt t)on 9tea))el
mb befa| in biefer SteQimg baS SSertrauen fo«
tool^I beS Jt5nigS afö aud^ beS ßr^bifd^ofd t)on
Sleopd, beS (Sarbinald Spinelli. 9lm 9. 3Jlax 1 748
tDQtb er }um 93ifd^of t)on ^ifteUamore ertoöl^It
imb als fold^ ftarb er bereits am 9. Slpril 1749.
Sein bebeutenbfted äBerl {inb feine Exercitationes
dogmatico-morales in propositiones proscri-
ptas ab Alexandro VJi., ab Innocentio XI. et
ab Alexandro YIII., 3 voll, Neapoli 1737 ad
1740, bie l^uptfäd^Ud^ ouf drangen beS Sar*
btnalS @|nneUi t)eröffentli(i^t nmrben. SBeiter be-
folgte er eine neue, toegen il^rer reid^Itd^en fritifd^en
mb tl^Iogifd^en Snmerfungen gef^ö^te 3lud«
gäbe ber Bibliotheca sancta t)on Sixtus Se-
nenais, 2 voll., Neapoli 1742. ^u^erbem fd^rieb
er no^: Vindiciae regularium in causa mo-
umsticae paupertatis, ib. 1 740 ; De viris iUustri-
bas Gongregationis S. Mariae Sanitatis, Ord.
Praed., ib. 1745; Orazioni, ib. 1747; De Sta-
bÜB, Stabiana Ecclesia et Episcopis ejus,
opus posthumum, ib. 1750. (S3gl. Hurter,
Nomendator n, 1294.) [UrbonQ C. SS. B.]
9IU4^elfem f. gfaftenlpetfen.
9U(be, SSinceng Sbuarb^ tifürfter}btfd^of
Don SBien^ als ^ßöbagog t)iel genannt, tourbe am
11. aRoi 1777 auSrünn t)on bürgerlichen Sltem
aAoren. Sr befud^te baS ® ^mnaftum feiner ^ter»
poU unb ntad^te feine p]^iIofo))]^ifd^en @tubien gu
Olmiit unb äßien. 3n le^terer @tabt trat er in
bofi Cuericalfemtnar, umrbe Sonrepetitor ber orten»
lolif^en @prad^en unb sugleid^ $raf ect im Sllum»
Bote unb ftated^t ber $fam ^tlerd^enfelb. ^aä)"
bcm er 1800 bie ^rtefterttKtl^e empfangen l^atte,
MRifie er in SBien als Sooperator unb übemal^m
1802 boS 9mt eineS jfatedgeten in ber 9tormaI«
(i^nle bei @t. 9nna unb im I. !. €it)tI'9Jlöbd^en"
kjcnfionat, bis jlaifer Sf^anj, toeld^er an ber SBiener
unidctfitöt bie neue fiel^rfan^el ber Srjiel^ungS«
tmibt gefd^en l^tte, i^m biefe $rof effur über»
Inig. 3n bitfer SteQung f d^rieb er ben erften IBanb
[ebM SBerfeS ^Sel^rbud^ ber allgemeinen Sr»
lU^nnsShmbe" (1811); bod^ nöt^igte il^n eine
(4>Kre ihanl^ jur Aufgabe beS Se|ramteS. ßr
Mibe ie|t $faner ju SBoIfpafftng in ^lieber*
Mmtid^; l^er fd^rieb er ben )tt)eiten S3anb feiner
fqid^imgSbmbe (1813). 2)aS SBer! ift jfatfer
Moni) L getoibmet. fBon 1814 bis 1823 mar er
6lärtt>farrer in ffremS; 1823 marb er t)on ffatfer
ium Sifd^of t)on Seitmeri^ unb 1831 ^um
lifd^of Don aSien ernannt. 6r ftarb 1853.
fettft fel^ fporfam, mad^te er für arme
mtb Seigrer eine naml^afte (Stiftung, auS
did^ l^unbert ® eifilid^e unb ebenf ot)ieI Seigrer
]ß 100 ®itlben belommen.
SJtilbe^S Sr^iel^ungSfunbe fu^t auf ben ®runb*
8|en ber neuem $abagogt{ unb p^t fid^ auf bie
ntl^ropologie. 3ti ber Einleitung befprid|t er bie
Anlagen beS SRenfd^en unb bereu Sultur, bel^an«
belt fobann bie pl^Qfifd^e unb im jtoeiten ^aupt«
ftüd( bie intellectueDe Silbung, int britten bte ®e>
fül^lSanlagen unb im t)ierten baS IBegel^mngS«
t)erm5gen. Sr loar auä^ ein bert)onagetü>er $ra!«
tifer; in ber Jtated^fe toar er SReifter, unb fein
Sel^rton loar ber angemeffenfte^ fo ba^ er unter bie
praftifd^eften @d^ülmönner }u }ö]^Ien ifl. SRilbe'S
SBirffamfeit lonnte nid^t ol^ne Stnmirfung auf
jüngere Jhöfte bleiben. @ein bebeutenbfter Sd^filer
ift ber fiel^rerbtlbner in $rag gfrau) ^ermann,
beffen @d^riften „Srgiel^ungS' unb Unterrid^S«
lel^re", ^®ie UnterRaffe" unb „®er ©prad^- unb
©ad^unterrid^t in ben arnttelüaffen ber SSoSS-
fd^ule'' gro^e Verbreitung gefunben l^aben. %IS
1877 bie SBiener ^öbagogen ben lOOiäl^rigen
©eburtStag SDWIbe'S feierten, mürbe feine 6r-
^el^ungSlunbe t)on ^rofeffor 34)mberger auf S
vltut herausgegeben. (SSgL 3. 9[. ©injel. äleli«
quien [§irtenfd()reiben, ^rebigten, Snftructionen
unb Seftament] t)on SSincen^ Sbuarb SRilbe, mei'
lanb tjfürfterjbifd^of öon SBien, nebft einem ^briff c
feines SebenS, ^Srag 1853.) [SKaurer.]
^itet (M(Xv)Toc), eine ber berül^mteften @töbte
an ber fletnaflatifd^en ffüfte, fd^on t)on ^omer (D.
2, 868) als @tabt ber tarier genannt, marb fpöter
t)on ben 3oniem in 99eft| genommen unb be-
beutenb t)ergrögert (Strab. 14, 5). @eit bem
7. 3a]^r]^unbert t). S^r. mar eS eine ber blül^enb»
ften ^anbelSftöbte ; feine ©d^iffe ^ogen meftmörtS
bis Spanien, nod^ l^äuftger aber norbmörtS bis in
baS fd^mar}e 3Jlttt unb grünbeten an beffen jhiften
mte anbermartS eine Wenge t)on jlolonien (Plin.
H. N. 5, 31). %x^ }ur gried^ifd^en ^l^Uofopl^ie
unb Sefd^id^tfd^reibung mürbe t)on SRilet auS
imif Tl^aUi, (SabmuS unb ^efatäuS ber ®mnb
guegt ®ie Slüte ber @tabt marb in ben ^erfer»
friegen ferner gefd^öbigt unb t)on Sle^anber bem
®ro^en gan^ Demid^tet; immerl^in aber blieb SRilet
eine ^anbelSftabt {meiten 9langeS, ba il^re günftige
Sage ieberjett 5ur ^uSnu|ung aufforberte. S)iefe
Sage mirb su ber 3^tt/ ba URilet in bie Reuige ®f
f d^id^te eintritt, t)on ber Slpoftelgefd^id^te genau be«
jeid^net. Suf feiner gmeiten Steife !am ber 1^1. $auIuS
au4 nad^ SJlilet (^g. 20, 15), unb auf feiner
Steife nad^ 9iom mu^te er 2:rop]^imuS Iran! baf elbft
)urüdHaffen. @o erfal^ren mir, ba^ eS füblid^ Don
Spl^efuS, auf bem äBege t)on bort nad^ Serufalem,
unb in ber geraben ^d^tung oon Spl^efuS nad^
SoS lag. 9lad^ bem gried^ifd^en 2e£t mar eS eine
SageSfal^rt oon bem SSorgebtrge Zrog^Uium ent-
fernt. 2)ie Sitten befd^rieben SKiletS $ofttion ge-
nauer bal^in, ba^ eS am lamifd^en SReerbufen,
80 @tabien fübmörtS t)on ber ÜRunbung beS
ajlöanber lag. 3ur 3eit beS SlpoftelS fd^eint iebod^
SJKIet fd^on feine maritime Sage t)erIoren )u l^aben ;
benn burd^ faculöre ^ebung unb bie ^Qlutnonen
beS ajläanber ift ie^t bie SteHe ber oUen Stobt
1515
9RiUtu§, Sraiii — 5DMaö.
1516
über fünf ©tunben iDcit öom SKecrc entfernt unb
iebenfoflS meil bicfe Seränberung ju römifci^er Seit
fd^on begonnen l^otte, fci^reibt ©trabo 0. c.) 9Küet
üier §)äfcn ju. Sei ben ©ried^en unb SRömem
bienten bie SWUefier fprt(i^tt)örtli(!^ jur Sejeid^nung
verlorenen ®Iü(!§ ; bei ben Kl^riften finb fie un«
ilerblid^ geworben, ttjeil ber 1^1. ^aulu§ bei il^nen
)ie rül^renbc Slbfd^iebSrebe l^ielt, totlä^t 5lpg. 20,
18 ff. mitgetl^eilt ift. ®amol8 gel^örte 9KiIet aur
römif(i^en ^roöinj Wfia, obtool^l ber Soben, auf
bem e§ log, ben SRamen Karia nie verloren l^otte.
3n ber fpätem ©efd^id^te mirb 2KiIet jel^r ttjenig
ertoäl^nt; öom 3. bi§ jum 9. Sal^rl^unbert beftonb
fidler ein S5i§t^um bofelbft. Unter ben SSätem
ouf bem Koncil öon 9Wcäa mar aud^ Sifd^of @u«
febiuS öon 33WIet. »ifd^of pt)adntf) von SWUct
wirb auf ber ©^nobe ju Konftantinopel unter
2Renna8536 alöantoefenb ermäl^nt; Sifd^of ®eorg
Don SWilet untcrfd^rieb baS Quinisextum. @in
aSifci^of @()ip]^aniu§ Don SKilet unterfci^rieb auf
bem pcbenten allgemeinen Konctt 787 nid^t unter
ben SBif(i^öf en Don Karten, f onbem unter ben ©rj»
bifd^öfen, al§ ob er ben SKetropoIitanrang be=
l^aiiptet l^ätte, wäl^renb für ben wirflid^en SKetro«
^oliten Don ßarien ber ©iacon 3:]^eop]^t|toctu§ al§
locum tenens unterzeichnete (Le Quien, Oriens
Christ. I, 919). ®ie Uebenefte ber ©tobt fmb
iejt in einem Dom SKöanber am gu^ be§ SatmuS«
bergeS gebilbeten ©ee begraben. [ffaulen.]
^Üetns, Sranj, Slpocal^ptif er , lebte im
Anfang be§ 16. 3a]^r^unbert§ ju Qflorenj unb
weiSfagte auf ba§ Sol^r 1530 ba§ auftreten beS
3lntid^rifte8 unb eine Doflftänbige SSemid^tung ber
fatl^olifd^en ffird^e. ®ie ^roDinjialf^nobe Don
fjflorenj Dom Sa^re 1517 Derurt^eilte atte feine
©d^riften, bie gebrudtten unb ungebrudtten, bi§ fie
burd^ ben a))oftoIifd^en ©tul^I ap))robirt würben,
Äub orbnete il^re SBerbrennung an. ®rei ©d^riften
werben in bem Urtl^eil befonberS genannt, ©ie
fül^rten ben Sitel: Convivium, Quadrivium,
Expositio Psalmorum. (93gl. Mansi, Conc.
Supplem. V, 407 ; Fabricius, Bibliotheca la-
tina med. et infimae aetatis, ed. Mansi, U,
197.) [gunf.]
;3Si(eftt$, Situs, Apologet, ftammte, ba er
fid^ ben Seinamen ©amunbianuS gibt, wol^I au§
©münb in ©d^waben, ftubirte im Collegium Ger-
manicum gu 9tom, erlangte ben tl^eologijd^en
©octorgrab, war 1580, wie feiner gegen ben pro«
teflantif d^en ^rebiger Soban in Erfurt gerid^teten
©d^rift De feste corporis Christi ju entnel^men
ift, ©oml^err ju 95re§Iau unb ßanonicuS an bem
Kottegiatftift @t. ©eDeri in @rfurt, würbe ]pättx
gjropp beS ©tifteS ©t. TOorit; unb ®ecan beS
©tifte§ 8. Mariae ad gradus in SKainj. ©eine
Ueberftebelung in biefe ©tobt war 1593 wol^I
bereits erfolgt, ba feine in biefem Saläre erfd^ienene
©d^riftDe sacramentis, mille sexcentierrores,
Taniloquia et cavillationes eorum qui hoc
tempore ab Ecclesia secesserunt Catholica,
cnm brevi eorum refutatione; plerique col-
lecti ex Eemnitio, bem SJiainjer ©d^oIajÜcuS
3. ©d^weiß)arbt Don Kronberg gewibmet unb bie
aSibmung Don SKaiuj auS batirt ift. S)a§ er im
beiben fflürben bafelbft erlangte, crfel^en wir ou§
bem ^itel ber Brevis discussio et refatatio
sexcentorum errorum, quos duo Praedicantes
Saxonici Tilemannus Heshusius et Joannes
Olearius Pontificiis hoc estGhristianis Catlio-
licis vanissime hactenus attribuerunt, oon
Saläre 1604. SBie auS bem SSorwort l^erDorgd^,
fonnte fid^ 5DliIetu§ jur SBeröffentlid^ung bicffr
©d^rift nid^t entfd^Iie|en; ba er aber in jenon
Saläre im 5luftrage feines Srjbif d^ofS in 9lom ab«
wefenb war, gab fie ber JDiainjer 93ud^brudfer?übra
l^erauS. 9lfö fernere ©d^rif ten fü^rt 3cbler in fei«
nem UniDerfaÖejifon nod^ an: Speculum catholi-
cum; Theses de justificatione; Speculum Je-
suiticum pro Jesu. [8fun!.]
;SSi(eiie, ©tinoben bafelbj!, f. 9lfrifanif(^
©tinoben.
^gSidc Don ßremfier, Sfteformprebiger ber
Dor|ufitifd^en 3«tt in SBöl^men, flammte ouS ftrem«
jler in JKäl^ren, wo er feine Sugenb jubrad^te unb
um 1350 ein ßanonicat erlangte. (Ser %m
aWiliö, gef}n:od^en SRiBitfd^, wirb öewö^nfid^ oK
Saufname betrad^tet unb wöre bann als ffaotfd^
Ueberfe^ung beS 92amenS ^manbuS )u erüaren;
eS finbet fi$ jebod^ in $rag aud^ nod^ bie eigen*
pnbige Unterfertigung Joannes Milicius m.)
SBiS 1362 gehörte aniliö ber ^offanaleiflortö IV.
an unb erfd^eint aud^ als 99egleiter beS j^aijeI§
auf feinen Seifen in SDeutfd^Ianb 1359—1362;
babei war er SanonicuS an ber Sotl^brole p
©t. SSeit in $rag, ^ule^t aud^ ©acrifla (@^
bewal^rer) unb 9trd^ibiacon bafelbj!. 6nbe 1363
legte er aDe biefe glönjenben unb eintrcgUd^
Remter nieber, um, wie er bem feinen ÄücBriü
bebauemben ßrjbifd^ofe antwortete, „anflott an
ben erften ^löjen gu p|en, pd^ Heber bem Solfc
burc^ $rebigen beS SBorteS ®otteS väißSi )n
mad^en". 9lad^bem er fid^ bann ein l^IbeS 3W^
lang in ber erjbif d^öflid^en ©tabt Sifd^ofteini^ im
^rebigen geübt, feierte er wieber nad^ ^rag ^ttiäl
unb prebigte l^ier gucrft bei ©t. SWcoIouS auf ber
ffleinfeite, bann bei ©t. Slegib in ber Äftflobt.
3lnf angS erregte er mit feiner ?Prebigt in ber (qtä^
fd^en) ^oßSfprad^e el^er ^nfbg als ^xltuäfo»;
er Ue^ ftd^ j[ebod^ bur(| nid^tS abfd^reden, uid) balb
würbe fein @rf olg bemjienigen gleid^, weld^ m
biefelbe Seit ffonrab Don SBalbl^aufen (f. b. SA)
mit feinen beutfd^en $rebigten in ber ul^tn^n
§au))tftabt erntete. So^W^iä^t unb auffalcme
Sefel^rungen gefd^al^en, unb als er tfigüd^ mäfc^
malS in Derfd^iebenen Jtird^en ))rd)tgte, fe^ße d
il^m nie Weber an Sul^örem, nod^ an ©toff, b«
er mit au^erorbentlid^er (Sewanbtl^eit fletS anfi ber
l^eiligen ©d^rift unb ben fBütem beigubringei
wugte. SSiel wirlte er burd^ fein SBort imb bm4
fein SSeifpiel apoilolifd^cr fflrmut unb €iwfa^
befonberS aud^ auf lungere ^ßrie^er unb 6tid»>
renbe ein; biefen prebigte er gewö^i^ toteirafd^
1517
mim.
1518
unb bemnSd^jl ertDarb er ftd^ aud^ nod^ bie tl^m
bid^er fe^lenbe gertigfeit im ©cutfd^cn, um bamt
oud^ in biefer Sptod^e ebenfo ^äu^g ju ))rebtgetL
9Bie er mm burd^ bie ßrfenntni^ ber 9lid^tigfeit
oQed öu^em ©langes, ben bie jtird^e in ber (Spoä^t
ftarlöIV. bei fo öieljod^cr innerer SSerberbni^ gc«
no|. Suerft auf biefe IBal^n gefül^rt morben roax,
fo befepigte jtd^ in il^m bei weiterem 6inblidfe in
bie ®ebred^en oJIer, namentlid^ ber l^öd^ften @tanbe
imb bei SSergleid^ung biefer (Srfd^einung mit ben
in ber SpocdQpfe gegebenen Snbeutungen immer
mc^ ber (Sebanfe, ba| ber ^ntici^rift bereits ge»
boren fein muffe, unb burd^ ^Kombination Don
TOott^. 24, 15 mit ®an. 12, 11. 12 toofite er
bomi gefunben l^aben, ba^ baS SEBeltenbe 5h)ifd^en
1365 unb 1367 eintreten werbe. Um fo bringen»
ber tourben ie|t feine SJlal^nrufe; xoa^ immer er
bem ®ei{}e uno ber Seigre Sl^rifti SBiberfpred^enbed
oorfanb, bod be^eid^nete er al§ SBerl bc§ ^nti*
d^fled; jQ einft beutete er fogor mit bem Ringer
imf ben ffaifer unb erflörte in ^nwefenl^eit Vieler,
biefer fei ein großer 3lntid^rift. §)ierauf erl^ielt er
Iwm ßrsbifc^of einige 3eit Jterferl^oft ol^ne jebod^
bcffen ime aud^ beg JfaiferS ®unfi DöUig ^u t)er>
Seifen. (Einigermaßen an feinen Erfolgen in $rag
Uer)tt)eifelnb, befd^Ioß er bann, nad^ 9tom ^u gelten,
mn bem topfte felbft feine Sl^eorie, bie er auf
1^^ (Eingebung surüdfül^rte, t)orguIegen. Sei
feiner «nfunft in SRom im 3U)riI 1367 würbe bort
eben bie SRüÄunft UrbanS V. auS Slöignon er»
ttxirtei 918 biefe ftd^ tjer^ögerte, üinbigte 9J{iIia
tnxd) Snfd^Iag an @t. $eter an, bog er über bie
Vidunft beS Sntid^rified prebigen wolle. 2)a aber
ingnrifd^en bie $rager ÜJtenbicanten, bie il^m wegen
c9dfid^t8IofenSabel3 beS Röfterlid^enlBefi^eS löngft
ffom waren, aud^ fd^on über il^n nad^ 9tom be-
xiäfitt b<itten, fo würbe er ie^t auf Sinfd^reiten be§
änquifitord einer ftrengen ^aft in Sra Soeß über«
geben. (Srft bie Slnfunft beS $apfte8 befreite il^n
baraufi; ber Sarbinal Don SIbano geigte fid^ il^m
frennbfd^aftlid^ gefinnt unb ermöglid^te tl^m bie
Sfidfel^ nad^ $rag. §ier nal^m er feine frül^ere
fßrebi^l^tigfeit wieber ouf unb fammelte neuer«
UngS lungere $riefter um ftd^. ^laä^ bem 3:obe
ftomcobS Don SBalbl^aufen übemal^m er beff en @telle
on ber beutfd^en ^auptpfanürd^e oon Sll^e^n unb
|nDd)igte je^t tSgli^ (ier in beutfd^er, bei @t. ^egib
m qd^ifd^ @prad^e. Sabei blieb er feiner frül^em
Siqtung treu, nur verfolgte er fein 3iel jcfet pro!»
t^il^: burd^ IBelel^rung ber @ünber woUte er ba§
Bcne Setttfolem ber ^ocaltipfe in feiner Umgebung
Mcttrirnid^en. Um mit bem eigenen IBeifpiele wie«
bcc lioranguleud^ten, genoß er nie mel^r tl^Ieifd^ nod^
Sein^ befaß nur ein einziges Jtleib, in bem er
on^ f^Iief/ babete nid^t unb geißelte ftd^ öfters.
Sa§9e!e]^ngSwerf begann er bei ben ißerloren«
P», ben dffentlid^en S)imen, unb erjielte binnen
poA ^iafycttt bie Sefferung Don mel^r al8 300 fol«
4cr ^ßerfonen. (Ein C)<iuptft^ ber Unjud^t in $rag
hxir bamold baS SSenebiger ©äßd^en, unweit Don
St fkgib, nad^ äJlattl^iaS Don Sanow Yenetiae
Dom SDienfte ber SSenuS genannt, auf SKiliöS
unb feiner ©enoffen anbringen Keß Äarl IV. 1372
baS größte unb fd^Iimmfte ber bortigen §äufer
äerflörcn, unb SKiliö errid^tete Don ©ammelgeftem
an biefer ©tätte ein §au8 für Süßerinnen, eine
ftapeUe ju 6^ren ber 1^1. SKaria SKagbalena, ber
1^1. Stfra unb ber 1^1. ajlaria Don 3legt|pten unb
nod^ ein anbereS §au8 für fid^ unb bie ?Priefler,
bie il^n in feinem fflerfe unterftüfeten. Slllmälig
würben nod^ 27 anbere §)äufer oer Umgebung
baju gef auf t unb gleid^f aU§ gcfäubert ; l^ier wor
nun, wie SRattl^iaS Don Sattow fagt, baS „fünb-
l^af te Sabel" aerftört unb bie .fd^arfad^rotpe Sefiie,
ber eine purpunotl^e ®ime präfibirte", überwun-
ben worben. 3n ber neuen @rünbung bagegen
würbe baS „neue Serufalem" gefunben, unb fte
erl^ielt aud^ wirflid^ biefen 9{amen. ^ier würbe
fortan burc^ 3RiIi5 unb feine ®eno(jen töglid^
ein» bis fünfmal geprebigt, brei ?Priefter l^örten
töglid^ Seid^t, unb bie Snfaffen ber anftalt, wie
aud^ auswärtige, würben eifrigfi jum öftem 6m«
pfange ber l^eiligen Sommunion angel^alten. 3Mxi
felbft prebigte außerbem mand^en Sag aud^ nod^
an Dier anberen Orten unb fd^rieb täglid^ minbe«
fienS eine ^rebigt nieber, bie bann fofort 200« bis
300mal copirt würbe; babei fanb er nod^ 3cit,
bie für ben Unterl^att feiner Süßerinnen nötl^igen
©eiber ju fammeln. ©o nal^m bie 3«^^ ber Se«
teerten täglid^ ju, unb in ber ganzen @tabt fül^r-
ten jejt Diele fjraucn ein muflerl^ft frommes
fieben unb empfingen inSbefonbere läufig bie ©a«
aamente. ®a begannen bie SKenbicanten wieber
fflage gegen SKiliö ju erl^eben, baß er aUe Drb-
nung burd^bred^e unb ^falfd^eS Ie|re. Sud^ bie
^Präger ^Pfaner l^ielten Satl^ wiber il^n unb fd^icf-
ten bann, bo fie Dom Srjbifc^of ein ftrengeS 6in-
fd^rciten nid^t erwarten mod^ten, jwölf ?lnflage-
punfte nad^ StDignon, weld^e ber ^Präger SKagifter
fflonfot bort bem ?Papfte Dorlegen f ofite. 3n ben
SWöIf artifeln wirb TOiKö befd^ulbigt, baß er ge-
prebigt, ber Slntid^rift fei f d^on geboren ; baß er bie
geiftltd^en 3infcn Don Drtfd^aften, §äufem unb
SBcinbergen alS SBud^er unb Jeben geiftUd^en $ri-
Datbeft^ als unerlaubt erllört; baß er bel^auptet,
iebermann fei Derpflid^tet, täglid^ ober bod^ jwei-
mal wöd^entlid^ ju communidren; baß er in „3e-
rufalem" jwei neue Kongregationen, eine für
gfrauenSperfonen, bie anbere für ?Priefter, mit eige«
ner Srod^t unb SRegel, lejtere unter bem 5lamen
De yita Apostolormn gegrünbet unb ber Don
$apft Sol^anneS IX. auf f oI($e OrbenSgrünbungen
gefegten S^communication mit ber Entgegnung
getrost, er werbe fid^ burd^ ben Äaifer Dertl^eibigen;
baß er ,,3erufalem jur ?PfarrfeeIforge mad^en ge«
woQt unb, als il^m baS nid^t bewilligt würbe, ben
ganzen KlcruS bis jum ?Papfte l^inauf gefd^maJ^t" ;
baß er aUen f$frauenfd^mud( Derboten, boS ©tubium
ber freien ftünfte in öffentlid^er prebigt olS f d^wer
fünbl^aft erflört unb enblid^ fid^ gerül^mt, er l^be
mel^r 9Kcnf d^en bef el^rt als Kl^riftuS. 3n 3lDignon
würben biefe Auflagen fel^r emft genommen, unb
1519
Milites poenitentiae — ÜRilL
1520
unterm 13. Sonuar 1374 crgittg eine SuHe ®re»
f[or§ XI. an bcn fraget ßrjWf^of mit ber 3luf-
orberung, f of ort einjufii^reiten. SJlüiß rourbe nun
burd^ ben änquifttor Dorgelaben, oppeUirte aber
an ben $Q))ft unb Begab fid^ nad) Soignon. 2)ort
iDurbe er mieber t)om Sarbind t)on ^Ibono auS-
}eid^nenb bel^anbelt unb bie jf löger mußten t)er«
ftummen; am 21. SKai burfte er öor ben ßarbi»
nölen prebigen, bann aber erfran!te er unb flarb
„am Jage beS 1^1. ?Petru8" 1374 ju Slöignon.
äu§ feiner t)on einem 3eitgenoffen t)erfa^ten unb
bei Salbin (Bohemia sancia) abgebrühten 9io-
grapl^ie, toie aud^ auS bem, n)a§ fein @d^üler 9Rat>
tl^iaS t)on 3anott) (f. b. ^rt.) über il^n ]ä)xtxli,
Uud)itt ba§ Seftreben l^erDor, 9t(Ie§ an il^m un«
t)erföngß(i^ unb im f(i^5nften Sid^te erf(i^einen ^u
lafjen; nad^ ber Siogropl^ie l^ötte aud^ ber Sar-
binal t)on ^Ibano i|n aU ber ^eiligfpred^ung
märbig erfldrt. S§ fann iebod^ nidl^t überfeinen
mxitn, ba^ fein falfd^er SK^fticiSmuS unb SRigo«
riSmuS, mel^r nod^ feine Selbftüberfd^ö^ung, in
toeld^er er nid^t nur bie rüiffcufd^of tlid^en ©tubien,
fonbem überl^aupt bie Don ber jtird^e Dorge}eidn-
nete Orbnung geringer a^ittk als feine eigenen
Singebungen, t)iel SSebenflid^eS unb ©efäl^rtid^ed
an fid^ l^aben unb mit ben SSerirrungen ber Spo-
cal^ptifer, Slpoftofifer, Segl^arben unb (SotteS«
freunbe mand^e öerböd^tige Sel^nUd^feit auftoeifen.
@ein Unternehmen l^atte benn aud^ feinen IBeftanb ;
bie aus %xla% ber pöpftlid^en SuIIe gegen feine
(Senoffen gefül^rte Unterfud^ung lieferte jwar, fo«
toeit man bat)on Jtenntni^ beft^t fofi gar feine
ßrttjeife für bie Segrünbung ber ^ttjölf 9lrtifel;
bod^ tt)urben bie $rager Pfarrer burd^ ben @ene«
raloicar ongewiefen, biefelben öffent(i(| ju beföm-
pfen. unb ein 6rla| be§ grjbifd^ofS öerbot Jebem
ba§ ^rebigen, ber nid^t burd^ fein ^mt baju be-
red^tigt toäre. ©eitbem begann „Serufalem" fid^
aufjulöfen, unb nod^ im ©ecember 1374 fd^enfte
ftarl IV. aUe ©eböube ber «nftalt bcn giftercicn»
fem für tl^eologifd^e ©tubienjroedfc. ®ie 17 Sa^re
banad^ erf olgenbe Stiftung ber „Setl^kincmSf apeUe"
untoeit jener ©tätte (ögl b. 3lrt. §u8) fonnte
einigermaßen an „Serufalcm" unb feine DoIf§»
tl^ümlid^en ?Prebiger erinnern. (Sine birecte S3e»
giel^ung itoifd^en aJlilii unb ^ud ift iebod^ nid^t
mal^mel^mbar. ^u8 nennt ober citirt Jenen nie ;
in ber ^rebigttoeife }eigt £)u§ nur al§ ©Qnobal-
rebner einige SSerwanbtf d^aft mit il^m, unterf d^eibet
fid^ aber fonft t)on il^m fd^on baburd^, baß er, möl^-
renb SDUIiö bie Saftcr dier ©täube geißelt, öor-
)ug§toeife bie ® ebred^en beS SIeruS bloßfteüt. ^iod^
»eiter roeid^t ^u§ in ber Slnfid^t über ben 3lnti«
d^rift ab. SKiltö erblidft biefen in attem, »aS roiber-
d^riftlid^ toar, ^u8 aber finbct il^n allein in ber
$erfon beS gJapfte«. — SSon ©d^riften aJlittöS
finb befannt : Libellus de Antichristo, t)erfaßt
in ber römifd^en §aft öon ÜJlattl^iaS öon Sanow
in fein §aupttt)erf De regulis V. et N. Test,
aufgenommen; eine latcinifd^e ^oftille Gratia
Dei, nod^ in aainireid^cn ^anbfd^riften öorfinbli^.
Sine gSoftiOe unb ein Sud^ „lieber bie Sebt&no-
niffe ber Jhrd^e" in qed^ifcler ©prod^e ttmri)«
fpöter gebrudCt, famen aber auf ben 3nbe£. i^
3orban-$aIacf9, S)ie SSorlöuf er be§ &ufitatt|innS,
Seipjig 1846; Tomek, Dijepis mösta Pralij,
b. i. ©efd^id^te gJragS, in, Prahy 1875, mit
Senu^ung biSl^er unuenoertl^eter $rager Sonp-
ftoriafacten.) [Suffd^J
Hilites poenitentiae^ f. Süßeroriten n. 10.
^SSUt» Sol^n ©tuart, einengUfd^er$]^iIofo()t
au§ jüngfler 3eit/ toaxb 1806 ju Sonbon al§ ber
oltefte ©ol^n beS ^^ilofop^en 3ame8 SM geboten
unbt)onbiefemfeIbftunterrid^tet. Srflubirte2btn^
prubenj unb f d^Ioß ftd^ in feiner Suffaffung m
SRoral, Sted^t unb ©taat an SeremiaS Sent^
an, infolge beffen er, tDie biefer, im moraüfc^en,
Sted^tS« unb ©taatsteben ben UtilitariSmuS jini
$rincip erl^ob. 2)ann folgte er feinem Sater in
feinem Smte bei ber änbifd^en Sompagnie att
@^]^ef ber inbifd^en Sonefponbett), bet^eütgte fu^
aber aud^ an ber 9tebaction ber t)ereüiigten Loih
don and Westminster Review. 913 er im ä
1858 burd^ bie ^uf^ebung ber ^nbifd^en (£om>
pagnie Dom ©taatsbienfie frei mürbe, l^ielt er fu^
meiftenS }u St)ignon auf, mo er mit feiner Xod^
ein {urüdfgejogeneS, bloß ßterarifd^en arbeiten ge*
mibmeteS fieben führte. 2)od^ mürbe er im 3. 1865
in baS Parlament gemäl^It. dt ftorb im 2f. 1873.
amn§ nterarifd^e X^ötigfeit erjhredte ftd^ ouf
$oIttif, 9lationaIöfonomie unb ^l^ilofop^ie. «S
^olitifer trat er auf in feiner ©c^rift Ck)nsideii-
iaons on BepresentaÜTe govemment, in tod-
d^er er bemofratifd^e Slnfd^auungen Dertrat Wi
9lationaIöfonom bagegen DeröffentUc^teer einSiut
unterbemSitelPrinciplesofPoliticalEconomy,
in meinem er ein ©Qftem ber 92ationaI5fonomiepi
begrünben fud^te. 3n feiner Sigenfd^aft oüS $^
lofop]^ enbUd^ fd^rieb er eine ©d^rift unter bem
Sitel System of Logic, rationative and in-
ductiTe (1843), toeld^eS mol^I aU fein ^uptiDetf
betrad^tet merben fann. S)er ©runbgebonfe feiner
„Sogif" läßt fic^ bal^in beftimmen, baß baS ge^
f ammte miffenfd^aftlid^e SSerfa^ren auf bie 3nbuc-
tion äu grünben fei. SDiefer ©ebanfe ifl info»
fem nid^t original, afö aud^ ber $ofttitrifimsS
in f$franfreid^ bie gefammte miffenfd^ftlid^ SRcp
t^obe auf bie ^nbuction befd^ranfte, oon bem
@runbfa^e auSgel^enb, bie ^^ilofopl^ie 1^ nült
ben Urfad^en ber Srfd^einungen nad^)ttforf(l^
fonbem nur bie allgemeinen ®efe^ ber oorfiegof
bm Zl^atfad^en auf bem SBege ber 3nbuction {B
ermitteln. 9JliE ift Don biefem tran}öfifd^ $o-
fttit)i§mu8 beeinflußt morben, toie er bemi ein
großer SSerel^rer % (lomit% beS SegrünberS beS
franjöftfd^en $ofttit)iSmu§, unb mit il^m perfön-
lid^ befreunbet mar. Um nun feinen (Sriinb'
gebanfen burd^^ufül^ren, gel^t ÜRill in eine loeit'
f d^meifige unb minutiöfe Unterfud^ung beS mcnft*
lid^en S)enf en§ ein unb fud^t nad^}umeifen, baß iv
allen Operationen beS S)enfen8 bie Snbuction Me
erfte Slolle fpiele, unb baß alle anbetmeUtgen2)enl'
521
iUlillenarlet — 5Dl{lnct.
1522
pcrotionen in Ie|ter Snflan} auf fie jurfidrsufül^ren
nb burd^ Jte bebingt feien. S)er @Qllogt§muS/
^ er, gept }mar Dom allgemeinen }um Sefon«
cm fort ; aber er löst ^^ }ule^t bod^ mieber in
tnbuction auf. S)enn eine allgemeine SEBal^rl^eit
I am Snbe bod^ bIo| ein 9(ggregot Don ein}elnen
Bal^^ten, ein umfoffenber SuSbrucf, tooburd^
bat unbeflimmte Sn^al^I Don einzelnen 3=ä(Ien auf
inmol be|a]^t ober oemeint mirb. SBir füllten unS
cred^tigt, ouS beobad^eten f^föUen }u fd^Iie^en,
a^ ba8, mad mir in biefen ^^Een toal^r fonben,
n oDen dl^id^en, nod^ f o jal^Ireid^en gföllen toaf^x
rt. 93ermittel{l iener fd^ö^baren Sinrid^tung ber
Bpiafy, bie und erlaubt, Don SMelem fo ^u fpre«
^ als mm baS SSiele nur Sind toöre, Der-
cid^inen loir alSbann alled, maS mir beobad^tet
tahtn, fammt bem, maS mir aus unferen Seob«
td^tungcn folgern, in einem furjen 9u§brud unb
laben und fo nur eined eingigen Urtl^eilS anftatt
iner enblofen S^^^ S^ erinnern. 2)ief e§ oügemeine
Irt^ menben mir bann auf ba§ 6in}elne an, unb
Kid ift baS @d^Iie^en. MeS Sfolgem gefd^iel^t fO"
ntt Dom Sefonbem auf baS IBefonbere. ungemeine
bttirile finb blo^e ^ufgeid^nungen fold^er bereits
imad^ten fifolgerungen, furge ^formeln, um bereu
io4 VMf)x )u mad^en; bie obere $rämiffe eines
B^giSmuS ifi f olgUd^ eine berartige gformel, unb
)cr €41u| ifi nid^t eine auS biefer, fonbem nad^
)icfer Sformel gezogene Sfolgerung, inbem baS
obOid^ logifd^ vtntecebenS, bie $römif[en, bie
D^ad^ ^nb, auS benen baS allgemeine Urt^eil
md^ Snbuction erfd^loffen mürbe. S)iefe Xl^at-
nvStm unb bie inbtDibueUen ^cXit, bie fte Itefer>
m, mögen Dergeffen morben fein; aber ein ißer-
irid^l, ein Stegifter bleibt, unb nad^ ben Angaben
riefeS ^egiflerS mad^en mir unfern @d^Iu|, ber in
cber dinfid^t ein @d^Iu^ auS Dergeffenen ^l^at-
dfytn^L ^reilid^, in bem SRa^e, als eine äBi[fen«
i^ burd^ C^äufung Don Snbuctionen ftd^ mit
bU$en o&gemeinen @a^en bereid^ert, mirb fte be>
mdin, metl eben auS biefen allgemeinen @a^en
M Süqelne bekud^tet unb erflört merben fann.
2kl e8 liegt in ber natürlid^en Senbeng ieber SBiff en«
Aoft, auf biefem SBege bebuctiD ju merben. ^ber
m SStffenfd^ft ifl begmegen bod^ nid^t meniger
ibncüD; benn j[eber @d^ritt in ber S)ebuction ifi
maux mi^ eine 3nbuction. S)ie SBiffenfd^aft ift
mc bebuctiD in bem 93er]^ältni|, als fte bejugttd^
siact neuen 9rt gölle burd^ ein SSerfal^ren @d^!ü{|e
|iä^ lairn, meld^ SSerfal^ren biefe gf^IIe unter
iBt Snbuctionen bringt, unb jmar baburd^, ba^
leßimmt mirb, ba| tjföiDle, bei benen man nid^t
rtrect bcobad^ten fann, ob fie bie erforberlid^en
Kcrbnale beft^en, nid^tsbeftomeniger Snerfmale
xm biefen SRertmalen l^aben (System of Logic,
ikrfe|t tum @d^iel, I, 262).
Siicfe fd^mer DerfiänbUd^en SuSfübrungen brau-
ten inmt meiter Derf olgt gu merben ; eS ifl ebenf o
|CMd|, ba| bie Snbuction nid^t ber einzige 2Beg
icr nriffctifd^ftlid^ Srfenntnt^ fein fann, mie
of biefe Sogif ber pofitiDiftifd^en SBeltanf d^auung
?
auf ben Seib gefd^nitten ifl. SBenn ber ^oftti"
DiSmuS über]^aut)t eine Sogif l^aben foll, fo fann
eS nur bie SRiU'fd^e fein. 3ht feiner religiöfen
S)octrin fd^Hegt ftd| benn aud^ aniE im SBefent"
ßd^en gau) ber pofttiDifiifd^en aßeltanf^auung
an unb bcfennt pd^ fomit jum SlgnofticiSmuS,
miemol^I er in einigen fünften baDon abgumeid^en
fid^ bemüßigt ftnbct. 6r Iic| nämlid^ im ^af^xt
1865 eine ©d^rift erfd^cincn unter bem Sitel Au-
guste Comte and the Positivism, morin er
ben frangöpfd^en ^ßofitioiSmuS einer ftritif unter-
mirft. ®cr Urfprung ber ®ingc, meint er ba, fann
nur übematürlid^ fein ; benn bie ©efe^e ber 9tatur
fönnen nid^t Sted^enfd^aft geben Don i^rem eigenen
Urfprunge. S)arauS folge, ba^ man aUerbingS,
fo tauge man iin iSereid^e ber @pecialmiffenfd^af ten
ftd^ bemcge, eine erfte mirfenbe ober ginalurfad^e
nid^t in ben miffenfd^aftltd^en Salcul l^ereinjiel^en
bürfe, ba^ aber, menn auS ber S)omäne biefer
©pecialmiReufd^aften l^inauSgetreten merbe, }cber«
mann bie greil^cit l^aben müfje, M eine SKcinung
über ben Urfprung ber SBelt, über bie erfte mir«
f enbe unb über bie t$inalurfad^e ber SDinge ^u bU-
ben, menn aud^ niemanb im @tanbe fei, für feine
Snjtd^t einen genügenben SemeiS ju führen. S)a8
]^ei|t bod^ mo^I mit anberen SBorten: ^ie miffen«
fd^aftlid^e Srflörung beS UniDerfumS ift burd^^u-
l^rcn ol^ne eine erfte mirfenbe unb ginalurfa^e,
. ]^. obne ®ott l^erbej^u^iel^en, meil mir Don einem
®ott überbaupt nid^ts miffen fönnen. 3ft aber
baS UniDerfum Dom at]^eifti}d^en @tanbpunfte auS
erflört, bann bot jcber bie Qfreibeit, in baS un«
befanntc 9Jleer beS Ueberfmnlid^en einen ®ott l^in-
einpbid^ten unb ftc^ eine beliebige äieligionSan«
fd^auung ^u bilben, menn er au^ nid^tS baDon
bemeif cn fann. S)aS fann ber pofttiDiftif d^e 3tgno-
ßiciSmuS fid^ immerl^in gefallen lajfen. 3n feinen
fpötercn SebenSial^ren fd^eint ftd^ SKilI ber SRetigion
micbermebr genähert 5u laben. — Siteratur: gr.
aitbauS, 3. ©t. a«ifl, in ,Unfcre3cit" X, 289 ff.;
H. Taine, Le positivisme anglais, etude sur
Stuart Mill, 1864; 9loadf, §anbmörterbuc^ jur
©cfd&id^te ber «pi^ilofop^ie 597 ff. ; ©ruber S. J.,
S)er $ofttiDiSmuS Dom %oit % Spornte'S btS auf
unfcre Sage, greib. 1891, 104 ff.) [Stödfl.]
:3SUreiiati<r, f. ei^iliaSmuS.
tSiftter, 3 0 1^ n , apoftolifd^er ffiicar in 6ng-
lanb, geboren am 14. Dctober 1752 ju fionbon,
bcfud^te bie ©rf)ule ju 6bgbafton bei Sirmingl^am,
bann nod^ ein Sal^r bie SInftalt Don ©ebgleQ $arf
unb begab fid^ im Sluguft 1766 mit gmpfel^IungS-
bricfen beS Sifd^ofS ßl^aHoncr (f. b. «rt.) nad^
S)ouai unb empfing bafelbft nad^ abfolDirung
ber pbilofopl^ifd^en unb tl^eologifd^en ©tubien bie
^rieftcrmeibe. ^a^ ßnglanb jurüdtgcfel^rt, mar er
1777 JU Sonbon in ber ©eelforge tl^ätig, mürbe
aber fd^on 1779 alS ?Pfaner nad^ SBin^cfler be-
rufen, «m 1. ÜJlärs 1803 ernannte il^n ?piuS VH.
5um Sitularbif d^of Don Saftabala unb gum apoftoU"
fd^cn Sicar beS SBcftbiftrictS. «m 22. ajlai em*
ppng er in SBtnd^efier burd^ Sifd^of S)oii(ib^
1523
aJltltlobeS, ber ^l
1524
(H)oftoKf(i^en SSicar be§ Sottboncr ®iftnct§, bic
Sifc^ofSttJcil^c. SKilncr entfaltete ni^t ottein eine
QuSgebel^ntc unb fegenSöotte |)aftorene 3:]^ätig!eit,
fonbem erwarb fi(f ein §)om)tt)erbienft um bie
ftird^e in ©rofebritannicn burd^ fein SBerl^alten in
ber tJroge toegen be§ irifd^en 9Seto§, meldte im
innigften S^fowi^^wl^öng mit ber ßmancipation
ber ffatj^ofifen in bem Snfelreid^e ftonb. ©urd^ fein
umfid^tigeS unb entfd^iebeneS auftreten al§ ^gent
ber irif d^en Sif d^öf e öerl^ütete er f otool^I eine ©pal«
tung unter ben ffatl^olifen, al§ aud^ bie ber Äird^e
nad^tl^eiligen 3ugeftänbniffe, befonberS l^infid^tlid^
ber 93if d^ofSemcnnungen. ®ie fd^iSmatif d^e Partei
ber Siand^arbiften, beren D|)i)ofition gegen ba§
jtoifd^en ?Piu8 VII. unb bem erften KonfuI 9la»
pciiton Sonaparte 1801 gefd^Iojfene franjöftfd^e
Koncorbat gerid^tet war, fanb an SWilner einen
energifd^en ©egner (1808). — 3lud^ atö ©d^rift=
ftetter erwarb fid^ JKilner einen 5lamen. 6ine§
feiner ^aupttoerfe ift bie ©efd^id^te Don SBind^efter
1798, tt)cld^e Don feinen grünblid^cn l^iftorifd^en
ftenntnifjcn tt)ie üon feinem ftunftfmn ein mU-
gültigcSSeugnifeablegt. ®ic Eingriffe beS Dr. ©tur»
geS, $räbenbar§ unb ftonjIerS Don SBind^efter,
auf baS genannte SCßer!, fottjie beffen gel^äffige
auSfätte auf bic fatl^olifd^e ßird^e unb ben «ßapft
toiberlegtc SKilner eingel^enb unb grünblid^ in feinen
„^Briefen an einen ^frünbncr", 1800 (beutfd^ Don
^eter«H fSfranff. 1829). SBie biefe, fo ift auc^
bie fd^on feit längerer ß^it fertig geftettte, aber crft
1818 crfd^iencne ©d^rift „S\^l unb @nbe religiöfer
gontroöerfen'' (beutfd^ Don Sieber, granff. 1828)
opologetifd^'polemifd^en Snl^oftS. SBeibc ©d^rif»
ten bezeugen ben ©d^arffmn unb bie Selefenl^eit
i^re§ SerfafferS, tteld^er, ttjol^l betoanbert in ber
fatl^olifd^en wie in ber protcftantifd^en Siterotur
®ngIonb§, mit ben- flarften unb überjeugenbften
5lrgumenten bie SSertl^etbigung ber fatl^olifd^en
ftird^e fül^rtc unb babci jugleid^ bie Snconfequenj
unb Unmal^rl^eit be§ $rote[tanti§mu§ beleud^tete.
©eine Derfd^iebenen ©(^riftcn bejüglid^ be§ irifd^en
95eto§, befonber§ feine Serid^tigung ber SKemoiren
be§ &i)axM Sutler (f. b. 5lrt.), feien l^ier nur furj
ermäl^nt. ^ludji fel^r gebiegene a8cetif(|e ©d^riftcn,
Öirtenbriefe, intereffante ©riefe ftnb oon il^m Dor-
fanben. — Sfmperfönlid^en Umgang Iieben§tt)ürbig
unb felbft in feiner ^olemif ftetS gemeffen unb
l^öflid^, ermarb fid^ Sifd^of SWilner bie ^od^ad^tung
unb Siebe Don §)o]^en unb 9lieberen unb ftonb bei
lorieS unb SBl^igS in gleid^em Slnfel^en. 6r ftorb
om 19. april 1826. (SSgl. Husenbeth, The Life
of the right rev. John Milner, 1828, Dublin
1862.) [93rüdf.]
SKlfftabes, berl^l., gJopft (811— 314), mirb
irrtpmlid^ 9KeId^iobe§ genannt, ttjöl^renb bie römi«
fd^en Seugniffe, Dor Mem bie pl^ilocolionifd^e De-
positio episcoporum, ber liberionifd^c i?otoIog
unb ber Liber pontificalis, il^n übereinftimmenb
2JliItiobe8 nennen. 6r wor laut bem Liber pon-
tificalis 9lfrifoner unb folgte auf ^opft gufebiuS
am 2. 3uli 311. ©o gewi^ mie biefeS S)atum
ift oud^ fein XobeStog, ber 11. Januar 314 (CataL
Liber. bei Duchesne, Lib. pont. 1, 8 : Mütiades
ann. HI [lie§ ü, Duchesne p. CCXLIX] iilY!
d. Vlil, ex die YI nonas Julias, a conBulata
Maximiano YIII solo, quod fuit mense sep.
Yolusiano etRufino, usque in in id. januaiiu,
Yolusiano et Anniano cons.). 3n fein ^^
tificot f otten bie für bie Jhrd^e fo bebeutungdüoDa
Sreigniffe ber Sinnol^me 9lom§ burd^ ffaifecSm*
ftontin nod^ bem ©iege über 9)}a£entiu3, foioieber
3:olcromebictc beSfclben unb be§ SDWtfoiferS 2te
niu§ gu @)unften ber Sl^riften. Seiber ift feine JMe
über bie Sl^eilnol^me be§ ^ßopfteS an biefen So^
gongen bemol^rt. S)erLib. pont. berid^tetftattbeffn
f el^r f$fraglid^e§ über feine gefe^gebenbe Xl^ütigfrit:
er l^obe boS t$o[ten an ©onntogen unb SonnerStogn
Derboten, meil bie Reiben (!) an biefen Sogen ^
ligeS gfoften l^ielten; er l^obe bei ber (&v&tdixa%
Don !Dlonid^öem in ber ©tobt ongefongen, boS
fermentum, b. 1^. Don il^m confecrirte Oblotioneq,
an bie $f orrfird^en 9lom§ ju f enben. SDieeweine
bie onbere Angabe ift otterbingS ein Steves ms
©etool^nl^eiten, meldte ^ur 3^it ber ^foffung M
Lib. pont. c. 580 bereits in ber rdmifd^ JKnl^
beftonben. §)iftorifd^en ©oben l^ot ba§ gingreifa
be§ $apfte§ aJliltiobeS bei ber SSerurt^eilmtg ber
©onotiften. ffiie legieren batten fid^ an Ätjft
Sonftontin gemenbet, um Don ben meltlid^ @e<
n)olt]^obem einen Sntfd^eib )u ©unfien i^
©d^iSmoS unb bie SSermerfung beS Cäcilion p
erlongen. S^onftontin Deranlo^te eine ©Qnobe $s
Stom Dor 9Jliltiobe§. ©ein be^üglid^er ISrief m
ben lejtem fotoie on (beffen ^Ird^ibiocon?) SDta*
cu§ ift nod^ bei 6ujebiu§ (Hist. eccL X, 5, 18,
Migne, P. gr. XX, c. 886) erlitten uiü) 1^ *
Slbreffc MiXTiaÖT) lirKJxöircü* Pa>(ia(cDV xalMdfpxip.
®a§ ©d^reiben'^eigt, bo| Sonftantin in bie li^
gelegcnl^eit felbft fid^ nid^t etnmifd^t, fonbem We
Sntfd^eibung bem befugten SRid^ter überlagt Sie
©Quobe fonb 5U 9tom im 3. 313 in domo Faustae
in Laterano fiott. S)er Soteranpoloft, gule||t io
Seft^ Don Sonftontin&Semol^lin g^ufta, uxirdfo
fd^on bomolS, mie e§ fd^eint, ber römtfd^ SMft
gef d^enft morben, f d^on bomofö Stefiben) ber $ö|ipt
Unter gWiltiobeS' SorftJ tt)urbe göcUian fidge»
fprod^en, SDonotuS bogegen Derurtl^eitt, ttdi^ei
!Befd^lug mUtiaitS bem ftoifer mittl^eilte (ogt
§efele, gonciliengefd^., 2.3lufI.I, 200). (Bun^
ben Dom topfte unb ber ©Quobe jmei 9if<(Sft
nod^ ^frifa gefenbet, um bort ben &üfd^ fi
Dertünbigen. Snbeffen lebte bie ©treltigfeit mix
aniltiobeg' 92o^folger ©QlDefter L um f o Idbl^
mieber ouf (f. b. 3lrt. ©onotiSmuS). — SRütiobc»
mürbe im Sömeterium be§ CoHiffatS unioeit ber
$opftfr9pta beigefe^t; aller SEBol^rfd^tnltd^teitin^
l^ot fid^ biefe ©tötte bei ben Ausgrabungen ge*
funben (de Eossi, Born. sott, n, 188 egg.;
Dgl. 106 sg.). 92ur unöd^te ©einreiben ftnb m
^opft 3J?iltiabe§ überliefert; man fel^ fu bei JaiK»
Reg. Rom. pont., 2. ed., p. 28 [Don n. *171
bi§ »173 a.]. SDer ^fl ift bereits im 4. SW«»
1525
aJliltiabeS, Äird^enfc^riftficUer — aßilton.
1526
^bert als ^eiliger in bie Depositio episco-
porum eingetragen: Uli idus januarias Mil-
tiadiB in Gallisti. [^. ©rifor S. J.]
'gntütiheSj a))oIogetifd^er Jhrd^enfd^rtftfteder
bcd 2. 3a]^]^unbert§, t)ert^eibigte boS fat^olifd^e
O^flentl^um gegen Reiben, 3uben unb SJtonta-
Riften, i^ aber nur au§ t)erein)elten 92ad^nd^ten ber
filteren fird^Iid^en ©(i^riftftctter bcfannt. ©iefcftcn
filib gef ammelt bei X. de Otto, Corpus apologeta-
mm christiaiionun saeculi secundi, Jenae,
JX, 1872, 364-373. LÄauIen.]
9iil% ftarl t>on, pöpfilid^er 9luntiu§ }u
fiut^ Seit toar ber ©ol^n eines fäd^pf d^en ©bei-
mxmtSi, erl^ielt feine 93ilbung ju fföln, würbe
S)oin]^en in HKainj, Srier unb TOeifeen, fiebcite
1514 ober 1515 tmd^ 9iom über, tuurbe bafelbft
päppiid^ ftommerer unb 9lotar, biente ben fäd^=
ftfd^ dürften oI§ STgent unb n)urbe im ^erbft
1518 als IRuntiuS na$ 2)eutf(i^Ianb gefd^idt. Sr
foüte bem fturfürften Don @o(i^fen bie golbene 9to je
fibeneid^en, um bie fid^ berfelbe feit brei Salden
bciDorbcn l^atte, unb bei biefer ©elegenl^eit Der»
fsd^, ben auSgebrod^enen religiöfen Streit bei"
nlegen. 3u bem IBe^ufe befd^ieb er, at§ er in
IBmburg anlangte, }unöd^ft Se^el auS 2t\pm
in fi(fi. 9I§ berfelbe mit ^inhjeiS auf bie gefö|r>
Iti^ Sage, bie il^m nid^t geftatte, fein j^lofter ju
Dcdoffen, ftd^ entf d^ulbigte, unterl^anbclte aWiltia im
Snfang Sönuar 1519 mit Sutl^er. ®iefer Der«
\fmä^ U^m, )u fd^weigen, f aU§ feine ©egner f d^mie»
gen, ben ^^^ feiner bemütl^igen Unterwerfung ju
Mrfid^em, in einer @d^rift baS 93oI! }um ®e»
l^om gegen bie römifd^e ftird^e auf juf orbem unb
fcfaie @a^ bem Urtl^eü eines beutfd^cn SSifd^ofS
m nnterfteHen. hierauf begob fid^ SKilti^ nad^
Seipjtg, um bort mit Se^el gu unterl^anbeln. @r
lie| benfelben als ben 3lnfttfter beS Unl^eilS l^art
an imb bebrol^te il^n mit bem 3ome beS ^apfteS,
fo bap ber balbige Sob beS S)ominicanerS mit
Uefec Sel^anblung in ^ufammenl^ang gebrad^t
mnbe. f»ierauf t)erfägte er fid^ nad^ j^oblenj )um
fcjbif d^of oon Srier, ber als ©d^iebSrid^ter in 5luS-
ffal^ genommen ttmr. S)erfelbc fonnte aber fein Ur*
QetI irid^t abgeben, meil ber fturf iirft öon ©od^fen
iaäftt bie Sriaubnig jur Steife junäd^ft Dertoeigerte,
nnb n)etl bei ber Sntwidtlung ber S)inge eine iBer>
n^nng beSfelben auc^ fpäter nid^t ^u ©taube lam.
SU SRÜtij bimn jur Ueberreid^ung ber Slofe, bie
iiqiDtfd^ in SDeutfd^Ianb angefommen ttmr, nad^
Co^en jurüdffel^rte, befprad^ er pd^ nod^ zweimal
«it fintl^, im October 1519 ju Siebenwerba,
im October 1520 gu Sid^tenburg. Sin grfolg
mnbe nid^t erhielt. 2)ie 93ett)egung ^aUt einen
tiefem ®ntnb, als bog fle mit fold^en IBerl^anb'
fangen l^e )um@tinftanb gebrad^t »erben f önnen,
mb 9Rittig lieg eS )u fel^r an JTIugl^eit unb 3:act
f^kn, um eine SBenbung berbei^ufül^ren. 3laä)
einem btrgen 9luf enthalt in 9tom feierte er 1522
miebernad^2)^tfd^l<ntb jurüdf unb fanb am 20. ^O'
Mnber 1529 burd^ einen UnglüdfSfaH im Wain
tri @teinau feinen £ob. (Sgl. 3. jf . ©eibemann.
Äarl ö. a)Wti5, S)reSbcn 1844; ^efcle«§ergen-
röt^er, 6onälien=®cf(^. IX, 1890.) [gunf.]
;^itton, äo^n, befannt als englifd^er S)id^ter,
weniger befannt als ^olitifer, würbe am 9. ®e-
cember 1608 gu Sonbon geboren, ©ein Urgro|«
Doter ^enr^ SKilton fowie fein ©rogoater Slid^orb
äJlilton maren überjeugungStreue Jtatl^olüen gu
©tauten in Dxforbfl^ire unb l^atten befewegen fei-
nen SJater Sol^n enterbt, als berfelbe baS neue S9e-
fenntnig annahm. Sejerer ftebelte bal^er nadfi 2on«
bon über unb befleibete bafelbft baS 9mt eineS
9lotarS. ©einem ©ol^n Sol^n gab er eine [treng
religiofe Sr^iel^ung, bei Uield^er aber aud^ fd^ön«
geiftige ginpffe ber funftliebenben fjamilie jid^
geltenb mod^ten. 3m 3. 1621 worb er in bie ©t.
^aulSfd^ule, 1624 in baS Christ church College
5U Sambribge aufgenommen. 3n le^terem n^ib«
mete ber frül^reife Süngling, ben bie SJlitfc^üler
wegen feines SluSfcl^cnS bie Lady of Christ
church nannten, ftd^ bis 1682 ben claffifd^en
©tubien mit bebcutenbem 6rf olge. 3u biefer Seit
fd^rieb er jal^lreid^e ©elegenl^eitSgebid^te, in mel«
d^en baS religiofe Slement oorwaltete. ©arunter
oerbienen grwäl^nung feine Oben auf bie Sifd^öf e
Soncelot SlnbremS öon SCßind^efter unb 9WcolauS
gfulton öon 61?, bie ^arapl^rafen öon $falm 114
unb 136, benen \id) Bearbeitungen anberer $fol»
men im Souf ber 3cit auf d^loff en (Poetical Works
332—348), f omie Oben auf bie ©eburt unb Se«
fd^neibung beS §eilanbS. S)a^ er mit SSorliebe
baS ©tubium ber ^]^ilofo()]^ie getrieben, bezeugt
fein lateinifd^eS ©ebidjit in Somben „auf bie pla»
tonifd^e 3bee, mie »riftoteleS ftc öerftanben" (P.
W. 315—321). gbenfo gro| Wie feine Siebe ju
ben ßlaffifem tt)ar aber aud& feine Slbneigung gegen
bie fat^olifd^e ftird^e; berfclben liel^ er einen leb-
l^often ^luSbrudf in fed^S loteinifd^en ©ebid^tcn auf
bie ^uloeröerfd^toörung (In Prodition bombar-
dic, P. W. 366—369), fowie in mand^en feiner
©d^ulreben. 9lamentlid^ ttjar il^m bie ©d^olofli!
öer^a^t, „pe ftammt auS mönd^ifc^en ^ö^ilen''.
9lad^ Seenbigung ber ©tubien befd^lo^ SDIilton,
Siterat ju »erben, um auf biefe SBeife in bie rc«
ligiöS-politifd^eSettjegung, bie unter Äarll. (1625
bis 1649) immer weitere iheife gog, unbel^inbert
eingreifen ju fönnen. 3u §)orton in Sudting-
l^amfl^ite auf bem Sanbgut feines SSaterS lebeno,
öerfa^te er 1634 in italienifd^er ©prad^e bie ®e»
bid^te L'Allegro unb H Pensieroso, meldte bie
aBeltonfd^auung beS SebenSfrol^en unb beS ©d^toer«
mütl^igen barfteüen. ®iefe an ©entimentalität
fheif enben lt)rifd^en ßrgüffe ragen l^eröor burd^ rei-
jenbe ©d^ilberung ber 9latur. 3uSbefonbere aber
^bejeugen bie SJerfe beS Pensieroso eine ^eriobe,
in meld^er ein 9li6 im geiftigen Beben ber 9lation
fid^ nod^ abmenben lie|" (Gardiner VH, 272).
®er fd^led^t öerl^cl^ltcn auSgelaffenl^eit ber 93ül^ne
gegenüber öcrt^cibigte SKilton in bem für ben
&rofen 3o]^n ggcrton öon SBribgewoter 1634 öer«
faxten 9J?oSfenfpiel Comus ben ©a^, aud^ bie ®e-
banfenfünbe fei öerboten, auf SRein|eit ber Slbfid^t
1527
TOilton.
1528
unb 3lbcl ber ©eftnnuttg fommc SlIIcS an. SDie
empörcnbc ©trenge, mit rocld^cr grjbifd^of Saub
(f. b. 9trt.) feine totl^oftftrenben ßerimonicn ber
giatton aufäwong, trieben in ffierbinbung mit ben
SSetle^ungen ber 93erfaffung burd^ jfarl I. ben
2)id^ter in baS Sager ber Puritaner, ißon antifen
8frei^eit8ibeen unb ber l)Iatoni}(l^en Sbcenlel^re er»
füllt, trat ajlilton ju Jener ^Partei über, bie mit
Den 2)ogmen beS %ngUcani§mu§ aufräumte unb
fiatt ber Kerimonicn fittlid^ Strenge auf il^r 93an«
ner fd^rieb. 3m Lycidas, einer 6Iegie auf feinen
öerftorbenen greunb fting (P. W. 276), geißelte
er 1637 „bie Wirten, bie auf ©trol^pfeifen !raft«
lofe SKelobien fiö^naCTcn, mäl^renb bie ©Aafe leer
auSgcl^en". ®ie öegeifterung für bie Kenaiffance,
toeld^e glifabet^§ Seitatter öergolbete unb ben
Sid^tem il^reS ^ofe3 il^r ©epröge aufbrüdte, führte
SKilton nad) Statten, ^ier öermeilte er öom SJlai
1638 bi§ 8um Sluguft 1639, befud^te u. «. ©alilei
(Masson [f. u.] 1, 736) unb trat in enge SBe}ie]^ung
m SucaS §oIfteniu8 (f. b. 9trt.), bem «ibliotl^efar
ber SJaticana, bem er nad^mafö in ©riefen Semeife
rül^renberS)an!barfeitgab (Masson 1, 747). 9iod^
Sonbon l^eimgefel^rt, t)erfo(|t äJliUon ben ^urita-
niSmuS in einer Steige öon tJIugf d^riften. ffiie puri«
tanifd^e Srofd^üre Smectymnuus, fo benonnt t)on
ben SlnfangSbud^ftaben ber SRamen il^rer Serfaffcr,
oertl^eibigte er geiftoott in ber Srofd^iüre Of Refor-
mation touching Church Disciplme. „3n n)un-
bert)o((em äil^Qtl^muS ber @pra^e !am bie 3bee
5ur ®eltung, ba^ geiftige ^ollfommenl^eit nid^t
burd^ bie SCßirffamfeit förperlid^er ©inne erreid^bar
fei" (Gardiner IX, 391). ®a§ ©anjc ift burd^-
fäueri öon einem falfd^en ©piritualiSmuS, meld^er
bie finuKd^e Jlatur be§ 9Jlenfd^en öerfennt. 3n ben
unn)ürbigen Srofd^üren bagegen Of Prelatical
Episcopacy (1641) unb The Reason of Church
Government urg'd against Prelacy (1642)
fuc^te ÜKilton bie ifirc^engemalt auf bie ©tufe
einer bloßen grmal^nung unb SSermamung l^erab«
5ubrüd(en unb be}eid^net eS als ben (Srunbfd^aben
ber englifd^en ^Reformation, ba| bie anglicanifd^e
ftird^e bie bifd^öflid^e Serfaffung au§gebilbet unb
fid^ baburd^ ber Iat|ioIifd^en Jtird^e genöl^ert l^abe.
Snjmifdöen l^atte er fid^ in feinem 35. Saläre mit
ajlar? Jörnen, ber Sod^ter eines SanbebelmonnS,
Dermöl^It. S)ie Sl^e mar unglüdtlid^; fd^on nad^
SDlonatSfrift öerliefe bie ©attin ben l^errifd^en, in
falfd^en äbealen befangenen ©emal^l unb feinde
ju il^ren gltem l^eim. Sergebfid^ fud^te ÜBißon fte
gurädt^uffll^ren nnb fd^rieb bal^er nod^ 1643 ju
©unften ber Sl^efd^eibung The Doctrine and
Discipline of Divorce restored to the Good
of both Sexes, meldte bie Trennung t)om IBanbe
mit bialcftifd^en ftunPgriffen öertl^eibigte unb ba«
burd^ großes 9lergcmi^ enegte. S)erfclbe ®eift
maltet in feinem Judgment of Martin Bucer con-
ceming Divorce (Gardiner, Civil War IE, 6).
3n ber 2:^at erblidtte IKüton in ber &)t lebiglid^
„einen ^auSl^altungSöcrtrag, eine öonber SReligion
unabl^ängige ginrid^tung" (Saufe IV, 58). aWitt-
lermeile l^atten bie $reSbQterianer im i,Iangen^
lament" bie Oberl^anb erlitten, bemiefen fi^ okc
ebenfo unbulbfam mie il^re 93org&nger vab f8^
ttn ftrenge !Büd^ercenfur ein. 3m @egenfa| ^tep
bege^rie aJlilton t)oaftönbige ^re^freiJ^ in ber
@^rift Areopagitica, ^meil gute Sudler ni^
nü^en fönnten, menn nid^t au($ böfen freier Snf
geftattet mürbe'', ^x meitere Saläre (1645 tt
1649) Derbrad^te Witon m miffenfd^Ii^ State
unb fc^rieb möl^renb berfelben eine Hiatoiy of
England, meldte biS )ur normamtif d^en Srobomi
reicht; biefelbe marb aber erft 1670 DeröffentTt^t
9l(S bie repubUf onif d^e $artei }ur ®emalt fom, tmnk
er gum ©e^eimfd^reiber beS ©taotSratl^ für bieI(H
teinifd^en Ausfertigungen ernannt. SnbttferStd«
lung, meldte er möl^renb ber gangen republifonif^a
3eit befleibete, oeröffentlid^te er 1649 bie f^ontm
bem 3:obe IFarlS I. begonnene ©d^ft The Tennn
of Eings and Magistrates, morin er bie ^imi4"
tung ^eS Jti^nigS auS ®rünben beS 9{atune((tl
unbebingt gu red^tferiigen fud^t. änbeffen uxir bei
©prud^ gegen baS Siedet beS Sanbed gefoDt, vA
bei fold^em 93orge^en fd^ien bie ©id^rl^ leM
englifd^en Bürgers bebrol^t. Skil^er t)erfa|te bet
93ifd^of Don @£eter anonym bie ©d^ft Eik«
basilike, morin baS IBilb beS gemorbetenftduigl
unb feiner Seiben bem SSoIfe Dorgefül^rt toinbt
es galt als poft^umeS SBer! be§ ^dnigS H^P
unb f anb im SSolf e bie meitefte fßerbreitung. Siitjei
Sinbrudt fud^te äJlilton burd^ eine ©d^rift Eik(Hio-
klastes )u gerftören, unb alS ©almafmS b<mnf
1681 mit ber Defensio regia antmortete, ic|ie
er biefer bie Defensio pro populo anglicaa»
entgegen, eine OppofttionSfd^rift, mel(^ in gai)
Suropa begierig gelefen nmrbe unb in bie bo|ft
reife 3eit ben jf eim ber feitbem nid^t enbenbenrd»*
lutionören Semegung pflangte. S)aS 9ud^ wA
in t$ran!rei(^ Dom genfer Derbrannt, in fogloiA
aber Dom Parlament mit 1000 $fb. ©tei^ Uß
lol^nt. S)ie genannten mie einige anbere Xei&i^
fd^riften biefer Sj^^ Derratl^n immer Don 9iam
ben leibenfd^aftlid^en Puritaner; feine Sneanii
trieb il^n aud^ gu f o angeftrengter Srbeit, bo| c^
nad^bem er f^on in Clurist church Collie fcis
klugen übermütig gefd^möd^t l^otte, im 3. 16S1
DoUftönbig erblinbete. 3m Stampft }tDtfd^ ffün|
unb SSoH fianb 9JliIton auf ©eite beS mtOL
"Slaä^ i^m beft^t baS-^arlament, meil e8 bie 8^
fe^e erlögt, eine l^ö^ere ®emalt aß ber JKma, ber
fte blojs DoUgiel^t (Slanfe m, 138). 2)en Mf^
lifd^en 9J{itbürgem gegenüber bemied äRQton )^
lebenS ben engberjigften fjfanattSmuS, ber fogor ii
ber ©d^rift Of true Religion, Heresy ... aal
what best means may be us'd against thi
Growth of Popery (1673) förmlid^ jur Uito
brüdFung beS alten ®IaubenS aufforberte.
99ei ber 3uriidtfä^rung ftorls IL marb Wäm
in baS $riDatleben Dermiefen unb leierte mm p
ber ®eifteSrid^tung feiner 3ugenb jumidt. Scr
ißerfd^melpng Don 9ienaiffance unb S^riflenfl^
in ber ©eele beS erblinbeten S)id^ter8 entftmng
üntnben.
1530
1 1658 unb 1665 afötelig-.gfesepoS „®a§
R^orobieS" (Paradiselost), tPeld^eS^JRtl"
dtrul^m begrünbete. SBal^rfd^einltc^j^atil^m
mbcrm öl^nlid^en Searbeitungen bibUfd^er
ber ^Sucifer" 3oft Dan ben SSonbetö ate
e gebient. 3n ber ^t>nn entfagte ber 2)td^ter
im unter Snlel^nung an Sbmunb @penfer.
Jamben finb ebenfo melobif d^ tote mannig>
3n }m5If Sudlern bel^anbelt ba§ SpoS ben
r Sngel, bie SSerfül^rung unb bie @änbe ber
en nebft il^rer ^Vertreibung ouS bem !ßara-
[ud^ baS ®el^eimni^ ber Sribfung ift l^inein«
u 3um Sl^eil fielet baS @ebid^t unter bem
( ber fatl^oUfd^en Seigre, mü SDtilton an
ti^ beö SßiUenS unb ber einfod^en S3or-
mmung fefi^ölt. aber al§ d^riftli(|ed Qpo^
Donte'd ®5ttlid^ Somöbie gebellt gu mer-
rbient e8 be^^alb bod^ nic^t. @o |od^ bie
gie beö 1^1. 3:|oma§ ba§ Derjerrte ®Iauben§-
ber Puritaner übenagt ebenfo l^od^ fielet
über amiton. Denn „SUHIton gel^ört ju
bie nod^ meiter gingen al§ einft bie Stefor«
j* (SRanfe V, 172). 3n ber 1825 aufgcfun«
Sd^rift De doctrhia christiana libri duo
; aRUton bie 3BefenggIei(i^]^eit be§ @obne8
II SSater unb bcfennt jid^ al§ Strioner. %i6)
[orenen $arabie§ ^entfprid^t bie (Seftalt be§
l ber bogmatif(i^en Stuffoffung beS SuctorS"
V, 178). gine tiefere erfaffung ber ®e«
fe fud^t man Dergeben§. aJUUonS @atan
^rttnbe ein gewaltiger Staatsmann, feine
Pnb intereffante Seute, bie äufeerft Demünf «
Am fyAitn, unb Sbam ein el^renl^after
nan. ,,S)er Ungel^orfam be§ SReufd^en unb
5fung§plan werben f o flar unb mit f o menig
imn bargelegt, mie in einer J)uritanifd^en
[" (®reenn, 170). ©e]^r l)einlid^ berül^rt
mgel an ^^SSerftänbni^ für bie tieferen ®e«
fe ber Seele", fomie ba§ gellten be§ „mar»
ifi^ilS an allem, maS menfd^Iid^ ijt", möl^»
e folte Suffaffung ber Sugcnb ben ©toidS»
m au8brudf bringt (®reen U, 1 71). 3nbefe
bem ®ebid^t ni^t an einzelnen großartigen
L S5on ergreifenbcr SBirfung ift ber 2ob»
ber (Sngel an ben @o]^n ®otte8, fomie ba§
imb9Korgengebetber©tammeItem. 3)urd^
\&Sßäi gezeichnete lanbfd^afttid^e Silber ift
i einem tiefen 93ebürfni§ ber englifd^en
de entgegengefommen. SBeit l^inter biefem
el^t „S)a8 miebererlangte ^arabieS" (Para-
gained) unb Samson Agonistes, in totU
Ann er feinen t)ieIt)erf(i^IungenenSeben§gang
«m 8. aiooember 1674 ftarb aWilton unb
1737 in ber SBeftminfler-Slbtei feine blei»
Rul^fiötte. Unter ben ®cfammtau8gaben
Berle finb gu nennen: Paradise lost and
'd, aad other Poems, with notes of ya-
kuthors, by Th. Newton, 3 vols., Lond.
-1752; Wc»rks (in prose) historical,
il and miscellaneous (with notes by
, 2 toIb., Lond. 1753; Prose and Poe-
tical Works, printed from the original edi-
tions, with life of Milton by J. Mitford, 8 vols.,
Lond. 1851 ; The Poetical Works of John
Milton, Leipsic 1834; Opera omnia latine,
Amstel. 1698. (IBgl. Massen, Life of J. Mil-
ton, 3 Tols., Lond. 1859; Oardiner, Hist. of
England 1603—1642, 10 vols., Lond. 1884;
Oardiner, History of the great Civil War,
2 vols., Lond. 1889 ; 5lorrenberg, Mgem. ®efd^.
ber fiiteratur, 3 SBbe., SKünfler 1884; ftörting,
®runbri^ ber ®efc^. ber engl. Siteratur, ÜRünfler
1887; 5Ran!e, ßnal. ®t]ä)Wt IV u, V, Seipsig
1871 ; ®reen, ®efd^. bed engl. SSoHeS, beutfd^ t)on
ftird^ner, 2 5Bbe., Serlin 1889.) PBetteSl^eim.]
^SSinbett, el^emaligeS SiStl^um, Derbanft feine
®rünbung ^arl bem ®ro|en. S)er Ort finbet fid^
Suerfi 798 atö SRinba unb aJHnlt^un ermäl^nt
(Einhard, Mon. Oerm. I, 185; Sacomblet, Ur«
funbenbu^ für ben Sliebenl^ein I, 7). fficr erfie
Sifd^of §ercumbert, aud^ §erumbert, Heribert,
Srcanbert genannt, mirb juerfi im 3. 803 auf ber
!BerfammIung 5u @al) ermöl^nt. 2)ie @tiftung§'
urfunbe be§ IBiStl^umd ift bisher unbefannt; bie
eigentßd^e Sinrid^tung beSfelben mirb auf ber ge«
nannten !BerfammIung gefd^e^en fein. S§ gel^brte
gur UKetropoIe ftöln. 3m Sanbe ber Sngem gc»
legen, erflredtte fid^ ber Sprengel nad^ Dften über
bie Sller l^inauS bis nad^ gelle, nad^ Sßeften bid
gur ^unte; umfd^Ioffen umrbe er t)on ben IBid«
tpmcm SBremen, Serben, §ilbe§]^eim, S^aberbom
unb OSnabrücf. 3)a8 fpätere meltlid^c ©ebiet bil-
bete ettoa ben öierten Sl^eil ber 3)iöcefe. S)er
1^1. öercumbert ftarb 813. 3^m folgte 2. ber
ijH, §arbmarb bis 853, meld^er ber Uebertragung
ber Reliquien beS ffi. 93itu§ nad^ SorüeQ beimo|nte.
Unter bief en beiben Sifd^öf en lebte ju 2JUnbcn ber
l^eilige S)iacon SReimelpl^uS. Unter bem 3. 9i-
fd^ofe 3)tetrid^ L mürbe baS grauenfiift SBunftorf
gegrünbet, meld^eS ftönig Submig am 14. October
870 beftättgte. SDietrtd^ na^m 873 an ber SBeil^e
beS 2)omeS )u Rbln unb an ber bafelbft abgel^al"
tenen ©^nobe tl^eil. 6r mürbe am 2. gebruar 880
mit SKarquarb Don ^ilbeSl^eim Don ben Jlorman-
nen bei Ebbekstorpium, bem l^eutigen Sbftorf,
jmifd^en Süneburg unb Kelle, getöbtet. Sluf bie-
felbe aSeife erlitt ben Sob ber 4. Sifd^of SBolf^er
885. 5. S)rogo, bis 902, mirb auf mel^reren
©^noben feiner Seit genannt. Unter feiner 5Re«
gierung entftanb baS bem l^l. $ctruS gemeil^te
9lonnen!lofter SDlöIlenbedf, für meld^eS ifaifer ?lr-
nulf am 13. Suaufl 896 gu gord^l^eim einen
©d^ufebrief auSfteUte. gS folgten 6. «balbert I.
(bis 905), 7. Sem^arb (bis 914), 8. Sotl^ar (btS
927), üorber 3lbt öon Sorfd^. ©ortl^er ftammte
aud^ ber 9. Sifd^of gücrgiS (bis 950), toeld^er
ebenfalls auf mebrcrcn ©tinobcn erfd^eint. Unter
einem bicfer Sifd^öfe werben mol^l bie SRcliquien
bcS 1^1. ©orgoniuS öon Sorfd^ nad^ 5Dlinben ge«
fommen fein. 3m 3- 947 brannte bie ®omfird^e
mit einem großen %f)txl ber ©tabt nieber. 3)en
neuen S)om meil^te 10. ber 1^1. ^elmmarb 955
1531
ajlinben.
1582
unter Slfi'iftens bcr SBijd^öfc S)obo öon ^aberbom
unb S)ro90 öon DSnobrürf ju ß^ren bcr l^ciligen
SKart^rer ©orgoniuS, 2aurcntiu§ unb Slcjanbcr.
Unter il^m ttjurbc ba§ Slonnenflofter Sifd^berf gc-
ftif tet. er [tarb 958. 11. Sanbmart (bi§ 969)
»eilte öiel am ^ofe Dtto'8 L , ber am 7. Sunt
961 }u Qford^l^eim bie frül^eren ©ercd^tfomc be§
StStl^umS beftätigtc, baSf elbc öon frember ® eri(i^t§»
barfeit befreite unb benßanonifem bie freie SBal^I
be§ 9if(i^of§ geftattete. fianbhjart begleitete Otto
auf feinem SRömerjug jur ftaifcrfrönung, ttjar mit
Siutpranb öon Kremona ©efanbter beSfelbcn an
Sol^anneS XII. unb betl^eiligte ftd^ aud^ on ber
römif(i^en @i)nobe }ur ^bfe^ung beS $a^fte§ am
6. 9loöembcr 963. «uci^ ber 12. Sifd^of SBilo
(bis 996) ttjeilte öiel am faiferlid^en §ofe unb cr-
]&ielt öon Otto n. unb III. reid^e Sefijungen für
fein SiStl^um. Sluf bem Serge SBebefenftein grün»
bete er ein SRonncnflofter, be|fen erfte ^btiffm bie
1^1. 3:etti)igi8 würbe, ©ein 5Ra(i^f olger 13. Sam»
marb (bis 1002) öerlegte baSfelbe um baS ^a^x
1000 in bie ©tabt. 14. ®ietrid^ n. (bis 1022)
grünbete ein ßoHegiatftift jum 1^1. 3o^annc§ bem
eoangeliftcn. ®er jum 93if(i^of gemeinte ®om«
ptop\i SUberid^ ftarb öor erl^altener ßonfecration.
Unter bem 15. Sifd^of ©iegbert (bis 1036) feierte
ftonrab H. baS SCßei^nad^tSfefl ju SKinben. S)er
SBifd^of ftiftete mit feinen eigenen ©ütern baS
SWartinSftift gu ÜJlinben. 16. ©er ^l Sruno, ®raf
öon SEBalbedf, öorl^er SanonicuS ju Ulagbeburg,
grünbete 1042 baS Wauri^flofter auf bem SBerber
öor ajlinben unb bcfe^te eS mit Senebictinem auS
bem Sol^anneSflofter äu9Jlagbeburg; 1435 murbc
eS in bie @tabt an bie ©imeonSfird^e öerlegt.
1046 roeil^tc Sruno bie Äird^e beS 1004 burd^
ben 3)larfgrafcn ®ero geftifteten 9lonnen!lofterS
Äennabc. 6r mürbe 1050 öon einem ©d^Iag»
anfaQ getroffen unb blieb btS gu feinem 3:obe im
Saläre 1055 beS ©cbrauc^eS feiner ©lieber be«
raubt. Unter IT.gilbert (1055—1080) brannte
1062 bei anmefenlfteit §einrid^ IV. abermals ber
©om ah ; nad^ ^e^n Sauren mürbe ber 9}eubau
eingcmeibt. gilbcrt na^m 1076 an ber ffierfamm»
lung JU SSormS tl^cil unb unterfd^rieb ben befann«
tcn ^bfagebrief an ©regor VII. 3la6) feinem 2obe
ttwl^lte bie Partei §einrid&S IV. ben ^ilbeSl^cimer
ßanontcuS IBolfmar, bie )>öpftlid^e ben Sompropjl
»cin^arb, S^er Untere ftarb 10S9, worauf g?oI!-
mar unangef ödsten regierte. (Sx foll 1095 öon
Glerifem crmorbet toorben fein. ^S folgte 20. UU
ridb (bis 1096), bann 21. SSibelo. Sicfer ftonb
auf Seite J^einndj^S IV. gegen feinen ©o^n unb
würbe bafür öon bem päpftU(^en Segaten, ^ifd^of
©ebbarblll. öonÄonftan5, 1 105 gebannt unb ent«
fe^t. ?ln feine Stefle mürbe 22. ©ottfdbalf ermo^lL
©ie ©önobe ju 2roöeS im 3- 1107 macbte bicfeS
5ttHir riicfgangicu bocb rourbe ©cttidjaU öon oein«
riiä) V. geid)u»\ unb crfl naÄ beiien 5cbe 1112
mar SSiöclo mieber unbeftrittcncr ocrr t)c4 ¥iS»
tbumS. (?r ftarb am 2S. S^ecembcr 1120. Unter
25. SlVmer öon^ücfeburgaioo— 1170» trur^e
baS gemeinfd^aftlid^ Seben ber Cononifer auf*
gelöst. 2)erfelbe l^ielt ju gfriebric^ L unb ittt^
1160 an ber ^fterf^nobe su ^ia tl^eiL 3nbaB>
felben Saläre meil^te er ben burd^ abeniuüigä
IBranbunglüdf jerftörten S)om ein ; öon bem moai
errid^teten 93au bürfte bie SBeflfront beS ie^
S)omeS l^errül^ren. 26. ^mto öon 99Ianienton
(1170-1185) mad^te 1175 eine 9Baafa]^rt4
Sompoftela unb fd^Io^ beibiefer ©elegenl^enia
t$ratemitätSöertrag mit ber bortigen jrad^ Ji
bem Jtampfe jmifd^en t$riebrid^ I. unb ^emti^
bem Sömen mar feine ©tettung fd^toierig, bo^
mugte er fid^ in Ruger Sßeife bie 3freutibf4#
beiber ju erl^alten, trat aber fd^He^id^ auf SieüK
beS JtatferS. 92ad^ ber Mebermorfung fymaiß
erl^ielt ber Sifd^of bie l^ergogUc^e ©ettnitt in fenmi
©ebiete. 27. Sl^ietmar (bis 1206) mirb alS b»
liger öerel^rt. Unter 29. jfonrab I. öon 2)iep^
(1209—1236) fam 1230 ber Scgat (Earbinl
Otto nad^ 9)linben unb gab eine Keilte öon 9a^
orbnungen für baS SiStl^um ; babei würbe cS k
awölf 3Ir(^ibiaconate getl^t 3m 3. 1236 famn
bie Dominicaner na^ 3Rinben. 2)urd^ bie um*
wol^nenben Ferren erlitt boS ©tift mon^e Ser^
lufte. 32. SQSibefinb I. öon §09a (1252—1261)
wu^te bafür burd^ bie Erwerbung ber ©rafi^oft
©tenöebe öon bem ^erjog öon ©ac^fen unb bet
©tabt Hameln öon bem 9bt öon gfulba Scfot p
fd^ffen unb feine Srrungenfd^ftm jtegret^ nit
ben SBaffen }u fd^ü^. jtömpfe mit ben feinbi
lid^en 92ad^barn, bie für baS ©tift trid^t feltoi mit
großer Sinbu^e enbeten, füllen aud^ bie 3nt pm
9la^foIger auS. Um in iS^nen ftanbl^Iten jn fön*
neu, mußten bie Sifc^öfe ^u Serpfanbungen nb
gu 93erau|erungen ber ©tiftSgüter Upct ^nfbi^t
nel^men. ^ud^ tamen fte ötelfad^ mit bcrnod^ni-
abl^gigfeit ^ebenben ©tabt HJ'Midicn in S^b^^
feiten. 9lad^ bem %ott 33. ftuno'S öon ^ßvs^
(1266) wählte baS Copitel Solquin öon €^
lenberg: tro^bem bief er f d^on einige 3nt bie b^'
(id^en (^fc^fte mtSgeüibt l^tte, wu^te i^ &
mens IV. ^ur Slefignation ^u bewegen unb emomde
ben Dominicaner 34. Otto (bt§ 1275), bcr brf
SiStbum fraftig gegen bie 92ad^barB öer^e&riglt
DaSfelbe tbat 37. Subolf (1295—1304). 9U|
bem 3:obe 38. ©ottfriebS öon SBoIbefl (1304 M
1324) erfolgte eine swiefpoUige aS3d^ Die 9h>
jontot beS eopittlS wollte ben ©ubbioom 2ib>
wig öon Sraunfd^weigsSimebitrg; ben SReß te
©timmen er^ieU bei Domprop^ Snnriag M
^gelenborfteL ber aber wegen eines begaogan
WorbeS irregulär war. 2e$ttrec legte eine 9dr
glcmenS* V. öor, nacb welker er bt^«tjht MB.
Diefelbe würbe in Söignon al§ gefüj«^ exfoiiit
unb 10 warb Subwig befiatigl; iid)cB anobe s
eifriger flnbönger Subwig^S bei Si^em, mib \bm
: Siegif nmg w<ir für biiS ¥i§tbnni nidbt cßSS/^
, Umgeben öon feinDveligen 5ia4boxn. |n bcBCB b*
I fcnberS bie ©ra^en lon ^cpa nnb ©<!baneita|
! gebonen, bras Sobwig 5a wenig Usm# vA
(Energie, h ^c§ er ndb gmcxbigt kib. mncn 9»
;88
üßinbett.
1534
m auf Dier Solare bie SBormuttbfd^Qft über ba§
idtl^m )u übertragen, ^etnrtd^ Don ^erforb
d. Potihast 238) Und)Ut aum ^al^re 1344 über
imiiltuationes et decertationes pro regnis et
nsGopalibus unb fogt }toei l^ötten um ^nben
ftritten. 9Ran fyit borauS gefd^Iojjen, bo^ im
nannten 3al^re fid^ bort jtoet !Bifd^5fe gegenüber
ftonbtn (!Dtüaer, S)er Jtompf Subh)tg§ b. ^Bo^em
, 130), bod^ ift bat)on n^ts 92Q^ere§ befonnt;
an fyit be^l^alb biefe SBorte ganj attgemein ge-
utet unb für 9Rinben fpecieE an bie ©egen«
nbibatur IBruningS gebadet, ber no(i^ lange gegen
tbtmg agitirte (Sinfe in ber 3«tfd^i^- für öaterl.
cfd^id^te, SRünfter 1890, 224). »ud^ öon einer
^pptltoa^l nad^ bem 1346 erfolgten Sobe Sub«
ifiS ift nid^t§ befannt. @ein 92ad^foIger mar
). ®er]^arb L, ®raf Don @d^auenburg (bi§
Sctnuar 1353), meld^er eifrig unb aud^ mit 6r«
(g bcmül^t mar, beffereSuftänbel^crbeiäufül^ren;
)äf mu^te er bem 2)omca))iteI einen bebeutenben
tnflul auf bie äiegierung einräumen. @d^on am
L 3anuar 1353 ert^eilt Äarl IV. ju granffurt
im Ciflercienfer S)ietri(i^ ftogelmeit, Sifci^of öon
ic^Iefimig, bem @o^ne eines Xud^mad^erS au§
tobal, bie Segalien. 3)erfelbe l^ielt fid^ faft ftän-
g am ^ofe jfarls auf, beffen üaniltx er mar,
u> nmrbe auf beffen Sitten aud^ am 20. 3uni
J61 Don 3nnocenj VI. auf ba§ grsbist^um
bigbeburg tranSferirt (Martene-Durand, The-
inniB n, 1004). 3um 9lad^f olger ernannte ber
opfl ben SSicar ©ietrid^S 42. ©erl^arb II., ®raf
rn S^uenburg; berfelbe fam am 28. September
)66 auf einer gal^rt in baS l^eiüge fianb um.
). ®raf Otto Don SBettin, bur(| pöpftlid^e $ro»
fiim ernannt, ftarb fd&on am 17. 3uli 1368.
Rter 44. SBibeünb n. (bis 1384) fam am 16. 92o-
nber 1377 ftarl IV. nad^ SKinben unb fuc^tc
raebenS bie @tabt }um ©el^orfam gegen ben
ifd^of iurüdPpfül^ren. 92ad^ ftebenmonatlic^er
acanj mdblte ba§ Sapitel ben IBruber beS oer«
ndbenen Sifd^ofS, 45. Otto, einen fel^r ftrcitbaren
bften, ber mel^rere 3Jlak in ©efangenfd^aft ge«
e^, aus ber er ftd^ nur mit großen Summen
fcn tonnte; er fharb 1. Januar 1398. @egen
n iH)m Sopitel gemablten S)om))ro))ft SBiD^elm
m 93ufd^e ernannte IBonifaj IX. ben Sd^maben
>. SRarfmorb bon SRanbedf; berfelbe Derlie^ aber
|on im folgenben Saläre Dor ben ^iad^fteüungen
incd (SegnerS äJlinben unb nal^m baS SiStl^um
im|tan} an, morauf SBill^elm bie pöpftlid^e IBe-
tttgmig erl^ielt. 92ad^ feinem 3:obe (1402) mie»
itf^lk ftd^ baSfelbe; gegen ben Dom Sapitel ge«
Selten Gttfytth Don IBerg, S)om))ropft ju übln,
mber beS $aberbomer Sifd^ofS, ernannte ber
^ Otto IV. Don SRietberg ; ber ffampf smifd^en
ibm nmrbe er{l Snbe 1404 gütlid^ beigelegt.
ittD fiarb am 4. October 1406. Sei ber 5Weu»
i^l fom ed gu argen Sumulten, inbem bie @tabt
m Catritel einen Sanbibaten aufbröngen mollte ;
4 blieb biefeS ftanbl^aft unb möl^Ite ben ^bt |
lidfoanb Don SorDe^, einen &xa^tn Don §aUer» I
münbe, ber jmar als Ihieger tüd^tig, aber gum
Sifd^of menig tauglid^ mar. S)urd^ ben }um Soab«
jutor unb ünitregenten angenommenen SIbert Don
bot)a geriet]^ baS SiStbum in eine äieil^e Don
ftämpfen, namentüd^ mit OSnabrücf. Unter Gil-
berts aUeinregierung (1436—1473) mürben bie
äußeren unb inneren SSerl^öItnifje beS SiStbumS
me|r unb mebt }errüttet. SSom 20. 3uli bis
9. Sluguft 1451 meilte SHcoIauS SufanuS als
pöpftli^er Segat in äJlinben unb erlieg eine Sn«
jal^I b^Ifamer SSerorbnungen (f. Uebinger im §ift.
3a]^rbud^ Vm, 649—651). gtmaS beffer mürbe
eS unter ber ^Regierung 51. §einrid&S III., eines
®rafen Don ©d^auenburg (1473 — 1508). ©ein
9lad^foIger mürbe 52. ber tcft 16iä]^rige Qfrang I.,
@obn beS C^ergogS ßeinric^ Don Sraunfd^meig-
SBolfenbüttel. ©eine Siegierung ift auSgef äÜt mit
äußeren Jhiegen unb inneren Unrul^en, meldte baS
©tift tief fd^äbigtcn unb baS bifd^öfUd^e «nfe^en
arg fd^möd^ten. @S fam fo meit, bog bei belegen»
beit ber §iIbeS]^eimer ©tiftsfebbe baS Kapitel eine
9leuma]^l beabfid^tigte, unb ba^ einige Sa^re fpäter
ber SBruber beS Sif^ofS, ^erjog §einrid^ ber 3ün-
gere, fid^ in'S SKittcl legen mußte; nad^ einem
9ieceg mußte t$rang bei aUm ©tiftSangelegen«
beiten fteben Sbgeorbnete auS bem Kapitel, ber
Kitterfd^aft unb ben ©tobten augiel^en. 6r ftarb
am 29. 9loDember 1529 an ben fjolgen feiner
^uSfd^meifungen. Unter einem fold^en Sifd^of fanb
bie Deformation guten 93oben. S)a bie SKinbener
meijienS in SBittenbcrg unb Selpgig ftubirten, fo
mürbe bie Sebre SutberS balb im Sanbe befannt.
«m 8. aWai 1526 fd^loß baS Kapitel ein Sünb-
niß mit bem Srjbifd^of Kl^riftop)^ Don Sremen gum
©^u^ miber bie neue Se^re. fjranj felbft blieb
bem fatl^olifd^en ©lauben treu, maS man Dielfad^
auf 9ied^nung feines SruberS fe^te; aber er tbat
aud^ nid^tS gegen bie ^teuerer. 92od^ gu feinen
Sebjeiten nal^m bie Sermegenbeit bcrfelben in ber
©tobt JKinben fo gu, baß fie furj Dor feinem Sobe
ben $farrbof gu ©t. ©imeon [türmten unb bort
einen ^rebiger einfetten. SEBenige Sage nad^ bem
lobe beS 93ifd^ofS erneuerten fi^ bie Unrul^en, fo
baß ber KleruS bie ©tabt Derlaffen mußte. 2)aS
Kapitel mäl^lte am 10. gebruar 1530 au $etcrS-
bogen gegen ben ^erjog ^pi^ilipp Don Sraun-
fd^meig, einen Keffen beS Dorigen ©ifd^ofS, 53. ben
ffölner ®omberm granj Don SCßalbcdf; biefer
fonnte erft nad^ einigen Salären in ben rul^igen
SefiJ feines SiStl^umS gelangen, ©cit 1532 mar
er aud^ Sifd^of Don SKünfter unb OSnabrüdf. 3n
ber ©tabt JKinben l^atte unterbeffen bie neue Sebre
bie Oberl^anb gemonncn. 93ei ben Unruben nad^
bem Sobe fjrana' I. mar bort ein SluSfd^uß Don
36 aWännem beftcBt morben, meld^er baS Setbt ber
neuen Sebre Dertreten follte. 3llS ^rebiger mürbe
SRicolauS ffrage berufen, ben felbft ^amelmann,
ber entfd^iebenfte 9lnmalt aller reformatorifd^en
(Srößen, als menig gelebrt, mulbmillig unb lieber*
lid^ bejeid^nct (Opera genealogico - historica
de Westphalia et Saxonia inferiori, ed. Was-
1535
SKinbcn.
1536
serbach, Lemgo 1711). Unter feiner f^ül^rung
ttmrben oUe Rvc^tn mit ^uSnol^me be3 2)ome§
für bie Sutl^craner in S5eft^ genomnien ; eine öon
tl^nt ausgearbeitete JNrd^enorbnung tourbe 1531
als @tabtge{e^ angenommen. 9iad^bemßrage 1535
loegen feines jügeUofen unb unrul^igen SebenS>
toanbelS DertrieBen morbcn toax, trat ©erl^arb
Demifen an feine ©teUe, ber überl^aupt in SBeji»
falen eine rül^rige Sl^ätigfcit entfaltete, ^uxd) \i)n
trat 2Jlinben bem f d^maMbif d^en Sunbe bei. ®ie
Vertriebenen unb beraubten ®ei{lli(i^en l^atten ftd^
an baS 9tei(i^Slammergerid^t gemanbt; baSfelbe
entfd^icb jmar ju ©unften berfelben, allein bie
@tabt fümmerte fid^ ni(i^t barum. %m 9. October
1538 tourbe jle be^l^alb in bie JReid^Sad^t erflärt,
bie bann 1541 Don ftarl V. fuSpenbirt ttjurbe.
ffier Sifd^of fud^te im ©el^eimen bie neue Seigre
nad^ ftröften ju förbem. S^at empfing er 1540
unb 1541 bie l^öl^ercn SCßeil^en, fud^te aber 1542
um bie Sufnal^me in ben fd^malfalbifd^en 9unb
nad^ unb l^alf bie @tü^e beS Jfatl^oIiciSmuS in
Jlorbbeutfd^Ianb, ^erjog ^einrid^ ben Süngem
Don SBolfenbüttet vertreiben. 9?ad^ Seftegung ber
©d^malfalbencr feierte er.mieber ben ftatl^olifen
]^ert)or unb tt)ir!te auf bie ©tabt SKinben bal^in
ein, ba6 jle fid^ am 9. fjcbruar 1547 einem fai«
ferlid^en §eere, meld^eS bie SReid^Sad^t Doüftredtte,
ergob. 3ur ßinfül^rung beS SnterimS mürbe am
18. gcbruar 1549 eine SDiöcefanf^nobe ju 2üb-
bedfe gel^alten, bie aber il^renStoetf nid^t eneid^te.
®er Klerus mar bereits fo meit l^eruntergefommcn,
bafe p^ nid^t einmal ein ©eiftlidSier fanb, ber bie
fiblid^ ^rcbigt l^iclt, fonbem bafe ber fpöter pro«
teftanttfd^ gemorbene ^amelmann auS OSnabrüdf
ba^u verfd^rieben merben mu^te. S)urd^ ißerftellung
unb 5Kad^geben gelang eS fjranj, fid^ in feinen brei
IBiStpmem 5U bel^aupten ; bod^ geno| er meber
bei ffatl^olifen nod^ bei ^roteftanten Sl^tung unb
SSertrauen. ©ein ^Privatleben mar l^öd^fl auS-
jd&meifenb (f. Sanjfen HI, 520). 3nfoIge eines
ueberf olleS beS C^er^ogS §einrid^ von SCßoIfenbüttel,
ber bie Sl^eilnal^me an bem ftriege gegen i^n räd^en
ttjottte, mujte er ju ©unften beS britten ©ol^neS beS
^erjogS, 54. SuIiuS, am 23. ^pril 1553, refigni-
ren. ^a bie bciben älteren 93rüber beS lejtcm bei
©ieVerSl^aufcn (9. 3uli 1553) gefatten maren, fo
banfte berfelbe fd^on im folgenben Saläre ab, um
fpäter bie Regierung beS ^ei^ogtl^umS übemel^men
Sufönnen. SDie^lbbanfunggefd^al^äuÖunPen feines
D^eimS 55. ©eorg, SDompropfteS ju fföln, fpäter
aud^ Sr^bifd^ofS Von SremcnunbSifd^ofS vonSScr«
ben (f. b. ärt. Sremen). Unter beffcn jmeibeutiger
SRegierung mad^te ber ^roteftantiSmuS immer wei-
tere Qfortf d^ritte ; fonft mar ®eorg ein tüd^ttger
Dlegent, ber fid^ nad^ ffräften bemül^te, Drbnung
gu fd^affen unb bie Verpfänbeten ©tiftSgüter ein«
julöfen; er ftarb 1566. ©ein 5Rad^f olger 56. §er»
mann, ®raf von ©d^auenburg, legte jmar baS
tribentinifd^e ®laubenSbcfenntni6 ab, worauf er
vom Zapfte beftätigt mürbe, regierte aber vollftän«
big als proteftantifd^er gürft. «IS be^l^alb baS
im @an}en nod^ fatl^olifd^ S)omcapitd Omtiai
IV, 446) mit bem IBifd^of von ^olberfiabt, ^e^
^einrid^ äuliuS Von SBraunfd^meig-SSoIfeiäiUtd,
in IBerbinbung trat, refignirte er am 29. Somr
1582, worauf bief er (57.) gemol^It mürbe. £ikt
l^atten ftd^ bie ffatl^olüen in i^m getäufd^t Q. Ül
%rt.^alberßabt); am 15. 9Rörs 1583 erli^ a
eine SBerfügung, bag nur bie 9(ugSburgif(^ So»
feffton geprebigt werben bürfe. 9lS er 1585 A'
banfte, war bie fatl^olifd^e aUeligion im Sank
nal^e^u vemid^tet. 2)ie ju ben Satä)emberinQoi>
fd^wetgifc^en C^erjöge gel^örigen Zl^eile ber £U(i|e
waren burd^ ben Uebertritt berfelben }um $»>
teftantiSmuS f d^on voriger verloren gegangen, ijjeß
50g Smft von S3raunfc^weig«Süneburg gd^drtetm
Slnfang an ^u ben bebeutenbßen Sn^ongent te
neuen Seigre; in SBolfenbüttel fam 1568 ^vaSi,
ber frühere SBifd^of von SDtinben, jur Segictaag
unb führte bort bie Steformation burd^. ^cz|Dg
Srid^ II. von 99raunfd^weig«j{alenberg trat 1546
5um ßatl^oliciSmuS ^urüd; nad^ feinem Zobe
(1584) fiel fein Sanb an SBoIfenbutteL aRit ben
burd^ ben Srgbifd^of Von fföln im Suftrag be§
$ap|teS nad^ jweiiö^riger ©ebisvacanj enumntoi
58.®rafenDtto Von ©^auenburg (1587—1599)
fam 5War wieber ein offener ftatl^olif auf ben Si*
fd^ofsftul^l, jebod^ tonnte er infolge von SttifKö-
feiten mit ben ©täuben für bie !atl^olif(^ Öciäft
wenig tl^un. Sud^ l^atte ftd^ im 2)omcopiteI ei»
bebeutenbe proteftantifc^e $artei gebilbet, loel^t
eS burd^fe^te, ba| 1597 berproteftontifd^^erjog
Kl^riftian von 93raunfd^weig«fiüneburg gum Soob-
jutor gewäp würbe, ber bann (59.) 1599— 16S8
regierte, iebod^ wenig im ©tifte weüte. S)ie imj
1604 beabftd^tigte 92teberlaffung ber Sefuiten f
SJltnben fam infolge von ©ewalttl^gfdten ber
93ärgerfd^aft nid^t gu ©tanbe. 3um 6mnim{{ar
)ur Surd^fäl^mng beSSleftitutlonSebicteS von 1629
war für ben nieberfäd^ftfd^en JheiS ber SBifd^f Mi
OSnabrüdt, gfrar^ Sßill^elm von SBortenberg, e^
nannt, weld^er im ©eptember bie ^rotefioitoin
ber ©tabt ajlinben auf }Wei JKrdden befd^iönftt
«m 12. äanuar 1630 würbe er vonUrban vm
5um Sifd^of von HJlinben ernannt imb aud^ m
ftaifer Qfcrbinanb II. anerfannt ; als eifriger (60.)
Sifd^of befd^lie^t er bie 9teil^e ber aRinben'fitei
Oberl^irten (über il^n vgl. ®oIbfd^mtbt SdoS«
gef d^id^te beS KarbinalS ^tonj SBil^Im von Vkxp
tenberg, DSnabrüdf 1866). gr war enrjHi^fc-
mül^t, bie fatl^olifd^e ^Religion tmeberi^et}ufidai
berief Sefuiten nad^ SRinben unb l^ielt boit ob
15. October 1632 eine 3)iöcefanf9nobe, wM
ber $aberbomer SBeii^bifd^of ^elling oIS ©^no-
balrebner fungirte. S)od^ verl^niberten bie Cxtig"
nifje beS 30iö]^rigen JhiegeS bie weitere Sbpitn*
rung beS ßatl^oliciSmuS. 9m 23. 9fa>vember 1684
mugte ftd^ bie ©tabt ÜRinben bem fdM^tf^A
®eneral ^ergog ®eorg von Srounfd^weig fx^JAa,
unb jwei 2:age fpäter erl^ielten bie $rotefMi
bie iKrd^en aurüdf. 3m weftföKfd^ ^rieben f«
baS weltlid^e ®ebiet an IBronbenburg, wdd^ on
i
1587
aKinimcn — aKlnuciuS gelij.
1588
15. OdoBer 1649 bat)on 93eft| ergriff; ^rott}
ffiil^Im ful^rte ben %M ofö SBtfd^of Don aotinben
fort 3)0 in bem 3lümaliaf)x 1624 baSlBiStl^um
nnb bie @tabt fafl gons )>rot6fi(mtif c^ gehjefen tsm,
f 0 UicB für bie Aotl^olif en toenig su retten ; Der«
gebend l^tte ftd^ ber f8\\d)o\ (emü^t für SRinben
dn onbered Slormalial^r ober Sbhjed^Slung jtm-
ffl^ fatl^olifd^en unb ))roteftantif(i^en SBifd^öfen
imr4)ufe^. 2)en ffot^oKf en blieb nur ber S)om
gnStinben^ an bemfelbenll Sa))iteI{teIlen(t)on 18),
9 SSicorien unb 4 gommenben. Sie änl^aber bie-
Stellen unb beren ^auSgeno^en bilbeten ben
itbeßonbtl^eU ber fatl^olifd^en (Semeinbe 5U
)en. Qm SBol^mel^mung ber @eeIforge für
Utfdben l^otte baS (Sattel äefuiten unb quc^ 99e»
ncbictiner ouS bem JHofter ^bingl^of ^u ^ober«
bom ongeftellt. SSon 1712— 1716 totrftent$ran«
dBcaner bort (SBoIer, gfronciScaner-aJltfllonen
714). Sugerbent tt)Qr fot^olifd^ bad Senebidiner"
Bofler )u @t. @imeon in SRinben^ toeld^eS 1696
mit ber Wtei ^uQSburg im ^alberftöbtif d^en Der«
einigt U)urbe unb mit biefer oud^ unterging. Sei
ber @äcuIarifation im Einfang biefe§ 3al^rl^un»
bcrtS nmrbe boS S)omca))iteI eingebogen. 2)urd^
bie 93uIIe De salute animarum !am bie el^e«
nialige S)iöcefe, ml^t bisher jum norbifd^en 93i-
cariat gel^ört l^atte, )um größten Sl^eil an $Qber«
fmta, boS übrige burd^ bie 93uIIe Impensa Boma-
nomm an ^ilbeSl^eim. Su§ ber Siteratur ift l^er«
tiorsu^eben: Sulemann, SJhnben^fd^e ©efd^i^te,
gtinbcn 1746—1748; JRettberg, ftir(i^engefd^id^te
Zeutfd^IonbS II; Erhard, Eegesta historiae
Westfoliae, Monasterii 1847; ^olfd^er, Se-
fd^bung be§ Dormaligen IBiStl^umS SlUnben,
SRfinfter 1877; @d^r5ber, Sl^roni! be8!Bi§t^um§
wob bec etobt aRinben, SRinben 1886; für bie
Sbf ormotionSgeit : ffampfd^ulte, ®efd^. ber Sin«
fn^rung beö $rote{tanti§mu8 im fStttiä^t ber je^i«
gen $roD. Sßeftfolen, $aberb. 1866. [Sßurm.]
Jiiiristett, f. ^rona Don $aula.
Mintmi tratres infirmorum, f. Obregon.
ffilifbcanUn, f. ^folutl^en.
ores clerici reguläres, f. f^fran} Sa«
nicciolo.
'gUM^ßen^ f. Ordines unb SDomiceUaren.
Jiiiiorifeit, f. ^ranciSconerorben.
Sii»!, S)iöcefe, f. SRol^ilett).
'gUnmdns ^etU, SRarcuS, ber eifte la«
Icinif^ Apologet, Derftanb, tt)ie faum ein an«
betcr, bie d^riftlid^e äieligion gegen bie Angriffe
ber ^eibemoelt in ber fd^önen 3=^rm ber clafft«
f4en Sd^riftfteller ju Dertl^eibigen. 93on feinem
Sdben iß faß nur baS belannt, toaS au§ feinem 2)ia«
log Octavius, ber einzigen Don il^m erl^altenen
6d^ft, )u erfal^ren ift. (Sx mar ^eibe Don ®e«
bad, ^otte bie iuriftifd^e Saufbal^n betreten unb
iDor gu 9bnn in einem öffentlid^en 9mte tptig.
Bie fein Sugenbfreunb £)ctaDiu§, mar aud^ er
noa ben bmblöufigen SSorurtl^eilen ber Siömermelt
beteeffft ber angeblid^en SSerbred^en bei ben Sl^riften
i^ercfd^ unb mad^te fid^ il^rer gerid^tlid^en 93er«
folgung ol^ne alled Sßerl^ör fd^ulbig (Oct. c. 28).
%xä^ nad^bem „ber 9lebel beS ^eibentl^umS Dor
il^m senonnen unb er Don ber liefe ber ^infter-
ni^ }um Sid^te ber SEBeiSl^eit unb SBal^rl^eit empor«
getaud^t mar" (c. 1), mirfte er nod^ auf bem ^omm
in SRom al§ 9ied^tganmalt (c. 2; Dgl. LactantiuB,
Inst. 5, 1 ; Hieronymus, De Tiris illustr. 58 ;
beSgl. Epist. 70 ad Magnum). 9löl^ere8 über
il^n iß nid^t befannt. 9lad^ ber SReinl^eit feines
@tils gu fd^Ue^en, ßammte er auS 3talien; bod^
iß eS eine leere !Bermut]^ung Dan^oDend (f. u.),
ba^ er in SBreScia geboren fei. 9lcit Unr»^t iß
aud^ au§ ben SBorten bed SäciliuS: Girten-
sis nostri testatur oratio (c. 9, 6) , gefd^Ioffen
morben, SRinuciuS fei ein ^Ifrilaner getoefen, ba
ße nur im @inne bed SöciliuS gefagt ßnb unb
bie l^eibnif d^e 9leIigion3gemeinf d^ anjeigen. SS«
ciliuS mag immerl^in ein ^frUaner gemefen fein
(Dgl. c. 31, 2). OctaDiuS aber mar, bad fei gleid^
l^ier bemerlt, bamalS aß 3uriß in SlfrUa tl^ötig;
benn er mar über ba§ 9Reer nad^ 9lom gefommen
(. . . Octavii disserentiB de navigatione nar-
ratio; c. 3, 4). SRinuciuS, ber SSerfaßer ber
Sd^u^fd^riß, ßanb, urie mir auS biefer felbß er«
feigen, auf ber ^öl^e ber ))]^iIofoD]^ifd^en unb äftl^e«
tifd^en IBitbung feiner 3eit unb fd^rieb aud^ für
®ebilbete. Sr l^atte ßd^ bie gan}e antile, fomol^I
gried^ifd^e al§ römifd^e Siteratur ju eigen gemad^t
(Dgl. c. 21) unb bur^ baS Stubium ber clafßfd^
S)id^ter unb ®efd^id^tfc^reiber, ber SC^etoren unb
$]^iIof opl^en auf eitiged Sßißen, @prad^gemanbt]^eit
imb hinßgered^te 3)iale!til gemonnen.
L 2)ie Slpologie Octavius iß bie ölteße
auf un§ gefommene d^rißUd^e @d^u|fd^rift in la-
teinifd^er @prad^e unb iß nad^ 9lrt oer S)i§t>uta«
tionen Sicero^S in bialogifd^er t$orm Derfa^t. Sie
entl^ält in fnapper gfaßung unb in mol^Iburd^bad^
ter Orbnung aUeS, ma§ bie Reiben im 2. äal^r«
l^unbert gegen bie d^rißlid^e ^Religion Dorbrad^ten,
unb maS bie ^ologeten ermieberten. Wt „Qt^tti
ba§ S^rißentl^um unb feine iSelenner beßel^enben
ißorurtl^eile unb Sinmenbungen merben barin mit
Sebenbigleit unb @d^e bargelegt, aber aud^ mit
®eiß, @d^arfßnn unb Ser^jamleit afö nid^tig
ermiefen" (3:eußel«©d&mabe, ^cfd^id^te ber röm.
ßiteratur, 5. 3luß., Seipaig 1890, 927—928).
S)ic tjorm lel^nt ßd^ an bie clafßf^en SSorbilber,
befonberS an bie lateinifd^en tiuctoren Cicero,
fiiDiuS, S3irg«, DDib, libuH an. 3)er ©tu Der«
xäti) ©efd^madf unb Slegan^ unb lä^t ßd^ nur mit
ber reinen SDarßeüung be§ SactantiuS Dergteid^en,
megl^alb SRuralt mit Siedet bemerf te : Majore etiam
quam Lactantius jure christianns Cicero dici
potent Minncius (ed. Turici 1836). 9tl§ SSor«
lagen, au§ benen er mörtlid^e Zitate entnal^m, be«
nu^te er bejonberS Sicero'S brei IBüd^er De natura
deonim unb bie ^Wtx De divinatione. 3)a8
Sl^rißentl^um iß im Octavius an bie ©teile beS
@toici§mu§ getreten, mcld^em S!Rinuriu§ Dor fei«
ner Sefel^rung ol^ne Stoeifel jugetl^an mar. ®ar«
au§ erllören ßd^ au^ bie ^nRönge an ©eneca'd
49
1539 aJltnuciuS Sfelts. 1540
@d^riften De Providentia (t)gt. c. 36 sq.) itnb über ba§ 3:ran8fcenbentale }u 6eft|en borgöBen.
De superstitione, tote einige un§ erl^altene ^ftog* S)urd^ bie SSere^nmg ber ®5tter fei 9lom px
tncntcbtefe§öerlorenen93ud^e§betDeifen.©eine3eit= äBeltl^errfd^aft gelangt; bolzet erfd&eine eS gerotjlcn,
genoffen übertrifft SOWnuciuS an femigem 3lu§= in banfbarcr 3lnerfennung il^reS S(^u|eS bei ba
brud ol^ne $run! unb SEBi^elei. ßaum h)irb man angeftammten äieligion ber Sl^rnen In t)erble3en
ben %on eines ^roDinjialen oemel^men, am oller" unb ben fiaatSgefäl^rlid^entiltl^eiSmuS ber @^dpen
menigften aber, toit man frül^er angenommen l^at, gu t)ertt)erfen, toie benn oud^ bie Stl^ener bie@ot>
fog. afrifanif d^eS Sotein. — Die SSeronlaffung teSIäugner au§ ©tabt unb Sanb Dcrtrieben litten.
gurSlbfaffungberSlpoIogiemarnoc^SKinuciuSfoI« ®ie griöolität ber gl^riflen, weld^ bie 6ötttt
genbe. äBäl^renb ber ^erbftferien, ba bie ©efd^öfte unb ®ö^eno))fer t)erabfd^euten, fei um fo mphtm
auf bem gorum mieten, l^atte jid^ DctaöiuS 3a» ber, meil fte, au8 ber unterften §efe be§ SSoIIeS
nuariuS jum 93efud^c feines SugenbfreunbeS 9J?ar» entfproffen, abfd^eulid^en Saftem fröl^nten: her
cuS aJlinuciuS tS^lii, mit bem er bie juriftifd^e Slutfd^anbe.gefd^Ied^tlici^enSluSfd^weifungen, einet
Saufbal^n unb bie ^efel^rung gum S^l^riftentl^um t)erh)erfli(i^en®e]^eimlel^re,ber9lnbetungeine§@e'
gemein l^atte, über bie @ee md) fftoxa begeben, freugigten, ber JKnberfd^Iödbterei unb tl^^ejlif^
Scibe gfreunbe mad^ten nun eines SageS mit bem SKa^Ijeiten (c. 9). äl3 Scloeife l^ierfür mod^
Reiben S^öciliuS 9lataIiS, ber mit SRinuciuS in (SöciliuS bie ©e^eiml^altung il^reS SuItuS, ine
9tom in einem ^aufe mol^nte, einen 9tuSpug nad) näd^tlid^enSufammenfünftcbenTOangelonöffent»
ber §afenftabt feftia, um ein ©eebab ju nel^men. lici^en Sempein unb 9tltären, fomie bie SSBiber«
SEßäl^renb fie am 9KeereSftranbe bal^inmanbelten, ftnnigfeit il^rer ©loubenSIel^re geltenb. SIS tw>
warf KäciliuS bem Silbniffe ber ög^ptifd^en ®ott« nunfttoibrig erfd^einen i^m bie ©inl&eit mib ffl«
l^eit ©erapiS einen ^anbfu^ }ur t)ere]^rungSt)oIIen gegenmart ®otteS, ber Untergang ber SBelt bnr^
ajegrü^ung gu. OctaöiuS, l^ierüber entrüftet, S^er, bie ^luferftel^ung beS 9Kenf d^nleibeS tum^
mad^te SKinuciuS 9Sortt)ürf e, ba| er feinen Sreunb, bem lobe, bie SSermerfung ber Seic^enoerbremnmg,
ber grobfinnlid^em ®5^enbienft l^ulbige unb am bie göttlid^e SuSerhja^Iung, meldte ber fiel^ Dom
Irenen läge über ©teine jtolpere, in feinem ^n» t$atumgIeid^!ommeunb®ott5umungere(^tenXi(l^
toal^ne belaff e. hierüber Derbroff cn, l^atte KöciliuS ter ftemple. 95ei biefen Ungereimtl^eiten fotttoi hie
" r bie Unter]^altung ber beiben ßl^rifien, meldte Kl^rijtenil^reSeligionalSbieSluSgeburteinerfranf«
d^ mit ünbftd^er 9lait)etät an munterem flnaben- l^aften ^l^antafie aufgeben, bamit nid^t 9Ut»cibe^
piel ergöjten, meberSluge nod^ Dl^r. S)arflber mörd^en atte Seligion t)erbrängten(c. 10—13). —
jur SRebe gefteHt, mad^te er auS feinem SSerbruffe 3n ber Smif d&enrebe (c. 14. 15) belobt SDWna»
fein ^el^I unb erbot ftd^, bie angeftammte l^eib» ciuS als ©d^iebSrid^ter bie Stebegemonbtl^eit bcS
ntfd^e SReligion gegen DctaöiuS gu Dcrtl^eibigen. KäciliuS, bemcrft aber, nid^t Äebepnmf, fonbeni
2)ie ^erauSforberung jur S)iSputation n)urbe an- SBal^rl^eit fei baS 3i^I ber 2)iSputation.
genommen, unb bie brei t$reunbe liefen fid^ auf 2. OctaDiuS 3anuariuS ergreift nun baS Sott
bem fjelfenbamm am SKecreSftranbe nieber, SJH« jur SSertl^eibigung ber d^riftUd^en Seli«
nuciuS in ber SKitte, bamit er groifd^en ben ©trei- gion unb fül^rt fie mit SRul^e unb SBürbe. SSro»
tenben unparteiifd^er ©d^iebSnd^ter fei. 2)ieg bie erft DermeiSt er auf bie SBiberfprüd^ beS SäciliuS,
Einleitung (c. 1 — 4). — SDaS SeligionS» ber bie 6i;iflen} ber ®ötter mit ben ©feptifdn i«
gefprä^ felbft, meld^eS SRinuciuS fpöter nad^ 3^^^f^I ft^Q^ unb bod^ am ®dtterglauben na4
Octat)iuS' SBeggang aufgeid^nete unb in bie gegen- ber Irabition ber Stömer als einer noti^lDenbigea
n)örtiget$orm brad^te, gerföQtnaturgemöl in jmei unb nü|Iid^en äieligion feftl^alte. f»ierauf rocSfA
§auptt]^eile , in bie Apologie beS ^eibentl^umS er bie gfreil^eit ber ©Triften, über irbtfd^ imk
(c. 5 — 15) unb in bie ^ologie bcS S|riftent]^umS l^immlifd^e S)inge ju p^ilofopl^iren, ba bie^ fein
(c. 16—38). Sediere erreid^t faft ben breifad^en 3Konopol einer beöorjugtcn SÖlenfd^enflafje^ {otf
Umfang ber erftem. IBeibemal ift ber ^ologie bem einnatürlid^eSlBebürfni^beSbenfenbenSei«
bittere $oIemif beigemifd^t. 2)ie gtoei legten fta- fteS fei, begrünbet f obann eingel^enb ben d^rip^at
pitel bitten ben gpilog (39. 40). 1. gäciliuS TOonotl^eiSmuS (c. 16—20), fritijlrt ben ^I^-
fül^rt bie Sertl^eibigung beS römifd^-^eib- tl^eiSmuS, ber, mie ©ul^ememS nad^geioiefcn, coA
nifd^en $oIt)tl^eiSmuS unb befd^uttigt bie ber 93erg5ttemng ber fetten unb ff 5mge ber Sor»
®^riftm beS Sttl^eiSmuS, ber ©taatsfeinblid^feit jeit entftanbenfeiunb gerabe biebenKl^ripeninit
unb ©ittenlojtgfeit. §)ierbei gel^t er öon ber ©f epftS Unred^t angebid^teten 2a|ler im ®cf olge ^
aus, meld^er Damals bie SDlel^raal^I ber ®ebitteten (c. 21—28). 9Son ber ?PoIemif feiert er nnder
l^uttigte, unb bel^auptet, bie SBal^rl^eit laffe ftd^ gur ^pologetif gurüdP unb miberlegt bie oon ben
bei ber grünblid^ften fjorfd^ung nid^t erfennen ; ®cgnem erl^obenen Slnfd^uftigungen ber (S^rtP»
Dom Senfeitigen gebe eS feine juöerläfftge ftunbe. ?Punft für ?Punft, inbem er ben l^ol^en ®xci> 9fm
3ugteid^ läugnct er mit ben gpifurecm bie gött- ©ittlid^f eit unb bie Semfinftigfeit il^rer ©loubal»
lid^e Sorfel^ung unb SBeltregiernng. Sei ber Un- leiere in'S fiidbt ftellt. SOWt Peigenber Segeipenn«
gemi^l^eit ber Singe fei eS friöole Slnma^ung unb gibt er bem ®cbanfcn 3luSbrudt, ba^ bie gl^rigei
unöerjeil^lid^e Dbcrpäd^lid^fcit ber ßl^riften, menn bei aller ^Irmut unb gntfagung reid^er unb gß*«
fte, aller pl^ilofopl^ifd^en Siftung bar, ®ett)i6]^eit lid^er feien als bie Reiben, ®ie toofyct ®ott«l-
P
1541
aKinucluS gcUs.
1542
nfcmitmfe, ble cbclfic ©ittcnrcinl^cit, ber innere
9riebe mü> bie fidlere |)offnung auf fünfttge @eltg»
fett moc^e fte fd^on ^ienieben uial^rl^aft glüdflid^.
6d^ie|Ud^ tt)enbet er ftd^ gegen ben @feptici§mu§,
mtt bem fein @egner begonnen l^at, unb meist
borouf l^in, bo^ oud^ bie $]^Uofo))]^en biefer Sd^ule
bie Sajter, gegen »eld^e fic eifern, felbft begel^en,
iDdl^fenb bie ß^riften il^re @törfe nid^t in SBorten,
fonbem im fittlid^en SBanbel ftnben. hierauf
fd^lielt er feine @d^u^rebe mit ben SBorten : „2a^t
uns bem 91berglauben fteuem, bie ®ottIofig!eit
fu^en unb an ber molaren SReligion fürberl^in
fcft^alten" (c. 38). 3la(i) einer langen ^aufe er»
fldrt ftd^ £üciliu§ beftegt unb mänfd^t OctQt)iu3
®Iud }um @iege, ftd^ felbfi aber ®Iüd baju, ba^
et übet ben ärrtl^um erl^oben unb t)on ber ßinl^eit
imb Sorfel^ung ©otteS, fomie t)on ber Unfd^ulb
unb @ittenreitiü^eit ber S^^riften überzeugt toorben
feL Sebod^ erbittet er ftd^ naivere ^uffd^lüffe über
einjelne ^fragen ju feiner Dollftänbigen ^elel^rung
&ben nöd^ften Sag. 3Rinuciu§ gibt ber gemein»
en Sfreube SuSbrud. 5Run treten fie in frol^er
Sttmnnmg ben Sluduieg an, SöciliuS über feine
SSefd^rung, DctaöiuS über feinen ©ieg, SKinuciuS
fibcr SeibeS erfreut (c. 39. 40).
SDcr ©iaiog übertrifft burd& (unftfertige Kom»
twfttbn unb anmutl^ige S^arfteÜung alle übrigen
8tN)Iogien, fomol^I bie gried^ifd^en xoit bie lateini-
\i^, unb seid^net ftd^ aud^ l^inftd^tUd^ be§ ^nl^altS
bttid^ obj[ectü)e IBetrad^tung unb unbefangenes Ur*
t^ aus. gform unb Snl^alt beftätigen, ba| 99li«
midud pl^Uofop^ifd^e IBilbung unb bie ftrenge
Stillung eines äuriften befa^.
n. 9tbf id^t unb ^IaubenSftanb))un!t beS
SlinuciuS. @d^on öfter ift eS aufgefallen, ba^
SKnitciuS (eine ©d^riftfteSen in feine Sinologie
eitigef[od^ten ^at unb fpecififd^ d^riftlid^e 2)ogmen
fSbn @ünbe unb Sriöfung, über Srinität utü) 6^ri»
PoloQte, über ®nabe unb ^eilSmittel nid^t t)ortrögt.
Sdbft ba, 100 man eine nöl^ere S)arfteIIung beS
^(dpid^ien SuItuS ertoarten foQte, fielet er l^ieroon
ä tmb begnügt fid^, bie Sel^auptungen unb S3or-
ipfixfe ber ®egner ^u miberlegen. 2)iefe @rfd^ei>
nom erllört ftd^ jur ®enüge, menn ber 3toed unb
ber SeftrbeiS^ für meldten er fd^rieb, im Sluge be»
|aBen unrb. SRinuciuS fd^rieb für bie gebilbete
iUmtmÜt, unb }mar für fold^e Sefer, meldte an
9nieen ber Stellgion Sntereffe ^aiUn unb mit
biet ^otfd^ $]^Uofo))]^ie, mte fte in ben @d^riften
Ctoo'S unb @eneca^S vorgetragen ift tool^I t)er"
iMEUt ttxiten. an biefen Greifen mollte er bem
C^nRentl^um Singang Derfd^affen. hiermit mar
i^ feine Aufgabe oorgegeid^net. 3n meifer $e«
n^^iotiig fagt er bal^er nid^t mel^r, als er nötl^ig
tat um Sinl^eit unb f^fürfel^ung ©otteS, fomie
bie @tttenrettd^eit ber t)ielt)erleumbeten d^rifilid^en
flHott&enSgenoffenfd^aft ^u bemetfen. ©erabe biefe
lefaiiirte ^Itung mu^te einen eigentpmlid^en
Sd) mb eine l^obe Snjiel^ungSfraft auf bie mabr»
Mt gebilbeten Siömer ausüben unb fie t)eranla{f en,
M nä^ ffenninil über bie d^riftlid^e Sleltgion
au öerfd^affen. SBie fein 3ritgenoffe 3uftin fud^te
aud^ er bie Sinl^eitSpunfte ^mifd^en ^eibentl^um
unb Sil^riftentl^um auf, um ben ©egnem eine
golbene IBrüde }um Uebergang in bie Steigen
ber ßl^riften p bauen. SDie ©rörterung ber d^rifi«
lid^en 2)ogmen, meldte ^ciliuS mit feinen fßox*
mürfen berül^rt ^ätte feinen potd, ber d^rifttid^en
Seligion ben ©ieg über bie l^eibnifd^e in Der«
fd^affen, nid^t geförbert, fonbem in l^ol^em ©rabe
gefdQöbigt. ^ixx bie fpecififd^ d^riftlid^en Seigren
utib religiöfen ^nftitutionen f^atkn bie ))l^iIofos
p^ifd^ unb jurifttfd^ gebilbeten Slömer mebcr ©irai
nod^ SBerftönbnife. SJorerft mußten bie ©runb-
lagen l^ierfür gefd&affen, bem d^riftßd^en SKono«
tl^eiSmuS bie SBege gebal^nt unb bie l^errfd^enben
SSorurtl^eile jerftört werben. 3u biefem S^tdt
fiellte SJlinuciuS bie neueSteligion als p]^iIofo))]^ifd^e
©d^ule bar (fo SöciliuS c. 11, 6: sectae vestrae,
unb Octat)iuS c. 40, 2 : sectae nostrae). (Sx
fd^Iug l^iermit ein öl^nlid^eS SScrfa^rcn ein toie
bie gried^ifd^en 9U)oIogeten, meldte nad^ ii^rem
Uebertritt 5um Kl^riftentl^um fortmöl^renb ben
$]^iIofo|)]&enmanteI trugen (5. S. Suftin; Dgl.
Tertull. De pallio). ffiafe ber SSerfaffer ftd^ fei-
ner 3urüd]^altung mol^I bemüht mar, gel^t auS ber
©d^Iufebemerfung l^eroor : KäciliuS fagt l^ier, ba|
aUerbingS in ber ^auptfad^e (summa quaestio-
nis) ginl^eit ergielt fei, onbere fünfte jebod^ )u
feiner „völligen Selel^rung" meiterer Stufflärung
bebürften. ©ei ber SSilbung beS ffierfafferS l^ötte
man öon einer mangeH^aften ©arfteBung ber d^rifl»
lid^en Sebren bei il^m nid&t reben follen; bie logifd^e
S)urd^fü]^rung feines Sl^emaS fd^Iie^t im SSorauS
bie IBel^anblung ber d^riftßd^en 2)ogmen unb beS
SuItuS aus. aJlinuciuS möre ftd^ felbfi untreu
gemorben, menn er anberS gel^anbelt l^ütte. SBol^l
überbad^t ift aud^, ba^ er fid^ meber auf ©d^rift"
te^te, nod^ auf bie ©ibQtten, bereu Unöd^t^eit il^m
ol^ne 3tt>«fc^ befannt mar, beruft. SQBenn 3uftin
unb anbere gried^ifd^e älpologeten anberS l^anbel«
ten, fo fann an i^nen ber tnappt ©til, bie ftrenge
Slnorbnung beS ©toffeS unb bie logifd^e ©ebanfen«
folge mie an SKinuciuS nid^t gerühmt merben.
S)a^ übrigens 9J{inuciuS bie obengenannten S)og»
men beS ^l^riftent^umS mol^I fannte unb bie un«
üerfölfd^te apoftolifd^e ßel^re üortrug, gibt ber Octa-
vins me^rfad^ 5U erfennen. 9Son ber SBerel^rung
beS ffreujeS unb öon ber göttlid^en 9latur beS ©e-
freujigten fprid^t er c. 29, 2 — i: „9lid^t ,ein
ffierbred^er* ober ,6rbenfo]^n' ift eS, an ben bie
Sl^riften als il^ren ©ott glauben. 3a, bebauemS«
mertl^ ift ber, beffen ganje Hoffnung auf einem
fterblid^en ÜJlenfd^en berubt; benn aß feine ^ilfe
ift mit bem 2obe beS JÄenf d^en ju gnbe." Sie
9lot]^mcnbigfcit ber ©nabe beutet er c. 11 bamit
an, ba^ bie ©d^ule ber g^riften alleS Sl^un ©ott
äuf d^reibe , mie 5lnbere bem ©d^idfal ; ba^ nid^t
ber freie Sntfd^Iu^, fonbem bie 9i[uSermä]^Iung für
baS ©^riftentl^um geeignet mod^e. 2)ie Seigre t)on ber
rcolen ©egcnmart ßl^rifti in ber l^eiligen Sud^a-
riftie ifl beutlid^ auS ber SJerjermng bief eS ©eljeim«
49*
1543
3WinuciuS Qfclis.
1544
nijlcs c. 9 jtt erfenncn. 6in nöl^crcS ßingel&ett (ögt
c. 30. 31) auf d^riftBd^c %mpt\ unb «Itäre, auf
ßud^ariftic unb Di)fcr l^ötte il^n jum SJcrratl^cr
bcr d^riftlid^en ®c]^cimnif|c qmaä)i. §tcmad^ ift
bie SBel^auptung SRid^arb JHl^nS }u beurtl^eUen,
^üt bcr ©d^u^f^rift bc§ aRtnuciuS QfeKj, im Sc
fonbem in ber Siebe be§ DctoöiuS, fei nid^tS 2ln«
bereS alS ein 2lu§bru(f bcr pcrfönttd^cn Sluffoffung
il^reS l^cibnifd^ gebilbcten SerfafferS aufd^cn" (S)cr
OctaviuB beS SJl. gfclis, eine l^eibnif^^pl^ilofo«
})]^ifd^c atuffgffung öom (S^riftentl^um, Seipaig
1882, ©. vm). hieran ift nur fo öicl »al^r, ba|
ber mit bcr Poifd&en ^]^iIofo})]^ic öcrtraute g^nft
Dom ©tanbjjunfte bcr l^errf d^enben 3«itp^i^of o^j«
aus ben d^riftUd^en ÜRonotl^ciSmuS al§ ba§ allein
toal^rc j)]^ilofo()]^ifd^e ©Aftern ju red^tfertigen unb
bie lanblöufigen Stnllagcn be§ gl^riftcntl^umS ju
n)iberlegen fud^t, um bie gcbilbcte SSömcrtoelt bem
Kl^riflentl^um geneigt unb für meitere SBcIel^rungen
(Dgl. c. 40) ettH)fängIid^ ju mad^en. Me Setoeife,
wcld^c er Dom ©tanbpunfte ber Vernunft für bie
d^riftlid^e SSeligion, für bie ßinl^cit unb ^Proöibcnj
®otte§ geltcnb mad^t gel^ören ebenfo tool^I bem
Kl^riftcnt^umc als bem ^eibcntl^ume an ; fic finb
jic^t nod^ braud^barc Argumente unb toerben tl^at«
fäd^Iid^ in ber d^riftlid^cn 9icIigion8p]^Uofo})]^ie unb
3ll)oIogctit too t>om natürlid^en 6rf enntni|l)rincip
ausgegangen toirb, nod^ l^eutc t)tmtxtf)tt Stin
einziger ©a| beS SKinuciuS Derftö^t gegen bie
d^riftHd^e ßcl^re. Sic JRed^tfertigung ber cinjelnen
@ö^e bei SlUnuciuS gegen bie SBcl^auptung einer
l^eibnifd^»})]^iIofop]^ifd^en 9tuffaf|ung be§ Kl^riften»
^umS l^at Otto ©friflenberger unternommen in
feinen ,,©tubien jur ^l^ilofopl^ie ber |)atriftifd^en
3eü" (Sal^rb. f. $^iIof. u. f|)ccul. Sl&eol., l^erauS-
gegeben Don ß. Eommer, 3. Sol^rg., ?Paberbom
1889, 104. 146. 260). ®abei ift im Sluge su
Bel^alten, baj SJlinuriuS SSurift, nid^t Il^cologe Don
tJoc^ mar; f^on SactantiuS l^at jutreffenb bemerft:
Hnjus über, cui Octavio iatulus est, declarat,
quam idoneus yeritatis assertor esse potuisset
(Minucius), si se totum ad id studium con-
tulisset (Lactantii Instit. div. 5, 1).
m. ©elbftänbigfeit unb 3lbfaffung§-
jeit beSOctavius. ®a über SJlinuciuS' naivere
SebenSDcrl^öItniffc unb Uterarifd^e 3:]^ätigfcit otte
9lad^rid^ten fel^Icn, tonnte bis l^eute barüber ge=
ftrittcn merbcn, ob SertuIIian, beffen ©d^riftcn baS
®cl)räge bcr Originalität an fid^ tragen, ober 2JU=
nuciuS SfcÜE bcr SRul^m gebühre, bcr erftc latci«
nijd^e ftird^enfd^riftftcncr pfein. Unftreitig
löfet fid^ in ©cbanf cn unb SluSbrudf eine auff ollcnbc
SSermanbtf d^af t ^mifd^cn bem Apologeticum 3:cr«
tuIIianS unb bem Octavius bcS aKtnuciuS nid^t
Derfcnncn; biefe ift aud^ bis jum Ucbcrma^ nad^=
gemiefen unb burd^ parallele ©cgenübcrftellung
anfd^aulid^ gcmad^t morben. hierbei mürbe freUi^
Dielfad^ bie SKöglid^fcit überfeinen, ba^ beibc
©d^rififtctter auS gcmcinfamer brittcr OucDc ge«
fd^öpft l^aben fönncn. ScbenfaDS ift cS Dcrfel^It,
mit JReitl^ma^r (bei ajlöl^ler, ^atrol., SRcgcnSb.
1840, 791) aus bem Spalter XertuOtanS, „bcr
feinem ganzen SBcfen nad^ in ®eifl unb ©(»rod^
origincB ift unb frembe ^formen )u cotriren" txc
fd^mol^t, auf feine $rioritöt p fd^Iiegen unb o^
SBeitereS gu bcl^aupten, aJlinuciuS gfelis l^be »oaS
bem Apologeticum ol^ne Sngabe ber €Mt
©tcHen in feine ©d^rift eingeflößten*. SHe cte«
ren Herausgeber unb ^Kommentatoren festen on^
oft ben SScrfaffer beS Octavius nad^ SeduHum
unter Berufung auf ben ffi. ftieron^muS, bcr b»
Slcil^e ber tateinifd^en ffird^enfd^ftfteQer mitI4t^
rem beginnt (De virr. ill. 53. 58). afflein ^
rouQmuS lagt aud^ fonft bie d^nologifd^ Dd)*
nung Dcrmi^cn ober l^at ftd^ in feinen Angaben
geirrt. 3. SDaniel Dan §oDen nmr ber erjie, xoA'
ßcr aiUnuciuS für baS öltefte @Iieb bcr Wf
nifd^cn $atriftü erflärte unb auS ©rünben, tod^e
bie genaue jf enntni| ber bamaligen 3^itDec^*
niffe behmben, in bie 3cit beS ÄaiferS SMok
^urcl fc^te (Epistola hi8t.-crit. de vera aetate,
dignitate et patria M. Minuc. FeL, in fctnci
Campensia, Campis 1766, 1 sqq., abgebnidtii
SinbnerS 2. ^uSgabe beS ^nuc. g^lqr. Longo*
salissae 1773, 261 sqq.). 9ug. SldSler durale
fid^ in feiner Sibliotl^ef bcr ffird^cnDäter (Seipjij
1776) bal^in, bafe er ben Octavius beS 3K.pj
nid^t für eine 9{ad|al^mung Don 2:ertuIIianS Apolo-
geticum l^altcn fönne. ^cl^nli^e Urti^eile fflUefi
Sugtmirm in feiner Ueberfe^ung (fymi. 1824),
Heinrich 9Reier in feiner Commentatio de IGn.
PeHce (Turici 1824), Sübfcrt in feiner «uSgoh
beS Octavius (fieipaig 1836), 9Hebu]^ in fraer
SluSgabc Don M. Clorn. Frontonis BeL (BeroL
1816, 189, not. 3), fomie in feinen ftL ©!Wto
(2. ©amml., Somt 1843, 56), 6. D. aRuroIt (E
Minucii Felicis Octavius, Turici 1836, fto-
leg.), bie Sitcrarl^iftorücr ®. Scml^arb^, SB. 6.
3:cuffel u. 9t. Scml^arbt) fe^t il^n toeit Dor ler*
tuttian unb munbcrt fld^, ba^ il^n 3ofe))]^ ©coSgec
für einen Scitgenoffcn iertidlianS l^ett unb We
nod^ unter ^cliogabaluS (218 — 222) J^enAcift
(®runbri6 bcr röm. Sit., 5. SSearbcitung, Stanm«
fd^mcig 1872, 978). 2euffcl=@<]^mabe (5. «rp.
928) fc^en ben Octavius gieid^jeitig mit bem SR»
ratorif(5cn fSfragment, alfo um baS 3W^ 170.
SRit miffcnf^aftlid^er ScmeiSfroft unb mit be^
grfolge ermicS in neuerer 3^it Sbolf &€d W
^ronologifd^c Priorität beS Octavius Dor b«
Apologeticum beS SertuIIian in feiner Wifj^b"
lung „2:ertunianS Serl^ältni^ ju 2». fJWfe' Ö«
ben m^anbl. bcr !gl. fäd^f . ©efefifd^ft ber SM|j»
fd^aften XH, pl^ilol^lftift. ftlaffe V, &iw. 18«
bejm. 1870, 321—386). ßbertS gäcmetefäJjno»
bog m, Sclis aus giccro'S 93ud^ De nataft
deorum Diele ©teilen entleiht l^abe, unb balZff*
tullian im Apologeticum Don !D2inuciuS db^&qh
fei, fanb faft allgemeine 3uftimmung. llitfer 5h»
bereu traten il^m bei %f). SMm, melier im Octa-
vius anflöngc an getfuS (SelfuS' SOBal^ SB«t
3ürid^ 1873, 151 ff.) finbet, «Ib. fymi {i»
tuIIianS Seben unb ©duften, Erlangen 1877),
1545
aJlinuciuS gfcliy.
1546
g. £ubtoi9 (»urPanS Sal^rcSbcrid^t XIV, 1878,
117), ®. 3lat]&. Sonmctfd^ (®ie ©d&riftcn Scr-
tulliand nad^ ber 3cit i^rer älbfaffung unterfud^t,
3nau8.-®incrt. öon ©orpat Sonn 1878, 21),
9em]^. S)om6art (in f. 2. SuSgabe bejm. Ueber»
fe^g bed Octavius, {Erlangen 1881, Stnieitung
e. Xm), JR. flü^n (in ber oben emäl^ntcn ©iffer-
toHon, 2eil)jig 1882, SSorm. ©. V).
SB. i^rtel hingegen f od^t SbertS iBetoeiSfäl^rung
unb Kefultat an (Seitfd^rift für bie öfterr. ©qmn.,
20. 3ö]&rg. 1869, 348—368), ol^nc jebo^l bic
Sb^angtgfeit bedäJlinuciuS Don SertuUion 5U be-
haupten. Sr tt)ill bie Serül^rungen bed Octavius
mit bem Apologeticum barauS erflören, ba^
SRimtdud unb ^ertuHian unabl^ängig oon einan-
bcr eine öltete lateintfd^e Slpologie benu^t l^ötten,
eilte f)9potl^efe, meldte bie f^frage nid^t entj^eiben
hnm unb o^ne ^mingenben ®runb nid^t l^ötte auf»
gefkOt »erben foQen. S)q§ Apologeticum ^eige
bcn Sor^ug einer fd^örfem unb tiefem ©ebanfen-
cnttmdlung, ber Octavius l^abe baS SSerbienft
einer onmutl^igen glatten SluSbruäSmeife, tteld^e
bem Suctor l^ie mü> ba ben töufd^nben @d^ein
ber Originalitöt Derleii^e. Sn ^artel f d^Io| ftd^
& S)efjau (Ueber einige änfd^ri^en auS Sirta, in
9cnned XV, 1880, 471 ff.) an, »eld^er ben 5la-
nen SöciliuS 92atan§, ber ftd^ auf 6 au§ ben
äd^imi 211—217 fiammenbenSufd^riften in ben
Statacn beS alten Sirta Qe^t Sonfiantine) Dorf anb,
Vit bem SöcüiuS 92ataIüS unfereS S)iaIog3 tben«
tificirt unb fo bie 9lbfaffung beSfelben in bag
8. 3a]^]^unbert l^erabrüdCt. ^ud^ (&. Jllugmann
(3enaer 2ü.-3eitun8 V, 1878, 56) unb §. SRöufd^
(8erL pl^üol. SBod^enfd^rift 1884, 333) erflörten
M gegen bie 99e)oei§fraft ber SluSfül^rungen
CbertS, meld^r auf bie £enben5 unb ben S^arafter
bct beiben Slpologien ba§ größte &miä)t gelegt
^. S. Bäfv^ fud^te ber 3lnftd^t C)artetö bie
toiffmfd^Iid^ IBegrünbung 5u geben unb fd^Io|
mi ber 9rt, toxt üninuciuS ben Sicero unb Ser»
talian mit SSermif d^ung ber urfprünglid^en OueUe
berntt^te, bag ZertuUian bem 9R. ^\ii vorgelegen
^fibt (SHe 9bfaffung§5eit ber Apologie Octavius
bcS 9R. Sfelis, in ben Sal^rb. für proteft. Sl^eol.
Vn, 2eipg. 1881, 485—506). 3uglcid& »ifl er
fan Octavius eine genaue ®(|ilberung ber 3^it'
Ml^&Itmf[e Dor SluSbrud^ ber biodetiantf d^en 3$er>
fo^ng finben, fo bag berfelbe ^mifd^en 300 unb
808 terfa^t lo&re. hingegen trat ^. ©demente
ttM)er fär bie ^ßriorität be§ m. ^tlxi ein, inbem
cc onS ben @teDen beiber SBerfe, meldte auf an>
bccc Oudlen surädtjufül^ren feien, genau 5U unter-
fd^cibeit fttd^t, loeld^e von beiben SSerfionen bem
Ordinal mn nöd^ften fielet unb ber anbem ^u
Annibf liegen fann Oal^rbüd^er für prot. Sl^eol.
n, 1888, 263). «udft g. I. SRcdf trat für gbcrtS
ewctfiful^rung ein (3». gelis unb SertuOian, in
bor a^L Ouartalfd^r. LXVm, £übing. 1886,
64—114). (Sx iiti^i bie Don @bert angefül^rten
^^axoBüttt ber beiben ftird^enf d^riftfteller nod^matS
ii Setiad^ toeU er mit ftarl ^o^. 92eumann in
ber Slecenfion öon P. bc gfelicc'8 Etüde sur TOc-
tavius de Minucius Felix (Bleis 1880) ber Sn*
ftd^t ift, ba| SbertS SRefuItate „einer tl^eilmeifen
Segrünbung bebürftig, aber aud^ fö^ig feien"
(Sl&eol. Sit.-3eitung VI, 1881, ©p.422). hier-
mit f d^ien bie (SontroDerf e ju (Snbe geführt ju fein.
Mein neuerbingS Dert^eibigte gr. ^U^elm in fei«
ner ©iffertation De M. FeUcis Octavio et Ter-
tulliani Apologetico (Vratislaviae 1887, aud^
im II. 99b. ber SreSlauer p^ilol. Slbl^anblungen
1888) abermals ^artelS 3luffteIIung. Unter @ut-
l^eigung ber ÜJleti^obe @d^tt)enfe'3 fud^t er auS ber
^ergleid^ung ber benu^ten lateinifd^en unb grie-
d^if($en ^uctoren ben Sett)eiS 5U erbringen, ba|
^- S^Ks gleid^^eitig mit S^ertuUianS Apologeti-
cum ober fogar nod^ fpöter an(|ufe|en fei. äß. t>.
^artel l^ölt ben SemeiS bimd^ biefe „gelungene unb
eingel^enbe Slbl^anblung" für erbrad^t unb fud^t ben-
felben burd^ @egenüberfteUung Don Seiten au8
£ertunian3 ©d^riften Ad nationes imb Apolo-
geticum mit bem Octavius )u erl^ärten ($atri*
ftif d^e @tubien in 5U TertuU. Ad nationes, in
ben @i|ung§ber. ber faiferl. ^fabemie ber Sßiffen-
fd^aftcn, p^ilof.-^ift. ftlaffe CXXI, ffiien 1890).
S)ie3cit berSbfaffung ift annäl^emb burd^
bie ^mei befprod^enen Snftd^ten über bie Priorität
beS Octavius ober be§ Apologeticum angebeutet.
S)a§ Apologeticum ift gegen Snbe beS 2. 2hi]^«
l^unbertS, nad^ SSonmetfd^ im 3. 197, nad^ C^bert
um 198, nad^ ^rtel nid^t nad^ 199 oerfagt. ^ier-
nad^ umre ber S)iaIog beS 9)1. gf^Iis, faSS er nad^
SertuUianS @d^u^fd^rift Derf a|t möre, )u SluSgang
beS 2. ober )u Anfang beS 3. äal^rl^unbertS anju-
fe^en. Signet man i^m aber bie ^rioritöt ju, fo
ift er öor bem 3a]^re 197 Derfa|t. Sl^. fteim
fommt ber SBal^rl^eit nal^e, nenn er im Octavius
bie 3eit beS SRarcSlurel, einSSUb ber Saläre 150
bis 180 ftel^t, töufd^t ftd^ aber, rnerni er in bem«
felben eine 99e(ömpfung beS SetfuS erblidtt. S)a
er biefe ©treitfd^rift auf baS äal^r 178 anfe|t, lögt
er ben Octavius hm t)or 180 oerfagt fein (Sd-
fuS' ffial^reS ffiort, 3ünd& 1873, 154). 3fafl auf
bie gleid^e 3cit fommt % ßbert, iebod^ au§ anbe-
ren ©rünben. Sie 9lrt, toie beö Sronto im Octa-
vius gebadet tt)irb (c. 9 u. 31), fe|t biefen Stl^etor,
ber um 168 ftarb, als eine oHgemein befannte $er-
fönlid^feit Don großer Suctoritöt DorauS: bieg
fann nid^t lange 3^t nad^ feinem Sobe ber ^oä
gemefen fein. 3fcmer pnbet 6bert im Octavius
nid^t blog in ftofflid^er SBe^iel^ung, fonbem aud^
in ber ^rt ber opologetifd^en SSel^anblung eine
fold^e SSermanbtfd^aft mit ber Supplicatio pro
Christianis beS ^tl^enagoraS, bag er in ein unb
bcmfclben 3citraum mit il^r gef^eben fd^eint
S)iefe ift aber 177 Derfagt. @o tt)irb man mit
gbcrt auf ben Slnfang ober bie SRitte ber ad^tjigcr
Saläre beS 2. Sal^rl^unbertS gefül^rt. ffiie Sielen-
lid^feit beS Octavius mit ber genannten @d^u|*
fd^rift in ©ebanfen unb ijform ift nid^t )u oer-
fennen, aber bie ^bpngigfeit beS ÜRinuciuS t)on
Sltl^enagoraS faum p bereifen. S5fd^ (SR. tJfelii^
1547
aJlipl^iBofet]^ — aJliröuS.
1548
SSerl^öItnig gu Stl^enagoraS, tu ben Sal^rb. f. prot.
Sl^col. Vm, 1882, 168 ff.) ^at bcn 3ufammen-
l^ang barjulegen Derfud^t @(i^toenfe aüx (eftreitet
bcnfcffien. SScrf. bicfe§ glaubt bic ©Qtiruug be§
OctaviuB, t)on feiuer Priorität überzeugt auf ba§
Sal^r 160 aufcjeu ju foHcu. ®afür fd^ciueu i|^m bic
im ©ialog gcfd^iföerte Sage bcr Sl^rifteu, bic öcr=
l^öltui^mögigc Shil^c, meldte im Octavius 5U Sage
tritt, uub bie tjorm bcr bamalS gangbaren 3ln»
f d^ulbipngen gegen bie ß^l^riften, tteld^e bei %ti)t«
nagoraS balb barauf ttrieberfel^ren, bei SertuBian
aber fd^on eine Derönberte ©eftalt angenommen
l^aben, ^u fpred^en. ®ie erfte Apologie SuftinS,
um 140 Derfa^t, nic^t aber bie 3tt)eite, meldte
jmifd^en 161 unb 166 föQt tt^itb im Octavius
DorauSgefe^t. Sa^u f ommt nod^ ein entf d^eibenber
®runb. Um bic ßinl^cit ®ottc3 unb bcr SBcIt»
regicrung ju bctocifcn, urt^eilt 3K. Qfclij fo ab»
fäfiig öon einer ©oppelrcgicrung (c. 18, 5), bafe
Die @d^u|fd^rift nid^t möl^renb einer fold^en, faum
aud^ nacl einer fold^en Dcrfa^t fein fann, meil
bann eine f o f d^onungSlofc @prad^c nid^t ungeftraft
geblieben tt)ärc. S)oppeIregicrungen aber beftanben
in atom jttifd^en 161 unb 169 unb atoifd^cn 177
unb 180. S)emnad^ ift unfer S)iaIog t)or ba§ Sal^r
161 auäufc^en.
Siteratur. 3u bcr bereits naml^aft gcmad^ten
Sitcratur fei goIgenbcS beigefügt S)ie einstge bcn
S)ialog cntl^altcnbc §anbfd^rift (auS bem 9. Sal^r»
l^unbcrt) beftnbet ft^ in bcr Sibliot^c! }u $ari§
als n. 1661 unb ift ein ®efd^en! bc§ ^apfteS
fico X. an Jlönig tSxatti I. Don gfi^anfrcid^. %u3
biefer flo% bic Editio princeps, mlä)t ^auftuS
@abäu3 au3 S3ri£en im % 1543 ^u Stom Dcran-
ftaltctc unb nadft bcr SBcif d^rift be§ ßobcj (Amobii
Liber VJUL explicit, incipit über VUUL feliciter)
als ad^teS 93ud§ bc§ apoIogetifd^^poIcmifd^cnäBcrfcS
bc§ ^mobiuS (AdversuB nationes liber Vll)
öcröffentlid^tc. Unter bemfclbcn Jlamcn erfd^ien
bcr S)iaIog in ben ausgaben t)on ®elcniu§ (S3af el
1546), eraSmuS öon SRotterbam (SBafcI 1560).
6rft granj Salbuin entbedte ben Strt^um unb
gab ben Octavius unter bem 5lamcn feines ttal^»
rcn SSerfafferS l^crauS (§eibclberg 1560). ®al=
lanbi (Bibliotheca vet. patnim 11, 377 sqq. ;
ögl. baju p. XLIII) legte bie 3(uSgaben öon S)a=
öiftuS (Cantabrig. 1707 et 1712) au ®runbe.
9tnbere jal^Ircid^c gbitionen fmb in bcr wertl^öotten
2. SluSgabc tion Sinbner (M. Minucii EeKcis
Octavius rec. a Jo. Gottl. Lindnero, cum
praefatione D. Jo. Aug. Emesti, ed. U, Longo-
salissae 1773), in 9ß. @. SeuffelS ®efd^id^te bcr
röm. Sit., 5. 9lup., 930, unb in bcr genannten
ffiiffcrtation öon flül^n ©. VI aufgcää^lt. Son
bcn neueren feien enoä^nt: Sübfcrt, latcinifd^ unb
bcutfd^, Seipaig 1836; 6. öon SWuralt, 3ürid^
1836; aJlignc in feiner Patrol. lat. IH, 231
ad 360, 1844; §oIben, Sambribge 1853; Deisler,
Lipsiae 1847 (in ®crSborf§ Bibliotheca pa-
trum eccl. latinorum selecta XIII); jfa^fer (in
üßum schoL), ^berbom 1863; mit fritifd^cm
^parat S. ^alm im Corpus scriptomm ecde-
siasticonim latinorum U, Yindobonae 1867;
^. ^urter in Sanctorum patnim opuscula se-
lecta XV, Oeniponte 1871 ; 95. 3)ombart, lato,
nifd^ unb beutfd^, 2. 3lu8g. Erlangen 1881; 3.3.
Komeliffcn, Lugd. Batav. 1882; (Smü^a^,
Lipsiae 1886. S)cutfd^c Ueberfc^ungen: 3.@.
SRu^wurm, |)amb. 1824; 3. §. 95. Sübfcrt, 2«^
1836; Mefer (Sammlung bcr öltejten unb Doc*
nel^mftcnSlpologctcn beS 6briftcnt]&um§ 11), im
1865; mo\ß 93icringcr, »cmptcn 1871, unbbit
fd^on crtoäl^ntc öon ©ombart 1881. [Pi^n.]
ISBiyQiBofefi} (r^^^-.B», MepL<pißo<j^),ünSLl
fomol^I ein @o]^n ai§ ein 6n!el @auld. Sijieicr
mar Don @aul§ 9tebcnfrau SlcSpl^a, bcr So^ia
^ia'8, geboren unb gcl^örtc ncbft feinem Snäct
Slrmoni }u ben ficbcn Opfern, »cld^e S!)aoib oä
@ü]^ne für @auI3 Unred^t an bie ©abaonitcn )sr
§inrid^tung auslieferte (2 ©am. 21, 1—9). &►
tercr mar ein ©ol^n Sonatl^anS unb lebte, feit fw«
nem fünften äal^rc infolge eines SfoOcS an ben
gfü^cn gelähmt (2 @am. 4, 4), nad^ bem ixk
feines ®ro^t)atcrS unb 93atcrS verborgen guSobo^
bar bei einem gemiff cn SOtad^ir. 2)Qt>ü> er^ictt et^
burd^ @iba, einen ^ofbcbienftctcn @auls, fimibe
Don feiner Spficnj unb bemicS an tl^m feine Znae
gegen ^onat^an ; er 50g il^n an feinen §of, \i^aäk
if)m bic ®ütcr feines ®ro|))aterS unb bcfielttt
©iba als 95ermaltcr berfelben (2 ^am. 9, 6 ff.).
SBcim ^uSbrud^ bcr ^bfalom^fd^en 95crfd^m5nQi|
fud^tc @iba feinen ^erm bei bem ftBnigc dS
ffronprötenbenten ju Dcrbad^tigen unb erreid^
aud^ feinen 3^^dt; S)at)ib fprad^ il^mbaSgoi^
95cfi^t]^um ^mipl^ibofctl^S su (dgl. 2 @am. 16,
1—4). S)ic Snfd^ulbigung UKtr, tuic eS fd^tilr
nid^t gau) grunbloS ; SOtipl^ibofet]^ mieS fic }tDoi
in bcr gfolgc als 93crlcumbung t>on ftd^ ab vsb
t)crftd^crte S)at)ib bcr gcgcntl^ciligen ©cftmiuR^
bie er burd^ feinen treulofen jfned^t l^abe Uäßx^
moUen; er erl^iclt jcbod^ nur bie ^alfte bn^
ft^ungen jurüdE, n)ä|renb @iba bie anbere läf(M
burfte (ögl. 2 ©am. 19, 25—80). [SBdlt]
^ix&M (Sc aJlire), SlubertuS, einmnbie
JKrd^engcfd^i(|tc Dcrbicnter ©d^ftftcQer, nmibeii
93rüffel 1573 geboren, mad^te feine @tubicn 11
S)ouai unb Sömen, murbc 1608 eammtcuS {i
^ntmerpen unb guglcid^ bafclbfl bei feinem OnH
bem 95ifd^of 3o|ann aJUräuS, ©ecretör; in b«
^olgc mürbe er ^ofprebiger, ^umonier unb 9tiG»>
tl^efar bei bem Sr^l^cr^og albert Don OefteocUI
unb im 3. 1624 S)ombe^ant p 9ittoetpen. W
fold^cr ftarb er bafelbft 1640. @eiti gan}eSSeiai
mar fd^riftftcQcrifd^cn arbeiten )um Seften ba
ftird^c unb feines 93aterIanbcS gemeint (B tm
\i)m babci mcl^r um bic @ad^e als um bie %8m
5U tl^un, unb er bctl^ötigtc einen emfigen 9s^
fd^ungSgeift, ol^nc jcbod^ bcr ©eiumigCeit ni
Ariti! immer bie gcbül^rcnbc SRed^nung ju tuga-
Unter feinen Dielen @d^riftcn mögen ong^^^
merben: 1. Bibliotheca Ecclesiastica (Sci^
nun Ecclesiasticorum), jmet tJfoQastnc ^
1549
SRiramionen — ajliranbula.
1550
tDOt^ett 1689 — 1649; <mf S 9lcuc l^erouSgegcben
in fecunburg 1718 Don Sol^. ^16. f^a6rictu§,
Ott tfyn in ber SSorrebe ba§ groge Sob fpenbet:
Vir et hoc et tot aliis monumentis in lucem
editis non minus de veteri memoria quam de
posteiitate omni insigniter promeritus ; 2. De
statu religionis christianae per totum orbem,
Heimst. 1671 ; 3. Notitia episcopatuum orbis
dnistiani, Antw. 1613; 4. Geographia Eccle-
siastica; 5. Codex regularum et constitu-
üoniim clericalium; 6. Chronicon Cisterciense
(tDortn mtd^ eine Slbl^anblung über ben Urfprung
ber 93eguinen), Gel. 1614; 7. Origines coeno-
bionmi Benedictinorum, Garthusianorum etc. ;
8. Opera historica et diplomatica, Elogia
iUnstrium Belgii scriptorum, Chronicon re-
mm Belgicarum, Chronicon remm toto orbe
gestarom etc. etc. SlQe ürd^enl^iftonfd^en Sßerfe
erfd^enen gefammelt in 4 gfo^ianten 5U Srüffel
1723—1748. [©d^röbl.]
9titaiitiiiiteii, f. ©enoDefanerinnen.
fBitiutbitlii unb Soncorbia^ ^ol^ann
$ico @rQf Don, gefeiert afö literarum prin-
mib phoenix ingeniorum saeculi, toax
»ren am 24. f^bruar 1463 qI§ iüngfteS t)on
Äinbem beS reid^unmittelbaren regierenben
drof en (Siooannt gronceSco. 6ine fetner Sä)tot'
fUm toar bie 9Ruttec Don Sllberto ^to, @rafen Don
Catpi ; bie brei Söl^ne erbten gemeinfam bie Däter>
lU^ ^errf(i^aft. äol^onneS, auSgejeiii^net burd^
ciiie gerobe^u ))]^önomenoIe geifüge Begabung,
on^exgetDöl^nlid^e Sd^önl^eit ber @^einung unb
bcjoubembe Si^endtt)ürbigfeit bed Sl^orofter^, er*
(tdt bie forgföltigfie SuSbilbung. @d^on als
ftnobe erregte er ^uffel^en burd^ feine Setftungen
in 9td)e- m/b S)i(i^tfunft loie burd^ ntufifalif^eS
Zdknt; er componirte mit @efd^idt, unb feine
Slelobien erlangten Seliebtl^eit. 3m ^inbliä auf
fefaie l^ol^e ^Begabung loarb er für bie geiftlid^e
Sanfbo^ beflimmt, unb er begann als 14|a]^riger
äSngltng ju Bologna bad @tubium beS canoni»
Üben Sied^teS ; allein nad^ jmei Salären fleißiger
wiett loanbte er fid^ unbefriebigt ^um @tubium
te $l^iIofop]^e unb Sl^eologie erft in tjfenara,
bonn in ^ßobua unb in $ari3. @ed^ Saläre fpöter
ttcmbte er fid^ in gflorena ber pilof opl^ie $Iato'd
IR; biefe fui^e il^n gu ben Seigren ber ^Qtl^agoröer,
Vjjttn }ur ftabbalol^, um berentmiOen er bann
tekOi^, ei^alböif d^ unb «rabif d^ lernte, m feine
fld^ iDerben (Slia bei ajlebtgo, Sel^uba 9lbar-
taü nnb ber auS Sonftantinopel eingemanberte
3od(anan SDleman genannt (S. ©eiger, Steud^Iin
167). Um tl^reS ®elb l^atte er fid^ bie gel^eimen
^70 0iid^ bed SSbraS" tttooxbm, Don »eld^en
tmiti eii^S IV. brei l^tte in'S Sateinif d^e über-
Inigm [offen. 2)a er in ben ©el^eimniffen biefer
UloMif d^ 91{)ocr9t)]^en bie »ertl^DoIIften ^rgu-
■CBle für bie d^rifUid^e Sal^l^eit entbedt 5U l^aben
fßaaUt nnb Don {ugenblid^er Slul^mbegierbe nid^t
iKingcr aß Don Segeifierung für bie Siffenfd^aft
ftMOm nmrbe, fünbigte er 1486, nod^ nid^t
24 Saläre alt, p Siom eine öffentlid^e S)i§))utation
über 900 Sl^efen an, tteld^e in einer für bie Seit-
genoffen aUeS 9Rag überfteigenben mSbel^nung
ba§ gan^e ©ebiet menfd^Iid^en 3Bif[en8 umfd^Io^en.
3ln aKen ^od^fd^ulen Suropa'S tt)urben bie Sl^efen
befannt gemad^t, unb ^ico erbot ftd^, für aus-
wärtige S)iS))utatoren bie Jloften ber Steife unb
beS Slufentl^aßeS felbft 5U tragen. S)ie erften 400
iener Sl^efen waren Sel^rfö^e berül^mter S^eologen
ober ^^üofopl^en, bie f olgenben 500 aber secun-
dum propriam opinionem, j[ebod^ mit ber 6r«
flörung eingeleitet, ba| $ico nid^tS als mal^r ober
n)a]^rf(|etnlid^ l^inftdlen tt)oDe, maS bie l^eilige !a-
tl^olif d^e Jhrd^e unb il^r ber^eitigeS Ober]^au;)t nid^t
als foId^eS anerfenne. SSon ben einzelnen @ö|en
waren 62 auSbrüdlid^ tabbaliftifd^, 26 jum Zfeil
ber fabbaliftifd^enünagiegewibmet; anbere waren
bejeid^net als paradoxae dogmatizantes unb
paradoxae conciliantes. Swc Slntünbigung ber
S)iSputation war bie Sriaubnig beS $apfteS ein*
gel^olt, aud^ waren bie £]^efen einigen geleierten
Sl^eologen, Wie SonfranceSco 3lrIotti, SBifd^of Don
SReggio, Dorgelegt worben ; lejtere f d^einen feinen
Slnfto^ an benfelben genommen )u l^aben. 3laä^*
bem aber bie ungewöl^nlid^e ^rt ber ^nfünbigung,
bie ^erfönlid^feit beS S)iS))utanten, Wie aud^ bie
@toj^affe unb ber @deau;)Ia^ ber S)iS))utation
allgemein großes Sluffel^en erregt l^atten, tonnte
baS ^nftö^ige mand^er ber auf gefteDten ©öke Weber
unbemerft bleiben, nod^ Don ber fird^Iidfen S5e*
l^örbe unbead^tet gelaf[en werben. Snnocenj Vin.,
obgleid^ Pco ))erfönlide gewogen, unterfagte ftiO«
f d^weigenb bie S)iS))utation, inbem er bie ^nf ekung
beS ZageS l^inauSf d^ob, überwies aber juglei^ bie
Prüfung ber @äje einer Eommiffion DonSifd^öfen,
Zl^eologen unb Sanoniften. S)ie Seratl^ungen
biefer ß^ommtffton, benen tl^eilweif e aud^ ber $a))ft
unb $ico felbft beiwol^nten, enbeten mit bem Ur«
tl^eil, ba% mand^e ber aufgefteDten @ö|e 6meue«
rung alter Srrtl^ümer ober Segünftigung ber iübi*
fd^en Seigre enthielten, einige l^öretifc^, anbere hae-
resim sapientes feien (Civiltil Catt. 1883, S. 12,
n, 616 sg.). S)ie Zl^efen würben in cumiüo Der«
urtl^eilt; sugleid^ aber würbe, ba bereu SSerfaffer
eiblid§ feine Unterwerfung erflärt l^atte, beffen guter
?lame fid^ergefteHt ^ico 50g fid^ nad^ 3franfreidJ
jurüdt, aber baföbarauf erf(|ienfeine Apologia, baS
^SBerf Don 20 Jläd^ten" (83 goliofeiten im S)rudO.
in weld^er er fid^ im Mgemeinen Dertl^eibigte md)
13 befonberS angefod^tene @a^e in fird^Iid^em
©imte ju erflören fud^te. S)a bieg gegen ben ah*
gelegten ©b unb bie ber fird^Iid&en gntfd^eibung
fd^ulbige Sl^rfurd^t 5U Derftogen fd^ien, citirte il^n
ber $apft nad^ Stom, geftattete (be^w. befal^I) il^m
aber bei ber Sffüdffe^r auS granfreid^ ben 9luf»
entl^It in Slorens. §ier fanb er an Sorenjo be'
ajlebici einen eifrigen ®önner; berfelbe gab iljm
ein fd^öneS Sanbl^uS bei ^iefole ^um ©efd^ent
unb Derfd^affte il^m baS fforentinifd^e ^Bürger«
red^t, fowie er aud^ burd^ feinen ©efanbten beim
l^eiligen ®ivS)U unauSgefe^t für gan}Iid^ unb
1551
aWiranbula.
1552
eJ^rctttJoIIc fjfretfjjredjung gJtco'S Qätig mar. ®r
crretd^tc bicfe crft 1493 unter aiejonber VI., ber
$ico Don Sd^ulb unb Serbad^t DöQtg freifprad^
unb il^n übcrbic^ öon bcr etwa incurrirtcn geift«
lid^en @trafe ad cautelam abfoltitrte. S3ei $ico
l^atte bic unerwartete SSerbemü^igung, bie 1486
tn bem Slugenblide, ba er bem l^öd^ften 3^^^ H^^^
Stu^mbegierbe nal^e fd^ien, über \S^n l^ereingebrod^en
XOQX, eine DoDe Ummanblung bemi^. S3i8 bal^in
toax fein Sugenbleben ntd^t ^edtenloS. S)ie feinem
frül^en 3üngling§alter ange]^5renben erotifd^en &t»
bid^te, tl^eilS lateinifd^, tf eil§ italienifd^ abgefaßt,
tt)urben ie^t jum Sl^eil Don il^m Demid^tet. ^ud^
bie übrigen, bie er in fünf S3üd§er georbnet unb toie«
berl^olt ber geile unterworfen |atte, Derbot er, troj
il^rer l^ol^en QformDoHenbung, in bie Deffentlid^»
feit ju bringen. Qfür immer entfagte er jejt, wie
bcr Mul^mfud^t, fo ben SiebeStönbeleien, um nur
nod^ für ®ott unb bie &a6)t ber jKrd^e ju leben.
Sin ©teile ber SSerirrungen traten SBerfe ber SKilb«
tl^ötigfeit, ®ebet unb j^afteiung. @ein ^au|)t»
fhtbium galt nun }unöd^ft ber l^eiligen Sd^rift,
für bie er ftd^ f o begeifterte, bafe il^m aJlofeS unb
ißautuS nid^t blo| burd^ ben Snl^alt il^rer Sorte,
ionbem aud^ bur^ ffraft unb Sd^önl^eit ber Siebe
)ie gefeiertften SRebner unb ©d^riftfteDer ju über-
ragen fd&ienen. 3m 3. 1491 überliefe er fein ööter»
lid^eg Srbe l^alb burd^ Jlauf, l^alb burd^ @d^enfung
feinem Steffen unb öertl^eilte einen großen Sl^eil
feines Vermögens an bie Srmen. ©einen 3luf«
entl^alt nal^m er abwed^felnb bei gf^rrara, wo er
ein Sanbgut erworben, unb bei ^orenj. ©eine
SebenSweife war einfad^, iebod^ ol^ne ebler SSor*
nel^m^eit gu entbel^ren. 93erm5gen§t)erwaltung unb
Sontrole ber Sienerfd^ft t)emad^Iafftgte er tnbefe
auf bebenllid^e Seife, ©einem ^ang p freiem
®eifte§ffug wiberftrebte nid^t nur afleö ftleinüd^c
unb ^eoantifd^e, fonbem aud^ aUeS, waSOrbnung,
SRegelmöfeigf eit unb ©tabilität in fid^ f d&Iofe. SBeber
öon flriegSbienft nod^ öon g^e, öon Megierungö»
gefd^äften nod^ Don geiftlid^en SBürben wollte er
befel^alb l^ören; le^tere, bie i^m wieberl^olt an«
geboten würben, wies er weit öon fld^. dagegen
war er ber jartefte unb liebenSwürbigfte Qfreunb.
92ie in feinem Seben war er ^omig; ben ®Ieid^«
mutl^ ber ©eele glaubte er über]^au))t nid^t verlieren
)U fönnen. SKit öielen l^eröorragenben TOönnem
feiner Seit ftanb er in tiertrauten Sejiel^ungen, fo
mit bem Karmeliten»®id&ter SBaptifta SKantuanuS,
bem abte SKatteo Sofft, bem ^latonifer OKar-
piiuS gicinuS, bem §umaniften §ermoIauS 83ar-
BaruS. 6ine befonberS innige Qfi^eunbfd&aft öer«
banb il^n mit bem öumaniften €ngeIo ^olitiano.
6r wirfte auf feine §rcunbe in öortl^eiD^after SBeife
ein; wandle belehrte er öon einem lodfem Seben;
gicinuS l^eilte er öon ber Äftrologie, ^olitiano
bewog er ju emfterem })]^iIofop]&if^en ©tubium.
SSon beutfd^en ©elel^rten fmb Äonrab ^eutinger
unb ber SanonicuS Sl^omaS SBoIf mit il^m be»
fannt geworben. SReud^Iin befud&te il^n 1490 in
Sfloren) unb fd^eint mand^erlei Slnregung öon il^m
erl^alten ^u l^aben ; berfelbe ^ptai^ öon i^ Peifi
nur in SluSbrüd!en ber Serel^rung. S^ ^ßico'd
nöl^erem SefanntenfreiS gel^örte au$ ©aöonoroli^
ber aud^ mit ben übrigen !DtiranbuIanen in (tief*
lid^em IBerfel^r ftanb. Sluf $ico'S Setretben (die
fiorenjo be^ 3Rebici bem SomimcanermJhid^ Ok
StüdRe^r nad^ f^Iorenj geftattet SBal^rfc^ekhl^
unter feinem Sinfiufe entf^lofe ftd^ ber ®raf, k
ben S)ominicanerorben einjtttreten, fobolb er nn:
bie ^vm 92u^en ber ©eelen begonnenen literarifd^
SIrbeiten würbe ^ußnbe gefü^l^aben. SiefeOea
waren jebod^ fo großartig lutb weit auSfd^ouenb,
bafe fte einen normalen SJlenfd^en ttod^ m^me
Sal^rjel^nte auf ^S Slngeftrengtefte bef d^fHgt ^tai
würben. ©aöonaroIa'S wieberl^oIteS S)rängen §n
fofortigem gintritt blieb öergebenS, aber eine bnn^
SeiSfagungen bef annte $erf on f agte ouS, pr Seit
ber fiilien werbe $ico auS ©aöonaroIa'S ^anb
baS OrbenSQeib nel^men. SIIS mit bem Sinjng
JfarlS Vm. in Sfloren^ baS Silienbonner entfaltet
würbe, lag $ico an töbtlid^em ^ithtt bantiebec
Umfonft fanbte ber jtönig bem ®ele^rten, ben er
öon $ariS l^er fannte, feine Seibör^te. $ico fknb
mit aUen Sln^eid^en ber lauterften t$fromnng!eit
nad^bem er nod^ öon ©aöonarola baS ftletb be§
1^1. SominicuS begel^rt imb erl^alten l^atte, am
17. gioöember 1494 imSHter öon 32 3a]&ren. Seine
ganje unbeweglid^e ^abe l^atte er tefiamentorif^
bemSIrmenl^auSin^renjöennad^t. ©eineSeid^
würbe im OrbenSl^abit neben ber feines gfreunbc^
^olitiano in ber JKrd^e ©an SRarco beigefe|t; ein
gemeinfamer greunb, ber ^umanift Seneöieni,
öerfafete für beibe bie ©rabfd^rift. ©aöonarola
]a^ ^ico^S ©eele in ben Dualen bcS g^euerS,
weil er bem Shife jum OrbenSftanbe ntc^t gt*
folgt fei, unb öerfünbigte bieg öffentlid§ öon ber
fianjel, wöl^renb er $ico'S großen Sigenfd^fteo
unb lauterer ©eftntmng öoUe ©ered^tigfeit wibe^
fal^ren lie§.
$ico'S erfie arbeiten nad^ feiner Sefel^nmg
galten ber l^eiligen ©d^rift ©ein m^ftifd^fobba*
liftifdl^er Heptaplus, eine ftebenfad^e Srflönmg
beS mofaifd^en ©d^öpfungSberid^teS, ift als &>n»>
mentar unbrauchbar, als tieffinnige S3etrad(^
aber eines großen @ei{teS nid^t unwürbig. ©eine
©d^rift 5ur Sert^eibigung ber Sulgota gegen bic
3uben ift öerloren, ebenfo eine ottbere für bie
©eptuaginta. 9htr in Se^ug auf bie $falmm
fonnte er fid^ mit ber Ueberfe^ung ber TiXX md|t
aufrieben geben; er wollte in berfelben mel^ oB
600 Ueberfe^ungSf eitler finben unb f elbfl nad^ ben
Urtexte eine öerbefferte Ueberfe|ung anfertigen.
9lid^tS öon berfelben ift erl^alten; oud^ fein @d^
d^en über bie 3citred^nung ift öerloren. SS war
fein ^lon gewefen, in berfelben SBeife, wie brf
©ed^Stagewer!, bie ganje ^eilige @^rift ober bo4
baS 9teue Seftament auSjulegen; abtt tmr bie
erflärung beS 15. $falmS ift erl^aßen. 9le6pben
befd^öftigte il^n ber ^lan etneS großen apologc
tifd^en äBerfeS gegen bie fteben tJfeinbe ber ftir^t:
SteligionSlofe, Suben, ®(^|enbiener, Sto^anane«
1653
SniranbulQ.
1554
ymtt, ^öretifet^SBerglduBige (^ftrologen, 9lecro-
nanten it), 9{amend^rtften (meldte glauben, ol^ne
jnie SBerle m üben). 9hir ein geringe^ 93ru(^ftüä
M großen SBerfed ift auf un§ gebmnten; ed finb
12 tK>ii bot geplanten 13 Sudlern gegen bie 3(ftrO"
logen, in toeld^en €tembeuteret unb DemonbteSSer-
xnmgen betömpft »erben, eine für j[ene ßeit toid^«
ige SuUurerfci^einung. 9lu§fd^Ue^U(^ ))]^iIofop^if(l^
ft bie Deine @d^ft De ente et uno, in meld^er
ßico ber SReinung ber ^latoniler entgegentritt, al§
ei no^ ber Slnfd^auung ^lato^g ber begriff ber
Einl^ einfacher unb aDgemeiner al§ berS3egriff beS
Seins unb bal^ bemfelben logifd^ Dorl^erge^enb,
jgentlid^ baS eingige £ran§fcenbentale, baS f omol^I
Sott M ber Sreatur gutontme. $ico geigt, bag
ßlato mit ber rid^tigen Slnfni^t beS SlriftoteleS
ibereinftintme. ßr felbft betennt fid^, in Ueber-
inßiimnung mit ber Sd^ule, gu ben t)ier SranS«
cenbentolen ens, unum, Terum, bonum, ober
yen brei aOgemeinen Attributen be§ @eienben, er«
hiert i^ren SBegriff unb il^re logif d&e Aufeinanber»
olge unb erHört, toit eS gu t)erfte]^en fei, »enn
lad^ 9kricenna aud^ res utü) aliquid bagu gered^-
tet uierben (gang öl^nlid^ toit ber f)l %f)oma^ De
rer. q. 1, a. 1). S)en 65Iang))unft biföen bie Au§-
ifi^nsngen über baS Sßefen ©otteS, »orin gegeigt
oitb, in UKld^em @inne bie transcendentalia aud^
Sott gufommen. SBieberl^oIt gel^t bie pl^ilof opl^ifd^e
Interfud^ng in gottbegeifterte 93etrad^tung über,
h^t ober fonfl burd^ouS auf bem S3oben ber @d^o-
iaßiL S)ie @d^rift erl^ielt eine ijfortfe^ung burd^
yie Sinmenbungen bed gil^ilofopl^en Sol^. Antonio
Sooentino Don ^^<i^0/ ^^^ breimal nod^ oon
Ißico felbft, bad oierte 9RaI nad^ beffen Sobe tion
dnem Wcffen beantwortet mürben. SBon fonpigen
Sd^riften Derbienen nod^ Srmöl^nung bie S^ebe
Dedignitatehominis, meldte $tco für bie römifd^e
DÜ)mtatton 1486 vorbereitet ^atte, unb eine (Sr»
Urung bed SSaterunferg. Au§gegei(|net fd^ön nid^t
aar binrd^ eble S)iction, fonbem burd^ gf^nl^^it
M (Bebonlend unb ber Smpfinbung fmb feine
ia$ üieltierbreiteten ^reunbeSbrief e. ® ange ®t5^e
im 99bmttfcri))ten, an meldten er Sag unb 9ta^t
IHnAeitet l^tte, finb nie an^d Sid^t gefommen, ba
dse fru^ fd§5ne ^anbfd^rift burd^ bie ^aft be§
Stl^ietbeiid gur Unleferlid^feit Derberbt mar unb
ibobiel bie d^tifd^e Unorbnung in feinem f d^rif t»
ii^ 9tad6Ia^ ben 92effen an ber ÜJlöglid^feit einer
tcranSgobe t)ergmeifeln lie^.
9Ht bem Uebergrogen unb Augematürlid^en
i ^^Uo'9 »egabung l^ielt bie aßaglofigfeit feined
StffenSbttrfleS unb feines ArbeitSbranged gleid^en
^d(iriit 9tie Iie| er ein IBud^ ungelefen, beffen
r ^db^ctft merben fonnte. SMele Saufenbe oon
knbi goÄ er für Sudler aud, unb überbie^ tl^at
mnv> be' SRebici baS !DUgIid^{ie, um il^m fold^e
t Mrfdkiffen. $ico mar DöQig gu ^aufe in ber
MJ^toflif mie in allen tifeinl^eiten be§ ^umani§-
010; in ber ffenntnil ber l^ibnifd^en ^l^ilofopl^ie,
mal ^lato'd. Tonnte er mit jiebem metteifem;
wc^ 6)nnid^fenntniffe übertraf er bie meiften fei«
ner 3sitgenof|en ; feine jtenntni^ ber JNrd^euDöter
erregte Staunen, unb feine rafd^ gearbeitete Sipo«
logie legt Don feiner patriftifdften SSelefenl^eit be«
rebteS 3«ugni| ab. 6r rühmte fid^, bap er feiner
@d^ule angel^öre unb an feinen fie^rer gebunben
fei, fonbem aSe @d^ulen unb Stid^tungen fenne
unb au§ aQen baS &uU unb SBal^re fid^ aneigne.
Sl^arafteriftifd^ bei il^ ift baS SBeftreben, in ben
Seigren ber Derfd^iebenen Auetoren, bie fd^einbar
miberftreitenben AuSbrüde beifeite laffenb, ben
eigentlid^en Htm unb @inn ber Seigre, ober bod^,
mag Sal^reS unb Stid^tiged in ber Seigre entl^al«
ten mar, gu erfaffen unb fo bie @egner mit ein«
anber gu Derföl^nen. Sr arbeitete emftg an einer
fold^en Serföl^nung gmifd^en gilato unb AriftoteleS;
nur ber Xob unterbrad| biefe Arbeit. Sbenfo
glaubte er gmifd^en Zl^omaS unb ScotuS, gmif d^en
ADerroeS unb ADicenna, S^aled unb deraclit
u. f. m., menn nid^t Qfriebe, fo bod^ SOSaffenftitt-
flanb l^erbeifül^ren gu fönnen. 93on befonberer
SBebeutung bei einem SKanne Don fo uniDerfalem
®eift unb fo freier SRid^tung, an ber ©d^mette einer
neuen Seit ift f^ne gro^e Auffaf[ung unb glön*
genbe Sert^eibigung ber ©d^olaftif (Ep. ad Her-
molaum 1485 u. a. a. O.). $ico mirb balb aI8
ai^eofop]^, balb als ffabbalift, balb al§ Sleuplato-
nifer begeid^net. 83rudter glaubt genau baS SRid^tige
gu treffen, inbem er il^n befd^reibt aI8 ^mobemen
©pncretiften, b. 5. behaftet mit jener Ausartung
(pestis) ber $]^Uofot)l^ie, meldte Don ben 9!eu-
platonifem AIejanbrienS gu ben ßl^riften beS
Orients unb Don biefen burd^ $feubO"S)ion^ gu
ben Occibentalen übergegangen" fei. pco felbft
inbeg moQte burd^auS ni^t gleid^er 9li(|tung mit
$feubo=S)ion^S fein, miemo^l er aud^ bei biefem
baS ®ute anerfannte. ffiie fabbaliftifd^en SSer«
irrungen abgered^net, bürfte man ^ico begeid^nen
als d^riftlid^en SK^ftifer, ber an tl^eologifd^er Sd^u»
lung, an ©ebanfenfüHe unb Siefe ber Smpfinbung
mit jcbem anbem fid^ mef[en fann. SeHarmin
(De Script. Eccl. ad ann. 1490, Colon. 1613,
428) meint, gu einer großartigen literarifd^en 83e»
beutung l^abe il^m nid^tS AnbereS gefel^It als bie
Seit ber Steife, ©ne SebenSbefd^reibung ^ico'S,
Don feinem Steffen Derfaßt, ift feinen gefammelten
2Berfen beigegeben, ©iefelbe mürbe Don bem feL
ai^omaS TOore in^S ßnglipe übertragen. S)ie fpä-
teren biograp^ifd^en Arbeiten über i^n finb fl)ärlid^
unb gum S^eil l^öd^ft geringfügig. (S5gl. Tira-
boschi, Stör. deUa Letter. VI, 1, 282 sg.; g.
SWeinerS, SebenSbef d^r. berül^mter SWömter, Sürid^
1796, n, 1 ff.; A. ©tödfl, ®efd&. ber ^il. beS
SmitteIaIterS,aRaing,»ird^^eim, 1866,m, 167f.;
. ^offner, ©runblinien ber $]^iIofo:p]^ie, SKaing,
ird^^eim, 1881, n, 682; ®. Sitter, ®efd^. ber
d^ftl. pHofop^ie, Hamburg 1850, V, 291 ff.;
J. Brucker, Hist. crit. Philos., Lips. 1743,
IV, 1, 55 ; ©re^iborf, ®aS @t|ftem beS ^ic. SRir.,
aRarburg 1858. S)aS SSergeid^niß ber Ausgaben
feiner SOSerfe bei SKeinerS a. a. O. 106 f. unb
Graesse, Tresor V, 283 s. ^ico'S l^ebr&ifd^e
1555 ^Dtirjam — Missa. 1556
ganbf^itften DerieicE)net 3o{)- S^rift. S&iolf (Bibl. nai^ten, €t)t)}^Qnie, Oftem, ßfirißi liimmtt^
Hebr. I) na^ 3. ©öfforelfi, unb fp^ngften, ODtgejtii^net, faim (lier ob« onfetr
ÜRitanbulQ unb ßoncorbia, äo^-Stan- btm ermö^nttn 3:ribuum burc^ Sßfaltn 116, ioi
ci8cu§,©olönbtS®altotto3Jtitinü>ulQunb9icffe Wrätflen Cobpfalm, etfe^l iwrbm, ©olmiBftiit
beS ajorigen, ht^tn aiat^folfler in bet J^crrjc^oit, WtcDncilioKon b(t ^pänitenttn am (Srünboiuttri-
6rte unb Herausgeber Bon beffen literQrijiient tog ubliii^ mar, würben oom ®ijcE)of unb ffiiw
Siac^Ia^, Siogrop^ beSjelben, glei^fallg ©idjtev, Slififttnj bie brei aJtiftrere}ifaImen über bit in k
ftu^lbawt Sd6rift[teDer unb eifrigtr ^Ipologet, ßiri^e »ieber eingeführten Sü^er flef(iri)c|i»n. 3«
greunb unb SBiograpl^ ©ooonarolQ'a, ftanb in bcn bem SKituS benedicendi et abBolvondi potraks
Äätn))fen unter 3uliu§ IL auf Seite btS Itiop- et agroe, welchen Senebict XTV, unter bitSoif
^; Seo X. überreii^te er gegen Snbe beS £ateran° bictionen bei röntifi^m 9iitual9 (fit. 8, cap. 31)
uncill 1517 {eine elegant gefc^riebene Siebe De eingereiht l^at, fc^!ie|l fid() in ber Einleitung biefs
reformandiB moribus unb erlangte au$ Don bic^ O^eier an bie Sitonei Don allen ^eiligen unb in
fetn$a)}ftt 1519einbefonbere§@i$u|£riDilegium äffentli^e ©c^uIbbeFcnntnig baS Miaerere m,
für eine 91euau§gabe ber gejammelten SBerte feines melt^eg ber Delegat über ben SleruS unb ba€ Soll
O^eintä. ^1@ 0ürft mürbe er mieber^oit aus ber jurecitiren^at. ^ie$faImobie,n}eIct)tbie@lDdm'
©errfi^oft öertrieben unb raieber ringejegt, jultlft roei^e eröffnet, beginnt mit hemjelbcn ^ifalme. Sri
bon feinem Steffen mit bemaffneter §Qnb über» Segnungen unb SSSeifiungen ift in ber Segel Mm
fuQen unb netift feinem JRteflen@o^ne am 15. Oc< bemS^or in Vertretung ber ganjen @emeinb< bd
tober 1533 ermorbet. 3Jlit SBiflibolb Spirl^eimer Miserere ju reciliren, toäfirenb ber Sifi^Df ober ,
unb Quberen beutfd^en Gtlebritäten flonb er in 5PTieft*r bie Suftration mit SBei^lnaffer Dollji^
brieilid)em Sßerft^r. (SSgl. Fei. Ceretti, n Conte ©ie SBeil^ie beä 9Htür3 beginnt mit ber niido-
Giovanni Francesco I. Pico, Modena 1885; Rollen feierli^enSeJprengungbeSfelben; bieSeg"
TiraboBchi, Stör, della Letter. itaL VII, 1, nung beS @runbfteine§ unb ber @runbmaueni ji
354 sg. ; äJerjddinil ber Schriften bei Graeaae, einem JHrc^enbau, bie Segnung ber ffirdie inb
Tresor V, 284.) [O. Sßfiilf S. J.] beS Äircd^ofs unb beren SReconciliotion, bie aJenf
^ttiam, ). Hiaria im 91. %. biction btS aBD^n^aujeS erforbem als UKfentTi^
SSiCÖie (-f-k) , im 1. 3:. ber bab^Ionifd^e Kct bie aipeifton, nieli^e jebeämal Don ber Sed-
5iamc bei jübifi^en $agen an 9)abudtiDbonofDr§ totion be§ Miaerere begleitet wirb, 33« fomttöf
§Dfe, ber fonft 33ii\ati 6ie| (3)an. 1, 7; 3, 12). lirfic ^auptgottcSbienft toirb, um bie ®läu%i
SBifwtr'Jlf'e), imS.S. 1. einUrenfelSebi'S, bur^ ein ©acramentale ber 3;^eilna5me am jei-
©o^n Djieli (Sj. 6. 22. Seo. 10, 4). — 2. einer ligen Opfer ttürbig ju raacden, mit berÄSpei^
beräiingünge, miiie fiei ber jreeiten aSegfü^rung eröffnet, meiere Dom biliare au9 über bie gin*
ton^äraclilen nad)SnbgIon jum^agenbienftbei ©emrinbe ftc^ erftredt, rod^renb ber 50. ^j"!*
91abud(|obono[or beftimmt mürben (^an. 1,6; f o weit gefprod^en wirb , ali e§ bie 3)ouer bet
2, 17; 3, 88. 1 aWarf). 2, 59). — 3. ein Setiit Saperpon trforbert; in ber öfttrliij^ 3eit teilt
in ber Umgebung gibrag' (2 gsbr. 8, 4). an |eine SteQe ber 117. ${alm (Confitemiiü)'
SSif^tto, f. Salmub. Sei ben meiften bi(|er ßult^anblungen ifl bie %•
Miserere begeid(inet als StnfangSmort über* dtation beS ^falmeS junäi^ft burc^ bie bemfebit
^aupt ben 50., ben 55. unb ben 56. $falm, o^ne entnommene Sintiplion Asperges me Denmla^;
toeilem 3ufab aber regclmitgig ben 50., baS SJug- bie[t ift benn auc^ jur liturgifc^en gorm genwäxn,
lieb, raeldieS Souib bit^tete, al8 et gur Sifenntni^ meiere bei ben meipen Segnungen bie Hfipeiftm
feiner fi^neren 93trfünbigung gclommen mar. ^ al3@acramentalebeftimmt{f.b.9IrtAspergefliiH
ber erften §älfte (SB. 3—14) Jpricbt ber reumütl^ige 1, 1497). S)er Sßfalm fclbft bietet in feinem ä^Qß
Sünbcr bie D ertrau enSuoQe SSitte um Sünben- unb SSortloule mannigfai^e SBe}ie^ungen, wßif
natE|lQ& unb boHtommene SReinigung, in ber gmei- feinem ©ebrout^e bei ben erwfitinttn Snlfiffcn m
ten (5J. 15—21) ben 9)Dr|a^ ber ©enugt^uung tiefere Deutung geben, aiä SBufert"!»' "'*'* W
unb be§ bußfertigen Seben§ auS. 3n ber Diei^e Miserere im ffloßer gu ber üblii^cn SliSdpIin gt*
bet fieben Su^falmen fte^t er, ber biblifd^en fprod)en; in pricaten ut^ BffenQi^ afaibo^m
Kritienfolge im $faltet entfpred(ienb , an üierter erfc^eint berfelbe neben btm $fabn De profondii
Steße. JUebenberffierOenbung, mel^e etjugEeidö als ba§ beDorjugte ©ebet ber Sürfprat^ für Wf
mitbenSußpfalmenfinbet (i.h.arl.!Bu6pfalmen fflerporbenen. SBieerfürbittmeifefürSefienbewi
n, 1614), tritt er fclbftänhig überaus I^öupg in abgeworbene ju Dcrmenben ift, le^rt bie ^L SRi^
bie Siturgie ein. 3ni ©ebetSofpcium eröfptet er tilb Lib. spec. grat 2, 2. [ft. ©^b.]
bie SaubeS ber Sonntage in ber Stptuagepmal- Uissa, ber liturgif i^e 9!ame beS ^eili^ 3b^
geit, fomie aller ^tnm außer ber Ofte^^eit unb opferS, mirb nai$ beffen Stellimg tm litinelf^'B
heS SßbtenofficiumS, te^rt bann in ben ferialen Slienpe, nücb ritueEen Söerfd^ieben(iettra ober j*
$recee ber SQeSper mieber unb befi^Iießt am %n- fälligen äußeren Umpänben bur^ numni^aBig'
buum ber 6^Qtmo(!|e jebe eingeine ^ore. 3n ber ^Benennungen nd^er beftimmL 3>ie l&es {Ä-
S)anlfapng no^ ber 6auptmal|Ijeit ift er täglidti, blica aeu solemnis tmirbe na^ ben tBorilltn
mit9ti^na^meber^oc^feftlicE)enäßDi$enuDnaBei^- OrbineS unter Set^igsng go^Iret^tr Eltnb
557
Missa.
1558
ec ttteberen unb l^öl^eren SBeil^egrobe mit ®efang
e8 (EeleBrantcn unb feiner SKiniftronten, joiüic
e8 Sl^ored, ber schola cantonim, qI§ feier>
iftt, pfliii^tmö^iger ®otte§bienft ber ©enteinbe
egattgetu 3m ^ttelalter tmirbe, meil ben ©lau»
igen an @onn> unb geiertagen gur ßrfiUlung
ed JKrd^gebote§ bie ^^td^t oblag, in tl^rer
(forrfird^ ber Missa publica beijumol^nen, bieje
Itd^ Missa major, praecipua, generalis, com-
nmis, alia, Smt ^od^amt fpöter qu(^ Missa
arochialis, ^forrmeffe, genannt, ^it le^terem
tarnen tt)irb gegenwärtig in einzelnen S)iöcefen
le SKeffe bejeid^net, weld^e ber Pfarrer für feine
torod^anen a))))Iicirt; ba^ bie^ bie ^auptmeffe
in muffe, ifi particulare, bem gemeinen Siedet
id^t entfpred^enbe ©emol^nl^eit. 3u^ Missa so-
aniniB gel^ört nad^ ben geltenben Sefttmmungen
le Sffif^en) bed S)iacon3 unb ®ubbiacon§, meldte
leU^loie ber Selebront beftimmte Partien ber
Inrsifd^en Se^te im ©efangStone vorzutragen
dien, f omie bie Set^eiligung eines @öngerd^or§,
leld^ bie il^m jufaHenben Se^te gleid^faHS afö
ü^cnig ouSfül^rt. SMe ijfeierlic^feit bebingt fer-
et eine größere 3«^^ öon Slltarlid^tem unb bie
tncenfation beim SntroituS, @t>angeHum unb
)ffertorium : Missa solemnis in communi sensu
icitor illa, quae omnem solemnitatem habet,
antns, thuris, ministronim sacrorum earum-
ae cerimoniarum, quas praescribunt Bubri-
ae Missalis (Gavanti-Merati, Thesaurus I,
«rs 1, observ. praelim. XXX ITT). 2)ie Dom
Hfd^of mit ber t)om Cerim. Epp. Dorgejeid^ne«
% Sfeierlid^feit celebrirte Missa solemnis l^ei^t
Graa ponüficalis. SBirb bie ÜKeffe ol^ne S)ia-
nt unb @ubbiacon, j[ebod^ fo gefeiert, ba^ bie
im ®efong beftimmten ^l^eile Don bem Sele-
canten unb bem S^ore gefungen werben, fo
mimt i^r bie 9ejei(|nung Missa cantata ^u ;
rt ben Siturgifem bed Mittelalter^ l^ei^t btefelbe
in mib tDieber Missa media, meil fte ber ^eier-
d^fett nad^ ^Wif d^en ber Missa solemnis unb ber
Gssa privata fielet. Sin^elne ©Quobalbeftim»
nmgen, toie 3. 93. bie be§ üonc. prov. Colon. Don
860, f orbem, ba| bie ^auptmeffe an @onn- unb
feiertagen, »eld^er ber größte äl^eil ber $farr«
emetnbe beimol^nt, al§ Missa cantata gehalten
lecbe. @tifte, SoDegien unb Sapitel fmb Der*
[Bd^, tdglid^ eine unb on ben auf eine größere
Me f dienben f^feften ^wei be^m. brei f olenne, bem
iQgeSofficium entfpred^enbe Steffen im ^nfd^Iug
s eine beftimmte ^ore bed canonifd^en Of^cium§
I friem; bie^ ift bie Missa conventualis ober
Gflsa capitularis, tt)eid^er bie @:or))oration al§
\Vlft beitDOl^nen mu^. S)ie 93e5eid^nung Missa
rivftia f&r bie Dpferf eier, meldte ol^ne bie er»
iS^^iten Solemnitöten celebrirt mirb, ift nebft
m ^teid^bebeutenben Flamen Missa peculiaris,
peeialis, sii^ularis, familiaris barin begrün»
% ba| biefe Selebration nid^t in SSerbinbung mit
tr an ©onn- unb gfeiertagen pflid^tmä^ig jum
sOigen Ofyfx t)erfammelten ©emeinbe ftattfinbet.
fonbem gett)iffermagen ))riDate ^nbad^tSübung bed
$riefterS ift. 3m SlUcrtl^um nannte man biefe
2Reffe, meil fte aud^ an ben Sagen celebrirt tt)urbe,
an meldten bie Sl^eilnal^me an bem l^eiligen £)))fer
nid^t geboten xoax, mitunter Missa quotidiana.
S)a in berfelben nid^tS gefungen, fonbem 9lDe§
einfad^ nad^ bem 9Re|bu^ recitirt mirb, l^eigt fte
aud^ Missa lecta, plana, bassa, secreta, ftiUe
ober Sefemcffe. Ucbrigenö ift ber öffentlid^e 6^a«
rafter aud^ ber ^rioattneffe nibriciftif d^ baburd^ ge«
malert, ba^ minbeften§ ein SRiniftrant zugegen fein
mu|, melier bem Selebranten p refponbiren unb
IM bienen l^at. 2)ie Missa soUtaria, toeld^e ber
^riefter ol^ne jeglid^e Slffiften^ feierte, ift bur(^ Der«
fd^iebene ©^noben be§ 2RittelaIter8 Derboten. ffiie
Missae de tempore, de festis, f omie bie Missae
de sanctis entfpre(|en bem Sagedofficium, xoxt
baSfclbe in bem ftalenbarium beftimmt ift; jene
gel^ören ber ürd^Iid^en ^txi in circulo anni, biefe
ben einf aBettben §eiligcnf eften an. ®ie SBenennung
berüdCfid^tigt einzig ba§ SRe^formuIar unb fielet
Don ber 3feierlid(|!eit ab, meldte bie Selebration
begleitet. ®ie Setnporalmeff e ift ie nad^ bem SageS«
officium eine Missa dominicalis ober Missa
ferialis; mit 9tüdffid^t auf bie ürd^Iid^e 3^it |^ie^
fie im 3RitteIaIter Mfissa quadragesimalis, Missa
de jejuniis, Missa paschaUs, bie beS ^^rün»
bonner§tag§ toegen ber Oelioeibe Missa chris-
maHs. S)ie Missa Totiva (f. 0. @p. 1315) l^ei^t
Missa Yotiva privata unb Missa votiva so-
lemnis, obne älüdfftd^t barauf, ob biefelbe ftUI
ober mit äu^erlid^er QfcictUd&feit gebalten wirb.
3u ben SSotiDmeffen gel^ören u. a. bie SKef[e bei
ber S^eeinfegnung (l^üssa nuptialis , im römi«
fd^en SOtiffale Missa pro sponso et sponsa), fo-
tt)ie bie 9Ref[en, meldte in f d^ioar^en ^aramenten für
bie SSerftorbenen celebrirt unb nad^ bem Eingang
be§ 3ntroitu3 Missae de Bequiem, aud^ Missae
defunetorum, Missae animanmi genannt toer«
ben. Trentenarimn ober Tricenarius S. Ore-
gorii, gregorianifd^e SWeffen, nennt man eine Serie
Don 30 9Ref[en für SSerftorbene, toeld^e an 30 ftd^
unmittelbar folgenben Sagen gelefen toerben, eine
Uebung, tocld^e burd^ ben SBeridgt (SregorS beS
(Srofeen über ben Sob beS SKönd^eS 3ufht8 (Dia-
log. IV, 55) Deranlafet ift. SKit SRüdfftd^t auf bie
SageSaeit ber Kelebration unb i^re Stellung im
canonifd^en Officium fpred^en bie mittelalterlid^en
j^lofterftatuten Don einer Missa nocturna, Missa
de galli cantu, Missa matutina ober matuti-
nalis, meldte gegenüber ber aud^ Missa diei ge*
nannten SonDentual- ober ^aiiptmeffe aI3 Missa
minor be^eid^et mürbe; au^ eine Missa vesper-
tina ober serotina tt)irb ermö^nt, bie an ^^ft«
tagen in SSerbinbung mit ber SSeSper ober dd
Missa sicca o^ne @onfecration unb Sommu*
nion gebalten würbe (f. Gavanti-Merati L c.
LXXXIV). S)ie SKeffe, bereu 3ll)t)lication mit
einem freibönbig gegebenen @ti))enbium (Stipen-
dium manuale) au§bebungen Wirb, nennt bie
ürd^Iid^e @))rad^e Missa manualis, Missa ad-
1559
Missa conventualis — SDliffale.
1560
ventitia; bagegen tft Missa fimdata ober Missa
legata btejentge, beten aüjöl^rlid^e Setebration
für immer ober auf längere 3eit burd^ eine blei»
benbe Stiftung ober teftamentarifd^e SBeftimmung
gejtd^ert ift; Missa annualis l^ei^t in S)ocumen*
ten beS SKittelalterS bie SKeffe, toeld^e auf ©runb
eines SBenefiriumS täglid^ für beffen ©tifter gelefen
»erben mu^. S)ie SBe^eid^nungen Missa cate-
chumenomin unb Missa fidelium (Missa sacra-
mentomm) für bie ^aupttl^eile ber SRe^Iiturgie,
Missa praesanctificatonmiy Missa bifaciata
unb trifaciata, Missa sicca unb Missa venatoria
f. oben im 3lrt. TOeffe ©p. 1315 f. [ft. ©(i^robj
Missa conveiLtuälis l^ei^t bie bem ^od^'
amte in ben ^farrfird^en analoge, gewöl^nltd^
feierlid^e 2Keffe, toeld^e in ®a})iteln unb Drben§»
gemeinben mit Sl^orbienft töglid^ nad^ einer be»
ftimmten ^ore bargebrad^t wirb; fie mirb für bie
betr. ©enoffenfd^aft applictrt, unb ^u il^rer 3ln«
l^örung muffen fid^ aKe SRitglieber berfelben, tteld^e
nld^tred^tmö^ig öerl^inbert pnb, im K^or einfinben.
Missa gpregoriana, f. @regor. 3Reffen.
^iffa(e, SRegbud^, ein 93ud^ mit fämmtlid^en
©ebeten, Sefungen unb Sejtftürfen, meldte bei ber
fjfeier ber l^eiligen SDleffe unb einzelnen mit ber»
fetten in Swfootmcnl^ang fte^enben Functionen
redtirt »erben muffen, f ott)ie mit ben rubriciftifd^en
SSorfd^riften, votlä^t bei ber 51!Ke^fcier überl^aupt
unb an einzelnen 3:agen unb geften inSbefonbere
}u beobad^ten ftnb. ^i§ in ba§ SJ^ittelalter l^inein
toaren bie öerfd^iebenen Sejte mit SHüdffid^t auf bie
bei ber fjfeier tl^ätigen ^erfonen auf mel^rere SBüd^er
öertl^eiÖ, ttie aud^ jejt nod^ bei ber f eierlid^en SJleffe
neben bem SKefebu^e, beffen ber ßclebrant am
Slltare bebarf, ein jtoeileS für bie SDliniftranten
jum Sortrage ber Sefungen (Sectionarium) unb
eigene Kl^orbüd^er für ben ©efang be§ K^oreS
(Drbinarium, ©rabuale) erforbertfinb. ©ieSejte,
ttjeld^e ber ßelebrant attein bei ber SJlefefcier unb
anberen facramentalen §anblungen ju fpred&en
l^atte, entj^ielt ber Liber sacramentonun, Liber
mysteriorum, aud^ fur^toeg Sacramentale ober
Sacramentarium genannt; bie übrigen SobiceS
trugen nad^ il^rem Snl^alte öerfd^icbene, nid^t im«
mer gleid^möfeig gebraud&tc 5^amen: ba§ Anti-
phonale, Besponsale ober Graduale entl^ielt bie
©efangftüdte, meldte ber ©l^or jum gingang, jmi»
fd^en ben Sefungen, ju bem Dffertorium unb ber
Kommunion öorjutragen l^atte; in bem Lectio-
narium ober Apostolus unb bem Evangeliarium
ttwren bie öon ben SKiniftrantcn ^u recitirenben
Sefungen jufammengeftellt. 3ebe§ biefer 83üd^er
mar ein liber Missalis. SBo aber bie 9J{eff e ol^ne
bie Slffiftcnj öon SKinifiranten unb Sl^orfängem
celebrirt mcrbcn mufete, unb ber Eelebrant fettft
SllleS ju recitircn l^atte, führte bie Jlotl^menbigfeit
baju, bie jur SKe|feier erforberli^en Sejte au§
biefen öerfd^ebenen SJlefebüd^em ju einem SBud^e
in oereinigen, meld^eS Missale plenarium, bann
einfad^l^in Missale genannt mürbe. S)erartige
DoUftönbige ^ßegbüd^er ftnb nad^meiSlid^ feit bem
6. Sal^rl^unbert im ®ebraud^. Seit bem 12. 3o^
l^unbert mar bie römifd^e Siturgie im ®ro^ vab
©anjen nal^m im gefammten ^ßenbl^ibe in
Uebung; im Sinjelnen aber befianb eine gro^
SSerfd^iebenl^eit. i^ird^en))rot)tn5en unb Sidcefot
befa^en unter i^ren eigenen liturgifd^ Süd^m
aud^ eigene ÜJliffalien. SHefe übergroße Stomig«
faltigfeit unb Dor Mem ber Umftanb, ba^ neioi
auffälligen rituellen ^meid^ungen Dielfad^ canäi
unl^altbare 3ufö|e in bie liturgif d^ 93ud^ toatea
aufgenommen morben, Deranla^ten Sif^öfe tmb
meltlid^e dürften, nad^bem derein^elte Sefornttia*
fud^e bie Sinl^eit nid^t einmal l^otten anbauen
tonnen, auf bem Soncil Don Orient gu beantragen,
bag bie SSöter be§ SoncilS bie liturgifd^ Süc^
reformiren unb im SuItuS bie ßii^eit l^erfteQm
foHten. ®a§ ßoncil betraute in ber 18. ©ijung
(16. gebruar 1562) eine ßommiffion mit biejet
tluf gäbe unb übermieS, ba biefe fte nid^t l^atte üoll'
cnben fönnen, in ber ©d^lufefijung (4. See. 1563)
bie Vorarbeiten unb bie »eitere ©orge für biefe 8n«
gelegenl^eit bem ^apfte. S)er (Sarbinal 93ernatbin
©cotti unb ber Sifd^of Don ©t. %]ap% Xi^m(&
©olbmeQ, beibe au3 ber Kongregation ber ^ü^ta'
tiner, ^u bereu SRitarbeitem aud^ ber Karbind
SBiU^elm ©irlet unb ber ©elel^rte 3ultu§ $oggi
(bei Zaccaria, Biblioth. rit. 1, 116) gel^örten, be^
enbigten il^re unter $iuS IV. begonnene Arbeit
unter ^iuS V. 3^re 9luf gäbe mar nic^t, ein neu«§
9Jtegbud^ }u Derfafjen, f onbem auf ©nutb ber Da*
ticanifd^en unb anberer ^uoerlüf figen SobiceS, f ooie
alter unb bemöl^rter ©d^riften über ben SRituS, boS
römifd&e SWiffale „entfpred^enb ber 9iorm unb bem
9tttu§ ber l^eiligen SSöter mieberl^rjuftenen*; be»
red^tigte Srmeiterungen, meldte in ben ©ebetts
unb im StituS ftd^ au§gebilbet l^atten, fanben Se-
rüdfftd^tigung, fo ba^ einzelne Kerimonien imb
©ebete, mel^e bem ältert|um fremb maren, in
bie SRegorbnung enbgültig aufgenommen mürben.
$iu8 V. fül^rte bie neue Äecenfion atö Missal«
Romanum ex decreto Concilii Tridentim re-
stitutum burd^ bie 93uEe Quo primum Dom
14. 3uli 1570 mit ber SBeftimmung ein, ba|
aUentl^atten, mo nid^t feit 200 Salären ein eigener
9litu§ beftel^e , biefeS SRiffale au3f d^Iiepd^ snb
ol^ne ieglid^e ^enberung 5U gebrau^n fei; bie
^ftimmung foQte in %om nad^ einem ^Roiuä,
in Stauen nad^ brei unb barüber l^inanS iutt(
fed^S SWonaten in ftraft treten. 3luf ©nmb be8
burd^ bie genannte IBuQe anerf amtten äted^teS 'fyiba
bie alten Drben, mie bie ffartl^äufer, ffiominia^
ner u. a., fid^ im 93eft^ unb ©ebroud^ eigcnet
SDliffalien erl^alten: mit ber ombroftonifd^n 2i^
turgie blieb aud^ oa3 ambroflanif d^ SDKffoIe im
SRailönber ©prengel beftel^en. 2)iefe ))articuIateK
9Dte|büd^cr finb in biefem Slrtifel nid^t weiter h»
rüd!)td^tigt. Sro^ ben in ber Sinfül^nmgSbuIe
f eftgefe^tcn Slormen unb ©trafen l^abennod^ ben
^nbeutungen ber 93uBe KlemenS' VIIL Cum
Sanctissimum Dom 7. 3uU 1604 bie Snufer
ftd^ miEtürlid^e Slenberungen geflattet, f o in^fon^
9RiffaIc.
1562
i bie @efang§ftfiäe, für meldte bie SRecenfion
V. ben SBortlaut ber 3tala beibel^alten l^atte,
est bet 1590 U^to, 1592 Deröffentlid^ten
to aufgenommen, bie gptjleln unb goange«
ilfteHt unb leitete mit ungemöl^nlid^en @in«
i oerfel^en. S(emenS YUI, lie^ bolzet burd^
rbtnale 9aroniu§ unb 93eUotmin, ben 9iu«
m ©QDQnti unb biet ©elel^rte baS pianifd^e
t neuerbingS reDibiren unb on einzelnen
1 öerbcffem, unb Dcröffentlid^te bie neue SRe«
i butd^ bie ermöl^nte SSuUe im % 1604.
Urban VIU. tt)urbe fobonn nad^ bcm öon
V. unb ßlcmen§ VUi. reformirten SBreDier
io8 9JhffaIe einer britten 2)urd^{td^t, mlä^t
iu))tföd^Iid^ auf bie Stubrifen erftredte, un«
ti, unb mit ber 93uIIe Si quid est Dom
)tember 1634 qI§ autl^entifd^e SSorloge für
ncudKegung ))ublicirt. S)ie SRitglieber ber
rr jttjeiten unb britten SReoifton betrauten
iffion finb bei SKerati (ju Gavantus, The-
9 n, 2, 1 add.) aufgefül^rt. SBöl^renb
:e ©iöcefen il^re eigenen 9QfHffaIien neben
imifd^en beibehielten unb biefem mel^r unb
onformirten, l^aben oom 6nbe be§ 17. Sal^r»
18 an mel^rere SBifd^öfe in granfreid^ unter
influffe ber 3on|cni[ten neue SBreoiere unb
ien gefd^üffen, meldte erft um bie SRitte be§
>en äal^rl^unbertS, bor Sllem infolge ber
)imgen ©uerangerS (f. b. 2lrt.), burd^ bie
roufnal^me ber römifd^en Siturgie befeitigt
!• S)ie arbeiten S5enebict§ XTV. bcrül^rten
ituale, ^ontiftcale unb ba§ Cerimoniale
^porum, nid^t über baS SDliffale. Umftellun»
ber 5Rei^enfoIge ber 3Kef Jen, ©infd^altungen
ilörergformulare unb ö^nlid^e Slenberungen
iffale erlaubten ftd^ beutf d^e Herausgeber unb
er in ber erften §älfte beS laufenben Sal^r»
iS; biefe ausgaben toaxtn iebod^ ccaä^ in
fyx ^infid^t f 0 menig mujtergültig, ba| fie
»d^äbigung in meiteren Jheifen nid^t berur«
, obgleid^ einzelne 6gem})Iare aud^ je^t nod^
4t werben. 3118 Seo Xm. bei ber Ser»
ng ber ^eiligenfefte ftd^ oeranta^t fa)^, bie
ung ber sufoSig beJ^inberten gfefte gu be«
'en, ertoieS fid^ bie Slbönberung ber aUge»
i imb @pecial»9hibrüen unb bamit aud^ eine
lecenfion be§ SreoierS unb be§ SKiffale als
mbig. S)ie neue 92ormaIauSgabe (editio
0 bÄ SDWffale, meldte fortan jebem 9leubrud!
tnbe gelegt werben mufe, erfd^ien 1884, unb
>ei 8r. ^uflet in SRcgenSburg, in el^renber
tmungöonbeffenffirudleiftungen. ®a89Wif»
yffnen bie 6inf ül^nmgSbutten ^iu§^ V., Kle«
Vm. unb UrbanS VIIL, weld^e in älteren
Ben meifi nur fummarif d&, in ber gfolge aber
nbig mitgetl^eilt ftnb unb f o mit iebem 9!eu-
rte für bie älecenfion unb ben ®rudt gelten-
W^tögnmbfo^ gewifferma^en öon neuem
ircn ; an biefelben mu^ fid& bie ^l)robation
dkittanud beS S)rud(orteS anfd^Iie|en. S)ie
Um SBeifungen, meldten eine äleil^e Don
2)ecreten ber Stitencongregation DorangefteOt tft,
tonnen als (Einleitung beS !DlePud^eS betrad^tet
werben; biefelben umf äffen: 1. S)ie ^bl^anblung
über bie fird^Iid^e 3^tred^nung (De anno et ejus
partibus) unb im Slnf d^Iu^ baran bie Tabelle ber
beweglid^en ^fte, um wel^e baS ffird^enj^al^r ftd^
bewegt (Tabula paschalis imb TabeÜa tempo-
raria), fowie ben Äalenber ber ftel^enben gefte;
2. bie aDgemeinen 9htbrif en, unb 3. bie S)arftäung
beS SlituS ber ÜKefefeier. ffiiefe beiben Sl^eile wür-
ben Don 3o]^. S9ur^arb (f. b. 3(rt. unb ben Aatl^otil
1884, 314) aufammengefteDt unb 1502 in SRom
gebrudtt ; bem römif d^en SRiffale ftnb biefelben in
einer SSenebiger SluSgabe Dom ^al^re 1536 bei-
gefügt; unter ber^uffd^ft Bubricae generales
unb Bitus servandus in celebratione Missae
(Bitus celebrandi) nal^m $iuS V. fte in baS
aWe^bud^auf ; in ben Don ElemcnS Vni. unb Ur-
ban VIEL burd^gefü^rten SReDifionen würben fie
im Sitel abgegliebert unb ^um Sl^eil erweitert.
S)aran fd^Iie^en ftd^ 4. bie SOßeifungen, weld^e bei
etwa Dorfommenben S)efecten ju beobad^ten ftnb,
unb 5. bie ®ebete jur SSorbereitung unb ®an!«
fagung. S)ie ben Rbxpn beS aJHffale bilbenben
SQfte^formuIare, weld^en bie Bubricae speciales
eingefügt ftnb, fd^Iiefeen fid^ in il^rer Slbtl^eilung
unb äfolge ben Dfficien beS SreDierS an. ffiaS
Proprium Missu-um de Tempore orbnet bie
3Keffen unb bie cinjelnen Sage eigenen befonberen
Functionen (©cgnungen, ^roceffionen) für ben
Verlauf beS ffird^enial^reS nad^ ben Sonntagen
unb ben entfpred^enben 3Bod^; eS beginnt mit
bem erften Sonntage beS SlbDentS unb f^Iie^t mit
bem legten (24.) ©onntage nad^ ^fingften. S)ie
ftel^enben SJle^gebete, weld^e alS Commune Mis-
sarum betrad^tet werben !5nnen, nömlid^ ber Ordo
Missae mit ben wed^felnben ^röfationen imb bem
Canon Missae fammt bem bem Selebranten ju-
faüenben SantuS, ftnb Dor bemOfterfotmtag ein-
gefe^t unb f^mboliftren burd^ biefe @teUung, ba^
bie ©el^eimniffe beS icaoxa oraupwcnixov unb beS
iraoya dlva(rra<jtji.ov in ber SWeftfeier erneuert wer-
bett. 2)aS Proprium Missarum de Sanctis be-
ginnt mit ber Sigil beS «nbreaSfefteS, nad^ wel-
d^m ber gintritt beS ^bDentS fid^ regelt, unb ent-
l^ölt in ber Reihenfolge beS bürgerlid^n JlalenberS
bie t$formtiIarien unb ÜRe^tl^Ue, weld^e ben Dom
SSerlaufe beS ffird^enjal^reS unabl^öngigen geften
eigen ftnb; bie «uffd^rift biefeS SJ^eileS ift barin
begrünbet, bafe bie| Dorwiegenb §eiligenf efte finb,
SWifd^en benen nur Wenige Qf^fte beS fterm ein-
treten. 3n bem CommimeSanctorum finb 9Re|-
formularien für bie einzelnen j{laf[en Don |)eiligen
in ber Stangorbnung ber Sitanei Don aDen ^eiligen
jufammengefteHt , auf weld^ jurüdfjugretfen ift,
inj of em für ein §eiligenf eft feine eigene ÜKeff e ober
eigene ÜKefttl^eile Dorgefel^en ftnb. 3)a in biefen
tJfäUen in bem $ro))rium auf baS Commune Der-
wiefen wirb, fo mu§ bei bem ®rudfe beS SDWffale
baS 6!ommune Dor bem $ro))rium l^ergefieHt unb
infolge beffen aud^ eigenS paginirt werben. @S ftnb
1563
aWiffalc.
1564
in bicf cnt %f)txU 9Weff cn Dorgcfcl^cn für bie SSigtl ber
^poftelfcfte, für bie geftc ber ^Ölort^rcr (mit cigc«
nen 9Jlcffcn für bie Dfterseit), ber Sefenner, unb
itoax folc^er, meldte Sifd^öfe ober Äird^enlel^rer unb
fold^er, weld^e ol^ne bifd^öfli^cn ß^arafter fmb,
cnblid^ ber 3ungfrauen unb ber ^eiligen grauen.
®em Kommune ift angel^ängt bie 3Wef[e für ba§
Seft unb bie jäl^rlid^e ©ebä^tnifefeier ber Äird^=
»eil^e. 6S folgen bann bie für befonbere 3lnläjfe
unb Slnliegen öorgefe^enen SBotiömeftenmit 35 Ora-
tiones diversae, tteld^e nad^ ber SageSoration
eingelegt merbcn, fowie oicr gormularien für SRe»
quicmSmeffcn nebft 12 Orationes diversae. 3for»
mularien für bie öfter öorfommenben Senebictio»
nen bilben ben Sd^Iu^ be§ SKiffale, bem neuer»
bing§ bie SSotiömeffen angefügt finb, »eld^e ben
feit 1883 für bie freien SQBod^entage gematteten
95otit)officien entfpred^en. — S)ie in einem 3ln«
^ange bereinigten SKeffen gel^örcn, mie bie ent»
fpre^enbcn Dfficien im ^nl^ange be§ 93ret)ier8,
nid^t ber gefammten ff ird^e an, fonbem l^aben ein«
jig in foI(|cn Sejirfen ©eltung, für toeld^e fie fpe«
nett apjjrobirt fmb. ®a fie nid^t einzelnen ®iö=
cefen ober DrbenSgenoffenfd^aften auSfd^Iiefelid^
eigen fmb, Dielmel^r in ganzen ffird&enproöinjen
unb Sönbcm Slufnal^me gefunben l^aben, fo fönnen
biefe gformularien nid^t ttol^I auf bie S)iöcefan=
oberDrben§proprienbefd^rän!t bleiben. ®er erfte
Anfang eine§ fold^en Appendix pro aliquibus
locis finbet fid& im 17. Sal^rl^unbert in ben JUttf»
falien ber ®rudterei öon ^lantin in Slnttterpen,
tt)eld^e sunöd^ft ^m\ ober brei für bie fpanifd^en
unb öfterreid^ifd^en ifronlönber bewittigte SDleffen
ol3 Slnl^ang mittl^eilten. S)iefer ^ppenbis mürbe
oQmölig, ^umeift aber um bie SRitte be§ laufenben
Sal^rl^unbertS, burd^ bie SSerleger im Snterejf e eine§
örö|em Slbfa^eS beträd^tUd^ ermeitert. ®ie $ro«
))rien finb bie officietten Swfammenftettungen ber
einer ©iöcefe ober ®enof)enfd^aft eigenen SWejfen,
toeld^e gormularien au§ bem ^nl^ang beS SOWffale
ofö Missae ex Indulte apostolice celebrandae
für il^ren Sereid^ opjjrobirt unb erlaubt fmb.
S)a8 Slltcrtl^um unb ba§ 3Dtittelalter öermanbten
lux ^erftettung ber ^um liturgifd^en ©ebraud^e
beftimmten ®obice§ baS auSgefud^tefte SWaterial
unb ftatteten bief elbcn in ©d^nf t unb ©d^mudt auf
ba§ ©orgfältigfte au8. ^ud^ in ber erften ^eriobe
be§ S3ud^brude3 maren bie SRiffalien burd^meg
$rad^tleiftungen, bereu 3Huftrationen im legten
gSiertel be§ 19. Sal^rl^unbertS als SKufter unb
Vorlagen jur SluSftattung liturgifd^er Sudler 3ln-
erfennung fanben unb gro^entl^eite micber erneuert
»orben pnb. ®ieffeit§ ber SUpen mürbe bie go«
tifd^e ©d^rift beöorjugt, bis fie gegen 6nbe be§
16. Sal^rl^unbertS burd& bie claffifd^e ©d^riftform,
bie fog. Slntiqua, öottftönbig öerbrängt mürbe.
6rft im 17. gal^r^unbert begannen, mo nid^t bie
ßird^e felbft bie Sorge für bie §crfteHung ber
Uturgifd^en Sudler in ben Rauben bel^iclt, aud^
bie öerfd^icbenen Steuerungen unb ted^nifd^enOber«
Päd^lid^fciten: j)rofaner®rudt, 2Begfattenber rotl^en
gfarbe, fd^led^teS gJapier (3afob. Sic «mt|l in
©ienfle ber Äird^e, 2. «ufl., 21 7). 3n ben lejtot
SDecennien l^at iebod^ ein an bie fird^lid^ %)►
f d^riften fid^ anlel^nenbeS erf olgreid^e§ ©treben bm
liturgifd^en Srudberfen überl^oupt imb bemSR^
fale inSbefonbere eine be§ l^eiligen S)ienfie§ tDn>
oige innere unb öugere SluSftattung gegeben. SoS
reid^ ittuftrirte SKiffale in gotifd^cr ©d^rift öonS^
in SBien (1861 u. 1872) l^at, ol&ne ben öerbientm
^bfaj SU finben, ben ©inn für fünfllerifd^e §o*
ftettung gemedtt; bie feit 1875 crfd^ienenen jnä^»
tigen fieiftungen öon ©effain in aWed^eln, ffiei
clöe in Soumai unb ^ujtet in JRegenSburg ermög»
lid^en e3 aud& ben ärmften ffird&en, ein mürbig^
93ud^ auf ben ^Itar p legen. Um aud^ ben ^>
banb f oftbar l^erjuftetten , mürben bie ^dl§emen
Sud^berfel bis in^S 13. Sal^rl^unbert, mo eS ju et»
möglid^en mar, öorjugSmeife mit ßlfenbeintafefa
auSgeftattet, fpöter mit SRetattplatten (®olb« unb
©ilberbled^) überwogen, in meldte ^len unb (Sbd»
fteine gefaxt maren; „als nad^ ßrftnbung bei
Sud^brudferfunft bie Sudler l^öufiger utü) tDol^>
feiler mürben, überwog man bie ^olgbedfel ber
^rad^tbönbe mit gemebten unb geftidtten @eiben>
ftoffen, befd&lug bie gdten mit SKetatt, bie SRitte
oft mit einer ^tetattDignette unb fügte metaEem
Slaufuren l^inju; (Sinbonbe in gepreßtem Seber
unb Dergolbete ©(^nitte gel^ören erft bem 16. Sk^
^unbert an" (Dtte, §anbbud^ ber fird^l. ÄunP«
ard^äologie beS 9DWttelalterS , 4. SlufL, Seiftig
1868, 131). Ueber bie ginbonbe, meld^ bi«
92eu}eit mit gefpaltenem Seber, gepreßten 2)edai
unb geftampften bled^emen Sef (flögen fabrümö^
liefert, fül&rt 3afob (a. a. D.) mit Sied&t «löge.
93ei bem ®ebraud^ am Altäre ifi als Unterlage bd
ID^iffale ein $olfter, ffiffen (cussinus; Bubr.
gen. 20) Dorgefd^rieben, fomol^l um baS Sud^ jn
fd^onen, als aud^ um ben Se^ bem ^uge leistet
Sugönglid^ ^u mad^en; nad^ bem Cerim. I^p.
(1, 12, 15) fott beffen Ueberjug öon ©eibe frai
unb in ber ^arbe mit ben ^aramenten überein«
ftimmen. 3ln ©tettc biefer Unterlage ifl giemfi^
attgemein baS praftifd^ mel^r bemäl^rte ^ult (pol-
pitum, lectonle) getreten, baS in ^ol) mie ta
SDletatt ftilgered^t gestaltet merben fonn. S^^xSß
ftattung für ben ©ebraud^ gel^ört aud^ baS ategip«
ober ©ignaculum mit einer auSreid^enben ^
öon 3Rerfbänbcm, meldte bieungeftörteStecitatio«
ber einjelnen Seite erleid^tem unb fidlem. M
Cerim. Epp. (1. c.) »erlangt meiterl&in, boj b(ö
Uniffale mie aud^ bie Don ben SRinijIranten fl
gebraud^enben 93üd^er, baS S))iftolare unb Stxm«
geliare (Sectionarium), mit ©eibe öon ber goih
ber $aramente umfleibet feien. ffiiefeS int^
mentum, aud^ camisia genannt, ift bem @ebnm^
faft gans fremb gemorben ; jur 3(it beS ©oixmti
mar biefer ©d^murf unb beffen SBebeutung in ba
jf ird^en, meldte burd^ genaue ObferDan^ ftd^ auS-
Seid^neten, nod^ fel^r mol^l bcfannt : Convestitar
Missale ab accuratioribus proprio intego-
mento coloris Missae intervenientis tum ad
.565
ÜJli^l^eirat — Missio Spiritus Sancti.
1566
leeorem, tum ad reverentiam in eo conten-
iomm (Thesaaras I, 2, 1 d). Sine ^ntoeifung.
Die bie| Sud^Deib j^erjufteUen fei, f)ai ber 1^1. Raxl
BonomöuS in feiner Instructio fabricae et
mpeUectüiB eccl. lib. 2 (Acta Eccles. MedioL,
liifig. don 1599, 629) gegeben. [ff. Sd^robJ
9ti||9rttaf (disparagium) ^ei^t nid^t nur bie
B^ einer freien $erfon mit einer unfreien ober
eiBeigenen (eine SSerbinbung, meldte ]oto6t}l ba§
j^mifd^e olS bad germonifd^e Sted^t fd^tter berbot),
onbem aud^ nad| neuerem @prod^ge6raud^e bie
S^ einer erloud^ten ober l^od^abeligen ^erfon mit
iner ^rfon unter il^rem @tanbe, gleid^Diel ob
»Ott nieberem Slbel ober Dom Sürgerftonbe. SBenig«
ienS galt bie ^eirat eined ^od^abeligen mit einer
Burgerlid^ nad^ ber 3Ba]^Ica))itulation bedffaiferd
fori Vn. («rt. 22, § 4) unftreittg olS SKi^l^eirat.
Die Sel^ouptung ober, ba^ oud^ bie Serbinbung
iner ^erfon niebem 3(beI3 mit einer unobeligen eine
IRt|]^rQt im ftrengen 9ied^t§ftnne beS 3Borte§ fei,
ß f 0 tt)enig begrünbet oI§ bie mettere SSel^ouptung,
«I ein Slbeliger burd^ bie betrat einer $erfon au§
»ent Souernftonbe feines VbelS Derluftig merbe.
lAn'fynipt muffen bie bürgerlid^en SBirfungen
jiKt unfUmbedmö^igen (SS)t nad^ ben betreffenben
ionbeSgefe^en beurtl^eilt, unb mo biefe fd^meigen,
nul gemeinred^tlid^ angenommen merben, ba^ bie
jfnnt Den @tanb be§ ÜRanneS annimmt, ^ebenfalls
iber ift eine fold^e @^e, menn fte fonft an feinem
xennenben ^inbemiffe leibet unb in trtbentinifd^er
$Drin gefd^Ioffen ift, in foro ecclesiae eine DoO"
l&IttgeSi^e. S§ gibt eine ÜJlenge^bl^anblungen über
riefen ®egenftanb; Dgl. befonberS bie Don Sel^n-
ycnff, »erlin 1792, unb Don S. 3f. ®ierf, §alle
1888. [^ermaneber.]
IDssio canonlca, f. Sel^ramt.
IDsslo Spiritus »ancti (@enbung beS
letligen ®eifte§) ift gemä^ bem auf Sd^rift
tnb Söterlel^re ftd^ grünbenben fird^lid^^t^eologi-
ü^ Sprad^gebroud^ ber emige, immanente 3lu§«
ong bed l^Iigen ®eifie§ Don ^ater unb &of)n mit
{(nid^ung auf einjeitlid^eS 3^^^ ober eine SBirfung
t oer Sreotur. Sine naivere SrHörung unb »e*
cuiibung biefer Definition erforbert eine Unter«
tlfyanQ über ben »egriff unb bie Srten ber @en«
mgai gBttlid^er $erfonen überl^aupt unb fpecieD
in bie Derfd^ebenen @enbungen ber britten gött»
d^ ^ßerfon, fomie bereu »ebeutung unb 3Birf»
ndeit auf creotttrlid^em ®ebiete.
L ©egriff unb ßintVi^w^Ö ^^^ Ö^tt-
l^ett @enbungen im Stllgemeinen.
. SBieberl^oIt l^^t e3 in ber l^eUigen Sd^rift, bag
er @€ifyn ober ber l^eilige ®eift in bie SBelt ober ^u
m Stoifd^ gefenbet merbe, be^m. bag ber SSater
eil &fyx unb ben l^eiligen ®eift, ober ber Sol^n
eil l^igen (Seift fenbe (Dgl. über bie @enbung
e8 Soldes SBeiS^. 9, 10. 3o^. 3, 17. 34; 4, 34;
. 28. 24; 6, 29. 40. 44. 58; 7, 28. 29; 8, 26.
9. 42; 10, 36; 20, 21. ®al. 4, 4; über bie @en«
img beS l^igen ®eifte3 $f. 103, 30. SBei§]^.
, 17. SllC 24, 49. 3o]^. 14, 26; 15, 26; 16, 7.
®al. 4, 6). 3laä) l^ermeneuti) d^er Siegel mfiffen biefe
unb öl^Iid^e @teUen im eigentlid^en @inne Der-
[tauben merben, f o ba^ Don ben göttlid^en ^erfonen
im maleren unb eigentlid^en @inn be8 SorteS eine
actiDe ober pafftDe missio audgefagt loirb. Um
aber ben »egriff missio in feiner ^nmenbung auf
®ott rid^tig ju Derftel^en, muffen für'ä ßrfte alle
UnDoDf ommenl^eiten negirt merben, meldte ben unter
®efd^öpfen etma Dorfommenben @enbungen an*
l^aften; für^S 3n)eite mug afö bogmatifd^eS gfunbo*
ment DorauSgefe^t toerben, ba| Sater, @o]^n unb
l^eiliger ®etft, Don benen bie actiDe ober bie ))affiDe
Senbung auSgefagt mirb, stoar breireal Derfd^iebene
göttlid^e ^erfonen, aber l^inftd^tlid^ il^reS SSefenS
mie il^reS 93ßir!en3 nad^ %u^en l^tn nid^t blo^ 8U
einer fpecifif d^en, fonbem ju einer numerif d^en diu«
l^it Derbunben ftnb (Dgl. bie Slrtt. ®eift, ^eiliger,
SogoS, 2rinität). ?ll§bann lä|t fid^ mit ben Sl&eo-
logen bie missio divinae personae in folgenber
SBeife begriffUd^ entmid!eln. S)a j[ebe eigentlid^e
@enbung irgenb einen Ausgang beS ®efenbeten
Dom ©enbenben in fid^ fd^Ke|t, in ®ott aber fein
anberer 3lu§gang al§ ber be§ UrfprungS einer $er»
fon Don ber (be^U). ben) anbem angenommen mer«
ben barf, f o mug bie göttlid^e @enbung Dor 9UIem
ba§ UrfprungSDerl^altni^ ber gef enbeten $erf on 5ur
fenbenben be^eid^nen. Sa femer bei ieber magren
@enbung ber ®efenbete am 3^^!^ ^^^ @enbuna
auf irgenb eine SBeife anmefenb mirb, fo mu|
anä) in ber göttlid^en @enbung eine befonbere 9e«
^iel^ung ber gefenbeten ^erfon ju bem creatfirlid^en
£erminu§ ber @enbung angenommen, be^m. biefe
Se^iel^ung in il^ren Segriff mitaufgenommen mer*
ben. SBeil aber iebe göttlid^e $erfon f d^on Dermbge
il^reS 2Befen§ (bejtt). il^rer Unerme^Iid&feit) aÖ-
gegenmärtig ifi, fo fann bie burd^ eine Senbung
§erbeigefü]^rte9i[ntt)efen]6eit berfelben bei ber Kreatur
nur in einer neuen, ^bittn SBeife il^rer ®egentt)art
in ber le^tem befteljien. ©o fann man fagen:
Missio personae divinae ejusdem est per ori-
ginem processio cum habitudine ad terminum
temporalem, ober mit Zl^omaS (S. theol. I,
q. 43, a. 2 ad 8): Missio includit proces-
sionem aetemam et aliqrdd addit, scilicet tem-
poralem efifectum. ^iemad^ ift e§ unjureid^enb,
unter ©enbung blofe ben innergöttlid^en §erDor«
gang einer ^erfon Don ber anbem ju Derftel^en,
mie einzelne SSäter menigftenS fteüentoeif e ben 93e«
griff erhört l^aben (Dgl. Petavius, De Trinit.
1. Vm, c. 1, n. 2—3). ®iefe ^uffaffung Der-
mag baS jtoeite SRoment im begriffe einer eigent*
Ud^en ©enbung, bie Sejie^ung jum SerminuS,
nid^t geltenb ju mad^en unb entfprid^t aud^ nid^t
ber SRebemeife ber l^eiligen ©d^rift (Dgl. 3o]^. 8, 42;
16, 28). 9Ran barf unter ©enbung aud^ nid^t
blo^ ba§ öu^ere SBirfen ®otte3 Derßel^en, meld^eS
®ott äberl^au))t jufommt, aber einer einjelnen al3
fenbenb ober gefenbet be^eid^neten ^erfon nur etma
a))))ropriirt mirb, mie anbere Sater ut^ Sl^eologen
flellmweife geleiert l^aben (Dgl. Petavius 1. c.
n. 4 — 6 ; Suarez, De Trin. 1. XU, c. 1, n. 5).
1567
Missio Spiritus SanctL
1568
Ütur in einem nettem, uneigentUci^en @inne tann
man nad^ ber getoöl^nlid^en Seigre ber Sl^eülogen
auf baS augergöttlid^e (einer einzelnen ^erfon
a|)i)toprürte) SDßirfcn beS ®reieinigen bie Scjeid^«
tmng missio onttenben, mu^ aber l^ierbon bie
eigentlid^e missio ftrenge unterfd^etben.
Um bie SSoOtommenl^eit ber @enbung göttltd^er
^erf onen gegenüber Wofe menf d^fid^en ©enbungen
red^t 5U Derftel^en, fmb inSbef onbere f olgenbe ÜKo-
mente l^erDor^ul^eben. 2)a§ SSerl^öItni^ ber gefen-
beten göttli^en $erfon jur jenbenben ift nur
ein UrfprungSöerl^ältni^, feinerlei Slbl^ängigfeitS«
öer^ältni^ in ber SDßeije, ba^ bie fenbenbe $erfon
burd^ einen 93ef el^t ober oud^ nur burd^ einen Statl^
auf bie gefenbete einen ®inf(u^ ausüben fönntc.
ffiarum gefd^iel^t ber SluSgang ber gefenbcten ^er»
fon öon ber jenbenben l^ier nid^t secundum im-
perium, aud^ nid^t secundum consilium, f onbem
nur secundum originem. SSermöge ber t)oU«
fommenen^crid^orejebergöttlid^cn^erjonen trennt
!xä) bie gefenbete ^erfon nid^t irgenbwie öon ber
enbenben, meber bem Orte nod^ ber D^ötigfeit
nad^. Sie göttlid^e @enbung ift überl^oupt nid^t
mit einer localen Bewegung öerbunben, fie ift nur
eine neue Setl^ätigung ber fubfiontieDen ®egen»
wart ber gefenbeten $erfon, toeld^e eine neue SBir«
hing in ber Kreatur jur golge l^at. S)ie Iftierburd^
iuDoIöirte SSeränberung trifft aber nid^t ®ott, fon»
bem nur ba§ ©efd^öpf. ©leid^mol^I mu^ man bie
©mbung fclbfi infofem etwas 3^itlid^e§ nennen,
als fie eben im Unterfd^iebe öon ber ewigm pro-
cessio als fold^er bie ^ejiel^ung ^um aeatürlid^en
unb ^eitlid^en ZerminuS begriffli^ in ftd^ fd^Iie^t.
^uS bem rid^tig t)erftanb'enenS3egriffe ber missio
divinae personae ergeben ftd^ Don f elbft f olgenbe
KoroDarim. 9lur biejenigen göttlid^en ^erfonen
fönnen actio fenben, öon benen anbere ^erfonen
auSgel^m, alfo ber SSoter ben ©ol^n unb ben l^ei«
ligen ©eift, ber ©ol^n ben l^eiligcn ®eift ber l^ei»
Hge ®eift aber feine anbere ^erfon. 9lur bie»
Jenigen ^erfonen fönnen gefenbet werben, meld^
aus anbcrcn l^eröorgel^en, alfo nur ber ©ol^n unb
ber l^eüige ®eift, nid^t aber ber SSater, me^l^alb
aud& bie ©dftrift nirgenbS fagt, bafe ber SJater
gefenbet morben fei. ^cine göttlid^e $erfon fann
Sd^ felbft im eigmtlid^en Sinne beS SBorteS fen»
en, mol^I aber fann jebe ber Kreatur fid^ geben
ober fd^enfen, Jebe jur Kreatur fommen unb i^r
einwol^nen (ögl. unten n. III, 1). Kl^riftuS als
SWenfd^ Wirb ebenfowol^I öom l^eiligen ©eifte wie
Dom SSater, öon ®ott, öon ber gongen Srinität gc=
fenbet; als ®ott ift er im cigentlid^en ©inne nur
gefenbet öom SSater, Dorn l^eiligm ©eifte aber nur
im weitem, uneigcntlid^en ©innc, infofem bie 33e=
wirfung ber 3ncamation bem l^eiligen ®eifte ap«
propriirt werben fann.
2. 3m SSorauSgel^enben ift fd^on angebeutet unb
aud^ genugfam erläutert, ba^ bie göttlid^e missio
eine actiöe ober eine poffiöc fein fann. 3e nad^ ber
^erfon, bie in einer ©enbung nod^ Slu^cn l^cröor«
tritt, fann man weiterl^in unterfd^eiben bie ©en«
bung beS ©ol^neS Dom SBater unb bie Senbimg
beS ^eiligen ©eifteS Dom iSater unb ©ol^t SoS
^erbortreten ber gefenbeten gBttlid^m^erfmttia^
Su^m in ber eigentlid^en ©enbung fann wiebenm
in boppelter äBeif e ftattfinbm^ entweber al§ fo
f d^einung ber göttlid^n $edon in einem ton %
reeQ oerfd^iebenen ftnnlid^en Silbe, ober -als Sin*
gelten ber göttlid^ $erfon in eine Demünftige
Kreatur, um unfid^tbar in il^r )u wol^nen unb ^
il^r 5U fd^etden. ^ierauS ergibt M bie wid^tigPe
Kintl^eilung ber göttlid^en ©enoungen in mis-
siones extemae sive yisibües unb missicmefl
intemae sive invisibiles. Seibe Srtm fornom
barin überein, ba^ fie gef d^el^m )ur Offenbanmg
ber göttlid^en $erfonen unb il^rer SuSgönge, jar
befonbem äRitt^eilung ber göttUd^en ^ßerfonen on
bie Kreatur, }ur Heiligung unb (übernaturlid^)
Sefeligung ber Demün^gen Kreatur, ©ie unter»
f d^eibm ftd^ baburd^, bog erftere in einem ftnnH^
93ilbe, le^tere in einer geiftigen Sßirfung fid^ üol*
giel^t, femer baburd^, ba^ in ber erftem eine
$erfon ol^ne bie anberen fid^ offenbaren fann,
wöl^renb bei ber le^tem nie eine ^ßerfon o^nebk
anberenl^erDortritt, begw.eiidel^rt (ogL unten n.111,
1. 6). S)ie fid^tbare unb unftd^tbare ©enbrni^
fiel^en in einem berartigm Serl^oltnil )u einanbet,
ba| erftere ftetS barauf l^ingeorbnet ifi, ledere p
bewirten ober als sugteid^ eintretenb ober fd^
eingetreten ^u Deranfd^aulid^m (ob aud^ baS ji#>
bare ^ert)ortreten einer göttlid^en $erfon, wel^
eine erft gufünftige unft^tbare ©enbung anbeutd
als ©enbung bejeid^net werbm fönne^ ober ms
als Krfd^einung [apparitio], ift fhceitig; DgL
Suarez 1. c. c. 4, n. 5 sqq.), bog folglid^ erßm
nie ol^ne bie le^tere Dorfommt, wö^renb umgef^
nid^t jebe unft^tbare ©enbung mit einer ftd^tboim
üerbunben fein mu| ober öerbunben iji. — 3t
nad^ ber ißerbinbung, in weld^ in einer ftc^»
baren ©enbung bie gefenbete $erfon mit einer ft]ni>
lid^en ©ubftang alS htm SRebium il^rer SBirffom*
feit tritt, i^ bie fid^tbare ©enbung entweber eine
fubftantieQe ober nur eine f^mbolifd^e, repröfento«
tit)e. — 2:]^atfäd§Iid^ l^at eine fubfiantieüe fid^toe
©enbung ftattgefunben in ber Sncomation btf
©ol^neS ®otteS, begw. in ber l^^poftatifd^ Str*
einigung ber Sßenfd^l^eit äefu mit ber t>om Sota
]^ert)orge]^enben SogoSperfon, unb nur l^ier, toBiF
renb bie ftd^tbaren ©enbungen beS l^eiUgien ©eipeS
bloM^tnboIifd^er, barfteaenberSlrtfinb. Swijiia
ber fubftantiellen aRiffion beS ©ol^neö in ber 3»'
camation unb benfqmboIifd^mSnifftonenbeS^
ligen ©eifteS befielet inbeg ein wefentßd^ üUitP
f d^ieb nid^t blo^ ]^inftd^tli(| ber ^rt ber Serbinlnng
ber gefenbeten $erf on mit ber gef d^ffenen ftn»
lid^en ©ubftau), f onbem aud^ l^inftd^tlid^ ber Sauet
unb beS StiJcdfeS jener 93erbitd)ung. 3n ieberSe«
^iel^ung ragt bie erftere l^inauS aber bie lejfteia
fte ftellt ftd^ überl^aupt bar als bie missio p^ et'
ceÜentiam, weld^e ©mnb unb 3i(t IbbiO) nnb
iBoHenbung aller anberen fid^tbaren unb ui#t>
baren ©enbungen ift. S)a aber eine v!5fyxt w
1569
Missio Spiritus Sancti.
1570
llettung ber in bet ^Jlenfd^merbung ftattRnbenben
missio beS ©ol^neS ®otte§ (überl^aupt ber Sen«
mmgen bed @o]^neS) nid^t l^ierl^er gel^ört (ogl. bte
KrtL ®&rijhi8, grlöfung), f o ift jof ort ubcrsugc^en
Selngel^cnberen Erörterung ber Derfd^iebenen
tbaren tt)ie ber unftd^tbaren @enbungen bed l^ei«
[igen @ei{}e§.
IL S)ie fid^tbaren @enbungen be3 l^ei*
(igen (Seified. 3tt feiner unenblid^en SBeiSl^eit
ber Url^eber ber geijHg-ftnnlid&en StQtur beS
tenfd^en benf elben in ber SBeif e feinem natärlid^en
KDie ubematürlid^en Snb^iele entgegen, bag er im
Sid^tboren unb @innlt(|en ben @m)ei3 bed Un-
ßc^tbaren unb @eifitgen il^m t)or 3(ugen fül^rt.
8otM unfid^tbare ©el^eimntff e f oQten borum burd§
jic^tbore 3^i^^ manifeftirt, fein SBefen unb feine
immanenten ^roceffionen in ben fid^tboren Srea-
btren irgenbmie abgebilbet ober Qud§ bie unftd^t»
baren Beübungen ber göttlid^en $erf onen in irgenb
koeU^ fid^tboren Singen t)eranfd^auU(i^t merben.
So iaq eS aud^ im ^lone ber göttlid^en SSorfel^ung,
ba| ber ^eilige (Seift olS baS innergöttlid^e ^ro»
buct ber tt)ed^felfeitigen Siebe beS SSaterS unb beS
6o^ed unb qIS bie in ber Heiligung ber Der»
mmftigen Sreatur innerlid^ Derliel^ene ©obe feine
SnobenttnrlfQmleit mit finnfäUigen 3^^^^ be«
fjfiAU unb t)erQnfd^auIid^e (t)gl. Thom. S. Th. I,
q. 43, a. 7). — Sin foIdbeS fld^tbareS hervortreten
ber gkrf on beS l^iligen @eifie§ l^at im Eliten Sefta«
mente tDOl^I nod^ nid^t ftattgefunben; bogegen ift
ber l^eilige ®eift im bleuen Zeftament mieberl^olt
ßd^bor gefenbet »orben, unb ^mar in befonberS
hri^tigen SRomenten ber @efd^id^te 3efu Sl^rifti^
ipie ber (Srünbung feiner jKrd^e.
1. 3n ber ©efd^id^te 3efu g^rifK iji ber l^ei-
ßge @eifi fid^tbar Dor Mem gefenbet »orben
bei ber Xaufe im Sorban, qI§ er in specie co-
hmibae Dom ^immel l^emieberftieg unb auf 3efum
berabfam (SRott^. 3, 16. ÜWarc. 1, 10. Suc. 3, 22.
3ol&. 1, 32). ffiiefe ^erabhinft be§ beiligen ©nfieS
Kur nid^t ettoa blo^ eine imaginäre SSijton, fonbem
ein realer unb objectiDer Vorgang, bei bem n)ir
tum mo^I nid^t an eine mirütcle, lebenbige Saube
fn benfen l^aben, fonbem nur an einen nad^ bem
BUbe einer £aube geformten jf örper. S)urd^ biefe
©eiAung be§ f^tili^tn ©eifteö foHte ßl^ri-
feierlid^ unb öffentUd^ eingetoei^t werben in
re^amt ; e§ follte femer manifcflirt werben,
ber l^ige ®eip auf bie ©eele 3efu fd^on im
Dbmiente il^rer Smpfdngni^ unfid^tbar l^erab*
Kbmmen fei, fotoie ba| er unftd^tbar auf alle
Setobgefenbet merbe, wel^e burd^ ba§ Sacrament
bcc 3^e ©lieber Sbnfti toerben. S)a^ aber ber
^eißge @kifi ^ier gerabe in ©eftalt einer Saube
gefeiäet nmrbe, bafür laffen ftd) mit ben SSötem
nd) Zl^Iogm bie mannigfad^ften Songmen^«
uSnbe angeben. S)ie Zaube ift nad^ gemöl^nlid^er
ibifd^ammg bo8 jartefte unb lebenbigfte @9m-
M beS l^igen ©eijted an ftd^ mie be§ t>on ber
Eonff an in Sl^riftuS wirfenben ©etfteS wegen
Ifym Itnfd^ unb S^einl^eit (ugl. Cant. 2, 10.
14 u. ö.), i^rer Sanftmütig unb Einfalt (ögl.
mattf^, 10, 16), i^rer Sörtlid^feit, bie nur baS
©irrm ber Siebe fcnnt, il^rer Siebe jur grcunb«
fd^aft unb ©efeflfd^aft, il^rer gfmd^tbarfeit, il^re«
f d^neDm unb bod^ ml^igen 3fluge§. Sie tann Sym-
bol be§ ^eüigm ©eifteS um f o mel^r fein, weil fte
ein Iet)itifd§ reineö il^ier ifi unb in ber l^eiligm
©efd^id^te fd^on einmal bie Serföl^nung ber SBelt
mit ©Ott angefünbigt l^t, al8 fie nad^ ber Sint«
flut mit bem Oeljweig oIS tJfriebenS« unb neuem
Seb^nSjeid^m erfd^ien (Dgl. ®en. 8, 11).
SSßie bie Saufe im Sorban, fo biföete aud^ bie
Serflämng auf bem Serge Sabor einen entfd^ei-
bmben SBenbepunft im irbifd^en Seben 3efu. S8
ift nun jwar nid^t auSbrüdRid^e Seigre ber Sd^rift,
ba| ber l^eilige ©eift bei ber SSernömng Sl^rifti
fid^tbar gefenbet worben fei; benn bie l^ierbei er*
fd^einenbe Sid^twolfe fann aud^ erflört werben als
Stimbol ber ÜWaiepät ©otteS (ögl. (St 40, 32).
SBol^I aber lel^rm Diele Söter unb Sl^eologen d. 99.
ambroftuS, SBeba, Sl^omaS, Suarej u. 91.), bafe
bei ber SSerflörung Sl^rifti ber l^eilige ©eift sub
specie nubis lucidae (Dgl. ÜJlatt]^. 17, 5) ftd^t«
bar erfd^ienen fei, unb anä^ bie JKrd^e fagt in
il^rem Officium auf baS geft ber ißerflömng K^rifti
(6. Sluguft) in Besp. 2, Noct. I: In splendenti
nnbe Spiritus sanctus visus est. SMe Sid^tWoQe
fann aI3 Symbol be§ l^eiligen ©eifted betrad^tet
werben, infofem jue beffm jugleidp erleud^tenbe
unb befmd^tmbe Sir!fam!eit anbeutet unb ein
3eid^en t)on ber überfirömenben ^üQe ber SBal^r«
beit unb Seigre Sl^rifti ift (t>gl. bie Stimme bed
SSaterS: S^nl^öret!), unb infofem fie nid^t minber
bie t>one SSerl^errlid^ung, ju weld^er ^riftuS felbft
unb wir burc^ C^riftuS gelangen foQen, bebeutet.
2. 3n ber ©rünbungSgefd^id^te ber ftird^e ijl
bie l^erDorragmbfte fid^tbare Senbung be§ l^ei«
ligen ©eifteS erfolgt am ^fingftfefte, afö ,,plö^Iid^
ein 83raufen cntftanb wie eines bal^infa^renben
gewattigm SBe^enS, unb Sfeuerjungen ftd^ auf
jeben ©injelnm nieberlie^cn, unb 9UIe erfüllt
würben mit bem 5^lig«t ©eifle" (ögl. 9lpg. 2,
1 — 4). 6§ mu^ feftgel^alten Werbm, ba^, wie
baS äraufm (sonus) unb baS gewaltige SBel^en
(adveniens spiritus vehemens) andere SSor«
gonge, fo aud^ bie i^euerjungen (linguae igneae)
objectiDe unb nid^t rein imaginäre @rfd^einungm
warm, wenn aud^ 3luguftinu8 jweifelt, ob bie
t$feuer)ungen tbxptcWä^ ober blo^ Difionör gewefm
feien (De Trin. 1. II, c. 6). Sür bie ganje ärt
unb 2Beif e ber fid^tbaren ©eijteSf enbung am ^pngft«
fefte gebm bie SSäter unb Sl^eologen bie mannig«
f ad^ftm Kongmenjgrünbe an. ®a8 ©raufen f oUte
l^temad^ anbeutm, ba^ je^t baS @t)angelium feier-
lid^ promulgirt werbe (t)gl. ben ^ofaunenfd^H bei
ber ©efe^gebung auf Sinai 6j. 20, 18); baS ge«
waltige SBe^en foKte ein 3^^^^ ber ffraft unb
SBirffamfeit beS l^eiligen ©eifteS fein. ®ie geuer«
jungen enblid^ follten baS ©laubenSlid^t unb bie
SiebeSglut f^mbolifirm, weld^e ber l^eilige ©eijt in
bie ^er^en ber 9t))ofteI unb ber mit il^nm Dereiniq«
1571
Missio Spiritus SanctL
1572
ten ©laubigen ergießen toürbe ; fie joHtcn ferner,
gefenbet bon bem ^d^ offcnborenben SBorte, bie
Kroger biefeS SBorteS an bie SQßelt feierli^ in
SSerpfiici^tungnel^men unb il^nen bie @ai>t ber l^er^-
entjünbenben SRebe, inSbef onbere aud^ bie ©prägen»
gäbe, Derlei^en. ®ie 93ebeuhmg biefer ©eifteS«
fenbung für bie ®ef d&i^te ber ftird^e liegt borin,
ha% fie bie unbejtoeifelbare, toeil öu^erlid^ fni^t-
bore Erfüllung einer Dom ^erm loieberl^olt unb
nacj^brurffam gegebenen SSerl^eipung ift (ögl. Sol^.
14, 26; 15, 26 f.; 16, 7 f. Suc. 24, 49. Slpg.
1, 4. 5. 8), unb ttjeiterl^in eine großartige 93e«
glaubigung ber neuen SReligion bilbete, bafe fie
femer ben ^pofteln bie intenfiöe mic ejtenfiöe
püe be§ l^eiligen ©eifteS Derlie)^, fte auSftattete
mit allen jur ©rünbung unb ^um 93eftanbe ber
Äird^e notl^ttcnbigen unb nüjlid^en SSoHmad^ten
unb juglcid^ eine innere ©eifteSfenbung in bie
Öerjen ber Slpoftel unb ber erften ©laubigen im
©efolge l^atte.
^ie ftd^tbare @enbung beS l^etligen ©eifteS am
^fingftfefte f^attt il^r ^rälubium fji^on am «uf»
erftel^ungStage be§ 6erm, als er bie aipoftcl an«
]^au(|te unb fprad^: empfanget ben l^eiligen ©eift!
(3o^. 20, 22.) 5lad^ ber gewölftnlic^en grflärung
i^at ber §err au^ l^ier feinen ©eift fid&tbar, näm-
lt(^ sub specie flatus gef enbet. S)er ^aud^ (Obem)
beS ^erm foQte anbeuten baS SBefen unb bie per«
fönlid^e ©gentpmlid^feit be§ l^eiligen ©eifteS, bie
fd^on in feinem ^erfonalnamen Spiritus, nveüjia
liegt. SBie ©ott einft mam ba§ Seben unb
na^ ber C^rHörung Dieler 93öter aud^ bie ©nabe
burd^ einen §aud^ öerlie)^, fo gibt ß|riftu8 burd^
^n^aud^en ben l^eiligen ©eift, auf baß (im 93uß«
facramente) bie geiftig Sobten belebt unb aller
aWenfd^cn ^cr^en Don ber ©preu ber irbifd^en unb
fleif d^lid^en 93egierlid^feiten gereinigtioerben fönnen.
®er§err öerleil^t aber am9luferftel^ung8tagenod^
nid^t Die ^üSe beS l^eiligen ©eifteS : er f enbet i^n
feinen 3üngem nur in reid^erem SRaße, al§ fie f d&on
juDor il^n befaßen, unb mit SBejiel^ung auf einen
beftimmten S^Jedf, bamit fie nämlid^ bie frül^er
(ÜKattl^. 18, 18) Derl^eißene ©ettjalt, ©ünben nad^«
julaffen, im l^eiligen ©eifte ausüben fönnten.
EBie il^r ^rälubium, fo l^atte bie fid^tbare ©en«
bung beS l^eiligen ©eifteS am $fingftf efte DieQeid^t
aud^ il^r ^oftlubium. 93iele SSöter unb S^eologen
leieren nömlid^, baß ber l^eilige ©eijl, tt)ie auf bie
erften ©laubigen in Serufalem, fo aud^ auf bie
ßrftlinge ber ©laubigen in ©amaria unb nid^t
minber auf bie Srftlinge ber ©löubigen auS ben
reiben, b. i. auf SomeliuS unb feine Umgebung,
[d^tbar unb unter ö]^nlid^en3eid^en mie am ^fingft«
fefte l^erabgefenbet »orben fei S)ie Kebemeife ber
©d^rift (Dgl. bef. 91pg. 8, 17—18; 11, 15) ift
einer folc^cn 3luffaffung entf d^ieben günftig. Sßei«
tere fld^tbare ©eifteSfenbungen berid^ten un§ bie
OffenbarungSurfunben nid^t mel^r. ©peciett fönnen
bie ^«iligen ©acramente nid^t al§ fid&tbare ©en«
bungen beS l^eiligen ©eifteS bejeid^nct toerbcn.
S)amit foQ aber bie aJlöglid^feit nid^t gelöugnet
fein, baß ber l^eilige ©eift auf einzelne Migt
fid^tbar |erabgefenbet morben fei; bod^ l^obm et*
maige fold^e ©enbungen nur menfd^lid^e (Setoi^
l^eit unb werben nie ©egenftonb be§ ©lau^benl
(Sgl. über bie fid^tbaren ©enbungen be§ l^ei«
ligen ©eifieS Lombard. I. sent. dist. 16; ba|&
bie Kommentare Don Thomas, Bonaventura,
Dionys. Carthus.; femer Suarez, De trin.
1. 12, c. 6; über bie ©enbung in ©eftalt bet
Saube Salmeron, Comment. in evang. hisi
et in Act. Ap. IV, pars 1, tr. 7; iÄer bie Sen«
bung am ^fingftfefte Salmeron L c. XII, tr. 11;
Lorinus, In Act. Ap. 2, 1—4; loeiterl&in ftnb
in Dergleid^en bie S^egeten }u ben betreffenba
©d^ftfiellen unb bie Säter unb Sl&eologen in
il^ren Sieben auf bie Saufe Sl^rifH, auf ba§ ^^m^
feft u. f. U).)
in.S)ie unfid^tbaren ©enbungenbeS
l^eiligen ©eifteS. S)ie ftd^tbaren ©nibungai
be§ l^etligen ©eifte§ bilben nur bie t$folie ber v»
fid^tbaren. SBeil biefe le^teren ein fo erbaboeS
unb troftreid^eS ©el^eimniß unfere§ ©loubenS in
fid^ f daließen, f o ifl eine genauere Srdrtenmg ber»
felben um fo notl^menbiger, al§ biefer Sel^rpuA
oft nid^t gel^örig gemürbigt unb Derftanben vmA,
gfreilid^ fe^en fi^ einem tiefem 93erfianbniß }pa
feine genügen ©d^mierigfeitm entgegen. — ®a|
unfid^tbare ©enbungen beSl^eiligen ®eif!e§ inSSiili
lid^feit ftattfinbm, bebarf l^ier feines befo^wn
9>lad^tt)eife3 (Dgl. barüber oben n. I, 1 unb bie fo-
glei(| an^ufül^rmben ©d^rift- unb SJaterfUIai).
@§ fei nur ba§ SBid^tigfte sufammengefteOt xbk
bie 93ebeutung unb Sragmeite, bie Äraft unb
Sßirff amf eit ber unfid^tbarm ©eiftegfenbungen ^tSF
fid^tlid^ ber 93egnabigung unb 93efeligung ber Der»
nünftigen ©ef(|öpfe.
1. aSor Meni ift e§ auf ©runb ber &fß
unb ber SSäterlel^re ^mar nid^t gerabe als formdleS
S)ogma, mol^l aber al§ fidlere tl^eologifd^ SSBo|^
l^eit feft^u^altm, baß bur(^ bie unftd^tbare Sal-
bung bie $erfon be§ l^eiligen ©eifteS felbp ber
Demünftigen Sreatur gegebm ober gefd^enlt umi)
unb berfelben ttjal^rl^aft einmol^nt, fo baß bie fot"
male Sßirfung ber unfid^tbaren ©enbung den bie
reale ßinmol^nung (inhabitatio) beS gefenbetai
l^eiligen ©eifte§ in ber Demünftigen &eatiir ip.
S)ie beilige ©d^rift leiert, baß ber p fenbenbe^ei'
lige ©eift in ben jungem (unb ©lüubtgen) fAäa
»erbe (Dgl. So^. 14, 16—17. 26; 15, 26; 16,7);
fie f d^ilbert baS ^erabfommm be§ l^igen @#S
in einer Sßeife, baß berfelbe ald inneres dom
ber ©laubigen erfd^eint (Dgl. 3o]&. 20, 22. 28.
91pg. 2, 1-4; 5, 32; 8, 17; 10, 44-45;
15, 8 ; 19, 6. mm, 5, 5. 1 6or. 2, 12. 1 1^*
4, 8. 1 3o]&. 3, 24; 4, 13), mag fie i^n «4
nid^t auSbrüdflid^ donum Dei nennen, fonbemii
biefer äSe^eid^nung nur bie ©mnblage bieten (^
3o]^. 4, 10. apg. 8, 20. ^ebr. 6, 4). *4«
©teHen ber ©d^rift lehren eine innige unb boaetibe
SSerbinbung beS l^eiligen ©eifteS mit ben SBcgv
bigten, inbem fie fagen, er toerbe in unft aäy
Missio Spiritus SanctL
1574
en, etpie unS, mol^ne in und afö in feinem
tiptl u. bgl. (ögl. ^pg. 2, 4; 6, 5; 9, 17;
24. mm. S, 9. 11. 15. IKor.S. 16—17;
19. 2 gor. 6, 16; 13, 13. ®d. 4, 6. (Sp^.
12 ; 5, 18. 2 Sim. 1, 14. Sit. 3, 6. 1 Sol^.
50. 27). 3loä^ anberc ©teilen bcr ©d^rift fie-
len ben l^eiligen ®eift qI§ bad ©iegel, mit
. bie ©ered^tfertigten befiegelt finb, unb als baS
U) Unterpfanb ber l^immlifd^en ®torie (Dgl.
or. 1, 22; 5, 5. dpf). 1, 13. 14; 4, 30).
\ ben SSätern fönnte für eine wefenl^ofte 6in«
iramg bed l^eiligen ®eifte§ in ben SSegnabigten
SBoQe Don 3sugniff en ongefül^rt werben (Diele
Den bei Petavius, De trin. 1. 8, c. 4—7;
>ina88iii, De incarn. 1. 6, c. 10—20), be^-
d^ au3 ben ©d^riften ber S^eologen unb oud^
ascetcn Quer SaJ^rlftunberte. — SKit bem un»
imc gefenbeten l^eiligen ©eifte tto^nt ben 93e«
bigten aber aud§ ber ©ol^n unb ber SSoter
tcrer oÜerbingS nid^t infolge einer missio) ein.
8 ift im Mgemeinen flare fiel^re ber ©d^rift
1 3o]^. 14, 20 — 23; bejüglid^ ber 6intt)o^nung
©ol&neS a\x6^ ^o% 15, 5-6. ®qI. 2, 20;
9. 8p]&. 3, 17. SRöm. 8, 1. 9. 10. OffenB. 3, 20)
Uel!erlieferung (ögl. unten n. 6).
L S)amit aber ber l^eilige ©eift unfid^tbar in
oermmf tige Sreotur gef enbet merben, bejU). mit
tx unb ©ol^n berfelben einmol^nen fönne, mu^
fyc loegen ber neuen Stelation, in bie fie vermöge
©enbung 5um l^eiligen ®eifte tritt, aud^ ein
nr neuen SBe^iel^ung entfpred^enbeStJfunbament
lorgebrod^t merben. SDiefeS fimdamentum
ktioius mu^ eine reale Ummanblung im Innern
vernünftigen Sreatur iuDoIoiren. S§ ^^Q^
nr (einen Umfiönben ein bIo| äußeres Sßol^l-
Jlen ober eine blo^ öu^ere Slcceptation be§
nfd^ Don ©eiten @otte3. S)ie^ ift gemein»
e Seigre ber Xl^eologen mit nur gan^ wenigen
{nal^men (5. 93. ©regor t)on Stimini In I. sent.
;. 14, q. 1, concl. 3). ®ie göttlid^en ©en»
gen l^ben ober niemals eine Se^ie^ung ^ur
. natürlid^en Sßeltorbnung, fte be^meden Diel-
ft nur bie Surd^fül^rung unb SSoSenbung ber
nuttfirlid^en Orbnung, mie au§ allen t)on il^nen
bdiiben ©d^riftfteQen Har l^ertiorgel^t. Sben
lim mu| aud^ bie im S^nem ber Kreatur als
JbAingung ber göttlid^en ©enbung ftattfinbenbe
rmmblimg ton übematürlid^er %ct fein. SBenn
id^ iDeiter fragt, tt)eld^eS ba§ ^unbament ber in
iimem ©enbung inooloirten neuen Sdejiel^ung
9Renfd^ 3u @ott fei, ober morin bie Don ber
itmng geforberte Ummanblung beSfelben be«
t, fo onttoorten bie Sl^eologen mit Sl^omaS
th. I, q. 43, a. 3) : Secundum solam gra-
11 gratom facientem mittitur et procedit
iporaliter divina persona. 9Rit ber l^eUig«
^fyaäxn ®nabe muffen nad^ getoöl^nlid^er Seigre
imtbcn fein bie ^abituS ber t^eologifd^en Zu»
^tn, befonberS ber habitus caritatis, unb bie
im bc8 ^eiligen ©eifteS. 2)er bogmatifd^e 93e«
I nun für bie nal^egu einftimmige Seigre ber
Sl^eologen, ba% bie l^eiligma^enbe ©nabe mit ben
fie begleitenben ©oben ber nöd^fte, j[a ber eingige
formte Zitel ber innem ©enbung unb Sintt)0$"
nung beS l^eiligen ©eifteS fei, lieat in ber gongen 9rt
unb SBeife, nie ©d^rift unb ^öter Don ben Un-
teren reben unb fte beftimmen. S)urd^ bie innere
©enbung mirb ber l^ilige ©eift in ber Demünftigen
Sreatur auf eine neue, l^öl^ere SBeife gegenttörtig.
Jlad^ ber flaren fiel^re ber ©d^ft pnbet aber biefe
l^öl^ere Slrt ber ©egenuart nur in ben ©ered^ten
unb Segnabigten ftatt (Dgl. 3o]&. 14, 16. 23.
SRöm. 5, 5. 1 gor. 3, 16—17; 6, 19. ©al. 4, 6.
1 3o!^. 4, 16 u. a. @t.), nid^t in ben ©ünbem
(tgl. 2Bei8^. 1, 4—5. ©pr. 15, 29); folglich ift
ber S3efi|^ ber ]^eiligma(^enben ©nabe bie notl^-
toenbige ÜSorouSfe^ung ber innem ©enbung unb
ßintool^nung beS l^eiligen ©eifieS. — ÜKit ge»
ringen ^uSnal^men (3. S3. S^ajetan In I. q. 43,
a. 3) begeid^nen bie %S)tolOQm biejenige innere
©enbung ober Sintt)o]^nung, meldte bie l^eilig»
mad^enbe ©nabe im Snnem be§ SRenfd^en gum
f ormeQen 3:itel l^at, als eigentlid^e unb toüfommene
unb unterf d^eiben ^ierton eine untoHf ommene, acci*
benteQe, ind^oatite, meldte mit irgenb meldten an«
bereu übematürli^en ©oben im SRenfd^en ter»
bunben ift. ©0 fann man fagen, mit bem über-
natürlid§en©lauben unb ben übrigenS)iS))ofttionen
gur 9{ed^tfertigung fei bie innere ©enbung beS l^ei«
ligen ©eifteS tnd^oatit ober untoQfommen gegeben.
9lud^ bie jenige ©enbung beS l^eiligen ©eifteS, meldte
blo| mit d^ariSmatifd^en ©oben (). 9. $ropl^etie,
3nfpiration) im ®efd^5pfe terbunben ift, mu| als
untoDfommene ©enbung gelten, meldte abgielt auf
bie Segnabigimg unb SBefeligung temünftiger
Kreaturen utö) l^ierin erft ilftre SSollenbung fttd)et.
tJfolglid^ ift aud^ bie ©enbung beS l^eiligen ^eifteS
gu ben SSorftel^em ber JHrd^e unb feine ßinitol^s
nung in benfelben, f ott)eit ed ftd§ l^ierbei blog l^anbdt
um bie SluSmirfung d^ariSmatifd^er ^mtSgnaben,
nur eine untollf ommene. S)agegen finbet eine toH*
fommene innere ©enbung beS l^eiligen ©eifteS nid^t
blo^ bei ber erften !Dtitt|eilung ber l^eiligmad^en*
ben ©nabe ftatt, fonbem bei jeber SBermel^rung,
bei jeber intenfit ober e^tenfit Ibidem SSerleil^ung
ber ©nabe; gang befonberS aber beim Uebergang
ton ber ©nabe gur ©lorie erfolgt eine neue @en*
bung, ein neues ftommen unb Sinnol^nen beS
l^eiligen ©eifieS. S)iefe Sluffaffung entfprid^t gang
unb gar ber SRebemeif e ber ©d^rift unb ber JKrd^e
unb tt)irb nur ton 9tuig Pe Trin. disp. 109,
sect. 4) infomeit befömpft, alS er bie ©enbung
beS l^eiligen ©eifteS bei SSermel^rung ber ©nabe
nur eine accibenteHe nennt.
3. ©leid^toie aber bie toQfommene innere ©en«
bung unb Sinmol^nung beS l^eiligen ©eifteS nie
erfolgen fann ol^ne bie äRittl^eilung ber l^eilig»
mad^enben ©nabe, fo ift aud^ umgetel^ mit ber
^eiligmad^enben ©nabe bie unfid^tbare ©enbung
beS l^eiligen ©eifteS n)efcntlid^ mitgegeben. ®enn
gleid^ttrie bie l^etligmad^enbe ©naoe baS ^unba-
ment beS in ber innem ©enbung gegebenen neuen
1575
Missio Spiritus SanctL
1576
S5crl^ärtniff€§ be§ ÜJJcnfii^en ju ®ott ift fo ift jte
auä) bQ§ iprincip be3 übcrnotürlid^cn 2eben§ in
un§, inbem ftc un§ ®ott al§ unfcr eigen fd^enft, il^n
al3 Dbject unfereS 6rfcnnen3 unb liebenben ®e«
nuffeS borbietet unb un§ boS Slnred^t gibt bicjen
unfern S3efi^ im onbern Seben öottfommen unb
bauernb 5U genießen. ®ie ®nabe ift ein SRed^tö»
titct ein reette§ Unter})fanb auf bie 3lnfd^Quung
®otte§; eben atö fold^er SRed^tStttel, als foId^eS
Unter})fanb ifl fie bie ©cnbung ober ßintool^nung
ex parte termini, f olglid^ finb bie ®nabe unb bie
innere ©enbung innerlid^ notl^toenbig öcrbunben.
€§ bebarf barum anä) feines befonbem freien
Slatl^fd^IuffeS ®otte8 mel^r, toenn mit ber gef(i^affe«
neu bie ungefd^affene ®nabe ober bie innere ©en»
bung beS feiligen ®eifte§ öerbunben toerben fott.
9J}ag aud^ bie gefd^affene ®nabe, abstroct betrad^«
tet bie ungefd^affene nid^t in fi^ f d^Iiefeen, fo ift
bo2^ mit ber toirflid^en 93erlei|ung ber erftem
aud^ bie le^tere notl^toenbig mitgegeben. 2(u8 bie»
fem ®runbe mu| e§ a\% fidlere Seigre gelten, ba|
5U aQen ®ered^ten aUer Stxkn, inSbefonbere au^
5u ben ®ered^ten be§ Sitten SunbeS, ber l^eilige
@eift innerlid^ gefenbet tourbe unb i^nen ein«
tool^nte. ®ie »nfid^t beS $etaöiu3 (De Trin. 8, 7),
ba| öor bem ?Jfingftfeft jtoar bie ®aben be3 l^ei»
Hgen ®eifte8, nid^t aber ber l^eilige ®eift felbft
gegeben tourbe, fo ba| ber l^eiUge ®eift in ben
altteftamentlid^en ®ere^ten iroax roidtt, aber nid^t
fubftontieH i^nen eintool^nte, eine 3lnfid^t, toeld^er
in neuerer Stxi % @d|oIs (De inhabitatione
Spiritus Sancti, 1856, 86 sqq.) unb ^albn)eg§
aud^ §. @d^ell (S)a§ SBirfen be§ breieinigen
®otte§, 1885, 279 ff. 809 ff.) gefolgt fmb, tnU
beirrt jeber fpeculatiö-tl^eologifd^en Segrünbung.
Slud^ ftid^l^oltige pofitiöe S3ett)eife fmb für biefe
«nfld^t nid^t bcijubringen. Saßcnn e§ 3o]^. 7, 39
l^ei^t: Nondum erat Spiritus datus, quia Jesus
nondum erat glorificatus, ober tt)enn Sl^riftuS
überl^aupt bie innere ©enbung be§ l^eiligen ©eifteS
erft als nad^ feiner ^immelfal^rt erfolgenb Der«
l^ei^t fo ift bomit feineStoegS gefagt, ba| ber l^ei«
lige Seift ben öord^riftlid^en ©ered^ten in feinerlei
SBeife bei ber SRed^tfertigung gefenbet loorben fei.
(SS ift bomit nur angebeutet, ba| ber l^eilige @eift
öom ^fingftfefte an intenfit) tt)ie ejtenfiö reid^tid^er
unb unter befonberen S^id^en unb SDBirlungen er-
tl^eitt n)erbe, ba| bie DoQe jhaft unb Sebeutung
feiner fubftantietten ©egentoart in ber ©eele je^t
erft offenbar geworben fei, fott)ie bafe ber l^eilige
®eift ie^t aud^ gefenbet tt)erbe Don (^l^riftuS als
bem menfd^getoorbenen ©ol^ne ©otteS, unb ba^ er
ben ©etauften im Unterfd^iebe öon ben ©ered^ten
beS Sitten 93unbeS infofcm in befonberer SBeife
angel^öre, als er frof t il^rer Singtteberung in Kl^ri«
ftuS ber ©eift il^reS ^aupteS ift. SRe^r als biefeS
bett)eifen aud^ biet)on$etat)iuS beigebrad^tenSJäter«
ftetten (Athanasius, Orat. 1. [al. 2] c. Ar.
n. 47. 50 ; Chrysost. In Act. 2, 1 sqq., hom. 4.
n. 2; In Rom. 8, 15, hom. 14, n. 2—3; Au-
gufitin. In Ps. 81, n. 1 ; Senn, [spurii] de temp.
126, n. 1 ; 182, n. 4; 185, n. 2; Greg. Naz.
Orat. 41 [al. 44], n. 1 1 ; Cjrill. Alex. In Joan.
7, 39 [ed. Aubert. IV, 474. 475] ; Thesaur.
assert. 11 [tom. V, pars 1, 104 — 106]) im
©runbe nid^t (ögl. Franzelin, De Deo trino,
thes. 48).
4. SBenn fomit feftftel^t, ba| bie ]^eittgma(!^eiüx
©nabe unb bie innere ©enbung beS l^eiligen ©eipcS
unjertrennUd^ öerbunbenfmb, fo fragt cS fid^tteitcr,
tt)ie bie in ber ©enbung inöolöirte ©egentoort be§
l&eiligen ©eifteS im 3nnem beS aWenfd^en unb Me
93ereinigung beS SRenfd^en mit bem Igeüigen ©eijte
in fid^ felbft nol^er ju beftimmen finb. 9lad^ SScr»
nunft unb Dffenborung ift ©ott öermöge feiner
Unerme^ttd^feit aflgegentoortig, unb ^toax, toit bie
Sl^eologen nöl^er erllören, per potentiam, prae-
sentiam et essentiam. ^ber auf ©runb biefer
©egenn)art roo^ni ber ^eiUge ©eift ben 9Renf^
no(^ nid^t ein unb befielet nod^ feine eigentlii^
Union beS Snenfd^en mit ©ott. 2)ie @enbung vak
6inn)o]^nung mu| bemnad^ eine befonbere ^egen-
xoaxi beS l^eiligen ©eifteS im SRenfd^en begrünbo^
bie aOerbingS aud^tt)ieberum im em))]^atifd^@tntt
als ©egentt)art i^erl^aupt be^eid^net loerben km.
Um ben nöl^em SRobuS biefer ©egenioart ju er»
faffen, ift l^ier öorauSjufe^en, ba^ ©ott^ obtoo^I
er allgegentt)ärtig ift, bennod^ nid^t überall auf
gleid^e SJeife, fonbem in jeber Kreatur auf tine
i^rer9iatur, il^rem ©nb^iele, il^rcmSJermögenent*
fpred^enben SBeife gegenwärtig ift. Slud^ in ben 9^
^nabigten ift barum ©ott auf eine il^rem ©nabcn*
taube entfpred^enbe SBeife. 2)a fpecieü ber l^ge
Seift in ber unfid^tbaren @enbung itnb SintDofi'
nung ftd^ ben S9egnabigten fd^enh, fo ifi er in
benfelben nid^t bIo| gegenmörtig als Urheber unb
Srl^alter il^rer 5Ratur, fonbem als Object ilJreSi«
©nabenftanbe begritnbeten Seft^eS. 2)a ober ein
))erfönlid^er ©eift einem anbem ))erfönlid^®eipe
fid^ nur Eingeben !ann als ©egenftatd) beS6»
lennenS unb liebenben ©enuffeS, fo fd^enftpd^ber
^eilige ©eift ben S3egnabigten oISCbjectunb^Kl
il^reS in Srlenntni^ unb Siebe ftd^ betl^tige^
©nabenlebenS; er tt)irb in il^nen gegenioärfig
sicut cognitum in cognoscente et amatam In
amante, n)ie bie Sl^eologen mit Sll^omaS (S. tL
I, q. 48, a. 3) leieren. IBoIIfommen unb ^ge^
fd^iel&t bie| aÜerbingS erft in ber visio unb Ca-
ritas beatifica (ber SOtenf d^en xok aud^ ber Sngel),
aber unt)oU!ommen unb unffar, in^oatÜK vA
antici))ationStt)eife aud^ in ber cognitio unb o-
ritas viae. $[Ran barf aber biefe Srt ber (Segfli*
toart beS l^eiligen ©eifteS nid^t toieber babutdjl»«
Püd^tigen, ba^ man fagt l^ierburd^ fei berfelbenk^l
notl^menbig realiter unb per essentiam gegeR«
mörtig, fonbem nur im S)en!en unb im äBStai*
affecte beS Segnabigten, n)ie einzelne @d^IaPtt
(ögl. Vasquez, In 1. part. disp. 30, c 3; b
1. q. 43, a. 3) meinten. SS tt)ürbe ia bieSrratnc
nid^t mel^r ben l^eiligen ©eift felbft als Obicd i^
ertennenben unb liebenben %eft|eS fyAin, wa
berfelbe nur in il^rem S)enfen Dorgefidit tmb ii
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(ttfRaniciit
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1579
Missio Spiritus SanctL
1580
3Rtn]äfytxi 3eju mit bem SogoS, bcr SSerbtnbung
öon Scib unb @cc(c im SWcnj^cn, bcr SScrbinbung
öon 3Kann unb SBcib in ber 6l^c) fcl^r öiel bei»
jctragen ^ai ju einem tiefem unb attfeitigen SSer»
tänbnil ber ©nabeneintool^nung be§ l^eiligen ®ei»
ieS imb ber Sragtoeite, Äraft unb SBkffamfeit
berfelben (ögL bie fiontroöcrfe jtoijd^en ©raube»
ratl^, 3eitfd^r. f. taÜ). %^tol 1881, 283 ff.; 1883,
491 ff. 593 ff.; 1884, 545 ff., unb ©d^eeben,
ßat^olif 1883, 1, 142 ff. H, 561 ff.; 1884, 1,
18 ff. n, 465 ff. 610 ff.).
6. ÜJKt ber eben berührten i^roge ^ongt nad^
gemiffen Se^iel^ungen l^tn nod^ eine anbere 5u«
fammen, nömlid^ ob bie qI§ formale SBirfung ber
unftd^tbaren @enbung eintretenbe inhabitaüo be§
l^eiligen ©eifteS irgerfemie eine perfönlid^e ßigen«
t^ümlid^feit (ein proprium) be§felben fei, ober ob
fte aUen brei göttlid^en $erf onen in gleid^er SBeife
5u!omme unb bem l^eiligen ©eifte nur appropriirt
»erbe. ®ie grage fann nid^t bie fein, ob ber ]^ei=
lige ©eift aUein ben ©ered^ten einn)o]^ne, benn bie
Gintoo^nung ber brei ^erfonen ift flare Seigre ber
Offenbarung (ögl. oben n. HI, 1) ; aud^ baS fonn
nid^t fraglid^ fein, pb bie in ber @inn)o^nung in»
öotoirte Serönberung (Segnabigung ober S3efeli=
gung) ber Demünftigen (Kreatur baS 9Ber! be§ l^ei«
ligen ©eifteS attein ober ba3 SBer! aller brei $er«
ionen fei, benn aud^ biefe i$rage ift entf d^ieben burd^
laS bogmatifd^e ^siom : Omnia opera Dei ad
extra sunt tribus personis communia. t^rag»
li^ fann nur fein, ob ba§ burd^ bie Sinttol^nung
entftel^enbe neue 93er]^ältni| ber Sreatur gu ©ott
irgenbtoie ber $erfon be§ ^eiligen ©eifteS allein
eigentl^ümlid^ fei ober nid^t. Jhtr^ auSgebrüdCt:
i$raglid^ fann nid^t fein, ob bie Sinmol^nung
efficienter, fonbern nur, ob fie terminative ein
proprium be§ l^eiligen ©eifteS fei. Sinige £^eo«
logen l^aben nun gemeint, ber Segnabigte trete
burd^ bie Sinmol^nung beS ^eiligen ®eifte§ in eine
biefem allein eigentl^ümlid^e IBe^ie^ung, analog ttie
infolge ber Sncamation bie menfd^Ud^e 5Ratur 3efu
5um @o]^ne ©otteS in ein biefem aUein eigen«
t^ümlid^eS 93er]^ältni| getreten ift. @o leierte $e*
tat)iu§ eine befonbere SJerbinbung be§ ©ered^ten
mit ber ißerfon be§ l^eiligen ©eifteS, fanb biefe
Scrbinbung (mal^rfd^einlid^) barin, bafe ber l^eilige
©eift aflein ofyxt 93ater unb ©ol^n (fei e§ mit, fei
e§ ol^ne gratia sanctificans) bie ^ormalurfad^e
unferer ©otteSfinbfd^aft fei, unb begrünbete feine
Slnfd^auung mit Dielen 93aterfteUen, nad^ meldten
ber ^eilige ©eift donum be§ SJaterS unb be§
@o^ne§ unb vis sanctificatrix ber ©ottl^eit ift
(De Trin. 8, 6). Sl^m folgte ©d^ola (1. c. 69 sq.).
©d^ecben ift ber 3lnfic^t, ber innerlid^ 5u einer
ßreatur gefenbete l^eilige ©eift })räge fid^ in ber«
felben, toie nad^ feiner göttlid^en, fo nad^ feiner
l^^jpoftatifd^en ©igentl^ümlid^feit au§ unb vermittle
fraft feines ^erfonald^arafterS bie ßintool^nung
be§ ©ol^neS unb S3ater§, unb l^ierin eben liege ein
proprium be§ l^eiligcn ©eifteS (W^jfterien § 27 ff.;
S)ügmati! I, § 125; n, § 169), ©d^ett fügt
5U $etat)iu§' ©rünben nod^ ba§ Argument l^itp,
bie Sinmol^nung fei bem l^eiligen ©eifte infofem
relatit) (im relativen ©egenfa||e 5u feinem @enba)
eigen, al§ er infolge feiner pafpöcn ©cnbung öon
SSater unb @o]^n inbenSSegnabigten tDo]^(3Birbn
beS breieinigen ©otteS 437 ff. 471 ff. ; S)ogmata
n, 84 ff.). 2)ie gemö^nlid^e Seigre ber 2:i^eologen
ge|t aber bal^in, ba^ bie inhabitatio allen btti
^erfonen burd^auS gemeinfam fei unb bem l^eiligen
©eifte nur appro})riirt »erbe, infofem fie eine gon^
befonbere Sel^nlid^f eit mit feinem $erf onald^to
l^abe. |$a^t man ben eigentUd^ gfragepmift M
in'g ^uge, unb ertoögt man genau bie bogmatifd^
Sel^rfö^e unb aud^ bie l^erfömmlid^e t$eologif(^
Stebemeife l^inftd^tlid^ ber Sinl^eit be§ göttlich
SBirfmS nad^ au|en, fotoie ber Proprietäten ba
göttlid^m $erfonen unb ber Appropriationen, {o
fd^eint nur biefe festere Snfid^t l^altbar ^u fein.
MerbingS ift ber einmol^nenbe (ober paffiD ge«
fenbete) l^eilige ©eift perfönlid^ t)erfd^ieben üos
Sater unb ©ol^n, bie il^n (actio) fenben. ^S>atos&
folgt aber feine§tt)eg§, ba^ aud^ bie SimDOJ^nung
bem l^eiligen ©eifte irgenbmie allein eigmtpmli^
fein muffe. S)ie @enbung, meld^ bie SintDol^tning
be§ l^eiligen ©ei^e§ als formale SBirfung ](ferbei*
fül^rt, fd^liefet begrifflid^ ^toeierlei SBerl&oltnijfe m
ftd^: ba§ be§ ©efenbeten sum @enber unb bog be§
©efenbetm sum XerminuS ber Senbung. 3fi Qu4
in erfterem IBerl^öltnil ein realer Unterfd^id) ge>
geben (smifd^ ©eift unb SSater unb @o]^), fo
folgt bod^ feine3tt)egS, ba| biefer Unterfd^i^ aaii
in baS le^tere IBerl^öltni^ ftd^ irgenbtoie l^inäber
erftredfe ober ba| ber gefenbete l^ilige ©eifi ineiite
il^m aUein eigmt|ümli^e IBejiel^ung trete jum iei>
minus ber Senbung. SBol^I aber liegen in tm
^erfonald^arafter beS l^eiligen ©eifteS raom^
fad^e©rünbe, tt)eg]^alb bie®nabeneintt)o]^mmgto
l^ö^ft paffenber ^eife i^m sugefd^rieben toerben
fann. SDer l^eilige ©eift ift bie innergöttlid^ fffiO'
fiatifd^e Siebe; barum fönnen il^m bie SBerleber
göttli^en Siebe nad^ 9Iu|en gugefd^rieben korrboL
SDer l^eilige ©eift gel^t Dom Sater unb @ol^ aiä
per modum amoris: feine innergöttlid^ ^obsc*
tion burd^ bie loed^felfeitige Siebe be§ ^tecS unb
@o]^neS ift Dorbilblid^eS ^rincip ber au|erg5tt*
lid^en Segnabigung unb IBefeligung beS ®efd^ö|^
burd^ bie unfid(|tbare @enbung be^m. Sinmo^nimg
ber göttlid^en ^erfonm; bamm fann biefe 8e«
gnabigung unb Sefeligung il^m oIS bem !ßrobuctt
ber innergöttlid^cn Siebe jugeeignet loerben. iBer
l^eilige ©eift ift ber immanmte perfönlid^ Xff«
minus ber notionalenSiebebeSSaterS unb @0^;
bamm fann man mitSKed^t fagen: SSaS immer
SJater unb @ol^n nad^ Au^en ^in auS Siebe »irfen,
baS mirfen fte im l^eiligen ^eifle ober burd^ ben
l^eiligen ©eift. 6noägt man fo ben ^erfonnl«
^arafter beS l^eiligen ©eifteS, fo ift eS f^ will
begreiflid^, bafe ©d&rift, Sätet unb «trd^ regd«
mö^ig il^m bie ©nabmeinmol^nung in ben (Seitd^
ten sufd^reiben, unb e§ bebarf }ur Srflönmg bei
betreffenben @teUen feineStt)egS ber Amu^me, iene
IfiSl aRiffion. 1583
eintool6mmgfriirgenbtirtteinproptitimbt8(iei' aHtginSfdra' (t)9l.3o5.17,18— 21). ®ti|or.
ngm ®d(l«. Jam bitftm Auftrag i^reä göltlic&m HReifierfl, fyxbm
Siterotut. 3)ie9JätetbfiDiefmß«ßenüBrebni bte 31f ofttl unb bnrra 9JQt^folfltt btn ©omen be«
Sabdlianem auB bem Stgriffe btt @enbung ben StungeliuinS unter allni SJ51Iem auegtflnut, unb
naiftt Unttif^tb bn göttl^Ktt ^eilontn, gleid|- titS aü\ ben l^cutiaen Sag ^t bie le^nnbc ffhr^e
nrit {te gtgtnüber ben Sriontm jetgten, ba^ bie biefen ^Beruf als felbpoeißänblid^ $pii!(lt «t^t
Stnoimg teinetlei SKßcfetöinftnontät bei gtfen- ^iät bei Stte^ng bei iBSItei, bie voä) in tftn>
beten $erfonen im Sei^tUtniB ju ben fenbenbtn flemig unb 3:obe§| c^tten fitoi, i^ aber bei toefent-
inoolDiie. SuSfü^iti^ $anbelt Don ben gBttlid^ li^e ^eiuf ber ffiii^ noq ni^ erfüQt; fit foD
©enbungen juerft Augustinus, De Trin. l. 2 aaä) baS beieiiS begiiinbete ©otleäreitö ouf Srben
ad 4. ipetru§ SombotbuS etöttert unfeie fielen in ei^alten unb im 3nnein immer ^eitli^ miS-
1, sent. diflt. 14— 18 ; i^n commentirten einge^enb bauen, ffiefefiafii (e^en mir in ber ganjen ©ejc^td&te
Thomas, Bonaventura, Dionys. Carthus., bei Siiäft mit ber gninblegenben ^ttS anä) bie
Ertina etc. Sßon ben @enbungen bei gSttlid^n er^oltenbe, ouSbouenbe unb Ititenbe Xt|ätigMt
SßofDntn ^nbelt X^omaS aettci^in 8. th. 1, mcfentlii^ mit einanbet Derbunben, nur ba| in
q. 4S. ^teiju lieferten nieberum Sommentaic bem einen 3tittaum me^i biefe, in einem anbcrn
bie Sabnantioenaes, Joannes a 8. Thoma, me^r jene X^ätigleit ^eruortnlt unb in t^ien Si-
Qonet (Clyp. theo!, thom, tr. 6, disp. 13) etc. gebni||en bie inneie ^errlic^feit bei flirre ojfen-
aSciter finb gu nennen Buiz, De Trin. diep. 108. bart. 9JuS bei ei^altenben S^äligleit bei iMr^e
109; Suarez, De Trin. 1.12; Petavius, De ge^t obei eine jmeite Sit ber 3JiijfiDn3l6äfigfeit
Trin. 1. 8 ; Don neueien X^eologen ©c^eeben, ^emoi. ©er- c^iiftlif^ ®Iaube follfe, mie spopp
SRlffleiien be3 €^riftentt|um8, tfteiburg 1865, UrbonVIII. in Der ercctionibulle beS %topa>
g 27— Sl^Dgmotit I, ^reiburg 1873, § 125; gonbafeminorS bom 3a^re 1627 jagt, „ni<^t blo^
iReutgcn, kt^ioL bei^Borg. II, SRün^er (2.%[ufl. in Jene ©egenben bringen. Hielte tqeUSbUT^rfium*
1872if, 7.%bt^., 6. ^ouptfl.; Id., Institut. tlieoL, li^ Entfernung, t^eüS buid^ bie baiborifc^eSßUb'
BatiBbon.'l881, 1, 707 sqq.; Franzelin, De ^ i^ SBeuo^ner Don ber übrigen ®efell{^ft
Deo trino (ed. 2, Rom. 1874), tbes. 42—48; getrennt tDOten unb aoÜt nie baS fii^t beefelben
b. &ä)tZ, S)a§ SÜBirfen be§ breieinigen ©otteS, em))f(mgen Ratten, jonbetn felbfl in jene Sänbet
iRain) 1885; S?DgmatifII,$abeib. 1890, 82ff. Uorbringen, benen eiiebem ber ®Ianj be§ ßDon'
€(MCteI[ über bie innere Senbung unb @inmD^> geliumS geleuchtet ^atte, bie aber miebet buiiig bie
ttmtg b<8 Eiligen ®ei(le§ ^^nbeln Thomassin, ginftemiffe ber ^ärejie einge^fllit ober burd^ bie
De incam. 6, 10 sqq. ; A. Scholz, De inliabi- @iniiiüi$e ber Reiben bemüllel norbcn finb, fo
tatkine Sp. S., Wirceb. 1856; 6. ©ctiäjlcr, bog M in ibnen nur no^ fttSili^e Uebene|ie befi
Statur unb Ucbematur, 9)Iain} 1865, 42 ff. ; P. e^nftenttiumS erfwlten 1)abtn°. SHe ffin^e fann
Oberdoerfer, De inhabitatioue Sp. 8., Tor- unb baif nie gleichgültig bagegen fein, t»emifoI$e,
naci 1890; ^|bergei, S)ic (Senbung. ^erabtunft toelt^e i^r fi^Dn ange^Srt baben unb auf iwlitie
iinb®nabendntiio^nungbe^1|ciligen®eifle3,3:^eo' fie buid^ bie 2:anfe ein unCeräugerlie^ Steigt er-
logifA ' pniltif c^e Wonat&j^rijt , ^affnu 1892, langt ^ot, Don i^rem ©e^orfam fic§ entfernen m^
^eft 5—8. i^lgberger.] in i^rei abtrünnigfeit oom gepflonjten fiebena-
inilRMl, SuSfenbung dinftlii^er üebret CDIif- bäum uerloren geben. ^oiauS entfpringt bie Onif-
fionan) jnr äßerbreitung bcä 61)riftentbumä, ift fionStliätigteit jur SßiebeigetDinnung ber Don b«
H) aß al8 bie Äiitl&e felbjt, bje auf bem ^IJrinciii ftin^e getrennten ©ecten unb 9ieIigionS)»iteien.
bnSDKflimiberutit (f.b.Sil. fiinfieVII,4SSf.); SSeifer ge^ au8 ber er^altenben nnb auSbouenben
Rt tp SmnSgtfel mie SebenSbtbingung ber ffirc^e. Si^äti^eit ber ffird^e nnäf eine britle 3(rt Bon ÜHif«
S^ere ift ja mÜ)» InbeieS als eine Don ®ott fißn8t|iätig(eit ^eioor. SBie bei §eilanb felbfi buic^
anttsc^tnbe ©enbung an bie einjtlnen ÜRenfdien, uerf^iebene ©leid^niffe e8 fc^on angebeutet, fu^t
nie an gonge Stationen, um jeneS ^eilige ^uer fi(^ im Saufe bei Seit tmäf innerhalb ber ^rift*
btS Darren ®Iauben8 unb ber ^nplic^en Siebe, lid^enSSelt einUnd^riftnitl^umunb3[Qtbcrd)ri{ien>
Iptli^ facr aStltl^eilanb auf bie ISrbe gebraut, t^m einjufcEileii^en, fo ba% ISingelne, gange ^>
einer ^et6 gefteigerten @eelenga^l beigubringen unb milten, @emeinben, befonbere StSnbe, felbft gonge
on^ai^. S)er Stifter ber Air(^e felbft, 3efu8 SJoIISmoffen in baS ärbifc^e Derfinlen, religiü
Cl^Pufi, mar ber erfte ÜRiffionar, ber gro|e ®e- unb morolif^ Iierabtommen unb on einem ^b^em,
faübte ®ottte (^ebt. 3, 1), unb tote ibn ber SSaler mo^iboft ftttliciien Seben göngli^ Deijmeifeln. So
gtfonbt fyü, fo fanbte ei feine 2Süngei (3o^. 20, 21) bie f^ic^e au^ bugegen nicE)t gleid^giiltig fein tarnt
tntb grünbett baS ^oftolat aI8 ben flanal, buit^ unb barf, tritt an fie bie tneitere Aufgabe ^eion,
Jvi^ta feine £e^ nnb feine ©nabenfc^ä^e ben biefelben au3 bem Sd^lafe gu toeilen unb ju er-
VUMm mitget^eilt meiben. Hie tüpoftel, b. i f^üttcm, fotuie allgemein Iterrfc^enbe Uebeljiänbe
oB vtiffiimare beS @lauben8 (tR5m. 1, 5), foQten buid^ geiftige unb leibli^e ^rforge gu ^ben, ben
fit ^fatdüsge^ in oDt SBelt unb lefiren (tut Wolter üffentlidben ®eifl umguftimmen unb midier einen
(SRÖtl^. 5, 14) unb foUten fo ben rii^renben feflen @runb gur fegenSietdien ^ßoration für
Smtf4 btS^onbSinSifüKung bringen: „bafi bie 3uhinft gu legen. 3)iefe Ie|tgenannte Srt Der
1588
SKiffiotu
1584
5Kif jbnStptigfcit begreift man unter bem 5Ramen
ber „innttn" ober „SSoRSmiffton", mx\ fle an baS
eigene d^riftliii^e SJolf geri(i^tet ift unb oI§ au^er«
orbentlid^eS SOWttel 5ur 6meuerung unb 2(uf«
frifd^ung beS religiö§"ftttli(i^en SebenS in ben d^rift'
Kd^en ©emeinben ober einjelnen ©täuben bient.
2)ie beiben erftgenannten Srten ber ÜJlifftonStl^Qtig'
fett unter ben abtrünnigen unb befonberS bie unter
ben Reiben bejeid^net man bogegen als ^^aulere"
ober ^ouStoärtige 3Ki|fion". Seibe öereinigen pd^,
toief^onbemerft, in bemfeIBengemeinfQmen3tt)edfe,
tt>ie fte Qud^ au§ berfelben gemeinfamen OudDie l^er«
vorgegangen ftnb.
A. 9leu|ere SRiffion, unb gtoar L ber fa«
tl^olifd^en ftird^e. 1. ungemeiner lieber«
blidt. 3n ben erften d^riftli^en Sa^rl^unberten,
tt)o fogufagen nod^ bie gange SBelt 3JiifftonSlanb
toQX, l^atte bie JKrd^e ft$ im Umfange be§ römi-
fd^en Weid^eS erft ein eigenes bleibenbeS ©ebiet gu
erfäm})fen, beöor an ein aWiffionStoefen im l^euti-
gen <5inne gebadet merben fonnte. UebrigenS l^aben
bie $öpfte^ ftetS eingebenl i^red ^IpoftoIatS, bie
ja als Sfla^folger ^etri ben gifd^erring mit bem
ne^auSn^erfenbenSlpoftel als i^r (Siegel nid^t um«
f onft führen, öon 9lom, ber SBiege aUer SMifftonS-
untemel^mungen auS, gar balb mit apoftolifd^er
93oIImad^t auSgeräftete ^ifd^öfe unb ^riefter nad^
®egenben gefanbt, n)0 biefe erft eine ^eerbe um
jtd^ fammeln foQten. @oId^e Stegionarbifd^öfe
fanbten bann toieber anbere SBifd^öfe unb ^ricfter
aus, MeS in ©emeinfd^aft unb unter ber oberften
Seitung ber 9iad^foIger beS 9lpofteIfürpen. S3efon«
berS als burd^ @ränbung ber großen ÜJlönd^S«
orben bie gu ÜJlifftonSuntemel^mungen f o not]^tt)en"
bigen weiteren Arbeiter gett)onnen toaren, fanbten
bie ^ä|)fte bie beften ©öl^ne biefer Drben auS,
um baS Sid^t beS ©laubenS tt)eiter gu Derbreiten.
®ie erften toaren bie SBcnebictiner, »eld^e ißapft
®regor ber ®ro^e nad^ Britannien unb anbe»
ren Säubern fanbte, unb toeld^e bort, tt)ie in 3ta«
lien, fofort aud^ ißflangfd^ulen d^nftlid^er @Iau«
benSboten anlegten. 9Jlit bem d^riftlid^en @Iauben
verbreiteten fie überaQ gugleid^ bie Sultur beS 93o«
benS unb bie $Pege öon ftunft unb SBiffcnfd^aft.
9Rit ben Jheuggügen begann bann ein neuer ^uf«
fd^tt)ung beS 2RifftonStt)efenS. 3n bie öon ben
K^riften eroberten ©ebiete fanbten bie ^äpfte fo«
fort aud^ ©laubenSboten unb grünbeten überall
neue SiStl^ümer ober erneuerten bie untergegan«
genen. ÜJlit befonberem @ifer mürbe bamalS aud^
an ber SDBieberöeretnigung ber fd^iSmatifd^en ®rie«
d^en unb ber öerf d^iebenen ©ecten beS Orients ge-
arbeitet unb l^ier mürben bod^ Stefultate erreid^t,
bereu SBid^tigfeit erft je^t red^t flar ftd^ l^erauS«
guftellen beginnt, greilic^ gingen im Orient öiele
ßroberungen für bie ftird^e mieber öerloren, unb
aud^ in mand^en europäifd^en Säubern mar unter«
beffen baS SDiiffionSmerf etmaS erlal^mt; allein eS
erftanben aud^ neue OrbenSgenoffenfd^aften, meldte
ftd^ für bie Verbreitung beS ©laubenS befonberS
eigneten , nämlid^ bie 93ctteIorben, unb burd^ fie
begann bie 9)liffu)n aUüberoII mieber oufguilü^eiu
2)ie i$ranciScaner bef c^loffen f d^on auf i|irem ei^en
©eneralcapitel (1216), in alle SSBelt SWijjionQrf ja
fenben, ,,um gu l&eilen, maS gebrod^en ijl, gmtd^t ju
leiten, maS in bie 3tre gel^t", mie eS in bereu 3n«
ftruction l^ei^t. 3u gleid^cr Qnt gogen aud^ bie
©öl^ne beSl^l. S)ominicuS auS, um unter ben^eiben,
SRol^ammebanem unb 3uben baS jftreug aufjn«
rid^ten unb bie ©d^iSmatifer unb ^äretifer auf \n
SBeg beS §eiIS gurüdfgufül^ren (Instr. Humberti,
bei Holsten., Cod. reg. monast lY, 153). ®icfe
beiben Orben mirften fegenSreid^ im Often 6u«
ropa'S unb brangen felbft in afien meit öor. Sei«
ber öereitelte l^ier ber immer me^r öorbröngeiüK
ÜJlol^ammebaniSmuS grö^tentl^eils il^re Semü^«
gen, unb überbte| öerlor bie JKrd^e burd^ bie fog.
Sieformation öiele i^rer JTinber aud^ im ^Ibeiib*
lanbe. Sßäl^renb aber l^ier bie ^Rationen öon ber
ÜRutterfird^e abfielen unb ftd^ gu ©onberbdtemit«
niffen formirten, breitete fic^ bie Äird^e mit nie
bagemefener SRad^t in ben eben entbecften San*
bem ber neuen SBelt auS, unb in biSl^er gat^ mt*
befannten ©prad^en ertönte nad^ menigen 3o^
gel^nten baS Sob beS SrlöferS. 2)amaIS metteifeitea
in ben neu entbecften ©ebieten alle geifUid^enOr*
ben um ben SSorgug, ber JKrd^e bie meiften @eekn
gemonnen gu l^aben, unb nun famen gu ben %f
guftinem, 2)ominicanem, i$ranciScanem, ftotm«
ginem unb (^rmeliten aud^ bie 3efuiten, tklfy
au^er ben brei gemöl^nlid^en ©elübben nod^ \}k
meitere l^ingufügten: ut quidqiiid modernus et
alii Bomani Pontifices pro tempore existentes
jusserint, ad profectmn animarum etFidei
propagataonem pertinens, et ad quascmiqoe
provincias nos mittere voluerint, sine lüla
tergiversatione aut excusatione, illico, quan-
tum in nobis fuerit, exequi teneamur (bei
ÜKeier, ^ropag. I, 58). 5Rad^bem fo baS §eiß-
gef(|öft ber 2Rifrionirung eine größere SluSbe^wog
angenommen, faxten aud^ bie$ö))ftebaSfeIbeem'
fter in'S Suge. ©d^on ©regor XHT. (1572 WS
1585) berief eine ftönbige Kommiffion öonbtri
Karbinälen, meldte für bie aKiffwnSbeburhriJieju»
nöd^ft unter ben 3Raroniten, ben ©laöen, ©titi^,
Set^iopiem unb Seg^ptem gu forgen f^cAit, eine
eommifpon, meldte ßlemenS VIIL (1592 M
1605) burd^ neue 2RitgIieber öermel^rte unb regel»
mäßige ©i|ungen abgalten lie|. ©o mar bie 3bee
einer Sentralbel^örbe für baS aRifponSmerl M
Seben getreten, ber j?eim gur Kongregation bei
$ropaganba (f. b. Slrt.) gegeben ; biefe erri^
©regor XV. im 3. 1622. ©enfelben ©fet für
bie aWiffton begeugte aud^ fein Slad^folger fc»
bau Vni., melier baS biSl^er ©efd^ffene bnt^
bie ©rünbung beS Kollegiums ber ^o)>agotibci»
meld^eS junge Seute auS allen Säubern gu fünftigeR
SKiffionaren l^eranbilbcn follte, öeröoDfonraÄ
5Iud^ bie öerfd^iebenen Orben fieüten il^re gu SKf»
fionarcn befonberS auSgebilbeten ^ejler ber $»•
paganba ftets gur Verfügung, unb eS ijl fd^met $a
entf d^eiben, meiern auf bem bamaligen 3lti{fi0n§*
85
SDliffion.
1586
be ber SBorjug gebül^rt; äbrigenS vermag an
iJ^enbem Sifer^ an l^ol^et perjöttlid^er Sugenb,
Soiffi ber QuSgefonbten SRifftonare unb ber
ort^rer lool^I fein Orben mit bem ber Sefuiten
len Skrgleic^ au8}u]^QUen. Sbenf o f(i^mer ift eS,
unlerf Reiben, tteld^e 9{ation be§ fotl^oUf^en
tropa am tl^ötigften unb erfolgreid^ften für bie
tffiim geioirft l^be, ba l^ier Italiener, 2)eutfd^e,
panier^ $ortugiefen unb gfrangofen gleid^bered^«
I um ben SSonang ftreiten. 3ebenfoII§ mu^
m aber, ttenn man ben gangen Erfolg ber
i^nSt^ätigfeit in^S Sluge fa|t, ben Bpccaittn
Serein mit ben 2)eutjd^en einen 93orgug gu«
eimen^ ba fie bie gro|artigften unb bauernb«
n (Erfolge errungen l^aben. Sin großer Sl^eil
n Smerüa unb ein Xl^eil OceanienS ift burd^
i Spanier unb S)eutfd^en befel^rt morben. 3la*
müid^ toat eS Oefteneic^^ unb unter feinen
nmingen Dorgüglid^ SSöl^men , baS eine unsöl^-
le 9tmge 9Rifftonare in bie neue SBelt gefenbet
l, fo ba| bie ^ölfte ber fömmtlid^en Sefuiten»
ffumore in Slmerifa, auf ben ^l^ilippinen, 3Ra«
tnett unb Carolinen au§ 2)eutf^en, namentlid^
B Oefleneid^em, beftanb. Srß als bie poli«
ijit Sodßfung 2)eutfd^lanbS Don Spanien ftatt»
ib, unb no4 uiel^r nad^ Sufl^ebung beS 3e«
ImorbenS, tt)urben bie frangöftfd^en unb italie*
1^ SRif^nare Donoiegenb. 9II3 bann infolge
t frongdftf d^en , Zitron unb Wtar umprgen«
R XetH)lution bie JhiegSflamme in ber Sl^riften«
it umtl^te unb nic^t blo^ Suropa erfd^ütterte,
sbnn felbft bie 3Reere ftörenb übergog, als
euer bie ffird^e il^rer alten Steid^tl^ümer beraubt
ib fo bie Duellen i^rer äBoj^Itl^aten erfd^öpft
nmn, litten Dor SDem aud^ bie SDJifftonen bar*
iter. SS tourben nid^t blo^ bie reid^en ^ilfS«
tttel J^imoeggenommen, tteld^e bie Siebe ber mäw
%ta unb ber Sifer ber dürften unb IBif d^öfe ge»
imnelt — felbft bie $ropaganba mürbe gum
:o|en Xl^ il^rer Sinfiinfte beraubt — , fonbem
I ttmd>en au^ bie Steil^en beS SIeruS gelid^tet
nb burd^ Sufl^ebung beS $ropaganba'@eminarS
nb ber iHöfter bie ^fianjfd^ulen ber 9Jliffionare
aftet S)aS Slpoftolat^ toeit entfernt auf neue
tobenmgSonftalten gu finnen^ fonnte nur mit
to|er 9Rü^ bie SteUungen behaupten, bie il^m
0^ geblieben. 9htr l^ie unb ba fal^ man nod^
xige burd^ Slter unb Arbeit niebergebeugte 3Rif«
onore, einige bem Bä^mxit ber IBerf olgung unb
OB gfenerj^l^I ber Derjel^renben @onne entfom«
lene (Breife, meldte mit n)e^mät]^igen Zoranen bie
#ntngSlofe Sutunft bemeinten unb mit ber
^mer}^aften Uebergeugung bem Sobe entgegen-
1^ ba| mit il^nen bie gfrüd^te eineS oft l^unbert«
^rigen ffttmpfeS unb Sieges oerfd^minben f outen.
Hier fold^ ttmflänben bilbeten ftd^, nad^bem
td^ bie Centralcommif jtonS'^nftalt in Stom, bie
ropogonba^ nad^ ber Steftauration beS jfird^en»
olcS (1814) burd^ $iuS VH., freilid^ nur mit
|crori>cittfii^ Opfern unb SRül^en, in il^ren
en Sionb jnrfidtDerf e^t morben, in oerfd^iebenen
fatl^olifd^en Säubern, in erfter Sinie in granfreid^,
bann au(| in Oepeneid^, Satiem, ißreu|en (Sad^en)
unb in ber ©d^meig (Sinfiebeln), freimillige S8er«
eine, bie bem Spoftolat mieber bie irbifd^n'^ilfS»
mittel ber 5Räd^ftenKebe öerfd^affen ttoHten. 2(uf
biefe äBeife fonnte ben Derma^rloSten ünifftonen
toieber aufgel^olfen, bie öerlaffencn tonnten mieber
aufgenommen utib überbie^ Diele neue gegrünbet
merben, unb fo fonnte baS ^oftolat ungeftört
)um Segen aller93ölfer feines SmteS malten. 2)er
tl^ätige Sifer für bie SDKffionen ijl feitbem in ber
gangen fatl^olifd^en 9BeIt im 3une]^men begriffen,
unb ein 93oIf nad^ bem anbem, mie neueftenS aud^
bie SSemol^ner Don ÜJlesico unb Sübamerifa, mirb
baDon erfaßt. %xä^ mürbe ber innerl^alb ber ^löfter
mie in ber SBeltgeifHid^feitfortfeimenbe Seruf gum
^[poftolate burd^ neue SntfaltungSmittel, nament-
lid^ burd^ ©rünbung Dieler neuen Seminarien
(f. u.) gur SuSbilbung unterrid^teter unb Opfer«
miUiger @IaubenSboten, fe^r begünftigt unb er«
blül^te mit neuer jhaft. 3a neben ben alten Orben,
bie, mie befonberS bie 3e|uiten feit il^rer SBicber»
j^etiiellung, il^re el^emaligen Stellen im ©ebiete ber
9Jlifjioncn mieber einnehmen, blül^en biele neue
Songregationen auf (f. u,), bie mit fold^em Sifer
ftd^ bem ^poftelamte mibmen, ba| eine S^xi fom«
men mirb, ba pe ben ältcften ©enoffenfd^aften
nid^t an ähil^m nad^ftel^en merben. 92amentlid^ feit
bem ^onttficate ©regorS XVI. na^m baS 9Jlif»
flonSmefen einen au^erorbentlid^en 9luffd^mung,
unb ber fatl^olifd^e ©Taube brang in gar oiele il^m
biSl^er üerfd^Ioffene Sauber ber Srbe. Sin d^araf»
tenftifd^ergugiftbaS, mie fc^onunter ©regor XVI.,
fo aud^ unter $iuS IX. unb nod^ mel^r unter
i2eo XTTT. l^ertjortretenbe Streben, nid^t blo^ apo»
ftoUfd^e SSicariate, fonbem, mo eS immer angelet,
fo balb als möglid^ fefte Sifd^ofSft^e gu errieten
unb baburd^ ben iungen d^rifilid^en ©emeitü)en
einen feften fird^üd^en ^alt gu geben. 3a mie in
ben 3wten ber Slpoftel unb ber erften ^äpfte fielet
man je^t l^öuftg mieber Sifd^öf e in ein ^eibenlanb
giel^en, um bie §eerbe, meldte fie meiben f ollen, erft
um fld^ gu fammcin. Sd^on unter ©regor XVI.
mürben mol^I 70 neue SSistl^ümer unb apoftolifd^e
Sicariate errid^tet, ebenfo unter $iuS IX., uiü)
Sco TTTTT. errid^tct l^eute nod^ in jebem ^a^xt bereu
mel^rere. 3wm 3luffd^mung beS aKifftonSmefenS
trug aud^ bie genauere Organifation oer ißropa«
gatä)a-Songregation bei, meldte ^tuS IX. in ge-
trennte Slbtl^eÖungen fonberte, bie eine für baS
SKifflonSmefen ber lateinifd^en iKrd^c, bie anbere
für baS ber orientalifd^en dliten. S)aS SBad^Stl^um
ber auSmärtigen SRifjionen im 19. Sal^rl^unbert
ijl bereits in Ben Slrtifeln über bie eingelncn Srb»
t^eile, fomic über eingelne Sönber ober ^roöingen
bargefteHt; ebenfo ift in bem Slrtifcl iKrd&engebiet
(Vn, 527) über fämmtlid^e Terrae Äüssionis
eine tabenarijd^e Ueberfid^t gegeben, auf meldte ^icr
einfach öermiefen merben fann.
®ic SKiffton unter ben 3 üben ift biSl^er, meil
fte ft(^ nid^t gut in bie 2)arfteIIung ber SRi^Pon
1587
SRiffion.
1588
unter bcn Reiben einfügen l\t%, übergangen mor«
ben, unb ba§ 9lötl^ige barüber ntu^ l^ier nod^gel^olt
tt)crben. 3n ben meiften urd^riftlid^en ©emein«
ben öon Äleinofien, ©ried^enlanb, Sreta u. f. tt).
bilbeten bic 3ubcnd^rtften ben ©runbftotf. SOWt
bemSlufftanb be8lBar=6o(i^ba (j. b. «rt. 1, 1199 ff.)
l^örte bogegen bie majf enl^afte 3un)enbung ber 3u«
ben }um ^l^nftentl^utne auf, unb fie Derfd^an^ten
ft(]^ t)on ba an l^tnter ben ftarfen 3(iun ber %xa*
bitton unb be§ Xalmub, ber bi§ 5ur ©egenn^art
eine fd^tter ^u überf(i^reitenbe ©d^ranfe gur Sin«
nal^me be§ (^^ri{lent!^unt§ für fie gemorben. 2)ie
jtird^e 1)ai aber bie Sefel^rung ber Suben nie au|er
3lugen gelaffen ; bie^ bctüeist fd^on 3uftinu§ ber
5IKart5rer in feinem ©efpröc^ mit bem Suben
Sr^pl^on im 2. unb SertuKian mit feiner ©d^rift
Ady. Judaeos beim SBeginn be§ f olgenben ^af)X»
l&unbertS. fiaffiobor nal^m in feiner ^falmenauS«
legung aud^ SRüdCfid^t auf bie Sefe^rung ber 3uben
(ügL Expositio in Psalm. 81, Conclusio, Yen.
1729 [Opera H, 267]), unb ffaifer Shiftinian
bef al^I, ba| bie 3uben in i^ren ©Qnagogen ftd^ einer
griec^ifd^en ober lateinifd^en Ueberfe^ung be§ Ur«
testet bebienen, bagegen ftd^ ber l^aggabif d^en SIu§*
legung enthalten f oHten. S)ie| gef d^al^ aber meniger
be^l^alb, bamit fie befto el^er gum SSerftänbni| ber
d^riftlid^en SBal^rl^eit gelangten, afö au§ politifd^en
SKotiöen. Segen gemalttl^ätige Sefel^rungen nal^*
men bie köpfte bie ^uben ftetS in @d^u^ (ogl. ® rae^,
®efd&. ber 3uben V, 2t\pi. 1861, 41). SDlerftoürbig
ift eS, ba| iübifd^e ißrofel^ten öon iel^er ben eifrig»
ften aWiffionStrieb enttoidfelten, fei eS au§ SKitleib
mit il^rem 93oIf, ha fie am beften bie geiftige armut
unb SDüne be§ talmubijd^en äubentl^umS einfallen,
fei e§, bo^ gerobe il^re Selanntfd^aft mit bem %qU
mub unb mit ber ©enftoeife unb ben Sitten ber
Suben il^nen bie ßintoirfung auf i^re ©ruber leidet
ju mad^en fd^ien. ®ie| geigt fid^ fd^on im 7. Saj^r»
lunbert an bem ^rofel^jten unb Sifd^of SuUan
öon 3:oIebo (geft. 690), ber gegen bie Suben baS
SBerf fd^rieb: De sextae aetatis comprobatioiie
contra Judaeos. Slud^ äftbor öon @eöiUa öer*
fafete bamalS gmei Sudler, toorin er bie d^riftfid^en
©laubenSIel^ren au§ bem Sllten Seftomente belegte
unb ben Slad^toeiS lieferte, ba^ baS Sctpttt öon
3uba gemid^en. ©omuel, jübifd^er Äabbi öon
SWarocco^ ber 1085 ju Solebo 6|rift getoorben,
f d^rieb in arabifd^er ©prad^c an einen Mabbi 3faac
um 1077, nod^ el^e er getauft mar, einen Lib. de
adventu Messiae, quem Judaei temere ex-
pectant (1528 gu SSafel unb bann mel^rmalS ge»
brudtt). 6ine SDliffionöfd^rift gibt e§ aud^ öon
$ebro 2lIfonfo, tocld^er 1106 in D§ca getauft
löurbe, fotoie öon feinem 3citgcnoffen Samuel 3e»
l&uba. ®er ^I. Ma^munb öon ^ennaforte fül^rte
baS ©tubium ber l^ebräifd^en ©prad^e unb ber
talmubifd^en ©d^riften in ben ©ominicanerorbcn
ein, f})eciett gur SRiffionStl^ätigfeit unter ben 3u«
ben. ®er erftc eigentlid^c SDhffionSprebiger toar
ber Dominicaner $abIo ßl^riftiani, ein befel^rter
^t aus 3Jlontt)eUier, ber befonberS in ©üb«
f ranfreid^ ben Suben ))rebigte unb mit il^neii in
ben ©^nagogen biSputirte. S)er literorijd^ unb
münblic^e j^ampf mit ben Sb^binen toor bamal§
überhaupt an ber SageSorbnung unb l\v& tti^
ol^ne Srfolg. IBefonberd frud^treid^ löor bie gro^
2)igt)utaaon, toeld^e ber ©egenpapft SenebictXm.
gu Xortofa im 3. 1412 in 68 @i|ungen V>to
lie^. S)abei öertraten bie gelel^rteften Stobbinen,
befonberS ber jübifd^e 2)ogmati!er Stabbi 3o{e)4
^Ibo, IBerfaffer be§ 93ud^e3 ber ©runblel^ren (@e-
pl^er Sf^arim), bie iübifd^e SReligton gegen ben ge^
tauften Suben unb Seibargt SenebictS, ^ieronpnS
a ©. |$ibe (Sofue öon Sorca), unb gegen Snbteiä
Seitran. S)iefer ©egenpapft, meld^ fletS ein lel^
l^fteS Sntereffe für bie IBefel^rung ber 3iü)en an
ben Sag legte unb ftd^ felbft in ^Sputotionenntit
ben Stabbinen einlief, öerorbnete 1415 in einer
ouSfül^rlid^en IBuHe, unter ^innieiS auf bie in
^ragonien eingetretenen Sefel^rungen, ba| bk
äuben iä^rlid^ breimal bie SSortröge tüd^tiger
d^riftlid^er $rd)iger über ben erfd^ienenen Slhf-
fia§, über bie fd^meren SSerirrungen unb boS
^arte fiooS i^reS SSoIIeS angul^ören gegolten fein
foOten. Sud^ ba§ IBaSler (SoncU befal^I in ber
19. ©i|ung (7. ©eptember 1434), an ben Oden,
tt)o gal^Irei^e Snben feien, tüd^tige ^rebiger angn«
ftellen unb iene gum SBefud^ ber d^riftltd|en ^
bigt gu gmingen. 2)er l^L IBincentiuS gfecminS
entmidf elte n)o|l bie größte S^ättgfett in ba Snben*
befel^mng , ba er in ©panien oDetn mel^r al4
20 000 für ba§ Sl^riftentl^um geUNnot ^ier k*
fonberS l^atten bie 3uben bebeutenben SBol^IfM
ermorben unb burd^ i^ren SBud^ öiele (eftige
ßlagen l^eröorgerufen. 2)ie^ ttxtr nid^t bIo| bK
SJeranlajfung gu ben Subenöerfolgungen, fmtan
aud^ gu bem regen Sifer für il^re ^ehl^rung, totil
man fie auf biefe äßeife unfd^äblid^ tna^ )b
fönnen glaubte, äßeniger Sifer als in ©panieo
mürbe in gfranlreid^ für bie IBefel^rung ber 3nben
g^g^gt/ ycL l^ier trat oft eine bebenflic^ SBoditbe
für biefelben gu Sage, ©o lieg g. 93. 3ubit$, bie
gmeite ©emal^Iin fiubmigS beS frommen, bie döf*
linge öon ben 3uben fegnen. S)ageQen lieft m*
mig ber ^»eilige 1240 eine 2)iSpttt(äion giDtf^en
bem $rofel9ten S)unin unb bem Stabbi äe^iel
öeranftalten , infolge beren 24 SBagen iubi|d^
©d^riften öerbrannt mürben; Shtnin 1^ ben
Xalmub als bie f^auptquetle beS SBiber^mbS ber
Suben gegen baS (^^riftentl^um begetd^ 9»4
9licolauS öon S^ra trat in SontroöerSfc^rifia
gegen bie Suben auf. 3n Stalten, mo ft4 bie
Suben beS meiften ©d^uJeS erfreuten, ttwten ^
bie 93e!e]^rung ber 3uben bie ^ßöpfte unb öerfd^iie«
bene DrbenSgeiftlic^e fel^r eifrig; öon leiteten
braud^en blo^ Sllberto bi Sroponi, Sermirbino bi
i$eltre, Sobann Sapiftran, ber 1^1. SomentiuS
öon 93rinbift unb SlngeluS ^ierofol^mitonsS ge»
nannt gu merben. 3n 9bm felbft, mo öiele 3u^
gu aQen Seiten getauft mürben, mar bie Sinnig
tung getroffen, ba^ fie möd^lid^ ober loemgPeni
mel^rmalS im äa^re in ben JKrd^ ober ts i^
1589
antifion.
1590
Synagogen eine d^riftl^e ^rebigt l^ören mußten;
)tc| tmirbe in Qon) Europa, felbft aud^ unter ben
(hrotcponten^ bis in baS Dorige ^o^rl^unbert l^erein
tod^eal^mt. 6in eigene^ Snftitut sur 93e!e|rung
)er äuben mürbe 1549 Don $aul m. gegrünbet
mb t)on ©regor XIIL öermel^rt unb erweitert.
|itu§ V. taufte fclbft mej^r als l^unbert geleierte
tnb reid^e 3uben, mobei Sarbinöle unb $rö«
itten bie ^tl^enfteUe vertraten. Sei bem fton»
)an|er Sonett baS fid^ aud^ mit ber @ad^e ber
Sttbenbefel^rung befc^öftigte, l^ielt ber getaufte 3ube
t^bülb, S)ominicaner unb ^rofeffor ber Sl^eo-
Dgic, 1416 eine beifäHtg aufgenommene Sebe,
iiü> oud^ ber 1^1. ftarl IBorromöuS, ber biefe ^a^t
mf feinem aWailönber ©oncil im 3. 1565 bel^on«
ytltt, forberte feine ©etftltd^feit jum 6ifer in ber
Befel^rung ber Suben mieberl^olt auf. @eit bem
L6. äü^l^unbert fanben bann in Sttalien ^a^U
:dfy 93elel^rungen gerabe Don geleierten unb Dor»
lel^men Silben ftatt, unb biefe wirften mit SBort
nä> Schrift auf il^re 93rüber ein. %IS aud^ in
Sngbmb Diele Suben baS Sl^riftentl^um annal^men^
DoDte fie ftönig SBiD^elm ber Stotl^e um 1100
fmnqtn, mieber jum Subentl^um ^urüdf^uf eieren;
td| aOer 2)ro^ungen blieben aber bie ^efe|rten
lanbl^ft ffaum funbert äal^re f))äter fonnte ba»
jegen ber $rior Stid^orb Don ^ermonbfeQ ein
(^pital für äuben, bie ftd^ befel^ren tt)oOten,
»nid^ten, unb bie S)ominicaner inOsf orb eröffneten
rine öl^id^e^nftolt of Converts, tt)ie aud^ ^ein«
i4 in. in fionbon ein eigenes ^auS ^ur 9Iuf«
lol^me unb Pflege Don $rofeIt)ten errid^tete. 2)ie«
t§ ^auS uxir fo bef ud^t, bag balb g^iltalanftalten
legntnbet merben mu|ten. SBöl^renb ber Stegie»
img beS IKnigS Sbuorb I. n)urben allein 500
ßrofelQten getauft, bagegen mu^te er aber aud^ im
iafyct 1290 nid^t weniger als 16 500 Sfuben Wegen
EBiul^ierS unb SRün^föIf d^ung beS SanbeS Derweif en.
Sn Seutfd^Ianb gab eS frül^er feine auf bie Suben
prid^eten aKiffionSbeftrebungen, tool^I aber 95er»
idgimgen unb 3n)angStaufen berfelben. @ie fud^«
m burd^ bie Saufe ben 93erf olgungen ju entgelten,
odd^ bie jheu^süge, bie SatareneinföDe unb ber
iJ^ttorseXob über fte brad^ten. 2>ie beutf d^en 93i«
^dfe tme bie $öpfte nal^men fte in Sd^u^ unb l^in«
)erten i^re gän^Iidde Ausrottung (Dgl @.J)er)berg«
$cftntel in ben^rfd^ungen ^ur beutfd^en Sef d^id^te,
CXni, ®öttingenl883, 157). ®ie biSl^er gefd&il-
)ertenS3erp[tniffebauertcnfortbiSäurfranjöfifd^en
Resolution, weld^e ben äuben bie Smancipation
nod^te. €eit]^ l^ben swar mand^e 93ef el^rungen
hj^g^funben, allein ba fid^ befannterma^en bie
DKJ^n nid^t an baS iübifd^e SSoR als foId^eS,
onbern nur an ßinjeln^ wenben fann, gibt eS im-
«cr nur ©ngelbefel^rungen. SQSenn bie ^rotejian-
»I )n Rogen l^ben, ba| unter benen, weld^e ftd^
lam ^roteftontiSmuS befel^rten, immer aud^ f old^e
t^ finben, weld^e ben IBrud^ mit bem Salmub
lU^ ond religiöfen ÜRotioen DoÜjiel^en, unb bereu
Imm^ beS Sl^riftentl^umS barum aud^ feine
x^i^e iß, fo l^at bie lat^olifd^e JKrd^e bie|«
faQS !aum eine ftlage gu erl^eben. SBefannt finb
bie Sefel^rungen eines ®rad^, eines Dr. Siber»
mann, ber beiben StatiSbonne unb fiel^mann, eineS
Sauer u. f. xo, (Dgl. Mofentl^al, ßonDertitenbilber
m, 1). SBie S>rade fo matten aud^ bie übrigen
nad^ il^rer Aufnal^me in bie fatl^olifd^e Jhrd^e eS
pd^ }ur Stuf gäbe, für bie Sefel^rung il^rer f rül^eren
©laubenSgenoffen gu toirfen. S)ie beiben StatiS»
bonne (f. b. 9lrt.) grünbeten gu bem 6nbe Slnfialten
in $ariS unb 3erufalem, tocld^e in großer SBIüte
[teilen unb fd^on mand^e Sefel^rung lerbeigefül^rt
l^ben. 3)ie betreffenben Srfolge werben in ber
SBelt weniger bemerft, weil bie männlid^ wie
bie weiblid^en 93ef eierten grö^tentl^eilS bem DrbenS«
ftonbe fid^ wibmen. S)ie beiben Sel^mann, bie als
$riefter ber 2)iöcefe S^on ftd^ Don $iuS IX. gur
STOiffton unter il&ren 93rübem beDonmäd^tigen
liefen, wanbten fid^ jur 3rtt beS Daticanifd^en
SoncilS an ben $o))f}, bamit er aud^ bie Suben
gum ßoncil einlabe, unb Deröffentlid^ten gugleid^
eineSd^rift „SHe aWefftaSfrage" (beutfd^ SRaina
1870). gine ßinlabung erging gwar an bie 3uben
nid^t; wöre aber baS Soncil fortgefe^t worben, fo
wären fidler bei ben 93ef d^Iüff en über bie SMifflonen
aud^ biefe nid^t übergangen worben.
©ieSRiffton unter ben SKol^ammebanern ift
feit bereu Auftreten in ber ©efd^id^te nie Demad^«
iöfftgt worben. ^lamentlid^ infoige ber ftreuggüge
Derfud^te man bie IBefenner beS 3Slam für baS
ßl^riftentl^m gu gewinnen. @o wiffen wir g. 95.,
ba| ©amonaS, Sifd^of Don (Saga in ^alöftina,
ber im 12. Sal^rl^unbert lebte unb Don SRo^am«
mebonem getöbtet würbe, ein ©efprad^ befd^rieb,
baS er auf einer SReife nad^ ßmefa mit einem 9Jlo»
l^ammebaner über baS AltarSfacrament gel^alten
(gebrucft als Disceptatio cum Ahmede Sara-
ceno 8uper veritate corporis et sangoims
Christi in Sacramento Eucharistiae, graec. et
lat. ed F. Ducaeus, Par. 1624 unb mel^rmalS).
®er 9Senetianer anaftafiuS, 3Könd^ im ftlofler
anid^aelSberg bei SlDrand^eS (geft. um 1085), pre«
bigte im Sluftrag ©regorS VII. in Spanien ben
ÜRol^ammebanem baS Sl^riftentl^um, freilid^ ol^ne
naml^aften ßrfolg. 5Rad^ ßroberung ber legten
mourifd^en @tabt würbe gwar l^ier ben 392auren
bie 93eibe]^altung i^rer IReligion gewöl^rt, aber
nad^ einer 93erfd^wörung berfelben warb il^nen nur
(1498) bie SBal^I gwifd^en ^uSwanberung unb
Sefel^ng gelaffen. SWand^e liefen ftd^ taufen,
waren aber alS @d^eind^riften ber JHrd^e nur um
f 0 gef öl^rlid^er ; übrigens waren bie SBefel^rungen
unter il^nen im ©angen feltener als unter ben
f})anifd^en Suben. 3n ben anberen Säubern, in
benen bie SWol^ammebaner bie §crrfd^aft l^atten
unb nod^ l^aben, war bie SRifftonStl^ätigfeit auS
Derfd^iebcnen ©rünben biSl^er faft ol^ne Wcfuttat.
SBie Karbinal SaDigerie fagt (^nnalen ber ®Iau»
benSDerbreitung, Strasburg 1855, 190 ff.), ift ber
2Ro!&ammebaniSmuS wal^rl^aft ein 3Keifterwer! beS
böfen ©eiftcS. 6r befriebigt gleid^geitig bie l^öd^=
ften 93ebürfniffe wie bie ntebrigften Sriebe unferer
1591
liji:
3tafur uitb feffelt fo bcn Wenf^en in aU feinen
Setlmhäften. 3)ui^ btit Dom SubailmuS eni^
lehnten @lQub«n an einen einjigen @ott, an ^l'■
SBcto^nung unb Seftrafung im fiintttfltn Scbii'.
burd) bflä (Sebet unb bie teligiöie Stf^ulidjti -.
bie oft jur feurinften aSegeiftenitig fi^ fteigtrt, '.
friebigt tc bai Sebürfni^ unterer ^iatur, jirf:
i^rem @cl^i))}fer al3 ber Quelle Qlle§ ^ö^ern l'c! -
gu ergeben; bui^ bie J^riCoIität feiner iSoriit'.''
bagegen, bur^ bcn freien Sauf, ben et ben ■■:
lofen 9lul|<^iDeifungen ber ©inne lä|l, buv
®e|ej bes ^eiligen ffritgeS, berbieUnterhv;'
bie ^lünberung, baS erbormungilofe '.'
oller majaä, b. i. berer, mel^e bem 3Sl.'
^ulbigen, gu)fiet|it, fc^lügt ber SRo^ammet'
[eine ^niiünger in^Banbe, treibe menfti)!:
nii^tä treiben tonn, ©oü er jetfollci!
bie| nur auS i^m felbft fontmen, b. 5- i-
ner ©nmbfätfe, feines ©d^idfalßlaubi:^
©itlenUErbf rbmffe§, welche ii&erotl un^ci .
5eit, 91uflöfunfl unb Slob erjeugen. Ud
gen bie Wotiainmebaner überaQ bie
tfln^änglic^feit an i^ren glauben uii
geringfte Uebung beSfelbtn. Sic :
nuc^en ibrerfeitS über bie StfiUlunii
männifc^n ßtefegeS; fie fyittta fn.
bie neuep« ^tM eine fttengt Eenfuv
»ete^e aUt in türlifc^er ßber ombi;,
gefcbriebenen SBerte burc^juge^en ui^
^otte, ob fie nid)t§ enthielten, tDn= .
ober ber Stegiening gutoiber fei, IUI'
tt niemaß, ba| unter ifjnen $rofcl'
^riftcntfium gemai^t nmtbtn. ?>i:
$rebigen Dor iDIotiammebanem kü\
unb fein 1Ra\a barf e8 mögen, mit eiiu;
üffentlid) über SKeligion gu biBpuÜv,",
SBertnegen^eit iDurbe, befonberS recim
bie 3)etrügeieten i^reS ^rop^eten cnllnn
fogleit^ mit bem Siobe beftraft, Slud)
SontroDer^fdlirift öffentüi^ erfd^eincn,
fieben beS ißerfofferS gu gefä^rben. S.
Dom 3SlQm blieb mit bem 3:obe bebrof
bie neucfte 3eit. Som SInfong biefeS 3af
an, ba bie ^iffionen fic^ oudg in ben n
banif^en Sänbem auSbe^nlen, unitben
Dielen SRenegoten, bie mieber gum €^ri|
jurüdte^rten, bie SCöp^t obgef^Iagen,
1854 nutben in bet eutopäifc^en ^i
9]Ro§lemin »e gen i^et ^felinmg jum
t^um bingeri^tet. Stfl feit 1854 tniib
Sobeiftrofe bie SBerbannung ner'^ängt. fin.,
bienen fii^ bie iDio^ommeboner felbft ofleitj
um neue ?ln£|Qnget für il^re JReligifln ju ge
®et aJtijfiDnor 6ugen ^ore etjä^It, mit
@eiit bei ^cofclQtent^umä unter ben W
noi) in bcii öietjigei; Sagten lebenbig mor.
barf nur bie luije f^oimel ,W.a^ ifi SlQo^ u^i
3)1ofiammcb fein ißtofi^et', ober baä no^ tn^ p
lüräerc DUurum, b, i. ,3ift bin'S', auSiptd^en. b
fo ijüt man, fnll# gmci 9}to^lemin (ilä ^cugtnltti
iitfeS @Iaubeii£bc(enntnii|cä Doi^onben finb, bie I bft
1593
ÜKiffion.
1594
gefeilt. ®ie SDKfponarc begrüben überaß bie ^n»
niefenl^eit ber d^riftlid^en Solonialmöd^te mit mol^«
ter ®enugt]^uung, ba fte ber Ausbreitung beS
S^ftent^umS großen SJorf(i^ub leiftet ; o^ne il^ren
B^ui to&xt oft ber blo^e Aufettt^alt in tnand^en
(Begenben nid^t ol^ne ©efol^r. @rmut]^igenb für
He Stifftonore ift aud^ bie äBa^mel^mung, ba^
bie 9Ro§Iemin aümölig jur Smftc^t gelangen, bie
O^rißen feien nid^t ibnnht, alg mlä)t fte i^inen
immer t)or!amen, fonbem SRenfd^en, meldte il^nen
aufrid^tig unb au§ reiner Siebe @ute§ tl^un moQen.
SHe d^iftlid^e Siebe unb baS Seifpiel aUein ift eS
otul^, burd^ tteld^e bie 3Ro]^ammebaner }u gewinnen
ftnb. @eit neuerer 3(it l^aben fte beibeS aud^ ftetS
Dor Sugen, inbent bie SRif jionare unb bie fte unter-
fiä|mben Orben§fd^n)e{tem bie Sd^n^ad^en unb
ffranfen ))flegen, bie man i^nen anvertraut, bie
Srmen unterftü^en unb bie jfinber unterrid^ten.
an Pleinafien, ©^rien unb Werften ftnb fretlid^
xu)^ lotnige berartige 9(nftalten, bagegen fd^on
mehrere in Sonftantinopel, Algier, SripoUS unb
Scgt^rten; ]|ier merben befonberS in ben SRifftonS»
fd^en neben ben d^riftlid^en aud^ Diele jübifd^e
ntb mol^mmebanifd^e ffinber unterrid^tet. 9EÖa§
Me SRifpon auf biefe SQSeife erreid^t, ftnb aller«
bingd nid^t, mie eS einige münfd^en, unfluge unb
eüige Sefel^rungen, tt)eld^e nur SSorbereitung sum
SBieberabfaQ xoöxtn ; eS ift ein bauer|^of teS ®ute,
eine entfernte SSorbereitung ol^ne Srfd^ütterung unb
0^ @ffa]^en, gur aUmöligen Ummanblung ber
mol^mmebanifd^en SBelt. S)er @ame mirb einft«
loeilen auSgeftreut, ba§ SBad^t^um f oUen Anbere
beforgen ; Dor AQem ift eS bie @orge @otte§, an
bcm t)on il^m beftimmten Sage fein SBer! aud^ in
Uefcn Seelen )u t)onenben. (SBid^tigfie Siteratur
bet äußern 3Rif fion ber f at^olif d^en ßird^e : Thomas
a Jesu 0. Carm., Thesaurus sapientiae divi-
nae in gentium ömnium salute procuranda,
AntT. 1613; C. Hazart S. J., Kerckelyke
hist Tan de gheheele wereldt, 4 voll., Antw.
1667—1671 ; beutfd^: ftird^en-Sefd^id^te, b. i.
Ca£^I. Sl^riftentl^um burd^ bie gan^e Sßelt auS-
9*Kttet, 3:1^1. 1. 2. 3, Slbtl^. 1. 2, baöon ber
1. H^il in 3. «ufl., SSBien unb 3Künd^en 1727,
1725 ui;^ 1701 ; 3. ©tödficin S. J., ®er neue
SBeB-So:: r.;it aUerl^anb Wad^rid^ten beren SKif»
fionarien S. J. u. f. U)., %ug§purg unb @ra^
1726 ff. (Stödßein ftarb nad^ Verausgabe be§
24. Il&eifö; bie PP. SIKe^cr, ^robft unb ff euer
\dfim baS SBerl fort bi§ sum 38. Sl^eil) ; ^en»
rion, WIgem. ®efd^. ber ta\^. SKifftonen bis auf
Ue ncuefle 3^it, au3 bem gfran^bfifd^en, 4 Sbe.,
e^^off^fen 1845—1852; Dr. ^. SBittmann,
®lc ^crrlid^feit ber ftird^e in i^ren SWiffioncn feit
ber ®(miBenSft>altung, Augsburg 1845 ; 2)erfelbe,
«Igem. @efd^. ber taü^. SWifftonen t)om 13. äal^r«
(mbett an, 2 »be., ebb. 1846-1847; 6. aWi-
i^, SHe SdDer ber @übfee unb bie @efd^. ber
Motcßmü. unb fatl^ol. SRifftonen unter benfelben,
IKBnfter 1847 ; Dr. V. ^al^n, &t]ä). ber fatl^ol.
UHffimcn^ittln 1857— 1865, 5®be.; a.2B.2R.
5marf^att, ®ie d^riftl 2Riff., i^re ©cnbboten, i^re
aWetl^obe unb i^re erfolge, beutfd^ 9Jlains 1863,
3 93be. ; ß^. ^. Äalfar, S)en fatl^ol. 3Kiffton§«
§iftone, ftopen^agen 1862, bcutfd^: ©efd^id^te
ber römifd^'fatl^olifd^en 9Jliffion, erlangen 1867;
Djunkovsky, Dictionn. des Missions cathoL,
2 vols., Paris 1864; Annales des Missions
Franciscaines, feit 1860 in boppefter Ausgabe,
italienifd^ unb belgifd^ [Sömen]; Missions Domi-
nicaines dans l'extröme Orient, 2 vols., Paris
1865; P. Bocco da Cesinale, Storia della Mis-
sione dei Cappuccini, Bom. 1867 sgg., biS je^t
6 Sbe. ; Missiones cathol. cura S. Congr. de
Propag. Fide descriptae, erfd^einen jol^rlid^ feit
1886. aaäal^reOueEentoerfefinbaud^, toie bie frül^e«
ren Lettres ödifiantes et curieuses, escrites
des Miss, ötrangeres, mläjt in Derfd^iebenen
ausgaben, gule^t in $ariS 1843, erfd^ienen unb
in baS Stalienifd^e, ©panifd^e u. f. m. überfe^t
n^urben, bef onberS bie Annales de la propag. de
la foi, bie feit 1822 )ä^rlid^ in 6 ^eften ju S^on
herausgegeben unb überbie| in Dier beutf d^en [neue»
ftenS aud| in Salzburg für Oefterreid^«Ungam]
unb je einer englifd^en, fpanifd^en, })ortugiefifd^cn,
bretagnifd^en, baSfifd&en, polnifd^en, ffamönbifd^en
unb l^ottänbtfd^en Ueberfe^ung in 265 700 gjem«
})Iaren verbreitet werben; baSfelbe gilt oon ben
feit 1868 baran fid^ onfd^Iie^etiben Les Missions
catholiqnes. Bulletin hebdomadaire illustre
de rOeuvre de la propag. de la foi, beutfd^
u. b. %. ®ie fatl&olifc^en SKifflonen. SlluPr. SKo-
natfd^rift. Q^reiburg im Sr., feit 1873. 93on htn
öerfd^iebenen flelneren SDKfJtonSblättem enoäl^nen
tt)ir nur „®aS l^eilige Sanb", al§ baS §aupt«
quellentoerif für bie SKifftonen beS SKorgenlanbeS,
feit 1857 in jäl^riid^ 6 ^eften ju fföln erfd^einenb.
3ln SKiffionSatlanten ftnb gu nennen: G. Petri,
L'Orbe catt. ossia aÜante geogr.-stor.-eccl.,
3 voll, Rom. 1858, mit 133 Äarten, unb P. O.
SBemer S. J., ftatl^ol. SOWff.-SltlaS, greib. 1885,
19 harten, unb frangöf. Ausgabe D. SSalenen
©roffier, ebb. 1886, fottie O. aOSemerS ftatl^ol.
Äird^enatlaS, ebb. 1888, unb beffen Orbis ter-
rarum catholicns, ebb. 1890.) [9Je]^er.]
2. SKiffionSanftaltenunb ©enoffen«
fd^aften, beren SWitglieber in ben fatl&olifd^en
aKifftonen tl^ätig ftnb, nebft Angabe ber biefebejüg»
liefen Sejirfe. a. SWiffionSinftitute Don
SQ5eH})rieftern (CoUegia saecularia) : 1) S)ie
^ropaganba in Korn (Collegium ürbanum), ge«
grünbet t)on Urban VUI, 1627 burd^ bie »uüe
Inunortalis. SS Werben S^^^W oDer SBeltgegen»
ben in baSfcIbe aufgenommen, befonberS auS ben«
jenigen Sänbem, meldte in SRom feine ^nftalten für
biefen S^td beft^en. ®ie auSgefc^uIten Sllumnen
werben bann als ©laubenSboten in il^re §eimat
ober nac^ Sebürfni| aud^ in attbere Sauber ent«
fenbet. S^re^nja^l beläuft ftd^ (1891) auf 138.
2) ®aS iJöpftli^e Seminar ber Stpofiel $etruS
unb ^auIuS in Äom für auSmärtige SKiiftonen.
©rünber biefeS ©eminarS ift ber römifd^e $rie(ter
1595
SKiffion.
1596
$ctcr aöattsim. ^ap^ ^iu3 EX., bcr c8 f reigcbigft
unterftü^te, beftötigte boSfelbe burc^ IBrete Dom
21. Sunt 1874. S)ie 3öglmöc bcfud^cn bic $ropa-
gonba; nur bic d^incpfd^c ©prad^c mirb in i^rcm
©cminar gcIcl^rt. 91I§ SBirfungSfrciS ift bcn l^icr
oug^ubilbenben Unifftonaren ba§ opoftolifti^e SSica»
riat2RittcI«©d^enjt ongcioiefcn. 3m ©cminor leben
ie^t 9 «lumnen, in ber 9Ri|fion IS^riefter. 3)®q§
englijd^e goflegium in 9tom. ®ie 3ögUnge, gegen«
»artig 26 an ber 3a^l ftubiren ^^i(ofo})]^ie unb
Sl^eologie an ber gregonani|(i^en Uniöerjttät (ögl.
b. «rt. III, 633 f.). 4) ®aS fd^othfd^e ßonegtum
(ebb. 635). ®ie 3ögUnge, bermalen 19, betreiben
p]^iIofop]^if(]^e unb t|eo(ogijd^e, bejonberS fird^en«
red^tfic^e ©tubien an ber obengenannten Uniöerft»
tat. 5) ®a§ irifd^e SoHegium (ebb. 635). ®ie
Sllumnen, berjeit 36, befud^en bie SSorlejungen an
ber ^ropaganba. 6) ®a§ für bie bereinigten Staa-
ten 5Rorbamerifa'8 oon ^iuS IX. 1859 errid^tete
Kollegium. ®er S^zd roax unb ift, in Slmerifa
ben einl^eimif^en ^leruS 5U lieben unb bie Steinzeit
be3 @Iauben§ ^u förbem. 2)ur(]^ ba§ apoftoUfd^e
©d^reiben Ubi primum öom 25. October 1884
tturbe ba§ Kollegium al§ ein Pontificium erflört.
S)ie Söglinge, gegenwärtig 65, befud^en bie pl^Uo»
fopl^ifd^en uiü) t^eologifd^en SSorlefungen in ber
$ro]3aganba. Sie fö^igften berfelben bürfen, ba
pd^ bie aKittel gemeiert l^aben, mit ßrlaubni^ il^rer
Orbinarien, nad^ Slbfotoirung ber gettöl^nlid^en
©tubien nod^ lönger in Stom öerweilen, um fid^,
namentlid^ im canonifd^en Sted^t, tl^eoretifd^ unb
praftifd^ weiter auS^ubilben. 7) S)a§ Kollegium
öon Sonoba in SRom, eine ©d^ö})fung ^apjl
2eo'§ Xm. e§ würbe am 11. 9^oöember 1888
eröpet. ©ein 3toedf ift, ^rieftem ober Klerifem
aus ben „oereinigten canabifd^en ^roöinjen" eine
^öl^ereSilbung ju öerfd^affen. ®ie 21 3öglinge be«
fud|en bie Sorlefungen in ber ^ropaganba. 8) ®a8
Stioner Kollegium für afrifanifd^e SKifponen, ge»
grünbet ju S^on im 3. 1856 öon SKfgr. aRel»
^ior 3ofep]^ be aWarion Sr^fiHac, 3;itu(arbifd^of
Don $rufa. S)a§ ©eminar Derforgt gegenmörtig
ein SSicariat (bie Seninfüfte) unb Dier a})oftoüfd^e
^räfecturen: bie ber ©olbfüfte, bie am obem
^iger, bie Don SDal^ome unb bie ad ostia Nili.
3u biefem ©eminar gel^ören brei ,,apoftoUfd^e
©d^ulen" , toODon ftd^ eine ju Korf in 3rlanb,
5Wei in granfreid^ befinben. 3m S^joner ©eminar
werben bie Alumnen in ben p]^ilofo))]^ifd^en unb
tl^eologif d^en ^ää)tm, f owie in benjienigcn ©prad^en
unterrid^tet, bereu ßenntnil für bie genannten
2Rif ftonSgebiete nöt^ig ift. ®ie gal^l ber SögWnge
beträgt bermalen 72. 9) ®a3 9JlaiIönber ©eminar
für auswärtige aJKffionen. ®iefe3 wurbeim3. 1850
auf ben SBunfd^ ^iu3' EX. Don ben infubrifd^en
Sifd^öfen gegrünbet. ®er eifrigfte Seförberer unb
größte SBol^It^öter war SlngeluS SRamajjotti, ba»
maliger Sifd^of Don ^aDia unb f päterer ^atriard^
Don Senebig. S)ie erften Zöglinge wohnten in ber
©tabt ©aronno, aber fd^on im 3. 1851 fiebelten
p nad^ aßailanb über. ^I§ Alumnen werben iunge
$riefter ober aud^ Klerüer, weld^ bem $nefter>
tl^ume nal^eftel^en, aufgenommen unb in benfirt!^
lid^cn SBiffenfd^aften, f owie in bcr cnglifd^ mib
ber d^ineftfd^n ©prad^e unterrid^tet. WS älHjjionS-
gebiet fmb ben l^ier gebübeten aRiffionaren ange»
wiefen: bie SDiocefen ^Qberabab unb ft^nogore
(früher KentraI=S3engaIen) unb bie Sicariate OP-
Sirma, 9iorb« unb ©üb'^onan vmb ^ongtong. Sut
3eit befinben ftd^ 58 aj^iffionare in ben genannten
©thkitxi] im ©eminar felbft bereiten ftd^ 15 Vtm*
neu JU biefem Spoftolate Dor. 10) S)aS ^arifer Sc»
minar für auswärtige aJliffwnen, gcgnhibet 1663.
©ein 3wedt ift bie SSerbreitung beS KDangeliuml
unter ben Reiben, ©egenwärtig wirlen 871 ajlifjb«
nare auS biefem ©eminar, unter il^nen 28 Sifi^öft,
in folgenben apoftolifd^en SBicoriaten: aiorb*, SRit«
tel« unb ©üb«3apan, jtorea, Xibet, aRanbfd^^
Oft", SBeft« unb ©üb»©etfd^en ; ^unan, ftuei«
tfd^eu, Jhtangfi, ftuangtong, ©üb* unb Sßeß»
iongfing ; ©üb«, SBeft» unb 9lorb»Kod^in^^
Kambobia, ©iam, aJlalacca, 9lorb« wib €öb>
Sirma, ^onbid^er^, aR^fore unb Koimbator.
S)aS ©eminar jäl^It feit feinem iBeflanbe bereiü
77 aWart^rer. S)ie 3llumnen, gegenwartig 259,
ftubiren in bemfelben ^l^Uofopl^ie, Sogmotit
aJtoral, ftird^enred^t unb Siturgil. 11) S>o§ @t-
minar ju SSerona, gur Kl^riftianiftrung Kenlnil*
Slfrifa'S Don aRfgr. ©aniel Komboni 1867 g^
grünbet, e^fiirt nod^, obwol^I M ber gegen*
wärtige apoftolifd^e 93icar, IBifd^of ©ogäro, nad^
ber Kroberung beS ©ubän burd^ bie SRal^billen
(1883) mit feinen aTlifftonaren unb }a(Ireid^
Söglingen nad^ ^eg^pten l^erabjiel^en mu^te, m
baS Slpoftolat in jtairo, ^eluan, @e§ira nnb
©uafin f ortgefekt wirb. 3tn SnfWiit ju Stonn
beftnbet M ein S)u^enb Zöglinge. 12) S)aS pö)^
tid^e Kollegium für Albanien. 2)a bie albanijd^
©iöcefen feine ^riefterfeminarien bcfafeen, ging
SWfgr. 3o]^anne8 Sopid^, SBifd^of Don ©cobto,
1858 baran, ein foId^eS für gottg Albanien in
feiner Steftbenjftabt gu errid^ten unb eS ben Sefniten
JU übergeben. ®ie öfterreid^ifd^eSRegierungbepritt
bie jtoften. S)aS @ebäube war ber SBoDenhung
nal^e, als eS Don ben aRol^ammebonem gerfiM
würbe; iebod^ erftanb balb ein neues, ba CePec»
reid^ wieber bie aRittel befc^affte. S)ie Sdgfingt
ie^t 27, werben ebenfalls auf Oefierreid^ itoftoi
erhalten. 13) SaS amerifanifd^e Koneginm ber
unbefledften Kmpfängni^ )u Sdwen, gegi^nbet im
3. 1857 Don bem l^oc^w. f>erm ^ter »inbeta*
el^emaligem aRifftonar unb ©enerolDicor beS S»
f^of S Don S)etroit in aiorbomerüa, S)ie 35#ige,
S)eutf d^e, 93elgier unb f^ollänber, muffen bei i^
eintritt bie p^Uofopl^if^en ©tubien fd^im DoDenM
l^aben unb bilben ft^ bann wöl^tenb breier SMti^
als aRiffwnare für bie ^Bereinigten ©taoten %»*•
amerif a^S auS. 3n bief en befinben ftd^ gegemoärtig
418 aRiffionare, unter il^nen 10 9SifdJ5fe; i»
KoEegium felbft fmb 63«lumnen, 14)S)a8eBg'
Kfd^e KoOegium ju Siffabon, geftiftet 1622 m
bem portugiefifd^en Sbelnumn $eter be Konün^
SKiffiotu
1598
ige Snglönber^ toeld^e in bemfelben gränb-
terrid^tet unb na^ erl^altener ^neftertDdl^e
oftel in il^ ^tmai ttitfen foUen. S)q§
um befleißt nod^ unb ^öl^It gcgenttörttg
imnen. 15) 2)qS englifd^e SoQegtum 5U
olib (CoUegium S. Albani, Angliae
nartyris), meld^ed im % 1589 Don bem
nP. Kobert $arf on mit Unterftü^ung Jtönig
pd II. }u bemfelben 3^^^^/ ^i^ b<i^ i^
n gegrünbet unb ben SSätem ber ®efeQ»
tefu anvertraut hmrbe. 9iad^ beren 93ertrei«
an 3. 1767 traten SBeltpricftcr an i^re
Ser ffönig ernennt ben IRector. S)ie Qafjii
gßnge ift bermalen 32. 16) S)aS SoUegium
ikß&aU m ®mua, gegrünbet im % 1855
tar!grafen9nton99rignoIe«@aIe unb feiner
iHn «rtemifia 5Regroni. $iuS IX. beftöUgte
ifiung unb übergab bie fieitung beS 3nfti»
m ^5IRiffion8.^eftem''. 5)ie SUumnen,
19 für auswärtige ÜJHf ftonen, metben na^
tmng il^rer @tubien Don ber $rot)aganba
tibet. 9u|er biefen merben nod^ 8 3^9^infi^
2)iöcefen SigurienS in biefem Snftitute au§»
t. 17)S)a§irifd^Soaegiumin^ari3fiammt
91 16. äal^rl^unbert; eS marb geftiftet. mäl^«
Snglanb bie Verfolgung mütl^ete. 2)ie äug-
ten 3^Iinge (eieren als $riefter in il^r SJater«
tcüd; gegenmörtig finb 80 im Kollegium.
ad (Seneral'SoDegium Don $uIo>$inang,
t um baS ^al^r 1666 Don ber Societas
ensis pro Missionibus exteris ^u ^iutbia,
uptftabt Don @iam. ms biefe im 3. 1767
: tpurbe, liefen ftd^ bie apoßolifd^en SJicare
bem SoUegium in §on'2)ät (Sambobja),
ifftt barauf in 9Siram))atnam bei ^onbid^er^
ae^t (1807) ouf ber 3nfel $ulo»$tnang
2)iefe mar 1786 Don ben Snglönbem
oorben. S)a§ Kollegium blül^te auf unb
no(^; ed 5ö^It gegenmörtig 90 ^lum»
ib beforgt folgenbe ÜRiffionSbejirfe: ftorea,
tong, Äuangfi, ©üb«iongfing, Dfi«6o»
m, bie §albinfel SWalacca, ©üb«. Oft« unb
Sirma. 19) S)a3 SoQegium ber l^eiligen
le in 3ltapd, gemöl^nlid^ ba§ d^ineftfd^e ge-
©ein (Srünber ift ber el^rmürbige ®iener
; aRat£^öu8 SRipa. ^opft SBenebict Xm.
)te es burd^ SreDe Dom 4. ^uguft 1725,
id Xn. am 7. «pril 1 732 — ju bem Stoede,
Hin ptuge Sl^inefen gu SRiffionaren in il^rem
(mbe gebilbet mürben, ©egenmörtig befinben
Zöglinge im Kollegium. 20) 2)aS fci^ottifd^e
inm in SSaÜabolib mürbe 1627 Don bem
d^ Sbelmann SBiD^elm ©emple unb feiner
^ (Skmdfßn SRaria be SebeSma in SRabrib
bd unb ben Sefuiten übergeben, 'ülaä) IBer«
lg berfelben traten f d^ottif(i^e SBeIt))nefier an
adle unb fiebelten 1771 nad^ SSoIIaboIib
)ie3^Iinge,bermaIen27,!e^rennad^9(bfoI»
bet pbilofopl^ifd^en unb tbeologifd^en @tu-
I ^[tefeper in il^ fd^ottifd^e§93aterIanb aurüdE.
08 €i«3of4)]^d^Uegium Dom ^eiligen
^txitn für ausmörtige ÜRiffionen juSM-^ia bei
iSonbon. ®rünber biefcd SoQegiumS ift 9Rfgr.
terbert SJaugl^an, bamalS (1866) Sifd^ofDon
alforb in Snglanb, |e^t ßr^bifd^of Don SBeft*
minfter. 68 mcrben in baSfelbe S^S^inge au8
allen Stationen aufgenommen unb gu 9Jlifftonaren
auSgebilbet, unb gmar a. für einige 9Rifgonen
ber 5Reger in ben Vereinigten ©taaten Don Slorb»
amerila ; b. für bie 9Kaori»ÜKifflon im füblid^en
Sl^eile «udKanbS in 5Reu-©eeIanb ; c. für bie ÜRif «
fton SRabraS inOftinbien; d. für bie a))ofioIifd^e
^^Sröfectur Äafiriftan-Äafl^mir ; e. für bie apofto-
Ufd^e $röfectur Sabuan auf Someo (3RaIeften).
3u biefem SoSegium gel^ört aud^ baS Don jS^^'
pelb bei SiDert)OoI (CoUegium S. Petri). Su aKitt-
§in erl^Iten bie S^g^inge Unterrid^t in ben ))]^iIo-
fopl^ifd^en (burd^2 ^al^re) unbij^eologifd^engfäd^
(burd^ 4 3a]^re); in grefi^fielb mibmen ftd^ bie jün-
geren Sllumnen 4 2^a|re lang ben nieberen ©tubien.
SDie Saf)l ber 3ögKnge im erftem Kollegium be-
trägt 22, im le^tem 37. 22) ®a8 ©t-Sofepl^S»
©eminar unb baS CoUegium Epiphaniae Do-
mini — beibc für bie SRegermiffion in 9lorbamerü a
— fmb ebenfattS Don SÖlfgr. Herbert SSaugl^an gu
Baltimore in'8 Seben gerufen toorben. 3m erftem
merben biefelben ©tubien mie in SRiU-^itt be-
trieben, im le^tem bie Uterae humaniores geleiert.
anjal^I ber ^ttlumnen 8 unb 50. — 6ine tSfüiale
errichtete aWfgr. SSaugl^an im 3. 1890 gu SRoofen-
baal in ^ottanb unb eine gmeite im 3- 1891 gu
Srijen in Sirol ; bie QaXfi ber Söglinge ift 7 unb 9.
23) ®a8 ©cminarium gu ©tet|I in ^ottanb für
auSmörtige SKifftonen (aRifftonSgcnoffenfd^aftDom
göttlid^en SBort), gegrünbet 1875 Don bem l^od^«
toürbigen 6erm Smolb 3flnfen. ®ie ©tubien
bauem 12 Saläre, Don benen 5 ben ©^mnafial-,
2 ben pl^ilof opl^ifd^en unb 5 ben tl^eologifd^en 2)i8-
dplinen gemibmet finb. 2)iefem ©eminar ift ba§
apoftolifd^e SSicariat ©üb-©d^antung iuKl^ina als
aJlijflonSgebiet angemiefen ; ber erfte apoftolif d^e
SSicar bof elbft ift 3o^nn «aptift «nger, feit 4. 3o-
nuar 1886 Sitularbifd^of Don Selepte. 3)a8 ©e-
minar gäl^lt brei KoÜegien, nämli^ : a. baS in
©te^I (S. MichaeUs Arch.) mit 225 Sßumnen;
b. ha§^ Don aRaria-Kngeriborf bei 9Bien feit 1889
(S. GabrieUs Arch.) mit 90 Söglingeu: c. baS
in SRom (S. RaphaeUs Arch.) mit 8 9)(ifftonS-
canbiboten feit 1888. S)ie 3a|^I ber au8 biefen
9(nftalten l^erDorgegangenen ^riefler ift bermalen
60, Don benen 24 in ©te^I, 9 in aR.-engereborf,
4 in SKom, 21 (mit einfd^Iu| be§ apoftolifd^en
93icarS) in K^ina tl^ätig finb; burd^ (entere mür-
ben Don 1882 bi§ 1891 über 25000 deiben-
finber in Xobcdgef al^r getauft. 3^^^ ^rießer auS
©te^I finb in Argentinien (@übameri!a).
ß. SRiffionSinpitute Don SReguIaren
(CoUegia Regularium). 1. S)aS Kottegium beS
i)l gibeliS 0. Capnc. in 9tom, gegrünbet 1841
für Söglinge au3 dien ^Rationen, bie fid^ ben auS«
märtigen ^fftonen mibmen motten. S)urd^ bie
Sufl^^ung f 0 Dieler ff (öfter unb ganger $roDingen
1599
SKiffion.
1600
bc§ DrbcnS in Stolicn unb onbcriüörtS roax bicfcr
genötl^igt, in bcn SDWffioncn fclbft Snftitutc 5U er»
rid^tctt. 6§ bcftcl^cn bcren bereits jtüei: a. ®q§
QpoftoIif(^e änftitut be§ Orients, feit 1883, jäl^tt
4 DrbenSl^äufer, in ^l^ilippopel ein feropl^ifd^eS
©eminor mit 53 ©eminariften ; in ©an Stefano
bei ßonftantinopel eines mit einem 9loöiciat; in
©Opa (Bulgarien) eineS mit einem tl^eologifd^en
©tubium; in ©ubjä bei ©m^ma eineS mit })]&ilo»
fopl^if d^em unb tl^eologijd^em ©tubiat. b. 3n 9Ku|«
t)ore (Dftinbien), grjbiStl^um 9lgra, ejiftirt ein
9loöiciat mit 11 3öglingen; be^gWd^en ift in ber
©iöcefe Mal^abob ber weite ©iftrid öon Settial^
im 3. 1889 ber norbtiroIifd^enftoj)ujiner=OrbenS»
proöinj übergeben toorben; e§ tt)irfen bort bereits
10 aJliffionare, unb feit 1892 ift bie ^roöina jur
apoftolifd^en ^räfectur erl^oben. 3ti allen SKif«
fionen biefeS DrbenS finb gegenwärtig 409 SOWf»
fionare (293 ^riefter unb 116 Soienbrüber) tl^ätig,
unb ämar in oflen fünf SOSelttl^eüen. 3m 3. 1886
^atte ber Orben 6 a))oftoIif d^e iSicariate unb 14 apo»
ftolifd^e ^räfecturen als 9RiffionSgebiet. — 2. ®oS
Kollegium ©. 3pi>ori ber irifd^en ty^onriScaner in
5Rom, gegrünbet öon P. SucaS SQSabbing 0. S. Fr.
1625, beftähgt öon Urban Vm. am 13. 5Ro-
öember 1625. ®ie 3öglinge foflen in il^rem S3ater«
lanbe unb in ber nöd^ften Umgebung il^r Spofto«
lot üben. 3efet jö^It bie Slnftalt 12 Söglinge. —
3. S)aS ßoUegium ber ^uguftiner auS 3rlanb in
9lom. ^apft Slle janber VII. l^at ben auS ber §ei«
mat öertriebenen 3rlänbem im 3. 1650 eine 3u«
flud^tSftötte in Stom gewöl^rt. (Sbtn würbe für bie
3lnftalt bei ben „©aüuftionifc^en ©arten" ein
neues ^auS erbaut. S)aS ^oOegium erjiel^t ÜJKffio»
nare für 3rlanb, gnglanb unb 3luftralien. S)ie
Sal^I berSHumnen ift je^t 12; fie betreiben t)]^iIo«
fopl^ifd^e unb tl^eologif^e ©tubien. — 4. S)aS
goÜegium öon ©d^eutöelb bei 93rüffel für bie
Alumnen ber Congregatio a Corde Immaculato
B. M. V. ®icfe Songregation würbe im 3. 1863
öon bem l^od^würbigen §erm il^eolJl^iluS SSerbieft
in'S Sebcn gerufen. ®er ^anpi^md ift bie 93e«
fel^rung ber Ungläubigen, bef onberS ber Kl&inefen.
®urd^ ©ecret öom 1. ©ej)tember 1864 würbe
biefen aRifpondren bieSRongoIei — feit 1878 in
brei apoftolifd^e SSicariate get|eilt — unb feit 1888
baS apoftoIif(^e 95icariat beS belgifd^en Kongo in
Slfrifa, unb neueftenS bie aKifpon öon 3»n (®e4i)
in (Sf)xm übertragen, ©egenwärtig bepnben fid^
in biefen SWifftonen 82 ^riefter unb 68 Sllumnen
ber Kongregation.
7. 8für bie SDKffionen im ® ebiete ber 0 r i e n»
taüfd^en SRiten gibt eS in Som jwei Kolle-
gien ; baS erfterc, CoUegium Graecorum et Eu-
thenorum, öon ©regor XIII. gegrünbet, mu|te
1798 wegen jjolitifd^er SSerl^öltniffe gefd^Ioffen
werben, würbe aber 1845 wieber eröffnet. 9Jad^»
bem ^iuS IX. bie §ierard^ie ber Rumänen in
Siebenbürgen wieber l^ergeftellt l^atte, beftimmte
er, ba| in biefem Kottegium aud^ 4 rumönifd^e
Klerifer erjogen würben, ©egenwärtig ejiftiren
jwei Alumnate für Klerifer beS gried^ifd^-bulgon»
f d^en Situs. S)ie Sllumnen, bermalen 23, bef ud^
bie SSorlefungen in ber ^ropaganba. — Sa§
zweite, CoUegium Leonianum pro Armenis,
errid^tete Seo XIII. burd^ baS 93reöe öom 1. 9täq
1883 Benigna hominuin parens. 2)aS SoI<
legium jöl^U gegenwartig 22 Sllumnen, wel^
ebenfalls in ber ^ropagonbo unterrid^tet totAm.
Su^er ben S^glingen, weld^e auS biefen ge*
nannten 3nftitnten als ©laubenSboten f^tcbou
gelten, gibt eS aud^ ^al^lreid^e SJhfftonore, weld^
öerfd^iebenen Orben ober anbeten religiöfen
©enoffenfd^aftenongel^ören. äBirwoHenbie
wid^tigeren berf elben unb il^re SRiffionSgdbiete 1^
anfül^ren. 1. S)ie 93enebictuS»SKiffionS*i®cnoffen"
fd^aft gu ©t. Ottilien in Oberba^em, gegnhibä
öon P. ^nbreaS Slmrl^ein 0. S. B. 3m 3. 1887
würbe il^r bie neugegrünbete opoftolifd^ ^|köfec>
tur ©üb«©anftbar übergeben. 3^e erfte Wif«
ftonSfiation $ugu würbe öon ben ouffiönbifi^
Arabern serftört; gweiSSrüber unb eine SHffimiS«
fd^wefter erlitten babei ben SRartertob. 2)ie wiie
SKifponSftation bepnbet pd^ (1890) inber wid^
l^afenpabt S)ar»eS»©aIaam unb }ö]^It gwn 9Kif<
ponSflöfter. 2. 2)ie algerifd^e SRifPonSgefeilfd^
(bie fog. 9Bei|en IBöter) beS KarbinalS Saöigene,
im 3. 1868 öon biefem juerft für 9(gter gegrun*
bet, öerbreitete pd^ über baS ftabQlenlonb snb
bie äBüfte ©al^ara (opopolifd^e ^r&fednr bet
©al^ara unb beS frangöpfd^en ©ub&n) unb ttutbe
bann im 3. 1878 öon $a})P Seo XTTT. noit
3nner«Spn!a entfenbet 2)ort bep^t pe a txiS
apoftolifd^e $roöicariat beS obetn Kongo; b. M
opopolifd^e SJicariat beS SSictoria-lR^anfa (8im^
xtxd) Uganba) ; c. baS apoflolifd^e )93icariat Xos^
ganiifa; d. baS opoPoIifd^e SSicariat Un^on^embe
unb baS $roöicariat ^t^a^a. 3. 2)ie SSoter dobi
l^eiligen ©eip (1703) unb öom l^eiligen $eip
SKariö (1841 ; f. b. 3lrt. V, 218). 3n S)ent|>
Oftafrifa bep^en biefe äJüter hit Stationen Sa«
gamo^o, ÜRanbera, SJll^onba, Songa, SRrogoto,
am ^limanbfd^aro. 9{ud^ auf englifd^em @e*
biete ip biefe ©enoffenfd^af t tJ^ätig in ber 8Ri|«
ponSftation 9)Zombaffa, wogu aud^ baS SBits*
Sanb unb bie ©omali^lfüpe gel^ört. 3n ffieP»
afrifa bep^en bie SSöter groge SRifponspotimifli
auf portugiepfd^em ©ebiete ($roöin} öon Angola,
©t. Soanba, am obem Kongo). 9u|er ben ge-
nannten ©ebieten pnb pe aud^ tl^otig am Qaatß
gal, in ©enegambien, ©ierra Seone, in OPinbien
($onbi(^er9, StabraS u. f. w.). 4. S)ie öom feTtgen
^adotti geftiftete Kongregation bet ^ßaHottimi*
aWifpon für Kamerun (SBePafrila). Snffomenm
würbe 1890 eine apoftolifd^e ^fectut errid^
unb bie erfte ÜJKf ponSftation ingfogotown er5{fnd
5. S)ie Xrappiften l^aben iHdftet in Kngkmb, 11
Kanaba, in ben bereinigten Staaten öon 920cb*
amerifa , in Slfrila. ®ef onbcrS blu^b iP b«
öon P. (Slbt) gfrans ^fannet im 3. 1882 {b
ajlariannl^ifl, S)iöcefe SRatal in ©übafrifa, ge«
grünbete SKifpon mü 12 güialen. SDerfelbe ^
aSiffton.
1602
on frfil^er ju SBonjaluTa In SBoSnicn ein
nrfloftcr tn'8 Scben öcrufcn. 6. ®cr im
gegtünbeten apoftolifd^en Se^rgefeQfd^aft
ic opojtolifd^c ^räfcchir in 9lorb»9lf|am
lu 7. 93cncbictincr finb in 'S^a^a, in bcn
tcn ©toQtcn, im 3nbianer»2erritorium,
•or aU SRiffionarc t^ötig. 8. ®ie ,,aRin-
über" arbeiten l^auptfäd^Iid^ in ^aläjüna,
mb 5Rorb"9leg^pten. 9. ®ie ,,3Kinbercn
)on ber Obferüan^" l^oben il^re onSge»
SWiffionSgebiete in 9lorb « ©d^antnng,
SRorb-S^anft, ©onon, §upe (fficft-,
5ji-ftu})6, fämmtlid^ in gl^ina), in STOa«
ripous, 9teg5})ten, 5Rorb»@9rien, auf ben
nen unb in ämerifa. 10. ®ie granci§«
nDentualen finb in93o§nien, inberüRol»
^onftantinopel unb ^brianopel aU @Iau«
n t^ötig. 11, ®ie ÜRiffionSgebiete ber
rt pnb: Stbefftnien, ^erpen, iKangft, ^e«
:fd^e-Äiang, Serien, Bulgarien, Xürfei
frifa. 12. S)ie 1836 gegrünbete Eongre«
rt aWariften l^ot il^r apoftoIifd^eS StrbeitS-
»em ©d^iffer-tlrd^ipel, in 5Reu»KaIebonien,
S5iti-3n|eln , in ßcntroI-Dceanien, in
on unb in ßl^riftd^urd^. 18. S)ic Oblaten
ifiedten ßmpfängnil üben il^r Slpojio«
^aba§!a«!D^a(!en3ie, Solumbia, Solombo,
Haia\, ©t. Gilbert, SranSooal, amOranje«
. 14. S)ie ^affioniftenfmb in ben englijd^en
n unb in Sufarcft tl^ötig. 15. ®ie fran-
Salejianer nrirfen in 5Ragapore unb SJija«
, bie italienifd^en in ^atogonien. 16.®ie
er ber $ic))u3-®efeUfd^aft Dom l^eiligen
rbeiten al3 @Iauben§boten auf ben ÜRar-
unb @anbtoid^«3nfeln unb auf Sal^iti.
jr bie SRifponen ber Sefuiten genügt bie
ng, ba| über 1600 «Priefter, 750 ©d^o«
nb fajl 1000 «ruber ber ©efeHfd^aft 3efu
fünf ffielttl^eilen aß ©laubenSboten mit
b ©c^rift tl^ätig fmb.
nl^ang fönnen nod^ einige Sereinejur
:itung be§ ©laubenS unb einige
jlid^e 3«itf<^>^iften genannt werben,
©pifee ber erfteren fielet ber öon S^on,
2. dr l^at jum Smät, bie fatl^olifd^en
re, toel^e jur 95erfünbigung be§ ßöan«
in bie fernen Sönber jie^cn, mit ®ebet
) JU unterftü^en. ®ie großartigen jäl^r»
Anal^men belaufen fid^ bur(i^f(]^nittli(| auf
(Mionen 3franc§. 3n ben ;,3lnnalen ber
rna be§ ©laubcnS" erfd^eint anjäl^rlici^
m>l\ä^tt 9u§meiS aller eingefammelten
nbtenSlImofen. ®a3öorgcf(i^riebene®ebet
i einem SSaterunjer unb englifd^cn ®ru|,
u öerrid^ten mit ber furjen Anrufung:
I) 3£aJ)er, bitte für un§. — ®er Seopol»
in, gegrünbct im 3. 1 829 ju 2Bien, i)ai ben
ie fatl^olifd^en aWiffionen in 9lorbamerifa
^i^. — ®er Subtt)ig§«9}hjfton§öerein
m l^Ktt fid^ t)on bem S^oner SSereine
«n getrennt, um bie Datcrlönbijd^en 9}hf»
fionare ungel^inberter unterftüfeen gu fönnen. —
Son großer Sebeutung ift berSSerein ber l^eiftgen
ftinbl^eit 3efu. ®ie großen ßinnal^men ermög«
lid^en e§ ben ÜWifponaren^ Sauf enbe Don SBatfen«
linbem erl^atten unb ergiel^en gu fönnen. — 3n
ftöln ejiftirt ber SSerein jur Unterjtü^ung ber armen
5Regerfinber. ®er apoftoUfd^e SSicar unb Sifd^of
S)aniel Somboni nannte biefen SSerein mit 9ted^t
ben SRöl^rtjater feiner ÜRifflon. 68 erfd^eint ein
3a]^re8berid^t biefeS SSereinS. 3nS5erona rief URfgr.
Komboni im 3. 1872 einen 5Jerein für feine cen«
tral»afrifanifd^e SDKfflon in'8 Seben unter bem
Sitel AsBociazione del Buon Pastore unb
jugleid^ bie 3^itfd^rift Annali della Associa-
zione del B. P. ©eit 9 3Q^ren erfd^eint jte,
iö^rlid^ in 6 ^eften, unter bem Sitel La Nigrizia.
— SSon Vereinen gu ©unften ber öerfc^iebenen
ÜJHf jionen loären nod^ gu nennen : ber JEaDeriuS«
SSerein; ber KIaöer«S5ercin für bie IRegermiffion
in 2(mcrifa; ber „Slorbamerifanifd^e SSerein" für
bie 3nbianer; ber Silberöerein für Kl^ina; ber
^alöftina-Serein. — SSon einfd^IögigenSeitfd^rif«
ten ift bie öon SDlitgliebcm ber ©efeKfdlaft 3efu
l^erauSgegebene „3)ie fatl^olifd^en ÜRiffionen" un«
ftreitig bie gebiegenfte, belel^renbfte unb mol^I
aud^ Derbreitetjte. S)iefe S^itfc^rift erfd^eint in
franjöpfc^er ©prad^e feit 1868; in italienifd^er
feit 1872; in beutfd^er feit 1873; in l&onönbifd^er
feit 1876; in fpanifd^er feit 1880; in polnifd^er
enblid^ feit 1882. — S)aS?IJHfPon8]^au8 in ©te^I
öcröffentfid^t feit 18 3a^en au8 feiner eigenen
S)rudferei bie gebiegene 9Ronatfd^nft ber ® laubenS«
Verbreitung: Äleiner ^erg»3efu-©ote. — ßbenfo
erfd^einen in ber S]^oma8*%quin8"93ud^brudEerei
ber Srap))ipenabtei gu SRariannl^in gmei 93Iötter:
SSergißmeinnid^t (9. 3a^rgang) unb ©t. 3ofep^|8«
blättd&en (7. 3a^rgang), um ben greunben unb
SSßol^Itl^ätem ber ftaffem-tUlifrion fortmä^renb
Serid^t gu erftatten. — 3« SBien erfd^eint feit
3 3a]^ren in ber ©t.»SRorbertu§»®rudferei bie fa«
tl^olifd^e 3Konatfd^rift „gd^o auS Slfrifa" für alle
gfreunbe ber 3lntiffi[aöerei«Sett)egung. 3n ber
St. Joseph's Press, Mill-Hill, London, erfd^etnt
feit 9 3a^tcn öierteljäl&rig ein intereffanteS §eft
unter bem Sitel St. Joseph's Foreign Missio-
nary Advocate. A Quarterly Illustrated Be-
cord. — ©elbft jäl^rlid^ erfd^einenbe ffalenber mir«
fcn als ftille Sröffionare, inbem pe baS 3nterePe
für bie ©laubenSöerbreitung erlitten ober neu an-
regen, g. 99. ber ©t.»Dttilien=5roifpon§»ffaIenber,
ber ©t.»9Kid^aeI§«ftaIenber (©te^I), ber aWariann«
l^iDer ffalenber (9Jatal ©übafrifa). (Sgl. Mis-
siones Gatholicae cura S. Congr. de Propa-
ganda Fide descriptae in a. 1891; ^at^ol.
5mifpon§««tIa3 t)on D. aSßemer S. J., Qfreiburg
i. 93., §erber, 1885 ; Orbis terrarum catholi-
eus etc. elucubratus per 0. Werner S. J.,
Friburgi, Herder, 1890.) [9}Httcrru|ner.]
3. 3:^ötigfeitbcr3Kiffionarefürei-
t)irifation unb aSiffenfd^aft. ©eIbp5Ra«
))oIeon I. mußte gePel^en, baS 9tom ber ^ö^fte
1603
SRiffion.
1604
Dermöge mit feinen t)on ber ^ropoganba ouSge»
fanbten SKijfionQren einen toeit großem unb nad^»
faltigem ßinf][u| ouS^uüben. ofö boS Stom ber
alten ßäfaren mit ben in oller SBelt jerftreuten
Sölilitärcolonien. S)ie| gilt nid^t bIo| iji 93ejug
auf bie ginfül^rung ber Sölfcr in ba§ n)a|rc®otte8-
reid^, fonbem aud^ in Se^ug auf bie Kiöilifation
berfelben. Unb in ber %f)al toer tt)äre aud^ mel^r
baju geeignet al§, ber fatl^olifd^e HHifftonar? @o«
balb ber junge SKann feinen 93eruf erfonnt, in
einem SKifflonSfeminar ober ftlofter bie nötl^ige
9(u36ilbung erlangt unb bie ^rieftermeil^e erl^alten
f^ai, f d^redfen il^n toeber §inbemiffe unb ©efal^ren,
no(^ ber meift DorauSftd^tlid^e balbige Sob Don gr*
greifung feines Serufe§ ab. 6r öer^id^tet auf alle
tlnnel^mlid^feiten be§ |$amilienleben§^ Derlö^t feine
biSl^erige Qfamilie unb fein SSaterlanb unb reist
t)on 3u^^^td^t auf bie 3uftimmung berer^ loelc^e
bie SSorfel^ung il^m ju Oberen gegeben, unb ge«
ftörft bur^ beren @egen ab, um baS (Süangelium
benjenigen ©tämmen 5U öerlünben, bie er, o^ne fte
nod| 5u fennen, bod^ fc^on als bie ©einigen be»
trachtet. SWan begreift, wie SKeufd^en burc^ ß^r«
geij ober Segeifterung ju Untemll^mungen ge»
trieben werben tonnen^ beren ©urd^fül^rung nid^t
ol^ne ©efal^r ift. 6in bel^erjter Qforfd^er tt)irb im
3ntereffe ber 2Bif[enfd^aft ferne Sänber bereifen,
baS aber nur für furje Stit, l^öd^ftenS für einige
3aj^re. ®ann feiert er jurüdt an ben Ort feiner
SDßiege, öeröffentU^t feine ßntbedCungen unb erfreut
\\ä) einer »ol^löerbienten Serül^mtl^eit. ®er latl^o»
lifd^e SWiffionar bagegen öerlo^t fein 55aterlanb
für immer, ober wenn er je mieber in baSfelbe
gurüdfberufen toirb, fo ift eS nur für einige 9lugen»
blide, unb er toirb bort nid^t fein ®rab finben.
6r ift öielfad^ allein, mitten unter barbarifd^en
Sölfcm, mie verloren in unerme^lid^en Sänber»
ftrid^en, jebeS menfd^lid^en SrofteS beraubt gleich
bem f)L 3fJ^anci§cu§ XaöeriuS auf ber 3nfel ©an»
cian. 6r legt meift feine ©prad^e unb feine na»
tionalen ®ebräud^e ob unb bequemt ftd^ ben @e*
bräud^en rol^er barbarifd^er 93öl!er an, bie er ba»
burd^ emporjul^eben fud^t, bie i^m aber feine Siebe
unb Stufopferung meift lange mit bewußtem §affe
loj^nen. SßaS l^ölt nun ben fatl^olifd^en SRifftonar
mit ööttiger Eingebung feiner $erfon in ben i^attm
Slrbeiten feines ®erufeS aufre(|t? Umfonfl toürbe
man bie^ in menfd^lid^en IBered^nungen fud^en;
er l^at Dielmel^r eine innere ©timme gel^ört, eine
©enbung Don Oben erl^alten; ber ftd^tbare ©teil»
Vertreter ßl^rijti auf ßrben l^at biefelbe beftötigt,
unb öon ba an gel^ört er nid^t mel^r ftd^ felbft an.
6in ©olbat ber Eingebung, tt)irb er nötl^igenfallS
auf feinem ißoften ben 3:ob finben, unb füp er
jumeilen feinen 9Jlut5 finf en, f 0 tt)irb er fid^ mieber
aufraffen bei bem ©ebanfen an ben Sol^n, ber nad^
einigen Jagen ber ftämpfe unb Seiben l^ienieben
feiner wartet. Salier fd^redft er nid^t jurüdf, baS
meift burd^ Sllter unb Sefd^merben gebleid^tc §aupt
ber SDButl^ beS §eibentl^umS bargubieten, unb |o
ainfer S^l^tl^unbert, baS in gemiffer IBegiel^ung bei
allem Steid^tl^um fo arm ift^ mit itm fütlii^
©lange ber erften ^a^rl^unberte gu Der^lid^.
S)ie^ ift nid^t tftoa eine blo^ Dorübergel^enbe St>
fd^einung, benn fte jiel^t fi(| burd^ Sal^rl^nberte
^in ; unb fo ftnb l^eute noc^ bie mel^r olS 20 000
SDKffionSpriefter, bie unter bem ©d^u|e beS ^fl«
tl^umS unb unter ber Seitung Don mol^l 350 ^j>
ftonSbifd^öfen in allen Dier ^immelSgegenben tmi>
fen, beftrebt, bie gefunfenen SSölfer nidftt blo| in
baS ©otteSreid^ eingufül^ren, fonbem fie guglei^
ober guerft gu einem menf^lid^en 2)Qfein gu e^
lieben. 3n biefer Segiej^ung l&abcn bie ÜJHfponoit
3lu|erorbentlid^eS geleiftet, ol^ne irgenb auf iAi-
fd^en Sol^n ober ^nerfennung Dor ber SBelt }u
a^ten. 9liemalS befc^rat^en fie fid^ barouf, o^e
Unterlaß an ber IBefel^rung ber SBilben gu arbeiten;
fte miff en, ba| ein neu befe^rteS !Bol! einem fti^
gleid^t, beffen Srjiel^ung man in allen Sn^eilenmit
ben erften unb einfad^ften S)ingen beginnen mul.
@S l^at gar leine 93egnffe Don ben nü|[id^e8
fünften unb SBiffenfd^aften; barum errid^ten W
9Jliffu)nare gleid^ anfangs überaQ @d^ulen lo^
unterrid^ten bie JHnber in ben gemöl^nlid^ @d^
fenntniffen, bie jhtaben noc^ befonberS in Sonb-
bau unb Derfd^iebenen ©etoerben, ttföl^renb W
Snöbd^en meift Don OrbenSfd^meftem ju ben fb
il^r @efd^led^t paffenben l^öuSlid^en arbeiten an*
geleitet werben, ^ud^ ben Snoad^fenen geben fk
Anleitung gu allen fünften unb gu allen SBetta
beS ©ewerbflei^eS, gu allen med^anif d^en unb toib*
mirtl^fd^aftlic^en S)ingen, bie il^nen Don 9hi)a
fein fbnnen. hierbei gelten fie i^nen mit i^
eigenen bemutü)erungStDärbigen ^etfpiel tma.
93om 9Jlorgen bis gum ^benb finb bie SRifftonorc
am SBerfe, wie gemeine Saglöl^ner, unb nur p
gewiffen ©tunben unterrid^ten fie bie SBUben is
ber ^Religion. S)ie SiiDilifation !ann ja ben SSüben
nur baburd^ beigebrad^t werben, bog man ^e »r
Arbeit unb nomentlid^ gum ^dfetbau anleitet CS
brandet aber @ebulb unb Diel ®ebufi>, um oiS
einem armen SBilben, ber gor feinen Segrijf M
europöifd^er Slrbeit ^ot, \a Dielf od^ bie Arbeit oB
für ben 3Jlann entel^renb unb entwärbigenb m
fielet — bie grou i|t meift baS Safi^ W
SRonneS — , einen 3Kaurcr, 3inintermanniLf.E
gu mad^en. ^ie ©efd^id^te ber Slebuctionen, nxüte
bie äefuiten in ©übomerifo, namentlid^ info»
guoQ, unb oud^ in 9Jle^co unb onberodxfi »
gelegt, wieber^oltfid^ ouc^^eutgutagenod^, nama^
lid^ in großartigem Woßftobe burd^ bie Siropir^
in ©übofrifo.
S)ie Sntfftonore entgiel^en oud^ felbfi ber innoi'
gönglid^ notl^wenbigen Stulpe einige ©tunben, va
eine genoue Sefd^reibung beS SonbeS, in bempt
weilen, gu fertigen unb eine ÜRenge (Segenpiik
gum S3orf d^ein gu bringen, weld^e ben noti^tDeid^
weife ungulönglid^en tJforfd^ungen bet Seiferitt
unbefonnt geblieben. S)er mö^tige Suffd^mi
ben bie @eograp]^ie unb bie bomit Derbmibas
SBif[enfd^aften genommen, ift Dielfod^ benW^
noren gu bonf en. S)ieB gefte^t felbfi Sitte A
: in fem« @t|i!^tt^le btr Stbrunbc (1861,
^ibt: „ßeutjulQge fitib ti Corjügli^
unb tDilteRf t^f tlic^e SnteiefTen, mel^cbaS
»tr Srbfunbe eiweilem : bamölB (im SDlithl-
«t es SReligion unb ffitt^e," ©t^on btt
ifatiuS mutbe uon bem !pi4)fte aufgefoiberl,
tiStoeife ber SJöHet, bie er beliii^t, gu be-
l (Bibl. max. PP. XKI, 233). ÜKino.
i) ^Dmiuicanei Ratten fc^on in bei ÜJtilte
^a^r^unbcrti bie Mongolei unb Siatarei
itib befc^rieben, unb 'SpitnQtl jagt ju Snbe
.gtn Satiiflunbertä: „^QeS, aaS mir jur
1 e^ina miffen, ifl aus ben 200jäE)ngen
n ber Hiijrionarien 8. J. ju uns flefommen;
i reeiHäupgfte SfBerf über flttma. bie Spari|er
r«e concem. les Chinoie, 1718, 13 %be.
ifl au3 itiren aSerii^ten erwoc^fen" {@efc^.
ttigften gtogropt). Snthechingen, 2, Süufl.,
842, 25). Slurtt) 3)hIfiDnare mor über-
lie erfte ffunbt Don btm Sanbe dat^ai
, ba3 Don einem t)Sf[ii$en unb htnft^ei^i'
k betiiofint merbe, nad^ Suropa gebningtn.
i)t ünijfionarc , nt\i)t mit ^Beginn bcS
ItfiunbertS naä) Snbien tarnen, jerftöiten
m 3rriE)um, üI§ ob fit^ baS Sefllanb btn
:en Vi^xmi gegenüber bepnbe (»gl. ffunft-
n ben ®(Iebrten'?lnäeigen ber bttpr. Stab.
1 21). ein beutfd&tr 3e(ui(, gofep^ Sitfen-
[^eb eine DoUflänbige @ecigrapf)if Don
in laleinif^er ©prai^e, nobur^ er bie
IT» bei SanbeS, in »eitlem er \\ä) feit 1743
Iten ^altc, me^r färbtrte, alSMäbobinfeit
Ibeching bur(^ bie ^oitugiefcn gefdje^en
inanberErbeutJ(t)et3eiuit, S^omonn, gab
lie trfte genaue ftunbe übet bie ffüfte üon
'o. 9Ioc6 inneueftetSfit^abenbieilftiflio-
K unb ®abet, (oiDie ifire iKni^fDlget in
ie geogtoptiifi^'" ""b etlinogiop^ilc^en 3u-
mer ber eurDpäiji^en 3Biffenirf)aft fremben
oielfad) aufgehellt (cgi. Huc et Gäbet,
irs d'un voyage dans la Tartarie, le
et la Chine, 2 vole., Paris 1850 u. ä.,
Cfaristianisme en Chine, en Tartarie
Tiibet, 4vo1b., Paris 1857). OilkI) heute
burc^ bit ÜJJiifionare, wie bie <SSeDgrapfiie
'i^irf)te, fo au^ bie ©ebräiic^e, bie gpradje,
übt Don Oegenben, rotiäjt öi(l[ncfi nnd) nie
)äif^er3u& betreten, funbgema((it.U'lniirf|c
fnungen unb @ebräu(5e finb no^, irie in
'0 btfonbers in Saa§, jforea, in btr Xa-
itet ben inntrofritonifi^en Sjölfern u. f. ni.
n, meiere unS nur burc^ bit apofto{i|(^en
' natt) längerem ^uftntfialt unter i^nen,
Don rojc^ burctiretjenhen (5rfDr(i^em, genou
UKTbtn fönnen. Wtl^ reii^altige Ze-
igen unb €ntbeifungen tfieüen un@ aut^
i^t, nitl^e bit iDliffionart an bie $ro*
: ober an boS ffierl ber ©laubtnSDerbrei-
BQon tinfenben. immer nod) mit, bit man
D tKTQeblid^ ober mcnigfienS nii^t mit glei*
oS^fy^ Oon ^ed|tE)tit unb @enauig[eit
fud^en würbe! 3n bte(er SBejitliung ifl ftl^r inter«
tJlant baS „91lbum ber fQt6oUf(^en9Jiiificinfn", eine
auä Knial be§ päpfllidEien Subiläumä (1887) Mt-
f a|te unb btm ieiligen Sater Seo XIII. alfl ^ulbi-
gung con ber ©laubenauerbrettung am So^teBtoge
(einet Spriefterweilit ju Siilen gelegte Stbeit, }u
btren 9In|trtigung bie 9Ipoflel afier Srbt^tile bei-
getragen Ijoben (tgl. annalen b. 2J. b. @I. 1888,
436). Sßobl noi) intereffanter ifl baS ÜNuleuni btt
^ropoganba, wie baB in iRom, f o au^ baS in Sqon.
SehtereS würbe erfl 1689 in einem griJfeem Slaumc
aufgefltnt unb (atalDgirirt. $)er Äatalog, ber flir
fi(fl aUtin fc^Du eint ungemein anjitbenbe Sectuve
bilbet, }erfänt, loit baS ^Dhifeum felbft, in jwei ^b-
t^cilungtn; bie eine ifl ben Steliquien ber SItar-
t^tet, bit anbete btn ©ammlungtn au8 fetnen
Öönbetn gtwibmet. ©et g^Knf^vQnl mit ben Wf
liquien entl)ält mit 5BIul getränfte ffleiber, ünaritr-
tttrütuge tiner großen S^^l "on SBIutgeugtn, bie
in <S,i)ma, Songfing, Oceonien, 3Ifti(a für btn
@Iautitn gepotbtn. Slit ärotite Wit^eüung, für
9]atuniiif|en|c^aft, @tograpt)it unb ISflIttrfunbe
Pon bo&em aBerifie, enthält meifroürbige, in fer-
nen Sänbem auägefübrte fflalereien, ängriffS«
unb SBertlftibigungBwaffen btr eingeborenen bei-
ber 6emifpt)äten, ©öjenbilbtr, *DIartfra3ert|tuge,
©ton* u- f- "'- angtfit^te beten man ben ganjtn
grbball an ficfi Borütiergt^en fiet)t (ugl. SInnaltn
b. 3). b. m. 1889, 343 f.).
@erabe Wtil bie Snifflonare, obf^on bei i^nen
bit materiellen unb tDiffenlddaftlic^en Snttteffen bie
Ittfte Stedc einnehmen, bo^ fo Diele $etbitn{le
au^ in biefer ^infli^t etwotben baben, tt^elten
flt, mit eiiemols bie 3efuittn PP. Sicci, €^
a f. w. burcb bie cbinepfc^tn ffüifer, au^ in neue-
fler Seit öielfadieanetfennunß, üoräHtm in Sronl-
reii^, ba8 i^te SJetbienfle aUetn ju fc^S^en, obti
aud) auSjubtuten wuftte. @o erhielt b<i8 SBett btr
©laubenSDtttirtihing in fiQon tun ber 1855 fflt
bie aOgemeint SStltauSftellung in $an8 gtbtlbeten
, 3ur^eineS)tn(mfinjejut5(netftnnungbtr3)itnffe,
I bie (8 het 3nbuflrit gtleiflet ^at. 3Bie P. Soblet
! S. J., OTifflonat in ÜRabagoätar, Don bet topo-
' grap^tifc^enSejtllfdiafl an ber Sorbonne eine tigent
HUebailte, nodt bet ebrenmebaillt bie EiBt^fte St-
fofinung, für feine bebeutenben topogtop^ifdien ar-
beiten in ben iproDinjen Smerina unb itetfUeofi
etbielt (^nnaitn 1BB7, 202), fo mürben neuefltn8
Don berftibtn ©tfeÜf^aft mehrere anbert Qltiffio«
nare au8gejeid|net (Dgl. ^nnaltn 1889, 352 f.;
1890, 119 f. 271 f.); ja mant^ie Wifftnf^aftli^
©tfcQf^aften laffen fl^ gtrnbtju über bit ntutfitn
wiflenf^aftlidien unb geograp^ifi^en 9Irbeittn btr
ajiifflonart bei i!)ten ßonferenjen befonbttS refe-
riten. ©o bejei^tt j. ©. ber Seftrtnt btt gto-
gropbifi^tn ©eftöf^ofl in £gon im Sffiinttr 1889
auf 1890 aI8 n)id)tige geogropfiif^c ffarltnarbtit
ben atlaS ber 26 bet ausmärtigen SDIifflon oon
$ariS auDertrauten SDiffionSgtbiett unb bit giogt
DoQflänbige ffarte üon ßambobja btä P. @ueBbon;
als ©pta^tii^tS ben fftimcr-^ictionnairt, beffen
1607
aWiffion.
1608
SKonufcri^jt öon bem nömlid^en P. ©ueSbon crft
nad^ jd^njäl^riger Slrbcit DoUenbct tüutbe; bann bie
SBörtcrbüd^cr unb bic ©rammottf bcr ^oruba«
fprod^e, fotoie boS grofee franjöfifd^^mabegoffifd^c
SBörterbud^, toeld^eS gIetd^faU§ erft l^erauSgegeben
würbe. 3m ©ebict bcr mctcorologifti^cn SBiffen»
fd^aft tourbcn bic 9lamen bc§ P. S)c§gobin§ unb
ber geleierten 3efuitcn»®irectoren ber Obfertmtorien
in @ifa«it)ci (K^ina), SombaQ, ßalcutta, Darjen»
ling, ©^bne^ el^renoott angefülirt unb nähere Sc«
rid^te über bog mid^tige meteoroIogif(!ee unb aftro«
nomifd^e Objcrtotorium gegeben, toeld^eS P. Kajet
in Slananarioa eben erbauen liefe. ®er SReferent
ertüäl^nt enblid^ bie fd^önen Sendete über bie ^ine«
ftfd^e SJaturgefd^id^te, toeld^e ber Sa^arift P. ^er»
mann SDaoib eingef enbet, tl^eilt einen Srief mit öon
P. Sambue, ber fid^ mit ©eibenbau bcfd^öf tigt, unb
berid^tet über bie Sorjd^ungSreifen mel^rerer SKif fio»
nare (ogl. »nnalen 1890, 66 f.). SJBeld^e Anregung
crl&ielten alf o bie geleierten SO^itglieber biefer ©efefl»
f d^af t in einer einjigen @i^ung burd^ bie ÜJ^if ftonare !
S)ie ©prad^enfunbe inSbefonbere öerbanft ben
SRifftonaren aufeerorbentlid^ Diel. Ser fatl^oIM^c
5Ki) jionor fte^t freilid^ nid^t im ©ienft einer tüiffen»
fd^aftlideen ©efeKjdeaft, f onbem betritt in meit er«
^abenerer ©enbung bieSKiffionSlänber; aberaud^
in ber Pflege ber ©pradetöinenfdeaft foll fid^ ba§
labora beSfelben betl^^tigen unb l^i^t ftd^ aud^ in
glänjenber SOBeife, wie in ben legten Sal^^^unberten
(ögl. barüber befonber§ 3. ©al^lmo^ti S. J., ®ie
©prad^funbe unb bie SKiffionen. 6in ^Beitrag jur
©l^örafterifti! ber alten !atl|0lifdeen 3Riffion§tI|ätig»
feit [1500—1800], Sreiburg 1891), fo aud^ nod^
in biefem 3a^riew"^^rt betl^ötigt, fo bafe jid^ bie
Sfad^geleie^en, tDeld^e ftd^ mit ber ©ef^i^te ber
©prademiffenfdeaft in le^ter ^tit befd^äftigten, in
ben aUermeiften Sfäüen öeranlafet fal^^n, öu erfter
©teile auf bie Slrbeiten ber fatl^olifdeen 3Kiffionare
^injumeifen. 3a bie öergleideenbe ©pradeiöifjen»
fd^aft, biefer ©tolj be§ 19. 3aiei^iew'^^^^^^/ tourbe
gerabeju burd^ einen ÜJiiffionar, ben fpanifd^en
SSefuiten §ert)a§, begrünbet. 6r fammelte groben
oon 300 ©prad^en unb ©rammatifen öon 40 <Bpxa*
d6en (ogl. über i^n SDal^Imann a. a. 0. 118 ff.).
Sbenfo öerfafete ber ßarmelit gra SJaolino bi
©an 93artolommeo bie erfte ©an§frit»®rammatif,
meldte 1790 ju SRom crfd^ien. ©efel^^Ib fonnte
Sraffeur be 93ourbourg in ber Einleitung ju feiner
Bibliotheque Mexico-Guatein (Paris 1871)
mit SRed^t fagen : ,,aBir f önnen bie SBalimeieJnwwg
mad^en, bafe mit menigen tHuSnal^i"^^ ^i^ ©ram«
matifen, aBörtcrbüd^er, tÄbieöi^i^^ui^O^J^ über ^pxa=
d^en unb ©itten ber Sölfer, öon toeld^en töglidj
bie aBiffeufd^aft neue ^uffd^Iüffe gewinnt, i^ren
Urfprung ber geber einiger befd^eibenen DrbenS«
leute öerbanfen." ©elbft SOBiUecIm öon ^umbolbt
fprid^t „öon ber je^t fd^on jaft ju einer Sibliot^ef
angefdewoHenen ßol^^ öon ©rammatifen, SSocabu«
larien, S33örterbüdeem, weld^e, öorau§ ben ja feiten
lange irgenbmo fell^often SReifenben, TOijfionare,
^xüt}n faft allein fatl^o^if^c, barunter nid^t wenige
3ef uiten — aud^ ein Serbienft ber ^ropaganba —,
neuerbing^ in löblid^er ^n^al^^ au(^ ))rotefiantlid)e
SSerfaffer l^öben" (Ueber bie 95erfdeiebenl)cü b«
meufd^I. ©prad^e, 2. «ufl. öon ^ott, SSerttn 1880,
1, 136). ®ie proteftantifd^en fu|en übrigens, ttie
bie aufrid^tigeren unter il^nen felbfi gefielen, öiti«
fade ouf ben SSorarbeiten ber fatl^oUft^en 9Rifiio«
nare. 68 ift eben nid^t fo leidet, eine ©prac^c, |ra
weld^e Weber eine ©rammatif nod^ ein SBörtet^
bude ober ein anbere§ Hilfsmittel öorliegt, ben
ÜKunbe ber SBilben SBort für SBort abgulaufd^.
unb 5War meift eine ©prad^e, weld^e oft gan^lid^
ber 5utreffenben SBörter entbehrt, um überfmnlüi^
93egriffe, öor ^0em bie ber Sleligton, au^subrüden.
(Sine fold^e ©prad^e ju fi^iren, fann crft gefd^eien,
wenn nad^ eingel^^ben, forgföltigen ©tiU>ien ber
genaue unb unjweibeutige ©inn ber eingeben
Sßörter unb Segeidenungen mit ©id^er^t feft=
gefteHt ift. ®ie SKiffionare waren e§ nun, wel(ie
bie fd^wierigften 3biome unb ©prad^en bewältigten
unb binnen wenigen 3aie^en in allen SRiffionI«
gebieten eine reid^e Siteratur entfalteten, nid^t bIo§
in ^anbfd^riften, fonbem aud^ im ©rudße. SBie
fd^on feit 1545 in^merifa eigene SOtifftonSbnufe«
reien, bie erften in biefem SOBelttie^ilc, cntftonben,
bann in 3apan, auf ben ^^ilippinen u. f. w. (ogl
S)aieimann a. a. O. 6), fo finben wir aud^ ^e
node, abgefeie^n öon ber gro|artigen ^ßropagonba-
©rudferei in SRom, öiele ÜJiiffionSbrudereieiu SBir
nennen nur bie in ©iam, ©ifa-wei, ^uIo»^inang,
S93eft*Sodeindeina, SeropolQ, Saffnopatam, boim
bic in Xripoli (fpanifde«arabifde, fcU 1888), 3)o-
far in ©enegambien (aBolof»©crcr"93ambara«
fprad^c), 9iatal, 9narianniei^ (2xappiflcnbnufe>
rei), ÜHabagaScar, ©anfibar, cnblidebicinSeinit
(Untemeie'nwng ber 3cfuiten) unb SKofuI ($oli|»
glottenbrudfcrei ber 2)ominicancr). Se^tere nmibe
öon 3Rfgr. ?lmanton junädeft für UntcrridSß*
jwcdfe gegrünbet, brurfte feit 1860 Scfebüd^,
©rammatifen, ©efdeidet?«, ©eograpl^i^ imb Sie»
d^enbüdeer, bann aud^ J^ated^iSmcn^ fowie &
bauungg- unb 93eleie^ng§fderiftcn in arobif^ei
unb f^ro'dealböifdeer ©prad^c. S)urde biegRi«
gebigfeit be§ &irbinal§ ^onoportc fomttc fle aaäi
bie erfte öoUftönbige le^iligc ©d^rift in orabif^et
©prad^c unb 1888 ba§ %ltc Scftamcnt m d^*
baifd^er ©prad^e erf deeinen laffen; gu gIcideerSoi
würbe ein f^rifdeeS 93reöier in Singriff gcnomia«
(ffatie. aJttffionen, Sreiburg 1888, 151). &m]ti
ging au§ ber 3efuitenbrudferci ju ®ctrut eine aro«
bifc^e 93ibel mit neuen Settern unb eine gro|e
Saie^ fpradeiideer unb literarifdecr ^ilfSmtttel i<r«
öor. kleinere 3:l|eile ber leeiligen ©d^rift gab $»■
fcfjor SRitterru^ner gu SSrijen in ben ^upti)iö»
leften ber 95ari«®infafpra^e nade ÜHanufcriptoi
öon einzelnen IRifftonaren neben einem SBörtet«
bude unb einer ©rammatif l^erauS (ögL ^rnioIeH
b. 93. b. ®l. 1871, 109; 1878, 197 ff.). aBemge
3al)re öorie^r würbe öon S. Sionbetti ein Eraa-
geliarium, Epistolar. et Lectionar. aztecum
sive mexicanum, ex codice antiquo mexican.
SKijfion.
1610
' reperto cum praefat., Interpret., ad-
, glossario (Milano 1858) l^erauSgegeben,
er berühmte f^ronciSconcr SBcm^orbin bc
jun (1529—1590. SKiffionor in 2Rcjico)
t ^lat. P. Scnouj, aRijfionor in ©cncgam«
einreibt: ;,S33ir brudcn gegenwärtig bie 93i-
utut b. i. fletne 93ilberbibel, in ber ffiolof«
j »ieber ob" (Slnnolen ber Scrbr. beS ®I.
253). 3für bie iBiti»3nfeIn Iie| ber apo»
le Sicnr Sibol neucftenS neben anberen
ten einen ^brife ber goangelien in ber San»
ad&e bruden (ftatl). 9Hif|. 1888, 178; ^n-
1888, 293). hiermit fmb nur einige Sei-
QuS ber neucften Seit angefül^rt, um ju jei»
öie bie ÜJiijftonare Je^t no(i^ beforgt finb,
Snfongd 93ü(i^er in ber SonbegfprQd^e für bie
rtueUe unb religiöfe C)^^ung i^re§ @ebiete§
t ju laffen, unb »ie fte eS aud^ nid^t unter«
bie l^eilige ©d^rift gan) ober t^eiltueife in
treffenben fionbeSfprad^en ju öerbreiten. ©ie
nur baS Seifpiel ber älteren ÜJiifftonore
loeld^e eS nie unterließen, befonberS bie l^ei«
d^rift in fremben ©prad^en, nomentUd^ burd^
)l9gIottenbruderei ber ^ropoganba, brudfen
en, bejm. felber ju bruden. Dl^ne aUe ein»
93ibeln in ben Derfd^iebenen ©prod^en auf*
en, glauben tt)ir bieß um f o mel^r l^erDor»
(u f oflen, »eil bie proteftantif d^en 93ibelgef eK«
n ftd^ Dielf Qd^ rül^mett, qI§ ob fte überaQ bie
tioe biefefaÜS ergriffen l^ätten. aKarfl^all
im erftenäanbc feiner „ßl^riftl. SDWffionen"
SingongS an ber ^anb Don lauter proteftan»
Sluctoren nad^, baß bie SSorftel^er ber Sibel»
l^aften nid^t nur jum betrübenben @d^aben
8 ß^riftentl&um unreife unb nuj^Iofe lieber»
len in fiönbem öertl&eilten, toeld^e bie SSor»
»er ff ird^e, lange beöor biefe ® efeflfd^aften in'8
getreten, mit einer treuen Ueberfejung au8«
et l^atte, fonbem baß fie aud^ öiele berfelben
I übernommen unb bann alS xi)x eigenes
in Umlauf gefegt l^aben. @o l^at fd^on 1818
itif d^ . au^länbif d^e »ibclgefeUfd^aft 1500
tlore beS armenif^en ^Iten 2:eftament8 t)on
led^itariften auf ber Snfcl @. Sajaro bei
ig aufgekauft, um fic unter ben Armeniern
iürfei 5U öerbreiten, unb ju gleid^em Stüedfe
fte bie fatl^olifd^e am^arifd^e Ueberfe^ung für
itien. 9lu(| bie arabifd^c Ueberfejung, »eld^e
Jefellfd^af t frülier in ©tjrien t)erbreitete, toar
71 )u 9lom gebrudtte, auSbrüdflid^ )um ®e>
ber arabifd^en 6l|riften beftimmte $rot)a»
*t&u8gabe. ^ie fatl^olifd^e tatarifd^e Ueber»
ift beinal^e 500 Sol^reoor ber proteftantifd^en
ntlid^t morben, unb bie d^ineftfd^e mel^r als
ol^rc frülier. ^amarb f anb ein ©jemplar in
ftfd^ ©prad^e, „baS SBcrf irgenb eine§ rö«
fatl^olifd^en SJliffionarS, tt)enigften§ feinem
tnge mäi'' (ebb. 92), unb ba§ ©leid^e gilt
m tamulifd^en, annamitifd^en, malaiifc^en
ielen anberen (ögl. aud^S. Bagster, The
of every Land, Lond. 1860).
n. Sleußere 2Riffion bei ben ^roteftan«
ten. S)ie SOWffionSmirffamfeit ber ^roteftanten
unterfd^eibet ftd^ Don ber fat^olifd^en l^auptfäd^lid^
in jmei fünften. (Sinmal entbehrt fte DoQftänbtg
ber einl^eitlid^en Seitung, inbem jebe S)enomina»
tion, unabl^öngig Don allen anberen, ja Dielfad^
bief en entgegen, bie Verbreitung gerabe i^rer Se^re
anftrebt. Sann fud^en alle, menn aud^ nid^t ein*
)ig, fo bod^ in erfter Sinie ba§ Sl^riftentl^um burd^
^uSt^eilung ber l^eiligen ©d^rift ju Derbreiten,
bal^er il^r enger ^nid^luß an bie SBibelgefellfd^aften
(f. b. ^rt. n, 647 f.). UebrigenS mürben bie $ro-
teftanten, nad^ i^rem eigenen @eftänbniffe, il^rer
SSerpflid^tung )ur 2:i^eilna]^me am S93er!e ber 99e«
fel^rung ber Reiben ftd^ nur langfam bemußt unb
l^aben im Sanken aud^ menig @r^eblid^e§ geleiftet,
fo fel^r fte ftd^ aud^ il^rer Erfolge rül^men. @8
liegt fd^on im ®eifte einer 9leligion8gefellfd^aft,
meldte ouS ber ^roteftation gegen bie ffird^e ^er»
vorgegangen ift, baß aW i^xt £l^ötigfeiten Don
bem ©eifte biefer ^roteftation geleitet toerben.
S)ieß ift namentlid^ ber f^aU bei ben Don il^r au8»
gel^enbcn ÜHifftonen. Dieienigen proteftantifd^en
Staaten, meldte ©eemad^t befaßen, mie bie Sng»
länber unb ^ottönber, gingen 9infang§ nur barauf
au§, fatl^olifd^e Kolonien ^u Demid^ten, unb ba8
baran ftd^ fnüpfenbe ÜHifftonSmefen beftanb in
nid^td ^nberem a\% in ber Serftörung ber fatl^o-
lifdl^en ff ird^en, in ber gemaltfamen ?Jertreibung
ber fatl^olifd^en ÜNiffionare unb in ber 92öt]^igung
ber bereits befel^rten 6intool|ner, ben proteftanti«
fd^en 92amen ansune^men; fo im Saplanb, auf
Sei^lon, ^Imboina unb ben übrigen ÜHoluffen,
gormofa u. f. m. 9ln eine SSefel^rung unb an
eigentlid^e Untermeifung mürbe nid^t gebadet; für
biefeS fd^mierige SBer! maren aud^ i^re $rebiger
nid^t fel^r geeignet. Ueberbieß gaben bie erftim
fiutl^eraner unb SalDiniften Dor, fie l^ätten in i^rer
9iä^e nod^ genug ©öl^biener 5U befel^ren, folc^e
alf 0 nid^t in fremben Srbtl^eilen )u fud^en. 6inige
proteftantifd^e 9Riffton8gef^id^tf(^reiber bel^aupten
gmar, Sutl^er felbjt l^abe fd^on iebe ©elegenl^eit
ergriffen, um jur 9lu8fenbung Don ^rebigem tmter
bie 9lid^td^riften auf^uforbent; allein nirgenbS
meist er auf bie ÜHiffion unter ben Reiben l^in.
Ser ®eban!e, bie Don ben ^pofteln angefangene
$rebigt aud^ unter ben mirflid^en Reiben fortgu*
fe^en, lag il^m ganj fem; unter Reiben Derftanb
er ftetS nur bie ßl^riften feiner Seit. DaSfelbe
mar ber fjall bei ßalDin. 5Rur ginjelne maren eS,
bie anfangs baS 9nifftonSmerf gu betreiben fud^
ten ; fo mürbe fd^on 1557 Don ©enf auS ein erfter
SWiffionSDerfud^ in 95rafilien gemad^t, ber aber
mißlang. Sagegen gef d^a^ etmaS 1559 für bie
Sappen in ©(^meben. S)ie 9JKffton beS fiübedfer
^eter ^e^ling in ^Ibefftnien um 1635 l^atte nur
Dorübcrgel^enben Srfolg, mie bieß au^ bei einjelnen
SSerfud^en Don ßnglänbem ber fjall mar. Um
1664 moHte ein auS Defterreidft Dertriebener Sfrei»
^err, 3. g. D. SBclj, eine ^^SefuSgefeafd^aft" pm
Seften ber Reiben grünben, mürbe aber Don feinen
1607
aniffion.
1608
9Kanufcri^)t öon bcm nämlid^en P. ©ueSbon erft
nad^ jel^njäl^riger Sirbeit t)oIIenbet föurbe; bann bie
SDBörterbüd^er unb bie ©rommattf ber ^oruba»
fprad^e, fotoic boS gro^c fransöfifd^smabcgofftfd^e
SBörterbud^, toeld^eS gleid^faUS erft l^erauSgegeben
tDurbe. 3m ©ebiet ber meteorologifd^en Sßiffen«
fd^aft tourben bie 9lamcn bc§ P. S)e8gobin8 unb
ber geleierten 3efuiten»®irectoren ber Obfcrtmtorten
in @ifa«tt)ei (K^ina), SombaQ, ©alcutta, SDarjen«
ling, ©Qbne^ el^renöott angefül^rt unb nähere Se»
rtd^te über bQ§ iDtd^tlge meteorologtf(!^e unb aftro»
nomifd^e Dbferüatorium gegeben, tocId^eS P. Kajet
in Sonanariüa eben erbauen lieg. S)er Sleferent
erttJÖIint enblid^ bie fd^önen 93erid^te über bie d^ine»
fifd^e ^Raturgejd^id^te, iDcId^e ber Sajarift P. ^er»
mann ®at)ib eingefenbet, tl^eilt einen 93rief mit öon
P. ßambue, ber ftd^ mit ©eibenbou befd^äf tigt, unb
berid^tet über bie Qforjd^ungSreif en mel^rerer SKif fio»
nare(t)gl.3lnnalenl890, 66 t.). SQBeld^e Anregung
erl&ielten alfo bie geleierten SO^itglieber biefer ®efett«
f d^af t in einer einjigen ©i^ung burd^ bie SKif fionare l
S)ie ©prad^enfunbe inSbefonbere öerbanft ben
ÜKijfionoren augerorbentlide öici. ®er fatliolif^e
5!Ri) jionor ftebt f reilid^ nid^t im ® ienft einer toiff en«
fd^aftlideen ©efeKjdeaft, fonbem betritt in toeit er«
l^abenerer ©enbung bie 9Kiffion§länber; aber oud^
in ber Pflege ber ©pradetoiffenfdeaft foH fid^ baS
labora beSfelben betl^^tigen unb l^^^t fid^ aud^ in
glängenber SBeife, toie in ben legten Sa^r^unberten
(ogl. barüber befonber§ 3. SDa^lmann S. J., ®ie
©prad^funbe unb bie SKifftonen. 6in ^Beitrag jur
©l^nrafterifti! ber alten fatieoIifdeenSWiffionStieötig-
fat [1500—1800], greiburg 1891), fo aud^ nod^
in biefem 301^1^1^""^^!^ betl^öttgt, fo bag jid^ bie
rSai^qtUi)üzn, mld^t fid^ mit ber ©ef^id^te ber
@pradett)iffenjdeaft in le^ter Seit befd^äftigten, in
ben aUermeiften Sfätten öeranlagt fal^^n, an erfter
©teile auf bie Slrbeiten ber fat^olild^en 3Kijfionare
^injumeifen. 3a bie öergleideenbe ©pradett)ifjen*
fd^aft, biefer ©tolj be§ 19. 3aie^^wwbert§, würbe
gerabeju burd^ einen ^Kiffionar, ben fpanifd^en
Sefuiten §ert)a§, begrünbet. 6r fammelte groben
Don 300 ©prad^cn unb ©rammatifen öon 40 ©pra»
d6en (ogl. über i^n ffial^Iinann a. a. 0. 118 ff.).
6benfo »erfaßte ber ßarmelit gra SJaoüno bi
©an SSartoIommeo bie erfte ©an§frit*®rammatit
meldte 1790 ju SRom erfd^ien. SDegl^alb fonnte
Sraffeur be 93ourbourg in ber ©inleitung ju feiner
Bibliotheque Mexico-Guatein (Paris 1871)
mit SRed^t jagen : „äBir fönnen bie SBa^rneiemung
mad^en, bag mit menigen tHuSnal^'"^^ ^i^ ©ram«
matifen, SOBörterbüd^er, ^bie^^iblungen über ©|)ra=
d^en unb ©itten ber Sölfer, öon toeld^en töglid^
bie aBiffeufd^aft neue ^luffd^Iüffe gett)innt, i^ren
Urfprung ber geber einiger befd^eibenen DrbenS«
leute öerbanfen." ©elbft aOBill^^lm öon ^umbolbt
fprid^t „öon ber je^t fd^on Jaft ju einer Sibliotl^cf
angefdett)oIIenen Sal^I öon ©rammatifen, SSocabu»
larien, SBörterbüdeem, toeld^e, öorau§ ben ja feiten
lange irgenbmo fell^aftcw SReifenben, 5ERi)fionare,
f rül^f r faft allein fatieolifd^e, baruntcr nid^t toenige
3ef uiten — aud^ ein Serbienft ber ^ropaganba —,
neuerbing^ in löblid^er ^n^al^^ au^ proteftantljc^
SSerfaffer l^oben" (Ueber bie SSerfd^iebetiie^it fe«
meufd^l. ©prad^e, 2. 9lup. öon ^ott, SSerlin 1880,
1, 136). ®ie proteftantifdeen fu|en übrigens, ttie
bie aufrid^tigeren unter il^nen felbft gefielen, öid«
fade owf ben SSorarbeiten ber fatl^olifc^en 9Kiflb»
nare. 6§ ift eben nid^t f 0 leidet, eine ©pra(^, jur
meiere xothtx eine ©rammotit nod^ ein 3Börter=
bude ober ein anbereS Hilfsmittel öorliegt, ben
3Kunbe ber SBilben SQBort für SBort abjulaufdecn,
unb ^toax meift eine ©prad^e, meldte oft gön^li^
ber jutreffenben SBörter entbel^^^, um überfinnli^
^Begriffe, öor Slüem bie ber Weligion, auSjubrüden.
Sine fold^e ©prad^e ^u fi^iren, fann erft gef^e^n,
wenn nad^ eingel^^ben, forgföltigen ©tubien ber
genaue unb unjmeibeutige ©inn ber einzelnen
SBörter unb SSejeidenungen mit Qxä^txf^tit feji«
gefteHt ift. ®ic SKiffionare toaren e§ nun, tteldje
bie fdetöierigften 3biome unb ©prad^en bemoltigten
unb binnen toentgen 3aie^cn in allen 9JUffion§«
gebieten eine reid^e fiiteratur entfalteten, nid^t hbi
in ^anbfderiften, fonbem aud^ im ®rudte. Sie
fd^on feit 1545 in^lmerifa eigene TOiffionSbrudt«
reien, bie erften in biefem SQSelttieeile, entftanbcn,
bann in 3apan, auf ben $^ilippinen \l f. tt. (ugL
S)aieintann a. a. O. 6), fo finben tt)ir aud^ f^
nod^/ abgefeie^n öon ber großartigen ^ropogcmba«
©rudferei in SRom, öielc 9Hif fionSbrurfercien. SBir
nennen nur bie in ©iam, ©i!a«tt)ei, ^ulo^^iiurag,
SOßeft-Sodeindeina, 93erapolQ, Soffnopatom, boim
bie in Sripoli (fpanifde«arabifc^, feit 1888), S)a«
far in ©enegambien (aBolof«©erer»95ambara«
fprad^e), 5Ratal, ÜJiariannieitt (Sjappiftcnbrade«
rei), ÜHabagaScar, ©anfibar, enblidebieinSJeinit
(Untemeiewung ber 3cfuiten) unb SKoful (^oixi'
glottenbrudferei ber ^Dominicaner). Se^tere lourbe
öon 5IKfgr. ^manton junödeft für Unterru^
jtoedfe gegrünbet, brurfte feit 1860 2efebiu|er,
©rammatifen, ©efdeidet§», ©eograpl^i^ unb %*
d^enbüd^er, bann aud^ JfatedeiSmen, foaie 6r*
bauung§a unb Seleie^ngSfderiften in arobij^
unb {Qro»dealböifdeer ©prad^e. S)urde biegfiei«
gebigfeit be§ SarbinalS 93onaparte fonnte fie aaäi
bie erfte öoUftönbige l^eilige ©d^rift in arabif^ei
©prad^e unb 1888 ba§ ^Ite Seftament ind^»
böi|deer ©prad^e erfd^einen laf{en; 5U gleideerSci^
mürbe ein f^rifd^eS 93reöier in ^ngnff genommen
(ffatie« aKiffionen, Sreiburg 1888, 151). dberrfo
ging au§ ber 3efuitenbruderei 5U ®eirut eine aro«
bifc^e 95ibel mit neuen Settern unb eine groje
Saie^ fprad^lid^er imb litcrarif d^er Hilfsmittel i««
öor. kleinere 3:1^^ ilc ber l^eiligen ©d^rift gab ^
fefjor SKitterru^ner 5U Srijen in ben HöupÖ^iß»
leften ber 93ari»®infafpra^e nad^ ÜRanufcripte»
öon einzelnen IRiffionaren neben einem SBörler»
huä) unb einer ©rammatif l^erauS (ögl. ^bmoki
b. S3. b. ®l. 1871, 109; 1878, 197 ff.). SSenise
Sabre öorl^c^ mürbe öon S. Sionbelli ein Evan-
geliarium, Epistolar. et Lectionar. aztecam
sive mexicanum, ex codice antiqno mexican.
1609
SKijfion.
1610
nuper reperto cum praefat., Interpret., ad-
notat, glossario (Milano 1858) l^erouSgegeben,
baS ber berül^nite f^franciSconer Sem^iarbin be
©a^gun (1529—1590, aHijfionar in TOcjico)
öerfa|t f)at P. Scnouj, üKijftonot in ©cnegam»
Wen, jd^reibt: ^SBir brudcn gcgenmärtig bic 93i-
bal«93utut, b. i. flcinc Silbcrbibcl, in bcr SBoIof«
fpTod^e »ieber ab" (Slnnolcn bcr SScrbr. bcS ®l.
1878, 253). pr bie 9}iti.3nfeln liefe bcr at)o«
ftolif^c 93icar Sibal neueftcnS neben anbercn
©d^riften einen Slbrife bcr goongelien in ber San«
beSfpra^c bruden (ftall^. 9Hiff. 1888, 178; ^n-
nolen 1888, 293). hiermit ftnb nur einige Sei«
fpiele Qu8 bcr ncueften Seit ongcfül^rt, um ju sei«
%tn, tt)ie bic ^Kiffionorc ic^t no(i^ beforgt finb,
gleid^ SlnfongS SSüd^er in bcr Sonbe^fprod^e für bie
üüeUectucne unb rcligiöfc ^ebung i^rc§ @cbicte3
brudfen ju laffen, unb mic fic cd aud^ nid^t unter*
laffen, bie l^ciligc @d^rift gau) ober t^ciltueifc in
ben bctreffenben SanbeSfprad^cn ju verbreiten. Sie
Q^en nur baS 93eifpiel ber alteren ÜHiffionare
nadj, meldte cS nie unterließen, bcfonber§ bie l^ci«
lige @d^rift in frcmbcn ©prad^cn, nantcntlid^ burd^
bie ^ol^glottcnbrudferci bcr ^ropaganba, brudfen
5U laffen, be^n). felber )u bruden. Ol^nc aUt ein«
gelnen ^Bibeln in ben Derfd^icbenen @prad^en auf«
Sit}ö]^Ien, glauben mir bieg um fo mc^r l^crDor«
^cben )u f oOen, tt>cil bie proteftantif d^n 93ibeIge{eU[«
^ften fid^ Diclfad^ rül^mcn, al§ ob jlc überall bic
3intiatiDe bicfefaUS ergriffen l^öttcn. ünarfl^aO
»eist im erften SSanbc feiner „ßbnftl. SWiffionen"
gpkid^ Eingangs an ber ^anb Don lauter proteftan«
tifd^n Sluctorcn nad^, bafe bie Sorftcl^cr bcr 99ibcl«
gefdlft^aften nid^t nur )um betrübenben @d^aben
|wr baS S^rifientl^um unreife unb nuj^Iofc Ucber«
fc|migcn in fiönbcm Dcrt^cilten, meldte bie 93or«
f orge bcr ifird^e, lange bcöor biefe ® cf cHf d^aftcn in'8
fieben getreten, mit einer treuen Ueberfc^ung aus«
gefiattet l^atte, fonbem bafe fte aud^ Diele bcrfelbcn
chifod^ übernommen unb bann als il^r eigenes
aSer! in Umlauf gefegt l^abcn. @o l^at fd^on 1818
bie bntifd^«ou§lönbifd^e «ibclgcfcnfd^aft 1500
Ssemplore beS armenif(i|cn ^Iten 2:eftament8 Don
bni ^Wed^itariflen auf bcr Snfel @. Sajaro bei
Senebig aufgefauft, um fte unter ben Armeniern
in ber Surf ei 5U Derbreiten, unb ju glcid^em 3toedfe
faufte fte bie fatl^olifd^c aml^orifd^c Ueberfe^ung für
Sbefftnien. 9lu^ bic arabifd^e Ucberfc|ung, föcld^e
bicfe ©efeUfd^aft frül^cr in ©tjrien Derbreitete, »ar
bie 1671 gu 9lom gcbrudtc, auSbrüdflid^ jum ©c«
iraud^ ber arabifd^cn Sl^riften beftimmte $ro))a«
gattba*9uSgabc. 2)ie fatl^olifd^e tatarifd^c Ucber«
f^mg ift bcinal^e 500 Solare Dor bcr proteftantifd^cn
tindf^lid^t morbcn, unb bie d^ineftfd^c mcl^r als
200 3a]^re frül^er. §att)arb fanb ein ßjcmplar in
fbigaleftfd^ Sprad^e, ,,baS äBerf irgenb eines rö>
miM'fatl^olifd^n !Dti{ftonarS, toenigftenS feinem
Uxfpnmge mä^'' (ebb. 92), unb baS ©Icid^e gilt
Hon ben tamulifd^cn, annamitijd^en, malaüfc^en
md) Dielen anbercn (Dgl. aud^S. Bagster, The
Bible of every Land, Lond. 1860).
n. Sleufecrc ÜJliffion bei ben ^roteftan«
ten. Die SOWffionSmirffamfeit ber ^rotcftanten
unterfd^eibet ftd^ Don ber fat^olifd^cn l^auptjöd^lid^
in imx fünften. (Sinmal cntbcl^rt fie Dollftänbig
ber einl^eitlid^cn Seitung, inbem iebe Denomina«
tion, unabhängig Don allen anbercn, ja Dielfad^
biefcn entgegen, bie Verbreitung gerabc i^rer Sc^re
anftrebt. Dann fud^cn alle, muri aud^ nid^t ein«
)ig, f 0 bod^ in erfter Sinie baS Sl^riftcnt^um burd^
^uStl^cilung ber ^eiligen @d^rift 5U Derbreiten,
bal^cr il^r enger ^njc^lug an bie ^ibelgcfellfd^aften
(f. b. ?lrt. n, 647 f.). UebrigcnS tourben bie ^ro-
teftantcn, nad^ il^rcm eigenen ©cftänbniffc, il^rcr
SScrpflid^tung jur Sl^cilna^mc am SBcrfc bcr 95e«
fcl^rung bcr Reiben fid^ nur langfam bemüht unb
l^abcn im ©anjen auc^ n)cnig Sr^eblid^eS gclciftet,
fo fel^r fie ftd^ aud^ il^rcr grfolge rül^mcn. 6S
liegt fd^on im ©eifte einer SRcligionSgcjclljd^aft,
meldte ouS bcr $roteftation gegen bie ffirdie l^er«
Dorgegangen ift, bog aW il^rc 2:l)ätig!eiten Don
bem ©eifte bicfcr ^rotcftation geleitet merben.
S)ic^ ift namentlid^ bcr f^all bei ben Don il^r auS«
gc^enben ÜJiiffionen. S)icienigen proteftantifd^cn
Staaten, meldte @eemad^t befa|en, xok bic Sng»
länbcr unb ^oflönber, gingen anfangs nur barauf
aus, fat^olifd^c Kolonien ju Demid^ten, unb baS
baran ftd^ fnüpfcnbe ÜJliffionStocfen beftanb in
nid^tS 5lnbercm als in ber S^ifftöning ber fatl^o«
lifd^cn Äird^en, in bcr gctoaltfamen Vertreibung
bcr fatl^olifd^cn ÜJiiffionarc unb in ber 9Jötl^igung
ber bereits befc^rten gintoo^ncr, ben protcftanti«
fd^cn 9^amcn anguncl^mcn; fo im Saplanb, auf
Sei^lon, ^mboina unb ben übrigen 9nolu!fen,
gormofa u. f. to. 9ln eine 93efe^rung unb an
eigentlid^e Untern)eifung tourbe nid^t gebadet; für
biefeS fd^micrige SBcr! föaren aud^ il^re $rcbiger
nid^t fe^r geeignet. Ucbcrbicg gaben bie erften
Sut^crancrunbßalDiniftcnDor, fie l^ätten in i^rer
3lä\)t nod^ genug ©öfccnbicncr 5U bcfcl^ren, foldjc
alfo nid^t in fremben ferbtl^eilcn ju fud^cn. 6inige
proteftantifd^c WifftonSgefc^id^tf^reiber bel^auptcn
gtoar, Sutl^cr fclbft l^abc fd^on jebc ©elcgcnl^eit
ergriffen, um jur 3luSfcnbung Don ^rebigem unter
bie 9Jid^td^riftcn aufsuforbem; allein nirgenbS
meist er auf bic ÜKiffion unter ben Reiben l^in.
SDcr ©ebanfe, bie Don ben ^Ipoftcln angefangene
$rcbigt aud^ unter ben ttirflid^en Reiben fortju«
fe^en, lag il^m ganj fem; unter Reiben Derftanb
er ftetS nur bie ß^riften feiner S^i^- DaSfclbe
»ar ber gaU bei ßalDin. 9Jur ginjelne toaren eS,
bie SlnfangS baS SWiffionStoerf ju betreiben fud^«
ten; fo tourbe fd^on 1557 Don ©enf auS ein erfter
ÜKiffionSDerfud^ in Srafilien gemad^t, ber aber
mißlang. Dagegen gefd^al^ etmaS 1559 für bie
Sappen in ©^toeben. Die 9Hijfion beS fiübetfer
^eter ^e^ling in ^Ibcffmien um 1635 l^otte nur
Dorübergcl^enben 6rf olg, loie biefe üudj bei einzelnen
SSerfud^en Don ßnglänbcm ber Sfall loor. Um
1664 moHte ein auS Dcfterreid^ Dertriebener 3rei=
l^err, 3. (J. d. SBcIj, eine ,,3efuSgefeflfd^aft" pm
SBeften bcr Reiben grünbcn, tt)urbc aber Don feinen
1611
aiiffion.
1612
®lauben§96nof{en oerlad^t, tDa§ bie Stellung ber
gefammten bamdigen lutl^erifd^en SHx^t 5U ben
ÜJiifponen d^aroftedfirt. 6r jclbft begab fid^ al§
ÜJliffionar mä) Surinam, ftarb aber balb. Sluti^
ber ^l^ilojop]^ Seibni^, glcic^ bem greil^emi öon
SBelj burd^ bie ©rfolge ber 3efuiten aufmerffam
gemad^t arbeitete ein ^roject jur ßlirifttaniftrung
ßl^ina'S au§, ba§ aber nie jur 5lu§fü]^rung tarn.
^[bgefel^en öon benboflänbifd^en ©eefal^rem, toeld^e
auf ben oftafiatifd^en 3nfeln, ber ©übfüfte 3n«
bienS unb t^eilmeife aud^ in Sraftlien il^re ©taatS»
ürd^e befannt ju mad^en fud^ten, toaren bie 95riten
bie erften, toel^e in i^ren amerifanifd^en Solonien
baS aDüffionSmerf organifirten. ®a nämlid^ bie
Puritaner unb Duäfer fid^ ber umtt)o]^nenben
SRotI|]^äute eifrig annal^men, tt)urbe ba§ SKutter»
lanb jur SfJad^eiferung aufgeforbert; e§ tooHte na«
mentlid^ aud^ im Sntereffe feiner §errfd^aft über
bief e Kolonien bie gingeborenen ju K|riften mad^en.
C)ier prebigte feit 1646 Sol^n gliot (f. b. «rt. IV,
378 ff.), unb 1647 bilbete fid^ eine burd^ ^arla«
mentSacte beftötigte anglicanifd^e ©efeUfd^aft jur
Ausbreitung be§ eiiriftentl^umS, au§ berfid^ 1701
eine anbere „jur 9lu§breitung be§ göangeliumS"
enttt)idelte. SWcl^r afö bie Slngttcaner toirften au§
innerem ©ränge bie ^erml^uter unb 5!Ret]^obiften,
bie aber ben rollen SBilben nid^t gel^örig entgegen«
jufommen öerftanben. ffönig griebrid^ IV. (1699
big 1730) Don ©önemarf fuc^te anäi in feinen
Kolonien baS Söangelium ju öerbreiten unb ftif»
tcte 1704 namentli^ für ©tabt unb (Sebiet öon
2:ranquebar, föeld^eS bie bänifd^«oftinbifd^e §an«
belScompagnie fd^on 1620 an fid^ gebraut, eine
5!Jliffton. S)a er in feinem Sanbc feine aWiffio«
nare bafür fanb, toanbte er fid^ an % ^ grandfe
in ^aUe, ber il^m bie jtoei Sl^eologen Bartl^olo«
mäu§ 3ic9^wbalg unb §einrid^ ^lütfd^au fanbte.
Sfranfe l^atte nämlid^ ein pietiftifd^eS SWiffionS»
inftitut gegrünbet. 3i^9^t^<^^9 ^^^ $Iütfd^au
famen 1706nad^2:ranquebarunb tauften bafelbft
35 Reiben, griebrid^ IV. errid^tete 1711 eine
weitere, nad^l^er (1736) öon Kl^riftian VI. öer«
meierte Stiftung für biefe ÜJliffion. 3n Sfoptn*
Iiagen tourbe 1714 ein förmli^eS 5Kiffion§coKe«
gium gegrünbet, unb bi§ 1778 foU bie 3^^^ ber
@Jetauften im ©ebiet öon Sranquebar auf 15743
geftiegen fein. 3lu§ tiefer SKiffion gingen öier
anbere l^eröor: (Jubbalore, Kaicutta, üjJabraS unb
3:rid^inopoI^. 9lud^ auf ben bänif d^en 3nfeln SBeft«
inbienS, St. %^oma^, Ste. ßroij, St. 3ean, pre«
bigten bänifd^e 9Jlifftonare ben SJegerfflaöen. gür
bie meift nod^ beibnifd^en Sapplönber tt)urbe eine
9Hiffion§fd^ulc in S)ront]^eim angelegt. 3n bem
5u Sd^toeben geprigen 3:i^eile fiapplanbs öer»
fud^te ber fd^webifd^e ffönig Qfriebrid^ I. ba§ §ei»
bent^um auSjurotten ; er befal^I, afle Sapplänber
fottten bei fferferftrafe fid^ über ftird^enbefud^ unb
ßmpfang be§ Abenbrnal^IS auStoeifen. ©rönlanb
warb 1721 mieber aufgefud^t, unb e§ xoaxh eine
5ERiffion bort errid^tet. Pfarrer §an§ ßgebe auS
9Jortt)egen xoixtit bort unter Sciftanb ber bänifd^en
Eoloniften unb il^rer SRegierung. ffionemor! bot
aud^ bie erfte §anb jur 5IKiffion ber Srüber«
gemeinbe, tt)eld^e 1732 nad^ SBefUnbienunb 1733
nad^ ©rönlanb u. f. to. ÜJiiffionare ouSfanbtc. An-
geregt öon biefen, begannen aud^ bie SHet^obiftcn
in Slmerifa unter ben Reiben 5U toirfen. S)amal§
grünbete $rofeffor Kaflenberg in ^alle ein 3n^«
tut 5ur Sefel^rung ber 3uben unb iKol^ammebo«
ner (1728), baS aber nur geringe Qfrüd^te trug.
6ine größere Sebeutung erl^telt baS protcilan«
tifd^e 2Ki)fion§tt)efen erft feit ber fran^öfifd^cn Se«
oolution. Um biefe 3rit toar ber ®eift jener ro^en
unb öerf plgung§jüd^tigen ^olemif, toeld^e bi§ ba«
l^in ben ^roteftanti§mu§ befeelt "i^attt, gebrod^en.
93efonber§ gnglanb, toel^eS öon biefer Seit on
al§ Seemad^t 5U einem entfd^iebenen UebergemiiJ^t
gelangte, trat sugleid^ in ein gan^ neue§ Stabium
feiner innem religiöfen 6nttt)idflung unb ttolltt,
nad^bem e§ öugerlid^ )u einer meltgefd^id^tlid^
®rö6c geworben »ar, aud^ feinen ©lauben au§«
breiten unb fo bie Sd^mad^ be§ Sectenglaubtn§
öon fid^ abwenben. So entmidfelte ftd^ öon biejer
3eit an ein eigentlid^S freies ÜHiffion§mefen in^r
unb mel^r in ben öerfd^iebenen protcftantifd^
Säubern, inbem biepbiJQnf^ropifd^enSeftrebungtn
unb bie bamaligen gfreil^eitSibeen aud^ im Reiben
ben SSruber erfannten unb ben bisher öon ß|n^
betriebenen Sflaöenl^anbel befämpften. ?lber erft
im 19. 3al&r^unbcri regte fid^ unter ben ^rotejion«
ten ber Sinn für 93efe|rung ber Ungläubigen in
größerem 9na|e. S§ waren jebod^ junäd^ft ni^t
bie Regierungen (bie englifd^e leiftete fogar bem
©ö^enbienft in Oftinbien SSorfd^ub), f onbem $ri«
öatgefeKfd^aften, Weld^e fn^ ber ^eibenbcfc^nmg
annal^men. So bilbeten bie SSoptiften eine 9Hif«
fionSgefenfd^aft für Bengalen (1792); bie 6üb«
fee«3nfeln nabm bie 1795 gegrünbete Sonboner
aRifponSgefeUf ^aft in Angriff. 95eibc überflügelte
balb bie 1799 pnäd^ft für Seftafrifa gegrüi&ett
bifd^öflid^«fird^lid^e TOiffionSgefettfd^aft unb ebenfo
bie 1814 organifxrte S5Bc§Iet|anifd^e TOiffion^gefdl«
fd^aft. ®ie 3^^^ i^i^f« ©efettfd^aften öermeirte
fid^ öon ba an rafd^, ba jebe Denomination ju
il^ren bi^l^erigen Aufgaben aud^ bie ^eibenmiffimi
l^injufügte. So entftanb 1817 bie ber ©enerol^
Saptiften, 1829 bie ber fd^ottif d^en, 1840 bie ber
irifc^en unb 1845 bie ber englifd^en ^reSbpteria«
ner. 5Reben biefen allgemeinen ©efeüf^often imn>
ben nod^ befonbere gegrünbet, wie bie ber Ängli«
caner für bie fübamerifanifd^enüKifponen (1844),
bie ber englifdfeen Uniöerfttäten für bie central»
afrifanifd^en ^Kiffionen (1859), bie Glüna Inland
Mission (1865). S)amit öerbunbene tJfrouenöereim
fe^en fid^ ben Unterrid^t inbifd^er, f^rifd^ier, ög^
tifd^er u» f. w. TOäbd^en 5um 3^1; «tue mebici»
nifd^e 9)Uffion bilbet Slerjte für ben 3Kifpon§bierifL
^ud^ nimmt man fid^ in ©nglanb öielfad^berSu»
ben an. — SSiel geringer al§ im britifd^ Sei(Je
ift bie 3:]^eiluabme, wel^e bie ^roteftanten be§ 5«P«
Ianbe§ ber 9)liffion§fad^e entgegengebrad^t l^ben.
9lbgefe]^en öon ber SDhffion ber ®rübcrgemei«be
1613
antffion.
1614
ind) bet im 92iebergan9 begriffenen ^aüe'fd^en
amffton, entftanb erft 1797 bie nieberlonbifd^e
KifRonSöefeKfd^aft unb 1800 bie aKifponSfci^uIe
bed 995]^men 3äni!e in Berlin, rotlä^t leitete bie
33erliner SWiffionSgefettf^aft öorbereitete ; bann
1815 in gSafel bie erfte anif fionSgcfeUfd^aft, toeld^e
baS 9Riffton§tDefen in SDeutfd^Ianb emporbrad^te.
SBoO) traten il^r eine ^arifer (1823), eine »er-
liuer (1824), eine rl^einifd^e (1828), eine norb»
beutf4eaRifrton3gefeaf(i^aft(1836) aur @ette. Ser
^rebiger S. ^ann§ niad^te bann 1849 fein ^er*
manndburg ^um !D2itteIpunft einer neuen, Solo«
nifotion mit ^iffion Derbinbenben 3:]^atigfeit. ^ud^
lu ®redflum in ©d^leStoig (1876) unb in 9leu«
fird^n bei TOörS (1882) »urben 5!Kiffion§gcfen.
f duften gegrünbet. ©elbft bie greibenf enben grün«
beten 1884 einen Mgemeinen eöangeIifd^»l)ro«
tefiantifd^en ÜRiffionSDerein. SDaju fommen nod^
gfrauenDereine fürSbin<</ Sttbien, ^alöftina, S&ia*
comf|en»3lnftatten für baS 9Rorgenlanb u. f. tt).
Sie beutf d^en 9Rifftondt)ereine t)erfammeln fidQ feit
1846 in periobifd^en ®enera(t)erfammlungen an
M:fd^ebenen Orten. 9leben S)eutfd^Ianb ift fy>U
lanb fe^r t^ötig geworben in ^Betreibung beS 9Slif>
ftonStoerfeS. ®ie gro^e, 1797 gegrünbete ©efeH«
f<^ft fyit aber bie proteftantif^en ffreife auf bie
Siauer nid^t feft^ul^alten Dermod^t; fte serfplitterte
ftd^ nod^ ben berfd^iebenen größeren Senominatio«
nen in jel^n »eitere SJereine, loeld^e in ber Snfel«
toelt Oftaftend t^atig ftnb. 9(ud^ bie fcanbinabi«
fd^ Keic^e blieben nid^t ^urüd. SDönemar! l^at
feit 1821 eine aWiffionSgefeßfd^ft für ©rönlanb
nnb für ba% XamilDoI! in ^nbien, ©darneben feit
1856 eine SSaterlanb^ftiftung, ber fid^ 1874 ein
herein ber @taat§fird^e unb 1878 ein SnifftonS»
bimb ^ugefeOte. Sine nonregifd^e 9Riffion§gefeU«
fd^ arbeitet feit 1842 unter ben 3ulu unbSna»
bqgaffen unb eine finnlönbifd^e SJhffton feit 1859
unter ben ODambo. 9(ud6 bie ruffifd^en Sutl^eraner
begannen eine eigene 9Riffton. ^ie Hugenotten
gfranfreid^ grünbeten 1823 bie $arifer aKiffton,
toeld^ unter ben SSafuto unb auf Sal^iti mirft.
«tt fie fd^Io^ ftd^ 1882 ein 9Jlifftonar ber italie-
irifd^n äBalbenfer an. Snblid^ l^aben bie ^ttu
fixid^ ber malfd^en @d^mei) 1881 ftd^ gu einer
Mission Romande Dereinigt, bie au8 einer 1874
im SSaabtIanbe entftanbenen 9Riffton ftd^ gebilbet
imb in IranSöaal i^re S33ir!famfeit entfaltet. —
9m rül^rigflen ftnb in Setreff ber auswärtigen
SRiffton bie Jlorbamerifaner. SDer großen 2on»
boner SefeSfd^aft entf))rid6t l^ier ber Don ben 6on»
gregationalifien unb ^reSb^terianem 1810 ge>
grimbete American Board ; 1877 trennten fid^
bie ^reSb^terianer baDon unb bilbeten eine bef on»
ba:e (BefeUfd^aft. 9(ud^ bie Derfd^iebenen anberen
S)enominationen grünbeten gleid^faüS befonbere
SRifftondgefeafd^aften; fo 1814bie$apHfien, 1819
bie aRet^obiften, 1821 bie gpifcopalen, 1837 bie
Bu£^eraner, 1857 bie §onänbifd^»SReformirten
IL f. ». 3nfotge ber ©flaöenfragc fpaltcten ftd^ bann
sDe biefe @efeOfd^aften in füblid^e unb nörblid^e.
SDie ÜKifponStl^ättgfeit aller biefer ©efettfd^aften
ift boppelter «rt. (Sinerfeitä fd^Iiefet fle fid^ bem
®ange ber europäifd^en ßintoanberung an. hier-
bei !ann Don einer eigentUd^en 9niffton !aum bie
SRebe fein; c8 ift mc^r nur eine 3lnftebelung üon
Denominationen unb bereu ^rebigem unter bereite
d^riftlid^er SBeööHerung. SBBo ber ^rotefiantiSmuS
auger Qnxopa ^u ^ebeutung gelangt ifi, gefd^al^
bieg f ap immer infolge europäif d^er ßintoanberung,
moburd^ Sugleid^ bie religiöf e ©ecte unb il^r Partei«
ftreben mit in bie ßoloniallänber öerpflangt tourbe.
6ine ]^öd^fl auffallenbe Cfrf^^einung ift e§ übrigens,
bag überall, mo fold^e proteftantifd^e Solonial*
beöölferungen fid^ nieberliegen, bie Urcintool^ner in
fd^onungSlofer SBeife ausgerottet morben fmb : in
?lmeri!a, in 3(uftralien unb auf ben ©übf ee«3nf ein.
3(IIe§, toaS in biefer ^inftd^t ben fpanifd^en 9ln«
fieblem in Slmerifa öorgetoorfen toirb, ift gering-
fügig gegen baS, maS bie proteftantifd^en Slnfiebler,
namentlich bie C^nglönber, gegen bie Ureinn)o^ner
ftc^ SU @d^ulben fommen liegen. Ueberbieg nal^-
men unter ben @))aniem l^elbenmüt^ige unb o))f er«
toittige Sifd^öfe unb $riefter bie dingeborenen
ftetS in @d^u^ gegen bie ©elüfie ber Sinftebler unb
miefen bie Beamten unb ©tattl^alter als Patrone
ber UnterbrüdPten auf il^re $flid^t l^in, möl^renb
bie ))roteftantifd^en ^rebiger, tl^eilS »eil il^nen
SÖlutl^ unb ©eeleneifer, tl^eilS weil il^nen ben 93e»
amten gegenüber ^nfel^en unb ^d^tung fehlten,
nid^tS für bie Eingeborenen auSguri^ten Dermod^«
ten. @o fam eS, bag im fatl^olifc^en ^merifa tool^I
40 aRiHionen gingeborene gerettet unb faft aUe
5um Sil^riftentbum befebrt ftnb, wöl^renb in bem
proteflantifd^en Sl^eü öon Slmerifa 3 SWillionen
Ureintool^ner bis auf bürftige SRefte üemid^tet finb.
3n benjenigen Kolonien aber, too bereits georbnete
©taatSeinrid^tungen öorgefunbcn mürben, toie in
9liebercanaba unb Dftinbien, bejianb bie l)rotefian«
tifd^e iDliffionStl^ätigf eit junöd^ft barin, für bie 5er-
ftreut fid^ nieberlaffenben ©efd^öftsleute, SSeamten
unb ÜJUIitörS JKrd^en unb @d^ulen 5U grünben
unb $rebiger ansufteUen, toaS überall Don Seiten
ber Regierung gef d^el^en ift. So entftanb baS erfte
anglicanifd^e SiSt^um in (Saicutta, bem fpäter
no^ öicie SSiStl^ümcr in Oftinbien, Sluftralien,
^merifa unb ^frifa nad^folgten. ^on ba auS
mürben bann aümölig aud^ unter ben unterjod^ten
SSöIferfd^aften SDWfftonen begrünbet. @o mürbe
befonberS Oftinbien ber Summelplafe, auf bem
bie aJMffionSbcftrebungen ber Dcrfd^icbenartigfien
proteftantifd^en ^Denominationen ftd^ burd^freujten
unb ^eute nod^ burd^freujcn. SDamit fommen loir
ju ber sioeiten 9lrt ber proteftantifd^en 5KifftonS»
tl^ötigfeit, nämlid^ ber felbftänbigen, auger bem
Sereid^e ber Kolonien. 6S mag mol^I ni^t leidet
ein fatl^olifd^eS Sanb geben, in toeld^cm ber $ro»
teftantiSmuS nid^t fein 9)lifftonStoefen ober öiel=
mel&r feine ^rofel^tenmad^erei treibt. SBefonberS
marb feit 1848 bie „goangcUfation" 3taIienS an-
gcftrebt, ebenfo Don ©ibraltar auS bie ©panienS
unb Portugals. DaSfclbe gilt üon ben fiänbem
1615
X
ÜRiffiott.
1616
ber fd^iSmotifd^en ©ricd^en unb oricntalifd^en
©ccten, ia bi§ ju ben 3ubcn ))xnah, für bercn 93c«
fel^rung ha% QngUcQmf(i^«))reu|ifd^e ^töt^um in
Scrujalcm gegrünbet tourbc. ®icfc§ mit 120000
©ulben au^geftottete 93i§t^um fül^rte übrigen^ 5U
@treitigfeiten ^mifd^en ^ngliconem unb beutfd^en
$rote{lanten unb gewann aber bie gfamilie be§
Sifd^ofgl^inauS feinerlei größere %(u§be|nung. Slud^
bie eigentlidien auSttärtigen ÜJ^ifftonen l^atten nir*
gcnb§ größere SRefuftote, xoxt auä) bie SSerbreitung
jal^Uof er SBibeln nirgcnbS eine nennenStoertl^e SBir«
hing ^erüorgebrod^t l^at. 3^^^ tuaren in S^ino
jc^r tüd^tige SKiffionare tl^ätig, toie ÜHorrifon
(feit 1807), ©ü^laff (feit 1826). aber öiele toarcn
mel^r @ele^rte ofö ^oftel 2(n ^früa mad^te
Siüingftone Diele Sntbedfungen gur Sereid^erung
ber Srbfunbe, allein ber ÜHiffionar trat öor bem
Sforfd^er föeit jurüdf. ^oä) n)aren bie SRetl^obiften
unb ^a))tiften in bem Sa))Ianb unb auf üJlaba-
ga§car in il^ren SSefel^rungSDerfud^en glüdCIid^.
@eitbem bie SBetretung ber ffüften Don Sl^ina unb
^Qpan nid^t mel^r mit SebenSgcfal^r öerfnüpf t ift,
l^aben ftd^ anä) |ier ^al^Ireid^e proteftantifd^e SRif-
ftonare gegeigt unb l^aben namentlid^ Diele SBibeln
in ba§ innere begSanbeS gefanbt; aber au^ l^ier
ift faum ein ßrfolg ftd^tbar. 9m meiften drfolg
fd^ienen fte in ber @übfee errungen )u l^aben, auf
Sal^iti, ben ®efettfd^aft§», greunbfd^aftS» unb an-
bereu 3nfeln, too fid^ ber proteftanttfd^en ÜHiffwn
ein toeiteS gelb eröffnet l^atte. Sflicin fte toiriften
l^ier nur jum SSerberben unb tl^eiltoeife jum Unter«
gang ber eingelnen SSöIferfd^aften. SBie S. ÜRid^e*
m in feiner Sd^rift „SDie SSölfer ber ©übfee"
(2Rünfter 1847) nad^toieS, l^aben bie meiften eng«
lifdl^en unb amerifanifd^en 9nifftonare überall in
bie inneren Slngelegenl^eiten ber fleincn, burd^
^arteifömpfe entgleiten Staaten ftd^ eingemifd^t,
bcnjenigen gfirften unterftüjt, toeld^er il^nen am
mö^tigften )u fein fd^ien, unb bann bur^ ben an
i^re Partei gcfeffelten ©ieger eine 9lrt ©l^riflcn«
tl^um eingeführt, baS bur(| bie ftrengften Straf«
gefe^e burd^gefü^rt unb aufredet erhalten tDerben
foüte. Ueberbie^ toax bie Sel^anblung bief er Sßilben
eine fo grunbüerf eierte, ba^fienid^tnur moralifd^,
fonbem aud^ P^^ftfd^ barüber )u ©runbe gingen,
unb nur bie !at|oiifd^e ffird^e fam nod^ gur re(|ten
Seit 5U §Ufe, e|e ber ganje Stamm ber Oceanier
auSgeftorben mar. S)a§, waS bie proteftantifd^e
ÜKijfion, toie in Smerifa, fo aud^ in ber ©übfee
angerid^tet, brid^t über ben 93eruf be§ ^roteftan«
ti§mu8 für baS 9Riffion8tt)efen ben Stab. ®ie
öerl^eirateten, mit Sorge für SBBeib unb iKnb be«
lafteten SKiffionare, oft nur auf ©etoinn bebad^t,
ermeifen im ©angen ftd^ fel^r föenig tüd^tig, unb
bie ungcl^euer großen für fie uerauSgabten Sum»
men ftel^en in feinem SSerl^ältniffe gu il^ren Sei«
ftungen. 2Rit toeit geringeren 5DtttteIn l^aben bie
SKijfionen ber fatl^olifd^en ftird^e weit ®rö^ere§
unb 93Ieibenbere§ ju Staube gebrad^t, unb jal^I«
reidftc proteftantijd^c Stimmen, bie TOarfl^all (S)ie
d^riftl. SRifponen, beutfd^ SKoina 1861 ; ogl. aud^
31. SSBifeman, Unfrud^tbarfeit ber Don ben $to>
teftanten unternommenen üJlif ftonen, beutfd^ Sug^
bürg 1835) gefammelt, geftetien bie Srfol^figteit
ber proteftantifd^en 3Kifftonen unbefangen pL SKe
oft nur burd^ ©efd^enfe gewonnenen 92eop^Qtener*
toeifen fid^ eben feiten ftanbl^ft. — SMe^ mu|te
DorauSgefd^idt werben, el^e ber Staub ber gegen«
wörtig tätigen proteftantifd^en 9Riffimt§ge^>
fd^aften bargefteUt werben fann; le^tereS gef^it^t
int ^olgenben l^auptfad^Iid^ auf @)runb beS 9Betie§
„Die coangel. aJKffion Don §. ©unbert" (gdiD
unb Stuttgart 1886).
$ritif^e®efenfd^aften,unbg)oara.jol(^,
bie mit ber gpifcopalürd^e aufantmenl^öngen: 1. So-
ciety for tlie Propagation of the Gospel in
foreign parts, ^u3breitung§gef eEfd^ft , 1701
gegriinbet, unterl^ielt 544 SDRifftonarc in 9ioib«
amerUa, SBeftinbien, ©u^ana, Süb« unb SBeP*
afrifa, auftralien, Sßeufeelanb, DfUnbien unb fe?«
Ion unb l^at 9niffton§bifd^5fe in 93omeo, (E^ina,
^Qpan, ZinneDeli, ^awaüunbüRabagaScar; (Em*
nahmen: 1791 nur 52160 aWorf, 1821 f^
257160 m. unb 1884: 2200795 ÜR.; Orgon:
The Mission Field unb Quarterly Papen.
2. Universities' Mission, erft 1858 infolge tm
Ü3orträgen Dr. SiDingftone^S an ben englif^n
UniDerfitöten gegrünbet; 22 orbittirteunb 14Saien«
SÖliffionare in Dftafrifa unb Sanfibar; giraio^
men: 280731 3R.; ÜRonaigblatt: Central Africa.
3. SKelanepfd^e aJKffton, 1849 burd^ SSifd^of Sel-
WQu auf Sßeufeelanb gegrünbet, auf Dielen Snfeln
tl^ätig; einnähme: 171 057 SK. 4. Oxford Mis-
sion, eine fatl^olifirenbe ^btl^eilung ber unter 1.
genannten 9u§breitung§gefeIIfd^ft, 1881 entfton«
ben, mit aRifftonS^auS ber „Srubcrfd^ft beS
1^1 $aulu8" in ßalcutta; brei aWifftonare Der»
banben fid^ 1882 )u einer Oxford Brotherhood
of iJieEpiphany unb Derpflid^teten ftd(| jur (S^
lofigfeit. ^ud^ bie Cowley Fathers finb eine
ritualiftifd^e Sfbtl^eilung ber ^uSbreitungSgefefl-
f d^aft. 5. ^er Mackenzie Memorial Fund uider>
flü^t bie au§breitung§gefellfd^aft mit 70000 WS
80 000 SK. jä^rlid^ burd^ Sammlungen mittelp
be§ Organs Net ; anbere Sereine f orgen für Älei»
bung, ffird^enparamente u. f. w. 9UIe biefe unter
2. — 5. genannten SInftalten fiel^en mit ber ?üi8-
breitungSgef eUfd^aft in einem, wenn oud^ lofen ^'
fammenl^ng. Selbftänbig ift wiebcr 6. Chtffch
Missionary Society, 1799 Wegen beS inbepen*
bentif(^en (|]^ara!ter§ ber Sonboner Sniffton tm
ben (5pifco|)aIen für eine aKiffion ^in afrifa imb
im Dften" gegrünbet, mit üniffwnSfd^uIe in 38-
lington unb aWiffionS^auS in SaliSbur^ Squon.
mit 216 Stationen, 228 orbinirten unb 35 SoieR«
mifftonaren in Oft« unb SOBefiafrifo, 9leufeelaub,
Snbien, 6et|Ion, ÜHauritiuS, ßl^ina, 3apan, 98orb«
amerifa, ^aläftina, 9leg^l)ten unb ^ften ; (Rn«
na]^menl805: 236403»., 1855: 2 286 860 3R.,
1884: 4630820 SW. (1878—1887 im ©onjen
43380000 Sm., baDon mel&r atö 10 gMionen
ausgaben für SSerwaltung, für ^eranbilbimg ber
617
aRijjton.
1618
DKf^nore unb natnentlid^ für ^enfionen an bie
DKf jlonare unb beten aSBitttoen unb iKnber) ; Dr«
lan: Church Missionary Intelligencer. 3n
Berbinbung mit biefer ©efeKfd^oft jiel^en: 7. S)ie
Thurch of England Zenana Missionary So-
»ety, mit 441020 9R. ßtnnal^men; bann nod^
mbere SSereine, fo für Sr^ie^ung ber meiblic^en
^genb bie Missionary Leaves Association,
jc^nbet 1879; ginnol^men: 203052 SR.; Or«
{on: Missionary Leaves. 8. South American
üissionary Society, feit 1851, gletd^fam al§
Jortfejung ber 1844 burd^ ßopitän ©arbiner ge»
(nmbeten^$atagomfd|en9Rifftondgefenfd^Qft", im
Jftutrianb, in ^roucanien unb f onft in Sübomerif a
|ötig, mit SSifd^öfen an ber @))i|e; Sinno^imen:
599618 3K., bagegen «uSgaben: 352631 2».;
Drgan: South American Missionary Maga-
ine. 9. Moslem Missionary Society , 1861
(egrunbet öon Dr. SÖKil^Ieif en«^moIb, erft in 3at)Q,
Httm in ®o})Ianb; (Einnol^men: co. 8000 501. —
K SRiffionen ber 9ionconformiften: 1. Baptist
k>eiety for propagating the Gospel amongst
he Heathen, gegrünbet 1792, mit einer gro^*
trtig angelegten Sel^ranftalt in Bengalen, 93 5[Rif>
ionaren, 54 eingeborenen $rebigem, 213 Skxin«
\ü\^ unb 40982 enuo^fenen JKrd^engliebem
n Sorbertnbien, Seilen, ^amaica unb onberen
Dcpinbifd^en Shtfeln, SBeftafrifo, Sl^ina, 3a))Qn;
tnicr ben SRifjbnSgebieten figurirt neben 99re>
agnc unb ätolien aud^ 92om)egen; Sinnal^men:
L 866 560 3R. ; Organ : Missionary Herald.
l S)ie General Baptists, bie ftd^ 1769 loS«
[etremit unb 1816 eine befonbere ÜKiffion gegrim«
»et, ^oben 7 Stationen in Oriffa, zeitweilig aud^
n e^ina; Sinnal^men: 153890 9R.; Organ:
jreneral Baptists' Magazine and Missionary
^beerver. 3. Baptist Zenana Mission, arbeitet
n änbien, 88 fjfrauen unb 88 SSibelfrauen; Sin»
uil^men: 124 180 9ß. 4. Wesleyan Missionary
h>eiety, gegrünbet 1814, 462 Stationen, 526
DKffiimare, 2059 ©e^ilfen, 91 276 ffird^englie-
«r, 108801 ©d^ulen (bej». nad^ ablöjung SBcft-
nbiend: 285, 287, 1548, 29091 unb 54678),
n €ub« unb SBeftafrifa, ^uftralien unb $oI^»
oficn, Ceylon, Snbien, ß^ina, ÜHittelamerifa ;
Einnahmen : 2 926 160 SJl. ; Organ : Wesleyan
tCflsionary Notices. @in Ladies' Auxiliary
P feit 1858 huxi^ Sel^rerinnen unb Sibelfrauen
n dU^Ion, 3nbien unb tlfrtfa t^ötig. Sinnol^men :
110580 9R. 5. Welsh Calvinist Methodist
Society, gegrünbet 1840, n)ir!t unter ben Al^aft
n Sffcnn, 66 ®emeinben, 2055 Sommunicanten,
fölB Snl^ger, 8500 @(i^ulen; Stnnal^men:
0.80000 SR. 6. Primitive Methodist Missio-
uupy Society, feit 1810, in Sluftralicn, 9Jeufee-
anb imb Sübafrifa feit 1848 tl^ötig; Sinnol^men:
«3780 9». 7. United Methodist Free Chur-
ihes home and foreign Missions, gegrünbet
.857, 58 aRifftanare, 7845 fftrd^cnglicber, 8128
Silber in Oft« unb 9Beftafri!a, SomoicQ, 92eufee«
nb, e^tna; (Einnal^men: 226142 m, 8. Metho-
dist New Connexion foreign Mission, gegrünbet
1860, in g^ina; einnahmen: 212359 SR. 9. Co-
lonial Missionary Society, unterftü^t in Sanaba
unb 5Reufeelanb nur bie fd^on gegrünbeten ffir«
d^en; einnahmen: 72000 2R. 10. Presbyterian
Church in England foreign Mission, gegrün*
bet 1865, 28 orbinirte 9Mijfionare unb ein aWif-
fxonSarjt in 3nbien unb ß^ina (gformofa); ©in-
nal^men: 310500 9R.; Organ: Recordofthe
Presbyterian Church in England. 11. Lon-
don Iküssionary Society, 1795 !ur) nad) ber
©rünbung ber 93aptiften»®efenfd^aft entftanben,
mit ÜKiffxonSfd^iff, 148 aRiffionaren unb 16 TOtj-
fionSfrauen in ber ©übfee, ©üb« unb Oftafrifa,
3Rabaga8cor (29 ÜRifftonare, 69 eingeborene or-
binirte ©el^ilfcn, 3663 eingeborene ^reblger), 3n-
bien (25 Stationen, 43 aRijftonare), fe^ina (9 Sta-
tionen, 25 SRifponare), SSritifd^ ©u^ana unb feit
1871 aud^in5Reu-®uinea; ginnal^men: 2474873
5Rarf; Organ: The Chronicle of the London
Missionary Society. 12. Zenana Mission ber
fionboner ©efeüfd^aft, ^at feit 1882 in Snbicn ein
fie^rerinnenfeminar. 13. China Inland Mission
ber reöitwliftifd^en görbung, 1865 burd^ §ubfon
ia^Ior gegrünbet, 150 SJliffwnare, barunter 49
Sraucn, 12 eingcb. orbinirte ©el^ilfen, 36 @öan-
geliften, 37 ^rebiger, mit 64 Stationen in 14 in-
neren ^oöinjen Sl^ina^S; ginnal^men: 359171
SRarf; Organ : China's Missions. 14. Congo
Inland Mission, ging 1872 auS bem East Lon-
don Institute for home and foreign Mis-
sions ^erDor, trat aber @!ongo 1884 an bie ame-
rifanif(|e 93a|)tiftcn-9Rifrion8gefeKf(!^aft ah unb
begann eine neue üRiffton in ffab^Iien unb 9Ra-
rocco; Organe: Dlustrated Miss. News unb
Begions beyond. 15. Friends' foreign Mis-
sion, Duäfermiffion, gegrünbet 1866, in 3n-
bien, SKabagaScar, Serien unb ^löftina (l^ier
2 Stationen, 93rumana unb S^amaOal^, unb tttoa
7 S<3^ulen); ©innal^men: 260 000 SIR. — c. Un-
terftü^enbe ©efeflfd^aften : 1. Society for pro-
moting Christian Knowledge, gegrünbet 1698,
meift als erfte englifd^e ®efeUf(i^aft angeführt,
\oüä)t lange bie ^atte'fd^e ÜRiffton in Oftinbien
förberte unb l^eute fömmtUd^e ^eibenmiffioncn
unterpjt; ginnal^mcn: ca. 300000 9R. 2.93ri-
tifd^e unb auSlänbifd^e »ibelgefeUfci^aft (1804),
toeld^e bieSibel, 1884 in 4161032ejenH)laren,
über bie ganje 6rbe l^in öerbreitet; ginna^men:
5 075 318 9R. 3. Religious Tract Society
(1799), verbreitete 1884 79 379 350 Sd^riftcn
in Dielen Sprad^cn; ßinnol^men: 4025315 5K.
4. Turkish Missions Aid Society (1855) jur
Unterftü^ung ber SRiffion unter ben SRol^amme-
banem; ginnal^men: 50000—80000 SR. jö^r-
lid^. 5. Lebanon Schools Society, gegrünbet
1852 für Sd^ulen in Serien unter freif^ottifrfien
3RifPonarcn, ca. 80 000 ÜR. jäl^rlid^e ausgaben ;
bie British Syrian Schools and Bible Mission,
gegrünbet 1860 öon Qfrau 3:]^ompfon, l^at eine
ginnnl^me öon 120 000 ÜR. 6. Christian ver-
1619
ÜKiffion.
1620
nacular Education Society for India (1858),
Sorftanb Dr. SÖlurbod^, ^at Sc^rcrfcminarc ju
©inbigat Sl^mcbnogor unb 9lmritfar in Snbien
mit 140 Söglingcn unb 2500 ffinbem in bcn
©c^ulcn; barauS jinb bereits 770 Sc^ulmeifter
l^eröorgegangcn unb über 10 IRittionen ©d^riften
in 18 ©proben öerbreitet tt)orbcn; ßinnal^imen:
196 000 3R. 7. Society for promoting female
Education in the East (1834), 37 ÜJiijfionarin-
nen, 16968 ffinbcr in ben ©(|ulen, 1654 Ser«
nenbe in ben 3enana§ in ©l^ina, 3apan, Snbien,
9JlQuritiu§ u. f. tt).; Organ: Female Mission
Intelligencer. 8. Indian female Normal School
Society (1852), 38 ^Irbciterinnen unb 114 93ibel=
fraucn in Snbien, i)at aud^ Sel^rerinnenfeminare,
3Käb(!^enfd^uIen, äratlid^e SDKffionen, 3«ittna-ÜHif »
fion unb Sibelöerbreitung; ßinnol^men: 206000
aKarf. 3m 3. 1879 l^ot fxä) bie fd^on oben ge«
nannte 3cnana«3Rif fion ber cnglifd^cn ffird^e bauen
abge3tt)eigt, inbem öon ben 300 §)ilf§t)ereincn 260
5U biefer neuen ©efeUfd^aft übergingen; bie Church
Mission miU mit biefen beiben ©efeUfd^aften ^anb
in §onb gelten. 9. The Native AMcan Mis-
sions Aid Association, 1879 Don ^a\ot SNalan
gegrünbet jur Unterftüjung ber SKiffionare in
^frifa; Organ: Africa. 10. Zenana and Me-
dical Mission Home and Training School for
Ladies, in tt)cld^er Slerjtinnen öon Dr. ©rifptl^
auSgebilbet »erben, bie bann an oerfd^iebene ®efeS>
f d^aften abgegeben toerben, ift eine neue ©cmeinbe,
n)ie anä^ 11. bie London Medical Missionary
Association. — d. 3n ©d^ottlanb unb 3rlanb :
1. Etablished Church of Scotland, 1824 eigent*
lid^ au8 jtoei längft eingegangenen ©efeflfd^aften
cntftanben. ®ie eine, Glasgow Mission Society,
1796 für SBeft« unb ©übafrifa gegrünbet, fpaltete
fid^ 1837 baburd^, ba^ bie meiften ber aHifftonare
fid^ auf bie ^difel ber @taat3ürd^e Derpflid^ten
tDOÜten, tööl^renb bie SRinberl^eit fid^ aI3 Glas-
gow African Mission Society neu conftituirte ;
1844 gingen erftere jur fd^ottifd^en greifird^e über,
(entere 1847 ju ben bereinigten $redbt|tertanem.
S)ie ^xotxit ©efeUfd^aft föar bie Scotish Mission
Society, toeld^e il&reSlrbeit 1885 an bie fird^Iid^e
äRiffion unb bie legten 6 Stationen in 3Qniaica an
bie ^Bereinigten ^re§bt|terianer abgab. S)ie ftaatS«
fird^lid^e 9JKffxon unterjog fid^ 1829 bur(^ ben nad^
3nbien gefanbten Dr. ®uff ber \)b\)txn (englifd^en)
@r5ie]^ung; banad^ tDurben Colleges errid^tetin
Somba? unb ^una(1835) unb in 9Habra§(1837).
§eute nod6 toirfen bie ca. 80 ÜKiffionare in ben
großen ©tobten 3nbien§, bann in ßl^ina unb
Oftafrifa ; baneben gel^t eine 3ubenmiffion unb
^(rbeit in ben Kolonien; ßinnal^men: 650674 ÜH.;
Organ : The Church of Scotland home and
foreign Miss. Record. 2. Ladies' Association
for the Advancement of female Education in
India (1838) unterhält SBaifenl&äufer unb «IKäb«
d^enfd^ulen auf ben Stationen ber ©taatSfird^e ;
ßinnal^men über 60000 2K.; Organ: News of
female Missions. 3. United Presbyterian
Church (1835), 62 europäifd^e unb 20 einge-
borene SDWffionare auf 76 Stationen in ©übafttta,
Samaica, 3:rinibab, 3nbien, IRorbd^ino, SojKm,
aud^ in ©panien; ginnal^mcn: 786380 SR.;
Organ : The Miss. Record of the U. Pr. ChurcL
4. Zenana Missionary Society, 8 Slrbeiteriraien,
bie t^eilmeife ber ärjtlid^en $ra;i3 obliegen, unb
66 ©el^ilfinnen; ©innal^men: 96 720 SR. 5. Free
Church of Scotland Mission (1843); abgefe^n
öon ber 3ubenmif|ion arbeiten in 25 ^aupt« imb
104 Slu^enftationen 53 orbinirte SKiffionare, unter
biefen 14 Eingeborene, 8 Sler^te, jur §älfte 6m«
geborene, 39 Se^rer unb 815 fonftige ©epfen,
mit 6 Colleges unb 250 anberen @d^ulen in
3nbicn, ©üb« unb Oftafrifa unb auf ben 9ien«
^ebriben; gmna]^menl844: 128060 551., 1885:
1 228 740 an., n)05u no^ 604 800 aW. auä ben
aJKfftonSftationen famen; Organ: Free Church
Monthly and Miss. Record. 3m Sufammen*
l^ang mit biefer ®efeEfd^af t ftel^en nod^ : 6. Ladies'
Society for female Education in India and
South Africa (1825), mit 12 meiblid^en m^
naren; ginnal^men: 156721 Srt. 7. Livingstone
Central African Trading Company fud^t burd^
^anbel bem aRiffionSintereffe )u bienen unb ^
itDti S)am))ffd^iffe auf bem Sd^ire. 8. Medical
Miss. Society (1848) in Sbinburg toirft in
Sl^ina, ^Qpan unb 3nbien, meifi im 5Dienfie Qn«
berer ©efeUfd^aften. 9. Beformed Presbyterian
Church's Mission (1842), SRiffion ber fogen.
SoDenanterS, mirfte juerft in Sanaba unb anf
9leufeclanb, jejt, an bie greifird^e angefd^loffcn,
auf ben 92eu]^ebriben. 10. Irish Presbyterian
Church's Mission (1840), 8 SRifftonore üi®u*
garat; Sinnal^men: 249260 SR.; Organ: Mis-
sionary Herald of the Presb. Church in Ire-
land. ^Ue bief e biSl^er auf ge5ö]^Iten 3Jlif^nSgejdI<
fd^aften englifd^er3unge erl^ielten burd^ 70 Vereine
im 3. 1884: 1 216 535 ^P). ©t. ober 24830 700
üßarf ; baju trugen bei bie ^ngliconer 491647
^fb. St., Slnglicaner unb 9?onconformiften iw»
eint 182085 ?ßfb. ©t., englifd^c unb wöIfc^Kott«
conformiften 341046 $fb. ©t., fd^ottifd^e unb
irifd^e ^reSb^terianer 193203 ^fb. ©t., 8aff^
lifen 8544 ^fb. ©t.
©eutfd^e aRiff ionSgefellfd^aften. I.Sie
Srübcrgemeinbe (f. b. ?lrt. Sinjenborf) begann
1732 ^re ORiffton auf ©t Sll^omaS unb fonnte
1882, nad^bem pe 1201 SRiffionare auSgefanbt
i^r 150ia]^rigc« 3ubiläum feiern, ©ie ^t (1884)
145 ÜRifftonare, 951 ©el^ilfen, 81 258 g^rifte
28116 gommunicanten, 216 ©d^ulen, 16 938
©d^üler in 99 ©tationen, befonberS auf benwefl«
inbifd^en 3ttfeln. ©efammtaufmanb über 1 SM.;
bat)on »erben aber auf ben ÜRifftonSflationen felbjl
burd^ feanbel unb (Setuerbe Vi aufgebrad^t, ba^et
©innafme nur 377 176 Tl., bie jubem meifl au8
ou6erbeutfd^en (Semeinben flammen; Organ: 3Rif«
fionSblatt au§ ber S3rübergemeinbe. 2. ©xragt»
Ufd^e aRiffion^gefeüfd^aft ju Säafel, al8 SRutter ber
neueren beutfd^cn SIRiffion^befhebungen angefe^
L621
aRiffion.
1622
Bil^on 1800 I^Qtte Sönife in SSerltn^ angeregt burd^
nt englifd^e aKifftonägefeUfd^aft eine flcine 5Dttf«
lonSfd^uIe mit 7 Söglingen gcgrünbet. SluS biefer
»on i^m bis gu feinem Sobe (1827) geleiteten unb
Hüxn eingegangenen %nfta(t gingen Diele !D2iffto«
tare in ben Dicnft ber 9Jicbcrlänber unb 6ng»
änbcr^ ton benen bie befannteften fmb : Sl^cniuS,
Rplonber. bie beiben ?llbred^t, ©d^melen, ^ocalt
mb ©u^laff. SDie SBur^eln ber SaSIer ©efeU-
d^ft ftnb aber mel^r in 3Bürtemberg p fud^en.
Rac^ bcm SSorbilbe beS 3äni!e'fd^en SnftitutS grün«
)ete gr. ©pittler im SSerein mit g. ©tcinfopf unb
J^r. Slum^rbt 1815 eine aJliffionSf d^ule, in ber
Hbfid^t, 9Rifponare für anbere ©efeflf^aften auS»
iubilben. SDer erfte 3nf pector, Sluml^arbt, gett)ann
iQinentlid^ $ietiftenfreife, öor allen bie würtem»
iergifd^en, bie bi§ l^eute bie eigentlichen 3:räger
)e9 gSaSler aJlijponSmerfeS geblieben finb. ®em
Itoeiten Snfpector, aBill^. ^offmann (1839), gelang
^, oud^ bie gro^e unb gebilbete S93elt bafür gu
ictoinnen* er fugte aud^ 1844 eine SSorfd^uIe bei,
ttm bie ÜJttfftonare grünblid^er au§bilben ju fönnen.
Ber britte Snfpector, 3oten^an§ (1849—1879),
(lehnte ba§^ SBerf meiter au3 unb fonnte mit einem
wifytn Segat ein gro^e§ !D2iffton§]^au§ in $afel
bauen. Um 1869 !am e3 an^ ^ux ©rünbung ber
DKffionSl^fanbelSgefcKfd^aft unb ber Snbuflriewerf«
lötte, meldte ^arafteriftifd^ für bie %a§Ier SlRif-
um geworben finb. Unter bem l^eutigen Snfpector
S^. Deisler fxnb 102 SÖKfponare, 339 ©el^tlfen,
17053 gl^riften, 170 ©d^ulcn mit 6798 ©d^ülem
in 88 Stationen in 3lfrifa unb Snbien; ginna)^«
men : 719 503 TO., «uSgaben : 772 824 aJl. ; Or-
gane : &)angeli[d^er ^etbenbote unb @t)angelifd^e§
SDtifftonSmagqin. 3. SDangelifd^'lutl^erifd^e SJlif'
fimtSgefeafd^aft su Seipsig (1836). Sie ältefte
continentale URiffion, in toeld^er beutfd^e ÜKiffto«
nare gettnrft, ift bie bänifd^^oHe^fd^c (f. b. 3(rt.
8ftan(!e IV, 1689). Später pel baS ganje grbe
ber ^Üe'fc^en $ietiften an bie englifd^e @efell'
^ft. @eU 1819 beftanb ein eDangelifd^^Iutl^eri-
[4er aRiffionSöerein in SDreSben, im 9lnfd^Iu6 an
bie Sanier aRiffton. m ftd^ biefer ißerbanb balb
löste, entftonb in ® reiben felbft (1832) eine 9Hif.
[umdfd^ule unb 1836 ein ^J]?iffion§feminar, unb im
nfiiitltd^3a]^recanftituirteftd^aud^bieet)angelifd^a
btt^rifd^e aRifftondgefeOfd^aft. ^I§ gnglanb 1847
DOtt S)dnemar! Sranquebar erfauft l^atte, trat baS
Mbrifd^e 9Rif jlonScoIlegium aud^ bie bortigen ®e«
neinben on bie S)re§bener ©efeüfd^aft ab. Unter»
beffen toar fd^on 1846 biefe ©efeUfd^aft burd^
Dr. ®raul nad^ 8eip}ig t)erlegt nDorben, inbem er
fit f^xtt jum anittelpunftc ber lutl^crifd^en ÜKif-
RonSbejhebungen ju mad^en fud^te, unb 1879 ent«
panb ein neue§ !Dtijfton§feminar in fieipjig, balb
banad^ ein n>eitere§ in $oreiar bei Xranquebar,
RK) We Seminariften beutfd^ lernen, ginnal^men:
SOS 802 !K. ; Organ : göang.«Iut^cr. aRiifionS«
Matt. 4. berliner gjHffionSgefcIIfd^aft (1824), Jcit
1830 mit einem eigenen 9Jliffion§femtnar, fanbte
1834 bie erpen SDKffionare nad^ Sübafrifa, tt)o
bi§ 1864 nur 1218 Reiben getnonnen tt)urben;
neueften§ fam baju nod^ Santon in gt)ina, ba§
ber ^^e^inefifd^e ^auptöerein" 1872 anbieÖefeü«
fd^aft öon ©armen abgetreten. 3n ©übafrifa finb
^eute 45 §aupt« unb 57 Slufecnftationen (6 ©^n«
obalfreife), 56 orbinirte ÜKiffionare, 49 befolbete
unb 231 unbefolbete einl^eimifd^e ©el^ilfen, 14600
©emeinbeglicbcr; in Kanton 5 aRiffionare, 33 ein«
l^eimifd^c ©el^ilfen, 798 (Semeinbeglicber; ßin-
nal^men: 356349 SR.; Organ: berliner TOif»
fion§berid^te. 5. SRl^einifd^e (Sarmener) üKiffion.
6in fleincr SSerein bilbete fid^ fc^on 1799 in (Slber-
fclb, toeld^er „5Rad^rid^ten öon ber SluSbreitung
be§ 3leid^e§ 3efu in§befonbere unter ben Reiben"
^erauSgoi) ; ber Sanier Snfpcctor 93Iuml^arbt grün-
bete bann in Sarmen einen SSerein, ber fxd| ju«
näd^ft an »afel anfd^Iofe. ?«§ 1825 eine aJlif»
ponSanftalt errid^tet toorben, conflituirte ftd^ 1828
bie SRl^einifd^e 2Jliffu)nSgcfenfd^aft burd^ SJerbin«
bung ber Sereinc öon SSarmen, ©Iberfelb, fföln,
SJBefel, SaüenSberg u. f. to. unb fanbte 1829 bie
erften ÜRiffionare nad^ Sübafrifa. §ier l^at bie
©efeüfd^aft l^eute 26 ^aupt- unb 11 3luM<itio«
neu, 35 orbinirte unb 3 nid^torbinirte ÜMifftonare,
44 befolbete unb 72 unbefolbete ©el^ilfen, 14024
©emeinbegliebcr; bann in 9iieberlänbifd^*3nbicn
24 §aupt« unb 42 ^lufeenftationen, 30 9»iffio»
nare, 56 befolbete unb 137 unbefolbete ©e^ilfen,
8770®emeinbcglieber; inSliina 1 Station unter
ben $unti(8ufuang) mit 5 ^lu^enPationen, 3 ÜKif-
iionaren, 7 (Sel^ilfen, 211 (Semeinbegliebem, ju»
ammen: 52 §aupt«unb 583lu6enftationen, 68 or»
binirtc unb 3 Saienmijfionare, 106 befolbete unb
199 unbefolbete ©el^ilfen, 24823 ©emeinbeglieber
unb 8483 ©d^üler. ginnal^men : 336 709 9». ;
Organ: SeridCit ber 3ll&einifd^en ÜKifponSgcfell-
fd^aft. 6. 5Rorbbeutfd^e (Sremer) ÜKif ftonSgefell«
fd^aft, 1836 gleid^faUS an^ Heineren 9Riffton8.
oereinen entftanben, grünbete 1837 eine neueftenS
»ieber eingegangene SKiffionSfd^ule in Hamburg
unb fanbte 1842 bie erften ÜMiffionarc nad^ 9Jeu»
feelanb ; ^auptgebiet feit 1847 SBeftafrifa ; l&eute
4 Stationen, 8 ÜRiffionare, 18 eingeborene ®c«
l^ilfen, 350 (Semeinbeglieber. ©nnal^men: 80710
9Rarf; Organ: 2Konat§blatt ber 9Jorbbeutfd^en
aJlifrionSgefeflfd^aft. 7. ©ofener'fd^e 2Riffion. 3o^.
©o^ner (f. b. ^rt. V, 848 ff.), ber al§ eSjä^riger
©reis fxi) öon ber berliner ©cfeHfd^aft au§ con=
fefftonellen unb anberen ©rünben trennte unb ben
©runbfafe liatte, ba^ SKiffionen fid^ felbft unter«
Italien fouten, bilbete tüd^tige ^anbmerfer au§ unb
fanbte in jel^n 3a]&ren, meift im SDtenfte anberer
©efellfd^aften, 80 Smiffionare au3 nad^ ^uftralien,
Snbien, Siorbamcrifa unb SBBcftafrifa ; im gtoeiten
Sal^rjel^nt, nad^ feiner Serbinbung mit bem §ol«
länbcr §elbring, fanbte er 25 Arbeiter in ben in*
bifd^cn llrd^ipcl, 33 an ben ®ange§ unb 5U ben
ff]^ol§. 3lai} feinem 3:obe (1858) trat an feine
©teile ein Kuratorium unb ein Snfpector; bie
eigentl^ümlid^en ©runb|ök bc§ ©tifterS tourben
nQ(!^ unb nad^ öerlaffen, unb eS ift nur nod^ bie
1623
ÜJiiffion.
1624
®Qngc§- unb btc ff^oI§»5!Jliffion bcibd^oUcn, mo
in 11 ©totionen 20 5mifrionarc, 224 @cl|üfen unb
30 963 Soften finb; einnahmen: 149643 5K.;
Organ: S)ic Sicne auf bcm TOi"fion§fcIb. 3m
engen 3ujammen^ange mit bcr ©ofener^fd^en 5Wif«
fton ftel&t bie Dftfriefifd^e 9)liffion§gefenWaft ein
DJlittelbing jtüifd^cn ©ejeUfci^att unb SSerein, üon
$aftor tJifd^er 1834 gcgrünbct nad^bem bie oft=
fncfifd)cn gürften fd^on ^unbert 3a^rc juöor ba§
9Wi|lion§interefye geppegt unb mit ^aflc in 93er»
binbung ge[tanbcn ; fie untcrftü^t öerfd^iebene @t-
fcüfd^aften, be]onber§ bieSofencf fd^e; (Sinnal^men:
15000—18000 m, $aftor 3anf|en grünbete
aud& 1884 eine SSorjd^uIc für lutl^erijd^e 3Jlifjxon§»
anftaltcn. 8. §ermann§burger SJliffton, öon ^a»
ftor 2. §ann§, bem ©oI|n unb 9?ad^foIger öon
61. §arm§ (f. b. ^rt. V, 1515 ff.). 1849 begon»
neu, fanbte 1853 12 SKifponare mit 8 goloniften
auf einem eigenen ÜHiffion§|d^iff „ßanbace" nad^
5«atar (^eute 51 Stationen, 60 TOilftonare, 10 336
©emeinbeglieberX bann 1866 nad^ Snbien (1 0 Sta-
tionen, 11 aniffionare, 27 ©el^üfen, ca. 860 ®c»
taufte), ^luftralien, 9^eufeelanb (feit 1875) unb
^crficn (1880); ginnal&men: 254852 2)1. gegen
356873 öom 3al&re 1883; Orgon: §ermonn§-
burger ÜJliffionSblatt. 9. pigermiffion auf ©t.
Srifd^ona, gegrünbet 1848 burd^ ©pittler, ber fid^
oon ben 93a§Iern trennte; frül^er SKiffion unter
Suben unb ftopten in Stegtjpten, je^t nur nod^
unter ben ©aHaS in ©d^oa, 2 SWiffionare, 400
9iamen(^riften ; 3lu8gaben : 2032 SR. ©d^ncüerS
f^rifd^eS SBaifenl^ouS in Serufalem ift felbftänbig
geworben unb unterl^ölt aud^ eine SRiffton; Sin»
nahmen gegen 38 000 SR. 10. ®er Serufalem«
oerein, im Swfömmenl^ang mit bem beutfd^»eng«
lifd^en 93i§t|um, gegrünbet 1852 auf 9lnregung
®obat§, bebient unter protection be§ preu^ifd^en
jlönig§]^aufe§ l^auptföd^Iid^ bie eöangelifd^e 2)ia-
fpora in ^alöftina ; 2 ©tationen, 1 SKiffionar,
6 ©e^ilfen, 3 ©d^ulen; «u§gaben: 26340 3Jl.
11. ©d^Ie8tt)ig*§oIfteinifd^e ober 93redflumer SWif»
fionSgejettfd^aft. §ier tnurbc baS SKiffionSinter»
effe fd^on burd^ 61. §arm§ angefad^t, eine eigene
©efefljd^aft aber erft 1876 burd^ ^aftor 3enfen
gegrünbet mit 5Kiffion§]^auS 5U 93redHum, 2 ÜKeilen
nörblid^ öon ^u jum ; 1 88 1 mürben bie erften 4 ÜMi j»
fionare abgefanbt nad^ Sumatra unb 93aftarlanb;
jejt 2 Stationen, 4 5Kiffionare, 1 ©el^ilfe; gin-
na^men: 36400 9W.; Organ: Sd^le§tt)ig»^olfteU
nifc^eS 9Jli)fion§bIatt. 12. «Reufird^er aRtfrtonS»
t. 1883) in
talt, ba nid^t
anftalt, gegrünbet öon 2. ®ott (ge
5Reutird^en bei 9Rör§ al8 ®Iauben§an
collectirt, nur gebetet toerben foE ; 9Rijfion§l^au8
1882 eingerid^tet; SKiffionare in 3aöa; Organ:
aRifponS» unb §eibenbotc. 13. 9Riffion8anftaIt
in 5ReubetteI§au, bilbet feit 1843 ^rebiger für bie
©cutfd^en ^merifa'8 unb 2luftralien§, bie oud^
unter ben gingeborenen mirfen. 14. SlUgemeiner
eöangelifd^=^proteftantifd^er2Riffion§öerein, gegrün«
bet 1853 in iJranffurt burd^ ben ^rotcftanten«
öercin unb bie fd[)n)ei5erifd^e Meformpartei, fud^t
unter bem ^rotectorate be§ ®ro^]^er)og§ öon SlBei«
mar d^riftlid^e Kultur unter ben ciöüi|lrten öeibeti*
öölfem ju öerbreiten unb ba§ 3ntcreffe für bie
l^eibnifd^en (Sulturöölfer in ber ^eimat su löeden;
ber erfte ÜRiffionar ging 1885 nad^ 3opan; D«
gan : 9Riffion8bIatt be§ allgemeinen eöang.«prote(t
9Riffion§üerein8. — Die beutfd^en Qfrauenöereine,
meldte ben 3Riffionen bienen, finb: 1. grauen»
9Riffion§öcrein für K^ina, gegrünbet 1850 öon
^aftor ftnaf , mit ginbel» unb aOäaif en^au§ in
^ongfong; 5lu§gaben: 15091 9R. 2. groucn»
öerein für Säilbung be§ tt)eiblid^en ®efd^led^t§ int
ÜRorgenlanb, gegrünbet 1842 im §aufe bergnm
SRinifter gi^l^om, fenbet 2e]^rcrittnen nadft 3n«
bien u. f. m., meldte meift im ^nfd^Iu^ an englif(^
SRifponen tptig pnb; einnahmen: 11 200 3».;
Organ: SRifponSblatt be§ 5raucnöerein§. 3.Äoi«
ferömertl^er S)iaconiPenanftaIt für ihanfen» unb
SQBaifenl^äufer, fenbet feit 1851 2)iaconiPen na4
$alöpina (ffranfenl^auS unb SRöbd^enfd^uIe «Xo'
litl^a Äumi" mit 110 arabifd^en aRäb(%en), Si^
rien, Smtjrna, Sleg^ptcn. — 3m 3. 1883 unte»
l^ielt SDeutf d^Ianb unb bie Sd^mei) 520 SRifponoit,
bie 178700 ©emeinbeglieber unter pd^ l^otten;
ber ®efttmmtaufn)anb betrug 2 Vi 3Rtttionen; m^
Dr. ®runbemann beliefen pd^ bie ginna^men m
13 Vereinen auf 2 707 812 Tl., baten ober
308000 au3 gnglanb, 5Rorbamerifa, ipoüaslb,
Slu^lanb , Sd^toeben u. f. tt). unb 285 000 an^
ber Sd^toei^.
Rubere feftlanbif d^e ®ef ellf d^aften, imb
itoax a. 9iieberlönbifd^e: l.NederlandscheZen-
deling Genootschap vor voortplanting en be-
vordering van het christendom bijzonderen
onder de heidenen. ^nt. SBaIöu§ grünbete fi^on
1622 in 2eQben ein Seminar )ur ^uSbiß^ung \m
SRifponaren für bie Kolonien; bie 9Wiffion ömrbe
aber öon ber StaotSfird^e fo betrieben, Mi ^
nirgenb§ etmaS 9led^te§ )u Staube braute''. Siß
1797 entftanb burd^ Dr. Sl^. öan ber ffemp in
SHotterbam eine pietiftifd^e ®efeafd^aft unb 1810
ein Seminar, au§ bem balb SRifponare nad^ ben
SKoIuffen unb 3nbien abgingen. 3n le^ttr ^
l)ai ba§ 3uterePe für biefe ® efeflfd^ abgenommen
unb ein neuer SSerein pd^ gebilbet. Sinna^mea:
ca. 120000 aR.; ^öd^fte ginna^me 1860: 163720
yRaxt; Organe: Maandberigten utü) Mede-
deelingen v. N. Z. 2. De doopsgezinde Vo^
eeniging tot bevordering van Evangelie y&'
breiding (SDiennonitenmijpon), 1840 gegrünbet,
3 SRifponare in 3aöa unb Sumatra; Sinnagmen:
ca. 25 000 SR. 3. Het Java Comite, gegriinbet
1851 in Sataöia al§ SSerein für innere unb onSett
2Rifpon, feit 1855 mit §iIf§comite in «mperbom;
ginna^men: ca. 25000 3R.; Org.: Gefllustreeard
Zendingblad unb Java Cent. 4. DeErmelosdie
Zending Genootschap, gegrünbet 1856 öon^o*
Por SBitteöeen, gab 9Rif ponare ab an bie r^einijc^
Sattamifpon unb ip tl^ötig auf 3Qöa unb in
^leg^pten unter ben ff opten ; ginnal^men : ca. 20000
9)lar!; Organ: Ermelosch Zendingblad. 5. De
SKiffiott,
1626
. Zendingvereeniging, 1859 gegen bie
getDOtbene Zendeling Genootschap ge»
:; 9 amfponarc in SBcfljaDa mit 300 ®c-
; Sinnaldmcn: ca. 80000 2K.; Organ:
nderNederl.Zendingyereeniging. 6. De
itBcheZendiiigsyereeniging(1859); 10
mrcin5Reuguinea; 6inna]^men:89 109SDI. ;
: Berigten van de U. Z. 7. De Nederl.
nneerde Zendingvereeniging (1860),
flmflerbam ; 5 9)lijfionare im mittlem Soöa,
ietauftc; ginnal^men: ca. 20000 9H.; Or»
Heidenbote unb Heidenpening. 8. De
lg der christelijk gereformeerde Eerk,
i ber 1839 gegrünbeten confef jionellen Qfrci»
m39atak)ia unb ©uraba^ä; (Sinnal^men:
(Rarf. 9. Het Zendinggenootschap der
)rgemeente te Zeist, eigentlid^ 3tt>eig«
)er Srübergemeinbe in ^erml^ut ; 6inna$»
0. 36 000 9K. 10. Evang.-luther. Ge-
hap voor In- en üitwendige Zending,
)et 1882 in ^mftcrbam; eine aWifpon in
ra. 11. ®a8 S)epo!er 9lationaI=®e^iIfen«
: auf 3aüa, feit 1872 burd^ ©amm»
in ber ^eimat unterftü^t, unter ^ufftd^t
w« unb be§ ®entraI«®omite. 3m ©anjen
bie^innal^men aUer nieberlönbifd^en Ser«
84 auf 540000 3Sl, bered^nct. — b. Scan-
^t ®efeUfd^aften : 1. Danske Missions
p, gegrünbet 1821 im Slnf^Iu^ an bie
Wiffion, erft feit 1864 t^ätig in 3nbien;
men : 30 000 ÜJI. 2. Svenska Mission
Gtpet. 3n @d^U)eben nmrbe f(!^on 1599
arl IX. eine 9Riffton unter ben l^eibnifd^en
unternommen; im 17. 3a]^r]^unbert manbte
^bolf n. feine 9(ufmer!famfeit ben 3n»
i in 92orbamenfa )u, unb obgleid^ englifd^
en, blieb bie fd^tt)ebifd^c ÜKiffion in 9Jcu«
n am ©elamareftu^ bi§ 1831. gin TOif-
itt entftanb 1818, eine fleine aHifponS-
oft 1829 in ©otcnburg jur Verausgabe
ifponSfd^riften; aber erft 1835 fam eS unter
3tt)eigberg! jur ©rünbung ber „©d^toebi«
Hffu)n§gefcflfd^aft\ toeld^e ]^aui)tfä(i^li(i^ bie
9Kif fion unb bie ber Srübergemeinbc unter«
6ine 1845 gegrünbete Sunber ©efellfd^aft,
t 9Rifftonare an bie 2ei^)jiger ©efeKfd^aft
bereinigte pd^ 1855 mit ber ©c^mebift^en
^ft, meld^ le^tere 1876 an bie ©taatSfird^e
Ig. S)ie flaat8fird^li(!^e ÜJiiffionöerbanft il^re
ung bem SDompropft 3:oren unb Dr. SBi»
^ielt 1874 bie föniglid^e »eftätigung unb
iter bem ßrjbifc^of ; fie l^at ein Snftitut ju
unb erft 5 Stationen in ©übafrifa ; Dr»
KffionSjeitung ber ©d^toeb. 90liffton§gefell«
8. Evangeliska Fosterlands Stiftelsen
onbdftiftung), 1856 angeregt burd^ $aftor
frg, l^uptfäd^lic^ für innere ÜKiffton, feit
ntd^ für ^eibenmijfion in Dftafrifa unb
inbien ; 3 ©tationen, 7 2Jliffionare ; Sin«
;: 157000 ÜJl.; Organ: 5miffion§5eitung.
toebifd^ 5Kiffton§bunb mit ©cminar in
ffriftinel^amn, eröffnet 1878, für 2apl)lanb unb
Kongo. 5. grauenuerein für ü)iiffionen in ßl&ina,
feit 1850 in ©todf^olm, unterftü^t bie »aSler
aRiffion in g^ina mit 2000 SR. 6. 3öntö})inger
Serein (1853), gibt an fed^S üerfd^iebene ©efctt-
fd^aften je 2000 SR. jäbrlid^. 3m ©anaen bringt
©d^toeben für öufeere TOiffion {ä^rli^ 394000 501.
auf. 7. Norske Missions Selskap. ©d^onl827
gab eS ein 9lürtt)egifd^e§ ÜRiffionSblatt, baS für
bie SSrfibergemeinbe arbeitete; ber erfte SKiffionS«
berein entftanb bann 1827 in ©tatumger, balb
nod^ anbere, bie ftd^ oHmölig Dereinigten; nur ber
in ffriftiania nal^m bis 1846 eine ©onberfteQung
ein. S)ie ©efeHf^af t l^at ein eigenes aJliffionSfd^iff.
3m 3ulu» unb Slatallanb, too 14 äRiffionare,
nmrben 1856 bie Srftltnge getauft, l^eute 250 ®e«
taufte; in TOabagaScar (feit 1867) pnb 6446
©etaufte unb 30000 Äinber in ben ©d^ulen; ©in«
nal)men: 375750 972.; Organ: Norsk Missiöns-
tidende. 8. Finska Missions Sällskapet, 1859
in foelfxngforS gegrünbet; 4 2Riffionare, 1881 bie
grfuinge getauft; ginnal^men: 79561 SR. 9. £u«
t]^erifd^«ruffifd^e SÖliffion. SDie Sutl^eraner SRufe«
lanbS unterftü^ten lange nur beutfd^e ©efeKfd^aften
unb eröffneten erft 1882 eine aWiffionäfd^ule in
SReöal, äunö^^ft für innere SÖliffion. — c. Qfran-
göftfd^e ©efeSf d^af ten : 1. Societö des Missions
evangöliques($arifer®efeafd^aft), entftanb 1823
aus Heineren 93ereinen, tteld^e bie SSaSler 9Rif«
fion unterftü^ten, unb mirft im S3afutolanb in
SOßeftafrifautäauf Zal^iti; Sinnal^men: 251 143
9Rar! ; Organ : Journal des Missions evang.
2. Mission Bomande, gegrünbet 1874 Don ber
tDaabtlönbifd^en gfreifir^e in ber franjöftfdben
©d^tDeis; 6 SRifftonare, 7 ffated^eten unb 250 @e«
taufte in Salbefia (SranSDaaO ; Sinnal^men:
43000 9R.; Organ: Bulletin Missionnaire.
Simerifanif^e ©efellfd^aftcn: 1. Ameri-
can Board of Conunissioners for foreign Mis-
sions, furjmeg SBoarb genannt, oormiegenb con«
gregationaltftifd^, gegrünbet 1810 mit ©ij in
^ofton, modte ^d^ juerft ber Sonboner ©efeEfd^af t
anfd^lie^en; nad^bem aber 1872 bie Sinnal^men
Don 4000 2R. auf 54 445 SR. geftiegen, betrieb
f« felbftönbige aRiffton in 3tibien, balb aud^ auf
Se^lon, unter ben Snbianem in 5ttorbamcrifa, in
©m^ma, auf ^amaii. In Sl^ina, Armenien, SQBeft«
unb ©übafrifa, ^opan, ^aläftina, 9Rejico, aud^ in
Oefterreid^ unb ©panien u. f. tt).; b^ute l^at fie in
21 ©ebieten 79 §au^)t« unb 747 ^ufeenftationen,
158 aRiffionare, 10 «erste, 102 3ungfrauen,
142 eingeborene ^aftoren, 369 fonftige ©el^ilfen,
292 ©emeinben mit 21 176 ffird^engliebem, 913
©d^ulen mit 33 860 ©d^ülem. ®abei fmb bie
felbftänbig geioorbenen ©ebiete nid^t gered^net, mie
bie Hawaiian Evang. Association, bie unter
Oberleitung beS Soarb eine mifroneftfd^e 5IRif«
fion mit 45 ©tationen unb 3461 ffir4iengliebem
W> ©ie f^aftt 1873 nod^ 341 2Riffionare unb
9)Uffionarinnen, 945 eingeborene ©el^ilfen mit
über 1 800 000 2R. einnahmen ; ^eute 2033 692
1627
ÜKiffion.
1628
ÜJlarf; Organ: Mission Herald. 3n Serbin^
bung mit bcmSoarb fielet aurfi 2. Women'sBoard
of Missions (1869), mit 89 ?lrbcitcrinncn; 6in=
nal^mcn: 531000 ÜÄ.; Organ: Life and Light
for Women. 3. American Missionary Asso-
ciation, jc^t in 3ltto ^oxt, cntftanb 1846 in
Sllban^ junäd^ft für bic SKiffion unter bcn 9Jc«
gern, Snbiancm uub Kl^inefcn in Slmerifa, über»
nal^m bann öon einem frül^em SSercin bie 1841
begonnene 9)lijfion im ©^erborolanb (ffiejlafrUa).
Unter ben ß^inefen in ©an QfranciSco l^at ftc 21
Se^rer (5 d^inefifd^e) unb 198 ßommunicanten,
unter ben Snbianem eine SWiffion unb ein Seigrer»
fcminar in §anH)ton, für 5Reger 8 Unioerfitäten,
12 l^ö^iere unb 48 gemöl^nlic^e ©d^ulen, 89 ®e«
meinben, im ©angen 60 ÜJiiffionare, 200 Seigrer
unb Sel^rerinnen; ©innal^men: 1247 806 5K.;
Organ: American Missionary. 3n SSerbinbung
mit biefer ©efeflfd^aft fielet 4. Women's Home
Mission Association. 5. American Baptist
Missionary Union , 1814 ju ^I|ilabelp]^ia ge»
grünbct unb t^ätig in Sirma feit 1816 unter
ben ffarenen (480 ©emcinben, 100 orbintrte ein«
geborene ^aftorcn, 25 607 ffird^englieber), in
Snbicn feit 1817 (26400 ftird^englieber), in
affam, e^ina, ^apan (8 gjiijfionare, 6 ©e^ilfen)
unb 6ongo«3nIanb (7 Stationen, 18 SWiffionare),
jufammen 1160 (Semeinben, 117491 Getaufte,
208ÜJHfrtonare, 1720 eingeborene ^rebiger. S)iefc
®cjcllf(^aft ift auäi in (Sried^enlanb , Spanien,
®cutf d^lanb, ©d^toeben unb Su^Ianb tl^ätig ; öer«
^iebene anbere®efellfd^aftenbc!lagcnaberba§rü(f»
id^tSlofe Uebergreifen baptiftifc^er Arbeiter in ba§
öon ilftnen befe^te ®ebtet. ßinnal^men: 1582797
Tlaxt ; ausgaben : 1 785 260 SR. ; Organ : Bapt.
Miss. Magazine. 3m Sufammenl^ang mit il^r
ftel^t 6. Women's Bapt. Miss. Union, mit
224 528 5m. ßinnalimcn. 7. Freewül Baptist,
gegrünbet 1833 unter nid^tcaloiniftifd^en SBap=
tiften, ift gegen „baS aJlietl^lingjQftem bcjal^lter
aWiffionare" unb arbeitet im Driffa»©|)ra(i^gebiet ;
8 ©tationen, 566 ffird^englieber, 18 eingeborene
®cl|ilfen ; ginnal^men : ca. 72 000 2Jl. 8. Fo-
reign Missions of the Southern Baptist Con-
vention, bie fid^ infolge ber ©flaocnfrage öon
benen im SJorben trennte (1845), mit ÜJiiffionen
in Kl^ina, afrifa, 3Kejico unb 93raftlien; 6in«
nal^men: 325158 5K.; Organ: Foreign Mission
Journal. 9. Seventh day Baptist, miffioniren
feit 1843 in S^ina; ginnal&men: ca. 18000 TO.
10. Baptist foreign Missionary Society of
Ontario and Quebec (1866), 6 ©tationen unter
bcnXeluguS (SSorberinbien), 1394ßommunican-
ten; ginnal^men: ca. 40000 9D^. 11. Women
of the Canadian Baptist Church, ginna^men:
9800 Tl. 12. Board of foreign Missions of
the Presbyterian Church in the U. St. of
America (North), 1837 au§ früheren SScreinen
entftanben, arbeitet unter ben 3nbianem, bann in
SBeftafrifa, 3nbten, ©t^ricn, ^erften, 3apan;
108 männlid^e unb 209 weiblid^e 2Kijftonare,
7600 ßommunicanten ; ginnal^men: 2799182
aJlar! (bic l^öd^ften, bie eine amcrifanifd^e ®efcll«
fd^aft je erreid^t) ; Organ : The foreign Missio-
nary. 13. Presbyterian Women's Board of
foreign Missions, 127 5lrbeiterinnen; guino^«
nahmen: 508713 ÜH., bcjm. mit fünf anbeten
meiblid^en PfSgefenfd^af ten 902 398 3M. 14. Fo-
reign Mission of the Presb. Church (South),
gegrünbet 1862, neben innerer IDhffion in ü}lejico,
Srafilien, 3talien unb ©ried^enlanb aud^ in o4^
rer t^ätig unter ben 3nbianem 9iorbameri!a'§, in
Sl^inaunbaBeftafrifa; ginnal^mcn: 549 728 9R.;
Organ : The Missionary. 1 5. Board of foreign
Missions of the United Presb3rt. Church of
North America, eineS)enominatbn, bie erfl 1858
burd^ 3ufammentritt Don 5tt)ei anberen entftanb,
^at 9Rijftonen in 3nbien unb Seg^pten, 12 9Kij«
fionare, 9 eingeborene $rebiger^ 26 ®emeinb«i,
3363®ommunicanten; ginnal^men: 3059183R.
1 6. Presbyterian foreign Miss. Society, frü^r
Western foreign Miss. Society, feit 1845 in
Siberitt 3 ÜKif fionare. 17. Reformed Presby-
terians in the U. St. (1859), 3 2Kifftonare in 69«
rien, 136 Sommunicanten; ©innal^men: 31459
2Kar!, basu für d^inefifd^e aWiffton 6504 OR. imb
für füblid&e IKiffton 13956 9Ä.; Organ: Our
Banner for Christ's crown and covenant,
Philadelphia. 18. Foreign Missions of the
reformed (Dutch) Church of America , 1857
al§ ^Denomination entftanben, arbeitet in K^ina,
3nbien unb ^apan mit 1 2 §aupt» unb 1 28 ^ußen«
ftationen, 37 ©emeinben, 2843 Sommunicanten,
95 ©d^ulen, 2028 ©d^ülem, 5 ©eminaren, 144
Söglingen, 18 fflttfftonaren, 23 ©el^üfen, 18 or«
binirten unb 156 nid^torbinirten eingeborenen 8r»
beitem. S)ie ©efeflfd^aft l^at aud^ eine mebicinifc^
^Ibt^eilung. einnahmen : 352 524 3W. 19. Wo-
men of the Reformed (Dutch) Church, mit
6236 aji. einnahmen. 20. Cumberiand Pres-
byterian Church (1876), ©i^ in ©t. 2oui§,
neben innerer ü)liffion auSmärtig tl^tig im 3n»
bianergebiet (6 5!Jliffionare) unb 3aj)an (2 9Kij*
fionare); ßinnal^men: 62390 9W., mit Home
Mission 130355 9W.; Organ: Missionary B«-
cord. 21 . Women's Board of foreign Mie^ons
of the Cumberiand Presbyt. Church (1879),
teuert 5U ber obigen ©umme 23926 9W. bei uiü)
enbet Sel^rerinncn au8. 22. Board of Conunis-
sioners for foreign Missions of the Reformed
Church in the U. St., feit 1878 in ^orriSbiirg
(^a.), tl^ätig in ^opan, wo fie fid^ ben brei |ntS»
bQterianifd^cn ffird^en angef^Ioffen. 23. Pres-
byterian Church in Canada , t^Qtig unter ben
3nbianem (3 SJttffionare), auf gormofa, in &n«
tralinbien (3 5Ki jponare) unb auf ben SReu^briben
(1 aRifponar, 3 ftird^en unb 89 ©emetnbeglieber);
anifftonSfd^iff „3o^nffnoE"; (Jinnal^men: 147000
ÜKarf. 24. Reformed Presbyt. Church of Not»
Scotia, 1 aJliffionar auf ben ^leul^cbriben; 6tn»
nahmen : 43 704 ÜJl. 25. Methodist Episcop»!
Church (North), gegrünbet 1819; ajlifftonen
1629
aRiHion.
1680
unter 3nbianem, in Sibcria, ßl^ina, Sapon/
Subinbien, übetbie^ in Sulgarien^ 2)eut{d^lQnb,
Sd^iDet^ Sd^toeben, Ütortoegen, SResico unb Uru»
gna9 ; 206 SRifftonare, 43 ^ftouen^ 242 einge*
borene ^afloren, 31 196 ©emeinbeglieber, 14 947
Bd^vätt; (Einnal^men: 2 924 500 3R., tüoöon
1 200000 9R. für innere ORiffion; Organ: The
Gospel in all Lands. 26. Methodist Episc.
Women's foreign Miss. Society, mit 46 2Kit«
{tonohnnen, 6 ^oftntölem, 15 ffoftfd^ulen, 150
onberen @(^en, 3 SSßaifenl^äufem, 220 93ibel«
fronen ; ©innol^men : 431 730 UM. ; Organ: Hea-
then Women's Friend. 27. Methodist Episc.
Church (South), 1845 entftanben infolge ber
@flaDenfrage, tl^ötig in Sl^ina mit SoUeg in
Bä^Q^ax unb unter ben^nbianem; 10 SRifflo«
nore (d^rafteriftifd^ ift, ba^ biefe nie bie @prad^e
ber (Eingeborenen [Snbianer] gelernt) ; ginnal^»
nten: 134 082 SJl. ^ie Sfrauencongregation biefer
@efeafd^ft 28. Women's Miss. Society ^at
5 SRifftonorinnen, ebenfo t)iele SBibelfrauen unb
10 ©i^ulen; einnahmen: 100438 SR. 29. Me-
thodist Church of Canada, ift feit 1824 tl^ötig
unter ben Snbianem ouf ben ^ermubaS unb in 3a»
txnt; 82 9RifftDnare, 3600 Sommunicanten; Sin«
normen: 200000 9R.; Organ: Canadian Me-
thodist Miss. Notices. 30. Evangelical Asso-
ciation, frül^er^Ibred^tSbrüber, 3^^i9be§ bifd^of»
fid^ 9Ret]^obi§mu3, feit 1876 t^ätig in Sapan,
1^ aud^ einen Sftauenoerein. 31. Methodist Pro-
testant Church, ein anberer 3^^i9 beS genann»
tcn aRet^obiSmuS, mirft feit 1880 in 3a))an. unb
gUKtr burd^ 2 Arbeiterinnen ber 32. Women of
the Methodist Protest. Church ; Sinnal^men :
5520 SR. 33. Sut^erifd^e ®eneralft)nobe^ SRiffton
im Zelugulanb (1842) unb in Siberia. 4 ÜRiffto«
nore, 2 $aftoren, 8682 ©etaufte, 2358 @d^üler
in 289 ©örfern ; ginnal^men : 242 307 SR.; Or«
am: Sut^er. ORifftonSioumal. Sie bamit Der»
mntbene fjfrauenmif fton 34. Women of the Evang.
Lntheran Gen. Synod (1881) ^at 12687 SR.
Cimuil^men. 35. GeneraJ Council, 1867 abge»
fonbert oon ber ©eneralf^nobe (ftreng lutl^erif^),
toirft im Xelugulanb, 1156 @etaufte ; Sinnal^men :
30000 SR. 36. 2)eutfd^«e))ang. WifftonSgefeU«
\äfo^, übemal^m 1883 bie Don 3Ri{ftonar fiol^r in
Centrolinbien begonnene 9Riffton. 37. Protestant
Episcopal Church in the ü. St., 1820 in $^ila-
bdpffia begonnen, tt)irft in 3Beftafri!a, Sl^ina,
3a)Kni^ fyiiix, befonber§ aber unter ben Snbia«
uent; (Einnol^men: 450000 9R.; Organ: Spirit
^Missions. Sin ^rouenDerein biefer Softer«
fo^ ber anglicanifd^en ift unter ben Snbianem
unb Siegern tl^dtig; Sinnal^men: 80 000 SR.
88. Women's Union Miss. Society, confef>
ftonSIoö, ^t 52 Slrbeiterinnen in Snbien, Sl^ina,
Sopon, ßQpem, Seg^pten u. f. xo.; Sinnal^men:
116000 m 39. ©efeUfd^oft ber Disciples of
Christ ober Foreign Christian Miss. Society,
1^ 6 Stationen auf Samaica unb feit 1 882 eine in
Snbien; (Einnahmen: 105264 SR. 2)ie f^rauen-
miffion berfclben 40. Women of Disciples of
Christ ober Christian Women's Board of Mis-
sions l^at 29934 ^R. einnahmen. 41. United
Brethren Miss. Society, met^obiftifd^^ mit @i^
in ©a^ton (O^io), toirft in ©^erboro (ffiefl-
afrifa); 1526 ffird^englieber; ginnal^men: 51 135
ÜRarf, in ber bagu gel^örigen gfrauenmif fion 20 000
SRarf. 42. American Commission on Native
Missions (1883), au8 (Singeborenen beftel^enb, in
Ol)t)ofition jum Slmerifan. SSoarb. — S)ie ^me-
rUaner felbft bered^nen i^re 5IRiffion8gefeKfd^aften
auf 35—50, benen fie 975 orbinirte, 129 2aien-
miffionare unb 1102 eingeborene $rebiger ^u»
t^eilen, mäl^renb bie Don europöifd^en ®efeü[d^aiten
geleiteten 3Riffionen 5ufammen 1780 orbinirte,
549 Saienmiffionare unb 2241 eingeborene $re-
biger göl^Ien. Sl^re jöl^rlid^en Sinnal^men fd^ä^en
bie amerifanifd^en ©ejenjd^aften ouf 13682452,
ja fogar auf 17323 726 SR., toä^renb bie euro»
päifd^en 24812948 SR. einnahmen l^aben. !Rad^
bcm i)rotePantifd^en ^aftor ©ainton, ber DoH 3ln«
l^ängiid^feit an bie ÜRiffionen feiner ffird^e im
Saläre 1889 eine Heine ©d^rift erfd^einen He^,
foUen bie Sinnal^men Don 14namentlid^ aufgegöl^I*
ten (SefeÜfd^aften fogar 37111210 Sr. betragen
l^aben. 3ugleid^ fügt er bei, ba^ bie gange 6in«
na^me aUer titoa 100 proteftantifd^en ÜRifponS«
gefcüfd^aften für ba8 3a^r 1888 getoi^ 50 ÜRüI.
3franc§ betrage. 2)iefe 3iffcr ift nic^t übertrieben,
ba aud^ baS Organ ber 9Ret^obiften bie @efammt*
einnal^me auf 62 ÜRitt. Qfr. anfd^Iägt. ©aintou
föl^rt bann wörtlid^ fort: „6§ ift nid^t ju Derwun«
bem, menn mit fold^en fabell^aften ©ummen ber
^roteflantiSmuS überalll&in, nid^t nur ju ben 6ei«
ben, fonbem aud^ nad^ granfreid^. Stalten, Oefter=
reid^, Spanien unb befonberS in ben Orient feine
ßmiffäre, feine toanbemben $rcbiger, feine Sibel«
colporteure, bie £)onig im 9Runbe unb ®o(b in ben
^änben l^aben, ^nbet, unb toenn arme flatl^olifcn
unb ©d^iSmatifer, burd^ bittere 3loi)) ge5tt)ungeu,
mand^malfid^ gum proteftantifd^en®Iaubenbefel^ren
laffen; mag aber SBunber nel^men mu^, baS ift ber
geringe 6rfoIg bei ben Reiben" (flatl^. iKrd^engtg.,
©alsburg 1890, 486). 3118 ^eibend^riften »erben
Itoax im ©angen bered^net über 2 ÜRiOionen, näm*
lid^ 90870 in aSBeftafrifa, 195100 in©übafrifa,
8570 inOftafrifa, 273400 auf 5Rabaga§car mit
ÜRauritiuS, 449 200 in SSorber« unb 79 860 in
^interinbien, 107000 auf bem 5lrd^ipel, 40200
in g^tna, 13 300 in 3apan, 278 950 in ber ©üb«
fee, 260 084 in SSßeftinbien, 64 750 in 9Jorb« unb
42870 in ©übamerifa; bagu fommen nod^ 42690
aus ßl^rifien unb 9!Ro8lem8 in Sorberaften unb
in ber Sürfei gefammelte ^roteftanten. Unter bie-
fen 2 SIRiflionen fmb aber nur gegen 645000
„ßommunicanten" ober etgentlid^e ß^riften, unb
Itoax gölten bie amerifanifd^en ©efeUfd^aften
248 079 unb bie europäifd^en 396 717 Com-
municants, unb unter biefen ift aud^ ttieber bie
grofee 3ö^I ber begaf|Itcn Agenten unb il^rer fjo«
milienange^örigen inbegriffen. SDie meiflen biefer
1631 Smi(
anflcbli^ot fiitc^oiflliebet bejlt^en qu§ iog. na-
tive Christian adherenta, b. i. tingcbotttteit ^H'
^ängftn, iDo^l fouiel als ßated)umenen. %et bem
nm 24. auguft 1892 in ©tuttßart abgefiattenen
SBibel- unb aJltfrionSfefte iprad^ «Kiirionat ^t[\t
auSSaltD baDon, ba| bi(feä3a{)t baS lOOjä^dQc
SSubiläumSfep btr tDangdif^en aWilfion Jei, unb
bnriil^tete bann ttititer: ®if Oitr 9i)iifftone(it|eII-
fdda^ttn am Slnjang bitfel Sa^rljunbcrtä fiütttn fic^
fluf lOOötnntldit; ftattlöOaJIiifionarntjeitnje&t
3000,ftattV.Ü)iia.iä^ili^ereinna^men40aJtiII.,
ftaH 50000 SBeft^tlen jf^t 3 Wiü.. polt 10 ein-
geborenen Sprebigem jegl 3000, ftatt 300 ein-
geborenen ©e^ilfen je« 30000. 3n 386 ©pro-
^n mcrbe ^eutc ba§ Soangelium ge^Jtebigt. 3m
Dotigen Sa^re feien 90 000 Reiben getauft morben
(Staatä-ainäeiger f. SBürtemberg 1892, % 198,
©. 1321).
Ueberbliilt man alle btefe Dielen unb Detfc^tebc
nen @e[eDfc^a|ten, bie me^r al§ rcid^ü^ untcrftü^t
[inb, fo borj man raofjl jagen, bafe ber Slufwanh
an ijjtrfonal unb ©elbmitteln im SBerl^ättnife ju
ben eräielten Sni^ten too&l metir als groft eifi|einl,
nub §. ©unbert (a. a. O. 56) geflebt telbfl, bcfe
bebeutenhe ütängel bei biefer ganjen Arbeit ju
a:age trelen: „Sitt^t nur gibt ei (c^tDQi^e, ja un-
mürbige 2Kif(ionare, bie ganje 91tt bes SJereinS-
QKfen§ unb bte groge 3^t|^lt^eit brr |)rotepan>
tifi^en €t)nftent)eit bringen e@ mit fid), ba^ un-
gemein Diele Shä\tt jerf))Iittert merben ... Um
nur Sinei gu fagen: mani^e ffirc^en (b. i. Denomi-
nationen) |uci)en ntd^tblog Reiben, ^Ko^ommeba-
ner unb 3ubcn gu S^ri^o gu führen, fonbem
fhengen fi[^ aui$ an, $roteftanten anbem ilamtnS
gu i!^rer tjfaibe gu befe^ren; fie mi}fioniren ou^ in
@uropo, auf bem Sebiete frember ober bod^ Der-
nianbter ©emeinfi^aften — biQigemeije follte, maS
in bietet IHii^tunB gefd^ie^t, oon bei Slrbeit unter
ben Reiben ftreng gefonbert tocrben." Slnbere
iUiängel ber protcftanlifc^en Üfiiffionattiätigteit be-
lonte ber Sommitjat für bie beutfc&en SBefitungen
in Oftafrifa, nümltt^ bie unbere^tigte unb un^eil-
fliflenbe politifi^e Stoße, toelÄie fic^ roie bie eng-
[ifc^en aui^ bie beutji^en proleftantifi^enaKilfionare
anmaßen, ßr üerglicb heren intrigonteS treiben
nic^t eben ju i^rem SBort^eil mit ben Kultur unb
©ittlic^feit fbrbemben Semü^ungen ber opferfo^i'
gen, unetmiiblifb toirtenhen (at^oüf^en SDliftiO'
nare. @r begetctinete hie legieren afö ©runbpfeiler
ber (Sicilifation, fprod) unoerbo^len qu3, bafi bie
protepantiji^en ÜKiJlionQre, englifc^e raie beutfc^e,
fein ^erf gerabcgu erfi^nierten unb ^inberten, unb
Derfidierte, bag bie auf ba3 9)ii{fiDnilDefen auf-
getoenbeten Summen in ber X^at loeggemoifen
feien, ja ba^ biefe ^erren, flatt ben gingebonnen
JU nu^en, buri^ i^repolitifii^e Agitation nic&tS al5
Unheil anftifteten. (gin anbere3 OTttglicb be5 aSig'
mann'jtben SJerroaltungi-SeneralftaBS in Slfrila
meinte, bie (Srfolge ber proteftantiji^en Wiffionare
feien fifton befe^alb gering, meil fie e§ nii^t fo, wie
bie Iat(|oIif(lKn 3}!ijfionare, Derftänben, bem @inne
unb ben @ittcn ber Reihen fid| angubequtmm
(ffat^ol. flirc&enäeihing, ©algBurg 1890, 423).
S)ie| barf nicbt SBunber nehmen ; benn, »ie ein An
tifet in Terre sainte an§^t|rt: „Die erfle^gt
eines ptoteftantifc^en ÜlJliffionaiä an feine Uni-
f enber oor feiner Mbieife ift : SIßie Diel gtbl üf
mir? 33er§immel fommi babei nit^t in Betraf;
ben ®lauben , neli^ei; ja aQein not^aenbig ^
ba§ ^immelreicb )u erl^aUen, finbet ber $rDtcftaiil
babeint av(^, unb berfelbe ni))^igt ibn nii^l, in
fremben SänbemCpfer unb Entbehrungen aÜetJn
JU fachen. 5Eaber fcbiiSt er feint a}iifflonafl|äti8f(it
nac^ bem ©elbtoert^, unb feine SHiffionäfteUe ift
um fo üiel metir nsertb, je beffer fit be jQl)lt nriit.
Der protefiantif^e iDiiiponar, befonberS ber a^
\\\ä)t, ift ftet§ in jioei 50ienfc^en gu treuen: tu
ben Agenten ber Siegierung unb in bttt eigetil>
li^en @!auben§boten [ober beffer: ben Sgenlea bei
ajibelgefettfc^tt). 3)or Mem ip er Slgenl bn Sc
gierung; für ^e mu^ er genriffe, bure^ fiontmd
bebungene ©ej^fte, fornot)! polüifiiöe qB com-
metrielie, beforgeii, unb ber ©taat qtaäifct i^
imb feiner gamilie bofiir freie 5ßaffage, beBMÜ'
neten Si^uJ) unb einen beftimmttn 3a^re§gc^
®er proteftanlifit)e ÜJliffionar ift ba^r Oot SUrai
>5änbier, fei eä ouf eigene Stec^nung ober für feint
^luflroggcber. ©rfl in groeiler Sinie erinntrt n
fiiÖ, bal er aiit^ ©laubenlbote fein fofl, Bofäi
ibn ja fdnc «ibelaefenfdjaft fenbet. gBü9 eiP
er (jicrfiir? 'Hui) S'« »irb!bü8 ©e^limSSn-
tragetoege beftimmt. SBir ^aben gontmete über
12=. 15., 20-, SOOOOgr. gefeiten; roenigfr oU
10000 gr. ift aber baS @ebalt niemals, txäiii
ift au[() bie fflage beS onglicanif»)^ Sif^fSni
Sonbon erflMidö, meldte er im SÖoqa^ (b.l 1889|
in einer 33erfammlung erhoben, bai ber engTifi!^
ISIeruS fi^ fo miglicb fle^t, toeil eS Pfarrer gibc,
beren Sintommen 10000 3r. nicbt Überftrige. ,60
ift erllärlid^,' fu^t ber SBtfd^of fort, ,ba| uinm
jungen Seute, tselc^ fii$ ber Xlitologie nibmcn.
lieber ben fremben SÜiifftontn hienen alS bem SHat-
terlanbe, ba fi' bei roeitem rei^üc^et geIol)nt um-
ben'" (ffotti. Äird&enjeitung a. a. O. 486). 63
märe no^ gut um bie proteftantifdben Sltifftanen
befteüt, tDcnn nur Sanbibaten bei 2;^eoIogit ba^
abgefenbet mürben; QÜeinbanomentlicEi unter ba
©tubirenben an ben proteflantifc^en beufft^ Um'
oerfitäten bie Meinung ^^t, ber 9ffif fionSbienl
eigne ficb nur für Souem, SSeingäitner unb ^wnb"
raetfer (ogl. TOerg in ben ©tub. u. Steil 1866,
836), fo befielt leiber i^r <Dliffion8petfonal jos
< %f^t\i aui „Sc^miebe- unb ^ätlergefellen , bnun
I ani) bie not^bürftigfle Silbung abgebt" (@d)niei'
|ger, ?lu3 bem Orient, 2. ?lufl., 65); „SW"
i flitfer unb ©c^neibcr, bie in ffutopa 91^1' ^
ülabel Derloffen l^aben, prebigen in Sfrila mA
anberSmo ben ihnbem S^amS auf itire Seife'
(ajieier, Weifen in Süboftifa 182). ®e6^
üufierte noc^ jüngfteinpreSb^terionifi^Sßrtbigei
aui ©i!^ottlanb:„llnfere proleftantif^SenDfjöi'
I fiJtiaften begnügen fi^ nur ju oft btmrit, fieutn
1633
SDlifflon.
1634
ber mtttelmä^ig{}en Silbung bte bürfttgften in«
Unbtfd^ utö) bie fernliegenben gefal^tDoIIeten
OttSlönbifd^en SRifftondftellen su überladen. 2)ie
fatl^oltf d^e ftirc^e bagegen möl^It gerobe il^re beflen
Ihäfte für fold^e Stellen au§. gönbe biefeS Set*
al^ren oud^ bei un§ Slad^l^mung, fo mürbe bie Sl^ri-
Haniftrung, nad^ meiner Ueber^eugung, Stiefen*
d^e mo^en'' (iiai% JKrc^enseitung 1891, 6).
S)ie Stiffion unter ben 3uben tarn bei
ben ^roteftonten aud^ erft in ber legten 3^^ itt
tb^o^me. Sutl^er felbft meinte ia, einen 3uben
belehren fei gerabe fo unmbglid^, oIS ben Teufel be«
feieren. 3m 17. ^al^rl^unberte mürben }mar fd^on
Hon (Einzelnen Sfonbd ^ur Snbenbefel^rung geftiftet
aber erft ber $ieti§mu§ unb bie 93rübergemeinbe
brachten bie ^ubenmifftonen empor. Samuel
£idber!ü]^n auS ber 93rübergemeinbe mirfte Don
etnxi 1740 on DoIIe 30 Saläre unter ben 3uben,
unb ^rofeffor Saüenberg in fyiXit grünbete fd^on
1728 ein Institutum Judaicum, bQ§ bi§ 1792
beftonb unb mel^r qI§ 20 Stifftonare auäfanbte.
91Ü infolge ber großen Ummöljungen be§ vorigen
Sol^l^unbertS aud^ bie geiftigen Serl^dltniffe ber
3uben umgemanbelt mürben unb burd^ Sefftng unb
9Renbeldfo^n neues geiftige§ Seben unter il^nen
nxid^ gemorben mar, aud^ aQmöIig^bfel^r unb So§«
fagimg ber 3uben pom 2:atmub ftattfanb, liefen
fUt^ 1816—1843 aUein in ben aä^i alten ))reu^i-
fd^ ^roDinjen 3984 3uben taufen, unb bamal§
enoa^te ein großer Sifer für bereu 93efe]^rung.
SHe bie^faQg entftanbenen Derfd^iebenen ®efeU>
Mafien ber $roteftanten ftnb : a. ^m britif d^en
9ieid^ unb in Smerila: 1. London Society
for promoting Christianity among the Jews
(1808); fie ^atte 1880 in ßuropa 28, in 3ipen 3,
fai afrifa 6 Stationen unb 136 SKifftonare, meldte
fett 1872 3959 3uben befel^rten; Sinnal^men:
704060 3K.; ftauptfd^rift ift: M'Caul's Nethi
woih Olam, ober 2)er malere Israelit, in jal^I-
loftn Ssemplaren in l^ebröifd^er, englifd^er, beut-
le unb frangöfifd^er Sprad^e Derbreitet. 2)ie
<BefeIlf d^ft gibt einen jd^rlid^en Sftapport unb "Ulaä^*
rid^ten l^ouS, 1813—1815 in Jewish Eeposi-
tcory, 1816—1832 in Jewish Expositor, 1833
bid 1881 in Jewish Intelligence, bann in
Dibre Emeth ober Stimmen ber äBal^rl^eit,
86 Sol^gänge. 2. ÜJtiffion ber JKrd^e in Sd^ott-
lanb (1840), 26 3lrbeiter auf 6 Stationen in ber
Zfirlei unb Sleg^pten ; Sinnal^men : ca. 140 000
9Ratf ; Organ: The Church of Scotland Miss.
Becord. 3. Sritifc^e ©cfeflfd^aft (SHffcnterS),
fett 1842, ^ot 27 Arbeiter, lauter ^rofelpten, auf
19 Stationen in Snglanb, ©eutfd^lanb, Deftcr«
teuj^, @d^mei^, Shtglanb, Sürfei unb 9^orbafn!a,
toelc^ 1879 im (Sanken 15 3uben tauften; 6in«
naiven: 137000 SR.; Organ: The Jewish He-
rald. 4. ^reie ßirc^e Don Sd^ottlanb (1843), auf
5 €tatimten 23 Arbeiter ; (Sinnal^men : 160 000
9Raif ; Organ: The free Church of Scotland.
5. ^btjterioner üon 3rlanb (1843), 4 Statio-
in 6uro|Hi unb 3lfien mit 12 5Irbeitem; 6in»
fiir^eiiUsUoiL ym. 2. STufl.
nal^men: über 60000 SR.; Organ: The Mission
Herald of the Presbyt Church of Ireland.
6. Unirte ^reSb^terianer in Sd^ottlanb , SRiffto-
neu in Spanien unb 3llgier. 7. ^reSb^terianer
inSnglanb, 2 9)liffu)nenin2onbon; ßinnal^men:
140000 9K. 8. Sonboner Stabtmiffion, 3 SKif-
fionare. 9. 3tmerifanifd&e fird&lid^e ©efellfd&aft für
Ausbreitung beS ßbriftentl^umS unter ben 3ubcn,
gegrünbet 1879 burd^ ^ftor fflerber in Anna»
poliS (SDlb.); fie gibt feit 1880 l^erauS: S)er greunb
SöraelS jur ^Belebung unb Seförberung ber SKif«
fu)n unter ben 3SraeIiten. — b. 3n S)eutfd^Iattb
unb ben angrenjenben Sönbem: 10. berliner ®e«
f eUfd^aft 5ur 99eförberung be§ Sl^riftentl^umd unter
ben Suben (1822); fie arbeitet mit ber Sonboner
®ef eHf d^af t, l^at aud^ f elbfl 3 HJlifftonare unb einen
Kolporteur; ©innal^men: 17000 SR., baöon 1200
9Rar! öom ^iacd ; Organ : griebenSbote. 11. SRl^ei-
ni|d&-meftfäüf d&er herein für 33rael (1844), 4 Ar«
beiter; ßinnal^men: 15000 SR.; Organ: SKif«
fionSblatt be§ r]&ein.»meftfäl. SereinS für 38rae(.
12. SDangelifd^'Iutl^erifd^er SentralDerein für SRif«
fion unter 38rael in Sad^fen, Sägern, Reffen
u. f. m., gegrünbet ju Seipgig 1849 ; bie Seele mar
2)eli^fd^, ber aud^ ba§ 9ieue Zeftament in ba§
^e6raif d^e überfe^te ; 1 3Riffu)nar; Sinnal^men:
100003K.; Organ: Saatauf Hoffnung. 13.aBür«
tembergif d^er SSerein für^Srael (1874), 1 5IRiffio.
nor unb ^rofel^tenl^auS in ^tUiaä^ (früher in
ßannftatt); ßinnal^men: 7200 3R. 14. Serein
ber f^freunbe 3§rael§ in 99afet, nur Unterrid^t unb
Pflege ber ^rofel^ten; ßinnal^men: 12000 SR.;
Organ: Slatt ber greunbe 3Sraeß, feit 1837,
bann L' Ami d'Israel, Journal trimestriely Ge-
növe et Bäle. 15. Stormegifd^ ober Stat)anger
aRifpon (1846), ol^ne eigene ilRiffbnare ; 6in-
nal^men: 28000 SR.; Organ: Missions-blad for
Israel, Kristiania. 16. Sd^mebifd^e ÜRiffion
(1874), 2 aRiffionare ; einnahmen: 6000 SR.;
Organ : Tidning för Israel, Stockholm. 17. De
Nederlandsche Vereeniging yoor Israel, 1861
in Slmfterbam gegrünbet, 2 ÜRiffionare; Sin*
nal^men: 10000 SR.; Organe: De Hope Is-
raels unb De Ladder Jacobs. 18. 3n 9fai^"
lanb ift su St. Petersburg feit 1864 ein Slf^l für
jübifd^e aRäbd^en. 19. S)ie baltifd^e 9Riffion für
3§rael in 9$erbinbung mit ber lut^erifd^en ßird^e
ber rufftfd^en Oftfceproüinsen (1865), 7 Arbeiter.
20. aRiffion beS ^ftorS Qfaltin in ftif dienern, feit
1846, mit ffoted^umenenl^auS, in SSerbinbung mit
ber Sonboner SRifponSgefellfd^aft. — 3m ©anjen
fmb unter ben 3uben tl^ötig 270 Arbeiter, mol^l
5ur ^ölfte jübifd^er 3l6ftammung, meldte im 3a^re
1880 etma 630 3uben tauften; im Saufe be§
19. 3a]&r^unbert3 mürben etma 100000 getauft.
2)te 3a|re§einna]^men aller ©efeSfd^aften ^ur lBe>
fel^rung ber 3uben betragen 1 400 000 SR.
Siteratur ber proteftant. 5IRiffionen. Su^er
ben bereits angcfül^rten SKiffionSseitfd^riften unb
3a^re§bend^tcn fmb befonberS nod^ gu nennen:
®. ®. ftnapp, ©cbröngter Slbrife einer aUgem.
52
1635
aWiffion.
1686
Jjrotcftant. TOffionSgcfd^., ^oDc 1816; g^t. ®.
Sluntl^arbt SScrfud^ einer allgcTn. SKiffionSgefd^.
ber ftird^e g^rifti, 5 %^U. in 3 ®bn., Safel 1828
bis 1837, unb beflen ^anbbud^ ber aßiffionS»
gcf d^id^te unb 5IKiffion§gcogra})l^ie , 3. 3tu§g. mit
6 ftarten, ^alto 1862; 3. ?). »raun, Beiträge
gur ®t\ä). ber ^eibenbefel^rung, 4 Sl^le., aitona
1835—1841; fl. ®. ©d^mibt, flurjgefafete Se-
benSbefd^r. merftoürbiger aWiffionare , 6 Sbd^n.,
Seijjjig 1836—1842; W. Noel, Christian Mis-
sions to heathens Nations, Lond. 1842 ; S.
©t. Steger, ®ie proteft. SKifRon unb beren ge»
fegneleS aSBirfen, 2. 3lufl., §of 1844; ©erfelbe,
S)ie cbangelif d^e SKiffton unter Reiben unb 3uben,
3 %\Ht„ §atte 1857; 3. SBiggerS, @efd^. ber
et)ang. SJtiffionen, 2 SBbe., ^omburg unb ®oi^a
1845 ; SBBoDmann, ®ie SRiffton ber eöang. ßird^e,
2. auf!., Oueblinburg 1848; a. Dftertag, Ueber«
fid^llid^e ©efd^id^te ber proteft. SOWffioncn bon ber
äteformation bi§ jur ©egenmort, @tuttg. 1858;
^erjogS SReolenc^flop., 2. %ifl., X, 33—118.
Ueber bie 3ubenmtffionbefonber§: S. 6t. Steger,
S)ie eöong. 3ubenmi|pon, ^oDe 1857 ; (Sf^x, ff.
ffalfar, SSrael unb bieffirc^e. ©efd^id^lli^er Ueber«
blidC ber IBefel^rungen ber 3uben ^um Sl^rtftentl^um
in allen 3a5r^unberten, beutf(| üon SKid^elfen,
tamburg 1869. 3u bemerfen ift nod^, ba^ Diele
f felljd^aften aud^ eigene Stianten il^rer 9Kif jtonS»
gebiete l^erauSgaben, fo bie 93Q§Ier einen Don
3ofen]^an8 1858, bie Srübergemeinbe 1860, bie
Sonboner ®]^urd^=aRiffton 1862; bann gab Dr.
(Srunbemann nid^t bIo| eine gro^e ,,9Ri){ion§«
xoMaüt" l^erauS, fonbem au^ einen „Mgem.
3Rifflon§atla8", ©ot^a 1867 ff., ber Diele ge-
fd^i^tliÄe unb ftatiftifd^e eingaben entl^ält; meiter
einen „ff leinen 9Jliffion§atla§'', KalttJ u. ©tuttg.,
2.«ufl. 1886; ebenfo 3. ^a% aRiffionSatlaS,
ffopenl^agen 1883—1884.
in. ®ie SRiffionen ber gried^ifd^en
ff i r d^ e , fpeciett ber ruffifd^en ©d^iSmatif er. ®ie
gried^tfd^e ffird^e ift feit il^rem Abfall Don 9tom
mel^r unb mel^r in ßrftarrung Derfunfen, rüdt^alt»
loS ber Staatsgemalt l^ingegeben, unb mirb nur
burd^ biefe roxt burd^ ben ^^ationall^a^ bei größter
innerer Ol^nntad^t nod^ aufredet gel^alten; aber an
Eroberungen, au^er burd^ brutale @(en)alt, toit in
SRufelanb unb im ®ienfte ber ^oliti!, l&at fie längfk
nid^t mel^r gebadet. 9iur bei ben SRuffen finben
fid^ nodft einzelne Untemel^mungen biefer 9lrt, bie
ober, mie bemerft, mel^r Dom rufftfd^en ©taat§»
intereffe geboten ju f ein f d^einen, we^l^alb fie nid^t
Don ber ffird^e, fonbem Don ber Regierung geför»
bert toerben. ®iefe Untemel^mungen maren aber
bis auf bie neuefte 3cit mel^r nur barauf gerid^tet,
biejenigen jum gintritt in bie ortl^oboje ffird^e gu
bemegen, meldte anberen Konfeffionen jugcl^örten,
als nid^td^riftlid^e SSöUer ju befel^ren. äBie bie
Suffen bie ffatl^olifen, Unirten unb ^roteftanten
tl^reS Seid^eS befel^ren, ift fattfam befannt, mcniger
bagegen, ba^ fie aud^ eigentlid^e 99^iffton ju be>
treiben angefangen l^aben. @o lange fie baS an
92orbamerifa Deräu|erte WaSfa befa|en, nuu^ttn
fte f d^on Sierfud^e, bie SBilben biefer @egenben für
baS ©d^iSma ju gewinnen, unb fatü)ten i^
einen 99ifd^of, ber aber unDerrtd^teter Sad^e nnebo
öbjog. 3n ©iberien ift bie SKtffion mel^r 3Ä<«
gierungSfad^e; bagegen ging fie im 9Üat unb in
^apQXi Don einer 9Riffu)nSgef eOf d^ ouS, bie unter
ber protection ber ffaiferin fielet. SHefe (Sejea«
fd^aft adelte 1886 bereits 7169 actiDc aJHtgfieber
unb ift aud^ nad^ il^rer Slrt in otiberen @egeiibm
tl^ötig. 2)ie SRiffton in Sopan fd^eittt neuefit^
mieber auf gegeben tt)orben ^u fein; menigfienS^
93ifd^of 9licoIai bie in Xofio begonnene ffii^
nid^t ausgebaut unb baS Sanb »teber Dedafjei
2)agegen |ei|t eS im officieOen 99erid^t biefer @e<
feDfd^aft über bie 3Kiffion im aitai: „UnfereSRij.
ftonare ftnb gemol^nt, nid^t auf ©d^tDierigfeiten p
ad^ten, meldte bie Statur bietet, nod^ fid^ bmni^ben
tifanatiSmuS beinen ju laffen, ber bie 3tabc*
gläubigen erfüUt. 2)an! biefer ßigenfd^t 1^
biefelben gro|e Srfolge ju Dergeid^nen. Sie mo^
ten SReifen Don im ©anjen 30857 SEBerfl im «tai
unb befe^rten 639 ©eelen. 2)ie 28 ©d^en ber
SRifftonare tt)urben Don 498 ffnabenunb 236 mb*
d^en befud^t." Sin uuDerböd^tiger 3^9^/ ^
©oloiDiem, ersöl^It bagegen: „3n3Qpanfanenbie
meiften $riefter, fobaä fte bie SBei^ tifyiüa,
Don ber rufftfd^en ffird^e ah, um felbfiönbig eise
SanbeSürd^e Dorjubereiten. 3n ©iberien aber ip
bie 99ele]^rtmg nur eine fd^einbore. SßaS bie ^
ben Dorl^er geglaubt, baS Italien fte qu(^ meiß no^*
l^er f eft, unb Don einer 3lenberung beS SebenS ^
burd^auS leine Siebe. 3n ^Begleitung Don 30 nit
9teDolDem unb Sangen bemaffneten ff ofolen fomnt
ber SRifftonar in'S 2)orf. 2)ie Sonbibaten jur
Xaufe fammeln ftd^, ein furger Unterrid^t folgt
unb bie Saufe toirb gef penbet — mit einer ^
gäbe Don 5 ähibetn, einem $aar©tiefeln unb einen
^el^e." 2)e^]^alb meinte einfd^iSmatifd^»^
einem fatl^olifd^en $faner in ©iberien gegenüber:
,,Unfere SViifftonare foDten toit @ie aOeiir übenH
l^infommen unb feine ÜRul^efd^euen; bannSMa
mir uns DieHeid^t aud^ bie Srf olge Derf))red^ Ue
aDen fatl^olifd^en 3Rifftonen eigen gu fein fd^inci.'
(!Bgt. über aUeS biefeS: ffatl^oL aJliffionen, Stn*
bürg 1889, 136.)
B. 3nnere ÜRiffion. I. 3n ber fat^oli-
fd^en ffird^e. 9{ad^ ber SingangS gegebnen Se*
gripbefKmmung l^at bie innere 3Rif^ baS ii
ber ff ird^e felbft nod^ gebliebene ober im Sanfe ber
3ett mieber möd^ttg gemorbene Un- unb Wbff
d^riftentl^um befonberS burd^ baS Spo^M ber
Siebe gu überminben. 2)amit ift gugleid^ baS jid
unb baS ©ebiet ber innem SRiffion anaebcäet
2)ie ©efd^id^te ber ffird^e geigt unS, ba^ ®ott bei
fl^einben feines SReid^eS, ob fie nun abftd^id^ ober
unabftd^tlid^, Dereingelt ober Dereint ftd^ gegen bol*
f elbe erl^oben, {tetS gro|e unb l^erDormgcnbe SUbn
ner entgegengefteDt l^at, bie Dor Mem bunl^ ete
l^eroifd^e, ftd^ felbft l^inopfembe Siebe gn (Bfö^
unb ben ©eelen gemetl^t unb gel^eiligt ttxnen. O^
1637
aWiffion.
1638
bog bie frül^eren gal^rl^unbcrte l^ier berührt totx»
bttt, Iö|t fid^ fagen, bo^ bie auftoud^enben großen
Strlel^ren immer bie fte belämpf enben SRönner f an«
ben; fo Dom ÜRittelalter an befonberS am ffi. Sem*
^rb, am 1^1. t^fran^ Don Sfftft, am 1^1. 2)ominicu8,
am ^l. Sincen} ^f^^nuS, an Sol^onn Don Sa))i'
fhran, an 93ert|oIb Don ätegenSburg, am l^L ttaxl
Sorromöud, am 1^1. gfranj Don @aleg u. f. id. 2)ie
®efeflfd^ft 3efu loat ber le^te gro^eOrben biefer
*W. 3)er 1^1. 3gnatiu§ Don Sopola fämpfte befon«
berS gegen ben eingetretenen ©laubenSabfaE unb
rettete S)eutf c^Ianb für bie f at^olifd^e ßird^e. (Spöter
tcat bie innere SRiffton j^auptfäd^Iid^ in ben Äampf
gegen ben 3nbifferenti§mu§ in ^laubenSfad^en
UI& bie Srfd^Iaffung im d^riftlid^en Seben, toit
biejer l^eute nod^ il^r ^uptgiel bilbet. Slu^er ben
3efuiten mar eS befonberS ber 1^1. SSinceng Don
|kml, meld^r ber innem SRiffion bie }ule|t ge»
nannte beftimmte Sttd^tung gab^ inbem er fte jur
SoIfSmiffton auSgeftaltete. 2)ie erfte 99^iffton, bie
er feiner Seit als Heilmittel bot, l^ielt er 1617 ju
SfoÜeDille, unb ber Srfolg toax au^erorbentlid^.
S)arauf ftiftete er gu biefem 3^^^^ ^ine eigene
«ongregation (f. b. «rt. Sajariften VH, 1562).
€einer 9SBei§l^eit entging eS aud^ nid^t, ba^ bie
Stiffton nur einen Dorübergel^enben @rjfoIg l^aben
toerbe^ rnerni ber Suratcleru§ baS SBerf nid^t mit
(Eifer unb Salbung fortfe^e. 2)eg]^alb fd^lug er
in Serbinbung mit mel^reren 93if ^öf en für ben Sie*
mS geiftlid^e Uebungen ober S^ercitien (f. b. ^rt.
IV, 1130 ff.) Dor. 9lod^ in feinem 78. 3a^re l^ielt
er SRifponen, unb Dor feinem 1660 erfolgten Sobe
Rotten bie SRifftonSpriefter in i^franfreid^, Stalten,
ffMm unb ärlanb fd^on über 1000 SO^ifftonen
gellten, ^eute nod^ rnirlen fte, toit in ber auS»
ttNfotigen, fo aud^ in ber innem aWijfton l^öd^ft
fcgenSreid^. 3n Stalten fUftete ber 1^1. ^If onS Don
Signort, im ^inblidC auf ba§ Denoal^rloSte ^irteu'
tolt bie @eno{fenfd^aft ber Stebemtoriften, um ben
Srmen baS Soangelium gu Derfünben unb bem
Mrtoffenen fßolU burd^ SRiffionen, fated^etifd^e
Sde^ngen unb geiftlid^e Uebungen 5u ^ilfe 5U
fommen. 9ud^ anberen einüd^t^Dollen frommen
SRönnem mar e§ bei bem C^rfalten ber maleren
4ri^id^ Siebe in ben ^erjen f o Sieler nid^t ent-
gangen, ba^, ie nad^ Sebürfni^ beS Orte§ ober
MX 3^/ ^i^ ^bl^altung ber SRiffionen ober, ma§
gleii^fons )ur innem 9Riffton ge][)ört, ber Unter*
ri4t ber illeinm, fomie bie letblid^e unb geifttge
9fiege ber %rmen unb ffranfen, meldte bie Sxx^t
|B tttner 3^^ 9<in} auS bem ^uge gelafjen, nod^
ttKiter auSgebe^nt merben follte. ^laä^ ber einm
mb anbem Seite l^in Derbienen Srmöl^nung : ber
Oriien ber Il^eatiner, ber burd^ feine ^rcbtger
nd> 9Rifftonare gugleid^ eine ^flan^fd^ule be§
UH^em SlemS ttmrbe. 9Rit il^m Dereinigten ftd^
jpäkt bie SomaSler , meldte ftd^ ber ßr^iel^ung
armer SSkiifentinber mibmeten. S)te jf apu^iner unb
8anmbtten mürben bef onberS für 9Rif fionen inner*
l^olb ber d^rifUid^ Sönber Dermenbet. 3)ie ^aupt-
Icnbenj ber Dom 1^1. ^^ilipp 9^eri geftifteten Ora*
torianer mar S5ol!§bilbung unb SSoHSl^eiligung.
2)ie beiben 3tDeige ber Sarmeliten l^aben fid^ bur^
aufopfembe Sl^tigfeit in ffranfenpflege unb Un«
terrid^t auSgeseid^net unb nad^ il^rer S^eform eine
%u§bel^nung über faft aDe lat^olifd^m Sänber er*
galten. SHe Dom 1^1. i^franj Don @ale§ im Serein
mit ber 1^1. §ranci§ca Dond^antal 1610 gegiftete
Kongregation ber ©alefianerinnenftellte ftd^ neben
ffranfenpflege aud^ bie ßrgiel^ung ber Äinber jur
Aufgabe. 2)ie nömlid^e 2:enben3 Derfolgten bie
Urfulinen unb bie meiften bamal§ eiitftanbenen
i^frauencongregationen, bie in aUen latl^olifd^en
Säubern ^lufnal^me fanben. ®ie $iariften ttmr«
ben fpecieD für ben Unterrid^t in ben ©d^len ge«
grünbet, ebenfo bie SSäter ber d^riftlid^en Seigre,
meldte nid^t blo^ ftinber, fonbem ^rme unb Un»
miffenbe überl^aupt untenid^ten. SDie Srüber ber
d^riftlid^en Siebe ober SSarml^erjigen ©ruber Der«
pfltd^ten fid^ 5ur unentgeltlid^en Jhanfenpftege.
@o l^at bie fat^olifd^e ffird^e in bem (Selübbe ber
freimiHigm Strmut unb @elb{tentäu^emng Dom
SDWttelalter an jal^llofe ©enoffenfd^aften für %r«
men» unb ffranfetipjiege gefd^ffen, bie ber Un*
glaube l^eute nod^ bemunbert, bie er aber nid^t be*
greifen fann. ©elbft SSoltaire, ber meinte, „bie
Don ber römifd^en Kommunion getrmnten 9}ölfer
al^mten bie d^riftlid^e 92äd^ftenUebe nur uuDoH*
fommen nad^", \a\) ftd^ im §inblid( auf bie freie
jerfönlid^e SiebeSarbeil ber DrbenSgeno jfmf d^aften
einer 3cit ju bem 2lu8fpm(^e gejmungen: „SSiel*
eid^t gibt e§ auf Srben nid^tS ©rö^ereS al§ ba§
Opfer, baS ein jarte§ ©cfd^led^t mit feiner ©d^ön*
l^eit, äugenb unb oft erlaud^ten ®eburt bringt, um
in ben Spitälern jenen ^Ibfd^aum alles menf^lid^en
ßlenbe§ ju linbem, beffen ^Inblidt f o bemütl^igenb
ift für unfern ©tolj unb fo empörenb für unfere
aaSeit^lid^feit" (Sur les moeurs HI, 139).
S3erf olgt man biefeS befonberS über Qfranfreid^,
Stalten unb ®eutfd^lanb auSgebel^nte innere SRif*
ftonSmefen bis 5um 6nbe beS Dorigen unb ^um
Anfang biefeS Sal^rl^unbertS, fo finbet man stoar
eine furje Unterbred^ung burd^ bie franjöfifd^e Sfte«
Dolution unb bie jmifd^en ben d^riftlid^m 3Räd^ten
entbrannten ftriege. Mein felbft toäl^renb biefer
ftriege nod^ Deranftaltete ^Rapoleon I. auf ffoften
ber Segiemng SSolfSmifftonen in ben SiStpmem
Iro^eS, ^oitierS, Sa Kod^eDe unb 3ReJ. 5Rad^
ber SReftauration im % 1815 tratm bann mehrere
^riefter, befonberS bie 2lbbe§ SegreS*S)uDal, SRau«
fan unb Qforbin-Sanf on, ju bem Smedte juf ammen,
ben burd^ bie SReDolution geiftltd^ fo Demml^rloSten
$roDinjen SKif jionen ju l^alten unb SRänner für
bie innere SRiffton in Qfranfreid^ l^eranjubilben,
bie fog. aRifftonSpriefter. Snfolge il^reS SBBirfenS
entftanben in Dielen SiStl^ümem befonbere ©efetl*
fd^aften für ben nämlid^en 3tDedf. ©ie ©eiftlid^*
feit fe^te i^re SRifftonStl^ätigfeit aud^ ttml^rmb ber
anfänglid^ il^r feinbfeltgen Segiemng ber 3uli»
reDolution jum Segen beS Steid^eS unb ber ©renj*
länber fort. ®ie 9Riffionen im 6lfa^ inSbef onbere
l^aben ein großes 9?erbienft um bie Srl^altung unb
62 •
1639 aRlfftOtt. 1640
Smeuerung be§ fatl^oltfd^en ®Iau(en§ unb Se(en§. um l^intDteberum Don biefem lietlenbe unb fül^enbe
3n ben anbeten romantfd^en Staaten l^atten ftd^ 93ele^rung unb Sßittel gu einem neuen, genug«
bie Stifftonen gletd^fadS f orterJ^alten, aber meiften^ t^uenben Seben entgegenzunehmen. S)en @^14
nur für ba§ niebereißolf; bie l^ö^eren (Staube be« ber Stiffton bilbet bie Erneuerung be§ Sanf>
^enf(^te, xoxt überall^ DöQtge ©leid^gültigfeit. 3n gelübbeS, bie Uebergabe ber ®emeinbe an bie 1^>
9tom felbft entftanb fogar burd^ Ra^pat 93uffaIo lige Jungfrau, bie abbitte unb 3>anf)agung tioi
eine neue Kongregation, bie Dom foftbaren 93Iute bem aDerl^eiligften @aaamente, bie ßnic^tung
(f. b. 9lrt. n, 932), tt)eld^e fid^ oon Anfang an cineS iheujeS ober ber Stationen, bie feierii^e
gau) ber !Bon§mi|fton mibmete. ^ud^ in bem Srtl^eilung be§ 9Riffton§abIaffe§ unb bie @etto
ütäjiixd) freien Scigien Müßten bie SSoIfömifflonen feier für bie in bie gtoigfeit eingegangenen 6ta,
mä^tig auf ; ebcnjo tourben fie in ber ©d^ttjeij Satten, ftinber, ©ejd^ttJifter unb greunbe. ®i^
t)or bem ©onberbunbsfriege eifrig abgel^alten. 3n furje Serlauf einer SSoIfSmiffion mit oK i^
2)eutf(i^Ianb toixtttn neben ben granciScanem, äBal^rl^eiten unb S^l^atfad^en mod^t fie }u eins
Rapn^inttn, 2)ominicanem bor aDem bie äefuiten. OueDe beS @egen§ für bie SJlenf d^l^eit, fo ba|
?luf bie Regierung ber ftaiferin SRaria Serepa, felbft ber proteftantifd^e (Sefd^id^tfd^reiber SRer^d
bie in Defterreid^ bie innere Wijfion begünftigte, über bie SBirfungen ber nad^ ber SReüoIution bcS
folgte bie ungünftige SlufflärungSpcriobe 3o« Sal^reS 1848 abgel^altenen 3Riffu)nen fid^ gu bm
fej)|§II. S)ie SRegierung§art unter bem ®eut» ^uSfprud^egesmungenfal^: ^S)ie!at]^oUjc^3Rij=
fd^en 93unbe berfd^örfte ben 2)rudC ber geiftlid^en fionen l^atten t^eilS al§ Silber beS surüdfgefel^
^olijei auf ffird^e unb fird^Iid^eS fieben, unb menn @eelenfrieben§ einen l^ol^, unDergleid^Iid^ 9^,
aud^ bie dürften Oefteneid^S unb SaQemS bie 9ie' t^eil§ offenbart ftd^ in i|nen fo Diel fitaft bed 9^
bemtoriften berief en,fofonntenbiefebod^ nur unter giöfen unb ©ittlid^en mitten in ber gorruptwi
beftönbiger ^Infeinbung öon ©eiten ber Seamten ber 3fit ba^ feinanwefenber, felbft ber mitSi»'
unb Sid^tfreunbe mirlen. Srft nad^ ber SteDoIution urtl^eil basugetreten, ftd^ eine§ ^eiligen ©^owif
beS Sal^red 1848 burften, ganj ungel^inbert Don 5u ertoel^ren Dermod^t fyit 9ud^ 3u^^to M
biefer Seite, ätebemtoriften, 3e)uiten, Ropuiintt etmngelifd^en SefenntniffeS UKiren tief ergri^
unb i3franci§caner bie burd^ bie Stürme ber 9teDo* unb befannten, ba^ l^ier nid^t§, nmS ifynm ftaA
lution ber j^ird^e entfrembeten SoÜSmaffen lieber unb feinblid^ fein tonnte, Dorgefommen, fonbcn
5U gewinnen fud^en. ©ro^artige ÜRiffionen U)ur* ein nml^rl^a^ eDangelifd^er ®eift in a))oflori{4ff
ben Deranftaltet Don Stabt ju Stabt unb Don (£infad^|eit unb jhaftft^ offenbart l^atte.' .9to
®orf 5u ®orf, toie in Sö^men unb Sirol, fo am fie^t," fö^rt Wenjel fort, „mie bie alte SRittt»
äil^ein, in SBeftf alen, Sägern, Saben unb SBürtem- lird^e im Sortl^eil ift, ba fie fold^e SReettngS ffoiHa
berg. 'Jlaä) Vertreibung ber 3efuiten unb ber an« fann ol^ne bie minbefte 35eforgni| Dor einer ft*
geblid^ mit il^nen Dermanbten Stebemtoriften l^örte fd^meifung ober Söd^erlid^feit 93or htm tiej^
bie Slbl^altung ber SRifftonen burd^ biefe ^mar auf, Smft il^reS @aaament§ ber Suge mei^ jdier
ia fie tourbe eine 3citlang fogar ganj Derboten, Spott unb jebeS SSerbred^en."
tt)ie e3 in Saben l^eute no^ ber gfaE ift; bagegen SoQ j[ebod^ ba§ burd^ falfd^ Unterric^ vA
mürbe anbermörts neueften§ ben ffopu^inem, ftttlid^e Senoilberung mieber emxid^fene ^dbo*
f$franci§canem unb Senebictinem bie Slbl^altung tl^um, baS ftd^ au^erlid^ al§ (^riftentl^ gebedxt
Don 9nif ftonen mieber geftattet, unb felbft SBelt« mit ber SBurjel ausgerottet merben, f o genügt 1»
t^riefter traten, mie Dielfad^ g. S. in SBürtemberg, Solfömiffion feineSmegS aSein; fie ebnet nur Mt
atö 9Riffton§i)rebiger unb Spercitienmeifter auf. äßege, gibt nur ben ®eift ber Umlel^r imb 9e!((*
äl^rem SBefen nad^ befielet bie SoIfSmiffton in rung. SoD bie Setel^mng Don Unglauben ni
einem S^cIuS Don Su^rebigten unb Su^übungen, Sünbe ^um d^riftUd^en ®Iauben luib £ebai Ue
bie in einer f ortlauf enben äteil^e Don £agen Don Sefferung träger, genu^füd^tiger^rmengmnSifll
einigen burd^ ben Ordinarius loci beDoDmöd^tigs unb jur S))arfam!eit, mie egoiftifd^er Steid^ fß
ten ^rießem (99^i{ftonaren) 5ur Selel^rung unb d^riftlid^en Sarml^ergigleit eine bauer^fte ta»
Sefel^rung ber Sünber, ^ur SBieberermedfung be§ ben, fo muffen bie ^rd^ unb beren Organe ii
d^riftlid^en ®Iauben§Ieben§ gel^alten merben (9)lif« Serein mit allen ®utgeftnnten baS Segomnt
fion§t)rebigten). Sin fold^er S^cIuS Don Setrad^- meiterbauen. ^ud^ l^ier öffnet fid^ für bie im»
tungen, geiftlid^en Uebungen unb SSortrögen l^at 9)li{fton ein großes , meit ouSgebel^nteS gfdb ker
bie Snoedfung be§ Su^geifteS ^um gemeinfamen Xl^ötigfeit. ^ie bie mönnlid^ imb toeibli^
Siele, f 0 bafe ber Sünber jerfnirfd^t, aber nid^t Der» DrbenSperfonen ber geiftigen unb feiblicl^ SM
nid^tet, fonbem nadft ber3«fnirfd^ung mieber em» il^rer 9lebenmenfd^en Don jel^ pdl^ gumOpfaiP
porgel^oben mirb. S§ Dereinigen fid^ aDe Stimmen brad^t l^aben unb immer nod^, |q DoÜ^SI^iger nk
ber Smigfeit unb be§ ®emiffen§, bajs aud^ ber Diel» eifriger al§ ie einmal, fid^ ^um 0))fer bringen, {t
iö^rige ^eröd^ter be§ Su^faaamentS nid^t miber* muffen, befonberS in ^eutfd^latib, feit 9u^d^
fielen fann, pd^ felbft erfennen, fein Vergelten bereuen ber meiften für bie innere SRifpott fonp fi^äti§»
unb fein ganje§ fünbl^afteS Seben einem Diedeid^t Orben§genoffenfd^aften,)e^tS0B«Itprie{lerunb8aa
Dorl^er nie gefel^enen 99eid^tDater ol^ne SRüdtl^alt mit Dereinten jfröften, burd^ moteridle unb geiPif
unb Sd^am in einer ®eneralbeid^t befennen mu^, SRittel bal^in mirfen, ba§ burd^ bie 93oII§mipi
641 aniffton. 1643
iMonntne neut Seien auf bie einjtintit Alanen, btf Siebe für ba§ !0d1T. feine Getben iinb !Bebürf'
nf fwuSanne unb Jhanfe, auf Dfeit^ imb ^e* niffe Deiloien unb barum auä) baS ^olt \\d) xlfi
t|nibe, auf miHetlofe ^onbloerfer unb Srlieiter, entftembet, SJie inneu ÜKiffton ifl ber BebeniüCt,
üf SejeUen unb Se^ilinge, quf 93ere^elic^te unb in unb butt^ meieren bie JfiicEte fii^ je^t miebti
^lofe, auf 6(tem unb Äinber, auf aunglinge auf ifeten erften, urfptünfllidiften, eigenften SBeruf
ndt Jungfrauen, auf SDorgefeWc unb Untergebene lu bejinnen ieginnt . . . SlaS ift eben boB !St-
iiiiü6eiq)uteittn; befonberS mu^ baSjcrrütletei^- beutenbe an bcm je^t untet uns beginnenben Sfflerte
itUitnIeben, bie ©tunbloge unb Ouetle fo Dielen ber tnnem 3JIijfiim, ba& biefelbe jeneS lange un«
IcbtlS, gehoben unb flebeffett »erben. So wirb berüilfictitigie Sebürfnig, beffen fernere Sßemaifr'
lic innere SWiffüm jur aUfeitigen Sluäbilbung ge- läfftgung für bie ffirc^e teiiiöt letal werben lümite,
>ra4t, tvcld^ bie grollen, fo bro^enben Stäben junt [dtitteliiuntt feiner S^ätigleit mai^t unb au8
«r Viitigtii^'W^i^iu feilen berufen ift. Sliel einer ^rofefforen- unb ®eiftlid)IeitSCird)e »iebcr
tcf^^tfettSangcm.tiiieburd^bieOrbenSgenoFfen' eine ^olKtizäft ju machen nerfpricEit." €o lautet
^ftcn unb bur^ ttum^ SBruberf^ften (f. b. ^rt. ba3 @eftänbnig eine€ ^rote^anten (91ug§b. 9Qg.
1, 1824 ff.), fo fiefonbetB burc^ nerft^lebene freie Seitung 1849, Srilage ju 9}r. 190), unb ein aje-
Bmint, tnie ÜJlönner' unb aßüttemereine, 3üng- ri^terflatter über SBiclieml SBui^ „S)ie innere
iit8«-unb3ungfrouentiereine, ©efellenuereineunb ajliffion" gefleht: „S)a8 prottfiantifd^t Sieutfcft«
!^ing9))atronQt, foufmännifc^e Kongregationen, lanb Iji in ben meiflen 3tt>eigen biefer aufopfern«
Eltfa6ttl|«f unb SÜncenjuereine u. f. m. (f. b. 9Irt. ben SiebeSt^ätigfett fafl tabula rasa" (in S^oIudS
Bccriiu, foroie bie Slrtl, über bie einjelnen Drben 2it. Änjeiger Dom äabre 1849), ©iefe Stimmen
mb Songtegationen, namentlid^ neiblidie, no bie au3 ber St^i. mo fii^ baS proleflanlif^e S)eutf(!^-
«ifd^ebenen Wirten ber Siebe9tf|ätigteit namhaft lanbaufeineaOgenteineiBettiatigunganberinnem
itmii^tlinb). ©ie fmb befonberS berufen, bei ber ^Jlüiion }u bejinnen begann, flnb ^ier oorauS-
jtrfetatng bei gfamilienlebenä, bei bem june^men- gefrf|ic(t. Intil mnn gat oft lefeu lann, bafe bie tiitl-
KB feinblii^en @egenfat( gwif^n Sinnen unb gefloliigc 21iäligtcil ber iunem IRiffion in ber
Krisen, 91rbeittm unb Arbeitgebern, bei bec SSei- Inlbaliff!)en Sind)! niii bei in ber „proteftontif^
Änngnnei Sudorität beS ®ef eheS, an bet ^ri^- nad;geliilbel" fei. (Ssfollnunnidit geläugnet nxi-
UQtn SBiebergeburt ber ©efetlfqafl mitjutoirfen. ben, bop einjcliicn emften ^roteflanten bie tief-
Kc^ (onn aber nur Dom EBoben ber fftrc^e au3 geE)enbe ^ifferettj jmif^en Slufgabe unb tbatfät^-
Kf^^t^ (Dgl. befonberS baS älunbfc^reiben ^ßa)ifl iiii,n SQ^icfung iifin ganj an ben Staat auSge-
iüfi XUL über bie Arbeiterfrage Dom 17, *Dloi üeftrttn fiirdjc fd)pn talb jnm SBcnniltfein lam,
L891;batinaud^!Bu^,3lie^olßmif^onenIS51), unb bn^ bicje fid) be^^alb jur Aufgabe matten,
Det Stoot !onn b'^in nid^t auSreicbenb Reifen, bif „mitten in ber (i^riflen^eit Don fibi^iflo Slb-
M f^fifii^ unb materielle Xilittel QÜein fit$ alS geinten, burd^ Unraiffen^eit t^m gemgebliebe-
ngettägenb ermeifen. 9iur bie Äirf^e unb bie onn nen, burfi Unglauben oon i^m 9I6gefaIIenen ober
^ m^e^enbe 2iebe§t^ätigleit i^rer ©lieber tonn unter uerfd^iebenen ginfiüffen öu^erer 9lDt^ mit
fkt l^elfen unb feilen buri$ SSieberbelebung beS Abfall EBebro^tcn, fonio^l einzelne nie ^SolfS*
E^riflntt^nii in ben ^erjen ber Steigen toit ber gruppeu unb üßoIISmaffen" für baS 9)eiiii 6^fH
limcB, ber 9)Drgefehlen mie ber Untergebenen, nieber jn gewinnen, €(^on bem &pmtr'\(!)m
■bem fie befonberS Dem SReii^en EBarm^erjigfeit $ietiSniu3, befonberS mie er fic^ in S. p. ^tanit
oÄi ^IftnbeS Willeib für feinen armen Dtebcn- unb in ber Snibcrgemeinbt dugerte, gebührt baS
BOtf^ tinfibgt unb bem ^imen in feinerer- Sßerbienfl, bit freie SiebeSt^ätigleit gefürbert gu
■ort ni^t eine Smiebrigung, fonbem einen e^r* liaben. ^a§ ^aUef^e ^ifen^uS mar baS 9)or>
iora, biir4S(rifK!Beif))ielunbfiebengebeiligten bilb für ätinli^e ^nftalten. An bie Stelle beS
Etoidt ^eigt, i^n gum T$lei|e, jui @paifamreii lebenbigen aSorteS ber innem ^Dhffion bei ben
ndt ®enfig|amlcit anhält unb mit il^m itir ÜSrob ffat^oliFen trat liier jebof^ balb nur^ ber tobte
^fää, nie fit es immer get^an, fo lange man ibr Sui^ftabe, bei bur^ 33ibel' unb Iractatengefell'
MAfelte trii^ genommen. tSiaS baS lat^olif^e fi^aften Derbreitet nurbe, guerft in Snglanb unb
■tM^Dlat bei fiiebe au^ ^eute nod^ Dermog, geigt ^orbameiita, bann au^ in Seutf^tanb (Dgl. aw^
Dom SoCco, bei eHftei beS Oratoriums brS b, Art. S^nflentfiumSgefeDf^aft lU, 200). Sin-
f. gfning Don @aleS (f. b. Irt, Salefuner), jelne Anflalten, nie bie StettungSanftalten, toel^e
IL 3nnere SCriiffion ber ^ßroteftanten. 3ob. Sa« in SBeimar 1813 in Sut^rbofen, bei
Sil ber 9Iame,fo ift au^ bie ©eftaltung ber innem ®raf D, b. fRecIe 1816 in ODerbql unb 'SjüM-
Niffiintbtiben SßrDteflantmganj neuem S)atumS. 1^, 3eUei 1816 in !8niggen (Si^niei}). bie ffö-
pHiemonb nriib ISugnen nollcn, bog baS iBei* nigin ffat^arina in SIBurtembeig 1820 grünbeten,
Httoi ber Uit^t felbei unb ber in ibr berufenen bann bie Dielen jfleinfinberf^ulen u. f. m. legten
netlR bie gegetitoärtige (b. i, bie 1848 gu Sage 3(ugntg ab Donber3:bäligC(itaufbiefem®ebiele.
■trctou) Sage bei ®inge jum größten 5:^eil ber= 3ii Snglanb iDurbe bann, roaS fcüfitr ßonarb,
Kiatffi^ ^t. Site (pioteftontij^e) ffirt^e i^ai SSiilberforce unb %ujlon Uerfud^l, in no^ auSge-
nSptlu^ bem !ßorbiIbe ber alle ften jtiri^e ben be^nlerer Steife Don Sorb ÜflileQ. bem ßtrjog Don
Bbat tnd) mit bieftm Dielfa(^ au4 iiaS ^erg unb Argqle, ßlifabet^ j^xi) u. a. m. fortgefe|t. Wo«
1643
SRiffion.
1644
grünbctc für bie 3lrmcn unb gcijtig SScrtool^rloStcn
eine ©tabtmiffion, SKagbQlcnen=^n[taltcn, 9tad^t«
af^lc al§ Dbbad^ bcfonbcr§ im SBinter für S5er»
lajfcnc, grcmblingc unb aSonbcrcr, ©onntagS«
unb nicbere ©d^ulcn für uml^crfd^mcifcnbc ffinbcr
u. f. VD. Son fionbon au§ niurbe in ber gfolge boS
ganjc Sanb mit einer 3Jlcngc fold^erSSereinc über«
5ogen. an Sd^ottlanb begann Sl^olmerä unter
ben ^reSbpterianem bie ^Irmenpflege toieber auf
ürd^Iid^er 93afiö iju organifiren. 3n granfreid^
toax befonber§ bie ßöangelifd^e ©ejellfd^aft für
biefe Smedte tl^ätig, unb ä^nlid^ mirften in §oI«
lanb, in ber ©d^meig, in ©darneben unb ®äne-
mar! i^txl^ einzelne ^erfonen, tl^eilS gröjsere 93er«
eine, ©o mar e§ crft ba§ Seitalter ber SReöoIu«
tion, meld^eS bie innere Stef orm ber ))roteftantifd^en
ffird^e jur burd^greifenben Sl^at entfaltete. 3n
2)eut)d^Ianb mar e§ befonber§ bie 9tet)oIution be§
3a^reS 1848, meldte grofee SSolföjd^äben in ber
Jjroteftantifd^en ftird^e bloßlegte unb ba§ Säebürf«
ni^ ber innem TOiffion allgemein bocumentirte.
©^on öorl^er maren l^iergegen einjelne SSereine ge«
grünbet unb Slnftalten in'§ Seben gerufen, mie
1833 in 93erlin ber meiblid^e JhanfenDerein burd^
©o^ner (f. b. «rt. V, 848 ff.), fpäter mit bem
©lijabetl^enftift öerbunben, 1836 bie ®iaconifjen«
anftalt bon gfliebner (f. b. «rt. HI, 1678 ff.) unb
1833 ba§ atau^e §au§ in Hamburg t)on äBid^em,
lauter Slnftalten, meld^ anberen Orten jum TOufter
bienten. SBid^cm (geb. 1808) begann in feiner
93aterftabt Hamburg mit 12 üerma^rloSten Jhiaben
unb fügte balb bem urfprünglid^en Slaul^en ^aufe
ben Sienenforb, bie Qfifd^erl^ütte, ba§ Slrbeit§|auS,
^a§ Xl^urmgebäube, baS lanbmirtl^f d^aftlid^e ®e«
böube, eine 93ud^l^anblung, 93u^brudCerei unb
Sud^binberei, fpöter bann eine Sniberanftalt, ein
$enfionat, ©d^ulmeifterl^auS u. f. m. bei. 6r mar
aud^ t^ötig für bie ©tiftung be§ SentralüereinS
für bie innere SRifpon, meld^er 1848 auf bem
ffird^entage ju 9Bittcnberg mit 99et^mann«^on»
meg a(§ ^orft^enbem ju ©tanbe !am unb ber bie
bereits beftel^enben ^nftalten unb SSereine in or«
ganifd^e SSerbinbung bringen unb bie bi§]^erige
iirbeit ber innem SKijfion ermeitem f oDte. S)iefer
SentralauSfd^u^ miU nad^ ben ©tatuten ,,iti3'
befonbere beftrebt fein, fold^e ©ebiete beS SSolfö«
lebenS, bie ber SBirfung beS 6üangelium§ ent»
jogen finb, bemfelben mieber ju öffnen, bie SGBerfe
d^riftUd^er SiebeStl^ätigfcit anjuregen, ifolirte 93e«
ftrebungen biefer ^rt mit einanbcr in SBerbinbung
ju bringen unb mit 3iat^ unb %^at il^nen ju
Bienen", ©eine ßongreffe, bie in üerfd^iebenen
©tobten 2)eutfd^lanb§ Don ba an abgel^alten mur«
ben unb nod^ abgel^alten merben, finb bie ©ammel«
ftätten unb neuen 2lu§gang§pun!te für alle bicfem
©ebietc angcl^örigen S3eftrebungen gemorben. ©ie
l^atten aber ju flagen, ba^ nid^t blo^ ber ürd^en«
feinblid^e Unglaube bagegen aufgetreten, fonbcrn
aud^ längere S^xi felbft ba§ gläubige ff ird^entl^um,
ba§ „5um Xl^eil in gcfe^lid^er 3tuffaf)ung be§
ftird^cn« unb in einjcitiger Ueberfpannung be§
SlmtSbegriffS in ber innem SRiffton feine befru(^=
tenbe, fonbem eine bie lird^lid^e ®mnbori)mnig
untergrabenbe unb nicberrei^enbe ?road^t'' ja^.
^Umölig !am aber, „ben finftem üRäd^ten gegen^
über, meldte ben ©turj be§ ßl^riftent^umS, bie
93efeitigung aller äteligion unb iBemid^tung cM
menfd^lid^en unb göttlid^en 9ted^t§ alS ^ebingimg
beS 93ol!3glüdteS unb bie ätebolution ol§ bie tDa^re
SReligion prodamiren", bie SBertjflid^tung jur
innem SRiffton immer mel^r ^um 93emu|tfein, imb
felbft bie amtlid^e JKrd^e 5eigte mel^r Sntgegen>
fommen. ©o entftanben nad^ unb nad^, ö^nltd^
mie in ber fatl^olif d^en ßird^e, ^nftaltm unb %i>
eine, meldte ber brol^enbm SSermal^rlofung unb
@ntd^riftlic|ung Dorbeugm, onbere ^ur ^b^üfe
Derfd^iebener 92ot]^ftänbe, ober fold^e nad^ Seben§«
altem, ©täuben bejm. SemfSorten. 6§ befte^
befonberS: ftrip})en, ftleinfinberfd^ulcn, KettüngS«
l^äufer, ©r^iel^ungSDereine, Slrmm« unb Äranfei«
pflege, ^pege ber Sbioten unb epileptifd^,
©onntagSfd^ulen, ftinbergotteSbienjic, Sel^rling««,
©efetten« unb SünglingSöereine, Verbergen jur
§eimat, 93ilbung§anftalten für mciblit^e SHen^
boten, aRägbel^erbergen, ©tabtmiffioncn, gürjorgf
für ftuctuirenbe^rbeiterbeoölfemng (Slrbcüercolo«
nien), Äampf gegen 95ettel, Smnffud^t unb Sonn«
tagSentl^eiligung, gegen $roftitution, ÜRagbolenen*
pflege, ®ienft an ©efangenen^ ©orgc für beten
ijamilien unb für entlaff ene ©traf gefangene, Sibel«,
Xractat' unb ©d^riftenüereine, ^olfSbibliotldefen,
ijürforge für bie eoangelifd&e ©iafpora unb für
bie 2)eutfd^en im SluSlanb, für SluSmonberex imb
^u§gemanberte, ©anitätSmefen^ unb in oOe biefe
^eftrebungm l^ineinreid^enb bie ben borml^igen
trübem unb ©d^meftem nad^geal^mtm Srubo^
anftalten unb SDiaconiffenl^üufer; überbie| Seife«
prebiger, Seifeagenten unb S5erein§geifl(id^e. 6o
großartig ftd^ bie 3:]^atig!eit ber innem SRiffumin
^roteftantiSmuS in me^r ober meniger gliufii^et
^ad^al^mung ber fatl^oüfd^m Sil^otigfeit aud^ oxß'
geftaltet l^at, fo gilt bod^ aud^ l^eute nod^ ber 9n§«
fpmd^ be§ ^. % ^uber : „SSa§ ben romanifc^
ffatl^olici§mu§ betrifft, fo tonnen mir {ebenfalls
fo Diel au§ eigener $(nfd^auung unb genügenbes
Duellen mit 3ut)erftd^t bel^aupten, ba| bort bie
^erfe d^riftli^er 99arm]^eqig!eit in bemüht fin^
lid^emunb fomit d^riftlid^em ©eifie unb entfpred^en«
ber formaler unb perfönlid^er 9u§f!attung in iscit
großartigerer, reid^erer unb mannigfaltigow: %n*
läge Dorf anben fmb, atö auf unferer Seite* (3n«
ncre aRifpon 1864, 117). — «IS mid^tigfle 2ite«
ratur über bie innere ^tiffu)n ber ^[hoteflatttn
muß außer ben ißerl^anblungen ber ^ongreffe fei!
1849 unb ben gliegenben SBlättem o. b. »OHitn
^aufe oerjeid^net merbm: SBid^em, 9to^J^änbe
ber proteftantifd^en fiird^e unb bie innere SRiffion,
Hamburg 1844; Südfe, 2)ie }meifad^e, innere unb
äußere fflliffton ber et)ang. ffird^e, i^re gleite
^otl^mcnbigfeit 2C., Hamburg 1843; ©raune, Un«
fere Seit unb bie innere 9Rxffion, Seipjig 1850;
§olIenberg , ®ie freie d^riftlid^e Sl^ötigfeit «nb
1645
aWltgift.
1646
bad Rr^Ud^c «mt Serlin 1857; Se^monn, S)ic
mnete ÜRiffton im Sid^t ber ©efd^td^te, SeipstQ
1876; ^og« Scolcnc^fl., 2.2luil[.,X, 18—33,
tDO bie aefammte Siteratur angegeben ift. [Stellet.]
9tu(|ift (dos), Qud^ äärautgabe ober ^etratS*
gut genannt ift ber 2htbegnff aQe§ bedienigen, toa^
ber ei^emann in einer ju Sted^t beftel^enben &^t
oon ber grau ober öon einem ©ritten für bie grau
^nt Prägung ber gemeinf amen el^elid^en Saften er*
ftöW, ober toie ©anti (Praelect. jur. can. IV,
790) näl^er befinirt: Dos est certa pecuniae
quanidtas aut res sive mobilis sive immobilis,
ab ipsa uxore vel ab alia persona data vel pro-
mifisa viro in occasione matrimonii ad susti-
nenda onera ejusdem matrimonii. 1.2)adcan0'
nifd^ Kec^t be^anbelt bie SRaterie über bie dos
nur gon^ fur^ im vierten 93ud^e ber 2)ecretalen @re«
gotd IX. (tit. 20) : De donationibus inter virum
et uxorem, et dote post divortium restituenda,
unb nebenbei ^erftreut an einigen anberen Stellen.
3m Uebrigen fd^Iie^t e§ ftd^ ben ^eftimmungen
hti römif^n 9ted^t3 an (Dig. 23, 2. 3. 5 ; 24, 3 ;
Cod. V, 11. 12. 13. 16. 22. 23 n, f.), bie aud^
für bie SRoral im ©ebiete bed gemeinen Sted^tS
malgebenb ftnb. 93ei ben ©efe^en bed Corpus
jnr. ciy. tt)irb aber bie Sf^t be§ fpötem römijd^en
Xe^td t)orau§gefe|t, föonad^ bie Derm5gen§re(|t«
Itd^ @elbftanbig!eit ber grau burd^ ba§ matri-
monium al§ f oI^§ feine ^eeintröd^tigung erleibet.
S)em SRanne fielen Siedete nur auf bie in bie &)t
mitgebrad^te dos ^u, auf ba§ übrige ißermögen
ber grau nur fo mett, als il^m fold^e t)on biefer
freitDiSig eingeräumt tt)erben. 2)agegen mar bem
beutfd^ Siebte eine DermögenSre^tlid^e felbftön«
bige SteQung ber Sl^efrau in ber 6^e DoQftänbig
fremb. SlUed ®ut, ba§ fte in bie (Si^t brad^te,
9aab offtit äBeitereS unter ber 9}ermaltung beS
sRanneS, in beffen 9Jhtnbium bie grau trat, ^ier«
aus reftütiren bie Derfd^iebenen @ütereinigung§»
unb ® ütergemeinf d^af t§ jQfteme be§ beutf d^en 3itdi%
neiden gegenüber bii bem römifd^en S)otaIfQftem
boS Vermögen ber grau, fomeit e§ nid^t }ur dos
dS f old^er gel^örte, f elbftänbig t)on biefer t^ermaltet
miri). 3ebod^ l^at eine S^ermifd^ung beiber Siedete
an Dielen Orten bal^in geführt, ia^ gefammte 9$er*
mögen ber grau aud^ ol^ne befonbem 3Uation§act
ofö doB }u betrad^ten. 2)a bie gefe^Iid^e Siegelung
ber 9krnidgen§angelegen]^eiten bei Sbf^Iug ber
61^ §ur3uri§bictionbe3@taate§ gel^ört, infofem
fold^ ®efe^e nid^t baS vinculum matrimonii
ober ben Seftanb ber (S^t felbft berül^ren, fo l^aben
bie bte^guglid^en cibilred^tlid^en ^eftimmungen
ber einzelnen Sönber aud^ für ben ©emiffenSbereid^
0crtifli4tenbe ftraft, felbft menn fte ftd^ nid^t mit
ben Snfd^uungen beS canonifd^en SRed^tS bedten
umrben. ©elbftoerftänblid^ bürften berartige 5Ror»
neu toeber bem göttlid^en noc^ bem natürlid^en
SU^te toiberf)n:ed^en, ba fold^e in biefem gaUe eine
eormptela juris mären (c. 11, X 1, 4).
2. S)ie ffiotationSpfiid^t berul^t auf bem ®e»
bottfen^ ba| bie ^d^ter bie SBeftedung einer 9)iit-
gift al§ legten Ict ber Alimentation üon ben l^ierm
SerpjKd^teten forbem fann. Die grau l^at bep«
l^alb ein gefe^Iid^e§ unb flagbareS Siedet auf eine
dos; ber Staun aber \)ai ber grau gegenüber fein
foId^eS ^td)t, fonbem nur nad^ einigen Statuten
ben ©Item feiner grau gegenüber, hierbei ift
iebod^ %oraudfe|ung, bog bie grau fein eige«
ne3 ]^inrei(!^enbe3 ißermögen beft^t, unb ba^ aud^
fein Ruberer burd^ freimiUige 9)efteQung ber dos
für bie SSerpftid^tcten eintritt. 3ft 2ejtere§ ni^t
ber gall, fo liegt bie äJefteÜung einer SKitgift
5una^ft bem 93ater, bann bem bäterlid^en ®ro^»
Dater ob. 2)iefe Sierpflid^tung tritt jeboi^ nad^ ber
Seigre ber Sanoniften (bgl. Bei£fenstuel, Jus can.
univ. 1. 4, tit. 20, n. 20 sqq. nebft ben bafelbft
citirten Auetoren) nid^t ein, menn bie Zod^ter gegen
ben auSbrüdtlid^en äBiUen bed S3ater§ eine &)(,
meldte ber gamilie megen @ittenIofigfeit ober ge*
meiner ^erfunft beS SKanneS jur ©d^anbe gereid^t,
eingeben mürbe, f omie aud^ nid^t in aEen ben gäUen^
in meldten bem $ater ein gefe|Iid^e§ äte^t ber
Enterbung guftel^t. 3ft fomobl ber ißater al§ aud^
ber ©rofeöater jur Seftellung ber SKitgift au^er
©taube, fo tritt biefc SSerpfliätung für bie aSutter
ein, unb 5ule|t nad^ ungemeiner Anfid^t ber Sa*
noniften für ben leiblid^en Sruber (Laymann 1. 3,
tr. 4, c. 13, n. 5). ©elbft ein ©eiftlid^er fönnte
für feine bebürftige @d^mefter bie ÜRitgift au3 bem
©infommen feines SeneficiumS beftreiten (Lay-
mann 1. c). 92ad^ canonifd^m 9ted^t ift femer ber
SSerfübrer einer 3ungfrau üerpflid^tet, fie }u b^i»
raten unb auSjuftatten (c. 1, X 5, 16). SDie ^rajiS
f)ai iebod^ ^itxav& eine altematiDe ^ftid^t gemad[)t.
SDaS preu^ifcbe Sanbred^t (2. %^U 2. Sit., § 233ff.)
fennt eine 2)otation§pf(id^t be§ ^BaterS, et>entueQ
ber Stutter, iebod^ nur fomeit eine SluSftattung jur
^oäf^tit unb 5ur erften @inrid^tung beS ^au§mefen§
erforberlid^ ift unb bie j^oftm berfelben aud^ nid^t
aus bem eigenen Vermögen ber Sod^ter ober burd^
frcimiHige ©efd^enfe eines ©ritten bestritten mer«
ben fönnen. i)er SSerfü^rer einer 3ungfrau ift jur
2luSftattung in beftimmter §ö]^e nur bann ber«
ppiddtet, menn er biefelbe mit ®emalt (9?otbaud^t),
in putativer Sl^e ober im 93rautftanbe gefd^möngert
bat. "ilaä) föd^pf^cm SRed^t (©äd^f. S. ®.-95.
§§ 1661—1663. 1551) rul^t bie SSerpfßcbtung
5ur 2)otation in angemeffener §öbe an erfter ©teile
beim etmaigen %optit)t)ater, nad^ ibm beim mirf«
Ud^en SSater, jule^ bei ber SKutter. S)er Cod. civ.
fennt eine gefe^Ii^e S)otationSt)fIid^t nid^t (C. ciy.
art. 204). 3n Defterreid^ tragen ßltem ober
@ro^eItem bie 2)otationSpf[id^t für eine 93raut,
bie felbft fein ju einem angemeffenen §eiratSgut
binreid^enbeS SSermögen beft Jt (Oeften. 99. ®.»S8.
§ 1220). SDie ^'6\)t ber SKitgift rid^tet fid^ überall
nad^ ben ®efe^en (^flid^ttbeil) ober htmf)i auf S3er»
trag, ober fte mirb nad^ fianbeS» unb OrtSgebraud^,
na^ bem ©taube ber @ltem 2C. bemeffen. 2)ie Don
ben baju iBerpflid^teten befteUte ÜRitgift mirb dos
necessaria, bie Don einem S)ritten gegebene dos
voluntaria genannt. Srftere l^ei^t ou^ dos pro-
1647
SBitgift.
1648
fectitia, leitete dos adventitia. SEßirb ber 9iüd»
fatt ber dos adventitia an bcnjcnigcn, ber fte
freiiüfflig bcftcHt, im gaDc ber «uflöfung ber e^e
öertragSmä^ig bereinbart, fo liegt eine dos re-
ceptitia öor. SllleS Vermögen ber grau, toeld^eS
ni^t bie ©igenfd^aft ber dos l^at (S)otaIöertnögcn),
ttnrb ^orapl^emolgut genannt. ®aS öom SWanne
befKmntte SJcrmögen, »eld^eS er ober ein ©ritter
für il^n otö ©egengabe für baS ^eiratSgut einjejt,
l^ei^t contrados, antiphema, ober Sßiberlage,
©egenöermöd^tni^. S)ie ©otationSbcfteünng felbft
gefd^iel^t enttoeber burd^ factifd^e 3u»enbung be8
al§ aRitgift beftimmmten SSermögenSbefianbtl^eileS
(dotis datio), ober burd^ ein red^tlid^ geftd^erteS
SSerfpred^en auf ©ettjäl^rung eineS fold^en (dotis
promissio), ober feiten§ ber gfrau ober il^reS
@(^ulbner§ ober il^reS bäterlid^en ©emaltl^berS
burc^ einfädle 3ufage (dotis dictio). 2)a§ bem
ajlanne gegebene gültige SSerfpred&en gur Stellung
ber SRitgift »irb bom Redete bereits als Stellung
berfelben betrad^tet, fo ba^ bie Erfüllung be§ SSer-
fpred^enS grfüöung einer beftel^enben ©d^ulböer«
binblid^feit ift.
3. 5Rad^ Uebergabe ber SKitgift an ben SWann
gel^ört biefelbe nad^ römtfd^ent dted^t i^nt eigen*
tl^ümlid^, fo ba^ er barüber ein freies ©iSpofitionS»
red^t beft^t. Siegt nur eine promissio dotis Dor,
fo !ann er nad^ ^bf d^lu^ ber &it bie Uebergabe ber
berfprod^enen SMitgift auf bem SBege ber Älage »er»
folgen. %ber nid^t blo^ bie dos felbft gel^t in baS
Sigentl^um beS 9RanneS über, fonbem au^ bie auS
berfelben jüefeenbenßinfünfte. Sebod^l^atberSKann
bie 93er)){!id^tung, bie 2)otalgüter gu erhalten. 2)e^«
l^alb barf erSotalgrunbftüdtenid^t öeröu^em; be«
jüglid^ ber 5Kobilien l^aftet er für ben SGBertl^. SBo
hingegen ©ütergemeinfd^aft befielet, geftaltet ftd^
bie ©ad^e anberS. SBirb nur ein Stl^eil beS beiber«
feitigen 93ermögenS als gemeinfameS Stgentl^um
beiber ®atten bereinigt fo ba^ ber eine Vermögens»
tl^eil ber $rau als dos, ber anbere Sl^eil beS
!ERanneS als contrados (SBiberlage) gilt, fo unter«
fielet biefer ganje Sl^eil ber 5RuJnie^ung unb 25er«
maltung beS 9[RanneS, ol^ne ba^ jebod^ le^terem
irgenb ein ©igentl^umSred^t übertragen toürbc.
Sejüglid^ beS übrigen ©onberguteS bergfrau fommt
bem IRanne nur bie SSerttjaltung ju, infoioeit bie
3frau aud^ biefe nid^t ftd^ felbft borbel^alten l^at.
Dl^ne i^ren KonfenS ift jebe Veräußerung il^rer
Immobilien feitenS beS SQRanneS ungültig. Ueber
bie gfrüd^tc ober ©rrungenfd^aften beS gemeinfamen
SSermögenS biS})onirt ber SKann allein ; jebod^ ift
er im ®e»iffen gel^alten, fte gum Unterl^alt ber
Qfamilie ju berwenben. SEßo l^ingegen bolle ®üter»
gemeinfd&aft beftel^t, wo alfo baS gange SSermögen,
toeld^eS beibe Seeleute bei Slbfd^luß ber g^e be«
ftjen ober Ȋl^renb berfelben auS irgenb einem
Xitel erttjerben, gemeinfameS gigentl^um ift, ba
unterftel^t baS gefammte SSermögen, fomeit eS ni^t
gefefelid^ ober auf ®runb eineS UcbereinfommenS
auSDrüdflid^ ber grau borbel^alten ift, ber SSer«
waltung unb bem 5Riefebraud^ beS SDlanneS, ol^ne
baß il^m iebod^ ein Sigentl^umSred^t }u!ommt Ser-
äußerungen unb Selafhmgen bebiiif en beßl^lb ftet§
ber 3uftimmung ber gfrou. 2)od^ beftel^en (m^
l^ier in ben einzelnen Säubern gefe|lid^ @oiü)n>
l^eiten. 3laäi preußifd^em Sanbrcd^t (2. S^L,
5. abfd^n.) fielet bem ajianne bie Sefugniß ja,
über bie (Subftang ber 9Robilien gu beifügen, je»
bod^ unter Haftung gum ebentueUen Srfa^ S)o§
öftenei(^i{(^e »ed^t (95. ®.«93. § 1237 ff.) en^Ü
nur bie beftimmteSorfd^rift, baß ber2Wannaud^bo§
freie SScrmögen ber grau (^arai)]^emalbcrmögcn)
gu bermalten l^abe, f of em le Jtere nic^t toiberfprid^
5Kad^ franjöfifd^em Sed^t (C. civ. art 1540 b.)
leben ß^eleute in ®ütergemeinfd^aft, fönnen über
ftd^ burd^ Uebereinlommen oud^ nad^ 2)otolre(^
rid^ten, infofem nämlid^ auSbrüdBid^ ein befhnun«
teS ^eiratSgut (dos) befteUt wirb, über toeld^
bem 9J2anne bie SSermaltung unb ber !Rießbraiu^
aufteilt, baS Sigentl^umSred^t febod^ ber grau ber»
bleibt. MeS anbere 93erm5gen bleibt freies @iit
ber grau (^arapl^emalgut), ju beffen SSeräußenrng
le^tere jebod^ ben SonfenS beS SRonneS not^ioen-
big l^at. 3n f8at)tm unb anberen beutfd^en Staa-
ten befielet t^ils Dotalf^ftem, t^eils porticulört,
tl^eilS allgemeine ®ütergemeinfd^aft.
4. Sber aud^ ba, wo bem ÜRanne nod^ r5mi{($em
Siedet bie ÜJhtgift ber grau ^u eigen wirb unb
biefer barüber ein 2)iSpofttionSred^t erlangt, bleiM
i|m in gewiffen gällen Die SReftitutionSpjlid^t be«
5üglid^ ber Subftang ber Snitgift 3a }u @unjten
il^reS dtüdfforberungSanfprud^eS l^at bie grau ein
))ribilegirteS ^fanbred^t am SSermogen beS 9lan*
neS. 2)aS SüdtforberungSred^t !ann pe aber bonn
geltenb mad^en, wenn ber SRann berormt ober fein
Vermögen berf d^wenbet. Seftel^t jur ©id^er^cEung
ber dos bie fogen. contrados, fo fonn bie gron
5ur @id^erung einer Sntfd^äbigung im gaOe emer
ebentuellenVerfür5ung an il^rer dos bieSkräuBc
rung berfelben berbieten, be^w. bie @ad^e bon jebeoi
Veft^er als ein il^r berpf önbeteS ®ut jurüdff orbem.
yHä^t aber !ann fte einen Stnjprud^ auf bie grui^te
ber ÜJlitgift mad^en. gungible @ad^en ^ in
genere 5U erftatten : eine gleid^e Quantität gleid^
Dualität. 9i[id^t fungible @ad^n ftnb in spede
Surüdtjugeben, b. i. baSfelbe Sad^inbibibuum, ukI«
d^eS als dos überliefert war. 3^ bieje @a(^e aber
burd^ SBerfd^ulben beS SnanneS, }. f8. burd| Ser«
äußerung, nid^t mel^r bor^anben, ober ifi f e bnr^
grobe SSemad^löfftgung ju ®runbe gegangen ober
befd^öbigt worben, fo §at er ben SBertl^ hn Sod^
gu reftituiren begw. @(^abenerfa| )u leifien, ba er
für baS feiner iBerwaltung unterfle^enbe @nt ber
grau l^aftet cum diligentia, qnam suis rebus
adhibere solet. 9{ot||Wenbig gemad^ten Sufwonb
auf biefelbe !ann er in Slbred^nung bringen; ein
nüMid^er ^ufwanb ergeugt nur einen ®egen*
anfprud^, nid^t aber ein SRetentionSred^t gür bie
©d^ulben beS 3RanneS ^at bie grau mit i^ter
dos nur bann miteinguftel^en, wenn biefelben pi
il^rem ober jum gemeinfamen Seften ober in einem
bon99eiben gemeinfam betriebenen ®efd^ft gemo(i^t
1649
SWit^ra.
1650
ftnb. ^t bie t$tau ben SSermögen^Derfall be§
VlanntS rierurfad^t, fo !ann fie il^re eigenen t$or«
benmgen erft naä) 99efriebigung ber ©laubiger
mitenb machen. 93ei 9ufU)fung ber (Si)t burd^ ben
xob fäUt bie dos an bie gfrou bejm. il^re Srben
paüd, unb imax ©runbftüdte fogleid^, SRobilien
nad^ einem Sal^r. Sei t^eilmeif er ©ütergemeinfd^aft
be^lt ber überlebenbe Zl^eil fein @onbergut (dos)
tmb bie ^Ifte beS möl^renb ber &)t gewonnenen
SBcrmdgenS. 2)ie SRitgift beS Sierftorbenen unb
bie anbere ^olfte ber Srrungenf d^aften föUt an bie
Jtiitber be}tt). an bie Srben beg ^erftorbenen. 2)o(^
bcftel^en aud^ l^ier in ^ug auf ba§ Sonbergut
unb bie Srrungenfd^aften bed Setftorbenen bejüg*
lic^ ber 93ert^eilung 5tt)if(i^en bem überlebenben
Sl^atten unb ben Srben beS Serftorbenen mand^e
burd^ SanbeSgefe^e ^erbeigefül^rte 3Robificatü)nen.
Sfür bie ©d^ben, bie gemeinfd^aftlid^ gemad^t finb,
^Ktftet bei particulörer (Sütergemeinfd^aft 5unöd^ft
bie (Emmgeufd^ft; alle Dorel^elid^n, fomie alle
buzd^ Serfd^Iben beS einen Sl^egatten ober in
fernem Shüereffe gemad^ten @d^ulben laflen ouf
bon Sonbergute beS betreffenben (Satten. 93ei
Dotier ®ütergenteinfd^aft l^aften bie Sl^eleute foli-
borifd^ für aOie @d^ulben, fomol^I el^elii^e aI8 aud^
tHntf^lify, fofem ber @d^ulbner nid^t ein genü«
genbed Dorbel^Itened ißermögen befi|t. Sei ^uf*
Ufung ber &^t burd^ ben Xob tritt ber überlebenbe
Xi^ü allein in bie ^ed^te beS ©anjen. 2)od^ aud^
l^ier gibt e§ tt)ieberum in ben einzelnen Staaten,
befonberd begügßd^ ber 2)iSt)ofttion§freil^eit über
ben 93ermdgen8ant|eil be§ Serftorbenen feitenS be§
lUberlebenben, particulaned^tltd^e Seftimmungen,
boren j(enntni| befonberS für bie ®ei[tlid^en be§
betr. Sanbed }u ibrer feelf orglid^en Xl^ätigfeit not^«
tnenbig ifL
Sei Sd^eibung ber Sl^egatten p Seb^eiten gel«
ten folgenbe fird^nred^tlic^e Seftimmungen. Se*
fie^t bie @d^ibung in Suflöfung be§ e^elid^en
Sanbed (divortium plenum), j. S. tuegen ^b-
fd^u^ ber ®^e unter Sorl^anbenfein eines tren«
nenboi S^binbemiff e§, fo ift, totnn fein 2:^eil jur
3ett ber Sb^f<^ß^|ung ffenntni^ Don ber Ungül«
tideit ber S^e botte, bie dos ber $rau 5urüdf5U'
erl^atten, unb bie contrados be§ Sl^emanne§ toirb
frei, e9 fei benn, ba| getoobnl^eitSred^tlid^ ober
t)ertxag8ntä^g eine anbere ^uSeinanberfe^ungftatt«
f&ibe (c. 1, X 4, 20). 3ft bie ©be aber mit
Siffen eines Il^eileS ungültig gefd^loffen, fo »er«
Ucrt ber fd^ige %f)M feine dos nebft ben loegen
bet (B^ gemad^ten ©efdl^enfen. SSBaren betbe in
mala fide, fo föEt nad^ bem gemeinen ^tä)t bem
SiScuS SeibeS anl^eim (i, 4 Cod. de incest.
mroi.). ®ebt eine ©d^eibung nur ber ebelid^en
SebienSgemeinfd^ft (divortdum semiplenum) bor
fid^, fo er^ |eber %f)til feinen in bie 6be mit-
gebcod^en SermögenSantbeil ^urüdf, menn bie
ZrenmuiomitgegenfeitigerUebereinftimmungfiatt'
fmbet 2)ie gemeinfd^ftlid^en (Srrungenfd^often
«Derben gleid^mo^ig get^eilt (c. 2, X 4, 20). Sil-
be! bie Ibfod^ ein Sb^brud^ ober ein anbereS Ser»
bred^en feiten« beS 9Kanne8, fo fällt bie dos nebft
ben Srautgefd^enfcn an bie Qfrau (c. 1, X 4, 20).
Siegt ba§ Serbredften aber auf Seiten ber grau, f o
verliert biefe baS äted^t auf dtüdfgabe ber dos fei-
tenS beS unf d^ulbigen 9ManneS ; le Jterer bleibt im
Sefifee ber aWitgift (c. 4, X 4, 20). 3)ie toäbrenb
ber S^e burd^ gemeinfame Xb^ttgfeit enoorbenen
®üter finb gleid^mä^ig ^u tl^eilen (c. 2 1. c). 3ft
eine dos besio. contrados nid^t befteüt, fo verliert
ber fd^ulbige S^il ein Siertel feines ganjen Ser-
mögenS an ben unfd^ulbigen %f^t\\. Sei ©üter-
gemeinfd^aft, fomol^I particulörer als aud^ allge-
meiner, tritt an einigen Orten gefejlid^ bie Ib^i"
lung ein mie bei Trennung burd^ Sob ; bei @d^ulb
eines ibeileS mu^ biefer üon bem il^n treffenben
%\^txl bie ©träfe (ein Siertel) entrid^ten. ^n an-
beren Orten erl^äit ieber ßbegatte feinen in bie
&)t mitgebrad^ten Sl^eil ^urüdf, mo^u ber unfd^ul-
bige ®atte au^erbem nod^ ein Siertel beS Ser-
mögenS beS fd^ulbigen (^begatten binju erbalt. ^n
einigen Orten bat ber unfd^ulbige @atte bie SBabI
5tt)ifd^en beiben Srten ber SluSeinanberfe^ung.
©inb ffinber öorbanben, fo fommt bem unjd^ul»
bigen ®atten nur bie 9hijung ber Straffumme für
bie ibm obliegenbe @r}iebung ber JHnber ^u; baS
Sermögen felbft ift ßigentbum ber le|teren. 3fnbe^
befleißen aud^ f)itx »ieber für einzelne Sänber par»
ticularred^tüd^e Seftimmungen, nad^ loeld^en bie
2:b«tlung ber ®üter ju gef^eben bot. (Sgl. ^r.
2.-5R. 2. Xb.. 1. Sit., § 748. 783 ff.) — ßttera-
tur. Slufeer ben im Sejt angeführten ©teilen beS
Corp. jur. can. unb Corp. jur. civ. ügl. nod^
Reiffenstuel, Jos can. uniy. 1. 4, tit. 20, nebft
ben übrigen Kommentaren ju X 4, 20 ; Ferraris,
Bibl. can. v. Dos ; Sanchez, De matr. 1. 4,
disp. 16; grüner, ffatl^. 9KoraItbeoIogie, 2.aup.,
gfreiburg 1883, 514 ff.; Scd^mann, ®aS röm.
3)otalreJbt, ßrlangen 1868. 1867; gj^b^arg, ®aS
röm. ©otalred^t, ®ie^en 1870. Sgl. auc^ b. «rtt.
Orben unb ^atronat. [feiner.]
'SBU 9^<t9 neben ^b^ta-magba bie bebeutenbfte
gute ®ottbeit in ber bualiftifd^en ))erftfd^en dteli-
gion, b^^t nad| ber ®runbbebeutung feines 9}a-
menS Qfreunb, ©aftfreunb. ©iefer 5Rame pa^t für
ben ©Ott beS bimmlifd^en Sid^teS in feiner großen
©Ute für ben aWenfd^en, mie aud^ bei ben 3n«
bem alle Sid^tgottbeiten (tJfeuer, ©onne, SRorgen»
rötbe) tSfteunbinnen genannt würben. ®er per«
fifd^e aWitl^ra b^t jtoei ©eiten, eine pb^P^a^if^^«
unb eine moralifd^e. ®ie erfte ©eite tritt im alten
arifd^en 9lationaIgott mel^r l^ertjor, bie anbere
im tbeologifd^en ©^ftem beS S^^^ötbuftra. 3tn
atbenblanbe aber, »obin fpötcr bie Serel^rung bcS
morgenlönbifd^en ©otteS übertragen mürbe, b^t
5Kitbra fomobi ben öebifd^en als ben jaratbuftri-
fd^en Kbötafter faft ganj öerloren. 1. ®er alt-
arifd^e ©ott 2)9äuS, bie ©ottbeit beS glön^enben,
^immelS, trat in ber bebifd^en ^eriobe immer
mel^r jurüdt, um einem ©ötterpaar, Sanma unb
ÜRitra, $la^ ju mad^en, meld^eS ft(^ in bie beiben
Sigenfd^aften beS ^immelSgotteS tl^ilte. Wtsa
1651
aWit^ra.
1652
ift bcr (Sott bc§ logcSIid^tc^, SSaruna ber (Sott
beS näc^tUd^cn ©tcmcnlid^teS ; ÜKitra ift baS l^imm«
lifd^c Sid^t, SSatuna bcr ^immcl, SKitro-SSoruno
bcr Icud^tcnbc ^immcl. Ob in frül^cftcr 3rit 5Kitra
ober SSüruna mit bcr ©onnc ibcntificirt tourbe,
läjst fid^ nid^t ntcl^r f eftfteUcn. 6rft gegen ba§ 6nbc
bcr öcbifd^cn ^eriobe würbe SKitra bcr ®ott bcr
©onnc, ajaruna bcr ftönig be§ 2lbcnb§ ; SDWtra
ift bcr Xaq, SSaruna bic 3laä)i ; SKitro ber ® cbcr
bc§ 2id^t§, SSaruna bcr ©penber beS Scgcnä, bcr
SBcl^crrfd^er be§ SaSaffcrS. Sic finb aber al§ Sidftt-
götter cmd) ®ötter ber p^^fifd^cn unb ftttlid^cn
l^crrfd^oft, Scl^crrf d^cr bcö M^, 3«wöcn unb SRid^»
tcr über bic 3:!|atcn bcr SDlcnjd^en.
2. gür bic ^efd^rcibung bc§ pcrftf^cn 3Rii%xa
ift man junöd^ft ouf bic canonifd^en ©d^riften ber
^crfer, boS^ücfta, angcmicjcn, bcffcnl^icringragc
fommenbcn SJbfd^nitt man nid^t unter bic 9[d^ä»
menibcnjcit (559 — 330 ö. &)x.) l^erabfc^cn barf.
®a bcr ältcftc %i)txl beS ^öcfta, bic fünf Sieber-
Sammlungen ber &ai^a^, Snitl^ra nid^t ermahnen,
fo l^abcn mir in il^nen menigftenS eine relative
obere ©renje. S)icje !ann burd^ ba§ Scugni^
§crobot§ unb bcr Snfd^riftcn infomeit nä^er be»
ftimmt merben, ba^ im 5. Sal^r^unbcrt o. ßl^r.
SOlitl^ra in ^crfien unb TOcbicn alS allgemein bc-
fannt unb ücrcl^rt angenommen merben barf. äBcil
ber inbifd^e S^itra regelmäßig mit ißaruna t)cr>
bunben ift, f o cmpficl^lt e§ fid^ aud^ beim pcrfif d^cn
SKitl^ra, oon feiner Serbinbung mitll^ura = 3tfura
auskugelten. (£rfd^eint SKit^ra aud^ im Slöcfta
burd^gel^enbS al§ ein ©cfd^öpf bc§ Sll^ura-masba,
jo geigen bod^ bic Qformen ber Anrufung ein äl^n»
lid^e§ iBcrl^ältniß bcr ©Icid^ftcHung mit il^m in
bcr frül^em 3cit toic in 3nbien. ©piegel, bem
mir hierbei folgen, beutet jucrft ll^ura, baS au»
gemein S^ttx bebeutet, üom 3upiter, unb SOWtl^ra
t)on bcr ©onnc, aber ftd^cr unrid^tig; fpöter Der*
mutl^ct er, an bic ©teile beS SSaruna fei tKpam*
napab (©ol^n bcr ©cmäfler, l^immlifd^cS tJeuer)
getreten. S)armeftetcr, meld^cr Me§ r)om ®e-
mittcrm^tl^uS ableiten mill, finbet l^ier einen 9teft
einer fe|r alten ^eriobe, tt)o Sll^ura nid^t auS»
fc^Iicßli^ ein ©d^öpfergott mar, fonbem nod^
bic lebenbigen Attribute be§ $immcI§gottc§ l^atte.
2)amal3 mar 3}liÜ)xa nod^ ntd^t ®cfd^5pf bc§
Sll^ura; er mar mit il^m unb in i^m. SKtt^ra ift
nid^t nur ba§ crfte ©efd^öpf ^l^ura'S, fonbem ein
biefem gleid^eS SBcfen. 3c mcl^r aber ber ©d^ö»
pfungSbegriff in ^^ura concentrirt mürbe, befto
mcl^r muf te ba§ 93anb jmifd^cn 99ciben gelöst mer-
ben; aber immer bema|rtc SHitl^ra nid^t nur feine
l^ol^e ©tcUung, fonbem er mürbe aud^ mcl^r unb
mc^r ein populärer ®ott, bcffen pl^^fifalifd^c ©eite
menig htaä^ki mürbe.
3laä) bem Soblieb (Mihr-Yast) ift SKitl^ra baS
gefd^affene, 2HIc§ burd^bringenbc, SJUcS belcbcnbc
Sid^t, unb jmar in feinem Unterfd^ieb öon ©onnc,
SWonb unb ©cftirnen, eine Unterfd^eibung, meldte
im ^öefta auSnal^mloS feftgel^altcn ift. 3Jlxi^ta
fielet unb l^ört Me§. (Sr ift ber fd^laflofe, mac^«
fame 3^uge aller (Scbanfcn, SBorte unb SBerfe,
ber Sftcpräfentant bcr äBa^rl^cit, (Sered^tigfeit mü)
Sirene, ber ^ort beS magbaifd^m ®efe^ unb fem
Städter. 2)od^ ift biefe Sigenfd^aft be§ 3ont§ unb
ber Städte für einen l^immüfd^en ®entu§ nt^t
jaratl^uftrifd^. 2)ic garatl^uftrifd^cn ©ott^cüen
fpenben nur äBol^Itl^atm unb überlaffen e§ ben
böfen ©ciftem, Unglüdt über bie SKenf^en gu tier«
l^öngcn. m (Sott bc§ Sid^teS ift äJht^ra ein
®egncr aller TOäd^tc ber Sinftcmi$, befonbeö
beS böfen ®otte§ ^l^riman (9lgro«maint|u§), rod^
ä)tt bem guten ®ott Ormugb gegenüber ha^ pox
nid^t gleid^ mäd^tige, aber bod| unerfd^ffene böje
^rincip be§ perfif^en 2)uali§mu3 Don Sid^t unb
äfinftcmiß barftcHt. 3)a SRitl^ra bie ÜKorgcnfotrae
ift, f 0 bertreibt er ben 3)ömon beS langen ©(^Iafc§,
ben 2)ämon ber 92ad^t unb bed 3u)bed. 3|m ^
Sl^ren f oU man bie f d^äblid^en Siliere tobten unb bie
SRcinigung beS fförper§ bomd^men. ©eine Ser-
cl^mng l^at am 16. icbed SRonotS ftattgefunben,
gang befonberS aber am 16. Sage beS 7. !Eßonat§
miÜ^xa (16. ©eptember). SDiefcS gcft ^icjj 3Jä^
rapan ober Snil^rjan (b. i. bem 9)Ut^ra gd^orig)
unb bauerte fed^S Sage. HJlitl^ra ttmrbe cmä^ in
näd^fte ^erbinbung mit Sob unb 9uferfte^
gefejt; inSbefonbere gilt er im fpätcm ^|Jarfi§ina§
atö einer ber Sobtenric^ter. S)ief e Sl^ätigf eit f d^ie^
ftd^ aud^ an feine anbere fd^on in ben ®atia% b^
geugte als ©d^ü^ ber SSeiMge unb als 93ennittlei
unb Slid^ter naturgemäß an.
3. ®iefc gScrcl^mng beS SKitl^ra in Oft-(Sran
Dcrbreitetc ft^ über SBeft*Sran, Armenien unb
meit über Slftm l^inauS bis nad^ 9tom unb in bie
römifd^cn ^rooingcn. 5IRit]^ra erfd^eint bereite in
ben ßeilinfd^riften «rtaierjeS' n. (404-361
0. g^r.) unb Irta^crscS' HI. (361—338). Sa|
gu ^erobotS 3eit bcr ÜJlitl^racuItuS in ^r^enunb
SKcoicn beftanb, bemeifen f d&on bic SRamm Wtca*
bateS (1, 110) unb SIRitrobateS (3, 120 sqq.).
^ud^ 3Ecnopl^on begeugt ben SJhtl^racuItuS, inbem
er berid^tet, baß bie Ißerfcr bei SKiti^ra ((üyr. 7,
5, 53; Oec. 4, 24) mie bei 3eu8 fd^ttören. S)a§»
fclbe berid^tet ^lutard^ (Artax. 4; Alex. 30), ber
a^copomp (378—305 b. gl^r.) alS feine Ouefle
neimt (De Is. et Os. 47). ®uriS, ein Seitgenofje
Sl^copompS (340—276 ü. &)xX gibt unS eine
9{otig über baS geft beS ailitl^ra (bei Athen.
Deipnos. ed. Eaibel X, 434 e). ^n biefem Sage,
an meld^cm bic ^erfer bem SKitl^ra opfern, fei e5
bem jtönig geftattet , ftd^ gu beroufd^n. lOIein
an biefem Sage tauge aud) ber ffönig, fonfl ober
ntcmanb in ^ften, fonbem ^Dc enthielten fid^ an
biefem Sage beS SangeS.
(£S mürbe bereits bemerft, ba| nad^ bem %t)efia
ber Sid^tgott Stit^ra oon ber ©ornie t)erfd^eben
mar. SlQcin bic Sermed^Slung ber ©onnc mit
^itl^ra lag gefäl^rlid^ nal^e, unb bie fpöteren
©d^riftftcller pnb biefer ©efal^r fömmtlit^i unter«
legen. SurtiuS unterfd^eibet nod^ gmif d^en ©omie,
3R\\^xa unb gfeuer (4, 13, 11), aber ©trabo cor«
rigirt bereits ben §erobot, inbem er bie ©onne
1653
SWtt^ro,
1654
Don ben $erfem ÜRitl^ra netmen lö^t (15, 3, 13).
Suf ben ^ol^lmd^en 9Ronumenten au§ aEen Sl^eilen
btö rdmifd^ ateid^d tft Deo Soli invicto Mithrae
im ftel^nben gformel getDorben (Timoth. Fabri,
De Mithrae dei solis invicti apud Romanos
ciüta, Mberfeldae 1883). 3lnx Dereinjelt tDte
bei 92iceta3 unb girmicuS 3Raittm%, regt ftd^ nod^
ein 3ö>eifel an ber 3bentität ©eiber. llrd^elauS,
Sifd^of Don SoScar in 3)}efot)otamien, ^teronQ«
muS, ^aulinuS Don 9ioIa, 9){artiQnu§ SopeUa
|e|en bie äbentitöt al3 oUgemein (efonnt Doroud;
^f^d^iuS unb @uibQd gloffiren: Mt&pac 6 ^Xtoc
icapa üsp^atc ' Mt&pT)c 6 irpwToc iv üepaaic
Ococ. ^ieronQmuS berid^tet Don einer auf biefe
Sbentität begrünbeten So^W^' unb Sud^ftoben-
ntnßif, ttjonod^ ber 92ame Snitl^ra'S in ber iJ^orm
MEiePAS bie 3# 365 entl^ält unb ben Son-
nenlauf bebeutet (In Arnos c. 3). Sine ®emme
{vereinigt bie 92amen Stitl^ra (M(&paE) unb Slbro-
saS. Sl5te ^enblönber l^aben übrigens föa^rfd^ein«
m bieje ^BorfteUung Don ber 3bentUat aRit^ro'S
imb ber @onne ouS bem 9norgenIanbe erl^alten.
93et ben Armeniern ifl fle allgemein, ©o bemerft
eUföud (Hist. Vart. 292, ed. Venet.), bie @onne
fei toegen il^rer gleid^mö^ig Dertl^eilenben $rei>
gdbigfeit ber ®ott Stitl^ra genannt morben. Sluf
ben ÜRän^en ffanerü% eines inbofc^tl^ifd^en Rb'
ntgd um bie 3^it Sl^rifti, ftnbet fid^ abmed^felnb
biejelbe Sfiour mit @tral^Iennimbu3 als 3Riif^xa
unb als ^lioS bejeid^net. XertuUian berid^tet
über bie $er{er, ba| fie eine auf Seinmbnb ge*
motte Sonne anbeten (Apol. 16). 3m 9leuper>
fifc^ ]^Bt Mihr Sonne unb Siebe. 2)iefeS [tarfe
f;!erDortreten ber Sonne ift ein 3^t^^ti, ba^ feit
Der Saffanibengeit bie etl^ifd^en unb geiftigen ^e«
oriffe Dom äBejen beS ©öttlid^en Diel Don il^rer ur«
nnrünglid^en äteinl^eit Derloren l^aben.
Ueber ben Urfprung beS aRit^ra bieten bie fpö*
teren Sd^ftfteuer eine eigentl^ümlid^e, bem Wlt^'
ßerienbienft entlel^nteZrabition. Sieergöl^len, ba^
bie aRpften fagen, SRitl^ra fei auS greifen geboren.
Sufün, ber ältefte3euge bicfer Ueberlieferung, fielet
barin eine bömonifd^e 9lad^ffung ber ^ropl^ejeiung
©aniete {2, 34 ff.) Don bem Stein, ber ol^ne 9Ken«
fc^en^änbe Don bem großen Serg Io§geI5St n)irb,
mtb ber Stelle bei 3faia§ (33, 13—19), tt)o Don
(E^^S DorouSgefogt n)irb, „er merbe mol^nen
in ber l^ol^en §ö^Ie beS feften gelfenS" (DiaL
70). Stoc^ bie ^öl^Ie beS 9Rit^ra fei bie ©eburt
Sl^rifH in beripöble nad^geöfft toorben (1. c. 78).
Commobian l^t eine Instructio mit ber Ueber*
fd^ft Invictus Derf a^t, meldte beginnt: Invictus
de petra natus si deus habetur, Nunc ego
reiiceo; vos de istis date priorem (1, 13).
3a(lrei(^ 3^ugniffe berid^ten über bie i$eier ber
SR^Perien in ^ö^len. ^uS SubuIuS ergäblt $or-
fW/ Sotoafitx ^abt eine natürlid^e, mit Slumen
nnb OueSen Derfel^ene ^öl^Ie in ben benad^barten
Sergen $erfienS eingetoeil^t gu Sl^ren beS Sd^öpf er§
nnb SaterS SQer, beS mUfixa, unb biefe ^öl^Ie
fei ein Silb ber Sßelt gemefen, bie SRitl^ra ge*
fd^affen ; il^r SnnereS l^obe aber in f^mmetrif d^en
^bftänben ein Sinnbilb ber foSmifd^en ßlemente
unb ffümate bargeboten. 3laäf 3otoafter fei eS
aud^ bei Slnberen j^errf d^enb gemorben, in tl^ilS na*
türlid^en, tl^eilS fünftli^ gemalten Sd^Iud^ten unb
^öl^Ien bie SBei^e gu ert|eilen. SBo man Stitl^ra
fenne, mad^e man ben ®ott burd^ eine ^öl^Ie gnöbig
(De antro nymph. 6. 20). SBinbifd^mann miU
bieje ®octrinen Don bem felfengeborenen SOWtl^ra
unb feinen ^öl^Ien auS ben im ^Defia entl^altenen
Sd^ilberungen Dom Srfd^einen SRitl^ra'S auf ben
Sergfpi^en, Don feiner n)eiten, Don ^]^ura*ma}ba
unb ben Stmf^afpanbS gefd^ajfenen SBol^nung auf
ber glänsenben Sergl^ö^e ^ara ableiten. 2)aS Sid^t
erfd^eint ^uerft Dor ber Sonne auf ben l^öd^ften
^Berggipfeln; ber mi^tl^otogifd^e finblid^e ^uSbrudf
bafür fei: eS toof^nt in ber ^öl^Ie be§ 99ergeS, merbe
Dom Serge geboren. S)a ber 9Jame beS SergeS ein
n)eiblid^er ift, f o bctbe ftd^ baran um fo leidster bie
iBorfteDung beS ©eborenfeinS auS bem pfeifen ge*
fnüpft. S)amit erflöre fid^ aud^, maS armenifd^e
92ad^nd^ten (Elisäus 1. c. 52. 58 ; Dgl aud^ bie
gfabel Don ber Sr^eugung eineS Sol^neS burd^
^itl^ra aus einem Seifen, bei Plutarch, Mor. ed.
W3rttenbach V, 1049) Don einem toeibgeborenen
^litf^xa miffen. ^u^erbem Derfud^t SEBinbif d^mann
(SKit^ra 64) eine et^mologijd^e ßrflärung ber
^bl^Ien mit ^tlfe ber SBur^el 9pa9, fanSfr. pa^,
lat. spec-io, inbem er auf bie Don i^m bel^auptete
3uf ammengebörtgfeit Don specus (ülpian in ben
Digest. Justin. 43, xxi, 1, § 3: specus, locus
unde despicitur), spelunca, specio, (ixoTuetv,
(Txoirta, (7x6ireXoc, virsoc, (nreXaCi oTreXoc, unb bie
95enennung9)Ht^ra'SaIS „beS Sparers" l^inmeiSt
3)ie ^bl^Ie beS 3Ritl^ra mürbe gugleid^ als bie
SBarte gebadet, Don meld^er l^erab er ^DeS fielet
unb auSforfd^t (Mihr-Yast 13, 45). SebenfallS ^at
fpäter baS für bie ©ebeimniffe geeignete 2)un!el
ber ^öl^Ie )u ber äBabl mitgemirft. girmicuS
SRatemuS fagt: Hunc Mithram dicunt, sacra
vero ejus in speluncis abditis tradunt, ut
semper obscuro tenebrarum squalore demersi
gratiam splendidi ac sereni luminis vitent
(De err. prof. rell. 5 ; Dgl. Paul. NoL, Clau-
dian., al.).
2)ie ^öl^Ie ift ber Sd&aupla| beS StaubeS ber
SRinber. ®er ältefte 3euge ift StatiuS, auS ber
3eit ®omitianS (Thebaid. 1, 719 sq.). ßommo«
bian mirft ben aR^ftcn Dor, ba^ fie i^ren ®ott als
®ieb abbilbcn, ber frembe Sinber in §ö]^Ien Der-
ftedt l^ielt mie gacuS, ber Sol^n beS SSuIcan. ^or-
pbpr beutet ben Staub Don ber Stad^tgleid^e smifd^en
SBibber unb Stier, bem eigentlid^en Sije beS
Söhtl^ra ; ben Stier be^eid^net er als ben ber Äpl^ro«
bite unb ben SRaub als bie gel^eime SSeförberung
ber ©eneftS beS SlttS (L. c. 18. 23). «m beben«
tenbften über ben Slinbenaub ift bie Stelle beS Qfir-
micuS 9)latemuS (I. c); nur Dermifd^t erUnjora»
t^uftrifd^eS in feine SarfteDung, inbem er eine
Sd^langengöttin (3pS) mit 90lit|ra Derbinbet unb
IBetbe jum gfeuer in IBesiel^ung f e^t. Sin $rop]^et
1655
5IRtt]^to.
1656
bc§f clbcn l^abc bic bcäcid^ncnbe 3lnrcbc überliefert :
Mücrra ßoüxXoiiiTjc , ut^ öeSi^ raxp^c dYauoo.
yiai) Mihr-Yast 86 ift ber Raub ober öielmel^r bie
Befreiung ber öon ben ®ämonen (®rufl&§) ge«
raubten fiül^c burd^ 3Mf)va ein äd^t jaratl^uflrif c^er
3wg/ ber in ben Stetig ber älte[ten arijd^en 3Jl^|t]^en
gel^ört, wie ber SRaub ber fful^, bic öon Snbra be»
freit wirb (Eigv. 1, 6, 5), unb bie Sinber beS
©er^on jeigen. 3Ba§ bie Äül^e bcbeuten, ift ftrei»
tig, aber wal^rfd^einlid^ ift e§ bod^, ba^ bie üebifd^e
SK^t^ologie, in toeld^cr bie ftül^e bie aSoIfen fmb.
eingewirft l^at. 3m ^öefto würbe biefc 9Ketopl^er
moralijd^ unb religiös. äBäl^renb l^icr üonSöfen,
meldte bieÄul^ benS)ämonen ausliefern, gefprod^en
wirb, wirb in ben SR^tl^en baS ©ud^en ber ge»
fto^lenen ^l^e berid^tet, weld^e burd^ ba§ ®ebet
in ber §ö]^le bc§ SäuberS gefunben werben. Slud^
bei ben Sraniem finben fid^ bie geraubten ffül^e,
bic „ftül^c be§S3erge8", unb l^cutc nod^ l^ci^t per«
fifd^ aSolfe däyeh = Slöl^rcrin. SBBir l^abcn alfo
in allen Sinjclleiten, l^erabgcftiegcn auf bie @tufe
ber ficgenbc, ben alten inbo«europäifd^cn SJl^tl^uS
öon ^ani, SSala, ©erijon unb 6acu§: burc^ bie
2)ämonen geraubte Stinber werben befreit burd^
einen $ero§.
4. S)er aWitl^racultuS lata um'8 Sal^r 70 in'S
3lbenblanb, bcnn ^lutard^ berid^lct (Pomp. 24),
bie cilicifc^cn ©eeräuber (?) l^ättcn auf bem Ol^mp
frembc 0))fer bargebrad^t unb gel^eime SBeil^ungcn
DoQsogcn, Don weld^en bic beg SRitl^ra aud^ big
bamalS ftd^ erl^alten hätten.. 2)ief e änpfterien wur>
ben mit ber befannten Seibenfd^aft für baS 6jo»
tifd^e unb ©el^eimni^DoUe aufgenommen, wcld^e
ben Ausgang be§ ^cibentl^umS im ffam))f mit bem
aufgel^enbcn Sid^te bcS S^riftentl^umS d^arafteri*
firt. SRitl^ra war in ber ftaif erjeit ein fo beliebter
©Ott, ba| S)io KafpuS bem ftönig SiribateS bei
feiner ihönung in SRom bie SBBortc an 5Rero in
ben 2Runb legen fonnte, er fei ju i^m gefommen,
um il^n wie TOitl^ra anzubeten (63, p. 1029, ed.
Keim.). Sucian t)crft)ottet biefc orientalifd^en
ajlobcreligioncn, inbem er bic ©ötter fragen lä^t,
Wolter ber mcbifd^c TOit^ra l^ercingcrollt worben
fei mit feinem 5Rationalrodf unb feiner 3:iara, ber
nid^t einmal gricd^ijd^ oerftel^e — eine 3tnfpielung
auf bie barbarifd^cn Kamen unb SBörter bei feinem
Kulte (Deor. conc. 9 ; Jup. trag. 8). Qu ^a«
brianS Seit i)ai ber ©d^rijtftefler ^allaS ein um»
fangreid^cä Sud^ über SÖlitl^ro berfa^t (Porphyr.,
De abst. 4, 16), in weld^em er bie Seigre öon ber
©eelenwanberung mit ber oon aWitl^ro oerquidtt.
SBon ßubuluS, ben aud^ ^or})l^ör citirt, bemcrft
§ieron^muS (Adv. Jovin. 2, 14), er f^aht eine
bänbereid^e ©efd^id^te SKitl^ra'S gefd^rieben. Ob
berfelbe mit ^aUa§i ober mit SoluS SKenbefiuS,
bem Qfölfd^cr bemofritifd^cr ©(^riften unter ben
erften ^tolemäem, ibentifd^ war, läfet fid^ faum
cntfd^eiben. ®ie plaftifd}en ®enfmäler unb bie
3nfd^riften bcweifcn bie weite 5lu§brcitung be§
5Witl^rabienfteS in biefer 3cit. SSon KommobuS
wirb überliefert (Lamprid. Comm. 9), ba^ er bie
mit^raifd^en ©el^eimniffe mit SRorb befledtt ^be.
Unter ©cptimiuS @cüeru§ gab e§ ^riefter invicti
Mithrae domus augustanae. 3tn 3. 3a^r«
l^unbert war Witl^ra ber ^auptgott im romifd^en
5»eid^ (ögl. gl. »opiScuS über aurelion). «od^
358 n. &)x. finben wir mitl^raifc^e tJepfeiern.
Julian fud^te in ber ^Belebung be§ 9Rit^rabien{te§
eine SDßaffe gegen bo§ (S^riftentl^um. ®cr 5R^t
^imeriuS würbe um 362 m Sonjlantinopel in
bie TO^fterien eingeweil^t. S)er ftaifer l^otte ber
©onne SKitl^ra neue ftampffpielc eingeweiht tmb
fprid^t üon feiner ^nbad^t ^u SJlitl^ra (Julian, ed
Hertl. 201, 6—11; 202, 24 sqq.; 432, 1—6).
3m 3. 378 lie^ aber ber praefectus urbi ©racd^
ba§ mitl^raif d^e ©peläon gerftören (Hier. Ad Laei
ep. 107). ®ie ftird^enl^iftorüer berichten, ©corg,
58ifd^of üon ^Uejanbrien, l^be unter ©onftontiuS
einen Sempel, in beffen ^Ib^lon öor Seiten bie
©ried^en bie SK^fterien beS SKitl^ra gefeiert, ge«
reinigt unb al§ c^riftlid^e ffird^ l^erge^eHt Unter
3ulian würbe ©eorg baf ür bei einem 93olf Auflauf
getöbtet (@ocrate§ u. @o}omenu§ bei Fabri 1. c
48 sqq. ; Photius, Bibl. 285, p. 483, ed. Bekker).
Ueber bie SW^fterien felbft bemerft ©uiba§ ouS
alteren Quellen, bie $erfer bräd^ten bem ^tl^ra,
ben fie für bie ©onne l^ielten, Diele Opfer bor; e§
f önne niemanb in biefelben eingeweil^t werben, o^e
gewiffe Stufen ber Strafen burd^emad^t unb fid^
$eilig unb leibenf d^aft§lod bewief en }u l^aben. @re*
gor t)on Kajians wirft 3ulian oor, bo^ er bie
ÜK^fteriäi ber§eiligen berad^te, ober für bie^«
nigungen unb Süd^tigungen ber 9)Ktl&ramt;fterien
fd^Wärme (Orat. Stellt. 1 in Jul. 6. Migne, PP.
gr. XXXVI, 989; Or. 39, 5). gliaS Don 6reto
fü^rt jur erften unb jweiten ©teile, 9hceta§ $ur
britten, jwölf SeinigungSftrafenan: t^er,Äälte,
junger, S)urft, ©ei|elung, tJu^wanberungeniLa.
^onnuS fprid^t gar }u ber Orat. Stellt. 2, 501 oon
80 tl^eilS leid^teren, t^eilS fd^wereren Einigungen
f ür bie @in}uweil^enben. SRitbenW^fterienworen
gewiffe Sd^redfniffe pr ©tärfung ber ajl^pen öet«
bunben. Sampribiu§ wirft bem ßaifer SommobuS
t)or, ba^ er bie mitl^raifd^en ^eiligtl^ümer bun^
einen wirflid^en SRorb beredt l^abe, wö^renb nuni
fonft etwa§ ^ur Erregung Don gurd^t rebe ober
oorfteHe. XertuUian l^ölt ben d^riftlid^ ©olbaten
ba§ 99eifpiel be§ ©olbaten 9Rit^ra^3 Dor, weld^
bei ber Sinweil^ung ben auf einem ©d^wert liegen«
ben unb il^m auf ben ffojpf gefegten i^ran$ auf
feine ©d^ulter l^erabfd^ob mit benSBBorten: ^9Wit^
ift mein ffrauj" (De cor. 15). 2)ie ©ro^ fd^«
nen nad^ Xl^ieren bejeid^net worben gu fein (Ady.
Marc. 1, 13: Sicut aridae et ardentls naturae
sacramenta leones Mithrae phllosophantnr).
$orpl&9riu§ oerfnüpft biefe S^iemamenunb S^ie^
geftalten ber Singeweil^ten mit ber Seigre k)on bei
©eelenwanberung. S)ie TO^ften feien Söwen ge«
nannt worben, bie gfrauen ß^önen, bie SSener
SRaben, bie SSäter 3lbler unb f)abid^te, unb ber in
ben ©rab ber Seonttfer SingeweiJ^te werbe mit
allerlei Xl^iergeftalten befleibet (De abst 4, 16;
SWitl^ra.
1658
Her, Ad Laet. ep. 107, 7), fo ba^ totr eine
»e @efeIl{d^of t eine Srt gfreimaurertl^um mit
Derfd^iebenen ®raben unb Slbseid^en tox und
ben glauben. 3)ie fieben ©rabe bei §iero»
S flnb ben 3obia!aIbilbem entnommen. 2)ie
gefialten finben ftd^ auf f^mbolifd^en 2)Qr>
igen SDlit^ru'd im Sout)te unb iBoticon.
ra, ber a\% ein Jüngling im ortentalifd^en
Dl abgebilbet ift, DoEbringt in ber l^eiligen
e baS allegorifc^e Opfer an einem Stier, ben
t bem Opferfc^tuerte in ben 92acfen ftö^t
nb er feinen Äopf em))onei^t. 2)em l^erauS*
mben 93Iut ift beigef (^rieben: Nama Sebe-
od bis l^eute nod^ ^metfeH^aft bleibt (l^eiliger
}), 6in §unb, eine ©d^Iange, ein ©forpion
it ft^ Don ben Dualen bed @tiere3; ber
eif bed le^tem gel^t in ^el^renbünbel über.
Iaht fijt auf bem gelfen l^inter SKitl^ra. S)ie
t (Senien, mit aufgerid^teter unb umgebrel^ter
unb über bem einen ^elioS mit bem 9Kor»
m, über bem anbem ©elene mit bem 3lbenb»
il§ ®eleitem, follen Slnfang unb Snbe be§
S (Xag unb 9kd^t?) al§ Anfang unb Snbe
Opfert be^eid^nen. §unb unb @Iorpton
auf bie äal^reS^eit, bie @d^Iange auf bie
bli(^!eit. 2)a^ biefe iBorftettung t)om Xöbten
Stieres fo „uneronifd^ alS möglid^" fei,
löngft bemerft. 2)o(l^ ift fie fe^r alt, benn
nmt fd^on auf altperfifd^en SaSreliefS bor.
ic^t ftnb aud^ bie 2Borte bed Statins : Tor-
lem cornua Mithram, Don einem fold^en
\vi beuten. 2)enn an ben Stonb (SactantiuS
)uS) ift ebenfo n)enig ^u beuten als an ben
faj jum fprifd^en Stierbienft. S^^ar fennt
[t)efta einen Urftier, meld^er Don ^l^riman
et morben ift; aber biefer l^at nid^tS mit bie«
^flerien 5u tl^un. SBenn auS ben ©liebem
jtöbteten UrftiereS 55 Sorten Samenfömer
2 Sorten ^eilpflanjen l^eröorgingen, fo ift
)t als baS Silb ber ^rud^tbarfeit im ©eifte
rotl^uftrifd^en äteligion bargefteUt. !Rid^tS«
eniger miffen ttjir, bafe bie fpäteren ^erfer
er S)arfteflung ber ^ap ben ©öttem blutige
borbrad^ten, meldte il^nen Ihaft in il^rem
fe gegen bie 2)ömonen (daevas) verleiben.
: Xenopbon emmbut, ba^ fie bem 3euS Stiere,
onne ^ferbe opferten, unb ba^ bie mefopo«
jen Reiben aud^ 3Jlenfd^enopfer fannten unb
ilute, in meld^em bie Seele fei, eine reini»
ftraft 5uf daneben, ift gleid^faHS befannt.
t man nod^ ben fd^on früb bezeugten d^al>
n Sinflul binju, f o begreift man biefe fpätere
bung (Claudian.: Bituque juvencosChal-
Btravere magi). ^aS ^ebürfnijs nad^ Sei«
l burd^ 93Iut ift ja in ben 5ablreid^en, auS
flen ftammenbcn Sauro» unb ftriobolien feit
äal^l^unbert in meiten Jhetf en 5um luSbrudt
nen. ^IS fömpfenber unb fiegenber Sonnen«
IS ©Ott bes SebenS unb 3:obeS, als 9tetter unb
r ber Singemeibten ^ur Unflerblid^Ieit unb
\tfym% fonnte !IRitbra leidet fo bargefteUt I
merben ; feine SSerebrer erwarteten SlleS öon il^m.
2)en d^alböifd^en @influ^ betteist aud^ bie ^^oti)
beS OrigeneS (C. Geis. 6, 22), eS fei in biefen
Sn^fterien eine f^mbolifd^e 2)arfte]Iung ber ^mei
Umläufe am ^immel, ber gijfteme unb ber SBan«
belfteme, unb beS Shird^gangS ber Seele burd^
biefelben. hieben ber Sluttaufe gur Vergebung
ber Sünben maren aber nod^ anbere Serimonien
üblid^ , meldte bie Steinigung unb Störfung ber
Solbaten beS jptit^ra begttedften unb ben ^polo«
geten als 9lad^äffung ber d^riftlid^en Sacramente,
begm. ber barauf bingielenben SSorbilber beS Eliten
SeftamentS erfd^ienen. Sufttn er5äbIt(Apol. 1,66),
ba| Srob unb ein äBafferbed^er mit entfpred^enben
Sieben bei ber SBeibe aufgefteüt merben. SertuEian
(De praescr. 40) fprid^t Don einer Saufe ber
©laubigen unb einer Sü^ne ber Sünben burd^ ein
93ab. äRitbra bejetd^ne feine Solbaten auf ber
Stime, feiere bie SDarbringung beS S3robeS, bringe
eine ^bbilbung ber Suf erfte^ung unb erfauf e unter
bem Sd^mert bie ftrone. Sro J üieler f rembartiger
93eimifd^ungen b^ben alfo bie SRitbram^fterien
bod^ ibre ©runblage im perftfd^en SRitbracuIte.
Sie ftnb aus bem oben enoöbnten Stitbrafeft unb
aus bem Opferbienft beS ©otteS mit SBeibraud^,
beiligem ^euer unb Stierblut entfprungen, beffen
©ebetSformeln nod^ vorliegen; bodb mürbe im
^benblanb baS i^feft am 25. 2)ecember unb nid^t,
mie bei ben ^erfem, öffentlid^ gefeiert. 2Bie im
©otteSbienft überbaupt, fo fpielen im Stitbracult
äBafd^ungen unb Süjsungen gur Steinigung unb
©enugtbuung eine Stolle. 2)a SRitl^ra felbft als
Rbniq unb jhieger erf d^eint, meld^er bie 2)ömonen
belömpft unb Demid^tet, fo muffen aud^ feine 93er«
ebrer ftrieger fein. SBaffer unb SSBaffergef ä^e fmb
ein ^auptbeftanbt^il beS garatl^uftrifd^en SuItuS.
2)aS Srob ftnb bie S)arunS, bie Ileinen 93robe,
meldte nod^ b^ute ber $arfe barbringt unb bie
unter bem Stamen draonö in ben Xe^ten Dorfom«
men. ®er §onig mirb Farg. 8, 22 ermäbnt.
2)a| aud^ SS^ein bargebrad^t lourbe, begmeifelt
äSSinbifd^mann mit Stnberen. SuS ben oon ben
^ologeten berDorgel^obenen Slebnlid^feiten mit ber
d^riftlid^en Siturgie gu fd^Iie^en, ba^ Ie|tere eine
^iad^abmung ber 9)tQfterien fei unb urfprünglid^
beim Slbenbmal^I blo^ 93rob unb SBaffer gebrandet
toorben fei, »iberfprid&t ber ffiarfteKung ber apo«
logeten uttb ber ©ef^id^te beS Urd^riftentl^umS.
5Dt9fterien unb eine ärcanbiSciplin mu|ten aller«
bingS bie Sbnßen aud^ beft^en, aber andere Ina«
logien flnb nod^ nid^t innere Uebereinftimmung.
2)er ÜJtitl^rabienft l^at bie 93erubigung beS bur^
ben ©ö|enbienft unbefriebigten ©emütbeS unb bie
Störfung ber Hoffnung auf bie Sluferftebung be«
gmedt. 2)abur^ !am er einem tief etnpfunbenen
SBebürfniffe jener 3^t entgegen unb fonnte bem
ßbnftentbum eine Seit lang Eoncuneng mad^en,
mu^te aber unterliegen, als mit bem 6nbe ber
ißerfolgungen bie ^abrbeit beS Sb^ftentbumS
aller SBelt geoffenbart mürbe. — Siteratur. Qfrb.
aBinbifdbmann, TOitl^ra (in ben Slbl^anblungen für
1659
TOitra.
1660
bic ffunbc be§ TOorgcnlonbcS 1, 1. ^cft), Seipjig
1857; gfrb. ©picgcl, Äöcfla, ©runbtejt fommt
bcr §uat)Qrcfd^=Uebcrfc^ung, 3 Sbc, SGBtcn unb
Scipaig 1853—1863; ©crfclbc, gr&nifd^c TOer-
t^tnSfunbc, 3a3bc., Scipaig 1871— 1878; ®cr«
felbc, ®ie arifd^c ^ertobc unb il&rc Swftönbe (in
©njclbeitrögc jur allgem. unb öergl. ©prad^iüifl.,
^cjt 2, ficipsig 1887); J. Dannesteter, Or-
mazd et Ahriman, Par. 1877 (in Biblioth^ue
de l'ecole des haut, ^tudes, fasc. 29) ; C. de
Harlez, Les origines du Zoroastrisme, Paris
1879 ; Le meme, Avesta . . . traduit du texte
zend, 2« ed., Paris 1881 ; bic ©d^riften über
bic römift^cn SW^ftcricn f. bei Fabri, De Mithrae
cultull8Bq. [^. ©(^anj.]
'SSitta (mitra) l^ei^t bie ffopfbebcchtng, beten
fid^ in f eierlid^en liturgifd^en Functionen ber ^apft,
bie Sarbinölc unb bie ^ifd^öfe, fomie aud^ bie fog.
infulirten Prälaten bebienen. S)er ^apft trägt nur
bei ber ^roceffion t)or unb nad^ bcm feierlid^en
®ottc§bicnft unb bei ber grtl^eilung be§ ©egenS
nrbi et orbi bQ§ au§ brei über einonber (iegenben
Äronen gebilbete Xriregnum, bic fcgelförmige, in
eine ©pi^c auSIaufenbe Siara. 2)ie SKitra fc^t
fid^ Qu§ jmei, in ©cftalt Don SDrciedfcn geformten
©tofft^cilcn (Sd^ilbem, cornua) gufantmen, tocrd^c
über ber ©time unb beut ^interfopfc gleid^mö^ig
oufficigen unb burd^ einen gutterftoff mit cinanber
üerbunben fmb. SSon bcm untern SRanbc bcr SRüdf«
feite fallen jtoei f d^male, tttoa itoti ©pannen lange
©treifen (vittae, infulae) über ben 3ladtn l^erab.
SKitra nannten bie (Sried^en unb Slömer eine bunt«
farbige ©d^örpe, ttjcld^e öon ben grauen, jumeift in
Sften, alS^opftud^ getragen n)urbe; in bcr ©prad^e
beS d^riftlid^en ^Itcrtl^umS mürbe bann t)iclfad^ ber
©d^Ieier ber gottgcmcil^ten Jungfrauen mit biefem
JJamen bejeid^net. 93ci ben fiiturgücm be§ 12. unb
13. 3a^r]^unbert8 l^ci^t bie bifd^öflid^c 9Kitra aud^
infula, Snfcl, ein 9lamc, toeld^cr in bcr alten 3^it
eine aI8 ©d^mudt um ben ff opf gelegte 93inbe, mci»
terl^in eine ff opfbebcdfung t)on meinem ober rotl^cm
SGBoIIcnftoff bebeutete. 3l(§ ted^nifd^eSejeid^nungen
für bic liturgifd^e ffopfbebedfung ber Sifd^öfe finb
beibe 9^amcn glcid^bebeutcnb ; ber 92amc infiila ift
iebod^ in bie liturgif d^en Sudler nid^t übergegangen.
®ie 5Witra ber gried^ifd^en Sifd^öfe l^at feine ^Icl^n»
lid^fcit mit ber Don ben $rölaten be§ 9{benblanbe§
getragenen; nur bic ber ^Irmcnier fd^Iie^t fid^ in
tl^rcr ijform bcr römifd^en an. S)ic grage nad^
bcm 5(Iter ber SWitra im liturgifd^en ©ebraud^c ift
feit bcm 17. Sal^rl^unbert üielfad^ erörtert morbcn;
il^ren Urfprung fül^rte man einerfeitS in bie a})0«
ftolifd^c 3cit jurüdt, auf ber anbem ©eitc moDte
man fte nid^t über ba§ 10. ^al^rl^unbert l^inauf«
reid^en laffen. ®er allgemeine ©ebraud^ einer
liturgifd^en ffopfbcbcdfung ift in ben erften neun
Sal^rl^unbcrtcn mebcr burd^ unsmeibeutigc litera-
rifd^e Seugniffe, nod^ aud^ burc^ bilblid^e S)ar«
ftcHungen auf 5Ronumcntcn, SWünjcn u. bgl. ju»
öcrlöfftg ermiefen; ücreinjeltc 5Rad^rid^ten, meldte
Don einer fold(|en ju fpred^cn fd^einen, fmb ent«
meber im übertragenen bilblid^en ©inne aufjih
faffen ober befunben eine locale unb pcrfönliil^
©epflogenl^eit. S)ie älteften nod^ erl^Itcnen^tmi
gcl^ören bem 11., menn nid^t bem 12. So^rl^mibert
an. Sona (Eerum liturg. 1, 24, 14) glaubt bie
beiben genannten Slnfid^ten bal^in t)ercinigen p
fönnen, bafe bieSRitra in il^rcr jeJtübUd^gonn
allerbingS jungem UrfprungS fei, ba% aber ft^
feit bcr ajjoftolifd^en 3^it einzelne Sifd^öfe im
liturgifd^en S)icnftc einen befördern ffopfft^murf
getragen l^ätten. S)a8 erfte fidlere 3«J9wi6 «^
ben liturgifd^en ©ebraud^ ber 9Witra entpit ber
brittc SBrief ^op^ Seo'S IX. an ben (S^bifd^
Sberl^arb Don Sricr Dom Sal&re 1049. 5Ro^bcm
ber $apft bemfelben am ^affionSfonntage 1049 ii
ber $eter§fird^e bie SRitra aufgefegt l^atte, erteilte
er il^m unb feinen 5Rad^folgem baS SRed^t bieft«
©d^mudf fortan ^u tragen: Bomanamiiracapiit
yestrum insigniviinas, qua et vos et succes-
sores vestri in ecclesiasticis officiis Bomano
more utamini, semperque vos esse Bomanae
Sedis discipulos reminiscamini (Migne, PP.
lat. CXLin, 595). S)aS nämlid^e, bcm »if4o[
^balbert Don Hamburg gemährte 3u9eftanbtät
bie mitra, baS insigne Bomanorum, gu tragen,
befunbet berfelbc ^apft in Ep. 77 (1. c. 703), tmk
^apft Sllesanber H. für IBurd^orb Don Ignilbc^
ftabt im 3. 1062. §iemad^ mar in bcr aRitte M
1 1. Sal^rl^unbcrtS ber ©ebraud^ ber SRitro in Son
l^erfommlid^, ein mos romanus, unb mürbe oB
^riDilcg gunöd^ft Sifd^öfen, bonn nod^ in bos'
felbcn 3<^]^r]^unbert aud^ bebten, im folgenbei
Sal^rl^unbert fclbft ^rieftem unb S)iaconen foB»
ganzen Sa))iteln Dcrlicl^en. 2)en (Sorbinölen \A
bereits Seo IX. ober nad^ 9lnberen 3nnocen§ R
auf bem erften Soncil Don S^on 1245 ben Sc-
braud^ ber 9Ritra jugeftanben l^aben. !Bom 11.
bi§ 5um 13. ^Q^r^unbert mürben aud^ rodffxäft
dürften mit bem glcid^en 9}orred^t ouSgegeid^
2)a8 ^riDilcgium mürbe balb ein ©tanbedral^
bic SRitra ein bcr bifd^öflid^en SBfirbe afö foUjja
pftel^enbeS Snftgnc unb ein ba§ bifd^öflid^ SSf^*
pen au§}eid^nenber ^cralbifd^er ©d^mudL SBen
im fpätem 9Rittelalter ein SBif d^of öor feiner ftw
fecration als bloßer SIectuS im 93ilbe borgcjkS
mirb, erfd^eint er ol^ne SRitra ober trägt bicfA
im 9Irmc (Dgl. Otte, ffunftard^öologie beS 9t.4U
4. 3lufl., 853).
2)ic Oration, unter meld^er bem neugetDd)in
Sifd^ofc unb bcm benebicirten W)tt bic nmmttrf*
bar Dorl^er gefegnete ÜRitra aufgefegt \ü\A, hcM
biefen ffopff^^mudf al§ ^elm beS ^t\lt§, aß Sa»
bilb ber geiftigen äBel^r, meldte il^ren S^rftger sB
S3orföm|)fcr gegen bie SQßibcrfad^r ber ^EäSfäfA
fd^irmt, unb mciterl^in al§ 3nftgne ber |o|ci
3Bürbe be§ Sifd^ofS, mcld^er glcid^ SRofeS mit bei
Sid^tftral^Ien bcr ^enlid^feit unb 3M^ ari*
gcflattet mirb unb gleid^ %aron in ber %vm äi
|)o]^erpriefter für ba§ SSolf maltet. 3n biefetf?*'
oolifd^cn ^iluffajfung erinnern bie gmci XJeile ker
SRitra, bic cornua, an bie beiben 2:epamnilf ker
1661
aRittarcHi.
1662
^igen @d^rift, bmn ftenntni| ben SBifd^of ouS"
seilen mu^, unb an bie fiid^tbünbel, xotiä^t t)on
bem Slngejn^te ÜRojeS' (facies comuta) qu§«
ftro^Itetu »13 salutis galea mirb bie ÜRitra aud^
in bem ®ebete be^eid^net, toeld^eS ber SBifd^of
fptid^t, toetm er bie ^ontiftcalgemanber anlegt.
S)iefe f^mbolifd^e Sebeutung mirb bei ben Situr»
gilent bed aßittelalterS »eiter auSgefül^rt (f. Du-
randus, Rationale 3, 13). 3n ber 9tei]^enfoIge
ber für bie f eierlid^en Functionen gef orberten $q«
ramente ift bie ÜRitra baS le^te ©emonbftüdf, nad^
beffen Anlegung bem SBifd^of ber 9ting ongeftedt
mtb ber @ta6 in bie ^onb gegeben mirb. 9lfö
Xtfiger ber priefterlid^en ^oagenmlt ift ber 9if d^of
mit ber 9Ritra nid^t blo^ bei benienigen gotteS«
bienfUid^ ^Kinblungen befleibet, meiere aud^ bie
Sriefler bebedtten ^aupteS üomel^men, mie bei
^nxtfjtonen, bei bem Eingänge ^um Altäre unb
tocim er benfelben toerla^t, wenn er auf bem Sl^rone
fi|^ unb bie $falmen unb Sectionen recitirt teer«
b«i^ fonbem aud^ bei fold^en Functionen, )u bereu
Soinal^me ber $riefter baS ^avipi ^u entblößen
hcA, bei ber Sncenfation bed SltarS, bei ben @al«
imtsen unb Sncenfationen jur^ltar*, JKrd^« unb
QUodeniDei]^, bei ben 2(nftntctionen unb ^bmo»
nitionen, tteld^ an bie ßrtl^eilung ber l^eiligen
9Bei]^n fid^ anfd^Iie^en, bei ber Srtl^eilung be§
€c0en8^ felbft bei ben facramentalen ^anblungen
bcc Xauf e, ber gfii^ung unb ber Orbinationen ;
ssr bie eigentlid^en ©ebete l^at aud^ ber SBifd^of
Pctö entblößten fyxupM su fpred^en.
2)a8 Cerimoniale Episcoporum (1, 17, 1)
viüerfd^eibet brei ^rten ber ÜRitra: 1. bie Mitra
nretiosay tt)eld^e mit Sbelfteinen, ©olb» ober
eOberpIatten fo au^geftattet ifl, ba| baS ©eteebe
bdl ®runbftoffed faum l^rDortritt ; 2. bie au§
Oolbbrocat l^rgejieQte ober mit geftidten ober
getoirften 3i^treifen ouS ©olbföben üerfel^ene
ICtra aoriphrygiata (= aurifrisiata), unb
& bie Mitra simplex t)on Weißem ©eiben* ober
Stamenbamafi, bereu 9tädfenftreifen mit rotl^en
Scannen abfd^ließen« 2)ie|e fd^mudlofe SRitra wirb
riäd^ inSSerbinbung mit fd^marjen $aramenten,
ber Situi^e für bie Serftorbenen unb am Sl^ar«
(ceUog gebrandet; bie ^weite foD in ben S^iitn
Tab tat ben Sagen ber 9uße getragen werben,
ip^renb bie Mitra pretiosa fär ben feftiid^en
BcitcSbienfi t)orbe]^Iten ift. 2)iefe wirb aber, ba
l|ie Sudftattung fie )u einer SBürbe fitr ben S^ele»
kanten mod^t meiftenS nur ^um ^Beginn unb am
Cdfix^t ber Functionen gebrandet unb fonft, ne
EpiflOopuB nimis gravetur (Cerim. Epp. 1. c.
■• 2X burd^ bie Mitra auriphrygiata erfe^t toit
n^ an bie SteOe biefer bie Mitra simplex treten
bnm. SBäl^renb SuronbuS unb fpöter aud^ ber
|L And SorromäuS fär ben ©ebraud^ ber 9if d^öf e
muc s»ei 9rten ber ÜRitra, bie einfädle unb bie
aplbgcmirfte, lennen, unterfd^eibet ber 13. römifd^e
Di^ (ßxA bem 13. ^al^rl^unbert) für bie päpft«
B^ ftopeÜe neben ber einfad^en Mitra alba
lote )toci Xrten ber reid^er toergierten: bie auri-
VI
l
frisiata in circulo et titulo, Weld^e mit einem
an bem untern SRanbe ringsum laufenben gier»
treifen, bem golbgewirftcn ©timbanbc, unb einem
enfred^t burd| bie SRitte beibcr ©eitenfläd^en ober
§ömer gelegten öl^nlid^cn Streifen öerfcl^en ift,
unb bie Mitra cum aurifrisio in titulo sine cir-
culo, weld^e bloß ein auffteigenbcS Surifripum,
aber fein eigenes ©timbanb l^t. ®ie liturgifd^en
gfarben bleiben bei ber SluSftattung ber SKitra
außer »etrad^t; ber juläfpge ©toff für fte ift ein-
5ig ©olbbrocat unb weiße @eibe ober Sinnen, fjfür
bie Sierftreifcn ift eine beftimmte Qfarbe nid^t not»
ge^eid^net. Sei einjelnen Functionen trögt ber
^pft eine SOWtra öon ©ilberftoff ; mit einer fold^en
wirb aud^ beffen Scid^e bcflcibet. ®ie in neuerer
3eit in Stalicn unb Qfranfrcid^ beliebte ^erftcDung
ber Mitra simplex für 99if(|öfe au§ ©ilberftoff
ftatt aus ©eibenbamaft ober Sinnen bejeid^net
^artinucci (Manuale SS. Cerimoniarum, Rom.
1871, 5, 264 ; 6, 527) alS eine wiBfürlit^e 9Jeue-
rung. Sa bie l^ierard^ifd^e Orbnung aud^ in bem
iiturgifd^en Ornate gewal^rt werben muß, fo foQ
bie ^tra ber SBBürbenträger ol&ne bif^öflid^en
Sl^arafter einfad^er als bie ber Sifd^öfe unb in
ber 9tegel nur eine Mitra simplex fein; ^ubem
fielet ber ©ebraud^ berfelben bicfen ©ignitären
einzig in ben j^ird^en ^u, weld^en fte abfcribirt
mb. 93iS in baS 13. 3a$r]^unbert würbe bie SRitro
el^r niebrig gel^alten; t)on ba an erweitem fid^ bie
beiben ©d^aufeiten, bie cornua, t)or Mem in ber
^öl^enrid^tung ; im 3(italter ber 9tenaiffance wür-
ben biefelben unförmlid^ l^od^ unb mit ©d^mud
t)ielfad^ überlaben, fo baß bie t>on bem Cerimo-
niale JBpp. gewöl^rte IRa^fid^t im ©ebraud^e ber
Mitra pretiosa einer Srflörung faum bebarf.
©eitbem im laufenben ^al^rl^unbert eine würbigere
unb ber liturgif d^en ^aud^barf eit bienenbe $ara-
mentif eifrige ^piege gefunben l^at, ift junäc^jt in
Snglanb unb ^eutf^Ianb bie ^otm unb ber
©d^mudf ber SKitra beS 13. 3o^r|unbertS wieber
inSlufnal^me gefommen: bie ^ö|e ber ©d^ilber
mißt etwas weniger als il^re ^Breite ; als ©runb*
fto^ bient ©olbbrocat (t)on ber Mitra simplex
obgefel^en), ben funftfertigc Silbftidfcrei mit ftili»
firten Ornamenten belebt; bie Sierftreifcn werben
mit ©olbföben unb ©eibe als reid^e 9(unfrifien
J^ergefteUt; auf einen 9efa| t)on $retiofen unb
platten foftbaren ÜRetaQS muß meiftenS fd^on
wegen ber geringen SDfHttel öerjid^tet werben. Ueber
bie wed^felnben tJformen, weld^e ber 9JKtra je nad^
bem l^errfd^enben jhtnft^Ie gegeben würben, t)gl.
§efele, Setträge H, 234 ff., Tübingen 1864, unb
9fr. 93odf, ©ef(^. ber liturg. ©cwonber n, 162 ff.
u. Safcl XV ff., Sonn 1866.) [ff. ©d^rob.]
'9liffatrin(9^icoIauS3acob, imOrben
Sol^anneS SenebictuS), geklärter ßamalbu-
lenfer, war 1707 am 2. September ju Senebig
geboren, trat Jung in ben Orben unb legte feine
©tubien 3U froren} unb 9tom ^urüdf. 3n le^-
terer ©tabt würbe er mit Sarbinal Ste^jonico,
bem fpätem ^apft glemenS XIV., fcl^r bcfreunbet.
1663
5mittclbin9e — 5mittclfd^ulcn.
1664
6r tt)arb nad^ ÜJlurono al§ Seigrer bcr g}]^iIo=
fopl^ic unb Sl^eologie gcfanbt öerttc^ aber, ä^n«
li^ wie btc aJJaurincr, ju fcl^r bic fd^oloftifd^c
aOletl^obe. ©eine Obern fanbtcn \^n bal^er balb
nod^ Sreöifo in baS Älofter ©. ^arifiuS. §«^^
^atte er al§ »eid^töoter Seit, baS ^rd^iö unb bie
Sibliotl^ef 5U orbnen. Ueber biefer Sefd^äftigung
enttDidtelte fid^ bei il^m eine fo groge Anlage unb
9Jeigung ju l^iftorif^en ©tubien, bo^ er fid^ biefem
3fa(|e gänjUd^ wibmete. @r l^atte babei glänzen»
ben @rf olg, f o bafe er nid^t blofe bie geleierten 9lr«
beiten Ruberer förbem, fonbem felbft bebeutenbe
SBerfe herausgeben tonnte, grttjurbe, »0)^11760,
jum 9lbte öon ©t. aWid^ael ju SDlurano, 1765
aud^ jum DrbenSgeneral gewählt unb feierte 1770
nad^ gefe^Iid^ abgelaufener ^mtsfül^rung nneber
in ba§ iflofter ^urano ^urfidf, um bi§ ^u feinem
Sobe am 4. 3luguft 1777 baSfclbe al§ Slbt su
leiten; bod^ l^inberten il^n bie ©orgen unb ^r»
beiten ber SSorftanbfd^aft nid^t, feine l^iftorifd^en
9lrbeiten fort^ufe^en. ©ein überaus rul^iger unb
fanfter Kl^araf ter, öerbunben mit großer Arbeits»
traft unb ©etoiffenl^aftigf eit in Senu^ung ber 3^t
mad^ten e§ il^m möglid^, auf bem ©ebiete ber Site»
ratur nid^t UnbebeutenbeS ^u fd^affen. Sr gab ^u
SSenebig 1748 l^erauS: Memorie della vita dl
8. Parisio e del monastero de SS. Crisüna e
Parisio diTreviso; fobann 1749 juSfaenga:
Memorie del monast. della S. Trinitä diFaenza.
©ein größtes SBert finb aber bie Annales Oamal-
dulenses, teeld^e in 9 Folianten ^u Senebig 1755
bis 1773 erfd^ienen, nad^ bem ÜJlufter ber An-
nales 0. S. B. t)on SRabillon; fte reiben bis
1764. Snswijd^cn beröffentlid^te er gu 3Jenebig
1771 in gfol.: Ad script. rer. Ital. Murat. ac-
cessiones historiae Favenünae, benener 1775
in Sfol. baS ^nä) De litteratura Faventinonim
folgen lie^. 3Jlan ^at t)on i^m aud^ in gfol. bie
Bibliotheca codd. manuscr. monast. 8. Mich,
de Murano mit einem Slnl^ange über bie Sncunabeln
jenes ftlofterS. (Sgl. Tipaldo, Biogr. degH Ita-
Hani iUustri X, Yen. 1845, 140—145; Sage»
mann, SJiagajin ber ital. Siteratur IV, SBeimar
1780, 94—103; §irfd^ing, §ift.=Iit. ßanbb. V, 2,
Seip8. 1801, 49—54.) [SraunmüUer 0. S. B.]
'SKiffetbiitfle, f. ^biat)]^ora.
^iitttf^tUtn (©elel^rtenf deuten, niebere ©d^u»
len, ©pmnaften, fi^ceen, ecoles secondaires, in-
struction secondaire) fmb f old^e ©d^ulen, meldte
für ben Unterrid&t in ben allgemeinen, ju einer
geleierten unb miffenfdeaftlid^en 93ilbung nötl^igen
Sorfenntniffen beftimmt finb unb fotool^I biefe
Silbung überl^aulJt als inSbefonbere bie Vor-
bereitung für ben UniüerfitötSunterrid^t, fottJO^I
ben aßgemeinen als in ben einzelnen gacultöts»
tt)iffenf(|aften, beamedten, ©aS SBefen fold^er 3ln»
ftaUen unb bie befte 9lrt il^rcr ginrid(|tung lernt
man am einfad^ftcn auS ber ^iftorifd^en Setrad^-
tung beS ©cgenftanbeS. ®er erfte Anfang biefer
^rt öon ©d[;ulbilbung gcl^t für unfere europäifd^c
Giöilifation auf bie Seit ber ©ried^en surüdt ; fie
nal^m eine f eftere ©eftalt in ber römifd^ Seit ön,
ging auS berfelben unter ber $ftege ber ftird^ in
baS SOtittelalter über unb l^gt oud^ in i^ei
ie^igen SBeife, menn fd^on t)ielfade üeronbert imb
ermeitert, bennod^ bur^ eine ununterbrod^eita»
bition mit jenen erften Slnfängen jufammen, 3n
©ried^enlanb, namentlidp in tU^en unb in
ben nad^ beffen SBeife lebenben Xl^eilen beS 9n^
d^ifd^en SSolfeS, toaren öon ber Seit an, afö bet
Segriff ber aKgemeinen ©Übung (icaiSeta, hj-
xuxXioc i7at$e(a, oi iXeu&ep(a>c ireraiSeufiivot)
im 9en)u^tfein ber ÜRenfd^en beutlid^er l^en»»'
getreten mar, alfo t)on bem 5. äo^rbunbert m
Sl^rifti ©ebiurt an, ^^IgenbeS bie ©egenftönbe
beS ©d^ulunterrid^ts für bie gebilbete ffloffe. 3^
erft fam Sefen unb ©d^reiben (^paiipLaTa) iiä^
äted^nen ; l^ieran f d^Io^ fid^ baS Sef m Daterlmd»'
f d^cr Sinter, gan^ bef onberS ^omerS, beffen SpeR
fomol^I in Se^iel^ung auf baS Sefenlemen ttrie auf
ben ^alt in ben gried^ifdgen ©d^ulen eine S^
lid^e 93ebeutung l^atten toie bie biblifd^ ©efd^i^it
in unferen d^riftlid^en ©dgulen j femer 9b^
(Sitl^erfpiel unb ©efang) unb ®9mnafitL Isf
bie ©rammatil (©prad^unterrid^t imb &däre ba
S)ideter) folgte bei ber im Filter etniaS üorgerüdtn
äugenb (Spl^eben) Unterrid^t in SRI^eton! xab
^l^ilofopl^ie ^ufammen burd^ bie ©opj^ißen; Üb
barauf aber, als in ber Seit tmcl^ bem ))eIopon»*
ftfd^en Jhieg bie Xl^eorie ber Kl^etorif fid^ iik|c
auSbilbete unb als bie Derfd^iebenen p]^iIofo|>(if4a
©deuten fid^ auftl^aten, ein getrennter Untenk^
in ber Stl^etorif bei ben Xl^etoren, in ber ^^Iß*
fopl^ie bei ben ^l^fopl^en. S^ $]^o#
mürbe gered^net, maS man t)on 9laturmiffenf(^dite
unb SRat^ematif mu^te unb für bie aKgenieiK
©Übung 5u leieren für paffenb l^ielt. 2)ie naüir'
lid^en unb Don felbfl fid^ ergebenben ©tnbienbcS
Unterrid^tS maren alfo: ©rammatt! , fKjftaä,
^l^Uofopl^ie. Oeffentlid^e, t>om &taat ern(^
unterl^altene unb geleitete ©d^ulen für biefenUnto»
rid^t gab eS in ber daf fif d^en gried^if d^ Seit nutl
fonbem ^UeS mar ber ^ritnitinbuftne übedaffoi
mobei eS in fpöterer Seit oud^ Doriam, ba| ei»
^elne ©tabtgemeinben berül^mte Sel^, befonboS
ber Xl^etorif unb ^l^ilofopl^ie, auf eine gei#
Seit für il^re ©tabt fommm liefen unb bqol^
Sbenfo menig gab eS burd^ ©erorbnung ober fr
fe^ geregelte Selrpläne, ©tubienüorfd^nfteniLbijL
S)er SJlangel an fold^en ©eronftoltungen, ofj«
bereu S)afein mir fürd^ten tt)ürben, in bie &►
barei }u oerftnfen, bemeiSt bei ber i>e|ungead|t(t f»
meit f ortgef d^rittenen ©ilbung in ©ned^oilaiib Vk
glüdlid^e geiftige Organif ation ber ®ried^ witfi
fold^er anderen antriebe unb 9ld£^ignngen vti/i
beburften ; pgleid^ gab biefe gong frne 8^x901
bem Unterrid^te einm mal^rl^aft liberalett (Spante
Su SR 0 m bef d^rönfte man ftd^ t)or hcc SeCon^
fd^aft mit ber gried^ifd^en ©iloung bei bemSuga^
unterrid^te auf baS 92ot]^n)enbigfte: Sefen, @^
ben, 9ted^nm. ^u^erbem lernten bie ftnaben A
92ationalIieber unb bieStoöIftaf elgefe^ aii8loe>bi|.
1665
ajltttclfd^ulen.
1666
^öufig fd^idften in btefer frül^em $ertobe bie t)or-
nel^men f^mUien il^re @ö]^ne na^ Strurien, um
il^cn bort eine bcffcre Silbung geben ju laffen.
3m 6. unb 7. Sol^rl^unbert ber ©tobt 9tom tarn
gried^ifd^e 99ilbung nad^ 9tom, unb gegen Snbe
Set Xepublil geftoltete fid^ ber Sugenbunterrid^t
ber gebilbeten l^Ioffen unb berjenigen^ meldte fid^
}u Semtem in ber ätepubli! befähigen moUten,
gon) analog bem gried^ifd^en 93ilbungggange ;
nur tourbe auf ÜJhip! unb ©^mnaftif nid^t fo
toiele 3rit unb Sorgfalt toermenbet h)ie bei ienem.
äur 3ett ber SRepublif unb im 1. Sal^rl^unbert ber
aiferjett mar mie in ©ried^enlanb ber 2tugenb«
imterrid^t gang ber ^riöatinbuftrie unb ber freien
9BqI^I, tueld^e jebod^ in ber 9tegel ber l^ergebrad^ten
Uebung folgte, überlaffen. Srft unter Sefpafian
timcbe ein $rofeffor t)om &ciak angefteöt unb
bcfolbet, unb itoai ein ^rofeffor ber SRI^etori!.
S>ttfe§ ^rinci)) entmidfelte fid^ fpdter immer weiter,
crfhedtte fid^ iebod^ nur auf bie Seigrer ber ®ram>
natu (grammatici, gil^ilologen , ^umanitötS-
doffen), ber ätl^etori! unb ber ^l^ilofopl^ie, fpöter
0IU9 ber SuriSpruben} unb ber SRebicin, nid^t
ober auf bie @d^ulen für bie ^nfangSgrünbe bei
ben Sd^ulmeifiem (©rammatifien), loeld^e @aä)t
bcc ^t)atinbujtrie blieben. Sine fieitung beS
€d^mefen§ burd^ bie SRegierung, t)orgefd^riebene
Stttbienpläne für bie @d^üler gab e§ nid^t, f onbem
IDIcS beruhte auf ber Uebung unb ©emol^nl^eit,
mld^ fid^ organifd^ im Saufe ber 3(it gebilbet
(atte. 9ud^ |ier mar ber ©tufengang: ©ram«
vauntöt, Kl^etorif, ^l^ilofopl^ie (mit 92atum)iffen'
[djoftcn unb SRatl^emati!). (Sgl. Boeder, De
seholastica Bomanotum institutioiie , Diss.
1^., Bonnae 1828; gfrieb. (Sramer, ©efd^id^te
Scr drjie^ung unb beS Unterrid^t§ I, SIberfelb
1882, 427 ff.) Seit bem 4. unb 5. Sal^rl^un.
bcrt glieberten ftd^ bie eben genannten Unterrid^t§>
E^ in bie Jteben freien Itünfte (artes libera-
b), ttioDon ©rammatit SRl^etorit fiogi! (2)ia«
USSX) bod fogen. trivium bilbeten ; bie übrigen
Steile ber ^^ilofopl^ie, aßat^emati! unb Slatur»
lo^enfd§aften, nämlid^ SKufif, ^Iritl^metif, ®eo-
BUtrie unb Sfhonomie, bilbeten ba§ fogen. qua-
drivium. (Sine Ueberfid^tberfelben bei Martianus
Capella, De nuptiis Philologiae et Mercurii,
Moet bie ©eograpl^ie mit ber ©eometrie t)erbun»
bcnifl)
SHefeSrt ber @d^ulbilbung ging in bie d^rifl*
(idfte 3^^^ über; fte überbauerte ba§ meftrömifd^e
Srid^ unb tt)urbe burd^ baS SRittelaÜer trabitioneQ
foüg^M unter t)ortt)iegenber ober faft au§fd^Iie|'
^tx $flege ber jtird^e, meldte allein eine 9iei|e
Mm 3o|r$unberten l^inburd^ bie ©etel^rfamfeit
imb bie aSiffen^d^aft erl^ielt. 3unöd^{t }ur 93U>
^Bng beS SIeruS mürbe t)on bem 6. Sal^rl^unbert
m m 9benblanbe burd^ (Soncilienbefd^Iüffe Unter»
1^ ber Steriler in bem trivium unb quadrivium
mc^ bie presbyteri namentUd^ an ben 33i|d^of§-
i|cit angeorbnet (Thomassin, Yetus et nova
»eclesiae disciplina 11, 1. 1, c. 92). fßon ber»
felben Seit an mirfte ber Senebictinerorben für
ben Sugenbunterrid^t. 3ur 3eitftarIS be§ ©rofeen,
meld^er ba§ ©d^ulmefen fel^r beförberte (Launoius,
De scholis celebrioribus seu a Carole Magno,
seu post eondem . . . instauratis, Lutet. Pa-
ris. 1672), unb in ber näd^ftfolgenben 3eit l^atte
man 1. bifd^öflid^e ©d^ulen, 2. ftlofierf^ulen ber
Senebictiner (in ©eutfd^Ianb fel^r berül^mte ju
©t. ©aDen, §irfd^au, Qfulba, Eorüeti u. a.; f. b.
3lrtt.), 3. ®om- unb ©tiftf deuten (f. b. «rtrSom-
unb Älofterfd^ulen), feit gl^robegang (f. b. 3lrt.)
ba§ canonifd^e fieben ber ©eiftlid^en eingefül^rt
l^atte. 3n biefen ©deuten mürbe baSjenige, maS
ie|it ben fiel^rgegenftanb ber ©Qmnafien unb ber
pl^ilof opl^ifd^en gacultät auSmad^t, geklärt, unb bie
alten römifd^en Slafftler, an mand^en aud^ bie
gried^ifd^en, mürben flei|ig gelefen. 6ine 9ln*
fd^auung t)on ber bamaligen ©d^ulbilbung gibt
9tabanud 9nauru§ in feiner ©d^rift De clerico-
nun institutione. SRit bem Huftommen ber Uni»
öerfitäten feit bem 12. Sol^rl^unbert traten bie
oben genannten ©deuten ^urüd unb l^örten tl^eil»
meif e auf. ®a§ trivium unb quadrivium bilbete
nun ben fiel^rgegenftanb ber pl^Uofopl^ifd^en ^a^
cultät, ober mie fte bamatö ]^ie|, ber ©d^ule ber
^rtiften. SieaUererftenSIemente be§ fiateinifd^en
leierten augerl^alb biefer ^acultäten einzelne fie^rer,
©eifilid^e, lateinifd^e ©tabtfd^uHel^rer. SBalb mür-
ben mit ^intanfe^ung ber übrigen ©tubien unb
ber flectüre ber ßlaffifer bie Sogif unb bie übrigen
Sl^cile ber ^I^Uofo^i« nad^ ben SQBerfen beS 3lri-
ftoteleS ber ^aujitgegenftanb be§ Untenid^t§ an
ben Uniöerptäten. ©eit bem 14. Sal^rl^unbert
erl^ob \iä) in Stalien ein neuer Sifer für bie See*
türe ber römifd^en Silafftfer unb feit bem 15. aud^
für bie ber grie^ifd^en. S)iefe Stid^tung mirfte nad^
unb nad^ aud^ anbermörtS, namentUd^ in Seutfd^
lanb, auf ben Unterrid^t an ©d^ulen unb Unitoer«
fitäten ein. 3n ben 9iieberlanben unb in 9Jorb-
beutfd^Ianb mirfte in biefem ©inne ber jum 3medfe
be3 äugenbuntenid^tS gegen Snbe be§ 14. ^al^r«
l^unbertS geftiftete geiftlid^e Orben ber ^ieron^»
mianer (©regorianer, ©ruber beS gemeinfamen
Seben§), bereu berfil^mtefte ©d^ule p Seüenter in
§oDanb mar (f. b. 9lrt. gfraterl^emn). 9lad^bem
bie claffifd^en ©tubien ftd^ fd^on fe|r öerbreitet
unb burd^ lebl^afte Siebl^aberei fcftgefe^t l^atten,
trat bie ihrd^entrennung im 16. äo^rl^unbert ein,
meldte Diele jtlofterf d^ulen ^erftörte unb baburd^ im
Snigemeinen ben geleierten ©d^ulunterrid^t Utiaä)»
t^eiligte, obgleid^ anbererfeit§ mand^ ©d^ulen,
aber nid^t immer mie in SGBürtemberg unb ©ad^fen
aus erl^altenen alten ftird^enmitteln gut botirt, fon«
bem oft mit fel^r örmlid^er 9lu§fiattung gegrünbet
mürben, unb einjelne SJlönner, mie SKeland^t^on,
5Weanber, ©türm u. %, burd^ ©ele^rfamfeit unb
©efd^madf ben ©d^ulunterrid^t l^oben.
S)urde bie ff ird^entrennung fam in ben geleierten
©d^ulunterridet al§ neueS ^rincip bie ßinmirfung
ber 3fürftcn unb meltlid^en Regierungen auf ©d^ul-
einrid^tungen unb aHerl^^nb päbagogifd^e ^erfud^e
1667
aKittcIf(J^uIen.
1668
naä^ fubiccttoer 5luffaf[ung, toäl^rcnb frül^cr bic
Seitung her ftird^c unb boS gcftl^aUcn an ber ob«
icctiöcn Jrobttion in ginrid^tungcn unb SKct^obc
wirffam toarcn. 3n bcr fatl^olif^cn ffird^c mad^=
tcn bic ©d^ulcn bc§ neu gegrünbctcn OrbcnS ber
Scfuitcn (f. b. 3lrt.) jur nämlid^en 3eit gpod^e unb
»urbcn felbft öon il^ren ©cgncm öielfod^ oner-
tonnt unb gelobt, ©icfe ©d^ulen fd^Ioffen pd^
gons an ben jeit ber alten clafftfd^en Seit ein»
gefül^rten @tubiengang: ©rammatif, Üil^etorit
^^ilofopl^ie (Sogif unb ^I^^PO. an. 31^re gSorjüge
beftanben in ber gIüdCIi(^en Serbinbung einer feften
Organijation unb eines genau georbneten Äel^r«
))Iane§ mit ber biSl^er blo^ auf ^erfommen 6e»
rul^enben Srabition, in glüdlid^er pöbagogifd^er
SKetl^obe, öomel^mlid^ aber barin, ba^ bie ge«
eignetften flel^rer jür jebe ©tette au§ einer großen
^n^al^I talentt)ouer^ au§ l^öl^eren ^Rotiüen ftd^
il^rem 93erufe ganj aufopfernber, burd^ 5Wa]^rung§-
unb tJamilienforgen ungeftörter Snbiöibuen auS«
gett)a|lt werben fonnten. (@. Ratio etinstitutio
Btudiorum Soc. Jesu, im Institutum societatis
Jesu, Pragae 1795 unbjonft oft gebrudft; ®er
©ocietät 3Sefu fiel^r« unb graiel^ungSpIan, 3 93be.,
SanbSI&ut 1813 ; 91. Sl^einer, ©eft^id^te ber geift-
lid^en grgiel^ungSanftalten 85 ff.) ®em gelehrten
@d^ulunterrid^te mibmeten ftd^ t)on ben neu ge-
ftifteten Orben be§ 16. So^rl^unbertS aud^ nod^
bie Säter beS Oratoriums t)om ^l ^^\\\pp t)on
9lert (f. b. 9lrt.), toeld^e inbeffen feinen allgemeinen
©d^ulplan unter il^ren Statuten l^aben (f. Hol-
stenii Codex regularum monasticarum VI,
529 sqq.), unb bie ^iariften (Clerici schola-
rum piarum), geftiftet öom 1^1. Sofepl^ öon Kala«
fanja (f. b. 9lrt.), einem öomel^men ©panier öoH
toa^rer ©cgeifterung für grjiel^ung unb SReligion.
ffier auSfd^Iiefelid^e 3tt)ecf biefeS OrbenS ift bie
Sügenbergiel^ung, unb in ben ßonftitutionen be§«
felben ifi ein auSfül^rlid^er ©^ulplan be§ @t)rti»
napalunterrid^tS (Holsten. 1. c. VI , 494 sq.).
3n bem 16. Sal^rl^unbert, bis wo^in baSjenige,
nm§ in ben mittleren unb oberen jtlaffen unferer
©elel^rtenfd^ulen j[e|t gelehrt teirb, p bem fiel^r«
heiS ber 9lrtiftenfacultät gel^örte, jweigten pd^
öon berfelben für bie jungen ©tubenten, bie in
ben Surfen ^ufammenlebten, eigene SSorbereitungS«
curfe, SorbereitungSfd^ulen (S> (fo )u ^eibelberg
unb Sreiburg), weld^e ben 9lamen $äbagogien
erl^ielten unb ben Einfang ber ©Qmnaften bilbeten.
3m 17., tl^eilwcife fd^on im 16. Sal^rl^unbert
mad^ten ftd^ ©timmen für ba§ Stü^Iid^reitSprincip
unb für größere Serüdtfid^tigung beS praftif^en
SebenS geltenb, unb gegen 6nbe be§ 17. unb im
18. Sal^rl^unbert zeigte ftd^ juerft in proteftanti»
fd^en ©d^ulen 92orbbeutfd^Ianb3 ba§ Einbringen
be§ fog. aiealiSmuS in ben geleierten ©d^ulunter-
rid^t (SlmoS 6omeniu8, Safebo»), ttJö^renb bie
fatl^olifd^en ©d^ulen bei ber alten Uebung blieben.
3m 18. unb 19. Sal^rl^unbert folgten allerlei fiel^r-
pläne öon ©eiten ber metften bcutfd^en SRcgie-
ningen mit grtoeiterung, oft Ueberffittung beS
fiel^rfloffeS ; ber Unterrid^t an ben ©d^ulen fel^
blieb bi§ Dor etma 80 Salären bei Jtatl^olüen unb
^roteftanten faft auSfd^IielKd^ in ben iQ&^
geiftlid^er fiel^rer. Son ben alten ©d^uleiiuiil^
tungen l^at ftd^ am meißen nod^ in Snglonb er-
l^alten. (Ueber bie ©efd^id^te bed ©eUl^ttenfd^«
teefend im ^tUgemeinen t)gL Sul^fopf, @ef4id^
beS ©d^uImefenS in 2)eutf(§Iattb I, 93renten 1794;
jtarl t). Staumer, ®ef$. ber $abagogüt)om2Biebec>
aufblül^en claffifd^er ©tubien bis auf unfere ^,
4 93be., ©tuttgart 1843—1854, »b. I— m ia
5. aufl. ®üter§Io]^ 1877— 1880; 31. ^ptd^l ®t-
fd^id^te be§ Unterrid^tSwefenS in S)eutfdeianb ton
ber älteften Seit bi§ jur SRitte be§ 13. 3o^^'
bertS, ©tuttgart 1885 ; gr. «ßaulfen, (Bef^ b«§
geleierten Unterrid^tS auf ben beutf dgen ©d^ulen unb
Unit)erfttöten t)om SluSgange be§ ^ttelalterS bis
5ur ®egentt)art fieip^ig 1885 ; !RageIgbade, @9n-
naftalpöbagogit, 3. ^ufl. t)on ^utenrietl^/ Srlonp
1879; ^a^tler S. J., ©ie SReform unferer ©p«
naften, in ben ©timmen auS SOt^Soad^ XVI bä
XIX, gfreib. 1879—1880; eine ©ammümgbet
tjerfd^iebenen ©d^ulorbnungen in 2)eutfdeianb, bk
©efd^id^te einzelner Unterridet§}tt)eige unb ei«
3tci^t pöbagogifd^er SRiScellaneen entl^^en bietHNi
j^arl jf eie^bad^ l^erauggegebenen Monumenta Ger
maniae paedagogica, biSl^^r 14 Sbe., Saun
1886—1892.)
^u§ bem ix§>^tx ^Ingefül^^^^ d^^^ l^^rtjor, b4
bie wefentUdee @runblage be§ gelel^^^ @<^
unterrid^tS burd^ bie 9^atur ber miffeufd^aftSi^
93ilbung unb burd^ bie l^if^orif^e Snttouflung
unferer mobemen Sultur gegeben unb bal^^ caii
bei aQen Unterfd^ieben ber Sauber, 3^i^/ ^
effionen bod^ in ben mefentlid^en douptfinbien
eftgel^alten teorbcn ift unb nid^t tuiufürTi^ anf>
gegeben »erben tann. ߧ gel^ören ^n biefen ulefait«
liefen ^auptftüdten: ©prad^ (bie bdben
alten clafftfd(|en) unb Siteratur (®rammatil unb
Sll^etorif); bieSIemente ber e^acten SBiffeufd^often
(SRatl^emati! unb 92aturtt)iffenfd^aften) imb ber
$]^iIofop]^ie. 2)ie 9ner!ennung ber Tlotl^tDenbt)'
teit ber claffifd^en ©tubien al§ unerlagüd^ Sor*
bebingung ber ©elel^rfamfeit unb afö beflen 923»
telS, bie allgemeinen Srforbemiffe einer gefunbex,
rid^tigen unb f d^önen 2)arfie0ung8n}etfe f ennen jn
lernen unb fid^ anzueignen, fomie bie SBud^ignud
biefer ©tubien als einer gemeinfamen Snmäage
unb als eines oemeinfamen Serbinbungdmittö
bet europäifd^en SiDüifation barf |Aod^ nid^, nie
f d^on gef d^el^en ift, in eine einfeitige Ueberf^^d|n]tg
bis gur äerlöugnung unb ©eringfd^ölimg ba
d^riflßd^en Sieligion unb Silbung auSorten. Sa
für bie allgemeine Silbung ber ©eelenitfifte od)
bie pttlid^'öfil^etifd^e Srsie^ung ttnd^tigeni fSß
bilben bie literarifd^en ©tubien bonugtoeife m
ben e^acten SBtffenfd^aften. 2)er ^aupi^sefid^
punft mu^ bei bem gefammten gelel^ni @4>^
untenid^t fein: bie formale SSilbung, ©tärlungba
Srbeitgfraft, ©emanbt^eit beS S)eiden8 unb ber
©prad^e, nid^t ^nl^äufung einet materiellen SKofH
1669 SRitttlfil^uItn. 1670
ton Slotijtn: bo^r tji ber Unlfrri^t in ben Wea- (S^tofoßtt, Suriäpnibeng, ÜKebirin) angefanßen
ntn (Qkld^cqtt, &to^zoif^it, 9tahiiS(fd^icf)tO ha- mirb. Säbel nirb entoebci, mQ3 bte Stegel ift,
Bod^ tKT^Sltnigmägig gu be{(t)ränl«n. gineanbert bai le^te Slabium (Sogif unb ^b^r'^ ^^t Unt>
mistige %iaQt i% db tneE)r baS ^rinci;) beS gldcCi' oetrität (p^ilofop^tld^t i^cultät) )ugtaitt{en, ober
witisn (PnuiUanen} Unterrichts me^rtr« 2tf)> qu(^ an ben ®elebrtenf^ulenfclb^ gegeben, nxld^
\iid)a neben einonber, namentliii^ her ©prac^en lejttre bann in manctien Sönbcm (mit inSBa^em)
ntt) Xtalien, ober baS ^rincip beS ^tac^einonbec nid^t@Qmnafttn,{onbtm£qcttn(na(!^bem9tam«i
(beS |uccel|ilKn UnterriditS) gelten |ott, ©emife ip eineS ©pmnoflums in Wt^tn) genonnt werben.
boß festere bei nKÜem bofi SStfjere, nod^i her fltlen ®q§ onbere ©pftem, boS beS proteftanHfi^e«
SBeift bcc latliDlifi^ €(^ulen in brei €tabitn: @<t|Ulmefen§ in S)eiit|i$lQnb, ^ält nii^t auf einen
1. @nuiitnattt (unb Stehen) ; 2. 3U|etoiiI (Stil- (ol^en rege[mä|igen @ang, fü^it ben Untetrii^t
'bilbuttg, Settün bei Slaffiler, baS ^Kernot^atn' bis }u bem biitten @tabium unb überlägt eS bann
bigße aus ©eografibit unb ©ef^ic^te) ; 3. Sogit bem freien ÜBiUcn unb ber eigenen SuSnwIiI btS
unb $^q|it (^albematif , Slatutniilfcnf^aften, ©tubirtnben, bie bitfem britten ^o^en Stobium
Sß^Uofop^ie), niDtiet Cecture ber €laf[ilcr fort* angebbnnben ^dier auf ber Unititi|itat, inutl-
mt^i wirb, üia^ bie(er TOel^obe ei^itlten bie i^tr Sleibtnfolge er »ilf, neben bem ©tiüiium btt
3efuiten i^re großen grfolge in ben latbolilt^en fperieHen £8erui§miffenf<^Q|f ju betreiben.
et^ulen be3 16.— 18. 3al|rbunbert8 (Dgl. $ad)t- aSon ber grö|ten SSi^tigEeit für bie Sele^rten-
Ur 0. 0. O. XVn, 25 [f.). 3n ber ©egtnlDQrt ifl Wulen ift bie SBUbungSiueife unb ©leDung btS
Jcbo^ in S)eutf4Iiinb unb Oe{!errei(!^ baS anbere Se^rftanbeS. 2)ie ältere, bii Dor einem 2Ren-
Srincip }ut ^ui^fü^rung gelangt, unb eS gießen f<f|enalter bei beiben Sonfeffionen, bei ffat^oIUen
ni^ beim Unterri^te bie gmci grofien ©luppen unb ^late^nten, in Seutf^Ianb befte^enbe 33er'
bei 6prai$en unb bet iReoüen neben einanber t|in. binbung bc5 ^cijrftatiüe-j mit bem geiftli^en ©tonbe
SRan ging babti Don bem ©ebanfen auS, ba| bitte jebenfaQ^ ben £[<orjug, bag fit bie ^rmonie
MtS %kfonbcie tmii) eine befonbeic ßiajt beB jrotlc^en ber mi[feii{(^a|tiidjen unb religibfen Sil'
OcifltS ivettt. üBenn nur eine Seite beS @t(Pt3 buiigfic!)eiteunbbefÖTbcrte; au^^attemanbe^ere
onfifi^ttglic^ in Infpruc^ genommen nerbe, gebe !Sürg[cl)a|t bafiir. Hcfircr mit päbagogife^, nittit
eine 3»'* utrloten, in meiner mä) eine anbere b(o§ ii3ifienj(^QJtlicf|em ©cirfiid gu erhalten, meil
€eite ^fltte gefault toerbcn liinnen, unb eS loetbe, biejenigcn, iDClt^e (ic^ in ber ilJrasii weniger bc
fobalb eint neue Sele^rung unb Uebung pia|Iic5 mährten, (oiDic aud& biejenigen, atl6)t bei bem
eintntt, ber ©eip öor ungeübnte Sc^Biierigleiten Seötgefdjäjt ermatteten, einen iinhem SBJirhmgS'
ei^dU unb }itm giflreifen beS bleuen unluftig ge' treiä fanben. ^ie Seitung beS geltl^iten©^!'
na^t mefens ift nun in ben nieifttn Staaten nat^ bem
aßet Untenit^t, unb foaut^ bei fltIe(irteS(^uI' (^Ijorafter ber centrolifitenben 9bminifiration in
aBlnti<$t, mu$ mit ber ßijic^ung btrbunben ben^änben Don 94egteiungSliebSiben, mogegen in
fein. Sit ©mnblage ber gi^ie^ung ift bie ftttlii^' @nglanb unb in DIoibamertta foli^t &(!^ulanfialten
idiaibfe ai&ung beS EborafterS. Siefe SSilbung autonom finb obti nur unter einer aUgemeintm
felbß fonn unb foQ bei ber ^ugenberäiebung auS fircblic^enSeitung flehen. 2ßaS fiili auii^ gegen eine
B«4to;)olDgifii^en,päbagogifi^en,poIitifi4en®rün- in baS ©pecieHe eingreiftnbe Seitung Don ©tittn
ben nur buriib innigen an|4lu| an hie paptioe her ©eliörben fagen lägt, jo mirb ftc hoc^ fap luf
Xcligion her ©efammtbeit, melier bie juerjte^en' trlägli^ ha. uo eine fefte Uebung unb tiabttio'
ben 3nbisibuen ange^ären, angeftiebt merben; |ie neQe Sluctoritöt ftt)It unb 39}angelS einer folc^en
m^ vmm fie gefunber ^atur fein foU, naä) ben ©ebrante bie fubiectibt ÜBiUIür bie ISinfieit ftärtn
riAttgen pSbogogtji^en ©ninbiätaen Don confef|iO' unb baburd^ bte SBirfung beeinträi^tigen mürbe.
luem S^nincr (ein, mu^ alfo für unS jfat^O' Sei ben Ititenben @laal3bebörben if) barauf ju
Üen, tDD^ ou^ unftre religibjcn Uebergeugungen fe^en, bag ber Witnirfung bon Sadimännem,
ni» ^l^ttn unS futiren, bure^ 1fln{i$lit^tn an fönte defonberS bem Sinfluffe unb bei !D1itIcitung
Me Jra^t geleitet unb gefiedert »erben. 91ii$t her ffiri^e bie ge^SiigeSied^nung getragen mirb. —
■Alba fyii bii ffir^t tion i^iem Stanb^iuntte au3 WuS einer großen ^nja^l tfKorctijcber Serfe übti
Ue $f(i4t für fit^it, Unterriebt unb Srjie^ung @inri(^tung unb Wtibobe beS gelehrten @(^'
fm iMfiten ^piiti^cn Stifte ju forgen. 6int fer- unteiri[^t9bef^iänttniDirunSber3)aumerfpanmg
aere ^taq/t ^nfi^tlic^ bei Stnriiltung btS gt* megen nur folgenbe jmci äßtrte anjufü!|rtn, bon
UMm^^lii^txS bcflt^linbtiSe|timmungbei mclditn boS erflere, ältere als Sttpräfentant beS
Btgraqima jinifiifttn btm ©qmnafialunlf rri^l unb fatbolif^tn Sc^ulmefenS, baS anbere als Sttprä-
bcc UnoerruiU. Ca gibt harüber im Stügemeinen fentant beS pioteflantiftiben gelten tonn: Bollin,
pkt tSifitmt. ^aä) bem eiftem, äCtem, ben fa* De U maniöre d'enseigner et d'etudier las
l^afif^c* €^tinriü^tungtn ju ©runbt licgenbtn, bellea lettres par rappoit ä l'eBprit et au coetu-,
M^cn bie brd oben angegebenen Stobitn fefl- FariBl726 (oftgtbmcti); iS^tb. ll^ierfdEi, Utber
g^ottoi wtb muffen gänglici) unb in her angege- ©ele^rtenf^uten, Stuttgart 1826 — 1829. (Sgl.
IcäeR Stei^olge guiudgelegt fein, ebe baS ©tu- au$ ^ad^tltr, Sie Sleform unfercr ©i)mnafKn,
bboB bcc \pvMm io{f|tn[(^ftß4en SerufSfät^i ^abetbom 1883.) [3ell]
1671
SDiiantpv* — anoob.
1672
'SBijnqifcf, ble Jfotifbtbtifuns btS {ilbifc^en
§o|MH)riefter3, f. öofeernritp« VI, 169.
9tiMA{3NSia),i;n9.£. l.ÜlomeetneSSlamm'
tuttre, btS ©a^neS £ot§ Don fetnei Sltem Xod^ler
(&tn. 19, 37) ; 2. eines oon biejem albjlQmmtn-
ben aSoIte« (guerfi gj. 15, 15 u. ö.). lonp TOoa-
biter genannt (®en. 19, 37); 3. bt« uon legieren
bemolfenlen SanbeB (®en. 36, 35), mtl^eS in bec
SJuIgatü ßenjö^nfit^ regio MoabiüB ^ü%t (Stati)
1, 1). — 3)ie illDabittt ettDudjiftn ßemeinji^afi-
Iii!| mit ben Slmmonitem (f. b. Sirt.) in bem @e'
birge (Qböftli^ com tobten aßtet (Sen. 19, 3S;
}u einem ÜjoIIe unb jogen mit bie[en i^ren ©tamm'
utroonbten norbraSitS. IDlit itinen t^tilten Äe fi^ [o
in ba§ Sanb gtpifc^en %nton, 3flb&ac unb äorbon,
baö fie jetbri bie füblid^e ftolfte bemo^nten. 2fn
ber ijolgt aber Junten fi^ bie meftjorbQni^en
Slmoni^äer ober SImoriter, melii^e Don ben neu an-
getoniiRciieii ^^iiiflcni gcbiäiigi würben unb eine
anbere ^eimal fud^ten, jnjiic^eu SlDunDniter unb
SBonbiicr ein, fo bafi Itjitere Qenot|iid waren, füb-
luärtS ju jie^en ; |o erbielten bie aHoabiter hai
trud)tfiQreSerglQnb jenleil bt^ Simon alsbauern-
ben SBobnfig. 9119 ibrc ©übgrertje ift ber 3areb
nnjiifeöen, mog berjelbe mit bem 3f. 15, 7 ge-
nonnlen aBeibenboct) ibcnüicf) fein ober nit^l. ^Tio^
bm fviificmi l'cfi^evii bc^icll nM bie gBene am
Sorban, neld^e äeri^o gegenüber lag, immer ben
giamen „©efilbe ÜJloabS" (aNia T\\zy_, cam-
pestria Uoab). S)a3 eigentli^e Woal aitr mar
mit Sergen ausgefüllt, Don benen in ber ^eiligen
@(^rift mit tarnen nur ber $eor ober ^^ogor
(i»B,g]um.23,28)unbbet91fiDrim(Dlum.21,ll)
ange|ü^it nerben. ^u3 bem neu befej|len Sanbe
dertrieben ober tiemic^telen bie SJloobiter befjen
[emitif^e Uriemo^ner, bie Smim (©eut. 2, 1 1. 20),
unb traten bai @rbe Dan beren Sultur an. O^ne
3lDeifeI nämli^ maren biefelben bereits ie^^aft unb
finb qI§ bieUrI|eberberunjä^Iigen@teinben(maIe
feber Slrt onjufefien,. toeldie no^ ^eute im alten
Sanbe ÜKooti Dorijonben finb. SebenfotlS mürben
bie 3Rodbiki in bem bejeii^neten Sanbe ein ader-
bautreibenbeS ^oll, obne belnegen bie ^ie^juc^t
ju Oemadliläfjigen; benn ju iBeibem bot i^nen bog
Sanb rei^e (Sekgenbeit. DJur nac^ SBeften l^in
fäHt ba§ ©ebirge fii^roR unb fieilraanbig in bai
tobte aileer ab; noi^ Open bin bilbet baSfelbe
eine aümcllig fäf fcnfenbe ©ot^ebene, eben bie
regio MoabitiB ßber =«1» n-;^. ©omobt bie
Dielen Sbol^^ "^^ <^^'^ ber ERü^en bie{ee poäf
ebene fmb überaus fruddlbar; ^oab Innnte babtr
bie ^remben ernähren, menn brausen ^ungtrS*
notfi t)enf(^te (SRut^ 1, 1); cS mar rei^ an Sßein
unbObft Of. 16, 8. 10), unb bie Sriften rearen
mit gabllofen @i$afbeerben bebedt, }o ba| i^nen
ein folrfier Sribut aufgelegt nierben fonnte, raie
4 Hin. 3, 4 angegeben ift. IfluS aßem biefem er»
flärt fi(6 baS frübe Sjorrommcn unb bie groge
2Renge ton Stäbten in OToab. ^aiilitpabt laor 91r
(/. b. Wrt.); [übmepiic^i banon tag ffir ÜJIoob (-i«p
3K'i», SSulg. muruB Moab), an ber Steife beS^>
tigtn flerel, roeiter ©ibon, ^efebon, Hroer (j. h.
arlt.) ; aufeerbem roirb 3f . 1 5 u. 3«. 48 -noi^ eint
Sßei^e Don meniger bcfannfen ©tobten genaniiL
©0 mett gefc^iii^llic^e jfcnntni|t leicfit, maren bie
ÜKoabiter Bon Äönigen regiert. 3^rübj«ttg erfiftei'
nen fie einem attfc^eulic^en ®btyenbien{'t DerfolIaL
3f)re nationale @ott^eit toar ^^amoS, mo^l mit
eine anbere ®e^altung beS canaamtif<j^ Saal
unb, injofem er aui^ Don ben ^mmonilem Det>
ebrt mürbe fiftic^t. 11, 24), beS ammonitif^
SDJoIo*. SBie legerem, fo mürben out^ e^anirt
aRenf^enopfer bargebrac^t (4 flBn. 3, 27. Sm.
2, 1), unb roie SBaal erf^eint auc^ 6^nu)5 UTiht
bem iHamen ^BqoI Sßeor (lir^ V??, Beelphegor)
als ©egenpanb eines unjiiii^tigen Kultus, bei »ei-
fern Sungfrouen ibre Unfi^ulb preisgaben. ®qS,
maS 9Ium. 25, 1. 2 Bon ben 5DIoübiterinnen e^
ga^lt wirb, geigt btutlicti, meldien einflu6 ein fol-
i^er (Sßfeenbienp auf bie ©itlen beS SÖoHeS ge-
übt ^at.
3n bie lieilige ©efcbi^te treten bie aRoatitt
bei bem Stüdgug ber äsraeliten ou8 ^egqpten eii.
6b mar leglenn Dtrboten, aWoab ju ero&em ober
gu fd^äbigen (2)eut. 2, 9), unb fie gogen be^mega
na<^ gütlichem Slbtommen (Stut. 2, 29; 29, 1.
Std^t. 11, 25) im Often Dorüber. 9]üii&bem ate
bie amoritifd^en Sleic^e jerftSrt maren. glaubte ba
bamalige ^oabiterlonig ^alaf Don ben gulünfti'
gen 9Ioc&bam für bie ©ic^er^eit feines eigtira
©taateB fürcbten ju muffen unb \ui)tt begmegei
bie niifftbrenben 3Srae{iten bi^ bie magifln
mittel SBotaamS ju Derberben (Dtmn. 22, 1 W
24, 25). ffiiefeS gelang frtilii^ nie^t, olltin Birf-
fam mar EBalaamS SHat^, bie SSrotliten )u bm
unjüd&tigen ®Bfeenbienfi beS 95aal ^or ju Bei*
leiten (25, 1—9). Salb nad) Sofue'S Sobe wa-
ben bie 3Sracliten für 18 Sahire bem moabüif^
ifSnige Sglon tributpflichtig, bur^ Sob aber Bu*
berfiei(3tit((t.3,12— 30). Später fd&einen, Bii
bas !But| Slufg geigt, fritbti^ Str^Itniffc {mi-
lchen 3Srael unb ailoab btftanben gu ^aben; mite:
©aul aber ge!)bren gu ben beguungenen fräulii^
*ß5I!em aud) bie 5Dloabiter (1 ©am. 14, 47).
S>aDib, ber Urenlel einer 5Dloabiterin, fud^tt laf
ber Slucbt öor ©oul in aJinab eine SufJu^t mü
Dertrautt bem bamaligen ffönig feine Elten «
(1 ©am. 22, 3. 4). 65 fd^eint, bo§ an tekttw
ein Unre^t Berübt nnirbe ; benn na^bem iotß
gur Siegiening gefommen, fiel er in 3iloob ein
entfaltete t|ier bie ©direden ein« groufamenffritf
fittirung (2 ©am. 8, 2. 1 ^ar. 18, 2) unb imtn-
marf baS Sanb. Unter ©alomon cbtr StrobsoB
aber mußten fie fi^ mieber felbftönbig gu inai^
bis 91mrt fie Don neuem bem nßrblii^ ^ti^itän-
marf. ©ie blieben nicbt lange tributpfli^g, benn
ajfefa (f. b. Art.) geTOann troj fi](iroatr SSerin^
bod^ mieber feine ©elb^änbigfeit. Unter ^
gingen bie lIRoabiter gum Angriff über unb pdtn
in baS n&rbli($e Keidi ein (4 Ron. 13, 20). gmo
ftt)te3crobDamII.itiren3taubjügtntine
1673
SRobena.
1674
oOein balb tarn il^nen boS ^eran^iel^en ber ^f{9»
Ter ju ftotten, unb e§ gelang i^nen, il^re ©ren^e
loeit nad^ 92(3rben t)or)ufd^ie6en, fo bog nad^ 3f. 15
unb 3er. 48 il^re ^errfd^ft fid^ aud^ über Streden
auSbe^nte, toeld^e lu Shtben unb ©ab gehörten.
S!)a3 ganje ©ebiet biefer @tömme occupirten fte,
nad^bem bie Seteol^ner bed nörblid^en 9teid^e3 in
bie off^rifd^e ©efangenfd^aft abgefül^rt morben
tDoren, mobei fie in fluger SSered^nung bie Ober*
(ol^t bed aff^rif d^n JtönigS anedannten (Sd^ra*
ber, fteilfd^r. unb «. 2e[t. 258). 3n ber legten
Seit beS Steid^eS 3uba geigten bie ÜRoabiter aud^
Wefem il^re feinbjelige ©ejinnung (©o})l^. 2, 8 ff.)
unb leifieten bal^er bem d^albäifd^enj{5nige bereit*
unllige ^ereSf olge (4 ftön. 24, 2). 3nbe| unter-
toarf IRabud^obonofor auf feinem fpätem 3uge
uod^ 9eg9))ten bie SRoabiter fammt ben 9mmo-
nitem (Jos. Antiqq. 10, 9, 7). @ie benia^rten
babei il^re nationale Selbftönbigfeit, benn 1 S§br.
9, 1. 2 g§br. 13, 1 toerben unter ben SSöIfcm,
mit benen bie 3draeliten ftd^ burd^ heiraten toer*
banben, aud^ bie SRoabiter genannt. SSon 9ln-
tiod^uS S))i))|ane8 tourben [it nid^t bebröngt t)iel-
leid^t toeil ^e bamalS fd^on (San. 11, 41) unter
ber nabatäifd^en^errfd^aft ftonben, meldte ftd^ be«
l^arrlid^ nad^ 9torben t)orfd^ob. 91I§ bie ÜRad^abder
boS Ofiiorbanlanb ben 92abatäem ju entreißen
flutten, ntad^te ^le^anber 3annäu§ (f. b. 9lrt.) bie
woobiter }in3])fli(|tig, tonnte aber nur einen
Xl^il i^reS Sanoed bel^aupten (Jos. Anüqq. 13,
13, 5; 14, 2; 15, 4). ÜJlit bem nabatäifd^en
Stcid^ lam bann aud^ bie SRoabitiS 105 n. Sl^r.
miter römifd^e ^enfd^aft, unb feitbem geigen bie
aUnuen ber @tabt %r (9reo))oU§) bie Silbniffe
ber Söfaren. Später mu|te bie moabitifd^e 92a«
timtalitöt t)or ber 9lu3breitung be3 Sl^riftentl^umg
mib ber SBanberung ber @abäer nad^ 9torben
ndd^n, unb beim auftreten be§ 3§Iam fmb bie
SRoobiter fd^on au§ ber ©efd^id^te üerfd^niunben.
8on bem SilbungSguftanbe ber 3JloaUitt in ben
le|tot Sol^^unberten il^reS IBeflel^end mürben
sumii^Iei Silbmerfe, meldte neuerbingS auf bem
^cmoßgen Soben il^reS fianbe§ gefunben morben,
3cu0ntB oblegen, mofem ftd^ bie 9led^t^eit biefer
i^moabitifd^en 9(Itertpmer'' ermeifen lie^e. (Sßgl.
atofeumüHer, §anbb. b. bibl. «Itertl^umSf. [Sibl.
©eogr.X DI, Seips. 1828, 49 ff.; ftau|f(| unb
€octn, ^e ßd^tl^eit ber moabitifd^en ^Itertl^ümer,
etia^urg 1876; Palest. Explor. Fund 1876,
99; 1878, 41.88; 1879, 187; 1880, 249;
1888, 186; Conder, Heth andMoab, London
1883.) [Kaulen.]
IVobntii, @tabt unb ffird^enprot)ina in
Oberitalien. SDie alte feltifd^e @tabt SRobena
(Mutiiui, Motina) in Gallia togata, 7 3Jlt\ltn
^ibößlid^ ttm ^rma unb 13 norbnorbmeftlid^ t)on
Sbrni), mürbe 183 t>. Sl^r. römifd^e Kolonie.
Jlai^>€m fie unter Sonftantin bem ©ro^cn jer»
BM, aber balb mieber auf gebaut morben, marb
Die @tabt in ben ffriegen ber ©oten, 93t)5antiner
unb Songobarben auf lange S^ü Deröbet. @rft
ftarl ber ©ro^e belebte pe mieber unb lie^ fie burd^
©rafcn regieren. 3ln ©tette ber lefeteren traten im
12. 3a]^r]^unbert bie Sifd^öfe. ©eit 1228 mar
[le öon ber fjamilie efte bel^errfd^t unb bilbete
Den ftem beS fpötem ^er^ogtl^umS, meld^eg 1452
au ©unflen Sorfo'S öon 6fte gegrünbet mürbe.
3u ÜRobena fammt SReggio !am 1633 baS pr-
ftentl^um Somggio unb 1741 aud^ bog C^erjog-
tl^um 3Raffa«6anara. 5Rapoleon I. bereinigte bie-
feg Sanb mit bem ffönigreid^ 3taUen, jiebod^ er«
l^ielt bie 1797 öertriebene ^errfd^erfamilie e§ fd^on
1814 mieber jurüdf. ©erjog Sranj IV. (1814
bis 1846) mar, obglei^ ber Partei beS iungen
3talien3 befonberS berl^a^t, einer ber tüd^tigjten
italienifd^en ^errfd^er, ber ba§ fianb p l^ol^em
©lanje erl^ob, ben Unterrid(|t förberte, bie Älöfter
begünftigte unb t)ieIe2Bopl^ötigIeit§anftaIten grün»
bete (t)gl. G. Galvani, Memorie stör, intomo
la vita dell' Arciduca Francesco IV. d' Austria
d'Este, Duca di Modena etc., Mod. 1854).
auf il^n folgte fein ©ol^n gfranj V., ber 1859
t)ertrie6en unb beffen ^erjogtl^um burd^ beeret
SSictor Smmanuelg t)om 18. ajlör) 1860 mit ©ar»
binien t)ereinigt mürbe, ^eute ift bie @tabt Sßo»
bena @i| eines italienifqen $röfecten unb ^ä^lt
gegen 32 000 (bie gan^e @tabtgemeinbe nal^eju
60 000) ßinmol^ner. S)ie auS SKarmor im römi«
id^en @tile erbaute großartige Satj^ebrale mit einem
ler fd^önften ©lodtentl^ürme 3talien§ — ber melt-
berül^mten, 96 m l^ol^en ©l^irlanbtna — ift ber
^immeISt5nigin unb bem 1^1. ©eminianuS gemeint,
©ie marb 1099 im Auftrag beraRarfgrofin SKa«
tl^ilbe begonnen unb 1184 t)on $apft SuciuS lU.
eingemeif t. 3n ber fel^r großen Jnr^pta mirb ber
fieib beS ^I. ©eminianuS üerel^rt, meld^er 1106 auf
iBeranIaf[ung ber Sßarfgräfin auS ber alten Satire«
brate in ben bamals fd^on fo meit fertig geßeOten
2)om übertragen mürbe. 2)aS t$feft biefed ©tobt»
unb 93iSt]^umSpatronS mirb nod^ aDjal^rlid^ am
31. 3anuar mit großem ©Ian}e begangen. SSon
ben übrigen gegen 50 ftird^en finb bemerfenS-
mertl^ : ©. SSincenjo mit ber ©rabfo^pcKe ber §er»
}oge; ©. $ietro, ehemals Senebictinerabtei; bie
gotifd^e©.-3france8co-Äird^e; ©. 3lgoftino, aud^
©ta. ÜRaria $ompofa genannt, bei meld^er ber
große ©efc^id^tfd^rciber Wuratori (f. b. 2Irt.) 1714
bis 1750 als ^ropfifungirte; enblid^ ©. ©iorgio,
ein reid^er Sarodfbau Dom 3ö^re 1600, mit bem
oom Siolfe ]^od^t)ere]^rten ^abonnenbilb Beata
Vergine AusiHatrice del Popolo Modenese.
©onft pnben ftd^ außer }a^Irei(|en aufgel^obenen
jtlöftem mel^rere SBo^Itl^ätigfeitSanftaUen unb eine
ehemalige, 1683 gegrünbete Unit)erfttöt, meldte
unter ber franjöfifd^en §errfd^aft in ein S^ceum
üermanbett, 1832 auf gel^oben unb bann bur(| eine
9ted^tS» unb mebicinifd^e ©d^ule, l^eute mit 100
©tubenten, erfejt mürbe.
Sns erfter ©laubenSapofiel in a^obena mirb
öon ßinigen ber ^I. ^IpoBinariS, öon Slnbercn ber
]^I. 2)ion9fiuS %eopagita genannt. SBal^rfd^ein-
lid^ beruht le^tere Eingabe auf einer Siermed^Slung
1675
SOtobena.
1676
mit einem onbem ©ioimfiuS, ber cftoa feit 325,
fic^er feit 339 biefen Sif^ofSftul^I inne l^otte mib
megen feines 6ifer§ in ber Sefel^rung ber Reiben
unb Slrioner olS ^eiliger öerel^rt mirb. S)ie locale
Ueberlieferung nennt übrigen^ fd^on um 103 ben
Slömer feletuS atö Sifd^of öon SKobena, ber nad^
©omS erft um 270 lebte. S)ie 9lQ(i^fotger beS
1^1. ®ion^flu§ moren 3lntoniu§ ober 3lntoninu§
unb ber |l. ©eminionuS (341—348), ein Seit«
genoffe be§ 1^1. SlmbrofiuS, „glänjenb burd^ ben
Sul^m feiner SBunber", mie baSMartyrol. Rom.
fagt, ber aud^ ben 1^1 5Jt]^anafiu§ atö SSerbonnten
aufnol^m (ögl. C. Cavedoni, Cenni stör, intomo
della vita etc. del 8. Geminiano vescovo e
protettore della chiesaModenese, Mod. 1856) ;
bann Sl^eobor um 349, ©eminionuS TL., ber 390
einem Sondl t)on äJlailonb beimol^nte, ^l^eoboIuS
nad^ 397, ©eminionuS HI. (420—452), ©regor
um 482, SaffionuS (gofftanuS) feit etma 501
unb erft 679 mieber ^etruS unb ÜJlarinuö. ©eit
bem Sifd^of Sol^anneS, öon 744 an, ifl bie Seilten«
folge ber Sifd^öfe nid^t mel^r unterbrod^en. Unter
SlegibiuS mürbe 1099 bie neue Satl^ebrale be»
gönnen unb unter SlrbijiuS (1179—1194) ein-
gemeil^t. ©er ßarbinalbifd^of 3o^anne8 SDlorone
(1529 — 1550) errid^tete 1542 baS ©eminar.
gafpar ©elingarbi (1593—1607) befd&rieb bie
SReil^enf olge feiner 93orgänger. Unter bem 93. ®i»
Wof8ranj9lemilian6ugini(1852— 1872) mürbe
iIRobena, baS unter ber Sßetropole Xabenna unb
feit 1582 unter Bologna geftanben l^otte, t)on
Pu8 IX. jum Sr^biStl^um erl^oben. 2)ief er neuen
!DIetro))oIe mürben fammtlid^e SiStl^ümer be§ ^er*
5ogt]^um§ ÜJlobena unterfteDt, nömlid^ Sarpi,
©uaftaHa, 3Raffa bi Sarrara unb Sleggio. 9lm
22. 9luguft 1855 mürbe Sugini }um etften Srs-
bifd^of ernannt. ®er gegenmärtige britte 6rj-
bifd^of ift ftarl Sorgognoni, geboren p Sologna
am 3. gioöember 1836, grjbifd^of öon Urbino
15. Sanuor 1886, tranSferirt am 24. SDlai 1889.
6r l^at ein 6in!ommen t)on nur 3000 ©cubi,
ftammertaje 150 ©olbgulben, unb in 181 Pfar-
reien (38 Vic. foran.) gegen 200 000 Seelen
unter fld^. ©eine Vorgänger maren ßommenba»
tarabte beS in ber jmeiten ^älfte be§ 8. 2ial^r-
l^unbertS burd^ ben 1^1. Slnfclm, ©erjog t)on griaul,
geftifteten unb neueflenS aufgel^obenen ftlofterS
9lonantoIa (f. b. 3lrt.), meld^eS 9 km oon 9Kobena
entfernt liegt (ögl. H. Tiraboschi, Storia deUa
Badia diNonantola, Mod. 1 784— 1 785, 2 voU.).
aSon ben ©uffraganbistpmem ift ba§ ältcfte
SReggio (Regiimi Lepidi ; Ogl. F. Azzari, Com-
pendio dell' historia della cittä di Beggio,
Reggio 1623, unb C. AfFarosi, Memorie istor.
del monastero di S. Prospero di Beggio, 1733
sino 1746, 3tom.), meld^eSSiStl^um na^ berSra«
bition bis jur 3cit ber 9lpofteI l^inaufreid^t, unb
mit meld^em f rü^jeitig ber alte ©i^ Sre§ceIIo (Bri-
xellum ; ögl. üghelli X, 30—32) bereinigt »urbe.
e§ säl&It in 245 Pfarreien (32 Vic. foran.)
198000 ©eclen (ögl. Moroni LVH, 33 ss.).
(S,axpx, inxä) 99uDe ^iu§' VI. Inter plurimas
öom 1. ©ecember 1779 ernd^tet, l^at in 31 $fat.
reien (5 Vic. foran.) 56 000 ffiibcefanen (Mo-
roni X, 109 SS.), ajlaffa bi ßanora, burd^ Me
^iu§' Vn. Singularis Bomanorom üom 18. §e«
bruar 1821 jum SiStl^um erhoben, l^at in 156
Pfarreien (19 Vic. foran.) 114000 ©löuKge
(Moroni XLIH, 214 ss.). ©uaftalla tourbe e^
burd^ SulIe fieo'3 XII. De commisso Nobis Dom
13. ©eptember 1828 SiStl^um, inbem ber ^M^
bie öon ©i jtu§ V. gegrünbete unb bem ifi. ^etruS
gemeinte 5lbtci nullius $um Sifd^ofSfiJ erl^ob; eS
ao^Itin 27 ^faneien (7 Vic.foran.) 54 000 Seelen
(Moroni XXXm, 139ss. ; t)gl. au^ G. B. Bena-
mati, Istoria della cittä di Guastalla, Parma
1 6 74, unb J. Affö, Istoria della citta e ducato di
Guastalla, Guast. 1785, 4 voll. 4»). S)iegQii|t
Äird^nproöinj 5äbltbemnad^tn640^farreienöber
600000 ©iöcefanen. 3m 3. 1847 maren in ben
10 ©tobten, 63 SRarftfiedfen unb 464 ©örfemunb
9BeiIembe§^er3ogt]^um§9Robena 575410@eelen
(1858 fd^on 597652), unter bicfen 3586 ®eip»
Kd^e, 2821 3uben unb 212 «Proteftonten (Stati-
stica generale degli Stati Estensi, dal Bon*
caglia, Mod. 1849—1850). «ufeer ben fffli(
SDomcapiteln gibt e§ nod^ brei SoUegiatfüfte. ik
tbeologifd^en ©tubien merben an ben bifd^t^
©eminarien betrieben, mo mand^mal feffiß \m
93ifd^öfe al§ Seigrer eintreten muffen, ©o lefen ttir
t)on bem im 3. 1863 oerftorbencn Süfc^of gajetaa
Sattani im ©aljb. ftird&enblatt (1863, ©. 74):
jjUm ben S3ebürfniffen feiner ©iöcefe, einer ber
örmfien 3talien§^ ^n genügen, tl^ot Sifd^of Sattant
ma§ ju i^rer Seit bie Äird^enDäter tl^aten; er trug,
fo langeerSifd^of mar (1850— 1863), bieSRowt
tl^eologie unb in ben legten 3a]^ren aud^ bie$P^
fopbi^ in feinem ^riefterfeminare Dor; baiäeR
fated^ifirte er, fo oft e§ nötl^ig mar, in benftinja
unb ©dftulen." 2)ie unter ber franjöpfd^ fya»
fd^aft eingesogenen fflöfler mürben nad^ ber Se»
ftauration mieber l^ergefteüt, unb 1840 gab edia
^erjogtl^um 14 2)lann§« unb 9 gfrouenfiöP«,
meldte lefeteren pr §älfte ßrjiel^ungSanllnitei
maren, unb ^u benen balb meitere famen. S«
3efuiten bitten j^löfter ^u üllobena unb )u Sbggio,
ie mit einem großen SoSegium. Unmittelbar w
ber legten J?Iofterftürmerei burd^ $iemont be^
ben im ^er^ogtl^um SRobena JMbfter ber S>oimm'
caner, QfranciScaner, ftapujiner, Scfuiten, SWw»«
toriften unb ©omoSfer; bann ber 2)omimcanenii*
neu, SSifitatinerinnen unb barml^o^igen @d^
ftcrn. (S8gl. nod^ L. Nedriani, Hist. della citta
di Modena, 2 tom., Mod. 1666—1667; Id.,
Gatalogo de' Vescovi Modenesi , e raeconti
dell' attioni loro, Mod. 1669, 4<>; Muratori,
Antiqq. Italiae med. aevi I — ^VT, MedioliB.
1738—1742; H. Tiraboschi, BibHotecaMo-
denese, 5 voll., Mod. 1781 ; J. Baraldi, Oob-
pend. stör, della cittä e provincia di Modeoa,
1846 ; üghelli H , 73 sqq. ; Moroni XLV,
286 SS.; Gams, Ser. Epp. 757 sqq.) [9le^J
1677
SWobePuö — m^Ux.
1678
9Mefhi$, mel^rece im &eUtgent)er}etd^ntffe
aufgeführte Sifd^öfc. 1. 2Robeftu§, bcr 20. »ifd^of
iHm Srier^ gefi. um 480 ober 486; ^feft 24. gfe-
bmat (BolL Febr. DI, 463 sq.). — 2. 2Robeftu8,
jnerfi 9bt beS ftlofterS @t. X^eobor, t)erfa]^, al3
bie Serfer 614 ben ^atriard^en ^ctj^ariaS t)on
Sentfalem in bie (Sefongenfd^ft führten, bie
abminifhotion beS SBidtl^umS, mürbe 631 $q«
triard^ unb ftorb 16. 2)ecem6er 634. Son brei
$rebigten, bieergel^oltml^at finben ftd^^uSgüge
bei (üombefis, BibL Patr. concionat. I, 31 sq.,
unb Migne, PP. gr. LXXXVI, 3267 sq. (SSgl.
Le Quien, Or. christ. DI, 258.) — 3. aWobeftuS,
genannt ber ^poftel j^ömtl^end, lebte in ber jmeiten
^fte beö 8. äal^rl^. geft 5. gebr. (Sgl. b. «rt.
Äämt^en VE, 29.) [Streber.]
9bbrfbi$, gried^ifd^er ftird^enfd^riftfiener in
ber itoeiten ^dlfte be§ Z. äal^rl^unberts, l^intertie^
eine t)on (SufebiuS (H. E. 4, 25 ; t)gl. 4, 21) fel^r ge»
räumte, in^wif d^en fpurloS untergegangene @treit«
f <^ft gegen aWarcion (f. b. Srt.). Saut ^ieron^muS
(De vir. ill. c. 32) maren im 4. ^a^rl^unbert aud^
no4 onbere @d^riften unter ÜRobeftuS' IRamen im
Umlauf, meldte {ebod^ in unterrid^teten Jheifen nid^t
olft öd^t onerfannt mürben. 3laf)txt^ über biefe
€<l^riften i{! nid^t befannt. [SSarbenl^emer.]
9bbiti (McoSetv, MT)5ee(fA, bei Sofepl^uS Ma>-
iUi, N. Uio^ai), im 31. %. 9lame einer ©tobt
(3of. XQ>(&T)), aus meld^er bie üHad^abäer ftomm*
ten. äl^re Sage lö^t ftd^ barauS erfd^Iiegen, ba^
man t)on il^c auS unmittelbar in bie pl^iliftöifd^e
Sbene fam (1 3Raä). 16, 4 ff.), unb ba| fte t)om
aXeere ouS ftd^tbar mar (1 SRad^. 13, 29), }mei
Umflftnbe, um beren miQen bie SSuIgata fte auf
einen Serg t)erlegt (1 ^Jlai^. 2, 1). !Rad^ SufebiuS
(in Onomastica ed. Lagarde I, 281) lag fte in
ber 9lö]^e t)on fi^bba ober S)io§poIiS, unb ju fei'
uer 3eit mar bafelbft nod^ ba§ @rabmal ^u feigen,
tveld^ ber ÜRad^böer @imon für feine ^amilte
errichtet l^tte (1 SRad^. 13, 27 ff.). 9iad^bem auf
(Bnmb biefer 92ad6nd^ten ÜRobin frül^er an toer»
fd^iebenen anberen Stellen gefud^t morben, ift e§
floierbingS in bem l^od^gelegenen 2)orf e el ÜRebiiel^,
2 V4 @tunben norböftltd^ t)on fipbba, miebergefun«
ben morben, bei meld^em nod^ bie 9tefte Don ®i-
mon§ $rad^tbau t)or]^anben finb. (Sgl. Guerin,
Döconyerte du tombeau des Macchabees, Re-
Tne archöol., N. S. XXIV, 1872, 265—277;
&. a35ttger, 2:o))ogr.«]^iftorifd^e§ Se^fon gu ben
©duften beS fjlaö. 3of., Seipaig 1879, 187 f.;
aMbefer«©ocin, ^aläjüna unb ©^rien, 2. %\i^„
SciMid 1880, 16.) [ffaulen.]
'gMtus (Modrussa), S)iöcefe, f. Slgram
I, 852.
^UOtoTf äol^ann^bam, jtird^enl^ifioriter,
mürbe geboren ben 6. SRai 1796 }u SgerSl^eim
immeitWergentl^eiminSSürtemberg. SemiBater,
etil mol^Ibemittelter ÜJlann, befd^Io^, ben frü^e ftd^
cntmilfdnben glönjenben ©eifte^anlagen be§ @o]^'
ncS eine entfpred^enbe ^uSbilbung 5U geben unb il^n
ben Stnbien )u mibmen. S)er junge 3Jlbf)Ux legte
ben SurfuS feiner ®t|mnafialbilbung )u ÜRergent-
l^eim mit ber größten 9(uS}eid^nung ^urüdf, unb mit
«nfang be§ ©tubienial^reS 1813—1814 trat er jur
böigem ^(udbilbung an baS fi^ceum ju SQmangen
über, ©eine eigene üleigung l^tte um biefe 3eit \xä)
ben ßcbcnSberuf bereits gemop. 3m feerbfte 1815
ergriff er, mit claffifd^er SJorbilbung |enlid^ au8«
geftattet, baS ©tubium ber Xbeologie, fe^te baS*
felbe, nad^bem bie fatl^olifd^e fiel^ranftalt in SU'
mangen ingmifd^en (1817) mit ber Unioerfitöt
Tübingen berfd^moljen morben mar, in le^terer
unter ben ^rofejf oren ©re^, §irf d^er, ©erbfi, geil»
mofer fort unb beenbtgte e§ 1818 als S^O^ing beS
SBill^elmgftifteS. %m 18. ©eptember beS folgen«
ben Sal^reS empfing er bie ^rieftermeil^e unb mit
il^r bie ©enbung p einer nad^l^er fo fegenSreid^en
SBirffamfeit in bem ©ienfte ber Äird^e. 5Rur furje
Seit, faum über ein Sal^r, ftanb ÜJlöl^ler in ber
©eelforge; e§ 50g il^n 5U möd^tig jurüdf ju ben
©tubien. 9D«t bem §erbfte 1820 marb er nad^
feinem SBunfd^ in ba§ mit bem SBUl^elmSftift oer*
bunbene $ra{)aranbeninftitut aufgenommen unb
fd^on ein paarSRonate fpöter jum ätepetenten ber
3lnfialt ernannt. 3mei So^re lebte er nun faft
auSfd^Iie^Iid^ bem ©tubium ber alten clafftfd^en
fiiteratur. @§ mar befonberS baS ®ebiet ber altem
gried^ifd^en ^l^ilofopl^ie unb ®efd^id^te, meld^eS
feinen raftlofen 6if er f effelte unb bef d^öftigte. §ier
fd^öpfte er oomel^mlid^ jene formelle Silbung,
meldte fpäter ben Seigrer unb tl^eologifd^en ©d^rift«
fieQer fo auSnebmenb mol^l gefleibet l^ben. 2)er
®ef d^madf für bie clafftfd^en ©tubien unb bie barin
gemad^ten ^ortfd^ritte l^atten i^n aud^ fd^on fo tief
in baS Sntereffe biefer SBBiffcnfd^aft l^neingejogen,
bai er auf bem fünfte ftanb, um eine eben erlebigte
©tinrnaftal-fiel^rfteUe nad^}ufud^en, als im ent«
fd^eibenben ^ugenblide bie l^öl^ere Sfügung feine
SebenStl^ätigfeit in ein anbereS ©eleife überlenfte.
9ln bem nömlid^en Sage, mo baS über feinen fünf«
tigen 9emf beftimmenbe ®efud^ abgelten follte,
erhielt er t)on ber tl^ologifd^en Sfacultöt in Tü-
bingen ben Antrag, als ^rtoatbocent bie erlebigte
Sel^rftelle ber jHrd^engef d^id^te mit ben oermanbten
Qfad^em ju übemel^men. SKöl^ler ging, ben felbft«
gemad^ten SebenSplan mit einem oon feinen Oberen
gemöl^lten oertaufd^enb, auf baS anerbieten ein,
unb fo marb er unterm 8. ©eptember 1822 für
biefeS tbeologlfd^e Sel^rfad^ befignirt, mit ber SBBei«
fung, burd^ eine literarif d^e Steife jic^ barauf nober
t)or}ubereiten. Sr befud^te ber 9teibe nad^ bie be«
beutenbften Uniöerfitäten beS nörblid^en unb füb«
lid^en ©eutfd^IanbS, ©öttingen, SBerlin, $rag,
2Bten, fianbSl^t, nid^t ol^ne oielfeitigen ©eminn,
S)ie ßinbrüdfe, bie er oon biefer miffenfd^aftlid^en
SBanberung mit nad^ ^aufe unb 5U feinem ^mte
mitbrad^te, midien nie mebr auS feiner 2)en!«
meife unb feinem SBBefen. Saß) nad^ feinem 9luf-
treten an ber Unioerfitöt lieferte er, mie jur 6in«
lettung in feine öffentlid^e fiel^rtl^ötigfeit unb }ur
SRed^tfertigung ber in feiner ^erfon getroffenen
3Ba|l, bie erfte $robe feiner lir^lid^en ®efinnung
1679
aRöl^Icr.
1680
unb ntcrarifd^en Süd^tigfeit mit feinem Sudler
©ie etnl^eit ber ffird^e ober ba§ ^rincip be§ ffo«
tl^oUciSmuS, Sübinöen 1825. ®ie aBürbigung
blieb il^m nid^t lange au§. „3n Stnerfennung fei-
ner bisherigen Seiftungen" toarb er burd^ ©ecrct
öom le.ÜKärj 1826 jum Qu|erorbentUd^en $ro«
feffor ernannt, unb afö er gtt)ei Saläre fpätcr einen
il^m geworbenen el^renöoUcn SRuf an bie Uniöcrjität
93re§Iau auf ben auSbrüdtlid^en aSßunfd^ be§ ÜHini»
fteriumS l^in ablel^nte, würbe er unter bem 31. ®e«
cember 1828 jum orbentlid^en ^rofeffor ber Sl^eo»
logie beförbert. ©teid^geitig ttJoHte aud^ bie tl^eo«
logifd^e fjacultät il&m ein ßeid^en ber 9lnerf ennung
bamit geben, ba| fie i|n burd^ ©iplorn t)om
28. Secember als Scriptis, eruditionis eximiae
testibus, et munere docendi egregie gesto
probaüssimum mit ber tl^eologif d^en SDoctorioürbe
gierte, ©einer erften ©d^rift war injwifd^en, gum
Sl^eil nid^t ol^ne äußern beftimmenben ßinffufe.
eine jtoeite gefolgt: 3lt]^anafiu§ ber ©ro^e unb bie
Äird^e feiner Seit im Äampfe mit bem 9triani§«
mu§, SRaina 1827. ®iefe förberte bereits einen
ungleid^ tiefem SReid^tl^um bogmatifd^en unb patd'
ftif(^en SBiffenS 5U Sage unb bot mand^en, meldte
an feinem erften ßrjeugniffe Slnftofe genommen,
©toff unb ©elegenl^eit, i^r Urtl^eil ju berid^tigen.
9är bie tl^eologifd^e SSBiffenfd^aft aber marb ba«
burd^ eine anbere weit mid^tigere ßrfd^einung Vor-
bereitet. SKöl^Ier l^atte nid^t blo^ bie ©d^riften
beS fird^Iid^enSdtertl^umS, fonbem aud^ ben®eift
ber 3^it^n, toeld^er fie l^eröorgebrad^t, mit il^ren
Srfd^einungen tennen gelernt. Sr fal^ bie ftird^e
ber ©egenmart t)on öl^nlid^en ©egenfö^en, mie fte
bamald bie d^riftUd^e SBelt erfd^üttert l^atten, ge-
fpalten unb gelöl^mt, unb biefe SBal^mel^mung
brängte il^n, mie el^ebem bie beften ©eifter ber
j^ird^e, ber ©ad^e auf ben ©runb 5U gelten. Sr
begann um bie genannte 3^it über bie Unter-
fd^eibungSlel^ren jmifd^en ^atl^olifen unb $ro-
teftanten Sorlefungen 5U l^alten, meldte bie ^uf-
merffamf eit auf fid^ jogen unb binnen Äurjem feinen
9{amen über aüefiänber Suropa'S trugen. 93alb er-
fd^ien feine ©Emboli! ober S)arf}eDung ber bogma-
tifd^en ©egenfö^e ber j^atl^olüen unb ^rotefianten
nad^ il^ren öff entlid^en S3e!enntnifef d^rif len, 3Rainj
1832. ©leid^ bei feinem erften grfd^einen mirfte
. biefeS SBer! mie eleftrifd^ auf bie ©eifter unb gab
ber religiöfen unb fird^lid^en ßontroöerfe meit^in
eine übenafd^enb neue Slnregung unb SRid^tung.
SDBäbrenb aber bie ©^mboüf öon 1832—1838
in ©eutfd^Ianb in fünf Auflagen fic^ öcriüngte
unb gleid^jeitig in granfreid^, ßnglanb unb felbft
in Stolien, in bie fremben ©prad^en umgefejt, be«
munbert würbe, trug fie in ber näd^ften §eimat
bem SSerfaffer fd^Iimme gfrüd^te. ©a^ bie 5pro»
teftanten ben ©d^Iag nid^t rubig l^inncl^men mür-
ben, ttwr mobi 8U erwarten, ©ogleid^ begann eine
literarif d^e gebbe, unb e§ flellte pd^ bem TOöbler'f d^en
SBBerfe eine SReibe größerer unb fleinerer ©treit«
fd^riften entgegen, wel(|e auf bie SBiberlegung be§
®an5en ober bie ffritit einzelner fünfte fid^ ein-
liefen. 2)iebebeutenbfte barunter warDon@^n^
93aur : 2)er ©egenfa| beS Jfatl^oliciSmuS lud) $to>
teftantiSmuS nad^ ben ^rincipien unb ^Km))tbo$>
men ber beiben Sel^rbegriffe, mit befonwrer Süd«
pd^t auf W6f)Ux^ ©^mbolif, Tübingen 1833.
®ief e war barum bie intereffantefle, weil fie in btn
Hugen ber $roteftanten felbft bie fd^rffimiigfie
unb befriebigenbfte Entgegnung fein foQte, mib
weil fie aunöd^ft feitenS SRö^lerS eine SRed^erti«
gung feiner S)ar{tellung t)on bem f Qmbolif d^en Sei|i'
begriff beiber Konfeffionen pr ^olQt l^atte. ©et
SBaur'fd^en jhiti! traten nömlid^ entgegen feine
9ieuen Unterfud^ungen ber fie^rgegenfa|e swif^ni
ben J^atl^olifen unb ^roteftanten, Tlaxa^ 1834,
2. aufl. 1835, in benen er nid^t blofe bie anti»
tbefen beS ©egnerS beleud^tete, fonbem aud^ bie
©Emboli! mit neuen unb fpeciefleren gforfd^gen
bereid^erte. Mein bei ber wtffmfd^aftlid^en $0«
lemi! blieb eS nid^t. Sie SÜSenbung^ weld^ bie e^
wedCte gelehrte Sontrot)erfe na^m^ ^attt ben 9ei^
be§ ))roteflantifd^en Sl^eileS ber UniDerfitat nid^
3n5]^ler§ fiel^rtl^ötigteit warb bamm gunebmenb
tjergöUt, wo mögli^ felbft befd^ronft, bie HuSpi^
in bie 3ufunft getrübt, ütatürlid^ warb babttrd^
ber SBunfd^ in i^m angeregt, aufwärts fid^ einen
9Birfung3!rei§ 5U fud^en. S)ie preu^ifd^ ätegie*
mng fam ibm entgegm. 3Ran fud^te ibn, nne
frül^er für ^Breslau, fo ie^t für ^onn ober no4
lieber für 99lunfter 5U gewinnen. SHe Serbanb*
lungen boten Diele SluSfid^t, als bur^ bie Qkgai'
borpeDungen ber ^ermefianer, t>on benea ber bo»
malige Sr^bifd^of t)on j^oln, ®raf t). ©piegel-
2)efenberg, ftd^ leitm lieg, ber $lan ^um }ttetten
SRole vereitelt würbe. 2^ fud^te i^n bie bo^rif^e
9tegierung nad^ 3Rmi^ ju }ieben^ unb bieg ge»
lang. 2)urd^ 2)ecret vom 30. Slpril 1835 tooib
bie 3i^be ber £übinger gfamltöt an bie Subnrig«
SOtajimilianS-Univerfität t)er})flanjt ©ein 9ß*
minalf ad^ war l^ier ^war neuteftamentlid^ Scegelt,
unb mit biefer begann er oud^ bafeCbft ; no(^ einem
frül^er Vereinbarten $lane aber übema|im er fiatt
SöllingerS l^auptföd^lic^ bieSortr&ge über ftir^en*
gef d^id^te unb entwidtelte barin feine volle Steiger*
fd^ft. 2)ie 9hi]^, weld^ er von bo an in einer
Umgebung fanb, wo ba§ ürd^lid^e Seben ungep^
fid^ entfaltm burfte, tbat feinem garten ©cnwt^
fel^ wol^L ©elbp au^ feiner getftigen 9ttd^
jagte bie Seränbemng in Sielem gu; eS erübrigte
nid^tS als ber SBunfd^, i^n lange feinem Sel^rfhi^
erl^altm ju feigen. S)iefer warb aber Ieü)er ni^t
erfüllt. 6r war mit fel^r angegriffener Srufl Be*
reitS nad^ ^ünd^en gefommen; bie 1836 ^eieis*
bred^enbe ©eud^e l^e augerbem fetner ©efimbl^
nod^ weiter 5ugefe|t, unb fo fal^ er ftd^ goidtbigt/
im ©ommer 1837 feine SSorlefungen aiiS)itf(|(n,
um im milbm ÜReron Sr^olung }u fud^ wi
fmd^tete aber wenig, ^e ftronflid^ f^ite mit
bem ©potberbfle wieber ^umd, unb nur um fo
em))finblid^, alS gleic^eitig bie befamiten folgen«
fd^weren Sreigniffe in Kobt fein ®emüt^ in ge-
waltige ©)Kinnung verfemten. Sben ber Sdfiai^
1681 ÜR&^Ier. 1682
liid^R Hin 91^eine gtgtn blt ^Td^cil ber Idfiiilt- nti^em Snarmor mit granttnei StnfalTung auS-
fAcn ffit^ gefü^ mutbe unb unttlDattet grofet fltfii^rt unb neben btm 5Iamen mit ber 2Snfc^nft
wiftegunR unb ^OcTtDiiTung nnriditete, gad inbeg Defensor Fidei. Literarum DecoB. Ecclesiae
btll91nflo6 jum britttn Sßerjuc^e, ißläölEt naä) Solamen, bejtic^nEl bie Äufieflätfe beS grofetn
SprtaSen ju fuhren. 3n ber 3eil gtcfeec ißeiligen' S^toloßen, btt bmij ®eift unb ©tmül^, butd)
V^t als (S galt, bie ®emüt!)er bur^ einen Der- @def)rjainftit unb fittlic^e SBütbe .bte Siebt unb
ffi^ntnbcn Hct ju befi^i<igtigen, roaib itim am Sug" [einc§ 3<ittiltc>^ gemorben.
8. SecemEiet 1837 neuerbingS unb unter fe!)r IdIB^I« mar grog, babti abei fc^müd^tig bmt
glflnunben Sebingungen ber*nntrogaemad^t, eine ttirpnbau; feine @efi^t8&ilbung mar fein unb
|ßn)feffur in Sonn mit ober o^nt ein eanonicat in einne^menb, ftine Haltung Doli SBürhe, (ein SBe-
AMn onjunt^rnnt. ÜKö^Ia benrt^rilte bie imuli- nehmen im Umgang ein @tmi|^ Oon jartfüliltnbtt
f(^ SBirrfalt ju flar unb lonnie btren ©ruiib, 3"l'orlDmmen5eitunbbeionnen€r5Dlöpi9Ung. Sßon
3«I unb Sebeutung ju gut, alS bafe er unter 9iatur ouS fe^i Ie6I)aft unb erregbar, ^atte et ju-
fol^cn UmftSnben auf baS anerbieten ^ättt ein- ne^menb bte Semegungen feines ®emüt^eS unter
gt^ Umten. Sinige ^uffä^e, bie et bamol9 no^ bie ©enalt unb ^errjdiaft beS SeifteS gebracht, in
DnOffentlt^te, bejeugen, mie er bte prfligi|(^e $0* ber SIrt, bafi fctn äu|erft gemäßigter unb {anfter
litil in @ad^ btrAtic^e auffaßte, unb tote er ß^rafteii^m allgemein 3ut>^auen unb julc^tfaft
fdtji über ben UuSgong beS ©treites urt^tüte. einen ffleinamen erwarb. Serab(d)eute er aui^ oOe
VBtbi auc^abgefe^n ()terüDn lieft i^n \ä)m feine UncnfitiiiirbciiiiEitbEsStnneS.nioSRe^tunbSlja^r'
Iribntbe @cfunbtieil nit^t baron beulen, üermittelnb ^cit oiif btm Spiele flanben, (o war i^m bcnnoc^
irab «rfB^nenb bort aufjutieten, felbp im Qiille nof^ bieftn bctjJriebebQSiSfuerjle. ®icfe Eigen-
ba| man, mie man bei biejet Unfer^onblung bur^- Seit ncbft einem fblen SiQtgfeitSfmne möchte btn
bilden lieft, bie bt§ bol^in gejdiü^tn ncrinefianer ©i^liilfd jm ffirflänmg emer S^atfadie bieten,
bcieitnrinig aufop|em reollte ; er lehnte nb. änbcji raclt^e DJtöfilEE mertiuürhig ^arafterifirt, bie näm-
ou^ 9RüncE)en follte fid^ feiner nid^t lange ntel)r Iti^, baft tro^ feiner fo entfdiieben auSgefproi^'
erfreuen. 3ni 3. 1838 lonnten i^n feine Supr«^ tien firdjltt^en unb ttieologildien ®efinnung ben-
mrc einige Sßale noc^ auf bem SatEiebcr begrüßen, noi^ !£ßdnner Don aSen donfeffionen uiib gartet-
tittt Sruflentjünbung uwrf i^n neucrbintiS nuf färben ft$ an i^n menbelen unb in ;ier|anltd^n
bat ftnmienlager, unb bie Hoffnung üuMeinc (Fr- unb religi5fen, in ))i>lttifc^en unb literartfc^en atn-
(aUmig fc^nxinb aQmülig. ^aä) bem 9uef^Tud(t gelegen^eiten i^n um 9tat!| angingen. €d crflört
bei SU^tt l^tte man faft bie ®eß)ift^eit erlangt, jid^ fetner, baft er aud^ aufter feiner amtltd(|en €tcl>
ba| ec ben SInftrengungen feineS 9tmte§ nidit me^r lung eine magifc^e Jhaft üäer feine Umgebung auS*
gttM^fen fei, unb baft, falfi fein Seben gefriftel übte unb alleS, maS mit ifim in ^erii^ning fam,
Dabtn fönte, bie äBoIiH^at einee milbem Altma9 in feine eigene Slic^hing t|ineinjog. ^a§ @efagte
i^ unentbehrlich fei ^tfe Stü^ic^t befltmmte nirb jumS^eilnoc^me^reinleuiltenb, nenn man
ben ffönig, i^n unterm 22. Wäx^ o^ne fein ^n- einen iSlid auf feine SilbungSgeft^i^te toitft.
fu^tn auf bie eben erlebtgte 5DigntlQt beS Slom- SBoS juiejt in ben reiferen Sauren an t^m be-
bccöitS Don SBütiburg ju befBrbem. 3Jlan glaubte raunbert würbe, ftanb — ba§ barf niijt iiberfe^ien
i^tn bamil gfreube ju moegen, allein fein ßeben roerben— nif^t oon Anfang ober mit ginemajiale
f^ien mil feinem 93trufewcfenlIicE)ceniia(!)fen; bie fertig in i^m ba, fonbem war baS ^robuct Don
Xxmnung Donbtefem^atle für fein ®emüii) etwa§ Uebergängen unb Srfn^tungen, bie fein Seben
1)Ü^ S^merjlid^eS. 91u3 ber SieconDaleScenj, in mannigfa^ burdijogcn. SSai fein ^ei^ f'beqett
b^ et na^ überfianbener Sntjünbung eben ein- fledenloi unb ber Sffia^rbeit treu ergeben, fo aar
getitlen. fanf er an bem 3:age, ba er bie ^Berufung bD(^ feine ttieologifi^e ßifcnntnift nii^t in allen
c^ell, ouffeinSeibenäbettjurüd, unbbretÜBod^en Stufen feine§ SllierS glet(^ gelöuteit. ÜBec ben
fpfitei erlbete t^n nad) bem nieber^olten Empfange ^uftanb ber beutfi^en UniDerfitäten in jenem Seit-
bn ^tifigen ©acramentc ein rafc^ f^teitenbeS räume fennt, in meldten 3nB^ler§ ÜSilbunggja^te
3c(i^ber fanft au8 biefem Beben aml2.?ttiril fallen; wer bn weift, wie febt ben ©d|Iag, meiert
1838. g« wor am ß^orfamätoge, olB et betrnuett bie ftirc^e getroffen, i^re Snftitute unb i^re SQJiffen-
Mnb beweint in bie ©ruft gefentt würbe. Sein fcbojt mitempfinben muftten, unb wienielSeit unb
Stdwnlen ju ermatten, ^otle ber 3JIagiprat uon Änftrengung e8 toftete, biefe ton ber eingebrmige-
Ttäaifyta, bamit bie ^iifle beS ouSgqeiddnettn nen Seimifd^ung wieber ju fäubem, mirb bie
aXanncS unbetü^ bliebe, ber t^ieologifc^en gaenl- TOBglii^f cit begreifen, baft biefe« ungeflalte SBefen
tfit ftine IBrabßätte gum ©efi^enle gemai^t. (Sin imSDrüberget)tn©d)attenouc^auf 3R5^IerSbiIb*
btnli^tS @rabmal, auS Seitlägen faft aller beut* fame Seele werfen lonnte. ^ai) er fanb in ber
)ifm fiänber erricbtet, prangt auf ber Oftfeite be« näc^pen Umgebung, in feiner S^ule bie ©renjen
Ständet iTirt^bof^ über feinem Sarge. €tn bei Üin^Iidien leineSwegS überall fo fc^arf abge-
&M^nef — bie ^immeietSnigin mit bem gött- ^edt, baft feine 3ugenb fi(^ baran ^ätte fl^er oritn'
ttä)ta ftinbt , baS bon S^ö^IerS Sngel btffen tiren bürf en. ÜEQunbem barf man fi^ bo^er aud)
Si^ftnt Öls Siei^gcfdienle aufnimmt unb ben nid)t, wenn anfänglich, ouc^ nai^ bem Sintritlt in
tot i^m hrietiÄen Setfaffet bafiit fegnet — , in ben geiftli^en Stanb, feine Uti^eile übet tirc^Iid;t
1683 IRÖ^Iei. 16W
Kinri^tungen unb Erf^einungen nic^t gang ge- ober baSSprincili bei ffat^oIiciSmuS. Da|t8i^
flärt iDQren ; roo^l aber barii&er, bap jein Streben bon her einen ©cite gelungen ifi, baS SBilb, istl^ci
burt^ bie göttli^c 9)or|eöung rnfi^er, oIS notfi hen feine ©eele erfüllte, qui^ heu ju jeii^iien, Imm
umgebenben SSer^ältniffen ju al|nen war, i^n einem niemonb läugnen. %iä) ift betonnt, Brie eben bitfet
3iele entgegenfü^rte, boS anfängli^ au^er feiner erftt SBerfud^ tro^ atter iüängel 9nßo^ gab jitr
Sa^n unb felbfl feinem firtfjliAcn ®efic[)i5lreife ju griinbli^em SBelionbluitg ber ©ad^. Wtein ^
liegen fd^ien. ^ier nur ein SBeieg, Wie i&ii fein bie ©c^rift an Seglern leibet, wu^tt naififtt nie.
©eniuä öfter fii&ctc. ?llä ju Einfang biefesSa^r- manb befferoIS er felbfl auieinanbei^ufttfen. Siele
^unbertS mit ber 6iIoubcn§trafl au^ bie firi^Iic^e Satire fpäter äußerte er nod^ oft bem ©t^bei bie-
3u^l unter bem ß,Ieru@ Dielfni^ erft^Icfftc, ftiegen fe§, mit toelttier SBegeifterung unb aufrichtigen §iif
fi# bie ©timmfä[]rer be§ Seitgeifteä belanntlii^ gebung er fi^ biefer 9Irbeif geroibmet ^abej Der.
DDrjügIi4 nn cintr ginririitiitig, toeldie ben 3>ie= ^e&tte aber oudi nid^t, wie er julejjt über bem9^
nem ber Äiri^e bie §eiltg[eit t^reS 9lmte8 ni^t ftteben, ju f^ftemotifiren unb gu otganiflren, jum
bloft, fonbem auc^ i^e ©onberung Bon ber SBelt ©ii^tet geworben fei, unb ttie bie einfeitige Se-
unb bie anäuftrebenbe Heiligung bei Sebeni me^r wunberung be§ innem ^rindpa ber lat^olifi^
als irgenb ettoai 9Inbere§ Bor Singen f)ält — an Sin^eit i^n unuermerft ju einer Betteten ßon-
bem prieftertiti^en Sölibate. 3n Bieten aut^ fonfl ftrucfionSroeife fortgejogen ^abe. 5Benn er, nrie
nidtt uneblen ®emüt^em erregte ber Snlilid ber man i^m ju einer getoiffen S^it Don ©eilen bet
2^ageierfc^einungen einen ffleinmut^, ber an bie ^ermefmner ali 33ebingung fetner ^Berufung an
^iebertetir einet ^eiligen ©efinnung faum met)r eine prcufeifctie SWabemie auferlegen wollte, bii
lu benfen wagte unb ba^er in bie QJteinung ein> Wi^gnffe nii|t farmeü unb bffentlidti uiberinfei
ftimmte, ei fei beffer, ein Snftilut nad^ ben be^aup- l|at, fo lag bet ©tunb tljeili borin, bofe i^ Wt
fcten Srnbetungen ber 3eit fallen ju laffen, baä einet juftänbigen SSeJÖrbe ein fol^ Slnßmiei
nur noc^ ju beftef)en fd)ien, um Don ben @inen nic^t war grmad^t worben, t^IS au^ batin, bafi
übertreten, Don ben ^nberen geldftert gu Werben, er. wie ei bem bamaligen Si^bifi^of Don AdIk
Wi>i)\a t^eille für fi{^ bie Slnfi^ten biefer SSli- ertlärte, bie Unri^tigleiten in borauffolgenb»
batafeinbe nid)t; im Segent^cit, er tcati^nen Don Schriften benite gurüdgenommen fyiüt. Srltb*
Einfang an in feinem Umtreife mit eblem ©inne niff e ber ^rt netfe^Iten inbc| il^rm beffernben gi»
entgegen; aOeinonberetfeiti genügte i^mbo^ouii) biud nic^t. SHe erfa^rung letirte i^n Se^
nic^t, was man gut ißert^eibigung geiBiS^nlt^ »or* famfrit im Uttbeil unb ein l^ilfameS SRigltanex
gubringen pflegte, unb et wat e^er geneigt, ben in feine bii ba^tn geioonnenen ^infiii^ten. 2)i4a
Urfprungbiefe^^iScitilinarfiatulianbetiwo, au|er Bertiefte er fi<^ na^ allen fold^ SBadrnt^tnnimgcs
bem ßreife beS ebtifientliumi fuii^en gu muffen, wiebec auf'ä IHeue in feine Ouelltn, um jn beruft-
iBei feinen clalfifi^en Stubien ^atfe et nebenbei tigen, wainiangeCäaft,umanfdtigergnngtünb(ii.
Ilierauf Slüdfic^l genommen. SSie ei nun aber wai me^t ali Innung obei Snfd^ouung bd @ti'
monc^en geiftünHen gjlännetn erging, baß fie bei ftei benn ali raollbegriffent SSa^t^ ^m Dorjp
bem reblit^en 3orf(f)en nai^ Sß)a^r|eit bdu ent- fc^mebt ^atte. 6r war june^menb jut Uebageugina
gegengefe^ten iRefuItateu übenafilit würben, fo gelangt, baß bie ftitc^eimmet im ffie^te, unb bi(
tongle aui) fDi&^icr bei einem ni^t erwarteten fie aucb für ben wiffenfc^aftfii^en Sorft^ bie uif
3iele an. Ü8)ir oerbanfen feinem gorf^en unb ttüglit^e gü^rerin fei, unb fein ®eifl ließ ft(^ tot
©ammeln übet biefen @egenftanb einei feiner ba an in bem Wa^e lieber Bon itirer ^uctDritit
ftüfiepen unb blü^enbften Stgeugniffe, nämlt^ bie be^trf^en • als er mit gereiftem Sliif fi^ ^
Sb^anblung liebet ben gölibat ber @eiftli^cn, SJIaterien ber 3Biffenf<^ft untertoarf. Siflatfit
guetft im Jlat^olil, bann au^ befonbeti unb iu= auf biefem 2Bege in t^m fein ©inn für bie SuiftcÜ
le^l in feinen ®ef. ©rf)tiften I, 177—268 abgc bei fir^Iicf)en SebraS unb ©trebenS mä) 3nnti
bruin. 9Ste er ftd^ aber ^ter burc^ eine btelfai^ unb 9ußen, fo fuc^te er aud) mit aUer J^caFt fti-
getrübte 3eit^inburd^arbeilett, fo brad} er ficb nuii^ neS @eniei foweit mbglii^ %nbm Bot ßinfriäi'
Sa^n in Detwanbten 3weigen ber ^Mffenfc^aft. leiten gu benagten unb bie SBeimifii^ung <Dq'
Slie6rfi!^ütterungenberSi§cipIinf|Q!ten fiä) au(^ Ißfenber 6Iemente im SSerti^c ber SBiffenfcJaft
bem fftri^enre^te, unb gnnr nid^t erft feit feinen abguf)alten, wie beifbielSWeife in bem ©treit, it
Sagen, mitget^eilt. S)ie 5'ennirrung fi^ien ^ier wel^ ber fonft talcntDotle Sbbe Soulain bmt
butd) bie Sodetung ber fiid;1i(^en ^ertjältriiffe etier feine p^ilofopbif^eu ©d^riften mit feinem n&ifiis
im ©teigen als im Sauen begriffen. 'Mu^tOiB^ler Obern, betn Sif^of Don ©tralbinrg, DenuiiM
trug, ali er in biefem gai^e. noc^ ^riDotbocent, würbe. Sie SüMnger Quattalf^rift Bom ^äß
guetp auftrat, bie TOethnale feiner 3eit unb ©d^ule 1835 t^eilt hai ©d(ireiben mit, welc^ea bei biifn
an fic^. 91bet fein nad) iStarfieit ringenbcr ®eift ©elegcn^eit bie tbeologifc^ gfacultät an SotttBB
ließ il)n nii^t tu^ien unb trieb i^n, eine tteue 3In< gerichtet ^at. 9}Iü!^ler, ber Sßetfaffer beifelben.
fd)auung uon bem Organismus bet lat^olifd^en fi^enft bem totffenfc^aftlid^en ©tteben beS SKonnit
Jtirt^e ju gewinnen. SuS frinen barübet ange* aUe ^nerlennung, bringt bonn aber mu!^ bie Son*
fleHtenpatriftifd&en^orf^ungenerWud&SfeineDben« troDerfc unter ben bogmattfi^en unb firdjfic^n 6p
genannte ©rftltngSftui^t : ©ie gin^eit ber ffirct|c ftc&tspunft unb legt it|m mit ebenfo übftgei^iAei:
1685
SWö^ler.
1686
(Hatlgeit bec ©rfinbe o» Sinbringlid^feit ber Sor«
ßdbmgen nal^e, lote t)teIi]^nQufforbere, imäntet"
eRe bet Stvcd^ unb bec SDßijf enf d^p felber jur 93er»
flfobigung mit bem 99if(i^ofe ^urüdgufel^ren. Um
|o tropfet toax ec barum anberetfeitö, menn er
gcrabe t)on benen, meldten bie Srl^altung ber Sin*
f^, ber 2)idci))Iin xoit ber ®ere(^t{ame ber ftird^e
am^ertrmtt tft, burd^ {d^ief e ^uffaffung ober ^anb-
l^obung tl^rer Smtdgetoalt bur(^ d^arofterlofe 3laä)»
gidbigteit in ben mid^tigflen fragen ber ffird^e,
btnrd^ folfd^ $oUti! in ben tinforberungen ber
todüid^ ®ett>alten ben frud^tboren Jteim ^u ^er-
B^niiflcn, ju 3wicf})alt 8ur SSenoirrung unb 95c«
immg ber ©laubigen, mittelbar aud^ ^ur 93efd^ö'
bigung bed Staates legen fa)^. Sr l^at fein 99e"
benttn getragen, aud^ in feinen @d^riften feinen
96f(^ über fold^e Unmürbigfeiten auS^ubrüdfen.
SnbcrtrfeitS fonnte man feine ©efül^Ie barüber
bemeff en an ber freubigen 99egeifterung, mit meld^
er in Ie|ter S^ü ben eine§ 99ifd^of § au§ ber beften
^ßeriobe ber JKrd^e teürbigen SBiberftanb begrüßte,
bunt ben ber Srjbifd^of SIemenS Suguft t)on übln
bie Sli^griffe feinet 93org(inger3, unb man barf
betfc|en, aud^ gar vieler anberen beutf d^en 93ifd^öf e
fehler 3rit gutmad^te — „ein ©tofe, ber jjttHir ben
gp^fifen el^rmürbigen ^irten in ffetten, bie ^erbe
ober aus benfelben l^erauSmarf '', mie baS ^rag«
mcnt feines legten ^uffa^eS pxop^tinit, tteld^eS
bie Shind^er ))oIitif(i(|e Leitung t)om 29. Sa-
nitär 1838 barüber geliefert l^at. 99ei feiner ®e-
fiimung unb Stellung l^at man eS oft auffaOenb
gefunben, ba^ Stolzier ftd^ einer tl^eologifd^en
Streitfad^e fem gel^alten l^at, bie in feinen Sagen
fo t)iel ^luffel^en gemad^t unb aud^ in fein fieben
mel^r als einmal tl^tig eingegriffen l^at — ber
@ad^ ber ^ermefianer. @o lange biefe Partei
bcS öu^em @d^|eS fid^ erfreute, l^ielt fte ein mi^-
gfinfKgeS 9uge auf 3Sa^ltt gerid^tet. Sl^re Jhiti!
tonnte beS @plitterlefens in bem 93üd^Iein t)on
,bcr Sinl^eit ber ftird^e'' nid^t fatt unb mübe p
ipcrben, unb maS man gefunben, trug man gel^eim
mb offen il^m nod^ lange nad^, als fein Suge löngfi
gd^ftUt unb ungleid^ gefunber toar als baS feiner
Rk^ter am Stl^eine, bie bereits burd^ bie com«
eentefte ^luctoritöt unb in aller ^orm megen il^rer
cimtngen maren pred^tgemiefen morben. @ie
Ratten bie @d^ulb, ba| SRö^Ier ben preu^ifd^en
Be^nmßalten Dorentl^alten mürbe, ©erabe biefe
Segmbefirebungen ber ^ermeftaner aber maren
eS, tote @d^ber biefeS t)erbürgen fann, meldte il^n
(cpitmnten, fid^ ber Xl^ilnal^me an ienen beflagenS-
torr^ien @treitig!eiten gu entfd^Iagen. 9Ber ftd^
ertnicrt, mie bie Sngeflagten bie Sontrooerfe t)on
ber @ad^e ab auf baS ©ebiet t)on ^ßerfönlid^feiten
ni^t immer ol^ne ® ef d^id! unb ©lüdf ^inüberfpielten
wsA boburd^ ben mif[enfd^aftKd^en ^anbel l^illoS
OCttDirrten, ber begreift, mie ein auftreten 9Röl^-
M, cmd^ jur 3«t/ als feine ©d^rift öon „ber 6tn«
^eif ben ®egnem feine SSaffen me^r bieten tonnte,
liefe bod^ nur l^tte rei}en unb i^m ben @d^ein
itert^önltd^enSnimofitötoerlei^en fönnen, gu«
mal ba mirflid^ Urfad^e bagu auf feiner Seite t)or«
banben mar. Seine Sinmif d^ung fonnte bal^er bem
Streite 99ebeutung, aber feine Sntf d^eibung geben,
befonberS aud^, meil bie ^ermejianer ia befannt«
Ud9 meber in ben Streitpunften, nod^ in ben $rin«
ci))ien, nod^ in bem 93er]^öltniffe gur beregten Bai^t
feften Staub l^ielten. 9ud^ entging ^Mfitt nid^t,
mie bie lebten t$öben jener fird^lid^en unb tl^eo«
logifd^ 93emegung oon ben ^örfölen auS ftd^ in
baS 93ereid^ ber ftrd^Iid^en unb meltlid^en 93er«
maltungSftuben fortfpannen unb gule^t im politi«
fd^ ©ebiete ftd^ toeriiefen. So fel^ er bal^er bie
gange ätid^tung biefer Sd^ule im ungemeinen unb
im Sefonbem mißbilligte unb über baS f$flad^e unb
S/üntel^afte il^rer Snl^önger oft mit beißenbem
SBi^e fid^ öußerte, fo ließ er ftd^ bennod^, obfd^on
öfter angegangen, nid^t beftimmen, bie literarifd^e
unb t]^eologif(|e gfc^be mit benfelben angufnüpfen,
unb bieß nad^ il^rer 93erurt]^eilung um fo meniger,
meil na^ bem SRid^terfprud^e eS il^m fd^ien, baß
ber fortgefe^te Streit nur Oel in'S Qfeuer gießen
unb burd^ bie möglid^en SSBenbungen unb SBinfel«
güge ber erl^i^ten ©egner bem Snfel^en beS apo«
ftolifd^en Stul^IeS el^er ®efa]^r bringen als ber
Sad(|e erfprießlid^ merben fonnte. Sieß ifi bie reine
Sad^Iage. 2)ie ^ermefianer bätten auS jenem
StiUfd^meigen ebenfo menig Sd^lüffe gu il^ren
®unften gießen follen, alS Rubere Urfad^e batten,
fein StUIfd^meigen i^m gu Derargen. 99emerfenS«
mertb ift übrigens nod^ in ber ®efd^id^te biefeS
aWanneS, boß nid^t feiten aud^ bie, beren Se^rfä^e
er mit fo glöngenbem Srfolge befämpft bat, bie
^roteftanten, tbeilmeife Slnfprud^ auf ii^n mad^ten.
3n ibren Sd^ulen, fagten fie, babe fid^ ber S^m«
botifer gcbilbet, auf meldten bie fatbolifd^e ^rd^e
fo ftolg fei. SnbererfeitS b^^i <2ud^ ftatl^olifen
bie Snerfennung befrembet, meldte Sßöl^Ier ben
literarif d^ Srgeugnif[en ber ^roteßanten oft un«
toerboblen goOte. SS ifl unlöugbar etmaS an bie«
fen 93eanftanbungen; aber audb ber ®runb liegt
nid^t fo tief, baß man ftd^ barüber nid^t flar mer«
ben f5nnte. 3MHtt mar gu menig felbfigenügfam
unb erßarrt im Sigenbüntef, unb t)iel gu unbe«
fangen, um baS 92ü^Iid^ unb Srefflid^e, mo er eS
immer antraf, gu oerfennen ober auSgegeid^nete Sei«
fhmgen Slnberer t)omebm gu ignoriren. 2)aS, maS
bie 93öter, mie 99aftUuS, ®regor t)on 92agiang
u. %, beftimmte, ben fd^önen ßrgeugniffen ber claf«
ftf d^en 3eit nid^t fremb gu bleiben, baS leitete aud^
SRöbler guerft in feinen clafpfd^en Stubien barauf,
bie fleiftungcn })roteftantifd^er ©elebrten auf biefem
©ebiete gu fc^ö^en. 2)aß er fte überfd^ö^t babe,
fann il^m nid^t aufgebürbct merben. Sr mar mie
SSBenige vertraut mit ber beutf d^en Siteratur, meldte
man bie claffifd^e gu nennen pflegt, unb meldte gum
großem %^d\ unter bm $roteftantm aufgegangen
ift. S)ie Sd^önbeit ber formen, bie er ba erlemt,
bat fein öftl^etifd^er ©eift in feinen eigenen Sd^rif tcn
febr gut nad^geabmt, aUein fein Urtbeil mar burd^
ben SReig ber gformen nid^t irre geleitet. „®ie pro«
teftontifd^e Siteratur", fagt er irgenbmo, „ift eine
1687 OTß^ltr. 1688
grofat Srf^finung in bec ®tjd(|id)te bei ^Dttnf d^en, logie bie J?att)Dltttn mcfii in il^nt ^ttnntnifjt
übet (in ijödift bunfler %kd in bet ®ef^i(^le beS teftpigt, ober bcn «ßrottfiantiämuS im Sknmfitiriji
S^riptnt^umä" (SBtleu^tung bcr Sitiitf^ri(t für feiner ©efenncr metjr trfc^üH'ert, unb ab ba om
luffteb. be§ E&libalä btr ®eifll., ©cj. ©c^riflen feinen SBerlen auägcgonßtne 3mpuI8 6e(limmtnb«
1,261), ®erabebiefeUn6e(aii9en^eUbtfQ^ifltei^n nuf ©nifaltung unb ^olhmfl btr fat^Dlifdp
fo auSne^menb ju feinem fe^riflftellerifi^en Sßirfcn. Sd^riflftcÜer ober aUi auf bie IRi^hing btt pas
Unb man fann D^ne Sebenten fagen. ba^ eben Icftanlifi^en Silcratui eingetnirft ^6e. ®timi ifL
biefe SUlfeiKgMt, uermiige beten 5DliJl|Ier fo wofif baß bie ^roteftanlen fefiift a*rne einräumten, ts
Hitraut mar mit ben (£ijeugniffen ber $rote^n= ^abe leine ber Don i^ien jfor^ptiäen geliefeitnt
ten, i^n gerecht unb fällig mad|te, mit @TÜnb- ©egcni^riften bie Wfi^Ier'fi^e S^mbolil eiitit^
lic^Ieit unb Umfi^t feine ^eurt^tilung bei $to- uiel Weniger übertreffen. 93on bent, maS 3Rd^
tefionti^muS üorjulegen. ÜJlacEite bie Unbefangen- außcrbcmfürbieSäereiii^erungberÄird^ngeHi^
^cit ben ©pmbolifer gerecht unb mä^ig in (einet geteifttt, toll fi^ roenig fagen, ba nur ftagintii'
ffritif bei gegnerifd^en 2e^rf?ftem8, fo ^aben bie tarifiiie ^ßrolicn f)ietüon jur öffentlte^en fninb« ge-
fiat^Dlilen noc() einen ®runb me^t, ftd^ bamit fU' langt fmb. 9?nS in feinen 3Jbnogra))^ien über
frieben ju geben, inbem bie ffenntnig unb 9Bür= ^tl|flnafiu§ ben @rt)ßtn unb Stnjelm Don Soi'
biflung ber (iroteftontift^en Citeratur unb SBiffen' tcrbiirn unrlicgt, muö beniUta&flab hierfür gebni
teaft i^m üüe bieienigen 5Borl^eile gereülitie, icet^e Sein '^.Miui mur. bereinft hie gtgetini^e feiner Sof
Die eigene ffir^e au5 feiner St^rift gejogen. fdjungen jufammenjuftellen, Kidju er orm Bielen
Ueber bie Seiftungen 5DiiJI)Ierä, feine Sebeutung ©eiien gebrängt raurbe. 3)a aber eben baa Slöl-
unb feine Stellung jur lalbolifi^en Süeratut mu| lingcr'fi^e ©efctii^tSraerf an'S Sic^t ju treten oi-
eS erlaubt fein, fic^ türjer gu faffen, ba eS nac^ fing, fo raenbele ei: ingraifc^en feine Sufmerlfambil
biefer Seite nenig aufzuhellen gibt. 9118 ©e- einem befonbem 3'"(iQc ju, ber it|m nid|t gern-
lehrtet nie ai& genialer Center glänjt er unter genb in ber Sittralur berüdfiditigt ju fein f^in
ben erften (irc^Iic^en Sttitiftfienem feiner 3tit- — betßrfc^etnung, ^luäbilbungunbStelhragbtf
©eine grubilion mar tief unh toeitgteifenb, Bit in ÜKönd^l^um^ in ber ffird^e. 3« reifer überijanp!
ber profanen, fo aut^ in bet fitc^lic^tn Siteratur. fein ffienfen murhe, je tiefer unb gelöuterter feine
©eiSrunhtonfeineriüinenfdiafllii^enSBilbungunh JJorfii^ung unb grfabrungen, befto mörfitigmou
Stiditung mar Dormiegeno ^iftorift^. 3)ie fpeculatiue ber 3)eij, inomit bie @rfi$etnung bei Wüni^ÜbeS
unb bogmatif^e Seite berfelben war bur^ bie ßr- i^n angog. „SSäre iäj noü) jünger, ober bocb ^
gebniffe feiner aus ben Tätern gejogenenJtenntniffe fo Irönfli^," äugertc er oftbem Sdireibet bitfei,
unb Snf^auungen nefentli^ bebingt unb geleitet, „loie gerne mürbe iä) bie ^bgefc^iebenbtil ctnä
GineDorlDegfpeculirenbeunbf^ftematifirenbeiHii^* Älofteiä ouffut^en!" 3n ben lebten 3<ilni no^
tung o^ne biefe @ninblage, mie fte in einer gleit^* baS Stubium bet älttflen Sefiqii^tSqutQtn ühi
geitigtn ©i$ule ju 3:age getreten, tcar in feinen baS IDlEnc^tbum i^n faft naä) eingig in 9i'
mgtn eint einfeitige unb relatin unberechtigte 6f fpni^. unb noc^ in ben If|ttn SBo^ feinei
ft^einung auf tot^DÜft^em ©ebiete. ®iefe ifJofi' fltantenlagerS unterhielt er fi^ mit greunben an
tiuität feiner t^eologif^en iBorfleKungen prägte Jn^ liebften über biefen ©egenftanb. @inc ©eft^ic^
überaQ, am meiflen in feiner S^mbolit au%. @in be§ 3niind)t!)um§ im tRbenblanbe batlt tr fid^ tun-
SBerl mie biefe§ fonnte, foDte e@ im legten ®runbe genommen aI3 $robromuä feiner aUgemtinenflic
befriebigen, uiele S^^agen, meli^e bie @egennart ^engef^i^lt eorangtbcn gu laffen. €t tiatte b^
aufroitft, nicE)t ignoriren, unb moQte ber EQerfaffer icitS ^anb angetegi, unb maä bie lirdilitbe S#»
ftintn Sf'cä erreid()en, fo mu|te er aud^ über eine fc^aft baDon ttmarlen butfte, jeigt ali $rDbt ba
tief bogmatifc^e S!)arftcÜung ^inan8get)en unb bie Slnfang berftiben, totlt^er int gtotiten iBanbe bei
SBa^tbeit ber rf)riftrat^Dlif<^en Sel)rfä|e in i^rer gefammelten S(f)tiflen nac^ bem ootboiüniei
^Ü^etn Sin^eit b^roortreten laffen. ^ie Specu- !DIanufcripte abgtbrucEt iß. Sie Ici|t a^en, im!
lation fonntt infofem i^m nic^t fremb bleiben; mit if)m ju ©rabe gegangen ifl, SKui^ in bß
aber man tonn leitet beobat^ten, nie er aaä) in ©i^riftettlürung foflte i^m baS SBerbicnfl m*
biefer Operation überall bie gef(^i^tli(^En ^olt- mangeln. Gr ^atteeinpaaraHalinSWüni^mühi
Bunlle auffuc^t unb (t^tbar mact)t, um ben flefet ben Äbmetbrief gelefen unb bebeutenbe ©tubia
baran fortjuieilen, 5)ut(() bieft eigent^ümlicde übet biefen SBrief mit ber 9Ibf\c^t gemotzt ö»
©efc^itflii^feit, meiere fic& aaä) in feinen Bot- Sommentatjuliefem. Ktleinbieauifülitluigoa^
lefungen offenbarte, »uile er feinen @Epofitionen biefer Arbeit tourbe bur$ fein frül^eS ^infi^iciba
ein @epräge ber Obfectioität unb bamit eine an- oereitell. ®er UnterjeicEinete Dtrfuc^tt ti ffeat, bit
fprec^cnbe UeberjeugungSiraft ju oerlei^cn, totli^c me^i fd^olienarligin Slnnototionen , gunfi^fl fö
ba§ Vertrauen ber Sefer feffelle, i^m ^uctotttät ben münblii^en Vortrag btred^net, gu oollaba.
unb feinen S^riften ben ttac^^alttgften Sinbrud mu^te aber balb bie Uebergeugung f^pfen, bol
ftd)eclc. Sarin liegt baS @e^eimni| Don bem @in- bie Sefi^affen^eit bet Rapiere eS ni^t mi(^
fluffe, ben er auf bem lbeologifc^<litcrarifd^en ©e- mai^c, fie gu »emotlftänbigen, oline ein anbcRi
bielt übet fein S^itallet auiübte. €ä ift fd)mer ju äSert barauS ju mai^n, unb mu|te banim vm
fagen, ob er mit feiner Sijmbolilunb beren Sipo* $lane abfielen, bieborliegenbtnScripttnguebiia.
1689
üßönd^tl^um.
1690
Xel^nlid^ Derl^ielt eS ftd^ oud^ mit feinen mif bie
$atroIogie bepglid^n @tubien unb @fi5jen. S)er
(Eingang p einer t)on il^m beobftd^tigten ®e{d^td^te
ber d^riftlid^en ifiiteratur, }unäd^ft ber))Qtnfii|(i^en,
toax )u oerlodenb, ofö bo^ man, xoa^ üorl^onben
tDor, bem $uBIifum üorentl^alten moQte. Mein
bei naiver 2)ur(i(|ftd^t fteUte ftd^ l^erouS, bo^ in
bem l^nbfd^riftlid^en ^iod^Ioffe bie Ungleid^l^eit
ber Slaborote nad^ 3<^it unb Umfang unb @tU'
bimn ed nic^t geftattete^ ba§, tt>a§ t)orIag, ju ebiren;
unb foOte, nad^bem ber ^rud einmal begonnen
uwr, baS Sud^ nid^t ganj unbefriebigt la^en, fo
mu^te Don bem Herausgeber ba§ SRangeInbe faft
bis 3u 5tt)et SDrittl^eilen ergön^t werben. Snbtid^
traf etUKid 9e^nlid^e§ aud^ fein ^auptnier!, bie
@9inboIi!. SBäl^enb ba§ 99ud^ t)on allen Seiten
junel^menb gepriefen n>urbe unb mit jebem 3a]^re
eine neue Auflage erlebte, genügte e§ i^m felbft nie
nä^t Smmer toieber t)on 92euem nal^m er bie
OueDenforfd^ungen auf, umüJlangel, bieerbaran
entbedt l^atte, ju bcrbeffem. ®ie fünfte 5luflage
foUte naml^afte 3ufötf^ unb ißerbefferungen er»
fol^ren. Sr mar bamit bis gum 16. Sogen ge*
lommen, als il^n bie jhanf^eit um ben Sal^reS»
anfong 1838 unterbrad^ : er liefe bal^cr ben ©rudf
ausfegen, mit bem fefien SSorl^aben, mo möglid^ in
ber Sspofttion ber Seigre t)on ben @acramenten
eine tfeilS nod^ tiefere unb erfd^ö))fenbere, tl^eilS
aud^ bem lird^lid^en fie]^rtt)puS nod^ enger angepaßte
^{fung JU geben. 2)iefer ®ebante befc^öftigte
t^ fel^r in ber legten 3eit, allein er üermo^te
feinen aSunfd^ nid^t mel^r in'S 9Ber! 5u fe^en, unb
ba^ einSlnberer nad^ feinem SSerlangen unb feiner
Vngabe bie ^anb ba}u leil^en foUte, fonnte crn^
na^eliegenben ©rünben nid^t gemalert merben. 63
iDiute bol^er bie fünfte Auflage, bie le^te t)on
feiner ^nb, ol^ne irgenb eine ^enberung t)om
16. Sogen on nad^ ber oierten abgebrudt, unb
eine furje SebenSffijje beS S5erfafjer§ t)on bem
Untei^eid^eten beigefügt. @eitbem erlebte bie
Spmbolif fünf meiterc tKuflagen. 9Jlö]^ler§ übrige
*iffäje, größere unb fleinere, mürben uon ®öl-
Knger in 2 SBänben, SegenSburg 1839—1840,
tciouSgegeben; feine Sorlefungen über JKrd^en«
aefd^tc^te Deronentlid^te ®am§ (9legen§burg 1867
US 1870) in 3 Sönben. (Sgl. 2Bömer, Sol^.
8bam anöl^ler, 9{egen§burg 1866; 9taid^, Sr-
gfinjmigen }u ÜRöl^lerS ©^mbolif. 92ebfl bem
eebenSbilbe ^Röl^lerS t)on Dr. ^. jfil^n, Wainj
1889.) [SReitl^ma^r.]
lUn^^Wf ^^ Inbegriff aller 6rf d^einungen
unb Sinrid^tungen, meldte ber d^riftlid^ @eift au§
Rd^ l^^rouSgebilbet l^at, um in einer bef onbem ®e*
[lalhmg bed d^riftlid^en SebenS ben allgemeinen
Stoedt beS Sl^rifientl^umS unb bie Sefhmmung be§
einjelnenSRenfd^en jur SoUfommenbeit }u erfüllen.
ZHefe @eflattung beftel^t in ber grfüKung ber fog.
ANmoelifd^ Statine burd^ bie @elübbe ber ^rmut,
^a ireufd^l^eit unb beS ©el^orfamS. S)a§ 9}}öndE)»
^um lann nid^t als etmaS 3ufälligeS angefel^en
ofrben, aud^ nid^t al§ ein Sattem be§ d^riftlid^en
2eben8 ; aber aud^ nid^t afö ©elbfijmed, fonbem
nur als ein SKittel jur ßrreid^ung ber allgemein
d^riftlid^en ßebenSaufgabe. ©iefeS ÜKittel trägt
feine SRed^tfertigung in ftd^ felbft. ®a8 ©runb-
gefe| aM d^riftli|en SebenS ift baS ®efe^ ber
Siebe, meldte aDeS ®efe|e§ Erfüllung ift, unb
meldte in Sejiel^ung auf bie befonbercn Serl^ölt»
niffe beS SKcnfd^en ju ®ott, ju fid^ felbft unb ju
bem IRebenmenf d^en fid^ aud^ )u bef onberen SebenS«
normen geftaltet. Sa nun baS OrbenS> ober jtlo*
fterleben al8 concrete ßrfd^einung beS SKönd^tl^umS
nad^ feinem ®runbgefeje unb SmedCe mit bem
Sl^riftentl^um }ufammenföllt, f o fann bie SBejiel^ung
auf ©Ott feinen befonbem ©ifferenjpunft jmifd^en
bem d^riftlid^en überl^aupt unb bem ^Rönd^Sleben
bilben; mol^l aber bieten einen fold^en bie beiben
anberenSejiel^ungen. 2)ennerftere ift eineunmittel«
bare, für ^Ue gleid^ notl^menbige; bie le^teren aber
finb mittelbare unb jur Srreid^ung beS allgemeinen
3tDedf§ nid^t in befonberer SSeife gleid^ notl^meu'
bige. 9iad^ biefen Sejiel^ungen beS SRenfd^en ju
fi^ unb Ruberen bestimmen ftd^ bie obiectiDen
®runblagen beS Sßönd^lebenS , olS mel^e Don
iel^ bie ®elübbe ber Slrmut, ber jteufd^l^eit unb
beS ©el^orfamS gegolten l^aben (f. b.%t.®elübbe);
unb ebenf 0 folgt auS il^nen aud^, marum eS gerabe
nur biefe SDKttel finb. S)enn im ®e]^orfam begibt
\\ä) ber aWenf d^ feiner f alf d^en Obj[ectiöität : burd^
bie freigemö^lten ®elübbe ber 9lrmut unb fteufd^«
l^eit rniU ftd^ ber 3nenfd^ Don ben Sanben loS»
mad^en, mlä^t il^n an bie ülatur, an baS Srbifd^e,
an bie ®efellfd^aft ber ÜKenfd^en im 3Hlgemeinen
fetten, um für ®ott allein ungejUrter leben ju
f önnen. ®enn nur SGBenigen ift eS Derliel^en, unter
allen jenen irbifd^en Serl^öltniffen ju leben unb
tro^bem ben Slidf aud^ ftetS auf ®ott unb bie Sr*
reid^ung ber SebenSaufgabe gerid^tet )u l^alten.
Son biefem ®eftd^tS))unft auS bietet fd^on bie l^ei«
lige ©d^rift bie SRed^tfertigung ber frei gemäl^lten
?lrmut Cülattl^. 19, 21) unb ber g^elofigfeit
(1 6or. 7, 32 ff.). Ueber ben ®el^orfam l^aben
mir feine befonbere ßrflärung ber l^eiligen ©(|rift;
menn fie aber baS Sanb ber ®emeinfd^aft unter
ben Kl^rifien als ein fo cngeS barfteHt unb ©el^or-
fam nid^t blofe gegen SSorgcfe^te, fonbem aud^
gegen jured^tmeifenbe unb mal^nenbe 93rüber leiert,
fo fann eS il^rem ®eifte nidfit fremb fein, bafe
jcmanb pd^ im Seben, um fidlerer ju ftel^en, ber
Seitung eineS Zubern l^ingibt. ®ie 3bee beS
aiiönd^tl^umS fubjectiD betrad^tet, baS SJlotiD beS
DrbenSlcbenS, ift bie Siebe, meldte, als $rincip beS
göttlid^n SebenS im ÜKenfd^en lebenbig gcmorben,
bie fd^on Dorl^anbene SBillenSgemeinfdbaft beS Er-
lösten mit El^rifto, bem grlöfer unb ©nabenfpen»
ber, immer inniger ju mad^en fud^t. 3n biefer
@e]^nfud^t nad^ l^öl^erer SSoHfommenl^eit unb Sini»
gung mit ®ott ift jene 3bee ebenfo unenbltd^ mie
baS objectiDe ©cjc^ ber Siebe, ©al^er brängt fie
eben ben SD^cnfd^en, alles Stbifd^e abjuftreifcn,
bamit er ©ott allein leben unb bienen fönne. ©ein
3iel ift bemgcmöft bie Kcinlieit ber ©eele unb ein
^bnüit^am.
16dl
in SSort unb Wat fii^ auSlJiägenbtt tugenb^afln
SBonbeL (Et faffet, um hie «tgierben htS Seibeä
ju ertöbttn unb mil bon Srfpatten Stnheren Reifen
gu tBnnen ; n mülit fic^ ab unb atbeilel für Sn-
bett ; et Qd|tet Itin Sdien für nit^t§, um einen an-
bem retten ju (Snnen ; \o ift bie 2iebe etfinbetiiiii,
nii^t um uor anbeten ttn»i§ ju gelten, fonbem um
fi(^ JU bet^Ötigen unb bitter §eil ju mirlm. SJon
□er irbif(^en, {innlic^en Siebe, meldde jnKir im
S^riftentfium bur^ ba§ l^eilige @acrament btr
S^e gefteiligt norben, aber btn 3]tnifd)(n immer
gum grboi^oflen jie^t, fünftel ber ÜCReni^ fßt-
fletlung ber in ibm Itbenben gättlidien £i(6e, btjleit
laum ju gebenten, ba^ bet ginhitt in bie e^e
Dielt 99(bür(nif(e unb ©orgen fc^afft. Slut^ bie
©tfeHj^alt ber Sßdt Wirb 1^ eil iget Siebe jum ffln-
jloi; ber 3)lenjd^, bon i^t ergriffen, jit^l Jiii^ in
bie 6infam(rit in ober Qu|er bem §au|e jurüdt.
älliein bitfeä Streben, ftc^ ab}ufi$lie|en, tann anä)
leidit ein falf^eS fein ; leii^f »irb ber 9Kenji^i ha-
bei Jeffiftfü^tig unb ttema^Iöffißt bie Siebe. 5Iur
wer gang Jc^on in boS gSftlii^e Siebeäleboi einge-
gangen ift unb feft batin ftf^l, tonn tior biefen
@efa^ren frei {ein. Smmer bleibt boc^, wenn auij
unmerfbat, ba§ 39tbürfni| ber geiftigen ®emdn'
fti^oft im 3)ien|d)en, unb ba§ S9eU)u§tftin boDon
^at bem 3Rbnd)SIeben erft bie ©eftalt gegeben, in
ber es fic^ conjolibittt, bie ©eflalt beä engem reli-
giüfen ißeueinS Don ©leii^gerrnnten unb ®Itic^-
ftrefienben, um in ©emeinfi^oft ein Seben ^rift-
lieber aSoEtommenböt ju führen, in bem alle er-
mutöigenb unb fräftigenb auf einanbet mitten.
SBSü^renb btr Sinjtlne in gänilidier abfd|[ie|ung
Bom focialen Stben, in ber giniamftit, leidjt jeinem i
eigenen ffirmeffen folgt unb bie grei^eit jur SBifl-
lüt gehaltet, binbet er im j^bfterleben fie an eine :
I|iy!tere Wac^t äuget i^m unb geminnt fie erft hierin
tt>aI)iÖaft. ®enn bie einjelne ©emeinfc^aft (Sierein)
^eEit ja miebet nit^t ifolirt, fonbetn nie Don i^c
aus auf bie allgemeine iFirt^e jutätfgewirft loirb
(fei e§ iiureö blafeeS SBeifpiel ober nähern 3!etfel)t
mit bet Sffielf), fo mufe fie, nieil auf fitiiliii^et
©tunblage ru^enb, ftetS im lebenbigen Sufammen.
^ange mit bet Äirc^e bleiben unb Don i^r bie badete
^eibe empfangen. SBJenn bie Siebe fubjtctitie
©runblage beS SRöntfiaiebenS ift, ]o folgt batauä,
bafe e§ bettiti eine gntmirflung ber fittlii^en flrajt
im Singeinen DotauSfe^t, ber baSfefbe mä^It, unb
bafe biefc SßJaJl eine freie fein mug. SBc baS
ailön^il^um biefeS nic^t bead^tcte, Derftanb eS fic^
Enid^t unb mugte jum SBerfalle (ommen. 3e
ler übet feneä 5DiotiD im ungemeinen im
ft^en BorauSgefeJt werben batf (SKattfi. 19,
11), beßo jlrengere Sebinguugtn mußten bem in
einen 3ni^n{^SDerein Sintretenben auferlegt net>
ben. ^ti^lS nibetfprid^t bet 3bee unb SBurbe
beS üJtBnd^lebenS me^t als bei ^tottS Ju bem-
felben. S)ei 93etuf muB au^ ^iet oon Sott lom*
men. 3)ie dlteten ©qnoben festen bal^er ein be*
ftimmttS ?[Itet feft, baä ber Eintretenbe &a6cn
foUte (17 3a^re; fpätet baS 25. 3a^t auf bcti
britten S^nobe Don Sartfwgo ; baS 40. na^ {pä>
teren gaCicanifi^en unb fpanif^en Sqnobcn); )b
balb Derbuntelte fic^ bie ri^tige Slnf^auung, obet
man magte aus DJtiiDerflanb nit^t, bie SßitOi^
nac^ ber rechten 9In|i$Quung gu gehalten. %tmi
bie bem TOönc^tbum gu @timbe liegenbe 3b«
eine allgemein menfd)Iid|e \% oIS SiibeäfeEinen btf
iUIenfi^en na^ immer innigerer EBcibinbung mit
®ott but^ Äbftreifung alleS 3rbif4en, fo iinb bem
ajlön^t^ume Demwnbte anfe^auungen unb fe-
fdlcinungEU aufeerfialb bei iJ^tiftenltiumS (|. fß. bei
bell jübiidjen Diniiräern, bei ben 3:^eta|>euteii unb
Sffäeni, im ^ieuplnloiii^itiuS unb in ^eibnifc^
Dfeligionen) nii^t€ 16c!renibenbe€ ; ober erft in
6C)riftentt|ume ift bie rtinfte ^uffa^ung unb UnS-
4irügung jener 3bee »ocbanben. ^6ä)^ ön^
Ii(f) Ware rö, moUte man baS anöndöt^um aH
DJadja^mung ioItI)cr erjdjEinungen onfe^ olw
auä) bie befonbere ^.'erniilaffung feines ^ietmf
trelens in flimalifcben ^er^ältnijfen (9egi))itenS)
füllen, obgleich ntd)t bcftritten uerbtn foD, ba|
biefe wie jene im ^iujelnen eingeBntß ^ben, am
auii befonbete 91nfid)leu übet 3!et^tmffe einet
3eit iaS !DtiJn(fttbum förbem ober lernen. ®ie
gntfteliung bes fDtßni^töuraS ip abet nut auS Iw
t^riftlic^n anfcbauung unb jenem fubjectiDen SRd-
tiDe gu erllären. 3n feiner erfien @e{laltung be-
gegnet un§ baS aJlön^t^um bei ben Säceten (f. b.
, art.) feit bem 2. 3al)t^)unbett ; biefe blieben atcr
no^ inmitten ber^milie unb bet dfrifUii^^t'
mcinbe. SaS dirifttid^ Utetf^um \af) in iErm
Seben bie jc^iünfte ^lüte beS e^ti{tent^uniS. 3b
3eit ber beciQnijcben Süerfolgung btr g^ripen (249
bis 251) floben Ißiele in bie SBüfit, bie i^nen bilb
lieb muibe, unb blieben au(I| nad) btnt lEnbe bei
Sicrfolgung ba mobitn (^ul Don 3:^eben, gt^
340). Um 270 warnten aber Diele ginfieblet m^
inbtrSRa^e ibrtr®Örfetin9Ieg9pten. ffialftben
in ber SBüile niä()Iten alSbotb SBiele, angejogm
buri$ ben tKuf unb bie SBeiS^tit btS ^L antomil
(j. b. ?lrL), unter btffen Seitung Diele Süngerii
eingelnen SQlo^nungen ber 9etrad|tung unb im
®ebele lebten. 3näbnli^r aßeifegtünbetento-
moniuS unb SDlacariuS ber Gleitete (f. b. Sitl)
äütbn^efeQic^aften auf bem nitrifi^n 99etge ntb
in bei |Ieti|cben äSufie, neli^ @egtnben bolb bk
berübmleften iDUnd)eft|e waren ; Don btr SäPt
@aja (f. b. Srt. Dilation) auS Mtbttitttc ^ tni
3}!än$l^um nai^ fßalöftina (Stnoiniüpt, Statte
©grien, ÜDleiopotamien, *lJetfien, armtnien raö
ifleinofien (f. b. Srt. Suftat^iuS Oon Sebof^)-
Stbttn anfangs bie TOöndit in tingtlnen 34"
neben einanbcr (|. b. art. Sauro), me^ oIS Sif
fiebler (f. b. atl. anad|oreten), fo Dtreinigte $01^
miuS (um 325) [oldit guttil in tinet gttneit^iiven
SßJo^nung (f. b. Itt. ffloftet) auf bet MiliBfel I»
benna, gab gemeinfame Stegeln (ou^ für bit
grauen, welchen beS antoniuS S^we^ Dof
geflanben fein foU, geltenb) für baS gemeinf^ofl*
lic^e Seben (f. b. att. Sönobiten) unb brongbefat'
btts auf ®e^ot|am gegen btn äbt, ber gttofi^
1693
Tlini)if^nm.
1694
»el^reren fflöfiem Dorfianb. Sie ®ränber ber
StlbfUx gaben überl^mipt bie im ©anjen tntlben
SRegeln: Sinfamfeit, ^anborbeit, toeld^e in ben
figOptifd^en ftlöftem ben größten %f^t\\ be§ SageS
ouSffiQte, IBefci^rönfung ber förperlid^en Sebürf»
tiiff e, geifUtd^ Uebungen »Kiren baS Sigentl^ümlid^e
beS lulönd^IebenS. S)a3 Sönobitenleben erl^ielt
Ibolb benSBor)ug Dorbem^nad^oretenleben; oOein
biefeS bejianb bod^ immer neben jenem fort, unb
SKir fo, ba^ ßinjelne ofö %§ceten in ben Stöbten
rtlebten, Slnbere enge 3dlen (Keclufen) unb
Gräber (aRemoriten) jur äBol^nftätte möl^lten, ^n-
bcre gar feine fold^e l^atten, ^nbere auf @öulen
iDOl^n (Staaten bis in'S 12. Sal^rl^unbert; @9-
mcon ©t^ateS feit 420 ; f. b. 9rt.). Rubere t)er-
liefen av^ bieffI5fter lieber, um in ber Sinfam-
bit }u leben. 99ebeutenb mar bie ^njal^I biefer
SUnd^; unter beS ^ad^omiuS ^ufftd^t §. %. ftan-
ben 7000; in SWtrien waren gegen 50 Älöfter
(Sozom. 6, 31). ftaifer SSalenS gab gegen ba§
fibermö^ige 3uftrdmen au ben ff löftem @efe|e ;
aUein fte maren ol^nmöd^Kg gegen ben ®eift ber
3eit, unb feine IRad^foIger trafen btSmeilen %n-
orbnungen, meldte felbft ben SRigbraud^ förber-
ten. S)enn menn SSiele t)on bem SSerberbniffe ber
SBett in baS JHofter getrieben mürben unb ein
iDQl^reS l^igeS Su^Ieben f ül^rten, f o fud^ten aud^
Siele t)on brüdfenben Rauben loS ju merben unb
eilt bequemet Seben su erlangen. ®ro^ mu^te
immer nad^ ben @d^ilbemngen an^ bamaager
Seit ber Sinbrudf biejer SebenSmeife fein, fo
ba| Diele ^iben gu ben äJtönd^en famen, il^ren
6egen »erlangten unb befel^rt mürben, befon>
bcrfi feit ber groge j^eiage SapuS (f. b. ^rt.)
in ber 9lö]^e Don Söfarea ein fflofter eingerid^tet
(otte unb bie fflöfter in ber 9}ä]^e t)on Stäbten
imnttt l^ftufiger mürben. 9}oc^ me^r mar bieg feit
bot 5. 3abr|unbert ber SfaQ. al§ e§ aud^ in gr5ge>
xcit @t&bten ftarf beje|te fflöfter gab. Slber bie
SRad^t imb Si^re enegte aud^ ^od^mutl^, ber bi§>
mcilen bie bürgerad^e ©efe^gebung menig ad^tete;
onter ber SarDe ber Sftömmigfeit barg fid^ nid^t
fdtenSauI]^eitunb@^Ied^tig!eit möl^renb Rubere
bnrd^ übertriebene SSceje jur iBerjmetflung, jum
Selbffanorbe, jum müflem Seben, jum SBa^nftnn
getrieben mürben (t)gi. aud^ b. ^rtt. @arabaiten,
St^cmoboten). 3BiQ)er ^fanaHSmuS lebte unter ben
SRönd^en auf, ber ftd^ oft gegen ba§ ^eibent^um
riAteie, aber oud^ gu ^arteüämpfen ftd^ gebraud^en
De| md) bie fird^li^ bogmaKfd|en Streiügfeiten im
5. nnb 6. 3a]^r|unberte anfd^ärte unb Derlöngerte
(f. b. 9rtL Siodcur unb aRonopl^^ftten). 3lu4 bie
(Kontemplation verirrte ftd^ in überfd^möngad^em
<Bcjv(l unb artete in ein @))tel mit antbropomor«
p^ißifd^ Silbern, bismeilen in Abirrung t)on ber
fttrd^eiO^ aus (f. b. «rtt. 3lubianer, ^Reffalia-
ser, (Eufiatl^S t)on @ebafte). Slber biefe ^uS»
Ortungen, fanben fd^on gu il^rer 3cit berebte Sabler,
^ 8. SKIuS, möl^renb baS gefammte äJtönd^tbum
and^ Öegner, mie 3ot)inian (f. b. Slrt.), fanb. S)er
gUdtritt Dom Slönd^leben galt als ©laubenS-
unb aDBiflenSfd^mäd^e, mar aber in ben früheren
Sal^rbunberten bei Ucbcmabme einer öffentad^en
Suge nod^ geftattet (DgL ConciL Chalcedon.
c. 16, in Collectio Conciliorum IX, Paris.
1644, 148).
3Böbrenb im ÜRorgenlanbe baS SRönd^tl^um
feinem SSerfaKe bereits entgegenging, lebte eS f^vcf
ac^ im ^benblanbe auf, mo eS burd^ ^tbanafmS
(f. b. Slrt.) befannt mürbe. 6S i^aitt jmar anfangs
nur getbetlten SeifaQ gefunben ; allein eS erl^ielt
möd^tige ©d^ujrebner an 3lmbropuS (f. b. ^rt.),
ber bei ÜKailanb ein ff lofter grünbete, an ©ufebiuS
Don SerceHi, ^ugufKnuS, ^ieron^muS (f. b. 3lrtt.)
u. 31. aisbalb mürben bie fflöfter b^figer im
abenblanbe, in Stalten, ®attien (SourS, SerinS),
Snglanb unb Sfrifa, Seutfd^lanb unb Spanten.
SKand^e Derliefecn i^re^eimatunb manberten über'S
9Reer nad^ ^eg^pten, um ^tx baS beilige Seben
ber Sftönd^e fennen gu lernen unb biefeS nad^gu-
abmen (KaffianuS, f. b. Slrt.). SWand^e lebten aud^
augerbalb beS fflofterS als SlSceten ; fd^on ^ugu-
fün aber geigelt berebt bie ^eud^elet unb baS lafter>
\)a^tt Seben b^nimgiebenber SBöndfee (f. b. 9lrt.
Gyrovagi). S)ie SebenSmeife ber abenblänbifd^en
9)t5nd^e mar meniger ftreng als bie ber morgen-
lönbifd^en ; i^re ^auptbejd^öfagung mar Setrad^-
tung; Saffmn unb 3luguftin empfablen allein
|)anbarbeit. 3n beiben (Segenben maren bie ^Rönd^e
Saien, meift nur ber ^bt ^reSb^ter; bie fflöfter
maren abhängig Dom Sifd^ofe. S^emHonen famen
feit bem 6. 3abrbunbert in 5lfrif a, feit bem 7. Sabr»
bunbert in ®aOien unb im ^orgenlanb^ Dor.
^rübseiHg nabm man aud^ ^ißönd^e ju Slerüent;
baS SDtönd^tbum gaU fd^on Snbe beS 4. äabr^un-
bertS als ^flanjfi^ule beS SleruS unb blieb bieg
im SRorgenlanbe immer. S)en grögten ^uf f d^mung
erbielt aber im^benblanbe baS äJtönd^tbum bur(§
Senebict Don 9lurfw (6, Sabrbunbert), beffen Siegel
(529), milbe unb Derftönbig baS Seben ber äRön^e
regelnb, fid^ rafd^ burd^ Stalien unb ®aQien Der»
breitete unb anmölig aUe älteren Kegeln, mie 5. S.
bie beS Siafftan, beS göfariuS Don SlrleS, beS bl. &)-
lumban, Derbröngte; unter ben ff löftem entftanb
ein engerer Serein burd^ bie ©leid^b^it ber SRegel,
ber erfte SKönd^Sorben (f. b. Slrt. Senebictiner»
orben). SuSbrüdRid^ mürben bie 9Rönd^e burd^
bie Siegel unb burd^ bie ©elübbe Derpflid^tet, baS
fflöfter nie ju Derlaffen; bieienigen, meldte baS
fflöfter Deraegen, mürben mit (SemaU jurüdf-
gebrad^t, (Sf^m Don 9Könd^en für ungfilHg erflört.
S)cm Vorgänge gafpoborS (f. b. 9lrt.) nad^folgenb,
fübrte man aud^ frübe gelebrte Sefd^afügung in
ben fflöftem ein, unb rübmenb gebenft bie 9ladJ-
meH beffen, maS fte für @rbaltung unb Pflege ber
SBiffenfd^ft tbaten. Um ftd^ gegenfeirtg ju unter-
fiüjen burd^ ibre arbeiten, mürben im SKorgen-
unb 9lbenblanbe (befonberS in Spanien) 5Dlönd^S-
unb 9lonnennöfler Derbunben ; 3uftinian aber ge-
bot, biefe ju trennen. 3m 9lbenblanbe maren bie
5Ronnen (ju ©regorS b. ®r. Seit 3000 in Stom)
mbgad^ft abgefd^loffen (Dgl. S^nobe Don Orleans
1695
^nönd^tl^um.
1696
549) ; halber crl^icltcn ftc anä) feit bem 6. ^a^v
^unbcrt eigene Äird^en.
SBenn nun baS SKönd^tl^um 6ei ben ©ermanen
fid^ aiiä) eine§ rajd^en 3luf6lü]^en§ ju erfreuen
f^atk unb bie HKönd^e burd^ tl^r ftreng aScetifd^eS
geben, fomie burd^ il^r eifrige^ SBirfen bie Siebe
unb Serel^rung be§ 95oI!e8 unb ber Surften, 2ln-
fel^en unb bebeutenbe Keid^tl^ümer gemannen, fo
maren bie jtlöfter bod^ bei ber bamaligen Sage be>
beutenben ©d^monfungen ouSgefeJt. 3tn fronfi«
fd^en 5Reid^e gerietl^en fle bei ben üerl^eerenbcn
SinföUen ber @aracenen unb bem rüdffid^tSlofen
©d^Qlten ffarl a)larten§ in ööttige «uflöfung.
Eifrig arbeiteten bie Äönige Äarlmann, ^ipin,
ffarl ber ®ro^e unb Submig ber f^fromme unb
unter il^rem @(|i^e ber gro^e Sonif atiu§ u. 9. an
teilung ber Uebef, an ^erjteQung ber 3ud^t unter
Ieru§ unb 9Kön^en in gfranfreid^ unb ffieutfd^
lanb. Um biefe 3cit geftaltete fid^ aud^ baS 95er«
l^öltni^ 5tt)i(d^en SIeru§ unb !Dtönd^en titoa^
anberS, mo^u Dor Willem todf^l bie @enbboten
be§ Sl^riftentl^umS au§ Snglanb, meldte äJtönd^e
tt)oren, beitrugen. Slerifcr unb SKönd^e füllen
5iemli(^ 5u(ammen; ber Unterfd^ieb mirb barin
gefunben, ba| iene Sleifdfe effen, leinene SBBöfd^e
tragen unb Sigentl^um beft^en bürfen (@t)nobe
üon ^ad^en 817; f. b. «rt. «ad^cn I, 4). ®en
Uebergang Dermittelt bie t)on S^robegang, bem
95ifd^of üon 9KeJ, feinen Slerifem aufgelegte 95er«
pflid^tung jum gemeinfamen canonifd^en Seben
(nad^ bem 95organge be§ SufebiuS t)on 95erceni
unb ^uguftinS), »eld^e auf ber genannten ©pnobc
5um Oefek für ben 6Ieru§ überl^aupt erlauben
würbe. ^Ue^ScetenfoHtenentmeberflöfterlid^ ober
nad^ canonifd^er 95orf d^rift (eben ; befonbcrS un«
gern fal^ man aScetifd^e grauenöereine ol^ne fefte
Segel; bal^er galt jene Serorbnung aud^ für fte.
@o entftanben ßanonifjen unb goüegiatftifte. 9Bie
man feit bem 7. 3al^ri^unbert bie SWönd^e immer
mel^r ju ben ßlerifem red^nete, fo nal^men aud^
fpäter, befonberä im 95erlaufe be§ 9. Sal^rl^unbertS,
bie eierüer immer mcl^r in ben fflöftem m ; am
liebften fallen bie ftlöfler aud^ einen 95ifd^of in
il^rer 9Kitte, obgleid^ bie bifd^öflid^en 3(äe bi§ jum
10. 3a]^rl^unbert bem Drtäbifd^ofe ftreng referoirt
würben, ©d^on bamatö beid^tetc baS 9SoIf lieber
bei ben SJlön^en, unb wir finben S)emonftrationen
be§ SBeltcIeruS gegen gingriffe jener in bie pfarr«
amtlid^e 9Birfiam!eit, bie jwar bie Sl^ätigfeit ber
2Könd^e befd^ränfen, aber bie Siebe beS 95ol!e§
il^nen nid^t entgleisen tonnten. UebrigenS tonnten
bei aßem 6ifer ber gfürften unb S^noben nid^t
aUe TOifeftänbe im Drben§leben gel^oben werben ;
bem TOifebraud^e, ba^ man Äinber jum ffloflcr«
leben beftimmte, ol^nc baj e§ biefen fpäter frei«
ftanb, auszutreten, trat nid^t einmal Äaifer ffarl
entgegen. SBurbe Ja nid^t einmal ber 6anon einer
römifd^en S^nobe (826) burd^gefül^rt, ba^ fein
Saie mel^r jum Slbte gewäl^It werben foHte. 2lber
ber §err erwedfte feiner ftird^e ftetS TOänner, weld^e
eifrig bie Uebelftänbe abjuftctten bemül^t waren.
wenn man aud^ nid^t bie Jhranl^eit bis in i^
9Burjeln »erfolgte. Ein fold^er war 93cuebict öon
Slnianc (f. b. 3(rt.), beffen ergön^enbe grflonmg
ber Segel 95enebict8 üon 9lurpa fpäter biefer m
^nfel^en gleid^gejlellt würbe; er ftorb (821) mit
bem ähil^me, SBieberl^erjteQer ber nöfterßd^Sn^i
5u [ein, afö Oberl^aupt t)on 12 Kbteien. Sfreilid^
fanb aud^ er Dielen 9ßiberfitanb; 95iele wallten
lieber bie canonif d^e Segel unb gaben ben Orben§»
ftanb auf. 3ubem bauerten Sommenbatarabte
fort (f. b. art. «bt), unb waS nu^ten babei bie
Seid^tl^ümer, Stnmunitätcn, bie SSerldl^ung ber
Seid^Sftanbfd^aft an bie 9ebte, jubem in einer fo
wirrenöollen S^t tt)ic baS 9. Sal^r^unbert für
gfranfreid^, ©eutfd^Ianb unb Stalten war! 6S be-
frembet bal^er bie trübe ©(^ilbenmg, wtld^ bie
@9nobe t)on XroSlQ (909) mad^t, toenig, imb wu|te
fte fein Heilmittel, fo war bod^ ber 9Rattn fd^on
geboren, t)on bem neuerbingS ber fittlid^e ©fer in
ben Älöftem gewedt würbe. SHefe war SBcrao, ber
910 bie Seitung be§ »lofterS glugn? (f. b. «rt) et-
l^ieU; baSfelbe würbe bei feiner ©rünbitng gieid^
unmittelbar bem $apfte unterjtellt, erlangte burd|
feine l^eiligen 95orfte]Ser (93emo, Dbo, TOaioüö,
Obilo) unb feine mufterl^afte 3)i§cipHn |o^
Sul^m unb l^atte Sfi^ialen in Stalieti, @panim
unb ^olen. S)urd^ bief e§ 95eifpiel angeregt, refor«
mirten anbere eifrige aWänner bie ftlöper im tiörb=
lid^en Sfranfreid^, in glanbem unb fiotl^rm^
®er ßifer unb bie Sfrömmigfeit in ben reformitten
j?15ftem l^ob aud^ ba§ SRönd^tl^um wteber in ber
öffentlid^enaJleinung, fo bafe feitSnbe bcS 10.3#«
l^unbertS üiele jerrütteten 3lbteien wiebcr l^ergepeflt
neue errid^tet, nid^t leidet mel^r einem reformirten
Älofier ein Saienabt öorgefe^t würbe, äu^er ber
gjemtion t)on ber bifd^öflid^en ©erid^tsbörfeit er»
l^ielt bie Kongregation üon Slugn^ aud^ freie Sßol^I
ber %Ait unb be§ 93ifdSof§, ber eine Oä^inotios
üomel^men follte (995), wöl^renb frül&cre ^«
legien au^er freier ^btSwal^I nur noä) freie ^
poption über jeitlic^e ®üter (gegen mand^ &«
brüdfung ber 93ifdSöfe) betrafen. 3n 3)eutf(^Ianb
lie^ fid^ ber 1^1. 3lnno t)on Äöln (f. b. 9rt) bie
Seform ber Älöfter fel^r angelegen fein, na^bem
üiele 95erfudSe gefd^eitert waren; 1069 wuri>eiia((
bem SJhifter üon Klugn^ bie Kongregation ow
^irfd^au (f. b. 3Irt.) gegrünbet, üon wo nad^ Jri»
tl^emiuS bie Seform üon mel^r aß 100 IMdpeni
ausging. 3n 3talien erneuerte fid^ unter bem
ftttlid^en 95erberbni6 ber Seit ba§ olte ?lna(^re!en«
leben bur^ ben möd^tigen 99u|prebiger9tonmalb,
ben Stifter ber Kongregation üon Komalbon
(1012), unb ben^I. ©ualbert, Stifter ber &m«
gregation üon 95anombrofa (1036). SnKnglonb,
üon wo frül^er fo tüd^tige ©loubenSboten ouS«
gegangen waren, fonnte man erfl im 11. 3#*
funbert, nad^bem bie politifd^n 95er]SöItmf5e ge»
orbneter waren, an eine Segelung ber fir^iijia
95er]SöItniff e benfen. 3mmer aber pral^Ite wo^roÄ
be§ 10. unb 11. 3alSr^unbert8 Klugn^i al§ ©runb«
Pfeiler beS fird^Iid^en SebenS, unb bei fo mondjica
1697 SRÖnd
€(^ttnifciten ber Qät ütttl gerobc baS fflojitt«
leben bie glänjtnbften StcEitfeiten. S}ie Winäit
lebten uo^l oft mi}|tinbei@tnfamldt. tsenn auc^
bieffläftcr in ben rinjam^ni ©egenbcn mären;
aber fie naien eint Stuäjtt füi bic gange SDtlt,
itnb faum gab eS in biefcr 3cit "n S^er^ültni^,
bad viäft in Säejie^ung mit bem ÜÜlSnc^t^ume ge-
pattben möre. ^aäf aUen Orten, auf alle 9)er-
^tniffe niiHen bieaDän^e; fte bradEtttn ben Rei-
ben baS Si(f|t beS etiangeliumS, ben Stiriften ben
grieben, förberten ©cmerbe, ffünPe unb Sißiffen-
f^ften; bit Alöftct ftanben iebem offen, ber gei>
tti^e obei leiblt^e &iife fu(^te. 3n ^nnfennunQ
iMften uiurbcn au(g bie ^Ti&ilesien ber fflSfier
bnnur ^a^Ireic^r, bit S^emtionen ^äufigti, abei
bie folgen bauon naren ni^t immer mit. ^nfe^tn
unb 9lei4tpmer lubtn gu fmnlittien @enüf1en ein,
unb bieft führten }um g^O. ^ud) €lunq traf btef eS
Sooft unter btm Mtr^afttn ütbtt $Dntiu€. 3n>Q>^
fiatt $ttniS ber S^inurbiet (1122—1166) bic
Siu^t unb baS ^nfe^ loitber ^er, allein bie Kon-
gregation Don Slun^ iDUibe balb uon anbtren
ItbenfiuoIIrteR Drbtn übtrflüeell. 3m ®egtnfa^
gn i^ mutbe btrßifittcienftrorben (1098) gtgtün-
bet, btr Bon SBlelen ftintr apaftolifc^en ginfalt
tnegen fctubig begrii|t murbt ; er erlangte bur(^ ben
% »em^rb (f.i. ort.) folc^e Stbeutung, ba^ er
in oUen Sönbem Suiol^a'^ Berbrettct nurbe. 9iucE)
fonfi tbat fiiii ber burc^ ®rtgor VII. erWedtc firdE)*
liii^ @eip unb fittli^e (Sifer in bielfat^ SSe'
Prebungen tunb, in btn ÄliJfirm ftrenge Suc^t
tinjufü^rtn. 3)ie jürben uon @rammont (1073;
f. b.Srt.), btr an aSctti|d|er Strenge alle anberen
fifiertrtffenbe Orben btr ffiart^äufer (1084; f. b.
Sit.), nieii^er aud^ am längfttn bem urf^inin glitten
@eipe treu blitÄ, ber ßormeliten orben (1156, im
13.3a^5unhertin6uropa),berSl)xümonftrQteiiter-
(irben(1120) jtugen iebenbig baBon. I)ie Orben
her Äntonifer (1095) unb öofpitoli'tr (Äreuj-
^cnen, 1198 betätigt) matten fid^ jurbtfonbem
Sufgabe bie Pflege ber an peflartigen Jhanftieiten
BritMnben, uie fi^ oudE) anbeie £ßereine üon @eift'
li^ni unb Saien für ben Jhonf enbien^ in Seprof eu'
^fem bilbeten. Ser Orben Don g^ontöbraub
(1100) fegte fi^ jum btfonbtm Swerf bie SBejff '
nmg ungu^tjgti {fronen. S)ie ^Befreiung ä)Ti\t' ■
Ivfyx befangenen aue ber ^anb ber Ungläubigen
tDor baS 3itl bei OrbenS ber 3:rinitariti (XÜa- .
^nriner, 1198) unb be§ OrbenS ber ^eiligen Sung- '
fnu de Mercede redempt. captiv.(1218). Sie
Sitbc )«m 9Ifi(^ßen in £ßert>inbung mit btr Ine-
gtrif^Stiditung ber Seit rief bie getftItdE|en9Üttet«
Dtbni ii^i Seben, bie aber bei i^rem 3tDeiIe leichter
ber aSenwItliil^ng Derfielen.
2>a bie SBerme^rung ber Orben baS 3]lland|g-
blint ni^t ju förbem f^ien, audi manche bebenN |
iicl^ folgen ^atte, befdilog bit Sateranfqnobe oon
1215, efl foKt ^infort fein neuer Orben (religio)
cingc^!|rt nxrben. Ißetn rocr fonnte bem SBirfen
bcS gSttli^ ©tiftte @^ran(en fe^n unb hem-
men, tDdS bie Seit forberte? So fa^ mä) bie
u vni. aeiufi-
SBelt fuije 3ttt nac^ bem Soncil jüiti Orbtn bn>
Bortreten, ben ber tJranciScaner unb ben ber 33o«
minicanei (f. h. artt. IV, 1650 unb IH, 1931),
meiert bur^ ein preng aictlifc^eS 2e6cn Tid) «uB-
jei(!&neltn unb burrf» oüfeitiges ftetforglii^ea SBir-
Etn trgänjttn, mal bie Unfä^igftit ober Srüg-
lieit beS äi$eltcltru8 unttrliti. S&ttfer blicHe mit
^eib auf bie Settelmöndie ; aQtin bit Siebe unb
93ere^rung marb i^nen balb aOgepiein ju t^til;
bie ^öfifle Derlie^en Uinen bebeutenbe tßrtDilegien.
6eit 1230 nahmen fie oud^ &e^rpl)!e auf Uni»
Dcrfitättn ein, obgltid^ eS bit SSieltgeiftlidien ntd^
gerne fallen. @a blieb eine Sponnung pifc^en
ben SSeltgei^lii^tn unb btn ältenbicantenorben
bereiten, meld^ namentlich in bem ißorge^en ber
Sorbonne f^rfen 9u§brud fanb. Saju fam
auä) ßif erfüllt jreif ^en SJominicantm unb gton«
ciScanem, buri^ mand)t £el)runterfd|itbe gefürbtrt
unb trft oQmätg fii^ auSglei^tnb, inbtm ft^
bit X^ätigfeit ber S]ominicantr me^r gegen bie
^äretifei unb on bie ^B^ertn Stänbe, bit btr
granciecantt fa^ au3f4Iie|Itd^ auf baB nitbert
^oIE nutete. OrbenS^o^mut^ unb Su^ an !Rei(!^>
t^ümem — SeibeS bem Stifte btr Stifttr fremb —
ff^tic^en in beiben äBettelorben frü^jeitig ein unb
gaben mandien @runb gu klagen. Ueber^aupt
jeigt eS fit^ oielfad^ in ber ©efd^iil^ie be8 SRönii«
l^umi, bai 9)iele fi^ an einen Sltann anfc^Ioffen,
ber Doli gbttli^er 93egei^erung unb Siebe toar,
unb na^ beffen !Regtl leben moUttn, o^ne beffen
@eift gu befi|en. $iefe3 erflSrt ebenfomofil bit
Spaltungen im Sranciäcanerorben, bie biS in'fl
15. 3at)r^unbert bauerten (@lia8 Don Soitona,
Antonius Don $abua, ^c^annefi Don OliDo,
öratictllen, Eölefttnereremilen u. a.), als baS op
fni^jeitige Slbroeid^en eineS OrbenS Don feinem
urfprüngUt^en ©eifte. allein mä^renb in ben
älteren Drbtn bit urjpriinglii^e Segeifterung ge-
ff^tDunben toar unb bie ärgften Älagen über baS
jügtEIoft ausfdimeifenbe Seben laut mürben, tourbe
ber Sinpufi ber ©ettelorben immer größer; länger
er&ielt fic^ bie ftrenge 3uc^t; btt (f^olafiifc^e)
$^Uofop^ie unb äi^eologie fflurbe Don i^nen am
eifrigften getrie6en. ®aS EoncU üon flonftanj
DeTfö^ntebiegefpaltenen0ranci8caner;biefrrengere
spartet (©ruber ber regulären ObferBanj) erl)ielt
ber Slic^tung bcB SoncilS gemäft fogar man^e Se»
günfttgung Dor ber milbem (conoentualen). ®onft
mirfte ientfi ßoncil nur onregenb; eifriger betrieb
baS ifiaSler €oncil unb ÜlicoIauS Don (£ufa als
päpftli(!6er Segat (1450—1451) eine SReform ber
JTIÖfter. 9m meiflen mugte gegen ben auf bem
ffonflanjer Soncil Don einem Eiftercienfer gerecht«
fertigten l5igen6tfihber5DlDni^e,bieOuelIe ber Ita"
ab^Öngigfeit unb Sügeltofigfeit, eingeft^ritfen »er-
ben. Sielfac^ nichtige ober läc^rlic^e ©ormänbe
biaudlte man, um eine SKefoim abjume^ien; ^rt'
nädiger Sßiberftanb mugtt bismeilen bur$ @e'
nialtmittel gebrochen toerben. 'S>a aber bie ^Reform
nur Don geringem ißefianbe ftin (onnte, fo traten
bie reformirten ßlbfter in befonbertn €ongrega-
1699
SOtönd^tl^um.
1700
lioTicn jufammen, tote g. S5. btc üon SurSfcIbe
(f. b. «rt.). SU toeld^cr im 3. 1506 irid^t toenigcr
als 75, im 3. 1630 fogat 142 5DlaTin§nöftcr
gehörten. %uä^ in ben Scttelorbcn tourben SRe«
formen öorgenommen, toeld^e öfter auf biefelbcn
©d^toierigfeiten fKefeen. ©onft übten aber bie
SDlenbicanten nod^ immer bie bebeutenbfte SDBirf«
famfeit, fienteti bie Untäd^tigfeit beS SaßeltderuS
ha, too fie üorfam, blo^ unb famen bal^er immer
öfter mit biefem in gonfliä. Sie ^öpfte tonnten
bagegen nid^t einf d^reiten ; fte l^atten jubem an
jenen im SlUgemeinen bie treuefien Anhänger unb
ertl^eilten il^nen bal^er aud^ üon Seit ju 3eit neue
Privilegien. ®ie eifrigften (Segner toaren aber
immer bie ^arifer ©orbonne unb bie franjöp«
fd^ Parlamente; bittere gfeinbe tourben aud^ bie
ber freiem SRid^tung in ber 2Bij][enfd^aft l^ulbi-
genben ^umaniften, toeld^e ftd^ für mand^e SSer»
fejerung burd^ Jene l^rt rodeten. — SSon geringem
ginflulfe toaren bie im Verläufe beS 14. 3al^r«
l^unbertS neu gegrünbeten Orben ber £)Ut)etaner,
Sefuaten unb ^ieron^miten; t)on größerem ber im
13. 3öl^r]^unbert gegrünbete ber ©erüiten (ber
!\^ aud^ mit ben Sluguftinerercmiten unb ßarme-
iten oI8 SBettelorben conftituirte); ber ^Brigitten«
orben (1363) für ba§ nörblid^e (guropa. SQäeit-
l^in aber verbreitete ftd^ ber Orben ber SDlinimen
(f. b. «rt. Sfrans üon $aula IV, 1824), bie ftd^
burd^ emfteS ftttlid^ Seben auSjeid^neten. ^13
eine gform bed SRönd^tl^umS finb aud^ bie freieren
SBereine ber SBeguinen unb Segl^arben (f. b. 9lrt.)
angufel^en; VoIIfommener finbet ftd^ ber biefen ju
®runbe Uegenbe ®ebanle burd^ bie 99rüber be§
gemeinsamen fiebenS (J. b. 9lrt. gfraterl^emn FV,
1924) auSgefül^rt, toeld^e felbft auf eine neue ®e«
flaltung be§ SD'lönd^tl^umS l^in^ubeuten f d^ienen unb
^öd^ft einflufereid^ auf il^re S^it toaren.
Sei ben ©ried^en erhielt ftd^ baS 3Rönd^t]^um
in feinen üerfd^iebenen ^formen, fotool^I in ber beS
SönobitenlebenS, für toeld^eS bie Stegel bed 1^1. 93a-
fWiuS allgemeine 9lorm tourbe, toie in ber bc§
9nad^oretenIeben§ unb l^ier aud^ in mand^en aben*
teuerlid^en formen (f. Eustathii Opp. ed. Tafel,
189). äßar aud^ SRol^eit unb ©^einl^eiligleit
unter il^nen l^errfd^enb, fo gingen bod^ au§ il^nen
oud^ bie toenigen tüd^tigen Männer l^eroor, toeld^e
We gried^ifd^e Äird^e im 35er(aufe il^rer toeitem
Snttoidflung nod^ aufjutoeijen l^at; fie toaren unb
finb nod^ oft ber !IRitteI))un!t be§ ürd^Iid^en SebenS
bei ber geringen Silbung, toeld^e man im TOorgen»
lanbe antrifft. 3m Mgemeinen l^ängt aber bie
®efc^id^te be§ grted^ifd^en äRönd^tl^umd mit ber ber
gried^ifd^enffird^e innig jufammen, unbbaSSRönd^«
^um tl^cilte baS 2oo8 biefcr (f. b. art. ®rie«
d^fd^e JFird^e).
3laä) bem oben ßrtoal^nten toerben toir fd^Iie^en
bürfen, bag jur 3eit, atö ber ©turmtoinb ber burd^
Sutl^er begonnenen Sieformation über Suropa l^in»
gog, aud^ viele jtlöfter verfallen, bie 3ud^t in il^nen
erf(i^Iafft mar. Aber nur toenige toaren bod^ fo ge«
f aUen, ba^ fte ftd^ nid^t mel^r l^ötten ergeben fönnen.
^efer SSerfaH toar aud^ tool^I nid^t ber fyaipu
grunb, ba| mit toenigen 9lu§na^men ba, too ber
^roteftantiSmuS l^errfd^enb tourbe, bie JHößer fi^
leerten. SaS ganje SRönd^tl^um toar nad^ ber 9n-
fd^auungStoeife ber ^roteftanten eine und^rißluj^
Srfd^einung. SBöl^renb aber in Suropa burd^ fie
bie SRönd^e vertrieben ober gum Sbfall verleitd
tourben, toenbeten fu^ bereu Slide über (Smopa
l^intoeg, unb bie iöerfolgung toarb gum Segen
vieler Reiben, bennfeit ber 3eit nal^m bad 3Riffbn§*
toefenoenl^enlid^ftenauffd^toung. Slber ber ©türm«
toinb biente aud^ in Suropa gur Steinigung; viele
emfte unb l^eilige 9Ränner nal^men em^ 91^
formen vor ; bie ffird^e (Soncil von Xrient) ^
ma^gebenb ober ermal^nenb. ©o ^enlid^eS mir
an 3. 99apt. be Sonceptione, 3ean be la Sarrike,
® ongalej, 3ean ®ibier be la Sour, ben SRourinem,
%nton Se Ouien, Xerefta von Sepeba, Sol^micS
vom ifreuj, 3:]^omaS von 3efu§, ^etruS von 91*
cantara, ben ffapu^inem feigen, fo geigt jtd^ in
titn fo fd^önem Sid^te bie innere Jhaft beS d^rip-
lid^en ®eifte§ in ben neuen Orben, meld^ befon*
ber§ in 3talien unb gf^anfreid^ auftraten unb bie
ftttlid^e Srgiel^ung be§ SoHed toie ou(^ bie ©orge
für beffen leibliches SBo^I ftd^ befonberd angelegn
fein liegen. S§ toar bie gform biefer Orben eine
neue, infofem nid^t fotool^I 9Rönd^e oI8 SBelt«
geifllid^e ftd^ au|er genauer Srfüüung il^rer ©ton*
bedpflid^ten )u einem befonbem 3toe<f e vereinigten.
95or atten anberen finb bie 3efuitett (f. b. Sri) §n
ertoöl^nen, toeld^e fd^neUftd^ ausbreiteten unb überall
ber negativen Sieformation im pofitiven ©innr
eifrigft entgegentoirften, fo bag manvoni^nenoft
mit mel^r Siedet al§ von ben Sfroncidcanem nnb
S)ominicanem fagen tonnte: man fal^ burd^fiebie
Srbe verjüngt. 3^nen folgten bie £^eatiner, ineb^
fo viel 5ur ©ittenverbefferung bed Slerud toitfien.
bie Samabiten, bie regutirten SIerüer von ©t SRo*
iol (©omaSfer) unb anbere Kongregationen für
ben ifranfenbienft, bie barml^ergigen Srfiber, W
^iariften, bieOratorianer unb bie Songregationen
ber aJliffionSpriefter (feit 1732 alSein3toeigber«
felben Die Stebemtoriften) , bie Slrappiflen. 3«
toeiblid^en ®efd^Ied^t geigte fid^ gleic!^ reger (Bfcr,
befonberS in gftanfreid^ ; e§ mag nur auf bie llrfn-
linerinnen, bie ©aleftanerinnen unb bie bann«
l^igen ©d^toeftem vertoiefen fein. SQBie fegenl-
reid^ unb tool^Itl^ötig alle biefe Orben in alai
SSerl^öltniffen be§ menfd^Iid^en Sebend toürften, btf
l^aben Xaufenbe erfal^ren. SQßenn bie ®ef4i4^
fd^reiber oft einfettig bie ©d^attenfeiten be8iR0ße^
lebend l^ervorgel^oben l^ben, f o barf nid^t vergejfen
toerben, bag ber ©d^atten nur befto ftörler tt*
f d^eint, je beller baS 2i(|t ift. — ©eü bem 18. 3<*f
l^unbert tourbe ber ßeitgeift bem^lRönd^tl^e ünmer
abl^olber ; bie Frivolität, bie %ufHönmg nnb ber
Unglaube mußten aud^ von 9tatur ouS oeffen ge*
fd^toorene gfeinbe fein. Rubere fanben, ba| VitS0
ber gSevötterung barunter litte. Süe Sefuiten fiden
}uerft als ein Opfer vielf ad^er Sabalen (f. 3efmtai
unbSIemen§XIY.);nad^9uflöfungber@efeW
Ol
aWörl - aRörlin.
1702
igte bie Kufl^eiitng t)ieler ff I5fier anbetet Otben
Oefleneid^, ^at^ttn, ^xardttxä^, ^ottugal,
panien. Slflehi naä^ ben 9tet)oIuttonSftätmen
!gte oud^ eine bem SRönd^D^ume günftigete 3^t;
\ defeOfd^oft 3efu toatb miebet |etge{teUt unb
it anbete ffI5ftet unb ftomme ©enoffenfc^aften
ionben nnebet obet »utben neu gebilbet iDöl^tenb
tnnebetum anä) cm mond^ Otten bet Ktd^en»
nblid^e (Skift gegen bie ffI5jlet unb 9R5n(i^e
erte. 2)et nömlid^ ®eift geigte {td^ aud^ miebet
rr eiftig (befonbetS gegen bie 3efuiten) in ben
tätmen bet 9let)oIution beS 3a^te8 1848 • bod^
tnten bie Sktfolgten )um Xl^eil balb toieoet in
X iRöftet jutüdRel^ten obet fanben anbenoöttd
igang unb SBitffamfeit tt'o i^nen beibeS ftül^et
rtte^tt ttxit; unb »enn aud^ bet itteligiöfe unb
jhuctiDe ®ei{t bet 3^it im Mgemeinen fott-
ll^tenb gegen {te mat, fo gab ft^ bod^ infolge
cbet Stf al^tung beteits miebet untet ben IBöIfetn
i md^tiget 3ug }ut Steligion gu etfennen, unb
tfer jeigte ft^ ou^ botin, bo^ bie toeltlid^en ®e«
ilteic bm OtbenSIeuten immet gtögete gfteil^^it
r (Entfaltung i^tet fegenSteid^en Xl^ötigfeit ge-
tteten. Sinen neuen @tunn gegen bie fflöftet
b Otben btad^ten in einzelnen Sonbetn bie ))oIi>
il^ SSetänbetungen feit bem Salute 1870. 3m
t$re 1872 toutben bet Sejuiten» unb bie i|m
ettoanbten" Otben au§ bem ©ebiete bed ^tnU
en 9leid^ed audgefd^Ioffen ; bet pteu^ifd^e Staat
noieS fogat im % 1875 aüt Otben unb otben§-
nlid^en Songtegationen mit ^uSnal^me bet blo^
r ihonfenpflege ftd^ n)ibmenben au§ bem Staate,
^ biefelben j|ebo(| zitoa jel^n Salute fpötet untet
ttgen Sefd^tönfungen miebet gu. 3n gftanfteid^
ntrn auf ®tunb löngft t)etaltetet ©efe^e mel^-
t OtbenSniebetlaffungen aufgelöst unb eine
il^ Don SBetotbnungen gegeben, tt)el(^e bie SBit!*
nfrlt bet Otbendleute l^emmen unb ba§ fd^lie^*
^SuSftetbenbetfelbenl^etbeifül^tenf ollen. Sine
[onbctd ttoutige StoQe fpielt bie Stegietung be§
dnigten ätaliend in il^tem ffam^ gegen bie
öfier tmtet SonftScation Don beten ^ütetn. Um
erfrenlid^et ift bie %ietlennung, meldte bie Ot»
A unb Songtegationen in anbeten Sönbetn, fogat
i nuj^tlat^^olif^en Stegietungen ftnben, unb bie
xi^eit, meldte benfelben in ben meiften SJtifftonS-
Mdcn sugeftanben »itb. (IBgl. Miraens, Origg.
onasticaram LL. X, Tolos. 1678; Marione,
»•ntiqu. monachomm ritibus, Lugd. 1690 ;
Holatenius, Cod. regulanim monast. et
mm., 3 voll., Bomae 1661, 6 voll., Aug.
md. 1759; Helyot Lle P. Hippolyte], His-
ire des ordres monastiques , religieux et
iUtaires etc., 8 vols., Paris 1714—1719;
Bürioiiy Hist. des ordres religieux, Paris
131, nouY. ed. ib. 1835, beutfd^ t)on gfel^t,
8be., Xfibingen 1845; ^Röl^Iet. ©efd^id^te be§
iM^t^nmfi in bet 3cit feinet Sntftel^ung unb
ien SnSbilbung, in beffen ®ef . @d^tiften u. 9(uf«
fta n, XegenSb. 1840, 165 ; Montalembert,
m moines d'Occident, vol. I— V in 1. Stuft.,
Paris 1860—1867, 5. «uft. 1874, voLVI et VH
[©d^Iufe 1877], beutfd^ D. ft. SBtanbeS u, 3. SKüDet,
7 ©be., »egenSb. 1860—1878.) [Od^.]
'SBdrC, ^aria t)on, f. @tigmatifation.
SUrtiit, 3 0 a d^ i m, ein lutl^etifd^et 2:]^ologe,
nmt 1514 }u SBittenbetg geboten, too fein SBatet
^tofeffot bet 9Retap]^fi! toax. St ftubitte guetft }u
SRatbutg unb jf onftang, bann gu SBittenbetg. Dtad^
bem et 1540 al§ ^tebiget nad^ Sltnftabt betufen,
biefeS 9mteS abet 1543 t)on bem bottigen @tafen
toithtx entl^oben »otben toax, mutbe et im fol«
genben 3a^e Don bem 9Ragifttate gu ®öttingen
5um $aftot an bet @t. 3o^anni8>ftitd^e etnannt.
St geigte ftd^ 1548 afö l^eftigen 99e!ömpfet bed 3n-
tetimS unb mutbe be^l^alb auf 9ef e]^I bed ßetgogS
t)on Staun jd^toeig, rotli)tx bie ßinfü^tung bed 3n-
tetimS bemetlfteUigen moOte, auS ®5ttingen ent-
fernt ; juetft )og et nad^ @d^Iei^ingen, bann nad^
ff önigdbetg, mo il^n ^etgog ^Ibted^t }um $fattet
an bet S)om!itd^e ernannte. 3n ben oftanbtifd^en
@tteitig!eiten ju ffdnigSbetg bemied aRdtlin an«
fönglid^ gtoge 9Rö^gung, fo bag bet ^etgog
glaubte, ben tauglic^ften 9}etmittlet gmifd^en ben
et]^i|ten ^atteien gefunben gu l^aben. 2)a abet
feine Semül^ungen nid^t§ ftud^teten, Oftanbet t)iel-
mel^ in tüdffid^tslofem Zone benfelben entgegen«
ttat, fo btad^ SDtötlin je^t nut um fo l^eftlget lod.
St beftieg nie mel^t bie ffangel, ol^ne, mie $lanf
fagt, eine Sabung gegen Oftanbet getid^tet gu
^aben, bie et mit bem öu^etften Ungeftüm l^etab«
bomtette; leitetet antmottete in gleid^em Sone.
anötlin txn&üz Oflanbet nid^t blo^ aI8 93ifd^of
füt abgefegt, meil et eine nototifd^ itdge unb !e|e«
tif d^e Seilte üettl^eibige unb fid^ f elbp jum 3ntetim8-
bifd^of etnannt j^abe, fonbetn fd^Iog aud^ einige
befannte Slnl^önget benfelben Dom Slbenbmal^Ie au§
unb btol^te fogat, et metbe (einen, betnutOftanbetd
^tebigten befud^e, in ben Seid^tfhtl^I obet als Sauf «
patl^ julaffen. 3n einet Don i^m l^etauSgegebenen
SBibetlegung bet oftanbtifd^en Sonfeffu)n fud^te
et Oftaiü)et afö einen Don bet gangen JKtd^e be«
teitS Detbammten ffe|et l^ingufteUen unb mied jeben
Slnttag gu einem SSetgleid^e mit bemfelben ab. S)a
bie SSetfoIgung nad^ OftanbetS Xobe fottbauette,
f 0 etlie^ bet ^etjog ein 9Ranbat an alle Sl^eologen
unb ^f attet, tootin et biefen unb bef onbetS SWötlin
als „bem ^tincipal beS 3tt)iefpalte8'' befallt fidj
„bei SSetluft il^tet Slemtet unb bei Stmattung miH«
ffltlid^et unb SeibeS-Sttafen'' aM @d^md]^ene
unb SäfletnS gu entl^alten. 9RötIin bejeid^nete bie-
fe§ 39lanbat aß Dom Teufel eingegeben unb mutbe
nun nebfl einigen anbeten bet untul^igften Seute
feines SlmteS entfe^t. 92ad^ futjem Slufentl^alt in
SDangig etl^ielt et einen Stuf atöSupetintenbentnad^
Staunfd^meig. 93on l^iet fteUte et ben ))reu^ifd^en
$tebigetn ein aud^ Don Sl^emni| untetfd^tiebeneS
gel^äffigeS ®utad^ten gegen bie ofianbtifd^e Sel^e
aus unb gtiff ein neues 9Ranbat beS f^etgogS Don
^^gen, meld^eS bem Unmillen gegen bie untul^-
gen Xl^eologen SluSbtudf gab, abtxmalli mit aQet
SRad^t an. !D{5tIin na^m aud^ an ben mafotifKf d^
54*
1703
3Ro0tIa3.
1704
unb l^arbenberglfd^en Stt^iPigfeitcn ^ntl^cil unb
brong f ogar auf bem jf reistage t)on iBraunfd^iDeig
auf ^arbenbergS SSerbommung. 3n ben flactani»
fd^en ©trcitigfciten loar er früher auf bic Seite beS
glactuS getreten; er l^atte an bem ©onfutationS«
bud^e gegen ben ©^nergiSmuS, fomie an bem ^oU
loquium 5U 2Borm§ ^ntl^etl genommen unb fud^te
in ber SSerl^anblung gtoifd^en iJIaciuS unb 9Ke«
lond^tl^on bie Sblle eines iBermittlerS einpnel^men.
Suiejt aber warb er über bie unerträglichen Sfor»
berungen ber f^acianer an SReland^tl^on uniDiUig
unb fprad^ fld^ fpäter fel^r l^eftig gegen bie Seigre beS
SlaciuS über bie grbfünbe auS. 3m 3. 1566 l^atte
iid^ bie Sage in Königsberg geönbert; bie Sanb«
tönbe t)on ^reugen brad^ten eS nömlid^ Mt bei
bem alterSfd^mad^en ^erjoge bal^in/ ba^ ÜJcörUn
jurüdgerufen unb jum 95if^ofe üon ©amianb er»
möl^It mürbe, meldte SBürbe er bi§ gu feinem Sobe
(1571) inne l^atte. ttr benujte feine neue @tel»
lung, um ben OftanbriSmuS burd^ eine neue, bie
ofianbrifd^e Seigre auf's ßntfd^iebenfte öerbam«
meröe Se^rformel auszurotten, f o ba^ ben S3er»
tl^eibigem berfelben fein 35orbe]^alt mel^r übrig
blieb. — Unter ben ©d^riften SKörlinS ift l^eröorju«
lieben Psalmorum Davidis enarratio; Befuta-
tio mendacii theologorum Heidelbergensium
de Luthero ; De peccato originis contra Mani-
chaeorum deliria. Seine übrigen @d^riften ftnb
Dergeid^net bei Melch. Adamus, Yitae theolog.
etc. germ., 3. ed. Francof. ad M. 1705, 218,
mo aud^ fein Seben befd^rieben ift. (Sgl. au^erbem
©alig, §iftorie ber augSpurgifd^en ßonfefeion n,
926 ff. 1065 ff.; IE, 52 ff. 646 ff. 751 ff., ^aHe
1733 besm. 1735 ; ^andf, ®efd^. ber gntfiel^ung,
ber Seränberungen 2C. beS proteft. Sel^rbegr. IV,
291 ff. ; V, 1, 56 ff. 312 ff. ; V, 2, 211 ff. ; VI,
60 ff., 2eip5. 1796—1800; ffiöflinger, SRef orma=
tion n, 453 ff., StegenSb. 1848.) — Weniger be-
fannt als 3oad^im ^bxiin toar fein ©ruber 5Kaji»
milian, meld^er als ^faner in ßoburg auf ber
S^nobe in Sifenad^ mit SImSborf bie Verbannung
beS aWeniuS megen beffen majoriftifd^er Seigre be-
trieb (f. b. 2lrt. aJleniuS), Später nal^m er nod^
einigen ^ntl^eil an ben fladanifd^en unb ftrigelifd^en
©treitigfeiten unb an ber §eibelberger S)iSputation
über bie Stbenbmal^lSlel^re. (Sgl. ©alig unb ^landf
in ben genannten SQäerfen.) [3. 91. 95rifd^ar.]
^ogUit$, $etruS, SRetropoIit t)on Jhem,
mar ber ©ol^n beS gürften ©imeon 3loanott)itfd^
Don ber SBalad^ei unb mirb mo^I gegen @nbe beS
16. 3a]^r]^unbertS geboren morben fein. 9lä]^ereS
l^ierüber toie aud^ über feine toiftenfd^aftlid^e 93or»
bilbung ift nid^t befannt. ®a il^m ber mäd^tige
ßinflul ber 2lbftammung unb beS JReid^tl^umS jur
©eite ftanb, mar eine ^ol^e ffird^enfteöe für il^n
unfd^mer ju eneid^en; er mürbe benn aud^ öon ben
9iid^tunirten im 3. 1632 jum 9)ietrot)oIiten üon
ßiem ermäl^It. ©eine SBirffamfeit fiel in eine für
bie ortl^oboje ffird^e fritifd^e ^eriobe: auf ber einen
©eite brol^ten bie ^roteftantifirungSöerfud^e burd)
Ki;rilIuS SucariS, auf ber anbem bie großen 5!Kif»
fionSerf olge ber 3efuiten, namentlid^ in ^olenmiter
flönig ©igiSmunb m., il^ren Seftonb gu unter«
graben. SBol^I megen ber in Sonfiantino)>eI unter
S^riHuS SucariS obmaltenben SBirren mürbe er
Dom ^atriard^en %^topf^ant^ öon 3erufalem am«
fecrirt. 3laijlbtm er fd^on 1629 ein Liturgiarimn
herausgegeben, »erfaßte er als ÜRetropoIit eine ein«
gel^enbe ortl^oboje Sefenutnifefd^rift, ober bejfer,
Iie| fie burd^ feine Sl^eologen Derfoffen. S)ttn^
biefelbe fottte ben Derfd^iebenen ©trömungen im
Sol! nad^ linlS unb nod^ red^tS in griec^ifd^ort^»)«
bojem ©eifte §alt geboten tocrben, me^l^alb pe
mel^r populär als mijfenfd^aftUc^ gellten ift, gan§
naiji ärt unferer l^eutigen ffatec^iSmen, mie pe aw^
factifd^ unter bem 9lamen ^ber größere ftoted^i§«
muS ber SRuffen" in Slufnal^me fam. SttS eigent«
lid^er SSerfaffer ber ©d^rif t gilt 3faio8 Sjropl^imo«
mitfd^ jfo^lomsfi, %ht beS ^^icoIouSHoftatS }u
Äiem, ber fie in ruffifdjer ©prod^e nieberfd^eb,
morauf fie bel^ufS ^probation unb meiterer Sct>
breitung in'S SReugried^ifd^e unb in'S Soteinijc^e
übertragen mürbe. ÜRogilaS ging übrigens mit ber
©d^rift anwerft üorpd^tig p SBerfe. 3unöd^p be-
rief er 1640 eine $rot)in}ialf9nobe nad^ jKao mib
Iie| unter feinem iBorfi^, in Slnmefenl^t Don brei
Sifd^öfen, üon üerfd^iebenen gelehrten unb on»
gefel^enen 6ileri!em unb Saien bie ©d^rift genas
befpred^en, burd^beratl^en, önbem unb erganp.
hierauf mürbe fie in'S ©ried^ifd^e überfe|t unb an
ben $atriard^en $art]^eniuS Don Sottf£mthiopd
(1639 — 1644) gefanbt, um aud^ Don i^m oppr©«
birt ju merben. SRad^ einer ft)nobaIen Prüfung |b
Sonftantinopel traten 1642 IBeDoUrnäd^tigte ber
rufftfd^en unb ber gried^if d^en JKrd^ §u S^ffp in
ber SRoIbau jufammen, um bem 93kr! bie U^
gfeile p geben. 95on ruffifd^et ©eite maren an«
mefenb: 3faiaS Xropl^imomitfd^, 3ofep]^ fonono«
mitfd^ unb 3gnatiuS Xenomitfd^ ; Don gried^i{(|er:
$orp]^t)riuS, aWetropoIit Don 9?icaa, unb 9ReIdia§
©QriguS, 93ertreter beS $atnard^en Don Sonffamti^
nopel. SBorin bie etmaigen ^enberungenbeßtmben,
miffen mir nid^t, ba Don ben SSerl^anblungen )u
3aff9 nid^tS befannt ift. Sluf ®runb berfelben er«
l^ielt aber bie ©d^rift beS 9RogiIaS unter bem iüd
'Op^66o5oc 6jjLoXoYta t^c irforecüc t^c xadoXarj?
xat d:ro(rcoXtx^c ixxXrjaiac x^c ötvaToXtxijc 16Ö
bie Approbation aQer Dier grted^if d^en ^triar^en.
3n ber rufpfd^en Äird^e, in ber jte entponben,
genog bie ©d^rift Don tinfang an großes 9nf^
unb mürbe ^ubem burd^ $eter ben ®ro^ 1723
allgemein recipirt; fomit bep^t fie ofle ©gen»
fd^aften eineS ft)mboUfd^en 93ud^ ber griec^if^
ortl^obojenffird^e. S)erlBerf affer beSfelben,3Jto«
polit aWogilaS, ftarb am 81. a)ecember 1647
Auger ber Don il^m beforgten rufftfd^ Ausgabe
bie 1645 5u j^iem erfd^ien, mar bie ©d^ft m
l^anbfd^riftlid^ Dorl^anben. Srf! 1662 erfd^ien p
Amfterbam eine neugried^ifd^e unblateinifd^%ä<
gäbe mit einer SSorrebc beS ißatriard^ 9lectariri
Don 3erufalem, bie öfter« aufgelegt ttwtrb. Äod
©ottlieb ^ofmann beforgte eine gried^if^Iotri*
1705
SDtol^ammeb.
1706
nifd^-bcutfd^c «uSgabe, SBrcSlou 1751, 6. 3- Ätm-
mel eine gried^ifd^Tateinifd^emitauSfül^rltd^en^rO"
legomenen, 3ena 1843. S)ie Sd^rift jerfättt in brei
Steile, fofem ber gefantmte @toff naä) ben brei
göttlid^en Sugenben, Glaube, Hoffnung unb Siebe,
abgel^anbelt toxth. 3nt erften Sl^eil merben bie
®lQu6en8tt)Q]^r]^iten nad^ bem nicönifd^-conftanti-
nopolitanifd^en S^mbolum bargelegt; ber }tt)eite
%^ l^onbelt t)om ®ebet im ungemeinen, t)om
Saterunfer im 93efonbem unb t)on oen ad^t Selig-
fetten; ber britte Don Zugenb unb @änbe unb
il^nn perfd^iebenen Slrten unb ©ottungen unb
f^Iie|Iid^ t)om S)ecaIog. S)ie @d^rift ift unftreitig
mit großer Sorgfalt unb einer bem ©egenftanb
ongemeffenen 3Bärbe abgefaßt, ol^ne fd^arf l^erDor-
tzetenbe ^olerni! unb ge^öfftge SluSf öOe »eber nac^
ber einen nod^ nad^ ber onbem @eite. S)ie Diel
oentilirte gf^age, ob bie @d^rift mel^r proteftanti-
fire ober lotl^olifire, bürfte gleid^ im erften @a| il^re
bünbige Söfung ftnben, fof em bort auf bie Sf^age,
WA sui enrigen @eligfeit not]^tt)enbig fei, bie 9lnt>
toort gegeben »irb : irfjnc ^p09j xal Ip^a xaXa.
%t|er ben genannten ausgaben Don |)ofmann
tmb ifimmel Dgl. nod^ SB. iba% S^mooli! ber
gried^fd^en ffirc^e, Berlin 1872, 69 ff. ; Andron.
Demetracopulos , Graecia orthodoxa etc.,
Lipöae 1872, 155. [ihtöpfler.]
ISBoSäwiiub ober SDlul^ämet (ber Gelobte,
SobtDuroige), eigentlid^ Sbul ffafem ben SlbbaUa)^,
ber Stifter beS SStam (f. b. art.), mufe nad^ fei-
nem Sl^after unb feiner Sntmidfelung tl^eilS au§
tan fforan, t^eilS auS ber Xrabition (@unna)
crfomit toerben; nur mad^t bie festere megen
vieler fabelhaften Seimifd^ungen eine ftrenge Jm«
tit notl^menbig. S)ie au^er ben beiben genannten
Onellen liegenbe ®efd^i(|te !ann nur menig l^in«
jitffigen. SRo^ammeb »urbe um 570 ju 39lecca
g^oren. Seinen SBater abbaüal^ Derlor er balb
vaäf feiner ®eburt, feine 9Rutter Smina in fräl^er
Sugenb. Sr »urbe Don ba an mit feinen Dier
Olimen, mu Sxilib, Slbu Sal^ab, ^bbaS unb
^mnga, al§ Sol^n feine§ ©ro^DaterS 9bbul>
«otiäib bel^nbelt unb loud^S unter biefem jum
Anaben l^an. SbbuImottaUb mar ber Stamm-
halter ber l^fd^emitifd^en fiinie be§ Stammes jto-
xeifd^ unb l^atte als fold^er unter ^nberem baS
Siedet unb bie el^rmüroige $flid^t, bie $i(ger bei
ber ihioba (f. b. 9rt.) ju fpeifen ; l^ierburc^ trat
ond^ XDoljii W6f)ammth in nal^e IBe^ie^ung ju bem
cmbtfd^ StationaH^eiligt^um. Serfd^iebene Kei-
fen mit Demxmbten ^aufleuten burd^ Arabien unb
bcffm ndrblid^e ©ren^Iönber entl^üOten il^m meiter«
^benllnterfd^ieb jmifd^en ber einl^eimif d^en ara-
btfd^ unb ber iübifd^en unb d^riftUd^en Steligion,
nnb er l^tte Skrftanb genug, um an biefem ^a|-
ffatb bie Seerl^eit bed in gfetifd^iSmuS ausgearteten
@tembienfleS ber Araber ^u erfennen. 3nbe^
miterfd^ieb er fid^ möl^renb ber erften ^älf te feines
SdbenS in nid^ts Don einem getoöl^nlid^en 9Ren-
fi^en. Sin erfter 3Benbe))un!t trat in feinem Seben
ein, als bie reid^e 40j[ä]^nge JfaufmannSmittme
Sl^abibfd^a i^m in feinem 25. SebenSial^re megen
ber an il^m gerü]^mten Zreue il^re f^anb anbot, fo
ba^ er auS ben immerl^in örmlid^en SSerl^öItniffen
feiner 3ugenb)eit in eine bel^aglid^e Sage Derfe|t
mürbe. S)er glüddid^en (Sf^t entfpro^ten fed^S ftin-
ber, Don benen aber nur eine Sod^ter, gfatime,
jpäter aii'S ©attin, ben SSater überlebte. S)urd^
feine ^eirat !am SRol^ammeb aud^ mit Sl^abibf d^a'S
SSetter SBarafa in SSerbinbung. S)iefer 3Bara!a
ben 9laufil mar Sl^rift unb l^atte baS Sllte unb
baS IReue Xeftament gelefen, angeblich aud^ auS
Ie|terem SinigeS in'S ^rabifd^e überfe|t; inbe|
barf man biefen d^riftlid^en 6inf[u| auf SRol^am-
meb nid^t überfd^ö^en. Sie Sinbrüdfe Dielme^r,
meldte auf il^n beftimmenb mirften, maren anberer
Slrt. 3u feiner 3eit maren in ber ^anbelsftabt
5Dlecca ,,bie gefeflfd^aftlid^en SSerl^öItniffeju jenen
©egenfäkn l^erangereift, meldte leidet ÜKerfmale
bebeutetwer ^anbelScentren merben. Siner Jtlaffe
Don Steid^en, Die aQe 9Rad^t in Rauben l^atte, ftan-
ben )a]^Ireid^e unter bem ^rudte einer unbarml^er-
jigen ^ud^ermirtl^fd^aft leibenbe Seft^Iofe gegen-
über ... Um fold^e ©egenfö^e unter bem ©eftd^tS-
punlte ber auSgleid^enben ©ered^tigfeit aufjul^eben,
betrad^tete äJtol^ammeb, ber fomol^I in feiner 3u-
genb baS SooS beS armen SBaifen gefoftet, mie
fpäter fid^ ber jtlaffe ber Seft^enben genöl^ert ^atte,
als baS einzige SCRittel, ba^ jebermann eine be-
ftimmte Steuer }ur Unterp^ung ber Sebürftigen
jal^Ien muffe, ^aburdb !önne eine ©leid^l^eit auf
frieblid^em SQßege l^ergefteüt merben, ganj entgegen
allen anberen f ocialiftifd^n Seftrebungen ber 93or-
)eit, bie ftetS eine ftarle 2:enbeni su gemaltf amen SBer-
änberungen ber SJerl^ältniffe befunbeten" (©rimme
[f. u.] 14. 15). ©emife ift, bafe SKol^ammeb bie-
fem ©ebanfen lange na^l^ing, ol^ne il^n ju öuBem ;
mol^I aber badete er auf baS 9RitteI, ü^n }u reali-
firen. 911S fold^eS erfd^ien il^m bie Seigre Don einem
enblid^en ©erid^te, „in meld^em ber SKd^ter ©ott
fei, unb )mar berjienige ©ott, ben bie SJleccaner
Derlaffen l^ötten, meil il^r Streben nur auf Steid^-
tl^um gerid^tetgemefenfei; bennSteid^tl^umerjeuge
©öjer&ienft" (©rimme 15). So mar ajlol^ammeb
unter bem Sinfiug ber ii^n umgebenben ©eifteS*
ftrömungen gum SDlonotl^eiften gemorben. rS^lqi
man ber gemöl^nlid^en, an bie Srabition ftd^ an-
fd^Ke^enben ffiarfteHung, fo trat im 16. Saläre fei-
ner Verheiratung tttoa, alfo in feinem 40. 2ebenS«
jial^re, aud^ äu^erlid^ bie äßenbung an SJlol^am-
meb l^erDor , meldte fid^ f d^on längft in feinem
Snnem Dorbereitet l^attc. ifranfl^aften epileptifd^en
SuföHen Don Sugenb an nid^t fremb, mürbe er
allmäUg burd^ fein 9lad^grübeln, befonberS in ber
ginfamfeit bcS SergeS §ira bei SWecca, jum Sifio-
när, fal^ ©eiftererf^einungen, Don bcren SBirflid^«
leit er überzeugt mar, unb glaubte ftd^ berufen,
feine «nfid^ten als SSlam (f. b. 9trt.) ju Derfün-
bigen. S)ie enbgüUige Berufung fanb er in einer
ßrfd^einung, meldte fid& für ben ßngcl ©abriel
ausgab unb il^n in ber 6infam!eit beS SergeS^ira
aufforberte, eine bargebotene Sd^rift julefcn. SBöl^«
1707 aHo^ammeb. 1708
nrä) \ii) btt <Sx\iftie<tme fhauBte, ft^ritt bie ©r- nac^einanber feine (Sotfin 6^obibfi|a uitb jtinen
jd^einung juraUUte beSSergeS bor imb rit|t „O D^eim Mbu Saliti, bie feine feauptpütm nnb
Snoliammeb ! bu bi^ bet ©efanbte @otteS, i^ grmunterer gtlnffen moren. 33o^I {mbigtt r
bin tSabriel." Slbet auät jefft noc^ Oeimoditen noä) immer eifrig, 6efonber§ auf gn)|tn fEwrttni
trpS^QbtbfiftaunbESSaTafai|nfoiD(tt jubringen, unb bei anbeten ^oltSanfammlungni, aber im
bal er alS Ißrebiger ouftrot. — 3n SBabf^f't bi' ©anjen ebne ßrfolg. Ueb«bit| fctjeint er noi^ ptB
man pt6 bie ©0[§e anbera torjufleDen. ißon ben mitmditgfrinßErgjJut^loligEcitgeiänipftäu^aben;
OorbejeiiiinetenSbeengeUMltig erregt, begann Sno- ba trat in feiner Sadie eine entfc^eibenbc 2Ben-
Iiamtneb benfelben nc^ Hu|en SSerbreitung unb bung ein, über beten Urfa^e bet ftoran nur An-
©eltung ja oerfd^offen, inbem er juetft bei feinen btutnngtn gibt, »fiörenb bie 3;rabition fie pfftof
gömitiengliebem unb Steunben bafür toirffe unb tapeUDÜ ju einet ^lintmeleretfe QuSgepaltet bot-
Witten Iie|. 91B erfter Slnbänger wirb fein not^ Unter btnbcftigftenanfeinbungen feiten? bet Äo-
in jugenbEidEtein Slltet fte^enbet SJettet 3li benOlbi reife^iten, bie für if|t ^eiliglbum in Sneeca um
Sütib genannt; ?lnbere nennen feinen greigelaffe- ber neuen SReligion füt^teten, f^Io^ er mit 73
nen 3aib ben ^aiet^a. Slet erfle ®Iäubigc auS feinet @etteuen anS äatbrib com ©lamme @^'
frembem @e|c^leij^t mutbe ber ftaufmaim Sbu rabfd^, beten et einige bei i^rcr S{iilgtrfabtt g^
Sett, ein fioffenbeS SBiettjeug für ftiOe ^ropa- nonnen bitte, einen ^unb auf bem äulbigmiqf'
ganba. @o entftanb al3 er^ Srfolg Don 3)lci' bügel IQfoba; bann Dediefi er mit 9du ScFt Die
bannneb§$rebigtenein93unb, fpSter S&nb @otteS @tabl SRecca unb folgte feinen Doiangegongcntn
( ahd-All&h) genannt, ber bie ^rmenfteuer entrie^ Snb&ngem nat!^ bet iStubt Sat^rib, in ber ^Igt
tele unb ftcti ju tegelmägigen ©ebetlüfiungen Bet- al Silebina, b. b- bie ©tobt (!DlD^ammeb§) genamfl.
pflid)tete. gjtittelpuntt bet ©emeinbe unb SJeiter S)iefeS Steignifi, bie §eb|ii^ra obet ^üi^i. bifliel
aller gemeinfamen @ad^en unr notürltifi Slliobani- ben %n8gang3punlt füt bie 3eitrei$nung beS 3^
meb, unb für i^n marb Don entf^eibeiÄet SBe- km, beten beginn auf ben 16. 3uli 622 n.1^
beutung, bog i^m aud^ baS Slnnebmen unb %u^ angefe|tmuibe. ^ieetften}e^n3abrtberf>ä>f^
t^eilen bei @aben gufiel. @i bitte eneiti^t, naS brad)te Wobommeb in äRebina gu. ^tei bitte tt
er geiDoDt, unb nun fu^te er nod) neuen Sielen, ben £8oben gefunben, auf bem feine Sn^tb&jft
3u einem folcdcn cerbalf ibm ber ffeptifdie Sf "f i^f''' "nb feine ponc auSgcfübrl loetben foraitra.
bet attetconet, bü| ba? ©eric^t fo lange auf [ld| „SBübrenb SRecca Bei ffincr ©taal^Derfaffimg etri
Borten laffe. 3)em gegenüber mu^te et aueg oer b^^e ^Kite erteilet l)nltc, fo boft jebe ptinripifCf
gSttlidien ffiarmbetsigteit in feinem ©oftem eine äfeuetung leid&t alä S^crfibKiftterung be« Se^tben'
Stelle gönnen, unb foraei^leUeinnic&t gar ju langer ben »etfdätieenmetbEii tonnte, [)atte3Qtbrib, bejftu
3eit bet Sbitflftet bet uon SDlDbimnttb angeregten ^Betölteiung aus Suben unb äWei jtc^ TOibcritrtbm-
Semegung ; ftati (Dciatet SRefotm mit greifbaren ben Sraberftämmen btftanb, mit feinen biäl)(rigtii
irbifiiien fielen entftanb eine Weligion mit mein» (i^iuriifitiiiiöcn fo üble (?tfabtungen getnaifct, bat
pbgiijiiien 3nieilen. S3ie SBunbeSmitgliebet ober, fprlatjotitt^ 5|Jrebigtn gegen ba§ alte lOD^l auf-
Irie (ie jejt beiden, ©laubigen (HßoSteniin) boben mertfame§ÖretfiiibenniuBle." 3n3otbri6fanbtr
feitbem bie erfle 51Jpii^t, an bie ffiogmen ibreä 9Kei- jic^ bafier nutb com erften Sage an f o fiiet, boS tr
perB ju glouben; erft on ätneiter Stetleftebt bieffluB- fpglcidj feine geifüge Söütbe nlB Hasiil ÄUäh, 6c
Übung oon guten SÖJetfen (Stimme 31). 9luf biefem funbttv &oiu4, unb jcinc irMfc^e Sl^ürbt als i^a0
©tanbpunft uetfiel SDlo^ommeb auc^ ouf ein neueB be§ Siinhe^ ^lemotteDrte (©rtmme 50), 3m 3*
SRittel, fid^ unb feine äBeftrebungen )u empfeblen. fammenleben mit ben 3uben unb ben Kbriftoi^
6r Derfapte in bunflem 2lu3btu(f bie fog. Suren, er aber ou^ ©elegenbeit, feine religiBfen Jhtfi^
urfprünglie^ poetijt^ gefärbte ©elbftgefpräd&e, ttel- gu fläten unb bem SBIom eine 3orai ju geBo,
i^n et aHmölig bie fform götttii^et IHnfptacben an toeli^e ibn ben beiben mouotbeijHfc^tn 3hItgioni
ibn felbft gab, um auf biefe SBeife feine SInfttbten ebenbütlig etfc^einen Iie|. ÜJiit bem i^n a^nafy
ju Berbreiten unb feinem Sßillen 9Iad)bru(( ju nenben ©tbarfblitf ging er foglei^ on'S SSerl fo
geben. 2)iefe ©uien mürben fpäter gefammelt, ba& er in ^ebina bie erfte 'ÜRo^cSftt grünbcn vi
unb fo entftanb bet ffotan (f. b. 9Itt.). TOobam- eine ?lit Siturgie onorbnen fonnte. Äui^ gefet-
mebB SBcrte Kiutben Bon ÜJianiben ebtfur(5t§BDl( gebetifc^e Slnorbnungen faBen in biefe jjeit *f
aufgenommen, mäbrenb bie ÜKeiften, fogat üon fonbeiB baS im fiebenten Sib^e ber ^df(^ ep
feinet Betmanbtf^aft, i^n füt einen 91arten ettlär- laffene Sßerbot be§ SffieingenufjtS. 3u ben ,SRd4*
ten. Sangfom inbeg mebrten fid^ feine 9lnbänger, bfd&irun" ober „51ü(btlinge" genannten ^nbönsc»
(ebo^ meift in ben untetflen fflaffen beS SöolfeB; auä 9)tecca unb ben „^Infat", b. 1j. ^Ifetn, ^
ber SIbel Onecca'i bot ^QeS auf, um SRo^ammeb Itdii feinen Ünbängem au3 Ültebtna, fonbcn jiil
JU ijoliren unb ibm jebe SSiirIfamteit in bet @tabt nun Biete neue binju, „unb nad^ Taum einem i/äpt
unmbglidti ju matten, fo bog er fd^üefelicb \\ä} ge- jäblte et bie SKajotität ber ©tabtbetBO^na fflte
n&tt)igt fab, ber Soubbeoälfetung in bet 91ät)t ju feine 91nbänger; je^il bitte et lein %nibei ffl»
ptebigen. ©o aar feine Soge, aud^ olB ÜKönner Don muffen, um ni3)t bie bitteren @efüble gegeii fei«
6influ|,n)ieOmarunb§amäa,fi[5ibmanf^lDffen, Sßaterflabt inbenffiebonfenberlRa^, beSlhiegti
immer no^ eine gebrüdte. 3ubem tetlot er turj auSfItömen ju (offen. 9lber ^ropbrt unb ftrieJB,
1709
ÜRol^ammeb.
1710
tote reimte pd^ boS jufammen?* (©rimme 59.) 3n
einem fc^Iou angelegten ®tmit Don SRo^regeln
tonnte SRol^ammeb bie eigene 3taä)t ju einem
ffam)>f für Wla^ umgugeftalten unb fo in bem
gcut) frieblid^ gefinnten Satl^tib ben Jhieg^gebanlen
)uerfi möglid^ px maäjftn, banad^ ftönbig }u er-
litten. SUd etfteS äJtittel l^ierju biente il^m bie
(Bnfe|ung ber Staaba jum ^eiligtl^um beS 3§»
lam, iDobei il^m bie Dor^nbenen (Erinnerungen
an iß>xaf)caa, ben Stammvater ber Slraber^ in
pl^nlafiifci^er SluSfd^müdung bel^ilflid^ fein muß-
ten. Ske gfftlfd^ungen, totlä^t er ftc^ l^ierbei er-
laubte, brad^ten il^n in ®egenfa| ju ben jal^Ireid^
in Arabien angefiebeUenäuben, ein@egenja|, ber
für biefelben Derl^öngni^oQ merben foQte. 3Ba3
i^nen bet)orflanb, für^igte er il^nen perft an^ in«
bem er bie ftibia, b. 1^. bie ©ebetSrid^tung, t)on
äerufalem nad^ SRecca verlegte (f. b. 9rt. jfaaba).
Sein nöd^fted S^tl iebod^ mar bie S)emüt]^igung
ber jforeifd^iten; er begeifterte feine ^nl^änger gum
«l^eiligen ff hege", ber ftd^ aÜerbingS von Staub«
unb $Iunberung§gägen menig unterfd^ieb, aHein
bem ^nbel ber SDteccaner au|erorbentIid^en Sd^a»
ben verurfad^te. @o !am e§ }u ber „Sd^Iad^t'' von
Sabr, in ber bie Sfteccaner unterlagen (624).
S>urd^ biefen Srfolg fü§Ue ftd^ SRol^ammeb fo ge>
(oben, bo| er nun unvermeilt Kaubjuge gegen bie
feflen Surgen ber 2tuben untemal^m. (eine 9e«
lagerung von 15 Sagen brad^te einen ganjen
@tamm berfelben in feine (Sematt, unb er mürbe
bie 700 ®efangenen l^ben niebermad^en laffen,
toemi nid^t bie brol^enbe S)a)mifd^enfunft feine§
l^ervonagenbften ^n^ängerS i§n )u bloßer (Ssili*
nmg berfelben genötl^igt l^tte. 2(nbeB rüftete ftd^
SRecca }ur 3taä)z in großem SRa^abe. Obmol^I
t9 feinem ber Seinigen ju Sat^rib entgelten tonnte,
bo^ baS offene SDlebina bem geplanten Angriff
n\dft }u miberftel^ vermod^te, moUte bod| ^o-
l^ammeb in blinbem ^iertrauen auf fein @Iüdt ben
IMeg nid^t vergüten, unb fo fam e§ suerft ju
einem Stampft am Serge Ol^ob, ber mit einer 9üe-
berlage SRol^iammebS enbigte (625), bann (627)
gu einer Belagerung 3Rth\m% beren ©efal^r er
aber glüdRid^ abjumenben mu^te. SiegeSfro)^ rief
CT ie|t aus : ,,SBon nun an befriegen nic^t fte mel^r
im», fonbem mir fic!" Suerft aber fottten bie
Subcn nad^ feiner Angabe bafür geftraft merben,
ba^ fte ftd^ bei ber ^Belagerung neutral gel^atten
l^fiüen. ^rd^ feine Sc^lau^eit gelang e§ il^m, einen
@tatnm berfelben ju umzingeln unb gefangen nad^
SRebina gu fül^ren. ^ier mürben über 600 9Ran-
ner unb @reife auf offenem ^axlt abgefd^Iad^tet,
Sfiouen unb ftinber in bie Sflaverei verfauft, bie
orfammte ^be be§ Stammet vertl^eilt, mobei ber
^ropl^t ben Sömenantl^eil erl^telt. 93on nun an
tnl^te ber Jhieg gegen bie Weccaner nid^t mel^r.
aXe Cntjd^ibung brachten bie Saläre 628—630,
innerbalo melc^er 39lo^ammeb mit benfelben einen
ie^jöl^rigen SBaffenftiOftanb fd^Io^ ; bie^ gefd^al^
bei einer ^ilgerfal^rt nad^ 3Jltcca, meiere er an
ber S)ri|e aller feiner ©laubigen anfteUte. Sine
größere ^ilgerfal^rt folgte im Anfang be« Sal^reS
629. 3m näd^ften Saläre (630) benujte er eine
gelobe ber 2Keccaner gegen einen il^m befreunbeten
Stamm, um bieff oreif d^iten voUftönbig ^u bemütl^i-
gen. SKecca unterttwrf fid^ unb nal^m ben Sstom an,
morauf ber ^ropl^t in ber ff aaba, bem atten (£en«
trall^eiligtl^um, bie S)enfmöler beS StembienfteS
jertrümmerte unb ben moSIimifd^ ®otte§bienfl
einrid^tete. S)iefe (Srf olge mad^ten il^n f o ftd^, ba|
er nun an bie SluSfül^rung eined großen $Ianed
badete, ber langfam in ü^m gereift mar. tiefer
aber mar, maS aud^ bie Xrabition von meiter«
ge^enben Sntfd^Iüffen berid^ten mag, fein anberer
als ber voUftönbige Seft^ SlrabienS ((Srimme 123).
(Sin ftegreid^er Sf^Ib^ug gegen bie Stämme füböft-
lid^ vonSJteccaentfd^ieb in^rabienfürSRol^ammebd
Sad^e, unb nad^bem bie Sinfül^rung fefter 9lb»
gaben von Seiten ber Uebermunbenen ftatt ber
frül^em Seutevertl^eilung bem 'i§lam in Arabien
ben Seftanb geftd^ert l^atte, foUte zint großartige
frieblid^e SBaHfal^rt naä^ SJtecca im jel^nten Saläre
ber gflud^t (632) baS SBerf frönen. (£§ mar bie
^bf^iebSpilgerfal^rt, bei ber SRol^ammeb nod^ viele
Slnorbnungen traf. 9tad^ äJlebina jurüdtgefel^rt,
erfranfte er. Sr verfd^Iimmerte fein Uebel baburd^,
baß er jur IRac^tjeit fieberfranf auf ben @otte§adfer
5U SRebina ging, für bie lobten htitit, il^nen ®Iüdf
5u il^rer 9h^e münfd^te unb ftd^ felbft be§ naiven
lobeS freute. IroJ feiner ßrfd^öpfung nal^m er
nod^ an bem öffentlid^en @ebete tl^eil unb rebete
gum Solfe. %tö ber £ob nal^ mar, fagte er:
,,S>ie f^öUe ftammt, bie Smpörung nal^t l^eran
mie ber Ie|te Xl^eil einer bunflen 9tad^t; aber bei
(Sott, i^r Dürft mir feine Sd^ulb geben, id^ l^abe
nur erlaubt, ma§ berfforan erlaubt, unb nur ver-
boten, maS ber fforan verbietet.'' Unter fo büftem
(Sebanfen ftarb er ben 8. 3uni 632 )u SRebina,
mo nod^ gegenmörtig fein ®rab ift.
lieber SRol^ammebS 92atur unb (Sl^rafter ift
verfd^ieben geurtl^eittmorben ; eine emfte ®ef d^id^td«
f orfd^ung fann nur ein l^öd^ft ungünftigeS S3ilb von
il^m entmerf en. ßr mor von einnef menbem 9eußem,
unb bie Xrabition rül^mt bemutätemb feine Sanft»
mutl^ unb SKilbe; in ber %i^at aber mar fein Stuf •
treten unb feine ^anblungSmeif e überall von einer
SBered^nung eingegeben, meldte ben niebrigften Sei«
benfc^aften unb Slbftd^ten biente. Ob er von feiner
Senbung felbft überjeugt gemefen, crfd^eint im
Sid^te ber ©efd^id^te fe^r fraglid^; fidler iji, bofe
feine Offenbarungen immer bann erfolgten, menn
er fie gu feinen Smedfcn nötl^ig l^atte, unb bajß
mand^e berfelben Slbcnteuer mit grauen befd^öni«
gen mußten (Sure 66, 1—6; 24, 4—5; SBeil
f. u.], (5inl., 2. aufl., 44). 3m Stnfang maren
eineSeftrcbungen nid^t ol^ne ibealen Anflug. „SBaS
id^ aber auf bem l^arten meccanifd^en Soben, unter
beftönbiger SUeberl^altung burd^ bie (Segner, ju
ebler SBilbung entfaltet batte , verlor in SWcbina
bei größter greil^cit jucrft feine tjfnfd^^ ^^^^ f"we
cble 9latur. Sl^emalS l^atte ilRol^ammeb nod^ als
Reifer ber 91rmen für i^r SBol^I, meiterl^in als
1711
5Dlo]^QmmebantSmu8 — SRol^ilett).
1712
ifncd^t ®ottc8 für bcffcn SRcKgion gearbeitet ; in
ajJcbina mufetc bie SReligion für fein Sntcreffe ar»
bciten, htm bcr ftned^t ®ottc§ gcftoltete fid^ tncl^r
unb mel^r ju einem |crrifd^en S^rannen. SBoj^I
erl^ob er immer nod^ ben Snfprud^, bafe att fein
%i)nn nur ®ott wnb feiner SReligion gelte; bod^
bie l^iftorifd^e Prüfung fd^Iögt biefer SSel^ouptung
in'8 ©efid^t unb fielet barin bie ^l^rafe cine§
ggoiften. S)ie ad^tjäl^rige ^eriobe bis ju SRecca^S
Qfall grünbet fid^ im SBefentlid^en auf ben ®e=
banfen ber perfönlid^en^ad^e; auS il^m ermad^fen
jünbenbe 3been, bcr ©taat§» unb ÄriegSgebanfe
beS 3§Iam3; bod^ erft al§ bie jforeifd^iten ge-
fd^möd^t unb gebemätl^igt mit bem $roj)]^eten Der»
l^anbelten unb biefer feinen SBBiUen unb bie §off«
nung ber ©laubigen, bie l^eiligen Statten betreten
}u bürfen, erfüllt fal^, fd^einen fie il&m al§ ®egner
nid^t mel^r grofe genug, unb baS l^öl^ere 3iel, ^ra«
bienS Seft|, tau^t Dor feinem (Seifte auf; Sl^r»
acta ücrf^Iingt baS Kac^cgcfül^r (®rimmc 137).
(Il^araftcriftif^ ift aud^, ba| SJlol^ammeb in bem»
fcAcn SKa^c, alS er feine cl^rgeijigen 95eftrcbungen
erfüllt fal^, einer milbcn @innUd^!eit bie 3ügel
fd^ie^cn lic^. 5Rid^t jufrieben bamit, feine ®e«
meinbc in bcr Sa^l^cit gegen {ebe tiefere 9RoraI ju
crjicl^cn, trad^tete er aud^ ftd^ fclbft innerl^alb bie*
fcr baS größte 3Jta% öon 3frci^citcn ju crtl^eilen.
iKit icbem Sal^r gab bcr altembe 5Kann mcl^r
feinen finnlidfeen Srieben nad^, unb atö fein 93or»
gelten aud^ bei feinen t)ertrauteften Snl^ängcm Snt>
rüfhing erregte, mu&te im fforan ®ott felbft ii&m
einen Qfreibricf für feine sügcllofcn ®elüfte an^*
fteßen, bcr ftd^ faum »iebergeben Iä|t (©ure 33,
49 ff.), ^auSnal^mSmeife il^m attein unter aßen
®Iäubigen''. «bu »cfcS Sod^ter aifd^a, bie er
balb nad^ ber iJIud^t in SKcbina l^ciratetc, blieb
^mar feine SicblingSgattin; aßein er gefeßte il^r im«
mer mt^xtxt (10) l&ingu, eine Snjafl ©flaDinnen
nid^t 5u red^nen (SBei! a. a. O. 42). hiermit er«
fd^eint nad^ alter Srfal^rung jufammenl^angenb,
ba& feine ©raufamfeit unb fein Slutburft in glei«
d^em SKafee, »ie feine Erfolge, wud^S. SBie il^m
übcr]^au^3t jur ©neid^ung feiner 3tt)edfe jebeS SWit«
tel red^t toar, f o fanbte er aud^ ju jebem, ber il^m
unbequem marb, im Flamen ®otte§ ben 9Reu^e(-
mörber, unb bie fpäteren %ffaf fmen tonnten fid^ mit
9}ed^t auf ba§ SBeif))ieI il^red $ro))]^eten berufen.
3n feinen ScbenSbebürfniffen blieb SMol^ammeb
mit fluger Sered^nung jebem Straber glei(| ; aber
ba§ öon il^m eingefül^rte Seutered^t ftd^crte il^m ben
fünften Sl^eil aßer ÄriegSergebniffe. 3m ®anjen
ift er fein großartiger, fonbem nur ein furd^tbarer,
ein bömonifd^er Sl^arafter, ein ewiges ajhifter öon
bered^neter, ju religiöfem SfanatiSmuS umgebilbe«
ter, öon ©d^Iaul^ieit getragener ©elbftfud^t. SlnberS
fteßen i^n natürlid^ bie arabifd^en SSiograpl^ien
bar, in »eld^en bie Srabition mel^r ober minber
auSgefd^müdtt erfd^cint. Sie wid^tigften berfclben
liegen in folgenbcn ©rudfen üor: ®aS Seben 3Ku«
l&ammebS nai^ SKul^ammab 3bn 3f)&ä! bearbeitet
Don abb«el 3KaIi! (3bn ^tftäm), herausgegeben
üon SBüftenfelb, 2 »be., ©öttingen 1858—1860,
überfc^t öon SQäeil, 2 Sbe., Stuttgart 1864; HRu-
l^ammeb in SKebina, baS ift SJafibi'S Eitab d
Maghazi in Derfürjter äßiebergabe, l^erouSgeg^en
öon aSBeßl^aufen, SSerlin 1882. 3« ber großen
fieibener Ausgabe beS Xabari bel^anbeln Sb. lU
unb ein großer Sl^eil üon 95b. IV ber erften Serie
(ed. de Jong 1882—1889) baS Seben SDto^om.
mebS ; l^ierauS gibt ^bulf eba einen furgen ^Sjug,
l^erauSgegeben oon SleiSfe unter bem Sitel Abul-
fedae Annales moslemici, Havniae 1789 ad
1794, 5 voU. (95gl. ®. SBeil, SKol&ammeb ber
$rop|et, fein Seben unb feine Seigre, Stuttgart
1843; ©erfelbe, §iftorifd^-fritifd^e (Einleitung in
ben »oran, »ielefelb 1844, 2. «ufl. 1878; W.
Irving, History of Mahomet, London 1850,
2 vols., beutfd^ Seipjig 1850 ; W. Muir, The
life of Mahomet, 4 vols. , London 1858 to
1861, neue ^ufl. in 1 vol. 1877; The same,
Mahomet and Islam, London 1887 ; Spren*
ger, S)aS Seben unb bie Seigre be§ !D2o^mmab,
3 Sbe., 93erfin 1861—1865; 9WIbe!e, S)aS Seben
SDlul^ammebS, §annoöer 1863; Delaporte, Vie
de Mahomet, Paris 1874; ihtffi, 2)aS Seben
unb bie Seigre beS SRul^ammeb I, Seipgig 1884;
^. ®rimme, SKol^ammeb, 1. £1^1.: 2)a3 Seben.
aWünfter i. SB. 1892.) [§aneberg (ifaulen).]
'^iammebanismus^ f. 3siam.
'^Hot^itet», lateinifd^e Äird^enproDin^in
Stußlanb, umfaßt fömmtlid^e römifd^e j}(^
lüen im eigentlid^en Kußlanb, mit %uSnc^e Don
Shifftf d^-$oIen , unb befielet auS ber 3Mttfo]t
9no|iIem unb ben fed^ 93i§t]^ümem ffamieniec,
2wäJ*39tomir, SJlinS!, Samogitien, %mßfoi
(ß^erfon) unb SBilna. 3n ber erficn 3«it, nö^
bem bie Sluffen jum Sl^riftent^um befel^rt »otben
(f. b. Slrt. Stuffen), gab e§ im eigentlid^en Shtßlonb
feine jtatl^olifen. Sluf Sitten ber @roßfäiftm
Olga (946 — 955) fd^einen jttar guerft beutftie
SOWfflonare gu ben 3hiffen gefommcn gu fein; ebenfo
erfd^ienen t)or unb nad^ i^rem Snfel SSIobimir
(981—1015) aud^ anbere abenblänbifdje SWif«
ftonare unb prebigten in 9hißlanb (Dgl. Pertz,
Scriptt. m [Monum. V], 856 ; IV [VI], 578).
%ßein bei bem SSer^öItniß 9hißlanb§ }u Spion}
mußte bie Sefe^rung ber Shiffen t)orgugStDeife
Sad^e bergried^ifd^en jtird^emerben, unbbiefe^og
nad^ il^rer Trennung Don ber latetnifd^en ffiii^e
aud^ ben rufftfd^en SIeruS in feinbfelige Zren*
nung unb Entfernung Don bem ^ßa))fi unb bem
fatl^olifd^en ^benblanbe l^inetn. S)ie ^^t, be*
fonberS Sllcjanber HL, Snnocenj EH. imb jeirn
näd^ften Jlad^folger, fud^ten öfter i>ergeben8 SSc^
binbungen mit ^ßlanb angufnü))fen; aud^ ga6
e§ feit 1232 S)ominicaner, ml^ gu Sifd^5fen
öon ffiett) ernannt maren, aber nid^t babin tm*
men fonnten (Le Quien, Orions chrisi m»
Paris. 1740, 1126—1136). 3m 3. 1257 über»
trug ^lejanber IV. bem Sifd^ofe öon SeSboS bie
3uri§biction über bie Sateiner in SRußlonb, unb
3o^anne§ XXII. fud^te burd^ Dominicaner unb
1713
SRo^ilett).
1714
ittt ^ilfe ber (Senuefen in Subru^Ianb ben latei-
tiif<i^ Situs Qu§}u6retten (^ergenrötl^er^ ^anbb.
yr allgem. Hxtä^m^tji). m, 333). S)a bie Uhiffen
tnt benad^barten ftotl^otifen fd^mer t)erfoIgten unb
Die Reiben bel^nbelten, brad^te jtönig SRognuS
Don Sd^toeben einen t)on SilemenS VI. begünftigten
lhxu}}ug gegen jie )u @tanbe (Baynald. ad ann.
1351, IL 34); allein biefer l^atte feinen naäfyaU
Hgen ßrfolg. Sin großes ^inbemig bilbete ber
^a| ber Stuffen gegen bie $oIen. Srft gegen Snbe
beS 15. 3Ql^]^utü)ert8 traten bie ruffif^en ®ro|-
[flrßen mit Stom in naivere, meift ))oIitifd^e SSer«
Unbung unb unterl^anbelten mel^rfad^ mit Slle-
Konber VI., 2eo X., ^obrion VL unb glemenS VII.
(Dgl. Sfiebler, Sin IBerfud^ ber ^Bereinigung ber
üM^ mit ber römifd^en ftird^e, SBien 1862,
abgeorudtt au8 @i^ung§ber. ber faiferl. %!abemie
ber aBiffenfd^., ^iL-^t. «laffe XL, 27—123).
HO bie $o(en unter 3uliu8 HI. Med auf manbten,
um bie 1552 Derfud^te ^Bereinigung ju l^inter*
treiben, fd^eb Sman IV. im 3- 1580 an ©re-
gor Xin., infolge beffen bie jer ben Sefuiten 9lnton
Itoffetmt (f. b. 9rt.) an il^n aborbnete. SS !om
max ein 9teIigion§gef))rö(^, aber feine »irfltd^e
Bereinigung gu @tanbe; ber iBerfel^r mit 9tom
imtrbe äbrigenS nid^t fofort abgebrod^en. 9lad^'
bem iebod^ ^^(anbd 39lad^t immer größer gewor-
ben, UKir man Don einer Union mel^r als je ent*
femt, unb bem frani5fifd^en|)ofe mürbe fogar bie
Erbauung einer lateinifd^en Jrird^e in SJtoSf au ab«
i^d^lagen. 2)aS Don ben übrigen fatbolifd^eic in
DloSbm oertretenen 39löd^ten unterftä|te Sittgefud^
arl^ielt bie Sntmort, gu 9tom gebe eS aud^ nod^
Mne ort^oboie ftird^e für bie Stuffen (Tolstoy,
\je eatholicisme romain en Russie 1, 100, Par.
L868). dia ©efanbter meinte be^l^alb, bie 3htf{en
)erfoIgten bie fatl^olifd^e ^Religion mit angeborenem
mb mel^ als tmtinianif d^em ^affe (Tanner, Le-
Satio Polono-Lithuanica in Moscoviam, No-
imb. 1689, 101). Sagegen mürben bie Sut§e>
»mer unb Saloiniften im ganjen SRetd^e oor ben
rdmif«!^ jfatbolifen beDoraugt. Srft feit 1684
limnten einige Sefuiten, meift im ®ef olge ber beut»
id^cn unb italienifd^en ®efanbten, in 9RoSfau
uMen, mo eine 3(ii(^9 @op]^ia, bie ©d^mefter
)er jiungen 3<2ren äman unb $eter, fte begünftigte.
Stadler folgten aud^ ^mölf jfopujiner unter einem
in SRoSIau reftbirenben ^röfecten, ebenfo gf^an-
iSamer unb Dominicaner, ftaum mar $eter ber
Eh»|e Wleinl^errfd^ gemorben, fo vertrieb er bie
Sefuiten (1689), rief l^e aber balb mieber junidt.
DHttelS Verfügung Dom 2. September 1691 ge«
iiükkt er bie Srbouung einer jcird^e in 9JloSfau,
>te l^ente nod^ befielet. 3m % 1698 fam (m^ ein
oteiidfd^ Sifd^of nad^ 9RoSfau, unb burd^ Ufas
imn 31. October 1706 ttmrbe enblid^ ben ^a^o«
tien baS Siedet ber freien SteligionSflbung Der«
Ifinbet (Theiner, Monuments hist. relatifs aux
-^gnes d' Alexis etc., Rome 1859, 403). §ür
rie eingetoanberten lateinifd^en jfatl^oltfen in ben
3fi{eetn:oi}in}en, fomie in ffafan unb am caSpifd^en
SKeere mirften um 1720—1760 Äapujiner mit
Stationen in @aratom, ffafan, ^flrad^an, Stijlon,
9lifd^ma unb in ber Ufraine; S)ominicaner unb
SranciScaner in 39loSfau unb @t. Petersburg.
9^d^t minber erbielten aud^ bie 3e(uiten mieber
3utritt unb befanntlid^ aud^ bann nod^ eine S^'
flud^t, als ibr Orben bereits aufgelöst mar. ^ur
fld^ SKiffionare ju nennen, öerbot Äatbarina n.
ben fatbolifd^en ^riepcm, inbem fte ibnen jebe
93efebrung, au^er oon 9Robammebanem, unter»
fügte. S3lo^ für bie geiftlic^en Sebürfniffe ber ein«
gemanberten Äatbolif en f oHten fte f orgen ; i^re SKif •
fbnen maren unb blieben begmegen ui&ebeutenb.
3m 3. 1769 regelte bann jtatbarina n. bie
fatbolifd^en ffird^enangelegenbeiten in Petersburg
unb Umgegenb burd^ eine eigene ftird^enorbnung,
meldte 1772 unb 1773 erneuert unb ermeitert
mürbe. S)ie ^faneien bafelbft burften oon fed^S
tSfranciScanem oerf eben merben, meldte oon 3^it ju
3eit aud^ nad^ ftronftabt, Stiga unb SleDal }ur
Haltung beS ®otteSbienfteS ft^ begeben foQten.
§flr bie iBermögenSoermaltung foUten bie ftatbo»
lifen einen iBorftanb unb einen Statb Don ad^t SJtit«
gliebern mäblen. Sei ber ftird^e foQte eine @d^ule
5um Unterrid^t ber fatbolifd^en itinber, aber nur
fold^er, gegrünbet merben. Sie JKrd^e, bie @d^ule
unb aUe baju gehörigen ©eböube f oQten Don allen
öffentlid^en Saften frei fein. S)er SIeruS foQe ftd^
aÖer $ro))aganba entbalten unb einen Shtffen,
felbft menn er eS Derlangen mfirbe^ nid^t in bie
fatbolifd^e ®emeinfd^aft aufnehmen. S)ie Ober-
bebörbe für aQe 9ngelegenbeiten gmifd^en ben $a-
rod^ianen unb bem SIeruS foUte baS 3uftt5CoIIe-
gium ber Oftfee))roDinjen bilben, iebocb unter ber
Sebingung, ba^ eS fidj in feiner SBeife in* bie
S)ogmen ber römifd^en ftird^e einmifd^e (Dgl.
Siestrzencewicz , Statuta imperialia roma-
nas ecclesias in Russia spectantia, Mohilew
1790). S)iefe SSerorbnung mürbe aud^ auf bie
latbolifd^e JKrd^e in SRoSfau auSgebebnt. Sbenfo
erhielten bie in ben erfien 3abren ber Stegierung
ffatbarina'S IL im @üben Don 9tu|Ianb gegrün-
beten Solonien, in benen fid^ aud^ fatbolifd^e
®eutfd^e angeftebelt, im 3- 1769 ein befonbereS
Reglement (Tolstoy 1, 172— 175; 3. Sbt. ®rot,
Semerfungen über bie KcIigionSfreibeit ber StuS«
lönber im rufftfd^en SReid^e, Petersburg u. SAß^xQ
1797, n, 60—69). SBiS ba^in gab eS für bie
in Stu&Ianb serftreut lebenben ff atbolif en nodj fein
eigenes SSiStbum. 5Rad^bem bann infolge ber erften
Ib«Jw«9 ^olcnS bie meiferufftfd^en ^roDinjen
biefeS SReid^eS unb fo 1 800 000 ffatbolifen an
SRu^Ianb gef ommen maren, bef d^Io^ ff atbarina n.,
für ibre neuen lateinifd^en Untertbanen ein eigenes
SSiStbum 5U grünben ; benn bamalS galt bie 3Ra»
jime, bafe feine SRegierung in ibrcm ©ebiete bie
3uriSbiction Don Säifd^öfen bulben bürf e, meljbe
ibren @i| im «uSlanbe bötten. ®aS neue S3iS«
tbum foUte Bugleid^ bie bisber fd^on im rufftfd^en
SReid^c beftebenben HKifftonSfird^en umfaffen unb
ben Jlamen „»istbum SSBeiferufelanb" fübren (Ufas
1715
ajlol^tlett).
1716
Dom 12./23. 3Kai 1774). liefen $Ian l^attc fic
übrigens fd^on am 14./25. ©cccmbcr 1773 au3»
Qcfprod^cn. 3lu§ eigener SWad^tooIlfommenl^eU er«
rid^tetc ftc »irflid^ baS 93i§ti^nm aSBetferufelanb mit
bem @iie in SJlol^ilett), beftimmte bic (Serid^tSbar-
feit besfelben unb ernannte ©tani§Iau§ ©iefhqen»
cett)tcs«95ol^u^ 5um Sifd^of. Sicjer ^rälat, üon
calöinifd^cn 6Item au§ 2itaucn abftammenb, »ar
jucrft §ufarenofpcicr unb tourbc öom 95if d^of HKaj»
falü üon SBilna bewogen, ben fatl^olifd^en ®lau»
ben an^unel^men. @ein gro^müt^iger ^öcen meiste
il^n balb jum ^riefter^ mad^te i$n ^um S)oml^erm
an jeiner ßatl^ebrale unb juiejt (1772) ju feinem
©eneralDicar unb SBeil^bifd^of . S)a ber reügion§>
unb gemiffenlofe, babei el^rgeijige unb l^bfüd^*
tige ©ieftrjencetoicj, obfd^on geborener $oIe, ftets
gegen fein SSaterlanb fömpfte unb burd^ feine 3n«
triguen bie rufpfc^en Sntereffcn bef örberte, !am er
in l^ol^e (Sunft bei ber ffaiferin, bie ben l^eim«
lid^en €alt)iniften auSnü^te, um bie Semül^ungen
beS l^eiligen ©tul^IeS für bie (at^olifd^e Jhrd^e ber
beiben Otiten in Siu^Ianb ju vereiteln. S)er l^ei»
lige @tu]^I föoUte i^n be^^alb juerft gar ni^t al§
95ifd^of anerfennen; jule^t belegtrte er il^n not^«
gebrungen a(§ a))oftoIifd^en 93icar ober t)ielme]^r
als einfad^en Sifttator Don SBei^ru^Ianb. 3m
3a]^re 1778 würbe er aud^ pä})ftUd^er SJelegat über
fämmtlid^e e^emte Snön^Sorben jenes ®ebieteS.
@ein @^rgei) rul^te aber nid^t, bis er bie DoDe
^errfd^aft erlangt l^atte, unb^atl^annall. mu^te
fd^on am 31. ©ecember 1780 ben $apft erfud^en,
biefem ^ölaten bie er^bifd^öflid^e ^ürbe gu der«
teilten. S)od^ ^iuS VI., ber baS untoürbige unb
unfirc^Iid^e Senel^men beSfelben fd^on öfter l^atte
rügen muffen, weigerte fid^, biefem ßJefud^e 3u ent«
jpred^en. SWd^tSbeftoweniger erl^ob bie Äaiferin
burd^ Ufas t)om 26. 3anuar 1782 ben bifd^öflid^en
©tul^I üon SBBei&rufelanb, ber nunmel^r ben Jlamen
3Jlo^\\m txifiül jum SrjbiStl^um.
S)iefe grrid^tung beS grjbiStl^umS SWol^ileto er»
fannte ber ^ap\i erft burd^ bie SuHc Onerosa
pastoralis officii Dom 15.9pril 1783 an, nac^«
bem er burd^ feinen 9luntiuS am polnifd^en §ofe,
3lrd^etti, bie ganje Slngelegenl^eit in ben ge|öri«
gen SRed^tSformen l^atte öerl^anbeln laffen; §u»
gleid^ bel^ielt er ftd^ bie ©rünbung neuer Sprengel
in biefem weiten, bis an bie ©renjen Don Sl^ina
reid^enben ©ebiete Dor. Sie biSl^erigen JKifPonS»
präfecten Don 9HoS!au, Petersburg unb bem S^er-
foneS erl^ielten ©teilen im Kapitel beS neuen grj»
bifd^ofS, unb ber 3cfuit 3ol&onn SBeniSlawSü warb
fein goabjutor. ©onjl war bem $apft nur feiten
eine ginwirhing auf bie fatl^olifd^en ßird^enange«
legenl^eitcn Stu^ anbs möglid^ ; ber SBiüe ber ff ai«
jerin bel^errfd^te SlHeS. 6S war bicfe um fo leidster,
weil ©ieftrjencewicj, ber bie ©unft ber weltlid^en
Regierung jum einzigen ÜKafeftab feines §anbelnS
mad^te, i|r in bie §änbe arbeitete. S)er ^pft
l^atte 5War Derfügt, bafe er bie orbentlid^e 3uriS«
biction nur über bie lateinifd^cn ffatl^oKfen beS
©rjbiStl^umS, über bie weiteren ff otl^olifen im fon=
fügen Umfang beS rufftfd^en Sietd^ bagegen nur
eine belegirte SuriSbiction ausüben foEte. Mein
er fpielte ben unumfd^rönften geiftlid^ SHctotor,
namentlid^ feit er SBorftanb beS fogen. römif(^
fatl^olifd^en ffird^encoQegiumS aller fat^olifcjden
ffird^enangelegenl^eiten geworben, unb fud^te feiner
^errfd^aft felbft bie gried^ifd^ » unirte ffird^e |k
unterwerfen, um fte gemeinfd^ftlid^ mit ber lotti*
nifc^en Don Siom loSjurei^en unb befio leistet
5um ©pielbaH ber weltUd^en ©emalt ju mad^
©ein @^rgei3 war nod^ nid^t befnebigt, ba er ft^
5um alleinigen SKetropoliten ber fotl^olifd^ffir^e
beiber 9Hten aufgeworfen; er Iie| fic^ in ben öffent*
lid^en^cten felbft einen geborenen Segaten alatere
nennen unb wollte burd^ ff atl^arina IL unb $anl L
f ogar ben SarbinalSl^ut in %om ft<!^ ertro^en; oOem
$iuS VI. unb ^iuS VH. wiberfe^ten fid& flonb-
l^aft feinen fred^en ^nma^ungen.
SRo^ilew blieb nid^t lange baS einzige fot^ijd^
SiStl^um in Siuglanb. 3JUt ber jweiten unb brittts
Xl^eilung $olenS waren fünf lateinif d^ SiSt^er
an ähi^lanb gefommen, nömlid^ äBüna, Si^t
ffiew (mit bem ©i| in S^ii'ntir), ffamteniec unb
SiDlanb. 3Rit SluSnal^me beS Ie|tem l^ob StaßfCfi
xxm IL alle auf, tro| il^rer in ben £]^etIungS>
tractaten feterlid^ gegebenen @ewa]^Ieiftung ber
SieligionSfreil^eit für bie ffatl^olüen. S)afür tf
rid^tete fte bie SiStl^ümer $inS! unb Sotitf^e»
an Orten, wo eS gar feine ffatl^olüen gab. Vk
SiStl^ümer imterwarf fie ber SuriSbtction beS Sq*
bifd^ofS Don 3RobiIew. ffaifer $aul L fud^te bk
Ungered^tigfeit feiner SJhttter gegen bie la!^^t
ffird^e wieber gut ju mad^en unb tnöpfte gleid^
nad^ feiner Xl^ronbefteigung ißer^anbluitgen md
9lom an, um bie ffird^en)uf}anbe feineS Seid^
georbnet ju fej^en. S)er $apft fanbte ben bona-
ligen 9hintiuS in $olen, SaurentiuS Sitto, an b«
faiferlid^en $of, unb auf feine f^orberung tombes
bte unlongft aufgehobenen lateinifd^n SiStpser
Sßilna, ffamteniec unb Su^f fogleid^ Widder 1^
gefteUt, baS SiStl^um fiiDlanb (SiDonia) unter ben
9}amen ©amogitien erl^alten, für ffiew bagfgen,
baS unterbrüdft blieb, bie neue 2)tocefe SRmSf
funbirt. 3ugleid^ würbe ber alte SRetropoliton*
Derbanb, wonad^ bie ©prengel äBüna, Samo*
gitien unb fiu)t nad^ ©nefen, ber Don ffamienuc
nad^ Semberg gel^ört l^atten^ gelöst tmb oSe fünf
ruf fif d^en Siöcef en ber a){etropole IDlo^ilew rntta^
worfcn. ©0 warb 3Ko]^iIeto wirflid^fct 9Rdro|»»
litanft^, Don bem eS biSl^er nur ben Xitel gefö^
l^atte. «De biete «norbnungen beftätigte fpäs VI
hxLxä) bie 93uue Maximis undique pressi Iknb
15. 5RoDcmber 1798. ffaifer ^aull. erwieS feine
DoDe ©unft aud^ bem SRalteferorben unb erkm^
Don ^iuS Vn. am 7. 9Kars 1801 bie SaSiAct»
l^erfteBung beS 3efuitenorbenS (f. b. Srt.). &
wotilwoHenb übrigens ber ffaifer gegen bie ffot^
lifen war, blieben bod^ aud^ unter il^m bie Srunb*
f äfee beS ftaatlid^en «bf olutiSmuS in ffroft 5)tefer
«bfolutiSmuS l&atte ftd^ befonberS in bem 1800
errid^teten römifd^ » fat^olif d^en ffird^nconeghm
1717
aJlol^iletD.
1718
öerförpert. ©iejtrjcncctptcj toax e8, ber bcm Äai»
fer ben $Ian inx Srrid^tung biefed oDgemetnen
fird^lid^ ©erid^töl^of e§, ber alle toid^tigeren lird^-
Ik^ Stngelegenl^iten ber fed^ loteinifd^en S)iö-
ccfen unb balb aud^ ber brei gried^ifd^-unirten
Stöcefen in l^öd^fter unb Ie|ter Snftanj entfd^eiben
fodte, eingab. $aul L unterfteUte bie§ S^oDiegium
ber Uebenoad^una be§ @enat§ unb mad^te ben
®eifUid^ ben ©el^orfam gegen bie faiferlid^en
Säefel&Ie in geijllid^en »ie in meltlid^cn Singen
jur $pidjt. ©ein 9lad^f olger, ber eble Äaifer ^le«
sanber I., unter bem h)o$I mel^r für bie Aotl^o-
lifen in feinem Sleid^e gefd^el^en möre, totnn nid^t
bie 3^tti)er]^ältniffe unb ©ieftrjenceiDicj 2lHe§ üer»
(inbert l^en, gab biefem ©erid^tgl^of ntit §ilfe
bcS SRetropoIiten eine neue ©eftalt unb beftötigte
Me^ burd^ U!a§ Dom 18./24. 92ot)ember 1801.
2)anad^ l^atte ben iBorft^ biefed SioHegiumS ber
jd^edmolige äJtetropoIit, ber begl^alb ben Zitel
etncd geborenen ^röftbenten be§ römif^latl^oli-
fd^ fttrd^encoOegiumS fül^rte; burd^ ^injufügung
Don iner ^ffefforen au§ ben Unirten »urbe e§ im
3a|rre 1804 ermeitert, fo bag e§ aud^ bie l^öd^fte
Snftoq für bie brei gried^ifd^*unirten ^öcefen
(f. b. «rt. ftieto) bilbete. ®tc »ifd^öfe, fotoie ber
neue apofblifd^e 9tuntiu3 2:]^oma§ ^re3}0, @r}'
Ufd^of don ©eleucia« fud^ten ©ieftrjenceioic)
auf üSe möglid^ 3Beife Don ber 39lonftruofttät
biefeS ®erid^t§^ofed ju überzeugen unb bal^in }u
ftringen^ ba| er ber ftird^ bie ^reil^eit unb bie
i^ eigentl^ümlid^e SSerf affung, meldte er burd^ biefed
f^ä|li(!^XribunaIgan5Demid^tete, belaffe. SlUein
nid^td Dermod^te il^n Don feinem facrilegif d^en |)od^>
tmrt^ abzubringen ; im ©egentl^eil marb auf fein
SnfKften fd^on 1802 ber 9hmtiu§ Dom ^ofe Der»
»icfen, toeil ©ieftr^encemic} feine genauen Sendete
fiber fein Xreiben an ben $a))fl gelangen laffen
tDodte; ja balb »urbe j[eber SSerfel^r mit bem xb»
mifd^ ©tul^Ie auf bad ©trengfte Derboten, mad
ber nun ol^ne t>a))ftlid^ Sontrole fungirenbe SJle»
tropoHt feinen Untergebenen ttneberl^olt einfd^örfte.
Ueberi^aupt Iie| er nid^t§ unDerfud^t um mittels
beS genannten Serid^tS^ofed mel^r unb mel^r feinen
reltgtdfen S)e§))Oti§mu§ §u befeftigen. ßr to^ltt
Sn VKtgliebem be§ SoÜegiumd nur 9Rönner, bie
iod>er @eii)iffen, nod^ ^Religion, nod^ ftttlid^en
Scbenömonbel befagen, unb entfernte oille, n^eld^e
nur ein menig äntereffe für bie j^ird^e an ben Xag
legten. Unglaublid^ maren bie Singriffe, meldte
ftd| Wefer ^rölat in alle 3»^9« ber ©iScipIin
«ib ^ierard^ie ber JKrd^e erlaubte. S)en größten
nnfua trieb er mit @]^efd^eibungen, bie er ol^ne
ürfo^e unb ol^ne IBoDmad^t, nur aQein au§
f(l(finu^iger |mbfud^t, für groge Summen (Selbem
betDiOtgte. Seiber ^el bamal§ aud^ bie le^te @tü^e,
tDeU^ bie fatl^olifc^e ff ird^e in äluglanb nod^ l^atte,
mit ber Vertreibung ber Sefuiten. SBeil einige
INnmel^me Stuffen conDertirten, bann aud^ infolge
ber Umtriebe bed rufftfd^en SIcru§ unb ber ^o«
tePonten^ mürben bie Sefuiten 1815 au§ $eter§«
bnrg nnb 1820 au§ bem ganzen äietd^e Dermiefen.
®anz traurig geftaltete ftd^ bann baS SooS, baS
nad^ bem lobe ^illejanberS über bie fatl^olifd^e
ftird^e fam. SRad^bem ber elenbe ©ieftr^encemicz
am 1. S)ecember 1826 zu Petersburg in einem
9llter Don 96 Solaren geftorben, lief man ben
^RetropoKtanftul^l ztoei Saläre lang erlebigt unb
nur burd^ 3Katt^iaS $aul 2Robzcntem8!i, feit 1815
Sitularbifd^of Don Äcco, abminiftriren. 6rft am
23. 3uni 1828 fonnte ber Sifd^of Don 2uzf, ftaSpar
Saftmir Siolonna SieciSzomSü, als itotxitx 9Jte»
tropolit ernannt merben (geft. 1831). Unter il^m
begann DticoIauS I. bie 9){aBna]^men, meldte auf
ben Sturz ber fat^olifd^en JKrd^e im ganzen ruf«
fifd^en Steid^e bered^net maren. @d^on 1828 er«
fd^ien ein U!aS, gemä| meld^em fünftigl^in aQe
ffloftercanbibaten nur mit Srlaubni^ beS Sul«
tuSminifterS in einen Orben treten burften; biefe
@r(aubni| mürbe aber nie ertl^eilt. 3n bemfelben
3a]^re nmrbe meiter Derorbnet: aQe, meldte in bie
(SIericalfeminarien eintreten moQten, müßten bem
9be( angel^ören unb ben SlbelSbrief Dorlegen; fie
müßten femer il^re ©tubien auf einer ber UniDer-
fttöten beS Steid^eS, an benen lauter @d^iSmatifer
unb fd^Ied^te ffatl^olüen leierten, DoÜenbet, il^re
©teÜDertreter für ben 3Küitärbienft geftettt, bie
Srlaubni^ beS 9RinifterS erl^alten unb enblid^
600 t^francS ium heften beS f^iSmatifd^en SleruS
in ben @d^a| ber refpectiDen $roDinz niebergelegt
l^aben. 3m 3. 1 829 bef al^I ein Ufas bie Sd^IieBung
aller ffloftemoDiciate, unb ein anberer fd^rieb bie
^nzal^I ber ©eminariften für jebeS SäiStl^um Dor.
3ufolge beS Steid^StagS in SBarfd^au 1880 mürben
aQe S|efad^en bem meltlid^en @erid^tS]^ofe unter«
morfen. Sie unglüdflid^en ßreigniffe beS ^af)xti
1830 nötl^igten bie rufftfd^e Stegierung, bie fird^«
lid^en ^Reformen einfimeilen einzufteQen. ftaum
mar aber ber ))0lnifd^ Slufftanb beztt)ungen, fo
mürbe ber jhieg gegen bie fatl^olifd^e ftird^e in nod^
Diel l^öl^erem ®rabe, befonberS in 3luffifdJ«^oIen,
f ortgcfejt. ^apft ®regor XVI. ^atte ztoor ztoei«
mal an bie ))oInifd^en Sifd^öfe 9Ra]^nf(|reiben er«
laffen, ba^ fte bei SIeruS unb SBolf auf Sreue,
©el^orfam unb triebe gegen bie gefe^möf ige ®e«
malt bringen unb zur ^ieberl^erfteQung ber ))oH«
tifd^en Orbnung mitmiden foQten. Obgleid^ man
aber bem ))ö))ftlid^en Sninifterium unterm 12. Spril
1832 amtlid^ bie SSerfid^ng mitgetl^eilt l^atte,
bie SReligion, meldte ber größte Sl^eil beS poinu
fd^en SJolfcS befenne, mcrbe jeberzeit bie befonbere
©orge ber rufftf d^en Regierung fein, itxqtt fid^
nur bie befonbere ©orge, biefe ^Religion t^atföd^Ud^
ZU Demid^ten; bem pöpfüid^en ©tul^Ie antmortete
man auf feine fflag« unb ©efd^merbefd^riften mit
Xöufd^ungen, ^blöugnungen, iBer]^ei|ungen unb
SDrol^ungen. Um nur einige ber Don 1832 an gegen
bie fatl^olifd^e ffird^e in SRu&Ianb gefül^rten SobeS«
ftreid^e naml^aft zu mad^en, fo mürben Don ben
300 Älöftem ber ÜJietropoIe SKol^ilem, bie bamalS
nod^ beftanben, 202 im 3. 1882 aufgel^oben unb
t^eilS Derfauft, tl^eilS ben ©d^iSmatif em überlaffen.
Se^tereS gefd^al^ Dorzüglid^, menn biefe fflöfter als
1721
mof)\uxo.
1722
fd^ftSfretS ber Sonftftorien (ejHmmt. 9ud^ bie
TltttopoU aSarfd^au (f. b. Sri.) mit il^ren od^t
@uffroganbt8t]^ümemjollte fortbeftel^en. @rft am
3. 3uli 1848 fonnte $tu8 IX. bie in Petersburg
ratipcirte Uebereinhinji ber d^rijHid^en SBelt üer-
lünbigen unb bie neue SircumfcriptionSbuIIe er«
laffen. 9uf ben abermald feit fed^S 3a|^ren er*
l^igten SRetropoIitanftul^I SRol^ilem pröconiftrte
ber ^Nopft ^ugleid^ ben Situlorbifd^of t)on Wxüa,
Saftmir Smod^omSfi, unb nad^bem biefer fd^on
am 2. 3<niuar 1851 geftorben h)ar, Sgna^ ^olo*
nnnSfi (1851—1855). ®ie ©uffraganbistl^ümer
tmtrben erft t)on 1850 an befe^t. S)ie übrigen
Sef(!^n)erben beS l^eiligen SSaterd blieben bagegen
unerlebigt, unb ba3 Soncorbot toat ein tobter
Sud^flobe. S)ie gan^e fröl^ere ©efe^gebung l^ielt
man aufredet, [a nod^ im 3. 1850 mürben aber-
mals mel^rere Jtlöfter aufgehoben, t)iele ffird^en
bem latl^olif d^en SuItuS entzogen, pflid^ttreue ®eift-
TUfyt k)on il^ren Stellen entfernt. ^Id ber 9Re*
tropolit 1852 ein ätunbfd^reiben an bie S)ecane
über bie baulid^e Unterl^altung ber ©otteSl^öufer
mit Smtfung auf baS Soncorbat erlief, 50g t^n
baS SRtniflerium ^ur SSerantmortung unb fd^eute
pd^ nid^, AU erflören, burd^ baS Soncorbat fei
nid^t baS Seringfte an bem @tanbe ber S)inge
beränbert morben. S)e^]^Ib ifl eS aud^ fein ffiun*
ber^ tDenn bie päpflU(|en Sefd^merben t)on 1852
wab 1853 gan^ unberüdCfid^tigt blieben. Sro^bem
gab ftd^ Sht^Ianb nid^t bIo| eine fromme unb
tolerante SRiene, fonbem fogar ben ^nfd^ein, als
ob bie ,,9teIigionSfrei]^eit'' im Oriente an il^m bie
fröftigfle ©tüte finbeCftrimfrieg 1855). «ßiuSiX.,
ber om 9. Spril 1855 ben neuen jfaifer ^le^an«
ber n. um SSBol^ImoSen unb Sd^u^ feiner tatl^o-
lifd^n Untertl^anen gebeten, lie^ am 30. Januar
1856 bie Sefd^merben beS l^eiligen Stul^IeS mie-
bentm }ufammenflenen unb erl^ielt burd^ ben ruf«
Md^ @efanbten aud^ bie berul^igenbften 3u'
ful^enmgen. Mein ^le^anber ü. l^atte ben ®runb«
fa| auSgefprod^en: „3lux feine Sröumereien, meine
^men; adeS, maS mein 93ater getl^an l^at, ift
tDO^Iget^an''; be^l^alb fonnte ber 5ur ffrönung beS«
gelben nad^ SRoSfau gefd^idte pöpftlid^e ©efanbte
gfUtoto Sl^igi, Sr^bifd^of üonaJlQra^ ni(|tS SSBefent-
lid^ erlangen. 9Ran moSte eben burd^auS feine
Umgefialtung ber rufftfd^en ©efe^gebung sulaffen
unb tmr auf bie IBefe^ung einiger menigen IBiS«
tl^ümer unb ben einftmeiligen gfortbeftanb einiger
Äldfter eingel^en. ^ud^ baS mürbe erreid^t ba^
cnblid^ nad^ neun Salären im9{ot)ember 1856 baS
Concorbat (t)om Saläre 1847) im SBarfd^auer
Statt Derdffentlid^t mürbe, freilid^ nurDerftümmelt
imb in Segleitung t)on SRa^regeln, meldte il^m
gan) entgegen maren. Um biefelbe 3(it mußten
^ bieSifd^öfe beflagen, ba^ bie pöpftlid^en@d^rei«
ben, felbft bie 3ubiIaumSt)erifünbigung, il^nen nid^t
ti^cftellt, il^re Serid^te an ben $apft nid^t beför*
int ttorben feien. $iuS IX manbte ftd^ am
31. 3anuar 1859 abermals mit 93efd^merben unb
Sitten an ben ffaifer; er erl^ielt am 31. SRärj
mieber nur bie allgemeine 93erftd^erung ber für baS
SSol^I ber römif d^'fatl^olif d^enÜntertl^anen gel^egten
©orgfalt. @elbft baS, maS 1856 auS ^urd^t, ber
^rifer Songre^ fonnte ftd^ in bie @a^e $oIenS
einmifd^en, ^ugeftanbenmarb, mürbe nid^t gehalten,
unb bie SSorfteUungen beS SpifcopatS blieben er«
f olgloS. 2tm ©egentl^eil mürbe {t^t aud^ für $oIen
eine Sommiffton ber Suite unb beS Unterrid^tS er«
rid^tet, meldte ganj in bie S3erfaf[ung ber Äird^e
eingriff. 3ugleid^ begann eine ma^re Verfolgung
ber polnif^en 9{ationaIitöt unb beS itatl^oIiciSmuS,
unb mie in $oIen, mürbe aud^ in Sitauen burd^
©eneral äJluramiem ein mal^rerSSemid^tungSfrieg
gegen alleS Jtatl^olifd^e gefül^rt.
WS 5JiuS IX. im 3. 1864 bie fd^meren Seiben
ber Jtird^e in $oIen mieberum beflagte, antmortete
bie ^Regierung mit Sufl^ebung ber itlöfter unb
Unterbrüdbmg t)ieler ben ffatl^olif en tl^euren C^eilig«
tl^ümer, unb ein ®efe| t)om 25. S)ecember 1865
über bie Organifation beS rdmifd^-fatl^olifd^en
SIeruS ^erftörte immer mel^r bie f ird^Iii^e Orbnung.
@S mürben bie $rocefftonen au^erl^alb ber ffird^e
unb in prieflerlofen Pfarreien bie ^uSl^ilfe burd^
anbere ©eifilid^e »erboten. S)ie S)iöcef e itamieniec
mürbe am 5. 3uni 1866 gan^ unterbrüdCt, möl^renb
ber aJletropoIitanftu^I feit bem am 23. «pril 1863
erfolgten %oht beS äBenceSIauS 39HnSfi, ber feit
1856 ein milligeS Sßerf^eug ber Stegierung ge«
mefen, oermaist geblieben mar. SS mürbe ^mar
t)om SRetropoUtancapitel am 11. aJlat 1863 ein«
ftimmig ber biSl^erige ®eneralt)icar unb Sßeil^«
bifd^of SRa^milian @taniemSfi pm Sr^bifd^of
gemöl^lt, aber nid^t beftötigt, fo ba^ berSRetro«
politanftul^l mieber t)oIIe neun Saläre unbefe|t blieb.
S)ie pöpftlid^e Wlocution t)om 29. October 1866
beflagte fd^arf biefe neuen fd^meren Sted^tSoer«
le^ungen, unb bie @taatSfd^rift t)om 15. 9lot)ember
red^tf ertigte bie j?lage burd^ S)ocumente (t)gl. Srd^it)
für fatl^. «.«SR. XVn, 266 ff. 383 ff. ; XVni,
74 ff. 114 ff. 238 ff. 286 ff. 321 ff.; C>ift.-poI. 81.
LII, 553 ff.). 9iad^bem ber Ufas Dom 14.9ioi)ember
1866 allen Sont)entionen mit 9lom bie 93erbinb«
lid^feit abgefprod^en, unb ber rufftfd^e ©efd^öfts«
tröger balb bamad^ im 93atican erflört l^atte, bie
fatf olifd^e ffird^e ftel^e im IBunbe mit ber 9tet)oIu«
tion (!), brad^ $iuS IX. bie Sierbinbung mit 9ht^«
lanb ab (t)gl. R^sume bist, des actes de la
cour de Rome, qui ont amene la rupture des
rapports entre le S. Siäge et le cabinet im-
perial et l'abrogation du concordat de 1847,
d. d. 7 janv. 1867). 5lm 22. URai 1867 mürbe
baS 93er|öltni^ ber Jtatl^olif en ^um l^eiligen Stul^Ie
einfeitig geregelt, bie 2)i5cefe $obIad^ien fammt
^ipitel unb Seminar unterbrüdft unb bie ©emalt«
tl^aten eines 92icoIauS nod^ überboten. 3n feinem
Sd^reiben Dom 17.0äober 1867 mad^teber ?ßopft
aud| biefe ©emalttl^aten ber fatl^olifd^en SBelt funb
(ögl. «rd^it) für fat^. ft.-SR. XVIH, 445-448).
SDiefelben l^atten aber il^r 6nbe nod^ nid^t erreid^t.
@S mürben Diele fatl^olifd^c ^belige Derbannt unb
il^rer @üter beraubt, meldte in bie ^önbe Don
1723
ÜRol^ilett).
1724
©d^iSmattfem famcn. fficn fotl^olifd^cn KIcruS
fu^te man immer mel^r ju bemoraliftten unb auf
ben 5lu8ftcrbcctot gu fc|en. Sic mciftcn, nament-
lich bie ofpciell angefteUtcn ?ßfarrer, bie faft auS*
nal^mSlod il^re Stubten im Petersburger @emi»
nar gemad^t, lourben l^ier öom ruffifd^en ©elfte
anöcjtedt. Sic toenigcn ®iöcefan»©eminarien, bie
no^ beftanben unb in benen ber SIeruS l^albtoegS
fatl^olifd^ l^ätte erlogen »erben fönnen, burften
feine Alumnen mei^r aufnel^men. 3118 1870 baS
einzige ©eminar öon ©amogitien mieber eröffnet
werben fonnte, burften nur 20 3llumnen (für eine
©iöcefe öon 700 ?ßfarreien !) aufgenommen »erben.
Ueberbie^ 8it)ang man ben SIeruS, beim ®otte8«
bienft fid^ nur ber ruffifd^en ©prad^e gu bebienen.
©d^on 1868 ttmrbe in SSilna eine Sommiffton
eingefe^t, meldte unter Seigiel^ung eines fatl^oli»
f d^en ©eiftUd^en ba8 Slituale, bie SJlufterprebigten
für bie ©eiftlid^en, bie gebräud^Iid^ften ©ebete unb
anbere (SrbauungSbüd^er in^8 ätufftfd^e gu über«
fe|en l^atte. S)a8 eingige Sebenlen, baS bi§ bal^in
ber allgemeinen Sinfül^rung ber rufftfd^en ©prad^e
beim fall^olifd^en ©otteSbienfte entgegenftanb, ba^
nömlid^ ber ruffifd^en ©taatsürd^e barauS 3laä)*
fS^iU eüDad^fen tonnten, lourbe burd^ einen 9u8"
fprud^ beS ^I^L ©^nob" befinitiö befeitigt. 3m
iiptxi 1869 mürbe bann befol^len, menigften8 in
alten ©tobten beim ©otteSbienfte fid^ ber rufft-
fd^en ©prad^e au8fd^Iieglid^ gu bebienen; nur auf
bem Sanbe, mo meber ba8 93oIf nod^ bie ©eiftlid^-
feit SRufftf^ öcrftel^en, mürbe bie fof ortige ßinfül^-
rung ber rufftf(^en ©prad^e bi8 auf SßeitereS nod^
terf^oben. 2)agegen begann man fofort burd^ bie
Unterbeamten, ©endbarmen u. f. m. ben ffati^o«
lifen in ben ^rd^en unb ©d^ulen, fogar in ben
Ipöufem aQe mit lateinifd^en Settern gebrudten
l^üd^er meggunel^men. 2)ie neuen ©ebetbüd^er
marcn natürlid^ auf rufftfc^c 3lrt ^öerbeffert", unb
äl^nlid^ aud^ ber Äated^i8mu8, in meld^ g. 93.
bie fieben leiblid^en SBerfe ber SBarml^ergigfeit auf
ied^ l^erabgefe^t maren; benn baS fed^Ste: ,,bie ®e«
angenen tröften ober erlöfcn", borf im SReid^e beS
Sgaren nid^t geübt unb mu^te be^^alb gefhid^en
merben. Um baS polnifd^e Sbbeten be8 %ofen-
frangeS gu unterbrüdfen, l^ob man bie 9bf enfrang-
fabrit in SBilna auf, meldte ^unberte t)on 9lr»
beitem befd^öftigte. äu8 bemfelben ©runbe mur*
ben aud^ bie äRaianbad^ten, ba8 diergigftünbige
©cbet u. f. m. unterfagt. Sleligiöfe greine irgenb
melier 9(rt nmrben nid^t mel^r gebulbet, bie 9e»
t^eiligung an benfelben firenge beflraft. 3n ben
ftirc^n felbfi, mo man fd^on löngfl meber $rebigt
nod^ fateddetif d^ Unterrid^t bulbete, gejtattete man
beim fonntöglid^en ©otteSbienjIe au^er ber ^ligen
SReffe nur eine Sefung auS einem t>on ber Stegie«
rung genel^igten ^nbod^tSbud^e. XeligionSunter-
rid^t burfte nur mit j[ebe8maliger SemUligung ber
Regierung unb nur in folc^n Spulen er%ilt
merben, in meldten bie SoVi ber fat^olif d^ ©d^Ier
minbeftenS 20 betragt. 2He| ifi im Snnent SRug«
Ianb8 feiten ber gfofl, me|^ biefe ginfd^anfnng
bem k)öaigen Verbot be8 fatl^olifd^ KeligimiS-
unterrid^tS gleid^fommt.
Sden biefen tlnorbnungen, bie auf bie DdDige
So8rei^ung ber jfatl^lifen t)on 9tom abgießen,
festen biefe bel^arrlid^en äBiberftanb entgegen mib
liegen fid^ gu ^unberten unb Saufenben faminl
il^ren $rieftem lieber in ©ibbcien gu Xobe martern,
als bag fte il^rem ©lauben untreu gemorben moien
(t)gl. StolfuS, Jhrd^engefd^id^tlic^eS in d^rcmolog.
SReil^enfolge I, 239—244.281; fortgefe^ dok
©idtinger HI, 371 f. 518 f., ÜRotng 1879 bis
1882). @8 lebten bama(§ im etgentlid^en 9ht^
lanb, mit ^u8f d^lu| t>on $olen, ttwa 1 200 000
ffatl^olifen, für bie überl^upt fel^r fd^ted^t geforgt
mar, feitbem aud^ bie fird^lid^en ©eb&ube becinmt
unb bem SBerfaSe preisgegeben tixiren. SSi^ienb
eS adüberall lutl^erifd^e JKrd^en, Synagogen, ja
felbft tatarifd^e SRofd^een gibt, befinben ftd^ für bie
jfatl^olifen nur mel^r an einigen 30 Orten iKniJKn
ober Jtapellen. 3uf olge bat)on flnb bie f ati^lif^en
^farrbegirf e fel^r auSgebel^nt, bef onberS in Sitoiwi,
mo faum einer auf jeben JhtiS fallt. Sie ^fonet
bereisten fonft gegen eine t>on ber Regierung ge*
gal^lte Sntfd^öbigung bieeingelnen®emeinben; tN«
Saläre 1877 an mürbe aber biefe SuSgabe in
Subget geftrid^en, f o ba| nun bei ber Srmut ber
©laubigen fatl^olifd^e Saufen, Xrouungen nab
Segröbniffe faft gur Unmdglid^feit imirben. 9o8
Sraurigfte mar, ba| bamalS faft aQe 2)idcefcnMB
rufftfd^en Kreaturen abminiftrtrt nnnten. Sit
red^tmögigen Sifd^ofe, benen t)erboten tDorbenuwr,
ftd^ gum oaticanifd^en Soncil gu begeben, umro
entmeber geftorben ober beportirt; im 3- 1B70
mürbe ber le|te Sifd^of, IBoromSfi Don 39tain^
nad^ $erm Derbannt. 93on ben genomiteB Sb*
miniftratoren mar ^ter S^IinSfi tmn SSilni eii
^uptmerfgeug ber %egienmg gur 3bi^fichn|)
ber fatl^olifd^en ftird^. 9[nf fein %ifliften mnbe
burd^ Ufas t>om 27. ^uguß 1869 bie Sidoft
SDUnSf aufgel^oben; bie bogu ge^^gen Stufutä
mürben mit bem SiSt^um SBUna bereinigt, Me
renitenten $riefter beportirt ober in bm ©dbäta
ber aufgel^obenen fildfter gu SStlna intenrirt, m
fte ein elenbeS 3)afein frifieten. 93on ben 50000
ffatl^olifen, meld^ bamalS bun^ bie ncrnl^tii^fki
amttel gum Uebertritt in bie ©taatsfoi^ geMt
mürben, f amen bie meifien auf bie 3>ito^ Wbm,
3m 3. 1871 burften mele bertKibaiiRtm$rttPB
mieber in bie ^eimat gurüctfel^ren, eifftelten Ar
k)on ber Slegierung meber Seifegelb nod^ f^0JN>l
auf SBieberonfie&ung nnb rnnftot foboSfäina»
lid^fte Safein führen. 3« baxaiiffDlgcid«i9#e
lenfte bie ätegierung mieber daooS m waä^ tdlfit
mit Xom eine 9[rt Ser^bfnngea im. ftaf ba
feit neun 3abmierl^igten9letro^oniaHPH|Iftaalr
am 23. ^bntar 1872 ber Sif^of Mi Andok
^nton ^ioRomSfi, promootii ipetbca; clioijö tB/tt
ten menig^enS bret Sifc^ofspi^ l(fe|l Mte
Sem römifdb'fat^olifc^ (^Dllegaai wmai vaif
obidfe 9[ttribute genommcit tidSft fim ber IBii
t)om 3a^re 1868 ^geben, uS^tm ben 99^(^9
1725
aßoIanuS, ®et^arb SEBalt^et.
1726
bie Suctorttöt in il^en Sptengeln miebec ^urüd«
erfiattet unb ouSgefptofi^n mürbe, ba| jenes Kol-
legium in @t. Petersburg nur bie Sbrniniftrotton
btc fthrd^ngäter l^aben f olle. S)Qrouf]^tn gefiattete
ber l^eüige ^ter, ber bisher bie Sefd^dung biefeS
(SoDegiumd t)on Seiten ber SSifd^df e mit Senfuren
Megt l^tte, ba| jle j[e einen fpedeüen Sbmini«
^rotor in boSfeUie fenbeten, nomentlid^ nad^bem
nod^ toeiter jugeftanben Sorben, ba^ bie 99e»
jiel^gen ber S^fd^dfe mit 9tom feinerlei Seauf»
fUirHgung Don @eiten biefeS SoHegiumS ober einer
mdicni 99e]^5rbe beS @toate8 mel^r unterliegen f oU-
ten. S)a| iebod^ bie ^Regierung an bie genannte
Sefd^ränfung unb 3ugeftänbniffe im Smfte nid^t
gdKi4t fottte ftd^ balb geigen. 3laäi faum einem
falben 3Q^re erlief bad römifd^tatl^olifd^e ^oU
legium loie frfil^r »ieber Sefel^Ie an bie Sifd^dfe
in Cultfad^ u. f. U). Mem nad^ l^at man burd^
einigf Conceffionen txm 9tom eine @)egenconcef Ron,
nftndid^ bie längfi gemünfd^te @rlau(ni^ ^ur Sin-
ffi^nmg ber ruffif^en @prad^e im fat|oIifd^en
Sottefibienft, mit ber 3^t erlangen motten.
Utiitr ber ganzen ^Regierung 9Iej;anber§ ü.
ging man eingig barauf auS, bie tatl^olifd^e JKrd^e
nnb mit il^r baS f o fel^r oerl^a^te polnifd^e Clement
bord^ eine unfird^Iid^e Sr^ie^ung be§ SleruS, burd^
^ineinregieren ber @taat§gen)alt in bie S)idcefan-
manQ, bur A SonfiScation ber 9.ultu§ge6äube unb
bKnl^ offene ©enmlttl^aten oollfiönbig )u oemid^ten.
Sbsonber in., meld^er nad^ ber grmorbung f eined
SoterS (13. Wära 1881) ben Sl^ron beftiegen
krfte, aber ber Siil^ilifien megen feine Jtrönung
bii suni 27. SRai 1883 Derfd^ob, fd^ien anbere
SEBcge betreten ^u mollen. Sufjeinen SBunf d^ fanbte
ber l^\t ben 9htntiu8 in äBien, SanuteUi, sur
flaifoMnung nad^ 9RoS!au. Sd^on üorl^er mürbe
fBr ben om 11. gfebruar 1882 üerftorbenen 9Retro*
liofitai SianomSfi ber Sitularbifd^of Don ^eleno-
ptM, Wesanber Saftmir Don 2)5teh)aIton)o ®in«
Mol, auf ben SRetropoIitanftu]^! erhoben (15. ajlöra
1888). 9ud^ mürbe fd^on am 23. S)ecember 1882
ein tNxiragSmft^iged Uebereintommen Don bem
CosbinoI-StaatSfecretör unb bem rufftfd^en @e«
MUttttdger Sutinieff unter^eid^net, in meld^em
Snplonb Derftrrad^, einen ftönbigen Vertreter in
Itmn ju leiten, alle Derbannten Sifd^dfe ju be»
ptMqjtn, bei Sefe^ung ber $faneien nur gu Der-
fingen, bo| il^m bie auf bie mid^tigfien $famien
a entennenben Pfarrer pröfentirt merben, bie
»dKrerdffnung ber gefd^Ioffenen ©eminarien )u
«Pirtten nnb bie Unirten ber S)i5ce{e Sl^elm nid^t
fuma sum Eintritt in bie @taat§!ird^e gu gmingen
ft9L«Til^f.fat]^.ft.-SR. LEI, 1885, 145-147).
Xio| bicfer !Berfiänbigung begann bie Stegierung
Idb mieber, bie fat^oIi{c|e ffird^e gu bebröngen.
6o «mibe 1884 bem SBifd^of SRartin jfoalomdli
SM 9ni!-39tomir bie ^älfte feine§ @el^alte§ ge-
|mrt meil er einen fat|olt{d^en Pfarrer, ber ben
fMhnotifdden SRetropoIiten in feiner ftird^e em-
Mongen unb eine ^nfprad^e an il^n gel^alten, nad^
Ion (ird^Iid^ Sted^te ma|regelte. @in Pfarrer,
ber ben unirten OrtSeinmol^nem bie l^eiligen @acra-
mente gefpenbet, ma§ fd^on Idngft ftreng Derboten
mar, mürbe nad^ Sibirien Derbannt. Slud^ plante
man bie gönglid^e Slufl^ebung be§ SiStl^umS äBilna,
meil SBif^of ftarl ^r^niemiqfi Don ba im 3. 1885
e§ gemagt, gmeiftttenlofeSoml^errengu e^communi-
ciren, meld^ber ©ouDemeur protegirte; ber Sifd^of
mürbe be^^alb nad^ Sarodlam in ba§ ^nere 9hi^«
lanbd Derbannt. Sbenfo mürben bie beiben, in
Uebereinftimmung mit ben @eftnnungen be§ IBi-
fd^ofS Dom &ipitel nad^einanber p ^idcefauDer-
maltem gemöl^Iten S)om]^enen ^erafQmomicg unb
äJlajemSfi Derbannt, morauf ber l^eilige 93ater ben
ÜRetropoIiten ©intomt beauftragte, ben $ra(aten
Sbanomiq in SBüna proDif orif d^ gum apoftolif d^en
abminiftrator ber ffiiöcefe ju ernennen. 3n bem-
felben Saläre mürbe aud^ bie Kongregation ber
barml^ergigen Sd^meftem an Dier Orten aufgelöst
unb aud fömmtlid^en Spitölem be§ 9leid^e§ ent-
fernt. So bleibt fid^ SRu^Ianb immer gleid^ : eS
Derftel^t fid^ Don 3eit gu 3eit ju Sd^einconceffwnen
an bie fatl^olifd^e JHrd^e, fei eS, ba^ bie poUtifd^e
Sage e§ ba^u ^mingt, ober fei eS in ber Hoffnung
auf ermünf (|te @egenconcef ftonen Don Seiten S^omd,
monad^ bann bie alten ©emalttl^aten in Scene ge»
fe|t merben. SBBann merben biefe il^r 6nbe finben?
©ebe ©Ott, ba^ ba§ IBIut fo Dieler Saufenbe Don
©laubenSmart^remnid^tumfonft gefloffen, unbba^
bie f 0 f d^mer Derf olgten jf atl^olif en Sht^IanbS aud;
enblid^ einmal Sage beS gfriebenS fd^auen! (Sigl.
au^er ben bereits angefül^rten Sßerfennod^: Xl^ei-
ner, Sie neueften 3nftänbe ber fatl^. ftird^e beiber
9iituS in $olen unb SRu^Ianb, ^lugSburg 1841 ;
SRufelanb unter aiejanberll., ßeipjigl860; Les-
coeur, L'eglise cath. en Pologne, Paris 1860;
Montalembert, L'insurrection polonaise, Par.
1863; (®ie officiöfe Schrift:) Fictions et reaH-
tes polonaisesy St-Petersbourg 1864; ÜReier,
iPropaganba 1, 455 ff., ©öttingen u. ßeipa. 1852;
Moroni, Dizion. XL VI, 7—23.) l^t^tx.]
'giotann^, ©erl^arb SBaltl^er, geb. 1633,
geft. 1722, einer ber l^erDonagenbften Sl^eologen
aus ber Sd^ule beS Sali^tuS, l^at eine meitergel^enbc
IBebeutung Dome^mlid^ burd^ feine IBetl^eiHgung
an ben SteunionSbeftrebungen ber bamaligen 3(it
erlangt. !Rad^bem äJloIanuS 15 Saläre X^eologic
(^uerft aud^ SRatl^emati!) an ber UniDerfitöt Stin-
tein Dorgetragen, berief il^n ber ^ergog Sol^ami
Sriebrid^ im 3. 1674 alS ©irector beS Eonftfio.
riumS nad^ ^annoDer. äJlit biefer bebeutenben
SteQung, meldte SRoIanuS einen beftimmenben
Sinfiu^ auf baS gef ammte Jtird^enmef en beS San*
beS Derliel^, Derbanb er feit bem Saläre 1677
aud^ bie SBürbe eines ÄbteS im EiflerctenferHofter
ßoccum; in ben Sd^riften jener 3^t wirb SKo«
lanuS meift einfad^ ber ^bt Don fioccum genannt.
SRoIanuS mar eine irenif d^e 92atur, ol^ne Ingenium
schismaticum, mie er felbft fagt 9(IS %ht ber
fäculariftrten SIbtci nal^m er na^ unb nad^ eine
ber fatl^olifd^en JKrd^e freunblid^e Stellung ein: er
betete baS SiftercienferbreDier unb l^ieU fraft eines
1727
aßoIanuS, ©etlfttttb SBaltl^et.
1728
@elübbeg ben ßdübat; über bem Eingang feiner
l^errlid^en Sibliotl^ef ftanb bte Sn^rift Fructus
sancti coelibatus. S)urd^ feine Stubien gloubte
SKoIanuS ju erfennen, bafe bie römifd^e ftird^e
aUerbingS in ber ^rojiS mand^e aWifebrönd^e feft-
^alte, bafe fie ober in ber Seigre lange nid^t fo
fd^Iimm fei tt)ie im 6uUe. SSon ber größten SSe«
beutung war nun, bafe 5!Kolanu8 mit einem fto-
tl^olif en in SSerbinbung fom, ber fid^ f d^on längere
3eit t^atfräf tig für bie aSBieberüereinigung ber ^Jro-
teftanten mit ber ftird^e bemül^t l^otte, mit ßl^riftopl^
9to9Q3 Spinola, ^uerft SSifd^of t)on Sina in Kroa-
tien, bann öon aBiener«9ieuftabt. ©pinola lourbe
namentlid^ t)on ftaif er Seopolb I. unterftii|t ; aud^
^Qp\i Snnocenj XI. fal^ feine SSerfud^e mit un»
Derlennbarem Sutereffe unb SSBol^lmoIIen an. 9lad^
^annoüer fam ©pinola ^uerft im 3. 1679, tt)o er
nid^t blo^ bei bem latl^olifc^ gemorbenen C^er^og
Sodann ^riebrid^, f onbem aud^ bei ben proteftan«
tifd^en S^eologen t)iel Sntgegentommen fanb. 3m
Saläre 1683 fam @pinoIa ^um ^meiten SRale nod^
^annoöer, loo je^t 6mfi 9tuguft regierte, ber,
menngleid^ $roteftant, gegenüber ber tatl^olifd^en
ffird^e eine el^er freunblid^e ald feinblid^e Stellung
einnal^m. 2)amal§ trat Spinola megen ber ^xa^t
ber SReunion in SSerbinbung mit SKoIanuS. S)er
^er^og orbnete eine Sonferen^ an, unb e§ entflanb
bie Methodus reintroducendae unionis. ^iefe
@d^rift ift ba§ offtcieUe ^ctenftüdf ^u ben Unter«
l^anbtungen nid^t blo^ ber l^annöDerifd^en Sl^eo-
logen mit Spinola, fonbem ^ugleid^ beS SanbeS-
f ürften, auf beffen 3lnla^ bie Arbeit oerfa^t mürbe,
mit bem römifd^en Jtaifer, burd^ beffen Srebitio
@pinoIa in ^annooer ftd^ eingefül^rt l^atte (ogl.
jtlopp, Sorrefponben^ oon Seibni^ mit ber $rin>
jeffm ©opl^ie I, ©. LI [®ie SDSerfe üon ßeibni^,
|erau§geg. üon O. ftlopp, 1. Seilte, Vn. Sb.,
§annoü. 1873]). Seibnij fe^te ben berül^mtenSBof-
fuet Don biefen ^erl^anblungen in ftenntni^, meldte
mirflid^ ein gute§ SRefuItat oerfprad^en, ba man
auf protefiantifd^er @eite ^ur tlnerfennung be§
$a))fte§ als be§ ^aupte§ ber d^riftlid^en JKrd^e fi^
bereit jeigte. Seiber brad^te Submig XTV. üon
Qfranfreid^ bie ^Ingelegenl^eit in'S iStodfen. ®em
Könige f onnte nid^tS unangenel^mer fein al§ S)eutf d^-
lanbs (Einigung im ©lauben, unb be^l^alb lie^
er in SRom burd^ feine Earbinäle bemSeunionS»
plane entgegenarbeiten. ®a Submig XTV. mieber«
|oIt in 9lom mit bem @d^i8ma gebrol^t ^atte, fd^ien
e§ Snnocenj XI. geratl^en, bemfelben feinen 95or>
manb ju geben , ber üon bem unmiffenben S3oIf e
5U ber 93e§auptung üermertl^et ttjerben fonnte, ber
iPapft mad^e um beS SDSiebergeminnenS ber beutf d^en
$roteftankn mitten gugeftäubniffe jum S^ad^tl^eile
ber allgemeinen ff ird^e. Snnocenj XI. maf^nk ben
llaifer pr fjortfe^ung be§ 9frieben§ioerfe§ mit bem
§inäufügen, bafe er mcgen ber franjöfifd^en Partei
nur im eigenen 9lamen l^anbeln möge (ftlopp, ®er
Satt beS §oufe8 Stuart HI, SBicn 1876, 98).
9}on nun an mieten bie ScunionSüerl^anblungen
längere Seit; fie mürben jcbod^ im 3. 1691 mie«
ber aufgenommen burd^ Jlaifer Seopolb L €pi>
noia trat mit faiferlid^er SSoIImad^t eine neue Xeije
burd^ baS protefiantifd^ 2)eutfd^(anb on unb fanlb
an üielen Orten gro|e§ Sntgegenf ommen, noment«
lid^ mieberum in ^annoüer. ÜRit (Senel^migmig
beS Jhtrfürften Smfl Suguft unb unter bem Sei'
rati^e üon Seibni^ üerfa^te SRoIanuS |e|t eine nent
Sd^rift über bie hrd^lid^e Sleunion, tt>eld^e üon bm
®runbfa|e auSgel^t, ba^ niemanb, au^ memi ei
ftd^ im 3rrt]^um befinbe, für einen jf e|er gd^aUa
merben bürfe, fo lange er bereit fei, feine %n^d^
bem Urtl^eile ber fatl^olifd^en ftird^ su müa*
merf en, unb f o lange er an ber Uebei^eugung feP'
l^alte, ba^ bie JKrd^e ben 99eif}anb beS ^ign
®eifte§ l^abe. 3ur mirflid^en ^erbeifül^nmg ba
^eunion üerlangt SnolanuS einige Sugeftänbmffc,
namentlid^ ben Saienf eld^ unb bie ^rieftere^. 9e>
jüglid^ be§ ^rimatS fprid^t er bie IBeretlmUIi^
aus, benfelben an^uerfennen in ^Betreff ber Oib>
nung, ber Sßürbe unb ber Seitung ber gefammtn
allgemeinen ihrd^e. Ueber bie fheitigen fi^renfofie
üon 9{euem frieblid^ üerl^onbelt merben« Sie nu|t
mebr ober nur fd^einbcfr ftreitigen Seigren toabcn
in Drei 2)ecaben sufammengeftellt ; l^ier fagt 9Ri>>
lanuS unter SInberem: „S)ie Sontroüerfe über boS
Opfer in ber äJleffe ift nid^t eine f ad^li^, fonben
befielet lebiglid^ in SBorten" ; ^3)te gentü^igten^ro«
teftanten merben mit 9reid>en bie ^erfteüung ber
(Sleüation ber ^oftie unb be§ gemeil^ten Md^
erbüdfen'' ; „®ie feontroüerfe iäer ben formalen
®runb ber Sted^tfertigung, ober über bie gfiage,
morin eigentlid^ bie Sted^tfertigung bed @ünb^t»r
©ottbeftel^e, l^at im anfange gegolten für eine ber
mid^tigften; nun aber, ba man einatü^er beffer tta*
ftel^t, mirb anerfannt, ba^ fte nur eine üerbaleip'
(fflopp, $all bed ^aufeS ©tuortYI, 230f.). Si»!
Siermittlung ber ^rin}effin @op]^ie üon Qanutter
unb il^rer @d^mefler, ber Slbtif ftn aRobame beSRou*
buiffon, mürbe Soffuet üon biefen Serl^anblunga
in ffenntni^ gefe|t. ^ierauS entmidelte ftd^ batmbie
berül^mte Sorrefponoens ber beiben umfoffenbfto
©eifier jener 3cit über bie SteunionSfrage; ber otel*
befprod^ene IBriefmed^fel ^mifd^en Soffuet unbSd^
nis mürbe erft in unferer Seit üoQftänbig üonflioff
im vn. Sanbe feiner Sdbni^-^udgabe pnblidxt
gfür IBoffuet üerfa^te äJlolanuS eine neue &^
Gogitationes privatae de methodo remiioBis
ecclesiae ProteBtantium cum ecdeeia Bo-
mano'Catholica, meldte einftmeilen g^eim te*
l^alten merben foUte, unb in meld^er SptnoIalSf
mül^ungen nid^t ermäl^nt mürben. SHefe $riM^
gebauten mürben üon Soffuet beontmortet. toonuf
SnolanuS mit einer neuen Arbeit ^erüortrot: Ex-
plicatio ulterior inethodi reunionis ecdesia-
sticae ; l^ier merben im ©egenfa^e }u ben J^
üatgebanfen" bie ftebenmonatlid^Serl^anbluiiga
mit einem angefe^enen IBif d^of e ber römifd^bt^
lifd^en Jtird^e nad^brüdlid^ ^erüorgel^oben. SoS
meitere Serl^alten SoffuetS in ber Äeura«*
frage ifl üon ftlopp fel^r ungünftig beurt^eilt »«»
ben (ügl. §ift..polit. »I. LXXIÜ, 700), iebo*
1729
aWoIanuS, Sol^anneS — ÜWoId^o.
1730
bihf te boS Ie|te SBott in bief er gfcoge ttod^ ntd^t ge«
towKl^ fein (üal. oben vn, 1670). SaSeitere S8er«
qcmblmiQen }iDif d^ Soff uet unb ÜRoIanuS fonben
ttU^t me^r ffati dagegen terl^onbelte @pinoIa^8
9ta4foIger, gfron) Snton ®xa\ Don Sud^im, nod^
MUer mit ÜRototuS; 1698 lamSud^oim na(i^
^cnmot)er^ unb ont 27. 9ugu{l beSfelben 3a]^te§
imteqeid^eten SRoIonuS unb Seibnt^ in ber ^btei
Soccum mit 3u{timmung beS Jhtrfürften ®eotg
Submig eine iRetl^e ton @ö^en, miä)t ber latl^o«
Kfd^ iKrd^e nftl^er traten olS felbfl ber 9ug8-
bntger Sonf effion (itlopp, Coneft^onben^tion Seib«
n^ mit ber $rtn}effin Sopl^ie n, @. XIK [Sßerfe
b. 2eibnij, 1. SReil^e, Vm. »b., ßonnoüer 1873]).
& tonnte übrigens ni(i^t auSbleioen, ba^ SRoIanuS
iQCgen feiner ^eunionSDerl^onblungen t)on Dielen
feiner @lQuben8genoffen mit mi^trouifci^en Sugen
Ddtrod^tet unb gerobep olS l^eimlid^er itatl^olif (e*
|eU^ umrbe. hiergegen fd^rieb SRoIonuS eine
SSertl^igungSfd^rift: Nugae venales sive re-
fotatio caltmmiae vel nugarum potius cujus-
danf nugiyenduli de adacta ad romanam ec-
deaiam apostasia Gerardi abbatis Luccensis.
S)a| SRoIonuS bis an fein Snbe in feinem &er}en
bcn (Skbanlen ber Xeunion pflegte, ^eigt fein Xefta-
nent, in meld^em er mit ©enugtl^uung auf feine
imtifd^SefhrebungensurüdFblidt; fd^on20Son-
troDerf en, fagt er l^ier, barin ein Sl^eU ben anbem
biS^ k)er!e|ert, l^be er burd^ gdttlid^e ^ilfe con*
ciHtrt ; er traue fid^ gu, menigftenS nod^ 20 anbere
onf biefe 9rt }u bergleid^en. Sin fd^5ne3 Portrait
IM JRolami bemal^rt baS SSelfen-SRufeum ^u
^amwber. Sieben ben l^ier in erfter Sinie in 99e-
tn^t lommenben ^ubticationen t)on Silopp t)gl.
no(d^ Don f onftiger Siteratur : ($red^tU ^riebenS«
tollen jmifd^ Soffuet, Seibni^ unb ÜRoIan
ffir bie 9Bid)ert)ereinigung ber Jtatl^olifenunb $ro-
tefhmten, Suljbad^ 1815; ^affner im ftatl^oüf
1864, 1, 513 ff. 641 U unb bie im «rtifcl über
Sdfori) Derjei^eten 93iogra)}]^ien biefe§ $l^iIo*
feiplllta. [$aflor.]
y^fiims (93ermeulen), 3o]^anne§, Sl^eolog
«ab ^ßrof effor an ber Uniüerfitöt ^u fi5h)en, h)urbe
im 3. 1533 }u SiSe geboren. S)a feine eitern
fU^ nur iieittoeilig bort aufl^telten, il^ren Sßol^nft^
wx iu Sömen l^en, fo pflegte er fpöter Sömen
10 feine ükiter^bt }u betrad^ten unb ftd^ 9Ro-
famifi SotxmienRS }u nennen. 3u S5h)en mad^te er
a^ olle feine ©tubien, juerft bie l^umantftifd^en,
htam Ue @tubien in ber ariftotelifd^en $]^iIof opl^ie,
iR ber er 1558 ben S)octorgrab erlangte. 2)arauf
«ribmete er fid^ bem Stubium ber ^eologie, be-
fldp aber gan^ befonberS mit ber ff ird^en»
uiü) ber d^riftlid^en Wtertl^umSfunbe unb
forfd^ mit Sifer bie lBibIiot|efen, um il^re
GdU^e tiermenben ^u !5nnen. 3m 3. 1568 gab
er Usnardi Maityrologium mit ^nmerfungen
wA einer Sbl^anblung De Martyrologiis l^erauS
wob enoorb |id^ l^erburd^ einen nid^t geringen 9iuf .
^ ertoigte bann 1570 ^u Sömen ben SDoctorgrab
te ber 3^Iogie unb toxtüt feitbem als ^rofeffor
M^cnlesttoB. Ym. 2. Suff.
berfelben an ber Uniüerfitöt. 9ud^ mürbe er p^^
lid^er imb töniglid^er Censor librorom, erhielt
ein Sanonicat an ber SoQegiatürd^e mn @t. $eter
unb marb )um erflen Slector beS k)on ^l^ilipt» H.
1579 geftifteten Seminarium regium theologo-
rum ernannt, an bem befonberd foldbe Sl^eologen
fld^ auSbilbeten, meldte fid^ ber @eeIforge ^u mib«
men gebadeten. Sn^mifd^en Derdffentli^te er eine
Sleil^e mertl^DoQer Sd^riften, bis il^n im Wter oon
52 Salären am 18. September 1585 ein ju früber
Sob bal^inraffte. S)er SarbinallBaroniuS fe^teipm
in feiner 93orrebe 5um Martyrologium Eomannni
(c. 9) ein el^reuDoQed 2)enhnal in ben SBorten:
Tanti viri de Ecclesia Dei et veritate catho-
lica optiine meriti nee brevem schedulam
deperire aequanimiter patior : cui (dicam in-
genue) isthaec omnia hac ex parte accepta
fero, quod in densissimam silvam primus ipse
ingressuB, mihialÜBque aditum patefecit: quo
etiam nomine cum ego» tum eruditi omnes
plurimum nos ei debere lubenter agnoscimns
et confitemur. Seine l^auptföd^Iid^ften Sd^riften
finb au^er bem fd^on genannten üsuardi Mar-
tyrologium: De pictons et imaginibus sacria
(1570), ein 9Ber!, ba§ Dielfad^ unter bem etmaS
geänberten Sitel Historia ss. imaginum et pic-
turarum pro vero earum usu contra abusns
LL. rv mieber aufgelegt mürbe unb feinen SBertl^
bis auf unf ere 3eit bel^auptet ^at ; Indiculus alpha-
beticus et Chronicon Sanctorum Belgii; Na-
tales Sanctorum Belgii, Antverp. 1575; Dia-
rium ecclesiasticum de medicis sanctis, Lo-
van. 1595 ; Militia sacra Ducum ac Principum
Brabantiae, 1592; De canonieis libri III, Co-
lon. 1587. Lovan. 1670 etc.; De fide haere-
ticis servanda libri DI, 1585 ; Orationes HI
de AgnisDei, de Decimis dandis et de Decimia
recipiendis, Colon. 1587; Theologiae practi-
cae Compendium per conclusiones, Tractatus
V, Colon. 1585 et 1590. 3lud^ mar er ©uriuS
bei Verausgabe feiner Yitae Sanctorum bel^ilflid^
unb leitete nad^ bem Sobe beS Sdmener $rofefforS
©o^öuS bie oon ben fiömener %f^to\o%tn teran*
ftaltete Ausgabe beS 1^1. SuguftinuS, meldte in
10 Sfoliobänben 1577 ju«ntmerpen erfd^ien. (93gL
Yalerius Andreas» Fasti Academici, Lovan.
1635 et al. ; Foppens, Bibliotheca Belgica II,
Bruxellis 1739, 694 sq.; Hurter, NomencL
liter. I, 203 sq.) [S. Sungnumn.]
SBotaf, 3acob t)on, f. Sempier.
fSot^o, @aIomo, ein fabbaUftifd^»mefflani-
fd^er @d^mörmer Portugals auS bem Anfang beS
16. 3a]^r]^unbertS, ift öonugSmeife burd^ein SSer»
pltni^ ju bem SSctrüger ®aDtb SRubeni (f. b. 9tri)
befannt gemorben. ffion jübifd^er Stbfunft, aber
im djriftlid^en ©louben erjogen, trat er, burd^ S)a»
bibS auftreten geblenbet, 5um 3ubent]^um jurüdC,
bereiste (um 1526) unter bem (SinbrudFe leol^after
93ifu)nen lel^renb unb lemenb bie Sürfei, ^Ift«
ftina, 3talien unb fadste bei feinen Stammes-
unb ©laubenSgenoff en überall 3lufregung unb mef-
1731
ÜRoUna.
1732
iiontfd^e Srmortungen an. 3n Stalten fd^eint et
\ä) jethDeilig bec @unft imb beS @4u^e§ QXf
ntenS' VII. erfreut ju l^aben; bod^ warb il^m ein
neues Sufammentre^en mit SDaüib Derl^gni^DoQ.
Seibe faxten ben abenteuerlidftcn ?ßlan, Äarl V.
auf bem Sleid^Stage ^u SlegenSburg auf^ufud^en.
SBa§ fie (ejmedCten, fielet im Sin^elnen nic^t feji
2)a| fie ben Jtaifer jum Subent^ume l^&tten 6e-
f eieren »oHen, ift ttjol^l nur eine Slnnal^me jur 6r«
Körung ber überrafd^enben Sl^atfad^e, ba| beibe
balb nad^ glüdflid^ erlangter Slubien) in Sfeffetn
gelegt, 2)at)ib nad^ Portugal inbaS^quijttionS-
gef&npi^ tranSportirt^ 9RoId^o aber p äJlantua
(du Snbe beS Sal^red 1532) bem ©d^eiterl^ufen
übergeben n^arb. UebrigenS blieb SRoId^o bei fei«
nen @Iauben3genoffen al§ $rop]^et nod^ lange in
Snfel&en unb lebt in il^rem 3lnbenfen al§ War»
t^rer unb ^tWxqzx fort. 3tud^ al§ ©elel^rter ijl er
gefd^a|t, unb feine @d^riften, benen eine l^ol^e ®e«
lel^rfamfeit nad^gerül^mt »irb, ftnb bis in^S Dorige
Sal^rl^unbert l^inein nad^gebrudft n^orben. (93gl.
3ebler8 Uniöerfal-Sesifon XIX, 711 f., ^aüt u.
itxpm 1739; 3oft, ®efd^. ber SSracIüen Vm,
188, SerKn 1828; Fürst, Bibl. jud. H, 387,
Lips. 1851; ®täi^, S)at)ib 9i6ubeni unb @alomo
aWoId^o, in 9franW8 aKonatSf d^rift für ®ef d^. unb
SDBiff enf d^aft ber 3uben V, 1856; ©erfelbe, ®efd&.
ber 3uben IX, 264 unb ©. XXXVI ff., SeitJ^ig
1866.) [Seelmann.]
^otino, ein 92ame, ben mel^rere bebeutenbe
fpanifd^e ©elel^rte beS 16. unb 17. Sal^rl^unbertS
getragen. So 1. Stionfo be 9KoUna, „einer
ber gelel^rteflen QfranciScanermifftonare in SJlepco"
(Leclerc, Biblioth. americana, Paris. 1878),
tourbe im 3. 1496 ju ßScalona in Spanien (bal^er
fein Seiname „ßScalona") geboren unb fd^on in
frül&er 3ugenb öon feinen 6ltem nad^ SBBeftinbien
in baS fpanifd^e 3Rcjico gebradjt. SRafd^ lernte er
l^ier bie gebräud^Iid^fte Sprad^e, baS Sl^tefifd^e ober
SJal^uatl, b. i. „bie ©prad^e ber mejicanifd^en
ßiöiUfatton*, beren ^errfd^ft fid^ einft über ben
größten S^eil öon SKontejuma^S Seid^ ausbreitete.
2)a ber iunge Sllonfo mit großer Seid^'tigfeit fid^
in berfelben auSbrüdfte, f o erbaten ftd^ il^n bie erften
fpanifd^en gfranciScanermiffionare, meldte auf be§
großen Eroberers Kortc^ SDSunfd^ im % 1524
ben mejicanifd^en Soben betraten, ^um ©olmetfd^,
ate ttjeld^er er il^nen aud^ in ber Zi^at fel^r nüj»
Ild^e SDienfte leiftete. SBBenige ^a^xt fpäter nal^m
er felbft baS Äleib beS l^I. granciScuS unb »ibmete
fid^ bann nad^ ber $rofe^abIegung ein l^albeS
äal^rl^unbert lang, mit glüdHid^em ßrfolge ber 9Kif»
fion in 9Jeufpanien. 9iad^ einem langen, ebenfo
orbeitS« al§ öerbienflreid^en ßeben ftarb er 1584
in feinem OrbenSconöente ju 5Dlejico im ^Iter öon
88 3a]^ren. 3lud^ Iiterarif(| war P. «lonfo t^ötig.
©eine ttjidbtigften Strbeiten fmb ein SDSörterbu^
unb eine ©rammatif ber mepcanifd^en ©prad^e,
burd^ meldte er p^ in ber ©efd^id^te ber ©prad^«
forfd^ung einen undergönglid^en SRamen mod^te.
S)a§ Vocabulario et^d^uu ^um tt\\txv ^ak im
3. 1555 in ÜJlej^ico unb bilbet bie ®runblage oller
lesifalifd^en ^Bearbeitungen, loeld^ feit biefcr 3eit
baS 9)tefifd^e gefunben l^at. 3m 3. 1880 beforgte
3ul. $Ia^mann eine facftmilirte üteuouSgabe beä
SßerfeS Vocabulario de la lengua mexicana,
compuesto por el P. Fr. Alonso de Molina.
PubUcado de nuevo por Julio Platzmann.
Edicion facsimilaria (Seipgtg, Xeubner), 2 vok
S)ie grammatifd^e ©d^rift be§ P. 9Ionfo Arte
de la lengua mexicana y castellana erfd^
guerft in 8*> im 3. 1571 au ÜRejico unb fiiaf
3a]^re fpoter in einer ^meiten^ reid^er auSgef^
teten unb oielfad^ oerbefferten Auflage. Son ba
beiben Jfated^iSmen, meldte ber ÜRif fbnar t^etdffen^
lid^te, Gatecismo mayor y menor, fallt bie er^i
Ausgabe in baS 3Ql^r 1546 unb bürfte too^ISRo-
lina^S erfte $ubIication, ja oielletd^t boS oltefle Be*
tannte IBud^ fein, ba§ in 9merüa gebrudt nnnbt
3a]^Ireid^e Sluflagen beS großem jf ated^iSmuS fo^
ten ftd^ feit bem 3a]^re 1578 bis 1601. «u^ W
beiben Gonfesarios, mayor y menor, eine fbi'
leitung ^um n^ürbigen (Smpfange be§ ^eiligen %i|-
facramentS, »urben mel^rere 2Rale^ guerfl 1565,
gebrudft. 9lic. Antonio fül^rtnod^folgenbeSd^nftn
SnoUna'S auf, aQe in mej^icanif d^er ©iprad^, äfu
fte, mie SBabbing, ber fxä) burd^ ben Seinamea
„(i^calom" tauf d^en Iie|, anjmeitierfd^iebeneSa)'
f äff er ^u öertl^eilen : Sermones ; Vida de S. Pnm-
cisco; Oraciones para los Indios; Tratadode
los sacramentos; Aparejo para comulgar.
^SJlan mufe e§ auf's Sieffte bebauem/ bemerft 1«
3efuit 2)ablmann, «,ba| bie Ueberf e^ung ber Sdos*
gelten, meldte %Ionfo ausgearbeitet l^at, nid^t bes
S)rudFe übergeben »erben tonnte.'' Sßo^I fein Of"
ben l^at fid^ um bie j?enntni| ber mesicom|(ta
©prad^en fo l^ol^e SSerbienfte ertoorben, nrie Ne
©öl^ne beS l^L ^ranciScuS (t)gl. MarceDino dt
Civezza 0. M. , Saggio di bibliografia geo-
grafica, siorica, etnografica Sanfrancesema,
Prato 1879), unb unter biefennamentTid^RSM»
be URoIina (Wadding, Script Ord. Mm. 13 sq.;
Nie. Antonio, Bibl. hisp. nova I, 37; P.Sotl'
mann, 2)ie ©prad^funbe unb bie SRifftonen, ^to*
bürg, C)erber, 1891, 90 ff.).
2. Snton be SRoIina, ein ]^eißgmfi|igR
ffartl^aufermönd^ unb fel^r gefd^d|tcr oScet^^^^
©d^riftfteüer, geboren ^u 93tnanuet>a oe loS3nf>öd(l
in Saftilien, trat ^uerft in ben ^lugufHnenKbair
leierte in bemfelben Geologie unb towäit mit bfli
9mte eines Obern betraut. Mein b^ Sedonga
nad^ einem nod^ einfamem unb ftteng^SAa
fül^rte ben frommen OrbenSntatm 5u ben flu^
tl^öufem na(| 9)lirafIoreS, mo er als 9Ri^ M
toaf^xvx Steligiofen lebte unb am 21. ©eptoricr
1612 (nad^ Ruberen 1619) im Stufe ber fidfr
fett ftarb. ÜJloIina l^at mel^rere oortreffß^e fiß
cettf^e ©d^riften üerfa^t, bie il^m in fofi aidl
europäif(^en Sonbem eine feltene ^opuIoritfitMB*
f d^afften. ©ein Sud^ Instruccion de sacerdote^
en que se les da doctrina muy importarii
para conocer la alieza del sagrado otA
1783
ÜRoUna.
1784
Bacerdotal y para exercitarle debidamente,
erl^elt faft jol^Uofe Auflagen unb meistere Ueber-
ie|ungen unb SuS^üge. 3um SBetDctfe, loie l^od^
»iefeS 99ud^ feiner^eit gefd^Q|t mürbe, berid^tet
92ic Sntonio, Sif (i^of 93igil Dutgnonio t)on 93aQa-
bolib ^e in einem Srloffe an feinen S^iöcefan»
clerud Derorbnet in ieber ftird^ foUe fortan ba,
0)0 bie ))nefterlid^en ©emönber aufbemal^rt merben,
ein Ss^liar bedfelben, an Ütü^tn befeftigt für
olle $riefter fid^tbar unb sugönglid^ aufgejlegt unb
feinem foQen bie l^eiligen ®ett)änber gereid^t »er-
ben, ber nid^t fed^S SRonate naä^ bem bifd^öflid^en
Crlaffe baS gange 9u(i^ t>om Anfang bi§ gum (Snbe
burdfigelefen l^e. S)er belgtfd^e Dominicaner
P. 9Iic. äanffen IBoQ überfe^te baSfelbe nad^ ber
fiebenten Originalausgabe in'§ Sateinifd^e unter
bem Xitel Instructio sacerdotum ex SS. Pairi-
boB et ecclesiae Doctoribus concinnata —
Opus aureum, Antverp. 1618. 1644; Colon.
1626, 1711, 1712 ; Aug. Taur. 1865. gSierje^n
Sonfiberotionen finb aus biefer Instructio aus-
gehoben unb mit einigen 9)lebitationen SubmigS
be $onte }u einer fleinen Sammlung frommer IBe-
trac^tungen tot unb nad^ ber b^Uignt ÜDleffe unter
bem Zitel Thymiama sacerdotale, Aug. Vind.
1618, ton ^td^inger l^erauSgegeben. 93on bem
Sanfeniflenfül^rer Smaulb in ber @d^rift De la
frequente Gommunion (1642) auf S C^eftigfte
ongegriffen unb gefd^mäl^t, n^urbe äJloIma t)on
$ct(miu8 ebenfo entfd^ieben üertbeibigt unb in
€d^u| genommen (Tbeol. dogm., De poeni-
tentia UI, 6, 1 et 2). SBö^renb ^maulb bar-
t^ nnS, feiner bürfe gum l^eiligen 3Ra^k l^in-
gutreten, ben nid^t bie @nabe mit unniberftel^Iid^er
(HctDoIt ixt^z, feiner, ber nid^t burd^ üollftänbige
99u^ ieben ©ebanfen an baS Srbifd^e abgeftreift
fyä>t, fommt äJloUna mit benäiötem unb l^ert)or-
togenben ©eifteSIebtem )u bem Urtl^eile: eS fei
jnr töglid^en Sommunion, )u h)eld^er ftetS bie Sr-
Uuibnil beS Seid^tDaterS einpl^olen fei, nid^t not)^«
tocnbig, ba| einer ein ^eiliger ober bereits in
ber ®nabe befeftigt fei (persona canonizada
ni confirmada en gracia) ; bie notl^menbtge unb
l^inreid^be Vorbereitung fei baS gf^eifetn ton
feineren @finben. Siefe SBorbereitung rcid^e auS,
mn boS @acrament nid^t unh)ürbig (inculpable-
mente) }u em))f angen ; Je beff er übrigens bie SDiS«
pofition, befb fru^tbringenber fei ber @mt)fang
(£ la disposicion es major o menor el fruto).
— Sanier öeröffentfid^te SDtoUna Exercicios espi-
ritnaleB para personas ocupadas deseosas
de an salvacion, Burgos 1618; ebenfo Exer-
eicios espirituales de las excelencias , pro-
▼eeho 7 necesidad de la oracion mental re-
dncidos ä doctrina y meditaciones, sacados
de los B. Padres y Doctores de la Iglesia,
Borges 1615 u. ö. 9Uc. Antonio fal^ t)on il^m
on^ nod^ unebirte, fel^r auSfül^rlid^e Sriefe auS
bem Saläre 1602 an ben Seid^tDater beS JfdnigS
$iUip|) m.. De eximendis ab omni vecti-
gafinm genere viris possessionibusque Deo
sacris (Nie. Ant. Bibl.hisp.nova 1, 145 ; 2i5d^er*
SRoermunb IV, 1922 ; Hurter, Nomencl. 1, 424;
Rosenthal, Biblioth. Garthus. s. v. Molina).
8. SubmigbeSRoIina, berühmter Zb^olog
(celeberrimus scholasticus — Gener, TheoL
dogm.-scholastica I, 167) unb erfter Kommen-
tator beS % ZbomaS auS bem 3ef uitenorben, mürbe
im 3. 1535 in ber fpanifd^en ©tabt Suenca in
92eucaftilien t)on t)omel^men SItem geboren unb
trat mit 18 Sauren — am 10. ^uguft 1553 —
5u ^Icala in bie ©efeUfd^aft 3efu. 92ad^ beenbe^^
tem 92oDi5iat mürbe er }um @tubium ber ^j^ilo-
fopl^ie unb Z^eologie an baS berül^mte SoIIeg t)on
Soimbra in Portugal gefenbet unb ertoarb ftd^ fo
grünblid^e unb umf affenbe Jtenntniffe, ba^ er felbfl
balb im Se^ramte Dermenbet mürbe, ^uerft afö
Seigrer ber ^bt^ofop^i^ }u Soimbra, fobann all
$rof eff or ber Zl^eologie an ber blül^enben Unit)erft«
tot gu Sdora, an meld^er er 20 ^al^re |^inburd^
unter großem 3ubrange wißbegieriger Jünglinge
ben ]^I. Zl^omaS commentirte. 3m legten Stal^r-
^el^nte feines SebenS 50g fid^ SRoIina t)om Sel^r-
amte in feine ^eimat ^urüdf unb mibmete ftd^ auS-
fd^Iießlid^Uterarifd^en^rbeiten, inbem erbie^rüd^te
feiner oieQöl^rigen @tubien fummelte unb »er«
öffentlid^te. 92o^ einmal auf ben fiel^rftul^l an bie
eben ju SRabrib gegrünbete ©d^ule für ÜRoral«
tl^eologie gerufen, ftarb er fd^on nad^ faum einem
l^alben Sa^re feines Aufenthaltes bafelbft, am
12. October 1600 — an bemfelben Sage, an mel«
d^em bie Senforen ber Ck)ngregatio de auxilüs
5u Stom baS Srgebniß ber ^meiten Senfur feiner
Goncordia bem $a|)fte unterbreiteten. 9)loltna'S
Sob mürbe allgemein tief betrauert; benn bei aUen,
bie il^n fannten, ftanb er megen feiner SBBiffenfd^aft
unb Sugenb in l^ober Sld^tung. 3^si Sugenben
beben bie IBiograpj^en feines OrbenS an il^m be*
f onberS f^tttox : feine Siebe 5ur Armut unb feine
tiefe SDemutl^. Obmobl er nömlid^ 65 Saläre alt
gemorben unb burd^ unablöf figeS @tubium faft auf«
gerieben mar, fo geftattete er ftd^ bod^ niemals eine
AuSnal^me meber in ber gemdl^nlid^en gemeinfamen
92a]^rung nod^ in ber ffleibung. 3n feiner SeOt
batteer auger einemSilbeunb bennötl^igenSü^em
nid^tS AnbereS als ber geringfle OrbenSbruber.
3m ©el^orfam unb in ber Untermürfigfeit gegen
bie Oberen mürbe er t)on feinem 92ot)i5en über*
troffen. AIS man i^n auf feinem Sterbebette fragte,
maS mit ben t)on ibm verfaßten miffenfd^aftlid^
aßerfen gefd^el^en foQe, antwortete er, als menn bie
@ad^e il^n gar nid^t berül^rte : „S)ie ®ef eUf d^aft
tbue bamtt, maS fie miU.'' Unb bod^ ift eS im
^inblidfe auf feine ^intcrlaff enen literarif d^en SBBerf e
fd^mer ^u fagen, ob äJlolina größer mar als Xl^eolog
ober als Surift; benn auf beiben ©ebieten bat er
SJorjüglid^eS geleiftet. @r liebte eS, neue fdcä^nm
5u brechen ober auf ben alten neue $fabe ^u fud^en.
hierfür ^eugt feine erfte, burd& SOjäl^rige ©tubien
Dorbereitete ^ublication, meldte unter bem $a-
tronat beS öfteneid^ifd^en ^rinjen unb SruberS
ffaifer »ubolfs H., beS EarbinalS ACbttt. <IMv
1735
aWoIina.
1736
inquifitorS in ^Portugal, crfd^icn: Concordia
liberi arbitrii cum gratiae donis, divina prae-
scientiai Providentia, praedestinatione et
reprobatione etc., Olyssipone 1588 (gcbrudtt,
aber erft 1589 auööcgcbcn; ögl. b. 9ltt. Con-
gregatio de auxiliis III, 897) — ein Kommen-
tar gn einigen 3trtifeln ber Prima beS l&I. ZJf^O'
mai, namentlid^ gu a. 13 ber q. 14, gu a. 16
ber q. 19 unb gu q. 22 unb 23, baS erfte fd^o»
toftifd^e aaSerf ber ©efenfd^aft 3efu, »cld^eS, toxt
faum ie ein anbereS tl^eologif^eS ffier!, Urfad^e
fo k)ieler bis l^eute nod^ nid^t auSgeglid^enen S)iS-
corbien lourbe. !Rod^ el^e bie Concordia er«
fd^ienen mar, ^atte il^r SSerfaffer fte gegen an-
griffe gu Dertl^eibigen, meldte beren SInSgabe gu
ber^inbem fud^ten. 6r ll^at eS in einem ju«
gleid^ mit ber Concordia Deröffentlid^ten 92ad^>
trage: Appendix ad Concordiam continens re-
sponsiones ad tres objectiones, atque satis-
factiones ad 17 animadversiones, Olyssipone
1589, p. 44. 3ttö ber Sam3p\ gegen bie „neue"
Seigre ber Concordia, inbefonberS feitenS beS Do-
minicaners Saneg unb feines eigenen OrbenS«
genoffen ©enriqueg (f. bie beiben 3lrtt. unb ben ^rt.
Gongr. de auxiliis), immer l^eftiger lourbe, t)er-
anftattete STOoUna eine gmeite, um mel^rere 3lb«
l^anblungen erweiterte Ausgabe (Liberi arbitrii
cum gratiae donis etc. concordia, altera sui
parte auctior, Antverpiae 1595, guerft ol^ne
ben, bann mit bem Appendix, unb mieberum
Antverp. 1609 et 1715, gulefet in $ariS bei
Setl^ielleuj 1876), in meld^er er feine ße^re näl^er
erflörte unb gegen bie Angriffe unb mamtigfad^en
9Ri^beutungen feiner ©egner in @d^u| nal^m.
I)en SSormurf beS ©ominicanerS P. ^^ac. ©err^
(Bist. Congr. de auxiliis, Antv. 1709, lib. I,
cap. 18, col. 70), ajlolina l^obe in biefer gmeiten
Slntmerpener SluSgabe „DieleS auSgemergt, maS er
in ber erften Siffaboner contra communem theo-
logorum doctrinam bel^auptet'', fud^te ber Sefuit
P. Sit), be äJle^er burd^ eine genaue SSergleid^ung
beiber ausgaben als ungered^tfertigt gu ermeifen
(Hist. Controv. de auxil., Antverp. 1705,
lib. n, cap. 5, p. 100 sqq. ; ©err^'S SRcplif 1. c.
1. V, 8. 3, cap. 2). 3ngtt)if^en l^otte SJloIina einen
bereits in ben Salären 1670—1573 mäl^renb feiner
Sel^rtl^ötigleit gu St)ora ausgearbeiteten (t)gl. baS
SSormort beS SSerf .) Kommentar gum gangen erften
Xl^eile ber Summa beS englif d^en Sel^rerS üerdff ent«
lid^t unb in bemfelben faft fömmtlt(|e S)iSt)utatio-
nen ber Concordia an ben betreffenben ©teilen
fottjie in einem Stnl^ang beigefügt: Commentaria
in primam partem D. Thomae, in duos tomos
divisa, quorum alter 26 quaestionum prio-
rum expositionem continet, alter una cum re-
liquarum quaestionum explicatione tractatum
de opere sex dierum complectitur, Conchae
1592. ?lud^ biefer Kommentar fammt ber Con-
cordia erfd^ien rafd^ nad^ einanber in öerfd^iebenen
Sänbem neu aufgelegt. 3m SSormorte l&atte SJlo-
Tina u. S(. bereits bie SBeTb^mtt\4|\xxv%t\w^§ueuett
großem SBBerfeS üerl^eifeen, »eld^eS in fed^S Srac«
taten bie gef ammte Seigre de justitia et jure nm-
faffen follte; l^ieoon fhtb nur fünf Slbl^anblungeii,
freilid^ fel^r umfangreid^e, feit 1593 gu Suenco
erfd^ienen. Srjl jieben ^afyct fpSter l^ben bieS&ter
beS SefuitencoQegS gu SRabrib auS feinen gefam*
melten äJlanufcripten ben gtt>eiten Xl^eil beS brittot
aSanbeS nebft ben meiteren Sonben t)erdffentlid^
Sine ©efammtauSgabe aller Xractote (De justitia
et jure opera omnia) erfd^ien guerf} 1614 gu Se>
nebig in 7 ^oltobönben, gule^t mit 99ilbm|, Sio«
unb a9ibIiograi)]^ie TOoIina^S gu «öln 1 733 (5 tm
in 2 fol.). aJlolina'S ffier! ifi für bie SRoral«
unb SRed^tSmiffenfd^aft t)on l^erborragenber Se*
beutung unb fielet bei Sl^eologen unb 2hirifltn in
l^ol^er ^d^tung; benn eS tnftfiU nid|t blol eine
eingel^enbe Sl^eorie beS Sted^tS überl^mtpt, fonbern
au^ bie Seigre über baS 9led^tSt>er^aItni| oon flinl^
unb ©taat, beS $a))fteS gu ben dürften u. f. to.;
aud^ für bie SSoIfSmirtl^fd^a^ ifi baS 9Ber! m
SSertl^ megen feiner Sl^eorie über baS SBed^felred^
u. bgl. unb megen ber auSfül^rltd^en ©d^ilbrntag
ber bamaligen ioirt]^fd^aftIid|en S^fi^be (p^
Snbemann, ©tubien in ber romonifd^-canom^'
fd^en aSirt^fd^aftS- unb Sled^tSIe)^ I, 49. 170,
Berlin 1876, bei ©d^ulte, @efd^. ber Ouellen nnb
Siteratur beS canon. SRed^tS in, 1, 731, @tu!a%.
1880). ©teid^mol^I glaubte bie berüd^tigte,t)onbaR
IBenebictiner SIemencet u. % rebigirte imb ton hm
$anfer Parlamente 1762 üeröffentlid^te 9tiBb)ge>
f d^rift Extraits des assertions pemicieuses et
dangereuses en tout genre que les soi-disantB
Jösuites ont dans tous les temps soutennes,
mel^e tro| ber f of ort t)on ben frangöfif d^en 3e^ntn
in brei Duartbönben gegebenen Böponse (1763,
ol^ne 2)rudb)rt) baS XobeSurtl^eil ber ©efellfd^
3efu merben foIIte, aud^ in bem Sßerfe WIMvio^
mel^rere ©ö^e einer lasen 9RoraI, toie betreffs ber
compensatio occulta u. f. \d., gu finben (S)dl*
linger, URoralftreitigteiten I, 337 f.). — ^U^
(Mgem. (Selel^rtenle^fon TU, 590) fül^rt Donb«
äefuiten S. SRoIina nod^ an : De Hispanonm
primogeniorum (= SRajorate) origine et oft*
tura libri 4, Compluti 1573, 2 tom. foL; Golon.
1588 unb Lugdun. 1613 u. 1657 mtt 3u{a|ei
t)on IB. &. be la aJlotl^e; allein l^ier Hegt offenk
eine SSermed^Slung Dor mit bem gleidbnamigmioA
gletd^geitigen fpanifd^en 3uri{len Suomig be Sto*
Una, Don Urfoon in ^nbaluften gebürtig (Büm-
deneira- Alegambe, Bibliotheca scriptt S. J^
Antverp. 1643, 314; L. Molinae vitae moiiBB-
que brevis adumbratio atque operom cate*
logus, in ber Siblntx ©efammtauSgobe feiner Snc»
täte De justitia et jure; Backer, BibL des
ecrivains de la Comp, de Jesus n, Li^ge 1854,
421—423; Hurter, Nomencl. I, 109 sq.).
SnoUna ]^t in feiner erflönmg gur Sumiia
beS 1^1. Sl^omaS ftd^ bie Aufgabe gefMt, iai'
befonbere baS alte t^eologifd^e Noblem überkk
SSereinbarung Don menfd^lid^er fjfrei^eit unb gütt*
lid^er ®nabe im ^eilsmerfe einer neuen grisb*
1737
SJloIina.
1738
lid^ Unterfud^ung }u imter}te^en, unb l^at ba§
Srgebnil berfelben in bem ©eporatioerfe Gon-
oordia etc. gufammengefteUt (Conc. Ad lect.).
Ston bnn bemnad^ biefeS oielumfirtttene IBudb be-
idftun als ben ))Ianmö^g burd^gefül^tten SJet*
einer Spologie ber ©laubenSlel^re, inSbejonbere
ZribentinumS Sess. VI, cap. 5, c. 4, über bte
mm^äßlfyt ^teil^eit unter bem (Sinfluff e ber @nabe^
beS göttlid^ SBor^ertmffenS unb ber gdttlid^en
Sorl^beftbnmung. Obiool^I ÜRolina felbft feine
bielbeiiiglid^e Se^re it^aUlid^ auS ben 93ätem unb
X^logen ber SSorjeit gefd^5pft l^aben toiSi, unb
oitoofjil ber ©efammtorben ber ©efeUfd^aft 3efu
biefelbe ber @u6ftan} nad^ ^u ber f einigen mad^te,
fo unirbe fte bod^ gefd^id^tUd^ nur mit feinem Flamen
uodbunben unb alS i^SRoIiniSmuS'' bejetd^net. Sßie
fein äBiberpart, ber ^Xl^omiSmuS''^ fo i^ai ouä)
ba „3Rolxax^mu&" im SSerlaufe ber Sontrooerfe
eine genauere Sutmidflung unb einzelne SBanb-
Iimgen erfal^ren. Sßir betrad^ten 9RoIina'8 Sel^r*
fpftem guerft in feiner urf))ränglid^en ©efialt^ fo*
bmm in feiner gefd^id^tlid^en Sntmidflung.
L 2)er aRolinidmuS ÜRoIina'8. S)en
zeformotorifd^en ärrtl^ümem gegenüber fud^te bie
Conoordia bie SBiÜenSfreil^eit beS 9Renf d^en mdg«
ß^ ttririfam }ur®eltung zubringen. $a^tman^
fo erfl&rt SRoIina, „gfretl^eit'' im @egenfa|e )ur
Koü^ioenbigfeit, fo ift freit^ätig ba§ienige &efen,
müä^, alle Sebingungen }um ^onbeln k)oraug«
geft|t^ l^nbeln unb nid^t l^onbeln, ober f o boS Sine
t^m tonn, ba^ eS aud^ beffen ©egentl^eil tl^un
Unnte. 2)aS Vermögen, mit meld^em ber ^an*
bdnbe in fold^er SSeife tl^dtig fein fonn, loirb frei
goianttt; infofem aber bie ^reil^eit, meldte formell
nn SBiSen rul^t, ein Urtl^eil be§ ^erftanbed oorauS«
K:, f^fit ^e liberum arbitrimn. @egenfa|t)on
i frei loirlenben ^rinci)) (agens liberum) ift
boS noturlid^ tl^ötige Sßefen (agens naturale)^
in beffen fOlaä^t ed nid^t liegt, tl^ätig gu fein ober
nU^, fonbem bad unter ben gegebenen Sebingungen
ftdft not^menbig mirlt unb bonn in ber Sßeife
ißscS t^ut, baf es nid^t aud^ beffen ©egentl^eil
tfym fonn (Concordia etc. in q. 14, a. 13, d. 2,
ed. noY. Par. 10 sqq.). 9htn farni ber SRenfd^
sab feine ^reil^eit in einem k)ierfad^en 3ufianbe
bdiod^tet merben: 1. im @tanbe ber reinen 9latur,
b. i nur mit feinen natürlid^en SBermögen auS*
gedPet offttt @änbe, aber oud^ ol^ne @nabe ober
wmn fibematürßd^e ^ilfe — ein 3uftanb, ber
|Mir mdglid^, aber niemals mirflid^ mar nod^ ie
Uh loirb; 2. im Staube ber Unfd^ulb, mit aütn
tjemoturlid^ ®naben fammt ben ®aben ber
jostitia originalis — ber mirflid^e 3uftonb beS
ccpen SRenfc^ k)or ber @ünbe ; 3. im Staube
ba @itebe k>or SBiebererlangung ber ^eiligungS-
mibe — ber 3uftanb ber gefa&enen 92atur; 4. im
Ctaibe ber loiebererlangten ^eiligungSgnabe —
bcK dußonb ber Sted^tfertigung. 3n jiebem biefer
Si^ibe ifl ber ÜRenfd^ frei, alfo frei nid^t blo^
In Vcjitg auf feine natürlid^en Zl^ötigteiten, fitt*
1^ (^ imb b5fe ober inbifferente, fonbem aud^
frei in IBegug auf olle übematärKd^ ^anblungen,
b. i. fold^e, meldte nur mit göttlid^er ^ttfe ober
®nobe t>onbrad^t merben lönnen, meil fte ein über-
natürlid^eS 3iel t)erf olgen. Unb jmar ift ber SRenf d^
in IBe^ug auf biefe ^anblungen f o frei, ba| eS in
feiner äJlod^t fielet tnit ber @nabe gu mirfen ober
nid^t, ober einen gegentl^eiligen Set )u DoQjie^en.
3)a]^er l^angen alle übematürlid^en Scte, fei eS oor
ober nad^ ber SRed^tfertigung (actus supemat.
dispositivi vel meritorii), in i^rem Sein fomol^I
Don ber göttlid^en ®nabe als t)om freien SßiUeti
ab (Conc. disp. 3, edit. cit. p. 19).
SSie fagt nun aber äJloIina ben Segriff beS
Uebematürlid^en unb beS übematürlid^en ^cteS,
unb meldten ^ntl^ett l^at nad^ i^m baran bie gött«
Iid^e®nabe unb meldten ber menfd^Iid^e SSiUe? SaS
Uebematürltd^e im ftrengen unb eigentlid^en Sinne,
lel^rt SRoUna, itberfteigt j[ebe gefd^dpflid^e 9latur
unb Jhafi Unfere^anblungen fmb begl^alb aber«
natürßd^ unb mefentlid^ Derf d^ieben t)on ben natür*
ßd^en, meü fte in bef onberer Sßeife ®ott ^ur Sßir!«
urfad^e l^aben 0- <^* ^ q* ^^t a* 13i d. 33, p. 191).
SSöl^renb ber Sßille )ur freien natürlid^en ^anb*
lung nur beS allgemeinen göttlid^en SoncurfeS
(concursus generalis) bebarf , berul^t ber freie
übematürlid^e Set auf bem 3ufammenmirf en breier
$aetoren, meldte als £]^eUurfad^en ^u einer einzigen
Urfad^e (tres partes unius integrae causae)
ftd^ Derbinben unb als fold^e ben Set bemirfen, unb
^mar fo, ba| berfelbe gau} Don jieber biefer Ur«
fad^en, aber Don feiner als Don ber ganzen Urf ad^e
ift (in q. 14, a. 13, d. 37 Conc, ed. cit. p. 209).
S)ie erfte unb Donüglid^fle Urfad^e ift @ott, mel-
d^er burd^ feinen (^nabeneinflu^ mirft; bie gmeite,
minber Dorjüglid^e Urfad^e i{l ber freie SßiUe beS
SRenfd^en, ber, getragen Don ber britten Urfad^e,
bem allgemeinen concursus, unter bem Sinfluffe
ber ^uDorlommenben unb unterftü|enben ®nabe
übematürlid^ frei l^anbelt (in q. 23, a. 4 et 5,
d. 1, m. 10, p. 502; Dgl. inq. 14, a. 13, d. 28,
p. 171; ib. d. 37, p. 209 sq.). ©afe ber Set ein
^eier ift, ^at er Don bem Sin^uffe beS menf d^Iid^en
aSBiEenS; ba^ er ubematürlid^ ift, l^at er Don bem
Sinfluffe ber göttlid^en ®nabe (Conc. ed. cit.
p. 209 sq. 215. 463. 471 et passim). S)arauS
folgt aber nid^t, ba^ in bem Sete felbft ein reeller
Unterf dl^ieb ^mif d^en 92atürlid^em unb Uebematär-
Ud^em befiele, fonbem ber ganje Set ift über*
natürlid^, mag berfelbe nun in feiner SSoIIenbung
als £erminuS ober im SSerben, gemifferma^m im
SuSgel^m auS bem Vermögen, als (Sinfiu^ beS
aßiUenS betrad^tet merben (in q. 14, a. 13, d. 12.
Conc. ed. cit. p. 58 sq.; ib. d. 38, p. 215 ; d. 40,
p. 229 sq.; in q. 23, a. 4 et 5, d. 1, m. 6,
p. 461 et al.). SRoIina erüört an biefm unb
anberen Stedm mieberl^olt, ba|, fo oft er Dom
@inf[u| beS SßillenS rebe, er l^ierbei bie ®nabe
DorauSfe^, meldte ben SBiSm ^u einem fold^en 3tt-
fbt^e anrege unb beföl^ige unb il^m baS übematär-
lid^e ®e))röge Derleil^e. Sr nimmt u^\\^ ^x:^«^.
boppelten 6m^u^ W ^m\>t «aXXJx^'Si^^^ö^flßft^
1739
SJloUna.
1740
bed 9(äed an: einen mittelbaren, meldtet birect
auf baS iBermögen gel^t, biefed innerüd^ ^um ^cte
befäl^igenb unb anregenb; unb einen unmittel-
baren, loetd^er ^uglei^ mit bem äSßillen auf ben
Set felbft einpiefet. ®er Don ber ©nabe erl^obene,
fleftärlte, bewegte, aber unter biejem ßinfluffe frei
bleibenbe aßiUe mirft baS übematürlid^e 9Ber! (in
q. 14, a. 13, d. 40, 1. c. p. 126; ögl. in q. 23,
a. 4 et 5, d. 1, m. 7, p. 472). SSBenn alfo OKo-
Kna fo oft wteberl^olt, „ber übemotürlid^e ^ct
VDttht frei genannt, inf of em er t)om SßiHen innata
sua libertate ooH^ogen'', unb „er fei übematür«
Ud^, loeil er öon ©Ott geioirft morben", fo toiE er
mit Jener SuSbrudSioetfe nid^t löugnen, ba^ bte
menfd^Itd^e gfreil^eit unb beren aSetptigung im
übematurlid^en ^cte aud^ ©Ott ^ur Urfad^e |abe,
unb mit le|terer nid^t bel^au^ten, ba| bie ©nabe blo^
auf ben mt, nid^t aud^ auf baS Siermögen h)irfe;
finbet er ja bod^ ben Unterfd^ieb be§ aOgemeinen
göttlid^en Soncurfeg unb ber 5ut)or!ommenben
©nabe gerabe barin, ba^ Jener unmittelbar nur
auf ben Set, biefe aber suerft auf bte @eelen-
Dermögen h)irft, Jener bal^er bem Stnflu| be§
SEBiEenS auf ben Set in feiner Sßeife, meber ^eit-
lid^ nod^ togifd^ üorangel^t, (ool^I aber biefe (1. c.
d. 41, p. 239; ögl. über ben Segriff beS ,con-
eursus generalis* Conc, ed. cit. in q. 14, a. 13,
d. 26 et ib. d. 32 etc.).
@onad^ bel^auptet aud^ SRoIina, mie aSe fat^o-
ßfd^en £]^eoIogen, ba^ bie @eele unb il^re ißer-
mögen in ibrem innerften @ein burd^ bie 5ut)or>
fommenbe ^nabe über ftd^ felbft erl^oben, angeregt
unb bemegt mtrb, um etmaS l^erDorjubringen,
maS fie au§ eigener jhaft niematö »irten fann
(evehendo naturam ad effectom, quem sola
non potest producere; t)gl. in q. 14, a. 13,
d. 45, p. 254 sqq.). S)ie #ege fd^eiben jtd^ erft
bei ber Sfrage, mie ber übematürlid^ beföl^igte unb
angeregte f&iUt au3 bem 93ermögen (actus pri-
mus) in ben mirflid^en Set (actus secundus)
ubergel^e, ober tote ber al§ ^oten^ nod^ unbeftimmte
SBiUe ein actueU beftimmter h)erbe. S)ie „Xl^o*
miflen'' anttoorten: „burd^ ©ott", meld^er burd^
rine neue, ber freien ©elbfibemegungbeSSBillengber
9tatur nad^ t)orange|^enbe Setoegung (praemotio
= praedeterminatio = gratia ex se efficax) ben
fibematürUd^en Set nid^t bIo| ermöglid^t, fonbem
(als causa prindpalis) aud^ unfel^Ibar ^mar,
aber bennod^ frei betoirft; SRoIina aber bel^auptet:
„burd^ ben freien SDSinen" , meld^er, »eit entfernt, öon
einer neuen anbem gdttlid^en SSemegung beftimmt
ju »erben, tnelmebr felbft bie ©nabe beftimmt, in«
bem er mit il^r aU ^oxttpxxndp mirfenb ben^eikaet
l^orbringt unb fo bie gratia praeveniens unb
excitans in actu primo 5ur gratia cooperans
unb efficax in actu secimdo mad^t (in q. 14,
a. 13, d. 40, p. 232. 238; in q. 23, a. 4 et 5,
d. 1, m. 6, p. 458 sq.), nid^t alS ob ber aSBille
ber ©nabe irgenb eine ffraft öerliel^e, fonbem in
freien äSBiUend bebingt ift (L c. p. 462 unb Appeni
resp. ad obj. 3, p. 595). ^er burd^ bie suDor*
fommenbe ©nabe übematürlid^ gum ^anbeln b^
föl^igte SßiUe bebarf feiner tt>eitem ^ilfe andern
Srt mel^r, um in ben Set überzugeben (in q. 14,
a. 13, d. 37, p. 209; d. 89, p. 223); eS genügt,
ba^ bte bisherige ©nabenl^ilfe fortbauere, bamit
©nabe unb freier SSille jufammen (concursa
simultaneo) alS partielle Urfad^en ben übematin-
lid^en Set l^eroorbringen (ib. d. 40, p. 239 sq.).
@o toirf en gmei, meldte an einem @eüe ein @<^
Rieben, gu einer SSBirfung, jur gortbeioegung be8
@d^iffe§, gufammen, unb e§ gel^ört bie gen^ 3Bi^
fung iebmebem an, aber bem Sinen mie bem Ih*
bem nur al8 Sj^eilurfad^e — mit bem Unterfdjiebe
Jebod^, ba^ bei bem ^eilSacte ®ott bie t>oran'
gebenbe (gratia praeveniens = influxus pne-
vius) unb Dorjüglid^ere Urfa^e ift, tt>eil burt^ ^c
erft ber SSille )um übematürlid^en Rubeln an«
geregt unb befähigt mirb (in q. 14, a. 13, d.13,
p. 59; d. 26, p. 158; in q. 23, a. 4 et 5, d. 1,
m. 6, p. 461).
92a^ SRolina liegt alfo in ber ®nabe felbj! fdn
befiimmenbeS äJloment, meld^eS bie Suftimmang
beS aSBiOend l^eroormft. 3ut)orfommenbe mibimt-
mirf enbe ober unterfiü^enbe, l^inreid^enbe unb imrf*
fame ©nabe finb an fid^ felbft, objectit) real, mäf
unterfd^iebm: numerifd^ eine unb biefelbe @iiabe
ift 5Ut)orfommenb, infofem fie ben SBiSen ^mn
^anbeln tüd^tig mad^t unb anregt; mihDufCnb,
infofem fte gugteid^ mit bem SBUlen burd^ einen
nad^folgenben begleitenben unb l^lfenben Sin«
flu^ ben Set betoirft (in q. 14, a. 13, d. 89,
p. 223; ib. d. 40, p. 227; d. 42, p. 242 et
passim), unb mirffam, mofem ber freie SSiUe i^
^uftimmt, ober blo^ l^inreid^enb, h}ofem er m^
5uftimmt (in q. 14, a. 13, d. 40, p. 280 sq.; in
q. 23, a. 4 et 5, d. 1, m. 6, p. 458 sq.; Append.
resp. ad obj. 3, p. 593 sq.). 3tnar ift mid^ bie
l^inreid^enbe ©nabe (gratia suf&ciens) eine inn«
lid^ mirffame, infofem fte ))]^9ftfd^ unb momfij^
auf grfenntni^ unb SBiSen einh}irft (actio Ti-
talis, p. 256 sq.), ibre ftraft erl^öl^t unb jum (Mxa
anregt; aber fie ift nid^t Don gutem (£iitf##
(actio libera) begleitet, fte bleibt dfyat (kfolg
toegm !Rid^t}uftimmung beS SBiOenS. 39 Mifr
t)orbanben, bann mirb bie ©nabe tmilfam m
engem @inne. S)aber bie fpütere moItn^diieS^
mel: Sine unb biefelbe ©nabe ifl efficax ex 0te
in se — ab intrinseco in actu primo, ffifn
fie bem äBiden ba§ mUt SSermdgen anm wm^
natürlid^en ^anbeln t)erlei]^t, unb efficax, wi/i
ex se, fonbem ab extrinsidco sc. ex cooseoii
sive cooperatione voluntatis, fofem ber ^
gntfd^Iu^ l^in^utritt. 2)ie 3)ifferenginmg fnnl
alfo nid^t t)on 3nnen, auS bem aEBefenbetSaik
nid^t t)on ©ott, fonbem t)on Stufen, bmd^ bk jH"
ftimmung bed SRenfd^en. ^ierbinrd^ iß dfaM«!
bie menfd^Ud^e S^reil^ett DblUe ^mofyct: bk9m
fofem ber 6rf olg unb ba§i S\A Ux (Srnbeutolrf- 1 lodft ben SBillm an, aber fie befKmmt i^n
famfeit bie ^eitöt^at, t)ou \itt ^Ym'dax^^ \iÄ\\\t\i^\sm^^^^ fonbem
nurbifSy^
1741
ÜRoUtiq.
1742
des beS «dcS — feine UeBematütßd^Wt (in q. 23,
a. 4 et 5, d. 1, m. 7, p. 472 ; m. 10, p. 503).
2)q| bei gon^ gleid^en )ut)orIommenben ober fogar
mit genngeren ©noben ber Sine ftd^ belel^rt, ber
Snbere nid^t, l^ängt lebigli^ t)on il^rem SBiUen
ai (in q. 23, a. 4 et 5, d. 1, m. 10, p. 505 ; ib.
d. 4, p. 565; t)gl. in q. 14, a. 13, d. 12, p. 51 sq.;
d. 40, p. 237). ®ie Slnfid^t ba| bie ®nabe il^ren
Srf olg einzig aud {id^ l^abe, bag {ie eine t)on unf e*
rer gfteil^eit unabl^ängige 2)eterminirung unfered
SSBiHenS fei, ol^ne »eld^e ber 9d nid^t gefd^el^en
mtb mit meldtet ber 9d nid^t unterbleiben fönne,
fyit — fo erflärt 3RoIino toieberl^olt — bie menfd^-
li^ Sfreil^eit auf unb tt)iber{))ri(|t ber flaren Seigre
bed XribentinumS (in q. 14, a. 13, d. 40, p. 233;
in q. 23, a. 4 et 5, d. 1, m. 6, p. 459 et al.).
Z)ogegen bemerfen bie SSedl^eibiger iener %nftd^t,
tki^ burd^ bie moliniftif d^e ^erüorl^ebung ber menf ^-
li^engfteil^dtbieunfel^IbareSBirffQmfeitberSnQbe
md> bie obfolute ^errfd^aft @otteS über boS ®e-
fd^öpf^ XDXt bie l^eiKge Sd^rift unb ber 1^1 Sugufiin
fie lel^d, nid^t ^u i^rem SRed^te fommen. SDenn
toenn ber 9){enfd^ burd^ feinen freien SSiQen bie
bb| l^inrdddenbe @nabe ju einer mirffamen mod^e
unb burd^ fdne Suftimmung bie @ntf d^eibung für
boS @ute gebe, bann lönne er ftd^ mit Siedet be§
guten SBirfenS unb beS SoIIbnngenS rül^men, ent-
Sgen ben SBoden beS ^oftelS : „ SBer unterf d^eibet
d^? 9BaS l^oft bu, ba§ bu nid^t empfangen
^efl?" u. f. tt). (1 6or. 4, 7). „Serni ®ott ift
€8, ber in eud^ fomol^l boS SBoHen al§ baS SBod-
ferbtgen mirft nad^ feinem äBo^lgefaUen'' ($]^il.
2, 13; ögjL &p\). 2, 10). 3n lBeQnttt)ortung biefcr
imb öt^nlid^er Sinh)enbungen gab äJloIina nähere
^Erflfirungen )u fdner Se|re: fie führen in ben
Sltittelpunft feines @t|jlemS, )ur Seigre t)on ber
•eieniia media.
Sömmtlid^e Sl^eologen leieren auf (Srunb ber
gttlid^en Ofenbarung, bag ®ott vermöge fdner
Ittiffenl^rit ba§ 3Rittt)ir!en ober 9lid^tmirfen be§
SRmfd^en mit ber ®nabe emig oorau^efel^en unb
bo8 eine mie baS anbere SSerl^alten in feinem eh)igen
ffieltplane entfpred^enb georbnet l^at. 9Bie erfl&d
eS Pd^ aber, ba^ ®ott, meld^er bie »irffame (mit«
nrtdenbe) ®nabe t)erlei]^t, unfel^lbar il^ren S^'
Kimenl^ang mit bem guten SBerfe erfennt, nod^
öt er ben 9ld felbft fielet? ^ier beginnt bie
4Eoiitrot)erfe. S)ie 3:i^omiften antn)oden: ®ott er«
lemtt aneS in fid^ felbft, in feiner Sßefenl^dt, aud^
<äU (unbebingt ober bebingt) freien Scte fdner
^ Jd^öpfe, unb jmar bief e, infofem fein SQäefen ^u«
Qud^ SBiSe unb als f old^er bereu erfte Urf ad^e
mit anberen SBorten: ®ott erfennt bie frden
»lungen fdner ®efd^5pfe in feinen emigen
totouSbeflimmungen ober äBiUenSbefd^Iüffen, 5u
hntn 93on}ie]^ung in ber Seit eben bie pl^QJ^d^en
Ijßrilbdenninationen ober auS fid^ mirffamen ®na«
ooi dB unfel^Ibare 9RitteI bienen. 2)ie freie @elbft«
icfKmmung beS gefd^affenen SßüIenS l^ängt in
1^1^ 3ttfiam^ab ton einem frden (pofttiden ober
imdffenben) 2)ecrete beS göttltd^en SBiÜenS, baS in
feiner SuSfül^rung unfel^ttar mirffam ifi. ffier
frde SSiUe beS ®efd^5pfeS mirb mit unfel^Ibarer
@id^er]^dt, jebod^ nid^t notl^menbig, fonbem toS«
fommen frei bie Sde ausführen, meldte ®ott Doh
il^m auSgefül^rt unb ^mar frd auSgefü^d l^aben
milL SRun erfennt ®ott in fid& felbfl, bafe er
biefe ober jene freien Sde ber freien ©«Wööfe
mitt : alf 0 erfennt er in fid^ felbft, in feinem äBwen
bie freien ?lde ber ®efd^öpfe. STOoÜna aber, ber
bie pl^tififd^en (natürlid^en unb übematürßd^en)
$rämottonen Dermirft, löugnet aud^ bie emigen
^röbeterminationen unb Idugnet bal^er aud^, ba^
®ott bie freien gefd^öpflid^en Stde in "ben 93e«
fd^Iüffen^ fo ^u pröbeterminiren ober nid^t ^u pxä*
beterminiren, k)orauSfe]^e, fomie ba^ bie $röbe{H*
nation burd^ fold^e Sefdftluffe gefd^el^e (in q. 14,
a. 13, d. 50, p. 297 sqq. ; d. 53, p. 334 sq. ;
unb in q. 23, a. 4 et 5, d. 1, m. 6 et 7, p. 455
ad 477). gr l^at fld^ felbft folgenbe Sl^eorie ju-
red^tgelegt: ®ott erfennt aUe blo^ möglid^en 3)inge,
lebiglid^ infofem fie möglid^ finb (scientia sim-
plicis inteÜigentiae sive naturalis), unb ftel^t
aQeS SBirf lid^e nad^ aden feinen ^Bestellungen, alfo
aud^ alle mirflid^ gufünftigen freien ^anblungen
DorauS (scientia visionis sive libera). Sr er«
fennt aber aud^ t)or jebem 2)ecrete feines SBiUenS
burd^ eine Supercomprel^enfion beS gefd^öpflid^en
SSillenS bie bebingt ^ufünftigen frden ^anblungen,
baS nömlid^, maS ieglid^eS frde ®e]d^öpf unter
gau) beftimmten Umftönben tl^un ober nid^t tl^un
mürbe, menn biefe Je fid^ oermirflid^en mürben.
3)iefe @rfenntiti| nennt SRolina scientia media,
pnad^ft megen il^reS ®egenJtanbeS, benn biefer
feien nid^t rein mdglid^e, aoer aud^ nid^t mirf»
lid^e S)inge, fonbem fold^e, meldte unter SBorauS-
fe|ung gemijfer Sebingungen in (Spftenj treten
mürben; i^r ®egenflanb partidpire ba^er an bem
®egenfianbe ber beiben anberen grfenntniffe, ol^ne
mit il^nen ibentifd^ 5U fein. 2)e^]^alb l^d^e fie
als bie (Srfenntni^ beS iBebingt-3ufünftigen mit
Xed^t scientia media (in q. 14, a. 13, d. 52,
p. 317; ögl. ib. d. 53, m. 1, p. 337). Sie
fann aber aud^ fo genannt merben megm il^reS
3toedeS, meil fie nömlid^ nad^ SRolina eine t)er«
mittelnbe grfenntnife, bie einjige SSrüdfe ift, mittels
mdd^er ®ott oon ber Srfenntni^ beS rdn ÜJlög«
lid^en }ur Srfmntni^ ber mirfli^en frden fymb»
lungen gelangt SRel^men mir ®ott biefe griennt-
ni^, bann mei| er nid^t mel^r ftd^er, maS biefeS
ober ieneS freie @efd^dpf unter beftimmten Um«
ftänben ober SBerl^öltniff en unb ®nabenermeifungen
t^un ober laffm merbe (in q. 14, a. 13, d. 50 et 53,
m. 1 et 2). 2)ie scientia media (ol^ne pröbeter*
minirenbe 2)ecrete) bilbet fonad^ ben Sngelpunft
beS moliniftifd^m S^ftemS : ben 3lettun'gSanf er für
bie menf d^Ud^e gfrcil^eit einer« unb für baS unf el^l«
bare göttlid^e Sorl^ermiffen beS 5rei«3uKinfttgm
anbererfeits. 3nit il^r fielet ober f afit ber SKoliniS«
muS; fte blieb bal^er aud^ tro^ aller äußeren Snfed^«
tungen unb inneren S)iff erenjen baS ftetS f eftgel^al«
tcne panier ber ®nabenle]^re ber ©e^ett^SJ^^^^
174S
ÜRoUna.
1744
SBor iebem freien 2Binen86e|d^Iujfe erfentit ®ott
t)on etoigfeit l^er ^auS ber ^ö^e feiner natürlid^en,
?BIe« übenagenben unb jeben freien SOßiKen üoH-
lommen burd^bringenben ßrfenntnife", »aS ieg-
Ii(^e8 freie SBefen in ieber möglid^en Orbnnng
unter biefen ober jenen Umpönben ober ©noben-
\ptübtn öermöge ber il^m angebomen greil^eit tl^un
IDÜrbe, toenn er e« in biefe Orbnnng u. f. ». fejen
ȟrbe (ib. d. 49, p. 290; d. 50. 51. 52). 3tuf
©mnb biefer unf el^lbaren grlenntni^ be« Sebingt-
3u!ünf tigen (scientia media) fa^t bann ®ott ben
Sd^öpfmtgSentfd^lu^, b. 1^. ben gntfd^Iu^^ k)on ben
Irtelen möglid^en SBelt« unb ©nabenorbnungen
gerobe biefe bejHmmte in^S ©afein ju fejen, in
ipeld^er gemö^ feiner untrüglid^en iBorauSftd^t biefe
freien SBefen, gngel unb STOenfd^en, mit feiner
@nabe mirlenb il^r ^eil erlangen, iene fie ab-
»eifenb ^u ®mnbe gelten (in q. 23, a. 4 et 5,
indbefonbere d. 1, m. 8, p. 483 et 488 : eine
grogartige ^ufroHung bed gdttlid^en fl&diplan^
nad^ ben $rincipien aJloIina^S). ^ierburd^ gel^t
bann bie scientia media über in bie scientia
Tisionis, b. 1^. in bie Srfenntnig ber SSelt old
loirflid^en. 2)ie Unfel^Ibarleit ber @)nabentt)irfung
rul^t f)itTnaäi nid^t, mie nad^ ben Xl^omtften, auf
ber göttlid^en Mmad^t unb Saufalitftt, fonbem
auf bent unfel^Ibaren Sorl^enoiffen unferer Qu»
ftimmung unb bem freien SßoIIen ©otted, melier
mittels ber scientia media ben Srf olg ber ©nabe
bei biefen unb ienen unfel^Ibar Dorl^ergefel^en unb
jobann auS freiem Sßol^Igef aQen für biefe unb jene
jold^e ©naben befümmt ^at, mlä)t bei il^nen ben
borl^ergefel^enen Srfolg l^aben, b. ^. nnrffam ftnb.
S)ie scientia media bot SRoIina aud^ baS äJlittel,
um bie Unabanberlid^Ieit ber $räbeftinatum unb
Steprobation mit ber menfd^Hd^en Sftei^tit unb
bem göttlid^en SJorl^ermiffen )u vereinbaren. S)ie
^röbeftination ^ur ©nabe unb ©lorie gefd^iel^t
t)or aQer SJorauSfid^t ber Serbienfte, inbem ©ott
au8 U)&rmfter unb freiefter IBarm^er^igleit be«
fd^Iiegt, gemtffen freien SBefen fold^e ©naben ju
fpenben, mit benen fie, mie er Iraft ber scientia
media t)orauSgefe]^en, mittt)irfen unb fo felig h)er'
ben, h)ä]^renb er tlnberen nid^t f old^e mirl^ame,
fonbem blog l^inreid^enbe ©naben Derleil^t (in q. 23,
a. 4 et 5, d. 1, m. 4, p. 450; m. 6, p. 465.
467; ib. m. ult. p. 549; d. 3, p. 560; ögl. in
q. 14, a. 13, d. 12). S)ie oorl^ergefe^ene bebingt-
}u!ünftige SRitmirfung bed freien ©efd^öpfeS i{l
nur SSorauSfelung unb aJHttel für bie ?ßräbepina-
tion, nid^t aber bereu Urfad^e. ^e Snmenbung,
meldte bie @emipelagianer Don ber scientia media
mad^ten, bag bie Dorl^ergef eigene bebingt-fünftige
aKittoirhmg be« SKeufd^en bieSScrbienfturfad^e fei,
berenttoegen ©ott jum ewigen Scben pröbeftinirt,
öermirft ajlolina auf baS (Sntfd^iebenfte (in q. 23,
a. 4 et 5, d. 1, m. 5, p. 453 sqq.). 2)te $rö«
befHnation l^at gar feine Urfad^e auf ©eite be§
^ßräbeftinirten, fonbem il^rm alleinigen ©mnb in
bem göttUd^en grfennen unb ffioHen (ib. m. 11,
p. 508 sqq.). ®enn tt)o§ ift bie ^räbeftination?
SRoIina befinirt: Batio ordinis ac medionmi,
quibus Dens per scientiam naturalem (= mar
plicis intelligentiae) et mediam inter liberam
(= yisionis) et mere naturalem praeridit
creaturam aliquam mente praeditam pervoi-
turam in vitam aetemam, cum proposito de-
terminationeye divinae voluntatis ex parte
sna id executioni mandandi, est praedesti-
natio talis creaturae (ib. p. 505). 3)iefer 9^
Id^Iug ift ber SrmeiS einer befonbem 93or(iebe für
lie $röbeftinirten, felbfl bann, menn ein St^m)*
birter mel^rere imb größere ©noben empfangen
l^otte als ein $röbefUnirter, toit 5. 8. ol^ So>^^
ber gefallene Sucifer an ftd^ grö|ere@naben empft^^
al§ ber geringfte treu gebliebene Sngel, unb ber
SSerrdtl^er 3ubad mel^r a(3 ber reuige &Sfiifa
(ib. d. 8, p. 558 sqq.). 2)ie SReprobc^n umf^
einen breif ad^en Sßillengact ©otted, beren jeber eines
befonbem Srfenntnigact ^ur 93orau8fe|ung 1^:
1. bmSBefd^Iui bie@ünbe feitenSberStid^tpröbepp
nirten gu)ulaffen, b. 1^. nid^t }u tierl^inbem ; 2. fie in
ber SSerl^örtung bis an baS SebenSenbe gu bekp
ober il^nm »irtfame ©nabe ber Sefel^rung mijlt
3U ertl^eilm; 3. enblu^ fie pofU\t> gu t)ertDeifn
ober ber emigm SSerbammung an|eim)ug^
S)ie beiben erftm S)ecrete ml^m auf ber äJoconfi-
ftd^t beS bebingt-gulünftigen ÜRangefö ber fieien
3uftimmung gur ©nabe feitenS ber Steprobtden
(scientia media) ; baS britte — bie dgentlid^
Sieprobation — auf ber iBorauSfid^t ber loirOi^'
}u!ünf tigen @änbenfd^ulb als ber causa demeri-
toria unb ift bemnad^ eine reprobatio proptor
praevisa demerita. Somit bietet bie 33emn>
bamng ber menfd^Ud^en tJ^reil^eit mit ber etoigm
Steprobation feine größere ©d^uierigfeit alS feie
SSerbinbung berfelben S^i^eit mit bem etoigm
Sorl^ermtffen ©otteS (in q. 23, a. 4 et 5, d. 4,
p. 561 sqq.).
S)ieg fmo bie ©runbsüge beS t>iel ongefod^tenen
@9ftemS ber^armonie gmifd^m ©nabe unb g^*
l^eit, mie fie ülcolina in feiner Goncordia gegeid^
l^at. StfQt ift ber ffem beSfelben, bie sdentia
media, meber an ftd^ nod^ aud^ in il^rer Snioen*
bung auf baS fraglid^e Problem etuniS 9taic&
SRolina l^atte bie ©mnblagen feiner Xl^eorie beteitt
etma 30 äal^re üorl^er auS ben @d^uIdortrfiga
unb $rit)atuntembungm feines gro|en Sel^
^onfeca empfangen (Fonseca, Comm. in Metaph.
Arist. 1. VI, cap. 2, q. 4, sect 8 init., ed. Colon.
1615, in, 119 sq.; Dgl. I^iergu bie SLnbeutungoi
aJloIina'S felbft Conc, in q. 14, a. 18, d. 53»
m. 2, p. 353 sq.), mc^renb l^inttrieberum biefer
5U ber t)on il^m ^uerfl formen fi^en 9uSfd^eibitn
einer britten ^rt göttlid^er Srf enntni^ tttmJ^
burd^ bie 1556 in $ariS erfd^ienene Sd^rift De
praedestinatione beS italienifd^ X^togm
SamerariuS angeregt nntrbe (ooL Stimmen oi
SRaria-Saad^ XVm, 239 f.). SRoIina aber gai
biefer epod^emad^enben Unterfd^eibung ben tat»
mt^x trabiüoneQ gemorbenm 9!amen sdentii
media (tJfonfeca l^atte fte scientia mixta genamit)
1745 anolina. 1746
«nb (ante auf ^t tin fSnnli^eS Stiftnn bf i ^at» inmnt firaft, fonbeni oon üugen, bon btr scientia
nonic DOtt S»iI|tU unb ®tmbe, ^rotribenj unb media, b. q. Don btr göttUdien SOontuSfii^t bet 6t>
STdbcjlinaHon, baS n tDi{!cn|d^aTtIii^ adftitig ju bingt'jutünfKgtn SnifKit§btt^&%mg tommi; in
tcQifinbtn unb gegen ade einnüife gu beitfietbigen anbeten ftcunbären unb augettoelentli^en Spannen
h^e, toie bie^ auf folgern gfunbamente unb in geftattete fic i^nn X^eotogtn DolIe SReimuigfi-
olefei %u3fü^rli(^leit no^ tein XEieoioge »oc i^m frei^eit. Sin» biejei Xtiutigenjput^e betrifft bie
tttttenummen ^tte. 3n biefem Sinne tonnte er Orbnung bei enigen^ccrtteSatteS begügli^ bei
bi^ mid^ in Sia^rEieit einer gewiffen Oiiginoli' SuSeimäfilung. E^äl^itnb nämli^ alle Si^eologen
tut fi4 rühmen : haec nostra ratio concUiandi ber ©efeUf^aft einig waren begiiglid^ bei enlniAd-
libertat«m arbitrii cum divina praedeetina- ten @nabenn^r[|amltit (Dgl. Ripalda, De ente
tionfl a nemine, quem viderim, hucueque tra- supematurali d. 1 13, b. 5, n. 24 — 27), l^tUttn
dits(inq.23,a.4et5,d.l,m.ultiiifiii.,ji.550; fte [i(f) in i^rcnSlnfi^ten^infic^tlii!^ bcr^rdbe^-
Mtinq. 14, a.l3, d.53,m. 2,p.354). ^iel^ä- nation }ur®lorie unb ber ißräbefinitian bei guten
wpen bejüglid^ bti ©nobe märtn, wie er meinte, SfSerte. Slie Sinen, mit fiejfiua an bei Spije (De
Mo^ niemals entftanben ober balb nieber trloft^en, praedeBt. et reprob. s. 2 sqq.), beut SQaaqueg,
«Hb Streitigleiten unter benlot^oUIc^enS^eoloaen Ißdentia u. 91. folgen, Bett^eibigen eine prae-
nUStiii^ti^eitbeigelcgtloorbfn,niennbieiiDni^m deBÜnatio ad gloriam poBt praevisa merita ;
oÄrideÜen (Smnbffi^e immer mit biefeiSeutli^' SBtOarmin (De grat. etlib. arb.II, 15), Suokj
Mt unb Sufifü^rli^feit nären au8get|)ro(^en uoi' (De dir. praedest. et reprob. 1. 1, cap. 8, ed.
btn 0b. p. 54S). Sßit fe^r aßoltna I|ierin fid^ Vivös I, 260 sqq.), Shiij, Stamircj u. 9. Iet|icn
tb^dtit, MUicS f i^on feine uiä> no^ me^i bie nSt^ft> eine praed. ante praevisa merita, laffen aber bie-
blgenbe Seit; benn ber SBafaniBmuB teurbe buri^ fn bie ecientia media borauftge^n. SBü^nibbem
me molinifttfc^e X^eorie beS Sefjli^ nic^t fofoit „t^omiftift^en" Stifteme bie SSugnung ber praed.
ctpiA unb bae @ntfle^tn befi Sanfmistnuä nit^t post praeTlea merita eigtntt)ümlic^ ift, nirb boS
Bc^inbert; bie ©treitigfeiten unter ben tal^oliftiicn molinifüji^e Don biefer Sräge nii^t berührt; cS Der«
X^Iogen ober Begonnen Bon ba ab erft xed^t. trügt fii^ mit beiben anfügten, Sür SefliuS ift in
SMnm »ar jeboii) ni(^t blofe HiDlina'S ZeW, f on^ SÖejug auf ©nobe unb ©elo^nung bie niirlli<^e, fflr
boB jum Steile uenigftenS mic^ feine Sluäbruifg' Suart} bie intentioneHe Orbnung maggebenb —
aid> @i^eibu>eif e f c^uQi. 918 erftem Sefuitent^eo' unb Seibe fmb enlf ^iebcnt Siert^tibiger Wolina'3.
logtn, ber auBfä^rlid) über eineS ber f^toierig' Hin biefe erfte ^DttinungSBerfi^ieben^eit begiig-
flm t^Iogifi^en Probleme fi^rieb (res nna e licE) ber ^rSbe^nation f^Iic|t f\ä) eine gmcile über
(liffieillimiaintototheologiaeoampo — Conc bie ^räbcfinition ber guten ^erle. 3}Iit ^läbefini'
Ad lect.), gelang c8 \S)m nid^t immer, ben rii^' tion im Unterf(f|iebe Don ^räbe^nation, meiere
Ugen, f^oorfmunbUoiennuSbrudgufinben, Ucl- unmittelbar ober mittelbar auf bie emige @Iotie
4iaipt»)r3nt^rßfinbniffenbena^rt^tte. 9uf abgielt, bejei^nen bie 3:^eologen „ben Söillenfi-
UcDoT^ellungDtttDenbeteernienigiSorgfaU; fein befc^M, mit ntlc^em @Dtt Dor Sioraulfi^t ber
etil ifl breit mit unjä^Iigen äßiehertiDlungcn, bie niirflid^ @elbßentfi!^eibuns beS freien @ef(!^&t>fe8
Cd|e long unb Dielberft^Iungen. €einO(ben6- Don6migteit))o^tiD,(äi|olutunbR)ii[fambef(!^Iiettt,
genöffc P. S^l^eemann tiat 9tt((it, Denn er be* ba| eS in ber 3eit einen beftimmttn guten Set
matt: ,€e loßet mirnicil giD|e 3!RüH fi^ bei Boüitt^e''. S)er EBtgriff ber ^räbefinition fd|litgt
Scfims brt SSeileB (ber Concordia nämli^) biS mithin gmei Wamente in fit^ : ben ä&iHen, tio| ein
Bnilnibe(inban$iun)inbcn"(SBeiter((£ntai^ung be^mmter 91ct gef^e^e, unb bie 9)erleitiung bei
Mt t^omifHft^moIini^fc^en ^ontrooerje @. 29). @nabe, mit ber er fti^er gefc^e^n nirb: ^iemaij^
Slioliiia feßift ^t biefe 3Jiängel gefüllt unb fie unteif(!^eü)en bie S^tologen eine jDeifa^e !ßrit'
wMbaifoÜ mit bem Seftreben, in einer fo |4n}ien' befinition: eine oirtueQe, burctj »eli^e biiect unb un-
gm mb (eiflen ^Roterie {itf| mbgli^ft beutli^ ju mittelbar bie 9)erlei{)ung ber ©nabe unb bie fSoU*
cdlAicn, entfif)ulbigt (in q. 23, a. 4 et 5, d. 1, bringung bee Sldee nur mittelbar genoQt wiib;
H. olL in fine, p. 550 u. a. O.). unb eine formeße, nicl<^e birect unb unmittelbai
ILSletaKotini8mu8infeinergeJ(^iil&l. auf ben Äd felbft gebt. Sßä^renb nun OTolina
li^cn Cntwidlung. SJie ©efeHfd^aft 3efu (Conc. App. resp. ad obj. 2, p. 583. 587) unb
U in ba gormulirung <I]lDltna'6 bie @ninb- mit i^m ©tegor Bon !ßalentia (I, d. 1, q. 22,
amndbt i^ @nabenle^re niebeigegeben, ber- p. 3; q. 23, p. 4), 9)a§queg (I, d. 89, cap. 10;
tante dba Born anfangt an niti^t, bog biefelbe in d. 99, cap. 3 et 7) u. 91. eine blo^ birtueüe $rü-
'''>uidten einer genauem Raffung, »eitern befinition annefimen, Dertbeibigen Suang (Opuec.
g unb SJerDofffommnung fä^ig unbbt« Deconcur8uetBffic.auxilioDeil.IX,cap. 17,
. . j (el Sie trat babet niemals für bie ge- ed. VivbB XI, 249 sqq.) unb i^m folgenb Sanner
Smtt Oonoordia !IRolina'8 ein, b'elt aber ftttS (Theol. echol. I, d. 2), €iIo. 3ltauruS, SüDa
ubcm, nnSfieinberfetbenalibenurf^rüng- u. 9. eine formelle (ogl. Franzelin, De Deo
0, bobitioneUen ffem i^rer @nabenle^re be- thes. 43, ed. 2, p. 449 sq.).
' " tte, nJimti^ : ba| bie Unf eblbarleit ber nirt' @ine bebeutfamerc Xifferenj mit ber Se^te SRO'
" ' c nic^ aus ifirer eigenen 9Iatui unb lina'S ^t mnn inibefonbere ftU b«i\%QÜ^nJ^^&!t.''
1747
SJloIina.
1748
^unbcrt in icner ßrHärung ber ©nabcmotrffamfeit
finben loollcn, tocld^c öomcl^mfid^ öon Suarej unb
Scflarmtn öcrtl^eibigt oon 61. 3lquoötöa jur „offi»
dcKcn OrbcnSlel^rc crl^obett" unb fpäter mit bcm
$atteinamen ,,@ongrutdmu§" be^eid^net lourbe.
lölolina nämli(!|, fagtc man, fc^c bicfc aBirffomfcit
IcbigU(i^ in bic 3wfttmmun0 bc8 freien SBillcnS,
@uare3 ober in bte Doülommene Harmonie ober
Songruen^ ber @nabe mit bem Sl^arafter, Sem-
tjcrament, ben Steigungen unb ©ettjol^nl^eitcn, ben
Stimmungen unb SSerl^Itniflcn beS betreffenben
SKcnfci^en — Umftänbe, meldte ®ott bei feiner
@nabenma]^I in ^nfa| bringe, um unfel^Ibar bte
3uftimmung l^erüor^urufen, fo nömlici^, ba^ Um-
ftönbe unb ©nobe ^ufommen ein ©anjeS btiben,
in n^etd^eS ber SSille mie in bte tauf enbfad^en 9Ra«
fd^en eines unjenei^boren ©nobenne^eS DerftridK
loerbe; unb btefen ßongruiSmuS l^obe Der genannte
3efuttengeneral al§ OrbenStel^re Dorgefd^rieben in
bem Dorjügltd^ auf Setretben IBeÜarminS erlaffe«
nen SDecrete Dom 14. SDecember 1613: Statuimus
et inandamus ut etc. (Denzinger, Enchirid.
no. 964). ©er Xl^omift SBüIuart (De gratia
diss. 5, d. 2, § 2) erbltdft inbiefer Seigre einen tl^eil«
metfen ^bfaU Don bem Softem ÜRoIina^S, unb aud^
ber 50tolinift SRögnon nennt bicfen 6ongrui8mu§
ein SDtitteIjt)ftem (systöme mitoyen — Banez
et Molina, Paris 1883, 154; ügl. 129) smi=
fd^en 9noIint§mu§ unb S^omiSmuS. Sber meber
^at lUioIina ienen 9RoIini§mu§, nod^ @uare5 einen
fold^en SongruiSmuS Dorgetragen unb Don ^qua-
DiDa f ancttontren laffen. Merbing§ leiert äJloIina,
bie unfel^Ibore SBirffamfeit ber ®nabe, b. i. il^r un-
fehlbarer Sufammenl^ang mit bem 6rf olge, fei Don
ber ÜRitmirfung beS freien gefd^öpflid^en SGßiHenS
fon^ie Don ber unfel^Ibaren göttlid^en SSorauSftd^t
berfelben in ber scientia media bebingt; er leiert
aber aud^, ttjos feine SSertl^eibiger in ben Kon-
gregationen de auxüiis unb namentlid^ Sellarmin
(De grat. et IIb. arb. I, 13) unb ©uarej (De
auxil. 1. in, cap. 14, ed. Vivös, XI, 220 sqq.)
nod^ nad^brüdlid^er betonen, bie le^te Urfad^e ber
©nabentDirffamfeit fei bie Don ©ott au3 freiefter
Siebe unb Sarml^erjigfcit getroffene SBal^I unbSer-
leil^ung gerabe einer fold^en unb Don fold^en Um-
fiänben begleiteten ©nabe, bereu unfel^lbare SBirf-
f amfeit er burd^ bie scientia media DorauSgefel^en
(Conc, in q. 23, a. 4 et 5, d. 1, m. 11, 522;
Dgl. ib. p. 515; ib. m. 6, p. 450 sq. 466; App.
resp. ad obj. 2). SDiefe unb nid^tS ^nbere§ ift bie
gratia congrua beö ©uarej, b. 1^. eine ©nabe, fo
befd^affen unb in fold^er 3trt auf bie befonberen
Umftänbe unb Serl^ältniffe ber ^erfon, ber Seit,
be§ DrteS u. bgl. bemeffen unb auSgemöl^It, ba^
fie gemä^ ber göttlid^en scientia conditionata
t^otfäd^Ud^ unfehlbar bie mit il^rer SSerleil^ungbeab«
fid^tigte gute SBirfung erhielt, nad^ bem befannten
2Borte «uguftinS (Ad Simpl. 1. 1, q. 2): Dens sie
(hominem) vocat, quomodo seit ei congruere,
ut vocantem non respuat. ©erabe unter bem
^meitcn ®eftd^t§puntte, b\t (Suclöi \xv \X!)X^x 33e«
Siel^ung ju ©ott al§ il^rem freien, liebeDoüen €|peti-
ber betrad^tet, ergibt pd^ ber DoHe Segriff ber »irf«
famen ©nabe. Obmol^I ttömlid^ ber freie, übe^
naturlid^ beföl^tgte Sßille bie ©nabe, toeti^ ei
in ber S^xt mirflid^ empfängt, toirffam, b. 1^. e^
folgreid^ mad^en famt, fo Dermag er bod^ tti(|t ^a
bemirfen, ba| ©ott bei ber emigen ©nabenbereitimg
aus afien il^m 5ur Sierfügung ftel^enben ®ruäm
gerabe bie auSmöl^It, Don meldtet er DorauSgefe^
ba^ fte bem SSillen entfpred^en, b. i Srfolg l^abcn
merbe. 3n biefem @inne fonnte bann aud^ 9qtia*
DiDa, mit Serufiing auf bie SJeri^anblungen in ber
Gongr. de auxüiis, tt)eld^en er felbft beigemol^,
unb auf bie faft allgemeine Seigre ber äefuitcn«
tl^eologen, ol^neben fog. „reinen SWoIiniSmuS' auf«
zugeben, Dorfd^reiben : Nostri in posterum om-
nino doceant, inter eam graüam, quae effe-
ctum re ips%habet et efficax dicitur, et eam,
quam siifficientem nominant, non tantom
discrimen esse in actu seeundo, qnia ex usn
liberi arbitrii etiam cooperantem gratiam ha-
bentis effectum sortiatur, altera non item:
sed in ipso actu primo, quod, posita scientia
conditionalium ex efficaci Dei proposito at-
que intentione efficiendi certissime in nobis
boni, de industria ipse ea media seligit atqne
eo modo et tempore confert, quo videt effe-
ctum infallibiliter habitura, alüs nsuros, si
haec inefficacia praevidisset. Quare semper
moraliter et in ratione beneficii plus aliqnid
in efficaci quam in sufficienti gratia et in
actu primo contineri atque hac ratione effi-
cere Deum, ut re ipsa faciamus, non tantom
quia dat gratiam, qua facere possimus. Sie
einzige Don ^oiim'^ Seigre entf d^ieben abnieid^
S)eutung be§ 2)ecrete§ Don einer c^folutai $rä'
befinition ber guten SBBe'rfe, toeld^er einige aitf«
brüdfe günftig fd^ienen, mürbe alSbalb bnr^ bie
aut^entifd^e SrHörung ber ftebenten ©eneralcongR*
gation be§ ©efammtorbenS (1616) abgenndfes.
S)er mirflid^e SongruiSmuS be§ ©uoreg U^^
bemnad^ fein fad^Iid^eS ^gel^en t)om urfprnnglid^
3RoIini§mu§, fonbem nur eine nöfyxt Srfiönnig
unb fd^örfere fijformulirung beSfelben (tigL b. Sit
„KongruiSmuS")-
aUe „ai^omiften" begeid^nen afö ^SDlAiinH',
morin ©ott baS Sebingt-Sußinftige erfennt, bk
pröbeterminirenben S)ecrete feines SBUbnS; ob
URoIiniftenftnb mitHRoUna (Conc, inq. 14, a. 18,
d. 50, p. 299 sq.) einig in ber iBenuerfung bicfor
S)ecrete, fd^eiben ftd^ aber, n^enn ed fid^ um btt
Seftimmung eines anbem 9RitteI§ bör scientia
media l^anbelt. Snolina felbft nennt oIS fo^el
bie @upercompre]^enjton bed SSMOenS t>tm &k
©otteS, meld^er fraft feiner unenblid^n Sifonntirik
nid^t blog alle auf ben freien menf^Ii^ WSIat
einmirfenben 9)lotiDe, fonbem biefen aBtOen feOP
fo burd^fdbaut, ba^ er alle m5glid^en unb )oirfli4o
SDifferenjirungen, ^u toeld&cn er unter bePunart«
SSorausfefungen frei pd^ entf d^Iie^en teiri), intj»
mit ©id^erl^eit erfennt (in q. 14, a. 18, d. ^%
1749
aJloIinäuS — gjlolinos.
1750
p. 290; d. 50, p. 303 u. ö.). Sicfc ,,bctcrmini»
Pifd^'' (SrndrungSmeife beg „mit" bet scientia
media ttmrbealSboIb.aföbetSfreil^ettebenfogefa^r-
&4 tpie bie ^räbetemtmirenben S)ecrete, Don faft
f&mmfli^ Sl^eologen ber ©efeUfd^aft aufgegeben
(tigL Eleutgen, Institt. theologicae I, Ratisb.
1881, 324 ; Mazzella,Degratia d. 3, a. 7, n. 668).
&^n SefjiuS (De gratia effic. c. 16, n. 4, Ant-
▼erp. 1610) unb neuerbingS tJfronjelin (De Deo
imo thes. XLIU, ed. 2, p. 460) fud^en bie ?lnfid^t
SRoIina'S bol^in )u erflören: (Sott fel^e bie lünftigen
freien ^nblungen im SSMIIen non ex vi cognitio-
nis liberi arbitrii, sed quia in libero arbitrio
absolute Telex hypothesi exstabunt, etDei vis
infinita cognoscendi ad omne verum penetrat
(Leesius 1. c). S)ie Slnftd^t, ©Ott erienne bie
M>ingt«!ünftigen ^anblungen in ibnen felbft^ in
i^rer objectiDen ober auä) formellen SQSol^rl^eit (eine
SDteinung, n^eld^e SRoIina fetbft auSbrücIIid^ miber-
legt 1. c. d. 52, p. 322), ttmrbe feit Suarej (Opusc.
de scientia Dei 1. 1, c. 8 ; 1. 11, c. 7) beinol^e
oDgemein t)on ben SRoIiniften angenommen unb
vamentlid^ t)on Stui) (De scientia Dei d. 75)
tteitWuflg^erörtert. 3n neuefter Seit aber liefen
meffrere SJertl^eibiger ber scientia media , mie
Äleutgen (L c. I, 321, n. 548), gomolbi (DeUa
libertä umana, Roma 1884; t)gl. Cüviltä catt.
1884 , XII , 709 Bgg.) , Saubier (Revue des
seiences eccles. 1887, 360 ss.), diegnon (Banez
ei Molina, Paris 1883, 113 ss.), aud^ biefe Sr«
fiftnmg f dOlen unb trennten bie gfrage über bie SSirf«
fi^feit ber scientia media t)on ber über il^r SRe»
bium: bie SBirflid^feit ber scientia media fei burd^
Offenbarung unb SSemunft ftd^ergefteHt unb muffe
ft^mfyditn »erben; auf bie grnörung beS „SQ3ie"
borfelben muffe man Dersid^ten, benn feine ber bi§<
^ Derfud^ten Srnarung§h)eifen befriebige. „Ex-
pliquer cette science, c'est oeuvre de dilettan-
tisme philosophique ; Taffirmer, c'est affaire
debon sens* (Regnonl. c. 115). @onad^ enbet
bie gefd^id^tUd^ SutmidHung be§ ÜJloIiniSmuS
mit ber Srflärung, ba^ feine IBafiS, bie scientia
media, )tt)ar eine 3:]^atfad^e, aber eine für ba§
Uitffenfd^ftlid^e SSerftanbni^ unerflärltd^e Sl^at-
fadlle fei; baS eingige SRittet totiäjt^ bie gel^eim-
ttif^oOe fßerbinbung t)on gdtttid^em iBorl^ermiflen^
Onabe, $räbefttnation unb menf^Iid^er gfrei-
1^ aufheften foU, bleibt felbft ein ©el^eimni^:
o'est le myst^re, Tinsondable mystäre (Bau-
dier L c). 9lad^ biefem Srgebniffe einer brei Sal^r«
l^unberte fortgef e^ten Sontroüerfe bürfte ber @d^Iu^
ebtcd onbem Stoliniflen, $enone (De gratia p. I,
eap. 4, n. 329)^ nid^t unbered^tigt erf (feinen: e§
ta^AU fid^, ein fo bunÜeS^ bei feinem S5fung8*
ticrfudQe t)on Sd^mierigfeiten freied Problem gang
onnugeben, ba nad^ fo t)ielen frud^tlofen 9n«
Pvengungen foum eine meitere JKarung ber gfrage ju
cctoarten f ei. — ® ie fi i t e r a t u r über ben SMoIiniS-
muS ifi nrie bie über ben Sl^omiSmuS nal^eju un-
fiBerfe^boT. 3ur Se^re aJloIina'S fetbft t)gl. bie
dngd^enbe 2)arlegung unb SSertl^eibigung feitenS
feines $rocurator§ in ben Kongregationen de au-
xilÜB, P. Saftiba, bei Livinus de Meyer, Eist,
controv. 1. V, cap. 24, 55, et 1. VI, cap. 1, 55
(= I, 418 sq. 551 sq., ed. 2, Venetiis 1742),
unb Histoire ecclesiastique du 17® si^cle, Pa-
ris 1714, 1, 47—67; Schneemann, Controv.
de divinae gratiae liberique arbitrii concordia
initia et progressus, Frib. 1881 (indbef. n. 10
et 16, p. 218 sqq. 302 sqq.) ; @(|mane, ®og«
mengef^id^te IV, 37 ff. 185 ff. S8on l^erüorragen«
ben Spedalmerf en über ben SRoKniSmuS be^m. bie
scientia media aud ber öltem S^xi feien erm&l^nt:
Herice, De scientia Dei etc., Pampil. 1623;
Matth. Boruli, Divina scientia füturorum
contingentium, praecipue media contra no-
vissimos impugnatores defensa, Lugd. 1656;
Platelius, Auctoritas contra praedetermina-
tionem pbysicam pro scientia media, Duaci
1669, ed. 2, 1673; Henao, Scientia media bi-
storice propugnata, Lugd. 1655, Salm. 1665 ;
Id., Scientia media theologice defensa pars I,
Lugd. 1674, p. n, 1676 ; Thyrs. Gonzalez,
Selectarum disp. I (De scientia media deque
concordia libertatis creatae cum inf allibilitate
scientiae et praedestinationis divinae etc.),
Salm. 1680 ; Vinc. Ramirez, De praedestina-
tione et reprobatione, Gompl. 1 702, 2 tom. fol. ;
Id., De scientia Dei, Matr. 1708; Phil, de
Aranda, De Deo sciente, praedestinante et
auxiliante seu schola scientiae mediae 1. 13,
Gaesaraug. 1693. Sine Ueberftd^t ber neu er n
Siteratur finbet ftd^ im „Sit. t^anbrn." (1887),
92r. 424 u. 425 ; ba^u : Gayraud, Thomisme et
Molinisme, I: Gritique du Molinisme. R^
pfique au R. P. Th. de Regnon S. J., Paris
1890; Providence et libre arbitre, Toul
1892, 2; Regnon, Bannesiahisme et Moli-
nisme I, Paris 1890. Ueber baS Serl^ältni^
ber Seigre SDtolina'S ju ber beS 1^1. Sl^oma« fd^rte-
ben in frül^erer 3^^: Petrus a S. Joseph (fran-
aöftfd^er Kiftercienfer unb ajlolinifl), Defensio S.
Thomae adversus recentiores quosdam theo-
logos, qui praedeterminationem pbysicam
ad actus liberos illi falso affingunt, Duaci
1633; Sterzinger (geft. 1741), Scientia media
pleno conciliata cum doctrina s. Thomae
Aq., Oenip. 1728; in neuer S^it: Schneemann
1. c. n. 3 et 4, p. 54 sqq.; Mazzella 1. c.
485 sqq. ; bagegen Dummermuth, S. Thomas
et doctrina praemot. physicae, Par. 1886;
Sfelbner, ®. Sl^omoS ober P. 3RoHna? in Kom-
mers Sal^rbud^ für pilof. unb fpecul. Sl^eol. V,
1891, 282—332, u. 31. [ÜJlorgott.]
'SBotinattd, f. SDumoulin.
fSoRitOd, SRid^ael t)on, ^au))tt)ertreter einet
quietiflifd^en ^Jfeubom^ftif, tt)urbe am 21. Secem-
ber 1640 ^u $atacina im jlönigreid^ Siragonien
üon angefel^enen abeligen 6Item geboren, ©eine
tl^eologifd^en ©tubien mad^te er ^u $am))eIona
unb ©olmbra; am erftem Orte erlangte er bie
^rieflertoeiV» amU1i\vK^\At'?&'a^^m
175X
ha X^eologit. 3n Spanien Sc^Quptetc ei bm
Stuf eines Dortnfflid^en ^inimeä unb iDu^tc, al§
et v.aäf 3tom übeifutieltt, aud) bort bieielbe %v.'
erietmimg mie in hinein spolcrlanbe ju finben;
ßorbinflie, S3ifc^öfc, OrbenSgenccole, ^iirfien,
Strafen unb Sarone Barben um (eine greunh^
fii^ft. @r galt bijonberä für einen erfahrenen @e'
miflenSiat^; feine 5ßei|e fdjien gtifüg«, freier nnb
^lu^er oIS bie bet meiftcn anheren; feine @e-
fprä^e at^tneten nur 5iüinmigfeit. SlUe angc=
botenen spftünben ftfilug er au§ ; niemonbem fitfi
aufbrängenb, beriet^ er nur biejenigen, loelc^e auS
freien ©lüden ju i^m tarnen, unb aße biefe Iäi9en=
fi^aften er^lüflte unb tränte noti) ber 9fuf eineä
reinen, fleitenlofen Sfflonbtl'j. DbcEi ungleid) ffä^ix
ober Pieg fein Hnfe^en, alä er im at. 1675 ein
mit unflemeHenem 93eifaII aufflcnommcnes mijfli-
f c^ee Snbac^tebu^, ben „Scifllit^cn äßegweifer",
^ausgab, uelc^ce balb feine äierbreilung buri$
gang Italien unb Sponien fanb, in nie!)rere Bfiza-
ifm überfeJit unb mit ber gtö&len JBegierbe gelefen
würbe. HRolinoe geriet^ bur^ ba^felbe in bie
weitläufiflfte SarrefpDnbenj, btnn Don allen Orten
unb ©täuben ßingf" ilini iöriefc ju, in mtli^tn
mon feinen Satt) einholte. ®iefc5 ^uä), in einem
abjonberlic^en @tifte Qefd)rieben unb mit befin-
nungelDfem Sifet gelefen, tonnte natiirlid) nic^t
o^ne bebeutenbe JRüdmtTtiing auf baS £eben Mei^
ben, S3alb entflonben, burd) ben geifllidfien SBeg'
toeifer ^emorflerufen, in uerfc^iebenen ©egcnben
Stolienä mqftifc&'iiietiftifdjE donDcntifel, Don ben
^n^ängein bcS neuen Ouicti^muS geiftliclie (£on=
ferenjen ober Unterrehungen Qennnnt, 3^t Stift
jeigte fid^ in ffurjem in ber 'HrrDganj, mit loeldtier
bie an^änger oon ÜRolinDS alle gormen unb SiU"
rtt^tungen bei Itrd^[i(^en SebcnS al§ eitel unb nit^^
tig Deimarfen unb bui^ einen leeren unb gejä^r-
li^en ©piritualiSmuS ju erfe&en fud^ten. Süc
ttflen ©puren baoon offenbarten fit^ im flönig-
itiäf Sieapel. 3n einem Söriefe uom 23. Sonuar
1682 berid&tele ber Sarbinol ßaracciob an ^pft
3nnocenj XI., ba^ feit einiger 3eit ju Dieopet imb
an anbertn Orten beS Königreichs ein häufiger
@ebrau(]^ bei paffiDen ®cbele^ anfgefcmmen fei.
(£r fc^ilberte bie neuen DHieliften al§ 2eute, raeli^e
alle anebitation, ja felbft benÖebanten berWebi-
tation flc^ aus bem ©iniic ju fc^logcn bemüt)!
»oren. ginige öerttarfeii baä mörtlidje ©ebel
ganjili^, Mnöere tonnten fid] nic&t entf tt)lie|en, ben
^eiligen SRofenlrong ju fprec^en ober fii^ au^ nur
mit bem 3eiÄ|en befl ffreujcs ju bejeit^nen. SBenn
i^nen im ®ebete ber SRu6e5)ilber üon öeiligen ober
3efuS e^riftuS felbft Dorfrf)[i.ebten, fo fut^ten fie
fic^ berfelben burc^ ffapfidtiilleln ju entfrf)laßen,
tteit fte nac^ ilirem SSargeben huri^ biefelben Ben
©Ott entfernt mürben. Sieje lärfjerlii^e unb fcQn=
büISje ©eberbe erlaubten Rc fi* felbft bei ber Öff cnl-
lic^ Sommunion, um bie 5pcrfon 3efu Gbrifti
Bergeffen unb an @ott aOtin beuten ju tflnncn.
SUe @ebanten in bei Stulpe uub ©tiße be§ @ebeteä
umtn i^nen tbenjo tritU fiQttU^t'ä'n\ifvtoÄo'wa,
nos. 1752
unb fte glaubten toegen folget barum feinem Qtejit
I mel^r untemorfen gu fein. OGgl. Bossnet, AcIm
de la eondenmation des Quietistea, 0«itk«
XXVn,VeraaiIlea 1817, 493 M.) aSortn f oli^e
Srfc^einungen geeignet , bie Stufmerffamteit bä
firii^Iidlen ©efiörben auf baS Xtetben beS ix bec
©tiUe um \ii) gretfenben OuietiSmuS ju rniÄai,
fo fehlte eS anbererfeiti mä) ni(^t an ^eHfe^tnben
äL^eolDgen. meli^e bag fi^Ieid^enbe unb fü|e @ift
in bem „Seiftlic^en SBegraeifer" beS ÜR. SRolinol
jeitig genug entbeilten. 3uetp trat ber btrü^
äefuit $aul ©egneri mit feiner urfptüngli^ ia
italienifi^er ©prn^e obgefafeten ©t^rift Conco^
dantia laborifi cum quiete in oratione 1680
gegen ÜKoIincS in bie ©c^raitfen. Ullein bog Sfa-
feilen be€ lejftem mar fo oUgemetn unb f^ronfeni
(Da, bat hie Oppor'tion ^ P- ©«sneri bemfetten
beinahe baS Seben loftete. ^Dion (lielt i^n für einen
g^tffii^tigen, bdu gemeinem 3leibe SSetblenbdoi,
meiner einen ^eiligen nerteumben mo&e. €etn
iguc^ mürbe cenfurirt, unb erft na^bem bie iSffeid'
lic^e 9Krinung ^inpc^tlie^ SEKolinoS' enttmifc^t axB,
Iie| man feinen ®tünben roie feiner ©eframmg
@erei^li(^eit miberfa^ren (d'Ävrigny, Mänoim
chronologiquea et eccl^iastäques II, 155).
lEin äMeitet, im 3. 1685 untemommetttr äßerfn4
WoIinoS gu entlarDen, führte jum emiünfi^
3iele. 9Iuf atlfeitige Älagen gegen ben neu«
OuietiSmuS marb ÜDlolino§ gefänglid^ eingebogen
unb ber Snquifition übergeben. Um fi(^ fotw^
über feine ©itlen als feine Se^re in'g Slaa p
fe|en, begnügte man [vS) nid(it, feine gebmdten
©«Stiften gu unteduc^en, fonbem Ia@ auä) eint
gto|e äßengt von Briefen, beten man fi(^ bei fet-
net @efangennabme bemfii^tigt ^tte. 9Iatürlt4
mürben ouS feinem ja^lreid&en Xn^ange fe^r öielt
ißerfonen in oen Sprojefe oerwitfelt, fo ba^ in Km
allein me'dr benn 70 feiner jünger, unter ibnn
Seute Com ^ß^ften Slang, in bie @efängnt|fe ber
3nqui|!ttDn abgeführt mürben, unb bie 3abl bec
tenigen, utl^e mon in gang Italien gur ^
brad|te, einige gunbette ausmachte. 2)ie fe^r ein*
ge^enbeUnterfutbung^atle nämltd^ gubemKefnI-
täte gefül^ct, bog baSUebclbeSOutetiämuS tiefere
unb meiter reic^enbe SBui^eln gefc^Iagen ^nttc, aß
man anfängli(4 geglaubt |aben modgte; befonbcä
fanb bie Snquifttion oiele ttalieni|(^ 9bnmfi'
flbfter Don ienem @ifte ongefleift 3)e^alb edicfl
ber iSatbtnal Sqbo im Flamen ber Snquifttion am
15. gebruar 1687 an bie itolientfc^ 9if(^6fe mdi
Alo^eroberen ein ©^reiben, in toeli^m er ^e nf
bie Srrtctiren unb bie tKrbetblid^en pttli^gmc
jequengen be§ neuen OuietiSmui ^innriee unb
Daran bie Slufforberung f^Iol, oQe ttnu batäf
BorSonbenen f eparatiffifc^enEoittientifclaiiftulSfoi
bie ®rünbung neuer gu Cerl|inbeni unb befonbeit
barüber ju mad^en, ba^ lein biefer Sieuenmgei
Derbä(!^tige3 SnbiDibuum als ©ttDiffenSrat^ j^
in ^ionnenflöfter einf^leit^en mflge. 3nglei4
maren biefem ©^reiben 19 ©ä|e beigefügt, bur^
mV'ifL tiü a3el|örben baS SQoi^nbenftin M Oni»
1753
ÜKolinoö.
1754
tiSmuS conftatiren lönnten (Bossuet, Oeuvres
XXVU, 497-502).
ffiic öon aRoUnoö im „©ciftttd^cn SBcßioeifer''
niebergelegten ©nmbgebanlen bed Ouieti§mud
fbtb foIgeid)e. Sie Seele, f agt er, ift bie Sßol^nung
nnb 008 Sieid^ ®otte§. SBer e§ ballet ^u l^öl^erer
Solfommenl^eit bringen toill, mu^ ftd^ burd^ bie
innere Sontmlung in ftd^ {elb{l surüdstel^en, unb
)ttNtr in ber SBeife, bo^ er in l^eiligem Sttllf d^niei«
in fid^ felbfl erfürbt jugleid^ mit aSim Jrröften
notärlid^en Zl^ötigf eit (bie jog. ^nnil^ilation).
fld^ 'aber bie Seele betrüben, bafe jie nid^t
mel^r mebitiren lönne, f o möge fte miffen, ba^ bie^
il^ ordgted @IM ift; ba^ bie ^Rebitation nad^
her Sel^e oller Jgyeiligen ni^t gur SoDIommenl^eit
nnbjur ^Bereinigung mit ®ott fül^rt ; ba^ fte fäet,
bie Sontentplation erntet; bo^ jene bie Speife faut,
biefe fte toflet unb geniest, ^ann man bal^er im
®eb€te nid^t mel^r mebitiren, f o barf man ftd^ nid^t
betrüben unb umfel^ren, fonbem man mu^ bulben,
fd^ti>eigen unb gleid^fom mit Derbunbenen ^ugen
ol^e debonlen unb Ütad^ftnnen monbeln. fjf^eilid^
iß e8 ein gro^ed ÜRortert^um, menn ftd^ bie Seele
Don an ben fanften unb tröftßd^en Smpftnbungen
bcS ^ergenS toSrei^en unb im bloßen ©louben bie
finperen unb einfamen ^ßfabe ber SoIIfommenl^eit
toonbeln foll. W>tt bie niefentlic^e ^nbad^t i{l
ttid^t mit Sufl, Sü^igteit unb Xl^rönen, fonbem
gctt>5^id^ mit SJerf u^ung, fjfinftemig unb S)ärre
Mdhtnben, bamit bie 9te|(epon unb ^nfd^auung
bcffen, umS bie Seele tl^ut, t)emid^tet, ba§ oOeinige
^inbemi^ beS meitem fJfortfd^ritteS unb ber 9}er>
cinigung mit ®ott bef eitigt merbe ; bagu lönnen
felbflgemäl^Ite Supbungen unb j^ofteiungen nid^t§
bcUraaen. S)enn glei(|mie ber Sanbmonn bie
tnm i$m geföte unb gel^egte ^flonge mertl^er l^alt
aß biejienige, meldte bie 9{atur Don felbft ]^ert)or-
gdbrad^t, fo ift oud^ bor ®ott bie Sugenb, meldte
er felbft gepHongt, mol^IgefQQtger als oDe Zügen*
bcn, mli^t bie Seele mit eigenen Jhöften anftrebt.
S>&re, tJinPemife unb SSerfud^ung finb für bie
iio4 l^öl^erer SoIHommenl^eit ftrebenbe Seele borum
iiotl^wenbig, »eil fte fo entartet, ftolj unb felbft-
füdi^g i{l, ba^ fte Dom Serberben nid^t gerettet
oeAen tonnte, tt>enn ®ott fie nid^t burd^ bie Ser-
fu^mtgen im 3<ntme l^ielte. S)a]^er mu^ biefelbe
in ein bitteres ÜReer Don Sd^mergen, Don inneren
nnb äußeren Shrongfalen Derfenft merben. S)ie
€tr5me ber gei^gen IBermögen muffen Dertrodhten,
\o ba% man meber eineSetrad^tung aufteilen, nod^
m einem guten ©ebonfen an ®ott gelangen !ann.
unfid^tbare ^inbe derben fte mit 3n)eif ein, fünb-
lopm ®ebanfen unb Segierben erfüOen unb fte
pim Sto^, gur Ungebulb, gur Sntl^ctltgung be§
g^tflid^ 9}amen§ unb ber l^eiltgen Sacramente
onreigen. Sie ttnrb einen S!el unb ^Ibfd^eu Dor
oDen gdttlid^ 2)ingen l^aben unb im jf letnmutH
in ber @d^»öd^ unb Serbroffenl^eit be§ SBtHenS
iei jeglid^em äBiberfianbe fo fel^r in'§ ®ebrange
bmmen, ba^ baS Don Sitterfett überftrömenbe
^erg nid^t einmal mel^r ben gertngften ^ct bed
©loubenS, ber C)opung unb Siebe ertoedfen fann,
bafe man Dielmel^r glaubt, eS gebe für unS feinen
®ott mel^r, unfere Dualen feien toie bie ber 5Jer«
bammten in ber §ölle, ja bafe bie Seele glaubt,
ber 2eufel l^abe unb bej!^ fie. ®iefc Seiben finb
alfo ärger als bie ber Slutgeugen ber alten ftird^,
benn biefe niurben in il^ren furgen Seiben burd^
ein l^elleS Sid^t, einen bef onbem göttlid^en Seijtanb
unb burd^ ben ^inblidC auf bie nal^e unb gemiffe
Vergeltung geftärft. Stber bie Seele, toeW^e in M
felbft fterben »iE, f d^medtt in il^rem fürd^terlid^
Seiben jeben Sugenblidf ben Sob ol^ne bie min«
befle tröftlid^e gmpftnbung, fo bafe il^re $ein nur
ein Derlängerter Soo unb ein beftänbigeS Sölarter»
tl^um 3u fein fd^cint. 5Rid^t 9Renfd^en, fonbem
®ott felbp fd^Iägt ben TOenf d^en unb Derbirgt ftd^,
unb bie Seufel quälen mie graufame genfer Seib
unb Seele in taufenbfad^er SBeife. ?lber, fagt
9RoIino8, la^ bid& nid^t au8 bergfajfung bringen;
benn niemals l^afl bu ®ott feuriger geliebt, nie
bift bu il^m näl^er getoefen, als in ben Seiten einer
fold^en Serlafjenl^eit ; ifl bie Sonne aud^ Don
SBoIfen Derl^üCt, fo Derliert fte bod^ baburd^ md>er
il^r Sid^t, nod^ Deränbert fte il^e Saufbal^n. SBenn
bu bal^er aud^ f euf geft , meinefl unb n)e|nagft, f o
ift ®ott fro)^ unb freut pd^ im Snnerften beiner
Seele, ßrtrage alfo f old^e SSerfud^ungen mit rul^i«
gcr ®leid^gültigfeit unb mit SSerad^tung, unb be»
nimm bid| gegen ben Seuf el f o, als toenn bu feine
Einfälle gar nid^t merfteft, benn nid^tS ärgert il^n
mel^r als biefe SJerad^tung, unb nid^tS ift gefäl^r»
lid^er, als il^n mit ®rünben anjugreifen. 6in fol»
d^er, mit einer SWannigfaltigfcit unjeitiger unb
fd^änblid^er ©ebanfen Derbunbener griebe, eine
fold^e ®elaffen^eit ber Seele ift ®ott Diel »o^I«
gefcÜIiger alS bie beften SSorfäJe jur Seit berSSer«
fud^ung; benn bie S^^cifel unb SeängPigungen
ber Seele, biefelbe mag glauben ober nid^t glauben,
einftimmen ober nid^t einftimmen, Rnb ttur ein
Uebermafe ber Siebe. OTe Qfel^Icr finb nur bie
g^olge ber burd^ bie grbfünbe beffedten 9latur;
wenn bu bid^ befel&alb beunrul^igp, fo ift bie^ ein
offenbarer SenieiS baDon, ba^ nod^ ein gel^eimer
Stolj im ®runbe beiner Seele Derborgen liegt. 6in
bemütl^igcS pzti l^ingegen erfd^ridft nid^t bei ber
fo fd^merjlidpen SBal^mel^mung feiner UnDoKfom«
menl^eiten. 6in Dorjüglid^ SWittel aber, um ju
bem gerieben ber Seele ju gelangen, ift ber oft-
malige Sutritt 3um Xifd^e beS §erm. 6S gibt
aber eine ^meifad^e SIBetfe, fid^ auf ben ®enufe beS
^eiligen SlltarSfacramentS Dor^ubereiten. ®ie erftere,
weld^e ftd^ für bie äu^erlid^en (auf ber Stufe ber
5Webitation ftel^enben) Seelen fd^idft, befielet barin,
ba6 fte il^re Sünben befennen, fid^ auS bem ®e»
ttjüj^le beS SebenS surüdfjiel^en, ftd^ in l^eiliger
Stille Italien unb bie Sßid^tigfeit ber ^anblung
betrad^ten, p welcher fe ft(| anfd^idfen, fotoie bie
eigene Unwürbigfcit. S)ie innerli^en Seelen aber
leben in größerer Seinigfeit unb SelbftDerläug«
nung, in einer gänjlid^en Sbgefd^iebenl^eit beS
^erjcnS unb ©emütl^eS t)OW oSää^xx^^j^w., \^\^?
1755
a)UHno§.
1756
ncrltd^cr «btöbtung, jictcr ^nbad^t unb eitifcl^r
in fid& fclbft unb l^obcn nW nötl^ig, fid^ actucB
öorjubcrcUcn, tocil tl^r gon^cS Scben eine beftän-
bige unb öottfommene Vorbereitung iji. 9tud^ baS
boJf fte ni(^t abl^Qlten, gum l^eiligen abenbmal^le
gu gelten, bafe fie ftd^ bürre, folt unb öoE ®e«
bre^en pnben; benn bcr oftmalige ®enu| be§ l^ei-
ligen ©acramenteö ift eine 9Irjnei, toeld^e bie ®e-
bre(^en l^eilt, bie lugcnben üermel^rt.
aaßaS bie »eitere groge betrifft, ob man in bie
innere Sammlung aud^ burd^ bie Setrad^tung ber
^eiligen SKenfd^l&eit 3efu ß^rifti eingel^en fönne,
fo gibt es nad^ 9RoIino8 gwei ffieifen, ber l^eiligen
SKenf(^]^eit Sefu an gebenfen- 3)ie eine ifl bie 6r-
toägung ber ©el^eimniffe unb Sti^aten, beS ScbenS,
SeibenS unb Sterbens bed ^eilanbeS. S)ie in ber
inncm Sammlung geübtere Seele l^at aber nid^t
nötl^ig, bei ber SSetrad^tung bief er (Sel^eimnifle ber
l^eiligen TOcnf d^l^eit El^rifti beftänbig au t)ertt)cilen,
f onbem nad^ ber aweiten, eblem unb geiftigem 9lrt
ber Setrad^tung fd^aut fte bie l^eilige 9Renfd^]^eit
El^rifti unb fein fieiben in einem einfad^en 9lcte
be§ ©laubenS, inbem fie il^n liebt unb baran
benft, ba| er ber Sempel ber ©ottl^eit, ber Sn«
ang unb ba§ 6nbe unf crer Seligfeit ift, um un-
ertmiflen geboren tourbe, gelitten l^t unb ge-
torben ifi. 3)icfe ift bie 9lrt unb Keife, in welker
bie innerlid^en Seelen fortfd^reiten, fo bafe bie l^ei-
lige, fromme, pd^tige unb augenblidKid^e Srinne»
rung an bie l^eilige SWenfd^l^eit 3efu Sl^rifti ben
Sauf ber innem Sammlung nid^t au l^emmen ver-
mag. ®iefe innere Sammlung foE eine ununter«
brod^ene loerben. ^aft bu, fagt 9)lolino§, bid^
bem göttlid^en SßiEen in liebeooQer Ergebung ge*
loeil^t, fo ift nid^tS Ruberes mel^r Don Tlötl^en, als
ba^ bu in berfelben bel^arrft. Sd^idEe bid^ alfo in
ber Sßeife aum @ebet an, ba| bu bid^ mit boE«
tommener Selbftaufopferung burd^ einen ^ct beS
©laubenS ben ^önben ©otteS auDertrauft in ber
Ueberaeugung, bu ftel^eft t)or feinem l^eiligen ^n-
gefid^t ; üerl^arre in jener ml^igen, l^eiligen, laut«
lofen StiBe; beftrebe bid^ enblid^. Jenen erften Set
ber @^ontem))lation burd^ ©lauben unb Siebe ben
ganaen Zag, baS gange ^a^x, ja bein ganaeS Seben
^inburd^ ununterbrod^en fortaufe^en. S)u barfft
ndmlid^ nid^t glauben, ba^ bu burd^ bie töglid^en
SJerrid^tungen beineS StonbeS unb SerufeS Don
berfelben abgeaogen loerbefl. 3n ber innem Samm»
lung aber, b. $. in bem Seftreben, aEe eigene
X^ötigfeit als SBiberfad^erin ber göttlid^en SBir!«
famfeit an unterbrüden, burdj baS bittere 5!Kar«
t^rium ber mannigfad^ften Seiben, Zrübfale unb
Serfud^ungen l^inburd^a^gel^en, befielet bie fogen.
actiDe ober felbftertoorbene KontemiJlation (con-
templatio acquisita seu activa), möl^renb bie
paffiDe ober eingegofjene (infiisa) ein reineS ®e«
fd^enf ber göttlid^en ©nabe ift. SBie glüdöid^ ift
bie Seele fd^on in biefer actiDen ßontemiJlation,
in toeld^er fte, gönalid^ in ft^ gefeiert, in il^rem
Jlid^tS unb bamit in i|rem l^öl^em Sl^eil bcl^ant,
o^ne SReflcjion au^ i^x 33)uti, c& \\t vwwxUdSi q,e«
f ammelt fei ober nid^t, ob fte gut ober böfe ttxmbk,
mü^ig fei ober ni^t; in meldet fte ©Ott tm
nid^tS au bitten brandet unb bie DoOtommenitea
Zugenben beft|t, ol^ne ©ott fagen au muffen, bo^
jk ©lauben, ^opung mtb Siebe auf il^n ru^
SßaS aber baS SJerl^öltni^ ber actiDen Sotttein))lo«
tion aur pafftDen betrifft, fo ifi ber DoEtommene
unb glädäic^e 3uftanb ber ißemid^tung bet Sede;
au meld^er man eS burd^ bie erftere bringen fot,
bie le^te ^Vorbereitung aur Umbitbung w& gfax^
lid^en ^Bereinigung mit ©ott, meld^ burd^ bie le||«
tere bemirft mirb. 3fi nämlid^ bie Seele inner*
lid^ in ftd^ abgeftorben, fo pflegt ®ott biefelbe am
abfoluten Stulpe, aur übematürlid^en Kontempla-
tion au erl^eben, in meld^er ©ott ftd^ bem SRen*
fd^en auf eine Sinn unb ©ebattfen überfte^mbe
SBeife offenbart, in weld^er er, ber reine Öeijl
aEein bie ^errfd^aft unb Sefd^inmmg ber @ede
übernimmt, fo ba| biefe infolge ber gonalii^
SJermanblung in ©ott ftd^ ftar! genug fü^lt, Md
au bulben uttb au tragen unb bie DoEfommenPa
Xugenben au üben. S)a^r mirb auf biefer ^
fien Stufe ber innere griebe nid^t me^r gejlört;
bie auf biefelbe erl^obenen Seelen l^ben buril^
feine gfleden, leben in ©ott unb Don ©ott unb
glönaen mel^r als taufenb Sonnen. 3u)ar noIt
fid^ aud^ il^nen nod^ ber fjfürfi ber fjfinflerm^ mit
fd^red(li(|en SJerfud^ungen. ^ber fte teiber^e^
biefem Angriff als fefie Säulen, fie befinben ^
in berfelben Sage mie ein l^ol^er Serg neben eimi
tiefen Sl^ale aur 3^t eineS Sturmes. S)aS Vnä
mirb Don bid^ter Sinfiemi^, tt>Uben Stürmen,
Stegenfd^auem, S)onner unb %li| l^imgefm^t; )n
berfelben 3^^t aber aeigen ftd^ oie ]^o|en Sogt
l^eEer ; rein unb unbeniölft erglöttaen fie im 6tro^
ber Sonne. Sbenfo Derl^t eS ft^ mit biefer gliU-
feligen Seele. 2)aS %fyxl, ber untere ^ett bcr
Seele, loirb Don Srojiloftgfeit, SWarter unb Ste«
fud^ung beftürmt, ttml^renb au gleid^ 3^ <ntf ^
lol^en Serge beS obem 2:i^cileS ber Seele bie too^
Sonne firal^lt, ermörmt unb erleud^tet. ^ier %\ca4
baS malere Sid^t ber ©el^eimniffe unfereS ^igni
©laubenS, l^ier bie Doflfommene S)eim^ mib
SelbftDerläugnung , JJeufd^l^eit unb Srmut bcfi
©eifteS, bie greil^eit unb SReinl^eit beS f)eraeiiS, bk
innerliche StiEe unb Sinfamfeit, bie Säbftoani^
tung, meldte, toie SRolinoS ftd^ auSbrüdt, ftd^ rai
9EeS in ber SBelt für nid^tS ai^itt unb eoü dßt
aEe Hoffnung eigenen SJort^ilS liebt unb anbekt;
l^ier bie göttlid^e ©leid^güUiglett, baS
©ebet, bie tot\]t\k Kontemplation, bie ^ii
©emeinfc^aft, enblid^ ber DoEfommenfie unb ^
terfte fjfriebe, Don meld^em biefe glüAid^ €(de
fagen fann, maS ber SBeife Don ber SBeiS^ ge»
fagt l^at, ba^ il^m mit il^r oEe onberen ^tter p
tl^eil geworben feien.
^uf ©mnb ber Unterfud^ung, toeld^ bie S**
quifition über baS 9ud^ unb onbere S^^ariftra bei
^olinoS, inSbefonbere über feine fe^r aa^bei^oi
^Briefe anfteEte, fomie auf ©runb m&iblu|er 9f
ftonbniffe cenfurirte ein S)e€ret ber CongvegatuWr
1757
SmoIIet — aRomicr».
1758
boS am 28. Xugufl 1687 in ber Stixi^t sopra
Minerva in ©egentoart vieler ^ßrälaten oerfänbet
nmrbe. 86 @a|e aRoIinoS' als l^öreafd^. irrig,
gegen bie d^ftltd^e ©ittetilel^re t)erftog6nb u. f. f.
(boS S)eaet bei Argentrö, ColL judicior. ed. Far.
1755, m, 2, 857 ; bie @Q^e auä) bei Denzin-
ger,Encliirid.n.l088sq.). aRoIinod felbft t)on
bon baS 2)eaet mikx fagte, ba^ er unter bem
Sonmmbe ber Oratio quietis biele $erfonen ber
reinen d^rijUid^en Srömmigfeit entfrembet unb gu
großen Strtl^ümem unb gemiffen @d^önbltd^!eiten
Decleitet aud^ f eiber unftttK(^e*|)anbIungen oer*
äbt l^be, ntu|te im Su^Heibe feine @Q|e feier-
nd^ Qbfd^toören unb niurbe bann gu lebendlöng-
K^er ^ft in einem Alofter Derurtl^ilt. ^pft
3muKen) XL tyeröffentlid^te am 15. (^bruar 1688
eine eigene^ Dom 20. 9lok)ember 1687 batirte SuEe,
in totl^ baS 3nquifttion§beaet »ieber^olt unb
bcjlatigt tpurbe. ÜRoIinoS ftarb naä) reumütl^ioem
£m))fange ber @terbefacramente erft 1696 im m*
tttngniffe. [SlDga^er.]
fRoOiet, ber bürgerlid^e 9lame bed SuguftinerS
^einrid^ t)on Sütpl^en, f. b. ^rt.
SR0f0^ ("^^^f immer mit bem 9lrt. M^»n), im
9L %. ber t)on ber @eptuaginta eingefül^rte unb
in ber SSuIgata beibel^altene 9iame einer l^eibnifd^en
®ott^it, meldte anberdmo (4 Aön. 28, 18 u. f.)
SReld^ (c3V>r) genannt i[t. ^(3 et^mologif^e
Scbeutung beis ^Ramend erfd^eint auf ben erften
Slidl „StbnxQ, ^errfd^er'', fo bog aud^ im mafo*
xcH^ifd^ Xest beibe formen be§ TiomenS mit-
unter oppeUotit) aufgefaßt fmb (2 @Qm. 12, 80.
9m. 5, 26).. Serfelbe ©ebroud^ ^eigt ftd^ in bem
Sbirnen ber pl^önicifd^en (Sott^eit ^Relfartl^ (ih^z
nnii ober rinp ii^rz), ffltobd^ toax bie perfonipcirte
9eucr8gett)alt unb infofem nur eine ©eftaltung bed
canaanitifd^en 93qqI. S)er Siome voax ben ^mmo*
nttem eigen, mö^renb bie SRoabiter bie nömlid^e
Sottl^ ei^mod nannten (Siid^t. 11, 24; f. b.
Xrt üßoob) ; bal^er bie Se^eid^nung „^mmoniter-
Bott" unb ^®reuel 9mmon§'' für 9RoIod^ (3 Stbn.
11, 5. 7. 38). ?lad^ ber niebrigen ?luf faljung beS
conaonitifd^ipeibent^umS, bem jeber ^uffd^föung
)nm Uebematfirlid^en fel^Ite, betrad^tete man 3Jlo»
lod^ nur al§ eine Derberbenbringenbe (Sottl^eit, bor
bcitn Sotn man ftd^ burd^ 2)arbringung be§ Sieb»
ftm nnb ftojlbarßen ftd^er fteQen muffe; bal^er
nmzben il^m unfd^ulbige JHnber, befonber§ aud^
SrPgeborene, geopfert. 9lad^ ber burd^ jübifd^e
€^fternörer aufgebrad^ten unb allgemein ge>
doniten @age l^e man bie jfinber auf bie
ibme einer eisernen unb glül^enb gemad^ten 93ilb-
fSuIe ge(egt unb boS SBel^egefd^rei ber unglüdflid^en
Opfer bm:d^ Raulen übertönt, um baS ©efül^I
ber SItem )U fd^onen. Später moDen iübifd^e Sr«
B&er ben oiblif d^en ^uSbrud „burd^'3 §euer l^in*
bud^el^ laffen" (j. 39. ßj. 20, 31) fo öcrftc^en,
ha% bie betreffimben ftinber ^mifd^en p)tx tjfeuem
Utten l^inburd^fd^reiten müfjen, um bamit gleid^*
im bnrd^glül^t unb gereinigt ^u merben. SlDein
hk betrcffenben Knffll^rungen in ber l^eiligen @d^rift
lönnen nur ben @inn l^aben, ba^ bie ÜRoIod^»
Opfer auf bem Soben t)on ^läftina burd^ @d^Iad^*
tung ber ffinber unb Verbrennung ber Seid^en ge-
fd^al^en, maS immer bei anberen SSöIfem mit
glül^enben ©ötterbilbem gefd^el^en fein mag (f.
a. 93. «a. 16, 20 f. 3f. 57, 5). 3)ie ftinber foHten
auf biefe fficife bem ®otte jum gra^e (63. 23, 37)
bargebrad^t unb fo feine S^rftörungSluft gefdttigt
werben. S)ie^ niar baS nömlid^e ißerfa^ren, mel*
d^eS Sbral^am aI3 SJerfud^ung gugemutbet tourbe
(®en. 22, 2. 12). ©erabe baS gfurd^tbare eines
fold^en SuItuS fd^eint bie ber Abgötterei geneigten
SSraeliten befonberS angezogen gu l^aben, fo ba^
fd^on bad mofaifd^e (Sefe| ben ÜRoIod^Sbienft auf S
©trengfte öerbietet (Seb. 18, 21; 20, 2 ff.). ®leid^-
\D6f)l fingen bie Israeliten bemfelben fd^on auf
bem SBüftenjuge an (3lm. 5, 26. «pg. 7, 43);
ob fie babei für SRolod^ ein öl^nlid^eS 3^1t toie
für Se^obal^, ober ob fte nur ein 9ilb beg ©otteS
unter einem Sd^Ieier 00er bergl. mitfül^rten, mirb
aus ben betreffenben Seilten nid^t Har. @aIomon
gcftattete unb beförberte ju 3erufalem bie 93er«
el^rung 9RoIod^ feinen grauen ju liebe (3 ftön.
11, 5 ff.), unb fo erl^ielt fie fid^ t^eilS öffentlid^
gebulbet, t^eilS berftoblen unter ben fpöteren üb*
nigen, bis SoftaS energifd^ gegen biefelbe einfd^ritt
(4 ßön. 23, 10) ; inbefe tonnten oud^ feine Se«
mül^ungen ben 9)toIod^Sbien[t nid^t fo boüftänbig
Unterbrüden, ba^ er nid^t gegen Snbe beS jiübif d^en
9teid^eS niieber l^öuftg geniefen märe (3er. 32, 35).
%vid) im nörbH^en ^eid^e l^atte biefer greuell^afte
guItuS gingang gefunben (4 ftön. 17, 17. g§.
23, 37); nad^ ber dtüdfel^r auS 99abel aber
tt)irb feiner leine Snoäbnung mel^r getl^an. (93gl.
ÜKoöerS, S)ie «pi^önicier I, 95onn 1841, 327 ff.
342.) [Äaulen.]
SSomiers (b. ^. ©auller), ein Aampf- unb
Spottname, teeld^er ben auS ben proteftantifd^en
fianbeSfird^en ber fran^öftfd^en ®ä)tot\^ im 3a|re
1818 auSgefd^iebenen, metl^obiftifd^ bejm. pietiftifd^
gefmnten S)if fibenten §uerft bom aufgeregten 9Solfe,
bann aud^ balb offtciöS beigelegt tt)urbe. %m
7. October 1818 brad^te nämlid^ bie offtcieüe
Feuüle d'avis de Genäve bie Slnjeigc: Di-
manche prochain k Femey-Voltaire la troupe
des mömiers . . . continuera ses exercices de
phantasmagorie, jongleries et tours de force
simples (b. b. (Solfe. 3)ie reformirte Äird^e ®enfS
im 19. Sal^r^unbert, 93afel unb ®enf 1862, 139).
S)icfer fribole ffiij genügte, um ber fpöttifd^en
93enennung ber neuen religiöfen !ßartei dlgemehte
Aufnal^me ju berfd^affen. 1. S)ie religiöfe 93e»
toegung, fotoeit fiebon®enf ausging, l^atte wei-
ter ^urüdgreifenbe SQSur^eln. ßalbin l^atte bie
fird^lid^-religiöfen 9Ser]^ä(tniffe ©cnfS im Sinne
eines gefd^loffenen tbcofratifd^cn ©pftemS georbnet,
baS im 17. Sal^t^unbert in bollftänbigen 9lbfoIu«
tiSmuS ausartete. 3m 9SerIaufc beS 18. 3a]^r«
l^unbertS aber trat eine breifad^e Steaction bagegen
ein : eine politifd^e ber 93ürgerfd^aft gegen bie biS=
ber aUein^crrfd^enbe ?lri\tofcalvt, ^xwt '^%:c^^5öf5^-
1759
9Romter§.
1760
lic^'tl^eologifd^e gegen ben ftarren S)ogmQti§mu§
UTÜ) vM\ä) eine fird^Ud^e gegen ben WSl^erigen
ejduPöen Kl^arafter ber calöinif^en Äird^e —
burc^ Sulöjlung beS beutfd^-Iutl^eritd^en unb eng«
lifd^en ©otteöbienfteS unb tl^eilweife Steform beS
biS^engen KuItuS. fjfaft gteid^aeitig mod^te Rd^
eine pietiftifd^e SRid^tung geltenb, als 3ean be Sa«
babie (f. b. «rt.) üon 1659 an religiöfe «Prbat«
öerfammlungen ju Italien anpng unb in ben ^uge«
nottenfriegen bie „^ropl^eten ber ßeöennen" nad^
®enf jld^ pd^telen (1682—1702). 3m % 1741
tarn Sinscnborf nad^ ® enf mit einer pigergemeinbe
t)on etma 50 Seelen, loeld^e bei feinem Weggang
nad^ 3tt)ei 9Konaten f d^on auf 600—700 ?ln]^änger
angeniad^fen toax unb bis über bie 9iek)oIutionS«
jeit in ®enf ftd^ erl^ielt. SnbererfeitS jog in ber
jnieiten ^älfte beS So^tj^unbertS aud^ bie fjfrei«
geifterei in ®enf ein. S)ie (ioxt^p^atn ber bama«
Hgen franjöfifd^en Siteratur, 35oltaire, b^SlIembert,
Stouffeau, ftanben jial^relang in enger Se^iel^ung
gur (^aloinSftabt unb übten einen fo mäd^tigen
Sinflu^ auf bie S^^^^^ung beS retigiöS-moraüfd^en
SebenS unb S)enfen§ berfelben, ba^ loeber bie
fd^iHembe 92atur))]^ilofo))]^ie eines Sl^arleS Sonnet,
nod^ bie Compagnie des Fasteurs mit i^rer
ftird^engett)alt, nod^ ber jfleine Statl^ mit feinen
SWa^regeln gegen Slouffeau — befjen „6mil" unb
Contrat social er öerbrennen Iie| — gegen bie«
elbe etmaS SBefentlid^eS üermod^ten. §ierburd&,
ott)ie burd^ ben 3uflu^ t)on Seuten auS aOen 9ta«
tonen tourbe ®enf in religiöfen, poütifd^en unb
focialcn Slnfd^auungen eine fel^r gemifd^te @tabt;
ber S3oben toar für eine „religiöfe Seftauration"
(^ietiSmuS unb SRetl^obiSmuS) geebnet. @d^on
im 3. 1810 grünbete Kantor Soft, SKitglieb ber
Sinjenborf^fdöen Srübergemeinbe, eine ftar! })ie«
tiftifd^ gefärbte „®efenfd^aftbertJreunbe" unb eine
©onntagSfd^uIe, „um ber 3ugenb üon bem §ei«
lanbe unb feinem §eile ju ergöl^Ien". Sufolge ber
einbf eligen ^altung beS SonftftoriumS aber löste
id^ bie ®efeufd^aft 1813 toieber auf. S)afür er-
deten in bemfelben 3ö^re nod^ bie befannte $ie«
iftin grau öon ftrübener (f. b. 3lrt.) in ®enf, too
jie befonberS mit ber Srübergemeinbe unb mit
§. S. (impt^iai in Sejiel^ung trat. 2e|terer tourbe
öeranla^t, toieber „fromme Serfammlungen" (be«
f onberS für ©tubenten) ju öeranftalten. ®ie Com-
pagnie 50g il^n bafür ^ur Seranttt)ortung. SDaS
©ignal jur Separation gaben feine 1816 inSaben
erf^ienenen „Setrad^tungen über bie ®ottl^eit
ßl^rifti, ben ©tubenten beS SlubitoriumS ber Sl^eo«
logie gewibmet". ©ic entl^ielten bie nid^t unbered^«
tigten, aber bitteren Slnflagen gegen baS $reS«
b^terium unb bie tl^eologif d^en Seigrer ber Slfabemie,
ba& fie ben ®Iauben an biefe d^riftlid^e ^aupt«
ttjal^rl^eit mel^r ober toenigcr aufgegeben |ätten.
3nfoIge beffcn würben bie rcligiöfen fragen im
©inne beS rationalifirenben ^reSbijteriumS unb ber
pietiftifd^en Drtl^obojie auf S Seb|aftefte erörtert.
Um tiefe Qtii erfd^ien in ®enf ber fd^on borl^er in
feiner ^eimat eifrig towteribt müVW^W'Saoxy*
berprebiger Stöbert ^albane, ber burd^ feine ^*
öatüortröge SWönner toie ®auffen, 3RaIan, TOerlc
b'«ubignö, greberic SRonob, g. ®uerS, ^. ^^t,
Sl^arleS Stien, 3ameS u. % gur „Sru^dbnia'
brad^te. SRalan unb SeOerier, beibe ^od^begom,
fingen als ^ßaftoren ber 9lQtionaIfird^e in glei^
ort|obo£«))ietiftifd^em ©inne su )>rebigen an, fo
ba^ bie Compagnie des Fasteurs ben 8. SRoiboS
Steglement gu erlaffen fid^ bemogen fül^Ite, wä'
d^eS'bie ^rebiger ber ®enfer ftird^e t)cq)flid^:
1. über bie Sßeife,, tt)ie bie göttltd^ 9totur (!) mit
ber !perf on 3efu bereinigt fei ; 2. über bie 6rt»
f ünbe ; 3. über bie ^rt ber Sßirlfomfeit ber ®nabe
unb 4. über bie ^röbefünatbn tpeber in einer
gangen $rebigt nodg in einem Steile einer \oU
d^en fid^ auSgufpred^ ÜRan todfüt bamit ein
^ttel annienben, meld^eS man in religiöfen 9Btr>
ren oft berfud^t l^atte, meld^eS aber nie Don &*
folg tüox. 3lud^ bie^malrief eS auf ortj^oboser
unb metl^obiftifd^er ©eite lebl^aftefien SOSiboft^rud^
]^ert)or. 3m «uguft 1818 confHtuirte ftd^ eine (Sk-
meinbe oon „® laubigen'' unter ber Seitung Steio-
nelS, $9tS unb ®eaut]^ierS. 9Eein bolb, Be-
fonberS feit ber Serufung &(\ptt)ta^', xdqx W^
®emeinbe l^eftigen Angriff en ber öffentlid^enSJW«
nung unb ber aufgeregten ^enge auSgefe|t SRo*
mierS, SOtetl^obiften, ^ßuritaner^ ObfcurantentmnDi
ben aUgemeine ©{)i^namen. 92ad^bein@^efar9Mm
am 6. Stobember 1818 megen feiner (ort^obos-
pietiftif d^en) $rebigten unb toegen Srrid^tung einer
©onntagSfd^uIe abgefegt morben toar, erbaute er
1820 eine eigene StaptUt unb fül^rte fomit factifi|
bie Trennung ein, nienngleid^ er mieberl^olt erflarte,
ba^ er ber Stationalfird^e angel^öre. ^efe Srus*
bungen riefen l^eftige literarif d^e gFel^ben l^or, in
benen $aftor Sl^enebiäre, 2)iobati unb bor Soie
®renuS für bie Sompagnie, ber SBaobtlänber
Kurtat, ber®enfer®allanb, S)iaconin99em, Soft
^albane, ÜRalan u. % für bie JHrd^e ber Srtt)edEten
in bie ©d^ranfen traten. SMe „Srtt)edung md)
Soangelifation" griff aud^ in bie benad^boiteB
jtantone, nad^ f^franfreid^, Slfa^, unb nad^ ©tif*
tung ber Sociötö des missions öyang^ques
continentales (1827) felbfi in ben Orient
(Dbefja) über.
3n Segiel^ung auf Organif ation, inneres Sebcn
u. f. tt). ber neuen jKrd^e l^at man gunfd^ ber
®emeinbe öon g9ourg«be«gfour, fpäter (1839) be
la ^elifferie, unb berjenigen 9RaIanS gu unter«
fd^eiben. ßrftere [teilte als $rinci)rien beS Se*
meinbelebenS auf: 1. bie ©d^eibung ber iKsto
®otteS Don ber SBelt (ben Ungläubigen), mb
2. bie Sinrid^tung beS ®emeinbeIebenS nod^ bem
Sud^ftaben ber ©d^rift unb bem ÜJhifter ber apo'
tolifd^en ®emeinben. S)ie Orgonifatüm baute
id^ auf ben ®runb[ä^en beS fd^ottifd^ (hnptp
gationaliSmuS unb beS ^erml^utertl^umS cotf . 3«
ber Seigre griff man auf bie Ortl^obosie Soltrinl
gurüd; inbe^ mad^te ftd^ balb oud^ ber Arminia*
niSmuS, fpöter aud^ ber 3rt)ingianiSmuS unb
^(xtbtiSmuS geltenb. SHe ^afbration toar gnn
1761
SJlotnterS.
1762
Stoede ber Srtoedhing eine tnögßd^ft perfönlid^e;
in ber S)i8ctpltn toar man jicmlid^ [trengc, for»
berte bie SoSfd^öIung t)on ber SBelt unb ^uSgetd^«
mmg im Seben Dor bem toeltförmigen Sl^riften«
tl^um, idqS natürlich nid^tl^tnberte, ba^ mand^mal
j^ ^Bä^mä^t'' in bie ©efeUfd^aft ftd^ mifd^ten,
bie nac^ nu^Iofen äßeifungen fc^Iie^id^ ej^commu*
nidrt »urben. 3m Sultu§ (ilbete bie ^onntög«
n^) gfeier bed Slbenbmal^lS bie ^ouptfad^e ; bie
$rebigt trat babei mel^r ^urüd, unb eS mürben
eigene ^ebigtftunben eingefe^t. Sine Xrauung
in notionalürd^ßcl^em @inne fanb nid^t mel^r \iatti
nad^ bem SiDtlocte betete bie ©emeinbe für bie
ßl^Ieute um ben göttlid^en @egen. S)agegen mürbe
bie Salbung ber jhanfen mit Oel bur^ bie Siel»
teßen eingeführt. S)ie ©emeinben traten burc^
6orref))onben}en unb fpöter (1828) burd^ Son*
f ctenjen mit einanber in naivere SSejicIung. -— 9Wa»
Um l^e mit feiner ®emeinbe im SBefentlid^en ba§
3iel im 9uge, ba3 firc^Iid^^religiöfe Seben auf bie
Sd^e unb 3)i§ci))Iin, meldte taMn ^u ®runb>
pfeilem feiner JKrd^e gemad^t, surüd^uful^ren, unb
er betrod^tete feine ©emeinbe al§ bie 5U Siedet be«
fffi^enbe ber alten ©enfer JKrd^e, mal^renb bie
atntionalürd^e im 3ufianbe be§ ^bfaSS ftd^ be-
hibe. Sie neuen ©emeinben regten inbe| tro|
oer geringen 3ö^^ i^ter Sefenner (200—300 jebe)
an^ bie 9tationalfird^e bielfad^ 5U neuem fieben an;
me^ nod^ O^f^^ bie^ in ber ^eriobe ber brei^i»
ger vxfb t)ierjiger Saläre. 3m 3. 1831 grünbeten
ncmt ^eöangetifd^" geflnnte SWönner bie ©öangc»
Hfd^ ©efeQfd^aft meldte aföbalb bie ©rünbung
einer freien unb ortbobo^en tl^eologifd^en @d^ule in
SnSfid^t nal^m. 2)a ba§ Sonftftorium ber 9iatio*
noffin^ biefeS aU birecten Angriff auf ftd^ Uixai)'
im ma^tt, beantmortete e§ ba§ Unterfangen mit
9DMr|ung t)on @aujfen, SRerleb'^ubigne unb ®aU
Um, bie biSl^er ^afloren ber 92atii)nal!tr d^e unb je^t
Setter ber Soangelifd^en ©efellf d^aft maren. Sediere
gdtabete toeiter baS Oratorium (1834), eröffnete
1832 bie tl^eologifd^e @d^ule, an ber ^uerft Steiger
(nent€flamenHi(§e 6scgefe), TOerle b'Slubigne (ftir«
dhngefd^d^te), ©aUanb, (Sauffen (S)ogmatiO unb
tf&Uimt (9llte8 Sejtamcnt) lehrten, ßbenfo eifrig
oeMeb bie ©efellf d^aft bie SoI))oriage Don 93i6eln
wob Xradötd^en unb bie ßoangelifation burd^
Srebiger unb fiel^rer, befonberS im fatl^olifd^en
^ranbeid^. SDie SlcgierungS« bcjm. SSerfaffungS»
dnbemng Snbe 1842 önberie am SSerl^öItni^ ber
neuen ©emeinbe §ur 92ationaIfird^e unb ^um Staate
nid^, bogegen fül^rte ber Sieg be§ !Rabicali§mu§
tnmt 7. October 1847 nid^t nur eine 9teorgani«
fotion ber 92ationaIfird^e, fonbem mittelbar aud^
bie fonfRtuirung ber „eöangcUfd^en" ffird^c l^er«
beL Se^tere erfolgte im Slugujt unb September
beS SabreS 1848, bcfonberS auf antrieb be§
IL 33em. be SBatteöiBe bc§ $ortc§. ®ie 9?cr-
onläffung ba§u bot bie Dom @ro^en S^atl^e pro»
ddntirie Sefenntnifelofigfeit ber 5lationaIfird^c.
9bd^ ber ©onjlitution ber ©iffibenten bilbet ba§
Srfeiuüiii^ an Seigneur Jesus, comme notre
'Siftd^enlfCieon. ym. 2. STu^.
unique et parfait Sauveur — une profession
serieuse, c'est-ä-dire une profession que ne
demente point la vie du candidat (Ouers, No-
tice historique sur l'Eglise övangölique libre
de Genöve, Geneve 1875) bie ©runblage ber
neuen ftird^e. Um iKitglieb berfelben gu fein,
mu^te Siner perf önlid^ feinen SBritritt auSfpred^en.
9Ran erflärie in einem gleid^jetügen SWanif eft, ein
il^eil ber reformirten Konfeffwn fein unb bleiben,
aber eine JHrd^e l^aben gu moQen, bie rein fei in
il^rer Seigre, frei in il^rer Seitung unb auS mirf«
lid^en ©laubigen befiele. S)a8 93elenntni^ baftrie
man auf bie brilige Sd^ft unb bie f^mbolifd^en
Sd^riften ber Deformation unb formulirte eS in
16 «rtifeln. Sd^on im ©ecember 1848 fd^ritten
107 actiDe ©lieber ber ftird^e sur SBal^l eine?
9lelteftencottegium§ Don 20 SMitgliebem. SBier
ftönbige @ommifflonen forgen: 1. für benSuUuS,
2. für bie Seelforge, 3. für bie SSermaltung unb
4. für bie ©Dangelifation. 3m 3. 1873 mürbe biefe
Eglise evangölique libre Don ©enf (Stabt unb
ftanton) in 12 ^Pfarreien eingetl^eilt, beren jeber
ein 9leltefler Dorftel^t unb beren fämmtlid^e SÖHt«
glieber jäl^rlid^ ^ur @eneralDerfammlung }ufam«
menberufen »erben. S)iefer ftebt bie xBal^l ber
Slelteften, ber 2)iener be§ SBorie§ (Prödicateurs
im Unterfd^iebe Don Non-Predicateurs = Saien»
ölteften) unb ber S)iaconen gu. Se|teren ift bie
Sorge für bie Firmen ouDertraut. 3ebe8 3lmt mirb
übertragen burd^ ^anbauflegung unter ®ebet. S)ie
orbentlid^e ftönbige SJermaltung fül^ri baS $red«
bQterium, baS ba|er eigentlid^e jjird^enbel^örbe ift.
S)ie SSermaltung ber Semporalien, bie caxü frri«
minigen ®aben beftel^en, fül^ri eine eigene Som«
miffion. S)ie ©iöciplin toirb burd^ 3wred^tmeifung
in brüberlid^er Siebe aufredet erl^alten; fd^merere
g^öUe entfd^eibet ba§ ^reSb^terium. ^l§ Sacra«
mente gelten Saufe unb Slbenbmal^l; bie ftinber»
taufe ift Siegel jebod^ nid^t obligatorifd^ ; le|tere
SSeftimmung ift al§ eine fd^on frül^er (1824)
gemad^te ßonceffton an bie Saptiflen ju betrad^«
ten. SefonbereS ©emid^t toirb auf ben SleligionS»
unterrid^t gelegt unb berfelbe tbeilS in Sonntags«
fd^ulen, t]^eil§ al§ JJated^umenenunterrid^t unb tbeilS
al§ ein allgemein Dorbereitenber eril^eilt. ®iefe
g^reUird^e, b^rauSgetoad^fen auS bem, toa§ fpöt«
tifd^ auerft SWomieribum genannt mürbe, aber mü
jenen erften ©eftaltungen fld^ bei SBeitem nid^t
mel^r bedtt, erfreut fid^ eines jiemlid^en SCBad^S-
tl^um§, befonber§ in ben f^b^txtn Sd^id^ten ber
©efeflfd^aft. SBäbrenb im 3. 1849 ben Untcrrid^t
157 ffinbcr bcfud^ten, maren e§ 1891 ungefäbr
1100; bieSal^l ber ermad^fenen TOitglicber betrug
521 mit 5 ^rebiger«9lelteftcn, 13 Saien«9lelteften
unb 7 SDiaconen an ber Spi^e.
2. ®ie foeben befd^riebcne religiöfe Semcgung
unb Separation DoUjog fid^ faft gleid^^eitig au^ im
ffantonSBaabt. ®icfe§ frül^ere Untcrtbanenlanb
93em§ mar burd^ le^tereS reformiri unb in religio«
fer Sejicbung ftet§ mittels eine§ ftanen Staats«
fird^entl^umS beV^*^^ xo;y&^. 'ftwc^ w^R«!«.
1763
SBlomictS.
1764
auf bicfcm ©ebictc ofyat ^ntifteS unb ©^nobc,
\a ol^nc cigcntlid^en ffird^cnrotl^. 3)icfc§ ©taotS»
üri^cntl^um blieb, nad^bcm SBoobt fclbftänbigcr
jtanton ber @ibgenof(en{d^Qft geworben, unb aud^
btc SScrfaJfung öon 1831 änbcrtc ntd^tS an bicfcm
SScrl^ältnife, dbtodijii ftd^ bei ber Scwegung öon
1821 ba§ Verlangen nad^ 9lcnbcrungcn im ©innc
größerer greibcit ber Äird^e entfd^ieben geltenb
gcmad^t l^atte. ©egenüber ber fird^lid^^rationa«
liftifd^en ^erflad^ung, bie aber im SBaabtIanb nid^t
ben ®rab loie in @enf eneid^te, ma^kn fid^ fd^on
in ben Salären 1810—1820 öon ®enf au8 unb
öon (Seiten englifd^er SWetl^obiften 95erjud^e gu
pietiftifd^«met]^obiftifd^er ßrttjedtung geltenb. S)ie
©d^riften ber grau ö. (Sut)on, bie Sl^ätigfeit ber
tJrau ö.Ärübener unb ber SKetl^obiftin Se5en9on,
an beren Sibelftunben auä) 3:|eoIogen tl^eilna^*
men, fowie bie Konöentifel eines })olni}d^'=rufii=
fd^en ®rafcn in Sourg be Saufanne l^atten bie|«
bejüglid^ bebeutenben SinfKu^. 3m 3. 1814 con«
ftituirte fid^ unter fieitung öon ^rofeffor 3)aöib
SeDabe bie Societe biblique unb faft gleid^geitig
bie Societe des Traites, beren @eele ba§ fel^r
))ro))aganbiftifd^e fjfröulein ^nna ®reat)e§ tt)ar.
9lud^ Stöbert ^albane mirfte einige 3^it in Sau»
fanne im ©inne ber grwedfung. ®a ber waabt»
iönbifd^e ßleruS Dielfad^ nod^ ortl^obo^er unb Don
bem gleid^gefinnten Surtat gefül^rt mar, fo [teilten
fid^ öon biefer Seite anfänglich ber neuen Se»
toegung feine ginbemiffe in ben SBeg. 3in Segen»
tl^eil brad^en 6urtat unb fein KleruS 1817, als
bie ©enfer Sompagnie baS obengenannte berüd^»
tigte Seglement öom 3. 9Rai erliefe, mit berfelben
ben fird^lid^en SSerfel^r ab. SlS aber einige !pa»
ftoren, öon ber ©enfer (Srtoedfung beeinffufet, eigene
G^onDentifel bilbeten, mie 9tob. Sl^atelanat unb
Srouffon au ?)t)erbon (1821), TOalan au Molle,
unb nun öon ber ffanael l^erab bie ©rtoetfung })re«
bigten, ba traten ßurtat u. 91., fomie bie Wabemie
energifd^ gegen biefe SonDetitifel auf. S)aS Solf
mar im @rofeen unb (Sanaen ber neuen Semegung
Don Einfang an feinblid^, unb ber Staatsrat)^ ging
balb fo toeit, bafe er bie S)iffibenten in officieDen
Kriaffen TOomierS, Q^anatifer unb äl^nlid^ benannte,
fo bafe biefe ©))i^namen im SBaabtlanbe nod^ Diel
allgemeiner als in ®enf mürben. 3ut 9l})ril 1822
tourbe gräulein (SreaDeS mcgen il&rer metl^obifti«
fd^en Umtriebe auSgemiefen, 1823 DliDier ^afteur
tu ßoffona^ Dom Staatsrat)^ megen SSeranftaltung
befonberer SSetftunben abgefejt. Qu S'3Sle unb
Slubonne fam eS au ftürmifd^en ©cenen gegen bie
Oratorien, maS bie ermedten ^rebiger als 6in=
griffe in il^r ^auSred^t anfallen, möl^renb bie ß ir»
^enbel^örbe unter ßurtatS Seitung ben Unrul^en
babur(| ein 6nbc au mod^en glaubte, bafe fie bie
nid^t öffentlid^en fird^lid^cn SSerfommlungen Der»
bot. S)er ©tootSratl^ aber erliefe gegen bie 3Ko=
mierS ein Kircular an bie Q^riebenSrid^ter, bafe fie
amar nid^t in bie religiöfen S)iScufftonen fid^ ein»
mifd^en, aber bie au SRed^t beficl^enbe (fird^lid^c)
Orbnung unb ben td\gv%xv ^xiAwv vs\\t allen
SJlitteln il^rer SImtSgemalt unb i^reS StnflufjeS
aufredet erl^alten follten. Unter bem ©nbrudt fol«
d^en SJorgel^enS bilbete ftd^ bie erfle eigentlüj^
Trennung. DDiDier, Kl^aDanneS unb SuDct traten
am 26. S)ecember 1823 auS ber ©taatSftrd^ an§,
9tud^aa unb fJfiDaa mürben Don ber Sßaftürenl^
geftrid^en. 2)aS ®efe| Dom 9J2ai 1824 l^ieü bie
biSl^erige lird^lid^e Orbnung (Ordonnances ber
noises) aufredet mit Unterbrüdfung jebcS 3)ifji«
bententl^umS. S)iefeS SJorgel^en ber ©taatsbe^öäe
(unb ber 9lfabemie) Deranlafetc eine fd^arfe Äritif
Don ©eiten SinetS, Sa ^arpe'S, ÜJlonobS (in ben
Archives du Christianisme) u. 9L Sie Wx'
fungen beS ®efe^eS maren 1^5(|ft itbtnXiiä^tt 92a'
tur. 3n 93eDe9 fam eS au gjceffen gegen $a|br
Keul^aa, ber f ogar nad^l^er burd^ gcrid^tlid^eS Ui«
tl^eil aus bem jjanton Dermiefen mürbe; ebenfo in
9lubonne unb ^oerbon (gegen ©1^. S^eDele^, 9ht»
berpfem unb ÖJenoffen), ebenfo in TOoubon, in
Saufanne felbft (gegen baS Oratorium im fKotfe
MiDier), 1826 unb 1827 aud^ in Sej unb 6t
3:r^pl^on, 1828 in Sutr^ unb mieberum in Dtw>
bon unb Saufanne, ©leid^mol^l mad^te bie &
medfung Sortf d^ritte. 3n SeDe^ entftanb bie eijie
Sifftbentengemeinbe, im 3. 1826 im 9lnfd^Iufe an
@enf bie Societe biblique auxlliaire, ebenfo Ine
Societe des missions evangeliques in Saufanne
unter Seitung Don TO. ©. %f)oxaa^. ®ie Sbetn
93inetS über bie grei^eit ber Jhrd^e fanben intniet
mäd^tigemSBieberl^all. 3m3.1828befd^öftigtefui
ber ©rofee Satl^ lebl^aft mit ben „©ectirem*. 3«
3. 1 830 aber tourbe bie biSl^erige Megierung— ni^t
ol^ne ©influfe ber SDifftbenten — ö^P^^; 1*^^
brad^te bie neue SSerfaffung nid^t bie gemünfd^tra
99eftimmungen au ©unfien txn^ freiem 9M^'
niffeS Don jfird^e unb ©taat, fonbem le^tereS foSle
nad^ § 9 ber Serfaffung burd^ ein innerl^ a^
3al^ren au erlaffenbeS ©taatSgefe^ geregelt media
gin fold^eS erfd(|ien im 3. 1839 (14. S>ec); ober
toeit entfernt, ber ßird^e eine felbftdnbigere Stri«
lung au getoöl^ren, gab eS Dielmel^r bie l^elDetif^
Sonf effion als bisherige SaftS ber maabifanbifi^a
ref ormirten JKrd^en ))reiS unb erf e^te fie bunl^ eise
Dage SSeftimmung, meldte bie ^rebiger Det^^fTu^
tete, baS SBort @otteS in feiner Steinl^eit unb Us*
Derfel^rtl^eit, f o mie eS in ber l^eiligen ©d^rip eot>
l^alten ifi, Dorautragen; bieSontrole l^ierüberote
tourbe toieber einer ftaatlid^ befteHten Juiy de
doctrine übergeben. 3llS Sorgen beS (S^eteS
ftellten ftd^ literarif d^e ffäm^)fc ein ; SBumier, Ä.
SSinet unb anbcre (Seiftlid^e reid^ten il^re £nt«
laffung ein, ol^ne aus ber Stationaßir«^ ou^rda
au tooHen. 6S folgten bie Sreigniffe ber Dteraiger
Saläre unb bamit bie ©d^eibung ber grofeen i^
tifd^en ^Parteien ber ©d^meia , im Sßaabtlonb bie
9ieDolution Don 1845, meldte bie bejte^enbe Se*
gierung , toeil fie in ber Sefuitenfroge m(5t m
©inne ber Siabicalen genügenb energif^ ©idbng
nal^m, burd^ eine rabicale (mit bem Raupte ©tue»)
erfc^te. 3« bemffampfruf: A bas les JesiriteBl
gefeilte fid^ ber anbere: Abaslesministresl Altf
1765
anomierS.
1766
les Mömiersl (Monastier, üne vue de jadis
54); eS folgten bcbauernStocrtl^cScencn unb Sn»
Siffe auf bic Oratorien in fiaufarinc, $ull9, 9liglc,
ran. Stnfiattbenfelbenmirijam entgegenzutreten,
uerbot ber Staatsrat)^ am 15. 3Rax bie religtöfen
^jirUxitDerfammlungen, U^vo. entzog il^nen jieben
SRe(i^t§|4u^ Sem gegenüber trat eineSerfammlung
ber (Seipd^en gu Saufanne (24. Tlai 1845) mit
einem SRemorial an ben ®ro|en Statl^ für bie fjfrei-
1^ beS CuUuS unb ©emiffenS in bie Sc^ranfen;
221.®eiftlid^ l^atten unterjeid^net, biele t>on bem
(Sefid^tdpunft cax^, man foQe ftd^ ber Oratorien
oraul^men, gerabe um bie Reparation su t)er"
^üten. S)er bom ®ro^en Statl^ gegebene ©efe^eg»
cntmurf mieS ben (Staatsrat)^ an, allen (Seiftli^en,
iD€ld^e anbem als ben bom ®efe|e für ben 6ul«
ins in ber 9tationaIfirc^e beftimmten @otte§«
bienfl leiten, bie ftaatlid^e 93ef olbung p ent^iel^en.
Ueberbie^ mürbe mit ^inblid auf bie religiöfen
$ritKitt)erfammIungen ein ^rtifel ^u ©unften ber
SffodotionSfreil^eit in ber Seratl^ung auSbrücüic^
nenoorfen. S)ie Sumutl^ung, ba| eine biefeS ®e«
fc| empfel^Ienbe $rocIamation bon aEen ^an^eln
tierlefen merben folle, miefen 40 ©eiftlid^e fofori
»tnid; ba bie jnrd^enbel^örbe biefelben bon Sie*
ocUbn freifprad^, ber Staatsrat)^ aber auf fürgere
ober längere 3«tt fie fuSpenbirte (3. 5Roöember),
ttid^ten infolge einer Seratl^ung ber ©eiftlid^en su
Saufanne t)on 225 bort Slnmefenben 185 il^re
Semif {bn ein. Obgleid^ bie fjforberung be§ Staats*
taüfö, bie (Seip^en müßten jiebe $rodamation
bcS Staates bon ber jfan^el t)erlefen, eventuell
t5iine ber Staatsrat)^ biefe SJerlefung t)on ber
Pdn}el burd^ einen feiner ^Beamten t)on§ie]^en laffen,
md^ ber ttxiabtKhtbifd^en ©efe^gebung ol^ne |eben
fed^Iid^en ^alt mar (ogl. ©areiS u. 3om, Staat
imb ihrd^e in ber S^mei), 3üric^ 1878, U,
241 f.), bel^orrte bie Sel^örbe boc^ auf bem ein*
genommenen Stanbpunit, oerfud^te aber ^unöd^ft
tUBcä^ einen milbem Srla^ bie S)emifftonirenben
mc S^xuinaf^mt \fyctt ßntlaffung ^u beftimmen.
Stioa 40 folgten; bie gro^e ^nel^rjoi^I aber (147)
M^arrte auf ber S)emiffu)n^ unb nur 99 ©eift»
lUfyt Derblieben ber StationalKrd^e. S)en Uebrigen
imtrben alle geiftlid^en Functionen unterfagt, fo
ba| in ber ^ftoration sunöd^ft ein nid^t geringer
fRoflßanb eintrat, ^e S)emiffionirien aber mad^«
ien ^d^ balb (9tot)ember 1846) an bie Sonftitui»
nmg einer ,,3freien etxmgelifd^en Jhrd^e''; biefelbe
ccfolgie t)on tixoa 40 ©emeinben am 12. SOflör^
1847 burd^ Snnal^me ber t)on ^rofeffor Sl^appuiS
faifpirirten JKrd^enDerfaffung, bie in ben ^rin»
d^en unb ©runb^ügen berienigen ber ©enfer
gfceien i^ird^e entfprid^t (SBorilaut bei ©areis unb
Som 0. a. D. S. LXXXÜ ff.). SDie balb nad&«
^ tm:fammelte SQuobe fül^rte nod^ bie S)etail«
oiganifation . burd^ unb befd^Io^ bie ßrrid^tung
eiwnr felbfiönbigen tl^eologifd^en Sd^ule su Sau-
ftmne, meld^ feitbem mit ad^t $rofe{foren für baS
Qkfmnmtgebiet ber Xl^eologie eingerid^tet ift unb
fetS eine bebeutenbe Sfrequens aufmeiSt. Son ber
SebenSföl^igfeit ber neuen JHrd^e geugt aud^ il^r
^erfonalbeftanb, ber im 3. 1890 in 42 ©emein»
ben 4248 eingefd&ricbene SKitglieber, 613 ftate-
d^umenen, 145 SKitglieber ber Si^nobe, 49 ^•
ftoren unb 10 ßtHmgeUften, 377 Saufen unb 125
Sl^efd^lie^ungen aufmeist. Sieerl^öltfid^ auS freien
®aUn unb baute bis }u genanntem S^ttpunlt
über 30 jtird^en unb Setföle. Sie SJlitgliebfd^
ber Jhrd^e ift aud^ l^ier burd^ bie Abgabe einer
formellen 3uftimmungSer!Iörung gur SonfKtution
bebingt. 3m Uebrigen fmb bie Sejtimmungen ber
(entern meitl^ergiger als bie ber ©enfer Jhrd^e. SBöl^
renb bie StaatSbel^örbe aud^ nad^ Sonfütuirung
biefer freien ffird^e fte nod^ mieberl(|olt ma^regdn
5u muffen glaubte, griff in ben legten gmei 2)e-
cennien bei fßolt unb Sel^örbe eine milbere ^uf^
faffung unb bamit größere Stulpe $Ia|, obgldd^
bie bermalen l^öd^ft ungutre^enbe Benennung 9Ro"
mierS nod^ immer gel^ört mirb.
3. ^nberS alS in Sßaabt unb ©enf Derl^ält eS
fid^ mit ber grden eoangelifd^en jKrd^e 9ieuen«
b u r gS (Eglijse evangelique neuchäteloise in-
dependante de l'Etat). Sie ift nid^t tt)ie bie
genannten JKrd^en in faft continuirlid^er Sntmidf-
lung aus metl^obiftifd^ • {)ietiftif d^er Separation
l^erauSgemad^fen, fonbem in einem einmaligen,
aDerbingS Uüttn jfampfe gegen ben ftaatSfird^»
lid^en 9tabicaIiSmuS eniftanben. 3^^^ l^atte bie
metl^obiftifd^e ^ropaganba feit ben gmanjiger
Salären unb befonberS feitbem bie SRifftonSgefdl«
fd^aft in ©enf (1827) in Sßirffamfeit getreten, aud^
^ier il^re Slbleger, unb eS l^atten fi(| auf ©runb
biefer göangelifation 1830—1831 brei Heinere
freie (b. 1^. t)on ber 9iationaIfird^e unabl^öngige)
©emeinben gebilbet, benen ber Spi^name SRomierS
natürlid^ nid^t erfpari blieb. 2)iefe aber fd^Ioffen
jtd^ ber Sonftitution ber Eglise independanie
nid^t an, als biefe infolge beS jebeS fir^Iid^e Se»
tenntni^ fomol^I für 9Ritg(iebfd^aft ber Stationol*
fird^e als für ISelleibung eines geiftlid^en 3ImteS
aufl^ebenben JHrd^engefe^eS t)om Seigre 1873 auS
ber SanbeSfird^e auSfd^ieb unb fofort nad^ bem
SSorbilb t)on SBaabt einen dgenen Jnrd^euDerbanb
t)on 22 ©emeinben unb 8195 mal^Ibered^tigten
SRitgliebem nebfl einer freien tl^eologifd^en Sacul*
tot bilbete.
4. SuS ber met]^obiftifd^»pietifti|d^en ^ropa«
ganba ©enfS (besm. SßaabtS) fmb au^ bie gfteien
et)angelifd^en ©emeinben beS JfantonS Sern l^er«
üorgegangen. 3)ie in ben jtoangiger Salären ent»
tanbene Semer ©emdnbe mürbe juerjl fel^r Der»
blgt, il^r §aupt ö. 5Robt gefangen unb auf längere
3rit öerbannt; erft öon 1832 an fonnte fle fid^ freier
entmidfeln unb bie @t)angeIi(ation oud^ in ben übri-
gen Sl^eilen beS ffantonS betreiben, fo ba^ smi»
jd^en 1835—1840 ©emeinben inSJurgborf, Song«
nau, ÜKünftngen, Sl^un, Steffisburg, ©rabmatt
u. f. m. entftanben, bagu nod^ anbere med^felnbe
SSerfammlungSorie, bie öon ^Pfarrern, Coangeli-
ften unb Selteften geleitet ober befud^t unb }eit»
mdlig paftoriri merben. ©e^enfibet b«x <&^
1767
SKonabenlel^rc — Monarchia Sicula.
1768
bringungSöerfud^cn bcr ©arb^ften (1842), ber 3r-
rtngioncr (1853) unb TOonnoncn bel^icltcn bicjc
©emcinbcn il^rc urfprünglid^c pre§bt)tcralc Drga«
nifoüon unb metl^obiftifd^'öictiftifd^c SRid^tung. 3n
Sern anfänglich, in bcn Salären bcr Verfolgung,
aud^ 9Romier§ gel^ei^en, erl^ielten bie Slnl^önger
auf beut Sanbe üielfad^ bcn 9iamcn „©tünbcicr".
ffiie SBemcr ©emcinbcn [tauben öon Slnfang an
unter ftd^ bejm. mit ber Stabtgcmeinbc unb feit
1860 aud^ mit ben grcicn eöongclifd^cn Äird^cn
t)on SBaabt, 9leucnburg unb ®enf in enger 9Ser»
binbung. 3)te religiöfcn ©cparatifien ber beut«
fd^en ©d^wcia [teilen an Sebeutung bcn genannten
nad^ unb gcl^ören aud^ gro|ent]^eiI§ anberen unb
Itoax ben Derfd^iebenften S)cnominationen an.
Siteratur. ü.bcrSoIfe, S)ic reformirtc ff ird^c
®enf§, »afel unb ®enf 1862; Cheneviöre,
Quelques mots sur la Genäve religieuse au
XrX^ si^cle, de M. le baron de Goltz, Genöve
1863; ©ejd^id&te ber fogen. 9Womier§, 2 §efte,
SBafel 1825 ; Malan, Le Procäs du Möthodisme
en Genöve, Genöve 1835; ginSler, ffird^Ud^c
©tatiftif ber reformirten ©d^toeia, 2 Slbtl^eil.,
3ürid^ 1854—1856; ®arei§u.3om, ©taatunb
ffird^e in ber ©d^weij, 2 93be., Sürid^ 1877 bi§
1878 ; [E. Guers J Le premier Reveil et la
premi^re Eglise indep. k Gen^ve. D 'apres
ses archives, Genöve 1871 ; E. Guers, Notice
historique sur l'Eglise evangölique Ubre de
Genäve, redigöe pour ses membres et ses
amis, Gen^ve 1875; Ch. Baup, Precis des
faits qui ont amene et suivi la demission de
la majorite des pasteurs de TEglise nationale
du canton de Yaud en 1845, Laus. 1846 ; Sil.
©d^weijer, SDaS fird^Iid^e 3ertt)ürfni& be§ Sal^reS
1845 im ffanton aaSaabt, Sürid^ 1846; Fazy,
Examen de la crise religieuse actueUe dans
le canton de Yaud, Gen^ve 1846 ; Ant. Mo-
nastier, Histoire de TEglise vaudoise depuis
son origine et des Yaudois du Fiemont
jusqu'ä nos jours, 2 vols. , Genöve 1847,
Lausanne 1882; Louis Monastier, üne voix
de, jadis sur l'origine et les premiers pas de
TEglise övangelique libre du canton de Yaud,
Laus. 1885; J. Cart, Histoire du mouvement
religieux et ecclesiastique dans le canton
de Yaud pendant la premi^re moitie du
XJX^ siöcle, 6 vols., Laus. 1870 ss.; L'Eglise
^vangelique neufchäteloise independante de
l'Etat. Ses origines et ses principes, Neuf-
chätel 1883. [3o^. ©d^mib.]
^onabettfe^te, f. Hannonia praestabilita.
^onathns^ 3lamt öerfd^icbcner älteren Sl^eo«
logen. 9lm Befannteften unter il^ncn ift SKonat-
buS aus 3uftino})oli8 (ßa^M) b'Sftria in ®al»
matten), 0. S. Fr., ein Kafuifi ou§ bem Anfang
beS 14. Sal^rl^unbertS. gr ift ber Scrfaffer ber
Summa casuum conscientiae ober Summa
juris canonici (ed. Lugd. 1516), Weld^c nad^il^m
gemöl^nlid^ Summa Monaldina ober aud^ Aurea
genannt loirb. 5lu^etbem ^d^neb er nod^ Quae-
stiones in lY libros sententiarum unb t)et*
fd^iebene Sermones. ($}gl. t). ©c^ulte, ®ej(i^. bei
Duellen be§ canon. 8led^t§ H, 414 ff.) SMelfowi^,
aber lool^I mit Unred^t, mirb er ibentificirt mit
bem glei^^eitig lebenben gr^bifd^of 9){onaIbu§
aKonaIbegd^it)onSenei)ent(geft. 1331). Ucbet-
f)avipi toeiSt gerabe ju ber betreffcnben St\i ber
granciScanerorben mel^rere SKitglieber beS 5la«
meng ÜRonalbuS auf, beren lBem)ed^§Iung no^e«
liegt; fonod^SRonalbuS auS^ncona, olSäRoi«
t^rer bei ben ©aracenen geft. 1288 (1314?), unb
SRonalbuS^lonalbi aus Perugia, 93tfd^oft)on
TOelfi (geft. 1332), SSerfalfer einer Summa sacro-
mm canonum. pi. Sffer.]
Monarchia Sicula, ba§ Don ben S^ut^en
©icilienS beanfprud^te Siedet, ntd^t nur in tDelt'
Ud^er, fonbem aud^ in ürd^Iid^er ^esiel^ung fyxt,
b. i. SWonard^ ju fein. ®er Streit über ben SBe»
ftanb biefe§ 9ted^te§ l^at je^t nur mel^r afobemifi^
Sebeutung. 3wr Drientirung ift öormeg bir
9R5gIid^!eit ^u betonen, bag ber ^apft^ teie einen
6ileri!er, fo aud^ einen Saien 5um S)elegaten, ja
fogar ^um Segaten be§ apoftolifd^en ©tul^IeS be«
fteUen, ba^ aber fein pöpfttid^eS ^rit)i(eg ton ber
red^tmö^igen, auf bie gan^e tatl^olifd^ JKrd^ ^
erftredenben 3uri§biction be§ römifd^en ißapjte
e^miren fann, meil baburd^ bem göttlid^en Siedete
be3 ^Primats junal^e getreten »ürbe. — 2)te9te>
mannenfürften, nield^e in ©übitalien unb ooi^*
lid^ in ©icitien bie faracenif d^e ^errf d^aft in erfo^*
reid^er Sßeife befömpften unb fd^mölerten, üer«
bienten unb ermarben ben befonbem ©d^u| ber
Raffte. 3n einer allerbingS angezweifelten Ur»
funbe UrbanS n. üon 1098(Jaffe, Reg.Ponti£
n. 4274) mirb Stoger, @raf t)on Solabrien unb
©icilien, fott)ie beffen Srben ^uge^d^ert, e§ foQe
fein fiegat toiber beren SBillen in'S JReid^ gefeiü)et
merben, tielmel^r foDe ein legatus a latere bem
Surften mittl^eilen, waS biefer felbft bann legati
vice burd^fül^ren tocrbe. 9lud^ ^f d^aliö IL ttnebe^
^olt 1117 (Jaffe n. 4846), bafe ber gfürjt legati
vicem erl^alten l^abe. SDamad^ ift ber ^err öon
©icilien, toic bered^tigt, fo aud^ öerpflid^tet, bie
pöpftlid^en ^norbnungen im Sanbe burd^guful^ren;
baS ^tä)t be§ $apfte§ ift nirgenbS auSgefd^Ioffoi
Zl^atföd^Ud^ entmidelten ftd^ aber bie 2)inge in
©icilien im ©inne einer alle SJer^öItniffe, aud^bie
fird^Iid^en, nad^ SOta^gabe ber 93erfaffung beS San«
be§ einl^eitlid^ unb flramm orbnenben SRegierungd*
genialt. 9{irgenb§ mar meniger Don tüfreil^ ber
ff ird^e bie SRebe, al§ auf ber SnfeL S)ic Sujtönbe
mürben nid^t beffer, al§ ©icilien unter fpontjc^
enfd^aft fam. Siclmel^rtourbe gerabe nun unter
erbinanb Y. bem ffot^olifd^en (1504—1516)
ber SSerfud^ gemad^t, ben tl^atföd^lid^en Suftanb
ber abfoluten 9)Za^regelung ber iKrd^e burd^ §in«
tt)ci§ auf bie jcjt erift oeröffentlid^ten alten Ut«
funben be§ 11. unb 12. Stal^rl^unbertd aid einen
rcd^tlid^ begrünbeten l^injufteHen. Um biefelbe3«t
entbrannte bie literarifd^e fjel^be über bie Sled^«
l^eit ber berufenen Urfunben. Unbefümmert um
1769
SKonatd^tonet — ÜRongoIcTU
1770
bie Don ftrc^Iid^er Seite erl^obenen Sebenf en, Derbot
bie Regierung, t)on bem jur Sßal^mel^mtmg ber
fird^üd^en Sterte ber Jhone 1579 einge{e|ten f önig«
Itd^n Judex Monarchiae Siculae na^ 9tom ^u
a|)|)eStretu Sßö^renb ber SBinen beS fpanifd^en
@tbfoIgefriege§ tarn ed au§ 3tnla| ber Dom 9t-
f d^of Don Sipori ben ÜRarftbeamten gegenüber 6e»
(^aupteten 3mmunitdt ^u einem örgerlid^en Son«
fiicte, inbem ber Siid^ter ber SRonard^ie ba§ SSed^t
beanfprud^te, oud^ Don ben bem ^opfte Dorbel^al«
tenen Senfuren abfolDiren ^u fönnen; baS in
me]^nren.2)iö€efen Derl^öngte unterbiet mürbe nic^t
bead^tet, fonbem mit ©etooltmalregeln ertoiebert.
Sa glaubte SIemenS XL ben S^tpunft gefom>
inen, burd^ bie Sonftitution Bomanus Fontifex,
20, Sebruar 1715, bie angeblid^en ^ßriDüegien
ber !Dlonard^ie DoUftönbig ^u aboliren. ^e 9uf*
^ung f d^eiterte an bem Sßiberftanbe ber in^toif d^en
fpx f^fd^aft gelangten öfteneid^ifd^en 9iegierung,
intb Senebict Xm. rettete bie ^rincipien beS
Krd^Iid^ Sied^teS, inbem er, nid^t ^ur fjfreube ber
Selantl, burd^ bie »uDe FideH, 30. «ugufl 1728,
bie Verfügung feines Sorgöngerd toieber aufl^ob.
aSenebict erHörte, ber jicilifd^e ffönig förnie aud
opofblifd^er Eonceffion ben Stid^ter ernennen,
bctmtiren unb belegiren; biefer merbe baburd^ }um
Sdegaten beS opofiolifd^en ©tul^Ied unb folle
oK oberfte Snftang in fird^Iid^en @Qd^en Sted^t
\fti^, 2)iefer Don ben nad^folgenben köpften
befUtigte 3nftanb Derlorburd^ ben Stur) ber legi-
timen S^naftie ben ® runb tt)eiterer Srl^Itung, unb
$itt8 IX. fanb fid^ belogen, burd^ bie SuUe Su-
prema, 28. Sanuar 1864, baS SJorred^t ber ftci*
lifd^ SRonard^ie DoÜftänbig unb fär immer ^u
aboliren. 2)ie betr. Verfügung, jotoie ein ben fird^-
lid^ Shtftanjengug für Sicilien neu regeInbeS
9reDe Dom felben Zage teurben aber erft 10. Oc*
tober 1867 publicirt. 3)er wiberftrcbenbe Dfficial
bcc Monarchia Sicula, !ßriefter Stinolbi, mürbe
twin ^apfte 23. 3uU 1868 feierlid^ escommu-
Hicirt 9ud6 bie italienifd^e ^Regierung proteftirte
«ncberl^ott; ba§ @arantiegefe| Dom 13. ÜRai 1871
ober entl^t im SIrtifel 15 einen au§brädnid^en
Seqid^t ber !5niglid^en 9iegierung auf ba§ Sted^t
ber apojtolifd^en Segation in Sicilien. (SSgl.
Ghuro. Mastrilli, Decisiones (300) tribunalis
eonsiBtori] regiae conscientiae regni Siciliae,
2toIL, Spirae 1614—1627; Baronius, De
BKmarchia Siciüae, Paris. 1609 ; Defense de
la monarchie de Sicile contre les entreprises
delaeonrdeBome, Ain8t.l716; Fomo, Storia
deU' apostolica legazione annessa alla Corona
di SieOia, 2. ed., Palermo 1869 ; Scaduto, State
e «^esa nelle due Sicilie, Palermo 1887, 147
sino 156. 175—203; Dorjüglid^ ©entiS, SDie
,MoiL Sicnla«, fjfreib. i. 93. 1869, mofelbft 4 ff.
uU^ Siteratumad|meife; fur^ D. Sd^erer, ^anbb.
k§ Ä.-». I, ©ras 1886, 524.) [SR. D. ©d^erer.]
9tMtt«9iaiier, f. ^ntitrinitarier.
9bfMi, f. 3eitred^ung; ^öpftlid^e ÜRo-
lote, f. Menses papales.
'^onbcftitns^ f. 3eitred^nung.
^SBonefa (aRonetu§), au3 Sremona gebärtig,
mar juerft in SSoIogna Seigrer ber freien ffünfle,
trat aber, aI3 bie erften ©d^üler be§ ^l S)ominicu8
in biefe ©tabt !amen, um baS Sal^r 1220 in
ben ^rebigerorben. ©ein Sob mirb in bad ^oSnt
1235 gefegt. Sßid^Hg für bie jhrd^engefd^id^te beS
13. äal^rl^unbertS ift feine Summa contra Ca-
tharos et Waldenses, feiner S^xt Diel gelefen
unb meit Derbreitet, aber erft 1743 Don feinem
OrbenSgenoff en Xl^omaS ^uguftin SRicdbini p 9lom
bem S)rudt iibergeben unb mit Dielen Erläuterun-
gen unb 92oten Derfel^en. !Rad^ bem SebenSbilbe,
meld^eS SRicd^ini biefem 2Ber!e beigab, fd^rieb ÜRo-
neta aud^ Sommentare 5ur Slriftotelifd^enSogUunb
eine Summa casuum conscientiae. [©treber.]
;SSoiigotoi, ®efd^id^te beS i^l^riften«
tl^umS unter benfelben. 3n ber ©ef^id^te
änneraftenS, be8 9RutterIanbe§ unjöl^nger 93oI!8«
[tömme, treten bie ÜRongoIen erft etma um baS
^df)x 1000 auf. ©ie mol^nten urfprünglid^ am
Slltaigebirge, breiteten ftd^ aber fpöter über ^od^
aften bis Sl^ina unb 3nbien unb meit l^inein bi
©ibirien au§. C^äufige iMege unb ftete SBan«
berungen brad^ten bie IBerfd^melgung ber großen
Sorben 3U©tanbe, meldte urfprüngli(| unab|öngig
Don einonber nomabiftrten. 2)iefelbe DoQ§og ^($
befonberS unter S)fd^ingiSd^an (geft. 1227), mit
bem bie SRongoIen eigentlid^ erft in bie ©efd^id^te
eintreten, ©ein ©ol^n Oftai (1227—1241) unb
beffen (Jfelbl^en unb SruberSfol^n 99atu (geft.
1255) festen bie Sroberungen fort, begmangen
9ht^Ianb unb Dermüfteten $oIen unb baS öfüid^e
Suropa (bi§ 1242). 2)a in ben beeren S)fd^ingi3-
(^an§ ber SoßSftamm ber Xatta bie größte 3<4I
unb ben tapferften Xl^eil auSmad^te, fo mürbe e§
in Suropa aQmäUg gebröud^Iid^ , nad^ biefem
©tamme fömmtlid^e SSöIfer ^od^afienS afö Sa*
taren unb bie meiten SänberftredenOftaften§ unb
beg flad^en SBeftafienS alS Zatarei gu begeid^nen
(Dgl. ff. Kitter, ^fienl, 274. H, 387, unb beffen
®efd^. ber Srbfunbe, l^erauSgeg. Don S)aniel 1861,
225). 99i§ gegen Snbe beS 12. Sal^rl^unbertS mar
bie Xatarei ben ßuropöem grögtentl^eilg un«
befonnt geblieben. Srft bie jheuggüge unb bie
oben genannten Eroberungen brad^ten bie ÜRon^
golen, bei benen bie Sieligion be§ Subbl^ il^re
eigentlid^e ^eimat gefunben l^atte (f. b. 9(rt.9ub'
b^iSmuS n, 1403 ff.), mit Europa in SerOl^rung.
S)en Tieftorionem f oS eS gmar f d^on im 7. Sal^r*
l^unbert gelungen fein, bie ÜRongoIen mit bem
Sl^riftentf um befannt gu mod^en, unb Sbel 9iö-
mufot miO bie Dieten ^eu|erli(|!eiten, in melden
bie bubbl^iftifd^e mit ber latl^olifd^en SteligionS»
Übung übereinftimmt, auf biefen Ürfprung gurüd*
filieren (BecLsurleslanguesTartaresI, p.VIs.,
Par. 1820). ©id^er ift, bafe im 11. So^rl^unbert
mirflid^ eine ^ngal^I SRongoIen unb felbfl ein
9)tongoIenfürft, befannt unter bem Flamen 3o*
l^anneS ^rcSb^ter (f. b. «rt. VI, 1754ff.),jid^ gum
92eftoriani§mu3 befannten, unb ba^ biefe SReliqjbu
1771
9KongoIen.
1772
bei ben TOongolcn einiges Slnfel^en genofe; ge«
iDöl^nUd^ befanben \\ä) oud^ einige neftorianifd^e
^efter am ^ofe be§ ®ro§>S]^Qn3. Äaum l^atte
^ap\i «legonber HI. (1159—1181) öon einem
SReid^e gel^ört, boS angeblid^ öon einem ^riefter»
fönig regiert toerbe, fo fonbte er 1177 einen Si»
fd|of bal^in, um biefen Segenten für bie römifd^c
ftird^e ju gewinnen (Baron, ad ann. 1177,
n. 32-— 35); befonbere ßrfolge mürben aber ba»
mal§ nid^t ei^ielt. 31I§ iebod^ bie SRongoIen unter
SDfd^tngiSd^an unb feinen 92ad^foIgem nid^t bIo|
baS jtl^Qlifenreid^ unb ba§ ®ebiet beS genannten
^riefterfönigS eroberten, fonbem felbft bis nad^
$oIen, Ungarn unb S)eutfd^Ianb Dorbrangen,
^d^ten bie ^päfjie burd^ SDflifftonare auf biefe
aBelteroberer einjumirfen. öierju liefen fie ftd^
ebenfo burd^ bie SWidfftd^t auf bie SJerbreitung be§
®(aubenS, als aud^ burd^ ben ^inblidf auf bie
Sertoüftungen, mel^e biefe und^rijllid^en §orben
im Ojlen ßuropa^S anrid^teten, beftimmen. 9lud^
bie d^riftltd^en gürfien öerfprad^en fld^, menn baS
Cl^riftentl^um unter ben SKongoIen in Kl^orafan
unb felbft in ber großen §orbe ben @ieg über
baS ^eibentl^um unb ben SOtol^ammebaniSmuS er-
ringen mürbe, öon einem Sünbni^ mit ben SJlon»
golen gegen ben 3slam gro^e SSortl^eile im Snter«
effe ber ftreujjüge. 3)a fie öon ben SB^jantinem
fd^Ied^terbingS nid^tS ^u l^offen l^atten, glaubten
fie burd^ ein Sünbni^ mit ben Sßongolen bie
9Biebereroberung beS l^eUigen SanbeS bemirfen ^u
fönnen. 9luSbiefen®rünben üerfud^ten namentliciö
annocenjIV. (1243— 1254) unb berl^eiligeft önig
Submig IX. Don fjfranfreid^ Dom 3a|re 1245 an
mieber^olt burd^ 3Biffionare auS bem Strands»
caner- unb S)ominicaner>Orben Serbinbungen
mit ben SKongoIenfürften an^ufnüpfen (ogl. Ray-
nald. ad an. 1245, n. 16 sq.; 1253, n.49; 1254,
n. 1 sq.); bann Joinville, Hist. de St. Louis, in
ber Collection cpl. des memoires par Peütot
II, Par. 1819, 332 s. ; unb bef onberS A. Remusat,
Mömoires sur les relations polit. des princes
ehret, avec les empereurs Mongols, in ben
Möm. de l'acad. des inscript. VI, 396 ss. VII,
885 ss., Paris 1822 et 1824). S)a aber biefe
einfad^en SKif Ronare nid^t öiel auSrid^teten, fanbte
ber ^Qp\i im 3. 1253 einige ju Sifd^öfen getoeil^te
ÜRanbatore mit entfpred^enben SJoHmad^ten ab;
iebod^ aud^ biefe erreid^ten il^ren eigentlid^enStoed
nid^t. 9n bem ^ofe beS ©ro^-Gil^anS mollte man
Attjar bie greunbf d^aft mit ben d^riftlid^en Surften,
Ja felbft ein SSünbni^ mit benfelben gegen bie
©aracenen, Don benen bie iKongoten befonberS in
^erfien bebrängt mürben; allein bie politifd^en
3KidHid6ten, bie ©leid^güIHgfeit ber §errfd^er,
meldte einem religiöfen «gppcretiSmuS ^uibigten,
bamt bie Stol^eit unb Stumpfl^eit beS 93oIfeS^unb
bie 3ln]^änglid^!eit ber ©ö^enbiener an tl^ren Eul-
tuS, enblid^ aud^ bie Unfenntni^ ber @prad^e unb
Sitte Jener ©egenben: alleS biefeS ftanb ben eifrigen
SDHffionaren bei Ausübung il^reS eigentlid^en^mteS
^inbemb im SBege. S)o^ xouxbt btt ®to^«K^an
^anp, s^ ^^^ ^^^ ^^ trepd^e gfranciSconet
SBiD^elm be 9hibruquiS (Don ShiQSbroef) im 3.
1253 nad^ ber ^auptftabt ftaratonmt gdommen
mar, fammt einigen feiner ^ofleute }ur Snnd^
beS Sl^riftentl^umS unb jur Saufe bemogen, mb
5mar burd^ ben armenifd^en JJönig ^et$un obet
^ait^on (Dgl. ben Steifeberid^t beS P. be ghibru«
quiS in Hist. generale des voyages, Paris 1749,
Vn, 263—307). 9Zad^ SKangu^S Sob (^
1257) regierten feine jmei SSrüber baS getl^ifie
SRongoIenreid^, ^ulaju ober ^alafu (gefi. 1265)
in ^erfien unb 6|ublai in ©l^ina. S)cr erftere toor
ben El^riften unb beJonberS ben 9lcftorianem gün*
füg, namentlid^ feit ber Eroberung SagboM
(1258). S)er SBiberjtanb, ben biefe nodft l^etbni«
\6^m Sßongolen ^erfienS im JMege gegen bie
ögQptifd^en @ultane f anben, Deranla^te ^uk)u, bie
fireugfa^rer ju begünftigen unb l^öufig (Skfonbt«
fd^aften an bie ^opfte mie an bie Stbmqt Don
tJranfreid^ unb gnglanb ju fenben. SUejanber IV.
(1254—1261) fd^rieb an il^n im Sntereffe ber
ßird^e unb ebenfo beffen 5Rad^oIger UrbanIV.
(1261—1264) an C>wMu'§ ®ol^n Sttago ober
Slbogl^a (geft. 1282). Sejterer fd^idte im 3. 1274
eine ©efanbtfd^aft Don 16 9J2ongolen gum Dier<
gel^nten allgemeinen Soncil nad^ SQon, alkrbi]ig§
nur, um ein Sünbni^ gegen bie @aracenen §n
f d^ftefeen ; Don einer 95efe|rung (Union) mar feine
SRebe (f)efele«»nö})fler, 6onc.»®efdö. VI, 138).
S)od^ nal^m ber Spred^er ber ©efanbtf d^aft, mo^
jd^einlid^ ber ©ol^n beS ®ro6«K5[anS, ^er boS
ei^riftentl^um an, liefe ftd^ mit einigen feiner 8e«
gleiter taufen unb erhielt Don ©regor X. lösbare
©emönber gum ©efd^enfe (a. a. 0. 144). 9ni(
gab ber $apft il^nen ein @d^reiben mit, in meld^
er ben ©rofe^Sl^an gum Eintritt in bie d^ripil^
ft ird^e ermahnte, mit bem SSemerfen, bafe er nö^«
ftenS ©efanbte an il^n aborbnen tt)crbe (a. a. D.
154). S)er Sl^an Derfprad^ bie Slmtal^me ber Saufe,
fam aber nid^t mel^r bagu. 3^m folgte Sd^met
(geft. 1284), ber gum 3Slam übertrat unb bie
Sil^riften mit leibenf d^aftlid^em ^aff e Derfolgte (über
Derfd^iebene SKart^rer biefer Stxi ügt. Wadding,
Annal. Minor, ad a. 1284). ^la^ Sd^met tmidie
^rgun ober 3lrgo (geft. 1291) ©rofe-g^on; et
!nü))fte bie alten SSerbinbungen mit %om midKr
an. Unter il^m mar gemiffermafeen bie Slütegdt
ber d^riftlid^en 2Kiffton bei jenen SöÖem^ obglew^
aud^ er nid^t bagu fam, ftd^ taufen gu laffen. Jba
aä)i SDtonate regierte nad^ il^m Saibu, ein (hM
^ulaiu^S. 2)a er inSgel^eim baS g^^rißentl^um be*
günftigte, mürbe er Don ber faracenifd^n $artei
ermorbet. @ein 9iad^foIger &igan ober ©oqon,
ber ©ol^n 3lrgo% mürbe überräet, fidj öffetäicj
gum SRol^ammebaniSmuS gu befennen, mobei er
ben Seinamen SRaiuS erl^ielt. 2(n ben erften gtoei
Salären feiner SRegierung bulbete er eine graufame
6l^riftenDerfoIgung burd^ einen feiner ©tatt^er;
fpäter gepattete er, bafe fein ©ol^n getauft werbe,
er felbft fiarb als aWobammebaner. SSon ba an
mad^te ber SSIam bebeutenbe gottfd^tte unter
177S aJlonguS — SKonica, bie 1^1. 1774
ben SRongoIen, unb bie tDcitere 9niffu)n§t]^Qttg» ber üniJftonSreifen nad^ berSDlongoIei im 13.unb
Wt unter tl^ncn toar nid^t üon Sclong. ©ogegen 14. Soprl^mibert, StcgenSb. 1860, 393be.; üallax,
orbeiteten um btefclbe 3eit bie gfranciScaner an ber (Sefd^. b. röm.-fat^oI. iKiffton, bentfd^ ö. SWid^el«
öefd^rung berjienigcn Sölongolen, toeld^e pd^ in fen, grlongen 1867, 100 — 117.)
Sttro))Q bis an bie @ren}en Ungarns niebergelaffen 3)ie l^eutige SRongoIei, unter (^inefif d^er ^err*
Rotten, äl^re Semül^ungen maren aud^ Don eini« fd^aft [tel^enb unb nur einen Reinen Xl^eil ber el^e«
erfolg, fo bafe 9«coIau§ HI. (1277—1280) maligen Satarei bilbenb, »urbe fd^on ju Anfang
Deronlagt fanb, für bie Tleubefel^rten einen beS 17.3a]^r]^unbert§ Don bemportugiefifd^enSe»
Sifd^of auf}u{lenen. 9tod^ toeit mid^tiger toax ber fuiten F. SSenebict ®oö§ bereist (^al^n m, 413);
erfolg, ben bie Snifftonare am ^ofe beS ®ro^' eS bauerte aber nod^ Dolle 100 Saläre, bis baS
(G^anS ei^ublai ober ^upilai in S^ina errangen. Sl^riftent^um l^ier Stngang fanb. S)a^ eS um
SHefer l^atte um 1260 ben SBubb^iSmuS in Sl^ina 1776 fd^on mand^e Sl^riftengemeinben gegeben l^at,
etngeffil^rt, geigte ftd^ aber als ^nbifferentift ben bemeist bie in biefem äal^re burd^ ben Stattl^alter
(S^ßen günftig, erbat ftd^ Dom $a|)fte ©elel^rte, ber SRongoIei in @cene aefe^te S|riftenDerfoIgung
gab bem SSenetianer 5!»arco ^ßolo, beffen 95ater {^af)n HI, 329). ®a bie aWongoIei jum SiS-
fd^on als Kaufmann im Sanbe Dertoeilt l^atte, eine tl^um $e!ing gehörte, bie Sl^fien aber jienfeitS
aufel^nlid^e SteSung am §ofe unb na|m 1272 ber großen SOtouer weniger Ouölereien auSgefe|t
unb nod^ fpäter granciScaner« unb S)ominicaner« maren, fiüd^teten ftd^ bie (Sl^rtfien toie au^ bte
SDKffumare auf (Dgl. Marci Pauli Veneti De re- SRifftonare auS ^efing toieberl^olt bortl^iu; fo na»
gionibus Orient, libr. UI, ed. Andr. Mulle- mentlid^ 1826, in meld^em Saläre bie Sagariften«
ros, Goloniae Brandenburgicae 1671, beutfd^ SJlifftonare fogar in @i'Dan«tfe, bem ^aujptort ber
DonSSürdC, 2. 3lu{I., Seipjig 1855; baju SRitter, mongoUfd^en El^riften, eine Heine Srjiel^ungS«
©efd^id^te ber febfunbe 217 f.). ©d^on ^opft anftalt grünbeten. 3m3.1838 tourbenbieaRan-
SticokmS m. fanbte fünf fJfranciScaner bal^in, bfd^urei unb bie SOtongolei Dom SiStl^um ^efing
wddft tro^ Dieler ^inbemiffe fegenSreid^ mirften. abgejmeigt unb gu einem felbftönbigen Sicariat
@ro|e ßrfolge erhielte befonberS ber 5!Kinorit 3o- erl^oben. 3)ie iKanbfd^urei tourbe 1840 baDon ge-
]^aimeSbe5!Konte(£orDino(f.b.3lrt.VI, 1719f.), trennt unb bie Sa§arif}en beforgten bie 9Jlifflon
»eM^en 9licoIauS IV. im 3. 1288 bal^in gefanbt berSBlongoIei bis 1864; bann ttmrbe btefelbe ber
Kad^bem er elf Saläre allein gearbeitet unb mel^rere Kongregation beS Unbepedten ÖerjenS 2Kariä in
Äir^ erbaut, erl^ielt er an feinem DrbenSbruber ©d^eutDelb übertragen. 3)ie eifrigen 9Rifflonare
«molb aus ftöln einen ©el^ilfen. 3m 3. 1307 biefer Kongregation l^atten fold^en Krfolg, hc^
er^ob il^n ElemenS V. gum ßrjbifd^of Don Kam» 2eo Xni. bie SBlongoIei fd^on 1883 in brei 9Si»
bolu (^efing) mit auSgebe^nten SJoümad^ten unb cariate abtl^eilen fonnte. 2im 3. 1890 }ä]^(te man
fanbte i^m neue ©el^ilfen, barunter ficben Sifd^öfe. unter ben 15 SRiHionen Sewol^nem bereits gegen
©er gu feinem 9lad&f olger ernannte 9licoIauS ftarb, 24 000 ft atl^olif en. (Sgl. Moroni, Diz. XCVm,
bctwr er nad^ Kambalu !am; ül^nlid^ erging eS ben 137 sg. ; Missions catJ^ol. 1891, 258 ss. ; ^al^n,
anberen aWifftonSbifd^öfen. 3)ie g^riften ber 2a- ®efd^. b. fatl^. aJlifponen m, ftöln 1860, 442 ff.:
tarei beHagten ftd^ im 3. 1338, ba^ fte fd^on ad^t bann and^ H. T. Prinsep, Tibet, Tartary and
äo^re ol^ne Wirten feien. 93ei ber Vertreibung ber Mongolia, 2. ed., Lond. 1852.) [Slel^er.]
aRimgoIen auS Kl^ina (1368) unb ber (£infe|ung 3K<maii$, f. $etruS ÜRonguS.
ber aJnng-2)9nafHe ging aud^ bie @emeinbe in SBonioi, bie 1^1., mar um baS 3a]^r 331 gu
Sombalu gu ©runbe , ba bie nun l^errf d^enben Sagafte in Slfrifa Don d^rijHid^en Kltem geboren,
(E^efen d^rifilid^en ^eftem feinen 3utritt mel^r mie il^r ©ol^n 3luguftinuS in feinen Sefenntniffen
gepatteten (f. b. «rt. Kl^ina m, 150 f.). gbenfo begeugt (9, 8). 3]&re ßrgiel^ung leitete l^auptfäd^
umzbe in Werften baSÜRongoIenreid^ burd^ Xamer» Ii(| eine alte SJlagb, mel^e fd^on il^ren IBater auf
tei gefiürgt, unb ber 38lam trium^jl^irte DöIIig. bem 9lrm getragen l^atte. ®iefe toar fo fireng,
(9u%tt ben bereits angefül^rten SCBerfen Dgl. no^ bafe fte ben Softem beS ^aufeS nid^t erlaubte,
befonberS Mosheim,Hi8toriaTartarorumeccL, au|er ber Sifd^geit aud^ nur 2Baf|er gu trinfen.
Heimst. 1741, unb Huc, Le Christianisme en ^IS fpöter SDtonica gur 3nngfrau ^erangemad^fen
Chine, en Tartarie et au Thibet, Paris 1857 toar unb ben SBein für ben Xifd^ ^olen mu^te,
ä 1859, 4 tom.; bann Hennen, Histoire fd^lürfte fte jebeSmal baDon unb gemannte fid^ all-
g^^rale des Missions cath., Paris 1846 s. ; möltg an baS SBeintrinfen. 2)a geriet)^ fte einmal
SBittmamt, Mgcm. ®efd^. b. ÜKiff., ?lugSb. 1846, mit ber SKagb, mit toeld^er fie oetoöl^nlid^ in ben
I, 24 ff.; §uc u. ®abet, äBanberungen burd& bie ftetter ging, in einen SBorttoed^fel, unb biefe l^ielt
SDlongoIei nad^ Sibet, Seipg. 1855, in ber §auS- il^r bie böfe ©etool^nl^t auf eine bittere SBeife
btbliot^e! für gänber- u. Sölferfunbe, l^erauSgeg. Dor, ®er SSortourf traf fe mie ein ©old^fKd^, fle
0. «nbree, VII; fteinr. öal^n, ®efd^. ber fat|oI. erfannte il^enSel^Ier unb legte il^n für immer ab.
aR^.,ftöInl857,I,422ff.; ffiiD^.^e^b, ©tubien SKonica mürbe fpdter bem $atritiuS, einem §ei-
fiber bie Kolonien ber röm. Äird^e in ben Don ben ben, gur Kl^e gegeben, mie eS bamalS nid^t feiten
lotorcn bemol^nten Säubern, in 9JiebnerS 3eit» Dorfam, inbem ber ungläubige SDlann burdj baS
fd^ f. l^ifl. Sl^eol. 1858, 260 ff.; ftülb, ®efd^. gläubige SBeib gel^eiligt werben foHte (1 Kor. 7,
1775
Monita secreta.
1776
14. 16). ^atrittuS l^attc ncBen anbcrcn gcl^Iern
aud^ einen jommütl^tgen Kl^arafter, ben SKontca
mit Quer ©ebulb ertrug. Sie »artete immer, bi§
bie SomeSl^iJe benaud^t toat, bann mad^te fie
il^m gütige SorfieHungen. 9lud^ il^re @d^tt)ieger=
mutter, bie ftc^ burd^ böStoillige 9Kägbe gegen bie
©d^wiegertod^tereinttel^men liefe, gemann jieburd^
il^r geffflIigeS unb juöorfommenbeS SBefen. Sl^re
&)t toarb mit brei ftinbem gefegnet: 9luguftinu§,
!RQt)igiu§ unb $er))etuQ; Untere marb Oberin in
einem Älofter ju ^tppo (Aug. Epp. 211). 3)er
@o]^n il^rer Sorgen mar 3lugufttnu§. fjfrül^geitig
prägte fie il^m ben l^eiligen 9iamen 3efu§ ein unb
liefe il^n unter bie 3^^^ ber ftated^umenen auf»
nel^men, berfd^ob aber beffen Soufe, felbft al§ er
jie in einer fd^toeren ftranfl^eit begel^rte, inbem fie
mal^rfd^einlid^ eine SJoral^nung l^atte, bafe er ftd^
mit ©ünben befleden »erbe (93ef. 1, 11). 3lte
StuguftinuS im 19. Saläre [taub, ftarb fein 95ater,
ben SWonica burd^ il^re Sugenben unb ©ebete für
(Sott gewonnen l^atte (9, 9). 3]^r ©ol^n ergab fxä)
auf ber ^od^fd^ule 5u Sartl^ago dSkn ^u^fd^mei»
fungen unb l^ing ben ünani^öem an, moburd^
er feiner SWutter unfäglid^en ffummer bereitete.
®a alle Sitten unb 3:]^ränen frud^tloS blieben,
fd^ritt fte 5um lefeten SWittel, fie üefe il^n gu Sa«
gafte nid^t in i^r §au8. 6rft nad^bem eine Sr=
fd^einung il^r berfid^ert l^atte, bafe il^r @ol^n fein
mürbe, mo fie ftänbe — fie fo^ nömlid^, mie
fie auf einem JRid^tfd^eite ftanb — , erlaubte fie
il^m mieber, mit il^r unter einem 2)ad^e gu mol^»
neu (3, 11). Stad^bem 9uguftinu§ Seigrer ber
93erebfam{eit ju &irt]^ago getoorben mar, begab
fie ftd^ bortl^in, um il^n auf anbere SBege gu
bringen, unb iat in il^rer Setrübnife einen Si«
fd^of, er möd^te auf il^n eintoirfen. 9118 biefer
ober ermieberte, il^r Sol^n fei jie^t für SorfteQungen
nod^ unem))föngUd^, gab fie fid^ bamit nid^t gu*
frieben, fonbemfe^te il^m burd^ Sitten unbSl^ränen
SU, fo bafe er fagte: „©el^e l^in; e8 ift unmöglid^,
lafe ein ©ol^n fo bieler Sl^rönen üerloren gel^e"
(3, 12). aRonica ful^r fort, Sag unb ?lac|t ju
©Ott für bie Sefel^rung il^reS ©ol^neS ju beten.
9Son Kartl^ago ging ?luguftinu§ nad^ SRom, um
bie Kebefunft gu leieren, unb oon Kom mürbe er
nad^ aWailanb berufen. UKonica folgte il^m nad^
burdö Sauber unb SDleere, fprad^ ben ©d^iffem
Iroft JU unb berl^iefe il^nen eine glüdtlid&e 9ln«
fünft (6, 1). 3n ajlailanb mar fie ein 9Jhifter
ber grömmigfeit; ber 1^1. «mbrofiuS ad^tete fie
fel^r ^od^ unb münfd^te 3luguftinu8 ©lüdf, eine
fold^e SKutter gu l^aben. §ier fud^te fie aud^ aße
^inbemifie, meldte ibrem ©o^ne in feiner Sefel^»
rung aufftiefeen, ju befeitigen. gnbtid^ fam bie
3eit, mo ©Ott ibre Sb^önen in greuben öerman-
belte unb il^re ©ebete übeneid&Kd^ erhörte. 3lugu-
tinuä öffnete fein ^erg ber ©nabe unb befel^rte
Id^ gu ©Ott. 9lad^bem er fein Se^ramt nieber-
gelcgt f)at% gog er fid^ mit feinen greunben auf
ba§ fianbgut be§ SerecunbuS in Kaffiacum gurüdf
unb bereitete fid^ auf bie beilige Saufe öor. SKo«
nica, boQ 3)anf gegen ©ott, beforgte bog ^au§«
mefen, na^m au^ öfter t^eil m i^ren geirrten
Unterbaltungen unb legte babei Semeife i^rtS
natürlid^en @d^arffinn§ an ben Sag (De ordUne
2, 1 ; De vita beata). 5Kad^ ber Saufe beS ffi. «n»
guftinu§ oerliefe fie mit i^m üRoilanb, um mäi
^frifa gurüdgufebren. 3nO|tia mad^ten fie fyHL
bm bielt fie mit i^rem @obne ein benfmürbig^
©efpräd^ über bie biinmlifd^e ©eligfeit unb rief
aus : „aRein iSobn, mid^ ergöjt md&tS Srbifd^
mebr. SSSaS foH id^ nod^ femer l^ier t]^un? (&a^
mar e§, mefebalb id^ nod^ einige 3^ in biefem
Seben gu bleiben münfd^te: id^ mollte bid^ al§
fatl^olifd^en Eb^^P^n f^b^^ ^^^or id^ fiürbe. 9hin
bat mir ©ott nod^ mebr gemalert; benn id^ f^,
bafe bu nid^t nur fein®iener gemorben bifl, fonban
au^ auf alleg irbifd^e ©lud bergid^tcff* (9, 10).
Saß) barauf fiel fie in eine ihanfbeit unb befom
eine Obnmad^t. 9n§ fie mieber gu fid^ gefoinmen
mar, fagte fie gu ben Umftebenben: „$ier metbet
il^r eure OKutter begraben." 2luf bie gntgegmnig
beS 9laöigiu§, e§ fei tröftlid^er, in ber ^eimot }u
terben, toarf fie i^m einen emften Slid gu unb
prad^ : „Segrabet biefen Seib, mo tlb^ mo&; nur
um ba§ Sine bitte id^ eud^, fei^ meiner eingeben!
am Elitäre beS ^erm, mo i^r aud^ fein möget;
bon ©Ott ift nid^t§ fem; id^ braud^e nid^t gu be«
forgen, bafe er am Snbe ber Sßelt ni^t toitfe,
mo er mid^ aufermeden foH" (9, 11). Sm neunten
Sage i^rer ihonlbeit, im 56. Sa^re i^reS Se6en§,
mürbe ibre fromme @eele bom Körper getremtl
^^t 2eib mürbe im Sem})el ber 1^1. Sturea B^
graben. 3m 3. 1430 mürben ibrc ©ebeine bon
Oftia nad^ 9tom in bie jfird^e ber 9luau{imer
übertragen, mobei mel^rere SBunber an monfen
gefd^aben (Bell, ad d. 4. Maji). 3br Sefi mirb am
4. aWai gefeiert. [ffeHer O. S. Aug.]
Monita secreta (bie gebeimen Serorbmm«
gen ber ©efettfd^aft 3efu), eine bon gebäffigen
Serleumbungen ftro^enbe fatirifd^e @d^rift gegen
ben 3efuitenorben, meldte mit f alfd^em Satum imb
S)mdfort guerjl 1614 in Ärafau unter bem Süel
Monita privata Soc. Jes., Notobrigae 1612,
gebmdt mürbe. Sorgeblid^ gel^eime ^nmeifungen
plr bie OrbenSmitglieber, entbatten fie eine ^nur
einer abgefeimten Saunerbanbe entfpred^enbe Sn*
ftmction", bingielenb ouf fd^muWgen ©clbcrtta*,
©eminnung bonpolitifd^emSinpufe, Sbiconinrng
abtrünniger SWitglieber u. bgL ®ic ©otire mtxAt
bon ben geinben be§ OrbenS bereitmiSig al§ ßmß
bingenommm unb erlebte bi§ in bie neuefte 3«t
(§. 3. ©ruber, ^ßaftor gu ÜBeiberid^, Sie gc«
l^eimen Sorfd^riften . . , 2. aufi. ©armen 1887)
gal^llofe Auflagen in ben berfd^iebenjten Sdiü)era
unb @|)rad^en. So^^fimä^t SBibcrlegungen e^
fd^ienen gleid^ anfangs au^ bon fe^r angefel^enen
3efuiten, mie ©retfer, 3lb. Sanner u. ?L SSe
^afauer S)iöcefanbebörbe bemrt^eilte bie @d^ft
20. aiuguft 1616, nad^bem berdtS am 10. 3Rai
beSfelben 3cib^^^ bie römif d^e 3nbes«6ongregatiün
borauSgegangen mar. Sl^rUrtbeil gegen biefen
1777
SJlonogomlc — SKonogtamtn El^tifti.
1778
über falso Societati Jesu adscriptus calum-
mo8ii8 et diffamationibus plenus tourbe 28. 2)6*
cember publicirt^ 1617 ftanben bie Monita ald
DecboteneS Sud^ im änbes t)on 9tom tote oon jf ra*
fon. 3m 3. 1633 folgte aud^ in @))attien bie
Serurtl^eilung burd^ bie Snquijition. Xro^bem
tmtrbe bie @d^ri^ [tetd auf § zReue ausgegeben
unb geglaubt. I^eut^utage geftel^en aud^ l^eftige
Sfeinbe beS Orbend, foteeit fie ni(|t ben Slnfprud^
ouf SBiffenfd^ftlid^feit DöDig auf gegeben l^aben,
bie grälfd^ung gu (Sleufd^, S)er Snbes ber ber»
botenen Sudlet ü, 199onn 1885, 281; ^uber,
Ser 3efuitenorben, 1873, 106; 3. gricbrid^,
S9dtr. jur ®efd^. beS 3eJuitenorben8, in ben 5lb»
^nblungen ber l^ifior. Itlaffe ber !gl. ba^r. Slfa*
bemie XVI, 1881, 1. 3lbt^., 97). ®en ^aupt-
ur^ber ber Satire t)ennut]^ete man bon Anfang
an in ^ieron^muS 3^oron)§fi, ber bormalS bem
Orben angehört l^atte, aber mit feiner ©teUung in
bemfelben ungufrieben geworben unb niegen ftraf>
SDigen 99ene|mend entlaffen morben mar. @d^on
r erfie amtlid^e Srla^, in meld^em SSifd^of X^Iifi
bon ffra{au 11. 3uK 1615 bie geri^tHd^e Unter*
fud^ung anorbnet, begeid^net il^n als ben mutl^«
ma^Iiqen 93erfaffer. 2)urd^ SSeröffentlid^ungen ber
aiabemie t)on Jtrabu (1889) ift feine Url^eber»
fd^t gur ©emi^l^eit erl^oben morben. UebrigenS
liegen Sngeid^en bor, bag 3(^^orott)3fi bei feinem
SBerle nod^ anbere t$^inbe beS Orben§ gu $elfer§«
l^fem l^tte; fo namentlid^ ben einflugreid^en ^er*
}oa ®eorg 3bara3fi, ber aud^ ben erften S)rud
beforgen lie^. (9SgI. Pröcis bist. 1881, 261. 344.
432; 1890, 83; 35. ©ul^r S. J., 3efuiten.8abcln,
greiburg i. 39. 1891, 45—66.) [$fülf S. J.]
SKiMflamie, f. Sl^e.
SR^iioataiiiitt $9ri^ ein SSud^ftabenf^mboI
g^ ben Üfcamen S|rifti. 3)ie Sbfürgung eine§
SBorteS ober StamenS unb felbft bie 93erbinbung
ilpeier SBorte burd^ SSerfd^Iingung einzelner 39ud^«
ßoben berfelben ift uralt unb finbet fid^ auf l^eib»
sifd^, iübifd^en unb d^riftlid^en SRonumenten im
Orient mie im Slbenblanbe. Um nur ein römif d^ed
9eif)iiel gu ermäl^nen, baSaud^ auf d^riftlid^en Senf*
mSIern t)or!ommt, f o ift ber bem JJömpf er gugcruf ene,
mm ben Soften im übertragenen @inn aufgefaßte
SBunfd^Pabna feliciter in baSSRonogramm f)
«fa|t in meld^em man bie Sud^fiaben P L -
F E toieberflnbet. — pr ben 5Kamen be§ ^^i" t
lanbeS erfd^eint auf ben altd^rifilid^en SRonumenten
eine boppütt f^form be§ SOtonogrammS, nömlid^
1. bie SJerbinbung ber bciben erften 93ud^ftaben
bec gried^ifd^en 92amen 'Iin^ouc Xpicrr^c, alfo I
rnib A, iiu)em man ba§ I fenfred^t über baS X
legte, unb 2. bie Serbtnbung ber beiben erften
SndÜSaben be§ 9Jamen§ XPpi(7T(5;, inbem mon
baS r fo auf baS X legte, baß bie obere ^ölfte
beS P über bem X berbonagte. S)amit ergeben
Rd^ olfo bie beiben SKonogramme : \ / v[>
3n einer 3«t too man reale flreu« y{ y{
jigungSbÜber nid^t barfteüen burfte, ^ n ^ ^
er^c|te man {ie burd^ @tnnbUber unb 3^i$^n, }U'
t
näd^ft baburd^, baß man ben gifd^ (^yWc)/ baS
©^mboIEl^rifti, mit bemftreujanfer ober bem 3)rei«
jadf in SJerbinbung unb 93c3ic]^ung fejte ; fpäter,
inbem man burd^ ba§ SKonogramm nod^ einen
Ouerftrid^ legte, alfo ftatt beS SeibeS ben 9la»
mcn beS §erm mit bem v • . D ,
ffreujeöcrbanb. ©oent« -y ^ unb ba§ N<^ ■
ftanben baSfteniförmige ^ ^ ^^
93ei bemXP-aWonogramm aber ließ ftd^ ber§in»
tt)ei§ auf ba§ jheuj in einfad^erer SSeife aud^ ba*
burd^ erreid^en, baß man ba§ X quer fteUte unb
nun ben ähinbl^afen be§ P an baS (verlängerte)
obere ffinbe beS aufred^tftel^enben X-SaHen8 an-
3 fügte. S)aburd^ erl^ielt man bie gorm beS
»SRonogrammS. 3)a8 fmb im SOBefentlid^en
bie brei X^pen be§ 9iamen§suge§ unfereS
^erm, mie fte auf unjöl^Iigen 9Jtonumenten t)om
3. 3a]^r^unbert ah bi§ tief in baS aRittelalter unS
begegnen. 6ine beliebte Sutl^at ju bem XP-9Rono«
gramm in beiben formen mar ba§ A unb (0
(Op. 1, 8). 9luf aÄere SSerbinbungen, baß man
j. 93. baS SBort IXOTC in bie 3tt)ifd^enräume beS
D/ einfette, ober ba§ ÜRonogramm in einen
jhei§ ober jhang faßte, f oQ nur l^ingemief en
merben, ebenfo tote barauf, boß fd^on feit ber
3Ritte be§ 4. Sal^rbunbertS ba§ P aud^ umgelel^rt
Q im SJlonogramm auftritt unb baß üom 5. 3abt"
l^unbert an bie ^albfreiSIinie beg P nad^ red^tS
unten auSgef d^meif t mirb unb ber ® eftalt be§ un-
tern §af en§ eines lateinif d^en E nal^ef ommt : PO
— Sine SSerfd^Iingung ber beiben 93ud^« —
fiaben XP ganj in Sorm eines Kl^riftu§»
SRonogrammS !ommt aud^ auf l^eibnifd^en unb
fd^on oord^rifilid^en SRonumenten bor, §. 93. auf
SRünjen, auf ^m))]^oren (ügl. Corpus inscript.
lat. rV, n. 2878—2880, ögl. p. 265 nota ; de
Bossi, Bullettino di arch. crist. 1890, 36),
mo e§ bonn 3lbbreöiatur für xpuff^c ober für ein
Sßeinmaß u. bgl. ift.
3n 93eantmortung ber grage, mann bie Der«
fd^iebenen ^formen be§ SRonogrammS ^uerft er«
f d^einen unb bis mie lange fte im 93raud^e maren,
treten unS gmifd^en ben Derfd^iebenen fiönbem ge«
toiffe Slbmeid^ungen entgegen, f o jtoar, baß in bem
einen Sanbe ein SKonogramm fid^ früher auf ben
batirten ober annöl^emb batirbaren SRonumenten
5eigt al§ in einem anbem, unb baSfelbe gilt in
93e5ie]^ung auf ben terminus ad quem, eine 93er*
fd^iebenbeit, bie nid^t nur ^mifd^en bem Orient
unb Dccibent, fonbem felbft ^mifd^en einjelnen
^roöinjen, j. 93. Stalten, 3lfn!a, ©attien, im
äuge 5U bel^alten ift, unb bie unter anberem in ber
großem ober geringem greil^eit il^ren ®mnb l^at,
mit meld^er baS S^l^riftentl^um ftd^ in bm berfd^ie*
benen Sänbem entmidfeln unb mit feinem 93e!ennt"
nifje offen beröortreten fonnte.
S)ie ^uf faffung, baß baS üRonogramm ftd^ au8
bem Jheuse entmidclt |abe (ügl. ihauS, 91.-S. n,
227), laßt fid^ nid&t feftl^alten. ®a8 ältere auf
ben Monumenten erfd^einenbe 3^^^n ift aQer«
bingS baS iheug, balb mel^r, balb minber Derl^üIIt;
1779
ÜRonogramm Sl^rtfii.
1780
ollctn nid^t qu3 t^m, f onbcm neben il^m erftel^t ju«
näd^ft boS IX-aRonogromm bereits im 3. 3a|r«
^unbert bann boS XF-3Bonogramm feit bem 9ln«
fange be§ 4. 3Q]^r^unbert§, unb nun aSerbingS
tritt bie SScrfd^Iingung be§ ftrcujeS mit
bem XP 5umQl in bcr jiüngcm gorm be§ —
^erDor, baS un§ auf einer batirtenrömifd^en
3nf(^rift juerft 355, in ©allien erft 400 begegnet.
S)amit foÜ nid^t gelöugnet fein, ba| man au$ in
bem XP-3Konogramm ba§ flreuj öerbedft feigen
mod^te; liefe man le^tcreS Ja offen l^erüor» v [>
treten, inbem man burd^ baS üRonogramm y(
einen Duerftrid^l^inbur^ legte, tt)a§ uns ju» ^
erft auf einer römifd^en 3nfd^rift öom Saläre 347
ober 348 begegnet, allein waS man in beiben
ÜRonogrammen gunöd^ft fal^, toax nid^t baS Jheug,
fonbem ber 9lame beS ©rlöferS. 2Konogramm unb
ftreug ftcl^cn neben einanber ouf bem ©rabftein
^leianberS im SRufeum beS Campo santo auS
ber erften §älfte be§ 4. Sal^rl^unbertS. SeibeS,
jheug unb Sonogramm, l^iefe bei ben alten ©löu*
bigen ba§ signum Christi, xb xopiax^v aTjfietov,
wie eS für ba§ SDlonogramm auf Snfd^riften burd^
bie C)inaufügung ber ffiorte SIGNV CHEISTI
enoiefen ift. ^ber tt)öl^renb bie SRonogramme
gumal öom 4. Sicil^rl^unberi an in ungöl^Iigen
Seifpicicn erfd^eincn, bleibt baS offene ftrcug ftetg
eine grofee ©cUenl^eit auf ben ©rabfteinen. ^ud^
auf anberen (Segenftänben, j. 93. auf ben Sampen,
lommt e§ weit weniger unb ba erft fpöter bor
als bie 5IKonogramme; ebenfo ift auf ben TOün«
en ßonftantinS unb feiner nöd^ften 9?ad^foIger
a§ SRonogramm unb nid^t baS jheu} bar*
geftcHt. erft im fiaufe be§ 5. 3a^rbunberiS tritt
baS jfreus aDmöIig häufiger b^^Dor unb Der»
brängt bann bis gum ^SiuSgange beS 6. Sal^rl&un«
bcrtS faft öoUftänbig bie Sonogramme. Sänger
als in giom l^ölt fid^ in «frifa, in Ober» . D.
italien, in ® aUien unb im SRorgenlanbe baS y{,
wö^rcnb l^inmieberum baS offene ftreuj ^ ^
frübcr unb l^äufiger in 3lfrifa unb im Orient auf
ben SKonumenten erfd^eint als in ber ^au<)tftabt
(ögl. ÄrauS, S.=g. H, 233 u. 445 f.).
S)afe nid^t erft bie befannte grfd^einung ßon»
ftantinS bie Kl&riften mit bem SJlonogramm v [>
unb befjen SDeutung befannt gemad^t l^abe, y{
fonbem bafeeSfd^onfrüberangetoenbetmor» ^ ^
Den, f ann faum einem S^^^V^ unterliegen. Mein
»enn eS frül^er nur im v [> Kontejt ber 3n«
fd&rift,8.93.VIVASIN ">( (SebeineMto)
erf d^eint, f o tritt eS f actif d& ^ ^ erft feit bem ent»
fd^eibenben ©icge an ber miloifd^en 99rüdCe ifo«
lirt auf.
3n ber alten d^riftlid&en ffunfl erfd^cint bie
Qform I unb X im Serl&ältnife ju ben anberen im
©angen nur üereinselt, unb felbft ba ifi eS nid^t
immer jmeifeUoS, ob in bem Seid^en ber 9lamenS«
8^9 3«fu ei^rifti ober ein ©tern ju feigen ift. v y
99alb allein, balb in einem ftranj f ommt baS y <^
einige SKale auf ©rabfteinen unb ©arfo« ^ ^
l^l^agen, »ie auf TOofaifen, l^aufiger auf altd^rift»
s
lid^en Sampen üor. — S)aS conftantinifd^ n
ÜJionogramm toie beffen fpätere gorm — f--,
beibe gern mit bem A unb (0 Derbunben, |
begegnen unS auf Kömeterialfteinen, tote anf
©emölben ber jf atafomben unb auf ben @ar!o>
pl^agen im 4. unb 5. Sol^rl^unbert l^öufig, balb
ifoliri, balb stoifd^en Sommern^ Rauben ober
^^fauen, in einen Jhan^ gefaxt utd) auf ber ©ptife
beS ftreujcS ftel^enb. 3n ben 5IRofai!en ber 8ap «
lifen bel^auptet baS Sonogramm gern ben ^%«
punft in ber 93Iumenbecoration beS Xrimnpl^
bogenS; an öffentlid^en Sonumenten erfd^ieinteS
an ben 2Rarmor=2:ranfennen bcr ftird^cn, an bet
$^a9abe Don (Sebäuben, an Sl^üren unb auf @reti3*
teinen. 3n ben (Segenftänben ber IHeinfunf! ftnbct
lä) baS Sonogramm auf Sampen, auf Sünjen
unb SebaiÜen, auf SRingen unb gefd^nittenen
Steinen, auf ben ©olbgläfem, auf Stcöe^pcmp^
auf aDerlei^auSgerötl^e; überaQbrad^tenbieota
©laubigen ben 9tamen beS ^erm an, um baS SSott
beS ^poftelS toal^r gu mad^ : SlleS, toaS imnur
ibr t^ut, im Sffiorte ober im SBerfe, tl^ut MeS im
$Ramen bcS §erm SefuS (6oI. 3, 17).
Um nod^ auf einige intereffante Sefonberl^eiteB
binjutoeifen, fo ift auf einigen ©rabfteinen oö
©innbilb baS ©d^iff bargefteflt, todd^eS auf ba§
Sonogramm K^rifti toie auf fein 3i^ toSfteucrt;
einmal fö^ri baS ©d^iff nac^ einem Seud^tt^mm,
in toeld^em ber 9lamenS§ug S^rifU mit cxämm
Sud^ftaben in ber SBeife Derbunben ifi, bag ba§
©anje aufgelöst baS SBort AOPATA gibt -
^ieberl^oU, ^umal auf ben @arfot)]^agen, trogt
$etruS einen ©tab über ber ©d^ulter^ ber in bä
Sonogromm Kl^rifti auSlöuft. — SBerbunben nrit
©cenen auS bem Seiben beS SrIöferS fte^t boS
Sonogramm im ©iegeSfranje in ber SDlitte Sba
bem offenen ffreu^e. — 9luf bem Sl^rone ber ©lotie
nimmt eS bie ©teHe ber Qfigur E^rifti ein; eS ei*
fd^eint in bem &tmt, toeld^er ben Sßeifen }uo
©tolle Don Setblebem Doranlcud^tet u. f. w. —
Son fönntc nod^ bie §roge auftterfen, ob mania
Slbenblanbe bie Sud^ftaben P unb X ntd^t aaij
als latetnif d^e Su^ftaben gelefen unb in \fym
baS Sonogram für Pax gefe|en ^aht; eine no^
Itegenbe Slnnal^me, ba baS pax tecum, in paee
unb ä^nlid^e 9^ormeInbeS SfriebcnSgru^eS unsfi^&ge
Sale auf ben Snfd^riften Dorfommen. 2:^t$lp|
V P/ begegnet uns nid^t nur bie Qformelv D^
IN >( ET IN PAGE, fonbem au« IX ^^
-^ ^ too baS gebröud^Ud^e IN PACE^r
erfejt ift burd^ baS IN ^(^ (in Christo). 3ebeii«
foHS ift baS ^(^, toie eS an ber ©pije bijiW'
lid^er Unterfd^riften ber faroKngifd^en 3«! begegiKt
nid^t mel^r ber 9lamenS}ug K^rifH, fonbem btf
3eic^enfürPAX, ba bie »ifd^öfe nrit pax vote
grüßten.
3m SittcMter trat in ber gried^ift^n Jte#
an bie ©teOe beS Sonogramms bie ib^xim
1781
SDlonoimuS — SDlonopl^^fitett.
1782
IC— XC, fo auf römifd^cn gKofoifcn, bic öon
jriedjifci^ ftünftlem (mgcfcrtigt mürben, auf ®c-
tnälben unb auf anbeten ©egenftönben, 3. !B. ber
^ofHe. — ®er 1^1. Semorbin üon ©tena trug Bei
feinen ^rebigten ben JlomcnSäug 3efu in ber gorm
Jftß (ihs), an beffen ©teHe fpöter ba§ IHS trat
ttH)bei bie beiben erfien 93ud^[ta6en eigentlid^ bie
gcted^if^en Sud^ftaben be§ SOBorteS IHdouc fmb,
ttfi^renb man fie l^eute Dielfad^ a(d %bbrek)iatur
für In Hoc Signo (vinces) ober aß bie SnfangS-
bu^flabfn ber Sßorte 3e{u§, ^eilanb, @eligma(|er
ouffölt. [be SBaalJ
ataitoiiims, einarabifd^er^öretifer, beiS^eo-
boret (Fab. haer. 1,18) nur pcf tig erttjäl^nt, tourbe
cift aus bem SBud^e ber Philosophumena nö^er
Mdnnt. Sr gehörte 5U ben pantl^eiftijd^en @no[ti»
Icnu ^ippol^t, ber SSerfafjer ber Phüosophu-
mena, teeld^er ©teilen auS einem ^Briefe beS SJlo«
noimuS an Sl^eopl^rafhtS unb mehrere aüegorifc^e
2>eu!imgen k)on ©teilen be§ SIten SeftamenteS mit>
Ü^It, leitet biefe ^ärefte auS ber @eometrie unb
Srit^metif ab, au8 einer m^ftif d^en So^I^TiIel^te,
bie aber bei ben ^Qtl^agoröem Diel bef[er ftd^
finbe. [Sedier.]
'gt^wpl^fUm 9 pättüttx, meldte in 3efuS
6^rifiu§ nid^t gugleidg eine malere göttlid^e unb
eine toal^re menfc^Iid^e, fonbem nur eine einzige
9{atur (fifov (pujiv) anerfennen toollen. 2Bo|l
flm^en fd^on oom 2. bis sum 4. ^al^rl^unbert
oud^ red^tglöubige Söter, toit Slt^anaftuS, $a)){t
3ltIiuS 1. U. %., t)On einer [lia <puaic aeaapxwfievr),
b. 1^. Don giner 5Ratur, toeld^e bie 9Kenfd^^eit an-
genommen l^abe; aber ba fie bamit tt)eber bie
toäfyct @ottbeit nod^ bie malere 90flenf(^]^eit beS
fierm irgenbnrie beeintröd^tigten, fo mar iJ^rSuS»
ontd nur fd^nbar monopl^^fttifd^, il^re Seigre felbft
ober eben f 0 bqot)]^qfitif (^ mie bie ber bU. ©regore
mm 9ta)ian3 unb Don 9}qffa, beS 1^1. Spipl^aniuS
n. 9., bie auSbrädRid^ Don jmei 9}aturen reben
(bflL ©d^mane, ®ogmengefd^. II, 835 ff. 380 ff.).
9d^id^ Derl^ielt eS fid^ mit bem 1^1. S^rill Don
Uesanbrien, ber jmar in feinem britten Snatl^ema-
tiSmuS Don einer fvuxnc (puotxiQ ber beiben 9}a>
teren in Sl^rifhtS \ptaä), aber bamit nur eine
«Oirnid^e'' ober „toefentlid^e" ^Bereinigung beiber
(im (Segenfa^ ber bIo| öu^erlid^en ober blog mo-
xoRf^en SSerbinbung, totlä^t 5Jeftoriu8 annal^m),
niil^t aber il^re Serfd^melgung in eine eingige
%üwc auSbrüdfen moUte. ÜRand^ ©d^üler unb
Serel^ beS 1^1. Sqrill mi^Derftanben unb mig>
beuteten {ebod^ feinen 9uSbrud^ unb unter biefen
nmrbe nun Sutqd^eS, $riefter unb Irc^imanbrit
eine« ftloperS in ber 9läl^e Don Sonftantinopel,
ber eigentlid^e Stifter ber monopl^tiptif dfeen §ärefte.
(Int^d^, meld^er biSl^ als tl^ötiger ©el^ilfe beS
U.C9rtn gegen bie Seigren feines ^atriar^en 9}e«
^oriuS (f. b. SIrt.) mit Sntjd^ieben^eit aufgetreten
mar, Derfiel in ber SSefömpfung beS D^eftorianiS«
mnS felbfi in baS entgegengefe^te g^trem ; benn
»ffi^renb 92e{!oriuS bie gmei IRaturen in Qi^rifhiS
ftt fe^ trennte, erfannte Sut^d^eS nur eine ein>
Sige 5?atur an. ®ie erfte Älage über il^n ging
Don Sifd^of ®omnuS Don Slntiod^ien aus, bal^in
lautenb, er erneuere bie Äejerei beS SIpoKina-
riS Don Saobicea (f. b. Art.), lel^re nur gine
5Ratur in El^riftuS unb bel^aupte, bie ©ottl^eit
l^abe gelitten. ®iefe Inflage fd^eint iebod^ feine
golge gel^abt ju l^aben. aber balb barauf über-
reid^te Sifd^of ßufebiuS Don ©or^Iäum in $bt9-
gien ber im 3. 448 ju Sonftantinopel unter ^a-
triard^ fJflaDian (f. b. 9lrt.) Derfammciten ©^nobe
eine neue Älagefd^rift gegen Sut^d^eS, bem er
fd^on priDatim, aber jietS Dergeblid^ Sorftettungen
toegen feiner Srrlel^re gemad^t l^abe. ®ut?(^eS,
Dor bie ©t)nobe Dorgeforbert, erf^ien nid^t, meil
feine ascefe i^m baS Älojier ju Derlaffen Derbiete,
erflärte aber fd^riftlid^, ba| er in gJ^ripuS, nad^
feiner 5Kenfd^tt)erbung, nur ®ine Jlatur, unbjmar
bie göttliche, bie 5Kenj(| geworben fei, anbete. ©I^ri«
ftuS fei jmar molarer SÖlenfd^, aber fein Seib fei
mit bem unfrigen nid^t glei^eS SBefenS ; unb er
toerbe nie jtoei 5Jaturen in KbriftuS anerfennen.
5Dlan fielet, ba| feiner grflärung bie nötl^ige Älar-
l^eit fel^lte, toie er benn in ber ll^at felbft nur febr
befd^rönfte Salente bcfa|. SIber babei jeigte pd^
feine ftarre§artnädfigfeitfd^on barin, baf er unter
ben SMönd^en eine Sonfpiration jum ©(^uje beS
5Dlonop]^t)ptiSmuS l^erDorrief unb baSSntriguiren
mit feiner ;,ftrengcn 9lScefe" gar nid^t unoereinbar-
lid^ fanb. Stuf toieberl^olte Sorlabungen jebod^
erf d^ien er enblid^, aber Don einer ©d^utoad^e um«
geben, bie il^m beS JTaiferS ©ünpiing, ber Sunud^
gl^r^fapl^iuS, jugetoiefen l^atte. SBie eS fd^eint,
bef (^ü|te il^n bief er auS $riDqt]^a| gegen ben $a>
triard^en t^aDian Don Sonftantinopel, nad^ Ru-
beren barum, meil Sut^d^eS fein Saufpatl^e mar.
SBie bem fei, bie SBad^e burfte ben SDlönd^ nur
unter ber Sebingung, ba6 er mieber frei entloffen
merbe, ber ©^nobe Dorftellen. §ier erflärte gu»
t^d^eS abermals, ba| er ben Seib Sl^ripi nid^t bem
unfrigen gleid^ f^alk, unb fprad^ sugleid^ unter
^Berufung auf ^tl^anaftuS unb SqriQ feinen ^aupt*
faj aus, „ba| unfer §err jmar Dor ber Sereini-
gung aus jmei IRaturen gemefen fei, nad^ ber«
felben aber nur 6ine Jlatur l^abe". SBie eS fd^eint,
moHte er mit biefen confufen SBorten fagen: in
©ebanfen f5nne man aUerbingS jmei IRaturen in
Kl^riftuS unterfd^eiben, aber fobalb pd^ ©ottbett
nvb 9Renf c^l^eit in ibm Derbanben (unb baS gef d^al^
\a fd^on im 9lugenblidfc feiner gmpfängnif, alfo
fd^on im erften Äugenblidfe feines ©einS als ®ott«
mcnfd^), fei nur me^r 6ine Jlatur Dorl^anben ge«
mcfen. — ®ie ©t)nobe fprad^ baS 9lnatl^em über
biefe Sebre unb Sann unb ^bfe^ung über Sut^d^eS
aus. Ob Sutqd^eS l^iergegen fogleid^ ^peüation
an ben SBifd^of Don 9tom (aud^ an ben Don 9Ie«
sanbrien) angefünbet l^abe, la^t pd^ nid^t mel^r
mit ©id^erl^eit entfd^eiben. ßrbel^auptete, QflaDian
löugnete eS. SutQd^eS aber flagte je^t bei bem
ffaifer Sl^eobopuS n., ba| glaDian auf feine
Appellation nid^t gead^tet, aud^ bie Acten ber eben
gel^altenen ©^nobe Derfölfd^t l^be u. bgl. 2)er
1783
SKonopl^^fitcn.
1784
Äaifcr Berief beS^alb im 3. 449 jur Unterjud^ung
bcr ©Q(^e eine Heinere ©^nobe, unb e§ jeigte \\^
i)\tx bie ^Quptanflage ber Slctenöerfälfd^unö al§
DöKtgunbegrünbet. SlnbereSBefd^uIbigungen toaren
fleinlif^, bec ^unft toegen ber 2li)peflation aber
ni(^t ermiejen. UebrigenS menbeten fid^ je^t \oxo6ffi
ber ftoifer al§ gut^^eS, ber fid^ bem ©9nobaI=
fprud^e nid^t untertoorf unb in feinen 9lemtem Der«
blieb, brieflich on SRom; aud^ legte ber lejtere fein
®lQuben§be!enntni| bei unb bat um billigere^
Urt^eil. ®ie golge toar, ba| ^a£ft Seo I. 9ln-
fongS ben Sifd^of glaöion üon feonftantinopel
jur Siebe ftellte, weil er in einer fo toid^tigen
&a^t nid^t al§balb nad^ 9lom berid^tet l^abe.
Seöor jebod^ biejeä ©d^reiben nod^ Sonftanti«
noptl tarn, i^aitt glaöian bereits bie Slcten über
bie SSer^anblungen mit SutQd^eS nad^ 9lüm ah'
gefanbt unb ben $a))ft um IBeftötigung Don beff en
^bfe^ung gebeten, ©an^ anberS al§ ber ^apft
5U Stom l^anbelte aber ^atriard^ S)io3cur Don
9llejanbrien (f. b. 9lrt.). 6r nol^m entfd^ieben
Partei für Sut^d^eS unb fprad^ bie SQBieberein»
fe|ung oeSfelben in fein ))riefterIid^eS Smt unb
in feine ffloftertt)ürbe au8. ©ioScur felbft nöm»
lid^ fagte bie Seigre S^riDS ni^t tt)efentUd^ anberS
auf al§ @utt)d^e§, l^ielt iebe anbere Snftd^t für
SieftorianiSmuS unb Verlangte Dom j^aifer eine
allgemeine @qnobe ^ur befinitiDen (Sntfd^eibung
ber Sftage. 3n ber ij^ai berief aud^ Sl^eobofm^,
nad^bem er nod^ einige, freilid^ nid^t un^arteiifd^e
SSerfud^e )ur luSgleid^ung )tt)ifd^en ^aDian unb
6ut^d^e§ gemad^t unb bem erftem ein ©laubenS»
befenntnig abgef orbert l^atte, ein allgemeines Soncil
nad^ @))]^efu§, bei bem iebod^ nur bie Dom ffaifer
auSbrüdflid^ berufenen Sifd^öfe erfd^einen bürften.
SefonberS auSgefd^Ioffen aber foUten ber geklärte
jEl^eoboret Don d^ruS u. 9. fein unb aue e^e»
maligen älid^ter be§ SutQd^eS fein @timmred^t
l^aben. 2)io§cur bagegen tt)urbe Dom ffaifer jum
9}orft^er ernannt, aud^ jn^ei faiferlid^e Seamte be*
auftragt, ben @ang ber SSerl^anblungen 5U förbem,
bie Orbnung ju l^anbl^aben unb alle @törenfriebe
gefangen }u nel^men.
Unterbeffen l^atte fid^ $apft fieo nad^ Smpfang
ber jugefanbten 3lcten Don ber Snlel^re be§ 6u-
tt^^ überjeugt unb erflörte fte für ebenfo abfurb
als gottlos. S)abei bat er iebod^ brieflich ben S9i«
fd^of SlaDian, falls SutQd^eS n^iberrufe, 9lad^ftd^t
gegen il^n ju betoeifen, mit bem beifügen, eine
neue @9nobe fei in biefer ^aä^t nid^t nötl^ig. S)a
er iebod^ gleidd barauf baS faiferlid^e @inIabungS»
f d^reiben nad^ Spl^efuS erl^ielt, fo n^ollte Seo biefem
$Iane nid^t entgegentreten unb bemerfte nur, ba^
er ni(^t perfönlt(| in Kpl^efuS erfd^einen fönne,
tl^eilS meil aud^ feine Sorfa^ren bei äl^nlid^en 9Ser«
anlaffungen ©teÜDertreter gefd^idt, tl^eilS toeti bie
SerljiaÜniffe StalienS, in nield^em 3lttila l^eranjog,
feine bortige Slnniefenl^eit notl^menbig mad^ten.
Sugleid^ berief er fidd aber anä) auf fein am näm«
lid^en 3:age (13. 3uli 449) erlaffencS ©d^reiben
an gflaDian, n)orin er ben loabren ©lauben ber
J7tr d^e über bie SJlenf d^tt)erbung S^rifti auSeinanbct'
gefegt l^abe. @S ift biefeS fein berül^eS boQ>
matifd^eS ©d^reiben an tJ^aoian, toorin er jeigt,
ba^ ber ©ol^n l^abe ÜRenfd^ merben muffen, um
bie ÜRenfd^l^eit gu erI5fen, hai er ^iergu ouS feina
SJhitter bie menfd^Ud^e 9latur UKtl^irl^aft angenon*
men l^abe, ba^ alfo beibe Statuten in Siner ^ßerfon
(ber göttlid^en beS @o^neS) l^^poftatifd^ geeinigt
feien, unb ba^ bie Sigentpmltd^feiten ber beibea
Staturen aud^ nad^ il^rer ^Bereinigung in C^ri^
nod^ fortbauerten. SUein bie gu @))l^efuS im Sa-
guft 449 gufammengetretene @Qnobe lie^ bkfeS
@d^reiben beS ^apfteS gar nid^t Dorlefen, rmmite
au(| feinem Segaten nid^t ben !Borfi| ein imb
fprac^ unter Dielen Unregelmö^igfeiten unb ©etoolt'
tl^ötigfeiten über bie Seigre Don ^toti 92aturen boS
Snatl^em aus. @S ift bie^ bie berüd^tigte %aube^
f^nobe Don eplf^efuS (f. b. 51rt. ©ioScur).
2)od^ biefer @ieg beS SnonopJ^^fitiSmuS foSte nur
furje 3^it bauem. glaDian Don Sonj^antinopd
l^atte fogleic^ gegen ben ungered^ten @prud^ üob
@p]^efuS an ben $apft appdOltrt, unb obgIei(^ ba
ftaifer bie Sefd^Iüffe ber SRöubcrf^nobe bejKttigte
unb in feinem Steid^Santl^eil burd^fül^rte, ^
fieo ben SJhitl^, n^egen ber gu Spl^efud Dorgefom*
menen @emaIttl^ötig!eitenS3orfteIIungen iumadjien
unb bie ^bl^altung eines aUgemeinen SondlS in
Italien ju Derlangen. Sinfttoeilen berief oBer 8eo
felbft eine gro^e r5mifd^e @qnobe unb bot au4
ben abenbldnbifd^en jfaifer IBalentinian UL, bei
feinem morgenlönbifd^en Kollegen ^eobo{iuS in
biefer Slngelegenl^eit Sd^ritte gu tl^un. Suglti^
Dertt)eigerte er Dorberl^anb bem neuen 9if(^
Don Sonftantinopel SnatoIiuS (^loDion uxtr g^
ftorben) bie Snerfennung unb fal^ gemi^ mit
)ro^er Sfteube, ba^ bie meiften Sif d^öf e Don9{ien
otoie fel^r Diele $riefter unb Saien Don Con«
tantinopel felbft auf feiner @eite flanben. 3n
f d^roffften ® egenfage l^ierju aber l^atte S)ioScur bu
^xtä)f)tii, über fieo ben 93ann auSgufpred^en. S)in(
nad^ toenigen SJlonaten fd^on ftarb Äaifer S^eo«
boftuS IL, unb feine Sd^mefter, bie ^I. Sßuld^ia,
beftieg mit il^rem ©emal^I SJlarcian ben S^ron.
SBeibe Derftd^erten ben $ap{t fogleid^ iJ^er fromb*
lic^ften ©eftnnung, unb äJlarcian Derfprad^ )n«
gleid^ bie Sbl^altung ber Don fieo Dorgefd^Uigenes
allgemeinen @9nobe. ^ud^ unterfd^rieb j[e|t9m^
toIiuS Don @^onftantinopel hm genannten bog«
matifd^en 93rief Seo^S an ^aDion, unb toöl^reä^
ber $apft aUe ^nftalten traf, um bie burd^ 2)ioS*
cur Derfül^rten Sifd^öfe tt)ieber mit ber ffurd^ )B
Derföl^nen, berief Äaifer STOarctan in Udberei»^
ftimmung mit iBalentinian ni. mb Seo bem
@ro^en eine allgemeine @qnobe nad^ 9ticaa; biefe
xoaxh jiebod^ alsbalb nad^ S^l^alcebon bei Son^tmtH
nopel Derlegt, toeil ber ^apft bie perfönßd^ Sn*
toefenl^eit beS jf aiferS bei berfelben bringenb ge«
tt)ünfd|t l^atte. @S ift bie^ bie Dierte cHgemeine
©^nobc $u ßl^alcebon, im 3. 451 ob«
gel^alten, tt)eld^e, tt)ie anbertoörtS ausführlich gt*
aeigt iji (f. b. ?Irt S^alccbon), benSel^rbriefS»'«
1785
ÜRonopl^Qfiten.
1786
beflätigte, ben ^atriard^en SMoScur abfegte, über
il^, CnüQd^ unb 9iefiortu§ ba§ Snatl^em fprad^
imb in il^rer fünften @i|ung bte ortl^obose Seigre
hl ben SBorten formoUfirte: ,;2Bir befennen einen
6o]&n . . ., ber in (nid^t au§) jujei Jloturen (Se«
ieid^ung ber compositionumeri, nid^t com-
poBitio partimn) ol^ne Sermifd^ung (iauxx.^-ziDi),
o^nc Serwanblung (dTpeirrwc), ol^ne Srennnng
(ddtatp^Tcoc)/ ol^ne SSibfonberung (diya>p((yTa>c) er«
tarnt »irb.*^ ftaifer SWarcian beftättgte fofort
tnd^t nur bte SBefd)Iüf{c Don S^olcebon, fonbem
Derbot aud^ ben bereite k)ort)anbenen (Sut^d^ionem,
®ei{Uid^ )u l^aben unb ® otteSbienft gu l^olten ;
ton aber fortan nod^ ben Srrtl^um totxkx auS*
{Umreiten unb bte ortl^obo^e Seigre gu befämpfen
tDoge, f olle mit SSerbannung unb anbem fd^n^eren
Strofen belegt tt)erben. Sor Sllen tt)urben Su>
t^d^ unb 2)io§cur gum Spl Derurtl^etlt ; bod^
crperer, beim 3lu8brud^e ber ©treitigfeiten fdfeon
^od&betagt, fd^eint gerabe um bieje 3ctt geftorben
ia fein, nm]^renb2)to§curnod^bt34545u@angra
in ^ßapl^Iagonten lebte.
VKt aQem bem mar ber monopl^^fttifd^e 3rr>
tl^iun nid^t ouSgerottet. !RamentUd^ eilte ein ale-
Sanbrinijd^er 9R5nd^, S 1^ e o b o f i u 3, ber mit gu
Cl^cebon gemefen, f ogleid^ nad^ $ a I ö ft i n a unb
ftdlte ben bortigen !Dlönd^en oor, bte @9nobe t)on
6I^Icebon l^abe ben h^al^ren ©lauben Denatl^en
tmb ben 9}eftoriani§mud beftättgt. S3on tl^m k)er«
leitet, monten faft alle ber mel^r als 10 000 palö»
fiinen|ifd^ SJtönd^e pm bte Seigre beSSutQd^eS,
ba| bie menf d^Itd^e 9iatur oon ber göttlid^en gleid^>
fam obforbirt morben fei, terbammen, aber aud^
ben 2)9ot)]^9ftti§mu§ ber d^alcebonenfer Spnobe
ni^t annel^men, h)eil ba§ IBefenntnig jmeter !Ra»
tnren burd^ Sonfequeng aud^ pm 93e!enntni^
jloeier ^krfonen, alfo jum 9le[toriani§mu§ führen
miiffe. ©ie bel^arrten barum feft auf ber ©elbauf -
timg blo^ Stner 9}atur, ol^ne über bie ^rt unb
SBeife, xoxt ©ott^eit unb STOenjd^l^rit Sine SRatur
fein ffinnen, pd^ irgenb ju erflären. ffitefe neue
Siö^tung, bie einerfett§ ben 6utt)d^tant§mu§,
anbererfeitS aber aud^ bie d^alcebonenfifd^e ©^nobe
twnoarf, ]^ei|t bie monoplEi^fttifd^e in specie, im
Unterfd^iebe gur eut^d^iantfd^en. 2)a nun aber
ber ^triard^ Suüenal oon Serufalem bem 93cr»
tatgen ber t)alöftinenfif d^en SJtönd^e, bie Sef d^Iüffe
bon Q^alcebon mit bem 3(nat]^em }u belegen, nid^t
entfprod^, erregten biefe/t)on ber SBtttme be§ ftatferS
X^obo^uS U. unterftü^t, ju Serufalem einen
Stafftanb, Derjagten Suöenal, erfjoben ben genann-
ten 9)Und^ 2n^eobofiu§ jum ^atriard^en, ftedften
td bem Sumulte fogar einige §äujer in ©ranb
unb tdbteten mel^rere ber angefel^cnften 2)t)op]^t)>
fiten. Cbenfo Derful^ren Jie barauf in ben übrigen
©tobten ^alöftina'S. ®er ffaifer traf nun eilige
SWaferegeln, um bie fanatifd^en gmpörer ju be»
leisten unb ju berul^igen, bie fd^ulbigften aber ju
befhofen. 3:l^eoboftu§ fclbft flol^ 453 au ben aWön-
d^ auf bem Serge ©inai, Suocnal unb bie anberen
vertriebenen fatl^olijd^en ©ijd^öfe tt)urben n^ieber
eingefejt, unb öiele ber SDlonopl^ppten, aber lange
nid^t aue, toieber mit ber ftird^e öereinigt.
S)a8 jtoeite Sanb, toorin bie d^alcebonenfifd^e
©t)nobe öertoorfen uitb bie ga^ne beS SDlonop^^fi-
tiSmuS auf geftedft tourbe, toar a e g 9 p t e n. ©d^on
juS^alcebon Ratten ftd^ 18 ög^pHfd^e Sifd^öfe 5U
unterfd^reiben geweigert, au§ bem nid^tigen 93or-
ttjanbe, feit ®io§cur8 Slbfejung l^ätten Pe feinen
^atriard^en, unb ol^ne Srlaubni^ eines fold^en
bürften fte feinen fo toid^tigen ©d^ritt tl^un. 9(18
nun ^roteriuS, ein fe^r red^tfd^affener STOann, }um
SJatriard^en öon SHejanbrien ertoöl^U tourbe, trat
bie jal^Ireid^e gartet 5)io§cur8 il^m entgegen unb
griff aud^ ju benfelben SJiitteln beS 3lufftanbe8
tt)ie in ^aläftina. 3)ie faiferlid^en ©olbaten, toeld^e
ben ^lufrul^r ftiKen foHten, ttjutben oom $öbel in'S
©era^eum getrieben unb l^ier lebenbig öerbrannt;
erft eine größere aHilitärmad^t fonnte bie Drb»
nung toieber l^erftellen. Selber eS pelen jejt audj
jmei angejel^ene SIerifer, limotbeuS, mit bem Sei-
namen 9leluru8 («tXoupoc = ftaje), unb $etru8
aWonguS (jioyy^c = l^eifer), öon $roteriu8 ab,
brad^ten aud^ lEiier bie SJUnd^e unb mel^rere Si>
fd^öfe auf i^re ©eite, fprad^en über bie ©^nobe
t)on Sl^alcebon baS Snatl^em unb benu^ten ben
Sob be8 i?aiferS 5marcian (geft. 457), um mit
§ilfe beS ^öbel§ oon 9llejanbrien burd^ einen
^anbftreid^ bie @at|^ebrale ber ©tabt ju erobern,
darauf Iie| ftd^ Simotl^euS bafelbp fogleid^ gum
Sifd^ofe toeil^en unb nieil^te bann feinerfcitS toieber
anbereS3ifd^öfe unb ^riefter. $roteriu8 aber tourbe
im Sa))tifterium ermorbet unb Ximotl^euS auf ben
©tul^I oon Sllejanbrien erl^oben. 6r fäumte nid^t,
aud^ in aüen anberen ©tobten ^eg^ptenS bie b^o-
p]^9fitifd^en Sifd^öfe unb $riefter abjufejen unb
il^re Remter an feine Sinl^änger ju oergeben. 9lud^
fprad^ eine Oon il^m ^ufammengebra^te ©pnobe
ba§ ^natl^em über bie ©^nobe Oon Sl^alcebon,
über 2eo unb «natoIiuS (f. b. «rt.). »cibe Par-
teien in 9egt)pten, bte ortl^obo^e unb bie mono-
plEltlfitifd^e, toanbten pd^ an ben neuen ftaifer 2eo I.
um ©d^u^ unb Sepötigung, »äl^renb ^app 2eo
©trenge gegen bie Äejer oerlangte. S)er Äoifer
forberte barauf oon aüen Sifd^öfen feines SReid^
ein ©utad^ten über bie ©Qnobe oon S^alcebon uitb
über 3:imott)eu§ 9eluru§, unb beinal^e alle IBifd^öfe
(eS foöen 1600 gemefen fein) famen barin überein,
bafe bie ©d^IüPe Oon S^IQ^cebon aufredet erl^alten,
^eluruS aber abgefegt toerben müRe. S)ie| ge-
fd^al^, unb er tourbe jugleid^ nad^ ßlficrfon oerttjiejen,
ein anberer Simotl^euS aber, ber SBei^e unb ©alo-
pl^afioIuS genannt, auf ben ©tul^I oon SIejanbrien
erl^oben; berfelbe oerftanb bis 475 bie fird^Iid^e
Stu^e bafelbp ju erj^alten.
S)aS britte ^atriard^at, beflcn pd^ bie 9Kono-
pl^Qpten nad^ ber ©Qnobe oon Sl^alcebon bemäd^>
tigten, toar baS oon 31 n t i 0 d^ i e n. 6in SÖlönd^
oon Gonftantinopel, $etruS, oon bem §anbtt)erfe,
baS er aud& im ffloPer trieb, Tva^euc ober füllo,
b. 1^. ber ®erbcr, genannt, tonnte pd^ bei 3cno,
bem ©d^ioiegerfo^ne beS ftaiferS 2eo, in befonbere
1787
SRonop^Qfttett.
1788
©unfl gu fc|cn, gog mit bicjcm, al§ er ein 6om»
manbo im Orient erl^iclt, nad^ Stntiod^ien, grün»
bete bafelbft mit ben i^m geifteSDenoonbten ^oUi«
noriften (f. b. Strt.)/ bie pd^ no(l^ l^ier Dorfanben,
eine ftarfe ^rtei gegen ben $atriarc^ ÜRort^riuS
imb bereitete biefem fo üiele SBibettoartigfeiten,
ba| er in Salbe feinem Slmteentfagte. $etru§SuIIo
bemächtigte ftd^ nun felbft be§ @tu]^Ie3 ton %n»
tiod^ien unb fd^ob ^ur Sefeftigung ber monopl^qfi»
tifd^en Partei in ha^ ^riSogion bie äBorte ein :
(^eiliger ®ott) ^ber bu für un8 gefreujigt »orben
bifl". Sin fid^ fonnte man gtoar tocgen ber Com-
münicatio idiomatom (f. b. ^rt.) biefe ^ormel
ol^ne 9(nfianb gebraud^en^ unb aud^ S^rtü unb
anbere ort^obo^e Seigrer l^atten a^nlictie %i^bxixdt,
g. 33. „®ott ift geboren morben", g^roud^t; hit
STOonort^pten ober öerftanben barunter eine S3er*
mif d^ung ber beiben Staturen unb mad^ten baburd^
hit fonft annel^mbare gormel gum @d^ibboIet^
be§ ärrtl^umS. UebrigcnS liefe Äaifer 2eo in Salbe
^truS gfuQo tmeber burd| eine @9nobe abfegen
unb nad^ ber Oafi§ t)ertt)ei)en; über^au))t l^ielt er
ba§ ^nfel^en ber @9nobe Don Sl^alcebon aufredet.
3]^m folgte fein 6n!e( See U., unb al§ er frü^»
jeitig ftarb, beffcn SSater 3^wo, ber Sod^termann
2eo'§ L, ber icbod^ fd^on 475 öon bem Ufurpator
S3afili§cu§ toicber ücrtrieben tourbe. Sejterer jeigte
fid^ fogleid^ al§ Sefd^ü Jer ber SWonopl^^ftten, fejte
3leluru§ unb $etru3 guSo mieber in il^re ^»
triard^ate ein unb öerlangte in einem 6bicte, bafe
ber2e|rbrief bcö$al)fte§ fieounb bie „Steuerungen"
ber ©9nobe üon ß^alcebon öon fämmtlid^en 93i*
fc^öfen mit bem Snatl^eme belegt tt)erben foDten.
Ungefähr 500 Sifd^öfe au§ ben ^atriard^aten Sie*
janbricn, Slntiod^ien unb 3erufa(em unterjeid^neten
5um ^eile mit fned^tifc^en Seifötfen; bagegen
öertoeigerte ber $atriard^ öon ßonftantinopel felbft,
^caciuS, bel^arrlid^ bie Unterfd^rift utü) tourbe
babei üon ber gangen SSeööIferung unterftü|t, bie
ftd^ brol^enb gegen ben Ufurpator erl^ob. $a gu«
gleid^ ber öertriebene ftaifer 3cno mit einem §ecre
lerangog, mufete fid^ jener mit ?lcaciu8 fd^Ieunigft
Derföl^nen unb fein ©biet toieber gurüdfnel^men,
mürbe aber bod^ gleid^ barauf öon 3««o geftürgt
unb gefangen genommen. Um biefclbe 3cit mar
Simotl^euS SeluruS geftorben unb fein gfreunb
$etru§9Jlongu§ gum $atriard6en k)on ^le^anbrien
gemät)It morben. 2)od^ ber Jtaifer fe^te il^n unb
$ctru§ gfuHo öon ?lntiod^ien toiebcr ah unb tl^at
3lnfang§ aud^ nod^ einige meitere ©d^ritte gegen
bie anonop^pfiten. Mein fd(|on in »älbe änberte
3eno feinen ©tanbpunft unb ergriff einen unglüdf«
lid^en UnionSpIan, meldten 5(caciu§ öon gonftanti«
nopcl unb $etru§ 5IKongu§, ber bcfeliarb mieber
begnabigt morben, aufgearbeitet l&attcn. (Sofort
erliefe nun 3eno im 3. 482 fein berüd^tigteS
tenotif on (f. b. ?lrt.X b. i. ein 6bict an bie
ifd^öfc, Krerifer, 9Wönd^e unb alle g^riftcn öon
^(lejanbrien, aegqpten, 2ibt)en unb ^entapoIi§,
morin cinerfett§ gmar bie malere SKcnfrfjl^eit unb
bie malere ® ottl^eit Sl^rifti au§geft)rod^en, 5Rcftoriu§
fomo^I als SutQd^ mit bem Saune belegt unb
bie 9[nat]^ati§men SQriII§ gebiUigt tourbot, aa«
bererfeitS aber jebeS anbere @QmboIum (ü§ boS
niconifd^conftantinopolitanifd^e^ alfo gerobe baä
k)on S^cebon^ Dermorfen, bie SuSbrude „not"
ober ^gmei Staturen'' abftd^tUd^ Dermieben nnb
t)on ber @^be t)on Sl^alcebon fel^c gmeibe^
gefprod^ mar in ben Sßorten: ^mer anberS bei^
ober gebadet l^abe, gu Sl^alcebon ober auf enut
anbem ©^be, fei mit bem Sänne belegt". 9Die«
fe§ erbiet mit feiner ^alb^eit unb SerJ^üQmig
ber @treitpun!te follte nun Don beiben $arteiei^
ber red^tglöubigen mie ber monopl^^fitifc^, ds
9JlitteI ber Sinigung unb Sanb ber (Semem«
jd^ft angenommen unb bamit bie gange neuere
SntmidPIung be§ d^riftlid^en Sel^rbeiDufetfeinS as^
getilgt merben. 2)a§ ^enotifon loar gmar ^u«
nöd^fl nur an bie Sl^riften in ^eg^pten 2c obtej«
ftrt, aber feine Seftimmung mar gugleid^ oi^
eine allgemeine, Imb e3 foEte im gatigen äieid^
9{eIigion§frieben ftiften. €§ bemirfte j[ebod^ gc*
rabe ha^ ©egentl^eil unb befriebigte feine ber toß
fd^iebenen $iarteien. 2)ie fhengen ^omptyßtn
nomlid^ Derlangten eine unDerblümte Senoerfimg
ber @Qnobe Don Sl^alcebon unb beS 2)9o))]^fi«
ti§mu§; ben Steftorianem unb ^ntiod^enem toor
bie SiUigung ber SpriU^fc^en ^notl^ematiSmen ein
©reuel; bie Sied^tgloubigen aber f anben fii^ bQ>
burd^ Der(e|t, bafe baS Snfel^en be3 (£onciI§ doti
Sl^alcebon angetaftet mar, ha^ an bie Stelle bei
auctoritatiDen Sntfd^eibung blofee ^albl^t getreten
mar, unb aud^ bafe ber ftaif er ben ©lauben Dor)B>
fd^reiben untemal^m. — S6en Anfang mit Sb«
fijü^rung be§ ^enotifonS mad^te gu fllesQnbria
fein Sßiturl^eber $etm§ SJtonguS, ber gum iolfßt
bafür, mit Serbrängung be§ red^tglöubigen $a»
triard^en ^ol^anneS 2:alaj[a, mieber auf ben bor«
iigen Stu^l erl^oben morben iDor. (Sx UrxMt
je^t aud^ in ber ^at auf @runb beS ^enoti«
!on§ in ^e^anbrien eine öufeerlid^e SBieberDereisi-
gung ber ^ßonopl^^fiten unb ber Ortl^obosen unb
beri^tete barüber nad^ bem SBunfd^e beS Aaifed
alSbalb aud^ nad^ Stom unbSonftantinofiel. iSia
ein 2:i^eil feiner biSl^erigen 9(n^anger^ befonboS
Diele 9Jlond^e, maren mit bieferStad^giebigleit gegen
bie ä^ed^tgloubigen l^od^fi ungufrieben, tremitea
fid^ barum Don bem ^atriar^en unb grünbeteB
eine befonbere monopl^pfttifd^e @ecte unter ben
ominöfen Jlamen dxecpaXot (b. i. ^auptlofe ober
ffopflofe). Sel^nlid^ ging e§ aud^ in ben ^atrio:*
diäten ^ntiod^ien unb 3erufalem, in meld^ gmnal
burd^ bie Semü^ungen be§ $etru§ gfuHo, ber um
biefen $rei§ mieber auf ben Stul^I Don Slntio^ies
erhoben morben mar, bie SO^e^rl^eit ber 9Ronop(9-
ftten unb ber Ortl^oboiien auf @runb unb im Bum
bc§ §enotifon§ fi(^ Dereinigten unb bie miber»
ftrcbenbcn Sifd^öfe il^rer ©teilen entfe|t mürben.
Son oDen ©eiten, au§ SegQpten unb im Orient
famen befel^alb Jtlagen na^ 9tom, unb gfeß; E
(feit 483) fd^idtc iejt gmei Sifd^öf e nad^ gonponti-
nopel, um ber ©Qnobe Don ßi^alcebon i^ gefe^
1789
SJlonopl^Qfiten.
1790
lid^eS Snfel^en unb ben Derbröngten 9)if(^öfen i^r
gutcd Siedet toieber 5U terfd^affen. S)er ftaifer
Staate iebod^ bie ))apftlid^en Segaten burd^ fyi]t
unb Sefted^ung auf feine (Seite ; aber ber ^opft
burd^fd^te bie Sntrigue unb fprad^ auf einer
@Onobe p 9lom (484) über ^caciuS, ben Url^eber
aQer biefer Senoirrung, ben ftird^enbann au§.
SBeü aber IcaciuS ba§ pöpftlid^e S)ecret in @m»
l^ang gu nel^men ftd^ n^eigerte^ l^efteten e§ i^m
einige SRönd^e, als er eben auS ber jfird^e gelten
tooütt, an ben 9RanteI. @ie u^urben bafür tl^eilS
mit bem Sobe, t^eilS mit ©efängni^ beftraft.
UebrigenS ftrid^ [t^i ^caciuS jur dtad^e anä) ben
9{amen beS $apfte§ in ben ^iptqd^en t)on Son-
fhintino)>eI au§ unb Derblieb^ tont ffaifer gefd^ü^t,
in feinem 3tmte. @o entftanb ein temporöre§
@d^i§ma )h)ifd^en ber lateinifd^en unb ber gried^i"
fd^n jlir^e, melc^eS aud^ nad^ bem 3:obe be§
^trud gfuQo (488X be§ ^caciu§ (489). be§ $etru§
TOonguS (490) unb be§ ftaiferS 3cno (491) unter
beten Jlod^folgcm nod^ f ortbauerte. ffaifer Sna»
^fm§ nömlid^ l^ielt ben @tanbpun!t beS ^enoti«
fonS mit ®malt unb SBiafürlic^feiten aUer Srt
!i\U jo er näl^erte ftd^ in feinen fpöteren Sauren
ogar bem eigentlid^en 9Rono))]^Qfiti§mu§ immer
fi^tlid^er. 2)ie^ veranlagte ba unb bort, nament«
Ii(^ in ber ^auptftabt, l^eftige @cenen unb felbft
blutige j^ampfe unter ben Parteien; unb bie ^b«
f e^ung unb Verbannung be3 ^um fatl^olif d^en ©lau»
hta jurüdfgetretenen ^atriard^en 9naceboniu§ t)on
£on]lantinopeI (511) fonnte ben $ag gegen ben
ftoif er nur nod^ fteigem. 2)er neue ^atriard^ Ximo«
t^euS fd^manfte ]^aItung§Io§ ton einer @eite auf
bie anbere, unb al§ nun ber jfaifer ben befannten
3ttfa| im XriSagion mit ©en^alt einfüt^ren u^oQte,
cntgfinbete fid^ ber Sranbftoff in gonftantinopel
)itm DöUigen Sufrul^r. Sud^ ber neue antiod^e*
m\d^ ^triard^ tP^öwn >oar um biefelbe 3«it
im anfange be§ 5. Sal^rl^unbertS, au§ einem $e«
notüer ein ^nl^önger Sl^alcebonS gen^orben; beg»
^aXb enegte fein 9}ad^bar, Sifc^of 3£enaia§ ober
^(ilosenuS t)on ^ierapolis. einen ^ufftanb gegen
ben ^ßatriard^en, unb obgleid^ ba§ fßolt Don In«
tiod^ien ftd^ be3 le^tem annal^m. mürbe er bod^
oon feinem ©tul^Ie vertrieben unb biefer im 3. 518
cm einen ber l&eftigften ®egner be§ SonciI§, ben
monop]&9fitifd^en aWönd^ ©eöeruS, »ergeben. 3u
oleid^r 3eit mürbe aud^ ^atriard^ SliaS t)on Sern-
folcm^ meil er nid^t mit ©eöeru§ übcreinftimmte,
lH)n feinem Slmte vertrieben. Suf bem @tu^Ie von
Sle^anbrien aber fag bamals (feit 508) 3o|anne§
9ti(aioted, meld^r gans offen über ba§ ^enotifon
ffixumi mieber jum ftrengen 2nonopl^i)fiti§mu§
Aberging.
ffiie allgemeine Unjufricbenfieit ber Drt^obojen
gegen ben Äaifer benujte nun ber Qfclb^err ^i»
talian. rüdte im 3. 514 mit 60 000 3)}ann gegen
Sonflantinopel unb ergmang fo vom ffaifer ba§
Serfpred^en, bie abgefegten 9In^änger ber ©^nobe
tMm Sl^Icebon mieber eingufe^en unb burd^ eine
neue allgemeine S^nobe bie Sinl^eit ber ^rd^e
mieber ^erjuftenen. Stber e§ mar bem Äaifer mit
aflem bem nid^t grnft, unb menn er aud^, von Si-
talian gebrängt, je Jt mit $apft ^ormi§ba§ (f . b. »rt.)
in Unterl^anblungen trat, um ba§ @d^i§ma mieber
aufjul^eben, fo tooUte er bod^ ft^on bie erfte notl^-
menbige S3ebingung, bie biefer fteDte, nämlid^ bie
^nerfennung ber @9nobe von S^alcebon unb be§
berül^mten SriefeS von giapft fieo b. ®r., nid^t
annehmen, ftaum mar jebo^ ffaifer 5(naftafm§
im 3. 518 geftorben, fo begannen für bie fatl^olifd^e
Partei bcffere Seiten. 3u Konftantinopel felbft mar
fte nur burd^ ©emalt unterbrüdK morben ; ba aber
ber neue flaif er Suftin I., unb nod^ mel^r fein Jleffe,
ber nad)mal§ fo berül^mte 3uftinian , bem foiu-
fagen ba§ 2)e))artement beS SuItuS oblag, bie m*
tl^olüen begünftigten, fo atoang je^t baS 9So(f ju
Sonftantinopel felbft ben^atriard^ienSol^anneS, bie
©9nobe Von gl^alccbon feierlid^ anjuerfennen unb
über ben monopl^^fitifd^en ^atriard^en @everu8
von Intioc^ien ia^ ^natl^em auSjufpred^en. IBatb
barauf mürbe biefer @everu§, bamalS ber bebeu-
tenbfte 3Jlann ber SnonopbQftten unb aud^ il^r
rud^tbarfter ©d^riftftencr, vieler Vergeben unb
elbft blutiger ©emalttl^ätigfeiten gegen bie ffat^o»
ifen Übermiefen unb feines ?lmte§ entfe^t 6r
fonnte nur burd^ glud^t einer nod^ ftrengem ©träfe
entgelten, unb au(| ber genannte ^l^ilojcnuS, eben«
fan§ ein ©d^riftfteHer ber SWonop^^fiten, murbc
in bie Verbannung gefd^idtt, ja, mie bie ©age ging,
im S^il fogar l^ingerid^tet. 3n ^ntiod^ien unb
ganj ©qrien aber mürbe je^t bie red^tgläubige
Partei mieber l^errf d^enb unb f oII babei bie ©d^ran«
fen ber ÜJlögigung nic^t immer eingel^alten lEiaben.
aOSaS aber ba§ SBid^tigfte mar, fo !am im 3. 519
bie Serföl^nung ber ßirt^en von SRom unb Kon«
ftantinopel mieber ju ©tanbe unb mürbe in le^
terer ©tabt burd^ Segaten be§ $apfte§ ^ormi§ba§
feierlid^ voü^ogen. 2)er faiferlid^e $of unb ber
^atriard^ Sol^anneS erfannten ba§ frül^er über
äcaciuS auSgefprod^ene Stnatl^em an, ber 9}amc
ScariuS' unb mel^rerer feiner Jlad^folger, fomie ber
be§ ffaiferS 3cuo unb 3lnaftafm§, mürben in ben
JTird^enbüd^em auSgeftrid^en unb von bem $a«
triard^en völlige Uebereinftimmung mit ber römi*
fd^en ilird^e feierlid^ angelobt. S)iefem SSeifpicIc
folgten bann bie meiften anberen gried^ifd^en unb
orientalif d^en Sif d^öf e, fo bag icfet, 9legt)pten auS«
genommen, überall im römifd^en Uteid^e ber ©laube
von Sfjalcebon bie Dberl^anb erfjielt.
%I§ ffaifer Sufiinian im Sa^re 527 auf ben
5:bron fam, fejte er bie Segünftigung ber SRed^t»
gläubigen, bie er fd^on unter feinem Dl^eim an
ben 2:ag gelegt f^aüt, nad^brüdflid^ fort unb be«
fal^l, bag afle ftird^cn be§ Orients bie Vier öcu»
menifd^en ©Qnoben, alfo aud^ bie von S^alcebon,
annehmen follten. ©eine ©emal^lin Sl^eobora ba«
gegen begünftigtc ben 2Ronop^9fiti§mu§, unb fo-
gar unter ben Sinmol^nem von ^onftantinopel
jetgte fid^ jefct ©^mpat^ie für bie Srrlel^re. Siel-
leidet eben be|balb vecanjloltete ber ffaifer im
3. 533 ein (F' ifienbeiber^kt-
1791
ÜRonopl^Qfiten.
1792
teien. ^n ber ©pijc bcr f atl^olifd^cn SSijd^öfe ftanb
^9pati\i§ Don 6})]^ef u§ ; bic monop^^fitijd^cn KoIIo=
cutorcn aber ttjaren ^nl^öngcr bc§ SeüeruS, ber
iejt bo§ §aupt einer Befonbem gartet, ber ©eöe«
rianer, gemorben toar. Sead^tenSloert]^ iji, ba^
bei biefem JReligionSgefpräd^e bie ©d^riften be§
$feubo>2)ton9ftu3 Sreopagita ^um erften 9RaIe
öffentlich genannt mürben, unb gmar mn @ette ber
©eöerioner. S)er UnionSöerfud^ blieb frud^tloS,
aber in ßonftantinopel felbft neigte fid^ ber neue
^^atriard^ ^ntl^imuS beutlid^ jum SWonopl^^fitiS«
mu§ ]^in. 6r ttjurbe abgefegt, unb fein Jlat^f olger
3Wenna§ öertrieb in ißerbinbung mit bem Äaifer
bie ^öupter ber SRonopl^pfiten tt)ieber au§ ber
^uptftabt, tDO fte fid^ Bereits niebergelaffenl^atten;
j[a felbft in SJIejanbrien !am jejt ein ort^obojer
^atriard^, ber biSl^erige Sbt $aulu§, auf ben erj»
bifd^öflid^en ©tul^I. allein gerabe um biefelbe 3«it
fu(^te bie lifüge ftaiferin bem SWonopl^i^fttiSmuS
fogar in SRom eine Surg ju errid^ten, inbem fie
Dem römifd^en ffiiocon unb Slpocrifiar ju Kon»
[tantinopei S3igiliu§, bie pöpftlid^e 2Bürbe unter
ber SSebingung üerfprad^, ba| er Stntl^imuS öon
Sonftantinopel mieber einfe^e unb ftd^ gegen bie
©pnobe öon ßl^alcebon erfläre. S)er el^rgeijige
IBigüiuS toiDigte in btefe Säebingungen, unb nun
erl^ielt ber faifcrlid^e gelbl^err Selifar öon Sljieo»
bora ben Auftrag, ben ^pft @ilöeriu§ unter irgenb
einem SSormanbe ab^ufc^en unb bie Srl^ebung be§
9SigiIiu§ ju bemirfen. Um fein ©eioiffen äl^nlid^
toie Pilatus ju falöiren, fprad^ Sciifar : „Sie mag
e§ öor ß^rifto öerantmorten", unb lie^ nun auf
bie falfd^e anflöge l^in, @ilöeriu§ l^abe mit ben
Dftgoten in l^od^öerröti^erifd^er SSerbinbung ge«
ftanben unb il^nen bie ©tabt SRom überliefern
toollen, ben $apft einferfem. Unter bem ßinfluffe
S3elifar§ mürbe fogleid^ IBigiliuS gum Zapfte ge»
toäl^It (538), ber fi^ freilid^ nid^t öerl^el^Ien fonnte,
ba^, fo lange ©ilöeriuS lebe, ber ©tul^I nod^ gar
ni(|t erlebigt mar. UebrigenS ftarb ©ilöeriuS ft^on
im 3. 540 als ©efangcner auf ber Snfcl $al»
maria (im SWittelmeer); mie man bel^auptete, ben
f)ungertob auS ©d^ulb beS SigiliuS. Sejterer
refignirte l^ierauf , mie SaroniuS (ad aim. 540,
n. 4) öermutl^et, in bcr Hoffnung, burd^ ben 6in»
flu^ SelifarS auf § 9leue, unb jtoar bie^mal red^t»
tnö^ig, gemäl^It }u merben, unb bie| gefd^al^ aud^
in ber lll^at. SBon nun an aber trat 3Sigiliu§
fogleid^ a(S SSertl^eibiger ber ©t)nobe öon gl^al«
cebon auf, toie er benn im §ergen niemals
monopl^^fitifd^ getoefen, fonbem nur jur ©tiHung
feines gl^rgeijeS jeneS l^eillofe SSerfpred^en ge»
mad^t i)QtU.
UebrigenS toaren mit allem bem bie ©trcitig»
feiten ni^t beenbigt, öielme!|r l^atte ber ScifaJ im
SriSagion: „bcr bu für unS gefreujigt loorbcn
bift", SSeranlaffung ju neuen S^rmürfniffen ge=
geben, ©c^r öiele Drtl^oboje nahmen an bicfcm
©aje nid^t ben geringften ^nftofe; ba er aber gerabe
öon ben 5)lonop]^t)fiten jucrft gebrandet morben
toar, monten il^n 9lnbere unter ben Drtl^obojen
öermerf en unb nannten bie ^nl^änger biefer §or«
melS^eopafd^iten. 2)a^fi(^aud^$apft^ltS
^^ftig gegen jienen @a| erflört l^be, berul^t auf einer
falfd&en Urfunbe, toie SalefiuS (De Petro, An-
tioch. episc, qui Fnllo cognominatus est, m
bem anlange }u feiner Ausgabe öon Theodo-
riti et Euagrii Hist. eccL, Par. 1673, 173 sq.)
unb Se Ouien (in feiner Ausgabe öon S. Joannis
Damasc. opera, Paris. 1712, I, 478) gegeigt
l^abcn. ©0 fam eS, ba& biefc gormel 518 ein
3anfapfel unter ben ftatf olüen felbft ttnrrbe. 5)tr
^ond^ äol^ann 9Ra|entiuS in Sonftantinopel imb
anbere Wönä)t mofiten biefe gormel fogar gum
$anier ber Ortl^obo^ie mad^en nah als burd^
notl^menbig barfteüen; ber ^atriard^ äol^nn m
Sonfiantinopel aber unb bie Segaten beS $apfie§
^ormiSbaS, an bie fid^ ÜRa^entiuS toanbte, tuäüg*
ten nid^t in biefe Uebertreibung, obgleid^ fie Me
Sormel felbft nid^t öermarfen. Äaifer Sfuftiiri«
bagegen nal^m Partei für bie gormel unb fu^
nun aud^ öon bem ^ßopfte beren Seftötigung gn
erlangen. ^ormiSbaS aber erüörte nad^ lan^
35gerung jenen 3ufa$ im 3:nSagion für mnm|
unb fogar für gefö^rlid^, nid^t mei( er an ftd^ un-
rid^tig fei, fonbem toeil er öon ben SRonop^Qftten
l^öretif d^ ausgelegt toerbe. Unterbeffen litten bie
^reunbe beS 9Jla£entiuS aud^ öon onberen S^
logen ©utad^ten über il^re ^ormel öerlangt itnb
öon gfulgentiuS öon Sfhifpe (f. b. 2(rt.) unb Iliü»
n^fiuS ßjiguuS (f. b. 9lrt.) bie Slnerfennung tm
beren red^tglöubigem 3u^alt erlangt. Sin neucS
SQftoment trat baburd^ ein, ba^ eine anbere ^ßaiM
gried^ifd^er STOönd^e, bie 9lfoimeten (f. b. 9lrt.), in
ber Dppofition gegen ienen 3"fafe Bis jum %flo«
rianiSmuS gurüdtfan! unb mieber ben ^uSbnuf
deoTÖxoc öcrmarf. 3)ic^ gab bem ffaifer 3uiü»
nian SSeranlaffung, in 9lom baS 3lnat^m über
biefe 5Könd^e unb bie ©illigung ber gormel, »einer
aus ber Srinität ^aU gelitten", gu ertoirfen.
$apft Sol^ann U. entfpra^ feinem SQßunf d^e ruäj/t^
JU, menn er aud^ bie gformel nid^t birect Bflligie;
ebenf 0 fein !Rad^f olger ^gapet ; unb gule^t brod^
eS Suftinian bal^in, bafe bie unter feiner ^egiernig
gel^altene fünfte allgemeine ©Qnobe bie \ta0ft
3formel gerabcju approbirte (CoUat. Vm, can. 10;
ögl. Henric. Noris. Dissert. in hist. contro-
versiae de uno ex trinitate passo, cap. 10,
[Opera, Veronae 1729, III, 862 sq.]).
SBie bem ©cfagten jufolge ber tl^eopafd^itifitt
©treit eine 5Rad&mirfung beS monopl^^fitif d^ wo,
fo ^öngt aud^ bcr etmaS fpöter gletd^f aUS im Sager
oer Drtl^obojen auSgebrod^ene gro^c ftampf über
bie brei ffapitel ganj enge mit benmowK
p]^t)fitifd^cn ©treitigfciten jufammen. Unter hm
SSormanbe nämlid^, ba6 felbft bie ftrengPenSRoHO»
p]^t)fiten fid^ leidet mit ber ffird^e toieber öerei©«
gen mürben, mcnn nur gegen Sl^cobor öon 3R«»"
fueftia, Sl^eoboret öon S^ruS unb 3baS öonCbefn
als beS 5WeftorianiSmuS öerböd^tig, einSpHK^ci*
folge, öermidfcite bcr Drigenift Sl^eobor ÄSfibA
Sijd^of öon Eäfarca in ©appabocien, ben flöifff
1793
ÜRonopl^Qfiten.
1794
SufKnion um bie SJtitte bed 6. Sal^rl^unbertS in
ben fog. S)teilQ))iteIftTett ber nid^t ehtmal buxd^
bie fiinfte allgemeine S^nobe (558) }um DöQigen
Sbf^Iul gebraut toetben fonnte (f. b. 9rt. SDrei-
fäpüelßreit).
Vbtx nod^ gal^Ireid^ere Streitigfeiten brad^en
unter ben ÜRonopl^^fiten felbft au§. 6ine§
i^ Häupter, ber fd^on genannte @et)eru§, e]^e>
malS ^^atriard^ t)on ^ntiod^ien, feit 518 ^u Sile-
lonbrien lebenb, {teilte ]^ier(519)bieSel^au))tung
cmf^ ber Seib Sl^rifli fei öor feiner Siuferftel^ung
ber Sermedlid^feit untemiorfen gemefen. 6in an»
bered ^oupt ber 9Jlonopl^9ftten bagegen^ Sifd^of
SuHon t)on ^aIicamo|, bamafö ebenfalls in Slle-
sanbrien, erflörte ftd^ für bie Um)enoe3lid^feit
b€8 SeibeS Klj^rifti ; benn wenn berf elbe ber Ser-
loefung unterworfen gen^efen fei, fo mü^te man
in SiSirifto )tt)ei Staturen, eine göttlid^e unb eine
menfd^Iid^e, annel^men. ^fafi gan^ Sle^anbrien
beteiligte fid^ fofort an biefem Streite, unb
bie 9n]^ger beS @et)eru§ erl^ielten ben SRamen
^l^t^artolatren ober Corrupticolae (b. i.
Serel^rer be§ SSermeSIid^en), mal^renb bie be§ Su*
lianuS Slpl^tl^artobofeten (b. i. Seigrer be§
UtUKnoedlid^en) ober ^l^antaftaften (n^il fie nur
einen fd^nbaren Seib annel^men mä|ten) betitelt
tourben. 9I§ nun balb barauf bermono))|9fttifd^e
^ßotriard^ Ximotl^euS oon^esanbrien ftarb, toätfitt
\At ber beiben Parteien, bie ^l^tl^artolotren unb
Me Sp^tl^artobofeten, einen eigenen ^atriard^en,
jene ben Xl^eoboftuS, biefe ben @aianaS, unb fo
famen ie|t bie ^arteinamen Sl^eobofianer
(= Snl^nger bed @eoemS) unb ® a j a n i t e n
(= SuHaniften) in @ebrau(|. Ueberbie^ n^urben
Ie|tere t)on il^ren ©egnem aud^ SRanid^öer ge«
lurnnt, toeil, toer ben Seib gl^rifti für unöenoeSIid^
^alie, Qud^ nur ein fd^einbareS Seiben (Sl^rifti an>
nehmen fönne, teie bie SJtanid^öer. 3n ber Sl^at
heifte bie Seigre beS genannten ^l^ilo^enuS ober
kmoiali, ber aud^ ein9t)]^t]^artobo!etn)ar, gou} nal^e
Oll ben 2)oIeti§mu§, inbem er fagte : „^l^rifhtS fei
elgentlid^ meber bem Seiben nod(| anberen menfd^>
Qd^en Sebfirfniffen unterworfen getoefen, l^abe pe
oier fteittriHig, auS einer gewiffen ^erablaffung,
jmn SBeflen unferer 6rlöf ung übernommen." Uebri«
goA gefiel ber @a|, ber Seib S^rifti fei unDer*
IDdUidp, bem bereits alterSfd^wad^en ffatfer 3ufti>
nion fo fel^r, unb fd^ien il^m gum fatl^olifd^en Se|r«
kgrifjfe fo gut ju pa^tn, bo| er bie 93ifd^öfe feines
9teU^ }ur ^nnal^me beSfelben nötl^igen tooQte.
SDa ilorb er aber 565, mel^r als 80 ^tal^re alt.
Xber fowol^I bie ^l^tl^artolatren als bie ^J^tl^arto-
bofeten jerfielen toieber in Heinere Parteien, unb
ilixttle|tere in bie j^tiftolatren unb ^ftifteten,
inbem fene bie grage: ,,ob ber unocrtoeSlid^e Seib
S^xißi gefd^ffen fei", bejal^ten, bie anberen aber
Miotanerifd^ K)emeinten. ^el^nlid^ ganften fid^ bie
S^t^olatren über bie rSxa^t: „ob, wenn ber
&ffi tKrmeSlid^ fei, nid^t eingeräumt werben muffe,
bo^ C^ffatS Einiges nid^t gewußt b^be, wie er
fdb|l After in ber l^eiligenSd^riftanbeute"? ®iefe
Slrc^eiilcsilML Tin. 2. «ufL
9e]^au))tung beS 9iid^twiffenS (Sbrifli fiellte auerft
ber monop$9fltifd^e ®iacon Sl^emiftiuS öon 9lle-
xanbrien auf, unb feine ainbänger erl^ielten ben
Flamen 9lgnoeten (i-porixaC) ober Zf^tmx*
ftianer. Sa ber ^atriard^ Ximotl^euS oon %[e-
janbrien unb fein 3lad^foIger Sl^eobofmS (um'S
3abr 587—589) il^nen entgegentraten, weil bie
§9potWt beS difvoeTv confequent jur Snuabme
jweier 3laturen führen muffe, unb fie ejcommuni-
cirt würben, f o bilbeten fie öon nun ah eine bef on-
bere ©ecte, bie bis in'S 8. Solfirl^nbert fortbauerte.
©ebr üiel Sabel öerurfad^te eS weiterhin ben 5IRono-
pbPftten, ba| auS ibnen aud^ bie Zritbeiten ber«
üorgingen. Urheber biefer ©ecte war nid^t, wie man
früher glaubte, ber ^b^Iofopb SobanneS ^bi^opo«
nuS, fonbem, wie auSben^ublicationenSIffemani'S
(Bibl. Orient. 11, 827) beröorge^t, ber 5IHonopb9Jtt
SobanneS iSfuSnageS, SSorfte^er einer ^b^Mo'
Pbenfd^ule ju gonftantinopel im 6. Sa^rbunbei^
weld^er bem jlaifer 3uflinian gegenüber feine 9n-
fid^t babin auSf^rad^ : „in &^xxfio befenne er nur
eine Jlatur, aber in ber Srinitöt fd^reibe er jeber $er»
Jon eine bef onbere 3latur ju". ffierftaifer ejUirte,
ber ^atriord^ t)on Sonf}antino))eI e^communicirte
ibn; aber $biti>t><)nuS unb anbere SRono^b^ftten
traten auf feine Seite unb bilbeten biefe ^nficbt
weiter auS. 9}amentlid^ brad^te $biIot)onuS biefelbe
mit ber ariftotelifd^en Unterfd^eibung t)on genus,
species unb Individuum in SSerbinbung burd^
bie Slnnabme: „bie brei ^erfonen terbalten ftd|
}ur ©ottbeit wie brei Sinjelbinge )u ibrer @at*
tung". 2)amit waren bie ^erfonen aOerbingS )u
©Ottern gemad^t unb ber XritbeiSmuS gelebrt
@in^au))tt)ertbeibiger biefer Slid^tung war au^
ber ^önd^ %b^naftuS, ein Snfel ber ftaiferin
2:bwbora, ber ©emablin SuftinianS, ber wie
$biI^t>onuS biefe Sebre fd^riftlid^ gu Oertbeibigen
fu(bte. 9iid^t minber gebort @tepbatt ©obaruS
(um'S 3obr 600) gu ben berübmten ©d^riftfielleni
ber tritbeiftifd^en Partei (einen SuSgug feineS
^auptwerfS gibt $botiuS, Biblioth. cod. 282;
ogl. SQBald^, Sntwurf einer ooDft. ^iftorie ber
»cgereien Vm, Scipgig 1778, 877). UebrigenS
erflörten fid[| fafl alle anberen SKonopb^fttcn gegen
biefe Sritbeiten, wcld^e Don ibrem SSerfammlungS«
orte aud^ Sonbobaubiten genannt würben; biefe
aber baten in »ölbe ben »aifer 3uftin H. (565
bis 578), ibren ©treit mit ben übrigen STOono-
pbQf^ten unterfud^en gu laffen. Seibe Parteien
ftcflten ibre Vertreter, ber fatbolifd^e ^atriardj
SobanneS t)on ^onftantinopel aber batte bie 6nt*
fd^eibung, unb fte fiel gegen bie Iritbeiten auS.
®iefe fingen iejt aud^ unter einanber Streitig«
fetten an, inbem $biJot)onuS in Setreff ber 9luf-
erftebung beS ^eif(beS bebau))tete: „ber Rbxpix
beS 9)tenfd^en gebe nad^ !Dtatene unb t$form in
SSerwefung über"; wabrenb ein anbereS £)au))t
ber Xritbeiten, ber SBifd^of Sonon t)on XarfuS in
Sifirien, nur bie STOaterie, aber nid^t bie gform
für t)erweSIid^ erflörte. @o entfknben bie $ar»
teien ber Sononiten unb ^l^ilotiottiftcti
1795
5IHonot)1^9fitcn.
1796
xotli)t \\ä) QtQtn]t\ÜQ crpnbcrijd^ mit bcn Der«
fd^tcbenftcn ©d^impfnamen belegten (f. b. ärt.
ßononiten). SBal^rJd^einlid^ ^ai übriöenö $]&iIo=
))onu§ bie ^uferftel^ung be§ 3fletf(^e§ t)öHig ge«
löugnet, loie ^^ottuö (Bibl. cod. 21) Berid^tet.
S)ie ©treitigf citen unter ben SKonofl^^fiten l^örten
ober auä) jie|t nod^ nid^t auf, gumal ia ber ^a*
triard^ 2)amtQnuS t)on Sle^anbrien im jlam))fe
gegen bie Srttl^eiten tt)ieber an ben SabeQia»
niSmuS jheifte, bie göttttd^en $erfonen fa[t ju
bloßen Sigenfd^aften abfd^tuad^te unb anbererfeitS
ber ben brei ^ßerfonen gemeinfomen göttlid^en 9}a»
tur (SBefen) eine eigene SicapEtc beilegte. ®egen
i^n trat ber ^triard^ k)on ^ntiod^ien, $etTU§
Don ftaHinifuS, in bie ©d^ranfen, unb bie Sin«
l^änger be3 SHe^anbrinerS erl^ielten bie 9iamen 2)a«
mianitenunb Setrabiten, toeil fte eigent»
lid^ öier ®ötter, bie brei $erfonen unb bie biefen
gemeinfame, aber bod^ eigenS e^iftirenbe l^öl^ere
®ottl^eU (bie götttid^e 92atur) gelehrt l^ötten. SOBie«
ber eine anbere ©treitigfeit entjünbete Stephan
5Kiobe§, Seigrer ber 2Bi)fenfd^aften (©ofl^ift) ju
Sllejanbrien , burd^ bie S3e]^aui)tung: „ber bi§«
l^erige 9Jlonop]^9fiti§mu§ fei eine ^albl^eit, benn
tt)enn man nur Sine 92atur iä^awpit, fbrmt man
über]^au))t ^mifd^en @öttlid^em unb 9Jlenfd^Iid^em
in S^rifto nid^t mel^r uKterfd^eiben. @ott)o]^l ber
ale^anbrinifd^e al§ ber ontiod^enijd^e ^triard^,
2)amian unb $etru§ (Don J^aKinibtS), erflorten \\d)
gegen il^n, aber anbere angefel^ene SRonopl^^fiten,
namentlid^ ber ^riefter $robu§ Don Slntiod^ien
unb ber Slbt Sol^anneS Don Serien, traten auf
feine ©eite unb bilbeten fo bie ©ecte ber ?lio«
biten. ©ie tt)urben Don ben übrigen 9)Zono«
))]^Qftten au§gefd^Io{fen, unb Diele Don il^nen traten
nad^malg in bie fatl^olifd^e ffird^e ^urüd. @erabe
bie Ci))pofttion ber 9hobiten gegen bie getoölEin«
lid^en 9J2onot)]^Qftten lä^t Dermutl^en, ba| manche
SKonop^pfiten, toeil pc bod&®öttIid&e§ unb 5menfd&-
lid^eS in Kl^rifio unterf d^ieben, bIo| in ben SBorten
Don ber ftird^enlel^re abtoid^en, unb ba^ i^r ©d^ib»
bolel^ ,;bIo^ eine Statur" juil^ren eigenen Slnftd^ten
nid^t red^t pa^te. SBeU nun aud^ überbie| einer«
feitS bie geiftige Ueberlegenl^eit, anbererfeitS ber
©d^u^ unb bie SäeDorgugung burd^ bie ftaifer toeit«
au§ auf ©eite ber Drtl&obojen toaren, fo ftanb
bem 5Konop]^9pti§mu§ fd^on unter ffaifer 3ufti«
nian um bie SKitte beS 6. Salj^rl^unbertS ber
na^e Untergang beDor. aber bem unermüblid^en
aWönd^e 3ocob Sarabai (f. b. «rt. 1, 1981) au§
©prien, ber im 3. 541 jum Sifd^of Don gbeffa
unb 5um allgemeinen Oberl^aupte fömmtlid^er
9Konop]^9fiten beS Orients getoeil^t tourbe, ge«
lang e§, in SSjäf^riger Sl^ötigfeit baS mono«
pl^^fitifd^e ftird^entl^um in« unb aufeerl^alb be§ rö«
mifd^en 5Reid^e§ toieber p orbnen unb ju befefti«
gen, mie er benn aud^ überall neue Sifd^öfe unb
^ricfter feiner ^Jartei aufftellte. Jlamentlid^ rief
er aud^ ba§ monopl^^fitifd^ie ^triard^at Don 9ln=
Hoä)im toieber in'§ fiebeu, toeld^eS bis auf bcn
ijeutigen lag bcn 3JUttä3()utai cÄti mo\cöJ^\^^^^
f d^en ®emeinben ©^rienS unb Dieler anberen $n)>
Dingen beS 3RorgenIanbe§ bübet %[u§2)an!bar!eit
gegen il^n nannten ftc^ Don nun an gunöd^ bie
fQrifd^en, fpöter aud^ faft alle anberen ÜRonop^p«
fiten3acobiten(f.b. 3lrt.).
6S erl^ielten ftd^ aber bie SRonopl^Qflten bis [t^
1. in ©^rien, 9Kefopotamien, Älein^
afien, (Sqpern unb $aläfiina, unbjl^
l^ier fömmtlid^ unter bem Sßatriarcl^en Don ^
tiod^ien (f. b. Slrt. I, 945 ff.) unb einem Don bte>
fem ab^öngigen Snopl^rian (eine ^rt $rimaS) fir
bie 5ftlid^ Don ©qrien gelegenen ^roDinjen. Wxt
toie früher, fo fel^Ite eS aud^ in ben fpöterenSc^
^imberten, namentlid^ im SRittelalter, nid^ ai
©paltungen unb ©treitigfeiten unter biefen 9Kono-
pl^Qftten, fo bag eS längere 3cit l^inburd^ bm
fprifd^e ^triar(|ate bei ^nen ^ah. ©egentt&tk)
tool^nt ^r ^atriard^ im Jtlofier S^^'^ton bd
Sßarbin (in ber IRöl^e Don 93agbab), ber 9b
pl^rian aber im J?(ofter ©t. 9ßatt^auS bei Vb^
beibe icbod^ l^aben nic^t mel^r Diele 93ifd^fe wate
ftd^. @in ^l^eil ber 3acobiten Dereinigte fi^ ia
3. 1646 mit 9tom, unb für biefe Unirten toAt
baS ^atriard^at ber fatl^olifd^ ©qrer in Vtff^
errid^tet ^eber bie Siteratur Dgl. ben 9rt 90»
böuS.) 2. 2)aS 5toeite ^auptlanb ber aRono|49i
ftten ifi Armenien (f. b. Srt.), too ber ^
triardft JlerfeS Don «fd^tarag im 3. 527 onf bcc
©Qnobe )u Sfe^in, bem bamoligen ^atriot^»
ft|e, baS Soncil Don Sl^alcebon als neftoriairipl
anatl^ematiftrte. ©eitbem erl^ielt ber 9Rono|»M^
tiSmuS feften Seftanb in biefem Sanbe; aberneki
ber ^ärefte fd^Iid^en ftd^ aud^ allerlei Sbe^^M
unb SJti^braud^e Derfd^iebener %Tt, fdbß ^
iübifd^e Serimonien, bei ben Slrmeniem ein. 3|r
^atriard^ fü]^rt aud^ ben 3:itel Jhi^oIifoS; Ar
innere $arteiungen riefen l^ier, loie in@9rtai,|i
Seiten mel^rere ^triard^ate l^etDor. fRaä^ vli
naä) einigten fte ftd^ jiebod^ toieber, fo bojs tcr
ftatl^olüos Don Stfd^miabsin ber etgentK(^$fl|i|l
bie anberen armenifd^en $atriard^en aber |it9a»
falem, ©iS unb (Sonftantinopel feine Unte^etan
tourben. S)er gu (Sonpantino))el i^o^ 1^ fli
naä) unb nad^ toieber unabl^ängig §u ma^fnfl^
tou|t. Stfd^miabgin aber, fräl^er unter (m^
^errfd^aft, tourbe burd^ $aS!etoitfd^ (1827) il
anberen ^l^eilen SlrmenienS bem ruf ftfd^ Mir
eiuDerleibt. UebrigenS Dereinigte fid^ fd^ial
1439 auf ber ©^nobe Don glorenj fl. b.lit8»
rara«3fIoreng) ein %f)txl ber zinnerner toid)cr«tli
fatl^olifd^en jhrd^e, unb biefe Unirten l^dki iß
^atriard^en in (Sonftantinopel. 3u i)^ gP"
aud^ bie Sagariften unb bie SRed^itJ^oriPa ({.^
^rt.). 3. S)aS britte ^auptlanb ber aRonotM^M
ifiSaieg^pten, too fie neben bem IRanwi ber jr
cobitif^en aud^ ben ber foptifd^en O&ufluiPiw
SQäcil fie unter 3uftinian unb 3ufKn EL i^ili
^eftigfeit Derfolgt tourben^ gaben fte ttva tk
nem ben 9kmen 3Rtli)xim, hit töttigfi^ 9^^
ober ^ofpartci (f. b. %xl Vm, 1216); jkpil
oÄ^t ^le^en bie foptifc^en, b. 1^. nrogi^
\
1797
ÜRonopoL
1798
Sl^rifteit. SBeti t)on ber b^jontinifd^en Siegierung
bebrücft, ^Ifenbie jtoptenjitr Sro6enmg9eg9pten3
bttr^ bie Saracenen im 3. 640 unb tmtrben t)on
hiefen aud^ mieber in ben Sefi| bed $atriard^at§
Uesanbrien eingefe^t ba§ fte nod^ je^t inne l^aben,
muften aber beffenungeac^tet im Saufe ber Sal^r»
(uiä>erte dielfad^ bie Unbitib famfeit ber 9)b]^amme«
bcmer erfal^ren. @ie ^äl^Ien je^t ungefal^r 100000
9it^nger. Sl^re @pra(|e bei bem ®otte§bienft i{}
bie tot^tifd^e, inbem fte bie jur 3eit ber Stüftel^ung
beS 9)tmu)p]^9fiti§mu§ allgemein üblid^e gried^ifd^e
€|nrad^e au§ ^a| gegen bie SBQgantiner toieber
o6ge{d^fft l^aben. 2)ie aud^ mit il^nen 5U Sflorenj
cm 4. gfebruar 1442 gefd^Ioffene Union l^atte feinen
Sefbmb (ogl. ben ^rt. Gopten unb bie bort an-
gegebene Siteratur, nebft Renaudot, Historia
patriarcharum Alexandrinorum Jacobitarum,
Par. 1713). 4. 2Rit bem monop^9fiti)d&en $a»
triard^t Slleianbrien l^öngt oud^ bie ftirc^e t>on
Sbeffinien (f. b. Slrt.) ^ufammen, meldte eben
Imrd^ biefe l^ierard^ifd^e iBerbinbung im 5. unb
6. Sol^rl^unbert in bie monopl^9fitifd^e|)örefte Der-
kridelt tt)urbe. @ie fielet unter einem iDcetropoIiten
ober flbuna, ber t)on bem ale^anbrinifd^en ^a»
triard^en ernannt mirb. iBon biegen t)ier mono-
|>](9|ttifd^en ^auptlänbem au§ l^aben fid^ enblid^
aod^ etn}e(ne 3^^i99^nieinben in k)erfd^icbenen
^roknngen beS tt)eftlid^en unb mittlem SftenS
Mbreitet, ol^e jebod^ größere IBebeutung 5u be-
■ fi|en. — Siteratur: Salig, De Eutychia-
- mamo ante Eutychen, sive de Eutychianismi
' Tere ac falso suspectis, Wolffenbut. 1723;
; Jac. Basnage, Dise. de Eutjchianis, variis-
' qae Entychianonun sectis, in Thesaurus mo-
^ aiUL eccl. et bist, sive Canisii lect. antiq. I,
eap. 3, p. 23 sqq., Amstelod. 1725; aud^ in
Vogtii Biblioth. hist haeres. II, 56 sqq. ; Asse-
nani, Diss. de Monophysitis, in ber Sinleit.
intn n. Sanb feiner Biblioth. orient., Romae
1721 ; Petavius, De tbeolog. dogm. VI, Ant-
werp. 1700, de incamat. 1. 2, c. 3; 1. 6, c. 9.
Vtn QuSfü^rlid^ften l^at Sl^rift. SBalc^ in feinem
obengenannten SBerfe in 3 großen Octatbönben
(VI— Vm) bie ®ejdS|id^te be§ 3)lonot)]^t)fiti§mu§
borgeftellt. Sinen ^u§)ug bat)on gab @d^rödf^,
«bJ^efd^. XVm, 433—636. Sgl. aud& ©or-
acr, Snttt)idfelung§ge{d^. ber Seigre t)on ber $erf on
CffrifH; 2. aup. u. b. S. S)ie Se^re öon ber $erjon
«^H 399be., ©tuttg. 1846—1856. [ö.^efelc]
1ß0n990t (k)on fi^voc unb moUtOy ^Üeink)er'
Imtf) iß enttt)eber eine reine Xl^atfad^e ober im
oibiectoen Siedete begrünbet, unb sn^ar biefeS toxt'
ber entweber in ber SQäeiJe einer öon ber suftänbi»
&93e]^drbe ert]^eilten gonceffu)n be§ auSfd^Iie^«
R SedfeteS, eine SBaare ju erzeugen unb in 9Ser=
14^ ju fe^, ober al§ ^u§flug be§ ftaatlid^en
- Aol^t8re($teS. 3ebe§ 39lonopoI i)t femer Don
. onem bop^elten ®efid^t§|>unfte au§ ^u mürbigen :
Mn allgemeinen DoIfStoirtbfd^aftlid^en @tanb«
-i= pudk imb t)om finanziellen Sntereffe be§ Sered^«
-'. tglim. 9iegelmö|ig tottttn biefe Slüdftd^ten ftd^
treujen, b. j^. je t)ort]^eil]^oftcr unb ergiebiger boS
aWonopoI für ben 93ered^tigten, befto fd^öblid^
unb bebenflid^er ift badfelbe für bie ©efammtl^eü
3)od^ ftnb biegbegüglic^ SuSnal^men immerl^
mdglid^ ; fo ift beifpielsmeife ba§ Xabafmonopol
unter Umftönben pscalifd^ eintröglid^er als eine
labaffteuer, unb sugleid^ liefert bieftaatüd^eSabot
regie bem (Sonfumenten n^ol^Ifeilere unb beffere
SSkiare, al§ bie ^riDatconcunen^ bie^ tl^un toürbe.
S)ie @taat8monopoIe berühren ftd^ mit ben Staats«
regalien, 5u toelc^en man in nic^t immer gleid^er
SBeife unter Slnberem baS ©oben-, baS 3forft%
baS SBaffer», baS 3agb«, baS gifd^erei-, hai
SSerg-, ba§ SKünj«, ba§ 93anf-, ha^ ©alj«, baS
Salpeter», ba§ ^ulöer», baS Sabaf», baS $ofl-,
ba§ Xelegrapl^eu' unb ba§ Sotto-Stegal gegöp
l^at. IBei ben Staatsmonopolen tritt ber Staat
al§ {Kaufmann ober f^fabrifant auf unb fd^Ue|t
bie an jid^ möglid^e freie Soncurren^ gefe^Iid^
ou8; bieg gilt öorjüglid^ öom %ahaU, 3«*^«,
8Jrannttt)ein», ^utoer« unb 3wnbl^öIäd^en«9Wono«
pol (f. %ho\pf) SBagner, ginanamiffenfd^aft III,
fieipjig 1889, 709—771). Sie grage nad^ ber
IBered^tigung ber ÜRonopoIe lögt ftd^ nid^t allge-
mein beantn)orten. Someit überl^aupt möglid^,
foDte ber fiScalifd^e Stanbput^ nid^t ^u fel^r be-
tont n^erben, um beg^olb bie Slbf^affung eineS
tJ^atföd^Iid^ gemeinfd^öblid^en StaatSmonopofö )u
Der^inbem. 2)a3 burd^ Sonceffton ober ^tent
ober ^riöileg öerliel^ene SWonopoI eines $riöaten
ift nie au§ bem fiScalifd^en @runbe beS 9ht|enS
für ben Staat, mlä)ti bafür gemiffe Xa^en ober
Sntl^eile be§ ®en)inne§ be^iel^t, gered^tfertigt, ba
auf leben SfaU ba§ publicum ber Ausbeutung l^ilf-
loS überliefert toirb, fofem e§ feine Sebürfniffe
)u l^ol^en, fog. ÜRonopoIpreifen befriebigen mi^
unb iebe SRitben^erbung auSgefd^Ioffen ift. 3)erlei
prik)i(egirte ÜRonopoIe ftnb nur als Prämie, alS
ber einer 6rfinbung ober einer mit größerem Slipco
k)erbunbenen, an fi$ gemeinnü^igenUntemel^mung
auf eine beftimmte, nid^t gu lange Stetige Don Salä-
ren gen)ö^r(eiftete Sd^ulf gegen unfolibe 9^ad^-
al^mung unb fd^n^inbell^afte Soncunen^ am $Ia^e.
^nö) l^ier ftefjt baS Sntereffe ber ©efammtl^eit
^öl^er als baSjenige beS einzelnen Untemel^merS.
^aSfelbe gilt aber aud^ t)on rein tl^atföd^Iid^en
SWonopolen. S)er Staat brandet eS fid^cr nid^t m
bulben, ha^, entgegen bem allgemeinen Sntereffe,
Don fold^en ^erfonen, ttjeld^e diein ober öor an-
beren eine für bie ^ffigcmcinl^eit mid^tige SQäaare
bep^en, biefe 2Baare bem SScrfebre unb ®enu|
nad^ freiem Selieben über alle ©renken öertl^euert,
tixoa gar oorentl^alten mirb. Sine umfid^tige
StaatSüermaltung mug 9RitteI unb SBege ftnben,
aud^ fold^e tl^atföd^Iid^e 3D?onopole, fobalb bereu
Sd^öbltd^feit 5U 2:age liegt, mirffam 5U bred^en.
Sieg !ann gefd^cl^en burd^ Eröffnung ^eier ßon-
currens, burd^ ^reisfa^ung (Soriprung) , burd^
Sequeftriruni etma gar burd^ (Sjpropriation. S)aS
römif d^e SRed^t trat ber burd^ ^uffauf einer SBoore,
befonberS beS @etreibeS, feitenS Stngelnei ober
«.n%
1799
SDtonotl^eleten.
1800
SKel^rcrer öerurfad^ten toud^erifd^cn Scrtl^cucrunö
boburd^ entgegen, ba| e§ ben 2)arbananat al§
SSerbred^en erflärte unb mit arbitrörer ©trofe be«
brol&te (L. 6, Dig. 47, 11 ; L. 2, Dig. 48, 12 [de
annona]; L. un., Cod. 4, 59 [de monopoliis
et de conventu negotiatorum ilHcito]). 2)a8
mobeme @ttafred^t {c^toeigt baDon, toorouS, toit
oben angebeutet, nid^t folgt, bai bie @taat§t)er>
tt)Qltung bem treiben fold^er fünftlid^e SJtonopoIe
fd^offenben ©efeüfd^aften, fog. SRiijge (trustees),
mu^ig jufeben muffe unb foHe. [SR. \>. ©d^erer.]
W^^^^tfteUj ^örettfer, toeld^e nur Sinen
Sßi&en unb nur Sine 9Birfung§n)eife in Sl^riftuS
onnal^men unb auf biefer ©runblage bie SBieber«
Bereinigung ber SJtonopbpfiten mit ber ftird^e ju
bewirf en Derfud^ten. S)er Ur]^cber biefer §ärefie
toar @ergiu§, feit 610 ^otriord^ bon Sonftanti«
nopel. Serfelbe be]^au))tete, in (SbnftuS J^abe bie
mit bem 2ogo8 üereinigte menfd^Iid^e 9latur jtoar
il^re eigenen menfd^Iid^en ®eifte§fröfte, übe aber
feine i^r eigentl^ümUd|e Sl^ötigfeit au§, fonbem
alles, maS in S^riftuS burd^ bie beiben Staturen
gefd^el^e, muffe bem SogoS beigelegt n)erben, unb
eS pnbe fid^ bal^er in ßl^rifto nur eine einzige
2Birfung§tt)eife (Snergie) unb eine einzige SQBiUenS"
tl^ätigfeit, auSgel^enb Dom Sogo§ al§ ibrer loirf en>
ben Urfad^e, ber fid^ babei ber SÖlenfd^l^eit nur al§
feines SBeri^eugeS bebiene. ©d^on öor bem Ein-
falle ber $erfer in ?leg^pten, alfo öor bem Satire
619, toar ©ergiuS mit bem aWonopl^jifiten ?lrfo8
wegen ber Sformel einer einzigen SDBirfungStteife
in SSerbinbung getreten unb l^atte bie ^bfid^t,
burd^ Snwenbung berfelben bie Unbn ber 9J2ono»
pl^9fiten mit ben Drt^obojen toiebcr l^erjufJeUen
(S. Maximi Disp. c. Pyrrho, bei Migne, PP. gr.
XCI, 334). Sugleid^ war er befliffen, aud^ ort^o-
bo je Sifd^öfe für biefe gormel ju gewinnen. Sei«
ftimmenb antwortete fd^on frül^e Sl^eobor oon
^^aron (in Arabien), fo bafe Sifd^of ©tepl^anuS
oon 2)or (in ^alöftina) il^n als ben erften 9Kono«
tl^eleten begei^nete (Harduin, Conc. III, 711).
S)a iebod^ ©ergiuS auä) biefem ben Snfto^ gum
Shnrtl^um gab, fo ift faum baran ju gweifeln, ba|
er, wie aud^ bie fed^Ste allgemeine ©pnobe anf^"
brüddid^ bezeugt (Hard. 1. c. 1335), juerfl bie
3formeI „6ine SDBirfungSweife" ju UnionS^wedfen
öerwenbete. ©id^er l^at ©ergiuS aud^ ben Äaifer
©eracIiuS (610—641) auf biefcS Unionsmittel
aufmerffam gcmad^t unb würbe fo bie SSeran»
laffung, ba| biefer bei feinen SSerbanblungen mit
bem SWonopl^^pten $aul in 3lrmenien (622) ber
Sinen SQBirfungSWeife gebadete (Ep. Serg. ad Ho-
norium, bei Hard. lÜ, 1311). Sug^eid^ öerbot
ber ftaifer in einem ©d^rciben an @r5bij(|of Sr«
cabiuS oon ß^pem, öon jwei SBirfungSweifen in
Sl^riftuS nadfe ber Bereinigung ber beiben 5?aturen
au fpred^en (Ep. Cyri ad Serg., Hard. IE, 1338).
hiermit War ber Sntfjum in Qflul gefommen unb
erregte nod^ größeres ^uffeben, alS ber Sifd^of
CpruS üon ^l^afiS, ber ©ergiuS' ^nfid^t t^eilte,
nad^ SBiebergewinnutig ^lefttjptenS burd^ §eracliuS
(628) unb nad^ bem Sobe beS $atriatd^en ®eoig
(630 ober 681) auf ben alesanbrinifd^ Baäfi
erl^oben, bie bortigen £^eoboftaner (©eDerioner)
auf @runb jener ^ormel im ^uni 633 mit femer
©emeinbe Dereinigte. 3n einer auS 9 Sirtifebt
beftel^enben UnionSurfimbe wirb im Urt 7 {u
glauben Dorgefd^rieben, ba| ber ^etne unb fe&
^riftuS unb ©ol^n fowol^I baS ©öttltd^e oIS boS
3D?enfd^Iid^e burd^ Sine gottmenf^Iid^e ^otigfeit
(fiiqi öeavSpix^ Ivep^ewf) Wtrfe" (Hard. EI,
1342). ^ierfür beruft ft(^ S^ruS auf 2>ioiqp]i§
9(reo))agita, ber 533 in ben monopl^qfttifi^
©treitigfeiten ^uerft als Serfaffer einiger uni»
feinem 9}amen auf unS gefommenen ©d^riften ge>
nannt wirb. 2)em ton ^m gebraud^ten äluSbniif
„gottmenfd^Iid^e ^b^gfeit'' fann man einen irri»
gen unb einen rid^tigen ©inn unterfd^iebcn. 9Kd^
tig ift ber ©inn, wenn man annimmt, ba| Ue
göttliche Xl^ätigfeit in Sl^riftuS ber menfd^Iid^
Sl^ötigfeit, wöfrenb biefe bod^ loirflid^ Don ber
menfd^Iid^en 92atur ausgebt, eine l^öl^ere j^raftt)e^
leil^t, wie }. IB. bann gefd^a)^, als Sl^rifhtS Bptiäfä
unb @rbe mif d^te (menf(|lid^e Sl^atigfeit) unb mit
ber SRifd^ung ben ^linben beilte (gdttlid^ 3:böti9"
feit) (ogl. Epist. syn. S. Soph., bei Hard. SI,
1279; Summ. S. Thom. 3, q. 19, a. 1 adl).
Srrig ift ber ©inn, wenn man annimmt, ba^ bk
^l^ötigfeiten ber beiben 9}aturen )u einer ein}iga^
oon ber göttlid^en unb menfd^Iid^en Sll^ätigfeüDec»
fd^iebenen britten gemifd^t werben. 3m Ie|tas
©inne toerftanben bie SJtonotl^eleten ben SuSbmd
beS Slreopagiten, we^l^alb SRa^muS tj^nen fagie:
„®ibt eS nur eine einzige 3:ptigfeit in Q^fyn$s&,
nömlid^ bie gottmenfd^Iid^e, fo l^ötte Sl^riffatS dS
©Ott eine anbere Sl^ötigfeit als ber Sater, bom
bie beS SSaterS ift unmbglid^ gottmenfd^Iid^" (Disp.
cum Pyrrho, L c. 347). S)ie IDlonotl^eten be«
baupteten alfo, bie menfd^Iic^e 92atur in (^rripni
wirfe nid^t burd^ fid^ felbft, fei Dielmel^r auS f^
felbft untbätig, inbem alle Sl^ötigfeit in ü^m nur
6ine fei, nämlicb bie ber ©ott^eit. ftetn SBunber,
ba^ bie Xb^obofianer (3D?ono^b9f^ten) jid^ att|
©runb biefer Se^re mit bem !ßatriard^ S^niS
uniren liefen. 3:rium))birenb riefen fte: „3)a86^»
cebonenfe ift ^u unS gefommen, wir flnb ni^ |i
ibm gegangen." 3n ber Sl^at mad^ten bie SDtaio«
tl^elcten bie menfd^Iid^e 9latur (SbnfK, inbem pe
berfelben Jebe eigene Sll^ötigfeit abftritten, §u einet
burd^auS unt)onftönbigen, ju einer bloßen @d^
9Jatur. ;,9limmt man jwei 5Raturen in €^pn8
an," fagte BUpf^an t)on 3)or auf ber Söäenm«
f^nobe Dom 3abre 649, „fo mu| man confequent
aud^ 5Wei SBiUen unb Operationen leieren, fosP
wöre feine ©ottl^eit unb SRenfd^b^it unt^onflonlHg,
unb er Weber wal^rer ©ott nod^ wal^rer !D^enf4'
(Hard. IH, 715). ®er ÜRonotl^elettSmuS tDor
bemnad^ nid^t nur eine Sbfd^wad^ung, fonbem
gerabep eine SSerwerfung beS Soncifö Don ^^cc
bon. gntfd^ieben böretifd^ war alfo bie ®ru»b»
läge, auf weld^er bie Union ber SKonopl^^itteii ia
^lejanbrien ftattfanb, troj ber SBamung, weMJe
1801
SDtonotl^eleten.
1802
bafelbfl ber cfienfo l^eilige al§ geleierte W6n^ So*
)>^roniud aud ^olöftma an S^ruS rid^tete, ber
il^m bie 9 Srtifel t)or il^rer ^ublication )um
Sefen mittl^eitte. Srgreif enb tuor ber SQBtberfprud^^
ben @op^rontu§ fofort gegen bie ^rttfel erl^ob.
6t fet^ e^öl^It Sßasimug, bem g^ruS ^u t$fü^en
gefallen unb ^abt x^n unter S^rönen bejd^iDoren,
)ene %rti!el nt^t tont ^mbo )u oerfünbtgen, ba fie
offenbar a))OÜinartftifc^ feien (Ep. ad Petrum,
bei Migne, PP. gr. XCI, 143). mit biefcm SBorte
"fyütt @o))^rontu§ bie 2(n(e]^re ber SRonotl^eleten
gan5 treffenb c^arafteriftrt. 2)enn liefen fie bie
&Uüt bed freien menfd^Iid^en SBiüenS in gl^rijiuS
tnvcd^ ben göttlichen äBiOen vertreten fein, f o fe^rten
fie in ber Sl^at mx Snfid^t bed ^oUinariS jurfid,
ber leierte, ber Sogod l^abe bie @teDe ber menfd^'
li^en @eele Dertreten. SBol^I nal^nten fte, um nic^t
of^n einen bereits k)ern)orfenen Srrtl^um )u be«
fennen, eine menfd^Iid^e @eele in Sl^riftuS an, aber
nur )um Sd^ein. SBer nid^t eine au§ ftd^ tl^ätige,
fonbem nur eine gleich einem leblofen änftrumente
in Semegung gefekte @eele in S^riftud anerfennt,
ber fprt^t il^m tl^atfäd^Iid^ bie menfd^Iid^e @eele ab.
S>itrd^§ bered^tigt nxir alfo ber k)on @o))]^roniu§
gegen bie UnionSurfunbe erl^obene SBiberfprud^ ;
er blieb inbe^ ol^ne SQBirfung. 3D?an müfje, fagte
CQruS, um @eelen ^u gett)innen, l^ie unb ba im
Suftbntd nachgeben, unb über SBorte ^u fheiten,
tDO ba8 @eeIenl^eU k)on Dielen Saufenben auf bem
Spiel fiel^, fei fel^run^iaffenb (Ep. Serg. ad Hon.,
Hard. HI, 1815). 3)iefe SRüdfid^ten liefen ©o-
p^niuS in einem ^Ut, in loeld^em ber ©laube
in Srage ftanb, fel^r falt; boc^ reiste er auf S^ruS^
Sorfd^lag ^in mä^ Sonftantinopet um ben ^"
triard^n @ergiuS als @d^iebSrid^ter )u befragen.
S)a| biefer fi$ nid^t für bie Seigre t)on ^n^et SQBiEen
nü) su)ei SBirfungStoeifen in Sl^riftuS gewinnen
Uel, nxir üar, ba er la, maS aber ©opl^roniuS gar
idd^t Ginnen fonnte, ber eigentlid^e Url^eber ber Srr»
U^ nxir. 3)ennod^ k)erfprad^ er, S^ruS t)on ^le»
sonbrien ^u ratl^en, er foDe ie|t, nad^bem bie Union
lefteSt, tteber t)on einer noc^ t)on ^mei SBirfungS-
jen )u fpred^en gejiatten. ®er liftige §öretifer
tinipte , baB ber Srrtl^um f ortmud^em unb feine
^räc^te )eitigen toüiht, fobalb nur bie entgegen*
gefe|te ortl^obo^e Seigre befeitigt blieb. 3)a| aud^
Sop^niuS, tt)ie @ergiuS im Srief e an ^onoriuS
behauptet, bamit jufneben gemefen, ift fe^r un«
üMü^d^einlid^. @ein nad^l^erigeS iBerl^alten fprid^t
bageaen. £r marb balb nad^ feiner Siüdtfel^r nad^
SantfaUm )um ^triard^en biefer @tabt enoöl^It
(684), l^ielt mit feinen Sifd^öfen eine @9nobe,
ukU^ bie monotl^eletifd^e Seigre terurt^eilte, unb
tcrfanbte ein auSfü^rlid^eS Spnobatfd^reiben, baS
ben ®tauben ber ffird^e namentlid^ begüglid^ ber
boppelten SBirhmgSmeif e (Sl^rifti f el^r beftimmt ent>
midEette (Hard. UI, 1258).
^e ffunbe t)on ber fürglid^ gefd^el^en Sr«
^cbimg beS @op]^oniuS auf ben ^atriard^enftul^I
non äoufolem Iie| SergiuS befürt^ten, ba| beffen
€^bica aud^ nad^ 9lom gelangen unb bort ber
@a(^e beS SRonotl^eletiSmuS fd^mere Ütad^tl^e
bringen merbe. 3)e|]^alb bemül^te er fid^, nod^ ^u*
öor ben $apft ^onoriuS in fein 9leJ ^u jieljien. Sn-
miemeit il^m baS gelang, f. im 9rt. ^onoriuS (VI,
232 ff.), fturae Seit nac^ empfang ber ajrief e öon
^onoriuS t)erf a^te @ergiuS ein Sctenftüd, toeld^eS
aber erft nad^ bem Xobe beS ^apfteS k)er5ffentlid^t
mürbe, es ift biefeS bie Sftl^efiS beS ffaiferS
^eracIiuS, in meld^er gefagt mirb, man folle meber
k)on einer nod^ Don ^mei SBirlfamfeiten fpred^en,
möl^renb bod^ „Sin SBiUe in g^nftuS'' belannt
mürbe. 2)aB unb mann @ergiuS fie »erfaßt 1^,
jagt uns ffaifer ^eracUuS f elbft. Serfelbe fd^rieb
im «nfang beS SolfireS 641 an ^ft Solenn IV. :
^SMe Sftl^eftS ift nid^t t)on mir, unb id^ l^be il^re
^bfaffung nid^t befol^Ien, fonbem ^triard^ @er-
giuS ^ai fie t)or fünf Salären gefertigt unb mic^ bei
meiner SlüdKel^r aus bem Orient gebeten, fte mit
meiner Unterfd^rift ^u puMiciren" (ögl. §efele,
eonc.-®efd^. III, 2. lufi., 178). ^iemad^ mürbe
fte ungefähr 636 Oerfa^t, bann aber gel^eim ge-
lalten unb erft, nad^bem bie Ütad^rid^t t)on $o«
noriuS^ Sob unb @et)erinS SQBabI nad^ (Sonftan«
tinopel gefommen mar (ügl. Ep. Cyr. ad Serg.,
bei Hard. IH, 803), alfo etma im 9loöember
638, t)om ftaifer publicirt (ogl. ^efele a. a. O.
1 78 f.). ^uS biefen 2)aten erl^eOt baS gottlof e @piel,
meld^eS man in (Sonftantinopel mit ^onoriuS'
Srief en trieb. ©ergiuS l^atte ij^m in liftiger SBeife
mi^derftonblid^e ^uSbrüde gleid^fam in bie §eber
bictirt unb mt^braud^te biefe im ^nterefje ber
^ärefxe erfi jurScit too il^rSBerfaffer ftd^ perfön-
lid^ nid^t mel^r red^tfertigen fonnte. (8emi| Hegt
aud^ hierin ein SBemeiS, ba^ bie 93nefe beS |)ono*
riuS eine rechtgläubige Snterpretation )ulie|en,
unb ba^ man abfu^tlid^ mit ber SSeröffentlid^ung
ber eft|eftS martete, bis eine Srnärung Don
autl^entifd^er @eite nid^t mel^r erfolgen fonnte.
S)ie Sft^eftS felbft aber marb in ber gried^if d^en
JNrd^e um fo leidster allgemein angenommen, als
@opl^roniuS, ber ^auptoertreter beS 2)9ot]^eIetiS'
muS, bereits t)or bem Srfd^einen berfelben geftorben
unb fein Stul^I in bie ^önbe beS monotl^eletifd^en
S9if d^ofS @ergiuS t)on 3oppe gefommen mar. %ud^
$Qn]^uS, ber 9}a(^f olger beS @ergiuS auf bem
$atriard^enftu]^I Don Sonftantinopel (689), mar
5Wonot]^eIet. 3m Slbenblanbe aber mürbe bie ßf-
tl^epS öermorfen t)on ^apft ©eöerin, ebenfo, als
biefer nad^ ^mei Monaten fiarb, oon feinem !Rad^«
folger Sol^ann IV. (640—642). «IS um biefelbe
3eit (641) $Dn^uS baS ©erüd^t auSftreute, @er-
giuS l^abe oon^onoriuS ein ber Seigre ber SRono-
t^eleten günfügeS @d^relben erl^alten, Iie| ^ßapft
Sol^ann burd^ benfelben Slbt ^ol^nneS, beffen ftd^
f)onoriuS )ur ^faffung beS @d^reibenS an @er«
giuS bebient l^atte, bie Sted^tgläubigfeit feines Sor«
aängerS beftätigen (ogl. b. «rt. ßonoriuS VI, 289).
3n berfelben SBeife l^atte aud^ Der in eonftontino-
pel geborene geleierte W^nä) unb ÜRart^rer 9Ra|i'
muS benSBriefbeSi^onoriuSt)erftanben. UnmiQig
über ben ^i^^^n^t beS Srrtl^S i»L OösooX,
1808 ünonot^tlettn. 18W
^ttc SRapmuS Sonffantinoptl Dcrlafftn, um na^ aufgeben bet 9Ba^i^eit. Seimen ffämtife flanba
9bm ju gt^eti. ^uf bem SBege bafiin fam er naif) nun bcr Stixäft btoox, jumal ba bei ffaifn jAt
Mfrita, Sflrt traf er au(^ ^^n^uB, b« Jemen Uebertietung ftine€3:Qtiu§ mitbenfci^nKt^lib
^ßQtrian^tnfhi^l tierlQ||en mu&le, mtilbas Soll t^n gerlidien ©trafen bebrolite.
in SQerbottit fiQtte, jut gnnorbung be3 jungen ffurj nni^ gtlaRimg be8 Xxtpiä jiorb $aifl
fiaiferi Sonftantin mitgetnitlt ju ^aben. Sluf ^e> X^toboi, unb balb borauf muibe älRaitin I. gt*
tieiben beS taifedic^en @tattI|Q[ler3 unb Dielet 99i- nä^lt (649 — 655). ©eine erfte gioge ^anblung
f^öfe tDurbe nun an einem unbetannten Orte in xaai bie Sb'^altung bei btiüi)mten SaltionipitK
iifcHa eine 5ffentlii^e S^i§4)utatiDn gDif^ ^Q' (649), auf njeldjerbniDIonDt^elettimuSeingt!^
SimuS unb $t]ir^u§ Qeranftaltet (645). becen Steten eiärleit unb über bie Uifiebci unb boijügli^^
auf uns gelonimtn finb {Higne, PP. gr. XCI, Säefötbetet beSfelben, S^^eobot oon ^^oian, ftqiui
287). ©ie enthalten eine fDeingeVnbeEüiftenung ddu 9IleEanbrien, ©eigiuS, ^qn^u« unb Jßoidiä.
btr !att)0lif(^en Sebie unb eine fo fiaftige aSibei- bitbiei^ßafiioii^tnöonßonftantinopel, fotoitüber
Itgung ber gegneriji^en Sinmüife, bafe 5lSpn:!^i i^rt©t^riften,fammtbeieft5eji3mtbbtm3^(niä,
M füi beftegt erfläite. Sr ging. Wie am ©i^iug baB ^nat^itm auSgefproi^ nuibe. 2)ie SIctta
Der Disputation mitget^eilt tirirb, mit fDlo^imuB bieftS SoncilS iDuiben in aUe ©egenben bei E^-
na(^9{Dm,id)niurDcir$[t|}fl2:^ei)boru@I.(642biB fttn^tit Ucifanbt. 3ugieii$ erlief $afr^ SRoitin
649) bie ^ärefie ab unb Deteinigtc fit^ uiebei mit mit bei ©Quobe an alle 93i{4iüfe, $rie^ mb
beiÄiic^e. 3n Siin^antinotiel toai ^aul an feine £oien eine Sncttflica, in \oüä)tx bie tat^olifi^
©teilt gum ^atriarid^en ernannt iDorben. Sliefei Se^re iibei htn peifaii^en äSiUen unb bie gun-
nanbtt ftt^ nad) 3!om, um bie Ülneilennung feinet fac^e äSirffamleit beftätigt, ber entgegengif^tt
3Ba(I }u emirten. $apft Xbtobot '^ntte @iunb ge- Stittbunt Deitoorfen unb an Me bie Stuffoibenrnj
nug, biefelbt gu otifc^ieben, jumal ba bie ^ItbefiS jui Slnnabme ber Scf^lüfft unb jui ißennerfimg
im Orient in flraft blieb unb ba8 Bom ffaifer be3 3ntbumS erfaffen nmtbe (Hard. IH, 933).
gegebene 3Jer|))red|en, fit überaD abreißen gu loffen, Kucb rouibe Don Sßapft unb ©Qnobe nod) ein fc
ni^t erfüDt luorben nai (Ep. Theod. ad Paul., fonbeieS ©c^ieiben an ben ffaifer eilaffen (Hud
bti Migne, PP. Ist. LXXXVU, 75). anjmifc^en IH, 626). liefet aber liefe ben ^H mä) &»■
Ratten eine c^rif^t ©^nobe (643) unb me^rete flantinDpel fi^leppen unb na^m an ii^m foinit oa
afrilanif(%e ©qnoben (646) in ©{^reibtn an ben abte !DtapmuB entfetilirfie SRadbe (f- b. ^rit ÜHof
ipapftmitSBebQaemconftatirl,bQ6bi3iur©tunbe tin VIII, 916 ff. unb 3JIaEinnt8 Vni, 1096 ff.),
bie ^ditfie im Oritnt noc^ ungefd^ndi^t fort- SBd^renb fo ber ffaifer gegen mt^rlcft Stiöer
bouere, aui^ ^avi if>t (einen Söiberftanb entgegen- ©ottcB mül^etc, öeifiel ein ^rieftet in ©onftanfi-
fe|e (Hard. III, 730. 734. 754). 3)emaßunf^e noptl ÜJamenS ^etruS auf ben ®ebanlen, inS^ri-
bti ^fritanei gemäg ertieg J^Qfft X^obor ein ftuB jmti natürli^t unb einen perfönlic^ SBilleii,
XRaMi$"iben an ^}au[ DonSonftontinopel. S)ie milfiin biti SBillen anjunebmen. &: glaubte bf
hierauf erfolgte Ininjart enthielt bie ^itle^re Don burd^ ebenfo bie IDIonotbelettn als bie j^olün
bem ßinen SSitlen (Ep. Paul, ad Theod., bei JU btfriebigen. 9(13 er (ui^ uad^l^er ^atrimrc^ ww
Migne 1. c. 91). 33arauff|in fprad^i 5lJapft Xfitc- 6onftantinopel rourbe (655), fu^te er feine 9tf
bor bie ^bfetfung über !|jautuB auS (Harduin miftlungltbeorie uon brei Stßillen unb bret SEBii-
ni, 699); aud) Sßgrrl&uS, berjum Srrt^um [ung§roeifen in (Sbnftuä gut ^lerrf^aft ju bring«,
gutüdgtle^rt mar, tourbe Don bei Rin^engemein' ©ein ißerfudi fcbeiterte aber an bei g^eftigTeit M
fc^ft ouSgefi^bJlen. ^(unme^t tnolHe $aul auf $Qpfte§eugEniuSL(i)g[.§efdea.Q.0.243.246).
einem anbem Slßege ber öütefte jum ©ieg Der- Unter ^opft ißitalion (657—672) nnirbe Änifn
Reifen, unb jniar in äcbt btjgantinif^er SQJtife Der- EonftanB meuchlings ju ©qracuS ennotbet(668);
mittels eines taifeiliii^en SHünifeftcS. gr fab mobl mit i^m oetlor bie Sirle^re im Orient i^re ^rail«'
ein, baf! bie gftbefiS \ii) niiijt oeit^eibigen liefee, ftüjie. S5er neue ßaifer Sonfiantin ^ograatni,
nieil fte jmar ben ©tteil foioabl über Sine wie Don Dom^erein menig geneigt, ben ä^jnä fcbid
über jmti Sßirlungiraeifen Derbol, aber bodi ben SQaterS mit ®emalt aufrecbt ju ttlpolten, t^e:?
@inen SßiUen unb bamit ben SDonotbeletiSmuS na^ ben 0iieben3Derträgen mit ben Ümhm indi
befannle. fcierin lag eine Snconfequenj, ber nun Soaten bie geeigneten ©rfiritte, um bie gefUrtt
Spaul entgeßen wollte, inbem er ben Äaifer Son- fitdilit^tSinttot^t jinifd^en bem Orient unb Od-
fianS II. jur StuffttHung einei gormularS (typus) benl iDieber^etgufieflen. 6t inanbte fi^ am 12. tv
Deranlafete (648), in »eifern forno^! Don feinem guft 678 an ben Sliopfi SJonuS (676—678) vät
oia Bon gmei ÜBillen gu reben nerboten loutbe. btt SBitte, abßtoibnete na^ gonftantinoptl {■
6in folcbeS ©tfirotigen bätte firf) im Anfang btt itbirfen, meiere mit ben ^tiio«^ %^Äm tM
©trciligteit noi^ einigtnnafeen Dtrt^eibigen lujftn; l^onftanlinopel unb ^Jlacaiiuö Don SuHo^ien bii
aber bie O^olge geigte, ta^ bie 3]Ionot^eIeten gerabe 3öa^t:I)eit fneblid) unterfud)en foQten, unb bot ^
unter bem Sd)uhe beSfelbtn ifiien Sut^um feß- t^iefclben jebe ©iiiietbeit an (Hard. HI, IMS).
hielten unb Derbreiteten. 9)ac^bem aber ^äp\tt *;>Qpft Slgat^o, ®onii§"jioi]folger, l^ielt guiSB-
unb ©gnoben mieberbolt ben Sittbum Demioifen liereitung beS im Orient abjul)<ütenben ftonna
garten, toäte ©d^toeisen \o Diel genefen als ein um Opttn 680 eint ©«nobe Don 125 Sift^öf»
1805
SRonotl^eleten.
1806
SStom, ber netnete S^noben in ben einjelnen
itbem imb ^rotnmen DormtSgegongen toaxm,
itnb erlief ein bie SlaubenSlel^re beftimmenbeS
©einreiben an bcn ftoifcr unb feine Beiben ©rüber
^cttuS unb SiberiuS (Hard. HI, 1074). gin
maU& @d^reiben an ben j^atfer unb feine beiben
Sräber mürbe Don Vgotl^o unb ber @9nobe ju«
ßleid^ eriQffen (Hard. lU, 1115).
JladJ 3ln!unft ber päpftlidfien ®eputirten in
Sonflontinopel f orberte ber j^oifer ben ^atriord^en
®eorg, ber unterbeffen auf ben vertriebenen Sl^eo*
bor gefolgt mar, unb burd^ biefen aud^ 9Racariu§
Don flntiod^ien auf, bie il^nen unterfte^enben 9Retro»
politen 5ur SBerat^ung ^u berufen. S)a Dor Se-
ahm ber SSerl^anblungen ^mei OrbenSpriefter als
^e))röfentanten ber unter faracenifd^er ^errfd^aft
^l^ben @tül^Ie t)on ^le^anbrien unb 3emfa(em
erfd^tenen toaren, fo mar je^t tl^atföd^Iid^ bie ganje
Stitd^ vertreten. 2)a^er tarn eS mo!)I, ba| bie
€9nobe ^u Son[tantino))eI fd^on in il^rer
ofien @i|ung fid^ afö eine öcumenifc^e bejeid^nete
unb nad^^er al§ bie f ed^Ste aügenteine @Qnobe ge«
redtet mürbe. 2)aS goncil bauerte vom 7. 9}0"
toember 680 bis 16. September 681 unb nal^m
18 ©ijungen in «nfprud^. ®ie Sal^I ber SÖlit«
gßeber mar verfd^ieben unb belief fi(^ gu(e|t auf
174. ®en SSorfife fül^rten bie brei pöpftlid^en Se-
!|otm : bie röntifcpen ^riefter Sl^eobor unb ®eorg,
omie ber 2)iacon 3o]^anne§. 3)er j^aifer felbft
nal^m an mel^reren @i^ungen Sntl^eil, nid^t a(§
Sttd^ter in ®Iauben§fad^n, f onbem als ^anbl^ber
ber Orbnung unb afö gef d^öftsful^renber SSorftanb.
S)te !Ber^nbIungen mürben in ber erften @i|ung
bitrd^ eine hirje ^nfprad^e ber pöpftlid^en Segaten
an ben ffaifer eröffnet, in meld^er fte bie Urfad^e
i^red Srfd^einenS angaben. Sine neue 2hn:Ie]^re
Hon (Einem SQBillen in Sl^rifhiS l^abe feit ungefö^r
46 3a]^ren bie Sl^riftenl^eit beunrul^igt unb BiSl^er
allen Serfud^en, fte gu unterbrüdfen, b^^ttnödtig
loiberfianben. ^ie ÜRonotl^eleten müßten nun gu-
erft bie CueEe angeben, ber fie il^re 9}euerung ent-
ti&l^men. 9[I§ l^ierauf 9Racariu8 von 9(ntiod^ien,
bamals ba§ ^aupt ber SDtonotl^eleten, unb feine
(Sknoff en fid^ auf ixt früheren allgemeinen ©pnoben
unb bie Söter beriefen, mürben in biefer unb ben
gniei folgenben @i|ungen bie ^cten bet voraus»
gegangenen Soncilien verlefen. %m @d^Iuffe ber
8. @i^ng erflörte bie S^nobe, ba^ auS ben ^cten
ber von SDlacariuS Verfprod^ene SemeiS nid^t er«
brod^t fei (Hard. IH, 1070). Ueberbie^ fei bie
€c^ft beS 5Dlenna§ an SSigiliuS, morauf SergiuS
Hon Sonftantinopel beim 93eginn beS Streites be«
ftanbig binmieS, ebenfo mie gmeiangeblid^eSBriefe
beS SigiliuS als unöd^t erfunben morben. !Run
follten bie Sd^riften ber 93äter ben gemünfc^ten
SetoeiS liefern. S)a bi^rfür 5DlacariuS unb feine
®enoffen SuSflanb begef^rten, fo beantragte ®eorg
Hon Sonfiontinopel, hit @d^reiben ^gat^o^S unb
ber römifd^en @Qnobe gu verlefen, maS bie gange
4. €i|ttng in 9lnfprud^ nal^m. ^m @d^(uffe ber»
fdben mürben ÜJlacariuS unb feine ©eftnnungS»
genoffen erfud^t, bie verfprod^en Säterfiellen be-
reit }u l^alten. 9}a(^bem biefe in ber 5. unb
6. ©ijung verlefen morben, bemerften bie pöpft«
ßd^en Segaten, bag bie von ÜRacariuS vorgebrad^«
ten SMterftellen ben »eroeiS für ben ginen aSBiUen
unb für Sine SBirfungSmeife in Sl^riftuS nic^t ent«
bielten. 2)enn entmeber feien bie gitate gef ölf ^t unb
verftümmelt, ober bie ® egner begögen baS, maS von
ber ginl^eit beS SBiUenS in ber Srinttöt gefagt
merbe, aud^ auf ben menfd^gemorbenen gbnftuS.
3)e^]^alb begehrten bie Segaten, ba^ aud^ bie von
il^nen mitgebrad^ten unverf älf d^ten SSöterfteÜen ver-
lefen mürben. ®aS gefd^al^ in ber 7. ©ijung.
S)arauf baten bie Segaten ben Äaifer, er möge
an @eorg von Sonftantinopel unb ÜRacariuS von
Slntiod^ien unb bie i^nen untergebenen SBifd^öfe bie
Sfrage ftellen, ob fte ben beiben (in ber 4. ©i|ung
verlef enen) römif c^en ©d^reiben guftimmten. Slad^
bem fte Saibfc^riften von biefen ^ctenftüdfen er^I-
ten, begehrten jie 3luSflanb, um bie Sled^tl^eit ber
in ibnen vorgebrad^ten iBäterfteÜen prüfen gu fön«
neu. 3n ber 8. ©ijung forberte ber ftaifer bie
beiben ^atriard^en Seorg unb SRacariuS auf, ftd^
j[e|t über bie beiben römif^en ©d^reiben gu äußern,
^atriard^ ®eorg erflörte, er babe bie barin citir«
ten SöterfteOen mit ben Ss^tnplaren beS eigenen
$atriard^Iard^iveS Verglid^en unb fte burd^auS
rid^tig befunben; be^b<i^ 9^be er feine Suftimmung
gu ben gmei römifd^en ©d^reiben unb trete ber
barin auSgefprod^enen Seigre von gmei SQBiQen unb
gmei äBirfungSioeifen in (Sl^riftuS bei. 2>aSfeIbe
verftd^erten bie meiften ber il^m tmterfiellten 93i-
fd^öfe. ÜRacariuS bagegen meigerte ftd^, biefe Se^re
angunebmen, morauf bie ©^nobe erflörte: „2)a
SJtacariuS ber jhaft ber gmei vom $apft Sgatl^o
gefanbten ©d^reiben, bie bereits verlefen fmb utib
benen mir aUe bereitmifiig gugeflimmt baben, nid^t
beipflid^tet, fo finb mir ber Meinung, bog er ftd^
verantmorten mufe" (Hard. III, 1166). STOacariuS
fud^te nun feine Sebre gu Vertl^eibigen unb berief
fid^ auf $apft ^onoriuS, auf ©ergiuS, $auIuS,
$etmS u. %, fomie auf verfd^iebene SSöterfieüen.
^ei ber in ber 8. unb 9. ©i^ung vorgenommenen
Prüfung biefer ©teilen erfannte baS Soncü, ba|
fie verftümmelt maren unb ben SRonotbeletiSmuS
itid^t bemiefen. 2)aTtn mürben SJlacariuS unb fein
©dbüler ©tepbanuS als SSerfölfd^er beS ©laubenS
unb als 3rrle]^rer abgefegt. 3n ber 10. ©ijung
mürben bie von ben römif eben Segoten überreid^ten
patriftifd^en S^wö^iff^/ nat^bem fie burdfe ißer«
gleiddung mit ben ^anbfd^riften beS $atriard^al«
ard^ivs als rid^tig etfunben morben, verlefen, mor-
auf Sifd^of Sl^eobor Von ÜRelitene tmb feine @e>
noff en burd^ 9nnabme ber Srflörung Sgatbo'S ber
ortl^oboi^en Sebre beitraten. 9}ad^bem bann in ber
11. unb 12. ©i^ung bie berül^mte ©^nobica beS
1^1. ©opbroniuS unb bie ©d^reiben beS ©ergiuS
an SqruS unb ^onoriuS, fomie aud^ baS erfie
©d^reiben beS $apfteS ^onoriuS an ©ergiuS ver-
lefen morben, erfolgte in ber 13. ©i^ung baS Ur-
tbeil über bie SRonotl^eleten. 2)aS 9natbem mürbe
1807
aWonrealc.
1808
ouSgefptod^cn fibcrSergiuS. ,,bcr jucrft über bicfc
9ott(ofe 2c|rc gcfd^ricben ^aV\ übet S^ruö Don
aiejanbrien, ^p^rr^uS, ^quIuS unb ^etruS öon
^onftantinopel unb über Xl^eobor t)on ^l^aran.
3n 93e$ug auf biefe berief \\ä) baS Soncil ouf bo«
©^reiben beS $a))fie§ ^gat^o, bog fte afö ^äretifer
begeid^net unb toerurtl^eüt l^obc. 9J2it il^nen der«
urtl^eilte baS SoncU aud^ ben $a))[t ^onoriuS,
„toeil eö auS feinem SSriefc an ©ergiu§ erfel^en,
bag er in Mem be§ le^tem Vnfld^t billigte unb
beffen gottlofe Seigre befräftigte" (f. b. «rt. VI,
245 ffj. 3n ber 14. ©i^ung würben bie fd^on
frül^er erwähnten Serfälf^ungen in ber fünften
allgemeinen @9nobe, nömlid^ ber angeblid^e IBrief
9!Kenno3' an SSigiliuS unb jtoei uned^te Sriefe be§
le^tem, anatl^ematifirt. 3n ber 15. @i|ung toaxb
ber STOönd^ unb $riefter ^ol^d^roniuö öor bie
@9nobe gefül^rt, tt)eil er fic^ anl^eifc^ig gemacht
l^atte, 5ur l!3eftätigung ber monotl^eletif^en Seigre
einen lobten in'S Seben ^urüdC^urufen. 9Id man
ibm ben SSerfud^ geftattetc, legte er einem l^erbei«
gebrad^ten Seid^nam fein ®Iauben§be!enntni^ auf
unb raunte il^m gloei @tunben lang allerlei in bie
Clären, natürlid^ ol^ne 6rfo(g. 3)a er aud^ ie^t
nod^ l^artnödCig blieb, toarb er feiner ^rieftermürbe
entfejt unb ejcommunicirt. 3tn ber 16. ©ijung
tt)oQte ber ^riefler Sonfiantin k)on ^amea in
Serien eine SermittlungStl^eorie jur 3lnerfennung
bringen. 6r gab in 6]^riftu§ jttjei ben beiben 9la»
turen entfpred^enbe SBirfungStoeifen ^u, aber nur
einen ))erfönlid^en SBillen be§ SogoS; neben i^m
l^abe Sl^riftuS frül^er aud^ ttol^I einen natürlid^en
menfd^Iid^en SBillen gel^abt, il^n aber bei ber jheu-
jigung jugleid^ mit 01eif d(| unb 93lut abgelegt. 3)ie
@9nobe Dermarf biefe Seigre al§ manid^öifd^ unb
a))oDinariftifd^. 3ule|t toaxb ba§ bem ÜKonot^ele-
ti§mu8 gegenüber entworfene unb in ber 1 7. ©i Jung
berat^ene ©laubenSbefenntnife in ber 18. ©i§ung
in Slnioefenlfieit beS ftaiferS feierüd^ öerfünbigt. 3n
bemfelbcn warb auSgefprod^en, man muffe in Sl^ri«
jfatS jtDei natürlid^e SBillen unb itoti natürlid^e
SBirfungStoeifen unget^eilt, unoeränbert, unge»
trennt, uuDermifd^t annel^men unb befennen; bie
jmei natürlid^en SBillen feien aber einanber nid^t
entgegen, ba ber menfd^Iid^e SBiQe bem göttlid^en
unb aÜmöd^tigen SBillen S^rifti nid^t wiberftreite
ober miberffrebe, fonbem oielmel^r folge unb unter-
worfen fei (Hard. III, 1399). ©obann banfte bie
©^nobe bem ffaifer für feine Semül^ungen um bie
SBieberl^erfteUung beS fird^lid^en gfriebenS unb bat
um feine Unterfd^rift unb Seftätigung i^reS S)e»
cretS. gr minf alerte fofort. SBeiter bat bie ©t^nobe,
ber ffaifer möge fünf beglaubigte gjemplare beS
©laubenSbecretS an bie fünf ^atriard^alftül^le fen»
ben, unb aud^ bieg gefd^al^. 3ule^t rid^tete bie
©pnobe aud^ ein ©d^reiben an ^apft Slgatl^o unb
erbat oon i|m bie »eftätigung i^rer »efd^lüffe.
®ieS ©d^reiben emppng 2eo 11., ber Jlad^folger
be§ am 10. Sanuar 681 oerftorbenen Slgatl^o. ffiie
Jlad^rid^t Don feinem Sobe mar nad^ gonftantinopcl
gefommen, el^e feine Segaten biefe ©tobt oerlaffen
l^atten. Seewegen gab il^nen ber ftaifet ein ©^^
ben an ben neuen $a))ft mit, ba§ ben gongen fyx*
gang erjöl^lt unb ben ^apfl erfud^t, „ha^ Bdpoat
be§ SBorteS gu ergreifen uno alle ^orefie bo«
mit nieberjuf^lagen" (Hard. IH, 1466). Sem
SBunfd^e be§ ftaiferS entfprad^ ber ^ßapft in einem
683 an erftern gerid^teten ©d^reiben^ totli^ )u>
gleid^ bie Seftötigung ber fed^ten allgemeinen
©9nobe enthält (Hard.m, 1470). Sugleid^ioar
ber $a))ft eifrig bemül^t, biefelbe aud^ im Sbenb-
lanbe )ur Slnerfennung )u bringen, nxi§ ol^e
©d^mierigfeit gefc^al^.
Unter ben ©ried^en waren nod^ immer SRono«
tl^eleten ^urüdgeblieben. 2)iefe fud^ten unter bem
ftaifer ^^ilbpicuS Sarbane§ (711—713), ber
buxd^ feine Sltem fowie burd^ ben W)t ©tepl^
ür bie §örepe gewonnen war, nod&mali bie öen>
d^aft )u erlangen. ^l§ ber ftaifer nad^ Soi^*
ino))el gog, lieg er fd^on t)or feinem Sintritt in ben
^alaft baS SiU) ber fed^§ten allgemeinen ©Qnobe
wegnel^men, bie Jlamen ber Don il^r Serurt^eitten
wieber in bie 2)i))t9d^en einfejen mtb ein im $a»
lafte aufbewal^rteS Qitmplax ber ^cten biefe§ Son«
cil§ oerbrennen. S)ann vertrieb er ben ^atriorc^
S^ruS, Oergab beffen ©tul^l an ben gefügigen
3o]^anne§ unb oerorbnete burd^ eine ©^nobe 712,
bog nur bie Seigre oon Sinem SBiOen in (SbrijtoS
vorgetragen werben bürfe (t)gl. 3)iacon Sgatl^o (ei
Hard. HI, 1833). SSiele orientolifd&e »fd^fe
waren fd^wad^ genug, fid^ bem SBiUen be§ nenen
^errfd^erS gu fügen. $]^ilip))icu§ »erlangte cm^
Dom römif^en ©tul^l bie 3uftimmung ju feinen
SBefd^lüffen. ^ber ber ^ßopft Sonftantin I. oeiioarf
fie entfd^ieben; ba§ römifd^e S)oI! lieg einS^,
ba§ bie fed^§ allgemeinen Sondlien barfleOte, in
ber $eter§fird^e errid^ten, entfernte bagegen hoS
SBtlb beg jf aiferS au§ ben ffird^en, ftrid^ feinen
!Ramen au§ ben 3)i))tt)d^en unb nannte i^n offen
ßärctifer (Liber pontif., bei Migne, PP. ik
CXXVni, 950). Snbeg bauerte ber ©ieg ber
SWonotl^eleten im Orient biefe§ 3Ral nur furje
Seit, ©d^on 713 warb ^l^ilippicuS g^Pötat «nb
ber neue Äaifer 9lnaftafiu§ 11. ftellte ben frü^
ßuftanb wieber l^er. ^atriard^ 3o]^aime§ frönte
xi^n unb f d^idtte bem $apft ein ©d^reiben (bei Hari
in, 1838), worin er fein biSl^erigeS SSene^men
5u red^tferiigen fud^te unb feine SÜed^tgldubigfeit
bet^euerte. $on ba an blieb bie fed^Ste allgemeine
©^nobe, in weld^er ber JKrd^engloube über bie
^erfon unb bie 5Ratur E^rifti auf § SefHmmtePe
5um SuSbrudf gebrad^t wirb, aud^ im gried^ifd^
SReid^e in ffraft. [gJeterS.]
^onreate, @r)bi§tl^um auf ber änfel
© i c i l i e n. SiS aur 5!Ritte beS 12. Sal^r^unbeiÄ
war SRonreale, 4 SRiglien weftfübweftlid^ tion
Palermo, nur ein unbebeutenber Ort, ttiarb abec
wegen feiner reisenben Sage auf bem SRonte Co-
puto oon ben fidlianif d^en Königen Dielf ad^ ^ur (Sx»
lolung aufgefud^t. SBiD^elm U., welker l^äuf^
al§ feine SSorgänger ^ier weilte, lieg im 3. 1167
ein ftlofter ^u gieren ber feligften Jungfrau bo«
1809
SWonfd^ein — ÜRonfcrratc.
1810
felbjt iouta (S. Marke Novae s. S. Mariae Be-
galifi); bol^ erl^elt aud^ bie aufblü^enbe ©tobt
(meld^ l^eute 12500 Siniool^ner ^öl^It) ben ^Romen
Mons Begalis. 3)ad Stto\itt, toeld^eS Don SRön-
äfm Qu8 (S^ana, Sl^eobalb an ber @)}i|e, beüöüert
ttmrbe, eximirte $Qpft aiejanber m. im 3. 1174
Don ber durisbtction beS Srjbifd^ofg k)on Palermo,
)u beffen Sprengel e§ gel^örte^ unb unterfteHte e§
unmittelbar bem römtfd^en @tu]^Ie gegen bie 93er-
{»flt^tung, bief em jäl^rtid^ centum tarenos ^u ent>
rid^ten. 3m 3. 1176 tourbe hali ftlofter gnr ?lbtei
erl^oben unb Xl^eobalb erfter Abbas exemtus;
er fiarb aber fd^on nad^ }tt)ei Salären. Unter feinem
9tad^foIger SBit^elm f(|mfid(te ^opft SuciuS HI.
im 3. 1182 bie e^emte ^btei mit ber SBürbe einer
SRetropoIe (Baron., Ann. eccl. XIX, 535, ad
um. 1188, n. 1; Cantelius, Metropol. urb.
bist., Paris. 1685, 460 sq.); bie 25 ünönd^e
Bmrben ^u Sononifem erl^oben. SBiU^elm, ber
Oie feine 92ad^foIger ftd^ ^^Srabifd^of unb 16t''
nannte, erl^ielt ba§ ^ßdlium unb als @uffraganen
ben Sifd^of Don Satania. Seit 1188 unterftanb
i^m au4 ber SBifd^of üon @iragofa unb im 1 5. 3a]^r»
(nnbert ein meiterer Don Igo^a (Augusta). 3)ief e
n5rblid^ Don @iragofa auf einer fleinen 3nfel
gelegene @tabt mit 15 000 Sinu^ol^nem l^atte
iDOl^rfci^einHd^ nur ben einen Sifd^of^ meld^er
1488 ber allgemeinen S^nobe Don tJfloren^ an>
M^nte (SQBiltfd^, ^anbbud^ ber fird^Ii^en @eo-
gjCQp^xt U, Serlin 1846, 183). 2)er fec^Ste gra-
M^of, ®aufribu§ be SeQomonte, totx\)k 1267
bie gro|artige, l^öd^ft merfniürbige Satl^ebrale
6. Maria Nuova ein. iBon 3ol^onne§ Soccamaj^a
(1278—1285) an, toeld^er Karbinalbifdfeof Don
!i:ttf€ulumtt)ar, gierten Diele Sarbinöle biefenStul^I.
Cod^inal Submig be SorreS (1584—1609) er*
rU^te 1606 ba§ @eminar, l^ielt eine @t)nobe unb
Ürieb eine ©efd^id^te ber ftird^e Don SJtonreale.
(fo)6t{d^of ^ieron^muS SSeniero e fie^Da (1619 bis
1628) gab 1622 bifd^öflid^e SSerorbnungen l^erauS.
Sm 7. 3uli 1775 nmrbe biefeS Srgbistl^um mit
^Urmo Dereinigt, aber fd^on bur^ SuIIe Dom
2. VUtti 1802 mieber reftituirt mit ben @uffra-
gönoten @tragofa, Satania, ^iagja unb Saltagi»
nme. Set ber neuen fird^Iid^en Sintl^eilung ber
Snfd t>erIor9R0nreaIe aUe biefe @uffraganate, er>
Ifitit bagegen Saltanifetta unb ©irgenti, meiere
ta^ nod^ unter biefer 9RetropoIe fielen. Sei ber
Siriier^erfienung im 3. 1802 beftieg ben erg»
Kf^dfKd^ Stul^I ÜRercurio SRaria Sereft ; ber«
Vbt ftorb fd^on 1805 unb l^atte bis 1816 feinen
Sik^f olger. 2)ann folgte ber auSgcgeid^nete JKrd^en-
fBrß 3)tnnenic0 SBenebetto Salfamo, geb. 1760
iB SReffina, fpöter SBenebichner Don ÜKonte Saf>
faio, S^bifd^of feit 23. September 1816. ^IS er
m 6. «inril 1844 fkrb, mu^te felbft ber Serid^t-
crP<rtter ber ^ffflg. 3^itung" fd^reiben: „©icilien
odeibet burd^ biefen SobeSfaU einen nid^t leidet p
ofelenben Serluft. 2)ennmaS biefer n^ürbige^rö-
Int ald Sorfiel^er ber @eiftlid^!eit beS JTönigreid^S,
A SDirector ber Unioerfitöt Palermo unb beS au*
gemeinen öffentlid^en Unterrid^tS, mie als Bürger
unb aWenf d^ für fein Soterlanb getl^an, mie er bie
fieljiranftalten Derme^rt, bie Seigrer unb bie Semen-
ben aufgemuntert, bie Sinnen getröftet unb unter-
ftüW lEiat, ip l^ier in jebermannS SKunb unb ^erjen"
(bei ®am8, ®efd^. b.Äird^egJ^rifttH, 3nnSbrudt
1855, 628). maä) ^etruS ^rans Srunaccini
0. S. B. (1845—1850) trat lieber eine ad^tiöj^.
rige ©ebiSDocanj ein. ®arauf folgte Senebict
b' «cquifto 0. S. Fr. (1858-1867) unb alS
48. grjbifd^of 3ofep]^ SWaria ^aparbo auS bem
fürftlid^en ©efd^let^te bei $arco, geb. 1819, Situ-
larbifd^of Don ©inope 1857, promoDirt 1871; er
ftarb 1888. 3l&m folgte (1884) alS 49. ßr^bifd^of
2)omenico ©aSpare fiancia bi^rolo auS ber IBene-
bictinercongregatiouDon WonteSaffino, geb. 1825,
Sitularbifd^of Don ^l^ilabelp^ia feit 1878. 9lod^
im Dorigen Sa^tl^unbert mar ber Srjbifd^of Don
SRonreale ber rei(^fte $rölat beS ff önigrei^S, mit
einem iäl^rlid^en @in!ommen Don 72 000 ^l^alem;
l^eute beträgt bie 5Kenfa 9600 ©cubi, bie ftammer»
ta^e 2000 ©olbgulben. 2)aS aRetropolitancapitel
bilben l^eute nod^ bie SRön^e beS ff lofterS S. Maria
Nuova 0. S. B. Congregationis Cassinensis,
,saltem viginti numero^, mie eS im Sonfifto»
dum Dom 3al^re 1845 bestimmt mürbe; unter il^nen
finb brei S)ignitöten, $ßrior, S)ecan, ^rd^ibiacon:
adest pariter Praebenda Theologalis acPoeni-
tentiaria, nee non octodecim Presbyteri seu
Beneficiati Praebendati, totidem Yicarii de
Ghoro nuncupati, aliique Presbjrteri et Cle-
rici inibi divinis servientes. $ie Srjbiöcefe
gä^lt in 38 Pfarreien (26 giDilgemeinben) 166 500
Siöcefanen, baS SuffraganbiStl^um ©irgenti in
56 Pfarreien 312 500 unb Kaltanifetta, erft feU
1844SiSt^um, 111500 in 17 Pfarreien; bie
gan^e ffird^enproDinj alfo 590500 ©eelen in
111 $faneien. (95gl. no(^: Lelli, Hist. della
chiesa di M., ed. L. Zannettus, Romae 1596;
P. Michele de Giudice, Descrizione del Mona-
sterio di M., Palermo 1702 ; Lubin, Abbat.
Ital. brev. not. 1693, 235 ; Sicilia sacra 1, 451
ad 487 ; G. Tarallo in Vinc. d' Avino, Cenni
stör., Nap. 1848, 538—561 ; Moroni XL VI,
135—140 ; Garns, Ser. Epp. 950 sq.) [5^e^er.]
^lonfi^ein, 3ofep]&, S. J., geb. 1713, geft.
3. ajlöra 1769 als ^rofeffor ber S)ogmati! unb
gjegefe unb als ffansler ber UniDerfitöt Ailingen,
fc^rieb eine Theologia dogmatico-speculativa,
8 voll., Augustae Vindelic. et Priburgi Brisg.
1763 — 1766; eine anbere SluSgabe erfd^ien o^ne
Ort unb 3a]^r (Vilnae 1771), eine britte Vilnae
1775. (93gl. de Backer, Bibl. des ^crivains
de la Clompagnie de Jesus V, Liege 1859»
541.) [©treber.]
^kcnfettate (Mons serratos, frang. 9Ront-
fenat) ^ei^t ein in ber fpanifd^en ^roDinj Kata-
lonien, 48 km Don ^Barcelona entfernt liegenber
feipger Serg, meld^er burd^ ungemöl^nlid(|e S^x»
flüftung unb burd^ eine 9Jlenge aufftrebenber @pi|en
bie SSerglei^ung mit einer ©äge (serra) ^eroor-
1811
aWottfctratc.
1812
ruft, ©eine merfmürbige ®cftaü foH ber Scrg nad^
• ber DrtSfoöc beim Sobe Sefu erlialten l^aben, al§
nod^ 3KQttI|. 27, 51 bie gelfen jtd^ fpaöeten. SSon
ber @ee au§ gefeiten, fteSt ftd^ bie fJfelStnaffe alS
eine ungel^eure ^ocüge SBonb bor, auS meld^er fteben
pQromibale ©pijen l&eröorroöen. 93on ber l^öd^flen
berfelben, tnel^r oIS 1200 m über 3Keer, fd^meift
ber f8M über gatt) Katalonien unb geniefit eine
ber l^enlid^ften 3[u8ftd^ten, meldte auf ßrben ge-
boten finb. 3ebod^ öerbanft ber SSerg feine Se»
rül^mtl^eit nid^t fomol^I ber natürlid^en Sd^önl^eit,
womit er auSgeftattet ift, als ber reügiöfen Sebeut«
famfeit,tt)eId^ei]^meinS3enebictinernofterouf360m
^öl^e, fomie 13 an faft unjugönglid^en Stellen
gleid^ Slblerl^orften erboute ßinfiebeleien öerliel^en
$aben. 6r[tere8 fül^rt feit unbenKid^en Seiten ben
Flamen Nuestra Senora (einft S. Gecilia) de
Monserrate. Ss bilbet mit mel^reren baju ge«
l^örigen ©ebäuben unb Stiftungen eine jiemlid^
gro^e, öon einer meinen 3Rauer umgebene ®e«
bäubemaffe, »eld^e aber grofeentl^eilS jerfoüen ift.
S)ie einft pxaä)tt)oüt, naä) bem SBranbe im napo«
leonifd^en Kriege nur einfad^ mieberl^ergefteflte
ffird^e ftommt au§ bem 3a]^re 1495. Steile SBege,
t)on benen einer nid^t umfonft Escala (Seiter)
l^iei^t, fül^ren ju ben 13 auf einzelnen pfeifen«
Ipi^en erbauten ßinftebeleien, wie pe fi(| aud^
f onft oft bei fpanif^en ftlöftem pnben. S)a8 fflo-
fter nebft einer fleinen ftird^e entftanb balb, nad^«
bem ein munbertl^ätigeS TOarienbilb au8 95arce=
lona, weld^eS man im 3. 717 öor benSWauren in
einer Sd^lud^t beS SKonferrate »erborgen l^atte, im
3a^re 883 »ieber aufgefunben morben mar; eS
belierbergte juerfi Senebictinerinnen. ®a8 Silb
jebod^, meld^eS nun auf bem SIRonferrate öerblieb,
jog fe^r öiele SBaüfal^rer an, beren reügiöfen S5e»
bürfniffen bie ftlofterfrauen nid^t genügen fonnten,
unb fo marb baS ftlofter 996 ben Senebictiner»
|)atre§ übergeben. SSon reid^lid^ gefpenbeten 911-
mofen fonnte e§ ftd^ öergröfiem unb nxjr um 1040
bereits ein öon ber 9lbtei SRipott abl^ängigeS ^rio«
rat. 3m 3. 1410 marb 3Ronfenate eine felbftän«
bige 9lbtei, mit ber balb mel^rere ^riorate ber-
einigt mürben. S)ie SBaQfal^rt nai)m möl^renb be§
üKittelalterS fo gu, ba^ SWonferrate nad^ Santiago
be 6^om))ofteIa ben jmeiten SRang unter ben 92atio«
naD^eiKgtpmcm Spanien^ erl^ielt unb ba§ e§ je^t
an religiöfem Slnfel^en nur öon Soreto übertroffen
mirb. SBie bortl^in, fo maEfal^rten aud^ ju bem
munbertl^ätigen Silbe in TOonferrate öon jel^er bie
ftatl^olifen aller, aud^ ber l^öd^ften Stönbe ju Sou-
fenben. «is auf gerbinanb VH. l^at fein Surft
auf bem Sl^rone SponienS gefeffen, ber nid^t ent=
meber perfönlid^ bie gelfen öon TOonferrote aI8
$ilger beftiegen ober menigften§ burd^ reid^e 55er-
gabungen ber ®nabenftätte feine SSerel^rung be-
riefen ^ötte. ^u6) bie»önigin3fobena ftefiteftd^
in biefc SRei^e. Slbbilbungen beä munbertptigen
SSilbeS öon Sölonfenate werben an öielen Orten
innerl^olb unb au^erl^alb Spaniens, bef onberS aud^
in Korn, öere^rt. ©e^x xe^ \\i SRonfcnate an
l^iftorifd^en ßrinnerungen. §ter fntete tjcrbinanb
ber jlatl^olif d^e, el^e er ben ffantpf gegen bie 9lan-
ren untemal^m. ffarl V. erl^telt auf bem 3Rön«
fenate bie Stad^rid^t, bog er gum römifd^ ffönig
ermöl^It fei ; l^ier f a^te er fpöter ben 8ittf d^li^, ber
SBelt 3U entfagen unb fid^ nad^ San Sufle gurücf-
austeilen. 3m 3. 1218 erfd^ien l^ier, um ein ®^
lübbe ju erfüllen, ber Sftitter !ßetru8 StoloSoiS
(f. b. 2lrt.) ; er warb l^ier öon ber ®otte§mutttr
aufgeforbert, ben Orben ttnferer fiteben gfrou de
Mercede ju ftiften, unb grünbete bann mit Ä5mg
3acob öon Slragonien ba§ erfie iWofier biefe§ Or-
benS au Barcelona. Sud^ bie ©eburtSftotte be§
3efuitenorben8 ift 3Konf errate, bo ber ^I. SgnotiuS
öon SoQoIa im 3. 1522, nac^bem er öon feinen
SBunben genefen unb eine ©enetalbeid^t abgelegt,
l^ier feine reid^en ßleiber mit einem Settlergeiooiib
öertaufd^te, feine SBoffen öor bem munbed|atigeii
Silbe aufl^öngte unb mit bem !ßilgerflabe in ber
^anb öor feiner neuen ^errin nad^ alter SiHr
Siaffenmad^t l^ielt. Obwohl ST^onfenate balb iic
folge ungejöl^Iter SImofen unb Semtöd^tniffe p
ben angefe|enften unb reid^ften Abteien ber SMt
gel^örte, fo bewahrte eS bod^ immer ben @eif! snb
bie Siegel beS 1^1. Senebict unb bot für ein 3ü^
taufenb ein SOtafter ber alten ginrid^tung bar, tto-
nad^ ba§ tl^ötige mit bem befc^aulid^en Seben fl^
öerbunben mar. So beftanb bie ftifle gfreiflötle,
meldte 1755—1792 ein neueS großes Stle^
gebäube erhielt, bi§ jum Anfang beS 19. Sfl^
lunbertS. Sd^on in bem fpanifd^en ©efreüra^
Wege l^atte fte öon ben granjofen öiel p leiben,
mel^e namentlid^ im 3. 1811 bie Slbtet berauben
ffird^e unb jtlofter amünbeten unb fafl dk fo*
fiebeleien jerftörten. S)a ber ®erg öon mifitöri«
fd^er SBid^tigfeit mar, litt ba§ mofter and^ fe^
in bem folgenben fpanifdften Sürgerfriege. iki
©nabenbilb warb 1820 nad^ 53arceIona, 1824
aber in feierlid^er ^roceffton mieber na^ bem ^
gefteüten SWonferrate gebrad^t. S)ic 1835 öorge«
nommene Söcularifation ber jfI5fter brad^te bol
jllofter SRonferrate um feinen nod^ übrigen 9^
lie^ e§ aber unter öielen Sefd^rönfungen feistr
i$reil)eit beftel^en, bi§ ein beeret öom 9. Slöq
1836 bie abtei fammt ben (ginftebeleien für auf«
gel^oben erflörte. 3)ie]^armIofen^emo]^nernnitba
burd^ bie SRegentfd^aft einfad^ Vertrieben. W
©nabenbilb warb in einem ^aufe am Sit|e beS
Sergej öerborgen, bis e§ 1844 mieber an fei«
SteQe gebrad^t werben fonnte. 6rß in nentPer
3eit würbe ber fflofterconöent nebft einige« ©►
ftebeleien wieber ^ergefteQt. (Sgt Espafia sagr.
XXVm, 35 SS. ; Juan de ViUafane S. J., Com-
pendio hist. en que sa da noticia de las ndli-
grosas y devotas imagines de la Beyna ^
cielos y tierra, que se veneran en los nus
celebres santuarios de Espana, Madrid 1726.
1740; SRubnifi, ©ie berül^mteftcn SDßoEfo^rßode
ber ßrbe, ^abcrbom 1890, 429. ?ßo€tif^iit
3Konferrate unb fein ©nabenbilb öeri^mfi^t ii
bem fpanif d^en 92ationa(e))0§ El Monserrate m
1818
9Ron{itan}.
1814
Crippbal bc SStru^S, aBgebr. im XVH Sanb ber
Biblioteca de autores espanoles, unb in ber
^rofaftl^rif t öon Sßictor Sologuer, ^Ronfcrrot, au§
bem Spanifd^en überfe^t t)on Slofentl^Ql, 9tegen§«
bürg 1860.) [9Jc^cr.]
9bm^lt) (monstrantia, ostensorium) ift
ein tragbares m^ä^, toeld^eS baju bient dleliquien
ober boS l^od^^eilige @acrament §ur Serel)rung
fid^ttar auSjufteEen. — 1. SBälirenb größere SReli-
guien in @^reinen, Silbern (Statuetten) ober in
f old^en Sel^öltem aufbemal^rt merben, meldten eine
ben Sleliquieninl^alt anjeigenbe Silbform gegeben
tp (Sruftbilb, 9lrm n. bgl.), bienen jum SSerfd^ln^
fietnerer Reliquien aufecr Äift^en, lofeln unb
Sud^fen ant l^öufigften fold^e ©efö^e, meldte jene
ganj ober ^um 2:^etl ftd^tbar laffen unb, um
ht ber ^anb getragen unb auSgefteUt merben ju
Uhmen, mit einem gfu^e Derfel^en ftnb. S)ie bil-
benbe jhtnft gibt biefen 9leItquien*3nonftran§en
|um Sl^eil in ^ol^/ ^umeift aber in WetaÜ, man«
nigfad^e f^ormen unb eine mel^r ober minber reid^e
ÄuSftattung. ®ie SReliquie f eiber mirb in ber SRegel
in einem ftel^enben ober Itegenben ©laSc^Iinber
geborgen, ben ard^iteftonifd^ geglieberte Seiten«
pügel umfd(|Iie|en unb eine ftiliftrte Sebad^ung
(^elm) frönt. 2)a8 ©el^öufe rul^t auf einem bur(|
emen ftnauf getl^eilten Sd^afte, meld^er auS einem
bem ftelddfu^e öl^nlid^en runben ober polQgonen
gfu^ l^onoöd^t. 2)ie{e tl^urm- ober !a))ellen«
artige Qform ttwr feit bem 14. Sal^rl^unbcrt bie
gebrftu^lid^fte ; e§ l^aben ftd^ f old^e Wonftranjen
ta großer 3Q^t erl^alten, niel^e nad^al^menSmertlge
SRufter für 92euf d^öpfungen bieten. 93ielfad^ mür-
ben bie ®e]^äufe anä) afö jtapfeln, meldte an ber
Sorber« ober SRüdfeite mit einem flad^en ®Iafe
gefd^Ioffen finb, ober al§ @d^ilber in ®eftalt eines
Ster« ober @ed(|§paffeS l^ergefteDt. @(^augefö|;e
Sir SuSfleQung einer jfreujpartifel l^aben in ber
egel bie ^eu^form.
2. SHe SRonftrang, in meld^er ba§ ^üerl^eiligfte
itmierl^ünt }ur Anbetung ausgefegt unb in $ro>
eeffion uml^ergetragen mirb, oerbanft bem Qfrol^n-
leid^namSfefle unb ber baran ftd^ anfc^IieBenben
^roceffion il^ren Urfprung. 3^re erfte äuSbilbung
gehört bal^er bem gotifd^en Stile an ; alte 9Ron«
^tonjen romanifd^en Stiles ftnb nid^t t)or]^anben.
S)a baS ^rol^nleid^namSfeft erft im SSerlaufe beS
14. Sal^tfunbertS aSgemeine Slufnal^me fanb, fo
flammen mä) bie ölteften nod^ Dorl^anbenen ^on«
ftcomen <m^ ber jmeiten ^älfte bief eS Sal^rl^unbertS.
gm folgenben unb felbft nod^ im 16. Sal^rl^unbert
nnirbe baS l^eilige Sacrament bei ber Sfeftpro-
cefftDn an oielen Orten im Kiborium öerl^üflt ge«
tragen; fo mußten nod^ im 3. 1506 bie Sofeler
69nobaIfiatuten bie %ef (Raffung oon ^Dtonftransen,
SM) eine fold^e nid(|t t)orI)anben fei, anorbnen. 2)ie
3bee ^u tl^rer ^erfteSung entnal)men bie ffünftler
jener Seit ^unä^ft ber 9leUquienmonftran§, meldte
ft }u einem tl^urmartigen 3:abemafelbau, )u einem
tragbaren SacramentSl)äuSd^en auSgeftalteten; ber
{m römifd^en ^Rituale unb im Gerimoniale Epi-
sooporum jur SJegeid^nung ber 9Konftran3 beöor«
5ugte 92ame tabemaculuin (t. parvum) ift für
biefe Sorm ganj jutreffenb. ©er breite, einen f eftcn
Staub fid^embe gfu^ ift, ä^nlid^ bem gotifd^en
fteld^fufie, meift als Sedi^lsedC conftruirt unb jiel^t
fid^ in einem fd^lanfen Sd^afte jufammen, ber in
ber SRitte t)on einem für bie tragenbe ^anb t)or«
gefel^enen Jhtaufe (nodus) umfaßt mirb unb über
biefem pd^ jum Untcrfa J beS SabemafelbaueS er«
meitert. ®er Kaum für baS Slllerl^eiligfte mirb
burd^ Söuld^en ober fleine Sdtpfeiler als Sd^ein
gebilbet, beffen SQßanbungen auS ftr^ftaH« ober
®laSplatten beftel^en, unb in beffen TOitte bie l^ei«
lige §oftie an il^rem untern SRanbe oon einer
f d^malen l^albmonbf örmigen Sd^eibe Gunula, aud^
Weld^ifebed^ genannt) aufredet gel^alten mirb. S)te«
fer öierfeitige ©laSfd^rein mürbe fpäter faft all-
gemein burd^ einen an bem oberen 6nbe glodCen«
artig ober mit einer ^Dtetaüplatte flad^ abgef d^loffenen
S^linber t)on J^rQftaU ober ®laS, bann aud^ burd^
eine an ber 93orber« unb SRüd^'eite mit piad^em
®lafe öerfcl^ene runbe ftapfcl erfe^t. 9ieuerbingS
ift aud^ mit großem ®efd^idC bie c^linbrifd^e Jtapfel
in jmei §älften ^erlegt, öon benen bie eine als
%i)ixxditn geöffnet merben f ann. ®er über bem SKit«
telraum auffteigenbe, in einen Polygonen Sliurm-
l)elm auSlaufenbe unb mit einem fleinen ftreu§e
ober ber ftreujblume gefrönte Salbad^in mirb an
feinen beiben Seiten öon Strebepfeilern getragen,
meldte auf Sonfolen fid^ aufbauen unb in offenen
9iifd|en Statuetten öon ^eiligen ober ßngeln ber-
gen. ?lud^ ben reid(|er entmidCelten, an ®röfee unb
®emic^t fel^r öerfd^iebenen gotifd^n SKonftranjen
liegt biefe Sabemafel« ober Xl^urmf orm ju ^runbe,
meldte baS l^eilige Sacrament als turris forti-
tudinis erfd^einen lö|;t. SBäl^renb ber 1^1. ffarl
IBorromäuS (Instr. supell. eccl. in ben Acta
Eccl. Mediolan., ed. 1599, 633) biefe Qform nod^
als bie regelredftte öer^eid^nete , mar in Stalten
burd^ bie Kenaiffance für bie 3Ronftran§ bie Qform
eines bie l^eilige C^oftie umfd^liegenben JfranjeS,
ber auf einen S§aft fenfred^t gefteflt ift, oor«
l^errfd^enb gemorben; in ber ©isputa oon SRaffoel
ift ber ffioppelreif mit gepgclten 6ngeISföpfd|en
belebt, mie fie ber neuen ffunftrid^tung eigen fmb.
3n ber golge mürbe ber Seif ober Strang ber
ffapfel, meldte bie l^eilige ^oftie jimifd^en jmei ih?«
ftaflfddeiben in einer Sunula trögt, mit Strahlen
oerf el^en unb ^u einer runben ober ooalen Sonnen«
fc^eibe umgeftaltet. ^uS bem ^falmmorte In sole
posuit tabemaculum suum ($f. 18, 6) mürbe
bie Sonnen-3Ronftran§ fpmboUfd^ gebeutet. S)aS
SRococo legte auf ben Stra]^lenfran§ fflolfengebilbe,
älel^ren mit SQßeintrauben, fliegenbe ßngel nebfl
bem Silbe öon ®ott SSater uid) einer Glaube alS
Symbol beS l^eiligen ®eifteS u. bgl. Slud^ ber gfu^
mit bem Sd(|aft erhielt bie SRenaiffance«3form beS
ßeld^fufeeS. ffiaS Serftönbni^ beS alten 9?amenS
tabemaculum ging aümölig öerloren; baS ®e'
fö^ l^ie^ fortan ostensorium, monstrantia, re-
monstrantia.
1815
SRontaigne.
1816
6ine bcfttmmtc Sform ber SKonftrang ift ntd^t
Dorgcfd^ricbcn. SBcnn im 3. 1705 bic cicmen»
tinifd^c Snftructton für baS 40ftünbi9C ®cbct
t)or ouSgefe^tem Merl^eiligften Don einer forma
sphaerae {))ri(i^t fo fd^Iie^t fle ftd^ einfad^ bem
l&crrf d^enben 93raud^c ber Stabt Mom an, für wel^e
bie 3nftruction erloffen ift, ol^ne biefe ©eftalt
be^megen als (üppxoiiüt §u begeid^nen. Sud^ be«
}ägUd^ be§ 9naterial§ unb ber ®r5^e, ber Sin»
ri^tung beä ©d^reineS unb ber Sunula fmb gefe^«
lid^e 92onnen nid^t ergangen. S)a§ Gerimoniale
Episcoporum (11, 33, 14) fej^t öorauS, bo^ bie
3Jionftran§ öon ®oIb ober Silber fei ; eine bin»
benbe 93orfd^rift ift iebod^ bomit ni(|t gegeben.
SBie bie $atene, bie Huppt be§ ffeld^eS unb be§
Ziboriums, fo n}irbaud^ minbeftenS bie Sunula, n)eil
fte gleid^ j[enen baS l^od^l^eiligeSaaament unmittel»
bar berül^rt, au§ eblem ^etaUe l^ergefteüt unb
icbenfaflä öergolbet fein müfjen. S)ie Kiten«Kon»
gregation l^at eS al3 nid^t becent (non decere)
crflärt, ba| bie l^eilige §oftie in ber 3Konftranj
mit ben ©laSfd^eiben ber flapfel in SBerül^rung
fomme (S)ecret oom 4. gfebruor 1871); ebenfo»
»enig empfiel^It fid& eine freiSförmige ©d^eibe,
»eld^e bie l^eilige §oftie ringsum einfofet. %m
bcften mirb bie fiunula fo einjurid^ten fein, ba^
bie eine §älfte fid^ in einem Kl^amiere bemegt
unb nieberlegen lögt, bamit bie ^artifeln, meldte
ftd^ etma Don ber ^oftie ablöfen, leidet aufgejam»
melt merben fönnen. S)a bie TOonftranj nur jur
9lu§fe^ung beS j^od^l^eiligen @acramente§ bienen
foE, fo geben bie SRubriciften mel^rfad^ bie SBei«
jung, biefelbe nid^t im Sabemafel beS ?lItore§
5u beioffen, öielmel^r ba, wo öfter mieberfe^renbe
ßjpofitionen eine jeitmeilige Slufbetoal^rung ber
großen ^oftie forbem, biefe mit ber Sunula unb
bem umfd^Iiefienben K^Iinber in einem eigenen
@efäge (custodia, repositorium) beijufe^en (f . ein
3Jiufter bei 3afob, ®te ftunft im ©ienfte ber
ftird^e, 3:af. XV). 9lu§ bemfelbcn ©runbe, mel»
d^er bie Senebiction beS KiboriumS forbert, fott
audd wenigftenS' bie Sunula bencbicirtfein; bie für
beibe ©efö^e geltenbe SBcnebictiongformel ift im
römifd^en Sftituale (VllI, 23) öorgefel^en ; eine
eigene Benedictio ostensorii pro SS. Sacra-
mento fidelium venerationi exponendo ftnbet
f\ä) in bem Appendix ad Eit. Born., bem fog.
Benedictionale Bomanum. [jl. Sd^rob.]
SBoof ai0tie , Wid^ael S^quem be, ein
ffeptifd^er ünoraIt)]^ilofop]^ beS 16. 3al|r]^unbert§,
ftammte auS bem alten ©efd^led^te biefeS 9{amen§
unb toax auf bem @d^loffe ju ^erigorb am 28. ^^e-
bruar 1533 geboren, ßine forgföltige ßrgiel^ung
brad^te e§ bei feinen öortrefflid^en ®eifte§anlagen
bagu, bog er fd^on mit 13 Salären ba§ SoEcg
t)on ©u^enne obfolöirt l^atte unb baS ©tubium
ber SRed^tSmiffenfd^aft beginnen fonnte. Jlod^bem
er fpäter mclirere Saläre bem Parlamente öon 93or«
bcou5 angel^ört l&atte, ol^ne iebod^ redete fjfreube
an biefer ^rt Sl^ätigf eit gu pnben, mad^te er größere
JRcifen burd^ Srantteld^, <Sübbeut\(i)lanb , bie
©dornet} unb Stalien unb l^telt ftd^ bef onberS in
5Rom länger auf. 3m 3. 1581 murbc er 9Rai«
t)on Sorbeou^, biente nad^ 9Heberlegung biefeS
SlmteS nod^ mel^rere ^af)xt ber @tabt al§ 9b«
gefanbter in öerfd^iebenen Slngelegenl^eiten, pg
fxä) fd^lieglidd auf fein @d^lo^ SJbntaigne pdd
unb ftarb |ier nad^ f d^mer^lid^en Seiben am 13. Sep-
tember 1592. aWontaigne öerbonft feinen 9hif
einigen arbeiten au§ bem @ebiete bet ^^ilofopl^ie.
3unöd^ft überfe^te er bie Tbeologia natonüis
be§ älaimunb Don @abunbe (f. b. ^rt.), bem er au4
in feinen Essais ein befonbere§ j{a))itel al§ Spo*
logie mibmete. Sein pavOßtwttt aber fmb eben
biefe Essais de messire Michel, seigneur de
Montaigne, bie in erfter ^uSgabe gu Säorbeoiii
um 1580, bann nod^ öiermal, jiets öerme^rt unb
öeränbert, öon il^m felbft unb f el^r oft öon anbewn
nad^ feinem £obe l^erauSgegeben umrben. Sine
2luf5ä]^lung ber öerf c^iebenen ausgaben f. bei Bru-
net, Manuel du libraire XU, Par. 1862, 183588.
Sine beutfd^e Ueberfe^ung gab Sobe unter bem
£itel: TOid^ael SKontaigne'S ©ebonfen unb 3Rei»
nungen, Serlin 1793. 3n swanglofeftem S^]m'
men^ang enttt)idCelt Unontaigne barin feine Ssf
fid^ten unb ©ebanfen über alle moglid^en menfi^
lid^en Slngelegenl^eiten unb SBerl^öltniffe, meijt in
ber Sorm einer ©d^ilberung feines eigenen (B^«
ra!ter§, inbem er eS auä) nid^t unterläßt, fein«
greller unb @d^mad^en in mitunter friöol-offraon
Sone 5u befpred^en. anan l^at baS SBerf be^^
mol^l eine ,,5ffentlid^e ®eneralbeid^t, aber i^
SReue unb ol^ne SBunfd^ nad(| SoSfpred^ng", gc
nannt. ^l§ 9Roral))]^ilofop]^ fielet er babei mif
bem @tanbpunfte be§ abfoluten @!e))tici§mu$: er
f|)rid&t ber 93emunft bie Säl^igfeit, ct^ijd^ fo
fenntnijfe gemife ju werben, öollftönbig ab. 3«
bem SBiberftreit ber SKeinungen fielet er fidj raiß
berufen, eine SDßal^l §u treffen; „loaS ttjei^ idj?*
ift fein SieblingSmort. UebrigenS beunrul^igt i^
ber S^öeifel ni^t ; er folgt, ba ber Smeifd Mi
unlösbar fei, am liebften ben ©emol^ni^eiten, etat
meil fte ©emol^nl^eiten feien. @o gelangt er trid-
fad^ ))ra!tifd^ ju einer Slrt epicureifd^er ®mMf
l\ä)Uxt 3)aS @ebiet ber übematürlid^ Offen*
barung mid er principieQ unangetaflet (offen, ja
er be^au))tet f ogar, bei ber öoUftönbigen Sd^oä^e
ber menfd^lid^en Srtenntni^fraft trete bie 9ndD>
ritöt beS ©laubenS um fo l^eller l^eröor. Said
überftel)t er gan^, bog burd^ bie Söugnung ba
Srfenntni^fraft bem @lauben jeber 9nftiu))fin^
punft im menfc^Iid^en ©cifte genommen takA.
Ueberl^aupt ift feine ©teUung )ur pofttiöen %&>
gionunflar; er trennte ftd^ in feiner SBetfe öon
ber ßird^e, galt aber bod^ bei ^elen, aud^ biS fß
neuem S^it, für einen Slt^eiften. ^e^l^ffi j&A
feine Essais je nad^ ber l^enfd^enben S^itri^tanf
balb \)od) gepriefen, balb auf^S ^ergfte öerfd^riees
morben. @eine 3^itgenoffen fanben fie öielfo^
il^rem ©efd^madC entfpred^enb ; ber Sorbinal bi
$enon nannte fie ba§ „SSreöier atter anpänWgii
Seute". 3m folgenben Sal^rl^unbert fanben fie
1817
SRontQlembett
1818
fUf^Ügt (Segnet an Sedcarte^, anä) an ^aScol be*
fonbetS aber an ber (Sd^ule t)on $ort'^o^Ql (f. b.
mtt), toAitt^n an 9RaIebrand|e unb an Soffuet
tum ben Derfd^iiebenen @tanb))un!ten ber ©enann*
ten aus. S^agegen erblidten im 18. äol^rl^unbert
Xottffeau, Soltaire, 3)iberot u. f. tt). in ÜJlontaigne
efaicn Denoanbten (Seift unb S3orIäufer; }umal
Xmiffeau fanb bie ©runbibeen feines Smile fd^on
iei Ülontaigne Dorgejeid^net. S3on ben gfran^ofen
urirb er nod^ immer als einer il^rer beften clafft[d^en
©djflrtftfieEer jener 3eit gefd|o^t; feine |)^iIofo|)]^i-
f4en Snftd^ten l^aben |eu^utage nur nod^ ein
^iftorif d^eS Sntereff e. (93gl. Nouvelle Biographie
gte^rale, XXXVI, Paris 1861, 55 ss.; Yape-
rean, Dictionnaire univers. des litteratures,
Paris 1876, 1426 ss.; etödtl. ®e{d^. ber $^il0'
fop^ie beS üRittelalterS m, ÜRains 1866, 367
bis 374.) [a. (Jffer.]
'fß^utütemtettj (Sl^arleS gforbeS be
XiQon, ®rafDon, $air t)on gfranfretd^, Wa-
bcmiler, als ftammerrebner, $ublicift unb ^ifto«
tifer DerbienftooQer Sorfämpfer für fird^Iid^e unb
twlitifd^e t^reil^eit, mar geboren }u Sonbon am
29. aRai 1810 unb ftarb ju $ariS am 13.!Dlär3
1870 olS Ie|ter mönnlid^er Sprojfe eines alten, an«
gefei^enen SioelSgefd^Iec^tS in $oitou. Sein ®ro^«
iNtter, SRarc-Stenö, ftarb 1800 als franaöfifd^er
Oknerat S)er9kter, €iraf Stenö^ f^Io^ft^ 1792
bem (Emigrantenl^eere Sonbö'S an, trat nad^ beffen
Ittflöfung in englifd^e S)ienfte unb fömpfte in
leg9pten, 3nbien unb @))anien; bei ber ^meiten
9tqimtration nad^ g^ranfretd^ gurüdfgefel^rt, marb
er 1819 in ben $airSftanb erl^oben, bann ®t'
fanbter in Stuttgart unb feit 1826 in Stodf^olm,
nw er bis }um Sturze ÄarlS X. blieb. Seine
Gattin mar eine fatl^olifd^e Snglänberin auS ber
ftomiße ^orbeS, bereu Stamml^err als Sari of
Otonorb bem britifd^ Oberl^aufe angel^ört. S)er
fmQt ßaxl erbielt feine erfte Srjiel^ung burdd ben
iiiBtterIi(^en (Sro|t)ater in öd^t fatl^olifd^em, eng-
Kfd^ Sfomiliengeiit, tarn bann für einige 3ett in
boft ^enfionat f^ull^am bei Sonbon, begleitete bie
Ctttm nad^ $aris unb Stuttgart, mo er }um Sng-
Itfi!^ baS Seutfd^e lernte, unb Doüenbete enblid^
feine Stubien an ben Kollegien 93ourbon unb
6ainte«99arbe in $aris. S)ie Sorlefungen SfKo'S
mh (SouftnS mirften fel^r anregenb auf il^n ein, bie
crßeren mit entfd^eibenbem, lebenslangem Srfolg.
am ^bft 1828 befud^te er bie eitern in StodF-
|o&n, mo il^n ber äumonier ber bortigen ffron*
pttaieffin (ber \p&\txt 3Ri|ftonSbifd^of) S. Stubad^
tat bad Stubium ber beutjd^en ^l^ilofopl^ie (be(on-
bci8 €d^UingS, 93aaberS unb 3inimerS) einfül^rte.
S4on ^ier befd^ftigte er ftd^ mit bem $Iane, eine
Oef^^te ärlanbS }u fd^reiben unb in gfranfreid^
ein ftd^ lat^oIifd^eS Journal ju grünben. S)ie
Sthonfung einer Sd^mefter fül^rte il^n 1829 nad^
Sfconlreid^ )urfidt. 3nt folgenben Sommer unb
ffvtb^ (1830) bereiste er 3rlanb unb lernte l^ier
bat auSge^eid^neten SBifd^of S)oQle Don JHIbare unb
bat Qe^er SrlanbS, SDaniel O^Sonnell, perfdn«
lic^ f ennen. Sei einem fold^en Sßanberleben, unter
ben öerf d^ebenften jid^ miberfpred^ben (Sinflüffen,
mar eine firenge, einl|eitlid^e Sd^ulung nid^t mög«
lid^ ; aber ber l^od^begabte Säugling ermarb ftd^
ni(|t nur eine ungemöl^nlidde f^rül^reife beS Ur«
tl^eilS unb (Sl^arafterS, fonbem aud^ eine ftaunenS«
mertl^e QfüEe öon Äenntnijfen auf ben öerfd^ieben»
artigften ©ebieten: Spradfte, Siteratur, ftunft, ®e«
f d^id^te, $oIitif unb ^l^ilofopl^ie. SefonberS füllte
er fid^ jur parlamentarifd^en Serebfomfeit l^in«
gesogen; feine Siebltnge mürben bie großen irifd^en
Sebner Surfe, ®rattan, D^KonneH. Sd^on als
Stubent improoiftrte er an einfamen SBalb))Iö|en
feurige Angriffe auf baS SIRinifterium. SIRit aUer
Segeifterung eines ritterlid^en iugenblid^en ®e«
mutlos fd^mörmte er für gfrei^eit gegen ^bfolutis«
muS unb Sureaufratie, für bie fatl^olifd^en ^tn
unb $oIen gegen il^re Unterbrüdfer, für bie cor-
))oratioe ©efellfddaftSglieberung beS 9)HtteIaIterS
gegen ben mobemen @in]^eitsftaat, für bie fromme
mittelalterlid^e ffunft gegen ben l^alb^eibnifd^en
$runf ber Slenaifjance, für bie fatl^olifd^e JKrdde
gegen ©aHicaniSmuS unb SoItairianiSmuS. ißer«
moddten i^m aud^ feine enc^Hopdbifd^en ffenntniffe
in ber neuem ^l^ilofopl^ie feine redete fflarl^eit ^u
gemäl^ren, fo bc|a§ er bod^ einen feften §alt an
bem tiefen, religiöfen ©lauben, in bem er auf«
erlogen mar, unb ben er, mitten unter ben un«
glöubigen jungen ^arifem, unter Serlodungen
unb ©efal^ren aEer ärt, unt)erfe]^rt bemal^rte. (Sine
l^eilige Sommunion galt il^m mel^r als aSe 93er«
gnügungen, unb an bem eiteln ©enu^treiben ber
$arifer (Sefeüfd^aft empfanb er fold^en (Sfel, ba^
er ftd(| gana bat)on jurüdr^og, um ftd(| befto eifriger
bem Stubium unb ber Dielfeitigften Seetüre ju
mibmen. SuS feinen Sugenbbriefen fprid^t eine
tiefe Qfrömmigfeit, eine jungfräulid^e SReinl^eit,
jugenblidde Segeifterung für alleS ®ro^e unb
Sd^öne, mönnlid^er ßmfi unb eine feltene Steife
(Lettres ä un ami de CoUöge 1827—1830,
l^erauSgeg. oon Söon (Somoubel, $ariS 1873, be«
nu^t t)on S. Speil, ^uS ÜRontalembertS Sugenb«
leben, SBüraburg 1876). SRit 20 Sauren, eben
aus 3tlanb prüdfgefe^rt, trat er in bie SReboc«
tion beS oon SamennaiS gegrünbeten Avenir unb
griff vereint mit il|m unb beffen greunben baS
Unterrid^tSmonopoI ber Unit)erfttöt an. Um bem
Singriff nod| großem 5Rad^brud( gu geben, eröffnete
aRontoIembert im SSerein mit Sacorbaire unb bem
®rafen be Kouj am 9. 3Rai 1831 eine Qfreifd^ule
mit ^Berufung auf Sri. 69 unb 70 ber neuen
(Sl^arte. S)ie S^egierung lie^ bie Sd^ule alsbalb
fd^Iie^cn unb flcflte bie ©rünber öor ©erid^t. ®a
HRontalembert burd^ ben Sob feines 93aterS in«
jmifdP'nt ben ^irStitel geerbt, fam ber QfaH
(26. Se|)tember 1831) öor bie $airSfammer.
SRontalembert mürbe gu einer ®elbbu^e t)erur«
tl^eilt, aber feine glän§enbe S3ert]^eibigungSrebe
trug feinen 92amen in aUe SBelt l^inauS unb Der«
fe^te bem l^errfd^enben StaatSfd^uIf^fieme einen
nad^l^altigen Sto^. 99ebauerlid^ mar nur, bo%
1819
9RontaIembett.
1820
fid^ in bicfen Jrium})]^ bie öerl^gnilöoBen |)]^iIo»
fop^ifd^cn unb polttifii^en Errungen SomcrmaiS'
(f. b. %tt) mi|d|ten. »!§ bicfcr in Souloufc
öcturtl^cilt tt)urbc unb nod^ 9*o^ o^jpettirtc, be-
gleitete il^n 9RontaIembert im 5Roi)ember mit 2a«
corbaire in bie emige ©tobt unb öerl^arrte ba»
felbft, bis ilinen Korbinal ^occa naä) jmei SKo*
noten bie SRüdfe^r na(ft gronfreid^ nahelegte. ®er
popftlid^e ©ntfc^cib (bie gnc^flica Mirari vos
t)om 15. ^uguft 1832) traf aKontalembert mit
Sacorbaire t)ereint in SKünd^en; auf 95itte Sa»
corbaire'S tourbe fofottige Unterwerfung erflört
unb bie tJortfe^ung beS Avenir bepnitiö auf-
gegeben, aillein fiamennaiS unterwarf fid| in«
nerlid^ nid^t^ fonbem jog ftd^ groüenb nad^ fia
S^eSnape, bem @i^ ber Don il)m gegrünbeten
©d^ule, jurüdf. 9Jad^ öielen frud^tlofen Semül^un«
gen, il^n jur ^flid^t §urütf jufüliren, öertic^ il^n
Sacorbaire am 11. ©ccember 1832 für immer;
3KontaIembert aber l^arrte nid^t nur jejt bei il^m
aus, fonbem blieb aud^ auf feiner ©eite, aI8 in
ben folgenben jmei Sahiren ber SroJ SamennaiS'
fid^ t)crfd6ärfte unb feine offene gmpörung burd^
bie Paroles d'un Croyant (9l|)ril 1834) feine
bur^greifenbe SSerurtl^eilung (in ber ©nc^flica
Singulari nos t)om 25. 3uni 1834) l^erDorrief.
!Ro(| je^t beburfte eS ber größten Slnftrengungen
Sacorbaire'S, um ben t)on unflarem gfreilieitsbufel
befangenen 9Rontalembert enblid^ öon bem nun»
mel^r jum 3l))oftaten gen)orbenen unglüdHid^en Sa-
mennaiS loszureißen unb i^n ^u bemegen, baß er
(8. S)ecember 1834) öon $ifa au§ feine öollftän»
bige Untem)erfung unter bie ^mei ^clpftlid^en Snt»
fd^eibe erflörte. (9Jäl|creS in b. ^rtt. Sa ÜRennaiS,
Sacorbaire, SiberaliSmuS. 93gl. §ift.-pol. 951.
XL, 1857, 487--501. 564—585.)
3u t)oQer ))]^iIofo))]^ifd^er ßlarl^eit über baS 93er«
j^öltnif; t)on f^reil^eit unb Sluctoritöt in aU \f)xtn Der«
ft^iebenen religiöfen unb})olitijd^en93e3ie]^ungenge«
langte TOontalembert aud^ burd| biefe fd^merglid^en
unb fritifd^en6rfal|rungennid&t. S^itlebenS fielt er
beßl^alb an einer jum 2:^eil fel^r wol^l begrünbeten,
5um Sl^eil aber aud^ übcrfd^mänglid^en, ber TOiß«
beutung faltigen SBegeifterung für bie ®a^t ber
Qfreil^eit feft, bie er felbft in bem SSBal^Ifprud^ eines
aUen $olen formulirte : J'ai aime la liberte plus
que tout au monde et la religion catholique
plus que la liberte mSme. @ein ^auptbeftreben
aber blieb barauf gerid^tet, bie @a§e ber fatl^oK«
fd^en dleligion fo mit als nur tUn möglid^ mit
ber Saä)t ber greil^eit gu t)erfd^mcljen, tt)aS bie
politifd^e KonfteHation ber gmei nöd^ften Sa^rjelinte
in l^ol^em ©rabe ermöglid^te, maS aber ben l^od^«
geftnnten ©rufen in feiner legten SebenSjeit aber»
malS in ft^micrige unb hitifd^e goUtfionen mit
ben gforberungen beS SludoritätSprincipS bringen
foBte. gine möd^tige Hebung feiner religiöfen unb
fird^Iid^en ©efmnung fud^te unb fanb er öorläupg
im ©tubium ber mittelaltcrlid^en ©efd^id^te, als
beffcn crfte gfrud&t er 1 836 fein erfteS größeres SQSerf,
,,SDaS Scben ber 1^1. glifabetl^ üon 3:i^üringen'', Der«
öffentliddte. 3m ®eijie Stio'S unb mit bem fein*
f üpgften 93erftönbni^ mtbmete er ftc^ suglei(^ ben
Stubium ber mittelalterlichen itunft unb ei^ob
Don 1833 an mieberl^olt feine Stimme gegcs bea
,,93anbaliSmuS", ber burd(| üßangel <m Serpnbi
niß, 93emad^läfftgung, Stilmengerei, gefc^ma(fio(e
SReftaurationen unb 92eubauten bie f d^önfien Senf«
möler mittelalterlid^er Jhmft mit Serf aQ unb Vtaktß
gang bebrol^te. gr erflörte in mcifter^ofter SSeije
®eift, (S^arafter unb SBertl^ biefer äBerfe, loibet»
legte bie gegen btefelben ^crrfd^enben 9Sorur^eit
regte §u i|rem @tubium unb ^va 9{eubelebungbc8
@eifteS an, auS bem ftel^erborgegangen, unb untn«
ftü^te in Sßort unb @d^rift alle bal^in gielenbenSc*
ftrebungen Sio'S, SSiollet-SebucS, ©ibronS vl 1
Sine (Sammlung feiner Derf d(|iebenen Sluffa^ n^
Sieben über biefen (Segenftanb erfd^ien 1839 unter
bem Sitel Du Yandalisme et du Catholicisme
dans Tart, unb trug nid^t menig bagu hti, eine
ber frud^treid^ften 93emegungen beS 3a]^r^unberi|,
baS SBiebererblü^en eineS äc^t d^ftlid^ ffnn^
finncS, weit über bie ®renjen fjfranfrei^ l^uicml,
ju förbem. Snjmifd^en l^atte er 1835 baS erfw»
berlid^e ^Iter erreid^t, um ben il^m Dererbten 6ijf
in ber $airS!ammer einzunehmen, unb er griff 1^
fofort bie infolge beS 8ieSd^i«9lttentatS erlaffenen
^uSnal)megefe^e (bie fogen. Septembergefe^) nit
jugenblid^em Ungeftüm an. <,3n ben l^öd^pn
of^cieUen älegionen mar man emfUid^ auf bei
eintritt biefeS ,3efuiten im furzen Sftod* in bie
93erl)anblungen gefpannt. Seine ^^a^bam in ber
$airS!ammer gemal^nten i^n mitleibig, baß bie
Seit öorüber fei, mo man mit 3f^ömmig!eit feiiwi
^eg in ber SBelt machen fönne ; bie treffe lob
baS große ^ublifum überf d^ütteten i^ mit Spott
unb Angriffen unb mit ber ftetS ftd^ tuieberl^olaf
ben Auflage ber ^eud^elel @r inbeß trat tmer*
ft^rodten aU biefen Angriffen entgegen" (be SKoa»
ceQ). Sr Derbanb bie feinfte frangö^fd^e Bpto^
fertigfeit unb Slebegemanbtl^eit mit einem eifenn
6mft unb Sfleiß, jugenblid^eS ^mtx mit gebiegt»
nem, f d^arf em Urtl^eil, fran§öftfd|eSe6atbigfeitiBit
bem femigen Sßefen eines dnglanberS ober Seul'
fd^en. ^luSgerüftet mit ben öielfeitigften flwmt«
niffen, ein geminnenber ritterlid^er Qfyxcatttt, m
unermüblid^e SlrbeitSfraft unb ein geborener Sein
ner, mürbe er balb eine ber ongefel^enfien unb eii»
flußreid^ften ^erfönlid^feiten ber ^airSfomoicL
„Ol^ne bie großen politifd^en unb moralifd^fo
oberungen unfereS ^al^rl^unbertS 5u oerfc^m^
mar biefer junge, in Sonbon geborene fratqöpf^c
Sbelmann mit 25 ^a^ren für baS fatl^fif^e
^ranfreidd unb (Suropa, maS Sbmunb 93urfe in
DoQem WanneSalter unb ätul^meSglot^ für Sn^*
lanb mar : ber gemaltigfte ©egner ber antid^
lid^en $olitif'' (be ^aulet)ine). Sr bemieS ba
l^od^mütl^igen Srben ber fran^öfifd^n Stetwlutioir
baß baS SKittclalter meit me^ Sreil^t unb eiae
öiel gefunbere grei^eit befcffen, als bie öielgetrrie»
fenen Qfreil^eiten, bereu fte ftd^ rüf)mten; ba| bieje
fird^li(|e, corporatiüe unb inbiDibuefietJfret^itM
ÜRontalembert.
1822
dotterS auS ber diriftlid^ SiDilifotion l^er«
gangen fei, unb bo^ nur auf (Srunb ber
Itfd^n $rinci))ten nml^rl^aft freie ))oUtifd^e
httionen gefdiaffen unb erl^aiten tt)erben !önn-
93on biefem @tanbpunft au3 fud^te er ben
:alen mie ben liberalen 2)octrinören baS 6e>
mbe @d^Iagtt)ort ber ^^gfreil^eit'' }u entreißen,
m^ermagen )u fat^oliftren unb im 92amen
jfret^eit Doroo ber Stxxä^t jene f^eil^ett ber
n }u erfämpfen, ber fie gur Erfüllung il^rer
d^ SKiffion bebarf. 2Kit jünbenber Screb»
it öertl^eibigtc er 1837 bo§ SScfiJret^t ber
t gegen einen @efe^eSt)orf(i^lag, ber ba§
beigent^um ber Srgbiöcefe ^ari§ conftSdrte.
möd^tiger unb meit über bie ©renken tJfran!«
l^inauS mirften bie auSgegetd^neten Sieben,
»k^en er 1844 unb 1845 gegen bie %fa»
er Siüemain, Souftn unb ®ui}ot bie fird^-
gfreil^t äber]^QUf}t (13. unb 14. Januar
), bann fpeciett bie Sfreil^eit be§ Unterrid^tS
luguft 1844) unb bie Qfrei^eit ber religiöfen
ti ^ie Sefuiten miteingefd^loffen) (26. ^ril
; 11. 3uni 1845) öertl^eibtgte. 3n einer
»eben, bie man als ^fot^oIif^eS anonifeft"
Jmte, fogte er u. 91. : ;,3n biefem Sfranfreid^,
ttoof^ni ift nur Seute Don ®ei[t unb ^erg
anbringen, foQten toir Jtatl^oUfen allein,
(diein und p 2:rö))f en unb gfeiglingen l^erab»
igen laffen? SBir foEten unS für fo öerfom«
für fo entortete Söl^ne unferer SSäter l^alten.
Dir unfere 93emunft an ben 9lationaIiSmu§,
®ett)iffen an bie Uniöerfitöt, unfere tJfreil^eit
Bürbe in bie ^önbe biefer 9lbt)o!aten uber-
irten müßten, beren pa^ gegen bie gfreil^eit
xd^ nur ber t)önigen Unfenntni^ il^rer SRed^te
)ogmen gleid^fommt? . . . 3d6 fage im 9?amen
otl^oUfen XDxt i^, im 3lamm ber ffatl^olüen
9. 3a]^rl^unbert§: üHitten in einem freien
wollen mir feine ^etoten fein; mir flnb bie
ömmlinge ber SKart^rer, mir gittern nid^t öor
ad^fömmlingen 3ulian§ beS 9l))ofiaten. Sßir
lie @ö^ne ber Jheugfal^rer, mir merben nid^t
toeiddcn öor ben Söl^nen SSottaire'S" (Dis-
i du 16 ayril 1844). 9emer!en§mertl| für
mterfeit feiner fird^lid^en Slnfd^auungen ift
(genbe @teQe, burd^ bie er in ber 9{ebe t)om
anuar 1845 bie 92ot^menbigfeit t)öniger Un-
igigfeit ber ffird^e begrünbet: „SBir fmb feine
t ®eifter, fonbem fc^mad^e ®eifter. Seoor
«irS, aibgeorbnete, SBöl^Ier ober SSürger fmb,
en unb fül^len mir, ba| mir S^riften unb
er finb, unb ba^ mir e3 nötl^ig l^aben, t)on
tn als uns felbft, öon ben öon ®ott l^icrfür
e|ten 93ifd^öfcn unb ^rieftem Teilung, Slroft
lergeil^ung gu erlangen. 3)urd^ unfern @Iau-
xpflid^tet, in allem, moS baS ®emiffen unb
tauben betrifft, unS ber fird^Iid^cn Sluctoritöt
ig SU untermerfen, l^aben mir be^^alb ein
Ä unb unöerjöl^rbareS 3ntcrefje, ba§ biefe
rüöt fid^ uns in ber gonjen JKajeftät il^rer
^ Unabl^öngigfeit barfteUe. SBöre bem
anberS, fönnten bie jtatl^olifen DorauSfe^en, ba|
biejenigen, meldte fte ate gül^er, Seratl^er, Se^rer
unb SDWfter il^re« geiftlid^en SebenS betrad^ten, im
®runbe nur bie SBer^euge, ©iener, mcnn ©ie
moUen, ß^reaturen einer blo^ menfd^Ud(|en ÜRad^t
mären, f o möre il^r SSertrauen f of ort gerftört, bie
SSSurgel i^reS ®e|orfamS burdgfd^nitten, unb fie
mürben bie untreuen, feröilen ^irten öerlaffen, bie
fie notl^menbig unüermerft gu einer neuen Auf-
lage beS englifd^en ©d^iSmaS l^inlenlen müßten."
ftein religiöfe«, fein fird(|tt(|eS 3ntereffe ftanb
'ü)m fem. S)urd(| feine auSgcbe^nte Sornfponbeu)
ftanb er mit l^eroorragenben jtatl^olifen aller Sau-
ber (in ©eutfd^Ianb j. 95. mit ben beiben ®örre8
unb SReid^enSperger), aud(| ber entlegcnflen 9Rif»
fionStönber, in 93cjiel|ung, unb mit ber jjraftifdften
®emanbt]^eit eines @ngIönberS mu^te er fid^ über
bie Sage ber gangen fatl^oUfd^en Sßelt 3nforma"
tionen gu t)erfd(|affen. 9lm märmften fd^Iug fein
ritterlid^eS ^crg aber immer für bie 93ebrängten
unb Unterbrfidtcn. 95egeiftert fprad^ er in ber
ffammer 1845 für bie in ben Kolonien mi^l^an«
belten Sieger unb für bie Kl^riften in ©prien, 1846
unb 1847 für bie ^olen, 1847 für bie fat^oli-
fd^en ffantone ber ©d(imeig. "ila^ ber gemaltfamen
Uebermöltigung ber festeren äußerte er mit SRed^t
(14.3anuar 1848): „SBaS auf ber anbem ©eite
beS 3ura auf bem ©))iele ftanb, baS maren nid^t
bie 3efuiten, nid(|t bie ffantonalfout)erönitöt, baS
mar bie Orbnung, ber euro))öifd^e fjfriebe, bie
©id^erl^eit gfranfreid^ unb ber SBelt. 3)aS mürbe
oor unferer Sl^ür, an unferen ®rengen befiegt,
erftidtt, germolmt öon SKenfd^en, bie nid^tS mej^r
begel^ren, alS bieg^adCelnberStoietrad^t, beSffrie«
geS unb ber 9tnard(|ie nun aud^ über ben 3ura
unb bie ^tlpen gu fd^teubem."
92ad^ ber gfebruarreoolution t)on 1848 lie^ ftd^
Unontalembert im ^Departement bu 3)oubS, mo
feine S^milie begütert mar, als Sanbibat für bie
conftituirenbe 93erfammlung aufftellen unb mürbe
als Setter ber betreffenben SBal^nifte mit 22 000
©timmen gemöl^lt. ©ein 9tnfe^en mar ein fo U*
beutenbeS, ba^ ^d^ SouiS yiopolton als ^röftbent*
fd^aftScanbibat in einem offenen ©d(|reiben an il^n
manbte, um mit tl^m ben SleruS unb bie treuen
ftatl^olifen für fid^ gu geminnen, inbcm er erflärte,
„ba| bie meltlid^e ©ouoerönität beS $a))fteS auf^S
3nnigfte öerbunben fei mit bem ®longe ber SReli-
gion unb mit ber Sftei^eit unb Unabl^öngigf eit 3ta«
lienS". 3« ber 9lationaloerfammlung ftanb SKon»
talembert im ^Hlgemeinen gur Siedeten unb {timmte
gegen bie 93erbannung ber Orleans, pfiiddtete aber
in mel^reren mid(|tigen Qfragcn ber Sinfen bei ; f o
erflörte er ftd^ gegen erneute SautionSpflid^t ber
3eitungen, gegen bie fjfortbauer beS SBelagemngS»
guftanbeS md^renb ber SSeratl^ungen ber Son«
ftituante unb gegen bie öffentlid^e Selangung Don
SouiS Slanc. 6r mirfte entf d^eibenb für bie 3nter»
oention in 3talien unb für bie S;))ebition, meldte
$iuS IX. mieber nad^ 9tom gurüdCfül^rte. 3n er«
l^abener SBeife betonte er babei bie moralifd^ ®e"
1823
ÜRontalembert
1824
nmlt be§ $Q))ftt]^um§: „fEktl^ toax boS Stefultat
biejc« ÄampfcS 8»iW^tt Siopolcon unb PuS VIL?
Sine gto^e @d^h)öd^e, ehte gro^e ^bnol^tne bet
aKgcmeincn Sd^tung für bcn großen ftmfer unb
jd^Iicpd^ eine gro^c Sfiteberlagc. ®cnn »aS l^icr
ba§ @d|h)erfth)iegenbe tft it)Q§ iebmeben, au6) ben
öorcmgcnommcnftcn ©cift ttopptrcn mufe, auä)
benienigen, ber ben ^nfd^auungen am ttenigften
^ugönglid^ fein mag, bte man bei mir oieüeidit
augenblidlid^ als bie t)or]^errf(i^enben annimmt:
baS ift nid^t nur ber TOi^crcbit unb bie 93erad|«
hing, meldte, frülft ober fpät, bicjenigen treffen,
ttel^e gegen ben l^eiligen ©tul^I anfömpfen, fon«
bem bie 9JieberIage ! 30/ eö ift bie getoiffe, be«
merfen Sie eS »ol^I, bie gemiffe ©rfolglofigfeit!
Unb marum ift bie 6rf olglofigfeit getoife ? Se«
ad^ten @ie e§ mol)!! äBeil ber ffampf jmifd^en
bem Iieiligen ©tul|l unb S^nen ober iebem 9ln«
bem, ber gegen benfelben auf treten toill, einßampf
mit ungleid^en ftröften ift. Unb feien ©le über«
jeugt, biefe Ungleid^l^eit ift nid^t für ©ie, fonbem
gegen Sie. Sie l^aben 500 000 SWann, gflotten,
ftanonen, alle§, toaS materiefle SKad^t bieten farni.
S)a§ ift ntal^r. Unb ber ^apft l^at nid^tS t)on afle»
bem, aber er l^at etmaS, maS Sie nid^t l^aben :
eine moralifd^e SWad^t, eine §errfd^aft über bie
®ett)iffen unb über bie Seelen, auf meldte Sie
feinen Slnfprud^ mad^en fönnen, unb biefe §crr«
d^aft ift unöergänglid^ l" SQßie biefe Semül^ungen
ür bie ^Befreiung be§ ^apfteS unb bie SBieber«
)erfteDung ber weltlid^en ^errfd^aft, fo fal^ TOon»
talembert |e^t enblid^ aud^ ben langjal^rigen ftamp^
mit ßrfolg gefrönt, ben er an ber Spi^e ber ffa»
tl^olifen für bie greil^eit beä Unterrid^tS geführt
l^atte. 9{od^ am 11. Sanuar 1850 t)otirte ^mar
bie ?2ationaIt)erfammIung ein ®efe|, meld^eS bie
Seigrer an 93oIf§fd^uIen ber unbefd^rönften SDBiflfür
ber Regierung |)ret8gab, aber fc^on brei Sagefpäter
lourbe ein ®efe^e§enttt)urf über baS gefammte Un-
terrid^tsmefen eingebrad^t, ben ber frül^ere Unter«
rid^tSminifter Qfaflouj aufgearbeitet l^atte, unb ber
im ©anjen auf bem ©runbfa^ ber Unterrid^tS«
freil^eit bcrul^te. ©erfelbe ftie^ auf großen SBiber»
jprud^ feitenS ber ainbänger be§ UniöerfitätSmono«
poIS unb afler f onftigen fird^enfeinblid^en Elemente.
SefonberS SSictor §ugo hxad)k afle bie alten iBor»
würfe mtber Äird^e unb ©ciftlid^feit mieber jur
Sprad^e. Xt^m^ tarn inbe^ ben gforberungen
3Jiontalembert8 unb ber Äatl^olifen entgegen, unb
man gelangte ju einem Kompromiß, baS jmar
nid^t aflen SQßünfd^en ber le^teren entfprad^, aber
hoä) ber ftird^e einen Sl^eil ber erftrebten tJreibeit
unb il^reS bered^ttgten ginjiuffeS auf bem ©ebiete
be§ Untcrrid^te§ jurütfgab.
®ie neue Serfaffung moflte TOontalembert nid^t
rüdfl^altloS anerfennen, tourbe aber bod^ öom S)e=
partement bu S)oub§ unb ebenfo öon bem ber ßöte§
bu ^orb in bie gcfc^gebenbe 93erfammlung ge»
tt)ä]^lt. §ier entfaltete er eine gefteigerte Sbätig»
feit unb öertl^eibigte namentlid^ ba§ motu proprio
be§ $)3apfte§ gegen aSktox ^u^o. gr war aWit«
glieb ber Sommiffum, meldte baS ®efe^ ^ur @n>
jd^ränlung be§ allgemeinen Stimmred^tS beriet^,
baS am 31. 9Rat Don ber IBerfammlmtg angenom-
men mürbe unb ber focialiftifd^ ©efal^ einen
möddtigen Samm entgegenfte&te. Seb||aft b^
mortete er ein ®efe| gum Sd^u| ber Sonntags«
l^eiltgung, baS aber mc^t burt^gmg, unb trug (3uni
1851) auf eine 93erfa^ung§ret>ifu)n an. ^iebo*
l^olt Dertl^eibigte er ben $rdfibenten Soui§ ^iapo-
leon gegen unbegrünbete Angriffe tmb mürbe nad^
bem Staat§ftreid| t)om 2. Secember 1851 unter
Segünftigung ber Slegierung 1852 Dom 2)epatte>
ment bu 2)oub§ in baS Corps l^gislatif ge*
möl^lt. SBie er inbe^ gegen bie iBer|aftung ber
S)eputirten proteftirt l^atte, fo fül^lte er ftd^ no^
mel^r burd^ baS 2)ecret Derle|t, u>eld^e§ bie @ütec
ber Orleans confiScirte. 92ad^ btefem premier
Yol de l'aigle fteuerte 92apoleon immer mel^r ben
6^äfari§mu§ }u, mit mlä)tm fid^ SJlontoIembettt
gange Slid^tungnid^tDerföl^nenlie^. Seine Sd^
Des IntörSts catholiques au xixe gi^
(1852) ent^üflt ebenfo offen feinen Slbfd^ geges
bie 9{eDolution, auS meld^ ber neue ^ßrötenbeat
be§ Süfarentl^umS l^erDorgegangen, toie gegen bei
9lbfoluti§mu§, ben er naä) bem Siorbilbe feind
großem Sll^nen gu erneuern im Segriffe fianb, nnb
entmidfelt ein fatl^olifd^«freiftnniged ^ßrogroon^
meld^eS bie ®elüfte 9lapoleonS nad^ itbtt Sttd^tinq
l^in burd^freugte. Sin Dertraulid^er Srief StontO'
lembertS an 3)upin, in meld^em er bie Untermürfig*
feit ber ftammer gegen 5JapoIeon auf 8 Strengpe
Derurtl^eilte, mürbe burd^ 2(nbi§aetion in Selgien
Der5ffentlid^t unb Deranla|te bie jf ammer, gert^
lid^e SSerfolgung gegen il^n angiwrbnen. 3)ieje
unterblieb gmar, aber 1857 iDurbe SRontolemBd
nid^t mieber in bie Kammer gemöl^tt, mib i^r
glöngenbfter SRebner blieb il^r fürber entgogen. SBot
ba§ für il^n ein l^arter Sd^lag, fo tovabt er no^
peinlid^er baburd^, ba^ ftd^ im fat^olifd^en Sogs
felbft eine Spaltung Doflgogen ^atte, inbem &mil
ißeuiflot unb beffen ^nl^änger ^d^ bem ftegrei(^
92apoleoni§mu8 untermarfen , nur ein S^eil ber
frül^em gartet bei 2Kontalembert ouSl^ielt (ögl
C)ift.«pol. 951. XLin, 1859, 5. 6). 3)a§ Otgoi
ber erftem Slid^tung mürbe ber Univers, bes
iBeuiflot 1848—1861 unb nad^ jeittoeiliger Uito
brüdtung mieber oon 1867 an leitete; bd§ Orgn
ber anbem ber Correspondant, ben l^auptföc^fi^
3Rontalembert infpirirte unb mit gal&lrei^en Set«
trögen Derfab. $erfönlid^e§ Derfd^rfte ben @egen«
fa^ unb trieb Blontalembert meiter, atö eS mit be«
f atbolif d^en ®runbf a|en unb Sntereffen l^ormomrii;
obmobl er fad^lid^ mit feiner Abneigung gegen boS
napoleonif^e ^Regiment im Siedete mor. ^ i^
bie ^re^gefe^e eine birecte Äritü beSfelboi rxf
meierten, benu^te er bie inbifd^en SeBoiten bei
englifd^en Parlaments, um burd^ boS Sob eng*
Uf^er 93erbaltniffe inbirect bie frongöfifd^ j«
tabeln (ün debat sur l'Inde au parlemenl
anglais, ^uffa| im Correspondant, 25 Oet
1858; ögl. ^i^'pol 931. LXIII, 137—163). fe
1825
^ontaltmfitit
mtAt bafk gcric^tli^ belangt unb bmirt^cüt, abtz
Me ©träfe toaib i^m umn flaifer l^etltoeife nlafjen.
Bdlb bdnuif MitDiilcÜe i^n tin Sttifet über bie
rittlH^C ^Dlitil bte fttriferS in rintn neutn 9pto=
uA. Son bn Slebneibül^tie au3gef<^Iofftn, fu^t n
tMfmafi fort, als ^blici^ gu nllen btbtuten-
iMcn Snigtn Stellung gu nehmen unb inSbefonben
Hl ble SrI^ bei ttiz<S)t unb ber tot^olif^tn
BfiEtK nxiteiiufämtifen. ©ein entfc^teben fot^o-
Ofd^ @tanbi)untt, fein weitet ^iDlitifc^ci f&Ud
mt Me DoQnüicte 3Reifteif<I)aft ber^^orm eT!)oben
Bitfe S^riften Deit übci bai ^hocou gemölinlii^i
BtltBen^eißfAriften unb beif^fften t^nen in bei
jKnijtn SBelt @e^iT, tnenn au^ ni^t immer 3u'
piirämngunb99eifaIL gici^ge^Bien: Del'Aye-
ntr politiqce de l'Angleterre (1856) ; Pie IX
rt Lord Falmerston (1856); üne nation en
iMul, Is Fotogne en 1661 (1861) ; Le Pore
LMOTdaire (1862); Le Fape et la Pologne
1864). @to6ee Suffe^en, aber aui^ monnigfaqen
iBibtrfptud^ ertegten bie joei Sieben, bte ei am
ao. nnb 21. 9(uguf) 1863 auf bem Aat^oIUen"
umsK^ lu ^tiSuln ^ielt, unb moiin et begetfteit
>ie Wßjfcöe Setfaffung mit ibrni Biet grei^eiten
3^6: Lea qoatre grandee libert^B qae votre
Donatitution a donn^B & la Belgiqne ponr
;»trimoine et an monde pour exemple: la
iberte d'enfieiguement, la libertä d'associa-
ioD, la libert^ de la presBe, la libertä des
mltes : ü n'y a paa ime aeule de ces libert^e
|iii, anjourd'lini, comme en 1830, ne nouB
»ient indispenaablea, k nous, avoua, h tons
es catholiqnes dea deux mondoB. Xfyit^itfliii)
DOim es biefe „oietJ!freil)titen",ouf beten ©tunb-
age bie tat^oIifd)e fftrd^e in Snglanb, Ülorbame^
ita tmb ^oQonb fiele 9at)n ju i^^tet ßntroitf-
ung ei^en iatit, unb eB gab laum ein Sanb,
m bie ÄatboWen biefelben nii^l als 5Rotbbe5eIf
nb minnB malwn, wntei Sßoibebatt bei cot-
idni $tina))ien, ontufen mufeten, um füi i^ie
Hnl^ {ene 9tet!^te }u ttfSmpfen, bte fie gang un*
A^fingig bon biefen „Diet ^tei^eittn" ttaft gfitt-
t^ utu> bi^onlc^en 31c(t)teS be|a^. Sttone Üln-
incS JAocö Bxn: e«, biefe „Hier gtti&eittn", ttie
ic bie SeUDlution Dan 1 789 jum ^rinci^» eitjDben,
rl4t flIS ausrunftsmiltel in öotiibetge^enbem Diot^-
konb, fonbetn als Sbealpiincip unb ©lunblage
3bx nKittm pDliti({^en Gntniifflnng ju bejeidinen.
So tstft ju ge^en, bauon ^atte ben gio^en 9)oi'
i[in))fer bet ffiic^e ft^on bie 9)eiuitt)eilung Sa-
itmuiiS' abntabnen muffen, fomie anbete Snt>
i^cÜmngen ber ^^&9^t, teelc^e balb ber ©qüabuS
vm 8. S)ectmbei 1864 teicinigte. Sä nai flat
flUift l«! ea fidi liier ni<^t bIo6 um hie -^liiiiil)!
ci ,3efuiten' obei um eine „ultrampniiiiic" 'Mhii^
img, foitbent um einen geroii^tigen SttiJcb';i(Hiii!i
« ffmJ^e felber ^anbelle. 58ei aller (Tljrfiinlil
idi 9n^glid)fett an bie ffir^e uurmoi^lt ficfj
dKM^ 3Rimtalembeit ton fetnei f^iefcn Dltjffaffung
dSfieil^ni^t ioSjumacben. um fo mcnigei. alä
«nöfte Sifi^öfe unb ^Di^ngefe^ene £aien bei=
vm a. Hoff.
felben bei^mmten ober guneigten mit btr me^
ober minber auSgefprod^enen Hoffnung, bit lot^o-
lifc^e Aiiii^e mit ben fug. libeiolen Ünf^^auungnt
bei mobetnen Sßclt auSjufö^nen. 3m StutKipfinb-
ni$ mit üRontalembert, ^Ddue, Slbeit be Smiglie,
Siiitiin u. 9. nid^te ber belgifi^e @taat8minifln
%. ^ifyitKpi fogar $iu9 IX. eine ^tnr|d)rift ein,
um i^R uon bet, toie fie glaubten, inowortunen,
b. 1). für bie ougenbKAld^en poIUtfe^ äntercfftn
bebtnflid^ !E}etBffentIi(^g be« StjÜabuS unb bei
it)n begleitenben entqdtca ab}u^alten. 913 baS
baticonifti^e Sonril etfiffnet unöbc, glaubte Wm*
talembnt feine SieblingSibce noc^ em^liii^ be-
bro^, fleflte ftd& auf ©fite beiienigen, mtU^e
bie ©rfläiung bei l}ii})ftlid^ Unfe^Ibarfeit um
Jeben $reie als inoppextun »er^inbem moOten,
unb coirefpDnbirte barüber namentlich mit bem
liberalen WAi fioqfoti. Sr toar über Sinn uiib
XraglDeite, @ef<^i(!^te unb ;iraftif d^ ißebeututtg bet
Sufdlibilitöt in folt^en SBoruttbeilen befangen,
bä| er noä) am 28. g^ebtuar 1870 einen dpenen
iaricf bicHtte, bet bie 3nfaIIibUitäl81e(re, iPafpft
unb eoncil in bet ^eftig^en, feinbfeligflen SSdfe
angriff (abgebr. in ben Acta et decrata bs. cono.
recent., Collectio Lac. TU, Friburgi Brisg.
1890, 1385 sqq., beutfd) in bei «ttgem. Seitung
©eU. 9h. 69 oom 10. HRärj 1870). 3lua bem
Schreiben felbft ge^t ^eioor, ba| perfßnlidie 9n<
griffe auf feine greunbe SJuponloup, ®iati^ u. ä.
i^n am meifien Berbitteri Ratten ; et tooDte fie Her«
tl)eibigen gegen biefen „ormen HletuS, ber fict) felbft
eine fo traurige S'Ü bereitet, unb ben i^ bei«
einft geliebt, uertbeibigl unb gec^ri ^be, tnie eS
mit niemonb im mobetnen S^tanlieic^ get^on ^at*.
Sf^on feit biet Sagten batte eine fd^metjltd||e, un-
bei^ate Jhanfbeit an ibm gege^ri, alS et bieftn
SBrief fc^rieb. an fiid|ietrfeinblid(|en ffieifen niutbe
beifelbe taut btiu&elt. mi inbe| na^ uenigen
Sagen bei lob ^etannable unb bie ©läfin SJle-
tobe i^n ftogte: „SßJoS uiüiben Sie ttiun, wenn
haS Sondl in SJeteinigung mit bem Sßoppe bie
Unfebibaifeil befinirt?" ba gab ei in fefiem, übet«
äeugungSBoEem Jone bie antmort : „9iun benn,
iä) wüibe einfa^ glauben' (99rief beS Staat!-
miniflert ©e^ambS an P. ©lattl) Dom 24. Spril
1871, nadt) bem (SenterSournalLeBien Public
btntft^ im ÜKainjet „ffiafbolif", 55. Sobifl-, 9Rainj
1875, II, 286; M"« Craven, Lo Comte de
Montalembert, Paris 1873, 147). 3m ^rieben
mit ©Ott unb bei ffitc^e entf erlief ber unerf^odene,
opfeimut^ige SJorfämpfei ber latfiolifcben Sadtie
am 18. ^narj 1870. SßiuS IX. Iie| in her Äit^e
S. Mana del Traspontino ein feierliches SRequiem
füi ibn galten unb toobute peif Sniidfi bemf elben bei.
SOlontarembetlSSc^iiften. SnitbemStu-
biuffi bei ^oliiit unb ibiet ^ilfäwiffenfcbaften »er-
banb iDtontolembert jeitlebenS baSjenige bet ®e-
febidEite, unb jniat Dot^ugSmeife bet mittelalterli^
(8ef^id)te. @rinc glänjenbe fd^ftftellerifd^ unb
oratorifd^e iBegabung oeifebafften t^m f^on am
5. Sebniot 1852 einen €1^ Ia te \ "" '
V6
1827
IRontalto — IRontantSmnS.
1828
Slfobemie, otool^I er batnal§ erfl ein größeres
aSer! l^auSßegeben l^e., @eme Iponpttoerfe fttd) :
1. Histoire de sainte ElisabeÜi de Hongrie,
duchesse de Thnringe, Paris 1836, feit^ tme«
berl^olt aufgelegt, beutfd^ öon 3. $1^. ©tdbtier,
^(adiett unb Seipjig 1837 unb fonji öfter; feine
blo^e 6rbmmng§fd|rift, fonbem eine auf emfien,
fritifd^en Stubien berul^be, fheng ^ijiorifd^Sü)«
gra))]^ie, bie befie unb grünblid^fte, toeld^e über bie
liebenSmürbtge ^eilige uberl^oupt Dorliegt, nienn
Qud^ über ßingel^eiten i^red SebenS feiü^ nod^
eingel^enbere i^orfd^ungen ongefteüt morben jtnb.
Wontalembert bemal^rt in biefem !Bud| feine qH-
feitige ©urdjbringung beS SKitteloIterS, feines
(Seiftet unb feiner 3nfHtutionen unb l^t gerobe
]^ierbur(i6 bal^nbred^enb gemirft. 2. Les Meines
d'Occident depnis saint Benolt jusqu'ä saint
Bernard, 5 vols., Paris 1860—1867, 5« ed.
1874, baju ein 6. unb 7. (©d^IuH ©onb 1877,
beutfd^ t). P. ßorl SSronbeS 0. S. B. u. 3. TOütter,
SRegenSb. 1860—1878, 7 Sbe., eine meiflerl^afte
?l})oIogie unb ©efd^id^te be§ SenebictincrorbenS,
bie ober nid^t über bie 3ett Seba'S beS Kl^rtoürbigen
l^inauSreid^t. 3l|r §auptt)erbienft liegt barin, auf
@$runb au§gebel^nten OueHenjtubiumS bie feid^te
mobeme Sluffofjung bc§ DrbenSlcbenS ju »iber»
legen, bie l^öd^ftenö bie »irtl^fd^aftlid^enunb »iffen«
fd^afttiti^en SSerbienfte bcr TOönd^e onerfennt, il^re
Sragtt)cite für boS rcUgiöfe unb politifd^e SSöIfer»
leben, für bie gefommtc d^rifWid^e Siöilifation ober
überfielt, ^ud^ burd^ bicfeSSBerf l^atSKontolembert
tocitl^inbol^nbred^enb gewirft, ©eineobjectiöe, tief«
religiöfe unb borum l^od^ibeale Suffaffung tt)irb nur
feiten burd^ aufbringlid^e Betonung feiner bemo«
fratifd^en Siebling§ibeen unb @eiten]^iebe gegen
(JöfariSmuS geftört. ®ie ©orftellung ift öon claffi«
fd&er ©d^ön^cit (ögl. §ift.»»)ol. »l. XLVn, 1861,
509—529). ®ie erl^abencn ©eftaltcn beS 1^1. Sene-
biet, beS 1^1. ®regor beS ®ro^cn, bc8 l^l.Kolumban,
be§ f)l. Scba unb ber ©rünber beS DrbcnSlebenS
unter ben ^ngclfod^fen fmb faum Don einem anbem
§iftorifer f o trcffenb unb an jicl^enb gefd^ilbert toor«
ben. ®ie Sinlcitung allein fd^on ift eine grünb»
lid^e SQßiberlegung ber Dcrfdfticbenften ßinmürfe,
bie öor unb feit fiutl^er wiber baS monaftifd^c
DrbenSleben erl^oben worbcn fmb.
®ic übrigen gefammclten S38crfe9Wontalembert8
(Oeuvres, Par. 1861—1868, 9 vols.) umfoffcn:
1. feine ouSgejeid^neten ftammerrcbcn, bereu be«
rül^mtefte bereits ertoöl^nt mürben; 2. feine |)oliti«
fd^en ©d^riften, au|;er ben fd^on angejogenen: Du
Devoir des Gatholiques dans la question de
la liberte d'enseignement (1844) ; Quelques
Conseils aux Gatholiques etc. (1849) ; Pie IX
et la France en 1849 et 1859 (1860) ; L'Eglise
libre dans l'Etat libre (1863) etc. ; 3. fleinere
gefd^td^tlid^e Sd^riftcn: St. Anselme, fragment
de rintroduction k THistoire de St. Bemard
(1 844) ; Le Pore Lacordaire (1862) etc. ; 4. Der»
fdjicbene 2luffä|c über ftunft, Siteratur, ^olemi«
fd^eS u. f. in. 5)xe ®ä)t\^l 'DTi'^wA^Xvsm^ ^\.
du CathoUcisme dans l'art nad^ ber Derbefferten
9u§gabe k)on 1856 finbet fid^ abgebr. beiMigne,
Dictionnaire d'Esthetiqae chretienne, Paris
1856, 1005—1226.
Siteratur. @ine grünblid^ Siogrop^e fel^
leiber nod^, ebenfo eine Sammlung feiner Srieft
JMeine 93togra))]^ien (nad^ Oliphant, Memoir d
Gount de M., gearbeitet) t)on W^^ Angostos
Graven, Le Gomte de M., Paris 1873; 9. ^off>
mann, (Srof ö. 3«., ber „fronaöftfd^e Ceonndl*,
SRann^eim 1876; L. de Gaillard, Mort et fmd-
railles de M. de M., Paris 1870; Henri de
Biancey, M. le Gomte de M., Paris 1860 (ndt
Portrait); de Haulleville, Le Gomte de M. (Be-
vue generale, Bruxelles 1876, I, 328—335;
aWontalembert (Mgem. 3tg. ®eil. 3lr. 76 tm
17. ajlärä 1870). Sine SCBürbigung feiner Stoc
bienfte um bie d^rifllid^e ffunfl gibt 3f. be Quil»
l^erm^ in 2)ibrond Annales archeol. XXI, Par.
1861, 252—260, unb ebb. XXVH, Paris 1870,
202—203 ; bielitel feiner funflgefd&id^tlid^en«uf-
fö^ fur^ gufammengefteQt in ben Annales arched.
XXI, 169 s. [91. Saumgartner S. J.]
^oniatto, f. $eretti.
^fotifiitiari, 3acob, O. S. Fr., Tla^
ber Zl^eologie unb $rofeffor an ber Uttit)erfität js
©ologna, mirfte als ©eneral feines DrbenS (1617
bis 1631) eifrig für bie OrbenS)ud^t, nomenffi^
für baS gemeinfame Seben; fein 3:ob erfolgte im
3. 1631. Singer Dielen an feine Untergebenen ge»
rid^teten ^aftoralfd^reiben ftnb t)on il^m gebnidS:
De divinae Sapientiae triumpho iconisma et
carmina, Bomae 1599; De S. BomanaeEcde-
siae principatu et monarchia ad Paulmn V.,
Romae 1608; Manuale Fratmm Min. Gon-
ventualium, nield^eS in italienifd^er Sprad^ m
doctrina cluistiana, doctrina regolaris, do^
trina spiritualis enthält; baSfelbe ^d^ ^fXß
tütittxi mit bem Sitel Livrea spirituale me^
malS 5U 92ea))el, ^Bologna unb fonfl gebrudt wtp
ben; Reformatio studionun, gebrudCt }uffSH
1619 unb ju Perugia 1620, t>on aRafhinScn
opusculum aureum genannt; Exercitia spiii-
tualia onmibusBeligiosis accommodata, Gnt
1622. Temi 1622; Modus habendae oratioiiiB
mentalis rectoque meditandi, Montevici 1619;
Alfabeto spirituale di S. Bonaventura, lolQ'
nifd^, mit italienifd(|en @rflärungen utÄ 3»$^
Montevici 1619; nod^ anbere fleinere oScetif^
@d^riften. (Sbaraglia, Supplem. ad ScriptoM
Ord. Min.) [3gnatiuS 3eiler 0. S. Fr.]
SBoof atiisums 9 eine @ecte im d^p^n
^Itertl^ume, genannt nad^ il^rem Urheber SRoid»
nuS. "Slaä^ bem Serid^te eines Snon^muS, ber Mt
@ecte, tt)a]^rfd^einlid^ um 193, befönq)fte xalb (si
beffen ©d^rift gufebiuS (H. E. 5, 16—17) eini|i
@tüdCe mittl^eilt, ftammte SRontanuS auS bm
gfledCen ^rbaban in Stiften an ber ©renje ^^
gienS unb trat balb nad^ feiner Saufe, toäßoi
@ratuS ^roconful t)on Sften mar, als ^xop1fd(4
^\^muS (De Trin. 3, 41) nennt t^ einenftfiißi
1829
ÜRontQuiSmud.
1880
<8d|en))rief}er; ^ieron^muS (Ep. 27 ad Marcel-
lam, in Opp. IX, 2, 65, Par. 1 706) bejeid^net tl^n
als abscisum utd) semiyirmn. (Siefeler (ffird^en«
flef4 I, 3. 9uf(., Sonn 1831, 163, §47) fd^fofe
baraud, er fei ^rieftet ber pl^rpgifd^en ©öttermutter
Gabele gettefen, unb biefe ^ermutl^ung ifl nid|t
gnmbtod; nur unterliegen bie Angaben, auf meldte
fU^ biefelbe {tit|t in Snbetrod^t ber fpöten 3eit
aus ber fie flammen, einigen Sebenlen. lieber bie
3ctt feines Auftretens befielet eine mel^rfad^e Ueber-
lieferung. (Sine Angabe tt)urbe bereits ertt)ö]^nt.
€ie ift für unS mertl^IoS, ba baS ^roconfulatsial^r
beS (SratuS fld| jeber Seftimmung ent}ie^t. dpi«
pl^aniuS lä^t (Haer. 51, 33) bereits im 3. 126 bie
gonge ®emeinbe t)on Sl^^atira montaniftifd^ fein
nnb oerlegt (Haer. 48, 1), mal^rf d^einlidi auf ®runb
einer filtern ^aä^n^i, ben Urfi)rung ber @ecte in
baS 19. 3a]^r beS ftaiferS «ntoninuS $iuS (156
tu iSlfc.). SufebiuS f e^t SRontanuS in feiner Sl^ro*
ntt (ed. Schoene 172) in boS äal^r 2188 ^ra-
l^amS, baS Sal^r 172 n. (Sf)x. Siefe Angaben l^aben
oOe, )um Xl^eil nod^ in ber legten Qdt, iBerti^ei«
biger gefunben. S3on ber erjten ift aber uiti^ebingt
ol^fd^. S)iebeiben anberen glaubte man bal^in
onfigleic^ gu follen, ba^ bie eine t)on bem erften
Auftreten beS 9RontanuS, bie anbere t)on ber großem
fbtSbreitung ber $ro))]^etie Derftanben tt)erbe. 3)er
Itmflanb, ba^ im 3. 177 bereits im Sbenblanbe
Aber biefelbe Derl^anbelt nmrbe, fd^eint aÜerbingS
Off einen etmaS löngemSeftanb l^ingumeifen. 3)od^
imterliegt bie Sngabe beS SufebiuS feiner teirflid^en
Gd^ttriengfeit, unb fie Derbient um fo el^er tBer«
tnmen, o& bie Sl^ronil beSfelben burd^ bie JKrd^en*
aefd^d^ gef|tu|t mirb. (£))i))]^aniuS fonb in feiner
C^efle k)id[eid^t einfad^ einen ffaif er SntoninuS Der«
aeid^ unb badete an SntoninuS $iuS ftatt an
«ii£(minuS pUofopl^uS (ogl. 93ölter in ber 3eit«
fd^ f. ttrtffenfd&. I^eol. XXVH [1884], Scip-
Ö1883, 23—36). «IS SKotiö beS Auftretens
SDlmi^muS begeid^et ber Snont^uS jägellofen
Cbrgei). Sßal^rf^einlid^ liegt bemfelben anä) un*
gepmber Sifer unb fd^mfirmerifd^e 9{aturanlage
a(Brunbe. Sbenf o mag bie SOtilberung ber 93u§'
dpiin, »)€% im 2. 3a^unbert mit bem SBad^S«
ftnin ber IKrc^e naturgemäß ftd^ nal^e legte, t)on
caiigan Sinfluß gemefen fein. SBie eS fid^ aber
bonit berieten mag, üRontanuS herfiel nad^ bem
angebogenen 93erid(|te in beftige, bis jur völligen
ttamltlofigleit gel^e (Sfjtafen, unb in biefem
^nffonbe begann er gegen bie Ueberlieferung unb
Uc l^erßmmlid^e Sitte ber JKrd^e „^u meisfagen".
Wtdgt leiten il^n für DerrüdCt unb befeffen unb
Wdtten bem Xreiben als bem eines falfd^en $ro«
»101 (Einl^alt tl^un; Rubere fallen barin baS Sßerl
l^igen (Seines unb ermunterten il^n jur tJfort«
Salb ttmrben aud^ ixotx fjfrauen t)on bem«
folfd^ ®eifte ergriffen unb rebeten gleid^*
nnftotige S)inge. S)iefe toatm ^riSca ober
unb SRajimitta, nöd^ft TOontanuS bie
^ropl^eten ber ©ecte. SQßeiterc l^erDor»
ngenbe ^nl^nger nxtren gleid^ SInfangS ein Sla^
biabeS; ein S^eobot, Don bem Snon^muS f))öttifd^
ber bett)unbemSlx)ert]^e erfte Sormutd) ober @ad^
matter ber neuen $rop]^etie genannt ; ein Xl^emi«
fon, ber in ber SSerf olgung mit (Selb fid^ loSgefauft
laben foUte, aber bennod^ als angeblid^er SRart^rer
burd^ Äbfaffung einer '£in(rroX9) xadoXixi^ für bie
$ro^]^etie eintrat ; ein Slesanber, ber in ber Ver-
folgung oSerbingS Dualen erbulbet l^e, aber
nid^ beS (SlaubenS megen, fotdiem megen feiner
Stöubereien (Eus. 5, 3. 18).
AIS bie @d^mörmerei meiter um fid^ griff unb
5U Angriffen auf bie (Slöubigen überging, meld^
bie SBeiSfagung ablel^nten, mußte man }u einer
naivem Prüfung berfelben fddreiten. Sa man in
bem SBeiSfagen baS treiben beS böfen ©eifteS er-
fannte, moQten bie Sifd^öfe SotaS Don And^ialuS
in Xl^^acien an $riSca (Eus. 5, 19), 3oücuS Don
(Somana unb Julian Don Apamea an SRasimiSa
(Ena, 5, 18) ben firddlid^en S^ordSmuS anmen-
ben, hmrben aber Don ben An|öngem ber ©ecte
baran gel^^nbert. SS mürben femer, mie ber Ano-
nymus meiter erjö^It, in ber ^roDiu} Afien St-
oben abgel^^Iten. S)ie Seratl^uug fiel gegen bie
Steuerung auS, unb ben Sd^mörmem mürbe bie
fird^Iid^e ®emeinfd(|aft entzogen. S)iefe ©^noben
futb bie öUeften, meldte bie ©efd^id^te fennt; 3lSS)f
res aber meiß man i^er fie nid^t. 3)er Libellus
synodicus laßt ^mar eine @Qnobe burd^ ben 93i-
f^of ApoüinariS Don ^iera))oIiS in biefer @tabt,
eine anbere burd^ ben 9if d^of @otaS Don And^ialuS
Deranftattet merben unb ber einen 26, ber anbem
nodd 12 anbere Sifd^öfe anmol^nen (Hard. V,
1494). Aber er ftammt auS gu ]p'dkx 3eit (etma
bem (Snbe beS 9. ätald^l^-)/ um Vertrauen }u ermedfen.
S)ie tl^^i^^^if^ V^ beobaddtenbe Uebereinftimmung
mit bem Veric^te beS Anonymus bemeiSt mofil
meniger, baß }i^m, mie ^efele ((£onc.«(Sefdd. 1, 85)
meint, ältere, guDerläf^ge ^Jaddrid^ten }u ®ebote
ftanben, als baß er auS SufebiuS fd^öpfte. Sinige
Sl^nften Derfielen im ftampfe gegen bie ^ropl^^e
fogar in'S entgegengefe^te S^itrem. Sh^uS er-
roix^ni (Adv. haer. 3, 11, 9) Seute, toeld^e gegen-
über ber Ausgießung beS (SeifteS in ben |üngften
3eiten Don ber im äol^^^nneS^ßDangelium Derl^^iße«
neu Senbung beS ^ßarafleten nid^tS miff en moQten
unb baS SDangelium unb ben pro))]d^ttfdden (Seifl
§ugleidd Dermarfen. SHe Semerfung ift auf Anti-
montaniften m begießen. Ob aber biefe mit ben
Alogem bei ^pipl^^iniuS (Haer. 51, 35) ibentif^
ftnb, i{t fel^r fraglid^. — ©leid^seitig begann aud^
ber literarifd^e Stampf. SlaubiuS ApoHinariS trat
gegen bie ^ropl^^tie, mu^ Allem nod^ gu Sebjeiten
beS SRontanuS, in bie Sd^ranlen (Eos. 4, 27).
S)ann folgte 9RiItiabeS mit ber ©d^rift Ilepl xoo
(jl9) $eTv i;po9i^TT)v iv Ixaxdazi Xodeiv ; um 193 trat
ber ertoäld^e Anonymus mit einem 9Ber!e auf, baS
menigftenS brei Sudler umfaßte, imb in bem auf
bie Arbeit beS SRiltiabeS bereits Sejug genommen
ift. Vienig ^oi^tt naä) bem Auftreten beS 9Ron-
tanuS erqob ftd(| ApoIIoniuS (Eos. 5, 18), beffen
@ddrift^iIgenfeIb(jte|ergefd^idite577^ix^V^tx%s&^
1831
SRontaniSmuS.
1832
fü^rung bc§ eptl)]^aniu§ (Haer.48,2— 13)bcn4t
finbet toäl^rcnb SSoigt bcn 3lbf(i^mtt ouf bie Sd^rift
iRl^obonS gegen bie ^ntimotttaniften sunidfüJ^rt,
bie mbeffen nur burdd ^ieron^muS (CataL 37. 39)
bezeugt toirb. 3)te @d^rift be§ WUtiabed feierte
ftd9 gegen bie Sfftafe afö tJform ber $ro))]^etie.
Sludd ber Snon^muS manbte ftd^ bagegen ; er fielet
in ber (Elftafe nur ein 3cici6en ber falfd^en Ißro»
pl^etie, unb ba bie @egner be]^cm))teten^ bie ®e»
nof fmnen beS 9Ront(mu§ feien in bem pro))]^etif (!^en
®eifle 92ad^foIgerinnen beS CuobratuS unb ber
Smmia Don ^l^ilabelpl^io, fo fül^rte er auS, ba^ auf
folc^e SSSeife bie $rop|eten mitx im eilten notf^
im bleuen Sunbe aufgetreten feien, nid|t StgabuS,
3ubaS, @ilas, bie %j5ä)ttt be§ pili))))u8, «mmia
unb OuabratuS (Eus. 5, 17).
3)ie 3la(i^nd^t t)on ben Vorgängen in ffleinafien
fam balb aud^ in'S Slbenblanb, namentUdd ^u ben
®emeinben Don S^on unb 93tenne, mlä)t Don
jfleinafien ausgegangen maren unb mitbenborti«
gen ßl^riften in enger Sßerbinbung ftanben. SBal^r»
id^einlidd rouxhtn biefelben Don ben Snl^öngem
ler $ro))]^etie \m i^t Urtl^eil angegangen. @3
gefd^al^ bie§ jur Seit ber Don TOarc Sturel Der«
längten Verfolgung (im 3. 177), unb in bem
@d^reiben, in meld^em bie Sl^riflen (SaQienS über
il^re Seiben berid^teten, f))rad^en fte fid| ^ugleid^
über iene Semegung auS. Sie fügten aud| Derf d^ie-
bene SSriefe bei, meldte injmifd^en Doüenbete SRar«
t^rer mä^renb il^reS Stufentl^alteö im Äerfer im
Sntereffe beS Qfriebenö ben Srübem in Stften unb
Ißl^r^gien gefd^rieben l^atten. Qu bem gleidftenSSe«
l^ufe fddidKen fte burd^ 3renöu§ ein @d(|retben an
^al)ft gleutl^eruS mä) SRom (Eub. 5, 3 — 4). ®er
^intt)ei§ auf ben Sftieben beutet an, ba| bie trü-
ber in ©attien feinen Srud^ toünf d^ten. 3m Uebri-
gen aber fiel il^r ©utad^ten, ba§ SufebiuS fromm
unb red^tglöubig nennt, gegen bieSWontaniften au8.
SBeld^cn ©d^ritt gleutl|cru8 tl^at, toirb nid^t ge»
melbet. 9ßo|l aber erfal^ren loir, ba^ bie rdmifd^e
ßird^e ben TOontaniSmuS juerft ablel^nte, bann
einige 3«tt befd^üjte unb fd^Iie^Iidd auf (Srunb
nöl^erer 92ad^rid^ten tt)ieberum unb enbgültig Der«
marf. SertuHian erjöl^It nömlidd (Adv. Pra-
xeam c. 1), fßra^ead l^abe, al§ er nad^ Siom fam,
bem bortigen 95ifd^ofe, ber bie Don 3Kontanu8,
fpriäca unb SKajimifla Dcrbrcitetcn Sßro})]^etien be-
reits onerfannt l^atte unb infolge beffen mit ben
Äird^en Don Slften unb ^l^r^gien Qfrieben l^iett,
falfd^e Sendete über biefe ^ropl^eten unb ftird^en
erftattet, il^m gegenüber baS ^nfcl^en (ober bie
§anblung§tt)eife) feiner SSorgänger Dertl^eibigt unb
il^n fo gesioungcn, bie an bie SKontaniften erlaffe»
nenÖfriebenSbriefe ju miberrufen. SBer bie $ä^)fte
flnb, meldte l^ier in Setrad^t fommen, ift nid^t mel^r
mit @id^er]|cit ju beftimmen. S)od^ gel|t ber Icjte
Il^eil bc§ Seri^teS SertuIIianS tt)a|rfd^cinUd^ auf
SBictor ober 3ip^\)xx\L ®a8 Urt^eil fonnte übri-
gens bem ©lauben an bie $ro})]^etie aud^ in ber
lateinifd^en Äird^e fein 6nbe bereiten. 3n SRom fal^
pd^ unter bem ?(iont\^taU S^\Sj£)TO&^n^x^%^tÄt
6^aiuS pm ffam))fe gegen ben 9Rontaniflen$rodu§
Deranla^t (Eus. 2, 25 ; 6, 20). 3n Sartl^go e^
Hörte ftd^ um 205 SertuHian für bie ^1^
unb mürbe il^r bebeutenbfter Vertreter. — liebet
SRontanuS' Snbe berid(|tet ber SnonpmuS bei Su«
febiuS (5, 16), eS gel^e bie ©age, er l^obe ftd^, Dom
böfen (Seifte getrieben, erl^ongt, unb auf bie gleid^
SBeife fei feine Sn^öngerin SRoi^imilla geftorbes.
S)em®emä]^rSmanne lag l^iemad^ eineftd^ere9to^
x\ä)t nid^t Dor. (Sx ift aud^ nid^t geneigt, fik hk
@erüd^t einzutreten. 3nbem er ber Srja^Iung fo*
fort baS meitere ©erüd^t anreil^t, ba^ aud^ Z^bot
eines unnatürlid^en XobeS gefbrben fei, fügt et
Dietmel^r bei: fo er^öl^le man ftd^ biefeS; ba er eS
aber nid^t gefeiten l^abe, fo beft^e er boruber fein
ftd^ereS SBiffen; DieÜeid^t l^ötten bie gemmntai
$erfonen fo, DieOeid^t aber aud^ onberS geenbigL
3)a§ ®erüd(|t fonnte aber um f o el^er entfld^n, oB
SOtontanuS bei ber^rt unb bemSnl^alt feiner SBcti«
fagungen au^erl^alb beS ffreifeS feiner 9n^dngcr
für befeffen galt. Eingetreten i{i fein Xob aOm
nad^ Dor 180. 2)er Snon^muS bemedt nöo^
lid^, iai feit bem Xobe ber lßro))]^tin äRoiimilki
13 3al^re Derfloffen feien, ol^ne ba^ toeber ein al>
gemeiner nod^ ein befonberer JMeg entftanben fd.
3)ie gfriebenSperiobe ift l^öd^fl mal^rfd^einftd^ Me
Seit beS J?aiferS SommobuS (180—192), m^tbic
Seit 200—213, ttrie Sontoetfd^ (f. u.) @. 146 (Dt*
nimmt aRa^iminaftarbalfournlBO. @ieißMe
jüngere unter ben $ro))^etinnen. äl^r 9lnSf|m4
ba^ nad^ il^r fein $ro))|et mel^r fein tottbt, jeigt
überbie^ nod^ befonberS an, bd^ Sl^ontanuS Dor i|r
geworben ift. 9. @d(imegler (2)er SRontoniSoiBS
u. b. ddriftl. jhrd^e beS 2. 3a]^r]^., Slübing. 1841)
glaubte ebenfo mol^I 9RontanuS olS ben beta
^ropl^etinnen bie ^iflorifd^e SsifHeng obfpit^a
unb in il^nen eine blofee ^erfonification ba *o»
nitifd^en 3eitrid^tung beS 2. Sal^rl^unbertS crbüfa
au foDen, bereu SuSbrudC eben ber äRontonäoaS
fei 3)iefe SIuffteQung mürbe mit ©runb ollfettiü
abgett)iefen.
3nbem 9RontanuS, $riSca unb 9Rapmifla iS
^ropl^eten auftraten, moQten fie nid^tS HxlUaA
als baS Organ, baS miüenlof e SS^erfgeug beS If»
ligen ©eifteS ober ^arafleten fein. @ie DcifiAi
bemgemö^ bei il^ren SBeiSfagungen in Sffiafe; M
@elbftbett)u^tfein trat DöQig gurüd: fte rebctennft
in eigener $erfon, fonbem ®ott ooer ber $anAt
foHte eSfein, ber auS if)nen fpred^e. SDtontamSi^
merft in biefer Sejiel^ung : „©iel^e, berSDM^f
toie eine fieier, unb i(S) fliege ]|er}u tuie ein$IcIM;
ber SRenf d^ f d^löft, unb \ä) mad^e ; ftel^, ber ^
ift eS, ber bie ^erjen ber SRenfc^en in (Stfiofe »
fe^t unb ber baS ^era ben SRenf c^en gibt" (Ep^k.
Haer. 48, 4). gin anbereS 9RaI Oaaer.48, U)
fagt er: „3d^ bin gcfommen, nid^t ein Sngd ol«
® efanbter, fonbem ®ott ber 95ater f elbp" ; ober:
„3d^ bin ber Soter unb ber ©ol^n unb ber ?pc«i»
flet" (Did. De trin. 3, 41). S)ementf})red6cnb*
ber ®eift, aud^ menn er burd^ TOasimilla iMt
ia(S SRann ober in ber änaScuIinform (I^
ÜRontaniSmud.
18a4
. 48, 18). ®q8 auftreten erregte um fo mel^r
i, als bte Sfftafe fic^ (ismeilen gerobegu qIS
d äußerte ober memgftenS ofö fold^e erfd^ten.
ibeSrtd^tetebagegen bie oben enoäl^nte ©d^rif t.
Rontanijten l^ielten i^ren Snfprud^ mbeffen
)i] bie Stftafe galt tl^nen als bte etgentlid^e
ftmenoölirenbe Qform ber Offenbarung. Ser»
i bemerft (Adv. Marc. 4, 22) : In spiritu
constitutuSy praesertim cum gloriam
onspicit, vel cum per ipsum Deus loqui-
lecesse est excidat sensu, obumbratus
3t virtute divina. Sr toibmete ber 9n«
(t^eit aud^ baS fed^S Sudler umfoffenbe SBerf
Stasi, baSiebod(|t)erIorenging. ^xpaupU
ber SBeiSfagung betrifft bie balbige €rfd^et«
Sl^rifti unb bie 92ö^e beS SnbeS. Siner ber
rüddeWosinttlla^S tautet: „3la^m\x mirb
{hop^etin me^r fommen, fonbem baS SBelt«
(Epiph. Haer. 48, 2). S)a§ taufenbiäl^rige
Sldrifti fönte t)on ben @töbten ^tpnia unb
im ouSgel^en. WontanuS nannte fte be^l^alb
ilem (Eus. 5, 18). $e))usa, baS eine ber
letinnen näl^erl^in fiir ben Ort erflärte, auf
n baS l^immtifd^e Serufalem ftd^ l^erablaffen
galt inSbefonbere al§ bie l^eilige @tabt.
^i))]^aniuS berid^tet (Haer. 48, 14), l^ielten
ontaniften ben Ort nod^ l^od^, na^bem bie
bereits }erftört tt)orben mar, inbem fte p
dlfal^rteten unb bort nad^ il^rer Srt ©otteS«
l^ielten. — S)er ©laube an bie 3läi)t ber
tfunft Kl^rifti bebingte ein ftrengereS Seben.
i^riflen foUten ftd^ gebül^renb Dorbereiten,
n ^erm mürbig }u empfangen unb bie $rä«
i ju beftel^en, meldte feine Slnfunft begleiten.
US sanctus, bemerft SertuIIian (De jejim.
, ex Providentia imminentium sive ec-
sticarum tentationum sive mundialium
nun, qua paracletus id est advocatus ad
ndum judicem dicitur, hujusmodi officio-
emedia (sc. jejuniorum) mandabat. %ber
ilo^ bie^. S)ie $rop^etie n)o0te bie Offen»
) erfl jur SoÜenbung bringen. Sertubian
fid^ (De virg. vel. c. 1) in biefer Sejiel^ung
)erma^en auS: „^QeS l^at nad^ bem SBorte
tbigerS (gcd. 8, 17) feine 3eit. ©ie^e, toie
lie Sreatur aümälig ftd^ pr Sfrud^t entmidelt.
ifl ba§ @amenfom ; auS bem @amenfom
ie @taube ]^ert)or ; aud ber (Staube entmidfelt
; 93aum u. f. m. @o ift eS aud^ mit ber ® ered^>
; benn berfelbe ift ber ©Ott ber ©ered^tigfeit
r Kreatur. 3^r ^rfter Slnfang loor bie natür»
Jottedfurd^t ; burd^ ba§ ©efe^ unb bie $ro«
gelangte jie in ba§ JKnbe^alter ; burdd baS
elium blfigte fte jur Sugenblid^feit auf; burd^
indlet aber gelangt fte sur SReife." 2)iefer foU |
mie XertuUian nieiter betont ntd^t Don ftd^ '
fonbem maS il^m t)on 6!l^riftu8 aufgetragen
tnb be^äglid^ be§ ©Iauben§ XDoUttn bie SRon-
n nid^tS 92eue8 bringen. S)ie ©laubendrtgd
t SMuIIian (1. c), ift Sine, unDeränbcxtä^
iDerbefferlid^. 92a(|bem er aber l^enui^
3n]^alt mitgetl^eilt, fö^rt er unmittelbar fort: Hac
lege fidei manente cetera jam disciplinae
et conversationis admittunt novitatem cor-
rectionis, operante scilicet et proficiente us-
que in finem gratia Dei, unb erblidtt einige
feilen ]pättx baS SBalten beS ^arafleten nöl^erl^in
barin, quod disciplina dirigitur, quod scrip-
turae revelantur, quod intellectus reforma-
tur, quod ad meliora proficitnr. ^uf bem ®tß
biete ber 3)iSci))lin foUte alfo ein i$ortfd^ritt ju
einer l^öl^em Stufe ftattfinben, bie @d^rift ju bie«
fem Sel^ufe beffer entl^Ut, ber Serftanb erleud^tet
»erben. S)amit fteüten M aber bie neuen $ro-
pf)tim, menn fte aud^ baS ©laubenSgebiet unberäl^
liefen, immerhin aber bie Slpoftel. S)te gfüHe beS
^eiligen ©eifle§ foUte, mie $J^i(aflriu3 (Haer. 49)
il^re Seigre nad^ biefer Seite |in beftimmt, nid^t be-
reits ben 9]l))ofteIn, fonbem erft il^nen }u Sl^etl ge-
morben fein, unb biefer Snfpmd^ fül^rte um fo
notl^menbiger ^um 9md(|, als ber ^arallet gforbe«
mngen erl^ob, meldte tl^eilS DöIIig, tl^eilS menigftenS
mit SRfidfftd^t auf bm bomaligen @tanb in ber Snt*
midHung ber JKrd^e }u Dermerfm marm, ba maU'
d^ed burd^ ©efe| )ur aügemeinm $flid^t gemad^t
mürbe, maS aSenfaDS anpratl^en unb )u empf el^Im
mar unb bemgemö|, menn eS aud^ frül^er fd^on
geübt morben mar, fjtetS nur in freimUIiger SBeife
unb t)on einem Sl^eil ber Sl^riften befolgt mürbe.
S3or Mem foQte bie }meite Sl^e verboten unb
ba§ S^aften Derfd^örft merbm. ^ie beibm Sfocbc*
mngen erfd^einen bei SertuIIian olS bie ^aupt*
bifferengpunfte gmifd^m bm Jtatl^olifm vSb hea
Unontaniflen. 3)ie Sd^rift De jejunio htgmat
mit bm SBorten: Mirarer psychicos istos. «
sola luxuria tenerentur, qua saepiitf mibiiii^
si non etiam ingluvie lacerarentsr. qa^ vimuK
oderunt, unb nad^ einigm nxsics J!«snB3&B3s
mirb als ©mnb ber Slblel^innip ]e lam So»
pl^etien burdd bie ftat^olibn umiqitww Jg ^e
SBei§fagungenöfterSfaftaIdimui^«Ba3. cm
doceant saepius jejmui« ^
biefe ^orbemngm meiet^mir
18)]^tn, mmnerDon
Trennung ber &^
gefteSt. 3)er94ioIr^
fte in eigmen
De monogamia. 3v-MMr<3:
ten Sbl^anblmiF Ji
gmeiten dlt #
nur, ba§ if U
lic^ ^
toni^
lato ^
c. llS!
1885 anontaniSmuB. 1836
evangelio illos dies jejuniis detenninatos pu- quaiia eabbati et eexta plurimum fimginiDr,
taut, in quibus ablatus est epoiiBUB, et hos erhellt aber, ha% in bet Sne^rja^I ber grolle boS
esse jamsolosIegitimoBJejimionunChristia- ^crrommen beotiaii^tet unb baS ^^tn mit ba
Dorum, l^otte bie Äiit^e bamals nur ein tinjigeä neunten ©tunbe be)^lofjen würbe. Soiowtii^
f'e^Iic^el Soften, bnS haften oor Opern. S)a§= (S. 96} (c^rie^t quS ben ongefü^rten SteOnt, bit
&e ^ütte leinen ®runb in bem SBorle beS §erm fflontanijten Ratten mifeer iÖHtlroot^ unb Srntag
ott^, 9, 15, mar iebotf) ntii^l QKent^Qlben ganj miä) reeitcre ©tationStage ge^oöl; gonj fii^tr mit
flleic^. ^a<^ ber angeführten ©leHe bauerte e§ bie Unrecht, ©rittenS galten bie ajiontoniflen üaa-
beiben legten Sage ber ß^orroo^e; nac^ c. 14 f Magien, toelt^e jitiei SBo^en umfaßten, ©omStuB
faftctm einige ffircfien nur am Stjaifreitog. Sre- unb ©oitnlag jebo(^ aufgenommen (c 15), laüi
näuS (Eaa. 5, 24) fprit^t au^ noä) toxi metirercn bie 9lcefe beftanb barin, ba| man in biefcr 3t^
3Jigenunbbon40©tunben. 9Iu§erbief(m3oI)reS' wie baSSBort befagt, nur trudene ©peifen flencr[i,
fafien gab c§ ä»nr no^ juiei raiji^entlic&e ^nfl- beä Sleif[i6tS aber, beS SBeineS, ber ©rülit, felb^
tage, inbem man am 5Diitiliioi^ unb Sreitog, btn ber feu^ten Obftforten unb fogar beS ©tobei fi(^
©tationStagen, bis jur neunten ©tunbe ober 3 U^r enthielt (c. 1). 3n ben 5(i^üoioi)t|umenen (8, 19,
beS Koi^mittagS fii^ ber üJa^runQ enthielt. 5BeS ed. Cniice p. 420) werben neben ben lero^^gita
SBeitem iteranftalteten einjelne Gliriften, loie a:er' ani^ DtaptianopiiQgien ermähnt, bie ober fonp nif
tuDian c. 17 erjä^lt, für ftt^ ein tfaffen; bei ge- genbSDorlommenunbiebernä^emSefÜmiramgfti^
ttiffen SiUäflen, grofien Sebrangnifjen u. bgl., entjieöen. 2Sn tnelc^c 3«t bie JEerop^agien fitfai,
oibneten auc^ bie IBifi^Öfe ein goften für ilire @e- wirb Bon SertuIIian nii^i überliefert. SBenmit^liiS
meinben an. Aber biefe§ goften mar elnwS ganj aber gingen fie Oftem Boron ; bie Stmio^me ift an
3fRiwinige§ ober aufeerorbentlic^ea, 9Iuc^ jur Se- fii^ wa^rfi^einlic^, unb fte ^at eine ©tüfee in ber
obai^tvng bet ©lationStoge beftanb, wenn auc^ Eingabe bei ©DjamenuS (E. £. 7, 19), ba| bie
bie fird)Ii(^e ©itte mefir ober toenigerhajueinlub, SKontonifttK ein Dflerfaften oon äwei SSoideii
feine eigentli^e SQtrpfliditung. De cetero, be- Ratten. i)a6 ber ©amStag, gleiii^ bem ©oraitäg.
merft SertuUian c. 2 na^ 91nfiifirung beä Öfter- Don her Hebung ausgenommen loarb, fie^t i^r nii^t
faftenS, indifferenter jejunandum ex arbitrio, entgegen. Wie SBonwetftl) (©. 96) meini Saro
non ei imperio novae diaciplinae, pro teni- Wenn c. 14 mit ben SBoTten: Cur stationibn!
poribus et canais uniuBcnjueque ; sie et apo- quartam et sextam eabbati dicamus et je-
Btolos obeervasse, uuUum aliud imponentes junüs paraaceven? bie montoniftif^e $10^1.
jugum certormn et in commune omnibua ob- bejw. bie gemeinfame Uebung ber aJlBnianijioi
eundorumjejuniorum, proindenecstationum, unb ffat^olilen bargefteUt unb bann Don bei
quae et ipsae buob quidem dies habeant jfaf^olilen noc^ befonberS bemeift miib : Qiub-
qnartae feriae et eextae, passive tarnen cur- rjuam vos etiam eabbatnm, si quando, con'
rant, neque sublege praecepti etc. ^em gegen- tinualie, numquam nisiinpascha jejunandom,
fiber fütirten bie ÜDiontoniffen nun eine breifac^e jr crbcllt, ba| bie 3)lontamften am S^orfatnStiq
Steuerung ein. SBie au3 bem Vorwurf erbeut, ber nid)t fn[tclcn. Sie Xeiop^agien maren olfo na^
ibnen nac^ SertuIIian c. 1 gemalt mürbe : quod irficiulitfj ein Ofterfaften, unb fte benra^rtcn ijn
jejunia propria cnstodiamus, quod etationes uifpriiiigtidic 2)aueT aud) fpäter, al§ baS O^
plerumque in vesperam producamus, quod fuftcit in ber lat^olifi^en flirc^e eine gröfiereSB*'
etiam xerophagiaa observemuB, unb toie bie tcf)nung etljielt. ©ie Bertrelen bemgemäg bei ben
mieber^olte Webe Bon jejunia, xerophagiae unb jüngeren ÜJtontanipen bie ©teile beS Diuto"
atationes (c. 11 — 13) anbeutet, Ratten peeiftenS gefimoIfoftenS. 5)et Umpanb aber, ba^ |ie out
eigene jjaften. SBie meit biefelben aber auSgebe^nt fpäter in ibrem anfänglich Umfang belaffenMiP
Uoien, wirb unS nid)t beutli^ berietet. 9IuS beu bcn,niagbieiIJtDntanifteninberOol8(ieit6cfKint
SSorten c. 18 : Conyentns autem iUi etationi- ^aben, jwei meilere Ouabragefen i^i ^irili»
bufi prins et jejunationibus operati dolere perioben einzuführen, bo fte fonfl ber (oQ^if^
enm dolentibus et ita demum congaudere itizt^t ju fef|r na^geftanben Rotten. SBii erfa^
gandentibus nonmt, f^eint ober t)ert)orju gelten, oon hei ßinri^tung burc^ ^ieron^muS. 2)ei^
Sag fie ben tieften ber ©ecte Borangingen, über erWo^nt (£p.41 c.3;InAgg. 1, 11; InUatäi
beren ^ier SpipbaniuS (Haer. 49, 2} SinigeS 9,15) beibenSltontaniften bretOuabiogejenniA
mitt^eilt. 3w^tn3 gaben fte bem ©tationsfoften gibt an lebterem Orte für bie eine berfdÄatb«
einen gefeilteren S^araCter unb be^nten hoSfelbe 3"t ^'^^ w"af'(n °^-
Mttmeife bis jum 3Ibenb ouS. igeibeS erbeut au§ 3n hritler Sinie foCte bie gflud^l in bet
bem SBormurf, beffen XertuSian c. 10 gebend: !8erf olgung Derbotenfein. Xerhülion erböittt
AequeBtaüoneenostrasutiudictas, quasdam bie {fotberung in ber ©^rift De foga inp^
vero et in serum constitutas novitatis nomine secutione. ^aäf berfelben c. 9 lautete ein $t>-
incueant. Süie oft fie baS ©tationSfoflen Ber- p^etenfprui^ : „SBirfl bu Borgefü!)it, foifltfbii
lungerten, wirb RidE)t nä^ei g^agt. %uS ben bereiti gut ; heun wer Dor hen ÜNenf^en nie^t offenboi
angeführten ©teilen unb her toeitem Srfldrung wirb, wirb e§ Bor bem&erm. ©(!^me bi^ni^;
c. 10 ; non qaasi reBpUAmw« soi^Bm, cui at um her ®erc<^tig[eit mtQen tvirfl bu öffentli^ top
1
1837
ÜRontaniSmud.
1838
ocffil^tt. 2Bad fd^Smjl bu bid^, ha bu Stul^m
oobonträeft? 9Rad^t ertoeist ftd^, totnn bu ge»
teaut totrfi bot bcn aßenfd^cn/' 6in anbercS
SBort (ib.) gab bieSrmal^nung: „SBoQet nid^t in
Setten unb in JKnbednötl^en unb in todtfßtfftm
9teber }u fterben tt)änfd^en, fonbem in üRart^rien,
batnit öcrl^crrlicl^t »erbe, ber für eud^ gelitten."
S)ie UJerfoIgung, jül^rt SertuHion c. 4—6 auS,
ifl eine Sd^iduna (SotteS, unb bem, »aS t)on ®ott
tommt borf unb lann man nid^t auS bent SBege
gel^; baS SBort beS §erm öon ber glud^t (2Katti
10, 23) gelte nur ben apoftcin; biefen fei befol^Icn
iDorben, ber S3erfoIgung auSgutoeid^en, bamit bie
Serfunbigung bed (SbangeliumS ntd^t beeinträd^tigt
loerbe, unb nod^ ben folgenben SBorten: Non
eonsnmmabitis civitates Israelis, anä) i^nen
nur für bie Sauer il^rer SRiffton in $aIöftino.
SRit oer glud^t »urbe aud^ bie fioSfaufung in ber
Serfolgung Derboten, bie nummaria fuga, tt)ie
S:ertunian c. 13 fie nennt. @elbft bie Seobad^tung
ton bef onberer 95orftd(|t bei Sbl^altung ber gotted«
bienfUic^ S3erfammlungen fanb !&Ri^binigung
(o. 1). 2)iefe§ 93er]^atten mad^t ed erflörli^ ba^ bie
SRontoniflen Diele SRartQrer ^al^Iten. 2)od^ Rollten
aad^ einige unter il^nen ber menfd^Iid^enSd^möd^e
i^ 2:ribut. ^olloniuS (Eus. 5, 18) bejeugt,
ba^ Zl^if on fid^ mit (Selb ber ^feffeln enttebigte.
Kod^ ben ^cten beS Sld^atiuS c. 4 (Euinart,
Aeta mart., ed. Oalura I, 354) liefen ftd^ ^ur
Seit bed S)eciu8 einige SJlontaniflen fogar jum
Opfern l^erbei. — Sin DierteS ®ebot betraf bie
S n g b i 8 c i )) I i n. S§ lautete auf immertt)ö]^rens
bcn I[tt8fd^lu^ ber f d^meren @finber au8 ber Krd^«
fid^n®emeinfd^aft. SertuIIianred^tfertigt badfelbe
in ber @d^rift De pudicitia. S)arin mirb c. 21
Ott SBort beS Ißarafleten, gef))rod^en burd^ bie
^ßcopl^eten, angeführt: „SS fann bie JKrd^e@ün«
bot vergeben ; aber id^ »erbe eS nid^t tl^un, bamit
fie nid^t nod^ »eitere @unben begel^en." S)er SIuS*
ftmtd^ )eigt, ba^ bie ^^frage bie Snontaniften
bereits im Anfang unb in ber ^eimat befd^äftigte.
Sod^ fam tS, fo »eit »enigftenS unf ere 92a(|rid^ten
tfiäfai, bort }u feinem gröfiem Streit, unb bie
Crfd^ebnmg begreift fld^ avS ber ürd^tid^en 9e-
)Iung ber f^rage. Sud^ auf fatl^olifd^er Seite
fd^te bomafö mel^rfad^ eine öl^nlid^e (Strenge.
igefe]^ fd^eint bei ben SDlontaniften, »enn t)iel«
Uiii^t oud^ nid^t gerabe für bie brei fog. jfapitat-
^iben, in meinafien feitenS ber $rop]^eten unb
SRort^rer bi8»eilen eine 93ergebung geübt »orben
jtt fein. S)ie fpöttif d^e §rage be§ 9pononiu§ (Eus.
6, 18, 7): „SBer »irb nun bcm 3lnbem feine
€änben vergeben? 3)ie ^ropl^etin bie Staube«
teien bem SKart^rer, ober ber 2Karttn:er ber ^ro«
{i^ettn bie Setrfigereien?'' fönnte als 9e»eiS bafür
ongefe^ »erben. Sod^ ift bie 3)eutung nid^t
fi^er. & lä^t fid^ mit Stitfd^I (gntfiel^ung ber
cmd^. Äird^, 2. «ufi., Sonn 1857, 518) an«
nel^men, ba^ bie l^d^nifd^e gfrage auf ber 93orau§«
fe|pntg berul^t ba| bie Slontaniften bie Sünben«
Heigemmg Denoeigem, ba fte erft baburd^ il^re t)oQe
©d^ärfe erl^ölt. SBie eS fld^ bamit üerl^alten mag,
tint größere ©ebeutung gc»ann ber ^unft erft
fpätcr im Slbenblanb. 2ltö ein ^ft, nad| ben
$l^iIofo))^umenen 9, 12 (Philosophumena ed.
Cruice, Paris. 1860, 443 sq.) eiaUiftuS, bie biä-
]^er üblid^e ober »enigftenS t)or]^errfd^enbe Strenge
gegenüber ben Unaud^tfünbem mit Sntfd^ieben*
|eit aufgab unb benfelben burd^ ein })eremtorifd^eS
ßbict nad^ geleifteter Su^c SSergei^ung oerl^iefe,
trat il^m ScrtuHian mit ber genannten Sd^rift ent»
gegen, gntfpred^enb bem in berfelben mitgetl^eilten
$rop]^eten»ort »urbe ber ffird^e ^»ar ntd^t bie
Sßoümad^t ber Sänbenk)ergebung beftritten, »ol^l
aber erflört, ba^ t)on ber %efugni| au8 biScipli«
nören®rfinben fein ©ebraud^gemad^t »erbe. S)ie
JKrd^e, »eld^er bie iBoSmad^t }ufomme, follte über«
bie^ nid^t bie fatl^olifd^e fein, bie ecclesia numerus
episcoporom, fonbem bie (SeifteSfird^e ber %n«
l^änger ber $ro))]^eten, bie ecclesia spiritus (c. 21).
Unb gleid^ ben ^ifd^öfen foQten au^ bie SJlartQrer
feine SSoQmad^t ^ur SünbeuDergcbung ober fein
9ted^t l^aben, t^riebenSbriefe uuS^uftellen, »ie bie
S)arlegung c. 22 näl^erl^in ^u oerftel^en iß. —
t$ünften§ f outen bie Jungfrauen gleid^ ben f^rauen
beim (Sottedbienft ben Sd^Ieier tragen, gür bie
t^orberung liegt fein $rop]^eten»ort Dor, unb fie
»urbeMem nad^ erfl fpöter erl^oben. 2Kn Orient
»ar fte nid^t auSbrüdlid^ nötj^ig, ba bie SSerfd^Ieie«
rung ber Jungfrauen bort überl^aupt üblid^ nmr,
»enn fte aud^ nid^t gerabe als ®efe| galt. 3m
Slbenblanb unb in ber lateinifd^en ffird^e bagegen
beftanb eine freiere Sitte. 2)emgemö^ fam ed l^ier
bei bem Einbringen be§ SRontaniSmuS )um Streit.
Jn Sart^ago »urbe bie SSerfd^Ieierung ber Jung«
frauen t]^eil»eife fdjon oor bem Uebertritt ler«
tuIIianS ^um 9Rontani§mud üblid^, »ie beffen
Sd^rift De oratione c. 21 — 22 jeigt. SHe Steue-
rung erj^ob 5»ar nid^t ben Snfprud^ auf allgemeine
^urd^fül^rung, »ie au§ ber Sd^rtft De virgini-
bus velandis c. 3 erl^eOt. Sber fie erregte gleid^«
»ol^I %nfto^, unb baS um f o leidster, »eil fte ol^ne
3»eifel eine f^olge beS Einbringens ber $rop]^eiie
»ar. 2)abur^ fanb ftd^ SertuQian \paitx, al§ er
bie $rop^tie felbft anerfannte, t)eranla^t für bie
allgemeine SSerf d^Ieierung be3 »eiblid^en ©efd^Ied^«
teS in einer befonbem Sd(|rift einzutreten. S)ie
93erf d^Ieierung ber Jungfrauen »irb barin für eine
gorberung beS ^arafleten erflört, inbem c. 1 be«
merft »irb: Hunc (paracletum) qui audierunt
usque, non olim, prophetantem, virgines con-
tegunt. S)ad ®ebot be§ ^oftelS 1 (Sor. 11,
5 — 6 gelte bem ganjen »eiblid^en ®efd^Ied^te, ba
ba§ SBort mulier nid^t blo^ bie oerl^eiratete f^rau
beseiddne (c. 7). 2)er Sd^Ieier fei not]^»enbig )um
Sd^u^ ber 3ü^tigfeit fo»o]^l ber gfrau al§ bed
SWanneS. Indue, ruft SertuEian c. 16 ber grau
unb Jungfrau ^u, armaturam pudoris, circum-
duc Valium verecimdiae, murum sexui tue
strue, qui nee tuos emittat oculos, nee ad-
mittat alienos. Sa bie Serfd^Ieierung ber Jung«
frauen in ©ried^enlanb unb »al^rfd^einlid^ aud^ bt
1839
ÜRontaniSmuS.
1840
ftteniafien allgemein äUi^ toar, f o bejionb in bief er
IBe^ie^ung gmifd^en ben StaÜ)ol\itti unb SRonta*
niften lein grofeer Unterjd^ieb. 2:ertuEian fül^rt
auä) in feinet einfd^Iögigen montaniftifd^en ©d^ft
im Mgemeinen nur breiter ouS, n)a3 er fd^on in
feiner ^ül^em Ißeriobe gefagt l^atte. Sel^nttdJ Der»
^ölt eS fid^ mit einigen meiteren gorberungen,
xotli)t nur ebenfalls nur burd^ il^n erfal^ren. S3
tt)irb nur unbebingter t)erboten, mag fd^on frfil^er
t)on il^m getabelt murbe^ unb maS aud^ bei anberen
f a^olif dden Sd^riftfteQem ber 3eit mißbilligt mirb :
$u| unb @d^mud, Sßalerei unb ^laftü, @d^au«
fpiele, Sefränaung, »riegSbienft. ®er gl^rift foH
biefe ®inge meiben, toeil bie einen ber Unfittlid^»
feit SSorfd^ub leiflen, bie anberen il^ren Utj))rung
in ber S^bololatrie l^aben ober berfelben bienen,
meil er, mie in ber @d(|rift De corona c. 8 betont
mirb, überl^aupt nur biejenigen S)inge gebraud^en
foS, quae meras utilitates et certa subsidia
et honesta solatia necessarüs vitae humanae
procurant. 2)iefe $un!te begränben nad^ bem
^ngef liierten feine montaniftif d^e ßigentl^ümlid^Ieit.
£ertunian bringt aud^ bei i|^rer fpötem Erörterung
nid^tS eigentlid^ SRontaniftif d^e§ t)or. SIber immer«
l^in nal^m ber SOtontaniSmuS bei feiner fd^roffen
SBeltflud^t eine ftrengere (Stellung )u il^nen ein,
unb infofem ftnb fie |ier nid^t ^u übergeben.
3nbem bie 9Rontaniften au§ ber ffird^e au§«
fd^ieben, flellte ftd^ aQmöIig baS Sebürfniß einer
eigenen Sejeid^nung ein. SertuIIian gibt il^nen
al§ Slnl^öngem ber neuen (SeifleSoffenbarungen
ben 92amen spiritales, bie ©eiftigen, unb nennt
bie jtatl^olifen im ®egenfa^ )u i|nen psychici,
$f9d^er. Penes nos, \ä)xt\bi er De monog. c. 1,
quos spiritales merito dici facit agnitio spiri-
talium charismatum , continentia tarn reli-
giosa est, quam licentia verecunda . . . Sed
psychicis non recipientibus spiritum ea, quae
sunt Spiritus, non placent. De jejun. c. 1
prid^t er Don spiritalis disciplina unb im (Segen»
a^ ba^u Don animalis fides. 2)ie Sejeid^nung
(fließt ftd^ an ben befannten Sprad^gebraud^ ber
Snoftifer an, tritt aber übrigens feiten in ber
Siteratur auf. 3)ic Benennung ber aKontaniften
als spiritales ftnbet ftd^ nur an bem angefül^rten
Orte, möl^renb ber SuSbrudC psychici jur SSe^eid^«
nung ber ffatl^oISen aüerbingS öfters t)or!ommt
(ügl. De jejun. c. 1 et c. 11; Adv. Prax. c. 1);
er ift aud^ burd^ SlemenS Don ^le^anbrien (Strom.
4, 17, 95) bezeugt. 3)ie ßatl^olifen nannten bie
Sd^mörmer entmeber nad^ il^rem Raupte ÜRon»
taniften ober nad^ i^rer ^au))t]^eimat ^l^r^gier,
bejm. ol xatÄ Opo^ac, toorauS bann baS SBort
Äatal)br^gier fid(| bilbete. (Sgl S^eol. Quartal,
fddrift 1892, 475—482.) ©aju famen für ein-
jelne Sl^eile nod^ meitere 9lamen. — ®ie 9Ron«
taniften fpalteten ftd^ mit ber Seit in mcl^rere Par-
teien, inbem einige bie Eigenart ber ©ecte nod^
toeiter entmidfelten, einige unter anbem pretifd^en
ßinflu^ gerietl^en. 9n eintgetf Orten liel^ au^
einfad^ ber fjül^rer ber ©ecte ben 9lamen. §i^)poI^t
ober ber S3erfaffer ber $]^iIof o))]^umenen (8, 19)
bemerft bereits, ba^ einige ber ^l^r^gier ber ^«
refie ber 92oetianer beiftimmten tmb leierten, ber
SSater fei felbft ber ©ol^n, unb er fei 2Jlenfd^ ^
morben unb l^be Seiben itnb 3lob auf fid^ genom«
men. ^feubo-SertuUian, ber S3erfaffer beS ^äte*
fu)Iogifd^en Snl^angS p SertuUionS @d^rift De
praescriptione, begeid^net o. 21 bie patripofjia*
ntfd^e ^rtei nö^erl^in als Sef d^tntften ober Sn»
l^önger eineS gemiff en ^ef deines. S)erfelbe ertDöl^Bt
aud^ ^roclianer, ol^ne 3^eifel ^nl^nger beS
$roduS, ber nad^ SufdbiuS Don SaptS bef&npft
mürbe. S)ie Partei l^atte mal^rfd^einlid^ feine be«
fonberen Sigetitl^ümlid^feiten, unb il^r 92ame 1^
entmeber im ©egenfa^ ^u ben ^efc^iniflen oba
einfad^ in bem ermähnten britten Erneut feinen
®runb. SSSeitere Parteien merben burd^ (Spipl^oniuS
ermäl^ntiSrtotQriten, bie beim 9benbmai^Ineba
bem Srobe (dpxoc) aud^ ftäfe (Tup6c) gebraud^ten
(Haer. 49, 2), bie aber Sal^n (®efd^d^ be§
neuteftamentlid^en SanonS 11, 436 f.) neueßenS
für eine ^gmeigung Dom SJlarcioniSmuS erBätt;
femer SaSfobrugiten, bie beim ®ebet pn
3eid^en ber 9liebergefd^Iagenl^eit unb fromnim
©efinnung ben 3eigepnger (tacjx^c) an bie 9lafe
(SpoüTYoc) legten (ib. 48, 14); Ouintillianer,
aud^ $e))usianer unb ^riSciUianer genannt, ik
^e))U}a als Serufalem betrad^teten, bie ^itopfftß
tinnen DuintiSa (DieHeid^t mit ber burd^ STu*
mitian Don ß^öfarea in bem 93riefe an S^prion
Ep. 75, 10 bejeugten ^ropl^etin in JKeinofiai
um 236, ober, mie SSoigt [f. u.] ©. 105-108
meint, mit ber Don 9l))oQoniuS ermol^nten \i^
tem ^ropl^etin ibentifd^) unb ^riScilla als i^
Suctoritäten Derel^rten, Sdu priefen, ba^ fie ivxi^
Don bem Saum ber Srfenntni^ genoffen, unb mit
Stüdfftd^t barauf baS geiftlid^e llmt bis }u bm
(Stufen beS ^reSb^terateS unb SpifcopateS (auSf
tJfrauen guerfannten (Haer. 49), an einem ^m
^efle au^ ein ff inb mit 92abeln ata gangen &ibe
geftod^en unb baS SBIut gu il^rem Opfer Dertoen*
bet ^aben foflen (ib. 48, 14—15), eine jtteifd.
loS grunblofe Eingabe, meldte mit 93egug auf bie
@efammtfecte übrigens auä) ^I^UaftriuS (ib. 49)
mad(|t. 3)urd^ SuguftinuS merben enblid^ %tf
tuUianiften ermähnt, unb nad^ bem ^[kabepi>
natuS c. 86 möre in il^nen eine ^bart ber Stoa*
tanipen ju erfennen. 3n ber ©d^rift mirb nfimlid^
er}ö|lt, XertuUian l^abe gule^t Don ben 9Rontan^
ft^ getrennt, bamit ber 9{ame beS STlontamtS miit
ben feinigen Derbränge, biepl^r^gifd^e ßiteHeitmi
Sd^mörmerei Don ftd^ abgetl^an unb conventi-
culaTertuIlianistarumgegrünbet. S)ie92ad^(l^
Hingt mentg glaublid(|. 9Ba]^rf<i^einIid^er ip te
9iame Zertidlianiften nid^ts Ruberes als ber cartl^
gifd^e auSbrudf gur Segeid^nung ber aRontoniPcii,
meldte ftd^ in ber ^auptftabt Slfrifa'S befanben, 3«
Ucbrigen göl^Ite bie ©ecte gur 3rit 2lugufKnS, wie
mir burd^ ben ffird^enoater meiter erfahren, in
Saril^ago nur nod^ menige Sßitglieber, unb iiM
ging fte gönjlid^ ein, inbem ber Dor^anbene 31$
1841
anontonuS — 3Rontt Saffino.
an bl( lat^olif^ Stixäjt ^ anf^Iog unb bicfn
ftinc-SBafilila utiRQab.
3nbtni bie ÜRontanijien )ui @tctt murbeii, ht-
gr^nbtttn fie alltnälig eine cigent^ümlidie tin-
arc^ie. ©it behielten jroor rinei|eit3 bic ^ii^ßfe,
^itSbqtei unb Siaconen bei. Tiebin Mefen biei
Stufen gob e9 aber anbfieifcite, inenig^ene feit
beni 4. Sta^^unbcrt, gtoei ^S^ere. £iteiont)mue
(Ep. 41, o. 3) unb auftinkn I. (Cod. I, 5, 20)
mofi^ntn als ^S^fle iJürbenträgei ^atiiar^en
uott ^epuja, al9 änbabei bei jneiten Stufe Ce-
nonee ober Koivuvoü 3n bei 3cit. QUä nelti^ei
biefe ^aiSftt^tm flammen, mar bie ^ecte übiigens
beceitS ftuil im 9tiebeigang begriffen. S)a3 ^bict
ConßcmtinS beS @io^en Dom 3a^ie 326, ben
^dntitmi i&ie aotteSbititfUiien ®ebäube megiu-
nehmen unb Ie|tere bei (alboHict)en ftirc^e ju über-
aeben, fönte ba8 SQerbot pricater mie äffentliditi
SwtaimnUmaen (Sozom. H. E. 2, 32) galt mä)
ben SRontaniften. SlaSfelbe lit^ f'^^ iiibefe mtgen
t^ grölen ^aifi in ^p^rggien nic^t buic^fü^ien
(ib.). 3ur 3eit bei l£i)t|]$aniuS (Haer. 48, 14)
lDaTnif)eou^anbeniiJtrt3no($ja^liei^uertreten,in
Ca)))Mboden, @alatten, Silicien unb in ber Sleit^S*
^finititflabt bc8 O^enS. @ett gnbe beS 4. 3a^r>
^unbcrtS f^ritl jebo^ bie Siegieiung emfilidiei
mgen fle ein. Sin föefel oom 3abie 398 tieruiieS
nc ans ben @täbten, bebco^te baS Ralfen Don
Sofammlungen auf bem Sanbe mit 3)e;)oitation,
\pmä) bie ^ufer, in benen \\t \\ä) Derfammeln
näiben, bem ^iiScuS gu unb foibeite untei ^n-
bto^ng bei XobeSfbafe bte Auslieferung itiiei
Sni^ jum Setbiennen. Sin @efe^ Dom Satire
407 ftini^t i^nen oHeB Steigt c&. übeineiSt i^ie
9vttt i§«n foi^olifc^en SBetiDonbten. etflärt i^ie
€BaMn im ^He bei UebertiitteS jui tot^olifdien
ItMjt füi fiet u. bgl. 3n ben Labien 415 unb
428 folgten neue griaffe (Cod. Theod. 16, 5,
L. S4. 48. 57. 65). @ie Ratten jmar. wie na^e
liegt' Mtun unmittetboien Srfolg. 91o^ Sogo*
marnS (L d.) lennt in (ß^r^gien Diele Qllontani^en.
ۊbfI3upinian fa^ [lij no^ oeianlagt, fie in [eine
äRafno^imen gegen bie ^ärettfei 530 unb 532 ein<
{itb^treifen (Cod. Justin. 1, 5, L. 18—21). 3)ie
bnOanifd^^OnDbe beSSa^ieS 692 fütirt (c. 95)
fic no4 unter ben ^letifent auf, bereu äiaufe un-
aSttts iß. Wer bte @efe|e naren bo^ nic^t mir-
oaiffibAi f e entgogen ber Secte ben Soben. lHa^
bem Imuamim Derf^rainbet biefelbe balb qu3 ber
IMil^te, nnb o^ne ßmeifel mar fie filgon bamalS
noQqn cdof^. 3)iellei^! tarn fie fogar in ben
Zmifcanon ber S^nobe weniger aul einem prot-
tif^cil Shbüifnig als jur Cineuerung einei altem
Seioibnung; bo$ fanb fi^ not!^ Seo berSfauriet
tnt 3. 722 Dtbogen, bie !Dtontaniflen )ur Slnno^me
bei 2aiife unb gui Bereinigung mit ber lot^olifi^en
9itä)t ifi gtoingen.
fi i t e 1 0 1 u r. 0. 3i. SonBetfc^, Sie ©tl^ic^te
bcS VlimtaniSmuS, erlangen 1881; SB. $elct,
etefc^ bcS aRonloniemuS, Seipjig 1883 ; % §il.
0(1^, SXt ffeltrgef^i^ft beS Uri^rißent^umS,
1842
Seitijig 1884; ^. @. SJoigt, gine tKrf^oHene Ut-
lunbe beS antimontoniftifd^n ffampfeS, 9eit>gig
1891. Ueber bie frü^ren Unterfuc^ungen f. Soll'
metfc^ 1—15. [B. gunl]
jSonfanns, Senebict, f. Striae, ^enebict.
"^ontt Maffia«, ÜJiutterllofter be3 93ene-
bictinerorbenainUnteritoIien. S)er®ipfel
beS Mona Caeinue trug einft bie iBurg Don Casi-
num ober Caasinum, früher Caaca ober Era-
clea , einer am ^a^t biefeS *BergeS gelegenen
DoISfift^en Stabt in Satium, »eli^e bie iRömer
im ©amnttcrfriege jur latinifc^n golonie ma^«
ten. als ber ^I. »entbiet (f. b. 9ltf.) um ba§ 3abc
529 mit einigen ©enoffen Bon ©ubiaco ^itr^r
lam, panb bafelbft noi^ ein aponotempel. ^nc
römif^e ißatricier 3;ertuI[uS, ber bem fettigen
feinen ©o^n $laribuä ;ui Untemeifung gebrad^t
^atte, [c^enfte i^mbabei neben onberen Sänbereien
ÜUC& bie ©egenb Don 5Dionle Gaffmo. IiieS [(^eint
bie näd^^e Urfac^e gemefen ju fein, bog ^enebict
gerabe biefe Segenb jur Srric^tung [eines neuen
itlofterS mälilte. Sei bem apoflotempel auf bem
Säerge batte aut^ ©enu8 einen aitar unb einen bei-
ligen ^ain, unb in ber Umgegenb ^ing [ap bie gonje
SanbbeoSlierungnoi^bem^eibntfcOeu^ätfenbtenfte
an. Senebict jerftörtt ben Sempel, fterfte ben ^ei«
ligen ^^oin in Sranb unb errii^tete an ber ©ttHe
bfä SempelS eine Heine ffird^e ju Stiren beS ^1. 3o-
' ^ann ffloptift, foroie ein Oratorium beä bl- 3)iar-
tinuS Don SourS. gut feine ©c^üIer rid)tete et
jugteic^ eine SßSo^nung rin; bitje beftanb Anfangs
in einem Sturme, ber dnige ©ic^erbeil gegen bie
©treifjüge ber ©arboren gemährte. SIBätirenb er
mit §üfe feiner ©d^iiler bie Dorgefunbenen Rei-
ben nü(^ unb noc^ belehrte, fii^rieb er für feine
täglii^ fic^ mebrenben aJtBndie bie meltberubmte
OrbenSregel unb leitete [eine Oblaten, Ülooijen ,
unb ^rofejfen mit großer SBeiS^rit. 3u Sebjriten
beS 6tiligtn (ge^. 543) tonnte fidb baS ffloftei
tro^ beS fortbauemben oftgotifc^en Krieges rutiig
unb unge^ri entmideln; ja ber oflgotifi^e ffSnig
^tila, obglei^ Arianer, ^egte für Senebict unb
feine ©i^pfung bie größte ^o^a^tung. SJon 1)iti
aus grünbete bei |teilige noi^ anbere ffibjter, unb
baO) Derbreiteten fii$ Sotonien feineS OrbenS über
baS gange Abenblonb ([. b. Art. Senebictinerorben).
Au(^ unter feinen erflen Oiad^folgem in ber Bor-
ftonbj^aft, unter ben Bebten Eonffantin, Simpli«
ciuS unb aUitüliS, geno6 baS filD[ter Kulie bis gum
SinfaUe ber Sangofiaiben in Italien. äßaS bei
^eilige meinenb uorauSgefagt, ba| Reiben lom-
men unb baS ff Id^ jerftbren, bag aber bie ÜRönti^e
mit bem Stben baoonlommen mürben, bie| trat
f^on 40 3a^re nac^ feinem %o\>t ein. 3m 3- 589
überfiel ber langobarbifdie ^ei^og Don ^eneoent,
3ato, nitt^tlii^erujeiTe baS fflofler, Demüftetc unb
, plünberie eS, mäbrenb bie llßüni^e [id) alle buid^
' bie S^uc^l retten Tonnten, ©ie natimen bie Don
Senebict [elb[t gefi^riebene Siegel, einige SobiceS,
boS Ma^ beS SrobeS unb ÜSeineS mit fvij unb be-
I gaben fi^ mä) Slom. $apß $eIagiuS H. na^m ^e
1843
ÜRontc Kaffino.
1844
freunbltd^ auf unb mied i^nen mi)t beim Sateron
baSiflofter ©t^ol^atm ßöangelift an. §ier tocUtcn
ftc 130 Saläre lang, cl^c fic töicbcr nad^ Kaffino
jogcn. 6rft unter ©rcgor II. cntftanb baS alteff loftcr
loicber au8 feinen 3:rümmem, unb jwar burd^ ben
ebcnfo frommen al§ rcid^en SreSdaner ^ßctronaj.
©iefer f am al§ «bt mit aKönd^en au§ bem ftlofter
gu SRom im 3. 718 nad^ Saffino, unb burd^ rcid^c
@d^en!ungen t)on ^ergog ©ifulp]^ Oon SeneDent
untcrftü^t, f onntc er nid^t nur ba§ ffloftcr auf bem
SScrgc mieber aufbauen, fonbem aud^ ein ©aIöator=
Hofier am gfufee be§ SBergeS, mo fid& fpätcr ba§
©täbtd^en ©an ®ermano, auf ber ©teile be§ alten
Kaffmum, erl^ob. P. 3öd^aria§ meiste 748 bie
neue Älofterttrd^e ein, beftötigte alle bem ftlofter
gemad^ten ©d^enfungen, e^imirte e§ aud^ t)on jeber
bifd^öflid^en 3uri§biction unb fteDte il^m gugleid^
ba§ ^utogra))]^ ber Siegel beS 1^1. 99enebict fomie
baS Srob» unb äBeinma^ gurüdC. 2)a§ neu er«
ftanbene fflofter erfreute fid^ in SSölbc, nament«
lid^ burd^ immem)ä]()renbe $Pege ber 95Biffenfd^aft,
eines fold^en Slnfel&enS, ba6 felbft ber 9lpoftel
S)eutfd^lanb8, SonifatiuS, ben l^eiligen 3lbt ©tur«
miuS Don t$ulba 747 ba^in fanbte, um bie Siegel,
bie Obferöanjen unb ba§ 2tiin ber Senebictiner
an ber UrqueÖe fennen ju lernen. Slud^ ffarl SWar-
teils ©ol^n j^arlmann unb ber Sangobarbenfönig
SRad^iS ttattn, ber eine 747, ber anbere 749, nad^-
bem fte ber^errfd^aft entfagt, in biefeS fflofter
ein, um als 9Könd^e l^ier ungeftört ®ott bienen gu
lönnen. ©d^on t)or]^er lebte aud^ ber ^l. SBUlibalb
(f. b. 9lrt.), nad^malS Sifd^of öon gidftftätt, jel^n
Saläre lang (728-738) l^ier als aKönd^. Äarl
ber ®ro6e, ber baS ftloftcr mit feinem SSefud^e
beel^rte, unb beffen junger Setter SlbeH^arb ber
Sleltere gleid^faUS in biefeS Jtlofter eingetreten mar
(772), gog nid^t blo^ ben berühmten ©efd^id^t»
fd^rciber $aul 95Bamefrieb, befannter unter bem
S?amen ^auluS S)iaconuS (f. b. 3lrt.), auS biefem
Älofter an feinen §of, fonbem beftötigte aud^ bem
Älofter alle feine Sefijungen unb ertl^eilte il^m au^er-
orbentlid^e ^riDilegien ; ja er erl^ob f ogar ben 2lbt
iu feinem Srgfangler. 3" ßnbe beS 8. unb Anfang
leS 9. 3a]^rl^unbertS genoj baS Älofter einen fort*
bauemben Sieben öon ^u^en, fo baj bie Kaffl«
nenfer ftd^, mie ber flöfterlid^en ©iSciplin, fo
namentlid^ bem ftetS fo fel^r gepflegten Sudler-
obfd^reiben, über^au])t ben miffenfd^aftlid^en 93e-
ftrebungen ungeftört l^ingeben tonnten. Mein f d^on
unter bem l^eiligen 3lbte «pollinaris (817—828)
begannen bie ©eläftigungen unb Sebrüdtungen beS
ÄlofierS öon ©eiten ber benad^barten ^Ibeligen,
namentlid^ ber §ergoge öon Seneöent, bann feit
842 bie ^lünberungen unb SSertoüftungen burd^
bie ©aracenen. ®er l^eilige 9lbt SSertl^ariuS (856
bis 884) grünbete unb befeftigte bie ©tabt ©an
©ermano, toeld^e burd^ ben im 3*. 1280 gmifd^en
griebrid^ n. unb ©regor IX. bafelbft abgefd^loffe«
nen SScrtrag merfmürbig geworben ift, unb öereitelte
baburd^ bie Slbfid^t ber ©aracenen auf baS fflofter
ränge, bis fte enbUd^ bo^ 884 nöd^tlid^ermeile fid^
beSfelben bemöd^tigten unb eS gerftörten. 2)erSbt
unb mel^rere ÜJlönd^e fanben ben SRart^rertob; bie
übrigen flüd^teten mit ben SuHen, ^üilegien,
S)iplomen, bem Original ber DrbenSregel imb
anberen mid^tigen OrbenSfad^en nad^ Siano. 3laä^
bem 3:obe beS ^bteS 2eo (geft. 915), unter bem
bei einem IBranbe baS ^utogra{)]^ ber %egel beS
^l.93enebict gu ©runbe ging, liefen fxd^ bie ^bnfy
t)erleiten, Don £iano nad^ (Sxifua gu giel^en; bort
erbauten fie ein fd^öneS ©tift, t)ertpei<|lid^ten aber
aud^, toöl^renb bie bereits bebeutenben Sefi^ngen
beS JllofterS eine 93eute l^abf üd^tiger Slbeligen mt*
ben. erft ber trefflid^e ^bt aiigemuS (949—986)
lonnte baS Jtlofter auf ÜJlonte Sof fitu) uneber fyx*
ftellen. Sr brad^te aud^ bie geraubten Sönbereien
mieber an baS jflofter gurüä, erlangte Don ben
jf aifem Otto I. unb n. bie Seftätigung ber fflofkr*
beft^ungen unb bie l^erfömmlid^en Smmunitoten,
^ielt feine ÜRönd^e gu fianbbou, Süd^erobfd^«
ben unb flöfterltd^er 3u<^t an unb Ue^ eS an
nid^tS fel^len, um bem jflofter feinen alten 9ht^m
gu toal^ren. «IS %U SRiluS ber Süngere (f. b. ?lrL)
unter biefem Slbte mit einigen ©cnoffen baS JHo«
fter befud^te, fonnte er bie ©iSciplin in bemfeften
nur loben ; als er baSfelbe abermals unter bem
aufgebrungenen, gang ungeiftlid^en 9bte ^Konfo
fal^, brad() er in bie Siorte auS: „Silen mir bo*
öon, 0 SSrüber, öon einem Orte, über ben fid^ baSb
ber 3om ©otteS ergießen mirb.'' ©o ttnn: e§ aoä}:
SWanfo mürbe öon feinen eigenen ÜRöndJen ge«
blenbet (996) unb ftarb öor ©d^merj. Unter fei«
nem SRad^f olger beHerten fid^ bie »erl^oltniffe beS
JtlofterS etmaS, bod^ l^örten bie Hämp^t mit ben
unrul^igen unb röuberijd^en ^Rad^bom nid^t anf,
unb bie anfangs nur gum ©d^u^e l^rbeigerufenen
9lormannen öermel^rten nur bie SBirren. ©ornoß
ftanb unter 3lnberen ber tapfere SRid^eriuS, ein
Sa^er (1038—1055), ber 1050 gum ßarbüial
erl^oben mürbe, bem Älofter Dor, unb nad( \iß
gfriebrid^ (1057—1058), ©ol&n beS ©ergogS ®o«
telon t)on Ülieberlot^ringen, ber als ©tepl^n X
(f. b. 9lrt.) ben pöpftlid^en ©tu^l beftieg. SDBie fd^n
unter bief en Reiben, f o l^aben namentlid^ unter bem
mit ©epberiuS (1058—1087) Diele auSgegei(^
nete, l^eilige unb l^öd^ftgefieUte Scanner baS iHofter
befud^t, barin gemol^nt ober eS befd^en^ @o ber
^l. «balbert, Sif&of öon $rag (f. b. art.); So-
Joannes, 5lbt öon ©orge (f. b. 3lrt.) ; ber l^l. ObOo
Don Klugnti (f. b. 3lrt. Klugnt)) ; bann We ffaifer
^einrid^ ber heilige, Jtonrab U. unb ^eincid^ ni;
le^tere t)erlief en bem jllofter SonftrmationSurfun«
ben, 3mmunitäten unb anbere ©efd^enfe. Unter
ben köpften mar eS Seo IX., bet bamalS 9Ronle
6:affino befud^te. 3lbt3)efiberiuS, loeld^ 1086 ben
pöpftlid^en ©tul^l als Sictor IH. (f. b. «rt) h«
ftieg, brad^te baS jflofter gu immer größerer 9lQte
unb äußerem äBol^lftanbe, fo ba| Don il^m onS
aud^ eine groge ^ngal^l Don t^iliolflöflem ^5l!ert
merben lonnte. 3u Anfang beS 12. 3Q^r]^mibe(t3
lonnte nod^ 3ol^ann t)on ©aeta, SRönd^ biefeSSIO'
fterS, ber unter ^aSd^aliS U. Sarbinal unb pS3[$*
1845
aRontc Koffino.
1846
fid^ffmtjler gemorben, nod^ bief em 111 8 ben pöpft»
Ilcl^ ©tu^l atö (Selofmö n. (f. b. «rt. V, 228 f.)
iefteigen; ollein t)on ha an fteüten fid^ mand^erlei
Unordnungen in ÜJlonte ßaffino ein, tl^eilS burd^
ble SSemirrungen unb Umftänbe ber 3«it tl^eilS
imrd^ einige Siebte, meldte oft, felbft gegen i^ren
SBiQen, mel^r ffrieger unb tteltlid^e getreu atö
gei|IIid^e SBorftel^er »aten. 93ef onberS bie Stellung,
fai rotli^t baS Jtlojler }u ben jfönigen t)on ©icilien
imb }u ben ifaifern unb $ö))fien geriet)^, fonnte
loeber ber {flofter^ud^t no(^ ben ftet§ anä) in ben
Seiten ber örgften SBirren gepflegten SBi{|en jd^aften
günftig fein. S)er t^rannifd^e Äaifer Sfnebrid^ IL
Vertrieb fogar bie ÜRönd^e (1239) unb legte bafür
kine @olbaten in ba3 Jtlofter; biefe l^auSten l^ier
m jur «nfunft ffartö öon «niou (1266). ®er
iwn ^[Japft Urban IV. jum aSBieber^erfteller unb
Reformator oon Sßonte Saffmo ernannte Slbt Don
fierin, Seml^arb 3[tigleriu§, ein gelehrter, from-
mer, fluger unb fiarfmütl^iger ^err (geft. 1282),
cntfprod^ gan§ ben ^fid^ten be9 ^apfteS. Sr t)er»
fd^ffte bem fflofter alle Sefi|ungen unb 9ted^te
tDteber unb lie^ ein SSerjeid^ni^ barüber anfertigen.
9uf Sitten feines l^eiligen gfreunbeS Sl^omaS oon
Squin errid^tete er aud^ ein ^lofter für bie S)omini>
coner in @an ©ermano, mo er ^ugleid^ ein^ojpital
für bie ^Pilger ju ©t. Senebict erbauen lie^. 3ni
3. 1294 beööHerte ßöleftin V. bie «btei mit SKön-
d^ beS Don il^m gegrünbeten DrbenS ber Köle-
fHncr (f. b.art. m, 582 ff.); »onifaa vm. gab
fle aber nod^ im felben Saläre ben Senebictinem
gurüdf. Sine anbere, bem Slnfd^eine nad^ eieren-
toDe unb Dom $apfte in guter ^bfid^t getroffene
Scrönberung erfolgte burd^^ol^annXXU. 2)tefer
aolb bie 9lbtei juetfi bem ^triard^en Don Sle^an-
orten }ur SBenoaltung unb erl^ob bann burd^ bie
SuIIe Snpemus opifex Dom 2. ÜRai 1321 bie el^r-
»ürbige Äird^e Don SKonte Eajfmo gur Sat^ebrale,
ben Vbt inm Sifd^ofe unb bie SJiönd^e ^u Satbe«
brolcononilem. S)ie alte @tabt Safftnum toar fd^on
WK&er »ifd^oföfi^, unb nad& ber Irabition foll
fd^on ber 1^1. $etrug für benfelben einen Sifd^of
orbinirt ^ben. SBir fennen aber nur bie 92amen
Hirn )loei93ifd^öfen, (SoprariuS unb @eDeru9; Jener
ttior rm 465, biefer um 487 bei einem römifd^en
SonciL 918 SUarid^ biefe @tabt Dem)üftete unb
Zl^borid^ fie ganj jerftörte , l^örtc ber Sifd^ofS»
M mieber auf (üghelli X, 41 sqq.; Moroni
JliVI, 158). 9ud& ber 965 errid^tctc unb 1145
imterbrfidHe @i^ Stino liegt im Umfange ber 9lb-
tri (Moroni m, 94). S)ie Sifd^öfe be§ reftituir-
int @i|e8 Saffino follten unmittelbar bem l^ei-
Bgen Stul^le unterfteüt fein. 93on ^ignon au8
ernannt, befümmerten ftd^ übrigen^ bie fremben
€5cularbifd^öfe menig um ba§ @tift, unb bie
etiftöl^en, bei benen 3u^t wnb SRcgel Dcrloren
ging, bagegen mel^r um bie @in!ünfte ^u il^rem
eigenen ttnflfürlid^en®ebraud^e. S)a3u famen nod^
oi&ere, bem Stifte l^öd^ft nad^tl^eilige Uebel : Sm-
ghmng ber StiftSoaf allen , 93em)üftungen unb
$Ifinbenmgen burd^ bie Ungarn unb 1349 ein
fürd^tcrlid^eS ßrbbeben, burd^ meld^eS ba§ ©tiftS-
gcbäube aufammenftürgte. S)ie toenigen aRönd^e,
toeld^e fid^ unter bief cn traurigen SSerl^ältnijf en nod^
äu aRonte ©affino l^ielten, mußten beinahe gel^n
Saläre lang nad^ biefem ßrbbeben in armen §ütten
tool^nen, meldte il^nen airfben SRuinen beS ftlofter«
errid^tet toorben waren, ffiiefem Suftanbe l^alf Ur«
bau V., ein Scnebictiner, ab. (Sx en^og ben Siebten
ben aSifd^ofStitcl (1367), nad^bem neun »ifd^öfe
auf biefem ©tul^le gefeff en (Garns, Ser. Epp. 900),
erflärte fld^ fclbft jum 3lbt Don TOontc Saffino unb
Derpflid^tete atte Scncbictinerflöfter, jur SBieber-
l^erfteüung il^rcr ÜRutterabtei Seifteuem ju liefern,
Slud^ lie^ er au§ ^föei anberen fflöftem gut biScipli«
nirte 3Rönd^e naä) SKonte Kaffino f ommen unb f efctc
bann ben mürbigen SlnbreaS be Sf^^önga, Senebtc«
tiner ber Samalbulenf er»Kongregation, 1370 jum
Slbte Don aRontc Saffmo ein. ©o !am baö ftlofter
mieber in beffcm Suftanb, unb 3lbt ^ßietro be
lartariS (1374—1395) brad^te eS nod^ mel^r em-
por. Seiber brad^te baS 15. Sal^r^unbert t^cilS
infolge ber l^eillofcn SSermirrung im ftönigreid^
3liaptl, tl^eilS infolge ber Slufftellung Don 6^om-
mcnbatar»Slcbten (1454 — 1504; bererfte mar ber
Karbinal ©carampi), bem ©tifte tiefe SBunben
bei. erft ber auf Sefc^l beS ^opftcS 3uliu8 H.
im 3. 1504 5U ©taube gebrad^te Slnfd^lu| an bie
Dor ihirgcm burd^ ben Senebictiner Don $abua,
SuboDico SSarbo, Deranlajte Senebictinerflöfter-
Kongregation ber l^l.3uftina rettete ba8©tift Dom
göngltd^en 9tutn unb fül^rte mieber beffere Sage
gurüdf, bie bis auf bie neuere 3eit bauerten. S)er
Slbt filierte ftetS ben Sitel „§aupt afler Siebte beS
93enebictinerorben§, ffangler unb ©ro^foplan be§
l^ciligcn römifd^cn Sleid^eS, gürft beS gfriebenS" ;
anii übte er als SSorftel^er biefer Abbatia nullius,
mte l^eute nod^, bif d^bflid^e @erid^t§bar!eit au§. 3u
gnbe beS Dorigen Sal^rl^unbcrtS raubten bie gfran-
jofen baS rei^e Patrimonium beS J^lofterS unb
be§ SiStl^umS. ©pöter marf ber jtönig Don 9leapel,
ber ba§ Patrimonium nid^t mel^r reftituirte, als
iöl^rlid^e Sntfd^äbigung 14000 ^ucaten an%. 93on
ber in ber legten 3eit erfolgten allgemeinen Sluf»
l^ebung ber ff löfter burd^ bie italienifd^e SRegierung
ift nid^t einmal biefcS altel^rmürbige aRutterflofler
ausgenommen morben; bod^ l^at man eS megen
fetner l^ol^en gefd^td^tltd^enSebeutung gum „!Ratio-
nalmonument" erflärt unb bie SRöndJe als Stuf«
feiger unb Mter beSfelben belaffen. 2)aS überaus
mertJ^DoHe lird^iD, weld^eS brei ©äle im (Srbgef d^o|
einnimmt, ift \M eine ©ection beS ©taatSard^iDS
in 92eapel. SMe SSibliotl^ef, bie mol^l fo alt als baS
ff lofler f elbft ift, aber burd^ bie l^äuflgen 3erftörun-
gen unb fonftige Unbilben Diel gelitten l^at, ift l^eute
nod^ retd^ an f eltenen 95Ber!en, bef onberS Srfibrudten
Don t^uft, ©meinSl^eim, SllbuS unb Ruberen, bie
in pröd^tig gefd^nijten 9ht^baumföften aufbemal^rt
merben. S)ie mufilalifd^e Sibliotl^el be{i|t unter
anberen ©eltenl^eiten baS Originalmanuf cript Don
$ergolefe'S Stabat mater. SllS eigentUd^er SBie«
ber^erpcller ber Sibliot^ef ift P. ßraSmuS (Sattoto
1847
Montenses — SRontfaucon.
1848
(1662—1734) ju nennen, nnb bie l^eute an irbi»
fd^en ©fitem fo armen, aber auf geiftigem ®e-
biete, toxt faft ju allen Seiten beS ÄIofter§, no(i^
um fo tl^ätigercn SRönd^e — toir nennen nur ben
gelel^rteften ®efd^id^t|d^reiber StalienS, P. Suigi
Softi — , l^abenneueftenS in il^rer eigcnen®ru(Ierei
burd^ ein ^rad^ttterl ben großen SReid^tl^um an
alten Urfunben unb ^anbfd^riftcn il^rer Sibliotl^ef
ben ©elel^rten jugänglid^ gemad^t. S)iefed l^at ben
Sitel Bibliotheca Cassinensis, seu Codicum
manuscriptorum, qui in Tabulario Cassin. as-
servantur, series per paginas singillatim enu-
cleata, notis, characterum speciminibus ad un-
guem exemplaris aucta, 5 voll. foL, 1873 sqq.
(S3gl. ba^u aud^ Caravita, I codici e le arti a
Monte Cass., 18708g.) ^ud^ eine bebeutenbe @e«
mälbegalerie befa^ ba§ Jtlofter, bie iebod^ t)on ben
Qfranjofen ge})Iünbert würbe. SBie bie toiffenf d^aft«
lid^e uno pöbagogif d^e 2:]^ötigfeit, f o wirb aud^ l^eute
nod^ bie f ünft(erifd^e empg f ortgefejt. ?Rad6 ber in-
folge be§ EuIturifornpfeS erfolgten ^uf^ebung ber
93enebictinerabtei Seuron in ^^ol^enjoüem n)urbe
ber größere Xf^M ber bafelbft gegrfinbeten Äunft-
fd^ule nad^ SJtonte (Saffmo t)erlegt unb biefe l^at
bef onberS ba§ Sr^flofter mit Sfre§!en unb plaftif d^en
Silbtoerfen jur würbigen geier beS im % 1880
begangenen 14. @öculariubUäumd ber ® eburt il^reS
großen ^atriard^en auggefd^mudtt. $eute leiten bie
ÜRönd^e au^er bem Jtlofterfeminar aud^ einSIerical»
f eminar für bie 2)iöcefe ober t)ielme]^r bie Abbatia
nullius Montis Cassini, meldte in 84 @emeinben
57 «Pfarreien mit 73400 ©laubigen umfaßt. S)ie
Sof)! fämmtlid^er ^riefier beS ©prengelS betrögt
252, wobei aud^ bie jtfoftergeiftlid^en eingered^net
ftnb. (IBgl. nod^ E. Gattola, Eist. Abbatiae
Montis Cassin., 2 voll., Venet. 1733; Idem,
Accessiones, 1734; L. Tosti, Storia della Ba-
dia di Monte Cassino, 3 voll., Nap. 1841 sino
1843; n med., Archive Cassinese, Nap. 1847 ;
II med., Della vita di S. Benedetto. Discorso
stör., Monte Cass. 1892; A. Dentier, Bevue
contemp.X, 1853; Lemdme, Monast. dltalie,
2 vols., Paris 1866; Caravita, I codici e le
arti a Monte Cassino, 3 voll., Nap. 1869 sino
1870; Guillaume, Description du Mont Cas-
sin, Monte Cass. 1874; Taeggi, Paleografia
artistica di Monte Cassino, Monte Cass.
1876 sg.; SRidtenbad^, 2Ronte gaffmo öon feiner
©rünbung bi§ ju feiner l^öd^ften Slüte unter SQlbt
©efiberiuS, ginpebeln 1884—1885.) [iRel^er.]
Montenses, f. S)onatiften.
Montes pietatis, f. Seil^anftalten.
9toitf efa, fpanif d^er Kitterorben öon U. S. grau,
genannt nad^ ber SSergfeftung ÜRontefa in ber l^eu-
tigeu ^roöinj 3lKcante, würbe öon 3acob n. oon
SIragon jum Kampfe gegen bie ÜRauren geftiftct
unb öon $at)ft Sol^anneS XXII. auf ©runblage
ber giftercienferregeI1316beft(üigt. ©erfelbc $apft
überwies b^m neuen Orbcn aUe ©üter, weld^e
ber aufgel^obene Slemplerorben in ben ©ebieten
t)on SSragon unb SSalencia bcfeffen l^atte. Sel^n
9titter beS SaIatrat>aorben§ (f. b. 9lrt.) würben bie
erften ©lieber beS OrbenS t)on ÜRontefa, ber aud^
für bie 3ufunft ber SuriSbiction be§ ÖrbenS Don
Kalatraöa unterftettt blieb. ®er erjic ©rofemeijter
war SBiD^elm gritti. 9lad& bem lobe beS 14. ©rofe-
meifterS $etru§ Subwig @aIceranbe93orga würbe
ba§ ®ro|meiftert]^um unter jfönig $^ili))p H
für immer mit ber ßrone oereinigt imb ben S^em
bie Srlaubnil gegeben, gu l^eiraten unb gu teftntn.
(93gl. Helyot-Migne H, 1079; Moroni XLVI,
241.) • [©trcbcr,]
'SBonfeffaio, Snton, fponifd^er 2)ominicaner,
trat )u @aIamonca in ben Orben^ wirfte ]^an))t*
föd^Iid^ in SBeftinbien unb ftarb bofelbfi at§ 9hff»
tt)rer um ba§ ^al^r 1545. ^13 ißertl^eibiger bec
unterbrüdCten 3nbianer l^ielt er }u @. SDomingo
t)or bem SSicef önig eine @trafrebe gegen bie Sob*
niften, woburd^ er ben Semül^ungen be§ SaS ^q§
vorarbeitete, ^ud^ fd^rieb er eine Infonnatio JQ-
ridica in Indorom defensionem. (93gL Qn^
et Echard, Scriptores 0. Praed., Paris. 1721,
123, wo weitere OueKen über i^n ongegeboi
pnb.) [«. gffer.]
'SBoitiefbtos, Subwig be, ein ongefel^
Seigrer ber fd^olaftifd^en Sl^eologie an ber f)xmi*
fd^en @d^ule p ^Icala be ^enoreS, ful^rte wegen
feiner ©eifleSfd^ärfe unb ©elel^rfomfeit ben S5ei«
namen Doctor clarus. £r leierte unter fold^
3ulauf, ba^ fein 9(ubitorium tro^ anfe^nlid^
©rö^e bie Sul^örer nid^t f äff en tonnte. Mc 6^«
fteUen unb 93idtl^ümer fd^Iug er au§ unb blieb,
obf d^on fpäter faft blinb, Se^rer ber Slfteologie bi8
5U feinem Sobe im 3. 1621. ©ein SBer! Com-
mentaria in Primam secundae S.'Thomae,
Compluti 1622, erfd^ien erft nad6 feinem Xobe.
(Sgl. Genör, Theol. dogm.-schol. I, procbr. 1,
c. 4, p. 169; Hurter, Nomenciator lü I,
525 sq.) [21. gjfer.]
^ontfaucon (Montefalconius), lBern.0.,
0. S. B., eine ^aupt^ierbe ber um ffird^ unb
3Bi|fenfd^aft]^od^Derbientenßongregationber3Rau«
riner (f. b. 9lrt. 2Kauru§, ©t.), war ber ©prölfrag
eines eblen ©ef d^Ied^teS, weld^eS in fiangueboc in
bebeutenbem Slnfel^en ftanb. @r UMir im ©d^Iojje
©oulage, in ber S)iöcefe 9larbonne, geboren (1655)
unb würbe auf bem ©d^Ioffe S^oquetoittabe in
bem ©prengel t)on ^lletl^ unter ben 9ugen feincS
93ater3 2:imoIeon o. ÜJlontf aucon bis in fein fteben*
teS 3al^r erjogen. 5tar furje Stit befonb fui^ ber
Jhtabe in bem SoDegium ber d^rifUid^en Se^ )n
fiimous, worauf er wieber im Döterlid^en bai^
unter berSeitung eines eigenen Sel^rerS mit ^ines
SSrübcm eine forgfältige ßrjiel^ung erl^iett. 3*
Seetüre eines franjöftfd^en $Iutard^, weld^ bem
jtnaben in bie ^önbe ^el, mad^te einen fo tiefen
SinbrudC auf feinen ©eift, ba^ et Don biefer 3^
an mit befonberer IBorliebe an ber ®ef d^id^te }fto%
unb biefe Üleigung, weld^e ein ou^erft glüdütd^
©eböd^tni^ erfolgreid^ unterftü^te, wöl^ttnb feimS
ganjen SebenS beibel^ielt. SntjünbetDonbenSiegen
unb ^elbentl^aten, weld^e bie ®ef d^id^te auf iebon
SRontfaucon. 1850
t friert, föfiltt fi$ bei äititgling jutn äBaffen- btittn i^m mo^t tinleudEitttt. 3>U tt^nntml bti
t ^ingcjogtn. ISlai) Iiiijtm ^ufent^Ile bei ^cbiüifc^m, bti (l^albäift^tn, |i)n|c()en, famaritanU
iab<te Don $ti:|)igiuin Imäfit i^it bn Sab f<^«i, foptifc^tn Spiad^e maiftt n ^ä) ju eigen,
ißateiS im 3, 1672 imlet ben ©(i)u6 eintS unb auä) bie araMjcde blieb l^m nicE|t flonj fremb,
1 SJenimnbten, be8 5Dtürqui8 b'&oulepDuI. SBtnn ÜRontfaucon oufbitlefflJrife eifrigP btPteM
in folgte IDIontfoucon na^ S)eulfqIonb unb idoi, fic^ mit ben notbnenbigen QJtitteln gu einem
t als SreimiUigei in bei Srmee beS Wlax' niffenfii^ftlid^tn SBirFen auiguiüfltn, fo emxntete
! Sutenne jniei Sa^ie lang flritgsbienfte. ti für ba8 begonnene Unternehmen bei auflgabe
ftn mar er Don bei iSorle^ung ju einem ber gned^ifc^en Sidter ben bebeutenbften SBoifti^ub
R Sienpc QuSerfe^en. Segen fd^njiic()lii$ec Donbtr^id^foife^ungberbenüdmtenSibliot^efen
xbtfc^affen^dt unb angegri^ener @efunbbeit StalienS, in beten @cE)o|e er nichtige griet^ift^
B er, bem Statte feintS Sjermonbten t^olge ^nbfd^ciften finben }u tonnen Übeneugt mar. 3u
b, bie friegeriii^e fioufboljn. *J(acEi (orgfaltiger biejem 6nbe untemabm er mit Siunibnig feiner
mg gelangte er nun iu bem ßntji^liijie, feine Obern im 3. 1698 eine Iiiipenf(l6afttic6e Weife na^
t bem ®ienfte ber Äitibe ju wibmen. 5E)en Stolien, auf meieret et bie ©ibliotl^eren in ben
Biffenfc^aft unb g^rSmmigteit glei<^ regen mri^en Stöbten mit unetmübetem ^ei|e bur^-
SKontfauconS jogen aber bie SSeftrebungen fu<5te unb, toie er DorouSgefe^en, eine tei^lid^t
lenebictiner-dongregation ©1. 3Kaur, meldte ausbeute madite. ©einüterariit^etiRufBerf^affte
bamalS in i^ter fc^änften Slüte fic^ befaiib i^m aOenDärtS e^nnooQe Slufna^me, befonberS
üie allgemeine Sld^tung geno^, auf baS Un- in SRom, »o er am längften Denwilte unb einige
Pe^Iii^Pe an. liefern «reife üuSgejeic^neter 3eil au^ bie ©ejc&äfte eineS ©enerolprocurotorS
in anjuge^Brcn, toar SBemorba fel^nlic^fter feiner ßongregation ju führen ^atte. ©elbft bie
10. 36ni wucbeSBefriebigungburc^bieiuf- 5|Jäppe 3nnDcenj Xn. unb ßlemenä XI. bemiefen
e in baS jMsfier la 3)autabe ju Xouloufe, bem f^Iii^ten, gelehrten unb frommen Otbeni'
l^em ber 3iingling üuä) nai^ mufter^aft Be- manne i^re befonbere Stiftung, ^ai) breifd^ri-
mem$robeja^rebiefeierlic^cnOiben8gelübbe gem Slufenttjalte in Stalten fe^rte SDontfoucon
te (1676). 5Eier junge Drben§mann bemübte in fein SBatetlanb juiüd unb na^m feinen ©if
uS oQen Jhäften, feinet ert)abenen SSenifee für immer in ^ariS. XRtt ra^Iofei 2b^#it im
Httbig JU geigen. 3n allen OrbenS^äufem, Steii^e bei Sß)iffenf(^afl atbeitenb, bereicherte et
nen et auf iSefet)! feinet Oberen meUte, fortan bie j^rc^e unb bie gelebite Sßktt mit t>ielen
: man ißematbS innige, unge^eui^elte S^röm- SBerfen, Uel^e, toie fic einen glänjenben Seleg
it niii^t minber Inie feinen rnftlofen gifer für feine tiefe ©elebrfamleit liefern, au^ einen
ie SSiffenfi^aft ju rüttmen. Sejiterei erhielt bauemben SBettb befi^en. iBef onbetS Diel DerbanR
t Stbtei Sorröje neue ^ßa^rung bui0 ^e- i^m bie rümifcbe unb grie^iff^e 9lltcrt^um§funbe,
: SBerfe, nel^e Hlontfaucon 1)Ur Botfanb. foioie bie Spatrifli! unb bie biblifc^e Siteratur.
mgefttengtem S^eifee lonrf er fidi ie|t auf bie ÜJlan tübmt an 9JIontfauton neben ftounenBroertl^et
rnrng bei grie^ifrften ©pra^e, beten Äennt- 9JIannigfDllig!eitbefl^iffenleinenfeItenenSd^rf-
on folgenteid&em Sinfluffe auf feine liteia- büÄ, ein geiet^ttä Urt^eil unb eine Boi^üglid^e tri-
S^ätißteit mürbe. 6in mehrjähriger IHufent- tifc^c (itenauiciteit. Senn i^n fe^on biefe Sigen>
n ber SIbtei la ®iüf je bei Sarcuffonne bffnete ft^aftnt ju einem ber gele^flen SRännet fraiefi
egeiftrtten Süngei bei asiffenfiöüft bos reit^e 3Qbii)unberi5 erbobcn, fo Deifd^fflen i^m feine
i bet 5fJbilofop|ie unb Sbeologie, unb biefe übrigen btiBo^agiiben Sugenoen eine fo bo^
i S>iSaiilinen nnbmen jieit neben bem ©tu- tütfetung unb ©ellung, bafe er bie fibelflen ju feinen
ber gtie<^if(f)en ©piad)e unb @efi^i(^te feine türeunbtn unb @ßitiiein jä^lte unb ein ©egenftonb
jänjUi^ in Slnjpnicb. einige liletaiif^ 9Ir- großer Slufmetfiomteit für alle ^lemben Bon lite«
, meld&e HlontfQUCon biet Deifudbte, fanben i:oriic6erScbeutuu9mQr,meIc^B3rünrrei(^§aupt-
ünftigeSeurt^etlung öon ©eilen beiOibenä- ftabt befuiftlen. eine gtoße 3aI|I ©ele^rter inner-
; befonbeiS befriebigt fpiot^ fid^ bei au9- Ijalb unb au^erljalb berfflofterjelletxtbanbfle^gu
^eteunbbö^Peinflu|ieit^e3naurinet6tQU' einer ^Ifobemie, bie fi(^ i^ni ju fibren bie Ä(abe-
IRattin aus. 31KQn unterflütile unb fötbeite mie ber Scmorbiner nannte; bie fbnigiit^e Blabe-
auf alle Sßeife iffiontfauconS ©lubien. 6nb- mie ber Snf^riften unb freien ffün^e gu $ori8
e^en 1687 bie SQor^e^ei im 93ertrauen auf e^rte feine 9)erbienfte um bie SBiffenf^aft, inbem
bereits erworbenen ffenntniffe an i^n ben fte i^n ju i^rem lEftitglieb ernannte. ®er geleimt
)m SRuf nadb $ari§ eigenen, um fiä) bafelbjt unb fiomme HJIauriner enbete fein fru^tbringenbeS
Htarbeiter an ber neuen 9Iu8gabe ber 3ßer(e Sßirfen, nadjbem iSpn feine mäßige SebenSroeife
I. ^Itbanafiuä unb beS bl- S^rpfoftomuS, eine ununterbroiJ^e@e)unbl^ gefiebert batle, im
: bie Kongregation eben iniflngriff genommen, ^oljtn ©leifenaltei in bei 91btei ©t.-®ennaln-beB-
^igen. Obmobl buti^ biefeS Unternehmen ^te§ $u ^riS am 21. Slecembet 1741. 33ie
tetn bef^äftigt, mufete äRonlfaucan bennoeb giofee ^ebeutiing biefeS gelebrlen ÜJlamteS bejeu«
in finben jur Slneignung ber ortentalifd^n gen bie Söorte, mit benen bet @arbtnal Ouitinl,
^en, beten 9)utfen füt feine lileiarifd^en ^t- ^if^of }u ^reScta, meieret bem SenebictinetDriwn
1851
SMontmirail — SOloorc.
1852
angel^drte, ben SSerluft be§ S)a^in9efd^iebenen be»
trauerte : Amisit — fo fd^rieb er — in eo homine
Benedictinus Ordo noster decus eximimiiy
Gallia virum toto orbe celeberrimmn, literaria
omnisrespublica ingenium praestani^ssimum,
aetas ista scriptorem omnium saeculorum
memoria dignissimum.
SBenn toir ÜRontfouconS literarifd^e Sl^ätigfcit
überfd^Quen, fo treten unS t)or ^Qem bie t)on il^m
beforgten ausgaben gried^ifd^er 9Ber!e entgegen^
weld^e er mit öielen l^öc^ft toid^tigeu Slotisen Der«
]ai^, tote: Analecta graeca sive varia opuscula
graeca hactenus inedita etc., l^erauSgegeben ttt
©cmeittfc^aft mit $ugetutib ßopiit ju $ari§ 1688;
S. Athanasii Opera omnia quae exstant v.
circmnferuntur, notis et variis lectionibus
illustrata, Par. 1698, 3 voll, in fol. ; Collectio
nova Patrum et Scriptorum Graecorum Eu-
sebii Gaesariensis , Athanasii et Cosmae
Aegyptii, Par. 1706, 2 voll, in fol. ; Le livre
de Philon de la vie contemplative, traduit
sur I'original grec, Paris 1709; Hexaplorum
Origenis quae supersunt, multis partibus
auctiora, quam a Flaminio Nobili et Joanne
Drusio edita fuerint, Par. 1713, 2 voll, in
fol.^ Ghrysostomi Opera omnia quae exstant,
in ©cmeitifd^aft mit anberen DrbenSgKebem, Par.
1718 sqq., 13 voU. infol. — SSoti l^ö^erSe-
beutung fittb aud^ j[ene auf mül^fame tjforfd^uttgett
gebauten arbeiten, burd^ toeld^e SJiontfaucon bie
^Itertl^umSfunbe tote SBentge beretd^erte. 93oran
gel^t l^ier baS ungemein reid^l^altige, bt§ je^t ned^
unübertroffene S3erf Palaeographia Graeca,
Par. 1708, woburd^ attein fd^on ber SSerf affer
nad^ bem 3^ugniffe aller ©elel^rten feinem 9lamen
einen unfterbltd^en SRul^m ermorbcn l^ätte; in biefe
jtategorie gel^ören femer : L'antiquitö expliquee
et repräsentee en figures, Par. 1719, 10 vols.,
latein. u. franj., toeld^er ©d^rift im 3. 1724 nod^
fünf @u))plementbönbe folgten ; Les monuments
de la Monarchie fran9aise, Par. 1729 — 1733,
5 vols. in fol. — S)auembe ^Inerfennung t)er-
bienen be§ SJerfafferS tDert]^t)oEe Setftungen auf
bem ©ebtete ber ^anbfd^riftenfimbe, toorüber er
ein felteneS Sid^t verbreitete, mie fd^on in feinem
Sßerfe Diarium Italicum, Par. 1702, in meld^em
nebft t)telen nü^Itd^en 9iad^rid^ten aud^ ein genauer
3luffd6lu| über ben Seftanb ber SKanufcripte in
ben italienifd^en Sibliotl^efen gegeben wirb ; femer
in ber @d^rift Bibliotheca Coisliniana, olim
Segneriana, sive Manuscriptorum omnium
Graecorum, quae in ea continentur, accurata
descriptio, Par. 1715; bann in bem 95Berfe
Bibliotheca bibliothecarum manuscriptorum
nova, Paris. 1739, 2 voU. in fol. — gnblid^
fd^rieb er mel^rere fletne 9lbl&anblungen über Der»
fd^iebene ®egenftänbc, metp fritifd^en Snl^altS,
tt)ie: La verite de I'histoire de Judith, Paris
1690 ; Vindiciaeeditionis S. Augustini aBene-
dictinis adomatae, adversus epist. Abbatis
Germani, Bomae 1699 ; Di&^ertoAiQii &\u: le
Phare d' Alexandrie ; Dissertation sur laplante
appelee Papjnnis u. 31. (S5gl. Fabricii BibL gr.
XIII ; Pez, Biblioth. Benedictino-Mauriana;
le Gerf, Biblioth. bist, et critiq.; Du Pin, Bi-
bUoth. XIX ; Safftn, ©elel^rtragefd^., ubcrf. m'S
©eutfd^e, gfranff. u. Scipj. 1774, H, 292 ff.; E.
de Broglie, La Societe de TAbbaye de Saunt-
Germain-des-Pres au 18® siecle, Bemard
de Montfaucon et les Bemardins 1715 a
1750, 2 vols., Par. 1891, loofelbft eine 1739
t)on ÜJlontfaucon gefd^riebene ©elbftbiograp^ie
ober ÜJlemoirenfftjge §um erften ÜRale t>eraffeitt*
lid^t ift.) [^auSiDtrt^.]
'SSidtiflltiraU (de Monte mirabiH), 3o|an'
ne§, aud^ 2[o]^anne§ ^umütS genannt, etn(l^i|}er>
cimfer be§ ftlofterS ßongpont in ber SHöccfe 6ot^
fon§, mar in ber legten ^ölfte beS 12. äol^i^unbettö
geboren unb ftammte au§ bem l^od^obeligen (Se*
fd^Ied^te ber ^errm t)on 9nontmtraiI. Stüterftd^
XJ^aten, banäen aber aud^ d^rifttid^e Sugettbes
geid^neten il^n au§ in feinem erflen Seben§abfd^mtte;
geme l^ötte er am ffampfe gegen bie ^(bigenjer
tl^eilgenommen, mürbe aber burd^ ben Sinfprs^
feiner ©emal^Iin baran gel^inbert. ^terburd^befon«
berS reifte ber Sntfd^Iu^ in il^m, ftc^ gong tion bei
SBelt loSgumad^en, utU> er trat gegen ba§ 3a^
1210 in baS jflofter }uSongpont ein, mo er oi^
mal^rfd^einlit^ im 3. 1217 ftarb. ©eine &6ar8«
bef(^reibung, t)on einem }iemtii^ gletd^geitig leben«
ben OrbenSgmoffm t)erfagt, rü^mt befonberS feio
ftrengeS Sf^ften, feinen ©el^orfam, feine S)enmt^
unb feine ©anftmutl^. 3m giftercienferorben ge»
nie^t er ba§ ^öbicat eine§ Seligen ober au$
eines ^eiligen; feine SSercl^rung (am 29. Sep»
tember) ifi alt unb unbeftreitbor, tnenn fdjon ha
fird^Iic^e &inonifationgproge^ nid^t Döflig bunt*
geführt ju fein fd&eint. (3}gL BoIL Sept VUI,
186 sqq.; @tabler, SSoOftönbigeS ^eiligen^Sepfoft
m, Augsburg 1869, 323 f.) \%. effer.]
^ooxe, S ]^ 0 m a § , gefeierter trifd^ 2)i(|tec
unb Slpologet toar geboren am 28. SRai 1779
)u Dublin, too fein 93ater, ein eifriger StQ!ßj$Vi
einen @pecereilaben l^telt. Seine gelehrte Silbin^
erl^ielt Xl^omaS am ^reifaltigfeitScoüegium fetur
93aterftabt. S^<^ fonnte er alS ffat^olü an biefec
ftreng anglicanifd^ ^od^fd^ule feine afobonif^cs
@rabe erlangen; nid^t§beftott>eniger gog erbeife^
neu auSgegeid^neten ®eifte§anlagen bie Si^mol'
famfeit feiner Seigrer auf fid^, unb ein englif^
©ebid^t, ba§ er bei einem S^amen flott ber SbVvfyn
lateinifd^en Arbeit übergab, tmg i^ ein an|eri
orbentlid^eS $rei§bud^ ein, bie ^Steifen beS %»>
d&arfi8\ m im 3. 1797—1798 berinfdJeSHf«
ftanb auSbrad^, nal^m SOtoore, ben eine glu^cnbe
Siebe gu feinem ißoße fein ganzes Sebot ^tiibiii^
befeelte, leibenfd^aftlid^ ^[ktrtei für bie imtionde
Baä)t unb f d^rieb in biefer ääd^tung bie ^eftigPa
Sd^rif ten in $oefie unb ^ßrofa, o^ne |eboc( be*
burd^ ftd^ unangenel^me SkrmidCbmgen mit ber eng*
lifd&en Scgiemng jusugie^en. 98on ram on i»ö>«
mete ÜRoore, ber f d^on in bem fru^ 9Iler m
1858
SWoorc.
1854
14 Solaren ®ebid^te manntgfoltigen 3ii^Qlt§ j^otte
erfd^einen laffen, feine gon^e Siebe unb geiftige
Jhraft ber Sichtung unb blieb babei, anä) al§ er in
febiem 20. ^al^re nod^ Sonbon übergefiebett xoax,
um bort bie 9le^tdtt)if[enf duften }u ffatbiten. @eine
Ueberfe^ung ober tnelmel^r $Qrap]^ro|e 9lnafreon§
mad^te feinen 9iamen juerft in meiteren Jheifen
befannt unb Derfd^offte il^m ben 3utritt in bie
^dd^ften Sirfel ber englifd^en ©efeUfd^ft. £r er-
lieltfogor ben9iamen „^nofreon-SJioore''. 3)urd^
bie (äunfi bed ^rinjregenten im 3. 1803 }um
Xegtßrator am ^bmirolitöt^l^ofe t)on Sermuba
beförbert, fmtb er SSermtloffung, bie SSereinigten
Staaten Don Smerilo }u bereifen. @eine 93eob-
ad^tungen gab er in einer fatirifd|en @d^rift t)on
bei^enber @d^ärfe, ;,@fi)}en ber ^efeUfd^aft |en«
feit« beö atlanHfc^enaReereS", funb. SRoore^S poe-
tifd^ Seruf Iie| il^n natürlid^ auf ben Sermuba-
änfeln leine 93efriebipng finben; er feierte nad^
(Snglanb }urüdt, unb l^ier fd^afften il^m balb feine
te {ür}en 3^ifd^^täumen fid^ f olgenben poetifd^n
SBerle ben l^öc^ften ähtl^m unb ebenbürtige Stel-
limg neben ben gefeiertften S)id^tem Britanniens.
©d^Mi 1801, alfo bor ber Sermuba-SWifpon,
B^tte er ©ebid^te unb Sieber unter bem Flamen
x^omad Sittle erfd^einen laffen. ۤ folgten 1806
md) 1808 meitere Sammlungen lt)rifd^er ©ebid^te,
SaOaben, Satiren k.; fie aUe aber nmrben über-
boten Don feinen „Srifd^en SRelobien" (1807 ^um
erßen SRale gebrudtt, mit gfortfe^ungen bis 1813),
cbtet poetifd^en Sd^öpfung, meldte feinem 93ol!e
Vtoot^i !Ramen für immer um^erge^lid^ mad^en
nm^ SMefe 2hrifd^en9nelobien fmb patriotifd^e Sie-
ber üon ber ©efd^id^te, ben Seiben unb ben ^off-
nimgen feines 93ol!eS, tl^eilS alten irifd^en SSolfö-
iDeifen untergelegt, tl^eilS Don Tlooxt felbft com-
lionirt; benn bie SRuftI mar bei il^m auf ^3 Snnigfte
mit ber 3)id^tfunfl Derfd^miftert. 2)a^ biefe S)i(^-
tengen itfS Sateinifd^e, Stalienifd^e, gran^öfifd^e,
S)evUfd^e unb Shtffifd^e übertragen mürben, ift fein
tged Sob für il^ren SBertl^; mel^r aber jeugt für
bie entl^ufiaftif (|e Sufnal^me feitenS beS irif d^en
}fkS, baS fie mit 93egeifterung fmgt unb noc^
fingen mirb, menn aOe anberen SBerfe biefeS Sol^-
veS ber grünen Snfel tergeffen fein meroen. 3a
E unter ben englifd^en SanbSleuten SOtoore^S
fie aObefannt mie Sprid^mörter. ÜReben ben
en Stelobien gelten SRoore'S religiöfe Sieber
oB bie reid^fte Sfntd^t unb bie Jhone feiner ^oefie.
3m 3. 1817 erfd^ien öon SMoore „SaHc 3»oofi^"
(b. 1^ Xulpenmange), eine morgenlönbifd^e 9to-
natue, bie im ^er orientalifd^er $]^antafte unb
Sfarbeitprad^t ftral^lt. 3n bie perfifd^e Sprad^e
fibertrogen (anberer Ueberf e^tmgen gar nid^t )u ge-
benfen), fanb fie il^ren SBeg nad^ Sd^iraS unb
9S)xi]^ unb mirb an ben Ufern beS caSpifd^n
SleereS gelefen. ÜJloore l^atte bamalS bereits bie
Selamitfd^^ Sorb S^ronS gemad^t, mit bem il^n
bis )um Stooe ein unDerbrüd^lid^eS gfreunbfd^aftS-
banb t)erfnupfte. Siner infolge ber amtlid^en Un-
ttcne feines SteQt>ertreterS auf ben 93ermuba>3n«
fein il^m brol^enben SSermidtlung entging SRoore
burd^ eine Keife nad^ bem gfefilanb. (5r befuc^te
IßariS (1817), fpäter, nad^bem unterbeffen jener
Swifd^enfatt bereits erlebigt mar, 3talien unb
bie Sd^toei). 2)ie Sfnid^t a0er biefer Steifen maren
mieberum poetifd^e unb fatirifd^e ßrgüffe. SineS
feiner fpäteren SBerfe, The Loves of the An-
gels (London 1823), entfaltete auf's 9leue bie
blenbenben Sd^önl^eiten ber ÜRoore'fd^en ^oefie,
t)erftie^ aber burd^auS gegen bie d^riftlid^-religiöfe
Snfd^auung. Um biefen gf^l^ler unb aud^ bie
Seid^tfertigfeiten feiner literarifd^en 3ugenb }tt
fül^nen, liefe ber ©id^ter im 3. 1827 ben Epi-
curean (Spicureer) erfd^einen, einen ätoman in
SSerfen ; feine $]^antafte erf d^eint l^ier burc^ 9teli-
gion unb Sittlid^feit geläutert. Sine berebte ^lage
über bie Unterbrüdhtng beS irifd^en SBolfeS ent-
l^ielten bie Memoirs of Captain Bock (Lond.
1824). Sei aS bem erftaunte bie äBelt, als ber be-
geifterte S)id^ter pl5Mid^ mit einer Slpologie ber
fatl^olifd^en Seigre auf ben $lan trat (Travels of
an Irish Gentleman in Search of a Religion,
2 vols., Lond. 1833). 3)iefe „Keifen eineS iri-
fd^en SbelmannS )ur Sntbedhtng einer Steligion"
(in'S tJfranjöfifd^e , Spanifd^e, 3talienifd^e unb
S)eutf^e mieber^olt überfe^t) }eigen ben DoHen
6mft religiöfer Sntfc^iebenl^eit, tmterftü^t t)on
einer für einen Saien gan^ ungemöl^nlid^en ff ennt-
nife ber %^tolo%\t unb bef onberS ber SSäterfd^riften.
SBaS aud^ immer feine unbel^olfenen anglicanifd^en
©egner vorbringen mod^ten, um baS IBerbienfl
feiner geleierten Stubien ju öerfleinem: biefeltene
©elel^rfamfeit, meldte baS fBu^ geigt, lonnte nid^t
in Sbrebe gefteUt toerben. Slber fold^e 93emöng-
lungen t)ermodeten aud^ bem IBud^e nid^ts an-
gul^aben. gf^eilid^ bel^aupteten feine latl^olifd^en
Sfreunbe ni^t, bafe er etmaS mefentlid^ 9leueS ge-
funben l^abe, löugneten aud^ nid^t, bag baS Sud^ in
einzelnen Partien Sd^müd^en unb !Dlöngel jeige.
allein baS tonnte bem l^od^begabten ® eifte ÜJloore^S
nid^t abgefprod^en merben, bafe er in ben ®eift ber
alten jhrd^e eingebrungen fei, bafe er bie natürlid^,
in ber Sad^e felbft liegenbe Sogü, ebenfo aber
aud^ ben in ben taufenbgeftaltigen SBinbungen ber
SBiberfad^er liegenben |)umor auf eine unüber-
trefflid^e 95Beife l&abe fpred^en laffen. ©erabe um
biefe lejtere Seite l^eröortretcn gu laffen, mar
bie tJfonn, in toeld^er er feine Unterfud^ung ein-
gefleibet, befonberS geeignet. 6in irif^er Cbel-
mann ift auf bem $unft, feine angeftammte
fatl^olifd^e äteligion }u t)erlaffen unb $rotefiant
5U merben ; bie ffatl^olifen-Smandpation erleid^-
tert il^m ben Uebertritt, ber ie|t meniger mel^r
ben Sd^ein eineS auf geitlid^e 93eförberung be-
red^neten Sd^ritteS l^at. ^ennod^ mill er ftd^ t)or-
l^er aud^ eine entfpred^enbe Ueberjeupng bilben;
inSbefonbere gilt eS, unter ben vielerlei proteftan-
tifd^en Sel^rf^ftemen baS redete )u mäl^len. 3u
biefem. SSel^ufe beginnt er nun, um an ber ur-
d^riftlid^en Seigre baS redete Kriterium ber fBkfyc
l^eit }u l^ben, feine 2Banberunftenbux<iihi&%o&^«
1855
9KoraIe8 — SWoralej.
1856
l^unberte bet alten jhrd^engefii^^te. UeberaOober
finbet er nur »ot^oIifd&eS, felbft fd^on fatl^olifd^e
Kerimonicn entbedt er ju feinem ©taunen; bieje§
tDtrb nod^ erl^öl^t inbem er berül^mte proteftan»
tifd^e ©d^riftfteUer bie gleid^e 93eobad^tung au§'
fpred^en l^ört, unb inbem er bie toiOfärli^e Slrt
unb SBeife betrod^tet tt)ie man mit ber Slbfd^affung
biefer Seigren unb ©cbräud^e öorging. S)od^ ber
$roteftQnti§mu3 foH um Jeben $rei§ gefunben
toerben. ®arum befud^t er ©eutfd^lonb, bie ®e«
burtSftötte ber Deformation. 9lber ber fd^redHid^e,
troftlofe 9lationaIi§mu§, ben er t)on t^eologifd^en
Sel^rfanjeln l^erab Dortragen l^ört, bie fur^tbare
3errif|en]^eit ber religiöfen SKeinungen unb beö
SebenS l^eilcn il^n öoHenbS; er bef daliegt unter ba§
@d^u^bad^ ber JKrd^e 5urüd()u!e]^ren, bie aKein
B\ä)ttf)tii unb Stulpe ber Ueoerjeugung gemöl^rt.
®ttDxi ifi eS ein untoiberleglid^eS 3«ugnt| für bie
tiefreligiöfe ©cfinnung 3Roore'§, ba^ er nid^t blo^
bie öftl^etifd^e Seite bed Jtat]^oIici§mu§ l^erüor*
l^ebt, mag bod^ il^m fo nal^e lag, unb ma§ fo
t)iele S)id^ter, f atl^olifd^e wie proteftantif d^e , tor
unb mit il^m, nid^t immer gum SJortl^eil ber ßird^e
getrau, fonbem baj er baö emftere unb mü^e»
DoIIere ©efd^äft übernimmt, bie Sffial^rl^cit feiner
Seigre ju begrünben. 93on anberen ©d^riften finb
nod^ }u nennen bie History of Ireland, Lond.
1839—1846, 4 voU. (in ber Cabinet Cyclo-
paedia öon ßarbner), ein Seitenftüdf ^u SBalter
©cott§ ©efd^id^te öon ©d^ottlanb unb ÜRafintofl^'
©efd^id^te Don Snglanb ; biefe§ fein le^ted SBer!
in ißrofa toirb neben feiner ©elbftbiograpl^ie (in
ber Songman'fd^en SluSgabe feiner SBerfe le^ter
^anb) unb, fügen toir bei, neben ben Seifen eines
irlänbifd^en 6belmann§ als feine emftefte, gereif-
tefte, fleifeigft auSgefül^rte literarifd^e Arbeit ge«
rül^mt (Times), grül^er fd^on (London 1825)
erfd^ienen Memoirs of Sheridan unb SRad^rid^ten
über S^ronS Seben in feiner Ausgabe öon Letters
and Journals of Lord Bjrron, with Notices of
bis life (Lond. 1830, 2 voU.). S^ron ^atte SWoore
feine 3Remoiren öermad^t; biefer aber lie^ fie,
toal^rfd^einlid^ auf SSeranlaffung ber SSerwanbten,
nid^t erfd^einen. Um nun bie Sefer S^ronS bod^
}u entfd^öbigen, fd^rieb er baS angeführte SBer!.
SWoore ftarb ben 26. Qfcbruar 1852 auf feinem
Sanbgute bei ffieDijeS in SBiltf^ire unb liegt auf
bem ^rd^l^ofe t)on ^roml^am begraben. 2)ie t)on-
ftönbigfte ©efammtauSgabe feiner SBerfe erfd^ien
ju Sonbon 1852—1853 in 10 «änben; Sotb
äol^n »uffcll beforgte 1852—1856 Memoirs,
Journal and Correspondence of Th. Moore,
8 vols. [ffcrfcr.]
fötales 9 Smbrofio be, fpanifd^er ®e»
fd^id^tfd^reiber, mürbe um 1513 ju ©orboöa ge-
boren unb mar ein 9lcffe bcS um bie fpanifd^e
©prad^e unb Siteratur mol^Iöerbienten ^erej be
Dliöa, ^rofcfforS ber Sl^eologie ju ©alamanca
(gc[t. 1533). 5Rad^bem er ju Sllcala be |)enareS
unb ©alamanca feinen afabemifd^cn EutfuS ge-
mad^t unb bie Sßrie\tertt)t\t)t cöjcxUw \)cA\t, ttvu^
er als ^rofeffor }u SUcala mit Stul^m ^'^ilo-
fopl^ie unb alte claf fifd^e Siteratur Dor. 3m %^*
trag ÄarlS V. unterrid^tete er ben berühmten
S)on 3uan in ber alten Siteratur ; $l^ili)))) n.
befteKte il^n jum ^iftoriograpl^en t)on Saftilien.
@r ftarb )u (Sorbotia 1590. SDloraleS mirb mit
Sed^t megen feines fpanifc^en ©tileS l^od^ gefd^
Cr fd^rieb über öerfd^iebene ®egenftänbe ber Site-
ratur unb pra!tif d^en $]^ilof opl^ie, über ben SBo^
ber rl^etorif d^en ©tubien, für bie er ftd^ fel^r inte^
effirte; t)or5Üglid^ aber finb l^ier feine gef^id^idgNn
unb in baS ®ebiet ber 3:i^eologie gel^örigen SBofe
5u nennen: 1. S)ie allgemeine Sl^ront! Don ©pa*
nien, t)on bem jmeiten punifd^en ftrieg an bis auf
bie SSerbreitung beS S^riftentl^umS in ©ponieii,
bie mit einer äteil^e t)on 93ioQra))l^ien fponift^
^eiligen fd^lie^t unb als f^ortf e^ung ber allgemet«
neu fpanifd^en Sl^ronU t)on S^rian be Ocmn)»
an^ufel^en ift ; 2. bie SBodfe beS 1^1. SuIogiuS, eri
wäl^Iten ßrjbifd^ofS Don Solebo (f. b. «rt), mä
Giommentarien begleitet; 3. t)erfd^iebene !inl^>
gefd^id^tlid^e ^bl^anblungen ; 4. eine %))ologie beS
^ierontjmuS Surita (gefl 1580), beS SJerfofjerS
ber berül^mten Snnalen Don Sragonien u. a. m.
(Sgl. »outerme!, ©efd^id^te ber ^oefte u. öeicb-
famfeü m [fpanifd^e Siteratur], ©ötting. 180i
311. 317 2C.) [©d^öbL]
^Biotütei, 3uan IBaptift be, O. Praed.,eiB
]^ert)orragenbeS 9nitglieb ber erflen Somnnai'
nermiffion in Sl^ina, mar geboren um baS 3a^
1597 §u (Sciia in ^nbalufien, trat frül^ jeitig is
ben Orben unb fanb in t)erf d^iebenen SRiffimiai
SSermenbung, bis er gegen 1638 feine 3:^^
feit in ber d^ineflfdjen $rooinj) ^o«!ien begcim.
§ier griff er ein in bie ©treitigfeiten megen bet
(|inefifd^en ©ebräud^e (f. b. ^rt. Slccommobt^
tionSftreit), in bereu SJermerfung er fid^ unertitt«
lid^ ftreng geigte. 93erf olgungen f eitenS ber 9ion*
barinen maren ber Sol^n feines SiferS; enblüt
(1638) marb er genöt^igt, (S^ina gu öerlaffen. «S
©efanbter feiner OrbenSbrüber in Sl^ina lom n
1643 nad^ 9tom, mo feine SSorfteQungen uüb 9e>
mü^ungen baS erfte ®eaet ber Shtquifttion gegen
bie d^inefifd^en ©ebräud^e Dom 2hi^re 1645 e^
mirften. Sei beffen ßrfd^einen mar SRoroIq be-
reits mieber nad^ ©panien gegangen, um fene
OrbenSgenoffen )u ben d^ineftf^en SRiffunen m
anjueif em. ©eine Semül^ungen f^atttn ben befta
Erfolg; benn begleitet oon 30 S)onttmcanen^
unter Denen bie berül^mten PP. 9talKixette nd)
$rabo (f. b. ^rtt.) maren, feierte er nad^ (Sfim
gurüdE, fonnte aber erft im % 1649 bort to
ben. ÜKit bem frül^em 6ifer arbeitete er tteitfl>
l^in ebenfo fe^r an ber SSefel^rung ber Reiben, oie
an ber ©efämpfung ber bon ben 3efuiten gebn^
beten ©ebröud^e. @r ftarb am 17. @e|)temier
1664 JU gfo-ning-tfd^eu. ©eine ©d^riften bq^
fid^ gro^entj^eilS auf feinen ©treit mit ben 3fefuitöi
baruntcr bie erfte Quaesita XVII a Fr. J. R
de Moralez, missionum Sinarum procoratore,
^^roposita Bomae 1643 sacrae congreg. de
1857
aRotalität
1858
prop. fide (Romae 1645). 3laä^ bem S^erid^te
beS P. Jloiwrette öerfofetc er aud^ einen Commen-
tarins super litanias B. M. V., femer einen
Tractatns ad de! amorem in voluntate ex-
citandum unb eine Sebendbefd^reibung beS 1^1. ®o>
minicuS, atte in d^ineftfd^er (Bptaä)t, ©eine an«
beren ©d^riften f. bei Quötif et Echard, Scriptt.
O. Praed. U, Par. 1721, 611 sqq. 3)q8 ffier!»
(fytn Catechismns sinice scriptus, tteld^eS il^m
tielfad^ jugejd6rieben »irb, ift nad^ bem überein-
fHmmenben 3cugnif|e feiner OrbenSbrüber nid^t
»Ott il^ »erfaßt vertritt aud^ t)on ben feinigen
gan} obaetd^enbe Slnfid^ten. (ißgl. nod^ Vie du
grand apötre de la Chine, le vener. P. J. B.
Horalez, prof^ ducouventdeP.Pauld'Exiga,
Cologne 1701. Ueber feine SRifftonStl^ätigreitaud^
Hnc, Le Christianisme en Chine etc. lU, Par.
1857, 11 SS. 19 88.) • [«. gffer.]
IBomfüdf ober @ittlidg!eit l^at eine jmei-
fad^ IBebeutung, je nad^bem biefed SBort im t)oI!§«
t^umlid^ ober im n)i{fenfd^QftIid^en @inne ge-
braust ttirb. 3m gemöl^nUc^en ©prodbgebrQud^e
bebeutet aRoroIität foöiel ttne ^flttlid^e ®üte" unb
bilbet einfad^ ben ©egenfa^ jur ^mmorolität, b. 1^.
€<I^Ted^tig!eit; im ttn^enfd^aftlid^en Sinne bagegen
bejeid^et SRoralitöt ober @ittlid^!eit eine (Sigen«
fd^ft ber freien menfd^Iid^en ^onblungen, burd^
meldte biefe beS fiobeS ober be§ Xabefö, beS 93er-
btenfie§ ober ber Strafe föl^ig merben. SOtora-
Ittöt ift bernnad^ ein ®attung§begriff unb f a^t baS
fitfiid^ (gute unb baS fittlid^ 95fe al§ Slrten unter
fid^. L lieber ben 93 e g r i f f t)on ÜJloralttöt ober
eittlid^Ieit fhtb bie 9nf!d^ten ber $^Uofo))]^en
unb Sn^eologen getl^eilt. @elbft einige t)on ben
neueren 9RoraI))|iIof opl^en , fotoeit il^nen biefe
^nige üUtfympi }um Semu^tf ein gefommen ift
n^en fittlid^ für gleid^bebeutenb mit ftttltd^ gut.
ttaxd bagegen gebrandet ÜRoroIitöt im @egenfa^
Sit Segolität. SJoUgie^t ber SBille bie t)om @efe^e
Mrlongte ^onblung nid^t au8 $flid^t, f onbem au§
9teigung ober um eine§ burd^ fte ^u erreid^enben
Sort^iled ttriQen, fo fei biefeS blo^e fiegalitöt;
ttut er fie bagegen allein au§ $flid^t, um be9
«efe|e8 »inen, fo fei eg ÜRoralität. Sei fat^oli-
fd^9RoraIt>]^lofop]^en unb S^l^eologen finben ftd^
^anptföd^Iid^ bret Slnftd^ten über ba§ äBefen ber
etttlid^feit. 3)ie erfte bel^auptet bie @ittlid^feit
be^l^ in ber Sejiel^ung ber freien ^anblung jur
eutotregel. Siefe ^nftd^t fd^eint nid^t t)oIIftönbig
m genügen. S)a mand^erlei Se^iel^ungen ber freien
ipanbiungen jur ©ittenregel benfbar finb, fo bliebe
aß nod^ nal^ ju beftimmen, meld^er Srt biefe
Sqiel^g tt>&re, aeld^e bie |)anblung 5ur fitt-
fid^ mod^en mürbe. SBenn man frei an bie
SUtenregel benft, fo l^at biefer ®eban!e aud^ eine
Sqiel^g }u berfelben, ift aber bod^ nid^t ftttlid^
tDcgcn biefer Sejiel^ung. S)ie ^meite Slnfn^t er-
et befe^alb bie vorgenannte SWeinung unb be-
fiel, bie ©ittlid^feit befleiße in ber Sejicl^ung
ber Uebereinftimmung ober 9{id^tüberetnftimmung
ber freien ^anblung mit ber @ittennorm. Stimme
MrAeidcctton. YIIL 2L STh^.
eine ^anblung mit ber ©ittenregel überein, fo fei
fie gut, fonfi aber fdjled^t ober toenigftenS gleid^-
gülttg. ®od^ biefe «nfi^t öerwed&felt baS fittUd^
©Ute unb flttlid& 93öfe mit bem ©ittlid^en über-
]&au|)t. S)a8 ©ittlid^e ift ein ©attungSbegriff, ber
fomol^l t)om ©Uten al§ oom Söfen auSgefagt mt»
ben fann, alfo beiben gemeinfam ift. 3)ie britte,
am meiften begrünbete Änftd^t enblid^ fielet in ber
@ittlid^!eit nid^t etmaS ber @ad^e nad^ oon ber
freien ^anblung SSerfd^iebeneS, fonbem nur eine
beftimmte, bem vernünftigen SBefen eigentl^ümlid^e
3Irt unb SBeife, toie bie §anblung au8 ber Ver-
nunft unb bem aSillen l^eroorgel^t. 3ur ©ittlid^f eit
gel^ören l^iemad^ §toei3)inge: l.bafjbieSSemunft
bie ^anblung, meldte man }u vollbringen im 93e-
griffe fielet nad^ il^rer SSegiel^ung gur Sittenregel
beurt^eile ; 2. bafe ber SBille im Sid^te biefer Cr-
fenntnil ftd^ frei jur Sll^at entfd^He|e. 3ft beibeS
üorl^anben, fo ift bie ©anblung fittlid^ ; fonft ifi
fte nid^t ftttlid^, b. 1^. eine ^anblung, bie nid^t
mel^r fittlid^er 93eurt]^eilung unterliegt, bie man
meber loben nod^ tabeln lann. ^e Sittlid^feit
ober SRoralitat !ann man bal^er befiniren aU bie
^bl^ongigfeit ber ^anblung vom freien SBillen
unb ber auf bie Sittenregel ad^tenben SSemunft.
®te Sittenregel aber, an ber bie SSemunft bie
^anblung mif t, ift nad^ pofitio d^rifilid^em Staub»
punit, furg auSgebrüdtt, ber SBiUe ©otte§. 3)iefer
toirb und funb burd^ bie vernünftige SRenfd^en«
natur unb bie pofitive Offenbarung.
n. ^ r t e n beS Sittlid^en ober baS fittlid^ ©ute
unb bas plid^ 93öfe. 3)ie flttlid^e ^anblung ifl
gut ober fd^Ied^t ie nad^ il^rer Uebereinftimmung
ober 9iid^tübereinftimmung mit ber SittenregeL
Sagt bie SSemunft, eine ßanblung fei ber Sitten«
reget entfpredgenb, unb ber SBiDe entfd^Iie|t fid^
frei )u berfelben, fo ift bie ^anblung fittli^ gut;
erflört bie SSemunft, eine ^anblung miberfpred^
ber Sittenregel, unb ber SBtQe entf d^Iie^t fid^ troj^
bem frei baju, fo ift fie ftttlid^ fd^Ied^t. Sie fitt-
lid^e ©Ute (bonitas moralis) unb bie fittlid^
Sd^le(^tigleit (malitia moralis) unterfd^eiben ftd^
mieber in eine objiective ober eine materielle, in
eine fubjective ober eine formale, in eine innere
ober eine öu^ere (bonitas vel malitia intrinseca
et extrinseca). S)ie objective ©üte ober Sd^led^
tigfeit ber äußeren ^anblungen ift von unferem
Söillen unabl^ängig. 93eVor ftd^ ber ÜReufd^ }tt
einer §anblung frei entf d^lie^t, mufe ber SSerftanb
an biefe ^anblung gebadet, fte nad^ il^rem ftttlid^en
Sl^arafter beurtl^eilt unb al§ gut ober fd^led^t bem
SBiUen vorgeftdlt l^aben. 3nfofem nun biefe
§anblung fd^on vor ber SluSfiil^rung bem 9Ser-
jtanbe vorfd^toebt unb von il^m al§ ge^iemenb ober
ungejiemenb bem SBillen vorgefteUt mirb, ifi fte
obiectiv gut ober objectiv fd^led^t. ßntfd^Iie^t ftd^
ber aOBille frei ju bem, maS il^m bie 9Semunft al5
fittlid^ guten ©egenftanb vorgeftellt, fo »irb er
fubjectiv ober formal gut. 2)ie objective ©üte ober
Sd^led^tigfeit ift in ben S)ingen, mie pe ber 98er-
ftanb erf a|t unb bem SBitten vot^Ät, \wtS^\jsÄs*.
1859 Woralitat. 1860
bagegen finbet ftd^ int äBiUen felbft. 3)ie fub» ^ingu. Suf ö^nlid^e SBeife fann ein nad^ jeine»
jectiDe {ttüic^e 93e j(i^aff enl^eit ber öu^eren ^anb» ®egenftanbe fttilid^ gleid^gülttger SBiUendact eineu
lungen (b. ^. aQer Säetl^ötipngen beS SJienfd^en ftttlid^en SBert^ erlangen, menn er Don einem an'
mit Sudnal^me ber SBiHenSacte) l^dngt bal^er gang bem ftttlid^ guten SBUIengact befohlen unb bo^
unb gar Dom SBiUen ah ; fie finb gut ober bog, burd^ auf einen guten Stotd belogen mirb. c. i)et
}e nad^bem fie t>om guten ober böfen Sßillen au3- Umftanb be3 Smitli (cur) mirb in ben 3RoraI*
gelten, infolge unt>er|d^ulbeten 3rrtl^um§ fann ed tterlen geioöl^nlid^ oon ben übrigen Umjlönben
barum aud^ gefd^el^en, ba^ etmaS, »aS objiectit) getrennt bel^anbelt, n)eil ber 3n)ed nid^t bIo| ein
bö§ x% {td)iectiD pt »irb, unb umgefel^rt. 3)enn Umftanb, fonbem aud^ Urfa^e bed SBoDenS i^
bie (mit unb @d^led^tigleit be§ SSoHend l^öngt ÜRan unterfd^eibet einen innem (finis operis) unb
t)om ©egenftanbe nid^t ab, mie er in ftd^ ift, fon« einen öu^em 3^^^ (^^ operantis). €d ij}
bem mie er t>on un§ erfaßt mirb. 2[n fic^ gut ober }. 93. beim 9l(mofen bie Unter[tü|ung eines 9tot^
bö§ (intrinsece bonum vel malum) ift baSienige, feibenben ber innere 3toedf ; bie Sl^re (SotteS, bie
maS fd^on ber natürlid&en fittUd&en Drbnung ent- ber SHmofenfpenber mit feiner ®aht f örbem, ober
fprid^t ober miberfprid^t , }. 93. l^ier ®ottedt)er- bie ©enugtl^uung, bie er mit berf elben letfleii rnffl,
el^rung, bort 93Ia§p]^emte; bie andere ®üte ober ber öu^ere S^td. Sa ber innere 3^^^ ntit bem
@d^led^tigfeit berul^t auf pofttioen @efe^en, meldte t$ormaIob)ect be§ SBillenSaäed jufammenfalU, fo
bismeilen an ftd^ inbifferente S)inge gebieten ober ift l^ier nur oon bem öugem S^tdt bie Stebe. See
Derbteten, }. 93. bie Sntl^altung Don tned^tlid^en gute 3u)edE mad^t einen inbifferenten äBiüenSact
arbeiten an Sonn- unb gebotenen (Feiertagen, ben gut unb erl^öl^t ben fittlid^en Sßert)^ einer an ^
®enu| Don fjfleifd^f))eifen an 9[bdtinen}tagen. guten ^anblung ober Derlei)^ i|^r eine mel^ou^
in. 2)a bie fubjectiDe fittlid^e Sefd^affenl^eit ber ftttlid^e @üte. 9iiemald aber l^igt ber gute Siotd
öu^eren |)anblungen gan^ Dom SBiUen abl^öngt, ein alS fd^Ied^t erlannted ÜRittel (^>anblimg). So-
fo ift aud| feftgufteUen, moburd^ bie fubjectiDe mit eine ^atd)Iung einfad^l^in ftt&id^ gut genoont
@üte ober Sd^Ied^tigfeit beSSBiUeng entfielet merben lann, mu| fie aQfeitig, b. 1^. nad^ ben
ober bebingt ift. 2)arum l^anbeln bie ÜJloralmerfe ©egenftanbe, htmS^^dt unb ben Umfiönben gut
nad^ ber 93efHmmung bed 9)loraIitötdbegriffe§ ge- fein, möl^renb gur @d^Ied^tig!eit Ser ^Mmblmig
mdl^nlid^ de principiis seu fontibus moralitatis. auSreid^t, ba| fte Don einer @eite f d^Ied^t fei, ober
1. S)er giute Sßille l^öngt ab Don feinem ©egenftanbe, mie bie @d^ule fid^ auSbrüdt: Bonum ex integn
feinen Umftönben unb Don bem äa^tm 3tDede, auf causa, malum ex quolibet defectu. S)er SBiOe
ben er gerid^tet ift. a. 3eber SBiDenSad, ber auf ift fomol^I bann böfe, menn er bod @d^Ied^ otiS
ein fittlid^ gutes Obiect gerid^tet ift, erl^ölt Don einem guten 3tt)ed(e, als menn er bad ©ute osS
biefem ©egenftanbe feine fpecififd^e ober mefentlid^e einem fd^led^ten 3wedte erftrebt.
©Ute. 3)iefe ift aber eine fpecififd^ Derfd^iebene, 2. S)a8 Don ber fittlid^en ©ute ©efagte giß ii
|e nad^bem bie Objieäe ober ©egenftönbe, auf analoger SBeife aud^ Don ber (Sd^Ied^tigiett
meldte ber SßiHe gerid^tet ift, mef entlid^ Derf d^ieben 3ßie jene, f o mirb ouc^ biefe nad^ i^rer Sßefen^
jtnb. @o unterfd^eibet man nad^ ber mefentlid^en burd^ben@egenftanbbe{timmt. ^u|erban{fiiinai
sBerfd^iebenl^eit ber Obiecte einenget ber 9iäd^{ten« aud^ bie Umftönbe unb ber öu^ere S^md ik
tiebe. ber ÜRä^igfett, ber ©ered^tigfeit, ber ©otteS- @d^led^tigleit be§ SBiüenSacteS Dermel^ren. 3)o^
Derel^rung :c. b. Umftänbe. Unter Umftänben ftnb in biefer SSegiel^ung einige Unterf^d)e )tm^
beS SBiUenSacteS Derfte^t man ^ier alle {uföSigen fd^en ber fittlid^en ©tite unb @d^Ied^ti^ }b
nöl^eren 93eftimmungen, meldte bie me(entlid^e fttt- ermäl^nen. @oIIen 3. 93. bie Umficbtbe bie Säe
lid^e ©Ute beS SBiUenS fd^on DorauSje^en unb beS SßillenSacteS erl^öl^en, fo muffen fte nid^ iU^
innerl^alb berfelben 3lrt unmefentUd^ Derönbem. erfannt, fonbem pofttiD gemottt fein. 3)a0e9a
S)iefelben merben in bem befannten 93erfe }ufam> mirb ber SBiSe burd^ bie fd^Ied^ten Untfldnbe bei
mengefa^t: Quis, quid, ubi, quibus auxilüs, gemoQten ©egenftanbeS böfe, oud^ memierbi^
cur, quomodo, quando? ^infid^tlid^ iJ^reSgiU' Umftönbe nid^t in fid^ felbft miH, fonbem blnf
fluffeS unterfd^eibet man Umftötä)e , meldte bie infofem fie tl^atföd^Iid^ mit bem gemoOten <8egf»
©Ute beS SSiÜenS erl^öl^en ober Derminbem fön- ftanbe Derbunben ftnb. SBer einen ®^ebntd^ h»
neu (circimiBtanidae aggravantes , augentes gelten miU, Derfünbigt ftd^ nid^t blo^ gegen bk
vel minuentes bonitatem). SBer 5. 93. mel^r gur Sntl^altfamleit, fonbem aud^ gegm bie Sere4%
Sinbemng ber 3loÜ^ feines 9löd^ften tl^un miU, l^at feit, meil er meig, ba^ baS ©emoQte eine tbige*
unter fonft gleid^n 93orauSfe|ungen einen beffem red^tigfeit ift. (^ferner ift gum fittlid^ @uten imacr
SBiUen als ein anberer, ber meniger tl^un mill. ein ))ofttiDeS2:|un unb Streben beSSBiOenSno^"
S)ann gibt eS Umftänbe, meldte einer ^anblung menbig. 3nm ^öfen bagegen ifl blo^eS 9tidit£^
burd^ eine 3lrt 3ured^nung gu ber im Dbjcct fd^on ober Unterlaffen auSreid&enb. SBer etttwiS aö füt«
gegebenen no(^ eine befonbere ©üte Derleil^en (cir- lid^ gebotm erfennt unb eS nid^t miH, ^t f^
cumstantiae speciem addentes, je^t gemöl^ntid^ einen böfen SBiOen.
speciem mutantes genannt). SBer infolge eineS 8. @inb aUe ^anblungen fittlid^ gut ober fd^Ic^t
©elübbeS^Imof en gibt, fügt }ur Unterftü^ung eines ober gibt eS aud^ ftttlid^ gleid^gültige ^anblimgcB?
97otl^Ieibenbennod^ einen %ct\)ttQ5oU^uxtt^ty»\^ (£S unterliegt feinem Stneif et, baf Diele SBtlMt*
1861
3Jloxa\p^iU^Dp^U — aRoralf^fietne.
1862
acte, nad^ il^rem 6Io|en ®egen{ianb Uttaä^Ut,
alei^gültig finb. @Ux^tmt gelten, reben, fd^frei-
oen 2C, fo lange man biefe ^mtblungen rein abd-
tract idxaä^tti, tlttU(i^ gleid^gültig finb, fo ift aud^
ber SBiSe, biefe ^anblungen audjufül^ren, f o lange
tmm Don aQen befonberen Umfiönben abfielt fitt«
lid^ gle^gultig. Sie gftage ift nun biefe : SSierben
ofie i^rer Statut nad^ gleid^giUtigen ^anbbmgen
burd^ bie concreten Umftönbe, bie bei ber mirt-
Kd^en SuSfül^rung l^injutreten, notl^menbig fittlid^
ipä ober böf e ? Sie Scotiften Demeinen bie|, bie
Xl^ontiften bagegen beial^en ed. Sie le^tere %n-
fid^t ift l^ute fafi allgemein in ben fatl^olifd^en
Sd^en angenommen. Ser ^au))tgrunb für bie«
felbe ift ber fotgenbe. Sei j[eber überlegten ^anb-
bntg k)erfoIgt ber ÜRenfc^ irgenb einen 3^ed.
Siefer S^i Vit bie @eete ber gangen ^anblung,
toeil er ben SBiOen )um ^anbeln antreibt unb
burd^ benfelben ber ^anblung il^r ®e))röge auf«
brüdtt. Cnttoeber ift nun biefer Swd ein fittlid^
guter, b. 1^. ein fol^er, mie er ftd^ ffir ben ver-
nünftigen 9Jtenfd^en ge§iemt ober nid^t. 3ft er
ein fold^er, fo mirb bie gange il^er ^atur nad^
dleid^tige ^anbtung fittlid^ gut. 3ft er eS nid^t,
fo iß bie gange ^nblung fc^Ied^t, benn ber 9)}enf d^
foD immer l^nbefo, toie ed ftd^ für einen vernünf-
tigen 9Renfd^en gegiemt. Mt ÜJlenfd^en tabetn
boiienigen, ber nnifio^ rebet ober für fein Sieben
leinen Demünftigen Stv^dt angugeben mei^. SBenn
ci aber tabelnStoertl^ ifi, ol^e vernünftigen @runb
{tt reben, fo fd^eint ed ebenfo tabelnSmertl^, ol^ne
Hcmunftigen S^td gu l^anbeln. (93gt. Sictor Sa-
f^ S. J., aJloralp^üof. I, gfreiburg i. 95. 1890,
114 ff. 222—239; Lehmkuhl, Theol. mor. I,
ed. 6, Friburgi Brisg. 1890, n. 27—40; BaUe-
rini-Palmieri, Opus theol. morale in Busen-
bMun MeduUam I, Prati 1889, 75—116;
Boaqnillon, Theol. mor. fundament., ed. 2,
Batisb. 1890, 616 sqq.) [^unfeS.]
3ibMl!r9UöMi^, f. am.
ymlff flenu nennt man bie verfd^iebenen,
bnnl^ bie Xb^Iogen auf gefteOten SBeifen, vom 3u*
Ponbe beS f^culativen S^oeifelS gur praftifd^
Ocmi^l^ gu gelangen. Sa |ebed biefer einzelnen
G^Beme eine Keilte von Se^rfo^en unb Stegein
cnqdlt tann man fte aud^ befiniren al§ bie ®e-
fnmntl^eit berj[enigen Kegeln, burd^ tteld^e man
nom f^otlotiven Stoeif d gur )nraltifd^en ©etoi^l^eit
gÄnqen lann. S^fteme l^ei^en fte eben be^l^alb,
neil ^ aus mel^reren in innerem logif d^en 3ufam-
menymge fiel^enben Sel^rf ä^en unb @ittenregeln be-
^d^, bie auf bie ®eftaltung ber SRoraltl^eoIogie
in aOen il^ Xl^eilen einen bebeutenben Sinflu^
anStiben. ®ibt eS bod^ auf bem gangen ©ebiete ber
SRmoItl^oIogie laum eine gefe^Iid^e Seftimmung,
fiter bie fid^ nid^t Stoeifeföfalle ergäben; biefe aber
nfiflen nad^ ben SRegeln be§ betreffenben ÜJloral-
Mönd entf (Rieben tt)erben. Somit bie verfd^iebenen
Ocoralf t^fieme gu überfid^tlid^er Sarfteüung gebrad^t
»crimen fönnen, finb gunftdgft einige vorlöu^ge (Sr-
lUrungen unb SegriffSbeftimmungen gu geben.
1. SSorbemerfungen. 1. @peculativer
3tt)eifel unb praftifd^e ©ewi^l^eit. 3n
Stüdfid^t auf ben @egenftanb, auf mli^ta fid^ ber
3toeif el begiel^t, unterfd^ibet man f|>eculativen unb
l)ra!tif d^ Sioeif el. 9Ran nennt ben 3tt>eif el fpecu-
lativ^ tvenn er fid^ auf bie SBal^rl^eit eineS @a|e8
ober bie Siifteng einer Zl^atfad^, unb praftifd^,
menn er fid^ auf bie Srlaubtl^eit einer eben vor-
gunel^menben ^anblung begiel^t. SBer gmeifelt, ob
malen eine Ined^tlid^e Arbeit, ober ob einbefümm-
teS ®efe^ aufgel^oben fei, ber befinbet jtd^ im 3u-
ftanbe beS fpeculativen ; mer gmeif ett, ob e§ il^m er-
laubt fei, am Sonntage gu malen, ift im 3ufianbe
beS ))raltifd^en3tt)eif el§. Ser fpecuIatiVe3tDeifeI ifi,
nrie eben angebeutet nmrbe, gmeifad^er Slrt : entmeber
ein Sled^tSgmeifel (dnbium juris), menn er ftd^ auf
eine gefe^Iid^e SJerpflid^tung ober red^tlid^ Seftim-
mung begiel^t; ober ein 3^(if(I <in einer Xl^atfad^
(dubium facti), menn er fid^ auf baS SSorl^anben-
fein von ettoa§ Xl^atf öd^Iid^em begiel^t. Sßer gmeif elt,
ob er eine beftimmte Sd^ulb begal^It l^abe, gtteifett
an einer Sll^tfad^e ; mer gmeif elt, ob ein befKmm-
teS @efe^ no^ verpflid^te, ob er eine beftimmte
SSoIImad^t befi^ u. bgl., I^t einen äted^t^meifet.
3n gleid^er SSeife l^at man fpeculative ©emi^l^eit
bann, menn man über bie SßaJ^rl^ eines @a^e8
ober baS SSorl^anbenfein einer S^atfad^e, unb pral-
tifd^e @emi^l^eit l^at man bann, menn man über
bie fitttid^e ßrlaubtl^eit ober Unerlaubtl^eit einer
eben vorgun^menben ^anblung gemi^ ift. Sie
praftifd^e ©emi^l^eit gibt ba§ praftifd^ ^d^re ober
entfd^iebene ©emiffen, ber praftifd^e 3^cif(I baS
praftifd^ gmeifeK^fte ©emiffen.
2. Söfung bed praltifd^en 3meifel8.
^raftifd^er unb fpeculativer 3^eifel ftel^en gu ein-
anber im SSerl^ältni^ ber Sb^öngigfeit ; {euer fe|t
biefen vorauf, er entfielet unb ermftd^St auS biefem.
3Ran mürbe an ber Srlaubtl^eit beS 9RaIen§ am
Sonntag nid^t gmeif ein, menn man nid^t gmeifelte,
ob ed eine tnec^tlid^e Slrbeit fei; unb man mürbe
nid^t gmeifeln, ob e§ erlaubt fei, mit SRofenmaffer
gu taufen, menn man nid^t gmeifelte, ob bie mit
dtofenmaffer gef penbete Saufe gültig fei. 9}ad^ einem
Sel^rfa^e ber aÖgemeinen ÜJloral ift e§ nun nie er-
laubt, eine ^anblung im 3uftanbe beS praftifd^en
3»eif eis ober mit einem praftif d^ gmeifel^^aften ®e-
miff en gu verrid^ten. 2Ber mit praftif d^ gmeif ell^aftem
©emiffen l^anbelt, fejt fid^ miffentli^ ber ©efal^r
au^, Unerlaubtes gu t^un unb f olglid^ eine @ünbe
gu begel^en; eS miberftreitet aber bem ®efe^e ber
©ittlid^feit, fid^ miffentlid^ ber ©efalftr ber ©ünbe
auSgufe^. SBer bemnad^ in Segug auf eine ^anb-
lung p^ im 3uftanbe beS praftifd^en Stvetf eis be-
finbet unb bie betreffenbe ^anblung vomel^men
ober unterlaffen mill, ber mu^ voriger trad^ten, gu
praftif d^er ©emi^l^eit gu gelangen, fid^ ein praftif d&
entfd^iebeneS ©emiffen über bie fittlid^e ßrlaubtl^eit
ber ^anblung gu bilben, mofem fein Xl^un unb
Soffen nid^t fittlid^ fd^Ied&t unb fünbl^ft fein foB.
9htn gibt eS aber einen boppelten SBeg, ben )md-
tif d^ 3meifel gu löfen unb ^ tüsw "^
1863
ÜKoralf^illeme.
1864
fd^icbcncn ©ewiffen ju gelangen: einen birecten
imb einen inbtrecten. §at ber praftifd^e 3tt>#I
feinen ®tunb immer in einem fpeculotiöen, f o fonn
man ben proftifd^en Stoeifel I5jen unb ju einem
praftifd^ entfd^iebenen ©emiffcn gelangen, toenn
man ben fpeculatiDen ^u löfen trad^tet. SBer \xä)
auf irgenb eine Slrt ©etoi^l^cit barüber öerfd^afft,
ba| malen feine fned^tlid^e Arbeit fei, ber ift aud^
§ur praftifd^en ®en)i|]^eit gefommen, ba| er am
©onntage malen barf; er l^at in biefem fjalle
!peculatü)e unb praftifd^e ©emigl^eit. ®ad ift ber
)irecte 2Beg. ^uf inbirectem SBcge toirb ber pxaU
tifd^e Stöcifcl gelöst, toenn man mit §ilfe eines
ftd^cm 5ßrincip§ über bie grlaubtl^eit ober Un«
erlaubtl^eit ber ju fe^enben ^anblung ©eioi^l^eit
)u erlangen fud^t. Sin Sid^ter jtoeifelt ob er ben
angenagten SBcrbrcd^er ftraf en ober ob er il^n frei»
geben foH. ^ctenmaterial unb 3cugent>erl^ör l^aben
mol^l 5ur SSBal^rfd^einlid^feit aber nid^t }ur ®e»
im^l^eit beS t)erübten 93erbred^en§ gefül^rt. ®er
fpeculatioe 3^sifcl über @d^ulb ober Unfd^ulb beS
Slngeflagten fann nid^t gelöst werben; auf birec»
tem 95Bege ift alfo ®etDi|]^eit über bie Crlaubtl^eit
ober Unerlaubtl^eit ber gu tierl^öngenben Strafe
nid^t gu ei^ielen. 5tan gibt cS ein Sed^tSprincip,
toeld^eS fagt : Sm ßtoeifel ift ju ©unften be§ 9Ser»
bred^erö ju entfd^eiben. 331x1 |)ilfe biefeS ^rincipS
gelangt ber Stifter ^um fidlem @d^lu{fe: 3d^ barf
unb mu^ ben ^ngeflagten freijpred^en. 2)a§ an-
geiDcnbete ^rinctp löst ben fpeculatiöen 3tt>cifcl
über @d^ulb unb Unfd^ulb nid^t, eS löSt nur ben
praftijd^en über Srlaubtl^eit bejtt). ^flid^tmögig«
feit ber ^u Derrid^tenben ^anblung. 92un gibt eS
im menfd^lid^en Seben sal^llofe trolle, in totiö^tn
bie praftifd^e ©etoi^l^eit auf birectem 3Bege burd^
Söfung beS fpeculatit)en S^^ifclS unmöglid^ erhielt
toerben !atm, mo aber bod^ bie Sntfd^eibung für
bie l^anbelnbe $erfon gerabeju notl^menbig ift. SS
ftnb baS bie öielcn gföHe beS 3tt)eif clS über SJorl^an«
benfein ober SWd^tüorl^anbenfein eines ©efeJeS, bie
tJäÜe einer ungctoi jf en unb jtoeif eH^aften SSerpffid^-
tung. §ier ift eS, tt)o bie 3Woralf ijfteme il^re 3luf gäbe
gu löfen l^aben. @S liegt auf ber ^anb, bag eS bei ber
großen ffllengc öon ämcifel^aftcn SScrpflid^tungcn
auf bem ganjen ©cbiete ber 2Roral ein rid^tigcS
äßoralf^ftem geben mu^, baS in berartigen t$ö0en
eine fidlere SRegel für baS fittlid^e S5cr|alten beS
SWenf d^en beftimmt. S)ie SWoralf^fteme l^aben alfo
eine boppelte Slufgabe gu löfen ; fie l^aben a. gu
beftimmen, wie ftd^ ber !&lcnf d^ einem gmeif ell^aften
©efe^e unb einer unfid^em Serpflid^tung gegen-
über ju t)er]^alten l^at, unb muffen b. ben ^eg
angeben, auf bem er im S^oeifel über bie Krlaubt-
l^eit ober Uncrlaubtl^eit einer §anblung ju praf«
tifd^er ©emi^eit unb ju einem praftifd^ ftd^em
©ewiffen gelangen !ann. 9Sor ber ©arfteöung ber
einzelnen ©tifteme ift aber nod^ bie Krflörung einiger
ted^nifd^en 3luSbrüd(e notl^wenbig, bie bei ber ®ar«
fteflung berfclben nid^t umgangen werben fönnen.
3. ^robabilität unb ©cwi^l^cit. aWan
nennt einen ©a^ getDx^too!^!, xoeuu er mit fold^en
©rünben bemiefen werben lann, ba| über feine
aSal^rl^eit fein S^eifel me]^r l^eftel^t. 3jl iegli^
3weifel, fowol^l ber oemünftige als aud^ bo: un*
vernünftige, auSgefd^loffen, fo ift ber @a| eDibot
wal^r ; ift }War ber t)emünfttge, ntd^t ober aud^ ber
nid^tige unb unbegrünbete 3tt>eifel ouSgefd^loffen,
f 0 ift er nur gewi^ toofyc. 2)ie ®ett)i|]^ eiiieS
@a|eS ift alfo immer bann Dorl^onben, wenn jtd^
gegen beffen SBal^r^eit fein begrüttbeteS Sd^enftn
erl^eben lö|t unb l^ört ba auf, wo gegen biejelbe
ein t)emünftiger3tt)eifeipat greift, probabel ober
l^altbar nennt man bagegen einen (Sa|, ber mit
fold^en ©rünben geftü^t werben lann, weld^e bie
SiQigung beS neigen unb Derfianbigen S)enIetS
oerbienen, obwol^l fie ben vernünftigen 3tt)eifel oh
bie SSal^rl^eit beSfelben unb bie begrünbete ^ut^t
beS ^rrtl^umS nid^t auSfd^lie^en. 993enn aud^ jene
©rünbe ben ©eift }um t^ürwol^rl^alten beS@a|e§
beftimmen, fo ift biefeS ^ürwal^rl^alten bod^ immer
üon ber gfurd^t beS 3rrt]^umS begleitet S)fe grö^
ober geringere ^robabilitöt eineS So^ ift fomit
t)on ber ftärlem ober weniger ftorfen ^egrünbmig
beSfelbcn bebingt. Unb wie ein eüibent ober g«»
wi^ wahrer @a^ nid^t f alfd^ fein fann, fo liegt e§
in ber Ülatur eines blo| probablen @a|eS, ba| ei
falfd^ fein fann, mag aud^ feine ^obaoilitat no^
fo gro^ fein.
3n allen fold^en trollen, in meldten bie SRoroI*
fqfteme il^re Aufgabe }u löfen l^aben, ift eine de*
wi^l^eit über baS S3or]^atd>enfein ober 9Kd^tiNR^
l^anbenfein eines ©efe^eS ober einer Serpfti^tnig
unb barum über (Srlaubtl^eit ober Unerlaubt^
einer ^anblung nid^t )u erreid^en; e§ ftel^eii fi^
bemnad^ jebeSmal gwei Slnfid^ten gegenüber, tum
weld^en feine gewi|, f onbem febe nur mel^ ite
minber probabel ift. SBenn nun beibe ^v^äßi
gleid^ ftarfe ©rünbe für fid^ l^aben, fo nennt man
fie aeque probabiles; Wenn bie eine fiodete
©rünbe für ftd^ l^at als bie anbere, fo nennt noi
bie eine probabiUor, bie anbere einfod^ probabi-
lis ober minus probabilis ; wenn bie eine im 8e^
gleid^ gur fd^wad^en IBegrünbung ber onbon \äß
ftarfe ©rünbe für fid^i l^at, fo nennt man N^
probabilissima unb jene parum ober tenuifter
probabilis. — S)ie ^Probabilitöt einer Steimng
ober ^Infid^t fann eine innere ober oufeere fein, je
nad^bem bie ©rünbe, weld^e fie ftü^en, ber 6Q4e
felbft entnommen finb ober in berSudoritötbcia
beftcl^en, weld^e für bie Slnftd&t eintreten. SSon ber
probablen ÜReinung ift bie ftd^ere, bie opinio totm
ju unterf d^eiben. @id^er nennt man biejenige Vt^
nung, bei bereu 99ef olgung bie Uebertretung eiml
©efe^eS unb fomit bie @ünbe auSgef(^lo{fen i|l
©teilen fid^ gwei 3)leinungen gegenüber, fo g*
man ben 9lamen ber fidlerem, opinio tutkr,
berjcnigen, bei bereu Sefolgung bie ©ihtbe pdje»
rer vermieben wirb als bei ber entgegengefe)|ta^
bie man be^wegen bie minber ftd^ere, bie opink
minus tuta, nennt. Opinio tuüor ift immer bje*
jenige, weld^e für bie ®eobad^tung beS ®eje|4
minus tuta biejenige, weld^e für bie ^wfyXt
1865
ÜRoran^fteme.
1866
©efejc fprid^t. 2Bcr im 3tt>eif el, ob er jum tJfoften
t)ci^ptc^tct fei, bennod^ faftet, ber befolgt bic
opinio tutior, unb toer im 3ti)^tfsl bog Soften
unterläßt ber folgt ber minber fiebern ÜReinung.
a% ifl Kor, bog bie minber fidlere bie probablere
fein fonn; biefe träfe j. S9. im angegebenen fjfalle
VI, tomn bie Slnfid^t, meldte Dom tj^aftengebote
freifprid^t, beffer begrfinbet märe als bie entgegen-
gefeite, bem ®ebote günftige ^nftd^t.
4. S)ie Derfd^iebenen ©^fteme. 68 gibt
!ed^ t)erfd^iebene ![ßoraIfQftcme, meldte i^r $rinci|)
c in bie f olgenbe gormel fleiben :
a. 9Ran mu^ ber ftd^erem ÜReinung folgen, aud^
toemt bie mitiber ftd^ere im l^öd^ften ©robe pro-
babel märe — abf oluter 3:utiori8mu8.
b. SDlan mu| ber fidlerem SKeinung folgen, menn
bie minber fidlere nid^t im l^öd^fien ®rabe probabel
*P — gemäfeigter SutioriSmuS.
c. SOlan barf ber minber ftd^em nur bann folgen,
toemt fte probabler ift al§ bie entgegengefe^te —
^robabilioriSmuS.
d. SRan barf ber minber fidlem folgen, menn fte
gleid^ probabelift mie bie entgegengef e^te — Sequi-
probobiliSmuS.
e. 9Ran borf ber minber fidlem aud^ bann folgen,
tteim fie meniger probabel ift als bie entgegengefe^te
— $robabili§mud.
f. 9Ran lann ber minber fidlem f ogar bann fol-
gen, memt fte aud^ nur fd^mad^ (dubie ^ber te-
niiiter) probabel ift — laser $robabilidmu§
ober SosiSmuS.
9lad^ biefer überftd^tlid^en 3)arßellung tl^eilen
ßbie SRoralf^fteme in gmei ©ruppen, beren eine
tutioriftifd^en, bie anbere bie probabiliftifd^en
69{ieme in ftd^ fd^lie^t 9Ran fielet auf ben erften
8Hdt, ba| jene bem ®efe|e günftiger ftnb, ber
Cttcnge bod SBort reben unb baS ©ebiet beS Sr-
tatbten unb ber freien SBal^l möglid^ft einfd^änfen;
biefe l^ingegen finb milber, ber t$reil|eit günftiger
sid) fnd^ baS ©ebiet ber freien @elbftbeftimmung
te ben fittlid^en ^anblungen auS^ubel^nen unb gu
enoettem. 3ene glauben ein ^rincip gefunben gu
Sben, bemguf olge man ftd^ in }meif ell^aften ^Ilen
I immer für ba§ SSorl^anbenfein ber SSerpfiid^-
inm unb bie Seobad^tung bed ©efe^eS entf d^eiben
imRr n)öl^renb biefe ber ^nftdgt ftnb, ein $rincip
m 6efi|en, bemgufolge man fid^ bei stoetfel^after
Sectiflid^tung oft aud^ gu ©unften ber f^reil^eit
eittf4<nben lann. S)er mefentlid^e Unterfd^ieb be-
pu^t iebod^ barin, ba^ bie tutioriftifd^en @9fteme
Irte )nraltifd^e ©emigl^eit nur auf btrectem äßege
!K|ieIcn, tö^renb bie probabiliftifd^en beim gfort-
icßonb bed fpeculatioen 3^sif^l3 über ba§ 93or-
^mbenfein be§ ©efe|e8 praftifd^e ©emtgl^eit unb
in cntfd^iebeneS ©emiffen über bie Srlaubtl^eit ber
n fel^enben ^nblung auf inbtrectem SSege er-
üBfllic^.
IL «bfoluter SutioriSmuSw 1. Wer-
tet e r. „ 3hn tJalle einer jmcif cD^af ten SSerppid^«
Bng borf man ber Snftd^t, meldte bie t^reil^eit be-
iBn^gt/ nie folgen, aud§ menn fte im l^öd^ften
©rabe probabel ift. ÜRan ift alf o immer gel^alten,
bag ©efe^ gu beobad^ten, menn eS nid^t gemi| ift,
ba^ baSfelbe nid^t ejiftirt." S)a8 gjrincip, auS
meld^em biefe ©ittenregel abgeleitet mirb, l^ei^t :
In dubio pars tutior eligenda est. Sie 93er-
treter biefer extremen Sufid^t finben fic^ im Sager
ber Sanfeniften. S)er Sömener 3)octor ©innid^
(gefl. 1666) öert^eibigt biefelbe in feinem SBerle
Saul exrex mit ben 3cmf eniften ^aScal unb Sßenb-
rodt (9Hcolc). (Sin übertriebener SigoriSmuS in ber
SJioral l^ing mit il^ren bogmatifd^en Snfd^uun«
gen }ufammen. SSBeil fte ben DergmeiflungSOollen
@a| aufgeteilt l^atten, ba| bie iBeobad^tung bed
gangen Sittengefe^eS für ben SRenfd^en unmöglid^
fei, lag eS in i|rem Sntereffe, eine Sittenregel auf-
jufteHen, beren gorberungen ber SWenf d^ im gegen-
märtigen 3uftanbe nid^t nad^fommen fann. Uebri-
gen§ fud^en fte burd^ folgenben t^eoretifd^en ©runb
il^r tutioriftifd^eS ^rincip ju rechtfertigen: „9Ran
barf fid^ nie ber ©efal^r ausfegen, ein ©ebot }u
übertreten unb babur^ eine @ünbe gu begel^en ;
ba aber aud^ eine im l^öd^ften ©rabe probable Sn-
ftd^t falfd^ fein famt, fe^t man ftd^ burd^ beren
Befolgung ber ©efal^r ber@ünbe auS; man mu|
alfo ftetS baS @id^erere mäl^len, meil man nur fo
ber ^efal^r gu fünbigen entgeht." — 2. aBür-
b i g u n g. ^iefe§ @t)ftem ift im britten, t)on Sle-
janber vni. t)erurtl^eilten, bem SBerfe ©innid^S
entnommenen @a|e : Non Ucet sequi opinionem
vel inter probabiles probabilissimam, Don ber
ftird^e üermorfen. ®er ^auptgrunb feiner 95er-
urtl^eilung ift mol^l barin gu fud^en, ba^ eS gang
unbered^tigte t^orberungen ftdlt unb baburd^ bie
SSeobod^tung be§ @ittengefe|eg gu einer unerträg-
lid^en Saft unb für ben ^enfd^en, mie er j[e|t ift,
nad^gerabe gur Unmöglid^feit mad^t. ßS ift bie
Seobad^tung ber gemiffen ©efe^e für bie meiften
ÜRenfd^en fd^on mit bebeutenben @d^mierigleiten
t)erbunbeu; foHten fie aud^ nod) allen unftd^eren
unb gmeif dl^af ten SBerpflid^tungen nad^Iommen, f o
fönnte nur eines ton beiben bie Qfolge fein, entmeber
bumpfe ißergmeiflung ober t>öSige 3ügelloftgfeit
burd^ ba§ Sbfd^ütteln einer Saft, meldte menfd^-
lid^e Jhaft überfteigt. @d^on barauS ergibt ftd^,
mag unten beS Släl^em bemiefen mirb: eg ift gmar
nie erlaubt, ftd^ ber ©efal^r einer formellen ©ünbe
auSgufekn, allein e3 lann ntd^t gegen ben SBiUen
©otteS fein, bog ber ÜRenfd^ im gaUe einer gmeifel«
l^aften Sierpflid^tung ftd^ ber ©efal^r einer mate-
rieUen ©efe|edübertretung unb einer materiellen
@ünbe au8)e|e. S)a| aud^ bie materieEe ©efe^-
übertretung ©ünbe fei, ift ein bem SanfeniSmuS
eigener Strtl^um. UebrigenS foll nid^t in Slbrebe
geftellt merben, ba^ baS tutioriftifd^e ^rincip : In
dubio pars tutior eligenda est, eine gemiff e 93e-
red^tigung l^at, j[a ba^ ed innerl^alb einer beftimm-
itn ©pl^äre, bie unten genauer abgegrengt mirb,
au3fd§lie|lid^ gur ^nmenbung fommt. Slber bem-
felben ^Ueinbered^tigung auf bem gangen ©ebiete
ber ÜJloral guf d^reiben, eS gum eigentlichen SOtoral-
princip unb gur allgemeinen ©itttwci^V. ^x ^S^
1867
ÜRoralf^fietne.
1868
f$föSe einer jmeifeD^aften ®efe|e3t)er))fli(]^tung er»
f^Atn tooHen, ift ein gonj un^eiboSer SDti^griff,
ein jonfeniftifd^er 3rrt]^utti.
m. 2)er gemäßigte Xutiori§mu§.
l.SSertreter. Kod^ ber SSerurtl^eilung bcS Su-
tioriSntuS feitenS ber ffird^e l^absn bte bem 3anfe«
nigmuS me^r ober weniger ergebenen 2:]^eoIogen baS
tutioriftifd^e $rincip gerobe fo Diel obgefci^mäd^t,
afö eS not|iDenbig mar, nm ber fird^lid^en Senfur
ju entgelten; im Uebrigen ift 3luffaffung nnb 95e-
grünbung be§ @t)ftem§ biefelbe geblieben. S)iefer
gemilberte SutioriSmud i)at feine l^auptföd^Iid^ften
Siertl^eibiger unter ben ^rofefforen ber Sömener
Unit>erfität gefunben. 9n ber bortigen Sl^eologen«
facultot UKiren im 17. unb 18. äol^rl^unbert bie
jtrengeren, jefuitenfeinblid^en ^nfd^auungen in
Sogmoti! unb ^Roxal trabitioneü gemorben. S)ie
bebeutenbftenSSertreterbiejerStid^tunginberüMoral
flnb bie »elgier ©te^aert (geft. 1701) unb Dp«
ftroet (geft. 1720). ©porabifd^ fanb ber 2utio-
riSmuS oud^ unter ben übrigen Xl^eologen SelgienS
(ier unb ba einen SSertl^eibiger, toit on bem Sor»
meliten §einrid§ a b. Ignatio (geft. 1719), ber
in feiner Ethica amoriB an ben {anfeniftifd^en
9ligon§mu§ anftreifenbe Sel^auptungen oufftdlt.
%m Snbe be§ vorigen ^al^rl^unberts ift nod^ Sor«
binal ©erbil (geft. 1802) für biefe «nfd&ouung
eingetreten (Opp. Vn, De act. hmn. c. 3). —
2. Sßürbigung. SBie oDen ^albl^eiten, fo gel^t
e§ oud^ biefem obgefd^ioöd^ten SutioriSmuS : er
genügt nod^ feiner Seite l^in. ^uf biredem Sßege
tann er eS §u leiner pro!tifd^®ett)ig]^eit bringen,
unb ben inbirecten äßeg tt)iS unb lonn er infolge
eined ^rindpS nid^t einfd^logen. (Sr geftattet, ber
ür bie Sfteil^t günftigen ^nfid^t }u folgen, ttenn
ie bie ^öd^fte Sffial^rfd^einHd^IeU beft^t; eS ift alfo,
menn oud^ im l^öd^ften ®rabe, probabel, ba^ ba§
2:|^un unb Saffen gegen fein ®efe| Derftö^t ; aber
mit einem probablen ®emiffen l^anbeln, ift fittlid^
unerlaubt unb f ünbl^ft. SBoHte man aber bie $ro-
babilitöt ber Snftd^t, ber man }u folgen geftattet,
fo l^od^ l^inauffd^rauben, ba^ {ie in ©etoi^l^eit über-
gel^t, fo beftnbet man fid^ in bem t)on ber ftird^e
t)ertt)orfenen SutioriSmuS. 3m Uebrigen trifft baS
in Stebe ftel^enbe Softem berfelbe iBormurf über-
triebener Strenge, ber ben abfoluten SutiortSmuS
unb mit SuSnafme bed $robabili9mud mel^r ober
toeniger febeS anbere Softem trifft. S)ie ÜRorat
iß nid^t bered^tigt, an ben SRenfd^en fittlid^e gfor-
berungen ju fteOien, toeld^e ftd^ nid^t als objectit)
beftel^enb mit ©id^erl^eit nad^meifen laffen ; ße ift
olfo aud^ nid^t bered^tigt, eine ©ittenregel aufju«
fkellen, meldte fid^, mie baS ^rincip beS SutioriS-
mu§, burd^ obj[ectioe ®rünbe nid^t bemeifen lö|t.
9(18 geratl^en, 5ur Uebung größerer SSoOfommen-
l^eit, fann bie Befolgung ber ßd^rem ÜReinung
freilid^ empf ol^len merben unb ttrirb e§ aud^ in t)ielen
SföHen ; aiDlein l^ier l^anbelt eS fld^ nid^t um baS
Seffere unb SBottf omm euere, f onbem vm eine ©itten-
reget, meldte in }n)eif ell^aften t^föEen befKmmt, maS
Prenge gjpid^t ift.
IV. ®er gJrobabiltociSmuS. l.Se^
t r e t e r. 3)ie{ed @t)ftem gefte^t in gfaSen jioeifd«
l^after SSerpflid^tung ber fSfi^il^eit gemiffe Siedete
)u, jebod^ nur bann, menn bie ber Sftei^it g&i*
ftige Snftd^t beffer begrünbet i{l al§ bie entgegen*
gefegte; ift le^tere beffer begrünbet, fo forbert e3
bie ^eobad^tung beS menn aud^ ^meifeD^often @e>
fe^eS. ©eit ber SRitte beS 1 7. ^al^rl^unbertg 1^
ft^ bie Xl^eologen au§ bem Orben bei I^L S)o>
minicuS bed $robabiliori§mu3 mit befonberem
(£if er -angenommen. 3ft er aud^ nie im eigentlid^
©tnne OrbenSboctrin gemorben, fo unrb fid^ bo^
feit jener 3«it bis in bie erften S)eccnnicn unfe»
re§ äal^rl^unbertd faum ein S)omintcanertl^eologe
iinben, ber nid^t biefem ©t)ftem l^ulbigte. 3n ia*
elben Stit gab e§ aud^ au|er bem SDominicano^
orben mand^e ÜJloraliften, meldte ben ^robabilio*
ri§mu3 Dertl^eibigten unb tl^eoretifd^ befolgten;
il^re Flamen merben meiter unten genannt moben.
^ie Segrünbung, bie bemfelben gemoü^ ip, ^
auf ben erften 93lid( etma§ Sefted^mbeS. S§ miber>
fprid^t, fagt man, ebenfo ben 2)etä» ixne ben ©ittn*
gefe^en, oon jmei entgegengef e^ten Snftd^ten bie-
lenige ^umäl^len, mel(|e offenbar ttieniger begiän*
bet ifL SBer in feiner drf enntni| 6i3 5ur 9Sa$c^
felbft nid^t t)orbringen fann, mu| menigfta§ Ue
^nftd^t möl^len, meldte ber SBabrl^eit nöi^er ßegt;
unb mer )ur 93eobad^tung eines ®ef e^ed Derpflit^
ift, ber barf nid^t eine Snftd^t befolgen, burd^ rodSjit
er fid^ miffentUd^ mit größerer SBaJ^rfd^einß^
einer ©ünbe fd^ulbig mad^t. — 2. SBärbigung.
änbe^ leibet biefeS ©Aftern an fo bebeidMen
ÜJlöngeln, ba| ber oft an Fanatismus grenjenbe
Sifer, mit bem eS t)erfod^ten mürbe, nur in %r>
urtl^eilen unb 9Ri|t)erftönbniffen feinen SnoA
l^aben fann. Sie Aufgabe jebeS iOltmjSpfixai,
beim S^eif el über baS IBorl^anbenf ein beS ScfetcS
unb bie Srlaubtl^eit ber ^anblung ^u einer piof*
tifd^en @emi^]^eit gu führen, mirb, une eS f^cot
nid^t Don allen Vertretern beS ^obobilioriknS
in berfelben SBeife gelöst. S)ie Q^en erfemun m
birecte ®emi|]^eit an unb taffen ben ©emiffeal-
fprud^ über bie Srtaubtl^eit ber aitSguf^reiibat
^anblung auS ber großem SBol^rfd^inlid^fbit^
Dorgel^en: Qui probabüius agit, pradenter, La
licite agit. ^uS biefer Sl^eorie folgt aber goq
notl^metäigbaS Sine t)on Seiben: enäKbermllfa
{ie in Stbrebe ftellen, ba^ )um ftttltd^ eilaiiMn
^anbeln praftifd^e ®emi|l^eit erforbert fei, nk
bann oerfto^en ße gegen bie oberften (8e{c|t bec
©ittlid^feit; ober fie muffen bie ^bobtfititfiK
®emi||eit erflören, unb bann t)et^^ fie gegn
bie elementaren ®efe|e ber Sogü. @ud^ ^ fita
auf inbiredem SBege mit ^ilf e eines rejfesen $rii'
cipS }u einem praftif d^ entfd^iebenen ®mifjcft |i
gelangen, fo ift il^re Sage um nid^tS beffer. SM
fie baS für fte notl^menbige fßrincip, ein fl^
l^afteS ®efe^ Derpflid^te nid^t, auf bieienigpiP^
einf darauf en, in meldten bie ber ^rei^ieit gS»
ftige ÜReinung beffer begrünbet ift, trifft fie ait
%e(£|t ber ißormurf, ber gegen ben ZutioriSinl
Snotaifqlttine.
1870
ei^o6cn wirb, bog fit btn ©löiibigni d^m itbe
SemJ^png unnöttiigt Saften oufbürbm unb bie
SStoba^tung beB ^riftliditn ©efe^fS moraltii^ un-
miolid^ mQ.ä)tt\. @ibt man einmal ju, ba^ @ott
bi gföQen jmtifelliofteT Sßtrpfli^tung bie IStob'
Ortung beS @t|e|eS nic^t foibeit, bann i[t man
ttibn coi b(r Sogt! noc^ Doi bttn Semiten bc«
It^ttgt. baS g^ieifein Don ber <ßf[i(^t au] bit ^Ut
OTfiflenr obn gleich gio|er $iobabilität gu be>
f^Tättftn. €on{tqueng ^ben nui gmct €Qf)ente:
abfotuter XutioiiSmuS unb $rotiabilt§mu§. Sin
WoRiIfijftnn, las eine allgtmein gültige Sitten*
ngel ouljtellt, bie toebet im ^|llic^en Seben noc^
m ber ajerwoltung bei SBufeiacromenleS jiraftifcEit
SavenbunQ finbcti lann, trägt (i^on be^^alb ben
eienniel bei 3rrt5uni§ an ber ©Hme. S)a8 ip
ein @iimb, ben bet 1^1. 9Il(onS aie ^ann ber
fpiosiS ben ^lobabiliotiften gegenüber mit ^ia^*
biud betont. €§ ift eben ein Stbtoägen ber ©riinbe ,
um jU erfennen, auf meieret Seite bie bt[|ertn
ftt^en, aus !WangcI an ginfidit unb Segobung
Dcn mermtnigPen möglich, unb f elbft bei ben ®t-
Ic^ittn, bie p einer berartigen Arbeit befähigt finb,
uGb baS Urteil Don ben [ubjecttcen, ftetS rotäf
ftinbtn @emüt^eflimmungen betinfluftt ; Das ber
(Hnt für beffer, baS ^ält ber 9Inbere für minbei gut
btgrünbct; unb aai jemanbem "^tutt picbabel
i^cint, httS bäu^t il^im morgen ;irobabIer. ffurg,
lic SpTobabiliorifien ^abtn einen ganj un|id^ern
ttnb )iRcfiren ©tonbliunlt eingenommen, ©onim
toien fit auit) in conneten t^SHen nur ju oft unb
pi gtm bie Sittenrecel beS ^robabiliSmuS onge»
maeattj m Umftonli, ben bet SBitner iproba-
HSoripSajjaniga bitter beflogt (De consc. prob,
n. 187). Sei Don ben ^irobabiliori^en gebrauch-
tm Vegiünbung be§ @qffemS Hegt ein metirfai^eS
SRi^KT^änbrng }u ®runbe. 3unäi^f1 ift nar. baß
nan niAt fogtn fann, bie ))robabIcre ^nfi^t ftetie
bei SBo^Eieit nä^er oIB bie probable^ beibe Ibn-
1KII (bot folf^ fein. SRan Tann inol^I fagtn, bie
htb, Snficgt Jjobt ben gr3|em @cE)ein ber SBofii'
Mi, aber ni^t, fie fei nä^er bei ber SBa^^tit.
um IttfttreS bewußten ju Fönnen, mü|te man bit
tMoqäi ftlbp f enntn. Um entf^iben gu f Bnnen,
lÄ ännSbrud obtr Xllailanb nä^r bei £Rom liegt,
Bnt| man toifftn, mo !Rom ift. Wä^tt man aber,
IM bie SBalgr^eit \% bann gQbe tS leinen StoeifelS-
fdL 9)hi^ mon aber nit^t berjeitigen ÜReinung feine
gnphiunnng geben, iceli^e t«n gramem ©liiein ber
Ba^i^ für fi^ b^it? ai'mn man aber ber min-
ber jtobübienSlnfidjt feine 3ufiimmunQnid|t geben
boif, fann man fie bann befolgen? ®eitiiß, wenn
num fltnfitbigt ift, ämtfc^en gmei OTtinungen, bie
ni^t ffiti<^ gut begriinbet finb, ju wählen unb ber
cintn Don beiben feine ^uftimmung gu geben, fot-
bcrt boS Sittengefeti, bag man Sitjtnigt, mtnn
ua^ mit gurc^t. ju irren, für mabr boltt, ntXä^t
Met bfgiünbet i^ ; nöein (unb baS ip bo3 jtDtite
VH^bcrflfinbnig. ba§ ber Segrünbung beS $ro-
bobUioriSmuB ju ®tunbe liegt) ^in Iwnbelt t§
fb( nii^ batum, ber tintn Don btibtn SHtinungen
jujuftimmtn unb fie für na^r tu ballen, f onbtm nui
barum, guerltnnen, ob baS ®eft^ jntift^iaft, unb
infolgt baoon bie ^fli^t, e§ ju beoboii^teti, hin-
fällig ift. Um bai ju erlenntn, ^t man toebtr bie
eine noii^ bit anbere ?lnfi^t juftimmenb für loa^t
jU Italien, fonbem nur ju urtbtilen, ob bie gegen
baS ESotl^anbtnfein beS @efej)eS f prec^enben @rünbe
guf unb triftig fmb. 6§ liegt alfo ben ÄuSfiib'
Hingen ber ^robabiliDriften bie SßemieiibSlung ju
®runbe, btrjufolge fit bit iJretE)eit beS SienEenS
unb bie$flii|t btS g^ümiabrbalttne mit berl^rei-
beit btS ^anbtlnS unb btr $f[id)t, baS ©eftj ju
beoba^ten, furg bit logif^e mit btr el^if^ Oro-
nung MdDti^leln.
V. £ter SßtobabiliSmufi. 3)aS probabi-
It^fe^t ^nciti in genauer Ifaffung lautet : 2fm
Smeifel übtr bie Erlaubibtit ober Unerlaubt^
einer ^nbtung barf man ber mtnbetfii!^, aber
U)o^r6üft1)tobabIeniDleinungfDlgen,au(5rotnnbie
entgegengeftlie jirobabler ip. 1. ©ein Seref^.
Sin $rindt) mu^ fo befd^affen fein, ba| t§ fid
aDe SäOt ©eitung W- tör rottet eS aufgefteDt
mirb. Sine JRtgel, mtl^t 91uSna:(imtn trleibtt, mag
eine toie immer gtailete Siegel fein, ift ober tein
fprindf). ßS lonn aber unmüglit^ auc^ auger fei-
nem Serei^e fldti als ^rincip beroü^ren. ^ie ur>
eigene ©pbiSre beS tirobabUiftifi^en fßrincifS bil-
ben nun alle biefenigtu fJäUt einer ätaeife%ften
SetpRi^tung, in wel(ben nur bie 6rtaubtf|eü obtt
Uneitaubibtit einer ftanblung ober Unttriaffung
in Scigt Fbl- SJurq bie Utbcrtretung tinefl @t-
f cSeS lonn nämlicb unter Umftänben ein SJoppelteS
erfolgen : junfle^ft ein SDerpofe gegen bit fittli^
Orbnung ; bann abtr au|erbem noi$ tin anbeteS
Uebel, baS man jumeiben, ein geitliditr ober gtifl*
lit^r ©lieben, ben man ju l^nbtm titipflid^ttt ifL
3Ber an einem ©onntagt frtitDiUig bte (eilige
Weffe Derfäumt, btr mad^t fi4 tinfad^ einer S3er'
lebung btS Jhi^ngtbottS unb baburc^ einer Sünbe
fqulbig ; tsti aber ein JHnb mit @ffig tauft, btc
begebt nid)t btog eint unerlaubte unb barum f ünb>
buf'* ©onblung, fonbem Oereittit bie 2BirIung beS
©acromenttS unb fügt btm ffinbt tinen gei^lif^eu
@^abtn gu. 3n allen gälltn einer gmeiftl^fttn
!Btr;)fIi^ng, in neigen fiä) bie g^rage nii^t blog
um bit grlaubtbtlt ober Unetlaubtbeit einer ^onb-
lung brt^t, fonbem mo burc^ bie SBegebung obtt
bit Unttriaffung einer ^anblung ein Utbel et-
folgt, M man ju meiben Oeipfli^ttt ifl, barf baS
probabüipifc^t ^rincip ni^t angtUKnbtt nerDen;
fie gebfirtn niti^t ju ftintm !8trei^. 3n allen biefen
0dllen ifl man Dttpflid^tet, Rad^ bem $rtnclt> beS
$utiori9muebaS@i4ereregun>äbItn. S)tnn neben
bem 3n>tiftl an btt Stloubt^eit obti Unetlaubl^eit
bet ^anblung fle^t ein gaiq gtniffeS, jtotifelloftS
@efet), baS unB DerpflicEittt, bit ^onblung Dotju*
nebmen ober gu unterlaffen, um tinen btftimmten
Siotd gnfldbem, ben man eneidfen, ober einen Sdba-
ben bintanjubolttn, ben man binbtm mu|. SSB«
Derjjpic^let ifl, tinen befHmmten 3»«* Ju etreid^n,
ber ifl eben bobur^ mÜ) Vntifli^ttt, ein foU^eS
1871
5!RoraIf9fieine.
1872
ÜRittel 5U mälzten, loeld^eS bie Sneid^ung beS
3tt)ecfc8 nid^t in ©cfalftr bringt; unb tocr öer})f[id^«
tct ift ein bcftimmteS Ucbcl ju meibcn, bcr ift eben
baburd^ aud^ öerpflid^tet icbe ^anblung m unter«
laffen, meldte baSUebel m5glid^em)eije l^erbeifitl^ren
Unnte. SDtan ^ai oOe biefe ^öät, in meldten man
bei jmeifeD^after Srloubtl^eit ober Unerfoubtl^eit
einer f^onblung derpftid^tet ift, bog @id^erere ^u
toSüjiitn, in brei @ru))))en getl^eilt unb baburd^
uberftd^tlid^ georbnet. 3ur erften ©ruppe gel^ören
biejienigen t^öKe, in meldten e§ ftd^ um bie ©ültig»
feit eine§ @Qcramente§ l^anbelt. S)er @))enber
ber @aaamente ift t)er))f[id^tet, bie ©ültigfeit
berfelben, fomeit eS Don il^m abl^ängt^ fid^er^u*
fietten. S)q8 forbert bie ®^rfurd^t, bie er ßl^ri«
fbS, bem Url^eber ber @acramente, fd^ulbet^ alfo
bie Zugenb ber Steligion; baS forbert aud^ bie Stüci»
fld^t, bie er bem (£m))fänger fd^ulbet, alfo bie
Xugenb ber Siebe unb ber ®ered^tig!eit. Sr ift
be^lalb in SmeifeföfäQen Derpfiid^tet ein abfolut
Mereg äJtittel ju möl^Ien, um fomol^I bie ©efal^r
oer Ungültigfeit für ba§ ©acrament olS aud^ bie
©efal^r bed geiftlid^en9lad^t]^eil§ für ben Empfänger
)u t)er]^üten. S)ie ^uSno^meföHe fönnen l^ier un^
enoöl^nt bleiben. 3ur Breiten ®Tuppt gel^ören
biejienigen t^dOe, in meldten eS {id^ um eine 5um
emigen f^eile ab jolut notl^menbige Sebingung l^an-
belt. 2)aS emige ^eil mn^ fidler eneid^t, bie ®e-
fal^r ber etoigen 93erbammni| ftd^er ouSgefd^Ioffen
toerben: ba§ forbert bie^fli^t ber Siebe, bie ieber
fld^ felber fd^ulbet. 2Kan ift alfo öerpflid^tet, mo
l^on einer befKmmten ^anblung bie emige Selig»
feit abl^ängt, biefelbe fo ju Derrid^ten, bag baS
@eelen]^eilnid^tgefa]^rbettt)irb, mit anberenSBor^
ten, baS @id^erere 5U mälzten. 3ur britten ©ruppe
Sel^ören biejienigen t^öQe, in meldten e§ {id^ um eine
ted^tSDerle^ung l^anbelt. gfrembeSSted^tmug ftd^er
gemalert toerben, baS forbert bie $pid^t ber ®e»
red^tigfeit, mag fle nun in ber fittlid^en 9lotur»
orbnung ii^ren ®runb l^aben, ober mag man fie
freiwillig burd^ eine 3lrt SSertrag übernommen
l^aben; man ift folglid^ Derpßid^tet iebe ^anblung
!u unterlaffen, burd^ toeld^e aud^ nur mal^r jd^einli^
laS ated^t eines 2)ritten in ©efal^r fommt. 2)er
Hrjt barf bei Sel^anblung eines ftranf en fein SDlittel
gebraud^en, baS mal^rjd^einlid^ ober aud^ nur mög-
lid^ermeife fd^öblid^en Hinflug übt; er mug, fo lange
beren Dorl^anben ftnb, ab jolut fidlere mäl^Ien. 9lad^
biefen Srndrungen mirb man ni^t gan^ irre gelten,
menn man be]^au))tet, eS gäbe eigentlid^ nur ^mei
SKoralf 9fteme, meldte biejen 9lamen mit SRed^t öer«
bicncn : ben $robabiIi§mu8 unb ben SutioriSmuS.
äebmebeS bel^errfd^t eine eigene ffategorie t)on
gmcifetöf allen über bie grlaubtl^eit ober Unerlaubt«
l^eit einer f^anblung ; iebmcbeS erftredft fid^ in ben
il^m 5uf ommenben trauen über baS gange ® ebiet ber
3KoraI ; jebtoebeS ift in feiner ©pl^äre allein be«
red^tigt, alfo im eigentlid^en Sinne ^rincip unb
©t)ftem.
2. »emeiS für bie SRid^tigfeit beS ^ro-
bobiliSmuS. a.iBernunftbcweiS. 3nben
t^^Hen, in meldten ber ^ßrobabtliSmuS 9niDen«
bung finbet, fielet ein gmeifeG^ofteS ®efe| ber
menfd^Iid^en Sfreil^eit gegenüber, ^an l^t be|*
l^alb nid^t mit Unred^t bel^auptet, ba^ mit hm
@a|e, ein ungemiffeS ®eje| t)er))fiid^te nid^t, ba§
gange Softem be§ ^robabiliSmuS ftel^e unb faSc.
S)er für baS ©^ftem gu erbringenbc SSemunft«
bemeiS mirb folglid^ bie SBal^rl^eit biefeS @o^
möglid^ft übergeugenb bart^un muffen. Um bie*
fen 3^^^ Bu erreid^en, fann man einen hoppd*
ten SBeg einf dalagen: man fann baS burd^ bie
fittlid^e 3laturorbnung objectiD gegebene 95er|ölt-
nig gtoifd^en Sfreil^eit unb ®efe| betrod^ten, obct
man fann bie 9lrt unb SBeife in'§ Suge fafjen,
mie baS ®efe^ ben freien SSßiKen beS 3Renf(^
binbet. 3n iebem Stalle gelangt man gu bem %>
fultate, ein ungemiff e§ ®ef e| t>txp^iä)tt nid^t Sa(
®ott burd^ ben SluSbrudt feines SBiQenS, burd^ bog
®efe^, ben il^m mefentlid^ unb t)oIIftänbig unter*
georbneten gef d^öpflid^en SBiUen beS 9)lenf ($en bin«
ben unb t)er))f[id^ten fann, begmeifelt fein gefunber
iBerftanb. @o oft alfo bemSRenf^en ein göÜIi^cS
®efe^ mit ber ungmeif ell^iaften gforbenmg entgegen«
tritt, eine beftimmte ^anblung gu Derrid^ten oberen
unterlaffen, mu| er eS als feine l^eiligfte ^flid^ton-
erf ennen, bie göttlid^e gforberung gu erfüllen. SScnn
aber baS ®efe^ nid^t gemig, menn eS gmeifel^ft ^
unb menn eS aud^ beim beften äBiSen nid^t gefingt,
über baS SSorl^anbenfein beS ®efe^eS ©emig^ )n
erlangen, maS bann? äSßiE @ott^ ber l^öd^fie (Sie«
fe^geber, bag ber Sßenfd^ aud^ ein ungemiffeS unb
gtoeifell^afteS ®efe^ befolge? S!)a er unS feinen
SBiUen l^ierüber pofttit) nid^t geoffenbart l^at, nmffca
mir benfelben auS ber t)on il^m gefd^affenen ^
lid^en Orbnung, alfo auS bem natürlichen ^üjSÜ*
ni| gmif d^en Sfreil^eit unb ®efe| gu erfennen tro^
ten. 2)er äJlenf d^ ift Don 9latur mit bem 93erm5gqi
unb bem Siedete ber freien ©elbftbeftimmung anl*
geftattet; im ©ebraud^e feiner S^eil^eit ift er aber
an etl^if^e, Don ®ott gemoOte Qtormen gebunbo.
@r fann unb f oU fid^ auS freier Sntf d^lie^ung @ott
gu feinem SebenSgiele fefeen unb burd^ bie freie 9e»
obad^tung beS @ittengefe|eS fein etoigeS 3t^ ^'
d^en. 2)aS ®efe|ift mefenUid^ ein aJKttel, todifA
bagu bient, ben iKenfd^en in feiner freien S^otig«
feit gu ©Ott, feinem legten 3icl«/ gu föl^ren. Si
ber Orbnung ber 9latur ift bemnad^ bie ^tei^
baS Sfnil^ere, baS ©efe^ baS (Spätere. 2)aS ben
freien SBiUen binbenbe Sebot fe^t, toenn aud^ m^t
geitlid^, fo bod^ logifd^ ben äBiUen DorauS. 3n
göttlid^en atatl^fd^Iune mürbe guerft ber menfdp^
SBille mit bem SSermögen unb bem ^^k bec
@elbftbeftimmung gebaut, bann trat an biejen
freien SßiQen bie etl^ifd^ f$forberung l^eron, (oi
freier Sntfd^Iie|ung burd^ bie Seobad^tung beS
©efe^eS ©ott als fein le^teS 3iel angufbeben. 8
ift aber ein ©runbfa| ber natürlid^ Sitten* ntb
SRed^tSorbnung, ba| gemiffeS SRed^t nur buidj ge-
toiff e i^orberung eingef d^ränft unb auf gel^oben mb;
gemiffe greil^eit fann alfo burd^ ein ungemip 8t»
fe^ nid^t gebunben merben, unb fann eS be^
1873
ÜKoralf^fieme.
1874
niä^t, rovl bie SBirfung nid^t doQfommener fein
fann olfi ii^re Urf ad^e : ein ungemiffeS unb ^meifel-
^afteö ®ef efe fann feine gciDiffc unb aioeif ellofe 95er-
pflid^tung bemirfen. äSßir t)erm5gen aljo quS ber
natürlid^en ©itten» unb äted^tSorbnung lu erfen»
nen, bol ed nid^t ®otteS SSBiUe ift ben SRenfd^en
|ttr Seobad^tung eines peifeD^joften @efe|e8 ^u
t>er)){Iid^ten. ^f^^ff en mir bie anbere ©eite in'S Sluge,
fo fann ba§ ®e{e| burd^ fid^ allein ben ntenjd^Iid^en
SBiUen nid^t binben ; e§ fann nur burd^ bad Sr»
f enntni^ermdgen bie binbenbe ff roft, bie il^m inne-
iDol^nt, auf ben äSßiUen ausüben; erft baS erfannte
<Skf e| üerpfiid^tet ben menf d^Iid^en SBiUen. @8 liegt
in bar t)on ®ott getroffenen Sinrid^tung ber 9latur,
bol ber SBiUe in feiner Sl^ätigfeit t)on ber Srfennt»
nil beS ©eijpted abl^öngt; ®ott nna alfo nid^t^ bag
ber menfd^Iid^e SßiOe t)erpf[id6tet fei, fo lange ber
Serßanb ba§ IBorl^nbenfein ber ^fiid^t ni^t er-
feimt unb bem SBiUen Dorl^ält. 9)lan fann aber
mäfi fagen, bo^ ber IBerftanb baS @efe| unb bie
Scrpflid^tung erfennt, fo lange er an il^rem 93or-
^anbenf ein mit ©runb jmeif ein mu^. 9tiemanb be-
hauptet, etU)Qd 5U miffen ober ^u erf ennen, f o lange
et baron soeifelt; nur gemiffeS Srfennen ift mirf-
Uä^ Srfennen. SBer am SSorl^anbenfein eines ®e-
feJKd ameifelt, erf ennt ben 3toeif el unb bie $flid^t,
va^ ber äBa^rl^eit, b. 1^. nad^ bem 2)afein beS ®e-
fe|c8 5U f orf d^en ; baS ®ef e^ f elbft erf ennt er erft
oaan, toenn ftd^ gegen bejfen iBorl^anbenfein fein
icgriinbeter 3toeif el mel^r erl^ebt. S)Qrum f ogt ber
(L Zi^omaS fo fur^ unb treffenb : Nullus ligatur
per praeceptum aliquod nisi mediante scien-
tia iUius praecepti (De verit. q. 17, a. 3). Sllfo
and^ auf biefem 93ege gelangt man jum @d^Iuffe,
ba| ein ameifeD^ofteS ®efe| nid^t t)er))flid^tet. 3Ran
^ fiegen ben$robabiIiSmuS nid^t feiten benSabel
o^ben^ ba^ er bie menfd^Iid^e Sfreil^eit bem g5tt-
B^tn ®efe^ unb, 5um SJerberben ber @itten, ben
mcnfd^Iid^en SBiSen bem SBiUen ®otteS t)or5ie]^e.
Sftre biefer IBormurf bered^tigt, fo genügte er
oOletit, um ben $robabiIi§muS ju Demid^ten. $[uS
ben obigen Erörterungen ift iebod^ erfid^tlid^, ba^
cS fid^ beim ^robabiliSmuS nid^t barum l^anbelt,
tb gefd^pflid^er SßiUe bem göttlid^en SßiUen t)or-
gd^, fonbem barum, ob ®ott moQe, ba| bei
)ttietfel]^fter IBerpflid^tung bie gfreil^eit gemalert
obec Dom @efe|e befd^rönft totxht.
b. Z)er SluctoritötSbemeiS fann auf mel^r-
M^ Srt gefül^rt merben. ÜRon fann ftd^ auf baS
ibife]^ ber 2:^eoIogen berufen, meldte biefeS @9-
^m ia Ußtn SBerf en bemief en unb Dert^eibigt l^aben.
Da bie bei SBeitem größere ÜRel^r^al^I aller ^norol-
t^Iogen in allen Sal^rl^unberten bem ^robabiliS«
nntS ](iulbigt, föUt biefer SSetoeiS ju ®unften beS
S^ßemS f^on fd^mer in^S ®ttoxä)l toenn er aud^
[3r fui^ allein nid^t l^inreid^en mürbe, einen t)onf om-
ncn fiber}eugenben ^[uctoritätsbemeis abzugeben.
VRan tarn ftd^ femer auf baS ^nfel^en ber ffird^e
aen, bie baS @Qftem entmeber ftiUfd^meigenb
i^re ^onblungSmeife ober auSbrüdlid^ burd^
derlid^ Srfl&rungen gebilligt unb gutgel^eigen l^at.
SBenn bieffird^e mit il^rem ^nfel^en für baS @9ftem
eintritt, fo l^aben mir barin aUerbingS einen für
jeben ffatl^olifen ganj entf d^eibenben unb über}eu-
genben SluctoritötSbemeiS. 2)enn eS ift gerabe^u
unbenfbar, ba| bie ffird^e in Siüdtftd^t auf bie il^r
Don ®ott gemorbene Slufgabe einen fo folgen-
fd^meren unb unl^eUdoIIen, gerab^u fittent)erber-
benben Sntl^um, mie eS ein falfd^eS äJtoralf^ftem
möre, in il^rem @d^o^e bulben, gefd^meige benn
gutj^eigen fönnte. S)er Slnflang unb bie 93er-
breitung, meldte ber ^robabiliSmuS unter ben fa-
tl^olifd^en Sl^eologen gefunben l^at, unb bie ftiU-
f^meigenbe ®ut]^ei|ung ber ffird^e in SSejug auf
biefeS @9ftem ergibt fid^ auS ber unten folgenben
®efd^id^te beS ^robobiliSmuS. 2)ie SemeiSfraft
aber, bie barin liegt, brüdt ber 1^1. 9IIf onS (Dissert.
1755) mit biefcn SBorten an^ : „SBenn bie milbere
«nrid^t (baS probabüiftifd&e ^rincip) falfd^ märe,
l^ätten fte bie ®ele]^rten nid^t allenthalben aufge-
nommen, mie eS t^atföd^Iid^ gefd^el^en ift, ober
menigftenS l^ötte bie ff ird^e fie nid^t gebulbet. S)ief e
l^ötte nie zugegeben, ba| bie @eelen gan^ allgemein,
t)on blinben Sfül^rem getöufd^t, biefen Sßeg bed
SerberbenS, mie il^n bie ®egner nennen, betreten
mürben/' (Sine auSbrüdlid^e SSiEigung beS $ro-
babiliSmuS feitenS ber ffird^e befi|en mir aUerbingS
nid^t, aUein in ber ^probation ber moroltl^eolo-
gifd^en SBerfe beS 1^1. SllfonS ift eine fold^e fo flar
unb unjmeibeutig entl^alten, ba^ man ol^ne ©efal^r
beS ätrtl^umS bel^aupten fann, ber jal^rl^unberte-
lang bauembe ©treit über baS rid^tige SRoralf^ftem
ei nunmel^r burd^ eine feierlid^e ^dßörung abge-
d^Ioffen. Unter ben mel^rfad^enffunbgebungen ber
. Ürd^e 5U ©unften ber Sd^riften beS 1^1. 9If onS iß
für unfern 3^^df biejenige t)on befonberer Sebeu-
tung, meldte auSfprid^t, ba| ieber lBeid^tt>Qter bei
ber IBermaltung beS Su^facramenteS aUe 9Rei-
nungen beS 1^1. SllfonS mit rul^igem ®emiffen be-
folgen fönne. 2)aS ^auptgemi^t ift in unferer
Sfrage nid^t auf bie ^))robation 5u legen, meldte
bem ))robabiIifti[d^en principe 5U Sl^eil mürbe,
mie e§ ber ^eilige in feinem Systema morale f or-
mulirt f^at. iBon biefem gilt, alS fiel^rfa^ betrad^tet,
maS Don aQen anberen Sinjelanfid^ten beS ^eiligen
gefagt merben mu^: äJtan fann fie annel^men unb
befolgen, iebod^ fo, ba| bie 91nfid^ten anberer Sl^eo-
logen il^re Sered^tigung nid^t verlieren. Sntf^ei«
benb ift biejcnigc ßrtlärung, ber jufolge äße Sn-
fid^ten beS ^eiligen im @emiffen alS fidler gelten
f önncn. S)enn bie Slnfid^ten, bie in il^rer ©efammt«
^eit als fidler be^eid^net merben, fönnen nur burd^
itnmenbung eines maleren unb rid^tigen ^rincipS
gemonnen fein. S)aS probabiliftifd^e $rinci)), baS
berSDloraltl^eoIogie beS l^I.$[IfonS ju ©runbe Hegt
unb auf meld^em biefelbe aufgebaut ift, mu| bem-
nad^ rid^tig unb ma^r fein. Sie Sered^tigung,
bie Srflörung ber ffird^e ju ©unften beS probabi-
liftifd^en ^rincipS geltenb ^u mad^en, mirb anfd^ei-
nenb bur^ ben @treit über baS SloraIf9ftem beS
]^I.3IIfonS inSfrage gefteUt; aber aud^ nur anfd^ei-
nenb. 9Ran fann l^ier gan5 baDon abfeilen, ob ber
1875
3KoraIf9fieme.
1876
9Iequit)robabtn§mu8, ben ber ^eilige in {einem
Systema morale Dom Solare 1762 barlegt unb
bemei§t tDefentlid^ t)om ^robabiliSmuS Derjd^ieben
ober ob er nur eine anbcre gormcl für boSfette
«ßrinci}) ift; fo öiel ift jid^cr, ba^ baS ©Aftern,
meld^eS ber Woraltl^eologie be§ ^eiligen ^u ®runbe
liegt, ber einfache $robabiIi§mu8 ift; boS $rinci}),
toeld^eS bieSöfung ber Singelfragen in allen Zl^eilen
be§ SBerfeS beftimmt, ift fein anbered als ba§ pro«
babiliftifd^e. 2)a§ Don ber ffird^e burd^ bie 9l))j)ro»
bation ber moraltl^eologif d^en SBerfe be§ ^l Slf on§
gutgel^ei^ene ©Aftern unb ^rinci}) ift bemnad^ ber
einfädle $robabiIi§mu§. — - S)ie l^ier unb ba ge«
öu^erte Snftd^t, bie gegen biefe SluSfül^rungen ein-
gemenbet werben fönnte, ,,ber]^eilige Seigrer fei bis
jum Saläre 1762 ju feiner beftimmten gntfd^eibung
über baS SRoralf^ftem gefommen, er l^abe bis ba»
l^in immer gefd^manft unb fei erft im genannten
3al^re nad^ langem Seien unb gorfd^en mit feinem
Softem fertig gemorben", ift ganj unb gar un«
glaublid^. SBßer eine f old^e Kafuiftif, tt)ie bie 5!RoraI«
tl^eologie beS 1^1. 3lIfonS ijt, fd^reiben wiB, mu^
ftd^ t)or ^Uem über baS Softem, baS er befolgen
toia, Älar^eit unb ©emi^l^eit öerfd^afft Ijaben,
unb wer in ad^ttaufenb 3tt)eifelSfäuen eine mel&r
ober minber beftimmte Söfung gibt, mu^ fid^ ein
^rinci)) gebilbet l^aben, na^ bem er entfd^eibet
unb löst, wiH er nid^t mit unöeranttt)ortIid^em
Seid^tftnn ein SBerf Don fold^er äßid^tigfeit unb
Xragmeite, toie eS eine Dielgebraud^te Safuiftil ift,
in bie U&tit fteQen. SS ift begmegen nid^t benibar,
ba| ber % $[If onS fünf Sluflagen feiner fo bringenb
empfol^lenen unb f o energif d^ öertl^eibigten ßafuiftif
Derbreitet unb ben Elenchus Don 99 quaestiones
reformatae Derfa^t f^aht, ol^ne ftd^ über fein @Q>
fiem unb ^rincit) genügenbe SRed^enfd^aft gegeben
gu ]^aben. S)arum (äffen aud^ bie SuSfprüd^e beS
^eiligen über fein ÜRoralf^ftem bis jum 3a^re
1762 nid^t ben leid^teften ©d^immer eines Smei«
fels an ber aSBal^r^eit beSfelben burd^blidfen. SKit
Doüfommen gielbemu^ter ©id^erl^eit gel^t er an bie
Ausarbeitung feineS SBerfeS unb an bie Söfung
ber ßinjelfragen, wie jebermann auS feinen ©d^rif «
ten entnel^men fann.
3. Aufgabe. IRunme^r iji baS Urtl^eil bar«
über ermöglid^t, mie ber ^robabiliSmuS feine bop»
püit Aufgabe löst. 3n äSegug auf baS ®efe^
meist er aus ben l^öd^ften etl^ifd^en unb noetifd^en
SBal^rj^eiten nad^, ba^ ein gmeifell^afteS ®efe^ ni^t
Derpflid^tet. @r fud^t gunäd^ft baS Problem Dom
SJerl^ältni^ ber Qfreil^eit jum ©efe^e gu löfen unb
l^at in ber Seantmortung biefer ^wge eine fefte
©tüje für baS $rinci}) unb bie ©ittenregel, bie er
auffteUt, gemonnen. 2)er ^robabiliSmuS bejmedft
alfo nid^t, meber bemüht nod^ unbemu^t, bie Mein«
l^eit ber d^riftlid^en SWoral ju trüben ober bie ©it-
ten beS gläubigen SSoIfeS gu Derberben unb gu Der«
giften ; er trad^tet aud^ nid^t banad^, burd^ einen
bialeftifd^cn ftunftgriff baS ©emiffen einjuf d^läfem,
um an jebem mi|liebigen (Sebotc ober Verbote
öorbef julommen, f onbem er fud^t bie Söfung einer
Sfunbamentalfrage ber d^rifttid^en Stl^il unb g^
langt burd^ Die Seantmortung berfelben gur Sr*
fenntni^ beS göttlid^en SBiüenS über bie äkr^fli^
tung eines gmeifell^ften ®efe^ed. 3n Squg auf
bie praftif d^e ©etoi^l^eit begeid^et er biefen
inbirecten SSBeg, um bei bem Se^anbe beS f))ecn>
latiDen 3n)eif eis über baS IBorj^onbenfein beS @e«
fe^eS ut& ber SSerpflid^tung mit ^ilfe be§ reßeien
^rindpS : Lex dubia non obligat, gu einem ent«
f d^iebenen ©emiffen über bie Srlaubtl^eit ber Doi^it«
nel^menben f^anblung }u lommen. @r fagt: Sei ber
ftd^em iBorauSf e|ung, ba^ baS Sorl^onbenfein beS
©efe^eS midlic^ ^meifell^iaft bleibt, ift eS genn^ ei«
laubt, bie burd^ baS ©efe^ Derbotene f^cnU^hmg |n
tbun ober bie gebotene gu unterlaffen, tt>eil tÜA
^meifell^iafte ©efe| feine Serpflid^timg oufetlegt
fonbem bie gfreil^eit lö^t. SS foS boS an einem
allgemein gebraud^ten Seifpiele erläutert xov&ol
SS fei probabel, bag ein befttmmter Sertrog nü^t
gegen bie ©ered^tigfeit Derftöjpt. 2)arauStoüä)efi4
nun birect blo^ biefer ©d^Iu| ergeben: SS iji alfo
probabel, bag id^ biefen iBertrag abfd^Iie^en baif,
— ein ©dftlul, ber nod^ feine praftif d^ ©ettriftdi
über bie Srlaubtl^eit beS Vertrages en£^ %m
fagt baS probabüiftifd^e ©^ftem : @o lange eS cifx
auf gute ©rünbel^in mirflid^ probabel ift, ba^bec
iBertrag nid^t gegen bie ©ered^tigfeit Deiftö^t, ip
baSSerbot biefeSSertrageS jtDeifeli^aft; ein stoeife(>
l^afteS Serbot Derpfiid^tet aber tiid^t: eS iß aljo
erlaubt, biefenSertrag ab^ufd^lie^en. ^efen gon^ea
©ebanfengang, bur^ meldten man Dom fpeaüo*
tiDen S^^V{ti 5ur praftifd^en ©eungl^it gelangt
l^aben bie alten ^robabili^en in ben @a| gufoi»
mengejogen : Qui probabiliter agit, pradenter,
i. e. licite et cum conscientia practice certt
agit, unb l^atten baburd^ bie Aufgabe beS ©gpeoJ
gelöst. SS fann aUerbingS fein, ba^ bie gefel^
Serpflid^tung, bereu iBorl^anbenfein ber SSeiftoib
nur unDoQfommen unb jmeifeD^aft erfetmt, urirfTi^
befielet, unb in biefem ^aUt mirb ein tmrflid^ lie>
ftel^enbeS ©ef e| übertreten. AQein bie Udbertrdmis
ift bann in gutem ©lauben gef d^j^en, ift eine sur*
terieUe, nid^t formelle, milia bie ^anblung mit
ber Ueberjeugung ber Srlaubtl^eit begangen oba
unterlaffen mürbe. AuS ber gangen Segrmdmag
beS ©QftemS ergibt ftd^ aber, ba| eS in 3iä^
auf bie mangelhafte Srfenntni^meife unb bie ang^
borene ©d^möc^e ber menfd^Iid^en 9{atur nid^t in
äiatl^fd^Iujfe ©otteS liegt, aud^ biefe moteridiB
©efe|eSübertretungen ju Derbteten.
4. Anmenbung. Sei ber Ann)enbung M
probabiliftifd^en ^ncipS tl^eilen ftd^ bie ^Bo»
biliften felbft in gmei Säger. SSkil^renb bie Sinen
baSfelbe auf biejenigen gätte befd^ränfen, in »*
d^en baS iBorl^anbenfein eines ®efe|eS smeifdM^
ift, unb ben SutioriSmuS anmenben, mo baS ftif'
l^ören eines Dorl^er gemiffen ®efe|e§ )U)eifeqK|ft 9^
bel^nen bie Anberen bie Anmenbung beS ^^xxuol^
auf aOe t^öHe einer jmeifell^aften Sßerpfltd^
aus, mag fte frül^er beftanben l^aben ober m^
S)ie ©rünbe beiber Parteien föunen erfl ba pr
1877
ÜRotaIfQfteme.
1878
€)mi^ fomtnen, loo Don ber Sßürbigung be§
SequiprobabiliSmuS bie Stebe ift. SBer nun in
einem concreten fJfoEe einer ungeaiffen unb jumf el«
l^often SSerpfliii^tung gegenübergefteUt ift, bem liegt
aunöd^ft bie ^fiid^t ob, nad^ ber SBol^rl^eit ^u f or-
\fyxL dt barf nid^t bei jebem 3toeif el f of ort, ol^ne
emftlid^ nad^ bem 93or|anben{ein ober 9li^tt>or«
l^onbenfein beS ®efek§ ftd^ umgefel^en )u l^aben,
boS )n»>babiliftifd^e $rincip in ^nmenbung brin»
gen ; bemt iebeS ®efe| k)ert)f[id^tet an erfter Stelle
& ferner ff enntni^nal^me. SS ift ^toax nid^t nötl^ig,
t grd^tm^glid^en f^Ieig auf jubieten, um 5U beff en
ftnintnil )u gelangen; immerl^in ift aber ber jenige
(Emfl md) Sifer in biefer @a(^e geboten, ben t)er«
Pänbige unb gemiffenl^afte SRenjd^en bei Srlebi-
0img einer ^ngelegenl^eit t)on großer SBid^tigfeit
onjubenben p^egen; je mtd^tiger bernnad^ ba§
®ef4 iß. befto größer ift auc^ bie ^flid^t, nad^
frinem ffiofein ju forjd^en. 6rft bann, \mm tro^
ber aufgebotenen ^Dtnf^t über baS SBorl^anbenfein
ber SJerppid^tung feine ©ewi^l^eit ju erzielen ift,
barf ber $robabUi8mu§ angen)enbet merben. 2^-
be| nid^t lebedmal, menn man über baSiBor^anben-
fein beS ©efej^ed nid^t DoHe ©emigl^eit erlangen
ton, ift man t)on ber 93eobad^tung beSfelben ent-
fornben ; als imerlöglid^e Sebingung ift baju er«
eert, ba^ baS (Sefe^ mirflid^ atoeifell^aft ift.
emi^ unb smeifell^aft ift aber eine ©efe^eSDer«
l^pu^tung nur bann, menn ed mal^rl^aft probabel
iß, ba| baS ®efe| nid^t befielet, menn alfo für bie
ber greil^eit günftige Änfid^t gute unb triftige
CBrünbe fpred^en, gleid^t)iel, ob )u ©unften be§ ®e«
fc|e8 minber gute, gleid^ gute ober beffere fpred^en.
^ßtm $robabilitöt unb ©emi^l^eit fd^Iie^en ein«
anber au8 ; fo lange alfo bie für bie Sfteil^eit gün*
Pet 9nfid|t mirflid^ probabel ift, mu| baS fßox-
(cmbenfein bed ®efe^e§ {toeifell^aft unb ungeai^
fein. Sd fann aber aud^ bie ber Sfreil^eit günftige
Snfld^t nid^t probabel fein, menn ba§ iBor^anben-
fein beö ©efe^e« gewife ift unb, fei eS au§ inneren,
fei ed aud äußeren @rünben, als gemi^ erfannt
»itb. 68 genügt femer nid^t, ba| bie ber grei«
^ günftige Slnftd^t mie immer probabel fei, fte
Btut gemi^ probabel fein unb mu^ Don bemienigen,
ber fie in feinem Sl^un unb Saffen befolgen miE,
aö gemi^ probabel erfannt »erben. S)enn er fönnte
fii^ ein praftifd^ entfd^iebeneS @en)iffen, mie e§ ^u
ftttli^ erlaubtem f^anbeln geforbert mirb, ni^t
bilben, toerni er bie Slnfidfet, ber er folgt, nid^t für
aetmg probabel l^ielte. SBer einen Vertrag ai'
fc^ie|en min, ber mal^rfd^einlid^ nid^t ungered^t
unb be^^ mal^rfd^einlid^ ntd^t verboten ift, fann
fi^ nur in biefer SBeife ein entfd^iebeneS ©emiffen
btQ)en: Sd ift gemi^, ba^ id^ einen iBertrag ab«
f^He^en barf, ber mal^rfc^einlid^ nid^t verboten
ift; es ift gemi^, bag biefer Vertrag mal^rfd^einlid^
itiqt verboten ift; alfo ift eS gemi^, bag id^ il^n
abfd^Iielen barf. f)ier ift ber $unft, mo ber $ro-
bobUidmud ber ©efal^r be§ STtigbraud^S ausgefegt
ift unb nad^ bem 3sugni^ ber ©efd^id^te aud^ mirf «
ttd^ oft mi|6raud^t morben ift. SBer in concreten
SföUen nid^t mit bem nötl^igen »iffenfd^aftlid^en
unb fittlid^en Smfte an bie S5fung ber Sfrage, 06
ein ©efej; mirflid^ ungeai^ unb smeifell^aft fei,
l^erantritt, ber fann fid^ au§ »aS immer für 9lüd(«
ftd^ten leidet verleiten laffen, aud^ auf meniger gute
unb triftige ©rünbe l^in bie gSrobabilität ber für
bie t^retl^eit günftigen Snfid^t 5U bel^aupten, unb
mirb, mie eS tl^aifö^Iid^ oft gefd^el^en ift, )u lasen
älnftd^ten unb ^uffteUungen fommen. Mein baS
@9ftem für ben Seid^tftnn einzelner IBertreter bed«
felben oerantmortlid^ mad^en unb begmegen beS
Sadismus befd^ulbigen, ift Unt>erftanb.
6§ erübrigt nod^ eine Sfrage : ©enügt bie öu^ere
$robabiIitöt, um fagen 5U f önnen, bie ber t$rei|eit
günftige Slnfid^t fei mirflid^ probabel, unb folglid^
fei ba§ IBorbanbenfein beS ©efe^ed smeif ell^aft unb
ungemil? 2)ie gfrage mu| bejal^t merben. Sernt
man fann nidftt Jebem, ber in einem 3tt)eifeI8faDe
ba§ probabiliftifd^e $rincip in ^nmenbung bringen
»tu, }umut]^en, bie Sfrage, um bie e§ fid^ l^anbelt,
felbft 5U ftubiren unb über bie 93efd^affen^eit ber
©rünbe für beibe ftd^ gegenüberfte]^etü)en Slnfid^ten
ftd^ ein Ürtbeil )u bilben; bie Mcrmenigften fmb
ba^u beföl^igt, unb ben SBeföl^igten gebrid^t ed in
ber Siegel an 3(it unb an ben nötl^igen ^tteln.
3Bie ber gemöl^nlid^e ©laubige bie ^nfid^t befolgen
fann, toeld^e il^m ein gemiffenl^after ©eelforger an«
rötb, fo mu^ aud^ ber @eeIforger unb ^ä$tt>ater
bere^tigt fein, bie ^nfid^ten ^u befolgen, meldte
oon ben Sinologen al§ probabel begeid^net merben.
2)ie ber ^fteil^eit günftige Slnftd^t, meldte man be«
folgt, mu| freilid^ burd^ triftige innere ©rünbe
probabel fein; äußere ^robabilitöt genügt für ftd^
allein nid^t ; allein ed fragt ftd^, ob man nie be«
red^tigt ift, au§ bem Umftanbe, ba^ einige ober
mehrere ^uctoren ftd^ gu ©unften einer 9nfid^t ent«
fd^eiben, auf baS lBor|anbenfein mirflid^er innerer
^robabilität mit ©eai^l^eit au fd^Hegen. 2)ad ift
ed, mag bejal^t merben mu|. 2)enn menn mel^rere
©elel^rte mit miffenfd^af tlid^em 6mft unb ©enauig«
feit eine gfrage prüfen unb fid^ einmütl^ig für bie«
felbe Slnfid^t entfd^eiben, ift ed nid^t benfbar, ba^
fie ftd^ fömmtlid^ getäufd^t ober ba^ fte fid^ ol^ne
oemünftigen ©rui& entfd^ieben l^ätten. S)ie 3luc«
torität ber ©elel^rten genügt alfo pr $robabüität
einer 3lnpd^t be^b^Ib, meil man mit ©id^erl^eit an«
nehmen fann, eine Don il^nen oertretene Änfid^t
muffe burdft triftige ©rünbe gepjt fein. ©0 ift
e§ 5u oerfte^en, menn bie alten ^robabiliften fagen,
eine SD'ieinung, bie oon oier ober fünf Suctoren
oertreten mirb, fei probabel. @ie maren nämli4
ber ^nftd^t, gegen bie fid^ faum ein demünftiged
Sebenfen mirb erl^cben laffen, menn Dier ober fünf
©elel^rte eine 9)Mnung genau unb emftlid^ prüfen
unb btefelbe für begrünbet Italien, fo fei man jum
id^em ©d^Iuffe bered^tigt, il^re ^nftd^t fei wenig«
tenS probabel. 63 gel^ört nun mieber gu ben
mi^bröud^Iid^en Uebertreibungen einiger $roba«
biliften, namentlid^ be§ 17. Sal^rl^unbertd, menn
fte bel^aupten, eine SJleinung, bie aud^ nur t)on
Sinem beliebigen ©d^riftfteUer vertreten merbe.
1879
ÜJloralf^ftcme.
1880
fönnc man mit SRed^t für probabel l^alten. 3n
bicfcr tJorm würbe bie Seigre öon SBejanber vn.
(prop. 27) öertöorfen. 2:ro|bem toaren felbft
emfte unb bejonnene aWoraliften nad^ ber SSerur«
tlfteilung biefcS ©a|e§ nod^ ber änfid^t, baft unter
Umftänben ba§ ^nfel^en eines einzigen ©elel^r«
tcn einer SWeinung ^robobilität Derf dftaffen fönne.
3ft er nömlid^ ein iWann öon grofeem ©d^arf«
finn unb auSge^eid^netem SBiffen unb jugleid^ t)on
bejonnener SRul^e, unb bringt er für bic 9lnfid^t,
bie er prüft, ®rünbe öor, meldte feine Sorgönger
nid^t bead^tet l^otten; ift er, um einen ^uSbrudt ber
Qlten ^robabiliften 5U gebraud^en, auctor omni
exceptione major, fo fei man mol^l bered^tigt,
feine Slnfid^t für probabel ^u l^alten. 3n iüngfter
Seit ]^at biefe ^uffaffung burd^ bie feierlid^e 6r-
Härung ber ffird^e, baf; ben öom 1^1. 3llf onS Der«
tretenen 9lnfid^ten allein megen ber ^luctorität be§
^eiligen ^robabilität eigne, eine autl^entifd^e 93e»
ftötigung gefunben.
5. 2)ie ®ef d^id^te beS ^robabiliSmuS
5eigt in mand^er SSejiel^ung ^el^nlid^fcit mit einer
Srfd^einung, ber man in ber ©ogmengefd^id^te
nid^t feiten begegnet. 3n ben erften Seiten fin«
bet fid^ bie geoffenbarte Seigre mol^I im ©lau»
benSbemu^tfein ber Äird^e, unb biefe gläubige
Ueber^eugung äußert ftd^ in mand^en Uebungen
beS d^rifÖid^en SebenS ; aber bie beftimmte fjaf»
fung, bie auSbrüdtlid^e ^rflärung ber JHrd^e mirb
il^r oft erft nad^ Dielen ^Q^rl^unberten ^u ^l^eil.
3n ben erften Seiten ber ftird^e fud^t man öer«
gebend nad^ einein fd^ulgered^t formulirten 9)2o»
ralft)ftem. S)ie l^eiligen 93äter fomol^I atö aud^
bie älteren ©d^olaftifer unter(af|en eS, eine all»
gemeine ©ittenregel für bie Qfäfie einer jioeifel«
haften 93erpflid^tung auf aufteilen unb ^u bemeifen;
j^e begnügen ftd^ bamit, in einzelnen ^fallen }u
unterfud^en unb anjugeben, mag erlaubt unb ma§
nid^t erlaubt ift. Mein avß ber gntfd^eibung,
meldte bie SSöter unb Seigrer ber ftirc^e in Streit-
fragen unb 3tt)eifeI8fälIen geben, fielet man, ba^
il^nen baSfelbe $rincip Dorfd^mebte, bag biefelbe
©ittenregel fte leitete: ein jiDeifell^afteS ©efej
oerpflid^te nid^t. Sinen red^t l^anbgreifUd^en SSeleg
bafiir bietet ber ^t ®regor öon IRa^ianj. S)ie @r»
laitbtl^eit ber 5meiten &)t mar ju feiner 3^it eine
©treitfroge. ßinen SRoöatianer, ber fie für un-
erlaubt erhört, rebet nun ber l^eilige Seigrer mit
biefen SSBorten an: Aut rem ita se habere proba,
aut, si id nequis, ne condemnes. Quod si res
dubia est, vincat humanitas et facultas (Or.
39 in S. lum. n. 19). ®er üäterfunbige Sl^rift.
2upu§ (f. b. «rt.) Iftat fid^ um bie ©efd^idftte ber
SKoraltl^eoIogie ein SSerbienft ermorben, inbem er
(De consc. prob.) au§ ben ©d^riften ber l^eiligen
Säter Seugniffe gefammelt, au8 meldten il^re S)enf-
unb ^anblungSmeife im Qfalle eines jmeifell^aften
©efefeeS erfid^tlid^ ift. S)a8felbe gilt für bie Seiten
be§ frühem SWittelalterS: au8 ben Söfungen jmei-
felj^after Qfragen erl^eüt, ba^ bie probabiliftifd^e
©ittenregel bamalS nid^t unbefannt mar. 6§ fin-
ben ftd^ aber bei ben Sl^eologen btefer $eriobe unb
namentlid^ beim 1^1. %f)oma^ aud^ olle biej[enigen
etl^ifd^en ©runbma]^r]|^eiten au§gefprod^en, auS
meldten ba§ probabiliftifd^e ©^ftem mit logifd^
9iot]^tt)enbig!eit gefolgert unb bemiefen mirb. ^§
ift nur eine ^ntoenbung be§ probabilifHf d^en $rm>
cipg, menn ber 1^1. StaimunbuS Don ^enaf orte unb
ber ijH, älntoninuS leieren, man bürfe eine ^onblung
nid^t al§ fd^mer fünbl^aft begeid^nen, mennfienic^t
burd^ ein ^meifeüofeS ®efe| verboten fei. Sa bie
Dominicaner Sol^anneS 9Jieber (geft. 1438), ber
bl SntoninuS (geft. 1459) unb S)ominicu§ €oto
(geft. 1560) fpred^en über ben probabiliflif^
©runbfa^ fo !Iar, ba^ mand^e namentlid^ ben
l^t. 3lntoninu§ al§ ben Srfinber be§ ^robabiliSnniS
bejeid^nen. 2)ag in Reiten, in meldten baS pro«
babiliftifd^e $rincip nod^ nid^t 5um Haren 93enm^«
fein ber Sl^eologen gefommen mar^ @a|e u^
SKebemeifen gebrandet merben, meldte mit bemfeEbm
nur fd^mer in Sinflang p bringen finb, toirb ben
nid^t überrafd^en, ber mei^, ba^ mand^e ©teOen
ber l^eiligen iBäter unb alteren ©d^olaftüer au4
in bogmatifd^er 93e5iel^ung l^art fltngen. & borf
aud^ nid^t in ^brebe gefteOt merben, bog mand^
fibfungen unb Sntf d^eibungen ^meif ell^after fragen
aus biefer 3eit gerabe^u tutioriftifd^ louten.
S)er Dominicaner Sartl^. 3Jlebina ift ber etjte,
ber bie probabiliftifd^e gormel auf gefleDt unb fpj^
matifd^ bemiefen l^at (1577 in feinem Kommenkr
jur ©umma beS 1^1. 3:i^oma8 [1. 2, q. 19, a.6]).
@§ ift ein S^id^en, ba| 9)tebina bamit nid^t eine
neue Seigre öorgetragen, fonbem für eine aBgemein
anerfannte SSBal^rl^eit nur ben rid^tigen unb treffen*
ben ^u§brudt gefunben l^at; benn biefer toatt fonß
nid^t Don ben ^l^eologen aOer ©d^ulen ol^ne 9Bibe^
rebe acceptirt unb nad^gefprod^en morben. @o fyübm
mir benn bie gan^ berebte ßrfd^einung, ba^ bim)
ben 3^itraum Don nal^eju 100 Salären mol^I an
200 Sl^eologen Derfd^iebener SKd^tung in berSn«
nal^me be§ probabiliftifd^en ^rincips überein«
fommen, baSfelbe erflären, begrünben unb tncon-
creten ^äQen in ^[nmenbung bringen, mö^renb
!aum einer fid^ im Smfte bagegen erl^ebt 2)ie
großen Sl^eologen beS S)ominicaner-Orben§, bie
fid^ im ©treite über bie ©nabenlel^re unb baS g5tt«
tid^e iBorl^ermiffen berül^mt gemad^t l^aben: 8e*
beSma, Safiej, aitmrea, ©r. SRortiuej, ganbi«
bu§, 3Ibep]^on§ unb Rubere, moren in btt ÜRotd
^robabiliften unb f anben ba§ probabilifUf ^ $rni>
cip in ßinflang mit ben ^nfd^auungen be§ l^LX^
ma§ unb in feiner Seigre begrünbet. 2)er ^ßroba*
bUi§mu§ befag bis in bie SDtitte beS 17. Sol^^un-
bert§ bie ^IDeinl^errfd^aft in ber SJloraL S)€r erpe
!at]^oIif d^e Xl^eologe, ber bief e§ ©Aftern exprofeeeo
befömpfte, mar ber 3efuit ^nbreaS Siand^; er ikt*
öffentlid^te ju ©enua 1642 unter bem 9lomen(&m«
bibu§ ^l^ilalet^eS bie antiprobabilifKfd^ ©^
De opinionum praxi, fanb aber feine tDeiteteSr*
ad^tung. S)ie erften angriffe auf ben ^robaWItt»
mu§, bie eine SSBenbung ber Dinge l^erbeiful^
unb einen tiefgel^enben unb langbaucmbenPcBi|if
1881
ÜRoralf^ftetne.
1882
fotnerl^Ib bnlKrd^el^erQufbefd^moren, gingen t)on
ben 3an{eni{len oud. @d^on um ba§ Sal^r 1650
begann biefe unl^eimlid^e @ecte il^re ©d^mäl^ungen
auf ben ißrobabiliSmuS unb, qI§ to&tm bie X^eo-
togen bet ©cfcHfd^oft 3efu bic einzigen Vertreter
biefeS S^ftemS, auf bie iWoral bcr Sefuiten, bie
fte mit bem $ro6abiIi3mu§ ibentificirten. ^ber
in ttieitere Äreife würben bie 9lngnff c auf ben ^ro»
babiliSmuS erft getragen. al§ ^aScal 1656 ben«
felben in ben fd^Iau beregneten ^roDinjialbrief en
mit ben SBaffen ber ißerleumbung unb be§ Spottes
belömpfte. S^unmel^r manbten fid^ mel^rere ^Ideo-
logen t)om $robabili3mu§ ah unb gaben bem
$robabiliori§mu8 ober rici^tiger bem XutioriSmuS
ben 93or}ug. IBon ba an tl^eilen ftd^ bie fat^oli«
fd^ Sl^eologen in ^totx Säger, in ^robabiliften
unb Snti))robabiIiften; unb nun folgt ein faft ^tm
3a]^]^unberte bauember Streit über baS rid^tige
Storolf^ilem, ber, menn nid^t an em{l unb |)eftig-
feit, fo bod^ an Sebeutung unb Sßid^tigleit mo^I
feinem onbem innerfird^Iid^en Streite nad^ftel^t.
Sor Men nmren e§ bie Zl^eologen be§ ^rebiger-
otbenS, loeld^e um bie äJlitte be§ 17. gal^rl^unbertS
ben j^am))f gegen ben $robabiIi§mu§ eröffneten
mtb bis }u ben Qtxitn be§ ^i. %If onS mit uner«
mfiblid^ ffiifer fortfe^ten. 3m 3. 1656 mürbe
auf einem }u 9tom gel^altenen ©eneralcapitel be§
Otbenö allen ÜRitgUebem ber ^nfd^lug an bie
flrengere Slid^tung, menn nid^t gur $flid^t gemad^t
fo bod^ auf SBunfd^ be§ ^apfteS ^lesanber YIE.
brhtgenb an'S btq gelegt. Seit biefer 3(it gibt
eS faum einen Dominicaner, ber nid^t ^nl^önger
mib SSedl^eibiger be§ $robabiliori§mu§ märe;
biefer fd^ien i$nen einzig mit ben Slnjd^auungen
be9 1^ Stomas ju l^armoniren. S)ie l^erüonagenb-
flen unter il^nen fmb: iWercoruS, ©onet, 3ol^.
SRartinejL Sine 93aron, ßontenfon, 5»atan§ 5lle-
lonber, Soncina, SiDuart unb ^atuj^i, ber ftrett«
iore ®egner bed 1^1. 9Ifon§.
Suf Seite ber ^ntiprobabiliften fteUten ftd^ mel^r
ober minber 2:]^eologen au§ allen religidfen Orben
vtib oud bem SBeItcIeru§, oolljöl^lig bie ^ugu-
ftner. S)en Sl^eatinem mürbe auf einem ©eneral«
copttel bed OrbenS fd^on 1598 nid^t ber $ro-
bobttioridmud }ur $flid^t gemad^t, mie fölfd^ltd^
bd^onlitet mirb, fonbem baS f^eft^alten ber beffer
(ttr&nbeten unb allgemeiner angenommenen Stn»
ffaften empfol^Ien; tl^atföd^Iid^ ftel^en mehrere Sl^ea«
tiner mtf Seite ber ^ntiprobabiliften. ©an^e Uni-
tafttflien litten fid^ derpfiid^tet, in ber SRoral nur
bcB ^robobilioriSmuS ^ujulaffen, unb nal^men
i^xen Sd^Iem bei ber Promotion ^um SDoctor-
mibt boS eiblid^ SSerfpred^en ah, fein anbereS
69Pem al§ ben $robabiIion§mu3 in leieren unb
pn, mrt^eibigen. ^ie bebeutenbften S3ertreter biefeS
€9fkin9 au|er bem 2)ominiconer» (unb Sefuiten»)
Oäen ftnb ber berül^mte Kommentator ^ro§per
Sdanonud, bu ^kraiel, ^abert, Soüet unb ^nbere.
Si^cr ben ma^Iofen Sd^möl^ungen ber 3anf eniften
Sbn $robabtUSmu§ unb £a^§mu§ trofen nod^
«dge Umftdnbe }ufammen, meldte mand^e Xl^eo'
logen beflimmten, gegen ba§ frül^er allgemein an-
genommene 5IRoralf9ftem eine feinblid^e Stellung
einjunel^men. ®rei köpfte, 3llcjanber VU., 3n-
nocena XI. unb aiejanber Vm., I^atten eine Steige
üon Sä|en cenfurirt, meldte gro^entbeilS an^ ben
Sudlern probabiliftifd^er 3luctoren gebogen maren.
®iefe fird^Iid^e SSerurtl^eilung fonntc nid^t oer«
feilten, ben $robabiIi§mu§ bei 93ielen in 5IRi6-
crebit äu bringen. 2Kan fann femer nid^t löugnen,
ba^ mand^e ^robabilijien felbft einen großen Sl^eil
ber Sd^ulb tragen, menn il^r Softem aud& üon
bcfonnenen unb rul^ig benfenben Sl^eologen mit
SDli^trauen angefel^en, öermorfen unb befämpft
mürbe, ßinige Vertreter be§ S^ftemS fd^icnen
mel^r barauf auSjugel^en, burd^ neue Meinungen
ju überrafdfeen, atö il^re Seigren gel^örig ju be-
grünben. ^a^n tarn enblid^ nod^ ber Umftanb,
ba^ ba§ St)ftem felbft nod^ nid^t in allen feinen
Sl^eilen auSgebilbet unb bem SutioriSmuS gegen-
über nid^t gel^örig abgegrenzt mar. So forberte
aud^ bie Slrt unb SBeife, mie boSfelbe aufgefteHt
unb Dertl^eibigt mürbe, bie ©egner ju ginreben
unb 9lngriff en l^erauS. 6ine merfmürbige unb lel^r-
reid^e Spifobe in ber ©efd^id^te beS SßrobabiliS-
mu§ bilben bie iBemül^ungen beS 3efuitengeneral8
ai^^rfuS ©onjale^ (f. b. ?lrt.) ju ©unften ber
ftrengem Kid^tung. 2)er $robabili§mu8 beftanb
bamalS feine eigentlid^e f^euerprobe; trüge er ntd^t
bie UnDermüftlid^feit in fid^, bie einem Sel^rfQftem
nur bie SBal^rl^eit üerleil^en fann, er l^ötte in jenem
Sturme untergel^en muffen, ßr mar in bcr ^efell-
fd^af 1 3efu nie Drbenöboctrin. iBon l^öd^fter Stelle
maren bie SWitglieber be§ Drben§ jum 3lnfd^luffe
an biejenigen tl^eologifd^en Sel^rmeinungen ermal^nt
morben, meldte beffer bcgrünbet unb aDgemeiner
angenommen feien ; tro^bem treten bie X|eologen
ber ©efeDfd^aft 3efu mit fo feltener ginl^elligifeit
für ben $robabili§mu§ ein, ba^ e§ f d^mer l^ölt, t)or
5:]^t)rfu§ ©onjalej aud^ nur einige 5Koraliften ju
finben, meldte ber ftrengem SKd^tung l^ulbigen.
^l§ Sl^^rfuS ©eneral gemorben mar, glaubte er
oon ©Ott unb bem $apfte ba^u bemfen )u fein,
mmn nid^t ben $robabili§mu§ t)öQig au§ bem
Orben ju öerbrängen, bann bod^ feine 3lllein-
]&errfd^aft ju bred^en. Seine barauf bejüglid^en
Semül^ungm, namentlid^ aber bie Seröffentlid^ung
feines antiprobabiliftifd^en SBerfcS Fundamentum
theologiae moralis (Homae 1694), baS rafd^ in
Dielen Auflagen überaUl^in üerbreitet mürbe, l^aben
innerl^alb beS OrbmS mol^l eine gemaltige ©ö^-
mng unb fd^mere ffämpfe l^eröorgemfm, allein
eine burd^greifmbe Slenberung in ber Sebanblung
ber ÜRoraltl^eologie k)ermod^ten fte nid^t ju bemirfen.
ßinige Il^eologm beS DrbenS ftellten fid^ auf Seite
ber ^robabilionftm unb fömpften mit il^nen gegen
bie milbere Kidfttung ; bie bef annteren 5Ramen finb :
Samargo, Sftris, ©ibert, ßligalbe, SWalatro,
^ntoine (qui inter rigides auctores non in-
fimum tenet locum. S. Alph.). 3m Uebrigen
blieben bie Sl^eologen ber ©efellfd^aft in ibrer
grogm 9Jlebr§al^l bem ^robabiliSmuS unb feiner
ÜJlorQlf^fteme.
1S84
aSeit^ibigung tttii. S)k äSogcn beS ffam)ifc€
gmgtn noi^ fe^r l^o^. alS ©oH bet ftirt^e ben
TOann fontte, ber bra ©tunn bef^mu^tigen unb
btr SßJa^r^tit jum ©iegt nerl^tlten foDtt. ®er
61. aifons 3R. B. ßißuori (f. b. 9lrt.) ^atte bie
(iTODibetitiellc aufgabt, bic letflen Utbonefie bt@
janjeniftif^m SifloriSmuS nu§ bem ^riftlirfien
Sebeit unb ber c^riftlti^tTi Qtf)zt gu wrbrängtn.
Seit fttntt SoRDitifatiDn ift ber ^lobabiliDriSmuS
QUB bert^eolDgil^tn&iteraluiDeif^tDunben. S)eii
tnuptgcminn ^at aii@ bem langen @treitc bcr
tobabiliSmuä felbft flesogen ; er ifl im Stnrmc
erparft. S)a8 ©Aftern iDurbe in ben Satir^nnberten
bei ffümpieä Don ben !l)m an&aftenben SKängeln
gereinigt, eS fflurbe bejtimratec ofigegrenät, genauer
erflärt, Hejer begtünbet, gegen bie 6inteben ber
©egnet beffer uerl^eibigt unb noc^ ctUcn ©eiten ^in
enfniclelt unb auigeftaltet. Sler ©trett um ba§
richtige TOoralfpftem ift inbe^ ttD^l in bie lejjte
tfyi^t eingetreten, aber noc^ nic^t ju Snbe geführt,
ettbem man ben ^I. ^IfonS jum ^equiprobabi-
liflen gemacht unb fein 3)lDraIfqftem in princi^ieQen
®eQenfa| jum ^robabiliSmuS gefteÜt ^at, ringen
SßrobabiliSmua unb SequitiiobabiliSmue um bie
$alme.
TLS)et9lequtptobabiIi8mue. l.SBer'
tretet. 5Bti ben Sßtobnbiliften beS 18. Sa^r^un-
btrtB mar es häufig ©ilte gemcrben, boSprobabi-
liftifd^e ^rincip in einem breifat^ geglieberten ©ntse
ou3juf)>rec^cn unb biefen in feinen einjelnen S^ei>
ien ju betseiftn, mie bie ^tobabilioriften benfelben
in benjenigen Steilen ju »iberlegen Derfut^ten,
bie i^rem ©^ftenie nic^t entfprac^en. Sie brei ©ä|e
lauten: a. ÜJInn barf ber ^irobablem 9lnfid|t ju
©unpen ber greijeit folgen, menn bie entgegen-
gefe^le minber proiabil ift. b. 9)Ian barf ber prO'
bablen ^nfii^t ju @unften ber ffieibeit folgen,
nenn bie entgegengefe^te gleii^ prababeü^ c. ^an
bürf ber minber probablen Infi^t guSunflen ber
Sreibeit folgen, au^ menn bie entgegengefekte
probabler ift. 3n ben3ei(enbe§ ertegleftenffamjye«
um baB richtige iKoralf^ftem, nontentlic^ am In-
fange bei 18. ^abt^unbeits , finben fii^ einige
Z^eologen, bie beim jraeiten oben angeführten
®ü|e fielen bleiben unb für ben fflequiproboblUä-
raus eintreten; fo ber bem bl- UfonS petfünlic^
befreunbeteßbor^'rrSuiebiusSImorl (geft. 1775)
unb bie jwei Sejuiten gtiriftop^ SRa^let in Sli-
lingen unb 9tnton SDtaqt in Sngolftabt, roä^renb
anbere mit bem Sefuilen Sr. X. ^ffionbart gu 3nn8-
bnid ber fflnflc^t niaren, bofe M ber $robabiIi§=
mu8 praftife^ uom aequiprobabiliSmuS menig ober
gair nii^t unterfcbeibe. 68 ift befannt, bog ber
ql. WlfonS, ber anfänglich ben britten ©oft oet-
treten ^atte, feinen spiobabiliSniuä ftit bem Sa^re
1762 in bie äquiprobabiliftifc^e Sotrael beä jlDei-
ten ©QjeS fleibete. 2)ie ledigen SJertreter beS
SlequiprobobiliSmuS Peüen biefen in Derfc^iebenet
SSeife bar. 5Die Sinen faffen ijn blo6 ds eine
anbere Q'ormel für ben ^BrobobiliSmui auf, mit
im er, mit fie fagen, im $tincip unb gro^ent^eilS I
aucb in ber anmenbung übereitifMtnme; Snbtrt bn-
gegen nehmen i^n in prinripieDem @egenfa^ gnnt
$robabiIi3niu3, vou bem er fic^ in jnxi $inl>
ten unterf^eibe. 5Der eine biefer fünfte b^ie^l
fi4 auf baS $rincip, ber anbere auf bie %aatO'
bung be8 ©^ftemS. „ÜÜlan barf fic^ nat^ b« pro-
bablen ÜRcinung rieten, wenn bie bem ©tfeje
günflige gleich ober minber probabel ift ; iwiin fie
aber geBrife probabler ift, mu^ man bol ®e^
beobactiten.'' „^iejeS 5|Jrinrip barf nur in be»*
jenigen ^Wm angemcnbet Werben, bei tiitl<^
boS S}or^anbenfein beS '&e\t^ juwifeltiaft ift ; dd
aber baS aufböten eineS gemiEt gemef enen @fi(b(i
jnieifelbaft ift, mufe man ba3 gtncifet^fte ®^
beobacbten." ®ieeifrigftenSBertieterbiefe8©9PemS
fmb bic Itieologen ber Äebemtoriften-feongie.
gation, 3n ber ftc^em 3Jteinung, btr ^L SDfonS
oon SJiguori fei, wenn nic^t bet iSrfinber, fo bo^
ber erfte unb bebeutenbfte Sert^eibiger be3 Sleqni*
probabitiSmu3, ^aben fie at3 feine ^Mpu unb©^
ler biefe3*IJtoralfgftenijumibrigen gemalt; fobit
93erf af f er ber Vindiciae Alphonaianae, floirtiigj,
röarc, aertn93. Suf ifirer ©eite fte^ m^ttn
(IRDralt^eoIogen ber @egen)iiart, mie @oufftt, Sco-
»ini unb beffen fpätcrer ^erau3gebet 2)tl fBaäpa.
giinjatti, ©imar, 6. SDtüQer, Sßniner u. «.
2)er objectiot Sninb, mit bem fie itit ^rincip,
foncit es jum probabili^fi!^ einen ©egenfot
bilbet, }u retbtferligen fuc^en,' ifi biefer: Sßeim
üon jniei einanbet gegenüberfietienben Unfld^
bie bei S<^ei^eit güttfüge meniger piobabel, tpn-
(iciicii bic bem ©efefec günfrige getm^ probobletift
|i> ift klilere morolifc^ gemifi, bie ttftareabetmdlt
mclji- probabel ; folglich ift baS ©tfek triebt jiDeife!'
^nfl. uiib banun fann man in bieftm ^aSt bea
Saö, ein ämeifel&aftrt ®efc| Derpfli^te nii^t, jn
^ilbuiui dineS praftifc^ fi^em (SetDiffenS niit in
^nipruil) nehmen. Kä ift alfo bie SBefoIgnng bei
proboblcii ^nftd^t in biefem gälte fittti^ nic^t mt^
lulüf fig. 3B(nn man Don ber Studorität beS b(. SU'
fonS, bie füi bieft Sluffaffung ongenifen mi^, at
fie^t, fo ift ber angefübrte Sninb bet einjige, bn
für ben 9equipto6abili3muS beigebra^ Deibta
iann. Wit biefem @aj^ alfo: ^ie einet gom^
probablem 9nftd^t entgegengefekte fann ni^ nt^
ua^rl^aft probabel fein, ^e^t uno f fillt ba8 ©ofhn,
infofem eS jum SßrobabiliSmuS einen Q
bilbet. Ob nun Don jtoei %nfic^ten bie li
probable ni^t me!|r ua^tbaft probabel fein ßme.
menn fie einer gcmi^ t>TobabIem gegenüber^,
i^ ni^t eine etbifcb«' fonbem eine logif^ grogr,
bie bemna^ nic^t auf bem ©ebiete bn VloHd.
fonbem auf bem ber SrfenntniBt^eorie aiiSgetr»
gen merben mu^. 68 ift ein Se^rfa| ber ^octil
bag ber ÜRenft^engeifi Dom Su^on« bc6 Ki(^
miffenB unb be8 3DKifeIS but^ uniö^Iig tvik.
immer !i&^ete @rabe ber 3BabtfcE)emIi^feit jnn
SSilfen, b. ). jum gcmiffen Srfennen empoipeiga
fann. 2]a3 deinen obet ba8 grämKi^tbalten mit
ber iivri)t ju irren tritt in unjö^lig Dielen %■
ftufungen auf, in meieren bie @t]afyc beS SiTt^iniii
1885
ÜRotalf^fteme.
1886
immer mel^ mib mel^r auSgefd^bffen ift, bis e§
|iun Srtemien ol^ne gfurd^t bed 2irrt]^um§, 5um
Sßiffen ft4 erlebt, ^uf bemSrabmefferberSSa^r»
{<l^tnli(i^leit gibt ed etnm ^tift auf meld^em bie
!tDei etttgegengefe^ten SReinungen ftd^ bie Sßog-
c^ leiten, gleid^ probabel ftnii; über biefem
^ßmttte erl^ebt fid^ bie eine burd^ Diele ®rabe ^u
immer größerer SBal^rfd^einltd^feit mib auf jebem
berfelben i^ fte gemi^ uml^rfd^einlid^er ald bie ent-
gegengefej^te, möl^retü) biefe um ebenf o Diele @rabe
an äßol^rf 4einltd^!eit Derliert, getoi^ toeniger loal^r«
f(^nlid^ ifi; fie l^drt aber erft bann auf, mal^r-
fd^nlic^ 5U fem, menn bie entgegengefej^te gemi^
ifL 9{un tarnt man zugeben, ba| in moralifd^en
fragen bie eine ^nftd^t nid^t mel^r als uml^rl^aft
ptütoibtl erfamtt merben lann, toenn jie Don ber
cntgegengefe^ten an SBal^rfd^einlid^feit 'o äbenagt
uranb^ b($ biefe bebeutenb probabler ift unb il^re
9Bc^rf^inIid^Ieit fd^on faft an ©emi^l^eit grenzt.
S)a9 fie aber nid^t mel^r probabel fei, loenn bie
cntgegengeff^te gemi^ aud^ um Diele (Srabe pro-
bobler iß, miberfpri^t ben ®efe^ ber Ütoetil.
SEBnm fai einer fjrrage baS getoi^ größere Snfeben
bc8 I^L Xl^omaS bem 9nf el^en beS 1^1. Wf onS gegen«
überfielet, mer looDte bel^aupten, ba^ baS Slnfel^en
bc8 fjfl 9If onS aufl^öre, ttml^red Slnfel^en }u fein,
loeil e8 bem getoi^ großem beS 1^1. Zl^omad ent»
84engefe|t ift? ^5rt bod^ aud^ ba§ fferjenlid^t
ni^ ouf , nml^red fiid^t ^u fein, menn eS neben bem
gmil l^eDem eleftrifd^en Sid^te brennt 2)er ein«
lige ®nmb, auf ben ßd| ber ^equiprobabiliSmuS
m feinem (Begenfaj^e )um $robabiU§mu8 ftä^t, ift
olfo l^infaUig. 2)ie IBertreter beS Sequiprobabi-
fiSmuS ffil^ren nad| bem IBorgang beg 1^1. $[Ifond
inr 9M^^0ung il^red @9ftemfi gau} benfelben
SdoeiS mie bie $robabiIifien: Sin stoeifeD^afteS
«efeif Derpfßd^tet nid^t. StDeifeH^aft ift aber ein
®efe| na^ ben ©runbfö^en ber Sogif nid^t blo^
bomt, memt bie ber t^retl^eit günftige ^nfid^t glei(|
pvolUbtl ift, fonbem überl^aupt fo lange fie mal^r«
Mt probabel ift, mag bie entgegengef e^te aud^ mel^r
vm gemi| mel^r probabel fein. ÜJht anberen SBor«
teil: 9uS bem SSemunftbemeid, ben bie SSertreter
bdl SequiprobobiliSmuS für bad ÜRoralf^ftem fiil^«
tot, folgt nid^t bad öquiprobabiliftifd^e, fonbem
boS ptobabUiltifd^e $rincip. Snblid^ barf nid^t
Mrfd^egen merben, ba| ber ^equiprobabiliSmuS
on feiemfelben ^ebred^en leibet tote ber $robabi-
Horitaud: er ift im d^rtftlid^en Seben unb in ber
ftosifi beS aJeid^tftul^lS nid^t aUtoeg Deüoenbbar,
Mtl cd mmtbglid^ i{t, ab5un)ögen, ob unb umnn
poA Steinungen, meldte ftd^ in einer gfrage gegen«
nbaßel^, glei^ fiarfe, ober ob bie eine beffere,
Me anbere minber gute @rünbe für ftd^ l^at. 2)iefer
Sd^mierigleit fann ber SSeid^tDater nur baburd^
cntgd^, ba| er bie probablen Weinungen beS
1^ ffffond ol^ne 9Beitere§ al§ gleid^ gut begrünbet
Me bie entgqjengefe^ten l^innimmt
Sie (ginid^röttfung be§ @9ftem§ auf biejenigen
%Slk, in meld^ ba§ IBorl^anbenfein beS @efe]^e§
imifell^ft ifi, mirb burd^ ben @a| betoiefen : In
dubio melier est conditie possidentis. Se«
lamttlid^ mirb biefer @a^ bei Ste^tSftreitigfeiten
angemenbet, bei meldten bad SigentJ^umdred^t an
einem beftimmten®egenftanbe in^rage fielet. Sßenn
nömlid^ jmei ftreitenbe ^arteten il^r Sigentl^um^
red^t an einer ©ad^e mit @ett)igl|eit nid^t nad^
meifen Ibnnen, bad ttml^re SigentJ^umSred^t alfo
5lDeifeI]()aft ifi, fo loirb Dom ©erid^te bie @ad^ fo
lange bem ^ugetbeitt, ber fte beft|t, bis ber 3ltü)ere
fein Siedet mit ©etoi^l^eit bargetl^an l^at. S§ ift
biefer Sted^tSfal im @runbe ein $räfumtion§«
princip : ber tl^atfäd^Iid^e^ft^ gibt bie^ermutl^ung
beS Sigentl^umS unb gilt olS Dorlöufiger Semeid
bed mehren ated^ted, bid ein gemifferer erbrad^tifL
Sr etttf d^eibet nid^t über baS toirflid^e Sigentl^umd"
red^t, fonbem toeiSt nur einer beftimmten Partei
ba§ onus probandi 5u uttb belögt bie anbere fo
lange im ^eft^ ber umftrittmen ^ä^t, bis iene
ibr ated^t bemiefen l^at. S)iefe gan5e SSorfteSung
mirb nun auf baS 93er]^ltni| ^toifd^m ^^eiJ^^it
unb @efej( übertragm. Sie tJfraieeit ftebt mit i^rem
ated^te, fid^ ol^ne än^ttn Sinfiu^ nad^ 93eliebm }U
beftimmen, bem ®efe|e gegenüber, loeld^eS feiner«
feitS baS Sted^t geltenb mad^t, bie ^reii^eit burd^
etl^ifd^e ^flid^t }u binbm unb in ibrem Sted^te }u
befd^ränfen. 3m 3tt)eifel über eine ©efefceSDer«
pfiid^tung fprid^t, fo fagt man, ber 93eft| für bie
Sfreil^eit, menn frül^er baS ©efej; nid^t beftanb: er
fprid^t aber für baS ®efe|, menn frül^er baS fej^t
imeifeH^afte ©efej; gemi^ toar. 3n allen fSfällen
iemna(|, mo baS 9ufieören eines ®efe|eS gmeifel«
l^ft ift, loar baS ®efe^ frül^er gemi^; eS fprid^t für
baSfelbe ber 93eft|; eS Derbleibt alfo nad^ bem
princip : In dubio melier est conditio possi-
dentis, in feinem Sted^te, bieSSefolgung mforbem,
bis bie gfrei^eit il^re Sted^te mit ©emill^eit bar«
getl^an l^at. — SS ergebt ftd^ alfo bie gfrage, ob
biefer Sted^tSgmnbfal auf baS SSer^ltni^ ^mif d^en
t^reii^eit unb ®efe| angeioenbet, unb ob er als
$rincip 5ur Sntf^eibung berjenigen f^fäUe ge«
brandet merben fann, in meld^m baS Slufl^ören
eines frül^er gemil geioefmen ®efe|eS gmeifeH^aft
ift. SS hmrbe frül^er bemerft, baf aud^ mand^e
$robabiliftm biefe Sfrage bejal^m unb bement«
fpred^enb bie Snmenbung beS probabiliftifd^en
$riticipS befd^rönfen. SnBere bagegen fteÖen bie
SBered^tigung biefer Sinfd^ränlung ebenfo entfd^ie«
bm in Slbrebe. Senn eine gefe^lid^e SSerpflid^tung
ift toabrbaft ungemi^ unb ^meifelbaft, menn gegm
il^ren beftanb probable ®rünbe fpred^en, gleid^Diel
ob biefeÄe frül^er fd^on beftanben l^at ober nid^t;
eS tritt alfo baS funbamentale ^ncip beS $ro«
babiliSmuS, ein ^meif ell^iafteS ®efe| Derpflid^te nid^t,
in feine Sterte. %xx batm bürfte man baS probabi«
lifttfd^e $rincip nid^t antoenben, menn in getoiffen
SfäHen ein l^öl^ereS $rincip beff en ^nmenbung Der«
h'6k. WIein baS $offefftonSprincip fann in ben frag«
lid^en f^föKen bie ^ntoenbung beS ^robabiliSmuS
nid^t l^inbem. Sa eS im ®mnbe ein ^räfumtionS«
princip ift, Dermag eS über baS tbatföd^lid^e unb
toirflid^e Sted^t nid^tS )u entfd^eiben; eS fd^iebt
1887
aWotalftiilemc-
1888
nur einer beftimmten Partei bte ^flid^t be§ 93e«
tr)eife§ ju. ^uf Qfreil^eit unb ©efej angetoenbet
toürbe Qlfo baS ^offeffionSprincU) im Satte eines
frül^er gewife gemefenen unb nun äWeifeH^aft ge-
worbenen ®efe|e§ ber greil^eit bie ^flid^t ju-
fd^ieben, if^x SettftbefRmmungSred^t ju beweifen
unb baS ®eje( mittlermeile in feinem Siedete, bie
Sefolgung be8 ®eje|e8 ju f orbem, Belaffen. 5lttein
einem jmeifeD^Qften ©efe^e gegenüber ift bie Qfrei»
l^eit nie bemeispflid^tig ; alS ba§ frül^ere unb ur«
jprüngftd^e SRed^t ift fie immer im Sefije. So oft
ein ®cfcj an fie l^erontritt, mag eS nun fd^on ba
gemefen fein ober nid^t, l^at baS ®efe| feine gor«
berung als ju SRed^t befte^enb mit gemiffen ®rün«
ben 5U bemeif en ; mibrigenf attS ift eS unDermdgenb,
eine malere iBerpflid^tung ju erzeugen. 9Rit anberen
S3Borten : ®a8 ^offeffbnSprincip l^at entmeber für
baS Serl^ältniB ^toifd^en Sfreil^eit unb ®efe^ leine
®eltung; ober menn man il^m aud^ auf bicfem
®ebiete ®eltung ^ugeftel^t, !ann eS nur )u ®unften
ber Sfreil^eit angemenbet merben. 3n ber S^at, in
ben fJföKen, um meldte eS fid^ l^ier l^anbelt fiel^en
ftd^ baS ^offefftonSprindp unb baS anbere: Lex
dubia non obligat, entgegen. 6S möre nun f onber-
bar, menn ein eigentUd^ ber 9ted^tSorbnung ange«
l^örigeS ^rindp auf bem il^m fremben ®ebiete ber
attgemeinen Sittenorbnung einen l^öl^em SBertl^
l^aben f ottte als bie ^rincipien, bie ber attgemeinen
@ittenorbnung ureigen fmb. 9Ran beruft ftd^ aud^
l^ier auf baS 9lnfel^en beS 1^1. ^If onS unb bel^auptet
er l^abe baS ^rincip feineS SRoralf^ftemS auf bie
Qfätte, in meldten baS Slufl^ören eines gemife ge«
tocfenen ®efe^eS jttjeifeD^aft ift, nid^t auSgebel^nt.
Sl^atfad^e ift, ba^ ber l^eilige Seigrer bei einigen
concreten Sinjclfragen in tutioriftifd^er SBeife ent«
fd^eibct ; ttjo er aber bie Qfrage aflgcmein unb brin«
cipiett aufftettt (in dubio an legem impleveris
1. 1, n. 99; in dubio de consuetudine contra
legem 1. 3, n. 290 ; quando probabile est quod
lex abolita sit 1. 3, n. 112), ba menbet er baS
probabiliftifd^e ^rinci}) unb im Sefonbem fogar
baS ^offeffionSprinctp ju ®unften ber Qfreil^eit an.
6S entfprid^t alfo mcl^r bem ®eifte beS l^eiligcn
Sel^rerS, menn man fagt, auä) ein frül^er getui^
öorl^anbeneS @efe^, baS auS maS immer für einem
®runbe jmeifell^aft gemorben ift, Derpflid^te nii^t.
vn. S)er laje ^robabiüSmuS ober ber
S a s i S m u S , bemjuf olge man bie ber greil^eit gün«
ftige TOeinung befolgen barf, anä^ menn fie nur
fd^ioad^ unb gmeifeD^aft probabel ift, nmrbe als
©9ftem nie Don einem Sl^eologen öcrtl^eibigt.
©elbft bie brei SWoraliften Samburini, 93rcffer unb
?lmico, tocld^e iBiüa als Vertreter beS britten Don
Snnocenj XI. cenfurirten ©a^eS anfül^rt, toerben
f älf d^Iid^ beS lajen ^robabiftSmuS bef d^ulbigt (Bal-
lerini-Palmieri [f. u.] 1, 622). SQäerben alfo einige
50ioralt]^eologen, mie Karamuel, SWo^a, 93aun9,
Seanber, ®iana, 3. ©and^ej unb Slnbere, gemöl^n«
lid^ Sapften genannt, fo i)ai baS nur ben ©inn,
ba| fie 8U rafd^ unb ju leidet bie ^robabilität einer
Slnftd^t bel^aupten unb baburd^ mand^e äJieinungen
als probabel unb erlaubt l^infletten, bie eS in 9Skl^^
l^eit nid^t ftnb. Ss ift rid^tigi, ba^ Diele X^eologen,
namentlid^ auS ber ^meiten |)ölfte beS 17. unb bem
^nfangbeS 18. ^al^rl^unbertS, bem probobiliftift^
^rincip eine tJfaf[ung gegeben l^aben^ mel^e eS m
9RigDerftanbniffen unb Dor ber ® ef a^r ber 9Ri|ben'
tung nid^t l^tnreid^enb ftd^erjteSte. äBenn ^e einfod^
leierten : Licitum est sequi opinionem minus
probabilem, fo fonnte man bie probable Snfid^,
ber fie )u folgen geftatteten, aud^ als tenmter unb
dubie probabilis auslegen; aQein eS mar ni^t in
il^rer Slbftd^t, einen lasen $robabiliSmuS §um Bt^
ftem 3u erl^eben. 2)aS mar oud^ ber nöd^fte ®nmb,
ber ben 1^1. 9llf onS beftimmte, bem probabili^fd^
$rincip, baS er 9lnfangS ja oud^ in biefer SBeife
formultrt l^atte, eine anbere 9<if[ung gu geien,
meldte Dor jebem aRi^Derponbniffe unb Dor jeber
SRigbeutung geftd^ert märe. @o !am er bemt }u fei*
nem SequiprobobiliSmuS. ^uS bemfelben ®runbt*
nömlid^ um SRigbeutungen auSgufd^lie^, pflegt
man je^t gemöl^nlid^ in bie ^rmel beS probaU*
liftifd^en ^rincipS bie SQSorte vere et certe ober
solide probabilis )u fe^en. SS ift barum ber l^iflo-
rifd^en SBal^rl^eit meniger entfpred^b^ toemt man
bie Dielen Don ber JKrd^e als falfd^ cenfurirten Soje
auf Sted^nung beS ^robabiliSmuS f e|t. Sie l^oben
nid^t im ©^ftem il^en ®runb, fonbem in b«
fubjcctiDen irrigen Suffaffung einiger X^eologen,
meldte auS Stüdfftd^ten, bie ftd^ unferer SBeur^>
lung ent^iel^en, oft m(^tige @d^eing[rünbe für bif>
tige 93emeife l^ielten. 2)ief mtrb burd^ bie S^o^e
beftötigt, ba^ aud^ SeJ^rfö^e, meldte Don SSertretein
beS ^robabilioriSmuS oufgeftettt unb Dertl^gt
mürben, Don ber JKrd^e Derurtl^eilt toerben imi|ten.
SBürbigung. 2)er la^e $robabiliSmuS ift üok
Shtnocenj XI. cenfurirt morben. ®er brttte mm
il^m geartete @a| lautet: Generatim dum pro-
babilitate sive intrinseca sive extrinseea
quantumvis tenui, modo a probabilitatis fini-
bus non exeatur, confisi aliquid agimus, sem-
per prudenter agimus. 3n ber %fyd, nur etB
ungemiffeS unb ^meifell^afteS ®efe| tNncpflid^
ni^t; aber ein ®efej, gegen beffen SSorl^aiälenfei«
ftd^ nur ein f d^mad^er Stoeifel erl^ebt, ift nid^t mä*
lid^ gmeifeH^aft, fo menig als ein f(^tt)od^ begabter
Wenfd^ mirflid^ begabt genannt toerben fonn. S^
bem f ann eine ^npd^t, bie ber Qfreil^eit günfSg ift
nur bann gu praftifd^er ®en)i|^eit fül^ren, toenn
fie gemt^ probabel ift; eine fd^mad^ ober gtoeifel*
l^aft probable ^nfid^t !ann bemnad^ nie alS9bnn
fittli^ erlaubten danbelnS gebrandet toerben. So
genügt ber la^e $robabiliSmuS nad^ fetner €eüt
$in ber 2)oppelaufgabe, bie ein ÜRoralf^ftem )tt
löfcn l^at.
Siteratur. Bouquillon, Theologia moralis
fundament., ed. 2, Ratisb. 1890; 2)er jf at^olit
54. 3a)^rg., ÜKains 1874, 1, 45 ff. 143 ff, 283if.
543 ff. 682 ff.; (3nnSbrud(er) Seitf^rift für fat^.
3:^eologie, 2. Sal^rg. 1878, 1 ff. u. 534 ff., unb
3. Sal^rg. 1879, 53 ff. u. 266 ff.; Ballerini,
Opus theol. moral. in Busenbaum Mednllam,
1889
URotaltl^eoIogie.
1890
absolvit et ecL D. Palmieri I, Prati 1889;
Vindiciae Alphonsianae seu Doctoris Eccle-
siae 8. Alphonsi de Ligorio Doctrina moralis
Tmdicata, ed. alt. Brax. 1874, 2 yolL, Pars
prima: De morali systemate 8. Alphonsi I,
1 sq.; S)5ainQer-9teuf4 @e{d^. b. 9RoraIftrettig-
leiten in ber römifd^en JHrd^e feit bem 16. ^ffcf^.,
2 8be., Störblingen 1889. [^. 9loIbin S. J.]
9B#tttt9<o(dgie, dne tl^eologifd^e S)t§ä))Hn.
L SegriffSbeftimntung. „URoroI" ober
^HOß'' \äfitä^i^m (ejei^netioiffenfd^ftHd^eeit-
tenle^e. @itte ift l^ier genommen im @inne ber
cmtftont ft^ gleid^ bleibeitben f^mtblungStoeife beS
fctit^önlid^ Sßefend auf ®runb ber Srfenntni|
feiner Sbl^ängigleit t)on einem l^öl^em SBiOen.
6ittenle]^re ift bemnad^ bie Seigre Don ben Stormen,
na^ toeld^ fid^ bad freie ^anbeln ^u regeln f^ai,
wob t^on bim @itten, loeld^ ftd^ baburd^ ber 9Renf 4
|it eigen mod^en foU. ®efe|e für baS SBoDen unb
»anbeln bed SOtenfd^en, unb mar als SDlanife{la«
tum beS aSmödltigen SBiüenS bedSd^öpferS, liegen
f^on in feiner Demünftigen Statur unb in il^ren
Vegie^gen )u ben übrigen ber iBemunf terlennt«
ni^ gugftngli^ SBefen unb ftnb bal^er oud^ er«
lemi&ir für bie SBemunft. Sie bilben ben ®egen«
ftanbbernotürKd^enSittenlel^re. SBerbenfiemi^en-
f^oftlid^ erfo^t, b. i au§ il^ren oberften ^rincipten
crtoiefen unb nad^ i^rem Sufammenl^ange mit ben«
elben unb unter ftd^ georbnet, fo entfielet bie miffen«
d^aftlid^ natürlid^e ©ittenlel^re ober ÜRoralpl^ilo-
^ft\t (f. b. art. etl^ip. 2)er SReufd^ ift aber be»
ranmt }ur übematürlid^en iBereinigung mit ®ott,
imb }tt biefem feinem lej^ten 6nb}tDed(e fann aud^
nur ein übematürlid^eS ^anbeln in Se^iel^ung
^1^, »eld^ geregelt ifi burd^ pofitü) oon ®ott
geoffenbarte unb im übematürlid^en ®Iauben er«
tonnte 9{ormen. SHe f^ftematifd^ Sel^anblung bie«
fec 9bmnen mirb )ur SBiffenf d^ft ber pofttit) Don
<Sott geoffenbarten Sittengefej^e unb bem baburd^
geregelten freien übematürlid^en |)anbeln bed allen«
fd^; bie| ift bie aßoraltl^eologie. S)aSObiect
Uefer SBiffenfd^aft ift bie gefammte.fittlid^e Orb-
nnng, mie fte burd^ Unterorbnung ber äßiOenS«
freist unter ®otte§ ®efe| unb ©leid^förmigfeit
bcS gaiqen freien ^anbelnS mit ®otteS SßiQen }u
6tanbe lommt. @ie ift alfo erftend Seigre oon ben
Oualificationen beS SRenf d^en für baS übematür«
Hd^ fianbein in feinem gegentoärtigen 3uftanbe
mdi oen IBebingungen für ba§ feinem übematür«
Bdbcn (Snb)tt)ed(e etüfpred^enbe Seben, — gnieitend
S^re t>om l^igfien SBiUen ®otted ald ber 9lorm
fSt boS Rubeln be§ SDtenfd^en in allen SSerl^ält«
niffen: unb fte »irb rid^tig befinirt als ,,9Biffen«
fd^ ber freien Xl^tigfeit beS oom ©ünbenfaOe
erlöfiten unb oon ®ott )um etoigen übematürlid^en
8e6en in ®ott georbneten ÜRenf^en nad^ ber 9lorm
feines ^igfien geoffenbarten 3BtaenS\
IL Ser^ftltnil ber SRoraltl^eologie
|tt anberen SBiffenfd^aften. a. 3ur2)og«
natit Um baS d^n{ilid^«ftttlid^e ^anbeln rid^tig
in erfaffen^ ifl }unöd^ft bie rid^tige ßrfenntni^ beS
Mr^CBlesttotL Tm. 8. Kuff.
l^anbelnben ©ubJecteS, beS SBcufd^en, notl^toenbig;
biefe aber roitb gewonnen auS ben göttlid^ geoffen-
barten Sßa^rl^eiten Don bem urfprünglid^ 3u-
ftanbe beS SReufd^en, oon feinem SünbenfaÜe, oon
feiner Srlöjung unb Don ber ®nabe ei^rifti, beS
SrlöferS. S)aS göttlid^e ®efet; fobann als @otteS
l^eiligfter SBiOe an ben SRenf d^en »irb unS in feinen
inneren ®rünben unb feinem lej^ten 3i^Ie nur Hur
aus ber Offenbarung @(otteS über feine anbetungS*
toürbigften SBoÜIommenl^eiten unb feine l^eiligften
SBerfe für ben ÜRenf d^en. Me biefe OffenbarungS-
mal^rl^eiten aber finb ®egenfianb ber Sogmatit,
unb mitl^in ift le^tere bie n)ef entlid^e 93orauSfe|ung
für bie ÜRoraltl^eologie. @ie erörtert loiffenf^aft-
lid^ bie geoffenbarten ®e]^eimniffe Dom innergdtt«
lid^en iärni beS breieinigen ® otteS unb Don f dner
unenblid^en Siebe, »eld^e ber Sreatur nid^t nur
natürlid^eS Seben gibt fonbem aud^ fid^ }u il^
l^erablö^t, fte feiner göttlid^en 9latur uno ber über»
natürli^en Xugenb imb IBereinigung mit Jid^ fä^ig
unb tl^eiH^aftig mad^t Sie ÜRoraltl^eolo^ ba>
gegen }eigt, XDVt ber Don ®ott begnabigte uRenfd^
}u l^anbeln unb }u toidtn l^at, bamit er ftd^ im
3ufammentDirfen mit ®ott }ur etoigen IBereini»
gttng mit il^m unb }um l^imnüifd^en Seben olS gn
feinem Sub^medt unb feiner eituigen Seftimmung
erl^ebe. Sie @ö|e ber ÜRoralt^eologie finb aber
nid^t etnm nur @d^lu^folgerungen auS ben Dog-
men. @ie finb Dielmel^r felbft göttlid^ geoffenbarte
SBal^rl^eiten unb 'Rnb S)ogmen, »eld^e in ben
SBal^l^eiten Don ®ott unb feinen Sßerfen il^
DoIIfte Seleud^tung unb Segrünbung finben unb
mit il^nen in DoUfommenfiem StuHange fte^en.
®erabe für fein ftttlid^eS Seben bebarf ber ÜRenfc^
}umeift einer pofitiDen Offenbarung ®otteS, ueU
bie aus ber Srbjünbe ftammenbe SSegierlid^Ieit be«
fiänbig bem ®efe|e ber ®nabe »iberftrebt burd^
aQe ftunftgriffe ber ©opl^iftü bie Srlenntnig beS
göttlid^ SßiOenS trübt unb baS }u red^tfeitigen
ud^t tDaS ber (Eigenliebe, Sugenluft unb gfleifd^feS«
uft f d^eid^elt. Z)ie geoffenbarten fittlid^ SBal^r«
l^eiten ftnb ebenfo gut Object beS übematürlid^en
@laubenS, mie bie geoffenbarten SBal^rl^eiten Dom
Seben unb SBirfen beS breieinigen ®otteS. S)er
übematürlid^e ®laube an biefe mie an jene ifi eine
eminent ftttUd^e Xf^ai, ja bie ®runblage beS ge«
fammten, bem übematürlid^en SnbatoedCe )uge«
toenbeten ^anbelnS. S)ogmattf unb SRoral bil-
ben bemnad^ ein f^ftematifd^ ®an}e, uHe eS M
in ben tl^eologifd^en Summen ber SReifter ber
Sd^olafiü barfteUt S)ie fpötere 2:rennung ber
aRoral Don ber 2)ogmatiI toar für fte gleid^
einer SoSrei^ung Don il^ SebenSmurjeln unb
barum fidler nid^t geeignet, bie miffenf d^aftlid^e Se*
l^anblung ber fittlid^en SBiil^rl^eiten gu f örbem. —
b. 3ur 9Roral))]^ilofo|)]^ie. S)iefeS IBerl^ölt-
ni^ ergibt fid^ auS bem in L ®efagten. 2)aS fat
ber Sl^eologie gur SarfleHung gebrad^te fittlid^
Seben gel^ört einer unermep^ \b^mi Orbnung
an als baSjenige, tueld^eS Objiect ber $]^ilofop]^ie
fnnfann. 9lber SBiberftnntd^ bmn in leiner SBeife
60
1891 TOoralt^eoIoflie. 1892
inif^eit (ciben bcßt^ett. Sicnit bcrfelEic uncnblicO äit^att bit ))iattt[i!^e X^KoIogie ntd^t minbtr mt
leiltge unb boUtommme @Dtt i^ Ui^eber unb bit boginati|i${ }un)tffe^f4aflli(^SIItIIluntn■
Ie|teS 3iel bet natiirli^tn nie bei übtrnotÜTEtc^m mittelt X)ieattte{teinentlt^<Offenbon[ng^atniii
Crbnung. ^e DRoralii^ilof opfite mug btt ^ITlDial- in i^retn Snoralgefele uniDerfÄe ©eltung, »ä^
t^coIo{|ie gu ^ter Seu^te nehmen, um cot äir* renb i^i SeiintDinal« unb 3ubtnalgtfc| Icbigli^
uegen beroal^rt gu Heiben. S)q3 uotütlicd ftttlii^ für baS iSratltHIc^t SJoH tie|limffit mat unb bi^
@utt aber bleilit auc^ gut Doi bet QSttli(!^en Offen- lenigen SBei^ältniffe regeln foutt, in roel<!(|en e§ boS
barung, infomeit e8 nur einem natürriii6en Snb- Ottftr bei neuen SunbeS unb btfftn @nabeti'
gtDede ju bienen beftimmi ift ; unb naS von ber orbnung unb baS wa^Tt, nie me^r enbenbc 9ääj
Bötlliii&en Offtnbaning otS an fic^ bB(e unb »er- ©otteSDorjubilbenberuienraur.QIeic^aw^lifiaiiti
»erflii^ erfläri wirb, (onn auc^ nie nntürlii^ttlii^ baB 6erimonia!gE(e| cielfad^ geeignet, dob b« ^■
gut fein unb barf bal^tr ou^ ni^t Don her ^Utoral' ligfeil unb @ere(]^tigfeil ®otte§, uieli^e in ben Do^
f^ilofoti^ie fe^gclialten neiben. ^gegen beibonlt bilblt(^en Oibnungen unb Ser^filtniffm fiii^ bmb-
bie WoraltiftoloQU bei Unoialp^Uofop^ie Diel< gegeben ^ot, auf bie jittH^e @T^fient|«t unb Rein-
fad^ $räci[ion ber ÜäegriffSbeftimmungen, @ritnb> qfUf^IJe^ ju [offen, toeld^t ha§ boHenbete Strii^
iii^ffit bei ^BetudSfü^tungen unb Sic^ für bie S&> @Dtte3 in allen feinen iSer^ältntffm burt^bräigcn
Jung ctn Q^rogen, iDelc^e butc^ bie gfittliiije Offen= mu6. Blickt baS in ber Iieiligen ©c(|rift auägc
borung, bie unfehlbare Se^tauctoritöt berffirt^c fjirDiJieneSQJortSalteS allein offenbortunSSotttS
unb bie poMot @efe|fgtbung leine gnlic()eibung (eiligen SBillen, fonbem auüti ou§ bem bon i^
grfunben baben (f. b. 3Irt. &m. — o. ,Sur Dl e (^ 1 5' lunbgegebenen 23ir(en unb aßollen ®otteS in bet
tDifjenf^Qft. Sßiffenf^Qftliiifie SRe^tSle^e ifl 9nenJ<^l|eit leud^tet unS feine ^eiligfeit al8 9Ionii
oßenS baS fliid^tniei^t als Sef)re bon ben ^Üor- beS ftttlic^en ^anbelnS (trODi. S)ie^ gilt tmDoQ-
men, na^ meldten bie ffiid^e all fi^tboic, bon ßtn ÜRoge com ^eiligflen Seben ^kf"- '^o" 9^"'
S^rifluS bem gilöftr in'3 Sebtn gerufene unb li^en ttrbilbe oßer ßeiligteit. @ttn trniefhe 91a<^
unter ßinem Raupte geotbnete ©efetlft^ bet bilb ift feine unbeperfte ÜJJutter. a>ie ©eiti^teH
C^rifigläubigen unter beftänbigerSeitung beißet- unb ^eiligen beS alten unb beS neuen SSmäM
ligen ©eifteS (anbelt unb \\ät aTS bie eine, (eilige, teuren buri% i(r Seben bie 9?a((a(mung ber ^ei-
n)joftDlifc(e, !atl)Dlifii(t Ärägtrin unb ^üterin bet ligleit ®ot(e8 unb be8 SebenS 3efu, entfpre^
göttlii^ geoffenbarten SBobr^eit unb ber bon Sbri' bem ®ebote : Sancti eetote, quia Ego sanctm
fluSangtoibnettnSnabenmitteltittriet. ©ittirtÖ» amn (ßtO. 11, 44. 1 Spetr. 1, 16). 2)en 3i^
ii((e @efe^gebungbecul)l aber auf benfeIbenaSttIic( be§ in ber (eiligen ©c(rift unb 3:iabition eiitge-
gegebenen ^lincipien ber @ittli^!eit unb oeilig- fd^loffenen depositum fidel UDlIfDmmen unb tm>
feit, toel^e jur Itdligung ber Sinjelnen mirifam fe(Ibar ma^r unb rii^tig gu erflären, ifl nin bem
wetben muffen; ffiic({nie^! unb Moral gewinnen bon ®ott eingefe|iten unb oom (eiligen ©elfte tt«
ba(et gegenfritig Don einanbet SiHutetung unb leu^leten unb geleiteten fii^lii^en 2e(ramte g^
iBetttefung i(rer ©tunbfätie unb ffierftärfung t(iet geben, beffen Srägei SfeliuS unb jebei feiner %i^
99ett)eiSfu(rungen, S)erftitc(e fommteS feiner ju. folget ift, gleldioiel ob et ein öcumenijt^eS gmcfl
in manuigfacben ©ejie(ungen ba3 notütIit(e unb um fi^ berfümmelt (ot ober obne ein jol^ feint
flöttlid^ ©efeli bur(( allgemein Derpftic(tenbe ßo- 2e(rentf^eibungenetlä6t. 3las2e(ramtipaIS8w
nonea genauer ju beierminircn, unb biefe Werben malprinciti ber3;(eologiejubejei(i|nen, bur^nid*
bonn gleic( bem gflttlii^cn ©efejje felbft formen c(e§ erft boS im SDlaterialprincip, in ber göttTi^es
b«3 {tttli^en ^anbelnS bei @!äubigen unb oI8 Offenbarung, ent(altene ©ittengefeh boKtoimimi
fold(e ©egenftonb ber TOotalt(eolDgie. — SBiffen« unb in unfehlbarer @emi6(eit ertennbar miib. Sie
teafüi^e SRei^t81e(te ifl gnieitenS bie tRei^tSp^ilo- riri^lit(en 2e(rentfc(eibungen büben bie reguli
top(ie, me% aber nui als 3:(cil bei Snoral* prodmafideL %ir ba8, nraS bit ffir^ all ii
i>(ilofop(ie anjufe(en ifl, infoftme bie SHe((tB- ber göttli^en Offenbarung enl(Qltfn erntot, vA
orbnungouf benfelben^rindpienbetu^ltbie au<( nuiln bem Sinne, in welddemfie bieg ouSfpii[(t,iP
bie ftltlidie Otbnung unb be|(alb ein ißeftanb- nitfli^ SluSbiud btS gBUIi^en SBtOenS imb ia
t(etl biefei ift, nleii^uiie bie ©ete^tigtelt ju ben !ßia(i(eit€ilt«tnorm;ni[(t§, u>aSnaii(i(mEif-
fittlic(en 3:ugenbcn ge(i)rt. ^ugerbem fonn ber f^eibung bem gQttli^en ©efefte guroibetl^ft, baif
Woraltleoluge au(( ber jfenntnig beS meltli^en gele(rt ober beit(eibigt meiben. %ifia ben £e-
Ste^tei infonetl ni^t entbehren, oI8 eS bie im ^nitionen unb S)eaeten bei Soncilten unb In
®etoiffen binbenben Slormen ent(äll für Eitteib, iiäpftHc(en Kouflitutiomn ftnb füi bie proftMt
Srtbtiteiung, ®ebrau(( nnb lleberttagung bon 3:(eologie bon (o(et ^i((tigteit bie DotRÖPct-
Siebten. (oupte ber Jhidde, fei e8 unmittelbar ober nriUdI
ni. Ouellen ber Snoroltbeologie. ber römifi^en Songiegationen, erlafftnen tliU^
9lu8 ber oben (I.) erläuterten 93egriff8beflimmung übet bie ouf bem et(ifd(en ®ebiete )u löge se-
ift eS ftor, bo6 ©ouplqueHe für bie übemoHirli^e ttetenen irtt(ümlit(en unb anftö&igen SJoctrinra.
©ittente(te bie gBHlit^e Offenbarung ift, nieber- 3ebet ß^ftgläubige unb bot tllen ieb« S^lofle
gelegt in ber (eiligen ©^lift unb in bet Uebet- fc(ulbel benfetben innere unb 6u|ereUnietioetfuii9
Iteferung. @te ift bie regöla fidei remolA, beten (S;ll.Err.d.d.8.Dec.l864,n-22). SOnrnoD^
1898
ÜJloroItl^eoIOQie.
1894
Stmtol^tne einer cenfurirten Soctrin nid^t immer
als f drmlid^e f^örefte ^u betrad^ten ift, fo bleibt {ie
bod^ immer utmereinbor mit toal^rer Sted^tgläubig-
feit tmb mit ben ©efinnungen etne§ treuen @o$*
ncS ber JHrdbe (t)gl. ©d^reiben ^ft $iu8' IX.
an ben Sr^bifd^of t)on 9Ränd^en«3fret{ing t)om
21. Secember 1863). derartige Urtl^eile »erben
notae ober censurae theologicae genannt (f. b.
«rt eenfur. tl^eologifd^e). SelbfiDerftänblid^ ijt
bie fatl^olifd^e Ssegefe eine l^auptföd^Iid^e f)ilf8*
toiffenf^ft ber SRoral, infomeit bog geoffenbarte
6tttengefe^ ber l^eiligen ©d^rift gu entnel^men ift.
Sie ^uptjeugen ber Zrabition aber ftnb bie Später
unb Seigrer ber JKrd^e. ^e Uebereinftimmung
oQer ober faft aller in einer Seigre gibt ooKe ©e»
ttnll^eit, ba| fie mit ber göttlid^en Offenbarung
im dinllange {ie^t. t$i^agen, meldte bie jcird^e nid^t
ouctoritatit) entfi^ieben f at ^nben boügältige fiö»
finig aud^ in ber Uebereinftimmung aller Xl^eo»
logen, tteld^e miffenfd^aftlid^e Sluctorität beft^en.
€e]^r gennd^tigeS 3^9ni| füt bie ^nfd^auungen
mib ®runbfä^e ber JKrd^e gibt femer il^r fieben
imb ßanbeln in il^rer Siturgie unb i^ren SKten
(S. Thom. 2, 2, q. 92, a. 2), in ber Approbation
ton Orben unb (Kongregationen unb 6onftitutio>
nen unb Siegeln berfelben, in ber Seatiftcation unb
Cononifation il^rer ^eiligen u. f. m. 3n atten biefen
8e)ie^ungen fteUt fie ftd^ bar als bie l^eilige Jlird^e
mib bie JNrd^e ber ^eiligen unb mirb ^u einer
Seud^te für ba§ d^riftlid^>fittlid^e unb übematürlid^
DoIHommene ^anbeln. @in mit größter ©orgfalt
obgefalter uno mit l^öd^fter lird^Iid^er Auetoritat
fanctionirter änbegri^ be§ gefammten in ber JKrd^e
Ubenben 9eiou|tfein§ beS ®Iauben§ unb ber 9ior«
inen {Utlid^en uno oollfommenen f)anbeln§ ift un§
gegeben im Catech. Rom. ad parochos, gleid^
tmßfiitXi fibc ben Sl^eologen mie für ben @eelf orger.
IV. SRetl^obe. Sie SRoraltl^eoIogie l^at eine
bieifad^ Aufgabe, unb bie Söfung einer {eben ber«
Üben erfori^ert eine eigene Art oon SSel^anblung
ocr geoffenbarten ©ittengefe^e ; e§ gibt bemnac|
cfaie breifad^ moraltl^eologif^e 9)let]^obe. Sie ^u-
lUU^ unb im engften Sinne beS SSBorteS miffen*
fd^Ktftlid^ Sel^anblung ber Sittenlel^re erforbert,
ba| bie etnjelnen 92ormen be§ ftttlid^en SebenS auf
Qhninb ber pofttiDen göttUd^en Offenbarung unb
ber Zäyct, bed ®efe^e§ unb ber ^ra^iS ber JKrd^e
foiDol^I nad^ il^rem ooQen 3n]^alte aI3 nad^ il^rem
Snfdmmenl^ge mit ben l^öl^eren ^rincipien unb
bm übrigen Serl^öltnifien be§ ftttlid^en ^anbelnS
bacgelegtn)erben. Sarin liegt bie fd^olaftifd^e 9Re-
l^obe (f. b. Art. @d^olafKO. toelc^e unter ben apo-
PboSfd^ ^giograpl^en t)or§ügIid^ beim 1^1. ^avL'
Ins Anllönge finbet unb fid^ in eine pofitioe, praf-
tf^ unb eine oorl^errfd^enb fpeculatit)e Slid^tung
l^dÜ, Je nad^bem fie il^re SSemeiSfül^rungen mel^r
ouS bem pofttib gegebenen @efe^e ober au§ ben
iimeren ®rünben ber ©ad^e nimmt. SBerben ba«
gegen bie 9lormen beS moralifd^en fiebenS betrad^tet
m ü^ ^fien S^^^^h^^^^^^ totlä^t ift Sini-
gmig ber @eele mit ®ott in ber Siebe, als AuS-
ftrol^Iungen ber göttlid^en ^eüigfeit unb Siebe,
bur^ meldte bie ©eele ju immer löl^crer Crfennt-
ni| unb Siebe ©otteS biSponirt unb geführt wer-
ben foH, fo ift bie mijftifd^e iKetl^obe gegeben, a»
bereu iBorbilb jumeift baS Soangelium unb bie
SSriefe be§ l^eiligen ßöangeüften 3ol^anne8 be-
aeid^net merbcn fönnen. Sie ftellt baS d^ripd^e
2:ugcnblcben in feiner Soüfommenl^eit bar unb
bie Erfüllung aller ©ittengefeje atö notl^toenbigeS
aßittel berfelben. Serfd^ieben üon „m^ftifd^cr SRe-
tl^obe" ift „awpftif " als Sarlegung ber aufeerorbent-
lid^en (Snabengaben unb 3uftänbe, wie fie unter
befonberer gfil^rung ©otteS unb jur SRealiflrung
au^erorbentlid^er Abfid^ten @otteS oor^üglid^ be«
gnabigten ©eelen ju Sl^eil werben (f. b. Art. SW^fW).
SBirb ber näd^fte, unmittelbare Stoedf beS ©itten«
gefe^eS oor^üglid^ in^S Auge gefaxt — nömlid^
feine oerpflid^tenbc ßraf t für bie freien ^anblungen
unter ben oetjd^iebenen SJlobalitäten beS praftif ^en
SebenS, fomie bie Anwenbung auf biefelben oon
Seiten beS Seid^toaterS unb ^d^terS in bem bon
®ott eingcfe^tcn unb georbncten Su^gerid^te — ,
fo entfielet bie cofuiftifd^eüKet^obe(f.b. Art.gafui-
ftif). Unter ben neuteftamentlid^en l^eiligen Sd^rif«
ten l^aben oor^üglid^ bie Briefe ber l^eiligen Apoftel
$etruS unb ^QcobuS biefem QRomente Sted^nung
getrogen. — 3n ben erflärten brci ÜJletl^oben fom-
men bie brci Urfäd^Iid^feiten jur oollen SarfteDung,
weld^e jebem Sittengef e^e ^u ® runbe liegen : nömlid^
bie bewirfenbeUrfad^e (causa efficiens), unb biefe
i{t ber gefe^gebenbe SSBiÜe ®otteS unb feiner ©teu-
oertretung, oon weld^em baS ®ef e^ feinen SSeftanb
unb bie AuSbel^nung feiner iBerpflid^tung l^erleitet ;
bie t^inalurf ad^e, ber ie^te 3^^^/ <iuf beffen Steali«
ftrung iebeS ®efej( abhielt (c. finalis)^ nömlid^ bie
ewige dinigung mit ®ott; unb bie ^ormalurfad^e
(c. formalis), Sinbung unb Seitung beS freien
QRenfd^en in feinem SSBoDen unb ^atü)eln.
V. ©cfd^id^te ber TOoraltl^eoIogie. 6S
genügt l^ier eine fur}e Sl^arafterifti! ber einzelnen
^eriobcn, ba unter ben Artif ein Kafuiftit 2K^fW,
©d^olaftif, ÜRoralf^fteme auSfü^rlid^ bie Sntwidt«
lung ber SJloraltl^eoIogie unter biefen oerfd^iebe-
nen ®eftd^tspunften befprod^en ift. 3n ben erften
brei (^riftlid^en ^al^rl^unberten war oor AUem bie
$rebigt ber geoffenbarten ftttlid^n SBal^rl^eiten
unb pofttioe SrHärung il^reS 3nl^aUeS notl^wenbig.
Sugleid^ mußten einerfeitS bie ®(äubigcn belel^rt
unb gefd^ü^t werben gegen bie !BerIod(ungen ima
AbfoSe oon ben l^eiligen ®runbfä^en beS d^rifi«
lid^en SugenblebenS oon ©eiten ber l^eibnifd^en,
im Safter oerfunfenen Sßelt unb ber Sopl^iftereien
il^rer $l^iIofop]^ie unb ber bamalS f d^on auftreten«
ben £)arefien; anbererfeitS foHten bie Reiben für
bie ^rifilid^e SBal^rl^eit gewonnen werben burd^
Sarlegung il^rer Srl^abenl^eit unb SBiberlegung beS
gegen bie Sl^riften erl^obenen Vorwurfes ber Un«
fittlid^feit in Seigre unb Seben. SBir l^aben bal^er auS
ber erften f)ölfte biefeS 3^traumeS nur praftifd^,
bem jeweiligen 93ebürfniffe entfpred^enbe Sriefe
oon ben apoftolifd^en Sotem dSltmtni bon 9tom,
60»
1895
URotaltl^eoIogie.
1896
äpatiuS Don ^ntiod^ien, 9amaba§, ^o\t)caxp,
bem SSerfaffer be§ SSriefeS an S)ü)gnet u. f. id.) unb
a))oIogetifd^e @d^nf ten (Don 3uftin bem 3RQxtt)xtt,
Stl^enagoraS, Sl^eopl^iluS u. %.)• 3n ber }tDeiten
^öl^e beginnen bereits eingel^enbere, menn oud^
Dorerft meift monoQra))l^ifd^e ^Bearbeitungen Don
SQßoralfrogen, Don melden bejonberSermöl^nt feien
bie ©d^riften Don (SIemenS Don SHeionbrien (Co-
hortatio ad gentes ; Paedagogus ; Stromata^
rotlä^t in innerem Sujammenl^ange [teilen unb mit«
fammen eine 2)arfteUung ber magren, burd^ Sl^ri*
ftuS ber Sßelt gegebenen ®no{i§ genannt merben
tonnen gegenüber ber falfc^en ®noft§ be§ Reiben«
tl^umS), 3rencmd, Origene§, ZertuIIian, S^fman.
Unter ben Sätem ber f olgenben Sal^rl^unbertc pnb
Dor^uglid^ Don Sebeutung für bie ÜRoraltl^eologie,
unb itoax bie jd^olaftif^-praftifd^e SRetl^obe, im
Orient ber fjli. @ttqox Don %)^a, ber 1^1. Spl^räm
ber @Qrer unb Dor Men ber 1^1. Sol^onneS Sl^rQ«
foftomuS, befonberS in feinen Kommentaren }ur
^eiligen @d^rift, mäl^enb bie übrigen gried^ifd^en
Söter Dor^errfd^enb ber SR^ftil ftd^ zuneigten, meldte
il^ren ^bf^^nntt eneid^te in ben bem 1^1. 2)ion9ftu8
bem ^reopagiten ^ugefd^riebenen, aber laum Dor
bem 6nbe beS 5. 3o|r]^unbert8 Derfafeten SDBerfen.
Sie occibentalifd^en 93äter gel^ören faft aOe ber
fpeculatiD-proftif d^en SRid^tung an. @o 9lmbroftu8
(befonberS De oMcüs ad clericos) unb Sluguftin
(befonberS Enchiridion ad Laurentium sive de
fide, spe et char., ein fairjer Inbegriff ber d^rift«
lid^en @^IaubenS« unb ©ittenlel^re, unb De mori-
bus Ecclesiae cath. adv. Manich., ein SBert, in
tteld^em roofjH am DoOftänbigften baS ^uguftin'fd^e
9RoraIf9{lem feinen $[u§bru(I gefunben l^at). 3n
biefem aÜe folgenben 3^iten burd^Ieud^tenben ®t'
ftime l^aben fid^ übrigens ba§ fpecuIatiDe unb baS
m9ftif(|e SRoment im rid^tigen 93er]^öltnif[e burd^*
brungen unb gegenfeitig ergöi^t, unb mie auf il^n
bie mittelalterUd^e @d^oIafti! fid^ ftü|te, fo entnal^m
il^m aud^ bie mal^e latl^olifd^e ^ftif il^re $rin-
cip ien (f. b. 3lrt. SR^ftif). «m 3lbfd^Iuffe ber pa-
triftifd^en ^eriobe fte^t ber 1^1. ©regor ber ©rofee,
tDeld^er in feiner Expositio in beatum Job seu
MoraUum LL. XXXV bie SWoralfragen im 5ln«
fd^Iuffe an bie einzelnen Jlapitel beS Sud^eS 2(ob in
einer jeber TOetl^obe SRed^nung tragenben SBeife be»
l^anbelt unb in feinem Sud^e De pastorali cura
seu regula pastoralis bem @eeIforg§cIeru§ eine
für aUe Seiten wertJ^DoDe ^aftoralinftruction bar«
geboten l^at. SJon Seginn be8 7, bis in'S 11. Sal^r«
lunbert binein liefen bie gemaltigenUmmöI^ungen,
toeld^e ftd^ in ber SBelt DoHjogen, wenige felbftän«
bige SBerfe geifügen ©d^affenS reifen. 68 fam
grögtentl^eilS nur }u Kompilationen qvl^ ben pa«
triftifd^enSd^riften, bie unter beftimmten Stubrifen
unb 3:iteln georbnet waren, mie wir fie Don Sfibor
Don ©eDilla, Sol^anneS ®ama§cenu8, S3eba, 311«
cuin u. 91. befijfcn. ®em praftifd^en Sebürfniffe
bienten Dor^üglid^ bie ©ammlungen ber in ben
Derfd^iebenen ©iöcefen in |)anb]^abung ber Su^«
bi8ci})Iin jur ©eltung gefommenen SufecanoneS,
^dnitentialbüd^er. Suf il^nen bafirten bie in ben
folgenbenSal^rl^unberten ouSgebÜbeten cafuifHfd^
©ummen. 3(ud^ baS Decretom Graüani in bn
aRitte beS 12. ^al^rl^unbertS lel^nt ftd^ unDerlemi«
bar an biefelben an. 9Rit bem 12. Sabrl^bect
beginnt bie ©lan^eriobe ber ©c^olaftü, wel^e
il^re l^öd^fte iBoSenbung erreid^te burd^ ben fjiL 2^
maS Don Slquin (gefi 1274). ©ein ^aapttotd ifl
feine Summa theologica. 9lad^bem er in beten
erflem Xf^tüt Don @ott unb bem abfohtt freien
göttlid^en ©d^öpfungSmerfe gel^onbelt 1^, lä^ er
im ^weiten bie d^ri^Ud^ ©ittenlel^re folgen, ob«
getl^eilt in pars prima secundae, txiüä^ bie
©runbbebingungen unb iBorauSfe|amgen alles fUt«
lid^en f^anbelnS erflärt, unb pars secmida se-
cundae, in meld^er bie Setbötigung^ Sntfaliinig
unb iBoIIenbung ber d^rifUid^en Zugenben betrod^
wirb, }uer{l allgemein unb fobann in Studp^ anf
bie fperieUen ^ert)pid^tungen ber Derf(!^id)enm
©tönbe in ber ftird^e. Ser britte Xl^eil 1^ pn
®egenftanbebie!Bereinigung®otteSmit bermenS^
lid^en 9latur in ber 3ncamation unb mit ben menf^*
lid^en ^erfonen in ber burd^ bie l^eiligen ©aoxi-
mente il^nen Dermittelten SdbenSgemeinfd^ mit
®ott. 3m 3(nfd^Iuffe an bie pars secnnda h^
1^1. Sl^omaS mürben fpdter l^öuftg gefonberte 9e«
arbeitungen ber QRord gefertigt @o }. 9. no^
in ber 3^ t)or ber 9tef ormation bie Summa yi^
tutum et yitiormn Don SSBiD^elm $erault mtb bie
Summa theolog. in lY partes distribnta bei
bl. ^ntonin Don Sfloreng. ^enli^e SSIüten bio^
biefe gro^e Seit aud^ auf bem ®ebiete ber ffll^pt
bereu Segrünber ber 1^1. Seml^arb (doctor melH-
fluus) in ber erften J)ölfte beS 12. ^al^bnnbei»
mar, unb meldte \fyct SloUenbung wobl im ffi. Sona«
Dentura (doctor seraphicus) gefunben. Selber
folgten aber bie beutf^en SD^ftüer bcS 14. nnb
15. äol^rl^unbertS , 2:]^omaS Don Sttxxipm oaiä'
genommen, nid^t mel^r ienen Don ®Dtt erlern^
teten Seigrem, fonbem oH^u einfeitig ben Dom
^[reopagiten aufgenommenen unb Don ©cotuS 6i«
gena enttoidelten neuplatonifd^ Elementen, m»
burd^ fie aOmöIig Dom feften Soben ber pofit^
Offenbarung ftd^ ju fcl^r entfernten, um nod^ bie
®efa]^ren eines an$ant|eiSmuSanftreifenben@iA«
jectiDiSmuS Dermeiben 5u fönnen, unb pe tmga
bamit bei jur Bereitung beS SobenS für ben !mn^
menben ^oteftantiSmuS. S)ie Sleformotion md)
fpöter ber SanfeniSmuS griffen aUe ^nnci)nen bc§
d^riftlid^«fitttid^en SebenS an. 3l&rc 3rrtbimKr fn^
ren confequent jur S)eftmction aller SRorofilöt
93om 16. 3o^r]^unbert an mürbe eS bol^er noi|*
menbig, bie geoffenborten aBal^rl^eiten mit bemftif»
geböte aller ©ele^rfamf eit gegen ben anftürmenbea
infernalen ®eift ber 9legation su Dertbeibigen. &
genügte nid^t mebr2)arlegung ber gefammtenSIan*
benS« unb ©ittenlel^re in ginem ©^eme. (B
mußten beibe gefonbert bargejteHt werben, j[a e§
würben monogra))l^ifd^e Sel^anblungen aller ein«
seinen ®ebiete beS fittlid^en SebenS unerlapt,
um bie Don allen ©eiten ouftoud^enben Sat^umei
1897
ajiotb.
1898
ob}UiDe^ren unb il^re Semerfl^feit unb Serberb-
lic^feit unttnberleglic^ Su ertoeifen. Sie S^olaftit
XDtli^ in bei lej(toor|ergegangenen 3^U ^ ^^i^'
Hd^ tmfrud^t6are SHSputirfud^t ausgeartet mar, er«
f^tA fi4 3U neuem, IraftDoEem Seben unb fd^uf in
bcr angedeuteten Sttd^timg, }umei{t im ^njd^Iuffe
an ben 1^1. Xl^omad, 5um Xl^eil aud^ an S)und
@eotuS, monumentale, unüergönglid^e SBerle ; man
benfe nur an bie Salmanticenfer, ©uare). @regor
lM>n Salentia, Sand^ea, Sugo u. f. m. ^ber gan^
bcfonberfi nmrbe bie SafuifHf gepflegt, unb f o mu|te
fi aud^ fein. S)er $roteftantt§mu§ l^atte olle iBer-
{iflid^tung burd^ ein ®efe| unb jieben innem SSBert)^
bec d^{llid^»ftttlid^en ^anblungen gelöupet ; bie
auf il^ folgenbe ianfeniftifd^e ^eud^elei Dermarf
lAt fk&ä^t gfreil^eit. 3)a mar ed bie f)au))tauf gäbe
eines leben aRoralifien, baS rid^tige IBerl^öItnil t)on
<Befe| unb gfreil^eit in allen einjelnen SSe^ie^ungen
beS inenfd^Iid^en |)anbelnd f eft^ufteUen unb ebenjo
fel^ bem @efe|e Sie il^m eigene binbenbe Rxa\i ^u
irtnbiciren ald ber Sfreil^eit bie i^r gebäl^renben
9led^ gu ttxil^en. $ie olle S^iieige ber praftif d^en
X^Iogie bel^errfd^enbe Safuiftif erleid^terte einer«
fcitö bad Urt]^I über grlaubt^eit ber ^onblungen
tB ben monnigfad^ften SföIIen be§ praftifd^en SebenS
mb deronla^te aud^ burd^ i^re Erörterungen t)iel-
fod^ ontl^entifd^e Interpretationen bedSittengefej^eS
bnn^ bie ftird^e. Snbererfeitd aber ^atte aud^ }u«
Ie|t bie unäberfel^bare 9)tenge cafuifKfd^er 9uctoren
fjte eine Unjol^I oon SJloralfragen oon einanber ab«
toeid^enbe Siüfd^eibungen unb bamit Unflarl^eit
mb Unfid^l^eit fotool^I in berSBiffenfd^ft al§ im
pad^en Seben p f$foIge. Um fömmtlid^e SRei-
«rnigen, meldte m ben oerfd^iebenen cafuiftifd^en
^fragen m Siage getreten maren, ber ihiti! gu
vntoioerf en, fie auf i^ren majoren SBertl^ }u prüfen
mib fo ein fid^ered Urtl^eil über Srlaubt^eit ober
Uaerloubtl^t bed |)anbeln8 gu ermöglid^en, l^atte
Oott ben l^L 9If onS Don Siguori, ben großen Hit*
4enU^ ber neuefien 3^t, berufen (f. b. ^rt.).
Oraetrilber bem au8 ben |)örefien biefer $eriobe
mtunntngenen argen @ittent>erberben ermedtte ®ott
in feiner IKrd^e eine gro|e S<^1 oon |)eiligen
mb in l^em Xugenbglan^e leud^tenben Orben
mb Kongregationen. !Bon biefen erl^ielt aud^ bie
n^ßil forgfame Pflege, unter meld^er fie bie
Iftecdid^ften fjfräd^te m^ftif d^er unb aScetif d^er Sl^eo*
logie eqen^. Sem Zeitalter ber Steformation
teilte fid^ an bad ber Sieoolution nid^t nur auf
tMdÜifd^, fonbem aud^ auf religiöfem unb fo«
dobm Gebiete. 3u Snbe beS 18. unb in ben
ecRen S)e€ennien beS 19. äal^rl^unbertd l^atte ftd^
infolge beffen in ber tl^eologifd^en SBiffenfd^aft
eine tationolifüfd^e Slid^tung in meiten 2)imen«
fioncn )ur ®eltung gebrad^t, meldte bie QJloral oom
Sogma unb ber po^tioen Offenbarung loSri^ unb
an Stelle ber URoraltl^eoIogie nur eine mit @en«
ienjen unb Sprüd^en ber l^eiligen @d^rift oerbrömte
9RoraIp]^fop]^iefe(te. Sailermad^temieber einen
MBMid^ Anfang gur Sieftauration pofitio fatl^o«
Bfd^ Xl^Iogie. ^ber erft in ben Oier^iger 3a^ren
famen allm&Iig bie großen ÜReifter ber glöubigen
SSorgeit mieber )u Sfren. SRit bem Sluffd^munge
latl^olif d^en SebenS feierte aud^ immer me^r ®laube
unb Hrd^Iid^er ®eift in bie äßiffenfd^aft ein. Sie
f^ftematif d^'fpeculatioe Sel^nblung ber d^riftlid^
Sittenlel^re ging mieber beim 1^1. Xl^oma§ in bie
Sd^ule, unb bie bem pra!tifd^en 93ebürfniffe beS
93eid^toaterd Dted^nung tragenben äJtoralmetf e Der«
mertl^eten bie Dom ^I. 9lIfon§ gemonnenen StefuI«
täte unter beftänbiger Serüdffi^tigung ber neuem
lird^Iid^en ®efe|gebung.
Siteratur. Franc. Ant. Zacchariae, Dia-
sert. ad Alph. de Lig. Moral. theoL prolego-
mena, in ben SBerfen bed 1^1. SllfonS; B. Fuchs,
Instt. theol. Christ, mor. I, Augustae Yind.
1848; Ernest. Mueller, TheoL mor. I, ed. 6
(ed. Schmuckenschlftger), Yind. 1891 ; ^robft,
Stau). aRoraltl^eoIogie, Tübingen 1848 ; grüner,
Sel^rbu^ ber !atl^. ^oraltbeologie, 2. $[ufl., f^frei«
bürg 1888 ; Lehmkuhl, Theol. moralis, 2 volL,
ed. 6, Friburgi Brisg. 1892; Marc, Comp,
theol. mor., ed. 5, Bomae 1892 ; ©imar, Sel^r«
bud^ ber SKoraltl^eoIogie, 8. Slufl., grcib. 1893;
©täublin, ®cfd^. ber ©ittenlcl^re 3efu, 4 »be.,
©öttingen 1799-1823; Serf., ®efd&. ber d^riftL
QRoral feit SBieberaufleben ber SBiflenfd^aften, ebb.
1808. [grüner.]
SBotb (homicidimn yoluntarium) ift bie Dor«
fö^Ud^e unb miberred^tlid^e Söbtung eined 9Ren«
d^en. Ser obj[ectiDe Zl^atbeftanb bed SSerbred^enS
e^t einen lebenben SRenf d^en oorauS. 3n fubiec«
iDer |)inftd^t muB bie 24)btung ald f oId|e beab«
fid^tigt gemefen fein, anbemfdls liegt nur ein
Xobtfd^Iag Qiomicidimn inyoluntarium) bor.
2)ie Siöbtung ift fein SSerbred^en, menn fte oon
SRed^tSmegen erfolgt, nömlid^ im ©taube ödster
9{otl^n)el^r , auf 93efe^I ber Obrigleit, alfo im
ftriege unb bei ^anbbabung bed ©trafred^tS.
2)er ÜRorb fann ein qualificirter fein, entuieber
burd^ bog ißerl^ättni^, in xof:\(i)tm ber ®etöbtete
5um 9)2örber ftanb: JNnbe§«, SItem«, @atten«,
£)erren«, JfönigS«, $rieftermorb, ober burd^ Um«
jtönbe ber mörberifd^en f^anblung: Staub-, 9Reu«
d^el«, SSanbiten«, ®iftmorb u. f. U). 9tegelmö|ig
ift bie ©träfe beS ooübrad^ten SRorbeS t)on 9Iterd
l^er bie JobeSflrafe. ©ei nieberer ßulturftufe mar
ber SDlörber ber Slutrad&e ber f5familie beS ®e«
töbteten überlaffen ; f onft trat für bef onbere fjälle
beS qualificirten TOorbc^ eine öerfd^ärfte lobeö«
ftrafe ein. |)iert)on ift baS mobeme ©trafred^t
überall gurüagefommen, unb e§ l^anbelt ftd^ ie|t
nur barum, ob ba§ ®erid^t bei einf ad^em 9Rorb bort
äJtilberungSgrünbe annehmen nnS, mo bie SobeS«
ftrafe nid^t bie einzige ©träfe be§ SRorbeS ift.
I. 2)a§ mofaifd^e Sted^t forbert ben 2:ob
beS SRörberS unb f daliegt ^u§gleid^ung burd^ 3^^
lung einer ®elbfumme au8 (ßs- 21, 12. Seo. 24,
17. ?him. 35, 16—21). SBirb ber SRörber nid^t
gefunben, fo muffen bie aielteften ber ©tobt, in
meld^er ber äJtorb gefd^el^en, burd^ bie Xbbtung
einer jiungen ftul^ SSoI! unb Ort entfül^nen (Seut
1899
ÜKorb.
1900
21, 1—9). 9tuf Sobtfd^Iag ftonb nid^t bie ©träfe
beS Xobed; mar aber ber Sobtfd^Iöger tiod^ ntd^t in
eine Sf^Iftabt gelangt f o tonnte ber nad^ ber Sitte
Slutrad^e üBenbe SBermanbte be§ Srfd^Iagenen il^n
ungeftraft tobten (5Rum. 35, 25 ff. S)cut. 19, 6).
n. 3la^ römifd^em Siedet mürbe SRorb,
aud^ fd^on bie 93orberettung baju, gemö^ ber lex
Cornelia de sicariis et veneficis mit S)e))or«
tation beftraft ; Seute niebrigen @tanbe§ mürben
meift l^ingerid^tet, ben 2:]^ieren öorgemorfen u. ä.
(L. 1 ; 3, § 5, 7; 16 Dig. 48, 8). SWit bem Sobe
mürbe ber iBermonbtenntorb beftraft nad^ ber lex
Pompeja de parricidiis (L. 1 Dig. 48, 9). Sie
altertl^ümlid^e SSerfd^örfung ber ^obe§ftrafe für
ßltemmorb (poena culei: L. 9, § 1 Dig. 48, 9;
ber blutig gegeißelte SSerbred^er mirb mit einem
§unb, einem f^al^n, einer SSiper, einem 9lffen in
einen @acf genäl^t, in'§ 2Keer gemorfen ober ben
milben Zitieren oorgemorfen) mürbe burd^ 6on«
ftantin aud^ auf JHnbSmorb auSgebel^nt (L. un.,
Cod., 9, 17). (93gl. 93runnenmcifter, ®a§ Söb-
tungSöcrbre^en im altröm. SRed^t, Seipjig 1887.)
ni. 9iad^ bem germanifd^en Sfted^t ber
Urzeit ffi^lit ber ÜRorb, b. i. bie l^eimlid^e £5b"
tung, 3U ben fog. 9leibing3mer!en, meldte mit bem
Opfertob be3 @d^ulbigen gefül^nt mürben. %n
©teile bed ZobeS trat fpöter Dielfad^ eine ^b»
löfung burd^ 3<2^Iung be§ SBergelbeS (fiöfung be§
6alfe§). 2)ie jfird^e befömpfte bie Söbtung beS
Serbred^erS, nid^t immer mit günjHgem Crfolge.
2)ie nid^t ^u ben 9leibing§mer!en jcll^Ienben Uebel«
tl^aten maren ber SuSeinanberfe^ung ber derlej^ten
^artei mit bem iBerbred^er überlaff en. ffiiefe 3lu8«
einanberfe^ung fonnte burd^ SluSföl^nung beiber
Zueile jtd^ oofi^iel^en ober burd^ jflage auf Sfrieb«
loSerllörung, b. i. ^ed^tung beS ©d^ulbigen, ober
burd^ ^rioatrad^e in ber f^fel^be. gfür bie Söbtung
mußten bie Srben be§ @et5bteten in ber einen
ober anbem SBeife ©enugtl^uung l^eifd^en. 2)ie
gelobe als 93lutrad^e ging aud^ gegen bie Ser«
manbten be§ Sl^öterd. 2)ie Uebung beS f^fel^be«
red^teS ein^ufd^ränfen, mar t)on SInfang an baS
3iel be§ d^riftlid^en Jlönigtl^umS. m% mirffamfteS
amttel erf d^ien e§, bie ^fiid^t ber Sfe^bebered^tigten
fu ftatuiren, bie t)om äierbred^er angebotene $[u8'
ö]^nung an^unel^men unb ba§ 9ßaß btefer ©fi^ne«
leiftung gef e^Iid^ p ft^iren. Sieß ift ber bem (Som«
pofttionSf^ftem }u ®runbe liegenbe ©ebanfe. 2)ie
3al^Iung beS SBergelbeS f är ben Srf d^Iagenen f ül^nte
alfo bad SSerbred^en ben IBermanbten gegenüber,
eine gelobe mar auSgefd^Ioffen; beren ©egentl^eil,
bie Urfe^be, mußte befd^moren merben, unb alS
©ü^ne für bie Derle^te öffentlid^e Drbnung mürbe
ba§ fJriebenSgelb (freda) an ben (Serid&tSl^erm
geaaP. 3ugleid^ l^atte ba§ SBergelb aud^ bie SSe»
beutung eine§ gefe^Iid^ beftimmten ©d^abenerfa|eg
unb mußte ba^er al§ SlequiDalent be§ ©etöbteten
aud^ bei nid^t bolofer £5btung gegal^It merben.
3m anfd^tuffe an burgunbifd^eS unb meflgotifd^eS
gtedftt befKmmte 595 gl^ilbebert H., baß bei fre«
Dentlid^er, ööBig unbegrünbeter Söbtung eine 9lb»
löfung auSgef d^Ioffen fei unb ber 9R5rber mit bem
Xobe beftraft merben folle. Z>oä) griff bie Senbe«
rung niÄt burd^, unb erft burd^ ba§ S^d^Soib*
frieben=®efe| gfriebrid^S L (1152) mürbe ber 9Rotb
afö t^riebenSbrud^ für ein tobe§mürbige§ Serbred^
erflftrt. %xx rein unabfid^tlid^e 2:5btungen mürben
nod^ burd^ IBereinbarungen bed %f)cdtt^ mit bei
f^familie be§ ©etdbteten gefül^nt, fonfi mürbe ber
SRörber nad^ burd^gefül^rtmt peinlid^en !Berfa(ren
burd^ baS ©d^mert ober ben ©trong ]^ingeri(|tet
3n einigen SföQen traten grauf ome SSerf d^orfungen
ein. S)iefer 3uftanb mürbe 1532 burd^ bie peiti»
ßd^e f)al§gerid^tgorbnungffarI§y. bejtötigt (Sgl
Sßilba, 2)a§ ©trafred^t ber ® ermanen, ^aOe 1842,
686—728; ©d^röber, Sel^rb. b. beutf §en SleditS-
gefd^id^te, Seipa. 1889, 70—78. 330—346. 702
bis 708, mofelbft reid^e Siteraturangaben.) UAer
bie fernere SntmidKung imb baS geltenbe 9ted^ t)^
bie 2)arfteIIungen beS gemeinen beutfd^en @tr^>
red^tS t)on Semer, 15. «ufl., Seipg. 1888, § 179
bis 184; ©d^ü|e, 2.3lufi., Seipa.1874, 372-385.
rv. S)er älbfd^eu ber ffird^e Dor bem Ser«
bred^en be§ ÜRorbeS, biefer fd^retenben äkrle^mg
be§ fünften @eboted im ^ecalog, brandet nid^t ei^
ermiefen }u merben. S)er ÜRorb söl^Ite }u ben Sopi*
talfünben, beren ^bfolution nad| ber ffoengen oUen
2)i§ciplin vieler Jhrd^en gar ni^t ober nur eirand
gemöl^rt mürbe. 9lad^ ben in bie SRed^tSf ommlnngen
übergegangenen Se^mmungen ber ©^nobe \m
9nc9ra 314, c. 22. 23, f oOte ber Dorf^Iid^ mtß
ber mit lebenSlänglid^erSSuße beftraft merben(c. 44,
Dist. 50), ber unfreimiQige Siobtfd^Iäger 7 ober
menigftend 5 3al^re SBuße tl^un (c. 42, Dist 50).
2)aß ber ©iftmörber erft auf bem XohUüt ik
Sommunion erhalten foOe, fd^örft bie ©qnobe
oon Seriba 546, c. 2, ein, unb bie ©^nobe üos
9teim§ 625, c. 9, verfügte badfelbe M miffentltd^
Dorfa^Iid^en 9Rorb. S)ie $5nitentioIbüd^ beßim*
men in reid^er Safuiftif nad^ ber ©d^mere bd
SfaQeg unb nad^ bem SRaße ber Ueberlegung bdl
Xl^öterS bie bemfelben auf^ulegenben SBußen. ik
Slnfö^e fd^manfen ^mifd^en 15 Salären für ben po
aßörber gemorbenen 93ifd^of (c. 41, Dist. 50) unb
ben parricida, ben ÜRörber eines SSecnxmbteii
ber gfrau, beS «Priefterö (Poen. VallicelL ü, 8. 6),
unb 40 Sagen für bie auf 93ef el^I bed ^erm üoD*
gogene Zdbtung (Poen. Theodor. L. I, c. 4, § 6),
für bie nid^t notl^menbige Söbtung be§ tdüpflai
StöuberS ober SiebeS (BurchardiCorrectorc26;
aud^ c. 2, X 5, 12), fomie für SWorb eineS SB*t«
d^riften (c. 40, Dist. 50). ®er 2Korb ber ®at«
tin unb be§ Qerm (senior) f oQ nad^ Sur^^arbnS
(Corr. c. 23) mit lebenSlönglid^er 99uße belegt
merben (c. 7. 8, C. XXXHI, q. 2). eitemmoib
mirb mit jel^niöl^riger Süße bejlraft (c. 15, C.
XXXm, q. 2) ; auffaflenb milbe läßt bie S^mAe
öon SBormS 868, c. 30, ben SSater« unb »ruber«
mürber fd^on nad^ gmeijä^riger SBuße gur Soof
munion gu, möl^renb c. 26 bem $rief[enn5rber
iti)n ^Qf)Xi bictirt. 3m Snfd^luß an bie ©^nobc
t)on Sribur 895, c. 54—58, mar eine öufecit
1901
9)loteL
1902
Don 7 ^afjftta bte tegelmä^ige Strafe beS 9Jlorbed
(f. BurcharcL L c. 1. 153). $a{{enb i{} in ben
S>ecretQlen (c. 6, X 5, 12) t)erfÜ6t ba^ bte 2)auer
ber !Bu|e nad^ ben obiectioen toie fu6j[ectü)en Um-
ftftnben bet X^ t)erf Rieben ^u 6emej|en f et äBer
Die 9u|e nid^t übemal^m ober nid^t letjlete, mürbe
ejcommunicirt (c. 18, 0. XXIV, q. 3). — ®a8
cononifd^e Sted^t {haft uberaS nur ben oollbrad^ten
aRorb, beim 9{{af{inat aUein fomol^I bie 3:^at afö
anä^ ben SSerfud^, unb itoat l^ier mit ber t)on felbft
rinhetenben Sscommunication (c. 1 in VI 5, 4).
9faiA geltenbem Sted^t tritt aud^ in biefem fjfalle
bie Cenfur nid^t mel^r t)on Jelbjl ein, unb ed ift
fd&fl bie SSerl^ängung ber Sscommunication (fe-
rendae sententiae nad^ c. 1, X 5, 12) längfl
ou^er ®ebraud^ gefommen. 2)ageQen ^öl^It regel-
mälig bie @&tä)e bed SßorbeS )u ben bem Orbi-
noriuS t)orbe]^aItenen SföUen.
®eltenbed Siedet jinb gemiffe Strafen für quali-
{icirten Sßorb geblieben, unb ^toax a. nad^ bem
og. Privilegium canonis (c. 29, C. XYII, q. 4)
toiqSÜ ber ^rber eined SIeriferd ober einer regu-
laten $er|on (SRönd^, 92onne, Slooige) in bie bem
^ßopfte referüirte Sscommunication (SenfurenbuIIe
Don 1869, n, 2). — b. ®er SDlorb beS KectorS
einer IKrd^e burd^ bei ber JKrd^e angefteSte $er-
fonen, burd^ ^tron ober Sogt l^at t)on felbfi $ri-
iMtion aller Sted^te unb Snegularität ber m&nn-
lUfftn Stad^f ommen bid jum trierten ® rab ^ur §foIge
(c. 12, X 5, 37). — c. Sie JKörber eineS Si-
f d^fS jinb bem ]pat){}Iid^ referoirten Snatl^em t)er-
Men, finb aller Selben ber l^ird^e beS gemorbeten
Sifd^ofS t)on felbft t)erluftig geworben, il^re 2)e-
fcenbenten im 9Jlanne8ftamme finb bis jur ^tmttn
(Benerotion unföl^ig, Senefiden in ber 2)iöcef e beS
(Srmorbeten }u ertoerben (c. 1 Clem. 5, 8) ; bie
Sbfolution oon ber Senfur ift bermalen nod^ \pt*
deO bem ^fte refen)irt (SenfurenbuKe t)on 1869
I, 5). — d. 2)er ÜRorb eineS Sarbinate l^at ba^u
d^ ber SRaieftätSbeleibigung bie Infamie beS
Sd^ulbigen unb feiner mämtlid^en ®ef cenoenten Aur
gfolge (c. 5 in VI 5, 9). IBon ber Slbfolution Der
Don felbfl eintretenben Sscommunication gilt ba§
f oeben unter c. 93emerfte. — 2)er beS ÜRorbed über-
toiefene Slerifer ift au beponiren (c. 4. 12, Dist. 50).
8on felbfl tritt ber ^frünbenoerluft nur in bem
unter b. enoöl^nten ^aUt ein. — 9u§ ber @d^eu,
tpeld^ bie JKrd^e Dor bem Slutoergie^en l^t, unb
cotfi bem ®en)id|te, »eld^eS fie auf bie ^er^endmilbe
i^rec 2)iener legt, erflört fid^, ba^ baS JKrd^enred^t
^figlid^ ber ärregularitöt, toel^e eine §foIge beS
lioiiiicidinm i{t, a^ifd^en ÜRorb, Xobtf^Iag unb
fd^Idffiger Xöbtung nid^t unterfd^eibet, fonbem
nur bie rein cafueüe, unoorl^ergefel^ene £5btung,
fptoie erfi f))öt bie Söbtung auS ödster ^otf^m^x
(e. un. dem. 5,4) ausnimmt (f. b. Sri. Srregulari-
iäk mtb Sd^erer, ^anbb. beS ^rd^enred^tS I, ©ra^
1886, 850 ff.). — S)er ©attenmorb wirft als relo-
tiDcd trennenbeSSbe^inbemi^, ttooon niebispenfirt
»irb (f. b. «rt. e^el^inbemiffe). — Ueber bie Xöb-
timg bereits geborener ftinber fennt baS canonif d^e
Siedet leine fpedeSen SefHmmungen (ogl. tit. X, 5,
10 : de his qui filios occidenmt), benn c. 1 eod.,
monad^ bie SVhttter, meld^ auS 3ont i^r iKnb
getöbtet l^at, imJtlofier lebenSIönglid^eSu^etl^un
foH, ftatuirt feine SRed^tSpflid^t. — Ueber bie Xöb-
tung nod^ ungeborener ffinber f. b. 3lrt. Procuratio
abortus; über ©elbftmorb f. b. 9lrt. — (95gl.
9Mnd^en, 2)aS canon. ©erid^tsoerf al^ren u. @traf-
rcd^t n, fföln unb 5Reufe 1866, 364— 428 : «ai,
©runbri^ beS can. @trafred^ts, Serlin unb Seipjtg
1881, 81—87.) [K. 0. ©d^erer.]
SBoret, ©allus, 0. S. B., ©id^ter unblbt.
fiorifer, mar geboren au @t. giben bei @t ©allen
am 24. ÜRön 1803 auS einer gfamilie faooQifd^en
UrfprungS. 2)er iunge Sßorel, meld^er in ber Siaufe
ben 92amen Senebict erl^alten l^atte, befud^te feit
1814 baS ©Qmnaftum in @t. ©allen unb trat,
nad^bem er 1 8 1 7 mit feiner frommen SDhttter Xerefia
Snggetf d^mtter eine SBaUfal^rt nad^ Sinftebeln ge«
mad^t, im 3. 1818 in bie bortige l^lofterfd^ule ein,
marb 1819 unter bem 9tamen ©aUuS eingefleibet
unb legte am 14. QJlai 1820 bie OrbenSgelübbe
ab. 3m 3. 1826 toarb er $riefter unb fofort Seig-
rer an ber ©hftsfd^ltle, 1832 ^rofeffor Der ^l^ilo-
\opf)xt unb augleid^ 2)irector beS eben in ber @d^mei)
neu errid^teten SBerfeS ber ©laubenSoerbreitung,
fomie Stebactor Don beffen «Smtalen", 1835 Sta*
))ellmeifter unb Sibliotl^efar, 1839—1846 SüftS-
ard^ioar; 1842 mar er mittl^ätig bei ber @run>
bung beS l^iftorifd^en ißereinS ber fünf Orte unb
in ber golge bei ber 9iebaction beS ^©efd^id^tS-
freunb". 5Jon 1843—1852 mirfte er alS fer-
aiel^ungSrat^ beS JtantonS Sd^mm, mar 1846 bis
1852 @u))erior, feit 1848 aud^ Stedor beS ©9m-
naftumS unb beS fiQceumS ber @tiftsfd^ule. 3n
aOen biefen ©teilen entfaltete er eine oielfeitige lite«
ranfd^e Xl^gf eit 9ßan l^t il^n mol^I dnen fatl^o«
lifd^en ©dtl^e genannt unb bamit ben 92ad^brudt
auf feine 93ebeutung als 2)id^ter gelegt. 2)iefe ift
eS aud^, bie il^m Don Su^en bie mdfte Snerfemtung
dnbra^te. Sr ift ein burd^auS rdigi5fer 2)id^ter,
bd mdd^em überaQ bie religi5fe Snfd^auung als
©runbaccorb l^erauSflingt. $aS ift aud^ bann ber
rSoü, menn ber ©egenflanb Don einem anbem ®e-
biete, ber 9tatur, bem fieben ober ber ffunfi ent-
nommen ift. SefonberS gelungen finb il^m Diele
für}ere @))rüd^, meldte in amiel^enber §form geifl«
reiqe SinföQe auSfpred^en. 6s erfd^ien eine erjte
Sammlung ©ebid^te 1852 mit $ortröt, dne amdte
Sammlung 1859; im nömlid^en Sal^r ,,@prud^
Derfe". gS folgten 1861 ^ffialbblumen", 1863
^gärilia. SRcligiöfe ©ebic^te"; „«uS 3talien^
2)id^tungen, Stuttgart 1866. daneben fd^rieb
er aud^ für baS ißolf im meiteften Sinne ben
DielDerbrdteten „Sinftebler l^alenber" Don 1841
bis 1873, »dträge aum ^^ilger" unb |u ben
erften Sal^rgängen ber ^9tlten imb 9leuen SBett*.
9IuS feinem ©del^rtenleben ift Dor SQem fdne
langiö^nge X^ötigfdt als Sibliot^efar beS Stiftes
au enool^nen. Xro^bem il^m nur fel^r befd^rönfte
ÜRittd aur SSerfügung flanben, gelang eS ibm
1903
anotell — aHoteno.
1904
btimo^, bie iBiblbt^tt auf eiiun anßtmeffenen
©tonb ju btingoi, mobti ti bie afit^tilungeit für
ritijelnt aBifioiSjffitigt trft id^affen mufetf. Er
tonite au4 bie i^m aiuerttauttn @(^ä|e |(!|T idd^I
«nb mufite fle ju gebtoui^en, Jri eä ju gelehrten
bibltograp'^t^eii Sufatnmen^ungnt, fei tS, um
ueit^DoÜe ^unbe boiauS ju Dttöffentßc^ ^i^
letfteren gehört „"Siit Segenbe Don ^t. Dletniab",
einftcbeln 1861 ; „gin gtiflltil^tS BpUl Don ©t.
aneinraba Sebtn unb ©ttrben", ©tuttgart 1863;
„SateiirifcbeÖemnen beS ÜKittelalttrS", ginftebeln
1868; „Of^iwarunßen ber ©^mejler !Diecl|tl)ilb
boii3Kagbebuta",9tegcnSburgl869. ©einsam*
neleifer n^ttte fi^ au^ mif iDlufilalteti, Aupfci'
ftii^t, 9Iuttigta|)^cn, 2)tünjen u. %. ^lä^ fein
9Imt all SBiMiot^etar unb ^xäjioar natb et jum
^tjUiritet. ßr toai ein ^eroorragenbeS ÜDIilglieb in
Dem ](|iftoriMen JBerein ber fünf Drtt btr Shmei-
f^weij, uno nid(it nur bei ben Sal^ieBOeifomm-
lunoen ein wüHommtner ©oft, fonbem auii^ ein
Seifiger ÜÄitatbrittr bte „©ef^id^tifreunb", in
tffen älteren S9änben er io^tiei^t geleierte 9li>
betten teiäffcntlid^itt. ©^on früliei ^atte er im
Verein mit P.^t!|onafiu3lEf(^ot)p eine „©^meiger-
gef^i^te für ©c^ule unb fytni" tierfa|t. 31!3
trpen Seitrag uim fii^D)ei)erif(^en ätegcfiennerf
«ab er bie Stegeften Don Sinfiebeln, S^ur 1848,
berouS. (£tn gutefl ©tiiil ber ®t[ä)\ii)tt feiner engem
Otimot €t. ©oKen entt|ält „SaS Seben beS 3o>
fann 3ofep^ 93iüKer, 9iatlonaIrQt£|'', ©t. ©ollen
1863. ^u^ oIS g^ulmonn mar er länger als
60 Satire tf)ätig, ttiobei er in ben wrfi](it(benpen
Sa^em, S^eloril, Sß^ilDfop^ie, claffiftfier gj^ilo-
Iogie,ffunftunbßiletüturgsf^ic5te, ^eflbtKI, jeit-
tDtilig fogar im 3ei<^nen unb in ber 5Raturgef^d(ite
Hnlerriditele. SefonberS anregenb unb geifheid)
Bar er in feinem 2iebting8faii&e, btr Äeftl^etil. Slud)
ougcr^alb ber ©c^ule tuirlHe er mo^Itfiattg auf bie
Sßgltnge ein burd^ Umgang unb llntertioltung. 3n
Ie|terer Cinfi^t legte er bramotifi^ Uebungen
einen großen ^SilbungSuertl^ bei uiib beifa|te ein
„augenb- unb ©i&ultiieoler", HugSb. 1859. ffion
äugcnb auf ^atte er bie 3Runt ge)>fltgt unb ea barin
lu :^ot|er ^rtigleit gebraqt. ©tetö bet^tUtgte er
M mit Sifer an ben mufilaltfdi-bramaKfdien Suf*
m^rungen ber 3&glinge in ber gofd&ingSjeit. SBiS
ootiin tDor bie fflofterfij^ule nur \äfma^ befuc^t
unb menig bebeutenb geaefen. S1I8 infolge ber
(lolitif^en Umnätjungen mehrere fat^oltfiiie Sr«
äie^ungSanftalttn in ber ©dimeig unterbrü(!K iDor>
en tDoren, jeigte ^d) hai !Beburfni| einer @r-
meiterung. !Dtorel mar bierbci bie redete ^anb beS
«btea fteinrid^ Sti&mib unb feit 1848 t« erfle
Äertor ber gu einem DoUftänbigen ©^mnaflum er-
ueilerten Alaf)erfi$ule. €8 fflaib nun jä^rli^ mit
bem Sobreäberi^l eine miffenfe^oftlii^e Söeilage
ausgegeben; fünf berfelben, Don üeifd^iebenortigem
Sn^olt, gingen auS ber ^eber ÜRoreB l&emor.
9ii(|t unetwa^nt barf aud^ feine Sptigleit für bie
Slementarf^ulen be§ AontonS ©li^mqj bleiben, für
meiere er eine O^ibel unb jnei Sefebü^er Berfa|te.
I ©0 entfc^iebtn er in feiner UeBcqeugung als floäi»
I lil, $riefter unb QJlön^ feft^anb, f o mar er boi|
jeber $olemiI, aud^ in ber äBijfenfi^ift' obgmeigl.
mochte gleich baä toülf^e S9lut mitunter ^ n^'
ffiollen. 3m Umgang mar er ein fetterer unb be>
iliebter @efeaf(^afteT, DoQ frif^ ^tmiorS imb
I launiger SinfäDe. Seiil^tDtrgaiman&aiüberfentt
niti^t gerabe DoTtbeil(|aftt äu|ere Srf^mnntg, bm^
meldte mand^, btr Don lüm bctiidmten S>ti^
|Unb ©cle^iten eine ^o^e äüleinung ^atte, i»
I fangS fic^ entlaufest füfjlte. 3n ben le|ten 3af[ien
I mar er öfter leibenb; ba }og er ftc^ in ben Dtömnen
I ber £Bibliotf)ct eine grCältung gu, unb na^bcm et
' nur brci Xage Ironf gemcfen unb auf ben Xob mit
dgrifUid^er Srgebung ^d^ Dorberritet ^atte, ^orb et
am 9lbenb beS 16. 3)ecember 1872. ©ein 9»
benfen niirb nid^t nur in feinem JTlofter mner'
gönglid^ bleiben. ,6rmar",f(^reibt99ifi^f@Tei^
Don ©ttSaKen, .eine lebenbige 1tt>o[ogic btSOr-
benSlebenS unb ber Jn%r gegen bie üngnfft bei
aRilternningunbbeSSBDrutt^ilS." OS^^-lta^
P.@alI<DlDreI.ein3ßiSn481ebenauSbeml9.3a^
l^unbert, ginftebcln 1875.) [®abr. aiteicr O.aS.]
"SintSf 3 u I i Q n a , gelefirte SomimcaneriB,
mürbe am 16. gebruar 1594 ju 99arctl(nu ge-
boten, ©ie geigte fo au^erorbentlit^ 3:aktile, M^
fu fc^on als ffinb fuben alte unb fteben mobtne
©firad^enfi^ aneignen unb $^Uofo)>ltlte, 50)aHa^t,
3uriSprubenj unb 9)iuftt treiben tonnte, SB i^
ESatei nac^ ^rantrei^ fluteten mugte, ttat 3uliaat
gu &t)on in it|rem breige^nten 3alire (1607) nä
bcbrSifc^en, griei^iff^cn unb lateinifd^en ^befeit ia
bie Oeffentli^feil unb ertiielt 1608 gu Süngara
baS Siodoiat in ber ^^ilofofi^e. Um ben <^m,
momit fie über^uft mürbe, gu entgegen, f^ifiOi
fie in ben SonDent ber Dominicanerinnen }u 9n*
gnon unb legte bort 1610 bie @elübbe (Ä. Sic
^orb nat^ einem fe^r frommen Seben am 26. 30»
165S. 3uliana ip Sßerfafferin Derfd&iebenet lotii'
nifc^en unb frangöftfd^en fii^mnen unb Si^et; ia
frongäfifd^er ©prad^e gabjtt eine Ueberfe^g Im
Yita BpiritualiB beS ^I. Sjinceng gferrerii:^ (S^in
1617) unb bet augufünerregel mit erflflimiflei
(9lDtgni}nl680)]^erauS. OQgl.QuetiffltEclurd,
Script. 0. Pr. n, 845 äa.) [©trebtL]
SKoceno, @abiiel @arcia, Sßräfibent bet
Slepublil IScuabor, 9teformator ber fbatlt^ Bib
rin^Ii^en SBer^ätlniffe feineS SßaterlanbcS, ^elb»
miitbiger Kämpfer unb SBIufjeuge für ben ^ti^
liefen ©toat, mürbe am 24. Secembec 1821 gR
©uo^aquil geboren, ©ein 93atet, @abnel ®aioi
®omeg, ein flaufmann, mar Don ©{wnten n^
©übamerila übergefiebelt, feine ülhttter röertM
aber in gcuabor geboren. Die Unab^ngigMtlh
(riege (1810—1822) Ratten ben ftül&em ffln^
ftanb ber ^milie in eine bef^rönfte Sage K»
monbelt, uiä> biffe marb 1834, qIS @arda (8anc|
ftarb, gut gröfiten DürftigTeit. Der fleine Sabtid,
baS jüngff e untet od^t Ainbetn, mürbe ^terbnr^ an
meifien betroffen ; um f o me^r marb fein ftaitet
S^araftei unter ber aufotifernben $[Iege einet
1905
SRoreno.
1906
oUntbenSimrigen, l^ßgmö^igen 9Jhittet in ber
&fpät ber fieiben gefläp. iBon frül^efier 3ugenb
an gab er augenfäSige 93emeif e einer f el^r glüdlid^en
oOfeitigen Skronlagung, eined feltenen ®ebö(!^t-
iri^^ einer unerföttßqen Sembegierbe unb einer
unoeugfornen SBiÜenSflärfe. 2)en erfien Unterrid^t
erl^ielt er )Mnt>atim Don einem Orbendmonne in
(SnoQoquil; für bie l^dl^eren Stubien begab \ii)
ber arme, gan| auf ftd^ felbfi angemiefene 3äng-
tfaig an baS doQeg ®an ^f^manbo unb an bie
UiiiDerfttöt in Quito.' Obttol^I legiere 9n{}alt ba-
ndS f d^Ied^t befteüt unb }umal bie Sel^rjU^Ie feines
9<ul^, ber 9led^töttnf{enfd^aft, mit feid^ten libe-
ralen $rofefforen befe^t moren, »u^te ber ftreb«
fome €tubent bennoq fid^ ein grünblid^eS unb
umfoffenbeS äBiffen anjueignen. ßr begnügte fid^
feindiioegd mit ben Dorgefd^riebenen Semgegen*
Pfinben, fonbem oerlegte fi(| nebenbei befonberd
<mf (Sefd^id^te, iDlatl^emati! unb ©eologie. gür
bie Ie|ieren beiben S^d^er l^atte er in bem fran-
(Sffid^ Ingenieur äßiff e, ber ftd^ bomald in Ouito
onf^ielt, einen oudge^eid^neten Se]^rer gefunben.
Sein Sif er unb feine §ortf d^rttte nid^t minber aI8
fein fittlid^ Setragen enoarben il^m bie Sd^tung
ber Seigrer unb Sßitftubirenben. äBenngleid^ fel^
heftig Don Temperament tou^tt er bod^ mit SUen
auSjufommen. 2)ie Sebenbigfeit, ©eUKinbt-
imb @d^Iagfertig!eit feiner Sieben, bie Sid^er-
ber AU Snftonb in feinem auftreten unb
jfeine eifeme, Don religidfen ©runbfä^en getragene
C^arolterfepigleit }ogen fd^on bamafö bie Sugen
IDer auf fid^. ^od^gefteUte Sltem fallen eS gerne,
rnenn i^e Söl^ne bem armen ©ua^aquilener fid^
onfd^Ioffen, unb geftatteten il^m freien 3utritt in
iire $ammenlreife. 3m 3. 1844 erhielt er bag
IDoctotbipIom. Sr tonnte ed fid^ nid^t länger
nd^ Derkigen, ben politifd^en 93emegungen feined
Siderlanoed mit Sufmerffamleit )u folgen unb —
erß 28 3a]^ alt — aldbalb l^anbelnb in biefelben
etattitgreif en. Somit betrat er eine neue, an Saaten
uib SBcd^felfäOen überaus reid^e SSal^n. 3n ber
Itoolution gegen ben ^röftbenten ^ored (1844
mb 1845) tl^at er ftd^ burd^ einen fül^nen ^anb«
IreU^ fo fel^r l^or, ba| bie probiforifd^e Kegie«
mtg gleid^ barauf il^n mit einem fel^r föid^tigen
Inftoage au8}eid^nete. 3m 3. 1846 grünbete unb
cMgirte er fuq nad^ einanber brei fatirifd^-poli-
if^e eiatter: £1 Zurriago (bie ®ei^eO. El Ven-
SflMlor (ber Stöd^er) unb El Diablo (ber Xeufel),
im ben lUbergriffen ber liberalen Stegierung,
ICC SKdMfion beS S^röfibenten tJfloreS unb ben
nard^fd^ SBül^Iereien im 3nnem ber SieDublif
stgcgeiquorbeiten. SQled jiaunte über bie jcü^n-
icitr <8ettKmbtl^eit unb geiftige Ihaft beS iungen
ß^Üdfien. Sogar bie älegierung, bie bod^ fo
lide l^e Singe Don il^m l^atte l^ören mü^en,
oimtc nid^ uml^in, f d^Iie^Iid^ feinem SRutl^, feiner
Hug^ unb feinem Sd^arfblidt il^re SInerfennung
MtttXRä^ 5tt bejeugen. 3m 3. 1847 übertrug fte
fan baS geföl^Iid^e ©efd^ft, ben «ufftanb in
9itiil)ai)nil jn unterbrüdten. 92ad^ ad^t Sagen l^atte
er bie Aufgabe )ur Sßemmnberung 901er geI56i
9teben allen biefen arbeiten f anb er nod^ bie 3eit,
ber ))raläfd^en 9ied^t8pf[ege mit großem grfolge
objuHegen, foföie ber @tabt Ouito, mel^e il^n
1846 gum Gonsejero municipal ermöl^It l^tte,
bie toid^tigjien ®ien|lc ju leiftcn. 3m 3. 1849
begleitete er feinen 93ruber $abIo nad^ (Smopa.
Stö er jurüdtfel^rte, traf er in Manama mit mel^-
reren auS Solumbia Dertriebenen 3efuiten jufam-
men, meldte Dorl^atten, in Scuabor eine Sn^ud^tS«
ft&tte gu fud^en. Sofort mad^te er ftd^ ju i^rem
Sad^ttKiIter unb enoirfte il^nen Dom Sröftbenten
9toboa tro^ ber ©egenmad^inationen Solumbia^d
bie ftaatlid^e Srlaubni^ jur 92ieberlaf{ung. Sßol^I
ol^ne eS gu al^nen, Dermidtelte er ftd^ burd^ biefen
Sd^ritt in einen langwierigen l^ei^en ftampf mit
aQen ben rabicalen unb liberalen Elementen in
unb au^er Scuabor, einen Ramp^, ben er felbß
ald entjd^ibenb für fein ganged Seben erlannte.
Siefer Streit fül^rte gunöd^jl jum Sturge 92oboa'd
burd^ ben rabicalen ®eneral Urbina, meld^er fid^
an bejfen Stelle fe^te. iBon ba an breiten fid^ bie
®efd^id(e Scuabor§ bi§ in bie fiebengiger 3a]^re
binein fajt auSfd^Iiepd^ um bie gmei $erfonen
Urbina unb ®arria !Dloreno, um ben ißertreter beS
mobemen glaubeni^ unb gottlofen Staates auf ber
einen Seite, auf ber anbem um ben Serfed^ter
ber religiöfen StaatSibee gemä^ ben ®runbfö^,
meldte $iu§ IX. im S^Qabud unb feinen Snc^flüen
auSgefprod^en l^t
Snfangd ftanb (Sarcia 9Roreno feinem brutalen
®egner mad^tloS gegenüber. 2)ie Serjagung ber
3efuiten Tonnte er burd^ feine Srofd^üre La de-
fensa de los Jesuitas nid^t l^intertreiben; fein
neues SBod^blatt La Nacion brad^te mit ber
gleiten 9tummer (1858) ü^m felbft bie gemaltfame
2)e))ortation. Sr Dermeilte erft furge 3eit in ^a^ta
in ^eru unb begab fid^ bann, um ftd^ weiter au§^
gubilben, nad^ ^ri§. Vtö gereifter ÜRann nal^m
er mit bem Sf^uereifer feiner 3ugenb bie Stubien
wieber auf, bereu ^auptgegenjlanb neben ben 9latur-
wiffenfd^ften, inSbefonbere ber Sl^emie, bie ®e-
fd^id^te bilbete. 9iad^bem (1856) ber Songre^ eine
Smneftie für bie politif d^en iBerbred^er burd^gefe^t
l^atte, feierte SRoreno in bie ^eimat gurüdt, gur
^reube aUer @utgeftnnten, bie Don feinem Sin*
greifen einen äBanbel in ber innem $oIitiI er-
hofften. Ouito ernannte il^n gum erfien Sllcalben,
bie UniDerfttät gu il^rem Stector, gmei $roDingen,
^id^ind^a unb 3mbabura, wollten il^n für ben
nöd^ften Songref gum Senator. 2)urd^ baS Slatt
La Union nacional fud^te er gunöd^ft bie Son-
f erDatiDen gu gemeinfamem SSorgel^en gu Derbinben
unb gu einer ftarfen Partei gu organifiren. 3m
Songre^ (1858) bilbete er ben 9mttelpun!t unb
Seiter einer fefien, gewanbten, gielbewu^ten Oppo*
jltion. Srft bereitete er ber ^Regierung unb il^rem
äln^ange nid^t geringe Serlegenl^eiten burd^ bie
Petition um Sd^Ue|ung ber Freimaurerlogen,
bann Deranla^te er biefelbe burdb SSermeigerung
ber Don i^r gewünfd^ten ou^eroroentlid^ SoH^
1907 anottno. iwe
ma^ttn in uitgtft|li^n ©d^rittcn, bin^ toeli^ mtglüiSrul^ ^laäjt ran (Eno^iib, fd^ fogoi
fit im gonjttt f&mx Qrbttttnmg Qtgcn fi^ too^ fc^on 911c§ tMrIorni. !ßui mit Snfgebid d[a yäm
rief. 9m 1. Snöi^ 1859 Dinbt er o&etmalS wi' Ihöftc unb untn ^nKieiibnng tum biSaiäla tB^l
bannt SHclmal aurttte n an bn peruanifi^en n-.:: ;cln gelang efi i^, fi^ dte
®rtn)t ba§ Sufammenht^ bei @eiiialti)en= ^u<:. .}.;r: ;.. triDt^ien. inö} tM>i flÜasf fras
fd^aft ab, b<i3 noii^ feinei äReinung nic^l langt $IüjitmIenf>en£'^e bmnte ec mn^ ^"^ ^dob^
ouimeibtn lonnte. S(m 1. ÜJlat fd^iütclie miiflii^ ^tgettd)! bei 3<ini£^ ^ n pt^M&ä) gdcärt
OuitD mit btn nBrblt^ ^tontnäen ba= unertrög- ftlbfl Urbina. feintn^ottnädigpoi Bä«fo^,fn
li^ 3od(| ab unb entotmle eine fdouiwidie ^t' tiflf ^ahn midbiibT}^ mad^ 3)irfe St^nimg'
gimmg mit @arcia 3noreno an bei @pi^ 9Sai leiten t|inberten i^ trieleS @itte, baS n Oi^c^
au4 ntctit abjufe^en, nrie biefe (Si^ebimg gegen ^c,iui>ertminii!^,nti^tabei,bo:3IctnWi^
ben ^ä{ibenltn %)bIeS unb feinen aHmS^gen mä^ienb feiner er^9{egaitfi^)(^tpeitm^6Kkl
ihiegSmtnifiei Uibina, wel^e über bi( gonje ffüftt }u enneiftn olS alle fn^erm $rfiftbenta pöfa^
unb baS ^ta beifügten, }u einem gtüiflicben StÜK men. SB ^ouptübtl, an bem fein Sattdiah ^
gt^rt wabm foüte. fo folgte Woitm iod) bem Sangtm tnmite, betioi^tete n bie 99cUnMiuitBH
Kufe feiner ^ßortei. 913 ti in bem erjien Xieffen unb Anei^tung ba ffin^ biii4 bot Staat fi
bei Xumbuco »oHflänbig gefc^Iogen nmrbe, blieb toor baber fein Si^, bttfet i^ DoÖe fftäiat
iSfm nui noi^ bet 9Beg bi^bmatifi^ aDeibmtb* iinüdj^cbcn. 3RU $tn9 IX. boriKbaiti a rä
lungtn übrig. SHefet fu^de in ber "Sijot jur SBe* für bie Xcgenenitton be§ SonbeS f^ twrt^tinfW
feitigung SlobleS' unb l6;bina'3, nwiSe obei hn Soncoibat, im Sunbc mit btn Sif^öfta besiilk
@ential d'ranco, twltbei fiä) }u ©uatjoquil jgotte ei bie Xtfoim be3 Seit* mtb Otbnacfana wA
{um ^täfibenttn inä^Ien lajfen, einen neuen @eg' [u^te bem Ie|ttnt bei ^dnntg bcS rdigiftfen Sderi
ner. 9iur mit aBaffengenxiIt lonnte bie ©a^ in jAet ©eife bc^ilf^ jn Jeftt. S)en " ~
f (blie^Iid^ gum 9Iu§tiag gebraii^t meiben. 3fio' }ui 9tc))ublil gt^drigen änbumem am
teno biad^te bai Ungloublii^ fertig. Obtoobl fbom fatibtt ti nriebei Sltiffimian: Ci
er Don jtber 3ufu^i abgcfi^nitttn toai unb tDtbtr baS SeomleniDtfen unb toai btftcebt. für
IDlannfd^ften no^ Skffcn unb 3)hmitiim bc ein tüjl^eS, fifti^ttiaui, o^KiSfreiibigti ipa-
fa|, gelang e3 feiner (^rfiiibungSgabc, ferner auf> fonul ju bilbtn. €t bot SUtS auf, nn ii bri
opftinben Snflrtngung unb feiner eifemen SefKg- äRilitÖi Su^t unb So^DeäS^pfifät )s bnngn. &
teit, in SäOie fo toeit fic^ ((^lagfetttg gu moc^, ganj bcf onbötfi Sngtnmaf BNmbte ec bcB tiifgp
bog er t8 tragen fonnle, [einem uo^lgerüfltten funbnen S^lu^tDcfen gu, bcf^tfinUt fi4 i^a a^
Staaten entgegengugieben. S)ie erfle Silblaiigt lenb biefer ^fibcntfii^ <n^ bie n»«yp«B»^
bei @a6un (1860) oerlief glüttlid^ nnb ^otte ben unb^diungnurbe8¥nmfir*itnb@eciiiMiiilci>
HbfaQ ber SßroDinjen Soja unb Siienca tion rid^teS. €r legte benfeßien grdfttent^öU in Mc »
Snmco )ur ^olQt. Sla^ eiium guetten ©tege pri>bten$änbeeuni)iäif^Od>ai8IeBle.3)itSfi-
bei SabotiDQD imnrbe gronco in ba§ fe^ @tui9a- täler unb @tffingiitffe, bifi^ ^flangfÖtta M
qnil jurüdgelsoifen unb gln^ ^^ )>ein erßen %n> 9lü|iggange3 aab oQtr Safter, lefonnttle ti ii
griff, ber mit gro|em ©ef^d unb btnnmbcrungS* äd^t i^rifUii^em @iune. Um btn ^anbel nä Sr>
nüibiger Xapferfeit ausgeführt Würbe, gänglid^ te^r, lod^te flfiiqli^ baniArrlagen, ata anpgtje»
auf baS ^oupt gtf dalagen. S)er ^lationalconöent uiüi gu beleben, begann er, bafi Smiert bt8 8aäel
UJä^Ite nun 1861 SRoreno gmn $räfibenten. SÜer bnr^ eine gro^ ^ctiflta^ mit ber 0nfle in Sc
boite 3a^re, überreich an Sorgen, 9rbeÜen, binbiing }u ft|en, fouit bie otqdnni ^naii^a
Aämpfen unb Snitöuft^ungen, Dorteten feiner, bur^ beffert 9&tge gegenfettig pj-^l*^ p
Sntfii^Ioffen, ben niü^ HugiaSfiall, gu bem feine mattlen. Mt biefe Untcmt^mtaigen. fcüMe bie t»
SoigSnger bit S^ublit ^en »xtben laffen, ßonbigen Iiiegerifi^ Otxnitioiicn Intel tea
grünbliil gu föubem, unb mit tntfc^iebener, un- ©taote ganj bcbeutenbe @tIbo)>fei auf; «4^
beugfamer a^otfraft bof Sbeal cinee <l)rißli(ben beftomenigtr un^ et ben
Staates, baS er im Saufe ber 3abrt fid^ Ilar in folge gi^Iid^ üenbenutgen i
feinem @ei^e ouägeatbeitet ^tte, in bem tat^o- bebcutenb )u beffem. Ku^ bem _
lifc^en fStüt tion «atobot gu »enmrllic^, toar bet ^Täfibentfd^ft louibe et (1866)
et bn bet 9u3fü^Tung biefel SiorbabenS nur auf 91ad^folget Sanum mit einet at^saaüxaSifi
fi^ fetbft angemicfen. ISt fa!^ ftd^ fiberall gtrabtgu @tfanbd(baft lu^ $cru unb E^ betrmt. n
fq^malifd^ gt^mt, ofine Unterlag oerfolgt unb fd^uiebcnbeSnigenmit biefcnStt^nibKra j»!^
angegriffen. SMcfe Angriffe lomen mäfi blog oon fi^lu^ gu brmgen. Sei feiner tttbnft in Sm w
feinen 3)litbürgem, fonbem aud^ Don ben Dla^bot* er @egtn^itnb eineS bliitigot SttcnfaiteS, tag de
regietungen $eni'3 unb &)lumbia'3, mit benen glüiflii^enDeiftnut letzte aSunbenbalmL Söb
Uibina, 3toble3 unb ^runco im einttcmebmen äüliffion enHtbigteetftd^ tnnnerfnieaidifffck
^nben. 3^g unb ^aä)t mu^te er gegen Umftui^- mi^bringenben Seife. Sun Slonfe bafür tdliit
Derfu^ DonStinen unb gegen Einfalle t}on9Iu|en ntant^n(1867)be83ulntte§jumSoBgi4|Ba^
auf ber $ut fein, immer unb immer »iebei mit t^m ibn bie ^toDing ^ii^iit^a genxt^ fyöt, p
Sßaffengemaß ftc^ be^utiten. Cinmal, nad^ bu .unuütbig". ßS nur bitfeS bei oße g^iill tc
1909
9Roteno.
1910
liberalen Itammetmajiorität )um @tur}e SarrionS.
9btr bem taf d^ Eingreifen ÜRoreno^d mar e8 ju-
Snfd^ben, ba| il^r $Ian t)ereitelt unb 93Iutt)er-
gie^en Derl^ätet nmrbe, unb ba| Carrion freiwillig
abbonfte^ um Sspinofa bie IRegierung ju über-
kffen. 3la^ biefem 3toiJ4enfaIIe jog !D2oreno ftd^
Hont 5ffenilid^en fieben auf ein Sanbgut in ®ua-
d^aU }uräd. Sr foUte bie gemünf^te Stulpe nid^t
lange genießen. 2)enn wenige ÜRonate fpöter Prjte
(1868) bod fwrd^tbore (Srbbeben t)on Sborra MeS
ta Uefer $rot)in} in trourige ißerwirrung unb er-
fdhedHid^ SIenb, unb bie Stegierung l^atte nid^tS
«iligered )u tl^un, als il^n jum ©ooemabor mit
den au|erorbenQid^en iBoUmad^ten für ben t)er-
Ifteccten Siflrict ju ernennen. 6r fanb f o ©elegen-
Iftcit. fid^ afö l^elbenmütl^igeS 0))fer d^riftlic^er
SUU^ftenl^^^^ bt gan) neuem Sid^te gu geigen. £S
ip ungloublid^, mit weld^ erfinberifd^er Sorgfalt
imb Eingebung er ftd^ ber UnglüdCIid^en annal^m
unb S)anl feiner rafÜofen Arbeit unb feinen fingen,
ciiergifd^!Dla|regeIn in lärjefterSfrifi ü^nengrie-
bcn, Stulpe unb georbnete SSerl^ältniffe gurädtgab.
Snd^ Sd^pinofa war balb }um @)nelbaa ber libe-
ralen SBöl^Ier geworben ; bereits f d^idften fie fid^
bo)« an, fid^ feiner gu entlebigen, um Urbina, wel-
i)n an ber @renge wartete, gum ^röftbentenftul^I
Suerl^fen. 2)a wagte ÜJloreno, gwei 3:age bet)or
ttrbiniftifd^e SteDoIution auSbred^en f oUte, ienen
f&l^nen Staatdfbeid^, weld^er bie 9ie))ublü t)or un-
fSdid^ SBel^e bewal^rte unb il^e @efd^id(e in neue
duAid^ Salinen leitete. 3m 93unbe mit ben Son-
feitNitit)en inOuito ftürgte er felbft ben^röftbenten,
Ott biefer auf feinen Statl^ l^ören woUte, unb bilbete
eine )>rotriforifd^e Stegierung. 2)ief er @d^ritt würbe
9ßa öfters als 9iebeIIion gur Saft gelegt. Sr felbft
wob mit il^m weitaus bie Sßel^rgal^I ber Sewol^ner
um, (Ecuabor urtl^eilten baruber gang anberS. SBie
er in feinem ÜRanif eft an baS ißolt eS auSgefprod^n,
cdliÄe er in feiner X^at baS eingige S^ittel, um
mm bem SSaterlanbe bie Snard^ie unb einen un«
Heimeiblid^ blutigen 93ürgerfrieg abguwenben.
3» Snerfennungfeiner SSerbienfie um bie Stepublit
tofi^Ue il^n ber Songre| t)on 1869 im 9ßai gum
iKtertmtßif d^en $räjibenten ; er lel^nte iebod^ bie
Sol^I l^ortnädKg ah. 9IS aud^ bei ber 9teuwa]^I
eines beftnitit)en $röftbenten wieber aUe Stimmen
— eine ausgenommen — auf il^n fid^ bereinigten,
brnnte er nur nad^ löngerem SBiberftanbe gur 9n*
väfym bewogen werben.
SMe gweite IRegentfd^aft bilbet bie @Iangt)eriobe
fat feinem Seben wie in ber gangen ©efd^id^te Sota«
boiS. S)a ber Songre^ bie @taatSt)erfaffung nad^
bem Don il^m t)orgeIegten Sntwiufe in äc^t fatl^o-
Bf4^ ®eijte geänbert unb bem ißröftbenten aUe
Sltttel gur iBerfügung geftettt l^atte, bereu er gur
fbifrtd^l^Itung ber Orbnung beburfte, war eS
i^ mMid^, feine gigantifd^e SIrbeitSfraft attein
imf bie ||ebung ber Stepublit gu t)erwenben. 9uf
oflenOemeten entwidCelte er f ofort, ol^ne ftd^ ie Stulpe
aglHmen, eine energif d^e organifatorif d^e Zl^ötig*
, bie fantteSSeugni^ für fein ^o^eS ftaatSmönni*
f d^eS Salent, für feinen ^triotiSmuS unb für feine
äd^t fat]^oIifd^e®efinnung ablegt. 2)aS(£rgie]^ungS-
unb Unterrid^tSwefen brad^te er in fturgem auf eine
C)5]^e, ba^ eS in 93egug auf ÜRetl^obe unb SRittel
mit bem europöifd^en ftd^ meffen f onnte, begüglid^
beS religiöS-ftttlid^en Sl^arafterS aber biefem weit
überlegen war. 6r bel^nte jefet feine SRcform aud^
auf bie ^od^fd^ulen auS, grünbete ein ^olQted^ni«
fum, eine amiUärfd^uIe, eine ^fabemie für Silb-
l^auer unb für SKaler, ein Sonferöatorium für
SWufif. ßr t)erf orgte bicf e Snftalten nid^t nur mit
tüd^tigen europäifd^en Seigrem, fonbem t)erfa]^ fie
au^ in freigebigfter SBeif e mit ben für i^ren 3wedt
erf))riepd^en Sinrid^tungen. @r baute eine @tem«
warte, wiffenfd^af tli^e Kabinette, Saboratorien utd)
SJlufeen. ä)urd^ ^anbwerferfd^ulen, bie t)on norb*
amerifanif d^en @d^ulbrübem geleitet würben, f oltte
bie ^anbarbeit t)en)ollfommnet unb gu Snfel^en
gebrad^t werben. ®d^dne folibe Sauten für ge«
meinnü^ige Smit wud^fen aüentl^alben auS bem
93oben ; neben ber Sniage ftd^erer Sanbwege würbe
bie §fertigftellung t)on @tra|en unb einer Sif etibal^n
in großartigem @tile unb mit Ueberwinbung gang
ungewdl^nlid^er @d^wierigfeiten eifrigft betrieben.
ÜRe^r nod^ als bie materiellen äntereffen, als bie
SSereblung feiner ÜRitbürger burd^ ffun^ unb
SBiffenf d^aft, lag il^m bereu fittlid^eS unb religiöfeS
SBol^I am ^ergen. £r l^ielt bafiir, ba| nur auf
®mnb ber t)on @ott gewollten unb burd^ bie fa*
tl^olifd^e JKrd^e beftimmt t)orgegeid^neten religiös«
Sittlid^en Orbnung ein gebeij^Iid^er Sfortfd^ritt für
\m eingelnen 93ürger wie für ben gangen @taat
gu erreid^en fei; ba^er aud^ IM wieber fein ßifer
in Unterftü^ung beS SBelt- uno OrbenSderuS, bie
offtcieUe SBeil^e ber Siepublif an baS göttlid^ C^erg
3efu, feine Semül^ungen, burd^ einen neuen @traf-
cobes unb ein beffereS ©erid^tsoerf al^ren ben lanb-
löufigen Saftem entgegenguarbeiten. äBie er nad^
unb nad^ bie Segiel^ungen ScuaborS gu aOen frem-
ben Staaten freunblid^er gu geftalten gewußt l^atte,
fo war eS il^m ein wal^reS ^ergenSbebürfniß, mit
bem ©tattl^alter (S^rifti ftetS baS befte eink)emel|h
men gu pflegen. @r begeigte il^m bie innigfie X^eil-
nal^me in ben fd^weren Seiben, weld^e bie gfeinbe
ber JKrd^e i^m bereiteten. @ein f eierlid^er $roteft
im 92amen ScuaborS gegen ben 9laub beS JKrd^en-
fiaateS l^at i^m bie ©Qmpatl^ie aller j^atj^olifen er-
worben. (£r t)eranlaßte ben Songreß, einen Xl^eil
ber @taatSeinfünfte febeS 3a]^r bem $a)){ie gugu-
fenben. 9m Snbe feiner gweiten 9legierungSperiobe
war baS gange Sanb wie imtgewanbelt, Aur gfreube
aller ® utgefinnten — ber iUlel^rgal^l beS SSolf eS — ,
gum bitterften Serger aber aud^ feiner t)erbiffenen
©egner im 3n- unb SuSIanbe. 9IIS er im ÜRai
1875 wiebergewöl^It würbe, fannte bie Sntrüftung
ber legieren feine @rengen mel^r. 2)a fie il^m bur^
9let)oIution nic^t mel^r beigufommen dermod^ten,
foUte gemeiner ÜRorb il^n „unfd^öblid^'' mad^en.
92od^ beoor er bie SBal^I angenommen l^atte, würbe
er t)on $eru auS gewarnt, biefeS ni^t gu tl^un,
weil fonft feine Srmorbung eine befd^loffene @ad^e
1911
SÖloröri.
1912
fei. Sängft gemol^nt bem Sobe mutl^tg in^d Sluge
}u feigen unb bie Eingabe feine§ S9Iuteg für 9{eli«
gion unb Saterlanb als efat ®Iüd }u betrad^ten,
Ite^ et ^ä) burd^ biefe 9tad^nd^t nid^t abl^olten,
nad^ reiflid^er Ueberlegung bie SBal^I anjunel^men.
Seit ärnii unb 3ull meierten ftd^ bie büfteren 9ln-
geid^en eines bedorftel^enben Attentates. £r Ue|
fid^ iebod^ baburd^ in feiner SBeife beunrul^igen
unb lag ben ©efd^öften ob, als totrm gor nid^tS
Slu^ergettöl^nUd^eS im Snguge fei. SBeil onberer-
feitS etttaS beftimmt gfa^bareS nid^t t)orIag, traf
er oud^ feine befonberen ißorfel^rungen )u feinem
@d^u^e. 9tid^tSbeftott)eniger liegte er bie fe^eÜeber-
jeugung unb fprad^ biefelbe aud^ feinem innigflen
t^fteunbe 3uan Slguirre in beftimmtefter SBeife auS,
ba| feine ^einbe il^m in 93älbe ein blutiges Snbe
bereiten mürben. !Dlit bem ©tarfmutl^e ber ÜRar-
t^rer ber erflen d^riftlid^en 3^t ßing er il^m un-
erfd^rodCen unb gefaxt, [(^ freubig entgegen, nur
allein baraufbebad^t bie il^m gegönnte 3(it fo gut
als möglid^ auS}unä|en unb in ber treuen, gro^-
mütl^igen $[l[id^terfüuung gegen ®ott unb SSater«
lanb auszuharren. @eine le^te WcUxt tt)ar bie Vb»
faffung beS Sted^enf^ftSberid^teS, »eld^en er ber
®en)o|n]^eit gemd^ bem beDorftel^enben Songreffe
t)orguIegen l^atte. Sr l^at il^n bu^ftöblid^ mit fei-
nem 93Iute beftegelt. 9IS er benfelben in bie
ffirudterei tragen mollte, tourbe er am 6. 3[uguft
1875 t)on gebungenen SRörbem in ber SSorl^aSe
)um 9iegierungS))aIaft überfallen unb fo graufam
^ugerid^tet, ba| er, auS 18 SBunben blutenb, brei
©tunben fpöter üerfd^eb. 3n ber Q^rül^e beSfelben
SageS — eS toar ber erjle Qfreitag beS SRonatS —
batte er communicirt, unb unmittelbar tot feiner
ßrmorbung l^atte er nod^ einen Sefud^ t)or bem
SHerl^eiligften in ber Satl^ebrale gemad^t. 3n fein
Stotigbud^ b<^tte er ftd^ für bief en Zag als ®ebenf-
fprud^ bie 2Borte gef daneben: „ÜJlein §err 3efuS,
gib mir Siebe unb 2)emut]^ unb la^ mi^ erfennen,
toaS id^ l^eute für beinen ®ienft tl^un fo« !" SOBie
im Seben, fo mx biefer f)elb aud^ gro^ im Xobe.
^atte er gleid^ einem ^eiligen fein Seben nad^ ben
Seigren feines göttlid^en 5KeifterS einjurid^ten ge-
fud^t, gleid^ einem Slpoftel für bie Ausbreitung beS
Steid^eS ©otteS gearbeitet unb geftritten, fo ftarb er
toie ein SJlart^rer ben §eIbentob für Seligion unb
Saterlanb. @o lautete aud^ baS Ürtl^eil $iuS' IX.
über ben lob ©arcia SRoreno^S in feiner Silo«
cution an bie $ilger t)on Sat)al am 20. September
1875.
AuSfül^rlid^ere Angaben über baS Seben unb ben
©l^arafter ©arria aWoreno'S entl^alten: D. Manuel
Maria Polit, Escritos y Discursos de Gabriel
Garcia Moreno, recopilados j publicados por
la Sociedad de la juventud catölica de Quito,
y anotados por su presidente D. Manuel Polit,
2 tomos, Quito 1887—1888; Dr. Pablo He-
rrera, Apuntes biogräficos del gran magi-
strado ecuadoriano Dr. Don Gabriel Garcia
Moreno, Quito 1886 ; A. Berthe de la Con-
gregation du T. S. R., Garcia Moreno, Pro-
sident de l'Equateur, vengeur et martyr da
droit chretien, Par. 1887 ; Amara ®eorge4faiif«
mann, S)on ©abrief ©arcia SRoreno, $ra^ent
berSep.ecuabor, greib. 1891. [8.3>rcfieIS. J.]
9tor^rt, SouiS, ber SJerfaffer beö erflen unb
burd^ fpötere gfortfe^ungen unb Seorbeitungen
meltbefannt gemorbenen l^iftorifd^-geogra)>]^f^
Se^fonS, »urbe om 25. ^Rörj 1643 }u Soi^
mont, einem @tabtlein bei 2)raguignan in ber
$rot)ence, auS guter ^familie geboren. Sr finbirte
erft }u 2)raguignan, bamt im SefuitencoUeg }u Ai^
enblid^ 5U S^on unb empfing l^ier oud^ bie ^eift^
^rieftermeil^e. 93et)or le^tereS ber xSaß, mar, ja
fd^on im 18. SebenSfal^re, mar er als ©d^riftfkller
aufgetreten (Le pays d'amour, 1661, eine Aüe»
gorie ; Les doux plaisirs de la poösie, Lyon
1666, eine Slumenlefe auS frangöftfd^en 2)id^em).
Sr verlegte fid^ auf fprad^Iid^e @tubien, noment*
lid^ auf baS 3taUenifd^e unb ©panifd^, überfe^te
aus Unterer @prad^e baS ^d^ Don StobriguQ
„Uebung ber SoUfommenl^it" (S^on 1667) unb
ttKtrf fic^ auf ©ef d^id^te unb ©eogropl^ie ; ber Um*
ftanb, ba^ er in S^on mel^rere Saläre als Son*
troDerS^rebiger mirfte, l^alf mit, il^n boOenbS für
fein le^tfalifd^eS Untemel^en ^u begeiftem, inbem
er immer florer erfannte, bo| einerfeitS bie @e'
fd^id^te bie einbringlic^jle Apologie beS Soften*
tl^umS fei, anbererfeitS bie 93efanntf(^aft mit ber«
felben ben 9lid^tgele]^rten fo leidet utib angenehm
als mbglid^ gemad^t merben muffe. 2>aS Se^i&m
mürbe feine SebenSauf gäbe ; mit eifemem ^|e
arbeitete er baran, unb bereits 1674 fom baSfelbe
u. b. £. Le grand dictionnaire historique, oü
le m^lange curieux de rhistoire sacree et pro-
fane )U SQon in einem gfoliobanb l^erouS. 9loröri
jöl^Ite bamalS 80 3a]^re. S)ie ongenel^me 6tdk
eines AlmofenierS bei feinem ® önner, bem Sif t^ojt
t)on A))t, ©aillarb be Songjiumeau, mad^e i^
eine rafilofe literarif d^e Xb^gfeit mdglid^ ; allem
er t)ertraute )u oiel auf feine 3ugenb unb bie Stü«
tigfeit feines RbxpzxS. Sieben bem SeifaOe, ben
ein Sejtfon fanb, marb il^m bod^ aud^ gefugt, eS
ei oft ungenau l^infid^tlid^ ber geogropl^ifd^ unb
unfritif d^ l^inftd^tlid^ ber gef d^id^tlid^en SbrtifdC ba-
bei mit genealogif^en Xabdlen überflutet, oH^
unDottflänbig u. bgl. 2)ie| nal^m er fid^ fo §n
^ergen, ba^ er ftd^ an ber 93erbef[erung \tM
aSerfeS förmlid^ ^u £obe arbeitete. 3m 3. 1680
erfdbien ber I. Sanb ber 2. Auflage, am 10. SuTt
besfelben 3a]^reS ftarb ber Serfaffer unb toarb asf
bem @t. ©eoerinuSfirc^l^of ju $ariS begraben,
möJ^renb 1681 ber IL Sanb erfd^ien unb boS
äBerf t)on Anberen fortmöi^renb Dermel^rt imbmn-
gearbeitet nmrbe, fo ba| gegenmörtignurnod^bcr
9tame Sßoröri an ben Srunber beSfelben mo^nt
Sfür ^erre 93aQle (f. b. Art.) nid^t aOein, fonbeni
für öl^nlid^e le^ifalif d^e Untemel^mungen bis ffok
ift SRoreri^S Se^on eine Sfunbgrube gebßeben unb
emftg auSgefd^rieben be}tt). lebigßd^ überfe|t »or*
ben, mie 3. 9. eine Sergleid^ung beS SesifonS omi
3f elin, mo !Dloröri nirgenbS als OueUe angegeben
1913
ÜRorgon.
1914
iß, toXb jetgt. 9Jloröri^d Se^on erfd^ien fd^on
1712 au $^d afö 13. Sluflage in 5 93önben,
1724 utib 1732 in 6 »änben huxä) &. $. ®ouiet
l^rouSgegeben ; eine anbete SuSgobe (6 yoIb. unb
8 Yols. @u))))I.) erf d^ien gleid^seitig mit ber 3., Don
3. Sl^. Sedt unb % % »ustorf bef orgten SluSgobe
Don afelinS Sejifon in ©afel 1740—1745; 1759
timrbe ed Don 2)rouet auf 10 Sönbe gebrad^i (IBgl.
bie «uSgabe Don 1759; Niceron, Mem. XXVU,
308 88.; Ant. Pericaud, Moreri k Lyon, Lyon
1837, in ben £xtrait8 des Varietes historiques,
biographiques et litt^raires.) [^ägele.]
9t^tgait,X]^omaS, nimmt unter i^ SDeijlen
(f. b. 9rt. 2)ei§mu§) eine bebeutenbe @teQe ein. Sr
iDar guerfi längere 3(it ^rebiger einer (ireSb^te*
rionifc^ @emeinbe in ÜRarlborougl^, Deidlor aber,
liieil er ein audgelaffeneS Seben fül^rte unb ftd^ }um
SrioniSmuS befannte, im 3. 1726 fein älmt 9htn
verlegte erjid^ auf bie^eilfunbe unb übte biefelbe
unter ben Duofem }u Sriftol au§. 3ule|t lebte
er als Sd^riftfteQer in Sonbon bis ju feinem Xobe
am 14.3anuar 1743. 93on feinen mebidnifd^en,
fomie Don feinen sur SSertl^eibigung beS ^rianiS-
wu% Derfa|ten, 1726 in einer Sammlung mit
ber Stuffd^nft A Gollection of Tracts relating
to the Bight of private judgment etc. }u
Sonbon herausgegebenen @d^riften fann l^ier füg«
lid^ Umgang genommen »erben. @eine fynüßU
f^rift ift ba§ anonyme SBerf The Moral Philo-
sopher, in a dialogue between Philalethes,
a Christian Deist, and Theophanes, a Chris-
tian Jew, 3 vols., Lond. 1737—1740. ®afe
SRorgan alS ein unfel^IbareS jhiterium ber ®ött»
Hd^t einer Seigre bie fittlid^e SBal^l^eit, SSemunft
vaä> Stngemeffenl^eit ber @ad^e felbft auffteüt, W
er mit innt 2)eiften über]^au))t gemein; einen felb«
fiftnbigen ätang aber in beren IReil^e gibt il^m
btcfed ^opptlit: einmal Dertritt er bie gnoftifd^e
Snfd^auung beS ißerl^oItniffeS jmifd^en bem SlUen
imb bem 9leuen Xefiament; fobann Derfe^t er
bie Unterfud^ungen über @egenftanbe ber äteli*
güm unb beS ®IaubenS auf ein neues gfelb. 2)er
Qkgenftanb nomlid^, auf ben er ein neues fiid^t
tucrfen möd^te, ijt baS Site Xeftament, feine ®f
fd^te^ feine SReligion. 3n erfterer SSe^iel^ung lel^rt
9Rorgan jttKir feinen SualiSmuS ^föifd^en @eift
imb 9Raterie; aud^ bem 2)o!etiSmuS, mld)tt ber
(SnoftS eigentl^ümlid^ ift, fprid^t er nid^t baS
SBort; allein er ftellt ^mifd^en SItem unb 9}euem
Xeflament, ^mifd^en bem ®ott äSraelS unb bem
®ott ber Sl^ften einen 2)uaIiSmuS auf, föeld^er
bet gnofKfd^en Snftd^t Don bem SSerl^öItni^ beS
VÜm XefUnnentS unb ber d^riftlid^en Steligion
onffallenb entfprid^t. 3lx^t nur erfd^einen il^m bie
Onofüfer als Die ödsten Sl^riften ber erflen Sol^r-
^unberte, als bie SSertreter ber freien äBal^r^eit,
fonbem er betrad^tet aud^ ben Subengott als einen
tmtergeorbneten, befd^ronften, nationalen @d^u|-
gott^ ber feineSmegS ibentifd^ fei mit bem toal^ren
Oott, gonj fo, mie bie ®noftS baS ®efe| unb bie
al^ftamentli^Oelonomie bem 2)emiurgen, einem
fd^hmd^n^ unDottfommenen äBefen, jufd^rieb. 3{l
ber gnofiift^e S)emiurg ein l^rter, graufamer ®ott,
f 0 finben mir aud^ baoon Analogien bei ÜJlorgon,
befonberS in feiner (Mrterung beS SSertilgungS-
friegS, ben bie 3SraeIiten auf Sefel^I ü^reS ®otteS
gegen bie Canaaniter fül^n follten, fomie in ber
unertröglid^n beSpotifd^en ^orte, bie er bem Seri«
monialgefe^ }ufd^reibt Unb mie bei ®noftüer
ÜRardon (f. b. Srt) ben l^L ^ßauIuS aOein oIS
9l))ofteI Derel^rte unb nur bef{en @d^riften nebfl
benen beS ^PouIinerS SucaS in feinen Sanon mtf-
nal^m , f o mö^It auc^ ÜJlorgan nur ben ^oftel
^uIuS 5tt feinem ^ül^^^t; biefer nur gilt il^m alS
ein Vertreter ber freien ©ubiectiDitöt, beS reinen
ödsten ©^riftentl^umS im Segenfa^ gegen baS
3ubend^n{}ent^um. 3n Setreff ber ®efd^id^te beS
Eliten XejtamentS gibt er }uerfi eine pl^ntafUfd^,
m^tl^ologif (^ f peculirenbe Srflörung über ben $ol9«
tl^eiSmuS ber Israeliten, lö^t bann bie ®ötter Der-
e^rt merben burc^ Opfer, ju beren Orbnung unb
Seitung ftd^ aQmöIig ein $riefierftanb, Dorgüglid^
in Seg^ten burd^ Sofepb/ gebilbet ^abe. dier
feien aud^ bie 3SraeIiten mdl^renb il^reS taugen ^-
entl^alteS DoUfommen ög^tianijtrt, b. i in %ber«
glauben geftürjt morben. Um bte burd^ bie ög^p-
tifd^ $rtef)eneIigion Derborbenen 3SraeIiten ju
leiten, ^abeüRofeS il^rem 9[berglauben fid^ accom-
mobirt unb ein boppelteS ®efe| gegeben. 92ad^
Morgan ift baS mofaifd^ !DloraIge)e| blo^ ein
bürgerlid^eS, nationales unb unDoUfommeneS, baS
Stitual- ober Serimonialgefe^ aber meiter nid^ts
als ein Bind fleif d^Iid^r, meltlid^er $oIiti!, tootm
nid^ts äBal^reS unb ®uteS fet, eine binbenbe, }u
©HaDen mad^nbe Serfaffung, ein unertröglid^
3od& ber §finf)emi^, X^annei unb SSafaOen-
fd^ft, beS ®rimmS unb SIenbS, unb ber ^oftel
$auIuS mu| für biefe feine Slnftd^t fpred^
2)ie 3ntegritöt beS ^entateud^ begmeifelt 9Ror«
gan unb untermirft nid^t nur bie ®efd^id^te beS
liuSgugS aus Seg^pten, fonbem bte gonge iSraeli«
tifd^e Sefd^id^te einer ffriti!, bei melier tl^eilS bie
Sarbe beS Uebematürlid^en unb SBunberbaren ab«
gebleid^t, tl^eilS ber ftttlid^ Sl^rafter ber l^anbeln-
ben $erfonen in ein fd^IimmeS Sid^t gefteUt mirb.
Sie Sßunberergöl^Iungen bel^belt er fo, ba^ man
fielet, toit er ^mifd^en ber SorauSfe^ung beS 93e«
trugS unb ber Snnal^me einer Deronoemben @age
unflar l^in unb l^er fd^manft. 2)od^ l^alt er an
biefer mtitl^ifd^en Suff äff ung nid^ confequent feft;
mand^e SQi^unbererjöl^Iungen merben aud^ fo bel^-
belt, ba| ber Vorgang mit 93erle|ung beS mora-
lif d^n S^arafterS einer l^nbelnben ^rfon atS na-
türlid^ bargefteUt mirb. 93ei ber ßrgöl^Iung Dom
9QBaf{er auS bem pfeifen meint er }. 93., ba^ ben
SSraeliten, meldte bisher nur 92iItDaffer auS ben
ftanölen fannten, ein auS bem pfeifen fprubeInbeS
SBaffer munberbar Dorfam. SIS fte aber fpäter
merften, ba| biefeS ein gemöl^nlic^er StaturDorgang
fei, l^ätten fie gur Strofe für bie betrügerifd^e
Saufd^ung il^rem ^eerfül^rer ben ßintritt in baS
Sanb danaan Dermeigert. Seffer als ÜRofeS fommen
1915 ÜKorganatif^e fi1)t — SJiDrin, gtienne. 1916
bei Snorgan bie ^tofi^etnt weg, item iSmif unb lonbs S^nft idqt bei brittt !Banb beS Moi^
©telluiiginbet9iationttim®Qiiäcnni(^t unric^' Philosopher geric&tet ?lu( biejen Jolgte bie mö-
tig auffo^t, unb bie er »ort ben ^litflem gelang fü^rlit^e ©tieitfc^nft beS ^ireSbQtenaneii Somiil
gu unteifc^eiben mei|. 39enn er aber im Mgemei- IS^anbiei, ber btti toa^ien Ülornm be# Mmd
tun mit ^(J^tung unb S^ifui^t Don i^ntn ffrir^t, PhiloBopher juer^ nannlc. S)a9 ald^tigjlt nnb
fo a))ci^op|irt er bod) tinjtlne, »te ©amuti, S)a> ierü^mtefle SBerl a&er, baS in bei ^Slox^aa'}^
bib It., tDtnigtr lü^mlii^, unb alle ntü||en mc^r Sontrat)ei|e erfii^ien, ifl „Site QBttlic^ @aibimg
olttt Weniger bie €ii^Ib ^aden, ba| bie unglud- ÜlofiS" Don SBiOiam SBurburton, bomaie flofikn
ß^ 3lQtion buiii^ cerfe^ile spolitil in DJeligionB' be8 fprinjen ßon SSales, 1759 !8if^o[ ton ®fo-
fa^enju bem traurigen ©d^iiiflal, bem bab^loni- ctfter (geft. 1779). (5JgL §ien[e, Ällgem. ©efi^
t^enesil, geBrai^t TOorben. ®a8 ©ejamntlutt^eil bei c^rifH-ffirdieVI, Siaiuift^meifl 1804, 70ff.;
über baä SBoIT liegt barin, baß enbliii^ im Dialog 2;riniu§, gre^benrei-Septon, Seipjig unb SSern-
,ber (^riftlic&e 3ube %t)topfiamS" feftp jugibt, bürg 1759. 369 ff.; ©c^ötf^, e^ripL ffiri^
bol SSdII Sfirael unb btflen fpäteie ÜeberMeibfet. geft^^te feit bei äiefornrntioii TT, Seipjtg 1807,
3uben genannt, feien ein ^Bd|P CeiTetirteS, grob- 200 ff. ; ^u^rmann, ^anbDBrte^^ ber ifäfL
Ii$ unDiffenbeS, abeigläubif^eS unb Deijneifelt EReligionS' unb ifini^gefd^te, ^Ktllt 1829, in,
goHlofcS @ef$led)t Don !D1enf(gen genefen. SBie 174; l'cdjkr, <&z}^, be€ engl. S)ct§mu8, @liiltg.
man fie^t, baben biefe EinfäUe ein bejonbereS 3n- unb Tübingen J 8-11, 370 ff. 312 il B.) [gt^]
tneffe infofem, aie bie neuefte J^ntit beä ^Iten SSorganaAfi^e 61^e, |. 61ie jui linhn ^onb.
SepameniS jld^ ganj auf btm f^on Don Üßotgan |8organ), f. 'iffcl^obiften.
eröffneten spfabe bcroegt, §at Üßorgan auf biefe ^orgengeDef öet 3uben, f. Sep^iHo.
SBeife eine gioge ffluft snifii^en bem Eliten unb ^otgeitCätibifc^e^in^e, f.Srjet^ifi^eßbte.
bem 91euen Sepament befepigt, fo mad^t ei oui^ ^Ptgentänfen, f. Angelus Domini
eine buoliftifi^e ©Reibung iro\\ä)tn 3ubend^riflen- ^orin (^^-.iTOr: -i-), 'Diame beS Xemitelbetae*
Qium unb leinem 6](niftentl)um. gi fa|fe jtoai ju Senifnlem, tommt in ber ißulgata nur an bei
baS e^iiftenl^um atä aKorol unb als nieber^et- einen Slelle 2 ^ar. 3, 1 uor. 'Set ^rfiifi^Iest
geftellte Dteligion bei 3iatur auf unb ^ob nament> füfiit benfelben !Itamen aber fcEton an einei fiü^
lic^ als Sorjug bei d^ripii^en Cffenbarung bie ©teCIe (@en. 22, 2) an, no Don btm .Sonb bei
ftlar^eit unb ©emi^eit bei Äenntnife Don Sott, Mona", b, b- bei ©egenb um ben ÜRoiio (SJulg.
anfeien fittli^en Sppic^ten unb bei Unpeibticbfeit terra ™ioniB, LXX -^ u+^XtJ), bie 3ieb« ij.
^ertjor; abn er bemeinte jebeS ©e^eimni^ in bem gtietnoii^ toar, mie mit ber 91tti(ei ^eroor^bt, ber
^itftlii^en ©Icmbenefgftem. 9hir um fit^ notb* ^ame fi^on ju abro^amS 3(it betonnt, unb bie
tDtnbig JU mod^en, meint er, bobe bei 6teru§ bie neue SSenennung, »eldde er ber Oertlit^ftit lu^
Sacramenle er^nben. Su^ fonb nadC) i^m fi^on ^, 14 gab: „(Serg, tno) beiden fte^t*, mm eint
in ber erften 3eit eine ißermifi^ung Don Sübifcbem Snmeiäung ober Umformung biefes 9tonunfi, ber
mit S^iiftlid^em flott, unb bie SSerf^iebenbeit in ("; ■«■i=) „®eäeigteä beä lierm" (Sif^cinntig
ben9In{i(bten,obbie3uben-unbbie^eibend^Pen @ottee) bebeutete. Sa^ bei fo bqeidbnett 9eig
jur ÜSeobaibtung beS mofaifc^en @tfe|e3 Der- mit bem fpätemSemtielbetgibentifd^ hmi, iflMn
^id^tet feien, biente i^m jum ^Seneife, ba^ bie je^eiwegenberätoibitblicbteitbeSOftferigeglaiiit
»pDpel nid^t in gleiilber SBeife inffiirirt unb un* moiben, ueld^eB ^bia^am auf biejem £Bnge ben-
fet)Ibar gemefen. 9Sie in bei alten 3cit baS ö^te biaifrte; bie gunobme ifi aucb buti^ bit gnt^nurog
e^itflent^um nui bei einigen SJiffenterS (Sno- gerc^tferligt, meldte Bon ©erfabe bis aenifnlm
Pifem) gemefen fei, fo fei ou^ fdn cbriftlid^er 21 ©tunben ober biei Xagereifen betiBgL 3a
®eiimu8 (eineStoegS eine DpliofitiDn gegen baS fpSterer3eit ^tu6teber9Jame51floriohemberüi«■
ä^i6fe ©b'^iftentfium, fonbem nur Sßojitiou oeS äcEit tem unb umfaffenbein Dramen ©ion nm^tn, wäi
e^riplic^enunb9iegQtionbe83ubend6riPent6um8, nod^ fpäter tommt nur ber iRome ,a>ni(ittt«rB'
baS immer noc^ in ber EbriPenbeit mudbeie, S)a^ (n^? -<n) Dor, [flnnfaL]
auäf biefe anfcbouungen im 19. Sabibunbett ttie- ^Kotitt, Etienne, ein ^oteflontiftberS^e»'
ber aufgelebt finb, broui^t (aum erinnert ju met- Inge unb gelebrter Orientalin, wor gÄiien p
ben. S)iefe Seiten beS Moral Fiiilosapher, melcbe Säen am 1. Januar 1625. Sr nmrbe guei^ p
Snorgon im erften %anbe in blalogiftber $orm ben flaufmannfftonb beftimmt, bem fein fcü^Kf
ftlbftfinbig entmidfelte, riefen mebrere grmiebe» ftoibenei SSatei angebBrie, eibiett aber f^lielG'i
Hingen 1)tTbm, namenilicö Don 3obn gb^pinou Don feinei 5Jhtttei bie grlaubnife, feiner tief geoBr-
(geft. 1760), BDn Sobn Selonb, ber fd^on gegen jelten 5ieigung gum ©tubium ju folgen. SnSdm
Sinbal aufgetieten war, unb Don bem Jüngern nnb bann ju Serben betrieb er nimmtldr btfmtbei»
X^omaS ISumet. ütui^bem <Dloigan im gtoeiten baS ©tubium bei orientaltf^n ©träidben. ?■
Sanb auf bie ©(^riften Sliobmani unb fielanbS 3. 1649 uuibe ei )um ^ßoi bon St'$ietn-
geantwortet bitte, fd^rieb DJIofe« Sornman, ein fur.S)iDe in bei 51äbe Don Kam ernannt unb bW
fre8b9teriQnif4er«piebigei(1752). eine Bertbel' 15 Sab« bafelbft. gnblid^ entfd^lofe er fWSmf
oigungberbürgerli^enginrii^tungenber^ebiäer. mieberfialteS ©rängen feinet gfieunbe, bie Sßfoip
©tgen Sotuman unb ben jneiten 99anb oon Se- peße ju Sacn anjun^mm, utli^ on^ f(^
1917
SRotin, 3o^anne8.
1918
mel^rere feiner SBorfal^ren inne gel^afit l^atten. Sie
Snfl^bunQ bed SbicteS t)on 9tante§ t)erattla^te il^n,
itac^ ^oQanb }u gelten, too er erft in Serben, bann
inStmfterbam qI8 Seigrer ber orientalifd^enSprad^en
oitftrat. ^ier ftarb er am 5. 'JRax 1700. Seine
f^au))ttt)ei!e {inb: DissertationeB octo, in qui-
büB multa sacrae _et profanae antiquitatis
monumenta explicantor, Genevae 1683, neue
tbtfL Dordraci 1700 ; Exercitationes de lingua
primaeya ejnsque appendicibus , ültrajecti
1694. 3hl biefer ©d^rift üert^eibigt er bie «n«
fi^, bog bie l^ebräifd^e Sprad^e bie Urfprad^e
bcr IRenfd^l^eit fei. fßql bap feine Lettre sur
Torigine de la langue hebralque in ben t)on
liBobet gefammelten ®iffertattonen I, Par. 1712.
f^enter: Explanationes sacrae et philologicae
in aliquot y. et N. Testam. loca, Lugd. Batav.
1698. SRel^rere Heinere @d^riften unb 9uffö^e
tum i^m finb genannt (et Nici^ron, Memoires
Xn, 281—238, bei Söd^er, attgem. ©ele^rten-
Icjüon m, Seipj. 1751, 681, unb in ber Nou-
Tdle Biographie g6n6rale XXXVI, Paris
1861, 597. 1% effer.]
^Roris (MorinusX 3o]^anne§,ein gelel^r»
in Oratorioner, ttmrbe 1591 ju 93(oi§ t)on refor-
itirten £Item geboren. 9{ad^bem er fi$ }uSa9lo-
4dle baS Stubium ber clafftfd^en fiiteratur l^atte
liotjäglid^ angelegen fein laffen, toarf erfi$ nad^*
Ber )u Serben mit allem (Sifer auf ba§ ber ^ßl^ilo«
iopi^t, TOa^ematit 3urtS))ruben} unb namentlid^
ber X^eobgie, fomie ber orientalifd^en ©prad^en.
Sie Seetüre ber l^eiligen @d^rift, ber JKrd^ent)citer
«nb ber SoncUienacten enegte in il^m balb 3tt)^f ^^
Aber bie Stid^tigfeit beS reformirten Sel^rbegrip,
snb biefe S^ti]ü ttmrben nod^ gefteigert burd^ bie
Gbreittgfeiten ber ^[rminianer unb ber ®omariften
Q. b. 9rt.). 9tad^ längerem prüfen trat er enblid^
{u $Qrid unter ber Seitung beS @!arbinaIS bu $er-
nm in ben @d^o^ ber latl^olifd^en ftird^e }urüd(.
Um ungeftörter ben SQBiffenf^aften leben )u fönnen,
trat et 1618 in bie erft hirae 3eit öorl^er t)on Se-
ndle (f. b. Art.) gcfHftetc Kongregation ber Dra»
torianer ein. 92ad^bem er bann bie ^rieftermeil^e
ed^otten^ gab il^n SeruKe bem Sifd^of 3Jl\xon t)on
Inaer« an bie Seite; als biefer 1627 gr^bifd^of
mm S^on mürbe, folgte il^m Snorin aud^ bal^in
sad^. 9{ad^ bem Sobe biefed ^rölaten feierte er
im 3. 1628 nad^ $ari3 jurüd unb gemann ba«
fäS^ burd^ feine @d^riften unb ausgebreiteten
ftominiffe balb ein foId^eS Sufel^en, ba| t)erf(i^ie"
boie Sifd^öfe il^n öfters ju il^ren SSerfammlungen
Egen unb in ben mid^ti^en ^[ngelegenl^eiten
feines Statines bebienten. «ud^ ißapft Ur-
VnL, ber bie ©ried^en unb bie übrigen f d^iS-
moKfdben ftird^en beS ÜRorgenlanbeS mit ber römi»
lAcit ifird^ }U bereinigen fud^te, berief i^n nad^
abm, um il^ bei biefem UnionSmerf e ju oermenben.
feter luil^m il^ ber SorbinalSarberini red^t freunb-
u^ anf, ollein eS t)erftrid^ gleid^mol^I einige 3eit,
MS er aud^ bei ^olfieniuS unb SlOatiuS (f. b. 9rtt.)
tbierftmmng fonb. 2)iefelbe nxir bann aber rm
fo ooQftänbiger. SBäl^renb nSmlid^ bie meiflen
SDHtglieber ber UnionScommiffion bie Snfid^t tl^eil-
ten, aUe Orbinationen ber gried^ifd^en JKrd^e müß-
ten t)enDorfen merben, meil babei nid^t alleS beob-
ad^tet morben, maS bie Sd^olaftiler jur gform unb
ÜRaterie berfelben red^neten^ marb Dorjüglid^ burd^
aßorin unb SlUatiuS bie rid^tige Snfid^t jur ®el-
tung gebrad^t, ba^ bie gried^if^e ftird^ betrad^tet
werben muffe als in t)5IIiger Uebereinftimmung
mit ber lateinifd^en ftird^e ftel^enb, föenn unb info-
meit fte nod^ aUeS baS feft^alte, maS t)or bem
@d^iSma beS ^l^otiuS geglaubt unb feftgel^alten
morben. 9tad^ neun SRonaten feierte ÜRorin auf
Setreiben beS SarbinalS Stid^elieu nad^ ^ranfreid^
jurüdC. 9}ad^ ben Sinen l^ötte biefer 9Rini{ter feine
2)ienfte in Slnfprud^ nel^men mouen, nad^ Ruberen
aber, toaS mel^r SQBal^rfd^einlid^feit für M l^ot, l^ötte
er befurd^tet, SJlorin fönne in 3lom über il^n meni-
ger günftigeSnittl^eilungenmad^en. fortan mirlte
SRorin mieber auf bem literarifd^en ® ebiete bis }u
feinem Xobe, ben 28. Februar 1659. SSon feinen
jal^Ireid^en @d^riften lieben xoxx folgenbe auS:
1. Exercitationum ecclesiasticarum libri duo.
De patriarcharum et primatum origine et
antiqua censurarum in cleros praxi, Paris.
1626. 3)iefe ©d^rift entl^ölt üiel intereffanteS SIKa-
terial, ift aber nid^t ol^ne formelle Qfel^Icr unb bil«
bet burd^ bie ftrenge J)ert)or]^ebung ber ^apaU
redete einen getoiffen @egenfa| ju ber ©d^rift:
2. Histoire de la delivrance de TEglise chrö-
tienne par l'empereur Gonstantin et de la
grandeur et souverainete temporelle donnöe
k TEglise romaine par les rois de France,
Paris 1630. 2)iefeS SBer!, baS einzige, meld^eS
SRortn in franjöftfd^er ®pxad)t derfa^te, gefiel in
Stom nur toenig, unb er mu^te bem Sarbinal 99ar-
berini baS Serfpred^en geben, bei einer etmaigen
^meiten Auflage gemiff e fienberungen anzubringen.
3tx)ei Saläre Dorl^er l^atte er l^erauSgegeben : 8. Biblia
LXX interpretum 6raeco-Lat. cum praefa-
tio'ne et prolegomenis, 3 voll., Paris. 1628.
2)aS 9nfe|en ber ©eptuaginta mirb barin gegen«
über bem |ebräifd^en Ze^te, ber t)on ben 3uben
corrum})irt worben fei, auf eine SBeife l^eröorge-
l^oben, ba^ ©egenfd^riften nid^t ausbleiben tonnten.
91ud6 in ben ©d^riften: 4. Exercitationes eccle-
siasticae in utrumque Samaritanorum Pen-
tateuclium,Par. 1631 ; Exercitationes biblicae
de Hebraei Graecique textus sinceritate, ger-
mana LXXII interpretum translatione digno-
scenda, illius cum Vnlgata conciliatione . . .,
Pars I et 11, Par. 1633 et 1660, unb: Diatribe
elenctica de sinceritate Hebraei Graecique
textus dignoscenda, et animadversiones in
censuram exercitationum ad Pentateuchmn
Samaritanum, Par. 1639, foK überall ber 9tad^*
meiS geliefert merben, ba| ber l^ebroifd^e 3:ej;t Don
ben 3uben entfieüt, ba| ber famaritanifd^e Se^t
meit beffer als ber l^ebr&ifd^e fei, unb ba| Ie|terer
ftd^ meber t)on bem, meldten SufebiuS, ^ieron^muS
unb bie übrigen ftird^em>&ter Dor fid^ ge|abt l^ätten.
1921
IRotil 9BtI^eIm.
1922
(Bäfirom, einet leibetifd^ftltd^enSafoiniftin. Mein
f^on im nömltd^en 3a]^re trat fein Sruber Sl^ri*
jUon SuQujlt }ur lotl^olifd^en fttr^e }uräd, unb
beffen Setfpiel toit beffen fd^riftlic^e unb münb-
lidit ßrmal^nunQen mad^ten in Serbinbung mit
bell )u Stom em))fangenen Sinbrüden feine Intime'
rifd^ Ueberjeugung manfenb. 93on ber SOBol^rl^eit
ber Iat]^oU[(|en Steligion ttor er balb f o überzeugt,
bai er Snoere in il^rem Sntfd^Iu^, biefelbe on^u-
tiel^men, beftärfte. 3^n felbft aber l^ielten t)on
biefem @d^ritt lange jmei 93ebenlen jurüd : baS
eine toar bie gfurd^t Dor bem3om feiner ©emal^Iin,
ber er aufrid^tig }uget]^an tt)ar; ba§ anbere bie
SüDögung, ba| er, fobalb er fatl^olifd^ toerbe, ber
Sbrninifhotion beS SBiStl^umd 9taumburg entfagen
muffe unb fo bad eingige ÜRittel jur 2)edung feiner
€d^ulben, meldte bei Derfd^menberifd^em ^of^alt
fel^r angemad^fen ttaren, t)erliere. SBegen be§ le^«
tan 99eben!end ertoirfte il^m fein Sruber t)om
tl€A\tt bie Syia^t, ba| er, aud^ föenn er jur la-
^Hfd^en Afird^e übertrete, bo(| im ©enuffe ber
fnigtid^en C^inlünfte t)erbleiben folle. Sluf biefe
aSer^lung l^in f a^te ber jagl^af te gürft nun einen
mut^igen Sntfd^Iu|. 6r begab ft^ }u (Snbe be§
3o]^ 1715 3u feinem Sruber, bemSarbinal, in
bie bd^mifd^e 9lorbertinerabtei S)osan, legte bort
tat beffen Mnbe bad fatl^olifd^e @Iauben§befennt«
nil olb utw empfing bie j^eiliae Sommunion nebß
ber l^eiligen gfirmung. 2)iefed freubige Sreigni^ be-
rid^tete ber Sorbinal augenblidtlid^ unb SRori^ f elbfl
^a^ 9Ronate fpäter in räl^renben SuSbrfidCen bem
^kipfte nad^ Stom. 3n feine äteftbenj jurüdCgefel^rt,
bdd^imlid^te er feinen Uebertritt (önger al§ ein^al^r,
cnifd^lo^ ^d^ aber im 9))ril 1717, bie @Iauben8-
di^enmg ei^ feiner ®ema]^Iin }u offenbaren unb
einige £age fpöter ftd^ au^ öffentlid^ al§ ffatl^o-
likn }u befemten. 2)amit begann eine ma^Iof e 9n«
f einbimg gegen il^n f oniol^I in feinem ^aufe als in
feinem Sonbe, unb bie ^ergogin rief babei il^ren
Sater )u ^ilfe. Se^terer forberte ben Jhnrfürften
unb ftdnig Suguft t)on @ad^fen auf, fid^ in ben
aMi| bed 93i§t|umS 9taumburg ju fe^en, föeld^eS
auf drunb beS »eftfölifd^en ^riebenS t)acant ge>
toorben fei, unb fo fal^ ÜRori^ SQBill^elm eine lange
geffixd^tete Salamitat über fid^ l^ereinbred^en. Unter
oen Sureben unb 2)ro]^ungen feiner ©emal^Iin, bie
il^ gang bel^errfd^te, im ©ebanlen an eine un»
erfd^vringlid^e @d^ulben(aft unb in Serjmeiflung
loegen ma^Iofer Unbotmö^igfeiten feiner auf gel^e^«
len Untertl^nen !am bie SSerfud^ung an il^n $eran,
iDieber lutl^erifd^ ju tt)erben. 9tad^bem er nod^ am
Orunbonnerdtag 1718 mit groger ^[nbad^t com-
nninicirt utü) am 8. September feinem 93ruber auf
beffen ^Befragen ba§ @erüd^t, er molle t)om tati^o^
li^tn ®Iauben abfallen, al§ mendacium ab im-
Sdentissimo nebnlone aliquo confictum unb
I felbfi ald talis inconstantiae non modo ex-
pertem, sed nee eapaeem begeid^net l^atte, foU
er am 16. October beSfelben 3a]^re§ ba§ lutl^erifd^e
Sbenbmal^I empfangen l^aben. Ob biefe 9iad^rid^t
tool^ ifi, fann nid^t mel^r ermittelt merben, benn
ber ßerjog ftarb fd^on am 15. 9lot)ember, oier
äBodgen nad^ feinem angeblid^en SbfaU, gu SQBeiba
an ben Glattem. 9UIerbing8fd^riebberS9eid^tt>ater
feines Sruberd, beS Sarbinatö, am 8. SDecember
1718 t)on äBien aud an ben SarbinaI*@taatSfecre«
tär }u Siom: „. . . @eine cafoinifd^e ©emal^Iin,
©d^mefter beS ftönigS Don $reu|en, l^at ben ^er«
sog öerlaffen, ben Berliner 6of mit il^ren ftlage-
liebem erfüllt unb bie Sutferaner fo aufge]§e|t,
bag alle Gläubiger beSf elben sugleid^ über ii^n l^er-
fielen. S)er ftönig Don $oIen, obgleid^ fat^olifd^
unb im Seft^e be§ SiStl^umS 9ßei6en, l^at bem be«
feierten C^erjog ba§ @tift 9taumburg in Sefd^lag
genommen. 9{ad^bem ber unglüdtlid^e^erjog feine
3uflud^t in äBien gefud^t unb @e. ÜKaieftät ben
ftaif er gebeten, bie !Dlenge feiner ©löubiger )u be«
gütigen, um Don i^nen einen 3<t¥ung8auffd^ub er«
toirfen ju laffen, l^t ein gewiffer SKinifter l^eim»
tüdKfd^ unb gegen aOe SBal^rl^eit il^m ermiebert,
,@e. SDlaieftat ber ftaifer tooUt ben ®ang ber ®e-
red^tigleitSpflege in feinem faiferlid^en f)ofrat^e
nid^t l^emmen ; man nel^me ba feine 9tüd(fi(^t auf
S9e!e]^rung jum ftat^oIidSmuS ober ^roteftantiS«
mu§, menn eS einen ®ered^tigfeitsfprud^ betreffe
seeundum allegata et probata*. SHefe Sntmort
Derfe^te ber ©tanbl^aftigfeit beS ^erjogS ben l^ten
@(^Iag. 93on ienem SugenblidCe an tonnte er nur
mel^r auf ben @d^u^ beS l^önige Don $reugen
sohlen, ba il^m fein anbered ÜRittel mel^r in 9uS-
flc^t ftanb, ftd^ aus biefer äugerflen Serlegenl^eit
5u retten. 9$on bem proteftantifd^en ftönig aber
f onnte er biefe pecuniöre öilfe nid^t onberS aI8
burd^ feinen Slbf aU Dom f at|oIif d^en ©lauben f au«
fen, unb eben biefen 3tDed Derfolgte je^t ber be-
tagte ffönig, ber il^m Derfprad^, il^n mieber in ben
93eft^ beS @tifteS 9taumburg }uräd}ufü]§ren, ent*
meber auf biplomatifd^em SBege ober mit SBaffen»
gemalt, ^[bgefel^en Don ber Unbel^anlid^feit bed
l^ersogS Don ©ad^fen-S^^^ meldte Unbeftünbigfeit
er in taufenb anberen §f(UIen bemiefen l^at, ift er
mit einem öu^erfi l^^o^onbrifd^en Xemperamente
bel^aftet. ÜReineS Srad^tenS l^aben biefe Urfad^
ißieleS }u feinem StüdfaQe beigetragen. SlUein bie
Setoeggrünbe, bie jule^t unmittelbar }u feinem
©turje in ben Slbgrunb beigetragen, ftnb folgenbe :
SrftenS feine fd^mere @d^iübenlaft, inbem er nid^t
mel^r mugte, mie er ftd^ au§ ber 3loÜ) l^elfen utü)
ben Verfolgungen feiner ©laubiger entgegen fönnte.
3n bie Snge getrieben, l^at er ben 3ubringlid^feiten
feiner ©emal^Un fid^ ergeben, bie il^m Derfprad^,
il^n aus ber 92ot]^ ^u retten mittels einer Summe
Don 100000 Xl^alem, unter ber Sebingung, ba$
er }u feiner erflen 9ieligion prüdfel^re. Qu biefem
Semeggrunbe gefeilten ftd^ bie arglifügen ßinpfle*
rungen eines angefel^enen $räbicanten, ba^ ber
^eilsmeg in beiben Sieligionen offen fiel^e unb man
mit beftem ©emiffen Don einer ^ur anbem über«
gelten fönne, menn man, mie im gegenmörtigen
Sfdie, gute ©rfinbe bagu l^be . . ." 3nbe| iß
möglid^, ba^ ber @d^reiber biefeS 93riefeS nur Dom
^örenfagen fprid^t ®id^ ifi/ ba| gegen ben
61
1923
SRormonen.
1924
dürften nad^ feiner Sefel^rung ein gonjed 92e^ Don
allen etbenflid^en SSerleumbungen gejponnen ttot«
ben tft; }u biefen gel^ört namentU(i^ ein mQ|Io§
abgefd^ntadteS @Iauben§befenntni^ DoUer g^^beln
unb SSetbommungen, toeld^eS er t)or feinem Sruber
abgelegt l^aben foQte, unb toeld^eS Don einem a)}0-
fla^rten ©eiftlid^en !RamenS Jüngling burd^ ben
ffirudt öeröffentlid^t würbe. ÜJlan barf ba]^er to6t)l
ber Slnfid^t fein, ba^ ber bebrängtc gfürfi troj
aller gegen il^n angemenbetenSRad^inationen feiner
Ueberjeugung treu geblieben ift unb ben frommen
ffatl^olüen auS feiner gfamilie ebenbürtig an bie
Seite gefegt werben lann. (S5gl Sä|, ®ie Kon«
üeraten IX, greiburg 1869, 268 ff. unb bie bort
angef. Sit.) [ilaulcn.]
^SBotitioiteii ober ^eilige t)om )üngften 3:age
(the Latter Daj Saints of the Church of Jesus
Christ) f)ei^t eine in 9lorbamerifa entftanbene
})antf)eiftifdic ©ecte. ©iefelbe ift eigentlid^ nur ein
$roteft gegen ben flad^en, rationaliftifd^en unb
fQmboIifd^en $roteftanti§mu§ unb gleid^t barin
ben 3rt)ingionem (f. b. Sri. 3hDing), mit bem
Unterfd^iebe jiebod^, ba| fte an bie ÜRaffen fid^
wenbet, benfelben einen mütl^enben Sntl^ufiaSmuS
einim))ft uno hali communiftifd^e Clement ju fd^ar«
fer Ausprägung bringt, ©tifter beS SWormoniS«
muß ift 3oe (Sofep)^) ©mitl^, geb. ju ©^oron im
©taate Vermont am 23. S)ecember 1805, ein
9Renfd^ ol^ne aDe l^öl^ere SBilbung, bem ftauf«
mannSftanbe angel^örig, bef[en $]^antafte aber
burd^ meSIeQanifd^e $rebigten möd^tig aufgeregt
warb. Sr l^atte Derfd^iebene @ecten lennen ge«
lernt fanb aber nirgenbS Harmonie, l^ielt fd&Ue|«
lid^ aQe beftel^enben Suite für gleid^ falfd^ unb
befd^lo^ )ule^t, eine neue Steligion )u ftiften.
3laä) feinen fpöteren SSerftd^erungen wollte er fd^on
1820 burd^ eine wunberbare Stimme über bie
Salfd^l^eit aDer Religionen unb über bie beüor»
ftel^enbe neue Offenbarung, bereu Organ er wer«
ben f oute, belel^rt worben fein. 9lm 21. September
1823 üerfünbigtc il^m ein 6ngel JJäl^ereS unb
beauftragte il^n, bie in ber 6rbe öergrabenen lafeln
ber Offenbarung aufpfud^en, bie er )ule^t aud^
fanb unb beren angeblid^er 3n|alt baS l^eilige 93ud^
ber 3Rormonen bittet. Unterftüjt Don bem @ngci
unb burd^ bie §ilfe eines bei ben Safein befinb«
lid^en, au§ ^wei transparenten Steinen beftel^enben
SnftrumentS (bie Urim unb Thummim ber 3uben,
wie er fagte) wiU Smitl^ baS gel^eimni^DoKe pro«
p^etif d^«]^iftorif d^e 93ud^ au8 feiner unDerftänblid^en
Sprad^e überfeM l^aben. S)iefe8 99ud^ ber SKor«
monen, baS ftdj atö infpirirt ber Sibel pr Seite
ftellt, entl^ält bie ©efd^id^te ber amerifanifd^en Ur«
einwol^ner feit ber erften 9JieberIaffung einer Dom
Sl^urm Labels weggezogenen Kolonie unb ber
Kinwanberung Don äsraeliten pr 3cit beS Äö=
nigS Kjed^iaS. ?lad^ feiner Suferftel^ung foH
Kl^riftuS in Smerifa fid^ gejeigt unb bort feine
flird^e gegrünbet l^aben, fein SSolf aber wegen
Dieler Sünben Demid^tet unb bem legten ameri«
fanifd^en ^ropl^eten SKormon unb beffen Sol^n
9Jbroni ber iBefel^I gegeben werben fein, bie
©efd^id^te beS untreuen SSoIIeS niä)er}uf(!^reiben
unb in bie Krbe ^u Dergraben, woraus eS erji „in
ben lüngften Zagen" wieber genommen werben
foQe. lieber bie wal^re ®eneftS biefeS 93ud^eS umrbe
bis in bie neuefte Qtii ^ol^tnbt^ angenommen.
Salomon Spaulbing, ein angliconif^er ®eifi«
lid^er, ^atte in feinen ÜKufeeftunben einen l^ftori«
fd^en IRoman über bie Ureinwol^ner beS ameris
fanifd^en Kontinents unb bie Slbenteuer ber in
9Jmerifa jerftreuten Stämme SSraelS Derfafet, befjen
Verausgabe fein Sob (1816)jöinberte. 3)aS3Rami»
^ript foQ burc^ einen gewiffen Sibne^ Sügbon,
einen frü]^em Saptiftenprebiger, in bie^onbeoon
3oe Smitl^ gefommen fein, ber mand^ Sebonfen
barauS entnommen unb fte mit eigenen pl^ntofti«
fd^en 3been )u einem neuen SOßerfe The Book of
Mormon b j J. Smith, Jr., Pahnyra 1 830 (beutj(^
^amb. 1852) Derarbeitet i^aht. Wim l^ier fiegt
ein Srrtl^um Dor, ber ftd^ nur begl^Ib fo lange
erl^alten tonnte, weil SpauIbingS Süonum eijt
neuerbingS (1884) befannt gemod^t unb geprüft
würbe. 2)te Kompofttion, ber ©ebonfengong, bie
religiöfen Sbeen in beiben Sd^riften finS granb»
Derfd^ieben. S)aS Book of Mormon ift p^ntojie«
xtxä), bagegen SpauIbingS äloman langweilig;
in bem einen finb bie biblif d^en 3been gefd^idtt in
bie ©arftellung gewebt, in bem anbem l^errfd^itber
trodfenfte 9{ationaIiSmuS; in beiben Süd^ iß
!aum ein 92ame, ber auf biefelbe SBeife gefc^ri^
ift. %nä^ fte^t fejt, ba^ Weber Smt^ tiod^ fein
angeblid^er ©el^ilfe Sügbon ben Stoman Sponl*
bingS gefeiten l^at. 3n ben amerüonifd^en ^^tm»
naien unb in gro| gebrudften Annoncen wmbe
Smiths Sud^ als bie Kntbedfung einer golbenen
iBibel mit ref ormirten ügQptifd^en Kl^arafteren and«
pofaunt, bie eine neue, biemofaifd^e wie bie d^«
tid^e ergän^enbe Offenbarung entl^alte. S)ie t»m
Smit)^ für bie äl^atfad^e feines gfunbeS unb ber
Don il^m gefertigten Ueberfe^ng angefül^rtenS«'
gen waren t^eilS bei ber weitem Sefanntmad^nng
be§ iBuc^eS fd^on tobt, tl^eilS an bem ©elinga
beS Untemel^menS fel^r lebl^aft betl^eiligt. Snnt$
gab au^erbem nod^ ein 93ud^ Don Offenbarungen
ber Kugel ^erauS unb wollte, ol^ne l^ebroif^ mib
gried^if^ gu Derftel^en, mittels einer SBunbobrile
^ebräifd^e unb gried^ifd^e $rop]^etien ouS bem
Original überfe^t l^aben. Stud^ SBunber hä^
tete ber neue ^ropl^et gu Derrid^ten, j[ä)od^ foQten
fte nur ben Kingewei^ten ftd^tbor fein.
3lad^ il^rem ©laubenSbefenntniffe erfennen bie
ÜRormonen au^er ber Sibel nod^ anbere g5ttrt(^
Offenbarungen an, befonberS baS Su(^ SRomum.
S)a biefe Offenbarungen nod^ fortgel^n unb Set»
fd^iebene fid^ beren rühmen, fo tft ber ffreiS Vfttc
2)ogmen feineSwegS enge begrenzt, imb eS finbcn
ftd^ in buntem @emif^e Diele einanber wibet*
fpred^enbe 9Jnfid^ten. Kine Sufammenfiettung gebe«
Doctrines and covenants . . . selectedfromthe
Revelations of God, by Joseph Smith, 1833 n.
1881, aud^ London 1845; The Pearl of gresi
1926
SRotmonett.
1926
Price, Liverpool 1851 ; Letters exhibiting the
moBt prominent Doctrines bj Orson Spencer,
5. ed. 1866. 9tad^ ber 9nf(i^uutig ber SRonnonen
Vft bo8 göttlid^e Sßefen nid^t reiner ®eift, fonbem
cÜDQfi ftörperltd^eS, Sitttmcflungdfäl^igeS, boS erfi
im Sanfe ber 3eit eine berl^öltni^mä^ige aSoK«
fommenl^eit eneid^t. £§ e^iftiren unjöl^Iige ®5tter,
Jodäft oUe erft burd^ i^r Singel^en in menfd^Iid^e
Selber jur Snhoitflung gelangen. 9nit biefer Seigre
toiib bie ^ol^gamie qI§ eüoaS Serbienpiid^ bar-
giefteQt. ^enn j[e mel^r grauen ein ÜRormone ftd^
rm 3ti>ede ber 9tad^!ommenfd^aft ,, anflegelt", unb
mel^r JKnber er eneugt befto größer fmb feine
Serbienfte um bie @ötter, meldte f\ä) SBol^nfi^e
(tabemacles) fud^en, unb befto l^dl^er ttnrb feine
®(one in ber £ttngTeit. 2)ie &)t ifi il^nen barum
baS SBid^tigfie ; eine gfrau lann nur feiig werben,
locim fte einem ÜRanne berbunben ift. @ie löugnen
eine allgemeine Srbfünbe, l^aben aber oerfd^iebene
Xoufen für @ünber, ftranfe unb Xobte tl^eilS
im Saptiflerium, tl^eifö in gflfiffen. S)urd^ il^re
Zobtentoufe, bie au§ 1 Sor. 15, 29 begrfinbet
mirb, glauben fte bie Sbgeftorbenen auS ber ^5Qe
munittelbar in ben ^immel berfe^en gu lönnen.
SBer nid^t bei il^nen Sie Xaufe empfangen fyA, gilt
ifinen, mag er jf atl^oli! ober $roteftant fein, als
^eibe. 9{ur bei il^nen ift bie allein gültige Saufe,
ote malere ^onbauflegung unb baS föal^re $riefter-
Qum. @ie finb be^l^alb aud^ aQein bie „C^eiligen",
M benen bie S^ariSmen unb SBunbergaben ber
Qrfird^ aufleben, unb »eld^e in ba§ aUentl^alben
nfbrbene IHrd^enmefen baS redete @eifte§Ieben
tvleber einfül^ren. Sinnen gel^drt bie ganje SQBelt
mit dien ®ütem; fte glauben an eine 93ieber-
l^erfieHung SionS unb eine |)errfd^aft Sl^rifti im
taitfenbj[ä$rigen Steid^e, nad^ oeffen Snbe bie 9uf»
crflel^ung ber Sobten erfolgen foD. — UeberauS
complicfet ift bie Organifation ber ©efeKfd^aft,
bie einen eigentlid^en Sottedflaat bilben mill. Sie
iefi|t eine fo gro^e 3<)^I bon Semtem unb 9lb>
igen berfelben, ba| faft Jeber Sngcl^örigc
eine geiftlid^e !ßerrid^tung ausüben !attn.
mtterf^bet borerft ein boppelted ^riefter»
f^nm, bod meld^ifebefifd^e unb bad aaronitifd^e;
tem erflen 1^51^, meil geiftigen, gel^dren an ber
^rftfibent unb feine imi 9tät]^e. 2)ief elben f oUen bie
Xcbtit&tberfinnbilben unb bie brei fiieblingSapoftel
^ßdruS^ Sol^neS unb 3acobu§ barfteSen. S)iefe
«oße ^ftbentfd^t" übt unbefd^rönfte ©emalt
in bet geifilid^n unb ber »eltlid^en ©pl^öre. S)er
9fdflbent ift burd^ bie 9lat^f d^Iöge feiner Sf ftftenten
iiid^ gebunben. Sine anbete SBürbe ift bie be§
^Ikäriard^, »eld^er baS 93oI! }u fegnen l^at. ©el^r
einfbilreid^ finb bie Spoftel ; benn nad^ bem Xobe
bc8 ^ßrffii>enten gel^t bie l^bd^fte ©emalt auf fie
fiter, uno fte l^ben ben 9{ad^foIger ju ernennen.
Silber ift bie SBal^I febeSmal auf ben ißorftel^er ber
Spoßel gefallen. Sdbeftel^enlOOSSerfammlungen
mm Sidbenjig, bon benen {e 7 ^röfibenten finb,
femet ein fRai^ bon 96 «eiteren. Mt bief e ftnb SRit«
gßd)er bei meld^ifebefifd^en ^rieftertl^umd, ttd)^-
renb bie S9ifd^öfe, ^riefler, SSermalter, ©iaconen
bem aaronitifd^en ^rieftertl^um auoetl^ilt finb.
S)en Sifd^öfen unterftel^t bie äußere Skrtoaltung ;
bie ^riefter bürf en prebigen unb taufen, aber nid|t
bie ^änbe auflegen; bie S)iaconen totthtn für
äußere ©ienfte gebraud^t. «18 JKifftonare in frem-
ben Sönbem werben bie «poftel unb bie ®ieben}ig
beftimmt.
SHefe ©ecte berbreitete fld^ in hirjer Seit in er-
ftaunlit^er aOBeifc. 3m 3. 1881 nmr fle faft nur
auf bie nöd^ften «ngel^örigen unb Sfreunoe beS Stif-
terg befd^rönft ; im 3. 1853 jöl^Ite man fd^on über
800 000 SRormonen. Um bie fjfamilien @mi^
unb SQBl^itmer, ben ®runbftod( ber @ecte, fd^aarten
jid^ nad^ unb nad^ biele ©laubige in ber (Semeinbe
URand^efter, nal^e am See Ontario. 93on l^ier auS
tt)urben fd^on biele «poftel entfenbet. 2)ann jogen
fie infolge einer SSifton bed ^ropl^eten @mit]^ nad^
JKrtlanb im Staate Ol^io, fud^ten aber balb in bem
meniger bemol^nten SBeften neue Kolonien mi er-
rid^ten. ©leic^ 3ofue fanbte ber ^ßropl^et Itunb-
fd^fter in ben SDWff ouriftaat, mo 1883 5Reu-Sion
entftanb. ^ier l^atten fte nod^ größere j^ömpf e als
früher ju Mel^ unb mürben t)on il^ren ^aqiatn
alsaiüuberbetrad^tet. S9ereit8 15000 aßamt ftar!
jogen fie nad^ bem Staate 30ittoiS, mo ber $ro-
pl^et 1840 fogar bebeutenbe Privilegien auf legiS-
latiDem SQBege erlangte. S)ie ÜRormonen jeigten fid^
l^ier lange ald fleißige Arbeiter unb erbauten bie
fd^dn gelegene Stabt 92auboo am ÜRifTtf fippi. ^ier
regierte 3. Smitl^ als ffönig unb $rop]^et, gab
®efe^e, organifirte eine ÜRilij unb erbaute einen
pröd^tigen Xempel; jia er trat fogar mel^rmalS att
Sanbibat für bie $räftbentenmürbe ber Union auf.
iSalb gab eS aber l^ier bebeutenbe Unrul^en, nament-
lid^ megen ber bie ^ol^gamie berfd^Ieiemben X^eo-
rie t)on geiftlid^en Sd^mefiem unb S9röuten unb
megen ber burd^ bie ÜRormonen berübten ®emalt-
tl^aten gegen bie 9{ad^bam, befonberS als bie «n-
l^nger Smitl^S bie 2)rud(erei eines il^en feinb-
lid^en, Don einem 2)ifftbenten rebigirten 3oumaIS
jetftört l^atten. 3ttfoIge biefer Unrul^en mürbe im
3. 1844 ber ^ropl^et nebft feinem 93ruber ^iram
tumultuartfd^ burd^ bie IBoIlSiufti} ermorbet. 9tad^
bem Xobe beS Stifters brol^ten bebeutenbe ffamt)fe
in ber Secte felbft auS^ubred^n. Srigl^am ^oung,
Sibne^-Stigbon unb ein 93ruber beS Stifters maren
$rötet^enten nm bie 92ad^foIge ; ber Srftere trug
ben Sieg baDon. 2)ie ff äm))fe mit ber 9tad^barfd^
bauerten fort; 1846 marb 9iauboo gerftört. SHe
93erfoIgung erl^öl^te aber nur ben ^natiSmuS;
Diele iBerbred^er fanben bei il^nen SfQl, unb mel^rere
^CLUpttt hmrben il^rer Zitaten megen gerid^tlid^
berfolgt. SBäl^renb Siele nad^ Kalifornien gingen,
sog bie SRe^raal^I 1847 unb 1848 nad^ ber SBüfte
Utal^ am SBeftenbe «merifa'S. SRit feltenem ®e-
fd^idCe manbelte ^oung bie @inbbe in ein irbifd^
^obieS um; l^Iid^eSaatf eiber, fnrüd^tigeObft-
gärten traten an Stelle ber fal^Ien gflüd^ Sa
immer neue Sd^aaren bon «uSmanberem baju
famen, fud^te $oung für ben neugegrünbeten Staat,
1927
aRorna? bu ^leffiS.
1928
ben er Scferct nannte, bie gefe^lid^e 3lner!ennung
öon Seiten ber SJereiniöten ©taaten ju erlangen.
®amit fönte bie ginmifd^ung omerifanifd^er ©e«
amten in bie inneren Sngelegenl^eiten befeitigt »er-
ben, ffier Kongreß in SBaf^ington t)em)arf aber
bie üon ?)onng eingereichte StaatSöerfapng nnb
Derweigerte bie 9lnerfennung eines eigenen Staates
ffieferet, erflärte Dielmel^r ba§ ganje ®ebiet unter
bem 5Ramen Utal^ ^u einem Serritorium ber SScr«
einigten ©taaten. ?)oung tourbe 1850 jum ®ou»
r>tmtwc beSfelben befteüt; bie IRed^tSp^ege fottte
öon Seamten, meldte ber Kongreß fanbte, auS«
geübt »erben; gugleid^ famen Don SBafl^ington
gro^e ©untmen, um bie ^au))tftabt (Great Salt
Lake City) mit öffentli^en bauten unb einer
Sibliotl^ef ju Derfel^en unb mit einer großen SVlauer
5U umgeben. 2)urd^ allerlei äntnguen gelang ed
^oung^ bie @^ongre^beamten au8 bem Serrito«
dum ju üertreiben, ben Angriff ber SunbeStruppen
1858 jurüdjutoeifen, eine allgemeine 9lmneftie ju
ertt)irfen unb ftd^ als ®out)erneur ^u be]^aut)ten.
grei Don öu^eren ©inpffen organifirte er ben
neuen ®taat ®ie ^roDinj mürbe in Scjirfe
(stakes) unb Slbtl^eilungen (wards) getl^eilt; jeben
fd^ixt leitete ein ^röfibent mit ^mei Statinen, iebe
abtl^eilung ein Sifd^of mit jmei Sffiftenten. S)iefe
^Beamte maren millenlofe SBerfjeuge in ber §anb
beS oberften ^räfibenten, ber eine ©d^rerfenSl^crr«
f d^aft burd^ feine $oli5ei, bie 2)aniten ober Siad^e*
engel (Avenging Angels), ausübte unb aSe mig>
liebigen ^ßerfonen auS bem SBege fd^affte. SSiel»
leidet mar mand^eS, maS bie ^^eiben" über bie
SBillfür ^oungS unb feine ©emalttl^aten erjdl^Iten,
übertrieben, ganj auS ber Suft gegriffen mar eS
nid^t.
93on Utal^ auS mad^te bie ©ecte in aOen Sön*
bem burd^ i^re feuereifrigen unb energif d^en SJlif-
ftonare ^ropaganba, unb bie ^aut)tgemeinbe am
©al)fee rid^tete bereits enc^flifd^e ©d^reiben an bie
in ber 2)iaS))ora befinblid^en ,, ^eiligen" ber ganzen
aOBelt. Sol^n Sa^lor foDte granfreic^ unb Stalien
eDangeliftren, Soren^ ©nom jeigte ftd^ in ©ar-
binien unb in ber ©(Imeij, 6mft ©nom mirfte für
S)eutfd^lanb unb ©fanbinaDien, granflin 9lid^arbS
ju 2iDer|)ooI für 6nglanb. 9lu^erbem mürben 9JUf«
ponen auf ben ©anbmid^infeln, in Kl^ile, SJlalta,
©ibraltar, Dftinbien, El^ina, Riopan unb 91uftra»
lien errid^tet. ©eine größten Striumpl^e feierte ber
SßormoniSmuS in @nglanb, ©übmaleS unb auf
ben ©anbmid^infeln. 91uS ©änemarf manbcrten
3Siele nadft 91meriifa auS megen ber mcit Derbreitetcn
SKeinung, nur ouf bem l^eiligen ©oben am ©aljfce
fönne man feiig »erben; nic^t gering an^ufc^lagen
fmb aud^ bie 3wgönge auS ber Sfl]^eini)fal3 unb ber
©d^mei^. ®ine grofc grfd^ütterung für ben 99e»
ftanb beS SJlormonenreid^cS brad^te bie Eröffnung
ber ^ciftcbal^n, »eld^e baS bisher Don ber SBclt
abgefd^loffene Utal^ augönglid^ mad^te unb bamit
bie erfte ©jiftenjbebingung abfd^niti ©d^on inner-
l^alb ber Btdt l^atte fi^ ein ©treit »egen ber ^ol^-
gamte entf))onnen ; SRand^e erllarten fie als SIuS-
flu| unreiner SRottDe ober ber ©d^m&d^ Dieler
^rofel^ten, unb ber ältefte ©ol^n beS ©tifteiS
bilbete eine Beorganized Ghurch ia 0))pD|itüm
gegen ^oung; ^oung felbft aber erRörte bieSd^
Don ben ,,ange|^egelten" SBeibem als baS gi^
fociale $rinci)) beS SßormonenftaateS. 3e|t aber
erlief 1874 ber (Songre^ ein SSerbot ber Sid*
»eiberei unb ftettte aud^ Unterfud^gen über Der«
fc^iebeneDorgelommeneSRorbtl^aten an. SerSlor*
monenbifd^of See Derfiel 1877 tt>eflen 9njftftmi9
l^ierju bem @algen, unb felbft ^oung »dre ber
gleiten ©träfe DerfaUen, »enn ifyn, nid^t fein
plö^lic^er 3:ob am 22. «uguft 1877 ber trbifd^
@ered^tig!eit entzogen l^atte. Sr ]^tnterße| feinen
17 äBeibem unb 56 jhnbem ein 93enn5gen Don
2 000 000 2)olIarS. Sin 9lad^folger »urbe nid^
ge»ö]^lt, f onbem bie oberfte Settung bem SoDeg
ber }»51f Spoftel mit bem ©entor Sol^n Xa^lor
an ber ©pi^e übertragen. Unter il^m nmrbe ein
neues, bie ißielmeiberei Derurtl^etlenbeS @efe| ha
bereinigten ©taaten (SbmunbS*®efe| Don 1882)
erlaffen. 2)a in bemfelben ein Unterfc^ieb gemalt
»ar 3»ifd^en „^ol^gomie'' unb „gol^abitation*,
fo l^atten bie @ef4»orenen auS ber 9iet^ ber
SRormonen ftets ©elegenl^eit, bie »egen $o^
gamie Slngeflagten freuufpred^en, fo ba| }idett
aKe ÜRormonen Dom Sefd^morenenamte au8ge>
fd^loffen »erben mußten. ©d^lie|lid^ »urbe 1885
ben 9Jbrmonen bie SlltemattDe gefteSt, enttoeber
ftd^ ben ®efe^en ^u fügen ober auSjumanbeni
@ine SBerfammlung ber SJlormonen au ©alt Mt
SitQ im 3uli 1887 fe^te nun eine neue SBerfaffmg
auf, in »eld^er bie ^ol^gamie unter ©träfe tm»
boten »urbe. 2)er Songre^ ging aber auf bieSiti^
unter biefer Sebingung i|nen bie äSoned^te eincS
©taateS gu Derletl^en, nid^t ein ; caiä) eine (bBiß
rung SQBoobruffS, beS gegen»ürtigen SRomunien«
))rapbenten, ba| ^ol^gamie bei i|nen nid^ maß
erlaubt fei, bef riebigte ben Songreg nid^t
^xtQaifl, berSßormonen »irb auf et»a 250000
bered^net; baDon leben 110000 in Utal^, 25000
in ben Staaten 3o»a unb Sllinoid, in @n^*
tannien 3142, in 9te» 3ealanb ettDa 3000.
Su^er ben oben angefül^rten SQßerlen ftnb ju Mr>
seidenen: H.H.Bancroft,History of Ütiü^l889,
»0 bie einfd^lögige Siteratur am DoOfiönbig^ fit*
geben ift; T. B. H. Stenhouse, The Bodcy
Mountain Saints, New York 1873 unb Lon-
don 1 874 ; B. F. Burton, The City of the Sainte,
Philadelphia 1852 unb London 1861; 6.A.
Smith, Rise, Progress and Travels of tiiB
Ghurch of Jesus Christ Latter Daj Saints,
Lake City 1869. 3)ie l^auptföd^lid^ften Seitung«
unb 3citf Triften ber ©ecte finb : The Eveniog m
Moming Star by W.W. Phelps, 1832—1888;
Times and Seasons, Commerce 1839; IfiHe-
nial Star, Manchester, Liverpool, feit 1840;
Juvenile Instructor, Salt Lake City 1868;
Deseret News ; The Seer, ed. by OrsonPrattr
Washington. [3. 6arb. f>ergenröt^.]
W^tM^ H Tfttffis, f. S)u $lep.
9)lorud.
1934
3er in ber ®otteSfurd^t erjiel^en unb brang auf
Aid^t ^nbQä)i, meldtet er felbft aUmxt bei«
Ute. 2)er Xifd^ toarb burd^ baS Sorlefen eini-
äiteUen ber l^eiligen Sd^rift unb burd^ 93e«
^ .l^cn berfelben geheiligt. 2)te 9Bif)enf(^aften
'^cn aud^ in ber $eriobe feiner l^öd^ften S^ren-
n feine SieblingSneigung^ ja fie »urben feine
ofunj unb liefen i^u beim tluSIanbe olS Sng*
^? »otebe* erfd^einen. 6in anjiel^enbeS Silb
- 9Rore'« $erfönlid^!eit unb gl^arafter entmirft
^^nnil fat einem @d^reiben an Ulrid^ Don ^ut«
nom 28. 3uli 1519 (Erasmi Opp. III, Lug-
ni Bat, 1, 472). 9)tore'8 SSorliebc 5U geift-
iiKU Sdj^en bef örberte in i|^m bie fiuft ^u Spi-
mmm, beren er fd^on al§ Jüngling eine ^n^a^I
Hucini|d^ @))rad^e gefertigt l^otte ; eine Samm-
.^crf^ien 1518 bei groben in SBafel. ©eineSiebe
.. üotetl&nbifd^n ®efd^id^te oeranla^te i^n 5u itoti
'..ff^ififu über Sbuarb V. unb SKid^arb III.,
:n Siedienmgen jmei ber fd^mierigften Partien
in cngHfd^ (Sefd^id^te bilben. £er 9iuf Don
*nt% audgegeid^neter Sted^tSfenntnij^ brang bis
'*n &ofe befi iungen ftönigS ^einrid^ VUI.
b. wi), toeld^ oamatö ein Wäctn ber ®e-
^rtcn tDor, fo ba^ er SRore gern in feiner Um*
^bima fä(. allein ajtore, ein greunb ber 9Ruf en,
*t6Mc in fid^ gegen baS f)ofIeben eine Abneigung.
Ood^ Hcrmo^tc |)einrid^ YIII. f o Diel über il^n, ba|
r 1515 im Sntereffe bed englifd^en ^anbetö eine
9efdiibtfd^ft in bie 9tieberlanbe übemal^m. (Sin
^ti^nSgefialt toeld^eS ber ff önig il^m al§ Slner«
ijma% ber geleifteten S/ienfte angeboten, nal^m
jMoa, um feine ^freij^eit in feiner bisherigen @tel-
lUM |u beual^ren, nic^t an.
Snne'd literarifd^en 9{uf l^at am meiften fein
itaf ütopia begrünbet, eine gruc^t ber @tubien
occ Uten unb ein Srgebni^ feiner fpärlid^ juge*
ncflencn 9Ru^egeit. 6r fd^rieb biefeS ,,9tirgenb§«
4dn* nad^ feiner 9lüd(!e]^r Don ber flanbrifd^en ®e-
jonUfiMt; bie Slrbeit biente i^m baju, Don feinen
läMata (Sefd^öften als 9{id^ter auS^urul^en, inbem
« ft4 in eine ganj neue Sßelt Der{e|ite, Don ben
WtaHi^, XDxt fte fmb, abfal^ unb fid^ bicfelben
bidUf, tme fte fein fönnten. Sit ber Utopia fteOt
tt 00^ Snftitute auf, meldte im 99}iberfprud^e
WÜ benen feines 3^it<iIterS ftel^en foUten ; in eini>
B^ßuntten entfernt er ftd^ Don ber d^riftlid^en
d^oramg unb jeigt ftd^ erfüUt Don mi^Derftan-
tatcn altclafftfd^en Sbealen. Xabei barf man
aber nid^ Dergeffen, ba^ er im l^eitem Sd^erje
uinb nic^t an bie föirflid^e 3)urd^fü^ning
$Iöne badete. 9lur SBenige Derftanben feine
€atire auf fo Diel SBerberbteS im (Staate unb
bet iKrd^. S)aS äBerf befunbet unS 9}2ore'S
an SBunber, fein ^odfyalitn aScetifc^er
len. feine l^ol^e ^Id^timg Dor ben ^rieftem
'^rAIid^ ®ebräud^en, feine ^nftd^ten
■m ber 9teIigionSneuerer fc^on au§
4ber]^u))t ®runbfö^, mie er
cmationSfturme als SSor*
^' ed^ nur nod^ fd^ärfer
betont l&at. TOd^t blofe TOore'S ©eleWomfeit, nod^
mel^r feine Sted^tlid^feit unb Seutfeligfeit mad^ten
i^n gum fiiebling beS ißoÜeS in Sonbon, baS felbß
in aufgeregten Seiten nod^ auf SRore^S ©ttmme
^örte.
2)ie Don il^m meifterl^aft geführte @ad^e eines
angeblid^ megen SoÜDergebenS ben Strafgefefeen
Derfattenen |)äpftlid&en ©d^iffcS gab Snlal jum
Uebertritte aDlore'S auS feinem fiäbHfd^en «mte in
föniglid^e ®ien|le ; ber ffönig, baDon unterrid^tet,
mottte nun feiner Talente nid^t länger entbel^ren.
!D2ore mu^te nad^geben unb miber Tillen ft^ an
ben feof ^einrid^ begeben, — leiber war eS ber
tragifc^e Sang gum balbigen Xobe für bie tugenb«
l^aftefte Uebergeugung. 3n einem ©d^reiben an
ben äifd^of 3o^n gfif^er Don SRod^efter, ber tbm
@\M gemünfd^t, fprid^t SJtore feinen äBibermillen
gegen baS ^ofleben auS unb befd^reibt, mie un-
gefd^idtt er ftc^ am ^ofe benel^me, gleic^fam mie
einer, ber, oeS SteitenS nid^t gemo^nt, f(^led^t im
©attel ftje, mie aber ber Äönig, bcffen Sugenb
unb ®elebrfam!eit er beföunbem muffe, gegen Wit
fo l^crablaffenb unb gütig fei, ba^ 3eber ftd^ ein»
bilbe, ©eine SRaiefiöt l^abe gerabe i^ am liebften;
babei, meint SRore, gefd^e freilid^ ben ^fleuten
nid^t anberS mie ben fionbotier alten SBeibem,
meldte, menn fte Dor bem befannten SVhtttergotteS-
bilbe beim Zomer red^t brünftig gebetet Rotten,
meinen, bie l^eilige SVhttter Sßaria löd^Ie gnöbig
auf iebe eine ^erab. Sie gute SJleinung, meiere
!Dlore Don l^einrid^ Vlll. ^atte, fielet gang im
Sinflang mit ber, meldte ^einrid^ beim SSoIte möb*
renb feiner erften ätegierungSjal^re getto|. fieiber
barmonirte mit ben geiftigen gci^igi^eiten ^einrid^S
bie ftttlid^ 93ilbung feines dergenS nid^t, baS nur
5U frül^e Dom ®ifte ber ©d^meid^elei angenagt
mürbe; biefe erzeugte in il^m balb ben ©lauben
an feine eigene Unfel^lbarfeit nid^t allein in ber
SBiffenfd^aft, fonbem aud^ in ber $olitif. Sie
golge mar eine d^imörifd^e SorfteSung Don einer
^UeS ol^ne ^uSnal^me ftd^ botmäßig mad^enben
föniglid^en SRad^t. 2)ie feurigen 93egierben beS
jungen ÜRonard^en ertrugen balb feine ©d^ranfen
mel^r unb erf d^öpften in unauSgefe^en §fe{lli(b!eiten
ben Dom SSater überfommenen bebeutenben Staats«
fd^a^. Sabei mar ^einrid^ alS ^errfd^er frei-
lid^ nod^ fel^r t^ötig unb bel^ielt bie Sebürfniffe
beS ©taateS ftets im %uge. Sin ^auptfel^Ier beS
ffönigS jebod^ mar bie äBoQuft. Siefe mar eS,
meldte im Sunbe mit feiner grenjenlofen 6itel-
feit unb mit einem überfpannten Stegentenftolge
bem 9leid^e Sermirrung brachte, ©ie mad^te il^n
fpöter bei feiner befannten Sl^efd^eibungSgefd^id^te
5U einem Derblenbeten unb groufamen Sßütbe*
nd^, empfinbungSloS gegen baS grö^lid^jle 99Iut«
Dergie^en. Stemlid^ lange Dor bem Eintritte bie«
fer ffataftropl^e erfannte ÜRore mit feinem ®e-
fü^l hinter ben blenbenben Sigenfd^aften beS ff ö«
nigS bie büfteren ©d^atten feines ^ergenS unb
KbarafterS unb liefe ftd^ Don ber anfd^inen«
ben atu^e biefeS ftiU arbeitenben 9}ultan8 ni^t
1931
9KoruS.
1932
^uS biefe§ toelterf al^renen SRanneS, ber @ammel-
plai aller j^od^gebübetett Sßännec SttglanbS, toar
für bcn empfängli^en SMorc eine tüd^tige S5or»
fd^ule für ba§ profttfd^ fie6en. 2)er Srjbifd^sf
ourd^|(i^ute 6oIb bie Anlagen feinet Sd^äpngd,
ben er toegen feines gelel^rigen, f d^neK f affenben unb
muntern ®eifte§ liebgetDonnen, unb propl^e^eite
feinen Soften, ber junge 3Kore toerbe einft ein fel^r
merftoürbiger SJlann merben. ©eine »eitere 3luS«
bilbung erhielt SKorc feit 1497 ju Djforb, too er
fid^ ganj unb gar ben @tubien l^ingab; inbe|
nKirb er t)on feinem S3ater nur mit ben aDemotl^*
»enbigften ©elbmitteln Derfel^en, föofür ^l^omaS
bemfelben fpöter fel^r banfbar toar. 99efonbere
fiuft f anb SRore an ber Erlernung ber griec^ifd^en
Sprad^e; benn bereits toax baS @tubium ber ^Iten
k>on ätalien l^erüber aud^ in QSnglanb bei Stielen
in Slufnal^me gcf ommen. SKore^S Seigrer ber Hu-
maniora mürben }ugleid^ feine gfreunbe; burd^ fte
maä)k er bie 99e!anntf^aft auSmörtiger $uma«
niften erften StangeS, fo bie Don SraSmuS. ^ein
Xliieologie mar unb blieb ftetS feine l^öd^fte 8ebenS>
aufgäbe. 3n biefer Stid^tung fteigerte ftd^ neben
[einen Äenntniffen fein ol^nel^in feiner @inn für
oie religiöfe SBal^rl^eit nod& mel^r; fo bilbete Jld^ in
y^m iene unaustilgbare ©emüt)^* unb äBiUenS-
rid^tung, meldte für fein tragifd^eS Snbe Don
entfd^benber Sßid^tigfeit fein foUte. 92ad^bem er
SraSmuS tennen gelernt, fanb ber toi|ige SRore
aud^ ®t^mad an beffen %rt unb SBeife, bie
©egner ber neu ermad^ten ©eiftcScultur, bie 3Jn«
l^önger ber alten @d^ule, mit @atire ju geißeln.
Seibe SRönner traten balb ju inniger gfreunbfd^aft
unb ^od^ad^tung ^ufammen. SraSmuS lobte bei
feinen jal^Ireid^en gfreunben SOtore'S ungemeine
®ele]^rfam!eit unb balb galt SRore als einer ber
SBal^bred^er für bie fd^önen SBiffenfd^af ten in @ng-
lanb. 9)tore aber jeid^nete fi^ t)or SraSmuS burd^
finblid^e Siebe ^ur JKrd^e unb burd^ Sl^aratter«
feftigfeit auS. S)ie SSorliebe }u ben ^tten, meldte
üRore burd^ eine lateinifd^e Ueberfe^ung mel^rerer
©efprctd^e fiucianS befunbet l^atte, foUte einiger-
maßen gebömpft merben burd^ einen emften SebenS-
fd^ritt, burd^ baS (Ergreifen beS Sted^tSfad^eS, mel»
d^ nad^ beS 93aterS SBunfd^ SRore^S Hau))tfad^
merben unb il^m fein SebenSglüdC bringen foQte.
Ungern Dertaufd^te SRore bie ü|)))igen ^uen beS
clajfifd^en 99obenS mit ben ))rofaifd^en Xriften ber
englifd^en 3uriSt)ruben5; bod^ er betrat fie unb
leiftete aud^ l^ier SluSgeseid^neteS. 2)ie Xrodtenbeit
unb bie Strapazen feiner juriftifd^en ©efd^fte
l^ielten il^n* nid^t ah, htm immer ftärfer merben«
ben 3uge ^ur d^riftlid^en t!^i^5mmig!eit genug}u-
tl^un ; im gemaltigften ® efd^öf tsbrange fanb er im-
mer 3eit jum ©ebete, unb töglid^ mol^nte er ber
l^eiligen 3Keffe bei. ®abei mar er ftreng gegen ben
k'öxptx, fd^Iief auf bem t$fu|boben unb trug ein
Silicium. Sr ftubirte flei|ig bie jhrd^ent)äter unb
l^ielt mit großem Seifall unter bem 3ubrange „ber
93lüte ber englifd^cn 3ugcnb" SSorlefungen über
beS 1^1. ^uguftinuS SBer! De civitate Dei.
bereits l^atte 9Rore bie Sd^tung beS SoIleS in
bem®rabe fid^ ermorben^ ba| er 1504 ^umStit«
gliebe beS Unterbautes gemöbU tmtrbe. SIS &eta^
rid^ Vn. megen SSermöblung feiner £od^ter ^*
garetl^a mit bem itönige Don @d^ottIanb Dom $ar«
lament eine Auflage (@ubrtbie) Don 40000 $fmib
begel^rte, mar bie SJlebrsabI ber ©lieber beS Untet«
l^aufeS gegen biefe ftarfe töniglid^ ^orberung, abec
^urd^t bicit fie Dom SBiberfpred^n ab ; ba trat
ber junge Sl^omaS SRore mit einer tmitl^igen %ebe
auf unb ermirfte bie SSermerfung biefer %iflagt
C)ierüber marb ber ff önig fo somig, bag er Slore'd
Sater unter einer @d^einbefd^ulbigung in ben
Xomer fe^en Heg, meil er bem Sol^ne nid^tS an-
l^ben fonnte. S)a inbe| aud^ X^omaS bie nad^
mirfenben ^folgen ber föniglid^en Ungnabe p
befürd^ten l^atte^ fa|te er ben Sntfd^lug, über See
p gel^en^ f ud^te jiebod^ }UDor nod^ nad^ einem %^
im Sanbe unb fanb ein f old^eS in ber fforti^oufe ^
Sonbon, mo er Dier Sabre long (1504 — 1508)
nur ben SBiffenfd^aften unb ber Snbad^t lebte. ^
lag er aud^ bem @tubium ber fron^dfif d^en Qptadit
ob, meld^ il^m in ber gfolge bei feinen ©efimbt-
[ d^aften mobi su fiatten !am. 2)ttrd^ baS @tubiiim
ber &b^<»iU^n legte er l^ier ben @runb 5u {einen
fpöteren ©efd^id^tsmerfen. Sud^ bie motl^emati-
fd^n äßiffenfd^aften fud^te SRore mieber j^edwr;
inx (Srbolung firid^ er bie SSioline. 3n ber Bdjki*
lid^ ^bgeji^iebenbeit !am i^m ber ©ebonle, tA
ni(^t aud^ für fein @eelenbeil baS fflofierleben ber
fid^erfte 99eruf fei. @r befragte barüber fein«
99eid^tDater Solet, meld^er Dor ben Unm^ ber
@tabt gleid^faüS in länblid^ Sittfamfeit geflo^
mar. Mein Don bem ftloftergebanlen fdbeint i^
bie QSrmügung ber iBefd^merlid^feit beS $rie{!a>
beruf S mieber abgebrad^t }tt l^ben. Store befiulte
bie UniDerfttöten Sömen unb ^riS, feierte baim
in fein SSaterlanb }urüd( unb trot in bop))e(tem
©lanse mieber an bie Oeffentlid^feit. 3m 27. &*
benSjal^e ermäl^Ite er fid^ eine SebeirtSgefölpa
in ber tugenbbaften ^od^ter eines Sbelmonuil
aus Sff^S/ toanbte fid^ fofort mieber ber pmpi-
fd^en fiaufbal^n 5U unb Dermaltete baS Smt eines
SnmaltS mit ©emanbtl^it, Uneigennü|ig!eit nnb
d^riftlid^er ©emiffenbaftigf eit Sein Stuf als 9b«
Docat babnte i^m {el^r balb ben SBeg jn bem
eintröglid^en Smte eines Unterfl^riffS ber 6tobt
Sonbon^ barauf }U bem eines gfriebenSrid^terS. SBoS
SRore in feiner anftrengenben SmtStbötigfeit frif^
unb geftörft erl^ielt unb feinen Umgang au|er>
orbentlid^ angenel^m mad^te, mar feine unDerglei(|*
lid^ l^eitere Saune^ feine natürlid^e tHnlage gn an>
ftönbigem 9Bi^e unb fein ©efd^id, oud^ ben tum*
rigften 2)ingen eine frö^Iid^ Snfid^t ab^ugeminnen,
eine ®abe, meld^ baS @lixd feines Sl^ftanbeSnot
erböbte. S)iefeS le^tere ^erfiörte |ebod| bie bilte^
beS SobeS ; feine ©attin ftarb unb l^interlie^ i^
brei £öd^ter unb einen ®obn. SRore Der^eüntele
ftd^ nun mit ber äBittme $lUce aRibbteton. W
^auSDater mar ÜRore ein 9)hifter^ fud^te iebem
feine SJerrid^tungen angenel^m }u mad^ lie| feine
1933
9Rorud.
1934
fiinber in ber ®ottedf urd^t eraiel^en tmb brang auf
l^dufilid^ Snbad^t^ toeld^er er feKft oUejett 6et«
tool^nte. Set %\\äi toaxh burci^ baS SSorlefen eini-
!|er ©teilen ber j^eiligen ©d^rift unb burd^ 95e-
preij^ berfelben geheiligt. 2)ie SBiffenfc^ften
blieben oud^ in ber $eriobe feiner l^öd^ften Sl^ren«
fidlen feine Sieblingdneigung, ja pe lourben feine
Srl^olung unb Iie|en il^n beim SuSIanbe al3 6ng-
lonbd ^Sierbe'' erfd^einen. Sin anaiebenbeS Silb
tm aßore'S $erfönlid^feit unb Sl^rafter enhoirft
SraSmnS in einem ©abreiben an Ulrid^ k)on ^ut*
Im t>om 28. 3uli 1519 (Erasmi Opp. III, Lug-
doni Bat, 1, 472). SKore'S »orliebe au gcift-
reid^ ©d^rgen bef örberte in il^m bie fiuft au Spi«
grommen, bereu er fd^on als Süngling eine Sinaal^I
in lateinifd^er ©prad^e gefertigt l^otte ; eine ©amm»
long erfd^ien 1518 bei gtoben in SBafel. ©eineSiebe
|nriKiterlänbif d^en ©efd^id^te Deranla^te il^n au aioei
oiog[ro|>l^ien über Sbuarb V. unb Slid^arb in.,
beten Stegierungen aioei ber fd^toierigfien Partien
in ber englifd^ ®efd^id^te büben. 2)er Stuf k)on
SRore'd auSgeaeid^eter 9led^t8!enntni| brong bis
ium ^ofe bed {ungen ftönigS f)einrid§ YÜI.
(f. b. 9rt.), meld^ Damals ein S^öcen ber ®f
karten ttxtr, f o ba| er SRore gern in feiner Um*
odhmg fab. SDein 9Rore, ein ^teunb ber ÜRuf en,
mite in ftd^ gegen baS f)ofIeben eine Sibneigung.
Sod^ tttmoi^k ^einrid^ Vin. f o Diel über il^n, ba^
er 1515 im Sntereffe bed englifd^en Rubels eine
®efanbtfd^ft in bie 9lieberlanbe übemal^m. Sin
Solgtedgel^It toeld^eS ber Jtönig il^m aI3 %ner-
tomung ber geleiteten Sienfte angeboten, nal^m
SRott^ vm feine S=rei|^it in feiner biSl^erigen ©tel-
Umg au beiöal^ren, nid^t an.
Störe'S literarifd^en 9hif l§at am meifien fein
ffiert ütopia begrünbet, eine t^fntd^t ber ©tubien
ber SIten unb ein Srgebni^ feiner fpörlid^ ^n^t*
»effenen 9Ru|eaeit. @r fd^rieb biefeS ^92irgenbS-
l^eim'' nad^ feiner StüdRel^r Don ber flanbrifd^en ®e-
fonbtfd^aft; bie 9rbeit biente il^m baau, Don feinen
Utpigen (Sefd^often oIS Slid^ter auSanrul^en, inbem
er fid^ in eine gana neue SBelt Derje|te, Don ben
aßenfd^, tt>ie fte ftnb, abfal^ unb fid^ l)iefelben
haänit, nne fte fein tonnten. 3n ber ütopia ftellt
er bol^ änftitute auf, totli)t im SBiberfprud^e
■dt bnien feines SeitalterS ftel^en f ottten ; in eini-
mi fhndten entfernt er ftd^ Don ber d^riftlid^en
tbifd^auung unb aeigt fid^ erfüllt Don mi^Derftan*
bcnen aUcIaffifd^n 3bealen. S)abei barf man
ober nid^ Dergeffen, ba^ er im l^eitem ©d^erae
M^ciA imb ni^t an bie toirflid^e 2)urd^fü]^rung
foU^ $Iöne badete. 92ur SBenige Derfianben feine
feine ©otire auf f o Diel 93erberbteS im ©taate unb
ia bec fttrd^. S)aS SBer! befunbet unS 9Jlore'S
QHauben on SBunber, fein ^od^l^alten aScetifd^er
UAungen, feine l^ol^e 9(d^tung Dor ben $rieftem
unb ben fird^Iid^ ©ebräud^en, feine Snftd^ten
fiber bie 93efirttfung ber SleligionSneuerer f d^on auS
|ioIUifd^ Srünben, überl^upt ©runbfö^, toit er
fit nod^IS im SReformationSfturme als SSor-
lfttii)ifet ber latl^Iifci^en ffird^e nur nod^ fd^örfer
betont l^at. 9lid^t blo^ STOore'S ©elel^rfamfeit, nod^
mel^r feine SRed^tlid^feit unb fieutfeligfeit ma^tm
if^n aum Siebling beS SSoWeS in 2onbon, baS felbft
in aufgeregten Seiten nod^ auf aJlore'S ©timme
l^örte.
®ie Don il^m meifterl^aft gefül^rte ©ad^e eines
angeblid^ toegen SoÜDergel^enS ben ©trafgefejen
DerfaHcnen pöpftlid^en ©d^iffeS gab anIo| a^^n
Uebertritte SRore'S auS feinem ftöbtif d^en «mte in
f öniglid^ ©ienPe ; ber ftönig, baDon unterrid^tet,
»oEte nun feiner Salente nid^t lönger entbel^ren.
ÜRore mu^te nad^geben unb miber bitten ft^ an
ben öof l^einrid^ö begeben, — leiber nwr cS ber
tragifd^e @ang aum balbigen Xoit für bie tugenb«
l^aftefte Ueberaeugung. 3n einem ©d^reiben an
ben aäifd^of ^ofjm gifl^er Don Slod^e^, ber tl^
®Iüd gemünfd^t, f))rid^t 9Rore feinen aBibertDiOen
gegen baS ^ofleben auS unb befd^reibt, mie un-
gefd^idK er ftcb am ^ofe benel^me, gleid^fam mie
einer, ber, oeS SleitenS nid^t gemo^nt, fd^Ied^t im
©attel fi^e, mie aber ber itdnig, beffen Sugenb
unb ®ele]$rfamleit er bemunbem muffe, gegen Me
fo l^erablaffenb unb gütig fei, ba| lieber ^d^ ein*
bilbe, ©eine SRaiefiät l^abe gerabe il^n am liebften;
babei, meint ÜRore, gefd^e freüid^ ben ^fbuten
nid^t anberS mie ben Sonboner alten SBeibem,
meldte, menn fie Dor bem betannten ÜRuttergotteS«
bilbe beim Xomer red^t brünftig gebetet l^en,
meinen, bie l^eilige ÜRutter 9)taria löd^Ie gnöbig
auf iebe eine l^erab. 3)ie gute 9)teinung, mlä^t
SKore Don §einrid^ VÜI. I^tte, fielet gana ^i
ginflang mit ber, meldte ^einrid^ beim S3olfe \oä%»
renb feiner erften SlegierungSial^re geno|. Seiber
l^armonirte mit ben geiftigen t^ä^igfeiten ^einrid^S
bie fittlid^ Silbung feines deraenS nid^t, baS nur
au frül^e Dom ®ifte ber ©d^meid^elei angenagt
tourbe ; biefe eraeugte in il^m balb ben ©lanben
an feine eigene Unfel^Ibarleit nid^t attein in ber
SBiffenfd^aft, fonbem aud^ in ber $olitiI. S)ie
gfolge mar eine d^imörifd^e äJorfteOung Don einer
^HeS ol^ne StuSnal^me ftd^ botmö|ig mad^enben
föniglid^en SRad^t. S)ie feurigen Segierben beS
jungen SRonard^en ertrugen balb feine ©d^ranten
mel^r unb erf d^jpften in unauSgef e|ten gfefiliddteiten
ben Dom ißater überfommenen bebeutenben ©taats*
fd^a^. Sabei mar ^einrid^ als ^errfd^er frei«
lid^ nod^ fel^r tl^ötig unb bel^ielt bie 99ebürfniffe
beS ©taateS fietS im Suge. ^in Hauptfehler beS
fiönigS iebod^ mar bie SBoIIuft. 2)iefe mar eS,
meldte im Sunbe mit feiner grenaenlofen Sitel-
teit unb mit einem überfpannten Slegentenftolae
bem Steid^e 93ermirrung brad^te. ©ie mad^te il^n
fpöter bei feiner befannten Sl^efd^ungSgefd^id^te
au einem Derblenbeten unb graufamen Sßütl^
rid^, em))ftnbungSloS gegen baS grö^Iid^fte 93Iut-
Dergie^en. 3i^n^i4 ^^^8^ ^^^ bem Eintritte bie«
fer jfataftrot)]^e erfannte 9Rore mit feinem ®e>
fül^I l^inter ben blenbenben Sigenfd^aften beS Kö-
nigs bie büfteren ©d^tten feines ^eraenS unb
Sl^arafterS unb lieg fid^ Don ber anfd^inen«
ben 9tu^e biefeS ftiU arbeitenben SiuIfanS nid^t
1935 SRoruS. 1986
tfiufd^en. ®en)i| lag ht biefem unBel^agltd^ett 93t)t« nad^ erfieigung ber l^dd^flen SJ^renffaifen ni^t für
gefügte eine ber ^aupturfad^en feinet Abneigung emiebrigenb. 92id^t minber gro| xoax fein 9So((>
gegen ^ofömter. ©leid^mol^I mu^te SRore oft in tl^ötigteitsftnn. @ein ^u§ unb Ztfd^ flanben
ber unmittelbaren 92a]^e beS ftönigS fein unb blieb aflen SRannem Don 99ilbung bereit, bod^ beürirl^
fein gen)5]^nlid^er Sleifebegleiter. 2)enn Sir 2]^o> SRore ni(l(|t oft Somel^me ; orme unb fronfe go*
maS befa| in einem l^ol^en ®rabe bie t)om ffö* milien fud^te er forgfam auf unb fpenbete immer
nige gefc^ö^te ®abe, auS bem Stegreif p fpred^en ein Snfel^nlid^. Sein gotterfuHteS ^erj 1^
utU) bie SReben Ruberer f d^nett unb gen)anbt ju be* ftetS für ftd^ unb Rubere einen Sorrat^ ber nfi«
antmorten. 918 ^ofrebner erl^ielt er bal^er ben lid^fien St)rüd^e in iBereitfd^aft, um su belel^ren, ja
Auftrag, frembe ÜRonard^en, mie itönig f^ranj I. tröften unb ju toamta. So führte er unter anbe«
t>on ^ranfreid^ unb ffaifer ffarl V., in feierlid^er ren ben Sprud^ im ÜJhmbe: „SMele erfoufen inbie«
Siebe bei il^rer Sniunft ju begrüben, ^einrid^ femfieben bie j^dlle mit fo großer 9nfhengung,ba|
f elbft liebte ben ^umor unb ben geiftreid^en Umgang fte mit ber &ölfte brrf elben ben ^inunel genmmeii
mit Sir Xl^omaS ; er unterl^ielt fid^ mit bemfelben fönnten." Sd^on bie S^üUe inniger ^ergendfrito*
ni(^t nur über profane SBiffenfd^aften^ fonbem migfeit unb lebenbigen ®Iauben8, toeld^e SRore'S
Qud^ über Slgeologie unb politifd^e ®egenftönbe. ganzes SBefen einnal^m^ Iä|t emxtrten, ba| er fid^
9benb3 mugte SRore bie föniglid^e gfamilie unter* nad^ bem tluSbrud^e ber fogen. SReformotion btf
Italien; auc^ überrafi^te il^n berftönig öfter in alten latl^olifd^en ©laubenS mit SBorme, 9nf>
feiner Sßol^nung. %ber tro^ aQer 93ertraulid^!eit Opferung unb ber ebelften Uneigemui|igleit mt-
bes ffönigS tonnte ÜRore bo$ niemals k)oDed ^er* genommen l^abe. 3m ®runbe toat eS |a nid^ts
trauen gu il^m f äff en, me^l^alb i^n aud^ bie fönig- Ruberes, maS il^n auf baS 99lutgerüfl gebrad^ JJtA,
lid^e ®nabe nie {tolg mad^te. Xl^omaS öu|erte fid^ al§ feine felfenfefte ^nl^önglid^teit an ben @ImAeii
einmal gegen feinen S(^n)iegerf ol^n Sloper , ber feiner 93äter. 2)er fir^Ii^en Umioaljung Sutl^
il^n megen ber ^ulb beS jtönigS prieS, ba| er merfte er bie politifd^e SBenbung fd^on an, no4
(9Rore) nid^t Urfad^e l^abe, auf beS ffönigS ®unft el^e ber Sauemfrieg ouSgebrod^en mar ; auS bem
ftolg gu fein; benn memt fein itopf bem jtönige ein unfmnigen 93ermerfen ber pöpftlid^en Xuctori*
Sd^Io^ in S^ranfreid^ geminnen lönne, fo mürbe tot, au§ bem Singiel^en ber iKrd^enguter, axA
er unfel^Ibar l^erunter muffen! 3nbe| ftieg er t)on ber Uebertragung ber geiftlid^en ®maVt an bie
ber äBürbe eines Iönigli(!^en Statines p ber eines meltlid^e ÜRa^t propl^ejeite er bie traurigften, bie
StitterS, bann 5U ber eineS Sd^^meifterS, furj beftel^enbe Orbnung ber Singe in 2)aitfd^Ionb
barauf }u ber eines Jfan}IerS beS ^er^ogtl^umS um!e||renben ^folgen; maS SBunber, ba| er bie
Sancafter empor. 99ei bem eitlen, glangliebenben SleligionSneuerer gugleid^ als fjfeinbe ber meltliddes
Sarbinalminifter äBoIfe^, meld^er auf ÜRore'S Sr- älegierung betrad^tet unb als Smpörer bej^ft
l^ebung eiferfüd^tig f)\n\ai), ftanb er jebod^ nid^t in miffen moDte. SEßaS übrigens SRore als ®ro|-
befonberer ®unft. Sir 3^omaS mar t|atig bei tanjier gegen bie bleuerer getl^an, baS gefd^ im
ber 9bfd^Iie^ung eines S^reunbfd^aftSbünbniffeS 92amen beS ®efe^eS unb t)on SmtS megen. Sa^
gmif d^en gfranfreid^ unb Snglanb im 3. 1525, i^m fein Sinfd^reitent)on ben Stnl^öngembcSneufn
ebenfo bei bem SSertrage oom 80. ^ril 1527; ®IaubenS als ®raufamfeit merbe angered^net tDO*
be|gleid^en 1529 bei bem Sibfd^luffe beS t^nebenS ben, lie^ fid^ gum 93orauS ermarten. ®lääßofji
t>on Sambra^, meld^er jmifd^en bem ffönige t)on ift nad^ bem 3^gniff( beS ^aSrnuS (Srief os
gnglanb unb ftaifer ftarl V. mieber tJfreunbfdftaft Qfaber), f o lange SKore flankier gemefen, allein um
unb tjfrieben l^erfteOte. 9)tore^S SBirffamfeit bei ber neuen ®runbfö^e milien niemanb mit bem
biefem für baS ganje Sieid^ fo erfreulid^en Sreig- Sobe beftraft morben, mäl^renb in S)eutf4I(mb,
ni^ l^atte i^m feines fiönigS befonbereS Sob utü) ^Belgien unb (J^ranfreid^ gal^lreid^e ^inrtd^tungen
reid^lid^e 9nerlennung ermorben. ftattfanben. Sa^ SRore in feinen polemi{(|eK
^eu|erft erbauenb mar, ungead^tet ber 3^* Sd^riften als SBertl^eibiger ber alten JKrd^ fdH<
ftreuung , bie baS Seben eines Staatsmannes ^uSbrüdte miber bie ®egner gebrauste, mor QeiB
notl^menbig mit fid^ fül^rt, 9nore'S l^öuSli^eS 9lot]^me]6r,t^eilS®ef(^mad( feines 3eitalterS.9ii|er
Seben. 3ebe 3eit, bie er ben ©efd^öf ten abfparen 3o^n gif l^er (f. b. 3lrt.) galt niemanb, meber beim
fonnte, k)ermenbete er im Greife ber Seinigen, um 93olfe nod^ bei ber ®eiftlid^!eit , als ein fo ge^
Sfamilie unb ®eftnbe in religiöfen ®eftnnungen manbter $olemüer mie Sir Xl^omaS. %S folget
}u erl^alten unb in ber d^riftlid^en SBeiSl^eit meiter- bemöl^rte er ftd^ gegen Sutl^er, beffen rudEfi(^tSlofm
jufül^ren. SBäl^renbaRorefelbfl bie innere ©eifteS- Singriffen auf ftönig ©einridj er 1523 nriteimi
fammlung pflegte, Derga^ er nid^t, babei aud^ ber gel^amifd^ten ©egenfd^rift (als Gulielm. Bosseus)
SBijfenfd^aft ju leben. 3n feinem Sanbl^aufe ju entgegentrat. 3m3.1529 fejte erberlut^erif^Jen
ei^elfea l^atte er eine befonbere ftapeUe, Sibliotl^e! Sel&re fein „®efpräd^ über 93ilber- unb SRdiqmen-
unb ®alerie. ®afelbfl brad^te er momöglid^ jeben öercl^rung, Slnrufung ber f)eiltgen :c.'' entgegen.
Qfreitag in ®cbet unb frommen Hebungen ju, um 3mmer nöl^cr rüdfte nun baS erfd^fittembe (&•
burd^ eine fold^e Sammlung mit neuem 6ifer unb eigni| für bie Äird^e in ßnglanb, bie CWi^ei«
©eifteSf d^munge an feine ®ef d^öfte gelten ju f önnen. bungSgcf d^id^te ^einrid^S Vni. Seitbem fcemri^
S)em ^riefter am aitare ju bienen, l^ielt er aud^ nad^ aBolfc9'S Stura feinen SKore jum fcmjler
1937
9RoruS.
1938
tum Snglanb ttf)oitti — e§ gefd^al^ am 25. Oc»
tob« 1529 — , tonnte bicfer ben gfolgen bcr fd^Iim«
men Sßenbung, in »eld^e bie t)erbre(i^6nfd^e fieiben-
fd^ft p Slnna Solenn feinen föniglid^n ^erm
Mftridt l^Qtte, auf feine 9lrt mel^r ftd^ ent^tel^en.
2)q {^einrid^ bie popftlid^e Sd^eibung t)on feiner
xccl^a|igen ©emal^Iin jtatl^arina tro| atter Stonf e
irid^t erl^Iten fonnte, f o griff er jum legten aßittel,
)itr SoSfagung k>on 9lom : ieber Untertl^an mu^te
unter ©efal^r für feinen J?opf bet^euem, ba| ber
ttbnx^ t)on Snglanb aud^ ber Snl^aber aller geift-
üäfm ©eioalt ba^ er baS Oberl^aupt ber eng-
fifd^ IHrd^e fei ; bie Steigerung beS @upremat§-
eibeS marb als poä)\>tnatf) bel^anbelt. SRore fud^te
perfi jieber Sll^etlnal^me on biefer gef äl^rlid^en ^rage
fon }u bleiben; einer Srüdrung, meldte einmal ber
JMnig auf feine, bie 92id^tig!eit ber biSl^erigen
(B^ ongeblid^ ermeifenbe Slbl^anblung t)on SRore
Miangte, nnd^ biefer burd^ ben SBormanb allju
geringer tl^eologifd^ ffenntniffe au§. Slom fud^te
bie &(BLi^ in bie Sönge ju ^iel^en, in ber {^opung,
geinrid^ am Snbe bod^ t)on biefer feiner ^gro|en
Ingelegenl^eit'' abbringen gu fönnen ; jiebodb t)er'
aebend. SBieberl^oH nmnbte ftd^ ^einri^ mit Sin*
fragen an 3Roxt, 3laäi längerem 3aubem t)em)ie§
biefer ben jfönig auf bie oemeinenben SluSfpräd^e
ber JKrd^ent)äter, ber bemöl^rteften ^uSleger ber
betreffenben ©d^riftftellen. @o »enig ungnöbig
6einrid^ megen ber erl^altenen Slntmort ^u fein
fqien, fo nmrbe bod^ 3Roxt fietS beforgter für bie
@od^ beS fotl^olifd^en (SlaubenS in Snglanb ; benn
er fottnte bie fieibenfd^aft, aber aud^ bie furd^tbare
(Energie beS ff önigS. SlbermalS oerfud^te e§ biefer,
bie Stimme eines SRanned mie Sir 2:^oma§, ber
on^ ini 9udlanbe aQgemein Qta6)iti mar, für ftd^
in genrinnen. SlUein bie jutraulid^fte ^erablaffung,
nwmit ^nrid^ feinen ffansler ju feffeln fud^te,
boS fd^meid^V^ftefte Sob, meld^eS J^einrid^ ben
bitilomatifd^ Seiftungen beS Don €ambra^ gu«
xudgefe^en 9Jlore fpenbete, tonnte biefen nid^t
nmßimmen. Offenbar l^atte f^einrid^ aud^ bie
Udiertragung bed ©roltan^IeramteS als eine Sodt«
f|Kife für dolore Uttaä)ttt. SRore traute feiner
eigenen Sinfid^t nid^t; er l^ielt Sonferenjen mit
S)0€toren ber S^eologie unb beS canonifd^enSRed^tS,
oBdn burd^ biefe füllte er fn^ tiur nod^ mel^r in
feiner Ueberseugung beprtt; er ertlörte nun bem
Abnige fniefdUig, ba| feinem ^ergen nid^ts fo
fd^tta f oOe ald ber ©ebante, er fei ni(|t im Staube,
in biefer Sngelegenl^eit mit unt)erle^tem ©emiffen
einen Siudmeg ^u finben, moburd^ er titoa^ ^ur
Snfriebenl^tSeinerSnaieftät beitragen tonne. 2)er
JMnig ontmortete ccaä^ bie^mal fd^einbar gnöbig
mit bem ßufa^e, ba^ er SRore'S ® emiffen nid^t me^r
bcunntl^igen molle: er l^ielt aber l^ierin fd^Ied^tSBort.
Z^mnad Srommeu mar eS, ber burd^ ^inmeifung
anf boSSeifpielberbeutfd^entJfürften^einrid^ Ie|te
Sebenfen befd^mid^tigte unb beffen ^bf aK oon 9lom
twllenbete. 2)ie iBermö^Iung mit Slnna erfolgte im
Sonuar 1583 ; bie pforberung be§ SuprematSeibeS
tilgte DoOenbS bie )m))ftlid^e ^uctoritöt in Snglanb.
2)ad 93erbleiben im ffamleramte mugte 3Sloxt
in f d^roff en ffliberfprud^ mit feiner religiöf en lieber»
Seugung bringen; balb mar fein gntfd^Iu^ reif,
biefe ie^t für fein Seelenl^eil gefö^rlid^e SBürbe
nieberaulegen, obmo]^! aud^ biefer Sd^ritt feine
bebeutenben Sd^mierigteiten l^atte. 3lm 16. iKai
1582 legte Sir Si)oma^ baS groge Siegel in bie
§änbe feine« ffönigS. geinrid^ fa^ aJlore'S SRüdf-
tritt als eine 3(rt t)on ^ligbilligung ber Stritte
beS ^ofeS an. Um bem üblen ginbrudte, meldten
aWore^S SSorgel^en beim 3n« unb SluSlanbe mad^en
tonnte, mirtfam ju begegnen, follte biefer Sd^ritt
als Sermeffenl^eit erflört unb ejenH)larifdb befkaft
merben. Söl^renb ^einrid^ mit biefem ®ebanten
fid^ trug, öerfel^lte er in tluger SSerfteHung nid^t,
ben aus feinen ©ienften gefci&iebenen Sl^omaS mit
ben l^dd^ften Sobfprüd^en ju überl^öufen, unb l^ielt
aus S(|eu Dor ber öffentlid^en SWeinung juerfi
nod^ mit ® emaltma^regeln gegen ben im t^familien«
treife rul^ig bal^inlebenben !Ölore jurüdf. 3nbe|
tilgte bie ftetS mad^fenbe Seibenfd^aft mel^r unb
mel^r baS ®efü^l ber Wenfd^lid^jfeit in il^m unb
mad^te il^n jum bluttriefenben S^rannen. SHIe,
bie feinem Sßillen fid^ nid^t blinblingS fügten, f oH»
ten zermalmt merben: baS l^ie^ ^einrid^ 5eitgemö^e
Strenge gegen 9ßiberf))önftige. 9{od^ einmal Der-
fud^te ber SDeSpot ben SBeg ber @üte an 9)tore,
bann aber folgten Sinf d^üci^terungen unb 2)ro]^un-
gen bis l^inan p ben Sd^redCen beS 2:obeS, bem
|)einrid^ bereits blutige Opfer l^atte bringen laffen.
S)a| Snore t)on nun an über bie Slngelegen^eit
beS ffdnigS unbebingteS StUIfd^meigen beobad^tete
unb tein Sßort mel^r über bie UnauflbSbarteit ber
erften Sl^e fallen lie|, l^alf nid^ts ; eS genügte, ba^
er fid^ frül^er gegen f^einrid^S Sßünfd^e auSgefpro*
d^en l^atte. SRore al^nte ben über fein f)aupt l^eran«
nal^cnben Sturm unb traf feine SSortel^rungen, um
als Sl^rift ben f d^meren ffampf beftel^en ^u tonnen.
3n benUebungen ber^nbad^t fud^te erSlrofi unb
Störte 5um SiuSl^arren; er fud^te aud^ feine SfQ"
milie auf baS33et)orfte]^enbet)or5ubereitenunbfprad^
ie^t öfter alS fonft t)on ben gfreuben beS ^immel^
unb ben Dualen ber ^dOe u. f. m. Sn^mifd^en
fann ber ^afe ^nna'S gegen ÜKore, ber ju einer
Billigung il^rer &^t nid^t ^u bringen mar, auf
aWittel au feinem SSerberben. Suerft griff man ju
einer fi^ felbft miberlegenben 2lntlage gegen i^n,
5ur ajntlage megen Sefted^ung. ©inen anbem
SSormanb gur Sefd^ulbigung bot eine fd^toärme-
rifd^e SBiponörin, bie fogen. I^eilige SKaib üon
ftent (f. b. «rt. SSarton) ; biefe l^atte bem ftönige
im Saue ber Sd^eibung ben na^en 2:ob propl^*
seit, ^einrid^ lie^ fte oerurtl^eilen unb felbft bie
oon i^r ©etöuf d^ten unb bie Serbreiter il^er Offen-
barungen ^inrid^ten. Diejenigen, meldte um il^re
bem Könige nad^t^eilige ^rop^ejeiung gemußt
unb fte nid^t angezeigt, mürben ber SSerbel^lung
beS SSerratl^S angetlagt. Unter biefen mar £]^omaS
STOore , mäl^renb bo(| fein 95rief med^fel mit biefer
9?onne gan^ unfd^ulbiger 9latur mar, inbem er bie»
felbe k>or allen ^eu^erungen in politifd^en SMngen
1939
aJloruS.
1940
gciDomt ®a§ gcmac SSerfal^reti gegen 5!Rore toax
nid^tS ald ein fd^Ied^t t)erbe(Iter Sonoanb unb
5ug(eid^ ein legtet iBerfud^ be§ itönig§, il^m bie
S3iIIigung ber ©d^eibung ab^ubrängen. ®er neue
Sorbfonsler unb gromtoell mußten SKore mit
©rol^ungen beftürmen, »eld^e aber biefer al§
Sd^redftilber für ftinber ernörte. 9ltö SDlore er-
f ul^r , iai er au§ ber Slnttageacte geftrid^en fei,
jagte er 5U feiner il^m bie| ntelbenben Sod^ter:
„Sei meiner Sreu, ©retdjen, aufgefd^oben ift nid^t
aufgel^oben." ^einrid^ lie^ burd^ ba§ Parlament,
ba§ er bereits ju einem Raufen verworfener ©Ha«
ben l^erabgeimirbigt bie 9ted^tmögigfeit ber @^e
mit dnna unb ber t)on i^r 5U l^offenben jhnber
auSfpred^en unb ^u biefem Snbe 1534 bie @uc»
cefftonSacte abfaffen, meldte unter ©träfe beS^od^»
Derratl^S Don fämmäid^en Untertl^nen be§ äteid^S
befd^moren werben foDte. S)ie ganje ©eiftlid^feit
fionbonS — k>on ben Saien aber niemanb afö SRore
— erhielt ben Sefel^l, bie ©ucceJponSacte ju be«
fd^wören. $or bem ®ange ^u ben Sommijfarien
}u Sombetl^ beid^tete Wore, l^örte bie l^eilige 9Ref[e
unb empfing bie l^eilige Sommunion^ wie er e§ t)or
iebem wid^tigen ®ef d^fte ju tl^un ))flegte, unb ber«
Ue^ bann in ft^ gefeiert — im Siorgefül^I feines
na^enben ©d^idCfaß — fein Kl^elfea, baS er nie
wieber fe^en foDte. SKore glaubte feinem ®ewiff en
Suwiber ju l^anbeln, wenn er bie gan^e %cte be«
fd^wbre, inbem er baburd^ bie 92uUitöt Don ^ein-
rid^ erfter 6^e befd^wöre. SromweK befal^l aber
im ©inne feines ^erm unbebingte Unterwerfung
unb unbebingten Sib. 2)ie SibeSberweigerung
warb als 99egünftigung beS ^od^Derratl^eS ange«
feigen unb mit ewigem fterfer beftraft ; @ir Il^o«
maS würbe in ben 2:ower gebrad^t er, ber treuefte
Untertl^an eineS ffönigS, weld^er [\äf über SRore
einft mit ©tolg geäußert IJatte, fein fjürft fönne \\i)
eines folgen Untertl^anen rül^men.
2)aS (Sefängni^ fanb an Tloxt einen wal^r-
l^aft d^riftlid^en SDuIber ; feine 99efd^öftigung war
®ebet, Sefen unb baS Scrfafjen mel^rerer ©d^rif»
kn, barunter beS fleinen 3:ractateS Quod mors
pro fide non ßit fugienda (f. Opera, Franco-
furti ad M. 1689, 180). ©eine grflärung ber
SeibenSgefd^id^te unfereS ^eitonbeS, gefd^rieben
im 2:ower 1535, tonnte er nur bis aur ©teUe
fül^ren : „Unb fie legten §anb an 3efum." 5Rod^
im Äerfer foHte TOore für bie Slngelcgenl^eit beS
ftönigS gewonnen werben; baju benu Jte man feine
Sod^ter SWargaretbo, beS SSaterS ßiebling. Wan
gemattete i^r ben 3utritt in ben Äerfer il^reS SSaterS,
weil man l^offte, fie werbe il&n 5ur Untertoürfigfcit
bewegen, ©ie beftürmtc aKerbingS auf's ©ring«
lid^fte baS SSaterl^era; allein TOore war nid^t ju Der«
mögen, ba| er etwas wiber fein ©ewiffen tl^ue, unb
äußerte fid^ einmal, mit gfreuben fel^e er bem SobeS«
urt^cile entgegen, baS er pd^ fclbft gefällt l^abe,
feitbem er ben fferfer betreten. SllS i^n aud^ feine
tJfrau jum 5Wad^geben ju bereben bemüht war unb
i^m Vorwürfe batüUt xtvaä^Vt, xou ^x üUt nue
Seute beS Sleid^S il^re 3uftimmung gegeben, {eis
ganzes fiebenSgludC Derf^er^en fönne, f 0 fragte ^
SDlore: „äBie lange glaubft bu wol^l, ba| i^ noi|
leben werbe ?'' „SBenigftenS nod^ einige ^wan^ig
Saläre," erwieberte fie. „SaBaJ^rl^afttgl" Der^
er, „ptteft bu einige taufenb Saläre gefagt, fo
wöre baS nod^ etwas gewefen; unb bod^ nm|
berjenige ein fd^led^ter fiaufmamt genannt toe^
ben, ber ©efal^r läuft, wegen taufenb 3a^ren bie
ganje Swigfeit ju Derlieren." Ucber ein 3al^ fafe
SRore im Werfer, als ber ftöntg eine (£ommifjion
mit SromweK an ber ©pi^e ju i^m entfonbte,
um feine SReinung über beS jfönigS fird^ul^
©u))remat, weld^en ^einrid^ im ^rlament 1534
5um ®efe^ l^atte erl^eben laffen, §u ^ören. 9ber
9Rore lehnte baS 3umut]^en ah unb bemedte, er
werbe fxä) Weber in weltlid^ nod^ in geifQid^
S)inge md^r mifd^en. ^einrid^, beffen ©ut^remot
befonberS Don 9)lönd^en, pmal Don mehreren
ßartl^äuferprioren, SBiberfprud^ erful^, lie| biti
$rioren biefeS OrbenS l^inrid^ten unb bie StB*
rid^tung treffen, bag 9)tore biefelben Don femoi
gfenfter auS ^ur ^inrid^tung fül^ren fe^ fonntt
Mein baS ÜRittel l^alf nid^tS; l^atte ia ^uDor f^
9J2ore erflärt, ba^ fein armer Seib gu beS Stimfi
99efel^l ftel^e. Sm 3. 3uni 1535 Derfügte fi<^ jß
99lore in'S ©efängni^ abermals eine Sommifpoii,
SU ber aud^ ber Sr^bif ^of Don Sonterburp, %^wia
Sranmer, unb ber uuDermeiblid^ £l^omaS (^om*
weQ (f. b. %rtt.) gel^örten, mit bem »efel^e bc§
itönigS, bag 3Jloxt in ^treff beS ©upremotS eine
beftimmte Slntwort ju geben l^abe; entwd)er muf^
er ^einrid^ VIII. als red^tmägigeS 5oupt ber esg-
lifc^enJKrd^anerf ernten, ober feine ^oS^geges
feinen Oberl^erm eingeftel^en. Wort bebamtt
in ber ©ad^e feine anbere Antwort geben gu td»
neu als bie bereits gegebene, unb betl^euerte cafi
9!eue feine Siebe mU) @]^rfurd^t gegen ben 9^
9iun warb 3Roxt auf S Sngfte Dertoal^rt, unb eS
würben il^m bie Süd^ unb ©d^reibmotenolieB
genommen, we^^alb er ftd^ genötl^igt fc^, fortos
bie 99riefe an bie ©einigen mit fiol^le auf p-
fammengelefene ^ßapierftüdd^en ju fd^retben. Sbm
befd^ulbigte il^n fälfd^lid^ ber ^eu^enmg, baS^odO"
ment fönneben jtönignid^t ^um Oberl^utitetim^flt;
barauf mad^te man il^m ben ^ro^e^ wegen ^o4-
Derrat|. S)urd^ bie Dolfreid^ften ©tragen ba @M
warb Snore am 1. 3uli 1535 Dor bie ©^ranfni
beSfelben (Serid^tS gebrad^t, bei weld^em er etnßba
S3orfi^ gefül^rt l^atte. S)ie Slnflage legte ii^ i/ß
Saft, ben ©upremat beS jf önigS Derworfen }u^abei^
wie aus feinem ©efpräd^e mit Slid^arb 9tid^t<<iNff^
gelfte. SOWt großer Raffung öertl^eibigte ^ Vtau
$unft für $unft, inSbef onbere gegen bie Xnflagc,
als l^abe er in 99riefen an ben Sif ($of gifl^ biefa
lux Uebertretung beS fraglid^en ©tatutS enmmtcctr
unb fteUte baS Unwal^re ber ^uSfoge beS Xi^otb
9lid^ gegen il^n an'SSid^t; beffenungead^tetfe^^
bie ©efd^worenen fd^on nad^ einer SSiertelftanbe
^urüdC unb f))rad^en il^n „fd^ulbig", obwohl biefe
©ad^e, ju weld^et aUeSB\\4)%uxv\iW^^\tW^«^\ bie «nfiagewr
1941
ÜRofaifd^eS ®e|e| — SRofd^uS.
1942
)u lefen. ^an lünbigte bemt)erurt]^eilten9Rore an,
bcr ftönig ]^a6e bie @nabe gehabt bte furd^tbace
Strafe beS SSiertl^eilenS, tDoju er Derbammt mar,
bal^in absuönbem, ba^ er nur ent]^u))tet toerbe;
ba fprad^ er: „®ott behüte einen jeben meiner
gfreunbe k>or einer fo%n ©nabe!" SIS er ouS
bec ®en(i^tö|a&e trat, marf ftd^ i^m fein @o^n
3o^n 3U t$fü|en unb bat um ben t)äterlid^
@caen. 99eim Soföerquai erwartete il^n feine
SicmingStod^ter SDtargaret^, bröngte \xä^ eilig
Imrd^ bie SRenge unb bie bemaffneten txu^ptn
unb umarmte unb fügte i^ren SSater unter einem
Strome t)on£]^ranen. SnSDtargaret^a fd^rieb er am
trterten Xage nad^ feiner 93erurt^eilung feinen le^«
im Srief mit ftol^Ie; barin banft er feiner lieben
XDd^ter für il^re gro|e ^ietöt, trifft mel^rere Se*
fümmungen^ ertl^eüt allen feinen Sngel^örigen ben
Segen unb fd^reibt unter Slnberem: „Sebe mol^l
mein tl^ed ftinb, unb ittt für mid^, mie id^ ed
für bid^ t^ue, f omie für aKe tJfreunbe, auf ba| mir
cinonber frö^lid^ im {^immel mieberfel^n/ S)ie
iDcnige nod^ übrige 3^t feinet (SrbenlebenS uer«
manbte SRore für eine mürbige SSorbereitung auf
bafi anbere, beffereSeben. 913 fein gfreunb Stomas
$o)ie am 6. 3uli 1535 il^m ben Sefel^I bed ffönigS
flbcrbrad^te, ba| er nod^ an biefemSÜige l^ingerid^tet
Mcben foUe^ banfte er il^m l^erglid^ für biefe i^m
ongcnel^me 92ad^nd^t, mar fej^r frol^, Don i^m ju
l^dxtn. Sag feine grau unb ffinber feinem 99egröb-
liffc beimo^nen bürften, unb tröftete biefen feinen
9rcunb^ als er unter l^eftigen Sl^ränen Don i^m
Vbfd^ieb nal^m. ©ottergeben unb gefaxt ging er
ben Ie|ten @iang, banb fic^ felbft baS 2:ud^ um bie
Sugen, unb na^bem er ben $falm Miserere ge-
betet, legte er baS ^upt auf ben 9Iod(. (Sin @treid^
beSSDtorbbeüd Dereinigte 9Rore mit feinem @d^öpf er.
S>er 6rbe l^interlieg er baS 99eifpiel l^elbenmütl^iger
Zagenb unb ber ÜRart^rerftanb^aftigfeit, unb ben
Seioeifi, mie ber tat^oUfd^e ©laube nid^t blog baS
Seben l^Iig unb l^eiter mad^t, fonbem aud^ bem
Xobe feine @d^edten nimmt, ^apft Seo XTTT. oer-
Mte il^n gugfoid^ mit 3obn ^i}f^tT unb anberen
eifern aud ber 3eit ^einrid^S YIU. unb Slifa-
Uifß burd^ beeret oom 29. 2)ecember 1886 (Acta
& SediB XIX, Bomae 1886, 347 sq.) al§ 9)kr-
ß; in büS Skraeid^nig ber Seligen. (9}gl. ®. %^,
1^, Xl^omaS 9Roru3. SuS ben OueQen be-
cAeitet, 9lämberg 1829, 2.%ufl., SugSb. 1852;
9L Sonrnftort^ 2:|oma§ 9RoruS, ^teiburg 1879;
C S. Z^. ^enfe, 2)aS l^uSl. Seben beS 2:1^. 3Sloxn^,
te SijMÄ m Stfd^r. XXI, 1869, 55 ff.) [S)üj.]
fbfU^ #efe|, f. ®efe^ V, 544.
fbjbiibef, 3acob, jfartl^ufer in jföln,
Mnbe nm 1520 in gflanbem geboren unb mirfte
genntme S^t oI8 Pfarrer unb fianbbed^ant. Son
ficfec 9i5mmigfeit befeelt, trat er mit feinem
^ bem$faner unb SDed^anten 2}obann 9ied(-
fifyvSü, )U ftöln in ben ffartbäuferorben unb legte
gleid^eitig mit bemfelben am 23. 9{ot)ember
1570 $rofe6 ab. SEßöl^renb SRedffd^entel am 18. 3a>
1580 )um $nor ber Kölner ffortl^aufe er-
mäl^It mürbe, erl^ielt SRofanber im 3* 1584 Don
feinen Oberen ben 2luftrag, in bie OrbenSprot)inj
Wöbren übergutreten, um bie jf artbaufe Sofopl^tS-
ffyil bei Olmü^ ju leiten. §ier ftarb er am 24. ^ril
1589. m Sc^riftfteOer bat er ^\ä) baburd^ einen
3lamm ermorben, ba^ er bie Ameite Auflage ber
^dligenacten t)on SuriuS, bie burd^ ben Xob beS
le^tem (geft. 1578) unterbrod^enmorben^ ooUenbete
unb, mit Dielen neuen Heiligenleben Dermebrt, in
ben 3abren 1575—1581 ju «öln bei ®ermin
SaleniuSl^erauSgab. IBon ben 7 tjfoliobänbenbiefer
9lu3gabe beforgte SuriuS bie jmei erften, 9Rofanber
bie fünf legten ; ber ftebente entl^ölt bie 9ladi^tröge
SnojanberS. Sud^ Deranflaltete berfelbe im 3. 1580
5U ftöln eine neue Ausgabe beS Mart3nrologiiim
Adonis, meldte bie erfte, Don fiipomani beforgte,
an Sorrectl^eit bei meitem übertrifft (SSgl. Annales
Carthusiae Colon., Ms.; Hartzheim, Bibl.
CoL, Colon. 1747, 151 ; Petreji Bibl. Carthus.,
Colon. 1609, 156.) [Äeffel.]
JßoMta^, 3obanne§, 9JUnd^ unb aScetifd^er
Sc^riftfieller um bie Sßenbe beS 6. 3a]^rbunbert3,
trat nad^ einer SJlittl^eUung bei ^l^otiuS (Bibl
cod. 199, Migne, PP. gr. Cm, 668) juerft in baS
Sb^oboftuSflofter p 3entfalem, Dermeilte bann
bei ben SRönd^en ber 3orbandau f omie in ber neuen
fiaura beS 1^1. SabaS unb begab ftd^ fpäter auf
Steifen nad^ S^rien^ %tQ\)pttn unb 3talien. 9lid^t
lange Dor feinem SebenSenbe, meld^ed nad^ ber ber*
fbmmlid^en Snnabme 619 ober 620 ^uSRom ein-
trat, Derfa^te er einen umfangreid^en ^rid^t über
l^erDorragenbe Sugenbbeiftiiele unb SBunbert^aten
^eitgenöffif d^er ^Sceten, tl^eiß ou^ |>erfönUd^er Sr-
fabrung, t^ieilS auS anberen, münblid^en unb
fd^riftli(^en OueOen fd^öpfenb. Sr mibmete bog
aSßer! feinem Sd^üler unb Steifebegleiter Sot)bro-
niuS unb betitelte baSfelbe „SQSiefe" (Xetjiaiv, pra-
tum spirituale), ,,meil ed", mie bie {)anbf d^riften
l^in^ufügen unb baS SBibmungSfd^reiben felbji
mdter audfül^rt, „eine blumenreid^e Sefd^bung
bed l^immlifd^en SiofengartenS bietet". 2)a8 ©anje
ift eine 92ad^a]^mung ber Don ^HabiuS (f. b. 9(rt.)
^ufammengefteQten 2)enfmürbig(eiten ber SlSceten
(Historia Lausiaea) unb miD, mie biefe, baS Sob
beS ÜRbud^tl^umS Derfünben. 3n ben fflöftem bed
SRittelalterS unb aud^ nod^ ber neuem 3eit er-
freute bie Sd^rift ftd^ einer großen 99eliebtbeit.
®er Sejt erfubr, mie eS bei Dielgebraud^ten 6r-
bauungSbüd^em büufig ber t^faU ift, im Saufe ber
3eit mannigfad^e ^et&erungen, ihir^ungen unb
ßrmeiterungen; laut^l^otiug umfa|ten einige ber
bamaligen ^anbfd^riften 304 , anbere 342 Slb-
fd()nitte ober Sr^öl^lungen; bie 2)rudtou3gaben
5äblen 219 jfa))itel. (Sine lateinifd^e Ueberfe|ung
Don Simbrofiud SamalbulenftS (f. b. 9rt.) marb
1558 §u Sknebig Deröffentlid^t unb oft nad^gebrudK,
aud& bei Migne, PP. lat. LXXTV, 121—240.
*S>tt gried^ifd^e Xe^t marb 1624 Don gfronton bu
^c (Fronte Ducaeus) l^erauSgegeben unb 1681
Don 3. ®. ßotelier erqän^t uxib fetdi^^^.^&s^öc^^
bei Migne,PP . ^.lXÖXQ.,^«Ä^,^tf^.'öSiS-
1943
SRofeS.
Id44
ad 3112. ©. ©eiset (§ift. 3tf*t. LXI [91. g.
XXT), 1889, 3 ff.) f)at borauf l^ingemicfcn, ba^
SRofd^uS unb @o{)^roniu3 gemetnfam ein Seben
beS ^atriard^cn Sol^anneS be§ ^Imofengebcrg Don
aiejanbrien (f. b. 3lrt.) fd^rieben, mit tocld^cm bie
beiben greunbe längere 3eit l^inburdj in Dertrautem
Umgange ftanben, unb hai ein Srud^ftüd bicfer
IBiogroJpl&ie in ben erften ffapiteln bcr Vita S.
JoannisEleemosynarii vorliegt, meldte unter bem
5Ramen SimeonS beS SRetop^raftcn ge^t (Migne,
PP. gr. CXIY, 895—966.) [Sarbenl^etoer.]
^Ofts (n«tt, LXX Ma)ü(j^c, Vulg. Moyses),
ber ^eerf ül^rer 3§raefö unb ®ef e^geber ber alttefta«
mcntlid^en Xl^eofratie. ©eine ßltem waren ^mram
unb Sod^abeb, beibe au§ bem Stamme SeDi, unb
er mürbe in 2leg9pten geboren, mäl^renb ber fönig«
lid^e Sefe^l in ftraft mar, ba| jeber neugeborene
Änabe ber §ebräer im 9lil ertränft merben fotte.
S)er $]^arao, meld^er btefen Sefe^l gegeben, mar
SRamfeg n. au§ ber 18. ®t|noftie (®rugfd^, ©tein«
inf^r. u. Sibelmort, 2. «ufl., Berlin 1891, 140).
S)ie äJiuttcr mu|te jebod^ i^r IHnb brei TOonate
lang ^u Derbergen, unb atö il^r bie^ nid^t mel^r
lönger möglid^ mar, mad^te fte ein ffäftd(|en Don
9lo$r, beftrid^ e§ mit ^Sp^alt unb $ed^, legte ba§
JTinb l^inein unb fe|te bann ba§ fföfld^en in ba§
©d^ilf am Ufer be3 91U. 99alb barauf tarn bie
^oc^ter beS ^l^arao, bereu !Rame nad^ ög^ptifd^en
Oueflen alg „SWerri" beftimmt morben ift (®rug{d^
a. a. O. 220), an bie ©tctte, fal^ baS ftäftd^en
unb lieg es l^erauSl^oIen unb öffnen; atö fie merfte,
bafe bag ftinb ein bem Sobe beftimmter l^ebräifd^er
ftnabe fei, befd^lofe pe, eS ju retten, unb gab if)m
auf baS anerbieten feiner in ber Stolpe gebliebenen
©d^mefter feine eigene SKutter pr ©äugamme.
9iad^bem ber jhtabe grog gemorben mar, ixad^iz xf)n
feine SJlutter mieber gur Sod^ter beS ^l^arao, „unb
er marb il^r ©ol^n, unb fie nannte feinen Slamen
SRofeS unb f))rad^ : benn an^ bem SBaffer \)äbt id^
il^n gesogen'' (g|. 2, 10). 9?ad^ biefer ©teUc l^at
man Don je^er ben 9lamen für einen ög^ptifd^en
gehalten unb auS bem ^eg^ptifd^en su beuten Der-
fu^t. ©d^on 3ofep^u8 f^reibt (Archaeol. 2,
9, 6): Kdir' aüTüiv t9)v iTitxXTjjtv TaüTTjv tcuv
oüfxßeßTjx^Twv edsTo zU tov roxafxov ijxTreffovxt *
t6 Yotp üScop [jLüiü A?Y67mot xaXoujtv, l(j^c ö^
Toüc jcodevrac. Slel^nlid^ erflärt aud^ SIemcnS Don
aiejanbrien (Strom. 1, 23), unb in ber Dteujeit
»irb ber Dtame mit bcr smeiten §älfte ber Slamen
3lmofi§ unb Xl^utmofiS sufammengeftettt, meldte
offenbar „©ol^n" bebeutet (Srugfd^ a. a. 0. 219).
Mein ber Dtame ift nad^ ber 6j. 2, 10 gegebenen 6r«
flärung ein l^ebräifd^er (inn-«»» — - n»«) unb l^eigt
„ber §erau§gejogene", fann aber nad^ eigentl^üm»
lid^ergüaungau^ „ber^erauSjiel^enbe, SRettenbe"
l^eigen. S)ie ff önig§tod^ter gab, meil fie ben ffna«
ben als l^ebräifd^eS ff inb erfannt ^atte (6j. 2, 6),
il^m aud^ einen l^ebräifd^en 5Bamcn ; bie ff enntni|
beiber ©prad^en in ©effen mirb ia burd^ bie ®e
lid^ am ag^ptifd^en ^ofe erlogen unb, mie e§ in
ber «poftelgefd^id^te (7, 22) auSbrüdDid^ 1^^, in
aQer SBeiSl^eit ber 9egt)ptier unterrid^tet Won
barf fid^ unter biefer SBeiSl^eit feine grob ^eib*
nif d^en ^nfd^auungen DorfteEen. ^§ 1^5d^fieg3id
ber ägtjptifd^en SßeiSl^eitSIe^ren ift bie SBa]^r|ctt
infd^rif tlid^ bezeugt, unb SRofeS gemann bei feinen
Sef)rem bie gro|e ffenntni^ natürlid^ SSo^
l^eiten, meldte er fpöter an ben Xag gelegt ffai,
mäl^renb bie geläuterten ®otte§begriffe unb bie
emfte gfrömmigfeit ber ägpptifd^en !ßnefter i^n ia
bem ererbten @lauben unb ber SSerel^nmg beS
maleren ®otte§ beftärften (aSrugfd^ a. a. D. 222).
aWe^r fagt bie ©d^rift nid^t über aRofeS' 3ugcnb-
gefd^id^te, unb anbermeitige %nQahm ftnb nid^
juDerläfftg, mie menn s. S. $]^iIo (Vita Mosis)
unb Siemens %Ui. (1. c.) bie SOBiffenfd^ften auf>
Söl)len, in benen er t^eilS Don ^eg9t)tiem, t^
Don ©ried^en unterrid^tet morben fei, ober menn
äofepl^uS berid^tet, er fei f d^on al§ Stwb unb ffnabe
burd^ augerorbentlid^e ©d^önl^eit auSgegeid^net ge>
mefen; bie ög^ptifd^e ff önigStod^ter, bie i^ abop«
tirt, l^abe il^n Don i^rem ^ter gum Sl^ronfolger
beftimmen laffen moQen; ein ^nefter l^abe Dorl^
gefagt, ba^ er gro|e§ Unl^eil über ^eg^f^ten brin«
gen merbe, unb l^aU \^n tobten moHen,, fei aber
baran ge^inbert morben (Antt. 2, 9, 5 — 7); oü
3üngling ^aht er fid^ burd^ 3:apfer!eit ^ertwt*
getrau unb namentlid^ einen großen ©ieg über bie
lletl^iopier erfömpft, fei bis nad^ Ißeroe Dorge»
brungen unb l^abe Xl^arbiS, bie otl^iopifd^ffonigl*
tod^ter, bie i^ bie 3:^ore Don Sßeroe geöffnl^
geheiratet (ibid. c. 10). 6§ ift auf SDewntigeS
mol^l um fo meniger ©emid^t gu legen, meil 3o*
fepl^uS mitunter fogarmitbenpentateud^ifd^Se*
rid^ten in SGßiberfprud^ f ommt, mie menn er 3KojcS
au§ ^eg^pten fliel^en lö|t, meil tl^m ber ffönig asS
!Retb megen be§ ermahnten S^IbsugeS nad^ ben
Seben getrad^tet unb er Don biefer 9{ad^ßellnng
nod^ Seitig genug ffenntni^ erl^lten l^be (Antt
2, 11, 1). SDiefe t^ud^t mürbe nad^ bem btbli'
fd^en Serid^t, ber erft l^ier mieber eintritt^ Deronla^
burd^ bie ßrmorbung eines Steg^ptierS, toeli^
einen Hebräer mt^^anbelt l^atte, unb burd^ bie
nad^l^er Derfud^te gütige ^Beilegung eines ©treiteS
jmif^en jmei Hebräern (% 2, 11—15). »ei
le^terer ©elegenbeit jeigte ftd^, ba^ ber 9Rori) be>
fannt mar, unb äßofeS mu|te burd^ bie Sflu^ |cii
Seben retten. Sr mar bamalS bereits 40 3d^ <^
(«pg. 7, 23). %xn begab er fid^ nad^ ber fmoiti-
fd^en ^albinfel, ftie| bort auf einen mabiamlifd^
©tamm unb gefeilte fid^ }u beffen ^eifi^, bei
Setl^ro (*inn% LXX 'Iod<5p, Vulg. Jethro), an^
Setter (^n?., gj. 4, 18) unb g^obob (nah, Jtem.
10, 29) ^ie|. 3)iefer mar ein mabionitifdjer^rie»
fter unb reicher ^eerbenbefi^er unb marb WUß
a\xä) fpäter^in nod^ burd^ guten 9tat^ nujffi^
WofeS forgte für beffen beerben unb e^t
beffen Sod^ter ©ep^ora jur grau. S)ie uidetiei
)J)räd^c ©x. 2, 6—9 t)otavÄ%t\t1j\. 'S^^ ^\its\^t\ö« l Slnqaben ber SRabbinen unb ber SOflol^ammeboner,
fol^n ber SLod^tet beS^t^axao xoux^^t'^SlviV^m^xAv^- 'Xi^'^^^^ vsssx ^et SRöt^e ^l^roo^S gt»
1945
aRofed.
1946
toefen, aitx ton il^m Vertrieben morbett fet bag
9Rofed t)on il^m feinen SBunberftab erl^alten l^abe,
ba^ er ein $rop]^et getoefen unb bie @enbung ge*
f^it f^it, bie SJtabianiter Dom ©ö^enbienft jur
Skrel^rung bed »ol^ren ®otte§ lu betel^ren zc,
tonnen l^ier qIS fabelhaft übergangen merben (Cal-
mety Dictionarium S. Scripturae, Aug. Vin-
deL 1788, I, 592, s. v. Jethro). ^laäi^ einem
langen Sufentl^alte bei ^ttpxo, möl^renb befjen
in %[egV))ten ein anberer Jtönig auf ben Zitron
gfommen nwr (6j. 2, 23), erging an SKofeS am
trge 6oreb, tt)o er bie @d^afe lautete, burd^ ben
(Sngel M ^errn auS einem brennenben S)om>
bufd^ bie Sluff orberung , feine l^art bebröngten
Solfögenoffen in ^egtipten auS il^rer ihied^tfd^aft
iiU befreien (6j. 3, 1—17). ©eine SDSeigerung, bem
d^toertn Stufe }u folgen, mürbe nid^t angenommen,
f onbem ed morb i^m ein au^erorbentlid^er göttlid^er
Sdfianb jugefni^ert unb bie 3Slai)i, SBunber ^u
toirfen, »erliefen (6j. 4, 2—9) ; als er fid^ bann mit
feiner fd^meren 3unge entfd^utt>igte, marb i^m fein
Sruber 9aron aI3 SBortfül^rer an bie @eite ge-
geben unb bie^uftd^erung be§ göttlid^en 9eiftaiü)d
erneuert (6j. 4, 15—17). S)a jog aWofeS, nac^-
bem er ftd^i gegen 40 Sollte in aitabian auf gel^alten,
bereit« 80 Sö^re alt (gj. 7, 7), nad^ %tqf)pttn
ioxnd, unb fein 99ruber Siiaron, brei Saläre alter
olö er (ebb.), ging i^m auf göttlid^eS ®e]^ei| ent-
gegen^ traf il^n am IBerge @otteS unb begleitete
t^n, nad^bem er t)on feiner l^ö^em Senbungffennt-
ni^ erl^alten, naä^ ^eg^pten jurüdC. ^ier manbte
9)b)f ed fid^ juerft an bie ^elteften feinet $oI!e§, unb
oI8 bief e an bie SBa^rl^eit feiner göttlid^en @enbung
rten, an $^arao felbft (gj. 4, 29 bi§ 5, 4).
erfie IBefreiungSDerfud^ l^atte aber nur eine
nod^ meit l^örtere 99ebrüdung ber ^ebröer t)on
@eUen beS ög^ptifd^en JtönigS unb fetner Beamten
3ur ^olQt, unb als SRofeS be|l^alb SSormürfe Don
lenen erhielt unb fie il^n al§ bie Urfad^e i^rer
fd^mereren Seiben bejetd^neten, Derlor er mieberum
ben SRutl^^ mürbe aber burd^ neue göttlid^e Sr«
Öffnungen unb 3uftd^erungen aud^ mieber auf's
Sbue geflärft unb ermut^igt (ßi. 5, 6 bis 6, 13).
3e|t nal^ baS 9Berf ber Befreiung SSraelS einen
cntfd^tebenen unb rafd^en ©ang. 2)urd^ eine äleil^e
tum SBunbem, bie }ugleid^ (mit SluSnal^me beS
crften) fd^mere Sanbplagen für ^egQpten mürben,
unb Don benen, mie mieberl^olt bemerft mirb, baS
8anb (Steffen mit ben SSraeliten Derfd^ont blieb,
maä>t $l^ao enbltd^ genöt^igt, bie ^ebröer ju
cnlläffen. 99ei ben erften SBunbem jmar blieb er
ncrftodt^ meü feine S^id^^beuter unb 3^uberer fte
aod^jual^men mußten. ^US nömlid^ ber l^ingemor-
ßi €tab SlaronS ^ur Schlange gemorben, gefd^af)
felbe oud^ mit ben l^ingemorfenen @töben ber
figlÄ'iifd^en Sauberer, nur ba| biefe Schlangen Don
&t öeiffd^Iungen mürben (gj. 7, 8—13); als
Stilmaffer ftd^ in 99Iut Dermanbelt l^atte, nad^-
bem Soron feinen ^tah barauf gefc^Iagen, tl^ten
and^ bie ög^ptifc^n 3^^^^^^^ ^^^^ Sle^nlid^eS
((gj. 7, 15—23), unb als Saron feinen ©tab
über baS Sanb auSjkedfte unb baSfelbe infolge»
beffen mit gröfd^ bebedtt mürbe, mad^ten bie
ägi)ptifd^en3auberer aud^ biefeS nad^ (gj. 8, 2—7).
I ^^arao Derfprad^ jmar , baS SSoH ju entlaffen,
iDcnn STOofeS bie ^lage ber fjröfd^e mieber ent-
ferne ; aDein als bie^ gef d^e^en mar, l^ielt er fein
SSerfprecften nid^t (gj. 8, 8—15). ©arauf fd^lug
Slaron mit feinem ©tab ben ©taub ber grbe, unb
er mürbe ju SRüdten im gansen Sanb 9(eg9pten,
unb jejt erft fül^lten bie äg^pttfd^en 3öuberer fid^
übermunben unb fagten 5u $]^arao: „2)aS ift ber
gfinger eines ©otteS." ipi^arao aber blieb Dcrftodtt
(gj. 8, 16—19). aiS bierauf 3Rof es unb 5laron
baS Sanb mit ^unbsfliegen fid^ füllen liefen, Der-
fprad^ $]^arao mieber, baS $ol! }u entlaffen, menn
bie $lage aufboren mürbe, brad^ aber mieber, nad^-
bem biefeS gefd^el^en mar, fein SSerfpred^en (g|. 8,
20-32). 3ett Derl^ängte ajlofeS eine $eft über
alles Siel^ unb bie größeren ^auStl^iere ber ^eg^p-
tier über|aut)t, fo ba| fte fömmtlid^ umtamen,
unb bann über bie Wenfd^en aufbrec^enbe giter-
gefd^müre, gegen bie felbft bie 3öuberer fid^ nid^t
5U fd^ü^en Dermod^ten, unb enblid^, als $^arao
immer nod^ Derftodtt blieb, einen ferneren ^agel,
ber aKeS, maS auf bem gfelbe mar, 9)tenfd^en, 93tel^
unb ^flon^en, jerfd^lug unb felbft bie ^öume ^er-
brad^. Se^t mieberum Derfprad^ ^l^aroo, baS IBolI
5U entlaffen, menn bie $lage aufbore, l^ielt aber
nad^ bereu aufboren mieberum nid^t SBort (g£. 9).
2)arauf Derl^ängte SRofeS eine ^eufd^redteuDerl^ee-
rung über ganj Sleg^pten, burd^ bie aQeS meg-
gefreffen mürbe, maS ber ^agel an Mannen unb
©emöd^fen nod^ übrig gelaffen l^atte. $^arao aber
benal^m ftd^ mie im Dorigen SfaKe unb entließ baS
9Sol! nid^t (gj. 10, 4—20). gine meitere ^lage,
eine breitögige bid^te gfinftemi^, l^atte nur ben gr-
f olg. ba| $b<^rao bei XobeSftrafe SRofeS Derbot, j[e
toieber Dor fein Slngefid^t ju lommen (g£. 10, 21 bis
29). 3e^t erfolgte bie le^te, entfd^eibenbe $lage, bie
Sel^nte, mit meld^er bie äg^tifd^en $lagen bie S^^ffi
ber SoUenbung unb %bgef d^loffenl^eit erreid^en (DgL
Söl^r, ©Emboli! b. mof. gultuS I, §eibelb. 1837,
175 ff.), bie Söbtung nämlid^ alfer äg^^jttfd^en
grftgeburi, Dom grftgeborenen ^l^arao'S bis ^um
grftgeborenen bcS ©efangenen, unb felbft ber grfi»
geburt beS SSiel^eS. Um ÜRittemad^t f anb fie ]tatt,
unb ber SBürgengel ging nur an ben ^öufem ber
^ebröer Dorüber, bereu Xbürpfoften mit bem 99lute
beS ^ff ablammeS beftrid^en maren (g£. 1 1, 4 bis
12, 29; f. b. 5lrt. gfefte IV, 1437 ff.). 3n ber 5Rad^t
nod^ mürben SRofeS unb 9aron Dor $^arao ge-
rufen, unb eS marb il^nen nid^t nur erlaubt, f onbem
befoblen, eiligft f ortsujiel^en ; bie Sleg^ptier brong-
ten bie ^ebröer bergeftalt jum fd^neUen %b5uge,
ba^ fte ilnen nid^t einmal 5um ©öuem beS XeigeS
3eit liefen unb i^nen gaben, maS fte Derlangten,
golbeneS unb ftlbemeS ©eröt^ unb itleiber, nur
um il^rer möglid^ft fd^neU loS ju merben, meit
fte Don il^rer langem 9nmefenbeit aQeS IBdfe
fürd^teten (gj. 12, 31—36). gS ift über ble^jiti
ongtfcl^tn tDOrben, als df> cS ^iS) um tme con
@ott tnib 9i)oje€ ongcoTbntte eigentliche Skpe^Iung
btr aeQQfitici in ber gönn beS Sntlel)itnie auf
giimmernriebergelien flel)QnbtIt ^be. Xic Stjtef-
»ortt finb aber bief er 3luffa|Tuns toDtommen eiit>
gegen. S)fnn V»«, morauf e§ liier onfommt, 5et|t
iri^t „entlegnen", unb ^«i'T mi)t „leiten"; fon-
betn jeiieS ^6* .*itt"i. foibmi", unb fomit bieft«
„bitten, forbem modien", maä DoDe SBernttnUlig-
Wt jutn ®e6en DotauSfep unb öon fnimtDigem,
juDorfDininenbent @ebfn ouc^ miifltc^ in bet @hDe
1 Som. 1, 28 gtbrourfit ift, in mel^ e« aufeer
ßj. 12, S6 allein nix^ DorfDmmt (ügl. ^engpen-
berg, !8ritt. jur einl. in'8 31. X. TU, Serlm 1 839,
507 ff.). UebrigenS iji ber gonje ^lentoteu^iit^e
fßtxiäii über bie ©enbung ÜJlof eS' unb feine Sliatiö-
leit in Segtititcn jur Sefieiung feines SislIeS bon
bei neuem rotionaUftifc^en EBibtltritil unbfS^gefe
für burttimiS obei boc^ grogent^etls un^i^orifd),
inqt(t|ii| unb mar^en^ft oulgegebrn noiben (Dgl.
&. S. iSouer, ^ebiäijc^e «m^t^ologte be§ 9. unb
9». %. 1, Se^aig 1802, 262 ff.; 3. ©eo. SBoter,
Commenlor über ben ^entoteud) II, ^wDe 1802,
4 ff. ; be aBette, ^Beittäge gut ginleihing in ba§
«. i. n, §alle 1807, 169 ff. ; gnwlb, ®tf<5. be§
aSolfeS asrael n, 3. «ufi. (Söttingen 1865, 23 ff.).
Sine ftJecitKe SBüibigung biefcr 9(nfi$t mihrbe
^iei ju n)dt fü!|Tcn, unb tS mag an einer Furien
Drientining in Betreff ber ^auptfrunfte genügen.
SutiBrberft ifl flor, ba% bie S^öligleit fflIofeS' in
^egQpten eine tminbetbaie ift unb al§ foli^e aud^
berietet tuiib ; bie mihinlet gemachten 5ßerfuifte,"
bie ägqptift^n Sßunber natüriit^ ju erfläien (Da
Boia-Äyme, Notice but le eejour des Hebreux
en Egypte, in ber Description de l'Egypte etc.,
abt^. Antiquit«8, Mem. I, Par. 1809, 306 sß.;
Eichhorn , De Aegypti anno mirabili, Got-
ting. 1818), mibeiftreiten fo augenfäQtg ben ÜBcT'
ten bes biblif{^ iBerit^ttS, bag jebe befifallftge
Üiai^nieifung überpüffig roäte. Ülic^tig ip nur, bo^
bieft SEunber an ^Borgänge ongefnüpft ^Un,
tDel^ebenaegWtitmaBiJanblilagenbelanntnMiren
unb ton i^nen petS einer erjürnfen ©ott^it ju-
gefi^eben mürben (SBrugfc^ a. a. O. 224). 1I8
3roetf biefer SBunber wirb auibrüSIi^ angegeben,
6a6 bur^ r« foWD^l für bie 3§raeliten als für hie
Seggptier bie unbefii&räntle Wad)t uitb Ober^err-
ft^ft @otte3 über aät Sänber unb Sblter unb inf*
befonbete über aegflpten ouger Stwifel gepeUl,
unb bog gugleii!^ bemiefen werben foQte, eben Sr
ffafie 3JIofeS gefenbet, unb biefer rehe unb t)anble
nur in feinem auftrüge. Siafi ein fott^et SeHieiS
fiiv beibe Xljtilt nicbt unnötliig mar, erbeut beut-
ii^ genug au§ bem betreffenben iSerii^te bes ^enlo-
teu(l)S, unb infofem baben hie fraglid&cn aSunber
in jenem tutc^ttgen Stttpuntt, ba eS fici) um bie
93efreiung be« ouSemäfiUen SBoHeS auS langer
ftnerfitfi^aff unb um bie 9(n&afinung unb ©rünbung
ber 51)CDrratie unb tbeofratifc&en SJerfaffung bon-
belte, nic^iaSefrembenheS. 5Bufeerorbentti(^e11Jfani'
f(|lattonen @ette6 mußten bei ienem Snla^e unb
1»G
' jum gebadeten 3t>>«Ic idoI^ ebttnten, loib Denn je
icgenbtDO, fo Ifobcn tnii ^iei im SorcoiS Snntia
m enoarlen. SBoS f Dbaim boS SiiqdiR bdnjfL
fo uirb bei ben frogli^en SBunbem bie fn#gt
S'Iaturcrf^nung burt^ bie cigentbümTi^taiti^
(Eintrittes unb SkrloufeS jmn mirfli^en ISinta.
Xus ^Hltnaffer belommt aSjölirli^ um bie 3nt
ber grölen UebeTf<^U)emmmig eine TOtSit Sorte,
unb bie übrigen Q)en)c^er aegqptntS, bit ^ofi»
ttieilS ©ümpfe ftnb, füllen ft^ oft [o mit gUfÄo
an. ba| biefelben bem Satibe jut Saft UMibeit. fiäß'
li^ t)erl)ält cS fi^ mit ben folgenbrn ^unbeqilageB.
Sie ÜMeten unb ^unbsfliegm fmb m %gw<t>
mä) f onft eine groBi $lage ber iSmnmfpm. Sit^
feuc^ mit einem böSoitigcn S^aratta unb |to
%uSf[^(age{ran(^ettm jrigen fi4 inKcg^ptenoEi^
falls mt^t feiten. 9luii^®en)ttterinib^geI,obgltiib
feltenet unb barum uo^t ouc^ gefür^ttter, fi^
bort nit^tS Untti^örteS. Sobann ^eiifi^it»
oertietnntgen (wt Seg^pten mit &^ai unb fMläa
gemein, unb ^erfinperung ber Suft bis jn DiUIigB
S>unf clbeit enlftebthottoftbun^ ben S^amjin. nm
bem Samum ätinlit^, bbd^wrbcibli^enSBiellt
gegen ben bie Segqfilier fogor befimben 9A(k
ffi Derric^ten pflegen (De Sac;, ChrestonuÜPi
arabe I, Paris 1826, 162). gnblu^ p^lfaSff
Jhonf^eiten entfielen no^ jctft in Scg^rtoi |ä»ji|
gerabe infolge jencS Sbomfin (t>gL &eng^aifieq
a. a. 0. 103 ff.). Sei ^NofeS urixb jebod) in oOb
berührten Sollen bie fonft natürliche Stfi^etnini
burdi i^r pIBtilii^ee, au^ uTtscttigt§ Sintretni, bn^
i^ ungeI)eur(S Uet>erma| unb miebemm i^ ^ö^
liAeS aufhören na^ bem aSillcn TOofe«' jnm im»
tilgen äBunber unb bamit jugleic^ gu bem Senat
ba| Se^oDa, ber @ott ber äsiottiten. bct auf fol4t
Srt mit bem Sonbe oerfa^en tana unb bit an^
foQenbflen borttgen 3}aturerf(^etnintgen fo infinit
@enHiIt bat, oucb btr eigentlu^ unb ^Sc^ fya
bes SonbeS ift (S^. 8, 22), ba| fein «Slott vte fc
epftitt (6j. 9, 14), unb bofe SRofe? WtiBt* te
abgefonbte biefeS ©otteS ip, »eil er fonfl fid^t
^baten ni(!^ »errieten 15nnte. 3>ie| giß feül
ba, 100 bie äg^ptif^ 3au6enT bie Siltnbet Stofd'
einigermalen nat^gua^men oennögen. 3>at M
ber ©lob SRofeS' mä) feinem ^iDen in ei«
i8<!bIanget)eniHinbeIteunhiiriebeijum€tabD *"
mirb als mirfli^ %eugcmng jener S" '
beriditet, momit 9)lofeS Don @ott ouSgeiütM n»
ben mar; foneit bagegen bie ögqptifcireii 3<niiaB
biefeS nad^a^mten, nrirften fie nid^t ebixi dttufdl
SBunber, fonbem jeigten nur eine ^obetl^0»
manbt^eit unb g^gTeit im Sd^IangtnÜntHgai
(93rugfd^ a. a. O.). ^iefe gertigteit ip in «tg««
Don je^er unb bt§ auf bie neuere Seit eigwi^
einer gemiffen SKenftbenflaffe, bie unter bem Stan»
ber Spf^Üen befonnt ifl IRoä) in neuerer So* iP
beDbatJ^tel morben, wie fie g.^. eine €^Idtigenl-
lommen ftarr maiiien unb gleid^fam in einen Stol
oermanbeln tonnen (^engfienberg , Sie ¥ü4(t
OTofeS' unb «eg^pfen, SBerltn 1841, 99). 3i
älpilid^er Seife ifl ouc^ btfi Slot^mai^ W
3Bo[e8. i»50
nt unb baö Rommnilafftn bn^iüf^ ton tineSadsaiiegtratl^entoaicn. SRoIeSn^iettfcbo^
n twi Sdutitni, bit bamit mtbn baS oon btnffleje^l, litön'flÜKttrju fügten unb mit jrinnn
i &^^t^tnt na^itfiun »oKttn, aI3 dtoaS StabtbieÖttloäneT jut^eilen,fobagmantiodtncn
nolütli^e IDliltel SÖeroiiHfä ju bcnToi, unb gufetfl Iftinbuid^gitben tomit; bnnn fteflte pi^ bie
iraa^mt bdmomii^er SSerraittlung, ju betpi^ Seutr-unbSBDlfenfMejniifi^enbieSärQelitenunb
ftstgtlen ^iipg Mtjlt^en (Oßl. Calmet, bie9(tg9ptitruiib^inberieben3ufammenftoB-2Ba^
, de veria fictUque prodigüa, in befjen «nb bi( SSiaelitnt ^inü6eräogtn, jetttn tönen bte
jiiatioDee in V. et N. T, I, ed. Uansi, HfgtjptiCT nacf) ; als jeiK aba am ünbem Ufet an«
»burgi 1789), ift nid^t (inmal n5t!|ig, bo gtlommtn aarm, fufircn bit @cwa{|tr uieber }u>
( o^ne^in tiei bem, mos bie 3ou&ettr ^iei (ammen, unb ^igarao unb (ein ^i fanben in
t, nur um IflttnigTeiten ^anbelte im äkigletc^ benfelben bni Sob (S;. 14, 1 — 29). 3t^t führte
em, tDQ8 ajloiea gel^on. aJloJeB [ein 3)oIf, baS mit) ]o nrnnbetbarer fflettimfl
iitxitx3lai)tnDä), roo bie äfl^plitc^e erftgtbutt Serttouen }u i^m unb ju Se^oDo a^a^t 5otte, in
m, jofltn bi( Ssraeliten unter 1ÖJo|e8' 3Infüö- bm lübliitien Xiftil her finaitijc^en feaRiinfel gegen
ouS acggpten, no^bem fw 430 Sa^re bort benSergSinai^in. 3lberf<l)onju5ÖtarQfl.b.Hrt.)
en (6e. 12, 40) unb jum grofetn Solle ^tron- murrte baS SJoIf gegen i^n, weil p<5 bort nui bit«
4ftn ffioren, |o bafe bie 3qI)I if)ier Wäana terti aSaf!« fonb. SBotb borouf entftonb in bet
bi« grauen unb ffinbetfic^ auf 600 000 belief SBüfte ©in eine neue Unjufrieben^eit gegen i^
l2,37). 5)ie5)autrbt3aufent^artf8inaegpp- meil ei bnn fflolfe an iliübrung flebroc^ unb esM
Irb in runbetSa^lQUc^einfa^ auf 400 Sohlte uq^ ben31eiiiifrtöii[en91eg^ptcn8gurilä|tl|ntf; W
leben (®en. 15, 13. «pg. 7, 6), ttwa (eine ftente fi^ jutrft baS ÜBanna (f. b. 91ri) ein, unb
iterigicit mat^t ; bagcgen im famaritontfiiöen avü) ^eif^ nmrtie i^nen ju X1)tü, inbem eine
iteu(!^unbDmi3D|et)M(Antt.2,15,2)Dirb ÜJlengt Don SBnd|ttIn in il^r Saget flog. 9119 fie
f 215 Zaf)Xt nbucirt unb Don jenen 430 3a^ |obann na^ JRap^ibim lomen unb lein ÜBaffer an<
ie ^älfte au{ ben ^ufent^alt bet ^triorc^ trafen, erneuerte fi^ ifire Unjufneben^eit gegen
noan berechnet (Dg). 9BinR,£&ibl.£ReaInilMei> 3ßo|e«; ba ft^lug biefer auf @otte3 (Se^eifi mit
8. 91up., Seipjig 1848, b. t. aKofeS), unb (einem ©tob auf einen Seifen, unb eS quoll ÜBoffer
(Berechnung ober KenigftenS bie Sßert^eilung lerBorjurSätligungfiirbQSflanjeSBDll. 9ln eben
JO So^re auf ben ^lufenl^oH ber ^Patriarchen biefemÖrte rourben fie g!eti^ botauf öon ben9lmale-
Haan unb ben ibrer ^i^Fornmen in 9Ieg^ten (item angegriffen, ertämpften aber unfet ^ofue's
I Diele esegelen ou^ ®üI. 3, 17 (f. Com. a iHnfiit|ning,n3äörenbiDlofe3auf etner3lnbß6ebetete,
de; Poli Synopais; Piconii Epiatolarum einen coßflänbigen @ieg Über fie (<&%. 17). Salb
Ulli ÄpoBtoli triplex expoeitio JU b. @t.). barauf, aI8 man bereite in ber ^Räift be€ Sinai
ilafit uurbe biefe Seredinung augenfällig tnu; mar, Farn Wofei' ©(l^miegeruater Set^ro mit feiner
bie Senealogien @{. 6, 16 — 19 unb 3lum. Xoditer Sep^ora unb i^ren beiben @b^ntn unb
7f., inbenenmanfeineaiu81affungDonlijttl' übergab fie i^m, loeilte einige Seit bei il|m, unter-
•beni annahm. S€ ftc^t i^r abei ßj. 12, 40 ftii^tt il)n mit feinem ViaSf, namentlich in Sejug
}en, tcio meber ber SSortlaut nod(t bet Sufam- auf ba-:- ©eri^tiuefen, unb begab fi<^ bann mieber
img ber Stelle eine Sertfieilung bei 4S03a^re in iein?&eimat((S£. 18). 3tnbrittm3Ronat enb>
c berührten Sßetfe julä^t. ^üä) uäie unter Hd^midibcmSuSjugeauaSeg^tenlammanbeim
uSfe^ng berfelben fdiDer ju begreifen, toie ^inai an unb f^^"S b"" ^W gegenübet boS
migen in^egQpten eingenanbertenSSTaelilen Saget auf, unb eS begannen fogleit^ bie SSotberti*
tmttz 3eit ein fo ja^lreiäKS Soll Ratten Det' tungen unbSlnltitungen jur fog. finaififAen@efe^
Innen. Sei ®al. 3, 1 7 ^at ber Slpopd »a^r- gebung, bit »on ej. 19. 1 an ben gröglen S^eil
li^ ni^t me^r gerate ben 3eitmoment ber befi ipentattui^e einnimmt (f. b. 5Irtt. ©ecolog unb
ilung ber Ser^ei&ung an ?tbra^am, fonbtm ©efttjj.Siegeft^a^unterfd^reclentrrtgtnbenSiatur"
ett ber pattiorii^Itfcftn Setfjei^ungen über- crf^einungen, in benen fic^ bie !ßä^ ©ottefl btm
hnSIuge; bitfeabtt enbete mit bertSinmon- Soße Demebmlii^ unb fühlbar mai^te, [o iai e«
6bet38tadittnin9Ieg^pten,unbbannftimnit doi feinet IDlaicßät in gro^e guttat unb ^ngfl ge*
cie^nung be3 ^oßtls mit ben übrigen etn- lielb unb bal onfängti^e Serfptei^ beS @ef|Of
iflenSc^riftftellenguf ammen. SuiRamfe«, baS fams (6s. 19, 8) ftierli^ in Sejug airf alle ®e>
ttei befefttgen muffen, traten bie Israeliten feje, bie ®ott geben mürbe, erneuerte (<tg- 24, 3).
In^ug an, unb ber ©ngel bei §erm ging in Sitfeungearfitet blieb t« bemfelben nit^t lange ge-
nier- unb SBontnfäule (f. b, Stt.) por i^nen treu. SJenn als 3)Ioftä auf bem Serge Iftnje«
nb fettete fte (gj. 12, 37 biä 13, 22). So Seit Denoeilte, maii^te tB ein golbenefl ftaft (j. b.
1 pe bolb nai% ^bilia^iwib Q« bet norbwefl- Mrt. Äälberbienft VII, 20), um efl anjubeten unb
©ptfe be« rotten TOeeteS (f. b. 9Itt. 2Reere it)m gn opfern, fo ba| ®ott nur but# iDlofefi'
.1173f.);6iet ober erblitflen fie auf einmal gürbitte fii^ bewegen liefe, baä Soff ni(^t ju Der-
menna^fefeenbeägtwitif^e^eerunbgerietben tilgen, unb bafe ^ffiofei felbp, als er üom Serge
i|e Sngfl, oeil fie jreif^en bem fletlen 6e- ^blam, auS S°™ "6"^ folgen SlbfoK bie gtoei
bem SNeete unb ben ÜJetf olgtm gitt^fom in ®efet^Slaf ein jetbrad) unb burd^ bie Seoittn gegen
1951 9Rofc8. 1952
3000 uon btn 9lbtrimmcjcn umbringen liefe (6?. | wenn ®ott feinen Kat^)d^Iu|mc6t auf ?Dloie5'5üi=
;V2). «l« barauf Wofc« feiner *itte gemäfe bie = bitte gemilbcrt ^ätte. Snbep blieb ba§ Urt^eil be«
^vrrlic^feit ®oUc4 öc)«^^^ut. erhielt er auf bem- [teilen, bapafle,bicba§ 20. Sa^rüberfd^ritten hatten
i^crge neue (Mefeftc4tafelu.unb fein 'Ängefii^t würbe |(3ofue unb ßaleb auagenommen), in ber SBüfe
f 0 glänjcnb. bafe bie J^raeliten bei feiner Küd« umfommcn, unb büfe erft bie jüngere ©eneration in
fünft i>Dm 'j^crgc {i(b fürcbtctcn, ibm nabe )u !om>
mcn. unb er fein^ÄngcfiÄt ücrbüUen mupte (6s. 34,
*J*>— 1>.M. ffsJeilbif Sl^orter-iB n*y -.-p; •= r:"»^
ba4 Sanb ber ^erl^eißung gelangen foUte rJtum.
13, 1 bi§ 14, 38). 3war Derfu^ten bie ^mf
liten in trojiiger SJerjtteiflung gegen Siofer' Sc«
in ber 4^ulgata mit 9iüctftd)t auf •«■*?. (^^om^i über« beiß bie ßonaoniter ju befriegen ; allein i^r 3ln-
kf t werben mit ignorabat. quod comuta esset griff gegen bie Sewo^ner bc^ 3üben§ miBlang
Ö^cnuilben mit ö^'^nicrn eri^eir.i iFabrieius. Co- ibaien unb Sdjicf'Qle wdbrenb biefcr 3eit beridsrc:
dbrig
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. >. ,'-T.:::.::.T xur. :i:nittio
1958
ÜRofeS.
1954
Saat $eor unb bem bamit oerbunbenen utQäd^tigen
Sreiben }u k)erfü]^ren, infolge beffen 24000 9Ren«
fd^ umtomen, bi9 ttiblxä) $^ineed, ber B6f)n
CIca)at8, burd^ eine l^elbenmütl^ige S^at bem
Unl^eil ein Snbe mod^te (9tum. 25, 1—9). 92ad^-
bimt boTOuf nod^ über bie SRobianiter ein nrtc^tiger
6icB erftxi^ten »orben (?him. 31, 8—10) unb
bie fijUidQ Dom Sorbon eroberten fianberfhedCen an
bie @tömme Stuben unb ©ab unb bie ^älfte be§
€tamme§ SJlanaffe ouSgetl^U (9{um. 32), über
bie Sertl^Iung bed ttefilid^en SonbeS aber bie er«
forberlid^ 91norbnungen gegeben maren (!Rum.
84 unb 35), erl^ielt 9Rofe8 ben Auftrag. Sofue ju
feinem 9lad^foIger )u beftimmen, il^n in fein 9lmt
dngufej^en unb felbft ba§ ®ebirge Stbarim }u be*
fktgen, um Don bort ba3 Derl^ei^ene Sanb nod^ ^u
äbeSrf^auen unb bann }u fterben. 93etreten burfte
er Sonaan fo ttenig als fein bereits geftorbener
%ruber ^oron, tteil er beim ^aberumff er ju SabeS
fai ber ffiüfle ©in (9«um. 20, 2—13) toie biefer in
bie göttlid^ 3ufage SRi^trauen gefegt l^atte (92um.
27, 12-23. S)eut. 32, 48-52; 84, 1—5).
SRofeS »ar 120 Saläre alt, afö er ftarb; ,,fein
finge nmr nid^t ftumpf geworben unb feine Äraft
ttid^t entttid^en^ (S)eut. 34, 7).
VtofeS gel^ört ofö SRenfd^ mie al§ ^eiliger 5u
ben größten Srfd^einungen, meiere in Dord^rift-
lU^ 3^i SU finben finb. SSon i^m fagt ber l^eilige
<BeiflTeIb{l: M ftonb hin ^ropl^et mel^r auf in
3drael nne SRofeS, ben ber ^m gefannt l^ötte
tum «ngeftd^t ju «ngefld^f (®eut. 34, 10). TOit
fmerigem, energifd^em Sl^arafter unb mit entfd^ie-
bener X^atfraft t)erbanb ^ofeS ben burd^bringenb*
ften, umfaffenbften SSerftanb. %[m f)ofe ^l^arao'S
eigogen unb in alle SBeiSl^eit ber Seg^ptier ein-
gnDeil^, l^atte er bie in il^ Uegenben glüddid^en
Katuxnnlagen unter ben günftigften Umftänben
onBbilben tonnen. Siber in nod^ Dontommcnerer
SBeife bilbete ®ott felbft feinen (Seift, al§ er
40 Sol^e lang ftd^ in bie SBüfte ^urüd^tel^en mu^te
mb in ber @tille beS ^irtenlebenS feine Sefriebi-
gimg bIo| in ber 99etrad^tung ber emigen SBal^r-
l^eiten finben tonnte, ^ier ift SItofeS ba§ gen)orben,
mos er nad^ ®otte8 Slnorbnung fein f oute ; j^ier
mirb bie hrbif^ SBeiSl^tt, bie er befa^, im Sid^te
ter 05ttlid^ ®nabe tKrtlört, unb fein Sl^arafter
cilangte jene S)urd^bilbung, bie il^n ju ben DoS«
btmnenften Xugenbübungen unb jur Bereinigung
wit ®ott beföi^igte. 3u jenen gel^ört t)or Mem bie
vniefiegbare Sangmut^, »omit er 40 Saläre l^in«
burd^ bie ffiiberfpönfKgfeit be§ iSraeUtif d^en ^BoIfeS
oB ^ber gequöItefte9Rann auf ßrben'' (9htm. 12,
S 1^.) ertrug ; Don biefer jeugen bie gemoltigen
itaiber, bie (Sott burd^ ibn »irfte, unb bie Srt
«nb Skife, mie er fid^ bem 3ome ®otte§ entgegen-
nfkOen magte. SRofeS »ar bal^er nid^t blo^ ein
Ittttiimar^elb im getoöl^nlid^en @inne beS SBorteS,
fonbetn mit feinem Flamen Derbanb 3§rael baS
Seimi|tfein, eS ^ait ben belbenmütl^igen Sugen«
ben uab ber gfüi^itte biefeS 9)knne§ feine gan^e
Ciifteng JU Derbanten. Unb bod^ tonnte biefer
groge SRann baS Solf 3drael nur bis in bie ^af^
beS gelobten 2anbeS führen, aber e« nid^t in ben
IBefil beSfelben fe^eu; fo fährte oud^ fein ®efe|
nidpt )ur SBoDtommenl^eit, fonbem geigte bie »al^re
f^eiligf eit be« 5Dlenf(^en nur Don ferne. Sin 3ofue,
b. i. ein 3efu8, ber fonfi f o tief unter aJlofeö ftanb,
tonnte ba« SSolf ® otte« in feine (Jrbf d^ einführen,
»eil er ben 9lamen trug, au^er bem eS fein ^tiX
gibt, unb fo bie (Srmartung bed 9lten Sunbed
ouf einen DolRommenem SSföger biefed 9tamend
rid^ten follte.
95ei ben f|)äter lebenben Suben ftonb 9Kofe8
als 99efreier feined SSolfeS auS ber 5g9))tifd^en
Jhted^tfd^aft unb als ®rünber unb ®efe^geber
ber altteftamentlid^en Zl^eofrotie, bap nod^ att
erfier ßrjiel^er unb gül^rer beS SolfeS bis an
bie ®ren5e beS Derl^ei^enen SanbeS, in ungemeffe-
ner SSerel^rung, unb eS ift begreiflid^, »enn er
Don ben alten Siabbinen in ben Slabbotl^ (Dgl.
Joh. Henr. Otho, Lexicon rabbinico-philolo-
gicum, Geneyae 1675, s. y. Moses) felbft über
Slbam, 9be unb ^bral^am gefegt mirb. (Sine gleid^
SSerel^rung geniest aud^ feine fc^riftlid^e ^inter-
laffenfd^ft, bie nad^ il^m genannten fünf ^üd^er
ober ber ^entateud^ (f. b. 3trt.). ©iefer nimmt
unter ben altteftamentlid^en @d^riften nid^t blo|
ber 3^t unb bem Umfange, fonbem aud^ ber 2)i»
gnität nad^ bie erfte Stelle ein unb erfd^nt als
unbebingte SSorauSfe^g unb ®runblage ber
anberen, fo bog biefe nac^ 3^tfldrung beS ^enta«
teuc^S aud^ felbft nid^t mel^r als baS, ttaS fie ftnb,
fortbeftel^en tonnten. Ob SRofeS aud^ 93erfaffer beS
il^m 5ugefd^riebenen 89. $falmeS ober ber ^fal*
mcn 89—99 ifi, »ie felbft ber 1^1. ^ieron^imuS ur-
t^eilt (Epist. [CXL] crit. ad Cjrprian. presbyt.),
bleibt in 93e5ug auf feine Stellung in ber Sl^eofratie
nid^tDoner^blid^!eit.au(^baS93ud^3obift]^(iuftg
i^tnjugef daneben »orben (f.b.9lrt.VI, 1489), nne«
XDdf)l in bemfelben ^lleS auf eine ungleid^ ftnitere
(Sntftel^ungSjeitl^inbeutet. Ski^ unter folgen Um>
ftänben an bie Der]^öltni^mö|ig bürftigen Angaben
ber l^eiligen ©d^rift über bie ^ßerfon SMofeS' fid^ im
Saufe ber 3eit mand^ fabell^fte 3ut]^at angereil^t
^at, tann nic^t befremben. SinigeS baDon ift ge«
legentlid^ bereits berührt »orben; eine erfd^öt)fenbe
2)arftenung aber, bie Diel Siaum einnel^men unb
ttenig SBert^ l^aben mürbe, eben meil eS fu^ nur
um S^^beln l^nbelt, tann nid^t l^ierl^er gel^bren.
es mögen bal^er einige 99eifpiele genügen, um
groben Don bem Steid^tl^ ber rabbinifd^
$]^antafie ^u geben, meldte in fold^en ßnoei«
terungen ber ®efd^id^te gemaltet 1^. Sd^on ^rta*
panuS bei SlemenS Vitg. tennt bie ßrjäl^Iung,
3)lofeS fei Dom ögQptifd^en itbnig in'S (Seföngnt|
gett)orfen morben, baSfelbe l^abe ftd^ aber bei !Rad^t
Don felbft geöffnet, unb am SRorgen fei ÜRofeS Dor
$^arao geflanben, l^abe il^n aufgemedK unb il^m
auf SSerlangen ben 9lamen ®otteS in^S Obt ge«
fagt, babur^ aber il^n getöbtet, jebod^ aud^ f ogteid^
mieber lebenbig gemad^t (Strom. 1, 23). ^^euhoi«
VI
1955
SRofeS Sorcepl^a — 9Ro|e§ t)on Sl^oteit
1956
21, 85, ftönifl Og t)on Sajon l^obe boS iSracIitijd^
Söget in einer ^luSbe^nung twm fed^ 9MeiIen über-
f ddaut, bonn einen Serg Don ber ßrbe auf gel&oben,
beflen 93ofi§ bie gleid^e SuSbel^nung i^itt, ben-
f elben auf ben Äopf genommen unb bem isracliti«
f(^en Sager entgegen getragen, um ilftn auf baS-
felbe ju werfen unb eö f o auf einmal ju oemid^ten.
Unterwegs aber l^abe ^d^ot>a einen SBurm in bem
»erge entftel^en laffen, ber benf elben rafd^ auS^öl^Ite,
f 0 ba6 feine ®afiS einbrad^ unb er bem Xragenben
über ben Ä opf l^inab bis auf bie ©d^ultem fiel.
Se^t fal^ er baS iSraelitift^e Sager nid^t mel^r,
tonnte aud^ ben 95erg nid^t mcl^r megl^cben, toeü
ji^ feine etttmS l^oriaontal ouSftel^enben 3ö^ne in
Die @eitenu)önbe gebol^rt l^atten, unb 9RofeS ging
nun ^in unb jerfd^Iug i^m mit einer je^n ßllen
langen ^st bie 3fu|fnöd^el, f o bafe er umfiel unb
balb barauf umfam (Dgl. basfelbe Sargum 5. 9. ^u
9«um. 25, 8; 27, 5; 31, 8. 50). (@. über TOofeS:
^l^ilo'S brei 33äd^er De vita Mosis [tom. 2 ber
Ausgabe Don SDlangc^] ; Fl. Josephi Antiqui-
tates Judaicae 2, 9 sq.; 8; 4; Gaulmin, De
yita et morte Mosis llbri tres, Paris. 1629,
Hamb. 1714; Bossuet, Discours sur Thistoire
univers. I, 14® öd. Amsterd. et Leipzig 1755;
d'Herbelot, Bibliothäque Orientale, ä la Haye
1777, 8. y. Moussa ben Amran, Feraoun,
Garaun etc. ; W. Warburton, The divine le-
gation of Moses demonstrated, in f. Works,
Lond. 1811, 1— VI, beutfd^ Don 3. Sl^r. ©d^mibt,
gfran!furt unb Seipjig 1751—1758; 3. 3acob
^efe, ©efd^id^te TOofiS, 3ürid& 1777; Schu-
mann, Yita Mosis I, De infantia Mosis, Lips.
1826.) [ffielte (Raulen).]
^ofts *3tatay9^ f. Sar-Sepl^a.
tSofed von i^l^otin (getoöl^nlid^ Sl^orene), ber
gefeiertfte unter ben armenifd^n ©d^riftfteDem,
lebte im 5. 3a]^r]^unbert. Ueber feine äußeren
SebenSDerl^öItniffe berid^tet nur eine einjige gleid^«
}eitige ©efd^id^tSqueOe, ber Srief beS Sa^ar t)on
$]^arp cm, Sßal^an auS bem Snbe beS 5. 3ct]^r"
l^unbertS (ed. Ven. 1878 , 607—609). Sajar
toeiSt in biefem @d^reiben l^in auf „ben feiigen
!ß^iIofop]^en TOofeS", ber in feinem Seben Armenien
burd^ SBort unb Sd^rift erleud^tet l^abe, ber ein
Sijd^of gemefen fei, bem aber baS 99ifd^ofSamt ben
Xob gebrad^t, ber über]^au))t in feinem Seben ^al^l-
lofen Unban! erlebt l^be, unb ben feine tJfeinbe
nod^ nad^ feinem ^be mit unauSIöf d^Hc^em f^affe
Derfolgt l^ätten. SDiefe SBorte tourben Don jiel^er,
obmoj^I fte bie ^eimat beS f raglid^en 99ifd^ofS unb
©d^riftfteOerS nid^t nöl^er be^eid^nen, auf SRofeS
Don (S^orene gebeutet. Stuf ieben t^faU folgt auS
SajarS 92otiD fo Diel, ba| im 5. 3a^r^unbert in
Armenien ein Sifd^of mit 9?amen SKofeS lebte,
ber aud^ als Sd&riftfteuer l^erDorragte. SQSir bürfcn
bal^er XDof)l annel^men, ba| ber ^ofeS mit bem
Scinamen „Donßbörene", ben bie armenifd^elhrd^e
feit alten Sagen ben Sätem beS 5. 3Ql^r]^unbertS
mä^lt, mit biefem 95\\d^o^e TOo^eS ibcntifd^ i(t.
SHe Sd^riften beS SB\\d^o\a ^0^% ^wvojtu Xiu-
loren ober finb iebenfaHS nid^t alS fold^ mit Se*
timmtl^eit bef annt. SS ^t aber ein fpaterer@<l^*
ieOer ben 9iamen biefeS %t^dfid^Üifyn SSoterS g^
iraud^t, um als „SRofeS Don Sl^orene" me^,
angeblid^ auS bem 5. 3al^r^unbert ftamtnenbeSSeife
3u Deröffentlid^en. Siefeiben finb: eine ®ef ^id^te
Don Armenien, eine ©eograpl^ie unb eine St^etonf.
2)a| biefe brei SBerfe Don einem unb bemjelben
@d^riftfteller l^errül^ren, mirb nid^t blo^ burd^ bie
tanbfd^riften bezeugt, bie iebeSmoI ^feS Don
^orene als Sluctor nennen, fonbem au4 burd^
innere ® rünbe beftätigt. SBenn alf 0 für eines ber-
f elben ein fpötereS S)atum ber Sntfle^ung als boS
5. 3ol^r]^unbert ftd^ nad^meifen lö^t, fo gilt bieg
aud^ für bie betben anbem. 9hm ober ]pitfysi
gegen bie Sed^tl^eit ber ©efd^id^te al§ eines auS bem
5. 3o]^r]^unberte ftammenben äBerfeS folgoibe
@rünbe: 1. ^RofeS fagt in ber ®efd^id^te 3, 61,
ba| Sal^a! ber ®ro|e unb SReSrop nad^ ber S^n«
obe Don Slfd^tifd^at ij^n in baS ^uSlanb gefonbt
Ratten, bamit er fid^ im ©ried^ifd^ auSbilbe unb
bieSibelüberfej^ung fertige, ba fte f eiber beS®ried^«
f d^en nid^t genügenb möd^tig gen)efen feien. Später
(8, 68) er^äl^It WofeS meiter, ba^ feine Studie^
Don ber Steife erft nad^ bem Xobe @af^ wib
!D2eSropS erfolgt fei. 9hm aber berid^ten ftorimi
unb Sa^ar übereinftimmenb, ba| @o^af unb 9ReS-
rop bie 99ibel überfe^t litten, unb snHtr auS bem
©ried^ifd^en. SRofeS fteUt bieg tl^tföc^Iid^ in«6-
rebe* benn menn er auSgefanbt toaxo, um fi(^ auf
bie Sibelüberfe^ung Dorsubereiten, aber erft mxSf
@a]^afS unb SReSropS Xob jurüdSel^rte, fo^önnes
©a^af unb SReSrop an ber Ueberfe^ung teinen
Sbeil gel^abt l^aben, eS mü|te benn nur SRoftS
ftd^ ein llJerbienft jugefd^rieben l^aben, baS i^m
gar nid^t ^utam. ^ine derartige SSenDirrung in
ber eigenen SebenSgef d^id^te beS %uctorS meist bo4
mol^I auf ben pfeubon^men Sl^arafter ber @d^
l^in. 2. Sajar Don $^arp dtirt mieberbolt bie
§if}orifer, meldte Dor il^m über armenifd^ @t»
fd^id^te fd^rteben, nömlid^ ^gatl^angeluS, gfaujbtS
unb fforiun, niemals aber nennt er SRofeS. S)te
ääemeiSfraft biefeS @d^meiaenS über 3RofeS tmrb
baburd^ nid^t aufgel^oben, Da| Sa}ar au4 Srtj^e
nid^t nennt, unb aud^ nod^ nic^t burd^ bie SSorouS*
fe^ung, ba^ etma Sa^arS ©efd^id^tsmerl nod^ Dor
ber aSeröffentlid^ung ber ®efd^id^te beS SRofeS ge-
fdjrieben fei; benn bie Slbfd^nitte, in benen3Dto|«
unb Sajar bie Srfinbung beS armenifd^ Slpto"
betS erjä^Ien (TOofeS 8, 47. 52. 53; Sajar, Sc-
nebig 1878, 88—48), ftimmenfo ouffaüenb unter
einanber überein, ba^ eine innere ^bl^&ngigfeit
notl^menbig angenommen merben mu|. ^ienmS
mürbe folgen, ba^ Sajar ben SKofeS — toerai er
nad^ il^m f d^rieb — gefannt l^at. SBarum foU er
bann aber gerabe ben 3lamm beSjenigen @d^«
fteUerS, ber allein Dor i^m eine 5uf ammenl^geiÄe
©cfd^id^te Armeniens gefd^rieben l^atte, l^rtnacflg
Derfc^miegen l^aben? 2)ie natürlid^e Srflönmg bie«
feS gegenseitigen SSerl^ältniff eS gmif d^n SRofeS unb
\Si.«^«t -^ ^\\\&«x: ^vi. bafi eS 2RofeS mar, ber
1957 ÜRoftS t)on <S.^oxin. 1968
Sajoi !tnnit(tt, af>tt im Snttrefji fdnn gicticin fitt. X)tt SRac^t btS bagratunifc^ g^ür^en^fce
irir^t rnmen lonnte. 3. ÜHoleS etjü^lt 2, 83 rnuifi Dom 7. ao^röunbert on oUmdliß mt alle
bie Eßtlt^tung ßonflatttinS naij bei Vita s. Syl- anbertn abdigtn @ef<^I(c^tei empoi, bis fc^Iitglid^
vestri, unb jtiwt, Mie guerft ä. Saniört (Han- Sfc^ot I. 859 Dom Ä^aüfen jura „tfürften ber
tess Amsoreab, ÜBitn 1892, 250— 2S3; 573 Surften" ernannt unb 885 aB ÄBnig oon Sr-
biS 379) nadggenicftn ^al, mit toSrtlit^en ßntle^' menien onertannt n>arb. €S ifi ba^et gar nit^t
tnmgen auS bei annenif^en Uebei[e|unQ biefei unmSglic^, ba|i bie^ eben ber geheime ^mi be§
Tito. Dhin ober ift bie Vita e. Sylvestri erfl SBeifeS mar, bo8 Äönigt^um bei SBagiatuniben
fitgen (Enbe bt9 5. ^a^r^unbeitS tateinif^ abgefaßt Dotjubeteiten. ^ebenfaUS ift bte W^\äfi beS ^er*
wä) frübefienS am Anfang be3 6. 3abtbunbett8 in fa|feiS, ben SRu^m ber EBagratuntben ju beilünben,
ba6 ©ne^tfii^e übertrogen tvorben. Suf @runb Don Anfang biä ju @nbe gar ntc^t ju Deifennen.
Wtfei grie^ifcben SGerfion entpanb jobann bie 3)iefer Sroect be§ SButbeS, ber eS aI3 (ioIiti[rfie
oimtnif^, ttobei ber Ueberfeier feine Vorlage Senbengic^ri[t erfcbeinen lä§t. im 9?ereine mit fei»
porf interpDiirte, unb erft hieje interflolirte arme- nempienbDn5men66ara(ter,tönniefc6onim!Boraufl
niWt Tita e. Sylvestri mar eS, au8 ber Wo\ti ein gcmiffeS ajti&tranen gegen (eine ©lou&roiirbig«
ben 3n^U bei @teQe 2, 83 f^öpftr. Slamit feit erregen. 63 lommt aber noc^ ein weiterer,
wirb, nienn nic^t bie(et gonje 9tbf^nitt eine bebeutjamer 93erbarfit3gninb bit^U' 3Roie8 citirl
fpdtere 3nterpolation (ein (ott. als frübefter Ser* im ©erlaufe ber ©efi^t^te eine SReitie DonÖueÜen-
min für gntfte^ung ber ®ef(!&irf)te büS 6. Sabr- ft^riften, bie jonft ganj unbefannt finb. ®a^erip
l^imbert ermief en. ©ic^ereSeianntfc^aftmitQJloIel nui^ bie ißermutbung, ba| Tlo^t% bie Don i^m
Hon Sborene bei ormenif^en @^ri{t^eQem läßt beigebrachten OueHenauSjüge felber erbietet I|abe,
ft$ aber erft Dom 9. äa^rbunbert au na<!Ein)eifen. Dieber!|olt, om eingebenbften Don 9. oon @ut'
3brer Su|cm Anlage na^ jerfößt bie ®e- fdimib („Ueber bie @!aubtDflrbigteit bei atmen.
I^c^te Armeniens (iiber bie Koblreii^en ausgaben ®e[$.beS3[lt.D.fl^oren",in93eri4teüb.b.!Bei:^.b.
j. abolf SBoumflQitner, 3"tf[^rift ber beutjdben I.Jäc^i.®(i.b.S5iiff.ju£eipjig,pbiloI--6ifl-ÄlQfIe,
Biorgenl. ©ejeßfi^. XL, 1886, 482—489; über XXVni, 1876, 1—43) auSgefproi^en rooriien.
bie ÜSeificnen: Sßettei bei 91irf(^I, Sebrb. bei 5))a- 5)ei SJomiuif ift aber, nienigfienS in b« ^aupt»
ta)r.III,aJiainj 1885, 251) in brei %f)ti\t, beren iadje, iidjerunbegrünbet, 2)ie3luctMen,beren^-
erflet (.©enealogie oon ®rD|armenlen*) bie ®e« fönli^teit ioiccöl ol5 beren ©cbriften ÜHofeS er-
({^icbte Armeniens Don her Urjeit an bis jur®rün« bidjlet I)aben (oll, (inb namentlicb folgenbe: ber
bang ber ^rfariben-Spnaftie bemäntelt; ber i»eite imliiif Gbroiiifl Wai IbaS ffatina, bie |ierfif(i^en
(„SKittlete ©eid^iiile unferer SBorfobren') erjäbÜ @cf(bicbtf4''(iber 58ür(uina unb Sboiofibut, ber <a-
bie @efi^i<i^te bei ormenifcben lürfaciben bis jum mcnif^e annalip Uliup, mogu bann noiib bei fij-
lobe beB % ©regor beS ErleuctiterS unb be3 rifc^e ©noftiler SBarbcimic? läme, ber ju 9tni eine
«»nig8aibat;baflbritleS8ucb{„*nbfiiblu6bet®e. aimeniftbe ©ej^i^te Derfagt babe, bie TOoftSbe.
f^i^te un[ere9 SJaterlonbeS") berichtet bie lEreig- nu^l b^ben miH. ®aS SÖud) beS »0iat SbaS, bem
Htffe Dom ^obe 3:rbatS an bi9 jum Sturje ber ;inafeSDonl,9biS2,9Iange3uS3ügeentnimmt,bat
onnenifcben Slrfaciben. 3m IDlittelalter mar noi^ er nun freilid^ miülütli^ überarbeitet, aber oBllig
cbi DieiteS Su^ belannt, baS bie ©efdii^tc ^r- erbid^tet bat er eS nid|t. ^it% ergibt (ic^ mitStii»
aienienS bis auf floifer 3cno meiteifü^rte (^aum< bcnj auS ber ^Serglei^ung ber !Diai 91baä*9tag>
gartner a. a. O. 490—496; SJettet bei Slirf^I mentc bei ÜKofeS mit bem iUlor SfbaB-gfragmente,
o. a. O. 243); beu^utage feblt baS Dierte 9u4 baS in öden @ebeoS-§anbf(^iiften bei ©ef^i^te
in fdmmtli^en ^anbf^riftcn. beS SebeoS Doiongebl (ebiit Don unterbot ülÜi^
3>ie @ejit|i^tc beS SnofeS Don fS^oiene iß in batean^, Sonftontinopel 1851 ; Stl). ^tfanean,
fto^t^etifi^em 3:one gefrf)rieben. 3brem Suhlte ©t.11Jetet§burgI879,überf.D.V.Langloia,Coll.
no^ ift jie DorjugSmeife 31beISgetrfiid)fe. ©ie ent« deshistaDc.etinod.derÄrmenieI,Par.I867,
^filt bie abelSbiplome für einen großen Xijtü ber 195—200). S)ie SulammenfteHung biefer beiben
(o^betigtn Slef^lecbtei: in Armenien. SSorjugS* War ^baS-Stüde jeigt einmal, ba| fie jwei 9tt-
tMife ob« jinb eS brei fürftlirf)e Samilitn, benen cenfionen eines gemeinfomen Originals barftellen,
beiSSetfoffetbefDnbeietllufmertfamteit f^euR: hie unb fobann, bafe biefer Ur-10tar SlbaS Don bei
Camforif^, eine ©eitenlinie beS allen arjaribifcben ©efcbi^te beS OTofeS Don 6b"ene in niefentli(^
ftfinigS^aufeS, bie mamiloniftbe, bie aus Sbina Opuntien abmit!^, a!fo ni^t Don HBofeS berrübmt
ao45|}<tfienunb5irmenieneingemQnbertmar,unb Eann. 5)ie)er Ur-^ßar 9lba8 Idugnete ttiatfä<bIiiÖ
faObtfonbete bie (nocb ^eute in ©eorgicn blübenbe) bie jübifc^e ?lbfiammung ber SSagratuniben, »elcbe
bognitunifi^e. Ginem bagratunifcficn Surften, 9Ja- HUlofeä fo ongeTegentlicti Derfitfil; er nannte ben SBe-
menft ©a^(, i(i aui^ baS gonje Söert geroibmet, grünber bei ormenifdben ^rfacibenbi)na(tte niibt
nib e8 fann bie giction beS pfeubonqmen 5luctoi§ Jffialarf^fi', fonbem 91rfd^!, bejeitbnete i^n ou^
atdn bitfem Sabal nur jenen berübmien Sagio- nidbt als ißrubei arftbalS beS ®rD6en, wie TOofefi
Inaibcn meinen, bei 481 bui^ bie aufftänbifc^en tbut, fonbem als beffenfüngftenSofin. — 2Me@e-
ttcmemer gum ÜRargpon prociamirf mürbe unb im (Siebte bet ©affaniben mill TOofeS bem Sm^e Iwft
foigtnben 3<ibt* ™ bei ©^lat^t gegen bie Sßetfei (J^oro^bat nttMiwm,w. V«^. '^'*^ ^jwsjiräa. "^äw
VI*
1959
ÜRofed Don (Sl^orön.
1960
gjerfer!ömg8 Si^vS^ H. Qetoefen, frätcr ß^rifl
gdootben jei unb nun bic perfifci^e ©efd^id^te eincS
gciuiffen Sarfuma, Don ben ^erfem SRaftfol^un
oenannt, in baS ©ried^ifd^e übertragen unb bur^
Stjäl^lunö feiner eigenen 3eitgefd^i(i&te ergönstl^abe
(2, 70). 9hin gibt 9Kofe§ im »erlaufe feines SBer-
feö einen 3lbrif ber partl^ifd^en unb faffanibifd^en
ftönig8gef(^i(j^te, ber aDerbingö Unri(i^tigfeiten
enthält f otDO^l in ber S^ronologie als aud^ in ber
^norbnung ber ÄönigSliften, ber aber bod^ im
SDBef entlid^en getreu ift unb genaue Äunbe ber ptx*
fifd^en ©ejd^i^te k)orauSfe^t. 2)iefe ftunbe lonnte
SEßofeS bod^ ttol^l nur auS einem perftfd^en ^uctor
jd^öpf en ; XDQxma f oQ er a(fo nid(|t @Iauben t)er«
Dienen, xottm er als feinen ®en)ö]^rSmann einen
f onft unbcfannten ?luctor nennt? — Sür bie Siedet«
^eit beS armenifd^en Xempelannaliften, beS ^rie»
PerS Uliup oon Sni, torid^t fd^on beffen 9lame
(== 'OXüfjLiuoc, f. a. t). ©utfd^mib a. a. D. 20). —
Unb menn SJlofeS fd^Iieglid^ be^au))tet, ba^ SSarbe»
faneS eine 3«itlang in 3lrmenien gelebt unb ju
Sni bie 3:entpelannalen ejcerpirt l^abe, f o fügt ftd^
biefer armenifd^e Sufentl^alt beS IBarbefaneS gans
IDO^I in bie 3eit unmittelbar nad^ bem @tur5e t)on
Sbeffa. 3ubem finben ftd^ bei }tt)ei armenifd^en
§iflori!em, 3enob Don ®M {tttoa auS bem 6. So^r«
l^unbert) unb Ut^tl&aneS öon gbeffa (10. 3a^r-
l^unbert), SSertoeifungen auf ein nid&t »eiter be-
fannteS ®ef d^id^tsmerl beS 93arbef aneS (Langlois,
1, 67).
2)er SSortourf ber formalen OueUenfälfd^ung
Iö|t M alfo in feinem einzigen Stalle n)irnid^ be*
grünben, unb felbft ba, tt)o bie gölfd^ung offen-
lunbig ift, mie bei ben Zitaten über ben angeb-
lidfien ftrieg a^ifd^en «rtafd^eS unb ftröfuS (2, 13),
fd^eint 3KofeS, ber biefe ©teBen »ol^l irgenb einer
r]^etorif(^en 99eifpielfammlung entnommen l^aben
mag, ber 99etrogene unb nid^t ber 99etrüger ^u fein.
2)aS aber bleibt beftel^en, ba| SRofeS feine OueDen
in ganj toillfürlid^er äBeife 5U Verarbeiten unb mit
feinen eigenen 3been ju burd^fe^en pflegte. SäemeiS
l^ierfür ift 3. 99. bie «rt, »ie 3RofcS 2, 10 ein 6itat
aus ber jlirc^engefd^id^te beS @ufebiuS (1, 13) ober
2, 33 ein foId^eS auS fierubna (über ben äuben
Xobia) in feinem (Sinne n)infürlid^ auSgefpon-
nen ]^at.
2:ro| ber großen ®ele^rfam!eit, totlä^t $feubo-
SRofeS offenbar befa^, unb tro| ber ^ablreid^en
Ouellenfd^riften, bie il^m nod^ ju ®ebote ftanben,
feitbem aber verloren gingen, ift bod^ ber äBertl^
feines IBud^eS für bie politifc^e ©efd^id^te 9lr»
menienS nid^t gerabe l^od^ anjufd^lagen. 2)ie 93er-
gleid^ung feiner ©efd^id^tSbarfteQung mit ben gum
Sl^eile gleid^^ettigenl^erid^ten ber gried^ifd^en unb
römifd^en glaffifer über armenif^e SScrl^ältniffe
jeigt flar, ba^ er bie öltere ©efd^id^te Armeniens
bis 5um 2. ober 3. d^riftlid^en äal^rl^unbert l^in
faft gar nid^t fannte. @S finb ganj anbere ^tt-
fönlid^feiten unb anbere ßreigniRe in ber armeni«
c^en ©efd^id^te, bie to\t fee\ Wo\^ unb bie wir
^
abenblönbifd^Sluctorenlennen lernen. €on)i{{en
tüxx 3. 99. ouS ben le|teren, ba| in ben äobren 65
unb 66 n. S^r. ber Urfadbe £iribateS, 99mbei
beS $artl^fönigS 93ologefeS L, in feierlid^
3uge t)om Orient nad^ Italien reiste utib in9lom
Dom ffaifer 92ero ^um itönig Don Armenien ge«
frönt marb; ba^ Srajan im 3. 114 einen onbmi
9rf aciben, ben Itönig ^artl^amaftriS Don Armenien,
in feinem Sager ju ^legea ungered^tenoeife 1^*
rid^ten lie|. Seibe Jtönige l^ötten ber r^etorif(^
©efd^madSrid^tung beS ÜRofeS, ber eine burd^ feine
glöngenben Srfolge, ber anbere burd^ fein tragi«
fd^eS ®efd^id(, ben ermünfd^teften @toff bieten
muffen — aber er fennt fie gar nid^t. ^^ HRofeS
überl^aupt bie altere ©efd^id^te feines 93olfeS nur
fel^r mangell^aft fannte, gefielet er fa f eiber ein;
benn 1, 3 beflagt er fid^ bitter über bie &Uvfy
gültigfeit ber armenif d^en itönige, bie nid^t einmal
äleid^Sannalen gefül^rtl^ötten. Sin^eimifc^eOueflen
befa| er alfo au|er ben aud^ unS erl^ltenenSan«
ftuS, fforiun unb Sa^ar, bie er oQe benu|t, gnn
X^txl fogar ftarf auSgenu|t, aber niemals citiit
l^at, jeoenfaUS blo| in ganj befd^rönftem Umfange.
93on ben gried^if^ gefd^riebenen ©efd^id^tsuier^
n)aren il^m nur n)enige bef annt, unb Sateinifd^ De^
ftanb er überl^aupt nid^t. SBenn er nun ober, ob*
tool^l fein OueUenmaterial anwerft fpörfid^ nxa,
bennod^ eine ^ufammenpngenbe (Sefd^id^te feind
93olfeS 3u fd^reiben Dermoc^te, fo mürben mir il^
großes Unrecht tl^un burd^ bie ^nnol^me, er 1^
bie öltere ®ef(^id^te Armeniens bis etma {um
3. d^riftlic^en Sabrl^unbert l^erab einfad^ erbid^tet
93ielmej5ir l^at SKofeS — unb biefe begrünbet bie
ganj einzigartige SteUung feines 93ud^eS in bei
gefammten armenifd^en Siteratur — feiner 6^
fd^id^tSbarfteUung eine Duelle su ©runbe gelegt
an beren SluSnu^ung meber Der il^m nod^ na(|
i^m ein armenifd^er Sd^riftfteDer gebadet ^:
OJlofeS conftruierte ftd^ bie altere ®efd^id^te asä
ben @agen unb gefd^id^tlid^en fiiebem f eines 93oM
Slrmenien mar im ^Itertl^um ein überaus fagen*
unb fangreid^eS fianb. SS lebten im !Dlunbe beS
93olfeS epifd^e ©efönge, bie eigentlid^ gefc^id^tßd^
3n]^alteS maren unb bie armenifd^e ^Bor^eit b^
l^anbelten Don 93el unb @emiramis an bis gn ba
SinföUen ber Alanen im 1. unb 2. ^ol^rl^unbat
ber d^riftlid^en 3(itted^nung. Ss gab, miemiroHl
SnofeS erfel^en fbnnen, berufSmöfeige @önger, bk
nad^ Srt ber mittelalterlichen 2:roub(ü)outS ü
San} unb SQmbelnfd^ bie alten ^elbenfidKr
fangen (1, 6. 24 ; 2, 61). liefen Siebem, bie
niemals fd^riftlid^ aufge^ei^net morbenfmb, forj^k
9)tofeS nad^, unb er nennt oud^ mieberl^olt (1, SO;
2, 49. 61) bie ©egenb, mo er feine ©agenflnbici
mad^te: eS mar ber ®au Don ®oltl^n, ber, an bct
Dftgrenje ber ^roDinj SOBaSpurafan gelegen, tt^
lid^ an ben Slrarat, füblid^ an ben Sraj^ uik
nad^ Often unmittelbar an baS alte 99lebien gro^
SDiefe Sieber mit il^rem reid^en ©agenpoff rocm
tl^atfäd^lic^ baS OueUeitmaterial, auf ®runb befja
biefelbe S^tlP^^öbe au% 'titw %m&|\Ka \i^\^^\«» "^^ \i\\ <ä^^<fi^i(Site ber armenifd^en 8011*
1961
SRofeS Don Sl^oren.
1962
omfhruirte, unb bie (eiben etjlen 93üd^er feinet @e-
glt^tömerfeS rul^n faft auSfd^Iie^Iid^ auf ben
olfSgeföngen. SReifi f^at er bie ©efönge in ^rofa
wngefejt, feiten, im ©an^en nur elf mal, mört-
Kcl^ Srud^ftüde auS ben Siebem l^erübergenom«
men. S)ie ^auptf^^toierigfeit mu^te bei biejer SRe«
tl^obe ber ©efd^id^tfc^reibung offenbar bie S^rono-
logie bilben. 2)enn in ben Siebem be§ ^oRe§,
bie }ubem fein }ufammen]^angenbe§ SpoS, fonbem
eine offene Sammlung t)on Säallaben bilbeten,
loaren m^t^ifd^e ®eftalten unb mirflid^ gefd^id^t-
lid^ ^rfönlid^f eiten burd^ einanber gemi jc|t. ^ier«
bei Iie| fid^ 9)tofe§ be}ügltd^ ber Sl^ronologie oon
ber gan) rid^tigen SRetl^obe leiten, au§ ben aud^
anbenoeitig bezeugten Sreigniffen bie 3cit ber im
Siebe mit il^nen in 3ufammen]^ang gebrad^ten gel-
ben unb jf onige ju erf d^lie^en. S)ie| jeigt nament«
Mi büdSeifpiel be§ ffönigS ^rtafd^eS, ber im Siebe
cdS Sefieger ber Allanen befungen mar, unb ben
Vbfed be^^Ib ganj rid^tig in ber }meiten C^ölfte
bed erften (^riftlid^en 3a^r$unbert8 anfe^te.
@o ift benn bie ®ef d^id^te be§ SRof eS t)on Sl^orene
Er baS ganje erfte unb für einen großen Sl^eil
8 }meiten ^ud^eS, bis ju bet ^eriobe l^in, mo
Sgat^angeluS unb ijfauftuS einfe^en, mefentlid^
Sogengejd^id^te; unb jmar ift SRofeS ber öltefte
3euge nid^t blo^ für ben xtiä)tn @agenfd^a^ beS
ormenifd^en 93oRe§, fonbem aud^ für benber^erfer,
benn an mel^reren ©tetten (2, 70. 73 unb im
Snl^g }um erften Säud^e) berid^tet er aud^ bie
Jjerfifd^en Sagen über 9lfd^ba]^af (= SoW) unb
«rtQfc^ir üon ©tal^r (= «rbafd^ir I.). €§ pnb
biefelben alteranifd^en Sagen, bie auf perftfd^em
©oben erft im 10. unb 11. Sal^rl^unbert Qfirbufi
in feinem Sd^al^name gefammelt l^at, unb ^mar
nic^t unmittelbar aud bem lebenbigen 9Runbe beS
Solled, mie SRofeS, fonbem au§ bem verloren ge-
gangenm ff 5nig§bud^e ber Saffaniben (f. 92ölbef e,
®ef$. ber $erfer unb Araber, au§ Xabori über-
fejt, Serben 1879, S. XIV ff.).
9{eben ber @efd^id^te ift alS meitered ^avipU
IDcr! beS $feubo*9)tofed ju nennen bie (Seogropl^ie
(ttaSgaben beS armcnif^en 3:ej;te§: juerft 9Kar-
feine 1683, »icber abgebmdft Sonbon 1736, ^ari§
1819 bei St-Martin, Möm. bist, et geogr. sur
PArmenie H, 318—377; SSenebig 1881, aufeer-
bem in ben ® efammtauSgaben ber Sßerfe beS 3Jtofe§,
»enebig 1843. 1865; franjöfifdie Ucbcrfetung
tri 8t- Martin 1. c. unb oon P. ^rfen Su(^-
tecm, aSenebig 1881). 3)iefc§ SBcrf ift nad^ ber
cigenm Eingabe be§ 93erfaffer§ ein ^u§5ug au§
ber ^Uniöerfal-Srbbefd^reibung be§ ^lejanbrinerS
^ßappttd". ^iemnter ift smeifelloS bie t)erIoren
gegangene unb nur au§ SuibaS befannte Xwpo-
«IM^ia o?xou}i.evtxi^ beS [lafTnro; (au§ bem 4.
i^riflUd^m Sal^rl^unbert) ju öerftcl^en. S)er ^r«
inenier fd^int feine Vorlage im ungemeinen ge«
fiäijt, in bem 9Ibfd^nitt aber, ber oon Armenien
^onbelte, ermeitert ju ^aben. — ®ie Äl&etorif
(IJenraSgeg. o. P. 3ol&.3ol&rab, SSenebig 1796, mie-
ber obgebmdt in ben @e^ammtau§gaben, SJenebig
1843. 1865), bie in ber armenifd^m Siteratur ben
Sitel Petkh ,,bie Sl^rie" fül^rt, ifl nad& gried^i-
f(^en SSorlagen, ]^au|)tföd^Iid^ nad^ bm ^rog^mnaS*
mata beS ^(pl^tl^oniud unb beS Zl^eon gearbeitet
3. bie oorjügl. Unterfud^ung o. ». Saumgartner:
eber ba§ 93ud& ,,bie ^m\ in b. Stfd^r. b. b. mor-
gmI.®ef.XL,1886,457— 515).^u|erbemtragen
ben 92amm bed SRofeS oon Sl^orene in ben ^anb«
fd^riften folgenbe Heinere SSBerfe: eine ®efd^i<^te
ber % Sipl^pme unb il^rer (Senof finnen (®ef ammt-
ausgäbe 1865, 297—303), eine^omilie auf bie-
felben ^eiligen (a. a. O. 304—325), eine anbere
ftomilie auf baS Seft ber Serflämng (a. a. 0. 326
bi§ 338), ein »riefmed^fel mit bem artfmnifd^en
prften Sal^af (a. a. O. 281—296) unb enblid^
jal^Ireid^e ftird^enlieber in bem Sd^arafan, bem
®efangbud^ ber armenifd^en JKrd^e. Ob biefe Hei«
neren Sd^riften bem gef d^id^tlid^en 9)tofed au§ bem
5. Sal^rl^unbert angel^ören ober bem fpätem $fmbo-
9)tofe§, ober feinem oon beiben, lann mit Sid^er-
l^eit nid^t entfd^iebm »erben. 9lur für bm ©rief»
med^fel mit Sal^a! lö^t fid^ ber 92ad^n}ei§ fül^rm,
ba^ er erft tixoa um baS ^afjit 1000 entftanbm
fein fann (f. ©etter bei 9lirfd^ a. a. O. 244 bis
246). S)a^ an ber reid^ Ueberfe^ungSIiteratur
beS 5. Sal^rl^unbertS SOtofeS oon Sl^orme in l^eroor«
ragenber SBeife betl^etligt mar, ift etnfUmmige
Ueberliefemng beS armenifd^en ^Iltertl^umS; um
aber beftimmte Ueberfe^ungen gerabe ald fein SBer!
ermeifm gu fönnen, baju fel^It eS an genügenbm
^nl^altSpunftm. @8 nel^men gmar bie einl^eimif d^m
Siterarl^iflorifer an, bafe unter ben erl^altenenUeber»
fegung§mer!m folgenbe auf SOtofeS oon Sl^orene
jurüdfgel^en: bie Ueberfe^ung ber Sßerfe bed 2htbm
$]^iIo, ber Sd^riftm beS 1^1. ®regor oon 9la}ian)
unb be§ ^\, ®regor oon 92^ffa, nammtlid^ aber bet
Sl^roni! beS SufebiuS (Senebig 1818) unb ber
^iogra))]^ie SllesanberS beS ®ro^m oon ^feubo«
J^aHift^eneS (SSmebig 1842) (Quadro deUeOpere
dl vari autori anticamente tradotte in Ar-
meno, Venezia, S. Lazzaro, 1825, 9). Siefe
9[nna^me ftü^t fid^ j[ebod^ auf bie Stilöl^nlid^feit,
meiere jmifdl^m ben gebad^tm Ueberfe^ungen unb
ber ®ef c^ic^te be§ ÜRofeS oon Sl^orene beftel^t ; fie
mürbe alfo nid^t für bie Sluctorfd^ft beS öd^tm
9Wofe8, fonbem für bie beS 5pfeubo-9Mofe8 betoeif en.
9?un aber fielet menigftenS für bie armmif d^e Ueber-
fe^ung beS ^feubo-ffafliftl^eneS feft, ba^ fie auS bem
5. 3a|r]&unbert ftammt, bmn SBefanntf d^aft mit il^r
Iä6tfi(^beiarmenifd^enSd^riftftenemoom5.3a]^r-
l^unbert ah nad^meif m (f. 3* 2)af d^ian, Unterfud^ng
über be3 $feubo-ff aüiftl^ened Slesanberbiograjil^ie,
SBien 1882 [neuarm.]). «Ifo fann ^feubo-9Kofe8
ber Ueberf e^ gar nid^t fein. 3mmer]^in aber liegt in
bem unlöugbarm formalm Swfammenl^ange, ber
amifd^en ber armenifd^m ®efd|id^te beS 9)tofe3 oon
S^orene unb bem armenifd^m gifeubo-ffaUiftl^meS
bepelzt, ein »migftenS inbirecte« 3«iÖttt6 t>of*f/
ba^ ber öd^te 9Rofed oon (Sl^orme bm ^fmbo«
ÄaÜiftl^eneS überfeJit ^at. 3)mu?^^W®Ä^'tM5s^
1963
üßofeS SorboDero — SRodl^eim.
1964
Don ß^orcnc gctoäl^Itl^abcn, »eil il^m bicfcr ©d^rift«
Shller als Ueberfe^er beSjenigen 2Ber!ed galt cm
)em er feinen @til }u bilben unb baS er gerabeju
fflat)ifd^ 3U copxxtn pflegte, nömlid^ be§ $feubo-
ffonift^eneS.
(SJgl. au^er ben fd^on genannten ©d^riften:
3. ». «min, ®ie gefd^id^tl. ©efänge beS alten ^r-
menienS, 9Ko§!ou 1850 [altarmen.]; ©erf., 9Mofc§
Don ß^orene unb baS alte armen. 6po8, SiftiS
1887 [neuarmen.] : 3. ffatergian, ®efd^. ber ar«
mttL Siteratur : I. Söord^riftl. $eripbe, SJien 1851
[neuarmen.]; Ed. Dulaurier, Etudes sur les
chants historiques ... de rancienne Armenie,
Journal asiatique, 4® ser. XIX, 1852, 5 — 58;
V. Langlois, Etüde sur les sources de l'hist.
d'Armenie de MoXse de Ehoren, im Bulletin
de l'Acad. Imp. des Sciences de St-Peters-
bourg m, 1861, 531—583; Le möme. Coli,
des historiens anc. et med. de rArmenie II,
Par. 1869, 47—52; A. v. G[utschmid], Moses
of Ghorene, in b. EncycL Brit., ed. 9, Edin-
burgh 1883, XVI, 861—863; 3. ©afd^ian,
3ur 5lBgarfage, SBien 1890; A. Oarriöre, Molse
de Erhören et les gönöalogies patriarcales,
Par. 1891,) [Setter.]
^fe$ ^orbonetro, labbaliftifd^r ©elel^rter
be§ 16. 3al^r]^unbert§, tuar }u 6orbot)a in Spanien
geboren, lebte aber als Oberrabbiner ^u @af eb im
el^emaligen (Salilaa unb ftarb al§ folc^er im ^oif)xt
1570. Sr Derf a^te labbaliftifd^e Sommentare über
einzelne 93äd^er ber l^eiligen @d^rift unb über baS
95ud^ 3eaira (f. b. 2lrt. ftabbala). ©dn ^aupt-
»erf ift ein nur l^anbf d^riftlid^ erl&altener Kommen»
tar jum SBud^ ©ol^ar unter bem litel np-» m«, ber
16 gro^e 93änbe in ^folio umfaßt unb 1563 t)oa>
enbet tourbe. 95on feinen gebrudften ©d^riften finb
$u nennen: a. o-«5i)3i otib, ,,®ranatäpfelgarten",
ein furjer 2lbri^ ber !abbaliftif(^en Sßiffenfd^aft,
juerft in ©alonifi o. 3./ bann ju ffrafau erf(^ie«
ntti; au§ bemfelben ücröffentli^te ßl^rift. flnorr
Don 9tofenrot]^ in ber Eabbala denudata, Sulz-
baei 1677, ben Sractat t)on ber menf^Iid^en @eele
in lateinifd^er Ueberfejung. b. nnian i)3n, „^palme
©ebora'S", eine abl&anblung über bie ©e})|irot^
(f. b. Slrt Äabbala) unb Anleitung jur SoIIfom-
menl^eit in fabbaliftifd^em ©inne, juerfi SSenebig
1589 unb feitbem öfter gebrutft. (Sgl. ßossi,
Dizion. storico I, 95.) [Äaulen.]
Mofts ttn TfM^an, f. 9tamban.
9to$9eiiti, 3o]^ann Soreng, lutl^erifd^er
D^eologe unb Äird^enl^iftorifer, »urbe am 9. Oc«
tober 1694 (1695) ju fiübed geboren, «n ber
Uniöerfttät Äiel, tt)el(|e er 1716 bejog, entfalteten
fid^ feine großen lalente; er »urbe 1718 TOa«
gifter unb laS über fiogif unb 9Keta})]^^ifif, gu-
gleid^ üertrat er feinen franf en Seigrer Sllbred^t jum
Selbe, ber neben bem Sel^ramte aud^ bie ©teffe
eines §ofj)rebiger§ inne l^atte, auf ber ffanjel mit
großem SeifaHe. ^uf (Srunb mel^rerer ©d^riften,
SefonberS ber gegen ben S)eiften Solanb gerid^teten
Vindiciae antiquae Christianorum disciplinae,
Kil. 1720, t)erme]^rte«u8gobeHamb. 1722, unb
Observationum sacr. et hist.-crit. Lib. I, Amst
1721, erl&ielt er 1723 einen 3hif on bie Uniüerji.
tat §elmftäbt unb bilbete lange Saläre ü^re 3i«be,
ia al§ 1734 bie Unioerfttät ©öttingen gegrünbet
mürbe, mar er für ^elmftöbt bie einzige @tü|e
gegen biefe StiDalin. C^er^og 9uguf! SBil^elm t>on
Sraunfd^meig überl^üufte i^n mit ßl^ren, mad^ei^n
1726 gum Sonftftorialratl^e, gab il^m bie Sii^nfte
ber alten Alöfter Sltarientl^l unb SJlid^aelfltin,
ernannte il^n 1 729 ^um Oberinfpector aller ©d^ulen
im ^erjogtl^ume unb nad^mals aud^ ^um (Senerol*
infpector beS gürftentl^umö S3lan!enburg. ßrpno^
be§ C^ergogS £ob lie^ SOtoSl^eim ftd^ htrot^tn, mä^
®öttingen überguftebeln unb bie eigene für i^n
1747 gefd^affene ©teffe eine§ ÄanglcrS ber Uni»
Derfitöt angunebmen. |)ier mirtteernod^ od^tSo^
in ber tl^eologifd^en f^cultät, bi§ er om 9. Sep-
tember 1755 ftarb. Unter feinen S^Ö^^wffen golt
er als ber bebeutenbfte ber proteftontifd^en 3^«o»
logen, ber bie 9Mitte gmifd^en ftarrer Orti^obojie
unb gefül^lSfeligem $ieti§mu3 glüdtlid^ innel^Ue,
feiner Partei angehöre, fonbem efleftifd^ überott
baS 93raud^bare unb 93ered^tigte fud^e. ^nnt ^
bigten mad^ten il^n burd^ ©ebanfenreid^tl^um md)
SformDoffenbung gum bebeutenbften ffangelrebner
ber beutfd^en $roteftanten; in feinen beutfd^
©d^riften galt er als „erfter beutfdber ?ßrofaip*,
me^^alb ifn aud^ bie S)eutfd^e ©efeUfd^ft }b
Seipgig 1732 gu i^rem g^röftbenten mö^lte. S)a8
gro^e, über 110 Stummem faffenbe SBergeid^
feiner ©d^riftcn, meld^eS ®^r. 3). 3am in b«
beutfd^en tluSgabe oon 9liceron8 ^Rad^rid^ten üoi
ben SBegebenl^eiten unb ©d^riftcn berül^mter ge-
leierten. Chatte 1771, XXTTI, 476 ff. ouffüWr
erftredtt \\ä) über clafftfd^e unb beutfd^e $l^o*
logie, über ^l^ilofopl^le, 2)ogmatif, ßjegefe, ftir«
d^engef d^id^te , ftird^enred^t u. f. f. 9u|er ba
fird^enl^ifiorifdeen Seiftungen, bie bereits im Sit
ftird^engefd^id^te Vn, 568 gemürbigt »urben, fori)
l^ert^orgul^eben: ©itten-Sel^re ber l^eiligen @d^
5 Il^le., C^elmflöbt 1735 ff., mit fjortf. öon 34
«Peter ÜKiffer, 6. bis 9. %^l, 1762—1770;
eilige Sieben über mid^tige SQSol^rbeiten ber S^
efu ei^rifti, 7 95be., Hamburg 1725—1748, oft
aufgelegt unb in frembe ©prad^en überf ejt Sriefe
bei Klotz, Joa. Laur. Moshemii atque Mai-
thiae Gesneri Epistolae amoebaeae, Lipsiae
1770. (9Jgl. SRiceron a. a. D. 406 ff.; Lüdte,
Narratio de J. L. Moshemio, Gotting. 1837
[®ött. Unil).-©^rift]; g^renfeud^ter, in ©öttmgtt
$rofefforen, ©ot^a 1872, 1 ff.) [©trebet]
^st^dntj 9iu))red^t o., überf pannter re&
giöfer ©d^märmer, mar auS einem fat^ofifd^
freil^errlid^en ©efd^led^t in ©teiermar! geboreo,
marb 1522 S)ombed^ant t)on ^affau unb trat in
biefer ©teffung, meldte er bis 1539 beHeibete, mit
ber Sel^auptung l^erDor, er l^abe Don ®ott bit
©enbung erl^alten, burd^ eine %xt ^unbamentd«
artüelf^ftem bie Dier ^uptantid^riften, vJMtSi
1965
aßoölim — mot) bc @on8.
1966
^[kipiUl^um, Sutl^ertl^um, StoingHonidmuS unb
9Btebertöuferh)e[en, }u emürgen, ode @ecten }u
t^erehtioen, bie gan^e fftr^e ^u t)et6effcm unb ein
neues 3eru{alem }u grünben. S)te Söfung biefer
Sufgaie beftanb nad^ fetner lBe]^au))tunQ bann,
oUe @ecten auf Sl^riftuS, ben einsigen ®runb beS
breieinigen SBorteS, bergeftolt ^urüd^ubringen,
ha% Qu8 il^m il^re Sinl^eit mie au§ einem Mittel«
bvmh l^erDorgel^e ; biefe Seigre ouS bem (Einen unb
burd^ ben Sinen }ur Sinl^eit be§ breieinigen SBor«
M in Sl^rifto Dereinige ganj ungejmungen bie
{mpftUd^e, lutl^erifc^e, ^minglifd^e, anQ6a))tifti{(i^
unb Jebe onbere @ecte }ur ßin^eit ber Seigre unb
beS SloubenS. 2)iefen confufen 9lbem)i^ entmidelte
er loeitldufig in feinen Dier Suchern De monarchia
et renascentia christianae fidei, fpidte il^n
reid^lid^fi mit Ausfallen auf bie Dier ^ntid^rifte
unb gab unter Ruberem aud^ bie 9(rt unb SSeife
an, mie man eine allgemeine @Qnobe leidet unb
grünblid^ leiten fönne: man bürfe nämlid^ nur bie
MicrosynoduB ^um 9Ra^ftabe ber Megasynodus
nel^men, b. 1^. eine allgemeine @Qnobe auf biefelbe
SBeife galten, mie jeber Sl^rift bei jid^ felbft eine
^ßriDatDerfammlung l^alten muffe ! S)a er, mie eS
fd^ien, feft an feine göttlid^e @enbung unb feine
Offenbarungen glaubte unb bie 93efd^impfungen
be9 ^ßapfted unb ber rdmifd^en ffird^e, meldte er
mit ber opocalQptifd^en ^ure DergH(|, für nid^tS
toeiter al§ eine brüberlid^e Sured^tmeifung unb ein
Prooedere auf bem etmngelifd^en Sted^tdmeg, mie
er, ber 2)octor beiber Siedete, fagte, anfal^, fo barf
man ftd^ nid^t umnbem, ba^ er am 10. Suguft
1587 fogar in ©egenmart beS ffdnigd gferbinanb
eine $rebigt DoQ ©d^möl^ungen gegen baS ißapft-
ü^um l^elt 2)e^]^alb bei bem ftönig ber fieberet
berbäd^tiggetoorben, begab er ftd^ ^um pöpftlid^en
ShmtiuS uRorone (f. b. ^rt.) nad^ SBien, mld)tt bie
Cdcmlb l^tte, fid^ Don il^m brei Sage l^intereinanber
brei @d^riften (Informatio seu instructio pro
smiuno Pontdfice be}ügli(^ einer 5cumenif^en
S^nobe, Antichristiamca seu confutatdoBullae
indulgentiarum Pauli IQ., Antibullaindulgen-
tiamm pontificiarum Pauli HI.) Doli Sd^impf
aber bie popftHd^en ÜRi^bröud^e Dorlefen }u laff en.
Xnf bem Sonoente ju ^agenau mürbe ^o§lf)txm
1540 im auftrage j^önig Of^rbinanbd Don ben
fatl^olifd^ Xl^eologen 9taufea (nad^l^er IBifd^of
Don SBien) unb Sod^IduS (f. b. Srtt.) Derl^ört. ^'xti
mobudrte er in Denoorrenfter unb bünfeH^aftefter
SBeife feine Seigre als eine SBeiSl^eit, bie fein @terb-
lid^ Dor il^m gettm^t l^be, unb pral^Ite mit gött-
lid^ Offenbarungen, bie er nur bem ff aifer, bem
P5nige unb bem $apfte mitt^eilen bürfe. 9tad^
bem 93er]^dre lie^ ber ffurfürft Don SOtain) burd^
3nHu8 Don ^flug unb feinen ffangler Sacob
Stattet 9Ro§]^eimd @d^rift De monarchia et
renascentia Christianae fidei unterfud^en; man
fanb, ba^ fie grö^tentl^eils nur au§ Sd^möl^ungen
imf ffoifer, ftönig, $apft unb ®eif»id^feit be-
fl^b, benen mit bem Untergang be§ römifd^en
Sleid^ unb ber römifd^en jhrd^e gebrol^t mürbe.
unb ba^ barin ber römif(^en fftrd^e ber Sormurf ber
Äejerei gemad^t mar (namentlid^ marf 9Mo8]^eim
i^r brei ©tüdfe Dor : baö fittenlofe Seben ber ©eifi«
lid^en al8 fjolge beS göIibateS, bie 3ert^eilung beS
©acramentS ber gud^riflie burd^ entjiel^ung be8
Äeld^e« unb ben 95er!auf beS ©eiligen buri bie
ÜKe^til^enbien). SIRoSl^eim mürbe gum ©efängni^
Derurtl^eilt unb ftarb barin 1544. (SSgl. Hund,
Metropolis Salisburgensisl, Batbponae 1719,
222; Hansiz, Oerm. sacra I, Aug. Vindel.
1727, 609; ®. S^. ©trobel, Seben, 5IReinungen
unb ©d^riften SRupred^tS D. SKoSl^aim, in f. SWiS«
cettaneen literarifd^en Snl^ItS, SRümberg 1781,
5. ©amml., 8—130; Älein, ®efd^. beS ^l^rifien-
t^umS in Qefterreid^ unb ©teiermarf IV, SBien
1842, 87 fP) [Sd^röbl.]
SKo$(bii, f. ^iam.
SKofto, f. ÜRoralitöt, 3med(; Motiya credi-
biHtatis, f. @Iaube V, 639 ff.
SKonlbt, gieter bu, f. Sumoulin.
9totti^, Slnton be, genannt 2)emodbared,
3:]^eoIog unb Sanonift, marb 1494 }u StenonS-
fur-9Jla| bei ^auDaiS in ber ^icarbie geboren,
er umrbe 1589 Stector ber UniDerfttöt $arid,
^rofeffor an ber Sorbonne unb $5nitentiar-
ßlanonifer Don 9loQon, bem ©eburtSorte Sal*
DinS, beffen 9n]^dngem er überaQ, Dorjüglic^ in
ben äleligionSgefpröd^en Don @t.«®ermain«en-
Sa^e unb gioiffQ 1562, fomie an ber ^orif er Uni-
Derfitöt mit oUer Sntfd^iebenl^eit in feiner Sigen«
fd^aft als inquisitor fidei entgegentrat. 2)ag bie
^öfd^er, meldte in feinem Auftrag auf bie Huge-
notten fal^nben foSten, nad^ il^m mouchardis ge-
nannt morben feien, mirb obne ®runb bel^auptet.
Sr begleitete 1562 ben Sarbinal Don Sot^rinaen
Sum doncil Don Srient unb mar 1564 auf oer
SReimfer ©tjuobe jugcgen. gr ftarb ju ^riS 1574.
©eine miffenf dbaftlid^e 93ebeutun^ berul^t nid^t auf
einem überaQ fo citirten, ober ntd^t nö^er d^aral-
terifirten SBerte De saciificio missae (mol^l iben«
tifd^ mit beSfelben SluctorS Christianae religio-
ms . . . adyersus Misoliturgorum blasphe-
mias ac noTorum huius temporis sectariorum
imposturas, praecipue Joannis Calvini et
suorum contra sacram missam, catholica et
historica propugnatio I— IV, Paris. 1562),
fonbem auf einer 9u§gabe beS Corpus juris
canonici, in 8 ^foliobönben , mit ber ®IoJfe,
^ariS 1561, unb in htn l^anblid^ ausgaben
beS Corpus juris canonici, ol^ne bie ®Ioffe, in
4 OctaDbonben, ^riS 1547—1550, in 7 ©uobej-
bänben, 29onl554. SSerfd^iebene fritifd^e «nmer-
hingen befaffen fid^ Dorjfiglid^ mit einer SSerbeffe«
rung beS SejteS Don ®ratian8 g)ecret. (Sgl. Bio-
graphie univers., Nout. öd. XXIX, 438 s. ;
D. ©d^ulte, @efd^. ber Dueaen unb Sit. bed canon.
gfled^t8lll,©tuttg.l880,555f.) [91. D. ©d^er.]
SB09 ^t $0M, ffarl Srnf), greil^err Don,
fatbolifd^er SRed^tSgelel^rter, mar oß ©ol^n eines
1789 emigrirten franjöRfd^ (BbelnumneS 1799
SU aRünd^en geboren, ftuoirte m ber bortigen Uni-
1967
ajlo^a — aJlogjett.
1968
Derptat bic SRcd^tc unb l^abilitirtc pd^ als ^xxmU
boccnt bcrfclben 1827; jugleid^ eröffnete er 1830
eine abüofahirfanalct. 3m 3. 1833 »urbe er jum
^rofeffor bc8 Statur» unb bc§ ©toatSred^teS in
aBürgburg ernannt, 1837 als fold^er nad^ ÜKfin-
d^en öerfe^t. Stifolfle ber ©tubentenunrul^en beS
3a]^reS 1848 ttmrbe er Dorn Sel^ramt entfernt, be«
gab jid^ nad^ 3:iroI unb mürbe 1851 an ber 3nnS«
brudtcr Uniöerptdt gunt ^rofeffor ber beutfd^en
Steic^S- unb 9ied^tSgefd^td^te unb beS JKrd^enre(|tS
ernannt. 9llS fold^er ftarb er 1. Sluöufl 1867. ßr
mar gmeintal t)er]^eiratet (f. l^ierüber unb über bie
tjfamilie beSfelben ® otl^aif d^eS Safd^enbud^ ber frei«
Ifterrlid^en C^äufer 1859, 527 unb 1889, 572).
92ebft einigen Heineren, auf SageSfragen, aud^ auf
bie ba^rifd^e JhtiebeugungSfrage(@enbfd^reiben an
ben ©rafen ®ied^, 9tegenSburg 1845) begüglid^en
©duften t)erfa|te 9RoQ De impedimentiB matri-
monü, Diss. Monach. 1827 ; Sion bet ßl^e unb ber
Stellung ber fatl^olifd^en JHrc^e in ^eutfd^Ianb
rfidffid^tlid^ biefeS giunfteS i^rer S)iScit)lin, SanbS-
^ut 1 830 (überarbeitet im Slrd^iö I. II) ; ®aS g^e«
ted^t ber Sl^riften in ber morgenlönbifd^en unb
abenblönbifd^en ffird^e bis }ur Qtxt JcarlS beS
(Broten, nad^ ben Duellen bargefteOt, SlegenSburg
1833, eine für ben bamaligen @tanb ber Sorfd^ung
fel^r t)erbienftlid^e Seiftung ; Sel^rbud^ beS ba^ri«
(^en ©taatSred^tS, 2 Sl^eile, 9tegenSburg 1840 bis
1846 : ©runblinien einer ^l^ilofopl^ie beS Slec^tS
t)om lat^olifd^en @tanbt)unlte, 2 Sönbe, SBien
1854 — 1857. ginen bleibenben 9lamen ermarb
pd^ ünoQ be @onS burd^ bie (Srünbung eineS um«
iajfenben periobifd^cn Organs für bie SBipenf d^aft
leS Jhrd^enred^tS : Srd^it) für latl^oIifd^eS fFird^en*
red^t mit bef onberer SRüdfpdgt auf Oefterreid^, 3nnS»
brud 1857 ff. (feit IV. Sanb: mit SRüdtpd^t auf
Deftcrreid^ unb ©eutfd^Ianb), meld^eS pd^ unter
Ruberem bie Aufgabe fe^te, bie canoniftif(|e IBil*
bung beS öfterreid^ifd^en SIeruS in entfpred^enber
aaßeife au förbem. ©eit bem VI. SBanbe, 1861, trat
SBering, bamalS in ^eibelberg, als SJlitrebacteur
ein, meld^er nad^ SKo^i'S 2obe allein baS 9lrd^iö
für fatl^olifd^cS ftird^enrcd^t, mit befonberer SRüdt*
pd^t auf ©eutfd^lanb, Oefteneid^»Ungarn unb bie
©d^meij, l^erauSgibt (LXIX. 95b., aWaing 1893).
9Ro9 mar eine aufrichtig fromme Statur, treu er«
geben ber iKrd^e, beren SRcd^tc unb 3nterepen er
überall ungefd^eut öertrat. (Sgl. ö. SBurabad^, 3)io-
qxapfi, Sejifon beS Äaifertl^umS Deperreid^ XIX,
aaSicn 1868, 165-167; ö. ©d^ulte, ©efd^id^te
ber Duellen u. Sit. b. can. SRed^tS III, Stuttgart
1880, 369 ff.) [SR. ö. ©d^rer.]
9bi9a, SKatt^äuS be, S. J., aWoralift, geb.
am 10. September 1610 ju SKoral ingaftilien, trat
1626 in bie ©efeßfd^ap 3cftt, mar ber Keilte nac^
iProfeffor ber ipi^ilofopl^ie, ber ©ogmatif unb ber
SKoraltl^eoIogie ju äRurria, Sllcola unb SKabrib,
fpötcr aud^ Sei(|tt)ater ber Äönigin-SMutter Don
Spanien, unb Parb ben 23. fjebruar 1684. Sein
5Rame fpielt eine bebeutenbe WoDe in ben SKoral«
ftreitigfeiten jener Seit (Segen eine pfeubon^imc
i
Sd^rift Manifesto ä los fieles (SBamung ber
glaubigen Sl^ripen Dor ben Derlel^rten Selben bei
3efuiten) Don €$regor be SSclopeg Dertl^ibigtc et
feinen Orben burd^ bie ©egenf d^rift Ladreme el
perro y no me muerda (93eUe ber $unb, ober
beige mid^ ntc^t) unter bem angenommenen 9lttineii
3uan bei ^guila, 1653. 3in folgenben 3a^
erfd^ien eine nod^ l^eftigere, ebenfalls pfeubon^me
Sc^möl^fd^rift gegen bie SOtorol ber ®efeOfd^p:
Teatro Jesuitico per Francisco de la Piedad.
9Ro9a antmortete neuerbingS mit Ad versus quo-
nimdam expostulationes contra nonnullas Je-
suitarum opiniones morales opusculum an-
ctore A. GuimenioLomarensi, Panlionnil657
u. ö. (£r bef d^rönfte pd^ barin auf ben 92ad^meiS, bo^
bie Dorgeblid^ ober tl^atföd^lid^ lo^en Sntfd^ibmi*
gen einzelner Streitfragen nid^t fpecipfd^ Muitif((
maren, fonbem bag bie betreffenden ^npd^ten Don
äJloraliPen augerl^alb beS OrbenS f d^on langP cmf«
gepeEt morben maren, el^e einzelne Sefuiten p^
ebenfalls bafür entf d^ieben. 2)a er pc^ l^ierbei lebig*
lid^ referirenb Derl^ielt, ol^ne über ben SBert^ ober
Unmertl^ ber einzelnen SDoctrinen ein Urtl^eil ^
föHen, fo mürbe baS93ud^ als geföl^rlid^ unb arger*
nigenegenb in SRom angeflagt. SRo^a Dert^igte
Id^ unb erilörte, feine |[bp(|t fei burd^ouS ni^,
ene Seigren in Sd^u| }u nel^men, fonbem nur bie
falfd^e Auflage abgumeifen, als Rotten feine SRit«
brüber biefelben aufgebrad^t. @r moQe in einer
neuen %u|lage bieg beutlid^er erllaren unb bie fßoß
fel^rtl^eit )ener OReinungen bartl^un. S)ie 3nqui«
ption entfd^eb pd^ benn aud^ gegen eine 93erurt|cii
lung, unb eine ^Neubearbeitung mürbe nid^t ge*
münfd^t, bod^ fam baS 93ud^ 1666 auf ben 3nbe&
mie aud^ baS Teatro, gegen baS eS gerid^t i^
3eJ^n 3a]^re fpöter mürbe eS aud^ burd^ bie ^
quiption unb burd^ ein SreDe 3nnocen§^ XI. Der*
boten. Sin anbereS SBerf, Selectae quaestiones
ex praecipuis theologiae moralis tractati-
bus, moDon ber erPeSanb 1670, ber gmeite ru^
ÜKo^a'S Sob 1702 erjd^ien, Pel^t feit 1704 eben-
falls auf bem 3nbe£, mal^rfc^einlid^ meil bet
SJerfaffer pd^ barin pari auf fein erfteS äBerl le>
jiel^t. SS mürbe i^m feiner 3<it fogar Dorgemot*
fen, eine Approbation feines Opusculum gefölfd^
}u l^aben; biefer Sormurf ermieS pd^ aber alS ns«
begrünbet unb mürbe aud^ Don ben Anüagent foBea
gelaffen. (93gl. de Backer, Biblioth^ue s. t.;
Reponse au livre: Extraits des assert I,
s. 1. 1763, 48; SReufd^, Snbej n, »onn 1885,
497 ff.) [SW. SReid&mann S. J.]
'SRoiittaftetr, f. Siturgien, ob. Sp. 34.
Wm^ (mozzetta) ip ein ouS}eid^nenbd
@]^orgemanb, meld^eS ber ^ßopp unb bie 1^1^
Slerifer über bem iRoc^et gu tragen pßegen. Siefd
®emanbpüd( (fran^. camail genannt) prafei^
pd^ als ein breiter, mit einer Keinen ^opu^e Der>
f eigener unb bis an bie SHbogen reid^enbec Sd^uto*
fragen, ber Dom pd^ öffnet unb mit einer 9tei^
Don jhtöpfen gefd^loffen mirb. ^et 9{ame biejd(
©emanbeS pammt Don mozzo, ital. = abgdurit
ajlud^ar.
1970
adjelbe burc^ 93er!ür}ung emed montelortigen^
!a))U}e t)er{e^nen S^orFleibed (cappa) ent-
m ift. ^ßanaüicini (Istoria del conc. di
to, Hb. 15, c. 13, n. 5) nennt ballet bie
elto cappa breve ö mozza. S)ie SRo^s^tta
biSmeilen mit caputium be5eid^net, meil bie
itapn^t, mit meldtet fie ornamentirt ift, ber
rejt einer öiel grö^crnift, bie man gut SDBinterS«
i6er ben ff opf su gießen pflegte. 3lamt unb
* lö^t ftd^ aber auc^ l^erleiten t)on Almutium
A.linutia, moburd^ ftd^ bie l^öufig Dorfom«
t Sc^reibmeife SRo^eta ftatt SRog^etta erflört.
ümu^e ift ein gan^ auS $elg befte^enbeS ober
nit $el3 gefüttertes S^ulterfleib, ba§ bid an
iUbogen reicht unb mit pel}gefütterter ober
aus ^15 beftel^enber ffapu^e oerfe^en ift; am
t Saume ttxiren gemöl^nlid^ 3:robbeIn ange»
l 9BaSnunben]^eutigen®ebrau^ber9Ro3'
betrifft fo bebienen ftc^ einer folc^en de jure
\Qp\i, bie Sarbinöle urib bie SSifd^öf e, anbere
e @eiftlid^e aber nur infolge einer red^tmä^i«
iemol^nl^eit ober einer popftlic^en Sonceffu)n.
er ißapft gebrandet fünf Tloi^iiUn : a. eine
imnfelrotl^em SltlaS Don ber erften SJefper
immelfal^rtStageS bis }um Sfefie ber ^I. Raif^a'
b. eine oon rotier Sarfd^e an ben SJigtl«
ZUmtembertagen, fomie bei ben £obtenfeier«
ten »öl^renb ber genannten 3eit ; c. eine oon
(rotl^ ©ammet in ber 3eit Don @t. Raif^a»
bis 5ur erften 93efper Don S^^rifti ^immel-
; biefe ift fomol^I am untern @aume alS and)
nr SSerfnöpfung l^erab unb am Staube ber
)C mit l^ermelin Derbrämt; d. eine mit^er«
Dcrbrömte auS rot^em Sludge im SlbDent unb
^tuageftma bis Oftem mit SluSna^me ge*
gfefilid^feiten, femer an ben 93igil* unb
embertagen unb bei ben 3i)btenfeierli(^!eiten
mb beS bei c. genannten S^itabfd^nitteS;
>üd^ eine mit ^ermelin befe^te auS tt>eißem
afk um^renb ber Oftertood^e. 2. S)ie Sarbi«
^aben Dter 3Slo^ttttn, fold^ Don purpur«
n, Diolettem unb rofenfarbenem @eibenftoffe
lon Dioletter @arfd^. Sie tragen bie !Dlo5«
über ber 9RanteUetta (mantelletum), auS*
imen im Sereid^ ibrer SuriSbiction unb
vacante. 3. S)ie Sifc^öfe ^ben 9Ro))etten
iolettem Seiben« ober SBoIIenftoffe unb bur«
d^ 0^ $rtDiIeg feiner anbem gfarbe be«
X, S>te 9Ros}etta tragen bie Sifc^öfe in ber
t wiä> ougerbalb berfelben, aber nur inner-
il^rer SMöcefe; au^r^alb berfelben tragen fte
ihftSgemöl baS Diolette ÜRanteUetum, b. i.
antelfdrmtgeS, bis über bie ftniee reic^enbeS.
lnnfd^i|en (nid^t mit Vermein) DerfebeneS
, restis brevior aperta, ita ut per scissu-
«tchia extrahi possint (Ceriinon. episc.
0. IX toelc^eS ber 9if(^of aud^ beim ßmpfang
SotbinaUSegaten unb im S^erfebr mit ibm
Hx SRo^tla tragen muß^ meil biefe gleich ber
1 als Snfigne ber bifd^öfUc^en ^uriSbiction
9däft bcm ^ö^em gegenüber in ^intergrunb
tritt. 9hir ber ^fi trägt jum Seiden feiner um-
faffenben SuriSbictiou immer bie ÜRo^etta alletn
(ol^ne baS a)knteUetum), mie er aud^ auSfd^lieglid^
einer mit Hermelin Derbromten 9Ro^etta ^(^ be«
bient. 4. 3)ie 9Jlojjetta, toeld^e bie Slegularäbte
tragen, ift immer Don SBoQc ober Sarfd^e unb
Don ber garbe beS OrbenSgewanbeS. 5. 9ln Dielen
Sat^ebralen ift ben Sanonifern im SBtnter ber
U8U8 cappae magnae unb }ur SommerS}eit
(Oftem bis SOerl^eiligen) ber ©ebraud^ ber ^}«
Setta Dom papftlid^en Stul^Ie inbulgirt. 93eibe (Sf^ou
gemänber fmb bie Sanonifer nur in il^rer ftird^e
SU tragm bered^tigt, au^erl^Ib berfelben nur,
menn baS Sapitel als Sorporaiion auftritt. S)a
9tod^et, Soppa unb SRossetta !äne eigmtlid^ li«
turgifd^en Q^emänber fmb, fo barf man mit ben«
felben mol^I prebigen, aber nid^t Sacramente fpen«
ben, 3. 9. bie l^ilige Sommunion auSt^eilen.
(93gl. Moroni, DizioiL XL VII, v. Mozzetta ;
Macer, Hierolexicon, Rom. 1677, yy. Mo-
zetta, Birrus ; 93od(, @ef(^i(bte ber liturg. ®e>
mönber U, Sonn 1866, 356; S^ofer, ^anb-
bud^ ber fatbol. Siturgif I, greiburg i. 99. 1883,
890; SB. 9. aßaier, S)ie liturgifd^e Sel^anb«
lung beS Merl^iligften, StegenSburg 1860^ 88 ff.
478 ff.) [^punfeä.]
SKiufat, Gilbert (9nton) Don, gelel^irter
SBenebicUner, flommte auS ber eblm Sf^^milie ber
9Rud^ Don Sieb unb Slangfelb unb tourbe 1786
5U Sien) in Sirol geboren. 9tad^bem er in ©ra)
ber ^l^Uofopl^ie bie Dorgefd^riebene Seit getoibmet,
trat er in baS Senebictinerflofter Sbmont unb
legte 1808 bie feierlid^e $rofe| ab, morauf er
1809 bie ißrieftertoeil^e erbielt. 3u nmterer SuS'
bilbung in ben orientalifd^ Sprad^en geno^ er
in SBim ben Unterridit beS ^Raxonikn Sriba.
hierauf (eierte er im fffofler gried^ifd^ (Ssegefc unb
orientalifd^ Sprad^en, in »eichen legieren er bur(^
ben Umgang mit ^ammer«$urgf}all eine gro^e
©emanbt^eit erlongte, nmrbe SBibliot^far unb
Srd^iDar, eine 3cttlang au4 Pfarrer gu ^aU unb
1825 ^rofeffor ber ^eft^etit unb ber claffifc^
^^ilologie an ber UniDerfttat ®raa, too er auc^
bie atobemif(^en 9Bürben eines S)ecanS ber $l^iIo«
fopl^ie unb eines SlectorS annel^mm mugte. ^nß
bellen bilbete ben Sd^merpunft feiner S^äti^eit
me^ unb me^r bie Sefd^ic^te. S(^on 1812 IdSte
er eine Preisfrage über bie ältere ®ef(bi(^te Don
3nnerö|lenei(^, unb nun mochte er Diele Steifen,
um in ben Sibliotbefen unb ^rcbioen Oefterreii^,
Sa^emS unb OberitalienS bie Stoffe für 2öfung
ber fragen, rotid^t an ibn l^erantraten, mit9ienen>
fiei§ 5U fammeln unb in grölen ober Heineren
SBerfen gu Derarbeiten. 99alb gemann er auf bie«
fem @ebiete einen bebeutenben Kamen, umrbe mir!«
li(^ ÜRitgiieb ber l f. tltobemie ber 9Biffen-
fc^aften su fflien, ftiftete 1840—1843 mü 8Bor*
tinger ben ^iftonf(^en Serein für 3nncrdfterreid^
unb brad^e frif(H Seben in bie gforfd^ungen ber
Doterlönbifd^ ®ef((i4te. Seine Heineren Soi^
arbeiten teilte er in ^ornm^rS 9n^ feil 1817
1971
OKüHcr.
1972
mit, u. a.: 3ut ©ejc^td^te ber ftciriid^en SRefor«
motiongunruldcn ; 3)ic gro^c römifd^c SRcid^S»
grenjc an bcr S)onau; ®{e uralte tjfeifcnburg
©trc(^ou im obcrftciri|(^cn ^altcntl^alc ; 6ngel=
bcrt, abt ju «bmont (1297—1331). 2lnbere§ Der«
öffentlid^te er in ber ^©teiermärfifd^en Seitfd^rtft"
(Sb. I— X) unb bercn SRcuer fjolge (bis Sb. VIII),
barunter: S)o8 aItceItif(^e5Wori(um; Serfud^ einer
®ef d^. ber flaö. Sölferfc^af ten a. b. ®onau ; S)ie
©rünbungberUniöerptät in ©raj; 3)er fteiermör«
fifd^e gifenberg; ®efd^. beS fteiermärfifd^en Sifen«
»ef enS u. f. f. 3m ard^iü für ftunbe öfteneid^ifd^er
©efd^id^töqueHen erfd^ienen 1849 — e8 »ar fein
2:obe§j[ol^r, ba er am 6. 3uni üom SReröenfieber gu
®raj »eggerafft tourbe — : Urtunben-Segeften für
bie ©efc^id^te 3nneröfterreid^§ üon 1312—1500.
@elbftänbig !am t)on i^m in ben 93ud^]^anbel:
3)a§ römifd^e 5Rorifum, 2 95be., ©räj 1825 f. ;
SDie l^eiligen SBeil^en, nad^ bem ^ontificale, ®rä^
1829; S)a§ %^al unb SBarmbab ©aftein, ®räj
1834; Q.Horat.Pl. opera lyrica, mit3lnm. u.
beutfd^r Ueberf., ©röj 1835. ©ein §au})ttt)erf
»ar bie ®efd^id^te be§ ^er5ogt]^umS ©teiermart
®rät 1845—1874, 9 »be., Don benen er felbft
nod^ bie erften 4 brudten lie^; bie beiben folgenben
beforgten feine SWitbrüber P. Sngelbert $rangner
unb P. Ottocar ö. ©räfenftein, bie übrigen ber
§iftorif(^e SSerein öon ©teiermar!. 2lu6erbem
liegen nod^ ungebrudfte äHanufcripte Don i^m im
fflofter aibmont, »orüber baS SDBer! Scriptores
0. S. B. qui 1750—1880 fuerunt in iinperio
Austriaco-Hungarico,Vindob. 1881, 308, ÄuS»
fünft gibt. (Sgl. SBid^ner, ® efd^. beS »enebictiner»
[tiftS «bmont IV, ®rag 1880, 412 f.; ein 5Recro-
log in ÜRittl^eilungen beS ^ift. SSereinS f. ©teier»
mar!, 1. C^eft, ©raj 1850; fj. 3I»oIf, «Ibert
D. aWud&ar, ebb., 14. §eft, 1866; ffiurabad^,
«iogr. 2ex. XIX, SBien 1868, 306 ; Mg. beutfd^e
«iogr. XXn, 436 ff.) [»raunmüfler 0. S. B.]
^üBetf Sol^ann ®eorg, einer ber Derbien-
teften SBifd^öfe Don SRünfter in SBeftfalen, xoax
am 15.0ctober 1798 juSoblens geboren, ^aä)'
bem er an ber Sateinfd^ule }u Sl^renbreitftein unb
am ®Qmnaftum ju Soblen) feine SSorbilbung er-
l^alten l^atte, ftubirte er erft im ©eminar ju Srier,
bann an ben UniDerfttäten SBürjburg, 93onn ut^
SRünd^en Sl^eologie, neben meld^er befonberS orien«
talifd^e ©prad^en unb ff unftgefd^id^te il^n f effelten.
%m 9. ©eptember 1821 uxirb er in fföln 3um
$riefter gemeint unb erl^ielt für} nad^l^er feine Er-
nennung }um Rapian bed bamaligen $f arrerg Don
ßl^renbreitftein unb apofiolifd^en SHcarS, be§ f))ö«
tem Srierer 95ifd^of8 Sofe^ t)on ^ommer. SDiefer
erfannte balb, meiere feltenen Sigenfd^aften ftd^ in
bem talentDoUen jungen SJlanne Dereinigten, unb
fud^te feiner Süd^tigfeit einen entfpred^ben SBir«
fungöfreiS gu Derfd^affen. 9luf feine gmpfel^Iung
marb ÜRüUer 1828 al§ Seigrer an baS ®9mnaftum
ju Soblen} berufen. S)a aber biefe SBirffamfeit
für i^n balb ju euß ti^djuu, xvcS^m tt mÄ^ fetw^?
ging erft nad^ SBien, bann nad^ SRünd^n. ^er
Derbanb er mit meiteren tl^eologif d^en ©tubicn ond^
bq| ©tubium ber 9ted^te unb roarb 1827 gleich
geitig mit feinem neologiftrenben Sruber 3o^ami
Sofep]^, bem fpötem ^rofeffor ber Sjegefe gu
®iegen unb 93re§Iau, gum S)octor ber Xlt^eologle
t)romoDirt. 9llS fold^er begab n: ftd^ au(^ nod^ nod^
9lom, um feine canoniftifd^en Aenntniffe in Der*
tiefen unb feiner 99egeifterung für bie d^flli^
ffunft ®enüge ju leiften. 3m 3. 1828 fel^ er
in bie J^eimijc^e S)iöcefe gurüd, unb 93ifd^of ^om«
mer beeilte fid^ , bie ff enntniffe unb (Srf al^rimgen
be§ jungen ®e(e]^rten nu^bar gu mad^; bo^er
ernannte er i^n nad^ einanber gu feinem btf d^fTu^
©ecretär, jum ®eneralDicariat§«?[ff eff or, gum $n)«
feffor ber ffird^engefd^id^te unb beS ffird^nrnl^
am ©eminar unb gum S)omca))ituIar unb S)om«
})rebiger. 2ll§ ^rofeffor fül^rte SJtitQer im Semi-
nar guerft funft^iftorifd^e unb ard^öologtfd^ Sin>
lefungen ein unb medfte burd^ biefe in ben San«
bibaten ber S^eologie ben @inn für ürd^id^
ffunft, meldte gerabe bamald burd^ Sugufi Xei-
d^en§perger3 unb D. Sßilmomdf^^d Semül^ungen in
weiteren ffreifen Sead^tung unb Pflege gu finba
begann. 9tad(|bem Sifd^of Don pommtt 18S6 qt*
ftorben n>ar, berief beffen 9lad^folQer ^ImoOri ben
Derbienten ^rofeffor 1842 }u feinem ®eneralDian:
unb 1844 gu feinem SBeil^bifd^of. aRuOer tDorbam
12.3anuar 1845 al§93ifd^of Don2:]^aumaciaLp.L
confecrirt. 2)ie Dielfac^e äußere Z^ötigfeü biefcS
SebenSabfd^nitteS Dermod^te il^n jebod^ nid^t Don
feinen ©tubien abgugiel^n ; nod^bem er fd^on 1830
gu Srier eine Ueberarbeitung feiner 2)0€torbiffer>
tation ^S)ie Sled^t^eit ber gn)et erfien StapM bcS
goangeliumS nac^SRattl^aud'' l^erauSgegebtn ^atlt
Deröffentlid^te er 1835 ebenbafelbft eine funP»
gefd^id^tlid^e ©tubie ^S)te bilblid^n S^orfieOungei
im ©anctuarium ber (^rifilid^en ffird^ Dom 5. MS
gum 14. 3Q^t]^unbert''. SBid^tiger inbeg noia
feine au(^ j[e^t nid^t rul^enben Semül^ungen un
bie ^ebung ber d^riftlic^en ffunft. 918 ®eneid*
Dicar rid^tete er am 7. Sluguft 1846 ein epo<l^
mac^enbeS Stunbfd^reiben an fömmtlid^ ^[^farrer
beS 93iSt]^umS Xrier (abgebrudft bei Blattan, Bit-
tuta Synodalia Dioec. Trev. IX, 97), in tod*
d^em er gur Srl^altung ber reid^en @d^ m
fird^Iid^n ffunftgegenftönben , an ®e6&iben fo>
mol^I XDXt an ®eröt|en, m\i^t bod SJKtteloIter te
neuem 3^t überliefert, bringenb auff orbote. SN
bemfelben mürben aUe ißfarrer angetmefen, va|
Dorgefd^riebenem Oformular ein iBergetd^nt|beiii
bem betreffenben gSfarrbegirf gelegenen XvcSf»
geböube unb ber in unb an bemfelben befinbfid^
ffunftgegenftänbe mit Eingabe beS SJouftileS k. ia
gmei e^emplaren angufertigen, Don benen eiacl
ber fir(^U(^en 93e]^örbe eingureid^en, bod mdw»
im ^farrarc^iD gu beponiren fei ©o entfianbeiK
für bie ffunftgefd^id^te ber SHöcefe überaus nxi^"
DoEe ©ammlung, meldte nod^ l^eute bei ber to*
Vx<^<t Don 92eubauten unb befonberd bei StePom*
merS Slatl^ bie Untoet\\tät?i\tu\im \o\t\ia a>3\>xw'to^^'^ Xi^x^^\'^v:\N«^^x*jLid^n Utenfüien jik
X
1973
SOtänd^en.
1974
2)ten{}e leiftet. 3n}toi|(i^en ober mx aRMerS
(Selel^rfainleit unb proftif^e 2:ü(]^ti9feit in loeiten
tttt\\tn befannt gemorben, unb bie^ fül^rte am
1. 3un 1847 nad^ ÄeÜcrmannS Sobe ju feiner
aOSal^l als SBifd^of t)on 9)Mn[ter i. 3&. 31IS fold^er
ttKirb er am 22. 2)ecem6er b. 3* intl^roniftrt; bie
fd^dne lateinifd^e 9lebe, toeld^e er bei biefer ®e«
legenl^t im 2)ome l^ielt, unb u^eld^e i^m Don
lioml^ierein bie ^nl^önglic^feit feinet gefammten
eieruS ftd^rte, ift in ^d^terfelbtd unb 93raun§
Seitfd^ft f. g5 W. unt> ^at^- ^W- LXV, IBonn
1848, 205 obgebrudt. ^n bem, toa^ naä) feiner
Xl^ronbefteigung t)on ben beutjd^en Sifd^öfen gur
SOSiol^rung ber fird^Iid^en 9ted^te unb ^ur ^ebung
beB fird^Iid^en SebenS gefc^ol^, ^otte Sol^onn ®eorg
l^onagenben Sntl^ieil. lieber feine 22jä]^rige
SBirtfamfeit in ber eigenen ^xöctjt, nield^e }u ben
^dflid^ften Sbfd^nitten in beren m\^d)k ge^ä^It
iDerben barf, f. b. 9lrt. fünfter. SDer eble »pof
ftorb, noc^bem er bem Stuf jum Doticanifd^en Son»
dl loegen }une]^menber Slter^fc^möd^e nid^t melfir
^atte folgen fönnen , am 19. Januar 1870 , (ebt
ober bei bem SleruS unb bem 93oIf feiner S)idcefe
bis l^eute in ungefd^ioad^tem Anbeuten, [ffaulen.]
SUbt^eti, Unit)erfität. 2)ie |)au))tftabt
Sa^emS tmtrbe Don ffönig Submig I. fofort nad^
fernem StegierungSantritt burd^ SDecret Dom 3. Oc-
tDber 1826 }um @i^ ber ju Sitgolftabt 1472 ge*
gtunbeten unb 1800 nad^ SanbSl^ut (f. b. 3lrtt. VI,
702ff. Vn, 1386ff.) DerIegten2ubtt)ig8-9Kaji-
vtilianS'UniDerfitöt beftimmt. 9m 15. 9io»
Mnber 1826 folgte in 9ntt)efen]^eit beS JtönigS
fi^re feierlid^e Eröffnung. S)iefe SSerlegung be-
bculete ebenfo mol^I eine organifd^e Umönberung
ber UniDerfitöt, als bie aUmälige IBerbrängung
bd SRontgelaS'fd^en @eifte§, ber 3u SanbSl^ut
berrf^^enb gemorben UKir. @d^on im 93erlegungS-
occcet toar pif d^meigenb bie 9luf Hebung ber aRont>
gebiö'fd^ ^©ectionen'' unb SBieberl^erfteüung
ber alten tjfacultdten auSgefprod^en (ogl. oben VII,
1887). 2)en ^rofefforen mürbe eine eigene ^mtö»
tiod^t Dediel^ ; über bem f d^toargen Salar nömlid^
crl^ßen fie eine nad^ ben Sfocultöten in ber garbe
tiecfd^ebene Xoga fammt Siret: bie Xl^eologen
fd^ioai^ bie 3uriften unb Sameraliften fd^arlad^*
wify, bie 9Rebiciner grün, bie ^l^ilofopl^en blau.
Set Stector erl^ielt eine golbene ff ette mit bem Silb«
«i| befi ffiynigS unb für bie S)auer feinet 9lmte§
bie ^offöl^igleit. 2)ie SBal^I beS Slectord unb beS
Senates, in meldten jebe ^facultät gmei ÜRitglieber
cntfenbet, mürbe ber ©efammtl^eit ber $rofeff oren
onvetmgegeben, ebenfo bie IBefteÜung beS gur
dgcnen SermdgenSDenoaltung berufenen ,,93er-
«MttungteuSfd^uffed". @ig ber Unioerfität mürbe
anfBnglid^ baS el^emalige SefuitencoKegium ; eS
Mibe i^ baS Sigentl^umSrec^t an aKen Samm*
tagen unb Sn^tuten, bie Don Sanbd^ut tranS«
fnirt toorben maren, beftötigt. ^u^erbem mürben
te in Sfiänd^en felbft bereits Dorl^anbenen ftaat>
Üben Sammlungen unb Snftitute, mie ber bota»
«i^ (Sknrten, baS anatomij^e Zl^eater, bie
©temmarte, ba8 9lntiquarium, baS aRüngcabinet
u. a., bem UniDerfitätSunterrid^t jugänglid^ ge-
mad^t. aWit ber Unioerfität mürbe au^ baS gSrie-
fterfeminar, baS fogen. ©eorgianum (f. b. ?lrt.
VI, 704), nad^ aWünd^en tranöferirt. ©a« Seigrer«
coUegium, baS Don SanbSl^ut übernommen mürbe,
mar Der]^ältni^mä|ig Hein; nur 18 ^rofefforen
ftcbclten Don bort über. 9leu emonnt mürben 20
orbentU(^e gSrofcfforen, f omie no(^ 22 ou^erorbent»
lid^e unb §onorar«$rof efforen unb 3)ocenten. ©o«
nad^ begann bie UniDerfität i^re S^ähgfeü mtt
60 Sel^rfräften.
S)ie ©efd^id^te ber UniDerfität SRünd^en
nal^m Don il^rer 9{euconftituirung an einen im
©angen rul^igen unb ebenmö^igen SSerlauf. 3n
ftittem, unDerbroffenem SQäirfen mürbe an ber in-
ncm aiuSgeftaltung unb SBeiterentmidlung fort-
gearbeitet, unb nur }mei unten gu nennenbe Sreig-
niffe übten einen tiefergel^enben ©influ^ auf i^r
fieben. 93ereit§ im SerlegungSbecret mar ber @e-
nat mit ber SleDifton ber ©tatuten Don 1814 be-
auftragt morben; aber fd^on möl^renb l^ieran ge-
arbeitet mürbe, erfolgte bie Steuregelung einzelner
fünfte. 3m 3. 1827 mürbe bie »ilbung Don
@tubentenDerbinbungen geftattet, biefelben bann
freilid^ infolge ber 3ulireDolution mieber fd^örfer
übermad^t. 3m 3. 1829 unb nod^ mel^r 1833
mürben bie etmaS rigorofen SefUmmungen über
ba§ t)]^ilofo))]^if d^e SBorftubium gemilbert unb nad^
lurger Keaction im 3- 1838 in ber 9teuregelung
ber Statuten Don 1849 DoIIftönbig befeitigt. Um
aud^ @tubirenben ol^ne ®Qmnafialabfolutorium
ben 93efud^ einzelner SJorlefungen gu ermöglichen,
mürbe 1833 bie fog. „fleine TOatrifel" eingefül^rt.
ßbenfo mürben in bemfelben 3al^re bie IBer^ölt-
niffe ber fogen. „innem gacultät" geregelt, mo-
nad^ bie S)ecanatdfö]^igfeit mit ben betreffenben
©elbbegügen nur auf bie ölteften SJlitglieber jeber
Sfocultöt befd^ränft mürbe, bei ben Sameraliften
auf 3, ben Sl^eologen auf 4, 3unften auf 5,
SRebicinem auf 6 unb bei ben ^l^ilofopl^en auf
7 SRitglieber, eine Seftimmung, bie l^eute nur nod^
bei ben 3:]^eologen }u 3ttä^t beftel^t, möl^renb bie
übrigen gfacultäten fie nad^ unb nad^ fallen liefen.
3m 3. 1835 mürben enblid^ bie reDibirten Sta-
tuten publidrt als „SSorfd^riften über ©tubien
unb 3)i§cit)lin für bie ©tubirenben an ber ftod^
fd^ule\ Sin mid^tigeS Sreigni^ brad^te badSal^r
1840, nömlid^ bie Ueberfieblung in baS Dom
ffönige erbaute neue pröd^tige ®ebÖube am Snbe
ber SubmigSftra^e. ff aum ba| bie UniDerfttöt ftd^
^xtt eingerid^tet |atte, jogen ftürmifd^e 2:age über
fte l^erein infolge be§ Sola-©turmed in ben 3Q^ren
1847 unb 1848. 3)ie SBogen ber ßnegung
prangten ftd^ bis in bie Ig^örfäle ber UniDerfität
fort unb l^atten nid^t nur bie geitmeilige ©d^lie^ung
berf elben, f onbem aud^ bie SWa^regclung unb @nt»
femung mel^rerer il^rer l^erDorragenbften, angebKd^
ald „ultramontan" begeid^neten 9JhtgIieber gur
Qfolge. ®od^ ginft bie ftü^\% vcS.t^s^'tjRx.*^^^^^*
1975
aWünd^cn-gfrcifing.
1976
üorübcr, unb Äönig 3Kaj EL. rcl^abüitirtc bic mci»
Ren ber gemo^regcttcn $rofef[orcn. %Viä) für bic
©tubircnbcn tourbcn am 1. Octobcr 1849 neu
rcöibirte „©a Jungen" erlaffen. Ueberl^oupt jeigte
fid^ 9Mas n. als ®önner unb Qförberer ber Uni-
Derfttöt unb fuc^te fte burc^ jal^Ireid^e 93erufungen
ber l^eröonagenbften ©elel^rten in ben öerfd^icbe«
nen SBiffenSjmeigen gu einem ber erften Scntren
ttnffeuj d^aftlid^en SebenS unb Strebend in 3)eut j(^«
lanb 5U mad^en. 3n bie tJfu^ftapfen feines SSaterS
in ber Sorge für gebeil^Iid^e ^fortentmidlung ber
Uniöerfität trat aud^ fiubwig II., fo ba^ ftd^ biefe,
getragen t)on föniglid^er 9Runificet^, aUmöIig jur
)tt)eitgrö|ten Untt)erfttöt S)eutf(i^IanbS emporringen
fonnte. ^uf S 9leue tomen fturmbewegte Sage für
fie unb in erftcr fiinie für bie t^eologif^e gfacultöt
infolge beS t)aticanifd^en SoncilS oon 1870, bie il^re
©d^atten aber fd^on öorauSgeworfen in ber „SSer«
fammlung fatl^olifc^er ©ele^rten" öom 28. ©ej)«
tember bis 1. October 1863. ®ie ©efal^r ber
©firengung ober 2luflöfung ber gangen gacuftät
fammt bem ©eorgianum mar mol^I größer, als
SRancl^e al^nten. ^Dmälig Dergogen ftd^ aber aud^
biefe ©efal^ren mieber, unb ber altel^rmürbige
Saum ^atit feine aBBurjeln nur tiefer gef(^Iagen,
»ie fein ftaunenSmertl^eS 9JeuaufbIü^en feit 1880
befunbet. 6in freunblid^er Sid^tftral^I in Jenen
emften Sagen mar bie großartige Qfeier beS 400)0]^«
rigen 93eftanbeS ber Uniöerfitöt am 1. 2luguft
1872. ®egen 4000 Sl^eünel&mer auS allen Il^eilen
S)eutfd^IanbS unb S)et)utationen auS ^oQanb,
Snglanb unb ©darneben betl^eiligten ftd^ an bem
l^el^ren Qfefte.
S)ie ^i^^Queu) ber Unit)erfttät mar nid^t ge«
ringen ©c^manfungen untermorfen, bie t)on ben
t)erf(^iebenftenUrfa^enbebingt gemefen fein mögen.
S)ie 60 ©occnten, mit bcnen bie Uniöerfitöt i^re
neue fie^rtl&ätigfeit in ÜKünd^en begonnen, maren
imSa^re 1831 bereits auf 87 geftiegen bei 1915
©tubircnben. SSon ba an jeigt ftd^ aKmäliger
Südtgang bis auf 1234 im 3. 1842 unb bann
mieber fel^r langfameS ©teigen, fo baß erft 1850
mieber bie 3a]^I 1924 erreid^t marb. Son 1850
bis 1860 seigt pd^ abermaliger SRiebergang (1859
nur 11 79); öon 1860— 1870 erl&ielt fid^ bie Sal^I
ber ©tubirenben auf ber conflanten ^öl&e öon burd^«
fd^nittlid^ 1280§örem. SDieffriegSjal&re 1870/71
bemirften felbftoerftänblid^ einen SWidtgang, bis nur
mel^r 1128 Sul^örer maren, unb im 3. 1875 erlebte
bie Uniöerfitöt il^ren niebrigften ©taub mit 1012
©tubirenben; öon ba an aber jeigt pd^ einrafd^eS
©teigen bis ju 3809 im ©ommerfemefter 1888.
3m ©ommerfemefter 1892 jöl^Ite bie Uniöerfitöt
bei 156 ©ocenten 3574 ©tubirenbe. ^n biefen
allgemeinen ©d^manfungen l^atte fpecieE aud^ bie
t^eologifd^e Sacultöt Slntl^eU. S?ad& ber Ueber-
fieblung öon SanbSl^ut ftieg bie Sal^I ber Sl^eo»
Iogie»©tubirenben bis 1831 öon 284 auf 493,
fanf aber bann infolge ber ßrrid^tung ber öcrft^ie-
benen ßt)ceen am ©ifee ber einjelnen ^ifd^öfe rafd^
unter 200 l^erab. 3m 3. 1843 aö^Ite bie Uni-
öerfitöt 154, 1857: 174, 1861: 151 S^Iogie-
©tubirenbe ; in ben fiebenjiger Salden ging bie
Sa\)i infolge obengenannter Urfod^ fogar löeit
unter 100 gurüdf. 3m aßintcrfemeftcr 1888/89
ftieg bie gfrequeng mieber auf 158 unb }eigte im
©ommerfemefter 1892 1372:]^eoIogie-@tubüenbe.
^n ber tl^eologifd^en ^acultöt^ mit meld^ jeit
1864 ein l^omiletifd^eS unb feit 1892 ein lird^-
l^iftorifd^eS ©eminar öerbunben ifi, ttnrhen öon
ben nod^ in SanbSl^ut eingetretenen fiel^rem: Sol^
9«ep. §ortig bis 1827, gefi. 1847 olS ©om^err
in aWünd^en; ©cb. 9Kafl bis 1836 ; 3. Qfr. Mioli
bis 1835; @. Sf. SBiebemamt bis 1842, gefi 1864
als S)omca))ituIar in SRünd^en. Sine l^etöor«
ragenbe 3i^^be ber tl^eologifd^en ^cultot bec
Uniöerfitöt 9Ründ^en foKte ber unter bem 3. Oc«
tober 1826 alS außerorbentlid^ ^ßrofeffor für
jtirc^engefd^id^te unb JNrd^enred^t ongefteEte 3. 3.
t). ©ödinger merbcn. 9Kit ftcigenber ^nerfenramg
mirfte er in Sßort unb ©d^rift unb mürbe m
1. 3Qnuar 1847 gum tropft beS SoDegiatflifteSet
@aj[etan ernannt; aber fd^on am 1. September b. 3.
marb er megen obengenannter äBirren in ben gelt«
lid^en ähil^eftanb öerfejt unb erft am 24. 2)ecemier
1849 reactiöirt. 3nfoIge ber ©teHung, toddft er
)um öaticanifd^en S^oncil öon 1869 an einnal^,
ftellte er öon 1874 an feine SBorlefungen ein, bM
aber im Serbanb ber Uniöerfitöt bis ^u feinem am
10. 3anuar 1890 erfolgten Sob. Son 1835 bis
1838 mirfte alS ^rofeffor ber j^ird^gefd&i(^teber
aus Tübingen berufene 3o^. «b. aWöl^Ier (f. b.
%rt.), „bem alle ©timmföl^igen in Suropa boS
3cugniß gaben, baß er ber 6rfie unter ben leben»
ben Sl^eologen feiner Jhrd^ fei''. Shte ^eroof
ragenbe ©teile in ber miffenfd^oftlid^ 9Bdt
nal^men unter ben ^rofefforen ber ^BbSmfym
t^eologifd^en t$acultöt außerbem nod^ ein: S.X.
SReitl^matir 1837—1872; Sriebr. aOBinbifd^mami
1838—1839, geft. alS ©omcapitulor 1861; §.
ftlee 1839—1840; ©aniel »onif. ö. fymxba^
1840—1872, geft. als Sifd^of öon Speyer 1876;
SKas ©tabibauer 1842—1867 ; 3of. tlmberget
1842—1845; 836. SReifd^I, ©ocent 1843-1844
unb ^rofeffor 1867—1873; ÜRid^. ^ßermond«
1847—1862; 3. ^ergenröt^r, 3)ocentl851bi8
1852, geft. als Sarbüial 1890; «nt. SKetter 1858
bis 1866; 95aIentin3:]^al]^ofer 1863— 1876, gcj.
als 2)ompropft öon (Sid^ftött 1891 ; ^er ©d^egg
1872-1885. ©egenmörtig aöl^lt bie H^eolo^i^c
gfacultöt 8 orbentlid^e unb einen außerorbentü«^
$rofeffor.(5}gl.6^ronifberUnü>erf.) [PnöpfleL]
^tiiti^eii-^fi^itg, SrjbiStl^um in So^em
mel(^cS aus bem frül^em öod^ftifte §freifing (f. k
^rt.) l^eröorgegangen ift. 9cad^bem biefeS ber@dcs«
larifirung anl^eimgef allen unb ber Ie|te3färflbif^,
3ofep]^ flonrab, greifen: ö. ©d^offenberg, om
4. ^Ipril 1803 ju »crd^teSgaben geftorben nw
fe^te ber Sr^bifd^of ^ieron^muS öon Salzburg
am 14. ^pril b. 3. ein bifd^öflid^eS ®eneraUncfi-
riat in S^reifmg ein, meld^eS bis ^um 3o^ 1821
feines SlmteS maltete. 3)ie notl^igften bi^flid^
1977
aWfind^eiU'Qfrcifing.
1978
Functionen DoSgog in ber S)iöcefe Don 3^tt 5u
Seit ber aBeil^bif(|of Sol^ann 9{et)omuf t). äBolf,
2)ombed^Qnt p SlegenSburg. %m 5. Suni 1817
umtbe }toifd^ $Qpft $iuS VII. unb bem ftönige
SRa^milion Sofep^ I. oon Sofern ein Soncorbot
obgefd^Ioffen, bem^ufolge ba3 SiStl^um Sf^eiftng
)u einem ßqbiStl^ume mit ben SuffragonbiS-
t^ümem 9ug§burg, $affau unb 9tegenSburg er«
l^oben unb ber @i| be§ tünftigen Oberl^irten oon
gfreifmg nad^ SRünd^en oerlegt marb. S)od^ foKte
vaäi ber (SircumtcriptionSbuUe in ben alten Satire*
bralen oon O^reifing unb S^iemfee, fomie ouc^ in
ber @tift§fird^e ^u Ser(^te3gaben ber ®otte§bienft
auf föniglid^effoften entfpred^enb unb ftönbig oer*
fe^en xotxhtn. äl8 erfter grjbift^of ber neu«
fief^affenen SRetropoIe mürbe ernannt fiot^ar Sin»
elm, Qfreil^err o. ©ebfattel, geb. }u SBürsburg
1761, confecrirt om 1. DJooember 1821, int^roni«
firt am 5. 9looember b. 3. IRad^ ben ^nforbe-
ntngen be§ SribentinumS errid^tete er ein Jlnaben-
feminar in gfreiftng unb rief burd^ eine Steige oon
tnfflid^en Serorbnungen, bereu Wortlaut in ben
(Skneralien ber 6rgbiöce{e niebergelegt ift, beim
SieruS mie beim 93oUe neues Üxdjiliä^t^ Seben
nxt^, XDOin bie Sßieberl^erfteEung mel^rerer Silö\itt,
toit )u Qd)tr)tTn, Steifad^, Saufen, %bli, SanbSl^ut,
SRünd^en, ^Itomünfter, grauend^icmfee, mefent»
lid^ beitrug. Slu^erorbentlid^e äBol^Itl^ötigfeit, bie
ftd^ in ©d^fungen 5U lird^Iid^en unb bumanitö>
ren 3toed(en htnbgab, seic^nete biejen aud^ fonft im
Stufe groger ÜRilbe fte^enben Oberbirten au§. 6r
fiarb auf einer fUfirmungSreije ju SDUiljIborf am
l.October 1846. 3^m folgte auf bem erjbtjd^öf-
Itd^en @tu]^Ie üaxl 9uguft, ®raf o. Sleifad^, geb.
1800 SU Slotl^ bei SRonl^eim, frül^r 93tfd^of oon
eic^ftött unb feit 1841 goabjutor Sot^ar ^n-
fclmS. ©eine Sntl^ronifation erfolgte am 25. Sa»
nuar 1847. S)er Sturm be§ 3abre§ 1848 gab
i^m balb ®elegen]^t, |)o]^en unb 92ieberen gegen»
ä«r auf bie fird^Iid^en Sruubfö^e l^in^umeifen unb
fotool^I ber ateoolution al§ bem SlongeaniSmuS
haftoon entgegenzutreten. 9ln ber umfangreid^en
SJenffd^ft ber imOctober 1850 sugreifing ocr=
fommelten bat)rifd^en Stfdf)öfe, nield^e bie ^tcd^U
ber Jhrd^e in ^at)em nac^brüdflid^ oerfoc^t, \)atk
er ber Statur ber @ad^e nac^ ^eroorragenben 9ln«
t^ciL 918 oon Seiten ber StaatSregierung nur in
geringem 9Rage ein ßntgegenfommen erfolgte, lieg
cS ber Sr}bif(|of an erneuten S3orfteUungen nic^t
mangeln, allein ber Srfolg blieb unbefriebigenb.
S)a erl^b il^ $a))ft ^iu3 IX. am 17. Secembcr
1855 — ebenfo fel^r feiner eigenen 3lbfid^t al8 bem
SBunfd^e beS baQrifd^en |)ofe3 entfpred^enb — pm
Carbiital ber römif d^en jtird^e, al§ meld^er er feinen
€t^ in ätom ju nehmen battc. @arbinal Otcifad^
fhtrb, mit ^ol^en Sb^^nämtem gefd^müdt, ju Son»
tamine in Saoot^en am 16. S^cccmber 1869. @ein
9Ia4folger in 9)tünd}en, Srjbifc^of ®regor oon
€4err, geb. 1804 ju 9icunburg o. SB., oor feiner
Srnennung (am 6. Januar 1856) %ht ju 9)tctten,
bot tDurbig in 9teifad^8 gugftapfcn. 2^a§ mieber
eingefül^rte Snftitut ber emigen Anbetung ift fein
SBer! ; ebenfo rief er bie ^aftoralconferenjen in'8
fieben. SDer ®omfird^e in 9)tünd^cn lieg er eine
treffliche 9leftaurirung angebeil^en. ßvix ^eran«
bilbung eined auSreid^enben SleruS grünbete er ben
©t. KorbinianSoerein, errid^tcte ein flnabenf eminar
in ®ä)tr)txti unb erbaute baS in fjreifmg bepnb»
lid^e neu. 5luf feine Slnregung fanben bie ©ifd^ofS-
oerfammlungen ju ^Bamberg (3uli 1864) unb ju
$af|au (3uli 1865) megen beS gcfäl^rbetcn !atbo-
Itfd^en ei^arafterS ber ©d^ulen ftatt. SBieberl^olt
untemal^m er eine Stomfal^rt; l^eimgefe^rt oom
SJaticanum, fal^ er ftd^ pm ffampfe gegen bie alt«
fatl^olifd^e ©ccte gebrängt: bod^ l^atte er ben Srofi,
bag oiele SJerirrte gur Äird^e surüdtfebrten. 6r
ftarb, tief betrauert Oon feinen ®iöcefanen, am
24. October 1877. SBäl^renb ber nal^cju einjöb-
rigen ©ebiSüacanj Oerfab ©eneraloicar Dr. 93ti»
c^ael Oferbinanb o. Stampf ba§ Sapitularoicariat.
®regor§ 9tad^folger mar Antonius o. ©teid^ele,
geb. }u ÜRertingen am 22. Sanuar 1816, afö
2)ompropft oon liugSburg 5um Srgbifd^of ernannt
unb am 13. October 1878 al§ folc^er confecrirt.
£en S)iöcefan«S3ilbung§anftalten rege t^ürforge
jumenbenb, enoeiterte er ba§ Slericalfeminar ^u
ffreifing unb l^ob ben @t. SorbinianSoerein auf
eine gebeil^lid^ere @tufe. 9Ründ^en oerbanft il^m
bie ®rünbung ber Jiird^enbauoereine @t. iBenno,
©t. ajlajimiliatt unb ©t. gSaul. 3m 3uni 1888
oeranlagte Srjbifd^of SlntoniuS, bemogen burd^
ba§ berül^mte ©(^reiben $apft Seo'3 XUT. an ben
ba^rifd^en Spifcopat oom 22. S)ecember 1887,
eine 3ufammenfunft ber Oberbirten lBat)emS gu
Sfreifing, ald bereu ^xnd^t ein eingebenbe§ SRemo«
ranbum über bie Sage ber fatl^olifd^en Jlird^e in
Sägern an bie ffrone gelangte. 9l§ ^iftoriler
tourbe Srjbifc^of oon ©teid^ele fd^on fniber ge«
loürbigt (f. b. 9lrt. 9lug§burg, 95i§tbum). ©ein
Eingang erfolgte am 9. October 1889 gu Sfreifmg.
^ad^ ibm mürbe ^um Sr^bifd^of auSerfel^en Sn«
toniu§ 0. %^Dma, geb. }u St^mpl^enburg am
1. ajlörg 1829, oorl^er Sif(bof Su ^affau, ber jejt
regierenbeOberbirt, präconifirt am 30.S)ecember
1889, feierlid^ eingefül^rt am 21. 9pril 1890.
3)a§ ßrgbiStbum 9)lünd^en-&reifing f daliegt
nabeln ba§ gan^e ®ebiet ber einstigen freifingifd^en
S)iöcefe, mit 9lu§nabme einiger in Sirol gelegenen
Pfarreien unb Curatien, in feinen UmfreiS ein.
^18 mettere 93eftanbtbeile entbält eS baS ebemalige
gefürftcte9leid^ftiftl8erd&te«gaben, ben in Sägern
gelegenen Xl^eil be§ ebemaligen SBiStl^umS unb
krd^ibiaconatcS Gl^iemfcc (f. b. 2lrt.), einen nam»
baften 9e)irf ber faljburgifd^en ^rdbibiaconate
@ar3 unb ^Saumburg, einen linfS ber ©aljad^ ge«
legeneu Sanbftrid^ bc§ el^emaligen Sr)bi3tbumS
©aljburg nebft etUd^en fleinen auSgetaufd^ten $ar«
ceQen be§ früfiem S3t§tl^umS Slug^burg im ©üb«
mcften. S)ie ßrjbiöcefe jäblt (nad) bem ©d^e»
matiamu§ für bas 3abr 1891) 789947 ©eelen.
Sie ift eingctbeilt in 36 3)ecanate ober SRural«
capitel ; bie ©tabtpf arreien ^u 9}Iünd^en unb fianbS-
1979
SKünjier.
1980
l^ut ftel^en nid^t im Secanat§t)erbanbe, fonbem
Buben eigene @tabtcommtffariate. 3u Anfang be§
Solares 1891 umfo^te bcr Sprengel 390 Pfar-
reien, 444 Seneficien, 64 SSicariote unb gjpofi«
turen, 393 Sooperoturen unb Soabiutorien unb
97 anbere fir^enbienftKd^e ©teüen. 3ni genann-
ten Solare betrug bie ©efammtjal^I ber ^riefter
1060, t)on benen 102 bem Stegularcleru^ ange-
l^örten. ©eiftlidfte ftörperft^aften öon ©äcular«
prieftem pnb: 1. ju ÜKfind^en baS SWetropo-
iitancapitel ju U. S. Qfrau, mit infulirtem tropfte,
infulirtem SDed^nten, 10 Sanoniifem unb 6 Sl^or-
Dicaren; 2. gIeid^faK§ ^u SRünd^en ein SoKegiat-
ftift in ber föniglid^en ^offird^e ^u ©t. Eajctan
mit einem ^ropfife, meld^er lucjitiä^ infulirter 3)i«
rector ber fönigli(^en ^offapelle ift, einem 3)ecan,
6 Sanonifem (sugleid^ ^offaplänen) unb 6 (S^or-
öicaren (8uglei(| §ofprie[tem) ; 3. in Saufen ein
KoKegiatftift mit 5)ecan, 3 Kurat« unb 3 Sticurat»
canonif em ; 4. in littmoning gleid^fattS ein ßol«
legiatftift mit ®ecan, 3 Kurat» unb 3 3ncurat»
cononüem. Slugerbem beft^t bie Sr^biöcefe jmei
^JJriefterpufer mit befonberen @tiftung§ätt)eden,
ba§ eine bei ©t. Sol^ann öon 9iepomu! in 5Wün»
d^en, ba§ anbere ju 9Karia«®orfen. 3u Qfreijing
befinbet ftc^, mie fd^on ermahnt, ba§ ergbif^öflid^e
©iöcefanjeminar für Sllumnen unb ßonöictoren
unb ein Jntabenfeminar, beibe mit großen jmedt-
mäßigen SRäumüd^feiten. 6in SDiöcefan-ftnoben»
feminar mit lateinifd^er ©d^ule ift bem 93enebic«
tincrftifte ©d^e^em beigegeben. 3m Serbanbe mit
ber UniDerfttöt SRünd^en fielet baS fogen. ®eor»
gianum, ein Slericalfeminar mit 60 ^^freiplö^en
für 2:]^eoIogte>©tubirenbe, junöd^ft au§ ben alten
ba^rifd^en SanbeStl^eilen. 9Jon mönnlid^en Orben
befleißen in ber ©rjbiöcefe gmei Abteien unb ein
^riorat ber Senebictiner, 2 ßonöente ber barml^er-
jigcn Srüber, 3 ßonöente unb ein §ofpt5 ber Qfran«
ciScaner, ein ^ofpij ber 9Winoriten, 3 ßouDente
unb ein ©ofpij ber ftapujiner, ^riorat unb 5Ro»
ticiat ber unbefd^ul^ten ßarmeliten. SSon meib«
lid^en Orben unb Snftituten pnb ju nennen: Je ein
Älofter ber 95enebictinerinnen unb SBirgittinerin»
neu, 46 3nftitute ber barml^er^igen ©(^weftem,
15 3nftitute ber englifd^en gfräulein, 3 fflöfter ber
granciScanerinnen, 5 Slnftalten ber grauen öon
TOaria ©tem in SlugSburg, 24 5RieberIaf|ungen
ber armen 3franci§canerinnen au8 TOaKerSborf,
ein ff lofter ber grauen üom guten §irten, 3 ftIft-
fter ber ©alefianerinnen, 32 Snftitiite ber armen
©(^ulfd^weftem, ie ein Älofter ber ©eröitinnen
unb Urfulinerinnen, 15 3nftitute ber ©d^meftem
be§ oHerl^eiligften §eilanb§ au§ 9iieberbronn. —
Siteratur. ©eneralienfammlung ber ßrjbiöcefe
aKünd^en-greifing I— IV, SBünd^. 1821-1890;
9lctenftüd(e be§ Drbinariate§ be§ ßr^b. ÜJlünd^en«
fjreijing, betr. ba§ aügem. öaticanifd^e ßoncil,
Segensburg 1871 ; ©d^emati§mu§ ber ©eiftlid^-
leit be§ grab. ÜKünd^en-greifing, 1821 bi§ jejt,
Dom 3al^rgang 1825 an mit einer f ortlauf enben
g^ronil be§ SrabiStl^umS; «Paftoralblatt für bie
ßrabiöcefe ÜRünd^en-greifing, SKünd^en 1860 bis
1879; Amtsblatt für bie grsbidcefe ÜMk^*
gfreipng, fflWind^en 1880 bi§ ie|[t; aWa^er-SOSeftar-
ma^er, ©tatifüfd^e 93efd^reibung be§ SrgbiStl^mnS
SRünd^en-Ofreifing, SJ^ünd^en unb StegenSb. 1871
bi§ 1884, 3 95be. ; (©trobl,) ftird^ unb ©toot
in 95at|em, ©d^apaufen 1849 ; Mgem. beutfd^
»iogropl^ie Vm, 485 ff. XXVIU, 114ff. XXXI,
121 ff.) [®. aBejiemm^er.]
^nnßtt (monasterium) , urfprünglid^ ber
9lame für bie ®efammtl^eit einer fflofteronloge,
fomol^I ber IBel^aufung etgentlid^er CrbenSleitie
(3nönd^e) al§ ber gum gemeinfamen Seben na*
bunbenen ©tift§« unb ©omcanonif er. 3u Anfang
be§ 9. Sal^r^unbertS fd^eint bie Segeid^nung mona-
sterium für ein Snönd^flofter erft aufgetaucht p
fein (Conc. Romanum a. 826, can. 27: Abba-
tes per coenobia, yel ut hoc tempore nmi-
cupanturmonasteria, tales constituantoretc.,
Hard. V, 68) ; bafe aud^ baS ©tiftSgebäube ber
Sanonüer monasterium genannt tourbe, geigt bie
©tinobe t)on XourS aus bem 3al^re 813 can. 31
(Hard. IV, 1027). 3n ber ©d^rift über bie aSunber
am ®rabe beS 1^1. Sertin (Mabillon, Acta sanci
Ord. S. Benedicti, saec. UI, pars 1 [Par. 1672],
135) mirb baS monasterium monasticum in
®egen{a^ }um monasterium canonicorum ge*
nannt; ber Sl^ronift Marianus ©cotuS beriti^tet
(Mon. Germ. SS. V, 558), ba& 1058 bie ©toM
^aberbom fammt ben jweiününftem, bem be§9ifi»
t^umS unb bem ber SRönd^e (monasterium episco-
patus et monachormn), ein Siaub ber ^mnei
gemorben fei (ögl. ib. 562). 3)er 3lamt Wol^
ging bann auf bie mit bem ©tifte Derbunbene ftix^t
über. 9tod^ l^eute fprid^t man Dom 9nün|)er ii
i^freiburg, IBafel, ©tragburg ic. 3um Unterfd^
t)on anberen ©tiftsfird^en mürbe bie bifd^dffufe
Six^z als monasterium episcopale, principale,
cathedrale begeid^net. ©c^Ue^Ud^ erhielten ond^
bie um fold^e JKrd^en ftd^ bilbenben ©tobte ben
5Wamen SKünfter (9Künfter in SBeftfalen, im ®if
gorientl^ale, SWünftermaifelb u. f. f.). [©trebet]
W^ünftety SiStl^um in SBeftfalen. 1. @rttn«
bung beS SiSt^umS. S)ie erften d^jtad^
äRijftonare im meftlid^ftenSl^eile beS alten ©ac^jeii*
lanbeS maren bie ffl. gmalbe (f. b. 9rt.), tueld^, b«
Seifpiele beS ^l SBiKibrorb folgenb, nad^ bea
3a]^re 690 auS93ritanniennad^S)eutfd^Ianb fomn,
aber {d^on balb nad^ ibrem Eintritt in boS fad^
ftfd^e ®ebiet ben a^artertob erbulbeten. 9ßaS bie
jüngeren münfterifd^en Sl^roniflen f onft nod^ txn
einer SBirffamfeit beS ju ben®efä]^rten aOBiDibraibS
jöl^Ienben 1^1 ©uitbertuS ju 3Runiaemöforb, bes
fpötem anünfter, unb fogar bon ber ©nhibmig
einer SOtä^t bafelbft gu @$ren beS 1^1. ^ßouhtS er*
}ö]^len, ift unglaubmürbig, meil eS jtd^ einzig auf
bie Angaben beS ^feubcaRarceOin ftu|t (Vita
divi Switberti, ^uerft 1508 }uftöln, aud^ 1628 p
anünfter gebrudtt). S)ie alteren ©efd^id^tSqueÜci
miflen Don biefen eingaben nid^tS, unb ubexbie|
miberf))red^en le^tere ben tl^tf öd^Iid^niBerl^ItniffeB
ajlünflcr.
1982
M, S)ic 3afobil)fQrre in ÜRünjier, aJlünfJer
, 90—92). 6rft naä) bcr Untcrtoerfung bc§
cnfül^rerS SBibutinb im 3. 785 trat ein ge»
Äloftcrabt SSemorb olS 9Riffionar unter ben
en auf. S)od^ aui^ er l^interlie^ leine ©puren
aOBirffamfeit. Seit 794 erl^iclt bie 5IRiffton8-
lleit eine Sfortfe^ung burd^ ben gfriejen Sub-
f. b. art.), bem berdtS 787 fünf friepfd^
nebft ber 3nfcl S3ant jur geiftlic^en 55er-
ng ongemiefen n)orben nniren. Slber oud^
IT tonnte im Sad^fenlonbe nur aümölig f eften
faffcn. 3m October 797 fanb bie gro^e SSer«
lung ber 93i{(^dfe, Sebte unb ©rafen su^od^en
auf xotiS^tt auä^ bie @ad^fen aud aUen ®auen,
)l Sßeftfalen unb ungern als aud^ Oftfalen,
men. ^ier niurbe baS Capitulare Saxo-
n errid^tet. Son ie^t an fonnten ÜRiffto-
i^re üolle SSBirffamfeit bieffcitS bcr aBBefer
il^ilmeife aud^ bis gur 6Ibe entfalten. 92un
aud^ bie 93i(bung ber neuen föd^fifd^ 93iS-
vc ftatt, }unöd^ft burd^ Umgrenzung berfelben
BejKmmung ber ©ifd^ofsp^e. 3m 3. 798,
dln }um Sr^biStl^um erl^oben unb il^m nebft
(teren SiStpmem Utrecht unb Süttid^ aud^
lu errid^teten föd^fifd^en Sidtpmer ÜRünfter,
ibrüdf, 3JHnben unb Sremcn untergeordnet
m, toax bie Umgrenzung t)oUenbete 3:i^t>
3m @uben, SBeften unb ^torbmeften mar
bie alteren SiStl^ümer fföln unb Utred^t bie
)e fd^on gegeben : im Often unb 9lorboften
OSnabrüdf gog fte ftd^ burd^ bie bamafö no(^
Dornten §eibe«, 9Jloor« unb SBalbftrid^e l^in.
^attptpflanzftatte für feinen 9i§t^um§deru§
tete SubgeruS gu SBerben. S)en erften ®runb
9oben für ba§ bortige fflofter emuirb er am
februar 796 (Sacomblet, U.-S. I, 4). Sine
e ^{lanjftätte für ben SIeruS, nömlid^ ein
pter ber nad^ canonifd^r Siegel ®ott bienenben
er, errid^tete SubgeruS auf bem ^figel SRimi«
forb (be§ 3Rimir Sujt) an ber gurt über
0. 2)ief en $Iag an ber |heerftra|e na(^ ft5In
ffarl ber ©ro^e }um lBifd^of§ft|e auSerfel^en.
[elSol^ne rü^rt aud^ Don i|m bie 93ergabung
irodf^ofed unb ffampoorberl^ofeS am redeten
ber 9a unb be§ 3obet)eQ)er]^ofe§ am Itnfen
ler. ffier^fonbejirf, meld^er bi8in'§11.3a]^r-
art mit ber ^auptfird^ bafelbfi Derbunben
umfaßte einen f^füid^enraum Don ca. 70 000
leiu äel^id^ groge ^fanbejirfe beftanben
Mgen fäd^ftfd^ SiStl^umStl^Ie. 93on ben
. 1818 beftel^enben ca. 160 ^fanden bürfen
40 Qld Vhttterpfarreien auf ben ^I. Subger
geful^rt merben, unb gmor 14 im ^eingau,
SteDergou, 9 im Sramgau, 5 im @fopingau
> im Surfebont 3um IBiStbume gel^örten
5 friefifd^e ®aue an ber SmSmünbung,
ictfi, ^umtSgon, giDelgau, geberitgau unb
an, fommt bcr je|t Derfd^munbenen 3nfel
[0^ 2. D. Sebebur, Sie 5 münfterifd^en ®aue
anbS, «erlin 1836; 3. 6. äBuIf, ©anct
\ato, SreSUra 1889).
2. !Bon Subger bis aum3a]^re 1000.
»ijd^öfe biefer 3eit »aren: 2. ©erfrib (809 bi«
839); 3. aUfrib (839-849); 4. Suitbert (849
bis 871); 5. §oIboIp^ (Sertl^olb) (873—874);
6. SBuIf^elm (887—900); 7. TOt^arb (900 bis
924) ; 8. giumolb (924—941) ; 9. ^ilbebalb (942
bis 967); 10. ®uobo (967—998); 11. ©uitger
(993—1011). 9lad^ SubgerS 2obe finb im Saufe
beS 9. 3a]^r]^unbertS nur f olgenbe Krd^Iid^e ®rän«
bungen ju Staube gefommen: 814 baS Sanoniler«
unb Qfrauenftift bei ber g5farrfir(^e ju SieSbom ; um
biefelbe3cit bie ftird^e gu Öerjfelb; furj Dor 839
baS Sanonüer« unb Orauen^f t ^u 93reben: fur^ Dor
857 baS ßanonifer« unb Qfrauenftift im ^farrgebiet
üon goerSminf el (gredfenl^orft) ; amif d^en 836 unb
889 bie ff irc^e au Olfen ; Iura t)or 889 baS Sa»
nonifer« unb grauenftift au 2BeteIen unb a»if^
887 unb 900 bie eiemenSfat)eOe am2)om au ÜRimi-
gemäforb. S)a^ meitere ftird^engrünbungen im
9. 3Q^r]^unbert nid^t erfolgt finb, erflärt ftd^, ab-
gefel^en Don ber traurigen Sage, in meldte bie
@ö]^ne SubmigS beS gfrommen baS 9teid^ brad^ten,
bef onberS bur^ bie Derl^eerenben Sinföüe ber 9{or«
mannen. S)aau famen 9ted^tSftreitigfeiten, meldte
nad^ «ifd^of »ItfribS Sobe atotfd^en bem fflofter
SBerben unb bem SJlünfter in ÜRimigemöf orb lange
3a]^re l^inburd^ beftanben, bis bie @Qnobe Don
^aina 864 bie mbnä^t alS red^tmä^ige Srben
beS ßlofterS erflärte unb benfelben bie freie SlbtS-
mal^l auerfannte. «alb barauf mürbe ^ilbegrim ber
3üngere, 9Jeffe »ifd^of ©erfribS unb 858-888
«ifd^of Don t^dlberflabt, aum Sbte gemdl^It. 2)a-
mit l^örte äBerben auf, SRitbilbungSanftalt für
ben «iSt^umScIeruS Don SRimigemäforb au fein.
Sifd^of Suitbert mirb eS auS Stüdffic^t auf $)Ube'
grim ben 3üngem an aeitiger Steclamation l^ben
f eitlen laffen. 9htn lag ber äßerben'fd^e ©runbbefi^
grö^tentl^eilS im SiSt^um SRünfter a^rftreut, unb
bie ffird^en Don Sübingl^fen, ©d^mbedC unb
3ell^m (bei 2)5tifum) maren auf SBerben'fd^
^ofen errid^tet; fte finben jid^ aud^ in ber gfolge-
aeit ftetS mit Expositis auS SBerben bef e^t. S)a$er
mirb man enbli^ beiberfeitS bemül^t gemefen fein,
mteber ein freunblid^eS Serböltnil a^^f^ ^
beiben el^ebem fo eng Derbunbenen Slnftalten ^er-
aufteUen. ^ierauS merben bie urfunblid^en 9Rit«
tl^eilungen au erflören fein, bag «ifd^of SBulf^lm
889 bem fflofter SBerben fein Döterlid^ (Erbe Olfen
fammt ber ftird^e gefd^enft, aud^ bie Don ftönig
9mulf il^m gef d^enften ®üter in @elm unb @ülfen
bem ff loper augeeignet unb bie Don C^eraog Obo
Dotta^d^^ @d^fung ber ffird^e Don ^ei^fett) an
SBerben genel^migt fyit, Suc^ biefe beiben ff ird^
erl^ielten fortan il^ren Pfarrer auS SSBerben, loie
baSfelbe, um eS ^er fc^on au ermüden, mit ben
fpöter auf SBerben'fd^ ®runbbeft| gegrünbeten
ffird^en Don 9torbfird^ unb @elm bei Sübing«
^fen ber ^dSi mar. «ifd^of SBulfl^lm mar eS
aud^, menn nic^t fd^on fein SJorgönger 99if(^f
^olbolp]^, ber in SluSfü^rung beS ff ölner S^no«
balbef(^luffeS Don 873 bie eonomfer 9RünfterS
1983
aJlünfter.
1984
§um ©omcopitcl als fettftanbigcr Korporation
crl^ob uitb ben ix^^tx gcmeinf amen ©runbbefit
mit bemfelbcn tl^ciltc. SDaS auftreten cineS bop«
pcitcn SJogtS in bcr Urfunbc öon 889 — ad-
vocatus Episcopi unb advocatus familiae StL
Pauli — bezeugt bic gcfd^e^cne Trennung. S)cr
SJif^of bcjog öon ba an eine eigene SQäol^nung —
curia Episcopi — , bie fid^ innerl^alb ber Sm«
munUät beS SKünfterS on bie SBeftfeite beS Ie|tem
enge anjd^bfe. pr feine SQäirtl^fc^aft beftimmte
ber 93if(]^of einen Il^eil beS Sobeoelber^ofeö unb
biefer S^eil^of l^ie^ üon ba an SBiSfjingl^of (curtis
Episcopi). S)a8 ©omca})itel erl^ielt bie beiben
§öfe auf bem redeten ^a»Ufer unb fejte bie vita
communis in bem Don Subgcr bafür errichteten,
nörblid^ an ben S)om ftd^ anfd^Iie^enben ©eböube
fori. 9lu8 jener Urfunbe öon 889 ergibt fic^ aud^,
bafe inSDWmigemäforb bamalS eine tJrül^ial^rS- unb
eine ^erbftf^nobe ftattfanb. S)er aud^ ^eute nod^
auf bem 3)om<)Ia| ftattfinbcnbc fJrül^ial^rS« unb
^erbftmarft, ©eno (öon ©^nobuS) genannt, l^at
barin ben ®runb feines ßntfte^enS, toie ber britte
auf bem S)om))Ia^e iöl^rlici^ in ber $etruS« unb
^ouIuS-Octai), toeld^e ^ier öon 2llterS l^er eine oc-
tava privilegiata mar, ftattfinbenbe SKarft in ber
tjfeier beS ©ompatroriniumS feinen ©ntftel^ungS«
grunb l^at. — äuS bem 10. Sal^rl^unberi fönnen
ber neuen Jhrd^engrünbungen nur jmri genannt
»erben : bie öon Sifc^of Sütl^orb, alfo öor 924,
gegrünbete Jlird^e }u Seelen bei |)arfeminfel unb
baS 968 erri^tete Eanonifer« unb grouenftift
Sorgl^orft. 9tu^ l^ierüber barf man ftd^ nid^t mun«
bem. 3n bem erften 3)rittel biefeS Sal^rl^unberiS
l^ielten bie mieber|oIten Staubjüge ber Ungarn bie
Semol^ner beS ©ad^fenlanbeS beftönbtg in ^ngft.
Söl^menber nod^ mirf te im übrigen Xl^eil beS 3a|r>
(unberiS bie bamalS allgemein l^errfc^enbe d^ilia*
ftifd^e 3bee. Sifd^of 2)uobo mar perfönlid^ aQer«
bingS t)on biefer 3bee nid^t befangen; Dielmel^r
erf c^eint ber Don il^m auSgefü^rie Sau eines neuen
SDomS, in meldten er bie Sanonifer mit aUtti il^ren
ftird^enutenfilien l^inüberjujiel^en stoang, als ein
taut rebenber $roteft gegen {enen SBa^n, ^umal
ber neue 3)om ein ©teinbou mor, ol^ne 3tt)eifel
ber erfte im Sanbe unb in meiter Umgebung. SDaju
!ommt gfoIgenbeS. 2)ie SBet)5I!erung beS fianbeS
fann jur 3^it beS 1^1. Subger im ungemeinen nur
rine fpörlic^e gemefen fein unb au($ im 9. unb
10. Sa^rl^unbert einen erl^eblid^en 3utt)ad^S nid^t
erl^alten l^aben. ©tobte unb ®örfer gab eS nid^t.
2)aS Sanb mar in ©aue, unb bie ®aue maren in
SBouerf d^af tcn einget^eilt. 3ebe Souerfd^af t beftanb
aus einer ^n^al^I großer, in fid^ obgefd^Ioffener
ftöfe, ouf meldten bie Sepjer als unumfd^ränfte
Ferren über il^re gamilien unb bie jum ©ienft
erforberlid^en l^örigen fieute f d^alteten unb malteten.
S)ie ÜRarfen ber ©ouerfd^often moren ©emeingut
unb mürben gemeinfam benu^t. SDa gab eS alfo
feinen Saum für neue ^nfiebelungen. 3)en Sldfer-
hau mie ieglid^e (örperlid^e Arbeit betrad^tete ber
©ad^fe nod^ über baS 10.^aV^>xx&tx\\)jm>ÄQ.^^
opus servile, beff en m freier SRami fid^ }u f d^omen
l^abe. ßr felbft befd^oftigte ftd^, toerni feine de»
legenl^eit )ur f^fel^be ober }um ftrieg fid^ bot
nur mit ber 2iagb ober oerbrad^te bie 3^ bd
©piel unb ©elagen in @efellfd^ft feiner freies
©enoffen. S)er lldfer mürbe nur befteflt, fooeit
baS Sebürfni^ eS erforberie, unb biefe Seflefiung
blieb ber fjfrau unb ben l^örigen Seuten ilberlaflen.
StatbneHen Sdterbau gar unb ergiebigere SuS*
nu|ung beS SobenS, momit fpater eine 3:]^eiüm9
ber großen ^öfe unb eine SSerboppelung, ja Sei*
brrifad^ung ber ßinmol^nersal^I möglid^ umibe, ^t
ber ©ad^fe erfl nad^ unb nac^ t)on btn 3Kdnifyn
unb ^farrgeiftlid^en gelernt. 2)ie münfierif^ai
Sanbpfarrer maren 5iun größten 'SJ^til nod^ im
17. unb 18. äal^rl^unberi }ugletd^ ^idferbauer. 92un
l^at ber 1^1. Subger, mie eS foum )iDdfel^ fein
fann, mit ben oon il^m beftimmten großen f^iax*
bejirien ben $Ian berfolgt, in j[ebem bnfelben, fo
meit t^unlid^, rin monasterium (SJUinßer) fäi
gufammenlebenbe ^efter gu errid^ten. Sr mar jo
in biefem gemeinfamen Seben erlogen unb liebte eS
fel^r; eS mar aud^ ber oft auSgefprod^ne SBifle
ftarlS beS ©rogen, bog alle ©eifÜtd^ enttoeber
SRönd^e ober Sanonifer fein f oUten. ©prid^t m^t
aud^ für baS Sorl^anbenfein biefed ißloneS bu
Sl^atfad^e, ba^ in ben erften 40 äal^ren nad^ Snb«
gerS Sobe bei brrien feiner Ihrd^en, fiieSbon,
Streben unb SoerSminfel (gfredCenl^orfi)^ jene Sop-
pelftifte oon Sanonifem unb Sanontffen errid^iet
morben ftnb ? 3n bem gefe^Ud^ ongeotbneten Se^n*
ten, meld^er oon ben einzelnen $5f en in jebm te
mrit auSgebel^nten ^fanbe^irfe gu entri(^ tm,
mürbe ja aud^ rine gange ttn^al^I Don gemeinjam
lebenben ißrieftem il^en Unterbau gefunben Isabel.
S)en 3c^nten l^at iebod^ ber l^L Siü^er fpdter, att
er fa^, ba^ baS iBoIf benfelben mibenmllig est<
rid^tete, mit t)oOen ^önben mieber ouSgd^
me|]^alb er oon ben IBeamten bdm ftaifer dsScr«
fd^menber beS Jhrd^engutS angeflagt muri)t IS
ift bal^er mo^I }u oermutl^en, ba^ er bie getsoit'
fame Eintreibung beS 34^ten nad^träglid^ feim
@eip(^en Derboten 1^. Xl^atfad^e ift, ba| ba
3e]^nte frü)^ fd^on ben ©riftlid^en ab^nben «•
fommen unb Dielfad^ in bie ^önbe ber @iofci
unb (Sblen beS SanbeS übergegangen iß, wß m
fo el^er gefd^el^en fonnte, mril bie t)on Snbger bcoli
fid^tigte ©rünbung ber SRünfler nid^ }Br W-
fü^rung gelangte. S)aS Sinfornmen ber $foatm
befd^ränfte fid^ feitbem auf bie (Srtidgmffe btf
$farr* ober SQSebeml^ofeS, moDon fe au(^ baSfic
ben ff irc^enbienft not^menbige ^ßer^onal ^ vaate'
l^alten l^atten, unb baS 9Re^fom (missatieiim),
meld^eS j[eber Saueml^of jö^rlid^ entrid^; eSie^
ftanb in einem ©d^effel ©etreibe: SBeisen, Sog^
gen, ©erfie, §afer, je nad^ ber Sef^ffen^it bei
93obenS. S)a mar eS natürlid^, bo| bie $famt
auf bie 3ugel^5rigfrit ber einzelnen Sonetn^
5U il^rer ^arod^ie eiferfüd^tig ttnnrben imb gcyi
jebe abpfarrung berfelben fid^ jhäubten. m taf
iu'S 11. äol^rl^unbert burfte ia nod^ jeber ^priePer
1985
SOlünfter.
1986
tftglU^ meistere l^eilige SJleffen lefen, menn er ftd^
nfld^tem l^iett (f. b. 9rt. Sination). (£8 f onnte ballet
M bobin Qud^ in ben auSgebe^nteften $f an6e}ir!en
oOen OHdubigen Dom Pfarrer an ben @onn- unb
Setertttgen Selegenl^eit geboten toerben, einer l^ei»
ligenSReffebeijutool^nen. 2)ie@))enbungbed3ne|<'
mn& toirb ald eine befonbere SSergütung für bie
^cfi$« unb ®))ötmeffen angufel^en fein, bie ber
Sfontr on @onn* unb f^iertogen ou^er bem
()od^t }ur Sequemlid^Iett ber ®Iöu6igen ju
ctlebriren ^atte.
8. SSom Saläre 1000 bis jum Saläre 1200.
»ifd&dfe biefer3eü »aren: 12. S)ictrid& 1.(1011 bis
1022); 18.@igfrib, @raf t)on SBalbed (1022 bis
1082); 14.4)ermannl.(1032-1042); lö.SRuob-
fcrt (1042-1063); 16. griebrid^ I., ®rof Don
SBettin (1064—1084); 17. (&tpf)o (1085 bis
1097); 18. Surd^arb üon^olte (1098-1118);
19.3)ietrid^n.,®rafi)on3ütp]^en(1118— 1127);
20.egbert (1127— 1132): 21.aaßemer(1132biS
1151) ; 22. Sricbrid^ H., ©rof öon «l^r (1152 bis
1168); 23.2ubtt)igL, ®raf t)onierfIenburg(1169
MS 1178); 24. ^rmann II., ®raf t)on ffa^eneln»
tagen (1174— 1203). —3)ie aWünjier an ben Si«
fd^f Sfi^ fül^rten in SBeftf alen ^uerft bie @rünbung
tum €töbten l^erbei. SDie groj^e Sal^I ber ©eiftlid^en
imb ber dbgiinge in ben Somf^ulen erforberte
einen geröumigen ißla^ für Sßol^nungen, möl^renb
bie meifi auS SBerl^eirateten beftel^enbe 2)ienerfd^af t
Mefe au|er]^alb ber 3mmunitat erl^ielt. 2)ann fiil^r-
tat bie Dielen }u befriebigenben Sebürfniffe einer
foU^en 9nfiebelung )ur 9lieberlaffung Don ffauf »
lentenunb ®ett)erbetreibenben. S)ie3frü]^ia]^rS' unb
ßerbftf^noben, an ml^tn ade 2)iöcefangeiftlid^en
Qeilnel^men mußten, bie gf^ier beS ^atrociniumS
nd) ber ftird^tt)ei]^e Derurfod^ten einen 3ufammen-
Ku| DonSJlenfd^en unb eineSiermel^rung ber Slnfte*
Delnngen, lumal bief e Don ben Stf^öf en begünftigt
Bmd)en, »eld^e f ^on frül^ Soll», TOün j« unb 9Rarft»
tti^ för fld^ unb il^re ftird^en erl^ielten. 3)er fo bei
bem S)ome onioac^fenbe !D{ar!tfIeden befianb auS
pDei Xl^eilen, Don benen ber eine ben nienigftenS
arit SBqII unb ®raben bef eftigten SMnfterpIa^, ber
unbere ben (S^orttpltj; ber au^erl^alb biefeS $Ia^eS
eniil^teten SBol^nungen bilbete. f8\\ä)o\ Surd^arb
kMm ^olte grunbete auf bem 9)lünfterplai in 9Rimi-
gemfif ori) am aUen 2)om, ber feit ber (Srbauung beS
lKBen2)uobo^fd^en2)omeS gemifferma^en leerftanb,
Hor 1118 ein fecunböreS Sodegium Don su)ölf Sa»
nmifcm unb enoeiterte bann ben $la^, um ben
IRitgliebem beiber (&apM 9taum ^ur (Srric^tung
Hm (Einjelmol^nungen }u fd^affen. S)en ganzen
IfHak bef effigte er mit einer ÖKauer unb einem brei«
bm<Braben. SBie nun bief er ißla^ fid^ im 12. ^df)X'
^mbert urfunblid^ urbs genannt ftnbet, fo l^ei^t
nie BiA ber 9a auf bem bifd^öflic^en 99eft^ ent»
Poabene 9nflebelung suburbium Episcopi, unb
nie led^ ber 9a auf ben bem S)omca))iteI gel^ö-
tcnben ^bfen entfianbene suburbium majoris Ec-
desiae. S)oS ^anje fül^rte bamalS fd^on ben
Routen atünfier. ais offtciette Sejeid^nung l^at
Mr^eolctiloti. ym. 2l 9iufL
ftd^ ber urfprünglid^ 9lame in feiner Derftümmelten
gform Mimigardevord nod^ biS gegen ßnbe beS
11. Sal^rl^unbertS erl^atten. 3n auStoörtigen Ur-
funben aber Reifet »ifd^of griebrid^ I. fd^on 1076
Monasteriensis Episcopus, unb bereits 1064
»agt eine Utrcd^ter Urfunbe benfelben SBifd^of nid^t
me^r Fridericus Mimigardevordensis Episc.
5U nennen^ ol^ne bie ßrüärung id est Monaste-
riensis l^injugufügen. @d^on im anfange beS
11. Sal^rl&unbertS l^atte »ifd^of TOeintoer! (t 1036)
in ^aberbom ben Pan Derfolgt feinen Sifd^ofS-
fi^ freu^meife mit ©tiftslird^en 5U umgeben, unb
um ben Sanbleuten feineS IBiStl^umS bie meiten
unb befd^merlid^en SBege }u il^ren ffird^en }u er«
leidstem, l^atte er bie aud^ bort beftel^enben großen
$fanbe5irfe bur(^ ^bjmeigungen in Heinere ger«
legt (Browerus, Vita S. Meinwerci, ed. Over-
ham, Neubusii 1681). 2)enfelben $lan fud^ten
aud^ bie 3"tgenoffen unb ©d^üler 9Jleintt)erfS,
be^m. bereu Sfac^folger unter ben Sifd^öfen Don
ÜKünfter in il^rer ©iöcefe gur SuSfül^rung ju brin«
gen. Sijd^of ^ermann I. baute 1040 baS Sieb«
frauenftift im SQBeften bcS 3)omeS (Uebermaffer),
unb Sifd^of griebrid^ L fttftete um 1070 baS
Sanonicatcodegium @t. 9Rauri| im Often beS«
fetten. Sifd^of ^^ermann II. Douenbcte bann 100
Sial^re fpäter baS Jheu}, inbem er im ©üben beS
S)omeS baS SanonicatcoQegium }um ffi. SubgeruS
unb im 5Jorben baS beS |l. 9KartinuS errid^tete.
SBaS bann bie Sl^eilung ber großen ißfarrbejirfe
betrifft, fo mirb bem Sifd^of ©igfrib ein großer
ßifer nad^gerü^mt neue Jhrd^en }u meil^en, unb
tl^atföd^Iid^ l^at er bereu Dor 1032 fieben gemeil^t.
9lad^bem ©ifd^of (Jrpl^o um 1090 in SWünfter bie
fiambertifird^e errichtet l^atte, fam im Saufe beS«
fetten Sal^rl^unbertS f olgenbe Sl^eilung beS bortigen
$farrbe}irfeS }u (Staube: gan^ Uebermaffer mürbe
ber Siebfrauenürd^e übermiefen unb baS auf bem
redeten Sla'Ufer gelegene ®ebiet mit ^uSfd^Iu^ beS
S)omj)Ia^eS }mifd^en ber SJlauri^ unb ber Sam«
bertifirc^e getl^eitt. 3n biefer 3^t mad^t fid^ aud^
im münfterifd^en SiStl^um ber ^uf f d^mung geltenb,
ben baS reIigi5feSeben infolge ber Äreu^jüge überall
genommen l^atte, unb bie Sifd^öfe gemannen eine
Stellung, in meld^er fte Dor ber 9Rad^t ]^er!5mm-
lid^er 3uftönbe ftd^ nid^t mebr gurüdffd^redfen )u
laffen brandeten, menn biefetten einmal als un«
baltbar ertannt maren. 3m ganzen 11. Sal^rbun«
bert mar au^er^att ber @tabt SJlünfter im ^iS«
tbum fein Älofter ober ©tift gegrünbet morben.
dagegen entfieben im 12. Sa^rbunbert bie brei
reichen ^römonftratenfedlöfter Sa|)penberg, !Bar«
lar unb fiette bei Slarbol}, femer bie fSfrauenfttfier
l^obenl^oUe, SlSbedf, SJlarienrobe in 9}ittmarfd^en
unb Sangenborft, bann baS (Sifterrienferflofter SRa«
rienfett, bieSoböunitercommeiibe inSteinfurt, unb
in ÜRünfter fettft auger ben fd^on ermabnten Sa-
nonicatcoKegien jum fjii. Subger unb b^* SRartin
baS S^iftercienferinnenflofter }um 1^1. 9(egibiuS. SRit
93ifd^of ^ermann n. trat bann eine Ddllige 9teu«
geftaltung aller SSerl^ältnl^e eicu ^S^vt'^^V^'»^*
UM gjlünflcr. 1988
tiiii«, iüfId)eftorI bfrWn.|;c bcn fä^fc^en 93i« ! lobe fo »eit ausgcKIbct, ba§ fic fd&on unter feinen
jdji^lrn eiimerrtunit l)att€, brndjtc üon 91nfanß an näc^ften^Rac^foIgemmitStabtred^tcnücrfel^enmer-
iiud) U)fIIIid)e ii>ol)ellöred)te in il)re Ipanb. i'cjfterc ben fonnten. ©er SDBigboIbe, »eld^e nur ®ci(^-
»»rrmrOrlen jld) in ber f>oIni\fit bei bem JBcrtrauen, bilbSred^te erhielten, entftanben eine gon^e Sci^c.
*JJ<liil|leiiiilcn bcm bifd)ö|lid)en 6tuW übertrugen 5Jeuorbnung im 3. 1193 getroffen ^lat, ift fic^er.
(ton 'iedlnibuvg lit^cr bir biid)L^{lid)en @üter nb'
»Kli^^^t Imtif, (tiinb ber Wid)of non ^Vtünftcr al3
bcö Vöiucii 1 1 1 SO) bic l)er|ioglid)e (Mctoolt über
^Mcitren bar, n)eld)e in gan) Derfd^iebenen Sbeüen
beS 3)igt^um§ gelegen maren. S^enncd) erieint
«/%« »fA^TUV*«»» IVl*»««»«» ***«M»«-k»*«^ (»kSkW I »»■ >»^»» --!*' t
ben alten ©aunomen fort: „'Jlrdjibiaccnji id ?«r.
▼■ — • — ' — — *• — ^ X»" — - - -- fc' - - — — .
nad.Mt UMi fv biirauf bcbad)t, IVünfter jU einer i>onibmnengentftc:cn5crJ:cr:2:r:2i;£:irti"exua
uniibuu-u \Hiii1)oi>M'Mbt nu erbeben. Irr erhob neben ^Marren jur 'ilrd::?:i:c?r.,::Kr:rc:rr::g icenjirca
N'ubeitcbeiiN*ubu'i'l^iaiirivd)eu(l'iebfrauen.l\nn- baben. beren l'TcnirenirrLe:: \^jtx ^rrn rü
beut '>\\uiii|;> ni\i) Me ihmi \\\v\ erbauten >Jtift^« Stellen jur 2?crrcD":iir^:gin:^ ürtr x:ür::!Ti n»
\\\^<\\ VubijWii uub'ilWutini unb bie ^ei\ibii!lofter» ccrroriri werben ruijn. 2'^rt Iqr^r? ijtirca
tiube \\\ i>*avvfiu1\*!i unb biete riefen immer iruiben bie frjtenm ;u'crz:-'r-:cTi:e!i>cn 5t:::i
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.Vk .-^
1989
9Rün|tcr.
1990
gen unb felbfl SSkil^el^anblungen t)on3ogen. 3^^^
toattn nad^meiSlid^ in ben Sauren 1222, 1226^
1259 unb 1268 oud^ Dter iBif^öfe ouS ben Oft*
feefitoDinsen, Seml^orb t>. b. 2\ppt, Sifd^of Don
SemgoHen, ^ermann t)on Slpelbem^ 9i{(^of t)on
Sel^I, Sl^riftion, Sifd^of t)on Sitauen, unb ßbnmnb
ton SBertl^, Sifd^of Don jhirlanb, im SBiStl^um
SRänfler tptig, aber il^r ^ufentl^alt mar nur ein
Dotubergel^enber, ba fie, ^tlfe für il^re eigenen be>
btingten 93idtpnter fud^enb, ganj SBeftfalen unb
bic Sll^eingegenb burd^manberten. ^ie betben legten
biefet fremben SBifd^öfe, S^rijlian unb Sbmunb,
noOgogen bie SSeiJ^ej^anblungen, toeld^e Don ii^nen
Smeftet werben, im friefifd^en 93i§t]^um§t^eil.
ie bortigen ®i5cefanen l^atten nod^ unter 9)if d^of
^ermonnS n. ^Regierung burd^ ben reid^en ^ei>
trag )u ben Äoften be§ „SBeftmerfS" am 3)om ju
SRunfier 3^ugni^ Don iW fird^Iid^en Sreue ab*
gelegt. Unter IBtfd^of ®ietrid^ in. aber begannen
Vjitt Stuflel^nungen gegen baS münfteri{d^e Siöcefan«
ted^t @ie Denpeigerten Dielfad^, Don i^ren ^öu|)t«
Kngen ba}u aufgel^e^t, ber geiftlic^en ©erid^tS*
baxfeit, meldte bie bortigen kröpfte im 92amen
beS SBifd^ofS übten, ben ©el^orfam unb liefen ftd^
felbfl )u ©emalttl^ötigfeiten gegen @eiftli^e Der*
leiten. Sifd^of 2)ietrid^ in. gelang eS, bie Shtl^e
tDteber l^rsufteOen unb f ein ^iöcef anredet ^u male-
ren; aber unter feinen 9tad^foIgem mieberl^olten ftd^
bie @ett)altt]^atigfeiten, unb ed fam {teüenmeife ^u
böHigem ^(ufrul^r, in meld^em einige $riefter ge«
tobtet iDurben. S)ie 93ifd^5fe il^rerf eitS ful^ren fort,
Uß ated^t burd^ SBerl^öngung Don ©elbbu^en, ^u3«
\fitvii^ Don Si^communicationenunb unterbieten ju
iKTtl^eibigen. Slber erft 1276 fam e§ }u einer DöUt'
gen SBerf öl^nung. ®ie $röt)fte mußten für bie SSer*
gongenl^it auf j[eglid^en Sntfd^öbigungSanfprud^
an Saien Derjid^ten; bagegen mürbe für bie 3ufunft
bie äuridbictionSgemalt bed Sifd^ofS in DoEem
Umfange Derbürgt. S§ mar auf münfterif c^er @eite
tion mefentlid^em SBortl^eil, ba^ bie Dermittmete
Sräfln ©opl^ie Don 9iaDen§berg unb bereu Sod^ter
Sutta il^re (Erbgüter in gfrieSlanb, bereu mid^tig*
£1^1 bie ®raff(^aft Sed^ta au§mad^te, bem
färfibifd^of Otto Don ber 2\ppt gefd^enft l^atten.
SSedel^r }mifd^en beiben StStl^um^tl^eilen mar
boburd^ bebeutenb erleid^tert. 9u§ ber @d^enfung
cnmid^ bad fpötere au§ ben Remtern Sed^ta,
Clopfienberg unb Tltpptn, beftcl^enbe 9iicberfttft,
baS Don Anfang an in geiftlic^er Sejtcl^ung ^um
Bifitl^um OSnabrüdf gel^örte unb erft ^ur 3eit Si*
M[of ßl^riftop]^ Seml^arbS Don ®alen unter bie
g^fUtd^e Suridbiction 9Rünfter§ fam. S)a§ reit«
ai5fe Seben seitigte aud^ im 13. Sal^ri^unbert immer
{qönere gfrfid^te. 2)ie SerDatiifirc^e, meld}e 1197
nod^ S(aptUt l^it^, mürbe balb nad^l^er ^farrfird^e.
9At 3acobifird^e, meiere ben Saien auf bem 2)om«
plaf^ (S)ienerfd^ft bed 93i{d^of§ unb ber S)om*
Ifterren) att ißfarrfird^e übermiefen mürbe, mirb
1207 genannt. SBifd^of Otto I. metl^te 1217 bie
botnott erft fertig gemorbene SRartintfird^e. 9i>
fd(of S)ietrid^ III. legte nad^ ^bbrud^ be§ Suobo-
{d^en ®omd 1225 ben @runbftein jur ie^igen
Obern ©omfirc^. Sifd^of Subolf fttftete 1242 an
feinem palatium auf ber SBeftfeite beS 2)om3 bie
bifd^öfltd^e Hop^Ut unb erbaute biefelbe auS ben
Steinen beS abgebrod^enen ©uobo'fd^en ®om§.
3)erfelbe ©ifd^of fd^enfte 1247 ben 3)eutfd^orben8-
rittem einen ^Ia| auf bem ©iöpingl^of, um fid^
bort nieberjulaffen (®eorg8«6ommenbe). Sie
SRargaretl^enfapelle auf bem SompIa| mirb 1256
äuerft ermäbnt, bie SRicoIaifapeHe bafelbft 1265.
SSor 1271 berief ©ifd^of ©erwarb Don ber 9Karf
bie 3Jlinoriten nad^ TOünfter (SReubrüdfenftra^e).
S)erfelbe 93ifd^of meil^te 1265 bie fertig gemorbene
Somfirc^e. S)ie So^anniter ermarben 1282 ben
^of Upfienbcrg auf ber SBergftrafee jur ßrrid^tung
ibrer (^ommenbe. gfrauen« Kongregationen (IBe-
gbinenböufer) beftanben in ber erften £)ölfte beS
13. Sabr^unbertS brei: 9tofenbaI in Ueoermaffer,
9llte§ @d^meftem]^au3 auf ber Slegibiiftra^e unb
pan% Stinge auf ber Subgeriftra^e. 9u^erl(|alb ÜHün-
jterS entftanben: ba§ SBiD^elmitenHofter ®ro^-
SBurlo 1245, balb barauf aud^ beffen SfiHal in
®arfefl), bü§ ^uguftiner»6remitenfIofter SWarien«
tl^al ($fane 33rünen) 1258, bie Sobanniter»
commenbe in Sorfen 1263, bie ßiftercienferinnen»
flöfter ^narienbom in Sit)pram§borf 1230 (nad^
SoeSfelb Derlegt 1244), ^arienbud^ in9tengerind
(ftrei§ SBarenborf) 1247, SWarienberg (Sinnen»
berg), Pfarre ajlilte, 1256. «ud^ bie in ©od^olt
beftel^enben beiben OfrauenHöfter (fd^mar^e unb
mei^e @d^mefiem) muffen im 13. 3a^rbunbert
entftanben fein. SDlit Srrid^tung neuer $faneien
mürbe in biefem äal^r^unbert fortgefal^ren. Sben«
fo beginnt im 18. Sal^rbunbert bie @rünbung
Don S3icarie»95eneficien. SBifd^of Subolf Don §oIte
grünbete bereu Dier auf bem S)om))Ia^e für Som>
Dtcare unb begrünbete feine 3)itte um ©enel^mi«
gung, bie er an ben pöpftlid^en @tu]^I rid^tete, mit
bem obmaltenben 9)2angel an ^rieftem. Sßal^r-
fd^einlid^ beabftd^tigte er, in bem neuen ®om, beffen
SBodenbung nal^e rüdte, einen feierlid^em ®otteg>
bienft einzuführen. 9Ranfannbarau§fd^Iie^en, ba^
bamafö bie 3^^^ ber Soml^erren nod^ eine Derl^ölt«
ni^mä^ig geringe mar, unb ba^ biefelben, fomeit
fte ba§ canonifd^e ^Iter erreid^t ]^atten, aud^ aUe
^riefter maren. 3ene 4 3)omDicare marcn nid^t
bie einzigen, aber e§ gab bereu bo(^ nur l^öd^ftenS
8, unb iene 4 allein l^atten SBol^nungen. SBon
ftrd^ltc^en 93ereinen, bie im 18. Sal^r^unbert ent«
ftanben, feien nur bie JfalanbSbruberfd^aften er-
mäl^nt (f. b. art. ffalanb). 3m 3. 1280 fertigt
ein $faner in Saer eine Urfunbe au§ mit ben
9Borten : sigillo fratrum Ealendarum usus sum.
S)ie fpöter an Dielen anberen Orten beS 93i§tbum§
und begegnenben Ealendae presbjterorum fmb
mobi atte auf bief e 3eit jurüdfjufül^ren. 3ebenfa&§
ift ber in ber @tabt SRünfter nod^ j[e|t beftel^enbe
jcalanb ber Soml^erren (1300) nid^t, mie biSl^er
angenommen mürbe, ber öltefte; ber jfalanb ber
S)omDicare entftanb 1305. S)ie ben 99ifd^öfen Don
!Dtünfter überfommene lanbeS^enlid^e SteqjLennu^«
1991
ÜRünftcr.
1992
getoalt toax leineStoegS eine unumfd^ränfte. @d^on
unter ben nöd^ftcn 5Rad^foIgcm Sifd^of §cr«
tnoimS n. trot baS S)otncal)itcI ol8 bcfonbcrer
Sonbftanb l&crbor, cttooS fpöter bic fRittcrf d^aft qI§
jweitcr, unb bic Stöbtc, ÜKünftcr an bcr Bpx^,
oI8 brittcr ©tonb. Sebcr bicfcr Sanbpänbc ftrcbtc
nad^ immer größerer I^eilnal^mc on bcr SanbcS»
rcgicrung : ba§ ©omcopitcl mcift auf bcm 9Bcgc
bcr SBa|kopitulationen, bic ©tobt TOünfter an^
bem äSegc breiftcr fjforberung. S)ie SSäter bcr ©tabt
Rotten fd&on bolb fein ©cböd^tnife mel^r bafür,
ba^ bic ©tabt eine bifd^öflid^c @(rünbung unb ^ur
ääif d&ofSftabt bcftimmt toar. Sin großartiger §an»
bei l^otte fid^ in Ü)hinfter cnttoicfelt, au befjen ©d^uj
man ber eigenen ^errfd^oft über bie ©tobt nid^t
entbel^ren ju fönnen glaubte. 3n ben Solaren 1246,
1253, 1257 fd^lofe bie ©tobt l^inter bem SRüdfen
i^reS Qfürften mit ben Slad^barftöbten Oänobrüdf,
©ortmunb, ©oeft unb Sippftobt, juiejt oud^ gor
mit bem ©omcopitel Sünbniffe ju gegcnfeitigem
Seiftonb in ffiol^rung il&rcr SRed^te. Iro^ ©in-
röumung jol^Ireid^er Privilegien blieb bie fflürger»
fd^oft mißvergnügt, unb 1299 tourbe ber Sifd^of
in feiner SBo^nung mit bewoffneter ÜKod^t über«
follen.
5. Som Solare 1300 bi§ jum Solare 1522.
gfürftbifd^öfc biefer 3eit waren: 32. Otto IH.,
®raf öonSRitberg (1301—1308); 33. SubwigH.,
Sanbgrof Don Reffen (1310-1357); 34. «bolf,
®raf ö.b.üKar! (1357—1363); 35. Sol^onn I.,
@raf öon SSimeburg (1368—1364); 36.9fIorena
öon9BeöeUng]&oöen(1364— 1879):37.$ot]&oöon
^otl^enftein (1379—1381); 88. §etnrid6 I. Don
aD8oIf.Sübing]^aufen(1381-1892);39.0ttoIV.,
@rof öon §ot)o (1392—1424) ; 40. ^einrid^ EL,
(Srof Don 9Kör8 (1424—1450) ; 41. ffiolrom,
@raf üonüKörS (1450—1456); 42. Sol^onnn.,
^f olagrof öon ©immem (145 7—1466) ; 43. §ein«
rid^ in., @rof öon ©d^woraburg (1466—1496) ;
44. ftonrob, (Srof Don SRitberg (1497—1508);
45. @rtd^, ^erjog Don ©od^fen-Souenburg (1508
bis 1522). — SBie bie ©tobt bic tt)eltIid^en§o]&eit8«
rechte bcr Sifd^öf e immer mel^r )u bef d^rönfen fud^te,
fo boS 2)omcot)itel bic 3uri§biction§gctt)att ber-
felbcn. aWit bem erften ber öorgenonnten fflifd^öfe,
Otto in, geriet)^ bieferl^olb ein %f)t\l be§ S)om-
copitetö, unb jmor berienige, in beffen §änbcn bic
9lrd^ibiaconaIgett)oIt log, in bonc3tt)ietrod^t. S)om«
bed^ont Subcrt Don Sangen toax bobet Dermegen
genug, ben ffompf nid^t el^cr rul^en ^u loffen, aI3 bi§
er bic SlmtScntfe^ung be§ Sifd^ofS burd^ ben Kölner
SWetropoIiten ermirf t unb ouf ®runb bicjcS Urtl^eilS
Otto mit bemoffneter SDlod^t bertrieben l^ottc. fton«
rob, ®raf bon Serg, tourbe jum ©egenbifd^of er«
toäi)lt unb Dom anctropoliten beftätigt. Otto ober
oppcHirtc on ben $apft KIcmenS V. ; biefer Dermorf
bo8 Urtl^cil beS Metropoliten unb bel^ielt für bteSu«
fünft bie »ciiättgung ber ff ölner ©uffrogonbif dt|öfe
fid^ unb feinen 9lo^foIgem auf bem pöpfllid^cn
©ful^Ie Dor. ff onrob Don 93erg tourbe auf gef orbert,
oBjubanfen, unb je\8le\\<!^ftd)oi^am.^\%xcM^t«
meilc 99ifd^of Otto in $oiticr3 geflorbcn nxtr, fnä*
pcnbirtc ber $apft bog SBol^Ire^t beS 2)omcapitcl§
unb ernannte felbft ben folgcnben SBifd^of Sub«
tt)ig n.; bomit nmr bad ^omcapitcl in feine
©d^ranfen }urüdFgett)iefcn. iBon ben übrigen jencc
14 SBifd^öfe ^obcn gmci bic 93ifd^of§toeil^c ni^t
empfangen: ^ibolf D. b. ÜRorf unb SBoIrom Don
mm, grftcrer l^ottc bei ber SBal^I nod^ nid^t bo3
cononifd^c %Itcr, unb 7 Solare fpöter l^irotcte er
Snorgoretl^c Don SBcrg unb erbte bic ©roffd^ft
SIcDc. SBoIrom Don ^5rS fonnte gut Snauguro*
tion in SRünfter nid^t gelangen, idcU ber 7j&4nge
]^ot)anifd^e Slufrul&r (1450—1457) i^m ben gin«
tritt in bie ©tobt Dcrtocl^rtc. 95on einem brtttm
ber oben genannten Sifd^öfe, Otto IV., flogt bfe
(ll^ronif, baß er bic pontificalia Demod^Iafjtgt
l^obc unb felbft an ben l^o^en gfefttogen nid^t tio^
OJtünftcr gefommen fei, um ba§ fßontiftcolamt ju
l^olten. Wogegen Vfi p bemerfen, baß bis bo^in
Snünfter no^ feinen gfürftbifd^of gej^abt l^ot, tocl«
d^er in bem TOoßc mic Otto IV. fein ©tift gegen
roubluftigc ®rafcn unb S)t)naficn p Dertl^eibigen
^otte. @r gilt oIS bcrjienigc t$ürftbif d^of, bcm hcß
©tift ba§ ^nfe^cn gu Derbonfen fyit, beffen e§ in
ber Sfotgeseit in SBcftfoIen unb ben benad^badcn
Sönbem fid^ erfreute. S5om Scgtnn beS 14. So^t«
l^unbcrtS an erfd^eint im 93i§t|um boS 3nfhütt
ber SBcil^bifd^öfc a(§ ein f}änbige§ eingeführt. £§
bcmöl^rtc ftd^ a(§ notl^mcnbig, nomentlid^ toegen
bcS f 0 entlegenen fricftf d^en 93iStl^um§tl^ciI§. Stefe
SBeil^bif d^öf e moren aSc Xitularbifd^öfe L p. i unb
burd^gel^enbd einem Orbcn ange^örenb, in meld^
ftc bleibcnbc ©tatton l^otten. (Srfi ^opfl 2eo X.
Dcrorbnetc, baß il^ncn ein fefte§ iö]^rli(|ed Shi'
fommen ouS^ufe^en fei. Um ben ^rd^ibiaconni
feine meitcren Uebcrgriffc in bie bifd^öflid^c 3un8«
birtion ju geftatten, tourben bifd^öflid^c Offlciole
unb ©encrolDicorc ongeftellt, bic ad nutom Epi-
Bcopi fionben. ©otd^c Of^ciolc erfd^einen Dom
Seginn be§ 14. 2ta^r]^unbert§ an. ®egenSnbebe§-
felben Sol&rl^unbertS mürben il&rc ®ef^fte gct^;
ftc bcl^ielten nur bie @erid^t§fad^en, unb bie lBe^
moItungSfod^en mürben ben ©cneratDicoren üba:»
tragen. S5on bcm bis in ben Einfang bc8 16. ^aSfc
l^unbertS l^inein im SIeruS mie im 93oIf noäi
l^crrfd^cnben religiöf cn ©inn geben f olgenbe £M>
fod^en S^uQwiß- 3u ben in ber ffölncr ffircften«
proDing oQgcmein gcitenbcn ^iertagen (f* b. ^it
fföln) fomen oIS ©pecial«3feicrtagc für bie S)i5-
cefeSKünfter im 13. Sal^rl^unbertl^inju: ©t SRoriS
TOogboIcnä 1225, ©t. ffotl^arina 3. u. aJl. 1247,
S)ebication ber &)t]^cbralfird^e 1265. 3lta ein«
gefül^rt mürben: ^frol^nlcid^namSfefl um 1311
(äJerlegung beS Sal^rcSonfongS Don üßariö Ser>
fünbigung — incarnatio — auf boS g^ft ber
Sefd^neibung beS §erm 1313), SÄariä Empfang«
niß um 1320, gfcier ber großen ^roceffton 138i
ünariä§eimfud^ungl441,gfciibcr]^eaigen3Ruttcr
anno 1510. 5Reuc fflöfter mürben gegrünbet: in
aJlünfter bie Sungfrouenftöper JRI^einc unb §of*
tvxw^e, ba§ 3frater]^errcn^au§ (SBruber beS gemein«
1998
ajlünficr.
1994
fomen SebenS) unb boS t^^ouenflofter 9liefftng;
Qulerl^alb ber Stobt: bie toit boS 9liefftng§nofter
Don ben 99rübem beS gemeinfotnen SebenS auS»
gegangenen t)frauenflöfter in ©d^üttorf, ^l^Ien,
»eAim, So^olt, Sorten, ßoeSfclb, Dülmen.
ÜMf^ta, oHe im Saufe bed 14. äal^rl^unbertS. S)a2u
fomen bie regulitten SlugujtinefSl^orl^erren in
gfrenStoegen bei 9lorb]^om unb ^auS ütagaretl^
bei Srebeooott, SRarien-SSrebe bei S)ingben, ba§
iheu^l^enenflofter in IBentloge bei Stl^eine 1463
unb bog ff art^öuferflofter in ^ebbem bei S)ülmen.
9ud^ neue $fanen mürben errid^tet; |)o|pitäIer,
trielfad^ unter bem Xitel jum l^eiligen ®ei[t, ent«
fionben in allen @töbten, beggleid^en bie bem
Sebürfni^ entfpre^enben Srmenl^öufer. ^bge»
feigen Don ben 9leu- unb Umbauten gal^Irei^er
iKrd^en, meldte »öl^renb biefed S^ittaumeS in ber
Stobt SRünfier vorgenommen mürben, göl^Ite man
tmt 30 äal^ren im 99t3t]^um 42 ffird^en gotifd^en
Stils oiiS bem 15. unb bem Anfang beS 16. 3a|r«
^unbertS. ®ie 3ö^I ber Stiftungen geiftlid^cr
^frunben, nomentlid^ ber beneficia Bimplicia,
loeld^e Dielfod^ t$<)mUien>9eneftcien moren, tonäß in
biefen 3al^rl^unberten bis ^um Uebermo^ unb bamit
iugleid^ boS ^eer geiftUdber Snü^iggönger. %I§
Der ffoplon ieneS energifc^en 93if^of§ Otto IV.,
Solennes fflonfeooet, im 3. 1424 bie Stiftung
mod^te, meld^ ollen gur jö^rlid^en ^erbftfpnobe
in ^nfter oerfommelten @eifttid^en eine Spenbe
tH)n ®rob unb ®elb fld^erte — eine äl^nlid^e Stif«
iung l^otte IBifd^of ©erl^orb t>. b. SRarl fd^on
im 18. Sol^rl^nbert betreffs ber Sejud^er ber
gftul^ial^rSfQnobe geuiod^t — , gab eS in Snünfter,
obgefel^ Don ben Snitgliebem beS S)omcapitelS
mtb ben OrbenSgeifilid^en, 126 $riefter, unter
ti^en 77 SSicore, Don meldten nur menige fid^
on ber Seelforge betl^eiligten. S)a| ftd^ ^ie unb
ba bei biefer großen 3<^^^ ^on $rieftem Don
3rit jw 3«it ©ittenoerfall offenbarte, ertoeist
fic^ ^S b^ Sieformfpnoben, beren guerft 93ifd^of
feerl^rb gwifd^en 1282—1290 brei, bann 93i«
gof Subwign. 1315, 1317, 1318 brci unb
fd^of Otto IV. mieber brei 1393, 1398 unb
1413 obgel^olten l^ot. S)ie auf biefen 9ieform-@9-
Hoben erloffenen Statuten blieben maggebenb für
Ue Seftrofung ber SSergel^en, toeld^e @eiftlid^e J\ä)
fu Sd^en tommen liegen. 3eber fpnobol^flid^-
tige $riefter nutzte ein ^itmplax biefer Statuten
6efi|en unb eS auf ber j[ä^rli(|en t^frül^ial^rS- unb
derbftfQnobe Dorgeigen. ©ebrudCt mürben biefe
etatuten 1486 in SRänfter. Um biefelbe 3eit
mürben oud^ SBreoier unb SIhffale ber S)i5cefe
inerfl gebrudft, jenes in ff öln, biefeS in Strasburg
1489. %tf IBifd^of Srid^ SSeronlaffung mürbe
)u ffdin eine neue SluSgobe beS 99reDierS 1518
unb eine beS ÜRtffole 1525 oeronftattet. 3lud^
on bet not^menbigen 9lef ormotion ber ff löfter liegen
e8 bie Stfd^öfe nid^t fehlen. 2)aS fflofter SieSbom
tmtrbe 1465 ref ormirt burd^ ^nfd^Iug an bie %urS-
fübfx Kongregation, boS Sifiercienferinnenflofter
inm 1^1. SegibiuS in SRänfter 1468 burd^ ^n»
no^me ber Siegel beS 1^1. Senebict unb Unterorb-
nung unter boS fflofter SieSbom, boS Siebfrouen-
flofter in Uebermoffer burd^ ^nnol^me einer ^b«
tiffin aus bem reformirten ^egibiiflofter. 2)ie
betben Sßitl^elmitenflöfter in ©rog-Surlo unb
2)arf elb normen bie Siegel ber Sifierdenfer an unb
unterfteQten fid^ bem mo^lgeorbneten fflofter 3Ra«
rienfelb. 93on neuen Stiftungen biefer ^eriobe
oerbienen bie brei Sononicot« Kollegien, meld^
an ben ffird^en }u S)ülmen 1323, ^orftmor
1325 unb 99orIen 1433 errid^tet muroen, er-
möl^nt 2u merben. Sin iebem biefer SoQegien
na^m ber Sd^olofter eine ber oomel^mften Stellen
ein. äl^m log bie Srrid^tung unb 99eaufjfid^tigung
ber SapitelSfd^ule ob, mie bie^ in ÜRünfler am
S)om unb an oQen onberen SoDegiatftiftem ber
t$aQ mar. 2)ie 2)omfd^ule in SRünfter erl^ielt mit
bem @nbe beS 15. ^o^rl^unbertS burd^ ben be*
lonnten 2)omca))itular Shtbolf oon Sangen eine
gönslid^e Umgeftoltimg in l^umoniftifd^em Sinne
unb gelangte fofort gu groger SBlüte. äl^r Shtf
2og oon nol^ unb fem ouS SBeftfoIen, ben Siieber-
lonben, bem Sll^einlonb bis Strasburg l^inouf,
aus Snedtlenburg unb $ommem jol^lreid^e Sd^üler
nad^ SJlünfter, unb oon Dielen Stabtm mürbe
Sangen mit 93ittm beftürmt, il^ncn Seigrer ju fen«
ben, meldte in ber Sd^ule gu 3Rünfter gebilbet
mären, äebod^ l^abm biefe neuen Seigrer l^öd^fl
Derberblid^ gemirlt, inbem fte auf clof fifd^e 93ilbung
il^rer Sd^üler oUein ©emid^t legten unb bie tl^eo«
logifd^e gang Demad^läfftgtm^ inbem fie femer
burd^ SSeröd^tlid^mod^ung ber alten Sd^ulbilbung
baS Slnfel^en ber mit biefer ouSgerüfteten ©eift«
lid^en unb felbft ber ffird^e, meldte biefelbe biSl^er
l^od^gel^olten, untergruben (ffrabbe, ©efd^id^tlid^
Slod^rid^ten über bie l^öl^eren Sel^ronftoltm in SOtün»
fter, SJlünfter 1852). 2)aS ober mug j^ier ^erDor«
gel^oben merben, bog bie ^umoniften in 3Ränfier,
tro^ aller Sd^möl^ungen über bie Barbarei, meldte
Dor il^nen in Stobt unb Sonb ge^errfd^t l^bm
foQ, bie ©eiftlid^n bod^ als fromm unb ftttm*
rein loben.
6. aSom Solare 1522 bis jum 3a^re 1678.
prftbif d^öfe biefer 3eit moren : 46. griebrid^ DX,
®raf Don SBieb (1522—1532); 47. grona, @rof
Don aaSolbedf (1532—1553); 48. 3Bill&elm D. ffet-
telcr (1553—1557); 49. Seml^arb DonStoeSfelb
(1557—1566) ; 50. 3ol&ann ÜL, @raf Don $090
(1 566—1574) ; 51. ^o^ann ffiil^elm, ßerjog Don
Eleoe 2C. (1574—1585); 52. ©mfi, ^n^og Don
Sofern (1585—1612); 53. gerbinonb, ©ei^g
Don »o^em (1612—1650) ; 54. (B^riftopb Sera-
l&orb Don Solen (1650—1678). — ®ie lutl^erifd^e
Seigre brong 1524 in bie Stobt SRünfter ein unb
Derbonb fi^ l^ier fofort mit bem oufrü^rerifd^en
©eifi, melier ftd^ ouS ber l^oQonifd^en ^errfd^oft
(1450—1457) nomcntUd^ in ben nieberm SSoIfS-
floffm fortgeerbt ^otte. 93ier junge ©eiftlid^e unb
einige Seigrer ber Subgeri« unb aWortinif d^ule moren
boDon }uerfi ongeftedt unb miegelten boS SSolI ouf .
e^orofteripifd^ für bU %aw\t ^xöwssw^. ^rää^
1995
3Künjler.
1996
fle l^cröorricfcn, war glcid^ bcr erftc Sturm, ber
im 3. 1525 auf boS gratcrl^crrcnl^auS unb boS
giicjpnööflopcr geriti^tct »urbc — stoci Slnftalten,
»cld^e feiner SRef ormation beburften, aud^ fetnerlei
SSermögen Bejafeen, f onbem öon il^rer §änbe Arbeit
lebten. 95eibc tourben jd^mäl^Iid^ öergetooltiöt unb
il^rer gjiftenjmittel beraubt. 3la6) Verlauf öon
geben Solaren, toöl^renb weld^er ber ©tobtrot)^ be«
ftänbig öom ^öbel tenorifirt würbe, unb ber feiner
Siebl^aberei lebenbe unb Domej^mUd^ auf fein per*
fönlid^eS 3ntereffe bebad^te Sifd^of gfriebrid^ öon
SBieb mit einigen ©d^reiben, weld^e er an bie öer»
f d^iebenen Parteien rid^tete, ba§ ©einige getl^ gu
l^oben glaubte, »aren fed^S ^farrfird^en mit lut^e«
rlfd^en ^räbicanten befejt. S5on biefen überbot
balb einer, Seml^arb S^ottmann, aUe anberen in
ber tt)i(l!ürlid^en Slu^Iegung ber l^eiligen ©d^rift
unb in ber Sluf^ejung ber SoIfSleibenfd^aften unb
prjte juiejt bie ©tabt in ben SBiebertäuf ergreuel
(f. b. 3lrt. aOBiebertäufer). 31I§ bann bie ©tabt mie-
ber erobert unb bie Sßiebertöuf er öertrieben waren,
tmtrbe ^mar ber !at]^oIifd^e®ottedbienft in allen Jhr«
d^en mieber l^ergefteHt, aber bie Srrlel^re mar einmal
eingebrungen unb griff nun weiter um ftd^, ba il^re
SSerbreitung aud^ burd^ ^ergemt^ t)on ©eiten ber
Sif d^öf e begünftigt mürbe, t^rang t)on SBalbed trat
)um fd^malfalbif^en 93unb unb bamit ^um Sut^er*
tl^um über unb lebte t>on ha an in o^enem (Son>
cubinat. »ifd^of mtf^tlm t>. «etteler mar ber ©e»
finnung nad^ mel^r ^roteftant aI3 ftatl^olil unb er>
hörte aud^ baS S3erbot ber ^riefterel^e al§ miber
®otte§ Slnorbnung unb 3ulaffung. Sifd^of Sern«
l^arb t)on 9lae§feft mar ^mar red^tglöubig, aber
fd^mad^ unb rat^Iod unb brad^te e§ gu leiner ent»
d^iebenenSna^regel. Sifd^of Sol^annDon^opa mar
bagegen mieber ein SRann nad^ bem f^er^en ©otted;
ober i^m mar nur eine furje SBirffamfeit befd^ie»
ben. @r Iie| ben römifd^en ftated^iSmuS in ber
ffitöcefe öerbreiten unb fejte i^n aI8 9?orm für
ben SleligionSuntenid^t f eft. Slud^ lieg er burd^ bie
ganjeSiöcefe (1571—1573) eineftird^enöiptation
obl^alten, beren ^rotoIoUe nod^ üorl^anben ftnb; fie
geben urfunblid^e 9lu§!unft über ba§ Unl^eil, mel»
d^8 bie neue 2e^re angerid^tet l^at, über bie Un«
miffenl&eit ber ©eiftlid^en in reltgiöfen Singen,
über ben leid^tf ertigen unb unftttlitlen fieben§man>
bei Dieler Don il^nen. S)ag ein DöUiger %bfaD be3
©tifteS Snünfter Don ber fat^oltfd^en Seigre nid^t
p ©tanbe lam, ifi einerfeitS berUnentfd^iebenl^eit
Der Sifd^öfe ^u banlen, meldte e§ ntd^t gum ^Brud^
mit 9tom fommen liegen, anbererfeitS bem äBiber-
ftonbe, meldten ba§ S)omca))iteI Don Einfang an ber
neuen Seigre entgegenfefete. ßrft mit ber SBal^l be§
fturfürften unb grjbifd^ofs Don Äöln 6mft Don
®at)em mar ber Äan^jf um bie ßrl^altung ber fa«
tbolifd^en SReKgion im ©tifte entfd^ieben (Subm.
Peller, ©egenreformation in SOBeftfalen u. f. m.,
2 »be., Seipäig 1881—1887, in ben ^ublica-
tionen au3 ben ^reugifd^en ©taatSard^iDen IX.
XXIin; ßüfwft, flaml?^ um bie fat^oKfd^e »e«
«gion im »iSt^um müu\tex , TOwSJlu 1%^^^^,
2)a§ ©tift mar für bie fatl^olifd^ Sieligton gecettel
aber ba§ 93i§t^um l^atte bod^ groge 93erlufte er*
litten. 3m 3. 1560 ^atte «ßtu8 IV. auf «ntrog
be§ ftönigd $^tttpp H. Don ©panien baS alte
SBiStl^um Utred^t aufgel^oben unb an beffen ©tdie
ein Sr^biStl^um Utred^t mit fünf ©uffraganbiS«
tl^ümem, barunter ©roningen unb 2)eDenter, er»
rid^tet. 3n biefe neuen ©prengel mürben au§ ben
angrenjenben 99i§tpmem olle bie Sanbftrid^ mit
l^ineinge^ogen, meld^ ^u ben Srblanben ^I^UippS
gel^örten. 3nf olgebeffen famen Dom fneftfd^ 9Bi8«
t()um8tl^eil SJlünfterS bie meftUd^en ®aue an b^
SiStl^um ©roningen unb Dom meflfölifd^ 9i9>
t^umStl^eit bie ^um ehemaligen ^erjogt^um Sei»
bem ge^örenben Pfarren }um S^tbum 2)i»)enlec.
SJlit bem Abfall ber 9lieberlanbe Derfielen bie neuen
99t§t]^ümer, unb fömmtlid^e ftird^en mürben ben
SalDinem übermief en. S)ie öjtlid^en ® aue bed friep»
fd^en SiStl^umStl^eiled maren Dor 1560 fd^on jmn
fiut^ertl^um abgefallen. S)a§felbe mar mit b«:$fam
Srünen unb ber ^filiale 9tingenberg ber ^n, todäft
nid^t 5um ^od^ftift SRünfler, f onbem }um fyqoq'
tl^um (SleDe gel^örten. ^ugerbem mar 1564 ber
©raf Don 93entbeim-©teinfurt Don ber fat^olifd^
ff ird^e abgefallen unb batte bem Sifd^of 93eni^
Don fRaedfelb bie 9uSiU)ung ber geiftlid^ 3ini§»
biction in feinen ©raffd^ften gefünbigt. Snbli^
maren aud^ bie im 93eret(| bed ^od^fKfteS gelegenen
f eften $lö^e ©ronau, Oebing, ©emen urü> Sßert^
mit il^ren proteftantif d^en Seft^em jum ^rotefton»
ti§mu8 übergegangen. 9Rit ber Sßabl beS Srj»
bifd^ofS Smft Don »a^em gum g^ürftbifd^of üon
Snünfier mar, mie gef agt, ber Hamp[ um bie &>
l^altung ber fatbolifd^en Steligion im t>Dd^{Kft ent«
fd^ieben. 3um 3tt)ede ber fflSieberJ^erflettung beS
iatl^olifd^en ©laubenSlebenS l^atte fd^on ©ottfrieb
Don WaeSfelb bie Berufung ber 3efuiten in bieS)i5«
cefe Snünfter angefhrebt, um burd^ biefe auf eine
Umgeftaltung ber Unterrid^tSanfialten im fatl^n*
fd^en ©inne unb bie f)eranbilbung bed Sleru§ )u
mirfen. %ber ber $lan mar an bem SBiborfianbe
beS Statl^e^ ber ©tabt unb eine§ 3::]^eil§ be§ 3)om»
capitelS gefd^eitert, unb erfi 1588 eröffneten bie
3efuiten unter ber fRegierung beS 6mft Don Sofern
in aJlünfter il^re erfte ©d^ule. ginige 3ü1^ no^-
l^er betrug bie 3^^! ber ©d^üler bed ©Qmnafumi§
fd^on 1120. 3eber angel^nbe ^riefter fyxüt Don
ba an nad^ SlbfolDirung ber 3:riDialf(^e einen
fünfjäl^rigen ©^mnafialcurfuS unb, l^ieron an«
fd^lie^enb, einen breiiöl^rigen pl^ilofopl^ifd^ mib
einen Dieriöl^rigen tl^eologifd^en Surfud burd^*
mad^en. t)fürftbi)d^of t)ferbinanb Don Sägern ^
fogar bie Sbfid^t, bie unter Seitung ber Sefuilen
ftebenbe Sfabemie Don gmei ^cultöten }u einer
Dollftönbigen UniDerfttät gu ermeitent ©eit bem
3a]^re 1680 l^atten bie Sanbftanbe für bie lurifüf^e
unb mebidnifd^e ^kicultat 20000 2:^er bemiOigt
unb ber fjürfibifd^of erl^ielt unter bem 21. Säi
1631 Dom ff aifer Sfdrbinanb IL bad $rtDilegiun
3ur @rrid^tung einer DoOftänbigen, auS Dier ^aiU
\\SX^V\\^V5shwUmDerfltä^ S)ie«nS-
1997
ÜRünfter.
1998
ffl^rung bed ^laned umrbe iebod^ burd^ bte Un«
gmtfl ber 3eit vereitelt. fReformtrenb im lotl^olifd^en
Siime nrtrften oud^ bte neu gegrünbetenfflöfter. S§
entffamben in 9Ränfiter baS ^loriffenflofter 1613,
boS SfronddcanerHofter str. obs. 1614/24; au^er*
1^ aRünfierS: ba§ aOttnoritennofter in a3o(|oH
1626, bieSfrandScanerllöfter inSßarenborf 1628,
in Sil^eine 1685, in fßtä^ia unb SSreben 1641, bte
ftQ)nt)inerndfier inSoedfelb 1627, in Sorten 1630,
in aSeme 1658, bie Slartffenflöfter in SSreben unb
6af elünne 1652. 2)ie ffa))U5tner moren in !D}unfter
fett 1612, bie totl^nngif^en @(l^tt)eftem fett 1642
imb bie S)ominicQner feit 1661 ; olle brei Orben
brauten eS ober erft im f olgenben Sal^rl^unbert gu
fcßen 9tieberlaf|ungen. S)ie SfranciScanerflöfter in
SBorenborf, Sll^eine, SSed^ta unb SSreben mürben
mit (S^mnaften Derbunben. S)ie Sefuiten erl^telten
nod^ mit ©Qmnafien Derbunbene SoUegien in Soed»
felb unb in SReppen. Ueber bie reformatorifd^e
S^gfeU bed »ifd^ofs ^ü^op^ ^tvn^axh f. b.
9rt ®Qlen.
7. 93om 3Q^re 1678 bi§ jum Saläre 1821.
9fir{ibi{d^5fe biejer 3eit mxtn: 55. Serbinonb H.,
9id^. D. ^ürftenberg, aud^ Sifd^of t)on ^berbom
(1678—1683); 56. SWagimitton ©rinrid^, S^tf
!,og Don SüQem, oud^ Sr^bifd^of Don ffötn unb 99i-
d^of DonSutHd^ unb ^ilbeSl^eim (1688—1688);
57. Sfriebrid^ gl^rift. t)on $Iettenberg (1688 bi§
1706); 58. gfronj »molb ffiolf üon TOetter«
nid^, oud^Sifd^of Don ^aberbom (1708—1718);
59. Siemens ^ugufi, dergog Don 93at)em, oud^
Sqbifd^of Don ff öln, Sild^of Don ^aberbom, ^iU
be8]^munb08nabrüd(l 719— 1761) ; 60. SWoji-
miTum griebrid^, (Srof d. ffönig^d-Slotl^enfelS,
oud^fejbifd^fDonfföln (1761— 1784); 61.aHa.
Similion grätig, Srgl^ergog Don Oefterreid^, aud^
<Er)bifd^of Donfföln (1784—1801; ©ebiSDacan}
bis 1821). — Unter ber fRegierung ber Dorgenonnten
9ür{}bifc^5fe l^t baS Don tl^ren legten SSorgöngem
im SiStl^um mieberl^ergefteQte fatl^olifd^e @lQuben§-
leben nid^t bie Pflege unb gförberung gefunben,
toeld^ man l^ätte erttxtrten {oDen. 2)q8 Somcapttel
MiDeltlid^te immer mel^r, fo ba| am @nbe be§
18. 3a](|r]^unbert§ nur n)enige ^itglteber nod^
^efter ttKiren, nwl^renb nad^ bem Sonett Don
Xzient tt)enigflen8 bie ^al\k bei-felBen ^riefter, bie
onbere Hälfte minbeftenS 2)iaconen ober @ub-
biacone fein follten. SemerfenSmertl^e Stiftungen
nmrben Don feinem biefer 2)ont]^erren gemad^t;
ffyc Stad^Ia^ biente burd^meg }ur SBereid^erung ber
9mnUie; freilid^ nnir ber Sbel jener 3eit im ^Uge«
meinen oud^ in feinem a3ermögen§}uflanbe f e^r l^er«
mitergefommen. Sifd^of Sl^riftopl 99em]^arb l^atte
im Sidtl^m fiberdi bie Sinrid^tung Don Elementar«
Mttlen ongeorbnet unb aitd^ bur^gtfül^rt. Seine '
9Iad^oIger liefen fte Derfümmem ober eingel^en, |
mib erfl mel^ aI8 100 Sa^re f})öter brad^te ber
9Riidßer Sfronj gfriebr. SBil^elm Don gürftenberg !
bie Snorbnungen 99ifd^of§ Sl^rifbpl^ Semborbl
fttt boOen 9u8fu^rung ; benn bie Sfürftenbera'fd^e
@d^Klorimung ift in bem S^nobalftatut ßl^riftopb
Seml^rbS Dom 23.aRai 1675 in allen mefentlid^en
fünften entl^alten. gemer njar unter Sifd^of gerbi-
nonb Don 99aQem ein $riefterfeminar in'8 Seben
gerufen morben, meld^eS unter Settung ber 3efuiten
ftanb. S)te ©iöcefangeiftlid^feit gol^Ite jum Unter«
|alte bedf elben eine %ait, meldte unter 93if d^of OJi^xx*
\iopf^ Sembarb nod^ erhoben mürbe. 92ad9 i^m ging
ba§ ^riefterfeminar ein, angeblid^, meil bie Derarmte
@eiftlid^!eit bte %ait nic^t mel^r jal^Ien fonnte.
3BeiI ba§ $riefterfeminor fel^Ite, maren bie 3BeIt«
pricfter im Dorigen Sal^rl^unbert mol^l miffenfd^aft»
tid^ gebilbete S^eologen, aber mentg praftif d^e @eel"
forger. 68 fel^Ite il^nen inSbefonbere ber Sinn für
ben religiöfen 93oI!§unterrid^t, für bieffated^efe unb
bie DolfStbümlid^e ^rebigt ; biefer mürbe bem mün«
fterifd^en (SleruS erft burd^ Ooerberg beigebra^t.
^ud^ bie ^uSfül^rung ber bereits unter bem 21.9Rai
1681 bemiOigten Srloubni^ }ur (Srrid^tung einer
UniDerfitat gu 9)lünfter blieb bem !Diinifter 3für>
ftenberg Dorbel^atten. Wein tro^ ber Dielfeitigen
Sbötigleit t$ürftenberg§ !am eS nid^t }u einer
Siegeneration beS religiöfen SebenS; nur 9Rän«
ner mie fjfürftenberg, DDerberg, ftaterlamp, ff ifte-
mafer, SIemenS ^uguft unb ffaSpar 3Ra£ Don
S)rofte-93ifd^ering, Stolberg pflegten ed in i^rem
^ergen utib erhielten eS in ben ij^rem Sinpiuffe
Sugönglid^en ffreifen. ^e päpftlid^e 99ul(e ^ur
errid^tung ber UniDerfttät ift Dom 28. aWai 1773,
ba§ faiferlid^e SeftötigungSbiplom Dom 10. Oc«
tober be^felben 3abre§ batirt. 2)ie feierlid^e Sr»
Öffnung ber UniDerfttöt fanb aber erft 1780 ftatt:
für bie tl^eologifd^e unb iuriftifd^e t^ctcultöt mit
je 5, für bie mebicinifd^e unb pbUofopbifc^e mit je
3 «ßrofefforen. SiS 1795 ftteg bie3a]|l ber^ßro-
fefforen auf 22, unb gtoar 5 in ber tl^eologif^en,
6 in ber juriftifd^en, 6 in ber mebicinifd^en unb
5 in ber pbilof opbif d^en t)facultät. gfürftenberg mar
e§ aud^, ber bie g^ftungSmerfe ber Stabt fd^leifen
unb 5u bürgerlid^er99enu^ungeinrid^tenlie^. ^
lebte Sürftbifd^of Don TOünfter, ffurfiurft unb ßra-
bifd^of SRa^imilian tjfran}, ftarb }u SBien am
27.3ulil801. SSergeblid^ mahlten bie 2)omcapitel
Don ftöln unb SMn^er einftimmig }um 92ad^folger
ben SBruberSf ol^ bed Serfiorbenen, ben Sr^l^erjog
SntonSSictor; berfelbe mürbe Don $reu|en }urüd«
gemtefen. ^m 24. SJlöra 1803 na^m ber ffönig Don
^reufeen griebrid^ SBilbelm HL Don SBlünfter 93e-
fij. SJie Domel^mflen fflöfier, Sappenberg, 2Ra-
rienf elb, SieSbom, fRengerindf, mürben fof ort feque-
trirt. ©ie UniDerfttät ftettte man unter bte 9luf-
td^t ber ffriegS" unbS)omanen!ammem. 93on biefen
erl^ielt gfürftenberg im Sfrübjabr 1805 bie Sn^eige,
ba^ ber protefiantifd^e ^rofeffor Sliöller gu 2)uid-
bürg als Sonftfiorialratl^ unb ^rofeffor ber pro»
teftantifd^en 3:b<ologie bei ber UniDerfttöt angebellt
fei. gfürftenbergbemerfteinber%ntmort,berSd^ul«
fonb§ fei ein fat^olifd^r, unb an ber UniDerfttät
batten nie anbere al3 fatbolifd^ Se^rer gemirft
S)arauf erhielt gfürfienberg unter bem 29. 3mti
1805 feine (Snttaffung als Surator, unb an feine
Stelle trat nunmel^r eine föniglid^ UniDec^ti
1999
ÜKüniicr.
2000
cinrid^tunö§cottuntffton, an bercn ©pijc bcr t)ro-
teflantifc^e Dbcrprfiftbent Srl^. ö. SSincfc unb ber
2)ombcd^Qnl ®raf ö. Spiegel ber ]päitxt er^bif d^of
üon ftöln, ftonben. 93alb borouf üerfd^rieb bicfe
Kommiffton öon SBüraburg einen ^rofcffor mit
9?amen SBedloin, ber fof ort in feinen SSorlejungen
feine neologifircnbe Wid^tung in ber SBcife ^ert)or«
fe^e, ha% in ber ©tabt ein oflgemeiner Sturm
in Weben unb S)rudfd^riften l^eröorgerufen würbe
unb gürftenberg dS gopüetööicar anfangs 1806
ben si^eologiefJubirenben ben fflefud^ biefer „®Iqu»
ben unb Sitten üerberbenben SBorlefungen" »erbot
(Ihobbe a. a. O.). ®ie Sd^Iod^t bei 3ena 1806
üerl^inberte üorläupg toeitere aWoftregeln. Seuor
bie preuftifd^e fRegierung ÜKünfter öerlieft, mu|te
^r ber reici^e S)omfd^a^ ausgeliefert merben, bamit
er nac^ SJlagbeburg in Sid^er^eit gebrad^t merbe ;
er ift aber nie lieber nad^ SRünfter jurädgefommen.
S)a8S)ecret5RapoIeon§l)oml4.9?oöemberl811,
morin bie Su))t)reffton aOer fflöfter unb (Sa))itel,
baS 2)omcaf)iteI unb bie abeligen S)amenftiftenid^t
ausgenommen, auSgefprod^en mar, mürbe inSRün*
fler fofort publicirt, unb babei ber Termin, bis
)u meld^em alle fflöfter unb Jhrd^en geräumt fein
mußten, fd^on auf ben 4. 3ctnuar 1812 befhmmt.
Sen barm|er)igen Srübem aQein mürbe geftattet,
im (SlemenSl^ofpital ^u Derbleiben, faOS fte ben
f)abit ablegten. 9lur bie $farrfird^en üerbKeben
ben @emeinben ; aOe anberen JKrd^en mürben t)or>
löufig au^er ©ebraud^ gefleKt, unb il^re ©erötl^e,
3ieraten, priefterKd^en ©emänber mürben öffent«
lid^ an ben 9Reiftbietenben verlauft. 2)a baS S)om"
capitel t)om $apft nid^t auf gel^oben mar, beftanb e§
tro^ ber meltlid^en Suppreffton in feinen fird^Iid^en
fRed^ten fort. IRad^ bem 3:obe be§ legten gfurft*
bifd^ofS, ÜRajimilian Sftanj, mar beffen bisheriger
©eneralöicar SM^^^^'^'^Ö ä^m ßapitclSöicar er«
möl^It morben. Sr Dermaltete baS SiSt^um bis Sin«
fangS 1807, mo er erfranfte. ®a mürbe ber S)om«
capitular KlemenS Sluguft bon S)rofte-93ifd^ering,
ber fpätere ©rsbifd^oföonfföln, i^m als ßoabjutor
beigeorbnet unb, als gfirficnberg ben 1 6. September
1810 ftarb, ju feinem 9?ad^folger als ßapitelSöicar
ermö^lt. 3tn 3lpril 1813 aber berief 5Rapoleon öon
SmolenSl aus ein neues Sopitel unb ernannte ben
fd^on ermöl^nten ©rafen gferb. ^uguft t). Spiegel
ium Sifd^of öon SWünfter. Sejterer trug fein 93e«
lenfen, bie Ernennung angunel^men, unb l^atte eS
fel^r eilig, nad^ ^ariS ju reifen, um ben §ulbi«
gungSeib ju leiflen. IBon ba jurüdgefel^rt, ernannte
il^n baS neue Sapitel öorlöufig jum (SapitelSöicar,
unb Siemens ^ugufit öon 2)rofte«S3ifd^ering lie|
ftd^ beftimmen, il^m bie pöpftlid^en tj^acultöten ^u
fubbelegiren. Sluf biefe 2Beife abminiftrirte tjr^r.
ö. Spiegel baS SiStl^um öom 31. Suguft 1813
bis 81. ÜKärj 1815 ol^ne Sormiffen unb «uctori«
fation beS l^eiligen Stul^leS. SRittlermeile famen
KlemenS 9luguft öon ©rofte ©emiffenSbebenfen.
@r berid^tete bem l^eiligen Stul^l bie Sad^lage,
geftanb, übereilt gel&anbelt ju l^aben, unb erWörte
fJdJ ju jeber ©enußt^uuuft ttttvt, bU b« ?(Japf;t
forbem merbe. $apft ^iuS YII. erlieg bonmf
oaS 9reöe Non mediocri nuper tristitia a£Bidi
sumus, in meld^em baS gan^e IBerfal^ren alS ben
Jhrd^engef e^en gumiber öermorf en, SlemenS %\^
öon S)rofte als allein red^tmögiger SapitelSöicat
beftätigt unb il^m aufgegeben tmtrbe, bie bem wof
red^tmögig ernannten 93ifd^ofe ö. Spiegel fubbde«
girten ^^cultöten bffentlid^ }u miberrufen, baS
neue S)omcapitel für ungültig gu erflören unb boS
alte S)omcapitel unter Einberufung aUer boju ge>
l^örenben Sanonifer in feine 3ttä^it toieber m^
fe^en. fie^tereS gefd^ erfl am 9. 2)ecember 1815,
nad^bem ad^t 3:age öor^er ber preugifd^ ÜRisi^
Sd^udfmann in einem Sd^reiben cot ben Sapiiäs*
öicar (SlemenS ^guft bie Srmartung ouSgefprod^
l^atte, ba| er ben öom ^ßapfte ibm gemorbenen
Sluftrag, über bie betreffenben ©eifHtd^en bie txx*
bienten ürd^lid^en Senfuren )u öerl^ngen, mit
Snögigung unb SRilbe auSffil^ren merbe, ba btf ,
maS gefd^el^en fei, il^nen abgebrungen morben ^
fein f d^eine (ö. Olf erS, ^Beitrage gut ©efd^id^ bk
OberftifteS ÜKünfter, aWünfier 1848, «n^.). «m
14. 92oöember 1813 mar nömlid^ ÜRünfter toieber
proöiforifd^ öon preu|ifd^en Xruppen befe|t roor»
ben, unb am 16. October 1815 l^tte ber 9fi>
nifter ö. Sied im !Ramen beS jf bnigS bie ^nlbi«
gung beS SJlünfterlanbeS entgegengenommen. 2)te
äacobifird^e auf bem S)ompla| Ratten bie Sftmt*
5ofen bereits 1812 auf ben Slbbrud^ öei^ouft
nad^bem fte lange im Smfte beratl^, ob nuj^
imedfmä|iger ber 2)om befeitigt mürbe, ba feine
tnterl^altung fo loftfpielig fei unb bie 3acoii«
lird^e für bie fleine $fane bod^ l^inreid^. &((
bie Sambertifird^e beabfid^tigten fte anfangs incg*
gurüumen, um ^la^ für ein Stottbbilb 9tapoleonS
gugeminnen. Sonberpreugifd^enätegienmgunnbe
unter bem 6. Sluguft 1818 bie Uniöerfttöt anf-
gel^oben. 9lur bie beiben tJfacultöten ber $^ilo«
fopl^ie unb ber Xt^tolog^t blieben unter bem Stomen
„^labemie gu Stünfier'' befielen, ^d^ bie man«
cinifd^«d^irurgtfd^e Se^ranjlalt beftonb nod^ bis
1849. ainfangS 1821 pr^te }um erftounen ber
Sürgerfd^aft ber Xl^urm ber ^egibtipforrürd^ ein
unb ^erfd^lug bie gange JKrd^e. S)a an ber Stelle
berfelben balb bie groge ftofeme entfianb unb
man ber ^egibiipfangemeinbe bie ftoptiginadml^
als $farrfird^e gum Srfa^ überlief, beße^t nod^
l^eute im SoU ber Slrgmoj^n, ber Sturg beS X^
meS an ber alten ^egibiipfarrfir^ fei abfi^i^
l^erbeigefül^rt gemef en. %ud^ baS Stofentl^IerOofler
mürbe meggeröumt unb an feiner Stelle ebenfalB
eine ftafeme erbaut, nad^bem man öorob nod(
brei ^öufer an ber Stofenftrage gegen eJ^anofige
geiftlid^e SBobnungen auf bem Spiegeltl^urm ein*
getauf^t l^atte. 3u SRilitärgmedkn mürben meiter
Übermiefen: jKrd^e unb jflofier ber lot^ringifd^
Sungfrauen, ffird^e unb ftlofier 9lieffing, iKit^
unb Älojter ber 3^i^<^ciScaner, ber ©eorgSritter
unb ber Dominicaner. 2)ie Shcolai- unb Äntomi«
fapeUe mürben auf Slbbrud^ öerfauft 2)ie SRhuh
ritenfird^e mürbe ben ^roteflanten ubenmefen«
aRünfter.
2002
m^ bie 2)ed^net beS SnartinifKfig ffir $re-
Duldungen gefd^enü tourbe. 3n boS fRingen«
: iDurben bie Snfaffen unb Stiftungen be§
Milenenl^ofpitalS Derlegt, unb le^tered mürbe
(Dor 1829) oBgebrod^en; an @teQe beSfelben
nb bie ie^ige ÜRagboIenenftrale. SJlit mld)
: ^SorHd^t oaS Sonett Don Xrient Derful^r,
\ ben Antrag, boS Stnftitut ber SBeil^bifd^öfe
^ben, ablel^nte^ f)at fid^ aufföUig an bem
erifd^n Sßeil^bifd^of ffoSp. SRos Don 3)rofte>
iring gejeigt. Sr Denoaltete biefe§ ^mt über
Oßt (1795—1826). 3n biefer 3eit l^at er
erttaufenben bieffeitS unb {enfeitS beS Sil^einS
tttige @acrament ber f^firmung gefpenbet unb
$riefter geweil^t. SSon biefen ^rieftem ge«
i 715 ber ©iöcefe ÜKünfter, 304 bem SSi-
ffieuj, 479 ber ©iöcefe SJad^en, 148 ber
:fe Sättid^, 51 ber Siöcefe Zrier. 466 ben
tbifd^en ^iStl^umem unb SRifjtonen, 34 ber
jt $aberbom, 2 ber SHöceje OSnabrüd,
tt ®raffd^Qft Singen, 3 ber 3)iöcefe gulba
Dod (Sl^riSma unb bie l^eiligen Oeie confe-
er im ®om ju SKünfter mehrere Sö^re l^n«
. Qu|er für bie ©iöcefe aWüniier fettft für
)iöcefe Konen in Sranfreid^, für bie ®iöcefe
n unb boS SSicariot gu 2)eu^, für bie I9i§«
nc atoermonb unb ^erjogenbuf d^ unb bie f^oU
[d^en SRifftonen.
aSom äal^re 1821 big jum ^af)xt 1892.
Jfe biefer Stxi waren: 62. gerbinonb, Qfrl^r.
lind, frül^erer gürjibifd^of Don ßorDe^ (1821
B25) ; 63. ffoSpar SRas, ^rl^r. Don 3)rofie-
nring (1826—1846); 64. Sol^ann ®eorg
a (1847—1870) ; 65. Sol^ann 95em^arb
inonn (1870—1889); 66. ©ermann S)in-
6 (Don 1889 ab). — «m 7. 3uli 1821 »urbe
nie Sifd^of ^ferbinanb D. Sünind in 9)Utnfter
)mfnrt, unb unter bem 16. 3uli erfd^ien bie
De salute, afö bereu S^ecutor ber Sifd^of Don
mb, äofep]^ Don ©oJ^engonem, Dom $a))fte
nt mar. Sifd^of g^rbinanb, ein alters«
S^ 3Stam, erfranfte f d^on balb, infolge beff en
ber aud^ fd^on 75 3al^re alte frfil^ere 2)ed^nt
ilten S)om, 3oboc ^rmann D. Surmül^Ien,
toDicar be§ 9i§t]^um§ eintrat. 3e^t erj}
t mit ber (S^ecution ber SBuIIe begonnen mer»
Xm 27. Suguft 1823 ttmrbe baS neue S)om-
( omfKtuiri S3on ben alten 41 2)om]^enen
nod^ 22. SUe moren gum Sintritt in baS
Dmncatntel eingelaben. 2)ie ^ufnal^me mar
m bie SBebingung gefnüpft, ba^ jeber, ber
ttd^t ^ßriefter mar, binnen brei Monaten bie
tomeil^e }u empfangen l^be, alle aud^ für bie
ift fhicte äiefibeu} }u geloben l^ötten. 9iur
it^ SicebominuS ^einrid^ Sol^ann, gfr^.
S>toPe«|^üI§l^off, unb Ha^par ajla^ S^rl^r.
!)ti)ße«93tfd^ering, erfüllten bie SBebingungen
mribcn aufgenommen, iener als S^ompropfi,
all Sombed^ant. 2)ie ben Siu^eftanb SBöl^
i Uffiüka 800 Sn^aler iöl^rli^e ^fion
fofem fie biSI^ eine Surie auf bem Som«
pla^ innegel^abt, baS SBol^nungSred^t in berfelben
auf fieben§}eit. gfür bie 8 9lumerarcanonicate
mürben ebenfo Diele äBeltpriefter au§ bem bürger«
lid^en Staube beftimmt, be^gleid^en für 4 Sl^ren-
canonicate unb für 8 ©omDicarien. S)ie el^emalige
S)ombed^anei mürbe bifd^öflid^e SBol^nung, unb
für 10 aRitglicber beS ©omcapitetö reftituirte bie
S)omänenDermaItung 10 frül^ere Surien auf bem
S)om))la^, aber für 8 2)omDicare nur 6 SBo^-
nungen, meil über bie anberen frül^eren SSicarie-
mo^nungen fd^on bisponirt mar. S)ie Dotation
erad^tete man, abgefel^en Don ber un^ulönglid^en
Sefolbung ber S)omDicare, nad^ ben bamaligen
SSerJ^öItniffen für bef riebigenb ; fte mürbe ed ge-
blieben fein, menn ber Staat baS gegebene 93er«
fpred^en, biefclbc in liegenben ®rünben }u fun-
biren, erfüEt ^ätte. — Sie Umgrenjung beS 98i8-
t^umS erfolgte nad^ 9)la^gabe ber 99uQe De salute
unb ber SuUe Impensa Bomanorum Ponüfi-
cum Dom 26. 9)lär) 1824. S)aS SiSt^um Derlor
38 $famn, nömlid^ baS ^mtSReppen mit 27 Pfar-
ren, bie 8 inOftfrieSlanb mieber erftanbenenfat^o-
Hfd^en Pfarren Don Smben, Seer unb 92orben imb
8 ^fanen in ber ©raffd^aft Sentl^eim. S)agegen
gemann baS StStl^um 99tiin|ter folgenben3uma^8 :
a. ben ff reiS Zedlenburg mit 10 lat^oUfd^en Pfar-
ren ; b. bieffeitS bed 3a)m& ben JheiS Stedling-
l^aufen mit 21 $fanen, bie !5Ini{d^en Sommif*
fariate Sterfrabe unb Steed mit 21 $fanen uvb
Don ben J^oQönbifd^en SJlifftonen bie 4 $fanen
Smmerid^ unb SIten: c. ienfeitS bed fRl^einS Dom
frül^em ^istl^um ^aqtn bie Äantonalpfarren Sal-
car, SIeDe, (Sranenburg, SüUen, @elbem, &oi^,
ffempen, 9R5r8, fR^einberg, SBanhtm, SBefel unb
Xanten nebft i^ren Succurfalpfanen, im @an*
gen 101 $fanen. 2)er gange 3umad^ betn^
fonad^ 157 $fanen. 93om alten SiStl^um maren
Derblieben 154 $farren in SBeftfalen unb 32 in
Olbenburg, fo ba^ baS SiSt^um nunmel^r 348
Pfarren jäl^lte.
$roDicar Don 3urmäblen fungirte al§ fold^er
bi82um4.%))rU 1826, mo ber biSl^erigeaBeil^bifc^of
unb 2)ombed^nt ffaSpar ^ag Don S)ro{le"S3ifd^-
ring ben bi{d^5flid^en @tu^I beflieg. 2)erfelbe mar
bamals gmar erft 56 Saläre alt, aber feine ihoft
unb Energie mar burd^ feine mel^r afö 30id]^rige
meil^bifd^öfltd^e SBir^amfeit bereits fe^r gefd^mäd^t
Ueberbiel l^emmte bie Sinmifd^ung ber föniglid^en
Stegierung in bie ürd^lid^ ungelegensten leben
feiner Schritte. Sein SSerfel^r mit bem pöpfllid^
Stul^l ging über SBerltn; iebeS feiner Secrete unter-
lag ber ftaatlid^en Senfur ; fein $faner tonnte an*
gefteQt ober feines SmteS entfe^ merben ol^ne ftaat-
lid^e ®ene]^mtgung u. f. m. 2)ie SSerminberung
ber gebotenen f^ertage auf bie ie|t nod^ befiel^«
ben 14 erfolgte 1829; mie biefelbe }u Staube fam,
ift belannt. 2)ie Sfabemie )u fünfter erl^ielt
1832 neue Statuten. 2)arin mürbe anerbmnt,
hai fmuptjmed ber Snfialt fei ^bie miffenfd^ft«
lid^e unb religi5S«ftttlid^ SuSbilbung ber Sfing«
linge, Djeld^e fid^ bem ftti^vifüei ^Vsse^ \bc Xjkl
2003
ÜKünftcr.
2004
fotl^olifd^cn ftird^c in unfcrcm Sanbc, unb jttar
junä^ft in aaBeftfoIcn, wibmcn tüoEcn". S)cnnod^
würbe bie Sluffici^t unb Scitung bc§ 93ifd^of§ auS»
gefd^Ioffen unb ber iebeSmoIige Oberpräftbent bei
gjroöina ol8 Kurotor bcr anftolt beftcHt ber öon
jämmtlid&en berfelben angel^örigen ^erfonen qI§
i^r näd^fter SSorgefe^ter ju betrauten fei. 3lud^ ber
Sinflul be§ fflif^ofS ouf bie ©pmnaften unb 6Ie=
mentarfd^ulen tourbe immer me^r befd^ränft. ®a8
bifd^öpid^ münfterifd^e Officiolat in »ed^ta würbe
1831 errid^tet. ßur ©rünbung jweier 6^ren«
canonicQte im münfterifd^en ©omcapitel gemäfe
bem ^hnfd^en bem S^ecutor ber SuUe De salute
unb bem ©rogl^er^og t)on Olbenburg getroffenen
Uebereinfommen fam eS erft 1848. S)ie ©intl^ei»
lung be§ rl^einifd^en Slntl^eilä ber 3)iöcefe in S)e«
canote gefd^o)^ 1837, nad^bem biefe ©intl^eilung
beS meftfälifd^en 9lnt]^eil§ einige Saläre frül^er fiott»
gefunben l^atte. @o war enblid^ ba§ neue 93i§-
tl^um organifirt, aber bQ§ redete Seben fel^Ite bem
Organismus. 3n 9Kün[tcr felbft l^atte fid^ ba§
fird^lid^-religiöfe Seben banf bem fortmirfenben
Sinfiul ber befannten ,,familia sacra" mel^r al3
anberSwo erl^alten, ober in ber 5IJlaffe beS SBoIfeS
geigte fid^ l^ier wie in allen übrigen Sl^eilen be§
SiStl^umS ba§ ©laubenSIeben öu|erft Derflad^t.
®er SitbifferentiSmuS modele fid^ öielfad^ breit,
bie gemifd^ten Sl^en nal^men überl^onb. S3on ben
@etftlid^en l^ulbigten Diele bem fantifd^enÄriticiS*
mu§, ber ba§ ^er§ !alt unb ein frommed $riefter«
leben nid^t auffommen lie^. S)a erfd^ien im Saläre
1835 ba§ pöpftlid^e Srebe, weld^eS bie l^ermefifd^e
Seigre alS unfatl^olifd^ öcrwarf. ®ie| wirfte auf
SSiele alS SReinigungS« unb Heilmittel. 9Kan fing
wieber an, ftd^ auf feinen ftatl^oUcigmuS ju befin-
nen, bie Sl^eologie au§ reinen DueQen gu ftubiren
unb ftd^ baran ju erwörmen. S)a2U !am balb ba§
l^elbenmüt^ige ffleifpiel, weld^eS ber 93e!enner»
93tf d^of Siemens ^uguft t)on S)rofte«S3if d^ering auf
bem erjbifd^öflid^en ©tul^le öon Äöln in ber S3er»
tl^eibigung unöeröufeerli^jer SRed^te ber ffird^e unb
im Äampfe gegen bie gemifd^tcn gl^cn gab. S5on ba
an wud^S bie Sntfd^iebenl^eit im römifd^'fat^oli-
fd^en ©lauben im SSoIfe mel^r unb mcl^r unb war
üon ber erfreultd^ften SBirfung auf ba§ religiöfe
Seben. 3m 3. 1826 war bie friil^ere 3acobi-
Pfarre auf bem S)ompIaJ in ben S)om öerlegt unb
burd^ 9lcugrünbung t)on ^Pfarren bie 3lnja]^l ber«
fetten im fflist^ume auf 351 gebrad^t worben.
®rei ffird^cnneubauten famen ju ©taube. SJon
ben aufgel^obenen fflöftem war nad^tröglid^ ba§
tJortbeftel^cn geftattct ben gf^^andScanernöftem in
SBarenborf unb in ©orften unb am lejtem Ort
oud^ bem Urfulinenflofter.
©eit ber Il^ronbefteigung ftönig griebrid^ SB«.
]^elm§ IV. war ben ffatl^olifen beS preu|if(^en
^iaait^ eine gercd^tere unb wol^IwoHenbere Se»
l^anblung f eitcnS ber f öniglid^en SRcgierung ju Il^eil
geworben. S5on ben ^inbemiffen, weld^e ber freien
SBirffamfeit ber ftirdfte bi§ bal^in entgegenPanben,
würben bie jd^ümm^teti au!i "bim 'ä&i^^ sif-x^>mt,
namentlid^, al§ in bem böfen Sa^te 1848 unb ben
nöd^flfolgenben Solaren ben beutfd^ Sifd^fen,
unter biefen aud^ bem münflertfd^en 93if d^ofe 3o«
l^ann ©eorg, bie ©elegenl^eit fid^ bargeboten fyxüt,
ben |)errfd^em be8 beutfd^en IBoffeS ben SeweÜ
5U führen, ba^ il^re Sl^rone in ber fatl^oUfd^
JKrd^e bie ftd^erfte @tü^e finben. ftaum war ba
ffird^e bie freie Bewegung auf il^rem (Gebiete ge-
währt worben, al3 aud^ mit ber Sbl^ttung tum
IBoIfSmiffionen begonnen würbe: fte fanbenmit
^ilfe ber Orben§priefter, weld^e oalb in bie Syii*
cefe berufen würben, im Saufe weniger 3tt(te in
alten Sl^eUen ber 2)iöcefe ftott unb würben in fe^
öielen $f aneien üon St\t ju 3wt erneuert Seben«
]^er gingen an fünf Derfd^iebenen ©teUen be§ SiS«
t^umS regelmäßige geiftlid^e Uebungen für bie ^rie*
fter nid^t blo^, fonbem aud^ für bie Se^rer mü)
Sel^rerinnen, für SSereine unb Derf d^iebene Stänbe.
2)er ^nbrang num ^riefterfknbe war bomalg ein
f old^er, baß bie münfterifd^e 2)t5cefe nid^ aOein
il^re eigenen 99ebürfniffe DoUauf befriebigen, fon»
bem aud^ bie norbifd^en 9Jliffionen mit ^tiejieni
Derfel^en unb überbieß gal^lreic^e ^rieper nod^ »►
fd^iebenen ®iöcefen ©eutfd^lonbS unb ^merüo'i
weld^e an $rieftermange( litten, entlaffen fonntt
S)a3u fommt, baß bie religiöfen Orben, toel^e
bamalS im Sanbe tl^ötig waren, aud feiner Si5*
cefe mel^r al§ au§ ber münfterifd^en ftd^ rectntiit
l^aben. @tör!er nod^ war ber Snbrang }um tMib"
lid^en OrbenSftanbe. fyittt a. 83. bie im 3. 1808
t)om bamaligen Soabiutor tJfürftenbergS, Clemai
aiugujt ö. ®rofte«S5if(^ering, gegrünbete (Senofja-
fd^aft ber barml^erjigen ©d^weflem im 3. 184i
alfo nad^ SSerlauf t)on 36 3ti)^ren, ed nur auf d»
©efammt^al^I Don 82 ©d^weftem gebrad^t, totm
in 5 fleinen Zod^terl^öufem je 2 bis 3 ©(^nxPetB
tl^atig waren, fo betrug beim £obe Sifd^of 3o^
®eorg§, alfo 26 ^af)tt fpöter, bie ©efamm^ber
©d^weftem 352 unb bie 3a]^I ber Xod^tei^
außerl^att ber ©tabt SRünfler 54; Qu|erbem iJSßt
ba§ im 3. 1853 ^u ©t. aRauri| gegrünbete Sbittei»
l^auS ber jhanfenfd^wejtem t)om 1^1. SrandSaifi ii
3. 1870 außer ben 92ot)iaen 88 ©d^weftemuidii
55 Xod^terl^äufem 314 ©d^weftem. fli^ bie^
beiben (Senoffenfd^aften für Jbranfenpftege l^inti^
ließ 99ifd^of Sol^ann ©eorg feinem 92ad^foIg^ fei-
genbe fird^lid^e 3nftitute, bie, abgef el^ t»on ba
beiben gfranci§caner!15ftem in Sßarenboif sA
S)orften unb bem UrfulinenHofler gu SDorßen, die
wäl^renb feiner SlmtSfüi^rung gegtünbet äa M
erft 5ur Sutwidfelung gefommen ttxxren (Ue ii
klammern beigefügten So^\)lm geben hc& dx»"
bunggjial^r an) : 1. 2)a§ Cöllegium LudgeriaiuB
in aWünfter mit 72 SößUngcn (1849); 2. bc«
CoUegium Augusidnianum ^u ©aeSbonf wA
130 Söglingen (1849); 8. bag GolIegiomBoR»-
maeum ju aWünfter mit 61 3ögtingen (185«;
4. 35 in Derfd^iebenen äl^eilen bet SHikefe k'
fte^enbe SlectorotSfd^ulen mit geifUid^ Slectsin;
5. ba§ amerifanifd^e ßlericalfeminot \n 6t V»
Itüi tnit 27 3öglingen (1865); 6.-7. Wfir
2005
ÜKfinficr.
2006
ßd^ 6r}{e]^ng8anfia(ten für DertDol^rloSte Rmitn
iu ^ud ibaU bei ©efd^er (1856) unb 5U 9Rater>
lorn bei feleöe (1866) ; 8.-9. bifd^öpid^e gr-
»el^ngSanflQlten für Denoal^rloSte SRöbd^en }u
SRorienburg bei SoeSfelb (1856) unb )u 93rüggen
Bei Pempen (1862); 10.— 12. brei ftapuainer«
Höfler au aDBeme (1851), SDWinfter (1854) unb 5U
aWnbem bei €Ieöe (1866); 13. au|er ben alten
gconciScanernöfiem )u Sßarenborf unb S)orften
nod^ bie tJfranciöcanenefiben} }u SJlänfter (1858) ;
14.— 15. jwei 3ef uitencollegicn, 9Kifflon§]^Qu§ unb
€4oIafKcat (1851); 16. ein Slebemtoriftennofter
guSRana-^omicoIt (1 856) ; 1 7. Sd^meftem Don ber
göttlid^n Sorfel^ung, SRutterl^auS ju @t. 9Rauri^
a842) mit 15 Soljterl^aujem, juf. 115 ©(i^me-
^ent; 18. @d^tt)efiem t)om ^eiligen Stctui, !Dhitter-
ISouS }u«§pel (1850) mit 12 Xod^terj^öufem, guf.
71 @d^tt)eftem; 19. thronen Dom l^eüigften bergen
3efu, juerfl juSBorenborf (1851), uad^|er tnSWün»
tlcr : 20. ©d^toepem Don U. S. gfrou, 9nutter^au§
jtt (SoeSfelb (1851) mit 33 Slod^terl^öufem, auf.
224@(i^tüefiem; 21. ©d^meftem Dom brüten Or«
ben bed 1^1. f$franci§cu§, SRutterl^auS in ^aptUm
lei ©elbem (1851) mit 7 Sot^ter^öufem, a«!.
142 ©d^mefient; 22. ^rauen-Salefianerinnen au
et aWauriJ (1861) mit 58 ©d^weftem; 23. bis
24. 20 ©(^meftem Dom 1^1. ffarl. SonomöuS im
fUbtifd^n ^rmen^QuS m dim (1852) unb 18
€(^iDeftem Dom armen mnbe 3e{u in ber ff inber-
bettMl^fUttt bafelbft (1854) ; 25. grouen Don
ber Siebe beS guten f)irten f är gefallene $erf onen au
6t aRauri^ (1851) mit 59 ©d^föeftem; 26. Sla-
tiffenHofter au ÜKünPer (1860) mit 27 ©d^meftem;
27. Karmeliteffenflofter au Xanten (1869) mit 12
€d^meftem; 28. 14 ©d^meftem au§ ber ©enofjen-
fdMt ber 2)ien{fanögbe 3efu gl^rifti in 4 ^aufem.
Sefonbere SSerbienfie um bie S)iöcefe l^at ftd^
Bifd^of 3ol^ann @eorg aud^ nod^ burd^ bie Hebung
bcS f^ird^engefange§ unb ber gfeier bed Sotte§-
bienßeS überl^upt toie namentßd^ aud^ um bie 6r-
loedung bed ©inneS für bie SBürbe unb bie 3i^^i>e
ber (Bottedl^äufer unb il^rer SItöre ermorben. Sßenn
tat ben (e^en 44 Salären bie ^ölfte ber $fan«
Rrd^ beö 9i8t]^um§ entmeber burd^ IReubauten
crfe|t ober burd^ bebeutenbe Umbauten, Snoeite»
ntngen, burd^göngige äußere unb innere Steftau«
totimten 9Ieubauten gteid^ gen^orben jtnb, femer
no^ iol^Ireid^e fd^mude ftlofterfird^en, $farrfilial»
0ber Irronfenl^ud^ffapenen ftd^ erl^oben l^aben unb
bnrd^gel^enbS aQe ffird^en unb ffapeüen in einem
lofirbigen unb erbaulid^en 3uftanbe fid^ befinben,
fo V^ bie S)i5cefe biefeS ber Anregung au Der-
oonfen^ tuel^e Don Sifd^of Sol^ann @eorg au§-
fiegongen ift. gfreilid^ beburfte e§ bei bem 9luf»
fc^Bmng, ben bad religiöfe fieben genommen, aud)
vm ber einfad^en Anregung. S)ie 9)littel mur»
bm freubigP Don ben ©emeinben befd^afft, unb
nur bie menigfien ber festeren l^aben babei an
bk 9Dtit^iIfe onberer ®Iauben§genof)en au appe(>
ttan gebrandet. 9n neuen ^farrgemeinben ent»
Rauben unter Sifd^of Sol^ann ©eorg: 2)äffel«
morb, §omberg, ©tenben, 3u)itt6rod, iban, 9leu-
fd^nel. ®amit toar bie 3ö^I ber ^fanen im
»iStl^um auf 357 geftiegen. Sin bem, maS Sifd^of
Solenn ®eorg gefc^affen, ^atte fein 9lad&folger
Sifd^of äol^ann Seml^arb fd^on al§ langjöl^riger
©eneralDicor bedfelben großen Sntl^eil gehabt. Sr
l^at aud^ bie Don il^m übernommene @rbf d^af t in aller
Xreue gel^egt unb gepflegt unb, mo ed 3loÜ) tfyit,
ergönat unb geftü^t. Sr ^at aber aud^ Derftanben,
mit l^eiligem ©tarfmut^ e§ au ertragen, ald im fog.
ßultur!ampfeba§, tt)a§ in langen Sauren fo mül^fam
unb f orgenDoO ge jd^affen toar, mit rauher §anb aer-
ftört tt)urbe. gür Sifd^of Sol^ann 93em]^orb galt
e§, 3Rut]^ unb ff raft au betoa^ren, um ben ffampf
für unenblid^ SBid^tigercS , für bie Qfreil^eit ber
iiird^e ©otteS unb beren unDeröu^erlid^e iRed^te, au
fömpfcn unb lieber ^Uc§ au erbulben — ®ro^un-
gen, ^fänbungen, ©efängni^, SSerbannung — , als
Don biefen Siebten auc^ nur baS SRinbefte prei§au«
geben. SIeruS unb SJolI ber S)iöcefe ftanben il^m
in biefem ffampfe treu aur ©eite unb befunbeten
baburd^, toie fefte Sßuraeln baS in il^nen gemedCte
@lauben§leben gejd^lagen l^atte. Unbefd^reiblid^
gro| war bie Qfreube, mit weld^er ber au8 bem ßgtl
feimfel^renbe Sefenner-fflifd^of Don feinen ®iö«
cefanen empfangen mürbe. SBa§ bem tnamifd^en
aum ©reife gemorbenen unDerge^lid^en Oberl^irten
nod^ an ffröften unb ©efunb^eit übrig geblieben,
l^at er in ben fünf Sauren, meldte il^m no(^ au leben
Dergönnt maren, in ber erfüQung aller bifd^öflid^en
^flid^ten Derael^rt. 2)a§ 99i§t]^um umfaßt je^t in
45 ©tobten unb 809 gflecfen unb S)örfem 366
^fangemeinben, ba au ben Dorl^in ermahnten 857
nod^ 2 unter Sift^of Sol^ann fflem^arb unb 7
unter bem je^igen iBifd^ofe ^ermann ^inaugelom«
men ftnb. S)ie 3<^^l ber ff atl^olifen mirb annöl^emb
900 000 betragen. IBon ben ^fanen ftel^en 24
unter bem $atronat ber Slegierung, 65 unter
Saienpatronat, bie übrigen 275 ftel^en aur freien
Sefe^ung bed 99ifd^of§. !Rectorat§« beatt). Snnes«
ürd^en beftel^en in ber ©tabt 9Rünfter 6, in ber
ganaen S)iöcefe 55. S)ie S^^ffi ber ^riefter beträgt
1100. 3ni Eulturfampfe entbehrten 156 ipfarr»
fteEen il^reS Pfarrers ; je^t fmb aEc mieber befejt.
SSon ben fflöftem fmb nad^ TOilberung ber Ü)iai»
gefe^e f olgenbe mieber Don il^ren früheren Snfaffen
eingenommen: 3 granciScanerflöfter mit 20 $rie»
ftem; 3 ffapuainerHöfter mit 13 $rieftem; 1 Ur-
f ulinenflofter mit 29 ©d^toeftem ; ©d^meftem U. 2.
gfrau (au^er 4 Käufern in Olbenburg, bie nid^t
aufgel^oben waren) in 7 |)äufem, aufammen 11
§äufer mit 143 ©d^meftem; ffreuafd^toeftem,
^JDktter^auS in ^Spel unb 3 Käufer für ffranfen*
pflege ; ©d^meftem Don ber Sorfel^ung in 18 §öu«
fem mit 181 ©d^meftem; ©d^meftem Dom 3. Or-
ben be§ 1^1. t^ranci§cu§ au SapeQen mit 57 ©d^me-
ftem ; barm^craige ©d^meftem 69 §äufer mit 644
©d^meftem (innerl^lb ber ©iöcefe); ffranfen-
fc^meftem Dom 1^1. 8franci«cu8 54 §öufer mit
339 ©d^meftem (innerl^alb ber ©iöcefe) ; ©d^me-
ftem Dom guten igltteu. 1 ^oäx^xw^^^^^^ö^wS^s^^
2007
ÜKünfter, Scbaflion.
2008
I
Sonomäcrinncn, 1 C^ouS mit 11 Sd^iocftem;
©icnftmägbc Sl^rifti, 4 C)äufcr mit 15 ©d^iocftcm ;
©d^iocftcm Don bcr d^ripiid^cn fflorml^crjtgfcit,
2 ^ftufcr mit 7 ©d^meftcm ; Klariffcn in SKünfter
unb ffcöclacr mit 32 ©d^ioeftcrn. 9?eu gcgrünbet
würben: auftcr bem Skriffcnfloftcr in ffeüclaer
1 f)au8 für Scncbictinerinncn (öorläupg in aWoria-
feamicolt) ; 2 SUcxiancrflöftcr : ÜKariä-Sinbcnl^of
bei S)orftcn unb ©quS ffanncn, ^\Qxit SlmcIS«
büren, 12 Srübcr, unb 1 2rapificnHoftcr, 2 ißatreS
unb Dier Srübcr ju ÜKoria-SSecn bei ®roft»SRcfen.
(S5gl. au^er ben im %tii ongefül^rten Duellen:
Begesta historiae Westfaliae . . ., begleitet
Don einem Urfunbenbud^, ^erauSgeg. D. ^. %. @r«
l^arb, fünfter 1847—1851, L H, fottgefe^t
unter bem Sitel SBeftfälifd^eS Urfunbenbud^, be»
orbeitet Don 91. SßilmanS be^tt). ^. Sfin!e, SDlün-
fter 1871—1888, IH— V; bo^u 3nbicc8 b. %
SDBilmanS, g. grieblänber, 6. % ^tr)hm, 1861.
1871. 1877, unb oIS eine 3lrt @up})Iement: S)ie
@ef(^i(i^t8queQen be§ 99i§t]^um§ 9Rünfter, l^erauS»
gegeben Don f^freunben ber Doterlonbifd^en ®efd^.,
TOünfterl851-1881J— IV;ffinbIingcr,aRün«
fterifd^e Seiträge, 3 93be., Smünjler 1793, unb
@efd^. ber altem ©rafen, 2 Sbe.; D^iefert, Seiträge
u einem münfterifd^enUrfunbenbud^e Iu.U, 9Rün-
ter 1823; S)erf., TOünfterifd^e Urf.-Sommlung,
7 93be., goeSfclb 1826—1837; 3eiWr. f. Doterl.
®efdtl. u. aitertl&umSfunbe, ÜHünfter 1838— 1892,
50 »be. ; SibuS, ©rünbungSgefd^id^te ber ©tifter,
^farrfird^en 2C. im 93i8tl&. ÜKünfter I, 9Rünjler
1885 ; S)erf., S)er ®au2ermeri!e, ebb. 1877 ; ®erf.,
^Beiträge jur Slamenfunbc meftfälOrte, ebb. 1890 ;
®erf., Sie ©tabt 9Künfter, ebb. 1882.) [SibuS.]
9tftitfler, ©ebaftian, ^ebraijt unb ffoSmo-
grapl^, Don feinen @taubenSgenoffen ber beutfd^e
S5ra unb ©trobo genannt, marb 1489 ^u 3ngel«
im in ber ^folj geboren. Sr mürbe ©d^üler beS
ronciScanerS ff onrab ^edicon, meld^er im fflofier
gu SRuff Qd^ über l^ebräifd^e Siterotur, £]^eologie unb
oriftotelifd^e «ßl^üofopl&ie »orlefungen ^ielt. TOit
^eUican )og er nod^ Tübingen unb bilbete ftd^
unter Sieuc^lin meiter im |)ebräifd^en ou§, möl^«
renb er gleid^geitig unter Sodann ©toffler Don 2tu«
ftingen für matl^emotifd^e ©tubien ftd^ begetjlerte.
Um ungeprter fid^ ben SBiffenjd^ften mibmen gu
fönnen, trat er in ben Sf^^onciSconcrorben, legte
ober fpäter ebenfo mie ^eUicon, burd^ Sutl^erS fiel^
bemogen, bo8 Snönd^üeib ab unb ging nod^ ^ei«
belbera. 9)od^ im 3. 1523 erfd^ien Don il^m ein
(ebröifd^eS 2Borterbud^ unb eine fur^e bebröifd^e
®rommatif, im 3. 1527 aber Proverbia Salo-
monis: accedit dialogus in commentariolo
R. Aben-Ezra, hebr.-latin. mit beigefügter gram«
matifd^ Srf lörung ber Sßorte, unb eine d^Iböifd^e
®rammati!, bereu er fid^ mit Wed^t in ber Sorrebe
rül^mt, toeü fie bie erfle mar. ^ierburd^ fam er in
go^eS Snfeben unb erhielt au(§ 1529 mit ©imon
rpnäuS einen Shif nad^ Sajel. kleben mat^>e»
mattfdden unb pl^ilologifd^en SSorlefungen foUte er
and) t^eologifd^ "^tttn^ totVl n oSbtt \a. \A^t;\
lederen nid^t ftar! mar, iDurbe er balb boDon btS>
penfirt. ßr ftarb an ber ^ft ben 23. SKoi 1552.
Son feinen ©d^riften (DgL bie Sibliot^e! Don (SeS*
ner-©imler 621 ff.) lieben mir nur folgenbe au8:
1. Biblia hebraica, charactere singiüari apad
Judaeos Germanos in usu recepto, cum la-
tina planeque nova translatione poet omneü
omnium hactenus ubivis gentium editioneB
evulgata, et, quoad fieri potuit, hebndcie
veritati conformata : adjectis insuper e Bab-
binorum commentarüs annotationibns band
poenitendis, pulchre et Toces ambigoas et
obscuriora quaeque elucidantibus, Bas. 1534
ad 1535, 2 voll in fol.; 1536, 2 voll in 4«;
1546, 2 voU. in fol. Sei ber latdnif^n Ueber«
fe^ung fd^to^ er fid^ fo Diel iDie möglid^ an ba§
^ebröifd^e Original be§ Stabbi 3a!ob 93en S^jpi
an ; eS !ommen barin Diele ^ebraiSmen Der, noment«
lid^ an ©teilen, mo il^m ber ©inn ber SSorte bindd
mar; bod^ fd^altete er in ^rentl^efen eines mb
ba§ anbere SBort ein, moburd^ ber ©imi ber
©teile aufgeflört merben tonnte, ober forgte bunt
fleine Sinfd^altungen unb ^ßoropl^rofen für baS
93erftönbni|. SBenn er l^ierbei eine gro|e 8md'
ni| ber l^ebroif d^en ©prad^ Derrot^^ f o bleibt auf
ber anbem ©eite bodd aud^ rid^tig, bag er bes
Sommentarien ber Siabbinen oft gu Diel @eltimg
beilegt unb ber lateinifd^en ©prad^ ®emalt on*
tl^ut. 2. Compositio horologionun in piano etc,
Basileae 1534, 4®; 3. Organum uranicmn,
theoricae omnium planetarum motus, cano-
nes etc., Bas. 1536, fol. 4. Budimenta mathe-
matica in duos libros digesta, Bas. 1551, foL
5. 9lm befannteften ift feine megen gal^lreid^r ^o^
fd^nitt-SUufteationen (bef. 3. Auflage, 1550) noii^
^eute fel^r mid^tige SBeltbefd^reibung gemorben,
meldte er ^uerft beutf d^ Deröffentlid^te unter bemXitri
^Sodmograp^ei ober Sefd^bimg oller ZSaäm,
^errfd^ften, fümemflen ©tetten, (äefd^id^, (Sc
bräud^en, fiantierungen k,", }uer{t Safel 1541,
bann öfter. 9Rünfier überfe|te boS SOBerf felbfl iirt
Sateinifd^e, unb fo erfd^ien e§ 1550 gu Safel;
au^erbem gibt ed eine frangöflfd^ Ud^e|imgr
Safel 1552, unb eine italienAd^, ebenb. 1558.
SJlünfter l^t bie Sfhonomie, ©eogropl^i^ ®n^
monil unb ÜRatl^matif nid^t mefentlid^ meüer ge-
förbert, unb fein Serbienft bejte^t bt^QB§ vaäic
barin, ba| er auf biefe So>^QI^ bdS mcn^i^Rtjni
SBiffenS bie Sufmerifamfeit l^ingdenlt fj/oL So*
gegen ent^ feine 6o§mogrQ))l^ie neben xn^tanlls"
ri(|tigen unb fjkibell^ften ffi^ K^Q|baie 92ad^ck^
ten, namentlid^ über S^eutfd^lanb unb bte @4«Ki}.
(Sgl. Melch. Adamus, Vitae (}erm. ^ukM^
Ed. m, Francof. 1705, 66 sq.; 3. Swcte,
ei^ren-tempel ber 2)eutfd^ ®ele^rfamieit IngS-
purg 1747, 137 ff.; ©d^rJkC^, i^IId^gei<^ feit
ber »eform. V, 72. 96 ff.; 2. (Skigar, ®eji^. bei
©tubiumS ber l^br. ©)nrad^ in ^eutfd^Ionb, 8r(9*
lau 1870, 74 ^. 90 ; ^le§, Seitiage gor 6ef4
ber l^bröif d^ unb oramotf ^ ©täien, SRäi*
^1884. 20 ff.) [8«|.]
!009
ÜRünjer.
2010
JHbqer, Xl^omaS, ein redoMonärer
Bäjitoöxmtx b€d 16. 3ct]^rl^unbert§, tourbe um
L490 §u Stolberg am ^or} geboren, ftubirte ^u
Sittenberg, erlangte bort bie SJlagiftenoärbe unb
xot in ben geifili^en @tanb. Snünjer geigte fräl^-
icitig eine fiarle Abneigung gegen ben ^bel, maS
mm barauS erdörte, ba| fein SSater oon einem
Biafen @toIberg }um @algen Derurtl^eUt Sorben
eL 9nän}er ]^a|te aucfi bie fd^oloftifd^e SHetl^obe
n ber Xl^eologie unb ftubirte mit befto größerem
Eifer m^ftifd^e Sd^riften, Dorgügtid^ bie Don fauler
ntb äood^im. 2)a er fie nid^t burc^brang, lourben
eine Segriffe üermirrt unb feine ßinbilbungSfraf t
ftri|t; lierin ift toofjii ber näd^fte ®runb feiner
Kilb l^ortretenben Ueberfpannung unb @d^tt)ör-
nctei }u fud^en. 9Rit btefer pf eubomt)ftifd^en 9Hd^«
ung, bie fein ungeftiimer Sl^arafter unb ber S)rang,
iutdf Sl^atfraft l^erboi^uleud^ten, nod^ Derfd^Iim-
iterten, trat er in^3 amtlid^eSeben, n)urbe5uerft Sol«
aborator in ^fd^erSIeben, bann jtaplan in ^alle,
^ferauf Selber 5u93raunfd^tt)eig, 1520 erfter $rebi-
VX ku StoidcLVL @d^on in feiner %ntritt§rebe eiferte
t f^tx ftar! gegen baS ^apfttl^um unb baS ff lofter»
Aen. 3n ber gfotge mu|te er bie @tabt megen
>er ÜRitanfiif tung ber bafelbft auSgebrod^enen Un«
uä^ Derlaffen. 2(n SBittenberg tt)oQte il^n fiutl^er
ti^ als Seigrer anerfennen ; f o manbte ftd^ QJlttnger
n bad l^ufitifd^ aufgeregte 99ö]^men, fanb iebod^
wtt ben ftd^er gel^offten ^nflang feineSmegS; er
»erlief be^l^alb ^ö^men unb toar, nad^bem er eine
Seitlang unfiät uml^ergeirrt xoax, fel^r loobl ju-
tieben, in bem furföd^ftfd^en gledfen ^Iftebt al§
ßrebiger ber neuen Seigre angefteQt p merben, mie
^ benn aud^ SReland^tl^on oorl^ölt, ba| er tro^
dfet^al^Ierei mit 3fur(^tiofig!eit bennod^ ftd^ beim
htrffirften oon @ad^fen ein ^^D^eft", b. i. @d^u^
lefud^t l^be. @d^on ^u ^f d^erSleben unb f^olle l^atte
DUbiger gegen ben ^erjog Smft, Sr^bifd^of oon
Dtogbeburg, eine SSerbinbung angebettelt, meldte,
0 tiienig 93efHmmte§ aud^ über il^re S^^^^ be»
icl^tet tovth, bod^ ftd^erlid^ gegen bie ftrd^Iid^e ^uc«
oritSt im Mgemeinen gerid^tet toat. 2(n S^xdan
wdbonb er ftd^ mit fieuten, meldte fid^ für $ro-
liefen ausgaben unb bie ffinbertauf e oermarfen.
bin d^arofterifirte ftd^ SRünjer bereits al§ baS
toftige ^aupt ber focialen Sleoolution. 3n Sil-
lebt prebigte er tapfer unb gemannSulauf; er
tflrtrte fid^ aß ^ropl^eten, meld^em ber l^eitige @eift
Bifionen eingegeben l^abe, mie fold^eS aud^ fein
}lmaab ®tor$ t)on fi^ auSfagte. 3m herein mit
einem @efinnung§genoff en, einem el^emoltgen Sar*
ncßten C^^feri^, füftete SRün^er eine @e{eQfd^aft,
DdU^ fi^ oerppiid^tete, „einanber beijuftel^ien unb
!bi neued 9teid^ oon lauter ^frommen unb ^eiligen
nf (Erben gu errid^ten". @r l^ielt ftd^, toit el^emalS
}k 3firae(iten, oon ®ott berufen, bie gottlofen Sa»
looniter (b. i. bie ffatl^olüen) au§5urotten. S)em«
(emä| gab QRünger ben SRitgltebem biefer fog.
^cifttid^ ®enoffenfd^ft, bie ftc^ in eigene S3er>
eid^niffe eintragen mußten, als ^flid^t auf, nötl^i«
lOifalä ben SBeg ber Sßerfolgung unb ©etoalt
gegen bie „t^einbe beS SoangeliumS'' gu befd^reiten.
^Äuf biefem SSBcge ging er felbft tapfer oorauS. 3ln
ber @pi^e einer gottlofen Siotte gog SRünjer nad^
bem na^en, oiel befud^ten SBaÜfa^rtSorte Stalber-
bad^, Iie| bort aUe Silber }ertrümmem unb bie
Äirdjie atö eine „©pelunf beS SeufelS" nieber-
brennen. Ungefd^eut prebigte er nun nad^ 9rt ber
fpöteren Sacobiner bie @runbfö^e ber @Ieid^]^eit
unb Srüberlid^feit ; aUe t^ürfien, gleid^oiel ob !a«
tl^olifd^e ober ber neuen Seigre ergebene, müßten
ftd^ bem gemeinften (Sl^riften gleid^fteUen. ^ir
SJlenfd^en, leierte SRünger, ^aben aUe einen gemein«
famen 93ater in 9bam ; mol^er anberS fommt nun
biefer Unterfd^ieb in ben Stauben unb ben@ütem
als oon ber SEprannei, meldte bie ®ro^en in bie
33BeIt eingefül^rt l^aben ? SBofür feuf jen toir in ber
^rmut, wäl^renb jene in ben Süften fid^ möljen?
3n Sriefcn an Obrigfeiten unb ©tobte fogt er
runb ^erauS, baS@nbe ber Unterbrüdfung ber fßblttt
unb ber3:t)rannei ber ©ro^en fei gefommen; er f^aU
oon @ott bie @enbung erbalten, aUe SQrannen
auszurotten unb über bie IBölfer red^tfd^affene Seute
5U fefcen ; baS Siedet beS @d^merteS fei bei ber ©e»
mcinoe unb nid^t bei ben Surften. SWünjerS Stel-
lung gu Sutl^er mar anfangs gmeibeutig unb f c^me*
benb, f 0 ba| Sutl^er barüber unbe^aglid^ mar unb
beüagte, ba|; 2:^omaS baS „Seinige" (Sutl^erS
Seigre) einerfeitS lobe, anbererfeitS eS aber mieber
oerad^te. Sutl^er „!ann begl^alb ben @eift beS $ro«
pikten Sl^omaS nid^t leiben''; „er rebet i^m in un«
gereimten, nid^tfd^riftmä^igenSBorten", „bafeman
glauben foUte, er (3:]^omaS) fei oerrüdt ober be«
raufd^t". anein bem Solfe gefiel aWünjerS fjrei»
l^eitSeoangelium, unb fo gemann er balb ^nbang.
2)ie6 erbitterte Sutl^er fel^r, befonberS ba IDlünjer
auf Sutl^er ebenfo f^mä^te mie auf ben $apft unb
bem IBolfe laut fagte, Sutl^er f^aht tool^I bie ®e«
miffen erlöst oon ber SRad^t beS ^apfteS, l^alte fie
aber unter bem 3od^e fleifd^lid^er gfreil^eit gefeffelt
unb entl^alte il^nen bie gfreil^eit beS ®eifteS oor;
er l^abe ftd^ nur be^l^alb gegen ben ^ßapft erl^oben,
um ftd^ felbft an beffen Stelle gu fe^en ; aud^ fei
er ein Sd^meid^Ier ber gfürften gemorben. Sutl^er
brang auf ein SSerl^ör SDtiingerS in einem Sd^reiben
an ben fturfürften griebrid^, toorin er fid^ fel^r be»
fd^mert, ba| „ber Satan ju Sllftebt" auf feinem
(Sut^erS) „TOift p^e unb il^n anbelle". Sutl^er
mal^nt aud^ in einem Sd^reiben an ben fRatl^ unb
bie ®emeinbe gu SRül^H^aufen, mol^in 9nün}er fid^
5u begeben im Begriffe ftanb, oor „biefem falfd^en
@eift unb ^ropl^eten in Sd^afSfleibem, ber in«
menbig ein rei^enber SBolf " fei, auf ber §ut §u
fein. Seine Sefre ift il^m „ein tott ffiing", mie
icXb an ben Xag fommen merbe. allein bie üßübl»
l^äufer feierten ftd^ nid^t an fiutl^erS SBamung, fon-
bem fd^Iugen ftd^ gu SRünger. 3e^t manbte ftd^
fiutl^er an bie föd^fifd^en gfürften unb rietl^ ben«
felben, SKünjer groar prebigen gu laffen, il^n aber,
f obalb er bie f^fauft erl^ebe, auS bem Sanbe gu jagen.
Um etmaS gu tl^un, lie^ ihirfürft Qfriebrid^ SKünger
nad^ SBeimar oorlaben ; l^ier 404 ^dö^ htxSjtÄr. ^'c
2011
ÜRütter-lBcrein — ÜRuiS.
2012
burc^ Säugncn auS bcr ©d^Iingc. Snbcfe warb c8
il^m bo(^ au enge in aiftebt ; er trat eine Seife
on, fom gen 95afel, wo er mit DecoIampabiuS
unb §ugott)aIbu8 befannt würbe, „fd^meifte burd^
Bä^roaUn, granfen unb Sl^üringen, würbe öom
»at^e öon ÜKül&Il^aufen vertrieben, ju gulba in
ben I^urm geworfen unb tarn guiejt nod^ 9lüm«
berg, wo e§ il^m nid^t öiel beffer ging" ; ber bor«
tige ÜRagiftrot gab il^m, el^e er fid^ feftfe^en fonnte,
ba§ conBÜium abeundi. S)od^ erlief üßün^er
t)on ^icr au§ eine fulminante gpiftel an Sut^er,
worin er biefem oorwirft, er wolle il^m bie ^anb
ftiÜl^alten, „aud^ im S)rudt ju fd^reiben" ; er fei ein
neuer ^apft unb f diente feinen gürften ftlöfter unb
ftird^cn, baft fie aufrieben feien. ®abci crl&ält
Sut^er nid^t bie feinften ^räbicate : Iftod^gelel&rter
gjube, auSgef d^ämter ÜKönc^, S)octor Sügncr, SBit«
tenbcrgifd^er $apft, Sungfer 9Kartin 2C. Sut^er
nannte biefe ßpiftcl bie ^Sllftebter gurie" unb
forgte bafür, bafe faft fämmtlid^c 6jemj)Iare mit
iBefd^Iag belegt unb Demid^tet würben. SBöl^renb
2utl)cr bei Sielen im SSolfe t>txlox, ftieg 5IJlün3er§
Slnfcl^cn wieber in bie ^'6fit; er fcjte ftd^ jum awei«
tenSMal in TOül^ll^aufen feft. S)te Sürger, weld^e
bie t)on einem Sippen SKünjerS, bem ©d^wörmer
Pfeiffer, angefül^rten ^öbell^aufen jurüdCwcrfen
foOten, gingen felbft au biefen über; ber Siatl^ mu|te
capituliren unb ÜKümer gewäl^ren laffcn, f ogor öer«
fpred^en, ol^ne ber Semeinbe SBiffen unb SßiEen
nid^t§ a^ rid^ten unb au fd^Ud^ten. ^uf SniinaerS
Setrieb würbe 1525 in SRü^D^aufen ber alte
SRatl^ ah' unb ein neuer eingefcjt. 9Ba8 bem
rollen Raufen am beften gefiel, war bie 3bee
ber (Sütergemeinfd^aft, weld^e TOünaer prebigte,
unb weld^e nunmel^r jur SBirflid^feit werben foUtc.
2Bie aber 9Rünaer biefelbe öerftanb, aeigte er balb:
er aog bie ffloftergüter ein unb bel^ielt für fid^
felbft ba§ fflefte, a« 93. ben reid^en Sol^anniter«
^of. Pfeiffer, ein auSgefprungener W6nä), oer»
einigte feine §orben mit bem ^Inl^ange ÜKün-
aerS ; öorl^er aber ftattetc er mit feinem Raufen
bem naiven Std^§fclbe einen röuberifd^en 93efud^ ab,
Silünberte unb acrftörte ftird^en unb fflöfter, öer«
agte ober ergriff „bie Pfaffen unb ©bclleute" unb
!am bann mit reid^er Seute belaben nad^ Tlnf^U
l^aufen. ®ieObrigfeit war öertrieben, bie (Sewalt
in ben ^änben ber SReuterer. @erabe langte aud^
bie 92a^rid^t an, ba| in thronten unb Bä^xoaitn
ber 9lufru]^r im beften (Sänge fei, bafe öon 40000
aSauem bereits über 100 ©d^löffer unb öiele Älö«
fter geplünbcrt unb aerftört worben feien. S)iefe
mad^tc bem fanatifd^en SKünacr 3Rnti). 6r fam»
meltc feine Slnl^önger in Qfranfenl^aufen unb aWü^I«
l^aufen, fiangcnfalaa unb Sennftebt, f owie bie 93erg«
leute im 9Kan§felbifd^en, unb rüftete fie eilig aum
ffriege. ßnblid^ fd^lojfcn mel()rere aunöd^fi bebrol^te
Surften, ber ffurfürft Sol^ann unb §craog ®eorg
Don Sad^fcn, ber Sanbgraf ^l^iltpp öon Reffen
unb ber §craog §einri^ öon ©raunfd^weig ein
93ünbnife unb traten mit einer nid^t fel^r ftarfen
S^ad^t bon f^u^oolf unb Sieiterei ben ^ufrül^rem
entgegen, bie, 8000 SWann flarf, eine f el^r öort^«
l^afte Stellung auf einer Slnl^öJ^e bei gfranfenl^ufen
eingenommen l^atten, aber mit ®efd^ü^ unb 9Rn*
nition f d^led^t Derforgt waren. 9lod^ einmal na»
fud^ten bie ^nfül^rer ber f ürfUid^en Gruppen axA
3Ritleib gegen ba§ oerfül^rte SSoÜ ben Sßeg ber ®üle
unb boten il^nen ®nabe an, mofem nur Wmya
unb bie SiöbelSfü^rer ausgeliefert würben. Mein
SJiünaer fanatiftrte feine ©d^lad^topfer auf 8 9Jeuc
burd^ eine wüt^enbe Slnrebe unb t>ei{)xti ^(nen
einen DoUftönbigen Sieg; fein feinbUd^ ®ef(^|
werbe il^nen fd^aben, er werbe alle ©efd^offe mit
feinem 9Iermel auffangen! 6in eben am ^immel
erfd^einenber Siegenbogen warb Don ÜRünaer oü
baS ftd^ere ^immelSaeid^en angegeben, ba| mm
loSgefd^lagen werben muffe. Ol^nel^in ^atte fid^
9)iünaer burd^ bie @rmorbung eines @belfnatai,
weld^en bie t^ürften an bie Sauem gefanbt l^otten,
ieben friebli^en Ausweg abgefd^nitten. SHe ^uf«
rül^rer gingen am 15. ^ai 1525 unter bem ähife
„ jfomm, l^eiliger ©eift !'' in^S Sd^Iad^tgetümmel
meierten fid^ a^^ l^rtnödFig, würben aber fo üöOig
gefd^lagen, ba^ i^r SSerluft 5000—7000 a»mm
betrug. SRünaer flob nad^ t^ranfenl^oufen unb Der»
ftedfte fid^ in einer 99obenIammer, warb aber entbedt,
in Unterfud^ung genommen unb nad^ ^elbnmgen
gebrad^t. ^ier gab er auf ber fjfolter feine 9Ritt)er>
fd^worenen an. 2)arauf warb er in^S Säger no^
ÜKül^D^aufen abgefül^rt unb nebfi Pfeiffer unb 24
anberen StebeQen entl^auptet. 3nt Anfang feiner
@efangenfd^aft aeigte pd^ SJhtnaer nod^ tro^ig;
fpäter aber geftanb er reuig feine f^teDeltl^teo,
legte nad^ fatl^olifd^em SRituS bie SSeid^t ab unb
empfing baS Slbenbmal^l unter Siner ©eflalt %if
bem Eingänge aum Sd^aff ot befiel il^n ein f o gro^
Sd^reden, ba^ er baS apoftolif d^e ©laubenSbdemit^
ni| nid^t mel^r aUein beten tonnte, fonbem bagbec
f)eraog Don Sraunfd^weig eS il^m Dorbetete. Olit
bem 2:obe üßünaerS erlofd^ in 2)eutf d^lanb bie dob
i^m l^erftammenbe Secte ber SBiebertoufer nid^
eine Secte, bie wegen il^reS gewalttl^tigen, blut*
bürftigen Sl^arafterS bei ff atboliten unb ^teßan-
ten gleid^ Derl^a^t geworben war; gum ®lüd 1^
fte jiebo(| in fpöterer 3^it tro| i^reS fteigenben
Sßad^Stl^umS nid^t mel^r wie früher ben furd^ren
Sinflu^ auf baS politifd^e fieben, beffen Ssifhii)
burd^ bie anabaptiftifd^en älafereien im Snfoi^
förmlid^ bebrol^t war. (SSgl.Strobel, Seben, Si^»
ten unb Seigren S^omä SDWinJerS, 9iümberg 1795;
S. D. iBacato, anün^erS &^arafter unb S^idff^i
§alle unb Seipaig 1812 ; Seibemomi, %f^. 9Ruii)er,
eine SBiograpl^ie, 3)re8benunb Seipa- 1842; 3)ttf.
ßnbe beS SauemfriegeS in Sl^ürtngen, in ben
5Reuen ÜKittl^. b. Il^ür. fäd^f. SSereinS XH; %.%
^olal^aufen in 31. Sd^mibtS §iflor. 3eitfd^. IV;
OKarj, %\i, gjiünaer unb §einrid& Pfeifer, (Söt»
tingen 1889.) [S)üd.
^tttUt'^itdUj f. IBereinSwefen.
fSnte, Simeon (ÜRorotte) be, ein ge*
fd^ö^ter gjeget unb ^rofeffor be« ^ebröifd^ jn
^ariS, war geboren ju Orleans im 3- 1587,
2018
2Jlun!acj — SMufloj.
2014
umrbe Sotionicud unb Srd^ibiocon ^u SoiffonS
imb erl^It 1614, otö 9iad^f olger SapetS {], b. 3(rt.).
ben Sel^rftul^l ber orientaiif^^ @prad^en an ber
Sorbonne. SBeitere ßinjell^eiten au§ feinem fieben
finb ni^t befonnt; er ftarb im % 1644. 9)tU
oem Sobe, tteld^ed bie Don % XarinuS üerfogte
(Srobfd^ tl^m fpenbet (f. bief elbe in ber fiömener
SuSgobe {eined $faImencommentar§ p. TU), ftim»
men bie nieiften SBiograpl^en überein. S)e 9Rui§'
ttrid^gfted SBerl ift ein Kommentar ^u ben $fal"
men, ber )uerf} 1630 }u $ariS in 2 Sönben, bann
ttieberum 1650 als erfier iBonb ber @e{mnmt-
iDcrfe erfd^ien; otö SSororbeit bagu l^otte er fd^on
1620 einen breifad^en robbinif^en Sommentor
Kl 19. $falm unb 1625 einen Sommentar p
50 erjien ^falmen l^anSgegeben. S)ie befte^
ober giemlid^ f eltene SluSgabe be8 großen ^folmen«
commentarS ift bie Don $aquot beforgte Somener
unter bem Xitel Simeonis de Muis Commen-
tarioB literalis et historicus in omnes psalmos
DftYidis et selecta Veteris Testamenti can-
tiea, ad editionem optimam Parisiensem a.
1650 recusus, I et II, Lovanii 1770. @ie
cntl^&It gugleid^ einzelne 3u{ä^e Don 93offuet ^u ben
Sfatmen, eine 2)iffertQtton jum 21. ^{alm unb
cme Sorrebe Don bemfelben, f otoie Derfd^iebene, auf
bei SerfafferS Sob be^äglid^e 2)0€umente, Sriefe
vnb Sel^nlid^ed. S)ie gange Anlage beS Sommen»
lord ift d^rafteri^fd^ für bie Stellung, meldte
bc SRuiS }um l^ebröifclien Urtext be§ ^tten Sefto»
nenti einnimmt, eine SteOung, toeld^e aud^ in
feinem Streite mit 3. 9norinu§ gu Soge trat.
S>er fog. maforet^ifd^e Sle^t gilt i|m atö aBetn
listig; be^l^alb fd^ä^t er ben IBuIgatateit gering
Vüb 9Ölt bie Ueberf e^ung beS 1^1. f)ieront)mu§ au§
bem Urtext für Diel rid^tiger, aber bod^ nod^ ^ier
viib ba Derbefferunggbebürftig. 2)te SSerbefferung
foü feine eigene Ueberfe|ung liefern. 2)ement«
med^enb ftnb il^ für bie Srflörung aud^ bie
KirddenDöter meniger ma^gebenb al§ bie rabbini»
\fyn Kommentatoren : l^ier liegt, toie f d^on Salmet
iemerft, bie Qä^toäqt feinet SommentarS, unb
bol^ ftommt aud^ ba§ abfpred^enbe Urtl^eil 91.
6imon'8 (Histoire crit. du V. T. 425) , bafe
Ue (Irflörung mand^eS entl^alte, moburd^ fte Iang>
MUig merbe. 2)ie^ berüdfftd^tigt, bleibt inbeffen
teßel^, ia% boS Sob, loeld^eS nid^t nur ftatl^o»
Bfen, Arie Soffuet, fonbem aud^ ^nber§glöubige,
}. S. 3. tBu|torf, bem Sommentar fpenben, ein
lool^IberbienteS ifl f^freili^ lann bie neuere bibUf d^e
Xq^fritil i^m in ber SBertl^fd^ö^ung beS mafo-
teü^ifd^ Xeited nid^t beipflid^ten , tro^ feiner
ABsertio veritatis hebraicae adversus exer-
dtationes ecclesiasticas in utromque Sama-
ritanorom Pentateuchum J. Morini (Paris.
1631), ber Assertio veritatis hebraicae altera
(Paris. 1634) unb ber Castigatio animadver-
nonum Jo. Morini in censuram exercitatio-
mim eccl. ad Pentateuchum Samaritanum,
nve Hebraicae veritatis assertio tertia (Pa-
ris. 1639), n>eld^e bie 9(nttt)ort auf bie ent-
fpred^enben ©d^riften beS 3. aWorinuS (f. b. 9lrt.)
maren. 2)er 9hi^enbiefer @d^riften befte^t ^öd^ftenS
barin, ju »eit gel^enbe Sebauptungen beS 3. SWori«
nu8 berid^tigt gu l^aben. «18 gfrüd^te feiner raBbini«
jd^en @tubien mögen nod^ enoöl^nt merben feine
Ausgabe Don B. Davidis Kimchi Commentarius
in Malachiam, hebr. et lat., Paris. 1618, femer
Specimen variorum sacrorum, Paris. 1634
(aud^ abgebrudft unter bem Slitel Varia sacra
variis e rabbinis contexta in Tractatumn
biblicorum vol. 11 sive Criticorum sacror.
Vn, Francof. ad M. 1695, 391—538); enb-
lid^ bie Annotationes in psalm. XXXIY , in ben
Institut. Hebraic. Don ScHarmin (1622). ®ie
fd^on oben erttmbnte (SefammtauSgabe feiner äBerf e
erfd^icn ju ^ariS 1650, beforgt burdb 61. b'?lu»
Dergne. (IBgl. Niceron, Memoires XXXII, 332
ä 337; B. Simon, Histoire critique du Vieux
Testam., N. ed. Botterdam 1685, 425 et 470;
Nouv. Bibliogr. gener. XXXVI, 868; Hurter,
Nomencl. Ht. I, 804 s.) [91. gffer.]
9tititiUiQ, iBiStl^um, f. @ran V, 1011 f.
fBnno}, aegibiuS, ein ©egenpapft unter
bem 92amen glemenS Vm. (1424—1429). 3n-
folge ber im SoncU Don ffonftan^ am 11. 9{o«
Dember 1417 Dorgenommenen Sßaj^I be§ $a))fie§
ÜKartin V. batte bie ffird^e mieber ein unbejtoeif el»
bar red^tmö^ige§ Oberl^aupt; bemungead^tet ful^r
^etruS be Suna fort, auf bem @(bIoffe }u $eni«
fcola für einen Ileinen JheiS Don Slnl^öngem ben
^opft 2u fpielen. 3loä) in feinen legten Seben^
tagen (geft. SloDember 1424) ernannte er Dier Kar«
binöle, bamit fie nad^ feinem %oh einen neuen
^apft tt)öblen lönnten ; brei Don biefen möl^Iten
mit 3n[timmung be§ JtönigS 9lIfon§ Don Slragon,
ber bem ^apfte TOartin V. jümte, njcil biefer feine
9lnfprüd^e auf Tleapel nid^t anerfannt l^atte, ben
SanonicuS Don ^Barcelona 9[egibiu§ iDlufio^ ^um
©egenpapft (ßlemenS VlII., nid^t ju Derwed^feln
mit bem red^tmö^igen ^(ip\i SIemenS VIU.)^ luöl^-
renb ber Dierte Sarbinal ftd^ gar einen eigenen
$apft (Senebict XTV.) ernannte. ®er fog. 93ene«
biet XIV. tourbe bis jum 3abte 1429 gar nid^t
befannt unb Derfd^manb, a(d ibn fein SBöl^Ier be»
fannt mad^te, ol^ne einen 9lnl^änger ju finben, fo«
gleid^ au§ ber ©efd^id^te ; SRufSo) bagegcn ^atte
bie protection be§ JtönigS Don 9lragon für ftd^,
ber allen feinen Untert^anen bei ©träfe ber ®üter«
confiScation bie ©emeinfd^aft mit SKartin V. Der«
bot. S)em)uf olge mirtbf d^af tete SRunog in ber 3Beif e
be Suna'S auf bem IBaticane ju ipefiifcola fort,
ernannte Sarbinöle unb fyiüt gleid^ nad^ feiner
eingebilbeten Sr^ebung auf ben papftlid^en @tubl
fiegaten auf baS Don SKarttn V. berufene ßoncil
5U @iena abgefanbt, meldte ein neues @cf)iSma
anfad^en foQten. @o fd^Ieppte fid^ baS fog. $apft«
tbum beS 9)htnos biS jum Saläre 1429 ^in ; ba
gelang eS enblid^ ben Semübungen beS SarbinalS
Don t^ois, ben ff önig Don Slragon mit ^ßapft SJlar«
tin V. auSguföl^nen, unb bie| l^atte bie 93eenbi«
gung ber $apft«3farce )ur t)foIge. ÜRuno) entfagte
2015
ÜRuratori
2016
t)or bem Sorbinal Don gfots am 26. 2tult 1429
aflen päpftlidftcn 3lnfpräd^en, unb cbcnfo Iciftctcn
feine garbinäle anf i^re 3Bürben aSerjid^t. ©afür
erl^ielt TOunoj ba§ Stetl^um ÜKttjorcQ, unb 91I-
fonjo be fflorgia, einer feiner Slnl^änger, weld^er
Diel bagu beigetragen, bal SRuno^ feine angemalte
SBürbe aufgab, ba§ 9i§tl^um SSalenda. Sine gleid^
barauf Dom ßarbinallegaten öon gfo^S 8" 3^^'
tofa abgel^altene S^nobe befeitigte bie möl^renb
beS @d^i8ma§ entftanbcncn 2Ki|bräud^e unb Un«
orbnungen. (Sgl Mansi XXVm, 1117 sq.;
Eaynald ad a. 1423, n. 7. 10; a. 1424, n. 2;
a. 1425, n. 4 ; 1427, n. 22 ; 1429, n. 1. 2. 4. 6;
©ef cle, gonc.-® ef d^. VII, 396, 41 7 f.) [Sd^röbl.]
9tittafoti, Submig^nton, ^ibliotl^efar in
ajlobena, einer ber größten ©elel^rten feines 3a^r«
l^unbertS, mürbe ben 21. Odober 1672 )uSignoIe§
im (Sebiete üon SRobena geboren. 6r mad&te feine
erftcn ©tubicn bei ben 3efuiten unb erl^ielt feine
weitere 93ilbung auf ber Uniöerfttöt feiner SBater«
ftabt. 9leben oerf (i^iebenen SBiffenfd^aften, in benen
er fid^ auSbilbete, rid^tete er auf bie ©efd^id^te
üorjüglid^ feine 9Jufmerffam!eit. ©d^on oor öollen«
betem 22. Saläre l^atte er ftd^ einen fold^en 9^]^m
ber ©elel^rf amfeit ertoorben, ba| er öon bem ®rafen
ftarl fflorromeo nad^ 5IJlaiIanb berufen würbe, um
bort bie Sluffid^t über bie berül^mte ambroftanifd^e
Sibliotl^e! ju fül^ren (1694). «uS ben reid^l^al«
tigen nod^ ungebrudHen @d^ö^en berfelben gab er
l^erauS Anecdota ex Ambrosianae bibliothecae
codicibus, I— H, Mediol. 1697—1698; HI ad
rv, Patav. 1713. ®er ^erjog Wainolb I. Don
SDlobena rief il^n im 3. 1700 rtad^ SKobena ju«
rüd unb übertrug il^m bie ©teile eines Slrd^idarS
unb fflibliotlftefarS. 3n biefem 9lmte »erlebte er
ein l^albeS Sal^rl^unbert, toäl^renb beffen er aud^
$riefter unb $ropft 5U Santa SJlaria bella $om*
po\a tourbe. 3ucrft gab er ba§ für bie italie»
nifd^e Siteraturgefd^id^te nid^t unwid^tige SBerf
Della perfetta poesia italiana, Modena 1706,
l^erauS. S)arauf erf d^ien feine öielbefprod^ene ©d^rift
De ingeniorum moderatione in Beligionis ne-
gotio, Paris. 1714, Col. 1716, Francof. 1716,
Aug. Vind. 1779, im 3ntereffe bcS ^ermefianiS»
mu§ beutfd^ l^erauSgegeben unter bem Sitel: Sub»
»ig 9lnton ÜKuratori über ben redeten ©ebraud^
ber SSemunft in ©od^en ber SReligion, öon Dr.
Siunbe unb Dr. Sraun, ßoblens 1837 (bamit
ftel^t in SSerbinbung 3. SB. ©raun, gl^renrettung
8. % TOuratori'S burd^ »enebict XIV., Srier
1838). 3n biefem 93ud^e fud^t 5!Kuratori ju jcigen,
ba^ unb toie weit bie fjjfreil^eit be§ S)en!enS in
©ad^en ber SReligion ftattl^abe. Sluffel^en mad^ten
feine Se]^aut)tungen über einige ?Punfte be§ fatl^o»
iifd^en ®(aubcn§ unb SebenS, 5. 93. über bie un«
befledtte @mt)fängni6 ÜKariä, über bie ^eiligen»
öerel^rung u. a. m. 9le]^nlid^en 3n]&alt8 waren feine
©d^riftcn Della regolata divozione de' Cri-
stiani, Ven. 1723; De superstitione yitanda,
Mediol. 1742. S)icfe 93üd^er riefen jal^Ireid^e 9ln=
griffe gegen il^n ^ett)ot •, Wt^wÖitö^x^^SÄ^^^^!^^^^^
Iie| er unter bem Flamen ^ferbinanb SelbeftuS er>
fd^einen. 3m % 1708 brad^ ein Streit jwif^es
bem Jhrd^nftaat unb bem ^ergog t)on SRoboa
über ben 99eft| ber ©tabt Somacd^io ouS, in tod«
d^em SRuratori au§ S)ocumenten baS Siedet feines
^erjogS unb be§ rbmifd^en JfoiferS gegen @ele^
wie gfontanini, 3accctgni unb 9I6ani nad^}n)Deifen
fud^te. S)a er l^ierbei Don feinem C^erjoge ben Sttf*
trag erl^ielt, bie ®efd^id^te be§ &aufed ffle fn
fd^reiben, ftenteerbieumfoffenbftenunterfudjimgen
in ben Slrd^iben unb IBibliotl^elen StoIienS an.
®ie fRefultate biefer Qforfd&ungen , bei benen et
aud^ wegen ber SSerwanbtfd^ft ber Käufer Sße
unb Sraunfd^weig mit fieip^iger ®eld^rten in
93riefwed^fel getreten war (1715), Dcröffentlid^
er in bem 3Ber!e Della antichita Estensi, 2 yoL,
Mut. 1717—1740. SBeü er in biefem SOSerfe Mc
3[nf))rüd^e be§ f^aufed Sfie auf ben Seft( m
gferrara unb (Somacd^io nad^^umeifen fud^, e^
regte er in !Rom einige Unsufriebenl^eit. Simn
unDergänglid^en 9tamen aber begrflnbete fid^Stu*
ratori burd^ bie großartigen sufammen^ongenben
SBerfe, in weld^en er bie ® ef d^id^te Don 3talien ime
fein anberer Dor il^mbearbeitete. Sr gab nömlid^ eise
große ©ammlung ber ®efd^id^tdquenen 3toßenSim
SOtittelalter l^erauS (Reniin italicarum Scriptores
ab a. 500 ad 1500, 28 voll., Mediol. 1723 ad
1751), weld^e für bie ®efd^id^te StalienS Don be^
felben Sebeutung ift, wie bie Monmnenta Qa^
mamaefiirbie@efd^id^teDon2)eutfd^Ianb. Ski in
biefen Scriptores aud^ bie Siogropl^ien ber $öppe
aufgenommen finb, f 0 leud^tet ein, weld^ ffia^
baS äBerl aud^ für bie ftird^engefd^id^te 1^ ^
mit l^angen ^ufammen bie i^tiquitates itali-
cae medii aevi, 6 voll., Mediol. 1739—1743,
17 voll., Arezzo 1777—1780, meldbe DO«
©in!en be§ römifd^en Sleid^S gleid^fons bis jsin
3a]&re 1500 fid^ erftreden. 3m britten Sanbe bej>
felben ift baS merlwürbige ©d^riftftüd Deröffent*
lid^t, wetd^eS unter bem dlamtn „Slhtratorifd^
gfragment" ober „SJhiratorifd^er Kanon*' fürte
biblifc^e Sinleitung^wiffenfc^aft Don fo gro|er
SBebeutung geworben ift unb ungegöl^Ite Unter*
f ud^ungen l^erDorgeruf en l^at (f. j^oulen, Sinleit in
bie 1^1. ©d^rift, 3. «ufl., gfreib. i. 93., 1890, 34ff.).
f)ieran f d^Ue^en ftd^ bie unf d^ö^baren, mit ^ounenS*
wertl^em Sfleige bearbeiteten Annali d'Iti^ dal
principio dell' era Tolgare sino all' auio
1749, 12 voll., Mediol. 1744—1749; mit 3^«
fä^cn, 17 voll., 1753—1756; in neuer «nSgä?,
18 voll., 1818-1821 ; in beutfd&er Meberf&g
Don »aubi§, 993be., Seipjig 1745—1750. »»
feinen weiteren ©d^riften, bie beinal^e die S'Ofi^t
beS menf d^Iid&en SBiffenS umfaffen, finb gu nennen:
Anecdota graeca, Patav. 1709; Novus tiie-
eaurus veterum inscriptionum, 4 toIL, Mel
1739— 1742, Lips. 1745, Venet. 1780; Lite-
gia Rom. vetus., 2 voll., Venet. 1748. Sei«
gefammelten SBerfe erfd^ienen ^rej^o 1767 bö
1780, 36 fflbe., SSenebig 1790— 1810 in 4891».
^ap[t Senebict XIV., weld&er bie grofeoi Sk»
2017
mutet — TOuil.
blenfk SRumtDtf« onnbrnnte, d(^ttte untei bem
IS. StptaiAtt 1748 an i^n rin (eruliigtnbee
S^ttüm in Slnbttrai^t bcrf^tbtnn Vtigiifft,
mmÜ^ CT M but^ feint Sänften jUQqoeen ^atti.
Scr ^fl V^titb i^m: SBoS Don feinen fBatra
in Knit ni^t gefoHm ^üe, Üqie^ flc^ auf bit
ndäiil^ ShntHtictioit btS rSmifi^ $a)ißeS in
fchiai Staaten, ba man bort anbeten 1(bmci|>ten
fotgt anb man^t feiner ^otoufifekungen unb facta
füi mtrii^ sSlten. SBftren biefelben Sünee uon
ttwtn Snbon in feine SBnh aufgenommen mof
btH, fo l^tttn bie Itctieffenben SongtesoÜDnen in
Slinn Ikuun Slnponb gniommen, fie )u berbieten.
&|ttnl fei bei i^ ni^t flef^lc^, ba bie 3u'
nttguns, mcl^ man in Slom p SRutatori ^e,
ItffntQi^ btfannt fei, Qlet^mte bie Sd^tung, bie
Imc Xdente unb jfetmtnijfe, mie in bei ganzen
WBdt, fo inStnn einßStten. 2hi bemfetben 3a^
(27. Sugu^ 1748) fAiieb i^m (Sangantlli, na^-
noll Sßa)iß eitmenSXIV., bamalS eonlullor bei
ba CtnigRgation bei ^ligen ^nquifititm, einen
fc^anerltnnenbtn%rief. erf(!(|ie^t: *3ßa8mt(^
betrifft, fo mflibc i^ mi«^ auf immer glSiflic^ pm»
fcH, wenn i^ auf iigtnb eint SQrift bogu beitragm
tSnittt, <£u4 (BntqtiQleü ntticrfa^n m la^m
■nb bet SBe^oIgimg ein 3tel 1» {c|(n, bie man
eraen Su4 übt, ba (3 boi^ auf bei S^ell leinen
SRann gibt, bet unfete ^eilige StcUgton mit glei-
tet Stürbe Ute 3t)t oert^eibigl. Sei ^a^ bet
Sbeiglibibigen ift ferner )u ertragen. Wan taxat
fte ouf leine Sieife übetgeugen, — ba fie alle
Sbcra, bie i^en burc^ ben Hop] Qt1)tn, für un*
tnnpbllu^e SiDQmen balten." Snuiatort ftarb am
23. Stonüar 1750. ®ein Beben bcfi^iieb fein
9tef^ StaniSoIi Snuioton: Vita di Ludovico
Ktmtori, V enezia 1756; eine anbm $iogia-
M^ ifl von Sloqfiufi 99ienna gefc^tben unb fte^t
bei E^broniua, Yitae Italorum doctrina ex-
«eÜentiani X, 89 sq. ßine lefenSnert^t !Bio-
gtatibie con gi. Sleina ftebt Uor bei neuen %u8*
gäbe feiner Annali d'Italia. (ESgl. Troya, Studi
intomo sgli Annali d'Italia del Uoratori,
Kapoli 1877.) [@nmS 0. S. B.]
9btm, ^etniic^, 0. Carth., ^iftoritei,
taäx 1586 ju Saben im %atgau gebaten, \tu*
birta in ben SefuitencoQegien ju fiujern unb ^mn-
tntt, fpötti an bei Soiboitne ju $ari3, trat im %
1614 in btn Raitl^ufnoiben, nuibe bann $id'
(itratDt im Aloflei gu 3ttingtn im S^buigau unb
Patb 1638. SSon SBebeutung ift fein äBcif Hei- '
Tstw SoDcta sen ParadiBue 8aactoniin Hel-
Tetia«flonmi. S)a8ftlbt tif(^ien erfl 1 0 3af|re nac^
fetnon Xobc gu Sujem (in golio mit 40 jfupfem),
fptor ju @t. Sauen (1751, o^ne flu^fet). ßS
«it^ bie fitbtnBgefi^i^te allet ^eiligen unb
Seligen beO S^meigeilanbcS. 3SaS er in ben ibm
gug&ngliti^ Cluellen fanb unb mal an Uebet»
liqnungen t^ befonnt mürbe, ^at DJtuier fleißig
ttfnnnneit; Mtifdie ©i^lung mangelt aÜerbingS.
SttirtT ^interlieg aufinbem umfangreittie Slanu-
foilrtc über bie (Sef^c^te ber Sif^äfe Don Pon>
«minildrtrDn. TIIL 2. Run.
ftanj, g^ur unb Sitten, fonie Ober eine Stet^ »im
ft^raetjerifd^en fflbflern. ffiiefe fconbfd&tiften be-
finden \\d) je^l in ber AantonSbibliotbcf }u gfrouen'
felb. (SBgl. Seu, pttvtt Sejiton Xfl, Sfliid^ 1757,
576. unb iOIuÜntn, ^biomue einn f^beiiei.
^iftorio^rop^ie. «mi 1874, 73.) [«.aHa?«.]
^itri, c^enialige füiftlid^ SenebicHntmbtci
im ffanlon Slargau, feit 1645 nai$ ISritS bei
%Djen »erlegt, mürbe um ba8 3a^i 1027 gegt&^
bet »on 3ta. bei Sottet &emaS gfrtebric^ Don
Scitbringen,unbberen@enaQl,bcni@iafen9tabbot
Don ^llenburg'^abBbuig, fonric bem 39iuber bei
le^leni. Säif^of ÜBenier ju €tTagbuig. ben Sc
bauer bei ^absbuig. S)u ei^ 3Rini^ boom
auebemfflDflereinpebelniioaaRnri. 3m3.1064
iDurbe bie ^lofterfin^ gu (Etilen befi IjL SRar-
tin ejngemei^t. ^Mele ^bSbuiger fonbtn bafeOiß
ibre ÜHutieflatte. Suer^ ftonbcn bem neuen iflo^
^trijpfle, feit 1066«ebteDor. 3m 3. 1082 (innen
Wöniii Don €1. ^lofien no^ 3Rim. unb eS hmi-
ben nun bie «Sa^un^en Don SIugnQ ^er eingeführt;
boi$ behielt man in Sbnxii^ung Don benjelbcn bie
SlbtSiiiürbe bei. !BaIb boiouf Dereinigte fi^ ^Stm
mit ber ^itfc^auei Congiegotion. Sei eifle 9Ibt
euitfrib (1085~]096) flatb im iRuf e bei ÖeÜtg-
teit. ffaifer feeinrii^ V. befidtigte bem ffloflei
1114 befjen Äed)le unb Siei^eiten. 3)ie abtfl-
loat)! foUte uom (SonDente frei Doigtnommen mcr*
ben ; bie ^bDccalui ßanb bem Seltenen bcfi ^bS>
burgiii^en @e]i$1e(4te8 |u, bei im 9}amen beS
.ffdiierS duc^ ben SBiwtbann ouBübte. 3m Uebrigen
joUlen ßeute unb §ßfe befl ftlopert leinem n»elt«
liefen tKic^ter. fonbem eingig ber (Bemalt befi übte«
unterroorfen (ein. SWS ©tift erhielt ou(6 gnlilreii^
payfliid^e SeflStigimg»' unb ©(^Jtfiriefe, fo Don
3nnocenjU.(1139)unb§abriflnIV.(1159). SHe
©rafeii Don ^üb^burg unb ftqburg fornte go(|I«
rci^c anbere Ferren ber ^la^baif^ft ftattelen
ba§ j^lofler mit reichen Sd^hingen auB, fo ba|
baSfelbe fi^on int 12. 3a^i^b<it auSgebebnte
SJefil^ungen ^atte. Sofl 3raueirfIoftet §eimet|(^-
n)ql in ber ^ia^e Don Muri nur bem Slbte fo-
tDobI bejü^liiib ber geiplii^en Seitung alB begüglic^
ber ÜJermaltung bei Xempoialien unlet^lll. äu^
iDor mit bem Stifte ft^on Don SInfang an eine
©i^nle Deibunben. in rixli^nia^lteii^t^ünslmit
Unlerrid)t etgiellen. Sßielfac^ beff^fttgten H bie
9)ibnd)e mit bem 9(6fiöreiben Don a3ü(^em, 3d-
banueä ®rui^ leiflele tüi^tige« mit ber gebet unb
bem^-injel, unb ein Unbelamttet [i^eb bie Acta
Murc-neia, eine g^ronil bei JMofterS.
3n ben ffriegen jmift^en Oeflenel^ unb ben
(^ibgenofien öalte Muri Diel gu leiben, ba biefe
VbSbutgij^e StifKing fii% mitten im ffriegB-
idinuplaße befanb ; Dielfo^ Derroeigerte man bem
filofter bieabgaben. unb einmal gerftBrien bie ßib-
gencilen fogar ba^i ©tiftSgebäube hnre^ geuer.
gcl)lic6Iid) tarn lliuii im 3. 1415 mit bem übri-
gen ofletreicbiidien ^latgau an bie Gibgenoffen unb
iuuibe ben |ec^4 Crten 3üri(6, ©c^wgg, Sugem,
Untcrmalben, 3ug unb @laiu9 unter^eOt. 91ad^
bcm bog fflo^ct gun^ nur eint ^toia^tetibt Stel-
lung tingraommoi ^tte, jali t8 fic^ 6oIb wr-
OKlöftt, ju bm gibgenolfni in gute SBejit^ungen
lu tohn, unb tofl^Ite bol^tt 1431 bie gmonnttn
(t^ Orte ju S^irm^errcn. Slieie Jic^ertm i^m
die bistirngm ^tiSfit unb ^tiuiltgicn ju; bo^
«tW es im gfirii^et Äriege (1443—1445) »ie-
bentm großen S^btn. ^uc^ bie fflo^biSctfilin
^anb f^on feit btm 13. ^utirfiunbcrt in 3)iiiri
nif^t mel)r auf bet frülfteni p&lft; notfi mel^r |anl
R( torittr^in infotgt ber hr^Iic^en unb polili-
It^en Siinen, ba bie ©eneralco^I nt(^t me^c
geilten unb bie üüjitationen unteilaffen tDurben.
3u Anfang befi 15. ^o^r^nbettS toat in SJlun
baS gemeinfc^oftlii^t Sebtn bnm^ iKTfd^uninbm;
{cber Sonoentuale ^ttt inneilialb b« Alo^n»
numein fthtc btfimbtre SBo^ming unb ^uSlial*
tung. 3)afi fHoflet trat jtoar bet !6uiBfelbei Son-
gngntiDn bet f^""' fti^ «bn balb miebn Don
beiftOitn loSgetsst ju ^btn. Singelne fleSte,
wie 3D^ann feagnautr (1480 — 1500), gaben ein
fi$Iti$teä Seifpiel. Sie SBiffenfii^aften nutben je-
lio4 nenig^eni ju @nbe beS 15. 3a^tbunberte
Wiebfi mit teßtm ßifet gt^iflegt, unb einjetne Gon-
DentualmniutbEnflnUnioeqitätengtlc&itft. S)ur(^
$apft 3uliu§ n. ti^ielten 1507 bie lebte uon
^uti bcn @ebiaudE| bei Sßtmtificalien, aQein ber
€onuent u»t ju Anfang be€ 16. ^a^t^unbertS
ouf aii^t Vlitgliebei jufauimengefc^nmljen. $ei
ber @IaubenSft>aItnng ftonb 9bt Saureng uon ^ei-
bcgg (1508— 1549) tntf^ieben fürbicgi^altung
ber tat^olifi!^ Steligion ein ; ebcnfo blieben bie
meinen Sonotntualen i^rei frirdit unb il^ien ISt-
lübbentrtu; jnti btr[eliien naren auf berS^iS-
tiutation }u i&iben unb untergeic^nelen bie tati)o-
ii(^ 2eI|r|Qi)t. iRur jtDei 5Dißn^e traten jui
Sinterung über; ben nomlic&en ^ifydti traten
Ditr ^tonnen in ^etmetfr^iDQl. Seim Sanbuolte
leboi^ gri^ hie Srrle^re tioS ber Semu^ungen
«3 ibteS immer mtlir um fiq, unb 1529 gogen
bie 3ün$er unoerft^eni in baS fog. Ifreiamt unb
überfielen ba8 ffloflet ÜJhiri. 3)et 3lbt aurbe ge-
fangen genommen, ieboti^ balb bon ben Sujemem
nieber befreit. 3m jtwiten ffap^irietftiege lamen
bie Sßemer na^ OJiuri, Jitünberien baS fftofter,
itifd^tuaen bie SBilber in bet ffir^e unb Berbrann-
ten einen Si^eil ber fftopetgebäulit^felten. ^aä)
bem ^ebtnef^Iuffe tourbe baS gfieiamt miebet
nur totbolifc^en ffit^ jutüdgefü^. 9Ibt Saurenj
lieft bie Äbfterfirc^e unb anbere mit bem ©tifte
Berbunbenen ©Dttef^äujer «ieber ^erlieDen, Her-
mt^rtebengonBentbun^lufno^meneuer^Jlitglit-
fier, Ie|te bie ©i$ule fort, beuic^ertebieSBibliotbet
unb re^üurirte auc& baS gfrauentlofter §emietfd6"
ttpl. Sie aebte 6^riftop6 Bon ®ru( (1549 bis
1564) unb ^ierongmusgrei (1564—1585) fug-
ten bie flloflerbiStipIin ju ^efien, fÜefeen aber hier-
bei auf SBiberftanb unb ©i^tDierighiten. 3m
3. 1579 oijilirte ber pöp^li^e 9iiintiu9 SSonomi
ÜBuri unb §ennetfd|n)5l unb erlieft ^eiljame SBer-
ijrbmtnQeni bit^t tnuxbtn leboc^ nur t^eilneife
tt. 2020
befolfd. abt eieiontimitS \tfauttt aStfTtnftHtn
mit» ffünpe, bejonberS bie ®IiiSmoIeTet, unb f^idte
Sonoentuolen jum €tubiuni an Sefuitencoll^ittL
Ser eigentliche Steßouiatoi bcS €tifte6 ober, in
!Be)ngfotDobIauf2)ied))Iina(8aufOeanii»nc,iDai
Sbt Sofunnee 3obDC Singeifen (1594—1644).
(St fU^e bafi oollfl&nbig gcmeinfoint SeBcn, bit
Befolgung beS @elübbe3 bei anmit, gci^
Gefung , ftrenge (Sloufur u. f. n. in 3Sbm nÄ
germetft^nql ein, fyü] bie f4l[>cigtrif(i^ Scntbic
^ner-Songtegation giunben unb fc^Ioft fi<^ mit
feinem eouDenle berfelben an. %uc^ in anbcic
fflb^ f drittle er &i))itularen jui ^biS^i^ nnb pa
9}erbeffetung ber SiScililitt. SBeitrt^ ^ erbte
fKofteifd^, gtünbeteSiDtffi^ultnitnb göioftofler»
feitS baS gtöftte ^nfefien. Sie folgtnben KbU
niiften in bemfelbtn ®eipt fort; baS Stift ^
in BoüeiSlütc in ^}ug auf Pflege tDoIirenOdxnS'
lebenS, niffenfc^oftlit^ unb feelfDigtrlii^ X^ötig-
leit. 3a^I ber WitgUebei unb ftnongieOe Se^äU*
niffe. €S miifte anä) jur Weftainatiira anboti
Rl&ftermit,miebe8in9{ei(!^enau, $fäfei«, Sifentil,
$ulba, 3)hiTbad) unb ftcmtilen. Vli S^d^dk
roaren t^ätig 91bl SomintcuS Slf^ubi (1644 bü
1654), luguftin @tü£tn (geß. als Vbt Don £i<
fentiS 1641), gintanStüjfi, Gregor 9eet,lugn^
; aburi u. f. vo. SefonberS gefiflegt ivutbt nt Inefii
3eit in 51Kuri bie SJhipt, unb baS Stip jfi^ltt
einige tüchtige 6om)>DniPen, %afUtu8 3tnim^lt.
SEIern^arb ^ufer u. f. D., ju ben €eniigtiL
; lintrt Slbt SominioiS tmirbe au<^ bn Setb M
bl. SeontiuS nad^ !Dhiri übertragen mtb oon ba
an ^cä) Bereift. %n nSmli^ ^rfilot erUNitb b«
§cir)d)ojt fflingcnbcrg im Sliurgau. SeinSlo^'
folger ^^Macibu^ Surlnuben (1684—1723) lanflt
bie öerrfcbüiten ©ntibegg unb eppiS^onfen in
2Öur9oii,Äicbetd&ingen,@tatt,Sie|fen,Setilingni
unb 3;(lt(niee in S^uaben. 3m 3. 1701 «M
Raifer ütopoib 1. bem gbte ^locibuS unb beffa
5Ra(^foIgetn bie gütflenmütbe mit bem HSünjret^le.
fotnie @i| unb stimme auf ben SteidbStag« ; alt
EonDentuaTen feilten burt^ ben (Sinlritt in"« fflopet
ipao t&cto geobelt fein. Airc^e unb fflofler ßii
abl^lacibuS umbauen. Su^ im 18. 3a^^BiibBt
bauerle bie Slütc beS €Hftä fort, unb eS 0tt
unter feinen ISapituIaren eine 9tif)t trefpid^
ünännet, Don benen f\i) Infelm äÖeifmibat^, So*
begai SDIaiet unb 33enebtct Stubei befonbnS mü
ber @efd|u^te btS ßlofterS befaftten iinb uoqög'
lid^e Sammelnetfe binterliegen. Sluib fett fräbtt
Snuri manche ßopitularen in onbeie ffÜficr. Slil
©erolb ÜKaier (1776—1810) liefe am Älufte-
geboube loeitere auSgebe^nte Umbauten bome^
unb äbte grofte äBo^ll^Stieleü 3n ben g^itmiofeB'
Fliegen bientc QRuri }uerft bielen bcutf^ imb
' frang5fif^en Emigranten alS 9ft)I; ftniter mnitt
. jitti ber aibt na^ 31ts:^ren flüii^ten. Sie ^
' t>etif(^e ^Regierung uerbot bie SloDigenaufnatnt
' inuentarifirte baS fFlofterVemibgen unb fejde eiM
iBcmalter ein; fed^ ßonDentuoItn unnben beppr-
tirt, bie @(^le IDUrbe ben ^trtS cnt}ogeB nntt
2021
SKurl
2022
einer Sreotur bet Stegierung fibetgeben. 9u(i^
foiijl nxtt baS fflojkr dielen Sebtöngniffen unb
^ladereien QuSgefe|t. Shttci^ bie ^^ebioKonS«
Ode (1803) !am aRuri jum ftaaion 3(argau. S)a8
fMofiet etl^ielt tmebet bie Selbftoermaltung, tnu|te
c^ber bet Stegierung Sted^ng ablegen unb einen
(m|erotbentU(i^en Staatöbeitrag jol^Ien; 1805
tmtrbe toiebet SetoiSigung )ur Stodigenoufnal^me
ertl^ilt. S)ie a9e{i|ungen 9Ruri'8 in 3)eutf(i^lQnb
tmtrben butd^ ben 9teid^beputation8]^auptf(i^Iu|
in StegenSbutg tl^eilS SEBürtemberg, tl^eils ^ol^en«
}oIIern«@igmaringen }ugef)n:o(i^en. ©enembicot
Sieffenbetg moci^te bem Stifte in Se}ug auf bie
^ßotnmatSred^te mand^ Sd^toierigfeiten. Sie neue
ctbgenöfjifd^ Serfaffung Don 1815 garantirte ben
Sortbefianb bet ioöjier. SRuri geteöl^rte bem leg-
ten Sfflrftabte Don @t ©ollen, ^oncratiuS ^ox^tt,
ein Sfpl unb bemül^te fici^ t)ergebnd^ für bie lieber«
l^erfidlung Don beffen Stift.
«bt «mbrod moä^ (1816—1838) ^ielt {irenge
Orbnung im fflofter, toenbete bem ©^mnafium
bcf onbere Sorgfalt }u unb toar Dielf ad^ als j^an^el-
rcbner tl^ötig. 92eue Sebröngniffe brachte baS Sal^r
1831, als Sargau eine neue Serfajfung erl^ielt
mtb bie rabicale $artei an'd Stuber !am. ^en
Plöftem tourbe bie 92ot)i)enaufna]^me verboten,
i^re 93efl|ungen tourben inDentariftrt; in 9Ruri
mu^it baS ftlofterp^mnaftum gefd^Ioffen mxhtn,
9uf Sitten beS SonDented Derlie| ber 9bt baS
fllofter unb begab ftd^ }uerft in'3 Xl^urgau unb
borauf nad^ Sngelberg. 2)ie fieitung beS Stiftes
big nun auf ben Sd^ultem bed greifen SecanS,
toeld^ iebod^ Don ben SouDentualen, bie treu p«
fommenl^ielten, unterfiü^t tourbe. 2)a bie ®eift-
lid^feit ben StaatSeib Dertoeigerte unb baS fRolt
fid^ gegen bie fird^enfeinblid^en ®efe|e ftemmte,
nmrben Don ber Stegierung Gruppen aufgeboten;
Mefe befe^en aud^ 9Ruri unb bebrol^ten baS Jtio«
fkr. 2)ie Sertoaltung mürbe le^terem genommen
nnb einem fiaatlid^en Sommiffar übertragen, bie
Aotntalbriefe nal^m man gemaltfam toeg, mand^e
<Büter unb ® eböulid^leiten mürben }u S)>ottpretfen
Mrfouft. Sie Sd^ulbbriefe ber im SuSlanbe an-
gelegten l}a))italien l^atte ber 9bt mitgenommen,
nnb als bie Semül^ungen ber Stegierung, aud^
biefe SBert]^a))iere in bie ^önbe p befommen,
erfolglos toaren, erflörte fte ben $rölaten als im
«mte ^fuSpenbirt". %h\ SmbroS ftorb am 5. 9to«
Oember 1838 }u Sngelberg. Um bie €rlaubni|
ESEBal^I eines neuen SbteS gu erlangen, mu|te
SouDent in bie Auslieferung ber ertoöl^nten
Sd^ulbbriefe einwilligen. 3um W)\ n)urbe fobann
Sbolbert Stegli gen)ö|^It, ein aUfeitig gebilbeter,
nmfid^tiger unb energifd^er ÜRann, toeI(|er biSl^er
in iKrfd^ebenen Remtern tl^ätig getoefen mar. Sie
Stegierung fe|te ben Sd^d^er mit ben inojier-
gfitem fort, Derbot bie Sßtebereröffnung ber S^ule
nnb fieÜte für bie Aufnal^me Don IRoDi^en 99ebin«
gnngen auf, meldte einem SSerbote gleid^famen.
tlm 5. Sonuar 1841 mürbe burd^ bie reformirte
Ste^rl^it beS ftantonS eine SSerfaffung angenom-
men, meldte auf eine meitere SSerfoIgung ber fatl^o«
lifd^en Stxxi^t unb g&njlid^ SSemid^tung ber fird^
lid^en 3nftitute gerid^tet mar. 9IS bie gfül^ret beS
fatl^olifd^en iBoHeS gefangen genommen mürben,
miberfe^te fld^ le^tereS ber @emalt, befreite Üe
@efangenen unb bemöd^tigte fid^ einiger Stegie-
rungSbeamten. SaS Itlofter SOturi mar an biefmt
SSorgel^ unbetl^eiligt; bie Angabe, ba^ im ft\o»
fter Sturm gel&utet utä> f o baS Stiä^ta iura 9(uf •
ftonbe gegeben morben fei, iji eine ermiefene Un«
mal^rl^eit. Sie SonDentualen l^atten Dielmel^
}ur Stulpe gemal^nt unb gemalerten ein}elnen Ste«
gierungSbeamten Sd^u|. Salb rüdHen bie %xu!p»
Den ber Stegierung in^S greiamt ein unb trieben
bie bemaffneten Sd^aren auSeinanber; imltlofiec
mürben 600 SOtann unb bie meijien Offidere cfat«
quartiert. Xl^eilS Don ben Solbaten, tl^eils Don
l^erbeigeftrömtem ®eflnbel auS bem benad^barten
Danton Sürid^ mürben imltlofter bie em))örenb{ien
Stol^eiten Derübt, bie SOtönd^e infultirt unb be«
bro^t, bie Stixi^t in fd^önblid^fier Sßeife ))rofanirt
unb befd^mult. Salb erfolgte ber Ie|te Sd^Iag.
9m 13. Sanuar erflörte ber gro^e Statl^ aUeltldfler
beS ItantonS für aufgel^oben. 9(m 25. 3anuar
erfd^icn Oberfl gfrei-^erofe im Stifte, tl^eilte bem
Derfammelten SouDente baS Sufl^ebungSbecret mit
unb befallt ben SouDentualen, innerl^alb }mei«
mal 24 Stunben baS tHo\itx in Derlaffen. Ser
9lbt rid^tete rül^renbe Stbfd^iebsmorte an [eine
Söl^ne, meldte in Sinftebeln, }u Sngelberg uno an
anberen Orten eine Suflud^tSftötte fud^ mußten,
ßr felbji mietl^ete in 3ug ein pavS unb fammdtte
meliere Sa))itularen um fid^. umfonji bejeid^neten
bie fatl^olif d^en unb fogar einige reformirte Hon»
tone ben ®emaltact ber j^lojieraufl^ebung als eine
Serle|ung bereibgenöfftfd^enSerfaffung; umfonfi
reid^ten bie fflöfter eine mol^Ibegrünbete Senffd^rift
ein: SOturi unb bie übrigen SOtönuerHöfter blieben
aufgel^oben. Stod^ im nömlid^en Solare 1841 über«
nal^m ber Vbt baS ©Qmnafium in Samen unb
lie^ ben Unterrid^t burd^ SonDentualen ertl^eilen.
3m 3. 1845 mürbe bem Abte unb SouDente Don
SOturi burd^ j^aifer Sferbinanb Don Oefierreidb baS
el^emalige Stift regulirter Sl^orl^enen in @rieS
bei So}en angeboten unb übergeben. ®rieS mürbe
Dom l^eiligen Stul^Ie als $riorat Don SOturi erflört
unb bilbet fettiger ben Si| beS AbteS unb €on-
DenteS. Sie Sel^ranflalt in Samen mürbe bei«
bel^alten unb im 3. 1891 burd^ bie Sinfül^mng
eines pl^ilofopl^ifdeen SurfeS ermeitert. SaS fflofter
®rieS übemal^m aud^ bie el^emals mit bem (Sfyox»
l^enenpift in (SricS DerbutAmm Pfarreien. Auf
9tbt «balbert (geft. 1881) folgtm bie gräteten
SonaDentura Qfoffa (1881—1887) unb augufKn
(Srüniger (ermöl^It 1887). Ser SonDent }ä]^Ite
1890 im ©anjen 55 SDtitgliebcr, nämlid^ 37 ^rie-
{ter, 8 Steriler unb 10 Saienbrüber. ßtn großer
Stl^eil beS fflojtergeböubeS in ÜRuri brannte am
21. unb 22. 3(uguji 1889 ab. Ser SouDent beS
ebenfalls aufgel^obenen t^frauenTIofierS ^ermetfd^*
m^I erl^ielt 1892 baS el^emalige Sominicaner«
2023
gDflurmelUuS — SKurner.
2024
Köper ^aWtlJal in ^ol^enjollcm. (SSgl. P. Ben.
Studer, Murus et Antemurale etc., Muri
1720 ; SJlüItnen, Helvetia sacra, 8em 1858,
I, 106 sqq.; P. TOartin Stirn, @t]ä^xä^it bet
»encbicttner-9Btd SKttri»®rie8, 2 »be., ©tonS
1888—1891.) [®. SWa^cr.]
"^tutmORns, SolJantteS, §umantp, fleborcn
1480 juSRoermonbe in bem&erjogtl^um (Selbem,
ber iellgen ^rotnng SimBurg in ftottonb, !am um
1498 in bie @d^Ie bed Wesmäer ^egiuS nad^
®et)enter, fhibirte 1496—1500 an ber Uniöerfitöl
Äöln, erlangte bafcttft t)ier Saläre fpäter bie TOa-
^enoürbe, »irfte 1500—1518 }u Stünfter in
SBeftfalen, juerft in ber Stellung eines SonrectorS
an ber burci^ Stubolf Don Sangen ref ormirten Som«
fd^ule, feit 1508 infolge eined 3ertt)firfniffe§ nnt
bem Slector Ximann j^enmer als Slector ber Sub«
gerifd^ule, 1518—1517 als SRector ber ©d^ule
t)on ^Ifmaar in ^ollanb, 3Ule|t, bei $lünberung
biefer @tabt bur^ gelbrif^e fxuppta }um SBeg«
)ug Deranla^t einige ÜRonate in Set»enter unb
fUnrb l^ier am 2. October 1517, teie man Dielfad^
glaubte, an ®ift. (£r teor ebenfo l^eroorragenb als
©d^momt unb $]^ilolog xoit als 2)id^ter, unb
fein 92ame nmrbe in tmitn jheifen gefeiert. SDie
©d^ule t)on ÜRünjter lenfte, eine ber erjien im
ndrblid^en Seutf d^lanb, ]^au))tföd^lid^ unter 9Rur«
meSiuS' Stnflu^ mit Sntf (i^iebenl^eit in neue Sali-
nen ein, inbem fle bie mittelalterlid^en Sel^rBud^er,
Dor allem baS ^octrinale beS grandScanerS Stle»
sauber ®aIIuS, Befeitigte unb burd^ beffere, ben
Sforberungen beS ^umaniSmuS mel^r entfprei^enbe
erfe|te, aud^ bie gried^fd^e ©))rad^ in ben Unter«
rid^tS)}lan aufnahm. ÜRurmeSiuS Derfa^te felbfl
ial^lreid^e Unterrid^tSBüd^er; au^ ben ebenfalls }u
liefem 3tPed(e Beftimmten (Sebid^ten betrögt il^re
3al^l etUMX 25. SJlel^rere feiner ©duften litten
einen au^erorbentlid^en Srfolg; bie Pappa pne-
rorom, ein für ben erften lateinifd^en Unterrid^t
befÜmmteS UebungSbud^, erlebte in tttoa 50 Salä-
ren 82 Stuflagen. Stnige feiner arbeiten erl^ielten
fld& über ein 3o^r]^unbert, einzelne, mie bie El^refto«
matl^ie auS XibuS, ^roperj unb Ot)ib, fogar Bis
|um Snbe beS dorigen äal^rl^unbertS in ben beut«
fd^en unb l^oHönbif^en ©d^ulen. SBie t)erfd^iebenen
Slaffifem, fo manbte er aud^ einigen d^riftlid^en
©d^riftfieHem feinen Qflei^ ju; er gab bie ©d^riften
beS ^ituS t)on Sienna Colon. (?) 1 508 unb mieber
Colon. 1509, fotoie Soetl^iuS' ©d^rift De con-
solatione philosophiae ib. 1511 l^erouS unb Der«
öffentlid^te lejtcre Don 9Jeuem bereits im f olgenben
3(a]&r suffieDentermitetngel^enbem Kommentar. S)ie
Sal^l feiner ))oetifd^en ßrjeugnifje beläuft fld^ auf
me]^ralS200. @tebeng3änbd^enumfaffenl60,jum
Il^eil jiemlid^ umfangreid^e ©ebidjtc. ©aju fom»
men mehrere, meldte an Derfd^iebenen Orten jerftreut
finb, unb eine ad^te ©ammlung, meldte bis|er nod^
nid^t toieber aufgefunben Sorben. 3)cn erften SRang
nel^men bie Elegiarum moralium libri quatuor
Dom 3a]^re 1507 ein. ®er Sitel Derrötl^ bereits
bie giidjtung. aWurmelliuS jä^lte 8u ben 9Kännem,
meldte ben alten ©tauben mit ber neuen SBifjen«
fd^aft )u Derbinben untren, unb befunbete in ferner
le^romttid^ mie in feiner literarifd^ 9Btrf{om«
feit großen retigidS-fittlid^ (SmfL 9n3 ber (S^,
bie er ma^rfd^lid^ am Snfong fetneS %tfent*
l^lteS in Stlhnaar f d^lo|, ging ein @ol^ l^erDor,
ber mie ber SBater äol^atmeS l^e^ 2)erf etbe nmrbe
in Süttid^ irm $nefter gemeil^, trat fpäter )mn
^roteftontiSmuS über imb tourbe ®eiteralfiti^*
intenbent }u Oel^ringen in ber ®raffd^ fioldeii«
lol^e, bem ie|igen murtemBergifd^ gfronfen. 9Rit
il^m fd^eint baS (Sefd^led^t ouSgeftcdben }u fets.
(Sgl. 2). Strid^ling, Sol^onneS aRurmeUinS. ©ein
Seben unb feine 9Ber(e. 92eBfi einem anSful^Uc^
bibliogra))]^ifd^ SSerjeid^ fämmtlid^ ©d^*
ten unb einer SuSmal^l Don @ebid^ten^ Stetborg
1880; «uSgetoäl^lte (Bebid^te Don äolft. Vtm*
melliuS, Urtext u. metrifd^ Ueberfejpmg. C^enmSg.
unb mit Slnmerfungen Dorfe)^ Don Dr. 9D. 9nS^
ling, Sfreiburg 1881.) [d. gfunL]
^bunter, Sl^omaS, nmrbe 1475, nxii^
fd^einlid^ in Oberel^eim, nid^t in @tro|Buig,
geboren. S)ie Ie|tere ©tabt nmrbe aber ii^feni
feine Saterfiabt, als feine Sltem 1481 bol^in über*
fiebelten unb er bafelBfl mit 15 Solaren in'S Snm>
riScanerflofter eintrat. 9lad^ einer SRittbeilmig
SEBimpl^lingS, bereu SHd^tigfeit freilid^ in 3oeifel
gebogen merben fann, em))^ng er mit 19 3al^
bie ^rieftermeil^. 2)ann fhibirte er }u Sfreibmg
(1495—1497), ju ^ariS (1497—1499), m et
SRagifter ber freien ffünfte nmrbe, unb nad^ einem
nod^aligen ttufentl^alt in ^retburg ju ftrofon
(1500—1501), mo er baS 93accQlaureat in ber
£]^eologie erlangte. 9tlSernad^@tra|burg|urmi'
feierte, geriet)^ er in eine literarifd^ gelobe mit
äacob ^im))|eling, inbem er gegen beffen Ger-
mania eine Germania nova Deröffentlid^ S)ie
©d^ft Bereitete il^m feitenS ber ©dpier beS pbo«
gogen Diele SInfeinbungen, unb fte ttmri>e bm4
ben 9Ragi{trat Derboten, }umal fte eine jpoKtift^
S^nbenspl^aBenfd^ien, infofemäBimp^elinggegeB
ben Slnfpmd^ ber tJf^angofen, ber Äl^etn fa bk
®ren}e il^reS SanbeS, fid^ erl^oben ^tte. S)er Orbei
mu^te übrigens feine ©elel^rfamfeit ju fd^ä|eB.
9uf ben $roDin}talca))iteln, meldte gu S|lii^
1503, ©tra^burg 1504 unb Uebertingen 1505
gel^alten mürben, trat er als Stebner auf ; er )ne*
bigte über baS fd^olaftifd^e Sl^ema: Demn non
esse ens. Sarauf mürbe er gum ®eneratca|nld
^f $ftngften 1506 nad^ Stom berufen, ©ene
SBejhebungen f anben aud^ eine l^bl^ere Snerfemoms.
ff aifer 9Ra£imilian L frönte il^n tt)egen feiner Sc«
mül^ngen um bie fird^Iid^e ^oefie imb 99erd>$am"
feit, inbem er bie alten S)id^ter, aud^ bie beib*
nifd^en, für bie Xl^eologie DtttoetÜ^ unb bt^
gegen Sefiedhmg burd^ ein barbarifd^ £ateis
fidlere, 1505 ^um 3)id^ter. 3m Sftüi^iabt 1^06
erl^ielt er in ^reiburg bie ti^eologif^ Sodor*
toürbe. 92ad^ feiner 9iomreif e manbte er ft(^ loieber
nod^ ffrafau unb Derdffentlid^te bafelbft 1507 fem
Chartiludium logicae, eine Sumeifung, bie 2ogtf
hmäi tuB ftadtnl))»! ju le^ien. 3)ie Snet^obe
nnnbe Don i^m ou^ mif btc Sttc^tiaiffenfc^^
Abntiagm. €^on 1502 Btmttft ir. ba|i et, unli
ffloax CT tiifi^ aQttn, blt änßitntiontn bcS ftaijnS
3i[fHnion in eine btqutmc Sonn QtbatiSfi ^o&c,
Bnb t>Dn {tnn 3tU an itttcn au4 ftine Segnet
von btm SpitL ^tttiuifl tmnbt tue ChartHndium
Inetitiitaecrpi&lS. 91e^i$ It^t rt bic ^toS-
obit bui4 ein Spiel, HKnn on^ tii^ gerabe
bnt^ Aalten. <h fyMt bic ffim^ o^e Siodftl
in SßflriB gtinnt, mo fie gobrt Stat)uIenfiS auf bie
9ItUfiineHI Dnnxmbtc. 3m 3. 1508 (idt et in
Sitiouig !ßoitiSflc über SBirgil, rnib im f olgtnbm
3o^ «flolp a^äf m einem 93cfuc^ be8 34tic^
tomfi na^ SBomS. ^iet t^Ute ei btm Aaifet
Vnsimilion feinen $lan mit, eint Schrift )u wc*
faffen, in meldet et bit 91antn btf^^mören Dütbt ;
iMitaiif stna et na^ SJetn, mo bamalS <Bttid)t üBei
bie Somimconet geilen iDurtie, tmld^ )um Sf
UMifc i^ttt bic unbcficdte ßmtifai^il SRarifi
lOitgnenben OtbcnSb^ fKtni{|ett|4 wiinbci Dei'
anhaltet ^tten. gi 6e[^e6 bcn $ii>)e| lotei-
nif^ unb btutfi^. 3m 3- 1510 umtbe et @uiti'
bian p Spei«, unb im fiboent 1511 ptebigtt
er )n Sianffurt. 3)ut4 boS ^lotiingialcapittl
Don 9Urtilingen (1513) unnbc ei |um Otuat-
Man »on Sttofburg Qtio&fit, aUtin f^on nad^
eintm 3a^te Dotb et beS ibaitS uiebtt ent-
fe^, füt bafi et nat^ [eintm gatqtn Sßtftn mtnig
gepofit ^tte. S)ann nxmbtt er fl4 }umjtDttltn
Olalt na(( ^tolttn unb uibmttt M in Sßtnebig
btm UntettiÄt. Xmt^ feine @efu>uifiett jur Stud-
iert Betanlafit, fünbigtt et im ^etbft 1515 ju
Siitt SBotltfimaen übet bie 2tnftiluliDnen an.
Snondietlei Sonflicte beftimmten t^n, in Sdibe in
fein ftlo^et gurüdguft^ten. Sm 3- 1^18 etft^eint
et midiet in Safel; et nullte feine j[utifhf(]^
flenntniffe MtnoOIenunnen unb umtbe 1519 Soc-
toi 6tibtr 9t<Sfit. f^tmat^ 6egann et, nac^bem et
|UioT no<^ einmal auf tuqt ^fit na^ Stoßen gc
gongen nxti, in bie fätjlÜ^ aidedntk^tntn ttli>
gififtn @trtittg!tittn tingugicifen. 3m 3. 1522
überfe^le ti bit AaBettio aeptem Baoramentonmi
^nmäfi YUL in'« a>euttt^ ffiiefe »tbeit wt-
onlafttc i^ im nä^flen 3a^te ju einet Keife na^
Cnglonb, inbem ein @p5tt« i^m bit Weinung
beibtad|tt, btt flilnig nünf^ bringtnb, feine EBt-
lonntfii^aft lu ma^. 3m 3. 1524 filfirte et im
SnftMge feintfi 9ifc(|of8 auf btm Sceid^Stog }u
9tfinibtia bei bcm (iäpfUi^ Segattn über bit
lEinfübrnng btr Sttutrung in bti9tttd^^t@ttag>
batQ Klagt. 9IS et in bie ^mot gutüdlam, oniibt
fefau Sage bort bolb unttttädtt^; btnn et fo^ fid^
aI6 &t^ bei itligUlftn Sltutiung ni^ blol
bui4 btttnlnl^gti in beiStaU angqtinbet, onc^
Me 3Mnitt fcintfi ffloßeiS UMRtn ifm abgeneigt,
mb im fittbft 1524 bia^ ba8 Soll tinte XagtS in
ftint gtüe ein, um fieju plünbem. St fü^ btmibet
Älagt Don Obeit(tnqtim quS, mo^inet fidi begeben
fyült. Str 93auttnaufftanb gtflattett i^m inbefftn '
ttttät bot! hintn löngem %ufent^; be^^Qp flol) I
et mii Sujetn, unb etp na^ tinigtt 3tit tmubtn
[tint StjtÄungtn )u Stia^mg gtstbntt. 3i^>tm
Die Stobt boS SionciScantiflo^et einbog, Mtitc
fie btn aRBn^tn tint iä^ili^ $tnfion tun 52 @ul>
btn in. SRutnti ttnäitt fi^ om 14. 9ugufl 152S
bamtt jufrttbtn, inbcm «c otrfpia^, gtgtn bit
Stobt unb i^ Stiool^tt fl^ oKtr gMiuftlig-
leiten )u tnt^Ittn. 3n Suitm, tDtli^ ^ fttunb*
li[^aufgtnonimtn^(dtt, DutbtttStttoibtiX!^
logjc imb$faitnunbnt9id>cdtbit3ttunblii!^
tiiiri^ eiieigifi^ 99elämpfuna betSleutnmg in btr
@it)i[)etj. St btt^igtt ftq an bem 9)e[igijmS>
gci;jrndj Don Saben 1526, gob befftn flcttn 1527
1)crau§ utib cetfa^ eine Sttqt con Soften gegen
bie afcfDunotoren. 3>ie$oIemtlDtianIa^tfllagttt,
laäi im Sritbtn juifd^en 3än4 unb btn latholt-
f^ Otttn im 3. 1529 unitbe bt^mmt ba| ti
auf bem nOi^ften tibgen6fflfc(|en Sage fii^ ju twf
ontmotten ^obt. S)tm (Stti^t entjog et fid) bm^
btt giut^t unb begab fl4 ttß in'S l^og, bann on
ben turpfäi^tf^ien $of na^ ^eibtlbetg. Sätid^
unb Sbm DÖfolgten leboi!^ btn gflüd^tigtn unb
fhnttn in Sttafbuig ben Sttttog, bit SRimtet )u-
gtfif^titt ^ßtnflDn m6c^ i^ntn ouSbtgol^It nittbm.
ibti SRagtßtat uut göiti^, i^ntn )u Dil^a^ten.
iüe 2)to^ung SKunierS mit gtti^Kii^ SttfoU
ffling bet So^e unb mit aSicbetoufna^ btS
(fing bet
Kampfes
^n btt Ktfoimotoitn bttDog inbcffen
, bobon obgufle^ Snumet erf^eint
betettS im äRdi} 1580 aiebtt in Obete^ien^tim,
nitl^ f ottan ftin bitibtnbtt aufentl^aUlott nui.
St tt^tlt bit ipfonet St ao^ann, tolbmcte fi^
btn Stubitn unb boKcnbtte tnSbefonbtit bit lltbet-
ft^g bet Snneoben befl Sabtiltcufi; bit llibtit
blieb obti 3Ronufaipt Sut^ ben S)nid Mtröffent-
Iti^te et feit 1529 nicgtflm^. ihpaib 1537.
3)a6 Seben SRutnetA aar. Die bic ootjlerenbt
Sfiue |cigt, ft:^ unfidt. Si eilte fafl immer uon
Ott JU CM, unb tum Xl^il Doi t8 ftin fp&ttif^tS
SBtftn, U)o8 i^n jum ftitfen^alODet^fel nbti^gtt.
Slei^uo^I entfalltit tr tinc umfongitii^ liltni-
rif^t XbätigteiL 3)oS Setjet^l, ml^ eotbOt
in btm (Brunbrig jur <!kf4i4tt oä beutf c^ SH^
ng, 2. Su^ (1886) U. 215—220 gibt, umfa|t
9 Stummetn, begreift lÄet ou4 bie S^riften ia
fidEi, »el(^ niij^t gtbnidt nnnbtn. Sinige bei
Soften uoten beititS gu enoä^en; fie bttttfftn
bouplfd^Ii^ boS Stubbim unb btn Untttti^t
Sei €^ft übet baS Stubium btS Stt^ttS ntdgtn
^iti no^ ongtfügt mtriitn bit „3npÜutnt, tin
QKuei Utfptung unnb funboment btS ffcQftrii^
rtÄtenS", 1519. SieS^ft iß bie trjle btutf^t
Ue«ife|iing btt ®eft|tt8fammlmig äufHniotd utü>
nmibi mitbet^slt oufgdtgt S)ic biitte Auflage
fü^ btn %M ,S)et fftifttli<^ flat itAttn tin
tngong unb noiei funbamtnt*. Sine giö|ete 9e>
btntung l^oben bie fotitif^ Sänften, nament-
lich bit btutj^en. Sic bcgtänbeten btn litetorif^
iKu^m ^IthitnetS unb flnb tote in bio^Iidta ^>
^^t fo mid) füi bie Sultut' unb ffii^cngtf4tä)te
con Gelang. Sfi tommtn btfonbtie in Sctro^:
2027
aRufanuS — SKuSculuS.
2028
S)ic ,9?amn befd^ioecrungS 1512 (neue SuSgabe
t)on ©oebefe, Seipjtfll879); S)ie fd^Imen junfft,
1512 (facflmüirt in ^3)eutfdJeS)ru(fe älterer Seit
in ))]^otoIit]^OQra))]^if(i^er 92ad^Bilbung, ouSgetoöl^It
t)on SB. ©d^erer", I, »erlin 1881) ; ®ie aWütte
t)on @4to9nbel|]^eim unb ®rebt SDlüIIerin 3ar-
jett, 1515; 3)ie geud^mat )u ftroff aKen to^bfd^en
mannen, 1519. Sie 9tanenBefd^tDörung, eine
9lad^a]^mung be8 92Qrrenfd^iffe§ Don Seboftian
99rant, l^anbelt Don ben Xl^orl^eiten ober Saftem
im Mgemeinen. Sie ©d^elmen^unft, für bie in
ber 1489 DonSEBimpl^eUng l^erauSgegebenenSd^rift
®riebS „Monopolium philosophorum, dulgo
bie @d^elmen}untt'^ ein $$orbiIb dorlog, befd^öf*
tigt \\^ inSbefonbere mit ben Xougeni^tfen unb
Setrügem. S)ie ®eu(i^matt seid^net, toie ^r 9tame
anbeutet, bie ® äud^e ober ® edCen unb SEBoUäftlinge ;
ebenfo Sie HRül^Ie t)on ©d^toinbeföl^eim. Ser
Sid^ter geißelt barin bie ® ebredben ber Seit. Sabei
mirb fein Staub derf d^ont. Sie @eifilid^en unb Steli«
giof en befommen il^ren Zl^eil nid^t toeniger }u l^ören
als bie Saien ; il^re t^fel^Ier toerben f ogar nod^ l^ef «
tiger befämpft. ©ie erfd^einen in allen Dier ©d^rif»
ten, unb ber ©ünbenfpieget ber i^en Dorgel^alten
mirb, ift }iemlid^ umfaffenb. ©ie finben M inS»
befonbere bei bem Sal^rtag ber SJtüHerin URarga«
retl^e t)on ©d^toinbeföl^eim ein, b. 1^. jte finb Sieb«
l^aber Don t)frauen. Sinige ^iebe gelten aud^ über
bie ^erfonen l^inauS auf bie Sinrid^tungen; fo
mirb in bem Sbfd^nitte „9u8 einem l^ol^Ien ^af en
reben" in ber @d^elmen}unft bo3 Sl^orgebet ber
9tonnen in einer il^nen unDerftönblid^en ©prad^e
getabelt. 9JhtmerS @))rad^e ift bem Sl^arafter ber
3eit entfpred^enb dielfad^ berb, bie ©atire ftarl^
bodb frei Don $erfönUd^em. Ser ©ünbenf))iegel
toiro in ber Sbfid^t dorgel^Iten, }u beffem, toie
benn SDhimer über bie 9lanenbefd^tt)örung unb
©d^elmen^unft, toie er am ©d^Iu| ber ©($riften
bemerft, in t)fran!furt aud^ ))rebigte. Sie ^bftd^t
ift nid^t }u bqtDeif ein. Ob freilid^ mit ber ©atire
t)iel erreid^t ttmrbe, ift eine anbere gfrage. 3nbem
9Rumer mit ben fonftigen ®ebred^en ber Seit bie
fird^Iid^en 9Jti|ftänbe erfannte unb geigelte, Iie|
fid^ Don il^m annel^men, er merbe toenigftenS baS
erfle auftreten Sut^erS gebilligt l^aben. 68 Jd^eint
baö aber nid^t ber gaE gettefen ju fein. Sei aU
feiner ©atire über bie SKitftänbe l^ielt er an ber
Seigre unb SSerfaffung ber Äird^e unbebingt feft;
baS Sted^t }ur abfteKung ber ajli|bröu$e er«
fannte er nur ben l^öd^ften Sel^örben ju, unb
bei biefer ©efinnung mugte ^m baS SBorgel^en
bed SRönd^eS Don SBittenberg mol^I Don Anfang
an mißfallen. Sen Uterarifd^en Äam|)f begann
er 1520. gr Deröffentlid&te in biefem 3al&re Dier
©d^riften gegen Sutl^er: Sin d^riftlid^e Dub brieber«
lid^e ermanung }u bem l^od^ gelerten boctor 9Rar«
tino luter, o. O. ; SJon Soctor SKartinuS luterS
leren Dnb prebigen. SaS fie argttenig feint Dnb
nit genjlid^ glaubioirbig ju polten; SSon bem
babftent|um . . . m^ber boctor SKortinum Sut^er,
©trogburg; 3tn ben ®ro|med&ttgften abel tütfd^er
nation baS f^e ben d^rifUid^ glauben befd^irmen,
m^ber ben jerftörer be§ glaubend d^rijti, aRor*
tinum lutl^er, ein Derfierer ber einfeüigen djrijlen.
Sugerbem gab er in bemf elben Saläre onontim eine
beutf d^e Ueberfe^ung Don Sutl^erd ©d^rift De cap-
tivitate babylonica l^erauS, ol^ne Smeif el in rein
gegnerifdfeem Sntereffe. ©ofort erlauben fid^ aber
aud^ bie ^nl^önger ber Steuerung gum ©treit gegen
il^n. 9lod^ im % 1520 erfd&icn ber ^ffarftl^S*,
1521 unter bem ^feubon^m fRap^aü 9R]i|qu§
(SJtattl^iad ®nibiu8) ber Murnarus Leuiathan,
Vulgo dictus Geltnar ober ®en|-$rebiger.
Sut^er ermieberte il^m in einer ©treitfd^rift gegen
Smfer 1521. Sie ®egenfd^ften Deranlogten Ü^n
}ur ^ortfe^ung be§ ffampfeS. Ser Ueborf^img
ber Assedio septem sacramentonim ^ein*
ri(!^S Vin. fiel er nad^ menigen SBod^ bie ©^rift
folgen : Ob ber fünig u| engeQanb ein lügner fo)
ober ber Sut^er. 9?od6 in bemfelben Saläre 1522
erfd^ien baS ®ebid^t „93on bem groffen Suti^fd^
Starren, mie in boctor SRumer bcfd^moren ^*
(neu l^erauSgegeben burd^ ^. Jhtr^, Sürid^ 1848),
bie tüd^tigfie unter ben polemifd^en ©d^riften, sn*
gleid^ baS bebeutenbfie unter feinen bid^terifd^en
Srjeugniffen unb fomit fein fympitotd, l^ot*
ragenb burd^ ßrfinbung unb Sufbau, lebenbigen
unb maleren 9u§brud(, oft meifterl^afte Sund*
fül^rung ber Sronie. 3n einer ^oteftation Dom
18. SRär} 1521 f))rid^t er Don fed^S ©d^riften,
meldte er bereits gegen Sutl^er Deröffentlid^t l^e,
unb Don 26, meißle er nod^ bereit l^abe. Sie 9n*
gäbe ijt teo^l nid^t ftreng gu nel^men. 3ebenfaII§
finb nur mel^r menige ©d^rif ten Qt]ol%t ; bie be*
beutenbften fallen in'8 äal^r 1522 unb finb bereite
ermäl^nt
Sie eingel^enbfien Siograpl^ien Derfa^ten Ch.
Schmidt, Histoire litter. de l'Alsace ä la fin
du XV® et au commencement du XVI* siede,
Paris 1879, n, 209-315; 419—481 (»ibiio«
gropl^ie), unb, iebod^ mit Dielfad^ einfeitigem Ur*
tl^eil, SB.I^amerau, X^omaS Sßumer unb bie (^in^
be8 anittelalterS, ^aOe 1890; ^. 9Rumer unb
bie beutfdje SReformation, 1891 (9te. 80 u. 82
unter ben ©d^riften bed IBereinS für SRef ormationS»
gefd^id^te). Saju: O. SBinfelmann, 9teue Seitroge
ur SebenSgefd^id^te Sl^omaS 9)htmer8, in 3^it*
d^rift für bie ®efd^id^te bed Obenl^eind 1891,
1 1 9 — 1 81 . ßinige ©d^rif ten mürben Don ©c^ible
in bem SEBer! SaS fflofter, 12 »be., ©tuttgoxt
1845—1849, mieber abgebrudft. [D. gfuirf.]
^ufanns^ gried^ifd^er JKrd^enfd^riftfteller in
ber imiitn ^ölfte beS 2. 3a]^r|unbert8, ttmA
ftd^ einen 9tamen burd^ eine Derloren gegangene
©d^rift „an einige 99rüber, meldte }u ber ^&epf
ber Snfratiten (f. b. Srt.) abgefoHen finb" (Eos.
Hist. eccl. 4, 28; Hier. De vir. ilL c. 31;
DgI.Eus.4, 21). SBgl. «. ^Ugenfelb, Sieffejp
gefd^id^te be§ Urd^riftentl^umd, 2t\pi\% 1884, 544
unb 546. [Sarbenl^etDer.]
SBttsmbis, jmei ))rotejlantifd^e S^Iogen.
1. ^nbreaS SDluScuIuS (oud^ SDteufel genoniO
i
2029 ajtuScuUd. 2080
toKir )u Sd^neeberg inSJlei^en 1514 geboren. Sr gebrad^t mar, tntt|te feine grau 9Ragbbien{te Det«
ffatbirte erf} )u Seipgig, bann gu SSßittenberg, n)o fel^, toöbrenb er baS SEBeberl^btDerl lernte. 2)q
er bie 9Ragipertt)firbe erhielt. 3m 3. 1540 ging er aber mit feinem 9Jteifier,»eId^er ein SEBiebtttftuf er
er nad^ gfranffurt a. b. O. unb marb l^ier }uerft roat, in Streit geriet)^, mu|te er nad^ md SDlo-
$farrer, bann $rofef[or ber Zl^eologie. Sr xoox mim beffen ^ouS derlaffen. 2ht feiner vlofS^ mar
unter ber Sal^I ber Xl^eologen, meldte ftd^ bem 3n- er f d^on im Segriffe, an ben SfefhmgSmerlen graben
lerim miberfe|ten; aud^ trat er gegen Oftanber }u]^eIfen,aIdert)onbemSürgermeifiert)on@tra|"
out inbem er im 9tamen ber bratd^enburgif d^en bürg unb t)on 9u|er ben Auftrag erl^ielt, fai einem
Xl^Iogen ein Sebenfen derf a^te , Don meld^m benad^barten 2)orTe aQe Sonntage }u ))rebigen,
€alig unb $tand fagen, ba% f\t feine f d^led^tere, um bie miberfpenftigen Säuern }um ©el^orfom }u
einföltigere unb babei boSl^aftere unb gröbere bringen. Sr DoQgog biefen Auftrag unb t)eri)iente
Sd^rift gelefen l^ötten. Süperbem Dertl^eibigte er fid^ feinen Unter|alt bie SBod^e über burd^ 9b«
mit großer jbeftigfeit bie Seigre t)on ber Ubiquitöt, fd^reiben ber unleferlid^ ^bfd^riften Su|er8.
)u meld^ S^tät er feine Propositiones de vera ßinige SRonate \pättt gog er mit feiner grau in
reali et substanüali praesentia corporis et baS 2)orf unb mürbe t)on ben bortigen Säuern
sanguiniB Jesu Christi in sacramento altaris, notl^bärftig unterl^alten, ba il^m feine Sefolbung
Francof. 1574, l^erauSgab, unb l^atte Sntl^eU an gugemiefen mar. 3m folgenben Saläre mürbe er
ber Sbfaffung ber Soncorbienformel. Sr gel^örte auf bie Stelle eine§ S)iaconen gu Strafiiburg be»
SU ben unbebingten Sere^rem don Sutl^erd ^erfon f örbert. Sinige Saläre f)>&ter erbielt er einen Stuf
unb Seigre, ßr ftarb 1581 unb ]^interlie| eine als ^rebiger nad^ SugSburg uno mad^te bort ben
gro^e 9Renge Sd^riften, g.S.Di8putatio de libero SBiebertöufem mie ben l^atl^olifen knel gu fd^ffen.
arbitrio, Francof. 1575; Befütatio opposita SBirflid^ brad^te er ed aud^bal^in, bq| bie lederen
necessitati physicae locationis in corpore 1537 bie Stabt r&umen mußten, morauf er bie
Christi chirificato et gloriose etc., Francof. ^rebiaerfteUe an ber Siebfrauenfird^e erl^ielt Um
1575. (Sgl. Sl^r. SEB. €p\Att, fiebenSgefd^. beS biefe 3eit erlernte er bie gried^fd^e unb arabifd^e
9.aRu8cuIuS,9ranIt.a.£).1858;@aIig,^i{torie Sprad^e unb öberfe^te meiere Sd^riften gried^i-
ber augSpurgifd^en Sonf effion I, fyiUt 1 730, 499. fd^r JHrd^enDöter. 9ud^ Dermenbete man il^n gu Der*
n (ebb. 1733), 997 ff.; ^lani, ®efd^. ber (Snt- fd^iebenen Unterl^nblungen unb (Skfanbtf duften,
fiel^ung, ber Serönberungen . . . unfereS protejtan« So mürbe er im 3. 1536 k)on bem Senate nad§
tifd^Sel^beoriffSlV, Seipgigl796, 353ff.YI, ßifenad^ gefd^dt, um an ber Sd^Iid^tung ber
448ff. 545ff.;2)öIIinger, 2)ie9ieformation, il^re ^benbmal^föfhreitigleiten mitguarbriten. Obgleid^
innere Sntmidflung unb il^re SEBirfungen im Um« ftd^ 9Ru§cuIuS l^ier, mie überl^aupt bei allen (Um-
fange bed lutl^erifd^en Sefenutnijfed n, StegenSb. lid^en SorföIIen, l^öd^fl t)orfid^tig unb gemäßigt
1848, 339 ff.) benommen unb aud^ mit einigen gleid^gefinnten
2. Serul^mter ijt SEBoIfgang SOtuScuIuS Sinologen eine formet auf gefe^l^atte^meldpebeibe
f9Räu|Iin), geb. gu Sieuge in fiot^ringen 1497. Parteien befriebigen foHte, mürbe bod^ fein Steful-
S>a feine SItem in bürftigen Umftönben lebten, tat ergielt, ba bie Sif erer mit feinen f^riebenSDor«
nm^te ber talentDoHe Jhiabe, meld^er gro^e 9lei« f d^Iögen nid^t gufrieben maren. Sei ben Kolloquien
0ung gum Stubhtm geigte, fld^ feinen Unterl^alt ber ftatl^oßfen unb ^roteftanten gu 9Bormd unb
bur(| Singen ermerben. IRad^bem er in Derfd^ie« StegenSburg mar er ebenfalls gugegen unb mad^te
benen Stäbten im Slfa|, befonberS in Solmar benSecretSr beibeninberIe|temStabtgmifd^en
unb Sd^lettftabt, fein Seben auf biefe SBeife löngere SdCunbSReland^tl^ongepflogenenUnterl^anblungen.
Seit gefrifiet l^tte, mürbe er Don ben Senebicti" 3m 3- 1548 mu|te yt au8 SugSburg flie]^, ba
nem Don Sisleim , meldte in einer fßt^ptx auf ber bortige Senat au8 gurd^t Dor bem j^aifer baS
fefate fd^öne Stimme aufmerffam gemorben maren, Seipgiger 3nterim, gegen meld^ed fid^ 9Ru§cuIu8 in
unentgeltlid^ in il^rfflofter aufgenommen, ^ier Sd^riften unb ^rebigten erflärte, angenommen
trieb er längere 3^it befonberS Sid^tfunfi unb l^atte, morauf er ftd^ nad^ Sinbau, l^onfiang unb
9Rufif. 3n feinem 25. fiebenSial^re trat er gur Sfirid^, Don ba nad^ Safel uub bann mteber nad^
Xl^Iogie über. Sod^ neigte er balbgurSe^re Sürid^begab. ^iererl^ieltereinenStufDonXl^omad
Si^erS l^in, beffen Sd^riften il^m burd^ einen Sranmer,bemabtrihtnigenSrgbifd^ofeDonSanter-
^reunb fiberbrad^t morben maren, f o ba^ er, ba bur^, ben er aber auS SRfld|id^t auf feine fränOid^e
er ferne 9Reinung offen Dor ben übrigen SKönd^n t^^ou unb auf feine IKnber nid^t annal^ Uebri*
auSfprad^ unb Dertl^eibigte, ber lutl^erifd^e SJtönd^ genS l^tte er fld^ burd^ feine gemö|igte ®efinnung
genannt mürbe. Obgleid^ mel^rere ältere !Dl5nd^e $infid^tlid^ ber Sbenbmal^ISIel^re bei ben Sd^mei*
unb aud^ bie Sifd^öfe Don Strasburg unb !IRe| gern fo beliebt gemad^t, ba| er 1549 als ^*
fld^ miberfe|ten, mürbe er bod^ gum $rior feines feffor ber Xl^eologie nad^ Sem berufen mürbe.
ino|terS gemöl^lt. 3nbe|no^m er biefe SBürbenid^t S)iefe SteUe beHeibete er 14 ^cifytt lang, bis gu
an,fonbemDerIie^DieIme]^baSffIofierim3.1527, feinem Xobe (1563), inbem er auS ^nfbarfeit
begab fld^ nad^ Strasburg unb Iie| ftd^ mit einer gegen bie Semer mel^rere Semfungm nad^ Sng«
SemxmbtmbeS an feiner Stelle gemöl^tten^riorS lanb unb SugSburg auSfd^Iug. 9(u|er ben ge«
trauen. Stad^bem feine Heine Saarf d^aft burd^> nannten miff mf d^aftlid^en Srbeitm Derfa|te 9RuS*
2033 anuflf, litc^Il^e. 2034
UUKtetn, nt^, mit »Sßaujt'' (SloftnntüIIa, <Üt- titig, ^orfcnö^Ii^, Don 1 ober mt^ €aittn, mit
tcnliiS, ftnnnti, bt SEStttc), |o ba| bamit bn bniSfinetnignff)iclen(Äthen.l4,637). 5.$|aii-
vtinftonb be9 ^efongee unb baS 3<i'if^f)>i<I tntn,i''iB9oi, -|-npi]Qi,i)iaXT^p[Qv, nitbninSa-
bti 3it^nmi«itt anflqtiot tmitbt, imB beitnut^ llfion «n^eiini|d^ (3)<m. 3, 5. 7. 10. 15), ^arftn»
Ii4 (tu^ bnni^ bit luMtfe^ung bti LXX mit Sief- ä'^i^ nnb gtfpitit mit btiben ^änbnt (Athen.
4«AtM on^gtbTfldt i^ @on^(äU man te au^ 14, 636). — b. SlaSin^rumente: 1. Ugab,
ffir dn 3ti<^ bn fc^irung btt €tinnnt ob« aii', a*?, glStt, Sc^Imti (@en. 4, 21. 3ob 21,
SBitbti^oIimQbeT3Retobit um einigt 2:finel&S^, 12; 30, 31. $f. 150, 4), unb 2. Somp^onia,
na^ ha EBtbrutvna uon i^Vs, eibebtn (Aimd^i, n^sasae, bte Saijfiti^t oba $anpte (Xun. 3, 5.
ÄDtfcl, ^btt), obtr mil amiübmt eintt S16- 10.15). 3.9Haf(5totito,»»;i>^->*»,rint1Brt$ftife
fertiatut unb »uflßfung bttjtlbtn bui:# li=-o (3)on. 3, 5. 7). 4. S^Iil, ^^V", $fti[e ob« Üflöte
V^jn n^srV, ,3di^, btn ton ju änbem", fiott Don ötrld^ieben« art (3 ffön. 1, 40. 3f. 5, 12:
brfffn «nbere fle miflßfra mit i»" "!>«>. m, 30,29. 3er. 48, 36 ;BßL Athen. 4, 176). 5.91rfA
.ilt^tlinanf, SOnget!* boS je|t übli(6t italic (91tlab^im), aß.;i, Qie^iegiate, DieHeii^t^DplxI-
iilf^c da eapo ^. Std)^ottt, 9(Ilg. SJibl. bei: 6ibl. pte (IS|. 28, 13). 6. fleien, 17^ CSm. S, 5),
ßü., V, iBeipj. 1793, 545 (.). (Sßgl. übet bie ^r. ober Siofor, ■'!^''. ■^?* («!. 19, 16. 2e0.25,9.
aRuff: Sorhl, Ulgem. @ef(^i4te bei anufit I, 3of. 6, 4. Sttt^L 7, 8), <kI1i«^ upi-nvii, lituos,
£cl))iiQ 1788, 99 ff.; Pfeiffer. Ikbn bie ÜRufit baS äOibbet^om ebet bie geuunWf ^ofaune,
bcr alten ^biOtr, Sirlongen 1779; SpikS, @«- im Rx\tQf gebiou^t, au(^ gm Slnftinbieung bM
fd^dtt bti Xonlunß, auS bem engltf^en itbeift|t 3ti6elia$refi unb bti Seftli^ftiten (2 Som. 6, 15).
Miii3.3T.&.aRi)ftl,9Bienl821,lff.;®iDi^m, 7.e^asoitni, r^^n'":,, bie Xtom^te, ooijügli^
gtagnentt auB b« ®ef^le ber aniifil, Waing gnm @ebtauctit beim ^iligt^m, nofSi aRofefl
1833,6tT.;e4nribet,eibiif4-gef4i4tli4e^]> gmei ob« gei^Iagtnim Silber ^te Dtifetlietn
^cDimg bot (tbf. Sbiflf, Sonn 1834 ; ^aa^ifüi. [äffen (%m. 10, 2), bit no^mais tKnntl^it umi-
ec{(^4tc imb äBütbigung bti anüfif bti ben ben (1 fot. 15, 24. 28. $f. 98, 6. Of. 5, 8;
&tbrtent,eerrtnl829;9nnba,lltbnbni@))ta(^- DgL Job. AntL 8, 3, 8 ; eint Seft^bung finhct
«fotu bei ajOTseit unb bit ^trßtObatftit bti alt- m bei Job. Äntt. 3, 12, 6). — 0. Si^lag-
$tbr«f4tn SBocaImnfit, 93trlin 1867.) inflrumtnte: 1. Xop^, ^p, übuffe, Xamburin,
I»ie3nPiumente,TT~^{11m.6,5. 2S[Jar. dneamStanbtmttbemeglii^ShngenoberSi^tQen
5, 18) obtr tinfad^ o-Vi (1 $ar. 23, 5), flnb wrfe^ene Öanbpaule, bie BefonberS bd Sängen Oon
a. eoltenlnUtnmente, nis-;« («pf. 4. 6. 54. gfrautn gef^Iogen mürbe (®en. 31,.27. gj, 15,
58. 67. 76 in btn lUbtrfc^ftm; ^ob. 3, 19): 20. ^f. 150, 4. 3ti. 31, 4. gg. 28, 18; »gL
1. JhnnDt, 1^», xt&ifpa, Mvupa, Dirb dncrfeiH ^litbu^r, Stdfebef^tib. no^ Sioibicn I, Stopta*
im SQIgtmdnen Don Soiteninßnimenten gebraust ^gen 1774, 180). 2. SntgiU^aim, Selgelim,
(«tn. 4, 21. 3ob 21, 12), mibtrcrfntS ifi eS boS dti^s» («sbr. 3, 10. Dlt^. 12, 27. 1 <Par. 13, 8),
3iif)iumtnt3}airib<,nnt9d$aife(ieam.l6,23; o'^a^^ (2ff5n. 6, 5. $f. 160, 5). xiSp-ßiiAa, ojm-
18,10;19,9). 9la(^ S^ampoCion (Monumente bida, finden, Saflagnetten, in iOerbinbung mit btr
de l'Egypta et de 1b Nubie U, pl 67) unb miU Stbu^t Qff^Iagtn (ogL Joe. Antt 7, 12, 8 ; Uli»
tinfon (Haaners uid customs of the uicient bu^ I, 161). 3. Sltenaan'in, c-^»»» (2 Sam.
.Ec)rptians,2.ed.Lond.l842,II,281,fig.212, 6,5), nircpa, eistra, dn in Heg^ten gtbläu^
'' OBfeninb dgoiitif c^er Wonumente butge^dU) nxtr Itc^ 3n^ment, btßel^nb ouS eifenftangen, bie
tl eint Id^tt, o^e €^ternemen tragbare brei> mit lofen ^Ringen behängt uuren (Pkt. De laid.
cdtot ^e mit frd liegenben Sotten, btien BabI c. 63). 4. S^altf^im, d-f'Vf (1 ^m. 18, 6),
mci^tä neun betrug, ^n spielte ba^^nttrument ton ben LXX mit xüftßoXa übertragen, not^ bet
imtbcif»anbobeimitbem$lectruni(S(})!iigetiett>. StQmologit n»^(^nltc^ bei Xriangd. (!BgL über
(9gLJo§.Antt. 7,12,3.) 2.''}ltbd.'"-;->'i}ii, bie3nfhitmtnteHaTenberg,Goinni.dereinrisica
■umÄa, vrf(Uiov, nablinm, ein bec ^arfe ä^nliE^c^ TetustÜBima, in ben Mucallonea LipsienBi»
Bfemfifit« 3nptumeni mit dnem f^loudiarttgcn DovalX, LipBiael758, 220iqq.; 3QSn,9ibL
Stefomnqtaptn (n^MI ^fjt S^taud^). ÜJhn gibt Si^äol., 1. 1^1. : ^aiSL SUttrt^ I, aSttn 1817,
411 12, bolb mt^ balb ntniecT Saiten, bie mit 495ff.;@aalfd^il|,an!^tb.^btattI,iMnt(^
bengWinficf))idt»iirbtn(Jos.Antt.7,12,3). berg 1855, 272 ff.; »ie^mS $ünbuBrterbu4 beS
SM Shipnuntnt nmrbe ni^t nur beim Otottca- bibl 9Uttrt!^um8 n, 9tt(tftlb u. fitipgtg 1884,
bioiflt, fonbtm au4 au|trl)alb beeftibtn, fotoo^I 1028ff.; ambiofl, @e|4.b.9)hifiI,2.9tuf[.Stit)}.
oOrin «IS on^ gui aStgleitung bte @efongte benuit 1880, 1, 204 ff.) [91. aSaiet (SB. Säumt«).]
(2eam.6,5. $f.71,22;92,4. 91m.5,28;6,&). JlUßft, fireblii^e (fftit^enmuril)' iß btt-
3. 9[oi c4>ei ^ofui, ivcic, lommt in Sßtibinbung {enige SluCilbung bei Xontun^, nielc^e oIS lötftnt-
mit bem Icttgenonnttn nebd soi, dn Saiten- lid^SBtftonbt^eil btt£iturgit oonberffti^tnt-
iuPnnnent Don 10 Soiten, bcfftn @tftalt ni^t mebti borgtf^tben ifi ober beim ©otteSbitnftt
nt^ fe^u^dltn i|t (Sßf. 33, 2; 92, 4; 144, 9). gugdofftn unb gtbulbet aiib. 9u3 biefei 3)efini-
4. Sobbedia, msi^, »=:>, oa^ßüxi], ein babQloni- tbn gt^ btmor, bog ali eigentlt^e {Fin^muftf
\i^ 3nftinmtnt (3)an. 3, 5. 7. 10. 15), brei- btigTtQoiianif(!t|ee(oialgefongangufe^iß,benn
2035
SKufü, fird^Iid^e.
2036
biefen l^ot biefiird^e ofö il^ren ©efang bejetd^net
unb t)orgef$rieben. S)q§ beutfd^e IMrd^enlieb ift
;ebulbet olS ou^erliturgifd^er ®efang. S)te mel^r«
timmige (iarmonifdöe) 5Kufif ^at bic ßird&c ge«
tattet toeti fte getn bereit ift baS, toaS bie Jhmfi
gur SBer^ecrliii^ung be§ (SotteSbtenfteS il^r entgegen«
bringt, an^unel^men, totm nur il^re Snorbnungen
babet genau beobad^tetmerben. ^lod^bem „Sl^orar
unb «IKrd^enlieb'' in befonberen ^rtüeln bereits
bel^belt morben finb, erübrigt l^ier nod^, bie mel^r«
flimmige (l^rmonif (i^e) IKrd^nmuft! }u bef))re(i^en.
@ie serföQt in eine docale (ouSgefül^rt t)on 9)len»
fd^fÜmmen) unb eine inftrumentale (unter &ingu*
(iebung don änfirumenten einf d^Iie^Hci^ ber Orgel,
. b. Srt.). ®ie ^tCLQt, ttwnn guerft bie aMe|r«
fürnntigfeit im (Sefange aufgetreten fei, lä^t \xä^
beim Wangel an 2)ocumenten ))ra!ti{c^ SRufU
au8 bem Sltertbum nur f d^toer entf d^ben. Seiler»
mann unb 9mbrod nel^men an, ba| ber ®efang
ber ®ried(^ ein unifoner nmr unb eine SRel^r«
fümmigfeit nid^t fannte. 9}euerbing8 l^aben iebod^
SBeflp^Kl, (SeiKiert u. 9. eine Stelle ^lutord^
bobin interpretirt, ba| bie ®ried^en rociffi, einen
me^rftimmigen ®efang gefannt bitten. S)iefe
9RebrfKmmigfeit l^abe ftd^ aber barauf befd^rönlt,
ba| @efangf[äde Don einer biDergirenben (l^etero-
)>bonen) SnfirumentalfHmme begleitet teorben feien,
äbnlid^ nrie ber ®efang ber mittelalterlid^en SRinne«
lieber k)on einer @eigenftimme.
3)er fird^Iid^e ©efang in ben erfien d^rijtlid^en
äal^rl^unberten \dqx einftimmig unb fannte feine
Begleitung burd^ anbere Stimmen ober burd^ 3n"
ftrumente. Sbgef el^en bat)on, ba| e8 f el^r utiptaU
tifd^ gen)efen teöre, bei ber gfeier ber ^eUigen ®t'
l^eimnif[e in ben ffataf omben SJtufiünftrumente }u
dermenben, roax bod^ bie l^eibnifd^e änftrumental«
mufi! 3U fel^r l^eruntergefommen, aß ba| fte gum
(SotteSbienfte l^ötte }ugelaf[en merbenfönnen. ^ud^
als baS Sl^riftentl^um }ur Staatsreligion erl^oben
U)orben roax, fanben Snftrumente feine ^uftmbme
in bie fiird^e ; dereinjelt mögen fle für ben au|er«
fird^Iid^en ®ebraud^ S^enoenbung gefunben l^aben.
Sie l^eibnif d^e änftrumentalmuftf biente }ule^t nur
nod^ ber ^^iDoIität unb Ue))))tgfeit, fo bol ber
161. ftieron^muS (geji. 420) in bem (107.) ©riefe
an Sota fd^reibt, eine d^riftlid^e Jungfrau foKe
nid^t einmal mtfjen, »od eine f^flöte, St^ra ober
ßitber ift, unb tooju fte bient. 3n ben Quae-
stiones et Besponsiones ad Orthodoxes (Don
ben aWaurinem bem 4. ober 5. Sal^rl^unbert }u»
getl^eilt) l^cifet ed ad q. 107 : „^n ber ffird^e
toirb ber ©ebraud^ ber 3nftrumente üertoorfen
unb allein ber (Scfang beibel^altcn, benn biefer
fpomt ben (Seifi an, baS, toaS in ben ©efängen
gefagt ift, mit nod^ größerer Segicrbe in ftd^ auf-
junel^men ; er berubigt bie ftnnlid^en Effecte, Der-
treibt böfe ©cbanfen" u. f. tt). 3ur Seit UarlS
be« (großen (geft. 814) fonb juerft bie Orgel Sluf-
nabme in bie ff trd^e, unb um baS Sal^r 980 flanb
in ffiindjcfter bereits eine Orgel mit 400 pfeifen.
SSon ben erften SSerfudJen eines me^rftimmtgen I
@ejangeS berid^tet unS bie Vita Caroli magni
Dom Monachus Engolismensis (Mon. (j^m.
Scriptt. IV, 118). §ier toirb gum 3a^e 787
berietet: „SUmifd^e Sönger unterrid^teten bk
fröt^f d^en Sönger in ber ffunft beS OrganijtrenS
(in arte organandi).'' 2)aS i^ ber terminns
technicus für „mel^rftimmig ftttgen". S>er ecfle
2:]^eoretifer, meld^er unS Don einem mel^rftummgat
®efange berid^tet, ift ber Suctor ber W)f)(vab\xai%
Musica enchiriadis (Gerbert , Scriptt eccL
de musica, typ. S. Blasianis 1784, 1, 152 ad
212), bie man frül^er ^ucbalb (f. b. 9rt) )tt«
fd^rieb, möl^renb fie bem Ausgange beS 10. 3#'
^unbertS angehört. Ser Suctor^ ber in ber fo(-
genben ^rfteOung ^feubo-^ucbalb f^fyn vißQ,
bel^anbelt bie Sa^e nid^t oIS eine neue, etg^
Don il^m entbedte. 2)ie ®\)mpf)Oxdt ber Ouinte
liegt fo auffaüenb in bem @e]^öre, ba| tirir
bereu Snmetibung fidler fd^on fdll^er onne^en
bürfen, unb ^feuboa^ucbaß) toirb baS bereits
iBorl^anbene auf ber Srunblage beS gried^'d^
@9ftemeS ju baftren Derfud^t l^ben. Sr geUn^
babei }u ber Uebergeugung, ba| nur bie Ouoite
(Diat^aron), Ouinte (Diapente) unb OctotK
(Diapason) mit bem @runbtone confoniren, ba<
l^er bie SuSbrüdCe für feine unb bie nöd^{^'
genbe 3^^t diatessaronare unb diapentissara
Sinen f old^en 3uf ammenflang Don Stimmen nennt
er Siopl^onie (StimmeuDerfd^iebenl^eit), gmoeilen
aud^ S^mpl^onie (SufammenHang): baS gefamstte
il^m befannte unb naturlid^ nod^ fel^r befd^änfte
l^armonifd^e iBerl^ältni^ be}eid^nete er mit bem
SBorte Organum, totlä^tx %uSbrud( Don ba an in
ber mufifalif d^ Siteratur beS ÜRitteloIterS am g^
möl^nlid^lten erf d^nt. ^eubo-&ucbaIb fprid^t tm
einer )n)eif ad^en |armonif d^ SSerbinbung, für bie
er Siegeln fejifelt. einmal Iö|t er mitber$rind*
(Kilftimme (cantus firmus) bie f ober { (}uoeüeB
felbß nod^ mit ber Derbo))))eIten OctaDe) in geraber
Semegung auf> unb abmärtS Doranfd|reiten unb
fagt : Videbis nasci suavem (?) ex hac sononxm
commixtione concentimi, ober er f e|t, um ben
XritonuS )UDermeiben, über bie ^rinctpalßimine,
^ifd^en ^onfonan^en aud^ anbere, nid^t confo*
nirenbe SnterDalle, bie Secunbe unb bie £er}. iAt
Don ^ucbalb felbjt neu erfunbene Flotation innet^
l^alb miUfürlid^ angenommener ^araHeHinien fuib
feine !Berüdft(|tigung. SRannigfaltiger {idit im
11. aabrl^unbert bei ©uibo Don iht^o (f. b.Srt)
baS Organum ftd^ bar. 3n bem Micrologos de
disciplma artis musicae (Gerbert, Scriptores
n, 1—24) ijt uns feine mufifolif d^ ©ele^rfamCeü
aufbemal^rt. Seine Harmonie bef d^rfinft {i(^ ünmer
nod^ auf bie gerabe ^ortbemegung ber ^onptfHmme
mit ber OctaDe unb ber Ouarte ober Ouinle,
mobei er im @egenfa|e )u ^eubo-^ucbaO) bei
Ouarte ben SSor^ug gibt. Um {ebod^ eine fieiece
Semegung auS bem Unifono l^erouS )u ersiden;
bebiente er {td^ ber Secunben als Xlurd^ongS-
unb SBed^felnoten unb fül^rte bei ben 9bfd^n^
bie Stimmen in ben Sinflong. SaS Dor Hiß
2037
SKuftf, fird^Iid&e.
2038
befannte Sinienf^ftem Dereinfod^te er auf 4 fiinien,
Hon beneti er bie eine (gelb gefärbte) mit c unb bie
{toeite (rot^ gef örbte) mit f bejeid^nete. @eine @CQla
toor nod^ rein biatonifd^ unb umfaßte 21 Söne.
SMe il^m gugef d^riebene Srfinbung ber Solmifation
ierul^t einfad^ auf einem SJti^oerfiönbniffe. 2)a
ber befannte ^^mnuS auf ben 1^1. äol^anned : Ut
queant laxis resonare fibris — mira ge-
storum famuli tuoroin, — solve pollnti labii
reatum — sancte Joannes, fo gefungen xontht,
ba| lebe IBerSl^öIfte einen 34)n l^öl^er ftieg, fo Iie|
Ouibo an bief em ^^mnuS feine @d^filer bad Xreff en
ber 6 Xöne erlernen. Sux iSejei^i^nung ber 3:bne
bebiente er ftd^ ber SBud^ftaben: feine 9btenf(!^rift
toaren Üteumen, bie er in baS !Bier-Sinien-@9ftem
eintrug. SaS SRonoci^orb mit einem bemeglid^en
Gtege fannten fd^on bie alten ©ried^en. ^öd^fl
IDQl^rfd^einßd^ erhielt baSfelbe gur Stü ®uibo^d
eine 9rt üon Saften, um an bemfelben ben Unter*
ric^t im @ingen gu erleid^tem, moburd^ eS bann }um
QoDid^orb U)urbe, baS immerl^in nur Sine Saite
(otte^ bie iebod^ burd^ bie ^ffatfung ber Derfd^iebe«
Ken Xaflen ben Unterf d|)ieb ber SnteroaUe l^erfteüte.
9Rit ber fortf(^reitenben SntmidDung be§ l^ar«
monif d^en @a|e8 ergab fld^ aud^ }ugleid^ bie 3loi^'
loenbigfeit eined befUmmten Seitmaged (SRenfur).
SHefed bilbete ftd^ nid^t lange nad^ ©uibo guerfi
on ber 92otation auS, fo ba| bie ©efd^id^te unferer
Migen 9totengeid^en mit ber Sntflel^ung unb Sud"
bUbung be§ muftfalifd^n3eitma|e8 gufammenfdUt.
SBenn man nömlid^ mit ©uibo burd^ge^enbe 2)iff o«
nanienanmenbenmoKte, fo mu|te man menigflenS
iiDei, tocifjH aud^ mitunter brei 9loten gegen eine
Wtm, moburd^ jene 9rt Don Sontra))un!t entflanb,
bie man f))äter ben gemifd^ten, im ©egenfa^ }u
bem einfad^en (nota contra notam), genannt l^at.
Sud biefem 93er]^öltniffe entftanb bad lSeburfni|
nad^ Ütoten Derfd^iebenen 2Bert]^e§ in einer be*
fUmmten matl^ematifd^en Proportion. Sie 92oten
ttmrben eingetl^eilt in folgenbe Wirten: Duplex
longa ober Maxima, Longa, Brevis unb Semi-
brevis, gu meldten f))äter nod^ eine Minima,
Semiminima, Fusa unb Semifüsa l^ingufamen:
i^rem SBefen nad^ unfer l^eutigeS 9}otenf9ftem.
Xacteintl^eilung fannte man nod^ nid^t, fonbem
man gäl^Ite baS 3^ttma| an ben SRotenfiguren ab.
S>iefed ttxir entmeber tempus perfectum ober im-
frfectom, ungerabeS ober gerabeS, gleid^ unferm
unb I Sacte. 3m erftem l^atte bie Maxima
ben SBertl^ breier Longae, bie Longa ben SBertl^
breier Braves u. f. xo. 93eim tempus imperfe-
etom famen nur gn)ei Longae auf eine Maxima
lt. f. m. S)a8 gerabe 3^itma^ (tempus imper-
fectnm) mar bad urfprünglid^e. 2Rit biefer Sin«
^leilung ftnbet fid^ gugleid^ bie ^Benennung Mu-
aica mensurabilis im ©egenfa| gum gregoriani'
fd^ ©efange (Musica plana, Cantus planus)
mit ben 92eumen, meldte bie ürd^ßd^e fitturgie in
ber Umgeftaltung gur fog. .^^ufnagelfd^rift" in
mand^en ©egenben bis auf bie neuere S^xi bei«
behielt (l^ölnifd^e Sl^oraMd^er).
Obfd^on ber t)or]^in ermöl^nte $feubo«^ucbaIb
fd^on im 10. Sal^rl^unbert bie Sal^n gebrod^en l^atte,
fo f d^ritt bie SBeiterentmidDung ber l^rmonifd^en
SJtuftf bod^ nur fel^r langfam fort. Me gefd^^t*
Kd^en Spuren berfelben meifen nad^ granfreid^ l^in,
mo im 12. bis 13. Sal^rl^unbert folgenbe Som«
ponifien unb Xl^eoretifer genannt merben: 9Ra*
aifter SeoninuS, $erotinu8. Stöbert oon ©abUon,
3o]^anne§ be ©arlanbia, gfranco ber keltere oon
^ßariS unb ^^anco oon ^öln. Son biefem Ie|tem
befi^en mir einen Xractat (Anfang bed 13. Sal^r-
l^unbertS), ber unS ben 99emei8 liefert, ba| bie
9RenfuraImufif gu feiner S^it f d^on einen gemiffen
©rab ber SuSmlbung erlangt l^atte. ßr befinirt
ben Cantus mensurabilis fo: Est cantus Ion-
gis brevibusque temporibus mensuratus. 3n
bem k)on granco bef d^riebenen Discantus (latei«
nifd^e Ueber[e|ung be8 SBorted S)iap]^onie „©e-
fang Derfd^ieoener Stimmen") mad^t fid^ fd^on ber
eigentlid^e Sontrapunft mit ©egenbemegung ber
Stimmen bemerfbar ; bie mol^Ibered^nete SJtenfur
foH immer mit bem puncto organico (Orgel«
punft) fd^Iie|en, ber oon ber SJtenfur ausgenommen
ifl 3m «nfd^Iuffe an ^ranco leieren W^^P be
SSitr^, »ifd&of oon SOleauj (feibe beS 13. Sal^r-
l^unbertS), uno Sol^anneS be SRuriS, S)octor ber
Sorbonne in $ari8 (im erften Siertel beS 14. äal^r«
l^unbertSX bie©egenbemegungberStimmen: memt
bie eine fteigt, foK bie anbere fallen unb umge«
lel^; t$ottf($reitungen in Octaoen« unb Ouinten«
parauelenmerben verboten. SJtard^ettuSoon^abua,
ber gegen Snbe be8 13. 3o]^r]^unbert8 lebte, l^ot
bereits d^romatifd^e gortfd^reitungen im me]|r«
ftimmigen Sa|e. 3m ©egenfa|e gum Ouarten«
unb Ouintenorganum l^atte fid^ bereits im 1 2. 3a]^r'
l^unbert eine eigene ©attung beS Discantus (Do-
chant) auSgebiftet, ber SnfangS nod^ nid^t menfu«
rirt ttxir, fonbem nad^ IBerabrebung ber Sdnger
in ber ^rt metiSmatifd^er Formeln über bem Can-
tus firmus gleid^f am alS ^ergierung ober Seimerf
beSfelben don ben Sängern estemt)orirt mürbe
(contrappunto alla mente). Sine befonbere 9rt
biefeS Discantus, eineSegleitung inXergen (Ober-
unb Untertergen) gum Cantus fimns nannte man
„©^mer. Siefe Senengönge ttmrben ]pixitx gu
Xerg-Sestengöngen aber bem Cantus firmus als
bereu Unterlage; am Sd^Iuffe trat iebod^ bie Se^t
mieber über in bie £)ctat)e. SuS biefem Don ben
tjfrangofen fog. £aux bourdon (falso bordone)
entttridklte ft^ unter 9(ntt)enbung ber SRenfur ber
Sontra|)unft immer meiter unb rief f d^on im 3* 1 322
jenes l^eftige 2)ecret beS $a))fteS Sol^ann XXTT.
(Nonnolli novellae scholae discipcdi etc.) I^er*
oor, meld^eS ben l^armonifd^en SSortrag beS gre«
gorianifd^enlKrd^engefangeS imMgemeinen nid^t
oermirft, benfelben Dielmel^ gegen bie ma|Iofen
SSerungierungen ber Sönger in Sd^u| nimmt (f. b.
«rt. Sl^oral HI, 183). 3n 3tarien l^atte ^d^ ber
gregorianifd^eCantusplanuserl^altenbiSgurSRfld«
fel^r beS ^fteS nad^ 9lom auS «oignon (1378),
t)on mo bie Sänger beS H^'f^^/ t)ietfad^ geborene
2039
SMufif. fird^Iid^e.
2040
9JicbcrIänbcr, mttginflen, fo bafe bic t)ä))p(i^c fta«
peEc auf Sal^rl^unbcrtc bcr ©ammclpunft nieber«
Idnbifd^et Sänget unb 6oin|)omftcn tourbe. WS
bie ölteften unb Doraüglid^jten eontra))unIttften
jener Seit werben genannt: Sol^n ffiunpable, ein
Snglänber (gefL 1458), ®\M »ind^oiS, ein
gWeberlänber (1440—1460 am ©ofe ^^xüpp^
bed ®uten don Snrgunb), ©uiKaume 3)ufat|, ber
1428 al8 iüngfter ©anger in SRom in bie pap\t'
Ixä^t ffapeUe eintrat unb am 27. 3lot>tmbtt Uli:
als SanonicuS in Sambra^ fiarb. S)ie £om))oft«
tionen biefer 9Reifter bereifen ©d^orfftnn, unb
unmilUürlid^ muffen mir bie funfilid^e contra))unN
tifd^e Verarbeitung ber immer noä^ Beibel^alte«
neu gregorianifd^en ®runblage bemunbem. äl^re
@runbt5ne ftnb bie Zone D E F O, unb bie
na<^ benfelben »erfe^te biatonifd^ Seiter l^errfd^t
in U^nen loor. 3utoetIen merben fiatt ber k)ier ge-
nannten bie t)er|e|ten 6 A B C aI8 ® runbtöne an>
Semenbet Dorgeieni^et ift einbneben bem@d^IüffeL
)ie Xöne A unb G ol^ne SSor^eid^nung Rnb l^öd^ft
feiten als (Srunbtöne angenommen. Sie Som-
i)ofitu)nen ftnb gemöl^nli^ nur }u dier, meniger
)u fänf ober fe^S (stimmen. Ser F«@d^Iü{fel
ift auf ben brei oberen Sinien unfereS Sinienfpfiemd
angemenbet, ber G«@d^Iiif[et auf aOen fünfen, ber
0"@d^läffel auf ben beiben unteren. 2)er @o«
ptan erfd^eint bemnad^ in t)ierfad^er Sbftufung^
ber Wt einfad^, ber Zenor in bo))peItem, ber 99a|
in breifod^m Umfange. Sie 3(i|^cn für bie 3eit-
ma^e (uRenfuraljeid^enX bie inmitten ber £om))o«
jition oft med^feln, finb alle angemenbet, ebenfo aOe
iRotengattungen. Mt^x als fed^ SSiertelnoten ftnb
nie mit einattber oerbunben, bod^ l^öuftg gtoei bis
fünf Maximae mit ebenfo dielen Longis. Sprünge
fommen dor in ber fleinen unb großen Xer), ber
Ouarte, Ouinte, Heinen unb großen Se^te unb
ber Octade, unb )toar in allen Gattungen ber
Sonjonan^en, nie ber Siffonanjen. Serbunben
jmb mit ber 2:er} bie Ouinte, bie Se^te unb bie
Dctade, feiten bie Septime. Mt ©iffonanaen, mit
Sinfd^Iu^ ber Ouarte, ftnb ftetS dorbereitet, regel-
mäßig eingefül^rt unb aufgelöst. 92ad^a]^mungen
unb fugirte Stellen fommen l^äuftg dor. Sufa^
mar ber erfte, »eld^er feine Sloten, bie er in feiner
3ugenb nod^ fd^umrs gefd^rieben l^atte, \pättt un«
ausgefüllt Iie|. SnbererfeitS fängt aud^ mit ber«
[elben gpod^e ber aRi|braud^ ber Jhtnjtmittel an
10 über^anb }U nel^men, ba| unS bie derfd^iebenen
Secrete gegen benfelben unb bie Slbneiguna fo
mand^er Sifd^öfe gegen ben l^armonifd^en ®efang
nid^t ttunbem bürfen. ®ie Söne in il^rer ffinji-
lid^en 3ufammenMung galten MeS, baS flnn«
reid^e ©emebe berfelben lourbe oft unabhängig don
ben Borten derferttgt unb biefe erft fpäter unter-
legt. SKan ftellte, menn aud^ auf eine flnnreid^e
SBcife, derfiiebene iei;te in allen einzelnen mit
einanber der|iod^tenen Stimmen jufammen, beutete
mitunter ben Sejt nur an unb überliefe eS ben
Sängern, benfelben unterzulegen. 3a man ging
nod^ loeiter: unter Beibehaltung ber liturgifd^en
2:e£te mahlte man bie gefälligeren, bemegterenJRe*
lobien meijt nieberlänbifd^er, beutfd^ unb fron^
}dftfd^er IBoffSIieber als Xl^emen {ur omtratmsf«
tifd^en Bearbeitung unb f diente fid^ nid^, bie
ÜReffen nad^ biefen Sl^men ju be}ei(|nen; ba^
bie Benennungen: Missa des rouges nez, missa
baisez-moi, missa rhomme arme etc.; unter
fold^en Umftönben tonnte fpüter 3o§quin eStoogoi,
felbft burd^ bie Xöne beS X^emaS feiner 3Re|fe
la sol fa re mi einen ^öfling SubtoigS XU dos
tifranfreid^ an feine auSmeid^enbe Sntmort: Usd
fare mi gu erinnem, mit toeld^er er fein bringen-
beS ©efud^ um eine ^frünbe l^inl^ielt Diefinmc
biefer Berirrungen mar jebod^, ba| num felbß ben
2e£t biefer BoIfSmelobien jmifd^ ben ftr^Iii^
2:e£t ^ineinfang fomol^l in ben iReffen alSmt^in
ben 9Rotetten. Sodiel über ben &)QXQÜnkm
Seit. Bei 2)ufa9tj}dorgugSmeife unter ben Con^
ponijten biefer Seit bie Stimmenfül^rung oeit nn-
gegmtmgener, Sa| unb ®egenfa| lieben fid^ tiarer
$erauS, eingelne Stellen finb fogor angene^ nnb
derratl^en ©efül^l. Seine t&xiliä) aufgefunbcnes,
don Stiemann (SßieSbaben 1892) ^enmSgegebenen
breiflimmigen ^anfonS bemeifen, ba| er boS
gro|e Sob derbient, meld^eS feine S^^V^'üß
^m fpenbeten. Shtfa^ mirb aI8 baS ^mtpt ber
erjjten nieberlänbifd^en Sd^ule bQeid^eL Knla
feinen Sd^ülem unb 9tad^foIgem ragt befonbeiS
l^erdor: äol^anneS Ofegl^em, ber um 1430 geboten
mar. 3n feiner 3ugetiB mar er Jhtobenfänger in
Sntmerpen, 1444 derlie| er btefe Stobt, unb tm
1452^1453 biente er nad^meiSlld^ als Sänger
in ber t^oftaptHt m $ariS. 93on 1454—1459
mirb er als erfter Sänger ebenbafetbft bqetil^
Sd^on dor 1459 mürbe er 3:ref orier don St 9Ra^
tin )u XourS, bel^ielt aber babei feine Stelle an
ber ^o\laptUt in $aris. Bon 1461 an mar er
lta))e(Imeifter ber fdnigltd^n RaptUt ; er Porb jn
SInfang beS Sal^reS 1496. (Bgl. M. Brenet, Jein
deOkeghem. Etüde bio-bibliograpbiqae,Piur.
1898.) Bon il^m ift eine «nao^l ^Reffen, SRotdten
unb S^nfonS auf unS gefommen, bie in i^
®efammt^eit, nid^t in einjelnen in benfelben ent*
l^altenen mufUalifd^en Surtofitoten ben ÜRofpob
abgeben, nad^ meld^em ber ÜReifier beurtl^ilt WX'
ben mu^. S)ie gro^e t)frud^tbarteit beweiben xxmAt
dor}flglid^ burdd ein langes fieben begfinfKgt Seine
SBerfe tragen baS Gepräge fetner 3^/ aber in einer
fo genialen Sßeife, ba^ fte unfere Semnnbemng
derbienen. SBir finben in feinen unb jeiner Seil-
genoffen Som))ofttionen bie fd^miengften Co*
noneS, eine gange SJleffe ol^ne oSe Befürnnrnng
beS 9Ra^eS unb Sd^lüffelS (missa cujusYistonQ
}u fingen; b^figen SBed^fel beS SRa^eS rnib bo»
mit deränberten SEBertb ber Ütoten; $rodortio*
neu, burd^ meldte iebeS XonPdt ju einem sMen*
tltmpA für bie Sänger mürbe; derfd^iebote te^
für bie einzelnen Stimmen ber SRotetten. iüe^
loupt aUe /fünfte beS obligoten SontrajnnAeS
mit 92ad^a]^mungen, Umfel^rungen, Berme^p
wb Berminberungen, mitunter plb^id^ Bereim*
ÜRttfif, lird^Hd^e.
2042
ollet @titnmen in einem fiBerrafd^ben Sc«
, Sanoned uid) Saugen, bie oft t)erbotgen ge-
i unb beten Sdfung ben @öngem burci^ bie
cbarften SRoitoS blo| angebeutet nmrbe, }.93.
la, ne cesses nnb Otia dant yltia, b. 1^.:
lue ^ßauf en teeg ! Qui se exaltat, hmnilia-
, b. 1^. : 2)ie 9loten foKen in ber Untfel^rung
8en \Dtthtn, bie fteigenben al9 faHenbe unb
1^ (StätMelconon/ oanon aenigmaticus).
Den bief en jcünften feiner Seit finben {id^ ober
jäf bie 93or}üge eines ungemöl^nlid^ Zo«
V äberrofci^enbe Originalitöt, Unge}nmngen«
«r conttopunftifd^en 99ett>egungen, Sefd^rön«
ber Stimmen auf il^n natätlid^n Umfong.
igfeit ber SOtelobie, Sebenbigfeit unb ihoft
ttSbrudCed. Olegl^mSätuf unter feinen 3rit«
[en mu| ein fepr großer gemefen fein, benn
inen %oh nmrben brei Zrouercantoten com«
t Don feinem ©d^üler 3o8quin, bon (Sxt&ptl
on Su))i VÜ gleid^jeitige Som))onifien vnöxm
|u nennen : Snton SuSnoiS, 1467 StoptU»
rl}arldbedJNi]^ent)on99ttrgttnb(geft.l481),
tit Sftntgued, tJfirmin Soron, äol^anned
l 3acob Sorbireau, 1448 JtaMmeifier beS
end^orS an ber 92otre«2)ame«ffird^ in 9bit*
n (gefi. 1491).
X ^muptrepröf entant ber f og. }nieiten nieber*
'^äjm @d^ule ifi ber t)or}ügIid^fie ©d^üler
^8, SoSquin beS $rä8 (Jodocus Pra-
B, f. b. «rt.), gejt. am 27. «ugufi 1521
^tift8))ropji 2U Sonb^ im ^ennegau. ^8
material ift bei il^m boSfe&e mie bei fei«
k)rgängem; feine neuen Slccorbe, biefelben
men wä> biefelbe ÜRenfur, bagegen ein Xeid^
Don neuen 9ReIobien, eine neue ©emanbtl^eit,
)urd^ baS befannte HJlaterial ]^enK)r}u]^ben
(benbig }u entfalten. ®er gro|e 99eifaQ, ben
ib, ueranla^te il^n, feine ßompofttionen mit
f eden gu fiberlaben unb mit ben SRitteln beS
otmnfteS fo^ufagen ein geifhreid^ed Spiel }u
lt. Welobifd^e @))rünge, Snteenbung ber
me in il^en öu|erften Xdnen — nad^ einem
nge t)on oft 17 — , Skrmel^nmg ber 95er»
|8)eid^en (fd^on as ftnbet ftd^ bei il^m dot),
ineiben beSfelben Xoned burd^ ^ufen, plb^
Sereinigen aller Stimmen auf einen con«
nben Sccorb, um auf il^m eine gan^e Steil^e
Borten auSjuftnred^ unb bann }ur frül^em
id^ Serfled^tung gurudf^ufel^en, nxiren bie
(, burd^ bie er l^emunberung unb lluffel^en
egen fud^te unb aud^ feinen 3^<I erreid^te.
er l^at tote 2)ufaQ über baS bamalS fo be«
SSoRSlieb L'homme armö eine 9Jlef[e com«
t; eine anbere SKeffc fül^rt ben Sitel For-
etneteeitereD'ungaultreamer. Unter ben
fitäten feiner Sompofitionen feien nur er«
r feine 9Re(fe Sine nomine, bann baS ®e«
tdregifier Sefu Sl^rifH nad^ 9Ratt]^öu8 unb
unb eine 24ftimmige 9Rotette, bie in jeber
T Stimmen einen fe(|8fad^en ftrengen Sonon
t 3n bem ))ä))ftUd^en ffa))eiI«9rd^ioe teirb
nod^ eine gro|e 9n}a]^I feiner Gompofitionen im
ÜRanufcripte aufbemal^ UeberbieSudgabenf.b.
art. VI, 1892 f. (Kn 3eitgenoffe 3o8quin8, toel«
d^ il^m in 99e}ug aufOriginalitdt unb l^ennt«
niff e am ndd^fien fielet, ift 3acob Obred^t, oon ®Ia«
rean aud^ ^obred^ genannt Sr mar geboren um
1480 in Utred^t unb mürbe 1465 J^apeQmeifter an
ber Satl^ebrale bief er Stabt, mo er, mie und (Blarean
infeinemSobecad^orb unb ^ßetrufiOpmeer infeinem
Opus ohronographicum Oerfid^, ben SraSmuS
don Siotterbam, ber megen feiner f d^ftnen SiScant«
fKmme aI8 Cl^orfänger aufgenommen morben mar,
in ber Vhtji! unterrid^tete. 3m 3. 1492 mürbe
er Jta))enmetfter an ber 9lotre»S)ame4Krd^ in 9nt«
tottpm, unb als fold^ ftarb er rm 1506. Seine
Sompofitionen finb im Xonfa^e entmidCelter unb
in ber ^ormonie oolltöniger o& bieienigen Oteg«
l^emS. Obred^t ift ber erfte, ber einen beffem Stil
oorbereitete, unb SraSmuS f agt oon il^m, ba| er
nulli aecundus gemefen fei : bod^ lonnte au($ er
fid^ nid^t entl^Iten, in ber Smoenbung ber Saj&«
fünfte unb in «ädffa^t ber SBal^I feiner Ziemen
bem Sraud^ feiner Seit }u l^ulbigen unb SRotioe
meltlid^er Sieber gur Compofttion oon Steffen,
SRotetten u. f. m. gu benu|en. 2)er }meiten nieber-
(önbifd^ Sd^ule gel^ören nod^ an: Snton 99rume(
(1505), am ^ofe beS 6er)ogd oon ^ferrara; $ierre
be Same ($etru8 ^totenfts; 1492—1510), am
^ofe oon Surgunb; Seon SRouton (gefL 1522),
Sd^Ier 3o8quin8, j}a))enfönger am ^ofe ber
j^önige Submig XL unb ^tan^ L oon ^fnmfreid^;
HaipQX oon SBerbefe (US 1490), (Slefangmeifter
am ^of e in SRailanb ; ^nton unb Stöbert be f^feoin ;
3ean (Bl^ifelin (Serbonnet?); SoQfet VS^omphtt
(gefL 1518 al8 SanonicuS in St Ouentin); fo-
bann bie f))dteren $ierre £erton, Slöment Sonne«
quin, ein Sd^uler 3o8quinfi; Claube be SermifQ,
ffa))enmeifier bei Sftau) L unb ^einrid^ IL oon
Sfronlreid^; 91brian $etit CocIicuS, Sd^uler 3o8«
quinS, ber 1545 nad^ SBittenberg fam, mo er )ur
neuen Sel^ fibertrat; 3ücob 9rcdbelt, 1540 p&p^»
lid^er j^opellfönger in Stom, 1557 „föniglid^er
aRufUuS'' in $ari8; 3ad^et be Serd^m, oon 1535
an beim der}oge oon SRantua ; 92icoIau8 ®om-
bert, ein Sd^uler 3o8quin8, 1543 ffa))ellmeifier
ber faiferlid^en Hapäit in 9labrib.
Seutfd^ eom))omjten erfd^einen bereits im
14. 3a^r|unbert 2)er belgifd^e aRuftlforfd^er S.
be £ouffemafer nennt in einer Srofd^üre über bie
armonifien beS 14. Sal^rbunbertS il^re 9tamen:
einrid^ ^e^mann au8 Strasburg, ^einrid^ oon
reiburg, S^lknp^ttt, jäeinrid^ oon Sauf enburg,
92icoIauS oon SRergS. i>\t me|rfKmmigen Xon«
fö|e beS Sod^amer SieberbudM (1390—1420)
meifen einen giemlid^ entmidelten ihmftfKI auf.
9lid^t )u oergeffen ifi Sol^ann ®obenbad^, ber
trefflid^e Seigrer beS gfrand^inuS ®af or ; er lebte
um bie 9Jlitte beS 15. Sal^rl^unbertS unb nannte
üd^ nad^ ber Sitte feiner Seit Bonadies. Son
(einen SebenSumfianben ift nur befannt bag er,
ani 2)eutfd^Ianb ftommenb, in einem italienifd^
2043
anufir, xit^ui^t.
2044
SannclitenFtofttr Ittite. EBematb btr SJeutfcfie, an>
aäAxä)tt 6rfinbti befi Otflel^KbalS, Dar ton 1445
bis 1459 Orgoniß an bti 3]|arcueltid(|e in Sttic
big. ^nberc berühmte Orgdiiin{)titi>aitn:$aul
ßoffioim«. 1493 (üiferlii^CT ^oforgamp in SBira;
Honrob Naumann, fleft. 1473 als Orgontp an
ber^TOUcntiic^t in3Mnd|en; Imolb Si^Iid, ntn
1512 Qot Iurfür[tli^ ^ofe in ^titelberg. 3)ie
©oStünPe btr Üliebtriänb« finben mir bei ben beut-
\ä)en Somfoniften »eniget angeroanbt. Mbarn üon
5Julba (um 1490), beflen ÜHDlette 0 vera lux et
^oria no^ ©lorton in ganj ©eutf^Ianb gelungen
tDUibe, eifert in feinem 2:ractatt Musica (Gerbert,
Scriptt. ni, 329—381) gtgen bie iät^[e^aften
unb unDerftänbli^en Saltunfle, mel^e bei ben
Eom^iDniften feiner Seit in Sii^inung gefommen
feien. Sßon beutft^cn gomponifttn finb nocti ju
nennen ber berübmte ^einric^ ^incf, 1492 bis
1506 am pDlnifctien ßönigSImle in fftatau; ^He«
janber agricDla, ber löOeimSeloIge be§ftönigS
Sßbili))^ b(3 @d)önen Don Saftilien in S^ianien
Parb; femtr ©tep^on 3Ra^u, ÄopeDfonger flaijer
SeibinanbS I., bei fttne Si^ätigleit bei Air^en*
tontpcfilion mie audi bem SSolteiiebt jumanbte.
2!n feinen Samentationen beS 3eremia3 jeii^net
ei fid^ not aDen Somponiften bei 3eit «uS. Sie
finb ouf bie S^oiolmelobie gebaut, mir benunbem
baran bie für feine 3cit ungenö^nlid^e Steinzeit ber
Harmonie; befonberä tritt ^troor eine Sleutli^teit
b(§ ©efangeS, btr Senor mit bem cantus finnus,
neben Beld^em bie übrigen Stimmen, jwar niii^t
fo gang einfa^, aber boii^ fe^r fangbar, jebe naäf
i^rer fflrt cin^ergeben. 3n5befonbere beginnt Bon
nun on auc^ baS SÖolBIieh als folc^tS me^r in ben
Sßorbetgrunb gu treten. 9Kit ©letibin Wattv ift
es jugleidi ©einrirfi 3foa! (geft. 1517 al§ Sym-
phom8taregiBttm§ofe9WajimiItan8Lin9Sien),
ber in feinen Siebetn glei^fain einen SRiefenfpning
über ben (Seift feines ^titalterS gemad!)t b^t. S]ie
bei Sodann Ott in ^ümbeig 1544 erfc^itnene
©ammlung ,^unbert unb fünffgeben guter nenei
Ciebtein, mit Dier, fünff, fe<i)a ftimmen, cor nie im
tmtf aufegongcn, SJeutfct), SronSäftfift, ^ü\i) Dnb
Sttleini|d), luftig ju fmgen, Bnb auff bie 3nflrU'
mentbienftticd, non ben berpmbtejien biferflnnfl
gemai^t" (neu IierauSqcgeBen öoneitnet, grfunb
Äabe, »erlin 1876, 99b. IV ber aßublication Ott.
pratt. n. tbeoret. SHufH-aBerfe), entbült 0Dn3faa!
allein 10 Sieber mit fo fc&Ön unb riil^tig marfir-
fem M^ptbmuS, fo reiner unb äwanglofer Harmonie,
baß man fie bem 18. Sa^rbunbert jufd^reiben
möchte. 5Bie Sammlung entbält mit ßieber Don
fnlgenben beutfcben gomponiften: Subroig Senfl,
SfepbanaJlQ5u,S^oma8SlDl|er,OSlDaltiRe9tter,
3o(iann<müI[er, ÜHattbiaS grfel, SBilbelm SBieifen-
grofer, 9Imolb non 99ruil, SupuS ^UinÄ, 8eon-
barb ^aminger, Siit SJietricb, Sodann aSJannen-
mai^er,
ami& bie Sbeorie her TOufif trat jejt in ein
neues ©tabiumniiffenfd(|nfttict)er5Bettrbeitung.3tr-
bitlflnb I. Oon ^iQßomtti iKVt\ m. %. 1475 ben
berüfimtra belgif(^en SRufttfi^ft^dtti 3s(ainii
SindoriS an feinen ^of nad^ vtä^l. SÖnnlenfr
merlb ift. baB baB DonXinctotifl crf cEiinttne Sti(
Terminorum mueicae dlffinitoriiiin, um 1475
mo^rfi^einli^ in S'leapel gebruift, al§ boS etfte log.
3Jtufifle£i!on (neu^erauSg. D. §. StOcinunm in ba
3a^rb. f. mutUal. SBiff enfe^ I, Seipj. 1 863, 55 %),
no4 (eine Sioten ^at, mDgegen ^uqd doh 9lät'
lingen, bei bereits um 1360 ftaib, in fetneni Snit
Flores muaicae onmie cautns Gregoriaiii (p^
erft gebiudt ju Stiagburg 1488) fü f^on biufie,
jebo^ nui @b<»^°'<i'>t^' <ntn)enbet. S)te S^nifln
beS ^incloris blieben IQngei oIS ^unbcrt 3a^
bie Sebtbü^er in ben @efangfd^en. 3in 3a|tc
1484 beiief b«r ^erjog SuboDicD Sfoija in SRiii*
lonb ebenfalls einen berübmten X^eontün, %taf
d^inuS @afDt, alS ecften i^a|>tafSngeT. Dirfer
fd^rieb eine Practica musica, 1496, tn atlqer
bie elften giguralnoten in ^olgtafelbnid tuditt-
mm. 3n einem anbem SBerfe, Theoricnm opu
mCBicae disciplinae, 1480, (ud(|t ®ofoi btel$iii>
bonifc^e Solmifatton bem Softem beS SSatlipü
ju accommabireiL ®eutf(f|e X^ontitet «uin
9lbam Don gulba unb ^ermann gind (I^«etie*
musica, 1556). SBäbrenb ftd) in ^tulf erlaub dk-
gugSmeife baS gei^lit^e unb meltltc^e Sieb p nil>
mideln begann, biiitite in Italien {9}«iebig) eint
felbftSnbige €^ule em^ior. 3^ 99egiünbtt nun
9Ibrinn^i0aerl,einMebetISnbei, ©t^üIerDonS»'
I)annan(iutonunb3D3gninbeS^U.e[faml516,
nac^bem ei [uli in feiner ^eimal \ä)on tum Sbf
emarbcn, nu^ 9tom, fanb aber ^ici, nai^ ber Se^
fl(%erung feines S(^üIerS unb Dla^f olgerS daribio,
begbalb 'eine ^ufna^me, ukü er bie ^uctcrfi^
einer Don bei pöpftlic^en ffapelte biS^ unter ben
Ütamen SoSquinS aufgeführten oier^rnmigoiCn-
pofition beanfpni^te, bie nun fui alle ^uMt
juTÜdgelegt nnirbe. Si nunbte fi(^ nai^ Stoon
unb bann an ben ^of SubmigS IL oon EBBtaei
unb Ungarn. 3m 3- 1527 mürbe a ffapefliiKt|hi
anbetffltaraiSlir(f|c iu9?encbig imbflQrtibtifdiiil i
om 7. Siecember 1562. SfBiQaert )dqi ber (^ '
meld^tr für meliert Stimmen, für 6 unb 7 (irii^l
im ßanon, plures ox una, mie ft^on frübere ton-
t^er) unb für ©opptlt^öte connionirte. Seint
SBerfe finb burdj mclobifiiie 95äffe, gute gü^nniä
ber Stimmen unb niäfeig angcitjenbete Dia^a^nuni'
genauSgejeiii^tt; fie loarcn bei 31uffü^tmigfliD§ci
SBerfe (natüili^ obne .^nftiutnentalbealeitiirü) fü
bie Sanger eine<^rlcld|t(aing unb ergielten Offs
ber Wbued^Slung unb SJenoebunti bec ÖlöKttnt
lierrli^e SBirfung. Seine S^tilei %ibnd 9>)-
brieli, 1666 Weiler Orgoni"
fiin^e, unb btflen 9!effe =»• '
erßer Organift bafd
ßompofition nitttct
Otgenob. Sm St-
erben uRale eine'
nutifd^ÜRobcfi
tino. Snfanoll
men; ba ia»
2045
aWufif, ürd^Ud&c.
2046
I^rifd^en St^igrommS, in ber bem Xe^te tn^ptf
d^enben SJtuft! log, fo gab boSfelbe }uer{} IBeran«
loffung, bei Som^ofttionen aud^ ben Zestinl^Qlt
|n bmidEPii^tigen, tooron biSl^er toeniger gebadet
toorben nmr. 2)ie ßfatfül^rung beS ÜRabrigolS
in bie j^ammermujtl ttxir ber erfte @d^ritt gut
Verfeinerung beS (Sefd^madeS. lBor}ügIi(i^ ttxiren
es jlicolo Sicentino unb S)on Sarlo (Sefualbo^
Sürjl k)on IBenofa, bie ftd^ ber 9u§bilbung beS-
felben annahmen, gi^prian be Store (geb. 1516
|n SRed^eln), ber berühmte @pler SEBiEaertS unb
1568 beffen Stad^f olger an SonSOtorco, Betrat ben*
felBen SEBeg, unb fo fd^Iid^en fid^ mit biefer IBer«
feinerung bed ®efd^mad(eS jugleid^ aud^ bie (i8
bal^ ungemöl^nlid^en 3:ont)erl^öItni{fe ber k)er>
minbertenOuarte unbOuinte t)on gmei ober brei
folgenben ^Ibtönen ein. ßS fd^Ioffen ftd^ mit
oen d^omatifd^en Serfud^en ft)&ter nod^ an Suca
9Raren)io, gefi. 1599 oIS ÜRitglieb ber tropft-
Hd^en ftaptUt, Orlanbo bi fiaffo unb Snbere.
S)er Htm be§ granbiofen @tiI3 j[ebod^, ben 3od-
quin neben bem be§ einfad^en gepflanzt l^atte,
trntrb l^uptfäd^Iid^ gu Stom gepflegt. 913 popft-
lid^ @önger erfd^einen bort gegen bie SRitte be§
16. Sal^rl^unbertS bie 92ieberlönber Srcabelt unb
®M^Iin 2)anfert3, bie Spanier Sartl^oIomäuS
Sdcobebo, gil^rifbp]^ SRoraleS auS SeDiUa^ beffen
l^Iid^ SRotettLamentabatur Jacob am britten
€onntag in ber t)faften oon ber pöpftlid^en ffapeüe
oufge^l^rt nmrbe, bie t)ftan}ofen fieonarb 99ane
aus SimogeS, Sleagar ©enet genannt nad^ feiner
Saterftabt 11 Carpentrasso , beffen fiamentatio«
nen nod^ lange S^it in ber pöpfHid^en ffapeUe ge-
fangen mürben, enblid^ ber Berül^mte Staliener Son«
fiantiuS gfefta, beffen Sompofttionen ben @d^eibe«
imnft (ilben gmifd^en ber $enobe beS Sanon unb
jener ber freien Sntmidlung, gmifd^en $feubo'&uc*
iaib unb $aleftrina. S)er redete gflug unb freie
€d^mung ift in Sfefta'S befangen oon 92oten ge-
tm^tiger @eltung ooSftönbig angebeutet, allein Die
9Kd|tung ber 3eit He^ il^n nid^t gum Suff d^munge
gelangen; nurgro^artige^üge, nid^tburd^auS groß-
artige giompofttionen d^arafteriftren feine SBerfe.
Sbenfo ftnb bei ben oorgüglid^ften Xonfe^em
iener S^it eingelne 3üge eines tiefem @emüt^eS
SU bemerfeu; allein Sompofttionen, meldte baS
®emüt]^ burd^meg ergreifen tonnten, tagen nid^t
in bem ®eifte ber 3(it. bie nod^ immer befangen
ttwr in ber SSorliebe für bie finnreid^en SScrmidt-
lungen beS SontrapunfteS. ^uS Stalien merben
nod^ oerfd^iebene ad^tbare 92amen genannt: ®tef.
Settini (il Fomarino), ®om. QferraboSco, ®i«
rolamo ^raboSco, Slaubio Seggio, SSincengo
Shtffo K. SSorjüglid^ finb eS aber nod^ immer
92ieberlanber , bie als @anger unb Somponi-
flen in großen ©tobten unb an ben §öfen er-
f d^einen, f o an bem faiferlid^en ^ofe ff arlS V. ber
ffopeÜmeifter 3acob 6!(emenS non Papa; fobann
9licoIauS ®ombert unb Xl^omaS Srecquitton an
ber faiferlid^en ff apeüe gu SKabrib, 3o^ann Yan-
gon 1570—1578 als ßl^orbirigent am «IHunfter
in Stadien. 3n Spanien tritt mit Srifbforo SRo-
raleS auS @et)illa (um 1540 pöpftlid^em ffapeS-
fänger in Stom) unb beffen ©dualer gfranciSco
@uerrero (1550 ffapeUfönger an ber Satl^e-
brale gu ©eoiSa) bie Xonfunft in ein neues Sta«
bium. 9ud^ in 2)eutfd^Ianb l^atte biefelbe einen
bebeutenben %uffd^ttmng genommen, unb bie ar-
beiten ber beutfd^en Somponiften ftel^en in (einer
SEBeife benen ber ÜRel^gal^I il^er nieberldnbifd^
Seitgenoffen nad^ ; barum fönnen biefen (enteren
nebft ben bereits genannten 9iamen nod^ fol-
genbe l^ingugefügt merben: SEB. ®refinger, @regor
ajte^er, SBoIf ^ein|, Sol^ann Stal^l, S. Sem«
Ixn, 3o^. ©aUicuIuS, Submig @enp, gefbrben
als ^offapeUmeifter in aRund^en (um 1555), 3o-
l^ann SÖBaltl^er, ffapeSmeifier beS ffurfürften Don
@ad^fen, meld^ertektere, obn)o]^IimS)ienfteber9te-
formation, ber ubfid^en ^otm beS Xonfa|eS treu
blieb. Unter ben Zl^eoretifem {euer Seit ftnb Dor-
gugStoeife ]^ert)orgu]^eben : 3cttUno, ber trefflid^e
@$üler SBiSaertS, ^r bie Staliener ein mal^rer Sie«
brmator ber Zl^eorie, unb ^einrid^ fiorituS, nad^
einem Geburtsorte ©laruS gemöl^nlid^ ®(areanuS
[f. b. 9lrt.) genannt, meld^er, oboleid^ in bie SRe-
formationSftreitigfeiten feines ^BaterlanbeS Der-
midelt, bennod^ SJtuße fanb, in feinem 1547 in
93afel erfd^ienenen Dodecachordon eineSrt neuen
3j)nf 9ftemS nad^ grted^if d^em 3uf d^nitt aufguftellen,
in meld^em er ftatt ber ad^t ffird^entonarten gmölf
annahm (f. b. Srt. E^oral UI, 178).
@o ftanb bie Zonfunfi bereits in l^ol^er SBIüte,
als um 1535 €Iaube ®oubimeI (geb. um 1505
in Sefancon), ben man bisl^er fälfd^Itd^ für $ale«
ftrina'S Seigrer l^ielt (Musica sacra, !RegenSburg
1892, 126), als Somponift unb Seigrer befannt
mürbe. „®oubimeIS arbeiten", fagt SmbroS
(®efd^id^te ber aJhifif HI, 597), „l^aben einen
eigentl^ümlid^en Steig, eine ^olbfelige Snmut)^ unb
(morin fie an S. gfefta anflingen) einen garten,
faft möbd^enl^aften Sh^ ^ befonberS fül^Ibar
mirb, memt man fie neben bie mannl^aft fröftigen
SSBerfe a)loraIeS' ober SlrcabeltS fteUt. SBaS ftd^
oon fßaleftrina Stebnlid^eS finbet, l^at er feinem
Seigrer (?) gu bauten, unb bie S^reibart @loubi«
melS in gemiffen SReffen, mie in ber SJlcffe Audi
filia, in ber Missa De mes ennuys u. a., ifi . . .
oottftönbiger ^alefirinaftil . . . gfreUid^ ift ^te-
ftrina ber unenblii!^ reid^ ®eif}; ®oubime(S ^rt
unb überlieferte ffunf} bilbet eben nur eine ber
oielen Seiten ieneS unerreid^ten SReifterS.'' @pö«
ter (um 1555) erfd^eint ®oubtme( in ^riS, mo
er bie oon SOtarot unb iSega frangöfifd^ nad^«
gebid^teten $falmen mit il^ren oielfad^ meltlid^en
Siebem enttel^nten 9)leIobien oierfHmmig fe^te
(1562 u. 1565). ®iefe fanben in ©eutfd^tonb fol«
d^en SBeifoQ, ba| fd^on 1578 eine oon SmbroftuS
Sobmaffer mit beutf ^er Ueberfe^ung oerfe^ene 9(uS«
gäbe in Seipgig erfd^ien. ®oubimeI ftarb im 3.
1572 in ber iSart^oIomöuSnad^t gu S^on. Süd^t
ermiefen ift, ba^ er fid^ ben Hugenotten ange-
fd^Ioffen l^at, obmol^I biefe le^teren feine $falmen«
2047
aRufif, t\xä)liä)t.
2048
compofitioncn fid^ aneigneten, ©oubimel felbji
f^rieb pe, toie eS in bet Sombe ]^ei|t, für ben
^auSgebraui!^ , nld^t für bie ffird^e, um etwa
ben lateinifd^en @t\ar\% p Ded^röngen. UeBerbie|
^atte bie Sorbonne bie ^falmenüberfe^ungen ge-
))räft unb erflärt, fte finbe barin nid^ts Unfatl^o«
Ufd^eS. Sn @oubimeI fd^Iie^ fid^ an: ®iot)anni
Snimuccia, ®iot>anni SJlaria 9iamni unb ®io«
banni ^ierluigi ba ^ateftrina (geb. 1526 in $ale-
ftrina, bem alten Praeneste, ge{l. am 2. t$fe-
bruar 1594 in Slom). 9Bir fagen l^ier nur bad
9lotl^teenbige über biefen SReifter unb Dermeifen im
Uebrigen auf ben «rt. ?PalefWna. 3m 3. 1551
nmrbe er t)om ^op\t 3utiu8 in. nad^ SRom be«
rufen aI8 Magister puerorom (Snfpector ber
Singfnaben) unb fta))dmeifter an @t. $eter. @ein
erfteS 3Berf, oier SReffen gu k)ier unb eine )u fünf
Stimmen, t)erf d^affte il^m ben (Eintritt als Sänger
in bie ))ö))ftlid^ Stapttk. 2)iefe SteQung mu|te
er iebo(^ bolb tt)ieber aufgeben, ba ber ißa))jt
$aul IV. burd^ eine Serorbnung Dom 30. 3uU
1555 bie oerbeirateten Sönger^ }u benen aud^
^aleftrina gel^drte, au8 ber RaptUt entließ. 9m
1. October beSfetten Sal^reS teurbe er RaptU*
meifter an @. ®iot)anni im Sateran, eine Stellung,
bie er nadd f ed^S Sauren k)erlie|, um in bie S)ienfte
bed Sa))iteIS t>on S. 9Raria ^aggiore }u treten.
SEBö^renb biefer 3cit ^tte er u. a. feine Smpro"
perien componirt, totlä^t am Sb<n1reitage beS
Sal^reS 1560 )um erften äßale gelungen mürben;
fie mürben mit fo aügemeiner Stül^rung demom«
men, bofe ^iuS IV. eine ^bfdjrift für bie p^^»
Hd^e StaptUt öerlongte, öon ber fie feit jener Seit,
fo lange ftd^ biefe in Zl^ätigfeit befanb, unauS«
gefegt an bem genannten Zage mieberl^olt mür-
ben. ®cr 3n^aU biefer 3nH)rot)erien fann als
befannt DorauSgefefet merben. Qu ben einfad^en,
ein tiefes ®e^imni§ fünbenben Porten (ie^ $ale«
ftrina bie einfad^ften, bie fd^Iid^teften 2:oni)erbin«
bungen f^'6xtn, mie fie bem fanften unb emften
Sormurfe, ber innigen Seue unb bem begeifterten
Sobgefange ^iemten. äOSie bie gan^e Umgebung
bei ber geier ieben Sd^mudeS unb ©langes ent-
fteibet mar unb in i^rer emften Trauer baS (Semütl^
um fo mel^r jur 9lnbad^t fttmmte, fo ocmal^men
bie ^örcr jefet, ftatt beS gcmol^nten 3lufmanbeS
contro})Utrftifd^er (Selel^rfamfeit, jum erften 9KaIe
nur Söne oott beS innigften ©efübleS, in ben
nad^ gel^eimni^iooller innerer SBejie^ungjuf ammen-
georbneten Sufammenflängen. SJon iejt an be-
ginnt bie X^ötigfeit beS SReifterS auf bem ®ebiete
ber beiligen lonfunft. ®en ftlagen über Unorb-
nung in ber Äird^enmufH, üerurfad^t burd^ bie Un«
öerftänblid^feit beS SejteS, übermäßige «uSbeb-
nung ber 6omi)oritionen, ungeeignete, mittfürlid^e
unb ftörenbe SKanieren ber Sänger, begegnen mir
fd&on im ®eacte beS ^a})fteS Sol^anneS XXH
au «üignon im 3. 1322 (f. b. «rt. g^oraim, 183)
unb in ber fjfolgcjeit. S)em Eoncil öon Srient
loar es üorbe^alten , eine SReform beS ffird^en-
ge/angeS burd^jufc^en. ®U\e toutbe am 14. Se))»
tember 1562 in ber 22. Si^ung befd^Ioffen. Se^
orbnet mürbe dor SlUem, ba| auS ber ftird^ bie«
ienige SRufif ju berbatmen fei, meldte im Orge^tnd
ober ®efange eine Seimifd^g t)on Uet^pigem
(lasciTum) ober Unreinem (impuram) jeige. 3n
ber 23. Si^ng mürbe nod^ beftimmt, ba| bk
Ihmben im Seminar bie @tammatü unb ben
gregorianifd^ ®efang erlernen foUten. Sor ber
24. Si^g ließ ftai^r gferbinanb L, ein Ser*
el^rer ber Sonhmft, burd^ feinen @efanbten ben
S^unfd^ ouSfpred^, man m5ge eine böllige See*
merfung beS giguralgefangeS nid^t befd^lie|en, ba
berfelbe in feiner rid^tigen Snioenbung ein fd^
geeignetes ÜRittel fein fönne,, boS ®emut^ jnr
^nbad^t ju erleben, morauf bie Snttoort erfolgte,
baß eS nur auf bie 9Rißbraud^ abgefel^en fei uib
bie SSerbeff erungen im ßingelnen ber iKni^engiu^
$rot)in3ialf9noben unb ben 93tf^fen uberlof^
blieben. S)ie SuSfül^rung ber tribentinifd^ 9e*
fd^lüffe t>ersog fld^ bis jum Saläre 1564. %m
2. Sluguft biefeS Sal^ ernannte $iuS IV. eine
Sommiffton Don ad^t Sarbinölen, bie mit feina
3uftimmung }meien auS ü^rer SRitte, bem ^ ttad
^orromäuS unb bem nod^ jugenblid^en^ aber fe(r
funftoerftänbigen Sarbinale SSitelloji^ bie Sie«
form ber päfipd^ StaptUt Abertrugen. Siefe
|atte junöd^ft einen biSciplinören S^orafter. ^ia
mag aber aud^ bie gfrage ber figurirten SUsqf»
mufil mieber in t$flu| gelommen fein. Solefirina
(DieUeid^t aud^ Snimuccia) tonnte burd^ Vorlage
ber fd^on unter 3uliuS in. compomrten 9Re^
ben SBemeiS erbringen, baß nid^t bie ffunß aß
fold^e an ber UnDerftänblid^feit beS litmrgifd^
Zeltes bie Sd^ulb trage. Sr nntrbe borum (1565)
nid^t nur mit bem Sitel unb ber ^ßenfion einel
))ä))ftlid^en ffa))enfängerS belaffen, fonbem mit
bem DoQen ©el^alte eines fold^en geehrt. Srß im
3a]^re 1567 mürbe bie berül^mte Missa papM
Marcelli mit biefem Xitel im 2)nui k)er5ffentli^
in banfbarer Srinnerung an einen itird^nfurfiei^
ben Sarbinal 9Rarcello SerDino (fpoter für einige
SSBod^en $at)ft aRarcelluS), für ben ^ßalefbimi
bie 9Reffe componirt l^atte, ber aber burd^ einen
rül^a^itigen Sob l^inmeggerafft mürbe. 2>aS Sn-
el^en ^aleftrina'S ftieg, als unter $iuS V. unb
Tregor XTTT. nad^ &rf d^nen beS neuen Srdnetl
unb 9Rips feine compofttorifd^e Xl^gfeit fo-
mol^l für bie neuen Sboralbüd^er (f. b. Sri Sborol
III, 184) als für figurirte ®efange mit bennfor»
mirten liturgifd^en xe^ten in ^nfprud^ genommen
mürbe (ffird^enmuftfal. 3Q^bud^ Vn, SegenSt.
1892, 96). ^aleftrina'S eompofttionen reprafen*
tiren ben ^bfd^luß einer lange dorangegangenen
JhtnftentmidRung. ,,Sein Stil ifl eigentlid^ fein
neuer," fagtätiemanu; „neumoranibmnurbiecon>
fequente, einl^eitlid^e unb mal^rl^aft geniale Sunl^
fül^rung ber ^bflörung beS ))ol9pl|onen Sa|eS,
meldte in unioolUommenerS)urd^]^rungfd^onba3
Unterfd^eibenbe beS Stiles eines SSiQaert, ®oubi*
mel, tifefta, Slnimuccia mar, bie f effelnbe SBabrl^
beS 9uSbrud(S, ber ^ol^e ^bel ber Smpfinbung
2049
SKufü, fird^Itd&c.
2050
toeld^er nirgenbS mit bec (lo^en Siqielung eines
imitatorifd^n Ihmflfiäded {id^ jufrieben gibt bie
Xtäpxit xAi^i dd @eI6ft}tt)e(I, fonbem nur old
SRittel anfielet $aleftrina toax eben einer jener
gottbegnabeten SJteifier, teie il^rer nid^t einmal iebed
3a]^r]^unbert einen Qert)orbringt unter bereuen«
ben (Erbe }u @olb »irb'' (ffote^iSmuS ber SRufil-
oefd^id^te n, fieip^ig 1888, 45). 9ß trefflid^
aßeifler, bie in fernem Stile com))onirten, fiid)
nod^ gu nennen : ber @))anier Xommofo Sobodico
ba SBittoria (geft. um 1608), @iot)Qnni SRaria
9{anini, ber ®ränber einer CompofitionS[d^uIe, an
ber Qud^ $aleftrina tl^ötig »ar (gejL 1607), unb
9elice 9nerio, ber 9iad9f olger ^t^na'i al8
«Som))onijl ber ))ö))filid^en ftopeUe" (geft. 1680).
9{eben ber lird^Iid^en Sompofition befd^äftigten
ottd^ bie SRabrigale Diele gute Xonfe^er, u. 9.
$oIe{)rinQ felbfl ; SnbreaS ®abrieli, Organift an
€. SRarco in S3enebig (geß. 1586); 3o^n Con-
ttnt, l^opellmeifler an ber Satl^ebrale in Sredcia
(um 1560): atfonfo beUa SHoIa, ffa))eamei{ter
Vermied' IL Don ßfle gu gferrara (um 1589 bis
1563); fiuca ajtarensio (geft. 1599 in 9fa>m), ffa-
)>ellmeifter am £^ofe SigiSmunbS m. don $oIen.
S)on Sarlo ®efuaIbo, ^firft k)on SSenofa, teoHte
baS d^romotifd^e unb enl^ormonifd^e 34)ngefd^Ied^t
htt ®ried^en lieber aufleben laff en unb fu^te be|-
%cia in feinen ajtabrigalen (1585 unb 1613) bie
SRufil burd^ Spränge unb gel^öufte lBerfet;ungS-
aeid^ originell ^u mod^en. Unterbeffen befdböf tigte
pd^ Oragio SSec^i (geft. 1605 aldftapeUmeifter ber
^uptfird^e in SRobena) bamit, einen mel^r melo"
bif d^n ®til (Zonmalerei) in feinem Suftfpiel Amfi-
parnasso }ur Snmenbung ^u bringen, ^urd^grei«
f enber ttmren bie Steuerungen beS Smilio bei (Sxü)a'
Cieri ouS SRom, fomie beS 3aco6 $eri auS gloreu}
imb onberer £onfe^r, meldte gegen (Enbe beS 16.
imb im anfange beS 17. Sal^rl^unbertS ben mono-
bifd^en Stil (begleiteten ßin^elgefang) bem contra«
(nmftifd^n gegenfiberfteUten. iSiS bal^in (annte
man feine Segleitung }um fitrd^engefang. 3e|t er«
fd^tint in ffur}em bie Orgelbegleitung als be}iffer"
ter 9a|. SJtan fam fogar fo meit, auS ben ©efang^
fiUnmen ber alten clafftfd^n Com))o{ttionen ben
4Bnmbba^ für bie Orgel auS}U}ie]^en, btefelben
mit Segleitung ber Orgel }u fingen unb fie fo
ibrer äBürbe }u berauben. 9Jlit bem mobemen
iSebraud^e ber Orgel würben enblid^ aud^ bie übri«
fien 3nftrumente in bie Jtird^e gebrad^t, unb über
ber mobemen SRuft! mürben ^aleftrina'S unb
feiner 3^itgenoffen SBerle immer mel^r oergeffen ;
t^r (Sebraud^ l^ielt ftd^ nur in ber pöpftlid^en
ffat^eOe. ^
2tn 2)eutfd^lanb l^tte bie ffird^enmuftf unter
StoUmb be Sattre (Orlanbo bi Saffo), geb. 1532
jtt 99bnS im ^ennegau, gefl am 14. 3uni 1594
aß $of fa))enmeifter in SRünd^en (f. b. ^rt. Sattre),
ber nöd^ft ^aleftrina ber größte Sonfe^r beS
16. Sal^r^unbertS ift, bie l^öd^fte Stufe ber SoO-
ctdmng erftiegen. äßürbig befd^liegt er bie lange
Steige ber berül^mten nieberlönbtfd^en (Sompo«
Shkbrnicsifon. YIIL 2: Kuft
nifien. 9Rit il^m fei nod^ fein SanbSmann $l^ili)))>
be SRonte genannt, ber 1603 in SBien als ^of-
fa))e]Imeifler flarb. Sobann glönjte in 3)eutfd;i-
lanb nod^ 3acob ^nbl (Gkdlus) auS ihain (ge|L
1591 als faiferlid^er Äai)ellmeifier in ^rag),
beffen SRotetten Ecce quomodo moritur justus
unb Media vita in morie sumus bered^tigteS
auffeilen enegtm. 3n Snglanb mürbe baS 9Ra-
brigal gleid^fam |u einer nationalen Sieb^oberei.
S)ie bebeutenbflen (Eomponiflen bafelbfi am Snbe
beS 16. unb 9lnfang beS 17. Sal^rl^unbertS moren
Sl^omaS Satefon, Sol^n Semtet, äol^n 93nII, Sol^n
S)omlanb, Orlanbo @ibbonS, Zl^omaS SRorleQ,
3o]^n SBarb, Sol^n äBilbi^e unb Stomas SBeelfeS.
Später (1741) grünbeten in Sonbon eine Snjol^l
S)ilettanten bie Madrigal Society, einen herein,
bef[en 3med barin beftanb, bie alten claffifc^m
SRabrigale }u fammeln unb fte burd^ geittoeife
^ufful^rung ber ®efd^i(^te }u erl^Uen. 3n $olen
mu| bie aRuftf fd^on im 15. Sal^rl^unbert einm
l^ol^en @rab oer tluSbilbung erlangt l^abm, toenn
rinrid^ Sind, ber in ftxataa auSgebilbet ut^ bann
of!a))ellmeifier beS ff önigS Solenn Snbred^t nxn:,
burd^ feine £om))o^tionen gang Gntopa in Staunen
fe|te. 9ln ber S))i|e ber polnifd^m £om})ontf}en
beS 16. 3al^r]^unbertS ftel^t Sebaftian Sfelfjt^nSfi,
^rof effor an ber ihafauer UniDerfität unb $ro))ft
in Sanof. 9Rit feinm Sd^ülem SRartin Seopolita
unb SBoAlam S^amotulSfi nal^m bie polnifd^e
Sd^ule i$ren ^fang. S)er b^rt)orragenbfte unb
frud^tbarfle ßom))onifi biefer Sd^ule am Snbe beS
16. unb Anfang beS 17. Sal^rl^unbertS mar 9tico«
lauS SicI^fi' Organift unb S)irigent ber ffa>
htSit bri bem ^rimaS Sbalberi SaranomSfu Sl^m
fd^loffen ftd^ mürbig an 92icolauS @omölfa, be«
rü^mt bur^ feine SJtelobien j|u ffod^nomSfi^S
$falter (1580), unb S)iomebeS Saton, ein gebore«
ner IBenetianer. 3m 17. 3a)^t]^unbert erfd^einen
am ^ofe ber polnifd^n Könige Sigmunb III.
(1588—1632) unb SBlabiflam (1632—1648)
italienifd^e ff a))ellmeifter unb Sänger : Suca ÜRa«
renjio, SSpriEio $acelli, SJtarcuS Scacd^i u. 91. m.
(ffird^mupIalifdieS 3a^rbud& V, [1890,] 67 ff.)
£ine SuSttxil^l ber mertl^DoIlflen Sompofttionen
biefer SKeifier beforgte 3. Surcj^nSfi (Monu-
menta musices sacrae in Polonia, 2 tom.,
Posnaniae 1886 sqq.).
äBenn mir nun einen 9iüdCblid merfen auf baS
biSl^er ®efagte, inSbefonbere ouf bie le^te gpod^e
ber SntmidDung beS ffird^engefangeS, fo feigen mir
einerfeitS, ba| berfelbe unter ^lefhrina unb fiaff uS
ben®i))fel ber SSoUenbung erfUegen l^t; anberer«
feitS Unnen mir nid^t läugnen, ba| berfelbe nad^
bem Xobe ber beiben »Sfürften ber SRufU" nod^
meitere gortfd^ritte gemad^t l^at : allein man mirb
}ugeben muffen, ba^ bie Sfortfd^ritte l^auptfäd^«
lid^ materieller Sri maren, unb ba^ fid^ Don nun
an in bie göttlid^ reine Xonfunft ber ffird^e Diel
SRenfd^Ii^eS einfd^leid^t, ba% ton nun an ber
Sinnenreij als ein mol^lgepflegteS SDloment in
baS ^eiligtl^um beS ^erm mit unmiberfte^lid^er
2053
üRufif, tixä^liä^t.
2054
tifferung mürbe in fpfiterer 3eit miU^fyclii^, ha bie
fitnfigere<!^te SuSubung bed ®eneraIboffe8 gu einem
bef rnibem Stubium nmrbe. 3n ben ®efdngen Sia«
bono^S jinb bie Stimmen fd^on bramatifd^ Der«
^Mt ; einzelne @ef önge l^en f d^on eine 91rt obli«
Sater 3n|h:umentalbegleitung, f o }. 93. ein Bone
esu für Xenor unb gtoei $ofaunen, ein Cor
menm lande tua für Wt unb Zenor unb irod
Raunen; biefe obligote Segleitung Dertritt jebod^
immer no<l^ bie SteOe fingenber Stimmen; ber
Qkbonle lag nod^fem, baS Snftrument aI8foI<!^ed
tuul^ feiner d^fterijlif d^n Sigentpmli^t toir»
len gtt loffen. 3ti>^ tamit man fd^on Dom Ur»
ftmmge bed ]^rmonif<l^en ®efanged an gtoei-, brei«
mtb mel^rfümmige (Sefönge; biefelben maren aber
ol^e ade Segleitung blo^ in Slüdfid^t auf il^re
contrafmnttif^e Sel^onblungbearbeitet. 3Ritber
Sufnal^me bed bramatif d^en uRomented fnüpfte fi<l^
notürlid^ bie Sertl^eilung ber Stimmen an be*
fttmmte ^erfdnlid^feiten unb notl^toenbigermeife
ani^ an bie etl^d^ Situation berfelben. S)iefe ent-
f)nml^ bargufteOen, toollte bie biatonifd^e Zon«
tri^ nid^ mel^r genügen; ed breitete ^d^ baS
Cl^ma, mie ed fid^ ooi^üglid^ am 9RabrigaIe
f d^on fri^er auSgebilbet l^atte, nad^ unb nad^ i^er
oQe ®efang8arten, aud^ bie ber ffird^, auS, alte«
rirte fo baS gefammte Skfen ber biSl^ierigen Xon«
Mr^dltnif[e unb gejtaltete ftd^ enblid^ gu berfelben
{loeifad^ Xonreil^e (modus major, modus mi-
nor), bie aud^ bie unfere ie|t no^ ifl, fo ba^ nur
nod^ ber fireng liturgifd^e gregorianifd^e Sl^oral
unb ba9 an biefen fid^ anlebnenbe alte beutfd^e
IKrd^ieb in ber fatl^olifd^en JKrd^e unb ber fo«
genannte prote{lantif(|e Sl^oral (ftird^enlieb) baS
Sonb blieben, meld^ed ben jhrd^engefong mit ben
€äkn Xonarten t)erfnü))fte. 9Bie torl^er bie Xon«
Ott ber Sompofttion burd^ ben Sl^aralter bed Xe^eS
bem £omponiften gegeben nxxr, fo ba^ ber Xest
i^ förmlid^ an biefelbe mied, fo fteben i^m nun
{toei Xonarten gu ®ebote, bie bet ftetd mieber-
U^ben unb fid^ gleid^ bleibenben Serl^ältniffen
Me unbefd^rönltefte grei^eit mobulatorifd^er Se«
j^önblungdmeife geftatten. ®er neue t$fortfd^tt
mod^t fid^ guerjt bemerfbar an ben Sompofitionen
bc« StömerS Smilio bei (EaDalieri, 2tntenbanten ber
oro^l^oglid^en RaptUt gu ^^oreng, unb beS
eiaubio Vlonteoerbe au8 Sremona (geft. 1643),
lhi))eBmeifier8 an San 9Rarco in IBenebig. IBor«
»igSmeife menbeten beibe il^re 9ufmer!fam(eit ber
diqhumentalbegleitung gu, bie nunmel^r als felb«
Pdnbig fid^ t)on ben Singftimmen abfd^eibet unb
in einer bem Spalter bed Snftrumented mel^
cntflired^ben Sel^anblung neben bem ®efange
ein$erf d^eitet, in Sor«, S^^if d^' unb Slad^fpielen
benfelben einleitet, bie bid^er nod^ immer contra«
imnftifd^ verarbeiteten 6ö|e unb ^Ibtl^eilungen
bnrd^ 3n>if d^enfpiele an einanber oermittelt unb am
Sd^Iuffe bem gangen Städte eine oortl^eil^fte ffraft
nnb 92ad^]^ltig!eit oerleibt. S)a»Ord^jter (SmUio'8
beftonb bei feinem großen Oratorium Rappresen-
tazione di anima e di corpo (1600) au8 einer
®eige, einer Liradoppia(VioIa da gamba), einem
Crlavicembalo, einem Chittarrone (Sa^d^itana),
gmei Flauti ober Tibie aU' antica. 3obmme8
®abrieli f^e fd^on ein In ecclesüs benedidte
Domino für gmei (Sl^öre mit einer ®eige, brei
3inf en unb gmei $of aunen, ein Suirexit Cluristus
für brei SinofKmmen, gmei (Beigen, gmei 3tn(en
unb oier $ofaunen. ®ro|artig gegen biefe 3u"
fammenfe|ung mar bagegen baS Or^er 9Ronte-
oerbe^S (1607). ßS göl^lte nid^t meniger als 32 3n-
ftrumente. oon benen iebed feinen eigenen Sa^
l^te, nömlid^: 2 Oravicembani (CüaTicembali),
10 Yiole da brazzio, 2 ContraJ[>a88i da viola,
2 Violini piccioli alla francese, 1 Arpa dop-
pia, 2 Chittarroni, 2 Organi di legno, 3 Bassi
da gamba, 4 Tromboni, 1 Begale, 2 Cornetd
(3in!en), 1 Flautino (gflageolet), 1 Clarino (2)i8-
canttrom))ete) mit 3 Trombesordine (gebömpften
Xrom))eten). Seine Oper Orfeo l^e fd^on eine
Ouvertüre für fömmtlid^ änftrumente, eine Xoc«
rata oon 9 Xacten, bie breimal mieberl^olt mirb.
S)ie bramatif d^ ^rm mürbe guerft nad^ 2)eutf d^
lanb gebrad^t burd^ ^einrid^ Sd^ü|, ber fi^ lange
in Italien auf geleiten l^atte. 6r unb aud^ SNid^ael
$rfttoriu8 übertrugen ben neuen Stil auf ben pro«
teftantif d^ ffird^engefang. Vlan begnügte fid^ nid^t
mel^r mit bem Sibelmorte ober bem fiKrd^enliebe,
fonbem bid^tete neue ^efprdd^lieber, bie oon l^ifio«
rif d^, au^ ber ^eiligen Sd^ genommenen Ißer«
fönen in %rien, Suetten unb Stören vorgetragen
mürben. O^an ergriff über]^au)>t aUeS, mad eine
bramatif d^ Seite barbot, um ed in ber begeid^neten
SBeife al8 Kantate für bie oerfd^iebenen gfeffgeiten
gu bearbeiten. So fingt ber Sl^or ber Sngel ober
l^irten bem neugeborenen ^eilanbe ein Soblid),
mäl^renb Viaria unb äofepf in Unterbred^gen
il^re eigene ®efang))artie l^aben. 93ef onberd bot bie
^fton, meldte bereits von Obred^t (vor 1505)
unb vielen Somponiften ber claffifd^ ^ßeriobe
mel^rftimmig gefegt morben mar, ber bramatifd^
Sel^anblung reid^en Stoff.
9Ritber9uSbilbungber3nfhmtentalmuf»]^ielt
bie beS OrgelfpielS gleid^ Sd^tt. SBeldiie Ser«
anlaffnng l^dtte berOrganifl aud^ gebabt, mit fei«
nem ftunjtfpiele gurüdgubleiben ? Saben il^m bod^
Sünger unb Snfbrumentfpieler bei SuSfül^nmg
ber ifird^muftlen ein fo nad^l^mungSmürbigeS
aSeifpiel, ba^ fd^on^ammerfd^mibt (1655) in ber
aSibmung feiner „9)btfilälifd^ ®ef)nröd^ über bie
ßvangelia" flagt, ba^ bie IBocaliflen unb Snfhnt«
mentifien mit i^rem ,,Ouinteliren ober vermeintem
Coloriren i^m vortommen mie gmei fid^ befriegenbe
gfliegenfd^mdrme, bie feine Srbeit unannel^mlid^
mad^ten unb fd^önbeten" ; 16 3abre f)>öter (1671)
beflagt er fid^ abermals über bie »Zeitigen 2tnftm«
mentalmuftfanten, bie vom C^ore gemiefen merben
müßten, meil fie mit i^ren ädgerl^dmem (3inlen)
feiner eingigen 9lote fd^onten, unb fie burd^ ibr
gemeines tmf5rmlid^SolorirenanfS9lerg{lebebn«
ten unb verbreiten, beS SuctorS Intention miber
alle mufUalifd^en Segeln vermirften, ben beßen
2055
3JlufiI, ürd&Hd^f.
2056
Slad^brud beS ©efangcS öcrberbten unb öcrftfim«
tnelten. @o feigen toit benn ie^t fd^on, tote ftd^
baS ©d^tdfal an ber neuen Zonn)eije räd^t. 3n
SRont bagegen, too man in bec pö^fUid^en iSiop^t
htm ®tile alla Palestrina treu blieb unb iebe 3n«
[trumentalmuftt f ettft bie Orgel, ferne l^ielt, trieb
berfelbe neue »lüten. ©regorio SOIegri, feit 1629
))ö))pd^er AopeKfönger, geft. 1652, componirte
u. a. fein unDergleid^Ud^ jtoeid^öriged Miserere,
ein aileifterftüd ber Jhmfl unb ein Senfmal ber rein«
ften gfrömmigfeit, baS Don ber pöppd^en AapeOe
als bereu @toI) betra<l^tet unb bis }um anfange bed
18. 3a]^r]^unbert3 am ÜRittmod^, SonnerStag unb
gfreitag in ber (Sl^anood^e t)on berfelben gefungen
tt)urbe; ailatteo Simonem, Megri'8 @d^äler, feit
1662 Sänger in ber pftpftlid^en AapeOe, componirte
bie ©equenj Yictimae paschali für ben erfreu
Oftertag, unb 2i)mmaf o93ai feinMiserere, »eld^ed
k)on 1714 an am ®nlnbonner8tag Don ber pö^ft-
lid^en AapeOe gefungen umrbe. Ueberl^aupt erl^ielt
fid^ bis auf bie neuefte 3eit ein ber bef onbem ^u8«
bilbung be§ Sl^orgefanged geuibmeted Streben,
baS feine SBirfung auf bie Araft ber ©timmengal^I
unb ber Dermel^rten Sl^dre fe|t @d^on 1613 fagt
SRid^ael ^rfttoriuS in ber SSorrebe ju feiner üra-
nodia, ba^ er in ber lanbgrftflid^ l^ef pfd^ @d^Io^-
fapelle gehört l^be, n)ie man „etlid^e geiftli^e
$f almlieber per choros muftcirt l^tte". ®iefe
S'lel^rd^örigfeit erforbert natürlid^ eine ^btl^eilung
ber Sl^öre in f old^e, ueld^e ben burd^gel^enben ®e«
fang, unb anbere, toeld^e blo^ gfünftimmen litten
(Chorus pro complemento, complementa ri-
pieni). tiefer SDtaffengefang fanb nid^t nur in
Stalien, fonbem aud^, xoit gefagt, in 3)eutfd^Ianb
einen ungemeinen SSeifaU, fo ba| $ratoriud fid^
erlaubte, frembe Sompofitionen in bief er SBeife um-
zuarbeiten. @oId^e Umarbeitungen fmb feine 1620
erfd^ienenen Concerti sacri ecclesiastici et poli-
tici ex italis auctoribus üsque optimis etprae-
stantissimis coUecti et aucti adjecto ripieno
(ripieno = Ausfüllung) seu choro pleno. 9Die
firone in biefem @tile gebührt iebod^ unftreitig in
iener (Spod^e bem SDteifter Oratio SeneDoIi, feit
1646 ffatoettmeifter am Satican (geft. 1672),
beffen Söleffen, Offertorien, Smotetten k. für 3, 4,
6, j[a 12 Sl^öre mit i^ren unbefd^reiblid^ funft-
reid^en 3fugenfft|en für aOe 3ufunf 1 93en)unberung
erregen muffen, ©eine gro^e SKeffe gu 12 g^ören
unb 48 Stimmen mürbe am 4. Suguft 1650 t)on
150 ©ängem in ber ffird^e ©. SWaria fopraSWi-
nert)a aufgefül^rt. Ael^nlid^e Sompofttionen gibt
es nod^ üon feinen ©d^ülem ßrcole Semabei (geft.
1684 in 5IRünd^en) unb ©iacomo Earijfimi, feit
1628 ffopeümeifter gu ©. apottinare in SRom
(geft. 1674), bem Segrünber ber Äammercantate
(mit geiftli(^em %titt), unb nad^ Saint, bem leg-
ten ber gomponiften, ber bie ÜRelobie beS SoIfS-
liebeS L'homme armö alS %^tma einer gipölfftim-
miacn SKeffe unterlegte, üon ^itoni (geft. 1743),
^ifari (geft. 1778) unb Sattabene, beffen 48ftim-
migeS ff^rie unb ©loria 1774 in »om mit aipeifel-
l^aftemSrfoIgeaufgefül^rthmrbe. Sin eben nid^t un-
gefd^idtter9lad^]^merbiefeS@tiISifi9nbreaS3acob
atomberg (gefi 1821) in feiner 4 — 16flimmigm
^falmobie. ümt Sneffanbro ©corlottt, geb. 1659,
ift bie gform DoUenbet Sr ifi unftreitig ber geniolfle
©dualer Sarif fimi'S. 9lad^bem er Don feinem Se^
in bie ©el^eimniffe ber Jhmft eingemei^t mar, be-
reiste er nid^t nur aQe großen ©tobte ätofienS,
fonbem fam felbft nad^ SRünd^ unb SSien, too
er ^d^ längere 3^ auffielt, aud^ mand^eS com-
ponirte, ging bann mieber nad^ 9tom, loo feine
(Sompofitionen au|erorbentIid^ ^ifoll foiü^
unb mürbe enblid^ (1709) alS OberfapeQmeifier
nad^ 9leapel berufen. |^ier loibmete er ftd^ mit
großer Siebe ber SluSbübung jiunger ftönftter, ar-
beitete unermüblid^ für bie JKrd^ unb baS Xl^eoter
unb ftarb am 24. October 1725. ©corlatti uxtr
einer ber größten Weifter aller 3eiten rüdfftd^tlif^ ber
Mfeitigfeit feines @afteS. griftberSoOenberber
ftird^en«, Opern« unb Aammermufü in xifctt neuen
®eftaltung. S)em Stecitatit» gab er bie l^dd^fte %D-
(ommenl^eit beS 9uSbrudeS, unb feine 9(rien l^dben
alle f d^on bie Don nun an regelred^te gform ber Sia-
tl^eilung in gmei Xl^eile mit bem da capo ; Aenfo
brad^te er bie ©d^ibung ber 9Ronobie im Slecitatb,
bem er guerft feine eigentl^ümlid^ obligate Seglet-
tung gab, unb bereigentlid^enfpecififd^SRelobie
5um ^bfd^luffe. Sr ift gleid^ grof; in id>er 9rt
ber Sompofition, unb feine SBerfe bienen nod^ jejft
als trefflid^e ©tubien. Son 1680 an mürbe fetn
Miserere am ©rünbonnerStag Don ber p&jjfi*
lid^en ff apeOe gefungen bis gum ^fpct 1821, rm
mo an man am !Dtittmod^ baS Don Sai, am
SonnerStag baS Don bem Sbbote Soini mü) am
t$freitag baS Don Allegri auSfül^rte. 99iS )ur Occu-
pation iRomS mürbe, merni am Ofterfomttag ber
^eilige Sater bie ftird^e betrat, ©corlotti^S grofte
gmei^örige gfuge Tu es Petras Don ber päp{i»
lid^en AapeUe gefungen. Serul^mte S^^oro^
©carlatti^S maren: lintonio Sotti, Äap^met^
an ©. ailarco in Senebig (geft. 1740), ein ©dualer
fiegrengi'S ; f obann gfranceSco ©afparini, geft 1737
als AopeOmeifter an ber fiateranürd^ in 9m
ein SDteifter im Sontrapunlte f omie im concertircn«
ben Aird^ftile ; Senebetto SRarceÜo auS Senebig
(geft. 1739), beffen 50 $faImen2)aDibd eine dof-
fifdde S)auer l^aben merben; ©ioDonni ^ßaotoCo-
lonna, gefl. 1695 als ffapeümeifter an ©. $e«
tronio in Sologna, 9)titbegrünber ber Accademia
filarmonica; Siol^ann 3ofep]^ gfus, geb. 1660 in
©teiermarf unb 40 äal^re lang ^offapeDmeiftcr in
SBien unter ben Aaif em fieopolb L, Sofepl^ L unb
ffarl VI. (geft. 1741). ©ein Sel^rbud^ Gradus ad
pamassum sive manuductio ad compositio-
nem Musicae regulärem (1725 auf toifer!i(^
Soften gebrudft; beutfd^ burd^ 9JhaIer, Seipj. 1742)
Derbreitete feinen Shtbm aud^ au|er S)eutfd6Ianb.
©eine missa canonica für Dier ©timmen mit
Orgel ift ein SKeifterftüdt contrapunftifd^er ©ele^r»
famfeit. 9Hd^t gu Dergeffen ift Salbora, geft. 1736,
Sicefopcameiftcr ffaifer ffarlS VI. in fflien, Do^
2057
aJlufif, fird^lid^e.
2058
|figlid^ beliebt burd^ bie ^nmutl^ unb ben leidsten
Sflug femer (Sompofitionen. SHe t)on 9lIeffanbro
@CQrlQttt ge^ftete @<|^ule )u 3ltQpü toat nun
ma^ebenb für bie toeitere SuSbilbung unb ®e«
Haltung ber neuen Sonn. 3)ie ©d^üler berfelben,
tiefflid^ unterri<l^tet in bem innem SBefen ber
Zonfunfl, ber ^rmonie unb bem Sontra))unIte,
trafen gugleid^ au<l^ tt)efentlid^e SSerbefferungen on
ber öufem gorm. 3ebe meitere Srrungenf<l^afi in
ber Zonfun|[ umrbe aber nid^t oQein ber profanen,
fonbem audii ber geiftlid^en SRufif gugemenbet, bie
fid^ oon nun an üi il^rer öu^em ßrfd^einung oon
erfterer faft nur nod^ boburd^ unterfd^ieb, ba^ il^r
ein ftrd^Hd^ %tjs^ unterlegt unb fte in ber imd^e
gefungen mürbe. 99efonbere Studfid^t UKirb ie|t
genommen auf bie %u8bilbung ber concertirenben
Zl^e ber eom))ofition, auf bie Soli. SHe muft«
falif d^ ^l^raf e, alS ©lieb ber $eriobe, UKir p für},
fo ba| Saben) auf Sabeu) folgte, barum nmrbe
bief elbe f d^n in il^em Urjprunge oerldngert ; bie
^mtptmelobie mürbe |e|t oorangefteBt unb burd^
nne Dermanbte Zonart auf ein (Kiffenbed Sieben«
motid Aber- unb in oerfd^iebenen SBenbungen
oufigefül^ ; bamt mürbe fie nod^ einmal in bem
fymfttont mieberl^olt unb l^ierauf, nad^ ber fog.
Coben), burd^ ein IRad^fpiel beS Ord^efterS qx&
ber ®runbmeIobie ber erfte Xl^ gef d^Ioffen ; ber
iloeite Xl^eil befianb auS einem furgen @a|e, ber
eine 9Iad^]^ung bed erften QaM mar, in einer
gmor Dermanbten, bennod^ mernid^ oerfd^iebenen
Xonart ; auf bie Sabeng, mit meld^er aud^ ber gmeite
ZI^I befd^Ioffen mürbe, folgte baS da capo ober
Ue aSieberl^oIung bed erften Zl^eifö. @o bübete
fU^ Don nun an bie gform beS @oIo qx& als 9rie
nie Ott 2)uo, Xrio, nur mobificirt, j[e nad^ ber
imtumotl^menbigen IBertl^eilung ber Stimmen.
9legelmö|igfeit unb Sumutl^ maren f o in Sinüang
gd^d^t, unb bem (Effecte, auf ben |e^t fd^on ge«
led^t mürbe, mar feine SteOe angemiefen. 3eber
nene Sorfd^ub fommt aber mie ber meltlid^, f o
ber lird^id^ Xonfunft gu Statten ; nid^t nur in
iKrd^concerten, Santaten unb Oratorien, fon«
bem felbjl in Steffen, Offertorien unb SRotetten
tueddf dte ie|t ber ^raoonrgef ang mit bem 2tnftru-
meiäolfolo, unb in ber ffird^enmufil entfaltete nod^
ber Contrapunft befonberS in möd^tigen Sd^Iu^
fugen feine gange ihaft. 9Id 9Reifter biefer Sd^ule
gPfngen oorgüglid^ : tJfranceeco Suronte, gefL 1 755
Ott S)irector am Conservatorio S. Maria di Lo-
reto in 92ea))el, ein Sd^uler Scarlatti'8, ber ftd^ if
f onberS nad^ ben 9Reiftem ber r5mif d^ Sd^ule bil-
bete. gffir baS Xl^ater unb meltlid^e S^^ compo«
nirteerfafin{e;bagegen]^abenfeineVleffen,$faImen
mib Stotetten, in benen er bie neapolitanifd^ 9n«
initt^ ber 9ReIobie mit bem römifd^en contro))unI«
tifd^ Stile gu bereinigen fud^t einen bleibenben
IBortl^. Sein längerer ÜRitfd^üIer Seonarbo Seo,
ber fd^on 1746 geworben mar, fielet tl^m in (einer
8e}ie]^ung nad^. Sein Miserere (alla cappella)
ffir üäft Stimmen in gmei Sl^ören brüdtt nur eine
ringige gro|e Sm|>finbung aud, unb eS ringt barin
baS ^erg im ®effi]^Ie f d^merer Sd^ulb burd^ 9teue
nad^ @nabe unb SBerföl^nung. Sinfad^e ^bu«
lation mit med^felnbem SBoUIange ftnb mejentli^
IBorgäge biefed erl^abenen SBerfeS, momit Seo nod^
befonbere (Srfinbttd^teit unb Conectl^t beS StUeS
t)erbinbet. Sbenfo f d^ön ift fein Aye Maria. Seine
Opern unb oorgüglid^ fein Oratorium Santa
Elena al Calyario t>tttcdhm ben regelred^ten
Stil Scarlatti'8. Sin ebenfo leud^tenber Stern
biefer Sd^ule ift S^anceeco t$eo, Schüler bee 3)o-
menico @iggi in fttoptl, beffen berül^mte @efang«
fd^ule er feit 1740 leitete. Seine gro^e 9Reffe für
jel^n Stimmen unb großes Ordner ifi eines Jener
f eltenen öd^n ftunfimerfe, benen man fein Seitalter
unb fein SSaterlanb aufteilt. Unter ben Sd^ülem
fieo'8 bel^auptet ber jugenblid^e, leibergufrü^ Der«
fbrbene @iooanni »attifta $ergoIefe (1710 bis
1736) ben erften 9tang. Seine 1781 gefd^ebene
fomifd^eO))er Serva Padrona fanb großen Sei«
f aO. 2>agegen l^tte er in ber Opera seria fein ©lud,
benn 1735 fiel in 9tom feine Olimpiade burd^.
6r componirte aud^ IBieled für bie Stxxd)t: meliere
Steffen, $falmen, ein Salyeregina, ein Dies irae
unb ein |e|t nod^ l^od^gefd()ö|ted Stabat mater,
meld^ed er menige 2:age oor feinem Xobe ooUenbete.
%uS berfelben Sd^ule gingen nod^ l^eroor au|er
numd^en anberen italienifd^ ftünftlem 9ticolo
Antonio Corpora, geß. 1766 in ^Itaptl, ber Der-
bienftooUe Seigrer oon äol^n Sbolf fyiWz unb
3ofe))]^ ^bn. ^affe, geb. 1699 gu Sergeborf bei
Hamburg, oon 1724—1731 in Steapel unb )93e-
nebig, mürbe im 3. 1 781 ^offapeSmeifier in 3>re8-
ben, mo er nid^t nur für boS Zl^eater, fonbem aud^
für bie IKrd^e Vland^ com))onirte. Seine ftir-
d^compofttionen laffen fi(^ oon ber Opemmufif
nur burd^ ben Xe^t unb bie Rd^ an benfelben bin«
benben Sebingungen ber öu|em ^om unterfd^ei«
ben. Seme Steffen entl^ten meiftenS SoIofKirtien,
meldte im Sntereffe feiner ®attin Sfmifltina 9or«
boni, ber größten Söngerin bed Sal^rbunbertS,
componirt maren. Sein in Sonbon gebrudKed Salye
Begina (The famous Salve Begina) Ifi^t j[ebod^
baS reßgiöfe SRoment erfennen. (Sr fiarb 1783
in IBenebig.
Sür bie ®efd^id^te ber religi(fen Xonfunft in
Seutfd^Ianb mar Sin Umftanb befonberS mid^tig.
SDht bem %uSf d^Iuff e bed lateinif d^en gregorianif d^en
(Skfanged au8 ber proteftantifd^en IKrd^e unb ber
Sinfül^rung bed fird^Iid^en SSoIfdgefanged mar eine
neue, in ber Xl^at originelle @attung ber jf ird^«
mufU, ber protefiantif^e Sl^oralgefang, entftanben.
2>a8 IBebürfnil riner funftgered^ten Segleitung
biefed ®efanged auf ber Orgel trug nid^t menig
bagu bri, bie ^mrmonie unb ben fünfUid^en Contra«
punft über bem Choral auSgubilben uiü) il^m 9uf-
nal^e gu oerfd^ffen (f. b. 9rt. Aird^enlid) Vn,
617 ff.). So mürbe namentlid^ aud^ in 2)eutfd^«
lanb bie Orgel ber SRittelpunft contrapunftifd^er
Stubien, unb für fie bilbeten fid^ oerfd^iebene
Sd^ulen, auS benen nid^t menige au^egeid^nete
tonfejer ^leroorftiti^eu. 5:i\i^?>^Vt^5^^t«^>i\^
2059
ÜJlufif, ürd^Ild^e.
2060
@<l^ulen, beten Stul^m nie etUfd^en mttb, finb:
(Seorg Sriebnd^ C^önbel (geb. in ^Kille 1685, geft.
in Sonbon 1759) unb Sol^onn @ebaftian 93ad^
(geb. ju eifenad^ 1685, gefl in Seidig 1750),
(tx^txtt, gebilbet bei bem tfid^tigen Orgoniften
Sad^ in C>oKe, öon 1702—1708 Orgonip an
ber ^of " unb @d^Io|!ird^ feiner ® eburtSftab t bann
bis 1707 in ^mburg, bereiste Italien unb ging
1710na(I^SnglQnb; l^ierentflonben, obgefel^euDon
einer großen Steil^e t)on Opern , feine geipd^en
9lufttf(l^ö))fungen, beren SBertl^ nie Dergel^en mhb.
@ein Te Deum auf ben Utre(|ter gfriebenfifd^lul
1718 unb ein anbereS auf ben @ieg bei 3)ettingen
(1748) ragen inSbefonbere au3 feinen Sompofl«
tionen l^ert^or. Seine Oratorien finb ein molarer
Somples t)on friegerifd^em SOtutl^e unb reügiSfer
Segeifierung. 6r l^t in benfelben für aOe Seiten
eine fefle 3loxm biefer Gattung gefd^ffen. äol^ann
©ebaftian 93ad^, einer ^milie entflammenb, ber
Diele anerfannte SonfünfUer angel^ören, Sol^n
eines @tabtmuft!erS in Sif enad^, erl^ielt feine 9uS«
bilbung auf ber 9Rid^eIiSfd^uIe )u fiüneburg, be-
Qeibete bann kierfd^iebene ©teilen unb flarb alS
Cantor an ber Zl^omaSfd^uIe unb SJhififbirector gu
2ei|mg ben 28. »ult 1750. 3fn feinen tiefffaini.
gen S^oralauSfül^rungen für bie Orgel uxtr er ber
grö|te SDteifler im (Eontra))un!te. @ein gangeS
Seben UKir ber l^Uigen Xonfunft gennbmet. Sieben
größeren Sßerfen in bebeutenber Saf^l, SReffen,
$affion, SRagnificat^ Santaten unb einer großen
9nga]^I SIakyiercom))ofttionen, arbeitete er ial^re«
lang altoöd^entlid^ eine ©onntagSmu^ qx&. Un»
übertrefflid^ ift feine Sel^anblung beS Sl^oralS, ber
fid^ immer auS allen Senoebungen l^erouS auf eine
rü^renbe SBeife Demel^men U^. @eine ^fionS«
com))o jitionen flnb baS ^öd^e, mag bie SRufU in
biefer Gattung geleiftet l^at. 9ni^ bie H-moU-
Vleff e unb baS gro|e fünfffimmige Vlagnificat fbtb
als Ifunftoerfe berül^mt UebrigenS fielet 3- @.
9ad^, menn aud^ nid^t tyoUIommen erreid^t bod^
nid^t t)erein)elt ba. 3n öl^id^er SBeife mirtten:
®eorg ^l^ilipp Zelemann (geft. 1767 in fym*
bürg), ®ottfrieb C)einrid^ @tölsl (gejL 1749 in
(8 otl^a), ber gmeite @o]^n 93ad^S $l^ili))p Immanuel
9ad^ (gefL 1788 in Hamburg), fein @d^üler So-
dann SFriebridft 3)oIeS (geft. 1797 in fiei)i)ig), 3o«
l^ann «bam filier (gejt. 1804 in Sei))}ig), unb
Aarl C^einrid^ ®raun (geft. 1759 in Berlin). S)er
Sinflug @carlatti*8 lä^t fid^ in il^ren Xonmerlen
nid^t berlennen. IBorgüglid^ concentrirt fid^ in
(Brauns „£ob 3efu" biefer (Sinflug nad^ allen
feinen SSegiel^ungen: baS Stedtatit) trögt unt)er«
lennbar ben Z9))ttS ber neapoKtanifd^en &fyüt
in feinen bem beutfd^en ©emütl^ fremben, aOgu
reid^Iid^en ^formen, benen immerl^in ber Htm unb
bie liefen reiner unb aufrid^tiger gfrömmigfeit
mangeln unb meldte be^l^alb il^re SBirfung Der-
fel^Ien.
SS ifl bereits gegeigt morben, mie proteftantif d^e
3ßufifer, in Stmongelutv^ ^eti^tieter Unterlagen
ben liturgifd^ (Befdngen ber ted^oWi^ Stvtäft
if)xt Suflud^t nal^men, ol^ne nur im entfernteren
boran gu benfen, ba| i^en baS Semu^tfetn ttm
beren Sntention abl^anben gebmtnen. @ie be*
trad^teten bie liturgifd^en 2:e£te mit benfdben
Sugen, mie ber Opemcomponifi fein Sibretto,
madirten bie il^nen fid^ barbietenben (loetifd^
effectfieUen unb f ud^ten butti^ gef alUge äRelobie
mtb glongenbe 3nftrumentation baS gu erbbcn,
maS il^en an mal^rer Smice)>ti0n abging. 3)aS
fpecifif d^ fird^Iid^e SRoment marb iKtmif d^ unb bie
d^riftlid^e Zonlunft in ben 3nbiffereirKSmttS ber
3eitrid^tung l^eingegogen. 3d>et neue ®etimm
an Sffect marb alsbalb aud^ für bie j^ixd^enmufti
ausgebeutet, unb gang üorgüglid^ iDor ed bie $pe^
ber 3nftrumentation, bie ^d^ an ber iKnl^enmnpI
in l^ol^em ®rabe bemedbar mad^e. Um bofi Mäta»
l^anbnel^men ber 3nftmmentalmufü in ber SMfft
m l^inbem, l^atte ^^\t Senebict XIV. in einer
SncQfiica an bie 93if d^öf e beS IKrd^enfloateS Ma
19. gfebmar 1749 gfoIgimbeS berorbnet: faOS in
ben JKrd^ bie 3n^mentalmuftf eingefü^ ift
f oOen au|er ber Orgel feine anberen Snßnunenle
geftattet fein alS ber Sontrabag^ baS 93ioUmceiL
baS Sfagott, bie 93ioIa unb bie Sioline. 2)teje
3nftmnente, fagt er, lönnen bienlid^ fein, bie
Stimmen ber @änger gu leiten unb ^ tm^MoL
^boten merben bie Raufen, SBalbl^mer, 2;rmn*
peten, Oboen, grd^ere unb fleinere ^Idten, ftia«
oiere, Vlanbolinen unb anbcre beraäige 3nfb3t«
mente, meld^ ber 9RufiI einen tl^eotralif d^ @^-
ralter t)erlei]^ . . . äBenn aber bie 3n^rumente
immerfort eidtlingen ... unb bemnad^ bie Stim-
men ber Sänger unb baS 9krfiünbiti| ber fflocte
nieberbrüdCen unb t)erbnnMn, f o ift baS ein ixdäff
ter unb ungmedhna^iger ®ebraud^ ber Snftrumenle
unb ift Dermerflid^ unb oerboten (ftormnuEer, £esi^
Ion b. fird^L Xonfunfl, 2. «ufl. »egenSb. 1891, 1,
820). 3n S>eutfd^Ianb ifl boS S)ecret beS ^^
mol^I nid^t belannt gemorben, benn bie inftrumen«
tirte ffird^enmufit trat l^ier in ibre Olongperiobe
ein. SHe Sieil^e in biefer Süd^tung eröffnet 3ofe)»t
^a^bn (1782—1809), ber befeelt toon bembejkn
SBiQen, allein gugleid^ geblenbet nxtr Don bem mt*
miberfteblid^ 3<utber ber Snfhntmentation; fo
mürben feine Vielen gu Soncerten im mobten Same
beS SBorteS. (Sx trat bemi]^f)>öter oftgemod^tm
SSormurf , bo^ SSiekS in feinen Steffen beS SnißeS
entbel^re, mit ben SBorten entgegen: „3d^ mei| eS
nid^t anberS gu mad^ ; mie id^'S l^iobe, f o g^
id^ eS. SBenn id^ an ®ott benfe, fo iß mein ^
fo k)oU Sfreube, ba| mir bie 92oten loie oon ber
Spule laufen, unb ba mir ® Ott ein frdblid^ ^
gegeben l^at, f o mirb er mir'S f d^on Der^ribeii, memi
id^ il^m fröl^lid^ biene." SBolf gang SmobeuS 9Ro*
gart (1756—1791), mäl^renb fetner galten X^'
tigleit an bie Cptt unb baS Concert )ttKmgSma|i8
gemiefen, bermod^te nid^t ber il^n nieberbrüdenben
Sanbe fid^ gu entlebigen. Sein (Seifi, Icäftig
mtb rein, mürbe unter anberen Serl^äUniffen oitd^
ai^ bem SBereid^e beS VtoU\\axvtv\^xv %>s&.ta% , ^\m^ ^so^^ 9\x<^»miuf]ü[ gefd^ffen l^aben. 3n
2061
üRufil, (ir<j^lid^e.
2062
einem Sriefe cot P. SJlartini Dom 14. 2)ecem6er
1776 fd^bt er bon @al}6utg au8: ^Unferefttr-
d^enmufU i{l t)on bec in ätalien fel^c Derf^ieben
imb mirb eS immer mtfjit. Sine 9Ref|e mit ft^rie,
®Ioria, Srebo^ ber Spiftelfonate, bem Offerto«
rium ober 9Rotf tte, @anctuS unb %gnu8 S)ei, au4
on ben l^öd^flen gfefien, memt ber gfürfi felbfi bie
aReffe liest, barf nid^t lönger olS V« @tunben
bauern. S)o braud^ man für biefe %rt Sompo-
fition ein bef onbered Stubinm, unb bobei mu^ ed
eine Vleffe mit oHen änftrumenten fein, qu<I^ mit
Zrompeten mtb $aufen . . . %^, mären mir nid^
gmeit entfernt oon etnanber, mie Sieled l^tte id^
l^nen nod^ gu fogen!'' %m kyoUenbetften erfd^nt
bie nene tjform in ®efang imb 3nftrumentation,
))rad^tt)o& unb einfd^meid^elnb, aber nid^t berul^i*
genb, erl^ebenb unb t^erföl^enb, in Sl^erubinfS
(1760—1842) eompofitionen. S)er Ie|te Weißer
bed tum l^ol^em Cmße unb ^eiliger 9Bei]^ getra-
genen IKrd^enftiled einer bereits oergeffenen 3^it
tft SfronceSco Antonio SSalotti, gfroncidcanermdnd^,
geb. in $abua 1697 unb feit 1728 jfapellmeifter
an ber SntoniuSfird^ bafelbft geft. 16. 2hmuar
1780. ©eine Kefponforien borgugSmeife flnb
gleid^fam mel^mfit^ge Älagen über ben 9RangeI
c^fUid^«emfter ©ebanfenfüSe. @ein beräl^mter
@d^uler ®eor9 ^ojtpf^ SSogler (1749 — 1814)
tonnte bem Steige ntdjit mibnfiel^, ben ber ®e-
bonfe auf il^n ausübte, bie mujifdif d^ Srrungen«
f d^aften ber Qtii mit bem (Smfle unb Zieffinne
feines fiel^rS gu oereintgen. Seine Sompofttio«
tien erl^ielten baburd^ Jene eigentl^ümlid^e gförbung,
ba| fie bei aller SßoQenbung fyxcmom]^ Se*
toegung leine Seite befriebigen I5nnen. (Sta freunb-
Itd^r @tem unb eine mol^It^enbe Srfd^eimmg
iener 3ett bleibt 9Rid^aeI 6a^ (1737—1806).
Seine 9ReIobien fmb Srgüffe ber natürlid^ften wü)
aufrid^tigjten 9r5mmig!eit Submig tNmSeetl^ot^en
(1770—1827) brod^te bie begeid^ete »id^tung
auf ben l^öd^ften (Bipfei aller immerbin möglid^
SSoQenbung. «De SRittel, bie boS gefammte 9leid^
ber X5ne barbietet, {teilen il^m gu ®ebot ; feine
®emalt über baSfelbe lennt feine anbere @renge
als biejlenige, in meld^ bie 3latwc felbft biefeS
Steid^ bef d^Ioffen ; er uei^ aber aud^ gugleid^ biefeS
ateid^ mit einer SBeiSl^eit unb Oeconomie gu be*
l^errfd^en, meldte il^reSgleid^en in ber (Sefd^id^te
nid^t fyxt. So ftel^t er ba in feiner bem Srgl^oge
Stubolf, Sarbinal unb Srgbifd^of oon Olmüi,
feinem SBo^tl^dter, gemibmeten Missa Bolennis
als ein gemaltiger Zitane, ber mit mäd^tiger {mnb
bie SRaffen tl^ürmt, aber au4 t)ertl^ utd^ orbnet
unb gu il^rer naturgemd|efien Sinl^ abfd^Iie|t
®od^ leiber mirb feine ®noaIt eine tro|ige, feine
aSBeiSl^t unb Oeconomie eine bdmonifd^e; er
tl^ürmt SRaffen, um ben ^immel gu ftürmen, ftott
in l^eiliger 9nbad^t gu l^felben emporgufleben;
baS ifi oor Mem ber Sl^arotter feines Afqrie
eleifon. 93oIIenbS oerlaffen 1^ il^n Die d^rifUid^
äbee in bem ®loria, in bem fid^ meniger ein oon
reinen l^immlifd^ SBefen gefungener $reiS« unb
gfriebenSgefang, alS ein Sieges- unb Xriumpl^Heb
menfd^Kd^er Seibenfd^ft über ben niebergefdbmet-
terten gfeinb erlennen Iä|t So ifi bie gange &)m«
pojttion, fo oro^artig tmb boBenbet in il^rer Be-
arbeitung, ba$ i^ nid^tS an bie Seite gefe|t mer«
ben lann, bennod^ nur infofcm Ihrd^nmuftt, alS
fie, menn aud^ mol^I l^öd^fl feiten, in einer IKrd^
gefungen mirb. 2)ie d^ßlid^ 3bee aber i{l Ser-
f öl^nuna unb tjfnebe ; mo biefe f eitlen, i{l ein d^riß-
lid^eS Punfimnl rein unmöglid^. 2)er gro|e ftir-
d^encomponifi ber äBagner'fd^ Sdbule, 9bbe
Sfrang Sifgt (1821—1886), fd^uf in feiner unga-
rif d^en ihönungSmeffe unb in feiner ©raner gfeßp
meffe gemaltige ihmffaoerle. 2)ie Ie|tere, nad^
SBagner'f d^er mi auf einer gangen Steige oon 9Ro>
tioen aufgebaut, bie bis Aulej|i im Dona nobia
pacem an imfer mufilalifd^ ®ebac^tni| appet-
liren, ift bod^ gu leibenfd^ftlid^, um als i^ir(i^
mufil im {beugen Sinne btS SBorteS gelten gu
riynnen. «mbroS fagt über bi^elbe : «SiefeSOtußt
regt leibenfd^aftlid^ auf. (ES i{l baS ^tige Kut-
teln beS in ben (Erbenferler gebannten (skifteS (m
ben (Sitterftöben, bie feinen ging in'S 93aterlanb
beS Sid^teS unb ber gfreil^eit l^emmen" ((Sultur-
l^iflorifd^ Silber, 2. 3(ufL Seipgig 1865, 118).
S)agegen eignen j^d^ bie »8 Seligpreifungen", bcä
Aye marifl Stella, Pater noster, Ave Maria
u. a. f d^on tf^ für bie fird^Iid^ Suffül^rung. Ser
neuefte moberne ffird^componij} iß (Sbgar Zinel,
feit 1882 S>irector beS SnftitutS für IKrd^enmufU
in SRed^ebt. Sein Oratorium «SfrandScuS", mel-
d^ in ^nmffmrt unb anberen größeren Stdbten
auf gefül^ mürbe, i{l überall mit großer Segeifte-
nmg aufgenommen morben. Sine größere £om-
pofition für bie ffird^ (Missa in honorem B.
M. y. de Lourdes) mirb einerfeitS überfd^möng«
lid^ gepriefen, anbererf eitS in 99egug auf ben finv-
lid^ ei^atter fiar! angef ödsten. (SgLSBödeler
im ^(8regoriuSbIatt\ «ad^ 1892, 93, u. 1893,
1 u. 10.) 2)ie IKrd^mufif unfereS 3al^r)^unbertS
ift alfo oielf ad^ eine fold^e, bie mo^I ben 9n«
fd^auungen ber mobemen 3tit, aber nid^t benen
ber ftird^ entfprid^t Skr ©otteSbienft in ber
illrd^ foQ ber SRufil megen ba fein, nid^t bie
SRu^ beS (S^otteSbienfieS megen. 3>er rituelle
lird^Iid^ Xei;t i{} ber SBiUrür ber (Eomponi|len
anldeimgefaSen. SBieberi^olungen unb Serßflmme-
lungen treten ein, {e nad^bem ber (Somponifl eS
für notl^menbig erad^tet, um feine mufilalifd^
(Sebanfen auSguffil^ren.
SBieberl^oIt nol^m baS Oberl^t ber fKrd^e
Seranlaffung, gegen bie SuSarümg ber i^ird^
muftt feine Stimme gu eri^eben. 2Kn 3. 1842 er-
lief (Eorbinal $atrigi, SBicar Sr. MligfeU $apfl
®regorS XVL, eine junad^j} für Itom beRitmute
93erorbnung, morin bie 91uSartungen ber Ifird^«
mu{i! jireng gerügt unb bie 3nfirumentalbegleitung
für bie 3uhmft unter SBal^rung gemiff er Sd^ranlen
nur als SuSnal^me gejtattet mirb. Unter bem $on«
tipcate $iuS' IX. ifi bie nömlid^ Serorbnung,
baürt oom 20. 9lok>ember 1856, in oerfd^rfter
2063
TOttfil, Iiti]6U*e.
Sfotm enwuetl »oibm (ogl. ftDrnmüQer, Stplm b. '
fin^I. lojrfunjl, 2. «uB. SfeflenSt. 1891, 320 ff.,
tso au4 bei Sti^t biqn SBtioibnung mitad^eilt
niib). äßerf^itbene äBifflö!« «nb *lJrooitijiaHiino'
benimitr- iinb Qu6tr^lb5)oit((^lanb§ jprac^eji fit^
in ^^m Sinne oiiB. S)w SRrform noUjoq (id)
juna^ft in ©oitl^Ionb. 9lad^bem bie ÜKujit
Spoltjirina'« unb (tinec aötgntoficii quc& fiicr
längft in bm Iatl)oIi|[^en Semptln ncrjcfiotlcn tcar,
unternahmen te junö^P ©inaDereiiic in ben
flrÖ|tten ©tobten, wie Strlin, Breslau, Scipjig,
ICreSbni, Kaffri, Srnmfturi, ©ofjungcn, Sonn
IL ]. a., aus Hin fünfUerifc^ni äntecelfe, bie SBeiE;
^leßrino'S untti bet ^onl (ntiorjiiI)oIen. @in
(ol^re Sßctrin beflonb ou^ in ^eibeßierg untex
StituRQ beS bdannttn Wä)t%lt))itx% %. $. 3. 3:i)i'
iHntt, bei bui4 ftinSßüi^Iein „Uebcr SieinVil bei:
lOTtfunjl'' (1825) bii ®iuiibfä|t, nu( reelle eine
ö^tt Pirt^numilif ijupwuen mu|, ber aSelt oor-
^itlt unb auf bit ßuten, alten, in ^tx^aü geFom'
menen Xiabitionen (intoieS. %u<^ ber bciü^m'
tepe ailtiftet bn Sßeujeit, DKAoib atJogner, f^rieb
im 3. 1849, aii et öofrapellnietftft in SiteSben
gemoibtn n>ar, t8 fei Die ^ö<^{k 3<it. bem reinen
fflt^nftil ji^dBieber jnjuloenben; „5)ie menicö"
lid^ Stimme, bie unmittelbare Trägerin be§ ^ci^
Itgcn 3ßortt4, nit^t abei bei tn^nunenlnle ©i^mud,
obitt goi bie ttiotale (SetQeni in bcn meiften un*
fnet iet^gen fttid^cnflflde, mu^ ben unmtttdbnren
iBmnmg in bn SixÜ^ fyAea, unb loenn bie JHr'
^enrnuff ju i^ier urfpiüngli^ Diciu^eit roieber
gönj gelangen foD, mufe bie ißDCalmiijit jie tüicber
ganj ütletn uertrelen." 3m ÜSeiteni ic!)lägt er ppt.
$iämien auBjufeJjen auf geeignete (^onipDfitioncn
im reinen SBocalftil, unb fo lange joldie nid;1 ddt-
^nben ftien, bie EBtetfe Sßalefhina'g unb ber x'ö-
mif^ ©d^Ie auhu(ä'6ioi (@e]. S<^riftcn unb
X)ii^tungen H, 2. tlufl. Seipitg I88T, 256 f.).
Sngeiegt bui^ Xl^ibaut, milden auf rnl^oIif(^er
Seite ttaspat ett, Oigonift an ber Sl. iBIitt)aeI3.
topin^e in ÜJKhi^eM (ge^. 1847), unb J?a§par
ibltngn, jueitci uoftopellmeißer bajetbfl (geft.
1867). ^ulJtfai6Iic^ ging ab« bie iKeform om\
StegenSburg au8. i£anomcuB Dr. ffarl ipcostc
(geft. 1861) forgte in feiner Uu&ica divina mib
im Selectns uovub Misaamm für eine corrccie
auflgobe alter ))Dl9plionetSomj)ofitioneti,roQ&tcnb
au^onn ©eoro aJlettenleiter, 6bw"9ent unb Dt-
gonipanbaffird^tlt ß-grau (gtft. 1858), unb
3of(p5 SifiremB, ffiDm!aftilImeificr bufellift (gejt.
1872), buid^ ?luP5rung alter aa]\\\i,n fDiüfit-
nerfe in ftiii^ unb ISonciitfaten ben Scftfjninrf
befi SßuHicumfi SU beffem unb ju gemiimcn fudjteu.
au(l&@te|)^n8ü(finSrieröeranpnIlcteim3.1S59
eine Sammlung alter Socolcompcjitioticn für bie
ftirii^ (2. «ufL 1883). Sprofefforg, Sommer (geft.
1887) iu SBerlin gab großartige Sornnilungeu Ijcr-
0U3: Selectio operum muaicoram Batavorum
unb Muaica sacra (jelff im93erlaflc n. @. ä.ffionj
in Segeniburg). Dr. g. X. ^oberl öDacnbet icjl
(6niiiK@efammlauäflabtW?iank'^ia\^^m'§,
bie im 3. 1 862 bei SBreitTobf unb ßfittel in Stit^ig
ju eift^en begann. 9laqbem f^on Ifingni 3eU
linbni^ in ^titungen unb 3«lf<^nfttn bicgfuge
negen bei Stefoim Der ffiid(»rnmuftf erbittrt toot»
ben uox, eififiien im 3. 1865 oon Dr. Sfianj Sttt
bie Srofd^üie .Uebti ben 3ußanb bn toltolif^en
flir^muflt gunö^fi in VUba^eni' unb fof) gleü^
jeitig bo9 iBü^Iein Don $faim €ftin in ffltbt:
„3>ie lotl^Dlif^e ffir^^eimutfU in t^m Sepimaumg
unb bermoIigenSeldtiaffenl^eU- (1864). Srte St-
megung, nK% bobuiij^ in Seutfii^Iimb ^erboi-
gerufen nmrbe, ^atte 1868 bie @iünbnng btS
ißänlientmeinfi gui gSibening bn fliidjcumufil
{naQenfiänbcmbeutf^nSitnge" }UI^DIe^ 3in
3aE|re 1870 nurbe biefn Eßerein bereits bon $qiß
pufi IX o^ipiobiit unb emtJfo^Ien. Dr. ^ä,
bn ^läfeB b(3 iBereinS, ^tte einen getDOÜtotn
Stamifl ju fämpfen. 3n feinen Soften ,Su*
genbe 991ätler' tmb ,Mnsic8 sacra", fsune oH
Som))onip nur n unermübli^ t^g, eine tml^
^ft liturgifAe JFini^emnufil »t fbibent unb f^
lu f^ffen. ßi ^ib am 2. Sbecembn 1888. 3ii
feinem @etfle nrirft fein Sloi^folgei Sfiiebcii^
@(^mtbt,S)Dm(atKnmei^in3nun|In. 33« ÜA*
dIient>errinipi«MinS)euif^Ionb,DePettti4 inber
S^ncigunbinlKmeiilaonbrettet. 9(e^nn^3ti»
eine eiifiireninanbnenS&nbein. Cinegro^^
}o^I tiidenmuRfalffti^ Seitf Ariftnt tidgt mit Um
bei, bie @runbfft^ bn ttix^ bqügrii^ i^ Sbp
jur @eltung JU bringen, ffin^iii^ SlhifÜf^nlenia
!Regen8hiiB (ffiirector Dt. 0. 3E. ßabnl), in ?tai^
(£)inctoi !B6de(n), in SRe^In C&indor £. Üind)
unb ä^Ii^ 3n|litute in onbemt €Utt>tm forgo
für bie t^eoretif ^ unb Imdtif^ VuSUIbung tfi^
tign SAngn, Organi^n, Snigenten imb Con-
poniften. 3)ie Snjoldl bn Ie|teren ifi eine ungönin
grofie. M'^m 9u9tunft über bie &nn))DfUiima
gibt bn „ükreine^atolog' bce SÜgemcincn'batt-
f^ l^ciliemiereinB, Über bie ContboniHen bie
foeben nf^ienene .ffuqe ©efd^ii^te bn im^cn*
mufiC con SBei^bif^of Sto^nieS ftatfi(|Qate,
ategenSburg 1893. 3n Stalten ^bt baS Bego-
lamento per la Muedca sacra in Italia, IKm bei
Kongregation ber Sliten im 3. 1884 niafjen, ebne
faOS bcffne tir^enmuflfallfti^ 3u|lSnbe an, fo ba^
mir nn8 ben bejien Hoffnungen für bie ^nhmft
l^ingcbcn ICnnen. Dleuert>ingS ^ ber ^ige Sidei
bit Kongregation bn Stilen mit bem €talmnn btt
grageber^fotmbnffiid^cmnufifbeauftnigt tAt
Songregalion ^at rinn %iua^ fit4Iic^l£oni)POiti>
fien l^lgenbe titragen gui Seontoortung boigelegt:
„1. aSeld^ trabittoneUtn Siegeln unb abBtractn
^rincipien muffen uon ben 6om))oni^ bn ffii»
(iienmufil unb Don benen benotet tonbcn, bie
traft ibreS SImteS gur püfung bn Sufm^mc
fS^igTeit tE|m Si^fipfnngen in ba8 officieHe Sh-
ijertDriumbnffiri^eDtrlipi^tetflnb? 2.ffidd^
finb bie geeignet^ Stilttl, um bie SeoKui^tmq
biefer Kegeln unb Xrabitionen gu fi^^t 3. 3f
e9 not^menbig obernü^ii^, ba|[biel£on(pegot^
b« %ittR neue Sorf^riften ü(n bie JKi4*emmfU
aJluffu« — aJluHanul.
2066
duSaibettt, dbn stnügm bitbiS^gmSSoifArif'
ttn?" 2)te ^ntuiDtttTt 'Rnb bereits in Qiog« 3(1^]
cingdTCffm unb btin T^a^^ DotgeltQt tootbm,
ba bit|cr tf^oßc ^ne ^tH)t SBi^tiQteil btimi|t unb
n^ bie leite ent[(t|eÜ)tmg votbe^Ilen (at 3n>
otncn nram f^on tten btt Songrtgation bie Sufi»
fd^IiefiunQ bn tiin^ Kbtfß^c ^Bnflnnt ungebrod^
rt^Itenen ©timmtn tm Sßrincb) befqlojjen, ba ein
beiattigtfi EBerfa^ien mit ber Stin^it unb 9Roie>
1iatbeS®ottcSbieRfttiiinaBiberf)mii!^e^t SMt
}u biefer ftotroorie gt^^örieeti gegensritrtigen €fin>
fier ber ))&t)P^en StalftSit loQtn buiq^mge
@((äler bei giegoifanif^ e^e (einer IBrün>
bung beB SIDgemtinen btutf^en Cädlienoeieinfi in
Sloin) erfejt »erben. [(3ocqueri) SBflumhr.]
f/knff*», SorneliuS, 0. Min., ein Don
feinen 3eitgeni>ffen I|Dc^eefc^il|ter ^rebigti, tnor
geboren ju Spiacen}a im 9tiril beS Sta^rea 1511,
trat, um ein ©elübbe (einer ÜKutter gu erfüllen,
mit neun 3ii^rtn in ben äRinoritnutrben unb
^irtt beftmbers $]^iIo|Dt)||ie unb düt^pmütm.
Spater Hur ei £4n<^ }U ^axAa unb SDlofpui,
nmrbe )U $abua mit ber t^lDflifii^ Xiodoi'
iDfiibe ouBgejeii^et, Uxnb oon Sßo))^ ^ßauIIIL )um
Sifi^Df t)i)n SJertinoro, bann Don iQttonto erhoben
unb fkätb )U Stmn am 9. 3anuai 1574. SBegen
ber Erfolgloliglttt feiner iBetnü^gen, in feiner
3)i6ceft bie 9Ri||brSu(^ uügu^en unb ein Semi-
nar )u tniii^ttn, UMT er im 33cgriffe geioefen, fein
bif t^öflidieS 9mt nttbtqulegen. — €"nne 91ebntr-
ga&e wa tta^ fibcreinflimmtnbcn ^gnlffen eine
oufigqeiii^iiete ; f^on in Jungen 3a^en nur er
im SÜnbe, eine ge^Brte Släie genmt, mit bemfelBen
9uBbrud unb benfelben @eßen nadlijufagen. !Cc3-
fyäb nahmen fl<^ bie ütfitn 8e^ b^ Oifaene
ttinei befonbeifi an, unb bolb tmirbe et MttDcnbet
ou>o(I )u ben ^fienptebigten all bei f onftigen,
ttoüfy unenootteten @degen^tn, SeiilbetibeQdng-
niffen u. bgL, ba et nur tiuet furitu Seit jut Sor-
btititungbebuifte. infolge beffenndbltt er gfitunbe
ttnb@9tntetnntnbni9if<^fntutä)Cadiinälen bi>
jitm ^opflt; feine SßRbigtüttife i^ itboüt oom SSor-
uurf bet S^iBnrebnerei ni^t fiei^l^rei^cn. Su^
auf Dem gondl Don Xrient ffielte er aie ^ebner be-
f QubtrS bei ber SiCffnung eine Stolle CPall&Ticim,
HiBt cono. Trid.V, c. 18; »gl. ib. VIII, c 4,
11.14). a2cßen|einer@en»nbt^tbenu|te$iuS IV.
i^nim3.1560oIS@cfanbtenanAoiftr3erbtnanb:
Seine Sr^bung gur CarbinalSuiürbe foQ nur bunq
)ie Umtriebe feiner Gegner Mititelt uiorben fein.
3}on feinen ^rdtigten nnnben Die!e nat^ feinem
Zobe im Srude ^erouBgegeben (Senebtg 1582
6iSl590). 9Iu|trbemi>afa|teetaI69if4of oon
SBitonto bie Si^ft STnoduB Bitoslina, totun
fere eccleBiaetioam disciplinam Bermoaibiu,
conBtitutionibna , legibus Bynodalibus com-
plecteuB (VenetÜB 1579). |jl«iier feien no^ er«
w&fya baS SBerl De hlstoria divina libri V
(Venet 1585 — 1587) ; Dcrf^iebene Sommentart
Vtm EfUmerbriefe beS ^l $auIuS OBeneb. 1588)
unb bie S^ft D« opoibna sex dierum (Venet
1589). (iSflI. Natalis Alex. Hiet. eocl. XVn,
359; Bajie, Dict hlat. et erit. III, 447 bb.;
NouT. BibUogr. gen^. XXXVn, 46 b.; Hut-
ter, Nomencl. lit. I, 66 a.) [31. gfjer.]
SRnfUiws, jfonrab, ^umoni^, würbe am
15.0ctober 1470 ober 1471 ju öomberg bei
Äriklar in Cjeffen geboren, gr ^e|i eigentli^
ff. Wüß), lotiniflrtt aber feinen tarnen nad^ ber
Sitte ber 3tit> inbcm er bem ^mUiennamen mit
Stttdfii^t auf feine rot^ 6aare no{^ ben SSei«
namen XufuB beifügte. 3n früVPet 3ugenb (am
er In bie S<^e beS SHeEanbei ^egiuS na^ Sie-
benter, bcjog 1486 bieUnionfUAI erfurt, enuib
fi« bafelbjl in ber Sttiftenfacultät bie Olnibe: 1488
eines SoccolareuS unb 1492 eines SlagipetS unb
bocitle ^ttnai^ mit SüSjeiAnung, nä^renb er fii^
guglti^ brm Stubium btt äuristtrubeu} nibmett.
3m CKibft 1494 ober im folgenben 3«^ trieb
i^ fein aSiffenSburp, meitert tBUbungS^dtten ouf>
|ufu^, unb na^btm et nai^totisbai junSd^
3Rain} unb baS Plofler Stioni^ttm befuqt ^e,
bem bömalfi bct geleltitte Sodann Ztit^emiuB Dor>
Jlanb, DMubteer^^nac^älalten, btm etgentlii^en
Sonbe ber clafftfc^en Stubien. Sr Dtrmeilte längere
3tit nomcntliq in Bologna, no er ben juriftif^feti
^octorgrab erlangte, utui in Slom. 3m Sommer
ober fKrbft 1502 leierte er Briebei über bie SQwn
da. unb na^bem et lurje 3eit bie Stelle etneS
ja beim Sanbgrafen oon ^en belleibtt ^aüt,
beffen ftamlei fein lüngcrer Sriiber ipor, umrbe
er 1503 SanoniatS am SRorien^ft gu ®ot^.
Surfe Stobt Durbe bamit feine tneite ^cimoL
€r ertturb fi^ bafelbft ein eigenes ^nB, unb bie
SBorte, toeli^e et über bie gingangSt^üre f%iÄ:
Beata tnmquillitas, begeic^nen feine Slit^tung.
Sein Seben nur btd StUUeben eines (Stle^rten.
X)o(b i^&ß^hdk n fii!^ leineSmegS gang auf fii^
unb feint vüi^. Ct fui!^ ben iOnf t^r mit glei^*
gtftnnlen Wfimteni unb nuterbidt fi^ mit ifmn
t^S mfinblt^, t^S f^iiftHi^. S>er et^t, ju bem
tc Segit^gtn anfmi|ifte oba bielme^t erneuerte,
ba et i^ f(^u bou vtfurt 1ta bttannt uui, uut
bei Cißeiclenfei i^einti^ giiftna^t in bem benaJ^i-
baiten AloPti Stotgettt^ol, no$ feiner ^mat
Uib bei wln^a^tn alB ßumaniß UrbaimS ge-
nannt, feitl510@efiigentQaler^ofmei{leiin vc-
furtjDcaientalBSammierberlBrieftbeSSreunbeS.
vei jiiKite ^reunb nur @torg EBurtarb oba €)m-
latin, bie et nati^ feiner ^mat S^It bti 3mn*
bei^ benannt mmie. Sr beunib fic^ noi!^ Soll-
enbuug jriner Stnbitn um bit 0un^ SbitionS
unb muroe auf beffen IEntt>fe^lung 1505 fllo^tr-
!e^ in (Storgenl^l, 1508 Srgiii^ei om Im-
fli^fif^ 6ofe. So bilbete fl^ j|unä4jl tjn Xiium-
Diiot. Salb aber etueiterte fti!^ bet $ttiinbeSheiB.
!Bon Sifnrt, uo fein 9Iamt nic^t in Seigeffen^il
geiat^ »or, filg«^ f^it 1506 bie .$oettn"
ober ^rtunbe ber Slaffifet )u bem gelehrten Sa>
noniruS, unb eS trat ein unffenfd^ftlitbei EBunb
in'B Seben, olS beffen ^oupt Stutian gellen lonnte.
€r Dies bie neuen ifreunbe inuib^^% ^V»».
2067 SKuli
SectüM iKt aitai l&in, irifltt i^noi, roit tln (rud&t-
bringcnbeS @tubtuin cinguri^ttn fti, ttap^aiH
Idiwn «uSWftunfl iiiib äBerbefttnmfl be« ©filrt
burc^ l^Iuflgti Sii^itttoi, itinäpiAt t^nm 9uf-
(la&m, toel^e Pt beotöritm fDÜtfii u. f. ». SJre
EBunb umfallt balb (tnc ^ttlid^ Slnjafil Don $n-
fontn. SBier berjelboi fillbtten rinen engem ÄietS ;
es waren bie beibnt Ctfurtei ßenborb Don bei
WaTt^en,°tiirirt,unb$eterebeiba(^i>ber^;ktKluS,
bei X)i4tti Soban ^ffuS, aHutianfi ScmbSmonn,
unb Sodann 2^get auS Soni^in obti SiotuB
tRubianuS, n>ie fein ^umonipennome lautet, fett
1610 AlD^ilt^iei in ^ulba. Suni^ ben JQeife^i
mit bicfen Spätem regte et man^c ^libeit an.
@o gab er loa^ijiibeinlic^ äBinle uttb einige tleinerc
!Bciträge }U ben Epietolae viromm obacnromm,
ber einfd^neibrnbtn @atiie anf 3nSn(t|tt)um unb
Sc^olaftif, mtläft ouS bcm ftit\\t feiner ©li^ülei
^erDDißing. SJage gtn fonnie er bei oitet jeiner ®f
It^rfamleit unb feinem grofetn Sßifftn jutn eigenen
literorifi^en auftreten pd| nicbt enlf^Iiefeen. Si
Ij^egte gu fagen, crtDoUe lieber an ben Xfior^eiten
^Inbcrerfi^ergä^; feine arbeiten eifc^icneni^
nie ooKeitbet genug. 31M$uniani^Dxirnein®eg>
ner ber &AoIaftit unb mt^Ialteilit^en Unttirii^
Ineife. Si yftaä) ^äf anäf uiebti^olt mit SUterfeit
aber bie nr^t^enantgflitnbe feiner Seit aus. €ehu
AritU otno tukt| nwiter; fie betraf nii^t blofj ^'
fönen, foiwtm au(4 2ht{ntutionen, toie boB ^ßen,
bleSei^t, benpite^crliil^e^iattet. etbttennt
fi^ fogai gegenüber bent ^^i^ ®Iaubtn in
®<nqen oH ,^bilofo)>b<n''. Si ^atte in Stalten
bie neuptatonifc^cn Sebren ber ülabemie in glo-
lenj ftnnen gtlemt, unb biefelben naren, nie Der-
fii^iebene ^eu^eningen geigen, ni^t o^ne no^I*
tigenSinbrudoufi^n geblieben. 3n feinen Siic
fen tritt mieber^olt eine Sri panltieipi:^ SEBelt-
onf^auung gu Xage. „SS iß Sin ©Ott unb €tne
©öttin (91atur)", fi^relbl er 1505 an Urbon; ,tf
ftnb aber Diele @ott^dttn unb Ttamen, ). 9. 3u>
piter, ©Ol, a^oao. «DiofeS, ebriflu«, Suna, Scre«,
$ro{tr))ina, iiüuS, XRaria. Ober ^ute bid^, ba«
auSguf^ret^en; benn eS mu| njte bie @e(ieinintfft
bei eleufinif^ Otott^eit mU etiDfc^UKigen bc-
beäf mtrben. SRon mug ^ in bei ^ligion bei
Qiabeln unb ^üQen oon @Iei^lffen bebienen. S)u
Dera^te mit ^ilf e äupiteiS, b. i. beS f|5iJ^ßen @otte«,
f^nietgtnb bie fItinen ®ötltr. SBenn ii^ Supiter |
faß«, fo Otrfte^e itb (6(|riftum unb ben wahren'
@ott. ^oä) genug ^lerDon, ba e3 aUgu ^o^^nauf- 1
peigt." entfprtd^enb biefer «uffaffung ifi ibm boB '
Sbriftentgum bie aUgenutne SBeiS^t unb er^dt j
fii^ über alle 3eittn unb SBöKer. ,®ie Äf(i-
gion Sbi^ifti", ft^ieibt er an Urban unb @;xila' '
tin um 1506, „begann nl^t mit fein« aKenf(^K«r-
bung, fonbem mar oor allen Seiten, wie bit erße 1
©eburt G^rifti. 3)tnn toaS^InbtreS ip ber xoafyx
S^rifiuS, bei na^rt @o^ (SotteS, aI3, nie Pau-
lus fagt, @otteg ÜBeiB^ett, toelc^e nii^t aDetn ben
3uben in bm engen £anbe €qrien ju Xfjtil nnttbe.
3)te menfd^Ii^e <notut e^iifK tfl i^m ettool
Unnefentlic^eS, t" ^^it^ @^in; bafi SBa^ fei
ber ©eifl. %IB blc ^Mßtü SorbenDtgen btfi C^
flent^B »etilen betont ein retneS ^ö:} niib Siebt
m @ott unb ben IRtnfd^m; i^en segönba tDe&
oen bie augeren ftii^gebiSu^e isma% gef^fi^t
@tlbf) bie eu^ri^e uirb in bttfem 3)i^>nKti>
^ung jur @)ira(l^ gtbroi^t unb gii^ itnb Sin>
trnclit für ben tDo^rtn Seib ISM^ fcOSxL Äitfc
^leiigerungen mdgen ni<^ oKc fhtng |n n^noi
fein; einige lonrbrn ftc^tTtii^ in gmigtemäuffanibe
ci;ic^Tieben. 3SÜ fie aber oui^ jii bcnr^ciltn fein
niDgcn, |o uerratben fit iebenfalu einm bem S^
fteiittium jtcmliq entfrcmbettn @eip, unb ntm
^ntiart m(^ Sriangiing feinefi ISononicateS übet
ein 3a%rji£|nt gfigertt, bis er im gliä^i<4T 1514
fein erfteB 3ne|o()fei boibni^te, fo utib ^iaW
feine eigen^ümlii^e @ciftc3ii^^titn(| um (^nftafe
geUMfen fein, tioi) Derlor er ben ^liflUi!^ QHon-
ben nid|t gang. Sbenfo nie bie Slaffiler uwtn i^
au^ bie Airclenoätcr an, unb ber tieft fitfli^
(Sm% ber, nenn er fi^ an$ in feinen Briefen
einige 9)IaTe anberS fiiigtrt, im Mgemeinen i^
eigen iß, baif uo^I als eine S°l0c feines SlantoU
wualsaBiibmg bn9ef4läftignng mit bei ^rip*
lic^ Sitctatui betnii^et Derben. <£S Hege» ii
mi fontit guei 9Bdtanf li^ammeen mit cbunoet {■
iranwe, unb nenn otu^ eine SciSonfl bie PP^
fofi^ifi!^ ODitoiegt ober Doigutoitgen fipeint fo ge-
winnt }ule|t bie religibfe bie 06e^M>- SB
@egnei ber €<^oIaßU nnb ftnngn Stiftet für bie
debnc^en bei 3eit freute P4 aRuttm gneiß nit
bnt anberen 6nmatrtflen übet baS 9uftiettn £v
tberS. abet balb dnbertt ^ fein Uxt^öL tk
Stürme, nel^ baS aSort be< 9(uguftinäl emgti^
naren bem äRomie gnnibei, beffen S>einfe laidÄ:
Beats tranquOlitas. tSHei^ bem bon i^ ti^
e^lTten CroSmiH! nanbte er fl4 feit bem 3t^ 1S31
tun ber nligUfen SSenegune ob , uä> ba bieft
gleit^tll fii!^ bcfnnptete, fc^ er fi^ in biqs
3eitj)unldgebriingtnnl>btRinfomt StabieSauöi
(eine Wbgaben me^ go^len trollten, setie^ er ft*
gor in 9)iit(, mtb bie Unru^ beS 3a]^ 1525
Rcigoten biefelbe bis gnm SIenftecßeu. 3« Ucfn
Soge gemonn ber ©iräibc fibcr i(n> tDiä« ein
grS^ Sna^t. %m Xage boi feinem Xobe f^iiel
er, nie oon einem )]16|li<i^ 3>rangc gettiebot Mi
äBorle : „9}icltS nci| bei Sauer, IMl ber fp»
fop^ ntd^ n»i|. e^iißus abei iß füi nnS at<
florbm: er ifl unfer Stbcn ; baS gloiw i4 gesii|.'
erftarbame^arfreitagben30.aRär|1526.@eiK
iBriefe würben l^cnmegegeben bur^SnrasSeibd
im Libellns novus eplatolamm 1568, SB. C
Senkel im Snpplamentnm historiae Ootbanu
primum, Jenas 1701, DoKßfinbiget mwßcil
burd^ Staii ftraufe, 3>cr Shicfnwi^ beS IRntianl
ShifuS, flaffel 1885; bagn: ftüuife, eibTtogiif
ptiif^efi au9 aRutianS Sriefen, im Scntnilblalt föt
99iMii)t^eIBwefen X, 1893, 1—19: St. eStä.
äer JBriefneti^iel beS SonrabiiS WutiomiS, ii
,%j."XXnHKr ®eW..Ouefltn btt^toD. SaSfot
2069
ajlutter ®otte8 — ÜJlutterftrdJe.
2070
^Oe 1890. Uebec fein Seben Dgl. bie Sinleitung
3U ben beiben legten SBerfen. [k>. ^uxd.]
9l«ftar ^oncf, f. Storia; eongregatioii
ber SteguIarcUriler ber ®otte8mutter, f.
Sol^ned Seonarbi.
9i«(tets0ftofUker, f. aRariemDoSf al^marte.
W^äUttßUHftflt, f. 9Rttrienfefie.
'gKmtUtuiUۤKUmAj f. Sitonei 8, b.
fßnUmM^ (eoolesia matrix) fomtnt im
lird^Iid^ Sprad^braud^ in Derid^iebenem @imte
nor. 1. sin ber ®ef(l^i<l^te bet ttuSbreitung bed
<&^flent^unid mirb bieienige Stxtä^ eines SonbeS
ober einer $rortn}, bei n>eld^ ftd^ guerft eine
d^fUid^ (Semeinbe bilbete wib iwn mel<l^er quS
baS StKingettnm in bie benachbarten €täbte nnb
S) jyrfrr getragen lourbe, bie aRntterfird^e genannt
tt)öbtenb bie Unteren bie Zo<l^terfird^en (ecclesiae
filiae) l^^en. Obmol^I ft<l^ biefe SBerl^Itniffe bei
ber (S^riftionifintng |ebed SanbeS mel^r ober n^eni-
ger toieberl^olen, f o traten fle bod^ fai ber älteften
Pird^ gon) befonberS l^eroor unb übten ben ent>
fd^ebenjten Sinflu^ auf bie ®eftaltung ber ur-
prünglid^ ftird^enoerfaffung. SS ift belannt,
üa| bie Soofiel, unb unter il^nen befonberd Pau-
lus, bei 93er!ünbigung beS Soangelium^ l^oüf^
Sd^Hd^ bie großen ^oinjialftöbte bed römifdben
eid^ aufjnd^ten unb bort )uer|l d^rifUid^ @e-
meinben fhfteten. 93on 3erufalem, ber erßen ®f
meinbe, tont baS (Soangelium in bie gro^e$au))t>
flabt beS Orients, na<$ 9ntio(^ien, oon ba trug
cd ^ulu8 in bie ^uptftöbte ber neinaflatUd^
^tmtgen, bann in bie 9Racebonien8 unb @rie>
^enlanbS nnb )td^ in bie ^auptftabt ber 3Bett.
^otte fid^ ba9 S^riflent^nm einmal in biefen
etöbten, bie n>egen il^reS politifd^ unb commer-
deOen SSerfel^ einen bebeutenben (Sinflu^ übten,
|eflgefe|t, fo verbreitete e8 fid^ gleid^am oon felbfl
in bie ueineren @tdbte unb Dörfer ber Umgegenb,
unb biefe fanben aieber in ber (Bemeinbe ber
|&au)itftabt unb beren Sifd^ofe i^ren natürOd^en
9tittel|mnft, oon bem oud^ ferner!^ bie Seitung
Ü^rer fird^nd^ Sngelegenl^eiten at^^g. S)iefe8
Serl^tnil ber SRutterfird^ unb beren @u|)erio-
ritöl über bie JKrd^en i^rer Umgebung finbet fid^
fd^on in ben apoftolifd^ 3dten; fo nennt Sgna«
tiuS in ber Ueberfd^ft feine« »rief e8 an bie 9U-
mer bie iKrd^ )u IRom bie »orfiel^erin (fixte icpo-
xdtdi)xai) ber italif d^ iKrd^, bie oon Sntiod^ien,
lodd^er er felbft oorftonb, bie JHrd^ Syriens
(Epist ad Magnes. o. 14); ^ermad erl^ (Vis.
n, o. 4) oon bem (Sngel ben Auftrag, baS Sud^
lodd^ er fd^rieb, an SlemeuS oon Stom )u
fd^den, ber ed ben feiner SuriSbiction unter»
geDrbneten auSmfirtigen @täbten fenben M; an
bie 9Rutterfird^ aUer fiönber oermeiSt SrenftuS
(3, 8 ; 4, 68) bie fKhretüer, um bie burd^ bie Stetig«
folge i^ Sifd^fe begeugte unb überlieferte Sel^
S^rifH (ennen )u lernen; baSfelbe Snfel^ ber
Vhttterfird^ mad^t gegen bie C)^ti(er ZertuUian
geltenb (De praescript 20. 82. 86 ; Ady. Mar-
doTL 4, 5). 3n allen nnd(ftigen gföSen, tto ed ftd^ um
Seratl^ung unb Orbnung allgemeiner angelegen«
l^eiten l^eß, finben loir bie 9if d^öf e ber SRutter«
fird^ an ber Spijfe ber (Sefd^öfte. 9uf ben (Son-
rilien, bie in Saä^ta bed OjterflreiteS geilten
nmrben, fül^rten nad^ bem auSbrüdKid^en 3^g"
niffe bed Suf Aiu« bie »ifd^dfe ber IJKntptftöbte
ben Storfll unb leiteten bie !Berl^anMungen ; bad-
felbe ttxn: oer gfdS auf ben S^noben, bie tt)egen
oed 3Rarciom8mu9 unb 9Rontani8mud geleiten
nmrben (TeitulL De jejun. 18); ebenfo l^belte
£m)rian oon Sart^go im 9iamen ber afrilanifc^en
9ifd^5fe in ber &aä^ beS 9looatu9 unb bed 9lO'
oatianud gegen Someliud (Epist. 42. 45), ^io-
n9 RuS oon SIesonbrien im 9{amen ber Ag^ptif d^en
unb libQfd^en »ifd^5fe gegen SabeOiud (Äthan,
de sentent. Dionys.), ^[ktrud unb Wesanber oon
Wesanbrien im Sd^Sma bed Vleletiud (Epiph.
Haeres. 58). Diefe €u)ierioritfit ber SRutter-
fird^ unb bie Sefugniff e i^rer Sifd^f e UKiren in
ben erften Seiten )Oar feinedmegd burq audbrüdC-
lid^ (Sefe^ näl^ befUmmt, fie UKiren oielmebr
mie oon ]elbfi and ber 9latur ber Serl^Itniffe
l^orgenxid^fen unb ol^e SBtberf )n:ud^ anerfannt;
aber barin liegt il^re gro^e Seoeutung, ba| fie
bie erjten 91nf ftnge einer l^erard^fd^en Slieberung
ber flird^ nmrben unb ben Udbergang unb bie
(Einleitung }um nad^^erigen f o f egendreid^en 9Re<-
tropolitanoerbanb bilbeten.
2. 3n einer anbem Sebeutung lommt bad SBori
SRutterfird^ in fpötercn Seiten oor. 9(d bod
Sl^ifient]^ gegen Snfang bed 4. äal^l^unbertd
oon ben ©tobten aud auf bem Sanbe immer meiter
fid^ oecbreitete unb bie ittrd^ in ber Stobt )ur
Sufnal^e ber (gläubigen nid^t mel^ l^eid^ten,
nmrben aud^ auf bem Sanbe an bebeutenberen
Orten iKrd^ errid^et unb eigenen $riefiem unter«
fieOt, meld^ unter ber Suffid^t bed Sifd^ofd {tau-
ben. Salb aber erl^oben fid^ neben biefen ftird^
auf ben gro^ 9efi|ungen bed %beld unb ber
JMöfter bie [og. Oratorien, gleid^faOd mit eigenen
^eftem : biefe blieben |ebod^ ben ^auptfird^en,
in bereu (Sebiet fie lagen, immer untergeorbnet;
fie burftcn nur )ur Siarbringung bed 3Ke|o)ifcrd
gebrandet merben (o. 85, Dut. 1 De conaeer. ;
c. 5» Dut. 8 De conseor.), unb in allen anberen
))riefterHd^Snnctionen, indbe{onbereinber@))en«
bnng ber Zaufe, blieben bie Siedete ber ^upt-
fird^ ung^fd^Iert S>iefe Ie|teren, bie eccle-
siae bapäsmales, nmrben im Sprod^raud^
ber bamaligen S^t mit atfidtjid^t auf bie i^nen
untergeorbneten Orotorkn bidmetten (mä^ Wutter-
fird^, ecclesiae matrices, genannt (Sligl. Hert,
Difi»ert de eccles. filiabus» in Gomment atqae
Opusc., Francof. ad M. 1787, toL II» tom. II,
88, § 5.)
8. 2tn ber Sprad^ bed 3)ecretalenred^td bejeid^
net bad SBori eccleaa matrix bidmeilen bie l^ie*
rard^ifd^ @u)>erioritöt einer ftird^ über anbere
ffird^en; fo fagt bad oierte fiaterancondl (c. 28, X
5,88):(Bonianaecclesia),qiiaedi8ponenteDo-
mino super omnes aliaa otdm»s:>ai^v^VA^aliQaw
2071
SUluijaitUi — an^coninS.
2672
obtinet principatom ntpote mater uniTerBO-
nun Chneü fidelium et magiBtra, uttb ^Sxtao-
tcRj m. nennt (c. 22, X 5, 40) bit 1Sa%bniI-
fii^c )(bti 3)i&cef{ mit 3lütt{i(!^t auf bit il^i untti-
geotbncten ifit^tn ecclesia jnatriz.
4. 3Iu^ im neuem ERtd^te tommt bet ^uSbrud
anutttrtii^e ^ufig Dor. SBenn ein XEieil bn Ißa-
rollen ineeen ju grofjn (Sntfemune tion bei
^antii^t DbtT Dtgen anbtin ^inbtmiffc Don
btm itgtlmfiligtn, butd^ bit ftirc^e gtbottnen Sc
in^ iti @Dtttebien^eS abgegolten niib, {d ^ot
ler EBif^of baS SRe(^t unb bit WW. füi bitfen
3:^il bet ^oxDäiianm, ha abei ncnigfitcnS au3
)e^ gfamilien befielen \o% eine tie«ie ^foittin^e
|iu tiitc^ttn unb bem an beiftibcn angu^elltnbtn
SrieltR einen %l)äl oon ben Sinlünfttn bei alten
ipfarriir^e jujuweilen (o. 3, X 3, 48; Trid. Sees.
XXI, c. 4 De ref.). 3ft bieW flel^e^, fo
uirb bie urft^^nQÜctie Stitäjt bie ^mütx* unb bie
neu em(C)tctt bie ^od^teifird^t genannt. S)iele|teie
uiib buti$ bteftn ^ct bet bifc^Sflic^en 3uri6bictton
)u einer HBHifl fettiftänbigen ^[crrfiti^e ertinben;
(ebDÄ fann pc^ bet Sß^otnr bet ÜJlutterfird^e bei
bet Irtamembtatüjn flemiffe ß^rtnttt^tt MtbelKiI*
ten, j. 93. ba§ bie Su^etfiri^t i&1itl\i) eine ge-
tDifle MBgabe an bit ünuttertitäe alfi ^ei^ i^ttr
9&^giQltit abgebt, obet ba^ bie ^anx^iancn
bn neuen Jtiti^t an ben ^o^en ^^agen bin @ot-
ttsbienit b« ÜTtutternr^ befugen m&Wtn u. bgl.
Wit bit|t ß^ttntt[^tt muffen oibn auSbrüifiii^ itfet-
biit toorbtn fein : ukii bieg nic^t bei gaO, f d i^ bie
Xo(^ttifii4ttnieb«ßinp<^timab^anQi(i. SButbe
bit Ittften aue btn Sintünfttn bei titftminglic^
$fattni4t bottrt, f o ^ b« ^fotttt brt<Dluttn-
fiiddt baS pitTonatStec^t an betfttbtn. (SBgl. üb«
bttft ^et^ttniffe Ferraris, Prompta biblioth. e.
y. Dismenibratio.unb Fagnani ad o. 3, X 3, 48.)
5. (Sine anbere 9lrt Don ÜKutttt- unb lot^ltt-
fird^ entfttbt cnblic^ buid^ bie Union (unio per
snbjectioneni). Sfflenn eine ^farrfini^e fo genüge
einfünfte l^t, ba^ fit gum Untn^It bei ©tift-
liefen unb jur SÖeftrtitung her übrigen ffiebörfniffe
ni^t Ijinieid^tn, fo Tann pe bet Sif<5of mit einet
onbtm $fanIiidE|e in ber 9Irt Bereinigen, ba^ fit
itoax mit bn le^tetn nic^t gang nerf^molgen, abti
bot^ i^r untergeotbntt wirb (Trid. Sese. XXI,
c 5 De ref.). S)iefe (|ti|t fobann ecclesia ma-
trix, tene ecdeaia filia. wn $farm ber ülluttei-
fitdEit beforgt btn ©otttSbitnß an bn t^m unter-
fcoriincten Xot^ttdit^t obn fä^l i^n burd) feine
licatitn btfotgen. 3m Utbttgtn bleibt bie an-
nest Jhi^c in aQtn ibrtn Sttc^ietier^öltniffen felb-
ftänbig, fomeit bieg neben bn Unttrmerfiing mSg-
Üi) \% autf) tiinfi^Ili^ bet SuriSbiction, unftt
uelti^er fit bieget ftanb, nttb ni^ts oeränbert;
1- SB. wenn bn ^ft fit mit einn benac^botfen
ffir^e, bie tiner fremben SMäctft angehört, unirt,
fo bleibt fit nit^tSbeftomeniger ilirem bii|etigtn
Bifd&ofe untenrorftn (c. 2, X 3, 36). [0. Hob«.]
Pk^CcBI, 31 If d n f 0 , itolitnif^n tfieolog,
tti. 1749, [tomtnU koA «u« uti'cnii'c|TOm%m\'«,
Btfn Strrara, ct^lttt ftine etjit^g im obtBsen
SoDtgium ju $tato, umtbt nai^ emfifangenti
^ritflerniei^e 3tfult, mu|te obet bei Snfi^Äuiig
btr ©ffellfdiafl no^ fünf 3a^nt ein ganomcot
ju gertara übemt^mtn, mo et mit Sitbe unb ^
folg bie geiftlic^cSeitung bei Sugenb ffi^ U»ri>
bann als Siretloi bt6 obtiigen SonegttmUl un^
$arma unb enblic^ oon Sf^c^ ^tufi VII. nod)
IRom ali S^eotog bn ^enitentioiie bentfen. Sei-
ner äiüc^tigleit mtgtn Dtitoeigette i^ bet ^a^
1804 bie Sriaubnig, in bie )u Sleoptl untbe^ct-
gtftcate@efeUfii^aft3tfui)utüdltutictcn. 3m 3<^
1S09 marb n auS 9tom Mttrieben anb no^ fn*
ri9 geführt ; !)in florb er 1815, l^ctlig, ntie er ge-
lebt Ijatlc. sPt>it jel)n »Qt n neben feinen SemfS-
gcft^öften mit @tubien, befonbetS t^Iogif^en,
befi^nfligt unb »on 9Icf|tung unb fiitbc gegen bie
jTirc^e unb if)[t Staren unb änftitute trpU; ii
ber ^^QutitftQbl bn fot^olif^tn S^iißen^ gab et
bemjufolge rcrfd(iiebtnt gtgen bie anttrel^jt Xi(^
tutig ber $t\l gcrii^tttt Stiften IftzauB, bie in
ganj 3lalien mit iBeifoH aufgenommen unb fot
%tit\l aud) in anbete @)>tail^ übntiagen lourtieB.
@ein §QU|}tme[f i^ n bnon nso della Logieam
materia di fieligione, juetft ^igno 17S7 ii
3 Sbn. , bann noc^ in mel^ieicn auflagcti tt>
fcE)ienen unb in'S g^rat^f^ unb Sotcinifi^ übei<
f(S)t. 3ion feinen nnberenS^riftenmßflenttmä^'
tocrbtn: L'Emilio diBingannato, Siena 1782
(gegen Äouffeau) ; Dominio temporale d^Pipi,
S. I. 1789 et Foligno 1791 ; DissertL seleetaa,
Romae 1807; De auctoritate Bomani FontiS-
cia in conciliie generalibna, opos poetbnmnm,
GandavilSlä. 2to1L; augerbem eine Kci^d-
cetift^r Scbriften, bt)onber§ jnr ßtn^ife^Inng tn
^nbac^t JU ben ^eiligen ^Ktjen 3efu unb 9)laraL
(Sügl. bie reic^m bibliogr. Angaben in de Back«,
Bibliotli. s. Y.) t©<^bt (ffoulen).]
^^(Oniud, gmei ^oteßantif^ ^Jutiinffu.
1. S^cr l'ui^eranngtiebiid^aK9contua(ai4
!D!ecirai genannt) Burbe ju gii^tenf elS in Snmfai
im 3. U91 geboten. 3n ftintm 13. SebenSjaSit
iDuibe er in bie ©^ult na^ SInnabetg gefi^;
bort braute er fn^S 3uf|rt ju mib trat bomt io
bQ§ bortige grancitamernofln ein. ®Iti^ a ber
erfien 31a4it moKte n boftlbR einen merftiniibiBe>
^laum gehabt E|abtu, in umIi^ n, mit et c^
iäiflU, äu e^ri^ gtfti^it Boibni fet UÄaJoBl*
fdjcint er öfter an 9Jifionen geglaubt ju bobtii
luie benn Irnolb in feinn ^ri^n- unb Ktlti-
^ifforie mel)rert Don i^ erni^lt. 3m Stiofa
Flubiüte er fleißig ben ^L Slugujlin, ben Somiap
ben, @abriel9)ielunb^lej;anbeit)0tt&altl. Ss4
las er fie&en 3a^rt long übet %x]^t bie lotefaiif^t
Sitibel mit ben ®Ioffen bt< 91icoIau3 tum SQta.
^(1 ifim aiiei boB @tubium in bie Sibigt in4t
besagte. befd)äftigtt n fi(^ mit S)te(^SIn- tmb «•
beicii ^anborbtittn. Um biefe Seit ^ieU H^ bei
befüunte Sc^el in Snnabng auf, unb ou^ ^
coniu^ tDObiite feinen SBortidgen bei. SJo bet
' 'A\<^in^bIagbuIItbie%tfHRimungange^
2073 9Rl}ia — !DlQ{)aQOQ. 2074
iDQt, bog hm 9rnirn bit SMäfft umfonft tit^eilt btfftnt. SBirfli^ foll bitfe S^rift nic^t ol^nt ßi*
toetbcn fotlten, mtfponn fi(!^ giDifd^en Xt^i unt) folg gcnefen fein. (SBgl. Uelchior Adamiis,
aji^CDniuarin ©trtlt, inbem leJUttr rinoi ?Ibla& Vitae genn. theoL, Prancof.adM.1705, 83.)
fil^nc SImolcn Ctilan^e, Xt^l aber btnltlbtn Dn> 2. ^ Saluintt (?) OStoalb an^coniuS
tDcigeitc (^tbilf. S^Tiftl. Aird)tnQCft^. ftit btr (out^Seig^autti genannt) umrbcjuSiuttn tm
SRifonn.I,2tip|.1804,n6ff.). 3in3.1516ein- So^te 1488 «borra. gr fhibirtt j» äojd, bt-
))ftnQ St^oniuS bie ^ö^tnn SSti^en unb ^ittt am f onbnfi untn CiaSmuS, blt f^öntn Sßiffenfi&ifttn
^fingjlft^tbittTfttancfft, lotl^bltbeiben^f unb et^itlt bann ehtm S^ülbimp bafdbp bei
jogeocnSoii^fenbeitoD^tn. 3in3.15i8n)uibt €1. X^bot unb natj^^n bei €t $cta. (Einige
er naä) SBcimat guin !BteUgtomt benifen. 9)1))' 3o^ fpätet tmube et nai$ 3üii<^ btniftn, tun
coniuS nur einn bei crflen, bit ber St^ Su^tfi baf elbfl ebentaUS eine €d^ult }u Idten. Sio^ ^otte
ait^ingen. €i trat in Xpringen Offcntlidg für n M ^iei tatm brei Stonate oufee^Iteit, aM et
biefelbe auf, bann, im 3. 1524, fam er naA @otlw auf 9}er»enhen leiner gfreunbe in feine SBatetflobt
unb ocbtttde bafelbft 22 3<<I|re long cifrie an gurüdgerufen mürbe, um ber bortigen er^ S^ule
bei Sbfd^tfung bei fatl|0li|d(|cn Oibnung. WIS Doijuftctitn. S)a ei aber bit bomalä foeben an|>
9}eibien^ n>tib i^m anseie^net, ba| ci im 3at|re tommenbt neue Se^re unter bei i^m anbeitiauten
1525 ben HuSbiudd bee SBouenttn^t« in @otfyt Sugenb ju tierbmien fud^te, muibe ei im % 1523
unb in ber Umgcgenb burd^ |ein eifriges auftreten Don ben 2ujenum f eineS SmteS miebei enthoben,
unb fein frfiftigeS %oti Der^inbert ^aU. Sn bem* ßi fedtte nun na^ 3üridt| }uriid unb ei^elt ba*
felben So^re Wt^eiralete et fi(6 ou(|. ©ein ftut- fetbft witbet eine Se^rßeÖe. SIS Simngli in btr
fürfl fd^irfle i^m grofeea SBetttautn; fo na^ et ©^Im^t bei ftappel jtin Seben Berloren i)aüt, unb
l^n brtimal als 5BtflIeittr mit auf (eine Keifen bie 3ürit^ Sürgerfifyift, Bit ber Siogrop^ bt<
nai^Btlgitn. 9}on feinem 6ifer für bit angeblt^ iDipcpniuS fagt, bit Spfltge ber aSifftnft^afttn
reine Sitifa geugt bit lUnbigt, »elt^e er mü StbenS- (intan|e|tt, btgab er ^4 tottbcr nai^ ^el unb
gefall in Süffttborf ](|ielt unb baiauf im Snude nxiib bort jum Siacon bei @t. fllban unb no^
Verausgab, fomtt feine SiS^nitationen mit ben OecoIotnfnbiuB' Xobc jum ^(üit)t)»ftorlion Safel
ansn^tn in RSIn. Su^ ^bigte et in EBiauU' unb jum $iDf effor bt4 ^tutn XtflamentS ttnannt.
f^tDcis, StDe, ©oefl unb an anbtien Orten, uo^in 3>ie Ie|ttrt Stelle legte er im 3. 1541 nitbcr, Q>ril
n mit ftintm ^Ktm leiStt. Hugtibem nwi ei auf er bie 93d)ingung, bie SJottomiüibt in bei Z^to«
bem SontMute bei ^rotefionten gu S^moltalben ]ogiejueiti<ci:ben,ni(^terfülIenmaate;feine$farT>
unb auf btn Steißlagen }u tJfioi^it unb 91üm- fi^t aber behielt ^r h'ii ju fdntiii lobe (1552).
beig t^tig. 3m 3. 1538 muibe ei mit ^long SnQumiui foU beflänbig bem^ebeiifi^enEBefennt>
eurli^Kirb uon feinem ffutfütflen nai!^ ßnglanb niffeunbbefonbe[3b(t3">i"9!i'f4cti^litnbmo!^I8-
gef^idt, um mit ^tintid) Vm. ju vet^anbtln; It^it treu geblieben fein, obgleid) Einige, j. 9.
bitfet ^e bie EBtiben m f.(S) tingelaben, um iVn- 9bamu8 unb ^anlaleon, be^uplen, er fyibt ju
Wen ber ©enoffenfi^ft oer augSburgtr (Sonfef- btr lut^ttitc&cn 91uffaffung hingeneigt. £i ^intti-
fion unb btr englift^tn ftirSt tint Oemelnfd^ft liefe mehrere Schriften l^eDbgift^en unb pto-
ui ftifttn (f. b. Sil ^inrid^ VIIL). ®od& fii^rtt fönen 3til)alt§. 3u ben erfiewn jinb }u ttt^
Sitfe ®tfanbtfi^ft tunfo mtnig mit bie ju gleich nen feine Srnnmcntorien fibei Mrfc^iebcne 9üi!^
3nt an btn ffbnig ton gfrantreii^ ton ben ^ro- be$ ^Ittn unb 9t(Utn XißamtntS, ju btn leiteitn
ttflanttn obgtft^idte j^u einem Srfolgt, unb ftattbJe jtine NarraÜD de vita et obita Zwingli, fein
Iiil^erif^Se^teangune^men,ttioIitt&tinii(l)VIII. Tractatofi de liberis rite edncandis, De crs-
Re oiclmt^ mibcrltgtn (^land, @Kfc^. btr Snt* pula et ebrietate etc. (SßgL über bcnftßen
nt^ng . . . unfertS ;;iotefl. Se^ibtgriffS, % Sufl. Melchior Adamus , Vitae theolog. german.,
fiti)]j.l796,in,l,326ff.). 91a<^ fetner gtüdfel^ Francof. ad M. 1705, 108 sq.) [^fd^r.]
aatt &tglanb ttiurbe SllgconiuS tion btm ^erjog ^^ra, f. ineinafitn YII, 784.
^tinriq Don ©at^fcn, mel^r auf feinen lattiDliftq |Sofim, f. Aleinafitn Vn, 782.
geb(itbtntnSrubtr@eotg gefolgt mar, mltmt^t- ^nßago(|(Muirtii-tu>-räc)iftbei ben claffif^tn
ICH anbertn (ut^itrifcEitn l^foloflttt in ftin 2anb ediriftftellEni ber ^nlf(f|tn ^tü fono^I btr
eemfen, um bie SDieifetntr ftirc^tn ju ttformiien. ^ricfler. lodd^ in bie JJlijfitrien tinfü^rt unb
Slo^^ti Dtfitirte er bie tl)ürin0ifil^en ftird^tn unb eiiiiufiljt (tep^w (wimipftov BiSämwiioe, als btr-
ri^tttt übfiütl ©i^ultn tin. 3«"i 3q^" "("^ f«' jtnige, »el^ ben giembffl bie fflleifroüibig-
nem 1546 eifolgten Xobt gab er eine @(!^ft feiten eintS CittS {tigt (ii, qui bospitee ad ea,
^tnniS über bit mo^lritc^enbt unb lösbare @albe, quae viaenda simt, Bolent ducere et anum-
tnit ineli!^ 3)laria, bie ©c^mtftcr beS SajaiuS, quidque ostendere, quos illi mystagogos vo-
btn&trm gu99et^anien fälble, unb über toelt^ cantetc.; Cicero, Act. ü. in Verrem 1. 4,
bei äjerröt^tr 3ubaS als über eine SSeifi^nienbung c. 59) ; baS EBort wirb abtr meiflenS in erfttrtm
to a)K6falIen ju trttnntn gab. 6r Satte babei Sinn gebrout^t. äBei ben ftir^f ^riftpettem »et-
bie Skf^mung einiger fiofleute im Suge, UMld^e btn mit )ii)vnr(w^(a unb (luirraTurfiiv DfterS bie
ben ihiifürfitn babon abbalten moUten, bie SBe> bttligen Sacramentt, ber UnttrrÜ^t üb« fie unb
fDlbungen bei ffiic^en- unb Si^ulbiencr aufju- bie€rt^Iunsbn(ctbetibtv^'i^\'^'<^'"'^^'^
2075
5K9P<«i«tt — aJl^piciSmuS.
2076
bie| in »ctrcff ber loufc, girmung unb (Eud^-
riftic. ©0 jagt g. 8. ©cücrianuS in Sejug auf
etftere (Hom. 5 de creatione; Migne, PP. gr.
LYl, 473): um« ßaimC^pieÄa; Iv öv^jiaxi i:a-
Tp6c, xal ubu, xal d^tou icvsu}AaTOC. Do^i (i«(!l(ov
701710« ; 'ExeT dp^ Jm^c eU Oavatov, &de dlpx^
OavQiTou eU Co>iQv, unb S^t^foftonuiS (Cat. 2 ad
flluminandoB ; Migne, PP. gr. XLIX, 289) :
*Ay dlva|AV7)ad^c x^C ^oiv^c ixctv7)C, ^Jv dl^^xac
)iuoTa7o>70U|jivT] * dlicoTa990}j.a( 90t aatava xtX.
ttud^ bie ^eilige Sud^arißie nennt le^ec Upd
)iuoTa7o>7{Qi (Migne, PP. gr. XLIX, 360), unb
bcn Äeld^ bei berfelben xpad^p t^c jiüoTa7o>7(ac
(Migne LYI, 590). 3n bemfelben @inne l^ei^en
aaä^ bie ff ote^fen bed l^L StiriOud t)on äerufalem
über bie Saufe, bie Salbung mit bem Sl^riSma
unb bie Sud^riftie mt)ftagogifd^e ffated^efen (f. b.
9rt. e^riUnS t>on äerufalem). (93gl. Du Gange,
Glossarium ad Scriptores mediae et infimae
Graecitatis s. ▼., unb Suicer, Thesauros ecole-
siasticus s. T.) [äßelte.]
W^^ßiKien, altd^riftlid^e, f. ^rcanbidd-
t)Iin; religiöf e @(i^auf))iele im 9RitteIaItec,
f. ©piele, aeiftlid^e.
'^^f^svms nennt man biej[enige ))]^iIof o«
))]^ifqe2)octrin, tt)elc^e ber menfd^lid^ 93er«
nunft t)on !Ratur au§ bie t$fä]^ig(eit }ufd^reibt, }ur
unmittelbaren Slnfd^auung ®otted, beS 9(bfoIuten,
fid^ }u erj^ben unb in biefem bonn auä^ aEe äßal^r«
l^eit unmittelbar at^ufd^uen. S)ie Seigre t>Dn ber
unmittelbaren Intuition beS Slbfoluten unb aller
SBal^rl^eit in il^m mad^t alfo baS äBefentlid^e bie-
fer 3)octrin auS. L 2>er SR^fticiSmuS berül^rt
fid^ bemgemö^ einigermaßen mit bem OntoIogiS-
muS, ift aber t)on biefem bod^ n)efentlid^ Der«
fd^ieben. 3)er OntologiSmuS fd^eibt gurnr ber
menfd^Iid^en 93emunft gkid^faUS eine unmittelbare
3bee t)on ®ott ^u, bie atö fold^e auf unmittel«
barer Intuition berul^e unb il^r ton Statur auS
immanent fei ; aber er l^ölt bafür, ba| biefe 3bee
nur eine inbirecte Srlenntni| bed Slbfoluten iuDoI«
Dire. S)er 3){9fticiSmuS bagegen fteigert jene un«
mittelbare ©d^auung be§ ^bfoluten }u einer re«
fiesen Srfenntniß, inbem er leiert, ba| ber menfd^-
Hd^e ®eift ju einer refIes«contem))Iatü)en ©d^auung
bed ^bfoluten unb aHer SBal^rl^eit in biefem ft(|
l^inaufpringen t)on Statur auS bie ffraft l^abe.
MerbingS, lel^rt ber an^ßiciSmuS meiter, er«
reid^e ber menjd^Iid^e ®eift biefeS 3i(I nid^t fo
lange er auf bem Soben beS gemöl^nlid^en bid«
curfiDen S)enlen8 j^d^ bemege. S)ie biScurftDe
S)en!tl^ötig!eit fei über]^au))t bloß auf bag Sm«
pirifd^e, auf ba§©innenf(iUigebefd^r(mft; ^rSr«
(enntniß ber l^öl^em ibealen äßal^rl^eit bagegen
vermöge fie und nid^t emporjufäl^ren. ©oUe ber
9Renf($ jur contem|>Iatik)en ©d^auung beS Slbfo«
luten ftd^ ergeben, fo muffe er Dom ©innlid^en, Dom
Smpirif d^en ftd^ jurüdCgiel^en, ber biScurftDen S)enf«
tl^ätigfeit entfagcn, fid^ in ftd^ fettfl fammeln, fur§
ftd^ böUig abUjen t^otv aUtm , VDa4& i^n in 9e-
giel^ung bringe }um 3rbif d^ Skmn, toenn er auf
fold^e äBeife ftd^ )u fid^ felbft befreit fyUbt, 9^
baS Sid^t ber ©d^ouung in ^m ouf. 3n btejer
©d^ung lommen botm oQe niebrigen Cihmiiulß«
böfte bed 9Renf d^ }um ©d^nmgen ; f ogn ba§
©elbftben)u|tfein gd^e in ü^r auf ; ber @eift be«
finbe fid^ im 3ufianbe bet Sfftafe. — @o fort)ert
benn ber SR^fticiSmuS im Stntereffe ber cmttem«
))IatiDen ©d^ung einen effiotifd^ 3u9<nib bcS
@ei{te8, ber burqi eine 9rt Don Sdcefe eingeleitet
unb Dermittelt merben foH. 9(n bie (Bßafe ifi
fomit bie unmittelbare Srfenniniß ®otteS unb
aOer SBal^rl^t in il^m gebunben. 9htx »er ja
bief er Sfftafe ftd^ erl^ebt ift im ©tanbe, bie rdse
SBal^rl^eit gu fd^auen unb fie bann aud^ in ber
äBeife für llnbere baqufteEen, toit er fie gef d^
l^at. S)ie efflatifd^e ©d^ung gilt bomi bem
SOtQfiiciSmug s^gitid^ alS eine berartig^ Sereim«
gung bed ©rifteS mit ®ott^ baß beibe DöUig (Eins
merben unb in einanber übergel^; j[a er Der^
ftd^ iule|t f ogar ^u ber Sel^ouptung, boS &iiam
bed ®ei{ted in ber Sffiafe fei eigenüid^ (Sva& mit
iener ©d^auung, in n>eld6er ®ott fdbfi ftd^ fd^;
„baS ^ug^ mit meld^ ber (lfj}atifd(|e @ott er«
blidt, fei baSfelbe Suge, mit totlä^m ®ott ft^ t>
hMt\ 2)arin tritt baS pantl^eiftifd^ Clement jk
Zage, meld^ mit bem SR^fticidmuS g/aoSftH^^
fid^ Dermifd^L
n. 3)ie ®eburtdfidtte bed aR^fticiSmuS ift ber
Orient. 2)er inbifd^ SBral^monidmud iß eis
ausgeprägter aR^fticigmuS. Sral^ma — @ott ~
ift nad^ bief er Seigre baS aQein ©eienbe. ^9Ba§ iß,
ift Sral^ma ; maS nid^t er ifi, baS ift über^ou)^
nid^t/' S)ie S)inge, bie und in ber SBelt ent«
gegentreten^ ftnb bem SBefen nad^ toä^er tum
^ral^ma nod^ unter fld^ Derfd^id)en; fie ftnb mir
Derfd|iebene SSemmnblungen Sral^ma'3. ©o lange
ba^er bie ©eele fie afö unter ftd^ unb Don Sn^na
Derf d^ieben betrad^tet, befinbet fie ftd^ im Snf^mbe
ber Zöufd^ung. 93on biefer Zöufd^ung muB pe
fid^ befreien ; fte xm^ }ur ©d^ouimg ber (g^^
aQer 3)inge in Sra^ma burd^bringen. 3« bie^
3n)edCe muß ber SReufd^ juarfl SBerfe ber 9a^
unb beS Opfers DoSbringen, bann muß er fid^ in
fid^ gurüd^iel^en, Dom ©innlid^en ftd^ lodlBfoi mb
in biefer Soncentration in fi(| felbft fid^ g&i|li4
„®ott Iaffen\ b. 1^. aUer S^öHgCeit ftd^ entfd^Iogen
unb ®ott alein in ftd^ mirien laffen — ®cStt«
gelaffenl^eit. S)ann gel^t bad Sid^t ber ©d^ouung
in tl^m auf ; er fielet in Mem nur boS e»ig Sine
— Sral^ma.
3m Slbenblanbe l^aben bie 9}eupIatonUer ben
aRt^fticiSmuS angepflanzt nnb gttxir auf ber ®ruiib«
läge eineS emanatiftifd^ ^ßov^SnuiS. ®ott ip
baS Ureine, baS Urgute ; auS i^m emontrt juet^
ber voik, in meld^em bie 3been oDer S>mge ent«
l^en ftnb, aud biefem bann bie SMtfede. Sie
ÜRenfd^enfeele ift mieberum eine Snumatimi ber
äBeltfeele unb bleibt bem ©ein naä^ in biefer Be«
fd^lojfen. ©omit fte^t bie SRenfd^nfeele Don 3la'
tax aus burd^ bie SSBeltfeele, in wtl^ pe lebt in
2077
an^fticiSmud.
2078
s
teefenl^aftem Sufmmnenl^ange mit bem 9lou8,
ebenfo mie biefer in toefenl^fte m 3ufQtmnenl^ange
mit Dem Ureinen fid^ 6tfitd)et. Soburd^ i{} fie in
ben @tanb gefeit, )ur unmittelbaren 9nfd^uung
bed Ureinen fid^ )u erl^eben. 3u biefem S^ßtdt
ift aber ber Vlenfd^ auf ben alScetif d^en SBeg Der«
toief en. S>ie finnlic^e (Srlenntni^ ifi nur ein Xräu«
men ber Seele; Don biefer mn| fie fid^ gurfidC«
jiel^en unb in il^rem Vlittelpunfte, bem 9IouS, fid^
fammeln, unb ba biefer 91duS feinem SBefen nad^
ntd^tS 9!nbenS ift afö ber allgemeine 9louS, mie
er in bie SRenfd^feele fid^ l^erabU^t unb in il^r
fid^ offenbart, unb biefer in bie Sd^uung bed Ur«
einen Derfenft ift fo Dermag aud^ bie 9Ren[d^en«
feele burd^ ben tl^r einmol^enben 9lou8 }u oiefer
@d^uung beS Ureinen fid^ \u ergeben. Unb tottm
ed ^ier}u (ommt, bann Derfd^n)inben IBorfteOung,
@elbftbett)u|tf du, ®eban!e ; ber Vlenf d^ befinbet
ä^ im 3uf|[anbe ber Sfftafe. — 9ud^ fpftter l^at
iefer VlQfttciSmug nod^ feine Stolle gefpiett. 9lb«
gefeiten Don ben |)erfif d^en SufiS, meld^ im 9RitteI«
alter im Serei^e beS Sdlam ben SR^fticiSmuS
cuItiDirten (f. b. «rt. 3«Iam VI, 1006), treten
caxi^ unter ben d^riftßd^>abenblänbifd^n Sölfem
]^in unb lieber fiel^rmeinungen }u Zage, meld^
ftar! an ben inbifd^en unb neuplatonifd^ SR^fU-
ciSmuS erinnern, }.93. beiSReifler Sdfl^art (f. b. Srt.)
unb ber Don il^ au^el^enben Sd^ule ber i,beut>
fd^en äRtiftifer". 9Ran Dertl^bigt |eu^utage ben
3Reifler Sdfl^rt gegen ben IBormurf pontl^ei^f d^r
Serirrungen, aber oaS iß bod^ nid^t )u löugnen, ba^
fein üR^fticiSmuS l^rt an bie ®ten)e ftreift, meldte
bie d^riftiid^e Don ber pantl^eiftif d^en SQieltanf d^auung
fd^ibet. ßdf^rt unterfd^eibet in ber Wenfd^en«
feele ein2)o))))eIte§: ben ^©runb" („Sännein'')
unb bie „ihöfte" ber Seele, in analoger 3Beife,
mie er in ®ott )toif d^en bem „^runbe" (Sotted
unb gmifd^en ben brei gdttlid^en $erfonen unter-
fd^eibet. SHefen „Srunb" , biefed Sünnein ber
Seele bringt er bann in mefen^afte SBerbinbung
mU bem „@runbe'' in ®ott. M ift^ fo fa
er, „etttaS in ber Seele, baS ®ott alfo ^p
bag e< Sind (mit il^m) ift unb nid^t Dereint. ßS
ift aller Sefd^affenl^eit fem unb fremb. SBdre ber
IRenfd^ ganj alfo, er mdre all}umal ungefd^affen
unb ung#ö))flid^/ 3)iefe« ßtUKtS ift ber ^®eift\
ba« „gfflnneln", ber ^©runb" ber Seele, „^ier
ifi ®otted ®runb mein ®runb, unb mein ®runb
®otte8 ®runb/ 3)iefed ®öttlid^e in ber Seele
nun, fo fä^rt ßdl^art fort, ift bad Organ ber
mtiftifd^en Sontem))Iation. 2)ie „Aräfte" ber
Seele reid^ nid^t unmittelbar an ®ott l^inon.
@oB ber SRenfd^ ®ott fd^auen, bann mu| foId^eS
gefdi^el^en in einem Sid^te, meld^ ®ott felbft ift
Unb biefeS Sid^t ftral^It im „©runbe" ber Seele,
»eil l^ier ®ott unmittelbar in ber Seele ift Sal^
f d^aut bie Seele im „®eifte'' ®otte8 reineS SSBefen,
ttie e§ in fld^ felbft ift ©er „®eiP'' ober „®rttnb''
ber Seele bringt l^inein in ienen j,®runb'' ®ot"
M, in weld^em biefer ein lautere«, einfältige« Sin«,
mber 93ater, nod^ Sol^n, nod^ ^eiliger ®eiß ift.
®a, in biefem feinem ®runbe, fud^t ber „®eift*
®ott auf, um il^ ba gu erfennen unb }u lieben
ol^ne SRittel unb ffiedte. S)a ift „mein 9uge unb
®otte« Sin Sluge, ein ®efid^t unb Sin Sefennen
unb Sine Siebe\ „SRit bem «uge, barin id^ ®ott
fel^e, ba« ift ba«felbe 9uge, barin mid^ ®ott Mt.''
Um aber )u biefer Sd^uung ®otteS in feinem
„©runbe" gu gelangen, mu^ ber 3Dlenfd& Dor
Mem ber Sünbe entfagen in red^ter unb mal^rer
93u|e. 3)ann mu^ er ftd^ abfd^iben Don ciSitn
äußren Singen, ia aud^ Don ftd^ felbft unb Don
feinen ffr&ften, unb gang in bem „®runbe'' friner
Seele fid^ fammeln; unb l^at er e« bal^in gebrad^t,
fo mup er fid6 ®ott .raffen", b. 1^. er mu6 fld^
gong paffti) Derl^ten unb ®ott allein in fid^ mirfen
laffen (®ottgelaffen]^rit). Sann gel^t im „®runbe''
feiner Seele ein Mmmlifd^ Si($t auf. 3n biefem
Sid^t Offenbari @ott bem SRenfd^en ben gangen
®runb feiner ®ott^it; ba« gange SBefen Sötte«
mirb bem SRenfd^ offenbar. S)te Seele gerflie^t
glrid^fam in ®ott; il^r SBefen unb Seben gel^t in
ba« 3Befen unb Seben ®otte« über ; ber SRenfd^
mirb „Dergottef*, er »irb gum Sol^ne ®otte« ge«
boren; er urirb gang berfelbe Sol^n ®otte« tote
ba« emige äBori. 3Bie ba« 93rob in ber ßud^a«
riftie in ben Seib be« f^erm Dermanbelt mirb, fo
mirb aud^ ber ÜRenfd^ in jener mtiftifd^ SBieber-
geburi in ben Sol^n ®otte« umgemanbelt.
!Rad^mal« l^aben bann proteftantifd^rfeit« bie
m^ftif d^en Zl^eof oD^en SSalentin 3Beigel unb 3acob
Söl^me auf ®runbkge ber lutl^erifd^en Sogmatif,
bereu Url^eber belanntlid^ mit ber „beutfd^en 9R9«
ftil'' in enger tjfi^lung ftanben, bem 9R9ftid«mu«
eine ® efiolt gegeben, meldte über bie SstraDagangen
be« alt|eibnif^en SRt)ftid«mu« in mand(^ Se*
giel^una nod^ ]^nau«ge|t. Sinige %u«f))räd^e Söl^-
me'S (f. b. 9rt.) mögen l^ier gur Sl^aralterirtrung
biefe« aRQftiriSmu« eine Stelle finben. Sie Seele,
fo lel^ri er, l^t il^ren Ouetl unb Urfprung au«
bem SBefen ber ®ott]^eit; in i^rem „®mnbe'' ift
ba« Sid^t ®otte« entgünbet. „3n biefem göttlid^en
Sid^te nun unb burd^ ba«felbe Dermag bie Seele
burd^gubred^en bi« in ba« 3nnerfte ber ®ott]^ett
unb fd^aut in biefem Surd^bred^en bann ol^ne
amttel bie urfpriinglid^e ®eburi ®otte« in bie brei
$rindpien be« Seienben unb ben $roge^ be«
SBerben« aller Singe." „W« id^ mid^ (bal^)",
fagt Söl^me, „emfllid^ gu ®ott eri^ob, brad^ ber
®eift ®otte« in mir burd^, unb mein ®eift brad^
in il^m burd^ bie ^öOenHorie bi« in bie innerfie
®eburi ber ®ott^t burd^, unb in biefem Sid^te
l^at mein ®eifl Me« gefe^en." SBunberlid^ Singe
finb e« aOerbing«, »eld^ 935l^me ba gefel^ l^t;
feine Seigre ift ba« frembartigfte Surd^anber Don
eprbümtten gil^aftegebUben. SRerfmürbiger«
meife fyA aber fein SRt^ftidSmu« bi« in bie neuefte
3eit Jberein Snflang gefunben, unb nod^ Sd^elling
unb Saaber (f. b. 9rtt.) l^ben in ber Söl^me'f d^en
Sodrin ben Htm ber SBei«^ finben moOen.
m. Ser 9RQftid«mu« beruht auf einer gang«
lid^ SSerfennung ber Zragmeite unferer natär-
2079
an^liictsmus.
2080
lid^en grfcnntni^fraft. S)crai bicfc unferc notür«
It^e Srfemttnilfraft ift toe{entIt(!b barouf onge-
iDtefen, auf ber ©nmblage ber principia per se
nota, auf bem SBege be§ biScur^en teufend gut
Srfenntnil be§ Sranfcenbenten unb namentlid^
aurSrfenntni^®otte§fortaufd&reüen. SBeiterteid^t
bteXcagmeite ber natürlid^ßrleuntnigfraftnid^t;
burd^ fid^ aDein (onn fte nie gur unmitteffiaren
Sd^iouung ©otted fid^ erl^eben. 2)ie (Stlenntn$
®otte8, mie fie burd^ bie natürlid^ IBemunft und
vermittelt mirb, ift immer nur eine abdtractiDe unb
lonn nie eine intuitive fein. 9lod^ meniger ifi auf
bief em ©tonbpunft eine efftatif d^ Srf enntni| mög-
lid^. Sorum ift benn aud^ nur bie bi3curfti)e dv
!enntni|tDeife oUen SDtenfd^en ol^ne 9u3na|^me ge-
löuflg. 9}on einer unmitteffiaren Sd^auung, von
einer elftatifd^en Srlenntni^ fyxita bie aQermeifien
9Renfd^en ni(|t einmal eine Sll^nung. Ser ^R^jti*
ciSmuS (erul^t alfo eigentlid^ auf einer jbigen
©effiftiffierl^ebung beS menfdblid^n ®eifie§, inbem
biefer mit ber ßrfenntni^meife, bie il^m von Ülatur
aus befd^ieben ift, fid^ nid^t biegnfigt fonbem l^öl^er
l^inauffteigen n)in )u einer @rlenntni^n)eife, bie
äeine natürlid^e (Srfenntni^fraft fiberfieigt unb an
>ie er in ber natürlid^en Orbnung nie l^inanreid^en
lann. 3n Uebereinftimmung l^iermit betrad^tet ber
SOt^fHdSmuS bie @innenn)elt, bie und umgibt,
nid^t als ein 9J{ittel für und, um von il^r auS auf
ber ®runblage be§ SoufalitötSprincipS )ur Sr»
fenntni^ ®0tte3 unS }u erl^eben; fte gilt il^m im
®egent^eil als ein ^inbemi^, n)eId^eS j^d^ unS
entgegenmirft, wenn mir gu {euer fd^auenoen 6r«
fenntnil, auf bie mir von Statur auS veranlagt
ftnb, burd^bringen moDen. @ie ermeife ftd^ unS
in biefer Stid^tung olS etmaS S^einblid^eS, als ein
®eföngni^, auS bem mir unS befreien muffen, um
ben lid^ten SlufblidC gu ®0tt gu geminnen. SaS
fonn aber vemünftigermeife niemanb gugeftel^en.
3Bogu märe benn ber 3Sltn]ä^ in biefe @innenmelt
l^ereingefteUt, menn fte il^m gar nid^tS nü^en mürbe
für bie fetner 92atur l^omogene Srletmtnt^ ®otteS,
ja menn fte il^m gar linberlid^ more in ber Sier»
folgung biefeS3medCeS? SBirfltd^ fal^ ftd^ ber alt-
l^eibntfd^e, neu))Iatontfd^e 9Rt)fttciSmuS, um biefe
@d^miertg!eit gu befeitigen, bagu fortgetrieben, bie
äncorporation ber voriger aulerförperlid^ eiifti-
renben @eele als eine Strafe gu betrad^ten, meldte
fte burd^ eine Sierjd^ulbung in jenem au^erlörper-
lid^en fieben incurrirt l^aoe. ^ber maS foO eine
fold^e ^Qpotl^efe l^elfen, bie burd^ gar feinen pofi-
tiven ®runb gcftüjt ift? f)ält mon enblid^ on
ber SDoctrin beS aW^pictSmuS feji, fo verfd^minbet
iebeS Kriterium, an meld^em bie malere von ber
falfd^en ßrfenntni^ unterfd^icben merben fönnte.
S)enn ba bie Sfftafe immer eine ß^altation beS
®eifteS, eine über ben natürlid^cn 3wPonb über»
greifcnbe Spannung beS ®cifteSIebenS involvirt,
fo ift ber 9Wenfd^ in biefcm 3uftanbe fd^Ied^ter-
bingS unfäl^ig, bie vermeintlid^e intuitive ßrfcnnt-
ni^ von ben ®ebtlben einer erl^t^ten unb über»
fpamiten ?ßl)antaf\e %yx uxvtex\d)ÄW. ^'^m ^txb^u
bann pl^antafHfd^e Srftumereien als volle SSkil^r»
l^eit gelten, unb |eber Sfßotifd^e mirb feine Xrou»
mereien als SBal^ri^eit (iroclamiren, toenn fte oud^
von ben Xröumereien cmberer (Elpatifd^er voO»
ftönbig verfd^ieben fttib, unb gmor nid^t etma auf
einen miff enf d^aftßd^ SemeiS 1^, fonbem lebig«
lid^ be^l^affi, meil tl^m baS in ber elßatifd^
@d^uung offenbar gemorben fei @o f agt g. 93.
3acob SSöl^e, ba|, meil er anS unmittelbartr
Sd^fauung im ®eipe ®otteS feine @<l^ften ge«
fd^rieben l^abe, berienige, meld^ feiner Se^
fpotte, bem ®eifte ®otteS miberßel^e, ba| er vor
®otteS ®erid^t nid^t befleißen, ba| bie ^JSOt fein
Sntl^eil fein rneäte. @o mirb aud^ ieber onbere
Sffiatifd^e fpred^en unb fpred^n muffen. äBofin»
betfid^bal^er l^ier nod^ einffriterinm ber SBo^eit?
lY. Soviel über ben SRipciSmuS, n^fent er
als pl^ilof opl^d^e 2)octrin unS entgegentritt 9hm
gibt es aber aud^ eine d^rifUid^ Vbgftit 9u4
bei ben d^rifilid^en ^iligen fommen Ipn unb
mieber mtiftifd^ Srl^dungen nor^ md) efjMfd^
3ufifinbe filmen ^d^ aud^ bei biefen. @ie fd^*
ten gleid^faUS unmitteffiar göttlid^ ©el^eimni^e,
unb i^r gangeS geiftigeS Seben toor in biefer
Sd^auung abforbirt Salier fel^Ite eS bemt oud^,
namentlid^ im ÜRütelalter, nid^t cm Zl^eologen,
meldte biefe d^riftßd^ » m^fKf d^e C^l^ebung gum
®egetritanbe il^rer Ibiterfud^gen nmd^ten unb
baS SBefen, bie Sebingungen unb bie Stufen
biefer mi^ftifd^en Sri^ebung gu erforfd^en fud^teit
9Ran benfe nur an bie Sktoriner^ an Sonoven*
tura, an Sol^anneS ®erfon u. f. m. 9(ber — mfb
baS ift baS Sntfd^eibenbe — eine fold^e m^ftifd^
ßrl^ebung ifi auf d^rifüiid^em Stanb)>imlte ba, mo
fte eintritt, nid^t als etmaS Slatürlid^, oIS ein
natürlid^er 93organg in ber Srfenntni| gu be>
trad^ten, fonbem als etmaS mefentlid^ Uebernatur^
lid^eS. 9Hd^t burd^ feine notürlid^ ®eifieSfraft
vermag ber SRmfd^ gur Sd^auung unb gur Sfftafe
ftd^ gu erl^ebm, fonbem nur burd^ efate ouler»
orbentlid^e ubematärßd^e ®nabmermeifung unb
Srleud^tung von Seiten ®otteS ifi eine fold^ m^*
ftifd^e ßrl^ebung m5glid^. 2)er 9Ren[d^ tarn fid^
unter 9)litmirbmg ber göttlid^ ®naoe bagu vor*
bereiten, biSponirm; aber l^erbeiful^ren fonn er
fte nid^t. IRur ®ott lann auf iibematärRd^
SBege bm mmfd^ßd^en ®eifi in bie mQfiifd^, ef-
ftatifd^ Sd^auung einffil^ren^ unb xoam er folc^
tl^ut, f 0 ifi baS von feiner €eite eine gratia gratis
data; er Verteilet fte, mem er mill; er veriei^t fte
bem Sinen^ bem Slnbem nid^t; eS ^gt beten
SSerlei^ung eingig von feinem SBol^Igefallen, von
feinem beneplacitum ab. S)aS ifi oer Stonb«
punit, meld^ bie d^riftlid^ SR^ftil einnimmt, unb
baburd^ unterfd^eibet fie fid^ mefentfid^ von bem
pl^ilofopl^ifd^m SRQfKciSmuS^ ben mir oben im
Singe ^el^abt l^aben. 2)amit fümmen betm aud^
oUe iene m^ftifd^m Zl^eologen äberetn, meld^ bie
d^rifilid^e aRQßil im Seifte ber ftird^ gum (^en-
ftanbe iJ^rer gforfd^ungm gemod^t l^oben. Sie be>
^eid^nm fte fömmtlid^ als etmaS Uebemotürlid^eS.
2081 aRQllif. 2082
Sott biefem €t(mb)mttlte au8 l^ben {ie bie iBot» SHe (Srforfd^utig ber erfiem tfl Sod^ bed ®ei|te8
bebingungett uttb Sorbeteihmgen, toeld^ jum auf (Srunb ber €btnenerfmtthti| ; iit bie jtoeitfn
titdglid^ Sitttritt ber tn^fd^ Srletul^timg ttot^ eittjtibringett ift ttad^ ber natärlid^ tmb getodl^
toenbig ober f drberHd^ fbtb, borgelegt fotirte ottd^ Hd^ett Orbntmg tiid^t ti>eiter titüglid^, al9 baft be«
t>erf(i^iebene 6tttfeii ber tn^ftifd^ett (lätotd^tttttg gripd^,onfittitItd^8orftelIimgeti{^tmbettetnd)
QuBgefd^iä^eti. 2)09 9töl^ere borflber f. tttt 9rt. txm il^nett obStrol^irte Srietmett eS xttlft^t. S)er
9R9faf. einjefite aReitfd^ foboittt {{I iti bie (SefeOfdMt eiit>
6§ i{l [fboi^ )tt bemerten, ba| oud^ bei f oU^ oeffigt tmb in eitlen befotibem AreiS be8 SBirf enS
m^fd^ drl^ungen unb elfiatifd^ Sifionen, ffir anbere Slenfd^ tmb beS Suf^nnmenttMenS
meld^ bei d^rtfllid^ ^eiligen oorhmtmen (ömten, mit fold^ eingetoiefen. 2He in ber Statur begrftn^
gro|e Sorfid^ notl^ttenbig i{l. 3{l eine d^fHidk beten t)erfd^benen Stittl^eilmtgStoeifen finb eS^
€eele nod^ f o fittlid^ tH)lIf onnnen unb nod^ f o Vfy^ tmrd^ toeld^ bie ®Iid)er ber ®efeafd^ gegenseitig
in (Sott gefefügt: toenn e9 fid^ um rfpotifd^e 9M- ltemitni| ba»on ertterben, oof fiefbtb, t)emt5gen^
ftonen l^nbelt. Hl Sorfid^ imb f ogar ein gnirtffeS ttrfrfm tmb leiben. 2>er ganje 3RenJd^ enblid^ mit
9Ri|trauengered9tfertigt, natfirlU^ nid^t in frittobr oOem, ttMid er i{i unb tiermag, anJRd^ unb in feinen
Zenbenj, ober im Snteitffe ber SBa]^r|eit (S8 ift Oejie^ungen ju ben gef dienen Orbnungen fiber,
f 0 leidet, ba| f elbfi in riner l^igen Seele bie Sil- unter unb neben ilftm, gel^iM (Sott, bem Url^eber
ber ber ^l^tofle il^ €)riel treioen, unb bo^biefe unb Snbitoedk aller (Kreatur, unb baS Settm^tf ein
bann fölfd^lid^eimieife M gbttlid^ (Erleud^tutmt biefer 3uge]^5rigfeit )u (Sott iß tief in feinen Der-
betrad^tet ittib in gutem ®Iodaben b(rf^ nSnftigen Sieifll^ineingelegt. Sief er trögt »efent^
toerben. 2)a]^ ifl, um )ebe Zduf d^una abjiUDen- lid^ in fid^ bie Sniage, bie 3bee (SotteB ju erf äffen
ben, eine ftrenge Prüfung f old^ (Erfd^eimmgen unb Don aller (grfetintui^ ber (Ereatur jur (Srfennt-
angeseigt. SHe imd^ nimmt biefe ißrflfung f&r ni| (SotteS fid^ )U ersten.
fld^ felojl in Snftnntd^, unb bie Qotiid^t unb €org- Zritt nun an SteOe ber erttOl^ten natfirlid^
olt, XDOvM fie babei }tt 9Berle gel^t, ifi betamtt unb geu^bl^idben (£rIenntni|toeife ein unoermit-
€o lange bal^ bie flnrd^ nid^t gefprod^ 1^, telteS Snnemeroen eines au|erbem bem @ub|ecte
finb uHr immer bered^tigt, mit unferem VMffdi )tt- unjug^nglid^en ObjecteS, fo entfiel^ baB gel^-
rfidtjul^Iten. (Ein S^f^ barfiber, ba| bie on- nif trolle m^ftifd^ (Erfemten. 9Ran rebet oon
geblid^mi^fKfd^Sd^uungaufpl^attfafKfd^erZdn- einer natärHd^ fDtpftit, menn Objede, bieil^
f d^g berul^e, mfirbe fd^on t)on ooml^rein in bem 9latur nad^ in ben Sereid^ ber menfd^Iid^ (Er»
^lOe nid^t befleißen fbnnen, memt ber Sifionftr fernttni^ fallen, unter ben gegebenen Skrl^Itniffen
S)inge ott au8 gbttlid^ iMtaäfim% erfannt Dor» aber berfelben ferne liegen, fofort ol^ alle gemdl^«
bringen n»firbe, bie tnit ben ®runbf ft|en ber ge« lid^ notl^menbige Vermittlung gefeiten, gefüllt,
f unben Vernunft ober mit ben Sel^ ber ffird^ gefd^nt loerben. jHäjüa gel^ren aud^ aue 3u«
im SBiberfprud^ fldben. 3n biefem gaOe mfi|ten fUlnbe, in tteld^ bie €eele f o fel^ ber fonji notb-
totr bie angeblid^ Vifion entfd^ieben entmeber al8 toenbigen Vermittlung beS Seiblid^ fid( en^iel^t,
unfd^Ibbare Vorirrung beS VifionftrS ober aber ba| fte bicfeS mie gebunben unb eini)ftnbun{^
gerobeju aI8 Vetrug jurfidhortfen. — QAer ben Io8 nid)erbölt uttb, gleid^ att toftre fle feiner
pl^UofopbifdN SlofKädmuS, ber l^ier sunfid^ in entOeibet, (Entferntes unb Verborgenes fielet unb
grage fie^t, fd^riebim u. 9. : Broger, De mysti- nad^ Srt f lhc))erIofer SBefen tl^g tortrb (f. b.
cismo, beiäfd^ Don €tange, ^ami. 1826; aein- 9ri Somnambulismus). 9iein itatürlid^ 3R9{Kf
tot^, (Sef d^d^te unb ftritif beS SR^fHciSmuS, Sei))), f amt ein Snbfhat für bie fibematärlid^ merben.
1880. 2)aS (Einjelne ift »t finben inbenSBerfen, 9ber nad^bem burd^ ben SunbenfaO bie Statur
toeld^ bie (Sefd^id^te ber ^l^op^ie ober bie Xe- bem SReitfd^ irtelfad^ feinblid^ entgegengefe|t
ligtonSgefd^d^te bebanbeht. [StbdR.] ttmrbe, latm fid( aud^ ber SSmon beS Seiblid^en
SBf fHIl, wofßf^t %^e$t$^ ift ein 3oeig an unb um ben Olenfd^ 1^ bebienen, um il^n
ber tl^eologifd^ SBiffenfd^. I. VegriffS- fd^en, ffl]^IenunbtbunsuIaf[en,mo}ubienatiir•
)6eftimmung. a]l#f d^ ift oOeS, ttwS für baS lid^ unb getobl^uHd^e (Eaufalit&t in feiner SBetfe
itoturlid^e (Erlernten uttb bie ber 91aturentf|)red(etü)e mittoirlt, unb eS entftel^t bie bftmonifd^e SR^flif
Srfemttniltteife ein (Se^mni| tfL 2)er SDlenfd^ (f. b. Srtt Vefeffene, 3auberei).
beftebt aus Seib unb Serie, »eld^e fubftantieO unb Ueber aSe, aud^ bie benibar t)olIIommenfie Statur
mefentlid^ jur SRenfd^ennatur geeinigt finb (com- unetAIid^ erl^en ift baS Ucbemattirlid^, unb
positum humantun) in ber 9rt, ba| bie Seele bie^ ifl Sott an fid^ unb bie burd^ bie ®nabe im
bunb ftd^ unb »efentlid^ ben Seib in^rmirt utd) gefd^ffenen SBefen gemirlte Unü^nabme an fei>
SU bem mad^, maS er ift. S)ie geifiige Z^tigfeit nem gbtflid^en Seben. (Sott ifl ber OueOtmnlt, t)on
Don^iebt fid^ nad^ ber natflrfid^ unb geu)5bnnd^ meld^ alleS Sein auSgel^; burd^ il^ lebt alleS,
Orbnung nid^t ol^ne VHturirfung tmb Vermitt- ttxtSSebenl^, unb ift aueS gut, toaSeS®uteS gibt,
lung ber flnnßd^ Vermögen. 9tad^ ber leibltd^ (Er iß aud^ ber Sietounft, bem aOeS Sein unb
®p^&xt unf erer Xb&tig'^^ ergAen fid^ tt)eite Jheik Seben unb (Sute jugefebrt fein unb gußreben f oD.
oon Vegiebungen )ur fförpenoelt, nad^ ber geifli- (Er ifl ber Unenblid^e, för alle (Ereotur Unbegreif«
gen Spb^re }u ben Xegbnen beS getfHgen Steid^eS. lid^e, baS emige St^ßerium. 3e me^t dxx(&t.^^MK
Stin^enlerifon. Ym. 2. KttfL • ^^
2083
SK^Pit
2084
an bem ge]^tmni|t)oIIen gSttl^en Seben 3(nt^eil
crl^It unb Je Dolöommencr eS ber ßöttli^en, e«
3u {t^ erl^ebenben Siebe ftd^ l^faigibt befto mel^r
rxAth aud^ fein Sujbmb übematurlid^ tmb im
©egenfate sur Statur m^jterii^; ed etl^ebt aud^
bo8, »a« mit il^m jidj einigt, }u (Sott, bel^errfd^t
es mit ber in ®ott geioonnenen Sreil^eit, burd^-
bringt es mit bem Sid^te unb ber ftraftfuUe, mel^e
es aus ®ott in fid^ aufgenommen f^at Sber aud^
bie übematurli^e Orbnung fd^Iie^t in ftd^ be-
fKmmte, t)on (Sott bargebotene unb ^eilS gebotene,
tl^eilS geratene SDWttel, immer tiefere (Srfenntnife
unb Siebe (SotteS unb ber gdttlid^en ®e$eimni{fe
}u erlangen. SMefe bilben baS Obiect ber d^rift-
lid^en 3(Scefe, unb bie SBiffenfd^aft l^iert^on l^iftt
SScetil ober aScetifd^ Xl^ologie (f. b. 9rt StScefe).
(Befönt es nun ®ott, ol^ne Stadtfid^t auf biefe ge-
tDhi^xdxäftti WM eine Seele )u ftd^ s^ erleben,
auf ba| fle ilj^n um)ermittelt f d^ue, tmb fie mit fid^
in Siebe )u einigen, f o entfielet im (Segenf a|e )u bem
getoöl^nKd^en fibernatürlid^en (Srfennen ®otteS im
@)Iauben unb ber äbematüdid^en Siebe bie m^-
ftifd^e (Siontemplation unb Union, bie übematür-
Hd^ aRqftif. 3nfofeme fie im @d^auen ®otteS,
alfo in einem SBiffen Don @ott unb in einer biefem
entfpred^enben Siebe befte^t, tovtb fie aud^ m^fKfd^e
Xl^eologie genannt. iBon biefer SRqftU gilt im
]^5d^ften@inne bieS)efinition®örreS' OR^ftill, 1) :
,,9Rq{ü! ifl ein Sd^uen unb Srfennen unter iBer-
mittlung eines ^ö^em Sid^teS unb ein SBirfen unb
X|^un unter Vermittlung einer l^ö^em Sfrei^eit,
tt)ie baS gemdl^nlid^ SBiffen unb Xl^un burd^ baS
bem ®eifte eingegebene geiftige Sid^t unb bie il^m
eingepflan)te perfbnlid^e Sfreil^eit fld^ oermittelt
finbet/ 2)er «uSbrud ^m^füfd^e Xl^eologie'' l^at
aber aud^ ben €inn einer tl^eologifd^en SBiffen*
f d^aft oon ber äbematärlid^en aRqfüf. Unter bei-
ben ®e|id^tSpun(ten betrad^ten tt)ir bie aRqftif —
als m^ftifd^eS Seben unb als äBiffenfd^ft t)om
m^ftif d^ Seben. Slud^ im Sinne einer befonbem
moraltl^eologifd^en SRet^obe tt)irb ber %tSbrud
aKljfti! gebrandet (f. b. «rt. SWoraltl^eoIogie n. IV).
IL aR^ftifd^eS Seben. 1. 9cte beSfelben.
S)er ®rutü>act m^ftifd^en SebenSift bie SBefd^uung,
Kontemplation (ogl. b. 9(rt. Sefd^uung), toeld^ie
fid^ oon ber Setrad^tung baburd^ unterfd^ibet,
bag nid^t burd^ Slnfirengung beS SJerftanbeS unb
burd^ Semunftf d^Iflff e unter Anregung unb Unter-
ftö^ung burd^ bie ®nabe bie SBobrl^eit erfaßt,
fonbem infolge eineS befonbem mabenlid^teS
burd^ einfad^en SlidE beS ®ei{teS gefd^aut mirb.
8. Thom. 2, 2, q. 180, a. 8 ad 1 : Contemplatio
pertdnet ad ipsmn simplicem intuitum veri-
tatis. S)ie SiSpofttion ber @eele, biefem Sid^te
ftd^ l^injugeben, liegt in ben ®aben beS l^eiligen
® eifteS, meldte bem eingegoffenen ^abituS ber tl^eo-
logifd^en Xugenben beigegeben finb, befonberS im
donum inteUectus unb donmn sapientiae (Sol.
2, 2. 8). ©iel^e l^ierüber S. Bonavent. De sept
donis P. n, 8. 6, c. 4 (De dono inteUectus) : Spi-
ritus S. per donum intdlec^^x^ iadtn^f^^ene-
trare velamina sacramm scriptnramm, intro-
ducens nos ad claram contemplationem porae
yeritatis etc. Ejusd., Itiner. aet. IQ, disi 2:
Sapientia a sapore dicitor, ... et objectom sa-
pientiae principale et primarimn est ipeeDeus
ea ratione, qua yerom est excitativurn yolun-
tatis ad ejus saporosam delectationem. S)er
l^L iJ^oxMA (2, 2, q. 45, art. 5) fd^reibt bie ein«
{einen befonberSSegnabigten eigene contemplatio
divinomm, in quantum scüicet altiora quae-
dam mysteria et cognoscunt, et alüs mani-
festare possunt, einer l^öl^ent (Entfaltung beS
donmn sapientiae }U. gur bie ]^5d^flen9cteber
Sefd^uung nel^men t)iele£^ü>gen nod^ befonbete,
au^er ben (Saben beS l^eißgen ®eifteS Derlie^ene
®nabenmirbmgen an. — 2)ie ftlorl^eit, in oeld^
baS gbttlid^ St^fierium bem Sefd^auenben ^
barjidlt, ruft Setounberung ber Seele fj/taex
(S. August. Lib. de spir. et anima cap. 32:
Contemplatio est perspicnae yeritatis jucunda
admiratio) unb eifüllt fie mit SSBonne unb greube
(S. Bemard. Scala claustr. c. 1 : Gontonplatio
estmentis inDemn suspensae eleyatio, aeter-
nae dnlcedinis gaudia degnstansy DgL S. Thom.
2, 2, q. 180, a. 7). S)ie Seelenböfte oer^alten ^
l^ierbei nid^t rein paffb, fonbem bie Sef d^auung ift
oitaler 9ct berfelben. Slber göttlid^ äBirlen i^
bie Urfad^e il^rer Srl^ebung }tt ben göttlid^ 91'^
fterien utd» il^rer Spplication auf bief elben. 3n bie*
fem Sinne fagt ber l^L $ai^ oon ben gotAegna*
bigten Seelen: Spiritn Dei agnntor, unb ebenfo
bejeid^net ber 1^1. S)ion9ftuS unb mit i^ bie alttn
SR^ftUer baS m^jlif d^ Seben als ein pati divina.
Sie toollen bamit aud^ auSbrüdfen, ® ott t^eile ^
ber Seele in ben m^ftifd^en 9cten mit einer Siebe
unb Sef eligung mit, n^eld^r gegenüber fie uberanS
me^r rece|)tiD als actio erfd^eint. fBenebtct XIV.
(De beatific. et canoniz. in, cap. 26) fa|t oOeS
aber bie &)ntem))Iation ®efagte in bie SSode
)ufammen: Contemplatio est simples intelle-
ctualis intoitus cum sapida dilectione di^i-
norum aliorumque reyelatorum, procedens a
Deo speciali modo applicante intellectum ad
intuendum et y oluntatem ad diligendmn ea re-
yelata et concurrente ad eos actus per dona
Spiritus S. intellectum et sapientiam cum
magna illustratione inteUectus et inflamma-
tione yoluntatis. ^öretifd^ ifi bie quietifiifd^
Seigre, in ber (Sinigung ber Seele mit ®ott oer-
l^Ite fid^ biefelbe total paffto unb aDer gfrei^
beraubt; ®ott aDein fei in il^r tl^&tig (Moün.
Propp. 1. 2. 4—6. 18). (£S gibt, mie l^ier oor»
Iftufig )u bemerfen ifi, oiele Derfd^iebene 9rten ber
Sefd^auung, meld^ ebenfo Diele Sbffatfungen il^
SSoIUommenl^eit bilben. 3n ben l^l^eren @raben
toirb bie Seele aOerbingS f o f el^ bon ber götüii^
Sd^önl^eit unb Siebe ergriffen, ba| fie ber 3:i^äti8"
frit il^rer IMfte jid^ nid^t mel^ beum^ bleibt
3nbe| l^ört biefelbe nie ai^; pe finb ia immer
tl^ötig in milliger unb freubiger %^[na]^e @otteS
unb beS ®Mid^en, meld^ il^fnen bargeboten loirb.
2085
aji^ptf.
2086
3n biefem @inne ift e8 }u Derfiel^en, toenn 9R9{iUer
fogtn, in bei Kontemplation laffe man ab t)om
eigenen S)enfen. @o 8. Bonavent Itiner. men-
tis cap. 7 : In hoc iaraiiBitu, si sit perfectus,
oportet, quod relinqnantur ornnes intellectua-
les^operationes, et apex affectus totus trans-
feratur et transformetur in Demn: hoc antem
est mysticmn et secretiBsimmn, quod nemo
novit, nisi qui accepit. iBgl. cap. 4, art 4.
3n »eld^n ^otengen ber Seele üolljiel^t ftd^
bie m^fKfdbe eontempIaHon? äBeld^ed ift ti^r 6ub-
)ect? SHefeS iß ol^ne 3»eifel t)or Stllem bet 3n-
teOect ; bie Kontemplation mirb in i^m angeregt
unb ooOenbet. Sber ber SBiOe ift mittl^tig, inf o-
fem bie t)om l^igen ®eifte in i|m gemirlte Siebe
Den iBerfianb anregt, ber gdttlid^en SBal^l^eit ^^
]^in§ugeben, tmb bie gefd^en gSttlid^en (gel^eim-
niffe ben SBiOen gu nodg ^dl^er Siebe entflammen.
S)ie baburd^ bemirfte »onneoolle Sinigung mit
@ott unb Stu^e in il^m fommt )u @tanbe im
SBinen, unb für biefeS IRoment m9ftif(^ X^g-
feit iß er bad @ubiect. 3e t)oOfommener bie m^-
ftifd^e Sinigung mirb, befb mäd^tiger mirb bann
neuerbingS ber Sntellect angeregt, in bie Slki^r-
l^eit, bie |id^ il^m gu fd^uen gibt, f\i^ )u üerf enfen,
unb ed mirb Rd^ neue fflar^eit in i^n ergie|en ju
nod^ l^öl^erer SioIUommenl^eit ber Sef d^auung. €o
S)ion^jiu8 Sartl^ufianuS (Comment d. Dionys.
de myst. theol. q. 3) : ... Sicut donum ea-
pieniiae realiter ac subjective est in intellecta,
quamyis quantum ad suum extrinsecmn com-
plementum, quod est ferventissimus amor, in
Yoluntate ponatur : ita et mystica theologia.
Quod etiam constat eK hoc, quod vocatur
visio, contemplatio, intuitio interiorqne lo-
cutio, quae omnia spectant ad intellectum,
et in ipso realiter esse censentor. ißom SBiUen
^ei^t t& bann metter, er gebe bie Slnregung gur
Sefd^auung bed geliebten ®uted, morin er $e-
feligung fud^t unb finbet. Et propter hoc Ore-
gorins hom. 14 in Ezech. ante med. constituit
vitam contemplativam in charitate Dei, in
quantum scilicet aliquis ex dilectione Dei
inardescit ad ejus pulchritudinem contem-
plandam. Et quia unusquisqne delectatur, cum
adeptus fuerit id quod amat, ideo vita con-
templativa terminatur ad dilectionem, quae
est in affectu, ex quo etiam amor intenditur.
2)ie @d^oIaftif brfidCt badfelbe furaer ouS (S. Th.
2, 2, q. 180, a. 1) : Vita contemplativa quan-
tum ad ipsam essentiam actionis pertinet
ad intellectum : quantum autem ad id quod
movet ad exercendam talem operationem,
pertinet ad voluntatem, quae movet omnes
alias potentias, et etiam intellectum ad suum
actum. 2)ie m^ftifc^ Siebe unb (Einigung ber
eeele mit (Sott ift aber nid^t aud^ i^ 3ntenfitdt
nad^ gan^ t)om SSerftanbe normirt, dleid^ afö möre
il^r SRag lebiglid^ ber ®rab Harer (Sr!enntni| im
Sntellcct. 8. Thom. 1, 2, q. 27, a. 2 ad 2 . . .
contingit, quod aliquid plus ametur, quam
cognoscatur, quia potest perfecte amari,
etiamsi non peifecte cognoscatur (t)gl. S. Bo-
navent. Itiner. aetem. Y, dist V). ^dren mir
l^erüber Philippus a 88. Trin. 8umma theoL
myst. I, discurs. prooem. art. Y.: Intellectm
in divina constitutus caligine coelestique
perfusus lumine Deum summe bonum . . .
cognoscit, divinamque quodammodo suavi-
tatem odoratur : sed haec cognitio valde de-
bilis est, et in caligine facta et penitus spe-
culativa. Yerum, cum Dens ipse illabitur
intimius in voluntatem, et sie anitnR^ am-
plexatur, ac suavissime deosculatur, tunc
voluntas Deo adhaerens . . . majorem notitiam
experimentalemper unitivi amoris amplexum
acquirit, quam speculative noverat intelle-
ctiM. Imo perfectior et clarior inde refnlget
intellectui Dei cognitio, ac multo certior et
nobilior, quam per alias scientias et media
posset acquiri. — 9Dlit bem iBerftanbeSacte t)er-
binben fid^ meift aud^ ^l^antofiebilber, unter mel-
d^ bie gefd^te göttlid^ SBa^rl^eit üerfinnbilbet
iß; bie| entfprid^t ber menf4Ii(|en erfenntnig-
meife. Aristot. lib. 3 de anima cap. 6 : Nun-
quam sine phantasmate intelligit anima;
cap. 8, tex. 39: Qui contemplatur, necesse
est una cum phantasmate contempletur. 8. Th.
2, 2, q. 174, a. 2 ad 4: ... üonnaturale est
homini secundum statum praesentis vitae,
ut non intelligat sine phantasmate. 2tn |ebem
gfaOe bema^rl^eitet fid^ oieg an ber ermorbenen
Kontemplation, b. i an betjenigen, )u meld^
bie €eele burd^ bie menfd^Ii^, t)on ber ®n(ä>e
angeregte unb unterftü^te Setrad^tungStl^ötigfeit
einigermaßen biSponirt toirb, ol^ne aber baburd^
eigentßd^ tierbient merbeniulönnen. 9ud^ in ber ein-
gegoffenen Sefd^uung, meldte Don @ott als ®nabe
aus freigebiger Siebe, o^ne aSeS Sutl^un beS SRen-
f d^ gefd^enft mirb, bebient fid^ ® ott meifientl^S
ber SiÖer, um unter ii^rer ^fille bie göttlid^
Slkil^rl^eit bem befd^enben ®eifie )ugftnglid^ )u
mad^ & gel^t eine bilblid^e iBorftellung ent-
toeber ber rein inteHectuelen IBefd^auung dorl^er,
ober fie folgt biefer )um 3mede, baS Sefd^aute
nad^ menfd^Iid^er SBeife )u erfaffen unb au8§u-
it&itn, bef onberS toemt ber Segnabigte berufen iß,
baS, maS i^ geoffenbart morben, Snberen mitju-
tl^Ien, mie bieß bei ben ^ropl^eten ber gfaU nxtr
(ogl 8. Thom. q. et art cit). Vbtt ®ott fann
aud^ bie €eele )u rein geiftigem €d^auen erl^eben
na4 %rt ber (^tgdSerf enntni|, ol^e baß il^t iigenb
ein Sab ge}eigt mirb. Dionys. CarÜius. Com-
ment. in TheoL myst. art 5 : . . . Hoc quippe
sublimi lumine mens supra modum suum ordi-
narium, intelligendi per conversionem ad
phantannata, sublimatur (DgL 8uarez, De
Behg. tr. 4, Üb. 2, cap. 14, n. 5). SHefe 9rt
ber Sefd^auung iß offenbar bie DoDIommenße (8.
Thom.q. cit a. 8), aber aud^ .hicmodus est valde
extraordinarius, quia non est accommodatus
animae unitae corpori passibili^ et vdfti^ xws^
2087
ÜRQJtiL
2088
et tantum ex Bingulari priTÜ^o oonceditor*
(Delrio, Disqüis. mag. lib. 4, cap. 1, q. 1).
äBeld^ ift baS Object bec m^jUfd^ Scte?
9tt Sfonnolobiect ifl su bejet^nen bie ®ott^
^e Eingabe ber txm (Bott )tt ftd^ erhobenen unb
Ott nd^ ficsognten Seele tnit oHett il^mt ftröftett
Ott ®ott cax§i beitt eittgigett SetDeggnt^e, toeU er
®ott {% tnod^t boS SBef en ber Sotttetnplotion uttb
Uttüm Otts. Sod pruttöre tnaterieae Obiect ift
®ott Ott {td^ (S. August De Trinii 1, 8) mib
iebe ettigeltte feitter Solllottttnett^eiteti, loelii^ alle
qfüä^ uttenblid^ ottbetutigStoärbig, fd^dtt utib Ite-
bettStDürbig flnb. S)er OuieitStnuS fd^Iie^ Don
ber Sef d^oimttg jebett ®ebatilett an einjelne Sigen«
Maften ®otte9 auS, toeü er fie nnr auffa^ als
9ht]^ ber in bie Unenblid^feit ®otteS t)erfunlenen
Seele o^ne j[ebc9 eigene iO^m berfelben (Prep.
Molm.21). Seotnbdr toerben aber and^ bie SBede
®otte8 in ber natitrli^ unb übemotürli^ Orb«
nmtg Obiede ber 99ef ^ung, inf otoeit jid^ in il^en
bie gdttlid^e SoObmtnenl^t futtbgibt mtb fte ge-
eignet finb, bie Seele gur Srlenntni^ ber IBoIUom-
menl^t unb SiebenStt^ärbigfeit ®otte8 )tt ful^ren.
Sud^ in il^nen ift ber eigentlid^ ®egenflanb ber
Sefd^auung ®ott (S. Thom. 2, 2. q. 180, a. 4
Bub fin. : Sed quia per divinoa eifectas inDei
contemplationem manudncimur, secundum
illnd ad Born. 1,20: inTisibilia Dei per ea, qnae
facta Stint, intellecta conspicitmtur; inde est,
quod etiam contemplatio diyinortim effeetnum
secundario ad vitam contemplatiyam perti-
net, prent scilicet ex hoc manuducitur homo
in Dei cognitionem; f. l^ierüber bie frönen 9iu8-
fOl^rungen eafftand [Collat. 1, oap. 15]). Unter
allen äBerfen ®otte8 aber ift baS erl^benfle bie
^igfte 3Rai^äfydi beS Sol^eS ®otte9 unb bie
Sncamation. ftein ®egen^anb ber Sefd^auuna
lann be^alb ttnrifamer Die Sede gur ßrfenntnil
unb Siebe ®otte8 füfjßcm als fie. 9htr ber böfe
®ei{l beS Stolpes, toe^er {ebergeit baS ^rincip
unb bie Seele ber falfd^en m)\ixt i% lomk in
bem ®ebatifen an baS bemätl^ige fieben unb Ster*
ben beS SammeS ®otted unb an fein Saaament
ber Siebe ein Jrtnbemi| fublimer unb toaS)xfjfi^
DoUfommener Sefd^auung ftnben. IBe]^au)>tungen
fold^er 9rt ^aben Derurtl^Ut: eiemenS Y. auf beut
(Soncil Don SSiemte (Error 8) gegen bie Segl^rben
unb Seguinen ; ännoceu) XL, SuIIe Coelestis
Pastor (d. d. 20. Novembr. 1687) gegen SRoIinoS
(Prep. 85—36). Sd^ön unb Bor fprid^t fi^ ^ier^
Aber ber l^L Xl^omaS auS (2, 2, q. 82, a. 8 ad 2);
ebenfo bie 1^1 Xerefta in il^rent Seben (Yida cap.
22)^ toom fte eS bitter beHagt, ba| fie einmal
fut^e 3<U l^urd^, Don iemanb fa\]A Ultl^ü,
in biefem Strrtbum befangen gemefen. mä^t Sinen
^eiligen, ber oem contempIatiDen Seben ergeben
»ar, f 5nnen mir finben, bem nid^t baS ®e]^eimni|
beS Seibens S^rifti ein f)auptgegenfianb beßön-
biger SBefd^ouung getoefen ttxire. S)er 1^1. ü^omcA
fogt (QuodL VUI, art. 20) felbft Don ben Seli-
gen beS ^immelS, bit %t\4)w»xa% \«t V^.M^^^
aneitfd^l^eit beS ^erm fei ein ®runb ber SBonne
für fte.
2. 3ufl6nbe beS m^^if d^en SebenS. S)tc
m^jlijd^ Sonteni))Iation als f old^ in bet oben er»
H&rten SBeife xoiA nie ju einem bauemben ^U"
fkmbe. Sie ifl ein uttDerbienteS imb unDerbien«
bares ®nabengefdienl ®otteS. SS f oS uid^ an-
gelhebt tt)erben; |eber fdl ftc^ beSfdÄen inumirbig
IMten. 9tientaIS barf oaS geu)d]^lid|e betnu^enbe
®ebet gerittg gefd^ unb im 9SB<^e^ man fti
)ur ffll^im (Kontemplation berufen^ Dernod^fftgt
tt)erben. ^ätte jiemanb nrtrflid^ biefelbe Don ®ott
erl^alten, fomfi^ er ftetS tnS)emu£^bic9etrod^
tung üben tmb j|^er)eit mit il^r beginnen, bis eS
®ott gefdUt, il^n gur Sefd^auung }tt ergeben. 3m
SBiberfpm^e botnit flehen bie Derbetbßd^ unb
Don ber Stvti^ Denoorf enen ® nmbfi|e beS Oute
tiSmuS (Melini Propp. 20. 23). Wet^mol^I totd)
Don einem contempkitDen Seben^ t>m einem Staube
ber (Kontemplation gefprod^, aber ttttr im (Segen«
fa|e gum tilgen Seben» infof em biefeS bem 8e>
rufe beS äu^SBirlenS sum SBol^ beS %ld^
unb ber (Sefdlf d^ft getoibmet ifl &IUda^ b, 7 ; 25,
34.40), erfkreS aber benUebungen ber Sfttomtgfät
unb ber»etrad^tung®otteS nnb ber gOttfid^ geoffea-
barten ffial^rl^eiten, tDomit bie SedEe fid^ bispomit
)ur 93ef d^unng, menn eS(Bott gefallt, ^e ba|u}B
erl^eben (!Dt(m(. 5, 6. 3o]^. 17, 3). Sie ^igen
93&ter uttb bie Sel^ beS geifUU^en SAenS ftitbea
fel^ l^fig beibe Stäube DorgebiQ)et in ben beiben
tJfrauen SacobS, ber fmd^tbaren Sia itnb ber an«
mutigen Stad^ ((Sen. 29), foniie ia ben beiben
Sd^ttKftemaRartl^ unbaRaria; s.a3.ber I^Vu-
gu^ (De oiv. Dei L 19, c. 19) unb ber l^L (Ske-
gor ber ®ro|e (Hör. L 6, c. 18, et H<Mn. 14 in
EzecL). S)«m Obiecte nad^ ifl boS befc^autt^e
Seben DoÜIommener; für bie menfd^Iid^ (Sejdl«
fd^ftaberl^baS t^ge eine größere unmittelbaxe
SBirffamleit. (ES (ann übrigens ic& einebeSanbem
nie gatu entbehren, memt iebn)d)eS ttbemoturfi^
Derbienjtlid^ unb ®ott mal^ft mol^gefdlUg fein
f oO. 3e beffer man beibe ie nad^ bem Don @ott
erl^altenen Sierufe in gegenfeitiger Shurd^ringung
Uta) (Srgäuj^g in Rd^ Dereinigt, befb Do&tom«
mener torxi bie perf5nlid^e ^iligfeit (S. Thom.
2, 2, qq. 179. 180). S)er (Seifl bed (SkbeteS unb
ber SBefc^auung geminnt an Ptaft mCt> SoDforn«
menl^it burd^ bie 9rbeitfan^it, tt)eld^ Dom (Se*
l^orfom geleitet unb Don reiner, attf Siebe @ottcS
unbbeS9{6#engeriditeter9bfid^tbefeeIti|i 2)enn
bief e ertöbtet f ortmäl^enb bie Seibenfd^ften, übt in
ber SelbftDerlöugnung, l^et ben finnOd^ SRen-
f d^ ab unb {tö^It ben SBiOen. (Sbenfo aber bringt
eine gute, in ®ott begrihtbete Orbttung beS innem
SebenS unb ein inniger SSerlel^r mit (Sott Oxbmmg
in bie ftu|ere 3:]^ötigfeit unb Dermittelt i^r Segen
(Dgl. S. Thom. 2, 2, q. 187, a. 3; Cüssian.
Insi 10, 4. 22—24). Skxrin liegt baS ®e]^-
ni^ ber unS unbegreiflid^ Dielfeittgen Sl^gfeit
unb munberbaren gfrud^tbarfeit ber ^eiligen. Wag
man ju bem bef d^ulid^en ober bem tätigen Seben
ienifra frin — 8ii« SStr})fIl^tung ^abm Mt gc
mtinfan: nOtnlid^ naä) ^oOIonmunfKit im tDritt-
ften €imie btfl SSoittS lu ßrtbtn, b. i. ttn Ruf|t-
Intt übmuttüili^ txriiten^iibt« Stbtn ju fül^rni,
btl^alb in bcT btillQtiut^^tiUKti (Bnobt jn Dti-
^en, in 9Dnn pfy btm ÜiKm ®ottt8 ju untef
tpnftn mtb olltS, oml mit i^ unDernnboi ift,
fei tfi auA nur lä^Ii^e €Anbe, Don (U^ fem ju
Stalten, mä> VieM bajn fügten tonn, ftt t9 in Mi
tigentn Statin obti in bot iBqte^gtn jn ben
QJtfd^fai, lu btühnt)^, »t wtnuiiaitn unb )x
fit^enfi^ 3)a| man mit wn^ nnb l{ntfi$itbtn'
^ (KttenSieln^ B^t^oti eifflllung br galt'
iil^ «cbott tmb %a4folgt C^rtfh anflnrät. ift
inbergAtUi^Offenbiininottlii^t clsSlal^, ioii>
betn DU aagcmcini 9)ei)>fllqtung au^gcffirDiljm
(SDlatt^. 16, 24. 1 ^tt. 1, 5 f. <^pb. 1. 4; 4,
IS ff. 1 3o:6. 2, 15 u. (. m.). aOe i}cilicicii HJäict
unb 2t^ fümmen übinttn in btm &i^, man
babeimmanutbitSBa^I, rnttoebei tu bct Xugtnb
foit)uf(^tni oba im fittliAtn Sebcn )uiä^u>
bmnmi, am tfli^tptn Mm 9L Sto bem dtoficn
autg(f|iiP(^(ßem.8d»pa!M.): Qninonpro-
fidt, deficit Wm tS {ho nt^im Stufen btS
d^iiftlii^ ftbonatäilt^ni Stbmi: ch&ritas io-
oipientiiim, profioientiiim, perfectornm.
3. etuftn bct SellfDmmtn^eit. Sic-
ftffitn bqel^ntn bit f^/m M oti^i^tn SdtnS
mit btm Xnabniilt: SBcg btt Stnn^pne,- btt Sc>
Itu^tung, btt Siniguns. 9^t britte Stuft ifi
Sonbmmti^ Im rngfltn Sinnt. 3At ^ btt
umnitttlbar ut^ngt^oibt jut not^ittMnbtgnt S3or>
aulft^ung, unb uat auf eintr nttbtrn Stuft %t*
äbt uiib, 1^ anf bei n&MOjilftat niäfi räf,
fimbetn toid> mti in gcSItitt iSoOfDmmtnMt fort-
gtft^ 3u ben Srttn bec m^ßifAtn Scfi^aiiung
Wftt btt ^eilige 6tifl jnmeift auf bem SBege btt
JEintgnns, abti ni^ atflf^t(Ui(^. lEnt^^ bit
Setle mit Bofflommtttci Xinie MI gdttlii^ (Snobc
unb ben an fit gefttOttn Vfliii^ttn, fo mirb fit oft
f i^n auf bti a^m &sfe bei eontem))IatlDn ^>
^fHg. Ifauwninbai mit bitftn ea|tn tf) fttb^
Miftlnbli^ bti OuießSmul (Holini Prop. 26).
Ibif ben biti Stufen ifi bit flbemalAriic^ ^M-
tutut unb actutOe Si(^ bei €ttlt tiscn; afetifit
niiibni^tmitgltl^etiBoIllDmmti^ltgtfibt Xkt
^I. Xkoma* (2, 2, q. 24, «. 9) fagt ^tnflbei:
DiTsrri gntduB cbkritatB diitinginiiitar m-
eundom diverM ttodi«, ad qnae homo per-
dncitur per choritatis Migiiientain. Nun primo
quidem incumbit liomiiii itadiaiD prisoipale
ad recedendnm ft peocato et reeiBt«ndDm eon-
cupJBcentiae ejuB, qoae in controrinm dut-
ritatis roorent, et boc pertinet itd indpienteo,
in quibuB cbaritu est nnlrienda vel foTenda,
ne comunpstnr. Seoiindnm aatem stndinm
Buccedit, ut homo prindpaliter intendat ad
hoc, qnod in bono proficiat, et hoc atudiain
pertinet ad proficient««, qtn ad hoc prind-
paliter intendunt, nt in eis charitaa pw aug-
mentnm roboretor. Tertnnn aatem Studium
est, nt bomo ad hoc prisdpaliter intendat,
nt Deo inbaeieat et eo fruatur, et hoo per-
tinet ad perfectoB, qui cupiunt dissoln et
esse cmn Ohristo. Utbtt {tbe bei eingtlntn
Stuftn ift btfonbtr« ju ^btln.
A. SDtg bei Steinigung. Solangt nii auf
(Etbtn leben, ftnb toti bei @ef a^i jui SOnbr auft-
SefeU, ta trogen bte 9Mgimg gm Sünbe in uns
feUfL «S gibt niemonboi ou^ bei unbe^tdltn
®otteSnnitlet ^Dtoriii, meldet fein gonjefi Seben
Don itbet Sänbe fiei bleiben tönntt (Trid. Seae.
VI, ean. 23). SK^Ib iß an^ bie 9tDt^nenbig>
!tit, pi moi!^ unb gu beten, (nm ffampft gciüpd
" '' lu lümirfen, tine immenDä^mibt ftlbfl
ligtn. €0 mflfftn mit Md^ bti iäftt
btt AtnQt glaubtn unb btmmen. 3t ii^benet bte
^iglett Ift, ui utül)« fenumb mtt ®otte8 ®nobt
gelangt iß, btpo aufrl^ägei unb btmfit^ti bt>
ttnnt ti fl^ als SAnbtt. S)a8 ttnßt Stmfi^,
Don allem, maS Siinbe iß, M gu reinigen unb
letn UI eil^altcn ; alle ®Ieiqgiiltigtett gegen bie
I&BIiqt Sfii^ unb bie ISttDObnl^l betfelben, tdt
fit bem Soßonbt bei Sauigfdt eigen iß, abgutegen;
oKtS, UMl gut Sönbt ffl^it, )u Bi^ nnb, info-
utit B>ii tS tn unftiei %)tut felbfl Itagen, bnn^
SBo^famtelt anb innert unb dn|ctc llbttttung
mlgliM nnfiUblid^ ju mad^; boi SetfuAunoen
in mnrtfamet BBeife tntgMengutreten ; ffii bit be>
teitS begangenen Sänben9u|e ga 1^; bie Snobt
immtt DoEtommeneiei Steint unb beioti^nli^
(tit bui^ unobldfßgt Utbung btS Otbttefi )u etUMf
ben unb gn bemfien; in &oüa IBtgtniDait gn
nanbdn; in bti aUgtmttntn unb befonbern fc>
foif^ung bei (BetDiffenS' treu pL bleiben — bUft
aHtSiftbitSnfgabtbciXnfilngttimScbtnbeiaiblU
fommtn^tL raim bqti^tt fit ale napurgaÜTa,
«bei nit^t oI> idAk btt Xrintgnng beiSetle nut am
^tafnifl btfi Zugenblttkni uBt^ f ndtttn inf o-
fem bie oben btgd^ntttn Uebutuen nnnmgttngli^
no^nxnblge (Biut^Iage unb vnauSfe|ung fflr
oEeS Uebtige finb, unS gm SdRomnen^ ae^fttt
S>le fflm^el unb bit Stut oÖti Vdt, in Utlqien fi^
bieft Mtintgung »oOgit^ tp btt ®Ianbt (8.ThonL
2,2,q.8,a.2:..,Im|iönreddltar[ntion.er«a-
tnra] es hoo, qnoa tempoimlibna ae anbjidt
per asMHun. A qua qul«m impnritate fiaxir
ncator per contrarinni niotiim, dum Bcilieet
tenditinid, qnodeetm^iraBe, sciLinDeam,
in qno quidem motu pnmnm prindpiuu) est
fidea ... Et ideo primum prindptum purifi-
cationia cordiB est fldea. S. b. 9ttt VbtÖbtung.
9(tt|c. SUnnlgtung, Qu^, IMtt, iStwifftttf-
etfotf(^inu, Qeifuf^nuen). Gibt (Bott iemon*
beut ben Sauf gut tBtf^aiama fo (tittt et ^n
buti^ fein ®naben)vii(en an, pÜt lAift nut Don
oOci Sfinbe, fonbtni «14 mbglt^lfi Don aOen Hn-
Do&tommtn^eiten, tum aDen, au4 ben eilaubttn
uotStH^tn fln^Onglic^Ieitfn mt^ unb me^i fitt
gn mo^tn. Seelen, nelifie tnu mit btn oBtttiatn
Qtnabtn mitmitfen, ff^enft Ctott biSnxtlcn fqon
am Vnfange b« StiAtnS nai^ SolUommti^
aRi}f)it
2092
bUCoiitnnlilotion. ©U Stoel aber i% boft oufett
bei 6ia^ titDäi^itttn ectl^tigung bn Steinigung
(actiDen 9)einigung) ben HuStnvä^Iten tio^ bit
logen. po|jlM Äeinißung mifgeltgt wirb; in ben
jeltenen Säßen, in iwltöoi bte mg^Jc^en ade ein-
taten, o^ne baft bie Seele berfelben unterBorfen
Mutbt, folgt fie toenigpenfl fpäter nac^. Sie ift
ein ^oulitlä^Iu^ei) ffnteiiutn füt ben äfiematüt'
li^n e^Het auftenirbenffi^a ®ebet8jnpanbe.
S)ie rtinigcnben Selben finb nai) bem SluSbrude
btS 1^1. SobonneS com ftituj (Nott. obcht. II, 6)
einem ^gfeuer gleidd, bued^ »cl^efl bie Stete gu*
bemtel mirb, ben fttmmel bei SBeJ^uimB ju bc
taten: na^ Stell 2, 5 finb pe ba9 SJeuet, ao-
bur^ oie hominea receptibiles gelöutert UKiben
in Camino homiliationis, gleii^Dte @tlbet unb
Oolbim^eiofen. @tePtü)au4ineißfo4ualDon,
baft pe nad^ Semeitung be« ^I. 3D^amie« bem
ffreui füt Biele SBtgnabigte ittgleid^ de Srfaj) fÜT
boS bn 3tn|eit8 jn enDartenbe $uigatorium bie*
nen. ß^e fle @Dtt J^iitt, ISgt ti ^mb^iitXTlf
pungen im geiftitqen Stbm DDi^tigt^tn, biir^
Delt^e bie @etle eimiit^igt unb die Siugcnbübung
f^i leitet unb anjie^tnb gtmai^t niib. (Btieinigt
tnäffen coi diem »eibtn bie inntttn »nb Au|enn
€lnne. Saju bienen: a. ßntjic^g diefi bem
^ge^ningeutrmCgtn fü^Ibann XtofleS, !ßei-
laffenbett, £üm, ßtel an allen nligidien Uebun-
gen, UnfKäigleit gum betrad^tenben @tbete, UDbei
abci bte IBnabe im ftb^tm geiftigen Seben Xein°
Vit bn ^fii^, Xieut im ffittntn, @Iei4fEnnig<
feit mit @Dtte3 ffiiDen, fe^nfüc^tigte IBerlongen
nacb @Dtt, €4eu Doc allen gefc^bpfli^en 9e°
hieoigungen uirtt b. Selben btm^ biabolifc^
lEinMffe, nii^t burc^ SBtfeffen^ett, tso^I abn bää)
Umfeffenbeit, b. b- bui4 tine bobltueUe 91% von
3)Jimonen, toeli^ nai!^ gOttltqet 3ulaffung auf
bie menMlii^ $eifon in monmgfa^et unb oultt.
oibentllqct ^fc pctnigcnb cinuitf en, toie H bem
bt. ^ßoulufl toüwrfa^ien ju fein ft^eint nai^ 2 Soi.
12, 7, unb mie bte nittpen j^tligen cS an fi^ n«
fobttn mußten. Sefanbeifi fltigem ^ folcbe 3n<
feöationtn bei ben Utbungen bei giSrnmigteit unb
Dem Smpfonge ber beiltgen Sacioniente (bgl. Caa-
■ian. CoUat 7, 23). 3u glet^ 3eU greift bet
m\t bie Seele an mit ben far^teiliibßen EBei>
f Innungen gum Siv^fel am (Blauben, gur EBei«
iDeiflung an ibtem feelle, ium Stttfhnoib, jur
©ottealäflerung, gum SBibeOTillen, ftibp gum ^affe
nnb gu einet mabien 9But^ gegen bie b^iliSite
ßut^ariflie unb oueS ^eilige, gu finnli^em S^
ge^ien, fomie mit ber lebbtiften 9)orf))iegeIiing,
aOeS Ibi in beiartigei 9Mfc tiotgtßelltc unb ibiem
Qtefüble aufgenbt^igte ajSfe fei i^i eigenci SBille
unb ganj unb got i^ SerfiiMiung. c Seu^en
Seiben oui^ notüilitibe Urfa^n, SBeimbaenSDet'^
lujl, aSerfennunfl, üjeracfttung unb SBerfoIflung
bui^ ÜRenfdden, 9)etlup innig unb unf^ulbig ge-
liebter Sßerfonen, g. %. bet eittm, SSo^I^ätet
u. bgl., finb b^ufig ÜRittel, beien fii$ @ott be<
tit«rt, eine Seele gat^ Don ®t{c^a^fen loejulölen
unb bobunb gu OoSbraimenem Singeben tat feine
^fiddten unb gm ßinigung mit t^nt taugliib
ju machen. SBielfad^ folgt nad^ &oüti SBiUen
auf eine jobtelange Steinigung ber Sinne gum
^tocde bet Dollen StblBfung ber Seele Don bei
'llugeniDelt eine nod^ pcinli^ete Steinigung beS
@eifte§, beten S^rui^t fein foQ, ba| bie Seele gonj
unb gar \iS) felbft abreibe. SHe Sfiuteiung DoQ-
jie^t fiib burdb nunbeibare ßrlcu^tung, in mel-
d)ti fiS) bem @eipe bie SiebenSDüibisteit @otteS
aii- Des eingigen @ute3 geigt, aber aud^ in gong
aulerotbentlicb« Sßeife bie S^ulbbaiteit unb
Stiafbarleit j;cbei, audd bei Qein^en begangenen
Sünbe unb Sie O^nmad^t unb Unfä^tgtett bei
menf^Ii^en 91otut ia iebem für baS enrige Seben
Detbienflli^ 9de Hot untb. (Erjeugt bie eifle
Stleud^tung i$reube, fo bte gueite 2:taiirigfeit
(8. Thom. 2, 2, q. 83, a. 4) ; geföDt cS ©Ott,
bie Seele btm einftujfe biefei gneiten SSittimg
gon) preiSgugeben, fo entfltbt in tt|i bie qualDoIle
31nf<bauung, fie fei gu fc^eil^t, um gu @ott gu ge-
langen, eine unoufiKillbare Äluft trenne fie Don
ibm, (Sott fei für RcDerloren. €9 ifl bem@e-
füble nod^ eine Sri ißeigtDeiflung, unb fo nemten
aud^ bie ÜRQftifer biefen 3upanb, g. 9. ^btliptwB
Don ber b«iligfl™ ©reifaltigfeit (TheoL myst
P. m, diso. 3, «rt. 2). aber trofi bie Seele gu-
meip )Kintgt, ifl ber @ebantt ni^t ber eigenm
SBenoerfung, fonbem Dielmebr ber ®ott juge^glen
Seleibigung, bie ni^t me^r gut gemalt meÄen
gu fbnncn fc^int. Sit ®rB|e blefeS SeibenS ip
naib bem au§hrut[ ber OT^fHer nur bei §5llen<
pein Derglciibbar ; f o f agt Sörbinal 39ona {De dis-
oret apirit o. 13): Haec mentiB obtenebratdo
et Toluntatis aegritudo est adeo terribüiter
excmoiana animam, ut posnis infemi jrimilii^
ease videatur . . . Hoc horriliile tormentom
poenis infemi aaaimilant, qni ezperti atint
B. Seg ber Srleud^tung. 3p bie Seele
auf ber 9nfang8ffaife ber EBoDIommenbett buri^
bie Dotbin erflOrtt Steinkping fi^ felbß unb bet
Seit abgeftorben, fo ei!^t bie ^tä\iS)t IBnabe fit
auf bie Stufe btS Sortfd^ritttS in ber SSolÜommen-
beit butc^ bit Srleu^tung über boS oSttlidbe, in
e^riflufi ben SRenfi^en erftbienenc Sotbilb bei
^eiltgfeitunbbie%[nregungkbeffeR91ad^bi°n<S;
ba^r mirb biefc gtoeitt Stufe Don ben nn^jtitern
Tia illnminatiTa genannl. Su^ biefet ^cg iß
ein Somenmeg. Stgenüber b«i §ätt|ten bei
16. 3abrbunbertB (f. Trid. Sess. VI, cap. 7. 16)
muffen nii de gSttli^i geoffenbarte SBol^^ fep>
balten, bafi unfere @ettqtigtett unb ^igleit
ni^t bie im ^ibucialglaubm erfo^te QteR^tighit
Sbriflt i% glei4 alB ixSt biefelbe nur bie unS uk>
tilgbar bltibtnbe Sünbboftigteit gu, auf ba^ fie
imB niibt mebi f^ben tSmte, fonbetn ba| unt
mirf(i(^ innerlid^ bur^ ben beUigen @eip um bei
!BerbienPc Sbrijü nillen gel^eiligt nerimi utü)
mit ber une gegebenen @nabe bei ^eiligen @eiflei
bur$ freiefl eingeben unfereS SSininS in bie Don
ibm batgebotent unb getDirtte^ligunguiA eifriges
2093
an^itiL
2094
€tre(en nod^ Sfortfd^ritt in bec Xugenb unb 6ei-
ligfeit mittoirfen muffen. S)ie| ober erforbert tm-
meno&^renbeS Opferbringen unb Semill^en. (Spf).
4, 15 : Veritaton facienteB in charitate, cre-
BcamuB in illo per omnia, qui est oapnt, Chri-
stus. $]^il. 3, 13 ff.: Quae quidem retro sunt
obliviscens, ad ea yero, quae sunt priora, ex-
tendens meipsum, ad destinatum jpersequor,
ad bravium supemae vocationisDei in Cluisto
Jesu. Quicunque ergo perfecti sumus, hoc
sentiamus (DgL $f. 83, 6. €pr. 4, 18. (Scdl
18, 22. OP. 22, 11). SHe Su8fl)rü(l^ ber l^ri-
ligen @d^ft ffir bie äBol^r^eU, ba| nur S^riftufi
Siegel unb SSorbilb für olled Streben nad^ SoD-
fornmenl^, unb biefe felbfl nur bie Sel^nlid^feit
unb (Sleid^f örmigleit mit il^m ifl, finb ol^ne Qa^ (f o
).SB.(Ss. 25,40; ))gL^ebr.8,5. fiuc.9,85. SRatt^.
11, 29. 30)^. 13, 13; 14, 6. 3ttm. 8, 29; 13, 14.
1 Sol^. 2, 6). S)ie aSöter unb bie Selber ber
etxmgelifd^en iBoIlfommenl^eit tuieberl^olen biefen
®runbfa| auf ieber Seite i^rer S^riften. 2)amit
if} uns aber ein fo erl^beneS 3i<I vW* ^i ^^
es nie ganj DoÜIommen ju erreid^en mmögen, unb
es fann nie eine anbere IBoIfonrnintl^it für ben
anenfd^en geben, alS ben emften SBiUen tmb baS
bel^Iidbe Streben, Sl^riftuS immer öl^id^ ju
tottboL Sie ^auptäbungen beS Srleud^tungSmeaeS
finb bal^er : a. 99etrai!^tung ber l^eiligßen ^ßerfon
ei^fti, feines SebenS unb SeibenS, feiner Siebe.
3o]^. 17, 8 : Haeo est Tita aetema, ut cogno-
scant te solum Deum Terum et, quem minsti,
Jesum Christum. IRaria, bie in einer alle ^ei-
Itgfeit felbf} ber Sngel unermellid^ flberrageiu>en
SBeife Sl^rifii Sbbttb gemorben ift, übte Dor SOem
biefe Setrad^tung. Suc. 2, 19. 51 : Maria con-
servabat omniaverba haec, conferensin corde
sno. 9(uS il^ entnridelt fid^ immer DoOfommener
bie Don ®ott gegebene flbematürlid^ SBiffenfd^
ber ^ßgen. S. Bern. Serm. 43 in Cant : Haeo
mea snblimior Interim philosophia, scire Je-
sum et huno crucifixnm. 3n ber Setrad^tung
muffen xovt Srleud^tung fud^en unb suDerfid^tIi4 er*
iDorten, ober nur )u bem 3mede, bief em Sid^te nad^
augel^ 1 ^p|etr. 4, 1 ; 2, 21: Christus passus
est pro nobisy Tobis relinqnens exemplum,
nt sequamini vestigia ejus (SoL 1, 24. ^br.
12, 2 f.). S. Bonavent. Stirn, am. P. 1, o. 4:
Haeo est summa et perfecta religio et reli-
giosa perfectio . . . sciL sequi Christam in pas-
sione et morte (t)gl. Trid. Sess. VI, cap. 11).
b. SBetrad^tung unb Skrel^rung ber ®e]^eimniffe
unb Xugenben SDlaria unb ber ^eiligen, c Uebung
aller Xugenben, Je nad^ bem t)on @ott erl^tenen
Seruf e, unter rafuof er SBad^famf eit über aOe i^nen
entgegentretenben inneren unb öugeren Slnfein-
bungen unb ®ef al^ unb mit bel^lid^m Uaaopl\
gegen biefelben. d. Unabläffige Uebung ber Ser-
einigung mit ©Ott in ben Uemmgen beS geifUid^
SebenS unb im Sm))fange ber l^igen Sacra-
mente, burd^ »eld^e allein bie itraft }u allen Opfern,
Sntfagungen unb Uebemrinbungen gewonnen nrirb.
e. 2)emüt]^ig gel^orfame Untertt)erfung in allen bis-
her genannten SSei^fttigungen beS StrebenS nad^
SJcUommenl^eit unter ber Seitung eines erleud^
ititn unb erfabrenen, für fid^ felbfl ganj ber Suc-
toritftt ber irird^ treu ergebenen gfübrerS. Ol^ne
biefe Ȋrbe man einem gefabrtoUen SubJectioiS-
muS, ben traurigflen SelbfUlufd^ungen unb bet
9rglif} beS SSerfud^ tierfaUen, mel(^ in bet
®eftalt eines Sid^tengelS bie auf fid^ felbfl t>er-
trauenbe Sede auf bie fd^Iimmflen Jrdpege }tt
ffibren t>tx^t^t Sie Seelen, xodä^t ben oben er»
tpfibnten Slcten beS Srlend^tungSmegeS treu ob-
liegen (illuminatio activa), merben oft t)on ®ott
ber Sefd^uung unb bisweilen felbfl ber SBifb«
neu (illuminatio Passiva) gemärbigt. SHefefnib
Derfd^ebener Srt ())gl. Dionys. Carthus. Opuso.
de vita Inclusarum cap. 19): a. Yisiones cor-
porales, (Srfd^einungen 3efu, SDlarift, ber (Engel,
ber ^eiligen in menf ($Iid^ @eflalt, bisn)eilen f dgon
mäbrenb ber fjafftoen Steinigung ; fte tterben pttß
cipirt burd^ bie för|>erlid^ State, b. Visionea
imaginariae, SRittbeilungen bimmlifd^ $aD-
fönen unb (Skl^eimniffe in einer nur bim inneren
Sinnen mal^mel^aren SBeif e unb in einer Sd§bn*
]^ unb ^errlid^bit, nrie fie fdrperlid^ Sinne nie
AU f dornten Demtögen; biefe nmnberbare Seran-
fd^id^g gefd^ie^t ol^e alleS menfd^Iid^e 3n«
tbun Don (Sott unb ifl l^meltteit k)er[d^ieben Don
einem ®ebilbe, baS fi(| bie $]^afie felbfl ge-
flaltet f^t c. Yisionea intellectnaleB, Eingabe
(SotteS an bie Seele unb CHngiegung götffidben
Sid^teS, in tteld^em fie fid^ fomobi ber i^ ju Xbeil
emorbenen (Segenmart (SotteS ober beS göttlid^
, eilanbeS als ber Don i^m il^r mitgetbeilten SBal^-
eiten unb ®e]^mnif[e in umnbeAarer fflarl^eit
unb mit unauSf)>red^Iid9er 93cfdiaung bemu|t toUb.
SMe unter biefe IHajfe gel^örenoen SSifionen finb
aber )umeifl ber bbd^flen Stufe ber SoHIommen-
beit, ber (Einigung mit (Sott, Dorbebalten, tt^oDon
unten ju l^beln ifl. (Ueber bie SÜflonen f. 8. Te-
resa, Yida cap. 21. 27. 28; Moradaa 6, cap.
8—10.) — iBon ben SKfionen unterfd^eiben fid$:
a. bie Offenbarungen, meld^ entmeber in Punb«
gebung einer bisher nod^ unbefannt gett>efenen
SBabrbeit ober in (gntl^fillung eines fiber oDeS Ser-
flanbeSerlennen erbabenen (SebeimniffeS befleißen;
b. bie göttlid^en 9nfprad^ (locutiones), }u mel-
dten g^ören: verba successiva, Anleitung ber
Seele burd^ (Sott, in göttlid^ Slkibrl^eiten unb
(Sel^mniff e fid^ ju Dertiefen (discursus ab ipsa
anima formatus, sed a Deo dirigente pro«
cedens) ; yerba formalia, Sinftnxd^ngen ®ot-
teS, meld^ bie Seele f^M in formulirten 9Borten
ol^e il^ eigene Semubung ; yerba substantia-
lia, götUid^ an bie Seele gerid^tete SBorte, »eld^e
in il^r aud^ f of ort eine bef onbere, burd^ fie bejeid^-
nete SBirbtng l^erDorbringen; c. bie göttlid^
SSerul^rungen ber Seele (tactus diyini in anima),
burd^ meld^ ®ott unmittelbar ben SBiQen erbebt
unb an fi^ }i^(t mit ber SBirfung au|erorbent-
lid^ SBonne ber Seele (tactus passivus), )u«
2095
a»9!iit
2096
gleU^ aBet auil^, tpäl^xenb berfelBe^ bem 3uge ®ot-
M folgenb, fU^ üN ^0^^^ ^ ^^ ®^i^ i^
^f^tum ®tabe ber Stlenntii$ unb neuer, bie-
get entftnfe^enSJe?ertfl«»9*wAletet (lieber Me
iMterien |itr Unterfd^eumng tocSfctc ubentotur-
lidjfer fS^ta mib gAttUd^er Offenbanmgcn üon
f^d^ Sinbtibimgen imb bAnumifd^ Slenb-
loerle \. b. Sttt Offenbontng, SifUm, SBeiSfagnste
tmb unten n. IV.)
C. aBeg ber (Einigung, ^e Seele, n^eld^
Belarrlid^ auf bem SBege ber 9tadUoIae äefu fort-
f dieltet, roUb oon ber gütttid^en ®niwe bd^tn ge»
fffl^, ba| fie. loSgefd^ftlt Don fid^ felbß unb ollen
ÖefdUüfen, fid^ mit i^rem gmqen SBefen, ollen
Vfm lernen md) oUem, ttKiS i](^ eigen i^ (Sott
gn eigen gibt Sorfai ift fie bonn üoSIommen. Ad
apieem perfectionis christiaiiAe in hfte Tita
aMequibilifl in via onitiYa ascendit . . . Unit
namque via nnitiva homiiiiB memoriain enm
Deo, ut illinfi semper meEmor sit: unit ejus
iBieUeetiim com Deo, nt de ipio Bemper co-
gttet: unit eJQSVohmtatem com Deo,ntillmn
iemptr amet: unit reliquas homims poten-
tiaa cnm Deo, qnatexuis homo earum aotus
•zeroet «x amore Dei, et qnia, et qnomodo
Dens vnlt (Schräm, Lutitt Thed. n^at. P. I,
§ 162). S)oS SBefen ber (Einigung mit (Bott ift
Ue DoIDommene Eingebung feiner felbft in rein^
fler Sidbe an (Sott lim bie (Eeele üoutommen Don
leber anbem Siebe }tt reintgoi, beginnt il^ (Kn-
fUrung in bie (Einigung mit (Sott oft mit 9er»
laffenl^, Zrodenl^ Zroftlofiafeit inneren Sri«
ben oSer 9rt; nnio obaenra, derelictio, deso-
latio, ariditaa {inb bie Mn ben SOt^ftifem baf&r
gebroud^ten 9e|eid^nungen. S>er 3uflanb t>af«
fitier Steinigung in befonberS 1^1^ ®n^ nod^
auf bem (Emigungftoege toirb äbn bann oud^ ber
Surd^gong )ur f^Mjlftm (Eontem^dotion, — unio
snavia. S>o8 SBefen ber Sef^onung oll beS
drunbocteS be8 mirftifd^ SebenS nmrbe fd^on
(Am erMert $ier jeien nod^ näl^ Ue tierfd^
benen Srten {euer (Kontemplation ongebeutet, in
roäätm twrifi^d^ fid^ bie m^fKfd^ (Einigung be-
tl^gt £ie ÜR^fnler unterfd^en: contempla-
tio cherubica siTe intellectiTa, eine Sef d^ouung,
bereu l^ouptf&d^Iid^ (Snobenooqug bie (folgen»
|eit ber (Erlenntnil ijl, unb oontemplatio lera-
phica nve affeotiTa, bei meld|er bie ®Iut ber
Siebe fld^ ott l^erDorrogenbe ®nabenmirfung er»
tteiSt. iAt oontemplatio cheornbica toirb jum
®ebete ber 9x0^ ober beS 6d^tt)dgeu8, menn ber
®ei{i im Sd^en eine» ber (Sel^eimniffe beS gött-
lid^en (SlaubeuS fo f efigel^en mirb, bo| er t)on
olem onbem 2)enlen abgezogen unb gom kmn
Ü^ obforbirt ift unb gugleid^ im @d^auen ber in
il^m liegenben 6d^5n]^, Si^benl^ett^ Siebe unb
SieBenSmurbigfeit mit ooIKommener Sefriebigung
rul^t S)ie Wttj^ beaeid^nen biefe (Eontem))lo-
tion oud^ als oratio in caligine, ingresaio in di-
vinam caliginem, ascensio ad superessentia-
lern divinamm tenebramm radium u. bgl.^
inf ofem für bie Geel^ f o lange fit bem gBttBd^
Sid^te fo gang uid) gtrc ||ingeg^ ifl^ oSäSnbere
in SbvaM g^ült bleibt, g^Md^imc för einen SRcn»
\(Sim, f 0 lange er in bofi Si^t bes @Mne hinein«
|d^, fid^oiMSnberelMämnblt; obersomuu,
mors, aepuleram animae, meil bie Seele wSi^
cenb biefer Stul^ in (Bott ieber SJfjm^ im
entrödtt unb Ulem ou^ (Sott mie idftgeßorben
ift S>dbei ober Vjt (Sdft unb SSiOe in f^Ugkt
SBeife tbfittg in freion (Bnge^ in ben gug ber
(Snobe unb Eingabe an (Sott bec fid^ tnerft ber
6ede ^ingeg^ben. S>er l^L 93onaDentnra befiidtt
boS ®ebet ber 9tul^ (Opnse. de 7 grad. oon-
tempL): Qniea eat totina animae mira quaa-
dametmiaviatranqüOIitaa, perinftiBamm>bi8
ex fre^poentia orationia dalcedsaem eonereata.
2tn biefem Sinne finbet fid( l^dnfig in ber mofti*
fd^gyologietyr8toibrud;inen^
■üentiBm et otinm •eotrara.
Sie eontemplatio aara^ea l^oH^d^ fid^ auf
(Brunb einer b^täMm Steigermig beS $abita§
ber ^edogUd^ Siebe unb oBet mtt i^r counq^
Qtaobentoirnnigen beS l^eiligen CkipeS, ndmli^
ber moroBfd^ Zugenben imb ber befoiAecfi }tt
il^ iwISommenfkn Se£^Stigung i^nen beigEge*
benen 9aben be§ l^eifigen (SeifML SHe SKt^üer
unterf d^eiben fie in ooiitenq^latto ignea, eine 9e-
fd^auung gbtttid|er G^cimniffe, Dcrbunben mit
einem (mlerorbentlid^ gdier ber Side, in toel-
d^ bie Seeie fid^ 9001% unb iMÜfounnen (Sott
wvift unb iwn gISpeito Sd^nfud^t unb See»
fongen ergriffen i{t (dIe(Ereatur {u einer imiOom«
menen SiAedgobe fiir il^ mod^ {u ffonen; raab
ooniemplatio flainniea, in ttdd^ bie Siebe |ur
Stamme toirb, bie im Siebenben oOeS, moS nod^
nid^t DoObmwen rein i^, anfiel^, mog aber gut
unb l^eiBg iß, er^nrobt unb nod^ mel^ titxooi*
lomnmet 3e l^dl^er babnrd^ bie Seele |u (Sott
ei^ben mirb, beRo nu^ t^erbeodit]^ fte fid^
fdbfl, geiDinntOt>^ttoiHigfdt unb mtrb non cdtat
ÜebeiUeibfeln ber (EigenOdbe frei SBettere (Smbe
ferotri^ifd^9efd^anung finb: eontemplatio eon-
faraiatiTa et resignatiTa, ^ingAnng on (Sott
mit t^Denbeter utd) unbebingter (Sbid^f örmigleit
mit (SotteS SBiOen; nnditaa oontemplatiya,
l^bdMkr (Srob ber Selbffloftgettt unb So^d^ümig
beS Segel^xtnS unb ffiiHenS tum ollem (Sef d^-
Hd^; Bolitado affeotiya, fel^ud^ä«8 Sud^
(Sotteft, meld^ bie Sede ^ft burd^ ^ntst^ung
feiner trofireid^ Segemoort nnb f^etatfac^nag;
•olüoqnia afifoetiin^ SiebeSDerM^r mit i»tak, ber
boS &fßm pit unb fidi mieber finben la^;
liberias BpintoB, eine Seieinignng ber Sttle
mit (Sott, meU^i^l^l^ereS geiles SAenberart
mit feiner Siebe enifiammt imb mit feinon S«^
burdjbringt, bo^ fie oller Xl^ätigfeit ber fia^erai
unb innerm Sinne in feiner Seifc bdNnrf mib
aber fie in DoOer gfretl^ etilen iß; amor 1^
nerana ober plaga yel langnor amoria, ctm
Siebe, bereu gfeuer bie Seele |n einem 9ranbo|ifer
für ben (Seliebtm mod^, f 0 ba^ fie fid^ m^ttfea
2097
9RQlliL
2098
unb gleidbfom serfd^eljen mSd^te, um mit il^m
SineS )u feilte um f einehoUIen fU^ ^er au4 opftm
unb t)fr)e]^ wJUtU fät olle^ meld^ ®egen{lanb
feiner SieBe {tnb.
9li>d^ liiere 9rten ber Siniaung mit (Slott att
bie d^erubif d^ unb {erQ)>^if d^ (Ei)ntan))Iatimi finb :
bie unio lUapflui passivi, eine Cinigung 0otte8
mit ber Seele, beten SBitbing DoÜIommeneS unb
fül^Iboreft (it|fllltfein il^ gonjen SBefenS Don
®ott \9, (o ba| fte bttt^ feine aOecl^ig^ gött»
lid^ acte in il^ fid^ angelegt unb }ut S^eilnal^me
an il^ befd^igt unb|iinge)ogenffll6tt. SHe 3R^
führ geBrottd^ l^ierfSr j[e nad^ ludUommenem
ober minbet iwEfonratener Srfabrung biefer Xuf-
na^e ber Seele in baS g5ttlid^ Sdben unb SBirf en
bie SuSbrfide: nnio mysiica, mora mystica,
annihilatio , sponsalitiuin, oscuhim, eastoa
amplexus. Siwlid^ bie transformatio mjratiea
pasalya. Damit uiirb ber ^Nffit (Brab m^ßifi!^
Sefd^uuna bqeid^net auf meld^ bie %itäii^
mäßit an ber gftttli^en Statur, toäift baS SOiefen
ber (eiligmad^mben (Shud)e auimad^, )ur l^jlen
in einem reinen, notb ouf (foben monbemben <Be»
fd^fit^fe realifirboren SoSfornmenl^ entfaltet unb
aU fein $>tmn. Sieben unb &mbeln Dom (Brifle
(SotteB bur^brungen unb DemArt i^ SHe Seele
ifi barin ber SBeitinigung mit ®ott im f^immel
am nftd^^ gebmmen. QkxL 2, 20: ViTo autem,
jamnonegOyTiTitveroinmeGhristuB. 2(Eor.
8, 18: NoB omnes revelafca fade gioriam
Domini specnlantes in eamdem imaginem
tranaformamiir a claritate in claritatem tam-
quam a Domini Spirito. 2)iefe Zrandformop
tion in boi göttlid^ Seben ifi e8, meldte bie m^«
füfd^ (E^ genannt mirb unb fld^ befonberS aI8
Ummanblung in ben ge(teu)igten (Bottmenfd^
in Qu^erorbentlid^er imu}efiliebe unb Seiben9-
fe^fu^ ermeiSt (f. l^erüber S. Teres. Mor. 7,
cap. 2). 9eu|ere Srfd^einungen ber innem Eini-
gung ber Seele mit ®ott in befonberS erl^bener
SBeife finb bie Serjüdbrngen unbiStftafen unb bie
Stigmatifotion (f. b. betr. 9rtt).
ni. ffenngeid^en ber »al^renSRQfiit.
Die m^füfd^ 9cte unb SnfUInbe finb erl^oben
über baS gem^nlic^e dbrifUid^ Zugenbleben, unb
fie fd^He^en bal^ aud^ (o oid beS (8e(einmi|ooIIen
in fid^, bo| eS ol^ befonbere 9eföl^igung, bad
SBirfen beS QkifteS Sottef Bor su ertennen, nid^
mbglidft ijt, bei au^ergem5|nHdDen Srfd^eiimngen
im menfd^Hd^ Seben unb ^anoeln rid^g ju be«
urt^eilen, tt«8 baoon auf flbematürlid^ ®mnbe
berul^t, unb maS ber92atnr ober etma bm Süoen-
gcifie )ugefd^rieben merben mut. 918 erfieS Irri«
terium f& ben (Seift, ber on8 benSebren unb ben
Derftfinbli^ bie MUenbete Sleinbeit be8 ®Iauben8
gelten, fo ba| bie oorgeUid^ l^bl^eren Otitti^-
lungen nid^ im geringjßen SBiberf)nnd^ mit ber
göttlid^ geoffenbarten SBal^]^ füllen. Sobann
finb in SetradUjut )iel^ bie Sfrud^e, toeld^ fle
l^orbringen (Olattl^. 7, 16). Die bem gbtt»
lid^ ®ei{te entfiammenben ^rud^e aber 0Ht ber
bL ißaulus auf (&al 5, 22). Diefe atte baben }u
C^rem innem SBefen (Entfagung unb Selbfioer«
läugnung, Siebe unb 0|)f ermiOigleit, Demütig. 92ur
bort alfo, too mit anfd^enb auBerorbentlid^
drleud^gen unb Offenbarungen unb mit be«
f onberen ®aben bed (8ebet8 unb be8 SBerle^rS mit
®ott fid^ Demütig unb o)>fermilIige @otte8- unb
TUd^enliebe aI8 gfrud^ oerbinbet, unb gnxir nidU
etma nur in oereinielten Steten, fonbem in einer fo
bel^rrlid^ Udbung, ba| biefe Xugenben ba8 gange
®e))rAge be8 SebenS unb ^bebiA einer ^rfon
büben, f mm man mit ®mnb annel^men, ber ®eifi
®otte8 fei ber Url^eber beffen, uxi8 in ii^r oorgd^
unb tt«8 ^ 9uff aOenbeS an il^ funbgOt (3f .
57, 15; 66, 2. ^. 187, 6. Suc 1, 48). 3e mel&r
eine Seele fur (Einigung mit ®ott erl^oben mirb,
befio mel^ regt bie göttlid^ ®nabe fie an, fid^ tief
lu oerbemätl^gen, fid^ felbjt {u oergeffen unb 93«-
oemätl^igung burd^ Snbere nid^t nur ergeben )u
bulben, fonbem fogar )u liebm; amat pati et
eontemni (OgL Stattl^. 5, 10. «M* ^/ ^1- (!^-
6, 14. 1 $etr. 4, 14). Die SimüStur be8 ®eifie8
(SotteS ifi an il^ unoerlennbar, oie Qerdl^nlid^g
nfimlid^ mit ber 3Rmf d^ gemorbenm emigen ^ig-
(eit 3efu8 ei^finS.
Die Seu^erungen fold^ gottgefdQigen (Befin-
nung finb: a. ^i|traum auf ftd^ felbfi tmb
Sur^t einer Zänfd^ng }u unteniegen, bie um fo
grö|a mirb, ie mebr fid^ bie ®nabengaben fieigem ;
b. gfin^idfte Untenoerfung be8 eiaenen SBUIenS
unter ®otte8 SBiIhn unb unter bte Seitung be8
Seelenfulftrer«: c. Sorgfatt, alle8 Xufterorbmtlid^
gtt meiben, uno infomeit e8 Rd^ bon f^ft barbietet,
e8 )tt twrbergm ; d. grb|te ^ortl^tit be8 (8emiffm8,
9u|eifer unb Siebe jur Sbtbbtung; e. tief innerer
Sedmfriebe aud^ im Seiben unb bei SBerfhmung
unb Verfolgung. SBo fold^ ihnterim gbttlid^
(Bnabmn)irfen8 fid^ finbim, fel^m mir oud^ oft bie
etnfad^jien unb auer ttnf|enfd^id^8ilbung ent«
bel^renbm Seelm gn ben ^1^ ber 9ef d^mmng
erboben; benfelben t^ fi4 ®ott in ]^immlif(^
ftlarl^ unb Sid^tfüDe mit, bie oerbunben ifi
mit größtem innmm Sfrieben unb einer (Eoibeng
ber erl^Umen Slittl^Inng, mit ber feine nur
menfd^Iid^ (Bemi|^ aud^ nur oon f eme fid^ t)er-
gleid^U^
Dagegen finb Pewijeid^ eines rein natärlid^
SBirbnS ober gef^rlid^ 81enbmerle8: a. Sin-
genonunenl^ oon fid^ felbfi unb ^rtnddKgleit
be8 eigenen Urtl^; b. Sud^t fid^ bemerOid^ )u
mad^jen» Snbere miffen )u laffen, meUber (Snobm-
ermeifimgen man fU^ erfreut, unb i^ äntereffe fflr
fid^ r^ }n mai^; o. Siefriebigung, Don fid^ felibfl
reben fu (ömten; d. Zrauer unb SBibenoiDe bei
SeAemfi£^gungen; e. Serlangen nad^ Zröftungm
im (SMbete unb Umgang mit®ott, mit bereu Suf-
bbrm aud( ber (8ebet8eif er ein (Enbe 1^ ^ be-
fonberS fentimentale Sefriebigungen, bie in ben
religibfm Uebungm gefud^t toerbm; f. Unrul^,
Ueberbml unb mürrifd^ SBefm nad^ t)otauäF
2101
aRqfltl.
2102
frit oui!^ ütiti b» S^if nuclt, unb int britten Otben
bti ffi. S^ranciScue unb ^otninicuä jaulten unter
QlKn äJtitQlitbtm CMtligt auf btm l^tont unb
in btn nitberen fflQfjtn brt SJoHeS, unler ben @t»
Itl&rtoi unb untn ben atbtittm. 9lt5nli^ bra
ungtf&^i tn bei iDetttn ^älfte btS 12. SaHun-
btitS in SBdgicn tntßmtbnun unb Don bort au8
au^ in ^ut|4ilanb nwit Hibieittttn ^guinen
<®tnDffnijd^ftcn bon f^nmmS^itrfDnin , at^t
o^iu ÖTbtnfiQtlübbt ein fiommri Sebm fügten
tDoUen) unb H)äteren Seg^bcn (bnortiQen Sßet-
einen Don utSnnlic^Sßetf onen) fe^ fti^ bic btitten
Orben ali aufgabt, aui^ Sßeijonen, btc nid|t }um
ffloftetltben berufen finb, befonbem ©cduh jegen
bie @e|abren ber SQJelt unb ttfDl8reiii6tte Sntwiß
ju einem Uollfommenem Seben )u bereiten (f. b.
tinfd^Iäg. 9itt). Sn3 ben Bieten Don @ott mtgei'
oibenUid^ begnabtgten unb ju^c^eiSontemplation
beru|enen Seelen bic|e3 Seitobf^nttteS in bei ftfi-
^li^en €in{amteit mu^ nents^enfi eine ^ieina'
tnentlie^ aneefü^ tsctben, bie ^L ^Ub^orb auS
bem Oiben bei Sintbicttnennnen, geb. 1098.
3^t gonj befe^oulic^, f^on feit ben Xagen i^iei
Jnnbl^eit an Sßunbtm iri^ Stben nur burd^
i^n ouSgtbieitctc fi^riftpelltrifc^ 3:^tigleit. bie
nui in tineni ^bfjem Si^iisma bcgiünbet fein
bmnte, öuleifl fnid^ai miS) au||en (f- b. Sit.
&ilbeearbls). 3uelei{^ mit bei ^I. ©eittub im
13. unb bei ^L Srigitta im 14. 3abi^nbett ba-
llet fie bie ^lic^e XriaS Don qeiltgen, jum
niQ^f (^ Seben unb gugleic^ |ui fii^HIi(^ 9Iai^
Menf^oft i^ier Offenbarungen berufenen gfiQum
uno Stungfrauen beS anitttlaOnfi. 3)ifp tDoiäber-
Vupt eine Seit lebenbigen ®IaubenS, ber bie @eclc
oeS sefammten fodalen SebenS unb gUiii^einxife
bie @runblage nnb ben Sritfüem aOei JEQiffcnf^
bilbetc, mie n ou4 bei ffunp bte aufgäbe fleOt, ben
oBttli^ ®e(eimitiffen mögli^fl narbigen tibi*
M|en änSbnid )u geben, ßme gtoge 3bee einigte
bie ÜJödei troll t^ Dielen Sonbeirnterrffen ju
legem Streben unb flelbenmfil^igem ffaDi))fe, —
bte SBiÄergeminmRig bei ^igen Stätten unfern
SilSImig burii^ bie ffrtugjäge. 3)te ebcl^ ffraft
ber 91ationen flellte fi^ Im SHttertl^ in ben
3)ien^ berSidigioniinbi^ier^eirisfttnänttnffen,
unb bte ^enlic^ßc giui^t biefrtuvif^en Stdigim
unb ntOnuIi^tr ^ft unb S^ien^ftigfeit ae>
fd^Ioflenen SSunbcS iDuiten bte Stitteroriien. Igl
ifl bf grtifli^, ba^ unter fol^ Ser^dltniffen baS
üanb mit fllSfleni fi^ btbeotc unb aSent^Iben
^d^ rtii^ mq^f^ £eben entloicltlte.
S)ae 3eitaIteT bei Stenatffance bagegen mai^te
ben 9nfang jur Seiäugtrltilbttne unb SSerUelt-
liitiung bei Societät, bie fi^ in ben folgenben
Satir^nberten tin^It^, fodalei unb politif^ei
9let)olution immer tneitei jur Sotlentfrembung
auSbilbete unb in bei ©tgtmiwrt bis ju einer
weil Detbreiteten ©otteBIäugmmg f ortgefd^ritten i%
au4 in allen btefcn Sa^^unberten mirtte btr ^ri'
lige ®tip in ber Äin^c ®otte§ fort, rief go^Ireic^
Drben in'B Seben rnib n^ielt ber SSraut eSriffi
■ i()rt ^ru^tbartdt an Ofifiaen. €8 Ifl aber tn
i^ucn Dor^errfi^enb bec tSnuf bei %))o|loIateS
iinb ber Siebe, rotlt^em bie neueren Orben btentn
itiib mit meinem fii$ bdS mqflifii^ Seben biefer
^erioöe unbinbet. 3)ie ^eiligen biefer 3<it, neli^
nitiftifc^e ßonteiuplatinn mit bem tl^fitigen Seben
in er^übenftfr SBeife ixitinigt %dbttt, ^interlte|en
un3 gtofeentlifils auä) ©djriften, »e^e über baS
buntlt ®cbi(l btä mqflüt^en SebenB baS Dom bei-
ligcn ©tifie i^nen mitgtt^eiltt Sit^ MibreitetL
^iefc Sd^iriftm ge^ürcn ju ben l^li^flcn !Bf Uten
ber SBiffeiijt^aft in5ftif(f)er S^ologie, Don Bel^
toir jegt ju tionbeln tiaitxi.
V. fflijfenjc&Qft ber m^fliftöen S^eo-
logie. 21}iitiaoeRbt3t)tibnSm^ftif(be Seben unb
^onbeln on fitt) betract)tft, unb biefe« nritb Don
bfü Sdiule gerne bfjfit^nel nl8 theologia myatioa
experimentalis ober elicitiva ober objectiTB.
3Birb ba3((Ibe naä) roiffenidjaftlidtier SJltt^Dbe nnb
ii)ftematii($ horgefleÜt, \o entfielt bie tn frfll^ertn
Seilen an atübemifc^en^nitalienaBbefonberet^eo»
logiidfe® iäciplin gelctjrte ttieoIoBifd^aftvIii', theo-
logia myetica directiva ober doctrinaliB, uel^e
fid) befiniren !ä{[l alä „3Btj(eiif[^a(t ber DoMom«
meneu (finigung ber <3eelc mit @ott ber abfotuten
2SnVI)eii unb bem untnblic^ ®ute, infoueit fie
naäj iBerftanb unb aBtQen jufolgc gbttli^ Offm-
borung mitlelS ber ütenrntürtid^ien @nabeniDir>
hingen beSbeiÜß'n ®eifleS im gegenmOitigen Seben
errtidjbar ifl". gbr^aterialobieet ip mithin pri-
mär ©Ott, nie Er fii^ ber Seele jum Stauen imb
jur Siebe^nißung auf mannigfa^e Steife bat-
bictet; fecunbar a. bie gnabenooHt (KrablafTung
©otte? JU ben ju 6B(ieiir SßoHfomBieu^it btrufe-
nen Seelen unb fein Öinabennjirfen in i^nen, b. Sit
Don ©Dtl gerooDte giingübt ber begnobiflten Seele
an iftn jum S'^^Ie 'ti" (SiiHgung mit i^m. 3^
gorraalDbjffl^ülbiejeSIBitieiif^ftgemeinfammit
üUen t^eorDgii(ften Süäciplinen, nämfiiJti bie uu-
fclitbare tit^lid^e Sei)« ; ebenfo tbre Erfenntnife-
quelten, bie Ijetlige ©djrifl uiw Irobition. 35r»
gilfSwifftnit^üften {mt: bie aJloroItl^Dlogie 0»
ScrQuSff^ung für fit; bie Öagioloßie, bieSBio-
graptjie ber ^eiligen ; *patri[tit, S^np»« *■« W'
ligen SSöter unb btr ^eiligen. 3ni tn^en imb
eigentliä)en Sinne fc^Iiegl Bie mijfKf^ Sieologi«
bte ^ISctfe nidit in fi4 fonbem eS gel^ört biefe Diel-
mebr jui ajlDrolt^tologie, bü fie ju ftrem Objed*
nur bieienige SßDatommenl)dt ber lugenb Jot,
iDeli^e in alltn Slänben unb SJer^ItniRen ntJJg-
li* unb na* loeld)« reenigflcn« ju preben für ofit
l^fli[I)t ift. ffiQ§ Object b« gHtiftit ift ein« böbnt
a.'ereinigung mit ®oll, ju meld&er ein bejonberer
a^enif unb ©nabemoirfungen aufieioibentli^
')lrl erforbert werben, unb in oelc^ bie burc^ bie
^Eilignmc^enbe ©nahe ber Seele gefc^enlfe Snt^
nolime on ber götlU^en Dlatiu: Don i^r nii^t me^
blofi büxi) ben ©lauben erfa&l, fonbtm in i^rem
Siinerften an ficb f«lbff erfabren »iib. 5)üraul
eitlütt fi* baä 3lerbältniB ber SBiffenfi^oft ber
ajipfti! JU ben anbeten Ideologif^nSäiffenfi^Kiften.
2105 Wqt^Dlogit. 2106
lErfoIflc aSofTuit. ^o1)t Stbeuhmg fOt hit m«- ba| bie @Bttagt11aItnt mt tntnfii^Iti^ Vcifottn
pif^c X^plogit ^t auc^ tuS claffffd^ aBnt 9)e- b« Qoijtit bebttttettn, btten X^atm tmb Cileb-
iROtcli XIV. De Servonun Dei beatificatioiie niffc in ein fibemirtfldi^eS obti p^mtoftifd^
«t Beatomm canonisation«. (Sgl P. Dom. ®ttixnib «fltibd fettn. Süitfe Sti|i(^t ant etn>
Sohram, Inatt TheoL my rt., 2 tomi, Aogoat jelnoi Scf^iMi^nibtni triäbrnnitn, DkU fte cf
Tmdel.,1767;P.Phmpp.a8S.Trimt,6niiiiiia tmibtt, ba ffl^l^tli^ entoidtbms emtnan-
TheoL myst, 8 tomi, Pribni^ 1875 ; ÄBirtI, fong Um (w^cmtinem SntntHt ju gtitn, ntib fo
S)ic ^fH. TOqfHf I onb H, »tatiiltera 1886 f ; fonb (1t, naAbon baS Su<^ beS eü^nuS ii^S
JReutsni, X^ bcr SocjtU IT, SRfln^ 1860, Sateinif^c überfttt nxn:, ou^ M btn 9Utntm
65 ff.; Sirt^Bifill«, (StiejOüp. bcT X^I. g 106, (Einsatie. 3n mutnc ^rit ^«Aen bit orie4i|^
SmÄe^nt 1874 ; €ciininKai, SnleHnug )ui W^ Wt)%n bcn SuhnnsaiRnift numnigfadfR Gpecu-
X^L ans btnt 3talicnifd^ 2 X^Ie., S«^*- (otion Obec bcn «Wt» wtb Mt iBebtntunfl bti
bing 1856 imb 1856 ; Fr. 9Ibttt aRoria ajtffi 9lt|t^ Obti^otttit «Mlbti S)it t^tißlti&m Ot-
0. Pr., %t)Oloeic bt9 e^Rit^mS, it\. T, gtti> I^rttn folgttn lunft btm f^on Don btn fftnfnt-
iurg 1889.) nßnmti.] Dfitcm gtstbnun %nfto$, tucm fk bie eefammlt
SMf9*I*fl< iP bU £t^ Bon btn ÜRq^ grit^f^t !DIl)t^tnbiIbune all tint Umfitfialtnne
ober .idiatfiftn @OQtn' bti l^bnif&R S&Oti, btr im Xlttn Xtflamtnt nirbn{|tI(Qtcn UrofM*
btfonbtt« bn @riti^, bti btntn fli^ bie ^ti)tn bonmg einOrltn. %nbtR @tlt^ utoatat in btn
flm niil^ftnt oiilgtbäbtl ^btn, obn mi) bn Sn* !UititI}en ;)(filoJDpl)iid)e Spcailationtn täiliiat,
fcgtiff b« W tinnn Soße BDiJonbentti «Ölpl^m. mlä/t doii ben ^Uieftmi bem 5SoIt tn potfif^
StoßrinlWd^Huflbtucfiiüdocbtbtiittttiiriprung' ©eflalhingbargtfeottnfticn, um rintn (EtnflnS mf
m .ffiort" obtt ,31tbt', glri^wtrt&ig iini /Ö70.- baSftlSe ouSiuiibcn, wä^Tenb fit tlnt gtliluhttt
9I04 ßttobotS 3tit erhielt ti bit Stbciitimg M StetigianSfcnnhiifi für fi^ unb fQi tinjtint ßin-
lotrinip^ fobda obn in ttna btt moberntn gtiMi^le in bcn {ogen. Sn^fterien btUM^tttn. S»
.Stotiibt'. 9Iai!^ btnt ittiQtn €)inn!^tbnmii^ ifl ntbnt aber mad^le fic^ balbaudiniieba bit Snf^t
(in Wql^id obn eint aR))l^ tint in ®tf^^U^ gtitenb, bie ^eibnifditn Wi)lt)en feitn nur tiotttfi^c
etegtllfibtti ffimfltHnnn ob« SB«, mtb imn mit SarfteHungtn ber erfd^tinungen unb fBorgflnBt
bei Seft^rüntuns onf bie Ob^ nneUlfen S0l> in btr SZatur. ^ieft lanfidit tft btfonbert bei btn-
^hmfltn bei ^eibnfli^n 8B0tt, btren gdfHgt itnigm ©tlt^rttn ttErtfd)tnb gmotbtn, mtl^t fl^
®tf4i4tt itgtlnidlig mÜ ber aR^^enbllbimg bt> btt fogen. DergUii^cnbtn aRqtI)oli>git jngtnKnibt
ginnt, ßitrbni^ ip bie SR^ twn bei Wlröotit ^tten, b. b. oxl^t btt Ttifit)ta bei dritten im
n imttif^tiben; lent iß Solffionft^annna, bitfe 3>>f(nnmenQang mit btn iritgtfifcn SJorfttHuneen
tepnbmifi eines ginjelntn; tent toirb alfl Seditat aller V'&n'Wf" SnbDgennunen gu erTMien fn((|nL
l^ingnunmnm, bitfe Don Dornbeiern 0(3 biofit IEin> Sie geiummte ^htt^Dlogie bn erftem €inRt
Qtibung bttiai^ttL €tlbß foli^ SR^t^tn, bei lägt fid) Quf bie Slntrtenimng bti einen X^tfoi^
ukIi!^ bit dttgorif^ S)(nplItmQ gonj offttib« juiüdfü^ren, ba| bie rtügiüie Qa^ btt Reiben
iß, mit bit griti^ift^ twn ^mtt^oiS unb <Spi- ebenjo toie bit g(|d|ic^tlid)c Sogt tinen Htm
mtt^itf, tmnben bei bcn IBiit^ oIS Sqfi^Iung t)iftonf^ 9[!af)r^cit enlliält . inbtm fit bit t^
Dotl X^fo^en bttniAlet, nä^nnb btn flfo|>if^ ligiäfe Urübnlie[enit:g ber 'Iteifii^^t )u t^
SabeInnitntatt^poiif(^®IiiHbcgt(denftn)nibt. urfprünglic^cn @mnblagc l)at. iluf tint Ui>
3Rm fya vmlfi H^ulonf^t nnb {p^opilif^e Vbf übeiliefemng benimm fii^ juiiS^ olle ^bni>
t^ unleifi^itben nto eifltit all «inneÜinngnt j(^cn 3ni)l^oIogien ftlbft, unb nttle »offen fie fo>
Wn icligi^ Snft^otnntgen, Ie|ttit oB pom[fy gar auf bit ttfttn ^Ien)(^rn obci ont^ — twl
Soifiellüngen bon 9talaititemitnif|eH betni^^ eigentlich ba^felbe ift — auf eint QBttli^t liebet-
n)oI[tn;aI(eineliflbe{b<n^eibnif4tnSttIigiontn lieftrung, aljo ein; 3rt gättli^« Offtnbonme
loummBjH^, bleftnUnteifi^itblefi^uftoIten, tnell jurüttfü'^ren. 3n biefeiti Sinne nmrtmt au^, be-
bet ©ottelbegtiff gn fiü^ mit Min SSegriff ber jonbet^ im Drieni, biejenigcn allen ©d^ripen,
IRotui oei[(^Dl)en uiiib. <Eint fol^llnttif^«* i[)el<$tbie^fi;ttienunbTrliiiiöi(n€agtnbei9)ö(Ili
bmtg abn ffäi ben Vn^ iiti Kufibilbimg bei Atz <mi) btt bti bem iEtdtuI von niteil If« ge*
ÜtQtlEloIoait, unb }n»i gnti^ bei btn diit^tn, bei biüuc^lic^ £nnblungen mtb Sieber tttt^tm, Ott
tatU^ btt aR)|t^äibübmiß, ben reiben SInlagen heilig «igcfeben unb 1^ Sbfajfimg btn ®Iltttm
bei ^dItnif^@ctfIclent^Tt(^, fi^ «tn leT^- obet etfleii 9Rcnf^ felbfl, Vit in 3nbitn bem
ßm unb matmigfalrig^ gehaltet ^i €eitbem 39ni!^ obet bcfftn @oH ^«R nibifd^ €int|Iut>
4.3a^^mtbeitD.S^.btg(itmengiie4tfi^$^ii[o> batrtutt^rin 3Rema. in lUg^ttn btm €k^nnt>
\opi)tn unb tMftn 3aiS oIS bcn SBoHenl^iiinnel, fecretiti btS elften nenfi^ii^ ®Dttrt OfiiÜ, bem
ItioSo all bie Sorate, bna all btt Stift u. f. f. X^ot-^timd, jngef^iitben. 9m riii^tigflen nnb
in ttflättn, unb bot biefer lationorifHfqen Inf- QoifhR ii^ uit^It übet btn Uifpnmg bei
faf|intg ottMuxmb im SoIRbenu^tfein Hl gut 9R^^ bei ttltu^tttt ^tibntf^e ^^foti^ $IatD.
AtiftTu^ 3ttt immer mt^ bei alte naiiM @dttcr- Sr fagt , im Unfang ^be bie IBott^ bie ttn-
^Imibt. 3m ®egenfo| boju trat bei €iciHei gtboientn Slenfd^ nit^t mit tijogtn, fonbttn fit
ml um 800 mit bti Se^ouptung ^erboi, aui^ geratet unb geführt, mie j^t bie Slenf^n
eti^memlu
2109
ÜR^t^oIogif.
2110
gionen in fold^e, in mlfya befonberdbie meberen
@eifter Detej^rt loerben, unb in fold^, toorin rin
l^ö^eret ®eiftercuItuS ^etDotragt. ^e nieberen
®eifter finben befonberd bei rol^ unb undtrili*
firten SöHem i^re SSml^rung. Qu biefen gel^ören
bie 9}eger mit i^ern gfetifd^iSmuS (f. b. 9rt)
unb bie norbafiatif d^ 935Ifer mit i^rem €d^a*
niSmuS (f. b. Sri). SDerSuItuSberl^öl^emeeifier-
mli finbet fid^ bogegen mel^r bei ben alten gebil«
beten iBdIfem im Orient, ^iec unterfd^eibet man
ben @abaiSmuS^ b. l bie Steligion ber alten l^eib-
nif d^en Vraber Dor ültol^meb, toeld^e neben einem
einzigen ^dd^ften ®ott bie ®efKme unb Planeten
ald ^@i|e bec ^öl^eren ©eißet" t^ttffxivx ; femer
bad ÜJlagiert^um ober bie Steligion ber alten (SfyiU
böer, meldte ebenfaUd ben (Seftimbienfl l^atten unb
im glauben beS SinfiuffeS ber Stemgeifter auf
baS @d^idfal ber SDlenfd^ bie Sftrologie auS-
bilbeten; enblid^ ben $arfidmuS ober bie Religion
ber alten Sßerfer, rod(fyt eine (Seiflerl^ierard^e unter
bem guten unb bem böfen @ei{t, Ormu^b unb
S^riman (SRid^el unb Sucifer entfpred^)^ auS-
geftaltet unb an biefe bie {id^tbare materielle
€d^öpfung angetnüpft l^at, fo ba^ fte bie Snt-
fte^ung ber (&tx\itttotlt, toit mtf^x ober minber
har QÜt Reiben, ber fid^tbaren @d^öpfung ooraud«
ge^en läft (f. b. Sri SRitl^rag). 3n ben occiben-
talif d^en Religionen, mit benen ber SBra^manidmud
(f. b. 9rt.) man(^Iei iBemxinbtfd^ft jeigt, l^err-
fd^en bagegen bürdend bie menfd^iid^en @5tter
t)or. 2)iefe menfd^Iid^ ®ötter, meld^ ben S)ä-
monen ober ®eifiem fomol^I ald ben fterbli(!^en
9nenfd^en gegenäber t)or}ug8tt)eife «®dtter'' ge-
nannt merben, geboren gan^ bem ttvd\t ber 9Ren*
fd^en an. @ie $aben menfd^Iid^e ®eburt, menfd^
lid^e Seibenfd^ften ; fie effen, trinlen unb fd^Iafen
mie bie SRenfd^^ menngleic!^ fte atö @peife 9lm-
brofta unb 3lttUxx, bie parabiejifd^e t,Bpti\t ber
Unfterblid^feit'', genießen ; fie l^oben eine menfd^
lid^e ®efdl^id^te unb untend^eiben fid^ äberl^upt
t)on ben SRenfd^m nur b(u>urd^, ba| fie auf bem
SBeltberge, b. i. im $arabiefe, »ol^nen, bort ein
feligeS, forgenfreieS Seben fi^ren, eine größere
ÜRod^t beft^u unb unflerblid^ finb. Sie vmhta
beilegen aud^ im ®egenfa| 5u Den f)>öteren fierb-
liefen aRenfd^en gerabe^u atö bie ^Ünfterblid^"
d^arafteriftrt unb finb nid^tS SnbereS als bie ^^Un-
terblid^en" ber erjten Stii, b. i bie erfien !Dten*
d)tn beS $arobiefed ober bed golbenen 3<italtere.
,,®5tter unb SRenfd^ finb (SineS Stamme«''^
jagt bal^er ^efu)b ^ies et op. 95). fjfreilid^
mirb bie ®öttei^eit t)on ben |)eiben aber bie
eigentlid^e $arabtefed}eit l^inauSgebe^nt unb aber*
bau|)t bad SBeltalter in ben Sereidb ber ®5tter-
)cit ^ineingegogen. 3a felbß nod^ bie Sintflnt-
patriard^en (alf o 9loe unb feine brei BWßt) tt)erben
mit in ben ®ötterfrei§ l^ineingenommen, obgleid^
mit ber Sintflut nad^ ]^eibnif(^ iBorftelluna baS
eigentlid^e aRenfd^eiudter beginnt, unb oft fogar
an bie @pi^ Aber jlene @btter gefteüt, f o ba| 9loe
ober feine brei @ö$ne alS Stammüöter ber 9Ren-
fd^en« unb ®dttertt)elt }ugleid^ oft an ben Slnfang
aller ®efd^id^te gefe|t unb fomit ber stoeite abam
mit feinen ©fi^nen — wie mir fpredjen mürben —
an bie Stelle be8 erfien abam geßeUt erfd^eint
eine Sknoed^lung, moburd^ mannigfad^e Ser«
mirrung in ber erfien ®efd^d^te ber (Götter unb
anenfd^n entfielet, ^ud^ baburd^ entfielt ofl eine
iBermirrung in ber ®5ttergefd^id^te, ba| eine unb
biefelbe $erf5nIid^feU ber erften 3eit t>tmbat i^red
oerf d^iebenen ßl^rafterS unb t>erfdbiebener Sebenfi-
fteüung in mebrere m^t^ifd^e $er(önlid^!eiten )er«
tl^ilt mirb, unb f o j. ©. ber erfte SKenfd^ unb feine
®ema^Iin (9bam unb Soa) t^eilS ate geredeter
unfterblid^er ® ott unb ®dttin, t|eitö aß oon ®ott
Dermorfene unb bem £obe t>erfa]Iene SBefen ber
Untermelt im SR^t^uS auftreten f önnen. Um über«
l^aupt iu jeigen, mie ber SR^t^uS t>tdSi^tt, inbem
er bie erjle Vlenfd^gefd^id^e göttlid; umgefboltet
unb bie SBeltgefd^id^te jur ®ötterge{d^id^te mad^t,
mag l^ier ein Sd^ma ber gried^ifcfien SJlQtl^oIogie
teilen, einer SR^t^oIogie, meiere oen lDlQt|ud in
einer ooHftönbigen SluSbilbung^entl^dlt unb ju«
gleid^ am beflen befannt ift. 9}gL übrigens baS
oben genannte 93ud^ ,,2>ie ®ötterle^re ber ®riec^en
unb Sömer''.
2)ie ®ried^n fe^ junöd^fl, ül^nlid^ ben Ver-
fem unb anberen »eiben, ein SBel^a^r an für ben
Seflanb unb bie ^efd^id^te ber @d^5pfung, unb
biefeS SBeltjal^r tl^eilen fte meij} in t^ier äBeltalter,
baSgoIbene, baS fUbeme, baS eiserne unbbaSber je^t
lebenben SRenfd^en nad^ ber Slut, meld^eS jie baS
eifeme nennen. 9luf biefeS foQ bann nod^ gemö|
ber SBeiSfagung ber ülteßen grau ber SBelt, ber
Zl^emiS, Die in bem golbenen S^italter lebte, eine
mefflanifd^ SBieber^erfleHung folgen. S)em SBelt-
ial^re ober ber Seit beS Sefle^enS ber äBelt ge^t
nun Dorl^er bie ffoSmoIogie ober bie Sntflel^ungS-
gef d^id^te ber SBelt S)iefe beginnen jie — unb baS
i{} begeid^nenb — ol^ne ® ott, juerfl mit bem S^aoS.
^3u anerer|l\ fagt^epob (Theog. 116), ^marb
baS ei^oS.'' SBol^er baS (SfyuA aber ift, miffen
jie nid^t^ mie benn flberl^aupt baS ^eibent^um ®ott
als ben Sd^dpfer unb Kegierer aller S)inge Der-
geffen l^t. 9Dlit bem (SfyM tritt 5uglei4 aud^ ber
XartaruS (bie gried^if d^ ^büt) auf, beffen 2)af ein
bei aQen l^eibnifd^en fßblUm an ben Snfang ber
2>inge gefe^ mirb. ^^ann" toaxh mq ^efiob
bie Sda, b. i Urerbe, ober nad^ Sriflopl^aneS baS
3BeIt-(Ei, b. l ber baS gaiue SBeltall unentmidCelt
in fid^ f affenbe SBeltf eim. 3ugleid^ mit bem SBeU-
Si mar, obne ba| i^m ein Snfang gegeben mirb,
ber 9BeU«eroS ober äBeUgeifl, ber baS SBelt-Si
ausbrütete (DgL ben®eifl®otteS ^über benSBaffem
brütenb" in ber SäeQ. 9hm beginnen bie Der-
fd^iebenen Qtuffxnqim, nid^t €d^öpfungen, ba ®ott
als @d^ö))f er nid^t mel^r gelaunt unb Derel^rt mirb.
Sie erße 3cugung (unferem erfien Xagemerl ent>
fored^) i{t ber Sid^tStl^ (baS Sid^t) unb ber
Xag (burd^ erfle Slieberung' unb Dotation ber
SBeltförper l^orgebradbt). Siefe merben erjeugt
Don ber yiaöfi mit bem SrebuS (Sfinjlemi^). SHe
2113
QRQtl^oIogie.
2114
erinnert in ber ®efd^i(i^te ber ffainiten bie 93tbel
au8brüdni(i6 an bie ^Kepl&ilim^ als in ber ffielt
Dielgerül^mte Scanner ber Urgeit. 2)iefe bilben nun
einen Sieblingdgegenftanb bed SR^t^ud unb »erben
in il^rer freDeH^aften ©emalttl^ötigfeit unb för))er>
c^id^ten ober
lid^en Ueber((i^n)önQli(i^!eit pl^ontafti
ben Seiten l^in ausgemalt. 3^^^ ®^
fmb e§ ]^iipt{ö(i^Ii(i^ , meldte ber Siielenmqtl^uS
bel^onbelt nömlid^ bie ©efd^id^te ber ftd^ einanber
morbenben feinblid^en Srüber, meldte an bie ®e«
fd^id^te ffoind erinnert, unb bad ^uft^ürmen ber
SBerge auf einanber, um in ben ^immel ^u jteigen,
ba§ auf ben Zl^umtbau ^inbeutet; bie SRiefen treten
beilegen anä) balb als ^toti, balb aI8 brei Srüber
auf. — 9lad^ bem eisernen 3«italter, mlfy^ überall
mit ber Sintflut enbigt, obmol^I nad^ berfelben
beim Zl^urmbau nod^ einmal bie Stiefen mieber
auftreten, beginnt ba§ fe^ige eifeme SBeltalter.
S)iefe§ mtrb ald ba§ eigentlid^ menfd^lid^e SBelt«
alter aufgefaßt im ®egenfa^ }u ber t)orfmtfIut-
lid^en ©efc^i^te, fo ba| ber Sintflutpatriard^
oud^ burddgel^nbd mit bem 92amen ^SRenfd^"
(SJlonud, aJtamiuS, SRaned, SRenad u. f. m.) als
erfter 9Menfd6 benannt nrirb. 3)a8 eifeme SBelt«
alter ift bad fd^Ied^tefte Don allen, nur befa|t eS in
feinem Anfang baS S^italter ber ^eroen, unb bief eS
n)irb aud^ bon^^eftob ald ein mirflid^ed SBeltalter,
baS als ba§ Dierte auf ba§ eherne folgt unb bis
auf bie ^eroen beS tl^ebanifd^en unb troianifd^en
JhiegeS fid^ erftredt, aufgefül^rt, fo ba| nad^ il^m
bie Sfolgejeit als baS fünfte eigentlid^ eifeme SBelt»
alter gilt. Sr mft auS: „O ba^ ic^ nid^t ^u bem
fünften ©efd^Iec^te ber SRenfd^en gel^örte, fonbem
Dorl^er geftorben ober fpöter geboren märe" (Hes.
Dies et op. 96—160). ^efiob red^net alfo bie
Sitanm alS baS erfte, bie ®ötter als baS ^meite,
bie Stiefen als baS britte, bie ^eroen als baS oierte
unb bie ie^igm SRenfd^en als baS fünfte ®e>
fd^led^t, bie alle ber einen (Generation ber 9J}en>
fd^enmelt angel^ören. 3me ^eipoen nun, bie für
beffere SJtenf (|en als baS |e|t lebenbe ® efd^led^t gal-
ten, bilben bie l^od^ Derel^rten unb Diel gefeiertm
mptljifd^en StammDäter ber Derfd^iebenen SSößer
unb ftammen, mie biefe, auS ber 3eit nad^ ber
Sflut, mie fte benn aud^ meift Don bem @int^«
patriard^n 2)eu!alion unb feinen Söl^nm ober
Snfeln l^ergeleitet merben. S)ie gro|e IBerel^mng,
in meld^er biefe fagenl^aften StammDöter ftanben,
mad^te, ba| man il^re @efd^id^te mit ben Sagen
aus ber ölteften Ueberliefemng auSfd^müdfte (un«
geföl^r, toxt bie SDeutfd^en ffarl bm ®ro|en unb
griebrid^ SRotl^bart mit bem m^tl^ifd^en SagenfreiS
ber Urtoelt umgaben unb glorificirten). 9kment«
lid^ manbte man auf fte befonbetS bie alte meffm-
nifc^e SSerl^ei^ung an unb ftempelte fte fo ^u m^tl^i«
f d^n OKcffiaRen ber Urtoelt. ßin SRefftaS follte
nad^ ber IBer^ei^ung ber Zl^emiS als SBieberl^er«
fteller bie Sd^lange tdbten, bie erften 9Renfd^n auS
ber Untermelt erlöfen unb ben ©olbfd^a^ beS $ara«
biefeS 3urü(f Idolen. S)aS mirb alfo bie Hauptaufgabe
ber ^eroen. ®abei follte ber SRefftaS gemö^ ber
Stircbrnlrrifon. TIIL 2. Kufl.
S3er]^ei|ung Dom jterblid^en SBetbe (Jungfrau) ab«
ftammen unb @otteS Sol^n fein. 2)iefeS mad^t,
ba^ ben ^eroen bie ®eburt Don einer fterblid^en
Jungfrau beigelegt, il^nen aber 3^uS, b. i. ®ott,
jum SBater gegeben mirb ; unb ba baS fierblidl^e
aSeib als SRutter beS ÜRefftaS mit ber erften grau
(§eDa) überall in Serbinbung fielet, mirb ber 61^a«
rafter unb bie ©efd^id^te ber erften 9Renfd^enfinber
(jtain unb 9bel) sugleid^ auf bie ^eroen über«
tragen. @o tretm fte enttoeber im ^l^aratter beS
bmbermörberifd^en, ben glud^ tragenben unb um«
l^erirrenben ff ain, bem aber nad^ bem SBiEen ® otteS
fein ®efd^ö))f etmaS anl^aben fann, auf, ober fte
merben im Sl^arafter ^belS als frieblid^e unb
ib^nifd^^glüdflid^e ^itim unb gflötenfpieler gefd^il-
bert, ober, maS l^öufig ber gfaU, beibe Sl^aftere
toerben Dermifd^t auf benfelbm ^eroS übertragen,
^errfd^t ber erftgenannte Kl^aralter, ber beS fai»
nitifd&en SRiefen, Dor, fo mtftebm bie ^erafleS«
®eftalten; im anbem i$falle, menn ber gl^aratter
^belS Dorl^enfd^t, tottim bie ^oQo>Sl^araftere
barauS. %itürlid^ Derbinbet ftd^ bann aud^ mit
bem ^eroS als Stammoater bie fagenl^afte SanbeS«
gefd^id^te, unb fo entftel^en bie mannigfad^ften ro-
mantifd^-ttunberbarm ^eroengeftalten. — Sro|«
bem ba| gema| il^reS mefftanifd^en Sl^arafterS bie
§eroen S^M^fö^w« (Ato^eveii) finb, toe|wegen fie
^efiob aud^ „Halbgötter" nennt, gel^ören fte bod^,
mie frül^er gefagt, nid^t ju ben ®dttem, nod^ ^u
bm Titanen unb 9tiefm, fonbem su bem eigent«
lid^n SRenfd^engefd^led^t beS ie^igm SBeltalterS
unb finb nur bie befferm SRenfd^en im 31nfange
unfereS ie^igen SBeltalterS. äl^re Wfkmmung
(Don mütterlid^er Seite) mirb bal^er an bm in
ber Sintflut geretteten Sintflutpatriard^m ober
an ben 9Renfd^mDater, bm 3:itanm äapetoS, ber
ja eigmtlid^ fein Ruberer als ber 92oad^ibe Sa«
pl^et ift, ebenfo mie bie 9bftammung beS ganzen
je^igmüRenfci^engefd^led^tS angefnüpft. 9ber merf«
mürbig ift, mie ber SR^tl^uS, ber überl^aupt tote
ein toilbeS ®emad^S ftetS neue Sproffen in ben
tjormen beS alten Stammes treibt, ^ier Derföl^rt
unb bm Stammbaum ber SRenfd^m aud^ Dor ber
gflut mieberl^olt, um bie ÜRmf d^engef d^id^te an bie
5U 2:itanm geworbenen erften Sefen an^ufnüpfen.
9tid^t SapetoS, ber su einem Titanen gemorbm,
ift „erfter ÜRenfd^", fonbem Don il^m ftammt ber
„erpe SKeufd^", nämlid^ fein Sobn ^rometl^euS,
unb in biefem mieberl^olt ftd^ nun einerfeits bie
®efd^id^te beS erften fterblid^en SRenfd^en (Sbam,
nid^t Dor bem %aüt, benn ba ift er ®ott, fon-
bem nad^ bem Solle), inbem er für feine ÜRiffe-
tl^at gegen 3^uS beftraft mirb unb in ber Unter«
melt leioet; anbererfeitS tritt in il^m als Sol^n beS
Titanen unb in feinem Smber Spimetj^euS, ber als
fein ®egenfü|ler gefd^ilbert n)irb, bie ®efd^id^te
ber beibm erften 9Renfd^enfinber (ffainunb ^beQ
l^erDor, unb er mirb (als 3lbeO ber erfte Dpferer,
ber ba^u baS f^feuer Dom ^immel l^olt. %ud^ frtüpf t
ftd^ an feine ®efd^id^te bie ®efd^id^te ber erften
gfrau nad^ bem SfaSe' in ber $anbora, bie burd^
VI
2117
VlQtl^oIogie.
2118
1 , 3). Set Obern Srbl^fte gegenäBer bod^ten [td^
bie ®rie<i^ (toxt bie Reiben überl^u))!) an ber
untern Seite eine anbere ^Alfte, mlä^ ber Ober«
melt in i^rer t^form gom entfpred^enb unb, mie bie
Obermelt Dom Ocean, fo oom @t9s umgeben, bie
oerfd^iebenen Aufenthaltsorte ber Zobten in fid^
fügte. 3)iefe Untenoelt enthielt in ber SDlittt a(f o
gerabe unter bem obertoeltlic^n ^obiedberge, ben
Xortarud, rotlä^tt M ewiger Strafort ber Söfen
unfece ^öQe bejeici^net unb nad^ bem ÜR^tl^ud fo
tief nQ(§ unten, atö ber Sßeltberg nad^ oben reid^t.
^onn liegt, mie e9 fd^nt, im SBefien bed Zar«
torud ber fyjbt^, meld^r 3lamt einmal bie ganje
Untenoelt unb bann aud^ \iftdtti ben 9ä|ung§ort
bejeid^net, unferem Sfegfeuer oergleid^bar. Snblid^
liegt öftlid^ oom ZartaruS baS Sl^fium, ber Auf*
entl^altdort ber ®uten, aber nid^t mit unferem
^immel fonbem mit ber ^Sor^öUe" ober bem
„^arabiefe" ber Zobten }ufammen}u{ienen. Au9
bem ei^ftum merben bie gan) geläuterten Seelen
nad^ Ablauf beS großen SBel^a^ oon 1000
ober 3000 Sauren mieber beroorgel^en unb in
il^ren fieibem mieber auferfieben. Au|er biefen
5ur erbe ober Untererbe (Untenoelt) gehörigen
Orten b<itte man oud^ eine bunfle Sorflellung
oom ^immel, al§ bem Aufentl^ltSort ber gan) ®e>
läuterten na(^ ber Aufcrftebung, alfo am Snbe ber
Seit. 3)iefer foQ, nad^bem bie anberen Orte ber
Zobten, auger bem fib: bie Sojen befümmten Zar*
taruS, oemid^tet ftnb, allein oefte^en bleiben unb
ift alfo gans bem d^riftlid^en ^immel }u oergletd^n.
®iefe ift, fdftematifdö entworfen. Der ganje 3n-
l^alt ber grie^ifd^ SDt^t^ologie. 2)ie 3)arftellung
berfelben tarnt l^inreid^, einerfeitS bie Sntftellung
ber SBelt« unb SVlenf d^ngef d(|id^te burd^ ben SR^tl^uS
}U}eigen, anbererfeitS aber aud^ bie Uebergeugung
|eroor}urufen, bog nid^td Anbered als bie aUge«
meine Zrabition ber SDlenfd^^eit, bie allein in ber
d^riftlid^en «Uroffenbarung" in il^rer SReinbeit er*
balten, überaQ urfprünglid^ bem ÜRptl^uS }u @runbe
liegt. — (9Sgl. fiüfen, 3)ie Zrabittonen beö SKen-
fd^engefd^le^td, 2. Aufl. aRfinfier 1869. AuS ber
umfaffenben S^d^literatur feien afö Vertreter ber
oben ermähnten oerfd^iebenen Antidoten über bie
Sntfiel^ung ber ÜRqt^ ermähnt: 9{ägeföbad^,
^omerifd^ Zl^ologie, Slümberg 1840, 3. Auß.
1884; 3)erf., 9{ad^^omer. Zbeologie, ebb. 1857;
Safauls. @tubien beS claff. Altert^umS, StegenS-
burg 1854; Gh. O. Heyne, Sermones mythici
in ben Commentt. Soc. reg. scient. Ootting.
XVI, Cl. bist, et philol. 285 sq.; Sreujer, S^m*
boli! unb ÜRqt^ologie ber alten SSölfer, Seipjig
1810 — 1812 u. ö.; Lobeck, Aglaophamus,
sive de theoL mysticae Oraecorum causis,
Königsberg 1829; Otfrieb aitäller, $rolego-
mena }u einer unffenf d^aftL SRqtbologie, ©öttingen
1825; äBeldter, ®ried^. ®ötterlebre, @öttingen
1858—1860, 3 Sbe.; greller, ©ried^. ÜRqtbo-
logie, »erlin 1854, 2 93be., 3. Aufl. 0. 6. «pieto,
1872—1875; SKas SKüaer, (Effa^S H: Bei-
träge )ur t)erglei(!^etü)en W^tbologte unb Stl^no*
logie, fieipsig 1869; S)erf., Sinleitung in bie
oergleid^enbe SleligionSmiffenf d^aft , Strasburg
1874; Siofd^er, Audfübrlid^eS 3B5rterbud^ ber
gried^ifd^ imb römifd^en StQt^ologie, Sei))}ig
1884 ff.; [2u!en.]